Ernst Baltrusch
Die Juden und das Römische Reich .. Geschichte einer konfliktreichen Beziehung
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Einbandgestaltung: Neil McBeath, Stuttgart.
Meinem akademischen Lehrer Jochen Bleicken
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© 2002 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft; Darmstadt Reproduktionsfähige Druckvorlagenerstellung: Renate Meincke Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in,Germany
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ISBN
3-534-15585-8
Inhalt
Vorwort
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Einleitung 1.
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" Das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Kön igs": Die Herausbildung der jüdischen Religion als politisches Phänomen vom 8. bis 4. Jahrhundert v. ehr . .
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1 1. "Alle sollten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche
aufgeben": Die jüdischen "väter l i chen Gesetze" und der Hellenismus . . . . . : . . . . . . . . . . . . . . . :. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ....... :........... .4 1 .
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III. " D ie Unterw o r fenen zu schonen und die Hochmütigen
niederzuwerfen" D ie Römische Republik a l s W e l t m acht
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IV. "Freundschaft mit al len, die zu ihnen kommen" (I. Makk. 8, I): Die Juden als "Verbündete und Fre unde" im Vorhof des Römischen Reiches zwischen 164 und 63 v. ehr. ..... .. . . . . . . . . . . . 85 V. "Jeder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere": Die Grenzen der Toleranz im Verhältnis de s republikanischen Rom und der j üdischen Diaspora . ...... .. . . . ............
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V1."Wie deren Nachkommen, miteinander im Stre it u m die Königsherrschaft, d ie Römer und Pompeius in d ie Ange legenheiten hineinzogen": Die Einrichtung der r ö m i schen Herrschaft über Judäa und die Ursachen flir ihr Scheitern (63 -55 v. ehr.) . . . . . . . . . . . . . . . ................... . . ..... . . . . . . . . . . . . . . . . .... . . ... . . . . . . . .. . . 1 29 Vll. Zusammenfassung und Ausblick
Anmerkungen . . ... . ... .. . Bibliographie . . ... .. Namens- und Sachregister . . . . . . . . . . . . ...... .
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Vorwort
Rom und die Juden - wie nah ist dieser Forschungsgegenstand an unserer Gegenwart und wie sehr widerlegt er auch all j ene, die mei nen, daß die Alte Geschichte ftlr das Fach Geschichte in Schule und Universität verzichtbar und höchstens noch eine Spielwiese unendlich spezialisierter Detailforschung sei . Das Gegenteil ist richtig, und nie mand hat das klarer formuliert und in seinem CEeuvre zum Ausdruck gebracht als mein akademischer Lehrer in Göttingen, Jochen Bleicken: "Die Alte Geschichte gehört zu den historischen Fächern, die auf das historische Bewußtsein der ganzen Gesellschaft reflektie ren" ( 1 996). Das vorliegende Buch zu den Wurzeln der jüdisch-euro päischen Beziehungen verbindet intensive Quel lenforschung mit dem B lick auf die historische Entwicklung, eine gleichsam typisch "B leickensche" Kombination. Daher möchte ich es ihm widmen. Danken möchte darüber hinaus einigen Personen, die in besonde rer Weise die Vollendung dieses Buches mit Rat und vor allem Tat ermöglicht haben. An erster Stelle muß Frau Renate Meincke genannt werden, meine Sekretärin, die weit über ihre dienstlichen Verpflich tungen hinaus mit ihren Fähigkeiten am Computer und ihrem Arbeits einsatz, und das auch in rur sie schwierigen Zeiten, das Manuskript und, m it tatkräftiger und sachkundiger Unterstützung von Herrn Dr. Robert Schmitt Scheubel, auch die Druckvorlage erstellt hat. Meine w issenschaftliche Hilfskraft Frau A nke Schumacher hat nicht nur Kor rektur gelesen u nd korrigiert, sondern manche gute Idee beigesteuert. Mit dem Hellenismus-Fachmann Herrn Dr. Christian M ileta habe ich viele Einzelfragen vorbesprochen, so daß ich manchen Fehler ver meiden konnte. Ein besonderer Dank geht auch an meine Ko llegen im Fach Alte Geschichte am Friedrich-Meinecke-lnstitut der Freien Universität Berlin, den Proff. A lexander Demandt, Vo lker Fadinger und Peter Spahn - fur die nicht selbstverständliche kollegiale Zusam menarbeit.
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Vorwort
Wie hätte aber das Buch ausgesehen ohne meine Familie? Meine Frau Dr. Dagmar Beate Baltrusch hat jedes Stadium des Entstehens begleitet; sie entdeckte sofort, wenn ich mich um Klarheit drücken wollte, und sie hat in vielen Diskussionen durch ihre Kenntnis der jü dischen Geschichte des Mittelalters auch inhaltlich wesentlich beige tragen. Meine Tochter Anna-Victoria, nun schon 12, begleitete mit ih rer Liebe, ihrem Humor und mit ihrem eindringlichen Klavierspiel meine Schreibtischtätigkeit. Anni und Lothar Schneider halfen in Co burg auf jede nur mögliche Weise - dafur sage ich auch ihnen Dank. In einer solchen Umgebung fällt die Arbeit leicht.
Einleitung
Noch immer ist die Frage unbeantwortet, warum das Verhältnis zwischen Römern und Juden in der ersten Phase des Prinzipats (von Augustus bis Hadrian) eskalierte. Nicht in der fur das ganze Reich katastrophalen Bürgerkriegszeit (49-31 v. Chr.) und auch nicht in der Zeit der christlichen Kaiser, die ja in gleicher Weise eine Zeit der au ßenpolitischen Bedrohungen und der innenpolitischen Belastungen war, sondern ausgerechnet in der Zeit, die nach antikem wie auch mo dernem Urteil die goldene Zeit des Römischen Reiches zu sein schien. Edward Gibbon betrachtete sie als "die Periode in der Weltgeschichte, während welcher die Lage des Menschengeschlechts die beste und glücklichste war" I. Friede, Sicherheit und Wohlstand im tnnern, Er folge im Äußeren, dazu ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl der Reichsbewohner, gipfelnd in der constitutio Antoniniana von 212 n. Chr., befreiten das Leben der meisten Menschen im gesamten Mit telmeerraum auf eine nie zuvor gekannte Weise von Angst und Not. Dies ist ein Idealbild, gewiß, aber es drückt doch aus, daß der frühe Prinzipat die friedlichste und wirtschaftlich erfolgreichste Zeit in Roms Geschichte, nicht nur für die römischen Bürger, sondern auch filr alle Reichsangehörigen war. In auffälligem Kontrast zu diesem Idealbild steht die Tatsache, daß die Juden zu dieser "Mutter aller" ein gestörtes Verhältnis hatten, ja daß die größten Krisen im frühen Prinzipat, soweit sie von Reichsbe wohnern ausgingen, die jüdisch-römischen Konflikte waren. Die Liste dieser Konflikte hat einen beträchtlichen Umfang; um die wichtigsten zu nennen: L Die Krise in Alexandria zur Zeit Caligulas (38 n. Chr.) 2. Der jüdische Krieg (66-70 n. Chr. bzw. 74 n. Chr.) 3. Der Aufstand der jüdischen Diaspora (115-117 n. Chr.) 4 . Der Bar-Kochba-Aufstand (132-135 n. Chr.) Vier große Konflikte und Aufstände also in einem Zeitraum von nicht einmal I 00 Jahren - diese Bilanz läßt schon auf den ersten Blick erkennen, daß es im Verhältnis der Römer und Juden zueinander nicht
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Ein leitung
stimmte. Wenn man dazu weiß, daß beide Seiten nicht von Anfang an einander feindlich gegenüberstanden und Rom das kleine Judäa 63 v. Chr. und 6 n. Chr. nicht allein mit militärischer Gewalt seinem Reich eingegliedert hat, daß viele Juden diese E inbeziehung in das Römische Reich geradezu herbeiwUnschten und zu diesem Behufe sogar Ge sandte abgeschickt und in Rom vorstellig wurden, erscheint die Ent wicklung dieses Verhältnisses noch unerklärlicher. Die vorliegende U ntersuchung hat sich deshalb ein im Kern h isto risches Ziel gesetzt. Es geht darum, das bis heute nicht wirklich er klärte Phänomen der jüdisch-römischen Katastrophe zu erforschen. Allein d ie Häufigkeit und die Heftigkeit der Zusammenstöße zwischen Juden und Römern mahnen, i n ihnen mehr als situationsbedingte kurz fristige Reibungen zu sehen. Ohne den kontinuierlichen Blick auf die inneren Entwicklungen beider Kontrahenten, auf die politischen und geistigen Veränderungen, wie s ie sich auf beiden Seiten nicht nur vor der Katastrophe, sondern gerade auch vor dem Zusammentreffen zwi schen Juden und Römern im Jahre 63 v. Chr. ergeben haben, kann man die Ursachen fur die Spannungen zwischen Juden und Römern nicht ergründen. 2
Es fehlt natürlich nicht an Erklärungen rur d iese Konflikte, filr den jüdischen Krieg, fur den Diaspora-Au fstand und fur den Bar-Kochba Aufstand. Das erste Manko d ieser Erklärungen jedoch besteht darin, daß jeder Aufstand filr sich genommen wurde, daß man nach den Ein zel-Ursachen ftIr diese oder jene Krise fragte, ohne das Aufstandsjahr hundert als Ganzes zu betrachten. Das ist ein zutiefst historisches Manko. Wenn man zum Beispiel die Ursachen des Jüd ischen Krieges von 66 n. Chr. erforschen will, ist es zu wenig, nur die politischen Entwicklungen in der Region zwischen 44 und 66 n. Chr. oder auch 6 und 66 n. Chr. zu berücksichtigen, aber den B l ick nach Rom zu scheuen und langfi'istig aufgebaute politische und gesellschaftliche Strukturen zu vernachlässigen. So kam es, daß eine Reihe von moder nen Studien fehlerhaftes Verwalten der Provinz Judäa durch die über forderten ritterständischen Statthalter ausmachten und in persönlichem Fehlverhalten die A u fstandsursache erblickten. 3 . Unser ältester Gewährsmann und Erforscher der jüdisch.römi schen Beziehungen, Flavius Josephus, machte diesen Fehler auch; er war aber als J ude und Römer zugleich in einem Zwiespalt und daher voreingenommen. Als Apologet der Juden einerseits und Advokat der Römer andererse its war er mehr der Beschwörung eines gedeihlichen Auskommens m iteinander zugetan denn der Erforschung von M iß-
Einleitung
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ständen und Zwietracht. Weit entfernt davon, strukturelle Antagonis men zwischen Juden und Römern im 1. Jahrhundert n. Chr. aufzudek ken, suchte er lieber seine Erklärung für den von ihm mitangefillu1en antirömischen Ausbruch der Juden im Versagen von Einzelpersonen und in der Radikalität von Eiferern auf beiden Seiten. So vermied er eine Grundsatzdebatte. Eine andere Erklärung ftIr den D issens zwischen Römern und Ju den bot vielen Autoren die jüdische Religion. Danach war die gleich sam präexistente, unwandelbare jüdische Gottesverehrung und das mit dieser untrennbar verbundene Gesetz, die Thora, der Maßstab, an dem die Juden die sie umgebenden politischen Verhältnisse bewerteten. . Weil diese Religion bedroht war, lehnten sich die Juden gegen die Vormacht auf. Da nun aber irgendwann auch die j üdische Religion "entstanden" sein muß, ist auch hier h istorisch nachzufragen, wie sich d iese Entstehung vollzog: Ob also das Leben der Juden unter Babyio niern, Persern und Griechen unter einem ähnlichen "Diktat" der Reli gion stand, oder ob n icht gerade politische Wandlungen diese Religion selbst verändern konnten, welche Rolle die jewei lige Vormacht dabei spielte und warum eine gedeihliche Zusammenarbeit m it Rom offen kundig nicht möglich war. Eine besondere Deutung der j üd ischen Re ligion hat vor nicht langer Zeit H. G. K ippenberg vorgeschlagen. 4 Er verwendet den Begriff "pragmatische Religion" und konstatiert ganz richtig, " ... daß mit der jüdischen Religion in der Antike eine spezifi sche politische Bedeutung verknOpft worden war, die es Juden er laubte, AnsprUche auf die B i ldung autonomer BOrgergemeinden zu erheben."s Diese Erkenntnis gilt es historisch zu überprüfen und zu erweitern. Diese Überlegungen bringen ein weiteres Defizit ans Licht, das vielen Untersuchungen des j üd isch-römischen Verhältnisses anhaftet. Wohl ist das Besondere, Einzigartige an den jüd ischen U ntertanen im Vergleich mit anderen Untertanen des Römischen Reiches schon lange konstatiert seit Cicero, Tacitus und Augustin und auch in mo derner Zeit (in bezug auf die Religion) immer wieder betont worden. Daß auch das römische Weltreich nicht alltäglich war, daß es im Ver gleich zu seinen Vorgängern anders, etwas Besonderes und Einzigar tiges war, ist bislang noch niemandem so aufgefallen, daß er diese Er kenntnis ftIr die Erforschung des Verhältnisses zu den J uden nutzbar gemacht hätte. Die römische Verfassung, d ie Außenpolitik und die Reichsverwaltung mögen an dieser Stelle als Stichworte fur das Be sondere der Römer genUgen, das ja die Untertanen mass iv betraf. Er-
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Einleitung
Einleitung
klärungen zum Verhältnis zwischen Juden und Rom mUssen deshalb auch die römische Seite berUcksichtigen: Nicht nur die Untertanen, sondern auch die Vormacht muß auf ihre inneren Entwicklungen hin geprUft werden. Erforscht werden muß darUber hinaus, welche Vorstellungen beide Seiten von Herrschaft bzw. von Autonomie hatten. Hier scheint es gravierende Unterschiede gegeben zu haben. Das ist erkennbar an den Vorgängen, die zu einer direkten Beherrschung des jUdischen Gebie tes durch Rom filhrten. Es gab jedenfalls im Grundsatz keine Vorbe halte, ein Herrschaftsverhältnis zu etablieren, weder von den Römern noch von den Juden. Anders verhielt es sich mit der Ausgestaltung dieses Herrschaftsverhältnisses. Wenn die Römer den Begriff Auto nomie filr ihre Untertanen in klassischem griechischen Sinne ausleg ten und meinten, damit auch die jUdischen Untertanen zufrieden stel len zu können, so war das ganz offensichtlich falsch. Wir können diese Differenzen gerade deshalb so genau verfo lgen, weil zweimal römische I nterventionen von jUdischer Seite geradezu herbeigefUhrt wurden und beide Male die Erwartungen beider Seiten enttäuscht wurden. Es sind dies die Eckdaten des jUdisch-römischen Verhältnis ses, die Jahre 63 v. Chr. und 6 n. C hr., als wesentliche Weichenstel lungen, hier die Einrichtung Judäas als Provinz, dort als abhängiges FUrstentum, vorgenommen wurden und in beiden Fällen sowohl der Wi lle Roms, ein "guter Herr" zu sein, als auch der Wille der Juden, "gute Untertanen" zu sein, klar erkennbar waren. Aber beide Male wurden die Hoffnungen und Erwartungen enttäuscht. Man hatte o ffen sichtlich ein unterschiedliches Verständnis von "Autonomie", und deshalb mUssen die jeweiligen Autonomie-Konzeptionen herausgear beitet werden. Ein Schwerpunkt der Untersuchung liegt deshalb auf den Motiven fUr die Entscheidungen des Jahres 63 v. C hr. Eine historisch argumentierende Erforschung des jUdisch-römi schen Verhältnisses ist ein Desiderat. Verbreitet ist dagegen ein ande rer Weg, sich diesem Verhältnis zu nähern, und dieser Weg hängt mit der. Quellenlage zusammen. Nun muß ein Historiker filr sein Thema alle verfUgbaren Quellengattungen heranziehen und nach ihrer jewei ligen Wertigkeit interpretieren. Dies auszusprechen ist gewiß banal, scheint mir aber angesichts heute Ublicher Tendenzen in der Erfor schung jUdisch-römischer Beziehungen nicht UberflUssig zu sein. Was den Quellenbestand angeht, ist nun nicht zu bestreiten, daß er in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen ist. JUdische Inschriften aus na
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wie die umfangreichen archäologischen Grabungen sind geeignet, un ser Wissen Uber das A lltagsleben der Juden in einzelnen Städten des Reiches, Uber regionale Bestattungssitten, Uber kulturelles und religiö ses Leben der Juden, ihre Verbindungen zu ihren heidnischen Nach barn, auch Uber von außen kommende EinflUsse" auf jUdisches Leben bzw. jUdischen Einfluß auf ihre Nachbarn zu bereichern. Eine bedau erliche (Neben-)Folge dieser intensiven Forschertätigkeit ist nun aber, daß allzu bereitwillig Inschriften und Papyrus-Dokumente fllr sich ge nommen und zu wenig in den allgemeinen historischen Zusammen hang eingeordnet werden, so daß Besonderheiten verallge meinert werden, langwierige historische Prozesse zunehmend weniger beruck sichtigt, schließlich sogar geleugnet werden. Nicht also die Tatsache sith innerhalb kurzer Zeitphasen wiederholender Aufstände von Juden im ganzen Römischen Reich, nicht die in der literarischen Überliefe 6 rung allerorten greifbare Ablehnung der Juden durch Heiden, auch nicht die nachweisbaren Konflikte zwischen Juden und ihren Nach barn in vielen Städten Palästinas, Ägyptens, Syriens und anderswo be stimmen das B ild moderner Gelehrter vom Leben de r Juden im Römi schen Reich. Vielmehr, so liest man in der wissenschaftlichen litera tur immer häufiger, seien die Synagogenanlagen in der östlichen Reichshälfte oder die Inschriftenfunde in Rom aussagekräftig genug, um ein "im Großen und Ganzen" ungestörtes Miteinander von Juden ? und Römern bzw. Heiden zu belegen. Daß Juden die griechische und lateinische, aber nur selten die hebräische Sprache verwandten, be sondere Begriffe, die archäologisch erwiesene Tatsache, daß sich Synagogen eng an heidnische Stadtzentren anschlossen, all das wird als ein Beweis fUr dieses Miteinander angefUhrt. Die unterschiedli chen Religionen von Juden und Heiden seien kein Hinderungsgrund
filr ein gutes Zusammenleben gewesen; schließlich gelte das auch ftir
die vielfi1ltigen Religionen der Mittelmeerwelt ganz al lgemein. Man mUsse sich, so kann man weiter lesen, die antike Welt als einen "Marktplatz" der unterschiedlichsten Religionen vorstellen, aus dem sich jeder das aussuchte und leichsam einkaufte, was ihm gerade zu
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sagte und in den Sinn kam. Aus einem disparaten Quellenbestand werden bequeme und als allgemeingtiltig betrachtete SchlUsse gezo
gen. So führen Uns a l l diese "Entdeckungen" in den zentralen Fragen
des Zusammenlebens zwischen Juden und ihren Nachbarn und des Verhältnisses zwischen jUdischen Untertanen und dem römischen Staat nicht weiter.
hezu allen Teilen des Reiches, Papyri aus Ägypten und Palästina so. '
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Unproblematisch kann das Verhältnis zwischen Juden und Römern nicht gewesen sein, denn wie wäre es zu den dramatischen Konflikten gekommen? Es gibt verschiedene mögliche Erklärungen, warum sich die Integration der Juden in das Römische Reich so schwierig gestal tete. Daß sie nicht so gelang, wie bei allen anderen Völkerschaften konstatierte schon Augustin: Iudaei . . . manent eum signo; nee sie vieti sunt, ut a vietoribus absorberentur ("Die Juden bleiben gezeichnet; sie sind nicht so besiegt worden, daß sie von den Siegern aufgesaugt wur den"),9 und: Per omnes gentes manent eerte (sc. Iudaei), et Iudaei sunt, nee destiterunt quod erant: id est, gens ista non ita eessit in iura Romanorum, ut amiserit formam Iudaeorum; sed ita subdita Romanis est, ut etiam leges suas teneat, quae leges sunt dei ("Sie bleiben in al len Völkern Juden, und sind Juden, und sie haben nicht aufgehört, zu sein, was sie waren: das heißt, dieses Volk ist nieht so integriert wor den [= eessit in iura Romanorum], daß es das JUdische abgelegt hätte; s.ondern es ist so den Römern untertan, daß es sogar seine Gesetze be h� lt, welch�s die Gesetze Gottes sind,,).10 FUr diese Sonderstellung, die Augustmus beobachtet, sind mehrere Erklärungen denkbar. Eine könnte die religiös-kulturelle Unvereinbarkeit beider Seiten sein, eine andere die wirtschaftliche bzw. politische UnterdrUckung seitens der römischen Vormacht. Vielleicht war es auch der nationale Freiheits drang der Juden, der sie von einer Einbindung in den römischen Staat abhielt. Oder es könnten aktuelle politische Anlässe Spannungen zwi schen beiden Seiten ausgelöst haben. Weiterhin wäre an EinflUsterun gen durch einflußreiche Einzelpersonen, wie zum Beispiel für den Io nischen Aufstand der Milesier Aristagoras mit seinen persönlichen Interessen verantwortlich gewesen sein soll, oder durch politisch-reli giöse Gruppierungen zu denken. Oder aber die jUdischen und römi schen Vorstellungen Uber die Folgen einer Reichsintegration gingen von Anfang an weit auseinander, und als die jUdische Seite endlich bemerkte, wohin der römische Hase (oder sollte man sagen: die römi sche Wölfin?) lief, war es für eine Umkehr schon zu spät; und ebenso begriffen die Römer erst ganz allmählich, daß die jUdischen Unterta nen in anderer Weise als Griechen oder die Barbaren "unzivilisierter" Regionen im Westen zu behandeln waren. Hätten die Römer die Geschichte Judäas studiert, hätten einige Mißverständnisse zwischen ihnen und ihren jUdischen Untertanen ausgeräumt werdf.':n können. Vor allem aber hätten sie erkannt, daß die Juden von ihren bisherigen Vormächten - den Assyrern, BabyIoniern, Persern und Griechen - gewiß nicht immer konfliktfrei beherrscht
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worden waren, daß aber Risse im gegenseitigen Verhältnis durchaus gekittet werden konnten. Selbst das fur die Juden existenzbedrohende Religionsverbot des seleukidischen Königs Antiochos IV hatte trotz weitreichender Auswirkungen für die innerjUdische Entwicklung doch nicht die Konsequenz, daß Juden die Zusammenarbeit mit Griechen' 'seien es Ptolemäer, seien es Seleukiden, daraufhin verweigert hätten. Andererseits hätten auch die Juden Lehren aus der römischen Ge schichte ziehen können, wenn sie zum Beispiel den Zusammenhang . von Reichsentwicklung und innerer Krise oder die römische Interpre tation von Autonomie zur Kenntnis genommen hätten - ihre Vorstel Itlngen von den Vor� und Nachteilen einer Zugehörigkeit zu diesem Reich wären wohl erheblich realistischer ausgefallen. Nicht, daß Rom eine antijUdische Politik von vornherein intendierte. Eher das Gegen teil war der Fall, wenn man die allgemeinen Prinzipien im Umgang mit Untertanen seit Pompeius oder die Prinzipien der Provinzialpolitik des Prinzipats und die spezifisch auf die Juden bezogenen politischen Verfügungen der ersten Kaiser - von Caesar bis Claudius - in Erwä gung zieht. Es ging um etwas anderes, viel grundSätzlicheres. Rom u'nterschied sich von allen anderen Vormächten, mit denen es die Ju den bis dahin zu tun gehabt hatten, in einer ganz besonderen Weise: �s war eine verfaßte Ordnung, eine Republik - auch der Prinzipat war Ja dem Anspruch nach nichts anderes als eine res publiea restituta , ein Rechtsstaat. Die folgende Untersuchung wird von diesem meines Erachtens zentralen Aspekt im Verhältnis zwischen dem römischen Staat und den Juden ausgehen. Aus diesen Überlegungen ergeben sich die Schwerpunkte der Un tersuchung nahezu von selbst. Folgende Themen mUssen vertiefend behandelt werden: . I. Die Entwicklung der jUdischen Religion als ein politisches Phä nomen. Diese Religion soll nicht als etwas Präexistentes, Unwandel bares betrachtet werden, von dem in den Augen der Juden das Ver hältnis zur Vormacht jeweils positiv oder negativ bestimmt wird. Vielmehr muß umgekehrt gefragt werden, wie die jeweiligen (außen) politischen Verhältnisse die Entwicklung der Religion beeinflußt ha ben und ob nicht hinter der seit Hiskija (8. Jahrhundert v. Chr. ) nach prUfbaren Ausbildung wesentlicher Strukturelemente der jUdischen Religion ein ausgeprägter Freiheitsdrang steckt und die Religion also zu einem Mittel wurde, Autonomie von der Vormacht zu erlangen.11 Der historische Rahmen ist deshalb weit abzustecken und orientiert . sich an den, das jUdische Gemeinwesen beherrschenden Vormächten, -
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also den Assyrern, BabyIoniern, Persern und Griechen. Zentral ist da bei das Verhältnis von "Reichsrecht" und "Volksrecht" (Mitteis) in den jüdisch bewohnten Regionen. Auf diesem Diskussionsfeld gibt es gerade in letzter Zeit interessante Ansätze, wie P. Freis These von der "Reichsautorisation" und Lokaltradition. 12 2. Parallel dazu ist zu fragen, wie sich das römische Herrschafts verständnis herausbildete, welche Formelemente römischer Herrschaft es gab und was römische Herrschaft nicht nur provinzialer, sondern auch patronaler Natur von ihren Untertanen erwartete. Diese Frage stellung erfordert einen zeitlichen Rahmen vom Beginn des römischen Ausgreifens über Italien hinaus, also vom Ersten Punischen Krieg (264-241 v. ehr.) an. Man muß herausfinden, ob die Ende des 3. /Anfang des 2. Jahrhunderts allgegenwärtige Verleihung der Auto nomie an die Untertanen durch die Römer dem materiellen Inhalt nach den Autonomievorstellungen des jtidischen Gemeinwesens entsprach. Denn von der Beantwortung dieser Frage hängt ab, ob die Startbedin gungen römischer Herrschaft über jüdische Gemeinden günstig waren. Auf der römischen Seite ist ferner die Verfassungsfrage zu erörtern. Die Stellung der Juden hing nur während der römischen Herrschaft von Institutionen, sonst dagegen von Einzelpersonen (Königen) ab. Hier ist, auch wenn man Analogien zum Mittelalter hinzuzieht (Karo linger, Ottonen, Stadtherren während der Kreuzztige), nach Auswir kungen verfassungsrechtlicher Unterschiede der Vormächte auf die Juden zu fragen. 3. Da die römisch-jüdischen Beziehungen im Jahre 164 v. ehr. gleichsam bei Null begannen, sollen in einem dritten Schritt Form und Inhalt dieser ersten Kontakte geprüft werden. Dabei dürfen weder die Erwaltungen und Hoffnungen, die beide Seiten mit der Herstellung eines ausgewogenen und stabilen Vertragsverhältnisses verbanden, aus den Augen verloren werden noch der Zusammenhang zwischen der beiderseitigen inneren Entwicklung und der gegenseitigen Haltung zueinander. 4 . Dazu kommt ein weiterer, filr die römische Herrschaftsaus übung zentraler Aspekt. Wie entwickelte sich das Verhältnis zwischen Juden und Griechen in Palästina und den Diaspora-Gemeinden, nach dem Rom aufgetaucht war und nachdem es die Herrschaft zunächst tiber einzelne Diaspora-Gemeinden, seit 63 n. ehr. tiber Palästina übernommen hatte? Dem Dreiecksverhältnis zwischen Juden-Römern Griechen kam reichsweit eine entscheidende Bedeutung ftir die römi-
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sehen Herrschaftsziele "Ruhe und Ordnung" zu, so daß die Positions bestimmung der Römer filr die Lage der Juden entscheidend wurde. 5. Und schließlich: Viele moderne Forscher betonen, daß Rom, wenn es direkte oder indirekte Herrschaft übernahm, wenig an den re gionalen Verhältnissen änderte; die Untertanen hätten lediglich neue Herren erhalten. 13 Zu fragen ist, was dieses "wenig" tatsächlich be deutete und wie Rom seine Herrschaft sichtbar, aber auch unsichtbar, allmählich etablierte. Eine auf diese Fragen sich grtindende Untersuchung ist vielver sprechend, da sie gleichsam von Null, nämlich den ersten (freund schaftlichen) Kontakten zwischen Juden und Römern ausgehen und das Verhältnis gründlich und historisch nachzeichnen kann. Es geht zunächst um die Voraussetzungen, und darum schließt das Buch wohlüberlegt gerade mit dem Beginn der römischen Herrschaft über Palästina durch Pompeius und den ersten sechs Jahren dieser Herr schaft (bis Gabinius). Noch mehr berechtigt die Quellenlage zu Opti mismus. Denn die Auffassungen beider Seiten sind uns in schriftli chen Zeugnissen überliefert, wobei die jüdischen Quellen zu dem konkreten Verhältnis zwar in der Überzahl gegenüber den latei nisch/griechischen Deutungen sind; dafür allerdings können wir auf eine Ftille von römischem Material bezüglich der Reichsverwaltung in der Römischen Republik zurückgreifen und dieses auf das Klientelfllr stentum (bzw. später die Provinz) Judäa in Anwendung bringen. Es gibt bisher keine Monographie oder auch nur Aufsätze, die sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen; die bisherige Forschung ist ge tragen von isolierten Einzelbetrachtungen. So handelt denn dieses Buch von der politischen Existenz jüdischer Gemeinwesen unter Fremdherrschaften im Zeitraum von 727-55 v. ehr.
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"Das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs":} Die Herausbildung der jüdischen Religion als politisches Phänomen vom 8. bis 4. Jahrhundert v. ehr.
Das Verhältnis von Juden und Römern war schwierig und mUndete einer Katastrophe - drei großen Kriegen und der Zerstörung des Tempels in Jerusalem im Jahre 70 n. ehr. Warum aber kam es zu die ser Katastrophe? Schließlich war die Beziehung zwischen Juden und Römern zunächst "unbelastet", begann gleichsam bei Null und hatte deshalb gute Startbedingungen. Ebenso mangelte es nicht an gutem Willen zur Verständigung auf beiden Seiten. Das Bild, das sich die griechisch-römische Welt von den Juden gemacht hat, war ausschließlich durch deren Religion geprägt,2 und diese soll deshalb in ihrer Ausbildung und in ihrer Bedeutung rur das . Selbstverständnis des jüdischen Volkes untersucht werden. Die Meilensteine der Untersuchung sind jene Ereignisse und Zäsuren inner halb der Geschichte des Judentums, bei denen von Kultreformen die Rede ist und bei denen die Religion eine zentrale Rolle im Politischen einnahm. Namentlich sind dies: 1. die Regierungszeit Hiskijas, des Königs von Juda (716-687 oder wohl richtiger 727/6-700 v. ehr.); 2. die Regierungszeit Josijas, ebenfalls König von Juda (wohl 639/8-609 v. ehr.); 3. das babylonische Exil (587-539 v. ehr.); 4. das Wirken Nehemias und Esras zur Zeit der persischen Herr schaft (Mitte/Ende des 5. Jahrhunderts v. ehr.); 5. die Zerstörung des Tempels von Elephantine im Jahre 410 v. ehr. durch die Ägypter; 6. der Makkabäeraufstand (seit 165 v. ehr.) und seine Folgen. Am Ende dieser Entwicklung hatte sich Jerusalem eine Religion geschaffen, die sich in den meisten Belangen von den Religionsvor stellungen seiner Umgebung unterschied: einem rigorosem Monothein
Das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs
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ismus,3 einem Gesetzbuch, einem Tempel als identitätsstiftendem Zentrum in Jerusalem, einer religiösen und politischen Mitte in Gestalt des Hohepriesteramtes, ferner in Gesetzen und Vorschriften, wie der Beschneidung, strengen Speisevorschriften (die im übrigen fUr sich genommen sehr stark die Abgrenzung von der Umwelt betonen, wie etwa Leviticus I I deutlich macht), der strikten Einhaltung eines Ru hetages, des Sabbat, auch der Zentralisation des Kultes in Jerusalem. Schon diese bloße Aufzählung läßt keine Zweifel an der politischen Dimension der jüdischen Religion, denn sie regelte das öffentliche Leben und die Verehrung Jahwes gleichermaßen. Ihre Herausbildung kann daher adäquat nur in der Zusammenschau der außen- und innen politischen Entwicklungen verstanden werden. An einer wichtigen Zä sur in der religiösen Entwicklung, mitten im Aufstand der Juden ge gen die seleukidische Herrschaft, trafen Jerusalem und Rom zum er sten Mal zusammen - beide mit politischen Ordnungen ausgestattet, de ren Kompatibilität sich alsbald erweisen mußte.
Hiskija Mit dem König Hiskija (wohl 727/6-700 oder 716-68 7 v. Chr. ) setzt der Proieß einer religiösen (und dann auch politischen) Sonder entwicklung der Juden ein. Die Gründe daftlr hängen zum einem mit der assyrischen Macht, zum anderen mit der Verkleinerung des jüdi schen Territoriums zusammen, das kaum über Jerusalem hinauslangte. Dieser König des Südreiches Juda nahm unter dem Eindruck der assy rischen Bedrohung eine richtungsweisende Weichenstellung vor und steht daher am Anfang der historischen Untersuchung über den Cha rakter der jüdischen Religion. Nachdem sich das Großreich Davids und Salomons seit 93 1 v. Chr. in das Nordreich Israel (um Samaria) und das Südreich Juda (um Jerusalem) aufgespalten hatte, begann die Entwicklung, die die Juden unter fremde, d. h. zunächst assyrische, dann babylonische, persische und makedonische Herrschaft brachte. 4 Die Bücher des Alten Testa mentes, insbesondere die Königs- und Chronikbücher sowie die Pro pheten, kommentierten diese historische Entwicklung; ihre Aufgabe war es, die durch diesen Prozeß hervorgerufenen Leiden der Juden zu erklären, und es konnte keine andere Erklärung geben als die, daß Gott mit den Juden haderte, weil sie ihn nicht richtig verehrten, weil sie sich den Nachbarn anbiederten, indem sie Götzen auf Anhöhen anbeteten, weil sie seine Gesetze nicht befolgten. 5 _
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Bald nach der Spaltung des David-Reiches zogen dunkle Wolken am Horizont auf, die von mächtigen und bedrohlichen Reichen kün deten. Das mächtigste war das neuassyrische Reich, das sich seit dem Ende des 9. Jahrhunderts immer weiter ausdehnte und dem am Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. das Nordreich Israel zum Opfer fiel: Be reits seit 738 v. Chr. in dem Status eines Vasallenstaates, wurde Sama ria 721 v. Chr. nach Loslösungsversuchen Hoseas, des Königs von Is rael, von den assyrischen Königen Salmanassar V und Sargon 11 ein genommen, Angehörige der Oberschicht wurden deportiert und Sama rien zur assyrischen Provinz gemacht. Juda um Jerusalem blieb ver schont, aber die Lage war fUr das kleine Königreich fatal: Im Norden lauerte das tibermächtige Assur, im Süden Ägypten, das sich gleich falls von Assur bedroht fUhlte. Juda lag als "Durchmarschgebiet" zwi sc�en beiden. Im näheren Umfeld befanden sich dazu die von den As syrern bereits 'einverleibten oder bedrohten Städte und Regionen. In einer politisch derart verzweifelten Situation, in der Gottvertrauen wahrlich vonnöten war, waren fUr die Juden in Jerusalem zwei Wege denkbar: Sie konnten die Übermacht der Assyrer anerkennen und ei nen Vasallenstatus akzeptieren,6 oder aber sich der assyrischen Macht zur Erhaltung der Selbständigkeit widersetzten. Hiskija hat sich, wenn man den Quellen glauben darr,? ftlr den zweiten Weg entschieden.8Im eil)zelnen ist auch heute noch vieles umstritten, was diese über Hiskija berichten,9 aber die Grundzüge seiner Herrschaft sind unstreitig: Er stens widersetzte er sich den assyrischen Einverleibungsversuchen Ju das, und zwar durchaus mit Erfolg, und zweitens reformierte er den jüdischen Kult. Die Einzelheiten dieser Reform sind gleichfalls kaum zu rekon struieren, aber die politische Zwangslage, in der sich Juda im Krieg gegen die Assyrer befand, läßt zumindest eine Tendenz erkennen: Die Stadt Jerusalem, auf die Hiskija von Sancherib beschränkt wurde, wurde nicht nur baulich,1O sondern vor allem auch kultisch "ver stärkt""! Insbesondere schaffte Hiskija die "Höhen" ab (mo:m; 'tu 1nl'EÄ.a; excelsa), zertrümmerte die "Malsteine" (m::J�on; O'tlJAUt; statuae), zerschlug die "Ascheren" (nillam; 'tu ÜAOTJ; luci). Das be deu ' tete: Die Symbole "im Land" wurden aufgegeben zugunsten der Verehrung Jahwes im Tempel zu Jerusalem. Hiskija praktizierte, was de'r Prophet und Gottesmann Jesaia, wenn auch noch konsequenter, vorgedacht hatte:!2 Das einzig wirksame Mittel gegen die numerische Überlegenheit der Feinde konnte nur die Unterstützung durch Jahwe sein,l3 Jesaia hatte deshalb jedes Bündnis mit fremden Mächten wie
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Ägypten und sogar die Befestigung Jerusalems abgelehnt. Assur, so lautete sein Credo, feillt allein durch das Schwert des "Nicht-Mannes", das Schwert eines "Nicht-Menschen" wird es fressen (ro�lot-lot,:, und Oilot-lot':,; der Septuaginta-Text gibt den Text nicht so pointiert wieder: OU fl.UXUtpU uvopo<; OUOE fl.UXUtpu av9prormu KU'ta
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Verfehlungen gegen ihn nicht helfen. Autonomie ist also etwas Höhe res als bloße Eigenstaatlichkeit und kann deshalb auch nicht gewährt werden, etwa vOn einer Vormacht; sie liegt vielmehr in der sakralen Ordnung begründet, die sich jeglicher Disponibilität entzieht, selbst dann, wenn äußere Mächte die jüdische Eigenstaatlichkeit bedrohten. Die spätere jüdische Deutung der Geschichte, die besonders Kö nigsbticher und Chroniken durchZieht, ist in diesem Sinne folgerich tig: Die Könige Israels und Judas, welche wie Hiskija den Weg zur Autonomie verfolgten, "taten das Rechte in den Augen Jahwes", alle anderen "taten, was Böse in den Augen Jahwes war, indem sie den Greueln der Völker folgten". Ein solches Urteil traf den Nachfolger Hiskijas, Manasse (etwa 687-642 v. Chr.), der als Vasall Assyriens unter den Königen Asarhaddon und Assurbanipal auch in assyrischen Quellen auftaucht und besonders dem religiösen Synkretismus nach hing; beides, Vasallität und Synkretismus, gehörte ja zusammen. 1 9 In Juqa gab es zwei miteinander um den richtigen Weg im Umgang mit de� assyrischen Macht konkurrierende Gruppen/o denn die außenpo litische Lage Judas war weiterhin bedrängt, und Assyriens Macht er streckte sich seit 667 v. Chr. sogar bis nach Theben/Ägypten.2 1 Die jüdischen Könige Manasse und Amon (642-640 v. Chr. ) bevorzugten daher die Aufgabe des Widerstandes gegen diese Übermacht, und das heißt, sie kehrten sich ab von Jahwe als dem Sinnbild jüdischer Iden tität seit Hiskija. Die Macht der Assyrer ging zwar seit der Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. ihrem Ende entgegen; 612 v. Chr. wurde ihre Hauptstadt Ni nive von dem medischen König Kyaxares (625-58 5 v. Chr.) und dem babylonischen Herrscher Nabopolassar (625-605 v. Chr.) erobert und zerstört.22 Für Juda jedoch war damit keine Befreiung aus der Gefallf verbunden, da nun die Ägypter, andere Nachbarvölker sowie zuletzt die neubabylonische Macht zu einer Bedrohung wurden - einer Be drohung, der auch die religiöse Entwicklung Rechnung trug.
Josija .In diesen historischen Rahmen fällt die Regierungszeit des, jeden falls was die Nachwirkung anbelangt, wohl bedeutendsten Königs von Juda, Josija (ca. 640-609 v. Chr.). Die. Quellen23 verbinden mit ihm außenpolitische Erfolge und die deuteronomistische· Reform.24 Wie in der Regierungszeit des Hiskija wird in der des Josija der Zusammen hang zwischen' der äußeren Lage und der religiösen Reform deutlich,
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jedoch hatte Josija durch den N iedergang der Assyrer offenkundig ei nen größeren Handlungsspielraum als sein Vorgänger. Zu dem bloßen Haß auf Assu�5 gesel lte sich näm lich die Hoffnung auf eine Wieder gewinnung des ehemaligen Nördreiches.26 Die deuteronomistische Re form hatte daher einen eminent politischen Hi ntergrund. Sie bestand in erster Linie in der Auffmdung des "Gesetzbuches", hebr . .,00 2 n.,mn, weniger deutlich Septuaginta: ßtßAlOV 'tot) V61l0U. 7 Dabei handelte es sich nicht um irgendein Gesetzbuch, sondern das Gesetz buch, oder, wie der Chronist sagt, "das Gesetzbuch Jahwes in der Hand Moses". So, wie es gefunden worden war, konnte es ein Höchstmaß an Authentizität beanspruchen. Denn m it der gleichsam "zufälligen" Entdeckung im Tempel durch den Hohepriester Hilkia war das Buch dank Ort und Finder im besonderen autorisiert und zu gleich der König, in dessen Hand die Umsetzung lag, von jedem Ver dacht der Manipulation befreit. Jeder Kritik an Josijas religiöser politi scher Reform sollte damit die Grund lage entzogen sein. Der Zeitpunkt dieser Auffindung sei das 18. Jahr der Herrschaft des Josija, also 622 v. Chr. gewesen, und das Datum war günstig, denn 625 v. Chr. war die assyrische Hauptstadt Ninive zum ersten Mal von dem Meder Kyaxares be lagert worden, und mit dem König Nabopo lassar begann zud :m der � u �stieg der BabyIonier. Vor d iesem Hintergrund verfolgte . JoslJa zwei Ziele: In dem neu aufgefundenen Gesetzbuch Jahwes wurde zum einen Judas Anspruch auf Autonomie betont, und zum an deren der assyrische Gestirnskult bekämpft. Damit wurde wie bei Hiski) as Versuch der Einwurzelung des Politischen im Religiösen die Verbmdung zwischen der religiösen und der politischen Orientierung Judas erneut hergestellt.28 Ob die Auffindung des n."nn .,00 (des Ge setzbuches) eine geschickte Erfindung des Josijas war oder nicht, ist fiir die historische Bewertung unwesentlich.29 Es ist gut möglich, daß Josija auch außenpolitisch an David und Salomon anknüpfen u nd sein Reich ausdehnen wollte; bekannt und durch ar�hä � logische � orschu �gen bestätigt is � etwa, daß Jos y a nach Westen m Richtung KU$te sowie nach Süden h m expandierte.3 Denk bar wäre also, daß Josija die Zentralisierung des Kultes in Jerusalem auch als administrative Maßnahme fiir das größer gewordene Reich (Abgaben an den Tempel, Bindung der Bewohner seines Reiches an die Zentrale) verstand.3 1 Das Vorbild Hiskijas wird in diesen Maß nahmen sichtbar, und die Tatsache, daß nach H iskijas Tod seine Re formen wieder rückgängig gemacht worden waren, ließen es Josija zur Absicherung seiner Reformen ratsam erscheinen, mit einem "Buch
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des Gesetzes" aus Moses Hand gleichsam ein fiir allemal vollendete Tatsachen zu schaffen, also jeden Versuch einer Kritik an den Maß nah'men bzw. einer Revision als gegen den erklärten und schriftlich nachprüfbaren Willen Jahwes zu brandmarken.32 Und in'der Tat: Die Nachfolger Josijas, seine Söhne Joachas und Eljakim (bzw. Jojakim) urid seine Enkel Jojachin und Zidkija "taten zwar, was in den Augen Jahwes böse war", aber offenkundig nur in ihrem Umgang mit Ägyp ten u nd Babylönien sowie was ihre Achtung der Propheten betraf; Götzendienst und Errichtung von "Höhen" wurden ihnen jedoch nicht mehr vorgeworfen.33 Deutlich ist, daß die Reformen des Josija, die R�inigung des Kul tes sowie dessen Zentralisierung in Jerusalem, auch politisch motiviert und sinnvoll waren: Die Schwächeperiode der assyrischen Macht bot Juda eine einzigartige Gelegenheit, sich viel leicht dauerhaft frei von äuß.erer BeeinfliJssung und fremder Herrschaft zu machen. Wenn die ses - angesichtS einer bedrohlichen Umwelt - hochgesteckte Ziel er ' reicht sollte, !mißten möglichst die Kräfte aller Jahwe-G läubigen m o bilisiert werden, und zwar die Kräfte der in Jerusalem und Juda Woh nenden durch das ein igende Band eines zentralen Kultes und d ie Kräfte der außerhalb Judas im alten Nordreich Wohnenden durch die Bindung an eine zentrale Kultstätte. Die Auffindung des Gesetzbuches und seine feierliche Verlesung dienten diesem Ziel und entzog insbe sondere die neue Ordnung der "weltlichen" Verfiigbarkeit, sollte also auf Dauer verhindern, daß sie wieder beseitigt wurde. Für die weitere Ent\vicklung spielt diese Festlegung eine entscheidende Rolle. . 6 09 v. ChI'. fiel Josija in Megiddo, als er sich dem Pharao Necho, der sich mit einem Heer zum oberen Euphrat aufgemacht hatte, in den Weg stellte.34 Dieser Rückschlag in Verbindung mit dem weiteren Aufstieg BabyIons unter Nebukadnezar machte alle Hoffnungen der Juden zunichte, das von den Assyrern hinterlassene Machtvacuum zu fiiHen und ein eigenes unabhängiges u nd großes Reich zu gründen. Das Gegenteil traf ein: Nicht mehr nur das Nordreich, sondern nun au �h das Südreich Juda wurde zur Provinz eines Fremd-Reiches, ja mehr noch, es "verschwand ... fast·von der Erdoberfläche,,/5 denn die politische und religiöse Führungsschicht, d ie Wohlhabenden und ge sellschaftlich angesehenen Familien, waren fortan im Exil in Meso potamien, wohin s ie von Nebukadnezar deportiert worden waren. Wer in Juda zurückgeblieben war, war arm, ohne Selbstvertrauen, wie ge lähmt; so jedenfalls ist der Tenor der "Klagel ieder".36
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Babylonisches Exil Das babylonische Exil verstärkte die unter Hiskija und Josija ein geleiteten Entwicklungen, insofern der Religion im fremden Land noch stärker die Funktion ei nes einigenden Bandes zukam. Wie auch später in den Diaspora-Gemeinden der hel lenistisch-römischen Zeit hatte das aber keineswegs ein vollständiges Abschließen von ihrer Umwelt oder gar ein noch stärkeres Festhalten an den religiösen Vor schriften als vorher zur Folge. Die Bedeutung des babylonischen Exils für die religiöse Entwicklung des Judentums ist bereits vielfach unter sucht worden, und es soll deshalb an dieser Stelle nur auf die Haupt gedanken und insbesondere die pol itischen Dimensionen der innerjü dischen Entwicklung der Exilszeit aufmerksam gemacht werden. Die Voraussetzungen für die Bedeutung dieser Zeit legte Nebukadnezar selbst: Die Deportierten waren "die oberen Zehntausend", d. h. Füh rungspersönl ichkeiten in politischer und religiöser Hinsicht. Sie wur den nicht, wie es die Assyrer etwa 140 Jahre zuvor mit den Juden des � ordreiches Israel gemacht hatten, verstreut in Mesopotamien ange siedelt, sondern konnten große Gemeinden im südöstl ichen Babylo nien gründen,37 in denen sie Häuser bauen, sich wirtschaftlich betäti gen und versammeln konnten.38 Auch der exilierte König Jojachin39 scheint weiterhin eine zentrale Position in der jüdischen Gemeinde in negehabt zu haben.40 Dies waren optimale Voraussetzungen, in der Verbannung die Erinnerung an Jerusalem und den Tempel zu pfle gen.4 1 Man hielt sich deshalb an die Gesetze wie an die Einhaltung der Sabbat-Vorschriften42 und bereitete sich auf den Tag X der Rückkehr nach Jerusalem vor. Unter ganz anderen Bedingungen, aber mit dem selben Ziel, nämlich der Selbstbestimmung, verfolgte man die poli tisch-religiösen Vorstellungen des Hiskija und insbesondere des Jo sija. Die religiöse Ausrichtung auf das Gotteshaus in Jerusalem stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl der verbannten Juden und ha lf in der fremden Umgebung, die eigene Identität zu wahren und die Hei mat nicht zu vergessen. Das Streben der Diaspora-Gemeinde im baby lon ischen Exil nach einer "e inmischungs freien Zone" könnte be reits mit dem Satz: "Nach den eigenen Gesetzen leben zu können" umschrieben werden, eine Forderung, die unter griechischer und römi scher Herrschaft von Juden immer wieder erhoben wurde. Diese Forderung bedeutete jedoch keinesfalls - und hat dies, an ders als viele N ichtjuden meinten, auch nie bedeutet -, daß man sich völ lig von der Umgebung abkoppeln wollte, gleichsam eine selbstge-
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wollte Ghettoisierung der jUd ischen Gemeinden. Denn schon in dieser ersten uns klarer zu erfassenden Diaspora in Babyion wurden jüdische Sitten und Gebräuche ebenso "babylonisiert", wie sie später unter griechischem Einfluß "hellenisiert" wurden: Sprache, Namengebung, Kalender oder GrußfOlmeln - das jüdische Leben gaßte sich, wie es scheint, ziemlich schnel l der neuen Umgebung an. 3 Auch gab es fiir exilierte Juden o ffenkundig kein Hindernis, in der assyrischen bzw. babylonischen Administration mitz.uarbeiten.44 Das heißt, daß die Re ligion auch filr die Juden eine po litische Dimension hatte und eher ein Kommunikationsmittel, ein Medium der Zusammengehörigkeit war, als ein Medium der Trennung von der Umwelt. Ähnliches können wir auch flIr das jüdische Leben im ägyptischen Elephantine, einer ande ren Diaspora-Gemeinde, die mit einiger Wahrscheinlichkeit auf den jüdischen König Manasse (687-642 v. ehr.) zurückgeht45, beobachten und' deren Gestalt uns durch Papyrus-Funde sehr gut bekannt ist. Diese Gemeinde, au f die wir etwas später einen genaueren Blick wer fen wollen, lehrt uns darüber hinaus, daß erst die ungewollte Dia$pora-Situation des Judentums in Babylonien mit dem Ziel, diese zu beenden, dei Grund dafür wurde, daß von nun an der B l ick aller künftigen Diaspora-Gemeinden nach Jerusalem gerichtet war, daß also nur dort ein Tempel und die zentrale kultische Verehrungsstätte Jahwes möglich waren. In Elephantine lebten aber schon vor dem babylonischen Exi l Juden, und sie hatten dort einen eigenen Tempel, in dem 1n\ JHW, verehrt wurde. Daran gab es, so lehren unsere Quellen, auch dann nichts auszusetzen, als Jerusalem die alleinige Verehrung von Jahwe in seinem Tempel rur sich beanspruchte. persische Herrschaft Für die weitere Entwicklung des Judentums hat schließlich auch die persische Herrschaft über Palästina (539-332 v. ehr.) eine heraus ragende Bedeutung gehabt. Die Bibel trägt dieser Bedeutung mit einer Reihe von geschichtlichen (Esra und Nehemia), belehrenden (Esther) und prophetischen Büchern (Haggai, Sacharja, Maleachi) Rechnung. Die' in diese Zeit (5 . Jahrhundert v. ehr.) fa11enden kultischen und po litischen Reformen, die die Namen ihrer Urheber Esra und Nehemia tragen, reagierten auf die Veränderung in der Oberherrschaft über die Region. Nicht a11es hatte sich in Palästina durch die neuen Herren ge ändert: Geblieben waren die jUdische Bevölkerung, ihre Umwelt (also die Mitbewohn r des Landes und der Städte) und die Fremdbestim-
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mung selbst, die nun persisch war. Verändert hatte sich dagegen das Interne jeder dieser Kräfte sowie ihr Verhältnis zueinander. Mehr als 200 Jahre kOlUlten sich . die jüdisch-persischen Beziehungen entfalten. Als Alexander der Große im Jahre 332 v. Chr. auch Palästina seinem Reich und damit erstmals einem europäischen Staat einverleibte, traf er auf ein unter den angesprochenen Veränderungen geformtes Ge meinwesen. Wie sah dieses Gemeinwesen aus? Diese Frage gilt es im folgenden zu untersuchen, wobei der thematische Zusammenhang al lerdings vorgibt, auf die unzähligen Forschungsdiskussionen über Ei nzel fragen, zumeist chrono logischer oder personeller Natur, nicht näher einzugehen. Zur historischen Einordnung ist ein Blick auf die politische Ge schichte nötig. Das neubabylonische Reich fiel 539 v. Chr. dem Er oberungsdrang des persischen Königs Kyros zum Opfer, der sich im Zuge der H errschaftsstab ili sierung auch um die Herstellung guter Be ziehungen zu den seinem Reich unterworfenen Regionen bemühte.46 Kyros war es auch, der den exilierten Juden Babyloniens die Rück kehr nach Palästina erlaubte und den Wiederaufbau des größtente ils zerstörten Tempels ermöglichte, dessen Fertigstellung sich freilich noch bis in die Regierungszeit Dareios' I hi nzog (5 1 5 v. Chr.). Zwi s�hen Kyros und Dareios war Kambyses König (530-522 v. Chr.), der Agypten und damit eine weitere große Diaspora-Gemeinde dem persi schen Reich zuftlhrte (525 v. Chr.). Gerade die j üdischen Gemeinden sol lten fortan, wie wir aus aramäischen Zeugnissen' wissen, eine wichtige herrschaftssichernde Rolle filr die Perser in Ägypten spielen. Kambyses' Nachfolger als persischer König, Dareios, organisierte wenig später, wie wir schon von Herodot47 erfahren, die persische Reichsverwaltung neu und legte damit auch die Grundlagen rur die verwaltungstechnische Einbeziehung der "neuen" (d . h. nach dem Ky ros-Dekret entstandenen) j üdischen Gemeinde um Jerusalem - die Einzelheiten sind aber umstritten. Den oben entwickelten Autonomie vorstellungen Jerusalems kam das persische Staatsverständnis durch aus entgegen. Denn wohl war die territoriale Expansion ein wesentli ches Element der persischen Herrscherideologie, wie wir von den gro ßen Inschriften wie derjenigen von Bisutun über den König Dareios erfahren. Aber daraus leitete sich kein Streben nach einer Vereinheit lichung des Reiches ab; insbesondere die religiöse Eigenständigkeit und damit auch die sich aus der Religion ableitenden Autonomiean sprüche der unterworfenen Regionen wurden geachtet; diese Achtung
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der Autonomie war sogar ein wesentliches Herrschaftsmittel der Per ser. Die Nachfolger des Dareios, Xerxes (486-465 v. Chr.) und Arta xerxes I (465-424 v. Chr.), hatten mit Aufständen in ihrem Reich zu kämpfen, von denen auch Ägypteri und Babylonien nicht verschont blieben. In die Zeit des Artaxerxes fäl lt, jedenfalls welUl man der Da� tieruilg der Quellen ' glauben darf, das Wirken der großen jüdischen Reformer Esra und Nehemia: Esra soll 458 v. Chr. von Babyion nach Jerusalem gekommen sein. Er war Schreiber und Priester und sollte sich im Auftrag des persischen Königs Artaxerxes um Jerusalem kümmern und dein jüd ischen Gesetz Geltung verschaffen. Etwa 445 v. Chr., immer noch gemäß der Bibel, wurde dalUl auf seine eigene Bitte hin Nehemia, der Mundschenk des Königs, als Statthalter nach Jeru salem entsandt. Seine Tätigkeit war ungleich weiter gespannt als die Esras: Neben dem von den Umwohnern ungern gesehenen Mauerbau in, J�rusalem besorgte er wichtige sozial-politische und rel igiöse Re formen, ' die aus Juda eine quasi-autonome und vom ehemaligen N9rdreich getrennte Provinz des Perserreiches machten, welche in die übergeordnete Satrapie "Transeuphrat" (Abar Nahara) eingegliedert war. Der nächste König, Dareios H (423-404 v. Chr.) hatte, abgesehen von weiteren inneren Aufständen im Reich, auch innerägyptische Dis sonanzen zwischen der oberägyptischen jüdischen Militärko lonie in Elephantine und ägyptischen Priestem des Gottes Chnum zu schlich ten. Es ging um' kultische Streitfragen, die sogar zur Zerstörung des jüdischen Tempels in Elephantine führten, aber dahinter stand die eminent politische Frage, welche Rollen beide Seiten, die Juden und die ägyptischen Priester, im Verhältnis zur Vormacht zu spie len hat ten. Dieser Konflikt zog sich bis in die Regierungszeit von Artaxerxes II (404-3 59 v. Chr.) hin. Ägypten ging jetzt dem Perserreich verloren, und es ist deshalb sicher kein Zufall, daß wir von 398 v. Chr. an nichts mehr von der j üdischen Gemeinde in Elephantine und ihrem Tempel hören. . Satrapenaufstände erschütterten das Reich auch unter Artaxerxes I1l Ochos (3 59-338 v. Chr.), dessen Versuch, Ägypten wieder zu er obern, von einem sich immer mehr ausbreitenden Aufstand des Kö nigs von S idon, TelUles, an dem ,sich auch Juden betei ligt haben kömiten, vereitelt wurde.48 Unsere Quellen, die Bibe.l und Josephu$, sprechen auch von anderen Konflikten zwischen Persern und ihren jü dischen U ntertanen, zumeist aber nur in Andeutungen oder in kaum
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mehr auf ihre historische Glaubwi.lrdigkeit i.lberpri.lfbaren Erzählun gen. Die Esther-Episode zum Beispiel, die, verfaßt woh l in fruhhelle 9 nistischer Zeit, persisch-ji.ldische Konflikte voraussetzt,4 oder die 5 0 Schwierigkeiten mit dem Strategen Bagoas und mit dem samaritani schen Statthalter Sanballet5 1 sind nur schwer in den historischen Gang einzugliedern; sie könnten aber ein Indiz daftlr sein, daß die Bezie hungen zwischen Provinz und Vormacht nicht mehr ganz unproble matisch waren. Mit Dareios I I I (336-330 v. Chr., nach dem kurzen Intermezzo von Arses, König von 338-336 v. Chr.) endete unter der Wucht des Alexander-Feldzuges das Achämenidenre ich. Palästina wurde Bestandteil des neuen makedonischen Staates. . Von diesem Überblick wenden wir uns wieder der Situation der Juden in der persischen Zeit zu. Die j Udischen Hoffnungen, als Kyros das babylonische Reich hinwegfegte, waren hochgesteckt: Kyros wird in Deutero-Jesaia sogar bezeichnet als ein von Gott gesandter Retter, als "Gesalbter" (n�tDo; XPlO'tO<;) und mit der Aufgabe betraut, die
Völker niederzuwerfen, die Könige zu entwaffnen und den Tempel wiederaufzubauen. 52 Das Motiv, eine neue Großmacht zu preisen, weil man sich von ihr Befreiung aus gegenwärtigen Bedrängnissen er hoffte, können wir, Ubertragen auf Rom, im 2. Jahrhundert v. Chr. in dem Urteil über die Römer (sog. laus Romanorum) des 1 . Makkabäer buches wiederfinden. 5 3 Abgelehnt wurde also nicht eine Fremdherr schaft an sich. Das Perserreich scheint m it seiner "toleranten" Verwaltung diesen ji.ld ischen Erwartungen entgegengekommen zu sein. Der " Kyroszylin der" konstatiert ausdri.lcklich die Sorge des Königs um das Wohlerge hen der eroberten Regionen und besonders, ohne Nennung Judäas, de ren Kultstätten. Es braucht nicht betont zu werden, daß h inter solch schönklingenden Formul ierungen "normale" herrschaftliche Ziele standen, nämlich Ruhe und Ordnung im Reich zu sichern sowie größtmögliche EilUlahmen zu gewährleisten. In der Forschung wurde vor nicht langer Zeit über die Frage diskutiert, wie denn das Verhält nis zwischen "Zentralgewalt und Lokalautonomie im Achämeniden reich" gewesen sei. 54 Daß es unter den Persern noch "kein herrscherli ches Streben nach Schaffung eines Reichsrechts" gab, hat jUngst J. W iesehöfer gezeigt. 55 Er betrachtet es im Gegenteil geradezu als Sta bilitätsfaktor des persischen Staates, daß dieser nur bei herrschaftsge fahrdenden Konflikten in lokale Angelegenheiten eingriff, und seine Formulierung, daß die Reichsangehörigen "das data (sc. das Gesetz) des Großkönigs auch deshalb beachten wollten, weil sie daftlr mit
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Rechtssicherheit vor Ort u n d religiöser u n d kultischer Autonomie be lohnt wurden", und nicht, weil sie auf ein Reichsgesetz verpflichtet waren, umschreibt das Verhältnis zwischen Juden und dem Großkönig ziemlich genau. Unter diesem B lickwinkel erhalten die Reformen Nehemias u nd Esras ihre politische Dimension: 56 Diese ist nicht nur unter dem Aspekt des Verhältnisses' zur persischen Zentrale zu sehen, über das sie' viel mehr erheblich hinaus geht. Denn man ließ sich vom persi schen König dje eigene "Verfassung" bestätigen, die ledigl ich dort Beschränkungen erfuhr, wo die oben genalUlten persischen Interessen, nämlich die Anerkennung der persischen Oberherrschaft, Ruhe und Ordnung und Tributleistungen, berUhrt waren. In der von Artaierxes I erlassenen und Esra Ubergebenen Verfiig ung ist von zwei Aufträgen die Rede: Beobachtet werden sol len tt:::ll;lo �, ttn" li1l;ltt-�' ttn" also d as Gesetz deines G ottes und das Gesetz des Königs". Diese Formu ' ierung mit der Wiederholung des ttm (data) kann nur so aufgefaßt werden, daß von zwei verschiedenen Gesetzen ausgegangen werden �uß und daß beide zu befolgen sind.57 Ob d ieses Edikt echt oder nicht ' ist, soll hier nicht entschieden werden; wichtig ist der fur die Juden als vorbildhaft vermerkte Charakter des Ed iktes - das heißt, es spiegelt gleichsam ein Wunschverhältnis zum beherrschenden Staat wider: Der persische Staat garantiert ein gutes StUck Selbstbestimmung und erhält dafilr die j üdische Zusage, "gute Untertanen zu sein", also im persi schen Staat loyal mitarbeiten zu wollen. Das steht auch ausdrUcklich in per Bestätigung des Kyros-Ediktes durch Dareios auf die Anfrage des persischen Statthalters von Syrien-Phönikien: Ö7t(Jl<; 7tpOmpEprov 'tat o7tovöat 'tij) BE u\jfio'tCfl U7tEP 'tou ßaatl..Ero<; !Ca\. trov ltaiörov !Cat 7tPOOEuxrovtat 7tEpl. 'tfj<; au'trov �rofj<; ("daß Trankopfer dem höchsten Gott für den König und seine Kinder dargebracht werden und daß sie beten für ihr Leben,,).58 Der Autonomiewunsch wurde also legitimiert durch d ie besondere religiöse Ordnung, die nur der j üdi schen Gemeinde zueigen ist; sie unterscheidet sich völlig von derjeni gen nachbarlicher Gemeinden und hat sich unvermischt erhalten. Eine religiöse Ordnung aber, die einmal von der Vormacht anerkannt wor den ist, ist nach a l lgemeingUltiger Regel, filr alle Zeiten unantastbar oder man macht sich, gle ichgültig welcher Religion man anhängt, ei nes Sakrilegs schuldig. Diese Ordnung schUtzte zudem alle, die ihr angehörten, unabhängig davon wo sie ihren Wohnsitz hatten. 59 . Um den so erworbenen Status religiöser und damit auch pol itischer Autonomie im Perserreich aufrechterhalten zu können, bedurfte es
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zweier Voraussetzungen: Zum einen mußten die Juden se lbst sich strikt an das Gesetz halten - schon um Eingriffen der Vormacht nicht Vorschub zu leisten -, und damit dies leicht kontro lliert werden konnte, war ein "Gesetzbuch" nötig, das Herren wie Untertanen glei chermaßen bekannt war. Dieses ' Buch war das Buch des mosaischen Gesetzes, mliD n,m ,00 bzw. "Co ßtßA.iov v6�ou Mwuofj. 60 Zum an deren aber galt es auch, sich von den anderen, nichtjüdischen Völkern abzusetzen und ein von diesen unabhängiges Verhältnis zu der Vor macht zu entwickeln.61 In dieses Bild fugt sich auch, daß sich der Mauerbau in Jerusalem wegen des Widerstandes der Nachbarn, der Überlieferung nach v. a. der Samaritaner, verzögerte; und auch die merkwürdige M itteilung, daß die Heimkehrer jede Hilfe von außen ablehnten,62 währe nd die Hilfe der Vormacht in großem Stil ange nommen wurde, hat ihren S inn: Das neue jüd ische Gemeinwesen wol lte ein eigenes, gleichsam unvermischtes Verhältnis zur Zentrale aufbauen und sich auf diese Weise einen herausgehobenen Status si chern. Diesem politischen Ziel dienten auch weitere Maßnahmen Nehemias. Die bau lichen Veränderungen Jerusalems dienten dessen Schutz und erregten gerade deswegen den Zorn der nichtjüd ischen Nachbarn;63 die Sozialpolitik Nehemias, die manche Härten der persi schen Herrschaft abzubauen bestrebt war,64 zielte darauf, "das Gesetz Gottes" m it dem "Gesetz des Königs" zu vereinbaren und damit die Akzeptanz der persischen Herrschaft in der jüdischen Bevölkerung zu erhöhen. Für diesen Zusammenhang der Nehemia-Reformen spricht entschieden die Tatsache, daß Nehemia nicht nur strikt auf die Ein� haltung der gesetzlichen Regelungen achtete,65 sondern auch und vor allem, daß er immer als persischer Beamter handelte und als solcher sich dem persischen Hof, nicht Jerusalem verantwortlich filhlte.66 Die religiösen Vorstellungen der Propheten, die sich um den Tempel, um die Wiederherstellung, um Reinheit und S ittlichkeit des Volkes dreh ten,67 konnten sich auf diese Weise aufs beste mit den politischen In teressen der persischen Herrschaft verbinden. Schwieriger und mit unabsehbaren Folgen gestaltete sich dagegen das Verhältnis zu den unmittelbaren Nachbarn. In die persische Zeit fällt die dauerhafte Trennung vom früheren Nordreich, von Samaria.68 Auch dürfte die Neubesiedlung Jerusalems und Judas sowie die Ex klusiv ität der neuen Gemei nde die Beziehungen zu anderen Nachbarn von vornherein problematisch gestaltet haben, zumal Jerusalem offen kundig mit U nterstUtzung der babylonischen Diaspora weiterhin das .gute Verhältnis zur persischen Zentrale pflegte und auch Herrschafts-
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aufgaben übernahm, wenn e s zu. Differenzen und Unruhen zwischen Diaspora-Juden und ihren Nachbarn kam. Dies können wir neben den alttestamentarischen Schriften auch dem erhaltenen Archiv von Ele phantine entnehmen . Jerusalem spielte, als es zu Unruhen in der D iaspora-Gemeinde kam, filr die Entscheidungen der persischen Vormacht eine wichtige Rolle. Damit ist e'in wichtiger Punkt angesprochen, den fortan jedes an tike Weltreich mit jüdischen Untertanen zu berücksichtigen hatte: Über die enge Verbindung zu der babylonischen Diaspora hinaus üb�rnahm Jerusalem gleichsam eine Art Vertretung aller D iasporaju deh. Die Reform Esras und Nehemias mit ihrer Zentralisierung der Gottesverehrung im Jerusalemer Tempel, offenkundig ein Skandalon flli d ie nichtjüdischen Nachbarn, war also auch geeignet, im Sinne des Pe'rserkönigs Herrschaft auszuüben, und so nimmt dessen UnterstUt zung rur die R,eform nicht wunder. Für Jerusalem freilich war damit keine leichte Aufgabe verbunden, da die Alleinverehrung Jahwes in Jerusalem erst noch durchgesetzt werden mußte. In Elephantine, einer Militärkolonie an der Südgrenze Ägyptens gelegen, war eine Diaspora-Gemeinde beheimatet. W ie und wann sie dort hinge langte, ist unklar; zur Zeit der Perser, über die allein wir et w�s wissen, hfltte sie jedenfalls den Charakter einer Militärkolonie, die hoheitliche; Aufgaben im Auftrage der Perser zu erfil llen hatte. Für un.s ist sie greifbar in den etwa 100 Jahren zwischen 495 und 3 98 v. Chr., denn in diesem Zeitraum bewegen sich die vorhandenen Zeug nisse.69 In unserem Zusammenhang sind insbesondere vier Papyri von Bedeutung (2 1 , 27, 30 und 3 1 ). Sie berichten uns, wie die Juden vor Ort am Ende des 5. Jahrhunderts v: Chr� mit den Ägyptern - insbe sondere den ebenfalls dort beheimateten Priestern des Gottes Chnum, rur die die jüdischen Widderopfer ein Greuel waren (der Widder war ihnen heil ig) -'- aneinandergerieten, wie die persischen Beamten in Ägypten mit den Chnum-Priestern gemeinsame Sache gegen die Ju den machten, wie die Juden sich Hilfe und Unterstützung von Jerusa lern und dem persischen König erhofften - und schließlich auch er hielten. Die jüdische Gemeinde in Elephantine hatte seit langer Zeit terminus ante quem ist 525 v. Chr. - einen eigenen Tempel, und auf dem Höhepunkt des Konfl iktes war dieser Tempel von den Ägyptern zerstört worden, als nach dem Tod des persischen Königs Artaxerxes I im Jahre 425 v. Chr. und den darauf folgenden Wirren im Perserreich Ägypten rebellierte. Die B itte um Hilfe rur einen Wiederaufbau war zu:dem mit B lick auf die Zentralisierung des Jahwekultes in Jerusalem -
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brisant - schließlich sollte jede Opferhandlung nur i m dortigen Tem pel gestattet sein. D ie j üdische Gemeinde in Elephantine hielt sich zu gute, immer die persische Sache vertreten zu haben und von allen Per. serkönigen geschützt worden zu sein,7o so daß sie billigerweise auch in der jetzigen Gefahr Unterstützung erwartete. Diese blieb aber zu nächst aus, und zwar n icht nur, weil die Durchruhrung des Tieropfers auch in der Zukunft Probleme mit den ägyptischen Priestern erwarten ließ, sondern vor allem, weil m it dem Tempelwi ederaufbau Jerusale mer Belange betroffen waren. Die Angelegenheit endete mit einem Komprorniß: Der Tempel durfte wiederaufgebaut werden, das Ganz opfer aber nicht mehr ausgefllhrt werden.71 Dieser Komprorniß war wahrscheinlich weder aus ägyptischer noch Jerusalemer Sicht noch aus der S icht der jüd ischen Gemeinde in Elephantine befriedigend, aber er war ganz im S inne der persischen, auf Ruhe und Ordnung be dachten Zentrale. Der Fall Elephantine lehrt uns, wie prekär in einem monarchischen Weltreich wie dem der Perser die Lage der jUdischen U ntertanen war. Der von den nichtjüdischen Nachbarn gegen sie geäußerte Vorwurf, die "Gesetze des Königs" n icht zu befolgen, konnte jederzeit erhoben werden und er wurde auch erhoben.72 Diesem Vorwurf konnten die Juden, wie in Elephantine bezeugt, nur durch äußerste Treue und Loyalität entgegentreten, und das wiederum steigerte den Haß der Umgebung - eine Spirale mit, wie wir aus römischer Zeit sicher wis sen, fatalen Folgen; denkbar sind diese auch rur Elephantine, denn nach 398 v. Chr. gab es dort keine jüdische Geme inde und ke inen Tempel mehr; was dort geschehen sein mag, ist heute leider nicht mehr zu rekonstruieren. Die VorwUrfe gegenüber den Juden zielen aber gerade nicht auf die religiöse Sphäre, sofern n icht der eine Kult vollzug einen anderen beeinträchtigt. Wenn die Juden in Elephantine W idder opferten, so konnte diese Handlung als Beleidigung von den jenigen angesehen werden, denen diese Tiere heilig waren. Aber eine Haltung, wie wir sie später unter Griechen und Römern verbreitet fin den und die etwa in den als Vorwurf gemeinten Satz mUndeten "Die Juden verehren nicht dieselben Götter wie die Griechen", d. h. daß man eigene religiöse Vorstellungen fllr "richtiger" als die der anderen hielt - eine solche Haltung ist für die persische Zeit nicht nachweis bar. Anhand der Papyri von Elephantine läßt sich zudem gut zeigen, daß sich die jüdische Gemeinde dort keineswegs aus religiösen Grtin den absonderte und ein völlig separates Eigenleben fuhrte; v ielmehr lassen Brief-Adressen und Gerichtsformeln in den Dokumenten au f
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e ine gewisse Ass i milation an die Umwelt schließen.73 Die religiöse Ordnung schützte die Autonomieanspruche j üdischer Gemeinden vor d�m Zugriff anderer Mächte und auch der Vormacht, stärkte das Ge meinschaftsleben und intensivierte auch die Zusammengehörigkeits geruhle zumal in der Fremde, aber sie verhi nderte ganz offensichtlich nicht den Kontakt m it der Umgebung und auch nicht die gegenseitige Beeinflussung. : Das politische Vermächtnis der persischen Zeit des Judentums ist die Verbindung von Autonomie mit unbedingter Loyalität gegenüber der Vormacht: Für diese war die jüdische Autonomie daher ein großer Vorteil, die fo lglich nicht nur von den J uden selbst, sondern auch von den Herrschenden als etwas zu Schützendes angesehen wurden.74 Da gegen können wir e inen religiösen Antagonismus nicht feststellen. In ' sofern repräsentierten die Juden . seit der Perserzeit eine neue Art von Untertanen, die sich durch eine religiös ausgerichtete Unabhängigkeit und staatliche Verfassung dem jewei ligen Herrscher dienstbar und .nach Möglicl1keit unersetzlich zeigen wollten. Wie der weitere Ver l"uf der Gescrichte zeigt, war dieses System letzten Endes erfo Iglos, jund schon rur die persische Zeitgibt es H inweise auf Schwierigk�iten im Verhältni� der beiden Seiten zueinander. Das historisch nichfein zpordnende Buch Esther etwa br,ingt die schwierige Lage des Juden Itums . unter einer Fremdherrschaft grundsätzlich zum Ausdruck und sollte gerade deshalb vielleicht als Allegorie aufgefaßt werden;75 Fla vius Josephus berichtet in seinen Antiquitates Judaicae (Jüdische Al tertümer) von zunehmenden Schwierigkeiten und Meinungsverschie denheiten zwischen J uden und Persern, die auch aus einer zunehmen den Orientierung von Teilen der jUdischen FUhrung nach außen resul ti,erten; jUdisohe Priester versuchten offenbar Ober persönliche Kon t,lkte zu persischen Führungspersönlichkeiten zu größerer Macht im eigenen Gemeinwesen zu gelangen.76 Entwicklungen dieser Art bela steten die Beziehungen zwischen Vormacht und Untertanen allge mein; denn die religiöse und damit auch politische Isol ierung des jüdi schen Gemeinwesens war die Grundlage dieser Beziehungen gewesen. Und schließlich : Die Beziehungen zwischen Juden und Persern lie f(;!n über den könig. Es scheint, daß er allein darUber befand, ob den jüdischen oder den antijüdischen Eingaben zu entsprechen war. E in Zieugnis darur finden wir ebenfalls in der Hinterlassenschaft der j Udi sehen Gemeinde zu Elephantine: Im Jahre 4 1 9 v. Chr. schrieb ein ge wisser Hanariiah an den Vorsitzenden dieser Gemeinde Jedoniah einen Brief, der offenbar das Passahfest und das Fest der ungesäuerten Brote
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betraf. Wenn eine von K. Galling vorgeschlagene Lesart der dritten Zeile dieses Briefes richtig ist; hätte König Dareios dem ägyptischen Statthalter Arsames darin den Befehl erteilt, s ich fe indlicher Über griffe gegen die jüdische Gemeinde zu enthalten.77 In mehreren Fällen entschied der König gegen seine Statthalter in Samaria oder Ägypten und zugunsten der Juden, es mag aber auch andere, wen iger günstige Entscheide gegeben haben. Der König also allein war wichtig, er hatte gleichsam die "größte Macht auf Erden" .78 Das Perserreich, wie alle antiken Reiche mit Ausnahme vielleicht des Römischen, war kein Rechtsstaat, schon gar nicht im modernen S inne, m it verbrieften Rechten ftlr die Untertanen. Man wußte nie, ob der jeweilige Nachfol ger als König auch die Politik seines Vorgängers fortsetzen würde, so daß der Reichsordnung immer ein Moment der Ungewißheit anhaf tete. Das war ein Nachteil j eder Monarchie. Die Juden tibertrugen deshalb in späterer Zeit, als sie d iese Ungewißheit bei jedem Herr scherwechsel unter ptolemäischer und besonders unter seleukidischer Herrschaft massiv zu spüren bekamen, die Verantwortung daftlr der monarchischen Verfassungsordnung schlechthin, die nicht imstande war, der W illktir der Könige entgegenzutreten. Diese Haltung hatte sich noch nicht während der Perserherrschaft gezeigt, wie die · altte stamentarischen Schriften belegen, und sie wäre angesichts einer noch weitgehend konstanten und den Juden gegenüber loyalen Königspoli ti k auch nicht berechtigt gewesen. Aber die Wurzeln filr die spätere monarchiekritische Einstel lung vieler Juden bildeten sich schon unter den Persern. Denn die überaus enge Bindung an den jeweiligen König war insbesondere in Zeiten, da dieser sich nicht auf ein besonderes Verhältnis zu seinen jüdischen Untertanen einlassen wollte, das Loya . lität gegenüber dem Herrscher mit der Gewährung einer großzügigen Lokalautonomie einhandelte, darauf angelegt, aus der bloßen Enttäu schung über den einzelnen Herrscher eine grundsätzliche Ablehnung der monarchischen Staatsform werden zu lassen. Für die Beurteilung des griechisch-jildischen und des römisch-jüdischen Verhältnisses wird dieser Aspekt eine erheb liche Bedeutung erlangen. Die oben skizzierten Entwickl ungen innerhalb des Judentums als einer von fremden Mächten beherrschten Volksgruppe und Religion vor seiner Eingliederung in das Reich Alexanders können wir wie folgt zusammenfassen: 1. D ie religiöse Entwicklung ist wesentlich von den außenpolitisch bedrängtenVerhältnissen bestimmt gewesen.
