BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR HERAUSGEGEBEN VON PETER WIRTH UND WILHELM GESSEL
GEORGIOS AKROPOLITES (1217-1282)
Die Chronik
lJBERSETZT UND ERLAuTERT VON WILHELM BLUM
BAND 28
EIN BAND DER ABTEILUNG BYZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN VON PETER WIRTH
ANTON HIERSEMANN STUTTGAR T
1989
ANTON HIERSEMANN STUTTGART
1989
INHALT
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Georgius (Acropolita): Die Chronik / Gcorgios Akropolites. Obers. erl. von Wilhelm Blum. - Stuttgart: Hiersemann, 1989 (Bihliothek der griechischen Literatur; Bd. 28: Abteilung
,I.
Byzantinistik) Einheitssacht.: Chro;licon Consrantinopolitanum
NE: Blum, Wilhe1m [Übers.]: GT
Printed in Germany © 1989 Anton Hiersemamz, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten) insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrcchrlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiren. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreicung mitreis Datenverarbeitungsanlagen und elektronischer Kommunikationssysteme. Ge~ruckr auf einem holzfreien, säurefreien und alterungsbesrändigen Papier. Fotosatz In Sabon-Antiqua und Druck von AlIgäuer Zeitungsverlag, Druckerei, Kempren. Bindearbeit von Großbuchbinderei Ernst Rierhmüller, Srutrgart. Einbandgestalrung von Alfred Finsterer, Sturrgarr.
EINLEITUNG .
I. Das Lehen des Georgios Akropolites 11. Die Werke des Georgios Akropolitcs III. Zeit und Ziel der Chronik 1) Die Ahfassungszeit 2) Das Mcthodenkapitcl IV. Prinzipien und Methoden der Geschichtsschreibung des Georgios Akropolitcs . . . . . . . . . . . I) Die Erzählweise und die Sprache 2) Das Interesse für Medizin 3) Stolz und Eitelkeit des Georgios Akropolites . 4) Das Urteil über andere Menschen . . . . . 5) Der griechisch-nikänische Patriot 6) Einsichten in das Leben und die Politik, Gnomen des Georgios Akropolites ....... . 7) Gott als der Herr der Geschichte
14 19 19 23
28 29 37 38 40 43 46 47
V. Oberblick über die geschichtlichen Ereignisse I) Die Thronwirren vor dem Jahre 1204 2) Die Auflösung des griechischen Reiches im Jahre 1204 3) Theodor I. Laskaris (1204/5-1222) 4) Das Reich von Epiros (1204-1246) 5) Johannes IlI. Vatatzes (1222-1254) 6) Theodor 11. Laskaris (1254-1258) . 7) Michael VIII. Palaiologos (1258-1282)
48 48 51 52 52 54 55 56
VI. Ausgabe und Obersetzungen der Chronik des Georgios Akropolites
59
VII. Inhalt der einzelnen Kapitel der Chronik
60
OBERSETZUNG
67
Die Chronik Grabverse auf Kaiserin Irene (t 1239) Auszüge aus den Zusätzen des Theodoros Skutariotes
67 193 197
v
ANMERKUNGEN
EXKURS:
.
zur Übersetzung
. I' d
Die Beamtentlte m er
. . . . . . . . . . . . . . .
Chronik des Georgios Akropolitcs
211
Einleitung
245
I.
266
KARTE . . . . . • .
268
LITERATUR VERZEICHNIS
DAS LEBEN DES GEORGIOS AKROPOLITES
Georgios Akropolites wurde im Jahre 1217 in Konstantinopel geboren. Sein Vater war ein «vermögender Mann»!, doch wir kennen weder dessen Namen noch den seiner Mutter. Die Kindheit und die Jugendjahre verbrachte Georgios in
REGISTER . . . . . . . .
1) 2) 3) 4)
.
Namen aus Antike und Mittelalter Orte und Städte . . . . . . . Namen von modernen Wissenschaftlern Sachen und Begriffe . . . . . . . . .
282 282 289 292 294
seiner Geburtsstadt; cr lebte im Hause seines Vaters, der trotz der Larcinerhcrrschaft dort geblieben war, nicht zuletzt deswegen, weil er ein großes Haus mit vielen Dienern und Dienerinnen fiihrtc 2 , Dennoch hatte der Vater den Plan nicht
aufgegeben, eines Tages der Gewalt der Lateiner zu entfliehen und für sich und seine Familie eine neue Heimstatt in Nikaia zu schaffen. Als ersten Schritt zur Realisierung dieses Planes schiebe der Vater im Jahre 1233 seinen nunmehr sech-
zehn Jahre alt gewordenen Sohn zur Ausbildung nach Nikaia, wobei er selbst bald nachkommen wollte; allein, eine schwere Krankheit fesselte ihn ans Bett, und zwei Jahre später, im Jahre 1235, verstarb er in Konstaminopel3, hatte also
die neue Reichshauptstadt Nikaia nicht mehr gesehen und hatte auch die dortige Ausbildung seines Sohnes nicht mehr persönlich verfolgen können. Dennoch widerfuhr dem jungen Georgios Akropolites in der Stadt Nikaia ein großes Glück, hier traf er nämlich mit Kaiser Johanncs III. Vatatzes zusammen, der ganz offen-
kundig Gefallen an dem jungen :vIann gefunden hatte und sich deshalb persönlich um dessen weitere Förderung kümmerte. So war es der persönliche Wunsch, ja,
der direkte Befehl des Kaisers, daß Akropolites - der zweifellos schon zuvor in Konstantinopel eine Elementarschule besucht hatte - neuerlich die Schulbank drückte: er kam im Alter von 17 Jahren in den Unterricht des Theodor Hexapterygos. Dieser sonst nicht weiter bekannte Lehrer der Rhetorik ist jedoch relativ bald verstorben\ und so suchte man nach einem neuen Lehrer: dieser war der
hochberühmte Nikephoros Blemmydes, der, zwanzig Jahre älter als Akropolites, in der Blüte seines Mannesalters stand. Gemeinsam mit Akropolites kamen noch
vier andere junge Männer in den Genuß des Unterrichts bei Blemmydes 5 • Der 1 H. HUNGER, 2
3
4
1442.
Akrop. 29. Zur Zitierwcise: in dieser Einleitung zitieren wir die Chronik des Georgios Akropohtes nach den Kapiteln, in begründeten Ausnahmefällen werden auch die Seite und die Zeilen der Ausgabe von August HEI5ENBERG angegeben. Akrop. 29; vgl. H. HUNGER, \'(/issenschafr und Kunst 126. . . HEISENBERG LI S. VI gibt als das Todesjahr ,-
Akrop.32. 5
Autobiographie S. XVII.
VI
.
Vgl. die Autobiographie des Nikephoros Blemmydes, Kap. 49, dazu HEI$ENBERG l~ der - in augergewöhnlich schönem Latein gehaltenen - Vorrede in seiner Ausgabe dieser
LEBEN
EINLEITUNG
, . Tilcodor der zweite seines Namens als nachmaliger Sohn des Kaisers namens ) . . b f· II . Schüler des Blel11l11ydes gewesen", war aber 1111 jahKaiser, war z\\'ar c cn a sem .... , . , re 1237 noch nicht bei den fünfen dabei. Er durfte 1111 Jahre 1240 zu Blcmmydes ., . 7 - d' ~ Zeit hat cr ihn als semen Lehrer 1I11I11Cr hoch verehrt; gestoben selll ,SClt leser . k h f II damals wird er wohl auch mit Georgios Akropolites erste Be amltSc a t .gesc 1 ossen haben, eine menschliche Beziehung, die im Laufe der Jahre von Hohen und
Tiefen geprägt war. . ' .. Einige Grundzüge des Bildungsganges in dem Unterncht des AkropohteskonnCIl wir jenem Bericht entnehmen, den Nikephor~s ßlem~~yd.es uh~r seme clge~c Ausbildung vorlegt; in den zwanzig jahren hat Sich gewlb mchrvlel an den BIIdungszielen und den Bildungsinhalten verändert, zumal da die Kaiser von NlkalaNymphaion8 gerade wegen der Lateinerherrsch."ft IIllhrer ehemaligen Hauptstadt eine Art Renaissance des Griechentums 111 geistiger HmSlcht forderten, folglich an den alten Bildungskanon anknüpften (der in den jahren kurz vor 1204 zweifellos vernachlässigt, aber nach 1204 gerade von Männern wie schon den Lehrern des Nikephoros Blemmydes zu einer neuen Höhe gehoben worden war). So dürften denn die Hauptgebiete des Unterrichts bei Blemmydes die folgenden gewesen sein. Im Rahmen der Rhetorik studierte man im 13. Jahrhundert die Progymnasma9 ta des Redelehrers Aphthonios und die Rhetorik des Hermogenes : Hennogenes von Tarsos (2.13. Jahrhundert) und Aphthonios lO waren für die gesamte byzanti-
, Akrop.53. 7 Vgl. die Autobiographie des Blemmydes Kap. 67. g
Spätestens seit Kaiser Johannes Ill. Vatatzes war die Stadt Nymphaion wichtiger geworden als Nikaia selbst. Nymphaion war nicht nur die Winterresidenz der Kaiser, sondern die Reichshauptstadt von etwa 1220 bis 1261 (vgl. AHRWEILER, Smyrne 42 u. 44: ta vraie cap;tale de ['empire,- siehe auch J. M. HUSSEY, Thc Orthodox Church 186, die schreibt, das Reich von Nikaia sei «really concentrated more in the Smyrna-Nymphaeum region» gewesen; A. M. SCHNEIDER 4 sagt ganz klar, Kaiser Johannes 1II. habe ,den Sitz der Regierung nach Nymphaeum» verlegt). In der Forschung hat sich «Reich von Nikaia» eingebürgert, doch wir sagen meist «Reich von Nikaia-Nymphaion». Zu den archäologischen Relikten des Kaiserpalastes vgl. den Aufsatz von EIYCE. A. FRANCHI bietet zwischen den S. 80 u. 81 eine Photographie der kärglichen überreste des Kaiserpalastes von
nische Zeit die wichtigsten Redelehrer, ihre Handbücher wurden immer wieder
aufs neue als Grundlage des Unterrichts herangezogen. Eine Spezialität des Blemmydcs war seine Ausbildung in Medizin!!; cr selbst erklärt sein Interesse für medizinische Fragen damit, daE er von seinem Vater her die ärztliche Kunst gekannt
und geschätzt habe. Auf jeden Fall hat Georgios Akropolites in der Schule des Nikcphoros ßlcmmydes eine Menge medizinischer Probleme erörtert, sein auffallen-
des Interesse für Sachverhalte medizinischer Natur dürfte von Blemmydes geweckt worden sein. Daran schlofS sich die Ausbildung in den exakten Wissen-
schaften an, also in Arithmetik und Geometrie - Blemmydes spricht im Bericht über seine eigene Ausbildung ausdrücklich davon, daß nicht nur Geometrie der Ebene und der festen Körper, sondern auch sphärische Geometrie getrieben wurde - sowie in Optik und in Astronomie, es wurde also das Gesamtgebiet der Phy-
sik behandelt". Erst nach der Physik wurden Logik und Syllogistik als Lehrstoff herangezogen, und als Krone der Ausbilqung sah man die Lektüre und Interpretation der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testamentes an. So war denn die Ausbildung der jungen Leute in Nikaia eine zweifa~he: zunächst kam der Elementarunterricht der Grammatik, den Akropolites l1 den «allgemeinen Bildungsgang.> nennt, und an diesen schloll sich für die Zeit nach der Pubertät die Beschäftigung mit mehreren verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen an. Im Grunde war
folglich der Bildungsgang der griechischen jugend im 13. Jahrhundert nicht viel anders als der ihrer Altersgenossen im lateinischen Abendland: neben Arithmetik, Geometrie und Astronomie wurden die Künste der Sprache gelehrt, abgesehen von der Musik (die weder bei Akropolites noch bei Blemmydes erwähnt wird) treffen wir also in Nikaia auf dieselben Artes Liberales, die der lateinische Westen schon seit der Zeit des Augustinus kannte. Wenn wir aus der späteren Tätigkeit
des Georgios Akropolites auf seine Hauptinteressengebiete schließen dürfen, so können wir annehmen, daß er schon als junger Mann ganz besonders dem Tri-
1\
I!
Nymphaion. 9
VgJ. Autobiogr. des Blemm., Kap. 4. Im folgenden beziehen wir uns auf die Kap. 5, 8, 9 u. 10 dieser außerordentlich interessanten Autobiographie des bedeutendsten Philosophen des byzantinischen 13. Jahrhunderts. Die erste Fassung dieser seiner Lebensbeschreibung hat Blemmydes im Jahre 1264 niedergeschrieben, die zweite im Jah-
re 1265. \0
2
Zu diesen beiden Redelehrern vgl. neben den bekannten Handbüchern die kurze Dar-
13
stellung in dem Vortrag von H. HUNGER, The Classical Tradition 36, nach dem die L~h cen des Hermogcnes und des Aphthonios, ganz besonders des letzteren, als «the theoretical fOlllldatioll for all By:wntine rhetoric» diemen. Autobiogr., Kap. 5. Daß auch die Physik von Akropolitcs als ein Gebiet der Philosophie im weitesten Sinne angesehen wurde, beweist sein Ausdruck «Geheinmisse der Philosophie~, den er im Kap. 39 verwendet - in jenem Kapitel seiner Chrotlik, in dem er seine Unterhaltung mit Kaiserin Irene aus dem Jahre 1239 schildert, deren Thema ein astronomisches war, nämlich Grund und \X1esen einer Sonnenfinsternis. Akrop. 29; vgl. auch die Autobiographie des Nikephoros Blemmydes, Kap. 3 u. 4. Zu dem allgemeinen Bildungsgang wie auch zu Trivium und Quadrivium vgl. HUNGER, Schreiben und Lesen 79; C. CONSTANTINIDES 7-12.
3
, EINLE1Tl1i'\G
LEBEN
. . · k RI 'torik und Dialektik zu!(etan war, also den ei!(entlich v\Um .HiS Gr.lIl1matl, \I': . cl I . B I uf ' humanistischen, gcisrcswisscmichaftlichcn, ~hcm.cn (\'.:as Je oe 1 SC111cr CSC hl tl. 1'1 'k i\l 'dizin oder Astronomie llIehr 1111 \X'cgc stand). gung mIr 1)'51,1 { (; I . I "I . , Gcorglos . ."\.'k. ropo I"!feS II nd ,seine vier Altersgenossen a, s Sc 111 cr . .waren ' I zu N.Ikckommen weil dies der ausdruckilchc \X'ullsch l es Kaisers · phoros BI cmm)' d es gc '.'.. ,"", f". j",,' "1' SIch \\,IC wir \\'155C11, III <. 1e I ortsc HlnC der gewesen war 14 . J0 I·1.11111c~'S III .h,lt ' " . . fünf, besonders des Akropolitcs, interessiert lInd Ihren \X1crJcgan~ bcvJ:,tC(j auf der anderen Seite hatte Gcorgios Akropolitcs beste frclllld~ch:f~hd~c Kontakte zum Kaiserhaus, was beispielsweise seine Unterhaltung mit KaIserin .Irene aus dem Jahre 1239 beweistl.~. So gehörte er gewif; zu c~ner bevorzugten S~I~~cht unter den jungen Leuten im Reich von Nikaia-NyrnphalOn, dessen planmabl~en ~uf stieg unter Kaiser Johannes 1II. Vatatzes er miterleben und ab 1246 aktiV mltgestalten durfte. Seine politische Tätigkeit eröffnete Georgios Akropolites im Jahre 1246, also im Alter von 29 Jahren (er war allerdings schon mit 22 Jahren Grog-Logariast geworden, mithin mit einem unteren Hofrang geeh,rt wor~en):. er ~~6hiclt ein. immer noeh nicht sehr hohes Hofamt, das des Logothetes tou gemkou ,und leistete, ".:ie er es selbst ausdrückt 1-, ((Dienst in der Kanzlei, wo ich für jede unterworfetze Stadt oder Gege11d eilt kaiserliches Schreiben allszllfertigm halte». In dieser Eigenschaft war Akropolites bei den Verhandlungen zu einem Friedensschlug mit den Bulgaren 18 vom Herbst 1246 anwesend; ebenso war er ein Mit!(lied jener Gesandtschaft, die aus dem Lager vor der Stadt an Demetrios Angelos, den Herrscher von Thessalonike, im Dezember 1246 abgesandt wurde l9 , das heigt: ab dem Jahre 1246 reiste Akropolites sehr häufig gemeinsam mit dem Kaiser oder im Auftrag des jeweiligen Kaisers durch die Gebiete des Reiches, um am jeweiligen Ort für die Erfüllung der Wünsche und Ziele des Kaisers bereir zu sein. In der Zwischenzeit hatte sich Nikephoros Blemmydes bei Hofe höchst unbeliebt gemacht wegen der Affäre des Kaisers Johannes III. mit der Dienerin der Anna-Konstanze von Hohenstaufen: letztere hatte Johannes III. im Jahre 124420
14
15
Vgl. HEJSENBERG in den Prolegomena seiner Ausgabe der Autobiographie des Blemmydes, S. XVII: «ÜISSli imperatoris, certe Hon sua sponte» habe Blemmydes mir seinem Unterricht begonnen. Akrop.39.
16
Vgl. MARKOPOULOS 106.
17
Akrop. 44.'
18 DÖLGER-\\'IRTH
1787.
geheiratet, doch sehr hald enthrannte er in höchster Leidenschaft zu deren Dienerin, die uns in den Quellen nicht mit Namen genannt wird zl , sondern die die Griechen nur (j\1arkesinaJ) (die lYlarkgräfin, im Italienischen (~Marchesina») nannten. Diese nun beherrschte den Kaiser nahezu vollständig, so sehr, "daß er ihr sogar Purpllrsandalen zu tragen gab sowie Zaumzeug und Zügel in Purpur, und daß sie ein größeres Gefolge h,lite als ihre rechtmäßige Herrin», wie Akropolites" selbst in seiner kurzen Charakteristik des Kaisers Johanncs III. Vatatzes sagt. Diese Gräfin, also Contessa, war einmal 13 mit großem Gefolge während der Liturgie in die Klosterkirche gekommen, und Blemmydcs selbst hatte sie aus der Kirche verjagt. Doch nicht genug damit: er veröffentlichte noch einen offenen Brief" gegen die Gräfin, womit er natürlich auch Kaiser Johannes selbst treffen mußte. Die italienische Schönheit scheint daraufhin das Land der Griechen und den Hof von Nikaia-Nymphaion verlassen zu haben (dennoch verbesserte sich das Verhältnis des fünfzigjährigen V.tatzes zu der gerade fünfzehnjährigen Tochter des Stauferkaiscrs Friedrich 11. nicht), Nikephoros BIcmm)'des hingegen, dem offiziell nichts geschah, verlor seine Stellung als Lehrer der Philosophie für den jungen Prinzen Theodor. Im Gefolge dieser Ereignisse wurde Georgios Akropolites der ehrenvolle Auftrag zuteil, die philosophische Erziehung des Thronfolgers in die Hand zu nehmen, er war also nunmehr für einige Zeit Prinzenerzieher geworden, und der Kaisersohn Theodor hat ihn zweifellos ehrlich und aufrichtig bewundert25 : gerade von dieser Zeit des Lehrer-Schüler - wie auch Freundschaftsverhältnisses rühren
die Ausführungen von A. FRANCHI 41-46, wo von dem allgemeinen Verhältnis Friedrichs 11. zu dem Kaiser Johannes III. die Rede ist (das Jahr 1213 als Todesjahr der Anna-Konsranze bei FRANCHI 45 Anm. 46 ist ein Versehen, es muß 1313 heißen); ebenfalls zur Geschichte der Sraufertochter verfaGte G. SCHlUMBERGER angesichts ihres Grabes in Valencia seinen im Literarurverzeichnis angegebenen Aufsatz. II Man wollte sie «Fricca» oder "Della Fricca» nennen: HEISENBERG in der Einleitung zu seiner Ausgabe der Autobiographie des Blemmydes, S. XXI dachte so, und ihm folgend S. BORSARI 285 oder R. GUILLAND, Politiquc Interieure 15. Diese .Meinung wurde begründer mit dem Halbsatz 1)'; xai roüvo~a
" Akrop. 45; DöLGER-WIRTH 1791. 21)
4
DÖLGER-WIRTH 1779. Zu Anna-Konstanze, der Tochter des 5rauferkaisers Fricdrich 11. und dessen vierter Frau Beatrice Lancia, vgl. neben der schönen Darstellung von Charles
MUNITIZ. .25
S. 91-94 .
Vgl. Akrop. 63 sowie die Preisrede auf Akropolites, die Theodor als Kaiser verfaßte: MARKOPOUlOS
S.
115 f.,
Zeile 160-164 u. Ö.
5
EINLEITIJNG
n Beziehungen zwischen den beiden her, deren negative ' I die durchaus am I')Iva ente . 'h H"h kt in der Bastonnade des Akropohtcs vom August 1256 Entladung I ren 0 epun . , f d" kl' l,en persönlichen Befehl des Kaisers Thcodor 11. Laskahatte, dIe au aus ruc IC . ' , I f"l d 16 Der Untcrricht des Prll1zen hat ll1 der Hauptsachc wohl ns durc 1ge U 1[[ wur C . ' . in Nikaia selbst stattgefunden, allerdings hatte dcr Lehrer mit dem Hofe zu reisen, wenn dies aUS politischen Gründen non. . endlg ~chlcn.. .. . . "2 findcn wir Georgios Akropohtes Wieder ll1 ell1er diplomatischen Imalre .' d 27· J I 1~ Mission: als einer der vier Gesandten des ReIches Im Osten verhan elt er mit dem gefährlichsten Gegner, mit Michael 11. Angelos aus dcm Reiche von Epiros, in der Stadt Larissa in Thessalien, Im Wll1ter des Jahres 1252 war Akropohtes In Philippi in Thrakien: hier solltc er als ei;,er der von Kaiscr Johanncs IILspeziell für diesen Prozdl eingesetzten Richter' den damals slebenundzwanzlgjahngen Sohn des Groß-Domestik os Andronikos Palaiologos verurteilen, den späteren Kaiser Michael VIII, Palaiologos; doch eine Vcrurteilung des jungen Paläologen wegen Hochverrats kam nicht zustande 29 , weswegen Kaiser Johanncs das gesamte Richterkollegium voller Ingrimm als eine Versammlung von «Holzköpfen und Ölgötzen. apostrophierte. So war also schon Kaiser Johannes III. Vatatzes durchaus nicht immer ausschließlich von tiefer Gerechtigkeit geprägt, sondern von Gereiztheit und Unbeherrschtheit bestimmt, doch sein Sohn und Nachfolger Theodar 11. übertraf seinen Vater in dieser Hinsicht noch um ein Vielfaches (was nicht zuletzt auf seine epileptische Anlage zurückzuführen ist). Hatte er seinen ehemaligen Lehrer und auch persönlichen Freund 30 nach dessen Gesandtschaft in Bulgarien zu seinem Groß-Logotheten ernannt, also zu einem der höchsten Beamten des Reiches gemacht, so sollte er ihm kurz danach gerade dieses Amt zum Vorwurf machen 31 ; hatte er ihn als Diplomaten abgesandt, so mißtraute er nun gerade der diplomatischen Fähigkeit und der Loyalität seines ehemaligen Freundes und Lehrers, und so kam es zu den «24, vielleicht sogar 48
26
Die genaue Schilderung im Kap. 63 der Chronik. 1806.
LEBEN
Schlägen», die Akropolites, fast vierzig Jahre alt, auf Befehl des überaus jähzornigen Kaisers zugemessen erhielt. Doch des Kaisers Wut und Zorn ist bald verraucht und weicht der tätigen Reue: Akropolites ist nicht nur wieder in Gnaden angenommen, sondern wird im Herbst 1256 zu einer ganz außerordentlichen Machtfüllc erhoben, er wird nämlich Oberbefehlshaber, ja geradezu Vizekaiser für den Westtcil des Reiches. Der Titel des Prätors", der ihm von Kaiser Theodor 11. verliehen wurde, war seit längerem außer Gebrauch gekommen; daß er nun für Akropolites noch einmal hervorgeholt wurde, beweist, daß diese Ernennung etwas wirklich Besonderes und eine große Auszeichnung war. Gcnau so hat es auch Akropolites selbst empfunden, der über den auffallenden Sinneswandel des Kaisers - die öffentlichc Bastonnade und die öffentliche Beleidigung des Akropolites sind ja erst höchstens zwei Monate her! - das folgende Raisonnement anstellr'3: die Ernennung zum Prätor hatte unter anderem das Ziel, «daß ich dazu käme zu vergessen, was ich hatte erleiden müssen», sowie daß «mir die Trauer meines Herzens bei dieser länger dauernden Ausübung des Oberbefehls weggenommen werde». Kaiser Theodor hatte also versucht, erlittenen psychischen Schaden durch die Verleihung von Macht wieder gutzumachen - ein Versuch, der ihm bei dem so sehr von äußerer Anerkennung und Lob abhängigen Akropolites voll und ganz gelungen sein dürfte. Voller Stolz berichtet AkropolitesJ4 , daß er es war, der die Gesandten des Papstes wieder nach Italien zurücksandte'5; und mit sichtlichem Hochgefühl schildert er seine winterliche Inspektionsreise durch die ihm unterstellten westlichen Reichsgebiete, bei der es ihm gestattet, ja sogar aufgetragen war, nach eigenem Gutdünken Beamte oder Militärs zu maßregeln oder abzusetzen und neue Personen an deren Stelle zu befördern. Das Jahr 1257, das so verheißungsvoll für Akropolites begonnen hatte - seine Inspektionsreise als Prätor war im Februar dieses Jahres beendet -, sollte mit einem Fiasko enden. Er wurde nämlich mit einigen anderen Repräsentanten des nikänischen Ostreiches in der Stadt Prilep von den Soldaten Michaels 11. von Epiros eingeschlossen, konnte aber durch die Tatkraft des Michael Palaiologos sowie des Michael Laskaris - eines Bruders des Kaisers Theodor I. Laskaris
27 DÖLGER~WIRTH
28
Akrop.50.
29
Zu dem gesamten Vorgang vgl. GEANAKOPLOS, Emperor Michael 21-26j M. AN GOLD, The interactioll, und G. CZEBE, Studien zum Hochverratsprozesse. In der Preisrede des Kaisers Theodor 11. Laskaris auf Georgios Akropolites aus dem Jah~ re 1252 (Datum nach MARKOPOULOS 107) wird Akropolites wirklich als bei des gerühmt, als glänzender Lehrer der Philosophie (MARKoPouLOs S. 111 Zeile 40-46; S. 116 Zeile 163 u. ö.) wie auch als persönlicher Freund (MARKoPouLOs 5.116 Zeile 164 u. ö.). In Kap. 63 ist der ,(Logo~thet» angesprochen, daneben auch Bezug genommen auf den Namen des «Akro-polites». also auf den «Rede-Setzer» und den «obersten Bürger» oder «Haupt der Bürger»: dazu Unten S. 235 Anm. 157.
3Q
31
6
32
Dazu E. STEIN, Untersuchungen 27; GLYKATZI-Al-IRWEILER, Rccherches sur l'admini~ stration 77.
34
Akrop.66. Akrop. 67; vgl. DÖLGER-WIRTH 1841.
35
J. GrLL, Byzantium and the Papacy 99 weist aber zu Recht darauf hin, daß Kaiser Theo-
3l
dor 1I. die Gesandten des Papstes zweifellos zuvor persönlich empfangen hatte. Der A~f trag des Akropolires bestand also nur darin, diese in gebührender \Veise zu verabschtCM den, da der Kaiser in den asiatischen Teil des Reiches abgereist war.
7
EINLEITUNG
LEBEN
del,36 Allein r «lIoeh eill ZllIeites Mal griff /Ins der ab, - oe reit w e r , ' (1204-1222)' , "I d dieses M'll gab es kein Entrinnen: «cr hrellllns in Kettriim1tr;!,e l\1lChac ,IIP', un " , . ' < 'ß .' F '/11 1/011 einem Dorf zum anderen ztehell>'. So war denn feu und lte,~ Wl~ 111 es~e . h N'k ' I't·s der Grofl-Logothet des Relc es von , '.IIa-Nym, Ak auch GeorglOs ropo I C ~ , " d ['''h I' 'hsten'lS Feind dieses Reiches gcfangenp;enommen worI,
f'
phalOn, von cm ge a r 1 L . ' den für die Dauer von zwei Jahren sollte cr 111 Arta, ~cr Ha~lptstadt.von Eplros, , ' h I I 'I Kaiser Theodor 11. hatte zunachst elllmal wieder Verrat m Gcwa rsam ) Cl )cn. ~ "), ~ '. , d b doch beariffen dab sCillen Groll-Logotheten Illcht die gegewIttert, ann;1 er t:'" ,. .," , , S h Id t f· daher ordnete er an, dall Illemand die Guter des Akropohtes rlngste c u ra, I I "d' d" f 39 während dessen Kriegsgefangenschaft betreten od,cr )CS~ 1a Ige~ ur ~ ~ was doch wohl, nebenbei gesagt, bedeutet, daß s,ich dle~er biS zu semem vierzigsten Geburtstag einen recht ansehnlichen LandbesItz als EIgentumerworben hatte., Von 1257 an war Akropolites im Westen gefangen, tur ivlichael 11. von EpIros _ den Akropolites dann später in seiner Chrollik so häufig den «A~trünnigem" den Apostaten oder Rebellen nennen wird - war die Person des Grofl-Logotheten aus dem Ostreich gewiß ein wichtiges Faustpfand. Akropohtes mag vielleicht 10 Arta von dem Tod des Kaisers Theodor 11. Laskaris im August 1258 gehört haben' doch er war und blieb in Gefangenschaft bei dessen Begräbnis, bei der Ermo:dung von dessen ehemaligen engsten Mitarbeitern'O sowie hei der Kaiserproklamation des Johannes IV. Laskaris, des erst achtjährigen Sohnes Kaiser Theodors. Als den allerschlimmsten Schicksalsschlag aber dürfte es Akropolites später wohl empfunden haben, daß er bei der Ursurpation des Kaiserthrones durch Michael Komnenos Palaiologos nicht am Hofe anwesend sein konnte. Er hatte es dennoch geschafft, bei Michael V!ll. Palaiologos bekannt zu sein - er weist später auch auf seine entfernte Verwandtschaft mit dem Haus der Paläologen hin 41 -, denn dieser verwendete sich, wohl im Frühjahr 1259, für die Freilassung der in Arta Gefangenen, also auch des Georgios Akropolites. Da die erste Gesandtschaft aus Nikaia-Nymphaion in dieser Angelegenheit völlig erfolglos war, blieb nur mehr eine kriegerische Lösung übrig: im Herbst des Jahres 1259 fand das Reich Michaels 11. von Epiros zwar nicht sein Ende, aber es wurde doch auf das schwer-
l6
37 38
Akrop. 68 u, 7l. Akrop.72. Akropolites gibt zweifellos die Vorstellungen des Kaisers Johannes präzise wieder, wenn
er in Kap. 49 sagt, die Epiroten unter Michael 11. Angelos seien seit dem Jahre 1204 die gefährlichsten Feinde für das Reich von Nikaia-Nymphaion gewesen. )9 Akrop. 72; DÖLGER-WIRTH 1844, ., Vgl. Akrop. 75, ~I Akrop. 79; einen Hinweis auf diese Verwandtschaft liefert auch ROllERG 126 Anm. 67 u, 228.
8
ste erschüttert durch die Niederlage, die ihm die Heere Michaels VIII. bei Kasto. ria in der Ebene von Pclagol1la beibrachten. Als eine der Folgen dieses überaus bedeutsamen Sieges des Ostreiches konnen wir die Befreiung des Ak I' , '41. " ropo Itcs aus dem Gewahrsam 111 Arta bezeichnen : einige Tage blieb er be'l d B f ' . ,lI co e relern In Arta selbst" dann aber suchte er den Bruder des Kaisers, den Sebastokrator Johannes Palaiologos, auf, und von dort reiste cr auf direktem Wege zu Kaiser Michael selbst. Es war ganz ohne Zweifel sein Ziel, sich selbst und seine Dienste diesem Kaiser zu empfehlen, w~r er doch notgedrungen bei dessen Thronbesteigung abwesend gewesen. Der Kaiser muß von den Qualitäten des Akropolites überzeugt gewesen se1!1 (~ußerdcm kanmc er ihn ja auch persönlich seit 1252, vielleicht sogar schon seit 1246): wir hören nichts davon, daß er ihm das Amt des Groß-Logothctcn genommen hätte, wir wissen vielmehr, daß cr ihn von neuem mit wichtigen diplomatischen Aufgaben betraute. Im Dezember 1260 finden wir Georgios Akropolites als Gesandten am Hofe des Konstantin Tich, des Zaren der Bulgaren; hier blieb er von Weihnachten bis ZLlm Fest der Taufe des Herrn, also bis in die erste Hälfte des Januar 1261, und kehrte, als er seinen «Auftrag erfiillt» hatte, nach Nymphaion in die Winterresidenz der Kaiser zurlick+!. Die Tage von dem Frühling bis hin ZLlm Sommer des Jahres verbrachte Akropolites ausschließlich am Hofe des Kaisers, also in Nymphaion und Meteorion; am Hofe auch erfuhr er die zunächst kaum glaubliche Nachricht, daß der Caesar Alexios Strategopulos am 25, Juli 1261 die Hauptstadt Konstantinopel für die Griechen wieder zurückerobert hatte. Als schließlich diese Meldung als glaubwlirdig und zutref. fend anerkannt war, wurde nur mehr über die Art und \Veise debattiert, wie man den feierlichen Einzug in die Stadt durchführen solle. Da nahm der Kaiser das Angebot des Akropolites an, neue Gebete flir den Einzug zu verfassen: in nicht mehr als 36 Stunden hatte er, wie er voller Stolz berichtet4 " schon dreizehn solche Gebetstexte gedichtet und niedergeschrieben, und diese wurden dann auch bei dem feierlichen Einzug des Kaisers, seines Gefolges und aller Griechen in Konstantinopel am 15. August 1261 öffentlich vorgetragen. Akropolites hat an diesem 15. August unzweifelhaft persönlich an den Feierlichkeiten teilgenommen, vielleicht kam ihm an diesem Tage schon die Idee zu jener Rede, die er noch im August 1261 verfaßte: in dieser Rede ZLlm Preis der Befreiung der Königin der Städte wollte er dem Kaiser Michael - unbezweifelbar einem Usurpator! - empfehlen, für die Kontinuität der Herrschaft des Paläologenhauses zu sorgen, was in der Realität
42
Akropolitcs erlangte seine Freiheit zweifellos schon im Herbst des Jahres 1259 zurück, und nicht erst 1260, wie lvlaria Elisaberra COLONNA, S. 1 angibt.
43
Akrop.82-
+I
Akrop. 84. Vgl. aber DÖLGER- \VfRTH 1888, wo es heißt: «Au{tr"g tmbekamlt». Akrop.87.
43
9
, LEBEN
EINLEITUNG
nichts anderes bedeutet als dies, daß der ehemalige Groll-Logothet des Laskariden Theodor Il. den Usurpator dazu drängte, den Sohn eben dieses Theodor, Johannes IV., den legitimen Thronerben, von jeder Thronfolge auszuschließen (Johannes IV. wurde bald darauf geblendet und gefangengesetzt!). So schwenkte Gcorgios Akropolitcs, der schon Kaisern aus dem Hause der Vatatzes und der Laskaris gedient hatte, endgültig auf die Seite der Paläologen: er diente also, wie so viele vor ihm und nach ihm, allein der jeweiligen Majorität. Unter diesen Umständen wird es uns nicht wundernehmen, daß Akropolites auch weiterhin im Amte des Groß-Logotheten verblieb und als Diplomat fungierte sowie daß er als «akademischer Lehrer,,46 an der Akademie bei der Kirche des Großen Paulus in der Reichshauptstadt Konstantinopel wirkte. Hier war er LehfCf der Philosophie, hier war er tätig, wie wir heute sagen würden in Hochschule und Erwachsenenbildung - und in diesen Jahren verfaßte er, wie wir später sehen werden, sein Hauptwerk, die Chr011ik, in der er die politischen und kirchlichen Ereignisse der Jahre 1204 bis 1261, also der Zeit der Lateinerherrschaft, der Nachwelt überlieferte. Wahrscheinlich auf Grund einer gezielten Intrige mußte Akropolites seine überaus erfolgreiche4' Lehrtätigkeit im Jahre 1267 aufgeben, denn der ehemalige Patriarch Germanos 11. hatte bei dem Kaiser durchgesetzt, daß statt des Laien, der Akropolites ja war, wieder ein Kleriker an der Akademie des Großen Paulus dozieren sollte. So verlegte sich Georgios Akropolites wieder mehr auf die Politik (von der er allerdings niemals endgültig Abschied genommen hatte). Im Jahre 1268 kam es in Konstantinopel zu Unruhen, die ihren Ausgang von jenen Mönchen genommen hatten, die dem ehemaligen Patriarchen Arsenios angehangen hatten: diesen Aufstand ließ Akropolites mit den härtesten Mitteln niederschlagen 48 • Doch neben der Tätigkeit als Politiker wirkte Akropolites auch weiterhin als Dozent: war er auch offiziell nicht mehr bestallter Professor an der Akademie, so hat er doch in einem privaten ausgewählten Schülerkreis weiterhin allgemeine Philosophie gelehrt". Eine Verbindung von Politik und Philosophie ergab sich j
46 H. HUNGER I 442. 47
Vgl. die '\X'orte seines Hörers, des späteren Patriarchen Gregorios 11. Kyprios, die SEN BERG
48
49
11 S. XIV abgedruckt hat; vgl. C. CONSTANTINIDES 3] - 35.
Vgl. J. GILL, Byzantium and the Papac)' 118. Der Vorgang zeigt übrigens, dag der Gro{~ Logorhet Georgios Akropolites zumindest im Jahre 1268 schon die Aufgaben und die Funktion eines Mesazon erfüllte; wir wissen aber nicht, ob er diesen Titel trug. Vgl. ßECK, Kirche 685, wo es heißt, daß der spätere Patriarch Gregorios Il. K}'prios auf dessen Lobrede auf Akropolites wir schon in Anm. 47 Bezug genommen haben - "in den Jahren 1266 bis 1273» zu Füßen des Akropolires gesessen habe, also gerade in den Jahren, in denen Akropolitcs nicht mehr festen Umerricht an der Akademie des Großen
Paulusgab.
10
HEI-
durch die dauernd verhandelte politische Hauptfrage, nämlich die Union der griechischen mit der lateinischen Kirche; und so handeln die nächsten Nachrichten dic. wir aus dem Leben dcs Akropolitc.s haben, von seiner Beteiligung an diesc~ UnJonsverhal1dl~lI1gcl~, gC.~laucr: von se1l1er Mission zum Allgemeinen Konzil von Lyon, auf dem die U\11on offentlich verkündet werden sollte. Scin.e~~){eisc n.ach 1~~lien und Frankreich begann er am vierten Sonntag der Fastenzeit , also Im Marz des Jahres 1274: an diesem Sonntag brach er, der Großl.ogothet als Vertreter der staatlichen Macht, gemeinsam mit den kirchlichen Abgesandten der Griechen und den lateinischen bzw. italienischen Boten des Papstes, von Konstant111opel auf. Doch durch Schiffbruch am 29. März 1274 vor dem Kap Malea wurde die Gesandtschaft stark dezimiert, die gesamten Geschenke gingen mit dem einen Schiff unter, und es starben viel<,1 Mitglieder der griechischen Delegation. GeorglOs Akropohtes konnte sich jedoch nach Methone in Messenien retten, von dort setzte er mit seinem Gefolge die Überfahrt fort und landete am 5. April" in Brindisi. Wir finden ihn sodann am Hofe des Bischofs Marino di Eboli in Capua''', wo er seine Preisrede auf die Apostelfürsten Pelrus ,md Paulus verfaßte und wohl auch mündlich vortrug. Der Weg führte ihn weiter über Rom nach Lyon, der Stadt, in der das Vierzehnte Allgemeine Konzil schon am 7. Mai eröffnet worden war: hier trafen die Griechen unter Führung des Laien Georgios Akropolites und der Bischöfe Theophanes von Nikaia und des Germanos, des ehemaligen Patriarchen von Konstantinopel, am 24. Juni ein, und «(bereits fünf Tage nach der Ankunft der Griechen, am 29. Juni 1274, dem Fest Peter und Paul, vol/zog sich der feierliche Akt, durch den der Welt die Kircheneinheit kund wurde» ". Die Gesandtschaft der Griechen war von Papst Gregor X. in allen gebührenden Ehren empfangen worden, und diese war nun bereit, die Forderungen der Lateiner anzuerkennen: die griechischen Vertreter anerkannten in offizieller Form das lateinische Dogma und den Primat des Papstes von Rom, die Einheit der beidcn, seit dem Jahre 1054 getrennten, Kirchen war damit offiziell wiederhergestellt. Am Oktavtag des Festes der Apostelfürsten, am 6. Juli 1274, schließlich leistete stellvertretend für alle Griechen, stellvertretend auch für die Bischöfe, die Akropolites nach Lyon begleitet hatten, Georgios Akropolites den feierlichen Eid; der Groß-Logothet, der Vertreter des Staates also, der zeit seines Lebens Laie
50 DÖLGER-WIRTH
2006.
128 spricht von 214 Toten. Das Damm nach J. GILL, Byzamium and the Papac)' 132.
51 ROUERG 52
53 HEISENBERG
II S. XXI.
5~ So Ra BERG 144; vgl. FLIeHE 481. Zur griechischen Gesandtschaft auf dem Konzil von
Lyon allgemein vg1. J. M.
HUSSEY,
The Orthodox Church 230-235.
11
E1NLEITtlNG
und Familienvater war, verkündete vor dcm Papst Gregor X. und den Konzilsvä~ tern den Schwur'S. der folgcndcrnMfScn Iauterc:
Ich Georgios Akmpolites, Groß-Lo!!.othet lind Gesandter IInseres /-ferrn, des
Kaise~s der Griechen /l.tfichüel Dttk.1S AllF!,elOS KOHl1U'tlOS PalalOlogos, ha~e l10n diesem die Hötige lmd hhzreichende Vollmdcht, das Folgende zu unterzcrclnz.e11 und zu l'el'kiil1del1. Ich sdJteöl'e ,111('111 Schismlll'ollk~mmen .11) t~nd il111}r~enlle Im Namen meines oben ge1li71111tC'1t Herrschers. daß dl.e Hl1tersdJl'lehene Cla,ttbC'ns~ wahrheit, so wie sie uol/ständig l'el'lesen lmd treu!zch. dar[!.~/egt worden Ist, der wahre, heilige, k.lfholisc/Je lind rechtgliiubi?c GI(~Hbe Ist. DIesen. Glauhen nehme ich im Herze1l al1, diesen Gltwben beke111zC' Ich nllt dem lvfl/nd, dZl'Sel1 Glauben das uerspreche ich - werde ich gmlz so, l.uie ihn die Heilige RÖI~,lisch(' Kirche in der Gesim/lmg der 'Xl"hrheit festhält IInd;,z Treue lehrt lind l'crkzlIldet, zlI1uerletzt beuJahre1l, V01l diesem Glauben u'erde ich mich niemals je abu'endell oder auf irgelldeille \Veise abgehen, rnit ihm werde ich llie111.1Is in Widerspruch geraten. Den Primat der Heiligen Römischen Kirche, liJie er im voraufgehenden Text enthalten ist, beken11e ich im eigenen soulie in des Kl,.u·sers Nan-zen - in seinem lind in mei12e111 Namen komme ich freien W!illens zu dem Gehorsam gegeniiber dieser Kirche _, diesen Primat anerkentle ich, ich llehme ihn an und tmteru'erfe mich ihm freiwillig. Ich bekemze und bestätige, daß ich alle vorher aufgefiihrten Artikel über die Einheit des Glaubem lind den Primat der Römischen Kirche bewahren sowie deren Anerkennung, Annahme, Übe,."ah",e, den Gehorsam lind das Beharren in ihnen beibehalten werde. Dies alles bekenne lind bekräftige ich dllrch einen leiblichen Eid auf meine eigene lind des Kaisers Seele, so wahr mir lind ihm Gott helfe und dieses Heilige Evangelium. Dieser 6. Juli 1274 war wohl der größte Tag im Leben des Georgios AkropolireSj ob er selbst ihn so empfunden hat, wissen wir nicht, dürfen es aber annehmen. Wann genau die Abgesandten der Griechen die Rückreise angetreten hobcn, können wir nicht mehr angeben; fest steht aber, daß sie im Herbst dieses Jahres nach
SS
Der lateinische Text bei A. L TAuTu, Acta Urbani IV, Clcmcnris IV, Gregorii X (1261-1276), Pontificia Commissio ad Redigendum Codicem luris Canonici Orientalis, Fantes, Series II1, Volumen V, Tomus I, Vatikan 1953, S. 134, Nr. 48. Die deutsche Übersetzung bei ROBERG 148 ist mit der unseren verglichen, aber nicht ühernommen worden. Nur am Rande sei bemerkt: Das Auftreten der drei griechisc..:hen Gesandten, ihre Vo\l~ macht und der feierliche Eid entsprachen allf das gcnauestc den diplomatischen Gepflo· genheiten des byzantinischen Kaiserhofes, die \'V. HEINEMEYER in seinem grogartigen Aufsatz aus dem Jahre 1957 herausgearbeitet hat: bevollmächtigte Unrerlülldler konn~ ten eben auf ausländischem Boden, dieses Mal mit dem Papst, rechtsgültige Verträge ab~ schließen (vgl. analog dazu W. HEINEMEYER 95 -96).
12
LEBEN
~o:,stantinopcl zurückgekehrt sind - und daß sich das griechische Volk mit
.56; diese Gesandtschaft erreichte ihr Ziel jedoch nicht. Im Laufe des Jahres 1282, wahrschclIlhch Im Sommer, ist Gcorgios Akropolircs verstorben, wurde also ziemlich genau 65 Jahre air. Im Anhang zu dicser kurzen Vira des Akropo1itcs isr noch auf seine Familie einzugehen. ~cn ,Namen seines Varcrs kennen wir nichr, genau so wenig den seiner Mutter, wir WIssen auch nichr, ob er Geschwister hatre. Aber wir kennen die Namen seiner Frau lind seiner zwci Kinder": seine Frau hieß Eudokia, sie schenkre ihm zwei Söhne, Mclchisedek und Konstantin 58 • Melchisedek wurde Mönch in Kleinasien und starb lIm 1296, Konstanrinos Akropolites hingegen machte weltliche Karriere, ist uns jedoch am meisten als Hagiograph bckannrS9 j er wurde Groß-Log()thct wie sein Vater und war ebenfalls Ehemann lind Familienvater.
"6 So DÖLGER~ \'\'lH.T1I 2050. " Prosopographischcs Lexikon der Palaiologenzeit I Nr. 518, 520 u. 523. ~s POLE:o.IIS, The Doukai 84 S<.lgt dem entgegen, die Frau des Georgios Akropolites habe Maria Doukaina Akropolitissa gehci!~cn, und sie habe zumindest drei Kinder geboren, nämlich Konstantin, Melchisedek und Theodora. Dieser Behauptung kann lind muß mit dem Hinweis begegnet werden, dalS der spiüere Groß-Logorhet Konstanrinos Akropoli~ tes seine N1urter mir dem Namen Eudokia benennt, von einer i\laria wcilS er nichts. POLH.US weist selber (5. 83 Anm. 4) auf diese Schwierigkeit hin und kommt zu dem Schluß, wenn Eudokia nicht ein Nonnennamc sei, dann könne man nicht die Maria mit ihr identifizieren; dagegen auch D. M. NICOL, Constantine Acropolites 254 lind schon früher Gudrun SCW..tALZBAUER 123 f., die Maria Tornika Komnene AkropolitissJ. als «die Fnm des Gro/s-Logothetell Konstalltinos Akropolites» (also eben nicht des Georgios) bezeichnet. Wir bleiben dabei: Eudokia heilSe die Frau des Georgios Akropolites, und wir wissen nur von zwei Kindern aus dieser Ehe, nämlich Konstanrin und Mclchisedek. l'i Zu ihm vgt. BECK, Kirche 698 f.
13
WERKE
11. DIE WERKE DES GEORGIOS AKROPOLITES
I) Das Grabgedicht für Kaiserin Irene Kaiserin Irene war die Tochter des Kaiserpaares Theodor I. Laskaris und Anna Angelina. Sie war damit über ihre Schwester Maria 4 die Schwägerin des ungarischen Königs Bela IV., mithin über diesen ihren Schwager Bela ebenfalls die Schwägerin der heiligen Elisabeth von Thüringen: Bela und Elisabeth sind Kinder des Königs Andreas 11. von Ungarn und dessen Gemahlin Gertrud von AndechsMeranien'. Irene ist, wohl kurz nach dem Gespräch mit dem 22-jährigen Akropo-
. Ak litcs fiel in eine sehr bewegte Zeit, in die PcriDas Leben des Georglos ropo . . j I" I h . .1 f cl 1" Errichtung der Dynastie l er Pa ao ogen nac ode der LatclllCrhcrrsc la t llll (Cl . . .. herung der Hauptstadt Konstantinopel Im Sommer 1261. Er war gar der Ruckero k'. P I"k ~ 6itig «höchster Beamter)' war cr lind «gelegentnicht selten als a "tlver 0 ltI cr < , • I ' d l' M I' . -I aber fand cr immer emma \\'IC cr (IC u ~c zu I I d
lieh sogar GetZer'l », . . h
.'
d
Ü ' k "1 . m k ng Der folgende berbltc 1I )er scme wer e .' f ' hell von remen Gelegenheitsarbeiten ver abte cr
einer schnfrstellensc en
B:"
cr3tlgu..
I' I· l
lites libcr die Sonncnfinsternis\ im Jahre 1239 verstorben. Sie war in erster Ehe
eut IC 1. a )gese .. h k I . II F" literarische Werke immer nur zu den Zeiten, da er polttlSC .. a tgeste t war. ur uns Heutige aber ist der Politiker, der GrofS-Logothct, ~cr Prator vergangen, \Velzeigt elOes ganz
. leI")en d 'Ig 1st . d er G e legenheitsdichter , Redner, PllIlosoph lind - ganz besonrcrhtn ders - der Chronist Georgios Akropolites. .. Unter den nieht mehr erhaltenen Schriften des Akropolttes smd als erstes zu erwähnen seine Briefe, die bis auf einen, jenen an den Se.bastokra:or Joh.annes T?r. er anlaßmkes, aII esamt ver IOfen sind . Verloren sind ebenfalls Jene SchrIften, die . cl lieh der Rückeroberung Konstantinopels verfallt hat und VOll denen WIr nur urch seinen eigenen Hinweis wissen 2 : die 13 Gebete z~lm feler!tc~en Emzug am 15. August 1261, die der Metropolit von Kyzikos von emem der Turme des Goldenen Tores herab laut rezitierte, lind die Preis rede zur BefreIUng de~ Stadt Konstantms, mit der spätestens er den Laskaridel1 die Gefolgschaft aufkundlgte und auf die Seite der Paläologen trat, sich also aufs angelegentllchste 111 geradezu ltebedlenenscher Weise dem Usurpator Michael empfahl. Es scheint, daß Georgios Akropolites noch eine theologische Schrift veröffentlicht hat: über die völlige Ablehnung der auf dem Konzil von Lyon erreichten lind beschworenen Kirchenlll1ion durch seine griechischen Landsleute entsetzt, hat er' noch eine kleine Verteidigung des lateinischen Dogmas geschrieben (diese radikale Gegnerschaft semer Landsleute gegen die von ihm in Lyon offiziell beschworene Einheit hat er sicherlich auch als einen persönlichen Affront empfunden). Diese Schrift, die letzte also, von der wir wissen, konnte jedoch wegen der massiven Widerstände der Ul1Ionsgegner nicht weiter verbreitet werden, über ihre Form und ihren Inhalt vermögen wir nIchts anzugeben. Glücklicherweise ist von dem Gesamtwerk des Georgios Akropolites ziemlich sicher mehr als drei Viertel erhalten, dabei handelt es sich, in chronologischer Reihenfolge aufgeführt, um die folgenden Schriften.
mit Andronikos Palaiologos verheiratet gewesen, doch nach nur kurzer Ehe war dieser verstorben?, lind so hatte sie in zweiter Ehe im Jahre 1212 den (späteren Kaiser) Johannes Vatatzes geheiratet!;; diesem gebar sie ein einziges Kind namens
Theodor, den späteren Laskaridenkaiser Theodor I!. Wohl kurz nach ihrem Tode verfaßte der junge Georgios Akropolites sein erstes literarisches Werk, eben das Grabgedicht allf die Kaiserin Irene in 117 jambischen Senaren"2) Als zweites ist zu erwähnen ein kleines Gedicht auf die allerseligste Gottesmutter; da dessen Verfasser Georgios Akropolites als Logothetes tou genikou bezeichnet wird, kann es nicht vor dem Herbst 1246 geschrieben worden sein. Wir sehen hier schon, wie groß die Pausen sind zwischen den einzelnen literarischen
Produkten, wie also Akropolites seine Hauptaufgabe in etwas ganz anderem sieht, eben in seiner Tätigkeit als Politiker und Diplomat. 3) Das Gedicht von 63 Versen, das als nächstes zu erwähnen ist, diente Akropolites als Vorspruch zu der Ausgabe der vielen Briefe, die Theodor I!. Laskaris, sein Freund und Schüler, an ihn gerichtet hatte. Dieses Gedicht (und die gesamte Briefausgabe) ist sicher vor die Zeit des Regierungsantritts Kaiser Theodors zu datieren, also vor November 1254; es dürfte wohl aus dem Zeitraum zwischen 1248 und 1252 stammen.
4
Zu Maria Laskaris, der Frau Belas IV., vgI.
J\;10RAVCSIK,
in: Studia Byzantina 319;
MORAVCSIK, Byzantium and the Magyars 96; DÖLGER, in: Paraspora 174 Anm. 6l. 5
Zu Bela und Elisabeth sowie zu deren Eltern Gertrud (gestorben 1213) und Andreas II. vgl. das anregende Buch von Erica VON DELLINGSl-IAUSEN, Die \'(lartburg, ein On geisresgeschichtlicher Entwicklungen, Swngarr 1983, 39-41.
, Akrop.39.
11
Akrop. 15. Dieser Andronikos darf nicht verwechselt werden mit dem gleichnamigen Paläologcn, der der Vaeer Miehaels VIII. war! So POLEMIS 108.
9
Dieses Gediehe ise unten, S. 193, ins Deursche übertragen.
7
I BECK, Besonderhei[en 47. 2
Akrop.87-89.
J Vgl. HEISENBERG
14
II S.
XXII.
15
EINLEITUNG
WERKE
. . -I k d'ls wir nennen können, ist ein liturgischer Ge4) 0% letzte kieme Die ltwer , . h . I .
. 0 cl V f <er schon als Groll-Logothct czelc lIlet wlfd, < n e für Karsamstag. a er er aso .. . I dEI d .a . l)en wor den sein ' bo-enauer lagt SIC 1 as ntste lungs amug'" es nach 1256 gesc Ilf1e ~ . l A l l d' kann dieser Gesang durchaus auch von dem Sohn t m meht angc )en. er mgs ,., b f II
u GeorglOs, . . Akropolites' verfabt sem, der Ja c en a s Grolldes also KonstantlllOS . . · b erg 10 \ v'ist darauf hin ~ dall dieser kieme Text auch hellte Logothct war. H elsen c.; ~ < noch im orthodoxen Gottesdienst gesungen wird. .... noch )) Die ubrlgen WI "er k e d es G e orgios Akropolites, die. wir. heute . b dbesitzen,. . d' P b f ßt ll Da< erste das hier zu nennen Ist, Ist die Gm re e - LoSill m ros" a ge a . .. , d f' I fd .. I' t' Kaiser Johannes IIl. Vatatzes. Dessen Ta le au en h 3. gos Epltap 1/0S - a u , d' November" des Jahres 1254, daher dürfen wir die Abfassung lesesTextes wo I noch in das Jahr 1254 datieren. Diese Grabrede ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Auftragsarbeit ll , der Auftrag stammte von dem Sohn s Kaisers von Theodor IL Laskam - und dieser wlfd von un d N ac hf0 Igde er, . . . . 14 D' · lI1 . d en h"oc hstell Tönen le A k ropo I}tes .als .der .derzeitige . . Kaiser gepriesen. " Grabrede auf Kaiser Johannes IIl. lIefert ellllge hlsronsehe Begebenhelten~ doeh mehr als in der Chronik steht, erfahren wir aus ihr nicht. Voller Dankbarkeit aber gedenkt der Verfasser Georgios Akropolites, der sich - Im Alter von noch mcht einmal 40 Jahren! - als einen Menschen bezeichnet lS , der «seIt langem schon als Redner att{Zlttreten und zu wirke" versteht", der Tatsache16~ dall es Wunsch und Befehl, aber auch das Geld des Johannes gewesen waren, mit Hilfe derer er Rhetorik und Logik studieren durfte und durch die er das wurde, was er Jetzt 1St. Diese echte Dankbarkeit gegenüber dem verblichenen Kaiser kulnunIert In dem Verweis auf den Satz vom Philosophenkönig bei Platon, dall also Johannes III. seine Existenz auf die Philosophie gegründet habeI?
10 HEISENBERG 11
12
1I S. XVIII.
6) Die zwei Redengegen die Lateiner mit dem Titel Der Ausgang des Heiligen GeIstes V01ll Vater konnen wIr helm besten Willen nicht als besonders [icfschürfend bezeichnen, sie sind in Inhalt und Aussage recht flach und trivial. Der Grund für diese Tatsache liegt zunächst einmal ganz einfach darin beschlossen daß unser
oder Kirchenmann auftreten, sondern als Repräsentant der Staarsmacht des neu-
erlich geeinten byzantinischen Reiches), doch daneben ist noch ein rein äußerlicher Grund anzugehen. Diese beiden Reden sind nämlich im echten Sinne des Wortes Gelegenheitsarheiten: Akropolitcs hat sie während seiner Gefangenschaft in Epiros verfaßt, also in den Jahren 1257 bis 1259, sie sind daher nichts anderes als das Ergebnis einer Langeweile, die das Leben eines Kriegsgefangenen bestimmt. 7) Der kleine Brief an den Sebastokrator Johannes Tornikes - der einzige Brief, den wir von Akropolites erhalten haben - besticht durch seine witzige und launige Art. Er dürfte kurz nach 1261 geschrieben worden sein.
8) Ebenfalls in die Zeit des Beginns der Kaiserherrschaft Michaels VIII. dürfte zu datieren sein die Erklärung zweier Sätze des Gregor von Nazianz. Wiederum lällt es Akropolites an gedanklicher und philosophischer Schärfe fehlen - Epikur kann man beispielsweise trotz seiner Lehren nicht einfach unter die AtheistenlS einreihen -, aber es stimmt freundlich sein Rückgriff auf Platons Anhyp6theton19 und auf das Höhlengleichnis des Aristoteles 'o.
9) Das Hauptwerk des Georgios Akropolites, auf Grund dessen er es zu einem relativ hohen Bekanntheitsgrad gebracht hat, ist ohne Zweifel seine Chronik Chronik!< Syngraphe -, in der er die Ereignisse der Jahre 1203 bis 1261 beschreibt. Diese Chronik hat er höchstwahrscheinlich in der Zeit von 1261 bis 1267 verfaßt,
Alle erhaltenen kleineren Werke sind in dem Zweiten Band der Ausgabe des Akropolites von August HEISENBERG publiziert. Das Datum des 3. November ist von V. LAURENT, Notes de chronographie 164-165 einwandfrei erwiesen worden, und zwar an Hand der - eben falschen - Angabe des Akrop. 52, er sei «IIl KaI. Novembres» gestorben, was ja eigentlich auf den 30. Okrober führen würde.
1I S. XVIII sagt: Theodori 11 ni (al/ar iussu. 11 S. 14 Zeile 22-27. HEISENBERG 1I S. 19 Zeile 18. HEISENBERG 11 S. 19 Zeile 29- 32. HEISENBERG 11 S. 27 Zeile 25 - S. 28 Z. 6. Vgl. auch die Worte des Kaisers JohanneslII., die er im Jahre 1233 an den sechzehnjährigen Akropolites richtet (Akrop. 32): "die be-
13 HEISENBERG 14 HEISENBERG 15 16 17
16
~utor für Fragen der T~cologic nur ein höchst geringes Interesse aufz~bringen
bereit war (auf dem KonzIl von Lyon sollte er ja keineswegs etwa als Theologe
18 19
20
rühmtesten IInter allen Menschen sind einzig Kaiser und Philosoph». Dazu sagte schon Fcrdinand GRF.GOROVIUS 195, «kein Fürst des Abendlandes, außer dem einen hochgebildeten Hahenstauren Friedrich II.) u!iirde im 13. Jahrhundert das Urteil des Kaisers Johannes Batlllus attsgesprochel1 haben .. . ". HEISENßERG II S. 72 Zeile 18. Zu diesem siehe zum Beispiel Platon, Rep. Vl511 b. Dieses Höhlengleichnis des Aristotclcs hat wohl im 13. Jahrhundert noch im griechischen Original vorgelegen. Wir kennen es heute nur mehr aus dem Zitat bei Cicero, De natura deo rum 1137, 95.
17
, ZEIT UND ZIEL
EINLEITUNG
. ß Unterbrechungen zügig niedergeschrieben. Über seil~e AuffassIe also ohne gro e d G h· I schreibung über die Art und den Gehalt seldem \Xlesen er esc Je ltS I . I sung von . .,\ d E t'tchungszeit wird in eigenen Kapac n gesproI d I l onik sowie u )cr eren n S ner C lf. den' hier . 11 1 19efÜgt sein daG «ein Vere 71'er 111l na 1er so nur noe 1 a 1 ' . chen wef , . I A . 21 Zusätze zu der Chronik des AkropolIres vcrd des Pafnarc Jen rse11tOS» \ 1 d F reIm k J hre 1900 von August Heisen1Crg a s er Bifaßte' dieser Anonymus "onnte 1m a n . .. cl Sk . hof' Theodoros Skutariotes identifiziert werden--. Die Zusatze c~', utano~es s c . f' h' t ischem Interesse, deshalb wurden Clt11gc von lhsind l1utunter von gro )cm IS or
LehrCIlS und bemerkt, es seien $0 viele zu Akropolites geströmt, ange~ogcn durch den «Eros nach umfassender Bildung». So .hat sich zwar das Bild des Georgios Akropohtes Im Laufe der Jahrhunderte verandert, doch sein Werk bleibt für uns bestehen und bleibt fLir uns gLiltig, nicht anders als das eines Hcrodot, eines Taci-
ws oder eines Prokop.
>.
1II.
ZEIT UND ZIEL DER CHRONIK
neo in den vorliegenden Band mit aufgenommen.
ist seine Rede auf die k das wir von Akropolites. besitzen, 10) Das Ietzte W er, . . C f ß .. Petrus Ud 1 Pauills Diese hat er Im Apnl 1274 111 apua ver a t Apostelfursten Z· .. h 1 f· Stelle mündlich zu Gehor gebrac t, a s er au semer und wohl aue h an 0 rr UI1 d . ' . Reise nach Lyon bei dem dortigen Bischof Manna von EbolI Station machte. So ist auch diese Rede in die Kategorie der Gelegenl~eltssch~lf:en elnZUreillen - und . d k·· . ·cht von großer gedanklIcher Tlete sprechen, WIe erum onnen \\'lf m ...' n mag . "' auch einmal die Rede auf die Begriffe IdentItat und DIfferenz kommen., dIe fur das Denken eines P1aton oder eines Proklos (ganz zu sChV.tcIgcn von ClI1cm Denker . wie Pseudo-Dionysios Areopagita) konstitutiv gewesen warc~. Die zeitlich letzte Äufserung, die wir überhaupt von GeorglOs AkropolItes kennen, ist die Eidesformel, die er am 6. Juli 1274 in Lyon öffentlich vorgetragen und beschworen hat. Ab diesem Tage verstummt er für uns bIS zu semem Tod Im Jahre 1282. Was von ihm bleibt, sind seine Werke, die August Heisenberg auf Anraten Krumbachers durch seine Ausgabe aus dem Jahre 1903 dem «Abgrund des Vergessens}} entrissen hat, um jenen Ausdruck zu gebrauchen, mit dem. Akropolites selbst den Sinn der Geschichtsschreibung in seinem MethodenkapItel andeutet. Für seine Zeitgenossen aber war er nicht so sehr der Historiker (übrigens auch nicht der Politiker!) als vielmehr der Rhetor und Interpret der klassischen Philosophie. So schreibt der Vater des berühmten Theodoros Metochites, Georgios Merochites1" über den Georgios Akropolites, er habe in Weisheit und Wissenschaft alle Zeitgenossen übertroffen; und Georg von Zypern, der nachmalige Patriarch Georgios Kyprios - er hatte von 1266 bis 1273 den Unterricht des Akropolites besucht - rühmt ihn als «Erklärer der Labyrinthe des Aristoteles» und als Interpret der Mathematik des Euklid, er preist seine Fähigkeit und Begeisterung des
Studien zur Texrgeschichre 50. Analecra 12f. HEISENBERG 1I 5.87 Zeile 18-19. Die Testimonia sind abgedruckt bei HEISENBERG 11 S. XIV- XV.
1. Die Abfassungszeit Bevor wir uns der Frage zuwenden, in welchem Zeitraum Georgios Akropolites seine Chronik verfallt hat, ist noch einmal auf ein Ergebnis der Forschungen August Heisenbcrgs zu verweisen: danach stammt die kürzere Paraphrase der Chronik nicht von Akropolites selbst, sondern ist kurz nach dem Tode l des Akropolites von einem uns unbekannten Manne zusammengeschrieben worden. Diese Kurzfassung hat gegenüber der eigentlichen Chronik keinerlei eigenständigen historischen Wert (ganz anders verhält es sich mit den Zusätzen des Theodoros Skutariotcs!), dennoch ist es ein großes Verdienst Heisenbergs, sie im ersten Band seiner Ausgabe' vollständig abgedruckt zu haben. Zu einer ersten Bestimmung des Zeitpunkts der Abfassung der Chronik sind zwei Hinweise nützlich: - Die Chronik ist nicht im Laufe vieler Jahre zusammengestückelt, sondern sie ist aus einem GufS. Auch ein nur flüchtiger Blick auf Satzbau, Wortwahl, Darstellung und Aufbau der Chronik zeigt, daß Georgios Akropolites nicht etwa die jeweiligen Ereignisse als Augenzeuge gewissermaßen an Ort und Stelle mitstenographiert hat, sondern daß die große Linie rigoros beibehalten wurde, daß das Werk also ohne viele Unterbrechungen zusammenhängend niedergeschrieben wurde. - Es gibt einen klaren Terminus post guem für die Abfassung der Chronik, nämlich die Befreiung des Verfassers aus der Gefangenschaft im epirotischen Reich Michaels II. Angelos. Wenn das Werk zusammenhängend niedergeschrieben wurde - und darauf deutet alles hin -, dann kann dies auf keinen Fall vor 1259 geschehen sein. Bis dahin war Akropolites ausschließlich als Politiker, Diplomat und Feldherr hervorgetreten, die Gelegenheitsschriften (unter Einschluß der Grabrede auf Kaiser Johmmes lIl.) erweisen ihn durchaus nicht als einen
21 HEl SEN BERG,
II HEl SEN BERG,
23 24
18
I HEISENßERG
I s. XXII.
2 HEISENBERG
I 5.193-274.
19
ZEIT UND ZIEL
EINLEITUNG
' S-I 'f II ci ein Lebensanliegen ist, Es ist daher für Akropoli,M'lI11l dem d IC, ~ HI tstc er ,,' I I . , I as wir 'ws den Lebenslaufen vle cr al1t erer Denker ,..' I' tes dasselbe anzulle ltl1Cn, w, " 'd S ,I 'f ,li' k 'nnen: auf Grund widriger Zelttllnstande, 1n1 vor legenden c I' "I d' ' , un c m tstc, er K' f"ngcnsclHft begann Akt'opo ltes u )cr le R eIat IVIFall wegen scmcr f1egsge,~ " , tät der Politik und der Ivlacht3 nachzudenkcn, un~, s~ kam er ,gerade 1I1.. dc,r Ge, h t' t' d' - . Idee der literarischen Bewalngung se1l1es person lichen tangcnsc :l t;tU It: , , ' --. )," . I' h' l\'lißgeschicks - war er doch vom VIzekaisertum ~mes,llat01S 111~a gl'slln,ken zu ei~lem erb~irmlichen Kriegsgefangenen! \X' ann diese el~lmal gefahtc I,Jee e~ner Chronik dann zur Ausführung gelangen würde, das wa,r In den Jahre~111~ EPlfOS '(' l ' h 1.,zuselleIl" 'lber daß diese Idee, der mnere Anstoh, meht vor gewi ~ noc 1 IlIC t al ,' , ' 1257 gekommen und nicht vor 1259 reahslert werden konnte, das steht fest. Die bisherigen Behauptungen werden noch lInterstrjch~n durch c~ne \\'ichtigc äußere Tatsachc, Im Januar 1259' wurde der Usurpator Michael Palarologos zum Kaiser ausgerufen, dieser Iv1ichael siegte im Spätsommer oder Herbst d~s~clben Jahres über die vereinten Kräfte des Westens in der Schlacht von Kastona 111 der Ebene von Pelagonia, und eines der Ergehmsse dieses Sieges des OstrclChes von Nikaia-Nymphaion über das Westreich von Epiros war die Freiheit für Akropolites. Er mußte also Kaiser Michael VIII, dankbar sem - und er war es um so mehr, als ihm Michael, der neue Kaiser, den Titel und das Amt des Grofl-Logotheten beließ. Doch ganz abgesehen von seiner Person, die Griechen allesamt empfanden den Übergang von Kaiser Theodor Laskaris zu Michael Palaiologos nicht anders, als5 «wenn einer aus tiefster Finsternis in das allerhellste Licht der Sonne träte, wie wenn er vom Winter zum Frühling, vom Orkan in die Windstille geriete»6. Sie hatten alle gelitten unter der Willkürherrschaft des Kaisers Theodor, und sie alle bewegte dasselbe Gefühl, das Tacitus7 nach dem Ende der Gewaltherrschaft Kaiser Domitians empfand: NUllc demum redit allimus; und sie alle hätten ebenfalls mit Tacitus rufen können, Kaiser Michael habe die «res olim dissociabiles" wie-
4
«Paidiai», also «Kindereien» wird er später seine (noch vor der Gefangenschaft in Epiros erfolgte) Ernennung zum Groß-Logotheten durch Kaiser Theodor II. nennen: Akrop. 60. VgL DÖLGER~WIRTH, 5.60; vgl. P. \X'IRTH, Begründung, Gegen die Ergebnisse von p, \'llIRTH wendet sich mit guten Argumenten A. FAILLER in seinem Aufsatz von 1986: nach ihm (5. 242) ist Michael VIII. ein einziges Mal zum Kaiser ausgerufen worden, und zwar
5
Akrop.78.
6
Diese Worte des Georgios AkropoIites erinnern stark an das Höhlengleichnis des AristoteIes (bei Cicero, De natura deorum 1I 37, 95), das er sehr geliebt haben muß und dessen originalen Wortlaut er sicher noch kannte; denn er hat es in seiner Erklärung der zwei Sätze des Gregor von Nazianz ebenfalls herangezogen: HEISENBERG Il72,29-73,5. T acicus, Agricola 3.
3
am Neujahrstag des Jahres 1259 in Nymphaion.
7
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der miteinander verhunden, nämlich "pr;nci!'Jatum l'b " ' I' I H ac I ertatem" kaiserliche G wa Ituntj k alser JC lC crrschaft, aber doch auch F 'h" f" d' ' , ' .. e~ , I D" rel eH ur Je Pnvatsphar d clOze llen. IC Innere Anregung zur Abfassung d. C'I 'k' c es 'd 'h er 'rom erhielt Akrop r also 111 eil zwei JCl ren seiner Gefangenschaft s ' , 0 Ites " , I ) , < , . emes erzwungenen Nicht t auberer An ab und Ansporn war ihm jedoch d K', s uns, Palaiologcn, as 31sertum der Dynastie der
Demzufolge hat Akropolites mit der Abfassun ' Ch ' " -, b " , < g semer romk fruhestcns im Ja hre 12.)9 ep;onnen. Es gibt aber Hmweise daral f d ß d W k ,d I ' < I , a as er erst nach der f ' Wie crero lCrung der Hauptstadt Konstantinopel 'h "I d ange angen wurde. So Ist der Benc t u )er en Hochverratsprozefl des Mieha I PI' I (s .., s e a alO ogos vom Dezember 1252 au, ergewohnlreh lanK, und intensiv, was nur dadurch erklärt werden kann dafl es Sich hier um " die , ' den spate " ren Kaiser handelt c , d er am 1). AlIgust 1261 In Hauptstadt elllziehen wird·,unter d M I' b'Ist mir " Ja dIe , em lotto « le ' der , Gnechen , I Wa hnelt" Wird, lVlIehael Palaiologos in den h c II sten Far ben gesc h'd' . . Komncnos , d ert. Dieser d " Preis des kunftlgen Kaisers steht gerad e k urz vor d er 5c h'ld I erung des To es Kals~erJ,ohannes III. Vatatzes, den Akropolites seinerzeit sehr verehrt hatte, dessen Grolse Jedoch nunmehr der des Paläologen weichen muß. Wir erkennen sehr klar die DIspOSition des Akropolites (die ihrerseits nur aus der Riickschau moglrch,lstund weder von 1252 noch von 1254 oder 1258 stammen kann!): schon der 27~Jahnge lvllchael war 1m Grunde der beste und allen überlegen, auch dem eigentlich doch recht verehrungswiirdigen Kaiser Johannes, doch gerade der hatte Michael verurteden wollen und die Richter, die sich seinem Wunsch nicht anschlossen, als «Holzköpfe .md Ölgötzell" beschimpft. Nun starb Johannes III" und sem Sohn Theodor war noch viel schlimmer, deswegen war Michael Palaiologos zu dem Sultan der Seldschuken geflohen', hatte sich jedoch in keiner Weise des Hochverrats oder Landesverrats gegeniiber den Griechen schuldig gemacht. Und dann, nach dem frühen Ende dieses Tyrannen, konnte endlich Michael Kaiser werden - jener Michael, dessen Qualitäten nicht erst mit 27 Lebensjahren sondern schon im Alter von gerade erst 20 Jahren bekannt gewesen waren: da: mals nämlich liefl Kaiser Johannes III. Vatatzes lO «Michael Komnenos, dm erstell Sohll des erwähnten Gro/l-Domestikos» (gemeint ist sein Vater Andronikos Palaiologos) zur Bewachung der Festungen Melnik und Serrhai zurück und «iIm sollte eillige Zeit später das Reich der Rhomäer zu seillen! Glück und \Vohlergehell mit der Kaiserwürde beschenken», Mit diesem Satz führt Akropolites den Michael Palaiologos in seine Chrollik ein, die Gesamtkomposition in bezug auf diesen
8 9
10
Akrop.50. Akrop, 64. Akrop,46.
21
,. ETNLEITUNG
ZEIT UND ZIEL
~aiell.?corgios Akropolitcs tolcricrt,.so mußte er später seinen Platz für einen
.. nur d ' ScIlull zu ,< d'lI, alle diese Teile erst nach dem August Ivlichacllaßt en einen 1.
den
1261 geschrieben wurden!l.
KICflkcr raumen. Das aber bedeutet gewlE auch, clalS nach 1267 eine Geschichtsschreibung unter «theolol',/schen Gesichtspunkten"ll mehr I'n cl' Z' {' I
<
.
. , . 1"1' . I dur~h folgende 'ganz anders gearrete, Uberlcgllngcll Dieses Ergcnms ::t ~t SIe 1 (.; .
untermauern. Das Geschichtswerk des GCO~glOS .. Pach~mercs (1242 ~.ca. 131,0) . I' I . . J h ,1761 ein (der Bericht uhcr die Jahre 1255 biS cl1261 Ist setzt clgent IC 1 eIst 1111 :1 re .... nichts anderes als eine kurze Einleitung), daher konnen Wlf mit Fug tlll Recht '[ seinem Geschichtswerk gcnau an Jas Ende der Chro..' ~d ,cl
sagen: Pac Ilymercs Ilat 011
nik des Georgios Akropolites angeknupft. Dieses Faktum aber be eutet as Fol-
gende.
.
I'
. d
.. ß
Gc\\'iß ist der August 1261 ein ganz fundamentaler EIl1~c l.~lItt ,In er aU.eren Geschichte des byzantinischen Reiches, gerade desv·.'cgen Ist Ja, dIeser Tag auch
das Ende der Chronik des Georgios Akropolites. Härre Akropohtes auch noch die Regierungszeit lvlichaels VIIl. beschrieben - das heilSt: hätte er an seiner Chrorzik bis zu Beginn der Achtzigerjahre des 13. Jahrhunderts gearbeitet -, Jann hatte Pachymeres diese nicht mehr zu schildern brauchen. Nun aber hat Akropohtes trotz seiner grollen Verehrung für Kaiser Michael VIII. dessen. Regierungszeit nicht beschrieben, und er hat (was vielleicht noch bedeursamer Ist) trotz semer ausgeprägten Eigenliebe seinen triumphalen Auftritt in Lyon in deIl.Nlol1atel~. J~ni und Juli des Jahres 1274 nicht behandelt. Diese Tatsachen beweisen schlusslg, daß die Abfassungszeit der Chronik in die ersten Jahre der Kaiserherrschaft Michaels nach 1261 fällt, und daß zweitens der Terminus ante guem ganz gewiß das Jahr 1274, wenn nicht schon das Jahr 1267 ist. Wollen wir die Abfassungszeit der Chronik noch genauer eingrenzen, so hilft uns dazu nicht der Titel des GrolS-Logotheten, denn diesen trug er von der Regierung Kaiser Theodors 11. bis hin zu seinem Tode im Jahre 1282. Wohl aber ist für uns die Nachricht von Nutzen, dalS Georgios Akropolites ab 1261 akademischer Lehrer war sowie dalS er 1267 abberufen wurde und sich wieder Aufgaben der Diplomatie und der Politik zuwandte. Akropolites war zwar in den Jahren 1261 bis 1267 «Rektor der theologischen Lehranstalt», mußte aber «bald einem Kleri-
. . die
. . .
" .
le
elt pa ..,tc a s
pr.ofaJ1humall~stlschc pragmatische H,sronographic des GrofSwLogothcten
GeorgJOs AkropoiItcs. Nach allen diesen Uherlegungen kommen wir zu dem folgenden SchluE. Die
Chromk des C.Jcorglos Akropohtcs wurde ohne Unterbrechungen, nahezu in einem Z~lgC, in dem Zeitraum ~on 1261 bis spätestens 1267 niedergeschrieben; in seiner Eigenschaft als akadelTiischer Lehrer wat Georgios Akropolites frei von Vcrpf1ichtullgcll politischer Natur -
und es mag durchaus sein, daß Kaiser
V~1l ihm. cin \~erk cl.cr vorliegenden Art erwartete, wenngleich er es, soweit Wir Wissen, Ihm llleht direkt befohlen hat. Möglicherweise war die Chronik
lvlicha:1
schon vor 1267, also etwa 1263 oder 1264 fertig, begonnen wurde sie frühestens im September des Jahres 1261. 2. Das Methodenkapitel Das erste Kapitel der Chronik dürfen wir im Anschluß an das berühmte 22. Kapitel des ersten Buches des Geschichtswerks des Thukydides als das «Methodellkapitel des Georgios Akropolites" bezeichnen. Mit der Abfassung einer solchen Rechenschaft über Sinn und Ziele seiner Geschichtsschreibung befand er sich in bester T raditioll, denn «nach antikem Brauch setzten die byzantinischen
Historiograph"" in der Vorrede ihres Werkes ihre Anschatltlnge~ über Wert, Nlltzell und Bedeutung der Geschichtsschreibung allseinander»I'. Seine eigentliche Methode beschreibt Akropolites mit den Worten l5 , der Historiker dürfe "weder mit P,trtei"ahme noch mit Ablehnung, weder mit Haß noch mit Wohlwollen. schreiben, und das heißt in den \X!orten des Tacitus 16 , er will «sine ira et studio» schreiben l7 . Er behauptet also, reine Objektivität anzustreben (an die er sich dann
ker Platz machen, da er aus seinem geringen Interesse für Theologie kein Hehl,,12
t3
BECK, Kirche 679.
machte. Der Wind hatte unter Michael VIIl. umgeschlagen: hatte man zunächst
14
So Gy. MORAVCSIK, Klassizismus 366-367. Zu der byzantinischen Historiographie allgemein sind zu vergleichen die im Literarurverzeichnis angegebenen Arbeiten von J. N. LJUBARSKIJ, BIBIKOV und R. DOSTALOVA.
11
J.
htMSCHER,
Nikäa als Mittelpunkt 135 sagt zu Recht, die Chrollik sei «erst nach der
Wiedergewimllozg der Haupts/,ldt abgef~ll.?t» würden, liefen jedoch keIne lkgrunJlIng für diese Angabe. Wenn J. S. LANGDON in seiner Dissertation, S. 113 sagt, das Enkomion auf Johannes III. - das nachweislich von Ende 1254 stammt - «predates the Chr01zike Syngraphe by at least a decade», so unterstützt er damit unseren zeitlichen Ansatz: die Chronik wäre nach ihm frühestens um das Jahr 1264 vollendet gewesen, ein Ergebnis, 12
22
das mit dem unseren bestens übereinstimmt. Beide Zitate aus BECK, Kirche 675.
" Akrop. 1: 4,18-22. Tacitus, Alznales 1, 1.
16
17
Vgl. H. HUNGER 1443. Daß aber Georgios Akropolites die Amzale'J des Tacitus gekannt hätce, ist nahezu sicher auszuschließen. So schreiben FREIBERG-POPOVA 187 Anm. 36 zu Rechr folgenden Satz (Übersetzung aus dem Russischen): «Ei,le Älmlicbkeit der Gedan kemvelt des Akropolites mit je1ter des T acitus ist sehr wahrscheinlich ... : Akropolites aber konnte kaum T acitus keImen und daher diesen Gedanken wohl kaum bei ihm entlehnen». w
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ZEIT UND ZIEL
EINLEITUNG
. 'ß . h . l'a"lt} er nimmt für sich in Anspruch, einzig und alallerdmgs gCWl _ 11IC t Immer lein darzustellen, wie es, nach dem \X'ort Le~pold von Ranke~, «geu:esen Ist»: . gcnauerc Lc k ture " 'd cs n'1ethodcnkapIteis dcs Aktopohtes zeigt, daß. er GcEwe . J<
,
•
danken dcs Lukian von Samosata aufgenommcn und angcnol11~1en hat; ~Iese.hat er entweder über einen Dritten erfahrcn, oder aber -. was angeslc~ts. der ~hnlichIst - er kel't der \'\'ortwahl in verschiedenen Passagen .sehr vielI"wahrschclI1ltchcr f 18 L k' ( 120 hat auf Grund eigener Lektüre direkt aus Lukwn gesc 10P t.. ~l lal1 ~a. . ca 180) hat neben vielen anderen Schtiften, die ihm den Titel emes geistreichen '.. . bel,teI'1, el'n sel,r bedeutsames Werk vcrfaßt mit dem Titel Wie matt <.. . • Spotters CII1 ra Geschichte schreibeIl sol/l9. Hierin heißt es In Kapitel 39: «Der Gesc/"chtsschretber hat nur eille Aufgabe: n.i·mlicb zu melden, wie ein Ereignis verlaufe~ ist. (ro<; €ttQtlXOlj}». Und für die Haltung des Geschichtsschrcibers erhebt Luktan Jene Forderung, die wir aus Akropolites schon kenne~, ~Ie F~~derun~ nach rem er ~b jektivität, die er unter anderem in folgenden zwei Satzcn ausdr.~ckt.: «Er soll stch u/eder von Haß l10ch V01J Ztmeigzmg, weder von schonender RucksIcht noch von Mitleid leiten lassen .. . >~ und «(vor allem muß er innerlich unabhängig sein, niemanden fürchten ulld auf nichts seine Hoffnung setzen .. . ,,21. Wir sehen ganz klar, wie diese Forderungen des Lukian im Konstantinopel des 13. Jahrhunderts gelesen, bekannt und anerkannt waren; daß sie allerdings von so vielen, auch Akropolites, nicht immer befolgt wurden, steht auf einem anderen Blatt. Haben wir bisher das Ziel der Geschichtsschreibung des Akropolites in mehr negativen Termini - dem also, das es zu vermeiden gilt - angegeben, so ist nunmehr der auf die obige Passage folgende Ausdruck" zu zitieren: der Historiograph muß die Geschichte mit folgender Zielsetzung darstellen, "um der histori-
schen Wlahrheit willeIl und deswegen, damit diese Dinge lIicht dem Abgrulld des Vergessens übergeben werdCll, das die Zeit gewiß hervorbrillgen wird". Es geht also darum, wichtige Ereignisse dem Vergessen zu entreißen, und es geht um die historische Wahrheit. Mit dem Begriff der hisrorischen Wahrheit haben wir das
Wort !a~~Q(Cl wieder~egeben, dessen Grundbedeutung das "Wissen Wollen» ist. Die klaSSISche Stellcfur das gnechische WOrt der «Historia» ist immer noch der erste Satz des Geschichtswerks des Herodot, in dem iaWQ(lj als "Untersuchung, tvissenschaftltche Nachforschung, Forschutlg» wiederzugeben ist21 . Der erste Satz des Herodot Iautct insgesamt folgendermaßen: "Herodot aus l-lalikarnaß veräffentl.cht hIermIt sellle h.stonsche Forschung, damit die Taten der Menschen nicht mit der Zeit in Vergessenheit geraten .. . ». Man sieht unschwer, daß sich Georgios Akropolttes In. dem letzten zitierten Satz aus seinem Methodenkapitel (wenn überhaupt an eInem der drei großen Historiker der griechischen Antike Herodot, Thukydldes, PolyblOs) an Herodot orientiert". Das Wort der I-listoria - Geschichtsforschung und Gcschichtsschreibung - fällt aber ebenfalls schon in der ersten Zeile der Chronik des Akropolites, und Zwar im Zusammenhang mit der Frage eines etwaigen "Nutzens der Geschichtsschreibung,,25. Bei dieser Frage folgt unser Autor wiederum Lukian, der im neunten Kapitel seiner Schrift Wie man Geschichte schreibeIl soll sagt, es gebe «nur eine Aufgabe und nur ein Ziel der Geschichtsschreibullg, nämlich den Nutzen, und dieser läßt sich einzig ,md allein aus der Wahrheit zusammenstellen»: hier26 haben wir, wenn man so sagen darf, aus dem 2. Jahrhundert eine Zusammenfassung der Ziele und Intentionen der Historiographie des Byzantiners aus dem 13. Jahrhundett vor uns. Das Wort der Historia ist nicht nur als Forschung zu erklären, sondern es hat im Gegensatz zu dem Wort der Annalen noch eine weitere wichtige Bedeutungsnuance. Der bekannte Philologe Verrius Flaccus - er war unter anderem zum Erzieher der Enkel des Kaisers Augustus ausersehen worden - berichtet<,,7, so manche hätten gelehrt, Annalen behandelten längst vergangene Geschichte, wohingegen die Historia die Gegenwart, also die Zeitgeschichte, darstellc". Und genau so verhält es sich ja auch bei Tacitus, dessen Annales die Zeit von 14 bis 68, die Hi-
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19
20 21
21
24
Darauf aber hat auch H. LIEBERICH nicht hingewiesen, immerhin einer der ganz wenigen (neben Herbert HUNGER und ZAVORONKOV), die sich ausführlicher mit den Prinzipien der Historiographie des Georgios Akropolites und deren leitenden Gedanken auseinanderzusetzen versuchten. Im folgenden wird zu Grunde gelegt die Ausgabe von Helene HOMEYER: Lukian, Wie man Geschichte schreiben soll, Griechisch und Deutsch, München 1965. \Vir zitieren aus dieser Übersetzung unter Angabe des jeweiligen Kapitels. Lukian, Kap. 41 u. 38. Eine Haltung, die nicht nur für die Historiographie zu empfehlen ist; man lese die Verse des Bacthius, De cO'fso[atione philosophiae I m. 7,20-31. Akrop. 1: 4,20-22.
24 lS
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Vgl. besonders den Unterschied zwischen «eigener Anschammg, eigenem Urteil und eigener Forschung»l wie ihn Herodoc 2,99 entwickelt: mit der eigenen Forschung ist im Deutschen das wiedergegeben, was Herodot mit ,
25
ZEIT UND ZIEL EINLEITUNG
.
d· E ,.
.
d
Jahre 69 bis 96 beschrieben hatten, Georgios
storietl hmgegen le rClgmsse cr ~ . . I d f I d . .11. d . Zeitgeschichte schreiben, WIe sie 1 aus cr 0 gen cn Akropohtes WI em euttg d I· . h . .b 29. d Thema die J-üngsten herausragen en Jlstar/sc en
Äußerung ergl t . « a Imser .., ,10 .. . d d· I ·em Ils J·emmld ei1ler Nlederschrtlt anvertraut har , re 1l0C J 111 , . 3 \ ' CI . ' I d N Itzen unserer Schrilt ehz gmzz besonderer sem .. '.») • Die J1'omk mll5 I' d . W k b f alle J er I des Gcorgios Akropolites ist, wiewohl er er~t 1217 geboren wur e, ~ell1 :r a .er schon im Jahre 1203 einsetzt, im echten Smne des \X'ortcs als ~~ltges~hlch.te zu bezeichnel~ (nicht anders, als wenn ein im Jahre 1950 Geborener uber d,e Zelt des Zweiten \X1eltkriegs schreibt, auch diesen nennt man cmen ZcIth~stonke~? _ Im Mittelteil seines Methodenkapitels raisonniert Akropohtes daruber, mIt welchem geschichtlichen Ereignis er seine Chronik beginnen soll. Da bote sIch zum einen der Anfang der Welt an, ein Ausgangspunkt, mIt dem Chromken wIe die des Eusebios/Hieronymos, des Johannes Malalas oder des Konstantm Manasses begannen, zum anderen könnte man den Anfang ~me~ Volkes ll1 .Erwagung ziehen, wie dies erwa Thukydides oder Zosimos zu Begum Ihrer GeschIchtswerke etan hatten. Akropolites entscheidet sich gegen beide angegebenen Mogltchkel;en, er beginnr'2 «mit der Einnahme der Stadt des Konstanti1l" durch die Lateiner am 13. April 1204, Da nun die Eroberung von Konstantll1opel durch dIe Latemer erst im 4. Kapitel zur Sprache kommt, da andererseItS das MethodenkapItel das erste ist, sind die Kapitel 2 und 3 als Vorspruch zu der eigentlichen Chronik zu verstehen, als Prokataskell<' im Sinne des Polybios33 : dieser hatte seine Geschichte Roms im Jahre 220 vor Christus beginnen wollen, schickte aber die Bücher 1 und 2 als Vorspruch voraus. Wie also die eigentliche Darstellung des in Prüfung genommenen geschichtlichen Zeitraums bei Polybios erst im dritten Buch beginnt, so eröffnet Akropolites seine Chro1lik erst mit dem Kapitel 4. Eretgmsse sm,
1J
Akrop. 1: 3,8-9.
30
Dieser Relativsatz zeigt, daß Georgios Akropolites vor Abfassung seiner Chronik zumindest einige wenige Historiker, die vor ihm geschrieben haben, studiert hat. Die gesamte Zeit der Lateinerherrschaft hatte wirklich noch niemand zusammenhängend dargestellt; es wäre allenfalls an das bekannte Geschichtswerk des Niketas Choniates zu denken, das Akropolites gewiß gekannt hat. Das hier behauptete eigene Literaturstudium des Akropolites ist übrigens ein weiterer Hinweis auf die Abfassungszeit der Chronik zwischen 1261 und 1267: durch seine Freistellung von politischen Tagesaufga-
Akropolites Beginn und Ende seiner Chronik ·,n e·, ncr a b so Iuten Dabei gibt . . 14 _ . ChronologIe an. In KapItel 4· WIrd der 12. Aprtl 35 des Jahres 6711 nach Erschaffung der Welt als Tag der Eroberung Konstantinopels angegeben, und die Rück. eroberung der Stadt durch die Griechen unter Alexios Stratcgopulos wird auf den 25. Juli des Jahres 6769 nach Erschaffung der Welt datierr'6. Innerhalb dieser beiden so bedeutsamen Daten bewegt sich die Geschichte, die unser Autor in seiner Chronik beschreiben will; nur sehr selten 17 liefert er sonst noch absolute chronologische Daten, recht häufig sind relative Angaben wie etwa «bei Anbruch des Frühlings", Die Chronologie bedeutet ihm mithin recht wenig, denn sie trägt nicht viel zu dem angestrebten Nutzen für die Nachwelt bei, Die Methode des Akropolites ist einerseits Historia, also eigene Nachforschung, daneben aber auch die Beachtung der Fama, also der verschiedenartigsten Meldungen und Gerüchte, die Zwar jeweils besonders geprüft werden müssen, denen Akropolites aber doch einen eigenen Informationswert beimißt. Im Zusammenhang mit der Fama, deren Inhalt und Gehalt im jeweiligen Einzelfall vom Historiker zu prüfen ist, wollen wir noch auf die Überzeugung des Akropolites hinweisen", daß so manche Fakten und Entwicklungen «il1 ihrer Bedeutlmg nicht einmal von den aktiven Politikern der jeweiligen Zeit erkannt werden" können, daß sie sich also erst dem betrachtenden Historiker erschließen. Und gerade diese Tatsache wird im letzten Kapitel der Chronik 39 angesprochen, in dem sich Akropolites darüber beschwert, daß das eigentliche Anliegen der von ihm verfaßten Rede zur Befreiung Konstantinopels von den Zeitgenossen nicht erfaßt wurde, So sehen wir in der Chronologie von 1204 bis 1261 die äußere Klammer der Chronik, die innere Klammer jedoch - die gerade deswegen wichtiger ist, weil sie weit versteckter vorgetragen wird - ist das im ersten und letzten40 Kapitel apostrophierte so sehr häufige Unverständnis der Zeitgenossen für ihre eigene von
34
Akrop. 4: 7,23-8,3.
35
Der eigentliche Sturm auf die Stadt endete allerdings erst am 13. April (vgl. OSTROGORSKY 345), insoweit ist Akropolites ungenau. Darin sind ihm manche moderne Forscher gefolgt, zum Beispiel AHRWEILER, L'ideologie 103 und andere_
" Akrop. 85: 183,20-23. 37
Zum Beispiel HEISENBERG 1187,114. August (1261) oder 103,16) wo seine Datumsanga-
38
Akrop. 1: 4,12-13. Akrop. 89: 188,28.
be allerdings nicht zutrifft,
ben hatte er die Muße zu eigenem Studium.
32
des Akropoli~ tes «Einspruch gegen die allgemeine Sitte der Historiker, den Nutzen der Geschichte zu preisen», spricht? Akrop. 1: 4,24.
J3
Polybias 1, 3, 10 oder 1, 13,7.
31 Wie war es angesichts dieses Satzes nur möglich, daß H. LIEBERICH 59 von
26
39
40
Mag es uns auch verstümmelt überliefert sein, so ist es doch gev.'iß das letzte Kapitel (vgl. HEISENBERG I S. XVII) der Chronik, es können nur mehr ein paar wenige Sätze fehlen, die uns verloren sind.
27
PRiNZiPiEN
EINLEITUNG
. I b G - h' -ht, Die Chronik ist daher zusammengebunden in ihncn selbst mltcr e te esc lC c. . . I . dcm \'X'unsch des Gcorgios Akropolites, die Leser, also seme ~It:ve t ~IC auch seine Nachwelt, möchten doch Gebrauch machen von. dc~ Moghc!~kelt, ~llfCh . fI " d Geschichte zu lernen und so die eigene EXistenz 111 der clgene Re eXlon aus er . . f Welt und in der Geschichte besser zu begreifen: das genau Ist der tlC Stc Gehalt des Nutzens der Geschichtsschreibung, mit dem Akropo!ttes sell1e Chromk be-
sonnette Urteil): un~~rcs Autors a~zuzweifcln haben, so ist seine «gesunde Lebensauffassung» mIt Han?en zu greIfen:. er ist nicht verstiegen, er ist abhold jeder Doktrlll oder blassen [heotle, GeorglOS Akropolites steht mit bei den Beinen voll im Leben und in seiner Zeit. 1) Die Erzählweise und die Sprache
ginnt,
Herben Hunger hat in se.i.ner Literaturgeschichte5 auf {(die aus der Rhetoren-
IV.
PRINZIPIEN UND METHODEN DER GESCHICHTSSCHREIBUNG DES GEORGIOS AKROPOLITES
schule stammenden kurzen Uberleitungssätze» aufmerksam gemacht und gezeigt, daß diese «bel Akropolites dem Wechsel des Schauplatzes oder der Zeit» dienen und daß sie «funktionsgerecht» sind. Für diese Beobachtung gibt es in der Chronik des Akropolites viele Beweise, einige seien hier angeführt. Ein wunderschönes
Es existieren erstaunlich viele Untersuchungen zu bestimmten Detailfragen, in
der Hauptsache zu profaner oder Kirchengeschichte, zu Genealogie, Prosopographie, Chronologie oder zu anderen Themen im Zusammenh~ng mit dem Z\~elte~l Bulgarischen Reich, dem Lateinischen Reich von Konstantll1opel: dem gnechlsehen Reich von Nikaia-Nymphaion, also im Zusammenhang mit Jenem Zeitraum, den die Chronik des Akropolites beschreibt; aber es gibt seit der wissenschaftlichen Ausgabe des Textes der Chronik von August Hcisenberg im Jahre 1903 nur höchst spärliche Aussagen über den Schriftsteller, den Historiker, den Geschichtsdeuter, den Denker und Rhetor, also über Georgios Akropolites selbst I. Dies ist im Falle des Akropolites ganz besonders erstaunlich und verwunderlich, denn es ist unbestreitbar, daß der junge Georgios eine glänzende Ausbildung erhalten hatte" lind daß ihm in späteren Jahren immer noch eine «gelehrte Bildung»3 eigen war: ohne diese hätte er niemals zu den höchsten Staatsämtern wie zum Prätor oder zum Groß-Logothet aufsteigen können, ohne diese hätte er insbesondere niemals zu dem Historiker der Zeit des Reiches von Nikaia-Nymphaion werden können. Ein wenig von dieser seiner Bildung, aber auch von sei-
nem Charakter, seinen philosophischen und religiösen Ansichten soll im Folgenden vorgeführt werden, als Vorspruch diene die sehr knappe, aber durchaus zutreffende Gesamtcharakteristik des Akropolites aus der Feder des großen ungarischen Byzantinisten GYllla Moravcsik4 : «Der klassisch gebildete Schriftsteller hat das Geschehm seines Zeitalters mit besonnenem Urteil und gesullder Lebensauffassung betrachtet, was sein Werk zu einer objektiven und verläßlichen Quelle macht». Wird man auch, wie im Folgenden dargetan wird, da und dort das «beJ
Die bisher umfangreichsten Versuche:
2
Vrem.47 (1986) 125-133. Hierzu vgl. M. AN GOLD 178-180.
3
So H. LrEBERlcH 43.
4 MORA VCSJK, Byzantinorurcica,
28
HUNGER 1442-446
Bd. 1, 266.
und
ZAVORONKOV,
in: Viz.
Beispiel findet sich im Kapitel 11', wo Akropolites den asiatischen Osten verläßt und die Ereignisse im europäischen Westen VOr dem Leser ausbreiten will, hier
heißt es: «Und wiederum will meine Chronik die Ereignisse im Westen aufzeichnen», und geradezu entschuldigend fügt der Chronist hinzu: «damit aber mein Bericht für alle leicht verständlich sei, muß ich einige Worte vorausschicken», Ein anderes Mal berichtet er von dem Provinzfürsten Slav (5th lab os) lind von dessen Macht lind Einfluß, lind um dessen damalige starke Stellung zu begründen, muß er ein wenig in die Geschichte zurückgehen: dieser Tatsache ist er sich bewußt
und bittet daher den Leser um Nachsicht mit dem Satz7 : «ich unterbreche ein wenig die Abfolge der Erzählung». Manchmal ertappt er sich dabei, ein wenig geschwätzig zu viel zu berichten, da kann es dann schon einmal passieren, daß er
sich gewissermaßen mit der Hand auf den Mund schlägt, um zu verstummen und das liest sich dann folgendermaßen 8: «um aber den Ablau{ meines Berichts nicht allzu sehr in die Liinge zu ziehen, will ich nur dieses sagen und hier einhalten». Für die von Akropolites verwendeten Programmsätze ließen sich noch viele andere Beispiele heranziehen9 , mit dem vermutlich schönsten wollen wir schließen. Zu Beginn des 37, Kapitels lO liefert er wiederum einen seiner bekannten Programmsätze: «Der Gang meines Geschichtsberichts nimmt mm einen anderen
Weg: er will von den Ereignissen in der Stadt Konstantins selbst berichten", doch
5
HUNGER I 446.
6
Akrop. 11: 18,4-6. Wie schon einige wenige Male im voraufgehenden Abschnitt, so werden in diesem ausnahmslos neben den Kapireln immer auch die Seiten und Zeilen der Heiscnbergschen Ausgabe angegeben.
7
Akrop. 24: 39,4-5. Akrop. 15: 27,15-16, VgI. etwa die folgenden Stellen alls der Chronik: 8: 12,21; 13: 24,9-11; 15: 26,10-11; 20: 32,25; 27: 44,6-7; 32: 50,6-8; 65: 136,8-10; 65: 138,18-20 u, Ö. Akrop. 37: 57,16-20.
8 9
10
29
PRINZIPIEN
EiNLEn'UNG
. . eine Forderung an, dic cr an die schriftstcllcrischc Ausford'l dieser Zeit /lIegeIl der vieleIl verschiedeer schheßt an dicsen . CI 'OIlik stellt· «Im /lIel ZII . i mung semer" .' I d·· d t' politi
Laodikeia nicht zu ha.lten verm?cht~n, ja sogar, daß dcr Sultan der Seldschuken den - noch ferneren (Im Osten ahnhch weit entfernt von Nymphaion wie im Westen die Hauptstadt von Epi~os, Arta!) ~ Tataren tributpflichtig wurde. Und gerade zu dies~r ZCit konnte Michael PalalOlogosl7, der ja zu den Seldschuken geflohen war, wJeder gefahrlos 10 das Reich zurückkehren: er kam also 1257 zurück und sollte sich in Nymphaion bereithalten für jene Aufgabe, die ihm in diesem Jahr noch gar nicht bewußt sein konnte, für die Usurpation des Kaiserthrones nämlich, wohingegen sein künftiger Geschichtsschreiber und Chronist, der GroßLogothet (und derzeit noch Prätor für die westlichen Reichsteile) Georgios Akropolites erst durch den Schmelztiegel der Kriegsgefangenschaft in Epiros geläutert werden mußte: denn dort erst erfuhr er den inneren Anstoß und die Anregung zu der später von ihm geschriebenen Chronik. Von der Gefangennahme berichtet er in Kapiteln und von seiner endgültigen Freilassung in Kapitel 82, aber gerade die dazwischen liegenden Ereignisse der Jahre 1257 bis 1259 würdigt er einer ganz besonderen Ausführlichkeit. So sieht der Leser genau, welchen Begebenheiten der Chronist eine größere und welchen er eine geringere Bedeutung beimißt; der Ablauf der Darstellung der Ereignisse in der Chronik ist ganz bewußt literarisch komponiert. Neben der Fähigkeit zu Ordnung und Zusammenschau, eben zu einer guten Komposition, ist Akropolites ohne Frage auch das Talent der sehr lebendigen Schilderung eigen. Wie lebendig und realistisch schildert er" «die Winternacht der im dichten Wald kampierenden Truppe, wobei der Rauch der vielen Fackeln den Lellten die Tränen in die Augen treibt»"; wie lebendig ist der Bericht von seiner Bestrafung durch Kaiser Theodor und von den Schlägen, die ihn trafen'o! In diesem Zusammenhang soll auch noch hingewiesen werden auf die Darstellung des persönlichen Einsatzes der Kaiser Johannes IlI. in der Schlacht von Poimanen6n" und Theodor I. im Kampfe gegen den Sultan vor Antiocheia am Mäander». Das Erzähltalent des Akropolites wird noch besonders unterstützt durch eine gehörige Portion echten erfrischenden Humors. So ist die Schilderung des Gottesurteils23, dem sich Michael Palaiologos unterziehen soll14, wirklich köstlich, ebenso
Akrop. 69: 144,20-23. Akrop.59: 122,13-22. \9 So HUNGER I 444. 20 Akrop. 63: 127,24-134,2. 21 Akrop. 22: 34,27- 35,7. u Akrop. 10: 16,26-17,13. 17
18
Akrop. 15: 27,15-16. Zum Beispiel Akrop. 77: 160,14-15; 39: 63,25-64,1. 13 Akrop. 60: 124,18- 20. " Akrop.4:8,5-7. JS Akrop. 68: 143,19- 20. 16 Akrop.72. 11
12
30
]J
Zu diesem vgl. insbesondere die beiden Aufsätze: M. G. CZEBE, Studien zum Hochverrarsprozesse.
