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Der Verfasser zählte über 25 Jahre hinweg selbst zu der großen Zahl der ernsthaft abnahmewilligen übergewichtigen, welche ehrlich gegenüber sich selbst und gegenüber ihren Ärzten diszipliniert und brav alle nur denkbaren, auch heute immer wieder vorgetragenen Empfehlungen zum Abbau ihres Übergewichtes befolgten. Die Ergebnislosigkeit dieser immer wieder frustrierenden Anstrengungen, die jahrelange berufliche Beschäftigung mit biochemischen, ernährungsphysiologischen und medizinischen Problemstellungen, der dem Naturwissenschaftler eigene Hang zum kritischen Denken, die freundschaftliche Nähe zu zahlreichen Medizinern in Klinik und Praxis und der heillose, oft auch ärgerliche Wirrwar in dem ganz offensichtlich in das Spannungsfeld von Gesundheitsund Landwirtschaftspolitik geratenen Bereich der Entfettungs-Diätetik waren Triebkraft und Motor für die zusammenfassende Niederschrift des gegenwärtigen Erkenntnisstandes in diesem Bereich. Nachdem sich mit der Umsetzung der hier niedergelegten Erkenntnisse und Erfahrungen in die tägliche Ernährung das persönliche Übergewichts- und Kreislaufproblem des Verfassers und die entsprechenden Probleme von inzwischen Zehntausenden von Patienten seiner medizinischen Freunde in Klinik und Praxis auf so einfache und seit Jahren dauerhafte Weise haben lösen lassen, kann wohl zu Recht davon ausgegangen werden, daß mit dem vorliegenden Buche dem interessierten Arzt und der breiten Öffentlichkeit der Schlüssel zur Lösung des Problems der Adipositas (= Fettleibigkeit) und ihrer oft schwerwiegenden Begleit- und Folgeerkrankungen an die Hand gegeben wird.
OPTIMA-Verlag Köln
Dr. rer. nat.
MUNZEL
Diät
Über Sinn und Unsinn im Bereiche der Abmagerungsdiäten
Deutschsprachige Ausgabe 1. Auflage September 1979 Copyright © 1979 by Dr. rer. nat. Klaus-Günther Munzel Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten. Copyright © 1979 und Vertrieb für die deutsche Ausgabe: OPTIMA-Verlagsgesellschaft mbH, D-5 Köln 51, Pferdmengesstr. 40 Gesamtherstellung: Mohn-Druck, D-4830 Gütersloh 1 ISBN 3-921407-08-7
Vorwort und Widmung Der im wesentlichen gleichbleibend hohe Anteil der Übergewichtigen an der Gesamtbevölkerung der Industrienationen einerseits und die Vielzahl der zur Abmagerung immer wieder, auch aus ärztlichen Kreisen in unterschiedlichster Form aufs neue empfohlenen Diäten andererseits sind auch ein Dokument dafür, daß diese den Beweis ihrer lauglichkeit zur Lösung des Übergewichtsproblems der betroffenen breiten Bevölkerung schuldig geblieben sind, wobei es unerheblich ist, ob für ihre Untauglichkeit physiologische, psychologische oder auch andere Gründe maßgebend sind.Was nützt schließlich eine Diät, welche zwar »klinisch erprobt« ist, deren praktische Durchführbarkeit jedoch an den Realitäten des täglichen Lebens vorbeigeht, so daß sie von der breiten Masse nicht akzeptiert werden kann! Auf der anderen Seite ist der Wunsch der übergewichtig gewordenen Bevölkerung nach einer Normalisierung von Gewicht und Figur so groß, daß sie kaum müde wird, immer wieder neu angebotene Diäten zu erproben, obwohl nicht zu übersehen ist, daß es eine ganze Reihe derartiger, teilweise auch recht populär gewordener Diäten – Atkins-Diät, Punkte-Diät, zahlreiche bis hin zur Null-Diät »ausgewogen« kalorienreduzierte Diäten, diese dann zur Linderung des unvermeidlichen Hungers häufig genug durch Appetitzügler unterstützt, welche nicht selten nach beachtlichen kommerziellen Erfolgen
wegen ihrer gefährlichen Nebenwirkungen wieder aus dem Verkehr gezogen werden mußten – gibt, mit denen nach heutigem Erkenntnisstand von Medizin und Biochemie eine Erhöhung diverser sehr ernstzunehmender Erkrankungsrisiken in oft gefährlicher Weise, etwa nach dem Motto »Schlank und krank« statt »Schlank und rank«, einherzugehen pflegt. Dieses Buch soll Wissen und Kenntnisse in dem ganz offensichtlich doch reichlich verworrenen Bereich der Abmagerungsdiätetik versachlichen und vertiefen. Es ist all jenen gewidmet, welche sich, sei es aus persönlichem Interesse, sei es aus beruflicher Notwendigkeit, mit Ernsthaftigkeit mit der Lösung des Problembereiches Übergewicht mit seinen oft schweren und kostspieligen Begleit- und Folgeerkrankungen zu beschäftigen haben und dabei frei genug sind, ihr Denken und Handeln ausschließlich an naturwissenschaftlich und medizinisch gesicherten Erkenntnissen zu orientieren. Der Verfasser
Inhaltsverzeichnis Seite Einführung ....................................................................... 11 1. Was soll eine Reduktionsdiät bewirken ................. 13 2. Der Proteinverlust beim Fasten, bei eiweißverminderten Diäten und bei Diäten mit Eiweiß geringerer biologischer Wertigkeit ................................................................... 16 3. Bringt Fasten den gewünschten Entfettungserfolg? ..................................................... 18 4. Das Handikap der »ausgewogen« kalorienreduzierten Diäten .............................................. 23 5. Und die beliebten Kurzkuren? .................................. 25 6. Entfettung heißt die Devise! Was ist zu tun? ............................................................ 27 7. Die Folgen der geringen Speicherfähigkeit unseres Körpers für Kohlenhydrate ........................ 32 8. Die Unlogik der »ausgewogenen« kalorienreduzierten Diäten im physiologi schen Bereich ............................................................. 35 9. Die Unlogik der insulinabhängige Kohlenhydrate enthaltenden Diäten im psychologisch/assoziativen Bereich ........................................................................ 38 10. Sind insulinabhängige Kohlenhydrate essentiell? ................................................................... 43
11. Die Frage nach dem Sinn der sog. 3- bis 5Broteinheiten-Diäten ................................................. 47 12. Die Frage nach dem Sinn der kohlenhydratbetonten kalorienreduzierten Diäten ............... 53 13. Wie der Organismus den Blutzuckerspiegel auch ohne Nahrungskohlenhydrate stabilisiert, zum Beispiel beim Hungern und Fasten ........................................................................... 59 14. Je mehr Protein, desto besser? .................................. 65 15. Eine Zwischenbilanz .................................................. 71 16. Der Faktor »Fett« in der Diätetik ............................. 73 17. Wie essentiell sind essentielle Fettsäuren wirklich? - Butter oder Margarine? ......................... 79 18. Der erhöhte Cholesterinspiegel: eine Mangelerkrankung? .................................................. 82 19. Der Herzinfarkt als polyätiologisches Leiden ......................................................................... 85 20. Die Lipoproteine und ihre Bedeutung .................... 91 21. Die Erhöhung des Anteils der HDL-Frak tion im Blutserum ...................................................... 97 22. Insulinabhängige Kohlenhydrate und Serumcholesterinspiegel ............................................. 101 23. Verursachen essentielle Fettsäuren An ämie? - Macht Diät-Margarine blutarm? ............. 107 24. Die Triglyceride im Serum und deren Be einflussung ............................................................... 115 25. Und Alkohol? ............................................................ 122 26. Butter, ihre Sonderstellung unter den tierischen Fetten ............................................................................... 127
27. Der Säure-/Basen-Haushalt des Organismus .............................................................. 135 28. Kochsalz, Kalium und Diuretika im Bereiche der Abmagerungsdiäten ......................................... 141 29. Die Bedeutung weiterer Mineralstoffe im Bereiche von Abmagerungsdiäten ......................... 163 30. Die Frage der Vitaminversorgung im Bereiche der Abmagerungsdiäten .......................... 171 31. Die Frage der Ballaststoffe im Bereiche der Abmagerungsdiäten ................................................. 179 32. »Garantiert ohne hungern!« Etikettenschwindel oder Wahrheit? ........................................................ 187 33. Ein Resümee, Rückblick und Ausblick .................. 192 34. Schlußbemerkungen ................................................ 209 35. Stichwortverzeichnis ................................................ 211 36. Literatur ..................................................................... 225
Einführung
Die im Bereiche der Reduktionsdiätetik herrschende Konfusion dürfte sich kaum mehr überbieten lassen, und gewiß würde sich eines Tages niemand wundern, wenn die Zahl der entsprechenden Diäten und Empfehlungen ebenso groß wäre wie die Anzahl der Übergewichtigen, etwa nach dem Motto: »Jedem Dicken seine Diät!« Immerhin kann man in letzter Zeit aus dem Bereiche von Ernährungswissenschaft und Diätetik im zunehmenden Maße lesen und hören, daß ein jeder am besten selbst wissen müsse, wie er am erfolgreichsten abnehmen kann, schließlich sei er ja auch alleine zu fett geworden! Ein Dokument von Ratlosigkeit und Resignation? Müssen wir angesichts der trotz aller Bemühungen und Ratschläge und trotz aller Öffentlichen Kampagnen und persönlicher Anstrengungen sich kaum ändernden Zahl der Übergewichtigen vor der Lösung des wichtigen und, angesichts der kostspieligen Begleit- und Folgeerkrankungen, vor allem auch teuren Problems kapitulieren? Wir müssen dies nicht, wenn wir nur erst einmal bereit sind, uns von der rein kalorisch/energetischen Betrachtungsweise des Stoffwechselgeschehens, wie es einem Justus von Liebig im vergangenen Jahrhundert durchaus noch zur Ehre gereichte, zu lösen, und wenn wir die seit damals im Bereiche von Stoffwechsel und Biochemie ge11
wonnenen Erkenntnisse in den bisher von der Medizin wie eine Domäne beanspruchten Bereich »Ernährung und Diät« einfließen lassen.
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1. Was soll eine Reduktionsdiät bewirken?
Eine Reduktionsdiät soll natürlich in erster Linie eine Entfettung bewirken und nichts weiter! So banal diese Zielsetzung klingt, so wenig scheint sie doch Allgemeingut zahlreicher Diätetiker zu sein. Statt in erster Linie die Forderung zu erheben: »Sie müssen entfetten!« und sich darüber Gedanken zu machen, wie vor allem dieses Ziel verfolgt werden kann, heißt es landauf, landab: »Sie müssen abnehmen!«, »Das Gewicht muß runter!« Diese Forderungen sind nämlich bereits im Ansatz falsch, da sie auf der absolut irrigen Annahme basieren, daß die Reduktion des Körpergewichtes auch nur annähernd Ausdruck für die erwünschte Entfettung ist. Wie wir gleich erkennen werden, ist dies sogar bei den meisten Diäten nicht der Fall, denn eine Verminderung des Körpergewichtes bedeutet ja noch lange nicht, daß etwa nur Fett abgebaut wurde. Im Gegenteil: der durch Eiweißabbau und Wasserausschwemmung verursachte Gewichtsverlust ist bei zahlreichen Diäten um ein Mehrfaches größer als der durch Fettabbau erzielte! Jede Diät nämlich, welche die für den Baustoff-Stoffwechsel, der bekanntlich neben dem Energie-Stoffwechsel existiert und von mindestens gleicher Bedeutung ist, essentiellen Nahrungsstoffe in einem nicht ausreichenden 13
Umfange enthält, muß je nach der Bedeutung der fehlenden Nahrungsstoffe für den Organismus zwangsläufig auch zu einem mehr oder weniger ausgeprägten Abbau von fettfreier Körpersubstanz führen und damit natürlich auch einen entsprechenden Gewichtsverlust bewirken. Daß dieser, wie verschiedentlich im Zusammenhang mit FettDiäten berichtet wurde, sogar trotz weit überkalorischer Ernährung eintreten kann, macht die ganze Fragwürdigkeit der vorrangig kalorischen Betrachtungsweise des Ernährungsgeschehens augenfällig! So muß zum Beispiel eine Diät, welche die für den Protein-Baustoffstoffwechsel wichtigen essentiellen Aminosäuren in nicht genügendem Ausmaße enthält, Aminosäuren als Eiweißbausteine also, die der Organismus aus anderen Stoffen nicht selbst synthetisieren kann, auf Grund des naturgesetzlich bedingten ständigen Zerfalls des menschlichen Proteins zu einem andauernden Schwund von Eiweißsubstanz und damit natürlich auch zur Gewichtsreduktion führen: Nach dem »Naturgesetz des schwächsten Gliedes« muß die zur Kompensation für das ständig zerfallende Protein erforderliche Neubildung menschlichen Proteins nämlich unterbleiben, sobald nur eine einzige von für den Erwachsenen insgesamt acht essentiellen Aminosäuren in der Nahrung fehlt, da beim Aufbau des Eiweißmoleküls die durch den genetischen Code für die Proteinneubildung unabänderlich festgelegte Sequenz (= Reihenfolge) der Aminosäuren nicht mehr eingehalten werden kann. Bei Fehlen dieser einen Aminosäure in der beim Aufbau 14
des Eiweißmoleküls genetisch festgelegten Reihenfolge der Aminosäuren würde artfremdes Eiweiß entstehen, etwa so; als ob man aus dem Worte »mahlen« das »h« entfernt: Das neue Wort hat eine andere Bedeutung bekommen, es ist ein fremdes Wort geworden, es würde nicht mehr in den Satz, hier in die Eiweiß-Matrix, passen. Artfremdes Eiweiß bildet der Organismus aber gar nicht erst. Er müßte sich von diesem nämlich durch Abstoßungsreaktionen sofort wieder trennen, wie dies auch im Bereiche von Organtransplantationen häufig genug geschieht.
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2. Der Proteinverlust beim Fasten, bei eiweißverminderten Diäten und bei Diäten mit Eiweiß geringerer biologischer Wertigkeit Die Frage erhebt sich, wie relevant dieser bei Mangel an essentiellen Aminosäuren durch den naturgesetzlich ablaufenden ständigen Eiweißzerfall verursachte Schwund an menschlicher Proteinmasse ist und ob man ihn nicht überhaupt vernachlässigen kann. Durch gar nicht so komplizierte, jederzeit reproduzierbare Untersuchungen über die Stickstoffbilanz des menschlichen Organismus bei Verzicht auf eiweißhaltige Kost wurde wiederholt festgestellt, daß der Abbau menschlichen Proteins in den ersten fünf Tagen einer eiweißverarmten Diät, hier z. B. einer Null-Diät, 399 Gramm Eiweiß entsprechend einer Stickstoffausscheidung von 63,8 Gramm, das entspricht z. B. 1,995 kg Muskulatur, beträgt. Mehr als die Hälfte des bei fünftägigem Fasten erzielten Gewichtsverlustes von 3,8 Kilogramm ist also ausschließlich auf Eiweißabbau zurückzuführen! Daß es sich dabei weniger um Muskeleiweiß mit mittlerer bis längerer biologischer Halbwertszeit, d. i. die Zeit, in welcher die Hälfte des betreffenden Eiweißes zerfallen ist, handelt, als vielmehr in erster Linie um Proteine mit kurzer bis mittlerer biologischer Halbwertszeit, wie sie z. B. in Gestalt von Fermenten und Hormonen als gerade für einen ungestörten Stoffwechsel bedeutsame Zellfunktionsre16
gulatoren vorliegen, steht auf einem ganz anderen Blatte: zahlreiche langwierige Störungen des Ferment- und Hormonhaushaltes (Verdauungs- und/oder Menstruationsbeschwerden, Sterilität, Potenzschwierigkeiten, Haar- und Hautschäden) im Gefolge derartiger Diäten haben hier ihre Ursache. An diesen naturgesetzlich gegebenen Verhältnissen ändert natürlich auch eine ärztliche Überwachung, z. B. in einer Klinik oder ambulant, rein gar nichts: Der Abbau von für den Organismus wichtigsten Zeilfunktionsregulatoren läßt sich nicht durch eine ärztliche Überwachung, sondern nur durch regelmäßige Zufuhr ausreichender Mengen hochwertigen Proteins mit der Nahrung verhindern!
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3. Bringt Fasten den gewünschten Entfettungserfolg?
Was geschieht denn nun mit den im Baustoff-Stoffwechsel wegen eines Defizits an essentiellen Aminosäuren zur Bildung neuen Proteins nicht mehr verwendbaren, aus dem ständigen Eiweißzerfall unseres Körpers stammenden Aminosäuren? Von diesen Aminosäuren kann sich der Körper nur trennen, indem er sie im Energiestoffwechsel verbrennt. Dadurch wird natürlich eine entsprechend geringere Menge des Depotfettes abgebaut, welches man ja gerade loswerden und nicht schonen möchte. Wie das Ganze denn energetisch und gewichtsmäßig aussieht? Wir werden uns wundern. Rund 2 kg »Muskulatur«, wie sie während des fünftägigen Fastens bei unserem Beispiel abgebaut wurde, entsprechen etwa 400 Gramm Eiweiß ä 4,1 Kai/Gramm, also einem Brennwert von 1640 Kilokalorien (Kal). Da zum Beispiel bei einer Nulldiät der Grundumsatz, das ist der Energieverbrauch des Menschen im Nüchternzustand bei absoluter Ruhe, relevant um etwa 20% von seinem Normalwert von 1700 Kal. um 340 Kal. auf 1360 Kal. zu sinken pflegt, ergibt sich der Energiebedarf des Menschen bei zum Beispiel mittlerer körperlicher Aktivität, der sog. Arbeitsumsatz, statt zu 2340 Kal. zu nur 2000 Kal. pro Tag. 18
Bei fünftägigem Fasten wird der Energiebedarf von 10 000 Kalorien zu 16,4% also allein nur aus der »Verbrennung« des naturgesetzlich zerfallenden Eiweißes gedeckt. Einen Teil der restlichen 8 360 Kal. holt sich der Organismus des fastenden Übergewichtigen dann zunächst erst einmal aus dem Kohlenhydratdepot der Leber, welches dort in Form von ca. 180 Gramm gespeichertem und schnell mobilisierbarem Glykogen à 4,1 Kal./Gramm vorliegt. Das sind insgesamt 738 Kalorien. Erst zur Deckung der dann noch verbleibenden Energiedifferenz von 7 622 Kalorien greift der Körper im größeren Umfange auf das Depotfett zurück, das sich in fünf Tagen Fasten somit im besten Falle um ganze 7622 : 9,3 = 820 Gramm Fett abbauen wird. Und der Rest der nach fünftägigem Fasten zu verzeichnenden Gewichtsreduktion von 3,8 kg? Er ergibt sich ausschließlich durch mit der Gewichtsreduktion zwangsläufig verbundenen Ausschwemmung von Wasser, von rund 800 Gramm Wasser, welches zum Teil auch im Fettgewebe gespeichert war und gewichtsmäßig der abgebauten Fettmenge entspricht! Die gewünschte Entfettung, welche eigentlich im Vordergrunde einer jeden Abmagerungsdiät stehen sollte, ist trotz der Tortur des fünftägigen totalen Fastens nur am Rande eingetreten: Der Fettabbau beträgt mit insgesamt rund 820 Gramm noch nicht einmal 22% des Gewichtsverlustes von 3800 Gramm, und der Verlust an abgebauter wertvoller Eiweißsubstanz im Gewicht von 2 kg übersteigt bei dieser Diät die Entfettung um weit mehr als das Doppelte! 19
Und die Bildung von Ketonkörpern als noch energiegeladene Zwischenprodukte des Fettstoffwechsels, die bei einer Null-Diät wie bei jeder stark kohlenhydratreduzierten ketogenen Diät als Ausdruck der Lipolyse (= Fettauflösung) des Fettgewebes früher oder später in Harn und Atem nachzuweisen sind und Kunde davon geben, daß nur ein Teil des Energieinhaltes des Fettgewebes zur Energiegewinnung genutzt und der Rest »unverbrannt« aus dem Körper ausgeschieden wird? Natürlich scheidet jeder gesunde Organismus bei einer Null-Diät auch Ketonkörper aus. Die hierdurch repräsentierte Menge an »vernichtetem« Depotfett ist jedoch in der ersten Zeit des Fastens eher gering und kann vernachlässigt werden. Solange nämlich der Energie- und Glucosebedarf des Körpers zu einem wesentlichen Teil aus der Verstoffwechslung der aus bekannten Gründen überreichlich aus dem Baustoffstoffwechsel freigesetzten Aminosäuren gedeckt wird, zum Zwecke der Vernichtung dieser Aminosäuren sogar aus diesen gedeckt werden muß, so lange ist der Organismus noch nicht im vollen Umfange gezwungen, sog. lipolytische Hormone zu aktivieren, welche die erwünschte hormonell induzierte Lipolyse als Voraussetzung für die angestrebte effiziente Entfettung überhaupt erst bewirken. Man kann sich drehen und wenden, wie man will: eine auf wenige Wochen begrenzte Null-Diät ist die lipophile ketogene Diät schlechthin! Trotz augenfälliger Reduktion des Körpergewichtes hat eine derartige, in mehrfacher Hinsicht unverantwortliche Diät mit der gewünschten Entfettung nur ganz am Rande zu tun. 20
Diese Entfettung beginnt relevant erst nach ca. 2 Wochen Fasten, wenn die kurzlebigen Körperproteine bis an die Grenze der Existenzgefährdung abgebaut und zunehmend aus dem Aminosäure-Pool der nunmehr vorrangiger zerfallenden Muskulatur, manchmal jedenfalls, wieder regeneriert werden. Daß dies keineswegs immer geschieht, beweisen die zahlreichen, auch nach Rückkehr zu einer normalen Ernährung verbleibenden langjährigen Zyklus- und Empfängnisstörungen bei den Damen und diffuse Störungen des Verdauungsgeschehens im Anschluß an Null-Diäten, für welche die Ursachen überall, nur eben nicht im Zusammenhang mit der Null-Diät gesucht zu werden pflegen. Der primäre Grund für derartige, oft unheilbar scheinende Störungen liegt in der Unfähigkeit des durch die Null-Diät geschädigten Organismus, in der Mucosa (= Darmschleimhaut) die zur Eiweißspaltung erforderlichen proteolytischen Enzyme = Proteasen zu bilden, so daß der Organismus trotz genügend mit der Nahrung zugeführter hochwertiger Proteine weiterhin unter Eiweißmangel leidet: er scheidet das unverdaute Eiweiß auf natürlichem Wege wieder aus. Wie diese wegen Eiweißmangeldigestion zunächst irreparabel erscheinenden Schädigungen des Organismus dann schließlich doch behoben werden können, ist u.a. in dem im Kölner Optima-Verlag erschienenen »Schlankheitskonzept« von Dr. A. Felix nachzulesen. Als weitere Beispiele für derartig einseitige, wegen Mangels an hochwertigem Nahrungseiweiß vorwiegend Eiweiß 21
des menschlichen Körpers abbauende Diäten seien die diversen Obst- und Gemüsesaft-Diäten, die Fett-Diät, Weizengel-Diät, Reis-Diät und auch die Kartoffel-Diät genannt, wobei gerade auch die letztere infolge der biologischen Wertigkeit des Eiweißes des eßbaren Teiles der Kartoffel von nur etwas über 80 (Vollei = 100) einen ausgeprägten Eiweißverlust bewirkt. Wird nämlich die biologische Wertigkeit z. B, eines Kartoffelgerichtes durch Hinzugabe von nur zwei Spiegeleiern, einem kleinen Steak oder auch einem Stück Fisch auf über 100 aufgewertet und entspricht die Gesamteiweißmenge den internationalen Empfehlungen für die für eine gute Ernährung erforderliche Eiweißmenge von 70 Gramm hochwertigem Eiweiß, so unterbleibt der Eiweißabbau des Organismus, und der Übergewichtige nimmt, nach Beendigung des Ausschwemmeffektes der Kartoffel, zu statt ab, wie die Speckrollen und dicken Bäuche unzähliger Liebhaber der für einen Schlanken und Normalgewichtigen durchaus nützlichen und wertvollen Kartoffel landauf, landab unter Beweis stellen.
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4. Das Handikap der »ausgewogen« kalorienreduzierten Diäten Ist also schon die Null-Diät, wie wir gerade erkennen mußten, eine in den ersten Wochen ihrer Anwendung eher lipophil = fettfreundlich, denn lipolytisch = fettauflösend wirkende Diät, so gilt dies für alle insulinabhängige Kohlenhydrate und Fett enthaltenden »ausgewogen« kalorien- und damit auch eiweißreduzierten Diäten natürlich um so mehr. Derartige Diäten wirken der angestrebten Entfettung = Lipolyse des Depotfettes selbstverständlich noch stärker entgegen als eine Null-Diät, da der Organismus bei ihnen zusätzlich zu der Energie aus den Zerfallsprodukten seines Proteins noch Energie aus den Nahrungskohlenhydraten und -Fetten gewinnt, so daß er noch weniger als bei der Null-Diät gezwungen wird, auf sein Depotfett als Energiequelle zurückzugreifen. Infolge der mit einem jeden Verzehr insulinabhängiger Kohlenhydrate unabhängig von deren Abbaugeschwindigkeit und Konzentration einhergehenden Mobilisierung des lipophilen Hormons Insulin schonen diese Diäten, wie wir noch erkennen werden, das Fettgewebe sogar in ganz besonderer Weise, sofern die in ihnen enthaltenen Kohlenhydrate durch entsprechend hohe körperliche Aktivität nicht sofort »verbrannt« werden. Gelegentliches Treppensteigen statt Fahrstuhlfahren, mehr symbolisch betriebener Sport und Hampeleien auf 23
dem Teppich, z. B. im Rahmen einer Diätsendung vor dem Fernseher, genügen dazu nicht! Die schnelle Gewichtszunahme der Diätler nach Rückkehr zur normalen, wieder mehr und hochwertigeres Eiweiß enthaltenden Ernährung, die im wesentlichen auf eine Regenerierung der durch die Diät angegriffenen Eiweißreserven zurückzuführen ist, stellt dies unter Beweis, wobei nicht selten die leidgeprüften Dicken bereits nach kurzer Zeit mehr wiegen als vor der Diät. Die Gründe für dieses Phänomen mag der bedauernswerte Übergewichtige in dem im Kölner Optima-Verlag erschienenen Buche »Das Schlankheitskonzept« von Dr. A. Felix in dem Kapitel »FdH – der programmierte Mißerfolg« nachlesen. Er wird erkennen, daß es sich nicht um eine mehr oder weniger ausgeprägte Besonderheit seines Organismus handelte, wenn seine Bemühungen zur Normalisierung seines Gewichtes so oft fehlschlugen, sondern daß die von ihm dazu gewählte Methodik bereits im Ansatz falsch war.
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5. Und die »beliebten« Kurzkuren?
Diese Diäten haben mit einer angestrebten Entfettung so gut wie überhaupt nichts zu tun! Daher ist es wenig seriös und verantwortungslos, wenn die um eine Normalisierung ihres Fettpolsters bemühten Übergewichtigen von im Diätbereiche Tätigen der unterschiedlichsten Qualifikation durch sensationell aufgemachte Versprechungen über hohe Anfangserfolge der einen oder anderen Diät, wie z. B. »5 Pfund Gewichtsverlust in drei Tagen« o. ä., für dumm verkauft und veralbert werden, denn natürlich haben »Erfolge«, welche im wesentlichen auf die mit oder ohne Diuretika bewirkte und allein schon mit fast jeder Umstellung der Ernährung einhergehende Entwässerung zurückzuführen sind, mit einer wirklichen Entfettung, um die alleine der Übergewichtige bemüht sein sollte, so gut wie nichts zu tun. Eines der besten Beispiele hierfür ist wiederum die von ernährungskundlich und biochemisch weniger gut informierten und zur Vereinfachung neigenden Nichtmedizinern und Medizinern periodisch als Reduktionsdiät immer wieder gepriesene Kartoffel-Diät, die wegen des ausgeprägt hohen Kaliumgehaltes der Kartoffel besonders in den ersten Tagen ihrer Anwendung zu einer eindrucksvollen Wasserausscheidung führt, welche sich noch steigern läßt, wenn die Kartoffel mit besonders kaliumhaltigen 25
Gemüsen wie Karotten oder Kohlrabi oder auch z. B. mit Aprikosen als Obst (Kartoffelknödel mit Aprikosen!) kombiniert wird. So gut eine solche Diät mit Zielrichtung »Entwässerung« bei der Behandlung mancherlei Erkrankungen sein kann, als Reduktionsdiät ist sie weniger geeignet. Der hin und wieder berichtete eindrucksvolle Erfolg derartiger Diäten pflegt sich bereits kurze Zeit nach der Rückkehr zur normalen Ernährung in dem Umfange als Scheinerfolg darzustellen, wie der Wasserverlust durch Wiedereinlagerung von Gewebeflüssigkeit in die Gewebe wieder kompensiert wird. Mit der in Wirklichkeit mit der Gewichtsreduktion ja angestrebten Entfettung haben derartige Diäten nur ganz am Rande etwas zu tun. Gewichtsreduktion? Auf die Entfettung kommt es an und nicht auf Eiweißabbau und Wasserausscheidung! Sonst haben wir am Ende genau das Ergebnis, welches wir uns um keinen Preis wünschen sollten: »Schlank und krank!« statt »Schlank und rank!«
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6. Entfettung heißt die Devise! Was ist zu tun? Wir haben jetzt erkannt, daß jede Diät und jede Ernährung, die den täglichen Optimalbedarf des menschlichen Organismus an hochwertigem Protein nicht deckt, als Folge des naturgesetzlich bedingten ständigen Eiweißzerfalls ausgesprochen proteolytisch, also eiweißabbauend, und in demselben Maße, wie dies der Fall ist, sogar lipophil, also fett freundlich = das Fettgewebe schonend wirkt, und daß dies insbesondere auch für zahlreiche kalorienreduzierte Diäten bis hin zur Null-Diät gilt. Wie groß ist nun der Optimalbedarf des menschlichen Organismus an Eiweiß? Der Optimalbedarf des menschlichen Organismus an Protein beträgt nach international gültigen Normen bei einer Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß enthaltenden Ernährung etwa 70 g Eiweiß pro Tag, von denen ca. % hochwertig sein sollten mit einer biologischen Wertigkeit nahe 100. Eiweiß aus irgendwelchen industriellen Eiweißgranulaten oder Trinkkonzentraten aus häufig gering erwertigeren pflanzlichen und auch tierischen Proteinen erfüllen diese Forderung keineswegs immer! Diese Menge an hochwertigem, oft preiswertem natürlichem tierischem Eiweiß, wie es uns in Form von Eiern, Quark, Käse, Fisch, Geflügel und Fleisch zur Verfügung steht, müssen wir täglich verzehren, wenn wir den in aber auch gar keiner Weise erwünschten Schwund der Eiweiß27
Bestände unseres Körpers verhindern wollen. Dabei sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß z. B. 70 Gramm dieser möglichst mageren Eiweißträger nicht etwa 70 Gramm Protein enthalten, sondern häufig nur rund 20 Gewichtsprozent, also 14 Gramm. Ein gutes Stück Steak von 150 Gramm Gewicht enthält also nur rund 30 Gramm Eiweiß! Näheres zu diesem Thema kann in dem Buche »Das Schlankheitskonzept« von Dr. A. Felix (Optima-Verlag Köln) nachgelesen werden. Natürlich ist auch bekannt, daß man durch Kombination der in verschiedenen Pflanzen enthaltenen, aus den unterschiedlichsten Aminosäuren zusammengesetzten Proteine die biologische Wertigkeit einer solchen, von tierischem Eiweiß freien und somit rein pflanzlichen Mahlzeit auf sehr hohe Werte steigern kann, insbesondere in den Tropen und Subtropen mit ihrer ungewöhnlich üppigen Flora. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß die dort sich praktisch ausschließlich von Pflanzenkost ernährenden Eingeborenen niedrigeren Entwicklungsstandes nicht unbedingt Eiweißmangelsyndrome aufweisen. Anders sieht es jedoch schon in den gemäßigteren Klimazonen mit weniger üppigem Pflanzenwuchs aus. Hier fällt es den dort lebenden Menschen bereits sehr schwer, lediglich durch Kombination von pflanzlichen Proteinen eine genügend hohe biologische Wertigkeit ihres Nahrungseiweißes zu gewährleisten. Die schweren Eiweißmangelschäden, unter denen weite Teile der Bevölkerung Afrikas, Indiens und Zentral- und Südamerikas leiden, sprechen eine beredte Sprache: 28
Störungen des allgemeinen Wachstums, Verzögerung der geistigen Entwicklung, Fettleber, Odembildung an Händen, Füßen und im Gesicht sind Ausdruck dieser Eiweißmangel-Krankheit, die man in Afrika unter der Bezeichnung »Kwashior Kor« = »roter Junge« kennt, da sich als Folge einer durch Eiweißmangel verstärkten Einlagerung von Eisen in die Haarsubstanz die Haare rot zu färben pflegen. Abgesehen davon, daß Pflanzenproteine häufig in Gesellschaft mit insulinabhängigen Kohlenhydraten vorkommen, welche, wie wir jetzt wissen, jeder angestrebten Entfettung diametral entgegenwirken, sollten wir uns bei einer Entfettungsdiät also vor allem auch aus Gründen der Qualität des Nahrungseiweißes auf die aufgeführten tierischen Proteine mit biologisch besonders hochwertigem Eiweiß stützen! Wir wissen jetzt also, was wir tun müssen, um bei einer Diät den gar nicht erwünschten und gewollten Eiweißabbau zu verhindern: Wir müssen ausreichende Mengen von hochwertigem Eiweiß essen. – Was aber müssen wir tun, um unseren Körper wirkungsvoll zu entfetten? Zur Beantwortung dieser wichtigen Frage hilft uns die Überlegung, daß unser Körper vorwiegend aus Wasser, Proteinen und Fett besteht, sehen wir einmal von insgesamt etwa 3 kg Mineralstoffen und Spurenelementen, von Pflanzenschutzgiften, Teer, Nikotin und anderen schwer oder nicht abbaubaren Produkten unserer industriellen Wohlstandsgesellschaft ab. Und natürlich enthält unser Körper auch Kohlenhydrate, die im übrigen ja auch den überwiegenden Anteil an unserer täglichen Nahrung haben. 29
Wie viele verschiedene Kohlenhydrate unser Körper enthält? Zwei: etwas Zucker im Blut, der sog. Blutzucker, der chemisch nichts weiter als Traubenzucker = Glucose ist, und etwas Stärke in Leber und Muskulatur, daher Leberstärke = Glykogen genannt. Und in Gramm? Wir werden überrascht sein. Der gesamte menschliche Organismus enthält je nach Gewicht und Training höchstens 1 % seines Gewichtes an Kohlenhydraten, das sind also etwa 700 bis 800 Gramm! Im Durchschnitt enthält er ca. 540 Gramm Glykogen in Muskel und Leber und ca. 38 Gramm Blutzucker im Blutserum, zusammen also noch keine 600 Gramm! Da das in der Muskulatur zu maximal 0,5% ihres Gewichtes, im Durchschnitt zu rund 320 Gramm gespeicherte Glykogen jedoch nur bei größeren Anstrengungen des Muskels, z. B. bei entsprechendem Hochleistungssport und bei harter körperlicher Arbeit, vor vielen Jahrtausenden z. B. auch bei der anstrengenden Jagd unserer Vorfahren bei der Nahrungsbeschaffung mit Speer, Beil und Messer, also quasi in Notsituationen, anaerob durch Gärungsvorgänge mobilisiert werden kann, steht bei vorwiegend geringerer und mittlerer körperlicher Aktivität, wie sie für die Mehrheit unserer Bevölkerung typisch ist, im wesentlichen lediglich das in der Leber gespeicherte Glykogen als Energiereserve ständig zur Verfügung. Und das sind im Höchstfall 20% des Gewichtes der Leber von 1,5 kg = 300 Gramm, im Durchschnitt jedoch nur etwa 12% = 180 Gramm Glykogen, von dem immer nur ein Teil zur Aufrechterhaltung der energieverzehrenden Lebensvorgänge abgerufen wird. 30
Anmerkung: Das im Muskel gespeicherte Glykogen kann wegen Fehlens des nur in Leber und Niere vorhandenen Fermentes Glucose-6-phosphatase nicht in Glucose umgewandelt und damit zur Blutzucker-Stabilisierung verwandt werden. Wegen Fehlens von Sauerstoff in der Muskulatur wird das dort gespeicherte Glykogen bei der energieverzehrenden Arbeit des Muskels anaerob, d. h. ohne Sauerstoff durch energieliefernde Gärungsprozesse bis zur Milchsäure abgebaut. Diese kann dann in der Leber, wohin sie mit dem Blute gelangt, oxidativ, d. h. unter Mitwirkung von Sauerstoff aus der Atmung, unter Abgabe der noch in ihr enthaltenen Energie via Brenztraubensäure im Zitronensäure-Zyklus zu Kohlendioxid und Wasser »verbrannt« werden. Die Energiegewinnung aus dem in der Muskulatur gespeicherten Glykogen erfolgt in den ersten Abbauschritten also ohne Sauerstoff. Deswegen können Perlentaucher zum Beispiel, welche in einem entsprechenden Training gelernt haben, vorrangig gerade diese Energiequelle ihres Körpers zu mobilisieren, so erstaunlich lange ohne jede Beatmungshilfe unter Wasser bleiben.