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2. Die religiöse Ausrichtung se lbst war multifunktional: a) Sie half die Autonomie zu wahren bzw. zu erlangen79, we i l eine sakrale Ord nung sich nach allgemeingtiltiger Vorstellung der Disponibil ität ent zieht; b) sie kpnnte gleichzeitig in ihrer über den Kult definierten Ab sonderung von Nachbarn der Vonnacht filr die Beherrschung der Re gion niltzlich sein, c) sie stärkte den Zusammenhalt - ein Aspekt': der in der Femde und in Zeiten der Bedrohung von Außen bedeutend wurde. I 3. Anders als während der griechisch-römischen Epoche des Ju dentums kam den Strukturmerkmalen des j tidischen Gemeinwesens, wie dem strengen Monotheismus, dem mosaischen Gesetzbuch, der Zentralisierung des Kultes im Jerusalemer Tempel und dem Hoheprie steramt eine ordnungspolitische Dimension in der Herrschaftspolitik der persischen Vormacht zu. 4. Es ergibt sich daraus, daß diese religiöse Absonderung ihrer Entstehung nach (Hiskija, Josij a) keine ,,Abschottung" um ihrer Selbst willen war, sondern eher eine schutzhülle ftlr das eigene Gemeinwe sen gegen Eingriffe von außen; ließ sich der herrschende Staat auf 'S'chutzgarantlpn ein, konnte er als "Wohltäter" Gegenleistungen. flir diese Autono�ie in Form von unbedingter Loyalität erwarten. ! 5. D ie Ktiltzentrierung in Jerusalem entwickelte sich zum einen ;aus der Reali�ät (z. Z. Hiskijas war der jildische Raum kaum größer), zum anderen · aus der in den Notzeiten erwachsenen Notwendigkeit, das Zusammengehörigkeitsgefilhl zu stärken. 6. Unmitte lbar folgt daraus, daß auch weiter entfernt wohnende Juden (Diaspora) zunehmend auf den einen Ku ltort Jerusalem ver pflichtet wurden - ftlr die Herrschenden andererseits brachte die enge Verbindung zwischen Diaspora und Kernland zunächst im Sinne einer Verstärkung der Kontrollmechanismen Vorteile. ; 7. Religion als Schutzwall nach außen und einigendes Band nach innen konnte' darUber hinaus in Zeiten · der' äußeren Bedrohung - wie später unter Antiochos rv ersichtlich - Kraftreserven freimachen und ein noch größeres Gewicht erhalten. 8. Das j üdische System ist entstanden in Zeiten der Bedrängnisse und des Beherrschtwerdens von Großmächten, und es hat sich gerade in solchen Zeiten auch bewährt. Das müßte bedeuten, und die spätere Entwicklung wird es erweisen, daß bei fehlendem äußerem "Druck", etwa in einem eigenen unabhängigen Staat, zum indest in der Führung der Faktor "Religiosität" zugunsten einer Angleichung an die Umwelt . abnimmt.
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"A lle solltim ein Volk werden undjeder seine Gebräuche aufgeben U: Die jüdischen " väterlichen Gesetze und der Hellenismui U
Im Jahre 332 v. ehr. gliederte Alexander der Große Palästina sei nem Reich ein, und so wechselte die Region nach mehr als 200 Jahren ihren Herrn. Auch fur Syrien, Phönikien und Palästina begann mit ; Alexanders S iegeszug eine neue Epoche, der Hellenismus.2 : Der Zeitra�m, auf den sich d ie folgenden Überlegungen konzen tri�ren, reicht ,von 332 v. ehr., dem Jahr der Eroberung Palästinas durch A lexander, bis 1 64 v. ehr., dem Jahr der ersten Kontaktauf nalune zwischen Römern und Juden. Es lassen in Bezug auf das palä stinensische Judentum grob drei Phasen erkennen: Die 1 . Phase ist eine Zeit der U nsicherheit. Sie reicht von 3 323021 1 v. ehr., als Alexander und die Diadochen, besonders Antigonos Monophthalmos, über Palästina herrschten; . die 2. Phase umfaßt die ptolemäische Herrschaft von 3 02/0 1 1 9,8 v . ehr. und die 3. Phase die seleukidische Herrschaft Ober Palästina seit 1 98 v. ehr. ( im Jahre 1 42/ 1 wurde Jerusalem als Folge des Makkabäerauf sl<\ndes faktisch selbständig) . • Die Geschichte der Begegnung von Judentum und Hellenismus bis zu dem großen Zusammenstoß im Jahre 1 67 v. ehr. ist rasch erzählt. Alexander der Große scheint 332 v. ehr. Palästina, sieht man von den langwierigen Belagerungen der Küstenstädte Tyros und Gaza ab, auf seinem Weg von Issos nach Ägypten einigermaßen problemlos erobert zu haben. Zeit filr große Neuerungen hatte er nicht, so daß formal alles wi'e bei seinem persischen Vorgänger geblieben sein dürfte.) Die grie chischen Quellen schweigen sich allerdings aus - zum Verdruß des Flavius Josephus wie auch unserem _4 und die jOdischen sind legend haft verzerrt.5 Unter den Diadochen war auch das Schicksal Palästinas unklar.6 Es wechselte zwischen 323 und 3 0 1 v. ehr. filnfmaJ den Be-
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Alle sollten �in Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben
Alle sol lten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben
sitzer, bis Ptolemaios I im Jahre 30 I v. Chr. flIr ein Jahrhundert Palä stina an Ägypten anschließen konnte. Während der Diadochenzeit wurden im Umkreis des jUdischen Mutterlandes Städte und Kolonien m it makedonischen Veteranen gegrUndet (zum Beispiel Pella, Dion, H ippos, G
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Gemeinden Herrschaftsausgaben in unruhigen Regionen zu Ubemeh meq hatten. 14 Das anfangs gute Verhältnis der j Udischen Gemeinden, sowohl in Judäa als auch in der Diaspora, zum seleukidischen König drUckte sich in besonderen Privilegien, SteuervergUnstigungen, Hilfen fiir den Tempel aus. Es blieb aber. nicht dabei. 30 Jahre nach der Er oberung Palästinas durch Antiochos 111 sch lug das herrscherl iche Wohlwollen gegenüber den Juden in Unterdrückung um, als nämlich Antiochos IV sein Rel igionsedikt erließ. Diesem folgte unmittelbar ein Aufstand, der von einer Priesterfamilie aus Modin initiiert wurde und als Makkabäeraufstand BerUhmtheit erlangte. Ein neuer, unab hängiger j üdischer Staat (zwischen 1 40 und 63 v; Chr. der nach der Herrscherdynastie benannte Hasmonäer-Staat) entstand, der am Ende des 2. Jahrhund�rts v. Chr. sogar den Status einer Monarch ie erlangte. Der historische RUckbli ck au f die Geschichte des Judentums in hellenistischer Zeit endet also in einem Aufstand, al!S dem ein unab hängiger jUdischer Staat hervorging. Das bedeutet, daß es zwischen dem seleukidischen Staat und dem jUdischen Gemeinwesen in Jerusa leln� nach 1 70 Jahren hellenistischer Herrschaft und hellenistischen Einflusses zu schwerwiegenden Konflikten gekommen war. Um die Ursachen dieser Konflikte geht es im folgenden. Zwei trotz ihrer inhaltlichen Gegensätzlichkeit charakteristische Dokumente seleukidischer Herrschaft zeigen, zwischen welchen Polen sich das jUd isch-hellenistische Verhältnis bewegte; sie sollen deshalb an dieser Stelle in angemessener KUrze analysiert werden. Wöhl im Jahre 1 98 v. Chr. erließ der se1eukidische König Antio chos I I I in einem Brief an seinen Statthalter Ptolemaios genaue An weisungen darUber, wie die Juden Koile Syriens und Phönikiens zu künftig zu behandel n waren. 15 Diese Provinz war soeben nach langem Ringen ' den Ptolemaiem abgenommen worden, 1 6 und so kam diesem Brief, auch wenn er n icht an die Juden selbst und ihre Institutionen adressiert war, der Charakter einer Grundsatzerklärung des neuen Herm zu. 17 · Der Text ist· zweigeteilt, wobei der erste Abschnitt ( 1 38) über die Leistungen der Juden die BegrUndung ftlr den Hauptteil ( 1 39- 1 44) darstellt, der die Gegenleistungen des Königs enthält. Dessen "Gunst bezeugungen" (
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Alle sollten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben
Alle sollten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben
2. Unterstützung des Kultes ( 1 40-14 1 : D ie Frömmigkeit (EUcrE ßEla) der Juden soll durch jedwede lJnterstUtzung bei der Beschaffung der Opfergaben belohnt werden. 3. Der politische und gesellschaftliche Status der Juden ( 1 42- 1 44): Der König gewährt pol itische Autonomie, Steuervergünstigungen und persönliche Freiheit aller während der Kriegswirren geraubten und versklavten Juden. Antiochos III machte also Versprechungen: Hohe Summen wollte er bereitstellen, damit für d ie Opfer im Jerusalemer Tempel genügend Opfertiere, Wein, Öl, Getreide, Salz und Weihrauch zur Verfilgung stehe. Der Tempel, der durch die Kriegshandlungen stark beschädigt worden war, sollte schöner und größer denn je wieder aufgebaut wer den. Der jüdische Rat (Gerusia), die Priester und Schriftgelehrten so wie die Tempelmusiker wurden von bestimmten Steuern befreit, )8 die Bewohner Jerusalems und solche, d ie s ich dort ansiedeln wollten brauchten drei Jahre lang überhaupt keine Steuern zu bezahlen. Juden die verschleppt und versklavt worden waren, sollten frei und wieder Besitzer ihrer Güter sein. Der wichtigste Satz des ganzen Dokumentes ist aber: "Alle Angehörigen dieses Volkes sollen nach ihren väterli chen Gesetzen leben dürfen" (KU:tu 'toue; n:a'tpioue; v6�oue; n:OAl 'tEuEcreoocrav).19 Patrioi nomoi ist der griechische Begriff rur eine Verfassung, die durch Tradition legitimiert ist; insofern ist von mo demen Autoren zu Recht betont worden, daß er auch in Dokumenten, die �ich auf das Jüdische Gemeinwesen bezogen, mehr bedeutete als lediglich elie Thora. Antiochos III erkannte m it ihm auch die jüdische Autonomie an, wie sie in der persischen Zeit entwickelt worden war, weil sie traditionell/väterlich war, und akzeptierte zudem verbindlich, daß der "Hellenisierung" seiner jlidischen Untertanen - zum Beispiel beim Herrscherkult - Grenzen gesetzt waren.20 Etwas später wurden diese "Gunstbeweise" noch erweitert: Kein Fremder (UU6cpUAOe;) dürfe den Tempel betreten; die Zucht von Tieren und die Einfuhr von Fleisch habe sich nach dem jüdischen Gesetz zu richten. Wer sich daran nicht halte, werde bestraft?) Antiochos hatte seinem Statthalter auch geschrieben, warum er den Juden gegenüber so großzügig war: Sie hatten es sich verdient. Sie waren zuverlässige Verbündete im Kampf gegen das "Südreich" gewesen, hatten die seleukidischen Sol daten verpflegt, bei der Einnahme Jerusalems aktiv mitgewirkt (d. h. bei der Vertreibung der ptolemäischen Besatzung) und durch ihre Ehrerbietung Antiochos gegenüber signalisiert, daß sie die seleukidi sche der ptolemäischen Oberhoheit vorzögen. A l l das verdiene jetzt
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die' Wohltaten des Königs. Und es blieb nicht bei bloßen Worten: Der jüdische Hohepriester Simon 11 (ca. 220- 1 95 v. Chr:), Sohn des Onias 11 und genannt "der Gerechte", machte sich an den Ausbau des Tem pels ,ober die Schadensausbesserung hinaus und wurde gerühmt nicht nur den Tempel, sondern auch die religiöse Ordnung als Ganzes unter Antiöchos I I I gestärkt zu haben?2 30 Jahre nach dieser Grundsatzerklärung ist nichts mehr von ihr übrig geblieben. 'Eine bekannte Episode kann das verdeutlichen: 1 67 v. Chr. kamen Abgesandte des seleukidischen Königs Antiochos IV, Sohn des eben genannten Königs, in den kleinen Ort Modin, um die dort i wohnenden Juden zur Teilnahme an einer Opferfeier zu zwin gen.23 Sie hatten vorher bereits viele Orte und Städte mit diesem Auf trag besucht, und viele Judel) hatten den Drohungen und der Gewalt nach'gegeben unö geopfert. Antiochos IV hatte nämlich kurz zuvor, wohl im Sommer 1 67 v. Chr., per Edikt den Juden verboten, an ihrer Reli gion festzuhillten, Und zum Be'w eis ihres Gehorsams heidnisch� Opferhandlungeil vollziehen lassen; ihre Söhne durften sie n icht mehr beschneiden, ihre Bücher, in' erster Linie riatürlich die Thora, mußten sie' verbrennen, kurz: ihre patrioi nomoi mußten sie aufgeben. Denn, so .lautete des KÖnigs Begründung, ;;alle SOllten ein Volk werden und jedet seine Gebräuche aufgeben" (Eival n:uv'tac; Eie; Aaov Eva Kat E'YKa'taAl1t:E�V EKacr'tov 'tU v6�l�a au'tou).24 In Modin wandten sich nun seine Beamte wie in allen anderen Städten auch zuerst an die Würdenträger, denn wenn diese opferten, so stand zu erwarten, daß die anderen folgten. Ausgerechnet in diesem kleinen Örtchen weigerte sich jedoch die einflußreiche Priester-Fam ilie des Mattathias, dem Opferbefeh l Folge zu leisten, und so wurde Modin bekanntlich zur Kei.IDzelle des Makkabäeraufstandes. Radikaler kann man sich den Umschwung von dem Brief des An tiochos III aus dem Jahre 1 98 v. Chr. zu dem Edikt des Antiochos IV aus dem Jahre f67 v. Chr. kaum vorstellen: Jener verlieh den Juden Aut6nomie zur Stärkung seines Reiches, d ieser beschnitt sie aus eben demselben Grunde; jener beschwor die väterlichen Gesetze der Juden als eine Art Treuegarantie, dieser beseitigte sie, weil sie die Integra tion erschwerten; jener unterstützte finanziell den Kult, die Opfer und den Tempel der Juden, damit sie um so loyaler dem König als ihrem Wohltäter dienten, dieser erzwang die Teilnahme der Juden bei heid nischen Opfer festen und entweihte den Jerusalemer Tempel, damit die Juden durch ihren Abfall von den Vätersitten ihre Loyalität zum Staat
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Alle sollten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben
Alle sollten ein Volk werden und jede"r seine Gebräuche aufgeben
bekundeten; j ener verankerte also die jüdische Religion im seleukidi sehen Staat, dieser schaffte s ie ab. D ieser bemerkenswerte Vorgang ist durch j üdische Quellen, näm l ich Flavius Josephus und die Makkabäerbücher, überliefert und im großen und ganzen unbestritten; selbst der heute wohl skeptischste Kritiker der Authentizität hellen istischer Urkunden, wie sie s ich in der jüd ischen Literatur finden, Jörg Dieter Gauger, zieht nicht den Inhalt, höchstens die überlieferte Form in Zweifel.25 Wie konnte es zu diesem Wechsel von der Autonomie zur Repression in einem hellenistischen Staat kommen? D ie modeme Forschung konzentrierte sich vor allem auf Antio chos IV und das Religionsed ikt, das in den Makkabäeraufstand mün dete. Dabei hat sie die unterschied lichsten Erklärungen vorgebracht: Früher sprach man (im Anschluß an Tacitus) von einem Hellenisie rungskreuzzug des Köni �s gegen alles Rückständige und sich dem Zeitgeist Verweigernde/ bis Elias B ickerman mit seinem bahnbre chenden Buch über den "Gott der Makkabäer" innerjüdische Streitig keiten als wahren Hintergrund der rigiden Politik des Antiochos IV ausmachte - der König habe in dem Streit zwischen frommen und hel lenisierten Juden die Partei der letzteren ergreifen müssen.27 Eine dritte sehr einflußreiche Theorie leugnete den rel igiös-kulturellen H i ntergrund des Konfliktes und machte pragmatisch-machtpolitische Ursachen geltend, die Antiochos gleichsam keine andere Wahl gelas sen hätten.2a Wieder andere mutmaßten, daß die durch die römische Expansion bedingte Schwäche des seleukidischen Staates Antiochos zu einer Politik der Stärke in seinem eigenen Haus gezwungen habe.29 Und es gibt noch weitere Erklärungsansätze: von der Verrücktheit des Antiochos30 bis hin zu der Umsetzung von Lehren, die Antiochos während seiner Geiselzeit in Rom aufgenommen haben mochte.31 Ei ner der besten Kenner j üdischer Geschichte in der Antike, Fergus M i liar, resignierte schließlich: "There seems no way of reaching an understanding of how Antiochos came to take a step so profoundli at variance with the normal ass um pt ions of government in his time".3 Die vorgebrachten Erklärungen für die ungewöhnliche Entwick lung des Verhältnisses zwischen Seleukiden und Juden sind nach mei ner Ansicht unbefriedigend. S ie grei fen zu kurz, weil sie j eweils nur Tei laspekte eines großen Konfliktes untersuchen, den jüdischen, den �öniglichen oder den kulturell-religiösen. Sie wollen zum Beispiel Uberlegungen der beiden Könige Antiochos BI und IV ergründen, von denen diese sich bei dem Erlaß ihrer Edikte leiten ließen. Das ist aber
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nicht nur in hohem Maße spekulativ und, w ie man sieht, fast unmög lich, sondern berücks ichtigt auch nur das unmittelbare Umfeld der in �ede stehenden Edikte. M ir scheint daher ein anderer, im eigentlicHen S inne historischer Ansatz vielversprechender, oder, um es thukydi dei�ch zu sagep: Die Anlässe des Religionsediktes sind beschrieben und erörtert worden, was aber war die tiefere Ursache des Konfl iktes selbst? Auf was fiir einer Grund lage stand das Verhältnis zwischen " hel\enistischem Kön ig und Juden, daß überhaupt ein Umschwung wie del1 beschriebene eintreten konnte? W ie läßt sich das Verhältnis zwi schen Juden und Griechen, von jüdischem Gemeinwesen und Staat in der hellenistischen Epoche grundsätzlich definieren? Und welche Ro;l le spielte die Religion rur die Selbstdefinition des Judentums? Denn um sie dreht es s ich ja in beiden besprochenen Dokumenten. Sicher ist, daß auf das helle B ild des Hellenismus als einer weltof fenen und toleranten Epoche auch Schatten fallen. Es s ind Widersprü che erkennbar, die bis in die modeme Forschung hineinragen. Vor wenigen Jahren resümierten zwei unbestrittene Fachleute und aner kannte Hellenismus-Experten, H.-J. Gehrke und B. Funck, die Diskus sionen auf einem großen Hellenismus-Kongreß in Berlin (März 1 994): "Das Seleukidenreich erweist sich immer deutlicher als polyglotter, multikultureller V ielvölkerstaat, in dem die Herrscher auf gewachsene Strukturen und Veränderungen behutsam reagierten. S ie nahmen in einem bisher nicht so hoch eingeschätzten Maße Rücksicht auf die politisch-kulturellen Traditionen und Praktiken ihrer Untertanen. Ne ben die Prozesse der Hellenisierung, die sie bis zu den Grenzen hin förderten, trat der bewußte Respekt vor einheimischen Strukturen, ja deren deutliche Förderung (vor allem auf religiösem Gebiet). Hier", so vermuten Gehrke und Funck, "scheint es nicht nur um eine bloß aus rein praktischen GrUnden gewählte Fortsetzung zu gehen, sondern um Versuche zur m indestens partiellen Integration indigener Elemente".33 Zweierlei ist an diesem Resümee auffällig: zum einen die immanente Widersprüchlichkeit zwischen der "Rücksicht auf die politisch-kultu rellen TraditiOl:ien und Praktiken" einerseits und der "bis zu den Gren zen hin" gefö�derten Hellenisierung und der "Integration indigener El�mente" andererseits; zum anderen die offensichtlich ausgeblendete historische Perspektive. Der Begriff "multikultureller Vielvölkerstaat" für das Seleukidenreich inlp lizierte Aktualität, Modernität und Tole ranz; man denkt unwillkürlich an die weit verbreitete Fremdenfeind l ichkeit in unserem eigenen Land, und man soU womöglich von den Seleukiden lernen - gleichsam ein K'tfj�a. ElS aE1..
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Bevor man allerdings aus der Gesch ichte lernen kann, müssen die historischen Ereignisse richtig interpretiert werden, und diesem Er kenntnisziel dient ein Vergleich des Seleukidenreiches mit dem Vor her mehr als der (notwendig schiefe) Vergleich mit dem Jetzt. Über tragen auf die Juden heißt das: Wir dUrfen nicht übersehen daß das jüdische Gemeinwesen so in rriakedonische Hände gelangt �, wie es sich unter den Achämeniden herausgebildet hatte. Unter diesem Blickwinkel erweist sich erneut die politische Dimension der Refor men von Esra und Nehemia, die ja beide auch persische Beamte wa ren.34 Sie waren in enger Zusammenarbeit mit dem persischen Staat durchgefUhrt worden - namentlich Nehemia agierte in seiner Eigen schaft als persischer Beamter - und sicherten Uber die religiöse Ord nung Jerusalem die Autonomie, dem König die Loyalität seiner Un tertanen. Esra und Nehemia hatten das ilrziD nim i�O, das Buch des mosaischen Gesetzes, verb indl ich fUr alle Juden gemacht, den Kult in Jerusalem zentriert, hatten dazu den Tempel weiter ausgestaltet, die bewußte Abgrenzung (was n icht zwangsläufig Selbstisolation bedeu tete)35 von den Nachbarn verfUgt und gleichzeitig die Vertretung auch der Diaspora-Juden durch Jerusalem durchgesetze6 - all diese, später sich zu Charakteristika des Judentums entwickelnden Reformen er möglichten die Verbindung zwischen "dem Gesetz (deines) Gottes" (lil?�P-' �m) und "dem Gesetz des Königs" (�:::l?D �i �ni), einer Verbindung, von der es im Erlaß des Königs Artaxerxes ausdrücklich heißt, daß beide Gesetze, das königlich-p ersische wie. das göttlich-jü dische, unbed ingt zu befo lgen seien.3 Mit anderen Worten: Den Strukturmerkmalen des jüdischen Gemeinwesens kam eine ordnungs politische Funktion ersten Ranges in der Herrschaftspolitik der persi schen Vormacht zu, fUr die Juden aber waren sie gleichzeitig eine Art Schutzwal l vor äußeren Eingriffen und ein einigendes Band im Innem. So wiesen die Reformen Esras und Nehemias, scheinbar ausschl ieß lich religiös motiviert und doch weit darüber hinausgehend m it emi nent po litischem Hintergrund, den Weg zu einer gedeihl ichen per sisch-jüdischen Zusammenarbeit unter Wahrung einer größtmöglichen Autonomie Jerusalems. E inem ganz und gar persisch ausgerichteten jüdischen Geme inwe sen brachten also Alexander und seine Nach folger den Hellen ismus. Dieser bewirkte Veränderungen, auch wenn die Ptolemäer, Seleukiden und alle anderen hel lenistischen Herrscher "Rücksicht auf d ie poli tisch-kulturellen Traditionen und Praktiken" (Gehrke/Funck) der un terworfenen Regionen nahmen, wie man es eingangs wohl jeder neue-
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ren hellenistischen, gewiß aber seleukidischen Verfassungsgeschichte als "em jeder Kri(ik enthobenes Grundgesetz lesen kann.38 Es war ja auch ' so, daß die: Veränderungen, die der Herrschaftswechsel für die Jude� brachte, nicht einer konkreten herrscherlichen Rechtsselzung entsp'rangen (zunächst jedenfalls nicht), die etwa den jüdischen Status im hellenistischeh Staat herabgesetzt hätte. An diesem änderten die Köni ge .seit Alexander vordergründig nichts. Aber trotzdem war die Struktur des hellenistischen Staates eine andere als die des Perserrei ches,1 und das hatte zwangsläufig Folgen rur die jüdischen Gemeinwe sen. Von allen Veränderungen die folgenreichste war gewiß, daß die jüdjs�he Religion ihre Funktion als Ordnungsfaktor il)1 Staate verlor. Ob ji:1disches Gesetzbuch, die Abgrenzung von den Nachbarn oder die vertretung der Diaspora-Gemeinden durch Jerusalem - wichtig war all dies nur noch rur die Juden, nicht mehr fUr die Vormacht. Das be deutete: Wenn Antiochos III den Juden ein pol itisches System auf der Grundlage der väterlichen Sitten erlaubte, dann war das jetzt ein Zu geständnis, eine Wohltat und ein Gunstbeweis des Königs, nicht mehr Zusarnmenarbeit.39 Der Hellenismus entwertete also gleichsam die jü dische Religion um ihre politische D imension, was s ich bis zu dem Höhepunkt des Religionsverbotes des Antiochos IV ste igerte.4o Einet dauerhaften Zusammenarbeit in beiderseitigem Interesse war damit eine 'tragfähige Grundlage entzogen. Aber einer "dauerhaften" Zu san'l�enarbeit widersprach al.\ch die Unbeständ igkeit, die im politi schen Wesen des Hellenismus begründet lag. Es gilt jetzt zu untersuchen, warum dem so war. Besonders zwei hellenistische Erscheinungen, die jüdisches Leben massiv beeinfluß ten, möchte ich herausgreifen: die Polis und die Verfassung des helle nistischen Staates. Die Städte Städte4 1 Ubten in zwiefacher Hinsicht Einfluß auf das Judentum aus: !zum einen ais Heimatboden fUr Diaspora-Gemeinden, zum ande, reil: als ;,Fremdkörper" im Umkreis Judäas. Palästina bedurfte näml ich als 'eine Grenzregion zwischen dem "Nordreich" und dem "Südreich" des besonderen militärischen Schutzes, so daß es zu zahlreichen helle nisti$chen Stadtgründungen kam.42 Die Ordnung der Juden war schon von dieser Nähe zu G riecheri, Makedonen und anderen Fremden her höchsten Belastungen ausgesetzt. Wenn ein Grieche wie Zenon, der schoh erwähnte und von vielen Papyri her bekannte ptolemäische Be-
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amte auf Reisen in Palästina, um die Mitte des 3. Jahrhunderts Jeru salem besuchte,43 mochte ihm wohl noch die (zU diesem Zeitpunkt unter ptolemäischer Verwaltung befindliche) Tempelstadt rückständig und provinziell erscheinen.44 Aber unter der Oberfläche brodelte es schon merklich. Da waren auf der einen Se ite diejenigen, die von der neuen und weltoffenen hellenistischen Lebensweise angezogen waren und von ihr profitieren wollten; mit ihnen konnte Zenon verhandeln und Geschäfte machen, denn er wußte, daß sie schon leidlich Grie chisch gelernt und sich Grundkenntnisse he llenistischen Umgangs an geeignet hatten.45 Die andere Gruppe in Jerusalem, die nicht von einer Kooperation mit den Herrschenden profitieren konnte und infolgedes sen eher an den traditione llen jüdischen Gesetzen festhalten wollte, beobachtete diese Vorgänge mit größtem Mißtrauen. Die Fremdherr schaft produzierte also soziale Spannungen - Spannungen zwischen den vom System der Steuerpacht und der Mitarbeit profitierenden ge sellschaftlichen Gruppen und der großen Gruppe der N ichtprivile gierten.46 Indes, über diese rollte der Prozeß der Hellenis ierung (heute würden wir sagen: Globalisierung) hinweg,47 und 80 Jahre später hörte man den Ruf nach größerer internationaler Ausrichtung jüdischer Po litik schon viel lauter,48 ja man forderte und erreichte sogar den Polis Status für Jerusalem, um so in den Genuß der zahlreichen materiellen und ideellen Vorteile einer Polis zu kommen.49 Antiochos IV mochte sich bei seinem ersten Besuch in Jerusalem, wohl 1 72 v. ehr., fast wie zu Hause gefühlt haben, denn ihm wurde ein pompöser Empfang mit Facke lschein und BeifaJ lbekundungen ausgerichtet.50 Die neue Aus richtung der Stadt Jerusalem wurde dadurch weithin sichtbar - und die Religion hatte ihre pol itische Bedeutung verloren. Die D iaspora war noch stärkerem Druck ausgesetzt. 5 I Die Polis Institutionen wie Rat, Volksversammlung, Behörden, Agora, Gymna sium, Tempel, Theater bestimmten das Leben jeder Stadt; wer an ih nen teilnehmen konnte, war wohlgelitten, wer nicht, ausgesch lossen. Und die Städte selbst bemühten sich im Rahmen des Möglichen um die Integration von N ichtbürgern. Ein gewisser Moschion aus Priene zum Beispiel machte s ich nicht nur um die Mitbürger der Stadt durch seine Großzügigkeit verd ient, sondern lud auch die Paröken, Fremden und weitere N ichtbürger zu großen Festen ein. Man opferte und betete vorher natürlich dem Zeus Olympios, der Hera und Athena Polias. Aus Dankbarkeit schlossen sich diese N ichtbürger-Gruppen gern den Ehrenbezeu ungen der Stadt solchen Wohltätern wie Moschion ge � genüber an. 2 Ähnliches gilt für einen gewissen Herodes, der Bürger,
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Beiwohner (mit Kindern) und Fremde in sein eigenes Haus geladen hatte, nachdem alle zusammen vorher seinen Opferhandlungen für die GÖttt;f beigewohnt hatten.53 Auch die Teilnahme von Nichtbürgem an städtischen Veranstaltungen im Gymnasium, an kultischen Festen oder an den Spielen war gern gesehen und wurde honoriert. Solche Veranstaltungen waren ähnlich wie inschriftl iche, öffentlich ausge stdlte Beschlüsse von Rat und Volk einer Stadt ein gutes Forum, die Einhe it der ganzen Stadt und all ihrer Bewohner nach außen zu prä seI:1tieren. Auch Juden sollten zu dieser Harmonie beitragen. Wohl oder übel mußten sich zum Beispiel die Juden Jerusalems, wenn sie denn als Polis gelten wollten, an den tyrischen Kampfspielen m it ihrer Präseriz (mittels einer Gesandtschaft, den 9EWpoi), mit Opfern und mit Geld beteiligen. 54 Selbstverständl ich wurde erwartet, daß auch Nicht bOrger (Paröken, Metöken, Fremde, Freigelassene, Sklaven) an Eh rungen fUr Beamte des hellenistischen Staates und erst recht für den Ki?nig m itwirkten.55 Das dokumentarische Quellenmaterial zum jüd ischen Leben in der Di,aspora zeigt: nun, daß Juden durchaus am gesellscha ftlichen Leben der Polis partizipieren wollten: S ie sprachen griechisch, schauten sich heidnische Spiel- und Festveranstaltungen an,56 heirateten N ichtjuden, üb�rnahmen griechische Umgangsformen,57 unterwarfen sich griechi schen Gerichten.58 V ielen Forschern ist dies Beweis genug, daß Juden in 'die hellenistische Welt ihrer Religion zum Trotz integriert waren. Sie übersehen dabei, daß diese Assimi lation nicht Apostasie bedeutete und daher nur: beschränkt möglich war. Das "den Gesetzen untreu werden" (OUK " E��EvEt v 'tOt<; n:u'tpiot<; v6�ot<;) ist nur ausnahms weise überliefert.59 Was die Thora nicht ausdrücklich verbot, wurde gemacht (Wettkämpfe, Gymnasium), was explizit verboten war, wurde vermieden.60 In jedem Fall waren die Grenzen fließend und jü disches Leben in einer Polis nicht unproblematisch. Die jüdische M it arbe it in den Polis-Institutionen, die sich über Opfer, kultische Mahl zeiten und "Feste, Götterbefragungen defin ierte, war deshalb zwe ifellos begrenzt, denn sie war nicht möglich ohne gravierende Gesetzestiber tretungen.61 Juden bildeten in der Regel eigene Politeümata, politische Gemeinden, in ihren Poleis, deren Status im Gesamtgefuge der Polis im Verlaufe der hellenistischen und auch in römischer Zeit immer in tensiver diskutiert wurde.62 In manchen Städten forderten Juden .die G ieichstellung mit den Polis-Bürgern,63 aber die Griechen wiesen die sen jüdischen Wunsch zurück: Wer nicht die Gesetze der Polis befol gen wolle, so meinten sie, könne nicht Polis-Bürger werden und damit
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auch niemals gleichberechtigt mit den Pol iten sein.64 Der griechische Haß gegen die nur bedingt hellenis ierbaren Juden wurde immer stär ker und nahm in Städten wie Alexandria Ausmaße an, die bis in die Nähe rassistischer Tiraden reichen.65 Der Riß ging aber auch mitten durch die jüdische Gemeinde selbst. Jerusalem konnte in diese Kon flikte kaum verm ittelnd eingreifen, zumal es von vielen Diaspora Gemeinden durch staatliche Grenzen getrennt war - auch dies ein we sentlicher Unterschied zur persischen Zeit, in der Kontakte zwischen Eretz Israel und der Diaspora probl emlos waren .und auch von der Staatsfiihrun g gefördert wurden.66 Jerusalem war unter hellenistischen Verhältnissen nur noch Kult-, nicht mehr politisches Zentrum rur das Judentum, und so mußte zwangsläufig seine Distanz zu den Diaspora Gemeinden wachsen. Damit erhöhte sich aber gleichzeitig auch der Hellenisierungsdruck auf die Diaspora-Geme inden.67 All diese Konflikte trübten auch das Verhältnis der j üdischen Ge meinden zum jeweiligen König.68 Dieser erwartete. von den Juden ähnliche Ehrungen wie von d en anderen Polis-Gruppen, aber Juden konnten den König ohn"e allzu große Verletzung ihrer Religion nur begrenzt ehren. Josephus füh lte sich bemüßigt, in seiner Erwiderung auf Apions Denunzierung des Judentums ausftlhrlich klarzustellen, daß auch Juden die Herrscher ehrten, aber eben nach ihren Möglich keiten.69 Auch Tacitus hob die traditionelle Schwierigkeit der Juden, den Herrscher angemessen zu ehren, als H indernis rur ein gutes rö misch-jüdisches Verhältnis hervor: non regibus haec adulatio, non Caesaribus honor ("nicht Königen geben sie d iese Schmeichelei, nicht den Kaisern diese Ehrerbietung,,).7o So kann man festhalten, daß in der hellenistischen Epoche zwar die Annäherung der Juden an ihre Umgebung in den Städten gegen über der persischen Zeit wuchs, aber sie bedeutete nicht Apostasie. Das heißt, die SonderstelJung der Juden blieb, verstärkte sich sogar angesichts einer "global" agierenden Umgebung und provozierte ge rade deshalb Konflikte - in den eigenen Reihen wie mit den Frem den.71
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Die Verfassung
:Neben der Polis kommt auch der Verfassung hellenistischer Staa ten ein hohes Maß an Bedeutung ' rur die Entwicklung des jüdischen Verhältnisses zu der hellenis ierten Umwelt zu. Zu diesem themati scHen Schwerpunkt gibt es jetzt eine hervorragende Arbeit von John Ma über das Seleukidenreich, die wesentliche Urteile der modemen Hellenismus-Forschung in Frage stellt. So s ieht er das Seleukidenreich nicht primär als eine lose Form von Herrschaft, sondern als "an active, attentive administration endowed with strong capacities for control and involvement".72 Die zentrale Verfassungseinrichtung war das Kö nigtum.73 Ihren großen Einfluss auf das Judentum beweist allein schon di� Tatsache, Qaß Ideal, Aufgaben, Stabilität, Wechselfälle, Verfeh hingen und religiöse Ausrichtung der Monarchie in jüdischen Sc �if ten vielfliltig behandelt worden sind.74 Flavius Josephus erzählt in den ' JüClischen Altertümern von den Differenzen zwischen dem jüdischen H
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phantine und anderswo (unter Ptolemaios VI). In Ägypten ließ sich "Staat" und " Kirche" in hellenistischer Deutung verknüpfen, in Judäa gewiß nicht, w ie schon das 3. Makkabäerbuch mit der ansonsten le gendär ausgestalteten Geschichte vom fehlgeschlagenen Besuch des Königs Ptolemaios IV im Jerusalemer Tempel nach der Schlacht von Raphia 2 1 7 v. Chr. zeigt.79 Und auch in Babyion hatte der Wechsel von der achämenidischen zur seleukidischen Dynastie Konsequenzen. Die Astronomischen Tagebücher, so jüngst auf diese Frage hin unter sucht,S I belegen, zumal fUr Antiochos IV, zunehmend Eingriffe in den dortigen Kult und die lokale Administration, die sich in der Ablösung des höchsten Tempelbeamten durch den seleukidischen König zeig ten.S2 Daß es darüber hinaus auch "dunkle" Seiten bei der Monarchie gab, die zu dem hel len mu ltikulturellen Charakter des Hellenismus so gar nicht passen wollen, sei hier nur am Rande vermerkt. Nicht nur einmal bedienten sich (insbesondere seleukidische) Könige bei Tem pe lschätzen, und das auch recht gewaltsam. Das taten sie natürlich nicht, ohne ihre guten Gründe zu haben, wie etwa die hohen Kriegs kontributionen an die Römer oder, weil sie aufwendige Kriege fu hren mußten. Aber es waren Eingriffe, die, zusammengefaßt m it anderen Aspekten, den eigentümlichen Charakter der hellenistischen Monar chie ausmachen.83 Hellenistisches Königtum war offensichtlich doch fUr die Untertanen strukturell anders als persisches Königtum.84 Se lbstverständlich gab es fur Juden auch, und hier komme ich zum letzten Punkt dieser Untersuchung, Möglichkeiten zur Mitarbeit im hellenistischen Staat. Beide Seiten wollten sie auch. Berühmt ist der auf Papyrus erhaltene Brief des im Ostjordanland wohnenden jüdi schen Tobias an den ptolemäischen Verwalter (OlOtKTJ'tT]<;) Apo lio nios, datiert vom 1 2. Mai 2 5 7 v. Chr . : "Tobias grüßt ApolIonios", heißt es darin, und weiter: "wenn Du und all Deine Angelegenheiten wohlauf s ind und Dir alles übrige wie gewünscht vonstatten geht, dann vielen Dank den Göttern".85 Wie selbstverständlich unterschrieb Töbias diese gebräuchliche Brief-Formel und bot noch dazu Apollo nios vier Sklaven an, davon zwei Beschnittene (7tEPt'tE't/lTJ/lEvOt); es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese Juden waren.86 Unter diesen Voraussetzungen waren natürlich jüdische Karrieren möglich, wie sie der Sohn dieses Tobias, Joseph, in pto lemäischen Diensten auch machte.87 Auch am Hof des Königs konnten Juden hohe Positionen beklei den. So waren Chelkias und Ananias, die Söhne Onias IV, hochran gige Generäle Kleopatras III ( 1 1 6- 1 0 1 v. Chr.), als die Königin im
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Thronstreit mit ihrem Sohn Ptolemaios IX Lathyros Soter I I lag, und in dieser Position konnten sie das damals unter A lexander Jannaios unabhängige Jerusalem vor ptolemäischen Eroberungsabsichten be wahren.88 Wenn Juden also "gebraucht" wurden - und das wurden sie zu�al in Ägypten mit seiner besonderen Bevölkerungsstruktur oft89 -, konnten sie im Rahmen ihrer jeweiligen Position auch etwas rur ihre Glaubensgenossen tun.90 Auch als Söldner und Kolonisten waren Ju den geschätzt, weil s ie aufgrund ihrer religiösen Grundsätze als zu verlässig und treu galten. Ptolemäer und Seleukiden setzten zum Bei spiel auf jlldische S iedler in unruhigen Regionen ihres Herrschaftsge bietes.91 Berühmt, wenn auch seit �urzem wieder in seiner Historizität nicht unumstritt:en, ist der Brief des Antiochos I II an seinen Strategen Zeuxis über die Umsiedlung von 2000 Juden aus Babylonien und Me�opotamien ;nach Kleinasien (Lydien/Phrygien).92 Der König be gründete diese Maßnahme m it der Eusebie .der Juden, die auch Garant ilVer pol itisch� Treue sei.93 D iese Zusammeni\rbeit funktionierte auch, soweit wir wissen, probleinlos, zumal s ie freiwillig war und Soldaten, die sich als Söldner vergingen, normalerweise nicht als reli giöse Puristen � Erscheinung treten. Trotzdem gab es Spannungsfet der, die sich aus dem unterschiedlichen kulturellen H intergrund jlldi scher und griechischer So ldaten etgaben. Es wird glaubhaft berichtet, daß sich Juder\., wenn sie in gemischten Einheiten dienten, lustig machten Ilber den griechischen Aberglauben, wie zum Beispiel die Vogelflugbetrachtung, und viele Griechen die jüdische Mißachtung ihrer Götter gewiß nicht leicht nahmen.94 Auch auf solche Erschei nungen mag die schon erwähnte Klage Apions zurückzufilhren sein, daß Juden nicht dieselben Götter wie die Griechen verehrten und des halb auch nicht integriert werden könnten.95 Die Koopetation der Juden rriit dem hellenistischen Staat stellte freilich deren religiöse und soziale Geschlossenheit auf die Probe. Denn es profitierten von ihr nicht alle, und alle die, die ausgeschlossen waren und unter ständig wachsendem Abgabedruck litten, verbreiteten Pessimismus96 oder betonten die Liebe zu Gott und die Gesetzestreue in ihrer Klage Ilber die Entfernung vieler Juden von den väterlichen Gesetzen.97 Auf dem Höhepunkt der Hellenisierungswelle in Jerusa lern schlossen sich die Unzufriedenen zu einer Gegen-Partei zusam men, den Chasidim. Sie fUhlten sich den unter Nehemia und Esra ge schaffenen Grundlagen j lldischen Lebens nach dem "Buch des Geset zes" verpf1icht�t und forderten eine strenge Beobachtung religionsge set�licher Vorschriften.98 Diese recht zahlreichen Frommen wußten
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genau wie der Autor des 2. Makkabäerbuches um die Grenzen eines Zusammenwirkens von Hellenismus und Judaismus.99 Weitere Grup penbildungen, auf die hier nicht ei nzugehen ist, folgten etwas später (Pharisäer, Sadduzäer, Essener). loo Sie erschienen ihrer Umwelt um so mehr als andersartig, gemeinschaftsfeindlich, nicht integrationsflihig und es stieg der Antisemitismus uin diese Zeit, M itte des 2. Jahrhun derts, auf neue Höhen. lol Manchem König wurde seitens seiner Freunde empfohlen, den angebl ichen jüdischen Ungehorsam gegen seine Gesetze nicht länger hinzunehmen, also: die Reli r8ion zu verbie ten oder, noch radikaler, die Juden auszurotten. I 2 Und d iese "Freunde" mochten wohl ihrerseits über "Freunde" in den Poleis ihre Informationen erhalten, mit der Bitte, sie an den Kön ig weiterzuleiten. Unterhalb der aktiven M itarbeit konnten, wie gesehen, Juden durch Ehren- und Dankbarke itsbezeugungen dem Staat gegenüber ihre unbedingte Loya lität bekunden. 103 Zahlreiche erhaltene Ehrenin schriften ftlr hellenistische Könige aus allen Regionen ihrer Reiche zeigen uns, was diese von ihren Untertanen als Gegenleistung filr et w iesene Wohltaten finanzieller oder politischer Art erwarteten. Denn sie gaben auch viel: Getreide, Sti ftungen filr Tempel oder Personal filr Kulte. 104 Dankbar sollten s ich alle dafilr erweisen, beten und opfern, kultische Feste zu Ehren des Wohltäters feiern, der göttlichen Sphäre des Königs huld igen - davon kUnden die Ehren inschriften, d ie an zentralen Plätzen des jeweiligen Gemeinwesens, ftlr jedermann augen flillig, aufgestel lt werden sollten. Sie galten als untrügliche Loyalitäts beweise, gleichsam das s ichtbare Minimum an Mitarbeit im hellenisti schen Staat. Doch jüdischen Gemeinden waren hier Grenzen gesetzt; sie konnten s ich auch, wie schon erwähnt, den Ublichen Dankesfeier lichkeiten und Beschlüssen darüber nicht anschließen. Sie ehrten die Könige nach ihren Möglichkeiten und auch mit Dankesinschriften an Synagogen l05 - aber sie blieben Außenseiter, wurden es wegen ihrer nur angefangenen, nicht vollständ igen Eingliederung sogar noch mehr, nährten dadurch allerorten Zweifel an ihrer "Verfassungstreue", machten sich deshalb unbel iebt und mußten hinnehmen, daß die Kö nige, seleukidische wie ptolemäische, in Krisenzeiten an ihnen ihre Durchsetzungsflihigkeit vor aller Augen demonstrieren, gleichsam eine Exempel statuieren wol lten. Wie verlockend mußte es Antiochos IV zum Be ispiel erscheinen, über d ie kultische Verehrung des eigenen höchsten Gottes Zeus Olympios die Einheit des Reiches zu erzwingen und so über die eigene Schwäche hinwegzutäuschen. 106 Für die mei sten seiner Untertanen war das gewiß kein Problem, abe-r die Juden,
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selbst die ge �äßigt hellenisierte� , filhlten sich zur Selbstverleugnung gezwungen. , Es bleibt �ur noch ein Fazit zu ziehen. Die eingangs dieses Kapi tels gestellte Frage war: Was bedeutete die Eroberung des persischen Reiches durch; Al exander den Großen rur die Juden und rur ihre Reli ; gion; die ein sp einzigartiges politisches Gesicht unter den Persern bekqmmen hatte? Im AchälJlenIdenreich hatten die luden ihren festen Platz gehabt. Aus der babylonischen Diaspora nach Jerusalem zurückgekehrt, durften sie ihren :von Nebukadnezar zerstörten Tempel wiederaufbauen lind nur wenig später sich eine explizit auf die Existenz im Perserreich hin ausgerichtete Ordnung geben. Die religiöse Aus riChtung d ieser Ordnung · verband jüdische Selbstbestimmung mit Herrschaftsinteressen der Vormacht Von ihr gab es kein Zurück, we der nach pers ischer, noch nach jüdischer Auffassung: Sie war m,enschlicher D isposition entzogen. So mußte es auch ble iben, als die Makedonen die Perser ersetzten. Doch ftlr die neuen Herren hatte d ie Re ligion der Juden überhaupt keine Ordnungsfunktion mehr, sie wurde ledigliCh noch großzügig gewährt. So sagte Antiochos 1 11 in dem eingangs zitierten Brief: Weil ihr mir gegenüber loyal wart, er laube ich euch, nach Vätersitte zu leben. Das heißt auch : Wenn ihr euch dieser Wohltat nicht angemessen dankbar erweist, kann ich sie zurücknehmen - so wie es sein Sohn Antiochos IV ganz konkret tat. D,e Unbestän�igkeit, die einem solchen System allgemein innewohnt lUld im besonöeren rur die hellenistische Staatenwelt kennzeichnend ist, 107 kontrastierte aufs Schärfste m it einem Gemeinwesen, dessen Fundament religiös und damit dauerhaft, ja auf ewig festgelegt war. Die jüdische Stellung war folglich in höchstem Maße prekär und h ing von der vie lbeschworenen hel lenistischen Toleranz a\:> - schon per se ein wackliges Fundament fur Beziehungen zwischen Staatsftihrung und Untertanen. Wenn man es genau nimmt, gab es aber überhaupt keine wirkliche To leranz - jedenfalls nicht im eigentlichen S i nne. 108 Denn hellenistische Toleranz in Religionsangelegenheiten wurde of fenkundig nu� dem Gleichartigen, nicht dem völlig Andersgearteten zuteil. Und der jüd ische Monotheismus war nicht nur inhaltlich völlig anders als der hellenistische Polytheismus, er war vor allem in beson tlerer Weise politisch und gewiß nicht in den hellenistischen Götter; himmel integrierbar. Deshalb war natürlich die Lage der Juden, auch in: den Diaspora-Gemeinden, prekär. Denn als die Religion ihre politi sche Funktion im Staate ' verloren hatte, hing der Status der Juden überall, sofern sie nicht abtrünnig werden wollten, vom Wohlwollen,
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von der Euergesie des hellenistischen Staates - König oder Polis - ab. Viele (aber keineswegs alle) Juden waren bereit und willens, mitzuar beiten; al lein, die Vorgeschichte des Makkabäeraufstandes zeigt, daß der Strude l der Hellenisierung den meisten Juden zu kräftig wurde und eine Gegenbewegung ins Leben rief. Was folgte, war ein erfolgreicher Befreiungskampf der Juden gegen die hellenistische Umklammerung. Der Makkabäeraufstand gab dem Judentum ein neues Aussehen, das die Lehren der Geschichte beherzigte. Und doch: Auch der neue reli giös ausgerichtete hasmonäische Staat konnte sich nicht dem al lge genwärtigen Einfluß einer hellenisierten Umwelt entziehen und wurde selbst ein hellenistisch gefLlhrtes Gemeinwesen - mit der Folge einer weiteren Spaltung der Gesellschaft. 109 Nur kurz währte der RUckgriff der Königin Salome Alexandra (76-67 v. ehr., Ehefrau von Alexander Jannaios), auf den makkabäischen Ursprung, insbesondere die Verfas sung S imons. 1 1 0 Nach ihrem Tod stritten sich ihre Söhne, Hyrkan 1 1 und Aristobul 1 1 , in gewohnter hellenistischer Manier u m den Thron und bahnten damit Rom den Weg. In der Diaspora ließ der Druck gleichfalls nicht nach. Den Höhepunkt der Spannungen zwischen Ju den, Staat und Umwe lt indes, begleitet von Pogromen, Opferbefehlen, Jagd auf Juden, innerj üdischen Angriffen auf die "Befleckten" bis hin zu Ansätzen von Ghettoisierung, Kennzeichnungspflicht . und rassi schen Elementen der Judenfeindschaft, diesen Höhepunkt treffen wir erst später in römischer Zeit an. Aber Rom war ftir die jüd ische Reli gion und deren Ausrichtung ohnehin noch gefährlicher als die hel leni stischen staaten es je waren. Eins war jedoch schon jetzt -deutlich geworden: N icht daß die Ju den eine andere Religion oder Kultur hatten, behinderte ihre Integra tion in den hellenistischen Staat. Es waren vielmehr die pol itischen Konsequenzen dieser Religion, ein auf dieser Religion fußender Au tonomieanspruch, der sich mit dem pol itischen Hellenismus nicht vertragen konnte.