24
Akrop. 50: 97,14-98,3.
ANGOLD.
The interacrion 5-7 und
31
PRINZIPIEN
EINLEITUNG
desselben lvlichacl mit den hochnäsigen Lateinern . . . I > 25 die Darsrellung d es U mgangs h seiner KaiserproklamatIon IIn Ja He 1259 . Und und deren Gesan d ten k urz na C ~ .' .. . I G d > nt Akropohtes eile Art und Welse elll besonderes gewif~ meht Oll1e run 1H..:n ' .. '6 . d fihrt durch welche Machenschaften die Verschworer «ZuckerI». , nut er t:f \ or l , 27 . I'k d D trios Angelos täuschen und zum Narren halten . Dem Thessa om e en eme . merrios Angelos aber war schon zuvor zur Zielscheibe von Spott und Hohn geworden, hatte er doclr!R ein flüchtiges Abenteuer. nut cmer verhelratete.n ~rau . bb fee he n Inüssen da deren Ehemann IIIS Haus kam, doch bel sem er scII 1 cumgst a , . . Flucht erlitt er «ei,w/1 Schenke/halsbrllch»" und mußre zeitlebens hmken. Als die Genuesen die Insel Rhodos überfallen hatte~30: schliefen sie auch mit den Frau~n der Rhodier - ein seit den Zeiren Homers bIS m unsere Tage (man denke an die Tiraden eines I1ja Ehrenburg) gebräuchliches Treiben von Eroberern -, aber Akropolites fügt dieser Mitteilung die Bemerkung. hIlIzu:. «außer es war eme
J.lSVO<;J4 sowieauf das aus der I1ias 4,43 bekannte Gegensatzpaar tXOlV äxroy3s. Besonders schon 1St die Redewendung, die Akropolites bei der Schilderung der Vertreibung des Manue! aus Thessalol1lke durch seinen Bruder Theodor A I l6 " ). '" ß ' . . . '" nge os gebraucht: : 11'1<; l.lQXIl<; ~x UlI.rov Xat I;~ßuAmv EV 'tIVI 'tQlilQst. Das großartigste BeISpiel fur eIne solche ParonomaSie aber Ist das Wortspiel angesichts der Charakteristik des Kaisers Johannes III. Vatat?es und seiner zögernden Haltung bei der PatrIarchenernennung Im Jahre 1240, wo Akropolites von dem Kaiser sa <,7: ev 'tOt<; 'tOtoU'tOI<; ~il 1tQ 6 XSI Qo<; WV OUX eUXSQW<; dxsv ex 'tOU 1tQOXeigou ~<'lV äI;tov e
in dleser/ Fallen tneben sIe sIe aus dem scIJ011 zu a It 0 der l,a"ßII'ch VO/1 Ge
Im Zusammenhang mit der Erzählweise des Chronisten Akropolites ist auch auf die in seinem Werk eingestreuten direkten R.eden einzugehen. Mit einer direk39 ten Rede empfiehlt sich Akropolites selbst im August 1261 dem Kaiser, er sei bestens geeignet, die für den feierlichen Einzug in der wieder eroberten Hauptsradt erforderlichen Gebetstexre ZlI verfassen. Bei der Schilderung seiner Unterhaltung mit Kaiserin Irene und Kaiser Johannes III. über das Wesen einer Sonnenfinsternis 40 wendet der Chronist eine andere Taktik an: seine eigene Erklärung des Naturphänomens bringt er in indirekter Rede, ebenso die Einwände des zufällig anwesenden Hofarztes gegen seinen Erklärungsversuch, aber die kurze Unterhaltung des Kaiserpaares4I führt er in direkter Rede an, zweifellos nur deswegen, weil er selbst Gegenstand dieser Unterhaltung war; um aber bei dem Leser nicht den Eindruck des Eigenlobs zu erwecken, fügt er dem kurzen Zwiegespräch den Hinweis bei, er habe dies nur niedergeschrieben, um die Liebe der Kaiserin zur Wissenschaft zu betonen (aber gewiß auch die Verehrung jener Leute durch die
>
25
16
27
•
Akrop. 78: 161,25-163,17. Akrop. 45: 80,19. Akrop. 45: 80,18-82,7. Der damalige Leser konnte und mußte diese Stelle noch aus einem ganz anderen Grund als besonders subtilen Spott empfinden: Demetrios war ja der Name des Stadtpatrons und Stadrheiligen von Thessalonike - und nun erwies sich ausgerechnet der Prinz aus dem Geschlecht der Angeloi, der den Namen dieses Deme·
H
Akrop. 80,14-15 und 82,15.
35
Akrop. 6,6; 62,11; 133,16; 148,23; 159,10. Dieser Ausdruck bedeutet genau dasselbe wie das «deutsche» nolens volens, wie schon PRAECHTER in seiner Rezension der Heisen-
36
Akrop. 38: 61,9-10. Eine ähnliche Paronomasie finden wir in Kap. 45: 80,5-6.
bergsehen Ausgabe (Byz. Zeitschr. 13, 1904, 189 Anm. 1) bemerkr.
trios trug, als ein solcher Versager! 2S
Akrop. 42: 71,4-12.
29
So HUNGER I 445. Die gesamte Begebenheit ist sehr sehön und ausführlich geschildert bei
MELIARAKES 354-355. ]() Akrop. 48: 86,19-21. in: Byzantina 12 (1983) 421 ist allerdings nicht in der Lage, in dieser Äußerung des Georgios Akropolires auch nur den geringsten Humor zu entdecken; nach SAVVIDES hätte der Chronist diese Worte «mit Schmerzen» geschrieben!
J7
Akrop. 42: 72,3-4.
3S
s~ avSgo:mO)v YEV{;crSat sehr häufig, z. B. 52,19; 56,15-16; 73,5; 90,23; T0 XgEOlV tAEI-
TOugYl1crE 103,14-15; die zwei letztgenannten Wendungen 71,21-22 und 177,3-4. Georgios Akropolites hat aber auch noch ganz andere Ausdrücke für dterben», siehe
31 SAVVIDES,
31
HEISENBERG 1333-338, 1I 120-121.
33
Auf einige hat schon H. HUNGER I 446 hingewiesen.
32
elwa 166,23-24; 146,5; 156,3; 70,15; 65,5; 73,1; 117,12-13. Akrop. 87: 186,19-24. ., Akrop.39. 41 Akrop. 39: 63,20-25.
J9
33
PRINZIPIEN EINLEITUNG
, ' ' d W' senschaft obliegen!), In Rede und Gegenrede stellt sich das Kaiserlll, dlC er IS k I' 11 d Kaiser Theodor 11. dar", 111 dem es darum ,- h zwischen A ropo Ites t 1 ~ fl I Gespro c . .. I' I dem Hof der Seldschuken ent 0 lene Michael PaI t vas wohl der kurz , " I ' d ' I' ge 1 , \ I 'le 1clzu ~ \X'ichtig an diesem ZWlcgcsprac 1 Ist feIer Cl: alle I 'oIogos unrerne ll11cn \\ er c. k' I al , Ak opatites treffen binnen urzcm ClI1, es gc 1t um den V aussagen des GeorglOs r I 'k ' . or " '\' I -I _ d r zur Zeit der Abfassung der C ,rolli Kaiser ISt-, Groß Konsrabler " IC lae e 'I d ' I' k - de im Hinblick auf diesen PalalO ogos em regierenden "I d" , und Akropo Ites 'ann gera d 11 V h It ngen machen wegen dessen ja lZornS un zeitweiliger , KaIser Theo or . or a u . ' . Grausamkeit. Alle drei genannten Punkte sind für die Komposlllon von Bedeu" ' f I d Kapitel 65 wird das Verhalten Mlchaels bel den Seldtung denn 1m 0 gen en b dB d b' , d' K fegen die Tataren voller Lo un ewun erung ertchschuken un sem amp g ' . , f h d Kapitel 63 aber hatte Akropolltes von den Folgen des untet Im vorau ge en en , " I' h d' b' h' be;echenbaren jähzorns des Kaisers gehandelt, Wie er person IC lese IS tn zu Stockhieben erfahren und erleiden mußte. Es versteht sich nahezu von selbst, d~ß in diesem 63, Kapitel sehr häufig eine direkte Rede vorkommt, handelt die Erzahrgios Akropolites selbst43 • Und 111 genauer Entsprechung zu .' . Iung doe h yon GeO dieser Szene vor Thessalonike schildert Akropohtes Im Kapacl50 den Prozeß we' h Ho hverrats gegen eben denselben Michael Palawlogos: schon gen ange bl le en C . . damals war dieser bei jung und Alt beliebt, schon damals wußte er sich klug" Witzig und ironisch zu verteidigen - dies gibt der Chromst 111 direkter Rede ":Ieder _, und schon damals, im Winter 1252 vor PhlhpPI, war Akropohtes personhch dabei"', Und jene ironisch-überhebliche Schlaue, mit der Michael den Bischof esiegte" bewies der zum Manne herangereifte Kaiser Michael Im GePh ok as b " ' 46 f"h h spräch mit den lateinischen Abgesandten .aus Konstantmopel , unge a r sec s jahre später: mit geradezu verletzender Hofltchkelt bnngt er Sie m semer Rede dazu, unverrichteter Dinge und voller Beschämung wieder nach Konstantinopel zurückzukehren, Derselbe Michael kann aber auch hart und konsequent durchgreifen, wie seine knappen Worte an den Bischof von Sardes, Andronikos, beweisen" - doch gerade dieser Michael ist es, der im juli 1261 seiner Schwester die <
<
Aussage verwehr!''', er selbst habe die Hauptstadt wieder zurückerobert, der in Frömmigkeit und Demut auf dem Satz besteht, einzig Christus, der Herr, sei es gewesen, der Ihm Konstantmopel wieder tn die Hände gegeben hat! Dieser Michael hat seine außergewöhnlichen charakterlichen und rhetorischen Fähigkeiten nicht allem aus sich, schon sem Vater Andronikos Palaiologos besaß Mut und Intelligenz, aber auch den Freimut ~cr Rede: so hatte er einmal", allein gegen alle anderen, auf Grund scmer Inthtanschen Erfahrung und seines politischen Instinkts, dem Kaiser einen Rat .gcg.cben, und der Kaiser hatte diesen Rat angenom-
men. Dadurch aber gelang die übergabe der Stadt Mclnik an die Griechen des Reiches von Nibia-Nymphaion in FreiheitlO • Hierbei ist wiederum zweierlei von Bedeutung: der übergabe der Stadt ging eine lange - die einzige lange zusammenhängende direkte Rede dieser Chronik - direkte Ansprache voraus", und zum zweiten betont Akropolites wiederum seine eigene Anwesenheit bei der Übergabe der Stadt und, was noch wichtiger ist, den Beginn seiner politischen Karriere als Logothetes tou genikou 51 im jahre 1246; schon seit dieser Zeit ist er, so empfindet er es persönlich und so
will
er es seinen Lesern, aber auch dem Kaiser aus dem
Palaiologenhause, mitteilen, den Palaiologen verbunden! Zur Charakteristik des - mit den Augen des Akropolites gesehen (der seinerseits ein Sprachrohr ist für die politische Ideologie des Beginns der Palaiologenherrschaft im byzantinischen Reich) - "bösem, Michael 11. von Epiros dient eine kurze direkte Rede des Gesandten 53 Kaiser Michaels, in der dieser vor den Folgen des Starrsinns der Epiroten warnt (die Folgen sollten sich kurz nach diesem Gespräch in der Schlacht von Kastoria zeigen); für die Komposition der Chronik aber ist es bezeichnend, daß diese kurze direkte Rede wiederum in einem direkten Bezug zu dem Verfasser selber steht, denn trotz der Gesandtschaft dieses Theodor Philes läßt Michael 11. von Epiros den Georgios Akropolites immer noch nicht frei 54 ! Der Fluch des kaiserlichen Gesandten also sollte nur allzu bald in der Ebene von Pelagonia in Erfüllung gehen; und der Hybris, wie sie den Worten des jungen draufgängerischen Heißsporns aus Venedig, des neuen Podew\ für das Venezianerquartier in der Hauptstadt, zu entnehmen ist'5, wird die Strafe auf dem Fuße folgen, denn die Griechen legten am 25. juli 1261 als erstes Feuer an die Behau-
" Akrop, 64: 134,16-135,19, 43
Da Kaiser Theodor, der Sohn der Irene und des Johannes III., seinen Groß-Logorheten einen Dummkopf und einen vollendeten Esel nennt, bleibt dem Gescholtenen nichts mehr übrig als zu schweigen - ganz anders, als dies seinerzeit gewesen war, wo Theo-
dorS Murrer lrene (Akrop, 39: 63,23-25) ihn nach einer ähnlichen Beschimpfung in Schutz genommen und getröstet hatte!
.. Akrop. SO: 99,6-7 und 100,4, 4S Akrop, SO: 97,9-98,14, .. Akrop. 78: 161,25-163,15. 47 Akrop. 84: 179,10-13.
34
<8 49 50 51 52 53 54
55
Akrop, 86: 184,9-21. Akrop. 43: 73,27-74,12. Akrop.44. Akrop. 44: 76,11-77,9, die Rede des NikoJaos MankJabites. Akrop. 44: 79,1- 3. Akrop. 79: 164,10-13. Akrop.79: 164,19-21. Akrop. 85: 181,15 -18.
35
PRINZIPIEN
E1NLEITIlNG
d
V. nezianer". Im Prinzip war es ja schon dem Kardinall~gaten Pdagius
sungen. er e . . . lochfahrende Art, ja seine Hybris, erreichte gar nicht Vle! anders ergangen. sellle 1 d 57 cl G' I b' K . . 'ohin c yen die Vorsprache - in direkter Re e - er ncc len Cl al·
nIchts,. \\ .
g gFI
d
Rücknahme aller Maßnahmen des Legaten führte:
ser HClIlrtch \'on an ern zur . I .. . . . .I FI d war eben wiewohl ell1 Franzose, a so em la teIntdieser Hclt1rlc 1 "on an ern , '
als der Legat des Papstes. 'k59 k .. . d F I Überblicken wir die direkten Reden in der Chrom , so onnen Wlt as 0ende feststellen. Direkte Reden dienen immer der besonderen Her:'orhebu~g g d' Gruppe von Personen, ganz besonders wlchug ISt hier die emcr Person 0 er emct . d. Person des Michael Palaiologos, der von 1246 biS 1261 mehr un mehr durch das Element der direkten Rede charakterisiert werden soll - und Im Zusammenha~g mit diesem Michael, ja in seinem Schlepptau, tritt der ChronIst selbst Il11mer Wieder einmal durch die direkte Rede in Erscheinung. Das SulmIttel der direkten Rede dient also in der Hauptsache der Glorifizierung des nachmahgen Kaisers Michael sowie dem Ruhm von dessen treuem Gefolgsmann Georgios Akropolites' so zumindest will er es dem Leser insinuieren, fakusch Ist Jedoch eme Gefolgschaft frühestens mit dem Kaiser Johannes III. möglich. In Wirklichkei: wird .sich Akropolites dem Zwang der Gegebenheiten gebeugt haben und bel sem er Ruckkehr auS der Gefangenschaft im Jahre 1259 auf die Seite des nunmehr regierenden Paläologen getreten sein (was sich dann eben in der aufgezeigten Weise in seiner Chronik niederschlägt). Gerade durch diesen Gesinnungsumschwung ist es auch zu erklären, daß Akropolites das eindeutige Verbrechen Michaels mit Schweigen übergeht, die Blendung nämlich des legitimen Thronfolgers Johannes IV. Laskans; em Bencht von dieser Grausamkeit hätte doch ein allzu ungünstiges Licht auf die verehrte Gestalt Kaiser Michaels geworfen. Johannes, der unmündige Sohn Kaiser Theodors 11., wird zwar kurz erwähnt'", ja, Michael Palaiologos zögert, die Kaiserwürde anzunehmen, eben unter Verweis auf den achtjährigen Laskaridensohn 61 , aber er nimmt diese Würde doch recht bald an, was Akropolites lang und breit schildert, und läßt Johannes blenden und gefangen setzen, wovon der Chronist schweigt.
Das ist gewiß das bedeutungsvollste politische Faktum, das unser Autor mit Schweigen übergeht; wem ger wichtig, aber doch auch bezeichnend, ist beispielsweise dies, daßdie «Salbung der Kmser von Ntkaia nirgends»" erwähnt wird, dai, der Vertrag mit Genua vom 13. Marz 1261 nicht genannt ist, oder auch, daß Akropolites dle Nlederia ge der verellligten Bulgaren und Griechen zur See vor 63 Konstantinopel .Im Jahre 1235 gegendie Lateiner mit Schweigen übergeht64 _ was mit Sicherheit auf seHlen ausgcpragten griechischen Patriotismus zurückzu-
führen ist. 2) Das Interesse für Medizin Seinen eigenen Bildungsgang und seinen beruflichen Aufstieg hat Akropolites durchaus nicht verschwiegen. Daß er aber in dem Unterricht des Nikephoros Blemmydes auch Medizin studiert hatte oder daß dort zumindest sein Interesse für medizinische Fragen geweckt wurde, das sagt er uns nicht direkt, sondern das müssen wir aus so manchen seiner Äußerungen erschließen; daß jedoch sein Lehrer Blemmydes an medizinischen Themen außerordentlich interessiert war, das beweisen nicht zuletzt seine medizinischen Abhandlungen 6'. Akropolites hat zwar solche medizinische Schriften nicht verfaßt, er liebt es aber, in seine Chronik spezielle Details der Medizin einzuflechten. So beschreibt er beispielsweise die Folgen eines Halsdurchschusses bei Anselm von Cahieu mit den Worten 66 : «Allerdings war von diesem Tage an seine Stimme etwas rauher, und seine Halswirbel konn-
ten sich nicht mehr leicht hin- und herbewegen». In diesem Zusammenhang ist an die «Krankheit der Verdauungsorgane»'7 bei Kaiser Theodor II. zu erinnern, die wie eine Epidemie schon die Soldaten erfaßt hatte; es ist auch auf das 52. Kapitel zu verweisen, in dem des langen und breiten der Todeskampf Kaiser Johannes' III. sowie die erfolglosen Bemühungen der Ärzte geschildert werden". Besonders bemerkenswert ist der Bericht von der Auffindung Wilhelms, des Fürsten von Achaja, nach der Schlacht von Kastoria 69 : er wird an Hand seiner «auffallend großen Schneidezähne» identifiziert. Georgios Akropolites zeigt also seine realen medizinischen Kenntnisse, schließt aber daran keinerlei Betrachtungen an: er ist da-
62 OSTROGORSKY,
Akrop. 85: 183,11. " Akrop.17:30,S-I2. 58 Vgl. Akrop.16: 28,12-16.
56
59
60
61
Akrop. 75: 154,10-13; 76: 157,3-4. Akrop. 76: 158,25-27. In der Kurzfassung «Vormund des Jungen» bezeichnet.
36
Vgl. dazu Akrop. 33: 52,2-5.
64
Hierauf weist zu Recht hin LANGDON, Diss. 200. VgI. die Einführung HEl SEN BERGS in seiner Ausgabe der Autobiographie des Nikepho-
65
In unserer knappen Übersicht sind einige weniger bedeutsame direkte Reden nicht berücksichtigt worden. (HEISENBERG
I 266,19) wird Michael als
Kaisersalbung lOL
6J
ras Blemmydes, Seite CIX und LXXXV - LXXXIX. " Akrop.24:41,7-10. 61 Akrop. 59: 117,24-27. 68 Akrop.52: 101,23-103,3. 69 Akrop. 81: 170,12-14.
37
PRINZIPIEN
EINLEITIING
. D 11 ngen wie etwa der bcriihmten Pcstbeschrciher meilenweit cnttcrnt von ~ arste II bung des großen Thukydides'o. 3) Stolz und Eitelkeit des Georgios Akropolites
I on besonders anläßlich der Analyse der direkten Reden in der Mehrfach sc 1 .' I' . uf eine beachtliche ich-BezogenheIt der Darnik haben Wlf ungewlcSen a I Z JrO l . Ak rt wobei er vor allem sein seit anger cit so 11 ng cl's GeorglOs ropo I es, d II ste u C "1' '1' I I Palaiologos in den Vordergrun ste en will. rnzendes Vcrha [ms zu l ' IC lae < ~ "h Ak I' I. h ga . . I' k f diesen Paläologenprinzen erwa nt ropo ues gele Gerade Im Hmb IC au . k "f' M' b' b' d ~. .. I' h A vcscnheit und seme tat ra ttgc trar CIt Cl er ." h f h zweimal:! seme person IC e 11\ ichaels in dem Prozeß vor PhIllppl. Me r ae unter. ' TOd r Feststellung der Unsc h u Id M streicht der Autor seine persönliche Anwesenheit an dem Jew~l tgen er es p? 1. I I 72 d' geradezu kindlichem Stolz berIchtet er von semer tlschen Gesc lC lens ,un m . h'ß · h en 1\'1 ac hdülle als Prätor" im Wmter Doc er wel . außerord eIltIle .. .1256/1257. h .. auch in einer weit mehr versteckten Weise seine person hc e ~rasenz zu unter~trel.. I'lCh d ure hem ' en recht abrupten Wechsel des ..Subjekts von ehen, nam . f 'der drmen . Person zu der ersten Person des Plurals74 : Akropolites fuhrt sIch au dIese W~lSe 'tischen Bühne ein und hebt so (m aller gebotenen StIlle) als Ak teur au f d er po II . . . . e Bedeutullg hervor wie zumindest er selbst sIe sIeht. seme eIgen , . . . . d h d h Schon in dieser Erzählweise dringt ein wemg von semer EItelkeIt urc ..' o.c an vielen anderen Stellen tritt diese noch weit unverhüllter zu Tage. Da waree~n mal an die Schilderung seines Bildungsganges und semer begmnende~ Berufst~tlg keit zu erinnern: mit 16 Jahren kommt er an den kaiserlichen Hof, und WI~ er mir 17 Jahren in die Schule des Theodor Hexapterygos kommt, da wendet sIch der Kaiser persönlich an ihn mit einer kleinen Ansprache; mIt 29 Jahren wIrd er einer der kaiserlichen Sekretäre76 , und von da an steigt er weIter auf bIS hm zum Groß-Logotheten unter Kaiser Theodor 11., ja, bis zum Prätor, also zu~ VIzekaIser, im Westen des Reiches. Allein schon die Erwähnung semes berufhchen und gesellschaftlichen Aufstiegs in einer Chronik, die doch ganz anderen Zwecken dient, mag uns erstaunen, doch mehr noch wirkt die Herablassung gewollt und C/
71
Thukydides II 47-54. Akrop. 50: 97,8 u. 99,7. Vgl. etwa Akrop. 68: 142,22 u. 49: 92,6.
73
Zu dieser Machtfülle eines Prätors, bezogen allerdings auf Athen im ausgehenden
70
7!
74
7S 76
38
12. Jahrhundert, vgl. Judith HERRIN 267. Schöne Beispiele für diesen Subjektswechsel finden sich in Kap. 59: 118,22 und Kap. 87: 185,23. Akrop.29. Akrop. 44: 79,1-3.
daher unglau~wiirdig, mit der er die Hofernennungen durch Kaiser Theodo r als «Kindereiem) abtut: unter diese «Kmderelen», so will er den Leser glauben machen, wäre auch seine eigene Ernennung zum Groß-Logothetcn zu rechnen! Wir wissen, wie es zu den Schlägen kam, die Akropolites auf Befehl Kaiser Theodors erdulden mußte. Liest man aber die gesamte Darstellung im Kapitel 63 der Chronik, so wird man den Verdacht nicht los, daß Georgios Akropolites in der Rückschau recht stolz auf dieses sein mißliches Abenteuer war. Denn einmal zeigt es - dem Leser der beginnenden Paläologenzeit! -, daß auch er sich als einen Verfolgten der Tyrannei Kaiser Theodors bezeichnen darf, jenes Theodo , r mit dessen Mutter Irene er seinerzeit im Jahre 1239 so trauten Umgang haben durfte; zum anderen gibt ihm diese ganze Geschichte eine wunderbare Gelegenheit, auf seine, wie er meint, verläßliche Charaktertreue mit allem nur denkbaren Nachdruck zu verweisen. So sagt er, nachdem das traurige Schauspiel ganz und gar zu Ende ist - er hatte es ja geradezu als ein Drama" empfunden -, er werde weder so noch S079 «gegenüber dem Kaiser zu Kreuze kriechen». Mit dieser Haltung hatte er es dann erreicht'O, daß er dem Kaiser in Freimut auch bittere Wahrheiten sagen durfte, ohne Gefahr zu laufen, neuerlich gezüchtigt zu werden. Diese Haltung, wie sie Akropolites in unleugbarem und unübersehbarem Eigenlob beschreibt, hat nun aber ihrerseits eine Wurzel in der Person des Nikephoros Blemmydes: diesen seinen Lehrer hat Akropolites zeitlebens verehrt, und so ist es sehr verständlich, daß er ihn gleich zu Beginn der Darstellung von Theodors Kaiserherrschaft erwähnt. Bei dieser Erwähnung seines (und des Kaisers!) ehemaligen Lehrers schmückt er sich aber auch mit dessen Verdiensten, und das zeigt, wie bewußt er seine Chronik komponiert hat. Im Zusammenhang mit Blemmydes bringt er in dem ersten Kapitel über Kaiser Theodor 11. den Satz": "Wer in seiner Rhetorik unbeugsam auftritt, widersetzt sich auch den Befehlen der Kaiser». Diese Gnome aus dem Munde seines Lehrers weist voraus auf die Vorgeschichte seiner Schläge, wie sie im Kapitel 63 geschildert wird, er wird ja gerade wegen seiner Worte geschlagen werden. Und das sollte sich bei ihm ereignen, der «seit langem in der Rhetorik bestens versiert,,82 war und der gerade die Logoi, also die personifizierte Rhetorik", als Bekräftigung und als seine Zeugen anruft. So sehen wir,
n Akrop. 60: 124,14-17. Akrop. 63: 131,12. ." Akrop. 63: 132,28. &l Vgl.Akrop. 64: 134,25-135,l. SI Akrop. 53: 107,1-3. 78
82
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So stuft Akropolites sich selbst ein in seiner Grabrede auf Kaiser Jobamres W. Vata/;:es (HEISENBERG 11 19,18) aus dem Jahre 1254, also nicht einmal ganze zwei Jahre zuvor. Akrop. 63: 130,22. Die meisten in diesem Abschnitt herangezogenen Beispiele stammen
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EINLEITUNG
wie s;ine Darstellung wirklich kunstvoll komponiert ist, aber doch unbestreitbar in betriichtlichem Maße dem Eigenlob dIent - und gerade dIese kunstvolle ~om.. "1 I -Iltell Kenner der Rhetonk auS und damIt als emen wurdipOSltlon weist 1 111 a S CL ,..' . ' "1 cl N'kephoros Blemmydes, wurdlger auf Jeden Fall als der regIeren_ gen 5cIlU er es I . .. _ . de Kaiser, der von seinem Unterricht bel Blc~lmyd~s nu~ wel11g ms Lebc.l1 mItgenommen zu haben scheint (es handelt sich lue.rbel um. den .schlllnmsten Chromk). Und ISt es l1leht allzu beunausgesprocIlen e 1I \ 'or\\'urf in der gesamten . . ' . zeichnend, daß die Chrot/ik endet nut dem VerweIs auf eme von Akropohtes verfaßte und von ihm öffentlich vorgerragene Rede - deren Kern noch dazu d,e meisten Zeitgenossen, wie er betont, nicht begriffe~ l~aben: Ak~opohtes) so müssen wir feststellen, ist schon arg eingebildet, er ergreIft Jede sIch bIetende Gelegenheit, seine Verdienste herauszustreichen, insbesondere seine rhetorischen Fähigkeiten zur Schau zu stellen. Dabei ist aber zu seiner Ehrenrettung festzuhalten, daß er durchaus Grund hatte zu einem gewissen Selbstlob, wie gerade die innere Komposition seiner Chr011ik beweist: er besaß wirklich gestalterische, schriftstellerische und rhetorische Begabung, insbesondere \vußte er recht genau zu unterscheiden zwischen Wichtigem und Unwichtigem. Daß er sich selbst dabei für außergewöhnlich wichtig nahm, wollen wir ihm nicht allzu sehr verübeln; hätten wir ohne diese seine Untugend überhaupt die Chronik aus seiner Feder? 4) Das Urteil über andere Menschen
Wer sich selbst allzu sehr in den Mittelpunkt zu stellen gewohnt ist, neigt dazu, in seinem Urteil über andere Menschen nicht immer objektiv zu sein, sondern sich von Stimmungen und Vorurteilen, also von subjektiven Empfindungen, leiten zu lassen. So ist auch das Urteil des Georgios Akropolites über andere mitunter verzerrt und überschwenglich, und zwar im positiven nicht minder als im negativen Sinne. Nahezu alle diejenigen, die gemeinsam mit ihm von Kaiser Theodor zu neuen Ehrenstellungen erhoben wurdens<, schmäht und beschimpft er, setzt sie herab und macht sich über sie lustig. Damit will er gewiß auch den Kaiser selbst treffen, was noch augenfälliger wird bei der Beschreibung der Lynchjustiz des Volkes an den Anhängern Kaiser Theodors kurz nach dessen Tod 85 . Danach berichtet er ein zweites Mal'6 von dem traurigen Schicksal der noch verbliebenen aus dem 63. Kapitel der Chronik, aus jenem also, in dem nahezu ausschließlich von dem Verfasser selbst gesprochen wird. Aus diesem Grunde wird es uns nicht wundernehmen, daß gerade dieses 63. Kapitel mit der präzisesten Datumsangabe der gesamten Chronik eröffnet wird: siehe dazu unsere erste Anmerkung zu Kapitel 63 unten auf S. 233 Anm.150. " Akrop.60. 85 Akrop. 75: 155,16-156,18. " Akrop. 77: 159,19-l60,15.
40
PRINZIPIE.N
Parteigänger dieses Herrschers, aber nur der hochgestellten . b' . I . .. Th d wIe eISp,e swelSe des eo or Karyanites, denn - und k . ehemaligen ProtovestIanten '1 d' "b . nun om mt sem verletzen d es U rtel - " le u rzgen waren Gestalten über die .h .I . d" ' manmc tvzeeWor_ te zu verberen braucht, eshalh smd SIe auch mit Veracht "b ung u ergangen wor-
den».
Von den Patriarchen kann vor dem Urteil des Laien Akropol't N'k b hl I es nur I ephoI' ras Il. bestehen ,a er wo auch nur deswegen weil er nicht' . h .k ) emma ein ganzes Jahr~ls Patmrc te. De.ssen Vorgänger und auch Nachfolger Arsenios wird als hochst unerfreuhch geschIldert - eIn UrteIl das dann WI' A H . . .." e ugust elsen berg gezeIgt hat, Theodoros Skutanotes abzumIldern suchen wird A h Iv h . 88' .. . uc von let odios H. sagt Akropohtes mchts Ruhmliches, sondern tadelt ihn in recht überheblicher M~mer, e~ seI em Mann, der zwar vorgebe, «vieles zu wissen, aber doch nur VOll wentgell Dmgen Kunde besaß:,.ynd die aufgeklärte, mitunter geradezu als antiklerIkal - mcht aber als annrehglOs! - erscheinende Haltung des Akropolites ZClgt SIch auch m der herablassenden Art, mit der er von Maxim' . .. sq . os, Immer h'In eInem Monch, sagt·, er seI wohl nur deswegen Patriarch geworden, weil «er die
'7
":lt
Frallet/welt betörte und diese ihn umgekehrt anhimmelte,,_ Dieser herablassenden und despektierlichen Art des Urteils über andere - man erin~ere sich nur an s:;ne Charakteristik eines Protosebast6s als eines «ganz unsehembaren Mandls" - stehen aber warmherzige Verehrung und großes Lob gegenüber. So hat er zum Beispiel sein ganzes Leben lang seinem Lehrer Nikephoros Blemmydes mit echter Dankbarkeit und hoher Ehrfurcht und Ergebenheit angehangen", so hat er seinem leiblichen Vater ein schönes literarisches Denkmal 92 gesetzt : diese beiden, so dürfen wir schließen, sein leiblicher und sein geistiger Vater, haben den größten Einfluß auf ihn ausgeübt. Deshalb ist sein Leb dieser beiden Persönlichkeiten mit sehr viel mehr Ehrlichkeit vorgetragen als der Preis Michaels, des späteren Kaisers: von jenen wollte er nichts erhalten, dieser aber sollte ihn weiterhin im Staatsdienst belassen und ihn fördern. Wenn wir von dem Urteil des Akropolites über andere Menschen handeln, ist auch ein Blick auf seine Charakteristik der verschiedenen Herrschergestalten zu werfen. Da fällt als erstes auf, daß eine eigene Charakteristik des Michael Pa laiologes fehlt: dieser wird eben in verschiedenen Episoden vor 1259, vor dem An-
87
" : " "
Akrop.84: 180,2-4. Akrop. 42: 71,25-26. Ak rop . 19: 32,19-20. Akrop. 60: 123,5 in der Übersetzung von H. HUNGER 1445. Vgl. Akrop. 53: 106,9-22 und 32: 50,4-5. Akrop. 29: 46,15-47,3.
41
PRINZIPIEN
EINLEITUNG
tritt der Kaiserwürde, in den glühendsten Farben der Verehrung beschrieben". Doch es ist mindestens ebenso bezeichnend, daß bel der SchIlderung von Theodors 11. Tod" keine Charakterdarstellung zu lesen Ist, sonde~n nurem knapper . I "b d KaI'sers Nachkommen; eine Kurzcharaktenstlk dIeses Kaisers .. . 95· Berle 1t II er es findet sich nicht nach dessen Tod, sondern vor
Beg~nn semer ReglerUl~.g
,dIese ist
mithin i111 echten Sinne des Wortes ein VorurteIl und soll der großeren Ehre Michaels dienen. Von den Kaisern der Lateiner anerkennt Akropohtes Heinrich • Flandern ziemlich vorbehaltlos, von der Größe und K6rperkraft des Johan\ on . "" b ""I' 96 d nes von Brienne, des «Königs von Jerusalem», Ist er ganz u e.~wa 9~lgt .' un auch dem Bulgaren Ivan 11. Asen steht er recht wohlwollend gegenuber . Seme radikale Ablehnung aber trifft Michael 11., den Herrscher von EpIros, den er nahezu 1111mer den Apostatel/ 9S nennt, einen Aufrührer also gegen das gnechlsche Ostreich von Nikaia-N)'111phaion, einen Gegner mithin des Michael VIII. Palaiologos wie auch von dessen Vorgängern. Wir sehen, wie sich Objektivität mit Voreingenommenheit paart: objektiv beurteilt er jene Männer unter den Gegnern des Reiches, die vor 1246 gestorben sind, während seine radikale Aversion dem Gegner des Paläologen gilt. . . . . Sehr beachtenswert sind die CharaktenstIken der belden KaIser Theodor I. 99 Laskaris und Johannes III. Vatatzes. Bei Theodor I. beginnt Akropolites mit dem Alter zum Zeitpunkt des Todes und beschreibt sodann sein Äußeres, und zwar so präzise, daß sogar sein gespaltener Bart und die Form seines Kinns zur Sprache kommen"lO • Mit seinen sexuellen Ausschweifungen hätte er seinem lOl Nachfolger Johannes 111. an die Seite gestellt werden können, doch der übertrieb das Maß des Erträglichen noch dadurch, daß er die Dienerin seiner blutjungen Frau aus dem Geschlecht der Hohenstaufen nicht nur zu seiner Maitresse
93
Die Haltung des Volkes gegenüber Michael Palaiologos, wie sie sich in Akrop. 50:
machte,. sondern .. ihr sogar Purpursandalen zu tragen gab SOwIe . Z aumzeug und . Zügel m Purpur". -r:rotz der SchIlderung dieses Verhaltens des Kaisers (wobei Akropohtes den schand lIchen Auftntt der italienischen Contessa im Kloster des Blemmydes schamhaft verschweigt) SOWIe der übrigen sexuellen Abenteuer des KaIsers Johannes ISt dessen Charaktenstlk insgesamt recht wohlwollend und objektiv. Das warmste Lob aber spendet der Chronist der im Jahre 1239 verstorbenen Frau des Johannes, der Kaiserin Irene, denn er sagt, Kaiser Johannes habe des Todes der Irene seine Sexual"t""t . b h h erst. seIt dem ZeItpunkt 102 . .. I a 111 un e crrse tcr Welse ausgelebt ., dIeser also seI er In echter Gattenliebe treu gewesen. S'1e se Ib sr . 103.. WIrd von AkropolItes gepnesen als .. e'.ne Frau voller Zucht und Herrschaftswillen»; und sie 1st es Ja auch, der der spatere Historiker seine erste uns bekannte literarische Arbeit widmet, sein Grabgedicht in 117 Versen 104. 5) Der griechisch-nikänische Patriot Die Charakteristiken der Herrschergestalten erweisen Akropolites schon als echten Patrioten, doch dieser sein PatriotisffillS 105 dringt auch noch an mehreren
anderen Stellen durch. So ist es leicht verständlich, daß er die Hauptstadt des Reiches, die ja auch seine Geburtsstadt ist, als .. die schönste und berühmteste Stadt überhaupt» bezeichnet 106 . Mehr zu beachten, weil weniger konventionell, ist der Gebrauch der 1. Person des Plurals (wir, uns, unsere), womit Akropolites nur den gängigen Begriff der Rhomäer variiert lO7 - einen Begriff übrigens, der in sich selbst schon ein wenig von dem echt griechischen Stolz und Patriotismus des Autors verrät: die Griechen von Byzanz stehen in der echten Nachfolge des römischen Reiches, und es ist der Stolz eines jeden Bürgers im Reich, reinrassiger Grieche, also eben Rhomäer, zu sein'OS. Gerade deswegen werden die Bulgaren abgelehnt, sie erscheinen als der Prototyp der Barbaren; da kann es heißen, die Bulgaren verstünden es nicht, eine Stadt zu verteidigen 109 , genauso wenig seien sie zu einer Belagerung oder gar Eroberung einer Stadt imstande llO , kurz: die Bulga-
99,12-18 und 76: 158,7-159,4 niederschlägt, erweckt den Eindruck, Michael habe auf seine Mitmenschen genau so gewirkt wie im 1. Jahrhundert Kaiser Titus, den Sueton, Titus 1 «amor ac deliciae generis hummli» nennt.
Akrop. 74: 153,20-154,9. " Akrop. 52: 105,6-17. " Akrop.27:44,22-25. '{7 Vgl. Akrop. 39: 64,7-11. 98 Zu dem Urceil über Michael 11. Angelos, den Herrscher von Epiros, siehe das nächste
94
Kapitel der Einleitung. 99
Akrop. 18: 31,19- 32,11.
100
Das ist bedeutsam, weil Kaiser Theodor 1. auf den Münzen auch mit diesem gespaltenen Bart dargestellt istj darauf hat HENDY 231 hingewiesen.
101
Akrop.52: 103,19-104,18.
42
102 103
Akrop. 52: 103,23-104,1. Akrop. 39: 62,19- 23.
104
Unsere Übersetzung dieses Grabgedichtes unten S. 193.
105
Zu dem Patriotismus, wie er von den Herrschern von Nikaia-Nymphaion gepflegt wurde, ist generell auf den Aufsatz von 114-137 zu verweisen.
J.
IRMSCHER,
Byzantinische Forschungen 4 (1972)
Akrop. 4: 8,3. Zum Beispiel Akrop. 36: 55,1 oder 37: 58,11 u. Ö. lOS Vgl. die Rede des Nikolaos Manklabites vor Melnik: Akrop. 44: 76,27-28. 10' Akrop. 43: 75,13. llO Akrop. 13: 22,26-28. 106
107
43
E1NLElniNG
PRINZIPIEN
. . ·1···· I' H· sicht unzuverliissig und unbrauchbar"'. Doch in die111_ Ik d '. . I d d·' B 1 3r'n noch übertroffen von dem Vo er Serben, von le U g l: . .. dem dc~ Byzantiner zu berichten \VCil~112, dals es «schml um ett~es w~tlZlge1'l Vortei~ . d· B d d . Frelllldsc!""1 a/;schtitlelt ulld deli FnedenSlrtlllk mit Füren selen m 011 Iransc ler
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ße1J tritt~" ja dag es niemals Vertr~igc ell1halte~l wl:d. _ . Der Patriotismus des rhomäischcll Autors Ist mehr n~lr dazu angetan, d,~ and:~ fen Stämme wie Bulgaren oder Serben zu veracht~n) cr 1st ebc,~fal1s gegen die MIt. h E . ri -htet· das hat einmal selllen Grund 111 der Schlacht von gnec en von ptros gc (.; ,< .' . . Kastoria in der Ebene von Pelagonia, in der dIe Alhanz aus Ep,roten, AchaJern und Sizilianern vernichtend geschlagen worden war, zum.. and,eren abc~ Ist Akra.. G fangenschaft bei Ivlichael 11. aus verstand lichen Grunden sehr · po lltes selt semer e, '-., . hr. 113 . schlecht auf die Epiroten zu sprechen. Daher ruhrt ~em sc Immer Vorwurf·, dIe Leute im \\'cstcn seien verweichlicht und hielten, rem gar Illchts m~hr aus. So fallen auch diese schon im Grunde unter den Begriff der Barbaren, mcht anders als die Bulgaren und Serben im Westen oder die Tataren ,m Osten. Im Grunde 1St das Weltbild des Akropolites jenes einfache geblieben, das scbon dIe alten Griechen kultiviert hatten'l<, das da lautet: es gibt Griechen und Nicht-Griechen, die letzteren sind allesamt Barbaren'l5 - und für Akropolites sind schon die Westler Barbaren, ja schlimmer noch als die Ausländer, ,,:eil es sich bei ihnen trotz allem um Griechen handelt. Unter diesen Umständen mussen Wir uns daruber klar sem, daß der Bericht des Akropolites über das Reich von Epiros von negativen Vorurteilen geprägt ist: er ist der Hofhistoriograph des ersten Paläologenkaisers!l6, der mit dem Machtanspruch des Siegers von Kastoria 1259 und des Eroberers der Hauptll7 stadt 1261 seinen Gegner Michael 11. als Rebellen beschimpft . Verließen wir uns daher einzig auf die Darstellung unseres Autors, so erhielten wir ein schiefes Bild von dem epirotischen Reich!"; dessen Herrscher sind mitnichten so verderbt,
111 llZ
I!J 114
Vgl. Akrop. 57: 113,15-18. Akrop. 70: 145,17-20. Akrop. 80: 167,14-16. Hierzu "gl. umer den unzähligen Stellen zum Beispiel Thukyclides II 97,3; Aischylos, Perser 255; Hcrodot I 58.
sie sind kci~es~egs so ((tre,ulose Opportunisten» 119, wie uns der Chronist des Reicl~es von N,kma-NymphalOn glauben ,~achen will. Georgios Akropolites ist geWIß Patriot, und zwar grlecilischcr Patnot, doch als echtc Griechen anerkennt er nur jene, die im Reiche von Nikaia-Nymphaion den Gedanken der griechischen Einheit ~ufrecht erhalten lmd dann mit der Riiekeroberung Konstantinopels durchgcfuhrt haben; Rhomacr 'm Smne des Akropolites sind alle die, die sich zu den Kaisern aus den Häusern Laskaris-Vatatzcs-Palaiologos bekennen, wer hingegen den Angcloi Gehorsam leistet, der erscheint ihm als Verräter an der h ... _ 120 . ., . . r omal sehen Sache und 1St daher 'm letzten noch schlimmer als ein echter Barbar. Das Urteil des Akropolites ist folglich das des Siegers aus dem Ostreich; dessen politische IdeologlC, dIe SIch m den langen Jahren nach 1204 herausgebildet hatte, ma ungefähr Folgendes als Grundtenor verkündet haben: g 1) es waren die Angeloi (Alexios III. und Alexios IV.) gewesen, die die Hauptschuld an der Eroberung der Hauptstadt durch die Lateiner traf 2) Andronikos Palaiologos war schon 1246 Statthalter von Thessalonike gewesen, nachdem die Herrscher aus dem Geschlecht der Angeloi von Johannes III. Vatatzes endgültig unterworfen waren 121 3) dessen Sohn Michael war schon in jungen Jahren gegen den Epiroten Michael im Auftrag des Kaisers von Nikaia-Nymphaion zu Felde gezogen l2l , hatte folglich seit 1252 schon Kenntnis von der Rebellion des Michael von Epiros 4) dieser MichaelI!. war unehelich geboren 123 , hatte gegen die Ostkaiser intrigiert, war aber dann doch 1259 von jenem Michael Palaiologos vernichtend geschlagen worden, der schon seit sieben Jahren auf dessen Verfolgung aus war. Da nun aber 1261 Michael VIII., der Kaiser des Reiches, in der Hauptstadt Konstantinopel residierte, war es spätestens jetzt klar, daß die Rhomäer in ihm ihren legitimen Repräsentanten sehen mußten, daß mithin das Westreich von Epiros nichts anderes sein konnte als sein Herrscher, nämlich ein Bastard. Von diesen oder ähnlichen ideologischen Überlegungen dürfte es herrühren, daß Georgios Akropolites gerade den Michael I!. Angelos mit tiefer Ablehnung verfolgt und immer wieder als Abtrünnigen bezeichnet 124 •
119
So KARPozlLos 11.
Vgl. hierzu ganz besonders die Unterhaltung zwischen Michael Palaiologos und dem
120
Vgl. dazu unsere Anmerkung zu Akrop. 45: 83,14, unten S. 22-6 Anm. 99.
Bischof Phokas im Kapitel 50: 98,4- 14.
121
116
A. FAILLER 237 u. 246 nennt Georgios Akropolites zu Recht den «partisan de Michel
122
VIII».
123
Akrop.46. Akrop.49. Akrop.14.
tt7
Oft und oft nennt Akropolites den Herrscher von Epiros Michael 11. den Abtrünnigen, Apostaten, Rebellen. Aber auch Michael VIII. selbst nennt in seiner Autobiographie
124
118
Darauf hat zu Recht sehr nachdrücklich hingewiesen A. KARPOZILOS 11 u. 31- 32 u. Ö.
115
(Kap. 7: Gregoire 455) die griechischen Feinde aus dem Westen Apostate".
44
In diesem Zusammenhang ist allerdings auf eine Bemerkung von B, FER,ANCIC, Les etats er Ies rapports 651 einzugehen. Nach FERJANCIC hätte lvfichael 11. im Jahre 1264 Anna, die Tochter der Schwester Kaiser lvfichae1s VIII., geheiratet, weiterhin sei er ab 1264 bis zum Ende seiner Regierung 1268 (bisher hatre man immer 1271 angegeben) Kaiser Mi-
45
EINLEITUNG
.' . d L b> d die Politik, Gnomen des Akropolites 6) Emslchten an as e eil un Unser Chronist verrät mitunter einen erstaunlich lebensnahen und realistischen
. . 111 . po I"ItISC he S·ac Il''e rhalte und in das Leben In der schon Embhck . der Menschen. ..
mehrfach zitierten Rede des Nikolaos iVlanklabItes vo~ den .Burgern der S.tadt Melnik - der Wortlaut dieser Rede gibt unzweIfelhaft dIe polItIsche Grunduber_ 't s \vieder - wird 125 dIe AnarchIe als das schlImmste Unter zeugung des Ak ropo I1 e . ' .. ·' I übeln gebrandmarkt· um eme solche zu vermelden, aII en po IltISC lel1 ~" ..' . schlagt der Redner die Unterwerfung unter einen Herrscher vor, n~:urheh meht. un:er den
Zaren der Bulgaren, sondern unter den Kaiser der Rhomaer. AkropolItes Ist .red·h h bei den Barbaren die guten SeIten zu sehen: so lobt er ausdruckIIC genug, auc 126 d h d' . h d' lich die Milde des bulgarischen Zaren Ivan 11. Asen , ure le SIC. leser nach dem errungenen Sieg und trotz dieses Sieges neue Freunde erwarb, em Verfahre.n, das zu allen Zeiten erfolgversprechend Ist: man denke beIspIelsweIse an Blsmareks Verhalten nach dem Sieg von Königgrätz. . .. Für alle Zeiten gültig, für das 13. Jahrhundert genauso wIe fut das ausgehende 20. Jahrhundert, sind die Einsichten, die Georgios Akropolites über Personalentscheidungen oder über politische EheschlIeßungen vortragt. Da sagt er zu Ende des 50. Kapitels 127 , es gebe Ehen unter Verwandten, die die Kirche verbiete, die aber die Kaiser anerkennen könnten, und zwar "wegen threr Obsorge um das Ganze und aus Gründen der Staatsraison». Und was würde sich je ändern an den Personalentscheidungen der jeweiligen Machthaber? Hierzu finden wir in der Chronik zwei markante Aussagen!28: "Die Herrscher wollen recht schwache und in ihrem Verstand mittelmäßige Patriarchen, also solche, die ohne P1'Obieme die Wünsche der Kaiser als Befehle ausführen» und: "zumeist halten die Herrschenden in solchen FälleIl IIach Männem Ausschau, die ihllen schön tun, damit sie nicht Leute erhalten, die sich ihren Wünschen widersetzen». Bei der Lektüre dieser Sätze neigt man doch dazu, dem Autor ein wenig mehr Glauben zu schenken,
chaels loyaler Verbündeter gewesen, und auch sein Sohn Nikephoros hätte beste Beziehungen mit Byzanz gehabt. Wenn diese These zuträfe - was doch recht unwahrscheinlich ist -, so hätte sie zur Folge, daß die Chronik des Akropolites schon spätestens 1264 fertiggesrellt hätte sein müssen, denn sie ist ganz offenkundig mit einer ideologischen Gegnerscha& gegen das Reich der Angeloi in Epiros geschrieben. Möglich wäre das immerhin, denn die Chronik wurde kurz nach 1261 begonnen, kann daher gewiß schon zwei Jahre später vollständig vorgelegen haben. 125 126 ll7
128 129
46
Akrop. 44: 76,19-21. Akrop.25:42,15-20. Akrop.50:100,12-14. Akrop. 53: 106,22-25 u. 42:72,5-7. Akrop. 60: 124,14.
PRINZIPTEN
wenn er allfällige Beamtenernenn~ngen als "Kindereien» abtut l29 - zumal da er selbst Ja beWIesen hatte, daß er KaIser Theodor 11. nicht immer zu Willen Betreffen die bisherigen Zitate die alltäglichen, für einen jeden Sichtb;;~' und erkennbaren, Themen der Politik, so ist doch festzuhalten daß Ceo . Ak . . ..... ' rglOs ropoIItes ~ann und wann auch ,"men. BlIck fur großere historische Zusammenhänge und fur dIe eIgentlIchen TrIebkrafte der GeschIchte verrät. So raisonniert er zum lJO Beispiel anläßlich der politischen und militärischen Erfolge Kaiser Johannes' III. darüber, daß so manche sich krampfhaft anstrengen und doch nichts erreichen, daß hinwiederum anderen so vieles ohne die geringste Mühe in den Schoß fällt. Und in einer Hinsicht erweist sich Akropolites doch als ebenbürtig dem rol31 ßen Hisrori~er Thukydides , in der Unterscheidung nämlich zwischen 7tQ6~a ()'l~ und UA.TJllElU, ZWIschen vorgeschobenem Vorwand als dem vermeintlichen Grund für eine Handlung und dem eigentlichen, echten und wahren, Beweggrund, der zu Zelten des Thukydldes und des Akropolites kein anderer ist als in unseren Tagen: Gewinn, Erhaltung und Vergrößerung vorhandener politischer Macht über Territorien und über Menschen. Die Befreiung Jerusalems war für Männer vom Schlage eines Enrico Dandolo 132 wahrlich nur ein Vorwand 133 für das Unternehmen, das wir fälschlich als den Vierten Kreuzzug benennen; und die traurige Gestalt des Kaisers Alexios III. Angelosl 34 konnte dem Sultan von Konya gewiß nur als vorgeschobener Vorwand dienen, «in Wahrheit war es sein Ziel, das gesamte Land der Rhomäer zu überrennen und auszuplülldern oder in seine Gewalt zu bringen» 135. 7) Gott als der Herr der Geschichte Schon die Unterscheidung zwischen Vorwand und wahrem Grund für ein und dasselbe Tun zeigt, daß Georgios Akropolites die Geschichte kritisch betrachtet
130
Akrop. 44: 78,3-9.
131
Siehe bei Thukydides als Locus Classicus die Stelle aus der Rede des Hermokrates von
Syrakus: Thuk. VI 33,2; dasselbe Schema ist gerade bei Thukydides sehr häufig anzutreffen. 132
M. HELLMANN 67 sagt, Enrico Dandolo sei schon seinen Zeitgenossen «als eine tmgewähnliche, ja, unheimliche Persönlichkeit, ... , rücksichtslos und grausam» erschienen. Um 1107 geboren, war er 1192 zum Dogen von Venedig gewählt worden und starb im Jahre 1205; begraben ist er in der Kirche der Hagia Sophia, der Hauptkirche der eroberrcn Stadt Konstantinopel.
133
Akrop. 2: 5,15. 338 nennt ihn einen «machtliistemen Schwächling» und (5.344) einen «erbärmlichen Kaiser».
134 OSTROGORSKY 135
Akrop. 9: 15,9-11.
47
EINLEITUNG
GESCHICHTE
, G h' -h I reibung mit selbständiger Kritik durchführen will. I d und dall er seme esc Je t s S C ' " " d h' I t seine Grunduberzeugung, wonac, er gesamte AbDoch uber all as maus ge, 'b d ß ' I G tt gelenkt wird; immcr wledcr ctOllt cr, a GOtt der lauf der Gese IlIC He von 0 , I' I ' 'I ' d ß die Vorsehung Gottes das elgent IC ,e Kontmuum alHerr der GescIlIC ,te 1St, a, , d f d ß ' ' kl ung IOst und bleibt. DabcI legt er Wert a I er dem , .arau, , I ' ler GeschIChtsentwIC , t er fühlt sich als echter. ChrIst, Gott der Christen vertrau, . wie I1IC 1t zu etzt sem l36 , d en H'e rn r im Zeitpunkt semer tiefsten Schmach und Gebet an Christus, ,. . Er' Z weml ' al 137 spricht er. m . der 1. Person Plural. von sIch als niedrigung b ewe1st. . .. h ' tl' hen Gemeinschaft (Wir Christen, Wir Glaub/gen), oftmals ,d d G Ile er c ns JC " I k 138 d' , h d \1 sehung Gottes die die GeschIchte en t ,un emmal sagt spnc t er von er or '.... h' h ' Somit 1St die Gesc IC tsschrelbung er 139 exp I,' lZlt, d aß G 0 tt da I'St , der alles SIeht. . ' des Akropolites die eines gläubigen Chnsten, emes Menschen also, der dem Ablauf der Geschichte einen immanenten Smn abzugewlllnen weIß, denn die Geschichte bewegt sich zu auf Gott.
V.
ÜBERBLICK ÜBER DIE GESCHICHTLICHEN EREIGNISSE
Lage der Angeloi in Konstantinopel durch ihre Verschwägerung mit dem Geschlecht der Staufer: Kaiser Heinrich VI. hatte die Ehe seines Bruders Philipp von Schwaben mit Irene durchgesetzt, der Tochter Isaaks 11., mithin der Nichte des Alexios III. Zwar war Kaiser Heinrich VI. schon im September 1197 in Messina gestorben, aber die Verschwägerung der Angeloi mit den Staufern blieb bestehen und führte zu schlimmen Verwicklungen. Alexios IV. Angelos, dem damals zwanzigjährigen Sohn des geblendeten Isaak 11., gelang es, nach Italien zu kommen, wo er in das Feldlager seines Schwagers Philipp gelangte3 : diesen wollte er um Unterstützung bitten, damit er selbst und sein geblendeter Vater in Konstantinopel wieder als Kaiser eingesetzt würden. Der ganze Vorgang zeigt die außerordentliche Schwäche des Reiches unter Alexios III.: Machthaber des lateinischen Westens katholische Fürsten, ja sogar Papst Innozenz III.\ sie alle wurden bestürmt, de~ innenpolitischen Wirren im fernen Konstantinopel ein Ende zu bereiten. Dazu kam das Versprechen, Byzanz werde viel Geld zahlen, und so bedurfte es nur noch eines entschlossenen Kriegers wie Enrico Oandolo, um das versammelte Heer der Kreuzfahrer nach Osten zu lenken. Im Jahre 1202 stachen sie von Venedig aus in See und erstürmten gegen das ausdrückliche Verbot des Papstes5 die Stadt Zara - eine Stadt, deren Bewohner
Vorbemerkung: In diesem Kapitel der Einleitung solle~ ei.nige Fa.~ten darge~tellt \~erden, deren Kenntnis einem besseren Verständnis der Chromk dienen konnte. In diesem außerst knappen historischen Überblick werden nur solc~e - aber keines\~egs alle! - Tatsachen beschrieben, die in einem Zusammenhang mit der uberserzten Chro1l1k stehen.
Friedrich I. Barbarossa (gest. 1190)
/
Heinrich VI. (gest. 1197\
1) Die Thronwirren vor dem Jahre 1204 Am 8. April 1195 wurde Kaiser Isaak 11. Angelos auf Befehl seines älteren Bruders Alexios III. abgesetzt und geblendet. Durch diesen verbtecherischen Akt wurde Alexios III. selbst für die Jahre von 1195 bis 1203 Kaiser von Byzanz, formal aber war er von dem Heer «ohne tieferen Grund im Feldlager zum Kaiser,,1 ausgerufen und vom Volke der Hauptstadt akklamiert worden 2 • Nun war Alexios III. schon in seiner Person ein Schwächling, aber richtig kompliziert wurde die
136 137 138
139 I
2
48
I
J
---------
/
"'-
Philipp von CD Irene Alexios IV.
Schwaben (gest. 1208)
/~ Anna
Eudokia
CD
CD
Theodor I.
Alexios V.
Laskaris
Murtzuphlos
Zur Chronologie vgl.
J.
LONGNON 31, aber auch GREGOIRE, The question, und insbe-
sondere das Buch von D. E. QUELLER. eh. M. BRAND 276 (siehe auch S. 228) datiert die Flucht des Alexios IV. in den späten September oder Oktober des Jahres 1201, so auch D. NrcoL, Byzanrium and Venice 129 und GODFREY 67. Das Feldlager des Philipp von Schwaben war in der Nähe von Verona an der Straße zum Brenner-Paß: THIRIET, La Romanie68. 4
So H.-G. BECK, Senat und Volk 366. J. GODFREY 22 beobachtet, daß Alexios III. «der einzige von fünf Brüdern» war, «der nicht geblendet worden war». Zum besseren Verständnis diene die folgende Genealogie.
AlexiosIII. Angelos
Friedrich 11. (gest. 1250)
Akrop. 63: 131,18. Akrop. 9: 16,1-3 u. 63: 127,27. Zum Beispiel Akrop. 85: 181,10 u. 183,18 bei der Rückeroberung von Konstantinopel; 65: 136,22-24; 36: 56,2; 46: 83,26-84,1 u. Ö. Akrop. 34: 53,10.
Isaak 11.
Angelos
5
Zu der Rolle dieses Papstes Innozenz lII. ist allerdings zu beachten, was H. RaSCHER 92-122 geschrieben hat. Besonders wichtig ist ROSCHERS Erkenntnis (S. 101), daß lnnozenz' Rolle im Zusammenhang mit der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1204 wirklich nur «eine Nebenrolle» war.lnnozenz Ill. hatte zwar den jungen Alexios IV. Angelos zu einer Audienz empfangen, ihn jedoch ohne die geringste Zusage einer Hilfe entlassen: siehe D. NICOL, Byzantium and Venice 130. Vgl. J. GILL, Byzantium and the Papacy 15; GODFREY 69 U. 80.
49
GESCHICHTE
EINLEITUNG
. Als Folge dieser Expedition wurde im Mai 1203 sschließlieh C h risten waren. d a u , d Abk z ,','ber die beschlosselle Ab/eil. kzmg es Kreuzzuges Ult«aufKor,u as 'omme1 .. . • 6 d eben anderen beteIlIgt AlexlOs IV. Angclos, dessen tel'zelchnet»; aran waren n . .. ~'. . . d V- bien an semem Vater zu rachen, Enrtco Dandolo, der die Ziel es war as er ree 1 ' . 'd . h' cl,en Hauptstadt erstrebte, und Bomfaz von Montfetrat Eroberung cr grtec 15 < • 7' der sich zumindest privat bereichern wollte. Am 17. JulI 1203. wurde nun die Stadt erobert: Alexios III. war mit dem Kronschatz geflohen (spater gl11g er sogar an den Hof des Sultans), und so konnten dIe Latemer ohne WIderstand Isaak H. und dessen Sohn Alexios IV., der das ganze Unternehm~n m Gang gebracht hatte, als Kaiser und Mitkaiser einsetzen. Doch dIe neue RegIerungkonnte dIe versprochenen Zahlungen nicht leisten, bei der eIgenen Bevolkerung .Jedoch geriet sIe Wegen eben dieser Zahlungsversprechungen, völlig in MißkredIt. So k~m es im Januar 1204 zu einem Aufstand: AlexlOs IV. und Isaak 11. wurden getotet, und neuer Kaiser wurde einer der Schwiegersöhne des Alexios I1I., der wiederum Alexios hieß und den Beinamen «Murtzuphlos" trug. Dieser neue Kaiser kam auf Grund innerer Wirren, nicht durch Machenschaften der Lateiner, am 5. Februar 1204 auf den Thron', doch lange konnte er sich seiner Würde nicht erfreuen: am 13. April 1204 fiel die Hauptstadt in die Hände der Lateiner, er selbst war zunächst nach Mos nupolis geflohen, dort geblendet und den Lateinern übergeben worden, die ihn Jann in Konstantinopel umbrachten 10. Das war der Beginn des sog. Lateinischen Kaiserreiches von 1204 bis 1261, also jener Epoche, die Georgios Akropolites in seiner Chronik beschreibt.
6
7
So
OSTROGORSKY 344. Zu der Auseinandersetzung über die vermuteten Motive der Ablenkung des Kreuzzugs siehe jetzt das Buch von D. E. QUELLER. Dieses Buch ist eine Sammlung der verschiedenen Meinungen (in englischer Übersetzung), die zu dem Problem des sog. Vierten Kreuzzugs geäußert worden sind, es ist somit ein Kompendium aUer nur denkbaren Theorien zu dieser Frage. Hier soll aber doch auch QUELLERS Satz auf S. 110, der letzten Seite dieses Buches, zitiert werden, der nun doch ein wenig resignativ klingt: «On the Fourth Crusade, as on other questio1ZS of interpretation, history has not achieved and will never achieve a final answer». Als die eigentlichen Beweggründe für die Eroberung Konstantinopels gibt J. GODFREY, S. VII in hervorragender Klarheit die folgenden an: «an amalgam of feudal honour, martial courage, Christian idealism, French vanity, Venetian maritime skill, and human greed». Das Datum nach A. HOHLWEG 14.
Zu Alexios IV. vgl. HOHLWEG 14;]. M. HussEY, Byzantium and the Crusades 150-151; D. N'COL, Byzantium and Venice 117,129-140. , BRAND 251; S. BLÖNDAL 165. 10 Vgl. VLACHOS, Melenikon 35.
2) Die Auflösung des griechischen Reiches im Jahre 1204 Das ehemals so große Reich war schon vor 1204 immer kleiner geworden aber das Jahr 1204 brachte eine vollständige Neugliederung des ehemaligen Rei~hsge biets". Wir haben nunmehr folgende Teilgebiete zu unterscheiden: _ Das Lateinische Kaiserreich von Konstantinopel 1204-1261 _ Das griechische Kaiserreich von Nikaia-Nymphaion 1204/6-1261 (1453) _ Das lateinische Königreich von Thessalonike 1204-1224 _ Das Herzogtum von Athen 1204/5-1460 _ Das Fürstentum von Achaja 1204/5-1432 - Das Reich von Epiros 1204-1340 - Verschiedene verstreute Besitzungen der Venezianer und der Genuesen - Verschiedene kleine und kleinste griechische Teilherrschaften. Die kleinen lind kleinsten Teilherrschaften sind beispielsweise jene des Theodor Mankaphas in Philadelpheia, des Sabbas Asidenos in Sampson oder des Leon Sguros in Korinth 12 • Das Kaiserreich von Trapezunt war schon vor 1204 entstanden und sollte bis nach 1453 «in Abgeschiedenheit sein eigenes Leben,,1J führen. Das Fürstentum von Achaja kam unter die französische Oberhoheit der Villehardouin, Fürst Wilhe1m von Villehardouin, der Gründer von Burg und Stadt Mistra, wird von Akropolites mehrfach erwähnt. Das Herzogtum von Athen kam anfangs an den Herzog Otto de La Roche aus Burgund und sollte im Laufe des 14. Jahrhunderts sogar unter die Oberhoheit der Katalanen fallen. Das Königtum von Thessalonike mit Makedonien und Thessalien fiel anfänglich an Bonifaz von Montferrat, der allerdings schon 1207 im Kampf gegen die Bulgaren fiel, danach blieb es noch für ganz kurze Zeit unter dem Befehl der Lateiner, bis es 1224 an die griechischen Herrscher von Epiros fiel. Über die Wirkung der Einnahme Konstantinopels auf die Griechen, die Rhomäer, hat Bernhard Sinogowitz 14 geradezu als Motto für die Zeit nach 1204 geschrieben: «Der vierte Kreuzzug vermochte wohl das schwache byzantinische Reich umzustürzen, >zieht aber die lIationale griechische Gegenbewegung zu vernichten». Der Kampf um die griechische Einheit bis hin zu der Rückeroberung der Hauptstadt wurde zum beherrschenden Thema der Politik nach 1204, ja, es erwuchs erst jetzt ein echtes griechisches Nationalgefühl.
11
diesen ganzen Teilherrschaften ist zu vergleichen die 1v1ünchner Dissertation von
]iirgen HOFFMANN, besonders S. 56-60, 64-65, 68, 138-139. Siehe auch A. BON 55 u. 68; D. ]ACOBY, The Encounter 882-883.
8
50
Die Aufteilung nach DARBY, in: HEURTLEy-DARBY SO.
II ZU
13
So
ÜSTROGORSKY
H SrNOGOWITZ,
357.
Diss. 17.
51
EINLEITIING
GESCHICHTE
3) Thcodor I. Laskaris (1204/5-1222) Als erster Kaiser der Griechen nach der Katastrophe ist Konstantin Laskaris zu ' 1704 bis 1205 regierte I5 , der Bruder des Theodor Laskans, Der nennen, d er \ on ~ . . . . d 16 d 'I . Begrun er es gnec llschen Reirl'de aber ist der eIgentlIche . . . Ierzrgenannte Las ka ehes von Nikaia-Nymphaion geworden: dIes gelang Ihm trotz der NIederlage ge·'·m Jahre 1204 in der Schlacht von POl manen. on, denn dIe Lateiner · Latemt:r I gen d Je wurden ihrerseits am 14. April 1205 von den Bulgaren venllcht~nd geschlagen, so daLI nunmehr Theodor l. an den planmäßigen Ausba~ semes ReIches gehen konnte - obwohl er anfangs schon allein darum hatte kampfen mussen, m der Stadt Nikaia eingelassen zu werdcn t7 • Das hcrausra~ende. ~~~lgI11S .~la.eh der ~aisersal_ bung" im Jahre 1208 war die Schlacht von AntIochela. Im FruhJahr 1211: zu dieser war es gekommen, weil der unselIge ehem~lIge KaIser AlexlOS III. zum Sultan geflohen war und dieser nun Theodor I. bedrangen wollte, d~n Thron zugunsten des Alexios zu räumen. Mit dem SIeg bel AntIocheIa am Maander war dIe OStgrenze gesichert, und in Verträgen von 1212 und 1214 wurden die Grenzen zwischen dem lateinischen und dem gnechlschen KaIserreIch festgelegr. Als Theodor I. im Jahre 1222 verstarb, hinterließ er das Reich von Nikaia-Nymphaion in bestens geordnetem Zustand, und sein Nachfolger wurde Johannes IlI. Vatatzes, der Irene, die Tochter Theodors, geheiratet hatte'o.
daß sie dasselbe Hauptziel verfolgten wurden sie e'l d f"h de dadurch, . 24 .. ' . nan er zu ge a [_ , zumal da SIC belde VOn echtcm gnechischem N t' I " II'chen RIvalen .. . a Jüna patnotlsgegen dIe Lateiner w d' E' h mus erfullt waren. Der erste große Erfolg Z5 ar le mna me von Thessalonike im [)ezcmbcr 1224 durch Theodor Angelos", das dortige lateinischc KOlllgrelch horte zu bestehen auf. Da der Herrscher Th d h . 2 7 . . eo or nun aue zum KaIser ausgerufen wurde , gab es seIt 1224 dreI Kaiser (neben dem bulgarischen Zaren), den latellllschen, den westgriechischen und den ostgriechischen; dadurch war dcr kunftIge KonflIkt schon vorprogrammiert. 28
Am 9. März 1230 jedoch wurdc Theodor Angelos von den Bulgaren unter Ivan 11. Ascn 111 der Schlacht von Klokotnitza vernichtend geschlagen, er wurde sofort danach geblendet und ging seiner Kaiserwürde verlustig. Als Fol d . 29 . . . ge er Schlacht von Klokotmtza «gestaltete SIch das Krafteverhältnis der Balkanstaaten von Grund aus tim, die epirotische Vormachtstellung brach zusammen,,30. Die Nachfolger Theodors (Manuel, Johannes und Demetrios Angeloi) vermochten allesamt nicht mehr, sich gegen den Osten wirkungsvoll zu behaupten, und genau
«in demselben Maße, wie die epirotische Macht sank, stieg die nikänische,,31. Schon im Winter 1241 unterwarf sich Johannes Angelos dem Kaiser Johannes 111. Vatatzes", und im Dezember 1246 schließlich zog der Kaiser von Nikaia-Nymphaion in Thessalonike ein", Das kurzlebige Kaiserreich von Thessalonike hatte zu bestehen aufgehört, und gerade dessen Untergang «ermöglichte dem Ostkaiser
4) Das Reich von Epiros (1204-1246) Das Reich von Epiros regierte anfangs Michael J.21, der «illegitime Sohn»22 des ehemaligen Sebastokrators Johannes Dukas, dem im Jahre 1215 Theodor Angelos, sein Halbbruder, folgte 23 • Dieser Theodor betrieb im Grunde dieselbe Politik wie der Kaiser im Osten, beide wollten die Lateiner wieder vertreiben, doch gera-
2S
Auf diese Rivalität weist besonders nachdrücklich hin ]. M. HUSSEY, The Orthodox Church 186. Aber nicht «Spätherbst 1223», wie B. SINOGOWITZ, Diss. 89 sagt; vgl. PRINZING, Studien
26
Dazu KARPOZILOS 40.
27
Akrop. 21. Der Termin der Kaiserkrönullg des Theodor Angelos ist möglichst früh an. zusetzen, also mit LOENERTZ, Lertre de Georges Bardanes 90 in das Frühjahr 1225, wenn nicht schon in das Jahr 1224 selbst (so HUSSEY, Orthodox Church 208). Abzulehnen ist die Datierung bei HOECK-LoENERTZ 151 (so auch POLEMIS, Thc Doukai 89) "zu..'ischen }wti 1227 und April 1228». Das Reich des Theodor Angelos erstreckte sich über weite Gebiete von Dyrrhachion bis hin nach Adrianopel, vgl. G. FEDALTO 92. Vgl. ZAVORONKOV, Viz. Ocerki 15, S. 198; G. PRINZING, Studien n 48. Die Angabe «April 1230» bei NICOL, Byzamium and Venice 167 dürfte ein Versehen sein.
H
II 41. 15
Vgl. SINOGOWITZ, Dis,. 234-238; SINOGOWITZ, in: Byz. Zeitschr. 45 (1952) 353-356.
16
Zu den chronologischen Streitfragen vgi.
17
Akrop.6.
DÖLGER-\XlIRTH,
S. 1.
Neue Quellen 11 S. 11; «in der Charwoche des Jahres 1208»; A. SAVVIDES, Byzantium in the Near East 61: «March 1208». 19 Akrop. 10. Die Quellen für die Schlacht von Antiocheia am l\1äander sind aufgeführt bei SAVVIDES, Byzantium in the Near Easr 96-100; SAVVlDES 100 datiert die Schlacht auf den 17. Juni 1211. 20 Zu ihm siehe POLEMfS, The Doukai 106-108. 2J TOMADAKES, Logioi 1960, S. 13. 11 So PRJNZING, Studien 179. 23 Daß man nicht VOll einem «(Despotat /.Ion Epiros» sprechen darf, ist seit den Forschungen 18 HEISENBERG.
von STIERNON und FERfANCIC, Despoti allgemein anerkannt; vgl. auch KARPOZILOS 14 und R.-j. LOENERTZ, Aux origines 393.
52
28
'" Zu dieser Schlacht Aktop. 25. 30
So SINOGOWITZ, Diss. 100. Diss. 107.
31 SOSINOGOWITZ,
JZ
Vgl. dazu DÖLGER-WIRTH 1775 und Akrop. 40.
33
Akrop. 45 berichtet von der Garantie der Rechte und Privilegien für diese Stadt, dazu vgl. MAKSIMOVH:, Provincial Administration 253.
53
GESCHICHTE
EINLEITUNG
die W1iedaherstellwlg des Gesamtreiches»,14: dieses Ziel hatte Johannes III. vor 'ndronikos Palaiologos zum Statthalter 111 Thessalomke und Augen, 3 Is er d en /1. dessen Sohn Michael als Befehlshaber in Serrhal und Melmk emsetzte. <
<
•
••
5) Johannes IIl. Vatatzes (1222-1254) Kaiser lohannes III. Vatatzes hatte nicht nur gegen die Griechen im Westell gesiegt (wobei mit .Michael 11. Angelos in Arta, der Hauptstadt von Epiros, immer noch ein ernstzunehmender Gegner übrig blieb), er war auch 1m Kampf gegen die Lateiner erfolgreich. Im Jahre 1224 siegte er gegen sie bei jenem Poimanenon, Wo zwanzig Jahre zuvor Theodor I. eine Niederlage hatte einstecken müssen. Doch er wollte auch einen direkten Angriff gegen die Latemer m Konstantmopel durchführen, wozu er nicht einmal vor einem Bündnis mit I~an 11., dem Herrscher der Bulgaren zurückschreckte; dieses Bündnis wurde beSiegelt durch die Hochzeit des Kais~rsohnes Theodor mit der Zarentochter Helena Asen 35 , Es ist klar, daß dieses Bündnis des Jahres 1234 den Lateinern - nicht minder aber dem damaligen Kaiser von Thessalonike, Manuel Angelos - einen großen Schrecken einjagen mußte, die verbündeten Heere zogen nun 1235 vor die Tore Konstantinopels, um die Stadt zu belagern und, wenn möglich, zu erobern 36 • Doch die vereinigten Heere der Griechen von Nikaia-Nymphaion und der Bulgaren erreichten ihr Ziel weder im Jahre 1235 noch 1236. Dann aber schlug sich Ivan 11. unter Bruch des Vertrages auf die Seite der Lateiner, machte diese Entscheidung später jedoch wieder rückgängig37 und schloß endgültig iin Jahre 1237 mit Johannes IIJ. Frieden38 • So war den Lateinern noch eine kurze Zeit in Konstantinopel gegönnt, zumal seitdem Ivan JI. Asen, «der bedeutendste bulgarische Herrscher des 13. Jahrhunderts»", im Juni 1241 verstorben war. Nach dem Tode seiner Frau, der Laskaridentochter Irene, heiratete Johannes III. Vatatzes im Jahre 1244 die blutjunge Anna-Konstanze von Hohenstaufen - er
war 52, sie 12'0 oder 13 Jahre alt" -, die politische Zusammenarb . . h . ' c u ZWISC en dem Griechen Johannes I1J. un d Kaiser Friedrich 11. datiert b h . 42 . ' . a er sc on seit den Jahren 1237 oder 1238 . Wenn man sich dlCse Allianz mit dem großen Kaiser in zusammensIeht mit dem Vertr T' I' Sizilien vor Augen halt und . ag von fIpO 15 vom Herbst 1243, der zur gemelllsamen Abwehr der Mongolen zWl'sch N'k' N en 1 ala- ymphaion und de~ Sultan von Konya geschlossen wurde'" dann kann man ein wenig ermessen, Wie klug und vorausschauend dlC Politik des Kaisers Johannes war' und diese Bündnisse wurden abgerundet dur~h die Zerschlagung des Kaiserreich~ von Thessalomke und dessen Emverle!bung m das Reich von Nikaia-Nymphaion im Dez~mber 1246. Seit diesem Tag sind die Lateiner in Konstantinopel von einem emzlgen machugen Gegncr umklammert, dessen klares Ziel die Rückeroberung der Hauptstadt am Bosporus ist. Zwar konnten weder Johannes III. noch sein Sohn Theodor 11. Laskaris dieses Ziel schon realisieren, aber es hat doch Kaiser Johannes - ein «Herrscher, wie er nur selten einem Volke beschieden ist»« - die Fundamente gelegt für die Wiedergewinnung Konstantinopels im Jahre 1261. Als er am 3. November 1254 verstarb4', hinterließ er ein in jeder Hinsicht gefestigtes Reich 46. 6) Theodor II. Laskaris (1254-1258) In bezug auf die politische Gesamtlage des griechischen Reiches von NikaiaNymphaion änderte sich unter der Regierung Kaiser Theodors 11. (November 1254 bis August 1258) nichts, im Inneren allerdings wirkte sich der jähzornige und reizbare Charakter Theodors negativ aus, wobei diese Gemütsschwankungen sicher auch mit seiner epileptischen Anlage zusammenhingen. Gegenüber dem Reich der Seldschuken, in dem Michael Palaiologos nach seiner Flucht aus Nikaia gegen die Tataren kämpfte47 , trat Ruhe ein; mit den Bulgaren unter dem Zar Michael Asen schloß Kaiser Theodor einen recht günstigen Frieden" im Jahre 1256, ein Jahr später vermählte er sogar seine Tochter Irene (über ihre Mutter So SCHLUMBERGER 60. Zu ihrem Schicksal vgl. SCHLUMBERGERj DIEHLj .MERENDlNO, Federico 11, S. 373 f. 42 Vgl. BORSAR1283; FRANCH142-45. " Akrop. 41; DÖLGER-WlRTH 1776. 44 So SINOGOWITZ, Diss. 180 . 45 Das Datum des 3. November nach LAURENT, Nores de chronographie 163-165; die An46 gabe des 30. Oktober (so etwa NICOL, Desporare of Epiros 157 und andere) ist falsch. Vgl. dazu auch die Lobeshymne des Theodoros Skurariores in dem Zusatz 33; unsere 47 Übersetzung unten S. 198. Akrop. 64-65 u. 69. 48 Akrop. 62; DÖLGER-WIRTH 1839 c. 40
34
J5
.36
J7
38
J9
54
So SrNOGOWITZ, Diss. 107. Akrop. 33. Vgl. ZANKOVA-PETKOVA, in: Viz. Vrem. 28 (1968) 139; GJUSELEV, Isvestija 1978, 5.17. Für alle Einzelheiten ist neuerdings zu verweisen auf den Aufsatz von J. S. LANGDON, The forgonen ". aus dem Jahre 1985; daneben auf z'AVORONKOV, Viz. Oi:. 202-209; CANKOVA-PETKOVA, in: Byz.-Bulg. 3 (1969)j VASILEVA 87; ZANKOVA-PETKOVA, in: Viz. Vrem.28 (1968) 139ff.; GJUSELEV, JbÖstByz 26 (1977) 149-152. Akrop.36. DÖLGER-WlRTH 1758. SO SINOGOWlrL, Diss. 146.
41
55
GESCHICHTE
E1NLElTllNG
Tich 4'.
Helena eine Enkelin des Ivan 11. Asen!) mit dem neuen Zaren Konstantin Und mit dem griechischen Gegner in Epiros kam es ebentalls zu cmem Ehebünd_ nis 50 , da Nike~horos, der Sohn des gefährlichen Mlch~c1 11., Theodors Tochter Maria Laskaris'
Bei dem Tod des erst 36-jährigen Kaisers Theodor 11. Laskaris im August 1258 war ein legitimer Nachfolger zur Stelle, sein Sohn Johannes IV. Dukas Laskaris, 53 der allerdings ZU diesem Zeitpunkt noch nicht einmal acht Jahre alt war • Diesen machte man zunächst nominell zum Kaiser, doch daneben wurde durch eine Art Volksbefragung" nach dem besten Kandidaten für das höchste Amt im Reich gesucht: einmütig sprachen sich alle für Michael ~~lalOlogos aus, und so wurde Michael am 1. Januar 1259 zum Kaiser ausgerufen -, und zwar nommell zum Mitkaiser des legitimen Johannes IV.56. Dem neuen Kaiser stellten sich notwendig 49
Akrop. 73-74. Konstantill Tich regierre in Bulgarien von 1257 bis 1277 (so OSTROGORSKY 368), sein Regierungsantritt war also nicht erst 1258, wie E. ALEKSANDROV, in:
50
Akrop.63-64.
51
Aber gewiß nicht Theodors Tochter Jrene, wie LANGDON, Diss. 275 angibt. Vgl. dazu P. \('LRTH, Die sprachliche Situation 9. E. FENSTER, Laudes 178 sagt über ihn: «Gestalten wie ih11, die sich das ganze Kultur~ U11d Bildungsgut ihrer Zeit angeeignet ha-
Palaeobulgarica 71 Anm. 26 behauptet.
52
53
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ben, kann jedes bedeutende byzantinische Herrschergeschlecht aufweisen, all Vielfalt und Originalität seitler \Verke diirfte der an Epilepsie leidende und früh verstorbene Laskaride alle übertreffen». Und A. E. VACALOPOULOS, Origins of the Greck Nation 40 schreibt: «Theodore II Lascaris remains a figure of fundamental importance for Greek histoT)' through bis love ofGreek civilizatioll, his strength of character, attd his impressi~ ve illtellectual powers». Akrop.75. Akrop. 76-77 schildert diese Volksbefragung sehr schön; es sei ebenfalls hingewiesen auf die Schilderung dieses Vorgangs durch Michael selbst in seiner Autobiographie, Kap. 6: GREGOlRE, 5. 453. Zur Chronologie "gI. neuerdings A. FAILLER, der sich kritisch insbesondere mit P. ~rIRTH, Die Begründung, JbÖsrByz 10 auseinandersetzt.
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Diese Art und \'X'eise des Aufstiegs zur Kaiserwürde nennt H. GLYKATZI~AHRWEILERl La politique agraire 65 <~la plus curieuse revolution» der gesamten byzantinischen Geschichte. D. J. GEANAKOPLOS, Emperor Michael, überschreibt das einschlägige Kapitel (So 33-46) mit dem Titel «Revolution and Usurpation»; und derselbe Forscher spricht in seinem Aufsatz «Greco-Latill Relations» auf S. 118 von einem «coup d'etal» des Michael
PalaioIogos.
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Festigung seiner Kaiserhe rrse h a ft, d'le endgul~ .. mehrere Aufgaben: die dynastische . . tige Auseinandersetzung mIt MIchael 11. von Epiros, die Herstellun d 5 . . .. I' h M' I g er uprematie der Byzantlllcr 1111 ost le en Ittc meerraum und - natürr h - d' .. . h d IC le Ruckgewinnung der ReIchs auptsta t. Die Dynastie dcr Paläologcn begründete Michael - der sich se Ib st «( dOppeIter Palaiologos» nannte, da seine Mutter und sein Vater den Nach namen d cr PI' 57' a alologoi getragen hatten' - durchell1 unleugbares Verbrechen, durch die GefanBlendung des Thronfolgers . Diese Untat verse h ' gennahme . und .' . legItimen .. wetgt Akropohtes 111 sell1er Chrolllk, erwahnt allerdings das dadurch entstandene Zerwürfnis des PatrIarchen Arselllos mIt dem neuen Kaiser; Akropolites hatte sich ja schon sehr bald auf dIe SeIte des Usurpators Michael geschlagen, und er sollte ihm dann in seiner Rede zur Befreiung der Hauptstadt den Vorschlag unterbreiten58, den unmundlgen Sohn Androl1lkos PalalOlogos zum Mitkaiser ausrufen zu lassen. Mit der neuerlichen Kaiserproklamation sollte dann Michael VIII. den Grundstein legen für die «längstlebige Dynastie der byzantinischen Geschichte»59, eben für di~ Dynastie der Paläologen (1259-1453 in der Hauptstadt, auf der Peloponnes bIS 1460). DlC EntscheIdungsschlacht gegen das Reich von Epiros führte Michael schon im ersten Jahr seines Kaisertums 60 Der epirotische Gegner Michael 11. hatte in der Zwischenzeit durch eine kluge Heiratspolitik 61 starke Bundesgenossen gewonnen: seine Tochter Helena hatte er mit Siziliens König Manfred, einem Sohn Friedrichs 11. und der Beatrice Lancia (also einem Bruder der unglücklichen Anna-Konstanze) verheiratet, seine Tochter Anna hatte er dem Fürsten von Achaja, Wilhe1m von Villehardouin, zur Frau gegeben". Gegen diese
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Sie waren Vettern. Vgl. C. CHAPMAN 25 Anm. 1 und GEANAKOPLOS, Emperor Michael
18. " Akrop.89. " So OSTROGORSKY 372. 60
Alles Nähere bei GEANAKOPLOS, Greco-Latin Relations sowie in dem Buch von GEANA-
61
Dazu vgl. A. BON 121-122 und NICOL, Byzantium and Venice 174. Akrop. 76. Zu Manfred von Sizilien vgl. als beste Darstellung seines Lebens das Buch von E. MOMIGLIANO; siehe auch neuerdings den Aufsatz von J. IRMSCHER, Orientpolitik König Manfrcds. Es ist sehr bemerkenswert, daß dieser 1-1anfred von Hohenstaufen von Dante in den Berg der Läuterung versetzt wurde: Dame, Purgatorio 3,103-145. Ferdina nd GREGOROVIUS sagt in seiner «Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter". Band 2, München 1978, S. 463 dazu den schönen Satz: « .•. sein Schatten erschien dem edelsten
KOPLOS
62
über Michael VIII.
Geiste des Mittelalters, welcher schon lebte, als er starb. nicht nach dem ""ahne der Priester unter den Verdammten der Hölle, sondern in freundlicher Gestalt im Purgatorium, und er sagte ihm lächelnd, daß der Fluch der Priester über die versöhuende Liebe keine Gewalt besitze». Manfred starb in der Schlacht von Benevent im Jahre 1266, in der er
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EINLE1TtlNG
üBERSETZUNGEN
I t'" zog Michael im Herbst" 1259 zu Felde: bei Kastoria in "crsamme Ite Streltll1
Kar! von Anjou unterlag; nicht zuletzt durch diesen seinen Tod in der Schlacht wurde er in Italien sehr bekannt. 63 Diese Streitmacht ist aber doch recht heterogen. D. J. GEANAKOPLOS, Greco-Latin Relations 115 sagt zu der merkwürdigen Allianz der drei \"V'esrler: diese waren «af different religious faiths. cf different races, and products of different milieux». Im Grunde war diese Allianz schon vor der Schlacht von Kasroria zerbrochen (so zu Recht NICOL, Byzantium and Venice 175), ein wirklicher Zusammenhalt war zu keinem Zeitpunkt 64
gegeben. Der Herbst des Jahres 1259 ist wahrscheinlicher als der Frühsommer, wie date 71 vorschlägt.
NICOL,
denn als Kaiser,,72. So war den~ das Symbol der griechischen Einheit zurückerobert, die neue Dy~astte der Palaologen gefestigt, das Reich von Epiros niedergerungen und Venedigs .Ell1flllß vernngcr:: auf diesem innen- wie außenpolitischen Fundament konnte Michael VIII. nun die planmäßigc Restauration der byzantinischen Großmacht ins W~rk setzen. Mit dem August 1261 endet die Chronik des Georgios Akropolttcs: SJe besch,reibt die 57 Jahre von 1204 bis 1261, somit ist Akropolttes :,der I-llstonkerkat exochen des Reiches von Nikaia sowie der Anfänge des Karsertums von MIchael Palaiologos»73.
VI.
Mit der Ausgabe (und den Vorstudien zu) der Chronik des Georgios Akropolil tes durch August Heisenberg im Jahre 1903 beginnt die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem großen Geschichtswerk des 13. Jahrhunderts, alle früheren Textausgaben sind damit überholt. Die heute gültige Ausgabe des Textes, die auch der vorlIegenden Ubersetzung zu Grunde liegt, ist diejenige von August Helsenberg, die von Peter Wtrth Im Jahre 1978 als Editio Correctior im TeubnerVerlag Sturtgart herausgegeben wurde. Eine Gesamtübersetzung der Chronik in irgendeine lebende Sprache des 20. Jahrhunderts existiert bis zu der vorliegenden deutschen in Druckform' nicht. Wohl aber gibt es vielerorts Übersetzungen kleinerer Abschnitte oder einzelner Sätze, aber auch ganzer Kapitel in die verschiedensten Sprachen: von diesen seien im folgenden einige angegeben, wobei Vollständigkeit nicht angestrebt ist. . Die quantitativ umfangreichste Übersetzung ist die in die bulgarische Sprache, die von M. Voinov erstellt wurde. In diesem Band J sind der griechische Text und die bulgarische Übersetzung aller jener Abschnitte aus der Chronik abgedruckt,
The
65
Man sollte nicht von der Schlacht von Pelagonia sprechen, sondern von der Schlacht von Kastoria; Pelagonia ist eine weitgesrreckre Ebene.
66
Akrop.81.
n So Akrop. 88: 187,26- 27. 73
1
Die Darumsangabe bei ANGOLD 115 - «Ma)' 1261» - beruht gewiß auf einem Versehen. 68 DÖLGER~\X'lRTH 1890 mir der genauen Auflistung der beiderseitigen Verpflichtungen, die sich aus diesem Vertrag ergaben. fii
"
70 71
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AUSGABE UND ÜBERSETZUNGEN DER CHRONIK
OSTROGORSKY 371 weist aber nachdrücklich darauf hin, daß «in Wirklichkeit BYZßnz der Gefangene der heiden Stadtrepubliken» Genua und auch Venedig wurde. Die genaue Schilderung findet sich im 85. Kapitel der Chronik des Georgios Akropolites.
Zu dieser Streitmacht gehörten auch einige Kumanen, die aus Ungarn entsandt waren (siehe MORAVCSIK, Byzantium and the Magyars 97) sowie 500 Freiwillige aus der Hauptstadt Konstantinopel selbst (siehe MARKOPOULOS, La Chronique Anonyme 242).
2
J
So KRANTONELLE 55. Zum Leben von August Heisenberg (1869-1930), dem Varer des berühmten Physikers Werncr Heisenberg, vgl. den Beitrag von F. DÖLGER, in: Chalikes 1958, S. 139-159, sowie sehr viel ausführlicher F. DÖLGER, in: Jahresbericht über die Fortschritte der klassi~ sehen Altertumswissenschaft 59, Band 241 (1933) 25-55, wo neben einer Vita Heisenbergs auch dessen Schriften verzeichnis abgedruckt ist. C. CONSTANTINIDES weist auf S. 191 auf die englische Obersetzung hin von R. MACRIDES, A Translation and Historieal Commentary of George Akropolites' History, Ph. D. Thesis, Univetsity of London 1978; diese Angabe ergänzt er aufS. 10 Anm. 29 durch den wichtigen Hinweis, die Arbeit von l\-1ACRIDES sei «tmpttblished». Gruzki Isvori ... , Band 8, Sofia 1971.
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EINLEITllNG
INHALT
I 'I Bu Igariens im 13. Jahrhundert befassen'. Es' handelt d' . h Ht, der GeSCHeHe , d ,tC stc . n ~. d Übersetzung um Ausschnitte aus den folgen eil Kapiteln der sIch bel Text un _ '0-22, 24-26, 31, 33-40, 42-47, 49-50, 54-64, Chrolllk: 4, 5, 7, 11 15, cl, 63 K "I' I R G . 05 E' , "lI1Z kurze Passage aus, CI11' d. apltc Mt . lul66-68 70-73,76-" .. me g, B d ,'. I P litiquc Interieure de . I EmpIre e Z yzance d e 1204 I· cl m SC1l1cr Vor csung « 0 ' an . ....0. F. ösischc übertragen, Tctlc aus .C111cm 1341)' auf Seite j() lIlS r,H1Z . ~ f" llS3[Z es , Theo• , 6 I ' iu dem Buch von S. Vryollls au SeIte 219 111 englidoros Skutanotcs' cscn Wlf ' . , 'I' 'I -I f ·1 " d kleinere Passagen 111 deutscher Sprac 1e wledergege_ scher 5prac I1C. lV t.: 1f at.: 1 sm K 0' 'h .. , 'cl' I d" B\'zantinischcn Quellen» von . Icrenc zu erwahben. Hier 5111 Clilma tc..:",' . I d I 'k .. ' t '1 kleiner Passus aus Kap'te 35 er C 'rom ubersetzt, , ' I -8 cl' 2 d' nen: Im Ban d I" S 106 IS eil , d S 108 A I ein einziger Halbsatz aus Kaplte .\ , un Im . Ban fll1111 Ban 1. nm. " Ü ' ' .. , 'S 8' T ,'I des Kapitels 67 111 deutscher bertragung. D,e nachste den wir aut . .J Cl e . I Übersetzung von Teilen der Chronik in d,e deutsche Sprac 1e stamnlt von B. Leh.. b ur solche Passagen, d,e sICh nHt den Seldschuken befassen. mann er u ersetzte n ,. . Im ei~zelnen finden wir bei Lehmann' die deutsche Ubersetzung von Absehmtten aus folgenden Kapiteln der Chronik: 6, 8-10, 15, 23, 40-42, 49, 59, 61, 64-66, -77 81 Ebenfalls in die deutsche Sprache wurden d,e KapItel 17 und 29 6~76 , . , , h G' I fd übersetzt, und zwar von H. Hunger in der «Byzant111IsC en elsteswe au eo
a
t})
Seiten 201 - 202. VII. INHALT DER EINZELNEN KAPITEL DER "CHRONIK" 1. Methodenkapitel a) Sinn, Wesen und Aufgabe der Geschichtsschreibung b) Maximen der Historiographie für Akropolites selbst , , 2. Anlaß und Grund für die Abweichung der "Kreuzfahrer" von Ihrem eIgentlichen Ziel und für ihren Zug nach Konstantinopel 3. Ermordung des Kaisers Alexios IV. und Thronbesteigung des Kaisers Alexios V. Dukas Murtzuphlos 4. Die Einnahme der Stadt Konstantinopel durch die Lateiner am 13. April 1204 5. Blendung und Tod des Alexios V. Dukas Murtzuphlos 6. a) Der Zug Theodors L Laskaris nach Nikaia und Prusa b) Alexios m. am Hofe des Sultans 4
Auf den Seiten 151- 213. In demselben Bande (S. 214- 303) findet sich auch die Übersetzung der Zusätze des Theodoros Skutariores, wiederum unter Beigabe des griechischen Textes.
, Akrop, 63: 131,9-14. 6 Skutariotes 33: 285,8-286,14. 7 B, LEHSIANN, S. 45 -63.
60
7. Die Kaiserproklamation Theodors L Laskaris im Jahre 1208 8. a) Auf teilung der eroberten Länder unter die Venezianer und die Franken b) Lean Sguros von Karinth
c) Alexios IlL bei dem Sultan Ghajassedin d) Bündnis zwischen Kaiser Theodor L und dem Sultan 9. a) Treffen des Sultans mit Alexios m. b) Theodor L trifft die Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt Antiocheia am Mäander (Frühjahr 1211) 10. Die Schlacht bei Antiocheia am Mäander im Jahre 1211 und der Tod des Sultans Ghajassedin 11. Niederlage Kaiser Isaaks IL Angelos gegen die Bulgaren 1190 12. Tod des Bulgarenzaren Asen L im Jahre 1196 13. a) Tod Kaiser Balduins L im Jahre 1205 b) die Rache des Bulgaren Ivan an den Griechen c) Tod des Zaren I van LAsen 14. a) Michael L von Epiros b) Sieg Theodors über Peter von Courtenay 15. a) Kaiser Theodor L und seine Familie b) Vertrag zwischen Theodor L und Heinrich von Courtenay 16. Die Einnahme der Städte Lentiana und Poimanenon durch Heinrich 17. Der päpstliche Legat Pelagius in Konstantinopel 18. a) Der Tod Kaiser Theodors L Laskaris im Jahre 1222 b) Regierungsantritt des Johannes Dukas Vatatzes (1222-1254) 19. Die drei Patriarchen der griechischen Kirche von 1214 bis 1222 20. a) Tod des Bulgarenzaren Borill218 b) Regierungsantritt des Zaren Ivan IL Asen (1218-1241) 21. Die Kaiserkrönung Theodors in Thessalonike 22. Sieg Kaiser Johannes' IIL über die Lateiner bei Poimanenon 1224 23, Die Verschwörung des Andronikos Nestongos gegen Johannes IIL 24. a) Vertrag der Italiener mit Kaiser Johannes III. Vatatzes b) die Gewalttaten des Sthlabos 25. a) Vertrag des Theodor Angelos von Epiros mit Ivan IL Asen b) Bruch dieses Vertrages durch Theodor Angelos, daraufhin c) Schlacht bei Klokotnitza 1230: Sieg der Bulgaren unter Zar Ivan IL Asen über Theodor Angelos von Epiros d) die Regierungskunst des Zaren Ivan IL Asen 26. a) Blendung des Theodor Angelos b) sein Bruder Manuel Angelos wird Herr von Thessalonike 27. Die Lateiner in Konstantinopel; Johannes, der "König von Jerusalem", soll Kaiser werden, bis Balduin IL erwachsen ist
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EINLE1TUNG
ß_Domestikos Andronikos Palaiologos gegen Rhodos i. J. 1233 28. a) Zug d eS G ro . d . K' . Vatatzes in Lampsakos und seme ortlgen negsvorbercltun_ b) Jo Ilannes 111 . ' gen L b d Georgios Akropolites bis zu seinem 16. Lebensjahr 29. a) Das e en es b) der Tod seines Vaters (1235?) . c) Georgios Akropolites am Hof des KaIsers Johannes III. . 30. a) Kleine Geplänkel Kaiser Johannes' III. Vatatzcs mIt den Latemern b) R" ckzug der Lateiner nach Konstantmopcl 31. a) V~rlobung Thcodors H., des Sohnes von Kaiser Johannes I1I., mit He!ena, der Tochter Ivans 11. Asen b) Waffen bündnis zwischen JohannesIII. und Ivan H. 32. Der Unterricht des Georgios Akropolttes bel Theodor Hexapterygos und später bei Nikephoros Blemmydes 33. a) Freundschaftsvertrag zwischen Johannes III. und Ivan 11. b) kirchliche Hochzeit des Kaisersohnes Theodor mIt Helena, der Tochter Ivans 11. Asen, in Lampsakos . 34. a) Tod des «Königs von Jerusalem .. Johannes von Brienm, 1237. b) Ivan 11. raubt seine Tochter Helena und bnngt sIe zu ruck m sem ReIch der Bulgaren 35. Die Raubzüge der Skythen 36. a) Italiener, Skythen und Bulgaren belagern erfolglos die griechische Stadt Tzurulon b) Ivan 11. Asen gibt seine Tochter Helena, die Braut Theodors 11. Laskaris, wieder heraus 37. a) Der Zug der Franken nach Osten b) Einnahme der Stadt Tzurulon durch die Franken c) Niederlage der kaiserlichen Flotte gegen die Italiener 38. a) Theodor Angelos wird wieder Herr von Thessalonike b) Theodors Bruder Manue! zieht im Auftrag Kaiser Johannes' III. nach Westen c) dort aber schließt er durch Verrat mit Theodor einen Vertrag gegen Kaiser Johannes m. Vatatzes 39. a) Tod des Manue! b) Tod der Kaiserin Irene im Jahre 1239 c) Tod !vans 11. Asen, Regierungsantritt des Koloman 1241 40. Johannes m. nimmt Stadt und Land von Thessalonike in Besitz: Absetzung des Johannes von Thessalonike durch den Kaiser 41. Vertrag von Tripolis (Herbst 1243) zwischen Kaiser Johannes 111. und dem Sultan Ghajassedin Kaikosru 11. 42. a) Demetrios von Thessalonike tritt das Erbe seines verstorbenen Bruders Johannesan
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INHALT
b) der Charakter des Demetrios Angelos von Thessalonike c) Tod der Patriarchen Germanos 11. und Methodios 11.1240 43. a) Erweiter~mg und Konsolidierung des Reiches Kaiser Johannes' m. b) Tod des Jungen Koloman von Bulgarien im Jahre 1246 c) Eroberung der Stadt Serrhai durch die Rhomäer 44. a) Die Rede des Nikolaos Manklabites in Mclnik b) Melnik und viele andere Städte kommen zurück zum Kaiserreich von Nikaia, also zu Kaiser Johannes III. Vatatzes 45. a) Die Bewohner von Thessalonike wenden sich an Kaiser Johannes IlI. mit der Forderung, Demetrios Angelos abzusetzen b) der betrügerische Spaß, den sich die Verschwörer mit Demetrios Angelos leisten c) Thessalonike fällt wieder an Kaiser Johannes III. (Dezember 1246) 46. a) Kaiser Johannes IIl. läßt Andronikos Palaiologos und dessen Sohn Michael den späteren Kaiser, im Westen als Befehlshaber zurück ' b) Demetrios Angelos wird in Lentiana gefangen gesetzt c) Tod des Groß-Domestikos Andronikos Palaiologos 47. Kaiser Johannes IlI. erobert die Städte Tzurulon und Bizye im Westen zurück 48. a) Die Genuesen auf der Insel Rhodos b) die Rückeroberung von Rhodos durch die Rhomäer 49. a) Die Heiratspolitik Kaiser Johannes' IlI. Vatatzes innerhalb seiner weitverzweigten Familie b) neuerliche Verschwörung Michaels 11. Angelos gegen Kaiser Johannes m. c) wieder kommen andere Städte im Westen des Reiches an Kaiser Johannes m. d) MichaelI!. von Epiros übergibt einige Städte dem Kaiser 50. Die Anklage gegen Michael Palaiologos, den späteren Kaiser, und das Verhör wegen seiner vermeintlichen Verschwörung (Winter 1252 in Philippi) 51. Michael Palaiologos wird wieder in Gnaden angenommen und vermählt mit Theodora, der Enkelin des Isaak Dukas und des Johannes Angelos 52. a) Der Tod Kaiser Johannes' m. Vatatzes am 3. November 1254 b) «Vorurteile» über dessen Sohn Theodor 11. Laskaris 53. Erhebung des Arsenios Autoreianos zum Patriarchen 54. Michael Asen, der Zar der Bulgaren, erobert sehr viele Rhomäerstädte im Westen zurück. 55. Kronrat Theodors 11. mit seinen beiden Großonkeln 56. a) Theodor 11. führt einen Zug der Rhomäer von Adrianopel gegen die Bulgaren durch, Flucht der Bulgaren b) Rückzug des Kaisers nach Adrianopel 57. a) Die Rhomäer erobern die Festungen um Achridos zurück b) Alexios Strategopulos und Konstantin Tornikes versagen vor Tzepaina
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F.1NLEITllNG
58. a) Der Abfall des Dragotas vor Melnik . b) neuerlicher Zug Kaiser Theodors 11. gegen dIe Bulgaren und Flucht der Bulgaren c) Tod des Dragoras . . 59. a) Kaiser Theodor 11. Laskaris lät?t die Einwohner von .Frde p III Freiheit ziehen b) neuerlicher Zug des Kaisers gegen Tzepallla, doch vollIg erfolglos 60. Neue Beamtenernennungen durch KaISer Theodor 11. (darunter auch Georgios Akropolites selbst) ." . 61. Niederlage der Rhomäer gegen die Skythen bel Dldymotelchon Im Frühjahr 1256 62. Friedensverhandlungen und Friedensvertrag zwischen Bulgaren und Rhomäern (1256): Tzepaina fällt an den Kaiser 63. a) Kaiser Theodor 11. stellt seine Offiziere auf die Probe, unter ihnen auch Georgios Akropolites b) Akropolites wird auf Befehl des Kaisers Theodor 11. durch Schläge körperlich gezüchtigt c) VersöJmung des Kaisers mit Georgios Akropolites 64. a) Hochzeit Marias, der Tochter Kaiser Theodors 11., mit Nikephoros, dem Sohn des Despoten Michael 11. Angelos b) Flucht des Michael Palaiologos zu dem Sultan c) Unterhaltung zwischen Theodor H. und Akropolites über mögliche Hintergründe und Folgen dieser Flucht Michaels d) der erklärende Brief des Michael Palaiologos trifft bei Kaiser Theodor H. ein und stimmt ihn froh 65. a) Michael Palaiologos wird Von den Türken bewundert b) er führt die Christen im türkischen Heer in dessen Kampf gegen die Tataren an und bleibt Sieger c) aber durch Verrat ziehen am Ende die Tataren als Sieger davon 66. a) Kaiser Theodor 11. bestimmt die militärischen Befehlshaber für den westlichen Teil des Reiches von Nikaia-Nymphaion b) dabei macht er Georgios Akropolites zum Prätor 67. Die Inspektionsreise des Georgios Akropolites in den westlichen Gebieten des Reiches (Dezember 1256 bis Februar 1257) 68. a) Michael H. Angelos, Despot von Epiros, wendet sich gegen die Kaiserherrschaft Theodors 11. Laskaris b) deswegen treffen sich Michael Laskaris, der Großonkel Theodors 11., und Georgios Akropolites in Pelagonia c) die dort erteilten militärischen Befehle des Akropolites d) beim ersten Ansturm kann Michael 11. von Epiros die Stadt Prilep nur umstellen, nicht aber erobern
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INHAI:f
69. a) Das Treffen Theodors 11. und des Sultans in Sardcs b) Vertrag des Sultans mit Jen Tataren: die Seldschuken werden den Tataren tributpflichtig c) freie Rückkehr des Michael Palaiologos in Jas Reich 70. a) Michael Palaiologos zieht im Auftrag des Kaisers Theodor ll. gegen den abtrünnigen Michael von Epiros zu Felde b) die Serben besiegen vor Prilep das byzantinische Heer Unter der Führung von Xyleas 71. a) Der Feldzug des Michael Palaiologos gegen die Leute des Michael ll. von Epiros b) Michael Palaiologos und Michael Laskaris vor Prilep c) Akropolites bleibt selbst in Prilep, während die beiden Michael von dort weiterziehen
72. a) Zweiter Ansturm des MichaellI. von Epiros gegen Prilep b) Einnahme der Stadt Prilep durch Verrat: Akropolites und seine Leute werden von Michael 11. gefangengenommen c) der Argwohn Kaiser Thcodors 11. gegen Georgios Akropolites schmilzt dahin 73. a) Ermordung des Bulgarenherrschers Michael Asen b) sein Nachfolger wird 1257 Konstantin Tich c) Konstantin Tich wirbt um Irene, die Tochter Theodors ll. 74. Der Tod Kaiser Theodors 11. Laskaris im August 1258 75. Die Ereignisse nach dem Tod Kaiser Theodors 11.: Ermordung des Georgios Muzalon und anderer Anhänger des verstorbenen Kaisers in der Kirche und Schändung des Leichnams Theodors durch die Volksmenge 76. a) Konferenz von hohen Offizieren, Beamten und Bischöfen über die Person des Nachfolgers als Kaiser b) allgemeine Sorge wegen der - politisch klugen - Heiratspolitik des MichaellI. von Epiros c) allesamt - Rhomäer, Lateiner, Skythen sowie die Vertreter der Kirche wollen Michael Palaiologos zum Kaiser 77. a) Die Kaiserkrönung des Michael Palaiologos b) das Schicksal der noch verbliebenen ehemaligen Anhänger des Kaisers Theodor H. c) die ersten Personalentscheidungen des neuen Kaisers Michael 78. a) Die Freude des Volkes über Kaiser Michael b) Michael brüskiert die Abgesandten der Lateiner, die extra aus Konstantinopel gekommen waren 79. a) Erfolglose Gesandtschaft Kaiser Michaels bei Michael 11. von Epiros b) erfolglose Gesandtschaft des Kaisers bei l\hnfred von Sizilien c) erfolglose Gesandtschaft des Kaisers bei Wilhe1m /I., dem Fürsten von Achaja
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EINLEITUNG
80. a) Die Heere Michaels 11. von Epiros fliehen vor Johannes, dem Bruder Kaiser Michaels VIII. b) die Einnahme von Achrida durch diesen Johannes. .. c) die Einnahme vieler anderer Orte Im Westen durch dleRhomaer . 81. Die Schlacht von Pelagonia im Herbst. 1259: vernichtende Niederlage Michaels 11. von Epiros und seiner Verbundeten durch den Sebastokrator . Johannes, Michaels VIII. Bruder 82. a) Einnahme von Arta durch die Truppen des Kaisers . . b) Akropolites, der von 1257 bis 1259 in Eplfos gefangen war, Ist 111 Arta endlich wieder in Freiheit c) trotz der Niederlage wird die Lage des Michael von Epiros zusehends besser d) neuerliche Beamtenernennungen durch Kaiser Michael 83. Kaiser Michael gelingt es nicht, in die Stadt Konstantinopel einzudringen 84. a) Georgios Akropolites als Gesandter bei dem Zaren der Bulgaren Konstantin Tich (Dezember/Januar 1260/61) b) Gegnerschaft einiger Bischöfe gegen Kaiser Michael VIII. c) Ernennung des Nikephoros (11.) zum Patriarchen d) nach dessen plötzlichem Tod wird Arsenios ein zweites Mal Patriarch 85. a) Kaiser Michael VIII. sendet Alexios Strategopulos in den Westen b) auf Anraten des neuen Podesra ziehen die Lateiner vor die Insel Daphnusia, verlassen also die Hauptstadt Konstantinopel c) durch eine Maueröffnung dringen die Rhomäer unter Alexios Strategopulos in Konstantinopel ein und erobern die Hauptstadt zurück d) wie die Lateiner ihre campi von ferne brennen sehen, fliehen sie zu Schiff davon 86. Kaiser Michael VIII. erfährt in Meteorion von der Rückeroberung der Hauptstadt Konstantinopel 87. a) Kaiser Michael begibt sich nach Konstantinopel b) Georgios Akropolites verfaßt im Auftrag des Kaisers 13 Gebete, die bei dem feierlichen Einzug gesprochen werden sollen 88. Der feierliche Einzug Kaiser Michaels VIII. Palaiologos in Konstantinopel am 15. August 1261 89. Bericht über die Preisrede zur Befreiung der Stadt Konstantins, die Georgios Akropolites verfaßt hat.