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7. Die Folgen der geringen Speicherfähigkeit unseres Körpers für Kohlenhydrate Die Folgen der geringen Speicherfähigkeit des menschlichen Organismus für Kohlenhydrate werden in ihren Auswirkungen auf den Stoffwechsel, auf den »Wechsel der Stoffe« also, fast durchweg übersehen. Da nämlich der gesunde Mensch im Unterschied zum kranken Diabetiker insulinabhängige Kohlenhydrate, die den ganz überwiegenden Teil der Nahrungskohlenhydrate bilden, nicht ausscheiden kann, müssen im Hinblick auf die nur geringe Schwankungsbreite des Blutzuckerspiegels sämtliche mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate, welche beispielsweise infolge geringerer körperlicher Aktivität nicht sofort energetisch umgesetzt, also »verbrannt« werden, in andere, speicherfähige Stoffe im Zuge des »Wechsels der Stoffe«, des Stoffwechsels, umgewandelt werden. Und bei dieser dem menschlichen Organismus gestellten Aufgabe handelt unser Körper wie ein Unternehmer, welcher die zu bildende Energiereserve auf ein möglichst geringes Gewicht, im Falle des Menschen auf ein möglichst geringes, bekanntlich Herz und Kreislauf belastendes Körpergewicht, hin zu optimieren hat: als Speichermaterial wählt der Organismus dasjenige mit dem höchsten Energieinhalt pro Gramm, und das ist Fett! Was heißt das? Das heißt nichts anderes, als daß Kohlenhydrate aus32
gesprochen lipophil = fettfreundlich, also fettbildend wirken. Diese insulinabhängigen Kohlenhydrate sind es also, welche die Bauchspeicheldrüse dazu »reizen«, zur Vermeidung eines zu starken Blutzuckeranstiegs in den Körperflüssigkeiten nach kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten das lipophile Hormon Insulin auszuschütten, ohne welches die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fett nicht möglich ist. Ohne Insulin also keine Fett-Neubildung, keine Liponeogenese! Die insulinabhängigen Kohlenhydrate sind die eigentlichen lipophilen Nahrungsstoffe, nicht das Fett! Ohne Insulin im Blut kann sich selbst aus dem Fett unserer Nahrung kein Depot-Fett bilden, kann Fett nicht fett machen! Aber Achtung! In der Kombination mit insulinabhängigen Kohlenhydraten wirkt Fett natürlich im hohen Maße lipophil: bei Anwesenheit von Insulin wandeln die Zellen unseres Fettgewebes nicht nur die im Energiestoffwechsel nicht verbrannten Nahrungskohlenhydrate in Depotfett um, sondern speichern ebenfalls die im Energiestoffwechsel nicht verbrannten Fettsäuren ein, von denen sich der Organismus in Abwesenheit von Insulin nach ihrer Umwandlung in Ketonkörper durch Ausscheiden über Harn- und Atemwege zu trennen pflegt. Mit der Erkenntnis, daß Fett allein nicht fett machen kann, sind wir so ganz nebenbei dem Geheimnis der sog. »Fett«-Diäten auf die Spur gekommen, welche, oft sensationell und »revolutionär« vorgestellt, trotz hoch überka33
lorischer Nahrungsaufnahme i. a. keine Gewichtszunahme bewirken, sofern sie keine Kohlenhydrate enthalten: die Liponeogenese unterbleibt. Der Mensch nimmt nicht zu. Nimmt der Mensch dabei ab? Im allgemeinen ja. Vor allem natürlich, wenn die »Fett«-Diät nicht genügend Eiweiß enthält. Besteht die Diät z. B. nur aus Fett – auch dies wurde experimentell festgestellt -, so verliert der Übergewichtige vor allem Eiweiß, ähnlich wie bei der Null-Diät: in fünf Tagen ca. 2 kg Muskulatur und Organ-Proteine aus Leber, Bauchspeicheldrüse und Darmschleimhaut Empfehlenswert ist eine solche Methode der Gewichtsreduktion sicher nicht, denn »Schlank und krank« pflegt sich bei einer derartigen Diät in einer ganz besonderen Weise zu verwirklichen: Wird nämlich bei einer solchen fettreichen und häufig auch viel fettes Fleisch enthaltenden Diät womöglich noch zum üppigen Vielessen animiert, wie dies z. B. auch in einer uns in den letzten Jahren aus den USA anempfohlenen kohlenhydratverarmten, aber revolutionär dargestellten Diät der Fall ist, pflegt der Harnsäurespiegel in abenteuerliche Höhen zu entschweben mit einer entsprechenden Steigerung des gesundheitlichen Risikos, an der Gicht und auch am Herzinfarkt zu erkranken, da der hohe Überschuß an Stoffwechselprodukten aus Fett- und Eiweißabbau zu Herzrhythmusstörungen und einer relevanten Erhöhung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes zu führen pflegt, wodurch die idealen Voraussetzungen für einen Herzinfarkt, den zu verhindern ja das Hauptanliegen einer Gewichtsreduktion sein sollte, gerade erst geschaffen werden! 34
8. Die Unlogik der »ausgewogen« kalorienreduzierten Diäten im physiologischen Bereich Eine vorrangig auf Entfettung hinzielende Diät sollte nach unserem jetzigen Erkenntnisstand also möglichst wenige lipophile Nahrungsstoffe enthalten, wie sie insbesondere in Gestalt der insulinabhängigen Kohlenhydrate vorliegen, denn diese sind die eigentlichen Fettbildner, welche jedem Bemühen um eine Entfettung direkt entgegenwirken. Daher ist es eine die »ausgewogen« auf z. B. 1200 oder 1600 Kal. reduzierten Diäten (Kartoffel-Diät, Brot-Diät usw.) generell schmückende Unlogik, wenn sie während der Zeit der vor allem auf Entfettung abzielenden Gewichtsreduktion ausgesprochen lipophile Nahrungsstoffe, also Kohlenhydrate plus Fett, zulassen und empfehlen, welche der gewünschten Entfettung aber auch genau entgegenwirken. Dabei spielen natürlich Konzentration und Löslichkeit der Kohlenhydrate, insbesondere bei geringerer und mittlerer körperlicher Aktivität, eine wichtige Rolle. Insofern ist noch nicht einmal insulinabhängiges Kohlenhydrat = insulinabhängiges Kohlenhydrat, zumindest nicht beim Fettleibigen. Muß man sich dann noch wundern, wenn die vorrangig kalorische Betrachtungsweise des Ernährungsgeschehens an den Realitäten vorbeiführt? Je konzentrierter und löslicher nämlich das Nahrungskohlenhydrat ist, um so stärker ist der insbesondere beim Über35
gewichtigen zu erwartende Hyperinsulinismus, desto mehr lipophiles Hormon Insulin pflegt pro Gramm Kohlenhydrat vom Pankreas sezerniert zu werden, um so höher ist der Insulinüberschuß und um so ausgeprägter und rapider setzt die Liponeogenese = Fettneubildung ein. Das oft mit »reaktiver Hypoglykämie« bezeichnete Absinken des Blutzuckerspiegels unter Normalwerte kurze Zeit nach kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten, das beim Übergewichtigen besonders ausgeprägt zu sein pflegt, ist Ausdruck dieser unbestritten vorhandenen funktionellen Hypoglykämie. Diese fast stets zu beobachtende Reaktion des übergewichtigen Organismus besagt aber nichts anderes, als daß jeder Übergewichtige »fettsüchtig« ist, und zwar um so mehr, je fetter er ist: der Fettleibige bildet schneller und leichter mehr Fett aus Kohlenhydraten und Kohlenhydraten plus Fett als der Schlanke, ein bekanntes Phänomen! Aus diesem Grunde entspricht es auch einem gedanklichen Fehlschluß, wenn z. B. ein bekanntes EiweißKonzentrat aus granuliertem Milch- und Molkeneiweiß mit einem Dragiermantel aus vorwiegend Zucker umhüllt wird, welcher rund 32% des Energieinhaltes des Präparates liefert. Bei der Produktfestlegung ließ man sich offensichtlich von der Kenntnis über den eiweißschonenden Effekt des Kohlenhydrats Glucose leiten. Sosehr nämlich diese Überlegung für einen Normalgewichtigen ihre Berechtigung hat, so sehr wirkt dieser tägliche Zucker dem Bestreben des Übergewichtigen nach Entfettung diametral entgegen, zumal während der Kur 36
noch der zusätzliche Verzehr weiterer insulinabhängiger Kohlenhydrate empfohlen wird. Um das Maß des gedanklichen Fehlschlusses voll zu machen, verzichtet diese mit großen Werbeanstrengungen in den Markt katapultierte Eiweißkonzentrat-Diät vollkommen auf den Verzehr von linolsäurehaltigen Fetten, obwohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ihrem Ernährungsbericht 1976 aus guten Gründen den täglichen Verzehr von zehn Gramm Linolsäure empfiehlt, wie wir sie in hochwertigen Pflanzenfetten- und Ölen finden. Diese aus ernährungsphysiologischer Sicht gerade für den um sein Normalgewicht bemühten Übergewichtigen besonders wichtigen Fette wirken, wie wir jetzt wissen, in Abwesenheit von Kohlenhydraten der gewünschten Entfettung nicht entgegen. Diese linolsäurehaltigen Fette sind jedoch bestens dazu geeignet, den Zellstoffwechsel durch Begünstigung der Bildung von Phospholipiden in den Zellmembranen im Austausch gegen dortiges Cholesterin zu normalisieren, was im Hinblick auf die Cholesterin-/Herzinfarktproblematik von relevanter Bedeutung ist, da hierbei der Serumcholesterinspiegel nicht durch in ihrer Wirkung und in ihren Auswirkungen offensichtlich noch unzureichend erforschte Präparate, sondern durch Einflußnahme auf die Synthese von Cholesterin an der Quelle seiner Entstehung im Organismus gesenkt werden kunn. Es besteht also überhaupt kein Grund dafür, etwa im Zuge einer Antifett-Hysterie auf diese hilfreichen Fette zu verzichten! 37
9. Die Unlogik der insulinabhängige Kohlenhydrate enthaltenden Diäten im psychologisch/assoziativen Bereich! Da der Erfolg einer jeden auf Entfettung ausgerichteten Diät natürlich um so ausgeprägter sein wird, je geringer die Zufuhr an Energie mit der täglichen Nahrung ist, und da die Entfettung vor allem auch um so schonender und gesunder erfolgt, je weniger der Stoffwechsel des sich entfettenden Körpers mit Abbauprodukten aus der Nahrung zusätzlich fertig zu werden hat, sollte es das Ziel einer jeden seriösen Diät sein, den gewünschten Erfolg bei Gewährleistung einer optimalen Versorgung des Organismus mit allen essentiellen Nahrungsstoffen mit einem Minimum an »Energie von draußen«, an Kalorien der Nahrung also, zu erreichen. Natürlich sollte eine optimale Entfettungsdiät auch sättigen, wenn sie nicht zu einer den angestrebten Erfolg nur allzu schnell wieder in Frage stellenden Frustration des um die Normalisierung seiner Figur bemühten Übergewichtigen führen soll. Die Zielsetzung einer optimalen Reduktionsdiät muß also lauten: Entfettung bei Gewährleistung einer vollständigen Versorgung des Organismus mit allen essentiellen Nahrungs- und Aufbaustoffen, wobei mit einem Minimum an Energie aus der Nahrung eine voll befriedigende Sättigung erreicht werden sollte. 38
Nun muß diese Zielsetzung gewiß nicht bedeuten, daß eine Art Überdrußreaktion angestrebt werden sollte, durch die dem Übergewichtigen schließlich jede Freude auf seine Mahlzeiten genommen wird. Auf der anderen Seite sollte alles vermieden werden, was geeignet ist, Appetit und Eßlust des um seine Gesundheit bemühten Fettleibigen zu fördern, sofern man es wirklich ernst damit meint, ihn bei seinen Bemühungen psychisch und physisch zu unterstützen, und ihn nicht, vielleicht auch interessanter Geschäfte wegen, durch ungeeignete Empfehlungen mehr oder weniger stark veralbern will. In diesem Zusammenhange scheint es denn doch notwendig zu sein, sich einmal die Frage nach Sinn und Logik der insulinabhängige Kohlenhydrate enthaltenden und zum Teil auch noch Alkohol empfehlenden Diäten zu stellen. Insulinabhängige Kohlenhydrate sind bekanntlich ganz hervorragende Geschmacksbildner, die bereits als solche, häufig aber auch noch zusätzlich durch ihre »appetitliche« Verpackung die Lust am Essen fördern und sich so zu ausgesprochenen »Appetitmachern« mausern, wenn wir uns an den Hang nach Süßem, die sogenannte »Zuckersucht« von Kindern und zahlreichen Erwachsenen und an das leckere Aussehen von Obst und zahlreichen Salaten erinnern. Einer jeden Zielsetzung, mit einem Minimum an Kalorien ein zufriedenstellendes Sättigungsgefühl zu erreichen, wirken somit derartige »appetitlich« angemachte Beigaben diametral entgegen: sie wecken durch Geschmack und Aussehen äußerst angenehme Assoziationen, fördern dadurch absolut unerwünscht die Lust am Essen, in 39
deren Gefolge eine längst erreichte Sättigung oft völlig unbemerkt zu bleiben pflegt. Damit verführen sie aber dazu, mehr zu essen, als zur Erzielung einer befriedigenden Sättigung notwendig wäre. Und Alkohol? Abgesehen davon, daß der bei Diäten hin und wieder empfohlene Schoppen Mosel, der früher einmal Inbegriff eines eher »harten«, also weniger süßen Weines war, unter den Anstrengungen der Zuckerindustrie im Getränkeund Weinmarkt immer »lieblicher« und »edler«, also immer süßer wird und somit durchaus auch von seinem Zuckergehalt her betrachtet werden sollte, liefert ein Schoppen »harten« Weines zu 0,25 Liter immerhin rund 160 Kalorien, also so viele Kalorien, wie sie in zwei Eiern anthalten sind, wobei die »Wein«-Kalorien im Unterschied zu den ernährungsphysiologisch hochwertigen »Ei«-Kalorien im wesentlichen sogenannte »leere« Alkohol- und Zuckerkalorien darstellen. Dies muß man also zunächst erst einmal bedenken, wenn man sich über den von Alkoholfreunden gern beschworenen, den Stoffwechsel angeblich anregenden Effekt von hartem, ehrlichem, man darf auch getrost sagen saurem Wein Klarheit verschaffen will. Dieser Schoppen Wein müßte also den Grundumsatz von rund 1700 Kalorien um etwa 10% steigern, wenn sein Energieinhalt einer Entfettung nicht entgegenwirken soll. Und das glaubt ja doch wohl allen Ernstes niemand, sofern er noch nüchtern ist! 40
Dafür passiert aber etwas ganz anderes: 1 Schoppen Wein enthält rund 8% oder mehr, z. B. auch 11 % Alkohol, das sind 20 bis 28 Gramm reinen, enthemmend wirkenden Alkohols. Und dies ist absolut richtig: enthemmend wirkenden Alkohols, wie jeder geübte Casanova weiß, der vorher vielleicht schon oft genug erlebt haben mag, daß größere Alkoholmengen im allgemeinen weniger enthemmend, dafür dann aber wohl eher ermüdend wirken. Und ein leicht enthemmter Mensch pflegt bekanntlich leichter dazu zu neigen, törichte, nichtsdestoweniger oft recht angenehme Dinge geschehen zu lassen, die zu tun er eigentlich gar nicht bereit war: so empfindet der eben noch zur Entfettung entschlossene Dicke plötzlich mehr Lust am Essen, als für ihn gut ist – und über andere Folgen der Senkung der Hemmschwelle können wir dann auch bei Casanova nachlesen. Ganz abgesehen von der hier geschilderten enthemmenden Wirkung des Alkohols stellt jedes Gamm des von unserer Leber ja doch letztendlich zu entgiftenden Alkohols eine zusätzliche Belastung der bei jeder wirklich greifenden Diät ohnehin schon stärker beanspruchten Leber dar. Wir sollten diese daher schonen und auf Alkohol verzichten. Bine bessere Empfehlung zu diesem Thema kann im Bereiche der Abmagerungs-Diätetik nicht gegeben werden! Nachdem wir nun die ausgesprochen lipophile, jeder gewünschten Entfettung entgegengerichtete Eigenschaft der insulinabhängigen Kohlenhydrate erkannt haben, stellt sich natürlich fast zwangsläufig die Frage, ob wir 41
bei einer vorrangig ja auf Entfettung ausgerichteten Reduktions-Diät diese Kohlenhydrate nicht ganz einfach fortlassen können. Und diese Frage könnte dann mit einem glatten »Ja« beantwortet werden, wenn wir wüßten, daß diese Kohlenhydrate nicht essentiell, also nicht lebensnotwendig sind, wenn wir also wüßten, daß als keine Kohlenhydratmangel-Krankheit gibt.
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10. Sind insulinabhängige Kohlenhydrate essentiell? Auch wenn diese Frage periodisch mit jahreszeitlichem Wechsel von insbesondere wohl Landwirtschaft und Gartenbau nahestehenden Kreisen aus der Randzone der Ernährungswissenschaft immer wieder bejahend vorgetragen wird: Kohlenhydrate sind nicht essentiell. Sie sind nicht lebensnotwendig. Es gibt für den gesunden erwachsenen Menschen nicht eine einzige Kohlenhydratmangel-Krankheit, also keine Krankheit, die durch einen Mangel an insulinabhängigen Kohlenhydraten entstanden ist und die durch Zufuhr derartiger Kohlenhydrate mit der Nahrung geheilt werden könnte! Auch entspricht es keinerlei wissenschaftlich begründeten und begründbaren Forderung, wenn verschiedentlich, so zum Beispiel auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. in ihren im Jahre 1975 herausgegebenen »Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr« geraten wird, daß eine Diät mindestens 10% Kohlenhydrate enthalten solle. Derartige Empfehlungen sind Relikte aus der an gesicherten Erkenntnissen ärmeren Frühzeit der Ernährungswissenschaft, welche durch neuzeitliche Forschungsergebnisse längst überholt sind. Sie entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage und sollten schnellstens verschwinden. Zur Begründung für derartige Empfehlungen wird, recht wissenschaftlich klingend, eine angebliche Notwendigkeit 43
von Kohlenhydraten für die Aufrechterhaltung des sogenannten Zitronensäurezyklus angeführt. In diesem Zitronensäurezyklus, häufig auch Tricarbonsäure- oder, nach seinem Entdecker Krebs, welcher dafür im Jahre 1954 den Nobel-Preis erhielt, auch KrebsZyklus genannt, werden die auf das Endprodukt Glucose »verdauten«, also aufgespaltenen insulinabhängigen Nahrungskohlenhydrate via Brenztraubensäure und Acetyl-Coenzym A unter Energiegewinnung in verschiedenen Stufen bis zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut. Nun übersehen diejenigen, die meinen, daß der Zitronensäurezyklus bei Fehlen von Nahrungskohlenhydraten unterbrochen, oder plastischer gesprochen, nicht mehr in Schwung gehalten wird, vollkommen, daß ja auch die Fettsäuren der Fette und ein Teil der Aminosäuren der Proteine via Brenztraubensäure, genau wie die Kohlenhydrate, über die Zwischenstufe Acetyl-Coenzym A in den Zitronensäurezyklus »einsteigen«, so daß überhaupt keine Rede davon sein kann, daß dieser Zyklus bei Abwesenheit von Kohlenhydraten nicht mehr aufrechterhalten wird. Allein schon aus den aus dem Depot-Fett stammenden Fettsäuren wird mehr Acetyl-Coenzym A gebildet, als durch den Zitronensäurezyklus überhaupt oxidiert werden kann, so daß die überschüssigen Moleküle Acetyl-Coenzym A paarweise zu Acetoacetylcoenzym A kondensieren als Ausgangsverbindung für die über Harn, Atemwege und Schleimhäute ausscheidbaren, noch energiegeladenen Ketonkörper. Selbst durch eine vollkommen kohlenhydratfreie Diät, 44
z. B. eine Null-Diät, kann der Zitronensäurezyklus nicht unterbrochen werden, solange noch verstoffwechselbare Fett- und Proteinreserven des Organismus vorhanden sind, solange der Mensch noch lebt! Natürlich haben die insulinabhängigen Kohlenhydrate in erster Linie als preiswerte Spender energieliefernder Kohlenstoff-Atome, dann aber auch als den Appetit anregende Geschmacksbildner, oft auch als Träger von Vitaminen und Mineralstoffen und vielleicht auch im Zusammenhang mit der Ballaststoff-Frage ihre Bedeutung, insbesondere natürlich für den Normalgewichtigen, welcher nicht vor dem Problem steht, seinen Körper entfetten zu müssen. Dem um eine Entfettung bemühten Übergewichtigen kann man jedoch nur raten, auf die lipophilen insulinabhängigen Kohlenhydrate, wie wir sie in Kartoffeln, Reis, Teigwaren, Salaten, als Zucker und im Gemüse, Obst, Mehl, Brot u. a. finden, so weit wir nur irgend möglich zu verzichten und die Ballaststoff-Frage zum Beispiel über die dazu hervorragend geeignete Diät-Kleie mit bekanntlich sehr geringem Anteil verwertbarer Kohlenhydrate zu lösen, wie dies zum Beispiel Dr. A. Felix in seinem »Schlankheitskonzept« (Optima-Verlag Köln) vorschlägt. Und unser Glaube an die Bedeutung von Obst, Gemüse und Salaten als Mineralstoff- und Vitaminquellen wird doch ganz beträchtlich erschüttert, wenn wir uns einmal klar darüber geworden sind, in welchem Umfange beispielsweise die Vitamine zuerst schon bei Durchlaufen der verschiedenen Handelsstufen für Obst, Gemüse und Salate und dann später zusätzlich noch durch den Koch45
vorgang zerstört werden, und wo die Mineralstoffe nach dem Garen des Gemüses zu bleiben pflegen: ein großer Teil von ihnen verschwindet mit dem Kochwasser in den Abflüssen, und der schwerer wasserlösliche Rest ist auch von unserem Organismus entsprechend schwerer zu verwerten. Dagegen sind die verschiedenen tierischen Eiweißarten hervorragende Quellen von Vitaminen und Mineralstoffen, dies besonders auch deswegen, weil sie dort in physiologisch besonders gut verwertbarer Form zur Verfügung stehen. Falls also überhaupt noch für erforderlich gehalten, ließe sich die Vitamin- und Mineralstoff-Versorgung während einer Diät in jedem Falle doch wohl zuverlässiger durch bewährte Vitamin- und Mineralstoffpräparate ergänzen, als dies durch gelegentliche, mehr der Garnitur und der Steigerung der Eßlust dienende Beilagen aus Salatblättern und geriebenen Möhren und durch »ausgewogen« reduzierte Gemüsemengen möglich ist. Und nicht ohne jede Berechtigung wird ärztlicherseits immer häufiger gefragt, wieso denn Vitamin-und Mineralstoffmangelschäden bei den aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Soldaten so selten, Eiweißmangelschäden jedoch so oft festzustellen waren. Wird die Bedeutung der Versorgung des Organismus mit Vitamin- und Mineralstoffen während einer Diät von daran so oder so kommerziell Interessierten häufig nicht viel zu hoch angesetzt? Tut es am Ende nicht eine Zitrone pro Tag auch? Eine nachdenkenswerte Frage! 46
11. Die Frage nach dem Sinn der sog. 3- bis 5-Broteinheiten-Diäten Wenn man also weiß, daß insulinabhängige Kohlenhydrate absolut nicht lebensnotwendig sind, so muß man sich doch wohl fragen, was es eigentlich soll, wenn einige Ernährungsexperten, welche diese Kohlenhydrate als Fettbildner par ex-cellence durchaus erkannt haben, trotz allem eine 3- bis 5-Broteinheiten-Diät (=36 bis 60 Gramm Kohlenhydrate) glauben empfehlen zu müssen. So relativ einfach die Argumentation dafür nach-zuvollziehen ist, so wenig rechtfertigt sie diese Diäten, wie wir gleich erkennen werden. Die Argumentation für die 3- bis 5-Broteinheiten-Diäten besagt nämlich, daß eine noch stärker kohlenhydratverarmte, bekanntlich äußerst wirksam und nachhaltig entfettende eiweiß- und fetthaltige Diät eine sogenannte »ketogene« Diät ist, die angeblich »für den Stoffwechsel problematisch« sei, was immer man sich unter diesem diffusen und unsubstantiierten Begriff vorstellen mag. Wie wenig stichhaltig und unwissenschaftlich eine derartige Argumentation bestimmter Kreise der Ernährungswissenschaft ist, ist allein schon daraus ersichtlich, daß sie gegen die von einigen führenden Physiologen auch heute noch empfohlene Null-Diät, welche ja sowohl »in der Klinik« als auch »zu Hause« stets auch eine »ketogene« Diät ist, praktisch nie vorgetragen wurde und wird. Wir kennen zwar inzwischen gewichtige Gründe, wes47
wegen von der das Fettgewebe eher schonenden Null-Diät aus medizinischer Sicht abzuraten ist: wegen insbesondere in den ersten zwei Wochen relevanten Abbaues wichtiger Körperproteine in Gestalt von Fermenten und Hormonen als gerade für den sich Entfettenden äußerst wichtigen Zell-funktionsregulatoren, aber gewiß nicht, weil die Null-Diät als ketogene Diät in irgendeiner anderen, wissenschaftlich zuverlässig erfaßbaren Weise für den Stoffwechsel problematisch ist. Die Schädigungen durch Null-Diäten sind eindeutig auf Mangel an hochwertigem Eiweiß zurückzuführen, wie die Schädigungen durch jedes eiweißreduzierte Fasten (Obstsaft-Fasten, Gemüsesaft-Fasten, diverser Brei-Diäten auf Basis von Getreideeiweiß minderer biologischer Wertigkeit usw.) auch, und nicht darauf, daß die Diäten ketogen sind! Das ist auch gar nicht anders zu erwarten: Wie wir wissen, ist die Ernährung des Menschen über Hunderttausende von Jahren hinweg eine ketogene Ernährung gewesen, und erst in den letzten wenigen Jahrtausenden, als sich die Menschheit vom jagenden und fischenden Nomaden über den Höhlenbewohner hin zum seßhaften Bauern entwickelte und als mit der Wandlung zur Feldund Stallwirtschaft die Glucose in den Vordergrund des Ernährungsgeschehens trat, stellte sich der menschliche Organismus von der Utilisation der Ketonkörper auf vorwiegend Glucoseutilisation um. Dabei ist die Frage, ob das menschliche Gehirn nur Glucose oder auch Ketonkörper utilisieren kann, durchaus von nachrangiger Bedeutung, da der Blutzuckerspiegel 48
auch bei einer ketogenen Ernährung nicht abzusacken pflegt, zumindest nicht beim Stoffwechselgesunden. Eher ist das Gegenteil der Fall: gerade bei einer ketogenen Ernährung zeichnet sich der Blutzuckerspiegel durch eine bemerkenswerte Konstanz aus! Ganz abgesehen hiervon, wurde inzwischen durch radioaktive Markierungen zweifelsfrei nachgewiesen, daß das menschliche Gehirn für seine Ernährung Ketonkörper genauso gut wie Glucose zu utilisieren in der Lage ist. Es gibt nicht ein einziges wissenschaftlich gerechtfertigtes Argument gegen eine ketogene Ernährung, deren Unschädlichkeit zweifelsfrei feststeht. Wenn trotzdem das Auftreten von Ketonkörpern im Harn von weniger Kundigen immer wieder mit einem gewissen Unbehagen beobachtet wird, so rührt dies daher, daß die gleichen Ketonkörper auch bei der sogenannten diabetischen Acidosey einer schweren Stoffwechselentgleisung des Organismus, auftreten. Im Zusammenhang mit dem Auftreten von Ketonkörpern im Harn ist also eine Differenzierung unbedingt notwendig: Bei der diabetischen Ketoacidose liegt eine schwere Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit des Pankreas vor, der nicht mehr in der Lage ist, die zur Verstoffwechslung der Nahrungskohlenhydrate erforderlichen Mengen an Insulin freizusetzen: zu dem Anstieg freier Fettsäuren im Plasma infolge Fortfalls der Hemmung des hormonsensitiven Fermentes Lipase im Fettgewebe durch Insulin kommt der Anstieg der Blutzuckerwerte auf über 170-180 mg/100 49
ml, bei denen die Rückresorption von Glucose im Tubulussystem der Nieren nicht mehr möglich ist, so daß z. B. bei schwerem Diabetes mehrere hundert Gramm Glucose pro Tag mit dem Harn ausgeschieden werden können. Bei der ernährungsbedingten Ketose des Stoffwechselgesunden dagegen ist dies alles aber auch in gar keiner Weise der Fall. Hier liegt weder eine Hyperglykämie noch eine Glucosurie vor. Bei dem Auftreten von Ketonkörpern im Harn im Verlaufe einer ketogenen Ernährung handelt es sich um eine ganz normale Reaktion eines gesunden Organismus, welche seit Hunderttausenden von Jahren sogar im Vordergrunde des menschlichen Stoffwechselgeschehens stand. Es besteht also überhaupt kein wissenschaftlich zu rechtfertigender Grund dafür, zur Vermeidung des Umschlagens des Stoffwechsels in den ketogenen Bereich dem Übergewichtigen eine Diät zu verordnen, die wenigstens 3 bis 5 Broteinheiten insulinabhängiges Kohlenhydrat enthält, welches mit der ja dabei beabsichtigten Mobilisierung des lipophilen Hormons Insulin der angestrebten Entfettung nur entgegenwirkt. Ganz im Gegenteil sollte man gerade von einer derartigen Empfehlung schleunigst Abstand nehmen, da sie für den Übergewichtigen mit einer sein Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigten Quälerei verbunden sein kann: Beim Übergang des Organismus von der Glucoseutilisation in die ketogene Phase können nämlich hin und wieder kurzzeitig leichte Kopfschmerzen und manchmal auch eine leichte Benommenheit auftreten, die im allge50
meinen unbeachtet bleiben und ohne jede medikamentöse Behandlung nach ein bis zwei Stunden wieder zu verschwinden pflegen, ohne daß sie wieder auftreten, solange der Übergewichtige in der ketogenen Phase bleibt. Bei einem Verzehr von 3 bis 5 Broteinheiten pro Tag an insulinabhängigen Kohlenhydraten mit einem Brennwert von 148 bis 246 Kalorien besteht nun für den schlankheitsbewußten Übergewichtigen eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß er je nach seiner körperlichen Aktivität mehr oder weniger stark ständig in dem Grenzbereich »ketogene Phase/Glucoseutilisation« hin und her pendelt mit der für ihn dann unter Umständen recht unangenehmen Konsequenz, daß er fortlaufend über leichte Kopfschmerzen und auch Benommenheit zu klagen hat, deren Ursachen häufig nicht erkannt und natürlich auch nicht sachgemäß behandelt werden. Daher pflegt dann schließlich die auf 3 bis 5 Broteinheiten kohlenhydratreduzierte Diät abgebrochen zu werden, weil sie allem Anschein nach für den Betreffenden nicht bekömmlich war. In Wirklichkeit hingen die erwähnten Störungen jedoch überhaupt nicht damit zusammen, daß bei der Diät die Kohlenhydrate reduziert worden waren, sondern daß diese vor dem Hintergrunde nicht zu Ende gedachter Überlegungen eben nicht genügend reduziert waren. Somit ist auch eine 3bis 5-Broteinheiten-Diät aus ernährungsphysiologischer Sicht wenig sinnvoll! Sie ist medizinisch unnötig, und sie kann, je nach der körperlichen Aktivität des Übergewichtigen, zu absolut vermeidbaren Beschwerden führen. 51
12. Die Frage nach dem Sinn der kohlenhydratbetonten kalorienreduzierten Diäten Das im vorangegangenen Kapitel beschriebene ständige Pendeln des Organismus von der Glucose-Utilisation in die ketogene Phase und zurück mit den möglichen weniger angenehmen Begleiterscheinungen lassen diese Diäten mit einer täglichen Ration von im allgemeinen nicht unter 12 Broteinheiten = 144 Gramm insulinabhängige Kohlenhydrate nicht erwarten, zumindest nicht bei höchstens mittlerer körperlicher Aktivität. Der Organismus wird bei diesen Diäten im wesentlichen im Bereich der GlucoseUtilisation bleiben. Dafür haben diese Diäten jedoch eher noch ernstere und ihren Erfolg von vornherein in Frage stellende Nachteile, die sich, wie zahlreiche Beispiele belegen, zu erheblichen Störungen im psychosozialen Bereich auswachsen können mit dem Risiko ernsthafter, hinlänglich bekannter Erkrankungen, deren Ursachen häufig in dem weiten Felde der Psychosomatik gesucht zu werden pflegen. Wenn nämlich diese 1200- oder 1600-Kalorien-Diäten, von denen eine erst wieder entgegen allen Erkenntnissen über die ausgesprochen lipophilen, jeder Entfettung entgegenwirkenden Eigenschaften der insulinabhängigen Kohlenhydrate im Jahre 1978 in Verbindung mit Brot von einer deutschen Universität bei Lieferung der Fotos von der »Vereinigung Getreidewirtschaftlicher Marktforschung« auf 53
den Markt lanciert wurde, eine so große Eiweißmenge enthalten, daß ein nennenswerter Schwund von Körpereiweiß nicht zu erwarten ist, pflegt der trotz einschneidender Kalorienreduktion auf ca. 50% des Normalbedarfs auf tatsächliche Entfettung entfallende Anteil des Gewichtsverlustes eher bescheiden zu sein. Ehrlicherweise wird dann auch damit geworben, daß eine derartige Brot-Diät eine »Diät ohne Extreme« sei, bei der man nur 2-3 Pfund pro Woche, später dann weniger, abnehmen solle – und dies natürlich auch nur kann! Aber was heißt 2 bis 3 Pfund? Heißt das 2 bis 3 Pfund Fett? Ganz gewiß nicht! Bei einer so gravierenden Reduktion der Nährstoffzufuhr von normal 2400 Kal. auf 1200 Kal., also um 50%, pflegt der Grundumsatz bereits nach kurzer Zeit von etwa 1700 Kal. auf 1400 Kal. zu sinken. Das bedeutet, daß der Arbeitsumsatz auch um eben diese 300 Kal. von 2400 Kal. auf 2100 Kal. sinkt. Unter der optimistischen Annahme, daß die Energiedifferenz zwischen diesen 2100 Kai. und dem Nährstoffangebot von 1200 Kai. ausschließlich durch »Verbrennung« von Depot-Fett gedeckt wird, ergibt sich ein Abbau von 900 Kal. = 97 Gramm Fett täglich. 9,3 Kal./ Gramm Fett Das heißt aber nichts anderes, als daß die tatsächliche Entfettung bei einer derartigen Diät unter idealsten Voraussetzungen noch keine 700 Gramm Fett/Woche 54
beträgt. Der restliche Gewichtsverlust entfällt auf ausgeschwemmtes Wasser, welches bei vollkalorischer Ernährung, die bekanntlich ja auch mehr Kochsalz enthält, sofort wieder eingespeichert wird. Jemand, der also zum Beispiel 15 kg Fett abbauen muß, was für zahlreiche Menschen eine durchaus realistische Zahl ist, müßte über 21 Wochen hinweg, und mit einiger Sicherheit noch wesentlich länger, mit 50% des normalen Kalorienbedarfes = 1200 Kal. auskommen, mit Kalorien aus Nahrungsmitteln, die er sich tagtäglich grammweise zusammenzuwiegen hat: An einem Tage zum Beispiel zum Frühstück 8 Gramm Fett, am nächsten dann 3 Gramm Fett, am folgenden Tage 5 Gramm Fett usw. usw. Das gibt es nicht? Aber doch. Das Beispiel stammt aus der eingangs erwähnten BrotDiät einer deutschen Universität, von der aus offensichtlich etwas zur Steigerung des Brotabsatzes getan werden soll. Durch derartige Empfehlungen können sich die Übergewichtigen denn ja wohl auch eher veralbert vorkommen. Denn wer von ihnen will, und vor allem auch kann, wochen- und monatelang mit der Briefwaage leben und sich, wenn z. B. das empfohlene tägliche Wiegen statt 200 Gramm Gewichtsverlust plötzlich 400 Gramm Gewichtszunahme erbringt, welche womöglich nur durch eine unterschiedliche diuretische (= harntreibende) Wirkung der verschiedenen Nahrungsmittel verursacht wurde, mit geringer werdender Gewichtsabnahmetendenz immer öfter die Frage stellen: waren es vielleicht 5 Gramm Fett statt 3 oder 8 Gramm statt 5. also mehr als 50% zuviel? 55
Man erkennt, daß derartige »sanfte« Diäten mit Schlankheitsfahrplänen ohne Extreme über die notwendige Distanz hinweg die Chance einer mehr oder weniger ständigen psychischen Frustration implizieren und nach allen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte vor der Zeit unterbrochen und dann abgebrochen zu werden pflegen. Wie die trotz einer Fülle derartiger Diäten und auf ihnen fußenden öffentlichen Empfehlungen und Kampagnen eher zu- als abnehmende Zahl von Übergewichtigen unter Beweis stellt, scheinen diese Diäten in einer Überfluß- und freiheitlich/sozialen Wohlstandsgesellschaft zur Lösung des Überfettungsproblems der Bevölkerung nicht tauglich zu sein. Hierzu ist es erforderlich, daß der übergewichtige Fettleibige zielstrebig eine für ihn individuell existierende, in der Nähe seines Normalgewichtes liegende Gewichstsschwelle und damit kritische Größe und Aktivität seines Organs »Fettgewebe« unterschreitet, damit der insbesondere ihm eigene funktionelle Hyperinsulinismus möglichst schnell eliminiert wird als Hauptvoraussetzung der Normalisierung seines Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels. Dann sind auch die »psychologischen Lernhilfen« zum richtigen Essen, also zur Änderung der Eßgewohnheiten, mit denen die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, offensichtlich in Ermangelung geeigneter, für die große Masse der Übergewichtigen praktikabler physiologischer Methoden, neuerdings dem Übergewichtsproblem beikommen will, hierfür von nachrangiger Bedeutung, um nicht zu sagen überflüssig. Die beabsichtigte Umerziehung zu einem geänderten Eßverhalten pflegt in erster Linie erforderlich zu sein bei 56
den »sanften« lipophilen Diäten, welche den physiologischen und hormonellen Gegebenheiten des Stoffwechsels keine oder nur geringe Rechnung tragen und auf der Basis einer »ausgewogenen« Kalorienreduktion in erster Linie Eiweißabbau und Entwässerung und nur am Rande die gewünschte Entfettung bewirken. Natürlich scheint inzwischen weitgehend gesichert, daß den meisten Fettleibigen, wie zahlreichen Schlanken übrigens auch, ein falsches Eßverhalten (»zu schnell zu viel«) zu eigen ist. Wenn bei den Schlanken vor allem exogene Einflüsse, z. B. hastige und unregelmäßige Mahlzeiten infolge Zeitnot, für ihr unerwünschtes und den Organismus belastendes Eßverhalten maßgebend sind, so ist durch trickreiche Untersuchungen insbesondere an der Universität Göttingen dokumentiert, daß bei den Fettleibigen zusätzlich noch der Steuerungsmechanismus »Sättigung in Abhängigkeit von Quantität und Qualität der Nahrung« nicht mehr funktioniert! Dieser Steuerungsmechanismus scheint sozusagen »aus dem Ruder« gelaufen zu sein, dies vor allem wohl als Folge des hormonell induzierten Hyperinsulinismus des Fettleibigen: Ist nämlich die Fettleibigkeit erst einmal beseitigt, pflegt in der Mehrheit aller Fälle auch der Hyperinsulinismus stark zurückzugehen, und auch der Sättigungsmechanismus funktioniert unterhalb der vorstehend erwähnten kritischen, manchem Übergewichtigen allerdings wohl recht niedrig erscheinenden Gewichtsschwelle plötzlich wieder. Dieser Hyperinsulinismus ist also die eigentliche Ursache für die im Laufe der Zeit angenommenen schädlichen 57
Eßgewohnheiten des Übergewichtigen, und es sind die offensichtlich pathologisch gewordenen hormonellen Gegebenheiten, die primär an ihrer Wurzel geheilt werden müssen. Diese Heilung ist jedoch wohl kaum durch psychologisches Seelentraining als in erster Linie durch Ausschalten des Hyperinsulinismus des Fettleibigen durch Umstellung der Qualität seiner Nahrung in Richtung auf möglichst weitgehende Beschränkung der lipophilen, den Hyperinsulinismus des Übergewichtigen auslösenden insulinabhängigen Kohlenhydrate! Lernhilfen und Psycho-Kurse zur Verhaltensänderung haben bisher keinen Menschen dauerhaft zur Änderung seines hormonell gesteuerten Triebverhaltens, auch des Eßtriebverhaltens, veranlassen können. Daher dürfte eine Aussicht auf den erwünschten dauerhaften Erfolg nur gegeben sein, wenn zielstrebig und von deutlich registrierbaren Erfolgserlebnissen fortlaufend begleitet die kritische Gewichtsschwelle, oberhalb derer der Hyperinsulinismus sich schnell zu entwickeln pflegt, unterschritten wird. – Je schneller dieses Ziel eine Diät erreichen läßt, um so geeigneter ist sie für die Lösung des Problems, und es gibt aber auch überhaupt keinen medizinisch zu rechtfertigenden Grund für die mancherorts vertretene Ansicht, daß eine langsame Entfettung einer schnelleren, effizienteren vorzuziehen sei, zumindest dann nicht, wenn die an eine bekanntlich äußerst wirksam entfettende ketogene Ernährung zu stellenden Randbedingungen erfüllt sind, Randbedingungen, die z. B. auch Dr. A. Felix in seinem im Kölner Optima-Verlag erschienenen »Schlankheitskonzept« zusammengestellt hat. 58
13. Wie der Organismus den Blutzuckerspiegel auch ohne Nahrungskohlenhydrate stabilisiert, zum Beispiel beim Hungern und Fasten Wie wir inzwischen wissen, bleibt die Konzentration der Glucose im Serum, der Blutzuckerspiegel also, selbst bei absoluter Unterbrechung der Kohlenhydratzufuhr mit der Nahrung, also zum Beispiel bei einer Null-Diät bzw. beim Fasten, konstant. Im Zusammenhange mit diesem Phänomen stellt sich natürlich die Frage, wie der Organismus denn den Blutzukkerspiegel ohne jede Zufuhr von Nahrungskohlenhydraten so konstant halten kann. Die einwandfrei gesicherte Antwort scheint nur wenigen bekannt zu sein: Bei völliger Unterbrechung der Zufuhr von Kohlenhydraten mit der Nahrung, also zum Beispiel auch beim Fasten, steht im Vordergrund der ständigen Neubildung des für die Aufrechterhaltung verschiedener Körperfunktionen wichtigen Kohlenhydrates Glucose die sogenannte Gluconeogenese aus Eiweiß, beim Fasten, d. h. bei Unterbrechung auch der Zufuhr von Nahrungseiweiß, also die Gluconeogenese aus körpereigenem Protein! Die Gluconeogenese aus Zerfallsprodukten des Nahrungs- oder Depotfettes spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle, da die Neubildung von Glucose aus Fett biochemisch nur über recht komplizierte Umwege des Stoffwechsels möglich ist. 59
Jede ketogene Ernährung, die zwangsläufig nicht auch zu einem relevanten Schwund körpereigener Proteine führen soll, muß daher immer auch ein ausreichendes Angebot an hochwertigem Nahrungseiweiß beinhalten. Eine der bekanntesten ketogenen Diäten, die Null-Diät nämlich, läßt diese ernährungsphysiologisch/medizinisch dringend gebotene Forderung natürlich völlig außer acht, was für manche Ärzte jedoch kein Hinderungsgrund zu sein scheint, sie weiterhin zu empfehlen! Doch wie sieht dies alles nun zahlenmäßig aus? Welche Menge an biologisch hochwertigem Eiweiß, und nicht an irgendwelchen Eiweißgranulaten häufig nicht definierter und oft geringerer biologischer Wertigkeit, muß eine ketogene Diät beinhalten, damit mit größter Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, daß körpereigene Proteine aus Mangel an mit der Nahrung stets zuzuführenden essentiellen Aminosäuren weder energetisch »verbrannt« noch zur Gluconeogenese aus Eiweiß herangezogen werden müssen? Wie hoch also ist der mutmaßliche Eiweißbedarf des Menschen bei einer für die Entfettung bekanntlich optimal geeigneten ketogenen Ernährung, wenn ein Schwund der Eiweißbestände des Organismus vermieden werden soll? Für die Beantwortung dieser Frage ist die Überlegung hilfreich, daß der Anteil des Gehirns an dem durch den Grundumsatz ausgedrückten Energiebedarf des Organismus im Zustande der absoluten Ruhe zu 18% des Grundumsatzes ermittelt wurde. Bei einem Grundumsatz von 1700 Kalorien sind das 60
also 306 Kalorien, denen 306 : 4,1 = 75 Gramm Glucose entsprechen. Dies ist also der Glucosebedarf des Gehirns im Zustande der absoluten Ruhe. Der Energieverbrauch eines geistig tätigen Gehirns, sein Arbeitsumsatz also, wird durch den Energieinhalt von etwa 100 bis 120 Gramm Glucose pro Tag gedeckt. Wir haben uns nun also zu fragen, welche Eiweißmenge gebraucht wird, damit der Organismus diese Glucosemenge im Zuge der Gluconeogenese aus Eiweiß bereitstellen kann. – Um diese Frage beantworten zu können, muß man wissen, daß die in 6,25 Gramm Eiweiß enthaltene Zahl von Kohlenstoffatomen der in 8,3 Gramm Glucose enthaltenen Anzahl von Kohlenstoffatomen entspricht. Danach errechnet sich das Eweißäquivalent für 100 Gramm vom arbeitenden Gehirn täglich verbrauchter Glucose zu 75 Gramm Eiweiß. Diese Rechnung gilt natürlich nur für den Übergewichtigen, der die zur Gluconeogenese erforderliche Energie aus dem Überschuß an Acetyl-Coenzym A aus den bei der Lipolyse seines Depotfettes ständig anfallenden Fettsäuren zur Verfügung stellen kann. In dem Maße, wie dies mit fortschreitender Normalisierung des Gewichtes weniger der Fall ist, muß die für die Gluconeogenese aus Eiweiß verbrauchte Energie aus der »Verbrennung« zusätzlicher Aminosäuren bereitgestellt werden, wird die Eweißbilanz bei der Gluconeogenese also unwirtschaftlicher: So muß man für einen Schlanken im Hunger und bei kohlenhydratreduzierter Ernäh-nung zum Beispiel mit etwa 175 Gramm Protein rechnen, die zur 61
Bildung von 100 Gramm Glucose aus Eiweiß bereitgestellt werden müssen, sei es aus Körperproteinen, zum Beispiel beim Fasten, sei es aus Nahrungsproteinen, zum Beispiel bei einer stark kohlenhydratreduzierten Ernährung, also einer eiweißschonenden ketogenen Diät. Wenn auch mit fortschreitendem Fasten in einer Art Rettungsaktion für den Organismus die Eiweißbilanz infolge der später einsetzenden adaptiven Utilisation von Ketonkörpern durch das Gehirn wieder entlastet wird, so erreichen doch zum Beispiel auch junge Mädchen, welche sich trotz bereits guter Figur in wochenlangen Bemühungen bei einer Null-Diät immer noch einige Pfunde abhungern wollen, recht schnell den zur Aufrechterhaltung der Lebensvorgänge erforderlichen Eiweiß-Minimalbestand ihres Organismus, wobei sie ihre Eitelkeit gar nicht so selten mit dem Tode zu bezahlen haben. Nach den vorstehend angestellten Überlegungen wissen wir jetzt, daß die zur Vermeidung eines Schwunds von wertvollem menschlichem Protein erforderliche Menge an hochwertigem Nahrungseiweiß bei jeder wirklich greifenden, speziell auf Entfettung ausgerichteten ketogenen Reduktionsdiät betragen muß: ca. 70 Gramm/Tag hochwertiges Eiweiß zum Ausgleich des ständigen Zellzerfalls plus ca. 75 Gramm/Tag hochwertiges Eiweiß zur Gluconeogenese 145 g/Tag hochwertiges Eiweiß Natürlich sind diese Werte nur Richtwerte, die je nach der persönlichen Stoffwechsellage und auch der körperlichen 62
Aktivität des Betreffenden zu modifizieren sind. Gewiß wird es auch so sein, daß ein Teil der beim Zellzerfall anfallenden Aminosäuren weder »verbrannt« noch zur Proteinneubildung, sondern statistischen Gesetzen folgend zur Gluconeogenese herangezogen werden, so daß sich der Ciesamtbedarf des Organismus an Protein sowohl niedriger als auch höher darstellen kann. Ganz sicher ist jedoch, daß einerseits eine von verschiedenen und auch bekannten Medizinern entgegen aller neuzeitlichen Erkenntnisse immer noch empfohlene Null-Diät den hier geschilderten Verhältnissen überhaupt keine Rechnung trägt, und daß es auf der anderen Seite ein unverantwortlicher und unwissenschaftlicher Unsinn ist, keto-gene Diäten mit einem gegenüber normal mäßig erhöhten Eiweißangebot von 130 bis 140 Gramm hochwertigem Eiweiß pro Tag mit dem Hinweis auf eine zu eiweißreiche Ernährung in Mißkredit bringen zu wollen. Wie wir nach Kenntnis des folgenden Kapitels verstehen werden, ist eine Eiweißmenge von durchschnittlich um 130 Gramm hochwertiges Eiweiß täglich, wie sie zum Beispiel auch Dr. A. Felix in seinem »Schlankheitskonzept« empfiehlt, die für eine sehr wirksam und schonend entfettende ketogene Diät optimale Eiweißmenge schlechthin!