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,� Die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen niederzuwerfen": Die Römische Republik als Weltmachl
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'I_ Die außenpolitische Entwicklung :Die jüdische Religion steIlte von den Zeiten H iskijas an den Dreh und Angelpunkt der politischen Eigenständigkeit gegenUber den Herr sohaftsanspruchen äußerer Mächte dar. Ihre Fundamente wie die Zen tralisierung des_ monotheistischen Kultes in Jerusalem in der Zeit des Zweiten Tempels waren während der Perserherrschaft gelegt worden und ermöglichten in nahezu ideal�r Weise eine quasi-autonome Exi stenz der jUd ischen Gemeinschaft '- nicht nur in Judaea, sondern auch iri den D iaspora-Gemeinden Babyloniens und Ägyptens. Die politi sch e n Strukturen der hellenistischen Reiche jedoch, die die Nachfolge der Perser antraten, waren, wi� im vorigen Kapitel gezeigt wurde, an dere, und so vedor auch die Religion ihre besondere politische Fun:k tion, die beherrschten Juden mit den griechischen Herren zu verbin. den. Vom 2. Jahthundert an Qberlagerte allmählich das römische Impe rium die hellenistische Staatenwelt, bis 3 1 v. ehr. auch das letzte Nach-Alexander-Reich, das ptolemäische, von Rom besetzt wurde. Erste Verbindu'ngen zwischen Juden und Rom wurden 1 64 v. ehr. aufgenommen, 'also in einer Zeit der größtmöglichen Desillusionie rung auf jUdischer Seite, was die Möglichkeit betraf, als Juden unter einem hellenistischen Herrscher politische Eigenständigkeit bewahren zu können. Erhofften die Juden aktive Hilfe von Seiten der Römer, und wenn ja, hatten diese Hoffnungen eine reale Grund lage? Wäre eine römische Herrschaft, sei sie nun direkt oder ind irekt, ftir die jUdi sehen Autonomievorstellungen günstiger gewesen? Wir wissen, daß ROlTI erst 63 v. Chr. indirekt, seit 6 n. ehr. dann direkt Herrschaft über Judaea ausgeübt hat, und weiterhin wissen wir, daß beide Formen ge scheitert sind, jedenfalls gemessen an einem von beiderseitigem Ein-
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vernehmen geprägten Verhältnis. Gibt es fLIr diese Entw icklung Erklä rungen, die in der verfassten Ordnung beider Staaten zu finden sind, oder müssen wir auf "widrige Umstände" oder fehlerhaftes Verhalten der zuständigen Personen als Erklärung zurückgreifen?
Die Verfassung In dem weiter unten besprochenen makkabäischen Urteil über die Römer steht der Satz: KCl.1. Ev miCH v tO\)'tou; bUK E7tE8EVtO Cl.Utrov ouoe d� OUXOTJ)lCl., ouoe 1tEptEßUAOVtO 1topqr6pCl.v rocrtE uopuv8fjvCl.t EV Cl.Utn ("Und bei all dem setzte sich n icht einer ein Diadem auf und umgab sich mit Purpur, um darin zu prunken,,).2 In dieser Fonnulie rung bündeln sich die jüd ischen Hoffnungen auf Rom. Allein die Tat sache einer nicht-monarchischen Verfassung erschien den Juden vor teilhaft - was nicht verwundert nach den Erfahrungen mit (hellenisti schen) Monarchien. Auf die jüdischen Erwartungen an den römischen Staat müssen wir noch genauer zu sprechen kommen. Aber bereits jetzt ist auf den grundlegenden konstitutionellen Unterschied des rö mischen und des hellenistischen Staates zu verweisen, einen Unter schied, der sich natürlich auch auf die Integration der Untertanen aus wirken mußte - die Frage ging nur nach dem Wie. Rom war eine stadtstaatliche Republik, ' deren institutionelle Fundamente Senat, Volksversammlung und Beamte waren. Sie war aus dem Sturz des Königtums hervorgegangen und hat ihren antimonarchischen Charak ter auch nie verloren.3 Darin lag für viele, nicht nur fLIr die Juden, die Attraktivität Roms. An einem monarchischen Regiment, so wie es viele Regionen in der östlichen Mittelmeerwelt seit der Diadochenzeit zur Genüge kennengelernt hatten, mochten unzufriedene Untertanen die Unsicherheit, die sich zumindest bei Herrscherwechseln, darüber hinaus oft in Krisenzeiten ergaben, Kritisieren; sie bekamen das Ge ruhl einer völl igen Abhängigkeit von einer Einzelperson,4 deren Be gehrlichkeiten ständig neu be friedigt werden mußten, um eigene Sta tusansprüche durchsetzen zu können. Roms Verfassung dagegen er weckte verbreitet den Eindruck, von diesen Nachteilen frei zu sein. Im makkabäischen Urteil über die Römer ist vom Senat die Rede als einer Körperschaft, in der erstens 3 20 Männer (!), zweitens täglich (KCl.8' TtJlEpCl.V), drittens umfassend nach al len Seiten hin (Ota. 7tCl.vt6�) und viertens, um das Volk gut zu regieren (7tEP\. tOU 7tAit80u� tOU EUKocrJlEtV Cl.Utou�), berieten.5 Eine solche Darstellung ' erscheint in jedem Detail als das Gegenstück einer monarchischen Verfassung:
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Zuverlässiger, weniger personen-abhängig, kontinuierl icher, stärker auf das' Wohl der Untertanen bedacht - so sahen die Juden des 2. Jahrhunderts v. Chi. Roms Glanz auf dem dunklen Hintergrund der hellenistischen Moriarchie.6 Man hat unwillkilrlich das Bild eines ge ordneten Rechtsstaates vor Augen, was durchaus nicht falsch war, doch wir werden sehen, daß paradoxerweise gerade dieser dem jüdi- . schen �nspruch auf Autonomie entgegenstand. Der Makkabäer-Text mit dell). Urte il über die Römer (das im nächsten Kapitel eingehender zu behandeln ist) bertihrt das Kernproblem der jüdisch-römischen Be ziehungen. Die Rechtmäßigkeit der jildischen Einschätzung römischer Politik und der Erwartungen, die jüdischerseits an Rom vor der Inte gration in das Römische Reich geknüpft wurden, mußte sich schließ lich erst noch erweisen. Daß Juden und Römer in einem Widerspruch verfangen waren, lehrt der Gang der Geschichte. Um diesen W ider spruch kehtes im folgenden. Der Zusammenhang zwischen der römischen Verfassung�ent wicklung und der außenpolitischen Expansion seit den Ständekämpfen ist seit langem bekannt. Bezogen auf das im Entstehen begriffene Im perium Romanum mußte Rom überhaupt erst eine Herrschaftsform entwiCKeln, die ein�m stadtstaatlicheri System angemessen war. Wie wir heute Wissen, gelang es nur unvollkommen, diese Aufgabe zu lö sen; iin: Grunde wußten das auch schon die Römer selbst. 7 Der Prinzi ' pat löste d'as Prob r�m; setzte dabei jedoch nach eigenem Selbstver ständnis republikanische Traditionen n'icht nur fort, sondern intensi vierte sie sogar. Wenn wir also nach den Gründen ftlr das Scheitern der Provinzialisierung Judaeas im frühen Prinzipat fragen, müssen wir von der Republik und ihrer Ordnung ausgehen. Dabei stehen vier Themenbereiche zur Diskussion: 1 . die Verfassungsentwicklung im Innereri, 2. das außenpol itische Konzept, 3. die Reichspo litik, 4. das Verhältnis zu Bundesgenossen und Provinzialen. Mit' der lex Hortensia von 287 v. ' Chr. stand der institutione lle Rahmen der römischen Verfassung. Seit J. B leickens wichtigem Buch i Ober die lex publici ist jedoch die verfassungspolitisch herausragende Rolle des mos maiorum mit "Sitte der Vorfahren" völlig unzurei chend wiedergegeben - erkannt worden. Dieser Begriff bedeutet ein auf Tradition beruhendes Geflecht von Regeln und Grundsätzen i m öffentlichen und privaten Umgang der Menschen miteinander, die nicht durch positive Rechtssatzungen schriftlich niedergelegt sind. Diese mores unterlagen natürlich einem Wandlungsprozeß. Erst in Krisenzeiten pflegen sie reflektiert und alsbald normiert zu werden. -
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Seit dem Beginn des 2. Jahrhunderts geschah dies in Rom, weil es von inneren Krisen geschüttelt wurde.9 Die wichtigste Quelle ftlr die den mos und damit die Verfassung verändernden Einflüsse war der au ßenpol itische Erfolg selbst. Innerhalb weniger Jahrzehnte - im beson deren wirkmächtig war der Zeitraum von 205 bis 1 46 v. Chr. - war Rom, gerade noch infolge Hannibals Aufenthalt in Italien von einer schlimmen Existenzkrise heimgesucht, zur al leinigen Weltmacht ge wachsen. Das Leben der Menschen in Rom und demzufolge auch die Verfassung waren nun v ielfaltigen Einflüssen ausgesetzt, materieller, geis��ger, politischer Natur. Das Selbstbewußtsein und damit gepaart ein U berIegenheitsgefiihl, insbesondere innerhalb der pol itischen Füh rungsschicht, der Nobilität, stieg ins Unermeßliche; der Senat, das In strument dieser Schicht, wurde als zentrales Verfassungsorgan unan gre ifbar. Die römischen Feldherren und Beamten traten zuweilen kö nigsgleich in den besiegten Regionen auf; sie bekamen immer grö ßere, vom Senat zunächst aber noch kontroll ierbare Machtmittel in die Hände - und mußten sie auch zur Bewältigung der Aufgaben bekom men, Römische Beamten mußt�n · mehr Aufgaben überneh men, lo und gleichzeitig mußten mehr Beamtenstellen geschaffen werden. Beides wirkte sich auf die Verfassung aus, denn deren Fundament waren diese mores, und die Beachtung dieser mores gründete wiederum auf Ü bersichtlichkeit und Kontrolle. Auf die römische Ordnung wirkten zugleich in vielfaltiger Weise griechische Einflüsse . 1 1 Das alles be deutete, daß die römischen mores und demzufolge auch die römische Verfassung sich veränderten und in eine Krise kamen, welche ihrer seits wiederum auf die Außen- und Reichspolitik zurückwirkte. Das signi fikanteste Beispiel daftlr hat uns Sallust, der bedeutendste lateinische Historiker der römischen Republik, überliefert: den Krieg der Römer in Nordafrika gegen den Numiderfllrsten Jugurtha am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. Tune primum superbiae nobilitatis obvium itum est ("Damals trat man zum ersten Mal dem Hochmut der Nobili tät entgegen."), schreibt Sallust in einer berühmt gewordenen Formu lierung über die innenpolitische Bedeutung dieses Krieges. Es geht dabei um durch die römische Verfassung bedingte Mißstände im Reich. Für unsere ThemensteIlung interessant ist dieser Fall auch des halb, weil Judaea durchaus schon im 2. Jahrhundert v. Chr. unter rö mischen Einfluß hätte geraten können - dann nämlich, wenn Rom nach dem makedonischen auch den Seleukidenstaat beseitigt hätte und dann als abhängiger Staat (so wie es nach 63 v . Chr. auch kam) die römische Oberhoheit hätte anerkennen müssen. Im Krieg gegen
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Jugurtha ging es um (typische?) Auseinandersetzungen in einem sol chen römischeh "Klientels'taat", der seit dem 2. Punischen Krieg we � tlich von 'Karthago eingerichtet worden war. Für die Römer brachte diese E,inrichtung lange Ze it nur Vorteile: Sie brauchten keine eigene Verwaltung einzurichten, hatten aber gleichzeitig den Fürsten der er'ste hieß Massinissa, von Scipio sogar zum rex ernannt _12 in ein Kl �e ntelverhältn is eingebunden und damit unter Kontrolle. Wie es der Struktur eines solchen Verhältnisses entsprach, sicherten die Römer ' als Patrone dem Fürsten Schutz vor inneren und äußeren Krisen zu, während der Fürst als Klient loyal zu Rom stand und römische Auf träge sogleich zu erfüllen bestrebt war. 13 Rom hatte auch ein wichtiges Wort bei Nachfolgeregelungen seiner Klientelfllrsten mitzureden. Was die regionale Stabilität anging, war allerdings manchmal - wie auch in die�em Fall - das röm ische Mitspracherecht kontraproduktiv. So ge. I�n'gte, als der� König M icipsa 1 1 8 v. Chr. starb, ·die Herrschaft :an seine zwei Söhne Adherbal und Hiempsal sowie (auf römisches An. sinnen hin) seinen Adoptivsohn Jugurtha. Dabei erwies sich Jugurtha "ls 'Störenfried 'der Harmonie. Nachdem er den einen Bruder ermordet hatte, suchte der andere Hi lfe beiseinem Patron. Doch Rom versagte in diesem Fall 'völlig. J ugurtha kannte viele nobiles persönlich 14 Und wußte also um, die römischen mores. Bestechung und offene Gewalt auf seiten Jugtirthas sowie die Unfahigkeit der römischen Führungs schicht, eine adäquate Antwort auf dessen Methoden zu finden, zogen die\ an sich unbedeutende Affare tiber Jahre hin; erst 1 05 v. Chr., mehr als, 1 0 Jahre na�h Mi cipsas Tod, könnte d er römische Feldherr Marius, ein homo novus ("Aufsteiger"), mit seinem m ilitärischen Sieg über Jugurtha dem Spuk ein Ende bereiten. , Was kann uns d iese Episode über die jüd isch-römischen Bezie hUllgen mitteilen? Sallust hielt die Auseinandersetzung zwischen Rom un� Jugurtha ftjr symptomatisch flIr den von avaritia ("Habgier") und sujJerbia ("Hochmut") geprägten Zustand der römischen Nobilität. Roms Ansehen in der Region schwand - nicht nur bei den als Ge schäftsleuten dort wei lenden und darum ruhige Verhältnisse wiln sc�enden römischen Bürgern, sondern darüber hinaus auch bei allen Verbündeten, die sich auf Roms wachsames Auge über ihr Schicksal, auf seine , Präsenz u nd jides verließen. Aufmerksamen Zeitgenossen mochte nicht verborgen geblieben sein, daß zur Herrschaftssicherung generell höhere Investitionen und eine stärkere römische Präsenz nioht nur in Form von Soldaten, sondern auch von hohen Beamten erforderl ich waren. Mit einer aristokratisch ausgerichteten republ ika-
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nischen Verfassung , war daran freilich (noch) nicht zu denken. Tunc prim um superbiae nobilitatis bbviam itum est ("Damals trat man zum ersten Mal dem Hochmut der Nobilität entgegen."), lautete die For mulierung Sal lusts - er hätte m it gleichem Recht filr superbia ("Hochmut") inertia ("Trägheit") setzen können und daIUl nur eine andere Meßlatte, d ie reichspol itische statt der innerrömischen, an den Konflikt gelegt. Die Republik erhob den Anspruch auf Herrschaft, war aber zunächst nicht in der Lage, ihn umzusetzen. Der Erfolg stellte sich erst dann e in, als das übl iche republ ikanische Procedere außer Kraft gesetzt wurde und ein Einzelner der inertia entgegentrat. Au ßenstehende bemerkten vie l leicht nur die lobenswerte Beseitigung ei nes verbrecherischen Unruhestifters, Jugurtha, durch die römische Schutzmacht; tatsächl ich ergaben sich aber ganz neue Perspektiven römischer Herrschaft: Konflikte d ieser Art l ießen sich offensichtlich ohne weiteres verhindern, wenn die Vormacht präsent war, wenn sie , ihre patronale FUrsorge ernst nahm, wenn sie auch personel l filr Kon tinuität in der FUhrung sorgte - oder anders, wenn die Autonomie der Untertanen dem Zie l einer Integration in das Reich nachgeordnet wurde. Dies war die Lehre aus dem Jugurtha-Konflikt, und dies war zweifellos auch d ie Perspektive des jüdischen Staates, der wenig spä ter dem Römischen Reich angegliedert wurde. Die Entwicklungen in Rom und dem Imperium waren auch filr die jüdischen Diaspora-Gemeinden bedeutsam. Der Charakter der römi schen Herrschaft bestimmte das Leben in den Städten, die von Anfang an die Grundlage der römischen Verwaltung bildeten. 15 An dieser Stelle seien nur einige grundsätzliche Überlegungen darüber ange stellt, welchen Einfluß die oben skizzierten Veränderungen der mores auf diese jüdische(n) Gemeinde(n) haben konnten. Betrachtet man das von den Römern favorisierte Patronatsverhältnis als Grundlage römi scher Herrschaft, ergaben sich filr jUdische Gemeinden durchaus Risi ken, was ihre Eigenständigkeit betraf. Einerseits nämlich konnte sich aus religiösen Gründen die Beziehung zwischen römischem Patron und jUdischem Klient nicht in den traditionell üblichen Bahnen bewe gen; andererseits wäre eine Beziehung zwischen Juden und Römern, die von den Ublichen Strukturen abgewichen wäre, durchaus geeignet gewesen, das M ißtrauen anderer Reichsuntertanen zu erregen. Auf diese Risiken werden wir noch zu sprechen kommen. Was speziell die jüdische Gemeinde in Rom betraf, so wirkten auf sie in besonderem Maße die zu Normen erhobenen mores. Diejenigen Kräfte der Nobi li tät, denen die fremden EinflUsse, die infolge der Eroberungen nach
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Rqm ge langten, zuviel wurden, versuchten Uber gesetzliche Regelungen und Edikte, : die alten bäuerlich-strengen Sitten wieder ins Leben zu , 'llfen. Das berühmteste �eispiel darur ist das Vorgehen des röm'i sehen Senates gegen den wie das Judentum aus dem östlichen Mittel meerraum stammenden Dionysoskult im Jahre 1 86 v. Chr. 16 Man moc,hte es zur Erreichung dieses Ziels auch rur nützlich gehalten ha ben,' in Rom I�bende oder wirkende Personen aus dem östlichen R�Uin, namentli�h Philosophen und Juden, als Bedrohung der guten römischen Mon�l aus der Stadt zu verweisen. Darin schlug sich also kein: spezifisch antijüdisches, eher schon ein anti-östliches, noch eher ein tie fes Gefuhl von Uns icherheit Uber die aktue lle Entwicklung nie der, denn d ie ras.ante Ausbreitung des Imperiums hatte Rom gleichsam selbst überrollt. Diese Tatsache an sich wirkte auf das Verhältnis zwi schen Vormachtund Untertanen zurUck. , Die außenpolitische EntWicklung
D ie außenpolitische Entwicklung Roms seit der Mitte des 3. Jahr hunderts v. Chr.:war in der Tat beeindruckend, und wenn man es nicht besser ' wUßte, wUrde man mit Polybios von einem vorgefaßten Plan der Römer zur Eroberung der Welt ausgehen. 17 Sie hatte nicht nur eine Stoßrichtung, sondern war gle ichsam kreisförmig angelegt: Roms Ex pansion ging in konzentrischen, Ober dem M ittelpunkt Italien ange legten Kreisen vonstatten - in gewisser Hinsicht also durchaus planlos und dann doch wieder mit erkennbarem S inn. Italien war der Dreh und Angelpunkt der Expansion; es war endgültig bereits mit dein Krieg gegen den epirotischen König Pyrrhus unter römische Kontro lle gelangt. Ein höchst komplexes und effektives Vertragssystem sicherte Roins Herrschaft in Italien, I8 aber es verlangte auch, daß die Sicher heit' der socii (,,Bundesgenossen") ein wesentlicher Faktor der römi schen, jetzt itaiisch gewordenen ' Außenpolitik wurde . 19 Schon die Kriege' in Italien sind, v. a.; seit den Samnitenkriegen; unter diesem Blickwinkel zu sehen. Daraus folgte dann etwas später, daß die socii immer mehr mit den Römern identifiziert wurden, wenn sie im "Aus land" waren.20 Letzten Endes läßt sich darauf auch Ciceros Konzept vorrl gerechten Krieg zurUckruhren (dazu unten). , Ein kurzer Überblick über den Gang der Ereignisse mag diese ftir die Reichsordnung nicht unerhebliche Deutung der römischen Außen politik erklären.'Erstes und Italien am nächsten l iegendes "Opfer" war SiziHen, das sich Rom nach einem mehr als zwei Jahrzehnte währen-
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Die Unterworfel1en zu schonen und die HochmOtigen niederzuwerfen
den Ringen mit der Großmacht Karthago (264-24 1 v. Chr., I . Puni scher Krieg) einverleibte. Auch Sardinien und Korsika gelangten als Folge dieses Krieges an Rom (237 v. Chr.); Es waren dies auch die er sten Provinzen des Römischen Reiches (eingerichtet 227 v. Chr.), die von Prätoren als Statthalter verwaltet wurden. Anlaß des Krieges ge gen Kalthago war ein Hilfegesuch in Form ' einer deditio italischer Söldner der im Nordosten Sizil iens gelegenen Stadt Messana gegen den syrakusanischen Tyrannen Hieron 11.21 Ebenfalls zU diesem ersten Kreis römischer Außenpol itik gehört das adriatische Küstengebiet 11Iyriens, wo Rom in den Jahren 229/228 v. Chr. gegen die il lyrische Königin Teuta Krieg fUhrte; der Sieg gegen die Seeräuberkönigin war nicht nur den Italikern, sondern auch den benachbarten Griechen höchst wil lkommen.22 Anlaß waren Hilferufe der von den lIlyrern ge schädigten Küstenstädte ltal iens.23 Im Norden unseres Kreises, in Oberitalien, kämpfte Rom gegen die Kelten (225-222 v. Chr.).24 Der erste Kreis, mit Sizilien im Süden, Sardinien/Korsika im We sten, der illyrischen Küste im Osten, und Oberitalien im Norden, war kaum geschlossen, als ein zweiter, größerer Kreis römischer Kontrolle um Italien seinen Anfang nahm. Dessen Ausbi ldung dauerte, wie die des ersten, etwa ein halbes Jahrhundert: Er begann im Westen (Spa nien), wurde weiter gezogen nach Süden (Nordafrikafs und gelangte dann zügig nach Osten (Makedonien und Griechenland). Im Norden schien e�, als sollte ganz Oberitalien bis zu den Alpen gegen die Kel ten gewonnen werden (Gall ia Cisalpina), ein Unterfangen, das sich bis i 76 v. ehr. hinzog und sich als erheblich weniger einträglich als die gleichzeitigen östlichen Kampagnen, aber ebenso beschwerlich her ausste llte.26 Spanien war 2 1 8 v. Chr. Ausgangspunkt des 2. Punischen Krieges gegen Hannibal (2 1 8-20 I v. Chr.); es wurde 206 v. Chr. von Scipio gewonnen und wenig später als Doppe lprovinz (Hispania cite rior und ulterior) eingerichtet. Ebenfalls in diesem Krieg (20 I v. ehr.) wurde Nordafrika römisches Einflußgebiet. Anlaß des Krieges waren die Bedrohung einer verbündeten Stadt in Span ien (Sagunt) durch die karthagischen Herren Spaniens unter Hannibal und der darauf fo l gende Hilferuf der bedrohten Stadt.27 Im Osten mußte Rom drei große Kriege fUhren, um endgültig seinen Einfluß, einen weiteren, um seine direkte Herrschaft zu sichern: gegen Philipp V von Makedonien (Kö nig 22 1 - 1 79 v. Chr.) im sog. 2. Makedonischen Krieg (200- 1 97 v. Chr.), von 192- 1 88 . v. Chr. gegen den seleukid ischen König Antiochos III ("der Große", König von 223- 1 87 v. Chr.) und schließlich im 3 . Makedonischen Krieg ( 1 7 1 - 1 68 v . Chr.) gegen den Sohn Philipps V,
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PerseUs (König 1 79- 168 v. Chr.). Das Ergebnis dieser Kriege war, daß Rom Griechertland kontrollierte, aber erst 148 v. Chr. den Weg d irek ter Herrsc.haft 'beschritt und d ie provinz Macedonia einrichtete. 28 Die . Einzelheiten können hier auf sich beruhen, aber es verdient in unse fern Zusarrim�nhang hervorgehoben zu werden, daß die Anlässe der KIiege auch li'ier bei den römischen Verbündeten vor Ort zu suchen �ihd, von denen die Vereinigung der Ätoler, das attal idische Perga die InseCRhodos und: die Polis Athen besonders zu nennen s ind. ' mon; . Im Jahre 11 68 v. Chr. hatte Rom also einen zweiten Einflußkreis u� ltalien gelegt, der nuh den � gesam(en Mittelmeerraum umfaßte. Das Ende ' rönijscher Expai:1sion war damit noch nicht erreicht, und so " I gelangte nach 1 68 v. Chr. auch Judaea in das römische Blickfeld. Ein . d�,itter Kreis begann folgerichtig mit dem syrischen Raum, dem Kernland des schon einmal, nämlich 1 92- 1 88 v. Chr., bekämpften Seleuki - denreiches. Ait erdings l ieß die Vollendung dieses dritten Kreises zu nächst einmal :auf sich warten: Die Gründe dafiir sind zum einen darin zu suchen, daß sich Roms Politik als Weltmacht notgedrungen gegen über den Zeiten des Aufstiegs gewandelt hatte und also der übliche "Hilferuf' bedrohter Verbündeter immer öfter ausblieb. Aber auch aus römischer Sicht waren langsam die Grenzen der Expansion erreicht, denn diese stellte den repub likanischen Staat vor unlösbare Pro bl eme.29 Und ';natürlich darf darüber hinaus nicht vergessen werden, , daß Rom allein schon mit der militärischen Sicherung der bereits ge wpnnenen Regionen genug zu tun hatte; Probleme gab es viele, in Spanien, Afrika, Sizilien, Kleinasien und anderswo. Immerhin richtete Rom 1 29 v. Chr. noch die Provinz Asia, 1 2 1 v. Chr. die Gallia Narbo i1�nsis, 1 0 1 v. Chr. Cil icia ein. Noch immer schien der römische Aus dehnungsdrang nicht gebremst zu sein, und das gilt bei verlangsamtem Tempo noch mindestens bis zu den Dakerkriegen und dem parthi sehen Feldzug des Kaisers Trajari (98-1 1 7 n. Chr) . Der Charakter der römischen Außenpolitik änderte sich allerdings im Laufe der Zeit. Sie konnte natürlich unmöglich die Dynamik der Anfangsze it be ibehalten. Doch sollte die hier entworfene "Kreistheo rie" die römische Expansion in :ein besonderes Licht rücken, das zu einem nicht z� rulligen Zeitpunkt auch auf Judaea rul lt. Die römischen Eroberungen waren, so kann man den Schluß ziehen, weder zielge rithtet in geographischer ' Hinsicht und also auch nicht "imperiali �tisch" (wenn: mim denn diesen Begriff verwenden will), noch waren sie wirtschaftljch motivi�rt, noch waren sie andererseits völlig p lanlos. �an mag durchaus an Mqmmsehs heute kaum noch vertretene TheoI
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rje vom "defensiven Imperialismus" (wobei der Begriff, von W. Har ris geprägt, gänzlich ungeeignet erscheint) Roms als Grundlage der Expansion denken,JO nicht nur m it Blick auf das eigene, womöglich übersteigerte, aber nach den Erfahrungen mit Hannibal nachvol lzieh bare, Schutzbedürfnis, sondern auch und gerade rriit B lick auf den Schutz der Verbündeten, was viele auch interpretieren als Sicherung des E influsses an der Peripherie.J I Vielleicht kann man Roms Außen politik am ehesten als eine Mischung strukturalistischer und intentio nalistischer E lemente auffassen. J2 Wenn Rom also im Jahre 1 64 v. Chr. Kontakte mit den gegen die seleukidische Regierung aufständischen Juden in Jerusalem knüpfte, sogar in vertragliche Beziehungen eintrat, die von Zeit zu Zeit erneu ert wurden, so liegt darin nichts Außergewöhnliches. Der gute .Ruf Roms als Gegner und Bezwinger mächtiger Könige, v. a. aber als Schützer der Schwachen sorgte dafür, daß auch die jUdische Seite an einer Verbindung interessiert war. Rom hatte diesen Ruf nicht von ungefähr; er basierte auf einem besonderen außenpolitischen Konzept. Erst in späterer Zeit ist dieses Konzept verklärt und in dieser Verklä rung zu einem römischen Grundsatz von Anfang an erhoben worden, dem bellum-iustum-Prinzip. Am Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. war es gewiß als solches noch nicht erfunden,JJ auch wenn seine we sentl ichen Elemente schon Geltung beanspruchen konnten: D ie Ein haltung bestimmter Formalien (wie im Fetial-Recht) sowie die sachli j che Ausrichtung aut pro ide aut pro salute ("entweder rur die Treue oder für das Wohl,,).J4 Wenn also Kriege von den Römern aut pro so ciis aut de imperio gerebantur ("entweder fUr die Bundesgenossen oder um die Herrschaft geführt wurden"), wie Cicero an anderer Stelle . behauptete,J5 so mag man darin Galtungs "militärischen Imperialis mus"J6 verwirklicht sehen; denn der Satz besagt ja zunächst nur, daß Kriege "im Reichsinteresse" ( nämlich entweder im römischen oder in dem der socii) das Prädikat "gerechte Kriege" verdienten. Al lerdings steHt diese Theorie den Egoismus Roms in den Vordergrund, der aber von vielen, zumal den von außen bedrohten Zeitgenossen als solcher (noch) nicht gesehen wurde. Diese blickten vielmehr durchaus erfreut auf das Uneigenniltzige römischer Interventionspolitik, die nur zu hel fen, aber riicht eigene Interessen zu verfo l gen schien. J7 E ine Analyse der Verträge, die Rom nach 20 I v. Chr. schloß und die aussagekräfti ger sind als die möglicherweise allzu parteiischen Darstel lungen der Historiker wie Livius und Polybios, wäre gewiß aufschlußreich in die sem Zusammenhang.J8 Kleinere Staaten und manche Städte machten
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iu�em die Erfahrung, daß
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Rom gleichsam am seiben Strang wie :sie zog, nämlich gegen d ie großen Könige vorging, und zwar höchst er folgreich. J9 NiCht nur rÖIn!sche oder griechische, sondern auch jUdi sc$e Texte sprechen davon,.4o Cic�ros später entwickelte Theorie hatte demnach eine reale Grundfage urid war kein bloßes, in der Auseinan ' de rsetzung mit griechischer Philosophie (Stoa) gewonnenes Konstrukt zur Rechtfertigung des römischen Weltreiches.4 1 S ie nahm in verän derter Form auf, w ie d ie römische Republik s ich am Anfang ihres Ausgreifens Herrschaft überhaupt nur vorstel len konnte, nämlich ni�ht anders "als m it den M itteln der Außenpolitik durchsetzbare In teressen zu wahren".42 Darauf grUndete sich das römische Herrschafts sys\ tem b is zur: Mitte des 2. J ahrhunderts, und es unterschied sich da. mit . von Herrschaftssytemen hellenistischer Prägung. Bekanntlich scheiterte es trotz aller Anfangserfolge, weil an der Tatsache römi scher Herrschaft in Afrika oder Griechenl and nicht zu zweifeln und die propagandistisch so herausgestel lte "Freiheit" eben doch nur eine scheinbare war.4J Aber es erklärt auch, warum bedrängte bzw. sich beprängt fühlende Gemeinden, Städte oder Staaten sich an Rom m it der Bitte um Hilfe wandten; sie hatten ja offenkundig n icht zu be; I . furchten, daß nur die Herren ausgetauscht würden. : Es ist aber im G egensatz zu großen Teilen der modemen For schung über d\e römische Außenpolitik zu betonen, daß dieses Herr schaftsm ittel, nämlich die VerbUndeten einzubeziehen, nicht zur Täu schung der Untertanen über den wahren Charakter ihrer Beziehungen zu Rom gleichsam erfunden wurde und -in W irklichkeit also eine tat sächlich ausgeübte Herrschaft nur verdecken sollte. Es war vielmehr die einzig mögliche Form, den römischen Einfluß ohne Gefahr für die eigene Ordnung zu sichern. Erst die Erkenntnis, daß ein auf gemein samen Interessen von Rom und den Verbündeten gegründetes "Reich" illusorisch sein mußte, fll hrte die Römer dazu, auch ihre frühere Zeit als "Herrschaft" im engeren Sinne zu deuten. Diese Entwicklung spie ge l t sich in den literarisch gestalteten Äußerungen der Gegner Roms über dessen Herrschaft wider, denn hier wird u nter anderem der Vor w�r(der Täuschung über' die wahren Absichten Roms mittels der Verwendung �ehrer Begrif:fe erhoben.44 Als Instrumente einer so ver standenen Außenpolitik dienten den Römern der Abschluß von Ver trägen45 und die Konstituierung eines Patronatsverhältnisse s.46 Da auch das jüdische Gemeinwesen in Jerusalem in eine so lcherart ge st,Htete Beziehung zu Rom kam, werde ich auf dieses "Herrschafts mittel" noch Zu sprechen kommen. Die Einrichtung der Provinzen
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Makedonien ( 1 48 v. ehr.) und Afrika ( 1 46 v. ehr.) brachte insofern eine entscheidende Veränderung, als Rom - nach dem Sonderfall Si zi lien - entgegen allen früheren Beteuerungen doch Herrschaftsab sichten auch nach außen demonstrierte. Dieser Schritt, zwei alte und hochzivilis ierte Staaten in römische Provinzen zu verwandeln, desillu sion ierte viele Sympathisanten Roms; die Bewunderung sch lug um in Enttäuschung und Ablehnung, und letztere wiederum steigerte sich in Folge römischer Herrschaftspraktiken zu jenem Haß gegen die Besat zer, den sich etwas später ein Mithridates zur VerwirkliChung eigener Herrschaftsabsichten zunutze machen konnte.47 Dieser (modern aus gedrückt) mentalitätsgeschichtlich außerordentlich bedeutsame Ein schnitt wiegt die von der neueren Forschung wieder stärker betonte Kontinuität im Bereich der Herrschaftsorganisation auch nach 1 46 v. ehr. auf.48 2.
Die römische Reichspoliiik und -organisation während der Republik
Da die Verfassung der Römischen Republik eine andere als die der hellenistischen Königreiche war, mußten auch die Herrschaftsstruktur des Reiches und deren Leitideen andere sein. Auch rur das Reich als Ganzes macht es einen Unterschied, ob in der Mitte der Herrschaft eine Person oder aber eine (bzW. mehrere) Institution(-en) stehen. Um die. Voraussetzungen für das Verhältnis zwischen Juden und Römern zu verstehen, sollen einige Vorüberlegungen allgemeinerer Art zur Organisation des Reiches, zu ihren Prinzipien sowie der Rolle der Untertanen in diesem Reich angestellt werden. Die Organisation des Reiches Die Organisation des Reiches war bekatmtlich keine einheitl iche, sondern wies, in zugegebener Vereinfachung, vier Stufen auf: die Stadt Rom, das (bis 89 v. ehr.) bundesgenössische Italien, d ie Provin zen sowie die allgemein so bezeichneten Klientelstaaten bzw. abhän gigen Staaten. In dieser Organisation spiegeln sich einerseits die oben beschriebenen Entstehungsbedingungen des Reiches wider, anderer seits die maßgebliche Einschätzung der Zentrale hinsichtlich der W ichtigkeit der einzelnen Reichsteile, aber auch hinsichtlich der eige nen beschränkten Möglichkeiten zu ihrer effektiven Verwaltung.49 Die
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Herrschaftsorgicmisation war jedoch nicht nur nach den genatmten vier kopzentrischen Kreisen gestaffelt, sondern wies auch innerhalb jeder einzelnen Form wieder unendlich viele Modifikationen auf, die an den BesonderheiteIl jeder Region ausgerichtet waren und keinen anderen Sinn hatten als den, die römische Herrschaft ohne bürokratischen Au fwand fest �u verankern. Die moderne Geschichtswissenschaft hat sich mit gutem Grund intensiv der Erforschung der römischen Ver w�ltling zugewandt. Sie kann auch gerade dann mit wichtigen Er kerntnisfortscl1ritten aufwa:rten, wenn die Komplexität der römischen Herrschaft in :all ihren Formen· zugrunde gelegt wird. Denn gerade dieses differenzierte System ermöglichte überhaupt eine intensive herrschaftliche Durchdringung des ganzen Reiches. Vor allem muß berücksichtigt werden, daß ähnlich wie in der römischen Stadtverfas sung auch im Reich hinter den Institutionen bzw. Rechtsformen noch andere politische und soziale Kräfte und Sphären am Herrschaftssy stem bete iligt gewesen sind und zu dessen Funktionieren beigetragen haben: Das Patronats- und Klientelwesen gehört zu diesen außerhalb der Rechtsordnung stehenden Faktoren ebenso wie die BOrgerrechts politik oder die Anbindung lokaler Eliten an die römische Zentrale.50 Wenn wir also dem Verhältnis zwischen Rom und den Juden seit 1 64 v. ehr. auf die Spur kommen wollen, müssen wir von der immer wleder postulierten Dichotomie des Reiches in einen direkter Herr schaft unterstehenden Teil: und einen indirekt verwalteten Teil abse hen. Ebensow�nig hilft der oftmals stereotyp wiederholte Satz weiter, daß die römische 'Verwaltung in den eroberten Territorien grundsätz lich ;,alles beim Alten" beließ und sich auf die lokalen Verwaltungs strukturen stützte, womit man den prima facie kleinen bOrokratischen Apparat, mit dem der Statthalter in die Provinz zog, erklärte. Der Ausbildung römischer Herrschaftsformen wo auch. immer nachzuge hen, verspricht eher, das Besondere römischer Reichspolitik deutlich zu machen. Wäre "alles beim Alten" in den Regionen geblieben, hätte es: die jüd isch-tömischen Konflikte ja nicht gegeben. . Bereits das Bundesgenossensystem in Ital ien ist durch eine diffe renzierte A usformung gekennzeichnet. 5 1 Seit 227 v. ehr. entwickelten die Römer dann die außerhalb Italiens angemessenere Herrschafts form der Provinz; so nannte man den Amtsbereich der römischen Oberbeamten, denen die Oberaufsicht tiber das weit entlegene Gebiet übertragen wurde. Diese Aufgabe bekamen zunächst die Prätoren übertragen. 52 Auch hi nter dem Begriff Provinz verbergen sich aber uI1terschiedliche Herrschaftsformen, je nachdem, in we lchem Reichs-
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teil wir uns befinden oder wie sich eine Region bzw. Stadt den Rö mern gegenOber verhalten hat. Insbesondere seit den Forschungen von E. Badian ist erkannt worden, welch große Bedeutung das Patronats system innerhalb jeder einzelnen Provinz hatte.53 Noch weniger läßt sich mit dem Begriff K lientelstaat eine auch nur annähernd einheitl iche Vorstellung von seinem Inhalt verbinden.54 Die Römer selbst faßten solche Beziehungen als amicitia und societas auf, und bekanntlich waren diese Begriffe dehnbar; wir werden darauf noch zurtickkommen. Der Grad der Abhängigkeit der einzelnen Re gionen von Rom variierte von Fall zu Fallss und konnte verschiedene Ausprägungen erfahren. Als ein eigener Reichstei l, wie Sueton sie deutete,S6 wurden sie auch erst in der späten Republik, wohl seit der Neuorganisation des Ostens durch Pompeius, aufgefaßt; so gesehen wurde Judaea also 63 v. Chr., wiewohl als Klientelstaat, Teil des Rö mischen Reiches. Zäsuren gab es nicht nur in bezug auf die Eroberung des Reiches, sondern ebenso in der Reichsauffassung der Römer. Die späte ( 1 48/ 146 v. Chr.) Erkenntnis, daß die seit 1 97 v. Chr. verfolgte Ost politik gescheitert war, war so eine Zäsur; sie führte zur Einrichtung der Provinz Macedonia und zu .einer dilUerhaften römischen Präsenz i n der Region. Der lange Zeit weit-verbreitete R u f der Römer, uneigen nützig den Verbündeten zu helfen und an eigener Herrschaft desinter essiert zu sein, war nun dahin, die Einstellung der Untertanen und Neutralen zu Rom wurde zunehmend von Mißtrauen bzw. Ablehnung geprägt, was wiederum die römische Politik beeinflußte.s7 Weniger C. Gracchus und SulJa mit ihren · Reformen der Statthalterschaftens8 als vielmehr die reichspolitischen Regelungen des Pompeius nach seinen erfolgreichen Kriegen gegen die Seeräuber (67 v. Chr.) und Mithrida. tes (66-63 v. Chr.) stellten dann die Weichen zu einer stärkeren Ver einheitlichung der Verwaltung, deren Voraussetzung aber schon jetzt - also . vor Augustus - ein personales Zentrum war. Damit leitete Pompeius in der Reichspolitik den Prinzipat ein. Gleichzeitig schuf seine Neuordnung im OstenS9 mit ihren zwei Pfeilern, den Provinzen nämlich Asia, Bithynien, Kil ikien, Syrien - und Kl ientelfürstentümern - solche waren Lykien, Galatia, Kappadokien, Pontos; Armen ien, Osrhoene und Judäa -, die Voraussetzungen fur eine Integration auch der Kl ientelstaaten in das Reich.GO Die Entwicklung der römischen Reichspolitik ist am Beispiel Judaeas gut zu verfolgen.
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: Leitlinien und Grundlagen Nach diesem s ummarischen Überblick ober die organisatorische Vi.elfalt des Römischen Reiches und ihre Entwicklung geht es im fo l genden um die wesentlichen Leitlinien und Grund lagen, welche hinter dieser Organis:ation standen, mit dem Ziel, das Besondere der römi schen Verwaltung im Vergleich mit derjenigen der hellenistischen Königreiche h'e rauszuarbeiten und auf diese Weise die Beziehungen . Roms zum jüdischen Gemeinwesen einordnen zu können. I in erster Linie war es die römische Verfassung, die die Reichsver w�Htung bestimmte, und zwar in mehrfacher Hins icht. Wie ich schon früher betont �abe, hatte Rom nicht, wie die hellenistischen Reiche, ein personales, sondern ein institutionelles Zentrum (bzw. sogar meh rere). Daraus ergaben sich, mehr als man bisher annahm, auch fllr die Reichsorgan isation Konsequenzen. Außen- und damit auch reichspo litisch bestimmend war der Senat, eine Körperschaft von 300 zuneh mend selbstbewußt auftretenden adligen Männern, die es sich leisten konnte, Gehorsam fur ihre, zwar nach Gesandten- und "Experten"-Be fragungen, aber doch im fernen Rom getroffenen Entscheidungen ein zufordern. Weder rur Flexibilitäl"noch rur "informelle" Praktiken war viel Platz, sch'on allein wegen des Informationsproblems, das durch die von Zeit 'zu Zeit beauftragten, hochkarätig besetzten Gesandt schaften in K'risenregiomin nur' mühsam behoben werden konnte. HIerin liegt dn wesentliches Defizit der römischen Herrschaft be gründet, das die hel lenistischen Staaten so nicht besaßen; das heißt, der römische Senat als die allein bestimmende außenpolitische Ins·tanz war überfordert, ständig aaf neue Gegebenheiten, Beschwerden, Kri ·sen adäquat und vor allem kreativ zu reagieren. Diese Unflihigkeit wirkte sich um so schlimmer aus, als die römische Politik ja gerade die Interessenwahrung ihrer Verbündeten propagierte, und das war ein überd imensionierter Anspruch rur die republikanische Verfassung. Werner Dahlheim hat in bezug auf die römischen Probleme bei der Provinzia lisierung Spaniens nach dem 2. Punischen Krieg zu Recht einen "Mangel an konstruktiver Phantasie des Senates" konstatiert, den die Statthalter vor Ort nicht kompens ieren konnten.61 Vor dem Hintergrund der römischen Verfassung war allerdings nichts anderes zu erwarten. Auch die starke römische Neigung zu Rechtsformen in der Außenpoiitik, man kÖnnte auch sagen zur Rechtsstaatlichkeit, setzte der "ko n struktiven Phantasie" des Senates Grenzen und wurde von den mit q'er hel lenistischen Tradition eher informeller Beziehun-
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gen vertrauten Untertanen im östlichen Teil des Reiches durchaus als Gängelung und als unvereinbar mit ihren Prinzipien von Autonomie und Freiheit empfunden.62 Nach diesem Grundsatz verfuhren die Rö mer auch mit dem j üdischen Gemeinwesen, als Pompeius den Streit zwischen Hyrkan und Aristobul zu schlichten hatte, und ebenso, als sie unter Caesar und Augustus weitreichende Privilegien ausstellten. Man sollte nun meinen, daß mit einer solchen von den Römern mehr als von anderen Mächten propagierten Rechtssicherheit alle zu frieden gewesen wären; aber so einfach lagen die Dinge nicht. Dazu war die römische Politik - strukturell bedingt - zu wenig einheitlich, oder anders: Rom hatte im 2. Jahrhundert v. Chr. einfach nicht d ie Möglichkeiten, sein auf der Zustimmung der Untertanen gründendes Herrschaftsmodell auch wirklich durchzusetzen. Griechische U nterta nen, in langer philosophischer Tradition logisch geschult, bemerkten sehr wohl das Di lemma, in dem sich der römische Senat zwischen dem hehren Anspruch und der konträren Wirkl ichkeit befand. Der 1 5 5 v. Chr. in Rom weilende ftihrende Akademiker Karneades ftihrte al len Römern vor, wie in seiner Heimat römische Politik "ankam": In sei nen philosophisch getarnten Reden über die Gerechtigkeit und im An schluß daran über die Ungerechtigkeit sprach er aus, daß die Römer auch nicht anders seien als alle anderen und auf ihren Vorteil und nicht den ihrer U ntertanen bedacht seien.63 Und wenn etwas früher ( l 8 l v . Chr.) der Achäer Kalli krates die Römer zu mehr Präsenz in der Region auffordert, damit das von ihnen so selbstlos und gerecht einge richtete System auch funktionsfahig erhalten bleibe, so steckt darin ei nerseits ein gerüttelt Maß an Unzufriedenheit über die römische Poli tik, andererseits aber hätte ihre Erftil lung gerade das Ende der Auto nomie bedeutet.64 Auch hier sehen wir wieder jüdisch-römische Pro b leme paradigmatisch vorgeformt. Denn am Anfang der direkten Be herrschung Judaeas durch Rom stand die im Judentum weit verbreitete Hoffnung auf stärkere römische Präsenz in der Region.65 Die Person des Statthalters in den direkter römischer Herrschaft unterworfenen Gebieten konnte unter Umständen zusätzliche Verwir rung stiften.66 Wenn die vorhergehenden Ü berlegungen richtig s ind, war der Statthalter alles andere als ein "absoluter Monarch" in seiner Provinz.67 Er war eingebunden in das römische System, und som it hatte, nicht nur formal, sondern tatsächlich, der Senat die letzte Ent scheidung über alle die Verwaltung bet'reffenden Fragen.68 Dem römi schen "System" konnten die Untertanen also nur schwer entrinnen, weil die persönliche Entscheidungsfreiheit des Statthalters in grund-
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sätiliChen Fragen : beschränkt war. Der Senat war freilich, bei der Grqße des Reiches, hoffnungslos tiberlastet. Das zeigen die inschrift licH überlieferten Probleme in der böotischen Stadt Thisbe. Noch schwerer wogen rur die jeweil igen Regionen die Unsicherheiten, die der j ährliche Wechsel der provinciae, der Amtsbereiche der römischen Magistrate also, mit sich brachte.69 Denn zum einen wußte man nicht, wen man durch das Los erhalten würde; und zum anderen gerieten viele Statthalter am Ende ihrer Amtszeit in eine Art Torschlußpanik, wenn sie befurchten mußten, daß ihre Nachfolger ilmen den Ruhm er folgreicher Provinzialverwaltung streitig machen könnten. Daß auch die innere Struktur der Verfassung und der in ihr maß gebl ichen FUhrungsschicht, der Nobil ität, Auswirkuhgen auf die Ge staltung der Außenpolitik und der Behandlung der Untertanen hatte, ist allgemein bekannt und braucht an dieser Stelle nicht weiter erörtert zu werden.70 DIe mit ihrer proviniCa ausgestatteten römischen Bea/n tin l hatten oft genug mit ihrem, auch durch den innenpolitischen Er fQ lgsdruck bedj,ngten hochmütigen und auch vor Betrug und Täu schung nicht zurückschreckenden �Betragen ftir Unruhen und M ißmut bei · Gegnern wie Verbündeten gleichermaßen gesorgt.?1 Ein "Reichs be\fußtsein" konnte unter diesen Bedingungen kaum entstehen. Cha rakteristisch fur den spätrepublikanischen Blick auf das Reich mag Cioeros Einteilung sein: nulla gens. est quae non aut ita sublata sit ut ! . vix exstet aut ita domita ut ;quiescot aut ita pacata ut victoria nostra imperioque laeietur ("es gibt kein Volk, das nicht entweder so aus , dem Weg geräumt ist, daß es kaum existiert, oder so gezähmt ist, daß es sich ruhig verhält, oder so befriedet ist, daß es sich über unseren Sieg und unsere Herrschaft freut,,).72 Die hier verwandte Begrifflich keit (tollere. domare. pacare) weist den Weg zu einer Herrschaft, die allein die Interessen Roms in den Mittelpunkt stellt; von Kriegshand lungen (tollere) tiber Unterdrückung und Kontrolle (domare) die Un terworfenen dahin zu bringen, daß sie sich mit der römischen Herr schaft abfinderi. Ja mehr noch, die Akzeptanz römischer Herrschaft seitens der Völker ist ein Ausweis ihrer Zivilis iertheit: die pacata gens erkennt in der römischen Herrschaft einen höheren Wert als in einer Autonomie, die zivil isatorisches Fortschreiten behindert. Diese Art vbn pacare73 schien durchaus geeignet, Herrschaft zu begründen, weil sie nicht nur Bedrückung und Ausbeutung, sondern auch Wohltaten und Fürsorge umfaßte. Für diejenigen allerdings, denen nichts an den Vorzügen römischer Zivilisation und mehr an der Wahrung der Eigen ständigkeit als an materiellem Nutzen durch die Fremdherrschaft, der
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Die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen niederzuwerfen
76 · Die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen niederzuwerfen
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ohnehin zumeist den lokal en Eliten zugute kam, gelegen war, war kein Platz in diesem Imperium. Die ciceronische. Einteilung reflektiert freilich die spätrepublikani sche, insbesondere post-su l lanische Sicht der Dinge.74 Von seinen An fängen an war das römische i-Ierrschaftssystem pragmatisch angelegt und deshalb nach Regionen und Städten pro meritis stark ausdifferen ziert, weil es "funktionieren" sollte.75 Der Nachtei l dieses Systems war, daß auch die privilegierten Verbündeten ziemlich schnell durch schauten, daß es auf römische Interessen zugeschnitten war. In Spa nien76 war das nicht anders als in Griechenland. Die römische Herr schaftspolitik arbeitete je nach Lage mit Belohnungen oder Strafen, kriegerischen oder friedlichen, völkerrechtl ichen . oder informellen M itteln, so daß sich dem Betrachter ein höchst kompl iziertes, auf viel fältigen Abhängigkeitsformen beruhendes Gebilde darbot.77 Da die Römer ihre eigenen Rechtsvorstellungen zum Maßstab machten, gab es, zumal zwischen Griechen und Römern, auch Verständnisprobleme. War ein, römischer .soeius et amieus dasselbe wie ein griechischer crUJlI·UXXo<; K<XI. cptAOS ("Bundesgenosse und Freund")? War das römi sche in fidem Romanorum se permittere wirklich ein Synonym rur die griechische Formel Ei<; 'tllv 'PWJl<xtwv 1ttcrnv <XUtOUs OtöOv<xt ("sich in die Obhut der Römer zu begeben")? Die Ätoler jedenfalls erhofften sich, als sie sich der jides Romanorum unterstel lten, Verzeihung für ihre Verfehlungen im Krieg mit AntioclloS IIJ . , während die Römer imter derselben Klausel unbeschränkte Kontrolle verstanden.78 Und wie ist das Verhältnis von. römischer libertas und griechischer €AEU9Ept<x bestimmt? Verstanden die Römer überhaupt unter Auto nomie dasselbe wie die Griechen, die seit 1 96 v. ehr. autonom sein so llten?79 Ohne hier auf die wissenschaftliche Diskussion im einzelnen ein gehen zu können, ist wohl unbestreitbar, daß die Verleihung der Au tonomie an die griechischen Städte, was auch immer ihr konkreter In halt war, dem römischen Interesse in vollem Umfange entsprach. Es verhielt sich ja nun mit Rom nicht so, wie es sich viel leicht einige Griechen in ihrer Dankbarkeit 1 96 v. ehr. bei den Isthmien vorstell ten: esse aliquam in terris gentem quae sua impensa. suo labore ae perieulo bella gerat pro libertate aliorum ("es gäbe auf Erden ein Volk, das flir die Freiheit der anderen auf eigene Kosten, unter Gefah ren und Mühen Kriege flihrt,,).8o E ine solche I llusion erwies sich schon recht bald als trügerisch. So sehr auch die Römer hier auf helle nistischen Wegen zu wandeln8 1 und den Symbolgehalt hel lenistischer
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Autonomiegarantien i n der Tradition der KoinecEirene-Verträ�e seit 3p v. ehr., �sbesondere aber seit Antigonos Monophthalmos 2 ,auf zl,Igreifen ver$uchten, u m .sich d(!n Griechen verständlich zu machen. Es handelte sich um eine römische Sicherung von Einfluß in die grie ch ische Spra�he Ubersetzt: So waren sie auch 229 v. ehr. in I llyrien83 oder 2 1 8 v. Chr. in Spanien verfahren, und wie h ier so auch port m,erhen die "Partner" ziemlich schnell, was d ie Römer meinten, wenn siie von Autonoinie sprachen. Aus römischer S:icht lagen die D inge klar vor Augen: FrUher hatten die hellenistischen Könige die Autono m:iegarantien ausgesprochen, obwohl niemandem die tatsäch lichen y'erhältnisse verborgen geblieben wären, und waren gut damit gefah ' ren. Die Rö mer lernten daraus" daß das Vertrauen und die Zustim mung der Griechen über Autonomiegarantien erworben werden mußte, und so handelten sie entsprechend, frei von a l ler Dogmatik. In e inem vieldi *utierten Brief an die Beamten und d ie Ratsmitglieder ,der achäischep Stadt DYl11e aus dem Jahr 1 44/3 v. ehr. spricht der rri akedonisch� Statthalter Q. Fabius Maximus ungeniert von den Ver feh lungen eines Aufrührers Sosos "gegen die de n Achäern von den R:ömern zurückgegebene Verfassung" (tou<; v6JlouS 'YPft'l'<XS U1tEV <XVttOUS 't11{ u1too09Eicr'l1t tOtS [' A1X<XtOt<; U1tO 'PWJl<xtWV 1tO " ",t "tEL<X � \ ... . 1 t) . 84 , In diesem. Zusammenhang gehört ein weiterer, nach meiner Ein schätzung noch n icht grundsätzlich erforschter U nterschied zwischen römischer und hellenistischer Herrschaftspraxis. Diese beruhte auf dem Grundsatz der Gegenseitigkeit ("Gabentausch", auch im zwi schen- und innerstaatlichen Verkehr),8s jene auf der Gewährung von Wohltaten, die eine bestimmte Art der Wiedervergeltung erforderte.86 Das ist ein Unterschied jenseits aller terminologischer Gemeinsam keiten. Wir bewegen uns hier allerdings auf schwierigem Terrain, das von E. Badian einerseits und E. Gruen andererseits abgesteckt worden ist. Beide Forscher haben rur ihre Thesen gute Gründe vorgebracht. Nach Badian ;hätten die Römer das ihnen zu Hause so vertraute Kli ehtelverhältnis a!lch auf die internationalen Beziehungen übertragen un,d so ein z�ar nicht politisches, wohl aber personales Abhängig h!itSverhliltni� zu den eroberten Regionen hergestel l t. Gruen kam zu einem entgegengesetzten Ergebnis. Das römische Klientelverhältnis habe in der internationalen Politik überhaupt keine Rolle gespielt, vielmehr habe sich die römische Politik hellenistischen Strukturen an' gepaßt.87 "
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So offenkundig kontrovers diese beiden Positionen sind, so schei nen sie mir delU10ch nicht unvereinbar zu sein. Es liegt ihnen vielmehr ein auch in anderen Bereichen anzutreffendes Merkmal römischer Po litik der republikanischen Zeit zugrunde: die Übernahme, Beibehal tung und U mdeutung bestehender Einrichtungen. Man denkt hier zu nächst an die ilU1erröm ische Entwicklung, zum Beispiel das Amt des Volkstribunates und das Rechtswesen, oder an die Religionspolitik, die sich durch die Integration und Umdeutung fremder Gottheiten auszeichnete. Doch auch die römische Außen- und Reichspol itik be diente sich dieses Mittels, weil es die Beziehungen zum Partner bzw. Verbündeten erleichterte und so ein direktes römisches Engagement zu umgehen hal f. Das hellenistische Begriffs inventar zwischen- und innerstaatl icher Beziehungen lehnten die Römer darum nicht ab; im Gegenteil: In den die griechisch-römischen B eziehungen betreffenden Dokumenten seit dem Anfang des 2. Jahrhunderts v. Chr. ist ebenso von Euergesie, Proxenie, Eunoia, Eusebie, Autonomie, Eleutheria die Rede wie in der mehr als I OOjährigen hel len istischen Epoche zuvor. Der seit 1 95 v. Chr. belegte Rom-Kult und die Rhomaia-Spiele sind Reflexe des liblichen Herrscherkultes i m griechischen Osten,88 der entpersona l isierte populus Romanus kOlU1te von den griechischen Städten problemlos als lCOlVOI. EUEpyha.l geehrt werden.89 Doch wird man jenseits des Formalen und der Begriffiichkeit m it Badian auch das spezifisch Römische feststellen, das man durchaus als Patronat bezeichnen kann.90 M ir scheint der wesentliche U nterschied zwischen he l lenistischer Euergesie-Praxis und römischem Patronat zu sein, daß jene eine dauerhafte völkerrechtliche Dimension aufwies,9 1 die das Patronat zunehmend verlor. WelU1 spätere Quellen w ie Livius von ei nem patrocinium der Römer zum Wohl der Griechen seit 1 97 v. Chr. sprec�en,92 mag das anachronistisch .sein. Doch daß die Römer den Begriff der Euergesie ernster' auf sich bezogen, als die hellenistische Formel dies traditionellerweise gestattete, das heißt also den Ehrentitel KOtvOI. EUEpyha.l der griechischen Städte wörtlich verstanden und daraus auch pol itische Konsequenzen ableiteten, dürfte kaum zu be streiten sein. Wenn dann die griechischen Städte selbst immer und immer wieder Gesandtschaften an Rom schickten, um es fUr irgend welche Streitigkeiten als Schiedsrichter zu gewilU1en,93 wenn ferner besonders nach der Sch lacht bei Pydna die Furcht vor Roms Macht die politischen Entscheidungen griechischer Städte maßgeblich be stirnmte,94 wenn zudem das für den Hellenismus charakteristische Mächtegleichgewicht vollkommen ausgehebelt war und es tatsächl ich
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i Die UnterwQHenen zu schönen und die Hochmiltigen niederzuwerfen
Die Unterworfenen zu schonen und die Hochmiltigen niederzuwerfen
nijf eine einzfge wirkliche Vorn:tacht gab, so ist die herrschaftliche Ofdnung im gi-iechischen Osten seit dem Frieden von Apamea ( 1 88 v. CIlr.j als eine patron ale im römischen Sinne zu bezeichnen, auch welU1 di� Begriffiichkeit in Senatsbeschlüssen, Briefen, Ehrungen und Ver trägen sich n icht von der früheren hellenistischen unterscheidet. Der "Geist" der Herrschaft wurde ein anderer, und von Polybios erfahren wir auch, daß die Griechen s ich dessen woh l bewußt waren. Im Westen' lagen die Dinge insofern anders, als h ier auch die von den Römern v9rgefundene Ordnung eine andere war. Der eigentlimJi cHe Charakter lömischer Herrschaftsauslibung ist indes auch h ier fest ' zUstellen. Die, Entwicklung in Spanien seit 2 1 8 v. Chr. ist dabei sehr aufschlußreicn. Am Anfang steht Scipios großangelegte und mit Ver sprechungen �erbundene Blindnispolitik,95 die im Bedarfsfalle kon kretere Formeh annahm96 und dann, als es den Römern für die bevor st�hende endgUltige Auseinandersetzung m it Karthago nötig ersch ien, einer Unterwerfung Platz machte.97 Als die spanischen Stämme die römische Pol itjk verstanden hatten, war es schon zu spät; ein Aufstand im Jahre 205 V. Chr. blieb erfolglos. Wie drückend die römische Herr schaft jetzt den Stämmen erschien, macht das a l lerdings nur bei Livius überlieferte Aufstandsziel deutl ich : ut ab omni externo ifnperio soluta in. perpeluum Hispania in patrios redirel mores ritusque ("daß Spa nien von jeder äußeren Herrschaft fUr immer frei sei und in seine vä terl ichen S itten und Riten zurückkehren könne,,).98 Daß Spanien 1 97 v. Chr. in Provinzen, also in direkte Herrschaft überfuhrt wurde, hängt zweifellos mi� dem melus hostilis, näm lich der Furcht vor Karthago zusammen. Dieser Aspekt römischer Politik spielte also durchaus auch bei. der Reichsorganisation. eine wichtige Rolle und erklärt . die unterschiedlic�e Behandlung Spaniens und Griechenlands im Jahre 1 97 v. Chr. Diese muß alSQ nicht, oder nicht ausschließl ich, aus dem "wilden", zivi fisatorisch ruckständigen Zustand der -Region hergeleitet werden. Zur Bestimmung des Charakters römischer Herrschaft wäre j etzt ndch die Frage des Verhältnisses zwischen Lokalautonomie und herr schaftlichen Eingri ffen oder, wie der Verfassungsrechtier sagt, zwi schen "Reichsrecht" und "VoJksrecht", zu erklären.99 D iesem Verhält nis, das in sp(itrepublikanischen Dokumenten wie dem Senatuscon sultum de Asclepiade von 78 v. Chr. und den Briefen Octavians de S�leuco Nauarcha aus der Triumviratszeit manifest ist, soll am kon kreten Beispiel, der römischen Einflußnahme auf Judaea, nachgegan 1 0 gen werden. 0 I
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Die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen niederzuwerfen
Die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen niederzuwerfen
Es bleibt als Fazit festzuhalten: Das republikanische Rom formu
gapg mit den sogenannten Kliente lstaaten maßge b lich geprägt, so daß si<;h aus der Sicht der von Rom Abhängigen schon früh eine rur sie gahz neue Dimen sion ihrer Bezieh ungen zur Vormacht ergab. Ein Z»,iesp alt zW schen diesen Herrsc haftsfaktoren und dem bellum iustum-Progra!nm der Römer, das gleichsam Verfas sungsrang besaß und gewill attraktiv auf viele von außen bedroh te Kleins taaten wirkte, bestand natürlich, und dieser Zwiesp alt prägte zunehm end das nega ti,-:e B ild Rom� bei den fremden Vö lkern insbeso ndere seit 1 46 v. Chr. Das Verhältnis Roms zu den j üdisch en Gemei nden war von alledem we itgehend bestimmt; darauf wird die folgen de U ntersuchung des Verhä ltnisse s beider Seiten ein besonderes Augenmerk zu legen ha ben.