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ÜBERSETZUNG
DIE CHRONIK DES GEORGIOS AKROPOLITES 1. Den Nutzen der Geschichtsschreibung haben schon die Schriftsteller vor uns klar definiert, und wir sollten gewiß dieselben Worte gebrauchen die diesen Autoren in den Sinn gekommen sind. Wie sollten wir auch einen neuen Gedanken finden können, wo so viele Historiker alle die positiven Elemente der Geschichtsschreibung in ihren Werken aufgezeigt haben? Und doch wollen wir als Vorspruch zu unserer Chronik angeben, was uns in der jetzt geplanten Schrift zu sagen wert scheint und worin wir unsere Vorgänger übertreffen wollen. Das aber liegt in folgendem: da unser Thema die jüngsten herausragenden historischen Ereignisse sind, die noch niemals jemand einer Niederschrift anvertraut hat, muß auch der Nutzen unserer Schrift ein ganz besonderer sein, sind doch in den Gesichtskreis der Menschen solche Dinge getreten, die die Alltagssprache nicht mehr adäquat wiedergeben kann. Die Autoren nun, die unsere Geschichte als Historiker beschrieben haben, haben jeweils einen ganz verschiedenen Ausgangspunkt gewählt: die einen begannen mit dem Anfang der Welt, die anderen mit einem herausragenden Ereignis, wie dem Ursprung etwa der Perser oder der Griechen, der Römer oder irgend eines anderen Volksstammes, wobei ein jeder sein Werk nach seinem speziellen Ziel auszurichten suchte. So soll auch unsere Chronik mit einem klaren Ziel und einem speziellen Ausgangspunkt zu Ende geführt werden. Denn das, waS seit Anbeginn, also seit der Schöpfung der Welt geschehen ist, haben viele schon oftmals dargestellt; und gerade weil diejenigen, die die Geschicke von Kaisern und Königen niedergeschrieben haben, sich in der Mehrzahl einander widersprachen, brauchen wir nicht mehr zu berichten von Veränderungen an Ländergrenzen, von Aufruhr in Städten, Entfesselung von Kriegen oder Versklavungen, von Siegen und Niederlagen und von all diesen Dingen, die sich ja auch in unseren Zeiten ereignen. Diese Dinge kommen ja zu einem jeweils ganz verschiedenen Ende, und sie können in ihrer Bedeutung nicht einmal von den aktiven Politikern der jeweiligen Zeit erkannt werden. Daher können auch die Historiker nur mit Mühe zur geschichtlichen Wahrheit gelangen. Deshalb gilt, daß der Historiker das, was in der Öffentlichkeit schon bekannt ist, übernehmen muß, wenn er nicht mit der
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üBERSETZUNG
Wahrheit Schindluder treiben will, so wie dies ~iejel1ige.n tun, di~ die gro'1" 't klc'I'llen beschädigen oder. gar Falsclul1unzen pragen wol" ') "'. ßsen Hunzen 1111 len. Daher darf der Verfasser ell1er Chr~l1Ik weder nut I artclI1ahme noch mit Ablehnung, weder mit Haf~ noch mIt Wohlwollen schreIben, sondern er muß die menschlichen Taten, mögen sie gut oder schlecht sein, um zweier Ziele willen darlegen, um der historischen Wahrheit willen nämlich und deswegen, damit diese Dinge nicht dem Abgrund des Vergessens übergeben werden, das die Zeit gewiß hervorbringen wird. Für uns soll der Ausgangspunkt sein die Einnahme der Stadt des Konstantin: diese Eroberung ist bei allen Menschen so berühmt und bekannt, daß es nicht ein einziges Volk gibt, das von ihr noch keine Kunde erhalten hätte. 2. Als Alexios Komnenos, der Bruder des vorherigen Kaisers lsaak sie tragen beide den Beinamen «Angelos" -, als Kaiser die Geschicke der Rhomäer lenkte, da waren die Männer aus Italien gegen Konstantinopel gezogen, und die Ursache hierfür war die folgende: der eben genannte Alexios hatte seinen Bruder Isaak aus der Herrschaft vertrieben und ihn blenden lassen, ab diesem Zeitpunkt war er selbst der Herrscher der Rhomäer geworden. Nun hatte Isaak noch einen Sohn von seiner ersten Frau, der gerade dem Knabenalter entwachsen war. Voller Zorn über das schändliche Verfahren gegenüber seinem Vater setzte dieser seine Flucht ins Werk und gelangte nach Rom; hier warf er sich dem Erzbischof' dieser Stadt zu Füßen, schilderte ihm in bewegten Worten das Unrecht und bat ihn um Rache für seinen Vater. Zu dieser Zeit sammelten sich ohnehin große Massen in Italien, die einen kamen aus Italien selbst, die anderen aus dem Herrschaftsbereich der Franken, wieder andere aus Venetien und noch weitere aus verschiedenen Gegenden 2 : sie alle gaben als Vorwand an, zur Befreiung Jerusalems zu ziehen, wo das Grab des Herrn ist; der sie aber zu diesem Zug versammelt hatte, war der Erzbischof des ersten Rom, jener also, an den sich, wie ich schon sagte, der Sohn des Isaak wegen der Kaiserherrschaft seines Vaters gewandt hatte. Durch dessen inständiges Bitten, und mehr noch durch seine Versprechungen ließ sich der Papst erweichen - die Versprechungen waren außerordentlich groß und gab den jungen Mann den Heerführern mit, damit diese von der eigentlich geplanten Route Abstand nähmen und ihn auf den Thron seines Vaters einsetzten, aber auch von ihm Geld in Empfang nähmen als Ent-
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CHRONIK
schädigung für all das, was sie auf ihrem Zug wie auch bei ihrem langen Aufenthalt 111 der Stadt Konstantll1s aufwenden würden. So stachen sie . denn ~it r.rieren und großen Schiffen in See und fuhren mit günstigen Winden gluckhch g~n Ost~n. Nachdem sIe vor Konstantinopel VOr Anker gegangen waren, zeIgten sIe deren Bewohnern den jungen Mann, wiesen auf das Unrecht hin und verkündeten die Anordnungen, die der Papst von Rom wegen dieser Dinge getroffen hatte. Eine kurze Zeit lang gingen noch die Worte auf beiden Seiten hin und her, dann aber kam es ZU heftigen Kämpfen auf dem Festland, ein Friedensschluß als Folge eines Austauschs von Gesandtschaften konnte nicht erreicht werden. Da der Kaiser Alexios auf Grund dieser Ereignisse den Mut verlor, ließ er die Bewohner der Hauptstadt im Stich, die doch auf Kampf aus waren und ob der Unsicherheit litten, ließ das Ganze fahren und suchte - ungezwungen, doch auch wider seinen Willen 3 - sein Heil in der Flucht; dabei sagte' er, wie Ohrenzeugen berichteten: "Schon ein David war geflohen und konnte sich so retten"; mit sich führte er seine Frau und genügend Geld aus der kaiserlichen Schatzkammer. 3. Nachdem dieser nun aus der Stadt des Konstantin verschwunden war, wandten sich deren Bewohner durch Abgesandte an die Italiener, es solle doch Alexios, der Sohn des Isaak, um dessen twillen allem Anschein nach die kriegerische Auseinandersetzung stattgefunden hatte, ins Innere der Stadt eingelassen und zum Kaiser ausgerufen werden. So wird denn der junge Mann in die Stadt hereingelassen, und zwar gemäß jenen früheren vertraglichen Abmachungen, welche er seiner Begleitmannschaft aus Italien versprochen hatte; und er wird von dem gesamten Volk zum Kaiser ausgerufen. Von diesem Zeitpunkt an hielten die Bürger der Hauptstadt wie auch die Italiener dem äußeren Schein nach Frieden, aber die Italiener forderten die Einlösung des Versprechens, also Geld, während die Stadtbewohner die geforderte Summe als viel zu hoch erachteten und beteuerten, so viel könnten sie den Italienern keinesfalls zahlen. Wegen dieses Streitpunkts kam es in der Hauptstadt damals auch zu Unmutsäußerungen. Denn Isaak Angelos, der Vater des Alexios - zu dieser Zeit war er noch am Leben, starb aber kurz darauf, also noch vor der Einnahme Konstantinopels -, hatte den Befehl gegeben, man solle zunächst einmal die Kirchenschätze zusammentragen und als erstes hiervon den Italienern die Schulden zurückzahlen, was aber dann noch fehle, das
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ÜBERSETZUNG
sowie von den. Geldern der Stadtso 11 el°1lnen aus dell Scllätzen des Kaisers . . .
bewohner gegeben werden. Mitten wahrend dieser Ausell1andersetzung, wird a Is gera de von be'Iodell SelOten die Abgesandten e1l1trafen, . . Alexlos ) der Sohn des Isaak, von Alexios Dukas ermordet, den dieser mit dem Hofamt des Protovestiarios geehrt hatte; die St~dtbewohner nannten Ihn, um etwas an ihm zu tadeln, «Murtzuphlos» . Nun wurde also der erwähnte Alexios Murtzuphlos von den Bürgern der Hauptstadt zu ll1 Kaiser ausgerufen, deswegen aber gerieten die It~liener in noch großere Wut und schürten unversöhnlichen Haß gegen die Bewohner Konstantll1opels. Es gab aber noch einen anderen Beschluß der Bür~er, der keineswegs o Lob verdient: die Angesehensten unter den hohen Wurdentragern hatten nämlich den Beschluß gefaßt, die Lateiner, die in Konstantinopel wohnten aus der Stadt zu verjagen, um sie nicht innerhalb der Mauern als poten~ielle Feinde zu haben. Diese gehen daher, viele Tausende an Zahl, zu den Feinden über, obwohl sie mit unverbrüchlichen Eiden zuvor den Stadtbürgern versichert hatten, daß sie niemals wider sie auf Verrat sinnen wollten, und daß sie, wenn es denn so kommen solle, gemeinsam mit ihnen in den Tod gehen würden, schließlich seien sie ihnen ebenbürtig und ebenfalls alteingesessen; aber sie hatten sie nicht überzeugen können, wiewohl sie ihnen Frauen und Kinder übergaben, damit sie diese zu sichereren Plätzen führten. So halfen sie mit ihrem Auszug in mannigfacher Hinsicht den Feinden, denn die waren viele an der Zahl und wußten sehr genau um die politischen Geschehnisse. 4. Es waren vierzig Tage vergangen, und da wurde von den Lateinern die Stadt Konstantins eingenommen: das war das 6711. Jahr seit der Erschaffung der Welt 6, und es war der 12. April. Im 6710. Jahre hatten sie im Mai vor der Hauptstadt Anker geworfen, und innerhalb von elf Monaten kam es zu deren Zerstörung. Der Eroberung fiel anheim die schönste und berühmteste Stadt überhaupt; und man erzählt sich, nur ein oder zwei Männer seien von einer Leiter über die Mauer auf den Mast eines riesigen bauchigen Schiffes gesprungen. Und was da alles in der Stadt vor sich ging, das zu beschreiben bedürfte es vieler Worte, aber das gehört nicht zu unserem jetzigen Vorhaben; doch ein jeder kann sich all das Leid selber vorstellen, das einer eroberten Stadt widerfährt, Ermordung der Männer und Versklavung der Frauen, Plünderung und Zerstörung von Häusern sowie jede nur denkbare Vernichtung durch das Schwert. Da die
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Italiener die Stadt in ihre Hand gebra~ht hatten, überrannten sie von Norden her den gesamteon Westen und ~Icht weniger den Ostteil des Reiches; als erstes bnngen sIe den Westtetlll1 Ihre Gewalt, wo alle Bewohner vor ihnen davonzulaufen suchten, ganz so, als wären sie von einer gottgesandten Plage getrieben. 5. Kaiser Alexios Angelos, der, wie berichtet wurde, aus der Stadt Konstantins eilends geflohen war, war in Philippupolis angelangt; da ihn aber die dortigen Einwohner nicht aufnehmen wollten, zieht er nach Mosynupolis weiter, wo er sich dann länger aufuielt. Alexios Dukas aber, der den Sohn des Isaak ermordet hatte, hatte den Wunsch, in ein verwandtschaftliches Verhältnis mit ihm zu gelangen; deshalb wurde er zum Mörder von Isaaks Sohn, führte aber zugleich Eudokia, die Tochter des Kaisers Alexios, als seine Ehefrau heim. Diese war die jüngste von dessen Töchtern, er hatte nämlich drei. Die erste hieß Irene, diese hatte er dem Alexios Palaiologos zur Frau gegeben, und den hatte er mit der Stellung des Despoten geehrt, er war allerdings schon vor der Einnahme Konstantinopels gestorben. Die zweite Tochter Anna hatte er mit Theodoros Laskaris verehelicht; und die dritte, eben Eudokia, hatte ihr Vater kurz VOrher dem König von Serbien7 zur Frau gegeben: der aber, so erzählt man sich, hatte an ihr einen körperlichen Mangel entdeckt und sie daraufuin wieder zu ihrem Vater zurückgeschickt, und dort lebte sie fürderhin. Eudokia also nahm der erwähnte Alexios Dukas zur Frau, nachdem er seine rechtmäßige Ehefrau verlassen hatte. Bei der Einnahme der Stadt Konstantins durch die Italiener war dieser geflohen und hatte seine Frau Eudokia mit sich genommen. Als aber der Kaiser Alexios, sein Schwiegervater, von seinem Aufenthalt in Mosynupolis erfuhr, reiste er voller Kampfeswut zu ihm, da er aus vielerlei Gründen, besonders aber um seiner Tochter willen, vor ihm Abscheu empfand. In der Maske des freundlichen Verwandten empfängt er seinen Schwiegersohn Alexios, er bereitete ein Bad und befahl, daß er gemeinsam mit seiner Tochter bade. Während nun Alexios MurtZllphlos im Bade war, fallen plötzlich die Diener des Kaisers Alexios über ihn her und stechen ihm die Augen aus. Es berichteten die anwesenden Augenzeugen, die Tochter habe bei der Tür des Bades gestanden und ihren Vater mit grausigen Flüchen beschimpft, der aber habe sie der Unzucht lind der kupplerischen Liebe wegen gescholten. Geblendet S irrte nun Alexios Du71
OBERSETZUNG
, d er G egen d , '011 Mos)'nupolis ,umher, als leidender Bettler ' zog , er kas III G e bl'et . Der Kaiser AlexlOs aber zog von dort weIter m das ' urc 1 leses d d I Gebiet von Thessalonike. , Nachdem die Italiener aus der Stadt Konstantllls aufgeb~ochen und 'S gekommen waren, trafen SIe dort auf AlexlOs Murtzunac h M osvnup OI, ." Da wurde sein p II lOS un d· schleppten ihn nach Konstantlllopel ..zuruck. , schändliches Verbrechen aufgedeckt, der Mord nan:'hch an dem Sohn des ' I k und sie bestrafen ihn und verurteIlen Ihn. zu dem Tod ... .. durch Kalsers saa , Hinabstürzen: sie schafften ihn nämlich hlllauf auf d,e hochste Saule, die Tauros heißt, und stürzten ihn von dort III d,e TIefe. D,eses war sein Ende, der Kaiser Alexios aber kam nach Thessalolllke. 6. Die Italiener, die die Herren der Hauptstadt geworden waren, gewährten deren Bewohnern Schutz und Sicherheit: wer in der Stadt bleiben und ihnen untertan sein wollte, sollte bleiben dürfen, die anderen aber sollten ungehindert an einen Ort ihrer Wahl abziehen dürfen. So verließen denn die einen in aller Offenheit, die anderen heimlich die Stadt: letztere gehörten zu der angesehenen Schicht., ' . Theodoros Laskaris zog gemeinsam mIt seII1er Frau Anna als eII1er der ersten weg; wir haben schon berichtet, daß er der Schwiegersohn des Kaisers Alexios war und daß er von ihm mit der Würde eines Despoten ausgestattet wurde. Der zog mit seiner Frau und seinen Kindern - er hatte drei Töchter, deren erste Eirene, die zweIte Mana und d,e dntte Eudokta hieß - weg und kam vor die Stadt Nikaia. Dorr rief er die Bewohner von Nikaia dazu auf, ihn in diese Stadt einzulassen und ihn als ihren Herrn anzuerkennen, doch sie wollten ihn nicht aufnehmen. Laskaris wandte sich daraufhin flehentlich an sie und bat sie inständig, doch wenigstens seine Frau allein aufzunehmen. Mit großer Mühe erreichte er, daß sie zumindest dazu bereit waren. So ließ er seine Frau in Nikaia zurück und zog durch die umliegende Gegend, nämlich nach Prusa und dessen Umland, um diesen Landstrich in seine Gewalt zu bekommen und anstelle seines Schwiegervaters Alexios dort die Kaiserherrschaft an sich zu reißen - und das gelang ihm auch, denn Alexios war in der Zwischenzeit bei dem Sultan eingetroffen, der ein vertrauter Freund von ihm war, hatte eine Waffenbriiderschaft mit ihm erreicht und alle seine Ziele durchgesetzt.
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CHRONIK 7 Nach dem Ablauf von zwei Jahren war Laskaris von II I H 'k' , a en a s err . . zu emem Treffen von angeseh L ' anerkannt. ..Da kam.. es m dNI ala 'I' enen alen und von Wurdentragern er ~Irc le, und dIese berieten, auf welche Weise der Despot Theodor zum Kaiser ausgerufen werden könne. Es war nämlich kein Patnarch mehr dort, denn Johannes Kamateros, der den Patriarchenthron zum Zeitpunkt der Emnahme Konstantinopels durch die Italiener inne hatte, war nach Didymoteichon geflohen und hielt sich dort er von Laskans und den anderen angewiesen wo rd en war, auf,, obwohl . " weigerte er sich, zu Ihnen zu reIsen und bestätigte seinen Rücktritt 9 h ·ftl' h ' vom Patriarchen amt sc n IC. Daraufhm wird Michael Autoreianos zum Patriarchen gewählt, ein Mann der Wissenschaft, der sowohl unsere ei ene als auch die ausländischen Literaturen und Sprachen kannte. Er kr!nt den Despoten Theodor mit dem Diadem der Kaiserwürde. Von nun an, da Laskaris zum Kaiser ausgerufen wurde, geriet er noch viel intensiver in die Auseinandersetzungen der Politik, und er sollte in viele und schwere Kämpfe geraten. Denn die Italiener hatten einen Feldzug gegen den Osten unternommen und die meisten Teile dieses Gebietes unter ihre Gewalt gebracht: die Themen Opsikion und Aigaion waren zur Gänze italienisch geworden, ebenso die Stadt Adramytion, aber auch die Städte Baris, Aulonia, Poimanenon und Lentiana bis hin nach Lopadion mußten als ihre Herren die Italiener anerkennen, ja sogar ganz Bithynien bis hin zur Stadt Nikomedeia war italienisch geworden. Schon hierdurch war Kaiser Theodor in seinem Einfluß wesentlich eingeschränkt, aber nicht minder setzten ihm die Rhomäer selbst zu. In den Wirren bei der Einnahme Konstantinopels kamen nämlich von allen Seiten die verschiedensten Provinzgouverneure oder solche, die irgendeine Macht über andere ausübten, und machten das jeweils unterworfene Gebiet zu ihrem eigenen Herrschaftsbereich. Dazu waren sie entweder aus eigener Initiative gekommen, oder sie waren von den Einwohnern zur Verteidigung lO ihres Landes gebeten worden. So war Theodor ll , den man mit dem Schimpfnamen «Morotheodor» benannte, der Herr der Stadt des Philadelphos; ein anderer mit Namen Sabbas herrschte über die Stadt Sampson und die umliegende Gegend; und in ganz Paphlagonien regIerte David, der Bruder jenes Alexios, der die Herrschaft über Trapezunt an sich gerissen hatte (dieser Alexios wurde auch «der Große Komnene» benannt): David und Alexios waren Abkömmlinge des Kaisers Andronikos, denn dessen Sohn Manue! hatte sie gezeugt. Auf Grund dieser Gege73
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. rell dl'e Verhältnisse für Kaiser Theodor äußerst mißlich . ... ) ben IleIten wa aber den Morotheodor und den Sabbas wußte er mit gluckltcher Hand auszuschalten, und so war er unangefo~hten der Herr von ganz Kelbiam den Mäander sowie von PhIladelphia und Neokanon, d es Lan des U stra. 8. Hier soll mein Bericht innehalten, denn er will erzählen, was sich mit Kaiser Alexios ereignet hat, dazu aber auch alles andere, was im Westen schon vorher geschehen war. Es war also, wie ich schon gesagt habe, der erwähnte Kaiser A\exios nach Thessalonike gekommen, dort hatte ihn die junge Frau aus Ungarn empfangen, die nach dem Tod der Frau des Kaisers Isaak mit diesem vermählt worden war: wer sie sah, der sagte, sie stünde in der vollen Blüte ihrer Schönheit. Die Italiener hatten das Land der Rhomäer unter sich in viele Teile aufeteilt, und Balduin aus Flandern l2 war zum Kaiser ausgerufen worden; ~er Doge l3 von Venedig, der höchstpersönlich anwesend war, hatte einen großen Teil erhalten und war mit der Würde des Despoten geehrt worden er hatte nämlich von dem Ganzen - gemelllt ISt das gesamte Land, das 'das Volk der Franken in Besitz genommen hatte - den vierten Teil l5 und noch ein Achtel dazu erhalten 14 ; und weil der Markgraf einen beachtlichen Anteil an dem militärischen Bündnis getragen hatte, wurde er von dem Flamen mit der Stellung eines Königs von Thessalonike geehrt, und dazu noch erhielt er zur Frau jene Maria, die aus Ungarn gekommen und die zuvor mit dem Kaiser Isaak vermählt gewesen war. Von dieser also wurde, wie erwähnt, der Kaiser Alexios in Empfang genommen. Kurz darauf entdeckten die dortigen Einwohner, daß er die politischen Verhältnisse umstürzen wollte, und er wurde gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter Eudokia vertrieben: die Eudokia vermählte er nach seiner Ankunft in Korinth mit Sguros, dem Herrn des dortigen Landes denn dieser Sguros1 6 hatte seinerseits nach der Einnahme von Konsta~tinopel Gedanken des politischen Umsturzes gehegt und war, wie so viele andere in anderen Gegenden, der Herr von Korinth und dem umliegenden Land geworden. Nur kurze Zeit jedoch konnte sich Alexios dort aufhalten, denn als er von einigen erfuhr, er solle gefangen genommen werden, machte er sich davon. Doch als er auf einige Langobarden traf, wird er von diesen gefangen genommen, weil er gegen seinen Vett~r Michael zu Felde ziehen wollte: Michael l7 hatte einen Teil des alten Epl-
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ros in seine Gewalt gebracht und machte den Italienern, die in diese Gegenden gekommen waren, große Schwierigkeiten; er herrschte über dieses Land, nämlich über Joannina und Arta bis hin nach Naupaktos. Nachdem der Kaiser Alexios von den Langobarden gefangen worden war, wurde er von diesen zusammen mit seiner Frau an den erwähnten Michael verkauft, der ein reiches Lösegeld an dessen Besitzer zahlte. Aber nur kurze Zeit hielt es Kaiser Alexios bei Michael aus, dann faßt er den Entschluß, zu dem Sultan von Ikonion zu ziehen, den man Ghajassedin nannte. Denn er war mit diesem befreundet, war doch Ghajassedin zur Zeit des Mohammedanerherrschers Aseddin dem Gewahrsam seines Bruders entflohen, als Flüchtling in die Stadt Konstantins gekommen und von Kaiser Alexios aufgenommen worden, ja, er wurde sogar von diesem zur Taufe geführt und an Sohnes Statt angenommen, und als Kaiser Alexios aus Konstantinopel floh, war er gemeinsam mit diesem ebenfalls geflohen. Doch es waren noch nicht viele Tage vergangen, da kommt zu ihm ein Mann, der ihm in einer geheimen Botschaft vom Schicksal seines Bruders berichtet: der war in ärmliche Lumpen gehüllt und kommt zu ihm, aber von dessen Leuten wird er erkannt und als der Herrscher der Perser angesprochen. Dem Kaiser Theodor, der sich damals in Schwierigkeiten befand, erwies er sich als nützlich, er gewährte diesem die Bundesgenossenschaft und schloß mit ihm einen Friedensvertrag, die Kaiserin Anna aber nannte er seine eigene Schwester. 9. Kaiser Alexios war mit aller Kraft bestrebt, zu dem Sultan zu gelangen, er wollte nämlich auf keinen Fall mit Kaiser Theodor, seinem Schwiegersohn, zusammentreffen. 50 stach er aus Michaels Land, mit Lebensmitteln versehen, in See und kam mit günstigen Winden zur Stadt des Attalos, wo er von dem Sultan auf das herzlichste empfangen wurde. Kaiser Theodor weilte in Nikaia, und zu ihm kommt eine Gesandtschaft vom Sultan, die die Ankunft des Kaisers, seines Schwiegervaters, melden und ihm gleichzeitig das Unrecht vor Augen stellen sollte, dessen er sich mit der Annexion eines ausländischen Reiches schuldig gemacht habe. Bei dieser Mitteilung geriet der Kaiser in arge Bedrängnis, und es bemächtigte sich seiner große Furcht. Denn Kaiser Alexios diente dem Sultan nur als Vorwand, in Wahrheit war es sein Ziel, das gesamte Land der Rhomäer zu überrennen und auszuplündern oder in seine Gewalt zu bringen: für
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Kaiser Theodor stand die Lage, wie man sagt, auf des Messers Schneide. Theodor ließ seine Leute zusammenrufen und fragte sie, ob sie auf ihn oder auf seinen Schwiegervater Alexios hören wollten; und die Mannen gaben mit aller Jviacht, einmütig, wie aus einem !vlunde, zu verstehen, sie wollten entweder gemeinsam mit ihm leben oder mit ihm untergehen. Da faßte der Kaiser auf Grund der Zusicherungen seiner Untertanen Mut und verließ die Stadt Nikaia, wobei er auch den Gesandten des Sultans mit sich führte, und gelangt in Eilmärschen nach Philadelphia. Der Sultan brach gemeinsam mit ihm auf und nahm gewissermaßen als Lockvogel den Kaiser Alexios mit, und so zog er in Antiocheia ein, der Hauptstadt des Landes um den Mäander. Es war das Ziel des Sultans, diese Stadt in seinen Besitz zu bekommen; deshalb ließ er Belagerungsmaschinen l8 aufstellen und die Stadt belagern, deren Einnahme schon direkt bevorstand. Davor hatte Kaiser Theodor große Angst, denn es war in Wahrheit so, daß, hätte der Sultan diese Stadt erobert, nichts mehr ihn davon hätte abhalten können, das gesamte Land der Rhomäer zu unterjochen; daher setzte er in diesem Krieg alles auf eine Karte oder, um es mehr der Wahrheit entsprechend auszudrükken, er vertraute Christus, dem Herrn, dessen Anrufung wir Christen als Erkennungszeichen oder Siegel mit uns führen: so beschleunigt er den Marsch, nachdem er befohlen hatte, daß keiner ein Zelt, eine Last oder etwas anderes, das nicht zum Kriege nützlich ist, tragen dürfe, abgesehen von dem Allernotwendigsten, einer geringen Nahrung und Kleidung. Sein gesamtes Heer zählte rund 2000 Mann; davon waren 800 Italiener, edle und kampfesstarke Männer, wie es der Tag der Schlacht ans Licht brachte, und die anderen waren Rhomäer. 10. Nahe bei Antiocheia l9 entsendet der Kaiser den persischen Botschafter zu dessen Herrn; der ging nun weg und meldet dem Sultan das Anrücken des Kaisers, das diesem völlig unglaublich erschien: daher bekräftigte es der Botschafter mit einem Eid, daß der Kaiser wirklich ganz nahe sei. Als der Sultan dieses vernommen hatte, zieht er mit der größtmöglichen Eile seine Heeresmacht zusammen und stellt sie zur Schlacht auf. Auf das Heer des Sultan treffen zunächst die Italiener, aber die Zahl der Muselmanen war sehr groß; die Italiener lieferten Beweise für eine starke Hand und eine große Tapferkeit, und doch fielen sie fast alle, wie-
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wohl sie unzählig viele ihrerseits zum Raube des Schwertes hatten werden lassen. Da die Musclmanen die Italiener nun besiegt hatten, konnten sie auch das Heer der Rhomäer mit Leichtigkeit schlagen; von denen flohen die einen auf schnellstem Wege davon, einige wenige aber harrten aus, um das Ende der Schlacht anzusehen. Der Sultan, der diese Schlacht gewonnen hatte, hielt Ausschau nach dem Kaiser, und man zeigte ihm diesen in tiefster Not. So schnell der Sultan nur konnte, stürmte er auf den Kaiser zu, da er ihm gegenüber auf seine Körperkraft vertraute, und sie erkannten sich gegenseitig. Mit einer Streitaxt schlägt der Sultan dem Kaiser auf das Haupt, und dieser fällt von seinem Pferd herab, denn er hatte durch den Hieb sein Bewußtsein verloren. Doch auch das Pferd, so wird berichtet, wurde durch den Hieb in Mitleidenschaft gezogen; ob aber das Pferd einen zweiten Schlag vom Sultan erhalten hat, das weiß ich nicht. Nun also reitet der Kaiser nicht mehr auf seinem Roß, aber dennoch kommt er wieder, wie von einer göttlichen Kraft gestärkt, auf die Füße und zieht das Schwert aus der Scheide: wie nun der Sultan sich umdreht und voller Übermut schreit: «Nehmt diesen Mann gefangen», da haut der Kaiser auf die Hinterläufe des Rosses des Sultans ein, einer über die Maßen starken Stute. Der Sultan wird wie von einem Turm von der Stute herabgeschleudert, und urplötzlich wird ihm das Haupt abgeschlagen, wobei weder der Kaiser selbst noch einer aus seiner Umgebung erkennen konnte, wer ihn denn enthauptet hatte. Dadurch aber trägt der Kaiser den Sieg davon, der im Grunde doch geschlagen war, denn er hatte keine Möglichkeit, weiter vorzurücken, da er mit nur ganz wenigen übrig geblieben war. Der Tod des Sultans gab den Rhomäern einen Grund zu neuem Selbstvertrauen, daher schlossen die Muselmanen mit den Rhomäern einen unverbrüchlichen Vertrag'o. Nach dieser Schlacht erreichte der Kaiser einen Waffenstillstand, fortan hatte er freie Hand zum Kampf gegen die Italiener. Seinen Schwiegervater, den Kaiser Alexios, nahm er ebenfalls zu sich, da er in der Schlacht auf ihn gestoßen war, und erwies ihm die üblichen Ehrenbezeugungen; danach aber ließ er ihn nach Nikaia abführen, hieß ihn die Abzeichen des Kaisertums ablegen und wies ihm als künftige Wohnstatt das dortige Kloster des Hyakinthos zu. Dort stirbt Alexios auch; seine Frau Euphrosyne aber verstarb in dem Ort Arta, wo auch ihr Leichnam begraben wurde.
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11. Kaiser Theodor unterwarf sich auch jenen David, der über Paphlagonien herrschte, ebenfalls brachte er die Städte He~akl~ia 1ll.ld Amastris sowie deren gesamtes Umland und die dorngen Klemstadte m seme Gewalt. Und wiederum will meine Chronik dIe Erelgl11~se I.m Westen aufzeichnen; damit aber mein Bericht für alle leIcht verstandlIch seI, muß ich einige \Xlorte vorausschicken. ..' . Zu der Zeit, als noch Kaiser Isaak uber dIe Stadt Konstantl11s herrschte, führte er nach dem Tode seiner Frau die Tochter des Herrschers der Ungarn als Ehefrau heim; das ist die, von deren I:Ierkunft aus U~garn ich schon berichtet habe. Bei den VorbereItungen fur dIese HochzeIt war er schon Kaiser, daher mußte auch der äußere Aufwand für diese Heirat beträchtlich sein. So ließ er aus dem gesamten Bereich des Territoriums der Rhomäer Schafe, Schweine und Kühe sammeln. Weil das Land der Bulgaren mehr solche Tiere als andere Gegenden aufzieht, forderte er von diesem auch mehr ein. Der Volksstamm der Bulgaren stand anfänglich nicht in einem Vertragsverhältnis mit den Rhomäern, war aber doch durch viele lange Jahre ihr Beistand gewesen in häufigen Kriegen, bei Versklavungen und Eroberungen von Städten und bei tausenderlei anderen schlimmen Dingen; zuletzt aber wurden sie von dem Kaiser Basileios unterworfen, den man deswegen den «Bulgarentäter»21 nannte. Bis hin zur Zeit des Kaisers Isaak war das Volk der Bulgaren den Rhomäern tributpflichtig, und genau mit dieser Begründung sann es auf einen Aufstand. Den Aufstand führt ein gewisser Asen22 und herrscht über das Land, nachdem er sich alles Gebiet vom Berge Hairnos bis hin zum Fluß Istros unterworfen hatte: von diesem Asen kamen große Probleme auf die Rhomäer zu, denn mit den Skythen 23 als Bundesgenossen brachten die Bulgaren dem Land der Rhomäer großen Schaden. Da geriet Kaiser Isaak in Zorn, zog die gesamte Heeresmacht der Rhomäer zusammen und unternahm einen Feldzug gegen sie. Nachdem er an der Küste entlang marschiert und durch die Stadt Mesembria hindurchgezogen war, gelangte er in das Gebiet innerhalb des Hairnos. Asen aber setzt sich mit seinem Heer im Inneren der Stadt Trnv0 24 fest. Dort richtete auch Kaiser Isaak seine Zelte auf und wollte die Bulgaren belagern, doch er wird von ihnen durch eine List besiegt. Ein Bulgare spielte nämlich die Rolle eines Überläufers, tritt vor den Kaiser und meldet ihm einen Angriff der Skythen, der Kaiser aber geriet durch diesen Bericht in große Angst und bricht am nächsten Tag mit dem
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Ziel der Eroberung des Städtchens von seinem Standquartier auf. Er nahm aber nicht dieselbe Route wie auf dem Hinweg, sondern beschloß, von dem Bulgaren falsch informiert, über den schnelleren Weg zu marschieren. Wie er auf seinem Zug an einen Engpaß gelangt war, fallen die Bulgaren über ihn her, zerstreuen sein gesamtes Heer und erbeuten alle Waffen und alles Gepäck seines Heeres, aber auch die Ausrüstung des Kaisers selbst. Viele Rhomäer fallen, nur ganz wenige blieben mit dem Kaiser am Leben, aber Waffen hatten sie keine mehr. Dadurch wurde das Volk der Bulgaren von aufgeblasenem Hochmut erfüllt, schließlich hatte es von den Rhomäern eine große Beute gewonnen, insbesondere die wertvollsten Dinge unter den Abzeichen der Kaiserwürde. Sie hatten erbeutet die großen Hüte des Kaisers, die Trinkgefäße der Adligen, eine Menge Geld und sogar das Kreuz des Kaisers; einer von den Priestern hatte dieses weggeworfen, aber schon kurze Zeit später fanden sie es in dem Fluß: es war aus Gold gewirkt und hatte in der Mitte ein Stück des heiligen Holzes, an dem Christus, der Herr, angenagelt gewesen war. Dieses aber war wiederum in der Form eines Kreuzes gebildet, es hatte viele kleine Laden mit Reliquien der großen Martyrer, der Milch der Gottesmutter, einem Stück ihres Gürtels und vielen anderen heiligen Dingen. Kaiser Isaak aber zog sich als Flüchtling in die Stadt Konstantins zurück. 12. Von diesem Zeitpunkt an hatten die Rhomäer nicht geringe Probleme mit den Bulgaren. Nach der Blendung des Kaisers Isaak durch seinen Bruder Alexios hatte dieser das Szepter der Herrschaft über die Rhomäer an sich gerissen, die Bulgaren aber entfesselten unzählige Kämpfe gegen die Rhomäer in der Gegend von Philippupolis und Beroe: dort wurde auch der Protostrator Kammytzes von den Bulgaren in der Schlacht gefangen genommen, und zwar zu der Zeit, da Ivan, der Bruder des Asen, Herrscher war. Asen hatte zwei Brüder, Petr und Ivan; den Ivan hielt er bei sich, den Petr aber ließ er, nachdem er einen Teil seines Gebietes abgetrennt hatte, über dieses herrschen, denn die Stadt Persthlaba ,die Große' und die Stadt des Probates sowie das Umland hatte er als eigenes Herrschaftsgebiet von seinem Bruder Asen als Geschenk erhalten, weswegen diese Gegend bis heute «Land des Peter» heißt. Neun Jahre lang hatte Asen als Zar der Bulgaren geherrscht, dann aber wird er von seinem Vetter Ibangos ermordet, und der war sofort nach der Tat geflohen. Somit war nun Bulgarenherrscher sein Bruder Ivan, denn die Bulgaren waren
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nicht bereit, Petr zum Zaren zu erhebeIl. Es war da noch der Sohn des Asen namens Ivan, der aber noch allzu jung war. 13. Dieser Ivan sollte nach seiner Ausrufung zum Zar der Bulgaren die Ursache für viel Leid bei den Rhomäern werden, für die Italiener jedoch sollte er sich als Vorteil erweisen. Er war nämlich der Zar der Bulgaren zum Zeitpunkt der Einnahme der Stadt Konstantins. Die Italiener hatten das gesamte Land Makedonien in ihre Gewalt gebracht, und Balduin, ihr Herr hatte damals als erster die KaIserherrschaft 111 Konstantll1opel angetrete~; da ließen sie nach Adrianopel melden, die Stadt solle ihnen untertan werden, denn der Bulgarenzar Ivan schickte sich an, Philippupolis zu unterwerfen und die dortigen Rhomäer allesamt zu versklaven. Da aber die Bewohner von Adrianopel nicht in die Hände der Italiener fallen wollten, zogen diese wider sie zu Felde, und zwar im Beisein sowohl des Kaisers Balduin als auch des Mannes, der in Konstantinopel die Stelle des Dogen von Venedig vertrat. So waren die Einwohner von Adrianopel in große Bedrängnis geraten, daher senden sie eine Gesandtschaft zu Ivan, dem Zar der Bulgaren, mit der Bitte, er möge ihnen Beistand leisten und sie aus der drohenden Gefahr befreien. Mit Freuden nimmt der das Ansinnen an: so versammelte er seine Skythen 25 um sich und beschloß, da er die Lateiner nicht offen bekriegen wollte, sie mit Hilfe einer List zu besiegen. Er lag ziemlich weit entfernt von Adrianopel, und er schickt die Skythen gegen die Italiener zu Felde mit dem Befehl, gegen sie die skythische Strategie anzuwenden. Nun waren es die Italiener gewohnt, hoch zu Roß einherzureiten und am ganzen Körper gepanzerte Kleidung zu tragen, wodurch sie nur schwer beweglich gegen die Feinde anrücken können; die Sk)'then hingegen können wegen ihrer leichteren Bewaffnung sehr viel ungehinderter auf die Feinde losgehen. Da die Italiener diesen Sachverhalt nicht begriffen, werden sie von den Skythen überrannt und besiegt, selbst der Kaiser Balduin wird von ihnen gefangen und in Fesseln vor den Bulgarenzar Ivan geführt; sein Haupt, so wird erzählt, wurde ihm abgeschlagen und diente dem Barbaren als Trinkbecher, nachdem es von allem darin gereinigt und ringsum mit Schmuckstücken ansgelegt worden war. Die Einwohner von Adrianopel aber begriffen das Ereignis zunächst nicht: hätten sie es nämlich erfaßt, so hätten sie einen Ausfall aus der Stadt gewagt und die Zelte der Italiener erbeutet. Die Italiener aber, die
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zurückgeblieben waren, entfachten helle Lagerfeuer bei ihren Zelten und erreichten dadurch, daß dIe Stadtbe,,:,ohner meinten, sie seien anwesend, doch mItten. 111 der Nacht flohen SIe. In Richtung auf Konstantinopel davon. Am nachsten Morgen hatten dIe Bewohner von Adrianopel das begriffen und erbeuteten alles, was in den italienischen Zelten zurückgelassen worden war. Der Zar der Bulgaren beeilte sich nun nach dem, was die Bewohner Adrianopels versprochen hatten, ihre Stadt in seinen Besitz zu bekommen, aber diese wollten jetzt nicht mehr und wehrten sich. Voller Zorn über ihren Betrug wollte der Bulgarenzar sie nun belagern; allein, zu einer Belagerung sind die Bulgaren überhaupt nicht imstande, denn sie verstehen es nicht, Belagerungsmaschinen aufzustellen oder andere Maßnahmen zur Eroberung zu ersinnen. Daher zog der Kaiser der Bulgaren von dort ab und marschiert ohne das geringste Hindernis durch ganz Make26 donien , denn die Italiener waren ja erst jüngst restlos geschlagen worden, und es gab keinen anderen mehr, der sich ihm hätte in den Weg stellen können. Er machte unermeßliche Beute, versklavte Städte mitsamt ihren Bewohnern und machte sie schließlich dem Erdboden gleich. Seine Überlegung war dabei die, daß die Rhomäer niemals mehr dazu ermuntert werden sollten, ihre Städte wieder an sich zu reißen. So ließ er von Grund auf die so wunderschöne Stadt Philippupolis 27 zerstören, die am Flusse Hebros liegt, danach alle übrigen Städte wie Herakleia, Panion, Rhaidestos, Chariupolis, Trajanupolis, Makre, Klaudiupolis, Mosynupolis, Peritheorion und noch viele andere Städte, die aufzuzählen nicht nOtwendig ist. Die Bevölkerung aber zog er von dorr ab und siedelte sie an den Ufern des Istras an, dabei gab er ihren Siedlungen die Namen ihrer eigenen zerstörten Dörfer und Städte. Das alles machte er, wie er sagte, als Vergeltung für all das Leid, das Kaiser Basileios den Bulgaren zugefügt hatte; und er sagte, Basileios heiße «der Bulgarentöter», sich selbst aber wollte er «Rhomäertöter» nennen. So war er bis nach Thessalonike gekommen, und dort verstirbt er, von einer Rippenfellentzündung 28 niedergestreckt; manche aber sagten, der Tod sei durch den Zorn Gottes zu ihm gekommen, denn es schien ihm im Traum, als habe sich ein Mann in Waffen 29 zu ihm gestellt und ihm mit einem Speer die Rippe durchstochen. In Wahrheit war es so, daß dem Volk der Rhomäer niemals von irgendjemandem so viel Leid widerfahren ist, daher gab man ihm auch den Spitznamen «Hund», denn es nannten
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ihn alle den «Hunde-Ivan»3o. Denn er hatte sic.h da~ Volk der Skythen unterworfen, hatte sich ihnen angeglichen und m semem Wesen und Charakter, der von Natur aus schon recht wtld war, etwas vonIhnen mitbekommen: deshalb erging er sich in Mordtaten an den Rhomaern. Nach seinem Tode wurde Boril, der Sohn seiner Schwester, Herrscher3 1 im Reich der Bulgaren, der sich eine Verwandte aus dem Skythen lande zur Frau genommen hatte. Den eigenen Sohn Asens namens Ivan, der noch sehr jung war, nahm jemand heimlich zu sich und ließ verbreiten, er habe sich zu den Skythen zurückgezogen. Soweit zu d~n Bulgaren. Nun wird mein Bericht das Darauffolgende getreu dem zeitlichen Ablauf darstellen. 14. Michael, von dem wir oben berichtet haben, daß er die Herrschaft über Epiros und einen Teil des Gebietes der Rhomäer angetreten hatte, hatte drei Brüder, Konstantin, Theodor und Manue!. Von diesen stand Theodor dem Kaiser der Rhomäer Theodoros Laskaris zur Seite und unterstützte ihn genau so wie die übrigen Rhomäer. Deswegen ersucht Michael den Kaiser Theodor, seinen Bruder Theodor zu ihm zu senden, denn er habe keinen Sohn, der schon zur Reife des Erwachsenenalters gekommen sei, zumindest keinen legitimen Sohn - sein Sohn Michael war ihm nämlich von einer Nebenfrau geboren worden, von diesem werden wir in späteren Kapiteln berichten -, und er befürchte seinen vorzeitigen Tod; seine anderen Brüder aber erachtete er als ungeeignet für die Herrschaft. Diesen Theodor entsendet nun der Kaiser zu dessen Bruder Michael, aber er hatte ihn zuvor eidlich verpflichtet, dem Michael sowie dessen Nachfolgern als Herrscher der Rhomäer treue Gefolgschaft zu leisten; so kam Theodor an und lebte bei seinem Bruder Michael. Kurze Zeit später jedoch wird Michael von einem seiner Diener ermordet, wie er des Nachts auf seinem Bett neben seiner Frau schlief: der Mörder hieß Rhomaios 32 • So erhält sein Bruder Theodor seine Machtstellung, er hatte aber noch die Brüder Konstantin und Manue!. Doch er wollte voll und ganz Herrscher sein und vergrößerte daher seinen Herrschaftsbereich: von den Italienern wie auch den Bulgaren hatte er viel Land hinzugewonnen, Thessalien machte er sich untertan, Achrida, Prilep, Albanon, ja, sogar Dyrrhachion hatte er sich unterworfen. Dort traf er auf Peter33, der mit einem riesigen Heer von Italien aufgebrochen war und bis nach Konstantinopel 82
CHRONIK
ziehen wollte, ~nd der überdies vom Papst schon zum Kaiser proklamiert worden war: diesen Peter nun, der sich zuvor übrigens Dyrrhachion unterworfen hatte, schlug Theodor in großartiger Weise in die Flucht. Peter war verheiratet mit der Schwester des Balduin, des ersten lateinischen Kaisers, und dessen .:
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viele Städte und Länder der Rhomäer in seine Gewalt g~bracht. ~r war ja voller Kühnheit und kampfeslüstern, da er sah, daß dIe Rhomaer gede.. . I ganz besonders seitdem Kaiser Theodor den Sultan getötUungt warCI, ~ ,. tet hatte: denn zu diesem Zeitpunkt hatte er das Heer der Fra~lken verloren, das damals dem Kaiser zur Seite gestandeI: hatte; mIt dIesem Heer nämlich hatte er auch im Kampf gegen seme MItgnechen ZuversIcht gewonnen; und auch der Kaiser Heinrich fürchtete sich vor diesem Heer, denn viele darunter waren berühmt, einmal wegen ihrer adligen Herkunft dann aber auch wegen ihrer Tapferkeit. Deswegen soll auch Heinrich ~ach der Aussage einiger Leute, als er von dem Sieg des Kaisers gehört hatte, den Ausspruch getan haben: «Laskaris ist trotzdem besiegt, er ist keineswegs der Sieger". Um aber den Ablauf meines Berichts nicht allzu sehr in die Länge zu ziehen, will ich nur dieses sagen und hier einhalten. Unmittelbar vor Nymphaion hatte Heinrich seine Zelte errichten lasseIl' doch weil ihn die nahezu völlige Unbewohntheit der Stadt abstieß, zog' er sich von dort zurück und ließ sich zu ::ertraglichen Vereinbarungen mit Kaiser Theodor herbei, weil er zum emen von semen Eroberungen wirklich genug hatte, und weil er zum anderen einen Waffenstillstand erreichen wollte, denn die Lateiner sind in den Kämpfen nicht besonders ausdauernd. Man kam zu folgenden Bedingungen 3? überein: das gesamte Gebiet um Kiminas - so heißt der Berg in der Nähe der Stadt Achyra bis hin nach Achyra solle von den Franken beherrscht werden, das Dorf Kalamos, bei dem das Thema Neokastra beginnt, solle unbewohnt bleiben, und das Land, das dort beginnt, solle zum Herrschaftsgebiet Kaiser Theodors gehören (das war Neokastra und Kelbianon, Chliara und Pergamos sowie das Gebiet, das zwischen Magidia und Opsikia liegt). Es verblieb aber auch noch weiteres Land bei Kaiser Theodor, beginnend bei Lopadion bis hin nach Prusa und Nikaia. So also verliefen die Dinge für Kaiser Theodor. 16. Der erwähnte Heinrich war zwar nach seiner Herkunft Franke, erreichte aber dennoch bei den Rhomäern und den alteingesessenen Bewohnern von Konstantinopel eine recht freundliche Aufnahme; viele Rhomäer hatte er nämlich unter seine hohen Würdenträger eingereiht, andere seinen Soldaten zugesellt, und die Masse des Volkes behandelte er wie seine eigenen Untertanen. Als er nun in die Nähe der Rhomäerstädte Lenna84
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na und Poimanenon gelangte und dort auf Männer traf, die auf Krieg und Kampf aus waren und sch~n auf Taten beachtlicher Tapferkeit verweisen konnten, da hielt er dIes fur e111en großen Glücksfall. In der Stadt Lentiana hatte nämlich mcht nur großer Wassermangel die Bewacher ausgezehrt, sondern es hatte der Hunger sie sogar dazu gezwungen, das Leder von den Schilden, ja sogar von den Sätteln, zu verspeisen; dazu noch war die keineswegs kurze Mauer durch die BeJagerungstürme zerfallen. Unter dem Einsatz ständiger Wachfeuer mußten sie diese vierzig Tage lan schützen, indem sie abwechselnd neues Holz in die Gluten warfen. Nac~ der Einnahme der Stadt wurde keiner von den Bewachern freigelassen außer dem Bruder des Kaisers, dem Führer des Heeres namens Dermokaites und Andronikos Palaiologos, den der Kaiser, wie schon oben gesagt wurde, als Schwiegersohn angenommen hatte, indem er ihm seine Tochter Eirene zur Frau gab. Alle übrigen aber ließ Heinrich antreten, stellte sie in Heeresteilen zusammen, gab ihnen eigene Stammesbrüder zu Anführern und setzte als Oberbefehlshaber den Georgios Theophilopulos ein: diesem Heer vertraute er die Wacht über die östlich gelegenen Gebiete an. 17. Als dieser Heinrich in Konstantinopel Kaiser war, wurde vom Papst ein Erzbischof mit Namen Pelagius38 zur Königin der Städte entsandt - sie nennen ihn Legaten -, der alle Vorrechte des Papstes besaß: er trug rote Schuhe, seine Gewänder waren von derselben Farbe, sogar der Sattel seines Pferdes sowie das Zaumzeug waren in Purpur gefärbt. Doch er hatte rohe Manieren, und in seiner hochfahrenden Art bereitete er den Bewohnern der Stadt Konstantins großes Ungemach. Sein Anliegen war durchaus verständlich: er wollte nämlich alle Einwohner dazu bringen, sich der Oberhoheit des ersten Rom zu unterwerfen. Da wurden denn Mönche eingesperrt, Priester in Fesseln gelegt und alle Kirchen geschlossen. Unter diesen Umständen gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder den Papst als den ersten Bischof anzuerkennen und seinen Namen in der heiligen Liturgie zu erwähnen, oder aber den Tod zu erleiden, sowie einer diese Ehrenbezeugung nicht erweisen wollte. Das versetzte die Bewohner von Konstantinopel in Zorn, am allermeisten die Oberen in der Stadt. Diese traten vor den Kaiser Heinrich und sprachen: "Wir stammen von einem anderen Volk und haben einen anderen Oberhirten, und wir haben uns deiner Gewalt unterworfen, damit du über unseren Leib herrschest, nicht aber über unsere Seele oder unseren Geist. Für dich im
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. k"mpfen ist unsere pflicht und Schuldigkeit, aber es ist völlig .' . Knege zu a ausgeschlossen, daß wir unsere angestammten hturglschen Feiern aufgebefreie uns also von dem Übel, das uns befallen hat, oder laß uns ben. S0 . ' h ' S als Freie in unsere angestammten Gebiete wegzle en." 0 sprachen sie, Heinrich aber wollte nicht solch hervorragende und .wertvolle Menschen verlieren, er ließ gegen den Willen des Legaten die Kirchen wieder öffnen und die Mönche und Priester, die in den Gefängnissen saßen, wieder frei. Dadurch konnte er die Wogen der Aufregung, die sich der Stadt Konstantins bemächtigt hatten, wieder glätten. Viele von den Mönchen verließen Konstantinopel und wandten sich an Kaiser Theodor, durch seinen Befehl wurden ihnen Klöster zum Aufenthalt angewiesen. Von den Priestern, die nach Nikaia auswanderten, ließen sich die einen in den Patriarchatsklerus aufnehmen, die anderen fanden Gefallen an der Seelsorge und lebten ohne Bindung an den Klerus39 des Patriarchen. Auf diese Weise gingen die Ereignisse unter der Kaiserherrschaft Heinrichs in Konstantinopel vor sich. 18. Nach Heinrichs Tod 40 verfolgte sein Neffe Robert eine viel sanftere Politik (dessen Schwester hatte der Kaiser zur Frau genommen). Nicht viele Jahre waren ins Land gegangen, und Robert, der Kaiser von Konstantinopel, hatte sich noch immer nicht vermählt. Da beschloß der Kaiser eine widerrechtliche Unternehmung: er wollte nämlich Robert zum Schwiegersohn haben, er erwählte ihn also zum Mann seiner Tochter Eudokia. Dadurch aber entstand ein Streit zwischen dem damaligen Patriarchen Manue! und dem Kaiser, denn der Patriarch wollte einer solchen ungesetzlichen Ehe nicht zustimmen. Aber der Kaiser kam gar nicht mehr dazu, seinen Willen durchzusetzen: noch bevor er seine Tochter, wie er es plante, nach Konstantinopel senden konnte, verstarb er; seine Kaiserherrschaft hinterließ er seinem Schwiegersohn Johannes Dukas, denn einen schon erwachsenen Sohn hatte er nicht. Der Sohn, den er von der Kaiserin Anna hatte, war schon zuvor gestorben; von seiner Frau aus Armenien hatte er ebenfalls einen Sohn, aber der war beim Tode seines Vaters, des Kaisers, erst acht Jahre alt. Da er also keinen männlichen erwachsenen Nachkommen hatte, erhielt der Mann seiner Tochter die Kaiserwürde. Kaiser Theodor Laskaris war zum Zeitpunkt seines Todes älter als 45, aber weniger als 50 Jahre alt, 18 Jahre lang hatte er als Kaiser regiert. In
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seiner äußeren Gestalt war er klein, aber nicht übertrieben schm" h . · h k "f . A" ß ac tlg, er h I ra.ttgen 'u .eren, sein Kinn war vo' W ar von anse n lC em . n einem Bart 41 rahmt, der an der Spitze 111 zwei Teile auslief ein klel'n w' um ' emg sc h'leIte er42 ; im Kampf war er sehr tapfer, doch in seinen Zornesausbrüchen und in sexueller Hinsicht war er unbeherrscht, in seinen Geschenken aber war er ungeheuer freigebig: wenn Immer er es wollte, gab er einem vie! Geld, so daß man III kurzester Zelt reich wurde. In den Kämpfen gegen die Italiener und die Perser mußte er unendlich viele Mühen erdulden, aber er sollte der Beginn des erneuerten Reiches der Rhomäer werden, und dafür schulden ihm die Rhomäer großen Dank. Sein Leichnam wurde im Kloster des Hyakinthos begraben, also dort, wo auch Kaiser Alexios und Theodors Frau, Kaiserin Anna, bestattet sind. 19. Wie ich schon sagte, übernimmt nach Theodors Tod Johannes Dukas, dessen Schwiegersohn, das Szepter der Rhomäer, nachdem er von dem Patriarchen Manuel, dem Nachfolger des Maximos, gekrönt worden war. Nach dem Tode des Patriarchen Michael wurde Theodoros Eirenikos, der von der großen Masse Kopas genannt wurde, auf den Thron des Patriarchen eingesetzt; aber als er nach sechs Jahren verstarb, wird der Mönch Maximos auf den Patriarchenthron erhoben, doch für dessen Erhebung auf diese hohe Würde gab es keinen anderen Grund als dies, daß er die Frauenwe!t betörte und diese ihn umgekehrt anhimmelte. Nach nur sechs Monaten jedoch verstirbt er, und es wird Manue! auf den Patriarchenthron erhoben, der offenkundig ein Philosoph war und von der großen Menge auch so genannt wurde43 • 20. Nun wendet sich unser Bericht wieder den Ereignissen bei den Bulgaren zu. Asen, der erste Zar der Bulgaren, hatte zwei Söhne, Ivan und Alexander. Zur Regierungszeit des schon erwähnten Bulgarenzaren Boril war Ivan, der Sohn Asens, geflohen und hielt sich im Lande der Russen auf: dort blieb er geraume Zeit und sammelte einige Russen, auf die er zufällig stieß, um sich; dann aber erhebt er Anspruch auf das Erbe des Vaters, zieht gegen Boril zu Felde, besiegt diesen und wird so Herr über ein großes Gebiet. Boril aber zieht sich in das Innere der Stadt Trnvo zurück, und ganze sieben Jahre lang bleibt er innerhalb der Mauern, wobei er von außen belagert wird. Nachdem seine Mitstreiter ihren Widerstand aufgegeben hatten, laufen sie zu Ivan Asen über. Auf der Flucht wird Bo87
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'1 f enommen und von Ivan geblendet, und auf diese Weise Wurn ge angen g I ' de Ivan 44 zum Herrn über das gesamte Land der Bu garen. Soweit also zu den Bulgaren. 21. Der Komnene Theodor, von dem vor kurzem schon die Rede war, war nicht bereit, in seinem bisherigen Rang zU"verble!ben und hatte sich die Kaiserwürde zuerkannt: nachdem er Herr uber Thessalolllke geworden war und große Gebiete des Rhomäerreiches, die die Italiener beherrscht hatten, sowie solche, die die Bulgaren unterjocht hatten, in seine Gewalt gebracht hatte, umgab er sich mit dem Purpurmantel und legte die roten Schuhe an. Dagegen aber leistete Konstantinos Mesopotamites, der Metropolit von Thessalonike, härtesten Widerstand; und wiewohl sich dieser45 an die kanonischen Vorschriften hielt, belegte ihn Theodor mit vielerlei Schimpf, ja sogar mit der Verbannung. Demetrios hingegen, der Erzbischof von Bulgarien, krönt ihn mit dem Diadem des Kaisers, da er, wie er sagte, autonom und niemandem Rechenschaft schuldig sei und deswegen die Macht habe, wo und wann er es immer wolle, einen Mann seiner Wahl zum Kaiser zu salben. So war denn Theodor zum Kaiser proklamiert, und er betrieb auch eine Politik wie ein Kaiser: er erhob Leute zu Despoten, Sebastokratoren, Groß-Domestikoi, Protovestiarioi und ernannte weitere Leute für die gesamte übrige kaiserliche Beamtenhierarchie. Da er aber mit den Gepflogenheiten des Kaisertums keineswegs vertraut war, widmete er sich dessen Aufgaben nach Art der Bulgaren, ja, eher der Barbaren, indem er weder Rang noch Stellung anerkannte noch auch das, was seit alters am Kaiserhofe als Recht galt. Damit aber geriet er in einen starken und gefährlichen Gegensatz zu Kaiser Johannes. Es war nämlich der Wunsch des Kaisers, Theodor solle in seinem Gebiet durchaus Herrscher sein und nur in einer Hinsicht sich ihm unterordnen, darin nämlich, daß er im Kaiserreich den zweiten Platz einnehme; doch Theodor widersetzte sich dessen Wunsch immer nachdrücklicher. 22. Johannes hatte also vor kurzem das Szepter der Kaiserwürde erhalten. Er sah, daß die Herrschaft der Rhomäer ganz und gar darniederlag, und konnte es nicht ertragen, daß er über nur so wenige als Kaiser herrschte: daher eröffnet er nach Ablauf von zwei Jahren einen Krieg gegen die Italiener. Die Lateiner ziehen ein großes und kampferprobtes
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dessen Anführer die leiblichen Brüder Ka'ls er Th eo d ors Heer zusammen, . . waren, nämhch die Sebastokratoren Alexios und Isaak. Sogleich beim Tode des Kaisers, Ihres Bruders, hatten sie dessen Tochter Eudokia mit sich genommen und beschlossen, nach Konstantinopel zu ziehen, doch sie erreichten ihr Ziell1lcht und mußten jetzt abermals überstürzt fliehen. Als eS nun zur offenen Schlacht im Gebiet von Poimanenon gekommen war _ dort genau, wo sich die Kirche des obersten Feldherrn der himmlischen Heersch~ren, Michael, befinder.-, trägt der Kaiser einen glänzenden Sieg davon: die Mehrzahl der Rh~n:aer war zunächst fast unterlegen, aber der Kaiser hatte 1m Verem mit e1l11gen welllgen den Sieg herbeigeführt, denn er selbst hatte ein~n Speer ergriffen und einen Feind durchbohrt; er legte in diesem Knege eme bemerkenswert tapfere Gesinnung an den Tag, wie man sie bei seinen Vorgängern noch nicht erlebt hatte. Dieser Sieg führte zu einer starken Konsolidierung des Reiches der Rhomäer und dadurch zu einer Verminderung und einem Niedergang der Macht der Italiener. Diejenigen von ihnen, die in diesem Kriege Befehlshaber gewesen waren, ließ der Kaiser lebend gefangennehmen, ebenso die beiden Brüder aus dem Hause der Laskaris: diese ließ er allerdings blenden, da er sie als die Schuldigen befand, andere ließ er sogleich niedermachen; und wer überhaupt nicht zur Schlacht angetreten war, verfiel der öffentlichen Acht wegen Feigheit. Ein Teil der Italiener, die zu dieser Zeit die Stadt Serrhai belagerten - sie stand unter dem Befehl des Komnenen Theodor -, war eilends davongerannt, nachdem sie von dieser Niederlage ihrer eigenen Leute erfahren hatten, und hatte Serrhai unbehelligt zurückgelassen - denn auch diese wären beinahe schon allesamt in Gefangenschaft geraten. Von diesem Zeitpunkt an geriet die Lage der Italiener mehr und mehr ins Wanken, denn sie hatten nach beiden Seiten hin, nach Osten und nach Westen, getrennte Länder, und sie trafen auf mächtige Gegner, den Kaiser Johannes und den Komnenen Theodor, der ebenfalls zum Kaiser ausgerufen worden war. Sofort nach der Vernichtung der italiener an dem erwähnten Ort machte sich der Kaiser Johannes an die Rückeroberung der Festungen der Rhomäer, die die Italiener in Besitz genommen hatten; und er konnte diese alle einnehmen, da ihnen niemand Hilfe leistete. Eine gewisse Zeit vermochte die Besatzung in den Festungen noch Widerstand zu leisten; sowie aber der Kaiser die Belagerung über einen längeren Zeitraum hinzog, insbesondere da er zu einer völlig ungewohnten Jahreszeit - er führte seine Angriffe nämlich nicht im
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Frühjahr, Sommer oder Herbst durch, sondern mitten im Winter - die Belagerungsmaschinen aufstellen und dIe, Zmn,en der Burg~n niederschie_ ßen ließ, gaben die Verteidiger auf: dIe ell1en ubergaben dIe Festung und retteten ihr Leben durch eidliche Verpflichtungen, die anderen aber fielen in der Schbcht oder wurden .,ls Gefangene eingekerkert. Es wurden also yon dem Kaiser eingenommen die Orte Poimanenon, Lentiana, Charioros und Berbeniakon, Kaiser Johannes, der die Lateiner mit allen Mitteln bekriegen wollte, lief; Trieren bereitstellen und beim Hellespont an jenem Punkt auffahren, der Holkos heißt; und er bereitete ihnen große Schwierigkeiten, indem er sich nach Westen wandte und aus dem dortigen Besitz der Lateiner große Beute machte, die Städte Madyta und Kalliupolis zerstörte sowie das gesamte Küstengebiet unterwarf, das den Italienern tributpflichtig gewesen war. 23. In dieser Lage also befand sich Kaiser J ohannes; und wie er nur mehr schwach zu Lande und zu Wasser gegen die Italiener kämpfte, wird ein Anschlag gegen ihn vorbereitet, dessen Drahtzieher der Vetter des Kaisers Andronikos Nestongos war. Dieser mißachtete das Verwandtschaftsverhälrnis und zerriß das Band der Freundschaft, denn er plante einen Aufstand gegen seinen Vetter, den Kaiser; dabei hatte er als Mitverschworene seinen Bruder Isaak sowie nicht wenige andere aus den höchsten Rängen, zum Beispiel Phlamules, den der Kaiser mit der Hofwürde des Groß-Hetaireiarchen ausgezeichnet hatte, Tarchaneiotes, Synadenos, den Mann von dessen Schwester Stasenos, Makrenos und noch viele andere. Diese Verschwörung währte schon viele Tage und blieb doch dem Kaiser immer noch verborgen, aber in Lampsakos erfuhr er schließlich davon. Da übergab er die Trieren dem Feuer, damit sie den Italienern nicht in die Hände fallen konnten, und weil er den Kampf im Inneren für vordringlicher hielt als den Krieg gegen die Italiener, brach er von dort auf und gelangte zum Kastell Ochyra: hier führte er die Untersuchung dieser Verschwörung durch. Alle Verschwörer war'en schwersten Strafen verfallen, aber der Kaiser legte die Gesetze sehr milde aus: den Isaak Nestongos verurteilt er zu Blendung und Abhacken der Hand, ebenso den Makrenos - es ließ sich nämlich nachweisen, daß er nicht nur einmal im Rücken des Kaisers das Schwert gezogen hatte und einen tödlichen Streich führen wollte -, und
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einige andere verurteilte er zu geringeren Strafen. Die meisten aber ließ er für einige Zeit ins Gefängnis werfen, schenkte ihnen aber nachher die Freiheit, ja, sogar den Rädelsführer des Aufstandes Andronikos Nestongos ließ er, wiewohl dieser nach der Kaiserwürde gestrebt hatte, nur im Gefängnis von Magnesia in Gewahrsam nehmen: so sehr hielt den Kaiser sein friedliebender Charakter davon ab, seinem Gegner Schlimmes anzutun. Nach kurzer Zeit konnte Nestongos 46 sogar aus dem Gefängnis fliehen, und zwar, wIe ellllge sagten, auf Wunsch des Kaisers, der befohlen haben soll, er solle in Freiheit seiner Wege gehen, ja, der beschlossen haben soll, er solle sich seine Rettung und Freiheit gewissermaßen erstehlen. Des Nachts also war er geflohen, und er begab sich in das Land der Muselmanen, wo er bis zu seinem Tode blieb. Von da ab verhielt sich der Kaiser aber viel wachsamer und lebte nicht mehr in der früheren Freizügigkeit, sondern umgab sich mit einer Leibwache, die Tag und Nacht seine Sicherheit garantieren sollte. Hierauf richtete die Kaiserin Eirene ein ganz besonderes Augenmerk, der ein ausgesprochen männlicher Charakter eigen war und die allen politischen Fragen in wahrhaft kaiserlicher Art begegnete. 24. Da die Italiener nun bereit waren, in ein Vertragsverhältnis einzutreten, brachen sie zu dem Kaiser, also zur Stadt Pegai, auf. So schloß Kaiser Johannes einen Frieden mit ihnen, w,obei die Lateiner alles Land im Süden an ihn abtraten, die nördlichen Gegenden jedoch in der Nähe von Konstantinopel und Nikomedeia als ihr Gebiet beherrschen durften. Es hatte sich aber schon vor diesem Frieden das Folgende zugetragen: die Einwohner von Adrianopel schickten eine Gesandtschaft zu dem Kaiser, um zu erreichen, daß er ihnen ein Heer zur Verfügung stelle und sie aus der Gewalt der Italiener befreie. Er sandte den Prorostrator Ises mit einem Heer auf den Weg, und es befand sich auch noch Johannes Kammytzes dabei. Diese Männer überquerten den Hellespont, marschierten durch Makedonien und gelangten schließlich nach Adrianopel, wo sie im Inneren der Stadt verblieben. Kaiser Johannes hoffte, durch diese Maßnahmen auch die umliegende Gegend in seine Gewalt zu bekommen. Aber der Komnene Theodor, von dem oben schon die Rede war, hatte sich fast das gesamte Umland unterworfen, mit Ausnahme freilich der Gebirgskette Rhodope, die auch Achridos heißt, der Burgen in diesem Gebirge und der Stadt Melnik: der Herr dieses Gebietes war Sthlabos·7 , 91
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ein Verwandter des Z'lfcn Asen, der als Despot eingesetzt worden war von Heinrich, dem Kaiser von Konstantinopel; dessen Tochter, die ihm von einer Nebenfrau geboren worden war, hatte Sthlabos als Ehefrau heimgeführt. Dieser Sthlabos also - ich unterbrechc d~mit ein wenig die Abfolge der Erzählung - hatte herausgefunden, daß dlc .Festung Melnik zum Widerstand geeignet und für nahezu Jeden Fe111d une1l1nehmbar war, und so herrschte er dort unumschränkt, ohne sich je einem Herrn in der Umgebung zu unterwerfen. Mal war er Bundesgenosse der Italiener, mit denen er ja immerhin verwandtschaftlich verbunden war, mal paktierte er mit den Bulgaren auf Grund der gemeinsamen Abstammung, und wieder ein ander Mal unterstützte er den Komnenen Theodor: doch niemals war er irgendeines Menschen Untertan, und niemals ließ er sich zu einem wahren Vertrauensverhiiltnis oder zu einer echten Einigung herbei. Nach dem Tode seiner Frau wurde ihm die Tochter des Petraliphas anvermähIr, des Schwagers des Theodor4s Komnenos (über diese werden wir später noch berichten). Abgesehen also, wie ich schon sagte, von den Gebieten, die diesem Sthlabos unterstanden, war alles in die Gewalt des Komnenen Theodor gelangt. Nachdem die Städte Mosynupolis, Xantheia, ja sogar Gratzianus endgültig unter seine Herrschaft gekommen waren, überstieg er das Gebirge von Stageira, das die meisten Makre nennen, und durcheilte danach das Gebiet des Hebros, wo er den gesamten Landstrich verlassen auffand, nicht einmal durch eine einzige Festung verteidigt. Von hier kam er nach Didymoteichon und wurde in kürzester Zeit als kaiserlicher Herr dieser Stadt begrüßt. Bei seiner Ankunft in Adrianopel traf er auf den erwähnten Protostrator Ises und auf Kammytzes, die mit dem Heer des Kaisers Johannes dort lagen. Mit trügerischen Worten umgarnte Theodor die Einwohner dieser Stadt und redete ihnen ein, er werde sie außerordentlich reich machen und sie über die anderen Rhomäer erheben: dadurch überredet er sie, das Heer des Kaisers aus der Stadt zu vertreiben und ihn selbst hineinzulassen. So werden also der Protostrator Ises und Kammytzes gemeinsam mit ihrem Heer hinausgetrieben, und zwar mit der eidlichen Versicherung, daß keinem von ihnen ein Leid widerfahren werde. Sie verließen also die Stadt, aber der Protostrator verschwendete nicht einen einzigen Blick auf Theodor Komnenos, und Kammytzes stieg, als er ihm begegnete, nicht vom Pferd und brachte ihm nicht die einem Kaiser geschuldete Ehrerbietung entgegen, denn so hatten sie es beide zuvor abgesprochen.
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Darüber geriet der Komnene Theodor in großen Zorn, wollte er doch, daß alle Rhomäer ihn zum Kaiser hätten, schließlich sei er ja auch zum Kaiser ausgerufen, und er beschimpfte den Mann in unflätigster Form, ja, fast hätte er ihn geschlagen. Aber gerade dieser Vorfall war der Grund dafür, daß Kammytzes von dem echten Kaiser geehrt wurde: als er und sein Heer nämlich den Hellespont überquert hatten und zu dem Kaiser gelangt waren, wurde Kammytzes mit dem Amt des Groß-Hetaireiarchen geehrt. Theodor Komnenos war nunmehr also auch der Herr von Adrianopel, und als solcher bereitete er den Italienern große Schwierigkeiten. Er überrannte nämlich alle von ihnen beherrschten Gebiete, er kam bis vor die Tore der Stadt Bizye, nahm alles Land im Vorfeld dieser Stadt in seinen Besitz und machte dort riesige Beute; ja, sogar bis vor die Tore der Stadt Konstantinopel kam er und verbreitete großen Schrecken bei den Lateinern. Damals wurde auch Anse1m von Cahieu, der Schwiegersohn des Kaisers Theodor Laskaris, von dem Speer eines Soldaten des Theodor Komnenos am Halse getroffen; und es schien, als seien die Folgen dieses Wurfes für ihn tödlich, doch er wurde von einem der Ärzte wieder gesund gepflegt. Allerdings war von diesem Tag an seine Stimme etwas rauher, und seine Halswirbel konnten sich nicht mehr leicht hin- und herbewegen. 25. Auf diese Weise gewann Theodor Komnenos immer größeren Einfluß; und weil er nun eine gemeinsame Grenze mit den Bulgaren hatte, trat er in ein Vertragsverhältnis mit dem Bulgarenzaren Ivan Asen, von dem schon früher berichtet worden ist, daß er nach Boril die Zarenherrschaft über die Bulgaren angetreten hatte; dazu aber begründete er noch ein Verwandtschaftsverhältnis mit diesem, indem er für seinen Bruder Manuel Maria, die Tochter des Ivan, heimführt, die diesem von einer Nebenfrau geboren worden war. Theodor Angelos aber brach den Vertrag mit Ivan Asen, denn er war tollkühn und ließ sich nicht in eine Ordnung einfügen, weder in der Ausübung des Kaiseramtes noch in irgendeiner anderen Sphäre der Politik, oft und oft brach er geleistete Eide und verletzte die Bündnisse mit seinen Nachbarn: so hatte er aus Rhomäern wie auch aus Italienern ein großes Heer zusammengebracht und zog gegen die Bulgaren zu Felde. Er marschierte an der Stadt Hadrians vorbei und zog in das Gebiet oberhalb des 93
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Hebros mit dem Ziel, eine Schlacht gegen die Bulgaren herbeizuführen damit freilich erreichte er nur seinen eigenen Untergang. Er meinte nämlich, die Bulgaren würden dem Ansturm sein:r geballten Heeresmacht, von Furcht überwältigt, nicht widerstehen konnen; doch dIe Bulgaren handelten ganz anders: Ivan Asen baute mehr auf den Verrat und die Wortbrüchigkeit des Theodor Angelos als auf seine eigene militärische Macht daher nahm er nur eine kleine Streitmacht der befreundeten Skythen -' nicht einmal 1000 Mann! - mit sich und stürzte .sich voller Mut in die Schlacht, wobei er, wie einige berichten, auf dem Feldzeichen den von Theodor unterschriebenen Eid gut lesbar veröffentlicht hatte49 . In der Nähe eines Ortes am Hebros namens Klokotnitza 50 prallen die Heere aufeinander. Um es kurz zu machen: die Bulgaren und Skythen erringen einen glänzenden Sieg über Theodor. Dieser wird von den Feinden gefangengenommen, genauso wie nicht wenige seiner Verwandten und seiner zivilen und militärischen Führer, und all ihr Eigentum wurde zur Beute der Bulgaren. Da jedoch Asen überaus milde gegenüber der riesigen Zahl der Gefangenen gestimmt war, entließ er die meisten aus dem Heer in die Freiheit, besonders die einfachen Leute und die Tagelöhner, und schickte sie in ihre Dörfer und Städte zurück: mit diesem Verhalten konnte er seine Großmut zeigen und zugleich einen Vorteil für sich herausholen, denn es war ja sein Ziel, über diese Leute zu herrschen, sie also der Oberhoheit der Rhomäer abspenstig zu machen. Und das gelang ihm auch, denn anläßlich seines Rückmarsches in deren Gebiete unterwarfen sich ihm alle ohne das geringste Blutvergießen; und so kommen unter seine HerrschafrSI die Stadt Hadrians sowie aus der Umgebung Didymoteichon, Voleron, Serrhai, Pelagonia, Prilep und alles umliegende Land. Er überrannte auch Megale Vlachia 52 , ja, er errang sogar die Herrschaft über das Gebiet von Albanon, und bis nach Illyrien hinein machte er große Beute. Nachdem er die meisten Ziele seines Planes durchgesetzt und seine eigenen Angelegenheiten in seinem Sinne durchgeführt hatte, kehrte er wieder in seine angestammte Heimat zurück, dabei überließ er einen geringen Teil seiner Festungen der Obhut der Rhomäer, die meisten aber unterwarf er seinem Befehl, indem er einerseits Soldaten und Offiziere, andererseits zivile Steuereintreiber dort einsetzte. Auf diese Weise machte er der gesamten Öffentlichkeit den Eindruck eines bewunderungswürdigen, ja, geradezu seligen, Mannes: schließlich gebrauchte er gegen das ei-
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CHRONIK
gene Volk kein Schw~rt, bei den R~omäer~ befleckte er sich nicht mit Blut und Mord, wIe dIes seme Vorganger bel den Bulgaren getan hatten. Deswegen wurde er nicht nur von den Bulgaren, sondern auch von den Rhomäern wie auch von weiteren Völkern geliebt. 26. Es ist also, wie mein Bericht dargetan hat, Theodor Angelos gemeinsam mit den übrigen seiner Stammesgenossen und den Anführern Kriegsbeute des Asen geworden; er wurde zwar von Asen gefangengehalten, erhielt jedoch auch vielerlei Gunsterweise von ihm. So ging dies lange Zeit. Aber als man ihn überführen konnte, daß er in seiner Heimat einen Aufstand durchführen wollte, läßt Asen ihn blenden. Sein Bruder Manuel Angelos, der seinerzeit von Theodor mit der Würde des Despoten ausgezeichnet worden war, suchte sein Heil in der Flucht, als das Heer der Rhomäer seine Richtung änderte: er begab sich zurück nach Thessalonike und ließ sich dort als Despot anreden (immerhin war er ja der Herr dieser Stadt und deren Umgebung), und seine offiziellen Schriftstücke unterschrieb er mit roter Tinte. Deswegen verspottete ihn ein Gesandter des Kaiser Johannes mit folgenden Worten53 : «Noch besser als auf Christus wird auf dich das Wort passen, das da lautet: «dich, den Kaiser und Despoten"!,, Von dieser Zeit an war Manuel Angelos der Herrscher der Städte und Länder im Westen, die verlassen worden waren, und die Bulgaren setzten ihm nicht mehr zu, da er ja mit der Tochter des Asen, die eine Nebenfrau geboren hatte, zusammenlebte. 27. Nun aber soll die Abfolge meines historischen Berichts sich wieder den Lateinern in Konstantinopel zuwenden: nachdem, wie wir schon berichtet haben, Robert, der erwähnte lateinische Kaiser, auf Euripos54 gestorben und nur sein Bruder Balduin in sehr jugendlichem Alter übrig war, schickten die Bewohner von Konstantinopel eine Gesandtschaft an jenen Johannes, der den Titel «König von Jerusalem" trug55 - der war stolz auf seinen Ruf als erfahrener Stratege, er war sehr kräftig im Zuschlagen und überragte an Körpergröße seine gesamte Umgebung -, und zwar mit folgender Bitte: er solle zu ihnen kommen, sich zum Kaiser von Konstantinopel ausrufen lassen und dort als Kaiser herrschen, dazu solle er diesen Balduin, der ja ihrer Meinung nach für die Nachfolge inder Herrschaft bereit stand zu seinem Schwiegersohn machen (der KOlllg hatte ja noch ein kleines Töchterchen), und nach dem Ableben des Königs
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solle eben Balduin ihr Kaiser werden, da er dann ein wenig älter geworden sei; der König war nämlich schon uralt, er hatte wohl achtzig oder noch mehr Jahre gelebt, und doch: als ich ihn mit eigenen Augen erblick_ te, war ich ganz außer mir vor Staunen über die Größe dieses Mannes, der in jeder Hinsicht, also in seiner Größe wie auch seiner Breite, die übrigen weit überragte. Der König erklärte sich mit dem Ansinnen der Gesandtschaft einverstanden und hält seinen Einzug in der Stadt Konstantins, nachdem er auf dem Meer dorthin gekommen war; er hatte nämlich nicht genügend ausgebildete Leute, um einen Landmarsch zu unternehmen. Als er die Stadt Konstantins nun wirklich erreicht hatte, da hatte er es durchaus schwer, einen Ausfall zu unternehmen und außerhalb der Stadtmauern eine Schlacht zu eröffnen, hatte er doch begriffen, daß Kaiser Johannes ein ganz hervorragender Feldherr und in der militärischen Taktik gegen seine Feinde bestens erfahren war. Daher machte er sich selbst Vorwürfe wegen dieses Abenteuers, daß er sich nämlich überhaupt auf dieses Wagnis eingelassen hatte; und er bezeichnete alle jene als politische Dummköpfe, die da laut sagten (oder auch nur im stillen so dachten, ihn aber aus privaten Rücksichten nicht zu einem Ausfall anstacheln wollten), er werde ja nur in solche Gebiete kommen, die der dortige Kaiser gar nicht unter Kontrolle zu halten verstünde - denn er hatte es richtig erfaßt und auch zum Ausdruck gebracht, daß Kaiser Johannes, sofern ihm auch nur zehn solche Orte als Herrschaftsgebiet zur Verfügung stünden, diese bestens zu regieren, zu beherrschen und vor den Feinden zu bewahren wüßte. Entweder dieser Dinge wegen oder aber, weil er bis aufs äußerste in den Genüssen schwelgen wollte, die die Stadt Konstantins bot, verblieb er zwei ganze Jahre in dieser Stadt. Mit großer Mühe konnte er die Einrichtung von Trieren und die Aufstellung einer Streitmacht, soweit dies ihm überhaupt möglich war, durchsetzen, danach brach er nach Osten auf und ankerte im Hafen von Lampsakos; und dabei war Kaiser Johannes gerade erst von der Schlacht gegen den Caesar Gabalas zurückgekehrt, den er wegen Aufstandsgelüsten bekriegt hatte. 28. Der Kaiser schlug nun seill Quartier in der Gegend von Stadeia auf, dort übergab er seinem Großdomestikos Andronikos Palaiologos - von diesem hatte ich gerade eben gesprochen - den Oberbefehl über die Mannschaften und die Offiziere und entsandte ihn mit genügend Trieren
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und sonstigen SchiffenzurInsel Rhodos'6 mit dem Auftrag, sich mit größerer Hürte dem Abtrunnlgen entgegenzustellen und ihn auf Grund seiner eingehenden strategischen Kenntnisse niederzuringen. Das geschah nun so, wie es befohlen war, Kaiser Johannes hatte in bezug auf den Caesar sein Ziel erreicht; da kam ihm zu Ohren, daß der lateinische König Konstantinopel mit dem Wunsch verlassen habe, in Lampsakos anzulegen, danach aber von dort aus den Rhomäern eine Schlacht zu liefern, bei denen er, der Kaiser, gerade war. So zog er vor Lampsakos und schlug seine Zelte in der Gegend von Sigrene auf, denn die dortigen Rhomäer waren zahlen mäßig sehr wenige: der größte Teil seines Heeres hatte nämlich einerseits im Kampfe, andererseits wegen der winterlichen Verhältnisse große Strapazen durchgemacht und war daher nach Hause zurückgekehrt. 29. Zu dieser Zeit wurde ich selbst von meinen Eltern aus Konstantinopel zu dem Kaiser geschickt: damals war ich sechzehn Jahre alt und hatte gerade den allgemeinen Bildungsgang hinter mir, den man gemeinhin Grammatik nennt. Es war der Wunsch meines Vaters, seinerseits ebenfalls der Gewalt der Lateiner insgeheim zu entkommen; denn er stand stark unter ihrer Knute, einmal mit seinen überaus hohen Steuern und Abgaben, zum anderen wegen der Freundschaftsleistungen an sie; und es erwies sich für ihn als nicht wenig hinderlich, daß er eine große Schar von Bedienten, männliche und weibliche Aufwartung, hatte. Und doch stand ihm damals schon vor Augen, daß er, sowie er die Möglichkeit dazu erhalten würde, im Notfall einen Ausbruch trotz aller Gefahr unternehmen und seinen Plan vollenden müsse. Aus diesen Gründen also hatte er mich vorher schon zu dem Kaiser gesandt. Seine Aktivitäten aber unterband schon eine schwere Krankheit, er war ja bereits fast halbtot und verfallen und für fast zwei Jahre an das Bett gefesselt, bis er verstarb; ich selbst aber wurde im Kaiserpalast belassen und der persönlichen Fürsorge des Kaisers für wert erachtet. 30. Wie wir oben schon berichtet haben, hatte der König Johannes, der auch Kaiser von Konstantinopel genannt wurde, die Stadt Lampsakos erreicht und ließ seine Schiffe an dem Platz, der Holkos heißt, vor Anker gehen. Und weil Kaiser Johannes kein brauchbares Heer bei sich hatte und aus den angegebenen Gründen den Ausfall seines Gegners nicht zu
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verhindern vermochte, versuchte er im Verein mit seinen wenigen Leuten die Bewegungen der Feinde zu unterbinden, und zwar mit den Künsten der Strategie. So machten also die Lateiner und ihr König Johannes einen Ausfall, sie marschierten allerdings immer nur entlang der Küste; denn sie konnten sich nicht weiter von ihren Schiffen entfernen, da ja der Kaiser ihnen bei seinem Zug gegen sie dicht auf den Fersen blieb und trotz seiner geringen Streitmacht durchaus in der Lage war, die Feinde aufzureiben. Der Kaiser marschierte mithin am Fuße der Berge, die Italiener hingegen direkt an der Küste. Nur kurze Zeit (es waren noch nicht einmal vier Monate vergangen) waren sie in des Kaisers Küstenland marschiert, nur eine kleine Strecke Weges, nämlich von Lampsakos bis nach Kechreai, hatten sie zurückgelegt, und dabei hatten sie nur wenig oder gar keinen Schaden angerichtet, denn der Kaiser hatte zuvor alle wichtigen Lebensmittel in höher gelegenen Orten in Sicherheit gebracht; und dann gelangten sie zur Stadt Pegai, wobei sie eine einzige Festung namens Keramidas in ihre Gewalt gebracht hatten (diese liegt am Fuß der Berge bei Kyzikos). Sie hielten ihre Schiffe in Bereitschaft für eine Rückkehr in die Stadt Konstantins; und sie wären auch voller Schimpf und Schande abgezogen, hätten sie nicht durch einen räuberischen Handstreich die Stadt Pegai erobert. Es hatte nämlich ein Mann, der außerordentlich behende auf die obersten Spitzen der Felsen zu klettern verstand, einen Weg gefunden, auf dem er des Nachts die Lateiner in voller Rüstung zur Oberstadt führte; sie überfielen urplötzlich die Wachen, brachten diese um und konnten so die Stadt einnehmen. Dieses Ereignis hätte den Rhomäern eigentlich für kurze Zeit Verzagtheit und Feigheit einflößen können, denn die Stadt war voll von tapferen Männern und ausgesuchten Kämpfern; doch die Umsicht, mit der der Kaiser diesen Dingen begegnete, und sein großes strategisches Geschick ließen keine Verzagtheit bei den Rhomäern aufkommen, ja, diese seine Eigenschaften führten umgekehrt zu einer Furcht bei den Lateinern und hinderten sie sowohl am Einsatz ihrer Körperkräfte als auch daran, jene Begeisterung auszukosten, die sie bei der Gefangennahme der unterworfenen Menschen beflügelt hatte. Daher zogen sie wieder zurück in die Stadt Konstantins, erreicht aber hatten sie, wie wir schon sagten, wenig oder gar nichts.