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14. Je mehr Protein, desto besser? Im extremen Gegensatz zur Null-Diät befinden sich insbesondere aus den USA kommende, manchmal sogar als »revolutionär« angepriesene Diäten, in denen direkt oder indirekt, zum Beispiel durch Schilderung oft wundersamer Krankengeschichten, zum Vielessen von Fleisch, Fett und fettem Fleisch animiert wird, durch Redewendungen etwa wie: »Sie essen soviel Sie wollen!«, »Sie essen üppig!«, oder ». … daß er es auf fast vier Pfund Fleisch pro Tag brachte …« usw. usw. Im Zusammenhange mit unserem jetzigen Wissen über die Bedeutung von Protein bei einer speziell auf Entfettung ausgerichteten Reduktionsdiät stellt sich also durchaus die Frage nach dem Sinn oder Unsinn derartiger Empfehlungen. Die Antwort auf die damit gestellte Frage liegt auf der Hand: Das Optimum der Versorgung unseres Organismus mit Nahrungseiweiß wird durch diejenige Menge Eiweiß gewährleistet, durch die genauso viele der verschiedenen essentiellen Aminosäuren bereitgestellt werden, wie notwendig sind, damit eine möglichst große Anzahl der beim naturgesetzlichen Zellzerfall freigesetzten Aminosäuren wieder im Baustoff-Stoffwechsel Verwendung finden können und eine möglichst geringe Proteinmasse unseres Körpers zur Gluconeogenese aus Eiweiß herangezogen werden muß! 65
Erst wenn diese Zielsetzung erfüllt ist, ergeben sich folgende, für unseren Organismus bedeutsame vier Konsequenzen: 1. erfolgt die Entfettung äußerst schonend,weil die Eiweißreserven unseres Körpers erhalten und somit das Ferment- und Hormonsystem sowie unsere wichtigen inneren Organe voll funktionsfähig und intakt bleiben. 2. bleibt der Spiegel der im Purinstoffwechsel als Endprodukt der Verstoffwechslung von Zellkernmasse entstandenen Harnsäure, wie sie beim Abbau von »gewachsenem« Protein mit Zellkernen, von Fleisch also z. B. und nicht von Milch- und Eier-Eiweiß, welche beide noch nicht »gelebt« haben, also auch keine Zellkerne besitzen, mit der Minimierung der zu verstoffwechselnden Proteinmasse optimal niedrig, was im Hinblick auf das Risiko, an der Gicht zu erkranken, von besonderer Bedeutung ist. Ein Anstieg des Harnsäurespiegels ist in Übereinstimmung mit den Beobachtungen sowohl bei einem Mangel an Nahrungseiweiß, also zum Beispiel beim Fasten, wegen des dann unvermeidlich ablaufenden erhöhten Abbaus körpereigener Proteine, als auch bei einem Überschuß an Nahrungseiweiß mit Zellkernmasse zu erwarten. 3. ist unser Organismus bei der Deckung seines ständigen Energiebedarfes um so mehr auf die »Verbrennung« 66
von aus dem Depotfett stammenden Fettsäuren angewiesen, je weniger aus dem Zellzerfall stammende Aminosäuren von ihm zum Zwecke ihrer Vernichtung energetisch umgesetzt werden müssen. Je kleiner also die Zahl dieser »Rest«-Aminosäuren ist, desto stärker ist der Organismus zur Aktivierung der sogenannten lipolytischen Hormone gezwungen, wodurch eine relevante Beschleunigung der Lipolyse, der Auflösung von Depotfett also, bewirkt wird. Dieser funktionale Zusammenhang wird nach außen dadurch erkennbar, daß bei niedrigen Harnsäurewerten der mit einer Diät mit derart optimaler Eiweißversorgung erzielbare Gewichtsverlust gleich groß oder größer zu sein pflegt als derjenige einer Null-Diät mit im allgemeinen bekanntlich relevant erhöhten Harnsäurewerten, obwohl der Gewichtsverlust bei einer eiweißschonenden Diät nur auf Entfettung und nicht, wie bei der Null-Diät, auch auf zusätzlichen Abbau von Eiweißsubstanz zurückzuführen ist! 4. kann unser Organismus über den Regelmechanismus »Aktivierung lipolytischer Hormone« eine zu massive Freisetzung von Fettsäuren aus dem Depotfett und damit eine zu starke »Übersäuerung« des Organismus bei der Bildung von Ketonkörpern als Fettstoffwechsel-Produkte verhindern, was weniger für den Stoffwechselgesunden, als jedoch unter gewissen Umständen, zum Beispiel bei einer nicht erkannten Erkrankung der Nieren, im Hinblick auf eine Schonung 67
des »Säure-/Basen«-Haushaltes in Einzelfällen von Bedeutung sein könnte. Nach diesem Wissensstand ist es ein medizinisch/wissenschaftlich nicht zu verantwortender Unsinn, wenn in manchen, insbesondere auch aus den USA kommenden »revolutionären« Diäten in sensationsheischender Manier zum üppigen Essen von viel fettem Fleisch animiert wird, was eine gefährliche Erhöhung des Gicht- und Herzinfarktrisikos im Gefolge zu haben pflegt. Aber noch etwas ganz anderes kann bei einem Verzehr zu großer Eiweißmengen passieren, etwas, das durchaus auch der gewünschten Entfettung entgegenwirken kann: Wie wir inzwischen erfahren haben, kann unser Organismus im »Wechsel der Stoffe«, und hier insbesondere im Zuge der Gluconeogenese aus Eiweiß, Glucose = Blutzucker aus Eiweiß bilden. Aus diesem Grunde ist, wie wir ebenfalls wissen, die Versorgung unseres Gehirns mit Glucose als Nährstoff selbst bei absolut kohlenhydratfreier Ernährung, also zum Beispiel auch beim Fasten oder bei der Null-Diät, nicht unterbrochen. Führen wir unserem Körper nun im Rahmen eines besonders opulenten Schlemmermahles so viel Eiweiß zu, daß die unphysiologisch großen Mengen an Eiweiß energetisch gar nicht mehr zu »verbrennen« sind, im Energiestoffwechsel also nicht vollständig umgesetzt werden können, weil sie ganz einfach zu groß sind, so muß der Organismus, sobald auch sein Baustoff-Stoffwechsel voll gedeckt wurde, die überschüssigen Aminosäuren aus dem 68
Nahrungseiweiß entweder in Glucose umwandeln, oder aber er muß sich durch Erbrechen von ihnen trennen. Die im Zuge der Gluconeogenese aus Eiweiß so gebildete »Überschuß«-Glucose wandert natürlich zur Leber, wo sie in Glykogen = Leberstärke umgewandelt und als solche gespeichert wird. Sobald sich aber die Leber wieder auch nur ein wenig mit Glykogen anreichert, kommt die Aktivierung der lipolytischen Hormone zum Stillstand – und damit natürlich auch die hormoneil induzierte Lipolyse. Der Mensch nimmt also weniger oder auch gar nicht mehr ab. Wir erkennen also, daß durchaus auch zu große Mengen an Nahrungseiweiß der gewünschten Entfettung entgegenwirken können! Und vielleicht verstehen wir jetzt auch die Sitte der alten Römer, sich während großer Gelage durch Streicheln ihres Zäpfchens mit einer Feder zum Erbrechen zu bringen, um dann um so intensiver weiterzutafeln: auf diese Art und Weise trennten sie sich von dem Zuviel an Protein und vermieden dergestalt die unter Umständen auch lipophil wirkende Gluconeogenese aus Eiweiß! Abschließend zu diesem Kapitel sollten wir also festhalten, daß es für eine besonders schonend und wirksam entfettende ketogene Diät ein Optimum an Nahrungseiweiß gibt, welches je nach körperlicher und geistiger Aktivität im Bereiche von etwa 130 bis 140 Gramm hochwertigem Eiweiß pro Tag liegt. Bei dieser täglichen Eiweißmenge kann davon ausgegangen werden, daß der Organismus höchstmöglich 69
geschont wird, da er weder durch ein Zuviel noch durch ein Zuwenig an Nahrungseiweiß belastet wird. Sinkende und sich bei ausgesprochen niedrigen Werten einpendelnde Harnsäurekonzentrationen führen zu einer relevanten Senkung des gesundheitlichen Risikos, an der Gicht zu erkranken, und geben nach außen Kunde davon, daß die Eiweißversorgung des ständig im Umbruch befindlichen Organismus optimal ist. 130 Gramm hochwertiges Eiweiß sind zum Beispiel in etwa 650 Gramm magerem Steak enthalten. Natürlich würde der ständige Verzehr von Steak zu Überdrußreaktionen führen und auch auf die Dauer wohl zu kostspielig werden. Daß man die optimale Eiweißversorgung des Organismus auch durch Kombination der verschiedenen preiswerten Sorten einer reich gedeckten Eiweißtafel leicht und vor allem auch ohne jede Überdrußreaktion erreichen kann, hat zum Beispiel Dr. A. Felix mit seinen 113 Rezepten als Bestandteil des von ihm verfaßten »Schlankheitskonzeptes« (Optima-Verlag Köln) unter Beweis gestellt.
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15. Eine Zwischenbilanz Wir wissen jetzt also, daß bei der größten Zahl der mehr oder weniger »ausgewogen« kalorienreduzierten Diäten bis hin zur Null-Diät der Erfolg vorrangig durch Eiweißabbau und Wasserausschwemmung erbracht zu werden pflegt und daß ein solcher Erfolg infolge schneller Regenerierung der Eiweißbestände des Körpers und Wassereinlagerung bei Rückkehr zu normalkalorischer Ernährung, sowie auch aus anderen Gründen, stets nur von kurzer Dauer sein kann. Zahlreiche Patienten von Abmagerungskliniken, welche mit ihren Stammkunden zu werben pflegen (!), und die praktisch gleichbleibende Zahl von Übergewichtigen sprechen eine eindrucksvolle Sprache! Wir wissen jetzt aber auch, welche Voraussetzungen bei einer vorrangig auf Entfettung abzielenden, die wertvollen Eiweißbestände unseres Körpers und damit den Organismus besonders schonenden Diät zu erfüllen sind: 1. muß eine derartige Diät so wenig wie möglich insulinabhängige, stets lipophil und damit der gewünschten Entfettung entgegenwirkende Kohlenhydrate und 2. ca. 130 bis 140 Gramm biologisch hochwertiges Eiweiß enthalten. Wir wissen auch, daß insulinabhängige Kohlenhydrate nicht essentiell, das heißt, nicht lebensnotwendig sind. Es 71
gibt nicht eine einzige Kohlenhydratmangel-Krankheit für den Erwachsenen, die durch Verzehr insulinabhängiger Kohlenhydrate geheilt werden könnte. Eine Diät, welche nicht alle essentiellen Nahrungsstoffe enthält, ist eine Mangeldiät. Eine Mangeldiät ist stets auch eine »einseitige« Diät, und umgekehrt. Eine Diät, welche alle essentiellen Nahrungsstoffe enthält, ist aus diesem Grunde weder eine Mangeldiät, noch ist sie eine einseitige Diät. Da Kohlenhydrate nicht essentiell sind, ist eine stark kohlenhydratreduzierte Diät allein deswegen weder eine Mangeldiät, noch ist sie eine einseitige Diät. Sie ist dies genausowenig, wie eine Diät, welche keinen Alkohol enthält, eine Mangeldiät oder eine einseitige Diät ist. Auch Alkoholmangel-Krankheiten sind nicht bekannt. Auch alkoholhaltige Getränke enthalten genau wie Kohlenhydrate bisweilen wertvolle Vitamine, zum Beispiel Bier, und Mineralstoffe, zum Beispiel Wein, ohne daß Alkohol deswegen als lebensnotwendig gilt, so angenehm sein Genuß auch gelegentlich sein mag, wie dies im übrigen ja auch bei zahlreichen Kohlenhydraten der Fall ist. Zur Abgrenzung der Frage, ob eine fettreduzierte Diät eine einseitige Mangeldiät ist, sollten wir uns nun näher mit dem Faktor »Fett« in der Diätetik und in unserer Ernährung befassen.
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16. Der Faktor »Fett« in der Diätetik
Die Statistiken der Mediziner über Zusammenhänge zwischen Fett-Konsum und Herzinfarkt-Rate scheinen an Irrungen und Wirrungen reiche Deutungen zuzulassen und, bei kritischer Betrachtung, sehr wenig aussagekräftig zu sein. Glauben die einen, das Heil vor Infarkt, Herz-und Kreislaufleiden vor allem in einer Änderung der Fettqualität zugunsten sogenannter linolsäure-haltiger Fette und Öle zu sehen und verdammen die Butter, so meinen die anderen, eine derartige »Modifikation der Nahrungsfette« durch weitgehenden Ersatz von tierischen Fetten durch hochwertige Pflanzenfette sei absolut überflüssig, ja vielleicht sogar gefährlich, da die damit möglicherweise verbundene Beseitigung atherosklerotischer Veränderungen in den Gefäßwandungen durch derartige Ernährungsmaßnahmen unter Umständen auch zu plötzlichen Rupturen eben dieser Gefäßwände führen könne (?)! Wieder andere sehen das Heil der Menschheit vor Infarkt in einer radikalen Senkung des gegenwärtig üblichen Fettkonsums der Bevölkerung von ca. 140 Gramm Fett täglich auf unter 70 Gramm und vertreten überzeugt die Meinung, dies alleine sei schon ein wesentlicher Schritt zur nachdrücklichen Senkung des Herz- und Kreislaufinfarktrisikos. 73
Und abermals andere fordern unter Vorzeigen ihrer Statistiken beides: nicht mehr als 70 Gramm Fett pro Tag, welches zudem noch deutlich linol-säurehaltig sein sollte, also einen höheren Anteil sogenannter essentieller Fettsäuren aufweisen muß. Wenn man so will, hat praktisch jeder für seine Überzeugung seine eigene Statistik und kräftige Gegenargumente gegen die Überzeugung anderer, die natürlich auch dafür wiederum ihre eigenen Statistiken vorzuweisen haben. Liegt das an der Dehnbarkeit von Statistiken? Oder liegt das etwa daran, daß man Äpfel mit Birnen vergleicht? Es liegt daran, daß man den Faktor »Fett« nicht isoliert betrachten kann und darf, sondern daß man in derartige vergleichende Untersuchungen stets auch den Faktor »lipophiles, also insulinabhängiges Kohlenhydrat« und in Verbindung damit vor allem auch den Faktor »körperliche Aktivität« mit einbeziehen muß. Tut man dies nicht, vergleicht man, wie wir gleich erkennen werden, tatsächlich Äpfel mit Birnen. Es soll an einem Beispiel verdeutlicht werden, was gemeint ist: Nehmen wir beispielsweise eine auf die Hälfte des gegenwärtig durchschnittlichen Fettkonsums von 140 Gramm Fett täglich auf 70 Gramm Fett, also auf 50% des üblichen Fettkonsums reduzierte Kostform an. Diese Kost enthalte ferner die Optimalmenge von 70 Gramm Eiweiß. Zur Deckung des Energiebedarfs von insgesamt z. B. 2400 Kalorien müßten also bei Berücksichtigung unserer Vorgabe ca. 357 Gramm Kohlenhydrate gegessen werden: 74
70 g Fett à 9,3 Kal. pro Gramm = 651 Kal. 70 g Eiweiß à 4,1 Kal. pro Gramm = 287 Kal. 357g Kohlenhydr. à 4,1 Kal. pro g = 1464 Kal. 2402 Kal. Wenn man sich daran erinnert, daß der männliche Durchschnittsbürger lt. Ernährungsbericht 1976 zur Zeit täglich rund 3100 Kalorien mit Speisen und Getränken seinem Körper zuführt, so ist offenkundig, daß es sich bei unserem Beispiel um eine ausgesprochen kalorienarme und fettreduzierte Ernährung handelt, die auf der Linie zahlreicher Ernährungsexperten liegt. Gehen wir nun einmal praxisnah und ohne Übertreibung nach der einen oder anderen Seite davon aus, daß aus den im Kapitel 7 dargelegten Gründen bei nicht mehr als mittlerer körperlicher Aktivität, also zum Beispiel in Schule, Amt, Werkhalle und Büro und auch im komfortablen Haushalt unserer weitgehend elektrifizierten Wohlstandsgesellschaft rund die Hälfte dieser insulinabhängigen Kohlenhydrate nach ihrer vorübergehend erforderlich gewordenen Umwandlung in »Transform«-Fett im Fettgewebe bis zu ihrer »Verbrennung« gespeichert werden müssen, so müssen etwa 179 Gramm dieser Kohlenhydrate in Gestalt von 79 Gramm Transform-Fett über den Fettstoffwechsel verstoffwechselt werden. Das heißt aber nichts anderes, als daß der Fettstoffwechsel im vorliegenden Beispiel einer fettreduzierten, kaloriennormalen Ernährung keineswegs nur mit 70 Gramm Nahrungsfett, sondern mit diesen plus 79 Gramm Transform fett, insgesamt also mit 149 Gramm Fett belastet wird! 75
Im Vergleich dazu ist zum Beispiel die von Dr. A. Felix in seinem »Schlankheitskonzept« zum Zwecke der Erzielung eines länger andauernden Sättigungseffektes für eine stark kohlenhydratreduzierte Diät empfohlene Fettmenge von im Tagesdurchschnitt 112 Gramm Fett ausgesprochen niedrig: Im Vergleich zu unserem Beispiel mit einer um 50% des gegenwärtigen Fettkonsums reduzierten fettarmen Ernährung bringt sie trotz höherer Nahrungsfettmenge als Folge des Fortfalles des Transform-Fettes bei kohlenhydratreduzierter Ernährung eine Entlastung des Fettstoffwechsels von 149 auf 112 Gramm Fett, also um immerhin 25%! Und umgekehrt belastet die scheinbar fettreduzierte, insulinabhängige Kohlenhydrate enthaltende Normalkost den Fettstoffwechsel mit einer um ca. 33⅓% höheren Fettmenge, als dies bei der zwar an Nahrungsfett etwas reicheren, an insulinabhängigen Kohlenhydraten jedoch stark reduzierten und damit von Transformfett freien »Felix-Diät« der Fall ist! Die hier skizzierten Verhältnisse ändern sich natürlich nach Maßgabe der körperlichen Aktivität: Bei gesteigerter Aktivität wird infolge der höheren Verbrennungsrate der Kohlenhydrate der Anteil des Transformfettes geringer, bei verminderter Aktivität entsprechend höher sein. Bei diesen Überlegungen ist allerdings zu bedenken, daß bei gesteigerter Aktivität natürlich auch der Kalorienbedarf höher ist und damit auch die Nahrungsfett- und Kohlenhydratmengen, so daß die Menge des Transformfettes realiter auch bei gesteigerter Aktivität nicht unbedingt kleiner zu sein braucht. 76
Was heißt das? Das heißt nichts mehr und nichts weniger, als daß ein Großteil des eingangs angsprochenen statistischen Materials über Korrelation zwischen Herzinfarkt und Fettkonsum nicht viel mehr als Makulatur darstellt! Makulatur nämlich dann, wenn dabei keine wissenschaftlich zuverlässigen Angaben über die Gesamtheit der untrennbar miteinander verknüpften Faktoren »Fett«, »insulinabhängige Kohlenhydrate« und »körperliche Aktivität« gemacht wurden. Die Aussagekraft der diese Voraussetzung nicht erfüllenden »Studien« muß daher gering sein: Sie sind inkomparabel wie Äpfel und Birnen, und die Empfehlungen, den Fett-Konsum zur Senkung eines etwaigen Infarktrisikos einzuschränken, sind nur in dem Maße sinnvoll, wie sie gekoppelt sind mit Empfehlungen zur Einschränkung des Verzehrs insulinabhängiger Kohlenhydrate in Speisen und Getränken bei Berücksichtigung des Faktors »körperliche Aktivität«. Der menschliche Organismus kann nicht unterscheiden, oh die von ihm gerade verstoßwechselte Fettsäure aus dem Nahrungs- oder Depot-Transformfett stammt! Für ihn ist die zu verstoffwechselnde Gesamtfettmenge maßgebend und nicht nur die Nahrungsfettmenge an sich. Bei zum Beispiel fettfreier, entsprechend kohlen-hydrathaltigerer Ernährung würde er seinen Fettbedarf ausschließlich aus dem Transformfett decken, welches sich durch Umwandlung der nicht alsbald »verbrannten« Nahrungskohlenhydrate in Fett stets sofort wieder regeneriert. 77
Allerdings sollten die Protagonisten einer möglichst fettarmen Ernährung die vorstehenden Darlegungen nun nicht etwa als eine Art Argumentationshilfe für ihre oft weniger sinnvollen Empfehlungen benutzen, da sie hierbei völlig übersehen würden, daß Fett hinsichtlich seines ernährungsphysiologischen Wertes keineswegs gleich Fett ist und daß die Angelegenheit, auch vor dem Hintergrund der funktionellen Hypoglykämie, wohl denn doch etwas differenzierter betrachtet werden muß: Der menschliche Säugetierorganismus ist nämlich nicht in der Lage, Linolsäure, das ist eine zweifach ungesättigte Fettsäure, welche oft auch »essentielle« Fettsäure genannt wird, aus insulinabhängigen Kohlenhydraten zu bilden. Damit sind wir aber bei der Frage: »Wie essentiell sind essentielle Fettsäuren wirklich? Butter oder Margarine?« Mit dieser Frage wollen wir uns im nächsten Kapitel beschäftigen!
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17. Wie essentiell sind essentielle Fettsäuren wirklich? Butter oder Margarine? Medizin und Ernährungsphysiologie beantworten diese Frage für nur wenige Monate alte Säuglinge unzweifelhaft zugunsten der essentiellen Fettsäuren: für diese sind bei Mangel an diesen Fettsäuren eindeutig verschiedene Erkrankungssymptome bekannt, die durch entsprechende Zufuhr essentieller Fettsäuren durch Ernährungsumstellung zum Verschwinden gebracht werden können, ein untrügliches Merkmal dafür, daß dieser Nahrungsstoff »essentiell«, also lebensnotwendig ist. Und bei den Erwachsenen? Die Tatsache, daß in dem angeschnittenen Bereiche mit wissenschaftlichen und wohl auch pseudowissenschaftlichen Argumenten für die eine oder andere Seite, offen und hinter den Kulissen, in jedem Falle aber auf dem Rücken des überforderten Laien und wohl auch seines Arztes heftige Fehden ausgetragen werden, ist letztlich ein Indiz für die Schwäche der von beiden Seiten vorgetragenen Argumente. Müssen diese Argumente deswegen aber in sich falsch sein? Oder ist vielleicht gar die Fragestellung in dieser allgemeinen Form unzulässig, vielleicht sogar unsinnig? Wie wir alsbald erkennen werden, ist genau dies der Fall! Halten wir uns jedoch zunächst an folgende gesicherte Tatsachen: 79
Tatsache ist, daß ähnliche Erkrankungssymptome, wie sie bei Mangel an mehrfach ungesättigten Fettsäuren bei Säuglingen relativ leicht auftreten können, bei Erwachsenen unseres Lebenskreises nur schwer nachzuweisen und daher praktisch unbekannt sind. Und Tatsache ist auch, daß es deswegen ernstzunehmende Physiologen gibt, welche aus eben diesem Grunde grundsätzlich die Lebensnotwendigkeit der essentiellen Fettsäure für den Erwachsenen in Abrede stellen. Diese Folgerung nun wiederum dürfte erst statthaft sein, wenn der Nachweis erbracht ist, daß es beim Erwachsenen nicht vielleicht andere Mangelerscheinungen gibt als bei den wenige Monate alten Säuglingen, bei denen sich ein Linolsäuremangel als Irritationen der Haut in Gestalt von nässenden Stellen, Rötungen und Abschilferungen zeigen, die dann bei Zufuhr von Linolsäure wieder zu verschwinden pflegen. Die Tatsache, daß beim Erwachsenen diese Hautveränderungen im Zusammenhange mit einer möglichen Unterversorgung mit Linolsäure nur recht selten beobachtet wurden, besagt ja noch nicht, daß es nicht vielleicht ganz andere Linolsäuremangel-Erkrankungen gibt, die ein Säugling in den ersten Monaten seines Lebens überhaupt noch nicht erleiden kann, zum Beispiel deswegen nicht, weil sich sein Stoffwechsel und sein Kreislaufsystem noch nicht an die Eigenarten der Erwachsenenwelt und der dort üblichen Ernährung adaptieren mußten. Wir werden also zu prüfen haben, ob es beim Erwachsenen ein Syndrom gibt, welches durch Zufuhr von linolsäurehal80
tigen Fetten mit der Nahrung günstig beeinflußt werden kann. Und hierbei stoßen wir dann sehr schnell auf den Komplex »Cholesterinspiegel und ischämische Herzkrankheiten«, vereinfacht: »Butter oder Margarine«.
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18. Der erhöhte Cholesterinspiegel: eine Mangelerkrankung? Unbestritten ist, daß ein erhöhter Cholesterinspiegel durch eine Modifikation des Nahrungsfettes, d. h. durch gebührende Berücksichtigung linolsäurehaltiger Fette im Austausch insbesondere gegen tierische gesättigte Fette gesenkt werden kann, und zwar »an der Quelle«, d. h. dort, wo das Cholesterin entsteht, und nicht etwa durch medikamentöse »Klärung« des Serums, wobei kaum ein Mensch weiß, wo das vom Körper zu reichlich produzierte Cholesterin bleibt: wird es chemisch gefällt und schlägt es sich an den Gefäßwandungen nieder, was in aber auch überhaupt keiner Weise wünschenswert wäre, da dadurch das Herzinfarkt-Risiko erhöht werden würde, oder wird es vermehrt zu Gallensäuren abgebaut und führt auf diese Weise schließlich zu Gallen- und Gallensteinerkrankungen, was auch kaum im Interesse der Betroffenen liegen dürfte, oder geschieht beides? Der insbesondere beim Übergewichtigen häufig festgestellte Zusammenhang zwischen einer möglichen Senkung des Cholesterinspiegels und dem Verzehr linolsäurehaltiger Fette läßt den Schluß zu, daß die Erhöhung des Cholesterinspiegels bei an gesättigten tierischen Fetten reicher Ernährung und die Möglichkeit seiner Beeinflussung durch linolsäurehaltige Fette Ausdruck einer entsprechenden Mangelerkrankung beim Erwachsenen, zumindest beim übergewichtigen Erwachsenen ist. 82
Nun ist es jedoch ein relativ häufig beobachtetes Phänomen, daß sich der erhöhte Cholesterinspiegel der meisten Übergewichtigen, soweit die Erhöhung nicht erblich bedingt war, parallel zur fortschreitenden Entfettung zu normalisieren beginnt, und zwar auch ohne relevante Modifikation des Nahrungsfettes. Dieses Phänomen erklärt sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus den Zusammenhängen zwischen insulinabhängigen Kohlenhydraten und der Bildung von Kohlenhydrat- Transformfett in dem Fettgewebe des Übergewichtigen: als Folge der in den Industrienationen üblichen Ernährung mit hohem Anteil stärke- und zuckerhaltiger Speisen und Getränke kann der menschliche Organismus aufgrund seiner Unfähigkeit, mehrfach ungesättigte Fettsäuren de novo, also auch nicht aus insulinabhängigen Kohlenhydraten zu synthetisieren, nur ein vollkommen gesättigtes Transform-Mastfett bilden, durch dessen Abbau im Stoffwechsel die Leber in gleicher Weise zur Bildung von Cholesterin stimuliert wird, wie dies auch beim Verzehr tierischer Nahrungsfette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren geschieht. So ist es dann natürlich überhaupt nicht mehr erstaunlich, daß mit fortschreitender Entfettung der die Leber zur Cholesterinproduktion stimulierende Effekt der gesättigten Fettsäuren im Verlaufe der Zeit nachläßt, insbesondere natürlich bei Verzicht auf alles, was dieser Entfettung auch nur entgegenwirken könnte, in erster Linie also bei möglichst weitgehendem Verzicht auf insulinabhängige Kohlenhydrate. 83
Mit fortschreitender Entfettung wird dann natürlich auch der zwar, absolut gesehen, geringe Anteil der mit verschiedenen Nahrungsfetten dem Körper zugeführten mehrfach ungesättigten Fettsäuren, zum Beispiel bei der Butter je nach Jahreszeit zwischen etwa 1 bis 3% und beim durchwachsenen Speck ca. 6,5%, im Rahmen der Fettverstoffwechslung nach statistischen Gesetzen wieder eine größere Rolle spielen, so daß man davon ausgehen darf, daß der Organismus im Zustande fortgeschrittener Entfettung mit einer größeren Wahrscheinlichkeit auf die zur Bildung der zellspezifischen Phospholipide erforderlichen mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Pool der insgesamt vorhandenen Lipide (= Fette) stößt. Dadurch erhöht sich natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für die Bildung dieser für die Struktur des zellspezifischen Membrangefüges der Zelle fundamental wichtigen Phospholipide, so daß im Laufe der Zeit das dort während einer Unterversorgung mit Linolsäure in einer Art Ersatzfunktion eingebaute ambivalente, zellunspezifische Cholesterin durch zellspezifische Phospholipide ersetzt werden kann, womit im zunehmenden Maße eine verbesserte Ernährung der Organzelle gewährleistet wird. Mit zunehmendem Ersatz des die Zelle unspezifisch mit Fettsäuren versorgenden Cholesterins durch zellspezifische Phospholipide sinkt natürlich der Bedarf des Organismus an Cholesterin, und als Ausdruck der geringer werdenden Produktion von Cholesterin sinkt dann schließlich auch der Cholesterinspiegel im Serum! Sinkt dadurch auch das Infarktrisiko? Mit dieser wichtigen Frage sollten wir uns als nächstes beschäftigen. 84
19. Der Herzinfarkt als polyätiologisches Leiden Nach jahrelanger Einmütigkeit bei der Bejahung eines Zusammenhanges zwischen einem erhöhten Cholesterinspiegel und dem Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, wird in letzter Zeit im zunehmenden Maße hinter die entsprechende Frage ein Fragezeichen gesetzt. Zweifel an der diese Zusammenhänge beschreibenden »Lipidtheorie« waren aufgetaucht, nachdem Pathologen nach Sektion von am Herzinfarkt Verstorbenen hin und wieder berichteten, daß das Gefäßsystem der Toten keinerlei ins Auge fallende athero-/arteriosklerotische Veränderungen aufwies, welche häufig als Voraussetzung schlechthin für einen Infarkt angesehen zu werden pflegten. Bei einer solchen Bewertung des Infarktgeschehens lag der Schluß nahe, daran zu zweifeln, daß ein zu hoher Serumcholesterinspiegel, die Hypercholesterinämie also, welche als der für die Ausbildung athero-/arteriosklerotischer Veränderungen der Gefäßwände maßgebende Faktor gilt, die eigentliche Ursache für den Herzinfarkt sei, und zu vermuten, daß beim Infarktgeschehen Nahrungsfett und Cholesterin keine wesentliche Rolle spielen könnten. Eine solche Argumentation schießt nun wieder weit über das Ziel in die andere Richtung hinaus und stellt insofern eine grobe Verdrehung der Wirklichkeit dar, als kein mit der Infarktproblematik wirklich vertrauter ernstzunehmender 85
Wissenschaftler je übersehen hat, daß der Herzinfarkt ein sogenanntes polyätiologisches Leiden ist: So ist unbestritten und seit langem bekannt, daß außer der Höhe des Cholesterinspiegels auch genetische, hormonelle und geschlechtliche, hypertonische, umweltbedingte, zum Beispiel sozial-psychische Stressoren, und toxische Faktoren, hier vor allem auch die durch Rauchen verursachte Methaemoglobinbildung als gefährliche Entartung des Blutes, eine ganz wesentliche Rolle spielen und daß die Bedeutung des Cholesterins bei der Herzinfarktgenese in dem Maße zurücktreten kann, wie einer der genannten Faktoren oder gar eine ganze Gruppe, zum Beispiel »Rauchen plus psychosozialer Streß«, »Pille plus Rauchen«, »Psychosozialer Streß plus Pille plus Rauchen« bei einzelnen Kollektiven in den Vordergrund treten. Und keiner der genannten ernsthaften Wissenschaftler hat je behauptet, daß es zur Vermeidung eines Herzinfarktes lediglich genüge, an Stelle von gesättigten tierischen Fetten und Butter Pflanzenfette mit höherem Anteil von Linolsäure zu verzehren! Auf der anderen Seite kann bei allen Vorbehalten und bei aller Skepsis aus den uns bekannten Gründen gegenüber »Studien«, in denen der Einfluß des Faktors »Fett« isoliert und nicht im Verbund mit den Faktoren »insulinabhängiges Kohlenhydrat« und »körperliche Aktivität« untersucht wird, kein ernsthafter Beobachter des Infarktgeschehens übersehen, daß in den Populationen der Industrienationen im statistischen Mittel Herzinfarkt-Rate und Fettverzehr/ Höhe des Cholesterinspiegels parallel zu laufen scheinen. 86
Wenn sich bei einzelnen, eng umgrenzten kleineren Lebensgemeinschaften derartige, nach dem Gesetz der großen Zahl statistisch begründete Erfahrungswerte nicht zu bestätigen scheinen, so besagt dies aus den gleichen Gründen, die für unsere Skepsis zahlreichen der veröffentlichten »Studien« gegenüber maßgebend sind, noch gar nichts gegen die Gültigkeit der »Lipidtheorie«, welche den Zusammenhang zwischen Herzinfarktgeschehen und dem Faktor »Fett« beschreibt. So wird von den Gegnern der Lipidtheorie zum Beispiel gerne angeführt, daß 168 Benediktinermönche, die sich, angelehnt an die »westlichen« Ernährungsgewohnheiten, fettreicher zu ernähren pflegen, eine gleich niedrige Herzinfarktrate aufwiesen wie 181 Trappistenmönche gleichen Alters, welche bekanntlich Fleisch ganz und Fett weitgehend meiden! Wir wissen inzwischen, daß dies überhaupt kein Widerspruch zur Lipidtheorie zu sein braucht: Ganz abgesehen davon, daß man im zitierten Beispiel doch wohl davon ausgehen darf, daß in dem geruhsamen, der göttlichen Ordnung geweihten klösterlichen Leben der psychosoziale Streß als einer der Hauptrisikofaktoren für den Infarkt eine eher untergeordnete Rolle spielen dürfte, wissen wir, daß der Organismus eng umgrenzter Populationen, welche bei fettarmer Ernährung ihren Fettbedarf über das in ihrem Körper aus insulinabhängigen Kohlenhydraten gebildete stark gesättigte Transform-Fett zu decken pflegen, unter Umständen sogar in einem stärkeren Maße zur Verstoffwechslung ausschließlich gesättigter, 87
den Cholesterinspiegel in die Höhe treibender Fettsäuren gezwungen sein kann, als dies bei anderen Populationen der Fall ist, welche relativ viel durchwachsenen Schweinespeck mit etwa 6,5% Polyenfettsäuren, das ist die Gruppe aller mehrfach ungesättigten Fettsäuren, verzehren, im übrigen aber kohlenhydratärmer leben, also weniger gesättigtes Depotfett bilden: Die Qualität des Depotfettes hängt nämlich bei gleichzeitigem Verzehr insulinabhängiger Kohlenhydrate und Fett relevant von der Qualität des Nahrungsfettes ab. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen wären also bei eng umgrenzten Populationen mit von »normal« abweichenden Ernährungsgewohnheiten durchaus auch »Studien« zur Lipidtheorie denkbar, deren Ergebnisse die bei großen Populationen gewonnenen und damit wahrscheinlicheren statistischen Erfahrungswerte glatt in ihr Gegenteil verkehren! Dies besagt dann aber noch lange nicht, daß die Lipidtheorie nichts taugt, sondern daß die betreffenden »Studien« schlecht durchdacht und dilettantisch durchgeführt wurden. Das hier gegebene Beispiel stellt geradezu unter Beweis, wie eng Fett- und Kohlenhydratverzehr und -Stoffwechsel miteinander verknüpft sind und wie notwendig es ist, die drei Parameter »Fett«, »insulinabhängiges Kohlenhydrat« und »körperliche Aktivität« stets gemeinsam in derartige Studien eingehen zu lassen, wenn wirklich aussagekräftige Ergebnisse erwartet werden. Natürlich läßt sich gegen die Aussagekraft statistischer Erhebungen auch grundsätzlich einiges einwenden: 88
Nach dem letzten Weltkrieg zum Beispiel nahmen Produktion und Zulassung von Kraftwagen etwa im gleichen Maße zu wie die Herzinfarktrate, und Ausgang des vergangenen Jahrhunderts begann sich die Karies parallel zum Telefon auszubreiten. Bekommt man deswegen vom Telefonieren Karies und vom Automobil einen Herzinfarkt? – Gewiß nicht! Gleichzeitig mit der Verbreitung des Telefons nahmen die Kultivierung der Zuckerrübe und der Zuckerverbrauch zu, und parallel mit der Verbreitung des Wohlstandsobjektes Automobil ließ man es sich nach den eher entsagungsreichen Kriegsjahren endlich wieder schmecken. Bei der Suche von Zusammenhängen mit Hilfe der Statistik sollte man also in erster Linie Faktoren miteinander in Beziehung zu bringen suchen, bei denen von der Sache her ein Zusammenhang geboten erscheint, und man sollte statistisch erarbeitete Denkanstöße nicht nur deswegen verwerfen, weil sie unter Umständen auch unsinnig erscheinende Korrelationen hervorzubringen in der Lage sind! Nach diesen, wie der Kenner der Szenerie zugeben wird, angebrachten Bemerkungen zu dem Thema »Statistik im Lipidbereich« wollen wir zur Thematik »Cholesterin und Herzinfarkt« zurückkehren. Wie wir inzwischen erkannt haben, ist der Herzinfarkt ein polyätiologisches Leiden, ein Leiden also, für welches vielerlei Ursachen maßgebend sein können, wobei der Faktor »Fett« gewiß nur einer der für diese Erkrankung maßgeblichen Faktoren ist, wenn auch offensichtlich ein recht bedeutsamer. 89
Die Frage, die sich uns damit als nächstes zur Beantwortung stellt, ist die Frage nach dem möglichen Zusammenhang zwischen athero-/arterio-sklerotischen Veränderungen und dem Faktor »Fett«. Bei unserem Bemühen, etwas mehr Klarheit in diesen Bereich zu bringen, ist es notwendig, den Weg der Nahrungsfette nach ihrer Resorption durch den Organismus bis hin zur Verstoffwechs-lung in den Zellen der Organe unseres Körpers zu verfolgen. Dabei stoßen wir alsbald auf die sogenannten Lipoproteine, das sind mit dem Blutstrom transportierte Fett/Eiweißkonglomerate, ohne die ein Transport von Fetten aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. Diesen Lipoproteinen soll zunächst unsere Aufmerksamkeit gelten.