lierte, wie nicht anders zu erwarten, flir die Reichsorganisation keine
spektakulär neuen Grundsätze; es bewegte sich, wie die moderne For schung immer wieder betont hat, in den einzelnen Reichsteilen in den
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jeweils tiberlieferten Bahnen, j edoch so, daß es selbst möglichst we
nig, aber mögl ichst effektiv regierte. Aber auf neue "Grundsätze" und
eine bewußte Änderung der Reichspolitik kam es gar nicht an. Der
U nterschied zum hellen istischen System ist dabei besonders w ichtig,
weil diesem System auch Judaea unterstanden hatte. Wichtige Fakto ren einer tatsächlich neuen Zeit waren:
L die römische Verfassung selbst, weil sie (anders als die hel leni
stische) kein personales, sondern ein institutionelles Zentrum besaß;
2. die Struktur der Administration war zugeschnitten auf die repu
blikanische Verfas sung; mit j ährlich wechselnden Beamten und einem
aristokratischen Zentrum in Rom selbst bekam die Organisation e ine ganz eigene Note, die sich grundsätzlich von hellenistischen Vorbil
dern unterschied;
3 . das hel lenistische Euergesie-System, das sich im Umgang zwi
schen Poleis und dem König herausgebildet hatte, tibernahmen die ·
Römer, indem sie es als ei.ne Art Patronatsystem mit der diesem ei-
. gentüm lichen Gewichtung der Partner umgestalteten;
4. die zunehmende Jurifizierung der B eziehungen zwischen Rom
und seinen Untertanen, also die sich (im Streitfall) stark an Rechtspo
sitionen orientierende Politik Roms, die einerseits zu stärkerer Rechts
sicherheit, andererseits aber auch zu einer allmählichen Intensivierung
der Herrschaft fiihrte;
5� der Charakter der römischen Herrschaft in den unterworfenen
bzw. verbündeten Regionen war grundsätzlich nicht von anderen als
den üblichen Zielen einer Vormacht bestimmt: zum einen Ruhe und
Ordnung zu gewährleisten, zum andern finanziellen Gewinn zu erzie
len. Beide Ziele hatten aber rur die römische Ordnung ganz offen
sichtlich eine andere Dimension, als es uns sonst geläufig ist: Der
Faktor S icherheit war ohnehin fest im römischen Denken verankert -
so sehr, daß eine große Anzahl von Forschern von diesem Faktor die
gesamte Außenpolitik und damit den Aufstieg zur Weltmacht beein flußt sieht.
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D i e Erwartung, materiellen und pol itischen Gewinn aus
den außenpol itischen Erfolgen zu ziehen, wurde andererseits zuneh mend in die Karriere-Planungen der römischen Nobiles einbezogen;
sie war im Inventar der politischen Spielregeln der Republik eine feste
Größe. Von beiden waren die Provinzialverwaltung und auch der Um-
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" Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen " (J. Makk. 8, 1): Die Juden als " Verbündete und Freunde " im . Vorhoj. des Römischen Reiches zwischen 1 64 und 63 I v. ehr.
1.
Ursachen und Perspektiven einer Jüdisch-römischen Zusam
m enarbeit: Das Urteil über die Römer in 1. Makk. 8
Die jüdisch-römische Zusammenarbeit begann in einem Moment, als Jerusalem sich im Aufstand gegen eine seleukidische Pol itik be fand, die sich .nichts Geringeres als die Beseitigung der jüdischen Re ligion zum Ziel gesetzt hatte, und Rom gleichsam auf dem Höhepunkt niCht nur seiner Macht, sondern auch seines Ansehens in der M itteI meerweIt stand. Diese erste Phase der jüdisch-römischen Beziehungen gründete sich : auf Btindnisverträgen: Foedera waren ein probates und wirksames Mittel Roms, völkerrechtliche Beziehungen zu anderen Staaten zu formal isieren und angesichts der machtpo litischen Überle genheit Roms auch Abhängigkeitsverhältnisse herzustel len. Bezogen auf den ital isQhen Raum konnten die Römer auch auf lange und posi tiye Erfahrungen zurückgreifen. Diefoedera an sich waren freilich auf Gegenseitigkeit angelegt (wie anhand der jüdisch-römischen Verträge noch. zu zeigen sein wird) und waren daher jeweils durch ihre Ausle gung mit Leben zu filllen. Für die j üdisch-römischen Beziehungen war in der ersten Phase grundlegend, daß der römische Einfluß in der Re gion noch gering war und erst al lmählich zunahm. So schloß Rom insgesamt wohl sechs Verträge zwischen 1 6 1 und 1 04 v. ehr. mit Je rusalem ab, d1e gleichwohl kein reales Abhängigkeitsverhältnis kon stüuierten, jedenfalls bis zu Simons Herrschaft nicht. Im Zusammen hang des Themas sind besonders die Entstehung und der Inhalt dieser Verträge sowie ihre Funktion und das Gewicht, das ihnen jeweils zu gemessen wu�de, von zentraler Bedeutung.
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Freundschaft mit allen; die zu ihnen kommen
Freundschaft mit a llen, die zu i hnen kommen
Es war im Jahr 1 6 1 v. ehr., daß sich der römische und der jüdische Weg zum ersten Mal in Gestalt einer beide Seiten bindenden Verein barung kreuzten, und dieses Datum war kein zufil.lliges. Bereits drei Jahre zuvor hatte es die ersten vorsichtigen Kontakte gegeben. Judäa unter makkabäischer Führung befand sich mitten im Widerstand ge gen die seleukidische Herrschaft. Der erklärte Feind Antiochos IV war bereits tot, und mit Antiochos V war es sogar zu Verhandlungen ge kommen, und man hatte schließlich ein Friedensabkommen geschlos, sen. 2 Die Römer waren bei den Vorgängen um Jerusalem mehr als nur interessierte Beobachter, denn ihr Wunsch war es, ihre Einflußsphäre (nicht ihre Herrschaft) auf das Seleukidenreich auszudehnen. JUdische und römische Interessen liefen also in dieser Phase zusammen. Ein im 2. Makkabäerbuch überlieferter Brief der - römischen Gesandten Quintus Memmius und Titus Manius "an das Volk der Juden" ('ti(> örU1C\» inaugurierte das auf so vielen gegenseitigen M ißverständnissen beruhende j üdisch-römische Verhältnis.3 Der historische H intergrund fiir diesen Brief besteht in eirier erneuten Niederlage des seleukidi sehen "Kanzlers" Lysias, der von Antiochos IV auch als Erzieher des m inderj ährigen Antiochos V eingesetzt wurde.4 Im Jahre 1 6 5 v. ehr. griff Lysias von SUden (Idumaea) her an und erlitt bei B eth-Zur süd lich von Jerusalem gegen Judas eine empfin� li�he N ie�erla�e. � Is . . . Folge dieser Niederlage änder�e SIch dIe seleukldlsche PolItIk. LysJas trat nun fiir einen Ausgleich ein,6 für den er auch Antiochos IV ge winnen ·konnte.7 In diesen Zusammenhang einer jüdisch-seleukidi sehen Annäherung gehört der erste Kontakt Jerusalems mit den Rö mern. Der schon erwähnte Brief der römischen Gesandten hat folgendes Formular: l. Präskript: Die Gesandten (1tPEOßU'tCH) Quintius Memmius, Titus Manius8 grüßen das Volk der Juden. Il. Haltung der Römer: I . Billigung der Zugeständnisse des Lysias an die Juden; 2. Angebot, die j üdische Sicht vor dem seleukidischen König zur Geltung zu bringen; 3 . Aufforderung zur E ile bei der Beratung, da d ie Gesandten dem nächst in Antiochia sein werden. Hl. Schluß und Datum (i. 1. 1 4 8 [sel.], 1 5. Xantikos). Der Brief selbst bereitet, was seine historische Einordnung angeht, keine Probleme; daß die Römer seit 1 88 v. ehr. und spätestens seit der siegreichen Schlacht gegen den makedonischen König Perseus bei
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Pydna 1 68 v. ehr. ihr Interesse auf die seleukidischen-ptolemäischen Konflikte9 ul!d überhaupt die neuralgischen Punkte im Herrschaftsbe" reich der Seleukiden riChtete, ist evident. Es ist deshalb von vornher ein wahrscheInlich, daß Rom auch über die Vorgänge in Palästina seit 169 v. ehr. inform iert war, und es wäre eher verwunderl ich, wenn es nicht über die Verhandlungen zwischen Lysias und den Juden Be s'cheid gewußt hätte.1O Die Art und Weise der Einflußnahme ist dabei freilich aufsc� lußreich. Sie hat ganz offensichtlich- den Ausgleich zwi schen beiden Seiten auf der Basis j üdischer Forderungen zum Ziel, nicht das Schüren des Konfliktes. Damit steht sie in einem Gegensatz zu der weit verbreiteten Forschungsmeinung, die Römer hätten immer nach der Methode divide et impera gehandelt. 1 1 Nach dem Wortlaut des Briefes zu urte i len, kann Rom nicht ausschließlich im Sinn gehabt haben, die seleukidische Macht zu schwächen und dazu den jüdischen Aufstand zu benutzen. Dazu ist er zu zurückhaltend formul iert. Viel mehr haben die (in Kapitel IV diskutierten) Grundsätze römischer WeItrnachtpolitik, nach denen Herrschaft als eine Interessengemein schaft zwischen V ormacht und 'Verbündeten gedeutet wurde, die Fe der bei der Abfassung des Briefes an den Demos der Juden gefUhrt. Die Formulierungen s ind außerordentlich vorsichtig, was die eigene römische Position angeht; keineswegs kann man von einem antiseleu-' kidischen Tohfall sprechen. Die Zurtickhaltung könnte man vielleicht ' vö lkerrechtlieh begründen, denn Judäa war "eigentiich" Teil des se ' Ieukidischen Reiches. 12 Daß man freilich die modeme Systematik des Völkerrechts nicht allzu starr auf antike Verhältnisse übertragen sollte, kann man den römisch-parthischen Beziehungen in der spätrepublika nisch-frUhkaiserzei tlichen Epoche entnehmen. 13 , Deutlich zielte die römische Politik in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts V. ehr. dahin, Einfluß durch d ie Akzeptanz seiner Ver bündeten zu gewinnen. Diesem Ziel diente die Freundschaftssymbo Ilk. Viel wichtiger a ls der materielle war in der Tat der symbolische Ihhalt der Beziehungen. Rom - billigte deshalb die Vereinbarungen zwischen dem seleukidischen Kanzler (E1tL 't&v 1tpa'Y�(t't(ov) Lysias 14 lind den Auf�tändischen und bekundete auch darUber hinaus - aller dings ganz uflverbindlich - seinen M itwirkungswillen vor Ort. Damit war wohlwo�lende Uneigennützigkeit symbolisiert, fernab aller Ge fahren rur die j üdischerseits angestrebte Autonomie. 15 Eine charakteri stische Stan<\ardformel in römischen Briefen und BeschlUssen aus wärtige Angelegenheiten betreffend ist deshalb der Zusatz "unseret wegen" (sc. kann dies oder j enes gelten). 16 Diese nach außen und in-
Freundschaft mit al len, d ie zu ihnen kommen
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nen wirkende Symbolhaftigkeit in den Beziehungen Roms zu anderen Staaten wurde selbstredend dann nachhaltig gestört, wenn entweder die Römer kein Interesse an den von befreundeten Staaten an s ie her angetragenen Problemen bekundeten oder wenn ihre Aktionen i m Umgang mit Vertragspartnern oder u m Hilfe nachsuchenden Staaten der postulierten Uneigennützigkeit widersprachen. Diese Störungen zu diskutieren, ist hier nicht der Ort; daß sie eintraten, ist evident, man muß nur an Roms Beziehungen zu Ätolern oder Achaiern denken. Ftir unsere Fragestel lung ist wichtig, daß das jüdische Gemeinwesen unter solchen Störungen nicht zu leiden hatte, und so wird der Brief, der gleichsam die offiziellen jüd isch-röm ischen Beziehungen inaugurierte, die Voraussetzung für eine Vyrtiefung der Zusammenarbeit zu einem Zeitpunkt, als sie von beiden Seiten gewünscht wurde. Zunächst gilt es aber zu erörtern, w ie sich die aufständischen Ju den Beziehungen zwischen ihnen und der römischen Weltmacht vor stellten und was sie von diesen Beziehungen erwarteten. Diese j üdi sche Erwartungshaltung erhel lt nirgendwo klarer als aus einem be rühmten, häufig n icht ganz korrekt als Elogium auf Rom bzw. laus Romanorum bezeichneten Einschub im I . Makkabäerbuch. 17 Der vorl iegende Text ist doppelt zu lesen; er b ietet eine jüdische Perspektive rur das intendierte Bündnis mit Rom und gleichzeitig eine Charakteristik römischer Außenpolitik. Gerade ftlr d iese ist er als Quelle wegen der e inmaligen Außenperspektive unschätzbar. Es gibt ja sonst keine Urte ile anderer außer den griechischen über Rom. Er ist nach meiner A u ffassung zudem weit entfernt davon, ein Elogium i m e igentlichen S iIU1e zu sein. Für das 1 . Makkabäerbuch - eine während oder kurz nach der Regierungszeit des Hasmonäers Johannes Hyrkan etwa 1 00 v. Chr. aus dem Hebräischen ins Griechische übertragene Schrift ist der Text im Wqrtsinne zentra l, denn er steht im 8 . von sechzehn Kapiteln und unterbricht die Darstel1ung: Kapitel 7 endet mit dem jüd ischen S ieg über den seleukidischen Fe ldherrn Nikanor, Kapitel 9 schl ießt m it Gegenmaßnahmen des neuen Königs Demetrios ( 1 62- 1 50 v. Chr.) unmittelbar daran an. Für die jüd ische Seite war Rom als Verbündeter in dreifacher Hin s icht interessant: 1 . ö'tt Eicrt v öuvu'tOt icrxut ( im hebr. Original wohl ?�n �"':l�)), also: machtvoll und kriegstüchtig; 2. KUt EUÖOKOUcrLV 'tol:<; n:pocr'tt9EJ-lEVOt<; uU'tol:<;: wer s ich an Rom wendet, erfahrt seine Gunst; �
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Freundschaft m'it allen, die zu ihnen kommen 87 :� . ;. . :3 . die römische Verfassung' garantiert Stabilität Kontinuität und UneigennützigkeiLI8 ; '. Punkt 1 wird im folgenden ausfuhriich bewiesen durch die zahlrei dhen und glorreichen Siege der' Römer gegen mächtige und weit ent fernte Gegner in aller Welt. Namentl ich aufgezählt werden die Expe �itionen EV 101:<; rUAU'tat<; (Gallien? Galatien?), in Spanien, gegen p'hi l ipp V und Perseus von Makedon ien; besonders ausführli ch wird a�s naheliegenden GrUnden auf den Krieg gegen den seleukidi schen �önig ' Antiofhos III eingegangen, schließlich of(enbar auch auf den achaiischen Krieg, der mit der Zerstörung Korinths 1 46 v. Chr. en dete; 19 des weiteren wird' auf nicht nainentli ch genannte Könige und Ihseln hinge�ie sen, deren Angriffe sich Rom zu erwehren hatte. Be zeichnendervyeise nennt der Text nicht Karthago und Hanniba l/o und iwar, wie an:zun,ehm en ist, weil diese Auseinandersetzun g nicht ohne �akel ftlr Roms Unbesiegbarkeit war. Wie schon D. Flusser erkannt hat, fehlt im Text völl ig der - für ein Elogium doch naheliegende Gerechtigkeitsgedanke; es werden allein die militärischen Fähigkeiten der Römer herausgestellt.21 W ichtig ist ferner, daß a l lein die Furcht vor ihrem Namen politisch e W irkung zeigt ( 1 2) - das heißt, e in Bünd nis m it ihnen nützt auch dann, wenn es keine materiell en Konsequen �en haben sollte. D ie militärische Macht der Römer und d ie furchter regende Kraft ihres Namens ist auch in anderen zum Tei l älteren jüdi s�hen Quellen formuliert.22 V iele For;scher entnehmen dem Text eine generell antimonarchi sche Position der j üdischen Seite,23 und die (gleichzeitige und spätere) Imperial isml\s-Kr itik, wie w ir sie in römisch-griechisc hen Quellen vorfinden, scheint diese Annahme zu bestätigen. Roms Gegner waren ja auch tats�chlich in erster Linie (hellenis tische) Könige. Anderer . seits sagt der Text, daß die R�mer zu Königen machten, wen sie �ollten ( 1 3),; und daß sie andere KönIge beschenkten (8). Deswegen Ist der von den Juden angenomTJ1ene Antimonarchismu s Roms zumin dest abzumild ern. Die Auffassu ng, daß der Text "in Wahrheit'; das hasmonä ische Königtum (seit Aristobu l 1 den Königst itel angenom . men hatte) treffen wol lte; ist nach dem Gesagten eher unwahrs chein Irch.24 Trotzdem ist die Verfassu ngsproblematik rur das j üdische Ur t�i l über die Römer von entscheidender Bedeutung. : Punkt 2 lYetont d ie Gunst der Römer, denn es w ird gesagt, daß die �ömer mit allen daran Interess ierten Freundschaft schließen ( I ), daß s ie desinteressiert s ind an territoria len Gewinne n und die Früchte der '
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Siege ihren Freunden zukommen lassen (8), daß sie zuverlässig und vertragstreu sind ( 1 1 ), kurz: daß ihre Freunde von ihnen profitieren. Punkt 3 betrifft schließlich :die Verfassung. Diese wird deshalb so pointiert erwähnt, weil sie Stabilität garantiert, Wechselfälle, wie sie in Monarchien bei jedem Herrscherwechsel auftreten können, aus schließt. Diadem und Purpur werden gleichgesetzt mit ep8ovo<; 11:0.1. 1;111,.0<; EV au'tot<; ( 1 6). Es spricht vieles dafUr, mit M. Sordi anzuneh men, daß diese Einschätzung der römischen Ordnung ain besten auf die Zeit um 1 6 1 v. Chr. paßt. Doch stehen auch einer späteren Datie rung (also z. Z. Hyrkans I) keine Bedenken im Weg, zumal die Juden anders als das mittlerweile desillusionierte Griechenland während der Hasmonäerzeit (zumindest bis. Alexander Jannaios) keine schlechten Erfahrungen m it Rom machen mußten. Es ist nun wichtig, diese spezifisch jüdischen Perspektiven einer Zusammenarbeit mit den Römern nicht zu verwischen mit einem aus unserer Kenntnis der hasmonäischen Geschichte konstruierten angeb lichen H intersinn des Rom-Abschnitts (also: das Diadem ziele auf Jannaios; die Terminologfe des Textes verweise auf den römischen Imperialismus; die Ein igkeit der römischen Gesellschaft als Mahnung an die hasmonäische Gesellschaft etc.). Es geht um nichts anderes als um Vorteilsüberlegungen im Augenblick des von Judas Makkabäus intendierten Vertrages mjt Rom; moralische Kategorien und innenpo litische Bezüge sind davon strikt zu trennen. Die große Bedeutung des Textes liegt aber darin, daß er die römi sche Politik aus der Sicht von Betroffenen evalu iert. Daß Macht und Kriegsruhm hervorgehoben werden, ist nicht überraschend. Bemer kenswerter ist, daß die römische Vorstellung von "gerechten Kriegen" als Motor der Reichsentwicklung keine Rolle spielt;2$ im Gegenteil, der jüdische Autor verschweigt nicht, daß die Römer auch KriegszUge unter Berücksichtigung wirtschaftl icher Gewinne ohne eigentlichen Rechtsgrund unternahmen?6 Danach wurden die zahlreichen Kriege also n icht zum Zwecke der territorialen Eroberung gefiihrt - dieser Aspekt ist natürlich aus jüdischer Sicht zentral -, sondern finanzieller Gewinne wegen. Besiegte mußten jedenfalls epOPOl (Tributzahlungen) zahlen, die Seleukiden sogar dauerhaft. In. diesen Tributzahlungen als Zeichen der Untertänigkeit manifestierte sich die römische Herrschaft ebenso wie in der oben beschriebenen Akzeptanz seitens der Verbün deten. " Freunde" wie Eumenes von Pergamon profitierten von den römischen Eroberungen und sicherten als "Gegenleistung" den römi schen Einflu ß.27 Folglich schlossen die Römer, so die jüdische Ein-
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scrätzung, auch mit allen Interessierten Freundschaft - hier klingt die patronale Stru�tur römiscber Herrschaft an. Die gesamte DarsteIJung ist also keines�vegs idealisierend, so wie das spätere römische parcere slibiectis et debellare superbos (s. oben). Es wird nicht verschwiegen, daß Römer Menschen erschlugen, Frauen und Kinder gefangennah m�n, . ausplUnderten, versklavten ( 1 0) - im Sinne e iner effektiven Kriegführung :war dies doch durchaus nUtzlich fur bedrohte Verbün dete der Römer. ; Auch d ie �ömische Verfassung wird nicht um ihrer selbst willen gepriesen. Sie!charakterisierte vielmehr die römische Weltmacht prin zipiell anders, n icht weil "Republiken" sonst unbekannt gewesen wä ren, sondern yveil bisher alle Judäa beherrschenden Weltmächte aus schließlich vqn Königen geftlhrt wurden. Auch in dieser Beziehung war also gegen ein Bündnis mit den Römern nichts einzuwenden. U nd bei "Diadem" ' und "Purpur" mochten viele Juden an das Spektakel von Daphne im Jcihre 1 66 denken, wo sich Antiochos IV, offenbar unbe eindruckt vom "Tag von Eleusis", als er vom römischen Gesandten in Alexandria gedemUtigt worden war, pompös feiern l ieß.28 Die römi sQhe Verfasslillg hatte im Gegensatz zu dieser Art von Monarchie als Mittelpunkt ein vielköpfiges Gremium, das täglich (!) beriet und wohlüberlegt entschied - ein entschiedener Vorteil gegenUber Will kürakten, die bei Monarchien, zumal solchen hellenistischen Typs, j a immer möglich waren. Ähnlich vorteilhaft erschien der beständige, näml ich j ährliChe Turnus in der Besetzung der höchsten Beamtenstellen.29 , Es ergibt sich also zusammenfassend folgende Außenansicht römi scher Reichspo l itik: Kriegfilhrung wird als die Grundlage der römi schen Macht �rkannt; direkte Herrschaft lehnen die Römer ab, ohne daß Rom übermäßig idealisiert wird und als im eigentlichen Sinne un eigennUtzig präsentiert wird; der Einfluß Roms auf andere Staaten läßt sich Uber "Freunde" und VerbUndete sichern; die Ü berlegenhe it Roms liegt außer in e iner skrupellosen Kriegfiihrung aucn in der Verfassung begründet. 30 poch auch das, was der Autor nicht sagt, ist bemerkens wert. Weder· ist von einem römischen "Reich" noch von "gerechten Kriegen" die Rede. Ciceros Deutung, daß die Römer sachs defenden dis zur Herrschaft über die Welt gelangt sind, geht aus dem vorliegen den Text nur mittelbar, näml ich Über das Herrschaftsmittel der amici tiae hervor. VOll UneigennUtzigkeit - wie es die Griechen bei den lSthmien 1 96 .v . Chr. vermuteten - oder bloßer Verteidigung - wie d ie •
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Römer selbst verbreiteten - ist Uberhaupt keine Rede; die römische Politik wird deutlich als herrschaftlich ausgerichetet beurteilt. Der j üdische Autor des 1 . Makkabäerbuches interessierte sich frei lich nicht dafür, römische Herrschaft zu rechtfertigen. I hm ging es darum, die l':lotwendigkeit eines Bündnisses mit Rom vor Augen zu fUhren. Danach brachte Rom als Verbündeter in jedem Fall, also auch weilll es nicht aktiv Unterstützung bot, den Aufständischen Vorteile, während Gefahren von ihm infolge seiner Verfassung, die es von den hellenistischen Reichen unterschied, fur Judäa nicht ausgingen. Römi sche Vertragstreue schien gesicherter zu sein als hellenistische, zumal seleukidische . 3 1 Bei Flavius Josephus, über 200 Jahre später, spielten indes diese komplexen Überlegungen zum Pro und Contra eines rö misch-jüdischen Vertrages keine Rolle mehr, so daß seine Version der j üdischen B ündnispolitik zur Zeit des Makkabäeraufstandes lediglich auf die große römische Macht hinweist.32 Der Historiker, der auch die Zukunft d ieses Bündnisses kennt, wird j edoch in diesem vom 1 . Mak kabäerbuch bewahrten Dokument auch den Kern des Mißverständnis ses zwischen Juden und Römern hinsichtlich des Zusammenlebens unter einem römischen Dach ausfindig machen, das die Beziehungen zwischen beiden Seiten letzten Endes in die Katastrophe von 66 v. Chr. fUhren sollte. 2.
Die Verträge zwischen Rom und Judäa von 1 61 bis 1 04 v. ehr.
Die Überlieferung, die hauptsächlich, aber nicht ausschließlich j ü disch ist, nennt einige Verträge zwischen Juden und Römern - wohl sechs an der Zahl -, die al lesamt in die erste Hälfte der makkabäisch hasmonäischen Dynastie fallen. Mit der Erforschung dieser Verträge verhält es sich eigenartig. Es ist näml ich sehr viel Fleiß auf die (im Wortsinne) Kritik der Quellen verwandt worden, während die Sache selbst, das heißt der Inhalt und die historische Bedeutung der mit die sen Verträgen konstituierten, von Anfang an freundschaftlichen rö misch-j üdischen Beziehungen fur die weitere Entwicklung des beider seitigen Verhältnisses, in den Hintergrund trat. Nun will ich durchaus nicht die Notwendigkeit einer begründeten Quellenkritik in Frage stellen, zumal in diesem Fall. Aber es kann nicht deren S iilll sein, die unleugbaren Widersprüche und Ungenauigkeiten der Überlieferung so "aufzulösen", daß diese den eigenen Spekulationen über den Gang der Geschichte nicht (mehr) im Wege stehen. Wer Quellenaussagen ver wirft, ist beweispflichtig; und solange die Beweise nicht stichhaltig
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sind, ist im Zweifel die überlieferte der modem konstruierten Version vorzuziehen,33 :Daß wir von den römisch-j üdischen Vertragsbeziehun geh insbesondere uber die MakkabäerbUcher (v. a. das erste, das wir wohl an das Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr., j edehfalls nach 1 3 5 v. Chr. datieren dürfen) sowie über. die Jüdischen A ltertümer des jüdi schen Historikers Flavius Josephus ( I . Jahrhundert n. Chr.) erfahren, istlangesichts der ftlr das Altertum notorischen Quellenarmut geradezu ein dlUcksfalL Diese Hauptquellen werden durch (naturgemäß) bei läufige Bemerkungen in der griechisch-römischen Überlieferung er gänzt. D ie folgende Untersuchung orientiert sich also an dem Quel leribefund, der natUrI ich kritisch auf seinen Realitätsgehalt, auf seine Vereinbarkeit mit den seinerzeitigen politischen Regeln hin, Uberprüft werden muß. ,. Der historische H intergrund der vertraglichen Beziehungen zwi schen Rom und Judäa ist bereits in den vorhergehenden Kapiteln be handelt worden. Während Rom nach seinem Sieg über den makedoni schen König Perseus ( 1 68 v. Chr. bei Pydmi) seinen außenpolitischen Einfluß weiter ausbaute - bezeichenend hierfUr ist d ie Episode am so genailllten "Tag von Eleusis" - und weiter nach einem funktionieren deh Herrschaftsmodell im Osten suchte, nahm auf der anderen Seite der allmähliche Auflösungsprozeß des Seleukidenreiches seinen Fort gang.34 Als Folge der sehr rigiden Religionsedikte des Antiochos IV Epiphanes kam es in Judäa zum sogenannten Makkabäeraufstand (be nannt nach Judas Makkabaios) um eine Priesterfamilie aus dem j üdi schen Modin (ca. 30 km nordwestlich von Jerusalem). Der Kampf der Makkabäer wurde unterstützt durch die neu kon stituierte Gruppe der c','on (Aenöa.wt, Chasidim) und war eine ak tiv-militärische Auseinandersetzung mit einem nahezu übermächtig erscheinenden Gegner. Religionsverbot und Aufstandserfahrungen seit 1 67 v. Chr. ließen im Judentum diis Bewußtsein entstehen, daß sich so etwas wie ein Religionsverbot seitens einer fremden Macht nie wie derholen dürfe', und aus diesem Bewußtsein heraus gründete sich {[er nath dem Aufstand entstandene jÜdische Staat auf zwei Pfeilern: Ei nem militärischen und einem religiösen. Seine Mitte bildete nach wie . . . I vor das H oheptiesteramt - seit Jonathan und insbesondere Simon, dem dritten Makkabäer -, das aber nun (mit Billigung der Frommen) in der Hand der makkabäisch-hasmonäischen Familie monopolisiert war und dessen Inhaber die al leinige politische und mi litärische Führung inne hatte. Die j üdischen Institutionen (die "große Versammlung", Priester, V6Ik),. von denen in der Folgezeit nur noch am Rande die Rede ist, . .
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traten hinter den hasmonäischen Hohepriester, der seit 1 04 v. ehr. i n Personalunion auch König war, zurück. 3 5 Beide Seiten betrieben also zum Zeitpunkt ihres Kontaktes aktiv äußere Politik: Rom, dessen Au ßenpolitik sich immer stärker über das hellenistische Staatensystem legte, und Judäa, dessen eigepständige und auf Unabhängigkeit von den Seleukiden zielende Innenpolitik nach (modem gesprochen) völ kerrechtlicher Anerkennung strebte. Gerade dieser Aspekt muß betont werden: N icht um materielle Hilfe ging es in der makkabäischen Au ßenpolitik, sondem um die Bestätigung des Erreichten durch die "in temationale", d. h . hellenistische Staatengemeinschaft,. und insbesondere natürlich die Großmacht Rom.
Die Verträge Wenden wir uns n u n den Verträgen im einzelnen zu. A) Der erste Vertrag, dessen Abschluß eine j üdische Gesandtschaft in Rom erwirkte, gehört in das Jahr 1 6 1 v. ehr., und zwar nach dem j üdischen Erfolg über N ikanor, den seleukidischen Feldherm. 36 We sentlich fiir die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Rom war neben dem gerade errungenen Sieg der Aufständischen über Nikanor ein seleukidisches E i nlenken gegenüber den Juden im Angesicht der jÜdischen Aufstandserfo lge, aber auch infolge innerseleukidischer Turbulenzen. D ie vom Seleukiden-König gestützte jüdische "Regie rung" um die kooperationswil ligen Hohepriester, zunächst Menelaus U11d dann Alkimus, wurde sogar fallengelassen; schon Antiochos V hatte seit 1 63 v. ehr. offen mit den Makkabäem verhandelt und ihnen Autonomie zugesichert. 3 7 Doch dann (im Jahre 1 62 v. ehr.) usurpierte Demetrios I nach seiner Flucht aus Rom, wo er als Geisel lebte, den Thron, brach die Zusagen des Antiochos V und setzte mit A lkimos wieder einen pro-seleukidischen Hohepriester ein.3 8 Die emeuten se leukidischen M il itäraktionen gegen die Aufständischen scheiterten je doch/9 Judas Makkabäus besiegte am 1 3 . Adar 1 6 1 Nikanor, welches Datum dann ein regulärer jüdischer Feiertag wurde.40 Mit diesem Er folg hatte Judas den Rechtsbruch des Demetrios I rückgängig gemacht und die von Antiochos V beeidete Autonomie des jüdischen Gemein wesens wiederhergestellt. Diese zumindest partielle Unabhängigkeit schlug sich zunächst in einer verstärkten diplomatischen Aktivität Ju däas (nicht allein m it Rom) nieder, oder anders: Judas versuchte, sei nem "Staat" die vö lkerrechtliche Anerkennung der hellenistischen Staatenwelt zu verschaffen, und daß Rom am Anfang dieser Bemü-
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hungen stand, ergibt sich nicht nur aus seiner machtpolitischen Stei lung seit 1 68 v� ehr., sondem auch aus seiner entfemten Lage, d ie ein dir�ktes eigene.s Interesse an Judäa unwahrscheinlich machte. Dieser H i?tergrund .des ersten Vertrages mit Rom ist von entscheidender 8e &utung für se ne Bewertung; denn bisher wurde er immer als ein Ve such der �akkabäer g�deutet, sich in bedrängter Lage jede nur denkbare und vor allem materielle Hilfe von außen zu holen. Der . . I Zeitpunkt des Abschlusses ist jedoch, wie gezeigt, nicht der einer gerade erlittenen N iederlage, �ondem der eines Erfolges. ' Zu den Gepflogenheiten des antiken Völkerrechts gehörte es, daß di� lomatische Beziehungen, nicht (wie heute) über die Einrichtung von stäpdigen Gesapdtschaften oder Botschaften aufrechterhalten wurden, soq.dem über den Abschluß und die stetige Emeuerung von Freund sc�afts- und Btindnisverträgen. Diese waren selbstverständlich nur dann sinnvoll, .wenn beide Seiten "autonom", das heißt, unabhängig von einer dritt�n Seite han,d eln konnten; wenn Rom also einem so l chen Vertrag mit Judäa zustimmte, beurkundete es damit seine eigene t\�ffassung von der Unabhängigkeit des Vertragspartners.41 Sinn und Wert eines so lchen Vertrages bestanden also für Judas Makkabaus da\in, Bestätigung und Anerkennung für seine Erfolge zu erlangen und auf diese ,Weise "das Joch von ihnen (nämlich den Juden) zu nehmen", und nicht darin, Hilfe in aktueller Bedrängnis zu erhalten; au h wenn für Letzeres natürlich jetzt die Grundlagen gelegt waren . , Judas schickte also eine Gesandtschaft unter der Führung von Eu, polemos und Jason und in seinem, seiner Brüder und des Volkes der J u4en Namen nach Rom, mit dem ausdrticklichen Auftrag, einen Freundschafts- . und Bündnisvertrag mit Rom abzuschließen. Ihr An sprechpartner war die i n der römischen Verfassung für außenpoliti sche Fragen zuständige Institution, der Senat.42 "Denn sie sahen" (gemeint s ind dem S inne nach die Römer) - so der Autor von 1 . Makk. -, "daß das Königreich der Griechen sich Israel i n Sklaverei untertan mache" (ön ElOOV 'tTJV ßaeHAElav 't&V 'EHiJv(J)\1 l(eX'Cao ou AOUJlEVOU<; 'tOV 'IcrpaTjA OOUAEi.�).4 3 Diese Formulierung, die authen tiseh ·ist oder zumindest von einem tiefen Einfühlungsvermögen des Autors zeugt, . charakterisiert die j üdische Verhandlungsposition in me.hrfacher H i�sicht, denn ' a) klagt siti: den neuen (und gegen den ausdrücklichen W illen Roms install ierten) König Demetrios I an, Judäa zu "versklaven", wdmit ein Rechtsbruch gegenüber dem Eid seines Vorgängers impli. ziert ist;
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b) hebt sie indirekt den Zusammenhang von Autonomie und freier Religionsausübung (die ja durch die von Demetrios beabsichtigte Ok troyierung eines hellenisierten Hohepriesters stark bedroht ist) hervor, ein Zusammenhang, der, wie oben ausgefülut, seit Hiskija als konsti tutives Element des jüdischen Gemeinwesens erkennbar ist und der fur die griechisch-römische Welt gerade nicht zentral war; und c) läßt sie in ihrer Eindeutigkeit den Römern kaum die Möglich keit, das Bündnis abzulehnen, wenn denn die Grundlage der römi schen Ostpolitik seit 1 97 v. ehr. noch Bestand haben sollte. Das se leukidische Unrecht gegenüber dem jüdischen Gemeinwesen in Jeru salem war ja schließlich nicht zu leugnen. Der daraufhin abgeschlossene Vertrag ist z war sowohl vom Autor des I . Makkabäerbuches als auch von Flavius Josephus vorgeblich im Wortlaut, aber nicht präzise. genug' überliefert. Das ist erklärbar mit dem Überlieferungszustand des 1. Makkabäerbuches, das den Vertrag vom griechischen Original ins Hebräische und dann wieder ins Grie chische Ubertragen hat, und mit dem davon aphängigen, darUber hin aus noch weiter verkürzenden bzw. verschlimmbessernden Flavius Jo sephus. Trotzdem ist der Vertrag echt;44 sein Wortlaut ist rekonstru ierbar. Das Vertragsformular: I. Praeskript mit Vertragstitel und Grundsatzerklärung (23): a) KUAOOe; 'YEVOl"tO 'POOlluiol<; KUt "tql E8v€.l '!OUOUtOOV EV "t11 8uA.6.qon KeLt btl. "t11e; �T)pae; Eie; "tov uioovu ("Es möge Römern und dem Volk der Juden gut werden auf dem Meer und aufdem Lande auf ewig") lautet der überlieferte Text, der zweifellos unter der doppelten Übersetzung gelitten hat; Hebraismus ist das einleitende KUAOOe; 'YEvOl"tO, wofUr im tatsächlichen Vertrag eine Formulierung wie fol gende gestanden haben dürfte: dpiJVT) EO"tOO KUt (jnAtU KU\. OUIl J.lUXtu KU"tCx TTtv KUt KU"tCx 8aAu"t"tuv de; "tov &.reuv"tu Xpovov ("Es soll Frieden und Freundschaft und ein Bündnis sein zu Lande und zu Wasser auf ewige Zeit", sc. zwischen Römern und Juden). b) Die Grundsatzerklärung, die man einfach mit reoA€.1l0C; OE 1111 EO"tOO ("Krieg soll nicht sein") auszudrücken pflegte, wird im vorlie genden Text umschr ieben mit pOIl
11. Vertragsinhalt: a) Jüdische Verpflichtungen:
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1 . Schutzk ausel: "Wenn Rom zuerst ein Krieg droht oder allen seinen VerbUn�eten in seinem Herrschaftsbereich, wird das Volk der Juden von gal'lzem Herzen mitkämpfen, wie die Zeit es ihnen vor sc(u-eibt"; für letzteres (roe; <Xv 6 KatpOC; {mo'Ypa
,Formul ierung,.wie: "tpomp 61toicp (oder 4» <Xv oUVOOV"tUl iOX\Jpo"ta"tcp KU"t(x "to ouvu"tov (oder reuv"t\. 08EV€l KU"t(x "to ouvu"tov) ("Wie sie es nach Möglic,hkeit am nacWlaltigsten tun können" o. ä.).45 2. Prä zisierung: Keine Hilfe .. fur Roms Feinde (26): "Und den feinden (1tOAEJÜOlC; statt des überlieferten reOA€ OUOl v) werden sie ni<,:ht. geben und nicht bereitstellen Getreide, Waffen, Silber, Schiffe, wie es Rom schien". Diese Formulierung roe; €OO�€V 'Prolln ist zwei fei�los untechnisch und dem Inhalt nach problematisch; im Vertrag �atm ' auch nicht das fur Senatskonsulte typische Paragraphenzeichen €09�€V gestan4en haben. Daher wird man an eine durch die Überset zung bedingte : Verkürzung oder Auslassung der üblichen Einschrän kU,n gsformel +]v OE 1111 06�n "tOte; 'POOlluI.Ole; KU\. "tql E8V€l "toov '!o:uoutOOV ("Wenn es nicht von Römern und dem Volk der Juden gut geheißen wird'�) zu denken haben. i 3. Die traditionelle Eidesleistung wird durch eine Bestätigungs klausel ersetzt (26). D ie Uberlieferte Formulierung ist wiederum höchst problematisch, aber mit dem Gang der Überlieferung zu erklä� ren. Im Text steht: "Sie werden die Einhaltungen (sc. der Bestimmun gen) gewährleisten, ohne etwas zu nehmen" (
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. b) Verpflichtungen der Römer: I I. Schutzkl�usel (27): "Dementsprechend werden, wenn dem jüdi schen Volk zuerst ein Krieg entsteht, die Römer beseelt mitkämpfen, wie es ihnen die Zeit vorschreibt". Die Wortwahl (zum Beispiel h \jIUX11e;) deutet wieder auf Hebniismen hin; für oUlllluXiJoO\Jolv ist eher infinitivisches ßOT)8€lv oder imperatives ßOT)80uv"toov zu erwar ten. Das Original hat gewiß mit genauen Entsprechungen fur Juden und Römer formu liert; die zu a l ) erkennbaren Abweichungen gehen � .. . auf das Konto der Uberlieferung.
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2. Präzisierung (28): "Den Verbtindeten wird nicht gegeben Ge treide, Waffen, Silber, Schiffe, wie es Rom schien". Auch hier sind Übertragungsfehler erkennbar, etwa die passivische Konstruktion und · das sicher n icht ursprüngliche oUIllluxoUOLV fiir 1tOAElltOlS. Für wS €ÖO;EV 'PwIlTI siehe die Entsprechung in a2). 3 . Bekräftigungsklausel wie a3), aber statt OU8EV Au�6v'tES (wörtl. "nichts nehmend") hier mehr dem Original angenähert: KU\. O U IlE'tCt MAOU ("ohne Falsch und Harm"). c) Vertragsbestätigung (29): "Auf der Basis dieser Bedingungen schlossen die Römer m it dem Volk der Juden den Vertrag"; 1 1 1 . Abänderungsklausel, die der clausula rebus sic stantibus ent spricht (30):46 "Wenn nach diesen Bestimmungen die eine oder andere Seite etwas hinzufügen oder streichen will, so sollen sie es nach ihrer Entscheidung tun. U nd was sie hinzufiigen oder streichen, soll gütlig sein"
Daß das l . Makkabäerbuch den tatsächl ichen Vertrag zitiert, ist nach meiner E inschätzung offens ichtlich; Josephus dagegen brin�t eine schiefe und nicht lediglich eine gekürzte Vertragsbeschreibung. 7 Aus naheliegenden religiösen Gründen verzichtete der Autor des I . Makkabäerbuches auf die sonst üblichen formelhaften, sakral ausge richteten Bestimmungen über Beeidigung und Publikation des Vertra ges.48 Aufgenommen hat er dagegen einen römischen Brief an Deme. trios I, der die aus dem Vertrag resultierenden römischen Verpflich tungen vollzieht. D ieser Brief bezeichnet die Juden jetzt wahrheitsge mäß als
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meinde von Kos, daß die jüdischen Gesandten im Besitz von die Ju den betreffenden, aber nicht näher präzisierten SenatsbeschlUssen ('tCt OUYKATJ'tOU MYIlU'tU 1tEP\. uu'tO)v) seien und von den koischen Be hörden auf i hrer Rückreise gemäß (einem weitereh) Senatsbeschluß (KU'tCt 'to 'tfjs 'OUYKATJ'tOU MyJ.l.u) zu unterstützen seien. Diese For mulierung läßt, obwohl der Inhalt der Senatsbeschlüsse unbekannt ? leibt, �w� ifelsfrei auf einen . Erfol� der jüdischen Gesandtschaft bei Ihrer MISSIOn nac.h Rom schlteßen. 3 Wenn der Wortlaut des Senats beschlusses diesem Brief beigefügt wurde (U1tO'tE'tUK'tUl OE 'tCt O E OO;YllevU), so sollte dem römischen Wunsch nach zuvorkommender Behandlung ihrer neuen Freunde Nachdruck verliehen werden. Der Fannius-Brief ist ein besonders wichtiges Zeugnis flir die Echthe it des V�rtrages, weii er eine von der jÜdischen verschiedene Überlieferung repräsentiert. 54; . , Zusammenfassend läßt. sich sagen: D ie jüdische Gesandtschaft na�h Rom und der von ihr erreichte römisch-jüdische Vertrag sollten den Aufständischen um Judas Makkabäus Anerkennung als rechtmä ßige und autonome Regierung Judäas verschaffen, und zwar gegen die durch den seleukidischen König bemetrios I begründeten Ansprüche des Hohepriesters A lkimus.55 Die römische Judäa-Politik orientierte siQh an der von der Gesandtschaft vorgetragenen Rechtsgrundlage, daß nach TeIn\Jelweihe, Autonomiedekret Antiochos V und dem Er folg über N ikailOr Judäa eine neue eigenständige Regierung habe, und erkannte diese darum m it einem Vertrag als rechtmäßig an. Das be deutet, daß die römische Politik nicht als primär antiseleukidisch und. auf Schwächung eines (ja wohl auch kaum mehr als bedrohlich einzu schätzenden) Gegners bedacht einzustufen ist, 56 sondern daß sie schon jetzt, wie später auch die Politik des Pompeius in der jüdischen Frage, äußerst penibel juristisch angelegt war.57 : Etwas BeSönaeres wai die durch den Vertrag hergestellte Bezie hung zwischerl Rom und Judäa allemal, weil sie nicht, wie sonst üb lich, über kultische Einrichtungen verankert werden konnte.58 Schon die Beeidigung, in der Antike gleichsam die Unterschrift unter den Vertrag, konnfe nicht auf die gewohnte Weise durchgeführt werden. Dazu waren die religiösen Systeme Roms und der Juden zu verschie de'n. In dieser Beziehung waren die Römer freilich flexibel, und sie überließen es wohl schon aus eigenem Interesse dem jüdischen Ver fnigspartner, eine für die Vertragseinhaltung b indende und in der Re ligion wurzelnde Form des Vertragsschlusses zu finden. Rom präs'en t1erte sich also - anders als die Hellenisten und die hellenistisch Ge-
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sinnten auch unter den ' Juden - als tolerante Macht; es fand eine Kommun ikationsebene, die die gemeinsamen sachlichen Interessen in den Vordergrund stellte, die Eigenheiten der Freunde aber respektierte und auch aus der Position der Stärke heraus keine Einm ischung in die inneren Ange legenheiten darstel lte. Denn dieser Vertrag war tatsäch lich rur beide Seiten vortei lhaft. 59 D ie Makkabäer fanden nach 6 Jah ren Aufstand Anerkelll1ung als Vertreter einer autonomen Gemeinde seitens e iner ruhrenden Macht, die Römer setzten ihre, mal mehr, mal weniger, erfolgreiche Politik fort, ihren Einfluß über Bundesgenossen zu stärken. Der religiöse Charakter des neuen Verbündeten und damit seine Sonderstellung in einer hellenisierten Umwelt kam dabei den römischen Interessen sehr entgegen. Es gibt nicht den geringsten H inweis darauf, daß eine der beiden Seiten sich mehr erhofft hätte. Wie in den Verhand lungen mit Sparta60 ist auch h ier anzunehmen, daß man sich auf beiden Seiten in diesen Fragen einig war. Fo lgerichtig weiß die Überlieferung nichts von K lagen über ausbleibende Hilfelei stungen, wie sie aufjüdischer Seite ohne weiteres nach dem we iterhin offensiven Vorgehen des seleukid ischen Königs gegen d ie Juden hät ten auftreten körmen. Beide Seiten legten das Vertrags formular also ' gleich aus. B) 1 7 Jahre später ( 1 44 v. Chr.) wurde dieser römisch-jüdische Vertrag erneuert, also ein zwe iter Vertrag geschlossen. V iel hatte sich , inzwischen zugetragen. Zwar hatte der König Demetrios I weiterhin hartnäckig den seleukidischen Anspruch auf Jerusalem geltend ge macht, und Judas der Makkabäer war unmittelbar nach dem römisch jüdischen Vertragsabschluß in einer Schlacht in der Nähe von Jerusa lern gegen den von Demetrios entsandten Feldherrn Bakchides gefal len.61 Aber die Griechen und die hellenistisch gesirmten Juden konn ten ihren Erfolg nur rur kurze Zeit auskosten. 62 Das Seleukidenreich erwies sich, heimgesucht von immer neuen Usurpationen, als allzu schwach, um seine Provinz Judäa wieder dauerhaft zu integrieren und diese Integration militärisch abzusichern. So konnte der Nachfolger des Judas, sein Bruder Jonathan ( 1 60- 142 v. Chr.) Erfolge erzielen und seine Position mit einer außenpolitisch immer mehr hellenisti schen Methoden angepaßten, aber mit Rücks icht auf die ilUlen politi sche Situation nach wie vor re l igiös ausgerichteten Pol itik stärken. Ihm gelang es, die beiden seleukidischen Rivalen um den Kön igsthron Demetrios I und Alexander Balas, der sich als Sohn Antiochos IV prä sentierte und se it 1 52 v. Chr. Ansprüche auf die Herrschaft erhob, ge-
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,g�neinander äuszusp ie len und sich selbst als Bündnispartner in den Vordergrund zu ste llen. Jonathan schloß sich Alexander Balas an, von d,em er im J�hre 1 52 v. Chr. schließlich zum Hohepriester ernannt "Vurde.63 In der H ierarchi� des seleukidischen Reiches stieg Jonathan nach dem To� Demetrios. I als "Freund" des Königs Alexander Balas �d Stratege j ganz nach oben; seine Politik wurde "hel lenistisch".64 Qoch seit 1 47 v. Chr. erwuchs Alexander Balas ein neuer Rivale um die Macht im Seleukidenreich in Gestalt des Demetrios II, des Sohnes von Demetrios I, der schließlich 1 45 v. Chr. auch die Königsherrschaft gewann. Jonathan, der im selben Jahre auch Beziehungen mit ,IJ>emetrios II aufgenommen hatte, mußte sich al lerdings wenig später m,it einem neuebruch des seleukidischen Königs auseinandersetzen. Aber es stand schon ein neuer Usurpator namens Tryphon auf der un , übersichtlichen seleukidischen Bühne, der als Vormund von Antio chos vI auftrat. D iesem wandte sich Jonathan� etzt zu, und er erlangte . ' \4on Ihm auch entsprechende Zugeständnisse. 5 Daraufhin kämpfte er r�cht erfolgreich gegen Demetrios.66 Die Situation im Seleukidenreich Mitte der 40er Jahre des 2. Jahrhunderts v. Chr. war also im höchsten Maße verwiCkelt. � A ls es 144 v. Chr. zur Vertragserneuerung Jerusalems m it Rom , kam, war die! Situation durchaus derjenigen, die zum ersten Vertragsabschluß geftihrt hatte, vergleichbar. Der seleukidische König Antiochos VI bzw.; sein Vormund Tryphon hatten Jonathan eine quasi-auto : norne Position übertragen,67 die von dessen Rivalen Demetrios II (wie '
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Erreichte völkerrechtlich bestätigen und die Aktionen des Demetrios als Rechtsbruch kennzeiclmen zu lassen, zum anderen aber auch die neue römische Politik den "alten Verbündeten" gegenüber auszuloten. Das Ergebnis, das die Gesandtschaft nach Hause mitbrachte, war trotz gelegentlich in der neueren Forschung geäußerter Bedenken, was ei nen tatsächlichen Vertragsabschluß angeht, positiv. 73 Denn die Ge sandten trugen im Senat ihren Wunsch vor, den Vertrag zu erneuern "wie vorher" (1CU'ta 'to 1tPO'tEPOV) und erhielten einen Begleitbrief seitens der Römer fllr ihre geschUtzte He imkehr. Die diplomatischen Beziehungen wurden, so können wir daraus folgern, aufrecht erhal ten.74 Interessant ist zudem ein weiterer Aspekt der Reise nach Rom. Die jüdischen Gesandten Numenius und Antipater machten nämlich auf ihrem Rückweg in verschiedenen Städten Station, unter anderem auch in Sparta, und übergaben den dortigen Behörden Briefe ihres Hohe priesters Jonathan, deren Zweck der Abschluß eines Bündnisses mit Sparta war. Der Brief an die Spartiaten ist im I . Makkabäerbuch im Wortlaut wiedergegeben; ihm beigefügt ist zudem ein angeblich alter Brief des spartanischen Königs Areus I an den Hohepriester Onias, weIcher die Verwandtschaft zwischen Juden und Spartanern über Abraham belegen sollte.75 Sparta war 1 46 v. Chr. nach dem von Rom siegreich beendeten Achäischen KIieg endgültig dem römischen Machtbereich angegliedert worden und hatte seine Unabhängigkeit , zwar verloren, aber als civitas libero eine von den .Römern garantierte, vergleichsweise starke und autonome Stellung auf der Peloponnes inne, die es auch als Bündnispartner ftlr andere Staaten attraktiv machte. Wenn Jonathan sich aber an die recht weit entfernte Stadt am Eurotas wandte, so konnte er unmöglich auf tatsächliche materielle Hilfe gerechnet haben, und in diesem Sinne äußerte er sich auch in seinem Schreiben.76 Es ging ihm gewiß auch nicht darum, vorder gründige Ähnlichkeiten zwischen der spartanischen und jüdischen Ordnung herauszustellen und auf deren Basis eine Art Interessenge meinschaft zwischen Sparta und Jerusalem herzustellen.77 Vielmehr ging es ihm, wie schon Judas Maccabaeus zuvor, um die Anerkennung Judäas in der internationalen Staatengemeinschaft. Sparta war auf grund seiner starken Stellung und seines historisch bedingten Anse 'hens der richtige Adressat ftlr diese Wünsche Jerusalems. Der Briefkopf ist eine Grußadresse des Hohepr iesters Jonathan, der Gerusia des Volkes, der Priester und des übrigen Volkes der Juden
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an die Spartiaten, ihre Brüder.78 Der Argumentationsgang in dem Brief ist folgender: I . Spartaner und Juden sind verwandt, was euer !;:igener König i festgestellt und zur Grundlage der jüdisch-spartanischen Beziehungen gemacht hat (6-8). 2. Wir brauchen keine direkte' Hilfe, weil Bibel und Gott uns beistehen (9 u. 1 5). i 3 . Es gehf uns also nur um die Bewahrung der von Euch initi ierten Freundschaft :(1tpoC; 'to �it E�UAA.ü'tplOlef\vul u�&v, "damit wir euch n�icht entfremdet werden", ist zentral); wir haben' unseren Beitrag durch ständiges öffentliches Gedenken an diese "Freundschaft geleistet
' ( l 0� 1 1 ). 4. Trotz aller Bedrängnisse in der Vergangenheit suchen wir auch I
jetzt nicht die Freundschaft mit anderen Städten um augenblicklicher Hilfe willen (denn die erhalten wir ohnehin von Gott), sondern um un und Brüsere eigene retie durch eine Erneuerung der Freundschaft ' derlichkeit zu' bekunden ( 1 3- 1 8): i Diese Argumentation verlegte die Freundschaft zwischen Sparta �d den Juden in eine Sphäre jenseits aller Vertragspolitik und übte auf den avisierten Partner moralischen Druck aus; denn diese Freund sthaft gründete ja auf Verwandtschaft, war also losgelöst von bloßem Bigennutz und Hilfesuchen in bedrohlicher Situation. Im übrigen war diese Form rler Werbung um Bündnispartner, wie sie Jonathan betrieb, kein Einzelfall in der hellenistischen Welt; wir haben weitere Zeug nisse, aus denen die politische Dimension solcher tatsächlichen oder vermei ntlichen V�rwandtschaften klar wird.79 Diese nahmen ganz of fensichtlich den Platz rel igiöser Bin ung an das Vereinbarte auch dann ein, wenn die religiösen Systeme der Vertragspartner zu ver schieden waren. In unserem Fall leitete sich die Verwandtschaft über Abraham ab, was nattirlich konstruiert war. Daß es aber schon vor Jo nathan gute Beziehungen des jlidischen Gemeinwesens zu Sparta gab, e'r gibt sich aUs der Flucht Jasons dorthin, mehr als 20 Jahre vor der Ihitiative Jonathans, "wegen der Verwandtschaft" (O la 'titv o'l)y 80 �i:VEtUV). l\:1ög1icherweise gingen diese Verbindungen zwischen Je rusalem und Sparta tatsächlich schon auf die Zeit des spartanischen Königs Areus I (309-265 v. Chr) zurück, der Sparta auf neue, helleni stische Bahnim (vgl. besonders die Einfuhrung der Münzprägung) fuhrte und e'ine · aktive und dynamische Außenpolit ik - er fiel im Chremonidei�chen KIieg im Jahre 265 v. Chr. - betrieb. Der Brief, akkabäerbuch liberliefert, konstatiert nur, daß in e inem den das I .