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31. Kaiser Johanne~ wa~ groß da~in, bei Schwierigkeiten Auswege zu ersinnen und doch seme eigene Posltlon aufrechtzuerhalten - dazu bedurfte es seiner ganzen politischen Klugheit -, doch er verstand es ebenso, seine Feinde aus der Fassung zu bringen; um nun aber durch eine Kombination beider Methoden seine eigenen Interessen durchzusetzen, erfand er eine Politik, die die Vorteile beider Wege miteinander verband. Es war ihm nämlich von der Kaiserin Eirene ein Sohn geboren worden dem er den Namen von dessen Großvater, Kaiser Theodor Laskaris, ge~ geben hatte; der hatte damals gerade das elfte Lebensjahr vollendet. Und Asen hatte von seiner Ehefrau aus UngarnS7 ein Töchterchen namens Helena, die gerade neun Jahre alt war. Da schickt der Kaiser eine Gesandtschaff8 zu dem Bulgarenherrscher Asen, durch diese spricht er von der Werbung um die Kinder, von beider Erbfolge, aber auch von der wechselseitigen Schild- und Kampfgemeinschaft der Väter. Asen empfängt diese Gesandtschaft, es kommt zu einer völligen Übereinstimmung, und hierüber wurden auch Eide geschworen. 32. Damals wurde auch ich von der Liebe zur Wissenschaft und zur höheren rhetorischen Bildung ergriffen, und so sagte ich den Dingen der Welt allesamt entsprechend dem Willen des Herrschers Lebewohl und klopfte gemeinsam mit einigen anderen Gleichaltrigen an die Tür des Lehrers der Wissenschaften: unser Lehrer war Theodor Hexapterygos. Wie wir alle zusammen vor den Kaiser getreten waren, richtete er an mich das Wort und sprach: «Diese hier habe ich aus Nikaia herausgeholt und der Schule anvertraut, aber dich habe ich aus meinem eigenen Haus entlassen und gemeinsam mit ihnen zur Ausbildung freigestellt. So zeige denn, daß du wirklich aus meinem Palast gekommen bist, und bemühe dich wahrhaft um die Wissenschaft. Wärest du nämlich Berufssoldat geworden, so hättest du einen beachtlichen Sold von meinem Reich erhalten, genau so viel oder ein wenig mehr hättest du wegen der hervorragenden Familie, aus der du stammst, bekommen; doch wenn du vollgesogen mit Philosophie hier erscheinst, wirst du großer Ehren und wertvoller Geschenke gewürdigt werden, denn die berühmtesten unter allen Menschen sind einzig und allein Kaiser und Philosoph"s9. So verließ ich iin Alter von siebzehn Jahren den Kaiserpalast und begab mich wieder unter die Obhut eines Lehrers. Es war dies, wie ich schon sagte, Hexapterygos, ein Mann, der in der strengen Wissenschaft nicht
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sonderlich bewandert war, der jedoch sehr gut zu reden verstand, weil er sich mit der Theorie der Rhetorik höchst intensiv beschäftigt hatte, Und weil ihm das Lehren ein natürliches Anliegen war, weswegen er ein gtoßes Ansehen besa{s. Nach dem Tode dieses Mannes und nachdem wir die Interpretation von Gedichten und die Kunst der Rede gelernt hatten, gingen wir - ich selbst und die, die mit mir die Logik abschließen wollten zu Nikephoros Blemmydes, von dem wir damals alle wußten, daß er gerade in der reinen Philosophie der fähigste von allen war. Der Bericht über uns soll bis hierher für jetzt genügen, später aber wird davon, wenn es zur Erzählung paßt, noch einmal eingeschoben werden. 33. Beide Kaiser hatten, wie ich oben schon sagte, einen Vertrag über die erreichte Übereinkunft geschlossen, also der Kaiser Johannes Dukas und der Bulgarenherrscher Ivan Asen. Doch zuvor schon war der byzantinische Kaiser in Lampsakos eingetroffen, und jetzt setzt er mit seinen eigenen Truppen nach Kalliupolis über, läßt Belagerungsmaschinen auffahren und überzieht so diese Stadt mit Krieg; in sehr kurzer Zeit macht er sie sich untertan, indem er sie aus der Gewalt der Venezianer befreite. Danach erreicht auch Asen im Verein mit seiner Frau, Maria aus Ungarn, und seiner Tochter Helena die Stadt Kalliupolis, hier trifft er mit dem Kaiser zusammen, und beide Seiten bekräftigen den Freundschaftsvertrag60 • Der Kaiser überquert daraufhin den Hellespont nicht, sondern blieb in der Gegend von Kalliupolis, der Zar Ivan aber setzt mit seiner Frau und Helena, seiner Tochter, nach Lampsakos über, wo sich die Kaiserin Eirene aufhielt: hier vollziehen sie in Feierlichkeit die Verbindung ihrer Kinder, wozu der Patriarch Germanos die vorgeschriebene Liturgie zelebrierte. Anläßlich dieser Hochzeit wurde auch dem Erzbischof von Trnvo, der dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellt war, die Ehre der Alltokephalie ZlIgestanden, es wlIrde sowohl dlIrch kaiserlichen Befehl wie auch durch Beschluß einer kirchlichen Synode bestimmt, daß auch er zu einem Patriarchen proklamiert werden sollte, und die führenden Männer statteten dem Bulgarenherrscher Asen wegen der Eheschließung wie auch wegen des Freundschaftsvertrages ihren Dank ab. So waren denn diese Angelegenheiten zu einem Abschluß gelangt. Die Kaiserin Eirene verblieb mit ihrem Sohn und dessen junger Frau in den östlichen Gefilden, und die Frau des Asen kehrte in ihre eigene Heimat zurück. Kaiser Johannes aber und Asen zogen beide mit ihren Heeren 100
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durch das Land im Westen, das unter der Knute der Lateiner stand: dabei machten sie große Beute und verwandelten das gesamte Land, wie es das Sprichwort61 s:gt~ in eine skythische Wüste, die Städte und das Land aber teilten sie gemaß Ihrer eIdlichen Abmachung lInter sich auf. So kam Kalliupolis in die Gewalt des Kaisers, denn diese Stadt war schon vor dem Einlenken des Asen von dem Kaiser eingenommen worden, ebenso Madyta und die gesamte Chersonesos. Der Kaiser nahm aber auch das Kastell Kisson ein und verlegte seine Grenze bis an den Fluß, den die meisten Maritza nennen, dazu noch unterwarf er sich den Berg Ganos62 und errichtete dort ein kleines Städtchen: hier ließ er den Nikolaos Kotertzes als Wache zurück mit dem Auftrag, die Lateiner in der Stadt Tzurulon immer wieder aufs neue anzugreifen; dieser Kotertzes war schon in vielen Schlachten erprobt und hatte es zu einem so bekannten Ruf gebracht, daß alle Leute über ihn die Ansicht hatten, weder vor ihm noch auch nach ihm könne jemals ein anderer auftreten, der solche Dinge in Angriff nehme oder gar zu einem glücklichen Ende führe. Asen aber lInterwarf sich alles Land, das oberhalb, also nördlich, an das eben beschriebene angrenzte. So waren sie beide bis zu den Stadtmauern von Konstantinopel vorgedrungen - sogar der König Johannes hatte von der Stadtmauer aus ihre Taten beobachtet -, und sie hatten die Lateiner in große Furcht versetzt und deren Lage älIßerst schwierig gestaltet. Als aber der Herbst vorüber war und der Winter herannahte, vereinigten Kaiser Johannes und Asen ihre Heere, und danach zog der eine in sein Bulgarenland zurück, der Kaiser aber brach in östliche Richtung auf. 34. Sein Sohn Theodor war noch sehr jung, denn er war, wie wir schon sagten, gerade erst zwölf Jahre alt geworden, als er mit der Zarentochter Helena ehelich verbunden wurde: so konnten sie die Ehe noch nicht vollziehen. Deshalb wurden sie von der Kaiserin Eirene mitgenommen und erzogen, schließlich hatte sie einen guten Charakter und war gegenüber allem Schönen aufgeschlossen. Die Lage der Lateiner verschlimmerte sich zu diesem Zeitpunkt zusehends, und durch die Verschwägerung der bei den Herrscher waren ihre Hoffnungen auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Ihr König Johannes63 lebte nur noch kurze Zeit und verschied dann, nachdem er die Herrschaft über Konstantinopel seinem Schwiegersohn Balduin als Erbe überlassen hatte. 101
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Den Asen aber reute ganz offensichtlich die übereinkunft mit Kaiser Johannes, deshalb suchte er nach einem Weg, seine Tochter von deren Gemahl, Kaiser Theodor, zu trennen und sie einem anderen zu vermäh_ len; er hegte nämlich eine große Furcht für den Fall, dalS sich die Lage der Rhomäer wieder zum Besseren wende, war er doch Herr eines Volkes das seit langer Zeit den Rhomäern untertan gewesen war. Da ersinnt e; einen scheinbar vernünftigen Grund, wiewohl sein Vorgehen den Verständigen nicht hätte verborgen bleiben dürfen: er schickt Gesandte zu dem Kaiser und der Kaiserin mit der Meldung, er und seine Frau Wollten bei ihrer Ankunft in Adrianopel ihr Töchterchen sehen, in elterlicher Liebe umarmen und liebkosen, es aber dann wieder zu dessen Schwiegerva_ ter und seiner Frau zurückschicken. Kaiser Johannes und Kaiserin Eirene wulSten sehr genau, was hier vor sich ging, und durchschauten ganz klar die betrügerische Absicht - und trotzdem lassen sie das Mädchen zu Asen gehen, wobei sie das Folgende sagten: "Wenn er seine TOchter bei sich behält und sie ihrem rechtmäßigen Gemahl raubt, dann gibt es immer noch Gott, der alles sieht und diejenigen bestraft, die geschworene Eide brechen und Verträge auflösen, die sie mit Gott als Zeugen abgeschlossen hatten». Der Bulgare verschwand nun mit seiner Tochter, ihr ganzes Gefolge zwang er zum Rückmarsch, und nach überwindung des Haimos-Gebirges traf er in Trnvo ein; seine Tochter aber bejammerte unter Tränen ihr Geschick und klagte laut über die Trennung von ihrer Schwiegermutter, der Kaiserin Eirene, und ihrem Gemahl. Da soll Asen sie an sich gezogen und vor sich auf den Sattel gesetzt, ihr mit seinen Fingern auf den Kopf geschlagen und ihr schlimmste Strafen angedroht haben, falls sie nicht schweigend ertrüge, was er mit ihr zu tun gedächte. 35. Nachdem die Tataren das Volk der Skythen überrannt hatten, waren diese Skythen, sofern sie dem Schwert der Tataren hatten entkommen können, auf Schläuchen über die Donau gefahren und hatten das Haimos-Gebirge sogar mit Weib und Kind überwunden. Da sie viele Tausende waren, konnten sie trotz der Ablehnung seitens der Bulgaren nach Makedonien vordringen, und zwar dadurch, dalS die einen ihre Weideplätze um den Hebros und dessen Umgebung einnahmen, die anderen weiter unten, also in der Gegend dieses Flusses, der in der Umgangssprache, wie schon erwähnt, Maritza 64 heißt, siedelten. Der Hebros fließt wirklich bis zur Stadt Ainos, dort erst verästelt er sich und mündet dann
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in das Ägäische Meer; aber weil mehrere andere Flüsse mit diesem zusammenkommen und ihn dadurch größer werden lassen, wechselt er auch seinen Namen bei den verschiedenen Anwohnern. So plünderten dIe Skythen das gesamte Land Makedoniens aus und fegten in kurzer Zeit die ganze Gegend menschenleer, ja, sie machten diese nach dem Sprichwort zu einer skythischen Wüste; und was noch an kleinen Siedlungen übrig war, das war für sie leicht zu erobernde Kriegsbeute. Getötet wurden viele, ausgeplündert aber alle: gefangen wurden sie alle und in den größeren Städten als Sklaven verkauft, wie etwa in Adrianopel, Didymoteichon, Bizye, Kalliupolis und wo sonst noch eine Stadt durch feste Mauern bewehrt und durch eine große Einwohnerzahl geschützt war. 36. Während dieser Ereignisse waren auch die Lateiner nicht untätig: sie nährten immer noch ihren wütenden Haß wider uns, zumal da ihre Stimmung noch schlechter geworden war, weil ja vor kurzem Kaiser Johannes und Asen in ihr Land eingefallen waren und ihnen ihre Dörfer und Festungen weggenommen hatten; daher suchten sie nach einem günstigen Zeitpunkt für einen überfall auf uns und meinten, diesen nun im jetzigen Moment gefunden zu haben, um unseren Leuten eine Niederlage beizubringen. Als erstes bringen sie den Asen auf ihre Seite und schließen mit ihm einen Friedensvertrag, danach aber ziehen sie mit Asens Hilfe die Skythen - Barbaren also, Nomaden, Fremdlinge! - auf ihre Seite und machen sie zu Mitwirkenden an ihren Untaten: und das erreichen sie durch kleine Geschenke und große Versprechungen. Die Italiener haben also eine solche Waffenbrüderschaft aus Skythen und Bulgaren gebildet, und nun ziehen sie gemeinsam gegen Kaiser Johannes zu Felde: wie sie in die Nähe der Stadt Tzurulon kommen, eröffnen sie um diese eine Schlacht, bei der Asen höchstpersönlich teilnimmt, zusammen mit vielen Tausenden von Soldaten der Skythen und der Bulgaren sowie Kriegsmaschinen der Italiener. Nun war der Schutz der Stadt Tzurulon von Kaiser Johannes dem Nikephoros Tarchaneiotes anvertraut worden, der zu dieser Zeit schon im Rang eines kaiserlichen Speisemeisters stand und der später Großdomestikos werden sollte; er war der Schwiegersohn des Großdomestikos Palaiologos, da er dessen erstgeborene Tochter Maria geheiratet hatte. Tarchaneiotes war ein guter Krieger, ein hervorragender Feldherr, und dazu noch erfreute er sich der größten 103
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Gunst Gottes, was bis zu seinem Lebensende offenbar wurde: er erweckte nämlich bei den allermeisten den Eindruck, er bringe so viele seiner Waffengänge zu einem glücklichen Ende, weil er seine Feinde sowohl durch persönliche Tapferkeit als auch durch strategisches Geschick besiege. Es belagerten also Iwliener, Bulgaren und Skythen die Stadt, die Italie_ ner besaßen viele wirkungsvolle Kriegs- und Belagerungsmaschinen, die keineswegs nur diese kleine Stadt zur Übergabe zwingen, sondern auch höhere Mauern und weit größere Städte sturmreif schießen konnten: und da bewies fiir jeden sichtbar der genannte Truchseß, gemeinsam mit seinen Getreuen, sein edles Herz und sein strategisches Geschick, doch allesamt war dies von Gottes Vorsehung so bestimmt. Tarchaneiotes setzte von innen alle seine Maschinen ein gegen die, die ihn von außen bedrängten; und der riesigen Zahl der feindlichen Soldaten wußte er die Tapferkeit eines jeden einzelnen seiner Leute entgegenzusetzen. Trotzdem war Kaiser Johannes ziemlich ratlos; dabei machte er sich gar nicht so sehr um die Belagerten in der Stadt Sorgen, aber er wußte als besonnener und kriegserfahrener Mann sehr gut, daß bei einer Einnahme der Stadt durch die Feinde alles Land im Westen für ihn verloren sein würde. In dieser Situation war er eine Zeit lang damit zufrieden, daß die Feinde voller Angst waren und daß ihnen dadurch der Sporn ihrer Aggressionsgelüste endgültig genommen wurde, denn sein eigentliches Interesse galt den Zuständen im Osten: wenn dort die Menschen von einer Schlacht verschont blieben, dann glaubte er einen weit größeren Anlaß zur Freude zu haben. Noch während der Belagerung der Stadt Tzurulon 65 erreichte Asen unversehens die Nachricht, daß seine Frau, die Ungarin, verstorben war; und zur selben Zeit waren auch noch ein Kind von ihm sowie der Bischof von Trnvo gestorben. Weil Asen diese Todesfälle für das Ergebnis des Zornes Gottes hielt, ließ er die Belagerungsmaschinen verbrennen und eilte in höchster Schnelligkeit zurück nach Trnvo. Da nun die Italiener, völlig allein gelassen, für die Eroberung der Stadt nicht mehr genügend Leute hatten, gaben sie ebenfalls den Kampf auf und zogen zurück nach Konstantinopel. So war die Stadt befreit von der Umklammerung durch die Feinde, befreit war auch der Truchseß Tarchaneiotes: er hatte sich hier wirklich als Sieges träger, wie es sein Name66 verheißt, erwiesen. Asen aber kam nach den erwähnten Schicksalsschlägen, die ihn getroffen hatten, in gottesfürchtiger Haltung zu der festen Überzeugung, diese 104
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Dinge seien ihm widerfahren, weil er den eidlichen Vertrag, den er gemeinsam mit KaIser Johannes beschworen hatte, gebrochen lind seine eigene Tochter d~ren Gcmahl Theodor entrissen hatte: voller Reue über diese Untaten schIckte er Gesandte zu dem KaIser, durch die er sich selbst des schimpflichsten Treibens anklagte, wieder an die Verträge erinnerte und um Verzeihung für das Geschehene bat. Kaiser Johannes und Kaiserin Eirene, die eben fromm und gottesfürchtig waren, empfangen diese Gesandtschaft, lind ohne große Worte zu machen, bekräftigen sie aufs neue ihren Schwur, verlangen aber die Herausgabe der jungen Braut HeJena. So wird denn diese zu ihrem Schwiegervater und ihrem Gemahl entlassen, und zum zweiten Mal kommt es zu einem Friedensschluß zwischen Rhomäern und Bulgaren. 37. Der Gang meines Geschichtsberichts nimmt nun einen anderen Weg: er will von den Ereignissen in der Stadt Konstantins selbst berichten, und weil zu dieser Zeit wegen der vielen verschiedenen Herrschaftsansprüche die dortige politische Lage sich in andauernder Veränderung befand, muß ich auch meinen Bericht in bunter Vielfalt abfassen. Balduin, von dessen Thronbesteigung als Kaiser 67 von Konstantinopel wir berichtet haben, hatte schon in den Kämpfen gegen die Rhomäer versagt, vor allem aber hatte er die Auseinandersetzung mit Kaiser Johannes verloren, denn um ein Haar wäre seine Herrschaft von diesem vernichtet worden. Aus diesen Gründen war Balduin zu dem König der Franken 68 gereist, der mit ihm blutsverwandt, darüber hinaus als Landsmann geborener Feind der Rhomäer und daher zu jeder Hilfe bereit war: mit diesem sucht er eine beachtliche Bundesgenossenschaft, und er erreicht auch sein Ziel: in kürzester Zeit wurden 60 000 Franken 69 ausgehoben, die gegen die Rhomäer zu Felde ziehen sollten. Weil der Schiffsweg für sie nicht gut benutzbar war - die Schiffsreise hätte mehr Geld erfordert, als sie aufbringen konnten -, machten sie ihren Marsch zu Lande. Da kamen sie vom Norden Frankreichs70 nach Italien und von dort am Fuße der Alpen entlang nach Österreich, und wie sie nach Ungarn gekommen waren, überschritten sie die Donau und wandten sich dem Lande der Bulgaren zu: dabei erfuhren sie bei allen Völkern am Wege Freundschaft und Brüderlichkeit, und dieses große Wohlwollen seitens der lokalen Machthaber wurde ihnen einmal um ihrer selbst willen zuteil, nicht weniger aber auch wegen deren Haß auf uns. 105
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Die Bulgaren gewährten in Mißachtung der Verträge mit den Rhomäern den Franken freies Geleit beim Marsch durch ihre Berge, wollten allerdings den Eindruck hervorrufen, sie seien von ihnen zu diesem Vetrat gezwungen worden. Die Stadt Tzurulon wurde also wieder einmal eingenommen, zumal da auch die Lateiner und deren Verbündete, die Skythen, gegen sie zu Felde zogen. Zur Bewachung dieser Stadt war Johannes Petraliphas abgestellt, der von Kaiser Johannes zur Würde des Groß-Chartularios erhoben worden war, ein Mann mit starkem Arm, der im Kriegshandwerk von Kindes Beinen an erprobt war. Die Übermacht des Lateinerheeres, die unendliche Zahl an Skythen sowie die vielen und wirkungsvollen Belagerungsmaschinen brachten es dazu, daß Petraliphas den Lateinern die Stadt übergeben mußte; doch es munkeln manche, eini71 ge hätten insgeheim auf Verrat gesonnen, deswegen habe Petraliphas schlimme Angst gehabt vor einer ganz plötzlichen unerwarteten Einnahme der Stadt. Die Lateiner hatten also die Stadt Tzurulon in ihre Gewalt gebracht, und die Rhomäer, die darin gewesen waren, führten sie zusammen mit Petraliphas als Gefangene in die Stadt Konstantins und verkauften sie an ihre Bekannten in die Sklaverei. Wegen der Einnahme der Stadt Tzurulon durch die Italiener unternahm Kaiser Johannes gegen sie einen Feldzug, zu dem er ausreichend viele Trieren zusammenstellen ließ und ein nicht unbeträchtliches Heer mit sich führte. Nach dem Aufbruch in Nikomedeia kam er an Charax vorbei, verwüstete die Gegend von Dakibyza und nahm dieses in Besitz; daneben brachte er auch noch die Festung Niketiatu in seine Gewalt. Keinerlei Kriegsglück aber hatte er damals mit seinen Trieren, denn deren Besatzung war unerfahren im Krieg, und Iophre aus Armenien, der Befehlshaber dieser Flotte, war ein allzu großer Zauderer, wenn es um das Kämpfen ging. Anfänglich hatte den Oberbefehl über die Trieren Manuel Kontofre72 gehabt, ein echter Haudegen, der zu Wasser wie zu Lande voller Kampfeslust war. Aber der hatte einige Tage zuvor allzu freche Äußerungen über das Flottenwesen gegenüber dem Kaiser gemacht, indem er bei präziser Kenntnis der Marine beider Parteien behauptete, unsere Trieren könnten sich mit jenen der Italiener nur mehr dann messen, wenn sie im Vergleich zu diesen um ein Vielfaches vermehrt würden: deshalb wurde ihm der Oberbefehl genommen. Iophre übernahm diesen - und erlitt eine grausige Niederlage?3. Wiewohl er über dreißig Trieren gebot, wurde er von dreizehn besiegt; und er verlor genau so viele Schiffe, wie seine
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Feinde besaßen, denn ein jedes von ihnen erbeutete ein feindliches Schiff mit allen Waffen und der gesamten Besatzung. Diese Schlacht war also so verlaufen. Kaiser Johannes schloß wiederum Frieden mit dem Zaren Asen, beide waren zudem durch Bande der Verschwägerung aneinander gekettet; und doch beachtete Asen den beschworenen Vertrag nicht genau, denn zuweilen handelte er um eines geringen Vortetles WIllen gegen den Vertrag. Aber in der Öffentlichkeit zog er im großen und ganzen den Frieden?4 vor und handelte so, wie dies unter Freunden üblich ist. 38. Ivan Asen, der, wie schon berichtet, seine ungarische Gemahlin verloren hatte, heiratete Eirene, die Tochter des Theodor Angelos, die schön von Gestalt und gut gewachsen war; dabei aber achtete er überhaupt nicht auf seine Verwandtschaft mit ihr über den Bruder ihres Vaters denn immerhin schlief dieser mit seiner eigenen Tochter, die ihm ei~ Kebsweib geboren hatte. Theodor Angelos?5 hatte zwei Söhne, Johannes und Demetrios, und zwei Töchter, Anna76 sowie die erwähnte Eirene; mit dieser zeugte Asen drei Kinder, nämlich Michael, Theodora und Maria. Wegen dieser Heirat wurde Theodor Angelos aus dem Gefängnis entlassen, und mit der Zustimmung Asens, seines Schwiegersohnes, wollte er sich der Stadt Thessalonike sowie allen Landes, über das er vormals geherrscht hatte, bemächtigen. Weil er in aller Öffentlichkeit an der Machtstellung seines Bruders Manuel nicht rütteln konnte, versucht er heimlich mit einigen wenigen Getreuen, die er von Asen mitgenommen hatte, in die Stadt Thessalonike einzudringen: in ganz elende Lumpen gehüllt, erschleicht er sich den Eingang in die Stadt. Nachdem er eingedrungen war, wurde er von einigen erkannt, von denen er auch erkannt werden wollte, nämlich von solchen, denen er zu der Zeit, als er Macht und Geld hatte, Wohltaten erwiesen und mit denen er auch den Anschlag gegen seinen Bruder durchgeführt hatte; und er brauchte nicht lange, da war er wieder der Herr von Thessalonike und den umliegenden Städten und Ländereien. Kaiser wollte er sich nicht nennen lassen wegen seiner geblendeten Augen, aber seinen Sohn Johannes rief er zum Kaiser aus, umgab dessen Füße mit roten Schuhen und gestattete ihm auch, mit roter Tinte zu un77 terschreiben; sich selbst aber behielt er die Staatsgeschäfte und die Aufsicht über die Angelegenheiten seines Sohnes vor. Seinen Bruder Manuel entfernte er von der Regentschaft, internierte ihn auf einer Triere und ließ
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ihn nach Attaleia transportieren, und dessen Frau schickte er zu ihrem Vater Asen zurück. Asen konnte seinen Schwlege:vater Theodor besser leiden als seinen Schwiegersohn Manue!, denn er heb te seme Frau Eirene nicht weniger als Antonius die Kleopatra. Manuel traf nach seiner Landung in der Stadt des Attalos völlig unerwartet auf die Leute aus Agar und verhielt sich ihnen gegenüber äußerst freundlich; und wie er sagte, sein Zug wende sich an. Kaiser Johannes, da gewährten7S sie ihm freien Durchmarsch und gaben Ihm sogar noch Geld und Ausrüstungsgegenstände mit. Von Attalela aus kam Manuel zu dem Kaiser, und der Kaiser nahm ihn in voller Freude auf, weil er ihm verwandt sei und weil er seit alter Zeit «Despot" genannt werde: er gab ihm Geld und sechs Trieren und sandte ihn nach Megale Vlachia, nachdem er von ihm einen heiligen Eid erhalten hatte, denn er war von hohem Verstand und großer Geistesschärfe. Manuel nahm den Ort Demetrias ein und machte dort durch Briefe an seine Freunde seine Marschroute bekannt: dabei verstand er es, so manche durch eitle Versprechungen hinters Licht zu führen, und so hatte er in ganz wenigen Tagen ein Heer um sich versammelt und gelangte damit in den Besitz der Städte und des Umlandes von Pharsaloi, Larissa und Platamon. Hier kam er in einem Vertrag mit seinen Brüdern Konstantin und Theodor überein: Konstantin war, wie wir schon sagten, Despot über die erwähnten Landstriche, und Theodor war der Vater des ebenfalls schon erwähnten Johannes, des Herrn in Thessalonike. Bei ihrer Zusammenkunft überreden beide Brüder den ManueI, von dem Vertrag mit Kaiser Johannes abzulassen. Manuel gab ihrem Drängen nach, und zwar, wie Augenzeugen und verständige Beobachter berichteten, freiwillig - gezwungen zugleich; von da an waren die drei aneinander gebunden, ein jeder von ihnen mußte sich mit seinem Landesteil zufrieden geben, und mit den Lateinern auf der Peloponnes und aufEuboia schlossen sie Friedensabmachungen. 79
39. Nach sehr kurzer Zeit war Manue! gestorben • Vor seinem Tod bereute er, wie man sich erzählte, den Vertragsbruch gegenüber dem Kaiser. Es starb aber auch die Kaiserin Eirene, eine Frau voller Zucht und Herrschaftswillen, die die Kaiserwürde in großartiger Weise darzustellen verstand. Sie genoß wissenschaftliche Dispute und hörte mit Freuden den Vorträgen der Philosophen zu, ja, sie schätzte solche Leute ganz besonders, wie man aus der folgenden Begebenheit erkennen kann:
Anläßlich einer Sonnenfinsternis, als die Sonne zur Sommerszeit das Tierkreiszeichen des Krebses durchwanderte, fragte sie mich nach der Ursache 80 dieser Verfinsterung; ich hielt mich damals zufällig in den Zelten des Kaisers auf, die er mit der Kaiserin in der Gegend, die Periklystra heißt, bewohnte. Nun konnte ich ihr keine präzise Antwort geben, hatte ich doch erst in jüngster Vergangenheit durch die Lehre des weisen Blemmydes die Geheimnisse der Philosophie zu begreifen begonnen; aber dennoch hatte ich zu diesem Zeitpunkt von ihm schon einiges Wichtige erfahren, so daß ich das Folgende sagen konnte: die Ursache der Verfinsterung sei dies, daß der Mond direkt vor die Sonne zu stehen gekommen sei, und so erhalte man den Eindruck eines Verschwindens der"Sonne, doch es sei gar nicht wirklich ein Aufhören des Lichtscheins, vielmehr müsse der Mond sein Licht verlieren, sowie er in den Schatten der Erde eintrete, denn schließlich erhalte er sein Licht doch von der Sonne. Wie meine Erklärungen immer länger wurden, widersprach ihnen der Arzt Nikolaos, ein Mann, der von Philosophie überhaupt nichts mitbekommen hatte, der aber seine eigene Disziplin (und hier ganz besonders die empirischen Versuche) bestens beherrschte; der war dazu noch ein großer Günstling der Kaiserin und hatte die Stellung eines Hofarztes inne. Da er nun mir widersprach, redete ich weiter munter drauf los, aber während meiner Worte nannte mich die Kaiserin einen Dummkopf; doch als habe sie einen Fehler begangen, wandte sie sich an den Kaiser mit den Worten: «Ich habe mich unschicklich benommen, als ich diesen einen Dummkopf nannte". Der Kaiser gab zur Antwort: «Das ist nichts Besqnderes, er ist doch noch ein junger Kerb. Damals war ich erst 21 Jahre alt, sein Ausspruch entsprach durchaus der Wirklichkeit und dennoch gab die Kaiserin das Folgende zur Erwiderung: «Es gehört sich nicht, daß jemand, der philosophische Aussagen vorträgt, von uns in dieser Weise angefahren wird". Von dieser Begebenheit habe ich nur gesprochen, um darzulegen, wie sehr die Kaiserin die Wissenschaft liebte und die Vertreter der Wissenschaft verehrte. Nun stirbt also, wie ich schon sagte, diese Kaiserin, und ich glaube, daß die Sonnenfinsternis ihren bevorstehenden Tod schon angedeutet hatte. Vor sechs Monaten war ja schon oben im Norden ein Komet erschienen - es war ein Bartstern und er stand drei Monate lang am Himmel, wobei er nicht an einem Platz verblieb, sondern an ganz verschiedenen Orten aufleuchtete. 81 Kurze Zeit danach verstarb au~h der Bulgarenherrscher Asen: der
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'M ewesen der sich unter den Barbaren als der beste erwiewar em ann g , , " sen hatte, und zwar nicht nur unter semen Stammesbrudern, sondern auch unter den ganz entfernten Völkern. Mit den Fremden, die an seinen Hof kamen, hatte er freundschaftliche~ Umgang gepfl~gt, gan~ besonders mit den Rhomäern, und voller Ehrerbietung hatte e~ Ihnen die Getreideabgaben geliefert. Nach seinem Tode über~ahm sem Sohn mit Nam~n Koloman die Herrschaft; diesen hatte Ihm die Ungann geboren, und dieser Koloman hatte auch noch eine Schwester n:mens Thamar. Von der Tochter des Angelos hatte Asen drei Kmder, emen Sohn Michael und, wie schon erwähnt, zwei Töchter, Maria und Anna. Koloman übernahm also die Regierungsgewalt seines Vaters, erneuerte den Vertrag mit dem Kaiser Johannes, und unter diesen Bedingungen blieb die Lage friedlich. Nach dem Tode Manuels, des Bruders Theodors, übernahm dessen Neffe Michael82 alles ehemals von ihm beherrschte Gebiet und fügte dieses seinem eigenen Land ein. Damit waltete wiederum Friede zwischen Theodor Angelos der seinen Sohn J ohannes in Thessalonike belassen und ihn , d k I ' 83 für diese Gegend als Kaiser ausgerufen hatte, essen On e Konstantm , der sich mit dem Titel eines Despoten anreden ließ, sowie dessen Vetter Michael. 40. Da nun der Bulgare Asen nicht mehr am Leben und ein kleiner Knabe Herrscher der Bulgaren war, bot sich Kaiser Johannes die Möglichkeit, die er auch sofort wahrnahm, dem Sohn des Angelos, der ebenfalls Johannes hieß, den Kaisertitel zu nehmen. Dazu zieht er als erstes dessen Vater Theodor durch allerlei ränkevolle Anspielungen auf seine Seite; und weil dieser ziemlich planlos in der Politik mitmischt und überhaupt nichts von möglichen politischen Folgen zu übersehen vermag, reist er sofort zu Kaiser Johannes. Der empfängt ihn mit ausnehmender Freundlichkeit und ehrt ihn, nennt ihn seinen Onkel, läßt ihn an seinem Tische Platz nehmen und gewährt ihm noch viele andere Gunsterweise. Und wie der Kaiser diesen Theodor Angelos in seine Hände bekam, da fiel seiner eigenen rhomäischen Streitmacht auch noch ein kampferprobtes Heer aus Skythen zu: diese hatte Kaiser Johannes erst vor kurzem mit Gesche~ ken und mancherlei Gunsterweisen ihrem wilden Charakter abspenstig und zu zivilisierten Menschen gemacht, sie zudem aus Makedonien abgezogen und nach Osten verlegt. Im vollen Vertrauen auf diese Skythen und bar jeder Sorge einer Gefahr seitens der Bulgaren - und zwar einmal we-
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gen der gültigen Verträge, zum anderen, weil ein Kind die Politik der Bulgaren bestimmte - brach der Kaiser aus dem Osten auf, überquerte den Hellespont und zog mit seiner Streitmacht aus Rhomäer- und Skythenheeren gegen jenen Johannes, der in Thessalonike als Kaiser betitelt wurde. Da marschierte er durch die Gegend von Thrakien und Makedonien, er kam an der Stadt Christupolis und an dem Fluß Strymon vorbei und wandte sich der Festung Rhentine zu, die von einigen Leuten des Johannes bewacht werden sollte; doch noch bevor sie der Heere des Kaisers Johannes ansichtig wurden, verließen sie die Festung, wandten sich zur Flucht und rannten mit höchster Geschwindigkeit hinein nach Thessalonike. Daher fanden die Männer des Kaisers die Festung frei von Verteidigern vor, konnten sie in ihren Besitz nehmen und richteten darin eine Wache ein. Der Kaiser versammelte sein ganzes Heer in der Nähe von Thessalonike und errichtet sein Zelt ungefähr acht Stadien von dort entfernt, an dem Ort, der «Garten des Probatas» heißt. Nun war es hier für ihn recht schwierig, Belagerungsmaschinen gegen diese Stadt aufzustellen und sie von hier aus in einer Schlacht einzunehmen, deswegen unternahm er mit seinen Streitkräften verschiedene Streifzüge und brachte das gesamte Umland an sich, und zwar besonders mit Hilfe der Skythen: so machten seine Leute also allüberall nur Beute. Er führte auch noch Trieren mit sich, deren Kommando bei Manuel Kontofre stand. Im Gefolge des Kaisers befanden sich hervorragende Männer, wie Demetrios Tornikes, der die Staatsgeschäfte verantwortlich lenkte, Andronikos Palaiologos, der die Machtstellung des Groß-Domestikos bekleidete und deswegen den Oberbefehl über die Heere hatte, sowie viele andere mehr, die als militärische Führer eingesetzt waren; dazu kamen noch der Protovestiarios Alexios Rhaul, der Truchseß Nikephoros Tarchaneiotes, der Protosebastos Kontostephanos, der Groß-Chartularios Petraliphas und viele andere herausragende Leute. Bei der Belagerung unternahm Kaiser Johannes alles gegen die Stadt, was man normalerweise tut. Aber auch die Belagerten in der Stadt scheuten keine Anstrengung, sondern unternahmen ihrerseits gegen die Leute des Kaisers Ausfälle bei den Stadttoren. Nicht viele Tage waren vergangen, da hatte das Volk der Tataren, das gegen die Mohammedaner gezogen war und gegen diese einen Krieg begonnen hatte, diese Feinde besiegt, und die Nachricht von diesem Sieg
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wird dem Kaiser von dessen Sohn überbracht, Kaiser Theodor. Den hatte Kaiser Johannes an einem Ort in der Gegend von Pegai zurückgelassen; und ihm zur Seite hatte er zwei Männer abgeordnet, den Groß-Hetaireiarchen Michael Libadarios s" und den Jo~annes Muzalon, .der zeit seiner weltlichen Karriere Mystikos gewesen, Jetzt aber elll Monch war, ein Mann von scharfem Verstand und großer Tatkraft, der mehr als andere zu der Politik des Kaisers paßte. Wie nun der Kaiser diese Nachricht hörte befahl er Schweigen und verbot den Mitwissern, irgend jemandem dav~n zu berichten; zugleich aber tritt er in Verhandlungen ein mit Johannes der ja in der Stadt eingeschlossen war, wobei er zum Unterhändler de~ Vater des Johannes nahm, den Theodor Angelos. Nach vierzig Tagen kam es zu Vertrag und Eidesleistung: Johannes legte seine roten Schuhe sowie die mit Edelsteinen rundum verzierte Krone ab, auf deren Spitze noch ein roter Stein thront - beides sind Abzeichen der Kaiserwürde -, erhielt jedoch von dem Kaiser den Titel des Despoten, und er erwies sich als dem Kaiser willfährig. Nachdem der Kaiser dies durchgesetzt hatte, kehrte er wieder in den Osten zurück; er ließ den ehemaligen Kaiser als Despoten, also ihm untertan, zurück, band ihn durch die üblichen Eidesleistungen an sich und machte ihn sich durch die passenden Geschenke gefügig, aber auch alle Untertanen von ihm konnte er durch Geldgeschenke für sich gewinnen. Gemeinsam mit Johannes ließ er auch dessen Vater Theodor in der Stadt zurück. 41. Kaiser Johannes langte also wieder im Osten an. Die Winterzeit verbrachte er, wie es seine Gewohnheit war, in NymphaionsS, von dort brach er auf und zog nach Lampsakos, wo er während Sommer und Herbst lebte, aber zu Beginn des Winters verließ er diesen Ort und begab sich nach Pegai. Den allerschlimmsten Winter hatte er während seines Zuges zu erdulden: der begann nämlich, sowie der Kaiser in Sigrene seine Zelte aufschlug. Zwei Tage lang mußte er heftigen Sturm und riesigen Schneefall ertragen, bis er schließlich in der Stadt Pegai anlangte. Viele Männer und Frauen waren auf dem Marsch gestorben; fast dreihundert Menschen, so sagten, die sie zählten, seien von dem Schnee begraben worden da sie dem Schneesturm nicht Widerstand zu leisten vermochten. Keiner ~on den Augenzeugen sagte, er könne sich an einen solchen Winter je erinnern. Damals war der 18. Tag des Monats Dezember, und es war, wie ich glaube 86 , das Jahr 6741. Der Kaiser hielt sich also in der Stadt
Pegai auf und wartete ab, bis die größte Winterkälte nachließ, und dann zog er von dort nach Nymphaion, wo er bis zum Beginn des Frühlings verblieb. Nachdem, wie wir berichtet haben, das Heer der Mohammedaner von den Tataren vernichtend geschlagen worden war, herrschte über sie der Sultan namens Ghajasedin 87 , der Sohn des Sultans Asedin. Dieser Ghajasedin war anfänglich ein guter Herrscher, nahm später jedoch schlimme Charakterzüge an: er liebte Trinkgelage und Ausschweifungen aller Art, er pflegte mit fremden Frauen, ja sogar mit Männern, geschlechtlichen Verkehr; und als seine Umgebung hatte er immer nur Leute, die keinerlei Wissen besaßen, ja, die überhaupt kein menschliches Wesen an sich hatten. Sein Vater war nicht so gewesen, doch auch er hatte sich, allerdings nicht so stark, von Ausschweifungen beherrschen lassen: deshalb war er ein besserer Feldherr als seine Vorgänger, deshalb war er auch gegenüber unserem Kaiser freundlich gesonnen. Aber der jetzige Sultan genoß alles, womit er sich vergnügte, in vollen Zügen. Nun hatte er also eine Schlacht mit den Tataren geschlagen und verloren. Da seine Lage deshalb höchst schwierig geworden war, schickte er Gesandte zu Kaiser Johannes, um sich von ihm einen guten Rat zu der Frage geben zu lassen, auf welche Weise er seine Feinde vertreiben und von deren Bedrohung befreit werden könnte, wobei er dies als Rettung für beide Seiten bezeichnete: denn da das Volk der Muselmanen von den Tataren vernichtet sei, liege für die Feinde der Weg in das Land der Rhomäer schutzlos frei. Das war nun auch voll und ganz zutreffend. Kaiser Johannes, der in solchen Dingen sehr geschickt war, empfängt die Gesandtschaft voller Freude und machte dem Sultan den Vorschlag einer Übereinkunft, denn diese werde die Feinde zum Rückzug bewegen; durch eine Einigung dieser zwei großen Herrscher würden die Feinde gewiß in Schrecken versetzt, denn wenn sie einen der bei den als ihren Feind angreifen wollten, würden sie unversehens auf zwei Gegner treffen. Unter diesen Bedingungen kamen sie beide überein, Kaiser Johannes und Sultan 8s Ghajasedin; diese Übereinkunft wurde in der Stadt Tripolis erreicht, wo der Fluß Mäander fließt. Aus dem Stand bauten die Männer des Sultans eine Brücke aus Holz und machten so die Überquerung des Flusses sehr leicht für die, die auf die andere Seite gelangen wollten. Voller gegenseitigen Wohlwollens reichten sich die beiden Herrscher die Hand, genau so taten es die jeweils nachgeordneten Beamten, und die früher geschlosse113
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nen Verträge erneuerten und bekräftigten ~ie mit ~en Worten, sie wOllten vereint gegen die Feinde kämpfen; dann gmgen sie ausel11ander, der Kaiser zog zurück nach Philadelphela und der Sultan nach Ik011l0n, wo er seinen Palast hatte. Doch in dieser Zeit brauchten beide nicht in den Kampf zu ziehen, denn das Heer der Tataren blieb ruhig und bewegte sich nicht, wie es sonst seine Art war, die Tataren waren ganz mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. 42. Nicht lange danach ereilte jenen Johannes der Tod, von dem wir berichtet hatten, daß er von Kaiser Johannes zum Despot ernannt worden war. Der hatte einen Bruder namens Demetrios, dieser hatte eine Abordnung zum Kaiser gesandt und hatte dann die Despotenwürde seines Bruders erhalten und die Herrschaftsgewalt über alle, die auch schon Johannes befehligt hatte. Aber Demetrios hatte keineswegs denselben Charakter wie Johannes, sein Bruder, sondern war diametral von ihm verschieden. Johannes war fromm gewesen, bedächtig und zuchtvoll: wer seine Gepflogenheiten kannte, erzählte, daß er an keinem einzigen Tag des Jahres das Anhören der heiligen Liturgie unterlassen habe, es sei denn, eine Krankheit habe ihn davon abgehalten, ja, er pflegte sogar zu den großen Nachtgesängen zu kommen und Tag für Tag das Stundengebet zu verrichten und dessen Hymnen zu beten. Er verkehrte auch unaufhörlich bei den Naziräern 89 , und es war ihm ein großes Anliegen, so intensiv wie möglich wie ein Mönch zu leben sowie die von dieser Lebensweise herrührende innere Ruhe zu erfahren oder zumindest mit den danach Lebenden freundschaftlich verbunden zu sein. Sein Bruder Demetrios aber war von gänzlich entgegengesetztem Charakter. Er hatte Umgang mit dummen Gassenjungen und fühlte nahezu immer so wie diese, er neigte zu sexuellen Ausschweifungen und trieb es auch mit verheirateten Frauen, so daß ihm einmal das folgende schlimme Mißgeschick widerfuhr: als der Ehemann seiner Buhlerin unerwartet in das Haus trat, wollte er aus dem Fenster flüchten, aber weil er von einer sehr großen Höhe hinuntersprang, verletzte er sich am Oberschenkel; nach langem Krankenlager wurde er zwar wieder geheilt, aber er hinkte auf einem Bein und konnte nicht mehr gleichmäßig gehen. Von seiner Herrschaft aber konnte er nicht lange Gebrauch machen, denn Kaiser Johannes nutzte die Gunst der Stunde: als nämlich die Tataren, wie wir schon gesagt haben, sich mit anderen Stämmen abgaben und von einem
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Kampf gegen den Sultan von Ikonion Abstand nahmen - sie führten Krieg gegen den Herrscher von Babyion und dessen Leute, den die Muselmanen «Kalif» nennen -, da überquerte er zu Beginn des Sommers den Hellespont, hatte aber seinen Sohn Theodor im Osten zurückgelassen. Nun geschah es, daß der Patriarch Germanos kurz vorher die Erde verlassen hatte und zu der Wohnstatt Gottes aufgebrochen war: er hatte ein gutes und gottesfürchtiges Leben gelebt und war ein guter Hirte der ihm anvertrauten Herde gewesen. Sein Nachfolger wurde ein Mönch namens Methodios, der Abt des Hyakinthos-Klosters in Nikaia, der sich rühmte, vieles zu wissen, aber doch nur von wenigen Dingen Kunde besaß. Allein, er konnte sich nur drei Monate lang des Patriarchenstuhls erfreuen, dann starb er, und so hatte die Kirche wiederum keinen Erzbischof. Kaiser Johannes, der in solchen Dingen immer recht bedächtig war, tat sich nicht leicht, sofort einen Würdigen zu finden, oder besser: einen, der ihm gefiel: denn zumeist halten die Herrschenden in solchen Fällen nach Männern Ausschau, die ihnen schön tun, damit sie nicht Leute erhalten, die sich ihren Wünschen widersetzen. Es verging daher geraume Zeit, und es war immer noch keiner da, der die Herde führen konnte. 43. Kaiser Johannes unternahm also, wie wir sagten, einen Marsch in das gegenüberliegende westliche Land, um die dortigen Gebiete und Städte zu inspizieren: er war Herr über alle Gebiete bis hin zur Stadt Zichna, die nahe bei Serrhai liegt. Herrscher der Bulgaren war zu dieser Zeit der zwölfjährige Koloman, der Sohn des Asen. Als der Kaiser in der Gegend von Kisson einige Tage geweilt hatte und nun am nächsten Tag den Marsch fortsetzte, da gelangte er an den Fluß Hebros, der in der Nähe des Klosters Ber vorbeifließt und der in dem einheimischen Dialekt Maritza heißt. Wie der Kaiser nun in der Mitte des Flusses ist - zu Pferde war er passierbar, da es schon Ende des Sommers war: es war schon der dritte oder vierte September -, wird ihm eine schriftliche Nachricht von dem Vertreter der staatlichen Gewalt in Achridos überbracht, daß der Bulgarenzar Koloman sein Leben ausgehaucht habe; die einen sagten, er sei an einer körperlichen Krankheit gestorben, andere wieder behaupteten, übel gesonnene Leute hätten ihm heimlich einen Trank bereitet, durch den er dann gestorben sei. Ob es nun so oder so gewesen war, er ist auf jeden Fall verstorben, und die Nachricht entsprach der Wahrheit, denn sie wurde durch weitere Meldungen bestätigt. 115
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Auf diese Nachricht hin rückte der Kaiser weiter vor und gelangte über ChristupOlis sehr schnell nach Philippupolis .. Dort hielt e~ mit seinen Offizieren eine Lagebesprechung ab, ob man emen Emfall 1Il das Land der Bulgaren unternehmen und Gebiete, die sie sich seinerzeit unterworfen hatten zurückerobern solle, und ob die Emnahme der Stadt Serrhai für die U~srigen leicht zu bewerkstelligen sei. Einige rieten dem Kaiser von einer Schlacht gegen die Bulgaren ab, denn, so sagten sie, sie führten nicht ein Heer, das dem Kampf gewachsen sei, es sei ja noch gar nicht zum Kampf gerüstet, sondern habe sich bisher nur zur Inspizierung bewegt. Die Stadt Serrhai, die man als erste angreifen mußte, sei deswegen nicht zu erstürmen, weil sie auf dem höchsten Punkt des Landes liege, sie ringsum zu umfassen sei für ein solches Heer durchaus nicht leicht, und Belagerungstürme gegen sie aufzufahren sei völlig unmöglich. Außerdem hege man auf Grund der Kriegserfahrung die Erwartung eines Rückschlags, das aber bereite ihnen große Sorge für die Stärke des Rhomäerreiches sie besaßen in diesen Angelegenheiten höchstes Ansehen -, und schließlich sei es nicht von Nutzen, die Bulgaren zu einer Schlacht zu reizen, wo sie sich doch bisher so ruhig verhalten hätten. Das waren die Ratschläge der Männer, die den Kaiser von dem Unternehmen abhalten wollten. Andronikos Palaiologos hingegen, von dem mein Bericht schon erzählte, daß er Groß-Domestikos war, lieferte dem Kaiser den entgegengesetzten Rat und sagte: "Wir müssen auch die Stadt Serrhai einzunehmen versuchen. Wenn wir diese erobern, dann haben wir einen großen Gewinn, dann wird der Einfluß der Bulgaren verkleinert, dann werden sie die Friedensgesandtschaft um so bereitwilliger empfangen, als ihr Zar nicht mehr am Leben ist und ein zweites Kleinkind die Herrschaft über die Bulgaren antreten soll, Michael nämlich, der Sohn des Asen und der Eirene, der Tochter des Theodoros Angelos. Sollte es uns aber nicht gelingen, die Stadt in die Knie zu zwingen, worin bestünde dann ein Nachteil für das Reich der Rhomäer? In diesem Falle haben wir einen Versuch unternommen, dann werden wir uns ruhig verhalten und eine neuerliche Gesandtschaft zu den Bulgaren schicken, und die werden die Gesandtschaft freudig empfangen, da sie ja von einem Knaben regiert werden, der das Kriegshandwerk überhaupt nicht versteht. Ein jeder ist auf Frieden aus, weil er sich nach Ruhe sehnt.» Der Rat des Groß-Domestikos schien dem Kaiser der beste zu sein, und so begab er sich umgehend auf die Straße nach Serrhai; sobald er in die
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Nähe dieser Stadt gelangt war, schlug er seine Zelte auf und begann . dem Sturm auf die Stadt, allerdings nicht mit einem kampffähigen H:~ (ein solches besaß er damals mcht, wie wir schon berichtet haben), sondern er suchte die Stadt durch strategische Kunststücke und List und Tru einzunehmen. Serrhai war zwar von alters her eine große Stadt, aber de~ Bulgare Ivan hatte mit den anderen Städten Makedoniens auch diese erobert und schleifen lassen: daher war sie jetzt fast ein Dorf, und nur die oberste Burg war durch ihre Ummauerung für einen Widerstand im Kriege geeignet; deren Bewacher war der Bulgare Dragotas, der eigentlich in Melnik sein Quartier hatte. Die Unterstadt von Serrhai war also ohne Mauern; nur mit blanken Steinen, die noch dazu ohne Mörtel und nicht bis in die Höhe aufgerichtet waren, waren die zerstörten Teile ringsherum umgeben. Nun ließ der Kaiser die Burschen der Soldaten, die diesen für Geld Dienste leisten - die Alltagssprache nennt sie Tzulukonen'o, - antreten und stachelte sie zum Sturm auf die Stadt auf, zumal, da sie an dem Nötigsten Mangel hatten: sie waren ja von ihren Wohnsitzen aufgebrochen, um genügend Lebensmittel zu gewinnen. Wie diese nun sahen, daß das Land leicht zugänglich war, holten sie ihre Pfeile und Bogen und zusätzlich noch ihre Schwerter, machten sich aus einigen Hölzern recht primitive Schilde und trugen diese vor sich her: so ausgerüstet, erhoben sie ihr lautes Kriegsgeschrei und stürzten sich auf der Stelle in das feindliche Gebiet, in nur wenigen Stunden gelangten sie in das Innere der Stadt, wo sie alles, was sie vorfanden, als Kriegsbeute an sich rissen. Die Stadtbewohner aber, denen es nicht mehr gelungen war, auf die Stadtburg zu entkommen, verließen die Stadt und ergaben sich dem Kaiser. Da erkannte der Befehlshaber der Stadt, Dragotas, daß der untere Stadtteil verloren war; und weil er ein Bulgare war, infolgedessen in keiner Weise darauf vorbereitet, die Stadt längere Zeit zu halten, und weil er auch noch von dem Tod seines Herrn erfahren hatte, hielt er es nicht lange aus und schickte auf gut Glück eine Abordnung zu dem Kaiser. Sofort redete die Stadt den Kaiser als Kaiser an, Dragotas aber legte sich einen mit Gold durchwirkten Purpurmantel um und erhielt eine große Menge von Goldstücken. In bezug auf die Stadt Melnik leistete er feierliche Versprechungen gegenüber dem Kaiser, die von der größten Ehrlichkeit geprägt waren. 44. Alle genannten Gunsterweise erhielt Dragotas vom Kaiser und verließ ihn, ausgestattet nach Art eines Köders. Bei seiner Ankunft in Melnik 117
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erklärt er seinen Mitbürgern alles verständlich und kann sie dazu bewe_ gen, ihre Stadt dem Kaiser zu übergeben; dabei äußerte er diesen Wunsch nicht in der Öffentlichkeit, sondern unterhielt sich insgeheim hierüber mit sehr vielen. Weil das damalige Stadtoberhaupt, Nikolaos Litobo es erkrankt91 und wegen eines Fußleidens an das Bett gefesselt war, konnte~ alle in Freiheit das durchführen, was sie wollten. Nun war auch Nikolaos Manklabites, einer von den Tonangebenden unter den Bewohnern der Stadt Melnik, ein entschlossener Mann, der es verstand, sich auf die jeweiligen Schicksalsschläge schnellstens einzustellen: der hatte des Drago_ ras Pläne entdeckt und begriffen, daß dieser sein Versprechen gegenüber dem Kaiser wirklich in die Tat umzusetzen imstande wäre, wenn er nur die Mehrzahl des Volkes auf seine Seite brächte; deshalb ließ er das heimliche Gerede bleiben und legte in aller Öffentlichkeit mit folgenden Worten dar, was Nutzen und Vorteile bringen würde: «Unser Los war es gewesen, die Herrschaft des Knaben Koloman geduldig zu ertragen; und es war unsere Hoffnung, daß Koloman zum' Mann heranwachse und daß wir das Ende unserer von ihm kommenden Leiden erwarten dürften, sowie er eben in jenes Alter gekommen wäre, in dem man einen guten Mann von einem schlechten unterscheiden kann. Nachdem wir aber Koloman durch ein böses Geschick verloren haben, steht uns noch einmal ein Knäblein bevor, das den Thron der Bulgaren einnehmen soll: da müßten wir doch noch hirnloser scheinen als jeder Trottel, wenn wir uns ein zweites Mal in ein neuerliches Unheil begäben, indem wir es vorzögen, unser ganzes Leben völlig ohne einen Oberherrn zu verbringen, denn aus der fehlenden Herrschaftsgewalt entspringen größte politische Gefahren. Da der Kaiser der Rhomäer aber jetzt in unsere Nähe gekommen ist, müssen wir uns ihm in die Hände geben, denn er ist doch ein treuer Herrscher, der zwischen einem bösen und einem edlen Manne zu unterscheiden weiß, und der sich uns gegenüber seit ältesten Zeiten gerecht verhalten hat. Unser Land gehört eigentlich zum Reich der Rhomäer - schließlich haben die Bulgaren in ihrer Habgier auch Melnik an sich gerissen -, wir alle stammen aus Philippupolis und sind daher von unserer Abstammung her reinstämmige Rhomäer. Dazu kommt noch, daß der Kaiser der Rhomäer in Wahrheit selbst dann ein Recht über uns besitzt, wenn wir zu Bulgarien kämen, ist doch Kaiser Theodor, der Sohn des jetzigen Kaisers, mit dem Bulgarenzar Asen verwandtschaftlich verbunden, und jetzt schon wird die Tochter des Zaren Asen, die
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Frau des jungen Kaisers, als ~errin ~er Rhomäer bezeichnet, und sie ist es Wegen" aller dieser Grunde mussen wir das lange Gerede Iassen, zu au ch' ihm gehen und unsere Haupter d~m Joch der Knechtschaft beugen: denn gut ist das Joch, das von verstandlgen und bejahrten Herrschern ausgeht, und viel leichter zu ertragen als die Befehle jener, die schon als halbwüchsigeKnaben zu Herrschern werden». Mit diesen Wort~n überredete er alle ohne Mühe und ohne Probleme dazu, sich dem. Kaiser zu unter~er~en. Daher sandten sie - zugegeben vielleicht heimIteh, aber doch fur die allermeisten bestens erkennbar _ eine Abordnung von solchen Stadtbewohnern, die nicht Vollbürger waren, zu dem Kaiser und trafen mit ihm eine feste Übereinkunft". Es wurde eine Goldbulle angefertigt, die ihre Forderungen an den Kaiser enthielt diese händigte man der Abordnung der Stadt Melnik aus und trug ihne~ auf, sie den Einwohnern der Stadt zu übergeben. Nicht lange danach wurden einstimmig alle Mitglieder der Gesandtschaft gewählt, teils aus den Häuptern der Stadt, teils aus dem Militär, teils aus den in sonstiger Hinsicht Bedeutenden unter den Stadtbewohnern: diese, mehr als 500 Mann, waren anständige und ehrenwerte Leute, die schon beim ersten Anblick Respekt und Anerkennung verdienten; sie kamen nun zu dem Kaiser, der sein Zelt bei dem Ort Balabisda aufgeschlagen hatte. Und wie ich diese erblickte, sagte ich: «War das nun ein großer Waffengang, der diese Männer auf unsere Seite brachte? Ja, wie viele Schwadronen bräuchten wir, um so viele Reiter niederzuringen?» Allein, selbst bei größter Überlegenheit kann nur allzu leicht eine fast völlige Antriebshemmung und Bewegungslosigkeit auftreten, und deshalb leuchtet ein, wie wahr das Wort des Apostels Paulus ist: «Es liegt nicht an dem Laufenden oder dem Verfolgenden, sondern nur an dem Wohlgefallen Gottes». Aus diesem Grunde darf man auch einen Feldherrn weder mit Lob überschütten noch heftig tadeln. Es gibt solche, die in vielen Kämpfen ernst und angestrengt arbeiteten und tatkräftig den jeweiligen Problemen zu Leibe rückten, denen aber dennoch nur ein geringer oder gar kein Erfolg beschieden war, manche scheiterten sogar total; andere wieder hatten immer ein glückliches Geschick, und obwohl sie völlig unvorbereitet ans Werk gingen, erlangten sie wie von selbst große Siege: so ging es damals auch dem Kaiser Johannes. In kürzester Zeit wurde er der Herr vieler Städte und Länder, und zwar eben ohne Krieg, ohne einen Gefallenen 119
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im Kampf, ohne Blutvergießen und ohne daß ein Schwert eines Menschen Leib durchbohrt hat, nein: sanft und leise, so als stünde ihm vom Vater her dieses Erbe zu, brachte er all dies ohne die geringste Anstrengung in seine Gewalt. Stenimachos und Tzepaina sowie die Städte und Dörfer die am Rhodope-Gebirge liegen, wurden ihm tributpflichtig, und di~ Grenze zwischen seinem Reich und jenem der Bulgaren bildete der Fluß Hebros. Von dem nördlichen Teil waren die Festungsstädte Stumpion und Chotobos sowie das Gebiet von Belebusdion in der Hand des Kaisers, ebenso Skopia und Belesos; bis hin nach Prilep und bis zu den Orten 93 in Pelago nia Neustapolis und Prosakos wurde alles dem Kaiser untertan. Hierüber wurde auch ein Vertrag mit dem Bulgarenzar geschlossen, wonach sich der Kaiser mit diesem Gebiet begnügen wollte und nicht 94
weiter vorrücken durfte • 95 Das alles also verlief auf die beschriebene Weise. lch selbst aber tat Dienst in der Kanzlei, wo ich für jede unterworfene Stadt oder Gegend ein kaiserliches Schreiben auszufertigen hatte; dies ist nämlich ein alter Brauch bei den Kaisern der Rhomäer, daß sie für die Leute in der Ferne ihre kriegerischen Erfolge schriftlich niederlegen lassen und sie so zu Begeisterung anstacheln - eine Begeisterung, die die Mitmenschen auch dieses Mal erfahren durften. 45. Da der Kaiser diese Probleme auf die beschriebene Weise gelöst hatte, war nicht nur ihm selbst das Ergebnis Anlaß zur Freude, sondern auch den Rhomäern insgesamt, sahen sie doch, wie ihr Staat sich vergrößerte und ihr Reich sich weiter ausdehnte. Nun war es eigentlich der Wunsch des Kaisers, zurückzukehren und in Richtung Osten aufzubrechen - dies forderte auch die Jahreszeit: der Oktober war schon vorbei, ja, schon die Mitte des November war überschritten -, doch es verzögerte den Aufbruch ein echter Grund, dessen Erledigung auch noch Vorteile bringen sollte: Thessalonike, so haben wir schon berichtet, anerkannte Demetrios, den Sohn des Theodor, als Despoten und nannte ihn so: er war ja auch von dem Kaiser zur Würde des Despoten erhoben worden. Nun aber - und auch das haben wir schon gesagt - war Demetrios ein wilder Knabe, dem eigentlich nur an kindlichen Spielen und Spielzeug gelegen war, der aber keineswegs dazu geeignet war, vernünftige Männer zu befehligen, einen Staat zu lenken und ihn nach Gesetz und Recht ZU regieren: deswegen bereiten einige Leute einen Anschlag gegen ihn vor,
ter denen bekannt und berühmt waren Spartenos und Kam panos, Iaun tropulos und Kutzul~tos, un d u~ter denen als Würdenträger zu nennen sind Michael Laskans und Tzynt~?n,. den Kaiser Johannes zum GroßChartularios erhoben hatte. Die ubngen Mitwisser dieser Verschwörung96 waren der Öffentlichkeit noch nicht bekannt, weil sie in diese erst zusammen mit der großen Masse des Volkes eingriffen, und so blieben sie für die meisten unerkennbar. Einen von den Genannten, nämlich KampanoS, stellten alle auf und sandten ihn zu Kaiser Johannes: als Vorwand hierfür diente eine offizielle Mission, doch in Wahrheit sollte er sich in den Besitz eines allgemeinen Chrysobulls bringen, dessen Bestimmungen die altgewohnten Rechte von Thessalonike umfaßten und ihnen allen Freiheit gewährten. Der Kaiser führte alles so durch, wie sie es geplant hatten, ja, er bestätigte sogar schriftlich sein Versprechen, er werde ihnen Geschenke zukommen lassen, sofern sie seine Politik unterstützen wollten. Nachdem der Kaiser diese Dinge zur Sicherheit geregelt hatte, brach er von Melnik auf und begab sich nach Thessalonike; zuvor aber hatte er eine Abordnung zu Demetrios gesandt, damit dieser entsprechend seinem Auftrag zu ihm käme und seine Pflicht erfülle, denn so hatte er sich vertraglich gebunden und dies sogar beschworen. Demetrios aber, dem von Haus aus schon jeder Verstand fehlte, ließ sich ausgerechnet von den Verschwörern Ratschläge geben und konnte so dazu überredet werden, in seiner eigenen Stadt zu verbleiben: der Rückruf seitens des Kaisers, so sagten sie, sei nur eine List. Mit seinem sträflichen Leichtsinn ließ er sich von deren Worten bestimmen, wohin auch immer sie ihn führten. Da ereignete sich etwas, das ich als besondere Würze meinem Bericht zusetzen will: Kampanos, den wir als einen der Mitwisser der Verschwörung schon vorgestellt haben, wurde von einigen angeschwärzt, er stehe gar nicht auf der Seite des Demetrios, denn er sei ja von dem bisherigen Aufenthaltsort des Kaisers mit aufgebrochen. Aber er ging zu Demetrios und wurde von denen, die Wahres über ihn vorgaben, angeklagt mit den Worten: «Insgeheim sinnt er Böses, das Volk führt er in Versuchung, er selbst sendet Briefe an den Kaiser, und es wird von geheimnisvollen Unterredungen von ihm berichtet». Kampanos war bei dieser Untersuchung anwesend. Spartenos aber, ein Mitverschworener, der von diesen Ereignissen erfahren hatte, begibt sich mit höchster Eile dorthin und ruft voller höchster Erregung: «Was klagen die Leute diesen Halunken an,
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_ b; W nn er wirklich überführt werden kann, dann hat er me111 Ge leter. e . h . I I d' T desstrafe verdient!» Demetnos setzte me rauf Sparwohl vle ma s le 0 h' d'l'h · '1 m vertrauenswürdig ersc len, un wel er I n nach dem tenos, d a d leser I 1 I I . "d' d' ht 97 für den Anständigsten und doc 1 zug elch auch für den Komo len IC er . Dieb hielt deswegen antwortete er: "Sparten os, die AnallergerIssensten , .... .. .. d' Mannes behaupten er sei em Verrater» . Da schlagt er mit k Iager leses '. d fd . Wlucht dem Kampanos mit der Han au as Kmn, danach . h d' . . unge heurer" hält er dessen Kinn fest und sagt: "Wenn IC lesen ~n mem Haus gebracht habe, dann will ich ihn erst einmal hochnotpemhch befragen; und, mein Gebieter, ich werde ihn schon dazu zwmgen, alle seme heimlichen Untaten offenzulegen». Nach diesen Worten edte er, so schnell er konnte, in sein Haus. . Kampanos genoß von jetzt an Bettruhe, er hatte em hoch aufgerichtetes Ruhelager und dazu, was mehr als Luxus dient, wie es Mens~hen, die eine solche Lebensweise führen wollen, heben. Es berichteten emlge, Spartes habe einen Schlauch aufgeblasen und mit Luft voll gepumpt, dann ~~n Schlauch zugebunden, so daß alle Luft darin verbleiben mußte und nicht mehr entweichen konnte; den aber habe er in der Höhe angebunden und mit Ruten scheinbar auf Kampanos eingeschlagen, um ihm seine Geheimnisse zu entlocken, doch es war der Schlauch, der geschlagen wurde, und nicht Kampanos. Als nun die günstige Stunde gekommen war, die ein sachgerechtes Verhör durchführen und das in den tiefsten Winkeln v:rborgene Geheimnis, das nicht gesagt werden sollte, bekannt machen hatte können, da lief Spartenos in aller Eile zu Demetnos und sagte zu Ihm: «Mein Gebieter, mit meinem Eid will ich dir vom Sachverhalt ehrhche Kunde tun: bei dir selbst, Demetrios, und bei unser aller Demetrios, dem Hirten von Thessalonike und dem Stadtherrn» - dies ist der höchste und 98 kräftigste Schwur bei den Bewohnern von Thessalonike - , «Kan:pan?s ist ganz genau so gesonnen wie Spartenos, seine Haltung dir gegenuber Ist genau die selbe wie die des Spartenos - und von dem welß~ du Ja, daß er dich mehr als alle anderen Menschen liebt!» Auf diese Welse vermochte es Spartenos in trefflicher Weise, das politische Verbrechen zu vertuschen, das gerade vor seiner Aufklärung gestanden war. Kaiser Johannes ließ seine Streitkräfte aufbrechen, zog geraden Wegs nach Thessalonike und begann, diese Stadt zu bekriegen. Sie zu erober~ war ihm jedoch nicht möglich, dazu war seine Heeresmacht zu genn~, deshalb schickte er eine Gesandtschaft mit dem Ersuchen, DemetnOS so 122
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le zU ihm herauskommen, wie er es ja auch durch einen Eid beschworen hatte, und er solle. dazu noch außerhalb von Thessalonike einen Markt eröffnen, damit seme Soldaten Lebensmittel kaufen könnten. Doch Demetrios, der ja auf den Rat der Verschwörer hörte, ließ nicht zu, daß auch Es waren nur ganz wemge . nur eine dieser Forderungen. erfullt . wurde. '. Tage vergangen, da stellte sich eme kieme Streitmacht in der Nähe des kleinen Tores auf, das den Namen "Tor am Meer» trug, und zwar mit dem Ziel, daß mcht elmge, ohne gesehen zu werden, die Stadt verließen und Soldaten aus dem kaiserlichen Heer angriffen: da erscholl plötzlich der Ruf, die Tür sei von einigen Stadtbewohnern geöffnet worden. Diesem Ruf folgte die gesamte Wachmannschaft, auch das ganze Heer in Waffen rückte mit seinem Befehlshaber heran, und in Windeseile barg Thessalonike alle Leute des Kaisers in seinen Mauern. Der Kaiser nahm seinen Platz bei jenem Stadttor ein, das nach Osten blickte. Eirene, die Schwester des Demetrios und Witwe des Bulgarenherrschers Asen, eilte herbei, fiel zu den Füßen des Kaisers nieder und bat ihn flehentlich, ihr Bruder möge nicht geblendet werden. Demetrios aber war in der Zwischenzeit auf die Stadtburg gestiegen; doch da sie von dem Kaiser die eidliche Zusicherung erhalten hatte, daß er sein Augenlicht nicht verlieren werde, ging sie zu ihrem Bruder und geleitete ihn vor den Kaiser. Demetrios hatte wirklich noch Aussehen und Art eines Knaben, er hatte sich erst jüngst wieder auf seine Jugend berufen, es sproßte noch überhaupt kein Bartwuchs auf seinem Kinn: in Aussehen und Figur entsprach er durchaus seinem jugendlichen Lebensalter. Seine Schwester behandelte der Kaiser mit Respekt, indem er sich auf ihre Stufe begab: als sie vom pferde herabstieg, verließ augenblicklich der Kaiser seinen eigenen Wagen und stellte sich zu Fuß neben sie. Auf diese Weise also kam die Stadt Thessalonike in die Gewalt des Kaisers J ohannes, nein: in die Gewalt der Rhomäer insgesamt, denn die bisherigen Herren von Thessalonike waren immer rhomäerfeindlich gewesen 99 • 46. Nur ganz wenige Tage noch verblieb der Kaiser in Thessalonike, es vertrieb ihn der Winter, denn es war schon Dezember. In Thessalonike ließ er den Groß-Domestik os Andronikos Komnenos Palaiologos zurück - wir haben ihn schon oftmals erwähnt -, der die höchste Stellung im Heereswesen inne hatte: der war ein höchst verständiger und umgänglicher Mann, der es genauso verstand, zu einer Schlacht zu rüsten, wie das 123
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' K' ul1d Friedenszeiten zu lenken. Als Sieger also brach der Vo Ik m negs. . . d Ostel1 auf von allen bewundert und gepnesen wegen seines Kaiser 111 eo , . . . "berwältigenden Sieges, und zwar lUcht nur gefeiert von so sc Ilne II en un d U ~ . . Leuten sondern auch von ganz Fremden: sem Erfolg und die eigenen, . d ... d en .. f krl'egerischen Ruhmestaten schienen as naturhche Maß zu au ung von . H "b . nnd man mußte glauben, daß diese Rnhmestaten nicht so u ersteigen, . sehr auf strategischem Geschick beruhten als vielmehr auf der Vorsehung Gottes. Zum Schutz von Melnik, Serrhal und den umhegenden Gebieten ließ er Michael Komnenos loo , den erstgeb~r~nen S~hn .des genannten Groß-Domestikos zurück lOl - ihn sollte ellUge Zelt spater das Reich der Rhomäer zu seinem Glück und Wohlergehen mit der Kaiserwürde beschenken -, manche andere sandte er anderswohin zum Schutz von Ländern und Städten; über diese alle aber stellte der Kaiser den GroßDomestikos, damit sich alle dessen Worten und Befehlen unterordnen mußten. Der Kaiser war also in die östlichen Gebiete gereist und blieb dort; jenen DemetrioslO2, dem er die Herrschaft über Thessalonike weggenommen hatte, ließ er in der Festung Lentiana hinter Schloß und Riegel in Gewahrsam nehmen. Der Groß-Domestikos lebte nur mehr kurze Zeit, hatte aber in seiner Amtszeit eine glänzende Figur gemacht; als er nun krank wurde, ließ er sein Haupthaar scheren 103 und hauchte sein Leben aus. An seiner Stelle wurde Theodor Philes mit dem Oberbefehl betraut. Unter die Herrschaft des Kaisers selbst waren Thessalonike und Berrhoia gekommen; die weiteren, von Platamon nach Westen reichenden Gebiete blieben bei dem Despoten Michael, dazu kamen noch die Gebiete von Pelagonia, Achrida und Prilep. Die Städte Vodena, Staridola, Strobos und das jeweilige Umland hielt Theodor Angelos in seiner Gewalt, also der Vater des Demetrios und Onkel des Michael. 47. Der Kaiser verbrachte den Winter wieder in Nymphaion, bei Anbruch des Frühlings aber verließ er, wie gewohnt, diesen Ort. Mit allen Völkern hatte er einen Waffenstillstand, und doch wollte er die Städte angreifen, die in der Nähe von Konstantinopel lagen und in der Hand der Lateiner waren, nämlich Tzurulon und Bizye104, denn er sah, daß die Lateinerherrschaft völlig geschwächt war. So überquerte er den Hellespont und kam zunächst nach Tzurulon. In dieser Stadt befand sich auch Eudo· kia, die Schwägerin des Kaisers: diese hatte Anse1m von Cahieu geheira·
tet, und zwar auf den Wunsch von deren Schwester hin, der Kaiserin Eirene, wie auch ihres Schwagers, des Kaisers. Anse1m von Cahieu hielt es aber in der Stadt nicht aus; als er von der Ankunft des Kaisers erfuhr, verließ er selbst die Stadt, seine Frau Eudokia aber ließ er dort zurück, da er ihr eine ausreichende Wachmannschaft zur Seite gestellt hatte: er wähnte nämlich, um seiner Schwägerin willen werde sich der Kaiser nicht zu einer Zerstörung der Stadt bereit finden. Doch der Kaiser mißachtete Bedenken dieser Art, er schlug sein Lager vor der Stadt auf, ließ Belagerungstürme auffahren sowie Katapulte zur Beschießung der Zinnen und eroberte in ganz wenigen Tagen die Stadt. Seine Schwägerin schickte er weg nach Konstantinopel, wobei er ihr ein einziges Pferd zum Reiten gab, die gesamten Wachmannschaften der Stadt ließ er jedoch zu Fuß marschieren. Er sandte ebenfalls gegen Bizye ein Heer aus, wurde binnen kurzem Herr der Stadt und fügte auch diese seinem Herrschaftsbereich ein. 48. Um dieselbe Zeit wurde die Hauptstadt der Insel Rhodos in einem nächtlichen Handstreich von den Genuesen eingenommen. Johannes Gaba las, der Bruder des Caesar Leo Gabalas, war seit dem Tode seines Bruders Herrscher der Insel; doch er war gerade abwesend, denn er war gegen die Lateiner in Konstantinopel gezogen, gemeinsam mit dem Kaiser, der sich in der Region von Nikomedeia aufhielt. Sofort wird auf Befehl des Kaisers der Mundschenk Johannes KantakuzenoslO5 abgeordnet, der damals den militärischen Oberbefehl im Thema Thrakesion inne hatte: er fuhr mit einer nicht sehr großen Streitmacht zu einem Waffengang auf die Insel, und schon bald eroberte er die Festung, die Phileremos heißt, er wollte mit allen Kräften gegen die Genuesen kämpfen. Sowie ihm aber ein kampferprobtes Heer zugeordnet wurde, schlug er in der Nähe der Hauptstadt seine Zelte auf und schritt zur Belagerung der Genuesen in der Stadt; doch er konnte ihnen keinen Schaden zufügen, denn es standen ihnen genügend Lebensmittel zur Verfügung, hatten sie doch entdeckt, daß die Häuser der Rhodier voller Lebensmittel waren, und so hatten sie keinen Mangel an lebensnotwendigen Dingen. Dazu genossen sie auch den Beischlaf mit den Frauen der Rhodier, außer es war eine schon zu alt oder häßlich von Gestalt: in diesen Fällen trieben sie sie aus dem Haus hinaus. Nun wäre die Hauptstadt von Rhodos sehr schnell in die Gewalt der 125
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Rhomäer gelangt - wegen der unablässigen Bestürm~ng durch Kantaku_ zenos und wegen seines fachmännischen Um.gangs ml.t schweren Waffen _ h"tt 'ch nicht das Folgende ereignet: wahrend semer Fahrt nach Sy, a e SI , , ' 106 h f rien hatte Villehardouin, der Furst von Achala , a~c au. der Insel Rhodos Halt gemacht: eigentlich hatte er den F~ank~n m SY:len militärische Unterstützung bringen wollen und deshalb m semen Tneren gepanzerte Reiterei dabei; jetzt aber schloß er einen Vertrag mit den Genuesen auf Rhodos und überließ ihnen rund hundert hervorragende Leute und glänzende Reiter. Dieser Umstand zwang die Rhomäer, die Bestürmung der Stadt aufzugeben und sich wieder nach Phileremos zurü~kzuziehen. Die Reiter aber, die der Fürst zurückgelassen hatte, lIeßen die genuesischen Fußsoldaten in der Stadt allein, machten einen Ausfall und verwüsteten das gesamte Umland. Was sie brauchten, das requiriert:n siefür sich, und das führte zu einem Lebensmittelmangel bel den Rhomaern, msbesondere deswegen, weil den Genuesen noch Schiffe und Boote von Seeräubern zufällig zu Hilfe kamen. l07 Kaiser Johannes kam wieder nach Nymphaion, in Smyrna stellte er ein kampffähiges Heer zusammen, ebenso rüstete er Trieren aus, die bis zu dreihundert Pferde aufnehmen konnten, und als deren Führer stellte er den Protosebastos Theodor Kontostephanos ab: damit dieser den Kampf planen und Ort und Zeit für eine Schlacht fe~tlegen konnte, gab er ihm eine schriftliche Ermächtigung mit und lIeß Ihn so ziehen, nachdem er ihm und dessen Heeresstab die besten Wünsche mit auf den Weg gegeben hatte. Der Protosebastos Theodor stach mit seinen Trieren in See und legte bei der Insel Rhodos an, dort erledigte er alles, was ihm der Kaiser aufgetragen hatte, denn er schlug die Lateiner in die Flucht: wie die Leute des Kaisers nämlich noch außerhalb der Stadt auf plündernde Lateiner trafen erschlugen sie diese allesamt mit dem Schwert, und der kaiserliche M~ndschenk Johannes Kantakuzenos war darauf bedacht, nicht einen einzigen von ihnen am Leben zu lassen. . Die fränkischen Reiter kamen auf Grund der guten Planung des Kaisers auf diese Weise ums Leben, doch die Fußsoldaten aus Genua, die in der Hauptstadt Rhodos zurückgeblieben waren, versuchten, die Stadt ~m Kampfe gegen die von außen Anstürmenden zu halten. Da aber ihre Krafte zu einem lange währenden Widerstand nicht ausreichten, mußten s~.e sich zu einem Vergleich bequemen: sie übergaben die Stadt den Rhomaern, dann zogen sie persönlich vor den Kaiser, und dort erfuhren sie die
große Milde des Kaisers in Form der ihnen gegebenen Verträge. Auf diese Weise also kam die Insel Rhodos wieder unter die Oberhoheit der Rhomäer, auf diese Weise gingen diese Ereignisse vor sich lO8 • 49. Kaiser Johannes schloß auch mit dem Despoten Michael einen Vertrag und trat überdies mit ihm in ein Verwandtschaftsverhältnis: er führte nämlich Nikephoros, den Sohn Michaels, der Tochter seines Sohnes Theodor namens Maria als Ehemann zu. Michaels Frau Theodora 109 reiste mit ihrem Sohn Nikephoros nach Osten und traf sich in der Gegend von Pegai mit dem Kaiser, dort kam es zur Verlobung der beiden Kinder. Daraufhin reiste Theodora mit ihrem Sohn nach Hause zu Michael, ihrem Gemahl, und sie alle genossen das väterliche Wohlwollen des Kaisers. Allein, auch bei Michael sollten sich die Sprichwörter bewahrheiten, die da lauten: «Krummes Holz wird niemals gerade» und «ein Athiopier kann eben nicht weiß werden». Denn er betrieb den Abfall llo vom Kaiser und hatte zudem als Ratgeber bei seinen Umtrieben seinen eigenen Onkel Theodor Angelos. Sowie Kaiser Johannes davon erfuhr und von ihrer Verschwörung Kenntnis erhielt, war er überzeugt, daß seit der Einnahme der Stadt Konstantins niemand anders dem Reich der Rhomäer feindlich gesonnen sein konnte als eben diese Bande. Weil er einen Waffenstillstand mit den Muselmanen hatte und selbst die Bulgaren friedlich waren, war er kampfhewußt und trieb, um es so auszudrücken, in echt kaiserlicher Manier seine Politik voran: er ließ seine gesamte Heeresmacht in bester Ordnung in Reih und Glied antreten und überquerte dann den Hellespont. Er hatte viele andere Heerführer bei sich, doch den Nikephoros Tarchaneiotes, seinen Truchseß, betraute er mit den Aufgaben des GroßDomestikos: er vertraute nämlich dessen Charakter und hielt ihn für treu sowie bestens bewandert in der Strategie, wie die Erfahrung bewiesen hatte. Nach seiner Ankunft in Thessalonike ließ er seine dortigen Truppen aufhrechen und vor Vodena 1ll ihr Lager errichten. Angelos war zuvor schon aus Vodena entwichen und zu seinem Neffen, dem Despoten Michael, gekommen. Der Kaiser schritt also zur Belagerung von Vodena und nahm die Stadt in kurzer Zeit ein; von dort zog er weiter lind schlug ll1 seine Zelte an einem Platz in der Nähe des Sees von Ostrobos auf. Als Befehlshaber in dem Land des Despoten Michael bestimmt er Alexios Strategopulos, Michael Palaiologos, den Sohn des Groß-Domestikos, Jo127
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hannes Makrenos, Gudelles Tyrannos und andere mehr; sie sollten das gesamte Land erobern und, wo immer sie auf ein Heer von ihm stießen eine Schlacht gegen ihn herbeiführen, und wenn sie eine günstige Gele: genheit fänden, sollten sie auch die Stadt selbst zerstören. In der Ausführung dieser Befehle rücken sie von dem Zelt des Kaisers vor. Der Kaiser aber blieb im Umland von Ostrobos und war verärgert darüber, daß ihm keine bemerkenswerte Unternehmung gelang. Aber auch das Heer war aufgebracht, denn es war Winter, und sie hatten keine Lebensmittel mehr. Doch der Kaiser wußte diesem Problem abzuhelfen denn von Berrhoia aus ließ er mit Eseln und Kamelen die Lebensmittel fü; das Heer bereitstellen. Zu dem Kaiser, der in recht schlechter Stimmung war, kommt ganz unverhofft als Zufluchtsuchender Glabas, der aus Kastoria stammt, kurz darauf kommt ebenfalls Theodor Petraliphas, der der Schwiegersohn des Demetrios Tornikes Komnenos war: der war der leitende Minister bei Kaiser Johannes, genoß seine Zuneigung und stand bei ihm in hohen Ehren, denn der Kaiser nannte ihn seinen «Bruder» in seinen Briefen. Nun aber war er unerwartet verstorben; und so gab es keinen leitenden Staatsmann mit offizieller Stellung und Amtsbenennung, sondern der Kaiser berief zu seiner Unterstützung wahllos unbekannte Schreiber wie etwa Joseph Mesopotamites oder Nikephoros Alyates, der ihm vormals schon gedient hatte, von den bekannteren, die auch fleißig der Wissenschaft oblagen, wählte er Johannes Makrotos aus und mich selbst. Petraliphas war der Bruder der Frau des Michael, und seine Ankunft erfüllte den Kaiser selbst wie auch dessen Heer mit großer Freude, denn sogleich fiel Kastoria mit seiner Umgebung dem Kaiser zu, und auch die beiden Städte Deabolis, das große und das kleine, waren zum Herrschaftsgebiet des Kaisers geworden. Auch Gulamos '13 von Albanon lief zum Kaiser über, da er durch schmeichelnde Worte und einen Brief voller Versprechungen des Kaisers umgarnt worden war; er hielt sich damals mit seinem Heer von Albanon in der Gegend von Kastoria auf, seine Frau war die Tochter der erstgeborenen Schwester der Kaiserin Eirene. Voller Wohlwollen nahm der Kaiser alle die Genannten auf und behandelte sie mit der gebührenden Ehrerbietung. Wie der Despot Michael davon erfuhr und sah, daß seine eigene Lage äußerst heikel geworden war, daß aber dem Kaiser alles bestens vonstatten ging, sandte er eine Abordnung zu dem Kaiser; zu dieser gehörten Xe-
s der Metropolit von Naupaktos, . Maliasenos h ' der u··ber d·le Sewester ro , ein Schwager war, und Lampetes. D,ese kamen zu einer Unt er re d ung m1t . . . . S dem Ka1ser zusammen und schlossen . .. . . m1t 1hm ein Abkom men: M·le h ae I übergab an den Ka1ser d,e Stad te Pnlep, Belessos und die Fest ung Kroa1,. . . . die 111 Albanon hegt; von dem Kalser kamen schriftlich niedergelegte Eide, und es wurden zu M1chael auch Gesandte geschickt, nämlich Phokas von Philadelpheia, der Primmikerios des Hofes Isaak Dukas"4, den die Leute auch Murt~uphlos nannten, Michael Hyaleas und ich selbst. Wir reisten also zu M1chael, trafen ihn in Larissa und machten die Verträge fertig. Seinen Sohn Nikephoros, den der Kaiser um seiner Enkelin willen mit dem Despotenrang ausgestattet hatte, nahmen wir mit uns au h Theodor Angelos"5, Michaels Onkel, nahmen wir als und so zogen wir zu dem Kaiser, der bei Vodena Lager geschlagen hatte: Auf diese Weise liefen die Dinge, und zu diesem Ergebnis kam das Ge-
Gefangene~ m~t
schehen. In Vodena blieb der Kaiser über den Winter, im Frühjahr aber feierte er dort noch den Tag der Auferstehung, doch dann verließ er sein Feldlager und reiste mit einer kleinen Streitmacht in die genannte Gegend, um zu sehen, was sich dort in jüngster Zeit ereignet hatte; als Befehlshaber des zurückgelassenen Heeres setzte er ein den Protovestiarios" 6 Alexios Rhaul, der über die Tochter des Bruders des Kaisers mit ihm verschwägert war, und Michael Komnenos Palaiologos. Er selbst zog nach Achrida, von da nach Deabolis und weiter nach Kastoria. Im Herbst aber sammelte er sein Heer und begab sich auf den Weg nach Osten. 50. Über Thessalonike und Bisaltia kam der Kaiser nach Philippi, dort schlug er sein Zelt auf, und zwar aus einem, wie er meinte, äußerst wichtigen Grund. Denn Nikolaos Manklabites aus Melnik hatte vor dem Kaiser eine Anklage gegen Michael Palaiologos vorgebracht, den schon erwähnten Sohn des Groß-Domestikos, als er in Vodena gewesen war; nun war aber nicht der Zeitpunkt für solcherlei Nachforschungen, sondern es mußte marschiert und gekämpft werden, deshalb verschob der Kaiser die Behandlung dieser Anklage auf eine geeignetere Stunde. Jetzt nun widmete sich der Kaiser der Untersuchung dieser Vorwürfe 1l7 , er setzte ein Gericht ein, bestimmte die Richter und rief 50 einen erlauchten Gerichtshof zusammen. Der Sachverhalt war der folgende: bei dem Tode des Demetrios Torni129
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kes war der Groß-Domestikos in Thessalonike noch am Leben, doch sein Sohn Michael, der vor Melnik und Serrhai lag, wurde durch die Nachricht vom Tode des Tornikes sehr betrübt und zeigte sich seinen Mitmenschen als ein tief Trauernder, denn Tornikes hatte die erstgeborene Schwester des Groß-Domestikos zur Frau gehabt. Wie das bei solchen Anlässen zu geschehen pflegt, fragte ein Einwohner von Melnik einen anderen, weswegen denn Michael Komnenos so traurig sei. Der gab, da er die Ursache kannte, zur Antwort: «Demetrios Tornikes ist tot, er gehörte zur Familie von Michael und war leitender Minister gewesen: auf Grund der beiden Fakten ist er so traurig». Doch da antwortete der andere: «Nein, wegen des Tornikes wäre der niemals so betrübt und niedergeschlagen. Es scheint vielmehr, daß seine Trauer ihren Grund hat in jener Person, die mächtiger ist als Tornikes. Sollte aber das zutreffen, dann wehe uns: dann wird unsere Lage wieder völlig instabil werden, wo sie doch jetzt so schön ruhig und zu Stabilität gediehen ist». Darauf sagte der Gesprächspartner: «Nein, mein Freund, auch wenn das so wäre, wird unsere Lage durchaus gut sein. Denn der Groß-Domestikos bleibt doch als Befehlshaber in Thessalonike, und unser Michael Komnenos, sein Sohn, wird unser Gebiet weiterhin treu verwalten. Da wir aber von solchen großen Männern regiert werden, können wir wohl keine politische Umwälzung erleben, ganz besonders, wenn Thamar, die Schwester des Bulgarenzaren Koloman, die ja noch unverheiratet ist, die Frau des Michael Komnenos wird: dann wird es nämlich ein Vertragsverhältnis geben zwischen uns und den Bulgaren». Diese Worte wechselten sie, ohne daß Michael Komnenos davon wußte. Der eine von den beiden ging zu Manklabites und berichtete ihm von diesem Gespräch, und Manklabites hinterbrachte dies dem Kaiser. Nun wurden beide festgenommen und über ihre Unterhalrung ausgefragt; der eine fungierte als Ankläger, der andere suchte sich zu verteidigen und sagte: «Er hat die Wahrheit gesagt, denn er hat es so von mir gehört; aber ich habe meine Worte ohne Wissen des Komnenos vorgebracht, ich habe diese Aussage aus mir selbst vorgetragen». Nun wurde er darüber unter der Folter verhört, doch er behauptete steif und fest, Michael Komnenos könne davon nicht das geringste wissen; der Ankläger hingegen behauptete, Michael Komnenos sei dies alles bestens bekannt. Daraufhin wurde ihnen eine militärische Beweisform vorgeschlagen, die Prüfung im Zweikampf, weil eben keine Zeugen vorhanden waren. So 130
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bewaffneten sie sich beide und betraten das Stadion ' nach el' nem H an d gemenge wurde der Angeklagte besiegt und vom Pferde herab .. ' gesto ßen, den Sieg hatte der Anklager errungen. Der Angeklagte hatte keine tödliche Wunde erhalten, daher ergriff man ihn lebend und unterzog ihn noch einmal einer Befrag:ll1g, damIt er doch endlich die Wahrheit zugebe; doch dieser hIelt an sell1~r fruheren Aussage fest und bezeugte, Michael Komnenos könne von dIeser Unterhaltung nichts wissen. Jetzt aber beschloß der Kaiser, die Wahrheit durch eine weitere Probe herauszufinden, denn er führte höchst präzise Untersuchungen durch und so führte er dem Mann die Todesprüfung vor Augen: es wurden ihn: die Hände auf den Rücken gebunden, nachdem er zum Tod durch das Schwert verurteilt worden war, seine Augen wurden mit einem Leintuch verbunden: in diesem Aufzug wurden die Verurteilten nämlich gewöhnlich vorgeführt, und so empfingen sie normalerweise den Todesstreich. Das machte man also auch in diesem Fall, und der Gefangene mußte seinen Nacken beugen, um den Hieb zu empfangen, mit dem ihm das Haupt abgeschlagen werden sollte - und noch einmal befragte man ihn über die Dinge, die man wissen wollte. Unter den schauerlichsten Schwüren bekräftigte er wiederum, Michael Komnenos könne von diesen Dingen nicht das geringste wissen. So erließ man ihm denn den Gang zum Tode, doch den Weg ins Gefängnis trat er an, Ketten und Zelle schlossen ihn ein; die gesamte Untersuchung aber richtete sich nunmehr direkt gegen Michael Komnenos. Da sagten diejenigen, die ihn per Zufall zur Aburteilung bekommen hatten: «Da über dich verbotene Geschichten erzählt werden, mußt du diese durch eine Wundertat widerlegen», damit meinten sie den Beweis durch das Gottesurteil. Er aber gab zur Antwort, denn er hatte die Wahrheit als Helferin zur Seite: «Gäbe es einen Ankläger wider mich, so hätte ich gegen diesen gekämpft und ihn als Lügner entlarvt; da aber ein Ankläger fehlt, weswegen werde ich dann verurteilt? Wenn ihr aber Wundertaten von mir sehen wollt, so wisset: ich bin nicht so geartet, daß ich Wunder vollbringen könnte. Wenn jedoch ein Eisen, das im Feuer rotglühend wurde, in die Hand eines lebenden Menschen geriete, dann weiß ich sicher, daß es diese Hand verbrennen würde, selbst wenn ein Phidias oder ein Praxiteles eine solche Hand aus Stein gehauen oder aus Erz verfertigt hätten.» Dies sagte er, und zwar - bei lls der Themis! - zu Recht. Bei diesen Vorgängen war auch Phokas dabei, der Metropolit von Phil-
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adelpheia, der vom Kaiser sehr geschätzt wurde und bei ihm in hoher Gunst stand. Das hatte er übrigens nicht auf Grund seiner Verdienste erreicht, sondern wegen seiner Unverfrorenheit: als nämlich der Kaiser über ein bestimmtes politisches Problem einmal Auskünfte erhalten wollte, ergriff er mit Freimut das Wort und sagte: «Mein Kaiser, warum fragst du uns eigentlich, wo du ja doch immer deine höchstpersönlichen Beschlüsse in die Tat umsetzt?» Auf diese Frage hin wurde der Kaiser sehr erregt und sagte zu den Umstehenden: «Wie konnte der Metropolit derart frech daherreden, und wie konntet ihr das ertragen?» Nach kurzer Zeit aber reichte er ihm wieder die Hand zur Versöhnung, überhäufte ihn mit Ehren und hielt sich ihn als seinen Berater in weltlichen Angelegenheiten. So nahm auch jetzt der Kaiser seine Dienste in Anspruch: als nämlich der Metropolit den Michael Komnenos ganz allein empfing - ich allerdings durfte das Gespräch mit anhören -, sagte er zu ihm: «Du bist ein hochwohlgeborener Mann und stammst von altem Adel ab, daher mußt du für deinen Ruf, für das dir entgegengebrachte Vertrauen und für deine ganze Familie das Passende denken und tun. Da nun bei dir ein Zeugen beweis nicht möglich ist, mußt du durch ein Gottesurteil die Wahrheit ans Licht bringen.» Michael antwortete in höchst edler und mannhafter Weise, so also wie die Historiker einen Mann als unerschrockenen Kämpfer bezeichnen würden, das Folgende: «Ich weiß nicht, mein Herr, wie man diese Prozedur119 heilig nennen kann. Ich bin ein sündiger Mensch und kann keine Wunder vollbringen. Wenn aber du, der Metropolit und Gottesmann, mir zu diesem Tun rätst, dann ziehe du alle deine kirchlichen Gewänder an, ganz so, wie du regelmäßig zu den Stufen des Altars herantrittst und Gott begegnest. Entzünde mir sodann das Eisen mit deinen eigenen Händen, mit denen du sonst die göttliche Opfergabe berührst, den Leib unseres Herrn jesus Christus, der sich für die ganze Welt geopfert hat und den ihr Priester und Bischöfe immerdar opfert; mit diesen deinen geweihten Händen lege das Eisen in meine Hand, ich aber bin voller Vertrauen auf Christus, den Herrn: er wird schon über meine ganze Sündhaftigkeit hinwegsehen, und er soll dann auf dem Wege des Wunders die Wahrheit ans Tageslicht bringen!» Das also waren die Worte des Michael Komnenos, aber der Metropolit erwiderte ihm: «Mein lieber junge, das ist nicht unsere, der Rhomäer, Art, das ist auch nicht kirchliche Tradition, das ist gewiß auch nicht überkommen von den staatlichen Gesetzen oder zuvor von den heiligen Satzungen der Kirche. Diese Art stammt von 132
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den Barbaren und ist bei uns unbekannt, dies kann einzig auf ausdrücklichen .Befehl des Kaisers durchgeführt werden». Darauf sagte Michael: «Großer Bischof Gottes, sofern ich von den Barbaren abstammte, in den Gebräuchen der Barbaren aufgezogen wäre oder meine Erziehung nach deren Gesetz erfahren hätte, wollte ich auch nach Art der Barbaren meine Strafe auf mich nehmen; wenn ich aber Rhomäer bin und von Rhomäern abstamme, dann soll mein Prozeß auch zu einem Ende gebracht werden nach den Gesetzen der Rhomäer und nach deren geschriebener Tradition!»
Der Bischof war durch die Worte des jungen Mannes - Michael Komnenos war gerade 27 jahre alt - aus der Fassung gebracht, außerdem wollte er nicht, daß das edle Herz Michaels, der sich ja in Schwierigkeiten befand, mutlos werde und das Ungestüm seiner Gedanken erlahme: deshalb ging er zu dem Kaiser, doch was er dort vorbrachte, weiß ich nicht, auf jeden Fall wird er wohl berichtet haben, was er dort alles gehört hatte. Nachdem der Kaiser eine eingehende Untersuchung durchgeführt hatte, konnte er in keiner Hinsicht eine Schuld des Michael Komnenos feststellen, und zwar, obwohl er aus dem Unschuldigen durch drohende Worte oder auch durch Peitschen hiebe einen Schuldigen machen wollte. Denn es gaben alle, die Lateiner wie auch die Rhomäer - am nachhaltigsten die Lateiner, denn diese können in größerer Freiheit mit den Herrschern reden -, zu Protokoll, Michael Komnenos sei in jedem Punkt der Anklage unschuldig. Ich selbst 120 war bei dem Prozeß zugegen, und mit mir johannes Makrotos (wir beide waren nämlich zufällig dem Richterkollegium zugesellt worden), und so konnte ich mit eigenen Ohren den zornigen Ausruf des Kaisers hören: «Da stehen meine Richter herum wie Holzköpfe und Ölgötzen» - denn es war der Wunsch des Kaisers, daß wir alle einstimmig Michael verurteilten, aber wir hatten dazu keinen Grund außer dem, daß Michael Komnenos vorverurteilt war. Nicht allein wir hatten ihn lieb - lieb ist uns ja die Wahrheit! -, sondern auch alle obersten Befehlshaber der Offiziere, des Heeres, sogar der ungeordnete Haufen: den jungen Leuten war er angenehm, im Umgang mit ihnen war er freundlich, hinreißend in seiner Rede und bestens versiert in seinem Auftreten, den Alten aber schien er in seiner Redeweise und in seinem Verständnis der Dinge schon alt zu sein, und so wurde er auch von ihnen akzeptiert. Das alles aber geschah, wie ich meine, weil er für ein höheres Amt geprüft werden sollte: da Gott ihn zur Kaiserwürde erheben wollte, 133
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prüfte er ihn mit dem Feuer ,md in dem Schmelzofen des Verhörs, damit er nicht, auf den Kaiserthron gelangt, allzu leichtfertig Verleumdungen vertraue und auch nicht allzu schnell Dinge abschlägig bescheide, sowie er zur .Macht, seine \,\iünsche auszuführen, gekommen sei. Doch auch mit vielen anderen Dingen sollte ihn Gott noch auf die Probe stellen, wie mein Bericht in der Folge noch zeigen soll. Zum Abschluß dieser Untersuchung sagte der Kaiser zu ihm - ich selbst hörte diese Worte -: «Ach du Armer, wie schön war dein Ansehen gewesen, das du nunmehr verloren hast!» Damit spielte der Kaiser auf seinen Wunsch an, dem Michael Komnenos seine eigene Enkelin zur Frau zu geben, Eirene, die erste Tochter seines Sohnes, des Kaisers Theodor. Eirene aber war die Cousine Michaels, denn sie war die Tochter seines zweiten Bruders; doch dergleichen Ehen gab es bei Kaiser Johannes und bei vielen anderen, solcherlei Ehen kommen recht häufig vor; in der Kirche ist dergleichen zwar verboten, doch den Kaisern ist es gestattet, und zwar wegen ihrer Obsorge um das Ganze und aus Gründen der Staatsraison. 51. Auf die beschriebene Weise also hatte der Kaiser das gesamte Pro· blem gelöst, und nun zog er in den Osten, Michael Komnenos jedoch blieb, wie ich sagte, weiterhin unter Verdacht. Da aber seine adlige Herkunft, seine Verwandtschaft mit dem Kaiser und dazu noch sein Ansehen bei den Großen des Reiches es nicht zuließen, daß der Kaiser seinen Fall immer noch hintanstellte, was sollte er da tun? Er schickte ihn zu dem Patriarchen. Zu dieser Zeit hatte Manuel das Steuer des Patriarchenamtes inne, ein Mann von bedächtiger Lebensart und großem Auftreten, mochte er auch mit einer Frau verbunden sein, auf der anderen Seite unerfahren in der Wissenschaft und ohne Verständnis für das, was er jeweils las. Diesem schrieb der Kaiser, er solle Michael Komnenos mit einer Strafe belegen und ihn einen unverbrüchlichen Eid schwören lassen, daß er niemals mehr eine Treulosigkeit gegen den Kaiser planen werde, und immerfort eine reine Gesinnung gegenüber dem Herrscher bewahre. Dies geschah l21 , der Kaiser nahm Michael Komnenos wieder an und gab ihm zur Frau die Enkelin seines Bruders, des Sebastokrators Isaak Dukas, namens Theodora: diese hatte ihr Vater Johannes, der Sohn des Sebastokrators, allein zurückgelassen, als er sehr jung schon verstarb, als Witwe hatte er hinterlassen seine Frau Eudokia, die Tochter des Johannes Angelos; und verwaist war eben dessen Tochter Theodora, die nun in glücklicher Wei-
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se mit Michael Komnenos vermählt wurde. Deren Mutter Eudokia war zwar noch sehr jung, doch sie nahm den Witwenstand freudig auf sich, denn sie pflegte ell1 tugendsames Leben und liebte es, ein für allemal ihren Sinn auf Gott auszurichten: ~erade deswegen erhielt sie als Gegengabe von Gott diese neue Verschwagerung. Das verhielt sich also wie beschrieben. 52. Der Kaiser hatte im Osten seinen Aufenthalt genommen, und nach Ablauf dieses Jahres kam er wieder nach Nikaia, der Hauptstadt von Bithynien. Es war zu Ende des Winters, der Februar ging seinem Ende zu. Eines Nachts - ein Teil der Nacht war schon vorüber - saß der Kaiser auf seinem Bett, da verlor er plötzlich seine Sprache, fiel kopfüber auf das Bett und blieb von diesem Tag an der Sprechfähigkeit beraubt. Die Ärzte versuchten, ihm mit ihrer Fertigkeit zu helfen, sie unternahmen einen Aderlaß an seinen Beinen, legten pflanzen als Arznei auf die dadurch entstandene Wunde und unternahmen alles, was ihre Kunst sie gelehrt hatte. Aber der Kaiser lag die ganze Nacht, den folgenden Tag und auch noch die zweite Nacht unbeweglich da: die Krankheit war eine Lähmung I22 , und sie war so schwer, daß sie beim Kaiser Bewegungslosigkeit und Sprachverlust hervorrief. Nur mit Mühe atmete er, kaum je kam er zu sich, seine Gesichtsfarbe war völlig verändert. Da drängte er darauf, nach Nymphaion zu kommen, und zwar noch vor Palmsonntag, den er Jahr für Jahr feierlich beging. Er beschleunigte seine Reise und gelangte nach Nymphaion, dort konnte er an der Prozession zu Palmsonntag wirklich teilnehmen, und er feierte auch den Tag der Auferstehung. Von Ostern an blieb er in diesem Reichsteil, von seiner Krankheit in Tagesabständen gequält und bedrängt. Zu Zeiten, wenn er im Palast war, fiel er, seiner Sprache beraubt, plötzlich auf sein Bett, ein andermal wurde er bei einem Ausritt von der Krankheit übermannt, und seine Begleiter mußten ihn festhalten und eine Zeit lang abschirmen, damit ihn die Menge nicht erkannte. Wenn er aber wieder zur Besinnung gekommen war, begab er sich langsam zurück in seine kaiserlichen Gemächer, und von Zeit zu Zeit ließ er sich in seinem Palast von seinen Dienern auf dem Thron hin- und hertragen. Wie aber die Krankheit noch schwerer wurde, verfiel der Leib des Kaisers, und die Krankheit begann, ihn ohne Unterbrechung zu quälen. Sein Fleisch schwand dahin, und, was noch schlimmer war, er konnte keine Speise mehr zu sich nehmen. 135
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Als nun die Kunst der Ärzte bei der Krankheit versagte, wollte er einen kleinen Trost erfahren und nach Smyrna reisen, um dem dortigen Christus zu huldigen, seine Hilfe zu erbitten und ihn gnädig zu stimmen. Nach seiner Ankunft verrichtete er alle diese Gebete, doch ein Ende seiner Leiden konnte er nicht erreichen, im Gegenteil: als er in Periklystra weilte dieser Ort ist in der Nähe von Smyrna, und er heißt so 123, weil er von vielen Wassern umspült ist -, empfand er sein Leiden noch heftiger und noch schlimmer. So zog er auch von dort wieder fort und erreichte unter größten körperlichen Schmerzen Nymphaion; dort stieg er nicht in den Kaisergemächern ab, sondern ließ das ka1serhche Zelt m den nahe gelegenen Gärten errichten. Hier vollendete er am '24 dritten November sein Leben: 62 Jahre war er alt geworden, wie die Kenner seiner Lebensumstände recht präzise angaben, und von diesen war er 33 Jahre lang in der bestmöglichen Weise unser Kaiser. Voller Sanfrmut war er und immer zu Milde geneigt. Was Geschenke anlangt, so verteilte er solche weniger an seine eigenen Leute, gegenüber Fremden aber, besonders gegenüber offiziellen Gesandten, zeigte er eine weit freigebigere Hand - denn er wollte von ihnen gelobt werden. In seinen sexuellen Beziehungen zu Frauen war er recht unbeherrscht, seitdem seine Frau, die Kaiserin Eirene, gestorben war: mit vielen verschiedenen Frauen hatte er, wie jedermann wußte, ein Verhältnis; aber am stärksten war er jenem Mädchen aus Italien hörig, das Markesina 125 hieß und als Dienerin der Kaiserin Anna arbeiten sollte - dies war seine Frau aus dem Volk der Alemannen -, jedoch zu deren stärkster Rivalin in der Liebe wurde. Ja, zu ihr entbrannte er in so außerordentlicher Liebe, daß er ihr sogar Purpursandalen zu tragen gab sowie Zaumzeug und Zügel aus Purpur, und daß sie ein größeres Gefolge hatte als ihre rechtmäßige Herrin, und vieles andere tat er noch als Sklave seiner Begierde zu ihr. Standhaft aber war dieser Kaiser in Krieg und Schlacht, doch er fand kein Gefallen an dem Nahkampf, weil er vor dem ständigen Wechsel des Kriegsglücks Furcht empfand und dessen Umstände als höchst ungewiß erachtete; seine Standhaftigkeit zeigte sich vielmehr dann, wenn er zur Frühlingszeit in das Feindesland einbrach, Sommer und Herbst bis zu dessen Ende dort verbrachte, sich dann und wann sogar noch den Winter über dort aufhielt und am Ende schließlich doch den Sieg davontrug, da die Feinde infolge der Beharrlichkeit und Ausdauer des Kaisers ermattet waren. Jetzt also war der Kaiser Johannes tot und hinterließ seinem Sohn
Theodo r , der 33 Jahre alt wa~, die Kaiserherrschaft. Sein Leben zählte o ebenso viele Jahre W1e d,e Ka1serherrschaft seines Vaters· f aIs . d . k ' Ja, ast wäre seine Geburt mit er Kalserpro lamation seines Vaters zusammengefallen. Es herrschte b~' allen Rhomäern:. besonders bei den Feldherrn und den Hofbeamten, d,e Hoffnu.ng, Sle wurden viel Gutes von dem jungen Kaiser empbngen; und hatte Jemand von dessen Vater ein Leid erfahren oder hatte emer den Verlust semes Geldes oder seines Eigentums erdulden müssen, so hegte er die Hoffnung, von diesem Mißstand befreit zu werden. Es waren also alle insgesa~t voller Hoffnungen, denn seine Jugend, seine gewmnende Art gegenuber Jedermann, seine Sanftmut im Auftreten vor den jeweils Anwesenden, sein fröhlicher Umgang mit seiner Umgebung: all das ließ diese hoffnungsvollen Vorstellungen entstehen und doch war seine Art voller Trug und reines Schauspiel: sie gingen fehl in ihren Erwartungen, denn, um ein Sprichwort zu gebrauchen, es zeigten sich statt Schätzen schwarze Kohlen. Der junge Theodor trat in einer solchen Weise vor seine Untertanen, seine Bedienten und Untergebenen behandelte er so, daß allesamt seinen Vater, den Kaiser, priesen und lobten; und sogar wenn einer da war, dem von seiten des Vaters von Theodor etwas sehr Schlimmes widerfahren war, dann hätte er seinen eigenen Tod noch vor dem Theodors wünschen und froh sein sollen, wenn er vorher sein Leben beendete und sich den vielen vor ihm beigesellte. 53. Auf diese Weise also nahm Kaiser Theodor den Kaiserthron in Besitz. Er gewährte seinem Vater, dem Kaiser, das übliche feierliche Begräbnis, ließ sich, wie es ebenfalls alter Brauch war, auf den Schild erheben und von allen als Herrscher akklamieren, dann brach er von Nymphaion auf und zog nach Philadelpheia 126. Das ist eine sehr große und volk reiche Stadt mit Bewohnern, die sich gut zu bewaffnen wußten und die besonders das Bogenschießen trainierten: durch ihre Nähe zur persischen Grenze waren die Bewohner darin geübt, immer gegen ihre Feinde zu kämpfen und so kriegserfahren zu sein. Dort blieb er nur so lange, wie es brauchte, um eine Gesandtschaft zu dem Sultan zu schicken, dann reiste er durch Bithynien bis zu dessen Hauptstadt Nikaia. Da die Kirche zur Zeit keinen Patriarchen hatte - der Patriarch Manuel war kurz vor dem Kaiser J ohannes verstorben 127 -, mußte als erstes em Patriarch eingesetzt werden, denn dieser sollte ja in dem kirchlichen Heiligtum die Krönung des Kaisers vornehmen. So suchte man nach
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einem würdigen Mann für den Patriarchenthro~, und die meisten entschieden sich für Nikephoros Blemmydes, der me111 Lehr~r in Philosophie und den Wissenschaften gewesen war: der hatte seit se~~1er Jugend das Joch des Mönchdaseins auf sich g~nommen und war beruhmt wegen seines \Vissens und seiner Tugend, Wiewohl so manche, besonders hochrangige Leute, in ihrem Neid nicht nur seine sittliche Würde als gar nicht herausragend bezeichneten, sondern Ihm auch no.ch Verfehlungen anlasten wollten. Er war Kaiser Theodor freundschaftlICh gesonnen und erfreute sich auch dessen Zuneigung, denn auch der Kaiser hatte sich ihn als Lehrer in jenen Wissenschaften erwählt, mit denen er sich so sehr brüstete. Doch Blemmydes betrachtete den Charakter des Kaisers und wurde dadurch in dieser Frage sehr zurückhaltend; und je mehr der Kaiser versuchte ihn mit schmeichlerischen Worten umzustimmen, desto stärker wurde sein Wunsch, das Patriarchat nicht anzunehmen. Denn die Herrscher wollen recht schwache und in ihrem Verstand mittelmäßige Patriarchen, also solche, die ohne Probleme die Wünsche der Kaiser als Befehle ausführen. Das aber lassen sich eher einfache Gemüter gefallen, denn diese können nicht auf ihre Redegabe bauen; wer hingegen in seiner Rhetorik unbeugsamer auftritt, widersetzt sich auch den Befehlen der Kaiser. Kaiser Theodor, der nur einen kleinen Versuch mit diesem Mann angestellt hatte, wandte sich daher anderen zu. Mit vielen war er unzufrieden, dann aber erfuhr er von einem Mönch im See von Apollonias, der nur eine geringe wissenschaftliche Ausbildung hatte - er hatte auch wirklich nur die Grammatikschule besucht -, namens Arsenios, der noch dazu noch gar nicht Priester war: er sendet Leute aus, die ihn möglichst schnell herbeibringen sollen, und er kam auch. Da der Kaiser schon seine Abreise von Nikaia vorbereitete, befahl er den Erzbischöfen, rasch diesen Mann zum Patriarchen zu machen: sie taten, wie ihnen befohlen war und weihten ihn an einem einzigen Tag zum Diakon, zum Priester und zum Bischof'28 . 54. Der Grund, warum er sich so sehr beeilte, Nikaia zu verlassen, war der folgende: als der Bulgarenzar Michael, der Schwager Kaiser Theodors - er war nämlich der Sohn der Tochter des Theodor Angelos und des Ivan Asen, Theodors Schwiegervater -, von dem Tod des Kaisers Johannes erfuhr und zugleich sah, daß seine westlichen Reichsteile frei waren von jedem Rhomäerheer, wollte er jenes Land, das den Bulgaren von Kal-
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Johan nes weggenommen worden war, und die dazu gehörigen Städte ser der zum Bulgarenreich zurückbringen (diese waren den Bulgaren Wie . A. uge): der passende Zeitpunkt, so nämlich schon seit I angern' e111 Dorn Im glaubte er, sei jetzt gegeben, und so v.erheß er das Haimos:Gebirge, überuerte den Hebros, unterwarf sich 111 kurzester Zelt weite Landstriche q d brachte ohne die geringste Mühe viele Städte in seine Gewalt. Die ~:rtigen Siedler waren ja selber Bulgaren 129 und liefen ihren Stammesbrüdern zu, um das Joch der Fremdsprachigen abzuschütteln; und die Städte, die als einzige mit einer rhomäischen Bewachung übrig geblieben waren, wurden eine leichte Beute für die Bulgaren, da die Rhomäer zu dieser Zeit sich nicht mehr wehren konnten: manche ließen sich durch Furcht verwirren, übergaben daher die Städte und erlangten dadurch den freien Abzug in ihre eigentliche Heimat, andere aber wußten gegenüber dem urplötzlichen Ansturm der Bulgaren nicht aus dem Stand etwas Nutzbringendes zu ersinnen, rannten davon und ließen so ihre Städte völlig ohne Schutz hinter sich, und wieder andere wurden wohl auch durch die lange Zeitdauer mürbe, war ihnen doch eine unverhältnismäßig lange Dauer der Wachtätigkeit auferlegt worden. Die meisten Städte aber hatten keine Stadtmauern und auch nicht die notwendigsten Waffen. So wurden denn in großer Schnelligkeit die Städte Stenimachos, Peristitza, Krytzimos und Tzepaina eingenommen sowie alles Land im Gebiet von Achridos mit Ausnahme von Mneiakos: einzig diese Stadt stand noch unter der Bewachung der Rhomäer. Ebenso brachten die Bulgaren Ustra, Perperakion, Krybus und das Gebiet um Adrianopel, das Ephraim heißt, unter ihre Kontrolle. Die Nachricht von diesen Ereignissen, also von dem Untergang der Rhomäermacht im Westen, drang bis zur Umgebung des Kaisers vor und gab zur Vorstellung von noch schlimmeren Dingen als den derzeitigen Verlusten Anlaß. Daher geriet der kaiserliche Hof in größte Ratlosigkeit. Dort wußte man nämlich sehr wohl, daß die Mehrzahl der westlichen Gebiete von Bulgaren besiedelt waren, daß sie vor la. nger Zeit schon von den Rhomäern abgefallen waren; daß sie in der Jungsten Vergangenheit von Kaiser Johannes unterworfen worden waren und die Unterwerfung noch immer zu keiner Festigung gediehen war und daß sie im Innersten ihres Herzens einen dauernden Haß gegen die Rhomaer hegten.