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20. Die Lipoproteine und ihre Bedeutung Die im Darm resorbierten Fette unserer Nahrung treffen im Blut mit endogenen Fettbestandteilen unseres Körpers, zum Beispiel aus dessen Fett-Depot, zusammen, vermischen sich mit ihnen und bilden gemeinsam mit ihnen und mit im Serum unseres Blutes stets vorhandenen Proteinen Lipoproteine genannte Konglomerate, ohne die ein Transport von Fett im Blute zu den einzelnen Organen des Körpers nicht möglich wäre. Das leichte Fett würde sozusagen »aufschwimmen«. Die Lipoproteine lassen sich mit physikochemi-schen Methoden nachweisen und je nach ihrer Größe und Dichte, welche durch das unterschiedliche Verhältnis »schwereres Protein/leichteres Fett« unterschiedlich hoch ist, in vier Hauptgruppen einteilen, sieht man einmal von unbedeutenderen Übergangsstufen ab. Wie wir alsbald erkennen werden, unterscheiden sich die vier Hauptgruppen der Lipoproteine nicht nur hinsichtlich Größe, Dichte und Zusammensetzung voneinander, sondern vor allem auch hinsichtlich der Aufgaben, welche sie im menschlichen Stoffwechsel zu erfüllen haben, und gerade in diesem Zusammenhange werden sie für unsere Überlegungen zu dem Thema »Fett und Infarktrisiko« ganz besonders interessant. In der Reihenfolge abnehmender Größe und zunehmender Dichte unterscheidet man bei den Lipoproteinen folgende vier Hauptgruppen: 91
1. Chylomikronen 2. Lipoproteine sehr geringer Dichte = VLD-Lipoproteine) 3. Lipoproteine geringer Dichte = LD-Lipoproteine) 4. Lipoproteine hoher Dichte = HD-Lipoproteine) Die Chylomikronen mit einem Durchmesser von etwa 1 zehntausendstel Millimeter und etwas größer bestehen in ihrem Inneren zu etwa 90 Gewichtsprozent aus langkettigen Fettsäuren, die im wesentlichen aus dem Nahrungsfett stammen, und zu ca. 5% aus Cholesterin und Cholesterinester und werden von einer Art Mantel aus 1% Protein und 4% Phospholipiden zusammengehalten. Die Aufgabe der Chylomikronen besteht darin, die im Darm resorbierten Triglyceride des Nahrungsfettes zur Leber zu transportieren. Daher sind sie zum Beispiel im Nüchternblut nicht nachzuweisen. Sie werden rasch aus dem Blutkreislauf entfernt und über das Hauptlymphgefäß der Leber zugeführt, wo sie einen Teil ihrer Fettsäuren abgeben und zu VLD-Lipoproteinen synthetisiert werden. Die VLD-Lipoproteine sind auch im Nüchternblut nachweisbar. Sie haben im Mittel nur noch einen Durchmesser von etwa einem Sechstel des Chylomikronendurchmessers und bestehen zu etwa 60% aus Triglyceriden, also Neutralfetten, zu 5-10% aus Protein und zu je rund 15% aus Cholesterin und Phospholipiden. Die VLD-Lipoproteine sind die eigentlichen Lieferanten 92
von Triglyceriden für die Zellen von Muskulatur und Fettgewebe, wo sie entweder energetisch »verbrannt« oder, in Anwesenheit von Insulin/Glucose, eingebaut werden. Durch Abgabe eines großen Teiles der Triglyceride an diese Zellen werden die VLD-Lipoproteine kleiner und dichter und bilden alsbald die Grupe der LD-Lipoproteine. Die LD-Lipoproteine sind auf einen Durchmesser geschrumpft, welcher nur noch etwa halb so groß wie derjenige der VLD-Lipoproteine ist. Diese LD-Lipoproteine haben nun eine ganz besondere Aufgabe: sie transportieren das Cholesterin aus den Zellen der peripheren Organe Muskulatur und Fettgewebe zur Leber: Da nämlich Cholesterin als wichtiger Bestandteil der Zellen und insbesondere der sie umhüllenden Membranstrukturen in den Zellen selbst nicht ver-stoffwechselt werden kann, muß das zum Beispiel beim naturgesetzlichen ständigen Zellzerfall fortlaufend frei werdende Cholesterin zur Leber, dem Orte seiner Verstoffwechselung, gelangen, wo es dann in Gallensäuren umgewandelt wird, ohne welche die Fettverdauung im Darm als Vorstufe der Fett-Resorption in der Darmschleimhaut nicht möglich ist. Wenn wir uns jetzt die Zusammensetzung der LD-Lipoproteine ansehen, fällt uns sofort ihr besonders hoher Cholesteringehalt auf, welcher uns gleich noch beschäftigen wird. Die Zusammensetzung der Low-Density-Lipoproteine sieht im einzelnen so aus: Cholesteringehalt etwa 42 % Protein etwa 25 % 93
Phospholipide Triglyceride
etwa 22 % etwa 10 %
Der geringe Triglyceridgehalt wundert uns nicht, da die Triglyceride, wie gesagt, auf dem »Hinweg« ja den Zellen von Muskulatur und Fettgewebe als Energiequelle zugeliefert worden waren. Wenn man so will, im Austausch gegen deren Cholesterin. Wie vorstehend bereits erwähnt, werden die LD-Lipoproteine in der Leber abgebaut, wo sie natürlich gerade wegen ihres hohen Cholesteringehaltes im Rahmen des Cholesterinstoffwechsels der Leber eine bedeutende Rolle spielen. Als 4. Fraktion der Lipoproteine existieren im Plasma sogenannte HD-(High-Density-)Lipoproteine, welche entsprechend ihrer hohen Dichte einen hohen Protein-Anteil von rund 45% und nur etwa 20% Cholesterin, 30% Phospholipide und 5% Triglyceride aufweisen. Ihre Größe beträgt rund ein Achtel des Volumens der LD-Lipoproteine. Der Entstehungsort der HDLs ist noch nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich ist er in der Leber zu suchen. Die HD-Lipoproteine sind bemerkenswert stabil und werden von Stoffwechselstörungen nur selten betroffen. Diese kleinen, sehr dichten HD-Lipoprotein-Partikelchen verdienen nun unsere ganz besondere Aufmerksamkeit: Abgesehen von ihrem besonders hohen Protein-und nur halb so hohen Cholesterin-Gehalt, hat sich als ganz entscheidend herausgestellt, daß zwischen den High-Density-Lipoproteinen, den HDLs also, und dem Cholesterinstoffwechsel eine besonders enge Beziehung besteht: Die 94
HDLs dienen nämlich für das Enzym Lecithin-CholesterinAcyltransferase (= LCAT) als Substrat, als Substanz also, welche bei Enzymreaktionen durch ihre Umbau- und Abbaufähigkeit eine grundlegende Rolle spielt, und das Enzym LCAT wiederum nimmt im Cholesterinstoffwechsel der Plasmalipoproteine eine absolute Schlüsselfunktion wahr: In Anwesenheit des Enzyms LCAT, dessen Aktivität, wie gesagt, eng an die Anwesenheit von HD-Lipoproteinen gekoppelt ist, nimmt die Konzentration des Cholesterinesters im Serum, also des mit Fettsäuren veresterten Cholesterins, rasch zu und diejenige von freiem Cholesjerin ebenso rasch ab, wird also freies Cholesterin in Cholesterinester umgewandelt! Da durch Esterbildung jedoch eine jede Resorption wesentlich beschleunigt zu werden pflegt, wird das Blutserum via Cholesterinesterbildung wirkungsvoll von Cholesterin entlastet, von Cholesterin, welches bei höheren Konzentrationen im Serum zur Bildung ausgeprägter Kristalle neigt. Diese Kristalle können an den Wandungen der Blutgefäße nachgewiesen werden. Sie pflegen dort in Verbindung mit bindegewebiger Hyalinose (Hyalin = homogene Eiweißsubstanz, wie sie bei Gewebeabbau und -Entartung entsteht) Elastizität und Durchgängigkeit der arteriellen Gefäße herabzusetzen und dort Ausgangspunkte athero/arteriosklerotischer Veränderungen zu sein. Bei der geschilderten Abhängigkeit der Wirksamkeit der in der Leber gebildeten und beim Stoffwechselgesunden im Blutserum stets vorhandenen Lecithin-Cholesterin95
Acyltransferase von der Anwesenheit von High-Density-Lipoproteinen im Serum müßte es das Bestreben einer besonders effektiven Infarktvorsorge sein, den Anteil der Fraktion der HDLs gegenüber den anderen LipoproteinFraktionen im Blutserum zu erhöhen! Ließe sich dies nämlich irgendwie bewirken, so könnte man davon ausgehen, daß nicht nur der Serumcholesterinspiegel niedrig gehalten wird, sondern daß in einer Art »Putzwirkung« die an den Gefäßwandungen bereits festsitzenden Cholesterinkristalle vom Rande her »angefressen«, im Laufe der Zeit also aufgelöst werden, was nach heute gültigen Erkenntnissen eine relevante Senkung des Infarktrisikos bedeuten würde. Und gelänge es gar noch, den Anteil der Fraktion der sehr cholesterinhaltigen Low-Density-Lipoproteine zu senken, der LDLs also, welche dazu neigen, einen Teil ihres hohen Cholesteringehaltes an den Wandungen des Gefäßsystems »abzuschmieren«, so würde dies ohne Zweifel eine nochmalige Senkung des Infarktrisikos bedeuten. Und genau beides, also die Verringerung des prozentualen Anteiles der LD-Lipoproteine und die Steigerung des Anteiles der Fraktion der HD-Lipoproteine ist durch einfache Ernährungsmaßnahmen möglich!
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21. Die Erhöhung des Anteiles der HDL-Fraktion im Blutserum Schon vor 27 Jahren wurde beobachtet, daß bei Austausch von tierischen Fetten mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren gegen solche mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren eine deutliche Senkung des Serumcholesterinspiegels, und übrigens auch der Triglyceride (= Neutralfette) im Serum, erfolgte. Nun muß eine Senkung des Serumcholesterinspiegels überhaupt noch nicht zum Ausdruck bringen, daß sich etwa die Anteile der einzelnen Lipoprotein-Fraktionen zugunsten der HDL-Fraktion verkleinert hätten. Auch das Gegenteil wäre denkbar: da bei den üblichen Untersuchungsmethoden der Serumcholesterinspiegel stets eine summarische Auskunft über den Gehalt von 100 ml Serum an Cholesterin gibt, ohne daß dabei zwischen den einzelnen Lipoprotein-Fraktionen differenziert wird, könnte eine Senkung des Cholesterinspiegels zum Beispiel auch bedeuten, daß eine Fraktion der Lipoproteine auf Grund irgendwelcher Einflüsse ersatzlos ganz verschwunden ist, wodurch natürlich auch eine Verringerung des Cholesteringehaltes des Serums erzielt werden könnte. Und wenn zum Beispiel gerade die äußerst nützlichen HDLs verschwänden, würde eine Senkung des Cholesterinspiegels genau das Gegenteil von dem bewirkt haben, was wir uns wünschten, nämlich eine Vergrößerung der eher schädlichen LDL-Fraktion auf Kosten zum Beispiel 97
der nützlichen High-Density-Lipoprotein-Fraktion (= HDL). Eine Überprüfung der hiermit aufgeworfenen Frage durch differenzierte Untersuchungsmethoden ergab bereits vor 22 Jahren, daß bei einem Austausch gesättigter tierischer Fette durch Fette mit höherem Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren schon nach wenigen Wochen vor allem die Anteile der besonders cholesterinhaltigen Low-Density-Lipoproteine, im wesentlich geringeren Aus- , maße auch diejenigen der VLD-Lipoproteine gesenkt wurden, so daß sich der Prozentsatz der nützlichen HD-Lipoproteine im Serum entsprechend erhöhte. Und genau dies wollten wir erreichen! Um die Beobachtungen in Zahlen auszudrücken: Bei einem weitgehenden Austausch der Fette mit gesättigten Fettsäuren durch solche mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren sank der Serumcholesterinspiegel um ca. 20-40%, der Anteil des Cholesterins aus der besonders cholesterinreichen LDL-Fraktion jedoch um 40-60%! So interessant diese Zahlen sind, so wenig aussagekräftig sind sie, solange man nicht die mittleren Anteile der einzelnen Lipoprotein-Fraktionen am Gesamtpool der Lipoproteine kennt: Ein eher kleiner Anteil der LDLs zum Beispiel würde trotz Verminderung um 40-60% seines Bestandes noch nicht unbedingt eine wesentliche Erhöhung der Anteile der anderen Lipoprotein-Fraktionen bedeuten, also auch nicht derjenigen der HDLs. Wie sieht also die Verteilung der einzelnen Lipoprotein98
Fraktionen bei Stoffwechselgesunden aus? Wir werden überrascht sein: Bei etwas über 200 Personen zwischen 20 und 50 Jahren wurde im Nüchternblut folgende Verteilung der Lipoprotein-Fraktionen ermittelt: Very-Low-Density-Lipoproteine ...........(VLDL) 8,9 % Low-Density-Lipoproteine ......................(LDL) 63,5 % High-Density-Lipoproteine ...................(HDL) 27,6 % Und gerade diese Verteilung ist für unsere Zielsetzung von fundamentaler Bedeutung! Da nämlich der Anteil der LDLs unter den Lipoproteinen bei weitem der höchste und mehr als doppelt so groß wie derjenige der HDLs ist, bedeutet eine überdurchschnittliche Senkung des LDL-Cholesterins im Vergleich zur Senkung des Serum-Gesamtcholesterins bei etwa gleichbleibender Zu-sammensetzung der LDLs eine markante Verschiebung der Anteile der Lipoprotein-Fraktionen untereinander, und zwar zugunsten insbesondere der HDL-Fraktion. Und genau das ist der Fall! Eine Überprüfung ergab nämlich, daß nach einem vollständigen Austausch gesättigter Nahrungsfette durch stärker linolsäurehaltige Fette, nach der sogenannten Modifikation der Nahrungsfette also, das Verhältnis High-Density-Lipoproteine / Low-Density-Lipoproteine von 0,44 auf 1,38 stieg, also um mehr als den Faktor 3! 99
Bei weiteren Untersuchungen zeigte sich dann, daß bereits nur der Verzicht auf tierische Fette mit bekannt hohem Anteil gesättigter Fettsäuren und auch der Verzicht auf insulinabhängige Kohlenhydrate zu einem sehr ähnlichen Ergebnis führt, so daß sich durchaus die Frage stellt, ob der von uns gewünschte Effekt einer Senkung des Serumcholesterinspiegels bei gleichzeitiger relevanter Erhöhung des HDL-Anteiles innerhalb der Fraktionen der Lipoproteine nun auf das Fortlassen der tierischen Fette oder auf den Einfluß der Linolsäure zurückzuführen ist. Für unsere Überlegungen ist die Entscheidung dieser Frage jedoch von absolut zweitrangiger Bedeutung. Für uns genügt es zu wissen, daß eine Fett enthaltende Ernährung, welche ja die Basis unserer täglichen Kost ist, im Austausch gegen tierische Fette einen ausgeprägten Anteil linolsäurehaltiger Fette beinhalten sollte, dies um so mehr, je übergewichtiger wir sind und je kohlenhydrathaltiger unsere Ernährung ist. Wenn wir dies beachten, können wir davon ausgehen, daß sich mit der Normalisierung des Cholesterinspiegels der Anteil der High-Density-Lipoproteine, der HDLs, innerhalb des Pools sämtlicher Lipoproteine relevant erhöht, so daß die HDLs ihre Cholesterin beseitigenden Aktivitäten innerhalb unseres Gefäßsystems forciert entfalten und dadurch das Infarktrisiko beträchtlich senken können.
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22. Insulinabhängige Kohlenhydrate und Serumcholesterinspiegel
Wie wir im letzten Kapitel erfuhren, sinkt der Serumcholesterinspiegel als Ausdruck der Verminderung des Anteils der rund 42% Cholesterin enthaltenden LD-Lipoproteine im Serum relevant bei Verzicht auf tierische Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren., Da der menschliche Säugetierorganismus aus insulinabhängigen Kohlenhydraten bekanntlich keine mehrfach ungesättigten Fettsäuren de novo synthetisieren kann, ähnelt bei ungenügender Zufuhr linolsäurehaltiger Fette das Fettsäurespektrum des menschlichen Kohlenhydratmast-Depotfettes demjenigen von gesättigtem tierischem Kohlenhydratmast-Fett, welches, wie wir jetzt wissen, bei Unterversorgung mit Linolsäure den Cholesterinspiegel des Menschen in die Höhe zu treiben pflegt. Wir brauchen uns also über das bereits mehrfach berichtete Phänomen, daß auch durch Kohlenhydrate genau wie durch an tierischen Fetten reiche Nahrung bei nur mäßiger körperlicher Aktivität der Cholesterinspiegel als Ausdruck einer Stimulierung der Cholesterinsynthese in der Leber zu steigen pflegt, überhaupt nicht zu wundern: Die Leber vermag nicht zu unterscheiden, ob die von ihr zu verstoffwechselnden, im Fettsäure-Pool des Organismus übermäßig angereicherten gesättigten Fettsäuren nun aus dem Pool der Fettsäuren des tierischen oder des 101
ja auch ständig Fettsäuren freisetzenden menschlichen Mastfettes stammt. Sie reagiert bei einer Unterrepräsentanz mehrfach ungesättigter Fettsäuren im Pool der ihr zuströmenden Fettsäuren, bei einem relativen Linolsäuremangel also, in jedem Falle mit einer Steigerung der Synthetisierung von Cholesterin, welches bei Mangel des Organismus an Linolsäure im zunehmenden Maße die zellspezifischen Phospholipide in den Membranen der Zellen ersetzt. Cholesterin übt diese Ersatzfunktion aus, da es gegenüber Fettsäuren unspezifische ambivalente Transporteigenschaften, durch die Zellmembran hindurch, besitzt, während die zellspezifischen Phospholipide nur für den jeweiligen Stoffwechsel der Zelle spezifisch angepaßte Fettsäuren durch die Membran hindurch in das Zellinnere, an den Ort ihrer Verstoffwechslung also, transportieren. So ist bei einem erhöhten Cholesterinspiegel stets auch davon auszugehen, daß eine optimale Ernährung der Zelle nicht gewährleistet ist, da sie ihren Energiebedarf zum mehr oder weniger großen Teil aus Fettsäuren decken muß, welche nicht auf ihre spezifische Fettsäure-Matrix »passen«. Liegt hier die Ursache für oft schwere ZellstoffwechselStörungen bis hin zu Gärungsprozessen und bösartigen Zellentartungen? – Haben Arteriosklerose und Krebs im Linolsäurebereich eine gemeinsame Wurzel? Nicht etwa, daß ein einmal entstandener Krebs mit Linolsäure zu heilen wäre! Aber zu Beginn der Stoffwechselstörung der später dann in eine Krebszelle mit Gärungsstoffwechsel entartenden gesunden Zelle wäre 102
eine ständige, den Bedürfnissen der Zelle nicht mehr angepaßte Ernährung schon vorstellbar. Doch zurück zum Thema »Kohlenhydrate und Cholesterinspiegel«! Wenn man die dargelegten Gemeinsamkeiten und engen Zusammenhänge zwischen Fett- und Kohlenhydrat-Verstoffwechselung vor Augen hat, besteht überhaupt gar kein Anlaß dazu, sich darüber zu wundern, daß Menschen, welche sich zu Hause relativ fettreich ernähren, bei Auswanderungen in Länder mit bekannt hohem Kohlenhydratverzehr, den USA beispielsweise, mit unter Umständen größerer Wahrscheinlichkeit am Herzinfarkt erkranken als früher. Hatten sich diese Menschen nämlich zu Hause zum Beispiel vorwiegend von durchwachsenem Speck mit 6,5 g/100 Gramm, also 6,5% Polyensäuren ernährt oder auch vom Fleisch in Freiheit lebender oder dort gehaltener Tiere, die vorwiegend frische blühende Gräser und Kräuter mit höherem Gehalt von Linolsäure verzehren, so könnte der Linolsäureanteil der von ihrem Organismus zu verstoffwechselnden Fettsäuren in der Fremde bei einer stärker kohlenhydratbetonten Ernährung durchaus geringer als zu Hause sein. Trotz fett- und fleischärmerer Ernährung pflegt dann der Cholesterinspiegel mit entsprechender Zunahme des Infarktrisikos zu steigen. Über die beobachtete Zunahme der Infarktrate bei in die USA ausgewanderten Iren würde man sich also beispielsweise nur zu wundern haben, wenn man den fundamentalen Zusammenhang zwischen Fett- und Kohlenhydratverzehr übersieht und die jeweilige körperliche 103
Aktivität nicht in die Überlegungen mit einbezieht, wobei gelegentliche Waldläufe oder auch Treppensteigen statt Fahrstuhlfahren noch keine ins Gewicht fallende Erhöhung der körperlichen Aktivität bedeuten. Und die Eskimos? Sie sind bekannt dafür, daß sie trotz fleisch- und fettreicher Ernährung bis ins hohe Alter hinein keine Infarkte kannten, bis in ein sehr hohes Alter hinein nicht, welches sie früher auch tatsächlich erreichten, bevor sie gleich sippenweise nach ihrer Kontaktnahme mit der Neuen Welt durch die Tuberkulose dahingerafft wurden. Nun, gerade auch die Eskimos fügen sich hervorragend in unsere Erkenntnisse ein: Sie führen nämlich erstens als Jäger und Pelzhändler in den Weiten Kanadas und Grönlands auch heute noch ein relativ hartes Leben mit hoher körperlicher Aktivität in frischer Luft und ernähren sich dabei zweitens in Ermangelung von konzentrierten Kohlenhydraten vorwiegend von Fisch und Fleisch von in freier Wildbahn erlegten und nicht etwa gemästeten Tieren, und wenn sie Fett essen, dann meistens das Fett dieser Tiere und Fischöle mit bekanntlich besonders hohem Gehalt an Linol-, Arachidon- und Nisinsäure, d. h. mit 2-, 4-und 6fach ungesättigten Fettsäuren! Kommen die Eskimos in engere Berührung mit unserer Zivilisation, zum Beispiel auch bei Versorgung aus der Luft, oder ziehen sie in die Städte, so bekommen die dergestalt verstädterten und an die dort gegebenen Ernährungsgewohnheiten adaptierten Eskimos genauso »ihren« Infarkt wie ihr weißer Bruder von nebenan, wie die kanadischen Statistiken ausweisen. 104
Man kann sich drehen und wenden wie man will: ein erhöhter Serumcholesterinspiegel ist unter unseren Lebensumständen einer der wesentlichen Risikofaktoren für den Herzinfarkt– nur eben nicht der alleinige. Und eine Senkung des Serumcholesterinspiegels mit einhergehender Vergrößerung des HDL/LDL-Verhältnisses ist einer der wichtigsten Schritte in die richtige Richtung– für eine relevante Senkung des Infarktrisikos allerdings oft eben nicht nur der einzig erforderliche. Das Rauchen aufzugeben und in seine sozialpsychische Atmosphäre Ruhe einkehren zu lassen, wäre je nach den persönlichen Umständen für diese Zielsetzung von Fall zu Fall gewiß ebenso notwendig. Natürlich kann man auch durch harten Leistungssport das gesetzte Ziel, den Cholesterinspiegel zu senken und das HDL/LDL-Verhältnis zu erhöhen, erreichen, wobei der morgendliche Trainingslauf ums Eck in unter Umständen benzingeschwängerter Luft gewiß noch nicht als Leistungssport anzusehen ist. Dieser neuerdings »Jogging« genannte Sport reicht für unsere Zielsetzung kaum aus und kann, sofern er übertrieben und nicht an die Leistungsfähigkeit des beim Fettleibigen ohnehin strapazierten Herzmuskels adaptiert wurde, ausgesprochen schädlich sein. Wurde jedoch, um den Übergewichtigen vor derartigen Schädigungen zu bewahren, das Ausmaß der von ihm zu erbringenden sportlichen Leistung der verminderten Leistungsfähigkeit seines Herzmuskels angepaßt, so dürfte sich der von ihm im HDL/LDL- und Cholesterinbereich 105
gewünschte Erfolg eher spärlich oder gar nicht einstellen. Über diese betrübliche Prognose brauchen, wie wir jetzt wissen, die Übergewichtigen jedoch keineswegs enttäuscht zu sein: Cholesterinspiegel und HDL-/LDL- Verhältnisse lassen sich durch einfache Ernährungsmaßnahmen mindestens ebenso wirksam günstig beeinflussen wie durch Hochleistungssport. Eine insgesamt nicht zu fettreiche, an tierischen Fetten arme und auf linolsäurehaltige Fette hin modifizierte kohlenhydratarme Ernährung mit Schwergewicht auf hochwertigem natürlichem magerem tierischem Eiweiß, und hier vor allem auch auf Milcheiweiß, bringt den Übergewichtigen, und allen anderen natürlich auch, in immer wieder erstaunlich kurzer Zeit den gewünschten Erfolg!
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23. Verursachen essentielle Fettsäuren Anämie? – Macht Diät-Margarine blutarm? Wir haben den besonderen Wert der linolsäure-haltigen Fette und ihren den Cholesterinspiegel senkenden Effekt kennengelernt. In diesem Zusammenhange liegt natürlich die Frage nahe, ob ein normaler Cholesterinspiegel durch der Infarktvorsorge dienende Ernährungsmaßnahmen, wie sie die Bevorzugung von linolsäurehaltigen Fetten darstellt, nicht etwa auch zu tief abgesenkt werden kann, ob der Mensch also bei Unterschreitung einer gewissen Konzentration von Cholesterin im Blutserum bei einer Anpassung seiner Ernährung an die Bedürfnisse der Infarktvorsorge krank werden kann. Diese Frage scheint insbesondere auch deswegen berechtigt zu sein, weil dem Cholesterin in unserem Organismus einige recht bedeutsame Aufgaben zufallen: a) Als Baustein der die Zellen der Organe unseres Körpers umhüllenden »Membranen« bewirkt es, wie die zellspezifischen Phospholipide auch, den Transport von Fettsäure aus dem extrazellulären Raum durch die Zellmembran hindurch in das Zellinnere, wo die Fettsäuren »verstoffwechselt«, also energetisch genutzt und umgewandelt werden. b) Cholesterin ist Ausgangssubstanz für die bedeutende Gruppe der Steroidhormone, zu denen z. B. auch die Geschlechtshormone gehören. 107
c) Cholesterin ist Basissubstanz für das den Kalzium- und Phosphorstoffwechsel entscheidend bestimmende Vitamin D. d) Cholesterin wird in den Zellen der Leber zu den für den Fettstoffwechsel äußerst wichtigen Gallensäuren oxidiert. e) Cholesterin hat als Ausgangssubstanz des für den Schutz der Haut wichtigen Cholesterinesters eine häufig unterschätzte Bedeutung. Schon aus dieser Aufstellung, die noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, geht hervor, daß Cholesterin in »vernünftiger«, also nicht zu hoher Konzentration eine wichtige und notwendige Substanz unseres Organismus ist, so daß die Frage angebracht scheint, was denn eigentlich passiert, wenn der Cholesterinspiegel unter den nach herrschender Meinung anzustrebenden Wert von etwa 150-190 mg Cholesterin/100 ml Serum absinkt. Diese Frage scheint sich insbesondere auch deswegen zu stellen, weil bei anämischen (= blutarmen) Patienten des öfteren auch auffallend niedrige Serumcholesterinwerte beobachtet werden können. Bei oberflächlicher und unkritischer Bewertung dieses Phänomens ließe sich daraus nämlich auch die Folgerung ziehen, daß eine Anämie durch einen zu niedrigen Cholesteringehalt des Serums verursacht werde könnte, daß also vielleicht auch eine fettmodifizierte, linolsäurehaltige Kost, wie diese von verantwortungsbewußten Ärzten als Vorsorge gegen den Infarkt empfohlen wird, zur Blutarmut führen kann. 108
Bei einer derartigen Argumentation werden ganz offensichtlich Korrelation und Kausalität miteinander verwechselt, wie dies leider nur allzu häufig geschieht. So ist es eine gesicherte Erfahrung, daß es verschiedene Erkrankungen, insbesondere auch bösartige und andere im Bereiche der Leber gibt, welche sowohl eine Hypocholesterinämie (= Cholsterinspiegel unter normal) wie gleichzeitig auch eine Anämie bewirken, ohne daß ein kausaler Zusammenhang zwischen beiden besteht. Die gemeinsame Ursache ist die betreffende Erkrankung, z. B. der Leber: zwischen der Anämie als Folge dieser Erkrankung und der Hypocholesterinämie als Folge der gleichen Erkrankung besteht in Wirklichkeit natürlich nicht der geringste pathogenetische Zusammenhang! Hieran ändert auch die Beobachtung nichts, daß in derartigen pathologischen Fällen eine etwas mehr Cholesterin enthaltende Ernährung das betreffende Krankheitsbild unter Umständen günstig beeinflussen zu können scheint. Für die große Masse der Stoffwechselgesunden konnte in zuverlässigen Studien in den USA und in Europa ein derartiger pathogenetischer Zusammenhang nie nachgewiesen werden. So wurde nach einer von der Epidemiologischen Arbeitsgruppe der AMERICAN HEALTH FOUNDATION per 12. 4. 1979 erstellten Studie z. B. festgestellt, daß a) bei einem durchschnittlichen Cholesteringehalt von 180-190 mg Cholesterin/100 ml Serum bei einer Schwankungsbreite von 120-240 mg/100 ml, wie dieser 109
in einigen Mittelmeerländern, z. B. in Griechenland, Jugoslawien und Italien, in einigen Ländern Südamerikas und in den verstädterten Gebieten der festlandähnlichen japanischen Inseln ermittelt wurde, die Herzinfarktrate nur halb so groß oder niedriger ist wie bei der Bevölkerung der westlichen Industrienationen. b) bei Populationen im Orient, in anderen Ländern Südamerikas und des Mittelmeerraumes mit durchschnittlichem Serumcholesterinspiegel von 150-160 mg/100 ml praktisch keine Infarkte und Krankheiten aufgrund von athero-/arteriosklerotischen Gefäßveränderungen beobachtet werden und c) erst bei Vegetariern und Populationen, welche am Rande des Existenzminimums leben, bei ausgeprägten Abweichungen der üblichen Verteilung der Fraktionen der Lipoproteine durchschnittliche Serumcholesterinwerte von 100-140 mg/100 ml ermittelt wurden, wobei eine nachteilige Auswirkung dieser niedrigen Cholesterinwerte auf Gesundheit, körperliche Verfassung, Lebensalter und Bevölkerungszu wachs nicht ausgeschlossen werden konnte, weswegen von dieser Arbeitsgruppe ein derart niedriger Cholesterinspiegel als nicht unbedingt erstrebenswert bezeichnet wurde. Aufgrund der hier geschilderten Ergebnisse empfiehlt die Epidemiologische Arbeitsgruppe der AMERICAN 110
HEALTH FOUNDATION einen wünschenswerten Serumcholesterinspiegel von 150-190 mg/100 ml, wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß das Infarktgeschehen auch durch die bereits im Kapitel 19 erwähnten anderen Faktoren nachhaltig beeinflußt wird, der Herzinfarkt also ein polyätiologisches Leiden ist, bei dem der Serumcholesterinspiegel eben nur einer von mehreren Risikofaktoren ist, wenn auch ein recht bedeutsamer. Die Frage, ob bei der Gruppe c) der relativ niedrige Cholesterinspiegel oder vielleicht die ungünstigen Gesamtlebensumstände dieser Bevölkerungsgruppen für ihren schlechten Gesundheitszustand verantwortlich sind, wurde von dieser Arbeitsgruppe nicht geklärt. Dieser Frage hat sich die Klinisch-Pathologische Arbeitsgruppe der AMERICAN HEALTH FOUNDATION zugewandt. Ist diese Arbeitsgruppe hinsichtlich ihrer Empfehlung für eine im Hinblick auf die Infarktproblematik anzustrebende Höhe des Serumcholesterinspiegels mit 160 ± 30mg/100 ml zu ähnlichen Ergebnissen wie die Epidemiologen gekommen, so hat sie darüber hinaus auch noch die Frage nach der wünschenswerten Höhe des Serumcholesterinspiegels im Hinblick auf andere Erkrankungsrisiken gestellt und in diesem Zusammenhange ermittelt, wie hoch der Serumcholesterinspiegel wenigstens sein muß, damit Cholesterinmangel-Krankheiten nicht auftreten. Wie wir wissen, wird mit sinkendem Serumcholesterinspiegel der Anteil der Fraktion der Low-Density-Lipoproteine (= LDL’s), deren hoher Cholesteringehalt Ausdruck davon ist, daß durch sie die Versorgung des Organismus 111
mit Cholesterin erfolgt, kleiner. Nun sind zwei Erbkrankheiten bekannt, bei denen der Serumcholesterinspiegel häufig unterhalb von 100 mg/100 ml liegt bei gleichzeitig fast vollständiger Abwesenheit von LDL’s mit schweren Krankheitserscheinungen im Bereiche des Nervensystems, der Augen, des Blutes, des Intestinalbereichs u. a. Zur Abgrenzung der Cholesterinkonzentration, von der ab diese Erkrankungen zu erwarten sind, hat man Untersuchungen an isolierten lebenden menschlichen Zellen durchgeführt und dabei festgestellt, daß diese aufgrund ihrer hohen Affinität zu den LDL’s bei nur äußerst geringen Konzentrationen von etwa 2,5 mg LDL-Cholesterin/100 ml Gewebeflüssigkeit ausreichend mit Cholesterin versorgt werden. – Diese Menge entspricht beim lebenden Menschen einem LDL-Cholesteringehalt von ca. 25 mg/100 ml Serum, wie er sich bei einem Serumcholesterinspiegel von ca. 100 mg/100 ml einstellt. Das heißt dann aber nichts weiter, als daß bis hinab zu Serumcholesterin werten in der Nähe von 100 mg/100 ml mit derartigen Cholesterinmangel-Erkrankungen nicht zu rechnen ist. Die Klinisch-Pathologische Arbeitsgruppe der AMERICAN HEALTH FOUNDATION stellt in Übereinstimmung mit europäischen Beobachtungen in ihrem Bericht vom 12. 4. 1979 abschließend fest, daß derartig niedrige Serumcholesterinwerte durch keine der heute bekannten Diäten, geschweige denn durch normale Ernährungsmaßnahmen, zu erzielen ist. Wie erklären sich dann aber Berichte, »daß die von der Margarine-Industrie als Vorsorgekost gegen Herzinfarkt 112
gelobten ›essentiellen‹ Fettsäuren krank machen können« (DER SPIEGEL Nr. 38 vom 17.9. 1979)? Derartige Berichte können einer kritischen Bewertung nicht standhalten. Sie stützen sich auf die Beobachtungen eines Münchner Pharmakologen, welcher offensichtlich die in der Medizin längst abgeklärten und eingangs erwähnten Zusammenhänge ignoriert und aus der häufiger zu beobachtenden Korrelation zwischen Anämie und Hypocholesterinämie einen pathogenetischen Zusammenhang herauslesen zu müssen glaubt. Außerdem hat dieser Pharmakologe in seiner Veröffentlichung in der angesehenen Münchner Medizinischen Wochenschrift Nr. 23/1978, Seite 807, im Widerspruch zu der in der Haematologie gültigen Norm die Hb-Werte (= Haemoglobin-Werte), unterhalb derer der pathologische Bereich einer Anämie beginnt, mit Hb = 13,2 für Frauen und Hb = 14,1 für Männer viel zu hoch angesetzt, so daß unverhältnismäßig viele, an sich völlig gesunde Menschen plötzlich zu Anämikern gestempelt werden. Laut »Handbuch der Haematologie« von Williams, 2. Auflage 1977, liegen die allgemein gültigen entsprechenden Werte bei Hb = 11,7 für Frauen und Hb = 13,3 für Männer. Man muß sich nach allem also doch wohl fragen, worin der Sinn einer derartigen Verunsicherung breiter Bevölkerungsschichten liegt und wem sie nutzt: Nutzt sie dem Gesundheitsbedürfnis eben dieser Bevölkerung, welche bald nicht mehr weiß, wem und was sie glauben soll, oder nutzt sie der Landwirtschaft, deren wohlverstandenes Ziel sein muß, neben anderen auch ihre 113
die Cholesterinsynthese im menschlichen Organismus bewirkenden und die Liponeogenese und Übergewicht begünstigenden Produkte unter die Leute zu bringen. Dabei ist es doch so einfach, auch ohne großes Fachwissen und nur mit dem klaren Menschenverstand die Wahrheit zu erkennen: Einige osteuropäische Völker, zu denen z. B. auch die Bulgaren gehören, sind für ihr hohes Lebensalter bekannt. Und was bevorzugen die Menschen dieser Länder bei ihrer Ernährung? Schafskäse und Sonnenblumenöl mit einem hohen Gehalt an essentiellen Fettsäuren! Und daß die Blutarmut die richtige Voraussetzung für ein hohes Lebensalter ist, glaubt ja wohl noch nicht einmal jemand, der Korrelationen und Kausalitäten nicht zu unterscheiden versteht! Machen Diät-Margarinen und essentielle Fettsäuren blutarm und krank? Diese Behauptung ist durch seriöse Untersuchungen ernst zu nehmender amerikanischer und europäischer Wissenschaftler und durch die Lebenserfahrung ganzer Völker längst widerlegt!
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24. Die Triglyceride im Serum und ihre Beeinflussung Neben Cholesterin gibt es im Serum noch eine weitere, für unsere Überlegungen besonders wichtige Gruppe der Blutlipide, der Blutfette also, welche ebenfalls zur Vermeidung artieller Gefäßkomplikationen niedrig zu halten ist: die Gruppe der Triglyceride. Triglyceride sind Ester genannte chemische Verbindungen zwischen dem dreiwertigen Alkohol Glycerin und Fettsäuren. So liegen zum Beispiel die Fette unserer Nahrung und auch diejenigen unseres Fettdepots zum ganz überwiegenden Teil als derartige Triglyceride vor, welche durch Lipasen genannte Enzyme in Glycerin und Fettsäuren aufgespalten werden müssen, bevor letztere als die eigentlichen Energieträger in den Zellen der Organe unseres Körpers dann verstoffwechselt werden können. Die zur Senkung des Serumcholesterinspiegels und zur Erhöhung des HD ULDL-Verhältnisses hervorragend geeignete nicht zu fettreiche, fettmodifizierte, kohlenhydratverarmte Ernährung mit Schwergewicht auf hochwertigem, magerem Milch- und tierischem Eiweiß hat nun noch den weiteren Vorzug, daß sie sich im Gegensatz zu zahlreichen anderen Diätformen äußerst vorteilhaft auch auf die Senkung des beim Übergewichtigen praktisch stets erhöhten Triglyceridspiegels auszuwirken pflegt, da die bekanntlich auch bei Stoffwechselgesunden zu beobachtende »Kohlen115
hydratinduktion« als Anstieg der Triglyceride im Serum im Gefolge kohlenhy-dratreicher Ernährung ausbleibt. Wie groß ein derartiger Anstieg der Serumtriglyceride nach kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten Stoffwechselgesunder ist? Ein Kohlenhydratverzehr von 7 Gramm pro kg Körpergewicht täglich, das sind bei einem 60 kg schweren Menschen 420 g Kohlenhydrate, reicht aus, um den Triglydceridspiegel reproduzierbar um 75-100% ansteigen zu lassen! Und ein Liter Apfelsaft zum Beispiel enthält bereits 120 Gramm, ein Liter Traubensaft sogar 180 Gramm insulinabhängige Kohlenhydrate! Nun weiß man zwar, daß sich der Stoffwechselgesunde nach einigen Monaten an eine kohlenhydratreiche Ernährung zu adaptieren vermag, der Triglyceridspiegel also wieder zu sinken pflegt, aber eben erst nach einigen Monaten. Deswegen ist diese im Langzeitversuch beobachtete Normalisierung des Triglyceridspiegels für die zeitlich ja doch begrenzten bekannten einseitigen kohlenhydratbetonten Reduktionsdiäten auf Basis von Getreide- oder Kartoffelerzeugnissen (Weizenflocken-, Brot-, Kartoffeloder Reis-Diät u. a.) nicht ins Kalkül zu ziehen. Diese Diäten pflegen gerade dann, wenn der Organismus ohnehin schon mit einem je nach Wirksamkeit der Diät mehr oder weniger hohem Angebot von Triglyceriden und Fettsäuren aus der Lipolyse des Depotfettes des Übergewichtigen fertig zu werden hat, infolge Kohlenhydratin116
duktion eine abermalige Erhöhung der Serumtriglyceride zu bewirken. Bedenkt man, daß bei zahlreichen Übergewichtigen die Serumtriglyceride schon bei ihrer normalen Ernährung relevant erhöht zu sein pflegen, so ist für sie die Wahrscheinlichkeit für eine insgesamt abenteuerliche Steigerung der Serumtriglyceride gleich aus dreifachem Grund gegeben: 1. pflegen, wie vorstehend geschildert, die Serumtriglyceride bei zahlreichen Übergewichtigen grundsätzlich relevant überhöht zu sein, und zwar um so mehr, je ausgeprägter das Übergewicht ist. 2. werden die Serumtriglyceride aufgrund der Kohlenhydratinduktion im Gefolge kohlenhydratbetonter Reduktionsdiäten abermals erhöht, 3. pflegen die freien Fettsäuren im Serum während einer ja auf Entfettung abzielenden Reduktionsdiät im Gefolge der angestrebten Lipolyse des Fettgewebes relevant zuzunehmen und, je nach Wirksamkeit der Diät, die Tendenz zu einer Hyperlipoproteinämie mehr oder weniger stark zu erhöhen. Wenn wir nach unserem derzeitigen Wissen auch davon ausgehen können, daß die mit einer ja bekanntlich lipophil, also fettfreundlich wirkenden kohlen hydratbetonten kalorienreduzierten Diät erzielte Gewichtsreduktion mehr auf Eiweißabbau und Ausschwemmung als auf eine Lipolyse des Fettgewebes zurückzuführen ist und der Übergewichtige um so mehr veralbert wird, je geringer die Entfettung seines Fettgewebes und damit 117
auch der dadurch bewirkte Anstieg der Blutfettwerte zu erwarten ist, so ist die Empfehlung einer kohlenhydratbetonten Reduktionskost, also einer Brot-, Kartoffel-, Reis-, Getreideflocken-Diät usw. im Hinblick auf das mit der zu erwartenden relevanten Erhöhung der Blutfettwerte je nach körperlicher Aktivität einhergehende erhöhte Risiko arterieller Gefäßkomplikationen ein in mehrfacher Hinsicht unverantwortlicher und gefährlicher Unsinn, sofern diese Diäten ihrem jeweiligen Namen gerecht werden. Natürlich pflegt der Serumtriglycerid-Spiegel auch nach fettreichen Mahlzeiten zu steigen. Ebenso pflegt er jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder auf Normalwerte abzusinken, wobei sich der Organismus auf eine immer schnellere Normalisierung des Triglyceridspiegels nach fettreicherer Ernährung regelrecht trainieren läßt: Bei einer während aufeinanderfolgender Tage ständig fettbetonten isokalorischen Ernährung ist zu beobachten, daß sich die postprandiale Hyperlipoproteinämie, also die Erhöhung der Blutfettwerte im Anschluß an die Mahlzeiten, in immer kürzer werdenden Zeiten wieder auf normale Blutfettwerte einstellt, wobei beim Stoffwechselgesunden eine über einen etwas längeren Zeitraum durchgeführte fettreiche isokalorische Ernährung sogar zu einer Senkung des Triglyceridspiegels zufuhren pflegt, wahrscheinlich als Folge der mit dieser Ernährung verbundenen Reduktion des Kohlenhydratanteils. Natürlich soll mit diesen Hinweisen nicht einer fettreichen, viel gesättigtes tierisches Fett enthaltenden Diät das Wort geredet werden, denn wir kennen die Auswirkungen 118
der uns insbesondere aus den USA als revolutionär angepriesenen, zum üppigen Essen von viel Fett und fettem Fleisch animierenden kohlenhydratverarmten Diäten: Ihr hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren pflegt die Leber enorm zur Synthetisierung von Cholesterin zu stimulieren. So wurde in der medizinischen Fachpresse darüber berichtet, daß bei der bekanntesten dieser Diäten, der Atkins-Diät, eine Erhöhung des Cholesterinspiegels auf Werte von über 900 mg/100 ml beobachtet werden konnte, auf also etwa das Vierfache eines anzustrebenden Normalwertes! Durch eine derartige Steigerung des Cholesterins im Serum als Bestandteil der Gesamtlipide wird eine gefährliche Erhöhung des Risikos, einen Herzinfarkt zu erleiden, geradezu impliziert, zumal wenn sie gekoppelt ist mit erhöhten Blutdruckwerten und Herzrhythmusstörungen, welche beide sehr häufig bei Übergewichtigen zu beobachten sind. Die an sich günstige Beeinflussung der Triglyce-ridwerte durch eine kohlenhydratverarmte Ernährung kann einen derartigen, durch Wahl der falschen Fette ernährungsbedingten Anstieg der Serumcholesterinwerte dann auch nicht mehr kompensieren! Ganz anders dagegen ergeben sich die Verhältnisse bei einer fettbegrenzten, fettmodifizierten, kohlenhydratverarmten Diät mit Schwerpunkt der Ernährung auf hochwertigem natürlichem magerem tierischem Eiweiß, wie sie zum Beispiel Dr. A. Felix in seinem »Schlankheitskonzept« (Optima-Verlag Köln) empfiehlt. Bei einer derartigen Diät pflegen Serumcholesterinspiegel als Folge der Fettmodifikation und Triglyceridspiegel im 119
Zusammenhange mit der Kohlenhydratreduktion bereits in eindrucksvoll kurzer Zeit so rapide zu sinken, daß das Infarktrisiko bereits vom ersten Tage der Diät ab relevant gesenkt wird. Und gerade darauf kommt es an: Denn was hilft es dem Übergewichtigen, wenn ihm gesagt wird, daß sich bei der von ihm gewählten, wegen ihrer gefährlich/dilettantisch gegebenen Empfehlungen risikoreichen kohlenhydratverarmten Diät das Infarktrisiko mit der später bei Annäherung an das Normalgewicht wieder erfolgenden Normalisierung seiner Blutfettwerte gewiß wieder verringern wird, er aber infolge der enormen Erhöhung dieses Risikos während der ersten Wochen seiner Diät die Normalisierung von Gewicht und Blutfettwerten überhaupt nicht mehr erlebt?! Daß sein Tod in erster Linie wohl mit der von ihm gewählten Diät im Zusammenhange steht, wird von seinen trauernden Angehörigen kaum ins Kalkül gezogen. Für diese erscheint es viel naheliegender, die Ursache für sein plötzliches Ableben in den wohl offenbar zu spät begonnenen Bemühungen um die Beseitigung seiner Fettleibigkeit zu vermuten. Aus den hier geschilderten Zusammenhängen geht die zur Vermeidung arterieller Gefäßkomplikationen unter Einschluß des Infarktrisikos zentrale Bedeutung der Senkung der Gesamtlipide hervor, und nicht nur der Serumcholesterinwerte. Daher sollten wir bei jeder wirklich greifenden Diät angesichts der den meisten Übergewichtigen ohnehin 120
schon eigenen Erhöhung ihrer Blutfettwerte konsequent alles vermeiden, was die eine oder andere Fraktion der Blutlipide zusätzlich in die Höhe treiben könnte. Als solche Nahrungsmittel haben wir die insulinabhängigen Kohlenhydrate und die tierischen Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren erkannt. Beide gilt es zu meiden!