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Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen
Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen
Dokument (rpaq)'rj) etwas von einer Verwandtschaft zwischen Juden und Spartiaten gefunden wurde, und daß beide von Abraham ab stammten. Damit sollte ein positives Verhältnis begründet werden.81 Undenkbar ist eine solche Absicht rur Areus gewiß nicht, auch wenn es doch wahrscheinlicher ist, die Initiative auf jüdischer Seite zu ver muten, denn es läßt sich nicht leugnen, daß zu diesem Zeitpunkt unter Jonathan ein sehr starkes jüdisches Interesse an einer derartigen Ver. b indung bestand.82 Sparta scheint sich einige Zeit zur Beratung genommen zu haben; jedenfalls hören wir von einer Antwort erst zur Zeit Simons.83 Das Zögern ist auch verständlich, weil Jonathans Stellung keineswegs so eindeutig war wie später diejenige Simons. Für Jonathan jedoch war gerade die Anerkennung seitens der hellenistischen Staatenwelt gegen den seleukidischen Staat das Ziel seiner diplomatischen Bemühungen, um n icht isoliert dazustehen. · Aus diesem Grund betonte er, daß auch mit anderen Staaten verhandelt würde, daß die Römer auf jüdischer Seite seien, daß ein Bündnis keinerlei materielle Verpflichtung mit sich brächte und daß Juden allein auf Gott als Helfer vertrauen. C) Die nächste Vertragserneuerung mit den Römern kam unter dem letzten der Makkabäer, Simon, zustande. Die Bemühungen Jo nathans hatten zwar nicht verhindern können, daß Demetrios I l ihn weiterhin bedrängte, aber Jonathan war au fs Ganze gesehen recht er folgreich.84 Doch schließlich wurde er von Tryphon, der über seine Vormundsrolle von Antiochos VI hinaus selbst die Herrschaft an strebte, gefangengenommen.85 So wurde die Führung auf den letzten der Makkabäer-Brüder, S imon, übertragen.86 Ihm gelang zunächst die Rettung aus höchster Not, nämlich Tryphon, der schon Kontakte mit der Akra, der hellenistischen Burg in Jerusalem, aufgenommen hatte, aus Judäa zurockzuschla�en.87 Die Ermordung Jonathans konnte er freilich nicht verhindern. 8 Nun unterstützte Demetrios II wieder Si mon in ihrem gemeinsamen Kampf gegen Tryphon, der inzwischen Antiochos VI umgebracht und damit seine Maske fallengelassen hatte, und verlieh ihm 1 42 weitgehende Privilegien, die einer Unabhängig keit gleichkamen.89 Simon gelang zudem kurz danach, nach vielen vergeblichen Versuchen seiner Brüder, die Eroberung von Geser und vor allem der erwähnten hellenistischen Burg in Jerusalem, der Akra.90 Um diese Zeit herum, also noch vor dem Erlaß der Verfassung 1 40 v. Chr.,91 wurde der römisch-jüdische Vertrag nach dem Wechsel in der Führung und (wieder) nach Erfolgen des neuen Anfllhrers ein
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weiteres Mal erneuert. Kurz dimach brach De�etrios II zu einem artherfeldzu� auf, und auf dieser Expedition wurde er gefange!lge nommen, mit der Folge, daß sich das seleukidische Thronfolgekarus� s�ll erneut zu, drehen begann.92 . . � ß es d als mehr, , nicht Vom Charakter des Vertrages wissen wir eine CjnAta "al. crullllaxta war und dieselbe Form wie seine beiden Vorgänger h�tte - mit anderen Worten, es handelte s ich um eine bloße Bestätigung der diplomatischen Beziehungen zwischen Jerusalem und Rorp. Die Vertragserneuerung mit Rom ging aller Wahrscheinlichkeit nach, wie zUVor auch, von dem jüdischen Hohepriester aus.93 Denkbar hit es aber, daß Rom in einem Kondolenzschreiben anläßl ich des To des Jonathan� (EAu7tllGrJcrav cr<poöpa) oder in einer Grußadresse an en neuen Hphepriester Simon : an die Möglichkeit einer Vertragser '1euerung erinnert hatte.94 Denn es War ja noch gar nicht lange her, daß ein Freundschafts- und Bilndnisvertrag abgeschlossen worden war; es lag also durchaus nahe, daß die Römer gleich, nachdem sie von dem 0d eines g�rade eben gewonnenen "Freundes" erfahren hatten, ihr Mitgefiihl bekundeten und das Vertragsverhältnis auf den Nachfol ger übertrugen. ., Wie es auch gewesen sein mag, im Zusammenhang mit diese Er Qeuerung des jüdisch-römischen Bündn isses wird im 1. Makkabäer uch erneut ein Brief der Spartiaten an den "Hohepriester Simon, die Altesten, die Priester und das restliche Volk der Juden, ihren BrOdem" überliefert.95 Es ist nicht zu entscheiden, ob dieser Brief eine - dann freilich verspätete - Antwort auf die Gesandtenmission des Jonathan w'ar, oder ob · dieselben Gesandten Numenios und Antipater noch ein mal am Anf�ng der Herrschaft Simons · nach Rom und Sparta aufge brochen sind. W ichtig ist, daß aus diesem Brief nicht nur die Bestäti gung des freundschaftlichen Verhältnisses - indem einmal die M ission der Gesandten unter die offiziel,len Urkunden der Stadt aufgenommen »,urde und zum anderen ein offizieller Beschluß Ober die ehrenvolle Aufnahme der Gesandten, nämlich als Freunde, erging -, sondern &uch der ideelle, nicht materielle Charakter dieser Freundschaft· her vorgeht.96
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D) Unter. Simon gab es noch einen weiteren römisch-jüdischen Vertrag. Denn höchstens vier Jahre später kam es erneut zu jüdisch : römischen Kiontakten, die unter dem Namen "Schildgesandtschaft" (benannt nach dem Hauptgeschenk der jüdischen Gesandtschaft an die Römer) bekannt geworden sind.97 Den auf diese Gesandtschaft hin er-
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Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen
folgten Vertragsabschluß zwischen Rom und Simon muß man als völ kenechtliche Anerkennung des jildischen Staates durch Rom ansehen, wie ja dessen Unabhängigkeit bereits von dem neuen seleukidischen König Antiochos Vll ( 1 38- 1 29 v. Chr.) bestätigt worden war; ganz richtig ordnet der Autor des 1 . Makkabäerbuches ihn auch nach dem Brief de� seleukidischen Königs an Si mon ein.98 Völkenechtliche Anerkennung ist immer eine öffentlichkeitswirk same Al)gelegenheit, so daß sich ohne weiteres die in diesem Zusam menhang erwähnten römischen Briefe an Könige, Länder und Städte erklären, d ie den Status der Juden als Freunde der Römer sowie die Tatsache einer Vertragserneuerung m itteiiten. Da einer der betreffen den Briefe, näm lich der an Ptolemaios VIII, König von Ägypten, im 1 . Makkabäerbuch ilberliefert wurde, können wir uns eine Vorstellung von ihnen machen. Sie enthielten j ewei ls das Ersuchen der Juden und die auf dem Wege des Senatsbeschlusses erfolgte Antwort der Rö. mer.99 D ie lange Liste der Adressaten, 100 angesiedelt in einem großen Halbkreis von der Ägäis und der Peloponnes, über Kleinasien im Nor den und Westen Judäas, jenseits des Euphrat im Osten Judäas, sowie Nordafrika im Süden Judäas, deutet woh l ungeftlhr auf den U m fang jüdischer internationaler Kontakte. Diesen Regionen die römische Po sition zu überm itteln und auf diesem Wege ein gleichberechtigtes Mitglied der Völkergemeinschaft zu werden, war gewiß ein A n liegen der jildischen Gesandtschaft, die auch die Liste der Könige, Städte und länder aus JerusaJem mitgebracht haben dürfte. N iemand konnte die sem Wunsch mehr N achdruck verleihen als die Römer, deren Einfluß in diesem Teil der Welt immer mehr zunahm. 1 0 1 Eine genaue Datierung des Vorgangs ist, trotz viel faltigster Bemü hungen, auch heute noch nicht möglich. Ein Ü1t<X'tO<; AEUKtO<; ("Kon sul Lucius") hat den oben zitierten Brief an Ptolemaios VllI geschrie ben, aber wann? 1 02 I nsbesondere hat ein bei Josephus tur das Jahr 47 überl ieferter und von dem Prätor (a'tpa'tl]Yo<;) Lucius Valerius veran laßter Senatsbeschluß tur Verwirrung gesorgt, seit F. Ritschl und L. Mendelssohn 1 873 und 1 875 ftir die Identität des L. Valerius mit dem oben erwähnten Lucius eingetreten sind. 1 03 Einwände erhob zuerst Th. Mommsen , 1 04 und seitdem hat sich eine lebhafte Forschungsdis kussion zum Thema entwickelt. 105 Die Ähnlichkeiten des Senatsbe schlusses bei Josephus mit dem Brief des Lucius sind freilich n icht zu verkennen, aber rur eine Identifizierung der Personen reichen sie n icht aus; denn die Divergenzen fallen gleichfalls ins Gewicht. 1 06 In dieser Frage ist keine Sicherheit zu erzielen, und die aufgezählten Gemein-
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samkeiten beider Dokumente müssen nicht notwendigerweise auf eiVorgang i�rUckzuftihr s in. �� � . . . F, Es lassen ;slch tur das ; romlsche-JUdlsche Verhältms am Vorabend d�r hasmonäi�chen Dynaitie, das heißt, vor der Herrschaft des Simon Sohnes Joha$es Hyrkan I ( 13 5- 1 04 v. Chr.) folgende Aussagen machen: ; I . In der Außenpolitik Simons, der sich in seiner Innenpolitik wie I der stärker als sein Bruder Jonathan den Chasidim zugewandt hatte, �urde Rom eine zentrale Größe: Rom erkannte den j Udischen Staat unter Führung der Makkabäer sowohl nach Jonathans Tod als auch nach der Unabh�ngigkeitserklärung an und gab damit auch ein positi ves Signal filr die Nachbarstaaten Judäas. 2. Rom il�ernahm, wahrscheinlich von der zweiten jildischen Ge sandtschaft mehr gedrängt als gewollt, eine Patronatsfunktio n; in die s�m S inne sind Senatsbeschluß und Briefe an die Könige, Länder und S�ädte zu deuten. Die Rolle; der Römer konnte tur die hasmonäische Staatsbildung al lein schon wegen ihres weltpolitischen Gewichtes n icht unerheblich �wesen seil\, und die (eher historisch als theologisch argumentie rende) Darstel lung des I . Makkabäerbuches erkennt diese Rolle im Unterschied �m 2. Makkabäerbuch an. Sie war um so positiver zu bewerten, als: die Römer · offenkundig keinerlei eigenes I nteresse an d�r Region �tten. Insofern wurde freilich das j etzt so gute römisch jüdische Verllältnis zum ; Nährboden filr folgende M ißverständnisse über die politischen Ziele beider Seiten. Es sollte sich zeigen, daß die sem Mißvers�ändnis einerseits die Römer infolge ihrer engen Auffas sung von Patronat und von FUrsorge unterlagen, andererseits aber auch gerade diejenigen Juden, die wie Simon eine m ittlere Position zwischen den radikal Frommen und den hellenisierten Juden einnah n)en. Gerade 'dieser Gruppe war die Religion nicht Selbstzweck, son dern das wichtigste Mittel zur Wahrung der politischen Autonomie, und ihre Fehleinschätzung bestand darin, daß sie die römische Politik m it diesem Ziel filr vereinbar hielten. n n
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, E) Die letzte Erneue�ung und damit der letzte jüdisch-römische Vertrag vor I>ompeius fallt in die Ära des ersten hasmonäischen FOr sten, Johannes Hyrkan I ( 1 35- 1 04 v. Chr.). Auf das I . Makkabäerbuch können wir fLir diese Zeit nicht mehr als Quelle zurückgreifen, so daß wir uns von : nun an in erster Linie auf Flavius Josephus verlassen mUssen, dem aber gleichfalls ftir die Darstellung der Regierungszeit i
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Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen
Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen
von Johannes Hyrkan eine andere Que llengrundlage zur Verfügung stand. Hyrkan I, Hohepriester w ie sein Vater, nahm o ffenbar zweimal Verbindungen zu den Römern auf: das erste Mal zwischen 1 28 und 1 2 5 v. ehr., 1 07 und zum zweiten Mal zwischen 1 1 4/3 v. ehr. (Beginn der Regierung des seleukidischen Königs Antiochos I X Kyzikenos) und 1 04 v. ehr. (Tod Hyrkans), vielleicht in den ersten zwei Jahren (gemeinsame Herrschaft Antiochos V I I I und Antiochos IX) oder nach 1 07 v. ehr. (Eroberung Samarias) . 1 08 Die recht lange Regierungszeit des ersten Hasmonäers war we sentlich von der sich fortsetzenden Schwäche der seleukidischen Macht, die sich in immer neuen Thronstreitigkeiten aufrieb, begleitet. Zwar hatte sich Hyrkan gerade am Anfang seiner Herrschaft der hart näckigen Angriffe seitens des seleukidischen Königs Antiochos V I I zu erwehren - was ihm nur unter. der zumindest partiellen Preisgabe der jUdischen Souveränität gelang _, 1 09 aber von 1 29 v. ehr. an setzte seine Eun:payla ein, die einmal mehr den Zwistigkeiten innerhalb se 1 leukidscher Thronprätendenten zu verdanken war. 1 0 Erfolge gab es vor allem im außenpolitischen Bereich . 1 1 1 S ie stärkten auch Hyrkans Selbstbewußtsein im Umgang mit den seit Judas Makkabäus und Si mon m it der pol itischen und militärischen · FUhrung i n Jerusalem ver 1 2 bündeten Frommen. 1 So ist die Regierungszeit des ersten Hasmonä ers geprägt von außenpolitischer Expansion, aber auch von beginnen den innenpolitischen Konflikten. Die . wachsende internationale Bedeutung Judäas, die sich umge kehrt proportional zum seleukidischen N iedergang entwickelte, schlug sich in der jildischen D iplomatie nieder. Mit Rom kam es, wie gese hen, m indestens zweimal zu Kontakten und Vereinbarungen - geht man nach den Quellen, so suchte Hyrkan diese Kontakte, um seinem Staat Ansehen und Bestätigung, nicht materielle Unterstiltzung i n Ge fahren zu gewinnen. Rom seinerseits hatte zu diesem Zeitpunkt gerade die ersten gra vierenden innenpo litischen Rilckwirkungen seiner Expansion erfah ren. Das hatte zwar keine nachhaltigen Konsequenzen fllr die Außen politik, fuhrte aber doch dazu, daß außenpolitische Fragen zunehmend von den innenpolitischen Problem feldern Uberdeckt wurden. 1 1 3 Somit erklärt sich der zurilckhaltende Ton des Senatsbeschlusses: E inerseits hielt Rom den Kontakt aufrecht, ohne aber andererseits die jüdischen Wilnsche im vollen Umfange zu erfüllen.
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\ Josephus ordnet den sogenannten Fannius-Beschluß in die Zeit der neuen "und von seleukidischer Einmischung freien Politik Hyrkans mich dem Tod seines seleukidischen W idersachers Antiochos V I I (als� nach 1 29 v. ehr.) ein. 1 1 4 Mit diesem König, der seit 1 34 v . ehr. m'it Jerusalem Krieg geführt hatte, mußte Hyrkan einen Vertrag schließen, der die Souveränität des Judenstaates erneut in Frage st�llte: Neben !einer teil weisen Entwaffnung wurde ihm ein Tribut rur einige von Antiochos beanspruchte Städte, unter ihnen Joppe, aufer legt sowie die Stellung von Geiseln und eine Geldzahlung von 500 Talenten Silber zum Zeichen der Untertänigkeit; eine Besatzung in Je rusalem konnte dagegen abgewendet werden. 1 1 5 Da wir Hyrkan auch am PartherfelJizug des Königs beteiligt finden, enthielt der Vertrag wohl auch die Verpflichtung zu m i litärischer Hilfe im Kriegsfall. D ie Gelegenheit, die volle Souveränität zurückzuerlangen, nutzte Hyrkan, aI� Antiochos auf dem erwähnten Partherfeldzug fiel. Und wie schon Judas Makkabäus, Jonathan und S imon es vorgemacht hatten, wollte auch Hyrkan s ich den neu erworbenen Status gegen die feindseligen Ambitionen deS neuen (und, da er schon einmal König gewesen war, auch alten) seleukidischen Königs Demetrios II anerkennen lassen. So schickte Hyrkan w ieder eine Gesandtschaft nach Rom - die Namen der Gesand�en sind Simon, Apollonios und Diodor�s -, deren Auftrag uns in dem schon erwähnten Fännius-Beschluß de.s Senats mitgeteilt wird: I . Sie sollte die Römer an das schon bestehende (un:<Xpx.ouoa) Freundschafis� und Symmachieverhältnis erinnern (olEUX8Tj(JC(v); I 2. sie sollte die Römer über bestimmte j ildische Angelegenheiten (reEp\. 't&v OTjttOOl
lo8EV'ta, oder nach anderer Ü berlieferung' 'l'TjAcx<j>Tj8Ev'ta, nach Lat. gesta, un' A V'tl6xou), filr un gUitig (älCupd) erk lärt werden sollten; . 3. sie sollte die Römer veranlassen, Briefe auszustellen, aus denen etsichtlich werde, daß sich die Römer die jUdische Sicht der Dinge zu dgen gemacht hätte, nämlich indem sie dazu aufforderten, das von
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Antiochos Eroberte -zurückzugeben, und gleichzeitig den von diesem zu ver-antwortenden Kriegsschaden zu ermitteln; und 4. sie sollte Geleitbriefe an die Könige und freien Völker (ÖllJ--lO t €AEU8EpOl) erwirken. Der Senat nahm offiziell nur zu den Punkten I und 3 positiv Stel lung, aber Hyrkän dürfte damit zufrieden gewesen sein, da d ie Römer ja offenkundig gegen seine Interpretation der seleukid isch-j üdischen Beziehungen keine Einwände hatten. Darauf kam es ihm an, denn die Rückgewinnung der Gebiete und die Abschüttelung dei" seleukidi 1 6 schen Oberhoheit hatte er längst selbst bewerkstelligt. 1 So blieb le diglich die völkerrechtliche Anerkennung seitens der Nachbarn, und bei denen hatten die Römer ein gewichtiges Wort mitzusprechen . Den diplomatischen Bemilhungen Hyrkans war dementsprechend ein vol ler Erfolg beschieden. 1 1 7 Ein weiteres Mal hatte Rom sich die j üdische Aus legung des Verhältnisses zu seinen Nachbarn und insbesondere zum seleukidischen König zu eigen gemacht, diese Auffassung durch einen Senatsbeschluß festgehalten und publiziert und auf diesem Wege zur Festigung der hasmonäischen Herrschaft beigetragen. Wenn wirklich das I . Makkabäerbuch während und kurz nach der Regie rungszeit Hyrkans entstanden ist, so ist nach dem Gesagten d ie Einar beitung der oben besprochenen Charakteristik Roms in Kapitel 8 in keiner Weise verwunderlich. Daß eine weitere Gesandtschaft Hyrkans nach Rom, etwa 1 5 Jahre später, abgereist ist, kann nur vermutet werden. Tatsache ist, daß Hyrkan sich auf Kosten der Seleukiden und deren desolate Verfassung ausnutzend, zwischen 1 29 und 1 1 4 v. Chr. zunehmend ausbreitete, denn die Könige Alexander Zabinas zwischen 125- 1 23/2 v. Chr. und Antiochos V I I I Grypos zwischen 122- 1 1 4 v. Chr. waren zu sehr mit eigenen Problemen beschäftigt und ließen daher Hyrkan einen großen Handlungsspielraum. 1 I 8 Alte Ansprüche auf U nterwerfung erhob erst wieder Antiochos IX Kyzikenus, der ftir kurze Zeit seinem Halbbruder AntiocllOs V I I I die Herrschaft über das Seleukidenreich streitig machte und sich seit 1 1 1 v. Chr. auf Koile Syrien in unm ittelbarer N achbarschaft zu Palästina beschränken mußte. 1 19 Hyrkan und Antio chös IX schädigten sich gegenseitig: Antiochos stand wiederholt in Hyrkans Territorium, 1 20 während sich Hyrkan auf seleukidischem Ge biet so bereicherte, daß am Ende seiner Herrschaft der j üdischen Kontrolle der Küstenregion nur noch Ptolemais und Gaza entzogen waren. 1 2 1 Besonders hartnäckig entwickelte sich ihre Auseinanderset zung um Samaria. Zweimal griff Antiochos IX zugunsten dieser von
Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen
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Hyrkan belagerten Stadt -militärisch ein, das zWeite Mal sogar mit Unterstützung von Ptolemaios IX Soter II Lathyrus, dem ptolemäi sthen König.� Dennoch war Hyrkan erfolgreich, eroberte Samaria und :zerstörte die Stadt bis auf den Grund. 1 22 Diese Ereignisse haben s ich in den Jahren; vor 1 07 v. Chr., als Lathyrus von Kleopatra III vertrie ben wurde, abgespielt (vielleicht zwischen 1 1 1 - 1 07 v. Chr.). Josephus erwähnt in diesem Zusammenhang nichts von einer jü disch-römischen Kontaktaufnahme, aber es ist sehr wahrscheinlich, daß es sie gegeben hat. Denn die Lage in der Region war so verwik kelt, daß Hyrkan entweder um die Bestätigung seiner Eroberungen oder zumindest aber um die Bestätigung seiner Rechtsposition im I\onflikt mit Antiochos IX durch seine mächtigen VerbUndeten im Westen bemüht sein mußte. Ein undatiertes, von Josephus auf Hyrkan Ii bezogenes '�'l'll<jllcrJ--la ("Beschluß") der Pergamener ist von der mo demen Forschung mit guten GrUnden in die Herrschaft Hyrkans I verlegt worden . m Da in diesem Dekret von einem König Antiochos, Sohn des A ntiochos die Rede ist, kann es nach Lage der Dinge nur in die Zeit von Antiochos IX Kyzikenos, Sohn des Antiochos VII, fallen, was auch bre?te Übereinstimmung in der Forschung gefunden hat. 1 24
Dieses Dekret seitens der Stadt Pergamon dürfte auf römische Auffor derung hin z�standegekommen sein. Es machte sich - nach einleiten d6n Bemerkungen zur trad itionell selbstlosen und um Sicherheit und Fried en ihrer�Freunde und Bundesgenossen bemühten römischen' Po ! Iitik - die Formul ierungen eines Senatsbeschlusses zugunsten Hyrkans zu eigen,spnich den j üdischen Gesandten sicheres Geleit rur den , Heimweg zu; machte das gute Verhältnis Pergamons zu den Juden , aktenkundig und richtete eine entsprechende pergarnenische Gesandt schaft nach jenisalern ein, die die jüdisch-pergamenische cplAi.a als eine altehrwürdige (seit Abraham) fest verankern sol lte. Der hier zi tierte Senatsoeschluß umfaßte folgende von den j üdischen Gesandten vorgebrachten Punkte: : a) der König Antiochos, Sohn des Antiochos, solle die Juden, Ver b!.indete der Römer, nicht ungerecht behandeln; I' b) Festungen, Häfen, Gebiete, die den Juden weggenommen wor den seien, sol'Ien zurückgegeben werden; I c) außer Ptolemaios, denn dieser sei ja Freund und VerbUndeter d'er Römer, s6lle kein König oder Demos zollfrei aus jüdischen Häfen undjüdischem Gebiet Waren ausfUhren dürfen, und d) die BeSatzung solle aus Joppe entfernt werden. '.
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freundschaft mit al len, die zu ihnen kommen
Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen I
Was Hyrkan zu der erneuten Kontaktaufnahme mit den Römern gedrängt hatte, hing mit der von ihm dynamisch vorangetriebenen, vom Seleukidenkönig Antiochos IX jedoch seit 1 1 4 v. ehr. energisch bestrittenen Erweiterung seines Reiches zusammen. Die Rechtsposi tion Hyrkans wurde auch jetzt wieder von den Römern anerkannt, und, was Antiochos IX ins völkerrechtliche Abseits stellen sollte, die Römer sorgten auch fiir die Publizierung dieser Rechtsposition, die programmatisch am Beginn des Senatsbeschlusses steht: ömü<; llT\öh aotKn 'AV'ttoxoC; 6 ßacrtÄEu<; 'Avn6xou ui.6<; 'Iouöatou<; ("daß der König Antiochos, Sohn des Antiochos den Juden in keiner Weise Un recht tue"). A l les Folgende leitet sich von dieser Prämisse ab, das heißt Hyrkan erhielt Handlungsspielraum gegenüber Antiochos IX; von Hilfeleistungen der Römer oder anderer ist nicht die Rede, und um m aterielle H i l fe ging es Hyrkan auch diesmal gar nicht. 125 Hyrkan ließ sich vielmehr als Führer eines jetzt noch ausgedehnteren, in allen Belangen u nabhängigen Staates bestätigen, was die wirtschaftliche Autonomie ei nschloß. Daß der ägyptische König als römischer Ver bündeter wirtschaftliche Privilegien auf dem jüd ischen Herrschaftsge biet auch weiterhin genoß, dürfte fiir Hyrkan ein gern gewährtes Zugeständnis an die Römer gewesen sein. 1 26 Man kann also festhalten, daß gegenüber der frühen Makkabäer zeit (Judas, Jonathan) die Kontakte Roms zum autonomen jüdischen Staat (unter Simon, Hyrkan I) nicht nur regelmäßiger, sondern auch . intensiver wurden, daß Rom zunehmend eine Patronatsrol le mittels Bündnis- und Freundschaftsverträgen übernahm und daß es Interes senkonfl ikte zwischen beiden Seiten noch nicht gab. Mit diesem Se natsbeschluß zur Zeit Hyrkans endete al lerdings die diplomatische rö misch-jüdische Zusam menarbeit vor dem Eingreifen des Pompeius.127 Es ist, wie schon U. Rappaport bemerkt hat,128 in der Tat erstaunlich, daß weder von Aristobul I ( 1 04- 1 03 v. ehr.) noch von Alexander Jan naios ( 1 03-76 v. ehr.) noch von Salome Alexandra (76-67 v. ehr.) Kontakte m it Rom bezeugt sind. Über die GrUnde der N ichterneue rung des Verhältnisses karm nur spekul iert werden. Mit Johannes Hyrkan war der jüdische Staat endgültig Teil der hellenistischen Staatenwelt geworden, die sich auf dem Boden des immer weiter sich auflösenden seleukid ischen Reiches gebildet hatte. Nach außen sicht bares Zeichen der Unabhängigkeit und Eingl iederung waren Münz prägung und Annahme des Königstitels durch Äristobul. Vor allem Alexal'lder Jannaios betrieb zudem eine eigenwillige, expansive Poli tik, m it · der er seine Position unter den "neuen" Mächten wie dem .
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pontischen Reich unter Mithridates VI, Armenien unter Tigranes I . 0der dem aJfstrebenden Nabatäerreich sichern wollte. Die römische Anerkennung seiner Eroberungen und Ansprüche brauchte und suchte er nicht mehr. Im Irmern ihres Staates stUtzten sich die HasmonäerfUr sten seit Joh�mnes Hyrkah immer stärker auf den militärischen P feiler ihrer Stellun g und kormten im Gegenzug immer weniger die Bil ligung der gleichzeitig erstarkenden rel igiösen Partei, der Pharisäer, gewin nen. Rom auf der anderen Seite hatte wichtige innenpolitische Pro bleme zu lösen, vor allem stand die Bundesgenossenfrage zur Lösung an. Es mochte darüber hinaus die dynamische Politik des Jannaios, Insbesondere gegenüber den griechischen Städten an der KUste, und das Wachstum des hasmonäischen Staates m ißtrauisch beäugen; hier stand sicher das erschreckende Beispiel des pontischen Königs Mithridates VI vor Augen. Hatte dieser nicht auch sein kleines König reich am Schwarzen Meer als Ausgangspunkt fiir weit ausholende Er oberungen zunächst in Asien, .dann sogar in Europa (Griechenland) . I fuenutzt und ' bei alt seinen Unternehmungen auf eine antirömische Stimmung iri' den römischen Provinzen rechnen können? Wir können n icht sagen, bb Jarmaios in dieselbe Richtung zielte wie Mithridates, dessen Erfolge am Anfang der 80er Jahre zweifel los weithin bekannt , waren. U. Rappaport hat in seiner bereits zitierten Arbeit auf Aspekte hasmonäischer Politik dieser Zeit aufmerksam gemacht, mit denen Rom kaum zufrieden gewesen sein karm. 129 D ie Entfi"emdung zwischen beiden Seiten war jedenfalls o ffen sichtlich und führte langfristig im Jahre 63 v. Chr. auch zur Integra tion Palästinas in das Römische Reich als Kl ientelfiirstentum. Nach dem sich der Hasmonäerstaat von einem religiösen zu einem heileni stischen Staat gewandelt hatte, entzogen ihm die Römer ihre Unter sttitzung, und Jerusalem hatte kein I nteresse mehr· an dieser. Der j üdi sche Staat hatte seine Sonderstel tung in der Region verloren, die ihn als BUndnispartner rur die römische Außenpolitik so interessant ge macht hatte, und einer römischen Dominanz entzog er sich jetzt noch. . Die vorausgehende Zusammenarbeit zwischen Juden und Rom war dermoch bedeutungsvoll auch fur d ie weitere Entwicklung. Man kann folgendes Fazit über diese Zusammenarbeit ziehen: I . Die R&mer erwiesen sich auf der Grundlage ihrer allgemeinen außenpolitischen Prinzipien 130 als zuverläss ige Freunde der Juden, de ren Anliegen sie von Anfang an (nämlich seit Judas Makkabäus) vor behaltlos unterstützten. Diese UnterstUtzung bestand in der Anerken-
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Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen
Fre undschaft mit allen, die zu ihnen kommen
nung des neuen Staates, der noch gar nicht selbständig war, vor aller Welt. Beide Seiten verband aus unterschiedlichen Gründen Skepsis
vor dem "He l lenismus". Von dem Makel des "Hellenismus" waren die
Römer in den Augen der Aufständischen - also der po litischen und '
m i l itärischen F ü hrung wie der Frommen - gänzl ich frei, und ebenso
garantierte die religiöse Ausrichtung des neuen j üdischen Gemeinwe
sens den Römern einen zuverlässigen Bundesgenossen. Daraus erga
ben sich scheinbar glänzende Perspektiven
zur
Zusammenarbeit zwi
schen Juden und Römern. Auf j üd ischer Seite waren daran sowohl die hellenis ierte Oberschicht als auch die Frommen interessiert.
2 . lnfolge ihrer mächtigen Position in der griechischen Welt beför
derte die Pol itik der Römer auch ohne eigene materiel l defin ierbare
H i l feleistung die j ildische Unabhängigkeitspolitik.
Der materielie
Faktor war überhaupt nicht Gegenstand der Beziehungen.
3 . Die Vertragspolitik verankerte den jüd ischen Staat der Mak
kabäer und Hasmonäer in der hel lenistischen Staaten welt. 1 3 1 Sie sorgte
insbesondere dafUr, daß die Juden aus der Isol ierung, die sich auf
grund ihrer religiösen Eigenständigkeit .hätte ergeben können, zu- . nächst keine Nachteile erfuhren. 4. Damit trugen die Römer auch innenpolitisch zur Festigung des
hasmonäischen Systems bei, das sie als rechtmäßige Vertretung der Juden akzeptierten. Als sich die Pharisäer und die hasmonäischen FUr
sten über die Aus legung der Ve rfassung entzwe iten, blieb von dem ur
sprünglich di fferenziert-positiven B ild, das sich die Frommen von den . Römern gemacht hatten, nur noch der E indruck ungeheurer Macht und . kriegerischen Potentials.
5 . Die römische U nterstützung der Juden in ihrem Kampf gegen
die seleukidische Herrschaft hatte auch Folgen fur das griechisch-j üdi
sche Verhältnis. Sie stutzte ja nicht nur den U nabhängigkeitskampf
der Makkabäer, sondern zugleich auch die aggressive Politik gegen ilber Nachbarn und griechischen Poleis . 1 32 So trug im griechischen
Umfeld des j ildischen Staates und der Diaspora-Gemeinden der Ein
druck einer j ildisch-römischen Interessengemeinschaft mit antigriechi
scher Note auch zu einer romkritischeren Haltung bei und verstärkte zugleich den griechischen Antisemitismus. 133
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6� Damit sind gleichzeitig richtungsweisende Perspektiven des jil
disch-römischen Verhältnisses angedeutet. Denn Macht und Kriegsfä
higkeit machten die Römer fu r die Juden auch später zu umworbenen
Partnern ftir eine Zusammenarbe it. Das Mißverständnis zwischen bei
den Seiten erwuchs dabei aus der j üd ischen Deutung der römischen
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Unterstützun des neuen j Udisc�en Staates. Denn die verschiedenen j iidische n Gruppen, die sich später um römisch e Unterstützung be mUhten - Angehörige des Hasmonäerhauses, Herodi aner, Fromme glaubten, daß die Römer selbst keine eigenen Interes sen in der Region verfolgten; wem immer sie also ihre Unterstiltzung auch gewährten der glaubte, sich sicher ruhlen zu können, daß die Römer keine Herr schaftsabsichten in der Region hätten und er würde also frei von römi scher Einm ischung sein - eine grobe Fehlein schätzu ng, deren Folgen das römisc h-j Udisch e Verhäl tnis schwer belaste te. 7. Die Zusammenarbeit zwischen Römern und Juden hörte auf als ' sich der Hasrnonäerstaat "hellen is ierte" und eine Politik betrieb, wie . sie von allen :hellen istische n Staaten der damal igen Zeit auch betrie ben wurde. Oie Hasmo näer expandierten, trieben Seeräuberei, be drängten die �leiner en Staaten, verbUndeten sich mit Mächtigeren und standen wie alle · h e llenistischen Könige unter pol itischem Erfolgs druck. Sie verloren ihre Sonderstellung, die durch die religiöse Aus ri,chtun g des Staates garantiert gewesen war, und wurden fur die Rö mer ein Gefahrenherd wie andere aufstrebende hel lenistische Reiche r a� ch. Am En�e dieser Entwic klung stand die Eingliederung des Has monäerstaate� in das Römis che Reich. _,
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. " Jeder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere ": Die Grenzen der Toleranz im Verhältnis des republika nischen Rom und der jüdischen Diaspora}
Roms Kontakte zu Juden vor der Integration des jüdischen Staates das Imperium durch Pompeitis im Jahre 63 v. Chr. waren nicht auf das völkerrechtliche Verhältnis zu Jerusalem beschränkt. Daneben gab es vielfältige, Kontakte zur Diaspora, die sich in hellenistischer · Zeit nach KleinasIen, Griechenland und sogar bis nach Rom ausgebreitet hatte. M it d�ser Ausbreitung .gelangten jüdische Gemeinden auch unter die rÖll1ische Herrschaft, insbesondere als Rom seit 1 46 v. Chr. auch im östl ichen M ittelrileergebiet - also Griechenland und seit 133 v� Chr. auch ;Kleinasien direkte Herrschaftsformen einfllhrte. Auch in Afrika mil den Provinzen Africa 1 46 v. Chr., Kyrene seit 87/74 v. Chr. sowie über das instabi le Ptolemäerreich in Ägypten kamen Juden mit Römern in Berührung. Die Tatsache nämlich, daß Juden in Palä stina-und in immer mehr Regionen, zur augusteischen Zeit in nahezu allen Städten : des Reiches lebten, hat das Judenbild der griechisch-rö mischen Autqren entscheidend geprägt.2 Wenn wir auch von den politischen Beziehungen zwischen Rom und dem Judentum in den Städten des Reiches vor 63 v. Chr. nicht viel w issen, so geht doch aus dem Wenigen hervor, daß die innerrömi sehe Entwicklung nicht spurlos an dem Verhältnis Roms zu den Juden vorüberging. Dies gilt zuallererst fllr die Juden in Rom selbst.3 Ob es dort schon ir\1 2. Jahrhundert eine nennenswerte jüdische Gemeinde gab, ist umstritten.4 D ieselben römischen Verfassungsorgane, die seit 1 64 v. Chr. die völkerrechtlichen Grundlagen fur die Beziehungen zum jüdischen Staat gelegt hatten und diese Beziehungen über Jahr zehnte so wohlwollend pflegten, steckten zur gleichen Zeit auch das Terrain jüdischen Lebens in der Reichshauptstadt �elbst ab und legten die Regeln fest, nach denen die in Rom wohnhaften J uden ihr Ge meinschaftsleben auszurichten hatten. in
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leder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
leder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
Es hat den Anschein, daß die Römer im Zentrum ihres Reiches, in Rom selbst, andere und vor allem strengere Maßstäbe an ihr Verhält nis zu den Juden anlegten als im fernen Palästina. Für das Jahr 1 39 v. Chr. überliefert nämlich Valerius Maximus (erhalten allerdings nur in spätantiken Auszügen) folgende römische Maßnahmen: Chaldaeos igitur Cornelius Hispalus urbe expulit et intra decem dies Italia .abire iussit, ne peregrinam scientiam venditarent. Iudaeos quoque, qui Romanis tradere sacra sua conati erant, idem Hispalus urbe exterminavit arasque privatas e publicis locis ab iecit. "Die Chaldäer also vertrieb CorneIius Hispalus aus der Stadt und er befahl, daß s ie innerhalb von 10 Tagen Italien verlassen sollten, damit sie nicht ihre fremde W issenschaft feilböten. Auch €? Juden, '" die versucht hatten, Römer ihre kultischen Gebrä.u che zu lehren, jagte derselbe Hispalus aus der Stadt und beseitigte d ie privaten Altäre (d. h. die von judaisierenden Römern) von den öffentlichen Plätzen." Cn. Cornelius Hispalus praetor peregrinus M Popilio Laenate L. Calpurnio coss. edicto Chaldaeos citra decimum diem abire ex urbe atque Italia iussit, levibus et ineptis ingeniis jallaci siderum interpre tatione quaestuosam mendaciis suis caliginem inicientes. Idem Iu daeos, qu( Sabazi Iovis cultu Romanos injicere m ores conati erant, repetere domos suas �oegit. � "Der Fremdenprätor Cn. Cornelius Hispalus ordnete, als M. Popi l ius Laenas und L. Calpumius Konsuln waren, in einem Edikt an, daß die Chaldäer innerhalb von 10 Tagen die Stadt und Italien verlassen sollten, denn sie umnebelten lukrativ wankelmütige und geckenhafte Charaktere mit ihrer Sterndeutung. Derselbe zwang die Juden, die ver sucht hatten, römische S itten mit dem Kult des Jupiter Sabazius zu be sudeln, zur Rückkehr in ihre Häuser." Dieser Text besagt also: Der Prätor (peregrinus als in dieser An gelegenheit zuständig) hat ein erstes Edikt erlassen, daß die Chaldäer innerhalb von 10 Tagen Rom und Italien verlassen sollen, weil s ie mit der Astrologie Geschäfte machten; 6 in einem zweiten Edikt desselben Prätors wurden auch die Juden aus Rom verwiesen.? Wichtig ist d ie Begründung fur d ieses Edikt, und gerade d iese ist bedauerlicherweise nicht einheitl ich überliefert: Nepotianus (der erste Text) sagt, daß die Juden versucht hätten, ihre Riten (sacra sua) an d ie Römer weiterzu geben (tradere). Iulius Paris (der zweite Text) dagegen geht (mit eige nen Worten?) darüber h inaus und konstatiert, daß die Juden versucht hätten, die römischen Sitten (mores) mit dem Ku lt des Iupiter Saba zius zu "in fizieren" (injicere). Ob damit gemeint ist, daß die Juden ih-
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re.n "reinen " oper einen synkre tistisch en Kult8 nach Rom gebrach t ha ben und dort :praktiz ierten, oder ob sie darüber hinaus miss ionarisch g�wirk t und römisc he Bürger rur ihren Kult interessiert haben 9 ist von d�n überlie ferten Formu lierungen des Textes n icht zweife lsfr�i zu ent s�heiden I?as Edikt macht aber nur dann einen S inn, wenn die jüdi : sqhe RelIglOn ·�benso wie die chaldä ische Astrolo gie n icht nur präsent . . war, sondern sich In Irgend einer Form auch negativ auf die römisc he Gesells chaft auswir kte. 1 0 Die jüdisch e Religio n muß also so attrakti v gewesen sein, daß ihr römisc he Bürger zumindest näher kamen ' als es dem j a ohnehi n kriseln den römischen Staat lieb war. 1 1 Daß ein Zusam menhang zwischen det jüdisch en "Werb ung" filr Jahwe und der vom makkabäischen Hohep riester S imon nach Rom gesandten Delega tion bzw. dem Abschl uß des jüdisch -römischen Vertrages von 1 42 v. Chr. besteht, ist allein schon wegen der zeitli chen � ähe ni�ht u �w�schein lich. 1 2 Die Erfolge S imons gegen die . Sel�uklden , die 10 Jüdisch en Augen nur mit Gottes Hilfe erklärbar schiene n und aeshal b auch von den Frommen hymnis ch gefeier t wur den, 13. die Unabh ängigk eit und das neue Ansehe n c;les jüdisch en Staa . t�s mit semem religiö sen Zentrum, dazu die römisc he Anerke nnung dteser Erfolge durch den Vertrag, all das dürfte das Selbstb ewußtsein v� n Juden · in alI�r Welt · n icht unwes entlich gesteigert haben. Für Ja�we als V�ter dieses Erfolges und fur seine Macht und Überlegen hel � sprach VIel. Er h �tte schließ lich die unbeirrbare Weige rung seines kiemen Volkes , von Ihm abzufa llen, obwoh l dieser Abfall von einem � ächtigen �önig gewal tsam gefordert worde n war, mit einem Sieg in dieser Aus� ma d rsetzung belohn t. Aber n icht nur in � � jüdischen, son dern � uch 10 rom Ischen Augen mußte das Anseh en dieses helfenden . und s iegreichen Gottes steigen . Schließ lich galt den Römern die Un terstützung der Götter als ein wesen tlicher Faktor ihres eigene n Erfol ges, orientierten sie s ich gleichs am von Staats wegen an den Erfolgen �uch �emder Götter und suchten d iese in d ie römische Götterwelt zu mte�neren, u� ihr Wohlw ollen zu erlange n.14 Aber dies hatte kon trollIert und in geordn eten Bahnen durch verbind l iche Senats- und Volksbeschlüsse zu geschehen. 15 ; Die Römisc he Repub lik konnte nur eine sehr begrenzte Menge "Andersdenkender" und vor allem "Ande rsgläub iger" unter ihren B Urgern aushalt en. Zu mehr Toleranz war sie nicht fahig, da die tra . dierte Or�n ung auch in der Frage der Religio nsausü bung von der . . Konsen sflihlgk elt der Gesells chaft abhing . 1 6 Denn d ie Gemein schaft war ein konstit utives Elemen t der Religio nsausü bung; nicht individ u.
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Jeder, Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
Jeder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
eil sondern als Teil des römischen Gemeinwesens war man "reli gi�s". 17 Damit stand die Offenheit der römischen Gesellschaft als Ganzes fremden Religionen gegenüber im W iderspruch zur Beschrän kung des Einzelnen· auf die in seiner Gemeinschaft praktizierte Reli giosität. Und da viele Römer, wohl nicht zuletzt auch der Oberschicht, im 2. Jahrhundert v. Chr. immer stärker von der religiösen S iimge bung der orientalischen Kulte angezogen wurden, bedrohte dieser Wi derspruch die Homogenität der Nobilität und damit auch die staatliche Ordnung, zumal die östlichen Kulte nur eines von vielen Problemen darstellten, die die Ausdehnung nach Osten im 2. Jahrhundert v. Chr. für d ie römische Gesellschaft mit sich gebracht hatte. Es war die ' Aufgabe des praetor peregrinus, auf diese Gefahr an gemessen und im Staats interesse zu reagieren. Er hatte in erster Linie die Attraktivität der jüdischen Religion auf römische Bürger zu ver mindern, und diese Aufgabe konnte er nur �rfUllen, wenn er die jüdi schen peregrini, die in Rom lebten, der Stadt und des Landes ver wies . 1 8 Dies tat er im Einklang m it den geltenden Rechtsbestimmun gen, denn die römische Toleranz gegenüber anderen Religionen hatte schon seit dem XII -Tafel-Recht dort ihre Grenzen, wo das Staats inter esse einsetzte. Im Zusammenhang mit der Kollegien-Bildung aus reli giösen Gründen kommentiert der Jurist Gaius den Satz, daß diese nur erlaubt sei, dllm ne quid ex pub/ica lege corrllmpant ("solange sie kei nen Schaden am öffentlichen Gesetz amichten"), und fuhrt diese Ein schränkung auf das solonische Vorbild zurück.19 Genau besehen ist also die vie lbeschworene römische Toleranz in religiösen Fragen überhaupt keine (wie schon die hellenistische nicht), und sie konnte es auch nicht sein, weil die römische Gesellschaft keine religiöse V ielfalt grundsätzlicher Art vertrug?O So läßt sich an dieser Episode treffl ich der Charakter der römi schen Po litik gegenüber den Juden verdeutlichen, obwohl die Vertrei bung von Juden aus Rom im J ahre 1 39 v. Chr. in republikanischer Zeit möglicherweise ein Einzelfall blieb - jedenfalls haben wir keine wei teren Zeugnisse. Rom war attraktiv als Wohnort, nicht nur weil es Weltstadt war, sondern auch weil seine Ordnung rechtsstaatlich war und vielen Fremden ein Leben in Sicherheit zu versprechen schien. Aber die Stabilität der römischen Verfassung hatte unbedingten Vor rang vor einer wie auch immer gearteten Toleranz, das besagt der ein schränkende Satz dum ne qllid ex pllblica lege corrumpant; sobald die Hüter d ieser Ordnung den gesellschaftlichen Konsens ihrer Bürger durch Juden, die als Juden und eigenständig in Rom leben wollten -
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,urd natürlich' durch alle anderen fremden Gruppen - gefährdet sahen, handelten sie repressiv. Und dieses "System" läßt sich auch auf das Reich übertragen: viele Städte und Regionen suchten die Anerkennung und den Schutz des mächtigen Imperiums, wenn sie wie die Juden von einer feindli chen Umgebung bedroht wurden, und Rom gewährte ihnen als "Mut ter all er", omnium mater (mxv'tffiv 1l1l'tl1P) auch seine Unterstützung. 11') dieser Form der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit lag immer b�reits der Keim der Integration in das Reich,21 da die Römer sie als eine Art Gemeinschaftsbildung auffaßten. Verbündete die nicht glo bal" handelten, sondern , an ihrer unverminderten E igenständi keit festhalten wdllten, bestrafte Rom mit dem Entzug seines Wohlwol lens. So erging es zum Beispiel Rhodos im 2. Jahrhundert v. ChI., das sich eine halbwegs selbständige Stellung im Perseus-Krieg Roms zu erhalten versuchte und dafur von Rom bestraft wurde.22 : Die Erkenntnis, daß Roms Außen- und Reichspolitik nicht weniger a\lf partnerschaftlichen Konsens hin ausgerichtet war als die Arbeits�eise seiner Verfassung und Innenpolitik, ist fundamental fur die j ü disch-römischen B eziehungen in Gegenwart und Zukunft. VaJerius Maximus lehrt uns diese Seite römischer HelTSchaftsausübung: So wie die Fremden in Rom ein eigenständiges Gemeindeleben nicht über eine bestimmte, von römischen Behörden gezogene G renze hi n aus fuhren durften, da andernfalls der Zusammenhalt der Stadtgemein schaft in Gefahr zu geraten drohte, so hatten sich auch die Verbündeten, gleichsam als die Fremden im Reich,i .m Spann_U1!.g�feld zwische� . �lgenleben und Inte ation � ischen -.A!>grenzung .!lnd Assimilation immer stärker an_ den rfo ernissen er römischen O rdnung zu ori entier� Für 'die zahlreichen jüdischen Gemeinden in de r Dias'pora wie in Palästiha, Öte-'fii-aieSetnSp'annungsfeld lebten und dabei doch i e jüd ische Identität bewahren konnten/3 ergab sich daraus ein un .aufuebbäies-I? il�mriHl, daß nämlich dieselbe römische UoterstÜtzuog, die die eigene Position in Stadt und Land sichern half, gleichzeitig -ilie Abhängigkeit vergrößerte lind eine Lebensweise w'�_sie ,sicll hist'O=, rlsch seit H iskija, unter den Persern und teilweise auch noch unter d en 'Griechen entwTClü:ICfiätfe,-geraae nlcnt zuließ. Das bedeutete: D ie R.;ligion zur Grundlage aller Autonomieansprüche zu machen, fullk tionierte unter den Römern nicht mehr. Das lag nicht an den religiösen Inhalten oder· dem Kult an s ich. All das war den Römern ziemlich gleichgültig oder wohl wo llender ausgedrückt: Die Römer waren in religiösen Fragen ausgesprochen tolerant, jedenfalls bis zu den oben
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leder 'Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
leder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
skizzierten Grenzen hin. Wichtiger war ihnen, wie in Rom so auch im Reich, eine relativ homogene und konsensorientierte Gemeinschaft. Davon ahnten die jUd ischen Gesandten der Makkabäer und Hasmo näer aber nichts, denn die offenen Arme, mit denen Rom gerade die kleineren und bedrohten Staaten aufnahm, wiesen in eine ganz andere Richtung; und wohl auch die nach Rom, in die neue Weltstadt ausge wanderten jüdischen S iedler dUrften von dem Edikt des Prätors im Jahre 1 3 9 v. Chr. ziemlich Uberrascht gewesen sein. In diesem schein baren Widerspruch zwischen römischer Offenheit gegenUber Fremden und Hilfesuchenden einerseits und einer Ordnung andererseits, deren Grundlagen Homogenität und Konsens bildeten und die Einflüsse von außen und Fremden gerade nicht oder nur in eng begrenztem Umfang vertrug, liegt nach meiner Einschätzung der SchlUsse I zum Verständ nis der so problematischen jüdisch-römischen Beziehungen in Repu blik und frUhem Prinzipat. Wie sich das jUdisch-römische Verhältnis in den Städten mit Diaspora-Gemeinden bis 63 v. Chr. weiter entwickelte, ist im Einzel nen unklar, aber, was wir wissen, könnte unsere Überlegungen bestä tigen. Zunächst geht es um eine beiläufige Nachricht die Juden von Kyrene betreffend: Als Sulla 87/6 v. Chr. den Krieg' gegen den ponti. sehen König Mithridates in Griechenland vorbereitete, schickte er LuculJus nach Syrien, Ägypten und Kyrene, um von dort Schi ffe ge gen M ithridates zu erhalten.24 In Kyrene fand Lucullus, so ist Uberlie fert, Aufruhr und Krieg vor, so daß er zunächst tur Ordnung sorgen mußte.25 Daß auch Juden an dieser Stasis beteiligt waren, ist unzwe i felhaft.26 Weiteres erfahren wir nicht, zum Beispiel ob ein jUdischer Aufstand der Anlaß der Stasis gewesen ist, wie von modemen For. sehern immer wieder behauptet wird.27 Vereinzelte Zeugnisse von jU discnen Siedlern in Kyrene gibt es schon in vorhellenistischer Zeit. SiedlungsschUbe erfolgten unter Ptolemaios I (wahrscheinlich im Jahre 3 1 2 v. Chr.) und wieder in der Zeit des Makkabäers Simon um 1 40 v. ehr.; Kyrene ist auch in dem bereits diskutierten römischen Brief an Städte, Länder und Könige aus dieser Zeit genannt.28 Das Verhältnis zwischen Juden und Griechen war indes in Kyrene höchst problematisch, wie rur wenig später belegt ist.29 Der Hintergrund ftlr die Stasis des Jahres 87 v. Chr. l iegt im Herrschaftswechsel des Jahres 96 v. Chr., der das kyrenische Gebiet und die dortige jUdische Ge meinde aus der ptolemäischen unter die römische Herrschaft fLihrte. Der letzte kyrenische König Ptolemaios Apion hatte nämlich testa. mentarisch sein Reich den Römern vermacht, die jedoch von ihrem
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Erbe nur da� Königsland in Besitz nahmen und 'die griechischen Städte rur frei erklärten.JO Legt inan die Verhältnisse ein halbes Jahr- . hundert später zugrunde, haben die kyrenischen Griechen ihre ver �eintlich neu�gewonnene Autonomie zu einer Beschneidung jUdischer Rechte im B'�reich der F inanzhoheit, der Sabbatheiligung und der KuliausUbung genutzt,J ) und damit wurde Juden die Gleichberechti glmg aberkannt, wenn sie sich als Juden bekannten. Juden und, Griechen befehdeten sich zu dieser Zeit noch an e iner I ahderen prominenten Stelle des ptolemäischen Einflußgebietes, näm1ith in Alexandr ia.32 Auslöser, nicht Ursache, auch dieses Streites war 1 dilS Fehlen einer Ordnungsrnacht, da die Ptolemäer untereinander heillos zerstritten waren.J) 88 v. Chr. hatte auch Ptolemaios X Alex ander I in de � Auseinandersetzung mit seinem Bruder Ptolemaios IX Soter 11 ftlr d:en Fall, daß ihm etwas zustoße, sein Reich den Römern testamentarisch vermacht. Die Bürger Alexandrias lehnten ihn vor al lem wegen s�iner judenfreundlichen Politik ab, erhoben sich gegen iqn und vertr�eben ihn aus der Stadt; Ptolemaios X vertraute also den �ömern mit �einem Reich auch seine "Klientel", die Juden, in dem .J ' Testament a�. 4 Doch als er ein Jahr später im Kampf um Zypern �el,J5 unterna.hm Rom nichts, so daß der "antijüdische" Ptolemaios IX Soter 1 1 bis zu seinem Tod 8 1 v. Chr. unbehelligt regieren konnte . . Die Staseis der jUdischen Gemeinden in Kyrene und Alexandria im Jahre 87 v. C,hr. dUrften daher mit einer Verschlechterung ihrer Lage durch den Tod ihres BeschUtzers Ptolemaios X Alexander I zusam menhängen. D ie Römer kamen hier zum ersten Mal in die Rolle einer Ordnungsma<;ht in einem griech isch-jUdischen Konflikt. Sie traten ap er erst spät, als bereits Gewalt im Spiele war und die Ordnung wie derhergestellt, werden mußte, in Erscheinung. Man mag als Erklärung daftlr, daß die Römer den jUdischen Status in Kyrene recht zögerlich sfhützten, an die schon besprochene AbkUhlung des jüdisch-römi schen Verhältnisses unter Jannaios denken. Wichtiger ist aber die Be antwortung der Frage, wie sich die Römer in diesem Konflikt ver h1ielten. Aller' Wahrscheinlichkeit nach kann man unter e iner W ieder herstellung der Ordnung nur den status quo ante verstehen, jedenfalls dann, wenn s ich Lucullus in den gewöhnlichen Bahnen römischer Po litik bewegt qat. Davon ist bei der Person des Lucullus, und we il wir �ichts Gegenteiliges hören, auszugehen.J6 Dies war aber gewiß nicht im Sinne der,Griechen, denen es ja um die Statusminderung der jUdi sbhen Mitbewohner ging. Da zudem in Alexandria die Römer den sich lIm die dort :lebenden Juden bemUhenden Ptolemaios X unterstUtzt •.