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55. Deshalb war auch der Kaiser selbst voller Sorge, da gleich zu Be. . R I' erung die allgemeine Lage derart miserabel war. Daher gmn semer eg . . .. . i? d' S 't en der Zivilverwaltung und des Mlhtars zusammenkom_ . . Ile" er le pi z men _ unter diesen waren auch Manuel und Michael, seme Großonkel, die Brüder seines Großvaters Theodor -. und beratschlagen,. was er in dieser Lage unternehmen könne. Die meisten sagten, der Kaiser müsse den Hellespont überqueren und den Vormarsch der Bulgaren zum Stehen . Doch dieser Vorschlag gefiel den erwahnten Großonkeln des ..' b fingen. Herrschers nicht, und gerade auf diese horte der Kaiser ganz besonders, und zwar aus vielerlei Gründen: ihre adlige Herkunft und ihr .hohes Alter beeindruckten ihn, aber nicht weniger ließ er sich von Ihrer reichen politischen Erfahrung überzeugen. Sie waren ja aus dem Herrschaftsbereich des Kaisers Johannes geflohen, hatten mit vielen Machthabern gesprochen und waren in die verschiedensten Gegenden verschlagen worden: so hatten sie, wie es in der Dichtung130 heißt, «Städte und Gesinnung» kennengel ernt . Sie waren wirklich recht verständig, in bezug auf die Politik der Rhomäer hegten sie allerdings schädliche Pläne, und zwar aus folgendem Grund: der Ruf ihres kaiserlichen Bruders strahlte viel heller als ihr eigener denn es war keiner von ihnen zu einer den Brüdern eines Kaisers angem~ssenen Stellung erhoben worden, aber auch ihr kaiserlicher Neffe hatte ihr Ansehen überholt; noch dazu waren sie auf die Rhomaer schlecht zu sprechen, da sie aus deren Gebiet hatten fliehen müssen. Diese Dinge mag man nun durchaus als Gründe be~en~en, doch in Wahrh~it brachte sie zu dieser ihrer Haltung die Unbestandlgkelt und Wankelmutigkeit des menschlichen Charakters. Dieses Faktum blieb auch Kaiser Theodor nicht verborgen, deshalb holte er von diesen nur so lange Ratschläge ein, wie es unumgänglich war, weil er keine besseren hatte. Diese Onkel schlugen also vor, der Kaiser dürfe keineswegs nach We· sten reisen denn einerseits sei das dortige Gebiet in einer sehr schlechten Lage, ja, e~ sieche nahezu unheilbar dahin, zum anderen habe der Kaiser kein Heer, das für seine Ziele geeignet wäre - der Winter verhmderte nämlich schon das Sammeln der Truppen. Und wenn der Kaiser durch das dortige Land ziehe und nichts seines Namens und Rufes Würdiges b~ wirke, so würde er nicht nur 131 eine Festigung der geraubten Gebiete m der Hand der Feinde bewirken, ja, er würde nur dies erreichen, daß das ihm verbliebene Land ihm auch noch genommen und das Gebiet der Femde viel größer würde, kurz: er würde den Einfluß der Rhomäer ganz emp'
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findlich verringern. So ~Iso rieten die beiden, doch alle anderen rieten zu einem Zug des Kaisers uber den Hellespont, ja, sie drängten zu einem solchen, damit 111ch~ helmhch das gesamte Land im Westen oder doch der überwiegende Ted durch die Gewalt der Feinde erobert werde. Es konnte sich der .. Rat der Mehrheit durchsetzen ' den Ausschi ag ga ben des Kaisers Ungestum und sein Herzenswunsch, denn er war Feuer und Flamme für den Marsch. So sammelte er sein damaliges Gefolge zu einem kleinen Heer, doch er nahm auch Leute mit, die zufällig am Wege waren sowie solche, die näher an der Heeresstraße wohnten und daher gleich mit Waffen und Pferden mitZiehen konnten; mit dieser Streitmacht überquerte er den Hellespont und gelangte, so schnell er nur konnte nach Adrianopel. ' 56. Nur einen einzigen Tag hielt er sich in dieser Stadt auf, am nächsten Tag verließ er sie schon wieder. Einer der bulgarischen Kundschafter, der den Auszug des Kaisers aus Adrianopel gesehen hatte, stürmte eilends zu dem Bulgarenzaren - der lagerte ebenfalls in der Nähe des Hebros -, berichtete den Vorfall und meldete des Kaisers Eilmarsch gegen den Zaren; ja, er beschwor sogar mit einem Eid, er habe mit eigenen Augen gesehen, wie der Kaiser über die Brücke über den Hebros, die nahe bei der Stadt gelegen ist, marschiert sei. Diese Nachricht versetzte die Umgebung des Bulgarenzaren in helle Aufregung, doch er ließ sie nicht von dem Ort ihres Lagers aufbrechen, sondern sie sollten dort so lange ausharren, bis sie Genaueres und Klareres hierüber erführen. Dem Kaiser war indessen die Lage der Zelte des Bulgarenzaren nicht unbekannt geblieben; er hatte die Stelle herausgebracht, an der jener sein Lager hatte. Daher beschleunigte er ein weiteres Mal seinen Marsch und trieb die Bewegungen der Pferde an, denn es war sein Ziel, auf das Heer der Bulgaren zu treffen. So hatte er einen klaren Plan, doch auf Grund eines kleinen Zufalls wurde er leider von seinem Ziel abgehalten: die Vorhut der rhomäischen Streitmacht war nämlich auf die Wachen des bulgarischen Lagers gestoßen und hatte viele mit dem Schwert erschlagen, andere wieder gefangen genommen, darunter auch den Oberbefehlshaber des Heeres; die übrigen stoben davon, rannten in tiefer Nacht zu dem bulgarischen Heer, erzählten alles und bestätigten, daß sich der Kaiser schon ganz nahe bei ihnen befinde. Da bestieg jeder Bulgare, so wie er war, sein Pferd - auch ihr Zar tat dies nicht anders - und ritt in das weiter einwärts gelegene bulga141
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rische Gebiet zurück. Dabei wurden ihre Gesichter von Baumzweigen zerkratzt, da sie auf solche in dichtester Fülle trafen ~ selbst dem Bulga_ renzaren widerfuhr dieses Mißgeschick -, eUllge von llmen hatten für ihren Ritt sogar Pferde ohne Sattel und Zaumzeug. Aufdlese Weise rannten sie also davon und entkamen dem Schwert der Rhomaer. Als der Kaiser bei Anbruch des nächsten Tages an diesen Platz kam und sah, daß er frei von bulgarischen Soldaten war, da war er voller Trauer und wußte nicht, was er denn nun tun solle. Nach einer kurzen Beratung zog er nach Beroe, wo er nach seiner Ankunft alsbald die dortie Festung einnahm. Deren Mauer war nämlich zerstört und hatte viele turchlässe: es war ja auch diese Festung, so wie die übrigen Rhomäerstädte, von den Bulgaren niedergerissen worden, wiewohl ihre Bewohner aus Pfählen und Latten, die sie von Wagen genommen hatten, das Kastell anscheinend befestigt hatten. Da erhielten die Soldaten wieder große Mengen an Lebensmitteln, doch nicht nur sie, sondern auch ihre Pferde, denn die Stadt war voll von Futter. Der Kaiser wäre gewiß gleich weiter marschiert und zum Haimos-Gebirge und den dort befindlichen Kastellen gezogen - womit er den Bulgaren einen riesigen Schrecken eingejagt hätte -, wenn nicht plötzlich ein grimmiges Winterwetter eingesetzt und ihn am Aufbruch gehindert hätte: tiefer Schnee bedeckte den Erdboden und die Ratgeber hielten es nicht für richtig, daß sich die rhomäische Streitmacht in fremdem Feindesland aufhielt. So verblieb der Kaiser dort nur sechs Tage lang, und weil er nichts anderes unternehmen konnte, machte er alles, was sich in Beroe befand, zu seiner Kriegsbeute, also Männer, Frauen und Kinder, Schafe, Rinder und alles, was nur irgend beweglich war, und daraufhin zog er zurück nach Adrianopel. 57. Hier hob er ein ansehnliches Heer aus und sandte es gegen die Festungen im Achridos-Gebirge, die die Bulgaren vor kurzem eingenommen hatten, um sie wieder für das Reich der Rhomäer zurückzugewinnen. Als sie nun mit ihrer Heeresmacht bei diesen Festungen eingetroffen waren, bezwangen die rhomäischen Führer sie mit ihren Geräten und Eroberungsmaschinen sehr leicht, denn die Bulgaren geben ihre Wacht in den Städten nur allzu schnell auf, sowie sie der Feinde ansichtig und in ein Gefecht verwickelt werden. In gar nicht langer Zeit eroberten also die Rhomäer die meisten dieser Kastelle zurück. Danach sammelte der Kaiser sein Heer um sich und zog gegen die Städte am Gebirge Rhodope, mit
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seinen Kriegsmaschinen nahm er Peristitza ein, danach Stenimachos132 und als dritte Krytzimos: das sind alles bestens befestigte Orte, die in Front zum Gebirge Rhodope gelegen sind und das gesamte Land davor beschützen können. In der allerstrengsten Zeit des Winters kam er auch nach Tzepai~a, allein die unwirtliche Gegend und die damalige grimmige Kälte ließen Ihn mcht elllmal elll paar Stunden in dieser Stadt verweilen. Bei Anbruch des Frühlings 133 aber sandte er Befehle an Alexios Strategopulos und Konstantin Tornikes - Kaiser Johannes hatte letzteren zu der Würde des Megas Primmikerios erhoben -, die mit dem Heer in Serrhai waren, sie sollten das gesamte Heer sammeln und gegen Tzepaina ziehen. Das taten sie zwar auch, doch bei dieser Unternehmung erwiesen sie sich als schlechte Feldherrn: sie waren nämlich nicht auf feindliche Heere gestoßen und waren nicht auf Männer getroffen, die überhaupt eines Kampfes wert sind, sondern sie hatten nur kleine Laute und Geräusche gehört und horchten aufmerksam auf das Echo der Hörner - und dennoch wandten sie sich in schimpflicher Weise zur Flucht, wobei sie ihre ganze Ausrüstung und die meisten ihrer Pferde den bulgarischen Schafund Schweinehirten überließen. So kamen sie also ein zweites Mal in Serrhai an, aber diesmal als Flüchtlinge, die ihre Pferde und Waffen verloren hatten. Der Kaiser war deswegen voller Zorn und befahl ihnen in seiner Wut, sie sollten, unbewaffnet wie sie eben waren, ein zweites Mal zu derselben Schlacht ausrücken, doch dazu waren sie außerstande. 58. Nach diesen Ereignissen begab sich etwas recht Schwerwiegendes, das einen empfindlichen Nachteil für die Rhomäer androhen sollte: der Befehlshaber des Heeres des Distrikts Melnik, Dragotas sann auf offenen Abfall. Als Bulgare hegte er eine natürliche Abneigung gegen die Rhomäer, doch diese naturgegebene Ablehnung wurde noch übertroffen durch seinen Haß gegen den Kaiser: er hatte sich nämlich von ihm große Gunsterweise erhofft, da er die Ehrengaben, die ihm Kaiser Johannes hatte zukommen lassen, für nichts wert erachtete, obwohl diese recht zahlreich gewesen waren. Er ließ alle Soldaten und Zivilisten rings um Melnik, dazu viele andere aus der weiteren Umgebung, sammeln, setzte sich vor der Stadt Melnik fest, belagerte sie I34 und wollte sie unbedingt zerstören. Befehlshaber der Wachmannschaften in dieser Stadt waren Theodoros Nestongos und Johannes Angelosl 35 , die es beide sehr gut verstanden, Städte zu schützen und Feinde in die Flucht zu schlagen. Die Verteidiger innerhalb der Stadt bedrückte nichts anderes - zu essen hatten sie näm143
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lich in Hülle und Fülle - als der Mangel an Wasser, zur Sommerszeit das Allernotwendigste und das Schlimmste, wenn es fehlt. Nun aber war den Verteidigern das Wasser nicht völlig ausgegangen, daher erwehrten sie sich in standhaftem Kampfe der Angreifer, schossen nach ihnen mit Pfeilen, brachten ihnen mit Steinen Verwundungen bei und kämpften mit allen anderen Arten von Waffen. Als dieser Aufstand dem Kaiser zu Ohren kam, war er über die Nachricht verärgert, faßte jedoch den bestmöglichen Entschluß: in größter Schnelligkeit sammelte er sein ganzes Heer und gelangte in zwölf Tagen nach Serrhai, hatte also in kürzester Zeit eine so große Strecke Weges zurückgelegt und ein so mächtiges Heer herbeigeführt, das an Nahkampf gewohnt war, das von Waffen starrte, mit Lastpferden ausgerüstet und mit allen übrigen Arten der Rüstung bestens vertraut war. Nach seiner Ankunft in Serrhai und einer Übernachtung ließ er in der Frühe sein Heer in Reih und Glied antreten und gab den Befehl, daß die Fußsoldaten und Bogenschützen nach vorne vorrücken sollten; da aber erfuhr er, daß der Paß von Rhupelios, entlang dem der Fluß Strymon fließt, von zwei Bergen umschlossen ist, so daß ein Wagen nur mit Mühe hindurchfahren kann, weil eben der Fluß den Durchfahrtsweg noch enger macht - «Kleisurai» 136 nennt die Masse des Volkes einen solchen Punkt - , und er erfuhr überdies, daß dieser Hohlweg vom bulgarischen Heer, das aus wenigen Reitern, aber vielen Fußsoldaten bestand, bewacht wurde (die Bulgaren hatten hier nämlich auch Tore, die mit Riegeln und Balken gesichert waren, angebracht, so daß diese von keiner der beiden Seiten zu bezwingen waren, und zwar wegen der Ungunst des Platzes, wegen der vorausschauenden Vorsorge der Bulgare~ und wegen der sonstigen Befestigung); wie also der Kaiser von allen diesen Hindernissen Kunde erhielt, begab er sich eilends an diesen Platz und fand dort alles so vor, wie man ihm berichtet hatte. Daher löste er eine kleine Abteilung aus dem Verband der Fußsoldaten heraus und gab ihnen den Auftrag, zu Häupten der Bulgaren auf den Berg hinaufzusteigen, damit sie die Bulgaren von oben beschießen könnten, indem sie von der Höhe aus jene im Tal träfen. Diese erledigten schnell den Auftrag, denn der Berg war zwar mit Bäumen dicht besetzt, aber für Fußsoldaten doch ersteigbar; den Reitern aber befahl er, direkt am Paß den Kampf zu führen. Wie nun die Bulgaren sahen, daß sie einerseits von den Höhen des Berges her mit Pfeilen beschossen wurden, sie andererseits von vorne ein of·
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fener sie daß sie in a"uß erste Bed rang" . Nahkampf erwartete, da erkannten . ' ms geraten .waren, und wandten sich zur . Flucht . ' Aber das H eer d es K' alsers folgte Ihnen auf dem Fuße und tote te viele dort mit dem S h "b' fl h k . h b c wert, · doc h d le u ngen 0 en, onnten SIC is zu dem Heer d er Bu1garen unbehelligt durchschlagen, berichteten ihnen von dem Kaiser und erzählten, welche Strapazen Sie hatten auf . . .sich nehmen müssen . Bel' d'leser vo"lI'Ig unsie ll1 größte Aufregung ' und Wle . nun ganz erwarteten Kunde geneten . plötzlich all das SchlImme. auf sie eindrang, da bestieg ein jeder das nächstbeste Pferd und stob eIlends davon. Weil aber die Nacht, in der diese Flucht vor SICh gll1g, ohne Mondschein, das Gelände schwierig und der Weg schwer zu erkunden war, fIelen manche von ihren Pferden herab und andere traten auf sie und brachten sie dadurch um, wieder andere wurden aus ihren Sätteln den Abhang hinuntergeschleudert, weitere erlitten in anderer Weise ein jammervolles Ende, und es konnten nur ganz wenige von Ihnen unversehrt ll1 das Land der Bulgaren zurückkehren. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ihr Anführer Dragotas, der ja der Urheber der Verschwörung gewesen war, an seinem ganzen Leib von Pferdehufen zertrampelt und mußte drei Tage später sein Leben aushauchen. Der Kaiser langte in dieser Nacht bei der Stadt an und gesellte sich zu den dortigen Wachmannschaften; die nahmen ihrerseits den Kaiser voller Freude auf empfingen ihn mit lautem Klatschen, ehrten ihn mit Hochrufen und nannten ihn einen hurtigen Adler. 59. Die Angelegenheiten im Gebiet von Melnik l37 ordnete der Kaiser in geeigneter Weise, die Fra uen und die Kinder der Aufständischen verbannte er aus der Stadt, all ihre Habe sollte nach seinem Befehl dem staatlichen Fiskus anheimfallen; darauf verließ er Melnik und kam nach Thessalonike und von dort gelangte er nach der Überquerung des Flusses Vardar nach Vodena, wo er für kurze Zeit seine Zelte aufschlug. Hier befiel ihn eine Krankheit der Verdauungsorgane, eine Epidemie, welche auch die dort stationierten Soldaten schon befallen hatte. Nachdem er dort nur so viel Zeit geblieben war, wie er zur Genesung brauchte, reiste er weiter nach Prilep. Hier rüstete er in geeigneter Weise, nahm Kriegsgeräte mit sich, ließ auf Wagen Belagerungsmaschinen herbeischaffen und zog vor die Stadt Belesos, um diese zu erobern und der Hand der Feinde zu entreißen. Deren Bewohner waren allein schon durch den Aufmarsch des Kaisers gelähmt und konnten nicht einmal durchhalten, bis die Eroberungs145
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' Bedingung zu masc I1111cn au fgestellt waren' , . deshalb.waren ' sie unter der" . , Vertrag bereit , daE sie ohne die geringste einem . Gefahr fur Leib und Leben mitsamt ihren Waffen und ihrer Hab~ die Stadt verlassen dürften; und als sie von dem Kaiser die eidliche Zuslche~ung erhalt~n hatten, verlieEen sie die Festung, Wie der Kaiser sah, daE sie zahlenmaElg recht viele (sie zählten an die fünfhundert), von groEem Wu~hs ,und gutem Aussehen reute ihn seine Entscheidung, daE er namhch so viele gute Leuwaren, d a d Rh .. 'I ' L d der Feinde ziehen und Gegner er omaer sem assen sollte'' te ins an . ., ". aber, durch seinen Eid gebunden, heE er sie ziehen und gewahrte Ihnen die Freiheit. , Von dort brach er mit seiner gesamten Streitmacht auf und marschierte durch das Gebiet von Neustapolis. Diese Gegend verfügt weder über Wasser noch Häuser und ist daher für eine Menge Soldaten schwer passierbar. So war das Heer für gar nicht wenige Tage ohne Brot, und die meisten Pferde hatten zwei Tage lang überhaupt kein Wasser zu trinken bekommen, So erreichten wir die Stadt Strummitza, marschierten durch das Land von Melnik und kamen wiederum nach Serrhai. Dort erhielt der Kaiser ein Schreiben, das ihm aus dem Osten sein Freund Muzalon gesandt hatte, wonach die Muselmanen von den Tataren wieder in Unruhe versetzt würden; darauf beschleunigte der Kaiser seinen Marsch und vergröEerte die jeweilige Tagesstrecke., Als er aber bei seiner Ank~nft ~m Hebros, den das einfache Volk Marltza nennt, erfuhr, daE die Dmge Im Osten gar nicht so schlecht standen, verlangsamte er die Geschwindigkeit, setzte seinen Zug in gemächlicherer Gangart fort und machte Halt bei den üblichen Stationen der Kaiser: er wich von dem direkten Weg nach Osten ab, gelangte geraden Wegs nach Didymoteichon und von dort in die Stadt Hadrians. Jetzt war von den ehemals bulgarisch besetzten Festungen und Städten nichts mehr übrig außer zwei Orten, alle anderen hatte ja der Kaiser unterworfen: das eine war ein ganz unbedeutendes Kastell, das in den Bergen von Achridos gelegen war und Patmos hieß, dieses hätte 138 Alex!os Dukas Philanthropenos ohne die geringste Schwierigkeit einnehmen kannen (ihn hatte der Kaiser zur Bewachung des Achridos-Gebirges zurückgelassen); das andere war die Stadt Tzepaina, die überaus stark stark befestigt war, sie lag an dem Punkt, wo die zwei größten Gebirgsketten, Haimos und Rhodope, zusammentreffen und wo der Fluß Hebros 10 der Mitte hindurchfließt, Der Kaiser erachtete es als schlimm, daß er DIcht 146
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auch diese beiden w.ie alle anderen unterwerfen konnte, sondern daß sie anscheinend noch starker waren als sem Arm und so außerhalb seines Gebiets verblieb,en. Ganz besonders verdroß ihn der Verlust von T zep.ina, deshalb bemuhte er sich, auch noch gegen diese St.dt zu Felde zu ziehen und sie mit aller Macht zurückzugewinnen. Die Zeit des Sommers war schon vorüber, ja, sogar der Spätherbst war schon nahe seinem Ende. Aber der Kaiser kümmerte sich nicht um die Jahreszeit und wollte ~uch mcht die Unbilden des Winrers in Rechnung stellen, denn er war emzlg und allem darauf aus, seinen eigenen Plan durchzuführen; deshalb setzte er sein gesamtes Heer von der Stadt Hadrians aus in Marsch und ließ unzählig viele Wagen aus allen Gegenden Makedoniens requirieren, von denen der eine Teil die Kriegs- und Belagerungsmaschinen befördern, der andere die Lebensmittel für das Heer herbeischaffen sollte, dazu lieE er eine ungeheure Anzahl von Wehrmännern zu FuE, Bogenschützen und Keulenträger, antreten; sowie er das alles entsprechend seinen Beschlüssen durchgesetzt hatte, brach er von Adrianopel auf und zog gegen Tzepaina. An vier Stationen war das Heer schon vorbeimarschiert, da kamen sie an den Ort, der Makrolibas heiEt 139 , und die, die erstmals den Ort sahen, erkannten, daE dessen Name stimmte denn es überfiel sie ein grimmiger Winter. Am Abend setzte er ein, wäh: rend der ganzen Nacht dehnte er mit Gewalt die grimmige Kälte und die heftigen Stürme über das Land aus, mit riesigen Schneemassen deckte er die Oberfläche der Erde zu, und am Morgen bereitete er dem Kaiser größte Schwierigkeiten. Die Gegend hatte nämlich keine Häuser, die Feinde waren sehr nahe, und der zu erwartende Mangel an Lebensmitteln drückte nicht weniger auf das Gemüt, ja, gerade diese letztgenannte Befürchtung ist noch viel schlimmer für die Soldaten. Da er nun in eine so mißliche Lage geraten war, versammelte er seine Offiziere um sich, und zwar nicht nur die rhomäischen, sondern auch die aus dem Volk der Lateiner und dem Stamm der Skythen, und fragte sie, was zu tun sei. Fast alle rieten zu einem Rückzug nach Adrianopel, und der Kaiser schlug ihren Rat nicht in den Wind, sondern sprach zu ihnen: «Ihr habt einen guten Rat gegeben, der euch besser und nützlich erschien; wenn ich aber mit Gottes Hilfe einen anderen Plan ausdenke, wollt ihr diesen dann etwa nicht annehmen als den Plan eures Gebieters, der Vernünftiges spricht und für euch, wie es sein soll, Sorge trägt?» Da stimmten alle ein mit den Worten: «Alles, was deiner Macht gut scheint, wollen wir als genehm und will-
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rauf entließ sie der Kaiser alle in ihre Zelte, damit kommen anseh en}). Da .....
, 'h d s Winters richtig verkosngen konnten, er selbst aber besie SIC wegen e , ' " Zelt und beratschlagte mit semer Umgebung, was denn trat sem eigenes , , , h n sei Einige rieten dazu, den Vorschlag defjemgen ) die nun vorZUZle e . . . .. en waren und sich jetzt mcht Im kalserhchen Zelt bee ben befragt w ord . .. 'd' T t umzusetzen andere aber sprachen sich fur das Gegen' .. .. ß fan d en, In le a 'I - diesen letzteren erkannte der Kaiser die gro ere Verstandes_ tel "aus "k h Ad ' f - nd sagten' «Der Weg zuruc nac nanopeI'ISt für uns scarezu u ' " ' , h 't "I'e der Vormarsch m die Stadt Stemmachos, und m Stenigenau so wel \. , h ben wir den gleich großen Vorrat an Lebensmitteln wie in mac'hos aI Wenn wir also vorwärts marsc h'leren, k"onnen d'le Feinde si" ' Ad nanope, 'ht glauben , wir hätten aus Feigheit vor Ihnen ch er mc , oder gar wegen der U b'ld n des Winters den Rückzug angetreten", Dieser Vorschlag schien nehmbar und weil der Winter in seiner Heftigkeit nachgen I e, . ' dem Kalser a n , lassen und der Schneefall aufgehört hatte, heß der Kaiser am nächsten h blasen und zog von dort mit allen Heeresabteilungen " , T agzum Aufbruc nach Stenimachos: hier ließ er das gesamte Heer ausgiebig tnnken und essen und zog dann geradewegs nach Tzepaina" " , Zunächst kam er in ein Städtchen namens Batkumon, das auch fur em sehr großes Heer ausreichende Lebensmittel für viele Tage bereitstellen ort sandte er seinen Großonkel Manuel Laskans, der mit konn te, D , '140 d Mönchsnamen Maximos hieß, und Konstantm Margantes , en Befehlshaber der kaiserlichen Garde, aus, um die Gegend zu erkunden und festzustellen, ob das Heer noch einen günstigeren Weg für den Marsch zu diesem Ort finden könne. Die bei den gingen weg, erkundeten die gesamte Umgebung und meldeten dann dem Kaiser, der W~itermarsch sei leicht; das behauptete ganz besonders Konstantin Margantes, wiewohl Ihm viele Sachkundige widersprachen. Der Kaiser ließ sich von deren Worten überzeugen und rückte mit dem ganzen Heer vor. Aber der Weg war ungemein steil, dickes Eis, auf dem man sehr leicht ausrutschen konnte, machte den ganzen Weg noch schwieriger, und auf dem Gipfel des Berges standen dicht aneinandergedrängt Bäume. Da ließ das Heer die ganze Nacht hindurch verschiedene Feuer brennen und wärmte sich daran, denn die Diener der meisten waren nicht imstande, bei den Zelten ihre eigenen Herren aufzufinden. Da hatten sie fast unaufhörlich Tränen ver· gossen, allerdings ohne Trauer zu haben: der Rauch aus den Feuerstellen wurde nämlich von den dichten Baumwipfeln zusammengehalten und
CHRONIK
konnte keinen Weg in die freie Luft finden, daher drehte er si h ' b'ß f h" f 'd' c , zog wleder nach unten, I au s sc ar ste m le Augen und zwang diese zu Tränen - was auch der Kaiser erfahren mußte. Als die Nacht vorüber und der Tag angebrochen war, erkannte der Kaiser, daß die Stadt für eine Eroberung unerreichbar war, und so gab er dem Heer den Befehl, in die Ebene hinabzusteigen. Da zog das Heer insgesamt ab, der Kaiser blieb aber als Beobachter mit einigen wenigen Soldaten zurück, und zwar mit seinem Gefolge und einigen jüngeren Männern. Schließlich stieg auch er wie die übrigen zu Fu~ nach unten, denn bei dem steilen Bergabhang war ein Ritt zu Pferd unmoghch. 60. Dort verblieb er zwei Tage, machte das Dorf Batkunion zu seiner Kriegsbeute, zog dann in die Stadt Hadrians und von da weiter nach Didymoteichon. Dort setzte er als Heerführer den Manuel Laskaris ein und ernannte ihn zum Protosebastos - ein ganz unscheinbares Mandjl41, das in der Heeresführung miserable Kenntnisse hatte - sowie den Konstantin Margarites, von dem gerade die Rede gewesen war - ein richtiger Klotz, der von Ungesitteten abstammte, den man mit Gerstenbrot und Kleie groß gezogen hatte und der außer lautem Geschrei nichts hervorzubringen wußte: er war aus Neokastra gebürtig, diente zunächst in dem Heer dieses Themas und wurde dann Tzausios. Danach gelang es ihm, bei Kaiser Johannes den Eindruck eines gewandten Mannes zu machen, der auch zu Diensten im kaiserlichen Palast geeignet wäre, deshalb entließ ihn der Kaiser aus dem Dienst in dem Thema und machte ihn zum Tzausios seiner eigenen Garde und setzte ihm dann auch noch das «Groß" davor. Ja, Kaiser Theodor ernannte ihn zum Befehlshaber seiner Leibgarde, was vor ihm noch mit keinem je geschehen war, und auch er ließ das «Groß" vor seinen Namen schreiben. Diesen beiden - und noch vielen anderen Heerführern - überließ er also den Schutz des Landes! Mit ihnen ließ er auch ein großes Heer zurück, und er befahl ihnen, sich auf keinen Fall auf eine offene Feldschlacht gegen die Feinde einzulassen. Wenn sie aber gegen diese zu Felde zögen, dann sollten sie die Skythen als Bundesgenossen hinzuziehen, denn diesen ging ein guter militärischer Ruf voraus. Und wenn sie sich daran machen sollten, das Land auszuplündern, dann sollten sie ohne Sorge sein, denn sie hätten Sicherheit sowohl von der stark befestigten 142 Stadt Didymoteichon als auch vom Flusse Hebros her, in der Mitte zwischen diesen beiden Punkten sollten sie nach seinem Befehl ihr Lager 149
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errichten; wenn aber ein kleineres H~er in dieses Gebiet einfiele, dann sollten sie dieses voller Wagemut angreifen. In dieser Weise hatte der Kaiser seine Ano~dnung~n getroffen, danach setzte er über den Hellespont U1~d errichtete sel~ Zelt III Lampsakos, wo er seine engsten Mitarbeiter mit Amtern und Wurden auszeichnete. Geor_ . M zalon den er mehr als alle anderen schätzte und der damals Groß_ glOs u , 143 . b Domestikos war, erhob er zu der Stellung ellles Protose astos, Protove_ stiarios und Groß-Stratopedarchen, dessen Bruder Andronikos, der damals Protovestiarites war, ernannte er zum Groß-Domestikos, und den Johannes Angelos, der bisher Groß-Primmikerios .war, machte er zum Protostrator: alles drei Männlelll, die bestenfalls drei Obolen wert waren, die man mit Kinderspielen, mit Liedern und Melodien von Zimbeln groß 144 gezogen hatte, Leute also, auf die der Vers Homers hätte g.emünzt sein können: «Lügner und Gaukler gesamt, Im Stampfen des Reigens die ersten»; zum Protovestiariten machte er auch noch den Karyanites. Und auch ich selbst wurde in diese Kindereien hineingezogen, ganz gegen meinen Willen - bei der Themis! - und gegen den üblichen Brauch gezwungen, und so gesellte ich mich zu den genannten kindlichen Gemütern als ein noch unglücklicheres Kind - änderte doch der Herrscher meinen Namen, da er es nicht mehr zulassen wollte, daß ich mich ohne hochtrabenden Titel schlicht und simpel «Akropolites» nannte 145 • Aber das ging auch vorüber, mußte allerdings in unserer Geschichte berichtet werden, damit das Folgende klarer verständlich wird. In Lampsakos hielt sich der Kaiser wegen dieser Dinge noch ein wenig auf, er wohnte den großen liturgischen Feiern zu Christi Geburt und zum Fest der Erscheinung des Herrn bei, und nur wenige Tage danach kam er nach Nymphaion. 61. Dort verbrachte er den Winter, bei Anbruch des Frühlings jedoch sammelte er ein großes Heer, wobei er nicht nur den regulären Truppen den Befehl mitzuziehen gab, sondern auch solche mitziehen ließ, die bisher noch gar nicht im Heeresverband gedient hatten: so ordnete er beispielsweise alle in sein normales Heer ein, die den Kaisern bisher bei den verschiedenen Jagden nach Hirschen oder Schweinen gedient hatten, oder auch solche, die bei Falkenjagden dabei gewesen waren. Der Zug, der da zusammen kam, war riesig, und der autoritäre Befehl des Kaisers zwang die meisten dazu, noch mehr Lasten als gewöhnlich zu schleppen: so hatte er sein gesamtes Heer aus dem Boden gestampft. 150
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Als er von einer Gesandtschaft, die er entboten hatte erfuhr d ß d 146 k' S h . 'k' " a er Perserherrsc h er ellle c wleng elten mehr von seiten der Tataren hatvom Osten in den Westen: da er nämll'ch melllte, ' te, zog er geraden Wegs ,. d ' der Herr der Perser sei III ~ssen ,eigenen Angelegenheiten in bester Lage und werde auch III Sicherheit bleiben, hatte er keinerlei Angst wegen seiner eigenen Herrschaft Im Osten. Er hatte nun das gesamte Heer beisammen - dieses war größer als jedes von seinem kaiserlichen Vater wie auch von ihm selbst aufgestellte Heer - und zog, um den Hellespont zu überqueren, nach Lampsakos; dabei hoffte er, jene Leute, die er in Didymoteichon zurückgelassen hatte, gesund vorzufinden (so wie er es ihnen aufgetragen hatte) und so elllen mcht gerlllgen Zuwachs für sein eigenes Heer zu bilden, doch diese hatten ein schlechter Rat und die Mißachtung des kaiserlichen Befehls zu Fall gebracht. Wie nämlich der Zar der Bulgaren merkte, daß der Kaiser längere Zeit wegbleiben würde, erbat er ein skythisches Heer zur eigenen militärischen Unterstützung und sandte dieses gegen Makedonien, womit er zum einen einen eigenen Vorteil haben, daneben aber auch die Rhomäer ein wenig erschrecken wollte; dieses Heer zählte ungefähr 4000 Mann, wie die Skythen sagten, die es wissen mußten, einige sprachen von noch mehr, andere von weniger Leuten. Die Skythen zogen nach Adrianopel, unterwarfen sich als Kriegsbeute die Gegend um den Fluß Rhegina und plünderten die Dörfer im Umkreis von Didymoteichon. Die schon genannten Führer des in Didymoteichon zurückgelassenen Heeres bewaffneten sich, da sie die Anweisungen des Kaisers vergessen hatten, und zogen gegen die Skythen. Nun waren die Rhomäer nach ihrer Gewohnheit mit schwerster Rüstung gepanzert, die Skythen hingegen waren leichtbewaffnete Kämpfer, die ihre Bogen zu benutzen wußten: so konnten sie schon aus der Ferne mit ihren Pfeilen die Rhomäer erreichen und deren Pferde verwunden, und es war ihnen ein Leichtes, die Reiter zu Fußsoldaten zu machen und sie am Ende in die Flucht zu schlagen. Manuel Laskaris mußte mit seinem pfeilschnellen Pferd, das er auch «Goldfuß" nannte, auf raschestem Wege in die Stadt Hadrians fliehen; Konstantin Margarites aber und viele andere, die gemeinsam mit ihm als Anführer des Heeres eingesetzt waren, wurden gefangen genommen und von den Skythen an die Bulgaren verkauft. Als der Kaiser von diesem Ereignis erfuhr, wurde er zornig und beeilte sich, möglichst schnell in das Gebiet namens Bulgarophygos zu gelangen, 151
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er beschleunigte die Marschgeschwindigkeit und bewcgt~ sich so noch schneller vorwärts. Als die Kundschafter sagten, das skythische Heer befinde sich in der Nähe, beorderte er sem ganzes Heer an den Punkt, wo sich die SkYthen nach ihrer Aussage aufhalten sollten. An einem einzigen Tag hatte ~r eine Strecke von mehr. als 400 St~dien durchmessen 147 , War aber auf keine Skythen getroffen: sie hatten namhch Ihre~selts von dem Eilmarsch des Kaisers erfahren und waren, so schnell sie eben laufen konnten, geflohen, aber es waren doch viel~ von ihnen, und zwar gerade die Großen des Volkes, in der Gegend um Blzye durch das Schwert umgekommen. Da der Kaiser mit dieser Unternehmung kemen Erfolg hatte, schlug er sein Zelt am Flug Rhegina auf und lieg dort sein riesiges Heer zusammenkommen. 62. Der Bulgarenzar war also nicht imstande, etwas gegen die Rhomäer auszurichten, und weil der Kaiser mit einer so großen Heeresmacht im Westen war und sich seinem eigenen Gebiet näherte, war er zu Vertragsverhandlungen bereit und bestimmte zum Unterhändler für einen Frieden seinen Schwiegervater 148 Rhosos Uros, der über dessen Tochter der Schwiegersohn des Königs von Ungarn war. Zunächst schickte er Gesandte zu dem Kaiser, die die Voraussetzungen dafür schaffen sollten, daß die Ankunft des Uros bei dem Kaiser ohne Anlaß zu Angst stattfinden könne und daß er in allen Ehren vom Kaiser empfangen werde. Das wurde durchgeführt, und Uros reiste zu dem Kaiser. Er und seine Begleitung wurden vom Kaiser in Freundlichkeit und mit der gehörigen Ehrerbietung empfangen, und er schloß Frieden, wobei er das Folgende bei seinem eigenen Recht und bei jenem seines Schwiegersohnes, des Bulgarenzaren, beschwor 149 : an den Kaiser sollte die Stadt Tzepaina ausgeliefert werden (seit der Regierung des Kaisers Johannes war diese Stadt als einzige noch von den Bulgaren in Besitz gehalten), der Kaiser wird mit den Bulgaren Frieden halten, und beide Vertrags partner werden sich mit den früheren Grenzen zufrieden geben. Nachdem der Herrscher auf diese Weise die Dinge nach seinem Willen zu einem Ende gebracht hatte, sprach Uros die offiziellen Abschiedsworte und kehrte heim, nicht ohne große Geschenke des Kaisers, nämlich ungefähr 20 000 Gaben der verschiedensten Arten, Pferde, Textilien und anderes. Der Kaiser aber blieb weiter in der Gegend am Rhegina und wartete auf die Herausgabe von Tzepaina.
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CHRONIK
63. Währenddessen ereignete sich zu dieser Zeit etwas ganz M k .. 'g das wert ist, erzählt . und .in der Erinnerung bewahrt z~U were, en: wurd es dI es , war der Tag des grogen Itturglschen Festes, an dem wir Gr b' d' .. . . f' ISO W '1 d . " au Igen le Verkl~rung Christi ~Iern . el er K~lser,. w~e 1l1~mer, bei der heiligen Liturgie anwesend sem mußte, wurde die Zelt fur die Hauptmahlzeit auf später verschoben. Schlteßhch aßen nun auch wir, dann schliefen wir ein wenig, wurden aber wieder wach - die Sonne stand schon am Horizont im Westen. Der Kaiser hatte die Gewohnheit, sich des Abends auf sein Pferd zu setzen und das ganze Lager zu durchreiten, dann bei dessen Ende an einer nahe gelegenen Stelle, die die Ebene ein wenig überragte, hinaufzureiten und das ganze Heerlager zu überschauen, das er auch als eine bewegliche Stadt bezeichnete, die alle übrigen Städte der Rhomäer beschütze. Das machte er Tag für Tag so und unterließ es selbst dann nicht, wenn schon der Abendstern am Horizont im Westen unterging. Die Entfernung zum Lager betrug etwa 40 Stadien, wenn nicht noch etwas mehr l51 . Da bewies ich keine glückliche Hand, als ich trotz meiner Verehrung für den Kaiser mich doch wie ein Narr aufführte: ich hatte erfahren, daß der Kaiser beritten war, bestieg so schnell wie möglich einen Esel und versuchte, ihn in schnellem Ritt einzuholen - allein ich bedachte nicht, was ich hätte tun sollen, daß die Tageszeit für mein Tun ungeeignet war. Der Kaiser kam auf seinem Pferd schneller voran, und als er sah, daß ich hinter ihm außerstande war, ihm zu folgen, mußte er annehmen, ich könnte noch weiter zurückbleiben und ihm überhaupt nicht mehr folgen, und deswegen sagte er zu mir: «Bleib nicht ganz zurück, sondern reite ruhig etwas langsamer nach!» Er stieg nun auf den vertrauten Platz, mit ihm stellten sich dort seine Offiziere auf; und auch ich gesellte mich zu ihnen, da ich ihnen gefolgt war, und wir standen alle im Kreise. Da sagte der Kaiser: «Habt ihr schon erfahren von dem, was uns gerade eben gemeldet wurde?», und wir gaben Zur Antwort: «Nein, mein Kaisef». Darauf sagte der Kaiser: «Vor einer knappen Stunde kam ein Mann und meldete etwas recht Unerfreuliches, nämlich dies, daß Rhosos Uros uns betrogen hat: um Geld zu erhalten, kam er hierher, täuschte die Vermittlung des Friedensvertrages vor und schwor einen Meineid. Alle seine Taten waren folglich Lug und Trug, und er hat, wie man sagt, eine glänzende Möglichkeit der Verteidigung, wenn der Eid aufgelöst würde, denn der Bulgarenzar, sein Schwieger-
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'11' Frieden unter diesen Vertragsbedingungen nicht anneh. d' . sohn \VI elllen 'w/ I bt ihr nun: ist dies wahr, oder 1st es le Rede emes LügI d' men. "as g au 1at ganz un . gar mchts von ners?». WI' \'\ Ir an t \\'orteten: «Diese Meldung .. W'ahrheit an sich, der Mann ist ein Lugn~r, dem ma.n mcht trauen darf, denn Rhosos Uros hat den Eid nicht nur m semem eIgenen Namen, sondern auch in dem seines Schwiegersohnes, des Bulgarenherr~chers, geleistet. Wie ist es doch bloß möglich, daß elll Chnstenmensch sIch auf solch einen Meineid einließe?» Darauf erwIderte der KaIser: «Es war doch wohl die Gier nach Geld, die ihn dazu brachte, sIch auf eme so verruchte Bosheit einzulassen - und wir haben nun nicht nur keinen Friedensvertrag mit den Bulgaren, sondern wir haben für nichts und wieder nichts so viel Geld und Sachwerte aufgewendet!» Da sagten WIr: «Nem, großer Kaiser, das kann niemals wahr sein». Nun wandte sich der Kaiser ganz persönlich an mich mit der Frage: «Was sagst denn du zu diesen Vorwürfen?» Ich "ab zur Antwort: «Ich habe hierzu genau dieselbe Meinung wie die and:ren, ich glaube also, daß die Meldung weit eher gefälscht ist, als daß sie zutrifft. Und wenn, wie es auch sonst mitunter passiert, dieser Uros den Eid ungeschehen machen will, womit er uns zu betrügen vermeint, dann wird er doch die Gottheit zum Feinde haben, wir hingegen haben Gott auf unserer Seite als den Verfechter von Wahrheit und Recht.» So sprachen wir, und der Kaiser stimmte unseren Worten lobend zu; da beeilten wir uns zur Rückkehr in unsere Zelte, denn es war schon Nacht, doch das Licht des Vollmondes gewährte uns noch Sicht. Aber der Kaiser kam wieder und fragte noch einmal: «\XI as haltet ihr von dieser Meldung?» Und wir antworteten: «Großer Kaiser, das ist erlogen». Diese Frage stellte er nicht nur einmal, zweimal oder dreimal, sondern wieder und immer wieder fragte er dies, weil er eben bei solchen Gelegenheiten von äußerstem Kleinmut war. Da wir aber dieselben Antworten auf seine Fragen gegeben hatten, schwiegen wir, doch er stellte noch einmal die Frage. Wie er sah, daß die anderen verstummten, richtete er das WOrt an mich und fragte: "Du aber, was sagst du zu diesen Vorwürfen?» Darauf sprach er mich auch noch mit meiner Amtsbezeichnung an 152 und sagte: «Eine solche Fragestellung paßt sehr gur zu dir, sie ist wirklich typisch für dich». Das aber sagte er, um einen Vorwand für einen Zornesausbruch gegen mich zu erhalten. Da antwortete ich l53 : "Wieso ist das gerade auf mich zugeschnitten? Wenn ich als Groß-Logothet die Schriftstücke nicht richtig verfaßt und den Eid nicht ratifiziert
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hätte, wenn ic~ den Uros u~d seine Begleitung nicht in der richtigen Weise behandelt hatte, dann ware dIes mem Fehler und ein schlimmes Vergehen; wenn das aIles Jedoch m der passenden Weise ganz so, wie es sein mußte, geschehen ist, wieso kann es dann mich betreffen, daß Uros Dinge unternahm, um den Gehalt des Vertrages zu verdrehen?» Und - ich weiß nicht, warum, schließlich hatte ich doch die Ursache genannt - der Kaiser fragte noch ein weiteres Mal: "Was sagst du zu diesen Vorwürfen?» Jeh antwortete: «Schon wiederholte Male, mein Kaiser, habe ich gesagt, daß mir der Bericht eher erlogen als der Wahrheit zu entsprechen scheint und es erscheint mir als gar nicht leicht, präzise Aussagen bei unbekannten Ereignissen zu machen.» Der Kaiser erwiderte: "Es ist von besonderem Reiz, gerade von unbekannten Dingen klare und präzise Angaben zu machen: bei bekannten Sachen reden ja schon die Esel mit». Darauf sagte ich: «Sieh da, 50 sind wir also gemeinsam in einer Reihe mit Eseln!» Da rief der Kaiser voller Zorn: «Du warst immer ein Dummkopf, und du bist auch jetzt wieder ein Dummkopf!» Ich aber antwortete - so wahr mir die Gabe der Rede 154 gegeben ist! - nichts mehr, sondern sagte nur: "Ja, ich bin ein Dummkopf und muß schweigen 155, die Verständigen sollen reden!» Auf diese meine Worte hin wurde der Kaiser von tiefstem Haß und Raserei erfüllt, er wollte, völlig außer sich, sein Schwert aus der Scheide reißen und griff an den Schwertknauf. Doch da hielt er inne und steckte das Schwert, das er schon ein Stück herausgezogen hatte, wieder ganz zurück; seinem Groß-Domestikos Andronikos Muzalon befahl er, mich vom Esel herunterzustoßen. Der wollte das auch tun, brachte es aber nicht fertig, denn er war von schmächtigem und schwachem Körperbau. Daher sagte er geradezu flüsternd: "Steig herab aus deinem Sattel!», und ich stieg von meinem Esel ab. Und dieser sonst uns gegenüber grundgütige Kaiser, gegenüber uns, die wir von seinem Vater um seinetwillen schon viel zu erdulden gehabt hatten, der nicht nur einmal in aller Öffentlichkeit mit lauter Stimme gerufen hatte: «Dieser Mann hat mir viel Gutes getan» - er sprach damit von seiner Unterweisung in den Wissenschaften durch mich 156 - "und ich stehe 1J7 bei ihm in großer Schuld", der warf mir genüßlich meinen Nachnamen vor und bezeichnete diesen in aller Öffentlichkeit als eine feine Sache und einen angenehmen Titel; und ausgerechnet dieser Kaiser gab zwei Keulenträgern l58 , die er zu dieser Aufgabe erst wenige Tage zuvor bestimmt 155
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. I chlagen: sie sollten 1.\9 mir 24, möglicherweise 1 zU s ' Ilatte, den Befehl, nuc . b . brel'chen - und das Ganze nur wegen meiner 48 Hlc e vela .. waren es gar 'b . Szene eines Dramas vorgefuhrt werden, das die P n es sollte e en eme . d . b'd erso ' . -I T agödic annehmen wirr e. DIe el en verteilten Gest"llt emer ee lten r I' b d I . -' .. . I l' pfing diese und b le oc 1 vo"11'Ig sn'11 . DIeses 'h Schlage IC 1 a ,eI em . . , \ 'hn noch rasender, weIl Ich auch unter den SchläI re mein Verhalten mac He I I b '1' . . I' . gsten zu Flehen und Jammern 1er el leß. Nachen mtch I11C lt Im g e r m . . . g . I . I 5 hläge am ganzen Korper empfangen hatte, sagte Ich dem Ich sc 1011 Vle e c . . . . . . . . k I .. barer Stimme: "ChriStus, du KOlllg, wie oft war Ich mIt leIser, aum lor . d' kh . b r warum durfte ich bei kemer leser Kran elten mein . . d' . . S· . schon kran k,a e ließest du mICh m lese Jetzige Ituatlon geraLeben been d en, warum d' inen Worten wandte sich der Kaiser voller Scham und . ten?}) Bel lesen me . , . . ch zu einem auS semer Begleitung: "NImm du dIesen a Reue a b un d spr . " ich auf sein Pferd und fragte mIch, wohm wir denn Mann,)} ." 'D er na hm m reiten sollten, und ich sagte: "Wohin du nur WIllst, Ich f~lge du»: Aber mit nochmaligem Fragen setzte er mir zu, da sagte Ich.zu Ihm: "WIr sollten zu den Vardarioten reiten, dies scheint mIr auch fur dich von Vorteil zu sein». Das geschah, wir entfernten uns zu den Zelten der Vardarioten. Als mich deren Primmikerios sah, fragte er ganz erstaunt, was ich denn wolle, da ich zu seinem Zelt gekommen sei, und ich gab zur Ant,:"ort: «Nur eine kleine Erholungspause» . Eine kurze Zelt bheb Ich also bel dIesen Leuten, der Primmikerios hatte schon erfahren, was mit mir geschehen war. Der Kaiser wollte die Entscheidung nicht lange hinauszögern und ließ mir ein Zelt anweisen, das ich aufsuchen sollte. Aus Furcht, ich könnte aus Schmerz und Trauer fliehen, befahl er einer Abteilung von Soldaten, mein Zelt zu umstellen und mich insgeheim zu bewachen. Ich war also zu einem eigenen Zelt gekommen und vertrieb mir darin in Ruhe meine Zeit: ich verkehrte nicht im Kaiserpalast, unterhielt mich nicht mit Verwandten und Bekannten, sondern widmete mich den Büchern, las viel und nahm von Zeit zu Zeit Speise und Trank zu mir. So waren manche Tage ins Land gegangen: ich lebte, wie eben beschrieben, und der Kaiser war unwillig, da er meine unbeugsame Gesinnung sah_ So verging der ganze August, und ich wollte auch nicht ein bißchen in meiner Haltung, die ich lieb gewonnen hatte, nachgeben. Viele aus den höheren Priesterrängen kamen zu mir, und zwar, wie ich sehr wohl wußte, auf Befehl des Kaisers, doch sie wollten dies geheim halten und sagten, sie seien aus Freundschaft und edler Gesinnung von ihrem Haus zu mir gekom-
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CHRONIK
men. Mit vielen Worten versuchten si~, mich dazu zu bewegen, meine starre Haltung aufzugeben, auf den Kaiser zuzugehen und mich ihm gegenüber Wieder unter das Joch des Untertanen zu begeben, doch sie erreichten ganz und gar ni~ht, daß ich ihnen gehorsam wäre: ich sagte nämlich: "Mag der Kaiser mIr das Allerbeste zuerkennen, so wie es noch niemals ein Herrscher irgendeinem seiner Untertanen erwiesen hat, mag er das AJlerschlimmste und Schlechteste gegen mich unternehmen, wie es nicht einmal einer von den wegen ihrer Bosheit Berüchtigten gegenüber irgendeinem je getan hat: weder im ersten noch im zweiten FaJl werde ich gegenüber dem Kaiser zu Kreuze kriechen>'. Das war meine Haltung und mein unverrückbarer Vorsatz, an dem ich festhielt l6o . Inzwischen war es schon September geworden, und die Gemahlin des Despoten Michael, Theodora, war mit ihrem Sohn Nikephoros zum Kaiser gekommen, um jene Verschwägerung mit dem Kaiser zu verwirklichen, die Kaiser Johannes, der Vater des jetzigen Kaisers, vor Zeiten in die Wege geleitet hatte: daher beeilte sich der Kaiser, Thessalonike zu erreichen, wo nach seinem Wunsch die Hochzeit gefeiert werden sollte. Deshalb brach er von seinem derzeitigen Aufenthaltsort auf und begab sich auf die Straße, die nach Thessalonike führt, und noch während der Reise traf er mit der Frau des Despoten seine Vereinbarungen l61 . Theodora, die Frau des Despoten, mußte sich gegen ihren Willen den Worten des Kaisers fügen, sie war ja in seiner Hand - fast so, als sei sie im Gefängnis - und konnte deshalb nicht anders handeln. So stimmte sie denn zu, dem Kaiser das Kastell Serbia und dazu noch Dyrrhachion auszuliefern. Hierüber wurden auch Eide schriftlich niedergelegt und dem Despoten Michael übermittelt, der, wie die Dichtung sagt, «wiJlig und unwillig zugleich" den beschworenen Vereinbarungen seine Zustimmung gab: es war ja sein Wunsch, daß sein Sohn und seine Frau wieder in die Freiheit entlassen würden und zu ihm zurückkehrten. Angesichts dieser Ergebnisse woJlte der Kaiser auch mich aus meiner verhärteten Haltung, die ich immer noch an den Tag legte, herausholen und in die Knie zwingen. Daher sandte er seinen Großonkel Manuel Laskaris, den Bruder seines Großvaters, und seinen Protovestiarios Georgios Muzalon zu mir und verwendete einfache und freundliche Worte. Er ließ mich mitnehmen, und seine Abgesandten führten mich zu ihm. Da trat ich vor den Kaiser, neigte, wie es Vorschrift war, mein Haupt und blieb in ziemlicher Entfernung stehen. Da sagte der Kaiser: «Weißt du nicht, wo-
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. . d eise stellen darfst? Du kennst doch den Platz so hin du dIch gezIemen erw . I· .' ··1 I I -I fügte mich dem Befehl des KaIsers, ver ,eß mell1en rücke denn na ler." c l . .. h . . -I seitlich neben 11m, wIe IC es Immer gewohnt War. Platz un d ste II te nllc 1 . . .1 . d K ·ser alle Abmachungen IllIt dem Despoten MIchael Da tel te mir er al , . k . db . I 11·r von Anfang an, wIe es dazu ge ommen war. Das nut un ene ltete n ... I . · L· kadas einem Ort III der Nahe von T lessalolllke. I h In an <' alles gesCla
64. Wie der Kaiser in Thessalonike angelangt war, feierte er die Hochzeit seiner Tochter Maria mit Nikephoros, dem Sohn des Despoten Michael; den Nikephoros hatte er ebenfalls zur Wurde des Despoten . .. . erhoben 162. Hier in Thessalonike erreichte den KaIser elll Bnef von semen Leuten in Bithynien, die zur Wacht über diese Gegend abgeordnet waren, mit folgendem Inhalt: Michael Komnenos PalalOlogos seI entflohen ~nd m das Gebiet der Muselmanen verschwunden; das Ist der, von dem wIr benchtet haben, daß er von Kaiser Johannes zu der Würde des Groß-Konstablers erhoben worden war und dem der Befehl über dieses gesamte Gebiet anvertraut worden war. Wegen dieser Flucht geriet der Kaiser in erhebliche Ratlosigkeit, so ließ er mich herbeizitieren und fragte mich: «Hast du auch gehört, was sich mit diesem Mann ereignet hat?» «Nein, mein Kaiser», gab ich zur Antwort, «was ist es denn, das da jüngst geschehen ist?» Er sagte: «Der Groß-Konstabler ist verschwunden und zu den Muselmanen übergelaufen. Was denkst du von einem solchen Manne: wird er sich vielleicht von den Muselmanen ein Heer holen und gegen unser Land ziehen?" Ich antwortete ihm: «Nein, das glaube ich gewiß nicht, mein Kaiser, daß er etwas Derartiges unternehmen will; ich habe doch die Gesinnung dieses Mannes kennengelernt, und ich weiß von seiner Liebe zu uns Rhomäern". Da erwiderte der Kaiser: «Warum ist er dann aus unserem Herrschaftsbereich entflohen?» Und ich sagte zu ihm: «Deswegen, weil, wie du genau weißt, mein Kaiser, du nicht nur ein- oder zweimal, sondern unzählige Male die allerschlimmsten Drohungen gegen ihn ausgestoßen und in unerträglicher Weise gegen ihn gewütet hast, und weil du im Beisein einer großen Zahl von Menschen gesagt hast, du wollest ihn in das Exil schicken und ihm die Augen ausstechen. Solche Worte hat er persönlich gehört, aber auch durch viele Erzählungen erfahren, dadurch aber wurde er in seinem Herzen verbittert, bekam Angst vor einer Bestrafung und beeilte sich, durch Flucht der Strafe zu entgehen». Darauf erwiderte 158
CHRONIK
der Kaiser: «Aber weswegen ist er denn nicht in unserem Lande verblieben, wenn ihm auch solch schlimme Dinge widerfahren sollten, wieso hat er nicht das Ungemach bei seinem eigenen Volk dem Wohlergehen im Ausland vorgezogen?» «Das ist nicht die Art eines Menschenherzens mein Kaiser», gab ich Zllf Antwort: «Denn mögen auch manche den Ein: druck erwecken, sie könnten in Unglück verstrickt schlimme Dinge aushalten, da sie von unerschütterlich festem Charakter sind, der in den Widernissen des Lebens sozusagen gefühllos ist, so meine ich doch, daß die Angst um das eigene Leben und die Aussicht auf Verstümmelung der wichtigsten Teile des Leibes einen nicht dazu bringt, in dieser Angst zu verharren, sondern er wird diesem schlimmen psychischen Druck ehestmöglich zu entkommen suchen». Nach diesen Worten verstummten wir, doch nach kurzer Zeit fragte der Kaiser: «Was, glaubst du, wird er nun tun?» Und ich antwortete: «Ich nehme an, daß er nach einem kurzen Aufenthalt bei dem Herrscher der Perser einen Brief mit der Bitte senden wird, deine kaiserliche Majestät möge ihn wieder der Zuneigung würdigen - schließlich ist ja auch der Herrscher der Perser in dieser Angelegenheit für ihn ein Vermittler -, und er wird dich um einen Eid Zllf Bekräftigung dieser Wahrheit ersuchen: ohne diesen Eid wird er, wie ich meine, nicht zu dir kommen». Bei dieser Aussage geriet der Kaiser in Schrecken, denn er befand sich in zwiespältiger Lage. Nach einigen wenigen Tagen sandten die Heeresführer von Bithynien und Mesothynien '63 Briefe an den Kaiser, denn die Briefe des Groß:Konstablers waren bei ihnen eingetroffen. Der Groß-Konstabler hatte an jeden einzelnen von ihnen dem Sinne nach d·as Folgende geschrieben: «In meinem Herzen trug ich Angst vor dem Kaiser und fürchrete, es könne mir Schlimmes passieren, deshalb mußte ich fliehen. Ihr aber, haltet mit Umsicht und Tapferkeit an euren militärischen Aufgaben fest, der Schutz von Dörfern und Städten soll bestens gewährleistet sein, die sorgfältige Bewachung des ganzen Landes durch euch soll so vor sich gehen, wie sie immer schon war, handelt weiterhin so, wie ihr auch schon mit mir gemeinsam vorgegangen wart!" Die Unterschrift erwies den Groß-Konstabler als Verfasser des Briefes. Als der Kaiser diese zwei Schreiben durchgelesen hatte, wurde er über den Inhalt froh und schenkte meinen Worten Glauben.
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,.. OBERSETZUNG
, ' rem Geschichtsbericht bis hierher gelangt sind 111 unse , d' h ' -' 'cl WI 't e genauer darstellen, wIe es le Sac e erfordert lien WIr as \\ el er d' ' wo , " b' der Flucht des Michael Komnenos ver lenen eine denn dIe Erelglll sse el I " d " 'I S h'ld 19' er war also in den \,\lolllstatten er Turkme_ ausfuhrltc le c I enll ' d R' h d ' d' es Volk grenzt ganz 0 ben an as CIC er Perser nen ange kommen, les , "h I' I 'd f d Lauer es nährt ell1en unverso n IC len Haß gegen " und hegt ort au e r " " " f eut sich an Raubzugen gegen sie wIe auch an anderer , I dIe R lomaer, er r , ' k ' b eute von Fel'Ildell , und dies zum damaltgen Zeltpun t. noch mehr KrIegs ' ' L d Perser sehr schwierig geworden war und sie durch die als dle age e r " ' , ' f"ll d Tataren in \'(Iirren gesturzt worden waren, Es trafen nun ellllEIn a e er h teten d'les a I ' b esonde'I f Ml'chael Komnenos erac s ell1en ge von llllel1 au ' , . ren Glücksfall und warfen ein begehrliches Auge auf sem~ Habe, dann raubten sie all sein Hab und Gut, Gold, SIlber, Pferde, Textilien: Ja sogar die Kleider, mit denen seine Leute angetan waren. S,e teIlten sell1 ganzes Gefolge unter sich auf, und ein jeder machte sell1en personlichen Gefangenen zu seinem Sklaven. Michael Komnenos aber konnte gerade noch ihrem Zugriff entkommen, wurde durch Gottes Vorsehung gerettet und gelangte, aller seiner Habe ledig, zu dem Perserherrscher. Dieser e~pfing ihn nicht wie einen neu angekommenen Fluchtlll1g, sondern nahm Ihn mit großer Freude auf. Er wußte nämlich um die edle Herkunft des Mannes, alle Großen neben dem Perserherrscher waren voller Bewunderung für seine äußere Gestalt wie auch seine Sinnesart, und sie erachteten ihn der Herrschaft für würdig, wie es einer der Alten sagt. Nach wenigen Worten mit ihm erkannten sie den festen Charakter des Mannes, sie wurden seiner strategischen Fähigkeiten gewahr, erkannten sein planvolles Vorgehen gegen Feinde und begriffen, daß er bestens erfahren war, in einer Schlacht die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wegen des Raubes seiner Habe und der Aufteilung seiner Diener kam es - wenn auch ohne Erfolg - zu Briefen des Sultans, damit sein ganzer Besitz und seine Mitstreiter wieder herbeigebracht und ihm ausgehändigt würden. Der Krieg stand für die Tataren auf des Messers Schneide, denn sie hatten schon das meiste Land der Muselmanen geplündert und waren vor Axara l64 gezogen, wodurch es für die Perser unumgänglich war, sich ihnen in einer Schlacht zu stellen. Deswegen bestimmten die Perser den Michael Komnenos zum Anführer jener Heeresteile, die sich aus Christen zusammensetzten, Der aber war noch weit weg und hielt eine Schlacht gemeinsam mit den Muselmanen für äußerst unerwünscht, denn es sollte 65 Da wIr nun
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CHRONIK
nach seiner eigenen Aussage nicht das Blut eines in der Schlacht gefallenen Christen s~ch mit ruchlosem und gottl~sem, Blut vermischen; doch gestärkt durch die Gnade Gottes l~nd Im BeSItz ell1es mutigen Sinnes zog er in die Schlacht. So trug Jener Tell des Heeres, der von Michael Komnenos geführt wurde, einen glänzenden Sieg davon über die Tataren, die sich ihm entgegenstellten, den~, Michael selbst hatte alsbald mit seinem Speer den gegnerischen Heeresfuhrer an der Brust getroffen, der, wie Augenzeugen berichteten, kurz darauf an den Folgen dieses Speerwurfs verstarb. Die Tataren waren also von jener Abteilung, die Komnenos befehligte, völlig besiegt und wollten schon fliehen. Aber einer von den persischen Großen in der Stellung eines Amyrachur - das ist ein hohes Amt bei den Persern 165 - sann schon seit langem auf Verrat gegen sein eigenes Volk und brachte ihn jetzt zur Durchführung: mit dem gesamten ihm unterstellten Heer lief er zu den Tataren über. Von da an konnte man das Gegenteil sehen: diejenigen, die noch vor kurzem Verfolger waren, mußten nun fliehen und den Feinden ihren Rücken als Zielscheibe darbieten. So fielen die Perser reihenweise, da sie von den Geschossen der Tataren niedergestreckt wurden, und die Sieger setzten ihnen über weite Distanzen nach, Michael Komnenos traf auf diese Weise auch auf den Oberbefehlshaber des persischen Heeres, den die Perser Beglerbeg l66 nennen; und sie marschierten mehrere Tage miteinander, wobei ihnen die Feinde auf dem Fuße folgten, und Stunde um Stunde mußten sie kämpfen. Da das Haus des erwähnten Begierbeg in Kastamona lag, zogen sie in großen Eilmärschen dort hin. Die Tataren aber durchstreiften das gesamte Land, das unter der Herrschaft der Muselmanen stand. An dieser Stelle soll mein Bericht über diese Ereignisse einhalten und an das Vorhergehende anknüpfen, damit die historische Abfolge der Reihe nach voranschreiten kann. 66, Als Kaiser Theodor von den Geschehnissen im Lande der Muselmanen Kunde erhalten hatte, machte er sich hierüber genauso viele Sorgen wie über seine eigenen Belange - er vermutete nämlich, daß eine große Gefahr für das Gebiet der Rhomäer bevorstehe -, und wollte eilends nach Osten zurückkehren: deshalb nahm er die ganze rhomäische Streitmacht mit sich und begab sich auf die Heeresstraße in Richtung Osten. In Thessalonike und den westlichen Landesteilen ließ er zur Bewachung den
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. . Großonkel väterlicherseits, zurück, und er gab '1'lC Ila eI Laskans . h' . .' semen "b haubares Heer aus Pap 11 1 agomen lllZU sowie 'h 0 -h em k!emes u ersc f" '1 d d' I mn ~ d k}.thischen Verband; ur Pn ep un le zu des300 Mann aus em s . etwa d S Idaten ließ er seinen Skutenos namens Xyleas S lutz vorhan enen 0 , f"l . sen C I . N 167 _ bei der Themis! - zu Recht u 1fte; III Beled t der semen amen . d or , b t te er Theodor Kalampakes em, en man auch sos und Umge ung se z .. b d nte' Konstantin Chabaron u ertrug er en Befehl «Tatas des H 0 fes») nan , .. . Prator und damit zum Oberbe. h ernannte er zum über Albanon; un d mlc . M' en Truppenteile. Das tat er memer emung nach t fehlshaber a 11 er genann .. . Z' I d ß . h bei der von ihm befohlenen langeren Abwesenheit ." h d . mit dem le, a IC .. sen was ich hatte erleiden mussen: atte er och medazu kame zu verges , ..' 'ch nach den erlittenen Schlagen frei aufgeatmet oder mals gese hen, da,ß I . . ' . h ' h gegenüber fröhliche Worte gebraucht hatte. Daher ver. d' I" wie gewo nt, I m . ..ugte er d'les, damI't mir die Trauer memes Herzens bel leser, anger dau. f emden Ausübung des Oberbefehls weggenommen werde, vielleICht aber auch deswegen, weil er sich darüber ärgerte, daß ~eme Gegenwart ihn bedrückte: oft und oft nämlich ertappte ich ihn bel Dmgen, von d~nen ich wußte, daß er sie weder mit sinnvoller Überlegung noch Im Smne des Rechts durchzuführen gewillt war. "
67. Der Kaiser zog also in den Osten, und ich blieb in den westlichen Reichsteilen zurück. Nach meinem Abmarsch aus Thessalonike kam ich nach Berrhoia; dort warteten auch die Abgesandten des Papstes, die ich auf Befehl des Kaisers wieder heimschicken sollte168 • Dort blieb ich kurze Zeit, um die päpstlichen Gesandten zu entlassen, aber auch um andere Geschäfte zu erledigen, dann verließ ich diese Stadt und machte mich auf den Weg nach Albanon. Auf dem Weg über Serbia, Kasroria und die Gegend von Achrida kam ich nach Albanon, und von dort erreichte ich mit den Notabeln '69 dieser Gegend Dyrrhachion. Dortselbst verblieb ich acht Tage und zog dann weiter, nachdem ich alle Anordnungen und Bestimmungen für die Reise so getroffen hatte, wie es mir nötig erschien, unter anderem auch Befehle für die Stadt Dyrrhachion selbst. Dann reiste ich aus Dyrrhachion ab, kam durch Chunabia, überschritt das Gebirge, das man «Kake Petra» nennt, gelangte nach Mate und langte von dort in Debre an. Mit allen, die an meiner Marschroute lagen, traf ich zusammen, mit den Stadtregenten, mit den Chefs der örtlichen Militärlager sowie mit den staatlichen Verwaltungsbeamten; und so kam ich über Kytzabis nach 162
Prilep. Diese Route von Thessalonike bis Prilep legte ich in d . M . .. k b" f rel onaten zU r Winterszeit zurnc : el memem Au bruch in BerrhOI'a war es Dezember gewesen, und zu Ende Februar langte ich in Prilep an. 68. Bei mei~er Ankunft dort kam mir eine äußerst bestürzende Nachricht ZU Gehor, und diese war b der .. die folgende: Konstantin Ch aaron, vom Kaiser den Oberbefehl uber Albanon erhalten hatte, war von dem Despoten Michael gefangengenommen worden, und zwar auf Grund der Ränke Manas, der Schwester semer Frau, die vordem einen gewissen Sphrantzes zum Gemahl gehabt hatte, zum jetzigen Zeitpunkt jedoch verwitwet war. Diese umgarnte Chabaron mit weiblicher List und lockte seine Zuneigung durch Liebesbriefe an - für solche Dinge war er allzu leicht empfänglich, wiewohl er sonst ein aufrechter Soldat war -, in den Schlingen dieser Frau hatte er sich nun einfangen lassen. Auf Grund dieser Tatsache schritt Michael zum offenen Abfall. Während meines Aufenthalts in Prilep hatte ich von diesem dramatischen Ereignis erfahren. In größter Erregung sandte ich einen Brief an Michael Laskaris, in dem ich ihm den ganzen Vorgang darlegte; auch schrieb ich ihm, der Aufrührer sei schon bis Pelagonia gekommen, und bat, er solle ebenfalls dorthin kommen, damit wir beide uns dort vereinen und einen Beschluß über die zu treffenden Maßnahmen fassen könnten; so trafen wir beide uns in Pelagonia, mit uns war auch noch der Skuterios Xyleas. Wir hielten ihn nämlich für einen guten Soldaten, der dazu noch uns Rhomäern freundlich gesonnen war; und auch Kaiser Theodor hielt große Stücke auf ihn, denn er besaß eine große Kriegserfahrung und genoß persönlich wie auch in bezug auf seine Haltung zu den Rhomäern das höchste Wohlwollen. Bei unserem Zusammentreffen beschlossen wir nun das Folgende: Michael Laskaris sollte mit dem gesamten ihm unterstellten Heer, also sowohl mit dem rhomäischen als auch mit dem skythischen Teil, von Berrhoia, wo er sein Lager aufgeschlagen hatte, aufbrechen, nach Pelagonia ziehen und dort den Feldzug durchführen, in gleicher Weise sollte der Skuterios Xyleas sein ganzes Kontingent an Soldaten sammeln (das war zahlenmäßig noch größer) und sich mit Michael Laskaris treffen, und dann sollten sie vereint in der Gegend von Pelagonia eine Schlacht liefern. Diese Örtlichkeit war ebenso geeignet für die Schlacht gegen den Despoten Michael wie für die gegen die Serben, denn auch diese hatten, wie wir in Erfahrung bringen konnten, dem Michael ihre militärische Unterstützung vertraglich zugesichert. '70
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CHRONIK üBERSETZUNG
, b 'd ersprochen hatten, unsere Beschlüsse auszufüh_ v N aC I1dem,Jene ' el en d zog mit dem mir unterstehenden Gefolge nach verheil Ich sie un d " d' L ' ren, k den ob ich wohl imstan e ware, le age III Alba, d k' I' h AcIltl'da , um, -zU er un b 'lgen Ich nahm mir vor, en aIser IC en Truch_ wieder lOS Lot zu fll ' d b 'h non kN s nach Albanon zu entsenden un ga I m den in solseil Isaa estongo b b f hl "b h " "bi' I Auftrag er solle den 0 er e e u erne men; dabei chen Fallen u IC l e n , h d' , " 'h f dall ich diese Anordnungen 0 ne le genngste Gefahr stand fur mlc est, 'I' b 'I 11 'ch also je nach eigenem Be le en reglOna e Steuertreffen d ur fte, d a I I f hl h b eeresführer und loka e Be e s a er auswechseln " und Staats beamte, H loß ich mich nach Albanon zu Ziehen, um die Lage konnte. D ann en tsch ' , d ' Ordnung zu bringen, aber auch um zu erkunden, was der Im Lan e 10 , Ab f" h 'I ' Truchsell wohl erreicht hätte, Nach memem zug u rte IC 1 mit aUen Kräften den Truchsell aus Albanon hinaus; denn das Volk von Albanon men und hatte den Aufstand schon vollendet: alle war uns zuvo rgekom ." . waren zu dem abtrünnigen Despoten MiChael ubergelaufen, Da Ich persönlich sehen konnte, wie alles in Aufruhr war, zog Ich von Debre ab dort hatte ich mehr Tage als nötig verbracht, und die Femde hatten uns schon ringsherum eingeschlossen - und nahm im Verein von wenigen Leuten aus meinem Gefolge Achrida mit Waffengewalt em, Dort ließ ich den Truchseß zum Schutz des Kastells zurück, dann marschierte ich durch Prespa I7l und den Ort namens Siderokastron und langte in Prilep an: dort war mir, als landete ich in einem völlig ruhigen Hafen. Doch es passierte gena u das Gegenteil für mich und für die dort stationierten Leute von uns. Der abtrünnige Michael hatte nämlich das umliegende Gebiet und die dortigen Kastelle an sich gerissen und einzig und allein Prilep nicht zu erobern vermocht; daher bemühte er sich mit allen Kräften, auch Prilep in seine Gewalt zu bringen, denn nur so war es ihm möglich, ungefährdet über das Umland zu gebieten. So traf nach nicht langer Zeit der Aufrührer Michael mit seiner gesamten Heeresmacht zum ersten Mal auf uns und versuchte mit allen Finessen der Strategie, die Stadt zu erobern. Doch die war gesichert und nicht leicht einzunehmen, Michael jedoch baute mehr auf den Verrat der Einwohner. So wurde er damals zurückgeschlagen, er zog sich mit seinem Heer zurück und trieb sich in den umliegenden Orten herum, wir aber waren in der Stadt Prilep eingeschlossen, geradezu wie in einem Gefängnis. Das also geschah auf die beschriebene Weise mit uns, mein Bericht aber soll sich jetzt an das halten, was sich im Osten zutrug. 164
69. Der Kaiser beeilte sich, nach der Oberquerung des Hellespont nach Lydien zu kommen, und hier m Sardes ließ er seine Zelte aufstellen. Der Sultan, der HerrscherderPerser.- er hatte, wie der Dichter sagen 172 würde, "das Herz emer fluchtigen Hmdm" -, hatte dieses Land verlassen und kam als Flüchtling zu dem Kaiser, nachdem sein Heer vernichtet worden war. Der Kaiser nahm ihn freundlich auf und empfing ihn und seine Begleitung in allen Ehren, er brachte es fertig, daß sie wieder in ihr eigenes Land zurückziehen konnten, da e~ ihnen ein kleines Heer zur Verfügung stellte, das nur etwa 400 Mann zahlte. Zum Anführer dieses Heeres bestellte er Isaak Dukas mit dem Beinamen Murtzuphlos - einige auf Scherze bedachte Leute hatten seiner Familie diesen Namen beigelegt _, der zu diesem Zeitpunkt Primmikerios des kaiserlichen Hofes war. Der Perserherrscher wollte dem Kaiser eine Gegengabe zukommen lassen und übergab ihm die Stadt Laodikeia: hier hielten rhomäische Wachen ihren Einzug. Doch dieser Zustand währte nur für kurze Zeit, dann kam diese Stadt wieder unter die Herrschaft der Muselmanen, denn die Rhomäer vermochten sie nicht mehr zu halten. Da der Sultan den Tataren nicht mehr Widerstand leisten konnte, hielt er einen Kriegsrar mit seinen Offizieren und schloß daraufuin einen Friedensvertrag mit den Tataren: sie wurden den Tataren tributpflichtig, von diesem Tag an mußten die Muselmanen ihnen also Abgaben leisten. Michael Komnenos Palaiologos aber, den wir schon oftmals erwähnt haben, hatte von dem Kaiser eine eidliche l73 Zusicherung freien Geleits erhalten, war daraufuin zu ihm gezogen, wurde in seinem eigenen Gebiet wieder in seine alten Rechte eingesetzt und konnte so von seinem eigenen Besitz leben.
70. Es waren noch gar nicht viele Tage vergangen, da merkte der Kaiser, daß im Westen alles drunter und drüber ging und daß die meisten Gebiete von dem Aufrührer Michael eingenommen waren: so mußte er einen guten Feldherrn mit einem Heer zur Gegenwehr entsenden, wofür er den schon genannten Michael Komnenos auswählte; ihm übergab er das Heer aus Makedonien, das allerdings zahlen mäßig viel zu klein und in seiner Schlagkraft völlig unbrauchbar war. Komnenos, der keine Möglichkeit hatte, sich den an ihn ergangenen Befehlen zu widersetzen, übernahm dieses winzige und im Kampfe nicht erprobte Heer und zog nach Thessalonike, von dort setzte er über den Fluß Vardar über, den die Alten 165
üBERSETZUNG
. H· vereinigte er sich mit Michael Laskaris, beide hielNaxeIOs nennen. ler h . . . K. t ab und zogen dann nach Berr Ola - l1lcht, um diese h·· . ten elllen [legsra . K f u erobern (eine solche Unterne mung ware Ihnen gar Stadt Im amp z . . Ilt mog .. I·ICI1 ge\,'esen) , sondern. um 111 deren Umgebung Beute zu manIe . . . Ihre MItstreIter erbeuteten eine · I· t'n große Beute e1l1,.denn CIleI). Sle leIms e · " · 'ren die man nicht leIcht zahlen konnte. .. M enge von TlC , W~hrend der Unternehmungen dieser Leute hatte der Furst der Serben von dem Aufstand des Aufrührers Michael erfahren; und weil dieses Volk Verträge nicht einhält und niemals e1l1em Dank entgegenbnngt: der ihm etwas Gutes erwiesen hat, sondern wetl es schon um e1l1es w1I1zlgen Vorteils willen die Bande der Freundschaft abschüttelt und den Friedensbecher mit Füßen tritt, sammelte der Fürst ein Heer von rund 1000 Mann und entsandte es gegen die Gebiete der Rhomäer. Diese Männer zogen an K 'tzabis vorbei und plünderten die Gegend um Prilep aus. Der Skuterios X~leas lag mit seinem Heer in der Nähe dieser Stadt und sah, daß das Heer der Serben das Land verwüstete und allenthalben Feuer entfachte; er war nun leider im Kriegswesen ahnungslos und besaß keinerlei strategische Erfahrung, er hatte keine Späher, die von ferne schon den Anmarsch der Feinde entdeckten, und er wußte nicht, wie man ein Heer in Reih und Glied aufstellen sollte: so ließ er einen jeden, wie es ihm gerade beliebte, gegen die Serben anrücken. Da lösten sie ihre taktische Ordnung auf, einige wenige wurden im Handgemenge mit den Serben, die in Übermacht waren, gefangengenommen, und die einen wurden gleich durch das Schwert erschlagen, die anderen aber als Gefangene abgeführt. Und später konnte sich selbst der Skuterios Xyleas, der mit den ihm verbliebenen Soldaten gegen die Serben ausgerückt war, nur mit Mühe retten, indem er bei dauernder Verfolgung durch die Feinde über Berge, Hügel und steile Abhänge kletterte. Auf diese Weise wurde das Heer von Prilep vernichtet, und wir waren in der Stadt Prilep eingeschlossen, ja, geradezu gefangen. 71. Das widerfuhr den Leuten des Michael Komnenos Palaiologos und des Michael Laskaris. Nachdem diese bei Berrhoia ihre Beute gemacht hatten, schlugen sie im Gebiet von Vodena ihre Zelte auf, das recht eben und zur Pferdezucht geeignet war. Der Despot Michael aber, der Aufrührer, kannte das rhomäische Heer sehr genau, kannte seine Größe und wußte auch, daß es mit Ausnahme eines kleinen Teiles völlig nutzlOS und
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CHRONIK unbrauchbar war:. deshalb traf er eine Auslese in seinem ganzen Heere, suchte von allen dIe Besten aus, etwa 500 Mann, setzte als ihren Anführer seinen unehelichen Sohn Theodor ein und schickte diese gegen das Heer der Rhomäer. Damals traf auch Manuel Lapardas, der. vom Kaiser abgesandt war, mit einem restlos ungeor d neten Haufen mIt den heranrückenden Heerführern zusammen, und er machte ihnen Vorwürfe, weil sie vorher schon Beute gemacht hatten, ihn aber bei dem Gewinn leer ausgehen ließen. Während sich die Heerführer über diese Dinge aussprachen, machte sich der ungeordnete Heereshaufen des Manuel Lapardas ohne Wissen der übrigen Führer auf die Straße nach Vodena - die meisten von diesen Leuten ritten auf Herdenstuten einher und hatten diese mit dem Notwendigen beladen -, um früher als die anderen dort einzutreffen und so auch selber Beute zu machen. Doch es begegnete ihnen in der engen Schlucht des Gebirges von Vodena jenes Heer, das der Anführer Michael zum Kampf gegen die Rhomäer entsandt hatte. Diese Männer, echte Soldaten, die auf hochgewachsenen Rossen einherritten und die bis an die Zähne bewaffnet waren, trafen auf Männlein ohne Waffen, ohne Mut, die auf Stuten saßen, und in allerkürzester Zeit hatten jene alle diese Leute in die Flucht geschlagen. Einige von ihnen konnten entkommen, gelangten zu Michael Komnenos und berichteten ihm, was sich ereignet hatte. Der aber geriet durch die unerwartete Nachricht nicht in Panik, denn er besaß eine starke Hand, tapfere Haltung und Erfahrung im Kampf, hatte er sich doch vordem schon in vielerlei Kämpfen gestählt: so warf er sich in seine Rüstung, nahm seinen Speer an sich und zog gegen die Feinde mit jenem Heer, das unter dem Befehl des Michael Laskaris, eines gebürtigen Paphlagoniers, stand; das zählte zwar nur fünfzig Mann, aber es war als einziges den anderen überlegen und zum Kampf befähigt. Michael Laskaris hatte, seiner Gewohnheit folgend, nicht einen großen Brustpanzer, sondern nur eine kleine Brustwehr angelegt, um so leicht fliehen zu können, so stand er an der Seite des Treffens und betrachtete, was sich ereignen sollte. Michael Komnenos wandte sich dem zu, der als erster auf ihn heransprengte, traf ihn mit seinem Speer und warf ihn vom Sattel herunter: das war gerade der schon genannte Theodor, der uneheliche Sohn des Aufrührers Michael. Wie er von seinem Fall wieder aufgestanden war, lief er zu Michael Komnenos und bat ihn flehentlich, ihn nicht zu töten. Doch Komnenos kannte ihn nicht und wußte nicht, wer er war; daher überließ
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CHRONIK OBERSF.TZUNG
"k ld der tötete ihn. Dann aber warfen sich die Par ihn einem Tur en, UI , "b' 'd K f' e d" 'I nl ,varen gegen die u ngen 1Il en amp, sie schoslen le nlltd I lb. ' p111agO!, das Ende des Kampfes war d"les, daß die Leute sen J'eder emen an eren a , " I' I k 'A h . " M' I I nach einer Fluchtmog IC' elt ussc au hielten . I' , ' d s Aufruhrers IC ,ae e , M des Michael Komnenos mehr a s zwanzig Ihrer Andaß aber die annen , I ,en viele andere mit dem Schwert zerhauen und sie führer ge fangenne 111 , , " , ' dem konnten: verfolgen konnten sie sie Ja I1lcht mehr so an der FI uc ht h111 , 'h .' , . e ,,,aren denn es waren, wie wir sc on sagten, die zuda SIe nur so wemg , . "k Soldaten schon umgekommen und aufgeneben. So War erst ausgeruc ren , f" Cl f" ' die Lage unerfreulich, genauso wie ur unsere Leute bei also auc 1 ur sie , d d H f"h k Prilep. Michael Komnenos, Michael Laskans un, eren ~er u rer ehrten "11' gez,\'ungen zu uns zurück, da wir sIe bedrangt hatten, nach . frelWl 19 'I zurückzukehren und sich zu uns zu gesellen. WeI1lge Tage blieben Ptl ep " ]" hk ' , N hk sie mit uns zusammen, aber da sie keine Mag IC , elt zu elllem a ampf gegen den Aufrührer Michael hatt~n, verließen Sie uns und zogen zurück: ie hatren nämlich die Treulosigkeit der Stadtbewohner durchschaut und ~inen verständigen Schluß auf die fehlende Verläßlichkeit jener Leute gezogen, die zur Bewachung der Stadt abgestellt waren. Auch ich selbst wurde, gemeinsam mit den Wachen der Stadt, 1Il Pnlep zuruckgelassen: so harte es mir der Herrscher aufgetragen. 72. Noch ein zweites Mal griff uns der abtrünnige Michael an, und nachdem er einen Waffenstillstand erhalten hatte - er hatte nämlich klar erkannt, daß die Truppen des Kaisers sich ihm nicht zu einer Entscheidungsschlacht stellen konnten -, umstellte er die Stadt mit einer Wache und ließ Belagerungstürme auffahren. Es waren die Eingeschlossenen wie auch unsere Leute im Grunde ihres Herzens auf seiner Seite. Als erstes unternahm er eine Attacke, versah sein ganzes Heer mit Waffen und rückte gegen die Stadt vor, wobei er Bogenschützen und Präzisionsschleuderer zum Einsatz brachte. Sie schleppten auch Leitern herbei, um über diese in die Stadt hineinzuklettern. Doch dabei wurden sie davongejagt, mehrere von ihnen mußten den Tod erleiden, weil sie von Steinen oder Pfeilen gerroffen wurden; und so hielten sie für einige Tage Ruhe. Und noch einmal brachten die Stadtbewohner wie auch unsere Leute die Feinde in Bewegung, noch einmal kam es zu einem sehr heftigen Angriff auf die Stadt, aber auch die Gegenwehr war dieselbe: und so vermochten sie
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'chts auszurichten, sie blieben mehr passiv als ,aktiv • Dre'lage T Iang " fu"hrten sie die .furchtbare . Belagerung ' durch, . und die Abwehr gesc ha h'Immer auf die gleiche Welse. Da verhielten Sich die Feinde ruhig und führten 1Il aller Stille durch. Naher heranzurücken ' dl'e Belagerung " , wagten sie nicht, Ja, wenn Sie herannahten, mußten sie mehr passiv erleiden, als daß sie aktiv etwas unternahmen, Da meinte, wer von Gedanken des Verrats angesteckt war, angesichts des Wechsels des Kampfgeschehens, gingen seine eigenen Wünsche in Erfüllung: es wäre doch ein Wunder, wenn man hörte, daß sie einem einzigen Mann unterlegen wären, der nicht mehr als vierzig Helfer hatte und allein auf seine Treue und seine Glaubwürdigkeit baute, Da nun die Leute, die auf der gegnerischen Seite standen, es nicht vermochten, in einer großen Entscheidungsschlacht ihre eigenen Ziele durchzusetzen, sannen sie in aller Ruhe auf schlimmen Verrat: unter dem Vorwand, sie müßten das zur Bewachung der Stadt abgestellte Heer im Zusammenhang mit der Lebensmittelversorgung neu ordnen, holten sie sie von den Zinnen herunter und führten sie zu den Getreidespeichern. Da sie nun nicht auf ihrem Posten standen, öffneten die, die das vorher geplant hatten, die Tore: und so wurde die Stadt Prilep eingenommen, nicht durch die Tapferkeit der Feinde, nicht durch die fehlende Befestigung des Ortes, sondern allein durch die Dummheit und den Verrat der Wachen, Da wurden auch wir aufgegriffen und zu Gefangenen gemacht, Die Festung in der obersten Stadtburg brachte uns keinerlei Vorteil, denn die Felserhebung wäre schon über eine Leiter mir nur zehn Sprossen einnehmbar, wenn darauf Krieger nach oben stürmten; allein, es waren unsere eigenen Leure, die in feindlicher Absicht des Nachts auf diesem Fels gegen uns losgehen wollten, um uns zu töten und unsere Habe zu rauben, Als ich diesen ihren Wunsch begriffen hatte, sorgten wir, soweit dies uns möglich war, für unseren Schurz, bei Anbruch des Tages aber kam ich mit dem Aufrührer Michael in einem Vertrag zu einer Übereinkunft, Michael gab uns die eidliche Zusicherung, wir könnten uns frei von Angriffen und mit unserem Hab und Gut von seinem Gebiet in das Land des Kaisers hinüberretten, darauf übergaben wir ihm diese unbedeutende Festung. Doch sein Eid war betrügerisch, er hat einen Meineid geschworen. Er hielt uns in Ketten und ließ uns in Fesseln von einem Dorf zum anderen ziehen I?", " Als Kaiser Theodor von diesen Vorgängen hörte, hegte er mir gegenuber einen bösen Argwohn, womit er höchst menschlichen Überlegungen 111
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CHRONIK üBERSETZUNG
, "I' h erfuhr daß die stärksten Heerführer im Westen h b Wie er nam I C , , , ' h ß Stücke gehalten hatte, III die Gewalt des Aufrüh_ nac ga, f d' er doc so gro e d ' au le I k n waren - die einen schon vor er Elllnahme der rers Mlchae ge omme I h P I , d Sk terios Xyleas, Manue R amatas, u achas und Festungen wie er u 'd hd ' 't ihnen waren, die an eren erst nac er Eroberung manche an d ere, d le ml (d 'h , der Truchseß Isaak Nestongos en IC selbst wie der Festung wte etwa . . ' , B f his haber von Achnda elllgesetzt hatte) -, und daß kM" f' berIchtet, zum e e , ' d e hervorragende und be annte anner relen Willens mcht wemge an er " h '" " ' n übergelaufen waren, da furc tete er, auch Ich hatte zu dem Ab trunl1lge " , "h I' h Entwicklung durchlaufen: seine Uberlegungen beunruhigte ' f lI 'd f h eme a n IC e " I' I d mir )'üngst durch sell1en Be e 1 WI er a ren war. Aber nam lC 1 as, was .. . " '" d' mich genauer kannten, bekrafngten, daß Ich Ihnen mit, d le)emgen, le nichten einen solchen Eindruck machte. Als er Jedoch n. ach geraumer Zeit von Reisenden erfuhr, daß ich als Gefangener Im Gefangms ell1geschlossen war, ja, daß ich in Fuß block und Handfessel festg:halten wurde, da hloß er sich zu einer realistischeren Vorgehenswelse und wurde mir wmc , w' b f' B' gegenüber freundlicher: er besnmmte lll, ezug au mell1en esItz, daß keiner es je wagen dürfe, seinen Fuß auf diesen zu setzen, und er stellte dies auch unter Strafe. Das ereignete sich auf die beschrIebene Weise, so lief das Geschehen für Kaiser Theodor ab. 73. Der Zar der Bulgaren, Michael, der Bruder der Frau des Kaisers, der einen tiefen Haß gegen den Kaiser, seinen Schwager, wie auch gegen die Rhomäer hegte, war von seinem Bruder Koloman tödlich verwundet worden - was auch einige Einwohner von Trnvo wußten, wiewohl er sich außerhalb der Stadt aufgehalten hatte - und verstarb sofort. Sein Mörder Koloman nahm dessen Frau zu sich und beschloß, die Herrschaft über die Bulgaren an sich zu reißen. Aber Rhosos Uros zog mit Heeresmacht nach Trnvo und nahm seine Tochter, die die Frau Michaels gewesen war, mit sich; denn es vermuteten manche, Koloman habe auf seiner Flucht von Ort zu Ort noch weitere Morde begangen. Nun war also der Bulgarenthron 176 ohne einen legitimen Nachfolger, und so kamen die Adligen zu einer Beratung zusammen und beschlossen, den Konstantin Tich als ihren Herrscher anzuerkennen. Damit seine Herrschaft eine ansehnliche werde und den Eindruck der Legitimität erwecke, sandten sie eine Abordnung zu Kaiser Theodor mit der Bitte, ?' möge seine erstgeborene Tochter Eirene zur Hochzeit mit Konstanun 170
, hf eigeben, sie solle in rechtmäßiger Weise mit ihm vermählt werden TIC cl sie rdoch ein dire k ter Abk"omm I'll1g d es ersten Bulgarenzaren Ivan Asen' ad deswegen mit dem Herrschergeschlecht der Bulgaren verwandt sei, ~;eil allerdings Konstantin Tich schon eine rechtmäßige Frau hatte, führte man deren Scheidung von Ihrem Manne durch und übergab sie dem Kaiser Theodor. So war die Lage der Bulgaren, auf diese Weise erhielt Kaiser Theodor von ihnen Frieden, und so beruhigte sich die Lage auf beiden Seiten.
74. Nach diesen Ereignissen befiel Kaiser Theodor eine schwere Krankheit, bei der die Kunst der Ärzte endete und auch jede andere Pflege versagte. Ober lange Zeit wurde er durch die Krankheit geprüft, sein Leib magerte bis zu einem Skelett ab, und am Ende begann er, über sich selbst Reue zu empfinden und unterwarf sich der monastischen Lebensform. Wie mir diejenigen berichtet haben, die ihn genau beobachten konnten hat er auch eine Generalbeichte abgelegt, wie sie einer edlen und großher~ zigen Seele angemessen ist. Er ließ den Erzbischof von Mitylene kommen, um vor ihm seine Sünden zu bekennen, und in der Nachahmung der Dirne 177 aus dem Evangelium warf er sich vor seine Füße auf den Boden netzte die Erde, auf der er lag, mit einem unermeßlichen Strom von Trä: nen - so sehr, daß der Boden zu feuchtem Schlamm wurde, wie Augenzeugen mir glaubwürdig berichteten - und rief als Zusatz zu den Worten seiner Beichte ununterbrochen den Satz: «Christus, ich habe dich verraten»,
Unter diesen Worten verstarb er, er war 36 Jahre alt l78 geworden, hatte aber nicht einmal ganze vier Jahre als Kaiser regiert: seine Herrschaft hatte er nämlich in einem November angetreten, und in einem August l79 ging sein Leben zu Ende. Sein Leichnam wurde in das Kloster Sosandra überführt und dort begraben, wo auch sein Vater, der Kaiser, ruhte. Bei seinem Tod hinterließ Kaiser Theodor drei Kinder, einen Sohn namens J0l80 hannes , und zwei Töchter, Theodora und Eudokia. Seine zwei weiteren Töchter hatte er zuvor schon verheiratet, die erstgeborene Eirene, wie wir schon sagten, mit Konstantin Tich, die zweite, Maria, mit Nikep'horos, dem Sohn des abtrünnigen Michael. Doch Maria war zum Zeitpunkt von MichaeIs Abfall schon verstorben: einige sagten, weil sie von ihrem Ehemann Nikephoros häufig geschlagen worden war, andere aber behaupteten, weil sie einer natürlichen Krankheit erlegen war. 171
üBERSETZUNG
CHRONIK
d
S I n Kaiser Theodors, war zur Zeit des Todes seines 75. Johannes, er 0 'h änzlich unmündig, er hatte ja noch nicht eind K' h . · rchen Vaters noC g k alser vollendet. Sein Vater, er alser, atte elll TeI . I l acht LebensJa Ire ganz h . W' klo hk . ma ß d ' nominell für seinen So n, 111 Ir IC elt aber d' h d T tament verfa t, un z\\ ar sf" . . Georgios Muzalon: lesen mac te as esta. Proto\'estIarIOS ur semen d amten rhomäischen Politik, er sollte die Gewalt h .. . h b b' ment zum Herrn er ges schaftsgebiet der R omaer mne a en, IS der über das gesamte H err . . .. b . VollJ'ährigkeit gelangt seI; hleru er waren auf AnSohn des KaIsers zur d' d · Eide geleistet worden von Leuten, le amals gerade ordnung d es Kalsers bei ihm weilten. . h' I d' . ' d L' h am des Kaisers war noch lllC t e111ma rel Tage Im A11 eIn, er elC n . b d f . auf Grund einer allgeme111en Vera re ung alle dort · Gra b d a Ile en wIe ' 'db aren Rh 0 ma"er zusammen (es war nämlich ein beachtliches Heer au ffIn zusammengezogen) .' die edlen , in der Rangordnung ganz oben stehenden . ·· d'le vo n dem Kaiser miserabel behandelt worden waren, wIe AleM anner, . S ulos , den er ins Gefängnis werfen und dessen .Sohn KonXIOS trategop stantin er hatte blenden lassen, Konstantin Tornikes, den KaIser Johannes als Groß-Primmikerios hatte arbeiten lassen - belde wurden dann von dem Sohn dieses Kaisers ihrer Amter enthoben -, Theodor PhIles, der ebenfalls seines Augenlichts beraubt worden war, Georglos Zagarommates, den Kaiser Johannes zum Protovestiariten ernannt hatte und den dessen Sohn zunächst zur Würde des Parakoimomenos erhoben, nach kurzer Zeit aber abgesetzt hatte, die vier Söhne des Protovestiarios Rhaul, die gleichfalls l81 im Gefängnis sitzen mußten, Nikephoros Alyates, den der Kaiser vor kurzem zur Würde des kaiserlichen Siegelbewahrers erhoben, dem er dann ohne den geringsten Grund die Zunge ausreißen ließ und den er daraufhin absetzte, sowie viele andere hervorragende und bekannte Männer. Sie kamen zu den Soldaten und eilten zusammen mit ihnen vorwärts und gelangten gemeinsam zu dem Kloster Sosandra hinauf und stürmten schleunigst ein auf den Protovestiarios und Statthalter sowie auf dessen Gebrüder; in Sosandra hatte der Protovestiarios nämlich sein Zelt, und hier beging er die Begräbnisfeierlichkeiten für den toten Kaiser. Wie der Protovestiarios den Ansturm der Masse merkte, zog er sich in das Innere der Kirche zurück, gemeinsam mit seinem Bruder Andronikos, den man als Groß-Domestik os anredete, und seinem erstgeborenen Bruder, der Oberjägermeister war. Wie sie sahen, daß die Menge mit gezück172
ten Schwertern gegen sie los ging, wichen sie zurück ins Innere der Kirche bis zu den Altarstufen, dann umfaßten sie den allerheiligsten Altartisch _ und dort wurden sie ein Raub der Schwerter. Keiner von den Mördern legte nach deren Tod Trauer an, denn das ganze Volk hegte einen solchen Zorn gegen sie, daß sie sie Stück für Stück, ja, Glied für Glied, auseinanderrissen, oder daß ein jeder kleinste Fleischstückehen herausholte als seine eigene abgeschnittene Trophäe behielt und so seinen Aggressi~nen ungehemmten Lauf ließ. Und als sie um den Sarg des Kaisers Theodor herumstanden, beschimpften sie ihn mit unflätigen Worten und riefen, er habe das Rhomäerreich und die rhomäische Politik abscheulichen Kreaturen und nichtswürdigen Menschen anvertraut: diese seien groß geworden mit betrügerischen Tricks von Schauspielen, sie hätten ihre Freude gehabt an Flöten- und Saitenspiel, sie hätten immerdar zur Lyra singen wollen, auf sie müsse man das Wort Homers l82 anwenden: «Lügner und Gaukler gesamt, im Stampfen des Reigens die erste11>' -, die echten Männer aber und die fähigen Feldherrn habe er links liegen lassen, Leute also, die in richtiger und wohlgefälliger Weise dem Kaiser wie auch dessen Vater gedient hätten. So also nahmen diese Ereignisse ihren Lauf. 76. Die zivilen und militärischen Führer des Volkes der Rhomäer sowie mit ihnen die hohen Geistlichen - unter diesen auch der Patriarch und einige angesehene Bischöfe - hielten eine Konferenz über die Lage des Staates und berieten, wer wohl würdig sei, die Führung der Politik zu übernehmen und den Staat am besten von allen zu lenken. Sie hielten es nämlich nicht für angebracht, daß das riesige Reich der Rhomäer von einem Kind regiert werde, das noch unmündig war und sich mit Würfelspiel die Zeit vertrieb, sondern sie erachteten das Folgende als notwendig: wer das Staatsschiff der Rhomäer erretten und am Steuerruder sitzen könnte, der müßte angesichts der vielen widrigen Winde, angesichts der dröhnenden und sich überschlagenden Wellen, kurz bei starker Flut ein glänzender Steuermann sein, um der drohenden Gefahren Herr zu werden. Im Augenblick nämlich wurde das Grenzgebiet zu den Persern durch Einfälle der Tataren gegen die Perser in Schrecken versetzt, sie waren eben noch nicht zu einem endgültigen Frieden und zu einer dauernden einvernehmlichen vertraglichen Vereinbarung gelangt. Und im Westen hatte der abtrünnige Michael das Land bis zum Fluß Naxeios, den das Volk auch Vardar nennt, unter seine Oberhoheit gebracht und die dorti-
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, OBERSETZUNG
ich gerissen, und er brauchte als deren HerrS "d und Kaste IIe an S , gen ta te 'ffe 0 der sonstige Gefahren zu fürchten, Eme andere Sark' Angn , scI,er ellle 'd d' 1v!enge besonders aber die denkenden Leute ' b d " gte III essen l e " ge e ran , l't'k'S3 des abtrünnigen Michael: Manfred, den Kö" r h die HelratspO I I " '" nam IC ", I vie wir schon erwahnt haben, mit semer Tochni von SlZlhen, ,atte er, , , d h f "hl d er war noch eine weitere Verwan tsc a tsbezie_ g Helena verma t, un ' h ' ter, d h die Vermählung semer Toc ter Anna mit dem hung elllgegangen urc , ßI' h h h ' A h' I Konstantinopel schhe IC errsc ten die Latei" , d d h " Fursten von c ata, n ' B Iduin war: auch diese waren Fem e er R omaer. ' d ' h d Rh " , , ner, deren Kalser a omaer m emer · Gege benheiten befand Sich as Relc ,er Durc h d lese "L d die Adligen suchten nun nach emem Mann, der ein prekaren age, un bl' k ' IC ten auf Michael guter H errsc her fu"r sl'e werden könnte. Aller Augen " nser Bericht schon oftmals erwahnt hat. Es mußten aber "d Komnenos, den U ungen des Volkes l84 durchgefuhrt wer en, um dessen f B h ' d 'I auc e rag d Wunschvorstellungen herauszubekommen un von Je em emze nen in h un zu bringen, für wen er sich entscheiden wollte: diese Befragunf Erar g nach Stammes zugehörig k' , auc h nac h ml'I'''' Itanschen gen wurden elt wie Rängen durchgeführt. Als erste wurden die Rhomäer befragt, und Mann für Mann äußerten sie einmütig, wie aus emem Munde, Ihren Wunsch, daß nämlich Michael Komnenos Lenker und Führer des Staates sein solle, daß sie ihn also zu ihrem Gebieter haben wollten. Als das Volk der Lateiner befragt wurde, brauchte es nicht lange nach einer Antwort zu suchen, sondern auch die Lateiner wünschten augenblicklich Michael Komnenos zum Lenker des Reiches. Und als man dann die Skythen befragte, antworteten sie nicht nach Art der Barbaren, sondern in gut verständlichem Griechisch und erklärten, sie wüßten keinen Besseren für die Kaiserwürde als Michael Komnenos. Als aber die versammelten Geistlichen sahen, daß Michael Komnenos mit der Übernahme der Rhomäerherrschaft gar nicht einverstanden war, sondern zögerte und um Aufschub des Antritts der Kaiserwürde bat, wobei er als Grund den jüngst erfolgten Schwur gegenüber dem unmündigen Sohn Kaiser Theodors angab, da drangen sie nicht nur mündlich in ihn zu handeln, sondern setzten auch einen schriftlichen Text auf, unter den alle Bischöfe gemeinsam mit dem Patriarchen ihre Unterschrift setzten; dieser Text beinhaltete, daß er nicht nur vor dem Richterstuhl Christi, der gewiß unbestechlich ist, für sein Zögern werde Rechenschaft ablegen müssen, sondern daß ihm Kränze des Himmels gewunden würden, wenn und weil er zum Heil des christlichen Volkes an174
CHRONIK getreten sei. So erreichten sie, daß Michael Komnenos in seinem Herzen in vernünftiger und erforderlicher Weise seiner Furchtsamkeit entsagte. 77. Auf diese Weise nahm Michael Komnenos die Schwierigkeiten der Herrschaft als Kaiser auf sich. Als erstes erhob man ihn Zur Würde eines Despoten und umkränzte sein Haupt mit dem Diadem des Despoten. Nur kurze Zeit später ließ er sich freiwillig und unfreiwillig zugleich Zur Würde des Kaisertums erheben, wozu er mit Nachdruck gezwungen werden mußte von den Großen des Reiches und denen, denen das Wohl des Staates am Herzen lag: die staatlichen Beamten und die militärischen Befehlshaber setzten ihn auf den Schild des Kaisers und proklamierten ihn zum Kaiser. Da er aber auch mit dem Diadem des Kaisers bekränzt werden mußte, reiste er nach Nikaia, der Hauptstadt Bithyniens, und dort wurde er von dem Patriarchen Arsenios mit dem Kaiserdiadem gekrönt. Von den vermeintlich Großen und Würdenträgern Kaiser Theodors war noch Karyanites am Leben (er hatte ihn zum Protovestiariten gemacht): der hatte, da er damals der Anführer des Heeres der Rhomäer war, den Mord am schon erwähnten Protovestiarios und an dessen Brüdern durchgeführt; ihn ließ Kaiser Michael ins Gefängnis werfen, damit er nicht wieder einen Aufruhr anzettele. Doch er konnte entkommen und floh ins Land der Perser, wurde aber von Turkmenen gefangen, seine Habe wurde geraubt und er selbst von ihnen umgebracht. So blieb von den großen und bekannten Männern nur mehr Johannes Angelos übrig, der sich als Protostrator im Westen aufhielt und einen großen Teil des Heeres befehligte. Diesen hatte Kaiser Theodor nach dem Protovestiarios besonders geschätzt, in seiner Stellung und in jeder anderen Hinsicht hatte er zweifellos die zweite Stelle innegehabt. Um ihn zu sich bringen zu lassen, sandte der neue Kaiser einige seiner Leute aus, doch auf diesem Marsch brachte sich der Feigling selbst mit einem Pfeil eine Wunde bei, an der er dann verstarb: solch edle Seelen waren von Kaiser Theodor zu Anführern der Streitkräfte der Rhomäer ernannt worden! Diese waren Theodors Lieblinge gewesen, solche Leute hatten die höchsten Ämter inne - die übrigen aber waren Gestalten, über die man nicht viele Worte zu verlieren braucht, deshalb sind sie auch mit Verachtung übergangen worden. Kaiser Michael hatte noch vor seiner feierlichen Kaiserkrönung seinen Bruder Johannes Komnenos zum Groß-Domestikos ernannt, ihm das 175
,. ÜBERSETZUNG
" "b ben und ihn gegen den Aufrührer Michael in H er der Rhomaer u erge "'h d , 'I 'I entsandt. Geme1l1sam mit I m san te er noch e d' westlIchen Relc lstel e S I 18S d le I Johannes Rhaul, den ersten 01n' es Protove_ Alexios StrategopU o s , , 'I d d' 'I fS ," I d b n diesen noch vle e an ere, le SIC 1 au trategie snarIOS Rhau un ne e I ' P kl ' • ' h d 'erk verstanden. Nac 1 sell1er 1'0 amauon zum und das Kriegs an \\ h bK' M'chael seinen Bruder Jo annes Komnenos zum Se. Kaiser erho alser I , , " d "b , ß 'hm die Abzeichen sell1er \'\Tur euersenden, da er bastokrator un d Ile \ I , 'VI ,fhl'elt den Alexios Strategopulos machte er daraufhin SICh Im \\ esten .lU " " 'kos ) seinen eigenen Bruder Konstantll1 (der allerdIngs zum Gro ß~- D omes t 1 . , d Mutter als er geboren worden war) von eIllef an eren .ehrte er mit der "de ell1es ' Caesar und entsandte ihn nach ' Paphlagolllen, um die Auf\'{Iur " sicht über die dortigen Städte, das Heer und die Festungen zu fuhren.