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25. Und Alkohol? Es ist bekannt, daß es Menschen gibt, die auch bei regelmäßigem Alkoholkonsum sehr alt werden und die Warnungen ihres Arztes und ihrer wohlmeinenden Freunde mit dem Hinweis zu beantworten pflegen, daß auch ihr Vater und ihr Großvater und »überhaupt die Menschen hier in der Gegend« als kräftige Trinker bekannt sind und trotz ihrer Lebensweise ein hohes Alter zu erreichen pflegen. Und gerade diese Begründungen sind als Argumentationshilfe für die Empfehlung des anscheinend ein hohes Alter garantierenden Alkohols bei Diäten denkbar ungeeignet. Es ist zwar bekannt, daß sowohl genetische Faktoren wie auch die äußeren Lebensumstände, die zum Beispiel durch eine relativ harte körperliche Arbeit auf dem Lande geprägt sein mögen, in meist regional eng umgrenzten Bezirken dafür maßgebend sein können, daß die nach Alkoholgenuß im allgemeinen übliche Erhöhung der Blutfettwerte, und hier, neben Cholesterin insbesondere der Triglyceride, nicht zu beobachten ist, so daß von irgendeiner Erhöhung des Infarktrisikos in Verbindung mit Alkoholkonsum bei diesen Populationen nicht gesprochen werden kann. Im Gegenteil: die emulgierende, die Fettverdauung erleichternde Wirkung des Alkohols und sein psychisch entspannender und das Gefäßsystem erweiternder Effekt werden in derartigen Fällen ein mögliches Infarktrisiko sogar senken. 122
Das heißt nun aber ganz und gar nicht, daß man in grober Verallgemeinerung Alkohol als vielleicht sogar besonders probates Mittel generell in die Diätetik einführen sollte, wie es hin und wieder auch in stark beachteten Publikationen geschieht. Für die große Masse der Übergewichtigen ist nämlich der Alkoholkonsum wahrend einer wirklich greifenden, auf Entfettung abzielenden Diät ausgesprochen gesundheitswidrig und auch für den Erfolg der Diät nachteilig: gefährlich, weil die Leber die im Zuge der ja angestrebten Lipolyse des Depotfettes in großer Zahl freigesetzten freien Fettsäuren aufzunehmen, zu verestern und als Lipoproteine wieder an das Blut abzugeben hat. Wegen der hierdurch besonders beanspruchten Stoffwechselkapazität der Leber sollte von ihr alles ferngehalten werden, was diese Stoffwechselkapazität zusätzlich beansprucht, und das ist nun einmal die Entgiftung der AlkoholAbbaustufe Acetaldehyd durch Oxidation in Acetat mittels des von der Leber bereitzustellenden Enzyms Aldehyd-Dehydrogenase. Reicht wegen dieser als Entgiftung von der Leber vorrangig zu erbringenden Leistung deren Stoffwechselkapazität nicht aus, die mit dem Blute anströmenden freien Fettsäuren bis zu Lipoproteinen oder Ketonkörper umund abzubauen, so pflegen sich die veresterten 123
nachteilig
Fettsäuren als Triglyceride = Neutralfette in den Leberzellen festzusetzen mit der Konsequenz der Verfettung der Leber. Alkoholkonsum während einer jeden wirksamen Diät begünstigt also zwangsläufig die Ausbildung einer Fettleber als mögliche Vorstufe der Leberzirrhose! für den Erfolg der Diät, weil Alkohol nicht in irgendwelche körpereigenen speicherfähigen Stoffe umgewandelt werden kann. Daher muß Alkohol mit einem Brennwert von 7,1 Kal./ Gramm, das sind rund 150 Kal. pro Schoppen trockenen Wein, vorrangig »verbrannt« werden, und zwar unter Hintansetzung der energetischen Umsetzung der auf Verbrennung »wartenden« Fettsäuren aus dem eigenen Depotfett oder von Eiweiß, Fett und vielleicht auch Kohlenhydraten der jeweils gewählten Diät. Ist der Energiestoffwechsel jedoch aus dem Brennwert des vorrangig »verbrannten« Alkohols und eines Teiles der Nahrungsstoffe gedeckt, so muß der verbleibende Teil dieser Nahrungsstoffe in speicherfähiges körpereigenes Material umgewandelt werden – und das ist nun einmal Fett!
Aus diesem Grund wirkt eine Alkohol enthaltende Diät stets lipophil, und es ist daher und aus den in Kapitel 9, Seite 40 und 41 genannten Gründen widersinnig, Alkohol im 124
Rahmen einer auf Entfettung abzielenden Diät zuzulassen oder gar zu empfehlen. Wegen der im Leberparenchymbereich in Richtung auf Fettleber implizierten Gefahren ist eine derartige Empfehlung als ausgesprochener Kunstfehler zu werten! Diese unzumutbaren und gefährlichen Konsequenzen einer fahrlässig und vielleicht sogar billiger Geschäftemacherei halber gegebenen Empfehlung von Alkohol im Bereiche der auf Entfettung abzielenden Diätetik wird selbst durch die Beobachtung nicht entschärft, daß ständiger Alkoholkonsum das im Cholesterinbereich, wie wir inzwischen wissen, bedeutsame HDL/LDL-Verhältnis zu erhöhen in der Lage ist, selbst wenn die Alkoholmengen dabei nicht groß sind. So nützlich und angenehm eine derartige Empfehlung für eine normalkalorische Ernährung vielleicht sein mag: im Bereiche der auf Entfettung abzielenden Diätetik hat sie aber auch überhaupt nichts zu suchen. Sie ist unsinnig und gefährlich und aus medizinischer Sicht nicht zu verantworten, dies um so weniger, als bekannt ist, daß durch eine Modifizierung der Nahrungsfette ein stärkerer Effekt gefahrlos und schonend zu erzielen ist.
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26. Butter –Ihre Sonderstellung unter den tierischen Fetten Wir haben inzwischen erfahren, daß Fette ihrer chemischen Natur nach Ester sind, die sich durch »Veresterung« des dreiwertigen Alkohols Glycerin mit Fettsäuren bilden, und wir wissen, daß es gesättigte und ungesättigte Fettsäuren gibt, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen chemischen Reaktionsfähigkeit hinsichtlich ihrer physiologischen Bedeutung für die Stoffwechsel Vorgänge unseres Organismus und insbesondere auch im Zusammenhang mit der Cholesterin- und HDL/LDL-Proble-matik grundsätzlich voneinander unterscheiden. Neben dem Sättigungsgrad der Fettsäuren gibt es nun noch ein weiteres wichtiges Merkmal für sie, nämlich ihre Kettenlänge, die sich durch die Anzahl der Kohlenstoffatome darstellt, welche perlschnurartig hintereinandergereiht sind. Man unterscheidet zwischen kurzkettigen Fettsäuren mit weniger als 6 Kohlenstoffatomen mittelkettigen Fettsäuren mit 6 bis 10 Kohlenstoffatomen und langkettigen Fettsäuren mit mehr als 10 Kohlenstoffatomen. Die meisten Nahrungsfette gehören zur Gruppe der Ester aus langkettigen Fettsäuren mit 16 bis 22 KohlenstoffAtomen. Wegen ihrer Unlöslichkeit in Wasser können sie nur nach enzymatischer Spaltung in Fettsäuren und 127
Glycerin unter Einfluß von Gallensäuren und der Lipase der Bauchspeicheldrüse in den Dünndarmabschnitten Duodenum, Jejunum und oberes Ileum absorbiert werden, wo sie dann zu Triglyceriden zurückverestert und im wesentlichen als Bestandteile der Chylomikronen via Hauptlymphsystem der Leber zur weiteren »Verarbeitung« in Lipoproteine zugeleitet werden. Ganz anders die Fette mit kurz- und mittelkettigen Fettsäuren, deren Fettsäuren sich im Unterschied zu den langkettigen Fettsäuren als gut wasserlöslich erweisen. Offensichtlich im Zusammenhange mit dieser Eigenschaft können die Triglyceride mit mittelkettigen Fettsäuren von der Darmschleimhaut direkt, d. h. ohne vorherige enzymatische Spaltung aufgenommen werden. Deswegen ist zum Beispiel die Resorption dieser Fette auch noch bei vermindertem Angebot von Gallensäuren und Pankreaslipase gewährleistet, was im Erkrankungsfall durchaus von Bedeutung sein kann. – Diese Fette werden dann wahrscheinlich erst in der Darmschleimhaut hydrolytisch gespalten. Ihre mittelkettigen Fettsäuren gelangen, an Serumalbumin gebunden, in sehr kurzer Zeit ohne den Umweg Pfortaderblut auf direktem Wege zur Leber, wo sie dann sehr schnell und vollständig umgesetzt werden. Daher spielen die freien Fettsäuren im Rahmen der Blutfette im allgemeinen nur eine untergeordnete Rolle. Wegen des kürzeren und damit schnelleren Abbauweges der mittelkettigen Fettsäuren pflegen Nahrungsfette mit einem höheren Gehalt an ihnen zu einer entsprechend schnelleren Sättigung zu führen. Diese Fettsäuren nehmen daher, 128
wenn man so will, eine Mittelstellung zwischen den rasch resorbierbaren Kohlenhydraten und den üblichen Nahrungsfetten mit langkettigen Fettsäuren ein, haben jedoch den Vorteil, daß sie im Unterschied zu den Kohlenhydraten die Bauchspeicheldrüse nicht zur Freisetzung des lipophilen, also fettfreundlichen Hormons Insulin stimulieren, also keine Liponeogenese = Fettneubildung bewirken. Da die schnell verstoffwechselbaren mittelketti-gen Fettsäuren wegen ihrer hydrophilen (= wasserfreundlichen, wasserlöslichen) Eigenschaften vom Blut direkt aufgenommen werden können, in den Zellen der Darmschleimhaut also nicht erst wieder zu Triglyceriden verestert werden müssen, belasten sie den Serumtriglyceridspiegel nicht, was im Hinblick auf unser Bestreben, die Gesamtlipide niedrig zu halten, von Bedeutung sein kann. Für eine auf Entfettung gerichtete Diät wird also ein Nahrungsfett mit einem gewissen Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren gegenüber anderen Fetten, welche diese Fettsäuren nicht besitzen, stets drei Vorzüge haben: 1. wird es schneller als andere Fette zur Sättigung führen. Der um Entfettung bemühte Übergewichtige wird also schneller, und das bedeutet bei den heute üblichen Eßgeschwindigkeiten vor allem auch bei kleineren Nahrungsmengen, gesättigt, so daß die Entfettung begünstigt wird. 2. wird die biochemische Kapazität der Leber, und damit die Leber selbst, entlastet, und 3. können die Gesamtlipide im Serum günstig beeinflußt werden. 129
Und genau in diesen Bereichen liegen die Vorzüge der Butter. Abgesehen von ihrem Gehalt an Mineralstoffen und natürlichen Vitaminen der Gruppen A, Spuren des B-Komplexes, D, E und Provitamin A verfügt die Butter über einen Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren von etwa 10% ihres Gesamtfettgehaltes. Und das ist relativ viel, wenn man bedenkt, daß das Pflanzenfett Kokosöl ca. 16% und andere Pflanzenfette weit weniger von diesen Fettsäuren besitzen. Damit wäre die Butter für eine auf Entfettung abzielende Diät das geeigneteste Nahrungsfett überhaupt, wenn sie nun auch noch einen relevant niedrigen Gehalt an gesättigten Fettsäuren hätte und wenn ihr Cholesteringehalt als unerwünschter Bestandteil zahlreicher tierischer Nahrungsfette niedrig wäre. – Leider ist beides nicht der Fall: der Gehalt der Butter an den die Cholesterinsynthese in der Leber bekanntlich stimulierenden gesättigten Fettsäuren beträgt je nach Jahreszeit zwischen 60 und 65% und ihr Cholesteringehalt 240 bis 280 mg pro 100 Gramm Butter, was nach Maßgabe der jahrelang vertretenen Ansichten über die »Gefährlichkeit« des mit der Nahrung aufgenommenen Cholesterins als hoch erscheint. Dabei ist der Cholesteringehalt der Butter bei kritischer Betrachtung noch nicht einmal so übermäßig hoch, wenn man bedenkt, daß das in den Diätküchen unsinnigerweise häufig besonders herausgestellte Kalbfleisch 150 Gramm Cholesterin pro 100 Gramm Fleisch zu enthalten pflegt und daß ein Gericht mit 100 Gramm Fleisch wohl doch eher als dürftig zu bezeichnen ist. 130
Eine einzige Portion Kalbfleisch von rund 150 Gramm Fleisch, und das ist auch noch nicht viel, besitzt somit etwa die gleiche Menge Cholesterin wie 100 Gramm Butter, und diese entspricht etwa der täglichen Gesamtfettmenge bei einer vernünftigen, bekanntlich sehr wirksam entfettenden kohlenhydratverarmten Diät, wie sie bereits mehrfach erwähnt wurde. Außerdem ist der Einfluß des mit der Nahrung aufgenommenen Cholesterins auf den Serumcholesterinspiegel in grandioser Simplifizierung der Vorgänge um Cholesterinsynthese und -abbau über Jahrzehnte hinweg völlig überbewertet worden. So hat sich bei Überprüfung dieses Einflusses an 90 Erwachsenen durch Zulage von täglich zwei Eiern (= 465 mg Cholesterin) zur normalen Kost ergeben, daß sich weder im Kurzzeit-, noch im Langzeitbereich von mehreren Wochen eine signifikante Erhöhung des Serumcholesterinspiegels zeigte. – Und jüngste Beobachtungen ergaben, daß selbst Nahrungscholesterinmengen bis zu 1500 mg = 1,5 Gramm täglich keinen unerwünschten Einfluß auf den Serumcholesterinspiegel bewirkten. Erst Mengen von einigen Gramm Nahrungscholesterin, wie sie sich zum Beispiel bei Verzehr von täglich 10 bis 12 Eiern ergeben können, vermögen den Serumcholesterinspiegel zu erhöhen, und dies, wie es scheint, auch nur vorübergehend. Wir sollten daher den Cholesteringehalt der Butter völlig außer Betracht lassen. Er spielt keine wesentliche Rolle. Viel entscheidender dagegen und zu beachten ist der hohe 131
Gehalt der Butter an gesättigten Fettsäuren. Dieser ist es, durch den der Serumcholesterinspiegel infolge Steigerung der Cholesterinsynthese der Leber durch diese Fettsäuren in die Höhe getrieben wird mit der weiteren Konsequenz einer starken Zunahme der Low-Density-Lipoproteine (LDLs), die einen Teil ihres hohen Cholesteringe-haltes von über 40% an den Gefäßwandungen abzuschmieren und diese damit zu verengen pflegen! Und genau aus diesem Grunde ist die Butter nicht das geeigneteste Fett für eine auf Entfettung gerichtete und ein mögliches Infarktrisiko bereits von Anfang an senkende Diät! – Natürlich sollte und kann das Milchfett, und nichts anderes ist ja Butter, in der Diätetik durchaus seine Rolle spielen, aber eben keine dominierende. Ihre schnelle Sättigungswirkung entfalten die mittelkettigen Fettsäuren des Milchfettes zum Beispiel auch beim Verzehr von weichem und hartem Käse mit ja meist um 50% Fett in der Trockenmasse, wie er wohlschmeckend und sättigend in Gestalt von Camembert, Emmentaler, Holländer u. a. vorliegt. Und wenn die Küche die besondere und hervorragende Geschmacksbindung der Butter erfordert, sollte und braucht man auf sie gerade auch im Rahmen einer Diät nicht zu verzichten, sofern diese vorzugsweise Nahrungsfette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren enthält, wie sie mit den hochwertigen Diätmargarinen und Ölen bereitgestellt werden. Vergessen wir in diesem Zusammenhang nicht, daß gerade der Übergewichtige ein meist insofern völlig entartetes Kohlenhydrat-Mastfett abzubauen hat, als dort 132
mehrfach ungesättigte Fettsäuren unterrepräsentiert zu sein pflegen, da der menschliche Organismus nicht in der Lage ist, diese aus Kohlenhydraten zu synthetisieren. Eine derartige Mangelsituation, die sich durch erhöhte Serumcholesterinwerte ausweist, ist aber zunächst nicht durch Verzicht auf Fett, sondern nur durch Verzehr von Fett während der Diät zu heilen, und zwar von linolsäurehaltigem Fett! Mit diesen Bemerkungen sollte das Kapitel »Fett in der Diätetik« abgeschlossen werden können. Wegen des hohen ernährungsphysiologischen Wertes der linolsäurehaltigen Fette auf der einen und des Milchfettes auf der anderen Seite und vor allem auch wegen des gerade mit Fett zu erzielenden lange andauernden Sättigungsgefühles, durch das eine Senkung der täglichen Kalorienaufnahme bewirkt wird, sollten diese Fette in einer auf Entfettung gerichteten Diät durchaus eine Rolle spielen, zumal sie in Abwesenheit lipophil wirkender insulinabhängiger Kohlenhydrate keine lipophilen, also fettbildenden Eigenschaften entwickeln können. – Da Fette in Gegenwart der genannten lipophilen Kohlenhydrate jedoch ebenfalls lipophile Eigenschaften, und dies sogar in synergistischer, d. h. die Depotfett-Bildung besonders begünstigender Weise besitzen, sollte bei einer auf Entfettung gerichteten Diät auf Kohlenhydrate vollkommen verzichtet werden, zumal diese in aber auch überhaupt keiner Weise lebensnotwendig sind. Auf Kohlenhydrate sollte bei einer gezielt auf Entfettung ausgerichteten Diät grundsätzlich, also auch ohne Beachtung ihres mehr oder weniger hohen Löslichkeitsgrades 133
verzichtet werden, da es bei geringer bis mittlerer körperlicher Aktivität, wie sie nun einmal für die Bevölkerungsmehrheit typisch ist, praktisch völlig unerheblich ist, ob diese Kohlenhydrate in schnell löslicher, konzentrierter Form, wie z. B. Zucker, oder in hochmolekularer Form als Polysaccharid, zum Beispiel als Stärke in Gestalt von Mehl, Vollkornbrot, Kartoffeln, Reis o. ä. vorliegen. Bei diesen hochmolekularen Kohlenhydraten ist eine nennenswert geringere Freisetzung des lipophilen Hormons Insulin nur in Verbindung mit erhöhter körperlicher Aktivität zu erwarten, wenn ein größerer Teil der nach enzymatischer Spaltung dieser Kohlenhydrate nach und nach freigesetzten Glucose sofort »verbrannt« wird und somit nicht mehr in den Kohlenhydrat-/Fett-Stoffwechsel, den man aussagekräftiger vielleicht einmal als Wechsel der Stoffe Kohlenhydrat in Fett bezeichnen sollte, einfließen kann! Soll eine besonders auf Entfettung abzielende Diät gleichzeitig auch die Senkung eines möglichen Risikos für Komplikationen im arteriellen Bereich, also zum Beispiel auch für einen Herzinfarkt, bewirken, so sind im Hinblick auf die den Serumcholesterinspiegel in die Höhe treibenden Eigenschaften der gesättigten Fettsäuren tierische Fette mit einem ausgeprägten Anteil gerade an diesen Fettsäuren weitestgehend zu vermeiden und nur ausgesprochen magere tierische Eiweißarten zu verwenden! In der Abmagerungsdiätetik ist daher die Empfehlung zum üppigen Essen derartiger tierischer Fette und entsprechend fetten Fleisches nach heute gesichertem Erkenntnisstand als schwerer Kunstfehler zu werten! 134
27. Der Säure-/Basen-Haushalt des Organismus In der Endstufe des »Wechsels der Stoffe«, des Stoffwechsels also, entstehen im menschlichen Organismus aus den verschiedenen Nahrungsstoffen Abbauprodukte, welche entweder der Gruppe der Säuren oder derjenigen der Basen zuzurechnen sind. So pflegen zum Beispiel zahlreiche Früchte, selbst wenn sie sauer schmecken, genau wie praktisch alle Gemüse ausgesprochene Basenbildner zu sein: beide enthalten relativ viel von den starke Basen bildenden Alkalimetallen Kalium und Natrium, die dort als Salze ausgesprochen schwacher organischer Säuren vorliegen, nämlich als Citrate (Zitronensäure), Malate (Apfelsäure) und Oxalate (Oxalsäure). Diese Säuren werden schließlich zu der flüchtigen Kohlensäure CO2 abgebaut, von der sich der Körper durch Abatmen trennt. Die im Organismus zurückbleibenden Alkali-Verbindungen KHCO, und NaHCO³ letzteres auch als Speisesoda bekannt, haben bekanntlich ausgesprochen basischen Charakter. Theoretisch würde unser Organismus also durch Verzehr von Früchten, Gemüsen und anderen Basenbildnern immer basischer werden, wenn die entstandenen Basen nicht durch einen Regelmechanismus neutralisiert werden würden. Dieser Regelmechanismus unseres Körpers kann durchaus auch einmal überfordert werden: es zeigen sich dann 135
die Symptome der sogenannten Alkalose, wie sie sich bei Säureverlust durch langandauerndes Erbrechen (Salzsäure des Magens!), durch ständigen Verzehr von Speisesoda oder auch durch mehrwöchigen Aufenthalt in rund 5000 m Höhe (starkes Abatmen von Kohlensäure!) ergeben können. Andere Nahrungsmittel wiederum hinterlassen im Stoffwechsel Abbauprodukte, welche der Klasse der Säuren zuzurechnen sind. So werden zum Beispiel die schwefelhaltigen Aminosäuren Cystin, Cystein und Methionin als wichtige Bausteine des Proteins zu Schwefelsäure oxidiert, gewisse Phosphatgruppen aus dem Proteinstoffwechsel in Form von Phosphorsäure freigesetzt und Kohlenhydrate und Fette bis zu Ketosäuren, Milchsäuren und anderen organischen Säuren abgebaut. Nun ist es eine Eigenart unserer Ernährung und unseres Stoffwechsels, daß sich nicht die sauren und basischen Stoffwechselprodukte gegenseitig neutralisieren, sondern daß die Säurebildner unter den Nahrungsstoffen im allgemeinen überwiegen, daß sich unser Körper also von dem Überschuß der als Salze dieser Säuren vorliegenden chemischen Verbindungen trennen muß, will er nicht in den Zustand der »Übersäuerung«, der Acidose, geraten. Der Körper muß diese Salze also irgendwie ausscheiden. Im Unterschied zu der flüchtigen Kohlensäure, die einfach abgeatmet werden kann, müssen diese bekanntlich ja nicht flüchtigen Salze den Körper über seine Ausscheidungsorgane, und hier insbesondere über die Nieren verlassen. Bei diesem Ausscheidungsprozeß nehmen nun die 136
Nieren noch eine ganz besondere Aufgabe wahr: Damit der Organismus nicht an den für seinen Elektrolythaushalt besonders wichtigen, starke Basen bildenden Mineralstoffen Natrium und Kalium, welche zur Neutralisation der Säuren herangezogen werden müßten, fortlaufend verarmt, können die Nieren Natrium- und Kalium-Ionen durch Wasserstoff-Ionen und Natrium-Ionen außerdem noch durch Ammonium-Ionen ersetzen, die bei der Verstoffwechslung der bekanntlich ja Stickstoff enthaltenden Aminosäuren fortlaufend entstehen. Im Zusammenhang mit dieser alkalischonenden Funktion der Nieren erhebt sich natürlich sofort die Frage nach ihrer »Regulationsbreite«, d. h. danach, 1. in welchem Umfange die Nieren in der Lage sind, Wasserstoff-Ionen = Protonen für den Austausch von Natrium- und Kalium-Ionen bereitzustellen, 2. wie hoch der Säureüberschuß der bei uns üblichen Ernährung ist, und 3. wie hoch der Säureüberschuß im Maximalfall überhaupt sein kann. Eine normalkalorische Kost mit einem durchschnittlichen Anteil der Basenbildner Obst und Gemüse pflegt einen Säureüberschuß von ca. 50 mval (= Milliäquivalent) Protonen zu haben, das sind rund 0,05 Gramm Protonen = Wasserstoffatomkerne. Dieser Säureüberschuß kann sich zum Beispiel durch einen stärkeren Anteil der säurebildenden Kohlenhydrate Zucker und Stärke (Mehl, Reis, Brot usw.) in Speisen und Getränken erhöhen, insbesondere natürlich, wenn diese 137
mit dem Säurebildner »Fett« gekoppelt sind, wie es beispielsweise bei zahlreichen Reisgerichten, bei Kuchen, Schokolade-Erzeugnissen und ähnlichen Produkten der Fall ist. Der Säureüberschuß steigt natürlich am höchsten bei einer »ausgewogenen« Mischkost aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß, wie sie bei den meisten verstädterten Kollektiven sehr häufig anzutreffen ist, wenn diese nur sehr wenig Gemüse und Obst verzehren, und er ist im Vergleich dazu wieder relevant niedriger bei einer kohlenhydratreduzierten Ernährung, bei welcher man zwar auf die Basenbildner Obst und Gemüse verzichtet, den starken Säurebildner Kohlenhydrat dann jedoch ebenfalls meidet. Untersuchungen haben ergeben, daß selbst bei extrem säureüberschüssiger Nahrung der Säureüberschuß auf nur ca. das Dreifache des Normalwertes von 50 mval, also auf etwa 150 mval Protonen anzusteigen pflegt. Demgegenüber ist die Niere eines Stoffwechselgesunden in der Lage, etwa 1000 mval Protonen ohne jede gesundheitliche Gefährdung auszuscheiden. Die überhaupt nur denkbare mögliche Belastung des Organismus durch den Säure/Basen-Haushalt liegt also mit dem Faktor 1/6 der Leistungsfähigkeit der gesunden Nieren völlig innerhalb deren Regulationsbreite. Es ist somit nichts weiter als unwissenschaftlicher Unsinn, unter Hinweis einerseits auf eine möglicherweise zu hohe Belastung des Organismus durch den Säure-/BasenHaushalt oder andererseits auf dessen besondere Schonung die eine Diät gegen die andere abwägen zu wollen. 138
Selbst in Fällen, in denen möglicherweise die Regulationsbreite der Nieren eingeengt sein könnte, ließe sich durch Verabreichung von zum Beispiel 1 Gramm KHCO₃ oder bei metabolischer Alkalose, von 1 Gramm KCl in Tablettenform eine stärkere und kontrolliertere Entlastung eines vermuteten Säureüberschusses erzielen, als dies durch natürliche Basenbildner je möglich wäre. Der Wert oder Unwert der einzelnen Diäten wird einzig und allein daran zu messen sein, wie weit sie in der Lage sind, den Übergewichtigen in zumutbarer Weise bei gleichzeitiger Senkung eines möglicherweise bereits vorhandenen gesundheitlichen Risikos durch hochwertige Ernährung dauerhaft zu entfetten und sein zukünftiges Eßverhalten zu beeinflussen. Eine optimale Diät wird daher für den Organismus keine Mangelsituation schaffen. Sie wird ihn mit allen essentiellen Nahrungsstoffen, und das sind in erster Linie hochwertige natürliche magere tierische Eiweiße und die entsprechenden Fette, vollwertig versorgen. Eine solche Diät wird ausschließlich auf Entfettung gerichtet sein und alles vermeiden, was physiologisch und psychologisch dieser Zielsetzung entgegenwirkt, und das sind nun einmal insbesondere die insulinabhängigen Kohlenhydrate. Insulinabhängige Kohlenhydrate sind nicht essentiell. Es gibt für den Erwachsenen nicht eine einzige Kohlenhydratmangel-Krankheit! Die insulinabhängigen Kohlenhydrate sind diejenigen Bestandteile unserer Ernährung, welche »schnelle Ener139
gien« bereitstellen können, falls diese gebraucht werden. Ist letzteres nicht der Fall, sind Kohlenhydrate absolut überflüssig. Der Körper muß sie dann in »Transform-Fett« umwandeln, welches er im Fett-Depot speichert. Er kann gar nicht anders, da er energetisch nicht sofort umgesetzte Kohlenhydrate weder ausscheiden noch in anderer Form speichern kann. Damit wirken Kohlenhydrate ausgesprochen lipophil, d. h. jeder Entfettung entgegengerichtet. Kohlenhydrate sind selbst als »Vitamin- und Mineralstoff-Carrier« überflüssig wie alkoholische Getränke, welche ebenfalls Vitamine und Mineralstoffe enthalten können. Die Versorgung mit diesen und auch mit Ballaststoffen läßt sich, wie wir noch sehen werden, auf andere Weise besser und zuverlässiger gewährleisten.
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28. Kochsalz, Kalium und andere Mineralstoffe im Bereiche der Abmagerungsdiäten Der menschliche Organismus besteht zu ungefähr 71% seiner fettfreien Körpermasse aus Wasser. Geht man jedoch von dem auf die Waage gebrachten Gewicht aus, so variiert der Wassergehalt des Körpers je nach Körperfülle zwischen 40 bis 70%. So besteht ein übergewichtiger, sehr fetter Mensch zu etwa 40%, ein magerer zu 70% und ein normalgewichtiger Mensch zu ca. 60% aus Wasser. Ein 70 kg schwerer normalgewichtiger Mensch enthält also rund 42 Liter Wasser in seinem Körper. Dieses Flüssigkeitsvolumen ist im Körper auf drei große Flüssigkeitsräume verteilt, nämlich auf 1. den intrazellulären Raum zu rund 28 Liter 2. den extrazellulären Raum zu rund 14 Liter, welcher sich wieder gliedert in 2.1 den Raum innerhalb der Blutgefäße, den sogenannten intravasalen Raum zu rund 2,8 Liter und 2.2 den interstitiellen Raum zu rund 11,2 Liter als Raum zwischen den Organen, welcher Bindegewebe, Nerven und Gefäße enthält. Anmerkung: Der etwa 70 kg schwere Mensch besitzt rund 5 Liter Blut, das jedoch nur zu ca. 55% aus flüssigem Blutplasma besteht. Der Rest setzt sich aus Blutkörperchen und anderen festen Bestandteilen zusammen. 141
Zwischen diesen drei Flüssigkeitsräumen findet ein ständiger Austausch von Wasser mit den in ihm gelösten Stoffen statt. Dieser Austausch wird 1. durch ein hydrostatisches Druckgefälle, wie es zum Beispiel zwischen den Arterien und dem sie umgebenden Raum besteht, 2. durch den sogenannten kolloid-osmotischen Druck, der sich im Zusammenhange mit der besonderen Wasserbindungsfähigkeit von Makromolekülen, zum Beispiel von Protein- und Polysaccharid-Molekülen, also von Eiweiß und Stärke, ergibt, und 3. hauptsächlich durch den osmotischen Druck bewegt. Der osmotische Druck wird bestimmt durch die unterschiedliche Konzentration an osmotisch wirksamen Teilchen in den verschiedenen Flüssigkeitsräumen. Osmotisch wirksame Teilchen, ohne die ein Organismus Wasser zu speichern nicht in der Lage wäre, sind in erster Linie die Ionen der in Lösung befindlichen Alkalimetalle Natrium und Kalium. Während das Kalium-Ion vorwiegend innerhalb der Zellen anzutreffen ist und somit den osmotischen Druck im intracellulären Räume bestimmt, bewirkt das Natrium-Ion den osmotischen Druck im gesamten extracellulären Raum, also im Flüssigkeitsraum außerhalb der Zellen. Kalium, Natrium und natürlich auch noch weitere, in anderen Zusammenhängen wichtige Mineralstoffe wie zum Beispiel Kalzium (Knochenaufbau), Magnesium (Enzymaktivator) u. a. führen wir unserem Organismus 142
ständig mit der Nahrung zu, wobei sich die verschiedenen Nahrungsmittel durch unterschiedlichen Gehalt an diesen wichtigen Mineralstoffen auszeichnen. So weisen zum Beispiel Kartoffeln, Karotten, Rosenkohl, Aprikosen, Äpfel, Bananen, Kirschen und weitere einen bemerkenswert hohen Kalium-, Aprikosen, Avokado, Bananen, Birnen, Erdbeeren, Feigen, Heidelbeeren, Himbeeren, Kirschen, Pflaumen, Bohnen, Erbsen, Karotten, Kohlrabi, Mangold, Rosenkohl u. a. einen überdurchschnittlich hohen Magnesium-Gehalt auf. Eier, Milch und Molkereierzeugnisse, Geflügel, Rind- und Schweinefleisch und zahlreiche Meeresfrüchte verfügen über einen Gehalt an Kalium, Kalzium und Magnesium, welcher denjenigen der meisten Gemüse oft noch erheblich übertrifft, zumal wenn man bedenkt, daß ein größerer Teil der in den Gemüsen enthaltenen Mineralstoffe ja mit dem Kochwasser in die Küchenabflüsse zu wandern pflegt, was bei den über die tierischen Eiweiße gelieferten Mineralstoffen schlechthin nicht der Fall zu sein pflegt: Bouillon wird im allgemeinen getrunken oder zur Suppe verwandt und nicht, wie Gemüse- oder Kartoffelwasser, in den Abfluß geschüttet! Auch Natrium, welches als das den osmotischen Druck im extracellulären Flüssigkeitsraume bestimmende Mineral für die Stoffwechsel- und Kreislaufgeschehnisse von außerordentlicher Bedeutung ist, ist in zahlreichen tierischen und pflanzlichen Nahrungsstoffen enthalten, wobei seine Ausnutzbarkeit und Konzentration aus den gleichen Gründen wie bei den anderen Mineral-Stoffen 143
bei den tierischen Nahrungsstoffen im allgemeinen höher als bei Gemüse und Obst zu sein pflegt. Die Hauptzufuhr des äußerst wichtigen Alkalimetalls Natrium erfolgt jedoch mit dem zur Geschmacksbildung in der Küche verwendeten Kochsalzes, welches seinem chemischen Aufbau nach als NaCl das Natriumsalz der Salzsäure ist. Das Kochsalz geht nach der Nahrungsaufnahme in den Flüssigkeitsräumen des Körpers in Lösung, weswegen es dort in Gestalt seiner Ionen Na+ und Cl- vorliegt. Der Chloranteil Cl- bildet im Blutplasma die Hauptmasse der Anionen, welche aufgrund ihrer negativen elektrischen Ladung in einem elektrischen Felde zur Anode, also zum positiven Pol, wandern. Daher ihr Name. Das Chlor-Ion wird vom Organismus in den Belegzellen der Magenschleimhaut zur Bildung von Salzsäure verwendet, welche gegenüber in den Magen/Darmtrakt eingedrungene Bakterien bakterizid wirkt, diese also abtötet, und darüber hinaus ein besonders für die Eiweißverdauung günstiges Milieu im Verdauungstrakt schafft. Der erwachsene Mensch enthält in seinem Organismus insgesamt etwa 100 Gramm Natrium, wie sie auch in ca. 250 Gramm Kochsalz enthalten sind. Von diesem Natriumbestand befinden sich nur rund 6,4 Gramm im interzellulären Raum, der bekanntlich von Kalium (= 175,2 Gramm) dominiert wird, und rund 46,5 Gramm = 118 Gramm Kochsalz in den extrazellulären Flüssigkeitsräumen mit insgesamt rund 14 Litern Wasser, 144
woraus sich eine Konzentration von rund 8,4 Gramm Kochsalz pro Liter Flüssigkeit errechnet. Das restliche Natrium ist zum überwiegenden Teil als sogenannte Natriumreserve im Skelett gebunden, von wo aus ein Teil bei schweren Natriummangelzuständen wieder mobilisiert werden kann. Die Konzentration von rund 8 Gramm Kochsalz pro Liter Flüssigkeit im extrazellulären Räume ist eine für das menschliche Kreislauf- und Stoffwechselgeschehen fundamental wichtige Größe, welche der Organismus mittels einiger Regelmechanismen im Rahmen einer relativ geringen Schwankungsbreite konstant zu halten sucht, und zwar l. über die Empfindung »Durst«, durch die der Mensch bei starkem Kochsalzverzehr zum Trinken veranlaßt wird. Löscht der Betreffende dann seinen Durst durch Trinken, so erweitert er den extrazellulären Flüssigkeitsraum in seinem Körper, wodurch eine dort infolge des Kochsalzverzehrs entstandene zu hohe Kochsalzkonzentration sofort wieder gesenkt wird. 2. durch entsprechende Anpassung der mit dem Harn ausgeschiedenen Kochsalzmenge durch Änderung dessen Kochsalzkonzentration in den Nieren, wobei zum Beispiel bei geringer werdendem Kochsalzkonsum auch der Kochsalzgehalt des Harns abnimmt und umgekehrt, und 3. durch beide Maßnahmen: bei zu hoher Kochsalzzufuhr infolge beispielsweise versalzenen Essens bekommt der Mensch zur Freude mancher Wirte ein gesteigertes 145
Trinkbedürfnis, und auch sein Harn ist bis zur Wiederherstellung des »normalen« Flüssigkeitsvolumens des extrazellulären Raumes an Kochsalz angereichert. Mit dem hier dargestellten Zusammenhang zwischen Natrium und seiner Verbindung Kochsalz auf der einen und der Speicherfähigkeit des menschlichen Organismus für Wasser auf der anderen Seite wird die Bedeutung der im vorstehenden Kapitel erwähnten alkalischonenden Funktion der Nieren offenkundig, durch welche bei zum Beispiel aus irgendeinem Grunde ausbleibender Versorgung des Organismus mit Kochsalz die bekanntlich positiven Natrium-Ionen durch ebenfalls positive Wasserstoff-Ionen ersetzt werden können, welche als Bestandteil des als Abbauprodukt im Organismus ständig entstehenden Wassers überreichlich vorhanden sind. Sollte diese über eine Erniedrigung der Kochsalzkonzentration im Harn bewirkte Einsparung an NatriumIonen einmal nicht mehr ausreichen, den Körper vor größeren Kochsalzverlusten zu bewahren, so können sich durchaus schwerwiegende Kochsalzmangel-Erkrankungen einstellen. Dies kann zum Beispiel bei starkem Schwitzen der Fall sein, bei dem der Körper pro Liter Schweiß bis zu 4,5 Gramm Kochsalz verlieren kann. So pflegt ein hart kämpfender Fußballspieler während eines einzigen Spieles etwa 2 bis 3 Liter Schweiß auszuscheiden mit 9 bis 13,5 Gramm Kochsalz! Gehen wir einmal von einem Verlust von 12 Gramm Kochsalz aus, so hat der Körper damit die Speicherfähig146
keit für 1,5 Liter Wasser in seinem extrazellulären Räume verloren, das sind etwa 10% dieses gesamten Flüssigkeitsraumes von 14 Litern. Selbst wenn der Fußballer seinen Durst mit großen Mengen an Flüssigkeit löscht, so kann diese erst zur Wiederauffüllung der verminderten Wasserreserve dienen, wenn gleichzeitig der durchs Schwitzen entstandene Salzverlust ausgeglichen wird. Geschieht dies nicht, scheidet der Körper die Flüssigkeit quantitativ wieder aus. Der Durst bleibt bestehen! Wird durch den geschilderten Flüssigkeitsverlust bereits eine merkbare Leistungsminderung bewirkt, so können bei noch stärkeren Kochsalzverlusten mit entsprechend verringerter Wasserspeicherfähigkeit sich in zunehmendem Maße Mattigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe und Bewußtlosigkeit bis hin zu Herz- und Kreislaufversagen einstellen. Wenn auch die tägliche Kochsalzzufuhr von im Durchschnitt 10 bis 20 Gramm Kochsalz eine Mangelsituation nur in Ausnahmefällen erwarten läßt, so erkennen wir jedoch, daß es sich beim Kochsalz um einen essentiellen Nahrungsstoff handelt, bei dessen Unterversorgung schwere Mangelkrankheiten auftreten können, die durch entsprechende Zufuhr von Kochsalz zu heilen sind! Wegen der besonderen Rolle von Kochsalz gerade auch im Bereiche der Abmagerungsdiäten sollten wir noch ein wenig bei diesem Thema bleiben. Wenn während einer Mahlzeit also beispielsweise rund 8 Gramm Salz verzehrt werden, so geht dieses Salz im 147
Verlaufe des Verdauungsprozesses in Lösung, wird vom Körper schnell resorbiert und erhöht so die Konzentration von Kochsalz im extrazellulären Flüssigkeitsraume. Will der Körper die »normale« Kochsalzkonzentration in seinen Flüssigkeitsräumen schnell wiederherstellen, so muß er es einrichten, daß das von ihm gespeicherte Flüssigkeitsvolumen alsbald um einen Liter Wasser erweitert wird. Danach wäre die Norm-Konzentration an Kochsalz wieder erreicht, der Mensch natürlich auch 1 Kilogramm schwerer! Wie jedermann weiß, geschieht dies tatsächlich auch: salzige Speisen machen sehr schnell durstig, der Mensch trinkt mehr, er scheidet diese Flüssigkeit natürlich nicht sofort wieder aus– und wiegt am Ende pro 8 Gramm Kochsalz tatsächlich 1 Kilogramm mehr. Und 8 Gramm Salz sind schnell verzehrt! So enthalten pro 100 Gramm eßbare Substanz grüne Oliven 6,1 Gramm Kochsalz Erdnüsse 1,9 Gramm Kochsalz geräuch. roher Schinken 6,4 Gramm Kochsalz Corned beef 3,3 Gramm Kochsalz Camembert 3,0 Gramm Kochsalz Hartkäse 1,8 Gramm Kochsalz Sauerkraut 1,7 Gramm Kochsalz Pumpernickel (= 2 Sch.) 1,5 Gramm Kochsalz Nun erhöht sich die Konzentration von Kochsalz in den Körperflüssigkeiten keineswegs nur durch dessen Verzehr, sondern auch alleine schon durch Natrium-Aufnahme bei Verzehr besonders natriumhaltiger Nahrungsstoffe, wie wir sie zum Beispiel als Artischocken, Fenchel, Knoblauch, 148
Mangold, Rote Bete (Randen), Sellerie u. a. kennen. Im Blutplasma, also im intravasalen Flüssigkeitsraume, sind nämlich immer ausreichend Chlorid-Ionen Cl- vorhanden, so daß bereits der Verzehr natriumhaltiger Nahrungsmittel genügt, um eine Ausdehnung der Flüssigkeitsräume zu bewirken. Diese Natrium enthaltenden Nahrungsmittel müssen jedoch keineswegs salzig schmecken, da nicht das Natrium, sondern das Natriumsalz der Salzsäure, also das Kochsalz NaCl, den salzigen Geschmack der Speisen hervorruft. So enthalten zum Beispiel 3 normalgroße Eier 200 mg Natrium, welche im Körper wie 500 mg = 0,5 Gramm Kochsalz wirken. Da man Eier beim Verzehr im allgemeinen noch zusätzlich zu salzen pflegt, und zwar drei Eier mit insgesamt etwa 3 Gramm Salz, ergibt sich bei Verzehr von drei Eiern allein durch zusätzliche Wassereinlagerung eine Gewichtszunahme von 438 Gramm, bei Ergänzung der Mahlzeit durch beispielsweise 50 Gramm geräucherten rohen Schinken eine solche von 838 Gramm, nur durch Wasserretention! Natürlich neigt der gesunde Organismus dazu, seinen Natriumbestand, welcher schließlich die Größe des extrazellulären Flüssigkeitsvolumens und im Zusammenhange damit die vom Herzen zu erbringende Pumpleistung festlegt, sowohl bei Über- als auch bei Unterkonzentration von Natrium in den Körperflüssigkeiten alsbald wieder zu normalisieren, d. h. auf einen Wert einzustellen, welcher letztlich durch das genetisch festgelegte Zusammenspiel unterschiedlich wirkender Hormone bestimmt ist. – Für eine derartige Anpassung der Kochsalzausscheidung an 149
Änderungen der Kochsalzzufuhr braucht der Körper natürlich eine gewisse Zeit, insbesondere bei einer Kochsalzverarmung der Nahrung oder beim Ausschwemmen größerer Flüssigkeitsmengen, sei es durch Trinken größerer Mengen salzfreier Flüssigkeit, sei es durch Verzehr harntreibender, meist besonders kaliumhaltiger Obst- und Gemüsesorten, sei es durch Einnahme von Diuretika, also pharmazeutisch hergestellten harntreibenden Substanzen. So vermindert sich zum Beispiel der Bestand an Kochsalz im extrazellulären Flüssigkeitsraume bei stärkerem Konsum der ja salzfreien Getränke Wein und Bier durch Ausschwemmung ganz erheblich: Der Körper »trocknet« trotz Flüssigkeitszufuhr regelrecht aus. Kater, Salzhunger und Nachdurst sind die Symptome der so entstandenen Salzmangel-Erkrankung, welche sich durch Zufuhr von Salz plus Wasser, zum Beispiel in Gestalt einer kräftig gewürzten Bouillon und salzigem Mineralwasser, recht schnell »heilen« läßt. Die starke Ausschwemmung nach alkoholischen Getränken, die vor allem durch eine hemmende Wirkung von Alkohol auf die Sekretion des für den antidiuretischen Effekt maßgebenden Hormons Vasopressin ausgelöst wird, hat gewiß auch schon so manchen fröhlichen Zecher über die Auswirkungen einer kräftigen Mahlzeit auf sein Körpergewicht getäuscht, insbesondere natürlich, wenn das alkoholische Getränk zusätzlich noch eine ausgesprochen diuretische Wirkung hat, wie dies beim Bier der Fall ist! So ist es nach stärkerem Bierkonsum durchaus nicht ungewöhnlich, daß sich trotz Verzehrs weit überkalorischer 150