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Jeder'Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
Jeder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere
hatten, erhielten unter den Griechen in Afrika die romkritische, unter den afrikanischen Juden aber die romfreundliche Haltung Nahrung. Damit lassen sich sowohl die Konflikte In Alexandria in der frühen Kaiserzeit wie auch die sich weiter ausbreitende Judenfeindschaft dort klarer fassen.37 Für die Römer als Ordnungsrnacht ergaben sich aus dieser Situation neue Konflikte: Sie wollten und konnten im Interesse der Herrschaftssicherung nicht "pro-griechisch" oder "pro-jüdisch", sondern nach Möglichkeit nur neutral sein. Aber schon die bloße Neutralität stellte sie in den Augen der griechischen Öffentlichkeit auf die Seite der Juden. Denn wann immer die Griechen, insbesondere die lokalen FUhrungsschichten, gegen die ihrer Meinung nach nicht polis konformen 7tu'tptot v6�ot der Juden vorgingen, wurden ihnen von ih ren jüdischen Mitbewohnern Schriftstilcke römischer Instanzen vor gelegt, die solche erzwungenen Neuerungen untersagten uild damit ihre aus griechischer Sicht Privilegien festschrieben.38 Juden stellten demnach eine eigene und besondere Gruppe aller Polisbewohner dar, deren Position im Gesamtgefiige der Polis freilich stark umstritten war.39 Wenn Griechen im 1 . Jahrhundert v. Chr. über die gesellschaft lichen Strukturen zum Beispiel von Kyrene nachdachten, fielen ihnen statt der üblichen drei jetzt vier Gruppen ein, nämlich an erster Stelle die BUrger, dann die Bauern, dann die Metöken und zuletzt auch die Juden,40 die natürlich wie die Juden in allen anderen Städten auch eine ,J üdische Gemeinde" mit je unterschiedlichen Verwalttmgsstrukturen und Beamten hatten. Juden hätten die Strukturen sicher ebenso be schrieben, nur hätten sie wohl die Juden neben die Griechen plaziert. Man sieht, wie schwer dieser Konflikt, bei dem es weniger um reli giöse fragen als vielmehr um Eigenständigkeit und Prestige -ging, fur die Römer zu handhaben war. Er bekam vollends eine nicht mehr zu bremsende Eigendynamik, als die römische Herrschaft sich nicht mehr darauf beschränkte, nur Tribute und die Wahrung der Ordnung einzu fordern. Von dieser Entwicklung kündete bereits das, was rpmische Politi ker wie Cicero von den Juden dachten. Darüber, wie Römer vor der Eroberung Jerusalems über die jUdische Religion dachten, können wir nur Mutmaßungen anstellen;41 wahrscheinlich war man nur oberfläch lich informiert, oder aber die nobiles wurden von dem negativen Ur teil ihrer griechischen Lehrmeister wie Poseidonius und Apollonius Molon beeinflußt.42 Ein politisches Urteil über die Juden darf man aber schon vor 63 v. Chr. voraussetzen. In dieses Urteil floß ein, daß man in Rom selbst im Jahre 1 3 9 v; Chr. durch prätorisches Edikt Ju-
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den der Stadt" verwiesen hatte, aber auch Nachrichten, die man aus d�m Einflußgebiet der Hasmonäer erhielt. So manche Formulierung in qceros Rede ,zur Verteidigung des in einem Repeturidenprozeß ange klagten Statthalters von Asia, die oratio pro Flacco, deutet daraufhin, daß man schon vor 63 v. Chr. die Juden von der politischen Seite her kritisch beurteilte, auch wenn die Rede selbst erst 59 v. Chr. gehalten wurde. Cicero sagt dort: Sua cuique civitali religio, Laeli, est, noslra nobis. Slanlibus Hierosolymis pacalisque Iudaeis lamen islorum reli gio sacrorum a splendore huius imperi, gravilale nom inis noslri,
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maiorum instilulis abhorrebal ("Jedes Gemeinwesen hat, Laelius, seine eigene Religion, wir die unsere. Auch als Jerusalem noch stand und die Juden im Frieden mit uns lebten, stand die Ausübung dieser kultischen Riten im Widerspruch zum Glanz dieses unseres Reiches, zur Gravität Unseres Namens, zu den Einrichtungen der Vorfahren"). Die j üdische religio war in römischen Augen auch schon vor dem Fall Jerusalems mehr als eine üQliche Religion, wie sie j eder civilas zu eigen war, denn sie störte die Homogenität des Reiches und er s9.hwerte gan� offensichdich die Integration der Juden in das Römi s�he Reich. Cicero wußte' also genau, daß sie eine eminent politische :c>imension hatte, die mit dem splendor imperii ("Glanz des Imperi urs"), der g avilas ("Dig�ität") des römischen Namens und den in sl,ilula maiorum schwer verträglich schien. Insofern ist diese ja oft n:tals als Inaliguration des römischen Antisemitismus verstandene FDrmulierung mehr als bloße Rhetorik, mit der der Verteidiger in ei nem Gerichtsprozeß die Glaubwürdigkeit und das Ansehen der Zeu gen der Anklage mit Beschimpfungen zu besudeln suchte. Hinter dieser Formulierung verbirgt sich vielmehr eine römische Reichsauffas sung, die unter den Begriff Herrschaft mehr faßte als die bloße An sammlung von tributpflichtigen Untertanen, eine Reichsauffassung, die deutlich 1auf den Prinzipat verweist. Die jüdischen Gemeinden überall in der Welt versuchten dagegen, bei aller Unterschiedlichkeit im Ausmaß, ihre historisch unter wechselnden Herrschern gewachsene ünd in einer exklusiven Religion konkretisierte Identität und Eigen ständigkeit auch unter den Römern zu bewahren. Cicero war weit sichtig genug, um zu erkennen, daß die römische Herrschaftsauffas sung mit jüdischen Normen und Werten kollidieren mußte: die 'tt�", der splendor des römischen Staates war nur schwer mit der upxaia ouvf19Eta (sc. den "väterlichen Gesetzen") der jüdischen Gemeinde zU vereinen.43
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VI. " , Wie deren Nachkommen, miteinander . im Streit um die NönigsherrschaJt, die Römer und Pompeius in die Ange lt;genheiteri, hineinzogen , , : 1 Die Einrichtung der römischen Herrscha Jt iiber Judäa und die Ursachenfür ihr Scheitern . I (63-55 v, ehr.)
1, Die rÖ!rl ische und diejüdische Position im Jahr 63
v.
ehr.
Der "Eintritt" der Juden in das Römische Reich erfolgte auf den etsten Blick zu keinem gilnstigen Zeitpunkt, denn beide Seiten steck ten, als sie s' ich einander annäherten, in einer tiefen, strukturellen Krise. Doch daß man nicht in einer besonderen Krisensituation die Erklärung daftlr suchen muß, daß es wenig mehr als ein Jahrhundert später zum ersten der drei blutigen jüdischen Aufstände gegen Rom kam, hat die bisherige historische Untersuchung gezeigt. Eher war es utJlgekelut: Die Krisensituation, insbesondere in Rom, war ein retar dierendes Moment, ohne die der Aufeinanderprall von J uden und Rö mern wahrscheinlich noch frtiher erfolgt wäre. Denn zum einen ließ die Krise eine "normale" Herrschaft über die Untertanen gebiete gar nicht zu; gerade die Normalität hätte die Widersprüche zwischen jüdi scher und römischer Interpretation unvermittelt ans Tageslicht ge bracht. Zum anderen war es gerade d ie innerrömische discordia, wei che paradoxerweise Ausgleichschancen zwischen Römern und Juden bot, auf deren Grundlage prorömische Führer des abhängigen jüdi- . schen Staates wi.e Antipater und Herodes die Position jüdischer Ge meinden im Verhältnis zu ihrer Umwelt in aller Uedenfalls der römi schen) Welt stärken konnten. A u f römischer Seite hatte der Diktator Sulla mit seinen Reformen iI) den Jahren '82-79 v. ehr., wie sich bald zeigen sollte, der republika nischen Staatsform mehr geschadet als genützt und - entgegen seinen eigenen Vorste l lungen - den Weg in den Prinzipat beschleunigt.2 Er hatte zwar die chaotischen stadtrömischen Verhältnisse zu ordnen ver-
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Wie deren Nachkommen die Römer hineinzogen
Wie deren Nachkommen die Römer hineinzogen
sucht; aber diese Ordnung ging zu Lasten des Gesamtreiches, wie in Kürze zu bemerken sein sollte. Die Folgen wurden näm lich in den 70er u nd 60er Jahren v. ehr. deutlich sichtbar, in deren Verlauf der römische Staat selbst mediokren Gefahren hilflos ausgeliefert war. I n den 60er Jahren v . ehr. waren e s die Seeräuber im M ittelmeerraum und der pontische König Mithridates, die Rom erheblich unter Druck setzteTl. Eine Lösung der außen- und reichspolitischen Probleme Roms, freilich nicht im republikanischen Sinne, ließ erst die Politik des Pompeius erkennen. Sie stellt eine entscheidende Zäsur für die Römische Repub lik insofern dar, als Rom zum ersten Mal "global" agierte.3 Die Voraussetzungen dafiir schufen die imperia extraordina ria, die Pompeius auf dem Wege des Vo lksgesetzes in den Jahren 67 v. ehr. (lex Gabina) und 66 v. ehr. (lex Manil ia) zur Bewältigung der außenpolitischen Gefahren im Osten übertragen wurden. Der Inhalt dieser Imperien war, daß eine Person über einen längeren Zeitraum eine nahezu unumschränkte Weisungsbefugnis im gesamten Reichs gebiet haben und auch den "normalen" Imperiumsträgern - näml ich den durch die sullanischen Verfügungen ' auf ihren Sprengel beschränkten Statthal!ern in den Provinzen - übergeordnet sein sollte (imperium maius). Aber noch wichtiger als d ie Gesetze selbst war, was Pompeius aus diesen Befugnissen machte.4 Die wohl wichtigste seiner Leistungen war, daß er nach all seinen m i l itärischen Siegen gegen die Piraten und M ithridates in den eroberten Gebieten eine neue, effektive und langle bige Verwaltungsordnun g einrichtete. Mit dieser nahm Pompeius, was die Reichsverwaltung anbetraf, den Prinzipat vorweg. Denn das Kennzeichen dieser Verwaltungsordnung waren die Bündelung und Weiterentwicklung der oben beschriebenen republikanischen Ele mente, so daß am Ende der gesamte von Pompeius organisierte Raum - das waren Kleinasien und der syrische Raum bis Ägypten im Süden und Mesopotamien im Osten - als eine Einheit erschien, deren perso nale M itte Pompeius selbst darste llte.5 Dieser geographisch gewaltige Raum war trotz oder gerade wegen seiner regionalen Differenzierung, die Pompeius unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte entwik kelte, e ine Einheit. Es waren dies ordnungspolitische und praktische Erwägungen, zum Beispiel wie die Römer am besten eine bestimmte Region beherrschen konnten, aber - wo dies ohne Gefahren möglich war - auch rechtliche und historische, an den j eweiligen regionalen Besonderheiten orientierte Erwägungen. Daß Pompeius als Römer und
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Vertreter römischer Interessen handelte, bedarf bei all se inen Maß nahmen wohfkeiner besonderen Betonung. Bevor dieses pompeianische Konzept am Beispiel der Integration des hasmonäischen Staates verdeutlicht werden soll, sei auf wesentli CTieE emente' er J efzt erfolgten Neuordnung - abgesehen von der ter ritorialen Vergrößerung - hingewiesen. l. Das Fundament der Neuordnung war eine Zweitei lung der be herrschten Gebiete in Provinzen (neben Asia kamen hinzu Bithynien, K(ilikien, Syrien) und Klientelfiirstentümer (Lykien, Galatien, Kappa ... U4 l..,L-,.-) dbkien, Pontös, Armenien, Osrhoene und Judäa). In der republikani f /�I� � su:hen Praxis gab es d iese Zweiteilung auch vorher schon, bekam aber �- . . unter Pompeius e inen systematischen und eng an den römischen Herr schaftserfordernissen orientierten Zug. 2. Stärkung und Ausbau der Städte als Basis römischer Verwal tung; frühere 'republikanische Ansätze in dieser Richtung wurden sy stematisiert. I 3. Da Pompe ius (wie wir auch bei Judäa sehen werden) diese Neu organisation nicht am Reißbrett, sondern im Austausch mit den regio nal führenderi Personen und Gruppen vorgenommen hatte, wuchs er in die (ebenfalls schon bekannte) Rolle eines Patrons, hinein, dessen Kli entel aber territorial den bisher übl ichen Rahmen weit überschritt. 4. Alle in d ie Existenz einer solchen Mitte als potentiel ler Adressat provinzialer Eingaben (zum Beispiel gegen Statthalter, Steuerpächter o�er lokale Eliten) gab der Verwaltungsordnung gegentiber der tradi tionell republikanischen ein anderes Gesicht. S ie verstärkte die Kom munikation zw ischen Herrscher und Beherrschten und machte da durch die Herrschaft auch ohne großztigigen Ausbau eines bürokrati schen Apparates intensiver. 5. Die Orientierung römischer Entscheidungen an der geltenden Rechtslage der Staaten und Städte wurde gleichfalls schon früher praktiziert, aber erst Pompeius machte daraus einen verbindlichen Grundsatz (wie später im Prinzipat). In viel stärkerem Maße als vorher uhd erst recht als alle hellenistischen Staaten war der römische Staat ein Rechtsstaat geworden.' Es ist klar, daß diese Elemente ein besonde res Gewicht auch für die davon betroffenen jüdisch-römischen Bezie hungen erhielten. Von jüdischer Seite bildete die Krise des hasmonäischen Staates überhaupt erst die Voraussetzung für das römische Eingreifen. 6 Der K'önigin Salome Al exandra (76-67 v. ehr.) war es zwar gelungen, durch ihre Versöhnungspolitik m it den Pharisäern den hasmonäischen i -
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Staat auf der Basis der Verfassung Simons zu reformieren,7 damit auch die i nnerj üdischen Konflikte beizulegen und dem Staat Ruhe zu verschaffen; aber ihre Regierungszeit war zu kurz, uin die innere Be friedung dauerhaft zu verankern. In den lahren nach 67 v. ehr. bra chen die Kon flikte i nnerhalb der hasmonäischen Führung wieder offen aus. Verantwortlich daflir waren Nachfolgestreitigkeiten . Als Salome Alexandra 67 v. ehr. starb, hatte sie zwar festgelegt, daß ihr ältester und ihr auch politisch nahestehender Sohn Hyrkan als Hohepriester und König nachfolgen sollte, Aber der zweite Sohn Aristobul hatte schon zu Lebzeiten der Königin deutlich gemacht, daß er sich flir den geeigneteren Herrscher hielt und insbesondere die Machtbefugnisse der seiner Meinung nach durch die Mutter übermächtig gewordenen Pharisäer beschneiden wollte. 8 Es gelang ihm mit der U nterstützung . anderer U nzu friedener aus der alten hasmonäischen FUhrungselite auch bald nach dem Tod seiner Mutter, Hyrkan zur Abdankung zu zwingen.9 Doch bekam dieser nun U nterstützung in der Person des ldumäers Antipater, des "Ersten in seinem Volk" (7tProu:urov 'tou E9vou<;), wie losephus .sagt. Diesen trieb insbesondere seine Feind schaft zu Aristobul an. 1O Beide nahmen nun unter territorialen Zuge ständnissen - Aretas forderte Gebiete zurück, die Alexander Jannaios seinem Stamm abgenommen hatte - Zuflucht zu den Nabatäern unter ihrem König Aretas 1 I I ; dieser arabische Stamm hatte ebenso wie die Juden von der Schwäche des Seleukidenreiches profitiert und s ich eine beachtliche Machtstellung aufgebaut . " Im Verein mit Aretas ge lang auch die Rückkehr Hyrkans an die Macht; Aristobul wurde nach einer N iederlage auf dem Tempelberg belagert, die ihn stützenden 00 Ktflomx,'tot, also wohl die Gegenpartei der Pharisäer, die Sadduzäer, '12 flohen. Der innerhasmonäische FUhrungskampf schwächte den jUdischen Staat i n mehrfacher Hinsicht. Zum einen schmälerte er die außenpoli tische Handlungsfähigkeit, dann reaktivierte er die von A lexandra beigelegten Konflikte zwischen Pharisäern und Sadduzäern und be förderte auf diese Weise gesellschaftl iche Spannungen. Zum dritten holte sich Hyrkan auch noch Hilfe von außen, nämlich den ldumäer Antipater, dessen Judentum umstritten war (und ist) und gerade des halb die Entfremdung zwischen Hasmonäern und gesetzestreuen lu den erneut hat aufleben lassen. 13 Und schließlich, viertens, bereitete er die römische Intervention vor, da beide Parteien jede mögliche Hilfe in Anspruch nehmen wollten. I nsgesamt war die Verfassungsreform Alexandras, die auf der Grundlage des historischen makkabäischen
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omp rom ss7s z i s hen Religi on und politisch-milit ärischer Führung � � . . die Einhei t des J ildlschen Staates wieder hergestellt hatte, mit dem Zwist der beiden Bruder obsolet geworden. Sie mußte einer neuen Kluft zwiscHen einer immer stärker, weil ihrer religiö sen Grundlage mehr � nd me.hr erlustig gehenden, hellen isierten politis chen Führung � . und emer sich I mmer stärker auf sich selbst zurück ziehenden' aber �einesfa lls einhei tlichen religiös ausgerichteten Bevöl kerung Platz mache n. Der.B oden fUr eine von außen kommende schiedsrichterliche .l}egel ung dei Verhältnisse war damit bereitet. Das Einw:i rken des Pompe ius auf Palästina vollzo g sich in mehre r n S� hritten. Zunächst wurde während der oben berichteten Ereig msse 101 lahre 65 v. ehr. der Quästor M. Aemil ius Scauru s von Po m peius, der seit 66 v. ehr. erfolg reich gegen Mithri dates Krieg geflihrt hatte, nach Syrien geschi ckt. Dort, in Damaskus, hörte Scaurus von �em Konfl ikt in Jerusalem. 1 4 Scauru s l5 war ein durchs chnittlicher rö mischer Politi �er, � er mit B lick auf seine weiter e Karriere Erfolge b�auchte . Es gmg Ihm desha lb als Beauftragtem des Pompeius um elne schne lle und gleich zeitig einträgl iche Lösun g aller ihm gegebe n'en Aufträ e. So erklärt sich seine unverzUglich � e Entscheidung zugunsten A.nstob uls: Der hatte ihm Geld gegeb en, und zudem sah es 1 oberfl ächlic h ,betrachtet so aus, als fU hren die Römer mit ihm besser. ' Er schien "h�lle nisierter", weltoffener, als augen blickli cher Herrscher auch nutzbringender. losephus deutet das ebenfa ll� SO. 1 6 Scaurus hatte sich je�enf� l s k inerlei Gedan ken um die Recht slage gemacht, 17 j a � Wohl sich OIcht emma l ernsthaft m i t den innerj Udisch en Verhä ltnisse n vertraut gemacht, womit er zum Prototyp kaiser zeitlic her römischer Statthalter in Judäa geworden ist. Pomp eius urteilt e anders, auf der Basis des in Judäa geltenden Rechts, der Sachla ge angemessen - und doch fUhrte auch seine durch dachte Politik in Judäa nicht zu einer wirklichen Befriedung, e i n un trügliches Zeichen dafUr, daß unsere These von grund legenden struk turelle n Hinde rnisse n filr eine zwischen- und innerstaatliche Zusam rrlena rbeit zwisc hen Rom und J udäa richtig ist. Pomp eius revidierte . . . nämli ch die Entscheidung des Scaurus filr Aristobul und zwar nach einiger Zeit qer Überlegung und ohne sich bestec he zu laSsen, ob wohl auch er Bestechungsversuchen ausgesetzt war. 1 8 Die verschiede ne� Stufen der Entscheidung sfindu ng hat Joseph us glaubhaft nachge zelchn �t, � nd so er öglicht sein Bericht, nicht nur die Grundlagen � pompe JaOlsch er Politik, sondern auch die ersten sich nun offenbaren d n M ißverständni sse im j ildisch -römischen Verhä ltnis aufzudecken.
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Zweifellos war sich Pompeius, als er 64 v. Chr. nach Antiochien kam, der ftir die Stabilität seiner Regelung unerläßlich en Notwendig keit bewußt, die chaotischen Verhältnisse in Syrien, Phönikien und Arabien zu befrieden: Die phönizisch en Küstenstädte waren nicht mehr sicher. t9 der Nabatäerfiirst Aretas III mischte sich munter in Pa lästina ein und konnte erst durch die Drohungen des Scaurus 65 v. Chr. zum Rückzug bewegt werden, die inneren Verhältniss e in Syrien und Palästina bedurften gleichfalls einer Klärung. Diesen Zielen, dem Schutz römischer Verbündeter, einer dauerhaften Befriedung und Si cherung des römischen Einflusses, diente seine aus mil itärischen und diplomatis chen Mitteln gespeiste Politik.20 Bereits im Winter 64/3 v. Chr. wohl in Antiochia und darm erneut im Frühling 63 v. Chr. erschienen jüdische Gesandtsch aften vor Pom peius, zuletzt in Damaskus.2 1 Von Bedeutung ist dabei, daß sich zu nächst nur die Abgesandt en von Hyrkan und Aristobul bei Pompeius einfanden, dann aber in Damaskus plötzlich drei Parteien auftraten; eine dritte Gruppe vertrat eine dezidiert antihasmon äische Position?2 Inhaltlich lassen sich die von den jüdischen De legationen vor Pom peius gebrachten WUnsche wie folgt zusammen fassen: I . Aristobuls Gesandter Nikodemus wollte die von Scaurus schon teuer erkau fte Anerkennu ng als König von Pompeius bestätigen las sen ; so erklärt sich das extravagante, herrschergemäße und selbstbe wußte Auftreten der Delegation .23 G leichzeitig hob er auch das römi sche Interesse an einem starken, ordnungsst iftenden König hervor, eine Rolle, ftir die Hyrkan m it seinem trägen und unflexiblen Charak ter gerade nicht geeignet sei .24 Nur Aristobul, so N ikodemus, könne schließlich daftlr sorgen, daß die Herrschaft über die Region n icht in andere, antirömisc he (sprich: nabatäische) Hände falle. Au ftreten und Argument ation des N ikodemus waren also durchaus dem Ziel, Pom peius zu beeindruck en" angemessen und dazu angetan, das römische Interesse an einem starken Ordnungsfaktor in der Region mit den per sönlichen Zielen des Aristobul zu verbinden. Dafür, daß dieses römi sche I nteresse bestand u nd dementsprechend das Auftreten der Aristo bul-Partei angelegt war, gibt es eine einleuchtende Erklärung: Pom peius hatte den streitende n Parteien Hyrkan und Aristobul im W inter den Bescheid erteilt, daß er bis zum Beginn des Frühlings Bedenkzeit brauche, wahrschein lich um sich über die Lage in Judäa kundig zu machen und eine definitive Entscheidu ng fällen zu können. Dies konnte die antihasmo näische Oppositio n - wohl Pharisäer, die sich von Hyrkan abgewand t hatten - als Unzufried enheit mit beiden und
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damit als Chance rur die Durchsetzung ihrer eigenen Position, nämlich der Abschaffung der Monarchie und der Rückkehr zum traditionellen Hohepriesterregiment, auffassen.25 i 2. Die Gesandtschaft von Aristobuls Gegenspieler Hyrkan wurde Jon Antipater angeführt. Sie war sehr groß (über 1 000 Mitglieder), uPd bestand :Zudem aus den "angesehensten" Juden (ÖOKlf!0:rtU'Wl), was zweifels9hne nicht nur den vorgetragenen Rechtsanspruch unterstutzen, sondern auch dem römischen Interesse an der Mitwirkung der lokalen Eliten entgegenkommen sollte. Sachlich stand die Rechtsfrage itn Vordergrund: Hyrkan sei als der Ältere der rechtmäßige König. q ieses Argument sollte Aristobul als Usurpator und in seiner ganzen A1 ersönlichkeit in römischen Augen diskreditieren: Ein Rechtsbrecher . 1m Inneren war per definitionem auch ein Rechtsbrecher gegen die Nachbarn und Ve rbündeten und würde es folglich auch gegen die Römer sein.26 Beide Parteien verbanden auf diese Weise mit ihrer eigenen Herr scherlegitimation das römische Interesse, das heißt, sie argumentierten gleichsam "h,ellenistisch"-persone ll. Von einem spezifisch jüdischen Hintergrund ihrer Positionen war jedenfalls nichts zu spüren, und das ",ar sicher auch die Absicht der Verhandlungsftihrer. Denn natürlich verschleierte auch Antipater, daß Hyrkan ursprünglich fur eine inte grative, pharisäisch orientierte Politik im Au ftrag seiner Mutter ge standen hatte. Er setzte auf die Argumente zugunsten Hyrkans, die ftlr die römische �Seite nachvollziehbar bzw. gewinnbringend waren, also auf die eindeutige Rechtsl age und die allseits erkannte Unberechen b rkeit des I,<.onkurrenten. Mit dem großen und elitären Aufgebot �ollte er sein,er Rede vor Pompeius auch äußerlich Nachdruck verleihen. Von einer religiösen Komponente des Streites hören wir nichts. 3. Diese brachten andere, keiner der beiden eben besprochenen Parte ien zugehörige Vertreter zur Sprache. Das Aufleben hellen istischer Tendenzen innerhalb der hasmonäischen Führung hatte das Uand erneut und noch tiefgreifender gespalten als vor 76 v. Chr., der Regierung von Aiexander Jannaios. Eine dritte, politisch und religiös konservative Gruppe setzte daher all ihre Hoffnungen auf Pompeius. Diese Hoffnungen grUndeten zum einen auf dem aus JiLqischex.S ic.bt. �i slang unzweifel haften Rechtscharakter rÖinischer Pol itik, und zum a.nderen auf der P_e��o!1 _des .Pomp.eiusTndessenllQw.art�nn_e altung den . Versuch-lJeflilgelte, bei ihm durch eine 200 Mann stark� Gesanat schaft, a!:!�h '.o hne massive Bestechungsversuch_�. �t:. _ �_(!i Scaurus), a lein mit Erläuterungen des traaltlonellen jildischen Staates zum Er-
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folg zu kommen .27 So begrundete diese Gesandtschaft denn auch ihre Hauptforderung, das hasmonäische Königtum gänzlich abzuschaffen, historisch. Das war n icht ungeschickt, denn die Redner griffen damit auf eine wesentl iche und traditione ll gültige Kategorie schiedsrichter l icher Entscheidungen Roms zurück.28 Dieser historische Rtickgriff erhielt nun dadurch ein besonderes Gewicht, daß er genau beim Be ginn jüdisch-r ömischer B eziehungen einsetzte, also 1 6 1 v. Chr. wäh rend des Makkabäeraufstandes.29 Konkret heißt das, wenn Rom da mals den von Judas Makkabaeus gefUhrten religiös orientierten jüdi schen Staat als rechtmäßig anerkannte - und nicht den von den seleu kidischen Königen installierten hellen isierten! -, so müßte es, wenn seine Politik damals rechtmäßig war, auch jetzt wieder die konserva tiv-antiha smonäisch e Partei untersti.ltzen, weil sich die Nachfo lger des . Judas von den damals römischerseits anerkannten 1tCt'tPlOt VOIlOt entfernt hätten.3o Die Entwicklung des jüdischen Staates seit 1 6 1 v. Chr. wurde deshalb von den Gesandten mit drastischen Begriffen wie mon archische "Versklavung" des Volkes (l(O.W.OEOOUl..ooa9(Xt) und "Ver fassungsänderung" (Ei� äHTJv 6.PXTJV IlE't6.YEtV) überschrie ben, und beides sollte unverkennbar eine antirömische Konnotation zum Aus druck bringen. Wichtig ist aber, daß nicht römische Interessen, son dern römisches Rechtsverständnis ": - Wle aus derW1eaemolten -Beto nung des Ungerechten una Uewalttätigen im Handeln der Hasmonäer hervorgeht - in den Vordergrund gerUckt wurden. Die politische Di mension der Religion, ihre Wahrung als Voraussetzung filr die Frei heit des Volkes, aber im selben Maße auch als Vorteil in der zwi schenstaatlichen Zusammenarbeit, wird in dieser Argumentation er neut deutlich, während die anderen Parteien bezeichnenderweise auf dieses Wesensel ement j üdischer Politik mit keinem Wort eingingen .3 1 · Diese drei Positionen der in Damaskus anwesenden jüdischen Ge sandtschaften informierten die Römer über die Verhältnisse in Jeru salem, und alle drei konkurrierenden Gruppen setzten ihre gesamten Hoffnunge n auf die Entscheidung des Pompeius. Nicht um das ob ei nes römischen Eingreifen s ging es jetzt also, sondern darum, wie die unterschie dlichen Vorstellun gen berücksichtigt und mit . römischen Interessen verbunden wurden. Von der Neuordnung, die Pompeius jetzt in der Region vorzunehmen hatte, hing ab, ob die Beziehungen zwischen dem jüdischen Gemeinw esen und der römischen Weltmacht eine Perspektive in der Zukunft haben wUrden.
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2: Die Neuordnung des Pompeius . in Judäa U/ld die weitere Ent-
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i �e�, als :man heute annimmt, griff die pompeianische Ordnung der Jüdischen Verhältnisse in Palästina die Vorschläge aller drei Gruppen, die :in Damaskus ihren Standpunkt erklärt hatten auf. Dies ist an sich schon bemerkenswert. Sie tat es aber, und das 'ist ftir das weitere Schicksal dieser Ordnung entscheidend gewesen, in einer in terpretatio Rdmana, deren Grund lagen die Befriedung der Region und deren Einbindung in die römische Herrschaft waren. Diese Umwand lupg der jüdischen Vorschläge wurde und wird den Römern oft vor ��worfen . und als Ve�wirklichung eines langgehegten Planes interpre tiert, der m der Erweiterung des Imperiums bestanden habe. Man darf aber drei Dinge nicht übersehen : Er�s waren es die Streitparteien in Jerusalem sei t....d.iLdie Römer ins Land geholt hatten; diese histori sche Tatsache behält auch dann ihre GUhigkeit, wenn die Römer von Anfang an die Absicht gehabt haben sollten, nach Jerusalem zu mar schieren;32 z�eitens gab es in der Region drängende Probleme, die so od �r so gelöst werden mußten; und drittens beweisen die jetzt zu dis kutlerenden Regelu ngen den "guten Wil len" der Römer, zu einer dau. erhaften Entschärfuug der Konfljkte beizutragen. Woran sie scheiter ten und aus welchen Gründen, ist anschließend zu erörtern. . Zunächst zurrt Gang der Ereignisse. Nach der Anhörung der Ge s ?ndtschafte � 'und noch vor einer endgültigen Entscheidung galt es, eme Eskalation der Gewalt zu verhindern. Mit dem nötigen Nach druck rügte daher Pompeius die beiden Brüder wegen ihrer gewaltsa men Ause inandersetzung.33 Eine schnelle Rege lung der Verhältnisse erwies sich freilich als nötig, weil Aristobul trotz aller Versicherungen nicht �uhe hielt.34 pie unverziehtbare Voraussetzun .� Reg�l!!!!ß. war �Ie A kze�tanz der rÖmischen Suprematie YQn aUen jüdischen PartelUn en. Qlese verweigerte aber Aristobul. Aus römischer Sicht onnten
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Hyrkan und die "dritte Partei" nur insoweit, als sie Helfer und Ver bündete benötigten, um der neuen Ordnung gute Startbedingungen zu verschaffen. Diese Handlungsfreiheit des Pompeius ermöglicht es uns, die römische Politik gegenüber den Unterworfenen auf ihre Zielset zung und ihren Charakter hin zu bewerten. Sie schlug sich in folgen den Entscheidungen und Regelungen nieder:36 I . Pompeius ließ es sich nicht nehmen, das Zentrum der jüdischen Religion zu besichtigen. Er betrat den Tempel zu lerusalem und ent weihte das Allerheiligste.37 Die Motive fiir diese Tat sind umstritten und angesichts der Quetlenlage nicht leicht zu ergründen. Von ihnen hängt viel fiir die Bewertung der pompeianischen Politik ab. Daß Pompeius es nicht auf die Tempelreichtümer abgesehen hatte, steht nach den nahezu vollständig übereinstimmenden Quel lenaussagen, m it der Ausnahme Dios, fest. Man wird wohl auch ausschließen kön nen, daß er lediglich aus der überheblichen Neugier des Siegers herau.s gehandelt hat; ihm war zweifellos die hohe Brisanz seines Tuns be wußt, und er hätte wohl nicht leichtfertig die Stabilität seiner Rege lungen aufs Spiel gesetzt. Also kommt als Motiv flir den Tempelbe such paradoxerweise nur das Interesse an der Festigung der Neuord� nung selbst in Frage: Pompeius mußte sich gleichsam aus erster Hand und unbeeinflußt von den zahlreichen unglaubwürdigen und zum Teil . absurden Legenden, die sich allerorts in Umlauf befanden, ein reales B i ld von der mit diesem geheimnisumw itterten Tempel38 verbundenen Religion machen.39 Denn wie konnte ohne genaue, vor a llem mit ei genen Augen erworbene Kenntnis der jüdischen Religion eine dauer hafte Ordnung errichtet werden? Dem römischen Feldherrn war ohne Frage bewußt, daß seine Tat als solche ein antijüdischer Akt war, auch wenn sie so nicht gemeint war. Seine Anordnung, umgehend die Rei nigung des Tempels m it den vorgeschriebenen Opfern durchzufilhren, um so den Vertrauensbruch wieder zu kitten, bestätigt d iese Deutung des Tempelbesuches. Daß Pompeius die religiösen Emp findungen re ligiöser Gruppen in ludäa damit unterschätzt hat, steht aber außer Frage.4o 2. Hyrkan wird in unrrlittelbarem Anschluß an den Tempelbesuch zum · Hohepriester eingesetzt; "König" durfte er sich jedoch nicht nen nen, wie es seine Vorväter seit Aristobul I getan hatten. Doch l iegt diesem Verd ikt wohl nicht die Absicht, den neuen Kl iente lstaat von Anfang an schwach zu halten, und noch wen iger eine antijUdische Stoßrichtung des Pompeius zugrunde. Die Schwächung Hyrkans kam
135 . yielmehr der' religiösen, antihasmonäischen Partei i n lerusalem entge gen (s. Punkt 3).41 3. Die verfassungsmäßigen Institutionen des jüdischen Gemeinwe sens, insbesondere der Rat (Sanhedrin), sind m indestens beibehalten, wahrscheinlich sogar gestärkt worden. Davon zeugen besonders d ie MOnzen Hyrkans II, die in den lahren zwischen 63 und 40 v. Chr. ge prägt wurden und die Aufschriften "Yehohanan der Hohepriester und der Rat (Heber) der luden" tragen.42 Die Reduzierung des monarch i schen Elements erkennbar an der Verweigerung des Königtitels für Hyrkan -, die sogleich zu besprechende territoriale Beschränkung auf \Ion luden bewohntes Gebiet und auch die wenig später im pompeia. r:l i schen Sinne erfolgten Reformen des syrischen Statthal ters Gabinius zur weiteren Stärkung der lokalen Eliten weisen die pompeianischen R�gelungen als entschieden projOdisch im Sinne einer theokratischen Verfassung aus. ledenfalls finden sich in ihnen die Forderungen der . -antihasmonäischen Partei zu großen Teilen wieder. 4. Die G�genpartei Hyrkans um Aristobul wurde, wie nicht anders i zu erwarten , l dezimiert: Viele waren bei der Belagerung des Tempels : gefa llen (losephus spricht von 1 2000 Toten), aber es erfolgte auch ein offenkundig blutiges Strafgericht gegen die Anhänger Aristobuls, wo. bei die Röm�r sicherlich m it Hyrkan "zusammenarbe iteten".43 5. Die pOlitischen Rädelsfiihrer wurden als "Geiseln" und "Schau . s,tücke" des späteren (näml ich 6 1 v. Chr. veranstalteten) Triumphes . .. . I')ach Rom ge.bracht. 44 . , : 6. Die mNitärischen Anlagen und schwer einnehmbaren hasmonäi schen Festungen (besonders Alexandreion, Machairos und Hyrkania) . wurden zerstÖrt.45 7. Die wichtigste Entscheidung flir Rom selbst war, daß Judäa nun Teil des Römischen Reiches und alLs91cJle.s....der...Aufslchl des mi:._ schen Statthalters unterstellt wurde. Es mußte als sichtbares Zeichen der Abhängigkeit von -R��n (in seiner Höhe unbekannten) re gelmäßigen Tribut (popo<;) entrichten, durfte aber als autonome Ge111einde sich 'selbst verwalten. Es war damit auf die gleiche Stufuwie oie von hasrrtonäischer Herrschaft befreiten griech.ischen Städte an der KOste und im B in nen land gestellt.46 8. Einhergehend mit diesen Regel ungen und folgerichtig wurde der alte hasmon�ische Staat beträchtlich verkleinert und auf von luden bewohntes Gebiet beschränkt. Zu ihm gehörte j etzt noch ludäa, Gal i läa, Peraea, wobei zwischen ludäa und Gal iläa mit dem "befreiten" Samaria ein ;,Roman corridor" eingerichtet wurde.47 Viele Städte, die Wie deren Nachkommen die Römer hineinzogen
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von Johannes Hyrkan I und A lexander Jannaios erobert worden wa ren, wurden (im römischen S inne) autonom und der Oberaufsicht des syrischen Statthalters anvertraut. 48 9. Während der Kriegszeit zerstörte Städte sollten wieder aufge baut werden, zum Teil unm ittelbar nach dem Einmarsch der Römer, zum Teil auch später. Besonders schnell wurde Gadara wiederherge stellt.49 Wie ist diese Neuordnung zu beurteilen? Vom römischen Stand punkt aus könnte man annehmen, daß Pompeius hasmonäische Ex pansionsabsichten und Piraterie unterbinden, daß er im Interesse der griechischen Küstenstädte die Juden vom Seehandel abtrennen, daß er die Region als eine Art Pufferzone fur die erwartete parthisch-römi sche Auseinandersetzung sichern, daß er den jüdischen Staat schwä chen, ihn aber infolge der inneren Unruhen (noch) nicht mit dem Sta tus einer Provinz dem Reich eingliedern wollte.50 Dem Betrachter VOn der jüdischen Warte aus mag sich in den Rege lungen das den Römern gern angedichtete divide et impera-Prinzip aufdrängen.5 1 Solche Deutungen sind frei l ich schon ihrem Charakter nach reine Spekulatio nen. Schließlich läßt sich das jeder Handlung zugrunde liegende Mo tiv des Pompeius nicht mehr ermitteln, und die Quellen stUtzen auch die genannten Überlegungen nicht. Diese sind vielmehr moderne Rückschlüsse aus verschiedenen Einzel aspekten der Neuordnung, wie etwa den Territorialbestimmungen, der Autonomiebestimmung fllr die griechischen Städte oder der Verweigerung des Königstitels für den hasmonäischen Fürsten. Tiefere Einsichten Uber deren Charakter, Wert und auch über die dahinter stehende Motivation können aber nur aus einer Analyse des "Gesamtpaketes" der pompeianischen Maß nahmen gewonnen werden, das sehr differenziert und gleichzeitig in seiner Systematik darauf angelegt war, das Verhältnis zwischen Juden und Römern neu und dauerhaft zu definieren. Die Grundlage des alten Verhältnisses war der Vertrag von 1 6 1 v. Chr. bzw. seine Erneuerungen bis Hyrkan I gewesen; die jeweil igen Initiativen waren vom jüdischen Staat ausgegangen, und sie wurden, zumindest bis Alexander Jannaios, von Rom als Zeichen einer j üdi schen B indung an Rom gedeutet und dementsprechend immer positiv beantwortet. Eine Zeitlang funktionierte diese vertraglich-völker rechtlich definierte Bindung. 63 v. Chr. mußte aber das Verhältnis zwischen beiden Seiten-;Jiitei1Sivlert , as heißt,. Je!!l�älem ln ßas rö illTscheReich- integriert werden, weil dem Zerwürfnis zwischen Hyrkan, Aristobul und einer dritten antihasmonäisch-konservativen
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Gruppe und msbesondere dem obstinaten Auftreten Aristobuls Pom peius gegenüoer, aus dem sich infolge der unklaren Verhältnisse ein ' I. Bmdungsver\�st des jüdischen Gemeinwesens zu Rom und .
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Im Jahr 63 v. Chr. bot sich also dem Römer Pompeius die vorder gründig seltsame Konstellation dar, daß die im eigentlichen Sinne ,jü ( dischen", religiös orientierten Parte ien ftlr eine römische Ordnung der , Verhältnisse eintraten, während der weltlich-"he llenistische" Aristo bul eine römische Einm ischung ganz und gar ablehnte. , �ompeius selbst l ieß sich, römische Traditionen fortfiihrend gaJlZ....., und gar von der Rechtslage leiten. Sein Quaestor S .urus hatte noch ilaen aem ersten Augenschein und nach kräftiger finanzieller Zuwen- . dung Aristobul tur den rechtmäßigen Herrscher gehalten. Doch Pom peius nahm sich Zeit zur Untersuchung der Verhältnisse, und seine Entscheid_\lIlgl e ektieren sehr enaue Kenntnisse der r-e-ionalen Verl!iiiQis. � Hyrkan, der bereits von seiner Mutter zum Hohep�i��te� gemachte und darum nach lokalem Recht als Fürst legitim ierte ältere B ruder Aristobuls, war auch nach römischem Rechtsverständnis der legitime Herrscher. Den Königstitel fre ilich bekam er nicht mehr, we niger weil Pompeius das jüdische Gemeinwesen schwächen wollte, als viel mehr weil er (vie lleicht über die "dritte Partei") wußte, daß dieser Titel usurpiert war (seit Aristobul I) und zudem im "Grundgesetz" des Makkahäers_Si nicht vorgesehen war.54· In diesen Zusammenha�g einer von Pompeius gestärkten religiös legitimierten Ordnung in Jerusalem möchte ich auch die beträchtliche territoriale Verkleinerung des jüdischen Staates gestellt sehen. Pom peius mochte d a s n en sein daß die fromme Kritik an der Abkehr der Hasmonäer von den väterlichen Sitten auch deren ex�n. sive Außen o l itik umschloß was ja in gewisser Hinsicht auch nicht gariz falsch war. Er ordnete deshalb nur die primär jüdisch bewohnten Regionen dem neuen Gemeinwesen zu . Wenn trotzdem d ie hasmonäi sche Außenpolitik mit ihrer auch gewaltsamen Ausbreitung jüdischen Einflusses und des Judentums als Religion in die uml iegenden Regio nen den Frommen gerade kein Stein des Anstoßes gewesen war, wie neuerdings mit Nachdruck herausgearbeitet wurde,55 mußte Pompeius das aus herrschaftspolitischen Gründen ignorieren. Denn er . erfüllte mit der Abtrennung zahlreiche. " dte und Region en �o n '-der H err schaft Jerus s die vielerorts an ihn heran etragenenWiliische nach :s.chafi.. Natürlich kannte -'er jieiJ:ciun von der hasmonäi auch nicht die einsch lägigen Passagen der Torah tiber die Ausdehnung ' I von Eretz Israel; hätte er sie gekannt, hätten sie seinem Verständnis von Religion und noch mehr seinem Ziel einer regionalen Befriedung widersprochen. Zweifellos war dieses (nach jtidischer Deutung) Miß \ Verständnis oder noch eher: diese Mi ß-Achtung der jtidischen Reli-
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gion durch d ie Römer gleich am Anfang der r mischen Herrschaft über Palästina ein wesentlicher Grund dafur, daß die so woh l durch-. �ach.!:.. Ord�g d�s Pompeius keinen Bestand hatte und mittelfristig r ieder zu einer "großen" Lösung, nämlich einer jüdischen Oberherr schaft tiber die gesamte Region im Süden Syriens ftlhrte; dies war der Kl ientelstaat unter Herodes mit hasmonäischen Ausmaßen und dar über hinaus, was das Territorium betraf. , Insgesarrit war die pompeianische Neuordnung auch dazu angetan, pie Juden zu:r Bewahrung ihrer Identität und zur Ausübung ihrer Reli gion zu ermutigen. Den n die Religion machte die jüdische Identität aus, und es .konnte fur die Vormacht keine bessere Garantie ftlr die Stab i lität der Ordnung geben, als wenn sie ihre Untertarien tiber die Religion, noch dazu eine so tief im Bewußtsein verankerte, an sich zu pinden vers�nd;56 auch der seleukidische König Antiochos III hatte die Unterstü�zung der jtidischen Religion offen als herrschaftsdienlich eingestuft.57� Und berücksichtigte nicht ebenso Pompeius die Vorsch läge der: ,;dritte n", jener antihasinonäisch-pharisäischen Partei? Gewiß, Hyrk.an und noch mehr sein Helfer Antipater waren mit ihrer peuen Rolle 'ais Kl ienteJftirslen Pälästi nas nicht unzufrieden, wei l die eigene Stellting garantiert war und sich unter römischem Dach durch aus auch irgendwann eine territorial und nach außen verbesserte Posi tion Judäas in der Region vorstellen ließ. Für die Anti-Hasmonäer da gegen nahm jetzt, nachdem der Glanz außenpolitischer Erfolge end. gültig der V gangenheit angehörte, mehr denn je die Religion al lein die Funktion: wahr, Autonomieforderungen zu legitimieren . So schien, als Pompeius zumindest teilweise auf ihre Wünsche einging, die Integration
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Kochba-Aufstand einen letzten Höhepunkt erreichte. Das Mißver ständnis zwischen Juden und Römern filhrte schon bald zu gegenseiti gen Vorworfen und Anfeindungen.61 Es kam aber noch nicht zu einer verbreitet antirö mischen Stimmung unter den Juden wie in den Jahren und Jahrzehnten nach 6 n. Chr., obwohl die Desintegrationstendenzen innerhalb der jOd ischen Gesellschaft sich weiter verstärkten. Der Zorn vieler Frommer richtete sich aber jetzt gegen den "Frevelpriester" und gegen die, "die nach glatten Dingen streben" (mp'?nil �1l1." ,),62 also die Pharisäer selbst, schließl ich gegen Antipater und vor allem Hero des, solange nämlich der j Odische Staat sich formal noch selbst ver walten durfte . .Erst seit 6 n. Chr. war das nicht mehr der Fall, und erst seit diesem Zeitpunkt wurden Religionseifer und Romhaß zwei Seiten erifUi1O'aerselOen-"Medatlle. Noch 4 v. Chr., als Herodes gestorben war, gab man sich in gesetzestreuen j Od ischen Kreisen der Il lusion hin, daß unter römischem Dach ·Odisches Leben besser gedeihen könn�:63 Die Wurzeln dieses Mißverständniss �- ;Jä g-en darin, daß die Angehörigen zweier so unterschiedlich gestalteter Gemeinwesen wie des römischen und des j Odischen zu wenig von diesen Unterschieden wußten; Qas könnel1 , wir sc:hon an den Regelungen des Pompeius und ihrem Schicksai erkennen. ' Di�eErkenntnis wird durch nichts klarer als durch den Tempelbe such des Pompeius bestätigt. Er ist das Symbol des neuen Verhältnis ses der Juden zu den Römern. In ihm bOndelt sich geradezu die struk turelle Unvereinbarkeit beider politischer Systeme. Es war gewiß auch Neugier im Spiel, d ie Pompeius bewogen hat, dieses Sakrileg zu be gehen; schließlich waren schlimme Geschichten Ober das, was sich in diesem Tempel abspielte, im Umlauf.64 Andererseits konnte ihm nicht verborgen geblieben sein, daß er mit seinem Verhalten die innersten Geftihle eines j eden Juden tief verletzen wOrde.65 Seine Anordnung, , am nächsten Tag das Heiligtum von den im Tempel Bediensteten rei nigen zu lassen und ordnungsgemäß Opfer darzubringen,66 beweist, daß Pompeius um die j Odischen Gepflogenheiten genau Bescheid wußte. Warum also betrat er den Tempel? Da die oben beschriebene Quellen lage Ober diese Frage keine Auskunft gibt, ist der Historiker auf ROckschlOsse aus der handelnden Persönlichkeit, dem Faktu'm selbst und seinem pol itischen H inter grund verwiesen. Danach zu urteilen waren zum, einen die subjektive Überzeugung von der sachlichen Notwendigkeit, zum anderen auch die demonstrative Vorftihrung der Machtverhältnisse, eine Art Zei chensetzung, ausschlaggebend rur die pompeianische Entscheidung.
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Diese Vermutung grUndet auf der Überlegung, daß Pompeius filr seine Entscheidung�findung fllr die geplante Neuordnung sicherlich auf alle Informationsquellen, also auch au f das Zentrum des jUdischen Ge !l'l(:inwesens, jZurOckgegriffen haben dUrfte; nur hier konnte er in die , arcan a dieser. geheimnisvollen Religion vordringen. Materielle GUter olier eine bewußte Demiltigung der Juden erstrebte er dagegen nach Ausweis der Quellen nicht. Gleichzeitig gehörte aber auch immer die Q�'!1�ns.tration röm ischer Überlegenheit zum politischen Instrumenta rium des Pompeius. Das ungehinderte Betreten des Allerheil igsten war ein bewußt gesetztes Zeichen römischer Al lmacht und brachte j e , dem nahe, daß es filr RoiTI keinen 11ei1'Sc11ä- freTei1 Raum gep.en könne, andererseits sei Rom aber auch so mächtig, im Interesse der j Od ischen Religion jeden anderen am Betreten dieses Tempels zu hin dern. Diese Zeiche nsprache sagte also auch: Wir Römer können und werden Eure Forderungen nach Autonomie erfiillen, wenn Ihr, die Ju den, Rom Ub�r Euch anerkennt. Ein Te il der Juden konnte sich mit dieser Vorgabe - Unterordnung unter Rom als Preis für weitgehende \ � fu Autonomie - arrangieren, aber viele Juden zogen eine andere Lehre � "r 1 aus ihrer Geschichte, nämlich mit ihrer Treue gegenUber dem religiös :tu i, verankerten Gesetz-der Forderung nach politischer Freiheit auch unter 1, cter Vorherrschaft einer fremden Macht Nachdruck zu verleihen. ' Ger�de das aber, verstanden die Römer nicht unter Religion. Sie dUrften dje interpretatio ludaica des Religionsbegriffes als unzulässige Politisierung aufgefaßt haben, durch die der "wirklich fromme Kult" (pius cultus), der Inhalt wahrer religio, radikal vernichtet wOrde.67 , Pompeius war gewiß nicht so tief in die religiösen Gefiihle from- 1 mer Juden eingedrungen, um sich der ganzen Schwere seines Verge- ( hens bewußt geworden zu sein - so wenig sich Römer wie Cicero oder später Cassius Dio dessen bewußt waren. Was fur'sie alle zählte, war \ allein die Tatsache, daß Pompeius nichts von den Tempelschätzen an- I gerUhrt hatte.�g p�mit symbolis iert diese Episode, wie Römer und Ju�. �'��.!!.a!l� ... inan_der yorbeigingeg, el n�nder nicht verstanden. Es ist dieses I II grundsätzliche Mi ßverständnis, das le Katastrophe 66 v. ehr. letztlich verursacHen wird. ; Es brauchte al lerdings gar nicht so lange, bis die Neuordnung des Pompeius ihre erste Belastungsprobe zu bestehen hatte; eigentlich hat sie nie wirklich funktioniert. Pompeius hatte nach dem Rechtsprinzip entschieden -: Hyrkan war ja tatsächlich der rechtmäßige Hohepriester -' und das "hellenistische" Prinzip wechselseitig gewährter " Wohlta ten" vernachlässigt. Von diesem hatte sich noch sein Quaestor Scaurus
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leiten l assen. Darüber sowie über die Zerschlagung des hasmonäi schen Reiches waren die zahlreichen Anhänger Aristobuls verärgert. Von ihrer Unzufriedenheit mit den neuen Verhältnissen waren die fol genden Jahre in Palästina geprägt (bis 55 v. Chr.). Zuerst rebellierte Aristobuls Solm Alexander. Als eine der von Pompeius nach Rom überstellten Geise"ln war er schon auf der Reise dorthin entflohen, hatte in Palästina eine Schar Unzufriedener um sich gesammelt und bedrohte die Ordnung Judäas (57 v. Chr.).69 Der frisch gekürte Statt halter Syriens mit imperium injinitum,70 Gabinius, hatte kaum die auf keimenden Unruhen bereinigt, als Alexanders Vater Aristobul ge meinsam mit seinem zweiten Sohn Antigonus im Jahre 5 6 v. Chr. er neut einen Aufruhr in Judäa anzettelte.7! Und schließlich erhob sich, nachdem Gabinius Aristobul gefangengenommen und wieder nach Rom zurückgeschickt hatte, erneut Alexander gegen die römische HerrsGhaft über Judäa.72 Diese Erhebung endete ebenso erfolglos wie die vorangegangenen. D ie Abfolge von drei Aufständen kurz hintereinander, die zudem unter den Juden beachtlichen Zulauf fanden, stellt der neuen Ordnung des Pompeius, deren Sinn kein anderer gewesen war, a ls Stabi lität und �icherheit nach Palästina zu bringen. ganz offenbar kein gutes zeug- ' nis aus Es ist zwar �i chtig, daß � ie Aufrührer Repräsentanten der v�n : . PompelUs benachteiligten Partei waren und deshalb vordergründig ihre eigenen, persönlichen Ziele verfo lgten. Doch erhielten sie zwei fell s. mit antirömischen Paro len im Stile eines M ithridates den er �offten Zulauf unter der j üdischen Bevöl kerung Palästinas.�ephus läßt offen, warum viele Juden mit den Römern unzu frieden waren, aber nicht, daß sie es von Anfang an waren.74 Man hat sich als Ursa che dafUr in Sonderheit die radikale Beschneidung des ehemals mäch ti gen hasmonäischen S"i�tes ' zu denkel1,(ITe flicht nu.!J1 asmonäisc!1J.�.e . g!!.�n, sondern auc 1 rrommen Juden ein Dorn im Auge war,75 eher jedenfalls -af5e1nen mnerrömlschen Hintergrund- zu vermuten, daß n�mlich dubiose Machenschaften der anti om eianischen Partei im S.\ili:Lg\:wesen selen. me weitere Konsequenz der römischen Ein mischung bestand darin, daß jetzt auch römische Bürger in Jerusalem lebten und daß deren offenkundige Rolle als Aufpasser der neuen Vormacht von vornherein den Eindruck unter den Juden entstehen �ß, daß man endgültig die Freiheit verloren hatte .11 Die traumatische Erinnerung an die Akra, jene Zwingburg der Griechen und hellen i sielten Juden in Jerusalem aus makkabäischer Zeit, mochte wieder le bendig werden. Diesen seleukidisch-griechischen Pfahl im j üdischen
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Fleisch hatte ci-st Sirnon - nach Jahrzehnte dauernden Eroberungsver suchen der Makkabäer - beseitigen und damit den Grundstein der j ü dischen Freiheit legen können. Nach all den historischen Erfahrungen Ulh die Heller)isierung Jerusalems, um den blutigen Freiheitskampf, um die perma'nenten Gefahrdungen des neuen Staates, Erfahrungen, die sich tief eingeprägt hatten in das Bewußtsein wohl aller Juden und von Generation zu Genetation weitergegeben wurden, brachte die , pompeianisch� ReformJ!".Q�z ihrer Zugeständnisse zuviel Verlust der ( , /M..' ", I �.A�Lo_�e, :z:.!:tviel Fremdbestimmung, zuviel Hel lenisierun s efahr m Jt sich, als daß ma? zur Tagesor n� ng u erge en konnte. Deshalb r_ Wird man auf der Seite der Aufständischen wohl auch viele besorgte Fromme vermuten dürfen, die angesichts der Erfo lglosigkeit ihrer � w lA Kämpfe ���al9_ �en We des Eifers gingen (�l1AoS, davon Zeloten). Das Potential rur Unruhen war also durch Pompeius nicht verrin\. g�rt worden, w' ie d ie Erfo lge t-ri�obu ls,��x�n�ers_ unQ v<m . �n!igQI.!.
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1 . Die Rädelsruhrer der gerade beendeten Aufstände wurden aus Palästina entfernt. Genaueres wissen wir nicht, aber Aristobul wurde nach Rom zurückgeschickt. Es gab aber keine exzessive Bestrafung. 2. Die prorömisch eingestellten j üd ischen Führungspersönlichkei ten wurden unterstützt, wie Antipater, Hyrkan und die Ehefrau Aristo buls, die sich Gabinius als sehr hilfsbereit erwiesen hatten. 3. Das Kernstück war die Reorganisation der j üdischen Verfas sung; Hyrkan wurde wieder a ls Hohepriester eingesetzt,82 aber es wurde auch der priesterliche Adel gestärkt. Gabinius teilte das j üdi sche Ethnos in runf Bezirke mit je einem Rat (cruvooos, crUVEOPtoV) in der Hauptstadt jedes Bezirkes; als Hauptstädte wurden Jerusalem, Je richo, Sepphoris, Amathus und Gadara bestimmt.83 Ohne Genaueres über die politische Organisation zu wissen, können wir sagen, daß Gabinius hier noch mehr als wenige Jahre zuvor Pompeius das j üdi sche mit dem römischen Interesse zu koppeln versuchte, insofern als die Verfassung einerseits "aristokratisch", das heißt auf priesterlicher Basis, strukturiert war,84 andererseits aber auf urbanen M ittelpunkten beruhte, d ie römischen Verwaltungs-, insbesondere Steuerinteressen . .. zu dienen hatten.85 4. Eine weitere und zukunftsweisende Neuerung nahm Gabinius nach dem letzten der Aufstände (von Alexander) vor: Er ordnete die Verfassung in Jerusalem 7tpOS 1:0 'Av1:t7tCx.1:pOU ßOU;>"'11f.W. ("nach dem Willen Antipaters,,).86 Im einzelnen ist unklar, was darunter zu verste hen ist. Aber es zeichnete sich hier zum ersten Mal die (rur die Rö mer) glückliche Installation eines ihnen gegenüber direkt verantwort lichen "Verwalters" (später, unter Antipaters Sohn Herodes, auch: "Königs"), der freier von religiösen Zwängen, als es je ein Hoheprie ster hätte sein können, die Beziehungen zwischen Untertanen und Vormacht p flegen konnte. Antipater, im Verbund mit Hyrkan, hatte sich in verschiedenen Krisensituationen hervorragend bewährt.87 5. Die Festungen wurden nach dem Rat von Aristobuls Gattin er neut geschleift.88 Diese Maßnahmen des syrischen Statthalters hatten Konsequen zen, die das jüdisch-römische Verhältnis nachhaltig bestimmen soll ten . Zu diesen gehören -:- neben der ohnehin seit Pompeius etab lierten ständigen römischen Präsenz im Lande -: der Wiederaufbau und die, sicherlich hellenistisch beeinflußte, Neuorganisation in den Städten,89 eine. heue Form der Steuererhebung, in der zwar vieles dem Einfluß der verhaßten pub/icani entzogen worden war, die aber dennoch un gleich systematischer organisiert war; eine stärkere U rbanisierung
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a�ch der j üd i chen Region im engeren Sinne (vgl. Punkt 3 unter den Maßnahmen qes Gabinius; die j etzt im ganzen weniger von Jerusalem aus yerwaltete Region umfaßt Judäa, Galiläa und Paraia, vielleicht I dumea), wOll).it das j üdische Kernland nicht anders behandelt wurde a �s u �ivilisierte, ja barbarische Regionen im Westen des Reiches;90 , d (e Emsetzung des Hohepriesters - wenn auch eines legitimierten durch die Vo�macht; schleichende Entmachtung der hasmonäischen DlYnastie zugunsten eines fremdstämmischen Potentaten ' Verlust der S?,mbole nationaler Stärke durch die Festungs- und Ma�erschleifun gen der römischen Herren. Daß ge�eriüber diesen Konsequenzen die Stärkung der "aristokra tischen" sprich: priesterherrschaftlichen Ordnung gering wog - und der Unwille war weit verbreitet unter den Juden - ist ebenso selbstver ständlich wie die Tatsache, daß die einzelnen j üdischen Gruppen ihre eiig enen, je nach politischem Hintergrund unterschiedl iche Konse quenzen daraUs zogen. Von seiten der Römer hatte man fur eine sol c �e Unzufriedenheit wenig Verständnis, weil die Unterstützung der jülctischen Bespnderheiten weder von Pompeius noch von Gabinius in F�age gestel lt91 und darüber h inaus sogar, gegen Widerstände in Rom selbst, den Mlichenschaften der Steuerpächter Einhalt geboten worden war.92 Die oben genannten, fur die Juden so wichtigen Konsequenzen der Reformen hatten rur die Römer eher technischen Charakter . sie sollten lediglich die Interaktion zwischen Region und Zentral� er leichtern. , Die sich nun abzeichnenden Probleme, die fortschreitende Ent- ? wicklung zur �atastrophe, resultierten aber nicht aus dem angeblichen '. und viel beschworenen renitenten Charakter der Juden, der sich einer Vormacht, auch nicht einer Segnungen bringenden, nicht beugen wollte; im Gegenteil, die Bereitschaft, römischen Entscheidungen zu fqlgen und sich ihnen unterzuordnen, war vorhanden, wie die Konfe renz von Damaskus bezeugt. Diese Probleme resultierten aber auch · hitht aus der immer wieder behaupteten Herrschsucht der Römer, die n�ch dem Prinzip divide fit impera unter al len Freunden wie Feinden Zwietracht säen, alle schwächen wollten, um sich auf diesem Wege id'eale Voraussetzungen rur eine spätere Inkorporation in ihr Reich zu sc,haffen. Die von Rom ausgesandten massiven S ignale an das jUdi sdhe Gemeinwesen, mit der Vormacht zusammenzuarbeiten und von dieser Zusammenarbeit zu profitieren, hatten zum Zie l - und das gilt nicht nur für Judäa -, die maßgeblichen Führungspersonen und elitä ren Gruppen in der Region auf ihre Seite zu ziehen. Diese Politik ist
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weitgehend gescheitert. Offenbar hatten sie von vornherein eine, ge samtg�sellschaftlich gesehen, destabilisierende und desintegrative, spaltende Wirkung. Diese Tatsache ist deshalb besonders bemerkenswert, als es eine Provinz Judäa ja noch gar nicht gab; in Provinzen konnten die Römer ihr "Kulturmodell" leicht vermitteln, konnten sie auch auf die jeweiligen Oberschichten einwirken und diese zum wic�tigsten Stabil isierungsfaktor römischer Herrschaft machen. Wenn a lso nach 6 n. Chr. Judäa Kopf stand, weil Rom sich mit seiner "Ro manisierungspolitik" in einen scharfen Gegensatz zu den j üdischen Erwartungen an e ine Provinzial isierung stellte, so ist das nachvoll ziehbar. Doch nach 6 3 v. Chr. übte Rom j a noch nicht nominell di rekte Herrschaft über Judäa aus. Und doch destabilisierten gerade die gutgemeinten Signale Roms das L�a. Vorbehaltlos unterstützt wur.., den die Römer wohl nur Von Führungskräften wie Antipater, deren H intergrund weniger j üdisch und noch weniger religiÖs geprägt war. Die hasmonäische Führungsschicht war seit langem gespalten und ge rade deshalb unter gewissen Voraussetzungen zur Mitarbeit bereit. I vorher zu tratJ ��. ? Bauern und .Arme hatten dagegen noch mehr Last '1 . g�I), :..��jL .d �_ßÖJll.e r Tr" ut erhoben; sie dürften verstärkt ihre Zu flucht in ihrem G lauben an Jahwe-gesucht und damit auch ihre Unzu friedenheit geäußert haben. Die Möglichkeiten des Priesteradels zur Zusammenarbeit m it den Römern waren aus naheliegenden GrUnden beschränkt; diesen "Adel", den ja offenkundig die Gabinius-Reform .] förderte, konnten die Römer jedenfalls kaum rur ihre Zwecke nutzen. An den Römern schieden sich also die Geister, denn ihre Präsenz in Judäa war seit 63 v. Chr. vehement. Daß es nicht schon vor 66 n. Chr. zur Katastro'phe kam, war im wesentlichen zwei Entwicklun en zu-danken: demröm ischen BUrgerkrieg und d� W1rken der HerodesFamiÜe: Der BUrgerkrieg hatte zwar schlimme Folgen rur die Regio nen des Reiches, auch Judäa; aber er verhinderte eine weitere Intensi vierung römischer Herrschaft Uber einen Zeitraum von fast 20 Jahren 7 (49-3 1 v. Chr.). Er war gleichsam ein retardierendes Moment auf dem Weg zum Zusammenstoß zwischen Juden und Römern. Darüber hin aus brauchen BUrgerkriege Partisanen, und da sich die Juden unter ih ren jeweiligen Führern Antipater, Hyrkan und Herodes bereitwillig allen römischen Machthabern, in deren Einflußbereich sie lagen (Pompeius, Caesar, Antonius, Augustus), andienten, profitierten sie beträchtlich, denn nichts wird so honoriert wie selbstlose Hilfe, wenn man ihrer bedarf. Und fur diese Haltung den Römern gegenüber wa ren Antipater und sein Sohn Herodes verantwortlich. Ihrem Wirken
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· also war das ßute Verhältnis zwischen den römischen Potentaten und . dbn; Juden zu verdanken. Sie hielten sich gleichsam die Römer vom l fel e, weiT Sle -Innen are WUnsche von den Augen ablasen. Die RöIV- er konnten idaher von der von Pompeius und 'Gabinius intendierten Zusammenarpeit mit der antihasmonäisch-konservativen Partei wieder i}bstand nehmen - sie hatte ohnehin kaum funktioniert. Die einfachste I!,ösung schien fur sie die Ausübung der Herrschaft Uber eine perso . riale Mitte zu Isein, wie sie Antipater und Herodes darstellten. ; So l ießen 'Pompeius und sein "Schüler" Gabinius nur erahnen, daß eine römische Herrschaft Uber Judäa Schwierigkeiten mit sich bringen sollten . Antipater und Herodes wie der römische Bürgerkrieg waren die retardierenden Momente, nicht die Lösung des }>rog]�s. Öäs Verschwinden dieser Faktoren, nämlich der Tod des Herodes und der endgültige und dauerhafte Sieg des OctavianlAugustus im BUrger krieg gegen Antonius, beschleunigte in letzter Konsequenz den Weg in die Katastrophe.