78. Da Michael Komnenos das kaiserliche Szepter in Hän~en hi~lt, entließ er alle jene in die Freiheit und benef Sie wieder zu sich, die aus Irgendeinem Grund von Kaiser Theodor in Gewahrsam genommen waren oder in anderer Weise Mißachtung erfahren hatten, und er ließ ihnen reiche Geschenke zukommen. Er verwaltete überhaupt sein Kaisertum gegenüber allen und jedem mit großen Gunsterweisen, indem er an jeden reichlich Geld austeilte. Da konnte man sehen, wie das Volk der Rhomäer, ganz gleich, welchen Rang, wieviel Geld oder welche Arbeit einer hatte, voller Freude war und die neue Situation genoß. Es war S0186, wie wenn einer aus tiefster Finsternis in das aller hellste Licht der Sonne träte, wie wenn er von höchstem Wellengang in tiefe Meeresstille, vom Winter zum Frühling, vom Orkan in die Windstille, aus großem Ungemach in die reine Freude geriete: genauso waren alle voller Freude und tanzten vor Begeisterung, denn sie durften nun ihr früheres schmerzliches und bitteres Leben vergessen. Die Lateiner in Konstantinopel und ihr damaliger Kaiser Balduin schickten eine Gesandtschaft mit restlos übertriebenen, ja, fast idiotischen Forderungen zu dem Kaiser: weil sie nämlich den Kaiser verachteten, da er erst jetzt die Herrschaft im Reich erhalten habe, stellten sie gewichtige Forderungen. Sie begannen damit, die Stadt Thessalonike zurückzufordern: der Kaiser solle ihnen diese überlassen, dazu noch alles Land bis hin zur Hauptstadt Konstantinopel. Als der Kaiser diese Forderungen vernahm, antwortete er ihnen in äußerst höflicher Weise mit folgenden Worten: «Diese Stadt ist in gewissem Sinne meine Vaterstadt: hier 176
CHRONIK hatte mein Vater die Herrschaft, der Groß-Domestikos, den auch ihr sehr gut kennt, hier auch ISt er gcs:orb.en, hier ist sein Leichnam begraben. Wie sollte daher ell1e Notwendl~kelt bestehen, daß diese Stadt außerhalb meines Herrschaftsbereichs gerat?» Als die Gesandten dies hörten , ' ,empfanden sie das als Reizwort, forderten sofort, der Kaiser solle ihnen von ihren Wünschen welllgstens ellllges gewähren, änderten ihre Rede und sagten: «Nun denn, Kaiser, gewähre uns, daß wir wenigstens von Serrhai ab das Land erhalten!» Darauf antwortete der Kaiser: «Auch diese eure Forderung kann ich nicht erfüllen, In dieser Stadt nämlich begann meine Laufbahn, als der selige Kaiser, mein Großonkel, mir den Oberbefehl über das Land übertrug, in diesem Land habe ich meine erste Schlacht geschlagen: so habe ich den Ort als vertrauten Boden lieb gewonnen. Es gibt daher keine Notwendigkeit, diese Stadt aufzugeben». So sprangen die Gesandten leichtfertig von Ort zu Ort und fanden doch nichts, mit dessen Besitz sie sich zufrieden geben konnten, und so sagten sie: «Kaiser, gib uns das Land zwischen Voleron und unserer Stadt!" Hierauf erwiderte der Kaiser: «In dieser Gegend habe ich oft gejagt, dort habe ich gelernt, Jagden richtig durchzuführen; daher erachte ich es als unwürdig, diesen Ort aufzugeben, denn dort will ich auch fürderhin jagen und mich an der Hatz auf wilde Tiere erfreuen". «Was gewährst du uns denn überhaupt?", fragten die Gesandten den Kaiser - und der gab zur Antwort: «Gar nichts. Indes, wenn ihr von mir einen Frieden haben wollt, - ihr versteht mich gut und ihr wißt auch, wie ich in einer Schlacht, die ich eröffne, gegen euch zu kämpfen verstehe: denkt an jene Schlacht, da ich den Befehl über Bithynien und Tarsia inne hatte -, dann ist es mein Wille, daß die Lateiner in Konstantinopel an das Reich der Rhomäer die Hälfte der Einkünfte aus ihrem Handel sowie ebenfalls die Hälfte aus dem Ertrag ihrer Goldschmelzerei abführen. Wenn ihr mir diese Zahlungen versprecht, dann will ich mit euch Frieden schließen; wenn aber nicht, dann soll Krieg herrschen, der mit Gottes Hilfe für die Rhomäer von großem Gewinn sein wird". Mit diesen Worten verächtlich gemacht, reisten die Gesandten der Lateiner unverrichteter Dinge zurück nach Konstantinopel. 79. Der Kaiser sandte auch zu dem abtrünnigen Michael eine Gesandtschaft, und zwar unter jenem Theodor Philes, der von Kaiser Theodor geblendet worden war. Diese Gesandtschaft hatte freundlichen Charak-
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CHRONIK OBERSETZUNG
, II 187 ' le Städte und Länder, die eigentlich ihm gehörd K IseT wo te vle . ter, er a "I "'b lassen und ihn dadurch zum Frieden animieren dem Aufru He! u er " 'I d ' ' ten, , ' ' T 'torien beanspruchte er fur SIC 1, a er diese beim e " 1A 1em, ' d er A u f ru"h rer blieb nur ellllge, wemg'h ernßer acht lassen konne, besten Willen mc t au " , "b II was er hörte und unbeugsam m semer Rede: lUcht hart gegenu er a em, '" f' bd ' G andtschaft gar nicht nchtlg emp mg, er ga azu noch SI" h ' h nur d a,ß er d!e es ten Sein aufgeblasener to z ru rte 111C t nur von der , ", A .., .', h ungehonge ntwor . 't Manfred dem K0111g S!Zlltens, er, sondern auch Verwan d rsch af t ml , . . 'W'Ih Im dem Fürsten von AchaJa; gerade hatte er dieses HeiII .. b von der mit I e , 'k d hgesetzt und von da her war er vo er 11 erheblichen .. ' ratsproJe t u r e , 'n der Verhandlung unmaßlge Forderungen. Theodor ..' Sto Izes un d ste Ilte I geschmerzt von PhI'l es wurde vo n sel'nen Worten sehr gekrankt ,und .tief . , , A ten , daher reiste er zu dem Kaiser zuruck, doch 111cht ohne semen ntwor . , folgende Worte an den Abtrünnigen:, «Ich weiß, d,aß du dumm bist und deshalb ungehörige Worte von dir gibst, Doch ",Isse: m Balde wirst du die Stärke des Kaisers und die Macht der Rhomaer erfahren, dann wirst du bitter bereuen, doch dann wird dir die Reue nichts mehr nützen!» Nach diesen Worten kehrte er zu dem Kaiser zurück, da er die Dummheit Michaels in ihrer ganzen Fülle erkannt hatte, der nicht einmal zu einem kleinen Zugeständnis gegenüber dem Kaiser bereit war: so wollte er auch nicht Konstantin Chabaron frei lassen, so wollte er auch mich, den Verfasser dieser Chronik, nicht in die Freiheir entlassen, dabei war ersterer doch zusammen mir dem Kaiser erzogen worden und hatte häufig als Soldat im Kriege gemeinsam mit ihm gekämpft, und ich war mit dem Kaiser weitläufig verschwägert. Meine Frau jammerte laut und warf sich vor den Füßen des Herrschers nieder. Uns ließ man nicht frei, wiewohl der Kaiser mehr als 20 Leute aus dem Gefängnis in die Freiheit entließ, die er in der Schlacht um Vodena gefangen genommen hatte (mit diesem Unternehmen war er von Kaiser Theodor betraut worden): einige von diesen zwanzig waren sogar mit dem Abtrünnigen verwandt, die übrigen waren hervorragende Militärs und gehörten zu den besten Familien, Das also waren die Ereignisse anläßlich der Gesandtschaft zu dem Rebellen. Der Kaiser schickte ebenfalls eine Gesandtschaft zu Manfred, dem König von Sizilien, der auch Schwiegersohn des Rebellen war, und zwar unter der Führung des Siegelbewahrers Nikephoros Alyates, doch den hielt Manfred ebenfalls fast zwei Jahre bei sich in Gewahrsam: wie hätte er auch irgend einen der Wünsche des Kaisers erfüllen sollen, wo er doch ein
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für allemal an den abtrünnigen Michael gekettet und dadurch von der Vorstellung noch großerer Gewmne beherrscht war? Der Kaiser nahm schließlich auch noch dlploma.tlschen Kontakt mit dem Fürsten von Achaja auf" doch auch der schatzte die Worte der Gesandten als völlig nichtswürdig em, denn er baute auf seme Verschwägerung mit dem Apostaten und hoffte, er werde von diesem noch viel hinzuerhalten.
80. Der Kaiser hatte, wie wir oben schon sagten, den Sebastokrator, seinen lelbltchen Bruder, Im Westen ,gegen den Apostaten losgeschickt, ihm eine Streitmacht und deren Anfuhrer unterstellt und ihm aufgetragen, den Marsch geraden Weges durchzuführen, bis er auf das Heer des Rebellen träfe. Der Sebastokrator Johannes tat, wie ihm aufgetragen war der Apostat Michael lagerte mit seiner Frau und seiner Dienerschaft i~ der Gegend von Kastoria, Da erreichte ihn plötzlich die Nachricht, daß die rhomäischen Heere das Tal von Vodena durchschritten hätten und nun gegen sie zögen, Wie seine Leute diese Meldung hörten, bemächtigte sich ihrer ein nicht geringer Schrecken, sie wandten sich selbst zur Flucht und rissen all ihr Gefolge mit, Da es Nacht war und keiner sehen konnte wohin er sich bewegte, wurden viele, wie sonst zu einem Opfer de~ Schwertes, so diesmal zu einem Raub des Weges. Theodor Petraliphas, der Bruder der Frau des Apostaten Michael, ritt allzu wagemutig auf seinem Pferd daher, und als er an einen Steilhang kam, stürzte er mit seinem Pferd ab, und beide kamen ums Leben. Bis zu ihrer eigenen Grenze wurden sie zurückgetrieben, also bis zu den Pyrrhenäen, die das alte wie auch das neue Epiros von Griechenland und unserem Gebiet trennen. Angesichts dieser Ereignisse nahm der Sebastokrator die Gelegenheit wahr und unternahm, als er das Gebiet frei von Verteidigungstruppen fand, einen Angriff gegen die dort liegenden Städte. Als erstes zog er so gegen Achrida, das alle als Sitz des Erzbistums von Bulgarien kennen, und er führte auch den Erzbischof des Landes, Konstantin Kabasilas, mit sich, Der war von Kaiser Theodor in Gewahrsam genommen worden, denn er hatte ihn verdächtigt, daß er sich gegenüber der Kaiserherrschaft nicht aufrichtig verhalten würde: seine leiblichen Brüder Johannes und Theodor waren nämlich mit dem Apostaten Michael im Bunde, indem Theodor zu den Großen in Michaels Lande zählte, Johannes aber nahezu die gesamte politische Befehlsgewalt l88 in ne hatte, wobei er die Belange des Staates genauso lenkte wie seine privaten - wegen dieser Beziehungen 179
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.' K' r Theodor dem Erzbischof nicht Vertrauen wIe wIr sagten, alse I d I d' . harte,. 11 D ch Kaiser Michael be lan e te le Dmge viel lbnngen wo en. 0 entgegel d . t nein alles von seinen Handlungen in Gottes . ., . . · und gab as mels e, f reler "h d 1 Erzbischof die FreIheIt, 111 sem BIstum zurück_ .' H d· so gewa rte er en an , d d 1. II befand sich dIeser Im Gefolge des Sebastokrators. zukehren, un es la . sc h on d avon - f"l u lrte der ' I A) hrida - wir benchteten . d h Auf dem \XTege nac 1 c · erische Unternehmungen gegen SIe urc, und der k Sebasto k rator n e g . . I k "b . f "b' h es sie mIt \'{Iorten zum Em en en zu u erreden. In Erzblscho u el na m, . . kurzer Zeit wurde so Achrida von Ihnen emgenommen. . " astokrator die dortIgen AngelegenheIten glucklich Nac I1dem d er Seb . er nach Deabolis, denn er wollte dIe Stadt Deabolis geor d net hatte, zog . . . . d " l'chen Maßnahme auf seine SeIte bnngen. Das war sein mIt Je er nur mog I . . ß er Eroberungstürme auffahren, dIe verschledenartig_ · Be fehl ,un d so Ile . . sten Geräte anfertigen und pausenlose Angnffe vortragen: er hatte sIch 'e Stadt durch mehrere taktische Maßnahmen einzunehvorgenom me n , dl . . . d die Dinge entwickelten sIch genau entsprechend semem ZIel. ~i:~~ :~n den Stadtbewohnern waren getötet, nicht wenige durch Schüsse der Pfeile umgekommen; da wurden die übrigen schlaff - das Volk im Westen ist von Natur aus zu weich, um Städte wirklich zu schützen und übergaben diese Stadt Deabolis dem Sebastokrator. Auch das gesamte Land, das um diese Städte herumlag, also Prespa, Pelag0111a, Soskos und Molyskos, kam unter den Befehl der rhomäischen Truppen und mußte sich diesen unterordnen. So sind eben die Leute im Westen, mit Leichtigkeit unterwerfen sie sich jedem Machthaber, entkommen dadurch den Gefahren und erhalten sich das meiste von ihrem Besitz. Das alles geschah zu Beginn des Frühlings. C
81. Als der Rebell Michael jetzt sah, daß die Dinge für ihn nicht gut ablaufen würden, beschloß er, den Streitkräften des Kaisers Widerstand zu leisten, jedes Gerät und jedes Segel, wie man so sagt l89 , setzte er in Bewegung. Alle seine Untertanen ließ er Mann für Mann antreten, von seinem Schwiegersohn, dem König von Sizilien, erhielt er nicht geringen Beistand im Kampf: dessen Leute zählten an die 400 Reiter, sie waren mit gepanzerten Waffen gerüstet und ritten auf großen und stolzen Pferden einher, und ein jeder von diesen Männern gehörte innerhalb seines engeren Stammesverbandes zu den Großen_ Der zweite Schwiegersohn Michaels, der Fürst von Achaja, ließ sein gesamtes Heer antreten und stellte 180
die Kampfgemeinschaft mit seinem Schwiegerv t h E so persönlich .' 1 ff a er er. r an, das sich aus Frank . rh0fu"hrt e ein neslges ,ewa netes Heer . ~ en sowie aus AchaJa und der Peloponnes zu äischen Bewohnern m . ' '. sammensetzte (über dIese GebIete herrschte er Ja), dIe Mehrzahl stammte aus dem Volk der Lakonen 190. Es versammelte sich also eine riesige Streitmacht, die gegen den Sebastokrator Johannes,. den Bruderdes Kaisers, zu Felde ziehen sollte. Doch dieser, der ja von s~mem kaiserlIchen Bruder die besten Ratschläge erhalten hatte, wußte semen Gegnern m echter Feldherrnmanier zu begegnen. Er kontrollIerte mIt semen gepanzerten Truppen die besser verschanzten plätze; den Leichtbewafflleten unter seinen Soldaten, die also ihre Bewegungen leicht ausführen konnten, gab er den Befehl, den Feinden in der Ebene eine Schlacht zu liefern. Diese Soldaten setzten sich zum Teil aus Skythen, zum Teil aus Türken zusammen, viele kamen auch aus rhomäischen Stämmen, und diese waren besonders auf das Schießen mit Pfeil und Bogen spezialisiert. Sie schossen auf die Feinde und konnten sie schon von weit her mit ihren Pfeilen treffen; dann begannen sie, von dem Ort namens Borilla Longos aus sich auf die Feinde zu werfen, und sie ließen sie weder am Tage sich ungestört bewegen noch des Nachts der Ruhe pflegen. Tagsüber lieferten sie ihnen an den Pferdetränken Gefechte, sowie einer etwas weiter weggegangen war, um sein Pferd trinken zu lassen; doch sie überfielen sie auch auf dem Wege, und sie stürzten sich auf die Streitwagen sowie auf die Pferdelastwagen und raubten aus diesen alle Waren, wenn die Bewacher zurückwichen. Da sie das oftmals mit Erfolg durchführten, wurden sie gegenüber ihren Feinden immer wagemutiger, und so stürzten sie sich auch ins Handgemenge Mann gegen Mann und raubten alles, was sie in die Hände bekommen konnten. Auf Grund dieser Überrumpelung wurde das Heer des Aufrührers Michael aufgerieben und in große Furcht versetzt, ja, es wäre beinahe an jeder Möglichkeit der Rettung verzweifelt. Mit Mühe und Not kamen sie nach Stanon, Soskos und Molyskos ihr Ziel war es ja, in die Stadt Prilep zu kommen, um diese zu schützen -, und als sie dort angekommen waren, hatte ein jeder nur mehr einen einzigen Wunsch und war fest entschlossen, nach besten Kräften um sein Leben zu laufen. Der Aufrührer Michael, sein Sohn Nikephoros und einige andere Männer, denen er seine Geschäfte anzuvertrauen gewohnt war, ritten des Nachts auf ihren Pferden eilends davon, da sie den Weg sehr gut 181
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ber Michaels Soldaten bei Sonnenaufgang des nächsten TaI . '1 H'I' . kanmen. AI s a . FI I t bemerkten suchten aue 1 sie IU el 111 e1l1er schnellen ges seme ue 1 .~. . _ .... . Flucht. Da traten der rhomaische Tell des Heeres, die Machttgsten semer Führer sowie Johannes, der uneheltche S~hn des Rebellen, vor den Sebasrokraror Johannes, reichten ihm ihre Hande dar und leisteten dem Kaiser den Eid, doch der Fürst von Acha)a und sellle .Leute hatten sich in ganz verschiedene Richtungen verstreut. Aber der Furst gene~ bei Kastoria in Gefangenschaft und wutde in Fesseln vor den Kaiser gefuhrt: er hatte sich in einem Spreuhaufen versteckt, wurde aber von einem Soldaten an seinen Zähnen identifiziert, denn er hatte auffallend große Schneidezähne, die aus den Zahnkiefern hervorstanden. Die Befehlshaber seiner Truppen wie auch seine Verwandten, Anse1m von Toucy, Gottfried von Karitana 191 nnd die meisten anderen der bekannten Heerführer, wurden teils in Platamon, teils in anderen Gebieten gefangengenommen und in Fesseln vor den Kaiser gebracht. Das Heer der Bundesgenossen, das Siziliens König Manfred dem Apostaten gesandt hatte - es zählte, wie wir sagten, an die 400 Mann - wutde mitsamt den Waffen und Pferden von nur vier Männern überwältigt: der eine von ihnen war der Groß-Domestikos Alexios Strategopulos, der zweite war Nikephoros Rhimpsas, ein geborener Türke, der aber rechtgläubiger Christ geworden war, die zwei anderen gehörten zu dem Kreis der Unbekannten. Auch diese Leute überstellten sie dem Kaiser als Gefangene. Einen derart großen Sieg haben unsere Leute auf Grund der Ratschläge des Kaisers errungen, daß der Ruhm von diesem Sieg bis zu allen Grenzen der Erde dringen wird, denn nur wenige solch glänzende Siege sah jemals die Sonne l92 . Alle diese vielen Städte und das gesamte Land brachten also unsere Leute in ihre Gewalt l93 .
82. Der Sebasrokrator Johannes zog durch Thessalien, sicherte die dortigen Städte und Kastelle und schlug dann bei Nea Patra sein Lager auf, wobei er Johannes, den unehelichen Sohn des Apostaten Michael, mit sich führte. Der Groß-Domestikos Alexios Strategopulos und Johannes Rhaul überquerten das Gebirge der Pyrrhenäen und kamen in die Umgebung von Arta, hatten allerdings in Joannina eine Abteilung ihres Heeres zurückgelassen, das diese Stadt erobern sollte. Sie aber langten in Arta an. Dort traf auch ich wieder mit ihnen zusammen' und nachdem ich einige Tage mit ihnen zusammen gewesen war, verabschiedete ich mich und reiste aus Arta ab, wobei ich dort eine Einwohnerschaft zurückließ, die 182
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nüber unseren Leuten nicht mehr freundlich geson . gege ld' h . . nen war, schlteß· h waren unsere So aten I11C t fem mit ihnen umgegan A cl' IIC . h d I'" d gen. us lesem Grunde kehrte SIC . a so ganzen e ~nd strahlende Sieg der Rhomäer h nicht langer Zelt III sem Gegentetl um. Ich zog ge rad nac . ewegs zu cl em dem Bruder des Kaisers'der sich' N ca Patra Seb astokraror Johannes, . . In aufhielt, und nach emlgen Tagen des Zusammenseins mit ihm machte ich mich auf den Weg zum Kaiser. Johannes, der uneheliche Sohn des Rebellen Michael, der bei dem Sebastokrator war, wollte mit. emlgen anderen überlaufen. Als nun der Sebastokrator Johannes auf. semem Zug gegen die Lateiner Levadia erreicht und danach Theben geplundert hatte, da brachte jener die Treulosigkeit, die er Im Herzen trug, ans LICht, floh mit emlgen davon und kehrte zu seinem Vater, dem Apostaten Michael, zurück. Der aber war durch die jüngsten Ereignisse in große Schwierigkeiten geraten und wußte keinen Platz auf dem Lande mehr, wo er bleiben konnte: so bestiegen er selbst sein Sohn Nikephoros, dessen Frau und einige aus seinem Gefolge Schif: fe, fuhren auf dem Meere einher und benutzten die umliegenden Inseln als Ankerplatz, also Leukas und Kephalenia. Als aber, wie gerade gesagt, sein unehelicher Sohn Johannes zu ihm kam, da entwickelte er neuen Tatendrang, gab jegliches Zaudern auf und zog nach Arta. Als er bei seiner dortigen Ankunft fand, daß alle Einwohner ihm gewogen waren, und weil auch die Stadt Buditza von seinen Anhängern besetzt war, ließ er alle unsere Leute, die er dort auffinden konnte, aus dem Gebiet von Arta vertreiben, ja, sogar die Belagerer von Joannina trieb er weit weg von der Stadt. Auf diese Weise begann die Lage der Rhomäer brenzlig zu werden; und das, was auf Grund der Ratschläge des Kaisers so gut begonnen hatte, geriet durch den Ungehorsam und die Disziplinlosigkeit der Befehlshaber nahezu in aussichtslose oder zumindest in eine wenig ersprießliche Lage. Der Bruder des Kaisers, der Sebastokrator Johannes, und sein Schwiegervater Konstantin Tornikes hatten den Kampf aufgegeben und zogen zu dem Kaiser, der sich in Lampsakos aufhielt. Der Kaiser erhob den Sebastokrator Johannes zur Würde der Despoten, womit er ihm seinen Dank für den errungenen Sieg abstattete, und damit er ebenfalls als Despot gegen Despoten kämpfte, seinen Gegnern im Kampf gleichstellte; dessen Schwiegervater Konstantin Tornikes, der Groß-Primmikerios war, ehrte er mit der Würde eines Sebastokrators. Aber auch seinen eigenen
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, beförderte er vom Caesar zum Sebastokrator. ZWiBruder Konstantm " . b 'delI Sebastokrator-Wurden lag der Unterschied darin ' schen d lesen el . , ' Bruder Adler tragen durfte, die an den blauen Schuheil da ß d es K,users , ' in Gold gewirkt waren, Torlllkes h1l1gegen Schuhe tra, festge b un d en und aen mußte, die diese Abzeichen nicht hatten. Den AlexlOs Strategopulos, der Groß-Domestikos war, wollte der Kaiser ebenfalls eh.ren, ~nd so erhob er ihn auf schriftlichem Wege zum Caesar und gewahrte Ihm diese Stellung durch Übersendung eines Privilegs. Das also geschah auf die beschriebene Weise. 83. Der Kaiser hatte in Lampsakos den Winter verbracht, bei Anbruch des Frühlings aber zog er gen Konstantinopel, denn es war sein gesamtes Streben und all sein Sinnen, diese Stadt aus der Hand der Lateiner zurückzuerobern. Er zog also gegen Konstantinopel, hatte aber kein Vertrauen in seine Heeresmacht - er führte nämlich nicht ein Heer an, das zu der Eroberung einer so großen Stadt geeignet war -, sondern verließ sich auf die Worte seines entfernten Verwandten Anse1m, der ihn allerdings betrogen hatte: er log dem Kaiser nämlich vor, er besitze in der Mauer der Stadt persönlich ein Haus und habe unter seinem Befehl Tore, durch die er des Kaisers Heere ohne Lärm und ohne Kampf in die Stadt hineinführen könnte. Mit diesen Worten fand er Glauben bei dem Kaiser, denn die Verwandtschaftbeziehung machte die Vorstellung möglich, der Mann spreche die Wahrheit; dazu kam noch, daß er unter Eid hohe Ehren und große Geschenke versprochen erhalten hatte und so in die Freiheit entlassen worden l94 war: er war nämlich als Gefangener vor den Kaiser gebracht worden, nachdem er mit einigen Franken in der Schlacht gegen den Fürsten von Achaja gefangengenommen worden war, er hatte das Schlimmste befürchtet, doch viel Angenehmes erhalten; so machte er damals dem Kaiser diese Versprechungen und erhielt von ihm ebenfalls Gegenleistungen versprochen. Auf diese Worte setzte der Kaiser, wie wir sagten, seine Hoffnung und zog vor die Stadt Konstanrins, er schlug sein Lager gegenüber dem nördlichen Horn an dem Ort, der Galata heißt, auf: zum Schein tat er so, als wolle er gegen die Festung Galata kämpfen, in Wahrheit aber schickte er heimlich eine Botschaft an Anse1m, er solle sein Versprechen einlösen. Doch der sah keineswegs auf die Wahrheit, sondern nur auf seinen finanziellen Vorteil, und so gab er verlogene Antworten, indem er einmal diesen, ein andermal jenen Vorwand vorbrachte. Als 184
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Zeit " verstrichen war und er nichts zuwege b rac h te, Wie' nun erhebliche . wohl das Heer 111 voller Rustung des Nachts losmarschierte und sich seim Hause näherte - er hatte Ja vorher gesagt, so solle es gesch h _ ne kl d L" "b f " h ' e en , da wurde er ganz ,ar er uge u er u rt. WeI! er aber keine einleuchten_ de Erklärung zu semer Entlasrung geben konnte, schob er die Schuld auf den Stadtkommandanten und sagte: «Der Kommandant hielt es nicht für angebracht, daß ich die Schlüssel der Stadttore behalten sollte, deshalb nahm er sie an sich, ~nd desw~gen kann ich die geplante Aufgabe nicht erledigen». Da der Kaiser die Luge dieses Mannes klar durchschaute, verließ er diesen Ort. Und noch auf dem Wege sandten die Lateiner drei Gesandte zu dem Kaiser, die um Frieden bitten sollten. Der Kaiser gewährte ihnen diesen Frieden, fixierte ihn allerdings nur auf ein Jahr, wodurch er ihre Lage noch viel schwieriger machte 195 •
84. Nach der Überquerung des Hellesponr kam der Kaiser nach Pegai und hielt sich dort auf. Nachdem der Sommer vergangen und auch der Herbst schon vorbei war, verließ er diesen Ort und reiste nach Nymphaion - seit ihrer Vertreibung aus der Stadt Konstantins war dies die übliche Erholungsresidenz der Kaiser -; mich aber schickte er als Gesandten zu Konstantin, dem Zaren der Bulgaren. Ich fuhr also zu ihm und verbrachte einige Tage bei ihm: damals waren gerade die Tage der Herrenfeste Christi, die Feste seiner Geburt nämlich und seiner Taufe. An diesem Tag der Taufe des Herrn veranstalten die Herrscher der Bulgaren ganz besondere Feierlichkeiten, und der Bulgarenzar Konstantin wünschte, daß ich hierzu bei ihnen sei und ihren Festlichkeiten zusähe. Als ich meinen Auftrag erfüllt hatte, verließ ich Trnvo und kehrte zu dem Kaiser zurück, der in Nymphaion weilte. Dort hatte der Kaiser den Winter verbracht, bei Anbruch des Frühlings aber verließ er Nymphaion, hatte allerdings in Nymphaion noch den Tag der Auferstehung des Herrn festlich begangen. Nach einigen Tagen in Phlebia zog er zu einem Ort namens Klyzomenai und ließ dort seine Zelte errichten '96 , denn hier pflegen die Kaiser, wenn sie Nymphaion verlassen haben, sich aufzuhalten und die meiste Zeit des Frühjahrs zu verbringen. Die Gegend dort ist nämlich ganz eben und liefert auch für viele Pferde ausreichend Futter, sie ist zudem von vielen Wasseradern durchzogen, und in ihrer Nähe gibt es viele Dörfer und Städte, von denen her Lebensmittel in reichlicher Menge zur Verfügung stehen. 185
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Sebastokrator TOrni' ' 11 dort aufhielt " kam auch der \X'ie der Ki.lISer Sle . , . In große SchwlCngkeiten ' zu I'11111 , er brachte den Kaiser kes aus N I'k aJa . . P'ltriarchcn Arselllos, Der Thron des PatrIarchen " I'gell wegen d es e IH::Il1,l I ( . " I' I 'er,\'aist da der Patriarch Nlkephoros, der von Ephesos hel' warnclm I C 1 ' , d' 'd' I , I1elltllron erhoben worden war, le Ir ISC 1C Welt verlasau f den Patrrarc . . . wrohnstiitten der EWigkeit ElIlzug gehalten hatte, ' d sen un d lI1 e n " , , , nachdem er nicht einmal ein ganzes Jahr den Patnarchenthron geziert hatte l97 , Arsenios nun war von Kaiser Theodor auf den Thron des Patnarchen erhoben worden, ein Mann, der in Wort und Tat "ollIg ungcelgnetwar 198 , Er besaß nClmlich keinerlei zündende Rhetonk - wedel' hatte er ellle solche durch den Unterricht noch war sie ihm aus einer natürlichen Begawar furchterregend und rauh in seinen bung zugew achsen - , sondern er ... . Umgangsformen; zu einer personhchen Femdschaft war er schnell geneigt, doch langsam zu einer Freundschaft, und es war Ihm eme nachtragende Art eigen, die er wie einen dem Körper folgenden Schatten mit sich führte. Zu Beginn der Herrschaft des Kaisers stimmte er mit allen politisch überein und war dem Kaiser freundlich gesonnen. Doch nachdem er die Kaiserkrönung vorgenommen hatte, verfiel er plötzlich in das Gegenteil und wurde feindlich eingestellt gegenüber dem Kaiser; hierbei Waren seine Mitwisser Andronikos 199 , der Bischof von Sardes, und Thessalonikes Bischof ManueI, der auch Opsaras genannt wurde. Zu dem Zeitpunkr, als der Kaiser nach Konstantinopel gezogen war und sich nahe bei dieser Stadt aufgehalten hatte, hatte der Bischof von Sardes aus der Hand des Johannikios, des Bischofs von Philadelpheia, das Mönchsgewand angenommen. Obwohl er den Kaiser unaufhörlich bedrängte, er möge ihn nach Paphlagonien, seiner Heimat, zurückkehren lassen, ließ der Kaiser ihn nicht dorthin ziehen, da er die Verschlagenheit dieses Mannes sehr wohl kannte: es war ja des Bischofs Ziel, ganz Paphlagonien mit einer Gegnerschaft gegen den Kaiser in Aufruhr zu versetzen. Der Kaiser sprach zu ihm die höchst gerechten Worte: "Du bist zum Metropoliten von Sardes bestellt, also eben nicht mehr zu dem von Paphlagonien, daher mußt du frohen Herzens im Gebiet von Sardes bleiben, dort wohnen und deine Herde weiden!» Da er nun erkannte, daß des Kaisers Wille unumstößlich war, wußte er nicht mehr, was er unternehmen sollte, und so erwählte er das Leben als Mönch. Manuel, der Bischof von Thessalonike, mußte Nikaia verlassen, verblieb aber in der Nähe dieser Stadt. Der ehe186
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malige Patriarch Arsenios verließ ebenfalls diese Stadt, schloß sich in eikleinen Kloster ClIl und verblIeb dort: dadurch verzichtete er faktisch nem auch nicht schri ft I'IC h ,au f sem ' B'ISC h ofsamt. Da versammelten sich' wenn alle Erzbischöfe in Lampsakos, und sowohl durch einstimmigen Beschluß als auch auf Befehl des Kaisers wurde N Ikephoros, der Bischof von Ephesos, auf den Patriarchen thron erhoben: dieser Mann war wissenschaftlich und charakterlich glänzend und verehrenswert, und jedem, der ihn sah, äußerst sympathisch, allein, nach nicht einmal einem ganzen Jahr ging er weg zu Gott, wie ich schon berichtet habe. Und da brachte der Sebastokrator Tornikes - ich weiß nicht, wieso er dem Arsenios in Freundschaft zugetan war - den Kaiser mit sanfter Gewalt dazu, den Arsenios ein zweites Mal auf den Patriarchenthron zu erheben, denn er erzählte, Arsenios könne Wundertaten und Wunderzeichen vollbringen; allerdings wollten die übrigen Mitglieder im Rat nicht, daß es zu dieser Ernennung käme. Aber die echte Herzensgröße des Kaisers und seine Bereitschaft, Wohltaten zu vollbringen, führten dazu, daß er dem Rat des Sebastokrators mehr zuneigte. So wurde also Arsenios zum zweiten Mal auf den Thron des Patriarchen erhoben, nachdem er zuvor schriftlich versichert hatte, daß er gegenüber dem Kaiser die rechte Gesinnung habe und sich loyal verhalten wolle 20o • 85. Der Kaiser hatte den Caesar Alexios Strategopulos mit einem kleinen Heereskontingent ausgestattet und in die westlichen Teile des Reiches entsandt, er sollte die dortigen Feinde der Rhomäer in eine Schlacht verwickeln. Aber er gab ihm auch noch den Auftrag, er solle auf seinem Marsch - schließlich führe ja sein Weg dorthin nahe an Konstantinopel vorbei - einen Vorstoß in Richtung auf diese Stadt machen und seine Streitmacht bis an die Stadttore herankommen lassen, damit die Lateiner in der Stadt durch dieses Heer einen gehörigen Schrecken erführen. Da kam es durch Gottes Vorsehung zu einem ganz besonderen Ereignis: es war nämlich ein riesiges Schiff der Lateiner von Venedig in der Stadt Konstantins angekommen, und in diesem war ein neuer Befehlshaber, den man201 "Podesra» nennt ein Mann, der offensichtlich voller Tatendrang und überaus waghalsi~ im Kampf war; er rief alle Lateinerin Konstantinopel zum Kampf auf und riet ihnen das Folgende: "WIr,mussen nicht nur im Inneren der Stadt uns selbst und diese Stadt schutzen, ' mussen " son dern Wlt auch etwas gegen d'le Rh" omaer un [ernehmen , damit 187
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. . I I' I·tik völlig mißachten». So konnte er sie dazu überre_ dIese llIC lt unsere 0 I .. d h.ff . · T· , die sie besaßen, und C!l1lge an ere Sc I e, kieme Naden, d le tieren" .. f d· 1 I . -teigen und 111 RIchtung au le nse Daphnusla in chen un d Boote, zu be s .. . .1 . zu bnngen See zu stec-h en, 11111 , wenn möglIch, dIese Insel 111 I. lre Gewalt d und aus ihr fette Beute herauszuholen. So ..war die Sta t leer von Män. ur mehr bevölkert und geschurzt von Frauen, Kmdern, von nern, SIe war 11 . . . . ., Balduin, der dort als Kaiser regIerte, und elIlIgen welligen Mannern. Nacht rückte der Caesar AlexlOs Srrategopulos I··tzll·ch in der Ganz p o . . .. zur Stadt Konstantins vor. Nun hatte er m semem Heer auch ellllge Männer, die aus der Stadt selbst stammten und sich dort sehr g~nau auskannten: die fragte er auS und erfuhr, daß in der Stadtmau~r eme kleine Öffnung existierte, durch die ein Mann in voller Rüstung m das Stadtinnere gelangen konnte, und da machte er sich ohne das genngste Zögern ans Werk. Ein Mann drang durch diese Offnung e1l1, Ihm folgte e1l1 zweiter und diesem ein dritter und so fort bis zu fünfzehn Mann, ja, es kamen noch mehr Männer ins Innere der Stadt. Wie sie auf der Mauer einen Angehörigen der Wachkompanie entdeckten, stiegen einige von ihnen nach oben faßten den Mann an den Füßen und warfen ihn über die Mauer aus der S~adt heraus. Andere hatten Äxte in der Hand, zerschlugen damit die Sperriegel der Tore und verschafften dem Heer dadurch einen ungehinderten Zugang in die Stadt: auf diese Weise gelangten der Caesar Strategopulos und alle Rhomäer und Skythen, die mit ihm waren, ins Innere der Stadt (aus diesen Völkern setzte sich nämlich sein Heer zusammen). Durch dieses völlig unerwartete Ereignis gerieten die Einwohner in Panik, und ein jeder war nur mehr auf seine eigene Sicherheit bedacht: manche rannten in Kirchen und kleideten sich in Mönchsgewänder, um so dem Tod zu entrinnen, Frauen zogen sich in Mauernischen zurück und verbargen sich in dunklen und versteckt gelegenen Gewölben, der Stadtherr Balduin aber floh in den Großen Palast. Die Lateiner und mit ihnen der Podesra, die nach Daphnusia weggefahren waren, wußten noch nicht, was geschehen war; und weil sie nicht imstande waren, gegen die Insel Daphnusia etwas auszurichten - auch diese schützte Gott -, fuhren sie wieder zurück zur Hauptstadt. Und obwohl sie schon bis zur Kirche des obersten Feldherrn der himmlischen Heerscharen Michael gekommen waren - diese Kirche liegt nahe an der Hafeneinfahrt -, hatten sie immer noch nichts erfahren von dem, was passiert war; doch wie sie dann wirklich bei der Stadt angelangt waren und 188
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alles erfuhren, wollten sie schnellstens in die Stadt hineingehen. Aber die rhomäischen Krieger hatten dies begriffen und deshalb an die Siedlungen der Lateiner, die sich an der Küste befanden, Feuer gelegt und diese verbrannt, und zwar zunächst die Häuser der Venezianer202 , dann auch die der anderen Völker: diese Siedlungen nennen sie auch «campi». Wie nun die Lateiner sahen, daß die Stadt vom Feuer verheert wurde, zerfurchten sie mit ihren Händen ihre Wangen, brachten, so viele sie nur konnten, auf ihre Trieren und die anderen Schiffe und zogen ab; eine einzige Triere fuhr zum Großen Palast und nahm Balduin auf, der um ein Haar schon gefangengenommen worden wäre. Das geschah auf die beschriebene Weise, die Stadt Konstantins kam durch Gottes Vorsehung wieder in die Hand des Kaisers der Rhomäer und zwar entsprechend Recht und Gerechtigkeit: das geschah am 25. Juli: in der vierten Indiktion, im Jahr 6769 seit Erschaffung der Welt, die Stadt war 58 Jahre lang in der Gewalt unserer Feinde gewesen 203 • 86. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kaiser sein Quartier in Meteorion, da drang plötzlich in der Nacht ein Gerücht an die Ohren der Menge. Diese Nachricht stammte von einem Bedienten der Schwester des Kaisers, die eigentlich Eirene hieß, die aber bei ihrer Profeß als Nonne in Eulogia umbenannt worden war; der Bub war aus Bithynien zu ihr gekommen und sagte, er habe auf dem Weg von einem anderen erfahren, daß die Stadt Konstantins von den Heeren der Rhomäer erobert worden sei. So schnell sie konnte, lief die Kaiserschwester zu dem Kaiser, fand ihn jedoch schlafend vor; da zupfte sie ihn sachte bei der Hand, damit er wach würde, und sagte mit leiser Stimme: «Mein Kaiser, du hast Konstantinopel zurückerobert!» Mehrere Male sprach sie diesen Satz, doch der Kaiser gab ihr überhaupt keine Antwort. Erst als sie ihre Aussage veränderte und sagte: «Steh auf, mein Kaiser; Christus hat dir Konstantinopel als Geschenk übergeben», erhob er sich von seinem Lager, streckte seine Hände zum Himmel und sagte: «Den jetzigen Satz, liebe Schwester, kann ich billigen, doch deine erste Aussage, derzufolge ich der Herr von Konstantinopel sei, kann ich keinesfalls annehmen. Wie hätte ich denn von Meteorion aus die Stadt Konstantins erobern können? Ich hatte ja nicht einmal ein ausreichendes Heer gegen die Stadt entsandt. Aber daß das für Gott ein Leichtes ist, darin stimme ich mit dir überein, und er ist gewiß schneller in der Lage, auch nahezu Unmögliches jenen zu gewähren, denen er das geben will". 189
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, W l'eß er alle hochgestellten Persönlichkeiten, die , b 'I Nach diesen orten I ,, sammenkommen und fragte Sie, 0 I1I1en diese , d d' dort bel Ihm waren, zu 'scheine Die einen sagten zustimmen , le NachNachricht wa h r zu s e m ' h ' , h I' t eu das waren in der Hauptsac e Jene, denen der d richt sei wa neltSge r , ' genauer bekannt geworden war; an ere erachteten Abzug der Latemer , , , I' I I I eher zweifelhaftem Wert, da Ihnen die Entscheldun_ , dIe Nac lflC 1t a s VOI , , "I' I Vorsehung unbekannt waren und weIl sIe vermuteten gen der gott IC len ' ' , S h ho" e zu den schwierigen Unternehmungen, die man nicht diese ac e ge r ' d b 'h f I 'I durchführen könne, Mit solchen Re en ver rachten sie lelC t er 0 grelC I ' N ht, und als der Tag dämmerte, hofften alle, es werde einer , ".. , d ~p= K , der die Wahrheit mitteIlen konne, aber es verglllg zum Lager k0 mnlen ~ . kein solcher Bote war gekommen. Da waren dIe Her' der ganze T ag, und zen von allen voller Trauer und Angst, am meIsten das Herz des Kaisers. Aber in der darauffolgenden Nacht kam derBote, der dieguteNachricht überbrachte und klar über den Vorgang berIchtete, daß SICh namhch das Heer der Rhomäer mit dem Caesar Strategopulos innerhalb von Konstantinopels Mauern befinde; und er berichtete in jeder Einzelheit, wie es dazu gekommen war. 87. Der Kaiser brach von Meteorion auf und beeilte sich voller Freude, auf schnellstem Wege nach Konstantinopel zu gelangen; denn er befürchtete, die Lateiner könnten von Daphnusia zurückkehren, ins Innere der Stadtmauern eindringen, den Rhomäern eine gewaltige Schlacht liefern und, da sie viel mehr seien als die Rhomäer, sie aus der Stadt hinausjagen. Allein, dies traf nicht ein, sondern, wie mein Bericht oben schon klar gemacht hat, die Lateiner waren durch das unerwartete Ereignis in Panik geraten und hatten es vorgezogen davonzurennen. Der Kaiser beschleunigte seinen Marsch; und gerade als wir die Berge bei Kalamos überwunden hatten und der Kaiser sein Zelt nahe bei Achyraus aufstellen ließ, da wurden die Abzeichen der Kaiserwürde des Balduin, der ja Kaiser von Konstantinopel gewesen war, herbeigeschafft: das waren eine Krone, die ihrer Form nach lateinisch war, mit Edelsteinen verziert und über dem Haupt mit einem purpurroten kleinen Stein versehen, purpurgewirkte Sandalen und ein Schwert, das in einer purpurnen Seiden scheide steckte. Jetzt erst schenkte auch die große Masse der Nachricht Glauben, denn die außerordentliche Bedeutung des Vorgangs ließ es nicht zu, daß man den Berichten leichtfertig glaubte.
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Der K~iser drängte auf im~.er größere Eile, immer schneller wurde der Marsch, Immer langer die zuruckgelegten Distanzen. Als er sich der Stadt Konstantins näherte, kam dem Kaiser der Gedanke in den Sinn, seinen Einzug in Konstantmopel n~cht so sehr in kaiserlicher Manier als vielmehr in gottesfurchnger Welse zu halten; daher suchte er nach einer Art und Weise, wie das Dankg~bet an Gott durchgeführt würde und wie man die Worte der BIttgebete fur Kaiser und Kirche, für die Stadt und deren Einwohnerschaft festlegen solle. Wie er einen suchte, der die Gebetstexte verfassen sollte, wollte er den Philoso~hen Blemmydes mit dieser Aufgabe betrauen; doch weIl der M~nn welt weg war (er lebte in der Gegend von Ephesos), ware die Sache VIel zu spät geschehen. Der Kaiser aber war nicht bereit, seinen Einzug zu verschieben, hierüber war er ziemlich ungehalten, aber ich selbst habe den Zorn des Kaisers mit folgenden Worten besänftigt: «Mein Kaiser, wenn du willst, daß die erwünschten Gebete dir von einem geweihten Priester verfaßt werden, dann habe ich nichts zu sagen; solltest du es jedoch vorziehen, daß dein Wunsch von irgend jemand erfüllt wird, sofern er nur den Text verfassen kann, dann siehe: ich selbst könnte deinen Wunsch erfüllen und die Gebetstexte für dich verfassen». Dieser Vorschlag schien dem Kaiser besser, und er zog die Abfassung der Gebetstexte durch mich einem überstürzten Einzug in die Stadt vor. Ich machte mich sofort ans Werk: es waren noch nicht ein ganzer Tag und eine Nacht vergangen, als ich schon 13 Gebete abgefaßt hatte, deren jedes ein eigenes Anliegen vorbrachte. 88. Der Kaiser war bei der Stadt Konstantins eingetroffen, und zwar am 14. August. Er wollte aber nicht am sei ben Tag in Konstantinopel seinen Einzug halten, sondern ließ die Zelte im Kosmidionkloster aufstellen, das nahe bei dem Blachernen-Palast lag. Dort verbrachte er die Nacht, und nachdem er am Morgen sich erhoben hatte, führte er seinen Einzug in Konstantinopel auf die folgende Weise durch: Der Patriarch Arsenios - ein Mann, der ziemlich uninteressiert für das Schöne war, der darüber hinaus dem Kaiser übel gesonnen war und sich fast darüber ärgerte, daß Konstantins Stadt von dem Kaiser wieder dem Reich der Rhomäer eingegliedert wurde - war nicht anwesend, daher mußte einer von den Erzbischöfen die Gebete laut zu Gehör bringen: der Metropolit Georg von Kyzikos, den man auch Kleidas nennt, unterzog sich dieser Aufgabe, er stieg auf einen von den Türmen des Goldenen To191
,. CHRONIK
üBERSETZUNG 204 der das aus dem Kloster res. I"latte bel. SI'ch das Bildnis der Gottesmutter, . . . H;degoi so benannt ist, und trug dIe Gebete laut vor, so daß em Jeder sie hören konnte. Der Kaiser nahm se1l1e Kopfbedeckung ab, beugte das Knie und warf sich zu Boden, und alle von seinem. Gefolge, dIe hinter ihm standen, sanken ebenfalls in die Knie. Als der DIakon nach dem Ende des ersten Gebets wieder zum Aufsteh~~ aufnef, erhoben sI~h alle und riefen hundertmal: ,Herr, erbarme dich' . Nach dem Ende dIeses Rufes wurde ein weiteres Gebet von dem Erzbischof vorgetragen; und wie es beim ersten und beim zweiten Gebet geschehen war, so wurde es weiter durchge_ führt bis zur Vollendung der gesamten Gebete. Nach Beendigung dieser liturgischen Handlung hielt der Kaiser seinen Einzug bei dem Goldenen Tor mehr nach Art eines demütigen Dieners Gottes denn als Kaiser: er schritt nämlich zu Fuß einher, und ihm voran zog das Bildnis der Gottesmutter. So schritt er bis zum Kloster Studiu 206 , dort ließ er das Bild der allerheiligsten Gottesmutter zurück, bestieg sein Pferd und ritt zu der Kirche der Hagia Sophia. Nachdem er dort Christus, dem Herrn, gehuldigt und ihm die üblichen Dankgebete entgegengebracht hatte, ritt er in den großen Kaiserpalast. Da war das rhomäische Volk in großer Heiterkeit und in unendlicher Freude; es gab keinen, der nicht in ausgelassener Freude tanzte, und so mancher hätte fast das Geschehene nicht geglaubt, einmal, weil der Erfolg so gänzlich unerwartet war, zum anderen wegen der überschäumenden Freude und Ausgelassenheit. Weil es erforderlich war, daß auch der Patriarch ins Innere der Stadt Konstantins kam, so schritt er nach Ablauf einiger Tage, hierzu von den anderen überredet, in die Stadt. Der Kaiser ging zu der Herrscherkirche, also zu der Kirche der Hagia Sophia, um dem Erzbischof den Patriarchenthron zu übergeben. Im Gefolge des Kaisers waren alle hohen Beamten, die edelsten von den obersten Rängen, aber auch eine große Anzahl von Leuten aus dem einfachen Volk. Der Kaiser nahm die Hand des Patriarchen und sagte zu ihm: «Du hast deinen Thron inne, Herr; wessen du seit langer Zeit verlustig warst, genieße jetzt deinen Thron!" Das also waren die Worte des Kaisers an den Patriarchen.
89. Damals geschah auch noch etwas sehr Denkwürdiges, und ich erachtete es als ungehörig, es nicht einer schriftlichen Aufzeichnung zu übergeben. Ich habe nämlich eine Preisrede zur Befreiung der Stadt Konstantins 192
verfaßt. Die Absicht meiner Rede war zu allererst der Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber Gott wegen seiner den Rhomäern erwiesenen Wohltaten und wegen seiner so gütigen Fürsorge und Hilfe, dieser Rede war zweitens auch beigegeben ein Dank und Preis an den Kaiser und drittens stand am Schluß dieser meiner Rede eine Aufforderung, ge~ein sam mit seinem Vater, dem Kaiser, solle auch dessen erstgeborener Sohn Andronikos Komnenos zum Kaiser ausgerufen werden 207 • Gerade das letztgenannte Faktum blieb den meisten von den höchsten Reichsbeamten verborgen, zumal es ihnen gar nicht in ihre Wünsche paßte. Denn die Hochgestellten von unseren Männern, wie der Bruder des Kaisers, der Despot Johannes, und dessen Schwiegervater, der Sebastokrator Tornikios - der Caesar Strategopulos machte sich, wiewohl er bei diesen Geschehnissen anwesend war, darüber keine Gedanken - wußten von meinem Vorhaben nichts und vermochten die Aufforderung zur Kaiserausrufung nicht zu erfassen, konnten aber dennoch den Kaiser dazu bringen, meine Rede anzuhören. Der Kaiser war recht ungehalten, denn die Sonne hatte schon ihre mittäglichen Strahlen gesandt, und die Zeit des Essens war schon vorüber ...
GRABVERSE DES GRoss-LOGARIASTEN AUF DIE 208 KOMNENENKAISERIN, DIE HERRIN EIRENE
1 Wenn, Fremder, du allhier vor dir mein Grab erblickst, so geh' vorüber nicht, als wär's ein Durchschnittsgrab! Denn drinnen birgt 's die Tote, die nicht unbekannt, es birgt nicht ruhmlos Schicksal, auch kein kleines Amt 5 und auch nicht Namenlose wie im Armengrab. Vernimm denn, wer ich bin, und wer die Eltern sind, und weine, wenn der Tränen Strom dir eigen ist: stimm an die Klage, wie des Menschen Leben schwach und daß es mehr als einen Schatten niemals bringt 10 und niemals mehr als Traumgespinste in der Nacht. Mag heure einer leben und in voller Kraft einherstolziern, mag er in höchstem Amte stehn, in Jugendblüte strahlen, glänzen von Geblüt: 193
, üBERSETZUNG
.. hsten Tage stirbt und welkt dahin er schon am nac . . . Gras, \VI'e trocknes Heu 'so.sagt 15 WIe . und . lehrt die Schnft. So fühl mit mir und höre, was Ich dir Je~zt sag, und merk auf meine Worte, wenn du horen kannst. Die Kaiserin des Neuen, Zweiten, Rom war ich, n meinen Vorfahrn her hatt' ich schon Allgewalt, vo meiner Purpurherrschaft ward mir Glück und Ruhm: 20 aus . d geboren ward ich als des heiligen Purpurs Km , und Liebling war ich in des Vaters Kaiserschloß. Der Vater meiner Mutter war der Griechen Herr Alexios Augustus aus Komnenenstamm. 25 Mein Vater, gleich berühmt von Herkunft wie Geschick, ist Theodor Laskaris, der allüberall gepriesen und gerühmt, ja auch beneidet war, und zwar der Kriegskunst wegen wie der Siege Glanz, die er erfochten in den Kämpfen mit dem Feind. 30 Vom Mutterleibe her, seit der Geburt hatt' ich von Anfang an das Unterpfand der Macht: ich war versehen mit den Zeichen unseres Kaisertums, als ich in Windeln noch und in der Wiege lag, da erbt' ich schon den Kranz, die Krone und die Macht. 35 Doch als herangereift zur jungen Frau ich war, erhielt den Partner ich des Bettes wie der Macht: gar hübsch und edel war er anzuschaun für mich, von großen Herrschern stammt' er ab, die ihr Geschlecht Dukas benennen, also höchstes Kaiserhaus, 40 er war zugleich so männlich und so mild wie einst David - und doch so stark wie Sampsons Jugendkraft. Mit diesem ward verbunden ich zu einem Bett, als junge Frau umfing ich keusch den Ehemann, der ebenfalls sehr jung war; nun zu einem Fleisch 45 sind wir geworden durch die Ehebande, mehr durch Glut der Liebe: jene brachten beider Leib in eins, doch Seeleneinheit bringt die Lieb' allein. Gewiß, ich liebt' ihn, doch weit mehr ward ich geliebt, ich tröstet' ihn, allein viel mehr war er mir Trost. 194
GRABVERSE
50 Er war mein Atem, er mein süßes Augenlicht, doch süßer noch als Licht und Atem war für ihn ich selbst, mein süßes Herz, des Seelenadels Glanz. Wir waren ein Gespann, von allem Schönen voll, das Seele wie auch Leib in gleichem Maße ziert. 55 Noch nicht zum Lebensabend waren wir gelangt, die Zeit sah uns noch nicht im Schwinden unserer Kraft, nein, höchste Blüte war 's, so wie die Pflanzen blühn, wir standen im Zenith, und Gutes ward geschenkt uns beiden. Nichts an Schönem fehlte uns zum Sein, 60 was sonst erfreut die Herzen aller hoher Herrn und Ruhm und Preis und Ehre ihnen ganz gewährt. In Oberfluß und Fülle hatten alles wir: den Sieg über die Feinde, Glück, Erfolg im Krieg, des Reiches Größe und Bestand der Grenzen Wehr. 65 Noch weiter als zum Hellespont reicht' unser Staat, von Asien nach Europa zogen wir mit Macht, und Thraker, Makedonen, hatten wir besiegt, Konstantinopels Tore hatten wir berührt. Die Italiener nahmen wir gefangen und 70 entrissen ihnen all ihr Hab und Gut im Kampf, verfolgten sie und stellten ihnen nach, und zwar vom Land der Griechen aus bis hin zum Orient, wie auch im Westen, in Europas Teil des Reichs. Nicht Insel und nicht Festland, nichts fiel ihnen zu, 75 allein Konstantinopel war Lateinerburg. Da kam - oh weh! - die Sense, die des Todes Arm schwingt, plötzlich, unerwartet, aus dem Hinterhalt, und mäht hinweg mich aus dem Leben, vor der Zeit: nicht schonte sie mein zartes Alter, nicht empfand 80 sie Abscheu vor dem allzu frühen Todesschnitt, in voller Blüte, wie ein junges Reis, rafft sie hinweg mich, wie der Tod die junge Pflanze raubt. Mein grimmiges Geschick hat unwirksam gemacht den festen Stand im Kampf, den mein Gemahl besaß, 85 und seine Kunst, zu lösen schlimmen Unheils Macht; 195
,. ZUSÄTZE
ÜBERSETZUNG
untätig ist sein Schwert und nutzlos jed~rSpeer, " "d Krl"egsgerät ist unbrauchbar fur tim: ell1 Je e s " "" was wird er denn ausrichten gegen dlesen Fell~d, der gänzlich ohne Leib? Daher in Wehgeschrel 90 verbringt er seine Nächte wie auch Jeden Tag. . W h mir wer kann ihm hemmen lauter Klage Schrel, un~ wer ;.ermag zu bremsen seiner Tränen Fluß, wer Einhalt zu gebieten seiner Klage Laut? .. Wer wird besänftigen seines Denkens Ungestum 95 und wer des Herzens Unruh, wer sein Ungemach? Wer kommt als Tröster, wer nur redet gut lhm zu, wer kann beheben seine Trauer, seinen Zorn? Allein, ich fürchte, daß er, der so schön und jung, in Trauer sich verzehrt und lautem Klageruf. 100 Wie wünscht' ich, daß er lebte lange, lange Zeit, da ich zur Unzeit ließ dies Leben hinter mir! Noch immer atm' ich diesen meinen Mann, wenn ich auch jetzt den Atem nimmer hab: das ist mein End und Ziel, du Fremdling! Kurz bevor ich dann verließ 105 das Leben, warf ich weg das feine Purpurkleid, verzichtet' auf der Herrschaft Zeichen und der Macht und hüllte mich in dieses schlichte Nonnenkleid, weil dies allein der Schmuck in meinem Grab sein soll. Was wird mir nun zuteil von meiner großen Macht? 110 Das sind ein Fleckchen Erde und der harte Stein, die beide bergen hier den Staub, der einst ich war. Du aber, wenn du voller Mitgefühl verstehst zu weinen und zu trauern mit den Trauernden, dann denk an dein Erbarmen, an dein liebend Herz, 115 und bring mit deinem Beten Gottes Huld zu uns, damit der Garten Eden uns als Los zufällt und uns das Land des Friedens ewig werde Lohn!
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AUSZÜGE AUS DEN ZUSÄTZEN DES THEODOROS SKUTARIOTES
5 (zu Kap. 10, S. 77) und er plündert das Lager der Perser; denn die waren alle, ohne sich umzusehen, geflohen, wie sie sahen, daß der Kopf des Sultans an einem Speer baumelte. Das war für die Rhomäer der Anlaß zum Aufatmen, und zwar nicht nur, weil der Kaiser und seine Leute eine riesige Menge Geldes, viele schöne Pferde und noch viele andere Dinge erbeutet hatten, sondern auch, weil sie jetzt bei allen anderen Völkern den Ruf von furchterregenden Gegnern hatten. 6 (zu Kap. 10, S. 77) Wie der ihn sieht, steigt er vom Pferd herab und erweist ihm so die einem Kaiser geschuldete Ehrenbezeugung. Doch die Senatoren und das Heer forderten ein ganz anderes Verhalten: sie nahmen ihn fest und brachten gegen ihn die Anklage vor, er habe sie und das Land der Rhomäer an den Sultan verraten, nach dem Prozeß raubten sie ihm sein Augenlicht. In Nikaia verbrachte er den Rest seines Lebens, hier stirbt er und wird in dem Kloster des Hyakinthos bestattet. 12 (zu Kap. 15, S. 84) Dem Bericht soll noch folgende Begebenheit beigefügt werden, weil sie gar ergötzlich ist: zu dieser Zeit lebte ein einfacher und recht dummer Mann, der in den Straßen der Hauptstadt Nikaia herumzugehen und jeden Bekannten, den er traf, dazu aufzurufen pflegte, sich gemeinsam mit ihm zu freuen: «Es wird nämlich in Kürze der gute Kaiser erscheinen». Das Gerücht hiervon kommt auch dem Kaiser zu Ohren, und sofort wird dieser öffentliche Schwätzer vor den Herrscher geführt. Er stellt sich hin, läßt sich befragen und gibt zu, genau das gesagt zu haben, wessen man ihn beschuldigt. Darauf sagt der Kaiser: «Was bin denn ich? Meinst du nicht, ich sei ein guter Kaiser?» Und er antwortet: «Was hast du mir denn geschenkt, daß ich dich als guten Kaiser anerkennen könnte?» Der Kaiser erwidert: «Schenke ich dir denn gar nichts dadurch, daß ich mich für dlch und deine Stammes brüder Tag für Tag bis zum Tode schinde und mühe?» Darauf entgegnete der Mann: «Es scheint doch auch die Sonne,
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ZUSATZE ÜBERSETZUNG
," nd spendet uns Licht, doch wir danken ihr nicht, sie ersIe warmt uns u d ' fl' ,,' 'I Auftrag' und so tust auch du nur ellle PIcht, wenn du fullt Ja nur l u e n , ""h ' . d t I ast dich für meine Stammes bruder mu st und schindest» ' wIe u gesag 1 , , , Ich dIr aber Geschenke ' Der Kalser sagte nunmehr zu ihm: "Wenn , , gebe ' bin ich dann wohl gut?" «Aber gewIß», entgegnete der Mann III seiner , ". Schläue Auf der Stelle brachte man pnmltl\'en· " Ihm auf Befehl des Kaisers Geld und Kleidungsstücke; und sobald er dtes~ an stch genommen hatte, begann er einen jeden zu verfluchen, der nach ~lllem anderen guten Kaiser suchen wollte, denn nur dieser, der thn so retch beschenkt hatte, sei der gute, der ganz gute, der milde Kaiser. 18 (zu Kap. 18, S. 86) Denn die beiden Söhne, die er von der Kaiserin Anna hatte, nämlich Nikolaos und Johannes, hatte schon zuvor der Tod hinweggerafft. 22 (zu Kap. 21, S. 88) Demetrios mit dem Beinamen Chomatenos
25 (zu Kap. 37, S. 106) Hetaireiarch 33 (zu Kap. 52, S. 136) Dieser vielgerühmte Kaiser'°9 konnte sich in seinen guten Taten mit seinen Vorgängern messen, die schon den Siegespreis errungen hatten; gemessen an einigen von ihnen nahm er den zweiten Rang ein, aber nur deswegen, weil er rein zeitlich nach ihnen lebte; mit den allermeisten aber stand er offenkundig auf gleicher Stufe: in seiner Ehrfurcht vor der Religion und seiner Sorge für seine Untertanen trug er konkurrenzlos den ersten Platz davon. Seiner großen Verehrung würdigte er die Mitglieder des Mönchsstandes, und zwar nicht nur dessen Vorsteher oder auf Grund ihrer frommen Askese herausragende Leute - mit diesen verkehrte er wie mit wahren Männern Gottes -, sondern auch mit jedem einfachen Mann, der das Mönchsgewand angezogen hatte; gegenüber den hochgestellten wie auch den niedrigen Priestern verhielt er sich so, als verkehre er mit Gott selbst, und in echter Frömmigkeit sah er in ihnen die Mittler zu Gott (was sie ja auch sind!); im Zusammensein mit ihnen und durch sie
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etSC hau te er den, den er doch nie und nimmer mit seinen leiblichen Augen sehen kann. . ' Wer lO vermöchte Je alle sellle Wohltaten aufzuzählen? Er sorgte für seine Untertanen in je~:r einzelnen Stadt, und dabei nicht nur in den großen und berühmten Stadten, sondern auch III denen, die durch ihre Kleinheit und Unscheinbarkeit gar nicht meh~ Städte, sondern nur befestigte Lager genannt werden durfen: fur dte Stadte tm Osten wie auch im Westen sorgte er, für ihren Bestand und ihre Sicherheit arbeitete er, indem er ihre Grundmauern befestigen ließ, Turm auf Turm, Krone auf Krone oder Mauer auf Mauer setzte, daneben ließ er in ihnen Waffen aller Art, Speere, Geschosse, Schilde und Panzer sowie Steinschleudergeräte und andere Maschinen lagern, dte eben zur Abwehr anstürmender Feinde gebraucht werden. In den großen Städten befanden sich auch gegen Lohn arbeitende Handwerker für die verschiedenen Waffengattungen, also die einen für die Speere, die anderen für die Geschosse, und wieder andere für die übrigen Waffen, die sie Jahr für Jahr zu verfertigen hatten: diese Leute lagerten die verschiedenen Waffen in riesiger Anzahl in staatlichen Arsenalen, damit die Verteidiger im Falle des Bedarfs einen reichlichen Waffenvorrat hiitten. Aber er ließ auch große Landgüter anlegen, die dorr gewonnenen Feldfrüchte sammeln und in Scheuern und Scheunen aufhäufen, und zwar in Tausenden und Abertausenden Scheffeln, dabei handelte es sich nicht nur um Gerste und Getreide, sondern auch um andere Saaten, die man in schlechten Zeiten ohne Ertrag dringend braucht und die den Bedürftigen ihren Mangel durch die reiche Hand des Kaisers ausgleichen sollen: wer anders hatte das je getan und diesen Erfolg gehabt als dieser Kaiser, unter dessen Leitung man, wie ich sagte, sehen konnte, wie Häuser von unten bis oben voll waren mit Getreide, Wein, Öl und allen anderen Lebensmitteln, die die Erde spendet, ja, wie auch die Türme der Stadtmauern geradezu überbordeten von Getreide, Gerste und Hirsekörnern? Hätte je einer Dinge zum Essen und Trinken gesucht, die wir Menschen haben wollen, aber nicht gefunden, so hätte er durchaus noch in 211 deren Genuß kommen können, und zwar in Magnesia in Lydien : dort hatte Kaiser Johannes den Staatsschatz lagern lassen, und dort auch härte man alle Speisen und Getränke finden können, und zwar nicht nur die Erzeugnisse aus unserem Land, sondern auch solche aus der ganzen Welt, zum Beispiel aus Ägypten, Indien oder aus einem noch weiter entfernten Land.
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Er ließ auch Bücher aller künstlerischen und wissenschaftlichen Fach11 sammeln und diese in jeder einzelnen Stadt In Bibliotheken2t2 . h m~~ . ' .. autbewahren. Daneben ordnete er in seInem GebIet eIne eInmalige Beschreibung und Schätzung für die Abgaben und Steuern an: durchgeführt aber sollte sie werden von Leuten, die nach seiner Erkenntnis Gott fürchteten, denn mit dessen Hilfe habe er sie aus der Hand der Feinde errettet, er selbst aber liebte Gott sein ganzes Leben lang. Durch diesen Kaiser gewannen alle seine Untertanen immer größeren Reichtum, seine Offiziere wie auch die Großen des Reichs hatten auf Grund ihrer Privilegien 2t3 und ihres Besitzes vielfältige Einkünfte sowie in Hülle und Fülle das, was sie zum Bestreiten ihres Leb.ensunterhalts brauchten. Hetden von Pferden, Rindern, Schafen und Kamelen konnte er in einer solchen Menge erwerben, daß die Erde sich fast als zu klein erwiesen hätte, um diese alle zu ernähren. Er sammelte riesige Schätze und brachte Haufen von Geld- und Sachwerten zusammen, wobei er diese auf viele Städte verteilte und dort lagerte. Er erachtete es eben als ein Ruhmesblatt und als Anlaß für großen Stolz, daß er Untertanen hatte, die reich waren und in jeder Hinsicht im Überfluß lebten. Daher gab es allenthalben im Rhomäerreich bei jedem einen Wettstreit darüber, wer wohl aus ehrlichen und rechtmäßigen Einkünften den meisten Besitz und die meisten Viehherden erwürbe. Wenn einer auf seinem Weg, sei es als Soldat, sei es als ziviler Reisender, die Zelte des Kaisers oder seiner Untertanen erblickte, wenn er die riesigen Stallungen, die viele Rennpferde hervorbringen sollten, betrachtete, und wenn er schließlich sich den Reichtum an Speisen und Getränken vor Augen führte, dann konnte er meiner Überzeugung nach nur von Staunen und Verwunderung erfaßt werden; und wenn er die vielen Lager der Kaiser anschaute, so mußte er auch bestätigen, daß diese riesig und konkurrenzlos waren. Gab es denn eine Stadt, ein Land oder ein Volk, das nicht Anteil erhalten hätte an den Gaben und Wohltaten des Kaisers, und zwar sowohl für die Gemeinschaft als auch für den einzelnen Bürger? Gibt es von den kleinsten bis hin zu den großen, ja, bis zu den altehrwürdigen Kultstätten, irgendeine Kirche, die bei seinen freigebigen Geschenken leer ausgegangen wäre? Wie ein Hausvater sorgte er sich um alle, und nicht nur um die seiner Herrschaft Untergeordneten, sondern auch um die Untertanen anderer Herren. Beweise für meine Aussage sind das ehrwürdige Kloster am Sinai und alle Klosteranlagen um den Berg Zion herum, die
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Patriarchate Jerusa.lem, die Mutter alle.r Kirchen, Alexandrien, und Antiochien, sowie Kloster, deren namentlIche Aufzählung ich mir hier wegen ihrer Vielzahl erspare. Ja, at~ch In Konstantinopel selbst, wo zu seiner Zeit die Italiener herrschten (dIe den Beschluß gefaßt hatten, viele Kirchen in der Stadt niederzureißen, um der sie bedrängenden Geldknapp_ heit zu begegnen), wandte er eIgenes. Geld auf und erreichte dadurch, daß einige Kirchen unversehrt stehen bIteben: das waren die Kirche im Blaehernen-Palast, die Kirche der Rufinianai sowie jene, die am Eingang des Hafens Michael, dem Fürst der himmlischen Heerscharen, geweiht ist. Der heiligen Kirche der Verkünder Gottes, der Apostel, die durch ein Erdbeben vom Verfall bedroht war, widmete er sein kaiserliches Interesse, er ließ sie mit reichlichen Geldmitteln wieder neu aufbauen. Dazu kamen auch noch die heiligen Klöster auf dem Athos, den man den Heiligen Berg nennt, die Klöster in Thessalonike und in Attika sowie die anderen, die aufzuzählen mir durchaus nicht leicht fiele: alle diese durften seine milde spendende und helfende Hand erfahren und erhielten so Unterstützung und festen Beistand. Ein solcher Mann war Kaiser Johannes, ein Helfer aller Bedürftigen, und so übte er seine Kaiserherrschaft in gottgefälliger Weise aus.
35214 (zu Kap. 53, S. 138) Die Entscheidung mancher Leute, vorab die des Kaisers selbst, fiel auf Nikephoros Blemmydes: er war von überragender Weisheit, er wurde Philosoph genannt und war auch wirklich ein Philosoph, zudem war er der Lehrer des Kaisers in der Philosophie gewesen. Den meisten aber mißfiel diese Wahl, ganz besonders der Versammlung der Bischöfe. Da wurde der Kaiser betroffen und unsicher, da sich nicht alle auf einen Kandidaten einigen konnten, sondern die eine Partei diesen, die andere einen anderen vorzog, und sie so völlig Widersprüchliches beschließen wollten. Deshalb sprach der Kaiser zu ihnen: «Hätten wir die Möglichkeit, das Los zu werfen, so könnten wir sofort eine Entscheidung treffen, die Gott gefällt; da dies aber nicht gestattet ist, müssen wir das unternehmen, was wir i~ Vertrauen und in der Hoffnung auf Gott tun dürfen. Daher wollen wIr bei dem Namen der beiden zur Wahl stehenden Kandidaten das Buch der heiligen Evangelien vorsichtig öffnen, und derjenige, der uns dadurch bekannt gemacht wird, soll als von Gott vorgeschlagen gelten!» Dieser Vor-
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allen gut geheißen, mit zerknirschtem Herzen beteten
sc II 1 ag \Vur d e vOll . . . G d danach wurde der Beschluß III dIe Tat umgesetzt. sie zu ott, un ~ . .
Es wurde also für den Namen des. PhIlosophen Blemmydes dIe Heilige Schrift aufgeschlagen, allein das PapJer.waruberhaupt mcht beschrieben: deshalb konnte Blemmydes nicht beruckSlchtlgt werden: Nun machte eI be für den zweiten KandIdaten - das war Nlkephoros, der . II '15 . man das S Erzbischof von Ephesos - und traf auf dIe Ste e- : «sIe kommen nicht zur Reife», worauf im Text das «sie werden erstickt" und die Verbindung «und» folgten. Da mußte man das Buch für einen dritten Kandidaten aufschlagen, denn auf Grund der Wortfolge in di~sem Text wurde auch der zweite Versuch nicht anerkannt, genau so wemg WIe der erste, der ja, wie berichtet, abgelehnt worden war, weil überhaupt keine Buchstaben auf der Seite standen. Beim Öffnen des Buches traf man auf die Schrift216 «Esel und Füllen", und so wurde auch der dritte Kandidat verworfen: das war der damalige Abt des Klosters Sosandra, Johannikios Kydones. Da bemächtigte sich aller große Angst und Betrübnis, es ängstigte sich auch Kaiser Theodor, und er sagte zu den Anwesenden: «Wer von euch kennt noch einen anderen? Er möge uns diesen nennen!" Daraufhin sprach einer von Arsenios Autoreianos. Mit noch tieferer Zerknirschung des Herzens und mit der Anrufung Gottes sucht man nun auch, zu seiner Person den Willen Gottes aus der Schrift zu erfahren. Man schlägt also noch einmal das Evangelienbuch auf und trifft auf den Ausspruch 217 : «er und seine Jünger,,; hierauf priesen alle Gott, hielten an Arsenios fest, wiewohl sie ihn noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatten und bezeichneten ihn als von Gott gewollten Hirten und Lehrer. Er war der Sohn des Alexios Autoreianos, der vor der Einnahme der Königin der Städte durch die Italiener Richter des Velum und kirchlicher Richter gewesen war, seine Mutter stammte aus dem Geschlecht der Kamateroi. Sein Taufname war Georgios; als er dann in dem noch bestehenden Kloster auf der Insel Oxeia zum Mönch geschoren wurde, nannte er sich um in Gennadios; weil aber sein Vater bei der Mönchsweihe von Alexios in Arsenios umbenannt worden war, ein wahrer Diener Gottes, der bei allen beliebt war, nannte er sich schließlich Arsenios, und dieser Name blieb ihm fürderhin. Er wirkte dann als Abt des Klosters auf Oxeia, und von Kaiser Johannes Dukas wurde er neben den damaligen Bischöfen von Kyzikos und Sardes als Gesandter zu dem Papst ausgewählt. Doch er achtete alle diese Ehren gering und schloß sich in einem
kleinen . ..Kloster inmitten des Sees . von Apollonias ein ,denn e r _zog es vor, einzIg fur Gott zu leben und bel Gott bekannt zu - sein . Er bot sogar an deren Geschenke an, um selber dem Amt des Vorstehers von Oxeia entkommen zu können; und als selbst der Patriarch Manuel ihn nicht zur A hme der Abtwürde von Oxeia überreden konnte, sagte er zu ihm~~~u hältst wohl nach dem Patnarchenthron Ausschau", wodurch er ihn von seiner Haltung abbringen wollte. Ober diesen Mann also erfuhr der Kaiser, daß er auf einer Insel im See von Apollonias lebte, daß er Kenntnisse in der Wissenschaft besitze - er hatte nämlich sowohl den Unterricht in der Grammatik wie auch in den universalen Wissenschaften mit Erfolg absolviert, so daß er wirklich verstehen konnte, was er las, und angesichts der gekünstelten Sprache in den Büchern nicht in Verwirrung geriet -, daß er sich von Jugend an dem Joch des Mönchslebens unterzogen hatte, und daß er weit mehr gepriesen und gelobt wurde als viele andere unter denen, die in ihrem Tugendeifer als ganz besonders galten: daher sandte er sehr schnell Leute aus, die ihn an den Hof bringen sollten, und dieser kam. Da der Kaiser seinen Zug von Nikaia her beschleunigt hatte, konnte er an der Versammlung der Bischöfe teilnehmen, und weil er merkte, daß sie eines Sinnes waren, befahl er ihnen, Arsenios schnell zum Patriarchen zu wählen. Die taten das auch und machten ihn im Verlauf von nur einer Woche vom Diakon zum Patriarchen. Zu dieser Zeit begann der Kaiser auch damit, die Kirche des Blutzeugen Christi Tryphon zu erbauen, und er ließ sie zu jener Schönheit und Größe aufführen, die man heute sehen kann: an dieser Kirche errichtete eell8 ebenfalls Schulgebäude für den Unterricht in Grammatik und Rhetorik, setzte Lehrer dort ein und ordnete Schüler ab, wobei er freigebig bestimmte, daß sie ihre Verpflegung aus der kaiserlichen Privatschatulle gezahlt bekommen sollten. Die Kirche des Martyrers Tryphon war zuvor aus rohen Ziegeln errichtet gewesen, sie war «unterirdisch", d.h. sie lag ein wenig unter der Erdoberfläche; deshalb setzte sich an ihrem Fußboden Wasser fest, und das wiederum hielt die Leute davon ab, die Kirche zu betreten. 39 (zu Kap. 61, S. 151) Was sich für den Kaiser begab, der an einem Ort namens Mamas in der Nähe von Pegai zeltete, ist wert, berichtet zu werden: es war der erste Tag 203
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üBERSETZUNG
219 d r Klerus sang gerade im Chor das große Morgen_ unter den Tagen , e d B f hl I b .. ten die meisten von en e e s 1a ern gewohnlich E lob' zu dessen nd e t re . d . . . d so kamen sie herzu, er">'lesen em Kmser auf dem vor den KaIser, un 20 d d d . Boden ausgestrec kt d'e 1 Ehrerbietung' un stan I'en ann wIeder auf. Als . . -I1 gerade anschickte, das Evange lum zu' verlesen, rannte der Pnester SIe " . . . bl I d' s von einem HabIcht verfolgt wmde, 111 das Zelt hInein elO Re lU 111, " ," 'd b' er Ha lcht aber ) der · f an a11en vorbei bis vor dIe Fuße des KaIsers, un d Ile . 'I achsetzte ließ sich oben auf dem Zelt meder. l 1 m n , 'ser' "Schaut nur d'leses R ebh u h n an, d as'1st d er. persiD a sagte deKal r· . . . . Ihn wIeder. 111 sem eigescI1e 5uItan.. er '''I'll '. zu uns fliehen, .aber wIr wollen " nes Amt einsetzen; sein Verfolger Jedoch, der HabIcht,' das sm~ dIe Tataren. So lasset das Rebhuhn in seine eIgenen WeIdegrunde zuruckkehren, des Habichts Kopf aber befehle ich vom Rumpfe zu trennen.:. So geschah es, sein Befehl wurde ausgeführt. So zog der KaIser mIt emem großen Heer auf der Straße in die westlichen Relchstede. 43 (zu Kap. 62, S. 152) Herausgabe von Tzepaina, von wo aus er auch die Barbaren verfolgte. Es war der Tag, an dem wir das Gedächtnis der Apostelfürsten Petrus und Paulus begehen, also gegen Ende des Monats Juni; die Verfolgung der Barbaren aber dauerte noch bis zum August. 44 (zu Kap. 63, S. 157) Er hatte nämlich gehört, daß die Kaiserin Theodora, die Frau des Despoten Michael, zu ihm kommen wolle. Sie begegnete ihm auf dem Weg bei dem Dorf Lentzas im Bezirk von Voleron - dort hatten wir auch das Fest der Erhöhung des lebenspendenden Kreuzes begangen221 -, und dort blieben sie drei Tage. 47 (zu Kap. 69, S. 165) Der Kaiser überquerte Anfang Dezember den Hellespont, das Fest Christi Geburt222 feierte er in der Gegend von Syrrhoia; und als er dann mit großer Schnelligkeit nach Lydien und in die Stadt Sardes weiterzog, erhielt er mehrfach Mitteilungen von dem Perserherrscher, er werde zu ihm kommen; der Kaiser war bereit, sich dort mit ihm zu treffen und zu verbünden. Wie wir nach Kalamos kamen, wo auch das Kastell Kaballares ill gelegen ist, da kam ein Emir zu uns und bestätigte, daß sich der 204
ZUSATZE
Sultan in Tripolis aufuielt. Daraufuin machten wir bei dem Dorf Apollonios Halt und begingen am nächsten Tage die feierliche Liturgie des Her224 renfestes des Lichts ; aber am darauf folgenden Tag ließ der Kaiser die große Masse des Heeres und den Troß auf das Feld von Magnesia ziehen, er selbst jedoch kam mit einigen wenigen nach Sardes. Dort empfing er den Sultan mit ausgesuchter Freundschaft, wie es sich gehört, und zog gemeinsam mit ihm nach Magnesia. Hier standen ja die Heere schon, und zwar in einer solch riesigen Anzahl, daß sich das Heerlager von dem Ort Chlera bis zu den Flußengen hin erstreckte. 50 (zu Kap. 74, S. 171) Er läßt nach dem Patriarchen Arsenios rufen und sagt zu ihm: "Herr, ich scheue mich, vor deiner Heiligkeit unvermittelt mit der Schande meiner Taten zu prunken; wenn du es gestattest, so will ich auf deine Anordnung hin einem der Bischöfe meine Taten beichten, der soll dir dann das alles berichten, du selbst kannst mir daraufuin die Absolution erteilen ••. Der Patriarch entgegnete ihm: "Wem wünschst du denn, daß ich das befehle? Denn das hängt nur von deinem Entschluß ab, nenne also, wen du nur willst! •• Da schlug der Kaiser den Bischof von Mitylene vor, einen Mann von frommem Lebenswandel und von geübter Tugend, zumal da ihm dieser gut bekannt war. Diesen also ließ er kommen und legte eine Beichte ab. 51 (zu Kap. 74, 5.171) Nach seiner Beichte schickte er den Bischof von Mitylene zu dem Patriarchen, damit er diesem seine Sünden mitteile. Danach aber hieß er den Bischof und den Patriarchen am nächsten Tag 2U sich kommen: dabei tat er, wie mir der Patriarch selber erzählte, ihm gegenüber genau dasselbe wie beim Bischof, er umfaßte seine Füße und benetzte mit seinen Tränen die Erde noch mehr als zuvor. Auf diese Weise erhielt er die Absolution, lebte dann nur mehr kurze Zeit, er hatte das Mönchskleid angenommen; dann verließ er das vergängliche irdische Reich und übersiedelte in das ewig unvergängliche Reich des Himmels. , ' 52 (zu Kap. 74, 5.171) An diesem Kaiser Theodor bewundern die meisten sein unvergle!chhches Talent für die Philosophie sowie seine wahrhaft unübertroffene In205
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. d bewundern an ihm seine Kühnheit, die doch mit Bedäch_ I enz ; an ere tellg . . h G . d h .. . t .a seine ganze knegensc e esmnung: urc diese ngkelt gepaart IS , , , . I k . . I f i t t e er alle seine Gegner m Sc 1rec en versetzt und m die Elgensc 1a ten 1a . hb d. . und zwar nicht nur seme Nac am, le Perser - diese FIuc ht gesc hl agen , . d· ff· hatte er samt ihrem Herrscher dazu gebracht, Ihm Je 0 lZlelle Ehrerbie_ . n und alles , was bei ihnen als wertvoll galt, fast nach Art tung zu erweIse . . von Sklaven heranzuschaffen -, nem, selbst die Araber und den H~rrn Ä ten hatte er allein auf Grund semes Rufes dazu bewogen, Ihm von gyp h h b . Eh . . große Geschenke zu übersenden. So ?,anc er e t semen . rgelz, seme freigebig schenkende Rechte in den Himmel, anderewIeder smd geradezu erschrocken über die unermeßliche Fülle seiner bel den verschiedensten Gelegenheiten zu Tage tretenden gottgegebenen Vorzüge und rühmen diese über alle Maßen. Er hat das Vorbild seines kaiserlichen Vaters fest bewahrt und zeigte dieses bei allen Gelegenheiten, wo seine Vorsorge erforderlich war, doch gegenüber vielen Leuten vergrößerte er noch seine Fürsorge und seine Bemühungen. Jeh selbst will seinen Eifer um die Förderung der Redekunst und die weise Pflege der Wissenschaften rühmen: unter allen, die sich um diese Dinge verdient gemacht haben, weiß ich ihm niemanden an die Seite zu stellen, der so wie er die Kenner der Redekunst schätzte und mit ähnlich großer Zuneigung aus innerstem Herzen die Gelehrten liebte; das Zusammensein mit einem einzigen weisen Mann erachtete er für wertvoller als sein ganzes Kaisertum. Er ließ auch Bücher aus allen möglichen Fachrichtungen und Wissensgebieten sammeln - so viele allerdings doch noch nicht wie der dafür berühmte Ptolemaios 22s -, diese ließ er auf die Städte verteilen und ordnete an, daß jedem Bürger die Möglichkeit zur Lektüre sowie zur Interpretation der Abhandlungen in diesen Bibliotheken gegeben werden sollte. Angesichts dieser Sachlage begann die Beschäftigung mit der Wissenschaft sich unter diesem Kaiser wieder zu regen, die auf Grund der Katastrophe, die über die Königin der Städte hereingebrochen war, nahezu völlig abgerissen war - ja, sie nahm in einem so großen Maße zu, daß allenthalben, auf dem Land genau so wie in den Städten der Rhomäer, philosophische Zirkel entdeckt werden konnten, daß sich Schaubühnen der Musen entwickelten, und daß der Marktplatz nahezu eines jeden Ortes von gelehrten Leuten bevölkert war, die unentwegt Gründe und Gegengründe zu wissenschaftlichen Problemen anführten und sich mit Ober-, Unter- und Schlußsätzen in der Logik abmühten.
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ZUSATZE
Aber wehe, uns alle. traf das Unheil: dieser so außerordentliche Kaiser durfte nicht einmal vier ganze Jahre in der Kaiserwürde leben, er verschied, wie schon berichtet wurde, und ließ nach dem Heimgang der Hülle seines irdischen Leibes bei allen Menschen eine große Sehnsucht und Liebe zu sich zurück, ganz besonders bei denen, die in irgend einer Weise in den Genuß seiner Gaben gelangt waren oder denen das Glück widerfahren war - wie etwa mir selbst -, seinen Worten lauschen zu dürfen. 53 (zu Kap. 75, S. 172) Er schickte sich an, eilends aus der Kirche zu verschwinden, in der er der Feier der heiligen Liturgie beiwohnte. Doch einige aus der alten Clique, die mit ihm in der Kirche waren, fürchteten, er könne beim Verlassen der Kirche voller Hochmut wiederum einen Sinneswandel vornehmen und das Volk auf seine Seite ziehen, wodurch sie selbst als Frevler entdeckt werden könnten, und so ließen sie sich zu einem neuerlichen Eid herbei. Als nämlich der Kaiser noch in den letzten Zügen lag, und als sein Testament verlesen wurde, so daß es alle hören konnten, da hatten alle geschworen, sie wollten die Vorschriften des Testaments unverfälscht beachten; nach seinem Tode leisteten sie ein zweites Mal denselben Eid und nun, wiewohl gebunden durch Eide und Verträge, überreden sie den Protovestiarios dazu, sich im Inneren der Kirche zu verschanzen gemeinsam mit seinem Bruder Andronikos, dem Groß-Domestikos, und beider ältestem Bruder, dem Protokynegos. 56 (zu Kap. 84, S. 186) Patriarch Arsenios: nach dessen Amtsenthebung war Nikephoros von Ephesos nachgefolgt, war allerdings bald darauf verstorben, ohne auch nur ein ganzes Jahr den Thron innegehabt zu haben. Dieser Arsenios war von Kaiser Theodor, wie berichtet, auf den Patriarchenthron erhoben worden; er war ein Mann, der sowohl für das Gespräch als auch für die praktischen Dinge in höchstem Maße begabt war226, und der seine angeborene Gewandtheit bewußt zur Schau stellte: von anlernbarer Bildung hatte er nur recht wenig mitbekommen, einige wenige Brocken vom allgemeinen philosophischen Studiengang hatte er sich angeeignet, um nicht den Eindruck der völligen Unerfahrenheit in diesen Dingen zu erwecken, um also ein wenig Einblick zu erhalten in das, was er zu verachten gewillt war - von dem Pfeil der Liebe zu Gott getroffen, hatte er schon von
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" J d an in seinem Herzen allen Dingen dieser Welt Lebewohl , I' h I k '. fruhester ugen d'c allermeisten gar meht eIC tassen onnen, und das gesagt, von d enen I .. Leben als Mönch erwahlt., ' , , f"h d'e Krönung Mlchaels zum Kaiser durch. Sowie er aber ArsellloS u rte I ..' f" . . ' ··h Michael seinen Ratschlagen mcht ugte, kam es mit Ihm zu sa h, d a,{ SIC , d h f .. b d Zerwürfnis und Streit, er wurde der Fem . sc a t gegenu er. em Kaiser om Patriarchen thron vertneben. Dasselbe widerfuhr aus angekl agt un d v 'f d . derselben Anschuldigung heraus dem BI.scho . von Sar es, Andronlkos, und ManueI, dem Bischof von Thessalomke, sie wurden ebenfalls ~us ihKirchenämtern verbannt. Als aber der Kaiser gegen die LateIner in ~;nstantinopel zu Felde zog und in der Nähe der Stadt sein Lager aufschlug, nahm der Bischof von Sard~s aus der Hand des Johannikios, des Bischofs von Philadelpheia, das Monchsgewand an. Obwohl er den Kaiser unentwegt bestürmte, er solle ihn in die Hauptstadt Paphlagoniens, seinen Geburtsort, zurückkehren lassen, ließ ihn der Kaiser nicht dorthin ziehen, da er seine Verschlagenheit kannte: es war ja des Bischofs Ziel, ganz Paphlagonien mit feindlicher Gesinnung gegen den Kaiser in Aufruhr zu versetzen. Daher sagte der Kaiser zu ihm: «Zum Metropoliten von Sardes bist du bestellt, daher mußt du frohen Herzens im Gebiet von Sardes bleiben». Da wußte er nicht mehr, was er unternehmen solle, und erwählte das Leben als Mönch. Der Bischof von Thessalonike verließ Nikaia, verblieb aber in der Nähe dieser Stadt; der Patriarch Arsenios verließ ebenfalls Nikaia und schloß sich in einem kleinen Kloster ein. Da versammelten sich alle Erzbischöfe in Lampsakos, und durch ihre Wahl wie auch auf Befehl des Kaisers erhoben sie Nikephoros, den Bischof von Ephesos, auf den Patriarchenthron. Da er aber nicht einmal in diesem einen Jahr dort verblieb, sondern schon vor Ablauf des Jahres verstarb, brachte der Sebastokrator Tornikes den Kaiser mit sanfter Gewalt dazu, den Arsenios ein zweites Mal auf den Patriarchenthron zu erheben, denn er erzählte, Arsenios könne Wundertaten und Wunder zeichen vollbringen. So wurde also Arsenios zum zweiten Mal auf den Thron des Patriarchen erhoben. Da ich in meinem Bericht an diese Stelle gekommen bin, will ich ein paar Worte über den Patriarchen Arsenios sagen. Jeder, der ihn einer Ablehnung oder Gegnerschaft gegen den Kaiser bezichtigt hat, ist entweder von völligem Unwissen geschlagen oder muß als Verleumder entlarvt werden: an einer dieser beiden Fehlhaltungen litt er auf jeden Fall. Ich
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ZUSÄTZE
selbst gehörte doch eine Zeit lang zu seinem engsten Gefolge, war Teilnehmer an seinen Beratungen und an der Durchführung seiner Beschlüsse, Tag und Nacht lebte ich als Hausgenosse unter demselben Dache wie er: und niemals konnte ich eine solche böse Haltung an ihm entdecken wie auch der treue Zeuge im Himmel weiß. Nein, Bischof und Lehrer wa: er im Sinne Gottes, und als wahrer Hirte wünschte er, daß alle aus seiner Herde, die ihm anvertraut waren, in echter Gottesfurcht lebten, dazu rief er sie immer wieder auf. Und obwohl sie in ihrem Tugendstreben keine Fortschritte machten, vielmehr den Zorn Gottes auf sich herabzogen, indem sie so vielen heiligen Eiden aus dieser Zeit zuwiderhandelten, resignierte er nicht - was ihm durchaus zugestanden wäre -, wiewohl er in seinem Herzen litt und schwer getroffen war, sondern ermahnte sie in Wort und Tat zur Umkehr, damit sie das Heil erlangten: er war nämlich ein Eiferer für das Gute, deshalb schalt er die Sünder, um sie zur Besserung zu bewegen. Auf Grund dieser Schwierigkeiten wollte er mehr als einmal von seinem Amt zurücktreten und sprach bei sich den alten Satz: «Bei dem Ungehorsam des Volkes rette deine eigene Seele». Allein, von der endgültigen Durchführung dieses seines Vorsatzes wurde er abgehalten durch seine damaligen geistlichen Ratgeber, die ihm den folgenden Satz entgegenhieltenl.27: «Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes», oder die ihm das Wort des Apostels vor Augen stellten 228 : «Noch hat er der Sünde nicht im Kampf bis auf das Blut widerstanden» . 57 (zu Kap. 89, S. 193) Dies alles vollzog sich auf die beschriebene Weise. Für uns aber ist jetzt der Punkt gekommen, in unserer Darstellung einzuhalten; denn alle die großen und bedeutsamen Ereignisse, die nachher kommen, zu erzählen ist jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt, liegt doch alsbald ein überaus großes Meer an Erzählstoff ausgebreitet da, der sowohl die profane als auch die kirchliche Geschichte berührt. In mir ist der Geist erlahmt und der Leib wird starr, da er von den verschiedensten Krankheiten geplagt wird - und das Ganze wegen mei~es weit vorgerückten Alters, aber auch angesichts der Menge un~ Große dessen, was noch gesagt werden müßte -, ja, auch meine Hand uberkam zu ihrer angeborenen noch die durch mein Lebensalter bedingte Kalte
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. k nn sich daher nicht mehr zum Schreiben bewegen. Deshalb d' b . h d un d SIe a wollen wir Gott Dank sagen für a.s , was. w~r erle ten . urften, den Wunsch, noch mehr zu schreiben, mussen wIr Jedoch aufschIeben: wenn wir im kommenden Frühjahr noch unter den Lebenden gefunden werden und der Zeitpunkt nicht wider uns ist, dann versprechen wir, uns auch einem Bericht über die folgenden Ereignisse zu widmen.
ANMERKUNGEN
Zu dieser Zeit regierte die römische Kirche Papst Innozenz 111. (1198-1216), der in politischer Hinsicht wohl mächtigste Papst aUer Zeiten; zu ihm siehe die großartige DarsteUung von Reinhold SCHNEIDER, Innozenz der Dritte, Köln-Olten 1960. 2 KARLlN-HA YTER 143 hat nachgezählt, daß Akropolites 11 mal «Franken», 48 mal {(Lateiner» und 51 mal «Italiener» geschrieben hat. Daraus zieht sie zu Recht für Akropolites wie auch für die anderen Historiker dieser Zeit die Folgerung, daß Lateiner oder Italiener nichts anderes bedeutet als «Westler», oder «die Kreuzfahrer», und daß (S. 145) die Begriffe Lateiner und Italiener absolut auswechselbar sind, wohingegen «Franken» zumeist, aUerdings auch nicht immer, die Franzosen angibt.
Dieser Ausdruck (<<deutsch» nolens volens) ist ein Zitat auS der /lias 4,43; dazu unsere Einleitung S. 33 Anm. 35. 4 Das Zitat aus dem Alten Testament (1 Reg. 19,18) steht in der Septuaginta ein wenig anders.