Mengen von Speisen und Getränken das Körpergewicht am Morgen danach fühlbar gesenkt hat. Der Gutgläubige meint dann gewiß, daß ja alles nicht so schlimm war. Die Realität sieht natürlich etwas anders aus, denn niemand kann durch Trinken von Bier mit immerhin 500 Kal./ Liter sein Depot-Fett abbauen. Im Gegenteil: das Fettpolster wird sich in Wirklichkeit kräftig vergrößert haben! Das Gewicht des zusätzlich ausgeschwemmten Wassers von etwa 2 Litern hatte lediglich die tatsächliche Gewichtzunahme durch Fettbildung von 500 Gramm oder mehr kaschiert, wie die Waage dann 3 oder 4 Tage später zu zeigen pflegt, wenn sich bei entsprechendem Salzkonsum das Wasserdefizit wieder ausgeglichen hat. Aber wer denkt dann noch daran, daß die Ursache für die zu diesem Zeitpunkte unerklärlich erscheinende Gewichtzunahme schon einige Tage zurückliegt! Selbstverständlich ist der Organismus auch im umgekehrten Falle in der Lage, sich an eine plötzliche Erhöhung der Kochsalzzufuhr anzupassen und die Kochsalzkonzentration in seinem extrazellulären Flüssigkeitsraume konstant zu halten. Dies geschieht, wie jedermann weiß, zunächst durch eine Mobilisierung des Durstgefühls: salzige Speisen machen durstig! Und wenn nichts zu trinken in der Nähe ist? Dann, und natürlich auch sonst, regelt der Organismus die Kochsalzkonzentration in seinen extrazellulären Flüssigkeitsräumen durch Anpassung der Kochsalzkonzentration des Harns an den mehr oder weniger starken Kochsalzverzehr! – Dabei sind allerdings dem Konzentrationsvermögen der Nieren 151
für Natrium/Kochsalz Grenzen gesetzt: auf mehr als 17,5 Gramm Kochsalz pro Liter Harn können die Nieren die Kochsalz-Konzentration nicht erhöhen. Was bedeutet das? Die Begrenzung des Konzentrationsvermögens der Nieren auf 17,5 Gramm Kochsalz pro Liter Harn hat schon für zahlreiche Menschen sehr schwerwiegende, oft tödliche Konsequenzen gehabt! Versucht nämlich ein Mensch, seinen übermächtigen Durst mit einer Flüssigkeit zu stillen, die mehr als 17,5 Gramm Kochsalz pro Liter enthält, so wird er trotz ständigen Trinkens wegen der sich im extrazellulären Flüssigkeitsraume des Körpers fortlaufend erhöhenden Kochsalzkonzentration immer durstiger! Aus diesem Effekt erklärt sich zum Beispiel für die Menschen die Unmöglichkeit, mit Meerwasser ihren Durst löschen zu können: Meerwasser hat eine Konzentration von etwa 28,5 Gramm Kochsalz pro Liter. Durch Trinken von 1 Liter Meerwasser würde etwa ein Schiffbrüchiger den Kochsalzbestand seines Körpers um 28,5 minus 17,5, also um 11 Gramm Kochsalz anreichern, welches nur durch zusätzliches Trinken von 0,630 Liter (= 11,0 : 17,5) salzfreien Wassers ausgeschieden werden könnte. Da salzfreies Wasser für den Schiffbrüchigen jedoch nicht erreichbar ist, wird er versucht sein, seinen offensichtlich unstillbaren Durst durch weiteres Trinken von Meerwasser zu löschen, was seinen baldigen Tod aufgrund der völligen Vernichtung der spezifischen osmotischen Verhältnisse in den Flüssigkeitsräumen seines Organismus zur Folge haben würde. Warum wir dies alles im Zusammenhang mit unseren 152
Überlegungen zu Abmagerungsdiäten erwähnen? Weil uns die vorstehenden Darlegungen und Erklärungen und die geschilderten Beispiele gezeigt haben, welche dominierende Rolle dem Kochsalz im Bereiche von Wasserhaushalt des Organismus und damit natürlich auch im Bereich des Körpergewichtes zufällt Wir brauchen uns daher nicht zu wundern, daß es zahlreiche Diäten gibt, welche sich diese Gegebenheiten zunutze machen und auf Kosten der veralberten Übergewichtigen unter Hinweis auf schnelle Erfolge in dem offenbar recht einträglichen Markte der Reduktions-Diätetik ihre »guten« Geschäfte zu machen bestrebt sind, sei es durch Versprechungen wie »5 Pfund in drei Tagen« auf den Titelblättern verschiedener Illustrierten und Frauenzeitschriften, die sich dadurch offensichtlich besser verkaufen lassen, sei es durch Titel wie »Die neue Brot-Diät« in den gleichen Medien, deren ganzseitige sensationsheischende Titelblätter mit der Abbildung von schlanken attraktiven Damen, welche die Arme voller Weißbrote haben, den staunenden und gutgläubigen Lesern den Eindruck vermitteln sollen, daß sie ihre makellose Figur dauerhaft einer ausschließlich oder doch vorwiegend auf Brot basierenden Diät verdanken! Sieht man dann näher hin, so erkennt man, daß es sich bei diesen Diäten um recht drastisch kalorienreduzierte Diäten handelt, welche hinsichtlich eines anzustrebenden Dauererfolges ihre Untauglichkeit nunmehr seit Jahrzehnten unter Beweis gestellt haben. So ist zum Beispiel die »Brot«-Diät eine auf 1200 bzw. 1600 Kalorien reduzierte Diät, welche pro Tag im Durchschnitt 4⅓ Scheiben Brot plus ein halbes 153
Brötchen erlaubt. Bei den empfohlenen vier Mahlzeiten pro Tag bedeutet dies, daß zu jeder Mahlzeit gerade etwas mehr als eine Scheibe Brot verzehrt werden darf. Die Irreführung ist also komplett, denn mit einer BrotDiät, die sowohl den Titelblättern wie auch ihrer Bezeichnung nach den bedauernswerten Übergewichtigen vorgaukeln soll, daß entgegen jahrzehntelanger Erfahrung Brot nun plötzlich dauerhaft schlank machen soll, hat diese Diät aber auch gar nichts zu tun. Diese Irreführung der Übergewichtigen wird auch dadurch nicht gemildert, daß mit der genannten Diät der Name des Institutes für »Ernährungswissenschaften« einer bekannten deutschen Universität in Verbindung gebracht wird, dessen publizistische Aktivität im Diätbereich dem Vorgehen als wenig seriös geltender Industrieunternehmen ähnelt, welche mit sogenannten Mogelpackungen gutgläubige Konsumenten zu veralbern und auf deren Kosten ihre Geschäfte zu tätigen pflegen. Denn was passiert bei derartigen kalorienreduzierten Diäten noch zusätzlich zu der am Anfang unsrer Überlegung bereits dargestellten Senkung des Grundumsatzes, also der kaloriensparenden Senkung des Energiebedarfes unseres Körpers? – Bei diesen mehr oder weniger »ausgewogen« kalorienreduzierten Diäten, seien sie nun »5 Pfund in drei Tagen«-Diäten, eine 1200- oder 1600-KaIorien»Brot«-Diät oder eine der zahlreichen anderen bis hin zum totalen Fasten kalorienreduzierten Diäten, nimmt natürlich entsprechend der Nahrungsbeschränkung zunächst auch erst einmal der Kochsalzverzehr ab. 154
Bis sich der Körper in einem etwa 2 bis 3 Tage dauernden Anpassungsprozeß auf eine solcherart reduzierte Kochsalzzufuhr durch Verringerung der Kochsalzkonzentration im Harn eingestellt hat, bis also sein Regulationsmechanismus wirksam greift, wurden zunächst erst einmal durchaus relevante Kochsalzmengen »zuviel« ausgeschieden. Das sich so in den ersten Tagen der Diät ergebende Kochsalzdefizit pflegt leicht 15 bis 20 Gramm Kochsalz oder auch mehr zu betragen. Natürlich reagiert der gesunde Organismus auf die Verminderung seines Kochsalzbestandes und damit auf die Verringerung der Kochsalzkonzentration in seinem extrazellulären Flüssigkeitsraume sehr schnell durch eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung, was jeder bestätigen kann, der als organisch Gesunder schon einmal eine kalorienreduzierte Diät absolviert hat. Diese Ausschwemmung erbringt pro 8 Gramm Kochsalzverlust einen Verlust von rund 1 Liter Wasser = 1 kg Körpergewicht, was im genannten Beispiel also einen Gewichtsverlust von glatten 2 bis 2,5 Kilogramm ausmacht. »5 Pfund in 3 Tagen!« Die Diät hat keine falschen Versprechungen gemacht. Tatsächlich wiegt der veralberte Figurbewußte 5 Pfund weniger, aber vor allem an Wasser, welches der Organismus nach Rückkehr zur normalen, mehr Salz enthaltenden Ernährung sofort wieder einspeichert! So gibt es eine ganze Reihe derartiger Diäten, welche wie die bereits erwähnten Mogelpackungen die Käufer über das, was sie tatsächlich anbieten, täuschen. Dies ist natürlich besonders dann der Fall, 155
wenn die Diäten undeklariert einen Zusatz von Diuretika, also von harntreibenden Substanzen enthalten, wie sie sich zum Beispiel nur allzu leicht in fertig konfektionierte Getreideflocken- und mit fruchtigen Aromen parfümierte Fertig-Diäten auf Eiweiß- und/ oder Getreidebasis hineinarbeiten lassen, oder wenn sie auf besonders diuretisch wirkenden Nahrungsstoffen basieren, also einen besonders stark entwässernden Effekt bewirken. Letzteres ist zum Beispiel bei der Kartoffel-Diät der Fall, bei der den arglosen und unwissenden Übergewichtigen entgegen allen Erfahrungen eingeredet werden soll, daß nicht etwa das Brot, sondern nun in erster Linie die Kartoffeln die idealen Schlankmacher sind. Natürlich sind Kartoffeln eines der nützlichsten Gemüse, welche die Natur uns beschert. So enthalten Kartoffeln ein relativ hochwertiges pflanzliches Eiweiß, auf 100 Gramm eßbaren Anteil ganze 2,1 Gramm, und davon sitzt der wertvollste Teil noch in und unmittelbar unter der Schale, welche im allgemeinen ja wohl eher zur Schweinemast, denn zur menschlichen Ernährung verwendet wird. Ferner enthalten Kartoffeln pro 100 Gramm neben rund 80% Wasser, welches gewiß nicht dick macht, noch etwa 17,2 Gramm insulinabhängige Kohlenhydrate in Form von Stärke, welche den Schlanken auf preiswerte Weise vor weiterer Verminderung seines Gewichtes bewahrt und den Dicken natürlich noch mehr! 156
Und dann besitzen Kartoffeln noch einen oft zitierten Vitamin-C-Gehalt von 0,020 Gramm auf 100 Gramm eßbaren Anteil, der sich beim Kochen um 20-80% durch Zerstörung oder Lösung des Vitamin Cs im Kochwasser der Nutzung durch den Menschen zu entziehen pflegt und der mit ca. 0,045 Gramm pro Zitrone dem menschlichen Organismus in nicht durch Kochen oder sonstwie geschädigter Form, und vor allem auch fast ohne das lipophil wirkende Kohlenhydrat Stärke, insgesamt also wesentlich höher und besser zur Verfügung gestellt werden kann. Und schließlich, und deswegen werden die Kartoffeln besonders gerühmt, verfügen sie noch über einen ausgeprägt hohen Kaliumgehalt von 410 Milligramm pro 100 Gramm, und auf den kommt es uns jetzt an. Wir werden uns nämlich daran erinnern, daß Kalium ja dasjenige Alkali-Metall ist, daß im Zellinnern das elektrophysikalische Geschehen bestimmt und dort, also im intrazellulären Räume, den osmotischen Druck als die den Wasseraustausch zwischen extra- und intrazellulären Flüssigkeitsraume bewirkende Kraft bestimmt. Um dies in Zahlen zum Ausdruck zu bringen: im extrazellulären Flüssigkeitsraume sind etwa 0,16 Gramm und im intrazellulären Flüssigkeitsraume sind ca. 6,26 Gramm Kalium pro Liter Flüssigkeit gelöst. Die Konzentration an gelöstem Kalium ist im Zellinneren also etwa 40mal höher als in dem die Zelle umgebenden Flüssigkeitsraume. 157
In dem Maße, wie wir nun die Konzentration von Kalium, zum Beispiel durch Verzehr besonders kaliumhaltiger Nahrungsstoffe oder auch durch entsprechende Kalium-Präparate, im extrazellulären Flüssigkeitsraume erhöhen, sinkt natürlich das osmotische Potential der Zelle gegenüber dem sie umgebenden Raum- und Wasser tritt aus der Zelle aus. Dieses Wasser verdünnt natürlich die Natriumkonzentration im extrazellulären Flüssigkeitsraume. Zur Wiederherstellung der normalen Konzentration von 8,4 Gramm Natrium pro Liter muß sich der Organismus von diesem Wasser durch Ausscheidung über die Nieren trennen: der Mensch nimmt ab! Natürlich an Wasser! Bei diesen Zusammenhängen wundert es natürlich nicht, daß der staunende Übergewichtige zunächst erlebt, wie sich sein Körpergewicht trotz Verzehr der ihm als Dickmacher bekannten Kartoffeln reduziert. Ihm ist ja nicht die entquellende und diuretische Wirkung der Kartoffel bekannt, die natürlich noch gesteigert werden kann, wenn die Kartoffeln mit für ihren hohen Kalium-Gehalt bekannten Obst- und Gemüsesorten kombiniert werden, wie dies zum Beispiel bei der Kombination Kartoffelknödel mit Aprikosen oder Kartoffeln mit Möhren der Fall ist, welche einen nur wenig niedrigeren Kalium-Gehalt wie die Kartoffeln aufweisen. Mit diesen Bemerkungen über wohl eher billige Taschenspielertricks im Bereiche der Abmagerungsdiäten soll natürlich nichts dagegen gesagt werden, daß im Bereiche der auf Entwässerung abzielenden Diätetik derartige Diäten durchaus ihre Berechtigung haben und sich bei Menschen, 158
welche weniger entfetten denn mehr entwässern müssen, als nützlich und hilfreich erweisen können. Im Bereiche der in erster Linie auf Entfettung abzielenden Abmagerungsdiäten jedoch sind derartige Diäten unsinnig: Sie täuschen und veralbern, ähnlich wie dies bei Mogelpakkungen der Fall ist, zahlreiche gutgläubige Menschen, welche ja doch vor allem entfetten und nicht entwässern und nach Rückkehr zu ihrer normalen Ernährung dann nicht erleben wollen, daß sie kurze Zeit danach bereits wieder ihr altes Gewicht oder sogar mehr auf die Waage bringen aus Gründen, die von Dr. A. Felix in seinem »Schlankheitskonzept« so anschaulich dargelegt wurden. Natürlich gibt es auch Fälle von Kaliummangel-Zuständen, die sich durch zu niedrigen Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Apathie, krankhafte Schläfrigkeit und Bewußtlosigkeit bis hin zum tiefen Koma zu erkennen zu geben pflegen. Derartige Kaliummangel-Zustände sind im allgemeinen weniger die Folge einer zu geringen Kaliumzufuhr mit der Nahrung, als vielmehr einer übermäßigen KaliumAusscheidung, zum Beispiel bei starken Durchfällen, bei chronischen Nierenerkrankungen, bei unsachgemäßem und längerem Gebrauch harntreibender Mittel, von Diuretika also, und bei diabetischer Ketose. In diesem Zusammenhange sei auf folgendes hingewiesen: Bei den sogenannten ketogenen Diäten, das sind stark kohlenhydratverarmte Diäten, die bekanntlich von allen Diäten am wirksamsten und, sofern die von Dr. A. Felix 159
in seinem Buche »Das Schlankheitskonzept« zusammengestellten Randbedingungen beachtet werden, auch am schonendsten entfetten, entstehen im Organismus als physiologische Nebenprodukte des Fettsäurenstoffwechsels ebenfalls Ketonkörper, welche, wie bei der diabetischen Ketose, im Harn nachweisbar sind. Im Unterschied jedoch zur diabetische Azidose, welche Ausdruck einer schweren Stoffwechselerkrankung ist, bei der ein sich im Organismus anreichernder Überschuß an Glucose wegen einer Glucose-Verwertungsstörung nicht zu Fettsäuren, sondern via Acetessigsäure zu Ketonkörpern abgebaut wird, ist die im Verlaufe einer ketogenen Diät als Folge des durch Kohlenhydratreduktion bewußt hervorgerufenen Insulinmangels induzierte Ketose nicht der Ausdruck einer Stoffwechselerkrankung, sondern die normale Reaktion eines gesunden Organismus. Diese gewollte, ernährungsabhängige Ketose ist genauso harmlos wie die mit jeder Null-Diät zwangsläufig und aus gleichem Grunde verbundene Ketose, die naturgemäß viel weniger intensiv ist als die diabetische Ketose. Demzufolge ist auch eine nur irgendwie relevante Beanspruchung des Alkali-Haushaltes durch eine diätetisch induzierte Ketose nicht zu erwarten, da die im Normalfall entstehende Anzahl von Protonen völlig innerhalb der Regulationbreite der Nieren von bis zu 1000 mval Protonen liegt. – Sollte die volle Funktionsfähigkeit der Nieren jedoch aus irgendeinem Grunde fraglich oder ein KaliumMangel vom Arzt vermutet oder erkannt worden sein, so würde sich dieser mit einigen wenigen Tabletten KHCO₃ 160
(= Kaliumbikarbonat), die jede Apotheke vorrätig hält, im allgemeinen sehr schnell wieder beheben lassen. Abgesehen von den hier geschilderten Ausnahmefällen sollte eine wirksam auf Entfettung ausgerichtete und nicht nur Scheinerfolge durch Entwässerung vortäuschende Diät im Vergleich zu den normalen Ernährungsgewohnheiten also keine wesentlichen Änderungen der Natriumund Kaliumversorgung zum Inhalt haben, einen gesunden Organismus und keinen vorherigen Mißbrauch von zum Beispiel Kochsalz vorausgesetzt. Natürlich sollte, sofern der Organismus gesund und voll funktionsfähig ist, auch auf künstlich harntreibende Mittel, auf Diuretika also, verzichtet werden, da diese, unkontrolliert genommen, zu ganz erheblichen Störungen des Mineralstoffwechsels mit schweren Erkrankungen führen können. Liegt dagegen die Neigung zu Ödembildungen (Wassereinlagerungen) als Folge von meist schwereren Herz- und Nierenerkrankungen, Erkrankungen der Hypophyse, der Nebenniere u. a. vor, kann eine wirksame Entwässerung zusätzlich zu der auf Entfettung ausgerichteten Diät angezeigt und notwendig sein. Dann, aber auch nur dann, und nur auf Empfehlung des Arztes, sollten während einer Abmagerungsdiät Diuretika, Verwendung finden. Im Rahmen einer auf Entfettung ausgerichteten Diät ist diesen pharmazeutischen Diuretika jedoch allen auf »natürliche« Weise entwässernden kaliumhaltigen Obst- und Gemüsesorten (Aprikosen, Birnen, Pflaumen, Kartoffeln, 161
Karotten usw.) unbedingt der Vorzug zu geben, da letztere häufig über einen ausgesprochen hohen Gehalt an lipophilen-fettbildenden insulinabhängigen Kohlenhydraten verfügen, welcher, wie wir ja wissen Jeder Entfettung direkt entgegenwirkt. Die pharmazeutischen Diuretika sind natürlich kohlenhydratfrei, behindern also die angestrebte Entfettung in keiner Weise. Außerdem können sie durch entsprechende Modifikation ihrer Zusammensetzung gezielt auf die recht unterschiedlichen Ursachen für die Ödembildung optimal einwirken, während der Einsatz kaliumhaltiger Obst- und Gemüsesorten mehr einem Schuß mit einer mittelalterlichen Schrotflinte auf ein nicht ausgemachtes Ziel ähnelt. Auch gibt es ausgesprochen alkalischonende Mittel, bei deren Einsatz gravierende Auswirkungen auf den Mineralstoffwechsel vermieden werden können. Nun gibt es unter den für unseren Organismus wichtigen Mineralstoffen nicht nur die Alkalimetalle Natrium und Kalium, welche in einem ganz besonderen Bezug zu Abmagerungsdiäten stehen, sondern auch noch andere. Diesen sollten wir uns jetzt zuwenden.
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29. Die Bedeutung weiterer Mineralstoffe im Bereiche von Abmagerungsdiäten Abgesehen von den beiden Alkalimetallen Natrium und Kalium mit ihrer grundlegenden Bedeutung für den Wasserhaushalt und damit für das Stoffwechsel- und Kreislaufgeschehen des Menschen gibt es noch eine Fülle weiterer Mineralstoffe und Spurenelemente mit gerade auch im Bereiche von Abmagerungsdiäten wichtigen Funktionen. So sind zum Beispiel die beiden Erdalkalimetalle Kalzium und Magnesium für den Stoffwechsel und die ungestörte Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers von besonderer Bedeutung. Der Gehalt des menschlichen Organismus an Kalzium, welches zu rund 99% im Skelett und in den Zähnen, also in den harten Gewebeteilen, gespeichert ist, beträgt über 1000 Gramm. Die Hauptkalziumquellen sind neben der Milch vor allem die aus ihr gewonnenen Molkereiprodukte Quark und Käse. Daher wird bei einer Diät, welche genügend Quark und Käse enthält, der Tagesbedarf von etwa 0,7 bis 1,0 Gramm unschwer gedeckt, zumal durch Lactate, das sind Salze der Milchsäure, die Ausnutzung von Kalzium durch den Organismus gefördert wird. Dagegen hemmt Oxalsäure, welche in zahlreichen Früchten und Gemüsen, und Phytinsäure, welche in dem Kleieanteil der Getreidekörner, also natürlich auch besonders in den Vollkost-Broten enthalten ist, die Kal163
ziumresorption durch Bildung unlöslicher Kalziumverbindungen relevant. Neben seiner Aufgabe als wesentliches Stützelement des Knochens hat Kalzium noch weitere wichtige Funktionen im Bereich der Muskelkontraktionen, der Erregungsübertragung im sensitiven und vegetativen Nervensystem und als Aktivator zahlreicher Enzyme. Gerade weil im Bereiche der Abmagerungsdiäten der Kalziumversorgung bei den meisten kalorienreduzierten Diäten bis hin zur Null-Diät trotz ärztlichen Beistandes recht selten Beachtung geschenkt wird, soll hier noch einmal auf die besondere Bedeutung des Kalziums im enzymatischen und neuromuskulären Bereich hingewiesen werden: So haben im Gefolge von Diäten des öfteren auftretende und bis dahin nicht gewohnte diffuse Beschwerden wie innere Unruhe, Reizbarkeit, Muskelkrämpfe u. ä. in einer Kalzium Verarmung des Organismus als Folge der durch Kalorienreduktion bewirkten Nahrungseinschränkung ihre Ursache, in einer Kalziumverarmung, welche sich, wenn sie erst einmal als solche erkannt wurde, sehr schnell beheben läßt. Mit einer Kalzium verarmung ist jedoch im allgemeinen kaum zu rechnen, wenn die Diät als hochwertiges Protein neben Fleisch vor allem auch natürliches Milcheiweiß in Form von Quark und Käse enthält! Ähnliche Beschwerden, wie sie als Folge einer Unterversorgung mit Kalzium bekanntgeworden sind, sind auch bei Magnesiummangel zu beobachten: Muskel- und insbesondere Wadenkrämpfe, Nacken164
schmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, innere Unruhe, nervöse Störungen wie Herzjagen, Magenkrämpfe und zahlreiche andere Beschwerden aus dem Erkrankungsbereich, der sich mit vegetativer Dystonie umschreiben läßt. Der menschliche Organismus enthält rund 30 Gramm Magnesium, von denen etwa 60% im Skelett festgelegt sind. Von den restlichen 40% befindet sich der Hauptanteil im intrazellulären Räume, also im Inneren der Zellen, entsprechend einer der Hauptfunktionen des Magnesiums als Aktivator der die energieliefernden Stoffwechselvorgänge fördernden Enzyme. Da diese Stoffwechselvorgänge ja stets im Zellinneren ablaufen, muß die Konzentration an Magnesium dort auch am größten sein. In Zahlen: die Magnesiumkonzentration ist im intrazellulären Flüssigkeitsraume 13mal höher als in den Körperflüssigkeiten außerhalb der Zellen. Im allgemeinen ist ein Magnesiummangel nicht zu erwarten: Sowohl die tierischen Eiweiße (Eier, Fleisch, Fisch, weniger die Milch, welche verhältnismäßig geringe Mengen Magnesium enthält, als vor allem der aus ihrem konzentrierten Eiweiß hergestellte Käse), wie auch der Farbstoff der grünen Blätter von Salaten und Gemüsen, das Chlorophyll, welches die Umwandlung der von der Sonne einströmenden Lichtenergie in chemische Energie als Grundlage jeden Lebens bewirkt, enthalten so viel Magnesium, daß der Tagesbedarf von etwa 0,2 Gramm leicht gedeckt werden kann. Bei längerem Fasten, zum Beispiel im Verlaufe von NullDiäten, bei Eiweißmangel-Ernährung durch sogenanntes 165
Teilfasten und bei zahlreichen kalorienreduzierten Diäten, bei regelmäßiger und mißbräuchlicher Verwendung von Diuretika, bei gewissen Nierenerkrankungen, Alkoholmißbrauch und schwereren Lebererkrankungen können jedoch die vorstehend beschriebenen Symptome auftreten, die auf einen Magnesiummangel hinweisen können. Dieser läßt sich gegebenenfalls durch Zufuhr von Magnesium, zum Beispiel als Magnesium-Lutschtabletten oder, in schwereren Fällen, auch gespritzt, schnell beheben. Im Zusammenhange mit der besonderen Rolle des Magnesiums als Enzymaktivator sollte gerade auch bei Abmagerungsdiäten auf die beschriebenen Symptome eines Magnesiummangels geachtet werden. Es hat sich nämlich gezeigt, daß mit der Behebung der Beschwerden im neurovegetativen Bereich auch eine Beschleunigung der Lipolyse einhergehen kann, der Übergewichtige also augenfällig schneller entfetten und an Gewicht verlieren kann. Treten also im Verlaufe einer Diät häufiger Muskel- und Wadenkrämpfe oder Nackenverspannungen auf, so ist immer auch ein Magnesiummangel in Betracht zu ziehen, mit dem eine Verminderung der Stoffwechselaktivität einhergehen kann. Im Gefolge der Behebung der neurovegetativen Beschwerden durch Magnesiumzufuhr ist nicht selten dann auch eine Aktivierung des Stoffwechsels festzustellen, die sich in einer wirkungsvolleren Entfettung zu erkennen gibt, zumindest bei ketogenen Diäten. Bei kalorienreduzierten, insulinabhängige Kohlenhydrate enthaltenden Diäten kann diese Aktivierung des Stoffwechsels durch Magnesium auch nachteilige Folgen haben: 166
Im Zusammenhange mit der Bedeutung des Magnesiums als Enzymaktivator gerade auch im Bereiche des Kohlenhydrat-Stoffwechsels kann die Liponeogenese aus Glucose beschleunigt, der Umwandlungsprozeß Glucose in Fett also auch gefördert werden, was man sich bei der Zielsetzung einer Entfettungsdiät ja nun wohl kaum wünschen wird. Es wäre jedoch sicher falsch, zur Vermeidung der der Diät unter Umständen entgegenwirkenden Aktivierung des Kohlenhydrat-/Fettstoffwechsels den Magnesiummangel nicht zu beheben und statt dessen weiterhin Krämpfe und Verspannungen in Kauf zu nehmen. Die richtige Alternative wäre, den offenkundig gewordenen Magnesiummangel sofort zu beheben und die wenig taugliche Diät in Richtung auf eine drastische Verminderung ihres Kohlenhydratanteils bis hin zur rein ketogenen Diät zu ändern, in der hochwertige tierische magere Eiweiße und modifizierte Fette das Diätgeschehen bestimmen. In diesem Zusammenhange sollte nicht unerwähnt bleiben, daß eine an Proteinen reiche Ernährung die Resorption von Magnesium begünstigt, eine kalziumhaltige Kost diese dagegen eher behindert. Diesem Umstände muß unter Umständen bei einer Diät Rechnung getragen werden, bei der das insbesondere im Hinblick auf den Harnsäure-/Gichtkomplex ja besonders zu empfehlende hochwertige Milcheiweiß als Quark und Käse, welche beide einen bekannt hohen Kalziumgehalt aufweisen, stark im Vordergrunde des Ernährungsgeschehens steht. Bei einer solchen Diät also, oder in ähnlichen Fällen, könnte sich also eine zusätzliche Zufuhr von Magnesium 167
empfehlen, sobald Verspannungen oder Wadenkrämpfe auftreten. Natürlich gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Mineralstoffe, die teils in größerer Menge, teils lediglich als Spurenelemente im Körper vorzufinden sind. So enthält der ausgewachsene menschliche Organismus etwa 4 bis 5 Gramm Eisen als notwendiges Strukturelement des Haemoglobins, welches als roter Blutfarbstoff den Sauerstofftransport im Organismus durchführt, und des Myoglobins, welches als roter Muskelfarbstoff im Muskel Sauerstoff speichern und erst bei Bedarf wieder abgeben kann. Allein diese beiden Farbstoffe binden rund 80% des gesamten Eisens. Die restlichen 20% sind zum großen Teil Bauelemente von Enzymen. Man darf davon ausgehen, daß der Organismus während einer speziell auf Entfettung ausgerichteten, natürliches mageres tierisches Eiweiß bevorzugenden Diät stets mit genügend Eisen und anderen Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt wird. Im Unterschied dazu können zahlreiche bis hin zur Null-Diät kalorienreduzierte Diäten durchaus zu Mineralstoffmangel-Situationen führen, welche sich aus den unterschiedlichen Funktionen der Spurenelemente im Organismus ergeben und oft nicht sofort als solche zu erkennen sind. So sind zum Beispiel Kupfer und Zink mit 0,1 bis 0,15 Gramm bzw. zu rund 4 Gramm im menschlichen Organismus enthalten, und sein Tagesbedarf an ihnen beträgt nur 1-2 mg bzw. 10-15 mg, ist also sehr gering. Die Bedeutung der beiden Metalle für den Menschen ist 168
noch nicht eindeutig geklärt, doch ist vom Kupfer bekannt, daß es ein wichtiges Strukturelement einiger Enzyme ist. Ferner deutet die Erhöhung der Konzentration von Kupfer im Blutserum bei Infektionen, beim Herzinfarkt und bei Erkrankungen der Nieren und der Schilddrüse daraufhin, daß dieses Metall bei der Regulation des Stoffwechsels wichtige Funktionen wahrnimmt. Ähnliches gilt auch für Zink, von dem man darüber hinaus weiß, daß es im Bereiche von Wachstum, Wundheilung und Geweberegeneration von besonderer Bedeutung ist. So bestehen zwischen den Mineralstoffen und dem Stoffwechsel zahlreiche Zusammenhänge, die auf ein enges Zusammenspiel hinweisen. Aus diesem Grunde empfiehlt sich bei jeder Diät, insbesondere natürlich bei den mehr oder weniger mit den Kalorien auch die Mineralstoffzufuhr beschränkenden kalorienreduzierten Diäten, eine zusätzliche Versorgung des Organismus mit Mineralstoffen und Spurenelementen, die durch entsprechende Tabletten leicht zu gewährleisten ist. Bei den über die Sättigung die Nahrungsaufnahme begrenzenden ketogenen Diäten wird sich diese Vorsorge im allgemeinen erübrigen, sofern diese Diäten in der Fettmenge begrenzt und fettmodifiziert sind und mageres tierisches Eiweiß in den Vordergrund der Empfehlungen stellen, durch welches der Organismus hervorragend auch mit Mineralstoffen versorgt wird. Schließlich sind diese mit dem Viehfutter in den tierischen Organismus gelangt, wo sie konzentriert und in löslicher Form für die Nutzung durch den Menschen zur Verfügung stehen! 169
30. Die Frage der Vitaminversorgung im Bereiche der Abmagerungsdiäten Liest man die zahlreichen Hinweise auf die Notwendigkeit einer ausreichenden Versorgung des Menschen mit für seine Gesundheit lebenswichtigen Vitaminen gerade während der Zeit einer Reduktionsdiät, so sollte man annehmen, daß bei Nichtbeachtung dieser Empfehlungen schwere Vitaminmangel-Erscheinungen auftreten würden. Das ist jedoch so gut wie nie der Fall! Selbst bei über mehrere Wochen hinweg total fastenden Menschen konnten zwar alle möglichen Mangelerscheinungen beobachtet werden. Mangelerscheinungen jedoch, welche durch Zufuhr von Vitaminen hätten behoben werden können, waren nicht darunter, genausowenig übrigens, wie dies bei den ja oft stark unterernährten Kriegsgefangenen am Ende der beiden Weltkriege der Fall gewesen war! Man muß aus diesen Beobachtungen also doch wohl den Schluß ziehen, daß die Frage der Vitaminversorgung im Zusammenhange mit Abmagerungsdiäten im allgemeinen reichlich hoch angesetzt zu werden pflegt, vielleicht, um den Obst- und Gemüsebauern einen Gefallen zu tun, oder auch, um die jeweils angebotene Diät möglichst schmackhaft und bunt/attraktiv erscheinen zu lassen, wodurch sich bekanntlich die Eßlust und ebenso die Verkaufschancen der Diät in demselben Maße steigern lassen, wie deren Erfolgschancen und Wirksamkeit abzunehmen pflegen. 171
Insbesondere wird von sich im Diätbereich tummelnden Fernsehköchen und Ernährungsberatern des unterschiedlichsten Wissensstandes in meist erschreckend unwissenschaftlicher und mehr von Emotionen getragener Manier in Wort und Schrift auf die Bedeutung der Versorgung des Organismus »mit frischen Vitaminen« hingewiesen, wobei in erster Linie das Vitamin C gemeint ist und der Hinweis »frisch« die an sich wohl eher negative Tatsache durch eine positive Assoziaton kaschieren soll, daß das Vitamin C der meisten bei normaler Temperatur gelagerten Obst- und Gemüsesorten bereits 24 Stunden nach ihrer Ernte durch Oxidation zur Hälfte zerstört zu sein pflegt! Vitamin C (= Ascorbinsäure) ist für den Menschen insofern essentiell, als sein Organismus genausowenig wie derjenige der Menschenaffen, der Meerschweinchen und einiger Vogelarten dieses Vitamin aus Glucose synthetisieren kann, da bei allen infolge einer Genmutation das zum Aufbau erforderliche Enzym L-Gulonolactonoxydase fehlt. Alle anderen Tierarten sind in der Lage, mit Hilfe dieses Enzyms aus Glucose jederzeit die erforderliche Menge Vitamin C herzustellen. Bei längerem Fehlen von Vitamin C in der Nahrung können also beim Menschen Mangelerkrankungen auftreten. Eine der bekanntesten Vitamin-C-Mangelerkrankungen ist der Skorbut, unter dem früher die Seefahrer litten, wenn sie über viele Monate hinweg kaum frisches Fleisch, Gemüse und Eier erhielten. Ausfallende Zähne, Müdigkeit, Blässe, Apathie, Blutungen unter der Haut und äußerst schmerzhafte Schwellun172
gen an den Gliedmaßen gaben Kunde von einem schweren Vitamin-C-Mangel, dessen klinische Erscheinungen lt. Food and nutrition Board, der »Amerikanischen Gesellschaft für Ernährung«, jedoch bereits durch eine tägliche Zufuhr von nur 10 mg (= 0,010 Gramm) Vitamin C geheilt werden konnten! Vor dem Hintergrunde dieser Erfahrungen empfahl dann ein Expertenkomitee der Weltgesundheitsorganisation, die wünschenswerte Vitamin-C-Zufuhr für den Erwachsenen auf 30 mg, für schwangere Frauen auf 50 mg festzusetzen (1 mg = 0,001 Gramm). Eine höhere Dosierung von Vitamin C ist gewiß nicht schädlich, aber auch nicht notwendig, da der menschliche Organismus eine Überschußmenge sofort wieder über die Harnwege ausscheidet. Wenn also die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die wünschenswerte Vitamin-C-Zufuhr auf 75 mg pro Tag und damit um 150% höher als die Weltgesundheitsorganisation festsetzt, so besteht dafür aus gesundheitlichen Erwägungen keinerlei Veranlassung! So hat sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung denn wohl auch von anderen Überlegungen leiten lassen: man nahm nämlich lange an, daß der im Körper maximal erreichbare Pool von 1,5 Gramm Ascorbinsäure (= Vitamin C) bei täglicher Zufuhr von 75 mg Vitamin C stets auf voller Höhe bleibt, was allerdings im Zusammenhange mit etwaigen Vitamin-C-Mangelkrankheiten völlig ohne Belang ist, unter Umständen sogar negative Auswirkungen haben kann. 173
So hat sich gezeigt, daß bei gewohnheitsmäßig höherem Vitamin-C-Konsum und ständiger »Füllung« des Vitamin-C-Pools nach plötzlichem Unterbrechen der Vitamin-C-Zufuhr entsprechende Mangelerscheinungen um so stärker und bei schon um so höherem VitaminC-Spiegel im Körper auftraten, je weniger dieser auf ein niedrigeres Vitamin-C-Niveau eingespielt war! Inzwischen haben in USA durchgeführte Untersuchungen lt. Veröffentlichungen durch den FOOD AND NUTRITION BOARD ergeben, daß zur Aufrechterhaltung des Ascorbinsäure-Pools von 1,5 Gramm eine tägliche Zufuhr von sogar nur 45 mg Vitamin C völlig ausreicht, und das ist exakt die Vitamin-C-Menge, die im Saft einer frisch gepreßten mitelgroßen Zitrone enthalten ist. Man muß sich also wirklich nach dem Sinn oder wohl mehr Unsinn zahlreicher Empfehlungen im Bereiche der Abmagerungsdiäten fragen, bei denen unter Hinweis auf den hohen Vitamin-C-Gehalt von Äpfeln, Kartoffeln, Karotten u. a. davor gewarnt wird, auf diese im Bereiche der Abmagerungsdiätetik ja doch völlig überflüssigen Obst-und Gemüsesorten zu verzichten, welche neben einigen mehr oder weniger durch Oxidation und den Kochvorgang zerstörten Vitaminen ja doch vor allem hohe Mengen an jeder Entfettung entgegenwirkenden insulinabhängigen Kohlenhydraten und entschwemmendes, aber nicht entfettendes und den Übergewichtigen auf diese Weise täuschendes Kalium enthalten! Derartige Ratschläge sind nichts weiter als unwissenschaftlicher Unsinn: sie helfen höchstens dem Obst- und Garten174
bau und gewissen, an Geschäften im Bereiche der Diätetik interessierten Kreisen, nicht aber dem Übergewichtigen. Dieser könnte und kann mit einer einzigen Zitrone (= 45 mg Vitamin C, 27 Kalorien) seinen Tagesbedarf an Vitamin C optimal decken und dabei gleichviel oder mehr Vitamin C zu sich nehmen, als er sich mit 400 Gramm Kartoffeln (= 40 mg Vitamin C nach dem Kochen, 340 Kal.), 1 kg Äpfel (= 41 mg Vitamin C, 500 Kal.) oder 1,2 kg Möhren (= 45 mg Vitamin C nach dem Kochen, 350 Kal.) zuführen würde! Und wenn der Übergewichtige gar die tägliche Zitrone vergäße? Wenn er auf jede Vitamin-C-Zufuhr überhaupt verzichten würde, sich also vitamin-C-frei ernähren würde? – Was dann passiert, ist in England untersucht: erst nach 17 Wochen traten bei einem entsprechenden Versuchskollektiv die ersten Vitamin-C-Mangelerscheinungen auf, leichtere Hämorrhagien (= Blutungen unter der Haut), und erst nach 26 Wochen begannen die ersten Zahnfleischblutungen! Bei den anderen Vitaminen ist es ganz ähnlich. Der menschliche Organismus unterhält von ihnen einen derart hohen Vorrat, daß während der üblichen Dauer von Diäten von 2 bis 16 Wochen mit VitaminmangelErkrankungen nicht zu rechnen ist, die Notwendigkeit ihrer zusätzlichen Verordnung also höchstens bei längerem Totalfasten gegeben sein würde, auf das jedoch im Hinblick auf die eingangs beschriebenen zu erwartenden Störungen im Enzym- und Hormonbereich in jedem Falle verzichtet werden sollte! 175
Mit diesen Hinweisen sollte in erster Linie festgehalten werden, wie unsinnig es ist, unter Hinweis auf alle möglichen Mangelkrankheiten bei Abmagerungsdiäten den Verzehr von »an lebenswichtigen Vitaminen reichen« Obstund Gemüsesorten mit stets ja auch entsprechend hohen Mengen insulinabhängiger Kohlenhydrate zu empfehlen. Es gibt jedoch ganz andere Gründe, welche dafür sprechen, daß während einer wirklich greifenden Diät stets auch ein Multivitamin-/Mineralstoffpräparat genommen werden sollte, und auf die wollen wir jetzt kurz eingehen. Ganz abgesehen davon nämlich, daß sich, wie wir gesehen haben, die Zufuhr von zahlreichen Mineralstoffen in zuverlässiger, präparativer Form während der Zeit einer Diät dringend empfiehlt und damit ohnehin »Pillen« oder »Kapseln«, welche die Versorgung des Organismus nun einmal am sichersten gewährleisten, ihre Begleiter sein sollten, übt eine ganze Reihe der in derartigen Kombinationspräparaten in optimaler Darreichungsform enthaltenen Vitamine eine gerade für den Entfettungsprozeß äußerst vorteilhafte Wirkung aus. So fördert zum Beispiel das als »Augen«- und »epitheliales Gewebe«-Vitamin bekannte Vitamin A nicht nur die Dämmerungssehfähigkeit und das Haar- und Nagelwachstum, dies insbesondere bei gleichzeitigem Verzehr von relativ viel Fisch mit hohem Gehalt an der dafür besonders wichtigen Aminosäure L-Cystin, sondern es begünstigt die vom Übergewichtigen ja besonders ersehnte Lipolyse seines Fettpolsters und wirkt sich darüber hinaus sehr vorteilhaft auf die Senkung eines möglicherweise zu hohen 176
Cholesterinspiegels aus! Auch die anderen Vitamine, auf die im einzelnen einzugehen den Rahmen des hier gestellten Themas sprengen würde, nehmen als »Beschleuniger« zahlreicher Stoffwechselvorgänge gerade im Bereiche der Abmagerungsdiätetik äußerst erwünschte und förderliche Funktionen wahr. Aus diesem Grunde, und nicht zur Vermeidung überhaupt nicht zu erwartender Vitaminmangel-Krankheiten, sollten Multivitaminpräparate Begleiter einer jeden Diät sein, von der man eine wirksame Entfettung erwartet, und zwar in kohlenhydratfreier Kapselform und nicht als zuckerhaltige »Limonade«-Tabletten. Die in jeder Apotheke erhältlichen Multivitamin-/Mineralstoff-Kombinationspräparate in Kapseln gewährleisten eine Vitamin- und Mineralstoffzufuhr in jedem Fall überschaubarer, zuverlässiger, physiologisch vernünftiger und damit hilfreicher, als dies je durch Obst und Gemüse geschehen könnte! Auf die in erster Linie die Freude am Essen und den Appetit fördernde Wirkung der für Auge und Zunge angenehmen Gemüsebeilagen und Obstdesserts sollte der Übergewichtige so lange verzichten, wie es sein Ziel ist, wirkungsvoll zu entfetten. Es ist nun einmal so, daß der Übergewichtige dieses Ziel um so schneller erreicht, je weniger er ißt und braucht, um zur Sättigung zu gelangen. Daher sollte er alles vermeiden, was ihn unnötig zum Essen verleitet, und dazu gehören nun einmal aus physiologischen und psychologischen Gründen Obst und Gemüse! 177