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' VII Zusammenfassung und A usblick I
D ie jüdisch-römischen Beziehungen im frUhen Prinzipat - drei große jüdische Aufstände in Palästina und der jüdischen Diaspora (rieben weiteren lokalen Konflikten, wie demjenigen in Ägyptens Hauptstadt Alexandria) in der Zeit des frühen Prinzipats sprechen eine deutliche Sprache u nd erweisen das Attribut "katastrophal" als ange messen. Doch es ging mir nicht um die Darstellung der Aufstände selbst, nicht um ihre unm ittelbaren Anlässe, nicht um ihren Verlauf oder ihr Ergebn is. Es ging um die langfristig wirkenden Ursachen die ser Aufstände, um ihre Vorlaufzeit, um die Entstehung der jüdischen Religion als Voraussetzung fllr die Integration in einen fremden Staat, Ulh die Rahmenbedingungen jüdischer Existenz unter den "westli ehen", europ1\ischen Herrschaftsformen, der hellenistischen und der römischen, im Unterschied zu der "östlichen", persischen Herrschafts form, kurz: um die Genese der Katastrophe. Der zeitliche Rahmen der Untersuchungen war dementsprechend weit gespannt. Am Ende des 8. Jahrhunderts schuf H iskija in Jerusa leIn, unter dem Eindruck der assyrischen Bedrohung, die Fundamente der jüdischen Rel igion. Fortgesetzt und intensiviert wurden seine Re formen etwa 1 00 J ahre später von Jo's ija. Charakteristisch filr beide Kön ige ist der politische Hintergrund ihrer religiösen Veränderungen. Denn diese basierten auf der - schon von Jesaia formulierten - Er kenntnis, daß kein Bündnis mit Menschen, sondern nur Jahwe mächtig genug sei, Bedrohungen abzuwehren, daß also Freiheit und Autono mie, mil itärische Erfolge und Expansion bei einem kleinen Volk nur dann möglich seien, wenn die Kräfte aller Juden durch das einigende B � nd einer ei�heitlichen Gottesverehrung sowie durch die Bindung an eine zentrale Kultstätte gebündelt werden können. D ie entscheidende Voraussetzung aber, um die Unterstützung Jahwes zu erhalten, war unbedingte Gesetzestreue, oder anders: Jeder M ißerfolg, jede Nieder lage, jedes U �eil konnte mit frevelhafter Abkehr wenigstens eines
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Zusammenfassung und Ausblick
Teiles des Vo lkes von Jahwe erklärt werden. Die "Auffindung des Gesetzbuches" durch Josija so llte diese Ordnung irreversibel und dau erhaft machen. Religion und Pol itik waren bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu trennen. In der Zeit des babylonischen Exils nach der Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr. durch Nebukadnezar bewährte sich die religiöse Ordnung auch in der Verbannung als Instrument, die ei gene Identität zu bewahren und das Zusammengehörigkeitsgefllhl in der fremden Umgebung zu stärken. In Babylonien war natilrlich Jeru salem Dreh- und Angelpunkt aller Gedanken und Hoffnungen der exilierten Juden. Dabei zeigte es sich zum ersten Mal, daß die Reform des Josija auch zur IdentiUitswahrung in der Diaspora einen wichtigen Beitrag zu leisten vermochte. Und so blieb es: Nur ilber Jerusalem ließ sich die Zusammengehörigkeit aller Juden ilberall in der Welt definie ren; vor 5 8 7 v. Chr. gegrilndete Diaspora-Gemeinden wie die in Ele phantine (Ägypten, 7. Jahrhundert v. Chr.) besorgten noch ihre eige nen Kulte in eigenen Tempeln. Die Vorteile der von Hiskija und Josija gestalteten religiösen Ord nung hatten sich also schon erwiesen, als die durch den König Kyros errichtete persische Herrschaft Uber die östliche Welt und auch ober Palästina die politische Variabilität der jildischen Religion offen legte . Nehemia u nd Esra, zwe i persische Beamte jüdischer Herkunft und Religion, ordneten das j üdische Gemeinwesen in Jerusalem in enger Zusammenarbeit mit dem persischen Staat so, daß Jerusalem autonom und gleichzeitig loyal dem Perserkönig gegenüber war. Auch sie stützten sich auf das "Buch der mosaischen Weisung" (iltDO n-,m -,�o): Jahwe allein war von allen Juden zu verehren, der Kult durfte nur im Jerusalemer Tempel vo llzogen werden, und zwar unter bewußter Ab grenzung von den Nachbarn. Diese Strukturmerkmale des Judentums erhielten nun also im größeren persischen Staat eine politische Ord nungsfunktion. Ihre Anerkennung durch die Vormacht tröstete ilber die Tatsache des Beherrschtwerdens hinweg; denn der Perserkönig er kannte ausdrücklich an, daß nicht nur das "Gesetz des Königs", son dern gleichberechtigt auch das "Gesetz deines Gottes" verbindl ich von allen Juden befolgt werden müsse. I Die religiösen Reformen Esras und Nehem ias ermöglichten auf diese Weise die Verbindung zwischen jüdischer Selbstbestimmung und persischer Herrschaftspolitik. Der Erfolg gab ilmen re'cht: Auf dem von Esra und Nehemia gelegten Fundament arbeiteten Juden und Perser fast I SO Jahre lang gut zu sammen.
Zusamll!enfassung und Ausblick
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Doch dann kam Alexander. Mit ihm ände'rte sich ftir die Juden }/iel, nicht s
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Zusamm�nfassung und Ausblick
Zusammenfassung und Ausblick
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D iaspora wie der Gemeinde in Alexandria, in Antiochia oder in den Städten im syrischen Raum dem Hellenisierungs- und Eingliede rungsdruck ausgeliefert und ausgesetzt den Statuskonflikten in der je weiligen Polis. Rom versprach nicht nur verbal, sondern auch von sei ner ganzen politischen Verfassung wie von seiner bisherigen Außen pol itik her die Rettung für ein bedrängtes Gemeinwesen wie das j üdi sche. Die Stadt am Tiber schien direkte Herrschaft nicht ausüben zu wollen, hatte keine monarchische Ordnung, proklamierte in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. ehr. a llerorten Autonomie, schien sich auch als "ehrlicher Makler" zu präsentieren und führte Uberhaupt nur Krieg gegen die "Großen", wenn die "Kleinen" riefen.2 Es war auch . " nicht so, a l s hätten d i e Juden m i t dieser Interpretation römischer Poli tik alleine gestanden, oder als hätten sie etwa allzu blauäugig nicht ge sehen, " daß auch römische Außenpol itik durchaus eigene Interessen zu vertreten verstand.J Römische Politik war vielmehr so, zumindest bis 1 46 v. Chr., oder genauer: Rom war im eigenen Herrschaftsinteresse sehr an Gemeinsamkeiten interessiert, beteiligte seine Verbündeten an den eigenen Erfo lgen, um sich ihrer Loyalität zu versichern. Das Ver hältnis zu den jeweiligen Verbündeten unterschied Rom von anderen mächtigen Staaten der Zeit wie den Makedonen oder Seleukiden. Darin lag eine große Gefahr filr die VerbUndeten, eine Gefahr, der freilich das j üdische Gemeinwesen (noch) entging, weil Rom im 2. Jahrhundert v. ehr. noch wenig Interesse an dieser Region hatte. Aber in Griechenland; A frika, Spanien und dann auch in Kleinasien for m ierte sich bereits eine Form der römischen Herrschaft, die s ich in ih rer Systematik und j uristischen Ausprägung deutlich von den dortigen Vorgängerreichen unterschied. Für Jerusalem zählten zunächst nur die Vorteile einer römisch-jü d ischen Verbindung. Rom war schließlich mächtig genug, um dem jü dischen Anspruch auf Selbstbestimmung Nachdruck zu verleihen oder sogar dem Seleukidenreich die Stirn zu bieten; es war von jedem "hellenistischen Makel" frei, mußte also nicht gefurchtet werden. Der Erfo lg gab diesen Überlegungen recht. Als die aufständischen Mak kabäer um die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit vom Seleukiden reich rangen, war Rom in ihren Augen der ideale " Partner zur Errei chung dieses Zieles: Es war mächtig, es war definitiv nicht helleni stisch, es war auch keine Monarchie wie alle anderen Großmächte der Zeit und es hatte offenkundig keine Neigung zu einer direkten Herr schaft. Rom seinerseits hielt in den 60er Jahren des 1 . Jahrhunderts v. ehr. an seiner sich auf socii stUtzenden Außenpolitik fest. So profi-
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tjerten beide :;eiten von ihrer Zusammenarbeit. Die Verträge, die Jerusalem mit Rom seit 1 6 1 v. ehr. bis in die Zeit des Johannes Hyrkan �chloß, entrissen das jUdi�che Gemeinwesen der drohenden Isolierung und trugen zur Festigung des aus dem Makkabäeraufstand erwachse nen Hasmonäerstaats bei - so sehr, daß vielerorts der Eindruck einer jüdisch�römi�chen Kooperation mit antigriechischer Stoßrichtung ent standen sein mochte.4 Dabei handelte es sich lediglich um bloße BUndnisverträge, ohne materielle, dafilr aber um so mehr mit politi scher Substanz. Rom unterstützte Judäa m it der, modem ausgedrUckt, " Aufnahme diplomatischer Beziehungen - und h ier befand es sich " qUfchaus im E inklang mit seinen außenpolitischen Gewohnheiten im 2. Jahrhundert v. Chr.-, solange Judäa als nicht-hellenistischer Son derstaat in einer hellenistischen Umwelt isol iert schien. Denn mehr als diplomatische Beziehungen waren die Verträge und ihre Erneuerun gen nicht. Rom schien also tatsächlich seine ständig wachsende Macht nicht dazu benutzen zu wollen, kleinere Bündnispartner wie die Juden zu unterdrücken. Die zunehmende Hellenisierung des Hasmonäer staates insbesondere in der Außenpolitik unter Aristobul, Alexander Jannaios und Salome Alexandra machte Rom dann al lerdings nicht mehr mit, jedenfalls nicht mit vertraglicher UnterstUtzung. Im Zuge des Mithridates-Krieges wuchs am Anfang des I . Jahrhunderts v. Chr. iudem das römische Interesse an weitergehendem Einfluß auf die Re gion. Indes sollte die Mitwirkung Roms beim Aufbau des Hasmonäer staates - eine Mitwirkung, die sich darauf beschränkte, den jungen jü dischen Staat international hoffähig zu machen - im Judentum zu j e nem Mißveq;tändnis hinsichtlich der Konzeption römischer Herr schaftspolitik maßgeblich beitragen, das in den nächsten 200 Jahren einer der Gründe für die ,;Genese einer Katastrophe" war. Eine vergleichbare Situation entstand in der Diaspora während des 2. und I . Jahrhunderts v. ehr. Nur zeigte sich hier die Dialektik des Wdisch-römischen Verhältnisses noch deutlicher. Die von seiten der J.ilden angestrebte und religiös legitimierte Eigenständigkeit kontra stierte mit der römischen auf Konsens unter einem römischen Dach hin ausgerichteten Ordnung. Das war ein von außen gar nicht auffal lender Widerspruch, zumal er zugunsten der gemeinsamen Interessen einfach verschwiegen wurde. Dabei hätte man sich dieses jüdisch-rö mischen Antagonismus schon recht früh, nämlich im Jahre 1 3 9 v. ehr. in Rom selbst, bewußt werden können. Damals existierte schon eine kleine jüdische Gemeinde in der Hauptstadt, die durch prätorisches Edikt ausgewiesen wurde, weil sie - so die Begründung - die römi-
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Zusammenfassung und Ausblick
schen Sitten und damit also die römische Ordnung zu beschädigen schienen. Sie teilte damit das Schicksal anderer östlicher Gemeinden in Rom . Es gab mithin schon zu diesem frühen Zeitpunkt gar keinen Zweifel daran, daß fiir Rom die Duldung etlmisch-religiöser Eigen ständigkeit dann ihre Grenzen fand, wenn die Systematik und Ge schlossenheit der eigenen Ordnung gefahrdet schien. Es gab aber ebensowenig einen Zweifel daran, daß jüdische Gemeinden nicht daran dachten, den Grad ihrer I ntegration an den Erfordernissen der römischen Ordnung auszurichten. Dieser Widerspruch wurde und wird auch deshalb nicht bemerkt, weil die römische Politik vorder gründig uneinheitlich war: Scheinbar behandelte man ja den jüdischen Staat in Jerusalem anders als die jüdische Gemeinde in Rom . Man übersah und übersieht dabei, daß der Grad der Vereinheitlichung in Stadt und Reich am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. noch sehr unter schiedlich war. In den D iaspora-Gemeinden außerha lb Roms, also vor allem im östlichen Mittelmeerraum, war die S ituation noch schwieriger, weil sich in jeder Stadt, nicht zwei, sondern m indestens drei voneinander verschiedene Sphären gegenüberstanden: die jüdische, die römische und die der Politen. Wie kompliziert d ie Verhältnisse hier lagen, ha ben die oben rekonstruierten Beispiel Kyrene und Alexandria ver deutlicht: Die j üdischen Gemeinden der Diaspora gerieten aufgrund ihrer Sonderstel lung innerhalb der Poleis in immer größere Abhängig keit von Rom, dessen Schutz sie bedurften, und dieser Abhängigkeit wegen gerieten sie wiederum unter immer stärkeren Druck, sich den politischen Spielregeln Roms anpassen zu müssen. Lediglich die in nenpolitische Krise Roms und die mit der Krise einhergehende Auflö sung der inneren Ordnung mi lderte diesen Druck zunächst ab. Aber die unverblümte Kritik römischer SpitzenpoJitiker wie Ciceros an der mangelnden I ntegrationswilligkeit der Juden ließ fUr eine friedliche gemeinsame Zukunft wenig Spielraum. E ines war klar geworden: Re ligion und politische Autonomie, jene unauflösbare Einheit schon seit H iskija und Josija, spätestens- jedoch seit Esra und Nehemia, gehörten nur fUr die Juden zusammen, während die Römer einen anderen Be griff von Religion hatten. Indes, auch das zwischenstaatliche Verhältnis - das ja nach 1 04 v. Chr. etwas abgekühlt war - steuerte seit 67 v. Chr., also seit dem Tod der hasmonäischen Königin Salome Alexandra, auf eine neue Dimen sion zu. Die Einbeziehung Jerusalems in das römische Reich wurde erleichtert (wenn nicht gar erzwungen) durch
Zusammenfassung und Ausblick
I SS
· 1 . dje Krise des hasmonäischen Staates, dessen Führung unter sich ges�alten war, und 2. die neue Form römischer Außenpolitik durch Pompeius. lKonkret ebFiete d ie Konferenz zu Damaskus im Jahre 63 v. Chr. der! Weg zu einer Neuordnung der Verhältnisse, denn die Römer unter Pompeius wurden hier mit drei verschiedenen jüdischen Parteien kon frontiert, die untereinander zerstritten waren und sich für ihre jewei lige Sache H i lfe vom "großen Bruder" Rom erhofften: die beiden feindlichen B rüder Hyrkan II und Aristobul II sowie eine religiös konservative, ariti-hasmonäische Gruppierung. In einer Schiedsrichterrolle und unter jüd ischer Beteiligung filhrte alsd> Pompeius, der nach Beendigung des Mithridates-Krieges olmehin zu einer Reorganisation römischer Herrschaft im östlichen Reichsteil entschlossen war, die Neuordnung der Verhältnisse in Palästina durch: Das Königtum schaffte er ab, setzte aber Hyrkan (gegen Aristobul) als Hohepriester eines stark verk leinerten hasmonäischen Klientelfilr steEitums ein, das er zusätzl ich dem (gleichfalls neu installierten) Stattha lter der :Provinz Syrien unterstellte. Diese Konstruktion war wohl durchdacht; sie orientierte sich streng am geltenden Recht in der Führungsfrage, :beruhte auf genauer Kenntnis der regionalen Struktu ren, und griff vehement auf die Vorstellungen der jeweil igen Bevölke run,gsgruppen zurück, ermutigte geradezu die Juden zum Festhalten an ihr€r Religion, ;um die Akzeptanz römischer Herrschaft zu erhöhen, und l ieß andererseits keinen Zwe ifel an der intendierten Einbettung in das römische System (Tribute, Oberhoheit des syrischen Statthalters) aufkommen. Diese Neuordnung atmete in vollkommener Weise römi sch'en Geist und römische Tradition: Die Zerschlagung übergeordneter Strukturen ging. einher mit ausdrücklicher Berücksichtigung regionaler Besonderheiten - ein schon in Italien im 3. Jahrhundert v. ehr. er probtes und erfo lgreiches Verfahren; den schwächeren Partner an sich zu binden. In neueren Zeiten wUrde diese Politik mit dem Etikett di vide et impera versehen; wenn man noch hinzufügte: benejiciis ob strletos habe, wäre die römische Herrschaftspo litik im al lgemeinen und die pompenm ische im besonderen ziemlich gut umschrieben. 'Mit der politischen Konzeption der jUdischen Religion paßte das pOfupeianische System freilich n icht zusammen, wje die historische Erfahrung lehrte. Es durfte von jetzt an unter Rom keine herrschafts freien Räume mehr geben, und die Präsens der römischen Herrschaft war auch im Kl iente lstaat J udäa al lgegenwärtig. Die Kollision mit dem historisch :gewachsenen jüdischen Religionsverständnis war un-
Ir
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I
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1 56
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1 57
,
vermeidlich. Zu schroff standen sich die beiderseitigen Vorstellungen über Herrschaftsintegration gegenüber: auf der einen Seite ein an der römischen Gesellschaft orientiertes Patronatssystem, auf der anderen Seite das "persische" Modell. Verdeckt wurde dieser Grundwider spruch durch das beiderseitige Mißverständnis über den Begriff Herr schaft. So war es schon in der griechischen Zeit gewesen, aber unter den Römern wurde das Verhältnis aufgrund der gegenseitigen Erfah rungen miteinander noch komplizierter. Pompeius nahm zudem ge rade in der Reichsverwaltung, den Prinzipat vorweg; es ist also nur zu verständlich, daß d ie auf diese Neuordnung folgenden Unruhen und K(;mf1ikte ebenso m i t den großen Aufständen der frühen Prinzipatszeit in Beziehung zu setzen sind. Doch zunächst gab es auf beiden Seiten ein großes Maß an gutem W il len zur Zusammenarbeit. Das zeigte sich in den Regelungen des syrischen Statthalters Gabinius, die die Konsequenzen aus den Unru hen vor Ort zogen und die pompeianische Ordnung im Sinne der Ju den .verbesserten. Gabinius stärkte den aristokratisch-priesterlichen Pfeiler der jüdischen Ordnung und stellte sich damit scheinbar in die persische Tradition. Gestärkt wurde aber auch das urbane und insbe sondere das patronale Element der Ordnung, indem als Zwischenglied
zum Tei l oh!)ehin schon gut erforscht sind. Meine Untersuchung soUte jenen historisch bedingten W iderspruch zwischen Rom und Jerusalem perausarbeiten, der letztlich der Grund für alle jüdisch-römischen Konflikte war. Ob in A lexandria und Jerusalem zur Zeit Caligulas, ob · Jüdischen Krieg zur Zeit Neros, ob im Diaspora-Aufstand zur Zeit Trajans oder im Bar-Kqchba-Aufstand zur Zeit Hadrians, all diese roßen Konf) ikte wie auch die von den Que l len bezeugten und nicht
(m
�
bezeugten kle ineren Konflikte gehen darauf zurtick, daß ; 1 � d ie j ti9ische Religion von allem Anfang an ein zutiefst politi �ches Phäno(11 en war, daß ihre Ausbildung nicht so sehr eine "innere {\ngelegenh�it" der Juden, sondern der Weg war, in einer Zeit ständi ger Bedrohung von außen und der Fremdherrschaft Autonom i e und �elbstbestilTünung zu wahren und zu legitimieren; und daß 2. die römische Herrschaftspolitik trotz gewährter Religionsfreiheit gerade diesep politischen Charakter der j üdischen Religion in Frage �tellte. D ie römische Politik ging damit noch über die hellenistische hinaus, was d ie Entwertung der Religion um ihren politischen Faktor ap.geht. Es w,ar nur fo lgerichtig, daß auch die Konfl ikte zwischen Rom �nd den Juden über jedes bisher gekannte Maß hi nausgingen.
zwischen Vormacht und Untertanen ein "Kl ient", nämlich Antipater, eingesetzt wurde. Dieses Modell sollte s ich als, im S inne der Römer, durchaus vielversprechend und erfolgreich erweisen - aber nicht, weil es ein rur beide Seiten tragfähiger Kompromiß gewesen wäre; denn die Juden waren mit ihm unzufrieden und so scheiterte die Ordnung des Gabinius ebenso wie die des Pompeius an jenem Grundwider spruch. Freilich dauerte es noch lange, bis dieser gewaltsam ausgetra gen wurde, doch lag der Grund daftlr nicht in einer Aufhebung dieses römisch-jüdischen Konfliktes, sondern in seiner Verdrängung. Daftlr wiederum warer zwei Gründe verantwortlich: der römische Btirger krieg, der die Vormacht nahezu ein Vierteljahrhundert beschäftigen sol lte, und die Herrschaft des Herodes, der ilber 40 Jahre lang als Mittler die Sprengkraft der Konflikte zu entschärfen, wenn auch nicht zu beseitigen vermochte. An dieser Stelle, dem ersten Integrationsversuch Judäas in das rö m ische Reich, betrachte ich meine Untersuchung zum j üdisch-römi
schen Verhältnis als abgeschlossen. Die ai'tla ("die Ursache") für die großen Kriege der Juden gegen Rom im 1 . und zu Beginn des 2. Jahr hunderts n. Chr. scheint mir hinreichend dargelegt zu sein, während die 1tpo<paoEl<; ("die An lässe") hier auf sich beruhen können, da sie ,
.
A nmerkungen Einl eitung
;
I
E. Gibbon, the History of the Dec/ine and Fall of the Roman Empire, Bd. I , London
\ 1 983 ( I . Aufl: 1776), 2. Kapitel: "Of the union and internal prosperity of the Roman
Empire in the age ofthe Antonines" (S. 53-77). Vgl. nur die Erkillrungen bei L. V. Rutger ( 1 998), S. 1 7 1 ff. ;, bes. S. I 89ff. 1 J Vgl. dazu E. 13altrusch ( 1 998a), S. 2 13-224. • H. G. Kippenberg ( 1 99 1 ) . . S Ebda, S. 17. ; ; 6 Darilber E. s'altrusch ( l 998b), S. 403-421 (mit Korrigendum Klio 8 1 [1999], S. 2 1 8). 1 7 In diesem Sinne w. Ameling, ( 1 998), S. 27-4 1 ; J. S. Crawford, "Multiculturalism of Sardis", in: Biblical Archaeology Review 22 ( 1996), S. 38-47. ; 8 Vgl. dazu die lntroduction zu dem Buch von J. Lieu/J. NorthlT. Rajak ( 1 992), S. I ff. Vgl. ferner den Historikertag von 1996 in MUnchen, wo dieser These eine ganze Sek tion gewidmet wurde. :" Augustin. in Ps. LV III I, 21 (PL 36, 705). ! 10 Ebd. 2, 2 (7Ö6f.). 11 Der Zusammenhang zwischen Religion und Freiheit ist besonders deutlich zU erken1 nen bei Jos. an!. 1 8, I . 12 Vgl. die Bemerkungen zu Babyion und dem ptolemllischen Ägypten im Vergleich zu Rom von J. Hengstl ( 1983), S. 27-55. Zu der "Reichsautorisation" von P. Frei siehe un . ten S. 00. \) Vgl. z. B. D. Mendels ( 1 997), S. 1 9 1 ff.
:
2
t
I.
"Das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs"
I Zitat aus Esr. 7,26: N:::l'?D-" Nn'1 1'?"N-" Nn,; zu der Bedeutung dieser Formulie rung s. unten. 2 Vgl. E. Baltrusch ( 1 998b), S. 403-42 1 ; P. Schäfer ( 1 997), S. I IT. , J Heute wird angenommen, daß Jahwe zur Königszeit nicht der einzige Gott in Israel . war, vgl. E. Kettenhofen (2000), S. 359. • Die Verbindung von Religion und der politischen Stellung wird auch bei Asa (91 1 -870 v. Chr.), König von Juda, deutlich; er ist schon ein König, der einerseits religiöse Re : formen vornimmt, andererseits aber noch BUndnisse mit dem Ausland (Ben Hadad I von Aram) gegen Bascha von Israel (909-886 V. Chr.) schließt: I . .Kg. 1 5,9- 14; 2. ehron. 1 4- 1 6 (hier eine Kultreform im Stile des Josija). Noch deutlicher wird die Ver bindung bei. Achas von Juda (736-7 1 6 v. Chr.). Seine Po,l itik gegenUber Tiglatpileser, König von Assur, zeigt in Sohderheit den Zusammenhang zwischen Religion und der Stellung des Gemeinwesens. Seine "Kultreform" (der Altar von Damaskus!) und Ver-
i,
1 60
Anmerkungen
änderungen im Tempel sind Reflexe seiner Abhängigkeit und seines Vasallentums: 2. Kg. 16, 1 - 1 9, bes. I O ff. ; 2. Chr. 28, bes. 20-25. 5 Vgl. etwa die Gedanken des Autors 2. Kg. 17, 7- 1 2 über die GrOnde fIlr den Untergang des Reiches Israel im Jahre 72 1 v. Chr. 6 Achas, der Vater und Vorgänger des Hiskij a, hat den Assyrern seine Dienste angebo ten, 2. Kg. 1 6; und möglicherweise hat auch Hiskija selbst zunächst an dieser Politik nichts geändert; jedenfalls hat er sich anfangs nicht an einem anti assyrischen BOndnis beteiligt, vgl. TUAT I S. 378ff.; ANET S. 285 . 7 Von diesem König handeln insbesondere 2. Kg. 1 8-20; 2. Chr. 29-32 (ausgeschmückt in Bezug auf die religiösen Reformen); ferner der Prophet Jesaia bes. 36-38 (wie 2. Kg.); das Urteil der Späteren bei Sir 48, 1 7-25. 8 Die Motive sind im einzelnen unklar; sie können durchaus in dem harten Zugriff der assyrischen Macht gelegen haben; zu deren Verwaltung H. Donner (1986), S. 295 ff; ders. ( 1 977), S. 4 1 6ff. 9 Vgl. dazu (mit Literaturangaben) J. A. Soggin ( 1 99 1 ), S. 1 65ff. 10 Zu den unter Hiskija angelegten Befestigungen und Versorgungseinrichtungen 2. Kg. 20, 20; 2. Chr. 32, 1 -4; ferner Jes. 22, 8- 1 1 ; Sir 48, 17. 11 Vgl. bes. 2. Chr. 3 1 . 1 2 Bereits vorher hatte Jehu (84 1 -8 1 4 König in Israel) eine ähnl iche Politik gegen die "Baalsverehrer" betrieben, und auch hier hatte die Religion eine eminent politische Funktion gegen die Dynastie Achabs, 2. Kg. 10,1 8-27. 13 So äußert sich auch Hiskija in seinem Gebet 2. Kg. 1 9, 1 5- 1 9: Zwar hat Sancherib Uber die anderen Götter gesiegt, aber Jahwe ist ja etwas Besonderes !
161
Anmerkungen 20 Vgl. B. Oded ( 1977), S. 453f. 2 1 Nah. 3, 8- 1 0. II
Den Eindruck, den diese Eroberung auf die Zeitgenossen, insbesondere bei den Un tertanen der Assyrer gemacht haben mag, zeigt der Text des Propheten Nahum, bes. 2, 2 bis 3, 1 9, später als geradezu exemplarisches Schicksal einer hybriden Großmacht ge deutet, vgl. den Nahum-Kommentar 4Q pNah 4 (bezogen auf die Kittäer - Römer bzw. Griechen). 2) 2. Kg. 22-23, 30; 2. Chr. 34-35; vgl. Sir 49, 1 -4. In seine Zeit fll l lt das Auftreten der Propheten Jeremia, Zephania und Nahum. 24 Die in der Forschung umstrittenen Einzelheiten können an dieser Stelle auf sich beruhen. . 15 Dazu bes. Nahum und Zephania 1 , 8; 2, 4ff. 26 Instruktiv hier das "TrostbuchuJeremia 30-3 1 . 27 2. Kg. 22, 8; ebenso 2. Chr. 34, 1 4. 28 Vgl. die Prophezeiung Jahwes bei Zeph. 1 , 5: Ausrotten will'ich: c:ho:J lJ'lI:JIIIJn)n);'o, o'lI:JIII:I.' c'11'1l1l11on nlt1 c'oilln lt:JlIo, n1ll,,-o,li c'1nnlllon nlt: das letzte Wort deutete LXX als Ku�a �ou PUOlAEWS uiJ � iil v Zephania prangert aber eher den Schwur beim Nachbargott Milkom an (also zu punktieren: c·!)o,o:il). 29 Zur politischen Funktion von "Büchern" auch 2. Makk. 2, l ff., bes. 1 3 - 1 6. 10 Die Ausgrabungen Tell Arad und dort gefundene Ostraka weisen auf griechische Söldner h in: Die Proviantierungs-Anweisungen an die dafür zustllndige Person (:Jw,o,lt) betreffen auch die c'n:J, die KitUler; da dieser Begriff allerdings nicht mit Sicherheit auf Griechen allgemein zu beziehen ist, sind nur Vermutungen möglich; die Ostraka bei 1. RenzlW. Rölling (1 995), 353ff. . l' Zu den Fragestellungen, die mit dieser Reform verbunden sind, B. Oded ( 1 977), S. 458ff. . �2 Daß die Reform nicht ohne Widerstand durchgefllhrt wurde, ist von vornherein wahr scheinlich und durch Hinweise in der Bibel auch belegt, vgl. B. Oded ( 1 977), S. 4 6 1 . Dafllr spricht auch die merkwOrdige Hulda-Episode 2. Kg. 22, 1 1 -20; 2. Chr. 3 4 , 22-28. 33 Der Chronist nennt lediglich das Verhalten der "FOrsten, der Priester" und des Volkes (nach dem hebräischen Text) bzw. der "Angesehenen Judas", der Priester und des Vol kes des Landes (nach der LXX) treulos und "nach Art der Greuel der Heiden" (Cl'lm m:ll7n ; PIiEA.iJy�u�u �iilv E9vwv), 2. Chr. 36, 14. Damit meint er aber, daß sie sich nicht an die Boten Jahwes, die Propheten, hielten. 3' 2. Kg: 23, 29 spricht von einem Zug Nechos gegen (',11) Assur, während Jos. an!. 1 0, 74 (wahrscheinlich richtiger) von einer Hilfeleistung gegen das neu aufstrebende baby lonische Reich spricht (vgl. auch LXX btl pucrlHu 'AcrcrUplWV). J5 J. A. Soggin (-1 99 1 ), S. 1 83. 3 6 Man weiß freilich wenig von den Zurückgebliebenen; vgl. dazu die Ausfllhrungen von B.Oded ( 1 977), S. 476ff. J7 Ez. 1 , 3; 3, 1 5'. 18 Jer. 29, 5ff. . 19 Zu den ihn betreffenden babylonischen Quellen vgl. E. Weidner, ( 1 939), S. 923 ff. 40 Ez. 1 , 2 datiert "dies war das fllnfte Jahr der Verbannung (n,'?l'?, �ijs UiX�UA.WcrlUS) des Königs Jojachin". JI Der Tempel spielt nicht von ungefllh r eine zentrale Rolle im Buch des Ezechiel, Kap. 40-48. 41 Bes. Ez. 44-6; Jes. 56, 2-4; 58, 1 3 ; vgl. Jes. 40-55. 413 Vgl. B. Oded ( 1 977), S. 485f. ,
1 62
" F. Harper ( 1 892- 1 9 14), S. 633. Zu den Juden in Babylonien vgl. E. B ickerman ( 1 984) S. 347-3 5 7 .
4S
Sicher i s t s i e v o r Kambyses Eroberung Ägyptens (525) gegründet worden, w i e aus
dem Papyrus Cowley 30, Z. 13 hervorgeht; Aristeas 13 nennt den ägyptischen König
Psammetich, der auf j üdische Söldner zurückgrifT; man darf davon ausgehen, daß Psammetich I (664-609) gemeint ist; vgl. B . Porten ( 1 968), S . 8fT. ; P. Scharer ( 1 997), S.
262, Anm. 3 . Vgl. etwa den "Kyros-Zylinder" ANET, S . 3 1 6. Demzufolge galt Kyros, n icht n u r i n
46
griech ischen, sondern auch jüdischen Quellen als der gute König schlechthin, vgl. dazu
J. Wiesehöfer ( 1 998), S. 7 1 fT.
" Hdt. 3 , 88- 1 1 7 .
48 So kann man aus Angaben bei Eus. chron. anno Abr.
1 657 schließen, die mit dem ar
chäologischen Befund in Einklang gebracht werden können: D. Barag ( 1 966), S. 6- 1 2.
49 Das Buch Esther im Alten Testament und Jos.
1 63
Anmerkungen
Anmerkungen
62
Esr. 4, 1 -5 ; 3 Esr. 5, 63-7 1 . Die Begründung filr die Ablehnung von Hilfe: "Keines ·;wegs steht es euch und uns zu, zusammen unserem Goll ein Haus zu bauen". ' Neh. 2, 1 1 -3 ; 32.
i63 .64 Vgl. besonders Neh.
5 , 1 - 1 3: Nehemia ist mit jüdischen Klagen konfrontiert wie mit
·.solchen über die hohen Abgaben an den König oder Versehuldung. Neh. 1 3 .
,65
66
So kehrte et nach Abschluß der ersten Mission zum König Artaxerxes zurück, um
Iwenig spater eine zweite Mission wegen zahlreicher Gesetzesübertretungen in Jerusa. lern anzutreten, Neh. 1 3, 6.
67 V gl. besonders die zeitgenössischen Propheten Haggai und Sacharja. . 68 Vgl. Esr. 4 ; Jos. ant. 1 1 , 297-347 verlegt die Trennung, historisch sicher falsch, in die
.Zeit der Eroberung Palastinas durch Alexander.
,69 Zu
dieser Kolonie, ihrer Entstehung und Organisation, ihren Aufgaben und Proble
rung des Buches vgl. M. Dekor ( 1 989), S. 3 52-384, hier: 36 5f.
,men vgl. [seit E. Meyer ( 1 9 1 2)] i nsbesondere die Sammlungen und Forschungen von B . , Porten ( 1 968);
" Jos. ant. 1 1 , 302ff.
. Iing ( 1 953).
der" findet sich eine bemerkenswerte EntSprechung in der Formulierung: "Er (Marduk)
:70 Cowley 39, Z.
50 Jos. ant.
ant. 1 1 , 1 84-296 (Kap. 6). Zur Datie
Cowley ( 1 923
1 1 , 297-30 1 .
52 Jes. 44, 28; 4 5 ,
1 -6; Vgl. die Ausschmückung bei Jos. ant. 1 1 , 1-7. Im "Kyros-Zylin
suchte einen gerechten Herrscher nach seinem Herzen, er faßte ihn mit seiner Hand,
etc." [Übers. Wiesehöfer ( 1 998) S. 75].
53
I . Makk. 8 ; dazu unten S . 83fT.
" So der Titel eines Aufsatzes von P. Frei ( 1 984), S. 7-43; ders. ( 1 995), S. 1 -3 5 . Vgl. H . G. Kippenberg ( 1 99 1 ), S . 1 82, der l ieber v o n "Reichssanktionierung" sprechen möchte.
S5 J. Wiesehöfer ( 1 984), S. 36-46.
Dabei orientiert sich Wiesehöfer an den von Frei rur
seine These herangezogenen Fallstudien.
56 Die "persische Zeit" des Judentums ist viel diskutiert worden, und man ist auch heute
noch in der Forschung weit von einer einheit I icheri Meinung entfernt. Für unsere Frage
·
i m Stich und etwas Schadl iches wurde [nicht] an uns gefunden"
. (]? n::lnlOM (M?I ?:mD 0l1')D1 1P:l1D M? pn:lM).
71 Cowley 30, Z. 25 ist die Rede von Speiseopfer (MmD, Fehler rur MnmIJ), Weihrauch
'(MnJ1:l?) und 8randopfer (Mm?l1),
- dazu die umsichtige Analyse von P. Scharer ( 1 997), S . 1 30fT.
72 S o etwa von den Samaritanern bei Esr. 4, 1 1 - 1 6 in einem Brief an ·Artaxerxes,
('to
ßCXOlAlKOV) gesprochen wird. Ferner Esr. 6, 1 4 (n?M Ol1� und 1ZI..,1::l Ol1�; Befehl des
Kyros). Über die Frage gibt es eine lebhafte Forschungsdiskussion; richtig bei J. Wiese
Worte Hamans an König Achaschwerosch, Esther 3, 8 f. : Jud,
Königs nicht (o'n,; aramaisch emph. Mn,). Diese Vorwürfe werden den Juden auch in
. griechischer und römischer Zeit gemacht, vgl. E. Baltrusch ( 1 998b), S . 405-423 .
73 Vgl. B. Porten ( 1984), S. 385fT.
" Der Berichl' Jos. ant. 1 1 , 8 (304-347), so legendenhaft er ausgeschmückt sein mag,
behandelt die Loyalitat der Juden: Alexander, so schreibt Josephus, schickte einen Brief
·
mit der B itte um CjllA.\.CX an den Hohepriester ( 1 1 , 3 1 7), doch dieser verweist auf den mit
dem Perserkönig abgeschlossenen Vertrag der Juden (ÖpKOl), der sie zur Loyalität ver
58 3 . Esr. 6, 30 und Esr. 6, 1 0; vgl. auch Jer. 29, 7; Bar. 1 , 1 0f. ; ahnlieh die Erklärung
pflichte, solange der König unter den Lebenden weile ( l i , 3 1 8) ; bei dieser Darstellung
Jedonias, des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde zu Elephantine, an Bagohi, den
siert, wie auch die betroffenen Juden wußten; eine Art "Reichsgesetz" hier zu vermuten,
wäre verfehlt. 59 So Esr. 7, 25f, wahrend das Gesetz aus Juda und Jerusalem al lein stammt, 7, 1 4 .
60
So in Neh. 8, I bezeichnet; vgl. auch 1 3, 1 . Die Bedeutung eines solchen Gesetzbu
ches auch fil r die Abwehr von EingrifTsversuchen seitens der herrschenden Könige er
hel l t
Z.
B. aus 3. Makk. I , 12 (Ptolemaios IV Philopator wollte nach jüdischer Überlie
ferung den Tempel betreten). 61 Hierhin gehören die abgrenzenden E lemente des Gesetzgebungswerkes (bes. das Ver bot der M ischehe), etwa Esr. 9f.; Neh. 1 3.
in wei
wird, keine Steuern und Abgilben mehr erhalten, daß er Schaden erleiden und überhaupt seines Anteils ,jenseits des Stromes" verlustig gehen werde. Ähnlich die (fiktiven)
höfer ( 1 995), S. 37fT. ; anders P. Frei ( 1 984), S. 20f; S. 5 1 fT.
Statthalter von Juda Pap. Cowley ( 1 923), 30, S. 25f. Daran allein ist der König interes
<1'::lI)
chem dem König warnend prophezeit wird, daß er, wenn Jerusalem wieder aufgebaut
der Perserzeit rUr die innerjüdische Entwicklung überhaupt leugnen - etwa J. C. H. Le heißt es griech. wie aram . ; vielleicht noch deutlicher die Trennung beider
wahrend in dem staatlichen "Memorandum"
: Ietzteres (namlich das Ganzopfer, Mm?l1) bewußt ausgespart ist, Cowley 32, Z. 9. Vgl.
zug auf die Authentizitat der persischen Verfilgungen in den aillestamentarischen
S7 Esr. 7, 26
14; 3 1 , Z. 1 3 mit Bezug auf Kambyses, zur unbedingten Loyalität 27,
Z. I f. : "Als die agyptischen Abteilungen rebellierten, ließen wir unsere S tellungen nicht
Schriften) und religiösen Probleme einzugehen; extreme Positionen, die eine Bedeutung
Gesetze in 3. Esr. 24, wo vom "Gesetz deines GOlles und dem königlichen Gesetz"
G. Krae
mit der Entstehung des Antisemitismus in der Aritike
untersuchen di\! Dokumente Z. Yavetz ( 1 997), S. 53-63; P. Scharer ( 1 997), S. 1 2 1 - 1 3 5.
stellung ist es auch nicht notwendig, auf die chronologischen, sachlichen (etwa in Be
bram ( 1 987), S. 1 03 - 1 38; G. Garbini ( 1 986), S. 208ff. - konnten sich nicht durchsetzen.
) (mit Übers. urid Komm.; nach d ieser Ausgabe zitiere i ch); E.
Im Zusammerihang
handelt es sich zweifellos u m ein wichtiges Dokument jüdischen Selbstverständnisses,
, das, wie die Dokumente Cowley 27 und 3 0 aus Elephantine zeigen, gut in die persische ·
Epoche paßt, auch wenn der gesamte Bericht sonst nicht historisch sein sollte.
75 Vgl. auch Z.'Yavetz ( 1 997), S. 54 76 Jos. ant. 1 1 , 297fT. 77 K. Gal l ing ( 1 964), S. 1 52 .78 N icht umsonst dis kutiert eine (allerdings erheblich spätere) jüdische Quelle ein an
gebliches Streitgespräch bei König Dareios darüber, wer oder was die größte Macht auf Erden habe; einer der drei Teil nehmer nennt dabei den König, vgl. 3. Esr. 4, 1 - 12; Jos. \
1 64
Anmerkungen
ant. 1 1 , 33-63 (die beiden anderen, unter ihnen Zerubabel, den Wein, die Frauen und die Wahrheit). 79 Vgl. z.B. auch l . Kg. 1 8, 20ff. zu Elija und den Propheten Baals: die fremden Götter, wie der tyrische Baal, kommen aufgrund der auswärtigen Begeisterung ins Land - weist man sie aus und stutzt sich nur auf Jahwe, sichert man Selbstbestimmung und Autono mie. 11. I
"Alle sol lten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben"
Das Zitat stammt aus dem berUhmten Dekret des seleukidischen Königs Antiochos IV, in dem er die AusUbung der jUdischen Religion verbot, Uberliefert bei I. Makk. I , 41 f.: Elvcn 1teXv'tae; Eie; Aaov Eva Kat E'YKa'taAl1tElV EKaa'tov 'tCx V0l-lll-la amou wird als BegrUndung dieses Dekretes gegeben. 2 Hellenismus gilt als Epochenbegriff, seit ihn Johann Gustav Droysen (als Vermi schung des abendländischen und morgenländischen Lebens) geprägt hatte, vgl. bes. R. Bichler ( 1 983). Er ist also in dieser Verbindung ein moderner Begriff, fUr den die An tike gar keine Entsprechung hatte. Dem Hellenismus wohnte zwar kein missionarischer anderen Kulturen und Religionen gegenUber intoleranter Eifer inne, aber dennoch ware� sich die Grieche!} sehr wohl des Wertes, der z. B .. in verwandten Begriffen wie 'tCx 'EUi]vlKa lag, bewußt. In SEG 38, 1 227 z. B. verweisen die Könige von Athamanien ausdrUcklieh auf ihre Verwandtschaft mit Griechen/Hellenen; ferner OGIS 234 (aus dem Jahre 20211 : "wUrdig der Hel lenen", "verwandt mit Hellenen"); Syl1.3 590 (Ver" dienst gegenUber den Hellenen) usw. Die jUdische Literatur kannte bereits den Begriff und setzte ihn ausdrUcklieh von seinem GegenstUck Judaismos ab: 2. Makk. 4, 1 3 ; 6, 8; 1 1 , 24; Jos. ant. 12, 363. Vgl. auch Aposteigeseh. 6, I ; 9, 29. Dazu unten. J Immerhin finden wir Andeutungen in den Quellen, daß es mit den Samaritanern Pro bleme gab: Curtius Rufus 4, 8, 34, 9- 1 1 ; Jos. c. Ap. 2, 43; ant. 1 1 , 340ff.; zum Ganzen vgl. V. Tcherikover ( 1 959), S. 42-49. Ausgrabungen in Samaria und Sichem scheinen die Konflikte zu bestätigen, M. Stern 1 ( 1 974), S. 449. Manche vorsichtige Formulie rung in judischen Quellen (Dan. 1 1 , 3; I. Makk. I, 1 -7, bes. 3: Kai E1ti]pell i] Kapoia au'tou) werfen auch Schatten auf das Verhältnis Alexanders zu den Juden. , Jos. c. Ap. 1 , 2 1 4 (zu Hieronymos von Kardia). 5 Besonders Jos. ant. 1 1 , 304-347 zu Alexanders Aufenthalt in Jerusalem zu seinem Kniefall vor dem Hohepriester, zu den Beziehungen zu den Samaritanern u :s.w. Rabbi nische Texte malen diese Legenden aus, z. B. Megillat Taanit 22; Leviticus Rabba c. l 3 . Daneben gibt es auch samaritanische Quellenstucke mit natUrlieh anderem Tenor, vgl. J. Derenbourg ( 1 867), S. 4 1 -44. Es ist insbesondere das Verdienst von V. Tcherikover ( 1 959), S. 4 1 -50, den Legeridencharakter endgUltig enttarnt zu haben. Zur Forschungs geschichte J. Seibert ( 1 994), S. 1 03- 107. Zu Alexanders Feldzug und Palästina insge samt M. Hengel ( 1 989),S. 35-45. 6 Dazu M. Hengel ( 1 989), S. 45-52. 7 Dazu H. Hegemann ( 1 989), S. 1 1 5- 1 66. 8 Dazu unten. 9 Vgl. dazu V. Tcherikover ( 1 959), S. 52-73; ders. ( 1 957), S. 1 -48; M. Hengel ( 1 989), S. 52-72, 10 Die Geschichte der Familie der Tobiaden bei Jos, ant. 1 2, 4 ( 1 54-236) in bunter, le gendenhafter. AusschmUckung; vgJ, zu den Tobiaden zuletzt D. Gera ( 1 998). Die Quel lenl age zur ptolemäischen Zeit des Judentums ist ohnehin disparat und z. T. historisch schwer zu Uberprufen. Besonders wichtig sind die "Zenon-Papyri": 1 9 1 5 wurden im
Anmerkungen
165
. Fayyum mehr ·als 2000 Dokumente entdeckt, die von Zenon, einem Gutsverwalter und Helfer des Dioketeten Apollonius, fUr die Jahre 260-246 v, Chr. archiviert worden sind. , Etwa 40 von diesen beziehen sich auf die Verhältnisse in Syrien/Palästina, das Zenon , im Auftrage seines Chefs in den Jahren 259/8 v. Chr. bereist hatte; sie sind herausgegeben, Ubersetzt und kommentiert von V. Tcherikover/A. Fuks I, ( 1 957) (mit der EinfUh rung zur ptolemäischen Zeit S. 1-48). Legendär ist zwar auch das 3. M akkabäerbuch, das Ptolemaios IV Philopator (221 -205 v. Chr.) massive Aktionen gegen das Judentum als Ganzes unterstellt; es muß aber auch in Betracht gezogen werden, wenn es um das Verhältnis zwischen Juden und Ptolemäern geht. Weiter ist der "Brief des Aristeas". heranzuziehen, der Uber die Übersetzung der hebräischen Bibel ins Griechische "infor , miert". Aristeas ist ein unter griechischem Pseudonym schreibender jUdischer Autor, wohl des 2. Jahrhunderts v, Chr. In dem Pamphlet ist auch ein Brief des Königs Ptole, maios 11 an den jUdischen Hohepriester Eleazar aufgenommen (Arist. 35-40), in dem von weiteren Wohltaten des Königs den Juden gegenUber die Rede ist; Jos. ant. 12, 1 1 1 1 8 hat diesen. Brief des Aristeas ausfUhrlieh ausgeschrieben. 11 Zum Ablauf der Ereignisse G. Hölbl ( 1 994), S. 1 1 1 ff, ; 1 2 1 ff.; M. Hengel ( 1 989), S. 63ff.; D. Gera ( 1 998), S. 20-34. 12 Nicht also als Polis, Tempelland, Dynastie: J, Pastor ( 1 997), S. 4 1 ff. 1 3 Das Steuersystem im einzelnen ist uns nicht bekannt; bei Jos. ant. 12, 143 werden be sonders die Kopfsteuer, die Kranzsteuer und wohl auch die Salzsteuer erwähnt; (vgl. auch FN 1 8) . . " So in Phrygien: Jos.ant. 12, 147- 1 53 der ,,zeuxis-Brier'. 15 Der Brief ist wörtlich ausgeschrieben bei Jos. ant. 1 2, 1 38- 144 , Behandelt wurde er ausfilhrlich, bes. von E. Bickerman ( 1 935), S. 4-35; vgl. auch E. Täubler ( 1 946/47), S, 1 -30; 1 25 - 137; 240-263; F.-M. Abel ( 1 952), S. 88-93; V. Tcherikover ( 1 959), S. 76-84; M, Hengel ( l 9�8), S. 1 5 f ; ders., ( 1 989), S. 72-74; E. Will/C. Orrieux ( 1 986), S. 97- 1 03; H, G. Kippenberg ( 1 99 1 ), S. 1 83-1 86; auch von J.-D. Gauger ( 1 977), wird passim auf dieses Dokument Bezug genommen, auch wenn im Mittelpunkt von Teil A des Buches das Zeuxis-Dokument Jos. ant. 12, 148- 1 53 steht. . 16 In den sCh Qn erwähnten "Syrischen Kriegen" Nummer 4 (2 1 9-2 1 7 v, ehr.) und 5 (202- 1 95 �. Chr.), vgl. dazu im Einzelnen M. Hengel (1 988), S. 1 1 - 1 6 mit allen Quel len- und Llteniturangaben. 17 Zur Politik des Königs gegenUber der Bevölkerung Syriens und Phönikiens in den Kriegswirren vgl. die Hefzibah-Inschrift (Dokumente 202-195 v, Chr.) bei y, Landau ( 1 966), S. 54-70, Außerdem T. Fischer ( 1 979), S. 1 3 1 -8; J. M. Bertrand (1982), S, 1 6774. SEG 29 ( 1 979), Nr. 1 6 1 3 und 1 808, Zur Politik des Königs gegenUber Kleinasien vgl. die neue, weiterfUhrende Arbeit von J, Ma ( 1 999), mit einem epigraphischen Dos sier im Anhang. Als vergleichbar unserem Brief sei besonders auf die Sardes-Inschrif ten 1 -3 (S. 284-288) und die Dokumente von Amyzon .5 - 1 4 (S, 292-304) verwiesen; vgl. ferner p, p authier ( 1 989), S. 1 3-45 (besonders S, 25: "L'example qui cc\aire le mieux I'inscription de Sardes est celui de Jcrusalem en 200"); K. BringmannlH. v. Steuben ( 1 995), Nr. 260, S. 298-300 zu Sardes, 1 8 Genannt sind bei Jos. ant. 12, 142 offensichtlich die Kopf-,. Kranz- und auch die Salz steuer (uberlieJerter Text allerdings: Kai 'tou 1tEpi 'twv iiAAWV stall des wohl richtige ren 'twv eXAWV). Dazu Tcherikover ( 1 959), S, 82 und 438, Anm. 1 17, 1 9 Zum Inhalt der 1tCt.'tPlOl V0l-l0l V , Tcherikover (1 959), S. 8 1 f; und jetzt besonders H. G, Kippenberg ( 1 99 1 ), S. 179-2 1 7; B. Schröder ( 1 996). 20 So auch E. Will/C. Orrieux ( 1 990), S, 1 00: "Reconnaitre les pa/rio; nomoi juifs, c'etait, implicement, renoncer au culte dynastique". 2 \ Jos. ant. 1 2, 145f: das Strafmaß beträgt 3000 Drachmen an die Priester,
1 66
22 Einen Lobgesang auf ihn stimmte Ben Sira 50,
1 -2 1 an; dieser Simon der Gerechte
wird bAbot 2 als einer der letzten der großen Synode (il?1'Jil nOJ::l) bezeIchnet; er habe gesagt: .,Auf drei Dingen steht die Welt (0?111il): a u f der Thora, auf dem Gottes
dienst (il'1:J11) und auf den Liebeswerken
(o',on m?'�J)."
1 67
Anmerkungen
Anmerkungen
Wenn es sich hier um Si
Alexandre et les Lagides avaient suivi la meme ligne de conduite en concedant aux Juifs
la l iberte de vivre eonformement aux lois de leurs peres". Hervorzuheben ist dabei al lerdings, daß die persische Autonomiegarantie auf Gegenseitigkeit, die hellenistische
auf einseitiger Gewährung beruhte.
0 Insofern wird ein solches Religionsverbot im eigentlichen Sinne als "tl]V 7tOAl"tEiav "twv 'Iouöaiiov Ka"taA UOaL ("die politische Ordnung, Verfassung der Juden aufzulö
mon 11 handelt, dann wird daraus deutlich, welche Gruppe von den Ptolemäern abge
'
I . Maki<. 2, 1 5-28. " I . Maki<. I , 4 1 f. ; das Edikt 4 1 -5 1 formuliert ausdrtickl ich, das (väterl iche) Gesetz zu
sen") aufzufassen sein, so formuliert jedenfalls 4 . Maki<. 1 7, 9 mit Bezug auf die mak
fallen und zu Antiochos 111 übergelaufen war.
2J
vergessen und alles bisher gültige Recht auszutauschen: E1tLAageo9aL "tou v6fJ.ou Kat
aAAac,aL 7tav"ta "tCx ölKalWfJ.a"ta 2. Maki<. 6, 1 - 1 2 über die Folgen des Ediktes. 25
Für die makkabäische Auseinandersetzung mit Antiochos IV gIlt das ohnehm;
.
m
frü
herer Zeit wurden aber erhebliche Zweifel an der Echtheit des oben besprochenen Brie
fes des Antiochos 1II geäußert (bes. H. W i l lrich ( 1 924), S . 1 8 ff.), die jedoch von der
sorgf'J ltigen Analyse E. Bickermans ( 1 935), S. 4 fT., widerlegt werden konnten, auch weil sich viele Parallelen in der hellenistischen Welt zu den einzelnen Klauseln finden ließen. J . -D. Gauger ( 1 977), S. 1 - 1 5 1 diskutiert v. a. die Zeuxis-Urkunde (Jos. ant. 12, 1 4 7 - 1 53).
26
So E. Schürer ( 1 973), S. 1 47f.; vgl. aber auch H. Bengtson ( 1 960), S. 482. Bei Tac.
hist. 5, 8, 2 heißt es: rex Antiochus demere superslilionem el mores Graecorum dare
adnisus, quo minus laelerrimam gentem in melius mularel, Parlhorum bello prohibilus est ähnlich schon bei Diod. 34/3 5 , I , 3. Hierher gehört auch die Uberlegung, daß An
tio�hos IV über den Kult des Zeus Olympios sein Reich vereinheitlichen wollte, nach Dan. 1 1 , 3 7 -39.
27
E. B ickerman ( 1 937), S. 1 1 7- 1 3 6 ; ihm folgte M. Hengel ( 1 988), bes. S . 464-570; vgl.
auch V. Tcherikover ( 1 959), S. 1 52-203; dazu E. Will/C. Orrieux ( 1 986), S . 1 1 3 - 1 75; Z. Yavetz ( 1 997), S. 82 ff. . " K. Bringmann ( 1 983), bes. S. 1 1 1 - 1 4 0, meinte, daß Antiochos Menelaos, den von Ihm
ernannten Hohepriester, nicht fallen lassen konnte. Damit hat Bringmann v. a. die althi
storische Forschung sehr beeinflußt; ähnlich auch M. Sommer (2000), S . 75f. Allerdings
hat er auch massive Kritik herausgefordert, die ihm (wohl zu Recht) vorhielt, mit einer
"betont säkulare(n) Schau der Geschichte" das religiöse
Element
im Judentum
unterschätzt und damit nicht dem Verständnis gedient zu haben, M. Hengel ( 1 996), S. 282f. mit Anm. 74 und weiteren kritischen Äußerungen zu Bringmanns These. 29
Gemeint ist hier natürlich der berühmte ..Tag von Eleusis" 1 6 8 : E. Gruen ( 1 993), S .
238-264. 30 A ufgrund von Polyb. 26, I . 31 32
J. A . Goldstein ( 1 976), S . 1 04 - 1 60; ders. ( 1 983), S . 1 04- 1 1 2 .
.
F. Miliar ( 1 978), S. 1 6 f. ; ähnlich D. Gera ( 1 998), S. 229: ..At present it seems best to
acknowledge our inability to resolve this knotty problem."
)) H . -J . Gehrke/B. Funck ( 1 996), S . 5 .
" Vgl. dazu oben S. 3 3 f. 3 5 Dazu oben S . 33. 36
J7
Wie man am Beispiel Elephantine hat sehen können, oben S. 3 5 fT. Esra 7, 26 und oben S. 33.
38
M i t den tatsäch lichen Veränderungen durch die Politik A lexanders befaßt s i ch eine
39
Diesen fundamentalen Unterschied zwischen persischer und hel lenistischer Herr
demnächst erscheinende Studie von Chr. Mi leta, Der König und sein Land.
kabäischen Märtyrer (Greis und Mutter der 7 Söhne), die der Gewalt des Tyrannen ent
gegentraten, ,ais er .. die Verfassung der Hebräer auflösen wollte; vgl. Philo, Quod omnis
fiber probus öil 9 1 .
" S i e wurden schon von Alexander in beträchtlicher Zahl gegründet, Plut. mor. 328e nennt die Za/II 70. Die umfassendste Untersuchung von Alexanders Stadtgründungstä · tigkeit noch .immer V. Tchei"ikover, Die hellenistischen Sltidlegründungen von Alexan
der dem Gr9ßen bis auf die Römerzeil, Philologus Suppl. 1 9 , I ( 1 927). Zur For schungslage J. Seibert ( 1 994), S. 1 79fT. Die Nachfolger Alexanders setzten diese Pol itik fort. In den hellenistischen Reichen filllten Städte vielf'J ltige Funktionen aus: Sie dien
ten (natorlic�) zur m i l itärischen Sicherung i n schwer kontroll ierbaren Regionen, als Handelsplä�, übernahmen Verwaltungsaufgaben, versorgten Veteranen, verbreiteten
die griechische Sprache und Lebensweise, brachten verschiedene Volksgruppen zuein
ander. All da$ hatte natürlich auch auf die jüdische Religion einen Einfluß. " Siehe obe n S. 42.