5 Der Beiname Murtzuphlos dürfte wohl heißen: «mit einer dunklen (schwarzen) Augenbraue»: so erklärt HEISENBERG 1303 diesen Beinamen. A. SAVVIDES, Byzantinoi Epanastates 398 erklärt diesen Beinamen als «der Mann mit den dichten Augenbrauen», doch die Erläuterung von August HEISENBERG ist weit einleuchtender. Zu diesem Alexios V. Murtzuphlos siehe POLEMIS, Doukai 145-147. Hier irrt Georgios Akropolites. Es handelt sich zweifellos um das Jahr 6712, folglich im nächsten Satz um 6711: die Einnahme Konstantinopels durch die Lateiner erfolgte am frühen Morgen des 13. April 1204, im Mai 1203 waren sie vor der Stadt gelandet, und am 17. Juli 1203 hatten sie die Stadt ein erstes Mal erobert. 7 Mit dem König von Serbien ist gemeint König Srephan, der von 1196 bis 1228 in Serbien regierte. Er ist der Sohn des Stephan Nemanja und heißt «Stephan der Erstgekrönte» (Stefan Prvovjencani), weil er im Jahre 1217 von Papst Honorius 111. die Königskrone erhielt. 8 Zur Blendung des Alexios V. Murrzuphlos siehe G. PRINZING, Diss. 5: diese muß nach ihm «einige Zeit nach dem 13, April stattgeftmden haben», aber «vor Juli 1204». VLACHOS Melenikon 35 schreibr dazu: «Alexios V. Mt
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, CHRONIK ANMERKUNGEN e'ben auch KIRSTEN-KRAIKER 631, nicht aber von seiner MurtzUp hl os sc IU I dort durchgeführten Blendung. ..' . In dem Buch \'on HOEcK-LoENERTz uber Nlkolaos-Nektanos von Otranto finden wir auf 5.44 Anm. 70 die Behauptung: «Weder Georg/Os Akropolites noch Nikephoros Kallistos Xartthopulo s sprechen von emer Abdankung des Patriarchen, sondent nllr yon seiller Ablehnu~,g der Emladung an den Hof VOll Nikaia». Diese Behauptung, die sich auf,dle vorhegende Stelle der Chronik stützen will, ist aber sicher falsch, IIaQattllcH~ ISt e111 Term111uS TechnicuS und heißt nichts anders als eben «Abda/lkllng» (so versteht das WOrt zum Beispiel auch GIANNOPOVLOS 33); man vergleiche dazu (neben HEISENBERGS Index 1326) besonders die Bedeutung des Verbums rruQ uml t)Qc;9at bei Skutariotes 56 (HEISENBERG I 301,15), wo sich aus dem Kontext zwinend die Bedeutung «abdanken, vom Amt zurücktreten» ergibt. Die These ~on HOEcK-LoENERTz wird kritiklos übernommen von A, KARPozlLOs 19 Anm, 18 und von Joan M. HVSSEY, The Orthodox Church 189 u, 207, obwohl Peter WIRTH, Zur Frage (Byz, Forsch, 4) 251 mit Anm, 75 schon im Jahre 1972 eine klare Widerlegung der These vorgelegt hat. Es bleibt also bei dem Folgenden: 1) Patriarch Johannes X. Kamateros weigerte sich, von Didymoteichon im europäischen Teil des Reiches nach Nikaia zu kommen (ob bei dieser Weigerung auch familiäre verwandtschaftliche Bindungen mit Alexios IlL mitspielten, wie HussEY, Orthodox Church 189 behauptet, ist fraglich) 2) er erklärte in Didymoteichon schriftlich seinen Rücktritt vom Amt des Patriarchen 3) dabei ist es zweifellos möglich, daß er auch seine Weigerung, nach Nikaia zu reisen, schriftlich bestätigte, Am 26, Juni 1206 (so KRANTONELLE 61) ist er in der Stadt Didymoteichon verstorben. 10 Das Wort Oc<jltVOE\Jtn~ ist im Griechischen ein Fremdwort und heißt (\'~L HEISENBERGslndex sub voce, 1317) «Verteidigung», Man sollte dieses Wort nicht mit «Regierung» wiedergeben, wie dies H, AHRWEILER, Byzance et la Mer 301 tut. 11 Gemeint ist Theodor Mankaphas; der Schimpfname heißt «Diimmlicher Theodor», «Theodorder Trottel» oder etwas Ähnliches, 12 Balduin von Flandern, der neunte seines Namens als Graf von Flandern und Hennegau, ist 1171 geboren, er wurde der erste lateinische Kaiser von KonstantinopeL Doch schon im April 1205 sollte er (Akrop, 13) in der Schlacht von Adrianopel besiegt werden und in die Hände der Bulgaren fallen, die ihn (wahrscheinlich noch im selben Jahr 1205) umbrachten, 13 Mit dem «Dogen von Venedig» ist gemeint Enrico Dandolo, Er ist um 1107
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geboren, wurde im Jahre 1192 zum Dogen gewählt und war trotz seines hohen Alters der eigentliche Kopf und die treibende Kraft des sog, Vierten Kreuzzugs, Er verstarb am 1. Juni 1205 und wurde in der Kirche der Hagia Sophia begraben, Zu Ihm Siehe besonders D, M, NICOL, Byzantium and Venice 124-154 und B, DVDAN, der in großem - faschistischem (1938)? - Nationalstolz von ihm sagt, er sei «{orse il piu glorioso "oma ehe la storia venez;ana ricordi» gewesen. Nach der Teilung des Reiches konnte sich «der Doge mit Recht Herr des vierten "nd noch dazu eines halben Teiles (von einem Viertel) des römischen Kaiserreiches» nennen (OSTROGORSKY 350). Mit dem Markgrafen ist gemeint Bonifaz von Montferrat, Er ist geboren um 1155 und war eine der großen Führergestalten des sog, Vierten Kreuzzugs. Er hatte Maria-Margarethe von Ungarn, die Witwe Isaaks IL Angelos, geheiratet und wurde zum «König von Thessalonike» ernannt, doch er starb schon im Jahre 1207, Zu der Familie der Montferrat und zu Bonifaz selbst sei verwiesen auf die lebendige Schilderung bei Ch, DIEHL 226- 233, Leon Sguros - der Name bedeutet «Lockenkopf» oder «mit gekräuseltem Haar» - ist einer derer, die allS den Wirren nach der Einnahme von Konstantinopel durch die Lateiner unmittelbar Nutzen gezogen haben: er brachte es in kürzester Zeit fertig, die Stadt Korinth und weite Teile des Umlandes zu seinem Herrschaftsgebiet zu machen, Eudokia ist eine der Töchter des Kaisers Alexios IJI, Angelos (ihre Schwester Maria hatte Theodor L Laskaris geheiratet): in erster Ehe war sie mit Stephan, dem König von Serbien, verheiratet gewesen, danach war sie die Frau des unglücklichen Alexios V, Murtzuphlos geworden, und nun wird sie in dritter Ehe die Frau des Provinzpotentaten Leon Sguros, Zu diesem ist zu vergleichen: ANGOLD 123; D, JACOBY, Les archontes 466f.; D, JACOBY, The Encounter 8821,; A, BON 68; J. HOFFMANN 138 f., der von ihm sagt: «Sg"ros ist eine Figur, die durchaus als Tyrann in die klassische griechische Zeit gepaßt hätte». Zu Michael LAngelos, dem Gründer der griechischen Oberhoheit in Epiros nach 1204, siehe KARPOZILOS 37- 39 und POLEMIS, Doukai 91-92, Form und Aufbau einer solchen Belagerungsmaschine aus seiner Zeit, also aus dem 4, Jahrhundert, hat am besten Ammianus Marcellinus 23, 4,10-13 beschrieben, Dessen Darstellung sei hier wiedergegeben, denn an dem Grundkonzept einer solchen Helepolis hat sich bis ins 13, Jahrhundert hinein nichts verändert (Zitat nach der deutschen Übersetzung von W, SEYFARTH: Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, lateinisch und deutsch von W, Seyfanh, Dritter Teil: Buch 22-25, Berlin 1970,5,77): «Anstelle dieser sinnvoll ausgedachten Sturmböcke, die man schon wege" ihrer Häufigkeit wenig schiitzt, erbaut man eine Maschine, die bereits dell Historikern be-
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CHRONIK ANMERKUNGEN
ka,mt ist w,d die wir Grieche .. «Städtebrecher» '!ellllell. Nachdem Deme_ trius, der So/m des KÖlligs Alltigonlls, Rhodus ,md alld~re Städte ,mter stän_ diger Verwelldw'g diese'. Maschine erobert hatte, erhIelt er de". Beinamen Poliorketes. Diese MaschIne stellt mall folgmdermaßen her: Em riesenhaftes Stllrmdach wird erbaut, wobei matt sehr lange, kräftige Bohlen verwendet und diese mit eisemen Niigelll aneinmtderfügt. Danll bedeckt man es mit Rindshäuten ulld einem Geflecht VOll frischeIl Zweigen und besprengt seine Oberf/iiche mit Schlamm, damit er die Gefahr von Brändell und Wurfgeschossen !!erringert. An se;'Jer Stimseite befestigt man dreifache, sehr scharfe Pfeilspitze .. alls Eisen VOll großem Gewicht, ähnlich wie UIIS Maler und Bildhauer Blitze darstellell. Wem, die Maschine ihre Stacheln hervorstreckt, reißt sie alles fort, was sie erreichen kann. Diese so gewaltige Masse setzt eine zahlreiche Man ..schaft VOll ;,men her durch Räder und Taue in Bewegung ,md lenkt sie IInter Anspannung aller Krafte gegen eine schwache Stelle in der Mauer. Wenll die obell stehenden Verteidiger nicht über sehr starke Kräfte verfügen, zerschmettert die Maschine die Mallern und legt einen breiten Zugang frei». Zur Erklärung einer solchen Belagerungsmaschine sei auch noch verwiesen auf die Darstellung des Militärschriftstellers Vegetius (4.15. Jahrhundert), De re militari IV 1- 30. 19 Die Quellen für die Schlacht von Antiocheia am Mäander sind zusammengestellt bei SAVVIDES, Byzantium in the Near East 96-100, dort auch die Datierung auf den 17. Juni 1211. 20 DÖLGER-WIRTH 1682 datieren diesen Vertrag mit dem Sultan in den Sommer des Jahres 1211, B. FERJANCIC, Les etats et les rapports 642 datiert diesen Friedensvertrag jedoch in die Zeit nach dem Januar 1212. Das genaue Datum in unwiderleglicher Weise anzugeben dürfte nicht möglich sein, daher ist eine weitere Diskussion zwecklos. 21 Der Kaiser mit dem Beinamen des Bulgarentöters ist Basileios ll., der von 976 bzw. 985 bis 1025 regierte. Nach seinem entscheidenden Sieg über Samuel, den Zaren der Bulgaren, im Juli 1014, verfuhr Basileios in einer beispiellos grausamen Weise (OSTROGORSKY 257): «Die Gefangenen wurden geblendet, je hundert Mann erhielten einen Einäugigen als Führer, der sie zu ihrem Zaren nach Prilep geleiten sollte». Bei einem solchen Vorgehen ist es verständlich, daß Zar Kalojan nunmehr seinerseits als "Rhomäertöter» in die Geschichte eingehen will, wie wir im 13. Kapitel der Chronik des Akropolites lesen. 22 Der Gründer des sog. Zweiten Bulgarischen Reiches ist Asen 1., der von 1186 bis 1196 als Zar regierte. 23 Oft und oft kommen in der Chronik des Akropolites die Skythen vor, nahezu immer ist diese Stammesbezeichnung als ein Synonym für die Slawen oder
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bestimmte slawische Volksstämme verwendet. Dazu sagt Max VASMER in seiner Akademieabhandlung von 1941 (die eine außerordentlich reichhaltige Fundgrube darstellt) mIt dem TItel Die Slaven in Griechenland auf S. 17: «Die Bezeichnung Skythai für die Slaven ist natürlich historisch nicht herechtigt, sie hat sich aber im Mittelalter gerade bei Schriftstellern, die gern altgriechische Völkernamen gebrauchten, eingehürgert». Die damalige Hauptstadt des bulgarischen Reiches ist T rnvo; sie wird von Akropolites abwechselnd Strinabos, Trinabos oder Trinobos genannt. An dieser Stelle könnten mit den Skythen die Kumanen gemeint sein: die Stadt Adrianopel hätte also «am 14. oder 15. AfJril1205» gegen die Lateiner einen Sieg davongetragen, und zwar «mit Hilfe bulgarischer und kumanischer Truppe1l» (so. Th. VLACHOS, Kalojan, in: Byzantina 2,274). «Makedonien» heißt bei Akropolites nichts anderes als Thrakien: darauf weist hin D. ZANKLES, Historika Semeiomata 338. Zur Zerstörung der Stadt Philippopel im Juni 1205 siehe A. KRANTONELLE 55 u. 78-82; Th. VLACHOS, Historia Philippupoleos 107. Der Zar Ivan I. heißt auch Kalojan (so PRINZING, Diss. XV). Er starb «plötzlich am 8. Oktober 1207 (vielleicht Mord)>>, so PRINZING, Diss. 47; die Todesursache, die Akropolites angibt, übersetzt PRINZING, Diss. 82 mit «Rippenfellentzündung ». Daß dieser «Mann in Waffen» der heilige Demetrios sein könne, der Schutzpatron der Stadt Thessalonike, wie VLACHOS, Melenikon 37 behauptet, ist durch nichts erwiesen, dies ist vielmehr recht unglaubwürdig. Zu der Arbeit von VLACHOS, ursprünglich einer Kölner Dissertation aus dem Jahre 1967, ist generell zu vergleichen die schlechthin vernichtende Rezension von Günter PRINZING, in: Byz. Zeitsehr. 64 (1971) 119-123. Zu dem Schimpfnamen des «Hunde-Ivan» vgl. VLACHOS, in: Byzantina 2,283 und besonders G. PRINZING, Diss. 58-59 u. 74 Anm. 63; an der erstgenannten Stelle beleuchtet PRINZING auch ein wenig die ideologische Ausrichtung der Byzantiner gegenüber den Bulgaren unter Zar Kalojan-Ivan. Zar Boril regierte von 1207 bis 1218. MichaelI. Angelos war Herrscher in Epiros von 1204 bis 1215 (zu ihm POLEMIS, Doukai 91 - 92). Er ist ermordet worden, und zwar von einem gewissen Rhomaios, wie Akropolites sagt. Wäre es nicht möglich, daß Rhomaios ein sprechender Name ist, daß der Mörder also ganz anders geheißen hat, jedoch von dem Chronisten als die Personifikation des Rhomäers, des wahren und echten Griechen, eingeführt wurde? Eine solche bewußte Veränderung des Namens läge, gerade weil es sich um einen Mörder des Herrschers von Eplros handelt, genauestens auf der Linie des griechischen Patriotismus, wie er im Ostreich von Nikaia-Nymphaion gepflegt wurde. Diese durchaus reale
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CHRONIK ANMERKUNGEN
Möglichkeir der Deurung des Namens Rhomaios wi:d weder v?n KARPozl_ LOS 39 mir Anm_ 26 noch von PRINZING, Dlss_ 114 uberhaupt In Erwägung gezogen_ 33 Perer von Courtcnay, der als Graf von Auxerre gegen Konstantinopel gezogen war, war für kurze Zeit im Jah~e 1217 lateinischer Kaiser_ Peter Von Courrenay und seine Frau Jolanthe, dIe Schwester Baldullls I. und Heinrichs von Flandern, waren die Eltern der zwei folgenden Kaiser des lateinischen Reiches: Robert von Courtenay 1221-1228 und Balduin 11. 1228-1261. Deren Tochter Maria, also die Schwester Roberts und Balduins, wurde die dritte Frau des Kaisers Theodor L Laskaris34 Dieser Sieg der Westgriechen von Epiros unter Theodor Angelos von Epitos (nicht etwa Theodor L Laskaris) über die Lateiner und der Tod des Peter von Courtenay in der Schlacht von Albanon 1217 hatte eine «ungeheure Wirkung» (so B. SINOGOWITZ, Diss. 78), besonders in psychologischer Hinsicht. 35 Dies ist die junge Maria Laskaris, die im Jahre 1218 (Datum nach E. DARKo 7) die Frau König Belas IV. von Ungarn wird. Die folgende Genealogie soll die weit verzweigte Verwandtschaft des ungarischen Königshauses im 13. Jahrhundert aufzeigen.
!:;~n~~~I(~'I;:) Gertrud von
~;;Y~i
CO
Andreas 11.
AndeChS-Meranienl~ (ermordet 1213)
Maria
Elisabeth von Thüringen IvanIl.~ 1207-1231
-----------
1205-1235
König
Bela IV.
(J)
/xiosm.
A\t
Maria Eudokia
CD
Asen
Anna CO Theodor I. Laskaris
1222)
Irene (J) Johannes III. Vatatzes
~
Helena Asen Q) Theodor II. Laskaris
Die heilige Elisabeth, die Tochter aus ungarischem Königshaus und Eheftau (seit 1227 Witwe) des Landgrafs Ludwig IV. von Thüringen, ist also sowohl mit dem griechischen Kaiserhaus der Laskariden als auch mit der bulgarischen Zarenfamilie direkt verschwägert. Sicher hat Franz DÖLGER recht, wenn er in seinem Vortrag Ungarn in der byzantinischen Reichspolitik von 1942 (jetzt in: Paraspora 153-177) sagt (S. 174 Anm. 61), die Ehe der jungen Maria Laskaris mit dem Thronfolger Bela IV. sei «anscheinend ohne besondere politische Folgen geblieben» - doch mögen auch politische Folgen aus-
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geblieben sein, religiöse Folgen gibt es allemal: Bela IV., der nach dem Tatarensturm von 1241/42 zum «zweIten Gründer Ungarns» wurde, «hatte zeit seines Lebens seiner. Schwester Elisabeth nahegestanden, und es ging das Wort 11m, er habe ntemandem etwas abschlagen können, das in ihrem Namen erbeten war. Seine Gemahlin Maria. und auch er selbst waren erfüllt von den Idealen des hezllgen Franz von Asslsl. Belde traten, wie auch Elisabeth, in den Dritten Orden, den der TertIaner, ein» (so Etica VON DELLINGSHAUSEN Die Wartburg, ein Ort geistesgeschichtlicher Entwicklungen, Stuttgart 1983: 5.41). 36 Die Ehe Kaiser Theodors I. mit der Prinzessin aus Armenien ist «um die Jahreswende 1214/5 wirklich geschlossen» worden (so HEISENBERG, Neue Quellen 1Il81); die Armenierin war die zweite Frau des Kaisers Theodor I. Laskaris. 37 Zu dem Vertrag vom Frühjahr 1212 und zur Festlegung der Grenzen siehe DÖLGER-WIRTH 1684. Aus dem Wortlaut der Chronik ergibt sich eindeutig, daß auch die Stadt Pergamos zum Herrschaftsbereich des griechischen Kaisers Theodor I. gehören soll - Vera HELL hingegen sagt in ihrem sonst bemerkenswert guten Reiseführer «Türkei, Band 1: Istanbul und die vordere Türkei», 3. Auflage, Stuttgart 1978, S. 194, die Stadt Pergamos sei «1212 in die Hände von Henri de Hainaut» gefallen und läßt den Leser so im Glauben, diese Stadt habe fürderhin zum lareinischen Einflußbereich gehört, was eindeutig falsch ist. 38 Zum Auftreten des Kardinallegaten Pelagius, des Bischofs von Albano, in Konstantinopel siehe HOECK-LoENERTZ 55-61, R. GUILLAND, Politique Religieuse 23-25 und H. HUNGER, Reich der Neuen Mitte 85--86. 39 Unsere übersetzung dieses Satzes lehnt sich an an jene von H. HUNGER, Byzantinische Geisteswelr 202. 40 Der Tod Kaiser Heinrichs I. von Flandern wird von HEISENBERG, Neue Quellen III 60, auf den 11. Juni 1216 datiert. 41 Dieser gespaltene Bart scheint ein besonderes Kennzeichen des Kaisers Theodor I. Laskaris gewesen zu sein: wir kennen ihn auch von den Münzen dieses Kaisers, wie HENDY, Coinage and Money 231, aufgezeigt hat. 42 «Ein klein wenig schielte er», so lautet unsere übersetzung für Akrop. 18: 32,2 EI[' öAiyov ETeQ6q>8UAJlOC;. Constance HEAD 238 hatte zweifellos die Bedeutung des Schielens vor Augen, als sie übersetzte und interpretierte: «His eyes differed from one another», «Akropolites adds, probably indicating that one of them did not foclls proper/)'». Ein Jahr später, in Byzanrio n 51 von 1981, wendet sich Barry BALDWIN auf S. 17 gegen diese Erklärung mit dem Hinweis, daß das Adjektiv im späten Griechisch immer «eyes of different colour" bedeute. Sein Verweis auf das Lexikon von LIDDELL-SCOrr bringt nicht viel, denn «einäugig" wie bei Demosthenes 24,141 oder Aristore-
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CHRONIK ANMERKUNGEN
'k 5 22 kann hier nicht gemeint sein, «verschiedenfarbig» aber les Melap IJ),s,' , . f d .
bedeutet das \'iort nur im Zl1sammenhan~ mit :. er en. ~cm,. Constance
HEAD hat das Richtige gesehen, und es ist !In Knuker, der In dIe Irre geht; , wir bleiben daher bei un,serer übersetzung, . 43 Michael IV. Autoreianos Ist der Nachfolger Jenes Johannes X. Kamateros, der im Jahre 1206 abgedankt hatte und auch verstor~en war, Im Jahre 1214 ichael Patriarch Theodor II. Iremkos, dessen Nachfolger , foIgte au f M schließlich war Maximos H. im Jahre 1216. Manuell. Sarantenos War von 1217 bis 1222 Patriarch, und auf diesen folgte Germanos H., der von 1222 bis 1240 die Geschicke der griechischen Kirche lenkte. 44 Das ist der Beginn der Regierung des Zaren Ivan H. Asen (1218-1241), des zweifellos bedeutendsten bulgarischen Herrschers des 13. Jahrhunderts. 45 Hierzu "gI. KARPOZILOS 72 Anm. 17, . . 46 Zu Andronikos Nestongos siehe auch SAVVIDES, Byzanuum In the Near East 188, dort auch der klare Hinweis darauf, daß zWIschen Johannes III. Vatatzes ~nd dem Sultan von Konya kein direkter Konflikt ausgefochten wurde. 47 Sthlabos ist der gräzisierte Name für Sial', so nennen ihn zum Beispiel I. DUjCEV 36 (dort auch französische übersetzung von Akrop. 24: 39,4-12) und Zdr. PLJAKOV 187. VLACHOS, Melenikon 25 u. 39-40 sagt, dieser Sial' habe mit Vornamen Alexis geheißen, ab dem Jahre 1230 verliere sich seine Spur, nachdem er seit 1215 Herr in Melnik gewesen sei; eine der Folgen der Schlacht von Klokotnitza sei nämlich die Umsiedlung des Alexis Slav von Melnik in die bulgarische Hauptstadt Trnvo gewesen, und so habe er wahrscheinlich «als Aristokrat in Trnvo das Ende seines Lebens» verbracht, 48 Maria Petraliphas heiratete zu Beginn des 13, Jahrhunderts (so POLEMIS, Doukai 165) Theodor Angelos, der ab 1215 Herrscher von Epiros war. 49 Der in die Höhe gehobene und so für jeden lesbare Wortlaut des von Epiros gebrochenen Vertrages sollte die Bulgaren zu einer noch größeren Kampfeswut gegen die Westgriechen unter Theodor Angelas anstacheln: vgl. E, ALEKSANDROV, in: Palaeobulgarica 12 (1988) Heft 4, 5.75. 50 Die Schlacht bei Klokotnitza fand am 9. März 1230 statt (gewiß nicht «April 1230», wie D. NICOL, Byzantium and Venice 167 sagt); sie bedeutet das jähe Ende aller Großmachtpläne der Angeloi von Epiros und ist dadurch indirekt eine wesentliche Stufe für die spätere Erfolgsleiter des Reiches von NikaiaNymphaion (zu der Schlacht und deren Folgen siehe auch HOEcK-LoENERTZ 152), 51 Hierzu G, EUTHYMIOS, in: Archeion tou Thrakikou ., " 22, 5,355. 52 Der Name der Groß-Walachei stammt aus dem 13. Jahrhundert, er hatte sich herausgebildet wegen der starken walachischen Bevölkerungsteile in Thessalien (so NICOL, Refugees 8).
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53 Manuel Angelos war also zum Dcspoten ernannt worden, weil Kaiser Johannes JlL ihm den zweIten, aber eben nur den ZWeIten, Platz im Reiche zuweisen wollte, Das bedeutet unter anderem, daß er nicht mit roter Tinte Unterschreiben darf, denn dies ist cin «Vorrecht des Kaisers» (so HOEcK-LoENERTZ 151) und steht ihm als Dcspoten nicht zu. Darauf zielt auch der sanfte Spott, von dem Akropolites hier berichtet: Manue! will beides sein, Despot und Kaiser zugleich (zu dIeser Interpretation vgl. auch KARPOZILOS 87 Anm. 3) - das aber steht einzig Christus zu. Der Benediktinerabt Johannes Hoeck (HOECK-LoENERTZ 151 Anm. 5) weist überdies darauf hin, daß dieses hier zitierte Sticheron in der Liturgie verwendet wird: es ,<wird in der Sonntags-
und Montagsvesper gesungen». 54 «Euripos» ist ein Synonym für die Insel Euboia, diese wurde im Mittelalter meist Negroponte genannt (vgl. dazu das gleichnamige Buch von Johannes KODER). 55 Den Titel eines Königs von Jerusalem trug Johannes von Brienne, in den Jahren 1231 bis 1237 war er trotz seines hohen Alters zum Kaiser des lateinischen Reiches, genauer: zum Mitkaiser Balduins IL, ausersehen. 56 Leon Gabalas (gestorben um 1240) und sein Bruder Johannes Gabalas waren lange Zeit die Herren der Insel Rhodos. Im Jahre 1226 hatte Leon Gabalas die Oberhoheit des Kaisers Johannes 1II. Vatatzes (und damit das Ostreich von Nikaia-Nymphaion) anerkannt und war dafür von dem Kaiser mit dem Titel des Caesar geehrt worden. Der hier beschriebene Zug gegen Rhodos fand Ende 1233 unter dem Kommando des Andronikos Palaiologos statt, des Vaters des späteren Kaisers Michael VIII., der damals schon Groß-Domestikos war. Zu diesem Zeitpunkt befand sich zufällig auch Nikephoros Blemmydes auf der Insel Rhodos, man lese seinen Bericht in Teil II seiner Autobiographie, Kapitel 20-23 (MUNITIZ 55-56), Zur Chronologie der Ereignisse auf Rhodos in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts siehe unsere Anmerkung 108 zu Kapitel 48. 57 König Andreas IL von Ungarn - die Geneaologie siehe oben in Anm. 35 zu KapitellS - hatte auch eine Tochter Maria (A. D.VASILEVA, Les relations politigues 78 nennt sie allerdings fälschlich Anna), diese wurde die erste Frau des Zaren Ivan II. Asen und die Mutter jener Helena, die die Frau des Laskariden Theodor IL werden sollte. 58 Zu dieser Gesandtschaft vom Beginn des Jahres 1233 siehe DÖLGER-WIRTH
1730, 59 Das ist ein Anklang an Platons Satz vom Philosophenkönig (Platon, Staat 5, 473 cd). Diesen Satz muß Georgios Akropolites sehr geliebt haben, denn er hatte ihn schon in seiner Totenrede auf Kaiser Joha""es W, herangezogen (HEISENBERG II 28,1 - 3).
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CHRONIK
ANMERKUNGEN
. d F eundschaftsvertrag, dessen Bruch durch Ivan H. und 60 Zu der HeIrat, em r . b I . I . . . A f I "sowie zu den gememsamen u gansc l-gnechlschen neucrltclle u na 1111c.:: ··b·· I . . d lateinische Konstantinopel gl t es eme fCle lhaluge wisAngnffen gegen as . b' senschaftliehe LireratlIr, von der das Folgende hIer angege en sem soll: DÖLGER-WIRTH 1730 u. 1745 u. 1758; HOEcK-LoENERTz 167-168;. ZANKOVA_ PETKOVA, in: Viz. Vrem. 28 (1968) 136-150; CANKOVA-PETKOVA, m: Byzamino-Bulgarica 3 (1969) 49-79; GjUSELEV,. in Jahrb. d. Österr. Byz. 26 (19n) 143-154; ZAVORONKOV, in: Viz. Ocerkl 15 (1977) 195-209; GjUSELEV, in: Izvestija na Naz. Ist. Mus. 2 (1978) 7- 37; ANGELov, Bulgannt v srednoveko_ vieto, 1985; LANGDON, in: Byz. kaI Metabyz. 4 (1985) 105 -135. Für die historischen Ereignisse dürften die folgenden Daten feststehen. 1233 Gesandtschaft der Griechen bei Ivan 11. Asen mit Brautwerbung für den Kronprinzen Theodor Laskaris (die Initiative zu diesem Schritt ist wohl doch von bulgarischer Seite ausgegangen: so gegen DÖLGERWIRTH 1730 OSTROGORSKY 361 Anm. 1) 1234 Entente Cordiale (so LANGDON, a.a.O. 105) zwischen Johannes UI. Vatatzes und Ivan Ir. Asen 1235 Frühjahr: Hochzeit der Herrscherkinder Helena Asen und Theodor II. Laskaris in Lampsakos 1235 Frühjahr bis Winter (GjUSELEV, JbÖstByz. 26,150): Erste Belagerung Konstantinopels durch Truppen aus Nikaia-Nymphaion, Bulgarien und auch aus Thessalonike 1235/36 Rückzug der Heere in ihre jeweilige Heimat (Akrop. 33: 52,5 -9) 1236 Neuerliche Belagerung Konstantinopels durch Truppen der Ostgriechen und der Bulgaren (die Verteidigung der Stadt wird unterstützt durch kleine Hilfskontingente aus Pisa und Genua: M. BALARD, Les Genois480) 1236 Beginn der Entfremdung zwischen den Bulgaren und den Ostgriechen (LANGDON, a.a.O. 118) 1236/37 Offener Bruch des Vertrages durch Ivan II. Asen: Rückführung seiner Tochter Helena Asen nach Trnvo 1237 Sommer bis Herbst: Neuerliche Wiederherstellung der Entente Cordiale zwischen Bulgarien und Nikaia-Nymphaion (Akrop. 37: 60,5) 1238/39 Neuerliche erfolglose Belagerung Konstantinopels durch Truppen Ivans II. und Johannes' m. 61 Zu diesem Sprichwort, das noch einmal im Kapitel 35 anklingt, siehe Curtius Rufus 7, 8, 23: "Sc)'tharum solitudines» Graecis etiam proverbiis audio eludi, at nos deserta et humano cultu vacua magis quam urbes et opulentos agros sequimur. 220
62 Dieser Berg Ganos wird von J. S. LANGDON nach eigenem Augenschein als
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die Akropolis der Stadt Didymoteichon identifiziert, er sagt dazu in seiner Dissertation auf S. 489 Anm. 434: "The acropolis is the only prominent high point I noticed in the entire lowland region (rom Adrianople sOl/th and west 10 Did)'moteichon, and is probably to be identified with '[0 ögo<; '[oi) lUvou.» Johannes von Brienne, der den Titel des «Königs von Jerusalem» getragen hatte, verstarb am 23. Mai 1237. Der Fluß Hebros hieß also schon damals Maritza, heute Evros bzw. Meri, Nehri, und die alte Stadt Ainos heißt heute Ellez. Die Belagerung und Eroberung von Tzurulon wird von J. S. LANG DON, Diss. 244-245 nicht, wie bisher allgemein angenommen, in das Jahr 1237, sondern erst auf Beginn 1238 datiert; diese Zeitangabe kann allerdings nicht präzise bewiesen werden. Der kaiserliche Truchseß Nikephoros Tarchaneiotes machte also seinem Namen alle Ehre, denn Nikephoros heißt «Siegbringer». Er war verheiratet mit Maria Palaiologina, der Schwester des späteren Kaisers Michael: dieser sollte seinen Sohn Andronikos Tarchaneiotes später zum Groß-Konstabler ernennen (c. ASDRACHA, Les Rhodopes 284). Balduin II. von Courtenay ist 1217 geboren, im Jahre der Geburt des Georgios Akropolites. Schon mit 11 Jahren wurde er der Nachfolger seines Bruders Robert von Courtenay, doch die Jahre von 1231 bis 1237 regierte sein Vormund und Schwiegervater Johannes von Brienne als Mitkaiser. Hier ist angesprochen Ludwig IX. der Heilige, der von 1226 bis 1270 König von Frankreich war. Die Zahl 60 000, die Akropolites hier angibt, ist ganz sicher stark übertrieben. Der Zug ging also wohl an der Rhone entlang, dann der Küste des Mittelmeers folgend durch die Poebene nach Istrien, von dort in den Süden Ungarns und weiter in das Gebiet der Bulgaren.
71 Ich lese mit dem Codex U bei HEISENBERG CLU'[ÖV. 72 Manuel Kontofre war im Jahre 1240 Gouverneur des Themas von Thrakesion und wurde 1241 Oberbefehlshaber der Flotte; wiewohl als solcher abgesetzt, finden wir ihn kurze Zeit später (Akrop. 40) wieder als Flottenkommandant (AHRWEILER, Smyrne 143-144). 73 Diese Niederlage der Griechen unter !ophre aus Armenien datiert D. NlcoL, Byzantium and Venice 171 in das Jahr 1241; der Anführer der siegreichen Venezianer war nach NICOL Giovanni Michiel, der Podesra der Venezianer in Konstantinopel. 74 Der bulgarische übersetzer (in: Gruzki Isvori sa Bulgarskata Istorija, Bd. 8, S. 169) hat nicht erkannt, daß ayultTJ an dieser Stelle (wie überhaupt häufig bei Akropolites) die spezielle Bedeutung "Frieden» hat. 221
CHRONIK
ANMERKUNGEN
75 Die Geneaologie der Angeloi von Epiros (und ihre Verwandtschaft mit ande-
ren Häusern) Ivan II. Asen
Johannes Angelos
\
~I--
MichaelI. (t 1215)
Maria
Manue~l (t 1241.)
Theodor
(t nach 1252)
= Nebenfrau
~~
Johannes Demetrios
Anna
Irene CO\(2) Ivan 11. (1/) ro Maria von Ungarn
lt'~ ~~y1
Johan nes CO Eudokia Theodora :a5/
Michael
Duki
.
Mana
Helena Asen ro Theodor H. Laskaris
Theodora CO Michael VIII. Palaiologos
(t 1304) 76 Zu Anna siehe POLBUS 93. Ungefähr 1224 heiratete sie Stephan, den künftigen König von Serbien (1227-1234), sie starb um das Jahr 1258. n HOEcK-LoENERTZ 227 (vgI. auch 153) sagen sehr richtig, daß Theodor Angelos «wegen seiner Blindheit den Thron nicht selbst besteigen" will, daß er aber dennoch «auf die Regierung einen entscheidenden Einfluß ausübt». Das dürfte bedeuten, daß der geblendete Theodor als Berater seines Sohnes im Sinne eines eIder statesman wirkte, ja, daß er trotz seiner Behinderung recht eigentlich die Lenkung des Staates inne hatte. 78 Ich lese 1tUgEXOlg"crUVtO, wie es schon HEISENBERG als Möglichkeit im Ap· parat angibt. 79 Manuel Angelos starb 1241, zu ihm siehe POLEMIS, Doukai 90. 80 Diese Begebenheit ist sehr schön und einfühlsam geschildert in dem Buch von Alice GARDNER von 1912, 5. 155. 81 Zar Ivan IL Asen starb im Juni 1241, sein Nachfolger wurde Koloman L, der von 1241 bis 1246 in Bulgarien regierte. 82 Michael IL von Epiros war zwar im Kapitel 14 schon kurz erwähnt worden, aber jetzt wird er zum ersten Mal als politisch Verantwortlicher vorgeführt. Wie sein Vater Michael L war auch Michael IL unehelich geboren, über seine Jugend sagen HOECK-LoENERTz 168: «Michael Angelos hatte mit Umgehung seines natürlichen Sohnes Michael seinen Bruder Theodoros zu seinem Nachfolger bestimmt. Als er nun im Jahre 1215 seinen Tod fand und Theodoros die Regierung antrat, fürchtete die Mutter des jungen Michael fiir das
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Leben oder wenigstens für die Augen des Kindes und floh mit ihm in die Pejoponnes, die damals schon ganz zum fränkischen Fürstentum Achaja gehärte. Obschon die Quellen davon schweigen, darf man annehmen, daß die Fürsten Gottfrie~ 1. (1209-J229) und Gottfried H. (1229-1246) von VillehardOllin den Fluchtimgen Ihren Schutz mcht verweigerten .. .". Jetzt also mit den dem Tode seines Onkels Manucl, fallen dessen Land und Herrschaft jungen MIchael II: zu Ihm SIehe POLEMIS, Doukai 93-94. 83 Konstantin Angelos, ein Halbbruder des Michael L von Epiros, starb nach 1242; zu ihm POLEMIS, DOLIkai 9184 Michael Libadarios gehörte zu einer der großen Adelsfamilien seiner Zeit (ANGOLD 69), hier wird er als Groß-Hetaireiarch eingeführt. Das bedeutet zumindest dies eine, daß er nicht Befehlshaber der kaiserlichen Garden War wieS. BLöNDAL 170 fälschlicherweise behauptet. ' 85 Die Stadt Nymphaion in Lydien war die übliche Winterresidenz der Herrscher - also gerade nicht die «residence surtout estivale des empereurs», wie Madame AHRWEILER, Smyrne 46 sagt -, sie war seit Johannes die faktische Regierungshauptstadt des gesamten Reiches. 86 Georgios Akropolites hat ziemlich sicher das zutreffende Datum geschrieben, aber durch einen späteren Schreibfehler wurde daraus das Jahr 6741, worauf schon HEl SEN BERG im Apparat hinweist. Akropolites gibt an dieser Stelle ein klares Datum in präziser Weise an: 18. Dezember 1242. Diese genaue Datumsangabe beweist die Größe des Schreckens, den dieser grimmige Wintereinbruch auf die Griechen gemacht hatte (also auch auf den späteren Chronisten); es ist ja doch recht bemerkenswert, daß diese genaue Datierung den ungewohnten Schneefall angibt, nicht etwa ein wichtiges politisches oder militärisches Ereignis! 87 Sultan Ghajassedin IL Kaikosru regierte VOn 1237 bis 1247. 88 Der Vertrag von Tripolis am Mäander wurde im Herbst 1243 geschlossen (vgI. DÖLGER-WIRTH 1776). Diese politische Union zwischen den Griechen von Nikaia-Nymphaion (also in Kleinasien) und dem Reich der Seldschuken von Konya dient der Abwehr der ZLI dieser Zeit außerordentlich gefährlichen Mongolen (die Akropolites Tataren nennt): im Jahre 1241 hatren sie schon Ungarn überrannt, Breslau zerstört und in der Schlacht bei Liegnitz über ein deutsch-polnisches Heer gesiegt (zu den Mongolen vgL J. CHAMBERS 42 und den sehr lesenswerten Aufsatz von Eric VOEGELIN in Band 15 der Zeitschrift Byzantion). Dieser Vertragsabschluß vom Herbst 1243 zeigt aber auch, wie klug die Politik des Kaisers Johannes IlI. Vatatzes war: nachdem er sich im Westreich von Thessalonike 1241 die Oberhoheit gesichert hatte, bindet er nunmehr den potentiellen Feind im Osten, die Seldschuken, an sich, und dies mit einer doppelten Zielsetzung; vordergründig, aber doch wirklich sehr
a;
"I.
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CHRONIK
ANl\1ERKUNGEN
· F I t 'ar einem Ansturm der Mongolen, das ferne Hauptziel
real, war d le ure 1 \ . .. k b d H 'f II at eh damals schon die Ruc cro crung er aUptstadt aber war zwei e os , 1 • cl 1 k. cl .
Konstantinopel, wozu eine Alli'\l1z nHt den Sei sc 1U en 0 er zuml11dest deren wohlwollende Neutralität eine glanzcndc Voraussetzung darstellte .. . N ' " er klärt Bruno LEHMANN 55 Anm. 2 ganz allgemem als 89 Dlcse aztraer , «Asketen». 307) I b d' T I k 90 Höchstwahrscheinlich (so auch HEISENBERG I 1a en, le zu u Onen ihren Namen von dem slawischen W'ort für DIener - sluga -, das es auch im
heutigen Russisch noch gibt. . 91 Zdr. PLfAKOV, in: Byzantino-Bulgarica 4 (1973) 190 vermag aus dieser Angabe des Akropolites auch das spezifische Leiden des Nlkolaos Lltoboes zu erschließen, denn er sagt: «Der Kommando:,t d~r Festung lag »ut Pod~gro kfllllk zu Bett». Mag dies zutreffen oder mcht, 10 Jedem Fall!st auch diese Stelle wieder ein Beweis für das auffallende Interesse des Akropolites für Probleme der Medizin. Der Name des bulgarischen Kommandanten wird von D. NICOL, Refugees28 wohl zu Recht transskribiert als «Nicholas Litovoj». 92 DÖLGER-WIRTH 1789 sprechen hierzu von «Versprechungel/ fiir den Fall der Übergabe der Stadt» Melnik, die Verhandlungen sowie die Übergabe der Stadt fallen in den Herbst des Jahres 1246. An dieser Stelle ISt sehr schön die damals wohl übliche Vorgangsweise bei der Übergabe einer Stadt zu erkennen:
1) Zunächst finden Vorverhandlungen statt zwischen dem Kaiser und den kaiserlichen Beamten auf der einen Seite und einer Abordnung aus der betreffenden Stadt, wobei diese Abordnung nicht selbständig Verträge unterzeichnen darf, sondern allein die schriftlich ausgearbeiteten Garantieversprechungen des Kaisers entgegennehmen soll. Diese erste Abordnung ist daher noch nicht aus Voll bürgern zusammengesetzt, sondern besteht aus solchen, die nichr das volle Bürgerrecht haben: Georgios Akropolites nennt sie Synepoikoi. 2) Diese bringen nun die schriftliche Garantieerklärung in ihre Stadt (im vorliegenden Fall handelt es sich um eine echte Goldbulle). Erst jetzt werden aus den Vollbürgern der Stadt die eigentlichen Unterhändler gewählt, jene also, denen Unterschriftsvollmacht gegeben ist. Diese setzen sich zusammen aus der lokalen Aristokratie, aus den städtischen Amtsträgern und aus dem Offizierskorps der lokalen Garnison (so E. FRANcES 88 und ANGOLD 286; C. N. TSIRPANLIS 466 macht gleich zwei falsche Angaben: die Abordnung aus Melnik bestand nicht aus «all the nobility», und die Verhandlung fand mitnichten in Nikaia - das wäre ja in Kleinasien! -, sondern direkt vor Melnik statt). Im Falle der Stadt Melnik im Herbst 1246
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waren es 500 Mann: in anderen Fällen mögen es durchaus weit weniger Personen gewesen sell1.
3) Die Abordnung der Voll bürger ist es nun, die die Unterwerfung unter den Kaiser und damit die Übergabe der Stadt rechtswirksam durchführt. Der Kaiser wiederholt nun noch einmal die Garantieerklärungen und läßt diese in seiner Kanzlei schriftlich ausfertigen (das War im Herbst 1246 beispielsweise die Aufgabe des Logothetes tou genikou Georgios Akropo!ites). 93 Die Stadt Prosek am Fluß Vardar kam also auch im Jahre 1246 in die Gewalt der Griechen von Nikaia-Nymphaion, behielt jedoch ein eigenes Stadroberhaupt, siehe dazu MAKsIMovlc, Byz. Provo Administration 54, "Proseb ist ein slawischer Ortsname, wie M. VASMER 200 nachweist, "Prosakos" mithin eine Gräzisierung. 94 Dieser neuerliche Vertrag mit dem bulgarischen Reich (dazu DöLGER-WIRTH 1787) beweist wiederum die politische Klugheit des Kaisers Johannes Ill. Vatatzes; denn er erklärt ja ausdrücklich, auf weitere Gebietsansprüche zu verzichten, das Reich der Bulgaren also nicht angreifen zu wollen. 95 Das ist das erste Amt des Georgios Akropolites im Staatsdienst, er ist Logothetes tOl! genikou geworden. Neben die Aufgabe, die Goldbullen für die unterworfenen Städte (so HEISENBERG 11 S. VII) auszufertigen, tritt noch eine zweite, nämlich die allgemeine Kriegsberichterstattung, von der Akropolites an dieser Stelle spricht. Wichtig an dem Satz, es sei ein alter Brauch der Kaiser, «daß sie fiir die Leute in der Ferne ihre kriegerischen Erfolge schriftlich niederlegen lassen», ist das Wort «Erfolge» - Katorth6mata -, denn das bedeutet, daß diese «literarisch gefertigten Feldzllgsberichte» «im Dienste der kaiserlichen Propaganda» standen, «indem sie die Siege lind sonstigen Erfolge herausstrichen, andererseits sicherlich Schlappen und sonstige Mißerfolge verniedlichten" (so P. WIRTH, Die sprachliche Situation 36-37): von dieser Hofgeschichtsschreibung an Hand der Katorthomata hat Akropolites zweifellos viel gelernt. 96 Die zu Beginn des Kapitels 45 berichtete Verschwörung war also aus der Mitte der Bürger der Stadt Thessalonike entstanden und richtete sich gegen Detnetrios Angelos, der als Despot schon dem Kaiser Johannes untertan war; diese Verschwörung war ganz im Sinne des Kaisers von Nikaia-Nymphaion, denn sie diente seinem Ziel, Thessalonike endgültig den Angeloi zu entreißen und seinem eigenen Machtbereich einzuverleiben. Die Riidelsführer der Verschwörung gegen Demetrios Angelos scheinen später allesamt von Johannes 111. und dessen Nachfolgern mit neuen Ämtern belohnt worden zu sein: so finden wir latropulos wieder als Stadtoberhaupt im kleinasiatischen Philadelpheia (ANGOLD 176 u. 265), Demetrios Spartenos erscheint in späteren Jahren als Pansebastos Sebastos (CHARANIS, Aristocrac)' 349), Kampanos 225
CHRONIK ANMERKUNGEN
wird Sradtoberhaupr von Thessalonike (ANGOLD 176 Anm. 137),. un~ TZYri_ thon wurde nicht nur Groß-Charrulanos, sondern wurde auch mit Landerei_
en unweit von Smyrna beschenkt. .. . 97 Akropolires läßt sich inspirieren von dem Vers 27 der Komodle Plutos des Arisrophanes, wörtliches Zirat ist nur der Halbvers: «und doch zugleich auch {iirden al/ergerissensten DIeb».. . . . 98 Der besondere Spott an diesem Eid Ist dann zu sehen, daß der le!chtsmnige Stadtherr Demerrios heißt, also den Namen des Stadtpatrons von Thessalo_ nike trägt, bei dem eben auch geschworen wird. . . . 99 Hier rritt die politische IdeologIe des grlechlschen Relches ll1 KlelOasien unverhüllr zu Tage, denn der Hofhisroriograph des Palaiologen Michael sagr: «die bisberigen Herren von Tbessalonike waren. immer rhomäerfeindlich gewesen». Dieser Satz sreht in der Mitte und als Uberleitung zwischen folgenden zwei Fakten: - der Einnahme der Stadt Thessalonike durch den Kaiser des Ostens, - der Ernennung des Andronikos Palaiologos zum Statthalter von Thessalonike sowie von dessen Sohn Michael (eben dem späteren Kaiser) Zum Gouverneur von Melnik und Serrhai. Wir sehen also, wie nach offizieller Lesart der Paläologenfamilie erst seit 1246 die wichtigsten Gebiete des Westens wieder rhomäisch wurden, und das isr: griechisch. 100 Michael Dukas Angelos Komnenos Palaiologos, so der offizielle Name (nach POLEMIS, Doukai 157) wurde 1224/25 geboren. Seine Karriere hat folgende Stationen: Dez. 1246 Gouverneur von Melnik und Serrhai - 1252/53 GroßKonstabler - Sept. 1258 Megas Dux - Nov. 1258 Despot - Jan. 1259 Kaiser - Aug. 1261 Einzug in Konstantinopel - 11. Dez. 1282 Tod in Thrakien. 101 Daß der gerade 21jährige Michael Palaiologos seine Karriere in Melnik begann, hatte auch einen großen Stolz der Einwohner von Melnik zur Folge, der sogar bis heute anhält. So berichtet VLACHOS, Melenikon 51 Anm. 6 einen Ausspruch eines ehemaligen Bewohners von Melnik, den er selbst gehört haben wiII (also in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts!): «Kaiser Michael VIII. Palaiologos hat zuerst Melenikon und dann das ganze byzantinische Reich regiert». 102 Zu Demetrios Angelos siehe POLEMIS, Doukai 93. POLEMIS sagt zu Recht, daß Demetrios im Jahre 1246 nicht viel älter als 20 Jahre gewesen sein kann. 103 Der Vater des (späteren Kaisers) Michael heißt mit vollem Namen Andronikos Dukas Komnenos Palaiologos (so POLEMIS, Doukai 156). Dieser Andronikos Palaiologos, der mächtige Groß-Domestikos, läßt sich vor seinem Tode (im Jahre 1247) «das Haupthaar scheren», will folglich als Mönch in Demut sterben. Diese Nachricht paßt bestens zu dem Stil der Frömmigkeit,
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wie sie uns auS der Autobiographie Michaels b~kanntist (vgl. dort besonders die Kapitel 2 u. 3: GREGOIRE 449-451) oder ":'Ie SIe dIe bescheiden-demütige Art des Einzugs im wIedereroberten .Konstantll1opel beweIst. Das Geschlecht der paläologen ist also nIcht nur polmsch mnovatJv und durchsetzungsfähig, sondern auch voller Frommlgkelt und Gottesfurcht - und daher geeignet zum Kaisertum: die HofIdeologle aus der Umgebung Michaels VIII. dringt ab 'etzt in der Chronik immer stärker durch, also ab der Schilderung der endül;igen Unterwerfung der Angeloi von Thessalonike im Jahre 1246 und ab ~em Beginn der öffentlichen Tätigkeit des Michael Palaiologos. Zu den Ereignissen, die im Kapitel 47 der Chronik berichtet werden, besonders zu der Stadt Bizye (Vlzye), vgl. d,e BeItrage von Lakides SAVVAS und ]oannides SAVVAS, beide in: Archeion tou Thrakikoil ... 22 (1957) 270-280 u. 281-282. Auf den S.275 u. 276 findet sich eine Nacherzählung der in Kapitel 47 geschilderten Begebenheiten von L. SAVVAS. Genoveva CANKOVAPETKOVA, in: Byzantino-Bulgarica 3 (1969) 66-67 unterstreicht mit MELIARAKES «die große strategische Bedeutung der beiden Festungen Bizie und Zu",/Ion - die Wachtürme Konstantinopels gegen Ostthrakien». Zu der Person des kaiserlichen Mundschenks Johannes Kantakuzenos siehe D. NICOL, The Byzantine Family of Kantakouzenos 14-16 Nr. 13 und AHRWEILER, Smyrne 144-145. Dies ist Wilhelm 11. von Villehardouin, der von 1246 bis 1278 Fürst von Achaja war, also Herrscher auf der Peloponnes. In Smyrna, dem heutigen Izmir, befand sich zu der Zeit des Kaiserreichs von Nikaia-Nymphaion die größte griechische Marinebasis, vgl. H. AHRWEILER, Byzance et la Mer 437. Daher sagt dieselbe Forscherin zu Recht in ihrer Arbeit über Smyrna, S. 3 u. 35, daß die Gegend von Smyrna und Nymphaion das eigentliche politische Zentrum des Kaiserreichs gewesen ist. Zu Rhodos siehe die Aufsätze von A. SAVVIDES: Deltion 24 (1981) 358-374 und besonders in: Byzantina 12 (1983) 405 -423. Als gesicherte Chronologie dürfte nach ihm das Folgende gelten: 1226 Leon Gabalas anerkennt Kaiser Johannes Ill. als Oberherrn und erhält dafür den Titel Caesar 1233 Leon Gabalas wiII die alleinige Macht auf Rhodos an sich reißen., wiII also VOm Kaiser abfallen (die psychologische Begründung dafur hefert Nikephoros Blemmydes im zweiten Teil seiner Alltobiographi~, Kap. 23; vgl. auch H. AHRWEILER, Byzance et la Mer 317 Anm. 6: SIe gibt allerdings ohne Begründung das Jahr 1232 als das Datum der Rebellion an), deshalb zweiter Zug der kaiserlichen Truppen unter dem Befehl des Andronikos Palaiologos gegen Rhodos (Akrop. 28) 1240 Tod des Caesar Leon Gabalas, sein Nachfolger wird sein Bruder Jo-
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CHRONIK ANMERKUNGEN
halmes Gab.las (aber ohne den Titel eines Caesar, vgl. LANGDON, Diss. 499 Anm. 504) . 1249 Überfall der Genuesen auf Rhodos (das Jahr 1249 Ist ,"'~hrscheinli_ eher als 1248, siehe auch F. THIRIET, La Romame Veneuenne 103 Anm. 1; M. ANGOLD gibt einmal (5. 115) 1249, eIn anderrnal (S. 197) 1248 für den Überfall an) 1249 Frühjahr: Befehl an Johannes Kantakuzenos, die Genuesen von der Insel Rhodos zu vertreiben (DÖLGER-WIRTH 1798) 1249 Herbst: Sieg der Truppen des Kaisers Johannes 1II. über die Genuesen (zum Datum überzeugend DÖLGER-WIRTH 1800; die Zweifel Von SAVVIDES, in: Brzantina 12, S. 423 sind unbegründet) 1250 Übergabe der Hauptstadt von Rhodos an den Kaiser Johannes 111. durch die Genuesen 1250 Herbst bis Winter: Tod des Johannes Gabalas Ab dem Jahr 1250 ist die Insel Rhodos wieder fester Bestandteil des griechischen Reic!,es von Nikaia-Nymphaion und ab 1261 des wiederhergestellten byzantinischen Reiches. 109 Diese Theodora war die Tochter des Johannes Petraliphas, sie wurde die Frau des Michael II. von Epiros und die Mutter des Nikephoros Angelos. Nach dem Tode ihres Mannes wurde sie Nonne und starb als Nonne, sie wurde recht bald als Heilige verehrt und später offiziell kanonisiert, ihr Fest war am 11. März (siehe POLEMIS, Doukai 166). 110 An dieser Stelle spricht Akropolites zum ersten Mal von der Rebellion oder dem Abfall des Michael 11. von Epiros: zu dieser Rebellion wurde er angestachelt durch Theodor Angelos, der trotz seiner Niederlage bei Klokotnitza und seiner' Blendung immer noch politisch aktiv war. Diese Erhebung Michaels JI. gegen die Oberhoheit des Kaisers von Nikaia-Nymphaion ist in das Jahr 1252 zu datieren (vgl. DöLGER-W,RTH 1806). 111 Zu der Wortbedeutung von Vodena sagt M. VASMER 197: «Die bulgarische Benennung ist Voden. Der Wasserreichtum jener Gegend bot die Veranlassung zu dieser slavischen Bezeichnung». Das heißt, daß Voden von dem slawischen Stamm für Wasser - vod, voda - abgeleitet, also im Griechischen ein reines Fremd\\'ort ist. 112 «See von Oslrobos»: es liegt auf der Hand, daß der Name Ostrobos - gesprochen: Ostrovos! - aus dem slawischen Stamm für Insel - ostroVb stammt, siehe M. VASMER 95 u. 200. 113 [>er Name des Gulamos wird von D. NICOL, Refugees 25 mit dem jüdischen Aquivalent «Golem» wiedergegeben - ob zu Recht oder zu Unrecht, sei dahingestellt.
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· em ptimmikerios lsaak Dukas Murtzuphlos siehe POLEMIS Doukai 114 Zu dles , 147. .. d h d . . 'st dl'e letzte Erwahnung es T eo or Angelos In der Chronik er dürfte 115 DleSl .. '
kutz nach 1253 gestorbe~ seln. Zu Ihm vgl. POLEMIS, Doukai 89-90. Zu diesem Alexios Rhaul Siehe FASSOULAKIS, 5. 2 u. 15-16; zu seinen Söh116 nen, von denen Akropolitcs im Kapitel 75 spricht, ebd. 17 und unsete Anmerkung 181 zu Kapitel7S. 117 Zu dem Hochverratsprozeß - dem «berü~mtesten Fall aus der Geschichte von Byzanz, wo ein Gottesurtet! durchgefuhrt wurde» (so ANGOLD 172) sind generell zu vergleichen die Aufsätze von Gy. CZEBE und M. ANGOLD, The intetaction. CZEBE hat untcr anderem festgestellt (5. 60 f., 67 H.), daß die Schilderung des Prozesses in anderen Quellen, z. B. bei Georgios Pachymeres, Geotgios Phrantzes und Nikephoros Gregoras, sehr viel ungenauer ist als bei Akropolites, und er kommt zu dem Schluß (5. 64): «Die absolute Glaubwiirdigkeit des Akropolites ist über jeden Zweifel erhaben». Dies betont Gy. CZEBE trotz der Tatsache (5. 65), daß Akropolites immerhin die Geschichte hätte beschönigen können, «da er diesen Teil seines Geschichtswerks unter MichaeIs Regierung verfaßte". Der Punkt der Anklage in diesem Prozeß vor Philippi zu Ende des Jahres 1252 ist nicht, wie man aus dem Zwiegespräch der beiden Bürger entnehmen könnte, det einer hochverräterischen Beziehung zu Bulgarien, sondern es ist zweifellos so (siehe ANGOLD, The interaction 1), daß dem Michael Palaiologas hoch- und landesverräterische Kontakte mit Epiros und dessen Herrn, Michael 11., vorgeworfen wurden. Man hätte allenfalls noch den Vorwurf erheben können (ANGOLD ebd.), Michael Palaiologos habe in den Jahren 1246 bis 1248 als Statthalter von Serrhai politische Beziehungen zu den Bulgaren hetgestellt oder gefördert. 118 «Bei der The,nis»: Themis ist die Göttin des Rechts bei den alten Griechen, ja sie ist die Personifikation des Rechts, daher ist die Berufung des Akropolites auf sie zur Bekräftigung seiner Aussage hier sehr passend. Dazu kommt aber noch, daß Thernis die Göttin der Eide ist, wofür von den vielen Stellen aus der klassischen Literatur nur auf zwei verwiesen werden soll, auf die Klage der Medea und der Amme zu Themis, Artemis und Zeus bei Euripides, Atledea 160-172 und auf die Vorschriften zur Ablegung einer Zeugenaussage aus dem elften Buch von Platons Geselzen: nach Platon (Leges XI 936c) soll jemand, der angibt, von dem Gegenstand der Anklage nichts zu wissen, di~ ses Nicht-Wissen «bei den drei Göttern Zells, Apollotl lind Themis beschworen». Da der Christ Georgios Akropolites in seinem christlichen Umfeld nicht mehr gut Zeus und ApolIon heranziehen kann, ist die Berufung auf Themis sehr gut zu verstehen.
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, CHRONIK ANMERKtlNGEN
r:
lserc Übersetzung lautet: «feh weiß 1ticht~ mei~l err . wie man diese Proze. 119 VI i ./. 'I kam,». Recht eigentlich Ist bel cmem Gottesurteil das Hadur ,ei tg Helme h' .. ja" das rotglühende Eisen (so ctwa ANGO.LD, T e mteractlOn 2), HagIon ist gl .. h t einmal ein Terminus Techmcus. Im Text des GeorgloS Akro_ a so zunac s h· I ll· . olites scheint aber doch noch mehr mitzusc wmgen a s a, em dIeser Spezi;Ibegriff, daher wird Hagion mit «diese ganze ProzedUr>, wiedergegeben: das beinhaltet die Spezialbedeurung, gibt aber doch auch den weIteren Bedeuf
tungshorizont an.
•
.
120 Da ich den Satz anders interpungiere als HEISENBER~ und daher wohl auch anders versrehe, muß er hier in der neuen Inrerpun~t1o.n abgedruckt werden: ~xouO"u M xal autoS t1t1 tij XQIO"El ~UQrov - _XUl ~uv Bj.lol 0 t:IaxQCütos '!roavvllS, taxa xai ~j.lEi, O"uvuQlllj.loUI1EVOl TOI<; XQ1VOUO"l - 1tQo, toil ßuO"lAero" WS ... 1tQo<; toil ßUO"lAZroC; ist also eine nähere Erklärung zu ~xou O"U, und nicht zu O"uvuQI8j.1oUj.lEV01, dadurch wird der Satz klar und verständlich. Vnd daß 0:>, oder ön die Funkrion eines deutschen Doppelpunkts haben, isr allgemein bekannt. 121 Parriarch Manuel II. (1244-1254) soll dem Michael Palaiologos den Eid abnehmen, daß er sich immer treu und loyal verhalten werde. Dieser Eid dürfte 10-12 Monate nach dem Ptozeß von Philippi erfolgt sein, also wohl im Winter 1253:s0 DÖLGER-WIRTH 1814, vgl. auch LAURENT, Regesres, Fase. 4, Nr.
1320. 122 Zu dem von Akropolites gebrauchten Begriff der Apoplexie bemerkt K. M. SETTON, The Papacy and The Levant, Vol. !, S. 72 Anm. 16: «Medieval literary sources rarely describe an ailment with sufficient precision for a modern physician to identify it with accuracy». Dieses Urteil mag für die meisten Historiker des Mittelalters zutreffen, einem Georgios Akropolites hingegen wird es nichr gerecht. Kenneth Setton hat nämlich offenkundig nicht gesehen, daß gerade Akropolites sich ganz besonders interessiert hatte für Fragen der Medizin. 123 Periklystra hat seinen Namen, wie Akropolites an dieser Stelle selber erklärt, daher, daß dieser Ort «von vielen Wassern umspült ist». Zu dem zu Grunde liegenden Wortstamm vgl. aus der antiken Literatur besonders Aischylos, Perser 596 und Thukydides 6, 3, 2. Zu dem Ort Periklystra siehe AHRWEILER, Smyrne36-37. 124 Akropolites sagt wörtlich «am dritten Tag der Kalenden des November», womit er nach römischer Zählung den 30. November angibt (worin ihm NI· COL, The Despotate ofEpiros 157 und manche andere gefolgt sind). Nun hat aber V. LAURENT in seinem berühmt gewordenen Aufsatz Notes de chronographie von 1937, S. 162-165 klar nachgewiesen, daß dem Georgios Akro· polites die altrömische Zählweise nicht vertraut war und daß er eigentlich
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agen wollen: «am dritten Tage nach den Kalenden des November». hatte s in dieser Art der Datierung die Kalenden jeweils mirrechnet kom~= ir mit LAURENT (und OSTROGORSKY 367) auf den 3. November: Kaiser en m Wes III Vatatzes isr am 3. November 1254 in einem Zelt im Garten des Jo hann . b Kaiserpalastes von Nymphaion verstor en: ffer ist noch einmal festzuhalten, daß Wtr den Namen der Contessa nicht 125 k:nnen. Sicher falsch ist die Meinung, sie habe Fricca geheißen: diese These gehr auf HEISENBERG zurück, der sie in der Vorrede zu seiner Ausgabe der Atltobiographle des Blemmydes, S. XXI aufgestellt hatte. Anna-Konstanze von Hohenstaufen dürfte 1230/1 geboren sein, sie heiratete Johannes Ill. im Jahre 1244 (das Datum «Jahreswende 1241/42», das M. WELLAS 134 angibt, ist sicher zu früh), wurde 1254 Witwe, widersetzte sich den Werbungen Kaiser Michaels und lebte seit den Sechzigerjahren im Kloster: in hohem Alter verstarb sie im Kloster im spanischen Valencia im Jahre 1313 (nicht 1307, wie noch C. MARINESCO angab): siehe auch R. GUILLAND, Politique Interieure 21, der darin HEISENBERG, Gesch. lind Lit. der Palaiologenzeit, S. 99 folgt. Eine Phorographie des Grabes der Anna-Konstanze in Valencia findet sich zwischen den S. 58 u. 59 des Beitrags von G. SCHLUMBERGER in dem Sammelband: Byzance et les Croisades. 126 Zu Philadelpheia als Fronrstadt vgl. P. CHARANIS, On rhe Asiaric Frontiers 60-61. Die Stadt war nach einer Äußerung Kaiser Theodors H. (MIGNE, Parr. Graeca 140,1345) berühmt für ihre Ledermanufakturen: auf diese Stelle weist P. SCHREINER, in: Orient. Christ. Period. 35, S. 411 Anm. 2 hin. 127 Patriarch Manuel II. ist demzufolge Ende Oktober 1254 verstorben, siehe V. LAURENT, La chronologie des Patriarches 138-139 und A. FRANCHI 257. 128 Der erste Patriarchat des Arsenios dauerte von November 1254 bis Februar/ März 1260: LAuRENT, La chronologie des Patf, 140. 129 Diese Stelle aus der Chronik des Georgios Akropolites zitierr voller Nationalstolz der bulgarische Forscher Dimitr ANGELOV in seinem Buch über Bulgarien im Mittelalter, Varna 1985, S. 291 - gibt aber unglücklicherweise als Fundort die S. 107 der Ausgabe von HEl SEN BERG an. 130 «Städte u"d Gesinnung", das isr ein Zitat aus der Odyssee 1,3. 131 Ich lese, anders als HEISENBERG, mit Codex 0 j.lOVOV. 132 Seit dieser Rücketoberung der Stadt durch die Truppen des Kaisers Theodor Il. blieb Stenimachos ungefähr 80 Jahre lang unter griechischer Herrschaft, vgl. M. AposToLIDEs, in: Archeion tau Thrakikou ... 22, S. 262. 133 März 1255: DöLGER-WIRTH 1827. 134 Dieser neuerliche Abfall des Dragotas und die schnelle Einnahme von ~elnik durch die Truppen des Kaisers Theodor Ir. bilden den Hintergrund fur die schöne Legende, die Franz DÖLGER in seinem Aufsatz Zwei byzantmlsche
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CHRONIK
ANMERl\UNGEN
Reiterbel'OeII erobem die Festung Mebzik behandelt hat. Einem völlig humorlosen Forscher auS dem kommunistischen Bulgarien, Zdr. PLJAKQV, in:
Byzantina-Bulgarica 4 (1973) 193 blieb es vorbehalten, zu dieser Legende zu bemerken: «Unzweifelhaft baben slcb d,e belden Hetllgm mcht emgemischt», 135 Zu diesem Johanncs Angelos siehe AHRWEILER, Smyrne 142. 136 «Kleisura» bedeutet «die Paßenge». Das Wort ist erst seit dem 6. Jahrhundert nachweisbar, wird dann aber immer wieder verwendet. Zu dem \Xlorr, wenn auch in völlig anderem Zusammenhang, sei verwiesen auf die Angaben von
J. KODER, Negroponre 114. 137 Somit dauerte der Friede für Melnik, wie er im Kapitel 44 beschrieben WOr-
zählen, wie der Kaiser ihm einerseits das Amt des Groß-Logotheten und andererseits sogar seinen eIgenen Nachnamen ZUm Vorwurf macht. Mit dem «Perserherrscher» ,st der Sultan der Seldschuken gemeint; die by146 zantinische Gesandtschaft an den Sultan kehrte im Frühjahr 1256 wieder nach Nymphaion zurück (DöLGER-WIRTH 1830). 147 Die Strecke von 400 Stadien entspric~t ungefähr einer Entfernung von 90 km; für die Berechnung siehe unsere Erlauterungen zu Kapitel 63 in Anmerkung 151.
148 Zur Genealogie:
den war, nicht einmal ganze zehn Jahre.
138 Zu Alexios Dukas Philanthropenos siehe die Prosopographie bei C. ASDRACHA, Les Rhodopes 279- 282: im Jahre 1255 war er Gouverneur des Thema von Achridos. 139 Makro-libas heißt wörtlich: das große Nasse, der große Quell. 140 Zu Konstantin Margarites siehe die Prosopographie bei C. ASDRACHA, Les Rhodopes 282-283: «ce curieux personnage» war 1255 Gouverneur im The. ma \'on Didymoteichon. Daß Didymoteichon ein gesonderter Verwaltungs. distrikt war, betont Lj. MAKSIMOVIC, Byz. Provo Adm. 45. 141 Die übersetzung - «ein ganz unscheinbares Mandl» - ist der Literaturgeschichte von Herbert Hunger entnommen: HUNGER I 445. 142 Die Stadt Didymoteichon galt als eine der bevölkerungsreichsten, aber auch am besten befestigten Städte in Thrakien, so G. EUTHYMIOS, in: Archeion tau Thtakikou ... 22, S. 357. Zu der Geschichte dieser Stadt ist generell zu vergleichen die Kölner Dissertation von Ph. A. GIANNOPOULOS aus dem Jahre 1975; dort auf S. 24 der interessante Hinweis, «daß Didymoteichon im Sommer 1204 dreimal seinen Herrn wechselte», auf den S. 30 bis 33 die Beschrei· bung der letzten Tage des Patriarchen Johannes X. Kamateros sowie auf S. 38 die Nachricht, daß die Stadt ab 1246 endgültig in griechischen Händen war und dies ein ganzes Jahrhundert lang bleiben sollte. 143 Die drei Hoftitel, die Akropolites hier angibt, finden sich in der Anrede eines Briefes Kaiser Theodors wieder, den er an seinen Busenfreund Georgios Muzalon geschrieben hatte (FEsTA 236), es fehlt dort allerdings der Amtstitel des Groß-Domestikos. 144 Die übersetzung des Verses aus der Ilias 24,261 stammt von Voß. 145 Hier sehen wir wieder ein gutes Beispiel für die Kunst des Autors, eine Kom· position über längere Seiten voraus und zurück durchzuführen. Er sagt ja jetzt, Kaiser Theodor Il. habe es nicht zulassen wollen, «daß ich mich ohne hochtrabenden Titel schlicht und simpel Akropolites nam,te» - und drei Kapitel später, bei der Schilderung seiner öffentlichen Schmach, wird er er-
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Maria Laskaris OJ Bela IV. (t 1270)
~
Elisabeth von Thüringen
(1207-1231)
filia co Rostislav (Rhosos Uros)
\
filia Q) Michael Asen Eugen DARKo hat in seinem Buch von 1933, S. 11 festgestellt: 1) Der von Akropolites Rhosos Uros genannte Unterhändler ist ein Russe und heißt Rostislav (noch genauer ist K. M. SETTON, The Papacy and the Levant, Vol. I, S. 73, der ihn «Rostislav lvlikhailovich» nennt) 2) Der Name Rhosos Uros stammt aus dem Ungarischen, denn «orosz ur» heißt «russischer Herr», und das war in Ungarn sein landesüblicher Name: Akropolites hat also den ungarischen Namen einfach ins Griechische übertragen. Die Fortsetzung dieser Genealogie siehe in Anmerkung 176. 149 Rostislav hat bei den Verhandlungen am Fluß Rhegina einen schriftlich formulierten Friedensvertrag zwischen Bulgarien und den Ostgriechen durchgesetzt, die genauen Bestimmungen dieses Vertrages vom Sommer 1256 bei DÖLGER-WIRTH 1839c. Ein Ergebnis dieses Friedensvertrages mit Zar MichaelU. Asen ist die Abtretung der Stadt Tzepaina an den Kaiser von Nikaia-Nymphaion: siehe dazu CONCEV 288; zwischen den S. 304 u. 305 dieses Aufsatzes von Concev finden sich mehrere Photographien der wenigen heute noch erhaltenen überreste der mittelalterlichen Festung Tzepaina. 150 Das Fest der Verklärung Christi ist ein fixes Datum, nämlich der 6. August (daß es zu den in Byzanz alljährlich feierlich begangenen Hochfesten des Herrn gehörte, beweist auch dessen Erwähnung im KapitelS des Pseudo-Ko· dinos: cd. VERPEAUX 245). Georgios Akropolites beginnt das 63. Kapitel mir einer ganz präzisen Chronologie: das in diesem Kapitel Beschriebene ereignete sich am Abend des 6. August 1256, zu Beginn stand die Sonne «scholl "m
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CHRONIK ANMERKUNGEN . . ' " t » im weiteren Verlauf wurde es tiefe Nacht. Diese bei Hortzont 1m "es en , I 'k" I' h . . .. . 0 tierung in der gesamten C Jront , nam le mcht nur auf weItem prazlseste a . h cl' den Tag sondern auch auf die Stunde genau, unterstr~lc. t le zentrale Be'd' Ak lites dem beschriebenen Vorfall beImIßt (handelt es sich ropo r Ib ') deutung, le doch in dem ganzen Kapitel nur um Akropo Ites se st .. 151 Das heißt: die Entfernung zum Lager betrug etwa 9000 Meter. Für die Berechnung dieser Distanz (wie auch fur dIe 400 StadIen aus Anmerkung 147) halten wir uns an die Ergebnisse der. Forschungen von Etlch SCHILBACH. Wenn auch nach SCHILBACH 32 das Langenmaß des StadIon «In byzantinischer Zeit keine praktische Bedeuttmg mehr gehabt», hat, so hat Georgios Akropolites doch damit gerechnet. Nach SCHILBACH 33 ~Ird eme MeIle in 7 1/2 oder 7 Stadien aufgeteilt, eine Meile entspncht ungefahr 1575 m. Folglich ist die Strecke von 1575 m durch 7 zu terlen, was 225 m ergIbt, em Stadion hat also ungefähr die Länge von 225 Meter. Demzufolge smd 40 StadIen 225 mal 40 = 9000 m: der Punkt, von dem aus der Kaiser das gesamte Lager überschaute war also rund 9 km von dem Lager entfernt. 152 Im Tex: der Chronik heißt es «Amtsbezeichnung» (o
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"
crtC01tw: ich muß schweigen. Diese Konstruktion weist schon hin auf das
155 tva . . im Neugriechischen ge b" raue hl'Je h e va. f"ur « daß, dam!t).
156 In einem Brief an seinen Freund Georgios Muzalon hatte Theodor Laskaris (Ausgabe von N. FESTA: S. 234,1) den Akropolrtes «meznen Lehrer» genannt, in einem SchreIben an Nlkephoros Blemmydes (FEsTA 36,9) hatte er ihn als ,deli Weisen schlechthin» bezeichnet. Aus den vielen Briefen Theodors an Georgios Akropolites (41 Briefe hat N. FEsTA in seiner Ausgabe gesammelt: S. 67-116) erfahren wir immer wieder von der tiefen menschlichen Zuneigung, die die beiden Männer verband. Besonders eindrucksvoll ist in dieser Hinsicht der zweite Brief (FESTA 71-72), in dem sich unter anderen die folgenden Sätze befinden: «Wie ein Zentrum lebst du in mir, ich bin in dir der Kreis, und ich wiederum bin für dich das Zentrum und dll in mir der Kreis: diese Verbindung delltet das tiefe Band unserer wechselseitigen Liebe an». In diesem Brief wird Akropolites angesprochen als «der echte lind wahre Philosoph», und nach dieser ehrenvollen Anrede stellt Theodor die rhetorische Frage: «Wer sollte uns aus dieser Harmonie herausreißen, wer aus unserer Gemeinsamkeit trennen, wer unseren wechselseitigen Bund zerschlagen?». Angesichts dieser und vieler ähnlicher Freundschaftsbezeugungen in den Briefen (und gewiß weit häufiger noch in mündlicher Form) wird es uns nicht mehr wundernehmen, daß Akropolites jetzt ganz erschüttert und perplex war, sowie daß er den Bericht über die Bastonnade einleitet mit dem Verweis, es handle sich um «etwas ganz Merkwürdiges, das wert ist, erzählt und inder Erinnerung bewahrt zu werden>~. 157 An dieser Stelle ist das Wort XAi'j<JIC; nicht verbunden mit dem Amt (des Groß-Logotheten), sondern steht für sich allein und meint den Nachnamen unseres Chronisten Georgios Akropolites. Dieser ist aus einem ganz klaren Grunde in den Augen des Kaisers Theodor Laskaris «eine feine Sache und ein angenehmer Titel», denn der Nachname hat im Griechischen ebenso eine Bedeutung, wie sich dies bei dem Logotheten als dem Redesetzer zeigen läßt. Akro-Polites heißt ungefähr «der Oberste der Bürger», so wie Akropolis die Oberstadt oder die Stadtburg bedeutet (Theodor Ir. hatte auch selbst mit diesem Bild der Akropolis in einem Brief an Georgios Muzalon - bei FESTA S. 251,20 - von Georgios Akropolites gesprochen!); und gerade dieses, eben «politischen», Nachnamens wegen erregt sich der Kaiser und schilt den Georgios Akropolites. Die hier vorgetragene Interpretation ist radikal entgegengesetzt jener von August HEISENBERG, der in seinen StIldien zu Georgios Akropolites in den Sitzungsberichten der Münchner Akademie aus dem Jahr 1899/1900, S. 501 übersetzt: «er nannte mich oft beim Vornamen». Dies kann nicht stimmen, auch dann nicht, wenn man HEISENBERGS Verweis auf eine andere Stelle, an
235
CHRONIK
ANl\fERKllNGEN
. k 1 mit seinem Vornamen angesprochen wird, be. der GeorglO s A ropo ItcS ,. hl Ob . . TI dar wirft ihm vor, dab er, Wle\"lO (( erster der denkt· nelll KaISer lCO . 'k I "hl' h h :ß d d Is Bürger und als Pohtl er sc lIna IC vcrsagt abe. ' Birger:» hel ~cn ,gera ca ob ' 'I" terstehen dem Chef dcr kalserhchen Lel garde; allein 158 Diese Keu entrager Ull · G nde war es nie und nimmer der Pnmlccnus der Vardaschon aus d Icsem ru b G rioren dcr die Exekution durchgeführt haben kann (so a er UILLAND I 304). 159 Ich les~ und interpungiere anders als der Her~~sgeber HEISENBERG (übersetze daher wohl auch anders, als er übersetzt hatt~) und sch;clb: deshal,b den Text mit der richtigen Interpunktion hlC: no:h e~n~:I:,:" Ol~ EtXOcr,t ~Ecrcru Qa~lt6.vt(l~t6vaQte~6v,oöxo!ÖUc!II11..' Öl ellE, tv Etll. xm crXll.Vll..' " Das bedeutet: 1) 1111.' ist nicht die Form emer Vernemung, s~ndern em Zahlwort mit dem Wert von 48. Diese Zahl paßt sehr genau m den Text und das Denken des Akropolites, denn sie ist das Doppelte von 24, und so viele Hiebe hatte der Autor zunächst erwähnt, 2) Öl' ist keine Zahlenangabe, sondern gehört al~ Präposition zu d~m darauf folgenden Akkusativ, heißt also «um memetwtllell» oder etwas Ahnhches, 3) Die gesamte Ausdrucksweise zeigt, daß Akropohtes mlt aller Macht der Rhetorik auf sich aufmerksam machen und slOh m den Mittelpunkt stellen 0
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will.
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Diese Textgestaltung, wie sie hier vorgeschlagen ist, und die Übersetzung weichen wesentlich ab von den bisherigen Versuchen, mit der Stelle zurecht zu kommen, So übersetzt beispielsweise R. GUILLAND, Politique Interieure 78 folgendermaßen: (der Kaiser) «donlla l' ordre a deux de ses gardes du corps, gens de rien, et qu' il avait recemment engages aSOll service, de me frapper de 24 coups de fouets, Je ne sais si c' hait pour que la sdme fut diglle cause de moi d' une scene de tragedie, en tout cas, ils me frapperent, et mai, sans rien dire" .», Aus dieser Übersetzung wird ganz klar, daß die Stelle nicht verstanden wurde (eben auch schon von HEISENBERG nicht), Bei dem bulgarischen Übersetzer VOJNOV treffen wir auf dasselbe Unverständnis (Gruzki lsvori, Bd, 8, S. 196): das ci ~11.' von S, 131,12 bei HEISENBERG ist im Bulgarischen überhaupt nicht wiedergegeben - ganz abgesehen davon, daß der Ausdruck x9tl;a xui ltQo TQhll.~ mit «veera ili saveera" (= gestern und vorgestern) völlig falsch übersetzt, also nicht verstanden worden ist, 160 «Ich werde gegeniiber dem Kaiser nicht zu Kreuze kriechel!": diese Haltung ist das Ergebnis der Erziehung und Charakterbildung durch (seinen eigenen Vater, aber wohl auch besonders durch) Nikephoros Blemmydes (vgL Kap, 53 der Chronik), Gerade dadurch aber ist die Sturheir des Akropolites vom August und September 1256 ein riesiger Affront gegenüber Kaiser Theodor Laskaris, denn dieser war ja ebenfalls Schüler des Blemmydes gewesen", 161 Zu diesen Abmachungen mit Theodora, der Frau Michaels IL, siehe DÖL-
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169 170 171
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GER-WIRTH 1840, Dort wird auch auf den Zusatz 44 des Theodoros Skutariotes verwiesen, der eine genauere Datierung ermöglicht: das Treffen zwischen Theodora und Kaiser Theodor 11. fand um das Fest der Kreuzerhöhung statt, also um den 14, September 1256, Die Hochzeit der Kaisertochter Maria mit Nikephoros Angelos fand im Oktober 1256 in Thcssalonike statt (POLEMIS, Doukai 95), Mesothynia ist (nach ANGOLD 245 Anm, 11) ein anderer, feinerer, Ausdruck für das Thema Optimaton, also für das Gebiet unweit Von Konstantinopel mit der Hauptstadt Nikomedeia, dem heutigen Izmit. Dieses Axara ist das heutige Aksaray, B, LEHMANN 60 Anm, 2 erklärt den Titel des Amirachur als «das Amt eines Marschalls», Begierbeg wird von B, LEHMANN 61 Anm, 1 erläutert als der «Titel des Obersten der LehnsherreIl», Der Name Xyleas könnte im Deutschen etwa heißen: der Holzholer, oder wie wir besser sagen würden, «der Hölzerne», Als Bekräftigung für sein Urteil ruft Akropolites zum dritten Mal in der Chronik die Themis an, das personifizierte Recht, Papst Alexander IV, regierte von 1254 bis 1261. Das 67, Kapitel dient zunächst einmal natürlich dem Selbstlob des Verfassers, daneben aber auch dem sehr viel wichtigeren Nachweis, daß schon vor der Schlacht in der Ebene von Pelagonia im Jahre 1259 der Einfluß des Reiches von Epiros immer geringer geworden war. Wenn Akropolites über Serbia - Kastoria - Achrida bis hin nach Dyrrhachion und zurück nach Prilep gelangt, und wenn er dort überall Beamte einsetzen und absetzen kann, so bedeutet das doch auch dies eine: das griechische Ostreich hat im Westen bis hin zum Mittelmeer politisches Gewicht, die Epiroten sind schon umklammert (aber gerade diese Umklammerung wird den Anstoß geben zu der Gefangennahme der Ostgriechen mit Georgios Akropolites im Jahre 1257 durch die Soldaten Michaels 1l,J, Die Übersetzung mit «Notabell1>' wurde übernommen aus der Übersetzung von Karl DIETERICH, Byz, Quellen, Bd, 2, S, 83, Diese Ereignisse sind also auf Ende Februar und den März des Jahres 1257 zu datieren, Zu dem Ort sagt Max VASMER 195: «Prespa, heute ein Dorf am gleichnamigen See, befand sich auf der Lalldzunge zwischCl! dell beidm Teilen des Sees, etwa 50 km siidöstlich von Ochrida», Zu den heute noch erhaltenen Kirchen von Prespa vgL KIRSTEN-KRAIKER 704 u, 778, VgL Was 13,102. Zu dieser eidlichen Zusicherung siehe DÖLGER-WIRTH 1842, . Das also ist der Beginn der zweijährigen Gefangenschaft des GeorglOs Akro-
237
CHRONIK ANMERKUNGEN
. . . h Epiros durch Verrat geriet er 1257 in die Gefangen_ pohtes 1m RelC e von , schaft des Michael H. . h D" . Bell (Horismoi) des Kaisers Theodor H. sie e OLGER-WlRTH h d h 175 Zu diesem e,e' 1844. Es ist ziemlich sicher, daß dieser Befehl sc on aus em Ja re 1257 stammt.
176 Die Genealogie: Theodor Angolas Rhosos Uros
(Ros~1
/
Irene ro (2) han H. Asen
/~
filia CD Michael Asen
Koloman Il.
T
(1)
Maria von Ungarn
181 Zu den vier Söhnen (und der ~inen Tochter) des Alexios Rhaul siehe FAssou[AKlS 17-24. Aus der Chront~ der Akropolites ist Uns nur der älteste dieser Söhne bekannt, Johannes Rhaul (Kap. 77 u. 82): zu ihm FAssouLAKIS 18-19. 182 Diesen Vers aus der IIws 24,261 hatte Akropolites schon angesichts der Beamtenernennungen KaIser Theodors vom Jahre 1255 zitiert (Kap. 60): was dieser Vers ausdruckt, erscheInt dem Autor als die Quintessenz dessen, was mall von der Regierung des letzten Kaisers aus dem Hause der Laskariden sagen kann und sagen muß! 183 Zur Verdeutlichung der klugen Heiratspolitik des Michael II. Angelos VOn Epiros folgende GenealogIe. Friedrich 11. CD Beatrice vonH~~~n/ Landa
Helena CD Theodor 11. Laskaris
\ Konstantin Tich ro hene
177 178
179 180
238
Michael Asen ist Halbbruder der Helena, der Frau Kaiser Theodors lI. Rostislav wollte selbst Zar der Bulgaren werden, nachdem er Koloman 11. ausgeschaltet hane (so E. DARK<'> 11), aber die Adligen in Bulgari~n wollten einen Zaren, dem die Legitimität der Erbfolge eigen war (XATtQOV0J.lOC; yv~ enoc; bei Akrop. 73: 152,12 kann nichts anderes heißen als «legitimer Erbe»!) _ und diese Legitimität sollte Konstantin Tich erhalten durch die Heirat mit Irene, der Tochter des Kaisers der Griechen von Nikaia-Nymphaion, die über ihre Mutter Helena eine Enkelin des Bulgaren I van 11. Asen war. Zu der «Dirne aus dem Evangelium» vgl. Mt. 26,6-13; Mk. 14,3-9; Lk. 7,36- 50; Jh. 12,1-8. Ich folge der Konjektur von August HElSENBERG, übersetze daher so, als stünden die von ihm konjizierten fünf Wörter im überlieferten griechischen Text. Zu dieser knappen Art der Datierung siehe F. DÖLGER, Das Kaiserjahr der Byzantiner, S. 74. Johannes IV. Laskaris war der einzige männliche Nachkomme des Theodor 11. und seiner bulgarischen Frau Helena. Er ist wohl 1250 geboren, auf Befehl des Usurpators Michael VIII. Palaiologos wurde er am Weihnachtstag des Jahres 1261 geblendet und dann in einer Festung in Bithynien gefangengehalten. Während die bisherige Forschung annahm, daß er kurz nach 1261 umgebracht wurde, zeigt POLEMrs, Doukai 111, daß Johannes Laskaris noch lange in der Gefangenschaft gelebt hat und erst um 1305 gestorben ist. Das aber hindert nichts daran, daß Michael VIII. mit einem Verbrechen auf den Thron kam: Johannes IV. war fraglos der legitime Thronfolger, und ihm widerfuhr bitterstes Unrecht, auch wenn er nicht ermordet wurde.
stau/, Manfred von Sizilien
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189
Q)
Michael 11. CD Theodora
~~r.Phas
~Anna/
Helena
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CO WIlheIm von
Theodor Il. Laskam
I
Nlkephoros ro MaCla
Villehardouin
Manfred von Sizilien (der Bruder der Anna-Konstanze, die schon jetzt Witwe war und 1313 im Kloster in Valencia sterben sollte) starb am 26. Februar 1266 in der Schlacht von Benevent; der Sieger Kar! von Anjou warf seine Frau Helena und ihre Töchter für längere Zeit in den Kerker. Doch Dame würdigte ihn einer längeren Darstellung im Purgatorio 3,103-145. Zu diesen Befragungen siehe H.-G. BEcK, Senat und Volk 366-367 Anm. 31. Der Protovesriarios Alexios Rhaul war der Mann der Tochter eines (für uns namenlosen) Bruders des Johannes III. Vatatzes, dessen Sohn Johannes Rha,,1 ist folglich der Großneffe des Kaisers Johannes 1II. Johannes Rha,,1 dürfte etwa 1284 gestorben sein, so POLEMIS, Doukai 173; zu ihm siehe auch D. NrcOL, Symbiosis and Integration 129 und besonders FASSOULAKIS 18-19 (der allerdings den Tod des Johannes Rhaul schon auf das Jahr 1274 datiert). Diese Ausdrucksweise wirkt wie ein Anklang an das Höhlengleichnis des Aristoteles, das Akropolites sehr geschätzt haben muß, denn er hat es auch in einer seiner kleineren Schriften herangezogen (HElSENBERG II 72-73), siehe unsere Einleitung S. 17. Ich übernehme die Konjektur von August HElSENBERG. Johannes Kabasilas war also im Reich von Epiros unter MichaelI!. Mesazon, wie besonders der Terminus technicus OIEltCllV ,cl xOlva (166,20) beweist, den Akropolites auch für die Tätigkeit des Demetrios Tornikes verwendet hatte (66,16). Zu dieser Redewendung sind aus der antiken Literatur zu vergleichen Stellen
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ANMERKUNGEN
"d s Troerim.en 94; Platon, Protagoras 8 Eunpl wie Euripides, Medea 27; e , 338 . Lukian Skythes 11 u. a. . a, . d' . geborene Bewohner der Gegend um Sparta, also gebürtige 190 Lakonen sm em Peloponnesier. B f hl h b d . . . St dt auf der Peloponnes, deren e e s a er er Franzose 191 Kantana 1st eIne a Gottfried von Bruyeres ist. . . . hat gewiß recht , die Schlacht von Kastona m der Ebene von 192 Der eh romst Pelagonia ist von überragender Bedeutung für das gesamte 13. Jahrhund~rt n braucht sich nur emmal auszumalen, welche Folgen eIn SIeg geword en. M a . h . h der vereinigten Allianz des Westens über das OstrelC 1m Ja re 1259 hätte haben können. .. . 1) Epiros hätte sich mit den Bulgaren verbunden und gegen Konstanunope! ziehen können. 2) Bei der Schwäche des Lateinerreiches unter Balduin 11. wäre es ein Leichtes gewesen, ohne Kampf, nur durch 'Verhandlungen, diesen zum Verzicht auf seinen Kaisertitel zu bringen und an seme Stelle emen genehmen Fursten einzusetzen. 3) Die Wahl wäre zweifellos auf den jungen und feurigen Manfred gefallen, den Schwiegersohn des Michael 11. Angelos (für eine Übergangszeit hätte Manfred vielleicht sogar seine Schwester, die Kaiserin und Witwe Johannes' JII., regieren lassen). Dann hätte der Staufer Manfred, König von Sizilien, auch die Krone von Konstantinopel getragen, die Staufer wären zur We!tmacht geworden - und hätten wohl auch nicht 1266 bei Benevent verloren.
4) Kaiser Manfred hätte mit den Bulgaren eine Zusammenarbeit herbeigeführt, nicht zuletzt wegen seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zu Konstantin Tich. Eine solche Zusammenarbeit des Staufers auf dem Kaiserthron von Byzanz mit dem Bulgarenzaren hätte sich direkt gegen Michael Palaiologos gerichtet, ein Krieg der Verbündeten des Westens gegen das Ostreich wäre unvermeidlich geworden. 5) Nun aber hätten zu dem Westreich nach einer gewonnenen Schlacht von Kastoria die folgenden Gebiete gehört: - Sizilien und Teile Unteritaliens - das gesamte Achaja (Attika und die Peloponnes) - Epiros - das Gebiet des ehemaligen Lateinischen Kaiserreichs, also insbesondere die Hauptstadt Konstantinopel. Diese geballte Macht des Westens hätte mit einem militärischen Bündnis mit den Bulgaren das griechische Reich zweifellos überrannt, Nikaia-Nymphaion wäre staufisch geworden, und die Paläologen wären bestenfalls Provinzfürsten geblieben. Ein Sieg
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CHRONIK der Allianz auS dem Westen hätte also im Jahre 1259 - neun Jahre nach dem Tod Friedrichs Il.! - die staufische Weltherrschaft eröffnen kön-
nen ,., 193 Zur Schlacht von Kas:oria in der Ebene von Pelagonia ist zu vergleichen E. DARKO 8-17, dort wud auf d,e Hllfe der «Ungarn, Kärntner, Serben und Bulgaren in diesem Feldzuge» auf der Seite des Kaisers Michael VIII. hingewiesen. Die gesamten Quellen fur dlese Schlacht sind zusammengestellt in dem Aufsatz von D. J. GEANAKOPLOS, Greco-Latin Relations. 194 Ich übernehme die Konjektur des Herausgebers HEISENBERG. 195 DÖLGER-WIRTH 1885. Es handelt sich hierbei nicht um einen förmlichen Friedensschluß mit einem Vertrag, sondern die Aussage des Akropolites ist so zu verstehen, daß Kaiser Michael VIII. sich im August 1260 entschloß, die Lateiner ein Jahr lang nicht anzugreifen; es war also eine Art einseitiger Waffenstillstand. 196 Zu Phlebia und Klyzomenai, die heide in der Nähe von Nymphaion liegen, sei verwiesen auf AHRWEILER, Smyrne 72; dort wird zu Recht darauf hingewiesen, daß Klyzomenai nicht ein fest umrissener und umgrenzter Ort ist, sondern eine Gegend in der Ebene von Nymphaion. 197 Nikephoros Il. war von 1260 bis 1261 Patriarch. Sein Nachfolger Arsenios Autoreianos war zum zweiten Mal Patriarch von Mai/Juni 1261 bis Mai/ Juni 1264: so V. LAuRENT, La chronologie des Patriarches 142; A. FRANCHI 139 Anm. 215. 198 Akropolites sagt also über den Patriarchen Arsenios, er sei ltaYCl(jlUEO"t"at"o<; (<
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• ZUSÄTZE
ANMERKUNGEN
Schatzmeister und eill Avvogadore zur Seite. Die Venezianerkolonie wählte ihren eigeneIl GroßeIl Rat, so daß die Verfassung der HeImatstadt hier im klein"" abgebildet war».
.'
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Die Ereignisse, die Akropolites In dIesem KapItel beschreIbt, smd oft nacherzählt worden, zuletzt wohl bei D. NlcoL, Byzantlum and Vemce 176-178, dort steht auch der Name des neuen Podestit, den Akropolites nicht nennt: Marco Gradenigo. 202 Die campi der Venezianer wurden als erste angezündet, weil sie direkt am Meer lagen, also leicht erreichbar waren, aber auch deswegen, weIl der Haß der Griechen gegen die Venezianer immer größer geworden war. Nicht zuletzt durch diesen Haß gegen die Venezianer war es zu dem denkwürdigen Vertrag von Nymphaion vom 13. März 1261 mit der Republik Genua gekommen, der Hauptrivalin Venedigs im östlichen Mittelmeer; diesen Vertrag hat Akropolites erstaunlicherweise nicht erwähnt. 203 Das ist der 25. Juli 1261. Vom 13. April 1204, dem Tag der Einnahme der Stadt, bis zum 12. April 1261 sind es 57 Jahre, mit dem 13. April 1261 beginnt das 58. Jahr der lateinischen Besatzung. Daher ist die Aussage, die Stadt sei 58 Jahre lang in der Hand der Feinde aus dem Okzident gewesen, verständlich und zutreffend. 204 Dieses Kloster, das der Gottesmutter geweiht ist, stammt aus dem 9. Jahrhundert und «verdankte seinen Ruf vor allem dem Gnadenbild der Hodegetria, um das man sich noch unter lateinischer Herrschaft stritt» (so BECK, Kirche 214). Das Gnadenbild der Hodegetria, der «wegweisenden Gottesmutter», war das berühmteste religiöse Palladium der Hauptstadt Konstantinopel, es sollte die Stadt vor allen Feinden bewahren. Wenn es mitunter in die Hagia Sophia gebracht wurde, wenn es auch zu jedem Osterfest in den Kaiserpalast getragen wurde (so Pseudo-Kodinos 4: "d. VERPEAUX 231), so war doch sein eigentlicher Platz in dem von Akropolites genannten Kloster ,ÖlV'OO1]YÖlV. 205 Das ist das berühmte Kyrie eleison der Liturgie. 206 Dieses Kloster ist Johannes dem Täufer geweiht, seinen Namen hat das wohl berühmteste Kloster der Hauptstadt von Studios, dem Konsul des Jahres 454 (vgl. BEcK, Kirche 213). 207 Durch die Ausrufung des wohl 1257 oder 1258 geborenen Andronikos Pa laiologos zum Mitkaiser «war der entscheidende Schritt zur Begründung der neuen Dynastie getan» (so ÜSTROGORSKY 372) - und Georgios Akropolites gehört zu den ersten, die zu diesem Schritt geraten hatten. Diese beiden Fakten bleiben bestehen, wann auch immer die Kaiserproklamation stattgefunden haben mag. F. DÖLGER, Die dynastische Familienpolitik 186 plädiert für Ende August 1261, A. FAILLER 246-247 entscheidet sich für 1262 oder 1265;
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das plausibelste Datum für die Proklamation des jungen Paläologenprinzen zum Kaiser s:heint mIr Sommer 1265 zu sein, also die Zeit kurz nach dem Ende des Patriarchats des ArsenIOs (womIt ,ch FAILLER 247 folge). Der griechische Text dieses Gedichts ist abgedruckt bei HEISENBERG II S. 3-6 sowie neuerdings bei W. HÖRANDNER, in: Byzantinische Forschungen 4 (1972) 89-93. Schon August HEISENBERG hatte dieses Grabgedicht dem Georgios Akropolites zugeschrieben, und auch W. HÖRANDNER 97 gibt seiner überzeugung Ausdruck, daß dieses Gedicht von Georgios Akropolites verfaßt wurde. Zu der in dem Gedicht (Zeile 18-34) angesprochenen Herkunft und Verwandtschaft der Kaiserin Irene sei verwiesen auf die Genealogie in der Anm. 35 auf S. 216. Zu diesem Lob und Preis des Kaisers Johannes III. Vatatzes ist hinzuzufügen, daß er schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts heilig gesprochen wurde; vgl. dazu ÜSTROGORSKY 367, P. CHARANIS, Monastic Properties 99 und die griechische Vita, die abgedruckt ist in dem Beitrag von August HEISENBERG, Kaiser Johannes Batatzes der Barmherzige, in: Byz. Zeitschr. 14 (1905) 160-233. Diese Stelle aus der Preisrede des Theodoros Skutariotes auf Kaiser Johannes 111. ist ins Englische übersetzt bei S. VRYONIS, The Decline 219: diese übersetzung wurde mit der unseren verglichen. Zu der Stadt Magnesia in Lydien vgl. AHRWEILER, Smyrne 44-48, zu dieser Stelle des Skutariotes ebd. 45 Anm. 132. K. AMANTOS sagt in seiner Würdigung des Kaisers Johannes 111. in der Zeitschrift Platon 7,245, das Interessanteste an allen seinen Gründungen und Bauten sei die Errichtung von Bibliotheken gewesen. Ich übernehme den Vorschlag von HEISENBERG I 328 und lese ltQOVOI.llÖlV. August HEISENBERG sagt zu diesem Zusatz 35 in seinen Studien zu Georgios Akropolites 521 das Folgende: «Der Bearbeiter hat die Mitteilungen des
Akropolites über die Wahl des Patriarchen Arsenios gestrichen und an ihrer Stelle einen ganz neuen Abschnitt eingeschoben, welcher die Wahl des ArseIIios als gesetzmässig und gottgewollt darstellen soll». 215 Lukas 8,14. 216 Matthäus 21 7 217 Johannes 2,1~.· 218 Zu der Schule, die bei der Kirche des heiligen Martyrers T ryphon in Nikaia errichtet wurde, siehe P. WIRTH, Die sprachliche Begründung 12; PAPADOPULOS 1952, S. 113; F. WINKELMANN, in: Studia Balcanica 1 (1970) 114; C. CONSTANTINIDES 19 f. 219 B. LEHMANN 57 Anm. 2 übersetzt diese Datumsangabe recht frei, aber durchaus zutreffend, mit «Neujahrstag».
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.. .A.NMERKUNGEN
Exkurs:
. d. b kannte Huldigung in Form der Proskynesis, aus der reichhalt· 220 Das 1St IC C 1. dazu sei verwiesen aufGUlLLAND 1144-150. gen Lu:eratur . b f . . 221 Das Fest der Kreuzerhöhung w"d am 14. Soptem er ge eiert, also Ist hier angegeben der 14. September des Jahres 1256. 222 Das ist das Weihnachtsfest des Jahres 1256. 223 Den Namen des Kastells Kaballares übersetzt H. AHRWEILER, Smyrne 73 glänzend ins Französische: Le Chevalter. . 224 Das ist der 6. Januar des Jahres 1257: das Treffen Kaiser Theodors mit dem Sultan fand also in der crsten Hälfte des Monats Januar 1257 statt. 225 Ptolemaios 1., der Sohn des Lagos, war .~ls Nachfolger (Diadoche) König Alexanders des Großen der Herrscher in Agypten von 321 bis 283 vor Christus. Er hat in dem «Mouseio" va" Alexandrien eine staatliche Forschungsstätte größten Ausmaßes geschaffen, die erste, die die Welt gesehen hat» (so H. BENGTSON, Griechische Geschichte, 3. Auflage, München 1965, S. 449). Diesem Mouseion waren die verschiedensten Forschungsinstitute angegliedert, daneben auch eine riesige Bibliothek (deren ersten Katalog übrigens der Dichter Kallimachos begonnen hat). Es war schon in dem Zusatz 33, der den Nachruf des Skutariotes auf Kaiser Johannes III. enthält, auf dessen Gründung von Bibliotheken hingewiesen worden. Nun aber erfahren wir, daß Kaiser Theodor den Bürgern die Möglichkeit zur Lektüre in den Lesesälen dieser Bibliotheken geben wollte. Es ist aber als ziemlich sicher anzunehmen, daß diese allgemeinen Benutzungsvorschriften schon aus der Zeit des Kaisers Johannes stammen; wir folgen daher H. HUNGER, Schreiben und Lesen 134, der sagt, «daß Kaiser Johannes W. Dukas Batatzes innerhalb des sich konsolidierenden nikäischen Staates mehrere Bibliotheken gründete, die auch der Öffentlichkeit zugänglich waren». 226 Theodoros Skutariotes sagt also genau das Gegenteil dessen, was Akropolites geschrieben hatte, siehe unsere Anm. 198. Es liegt auf der Hand, daß Skutariotes den Ruf des Patriarchen Arsenios verbessern wollte. Die beste und ausführlichste moderne Darstellung des Lebens des Patriarchen Arsenios findet sich bei P. G. NIKOLOPOULOS 410-436; aber es sollen doch auch die Worte von H. AHRWEILER, L'experience niceenne 33 über ihn zitiert werden: « .. . Ie rude moine de Saint-Auxence, animI! avant taut par le souci de subvenir aux besoins de ses ouailles, la population micrasiatique dont il (aisait partie». 227 Lukas 9,62. 228 Hebräerbrief 12,4 mit kleinen Veränderungen.
DIE BEAMTENTITEL IN DER CHRONIK
Vorbe~e:kung: ~ie in der ~orbem~rkung zu dem k~rzen Überblick über die geschichtli~ ehen Erelgmsse, so gilt auch hier, daß 1m. F.oJgenden keineswegs eine erschöpfende Darstel~ Jung der Ve~:-valtungsstruktur ~.cs byzantmls~.hcn Reiches gegeben werden soll, sondern daß allein jene Amter kurz aufgefuhrt und erklan werden, die in der Chronik des Geor ios Akropolites erwähnt werden. g
Bevor wir die einzelnen Titel aus der Chronik des Georgios Akropolites vorstellen, 1St auf em Pnnzlp aufmerksam zu machen, das seit dem Jahre 1204 für die byzantinische Verwaltung immer bedeutsamer wurde, nämlich die Trennung von Hoftitel und wirklichem Amt mit entsprechenden Amtsvollmachten. Das bedeutet, daß recht häufig der Träger eines bestimmten Hoftitels, der ihm keinerlei Vollmacht verlieh, zu militärischen oder zivilen Aufgaben herangezogen wurde'; so kann es dann beIspielsweise geschehen, daß ein Speisemeister oder ein Mundschenk auf einmal als ho her Militär auftritt2 • Es gibt also Titel, die einen reinen Hofrang angeben, aber über die eigentlichen Aufgaben des Titelträgers sagen sie gar mchts aus 3 • Daher gilt es, jeweils scharf zu unterscheiden zwischen der Amtsvollmacht und dem Rang innerhalb der eigentlichen Hofhierarchie. Wir betrachten nahezu ausschließlich die Zeit von circa 1195 bis etwa 1265· daß sich die Amtsbenennungen im Laufe der Jahre geändert und daß sich insbe: sondere die Ko~petenzen verlagert haben, steht außer Frage. Im Folgenden werden zwar alle Amter aus der Chronik aufgeführt, aber es sind weder alle Namen der ~mtsträger noch alle Belegstellen angegeben; hierzu sei verwiesen auf die einschlaglge Literatur, insbesondere auf die Forschungen von Rodolphe Guilland und auf das 1975 erschienene zusammenfassende Werk von Michael Angold. Die Reihenfolge richtet sich nicht nach den Rangangaben in dem Handbuch des Pseudo-Kodinos'. Unsere Ausführungen richten sich in der Darstellung nach dem 1
2 J
4
Vgl. R. GUILLAND II 279 Zum . I N·k . T archanelOtes . (Ak Beis pie I ep horos (Akrop. 36 u. 40 u. 49) oder lsaak Nestongas R rap. 68 u. 72) oder Johannes Kantakuzenos (Akrop. 48). AY~AUD 176-177 hat alle diese «officiers oisifs» aus dem Handbuch des Pseudo-Kodinos ubers D. . le ht I·1C h zusammengestellt.
l;es mcht zuletzt deswegen, weil sich die Reihenfolge der Ränge schon während des . Jahrhunderts geändert hat, vgl. ANGOLD 64.
244
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BEAMTE ANMERKUNGEN
. d .eweiligen Amtes: bei dem Kaiser werden sie daher WeGrad der Bek an nt h elt es J . 'k 'kl' d sentlich geringer sein als etwa bei dem Amt des Epl tou am eIOU, en Vardario_ ten oder dem Mesazon. 1) Kaiser (ßacrlA.eu<;) Der Kaiser ist im Reich von Nikaia-Nymphaion genauso wie vorher und nachher die unbesrrittene Spitze des Staatswesens. Er Ist der oberste RIchter, der höchste milirärische Befehlshaber, das Haupt der gesamten zIvIlen Verwaltung. Bei dem Kaiser laufen die Fäden der Verwaltung des gesamten ReIches zusammen, daher kommt der kaiserlichen Kanzlei eine besondere Bedeutung zu. Bei den vielen Reisen und Feldzügen des Kaisers sind diese Kanzlei, der Hof, aber auch das Gericht, immer dabei. Der Kaiser schließlich ist es, der Beamte und Militärs einsetzt und absetzt oder durch von ihm ernannte und ihm rechenschaftspflichtige Beamre einsetzen und absetzen läßt. So ist der Kaiser nach innen und außen die Spitze des Reiches und der Garant des Staates (das gilt unverrückbar auch für die Zeit, während derer die Reichshauptstadt Konstantll1opel von den Latemern besetzt ist). 2) Despot (OW1to-rl]<;)
Der Titel «Despot» als Bezeichnung eines Amtes wurde für Bela-Alexios im Jahre 1163 neu geschaffen', ist also eine Erfindung der Komnenen-Kaiser, er bezeichnete den präsumptiven Thronfolger. Im Reich von Nikaia-Nymphaion blieb das Faktum bestehen, daß die Despoten den zweiten Rang nach dem Kaiser einnahmen6 • Daher konnte der Rang des Desporen zum einen die Vorstufe zu der Würde des Kaisers sein'; doch es konnte der Titel des Despoten auch verliehen werden, um gerade das Streben nach der Kaiserkrone zu verunmöglichen - Beispiele hierfür sind die Ernennungen der Angeloi in Thessalonike zu Despoten' -, also die Ernannten auf den zweiten Rang zu verweisen 9 •
tor (creßacrwxQu-rwQ) 3) Se basto kra · I des Sebastokrators existiert wiederum seit der Zeit der KomnenenT Derlte . E h rennte, 'I mIt' d em k' " 1 e Befehlsgewalt • 10 ist zunächst em eme terntona kalser,er . r Weil dies .' '1'Ist, k ann es d urc h aus meh re re Sebastokraem E h rentIte d verbun en IS • '... hauftg unter den Brü· h eitig gebenli. Im 13. Ja h r h un d ert f'111 d en wir toren gIelC Z k 12 Sebasto ratoren , zum Beispiel Alexios und Isaak ierenden Kaisers dern des reg . I 15 isIJ Isaak Dukas 14 , Johannes PalalO ogos und Konstantin Palaiologosl 6• k Las ar , . nR . d H fh' h" b h e1t
Diese haben dadurch den z:v : ang In er. Olerare le mne, a er nie t in der Befehlsgewalt: deshalb 1St dIe Ernennung emes Sebastokrators zum Despoten eine Beförderungi', genau so wie der Sprung vom Caesar zum Sebastokrator ein Aufstieg ist",
4) Caesar (xa1:craQ)
Nach dem Despoten und dem Sebastokrator nimmt nach Pseudo-Kodinos den dritten Rang der Caesar ein, Die drei Ca es ares, die wir durch Akropolites kennen, sind Alexios Strategopulos, Konstantin Palaiologos und Leon Gabalas: alle drei waren mit militärischen Aufgaben betraut, die von ihrem Rang gänzlich unabhängig waren. Der Caesar Konstantin war ein Bruder des Michael VIII., ihm wurde im Jahre 1259 der Oberbefehl über Paphlagonien übertragen 19 , 1260 wurde er vom Caesar zum Sebastokrator erhoben. Alexios Strategopulos schaffte ebenfalls 1260 den Aufstieg vom Groß-Domestikos zum Caesar20 ; als Caesar erhielt er den Auftrag'!, nahe an Konstantinopel vorbeizumarschieren, um die Lateiner zu rei-
sehen Herrschers Michael II., namens Nikephoros - und wohl auch für Nlichaels VIII.
eigenen Bruder Johannes Palaiologos (Akrop. 82). Dasselbe muß auch für den Vater des Nikephoros, also Michael 11., gelten, da Akropolites ihn durchgehend Despot nennt: wer ihn jedoch zum Despoten ernannt hat, das ist (trotz ANGOLD 25 Anm. 82) unklar. 10
Vgl. OSTROGORSKY 303. II283.
11 GUILLAND
GUILLAND II 2; OSTROGORSKY 320.
12
ANGOLD68.
6
GurLLAND Il2.
13
Akrop. 22; vgl. FERJANCIC, Sebastokrarori 174.
7
Dies war beispielsweise der Fall bei Theodor I. Laskaris (Akrop. 6) oder Michael Palai-
14
Akrop. 51; erwar der Bruder des Kaisers Johannes III.
ologos (Akrop. 77). Hierher gehöre wohl auch die Benennung des Dogen Enrico Dando-
15
Akrop. 77 u. ö.
5
10 als Despor (Akrop. 8), aber vgl. dazu FERJANCIC, Despoti 33. S
hannes Hf. gegenüber Manuel Angelos steckt (Akrop. 26: 44,1), ist gerade darin begründet; denn Manuel war von dem Kaiser zum Despoten ernannt worden, aber er war eben
9
:; Akrop. 82; FERJANCIC, Sebastokratori 178.