31. Die Frage der Ballaststoffe im Bereiche der Abmagerungsdiäten Falsche Meinungen werden dadurch nicht richtiger, daß sie von einer die Tatsachen nicht zur Kenntnis nehmenden, unkritisch und unwissenschaftlich denkenden Mehrheit der im Ernährungsbereich Tätigen immer wieder aufs neue verbreitet werden! Dies gilt für die Frage nach der Bedeutung der Ballaststoffe im Bereiche der Abmagerungsdiäten in gleicher Weise wie für die im vergangenen Kapitel behandelte Thematik »Vitamine«. So ist es verbürgt, daß es Personen gibt, welche nach Schwarzbrotverzehr eine furchtbare Verstopfung zu bekommen pflegen, und daß es wieder andere gibt, welche behaupten, daß bereits eine einzige Scheibe Schwarzbrot genüge, um ihre Verdauung entscheidend zu verbessern, und wieder von anderen ist bekannt, daß sie sich extrem ballaststoffarm ernähren und trotzdem nie über Verstopfung zu klagen haben. In der ernstzunehmenden medizinischen Literatur wurde mehrfach darüber berichtet, daß eine ganze Reihe von Menschen, welche nach der Umstellung auf stark rohfaserreiche Obst- und Gemüsekost zwar zunächst Erleichterung empfanden, Stuhl zu produzieren, sich dann jedoch alsbald wegen unerträglicher Verstopfungserscheinungen in klinische Behandlung begeben mußten, in deren Verlaufe mit der Umstellung auf wieder rohfaserärmere Normalkost dann auch recht schnell die Beschwerden verschwanden. 179
Kann man da im Zusammenhange mit Stuhl und Verdauung noch unkritisch und die Realitäten negierend von einer allgemeinen Notwendigkeit für eine ballaststoffreiche Ernährung reden, wie sie immer wieder keineswegs nur von Naturaposteln und in der Grauzone der Medizin Tätigen gefordert wird. – Wie so oft im Bereiche von Ernährung und Medizin divergieren auch in der Frage der Ballaststoffe undiszipliniertes Wunschdenken und Realität in einem erschreckenden Ausmaße. – Denn es erhebt sich nun doch wohl zunächst die Frage, ob denn die Weltraumfahrer andere Menschen sind als diejenigen, denen von Kartoffel-, Gemüse- und Müslifanatikern immer wieder eine ballaststoffreiche Ernährung als Quelle und Voraussetzung ewiger Gesundheit anempfohlen wird. Jedenfalls ist nie darüber berichtet, daß die sich wochenoder sogar monatelang von »Bilanzierter synthetischer Diät«, also von Astronautenkost, ernährenden Weltraumfahrer an krankmachenden Verstopfungserscheinungen oder an Erkrankungen ihres Verdauungssystems litten, obwohl ihre Ernährung zum Zwecke der Verringerung der täglichen Stuhlmenge völlig ballaststoffrei war. Derartige Erkrankungen waren auch nicht zu erwarten, denn vorher wurde in Langzeituntersuchungen festgestellt, daß sich der Mensch über sehr lange Zeit ohne jede Beeinträchtigung seines Gesundheitszustandes und bei hervorragender Leistungsfähigkeit rein synthetisch und ohne alle Ballaststoffe ernähren kann, wovon man übrigens heute sogar in speziell im Magen-/Darmbereich tätigen Operationskliniken praktischen Gebrauch macht: 180
Es hat sich nämlich herausgestellt, daß eine ballaststofffreie, rasch und vollständig resorbierbare Nahrung nicht nur eine sehr erwünschte Reduktion von Danninhalt und Entleerungshäufigkeit bewirkt, sondern zusätzlich noch eine Erniedrigung pathogener Keime im Darmtrakt, die man sonst nur durch hochdosierte Antibiotika mit häufig allergischen und toxischen Nebenwirkungen und der unerwünschten Begünstigung der Entwicklung resistenter Stämme erzielen kann! Außerdem sollten wir nicht vergessen, daß sich der junge Erdenbürger ja besonders gut zu entwickeln pflegt, wenn er möglichst spät abgestillt wird, und Muttermilch enthält nun einmal keine faserreichen Ballaststoffe. Über schlechte Verdauung des heranwachsenden und prächtig gedeihenden Säuglings als Folge der Ernährung durch Muttermilch ist jedoch nie berichtet, eher umgekehrt: Verdauungsschwierigkeiten stellen sich gar nicht so selten mit der Umstellung auf industrielle Säuglingsnahrungen ein, und diese pflegen neben Industriezucker stets auch mehr oder weniger hohe Anteile von Ballaststoffen zu enthalten! Es ist also gewiß nicht richtig, wenn verallgemeinernd behauptet wird, daß ballaststoffreiche Kost eine wesentliche Voraussetzung für eine gute Verdauung sei und Verstopfungen verhindere. Sie kann ebensosehr auch eine Obstipation (= Verstopfung) gerade erst bewirken! Natürlich ist seit langem bekannt, daß eine vorwiegend pflanzliche, ballaststoffreiche Kost den Magen-/Darmkanal schneller passiert als eine vorwiegend tierische Kost 181
mit weniger Ballaststoffen, wobei übrigens die Verweildauer im Magen interessanterweise für beide Kostarten gleich groß ist. Die pflanzliche Kost passiert jedoch den Rest des Magen/Darmkanales in kürzerer Zeit als die tierische, wahrscheinlich wegen der geringeren Nährstoffkonzentration und wegen ihres größeren Volumens, von dem sich der Körper aus Platzgründen schneller wieder trennen muß. Und hierzu besteht bei der ballaststoffärmeren, konzentrierteren tierischen Kost überhaupt keine Veranlassung. Überhaupt hat ja doch die Geschwindigkeit, mit welcher die Darmpassage erfolgt, nur sehr am Rande mit der Verstopfungswahrscheinlichkeit und deren Ursachen und Beeinflussungsmöglichkeiten zu tun, denn die Obstipation beruht auf einer Störung der Motorik des Colons, des Grimmdarms also, und hier sitzt das Übel, das zu beheben wäre! Daß hierzu faserreiche Kost nur sehr bedingt in der Lage zu sein scheint, stellen die zahlreichen Verstopfungen gerade als Folge einer solchen Kost unter Beweis, Verstopfungen, welche sich durch Rückkehr zur Normalkost dann wieder beheben lassen. Man kann also eine ballaststoffreiche Kost mit vorwiegend groben Brotsorten, Obst und Gemüse, und diese womöglich noch als häufig gärfreudige Rohkost, keineswegs als ein Allheilmittel gegen Obstipation betrachten: Diese Kost tut gewiß manchem gut, manchem schadet sie, und nicht wenige haben die beste Verdauung sogar bei ausgesprochen ballaststoffarmer Ernährung! 182
Auch sollte man nicht vergessen, daß ballaststoffreiche Kohlenhydrate das Ernährungsgeschehen selbst beeinflussen können, und zwar negativ! So pflegen beispielsweise zahlreiche Ballaststoffe die Resorbierbarkeit von Kohlenhydraten, Fetten und vor allem auch von Proteinen durch den menschlichen Organismus zu beeinträchtigen, was für die sogenannte Darmhygiene gewiß nicht vorteilhaft, für den Übergewichtigen unter Umständen jedoch sogar hilfreich sein könnte, wobei die Ausnutzung dieses Effektes gärfreudiger Ballaststoffe allerdings wohl kaum den Grundsätzen einer sinnvollen Therapie entsprechen dürfte. Ferner: bei der Empfehlung des »vollen Kornes« wird häufig übersehen, daß die hauptsächlich in den Kleiebestandteilen des Getreides enthaltene Phytinsäure mit dem in der Nahrung enthaltenen Kalzium und Eisen unlösliche Phytate bildet, die vom menschlichen Körper wegen Fehlens eines bestimmten Fermentes nicht resorbiert werden können, der menschlichen Nutzung also entzogen werden. Daher wird zum Beispiel das im Weißbrot enthaltene Kalzium wesentlich besser resorbiert als »Schwarzbrotkalzium«, und es ist kein Wunder, daß in Zeiten der Weißbrotknappheit, wie zum Beispiel während des letzten Krieges in Deutschland, die Zahl der Kalziummangel-Erkrankungen deutlich stieg, zumal auch noch die Versorgung der Bevölkerung mit den hervorragenden Kalziumquellen Milch, Quark und Käse infolge Rationierung eingeschränkt war. 183
So ist es ein vor allem einer nicht disziplinierten Denkweise entsprechender unwissenschaftlicher Unsinn, wenn unter Hinweis auf deren Ballaststoffarmut Abmagerungsdiäten verunglimpft werden, in welchen vom Verzehr von Obst und Gemüse, die bekanntlich den Appetit anzuregen pflegen und durch ihren oft hohen Gehalt an lipophilen Kohlenhydraten jeder Entfettung direkt entgegenwirken, abgeraten wird. Bei einer solcherart unqualifizierten Argumentation wird außerdem völlig übersehen, daß die Versorgung mit Ballaststoffen auch bei gemüse- und obstfreien Diäten durch Diät-Kleie hervorragend gewährleistet werden kann, falls eine ballaststoffreiche Ernährung gewünscht und als Erleichterung empfunden wird! Die Behauptung, daß zellulosereiche Kost den Serumcholesterinspiegel senke, war lange Zeit eines der in den Vordergrund geschobenen Argumente für eine ballaststoffreiche Kost. – Methodisch einwandfreie Unterschungen haben jedoch inzwischen ergeben, daß diese Behauptungen schlichtweg falsch sind: Nicht der Zellulosegehalt der Ballaststoffe ist für die beobachtete Senkung des Cholesterinspiegels maßgebend, sondern ganz offensichtlich deren Pektingehalt. So wird davon berichtet, daß sowohl Kleiezulagen zur Kost, aber auch kleiearmes Weißbrot wie auch alleine schon die Zugabe von Pektinen zur Nahrung den Serumcholesterinspiegel senken können, wahrscheinlich durch eine Erschwerung der Cholesterinresorption im Darm. Obst und Gemüse wegen ihres Gehaltes an faserreichen Ballaststoffen? 184
Es gibt für eine derartige Empfehlung bei Abmagerungsdiäten nicht eine einzige Begründung, die einer seriösen wissenschaftlichen Überprüfung standhielte. Wenn man wirklich einer ballaststoffhaltigen Diätkost, aus welchen Gründen auch immer, den Vorzug gibt, sollte man auf die Verwendung von Diät-Kleie zurückgreifen. Diät-Kleie besitzt ein hervorragendes Quellvermögen, einen ausgeprägten Vitamin B1-Gehalt und an verwertbaren Kohlenhydraten nur einen Anteil zwischen 5 und 8% bei 50 bis 55% Ballaststoffen, d. h. bei etwa 30 Gramm Kleie täglich werden im Mittel nur etwa 2 Gramm insulinabhängige Kohlenhydrate verzehrt, und die machen weder Appetit, noch wirken sie der Lipolyse entgegen. Um den Abnahmewilligen und seinen Arzt und den Gesundheitsbewußten bei der nach allem zu treffenden Entscheidung nicht alleine zu lassen: Trotz aller noch vorhandenen Unsicherheiten und Unklarheiten im Bereiche der Ballaststoffe sollte bei jeder wirklich greifenden Abmagerungsdiät Diät-Kleie eingesetzt werden, und zwar aus im wesentlichen drei Gründen: 1. Die meisten Menschen sind ja nun einmal an ihren täglichen Gang zur Toilette gewöhnt, so daß sie zum Beispiel bei einer bekanntlich äußerst wirksam entfettenden, nährstoffkonzentrierten kohlenhydratverarmten ketogenen Diät, wie sie z. B. auch von Dr. A. Felix in seinem »Schlankheitskonzept« empfohlen wird, den sich möglicherweise etwas verzögernden Rhythmus wieder in die gewohnten Bahnen lenken können. Außerdem wird durch Diät-Kleie eine hervorragende Darmhygiene be185
trieben, was in verschiedener Hinsicht von Vorteil ist. 2. ist es weitgehend gesichert, daß die Diät-Kleie einen senkenden Effekt auf die Serumtriglyceride ausübt, was im Hinblick auf die gerade auch für den Übergewichtigen anzustrebende Senkung seiner Blutlipide von Vorteil ist, und 3. gibt es ernstzunehmende Hinweise darauf, daß ein regelmäßiger Verzehr von Diät-Kleie gegen die Divertikulose des Colons als mögliche Quelle einer späteren Krebserkrankung in diesem Bereiche vorbeugend wirksam ist. Allerdings ist bei der Empfehlung und Verwendung von Diät-Kleie auf folgendes zu achten: Insbesondere die häufig angebotene Weizenrohkleie hat einen ausgeprägten Anteil an Phytohämagglutininen als Wachstumshemmer und an Trypsin- und Chymotrypsininhibitoren, das sind Enzymhemmer, welche die Aktivität der für die Aufspaltung von Proteinen wichtigen Verdauungsfermente Trypsin und Chymotrypsin stark beeinträchtigen, die Eiweißverdauung also in unerwünschter Weise behindern. Damit ein ungünstiger Effekt der Kleie auf die Verdauung des gerade bei wirksam entfettenden Abmagerungsdiäten wichtigen Nahrungsstoffes Eiweiß vermieden wird, sollte man Diät-Kleie bevorzugen, welche einen deutlichen Hinweis auf die Ausschaltung der genannten Enzym- und Wachstumshemmer aufweist. Außerdem ist zu beachten, daß Diät-Kleie aufgrund ihrer an sich ja gewünschten besonderen Quellfähigkeit einen stopfenden Effekt bewirken kann, sofern nicht ausreichend getrunken wird! 186
32. »Garantiert ohne Hungern!« Etikettenschwindel oder Wahrheit? Wenn man die Versprechungen zahlreicher Diäten für bare Münze nimmt, sollte man meinen, daß die physiologischen Gegebenheiten des menschlichen Wesens einem enorm schnellen Wandel unterworfen sind. Waren seit Jahrzehnten die auf 1200 oder 1600 Kalorien »ausgewogen« reduzierten Diäten dafür bekannt, daß sie die Übergewichtigen wegen des ständigen Hungergefühles, das sich in ihrem Gefolge einstellte, psychisch und physisch frustrierten und meist schon deswegen durch Abbruch zum Mißerfolg kamen, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatten, so kann man in neuerer Zeit immer häufiger lesen und auch über das Fernsehen in DiätSendungen erfahren, daß jetzt, entgegen jeder gesicherten Erfahrung, die 1200- oder 1600-Kaloriendiäten plötzlich sättigen sollen, zumindest, wenn man die Werbeaussage »Ohne Hunger zum Idealgewicht« so deuten darf. Nun, für eine Anpassung der physiologischen Gegebenheiten des menschlichen Organismus an geänderte Umwelteinflüsse, wie sie sich ohne Zweifel auch durch Änderung der Ernährungsgewohnheiten ergeben, über Genentwicklung, Mutation und Ausleseprozesse sind etwa 250 000 Jahre erforderlich, und wenn wir zum Beispiel nachforschen wollen, welches die uns gemäße Ernährung ist, müssen wir uns die Frage stellen, wie unsere Vorfahren vor rund 250 000 Jahren lebten. 187
Waren unsere Vorfahren seßhafte, Getreide, Gemüse und Zuckerrüben kultivierende Bauern? Gewiß nicht! Nomadisierende Jäger waren sie, die von Höhle zu Höhle zogen und ihren Nahrungsbedarf durch Jagd und Fischfang deckten und gelegentlich auch einmal wohlschmeckende Beeren und Honig suchten und vielleicht sogar fanden. Das waren unsere Vorfahren, und so sieht die Ernährung aus, auf die unser Organismus physiologisch eingestellt ist! Wenn sich also der menschliche Organismus in den letzten Jahren mit Sicherheit nicht angepaßt hat, weil er es gar nicht konnte, wie erklären sich dann die entsprechenden Diät-Versprechungen? Die Antwort ist einfach: sie sind es, die sich angepaßt haben, und zwar an die, im übrigen sogar zutreffenden Aussagen zu den kohlenhydratverarmten ketogenen Diäten, die tatsächlich selbst bei einem Minimum an Nahrungskalorien bis hin zu Null durch ihre natürliche Sättigung überzeugen. Die bekannteste ketogene Diät ist die Null-Diät, und es ist eine altbekannte Erfahrung, daß nach etwa 2 Tagen, und zwar mit dem Moment, in dem sich der Organismus nach Aufzehrung der in der Leber gespeicherten Glykogen-(= Kohlenhydrat-) Depots von der Glucoseutilisation auf die Ernährung durch Körpereiweiß und Ketonkörper umgestellt hat, das Hungergefühl verschwindet und einem ausgeprägten Sättigungsgefühl Platz macht, ohne daß der Fastende auch nur irgendwelche Nahrung zu sich nimmt. 188
Denselben Effekt bewirken natürlich auch alle anderen kohlenhydratverarmten ketogenen Diäten, bei denen im Unterschied zu der den Organismus gefährdenden NullDiät durch Verzehr hochwertigen natürlichen mageren tierischen Eiweißes dafür gesorgt wird, daß kein Schwund an körpereigenem Eiweiß des menschlichen Organismus erfolgt und, dies im Gegensatz zur Null-Diät, insbesondere bei Bevorzugung von Milch- und Eier-Eiweiß der Harnsäurespiegel niedrig gehalten wird, was im Hinblick auf die Gicht-Problematik von Bedeutung ist. Nachdem nun die Protagonisten der lipophilen Brot-, Kartoffel-, Reis- und anderer »ausgewogen« kalorienreduzierten Diäten die Werbewirksamkeit der Aussage »Ohne Hunger«, welche die ketogenen Diäten mit Recht als Etikett verwenden, erkannt hatten, war es für sie nicht mehr weit bis zu dem grandiosen Etikettenschwindel, auch die von ihnen propagierten kohlenhydrathaltigen lipophilen Diäten, für die ganz andere physiologische Gesetzmäßigkeiten Gültigkeit haben, auf den offenbar recht einträglichen Markt der Abmagerungsdiäten mit dem Aufkleber »Ohne Hunger« zu lancieren. Zeigt allein schon dieses Vorgehen, wie wenig oft die Wahrnehmung der Interessen der gutgläubigen Übergewichtigen und wie sehr dagegen diejenige zahlreicher »Ernährungsberater« und ihrer medizinischen und nichtmedizinischen Hintermänner auf diesem schillernden Markte wahrgenommen werden, so wird das unwissenschaftliche und undisziplinierte Vorgehen dieser Leute noch dadurch besonders pointiert, daß sie die von ihnen 189
wegen ihrer hohen Wirksamkeit offenbar gefürchteten ketogenen Diäten mit den Etiketten »rascher Überdruß« anstelle von »rasche Sättigung« und »für den Stoffwechsel problematisch« anstelle von »schonende ketogene Ernährung« versehen. Nun ja, wenn sachliche Argumente fehlen, müssen offensichtlich polemisch/kasuistische Winkelzüge herhalten, die einer wissenschaftlichen Nachprüfung nicht standhalten. Könnte man für ein solches Vorgehen in der industriellen Werbebranche vielleicht noch Verständnis haben, wo dies im übrigen verboten ist und wo auch die Verbraucherschutzverbände recht schnell eingreifen würden, so scheint doch im Bereiche der Diätetik unter dem Motto »Freiheit der Wissenschaft« und »Freiheit des Denkens« derartiges erlaubt zu sein. Gibt es wirklich noch jemanden, der sich über die tiefe Krise wundert, in welcher Diätetik und Medizin stecken? Vielleicht darf dieses Kapitel zur Erläuterung dessen, was gemeint ist, mit dem letzten Teile des Eides des Hippokrates, der bekanntlich Leitsatz und Richtschnur eines jeden Mediziners sein sollte, beschlossen werden: »Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken nach bestem Vermögen und Urteil und von ihnen Schädigung und Unrecht fernhalten. Ich werde niemandem, auch nicht auf seine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur einen solchen Rat erteilen. Auch werde ich nie einer Frau ein Mittel zur Vernichtung keimen190
den Lebens geben. Was ich bei der Behandlung oder auch außerhalb der Behandlung im Leben der Menschen sehe oder höre, werde ich verschweigen und solches als Geheimnis betrachten.« Es täte uns allen gewiß gut, wenn wir uns in diese Worte, die vor rund 2400 Jahren niedergeschrieben wurden, einmal etwas länger vertiefen würden!
191
33. Ein Resümee Rückblick und Ausblick Die moderne Stoffwechselforschung im Verein mit der Biochemie haben uns darüber aufgeklärt, daß allein die insulinabhängigen Kohlenhydrate lipophile Eigenschaften besitzen und daß selbst die Fette unserer Nahrung nicht zum Fettansatz, also zur Liponeogenese führen können, sofern wir auf den Verzehr von insulinabhängigen Kohlenhydraten verzichten. So kann eine möglichst konsequent kohlenhydratreduzierte Ernährung keinen Fettansatz bewirken, jedenfalls so lange nicht, wie die verzehrte Eiweißmenge nicht so groß ist, daß sich der Organismus von ihr durch Gluconeogenese aus Eiweiß, also durch Umbildung von Nahrungseiweiß in Glucose – Blutzucker trennen muß. Im allgemeinen ist ein Mensch jedoch gar nicht in der Lage, die dafür erforderliche Menge an Nahrungseiweiß zu sich zu nehmen. Das durch Eiweiß als »Appetitzügler der Mutter Natur« rechtzeitig hervorgerufene Sättigungsgefühl und die bei weiterem Eiweißverzehr schnell einsetzende Übelkeit hin bis zum Erbrechen pflegen ihn daran zu hindern. Die Beobachtung, daß eine kohlenhydratreduzierte Ernährung nicht dick macht, sondern sogar trotz überkalorischer Kost gewichtsreduzierend zu wirken pflegt, ist nicht so ganz neu: So berichtet zum Beispiel die Geschichte der Medizin, 192
daß der englische Ohrenarzt Dr. William Harvey in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Sargtischler William Banting mit einer kohlenhydratreduzierten Ernährung wirksam entfettete. Banting war damals wegen ständig bohrender Ohrenschmerzen bei Dr. Harvey in Behandlung. Trotz intensiver Untersuchungen konnte dieser jedoch bei seinem Patienten keinen organischen Befund feststellen, durch welchen sich die Ohrenschmerzen erklären ließen. Angesichts der Leibesfülle des sechzigjährigen Bantings stellte sich Dr. Harvey schließlich die Frage, ob die Ohrenschmerzen seines Patienten nicht auch mit dessen Fettleibigkeit im Zusammenhange stehen könnten, indem beispielsweise das übermäßige Fett einen ständigen Druck auf die Eustachische Röhre seines Ohres ausübt. Im Zusammenhang mit diesen Überlegungen erinnerte sich Dr. Harvey an seine Studienzeit an der Pariser Sorbonne, wo er die biochemische Theorie des Professors Claude Bernard kennengelernt hatte. Nach dieser damals sehr kühnen, im wesentlichen jedoch richtigen Theorie sollte nämlich im Bereiche der Leber nicht nur die Gallenflüssigkeit, sondern auch noch eine dem Zucker verwandte Substanz erzeugt werden, die von Professor Bernard »Glucose« genannt wurde. Obwohl eigentlich Ohrenarzt, beschäftigte sich Dr. Harvey nach seiner Rückkehr nach England weiterhin mit den Anregungen, welche er während seiner Studien an der Sorbonne erhalten hatte. Dabei bemerkte er schon damals, daß eine kohlenhydratverarmte Ernährung zur 193
Gewichtsreduktion, eine kohlenhydratreichere Ernährung dagegen, ähnlich wie bei der Tiermast, so auch beim Menschen zur Mast führte. Vor dem Hintergrunde dieser Erkenntnis empfahl Dr. Harvey seinem Patienten Banting eine stark kohlenhydratreduzierte Ernährung mit viel fettem Fleisch, Speck, Eiern, hin und wieder auch Alkohol, von dem fälschlicherweise damals angenommen wurde, daß er vom Körper einfach wieder ausgeschieden werden würde, und siehe da: Banting war nach etwa einem Jahre um über 40 Pfund leichter – und tatsächlich auch seine Ohrenschmerzen los. Aus Dankbarkeit über die Befreiung von seiner Plage veröffentlichte der Sargtischler Banting dann im Jahre 1863 die nach ihm benannte Banting-Diät. Im Jahre 1882 schrieb in Deutschland der bekannte Göttinger Kliniker W. Ebstein in seiner Monographie über »Die Fettleibigkeit«: »Der Arzt, welcher jemand entfetten will, braucht ihn nur hungern zu lassen; der Erfolg kann manchmal günstig scheinen. Empfehlenswert ist die Methode sicher nicht.« Bei der Behandlung der Fettleibigkeit »muß das Regime derartig eingerichtet werden, daß es sich der Kranke für seine weitere Lebenszeit zu eigen macht und es mutatis mutandis auch nach vollzogener Entfettung dauernd beibehalten kann.« Die … »unabänderlichen Entsagungen … bestehen in der Einschränkung der Kohlenhydrate«. Dies, wie gesagt, im Jahre 1882! 194
Seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts erschienen dann periodisch immer wieder derartige kohlenhydratreduzierte Diäten, welche bis in die jüngste Zeit hinein mit oft sensationell aufgemachten Schlagzeilen wie »Diät-Revolution« »Iß Dich schlank mit Fett!« »Fett macht schlank« oder aber als »Punkte-Diät« auf den Markt kamen, »bei der die Punkte recht willkürlich und unwissenschaftlich den einzelnen Lebensmitteln zugeordnet waren.« (Zitat aus einem im Bundesgesundheitsblatt Nr. 24 vom 29. 11. 1974, Seiten 370ff., veröffentlichten Artikel des Bundesgesundheitsamtes mit dem Titel »Gefahren des Schlankessens«) In den USA berichtete dann im April 1951 auch der Amerikaner Dr. Alfred W. Pennington im JOURNAL OF THE MEDICAL SOCIETY OF DELAWARE unter dem Titel »Die Verwendung von Fett in einer gewichtsmindernden Diät« über die erfolgreiche Behandlung von fettleibigen Angestellten der Firma DUPONT mit einer fett- und eiweißreichen kohlenhydratreduzierten Ernährung, so daß man sich fragen muß, was denn an der ebenfalls fett- und eiweißreichen kohlenhydratreduzierten »Diät195
Revolution« des Dr. Atkins, die vor kurzem Furore machte, eigentlich so Revolutionäres dran ist. Diese und zahlreiche ähnliche Diäten basieren in ihren wesentlichen Aussagen schließlich auf mehr als 110 Jahre alten Erkenntnissen. Sie hätten sich wegen ihrer bei der Bekämpfung der Fettleibigkeit immer wieder beobachteten durchschlagenden Erfolge schon längst als die Methode der Wahl durchgesetzt, wenn mit ihnen nicht eine ganz erhebliche Steigerung verschiedener gesundheitlicher Risiken einherzugehen pflegt, so daß man vor allem wegen des Risikos, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an der Gicht zu erkranken, Gefahr läuft, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Mit der Beschränkung lediglich der Kohlenhydrate ist nämlich erfahrungsgemäß zwangsläufig stets auch ein unerwünscht erhöhter Verzehr von versteckten oder auch nicht versteckten tierischen Fetten mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren verbunden, bei deren Verstoffwechslung im menschlichen Organismus der Serumcholesterinspiegel auf abenteuerlich gefährliche Höhe angehoben zu werden pflegt, nach Berichten in der medizinischen Fachpresse bei der Atkins-Diät z. B. auf über 900 mg/100 ml Serum, bei anzustrebenden Werten von möglichst unter 200 mg/100 ml Serum! Presseberichte vom Herbst 1979, so z. B. im Kölner EXPRESS vom 18. September, lassen denn auch den Schluß zu, daß Dr. Atkins die Gefährlichkeit seiner Diät offenbar inzwischen selbst erkannt hat und nicht mehr danach lebt: Die Überschrift »Diätpapst hat jetzt 270 Pfund« erübrigt jeden weiteren Kommentar! 196
Das mit einer derartigen, mit Recht auch »atherogen« bezeichneten kohlenhydratreduzierten Diät unzweifelhaft verbundene erhöhte gesundheitliche Risiko läßt sich nach gesicherten neuzeitlichen Erkenntnissen jedoch vollkommen vermeiden, wenn folgende Randbedingungen bei der Diät erfüllt werden, die sich im wesentlichen aus den vorstehenden Darlegungen herleiten lassen: 1. Verzehr möglichst hochwertiger, vor allem fettarmer natürlicher tierischer Eiweißträger. 2. Begrenzung der täglichen Eiweißmenge auf etwa 110 bis 130 Gramm Eiweiß, (s. Kap. 13), wie sie z. B. vorliegen in 250 g Magerquark = 43 Gramm Eiweiß 1 Ei = 11 Gramm Eiweiß 100 g Hartkäse = 27 Gramm Eiweiß 250 g mag. Rindfleisch (Steak) = 38 Gramm Eiweiß 119 Gramm Eiweiß oder aber in 100 g dt. Corned beef = 22 Gramm Eiweiß 125 g Camembert = 29 Gramm Eiweiß 1 Ei = 11 Gramm Eiweiß 250 g Kabeljau-Filet = 43 Gramm Eiweiß 100 g Magerquark = 17 Gramm Eiweiß 122 Gramm Eiweiß 3. Zur Entlastung des Purinstoffwechsels sollte im Hinblick auf die Harnsäure-/Gichtproblematik 197
täglich ein angemessener Anteil vom Gesamteiweiß als zellkernfreies Eiweiß, also als Milch- und Eier-Eiweiß verzehrt werden. 4. Sollte ein angemessener Anteil hochwertiger linolsäurehaltiger Fette in Form von Diät-Margarinen und -Ölen am Gesamtfettverzehr angestrebt werden. 5. Begrenzung des zur Erzielung eines länger andauernden Sättigungsgefühles erforder lichen FettKonsums auf etwa 110 Gramm Fett pro Tag. Erscheint diese Fettmenge, die im übrigen ca. 25% unterhalb des gegenwärtigen durchschnittlichen Fett-Konsums der bundesdeutschen Bevölkerung liegt, auf den ersten Blick auch relativ hoch, so ist wegen Fortfalls des Transform-Fettes aus Kohlenhydraten (s. Kapitel 16) die vom Organismus zu verstoffwechselnde Gesamtfettmenge geringer als z. B. bei einer ausgesprochen fettarmen Ernährung mit einem Energieinhalt von 2400 Kal., welche z. B. 70 Gramm Eiweiß 50 Gramm Fett und 402 Gramm Kohlenhydrate enthält, von denen in Ermangelung der Speicherfähigkeit des Organismus für Kohlenhydrate bei mittlerer körperlicher Aktivität etwa die Hälfte als ca. 89 Gramm Transformfett vorübergehend gespeichert werden müssen. 198
Die bei dem gewählten Beispiel vom Organismus zu verstoffwechselnde Gesamtfettmenge liegt dann bereits bei 139 Gramm Fett und ist damit um rund 25% höher als die Fettmenge der auf ca. 110 Gramm Nahrungsfett begrenzten kohlenhydratreduzierten Diät, bei der Transformfett nicht gebildet wird. Es ist also grob unrichtig, bei einer auf 110 Gramm Nahrungsfett begrenzten eiweißbetonten, fettmodifizierten kohlenhydratreduzierten Diät von einer fettreichen Diät zu sprechen, da die vom Organismus zu verstoffwechselnde Fettmenge geringer ist als bei einer fettarmen kohlenhydrathaltigen normalkalorischen Kost, mittlere körperliche Aktivität vorausgesetzt. 6. Festsetzung der täglichen Trinkmenge auf etwa 2-3 Liter kalorienfreier Flüssigkeit zwecks Entlastung des Säure-/Basen-Haushaltes. 7. Alkoholverzicht. 8. Zur Vitamin-C-Versorgung den Saft einer Zitrone täglich. 9. Multimineralstoffpräparat, eventuell auch ein kohlenhydratfreies Vitamin-/Mineralstoff-Kombinationspräparat in Kapselform. 10. Täglich etwa 30 Gramm Diät-Kleie als Ballaststoff. Daß die vorstehend erwähnte, dem neuzeitlichen Erkenntnisstand von Biochemie und Medizin entsprechende 199
fettmodifizierte kohlenhydratreduzierte Diät auf der Basis hochwertiger natürlicher magerer tierischer Eiweiße abwechslungsreich und schmackhaft sein kann, hat z. B. Dr. A. Felix im Rezeptanhang seines Buches »Das Schlankheitskonzept« (Optima-Verlag Köln) unter Beweis gestellt. Natürlich pflegt sich auf Grund des hohen Sättigungseffektes der biologisch hochwertigen natürlichen Eiweiße das Sättigungsgefühl bei bereits ungewohnt geringen Nahrungsmengen einzustellen, ohne daß es dabei jedoch zu Aversionserscheinungen zu kommen pflegt. Die tägliche Nahrungsaufnahme des Übergewichtigen pendelt sich in aller Regel bei etwa 1500 Kal. ein. Insofern ist eine derartige ketogene Diät letztlich auch eine kalorienreduzierte Diät, allerdings mit mehreren ganz wesentlichen Vorteilen gegenüber den üblichen kohlenhydrathaltigen kalorienreduzierten Diäten: l. wird die Nahrungsaufnahme »freiwillig« über das Sättigungsempfinden reguliert und nicht über den häufig frustrierenden Zwang der Küchenwaage. 2. ist die kohlenhydratreduzierte, fettmodifizierte Diät überall durchführbar: Käse, gekochte Eier, Corned beef, Schinkenröllchen, Diätmargarine, vielleicht auch Ölsardinen o. ä. können überall mitgenommen und verzehrt werden, also ohne große Umstände auch im Büro oder unterwegs. 3. wird der Organismus mit allen essentiellen Nahrungsstoffen hervorragend versorgt. 200
4. erkennt der ehemals Übergewichtige recht schnell, in welchem Umfange die zwar kalorienarmen, dafür jedoch lipophilen insulinabhängigen Kohlenhydrate sein Übergewicht verursacht haben. Aus dieser Erfahrung heraus lernt er seine tägliche Ernährung so umzustellen, daß er bei relativ geringen Nahrungsmengen schnell zur Sättigung kommt. Der ehemals Übergewichtige wird beim Verzehr konzentrierter löslicher insulinabhängiger Kohlenhydrate, also z. B. Zucker und Honig, zurückhaltender sein und diese Kohlenhydrate vor allem als sparsam zu konsumierende Genußmittel und weniger als oft in zahlreichen Speisen und Getränken verborgene Grundnahrungsmittel schätzenlernen. Neben magerem Eiweiß und hochwertigem Fett, zu dem neben den linolsäurehaltigen Fetten, wie er im Kapitel 26 gelernt hat, durchaus auch, wenn in einem bescheideneren, anteiligen Umfange vertreten, die Butter gerechnet werden kann, wird der ehemals Übergewichtige vor allem die weniger konzentrierten Kohlenhydrate bevorzugen, wie sie in Gestalt zahlreicher appetitlicher Gemüse und Salate, weniger ausgemahlener Brotarten und auch nicht allzu süßer Obstsorten vorliegen. Diese Kohlenhydrate werden bei dem nunmehr weitgehend entfetteten ehemals Übergewichtigen gegenüber früher einen nur recht wenig ausgeprägten oder gar keinen Hyperinsulinismus bewirken, dessen Stärke bekanntlich in der Mehrzahl aller Fälle von 201
der vorhandenen Fettmasse abzuhängen pflegt und der als eigentliche Ursache für die oft rapide weiter um sich greifende Verfettung des oft zunächst nur leicht übergewichtig gewordenen, ehemals schlanken Menschen anzusehen ist. In der sich aus dieser Abhängigkeit von Hyperinsulinismus und Größe des Fettvolumens herleitenden Eigendynamik des Fettgewebes ist zum wesentlichen Teil die Erklärung für das Phänomen zu finden, daß Dicke oft schon von relativ geringen Mengen insulinabhängiger Kohlenhydrate weiteres Fett ansetzen, während schlanke Personen bis zu einem gewissen Gewicht auf Kohlenhydrate relativ wenig sensibel reagieren und oft beachtliche Mengen davon verzehren können, ohne daß eine relevante Verfettung einsetzt. Sobald bei den durchaus noch schlank wirkenden Personen eine offensichtlich vorhandene kritische Gewichtsschwelle jedoch überschritten wird, pflegt die Verfettung auch bei diesen Menschen schnell um sich zu greifen. Umgekehrt ist immer wieder zu beobachten, daß sich nach eingetretener Entfettung auch bei ehemals stark Übergewichtigen die Toleranzgrenze in bezug auf insulinabhängige Kohlenhydrate fühlbar erhöht, daß diese also gegenüber früher eine größere Menge derartiger Kohlenhydrate verzehren können, ohne daß sie gleich wieder stark zunehmen. 5. Die durch diese Erfahrungen bewirkte Erziehung 202
zur Ernährungsumstellung sichert vor allem auch den langfristigen Erfolg, der mit den üblichen »ausgewogen« kalorienreduzierten Diäten nach den millionenfach vorliegenden Erfahrungen nicht zu erreichen ist. 6. Der ehemals Übergewichtige hat erlebt, in welchem Maße sich sein Wohlbefinden während der kohlenhydratreduzierten Ernährung erhöhte. Müdigkeit, Schlappheit und Lethargie pflegen einer ausgesprochenen Leistungsbereitschaft und Energie zu weichen, so daß sich als Folge davon die psychosoziale Streßsituation als eine der wesentlichen Ursachen beim Infarktgeschehen für ihn entspannen wird. Neben den hier geschilderten, Praktikabilität und Langzeiterfolg sichernden Eigenschaften einer eiweißbetonten, in der Fettmenge begrenzten fettmodifizierten kohlenhydratreduzierten Diät, wie sie z. B. als Felix-Diät vorliegt, ergeben sich im medizinischen Bereiche gemäß immer wieder bestätigter Beobachtungen in allen nicht erblich bedingten Abweichungen von der Norm folgende Vorzüge, die im Hinblick auf das Infarktgeschehen von herausragender Bedeutung sind: 1. Mit der wirkungsvollen Normalisierung des Körpergewichtes pflegt sich ein eventuell vorhandener zu hoher Blutdruck erstaunlich schnell zu normalisieren. 2. Erhöhte Blutfettwerte, und zwar erhöhte Serumcholesterin- und Triglyceride, pflegen sich in erstaunlich kurzer Zeit den Normalwerten zu nähern. 203
3. Das Verhältnis der Lipoproteinfraktionen HDL/LDL pflegt optimalisiert zu werden, was im Hinblick auf die Vermeidung und auch die Rückbildung von bestehenden athero-/arteriosklerotischen Veränderungen von herausragender Bedeutung ist. 4. Die Blutzuckerwerte werden stabilisiert. 5. Diabetes-Patienten pflegen häufig immer geringer medikamentiert werden zu können. Bei diesen Patienten empfiehlt sich daher eine Anpassung der Einstellung in verkürzten Zeiträumen. 6. Selbst schwerere Herzrhythmusstörungen pflegen sich auf Grund der hochqualifizierten Ernährung und der Verbesserung der physikalischen Verhältnisse im Herzumfeld in erstaunlich kurzer Zeit zu legen. 7. Es liegen Berichte darüber vor, daß selbst jahrelang schwer an der Gicht Erkrankte nach wenigen Monaten der Anwendung dererwähnten Diät im Zusammenhange mit der völligen Normalisierung ihrer Harnsäurewerte wieder ohne jede Gehhilfe schmerzfrei gehen konnten. Nach den durch zahlreiche Beobachtungen gesicherten Leistungen der beschriebenen Diät im Umfeld des Infarktgeschehens darf davon ausgegangen werden, daß sich die Verhältnisse in diesem Bereiche durch relativ einfache Ernährungsmaßnahmen besser in den Griff bekommen lassen werden, als dies bis heute der Fall ist. Natürlich gibt es auch extrem kohlenhydratbetonte und entsprechend stark eiweiß- und fettreduzierte Diäten, mit 204
denen manchmal beeindruckende Gewichtsreduktionen erzielt werden konnten, zumal wenn diese, wie es z. B. bei der Reisdiät der Fall ist, mit einer starken Wasserausschwemmung verbunden waren. Abgesehen davon, daß derartige Diäten unter den bei uns herrschenden Alltagsgegebenheiten kaum praktikabel sein dürften, sind sie Mangeldiäten mit einer entsprechend hohen gesundheitlichen Gefährdung: aus Mangel an essentiellen Aminosäuren, der sich eben nur durch Zufuhr hochwertigen Eiweißes beheben läßt, entfällt ein ganz erheblicher Anteil der erzielten Gewichtsreduktion auf den Abbau körpereigener Proteine mit entsprechendem Anstieg der Harnsäure werte und zu erwartenden Störungen im Ferment- und Hormonhaushalt und im kardiologischen Bereiche. Ganz abgesehen davon, daß sich die Anwendung derartiger Diäten daher von selbst verbieten sollte, führen sie auch nicht zu der für die Lösung des Übergewichtsproblems notwendigen Änderung der Ernährungsgewohnheiten. Sie tun dies ebensowenig, wie dazu Diäten in der Lage sind, welche den Abnahmewilligen auf den Titelblättern stark verbreiteter Illustrierten oder Gesundheitsmagazinen vorgaukeln, daß ein Arm voller Brot oder ein Berg Kartoffeln genau die richtigen Mittel zur Erlangung einer schlanken Figur wären oder daß man sich mit zum üppigen Essen animierenden, möglichst lukullisch hergerichteten Speisen (Scarsdale-Diät für Genießer) dauerhaft schlank schlemmen könnte, wenn man nur den Eßgewohnheiten von Gourmets folgt. 205
Ein derartiges Vorgehen ist widersprüchlich in sich selbst. Es läßt billiger Sensationshascherei halber jeden Ernst und jedes Verantwortungsbewußtsein gegenüber den mit ihrem Übergewicht und dessen oft schweren Begleit- und Folgeerkrankungen ringenden Patienten vermissen! Aus den im einzelnen dargelegten Gründen wird sich die beschriebene kohlenhydratreduzierte Diät für eine wirkungsvolle, auf Schonung der wertvollen menschlichen Proteinreserven ausgerichtete Entfettung stets besonders empfehlen. Natürlich ist bei der Beschäftigung mit der Problematik von Übergewicht und dessen Abbau nicht verborgen geblieben, daß es relativ wenige übergewichtige Menschen, insbesondere auch Frauen gibt, welche auf Grund besonderer Gegebenheiten sowohl im hormonellen Bereiche als auch vor allem in dem für den Kohlenhydratstoffwechsel maßgebenden Fermentsystem im Bereiche von Phosphorylase/Proteinkinase auf eine kohlenhydratreduzierte Ernährung zunächst nur recht zögernd oder auch gar nicht ansprechen. Diese Menschen pflegen, selbst bei totalem Fasten, i. a. keine oder nur sehr schwach Ketonkörper zu bilden. Sie sprechen auch auf jede andere Diät, sofern diese proteinschonend ausgerichtet ist, so gut wie nicht an. Ein möglicherweise mit anderen Diäten zu erreichender leichter Gewichtsverlust ist, wie die Stickstoff-Bilanz ausweist, über längere Zeit hinweg stets fast ausschließlich auf Abbau körpereigener Proteine zurückzuführen, wobei sich als Folge der eintretenden Strukturschwäche der Musku206
latur im Zusammenhange mit der Entwicklung stärker wasserhaltiger ödematösen Gewebes zeitweise sogar auch eine leichte Gewichtszunahme ergeben kann. Bei diesen Menschen scheint die innere Motorik derartig gebremst zu sein, daß sie über längere Zeit mit einem Minimum an Energie auszukommen in der Lage sind. So liegen Berichte aus dem klinischen Bereich vor, daß selbst bei einer »ausgewogen« auf nur 800 Kal. pro Tag reduzierten Diät sich ein erhebliches Übergewicht nicht von der Stelle rührte. Derartige Fälle fallen jedoch kaum in den Normbereich der Stoffwechselreaktionen eines im wesentlichen gesunden Organismus. Sie sind pathologischer Natur und bedürfen eingehender klinischer Untersuchungen. Es hat jedoch den Anschein, als ob etwa 5% der nicht eigentlich pathologischen Übergewichtigen, und hier vor allem Frauen, selbst bei einer in der überwältigenden Mehrheit aller Fälle sehr wirkungsvoll entfettenden kohlenhydratreduzierten Diät, wegen der erwähnten Gegebenheiten im hormonellen und fermentativen Bereiche mit der Entfettung selbst bei einer bekanntermaßen sehr wirkungsvollen kohlenhydratreduzierten Diät eher zögernd beginnen. Soweit bei dieser atypisch reagierenden Minderheit jedoch keine ernsthafteren organischen Störungen vorliegen, kann auch einem Großteil dieser Menschen mittels eines relativ einfachen Kniffes geholfen werden, auf den Dr. A. Felix in seinem Buche »Das Schlankheitskonzept« hingewiesen hat. Das plötzliche Auftreten von Ketonkör207
pern selbst bei völlig fettfreier kohlenhydratreduzierter Ernährung pflegt dann anzukündigen, daß mit etwas Geduld auch bei diesen Menschen die hormonell induzierte Lipolyse eingesetzt hat als Voraussetzung für den häufig langersehnten durchschlagenden Erfolg.
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34.Schlußbemerkungen
Mit den vorstehenden Darlegungen sollte der Versuch unternommen werden, in den recht verworrenen Bereich der Abmagerungsdiätetik die offensichtlich erforderliche Klarheit zu bringen. Bei der Darstellung der gesicherten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und der sich für den Diätbereich daraus ergebenden Schlußfolgerungen war das Ziel maßgebend, dem Übergewichtigen und seinem Arzte einerseits den Sinn mancher in der Diätetik gegebenen Empfehlungen zu erläutern, beide aber auch über den oft grandiosen Unsinn aufzuklären, der in diesem Bereiche von unkritischen und undiszipliniert denkenden Ratgebern immer wieder verbreitet wird, mögen diese der Medizin und Ernährungswissenschaft nun nahestehen oder nicht. Solange in wenig wissenschaftlicher Manier weiterhin Korrelationen für Kausalitäten gehalten werden und solange oft von Eitelkeiten getragene Intransigenz über diszipliniertes wissenschaftliches Denken zu dominieren scheint, so lange wird sich der Übergewichtige für sein Problem und für seine oft schwerwiegenden Krankheiten kaum eine wirkungsvolle Hilfe erhoffen können. Erst wenn die Abmagerungsdiätetik aus dem Bereiche der oft buntschillernden medizinischen Kasuistik herausgehalten und auf eine naturwissenschaftliche, bioche209
misch/medizinische Basis gestellt wird, werden sich die Verhältnisse zu seinen Gunsten bewegen lassen. Bis dahin wird sich der Übergewichtige mit seinen Problemen in immer wieder neuen Variationen als anonyme Größe in irgendwelchen medizinischen Statistiken wiederfinden, mit denen nahezu alles und am Ende nichts zu beweisen ist. Wenn die vorstehenden Ausführungen einen Impuls in die notwendige Richtung gesetzt und zu erkennen gegeben haben, daß innerhalb des Bereiches der Abmagerungsdiätetik eine Wende im Denken und Handeln fort von der ausschließlich kalorischen Betrachtungsweise notwendig ist, wäre das Ziel dieses Buches erreicht!
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35. Stichwortverzeichnis Abatmen von Kohlensäure 135, 136 Abmagerungsdiät (= Reduktionsdiät) 19, 26, 153, 158, 159, 161, 162, 163, 165, 179, 185,210 Abmagerungsdiätetik 11, 41, 134, 209, 210 Abmagerungskliniken 71 Acetaldehyd 123 Acetat 123 Acetessigsäure 160 Acetoacetylcoenzym A 44 Acetyl-Coenzym A 44, 61 Afrika 28 Aldehyd-Dehydrogenase 123 Alkalimetalle 135, 142, 157, 163, 144 alkalischonend 137, 146, 162 Alkalose 136, 139 Alkohol 40, 41, 72, 78, 122, 123, 124, 194 -, Brennwert 124 - und Entfettung 124 alkoholische Getränke 40, 41, 72, 140, 150 Alkoholmangel-Krankheit 72 AMERICAN HEALTH FOUNDATION 109, 110, 111, 112 Aminosäuren 20, 28, 44, 63, 67, 69, 137 -, essentielle 14, 16, 18, 19, 65, 205 -, Reihenfolge der 15 -, schwefelhaltige 136 Ammonium-Ion 137 Anämie 107, 109, 112, 113 -, Beginn path. Bereich 113 Anämiker 113
anämisch 107, 108, 114 anaerob 30, 31 Anion 144 anti-diuretischer Effekt 150 Antiiett-Hysteric 37 Apathie 159, 172 Apfel 83, 143, 174 Apfelsaft 116 Appetitmacher 39, 44 Appetitzügler 6, 193 Aprikose 26, 143, 158, 161 Arachidonsäure 104 Arbeitsumsatz 18, 54, 61 arterielle Gefäßkomplikationcn 20, 115, 118 Arteriosklerose 85, 95, 102, 110, 205 - und Fett 73, 90 Artischocken 149 Ascorbinsäure 172, 173, 174 Astronautenkost 180 Atem 20, 33, 44 atherogen 197 Atherosklerose 73, 85, 95, 102, 111, 112,204 athero-/arteriosklerotische Gefäßveränderungen 85, 90, 95, 110, 204 ATKINS, Dr. ROBERT C 196 Atkins-Diät 5, 119, 196 Augen 111 Augenvitamin 176 Ausschwemmung 19, 22, 117, 150 - durch Kartoffel 22, 25, 158 Avokado 143 Azidose 136 -, diabetische 49, 160 bakterizid 144 ballaststoffarm 179, 182, 183, 184
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Ballaststoffe 45, 140, 179-185, 200 ballaststofffrei 180 ballaststoffreich 180-184 Bananen 143 BANTING, WILLIAM 193, 194 Banting-Diät 194 Basen 135, 137 Basenbildner 135, 137, 138, 139 Bauchspeicheldrüse 33, 34, 36, 128, 129 Bauern 48, 188 Baustoff-Stoffwechsel 13, 18, 20, 65, 69 Benediktinermönche 87 Benommenheit 51 BERNARD, CLAUDE 193 Bewußtlosigkeit 147, 159 Bier 72, 150, 151 Bilanzierte synthetische Diät 180 biologische Halbwertszeit 16 biologische Wertigkeit 22, 27, 28 -, Aufwertung der 22, 28 - von Kartoffel 22 - von Vollei 22 Birnen 83, 143, 161 Blässe 91, 111, 142 Blut, Gerinnungsfähigkeit von 34 Blutdruck -, erhöhter 119, 203 -, zu niedriger 159 -, Normalisierung von 204 Blutfette 115, 118, 120, 122, 128, 204 Blutgefäße 95 Blutlipide 115, 118, 186 Blutmenge 142 Blutplasma 142, 144, 149 Blutserum 30, 95, 96, 107, 169 Blutungen 173, 175 Blutzucker 30, 68
- -anstieg 33, 49 - Spiegel 32, 49, 59 -, Stabilisierung von 31, 204 Bohnen 143 Bouillon 143, 150 Brei-Diäten 48 Brenztraubensäure 31, 44 Brot 45, 53, 138, 153, 154, 201, 206 Brot-Diät 35, 54, 55, 116, 118, 153,154 Bulgaren 113 BUNDESGESUNDHEITSAMT 195 Butter 73, 78, 79, 81, 84, 86, 127,201 -, Cholesteringehalt von 130, 131 -, gesättigte Fettsäuren 130, 131, 132 -, Geschmacksbindung durch 132 -, ungesättigte Fettsäuren 84 -, mittelkettige Fettsäuren 130 -, Vitamine 130 Camembert 132, 148, 197 Chlorid-Ion 144, 149 Chlorophyll 165 Cholesterin 37, 82, 84, 86, 89, 92-95, 100, 102, 106, 108, 109, 112, 115, 119, 122, 127, 130 -, Abbau 131 -, Aufgaben 107 Cholesterinester 92, 95, 108 Cholesteringehalt -, Butter 130, 131 -, Eier 131 -, Kalbfleisch 130, 131 Cholesterinkristalle 95 Cholesterinmangel-Krankheiten 111, 112 Cholesterinresorption 184 Cholesterinspiegel 81, 82, 85, 86,
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87, 96, 97, 101-103, 105, 106, 176, 184 - und Anämie 108 - und Nahrungscholesterin 131-, sehr niedriger 107, 108, 110, 111 -, wünschenswerter 108, 110 Cholesterinsynthese 83, 101, 113, 130-132 Chylomikronen 92, 128 Chymotrypsin 186 Chymotrypsininhibitor 186 Citrate 135 Colon 182, 186 Corned beef 148, 197, 200, 201 Cystin 136 Cystein 136 Dämmerungssehen 176 Darmhygiene 183, 185 Darmpassage 182 Darmschleimhaut 34, 93, 128 DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG 37, 43, 56, 173 Depotfett 18, 19, 20, 23, 33, 37, 43, 44, 54, 56, 61, 67, 77, 88, 101, 116, 123, 124,151,173 Diabetes 50, 204 Diabetische Azidose/Ketose 49, 159, 160 Diät -, atherogene 197 -, Atkins- 5, 119, 126 -, ausgewogen kalorienreduzierte 23, 35, 71, 189, 207 -, bilanzierte synthetische 180 -, Brei- 48 -, Brot-35, 54, 116, 118, 153, 154, 189 -, 3- bis 5-Broteinheiten- 47, 50, 51, 57
-, einseitige 72 -, eiweißabbauende 21, 57 -, Eiweißkonzentrat- 37 -, eiweißschonende 67, 207 -, eiweißverarmte 16 -, Felix- 76 -, Fett- 14, 21, 33, 34, 118 -, Gemüsesaft- 21 -, Kartoffel- 22, 25, 35, 116, 118, 156, 158 -, ketogene 20, 47, 48, 60, 62, 63, 69, 159, 160, 167, 169, 185, 188, 200 -, kohlenhydratbetonte -, kalorienreduzierte 53, 117, 118, 164, 205 -, kohlenhydratfrcic 45 -, kohlenhydratreduzierte 34, 62, 72, 119 -, Randbedingungen für optimale 197, 198, |99 -, fettbegrenzte, fettmodifizierte 119, 169, 199, 200, 203, 206. 207 -, lipophile 20, 23, 27, 117, 125, 189 -.Null- 16, 18, 20, 21, 23, 27, 34, 45, 47, 48, 59, 60, 62, 63, 65, 67,71, 160, 165, 168, 188, 189 -, Obst-21 -, optimale 38, 139, 197, 198, 199 -, Punkte- 5, 195 -, Reis- 21, 116, 118, 189, 205 -, revolutionäre 33, 34, 65, 68, 118 -, »sanfte« 55 -, Scarsdale- 206 -, Weizengel- 21, 116, 118 -, 1200- oder 1600-Kalorien-154, 187 Diätfahrplan 196-199 Diätkleie 45, 184, 185,186, 200 Diät-Margarine 107, 114, 132, 198, 200
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Diät-Revolution 195, 196 Diuretika 25, 150, 155, 156, 159, 161, 162, 166 diuretisch 55, 151, 158 Divertikulose 186 Druck, osmotischer 142 Druckgefälle, hydrostatisches 142 Duodenum 128 Durchfall 159 Durst 145, 148, 151, 152 Dystonie, vegetative 165 EBSTEIN, Dr. W. 194 Eier 27, 131, 143, 149, 165, 172, 194, 198, 200, 213 einseitige Diät 72 Eisen 168, 183 Eiweiß - als Appetitzügler 192 -, artfremdes 15 -, Brennwert von 18, 75 - pflanzliches 27, 28, 156 -, Proteingehalt von 28, 70 -, tierisches 27, 46, 106, 115, 119, 134, 139, 143, 165, 167, 169 -, Wasserbindungsfähigkeit von 142 Eiweißabbau 13, 16, 26, 29, 117 Eiweißbilanz 61, 62 Eiweißgranulat 27, 36, 60 Eiweißbedarf - bei ketogener Ernährung 60, 62, 69 - bei kohlenhydrathaltiger Ernährung 22, 27, 60, 65, 68, 69 Eiweißmaldigestion 21 Eiweißmangel 21, 48, 66 - -ernährung 48, 165 - -schaden 28, 29, 46, 48 Eiweiß-Matrix 15 eiweißschonender Effekt von Glu-
cose 36 Eiweißtrinkkonzentrat 27, 36 Eiweißzerfall 27 Elektrolythaushalt 137 Emmentaler Käse 132 Empfängnisstörungen 21 Energie 31 -, chemische 165 -, Licht- 165 Energiereserve, Optimierung der 32 Energiestoffwechsel 13, 18, 33, 68 Energieverbrauch des Gehirns 61 England 175, 193 Entfettung 13, 19, 20, 23, 25, 26, 27, 29, 35-38, 42, 45, 53, 54, 6669,71,83, 117, 123, 125, 129, 130, 132, 133, 139, 140, 159, 161, 162, 166, 168, 174, 177, 184, 194, 202 Enthemmung durch Alkohol 41 Entleerungshäufigkeit 181, 214 entwässern 156, 159, 161, 174 Entwässerung 25, 26, 57, 158 -, Scheinerfolge durch 161 Enzyme 95, 115, 123, 165, 168, 169 -, proteolytische 21 Enzymaktivator 143, 165, 167 Enzymhemmer 186 epitheliales Gewebe-Vitamin 176 Erbkrankheiten 11 Erbrechen 69, 136 Erbsen 143 Erdalkalimetalle 163 Erdbeeren 143 Erdnüsse 143 Ernährung –, atherogene 196 -, fettarme 198 -, fett- und eiweißreiche 195 -, fettreduzierte 75 -, ketogene 48, 49, 58, 60, 190
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-, kohlenhydratfreie, bei Null-Diät 68 -, kohlenhydrathaltige fettfreie 77 -, kohlenhydratreduzierte 138, 192, 193, 203, 206 -, fettfreie 208 -, linolsäurehaltige 108 -, Umstellung der 201, 203, 205 Erregungsübertragung im Nervensystem 164 Eskimos 104 essentiell 43, 72, 78, 107, 112, 139 Eßgeschwindigkeit 57, 129 Eßlust 39, 40, 171 Eßtrieb 58 Eßverhalten 139 -, falsches 57 Ester 115, 127, 128 Esterbildung 95 Europa 109 Existenzgefährdung 21 Existenzminimum 110 EXPRESS, KÖLNER 196 extrazellulärer Flüssigkeitsraum 107, 141, 143-151, 157, 158 -, Kochsalzkonzentration in 143, 145-147, 151, 155, 158 Fahrstuhlfahren 24, 104 faserreich 179, 181, 182 Fasten 16, 18, 19, 20, 59, 62, 66, 154, 165, 175, 188 Feigen 143 Feld- und Stallwirtschaft 48 FELIX, Dr. A. 21,24, 28, 45, 58,63,70,76, 119, 159, 160, 185, 200, 207 Felix-Diät 76 - nach dem »Schlankheitskonzept« von Dr. A. Felix s. dort Fett, Brennwert von 19, 54, 75 Fettabbau (= Lipolyse) 13, 19
fettfreie Körpersubstanz -, Abbau von 14, 141 Fettgewebe 19, 20, 33, 48, 56, 75, 93, 94, 117 Fettkonsum 73, 74, 77, 198 - und Herzinfarkt 73-77 Fettleber 29, 124 fettleibig 35, 36, 39, 56, 57, 194 Fettmodifikation 73, 82, 99, 119, 125, 167 fettmodifiziert 108, 115 Fettneubildung (= Liponeogenese) 33, 36, 129 Fettsäuren 33, 44, 61, 67, 77, 92, 95, 115, 124, 160 -, essentielle 74, 78, 79, 80, 107, 112, 114 -, freie 49, 117, 123, 124, 128 -, gesättigte 82, 83, 86, 88, 98, 101, 102, 119, 121, 127, 130, 132, 134 -, kurzkettige 127, 128 -, langkettig 92, 127, 128, 129 -, mittelkettig 127-130, 132 -, mehrfach ungesättigte 83, 84, 88,97,98, 101, 127 -, wasserlösliche 128, 129 -, wasserunlösliche 125 Fettsäurematrix 102 Fettsäurepool 101, 102 Fett-Stoffwechsel 20, 75, 76, 108, 134 -, Belastung des 76 -, Entlastung des 76 fettsüchtig 36 Fisch 27, 104, 165, 176, 188 Fleisch 28, 34, 65, 66, 70, 87, 103, 104, 164, 165, 172 -, fettes 34,65, 68, 134, 194 Flüssigkeitsräume des Körpers 141, 149, 152
215
FOOD AND NUTRITION BOARD 173, 174 Frustration 38, 56, 187 Fußballspieler 147 Gärungsprozesse 30, 31, 102 Gallenerkrankungen 82 Gallensäure 82, 93, 108, 128 Gallensteinerkrankungen 82 Gefäßveränderungen -, arteriosklerotische 73, 85, 95, 110, 204 Gefäßwandungen 82, 96, 132 Gehirn 48, 49, 61, 68 -, Arbeitsumsatz von 61 -, Grundumsatz von 60 Gemüse 45, 46, 135-138, 144, 163, 165, 172, 176, 177, 179, 180, 182, 184, 188,201 -, kaliumhaltige 25, 26, 143, 150, 158, 161, 162 -, natriumhaltige 143, 149 Gemüsesaft-Diät 21, 48 Genentwicklung 187 genetische Faktoren 122 Genmutation 172 Gerinnungsfähigkeit von Blut 34 Gesamtlipide 119, 120, 128, 129, 130 Geschlechtshormone 108 Geschmacksbildner 39, 45 Getreideerzeugnisse 116, 118, 156, 164, 183, 188 Gewebeflüssigkeit 26 Gewichtsschwelle, kritische 56, 58, 202 Gicht 34, 66, 68, 70, 167, 189, 196, 197, 204 Gluconeogenese - aus Eiweiß 59, 60, 61,63, 66,68,
69, 192 - aus Fett 59 Glucose 20, 30, 31, 44, 48, 49, 50, 59, 61, 68, 69, 93, 134, 160, 167, 172, 192, 193 -, eiweißschonender Effekt von 36 Glucos-6-Phosphatase 31 Glucoseutilisation 48, 50, 51, 53, 188 Glucoseverwertungsstörung 160 Glukosurie 50 Glycerin 115, 128 Glykogen 19,30,31,69 - in Leber 19, 30, 69, 188 - in Muskulatur 30, 31 Göttingen, Universität 57 Griechenland 109 Grimmdarm 182 Grönland 109 Grundumsatz 18, 40, 54, 154 -, Anteil des Gehirns 60 Haarschäden 17 Haarwachstum 176 Haematologie 113 -, Handbuch der, von WILLIAMS (1977) 113 Haemoglobin 113, 168 Haemorrhagien 175 Halbwertszeit, biologische 16 Harn 20, 33, 44, 50, 146, 160 -, Ketonkörper im 49, 50 -, Kochsalzgehalt 146, 152 Harnsäure 66, 167, 198 Harnsäurespiegel 34, 66, 189 - bei Fett-Diät 34 Harnsäurewerte 67, 70, 205 -, Normalisierung der 205 harntreibend 55, 150, 156, 159, 161 Hartkäse 132, 148, 197
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HARVEY, Dr. 193, 194 Hautschäden 17 - bei Linolsäuremangel 80 Hautschutz 108 Hb-Werte ll3 HD-Lipoproteine 92, 94-100, 105, 106, 127 -, »Putzwirkung« von 98 HDL/LDL-Verhältnis 99, 105, 106,115,125,204 Heidelbeeren 143 Herz 105, 161 -, Pumpleistung 149 Herzinfarkt 34, 37, 68, 73, 74, 77, 103,105,119, 134, 169, 196, 204 - als polyätiologisches Leiden 85, 86, 89, 110 - und Fettkonsum 73-77 Herzinfarktrate 73, 87, 110 Herzjagen 165 Herzrhythmusstörung 34, 119, 159, 204 -, Normalisierung von 204 Herzversagen 147 Himbeeren 143 Hippokrates, Eid des 190 Höhlenbewohner 48 Holländer Käse 132 Honig 201 Hormone 16, 48, 66, 150 -, lipophile 23,33,36, 50, 129, 134 -, lipolytische 20, 67, 69 -, proteolytische 21 Hormonhaushalt 17 Hunger 61, 187, 188 Hyalin 95 Hyalinose 95 hydrolytisch 128 hydrophil 129 hydrostatisches Druckgefälle 142
Hypercholesterinämie 85 Hyperglykämie 50 Hyperinsulinismus 35, 56, 57, 58, 201 Hyperlipoproteinämie 117 -, postprandiale 118 hypertonisch 86 Hypocholesterinämie 109, 112 Hypoglykämie -, funktionelle 36, 78 -, reaktive 36 Hypophyse 161 Ileum, oberes 128 Indien 28 Industrienationen 83, 87 Infarktrisiko 77, 84, 96, 110, 120, 122,132 Infarktvorsorge 107 Insulin 23, 33, 36, 49, 50, 93, 129, 134 Insulinmangel 160 Insulinüberschuß 36 interstitieller Flüssigkeitsraum 141 Intestinalbereich 111 intravasaler Flüssigkeitsraum 141, 149 intrazellulärer Flüssigkeitsraum 141, 145, 157, 165 Iren 103 ischämische Herzkrankheit 81 - und Cholesterinspiegel 81 isokalorische Ernährung 118 Italien 109 Jäger, nomadisierende 48, 104, 188 Jagd 30 Japan 109 Jejunum 128 Jogging 105
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Jugoslawien 109 Käse 27, 164, 165, 167, 200 Kalbfleisch 130, 131 -, Cholesteringehalt von 130, 131 Kalium 135, 137, 141, 142, 143, 145, 157, 162, 163, 174 Kaliumausscheidung 159 Kaliumbikarbonat (KHCO3) 135, 139, 160 Kaliumchlorid (KCl) 139 Kalium-Ion 137, 143 Kaliumgehalt - der Kartoffel 26, 157 - von Obst und Gemüse s. dort Kaliummangel 159, 160 - -erkrankungen 159 Kaliumkonzentration im Zellinneren 143, 145, 158 kalorienreduzierte Diäten 164, 166, 168, 169, 200 Kalorienverbrauch -, Arbeitsumsatz 54 -, gegenwärtig 75 -, Grundumsatz 40, 54 Kalzium 143, 163, 183 Kalziumgehalt - des Organismus 163 -, von Quark und Käse 163, 183 Kalziummangel-Erkrankungen 183 Kalziumresorption 164, 183 Kalziumverarmung 164 Kanada 104 Karies 89 Karotten 26, 143, 158, 161, 174 Kartoffeln 25, 45, 134, 143, 156, 158, 161, 174, 206 Kartoffel-Diät 22, 25, 35, 156 Kartoffelknödel mit Aprikosen 26, 158
Kater 150 Kausalität 108, 114, 209 Ketoazidose, diabetische 49, 160 ketogene Diät 159, 166, 167, 169, 185, 188, 189, 200 -, Eiweißbedarf bei 60, 62, 69 ketogene Ernährung -, Unschädlichkeit von 49 Ketonkörper 20, 33, 44, 48, 49, 67, 124, 160, 188, 206, 208 -, Utilisation von 48, 62 Ketosäuren 136 Ketose -, diabetische 159, 160 -, ernährungsabhängige 50, 160 Kirschen 143 Kleie 164, 183, 184, 186 Knoblauch 149 Kochsalz 55, 141, 144, 145, 147, 148, 149, 150 Kochsalzdefizit 155 Kochsalzgehalt von Nahrungsmitteln 148 Kochsalzkonzentration 149, 151 - im extrazellulären Raum 145,146, 148, 151, 152, 155 - im Harn 146, 152, 155 - -svermögen der Nieren 152 Kochsalzmangel-Erkrankungen 147 Kochsalzverarmung 150 Kochsalzverzehr 145, 147, 149, 152, 155 Kochwasser 143, 157 körperliche Aktivität 18, 23, 30, 32,35, 51, 63,74-77, 86, 88, 101, 103, 118, 133, 134, 198 Körperproteine, kurzlebige 21 Körpersubstanz, fettfreie 14, 141 Kohlendioxid 31,44 Kohlenhydrate 30, 33, 35, 43, 49, 75, 124, 133, 144, 194, 196, 201, 202
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-, Blutzucker 30 -, Brennwert von 51, 75 - als Geschmacksbildner 39 -, Glucose s. dort -, Glykogen s. dort -, hochmolekulare 134 -, insulinabhängige lipophile 23, 29, 32, 33, 35, 38, 39, 42, 43, 45, 47, 50, 53, 58, 71, 74-78, 83, 86, 88, 100, 101, 121, 133, 139, 156, 157, 161, 166, 174, 176, 184, 192, 201, 202 -, Konzentration von 35 -, Löslichkeit von 35, 133 -, Resorbierbarkeit 129, 183 -, Säureüberschuß bei 138 -, Speicherfähigkeit des Organismus für 30, 32 -, Traubenzucker 30 - als Vitamin- und Mineralstoff-Carrier 46, 140 -, Vorrat im menschlichen Körper 30 Kohlenhydratinduktion 116, 117 Kohlenhydratmangel-Krankheit 42, 43, 72, 139 kohlenhydratreduzierte Ernährung 115 Kohlensäure 135, 136 Kohlrabi 26, 143 Kokosöl 130 kolloid-osmotischer Druck 143 Koma 159 Kopfschmerzen 51, 147, 165 Korrelationen 108, 112, 114, 209 Kraftwagen 89 Krebs 102 KREBS 44 Krebszyklus 44 Kreislaufversagen 147 Kriegsgefangene 46, 171
Kuchen 138 Kupfer 168 Kurzkuren 25 Kwashior-Kor 29 Lactate 163 Landwirtschaft 113 LCAT(= Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase) 95 – und Cholesterinstoffwechsel 95 L-Cystin 176 LD-Lipoproteine 92, 93, 94, 96, 98,99, 101, 111, 112, 132 Leber 30, 31, 34, 41, 69, 92, 94, 95, 101, 108, 109, 119, 123, 128, 129, 130, 188, 193 -, entgiftende Funktion der 123 -, Kohlenhydratdepot der 19, 30 -, Stoffwechselkapazität der 123,129 -, Verfettung der 124 Lebererkrankungen 109, 166 Leberparenchym 125 Leberstärke 30, 69 Leberzirrhose 124 Leistungsminderung durch Flüssigkeitsverlust 147 Leistungssport 105 L-Gulonolactonoxydase 172 von LIEBIG, JUSTUS 11 Linolsäure 37, 78, 80, 84, 86, 100, 101-104 Linolsäuremangel 80, 102 Linolsäuremangel-Erkrankungen 80,82 linolsäurehaltige Fette 37, 73, 74, 81, 82, 99, 100, 106 Lipase 49, 115, 128 Lipide 84 Lipidtheorie 85, 87, 88 Lipolyse (= Fettabbau) 20, 23, 61, 67, 69, 116, 117, 123, 166, 176,
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185, 208 lipolytisch 20, 23 lipolytische Hormone 20, 67, 69 Liponeogenese 33, 36, 113, 129, 167, 192 lipophil 23, 27, 33, 53, 74, 117, 125, 133, 140, 157, 189, 192 lipophile Nahrungsstoffe 35, 53 lipophiles Hormon 33, 36, 50, 129 Lipoproteine 90, 91, 123, 124, 128 - sehr geringer Dichte (VLDL) 92, 93, 98, 99 - geringer Dichte (LDL) 92-96, 98, 99, 101, 111, 112, 132 - hoher Dichte (HDL) 92, 94, 96100 -, Verteilung der Fraktionen 97, 98,99, 110 Magen-/Darmkanal 181 Magenkrämpfe 165 Magnesium 143, 163, 165, 168 - als Enzymaktivator 143, 165, 166, 167 Magnesiumbestand im Organismus 165 Magnesiumlutschtabletten 166 Magnesiummangel-Beschwerden 165, 166 Magnesium-Resorption - bei kalziumhaltiger Kost 167 -, bei proteinreicher Ernährung 167 Makromoleküle, Wasserbindungsfähigkeit von 142 Malate 135 Mangeldiät 72 Mangelerscheinungen bei Linolsäuremangel 80, 82, 133 Mangold 143, 149 Margarine 78, 81
Margarine-Industrie 112 Mattigkeit 147 Meeresfrüchte 143 Meerschweinchen 172 Meerwasser, Kochsalzkonzentration von 152 Mehl 45, 134, 138 Membrangefüge der Zelle 93, 102, 107 Menschenaffen 172 Menstruationsbeschwerden 17 Methaemoglobin 86 Methionin 136 Milch 143, 163, 165, 183 Milcheiweiß 106, 115, 164, 167, 189, 198 Milchfett 132, 133 Milchsäure 31, 136 Mineralstoffe 29, 45, 46, 77, 143, 162, 163, 168, 169, 176 Mineralstoffpräparate 46 Mineralstoffmangel 46, 168 Mineralstoffwechsel 162 Mineralwasser 150 Mischkost 138 Mittelmeerraum 110 Modifikation der Nahrungsfette 73,82,99, 119, 125, 167 Mogelpackungen 154, 155, 159 Molkereierzeugnisse 143 Moselwein 40 Motorik, innere 207 Mucosa 21 Müdigkeit 172, 203 MÜNCHNER MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT 113 Müslifanatiker 180 Multivitamin-/Mineralstoffpräparate 176, 199 Muskelkontraktion 164
220
Muskelkrämpfe 147, 164, 165, 166 Muskulatur 18, 21, 30, 31, 34, 93,94 Mutation 187 Muttermilch 181 Myoglobin 168 Nachdurst 150 Nackenschmerzen 165, 166 nährstoffkonzentrierte ketogene Diät 185 Nagelwachstum 176 Nahrungscholesterin und Cholesterinspiegel 131 Nahrungsstoffe -, essentielle 14, 38, 79, 139, 147. 201 -, kaliumhaltige 158 -, lipophile 33, 35 -, natriumhaltige 149 -, pflanzliche 144 -, tierische 144 Natrium 135, 137, 142, 144, 145, 147, 149, 158, 162, 163 Natriumbikarbonat (NaHCO3) 135 Natriumbestand des Organismus 144 Natrium-Ion 137, 143, 144, 146 Natriummangel-Krankheiten 145. 147 Natriumreserve 145 Naturapostel 180 Nebenniere 161 Nervensystem 111 Nervosität 165 Neutralfette (= Triglycende) 124 Nieren 50,68, 137, 138, 158 -, alkalischonende Funktion der 137. 146 -, Konzentrationsvermögen für Kochsalz im Harn 146, 152
-, Regulationsbreite 137, 138, 160 Nierenerkrankungen 161, 166, 169 -, chronische 159 Nikotin 29 Nisinsäure 104 Nomaden 48, 188 Normalgewicht 56 Nüchternblut 92 Null-Diät 18, 20, 21, 23, 67, 160, 165. 168, 188 -, Schädigungen durch 17 -, Störungen bei 21 Obst 39, 45, 137, 138. 172, 176, 177, 184, 201 -, kaliumhaltig 143, 150, 158, 161, 162 -, natriumhaltig 143 Obst-Diät 21 Ödeme 29, 161, 162, 207 Ölsardinen 200 Oliven, grüne 148 Obstipation 181, 182 Organproteine 34 Orient 110 osmotischer Druck 142, 144. 157 osmotisches Potential 158 Oxalate 135 Oxalsäure 163 oxidativ 31 Pankreas (= Bauchspeicheldrüse) 36, 49, 128 pathogene Keime 181 pathogenetisch 109, 112 Pektingehalt v. Ballaststoffen 184 PENNINGTON, Dr. ALFRED W. 195 Perlentaucher 31 Pflanzenschutzgifte 29
221
Pflaumen 143, 161 Pfortaderblut 128 Phospholipide 37. 84, 92, 93, 94, 102. 107 Phosphorsäure 136 Phosphorylase 206 Phytate 183 Phytinsäure 163 Phytohaemagglutinine 186 Pille und Herzinfarkt 86 Polyenfettsäuren 88, 103 Polysaccharide 134, 142 postprandiale Hyperhpoproteinämie 118 Potenzschwierigkeiten 17 Proteasen 21 Protonen 137, 138, 160 Protein 92, 94, 186 -, Abbau von körpereigenem 207 -, Baustoffstoffwechsel 14 -, pflanzliches 27, 28, 29 -, Resorbierbarkeit von 188 -, tierisches 27, 29, 46, 106, 115, 119. 134, 139, 143, 165, 167, 169 Proteinkinase 206 proteolytisch 21, 27 Protonen 137, 138 psychologische Lernhilfen 56 psychologisches Seelentraining 58 Psychosomatik 53 psychosoziale Stressoren 86, 87, 203 psychosozialer Bereich 53. 105 Pumpernickel 148 Punkte-Diät 195 Purinstoffwechsel 66. 198 Putzwirkung von HDL 96 Quark 27, 164, 167, 197
Rauchen 86, 105 Reduktionsdiät 13, 26, 42, 117, 171 -, Entwässerung bei 25, 26, 158 -, optimale 38, 139, 197, 199 Regulationsbreite der Nieren 137, 138, 160 Reis 45, 134, 138 Reis-Diät 21, 116, 118, 189, 201 Reizbarkeit 164 Rindfleisch 143, 197 Römer 69 rohfaserarm 180 rohfaserreich 179 Rohkost 182 Rosenkohl 143 Rote Beete 149 Sättigung 40, 57, 129, 169, 177, 188, 190, 200, 201 – und mittelkettige Fettsäuren 128, 132, 133 Säugling 80 Säuglingsnahrung, industrielle 181 Säure-/Basenhaushalt 68, 135, 138, 139, 199 Säurebildner 136, 138 Säuren 135, 136 -, organische 136 Säureüberschuß 136, 137, 138, 139 Salate 39, 45, 165, 201 Salzhunger 150 Salzsäure 136, 144 -, bakterizide Wirkung 144 »sanfte« Diäten 55 Sauerkraut 148 Sauerstoff 168 Scarsdale-Diät 206 Schafskäse 114 Schiffbrüchige 152 Schilddrüse 169
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Schinken, roher 148, 149, 200 Schläfrigkeit 159 Schlanke 67, 156 Schlankheitsfahrplan ohne Extreme 56 Schlankheitskonzept 21, 24, 28, 45,. 58, 63, 70, 76, 119, 159, 160, 185, 200, 207 Schoklade 138 Schwarzbrot 179, 183 Schwefelsäure 36 Schweinefleisch 143 Schweinemast 156 Schweiß 147 Schwellungen 173 Schwindel 165 Schwitzen 147 Serumalbumin 128 Serumcholesterin 112 Serumcholesterinspiegel 37, 97, 99, 101, 104, 110, 115, 118, 119, 131, 132, 134, 184, 196 Serumtriglyceride 116, 117, 186 Serumtriglyceridspiegel 129 Sellerie 149 Skorbut 172 Sonnenblumenöl 114 Speck 84, 88, 103, 194 Speisesoda 135, 136 Sport 24 Spurenelemente 29, 169 Stärke 134, 138, 156, 157 Sterilität 17 Steroidhormone 107 Stickstoff 137 Stickstoffausscheidung 16 Stickstoffbilanz 16. 207 Stoffwechselkapazität der Leber 123,129 Streß 86, 87, 203 Stuhl 179, 180
Südamerika 28, 109, 110 Subtropen 28 Teer 29 Teilfasten 166 Teigwaren 45 Telefon 89 Tiermast 194 toxisch 86 Transform-Fett aus Kohlenhydraten 75, 76, 77, 83, 87, 140, 199 Trappistenmönche 87. Traubensaft 116 Traubenzucker 30 Treppensteigen 24, 104 Tricarbonsäure-Zyklus 44 Tnglyceride (= Neutralfette) 92, 93,94,97, 115, 116, 122, 124, 128, 129 Triglyceridspiegel 116, 118,119 Trypsin 186 Trypsininhibitoren 186 Tuberkulose 104 Übelkeit 147, 192 Überdruß 39, 70, 190 Übergewicht 113 Übersäuerung 67 Umwelteinflüsse, Anpassung an die 187 Universität Göttingen 57. Unruhe 164, 165 USA 103, 109, 195 Vasopressin 150 Vegetarier 110 vegetative Dystonie 165 Verbraucherschutzverbände 190 Verdauung 148, 179 Verdauungsbeschwerden 17, 21
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VEREINIGUNG GETREIDEWIRTSCHAFTLICHER MARKTFORSCHUNG 54 Verstopfung 180, 181 Verweildauer im Magen 182 Viehfutter 169 Vitamine 45, 72, 171, 176 - A 130, 176 - B 130 - Bi 185 - C 157, 172, 174 - -frei 174 - -Mangelerscheinungen 171, 172. 173, 174 --Pool im Organismus 173, 174 -, - Zerstörung beim Kochen 46 - -Zufuhr, wünschenswerte 173 - D 108 - E 130-, frische 172 -, Provitamin A 130 Vitaminpräparate 46 Vitaminmangel-Erkrankungen 46, 171, 175 Vitaminversorgung 171, 177 Vitamin- und Mineralstoff-Carrier 46, 140 VLD-Lipoproteine 92, 93, 98, 99 Vollkornbrot 134, 164 Vorfahren 30, 188 Wadenkrämpfe 165, 166, 168 Wachstumshemmer 186 Waldläufe 104 Wasser 29, 31. 44, 141, 145, 146, 155, 156, 158 Wasserausschwemmung 13, 26, 55, 150, 151, 155, 205 - bei Kartoffel-Diät 22, 25, 158 Wasserbindungsfähigkeit von Makromolekülen 142 Wassereinlagerung 71, 149
Wassergehalt des Organismus 141, 153 Wasserhaushalt 153 Wasserretention 149 Wasserstoff-Atom 137 Wasserstoff-Ion 137, 146 Wein 40, 41, 124, 150 -, Steigerung des Grundumsatzes durch 40 Weißbrot 183 Weizengel-Diät 21, 116, 118 Weizenrohkleie 186 WELTGESUNDHEITS - ORGANISATION 173 Weltraumfahrer 180 Zähne, ausfallende 172 Zahnfleischblutungen 175 Zellentartung 102 Zellfunktionsregulatoren 16, 17, 48 Zellkernmasse 66, 198 Zellmembran 37, 84, 93, 102, 107 zellspezifisch 102 Zellstoffwechsel 37 Zellulosegehalt der Ballaststoffe 184 zellulosereich 184 Zellzerfall 93 Zentralamerika 28 Zink 168, 169 Zitrone 46. 175, 199 Zitronensäure 118 Zitronensäurezyklus 31, 44 Zucker 45, 81, 114. 118, 201 Zuckerrübe 89 Zuckersucht 39 Zuckerverbrauch 89 Zyklusstörungen 21
224
36. Literatur
Ende eBook: Munzel: Diät
1. Biochemie, Peter Karlson, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2. Biochemie der Ernährung, Konrad Lang, Steinkopff Verlag, Darm stadt 3. Ernährung in der technischen Welt, Hans Glatzel, Hippokrates Verlag. Stuttgart 4. Ernährung, Ernährungskrankheiten, Appetitlosigkeit, Hans Glatzel, Urban & Schwarzenberg, München-Berlin-Wien 5. Fettstoffwechselstörungen, D. Undeutsch, Edition »Roche«, by Hoffmann-La Roche AG, Grenzach 6. Grundbegriffe der Ernährungslehre, Bäßler-Fekl-Lang, Springer-Ver lag, Berlin-Heidelberg-New York. 7. Grundriß der Biochemie, Eckhardt Buddecke, Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin 8. Physiologie, William F. Ganong, Springer-Verlag, Berlin-HeidelbergNew York 9. »Das Schlankheitskonzept«, Alexander Felix, Optima Verlag, Köln