Vgl. ANGOLD 24 Anrn. 80. Die Ironie, die in der Aussage des Gesandten von Kaiser Jo-
gerade nicht Kaiser. - Sogar der als rechter Hallodri geschilderte (Akrop. 42) Demetrios Angelos wurde der - letzte - Despot von Thessalonike. Das gilt sicher auch für den Schwiegersohn Kaiser Theodors 11., den Sohn des epiroü·
246
18
Aktop.82. ~aß es auch noch innerhalb des Sebastokraror-Ranges Unterschiede gab, zeigen die Er-
19
lauterungen des Akropolites zu Ende des 82. Kapitels seiner Chronik.
Akrop.77. " Akrop.82. 11 Akrop.85.
247
• BEAMTE ANMERKUNGEN
zen (also einen militärischen Auftrag), und als Caesar nahm er die Stadt ein. Der dritte ist der langjährige Gouverneur der Insel Rhodos'2, bei dem wir allerdings nicht wissen, durch wen er den Titel des Caesar erhalten hat.
er Groß-Domestikos nimmt im Normalfall den vierten R ' . . · R f" ang Im ReIche eIn D d le angstu h der Kaiser k ann d en vameren, wie das Beispiel d es G eorglOs . Mu ' ' doe ,alon, des Busenfreun es KaISer Theodors, beweist". 6) Protovestiarios (1tQOlwßecrnuQto<;)
5) Groß-Domestikos (JlEya<; OOJlEtH!XO<;) 23
Der Groß-Domestikos ist der Oberbefehlshaber des Heeres , er ist'4 der Gene25 ralissimus der gesamten kaiserlichen Armee • Das Amt des Megas Domestikos gibt es seit der Mitte des 11. Jahrhunderts'6, damals gab es noch zwei Domestikoi, jenen des Ostens und den des Westens. Doch nach 1204 existierte das Reich zunächst nur in seinem kleinasiatischen Teil: «der \Y/esten war verloren, so brauchte man allch keinen Megas Domestikos des Westens»2? mehr. Daher gibt es im Reich von Nikaia-Nymphaion den Titel jeweils nur einmal: so konnte beispielsweise Alexios Philes erst zu dem Zeitpunkt zum Groß-Domestikos erhoben werden" als Alexios Strategopulos von Kaiser Michael VIII. (auf brieflichem Wege") zu~ Caesar befördert war und so den Posten des Groß-Domestikos frei gemacht hatte. Aus der Chronik des Akropolites kennen wir die folgenden Groß-Domestikoi30 : _ Andronikos Palaiologos (gestorben 1247), der Vater Kaiser Michaels VIII. _ Nikephoros Tarchaneiotes, der eine Tochter des Andronikos Palaiologos geheiratet hatte, also Michaels Schwager war - Georgios und Andronikos aus der Familie Muzalon: diese bei den Günstlinge Kaiser Theodors 11. wurden ganz besonders geehrt durch die Verleihung verschiedener Hofämter neben dem Groß-Domestik at (Protosebastos, Protovestiarios und Groß-Stratopedarch für Georgios, Protovestiarit für Andronikos)31 - Johannes Palaiologos, der Bruder Michaels VIII. (der später noch Sebastokrator und schließlich Despot wurde) - Alexios Strategopulos, der 1258/9 dieses Amt erhielt und schon 1260 also vor der Einnahme der Hauptstadt, Caesar wurde. '
«Im 13. Jahrhulldert war h das Amt des. Protovestiarios eines d er rangh"oehsten .. 33 d tlllterden Hofamtern" , nac .Pseu o-KodInos 34 nimmt der Inhaber dieses Amtes den 6. Rang eIn. Das Amt gehorte ursprunglIch zu dem eigentlichen Haushalt des kaiserlIchen Hofes, es handelte SIch um den Verantwortlichen für das Vestiarium des KaISers, also um dlC Charge «des Vorstehers der kaiserlichen Garderobe,,35 Während dieses Amt zu BegInn ausschließlich von Eunuchen ausgeübt wurde, än: derte sich dessen Charakter im 13. Jahrhundert von Grund auf (wie so viele Ämter der Hofhaltung des Kaisers): das Amt 36 verkümmerte zwar, doch es verblieben der Hoftitelund der hohe Rang, so konnten sich denn verdiente Generale mit diesem TItel emes Obersten Kammerers schmücken 37 . Alexios V. Dukas Murtzuphlos, der Zwel-Monate-KalSer des Jahres 1204' war von Alexios IV . zu d'lesern 38' . Rang erh0 ben ",orden ; GeorglOs Muzalon kumulIerte geradezu alle Ämter auf SIch, und wIr horen noch von dem Protovestiarios Alexios Rhaul aus der Zeit des Kaisers Johannes III.39. 7) Großadmiral (JlEya~ oo6~)
Der Befehlshaber der kaiserlichen Flotte wird seit Kaiser Alexios I. Komnenos also seit Beginn des 11. Jahrhunderts, Megas Dux genannt40 ; er hat den siebten: also emen sehr hohen, Rang der Hofhierarchie inne, kommt daher noch vor dem Protostrator und folgt direkt auf den Protovestiarios. Dem Großadmiral unter-
3Z GUiLLAND )J
22 2J 24
25
Akrop. 28 u. 48; Autobiogr. des Blemmydes II 21-23. Pseudo-Kodinos, Kap. 6 (ed. VERPEAUX, S. 248). GUILLAND I 405, vgl. auch 414. Vgl. Akrop. 40: 66,18 über Andronikos Palaiologos: «der die Machtstellung des GroßDomestikos bekleidete tmd deswegen den Oberbefehl über die Heere hatte».
26 OSTROGORSKY 304. 27 So A. HOHLWEG 104. " GUILLAND I 411. 29 Akrop.82. JO Näheres zu ihnen bei GUILLAND I 409-411; vgl. auch ANGOLD 183-184. 31 Akrop.60.
248
J.I
1416.
GUILLAND 11 204. Das Handbuch des Pseudo-Kodinos stammt aus der Zeit von 1347 bis 1354 spätestens
13.58, wie J. VERPEAUX, Hierarchie 421 nachgewiesen hat; so auch in der Ei~führung zu semer Ausgabe des Pseudo-Kodinos, 5.35. " ÜSTROGORSKY 207. ~~merkenswert ist es auch, worauf ANGOLD 206 hinweist, daß die Aufsicht über das 37 Elnanzwesen, also das Vestiarium, dem Protovestiarios nicht zusteht. . h von Th essa Io11lke . unter Theodor Angelos dieses . ' Aks gab auch im We StrelC Hofamt, wie 38 rop. 21 beweist. Akrop.3. 39 Akrop.49. 35
4()
ÜSTROG
ORSKY 304; GUILLAND 1540.
249
ANMERKUNGEN
. d Groß_Drungarios 4l • In der Chronik des Georgios Akropolites wird er 42 . der Titel des Megas Dux nirgends genannt , aber emer der Gouverneure von Rhodos auS der Familie der Gabalas schemt den TItel des Megas Dux getragen zu haben'3. Der in den Kapiteln 37 und 40 der Chromk erwahnte Manuel Kontofre", der «den Oberbefehl über die Trieren» hatte, war Flottenadmtral, also wohl Megas Dux, ebenso sein Nachfolger lophre auS Armenien. Wichtiger aber ist, daß Michael Palaiologos noch im Jahre 1258 den TItel des Megas Dux erhielt (als Fortführung seiner Karriere vom Groß-Konstabler über den Megas Dux und den Despoten zum Kaiser), die Funktion des Flottenadmirals hat er jedoch nicht aussteII t Ist
geübt". 8) protostrator (1lQUlrOtHQ{I1:UlQ) Dem Protostrator ist recht eigentlich die Aufgabe des kaiserlichen Pferdeführers zugedacht: er bringt dem Kaiser das jeweilige pferd und führt dieses dann, wenn det Kaiser aufgestiegen ist, innerhalb des umgrenzten Hofgeländes am Zügel. Das bedeutet, daß er wirklich Pferdeführer ist - also «strator» in der Bedeutung, die im lateinischen Abendland üblich war -; doch als Steigbügelhalter darf er nicht bezeichnet werden, denn das wäre im Abendland der Dienst eines Marschalls. Bei Abwesenheit des Groß-Domestikos darf der Protostrator auch des Kaisers Schwert tragen 46 , er steht also zur Disposition des Groß-Domestikos, da er diesem direkt zugeordnet ist'7. Dennoch ist er einer der ranghöchsten Männer, in der Hierarchie steht ihm der achte Rang zu. Wir hören bei Akropolites von 4S einem Protostrator namens Johannes Kammytzes , einem zweiten namens Ises 49 und unter Kaiser Theodor 11. einem dritten mit dem Namen Johannes Angelos :
41
Pseudo-Kodinos, Kap. 3 (ed. VERPEAUX, S. 179).
42
Das Won «Dux» (also ohne das Megas) bedeutet bei Akropolites zweierlei: a) Doge von
Venedig: Akrop. 8 u. 13, b) Befehlshaber eines Thema (dazu MAKSIMOVIC, Administration 108-113): Akrop.48. 1541. Zu ihm AHRWEILER, Smyrne 143-144. GUILLAND 1547.
43 GUILLAND 44
45
... Alle diese Aufgaben bei Ps.-Kodinos, Kap. 3. 47 ANGOLD 183. 48
49
Dieser Kammyrzes ist aber - gegen HEISENBERG I 351 - ein anderer als jener Kammyt· zes, der unter Theodor l. erwähnt wird: wie hätte er, wäre er Prorostraror gewesen, seine Ernennung zum Groß.Hetaireiarchen (Akrop. 24) durch Kaiser Johannes BI. als eine Be· förderung empfinden können? Nein) ,,,'ir kennen durch die Chronik des Akropolites zwei Männerdieses Namens aus der Zeit von 1204 bis 1254. Zu ihm vgl. AHRWEILER, Smyrne 142.
250
BEAMTE
. w'ren alle mit wichtigen militärischen Aufgaben betraut die el'ne I" diese drel " . ,an~ enheit vom Hofe erforderhch machten. gere Ab weS 9) Generalquartiermeister
(116ya~ tHQa't07lEoaQXTJ~)
Den Titel des Stratopedarchen gibt es schon in der Zeit der Spätantik"so. Ein Groß_Stratopedarch erscheint hingegen erst im 13. Jahrhundert'l, seine Aufgabe s2 . t die Versorgung der Armee mit Lebensmitteln . In der Hofhierarchie ist ihm ~er 9. Rang zugewiesen s3 . In der Chronik des Akropolites begegnet uns nur ein Träger dieses Titels, nämlich der Günstling Kaiser Theodors Georgios Muzalon54, der bei seinen vielen Titeln auch noch diesen erhalten hatte. 10) Groß-Primicerius (116ya~ 1tQll1111Xi]Qto~) Der Name des Primicerius stammt aus der Spätantike und bezeichnet der Wortbedeutung nach denjenigen, dessen Name als erster auf dem Wachstäfelchen (cera) zu stehen kommt. Daher bedeutet Primicerius zunächst nichts anderes als ,Vorsteher» oder "Chef»; und so ist es verständlich, daß es in sehr vielen LaufbahnenPrimicerii gibt's. Der Groß-Primicerius (seit dem 11. Jahrhundert) hat den 10. Rang inne. Groß-Primmikerioi kennen wir durch Akropolites nur zwei, Johannes Ange1oss 6 und Konstantin T ornikes57 . 11) Primicerius des Hofes (1lQll1111Xi]Qto~ Tii~ aUAii~) Der Primicerius des Hofes (33. Rang) koordiniert die Tätigkeit der Dienerschaft Im kaISerlichen Palast. Bei Akropolites treffen wir nur auf einen Primice5(1
~~.mals verbirgt sich hinter dieser Amtsbezeichnung der «Lageroberaufseher» eines MihJariagers' . 22, Ü bersetzung von Helene HOMEYER. In de . . Lukian .. ,D e eonsen'b en da h'lstona
hn belden bIlIßguen Inschriften CIL 3, 13648 und 141875 wird das Amt des StratopedarSI
:~
~ ~n wIedergegeben als (Ipraefectus kastrorum» (sie!).
g. E. STEIN, Untersuchungen 54- GORJANOV 67
Ps.-Kodinos, Kap. 3. cd. VERPEA~X, S. 174. . Der relativ S cl hohe H0 frang er kl'"an SICh nach RA YBAUD 241 durch die Präsenz des Großztr~tope archen im inneren Rat des Kaisers - eine ansprechende wenn auch für die
Aekllvon 1204 bis 1261 nicht klar beweisbare These ' rop.60. . " Guilland .. BORN D I 300. F So gar die eh e f'"arzte In Krankenhausern heißen Primikerioi: A. H
PHlLlP$-
" er honschritt . kl ung des byzantinIschen . . Byzantinis Z. .in der EntWIC Krankenhauswesens, in: ~ Ak
"
ce eltschnft54 (1961) 338-365 hierS 354 ' . .
rop 58 u. 60. Zu seiner K .
amere GUiLLAND 1315 f., ANGOLD 187.
251
• -
'-_._----_.,/ BEAMTE
ANMERKUNGEN 58
kas Murtzuphlos : dieser war" im Jahre 1252 bei . des Hofes au f Isaa k D u . d b . [Jus I dl' von Larissa mit Michael II. von Eplros a el, und Kaiser d' T 'h 60 zur Unterstützung des Sultans gegen le ataren. Das Theodor ll. san d te I n . '1' ... h d d' . ß' f ) der Primicerius des Hofes zu nll Itansc en un IplomabeweISt da, (wIe so 0 t . . h . . A' ut·· [Ischen g.l. b en herangezogen werden kann, die mIt dem elgent IC en KaIserhof den Ver lan ungen
r
nichts zu tun haben. 12) Groß-Konstabler (~gya~ xOV6tJTaßAo~)
bei die Adressaten Auswärtige, aber auch Beamte und Bürger im Inneren des Reiches sein können. Der Groß-Logothet kann nicht in eigener Machtvollkommen_ heit tätig werden, er ist immer Erfüllungsgehilfe des Kaisers: damit ist er jedoch nicht nur mit einer Ehrencharge ausgestattet, sondern es ist ihm die Aufgabe eines «Überwachers sämtlicher ziviler Behörden»69 anvertraut. Mit dieser letztgenannten Funktion ist er im Grunde nichts anderes als der Mesazon der Palaiologenzeit, er ist als der leitende Staatsmann anzusehen. Der einzige Träger des Titels des Groß-Logotheten in der Zeit von 1204 bis 1261 ist Georgios Akropolites selbst: er war von Kaiser Theodor 11. im Jahre 1255 mit diesem Amt betraut worden und sollte den Titel bis zu seinem Tod im Jahre 1282 behalten70 •
von dem lateinischen «comes stabuli» D er N ame d es Groß-Konstablers kommt ." . 61 " . nachweISbar 1st, er fmdet sich wieder im englischen CO!1stab/e und Im COll!1etabfe des franzoSISchen 16. Jahrhunderts''. Nach dem Handbuch des Pseudo-Kodinos hat er in Byzanz .den 11. nach Matthaios Blastares den 12. Rang mne, er Ist der Befehlshaber der Soldne:truppen aUS dem Okzident63 und ist direkter Untergebener des Groß-Domestikos. Aus Akropolites kennen wir einen einzigen G;50ß-Konstabler, nämlich Michael Palaiologos": nach semem Hochverratsprozeß ,also 1253 oder Anfang 1254, hat ihn Kaiser Johannes III. Vatatzes mit diesem Amt betraut", was für den noch nicht einmal Dreißigjährigen gewiß eine hohe Auszeichnung darstellte.
Der Titel des Protosebastos - etwa «Erstverehrter» oder «Hochzuverehrender» - klingt zwar wie ein reiner Ehrentitel ohne Funktion7l , in der Hofhieratchie ist ihm jedoch nach Pseudo-Kodinos der 13. Rang eigen, also doch ein sehr hoher Rang 72 • Wir finden als Träger dieses Ranges hohe Offiziere wie Theodor Kontostephanos oder Manuel Laskaris, den Bruder Kaiser Theodors 1. 73 , und (natürlich auch wieder den unvermeidlichen Günstling Theodors 11.) Georgios MuzaIon.
13) Groß-Logothet (~gya~ AoyoesHI<;)
15) Kanzleichef (Siegelbewahrer) (oerei wu XUV1XAetOU)
Der Groß-Logothet hält den 12. Rang in der Hierarchie des Hofes, unter Andronikos 11. wurde er erhoben auf den 9. Rang 67 • Unter den Kaisern Johannes III. und Theodor 11. ist ihm keine richterliche Kompetenz mehr eigen, es ist aber auch nicht zutreffend, wenn man ihn als Außenminister ansieht6 '. Als die ganz spezielle Aufgabe des Groß-Logotheten gibt Pseudo-Kodinos die Ausfertigung der kaiserlichen Befehle und Urkunden an, also eine machtvolle verwaltende Tätigkeit, wo-
Pseudo-Kodinos wird der Bedeutung dieses Amtes gewiß nicht gerecht, wenn er ihm den 80. Rang zuweist und sonst darüber nichts zu sagen weiß; sehr viel näher kommt da Matthaios Blastates an die Wirklichkeit heran, wenn er den Epi tou kanikleiou gleich nach dem Groß-Konstabler auf den 13. Hofrang setzt. Es handelt sich um einen bedeutenden und einflußreichen Posten in der Kanzlei des Kaisers74 , dessen Rat der Kaiser nicht selten einholt. Die sprachliche Form dieses
(= Stallgraf), einem Titel, der schon m der Spatantlk~
58 GUILLAND
I 309 f. 1806;POLHHs,Doukai
S9 DÖLGER-WIRTH
147.
Akrop.69. 61 Codex Theodosianus XI 17,3 aus dem Jahre 40161 E. STEIN, Introducrion 97 sprichr von einem normannischen «comestabulus». «Kondistabi» aber, wie VRYONIS 234 sagr, har der Tirel in Nikaia-Nyrnphaion niemals gelauret. 63 GUILLAND I 471; STEIN, Imroducrion 152. 64 Akrop.64. 65 Akrop.50. 66 GEANAKOPLOS, Emperor Michael 26. 61 GUiLLAND I 503 und 11 206; J. VERPEAUX, Hierarchie 423. 68 So noch E. STEIN, Untersuchungen 35. 60
252
14) Protosebastos (reQUlwcreßatH6<;)
304. Als Groß-Logother wird Georgios Akropolites erwähnr zum Beispiel bei Georgios Merochires (HEISENBERG II S. XIV) oder in den Unterschriften auf dem Konzil von Lyon (Acta Gregorii X, ed. Tamu, Nr. 47 u. 48). 7] So auch GUILLAND II 283. n Wenn im Mai 1082 «der Doge von Venedig für sich und seine Nachfolger den p~otoseba stostitel mit entsprechendem Jahresgehalt» (OSTROGORSKY 295) erhälr, dann :lehr ,:"an aber doch, daß mir dem hohen Rang und hochrrabenden Titel auch reale flflanzlelle Vorzüge verbunden sind. 7J Akrop.60. 74 ANGOLD 55. 69 OSTROGORSKY
70
253
~ BEAMTE
ANMERKUNGEN
. I l "ft'r n:imlich die Präposition epi mit Genetiv: diese gab Amtstlte s )cgcgnct uns 0 l : , • . . . • .• • es auch schon in der Zeit dcs Hellenismus, so hlcß bCISPlclsw~lse unter dem K0111g . I 111' 2 J I hun (.lert vor Christus der Chef der FlIlanzverwaltllng Epi AntlOC lOS . 1111 • 3 U 75 .. , prosa'd 011. 0 er E pi tOl', kaniklciou wurde von . Ho-G. Beck treffend und praton < . , . d b als d"r «Mallll mit dem kazserllchell TmtCllfafj»; das Amt gnal1t v·lIe crgegc en . .. . ' " . .. beinhaltet seit dem 9. Jahrhundert die FunktIon des «kaIserlIche/! Sclmftfuhrers»76. Nikcphoros Alyates gehörte zu den vier Personen, dIe nacl: dcn~ Tode des ',l,'stcrs DClllctrios Tornikes sich in dcssen Aufgaben tedten' 7, er Sollte o bcrsten M, . ,~ . , 711 dann später von Kaiser Theodor den Titel des Ep' tou kalllkielou erhalten und von Kaiser Michael VIII. im Jahre 1259 mit einem diplomatIschen Auftrag an den Hof König Manfreds von Sizilien entsandt werden" (der diesen dann allerdings 0
gleich für zwei Jahre festsetzte). 16) Parakoimomenos (nuguxoIIlOlIlEVO<;)
Georgios Zagarommates war unter Johanncs IIl. Protovcstiarit gewesen und erhielt von Theodor II. noch die Würde des Parakoimomenos hinzu. Dieser war, wie der Name - «Danebellschlafender» - sagt, ursprünglich der Wächter über die Nachtruhe des Kaisers; es war eigentlich ein Amt für Eunuchen, doch das änderte sich im Laufe des 13. Jahrhunderts 80 • Der Parakoimomenos stand im Rang ein wenig höher als der Protovestiarit (17. statt des 19. Ranges), weswegen die Ernennung des Zagarommates zu diesem Amt durch Kaiser Theodor II. wirklich eine Beförderung darstellt". 17) Protovestiarit (ngüJwßeanughTJ<;)
zu Höherem" wie etwa b . d .. Ra ng recht häufig eine Durchgangsstufe d ' CI cm spateren Kaiser Johannes 111. Vat'tzes, er Im Alter von 20 Jahren den Ran d p .d "I d I . A d .k M I B5 g es rotovestiaritcn be kl CI (;te ,0 (;~ ,)(;1 I~ ronl 0') tl~a on • Daß aber auch ein Protovestiarit schon ho her OffIZIer selll kann, beweISt die Ernennung d K . flf es aryannes durch Kaiser Theodor ' .
18) Mundschenk (6 Eni w0 XEQUO'J.l'lTO<;) Der Titel des Mundschenks hat im J~. Jahrhundert keinerlei Bedeutung mehr für den Hof, sondern 1St elll Ehrentitel fur hohere Militärs. Die sprachliche Form dieses Titels ist die bekannte Bildung mit epi und Genetiv; t6 y.tQa(J~fl heißt WÖrtlich "die Mischung» und In spezIeller Bedeutung "der Wein.P, folglich ist der Epi tau kerasmatos «der auf dem (gemIschten) Weine»'". Wir kennen aus der Chronik einen Träger dieses Hoftitels", nämlich Johannes Kamakuzenos"', der von 1245 bis 1247 Gouverneur des Themas Thrakesion war, und einen aus den Zusätzen des Theodoros Skutariotes, nämlich Georgios Nestongos.
19) Speisemeister des Kaisers (Truchseß) (6 Eni 1:11<; 'tgunt~TJ<;) Der Vorsteher der kaiserlichen Tafel, wie der Titel - «der auf dem Tische (des Kaisers)" - wörtlich übersetzt heißt, ist im 13. Jahrhundert ebenfalls nur mehr ein Hofrang für Offiziere: diese durften sich mit diesem wohlklingenden Titel schmücken, hatten aber keinerlei Amt mehr bei Hofe". Als Träger dieser Amts-
So auch noch im 15. Jahrhundert, vgl. GUILLAND 1l 204. Doukai 108 unter Berufung auf Akrop. 15: 26,22. Im Codex U steht an dieser Stelle das Amt des Protovcstiarios, doch es muß sich hierbei um einen Fehler handeln, weswegen HEISENBERG auch «Protovestiarit» im Text stehen ließ: für den Rang des Protovestiarios war Johannes Vatatzes damals noch zu jung (er hätte allenfalls anläßlich seiner Ehe mit der Kaisercochter Irene wider allen Usus zum Proco\'estiarios erhoben worden sein können, doch auch das ist recht unwahrscheinlich). Daher ist die Behauptung von LANG DON. Diss. 310 Anm. 67, wonach «protovestiarites-" im Text bei HElSENBERG «undoubted/y a copyist's error {ar protovestiarius» sei, mit Entschiedenheit abzulehnen. 85 Akrop.60. " Akrop.77. : Vgl. das neugriechische Wort für Wein: 't'o xQacri. Der üblichere Titel für dieses Amt ist Pillkernes. " Vgl. GUILLAND J 243 f. ~ NICOL, Kantakouzenos 14-16. Vgl. GUILLAND 1396; ANGOLD 154. 8J
Der Protovestiarites hat zwar einen ähnlich klingenden Titel wie der Protovestiarios, darf aber mit diesem keineswegs verwechselt oder gar gleichgesetzt werden: der Protovestiarit steht weit unter dem Protovestiarios, nämlich im 19. Hofrang nach Pseudo-Kodinos bzw. im 20. Rang nach Matthaios 82 . Daher ist dieser
7S ßECK,
Theorie und Praxis 15.
76 OSTROGORSKY 208.
n Akrop.49. Akrop.75. 79 Akrop. 79; DÖLGF.R-WIRTH 1867d. 78
80 GUILLAND J 208. 81
82
Akrop. 75: dies ist die einzige Nennung cincs Parakoimomenos in dcr Chronik des Georgios AkropoJitcs. Siehe RAYßAUD 272.
254
84 POLEMIS,
255
I I I
I
I
~
~ BEAMTE
ANMERKUNGEN
. d b· G gios Akropolites Nikephoros Tarchaneiotes und bezeIchnung wer en Cl cor Isaak Nestongos erwähnt. 20) Groß-Hetaireiarch ültya~ sratQ8UiQXll~)
n Das Amt des Groß-Hetaireiarchen ist ebenfalls ein Hofamt , nimmt aber einen nicht sehr hohen Rang ein; im Grunde ist dies. ein rel~er Ehrentitel ohne welt~re
Bedeutung93. Gerade als einen solchen Ehrentitel erhIelt Kammytzes (der zweIte dieses Namens in der Chronik) von Kaiser Johannes III. dIesen TItel (zum Aus· wr dl·gung seiner besonderen Verdienste, also 1m Smn emes Ordens), . . . 95 d ruc k emcr w ur nicht anders dürfte es sich mit Phlamoules", MIchael Llbadanos und Manuel Rhamatas verhalten. 21) Groß-Chartularius (~tya~ xaQrouAaQto~)
Der Amtstitel eines Chartularius ist seit der Spätantike bekannt und gebräuchlich, er kann (ebenso wie der des Primicerius) für ganz verschiedene Laufbahnen verwandt werden", ist in dieser Hinsicht also vergleIchbar unserem Rat oder DIrektor. Das Amt wird von Pseudo-Kodinos zwar genannt, doch über seine Aufgaben und Befugnisse haben wir keine genauen Aufschlüsse. Es mag sich hierbei möglicherweise um einen Hoftitel ohne besondere Kompetenzen gehandelt haben: Tzyrithon erhielt den Titel als Belohnung'7, auch bei Johannes Petraliphas" dürfte es nicht anders gewesen sein.
22) Geheimsekretär (~ucrnx6~) Der Mystikos war der «Geheimsekretär des Kaisers und möglicherweise der Vorstand der kaiserlichen Privatkanzlei»" , er nahm den 31. Rang in der Hofbier-
92
ie ein (nach Matthaios Blastares), aber trotz des relativ niedrig R . are h .. h . fl "b .. . en anges ISt . effektiver polmsc er Em 1II> etrachtllch, da cr J·a das volle V seUl 100 ertrauen des Kaisers ge~1ießt. Johannes KantahlZenos , der die, Insel Rhodos im Jahre 1249 für die Gnechen zuruckeroberte, war zwar Mysukos gewesen 101, wird aber von sondern als Befehlshaber· Th Ak ropolites nicht als solcher bezeIchnet, lO2 . Im ema . Thra kesion und als Mun d sc h en k . WIr kennen aus der Chronik selbst _·W .~ Mystikos, namllch Johanne.s Muzalon, den Akropohtes (ganz anders als bei dessen Namensvettern, den Gunst1mgen KaIser Theodors) als "einen Mann von scharfem Verstand und großer Tatkraft» ansieht. 23) Tatas des Hofes (rcHiiS n'is aUAfj~) über die Aufgabe des Tatas des Hofes lassen sich keine präzisen Angaben machen: nach Pseudo-Kodinos ist er dem Primicerius des Hofes im Range nachgeordnet, steht aber höher als beispielsweise der Groß-Tzausios oder der Skuterios. Titel und Amt dürften im 13. Jahrhundert, also von den Kaisern des Reiches von Nikaia-Nymphaion, geschaffen worden sein. Ob der Tatas des Hofes "Prinzenerzieher»H}! war, wird neuerdings angezweifeltlos. Fest steht nur, daß dieses Amt zum ersten Mal überhaupt genannt ist in der Chronik des Akropolites lO6 , wo Theodor Kalampakes als Träger dieses Hofamtes erscheint. 24) Befehlshaber der kaiserlichen Garde (~EYUS uQXrov WU UAAUyiou - ~tya~ rl;aoucrlO~)
Der Amtstitel des Tzaousios stammt aus der türkischen Sprache - tchaouch 107 -, genau so ist das Wort des Allagion türkischen Ursprungs - alajlOs. Tzaousios bezeichnet zunächst den Befehlshaber der Leibgarde eines Themengouverneurs"J9 oder den Kommandanten einer bestimmten Provinzgarnison, unter Kaiser Johannes 111. Vatatzes wird dann der Groß-Tzaousios geschaffen, der eine Abteilung der kaiserlichen Leibgarde befehligt.
Seine Aufgaben im Kap. 3 des Pseuclo-Kodinos. Daß zu diesen Aufgaben auch «fremde1zpolizeiliche Agenden» gehören, versuchte Ernst STEIN, Untersuchungen 41 zu zeigen.
Ganz gewiß aber ist der Groß-Hetaireiarch nicht der Befehlshaber der kaiserlichen Leibgarde, wie S. BLÖNDAL 170 ohne Angabe von Gründen behauptet. 94 Akrop.22. 95 Akrop.4O. % Hierin liegt wohl auch der Grund dafür, daß Theodoros Skutariotes (Ne. 25: HEISENBERG 283,10) den Groß-Chartularios mit dem Groß-Hetaireiarchen verwechselt. ., Akrop.45. 98 Akrop.37. 99 So R. GUlLLAND, Le mystique 279; vgl. auch ANGOLD 162, V. LAURENT, Le Corpus des Sceaux II 50, H.-G. BECK, Theorie und Praxis 26. 93
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\00
Akrop.48.
101 102
GUILLAND, Le mystique 285. Zu ihm vgl. NlCOL, Family of Kantakouzenos 14-16 und AHRWE.ILER, Smyrne 144-145.
103
Akrop.40.
:: So STEIN, Untersuchungen 45 und GUILLAND I 577. ANGOLD 291 Anm. 72. \06 Akrop. 66: 139,11. Siehe GORJANOV 68, der allerdings auf S. 394 Anm. 27 fälschlich die 5.148 in der Akropolites-Ausgabe von HEl SEN BERG als Fundort der Stelle angibt. lC/7 Vgl. STEIN, Introduction 97, BECK, Theorie und Praxis 18. lOS Vgl. HEISENBERG, Gesch. und Ut. der Palaiologenzeü 62. 10'3 Akrop. 60; GUILLAND 1596.
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f
I
BEAMTE
ANMERKUNGEN llO
onstantin Margarites, den wir auS Akropolites kennen, war unter Derselbe K ßT . u 1d unter Kaiser Theodor Groß-Archon des AllaJohannes III. Gro - zaouslOS 1 . 11' b . 111 also Oberbefehlshaber der Leibgarde (dIese konnte A aglOn, a er auch glOn , d ) Z d r Leibgarde des Kaisers gehorten mehrere FormaTaXIS genannt wer co. u C . d' . d h das Korps der «Keulen träger" (XOQUVO!jlOQOI): lese rionen unter an erem aue . h' . , I' . I enannt 111 Die Keulenträger waren mc t eme cIge, d bei Akropo "es zwelma g . 113 d d sm . . d'c Vardarioten sondern sie unterstan en em Be, . 114 ne GruppIerung wie etwa 1 fehl des Groß-T zaousios bzw. des Megas Archon des AllaglOn . 25) AoyogeH\s 'tou YEVIXOU und IlSYus AoyuQtu()"t1is
.
GeorglOs
Ak
"ropo
I'tes begann seine Laufbahn als Groß-Logariast
116
1
1l5
,
war also
'k des Akropolites kennen wir einen Skurerios, nämlich jenen Xyleas nt der ChroBefehlshaber " 1 m Pr! ep ' emgesetzt war 119 un d d er bel. den Beratungen im' der zum it Akropohtes . h erangezogen wur d C120 , cl er a b er a Is Heerführer gegen die Westen m"glich versagte 121 un d sc hl'Ie ßI'IC h ne b en GeorglOs . Akropolites in der GeSerben kl a . I cl 122 Michaeli!. von EpIros an ete . ft des fang ensc ha
wirken. 26) Oberjägermeister (ltQOl'tOXUVTlYos) Der Oberjägermeister1l7 ist ebenfalls ein Hofamt, im Range noch weit hinter dem Groß-Hetaireiarch. Aus Akropolites kennen wir einen Träger dieses Amtes
123
Aus der Chronik des Akropolites kennen wir für das Jahr 1239 einen gewissen Nikolaos, der den Posten des .«obersten Hofarztes,,I24 inne hatte. Nach dem Verzeichnis des Mönches Matthalos Blastares aus dem 14. Jahrhundert besetzt der Akruarios den 49. Rang der Hofhlerarchle.
29) Befehlshaber der Militärpolizei (ltQIIlIlIXi]QlOs 'toov Bug8ugElül'tOOV) Auch der Chef der Militärpolizei trägt, wie wir aus dem Kapitel 63 der Chronik wissen, den Amtstitel des Primicerius. Zu diesem ließ sich Akropolites bringen, nachdem er die entehrenden Schläge hatte erdulden müssen l25 . Die Vardarioten sind «eine Ordnungstruppe ohne Waffen»I26, «eine Palastwache, die dem Kaiser voranzieht, wenn er sich öffentlich zeigt»127, sie sorgen aber auch für Ruhe und Ordnung im Feldlager des Kaisers. Daß es sich bei ihnen um eine wirkliche Militärpolizei, wenn auch ohne Waffen, handelt, beweist die Tatsachei", daß ihnen
aus der unglücklichen Familie der Muzalones. Vgl. ANGOLD 190. Akrop.68. 121 Akrop.70. m Akrop.72. In Akrop.39. IH So STEIN, Untersuchungen 45 und HUNGER, Wissenschaft lind Kunst 149. IlS Ganz gewiß falsch ist die Behauptung von R. GUILLAND I 304, es sei der Primicerius der Vardarioten gewesen, der die Exekution habe durchführen müssen. Nein, der hatte da~ mit gar nichts zu tun, denn er fragte den Groß~Logotheten ja ganz erstaunt, warum er ihn denn aufsuche (die richtige Darstellung dieser Ereignisse findet sich schon in Jer Geschichte des Kaiserreichs VOll Nikaia und des Despotllts VOll Epiros von A. MELlARAKES aus dem Jahre 1898, S. 451!). Die Bastonnade war durchgdührr worden von zwei Keulenträgern: diese sind ihrerseits Mitglieder der kaiserlichen Leibgarde, also der Taxis 126 oder des Allagion, aber nicht des Korps der Vardarioten. 127 HEISENBERG, Geschichte und Literatur 62. 12& STEIN~ Untersuchungen 49. Auf diese hat - wenn ich recht sehe, als einziger - hingewiesen der russische Forscher Gennadij G. LITAVRIN 339. Exkurs: Dieser Verweis auf das gute Buch von LITAVRIN gibt Gelegenheit zu einer grund~
119 120
27) Schildträger (crxolJ'teQws) ll8
Der Skuterios trägt die Standarte und den Schild des Kaisers , er hat den 46. Rang (so Matthaios Blastares) bzw. den 42. Rang (so Pseudo-Kodinos) inne. Aus
llO
Akrop.59-60.
1ll Vgl. dazu auch MAKSIMOVIC, Provincial Administration 180-182 mit Anm. 46.
Akrop. 59: 120,7 und 63: 131,10. Dies gegen S. BLÖNDAL 170. 114 Aber natürlich konnte auch der Kaiser selbst einmal diesen Keulenträgern einen Befehl erteilen, so etwa Theodor 11., der zwei von ihnen anwies, seinen Groß~Logotheten Geor~ gios Akropolites zu schlagen (Akrop. 63). 115 So die Überschrift zu seinem Grabgedicht auf Kaiserin Irene. "' HEISENBERG 11 S. VII Anm. 6. 117 E. STEIN, Untersuchungen 45 sagt «Oberstjiigermeister» , H.-G. BECK, Theorie und Pra~ xis 18 «Großjiigermeister». 118 Pseudo-Kodinos, Kap. 3. ll2
113
258
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28) Hofarzt (ux'tOUUQlOs)
b
schon mit 22 Jahren Träger eines - nicht sehr be~eutun,gsvollen, ,a er wohl' d - Titels geworden. Auch der Logothetes tau gemkou besaß wemg kl mgen en d' A . G . hten' doch durch seine Ernennung zu lesern mt stIeg eorglos . V II eIgene 0 mac , . d r 'k . Akropolites im Jahre 1246 zum 18. Hofrang auf und begann, In er Po lt! mItzu-
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BEAMTE ANMERKUNGEN
k" f(gen Soldaten und damit wohl auch die Suche nach auch die Aushebung d er un I Deserteuren oblag, ' k Ibeamte (a1toYQUcp6U<;, t~tcrro'1l<;, tV6QyroV) 30) Steuer- un d F IS a , , doros Skutariotcs l29 werden die BegrIffe Apographe I d m Zusatz 33 d es Th co " f b n e, d E'ne Apographe durchzufuhren war Au ga e des Apod db' d E 'ISOSIS \'erwen et, I un x . b d d l·n130 «die Veränderungen es Grun esztzes festzuhelw dIese estan ar ) . grap , v' b hätzen Imd damach die Steuer zu bestlmmem" Der t lien dw \art a zUSC , f"h ' se" hl I Macht als der Apographeus, er u rte die Revision EXlsotes hatte wo me lr . . I" , . dk d mte System der bIsherIgen Steuerveran agung verandurch bl un onnte as gesa ' 132 "Steuern erhebell heißt in der Amtssprache der bydern un d neu besnmmen ' . . . . 'h 5 "t- 't tV6Qysiv»lJ3 dieses Wort kommt als Termmus Techlllcus z01ltmlsC en pa ",eI , 134· d' d E 135 , d CI 'k d s Akropolites vor, Dort 1St le Re c von nergountes , auch In er Jrom e . 136 . sie sind die Beamten, denen das Eintreiben der Steuern vor Ort oblIegt ,die 'd d'esen also vorgeordnet l37 , Die Hierarchie der Steuer- und Fis• sm Apograp h elS I kalbeamten ist also im 13, Jahrhundert die folgende: der Zentralgewalt des Hofes A
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133 134 135
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137
säezlichen Bemerkung. \Vie das Literaturverzeichnis des vorliegenden Buches beweist, werden in der deutschsprachigen Geisteswissenschaft gar nicht selten die Beiträge in russischer, bulgarischer, polnischer oder tschechischer Sprache gelesen und zur Kenntnis genommen; die Klage von Boris G. GORJANOV, Posdne~Viza~tij.skij ~eo.dalis~, M.~skau 1962, S. 11, die da lauter «rossicum esc, non legitHr», tnffr ~lthtn belspl~lswelse fur ~en Verfasser dieser Übersetzung und Interpretation der Chromk des GeorglOs Akropohtes nicht zu. Allerdings wird die Klage des russischen Forschers dann lächerlich und reizt wirklich zur Mißachtung, wenn auf derselben S. 11 Lenin zitiert wird, nach dem man die Geschichte "vom Gesichtspunkt der Weltanschauung des Marxismus aus» betrachten müsse (nicht anders SABOROV 154-155). Vielleicht ändert sich etwas an dieser verfehlten Art der Betrachtung der Geschichte angesichts der 1985/86 eingeleiteten Politik der Perestroika?? HEJSENBERG I 286,14, HEISENBERG, Geschichte und Literatur 76-77. Vgl. ANGOLD 210-214, besonders 212. Zu beiden Ämtern siehe auch MAKSIMOVH:, Prov, Adm, 205, Das griechische Verbum E~tcr60) drückt ja schon den Vergleich und Ausgleich aus; vgl. zu derselben Bedeutung des Ausgleichs, der Gleichheit, Skurariotes 33: 284,21. So HEISENBERG, Geschichte und Literatur 79. Akrop, 68: 142,13; vgl. 67: 140,15, Diese sind Steuereintreiber, aber nicht "Iocal administrators», wie ANGOLD 289 sagt; vgl. .MAKSJMOVIC, Provo Adm. 217. Vgl. STEIN, Untersuchungen 28. Siehe MAKSIMOVIC, Provincial Administration 186.
260
und diesen die Apographc1s ,die sind veran t\vor tlich die Exisotal . . .ihrer"el't< . . ., g cgcn~ über den Energ
ountes we1Slll1gsbefugt smd,
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31) Richter des Velum (xQl1:1'l<; 1:00 ß1l 1cou ) Der Varer des Patriarchen Arsenios Autoreianos war nach Theodoros Skuta, eslJS vor 1204 Richter des Velum gewesen, Die RIchter des Velum waren die ~~;rsten Richter des byzantinischen Reiches, sie waren zwölf1J9 an der Zahl und waren allesamt Mitglieder des GerIchtes am Hippodrom, Das Hippodromgericht war «das zentrale Reichsgericht» und damit «AppellatIOnsgericht für die Rechtsstreitigkeiten aus deu Provil,ze1l», daher befand es über «Entscheidungen der Themellrichter» und war zugleich «Appellationsinstanz gegenüber den hau!Jtstädtischell Gerichten» 140, Die zwölf Richter des Velum am Gericht des Hippodroml41 hießen deshalb so, weil sie bei der Gerichtssitzung das Velum (~ den Vorhang) zurückschlugen, um so für die OffentIichkeit sichtbar und erkennbar zu sein l42 , 32) Prätor (1tQuhroQ)
Den Amtstitel des Prätors kennen wir im Kaiserreich von Nikaia-Nymphaion nur in einem Fall, in dem des Georgios Akropolites nämlich: er war im Herbst des Jahres 1256 zum Prätor für die europäische Reichshälfte ernannt worden, Er hatte damit außerordentliche Befugnisse übertragen bekommen l43 , die er auch voller Stolz und kindlicher Begeisterung im 66, und 67, Kapitel seiner Chronik be-
lJS Zusatz 35: HEJSENBERG 1290,2. ". Vgl. RAYBAUD 262, \40 Alle diese Zitate aus D. SIMON, Rechtsfindung 8-9. Hl Der bekannte Historiker .Michael Attaleiates aus dem 11. Jahrhundert trug beispielsweise den Amtstitel: Richter des Hippodrom und des Velum. 141 Vgl. LAURENT, Le Corpus 11, L'administration 438. Exkurs: Das Velum ist für Gerichtsverhandlungen schon für die Zeit der Spätamike bezeugr: die normalen Richter kannte das Volk unter dem Synonym des Velum ludicis (vgl. dazu Codex Theodosianus I 16,7 aus dem Jahre 331), aber auch der Kaiser selbst, Con'tantius IL (337-361), saß «velo missa» bei Gericht (so Lucifer Calar" S, 291,20 HARTEL). Als ein Zeichen für einen leutseligen Herrscher finden wir den zurückgeschlagenen Vorhang auch außerhalb der Gerichtssphäre. vgl. Scriprores Hisroriae Augustae, Vita ~{exalldri Severi 4,3. Zum Ganzen siehe A. ALFÖLDI, Die monarchische Repräsentation Im römischen Kaiserreiche, 2. Auflage, Darrnstadt 1977, S.37 mit Anm. 1. Zu der ~wölf~ahl ~e:,Rich[er siehe auch N. OIKONOMIDES, Les listes de preseance byzantines lX HJ Vesl et X slecles, Paris 1972, S. 322- 323 mit Anm. 208. g. E. STEIN, Untersuchungen 27; AHRWEILER, Recherehes sur I'administration 77.
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AN~IERKUNGEN
BEAMTE
schreibt. An Hand dieser Schilderung wird man Heisenber s GI ' h 'd' g elc setzul I"d " ses P ratoranltes nut em ctnes Stratcgen ablehnen müssel) d' I Ig ie. , ' un Slc 1 de Th l4 MIchael Angold .1 anschlteßen, wonach Priitor zu dieser Zeit «der 0 : ' esev,on
des Vlzekolllgs (lall Thessalomke gewesell sei" kö""te,,,
ff,zlelie TUel
33) Mittler (IlCO'a~(üv)
Ist der Groß-Logothet schon im ausgehenden 12, Jahrhundert h ' 'd' 1 d • nac welsbar Ist le Ste lung es Mesazon vom 13, Jahrhundert bis zum Unterg d ' ' So '1 ' , ang es ReIChes vorh and co. D er L\ esazon lst, Wle es der Name andeutet, ein Mittle . . , d ,ZIVISC ' h en d em K' g Ile alser un d d em Va Ik146 , Seine Aufgaben sind ar, eIn Bmde· ' I' d 'd g nz verschIe' · d' K d en: er Ieltet lC anz CI es KaIsers (un kommt damit dem Groß-L h' h ' ' . ogOt et Ins Ge eg~)"er l1l~'l1lt PetltIOnen entgegen und empfängt Bittsteller (wofür eigentlich der Epl ton deeseon zu~tandlg Ist), er erledigt die Privatkorrespondenz des Kaisers (was das ureIgene Metier des Mystikos 1st), er verwalret sogar mitunter die Finan. zen des Kaisers (was eigentlich in die Kompetenz des Logoth!:tes ton oikeiakon fällt), kurz: er ist als Mittler zwischen Kaiser und Volk Koordinator aller Behör. den und der leitende Minister 147 , Er muß für seine Stellung das absolute Vertrauen 1.. HEISENBERG 1I S, IX Anm, 4, ANGOLD 289, 146 So ANGOLD 156-157. Zu der Institution des Mesazon sind neben den Büchern von ANGOLD (5, 155-161) und RAYBAUD (5,202-206) generell zu vergleichen die im Lirerarur· verzeichnis angegebenen Aufsätze: E. STEIN, Untersuchungen; H.-G. BECK, Ministerpräsident; J. VERPEAUX, Mesazon; LOENERTZ, Le chancelierj OIKONOMIDES, La chancellerie. 147 Dieser Beamte leitet seinen Namen ab von dem Verbum J,lEcrasOJ: das heißt zwar gewiß «medius sum», doch diese Übersetzung von E. DARK6 kann «die Fülle des Gehaltes nicht einmal andeuten» (BECK, Ministerpräsident 316). Das Verbum kann auch wiedergegeben werden mit dem Satz «j' Daupe une position centrale», wie R.-J. LOENERTZ, Le chancelier 278 übersetzt (also in der wörtlichen Bedeutung von «zentral»): ich bin die Mitte, der Mittler, zwischen den Extremen, im vorliegenden Fall zwischen dem Kaiser und dessen Untertanen oder dem Volk. Diese Mitte zwischen den Extremen war der philosophische Ausgangspunkt aller Dialektik von Platon bis HegeI, wozu verwiesen sei auf das Buch von W. BLUM, Wirklichkeit des Lebens, Rheinfelden 1985, Gewiß, von einer philosophischen Begründung für das politische Amt des Mesazon hören wir in den Quellen niemals, dennoch dürfen wir fest· srellen: die Herrscher der Paläologenzeir haben (ohne Zuhilfenahme philosophischer Abhandlungen) das Prinzip erspürt, das der Dialektik eines Platon, Proklos, pseu~~' Dionysios, Nikolaus von Kues und Hegel zu Grunde liegt, und für die allIägliche PohtIk fruchtbar gemacht. Der Kaiser als das eine Extrem steht dem Volk als dem anderen Extr.em gegenüber, zwischen diesen beiden Gegensätzen bedarf es einer Vermittlung, und dIese srcllt eben der Mesazon dar, der Mittler.
14'
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, ßen kann dann aber wirken, wie er will; nicht notwendig ist ein des Kaisers genIe ,
" hen R' hoher Hofrang, on tes sind nich t nur'1m byzantmlsc elc h sc Ib st nachweisbar Siehe Mesaz " , ' ' o 'enall so im griechischen ReIch von Trapezunt wIe 1m Despotat von
, finden SIe g , h' h ' h ' WIf ibt sie auch in dem westgnec ISC en RelC von Eplros, wo sie ebenMore., esd't' g ,ell ressortlose Beamte" 148 sm, ' d Ih J re po I"ltISC hc Mac ht und ihr Einf 1Is «tra 1101 , ' a h und fallen mit ihrer VertrautheIt, Ja Freundschaft, mit dem Herrfluß ste en diesem her haben sie 1'h re Legltlmatlon, " ' E' 149 s 1St d'les a Iso kein Amt mit ~,~ ' ( vom K' , fest elegten hierarchischen Rang, son d ern mit alser gewollter und elnemg '''d I aus Semem ' eförderter) persönlic h er Automat, er 'lewelT IgeM "esazon"k ann aso , 1 mehr machen als dies anderen Amtstragern mog"ch IStl.lO, Aus der ' " " Chronik des Akropolites kennen WIr den Titel des Mesazon tllcht; es Ist aber all-
g
~m
, nerkanne I5I daß Demernos Tornlkes Komncnos dIeses Amt Inne hatte, gemem a '. . d.s dann später mit dem Titel des Mesazon (oder Meslteuon) geschmuckt wurde, Die Grundvoraussetzung des absoluten Vertrauens seite~s des Kaisers Johannes Ill, Vatatzes war bei ihm gegeben - «der Karser nannte thn m semen Brrefen setnell Bruder,,!52, der Titel" Verwalter des Staates" 153 deutet auf seine große Machtfülle und Autorität hin - ist aber gewiß kein offizieller Titel und schon gar nicht l54 ein eigenes Amt unter Kaiser Johannes 111. Vatatzes -, diesen Titel erläutert 155 Akropolites an anderer Stelle noch mit dem Synonym des Mesiteuon, Unter diesen Umständen kommt man um die folgende Feststellung nicht herum: das Amt des Mesazon oder Mesiteuon als des leitenden Ministers existiert schon unler Kaiser Johannes 111,156, der Chronist Georgios Akropolites hat dieses Amt und n
148 $0 PRlNZlNG, Provinz- und
Zenrralverwaltung II 103, vgl. II 97-100. Zu den i\tlesazontes siehe auch MAKSIMOVIC, Provo Adm. 14-15. Wir können aus der Ausdrucksweise des Akropolires in Kapitel 80 erschließen, daß ]ohannes Kabasilas Mesazon im Reiche des ,Michael II. Angelos von Epiros war. H9 Dazu ÜIKONOMIDES, La chancellerie 169. ISO Diesem Verhältnis des Mesazon zu den normalen Beamten liegt jener Gegensatz zu Grunde, der von Kaiser Augustus in dem berühmten 34. Kapitel seines Tatenberichrs erwähnt worden war, der Gegensatz nämlich von Aucroritas und Potesras. !5\ Die neuerlichen Zweifel von ANGOl..D 155 sind unbegründet. !SI Akrop, 49: 90,22 - 23, :~ Akrop, 49: 90,24 u, 50: 93,20: obwvoJloC; 'ttOV )(01 VtOV, So aber noch E. STEIN, Untersuchungen 39 und H.-G. BECK, 1v1inisrerpräsidem 320- 321,338, ~5 Akrop, 40: 66,16, 6 Wir folgen in diesem Punkt also den Ergebnissen der Forschungen von R.-J. LOENERTZ, ~chancelier 298-300; Demetrios Tornikes wird ebenfalls als Mesazon bezeichner von YBAUo 187 und von G. SCHMALZBAUER, Die Tornikioi 117.
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BEAMTE A!'\MER"UNGE!'\
dessen außergewöhnliche Auctoritas beschrieben. Nach dem Tode ~es Demetrios 'k b . f Kaiser Johal1l1eS keinen neuen Mcsazon, sondern teilte dessen bistS7' I T orl1l "es erle ~., herige Funktionen aut vier vcrscluedene Personen auf . Ocr Bise lof Phokas von Phil;dclphia war gewiß kein 1vlesazon 158, ebenso ~venig Ge~rgios 1vluzalon, der Günstling Kaiser Theodors I!. Um 1260 treffen Wir auf zweI lvlesazontes gleichzeitig 1:i9, und ab der Paläologen.zeit w~rd das A~t des Mesazon em sehr wi~htiges und zentrales Amt, aber eben e111CS mit Auctontas und ohne genau umschnebene Potestas 160 • 34) Die übrigen Amtsbezeichnungen in der Chronik a) Die ausländischen Titel
l61 Stephan, der von 1217 bis 1228 König der Serben war, wird «Kral» genannt, 162 der Doge von Venedig erscheint als Dux, wird also mit einem im griechischen Bereich bekannten Begriff umschrieben. Nicht sei ren erscheint das Fremdwort l6 ({rex» für ausländische Könige, zum Beispiel für den König von Ungarn 3, für ]0hannes von Brienne, den ({König von Jerusalem»164, für den Staufer Manfred von l66 Sizilienl6; oder für den lateinischen König von Thessalonike ; Wilhe1m von Vill67 lehardouin, der Fürst von Achaja, wird immer als "Prineeps» eingeführt . Daß 16 der westliche lYlarkgraf zum Markesios wird 8, ist nicht weiter verwunderlich, ebenso wenig, daß die Dienerin der Staufertochter Anna-Konstanze, deren Namen wir nicht kennen 169, die aber gewiß eine Markgräfin, also Contessa war, «Markesi/la» genannt wird l70 Die türkischen Titel wie BegierbegleI und andere 157
15S 155' 160
17I
1-'
d der Stadt Mel11lk sprIcht, so melllt er dIe Versammlung aus de b ' nestImmen en . d d I k I 1'1'" , - . SchIchten un has 0 a .c.Iv.I Itor , also emc Art Gemeinderat von .IV '1 eInI'k ) b nngt . . dies Jedoch ree t umstandltch zum Ausdruck. Das Stadtoberhaupt von Philadelphela durfte sIch mIt dem Amtstitel eines Prokathemenos schmücken l78 , doch Ph'l d I Akropolttes nennt den Inhaber dIeser Position wieder nur Areh . 179 II . " on von t a epheIa . A es In allem aber konnen wir feststellen, daß derartige Umschreibungen sehr selten smd, Im allgememen sind die Amts- und Rangangaben bei Georgios Akropolites präzise und verläfllich.
172
Etwa der Mesazon in den Kapiteln 40 ll. 49, der Dux des Themas Thrakesion in Kap. 48 oder der Dux im Thema Achridos, den er im Kapirel43 «Inhaber der staatlichen Gewalt i1l Achridos» nennt.
173
So A. BON 55. Akrop. 8: 13,21.
Akrop. 27 u. 30 mehrmals.
Akrop. 76: 157,21. '" Akrop. 8: 13,12. 167 Akrop. 76 u. 79 u. 81. 16' Akrop. 8: 13,11.
170
Mitunter umschreibt Akropolites ein Amt. Bei diesen U h'b . . h I d' mse rel ungen kan 1C IIlgte handeln, mit denen ein b k < n es . 172 k L. h d' . e anntes Amt angesprole UmschreIbung bedeuten d ß d Ch . chen Ist ; es ann a"er ,1l1C h . ' a er romst (trotz ' ßL seiner Ste II ung a Is C,ro - ogot et) mcht recht weiß wie d A ' I . S h . h b' . I ' ' er mtstlte genau zu benennen Ist. 0 arte SlC. CISP1C ~.wc.Ise ~con Sguros «ein regelrechtes Fürstentttm von der Pelopollnes bIs n'lch Bootten,,1 3 unterworfen Ak h . . ' ropo I'Ites nennt .Ihn jedoch.nur' «Are 011kuon 1-' Kormth", bezeIchnet ihn also m't' T'lte,I d er alles I elllem 176 oder mchts bedeuten. ann . Oder wenn der Chronist von den lokalen Größen
sich um rem rhetorlsc
Siehe ANGOlD 160. Dennoch teilt RAYBAUD 206 die Kompetenzen des .Mesazon in folgende drei Bereiche
165
165'
b) Griechische Titel
Akrop. 49. Eine dieser vier Personen war Akropolites selbst. SO zu Recht ANGOLD 159-160 gegen LOENERTZ, Le chancelier 300.
auf: COttsultatif, Legislatif, Finaneier. 161 Akrop. 5: 9,6. 162 Akrop. 8: 13,7. "3 Akrop. 15: 26,14. 164
versucht Akropolites zu gräzisieren, den Stlltan gibt er ohne die cri " rung in griechischen Buchstaben wieder. g ngste Ande-
174 175
So sagt D. ]ACOBY, Les archontes 465 zu Reche: «A B'\'zance, la notion d'archott est plutot vague». .
Ganz gewiß aber hieß sie nicht Fricca oder Della Fricca, wie oben S. 5 Anm. 21 gezeigt
176
Akrop. 44: n,17-19 (also nicht S. 83, wie in dem Aufsatz von TSIRPANLlS, S.466
wurde.
In
Anm. 3 zu lesen ist).
Akrop. 52: 104,5. Vgl. auch die Überschrift des üfferzell Briefes von Nikephoros Blemmydes. Akrop.65.
178
264
Vgl. dazu TSiRPANLlS 466 und hANds, La f
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280
281
p
I~
REGISTER
Demetrios, Sohn des Theodor Angelos von Epiros 4,32,53,62-63,107,114, 120-124,222,225 - 226,246 Eirene, Tochter des Kaisers Isaak 11. und Ehefrau des Königs Phifipp von Schwa-
REGISTER
\'00
1-66 und 211-265 beziehen sic,h auf die Einleitung und die Anmerkun-
gen, die Seitenzahlen 67-210 geben den Text der übersetzung ~n. .. 2) Die Namen der Patriarchen, Kaiser und Zaren sind unter dem ~cwelhgen ~?rnamen angegeben, alle anderen unter dem Nachnamen. \'(1cgen der verschIedenen .Erlaurerungen. und des abgedruckten Inhaltsverzeichnisses (5.60-66) wurde auf Untergliederungen bel den einzelnen handelnden Personen verzichtet. 3) Bei einigen Ortsnamen aus der Chronik ist in Kla~mern ~er ~eut~ge Name beigefügt. 4) Unter der Rubrik .. Sachen und Begriffe» sind jeweIls nur die wichtIgsten Stellen angegeben.
1. NAMEN AUS ANTIKE UND MITTELALTER Aischylos (525/4-456 vor Chr.) 44,230 Akropolires Georgios (1217-1282) 1-66,
97, 99, 100, 119, 120, 128, 129, 132, 133, 150, 153-158, 162-164, 168-170, 179, 182-183, 185, 191-193, 233-236, 242-243,253,258,261 Akropolites Konsrantin, Sohn des Georgios Akropolites 13, 16
Akropolites Melchisedek, Sohn des Georgios Akropofires 13
Akropolirissa Eudokia, Ehefrau des Georgias Akropolires 13 Akropolitissa Maria, Ehefrau des Konstantin Akropolires 13
Alexander IV., Papst 1254-1261
(162), 237
Alexios 1. Komnenos, Kaiser von Trapezum 73
III. Angelos, Kaiser 11951203 47-50, 52, 60-61, 68, (69), 7172,74-77,79,87,194,212,216 Alexios IV. Angelos, Kaiser 12031204 49-50,60, (68-69),70, (71),249 Alexios
282
Kaisers
Alexios
Eirene, Tochter des Theodor Angelos von Epiros und zweite Ehefrau des Zaren
Vorbemerkung: 1) Seitenzahlen
ben 49 Eirene, Tochter des 111. 71
Alexios V. Dukas Murrzuphlos, Kaiser
1204 49-50,60,70-72,74,211,213,249 AIighieri siehe Dante Alyares Nikephoros 128, 172, 178,254 Ammianus Marcellinus (4. Jh.) 213-214 Andreas (Endre) 11., König von Ungarn
1205-1235 15, (83), 216, 219 Andronikos l. Komncnos, Kaiser 11831185 73 Andronikos, Bischof von Sardeis 34, 186, 208,241 Angelos siehe auch: Alexios III., Alexios IV., lsaak 11., Maria-Margarethe Anna Angelina, Tochter des Alexios In. und Ehefrau des Kaisers Theodor I. Laskaris 15,49,71-72,75,83,86,87, 198,216 Anna, Tochter des Theodor Angelos von
107,222 Anna, Tochter des Michael 11. von Epiros und Ehefrau des Wilhelm von Villehardouin 57,174, (178), 239 Epiros
Ivan 11. Asen 107-108, 116, 123, 222, 238 Eudokia, Tochter des Kaisers Alexios III. 49,71,74,213 Eudokia, Tochter des Johannes Angelos 134-135,222 Euphrosyne, Ehefrau des Kaisers Alexios
III.
(69),77
158,163-169,173-183,204,222_223, 228,236-239,247 NikephotOs, Sohn des Michael 11. Angelos von EpitOs 46, 56 64 127 129 157,158,171,181,183, D7, 2J9, 2~7 ' Theodor von Epiros 33,52-53,61-62, 82-83,88-95,107,108,110,112,120, 124, 127, 129, 216, 218, 222, 228, 229, 249 Theodor, Sohn des Michael 11. von EpitOS
167-168
Theodora, Ehefrau des Michael 11. von
127, 157, 204, 228, 236, 237, 239 Anna, Nichte Kaiser Miehaels VIII. 45 EpitOs
Anna-Konstanze von Hohenstaufen, Tochter des Kaisers Friedrich 11. (ca.
1231-1313)
4,54,57,136,231,239,264 37,93,124- 125 182 Aphrhonios (4.15. Jh.) 2-3 Arisrophanes (ca. 445-386 vor Chr.) (122), 226 Aristoreles (384- 322 vor Chr.) 17,18,20 Arsenios Autoreianos, Patriarch 1254-1259 und 1261 -1265 10, 18, 41, 57, 63, 66, 138, 175, 186, 187, 191, 192, 202, 203, 205- 209,231,241,244,261 Asedin Kaikaus 11., Sulran 12461257 (160-161), (165) Asedin Kilidsch-Arslan 111., Sulran 1204 75 Asen 1., Zar von Bulgarien 1186-1196 61, 78,87,214 Asen Alexander, Sohn des Asen I. 87
Helena, Tochter des Michael 11. von Epi-
Anselm von Cahieu
ros und Ehefrau des Manfred von Hohenstaufen 57,174,239 Johannes, Sohn des Theodor Angelos von Epiros 53,62,107-112,114,134,
Anselm von Touey
222 Johannes, Sohn des Michael 11. von Epiros 182-183 Johannes, Groß-Primikerios und Proto-
strator 143, 150, 175,232,250- 251 Konstantin, Halbbruder des Michael I. von Epiros 82,223 Konstantin 108, 110 Manuel, Bruder des Theodor Angelos
von Epiros 33, 53, 54, 61, 62, 82, 93, 95,107-110,219,222,223,246 Maria, Ehefrau des tv1anuel Angelos von
Epiros
93, (95)
Maria, Tochter des Königs Bela III. von Ungarn, in zweirer Ehe Ehefrau des Bonifaz von Montferrat 74, (78) MichaelI. von Epiros 52,61,74-75,82,
213,215,222 Michael 11. von Epiros (1237-1268/ 71) 6-8, 19,30,35,42,44,45,54,57, 58,63-66,82,110, 124, 127-129, 157,
Helena Asanina, Tochter des Zaren lvan Il. Asen und Ehefrau des Kaisers Theo-
54, 56, 62, 99-102, 105,118, 119,216,219,220,222,238
dor 11. Laskaris
1v'iaria Asanina, Tochter des Zaren l\'an
11. Asen
107,110
Maria Asanina, Tochter des Königs Andreas H. von Ungarn und Ehefrau des
Zaren Iv.n 11. Asen 219,222,239
99-100, 104,216,
283
REGISTER
REGISTER
Thamar Asanina, Tochter des Zaren 1"3n II. Ascn 110, 130 Thcodora-Anna Asanina, Tochter des Zaren I\'an H. Asen 107,222 Asen siehe auch: Boril, hran H., Kalojan (::::: Jvan I.), Koloman 1., Koloman 11., Michael, Petr Augustinus (354-430) 3 AUgustllS, Kaiser 31127 \'Of - 14 nilch Chr. 25,263 Autoreianos Alexios, Richter des Velum, Vater des Patriarchen Arsenios 202, 261 Auroreianos siehe auch:
Arsenios,
Mi-
chael IV. Salduin I. von Flandern, Lateinischer Kaiser 1204-1205 61,74,80,83,212,216 Balduin 11. von Flandern, Lateinischer Kaiser 1228-1261 61,83,95,96, 101, 105, 176,189,190,216,219,221 Basileios 11., Kaiset 976-1025 78,81,214 Bela III., König von Ungarn 1173-1197 216 Bela
IV.,
König
von
Ungarn
1235-1270 15, (83), (152), 216, 217, 233 Berthold IV. von Meranien (t 1204) 216 Blastares Matthaios (14. Jh.) 252-259 Blemmydes Nikephoros (1197-1272) 1-5, 37, 39-41, 62, 100, 109, 138, 191, 201, 202,219,227,235,236 Boethius (ca. 480-524) 24 Bonifaz von ,Momferrar, König von Thessa-
lonike (ca. 1155-1207) 50-51, (74), 213 Boti!, Zar von Bulgarien 61,82,87,88,93, 215 Bruyeres Gottfried von It 1275) 182,240 Cahieu siehe: Anselm Chabaron Konstantin 162,163,178 Chomatenos Demettios, Erzbischof von
Bulgarien 88 Choniates Niketas (ca. 1155-1215/16) 30 Cicero (106-43 vor Chr.) 17,20 Conscanrius 1I., Kaiser 337- 361 261 Courcenay siehe: Petet, Philipp, Robert
Curtius Rufus 11.12. Jh.)
284
220
26,
Dandolo Enrico (1107-1205), Doge von Venedig 47,49,50, (74), (80),212,213,246 Dante Alighieri (1265-1321) 57,239 Demcrrios,
Martyrer,
Thessalonike
Stadtpatron
Von
32, 122
Dermokai'tes 85 Demetrios siehe auch: Angelos, Chornate~ nos, Tornikcs Domitian, Kaiser 81-96 20
Dragotas
64,117,118,143,145,231
Dukas Isaak, Bruder des Kaisers Johannes
63, 134, 247
llJ.
Isaak
Dukas,
11
(t 1213)
Gcrrrud yon Andcchs~Mcranien
15,216 Ghajasedin Kaikosru 1., Sultan 1192-1196 und 1204-1210 61,75-77,113 Ghajasedin Kaikosru 11., Sultan 12371247 62, 113 -115,223 Glabas 128 Gottfried siehe: Bruyeres, Villehardouin Gradenigo Marco 242
GregorX.,PapstI271-1276
11-12
Gregor yon Nazianz (ca. 330-ca. 390) Primikerios
des
Ho-
129,165,229,252
fes
Gcrmanos 1Il., Patriarch 1265-1267
Gregoras
Johannes Dukas, Sohn des Isaak und
Neffe des Kaisers Johannes 1Il.
134
Johannes Dukas 52, 222 Dukas siehe auch: Alexios V., Johannes IJI.,
Philanthropen os
17,
20 Nikephoros
(ca.
1294-ca.
1359)
229 Gregorios 11. Kyprios, Patriarch 1283-1289 10,18 Gulamos (Golem?) 128,228 Heinrich VI. von Hohenstaufen, Kaiser
Eirene siehe: Angelos, Laskaris, PaIaiologos
Elisabeth von Thüringen 11207-1231) 216,217,233 Epikur (341-270 vor Chr.) 17
15,
Eudokia, Ehefrau des Anselm von Cahieu
124-125 Eudokia siehe auch: Akropolitissa, Angelos, Laskaris, Palaiologos
Euklid lum 300 vor Chr.) 18 Euripides Ica. 480-406 vor Chr.) 229,240 Flandern siehe: Balduin 1., Balduin 11., Hein~ rich Friedrich
1190-1197
49
Heinrich yon Flandern, Lateinischer Kaiser
1206-1216 216-217
36,
42, 61,
Bischof
von
Kyzi-
Germanos 11., Patriarch 1222-1240
100,115,218
Bulgarien
138:
(Joachim), autokephaler Erzbischof von
Trnvo
100,104
Johannes 11., Kaiser Yon Trapezunr 13 Johannes Yon Brienne, «König yon Jcrusa1231lern'), Lateinischer Kaiser
1237 42, 61, 62, 95-98, 101, 219, 221, 264 Johannes X. Kamateros, Parriarch 1198-1206 73,212,218,232 Johannes fII. Dukas Varatzes, Kaiser 1222-1254 1-2,4-6,8,15-17,19,21, 22, 31, 33, 36, 37, 39, 42, 43, 45, 47, 52-55,61-63,83,86-91,95-140,143, 149, 152, 157, 158, 172, 194-196, 198-202, 216, 219, 220, 223, 225, 227, 228, 231, 239, 243, 244, 246, 250, 252, 255-258,263 1261
Hermogenes von Tarsos 12.13. Jh.) 2-3 Herodot (ca. 485-425 vor Chr.) 19,25,44 Hexapterygos Theodor 1,38, 62, 99-100 Hohenstaufen
siehe:
Anna-Konstanze,
Friedrich 11., Heinrich VI., Manfred Honorius 1Il., Paps, 1216-1227 211 Hyaleas Michael 129 Iatropulos 121,225 Ibangos, Vener (und Mörder) des Zaren
Iophre aus Armenicn
49, (68-
106,221,250
Isaak II. Angelos, Kaiser 1185- 119548-50, 61,68,69,74,78,79,212 gos
10,63,
yon
Johannes siehe auch: Angelos, Dukas, Gabalas, Kabasilas, Karnrnytzes, Kantakllze~ nos, Makrenos, Makroros, Muzalon, Palaiologos, Petraliphas, Rhaul, Tornikes PhiladelJohannikios, Bischof von
Isaak siehe auch: Dukas, Laskaris, Nesron-
(Kleidas),
Zar
Hennegau (Flandern) siehe: Balduin 1., Baldu in 1I., Heinrich
Georgios
14,191
Asen,
Johannes IV, Laskaris, byz, Kaiser 1258-
Asen J. 79 Innozenz IIJ., Papst 1198-1216 69),211
kos
II.
1218-1241 42, 46, 54 56 61-62 82 87-88, 93-95, 99-IM, 1~-110,' 216,218-220,222,238
83-86, 92,
I. Barbarossa, Kaiser 115249 Friedrich 11. von Hohenstaufen, Kaiser 1215-1250 17,49,55,57,239 Gabalas Johannes It 1250) 125, 219, 227, 228 Gabalas Leon It ca. 1240) 96,97, 125,219, 227,247 Gellius 12. Jh.) 25
1190
Iyan
Ises, Prorosrraror 91- 92,250 Ivan 1. Asen siehe: Kalojan
pheia
8,10,36,56,57,170,172,174,238
186,208
Jolanthe,
Lateinische
Kaiserin
1217-
1219 83,216 Kabasilas Johannes 179,239,263 Kabasilas Konstamin 179
Kabasilas Theodor
179
Kalampakes Theodor 162,257 Kallimachos (ca, 300-ca. 240
ehr.)
vor
244
Kaloian (= I"an l. Asen), Zar von Bulgarien
1197-1207
61,79-82, 117,215
Kamateros siehe: Johannes X, KammytzesJohannes, Prorostraror 79,250 Kammytzes Johannes, Groß-Hetairei~
arch
91-93,250,256
Kampanos
121-121,214- 215
285
REGISTER
REGISTER
Kantakuzenos
Johannes
125-126,
227,
228, 245,255,257 Kar!
von
Aniou,
König
von
Neapel
1265-1285 58,239 Karyanites Theodor
40,150,175,255
(Pseudo)-Kodinos (14_ jh.) 242, 245, 247-258 Koloman I. Asen, Zar von Bulgarien 1241-1246 62,63,110,115,118,130 Koloman H. Asen, Zar von Bulgarien
1257
170, 238
Komnenos David, Bruder des Alexios von Trapezunt 73,78 Komnenos Manuel, Sohn des Kaisers Andronikos I. 73 Komnenos siehe auch: Alexios, Andronikos Konstantin Laskaris, Bruder des Kaisers
Theodor 1., Kaiser 1204-1205 52 Konstantin
Tich,
Zar
von
Bulgarien
und
Ehefrau
Tich
55,56,65,134, 170,171,239
des
Zaren
Konstantin
1217-1222
Eudokia Laskarina, Tochter des Kaisers
tin, Theodor 1., Theodor 11. Laskaris Alexios, Bruder des Kaisers Theo-
dor I.
89,247
Eirene, Tochter des Kaisers Theodor 1.
und Ehefrau des Kaisers johannes 111. Vatatzes 3,4, 15,33,39,43,52,62,72,83, 85, 91, 99-102, 104, 108-109, 125, 128, 193-196,216,234,255,258 Eirene, Tochter des Kaisers Theodor 11.
286
134,137,203,230,231
!vfanuel, Bruder des Kaisers Theodor I.
Maria) Schwägerin des Michael II. von
Maria, Tochter des Peter von Courtenay und Ehefrau des Kaisers Theodor L
83,216 Maria, Tochter des Kaisers Theodor I.
und Ehelrau des Königs Bela IV. 72,83,216, 233
15,
Maria, Tochter des Kaisers Theodor 11.
56,64,127,158,171,237,239
dorl!. 171 Libadarios Michael 112,223,256 Litoboes Nikolaos 118,224 Ludler von Calaris (4. jh.) 261 Ludwig IV., Landgraf von Thüringen
216
Ludwig IX. der Heilige, König von Frank-
reich 1226-1270
(105),221
Lukiall von Samosata (ca. 120-ca. 180) 24- 25,240,251 Manfred von HohenstaufeIl, König von Sizi-
lien 1258-1266 254,264 Makrenos
Maliasenos
65, 178, 180, 182, 238,
90
Makrenos Johannes Makrotos johannes
ke
186,208
258 Epiros
(41),140, 148, 149, 151, 157, 253
Theodora, Tochter des Kaisers Theo-
Laskaris siehe auch: Johannes IV., Konscan-
Kpl.
Manuel siehe auch: Angelos, Komnellos, Kontofre, Lapardas, Laskaris, Rhamatas Margarites Konstantin 148, 149, 151, 232,
Kontoire Manue!
Friedrich 11. 57,239 Lapardas Manuel 167
von
11. 171 Isaak) Bruder des Kaisers Theodor L 89, 247 Johannes, Sohn des Kaisers Theodor I. 198
7, 64, 65, 121, 140, 162, 163, 166, 167, 168 Nikolaos, Sohn des Kaisers Theodor 1. 198
Lancia Beatrice, (vierte) Ehefrau des Kaisers
Patriarch
Manue! (Opsaras), Bischof von Thessaloni-
Michael, Bruder des Kaisers Theodor 1.
dra 202 Lampetes 129
86-87,218
II.,
1244-1255
Theodor 1. 72, 83, 86, 89, 216
Konstantin siehe auch: Angelos, Chabaron, Kabasilas, Margarites, Mesopotamites, Palaiologos, Strategopulos, Tornikes Kontostephanos Theodor 111, 126,253 Korerrzes Nikolaos 101 Kurzulatos 121 Kydones Johannikios, Abt von Sosan-
Manuel
Eudokia, Tochter des Kaisers Theodor
1257-1277 9,56,65,66, 170, 171, 185, 238
106,111,221,250
Manuel I. Saramenos, Patriarch von Kpl.
128 128,133
129
Mankaphas Theodor 51,73-74,212 Manklabites Nikolaos 35, 43, 46, 63, 118, 129,130
Montferrat siehe: Bonifaz Munzuphlos siehe: Alexios V.
Muzalon Andronikos 248,255
150, 155, 172 207 ' ,
Muzalon Georgios 65, 146, 150, 157, 172, 207,232,235,248,249,251,253,264 MuzaJon ]oha.nnes, Myscikos 112,257 Muzalon (TheodorL ster 172,207,258
Ncstongos Andronikos 163
Maria-Margarethe von Ungarn, Witwe des Kaisers lsaak 11. und Ehefrau des Bonifaz von MOlltferrat 213 Maria siehe auch: Angelos, Asen, Laskaris, Palaiologos, Petraliphas Marino von Eboli, Bischof von Capua 11,
18
Nestongos Georgios
Oberjägermei-
61,90-91,218
255
Nestongos Isaak (1.) 90 Nestongos Isaak (11.) 164, 170, 245, 256 Nestongos Theodor
143
Nikephoros 11., Parriarch 1260-1261 41 66,186,187,202,207,241 ' Nikephoros siehe auch: Alyates, Angelos, Blernmydes, Rhimpsas, Tarchaneiotes Nikeras siehe: Choniates Nikolaos, Hofarzt 109,259 Nikolaos siehe auch: Kotertzes, Laskaris, Litoboes, Manklabites ÜtCO de la Rache, Herzog von Athen 51
«Markesina", Maitresse des Kaisers Johannes 1II. 4-5,42-43,136,231,264 Maximos 11., Patriarch 1216 41) 87, 218 Mesopotamites joseph 128 Mesopotamites KOllstantin 88 Methodios 11., Patriarch v. Kp!. 1240 41,
Pachymeres Georgios (1242-ca. 1310) 229
63, 115 Metochites Georgios (ca. 1245/501328) 18,253 Metochites Theodor (1270-1332) 18
Palaiologos Alexios 71 Andronikos, erster Ehemann der Eirene Laskaris 15,83,85 Andronikos, Vater des Kaisers Michael
22,
1246-1256 55, 63, 65, 107, 110, 116, 138,151- 154, 170,233,238
VIII. 6, 15, 21, 35, 45, 54, 62, 63, 96, 103, 111, 116, 123, 124, 130, 177, 219, 226,227,248
Michael IV. Autoreianos, Patriarch 12061
Andronikos, Sohn des Kaisers Michael
Michael
Asen,
Zar
von
Bulgarien
8-1214 73,87,218 Michael Vlll. Palaiologos, Kaiser 12591282 6-9, 12-14, 17, 20-23, 31-32, 34-36, 38, 41, 44-45, 54-59, 63-66, 124, 127, 129-135, 158-161, 165-168, 174-178, 180, 182-187, 189-193, 208, 222, 226-231, 238, 241, 246, 248, 250, 252,254 Michael siehe auch: Angelos, Hyaleas, Laskaris, Libadarios Michiel Giovanni 221
VIII.
57,193,242-243
Eirene (Eulogia), Schwester des Kaisers
Michael VIII.
189
Eudokia Pahtiologina, Tochter des Kai-
sers Michael VIII.
13
Johannes. Bruder des Kaisers Michael
VlII. 9, 66, 175, 176, 179-183, 193, 247-248 Konsrantin, Bruder des Kaisers Michael
VIII.
176, 184,247
Maria Palaiologina, Tochter des Androni-
287
REGISTER
REGISTER
kos Pabiologos und Ehefrau des Nikcphoros Tarchanciotes 103,221 . Theodora Palaiologina, Ehefmu des KaI-
sers Michael Vlll. 63, 134, 222 P.llaiologos siehe auch: Michael VIII. Paulu, (ca. IO-ca. 64) 119 Pelagius von Albano, Kardinallegat 36,61, 85,217 Peter von Courrenay, Lateinischer Kaiser 1217 61,82-83,216 Perr Asen, Bruder des Zaren Asen I. 79-80 Pmaliphas Johannes 106,111,228,256 Petraliph.s Maria (92),218 Petralipha, Theodor 128,179 Phidias (5. Jh. vor Chr.), Bildhauer 131 Philanrhropenos Alexios Dukas 146,232 Philes Alexios 248 Philes Theodor 35,124,172,177,178 Philipp von Courrenay 83 Philipp von Schwaben, Deutscher König 1198-1208
49
Phlarnules 90,256 Phokas, Bischof von Philadelpheia 34, 44, 129, 131-133,264 Phrantzes Georgios 229 Platon (427-347 vor Chr.) 16-18, 219, 229,240 Polybios (ca. 200-ca.120 vor Chr.) 25-26 PraxiteJes (4. ]h. vorChe), Bildhauer 131 Pseudo-Kodinos siehe: Kodinos Ptolernaios 1., König von Ägypten 323-283 vor Chr. 206,244 Pul.chas 170 Rharnaras Manuel 170,256 Rhaul Alexios 111,129, 172, 176,229,238, 239,249 Rhaul Johannes 176, 182,239 Rhirnpsas Nikephoros 182 Rhomaios, Mörder des Michael I. Angelos von Epiros 82, 215 - 216 Rhosos Uros (Rostis/av) 152-155 170 233,238 ' , Roben von Courtenay, Lateinischer Kaiser 1221-1228 83,86,95,216
288
Roche de la siehe: Dtto Sahbas (Asidenos) 51,73-74 Sguros Leon 61,74,213,265 Skurariotes Theodor (13. ]h.) 18, 19, 41, 197-210,241,243,244,255,256,260 Sparrenos 121-122,225 Sphralltzes 163 Srasenos 90 Stephan der Erstgekrönte, König von Ser~ bien 1196/1217-1228 (71),211,264 Stephan Radoslav, König von Serbien 1227 -1234 222 5thbbos (5/a\') 29,61,91,92,218 Strategopulos Alexios 9, 27, 58, 63, 66, 127, 143, 172, 176, 182, 184, 187, 188, 190, 193,247,248 SrraregopuJos Konstantin 172 Sueton (ca. 75-ca. 150) 42 Synadenos 90 Tacitus (ca. 55-ca.120) 19,20,23,25-26 Tacchaneiotes 90 Tarchaneiotes Andronikos, Sohn des Nikephoros T. 221 Tarchaneiotes Nikephoros 103, 104, 111, 127,221,245,248,256 Theodor I. Laskaris, Kaiser 12041 6-1222 7,15,31,42,52,54,58,60-61, 71-78, 82-84, 86-87, 93, 194, 197, 216-217,246 Theodor 1I. Laskaris, Kaiser 1254-1258 2, 5-8,10,15,16,20-22,31,34,36-40,42, 47,54-56,62-65,99,101-102,105,112, 115, 118, 127, 134, 137-142, 144-159, 161-163, 165, 169-173, 175, 176, 178, 180, 186, 201-207, 216, 220, 222, 231- 232,234- 237,244,252,254,258,264 Theodor H. Eirenikos, Patriarch 12141216 87,218 Theodor siehe auch: Angelos, Hexaptery~ gos, Kabasilas, Kalampakes, Kontostephanos, Mankaphas, Metochites, Nestongos, Petraliphas, Philes, Skutariotes Theodora siehe: Angelos, Asen, Laskaris, Palai%gos
Theophancs, Bischof von Nikaia 11 Theophilopulos Georgios 85 Thukydides (ca. 460-ca. 400 vor Chr.) 23,25,26,38,44,47,230 Tich, Vater des Konstantin Tich 170-171 Tornikes Demctrios 111, 128-130, 239, 254,263,264 Tornikes Johannes 14,17 Tornikes Konstantill 63, 143, 171, 183, 186,187,193,208,251
Toucy siehe: Allselm Tyrannos Gudelles 128 Tzyrithon 121,226,256 Uros siehe: Rhosos Vatatzes siehe: Johannes III.
Vcgetius (4.15. Jh.) 215 Vcrrius Flaccus (1. Jh. vor - 1. Jh. nach Chr.) 25 Villchardouin Gottfried I. von, Fürst von Achaja 1209-1229 223 Villehardouin Gottfried 11. von, Fürst von Achaja 1229-1246 223 Villehardouin Wilhclm H. von, Fürst von Achaja 1246-1278 37, 51, 57, 65, 126, 178-180,182,227,264 Wilhe1m siehe: Villehardouin Xeros, Bischof von Naupaktos 128-129 Xy/eas 65,162-163,166,170,237,259 Zagarommates Georgios 172,254
2. ORTE UND STÄDTE Achrida (Ohrid) 66,82,124, 129, 162, 164, 179, 180,237 Achyra, Achyraus 84,90, 190 Adramytion (Edremit) 73 Adrianopel (Edirne) 63, 80, 81, 91- 94, 102,103,139-142,146-151,212,215 Ainos (Enez) 102 Albano 217 Albanon (Elbassan) 82, 83, 94, 128, 129, 162 -164,216 Alexandreia 201,244 Amastris (Amasra) 78 Antiocheia am Mäander 31,52,61,76,214 Antiocheia (Antakya) am Oromes 201 Apollonias (Abu/onia), See 138,203 Apollonios 205 Arta 8,9,31,54,66,75,77,182,183 Athen (Athenai) 38,51 Athos, der Heilige Berg 201 Artaleia (Antalya) 75,108 Aulonia 73 Axara (Aksaray) 160,237 Babyion 115 Balabisda 119 Baris 73
Batkunion (Batkun) 148,149 Belebusdion (Ve/buzd) 120 Belesos (VeleS) 120,129,145,162 Benevent (Benevenco) 57,239,240 Berbeniakon 90 Beroe 79, 142 Berrhoia 124, 128, 162, 163,166 Bisaltia 129 Bizye (Vize) 63,93, 103, 124, 125, 152, 227 Bodena siehe: Vodena Boleron siehe: Voleron Borilla Longos 181 Brenner 49 Brindisi 11 Buditza 183 Bu/garophygos 151 Capua 11,18 Charax 106 Charioros 90 Chariupo/is 81 Chersonesos 101 Chlera 205 Chliara 84 Chotobos 120 Christupo/is 111, 116
289
REGISTE.R
REGISTER
Chunabia
162
Dakibytza
106 Daphnusia 188, 190 Deabolis 128, 129, 180 Debre 162, 164 Demetrias 108 Didymoteichon 64, 73, 83, 92, 94, 103, 146,149,151,212,221,232 D\'rrhachion (Durresi) 82,83,157,162,237
E~hesos
186,202,208
Euboia 108,219 Euripos (Euboia, Evvia) 95,219 Galata 184 Ganos-Gebitge 101,221 Genua (Genova) 37,58,220,228,242 Gratzianus 92 Haimes-Gebirge 78, 102, 139, 142, 146 Halikarnassos (Bodrum) 25 Herakleia 78, 81 Holkos 90,97 lkonion (Konya) 47,55, (60-61), 75, 114, 115,223 Jerusalem 47, 61, 62, 68, 83, 95, 201, 219, 221,264 Jeannina 75, 183 Kaballares 204,244 Kalamos 84, 190, 204 Kalli(u}polis (Gelibolu) 90, 100, 101, 103 Karitana (Karicena) 182,240 Kastamona (Kastamonu) 161
Kastoria 9, 20, 37, 44, 58, 128, 129, 162, 179,182,237,240,241 Kechreai 98 Kelbianon 74,84 Kephalenia 183 Keramidas 98 Kiminas 84 Kisson 101, 115 Klaudiupolis 81 KIOk6tnitza 53,61,94,218,228 Klyzomenai 185,241 Königgrätz 46 Konstantinopel 1,9, 10, 11, 13, 14,21- 30, 33- 35,37,43-51,54-62,65-66,68-75,
290
78-86,89,91-93,95-101, 104-106, 125, 127, 176, 177, 184, 186-193, 194-195, 201, 206, 208, 211-213, 216, 220, 221, 224,226,227,240- 242,247,261 Korfu (Kerkyra) SO Korinth 51,61,74,213,265 Kroai (Kroja) 129 Krybus 139 Krytzimos 139, 143 Kytzabis 162, 166 Kyzikos 98,202 Lampsakos (Lapseki) 62,90, 96-98, 100, 112,150, 151, 183, 184, 187, 208, 220 Lankadas 158 Laodikeia (Ladik, Denizli) 31,165 Larissa 6, 108, 129,252 Lebadia (Levadia) 183 Lentiana 61,63,73,84,85,90,124 Lentzas 204 Leukas 183 Lopadion (Ulubag) 73,84 Lyon 11-13,14,17,18,22,253 Madyta 90, 101 Magidia 84 Magnesia (Manisa) 91,199,205,243 Makre 81,92 Makrolibas 147,232 Malea 11 Mate 162 Melnik 21, 35, 43, 46, 54, 63, 64, 91, 92, 117,118,119,121,124,129,130,143-146, 218,224,226,231,232,265 Mesembria 78 Messina
49
Meteorion 9,66, 189, 190 Methone 11 Mistra 51 Mitylene 171,205 Mneiakos 139 Molyskos 180, 181 Mosynupolis 50,71,72,81,92 Naupakros 75,129 Nea Patta 182, 183 Negroponte: siehe Euripos, Euboia
Neustapolis (Ovccpoljc) 120,146 Nikaia (Iznik) 1-3, 6, 37, 51, 52, 55, 60, 72,73,75,76,77, 84, 86, 87, 99, 115, 135, 137, 138, 175, 186, 197, 203, 208, 212, 243 Nikaia-Nymphaion: Name des griechischen Ostreiches im Exil, zu den beiden Städten siehe: Nikaia, Nymphaion Niketiaton 106 Nikomedeia (Izmit) 7.1,91,106,125,237 Nymphaion (Nif, Kcmalpa,a) 2,9,31,58, 84,112,113,124,126,135-137,150,185, 223,231,233,241,242 Ochyra siehe: Achyra Osrrobos 127, 128,228 Oxeia 202 - 203 Panion 81 Patmos 146 Pegai (Biga) 91,98, 112, 113, 127, 185,203 Pelagonia 9,20,35,44,58,64,66,94, 120, 124,163,180,237,241 Peloponnes 108, 181,227 Pergarnos (Bergarna) 84,217 Periklystra 109, 136,230 Peristitza (Perus[ica) 139,143 Peri[heorion 81 Perperakion (Gorna Krepost) 139 Persthlaba 79 Phaesaloi 108 Philadelpheia 51,73,74,76, 114, 129, 131, 132,137,186,225,231,264,265 Phileremos 125 -126 Philippi 6,34,38,63,129,229,230 Philippopel (Plovdiv) 71,79-81, 116, 118, 215 Phlebia 185,241 Pisa 220 Platarnon 108, 124, 182 Poimanenon 31,52,54,61,73,84,89,90 Prespa 164, 180,237 Prilep 7, 30, 64, 65, 82, 94, 120, 124, 129, 145,162-164,166,168,169,181,237,259 Prosek 120,225 Prllsa (Buesa) 60,72, 84
Rhaidcstos 81 Rhentinc 111 Rhodopc-Gebirge 232
91, 120, 142, 143, 146,
Rhodos 32, 62, 63, 97, 125-127, 219, 227- 228,248,250,257 Rhupclios 144 Rom (Roma) 11,57,68 Sampson (Samsun) 51,73 Sardcis (Satt) 34, 65, 165, 186, 202, 204, 205,208,241 Serbia 157,162,237 Serrhai 21, 54, 63, 89, 94, 115-117, 124, 130,143,144,146,177,226,229 Siderokas[con 164 Sigrene 97, 112 Skopia (Skopje) 120 Smyrna (Izmir) 126, 136,226 Sosandra 171-173,202 Soskos 180, 181 Sparta 240 Stadeia 96 Stageira 92 Stanon 181 Sraridola 124 Stenimachos (Asenovgrad) 120, 139, 143, 148,231 Strobos 124 Strummitza (Strumica) 146 Stumpion 120 Syrakus (Siracusa) 47 Syrrhoia 204 Tarsia 177 Theben 183 Thessalonike 32-34, 45, 51-55, 61-63, 72, 74, 81, 88, 95, 107, 108, 111, 120-124, 127,129,130,145,157,158,161-165,176, 186, 201, 208, 213, 215, 220, 225, 226, 227, 237,246,264 Trajanopel 81 Trapezum (Trabzon) 13,51,73,263 Tripolis (Tirebolu) 55,62,113,205,223 Trnvo (9), (66), 78, 87, 102, 104, 170, 185, 215,218,220
291
REGISTER
REGISTER
Tzepaina (Lepcne) 63, 64, 120, 139, 143, 146-148,152,204,233 Tzumlon (\=orlu) 62, 63, 101, 103- 106, 124, 125,221, 227 Ustra (Ustren) 139 Valencia 231,239 Venedig (Venezia) 35, 47, 49, 58, 59, 74, 187,242,253,264 Verona 49
Vl.chi. 94,108,218 Vodena (Edessa) 124, 127, 129, 145, 166, 167,178, 179,228 Voleron 94,177,204 Xantheia 92 Zara (Zadar) 49 Zichna 115 Zion 200
3, NAMEN VON MODERNEN Ahrn'eiler-Glykatzi Helene 2, 7, 27, 56, 212,221,223,227,230,232,241,243,244, 250,257,261 Aleksandrov Emd 56,218 Alföldi Andreas 261 Amamos Konstantinos 243 Angelov Dimitur 220,231 Angold Michael 6, 28, 31, 58, 213, 223-226, 228-230, 237, 245-251, 253, 255,256,257,259,260,262- 265 Apostolides Myrtilos K. 231 Asdracha Catherine 221,232 Balard Michel 220 Baldwin Barry 217 Beck Hans-Georg 10, 13, 14, 22, 23, 48, 239,242,254,256-258,262,263 Bengrson Hermann 244 Bibikov Michail V. 23 Blöndal Sigfus 50,223,256, 258 Blum Wilhe1m 262 Bon Amoine 51,57,213,265 Borsari Silvano 5,55 Brand Charles M. 49,50 Cankova siehe: Zankova Chambers James 223 Chapman Conrad 57 Charanis Peter 225,231,243 Colonna Elisabetta Maria 9 Concev D. 233 Constantinides Costas N. 3, 10, 59, 243 Czebe Gyula 6,31,229
292
WISSENSCHAFTLERN
Darby H, C. 51 Dark6 Eugen 216,233,238,241,262 De]Jjngshausen Erica von 15~ 217 Diehl Char!es 5,55,213 Dieterich Kar! 60,237 Dölger Franz 15,59,216,231,238,242 Dölger-Wirth (Regesten) 4, 6-9, 11, 13, 20, 52-55, 58, 214, 217, 219, 220, 223- 225, 228, 230, 231, 233, 235, 236- 238,241,252,254 Dostalova R. 23 Dudan Brnno 213 Dujcev Ivan 218 EiyceS. 2 Euthymios Gregorios P. 218,232 Failler Albert 20,44,56,242, 243 Fassoulakis Sterios 229,239 Fedalto Giorgio 53 Fenster Erwin 56 Ferjancic Bofidar 45,52,214,246,247 Festa Nicolaus 232,235 Fliehe Augustin 11 Frances E. 224,265 Franchi Antonino 2,5,55,231,241 Freiberg-Popova 23 Gardner Alice 222 Geanakoplos Deno J. 6,56,57,58,241,252 Giannopoulos Philippos A. 212,232 Gill Joseph 7,10,11,49 Gjuselev Vasil 54,220 Glykatzi siehe: Ahrweiler-Glykatzi
Godfrey John 48 - 50 Gorjanov Boris T. 257, 260 Gregoire Henri 49,56,227 Gregorovius Fetdinand 17,57 Guilland Rodolphc 5, 60, 217, 231, 236, 244-259 Hartel Wilhe1m 261 Head Constance 217 Heincmeyer Walter 12 Heisenberg August 1,4,5, 10, 14, 16-20, 27-29,32,33,36,37,39,41,52,59,211, 212, 217, 219, 221- 225, 230, 231, 235, 236,238,239,241,243,250,253,255-262 Hell Vera 217 Hellmann Manfred 47,241 Hendy Michael F. 42,217 Herrin Judith 38 Heurtley - Da rby 51 Hoeck-Loenertz 53,212,217-222 Hörandner Wolfram 243 Hoffmann Jürgen 51,213 Hohlweg Armin 50, 248 Homeyer Helene 24,251 Hunger Herbert I, 3, 10, 23, 24, 28-32, 41,60,217,232,244,259 Hussey Joan Mervyn 2,11,50,53,212 Jrmscher Johanncs 22, 43, 57 Jacoby David 51,213,265 Karlin-Hayter Patricia 211 Karpozilos Aposcolos D. 44, 45, 52, 53, 212,213,216,218,219 Kirsten-Kraiker 212,237 Koder Johannes 219,232 Kraiker siehe: Kirsten-Kraiker Krantonelle Alexandra 59,212,215 Krumbacher Kar! 18 langdon John Springer 22,37,54,56,220, 221, 228, 255 laurenr Vitalien 16,55,230,231,241,256, 261 Lehmann Bmno 60,224,237,243 Lieberich Heinrich 24,25, 26, 28 Litavrin Gennadij G. 259 Ljubarskij Jakov N. 23
Loenertz siehe auch: Hoeck-Loenertz loenertz Raymond-J. 52,53,262-264 longnon Jean 49 Macrides R. 59 Maksimovic Ljubomir 53, 225, 232, 250, 258, 260, 263, 265 Marincsco C. 231 Markopoulos Athanasios 4,5,6,58 Meliarakes Antonios 32,227,259 Merendino Erasmo 55 Momigliano Eucardio 57 Moravcsik Gyula 15,23,25,28,58 Munitiz Joseph A. 5,219 Nieol DonaJd M. 13,49,50,53,55,57,58, 213,218,221,224,227,228,230,239,242, 255,257 Nikolopoulos Panagiotis G. 244 Oikonomides Nicolas 261-263 Ostrogorsky Georg 27, 37, 47, 50, 51, 56, 58,213,214,220,231,242,243,246- 249, 253,254 Papadopulos I. 243 Philipsborn A. 251 Pljakov Zdr. 218,224,232 PoJemis Demetrios l. 13, 15, 52, 53, 211, 213, 218, 222, 223, 226, 228, 229, 237-239,255 Popova, siehe: Freiberg-Popova Praechter Kar! 33 Prinzing Günter 52,53,211,215,216,263 Queller Donald E. 49,50 Raybaud Leon-Pierre 245, 251, 254, 261-264 Roberg Burkhard 8, 11, 12 Roseher Helmut 49 Sabbas siehe: Savvas Sabbides siehe: Savvides Saborov M. A. 260 Savvas ]oannides 227 Savvas Lakides 227 Savvides Alexis G. K. 32,52,211,214,218, 227,228 Schilbach Erich 234 Schlumberger Gustave 5,55,231
293
REGISTER
5chmalzbaucr Gudrun 13,263 Schneider Alfons Maeia 2 Schneider Rcinhold 211 Schreiner Pecce 231 Setton Kenncth M. 230,233 Se)'larth W. 213 Simon Dieter 261 SjnogowitzBernhard 51-55,216 Stein Ernst 6,7,251,252,256-263 Stiernon Luden 52 Tautu A. L. 12,253 Thiriet Freddy 49,228
Tomadakes Nikolaos B. 52 Tsirpanlis Constancine N. 224,265 Vacalopoulos Apostolos E.
56
Vasilcva Anka D. 54,219 Vasmcr Max 215,225, 228, 237 Verpeaux Jean 233,242,248,249-252,262 Vlachos Theodows N. 50, 211, 215, 218, 226 Voegclin Eric 223 Voino\' /vf. 59, 236 Vryonis Speros 60, 243, 252 Wellas Michael B. 231 Winkelmann Friedhelm 243 \Xfirth siehe auch: Dölgcr-\'Virth Wirth Peter 20,56,59,212,225,243 Zankles Demetrios 215 Zankova-Petkova Genoveva 54,220,227 Zavoronkov P. J. 24,28,53,54,220
Soeben erschienen / Just Published / Nouveaute
HERRSCHAFT UND KIRCHE Beiträge zur Entsteh~ng und Wirkungsweise episkopaler und monastlscher Organisationsformen Herausgegeben von Prof. Dr. Friedrich Prinz
1988. Großoktav. VIII, 391 Seiten. Leinenband ISBN 3-7772-8809-8 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters Band 33)
4. SACHEN UND BEGRIFFE Artes Liberales 3-4 Belagerungsmaschinen 76,213-214 Bibliotheken 200,206,244 Blendung 36,48,57,238 Bulgaren 37, 43-44, 53-55, 59, 78-82, 87-88, 93-95, 100-105, 109-110, 117-119, 141-147, 151-153, 170-171, 185,214-215,220,225,233 Christentum 47-48, 85-86, 132, 136, 191-192,200- 201,227,243 Doge von Venedig 47,74,80,212-213,264 F10nenwesen 125-127,221,227,249-250 Geschichtsschreibung 18, 22-28, 29-48, 67-68,226 Gottesurteil 31-32,131-133,230 Grabgedicht 15,43,193-196 Grabrede 16,19,39,219 Heiratspolitik 54,55,57,100,237 Höhlengleichnis 17,20,239 Konzil von Lyon 11-12,253 Kriegsgefangenschaft 20,30-31, 169-170 Längenmaße 233 - 234 Liturgie 153,185,191-192,204-205,233, 244 Lynchjustiz 40,172-173 Marxismus 260
294
37-38,259 Mongolen siehe: Tataren Papsttum 7,11,85,202,211,237 Patriotismus 43-45,52,58,215-216 Personalentscheidungen der Herrscher 46 Podesta 187 -188,241- 242 Politische Ideologie im Ostreich von NikaiaNymphaion 35,44-45,226-227 Prügelstrafe 39,155-157,235,258,259 Reden 33-36,46 Rhetorik 16,39-40,234 Richter 6,21, 133,202, 261 Seldschuken 21, 34, 55, 65, 75-77, 158-159,197-198,223 Serben 44,163,166,211,222,264 Skythen 64, 80, 102-104, 151, 214-215, 220 Slawische Orcsnamen 225,228 Tataren (Mongolen) 34, 54, 65, 102-103, 111,113,151,160-161,223 Tropen 32-33 Turkmenen 160,175 Überleirungssätze 29-30 Unterricht 2 -4,99-100,203,243 Usurpator 56,174-176 Medizin
Der vorliegende Band geht von der fast paradoxen Tatsache aus, daß die christliche Kirche, anfangs ein Randphänomen der antiken \Velt, Schritt für Schritt und seit der »konstantinischen Wende« immer entschiedener in das Zentrum von Gesellschaft und Staat rückte und daß sie - über die Epochengrenze Spätancike/Frühmircdalter hinweg - selbst effektive Herrschafcsformen entwickelte, die dann sogar fiir die weltlichen Gewalten vorbildlich wurden. Insbesondere geht es dabei um die Ausbildung der Bischofsherrschaft und der Abtherrschaft. Die päpstliche Stadtherrschaft über Rom ist hier sowohl welthistorisches Modell wie auch Sonderfall. und die Spärantike erweist sich aJs zentrale Enrwicklungsphase mit weitreichenden Wirkungen auf das europäische Mittelalter. Die Abtherrschaft, die zugleich Herrschaft über Land und Leute im Rahmen der Villikationsverfassung war, wird sowohl in ihrer geistlichen als auch in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung analysiert, wobei auch Grundfragen des monastischen Selbstverständnisses zur Diskussion stehen, die hohe Aktualität besitzen: Hier geht es vor allem um die Frage, ob in einer benediktinischen Gemeinschaft das herrschaftliche .Moment aus~chla~ gebend ist, d. h. die Gehorsamspflicht gegenüber dem Abt, oder ob das Moment der Brüderhchkeit bestimmend sein soll, wie es ebenfalls in der Regula S. Benedicti angelegt ist. . Ausgangspunkt dieses thematisch kohärenten Sammelbandes war eine ~on Friedrich .Pri~z gelel~ete Sektion des Deutschen Historikertages in Berlin (1985), deren DiskusslOosanstöße mit emg~arbeltet worden sind. Zu den Berliner Referaten von Martin Heinzelmann, Georg ]enal, Franz Joset Fe~ten, Ludolf Kuchenbuch konnten zur Abrundung des Themas noch Beiträge von Rein~old K.aiser und D,leter Hägermann hinzugefügt werden. Der Band will dazu beitragen, die mittelalterhch.e Ktrchengeschlch~e stärker als bisher in die allgemeine Geschichte einzugliedern und Anregungen rur weitere Forschungen 10 diesem universalhistorischen Sinne zu geben. INHALT d S" 'k bis zum End~ der Karolingerzeit. Zur F~IE~RICH P~INZ: Herrschaftsformen der Kirche vom ~usga~g er ~atantl.e 'om s :itantiken Galüen bis :zu den Emfu.hr~ng ms Thema. - N~A~TlN. ~E[l"ZEL\[ANN: Blschot und. Ho::rrsc~at~'. Könt turn und Bischofsherrschlft im karohnglschen Hausmeiern. Die lOstitutionellen Grundlagen. - REI!"HOLD ~AIS cl' R 1"90-604). _ Fa.>r..:-.'Z J. FELTEX: frühmittelalterlichen Neustrien. - GEORG JENAL: ?regor der Große und dtSraF;üh~~t~alter. Eine Zwischenbilanz. Herrschaft des Abtes. - LUDOLF KUCHENBUCH: Die KI?stergrundher~sch-,l t .I!~m frühen 1tittel.tlter. _ REGISTER. DIf:TER HÄGERMAt-:N: Der Abt als Grundherr. Kloseer und W'rtSlnat
Anton Hiersemann, Va/ag
Postfach 102251 D-7000 Stuttg,trt JO