" Jerusalem hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einige Bedeutung filr die Verwaltung als Verpflegungsstation, wie aus den Listen CPJ 1 2 hervorgeht: Mit seinem Namen wird
die Ausgabe einer bestimmten Menge an Getreide verbunden. H Dieses Bild bei M. Hengel ( 1 996), S. 2 8 1 f.
H Vgl. die Papyri der Sektion 1 (.. Jews of Palestine in the Zenon Papyri") bei V. Tche rikover/A. Fuks ( 1 9 5 7), 1, S. 1 1 5- 13 0 (Nr. 1 -6). Zu den Briefen des Tobias
S.
unten.
Zu der unter hellen istischem Einfluß entstandenen Dichotomie zwischen arm und
reich äußert� sich um 1 90 v . Chr. herum Ben Sira 1 3 , 2-5; 1 8-20, wo die Frage gestellt
'6
wird'
"tie;
Welchen Frieden kann es zwischen dem Reichen und dem. Armen geben?" (Kat 7tpOe; 7ttve"ta;); noch etwas früher (ca. 270-220 v. Chr. meint M.
�l�Ttvl1 ltAouoi
Hengel ( 1 988), S. 2 1 3) KoheletlEcclesiastes 5, 7 : .. Wenn du falsche Beschuldigung des Armen und Entfernung von Gericht und Gerechtigkeit im Lande siehst, wundere dich nicht dartiber: Ein Hoher wacht über einem Hohen und Hohe wieder über sie":
Das letzte StUck Oil'?l1 0'il:JJ1 �1lJ n:JJ ?11� il:JJ (LXX: Ö"tl U'Vl1AOc; E7t<XVOl U'Vl1-
AOU qlUAac,al Kat U'Vl1Aot E7t' all"tOue;) ist auf die ptolemäische Verwaltungspraxis zu beziehen.
" Der Erfolg solcher ..Globalisierung" wurde schon damals (da hat sich nicht viel geän dert bis heute) vermerkt: Jos. ant. 1 2, 224 sagt zum Tode Josephs des Tobiaden, daß er nach 22 Jahren Verantwortung filr die Steuern das Volk der Juden eK 7t"tOlXEiae; Kat
7tpawa"tOlv äa9EvwV Eie; AafJ.7tpo"tEpae; aqlopfJ.Cr.e; "tOU ßiou Ka"tao"tTtoae;, womit also
die materiellen Vortei l e dieser international isierten Politik als im nationalen jüdischen Interesse l iegend beschrieben werden.
" I . Maki<. I, 1 1 : Die uiot 7tapaVOllol (das heißt die ..Gesetzesübertreter") zogen aus
und überzeugten viele, daß man internationale Kontakte knüpfen müsse, wenn man
nicht, wie in: der Vergangenheit, weiter unter den Nachteilen der Abgrenzung leiden
schaft über Judäa übersieht etwa F.-M. Abel ( 1 952), S. 9 1 , der im Gegenteil die Konti
wolle: 7t0pEu9wfJ.ev Kai öla9wfJ.e9a Öta9"K'lV fJ.E"tCr. "twv E9vwv "twv KUKA!(l ;'fJ.wv, ön aql' i1e; EXOlpl0911fJ.Ev a7t' au'twv, eupEv l]fJ.&e; KaKCx 7tOna ("wir wollen hingehen
d ' Artaxerxes 1I et apporte iI Jerusalem par Esdras en 459. Entre ces deux epoques,
ben, traf uns
nuität betont: "La charte d'Antiochos le Grand renouvelait en somme I'edit emanant
und uns mit den Völ kern ringsum verbinden, denn seit wir uns von ihnen getrennt ha
r iel Unheil").
1 68
Anmerkungen
'· 2. Makk. 4, 7ff. : Jason, der Bruder des Hohepriesters Onias, erbat von dem neuen se leukidischen König Antiochos [V ein Gymnasion, ein Ephebeion sowie "tou<; Ev 'IEpo OOAUlJ.0l<; 'AV"tlOXEl<; avaYPUljI(n. Heißt das: die Erfassung der Antiochener in Jeru salem? Vgl. auch 1 . Makk. [, 1 3 f. ; Jos. ant. [ 2, 240f. Das Ziel war also die "Verwand lung des jOd ischen Ethnos bzw. des Tempelstaates von Jerusalem in eine griechische Polis", M. Hengel (! 988), S. 138; Ober die Interpretation der Formulierung gab und gibt es (Forschungs-)Streit z. B. zwischen V. Tcherikover (z. B. ([ 959), S. 160- 1 70) und E. Bickerman « 1 937), S. 59-65), die den in Rede stehenden Satz jeweils nach ihrer Ausle gung übersetzten (heißt es: "die Antiochener in Jerusalem aufzuzeichnen" oder das Volk von Jerusalem als Antiochener aufzuzeichnen"?). Z. Yavetz 1997), S. 86f., gl �� bt, daß nur die Oberstadt, die Akra umgetaufi wurde. Daß bereits die Teilnahme einer Jeru salemer Delegation an den Feierlichkeiten in Tyros 175 zeigt, daß Jerusalem als Polis anerkannt war, hat K. Bringmann (1 983), S. 84-92, zu Recht geltend gemacht. Vgl. auch E. Will/C. Orrieux (1 986), S. 1 1 7-1 19. E. Gruen (1 993), S. 24 1 , glaubt gleichfalls nicht an eine komplette Adaption aller mit einer Polis verbundenen Institutionen in Je rusalem. �o 2. Makk. 4, 22. Für V. Tcherikover ( 1 959), konstitutierte dieser Besuch des Königs und neuen Ktistes (Stadtgründers) offiziell die Polis; so attraktiv diese Interpretation ist, so überzeugend ist durch K. Bringmann ( 1 983), S. 88ff., nachgewiesen, daß bereits 175 die Konstituierung als Polis erfolgt sein muß. � I Vgl: zum Thema auch L. Feldman ( 1 993), S. 45-83. 2 � Vgl. Inschr. v. Priene 108 (Ehrenbeschluß f ur Moschion von Rat und Volk): Alle Be wolmer der Stadt haben Zeugnis über Moschions Wohltaten abgelegt (lilalJ.ap"tvpov -. lJ.€VT]v); die Einladung aller: h:UAEOEV E7tl yAVKl0lJ.0V "tou<; "tE "t&v ltOAl"tUlV uwu<; Kal "tou<; ltoAi"ta<; ltuv"ta<; Kal ltapOlKOV<; Kat SEvOV<; Kat ESEAEV9EPOV<; Kat OlKE"ta<; etc (zur Verköstigung wurden eingeladen die BUrgersöhne, alle Bürger, Beiwohner, Fremde, Freigelassene und Bedienstete). Opferpandlungen und Geschenke waren Teil dieser Veranstaltungen. AusdrOcklich wird in dem Beschluß betont, daß Moschion Gä ste "Und Beiwohner nicht von seinen Gaben zurückstehen lassen wollte und daß er peni bel auf die Einhaltung des Kultes Wert legte. �J Inschr. von Priene 109. ,. 2. Makk. 4, 1 8f. Daß die Juden daran teilnahmen, war ihre Pflicht als Politen; daß sie Gewissensbisse hatten, ergibt sich aus dem Zwiespalt auch der hellenisierten Juden, zwar Politen sein, aber nicht vom Judentum abfallen zu wollen; daß sie schließlich das mitgebrachte Geld nicht fur das Herakles-Opfer, sondern fur ein anderes öffentliches, aber unverdächtiges Projekt (Schiffsbau) aufwenden, machte ihre Sonderstellung publik und suspekt - obwohl sie doch zur Integration entschlossen waren. Den Griechen in Ty ros und anderswo war gerade diese in ihren Augen hal bherzige Integration ein bloßes Jagen nach den Vorteilen der Hellenisierung, woraus ein womöglich noch größeres Mißtrauen den Juden gegenüber erwuchs als aus der totalen Abgrenzung. �� So etwa OGIS 1 2 1 9: Eine Ehreninschrift der Stadt lIion (wohl nach 277 v. Chr.) rur Antiochos I Soter (280-261 v. Chr.) als Wohltäter und wegen seiner Eusebie. Solche Ehrungen waren begleitet von Opfern, Gebeten, Bekränzung und Aufstellen einer Sta tue; hieran mußten auch die NichtbUrger teilnehmen. Ferner Telmessos TAM I I . St; Vgl. ctwa die U ntersuchung von P . R. Trebilco ( 1 99 1 ); W . Ameling ( 1 998), S . 27-4 1 . 5 1 Wie Tobias, der Vater des Joseph, i n seinen Briefen, bes. CPJ 1 4 (dazu unten S. 54). �8 Ein besonders prägnantes Beispiel dafur ist CP} I Nr. 19 (S. 1 5 I ff.): Ein Rechtsstreit zwischen der JUdin Herakleia und dem Juden Dositheos nennt als Basis der Urteilsfin dung ausdrücklich die lilaypUlJ.lJ.a"ta des Königs, die ltOAl"tlKOl VOlJ.Ol und die yv
Anmerkungen
1 69
,. Der bekannt�ste Fall gehört in die römische Zeit: Tiberius Julius Alexander war jodi scher Apostat (md konnte als solcher in römische Dienste treten; er war von 46-48 n. Chr. Statthalter von Judäa und brachte es sogar bis zum Präfekten Ägyptens, Jos. ant. 20, 1 00: "tOl<; rap lta"tpiol<; OUK EvElJ.ElVEV oU"to<; E9EOlV. Die wenigen weiteren Fälle bei L. Feldmann ( 1 993), S. 79ff. 60 So auch die Ansicht von E. Gruen ( 1 993), S. 259: "Nothing in the Hebrew Scriptures forbids gymnasia, mil itary training for youths, or enrollment as citizens of a polis or politeuma" und "The cultivation of Greek ways need not undermine the practice of Ju daism". Das ist richtig; man hat aber zusätzlich zu bedenken, daß naturlich "enrollment as citizens of a'polis" und "the cultivation of Greek ways" von der Thora nicht verboten waren, weil es sie vorher (zur persischen Zeit) gar nicht gab, und sie berUhrten in ihren Konsequenzen doch wieder Thora-Vorschriften, wie Vielgötterei, Opfer- und Gebets handlungen u. I\.. 61 Zu Recht betont J. Ma (1 999), bes. S. 1 79ff. , 243ff., den Faktor "Interaction" als Reichspolitik der Seleukiden; gerade bei dieser Interaktion gab es Hindernisse rur Ju den. 62 Der Begriff Politeuma ist keineswegs juristisch klar definiert und besagt namentlich fur den Status �icht viel. Vgl. dazu bes. G. Lüderitz (1 994), S. f83-225. Dazu Linten S. ' 120ff. 6J Jos. c. Ap. 2; 33-47 behauptet z. B. - im Rahmen seiner Kritik an Apion - rur die Ju den Alexandrias, Antiochias, von Ephesus und anderen Städten völ lige Gleichstellung mit den Makedonen; vgl. Jos. ant. 12, 8; 1 19; 14, 1 88; 1 6, 1 60; 19, 28 1 ; bell. 2, 487f.; 1 , 44; etwas verh;lltener Philo von Alexandria, leg. 1 50; 194; 349; Flacc. 47; 78ff. ; aber 172 (Ka"tolKol). Gegenteilig dagegen die Aussage des Kaisers Claudius in seinem Brief an die Alexandriner von 4 1 n . · Chr., die von Alexandria als einer aAAO"tPla ltOAl<; rur die Juden spricht, CPJ 11 Nr. 1 53, Z. 95. Nach Lage der Dinge wurde das Definitions problem des jOllischen Politeuma erst spät und im Zuge einer rapiden Verschlechterung des gegenseitigen Verhältnisses zum Streitpunkt zwischen Juden und Griechen. Die (v. a. bei Josephus greifbare) jOdische Ansicht einer Gleichberechtigung beruhte darauf, daß bei der jeweiligen Polis-Gründung bzw. -Einrichtung (Alexandrias, Antiochias) die Frage gar nicht ausdrücklich geregelt war; die (v. a. bei Apion erkennbare) griechische Ansicht einer jOd ischen Minderstellung erwuchs aus der Bewußtwerdung, daß be stimmte Rechte und Pflichten einen Politen ausmachten. Den Beginn dieses Prozesses, der dann seinen Höhepunkt in der Zeit um Christi Geburt erreichte, setzte ich mit dem Scheitern der �e1lenisierung der Juden im Makkabäeraufstand an. 6' Darauf geht ' die Frage Apions bei Jos. c. Ap. 2, 38 hin: lt&<; 'Iovlialol ÖV"tE<; 'AAES avlipEl<; EKAij911oav; vgl. 2, 65: sed super hoee, quolllodo ergo, inquiI, si sunl eives, eosdem deos quos A/eXilndrini non co/uni? Apion bringt damit das Probleme auf den Punkt: Jude sein und Polis-Bürger geht nicht zusammen, weil Juden in das öffentliche Leben, rur das 'Kulthandlungen elementar sind, mit ihren deutlich' erkennbaren Vorbe halten einer gänzlichen Apostasie gegenOber nicht zu integrieren sind. 6' Vgl. E. Baltrusch ( 1 998b), bes. S. 4 1 6. 66 Die politische Bedeutung Jerusalems zur Zeit des persischen Großreiches erhellen die Elephantine-Papyri, bes. Cowley Nr. 2 1 ; S. 30-32. 61 D ieses eigenartige Klima zwischen Diaspora und Jerusalem scheint dun,h die zwei Jerusalemer Briefe an die ägyptischen Gemeinden hindurch, die in 2. Makk. 2 Uberlie fert sind. 68 Vgl. J. Ma (1 999), S. 1 82ff.; 2 1 9ff.; 228ff., zum Problem des Verhältnisses König Untertanen.
1 70 69
Anmerkungen
Anmerkungen
JOS. c. Ap. 2, 73-78: der Vorwurf Apions ging namentl ich dahin, daß Juden den Herr
schern keine Statuen errichteten (73). Josephus argumentiert mit dem B ilderverbot der
Thora sowie mit dem Einverstandnis der Herrscher. Bezogen ist diese Auseinanderset
zung natUrlich auf die römische Herrschaft, aber sie ist Ubertragbar auf die hellenisti
sche Zeit. I m frllhhellenistischen Esther-Buch 3, 1 -6 wird als Grund rur Hamans furor gegen die Juden gegeben, daß Mordechai Hamans herausgehobener Stellung als erstem Beamten des Königs nicht die gebllhrende Ehrerbietung zukommen ließ; das wurde als Übertretung des königlichen Befehls gedeutet. Im 3 . Makk. I , 8-29 sind dem ptolemäi
schen König (Ptolemaios IV) die jlldischen Ehrungen (Geschenke, Dankesbezeugun
gen) n ach seinem Sieg bei Raphia llber Antiochos 1II schlicht zu wenig und er will sich in Jerusalem durch einen Besuch i m Tempel bei dem Gon der Juden "bedanken" und
sich selbst kultisch ehren lassen. Er versteht nicht, warum die Juden das nicht zulassen
171
78 H .
Heinen (.1996), S. 3 5 1 . Er diskutiert zwei Inschriften: I . Inschrift des Boethos (z. Z. Ptolemaios VI, wohl zwischen 1 52 und 1 4 5 v. Chr.): OGIS 1 1 1 1 ; zuletzt E. Bernand ( 1 992), Nr. 1 4 ; 2. Inschrifi des Herodes und der Basilisten: OGIS I 130; zuletzt A. Bernand ( 19 89), Nr. 303 .
79 3 . Makk. 1 , '· l ff. Thema und Darstel l ung erinnern stark an Heliodors "Besuch in Jeru salem" 2. Makle 3. Vgl. oben S. 1 70 und Anm. 69.
80 Der Text jetzt bei
A. Sachs/Ho Hunger ( 1 988-89), von 652 - 1 65 v. Chr.
. " K. Szeh�nyi-Graziotto ( 1 996), S. 1 7 1 - 1 92. .2
K. Szeh�nyj -Graziotto arbeitet aus dem Quellenmaterial diese Entwicklung heraus,
schildert die Teilnahme verschiedener Könige (Antiochos I, Seleukos 111, Antiochos 111)
und die Eingri ffe Antiochos IV, woraus sich gerade der Unterschied zu den Achämeni den ergibt; sie kommt dann aber doch S. 1 92 zu dem (dann llberraschenden) Ergebnis,
wollen. Der Rahmen stimmt jedenfalls, denn Ptolemaios (mit seiner Schwester Arsi noe)
"daß die Seleukiden ... den babylonischen Traditionen im Großen und Ganzen Achtung
inschriftlichen Zeugnissen M . Hengel ( 1 988), S . 1 3 , Anm. 1 8 und 1 9 . Die Juden konn
Ganzen" entscheidend ist! Ähnlich widersprllchlich auch M . Sommer (2000), S. 73-90.
besuchte tatsächlich mehrere Monate lang die Städte der Region; vgl. Polyb. 5, 86f. Zu
ten in d iesen "Jubel" nur bedingt einstimmen und mußten deshalb auffallen. Zu den (begrenzt mögl ichen) inschriftlichen jlldischen Ehrungen rur Könige, z. B. die Weihung
lind Anerkenrlung entgegenbrachten" - mir scheint, daß gerade das "im Großen und
. 8J Quellen:
Diod. 29, 1 5 ; Strab. 16, I , 1 8 ; lust. 32, 2, I f. (zu Antiochos 111); Polyb. 3 1 , 9,
I ff. ; Diod. 3 1 , 1 8 a; Jos. ant. 12, 3 5 8 ; App. Syr. 352; I. Makk. 6, I ff. ; 2. Makk. 9, I ff.
von Synagogen "dem höchsten Gott", vgl. OGIS 1 96 (8Eiii u'Vio�'!l).
(Antiochos IV). Vgl. (mit weiteren Quellen) M . J . Rostovzev ( 1 984), 11, S. 548fT.; J .
7 1 L. Feldmann ( 1 993), S. 83, deutet die jlldische Assimilation in der Diaspora so:
8' Dies gibt auch
70 Tac. hist. 5 , 5, 4.
"Hence, the net effect of the assimil ation of the Greek language and culture by the Jews
was not (Hervorhebung von mir) from Judaism but rather, on the contrary, the creation of a common bond of communication with Gentiles". Dem ist zuzustimmen, wenn man
noch hinzuftigt: Die Assimilation stellte mit diesem "common bond of communication"
auch Konfliktpotential bereit. 72 J. Ma ( 1 999), S. 1 47 .
7) Z u m hellen istischen Königtum A . Heuß ( 1 995c), S. 223-235; H. Heinen ( 1 978), S . 1 7 7- 1 99 ; H.-J. Gehrke ( 1 982), S . 247-277; ders. ( 1 990), bes. S. 1 65ff.; E . W i l l u. a.
( 1 990), S. 44 1 -440; G. Hölbl ( 1 994), S. 83-9 1 ; P . Bilderr. Engberg-PetersoniL. Hann
Wiesehöfer ( 1 996), S . 5 1 f.
M. Sommer (2000), S. 82, zu: in der Struktur des Königtums "liegt der
entscheidende Kontinuitätsbruch der seleukidischen Fremdherrschaft gegenllber den
bisherigen Fremdherrschaften des assyrischen, neubabylonischen und achämen idischen '. Reichs".
�
"' CP) [ Nr. 4 S. 126): Toußia.<; 'A1I[0nOlvioll Xa.ipElv]. E i ou �E EPPOlOa.l Ka.t �a. oa. 1tav�a. Ka.i �&. AOl1tO: Oo[l Ka.�a. vouv Ecr�lv, 1tojnr, xapl<; �Ol<; 8Wl<;. Text und
Übersetzung bei R. Scholl ( 1 983), Nr. 12 (S. 1 00-1 05); ders. ( 1 990), Nr. 48 (S. 1 861 89).Tobias (hebr.
i1'::JO) aus
dem Os00rdanland war j lld ischer Hauptansprechpartner
Zenons auf sd ner Reise in Pal:lStina. Er ließ dem König Geschenke llbersenden und
stad/J. Zahle ( 1 996); J. Ma ( 1 999); neue Erkenntnisse wird auch die i n Vorbereitung be
unterstlltzte die; Reisegesellschaft Zenons mit Weizen, vgl. dazu und zur Person des To bias, seiner Herkunft und seiner Familie V. Tcherikover/A. Fuks ( 1 957), I, S. 1 1 5f.
schaft und Venvaltllng im kleinasiatischen Binnenland der hellenistischen Zeit.
Anm. 5 zu Recht hervorheben, daß es nicht zwangsläufig sO,sein mllsse, weil auch an
findliche Studie von Ch. M i leta, Der König und sein Land. Untersuchungen zur Herr
7< Hervorzuheben sind die "Tischgespräche" bei Aristeas 1 87-300, in denen d ie llber ' sieben Tage geführte Diskussion zwischen Ptolemaios und den Juden zu wesentlichen Teilen darllber geruhrt werden, wie man sich als guter König zu verhalten habe. Vgl.
auch Esra 4, 1 -1 2 ; Jos. ant. 1 1 , 33-63, das "Urteil llber die Römer" ( I . Makk. 8) unten S. 83 ff. 7S
Jos. ant. 1 2, 1 59: 117tEiAEl KATtPOUX1)OElV a.inoov �r,v 'Yllv ... Ka.t 1tEfl.'VElV �ou<;
86
Davon muß: man ausgehen, auch wenn V. Tcherikover/A. F\lks ( 1 957), [, S. 1 27 ,
dere Völker der Region dieser Sitte anhingen.
87 Um Joseph, seinen
Sohn Hyrkan und ihre Erfolgsgeschichte dreht sich die Tobiaden
ErzUhlung bei los. an\. 12, 1 54-236 88 Jos. ant. 1 3 , : 349ff. ; C. Ap. 2 , 49 (spricht sogar davon, daß Phi lometor und Kleopatra
..ihr ganzes Königreich" den beiden anvertraut hätten). Daß sie Jannaios vor dem pto lemäischen Zugriff bewahrten, steht bei Jos. ant. 1 3 , 354. Ihr Vater, Onias IV, war wie V.
EvOlK1)OOV�a.<; o�pa.nro�a.<;.
derum der Sohn des 1 75
rien) von 246, Epigraphica Anatolica 20, 1 992, S . l 27ff (SEG 42, 994); zu Recht daher
7, 427-430; an!. 1 3, 65-68; 70f. (es hieß dann 1) 'OVlOU Xropa., Land des Onias, Jos. ant.
76
Darauf kam es an, vgl. z. B . den Brief von Ptolemaios 111 an die Stadt Kildara (Ka
Chr. abgesetzten Hohepriesters Onias 111 und hatte mit pto
lemäischer Genehmigung in Leontopolis ein neues Jahwe-Heiligtum errichtet, Jos. bell. 1 4, 1 3 1 ; bell. 1 , 1 90).
J. Ma ( 1 999), S. 1 64: "Cities which had received their freedom by royal grant could lose it by royal fiat". Vgl. I . Makk. 1 5 , 3-9; 27; Jos. ant. 1 3 , 245f. (Antiochos VII).
89 Vgl. auch Aristeas 3 5 ff.; Jos. ant.
mlltigung des Königs durch den römischen Legaten vor Alexandria mußte kompensiert
Ap. 2, 48 ff. llber die Rolle von Juden im ptolemäischen Staat; vgl. 3. Makk. I, 1 -7 ; flir
77
Natllrlich ist hier in erster Linie an den berllhmten "Tag von Eleusis" 1 6 8 v. Chr. zu denken, der bei Polyb. 29, 27; Liv. 4 5 , 1 2 ; Diod. 3 1 , 2 U: a. beschrieben wird. Die De
werden, denn sie beschädigte massiv das Ansehen des Herrschers. Diese Überlegung leitete E. Gruen
« 1 993),
S. 238ff, als er den Zusammenhang zwiscllen dem Religions
edikt in Jerusalem und dem Tag von Eleusis herstellte.
1 2, 45-50, bes. 47. Man denke ferner an die Tobia
den-Erzählung bei Jos. ant. 12, 1 58ff, also an die öffentliche Funktion, die die Tobia
den Joseph und Hyrkan e innahmen; des weiteren heranzuziehen ist die Übersicht Jos.
C.
die scleukidische Zeit ist auch an Jason und Menelaos am Vorabend des. MakkabUerauf
standes zu denken.
1 72 0 9
Anmerkungen
Anmerkungen
Hingewiesen sei an dieser Stelle nur auf die besondere Rolle; die die Klientelfilrsten
Antipater und Herodes in der frühen römischen Zeit spielten: Sie waren Bindeglied zwi schen Rom und den Juden in Pal:1Stina und der D iaspora.
9
1
FUr die Ptolemaer waren Juden, wie gesehen, h i l freich bei Thronstreitigkeiten und im
schwierigen Beziehungsgeflecht zwischen GriechenlMakedonen und einheimischen Ägyptern, vgl. Aristeas 3 5 ff. ; ferner aufgrund des Papyrus-Materials V. Tcherikover/A. Fuks ( 1 957), I, bes. S. I Off.
Z. B. OGiS (96; 1 0 I ; 129. Dan. 1 1 , 37f.; I . Makk. 1, 4 1 f. in Verbindung mit I, 54 ("Greuel der Verwüstung", pötA'IY'( j.LU EPTlj.Lr0 0EroC;; ClIJ,1l10 'l"'pll1, Dan 9, 27; 1 1 , 3 1 ); 2. Mltkk. 6, 1 -9. 10'
106
10 9 110
Jos. ant. 1 2, 1 4 8 - 1 53: Kritik an der Authentizitat übte v. a. J.-D. Gauger ( 1 977), S. 1 1 5 J ; es ist a l lerdings schwierig, zweifelsfrei eine Falschung auch inhaltlich nachzuwei
JoS. ant. 12, 1 5 0: 1tE1t ElOIWl yap evvouc; uu�ouC; EOE09at �&v ill.LE�EProv
Beispielhaft hier ist die bei Jos. c. Ap. I 2 0 1 -204 nach Hekataios von Abdera erzählte Mosollamos-Geschichte: Ein jüd ischer Söldner spottete darllber, daß sich seine griechi
94
schen Mitsoldaten nach dem Vogelflug richteten; die Authentizitat auch dieser Ge schichte wird neuerdings vehement bestritten, B. Bar-Kochva ( 1 9%), S. 57-7 1 ; als
"vorbi ldl iche Studie" bestatigt jetzt von G. C. Hansen (2000), S. 1 1 -2 1 , hier: S. 1 7 f. An der zugrundel iegenden Prob lematik im jOdisch-griechischen Verhaltnis andert freilich die Echtheitsdebatte n ichts.
9'
So besonders KoheletlEcclesiastes und seine Klage Ober die Vergangl ichkeit und
Nichtigkeit aller Dinge. Er rat 8, 1 3 ; 12, 1 3 f. zwar zur Gottesfurcht, aber auch immer
wieder dazu, zu essen, zu trinken und den Augenblick zu genießen (2, 24; 3, 9- 1 3 ; 22; 5 ,
1 7 ; 6, 1 - 1 2 ; 7, 1 3 - 1 5 ; 8, 1 5 ; 1 1 , 9). Anspielungen auf ptolemaische Verhaltnisse kann man entdecken, 4, 1 3 - 1 6; die Bedeutung des Geldes 5 , 9- 1 9 ; Ausbeutung durch Fremde
6, 1 -2; dem Wort des Königs zu folgen 8, 1 - 1 5 ; vgl. 9, 1 3 ; 1 0 , 4; 1 6- 1 9 (keinen Fluch
über einen König, so rat Kohelet). 97 So Ben Sira, einem beredten Ver fechter eines genauen Kultvol lzuges, bes. 35, 1 - 1 0
(I : 6 98
OUV�llp&v vOj.Lov 1tAEOVa�El 1tpoo<popac;).
Sie fielen auf, weil sie unbeirrbar an der Sabbatheiligung festhalten wollten, selbst in
Kriegszeiten, I. Makk. 2, 1 -42. Die
Dazu E. Balttusch (200 I ) .
"Die Unterworfenen zu schonen und die Hochmütigen niederzuwerfen"
I · Das Zitat aus Yergil, Aeneis 6, 853 ist viel diskutiert worden; der Vater des Aeneas,
Anchises, proph�zeit die Wesensmerkmale Roms, die es groß machen werden; er sagt
tu regere imperio populos. Romane, memento (hae libi erunt artes), pacique imponere morem, parcere ' subjeclis el debellare superbos. In der Tat war diese Deutung römi scher Außenpolitik in der Kaiserzeit vorherrschend, vgl. Tac. anno 1 2, 20: [ta ma/oribus placilum, quanla pervicacia in boslem, lanla beneficienlia adversus supplices utendum. ("So hat es den:Vorfahren gefallen: man soll eine ebenso große Wohltatigkeit gegen
über den Demotigen gebrauchen wie Hartnackigkeit gegenOber dem Feind.") . 1 . Makk. 8, 1 4 ' 3 Eine gradezu peispielhafte Episode bei Polyb. 1 0, 40, 4 f. : als Scipio in Spanien mit
2
Jos. c. Ap. 2, 65.
96
V gl. E. Baltr�sch ( 1 998), S . 41 Off. Vgl. M. Henge1 ( 1 996), S. 284-292.
1lI.
sen; vgl . auch H. H. Schmitt ( 1 964), S. 1 04 ; 1. Ma ( 1 999), S. 63; 267 (direkt auf Gauger 9)
Vgl. ausdrüc�lich Justin. 26, 2, 1 2-3, I .
10 7 108
•2
bezogen).
1 73
Cl" 'Dn I ouvuyroYJ]
'Aml)uirov waren EKOUOlU
dem Königstitel angesprochen wurde, wies er das zurück und sagte, daß er zwar als pu
UlAlKOC; bezeichnet werden wolle, aber niemals und nirgendwo als PUOlAEUC;.
, Vgl. etwa Kohelet 4, 1 3- 1 6 zur Kritik am König an sich. , I . Makk. 8, 1 5; daß hier sachlich manches nicht stimmt (z. B. die Zahl 320), ist schon lange bemerkt worden, vgl. G. Stemberger ( 1 983), S. 6f., Anm. 1 2 ; M. Hadas-Lebel ( 1 987), S. 74 1 , Anm. 1 07.
6 G.
Stemberger ( 1 983), S. 9 sieht das makkabaische Urteil über die Römer als eine
"bewußte Schönfarbung Roms", um möglichen Einwanden gegen ein Btlndnis zwischen
Rom und den Juden, etwa von seiten der Chasidim, entgegenzuwirken. Man wird aber sehen, daß diese Deutung einseitig ist und nicht die ganze Breite des jüdischen Urteils
�Oj.LEVOl �i?l vojiq> ("dem Gesetz in Treue h ingegeben").
zum Ausdruck bringt. Es waren zudem nicht nur 'die Juden, die Rom in solch rosigem Licht sahen. Einige Passagen muten anachronistisch an (z. B. 8, 1 0f.), aber dennoch ist
Einfließen fremder S i tten und dem daraus resultierenden Abfall vom Judaismus. Zum
J.-D. Gauger ( 1 977), S. 3 1 1 , und andere meinen.
99 2 . Makk. 4, 1 3 ; 1 1 , 24: Zusammenhang zwischen der Blüte des Hellenismus und dem Judaismus 2, 2 1 ; 8, 1 . 100
Die Beziehungen der drei bekannten "Phi losophenschulen" (so Josephus) zu den
Chasidim sind alles andere als geklllrt; vgl. dazu die gegenüber neueren Überlegungen skeptischen Bemerkungen von G. Stemberger, ( 1 99 1 ). 101
Bereits Hekataios von Abdera nannte das jod ische Leben u1tav9pro1toC;
KU\.
j.LlOO�EVOC; (bei Diod. 40, 3 , 4); vgl. den erwahnten Aufsatz von G. C. Hansen (2000), S .
1 1 -2 1 ; P. Schafer ( 1 997), S. 1 70 ff. ; E. Baltrusch ( 1 998), S . 4 1 4 ff.
102
Diod. 34/3 5 , I : oi
iipöTlv UVdEtV �O E9voC; bzw. wenn das nicht, dann mindestens KU�UAUOat �a VOj.Llj.LU KU\. oUVUVUYKaoUl �ac; ayroyac; j.LE�u9to9Ul. 10)
Die Loyal itat zeigte sich etwa in der abwartenden Haltung der Juden Alexander dem Großen' gegenüber, man tllhlte sich auch weiterhin an Dareios gebunden: Jos. ant. 1 1 ,
3 1 8 ; daß Antiochos 1 1 1 bei seiner Politik mit der Loyalitat seiner jüdischen Kolonisten plante, wurde schon gesagt, Jos. ant. 1 2, 1 50. 10'
Z. B. OGIS 1 345.
der Text nach dem historischen Zusammenhang keine "spatere literarische Fiktion", wie
7 8
V gl. E. Baltrusch ( 1 989), S. 1, Anm. 4.
J . B leicken ( 1 915). E. Baltrusch ( 1 989), S. I ff. Vgl. z. B . di� Darstellung im Senatsbeschluß ober die Angelegenheiten der Stadt
9 Dazu 10
Thisbe in Böotien vom Jahr 1 70 v. Chr., in: Sherk Nr. 2, ( 1 969), S. 26-3 1 . 11
Dazu H.-J . Gehrke ( 1 994), S. 593-622; vgl. pointiert L. H. Feldman ( 1 993), S. 5 1 .
I l Liv. 30, 1 5 , 1 (.
I) Vgl. E. Badian ( 1 958), S. 1 25 f. " Zu Jugurthas �ontakten Sall. Jug. 8f.; vgl. W. Allen ( 1 938), S . 90-92.
" Es ist allerdings zu betonen, daß wir in der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. noch sehr
wenig von jüdischen Diaspora-Gemeinden im Römischen Reich wissen - mit der Aus
nahme der Haup.tstadt Rom selbst. Auf dieses Thema ist weiter unten genauer einzuge hen.
1 74
Liv. 39, 8 - 1 9 und der inschriftliche Text des Senatsbeschlusses CIL 1 2 5 8 1 ; dazu W.
u,
N ippel ( 1 997), S . 65-73; zusammenfassend H. Kloft ( 1 999), S . :i2ff.; siehe auch unten S. 1 1 5 ff.
17
Vgl. dazu den konzisen und anregenden Forschungsüberblick bei J. Bleicken ( 1 999),
S. 1 5 5 ff. 18 Dazu Th. Hantos ( 1 983). 1 9 Ents prechend wurde von modernen Forschern crklart, daß das Bundesgenossensystem
geradezu nach Expansion verlangt habe, A. Momigliano, Alien Wisdom, Cambridge 1 97 5 , S. 4 5 ; J. A. North ( 1 98 1 ), S. 1 -9.
20 21
Vgl. J. Hatzfeld ( 1 9 1 9), S . 238ff. Polyb. 1 , 1 0, 2.
1 75
Anmerkungen
Anmerkungen 36
S iehe oben.
J7 Eine Auflistung der diesen Eindruck bestatigenden Quellenstellen
kann ich mir erspa
ren; vgl. als Beispiele Liv. 34, 22, \ 2 in der Rede des Quinctius: Romanos nihi/ conlin
gil, nisi qualenus Iiberalae Graeeiae unius eivitalis servitus non plenam /lee inlegram g/oriam esse sinit; ferner derselbe Quinctius im Konflikt mit Nabis, dem Tyrannen von
Sparta, Liv. 34; 32, in Bezug auf Argos. Vgl. auch die Rede der Rhodier gegen Eume
nes im Jahre 1 87 v. Chr., i n der (sicherlich in schmeichelnder, aber doch Roms Reputa
tion berücksichtigender Absicht) das Besondere der römischen Politik hervorgehoben
wird, Polyb. 2 1 23, 7ff. ; :8 Vgl. z. B. die bei Livius 34, 35 überlieferten und an Nabis gerichteten Vertragsbedin
.ßungen: I. AbzUg der praesidia, 2. Besitzstandswahrung der freien Stadte, 3 . Rüstungs
22
Polyb. 2, 2 - 1 2.; App. I I l yr. 7-8; auf die Bedeutung dieses Krieges verweist zu Recht
,beschränkungen ftlr Nabis, 4 . AusreisemOglichkeit der Verwandten der exu/es, 5 .
2)
Polyb. 2, 8 . Auch rur H . Pohl ( 1 993), S . 76 gab es auf römischer Seite rur das Eingrei
Anlage von Kastellen, 8 . Geiseln und Entschädigungsleistung. Man kann kaum sagen, daß hier römischer Egoismus augenflli lig ist.
E. Badian ( 1 964), S. 1 -33. Vgl. ausftlhrlich jetzt H. Pohl ( 1 993), S. 58-94. fen keinen "anderen Zweck als die Konservierung des Status Quo".
H 2S 2
6
POlyb. 2, 1 7-35; bes. 23 zum Beginn i. J. 225.
ZU den Kriegen gegen Karthago jetzt B. D. Hoyos ( 1 998). Liv. 4 1 , 1 6, 8 schreibt C. Claudius Pulcher nach dem Sieg über die Ligurer nach . Rom
�chutz der pro�römischen Überläufer, 6 . kein Bündnis m i t kretischen Stadten, 7. keine
)9 Vgl. nur Polyb. 2 1 , 1 1 ; 27, 7, 1 2 ; 29, 4, 9- 1 0; 36, I} , 1 3 ; Liv. 44, 24, 2ff; 45, 1 8 , 1 -2; v g l. Justin. 38, 6, 7 ; Sall. Jug. 8 1 , I . .0
Vgl. I . Makk:. 8, 4 ff. ; 1 1 - 1 3 ; kein Diadem 1 4 ; 3 . Esra 4 ; Orac. Sib. 3, 1 7 5- 1 79.
sua virlule aefelieitale neminem iam cis Alpes <esse > hoslem popu/i Romani.
41
Lit. zum bellum h,slum: J . Rüpke ( 1 990); H. Botermann ( 1 987), S . 1 -29; S. Albert
verse; vgl. die Übersicht bei J. B leicken ( 1 999), S. 1 5 5 ff. ; vgl. zuletzt P. Barcel6 ( 1 998),
,'2
W . Dahlheim ( 1 977), S . 1 9 1 .
27
Über den Ausbruch des 2. Punischen Krieges gibt es eine lebhafte Forschungskontro
S . 40ff. 2
8
29
Zu den Abläufen der Kriege in fundiertem Überblick H. Bellen ( 1 994), S. 68ff.
I m Jahre 1 42 war diese Erkenntnis in der Nobilität schon so weit fortgeschritten, daß
Scipio d. Jüngere die Bitte an die di immorla/es, ul populi Romani res meliores amplio
resquefaeianl durch den Wunsch ul populi Romani res perpellw ineolumes servenl, er
setzte, Val. Max. 4, I , 1 0. Die spatere Geschichtsschrei bung erklärte den Zusammen
hang Expansion und innere Krise zu Recht damit, ul viribus suis confieerelur (sc. res
publiea), Flor. 1 , 47, 6f. )U
Th. Mommsen ( 1 907), I, S. 78 1 f. Bestätigung erhielt Mommsen von M. Holleaux
( 1 92 1 ). Vgl. auch A. Heuß ( 1 995b), S. 1 066- 1 1 47. Das Thema wird immer noch aus
giebig diskutiert, vgl. jetzt H. Pohl ( 1 993), S. 70ff. (bes. S. 70f, Anm. 4 1 ) ; B. D. Hoyos
( 1 998), S. 2 7 I ff. ; K. Meister ( 1 999), S. 90 (mit weiterer L iteratur). Vgl. auch die luzi den . A usruhrungen zum Imperialismus-Begriff und seiner Entstehung bei E. Gruen
( 1 980). Vgl. L. :Loreto, ( 1 997), S . 489-52 1 .
" Vgl. i n proVOkativer Fragestellung J . A . O. Larsen ( 1 935), S . 1 93 -2 1 4.
" Dazu unten S. 1 76, Anm. 57. Vgl. Caes. bell. Gall.7, 77, 1 5 f. ; Sall. his!. 4; Tac. Agr. 30.
4S ••
Dazu insbesondere W. Dahlheim ( 1 977); E. Gruen ( 1 984), I, S. 1 3 ff. Dazu E. Badian ( 1 9 5 8).
" Bezeichnenderweise ist der Hauptvorwurf an Roms Herrschaftssystem neben einer
unersättlichen cupiditas die Falschheit und Hinterlist, weil Worte und Taten der Römer
nicht lIbereinstimmen; vgl. Sall. hist. frg. IV (epiS/ll/a Milhridalis) bes. 5 -9.
:8 Vgl. zuletzt R. M.
Kallet-Marx ( 1 995). Er geht insbesondere von E. Badian ( 1 958), S .
1 1 3f., aus, nach d e m das Jahr 1 4 6 "sees the e n d of proper international relations and
proper international law over the Roman world". Kal let-Marx dagegen kommt in seiner
Analyse zu dem Fazit (S. 338): "The assignement o f Maeedonia provincia to a Roman
praetor after 148 did not alter the fundamental emphasis upon command and obe
Vgl. dazu die methodisch ungewöhnliche, sozialwissenschaftlich argumentierende
d ience". Was die Herrschaftsorganisation angeht, hat Kallet-Marx recht; eine Zasur war ' das Datum ( 1 481146) aber gleichwohl .
J. Galtung ( 1 97 1 ), S. 92) müßte man von "mil itarischem Imperialismus" sprechen; bei
vgl. W. Dahlheim ( 1 977), bes. das Kapitel "Die Kapazität der Herrschaft", S. 283-3 2 1 ;
( 1 984), I, S. 3-8.
Arbeit von S. Podes ( 1 986), hier bes. S. I 78ff. Nach der zugrundegelegten Theorie (von
)1
diesem gehe es namlich darum, "daß vertikale Interaktion die Zentralnation (hier also
Rom) im mil itarischen Sinne dazu bell!higt, überlegene Zerstörungsmiuel zu entwickeln Die Zentralnation biete militärischen Schutz, wahrend die Peripherie ftlr Disziplin
und die nötigen Soldaten sorge" (S. 1 78f.). J2
Eine gewiß modernistische Deutung, aber heuristisch ist sie zu vertreten; entworfen
'9 Letzteres ist hinlangl ich bekannt und braucht hier nicht weiter verfolgt zu werden; zuletzt R. Schulz ( 1 998). so
Raimund Schulz hat zudem jllngst mit Recht darauf hingewiesen, daß aus der rö
misch-republikanischen Herrschaftspraxis auch der Charakter dieser Herrschaft deutlich werde, ( 1 997), S. 13 ff. 51
Th. Hantos ( 1 983) hat runf Formen herausgearbeitet. Zur Provinzialverwallung gibt es eine nahezu unüberschaubare FlIlle an Literatur,
von Frau Anke ScllUmacher hat sie in meinem Hauptseminar zu dem Thema "Rom und
52
Vgl. Karneades bei Cic. rep. 3, 9ff. Seine D i sputation scheint angelegt zu sein wie die römische Politik selbst; die Worte handeln von iuslitia, aber die Taten sind geprägt von
ders hervorzuh�ben s i nd Th. Momms�n ( 1952); ftlr Kleinasien D. Magie ( 1 950); rur
der griechische Osten" zur Klarung der Problematik beigetragen.
JJ
iniuria.
). C icero, im 3 . Buch de re pub/ica bei Aug. civ. 22, 6. )S
Cic. o ff. 2, 26.
insbesondere was Te il studien lIber einzelne Provinzen bzw. Regionen betrifft. Beson
Griechenland S. Accame ( 1 946); E. S. Gruen ( 1 984); G. Luzzato ( 1 985); M. Crawford
( 1 990), S. 9 1 - 1 2 1 ; A. Lintott ( 1 993); R. M . Kallet-Marx ( 1 995); D. Strauch ( 1 996); rur die Zeit seit 3 1; v. Chr. auch M. Sartre ( 1 99 1 ). Zum Provinzialsystem als Ganzem W.
Dahlheim ( 1 9T?) und R. Schulz ( 1 997).
176 13
E . Badian ( 1 958); vgl . auch Ch. Meier ( 1 988), S . 34ff., der auf Appian b.c. 2, 4 h in
rocrnEp cmucrul<; nOAEcrw Ecru n<; Ev 'Pwlln npocr'tU'tll<;; vgl. ferner Liv. 9, 20, 1 0; Dion. HaI. 2, 1 1 , 1 ; Cic. Verr. 2, 2, 1 22; ad farn. 1 3 , 64, 2 zu palroni dali. Pompeius wird von Cic. farn. 9, 9, 2 (Dolabella an Cicero) als neque ... regum ae nalionum elien lelis . . . lulum charakterisiert. weist:
I'
Der Begriff ist untechnisch, aber keine moderne Konstruktion; im Prinzipat, als der
Kaiser der Patron aller war, konnte leicht die Vorstellung eines patronalen Verhältnisses
auf außenpolitische Abhängigkeiten übertragen werden, vgl. 0 49, 1 5, 7 (Procolus); Suet. Aug. 60 (reges verhielten sich in Rom dienliurn more); auch d,ie res geslae des
Augustus vermitteln einen solchen Eindruck (26; 31 f.). Vorbereitet war diese Übertra
gung schon in der Repu b l ik, wo aber naturgemäß Privatleute Patronatsrollen lIbernah
men (Institutionen mit immer wechselnden Mitgl iedern bzw. Amts inhabern sind zu ei
ner solchen Übernahme nicht geeignet), vgl. Cic. farn. 1 5 , 4, 15: die Insel Zypern und das Königreich Kappadokien zählen zur dienlela Catos. Zur Sache etwa D. Braund
( 1 984); vgl. auch F. JacqueslJ. Scheid ( 1 990); E. Paltiel ( 1 99 1 ) ; ferner die noch unver
öffentlichte Habilitationsschri ft von A. Luther ( 1 999). 55
56
Vgl. A. Luther ( 1 999).
Suet. Aug. 4 8 : nec aliler universos (sc. reges) quam membra parlisque imperii curae
habuil ("Und nicht anders kUmmerte er sich um alle, als ob sie Glieder und Teile des Reiches seien. ")
" Auf eine Quelle dieser Zeit müssen die stereotyp wiederholten Anklagen gegen die
römische Herrschaft als habgierig, machtversessen, königsfeindlich und hochmlltig zu
ruckgehen, wie wir sie bei römischen Autoren seit Caesar immer wieder formuliert fin. den, z. B. Caes. bel l . Gall. 7, 77, 1 5 [ (Critognatus); Sall. Jug. 8 1 (Jugurtha); Sall. hist. 4
(Mithridates); Justin. 28, 2, 8 ff. (die Ätoler); 29, 2 (Demetrios von Illyrien); 38, 6 (Mithridates) ; Sen. ep. 95, 3 0 [ ; Tac. hist. 4, 32 (Civil is); Agr. 30-32 (Calgacus). Vgl. dazu R. Schulz ( 1 997), S. 42ff. zur lex Sempronia de provinciis consularibus; S.
18
4 8 ff. zu Sulla Reformen. '9
60
S ie ist beschrieben bei App. Mithr. 1 1 3- 1 1 5 .
Pompeius, als Person und als römischer Pol itiker in der modernen Forschung wenig
geschätzt, mUßte vor dem H intergrund seiner konstruktiven Reichspolitik, aber auch i m
Vergleich m i t seinem großen Gegenspieler Caesar neu bewertet werden; vgl. j etzt W . , Dahlheim (2000), S . 230-249. 61 62
W, Dahlheim ( 1 977), S. 90.
Die Römer haben, man muß wohl sagen, geradezu skrupulös auf die Konformität ih
rer Entscheidungen mit der geltenden Rechtslage geachtet, und das hieß: der Rechts
lage, die sie beim Beginn ihrer Beziehungen zu der jeweiligen Gemeinde, Stadt oder Region bestätigt hatten. Vgl. Sherk ( 1969) Nr. 7, Z. 54 (Ö'tE Ei<; 'tTJV '1nAtuv 'tau BTjllou
'tau 'PWlluiwv napeyEvE'to; 9, Z. 21
"als sie in die Freundschaft des römischen Volkes kam");
[ (IlEe' �<; Xwpu<; Ei.<; 'tTJIl 'l'lAlUV
'tau [BTjllou 't]ou 'PWlluiwv vv nupeyEvoV'tO
"mit welchem Land sie in die Freundschaft des römischen Volkes kamen"); ahnl ich l O,
Z. 6; als Prinzip formul iert in einem Brief des Prokonsuls an die Chier in augusteischer
KU'tUKOAOUeOOV 'tu KUeOAlKn IlOU [npo]9EcrEl 'tau 'tll[p]EtV 'tCx uno 'toov npo EIlOU av9unu'twv ypU'I'Ev'tU !'I'U]AU't'tE\V ("Meiner grundsätzlichen Vorgabe
Zeit (4/5 n. Chr.?):
folgend, die Verfllgungen der Prokonsuln vor m i r zu bewahren."). Dieses Feld bedarf
einer :grondl i chen Untersuchung, die gerade auch den Unterschied zur hellenistischen
Praxis betonen müßte. Eine im Entstehen begri ffene Studie ober das hellenistische Kö
nigsland von Ch. M ileta (Der König undsein Land) wird dazu Wichtiges beitragen.
63
LacL insL 5, 16, 2-4, 5; Cic. rep. 3, 6ff.; in diesen Zusammenhang gehört wohl auch
das berllhmte Fragment aus Ciceros "Staat" bei Non. p. 498, 1 8 : nosler aulem populus
177
An merkungen
Anmerkungen
soeiis de/endendis lerrarum iam omnium polilUS esl ("Unser Volk hat sich aller Länder
bemächtigt, indem es die Bundesgenossen verteidigte. "). Polyb. 24, 8 -1 0; 1 0, 8 beze ichnet Polybios Kallikrates als nicht wissentlichen
6.
�ey6.AWV KUK&V apXlly6<; ("Urheber großer Übel"); denn seine Vorschläge flIhrten ja
zwangsläufig zu verstärkter Einmischung. 61 Dazu E. Baltrusch ( 1 998a), S. 2 1 7 ff. 66
Zum Statthalter, seiner Ausbildung, seinem Stab und seiner Regierung jetzt R. Schulz
68
So Ch. Meier ( 1 988), S . 35; zu Recht anders R. Schulz ( 1 997), S. 294 . , Vgl. Liv, 33, 24, 6: Ibi haud I1IUlla verba/aela, cum Maeedones quodewnque senalus
�J 997). .
•
eensuissel id regem /aelurum esse dieerenl ("Dort wurden nicht viele Worte gemacht,
da die Makedonen sagten, daß der König das tun WUrde, was auch immer der Senat be schlossen hätte.").
6.
Vgl. Liv. 3 1 . 29, 9: die Gesandten Philipps im eoneilium Aelolorum ("in der Ver ! sammlung der Atoler") charakterisieren d i e römische Herrschaft: el quolannis alium at
que alium dominurn sorliuntur ("und alljahrlieh bestimmen sie sich immer andere Her ren"); 32, 32, 7 .
�o
Vgl. dazu grundlegend W . Dahlheim ( 1 977), S . 283ff.; besonders w ichtig ist W. V .
Harris ( 1 979). . 11 Vgl. z. B. Q. Pompeius in Spanien bei App. Ib. 340 oder Scipio Aemilianus bei Diod.
:32, 4 , 5 . D ie Belege flIr den Hochmut römischer Ar istokraten. im Osten wie i m Westen bei Polybios oder Livius sind Legion.
12'
: Auch August�s verwendet in seinen res gestae 26 ru r seine Provinzialpolitik i m We-
'
Cic. provo cons. 3 1 .
.
� en p�care . ; J Die Immer noch, auch .lJ1 Bezug auf das Reich, vorherrschende, wegen ihrer Systema
tik positive S icht von Sullas Reformen in der mod�rnen Geschichtswissenschaft (zuletzt
R. Schulz ( 1 997), S. 4 8 ff.) bedarf dringend der Korrektur; diese Reformen waren a l l es andere als eine "Antwort auf d i e An forderungen eines Weltreiches" (Schulz); sie sind
vielmehr aussch ließlich mit dem B l ick auf die Stadt Rom initiiert gewesen. 71
Man kann dieses System pro rneritis besonders an dem Senatsbeschluß ober die kari
sehe Stadt Stratoniceia studieren, OGIS I I 44 1 [Sherk ( 1 969), Nr. 1 8] . 76
Scipios aktive Bundnispolitik i n Spanien nach 2 1 8 hatte zunächst keinen anderen Zweck, als die bislang dort herrschenden Karthager zu schwächen, Liv. 2 1 , 60; Polyb. . 1 0, 34f. Die Hoffnungen der Bündnispartner auf bald ige Freiheit zeigten sich jedoch schon bald als unrealistisch: die "Eroberung" Spaniens (App. Ib. 1 1 1 :
unTjYE'to) nach
206 erfolgte ebenso aus römischen Interessen, weil sie flIr die abschließende Auseinan dersetzung in Afrika notwendig schien. 77 Vgl. E. Gruen ( 1 984), I, S. I 3 ff. 78
So schon von Polybios 20, 9, 1 0- 1 2 betont; auch bei Liv. 36, 28, 4-6 streiten sich
Römer und Aetbler über den Inhalt des se in jidem alieuius permittere ; der Ätoler un terbricht den Römer erbost mit der B emerkung: non in servitutem sed injidem tuam nos
fradidimus. Uber die rechtliche Seite dieses viel diskutierten Falles (und anderer Fälle �on deditiones) vgL D. Nörr ( 1 989), bes . S. 32[
. . Zur Erforschung dieses Aspekts römischer Herrschaft über den griechischen Osten
\;gL besonders W. Dahlheim ( 1 977), S. 190ff.; R. Bernhardt ( 1 97 1 ); E. Gruen ( 1 984), I,
S. 1 32 ff.; J.-L. Ferrary ( 1 988), S . 4 5 ff.; D. Strauch ( 1996), S. 1 1 ff.
8r Liv. 3 3 , 3 3 . 8,'
;
Das wird bes. betont von E. Gruen ( 1 984), I, S. 132ff., bes. S. 1 5 I ff.; S. 156f.
1 78
Anmerkungen
Anmerkungen
.2 Dazu immer noch grundlegend A. Heuß (I 995a), S. 236-297 (zuerst erschienen 1938) . •J Vgl. P. S. Drerow ( 1 99 1), S. 26 1 -270, zu einem Vertrag der illyrischen Stadt mit Rom (SEG 35, 823): in einem Dekret stellen die Pharier fest: [Ct1tEOwKa]v liJ.l.lV �liv �E nOA.l v [lillro v Kai �ou<; na�piolu<; VOJ.l.ou<; (nämlich die Römer). Allerdings ist völlig unklar, auf welche Zeit sich diese Angabe bezieht, also ob hier an 229/8 zu denken ist; gegen Drerow jetzt A. M. Eckstein (2000), S. 527. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß Rom schon frtlh die Ga gerade von der illyrischen Königin Teuta bedrohte) Autonomie nutzte, um·socii zu gewinnen - darin muß man keineswegs also schon Mitte des 3. Jahr hunderts "stern Roman imperialism" vermuten (Eckstein). 8' Syll.J 684 [= Sherk ( 1 969) Nr. 43], Z.9f. Die traditionelle Zuweisung zum Jahr 1 1 5 wurde aufgrund einer noch nicht publizierten Inschrift aus Argos von J.-L. Ferrary ( 1 988), S. 1 86-199 mit Anm. 228 schlüssig widerlegt. Weitere Literaturangaben zur In schrift bei D. Strauch ( 1 996), S. 1 8, Anm. 25. .5 Vgl. A. Heuß ( 1 937), S. 250. 86 Vgl. Sherk ( 1 969) Nr. I ; S. 37; S. 38; S. 40. .7 Vgl. auch J.-L. Ferrary ( 1 988), S. 1 17 ff. 88 Literatur zum Roma-Kult bei D. Strauch ( 1 996), S. 63f., und Anm. 233. 89
J
So seit 1 82 v. Chr. in einem delphischen Beschluß Syll. 630 und besonders seit Pydna; dazu J.-L. Ferrary ( 1 988), S. 124- 1 32. 90 Vgl. J. Toulomakos ( 1 988), S. 304-324. 9 1 Vgl. dazu die guten Bemerkungen von J. Ma ( 1 999), S. 37f.; I 52ff., der zwar die stark juristisch fundierte Theorie von A. Heuß über die Beziehungen zwischen Herrscher und Stadt ablehnt, aber genauso kritisch gegenüber der diametral entgegengesetzten Theorie von W. Orth auftritt. 92 z. B. Liv. 34, 58, 1 1 . 9J Vgl. Plut. rei publ. gerend. praec. 1 9. 9' Vgl. z. B. Polyb. 30, 9: Polyaratus, ein im Perseus-Krieg gegen Rom agitierender Rhodier, fand keine Zuflucht mehr, weil die Furcht vor Rom .die griechische Welt durchdrang. 95 Liv. 2 1 , 60; Polyb. 1 0, 34f. 96 Polyb. 10, 38: Abschluß eines Vertrages im Jahre 208 mit dem Fürsten der lIergeten. 97 App. Iber. 1 8, 1 1 1 (im Jahre 206 v. Chr.). 98 Liv. 29, 1 , 24 . 9 9 Die Begri ftl ichkeit nach dem Standardwerk von L . Mitteis ( 1 89 1 ), S. 1 - 1 10. 100 Sherk S. 22 und S. 58. \ 0 \ Vgl. zuletzt die Literaturangaben bei K. Meister ( 1 999), S. 70-90 zum sog. "Raub vertrag" zwischen Philipp V und Antiochos 111, hier: S. 79ff. und S. 84ff. zum "Angst motiv" der Römer.
IV. "Freundschaft mit allen, die zu ihnen kommen" \ Das Zitat lautet im erweiterten Original: au,tol (sc. die Römer) EUOQlWÜOLV EV nuoLV �Ol<; npoonSEllEvOl<; au�ol<;, Kai ÖOOl av npOOEA.SWOLV aU'tol<;, iO�WOLV aU�Ol<; <jllÄiav, und steht in der zu besprechenden Einschätzung der Römer durch die Juden in
I. Makk. 8, I . 2 2. Makk. 1 1 , 1 3 -37: die viel diskutierten vier Dokumente mit der von K. Bringmann, ( 1 983), S. 40-5 1 , ausgearbeiteten Datierung und Reihenfolge: I. ein Brief des Lysias an
1 79
die Juden vom Oktober 1 65; 2. der dritte Brief in der Sammlung von Antiochos IV an den Ältestenrat und die übrigen Juden vom NovemberlDezember 1 65; 3. der vierte Brief ist der rjoch zu besprechende Brief der drei römischen Gesandten an das Volk der Juden vom Februar/März 164 (also noch zu Lebzeiten Antiochos' IV, der Ende 1 64 starb); 4. der zweite Brief in der Sammlung ist der einzige des neuen Königs Antiochos V an Lysias Ende 1 64/Anfang 163 . Aber erst seit dem Sommer 1 63, als Lyslas seine Stellung durch Philippus akut bedroht sah ( I . MaU. 6, 55f.; 2. Makk. 13, 23), kommt es : zu einem AUSgleich mit den Aufständischen, I . Makk. 6, 60-63. Vgl. zu den nicht im , mer klar rekonstruierbaren Ereignissen ibid., S. 5 1 -65; ferner D. Gera (1 998), S. 239. , 254. ; 1 2. Makk. I i, 34-38. Die Literatur über dieses Dokument ist Legion. Seine Echtheit wird ohne zwingende Gründe bestritten noch von J.-D. Gauger ( 1 986), S. 263-29 1 , hier 264f.; O. MO'rkholrn ( 1 966),-S. 1 63f.; vgl. W. Kolbe ( 1926), S. 77f. Grundlegend auch hier K. Bringmann ( 1 983), bes. S. 47-50; ferner M. S. Ginsburg ( 1928), S. 24-30; M. , Hadas-Lebel ( 1 987), S. 720-722; A. Giovannini ( 1 995), S. 46ff. zur Gesamteinordnung; J.-D. Gauger ( 1 986), S. 264f. (Fiktion); B. Bar-Kochva ( 1 989), S. 5 1 6-542, hat eine an dere Reihenfolge rur die 4 Dokumente als Bringmann: I (Okt. 1 65); 4 (kurz danach); 3 (Frühjahr 164); 2 (Sommer 1 62); Chr. Habicht ( 1976), S. 1 77-85 hat wieder eine andere Reihenfolge: 3, I , 4 (Antiochos IV), 2; übt auch Kritik an römischer Politik, "mit abge fallenen Untertanen eines befreundeten Königs . Kontakte anzuknüpfen" (260); D. ! Gera ( 1 998), S. 245f. zur Reihenfolge. • Vgl. die Berichte I . Makk. 4, 26-35; 2. Makk. 1 1 , 1 - 1 2. I ' Die Historizität der in den Makkabäerbüchern berichteten Ereignisse ist nicht unum stritten; vgl. J. G. Bunge ( 1 97 1 ), S. 4 1 6-25; P. Schafer ( 1 977), S. 566-68. 6 Vgl. den Brief des Lysias an das Volk der Juden (vielleicht Oktober 1 65) 2. Makk. 1 1 , 16-2 1 . 7 Vgl. den Brief des Antiochos I V a n die Gerusie und die übrigen Juden (etwas später als der des Lysias) 2. Makk. 1 1 , 27-33. 8 Die Identifikation der Namen bereitete (und bereitet) Schwierigkeiten; die beste Lösung bei K. Bringmann ( 1983), S. 47ff. (vermutet Angehörige der großen Gesandt I schaft, die rnit Ti. Sempronius Gracchus zwischen 166 und 164 auch in Antiochien war, Polyb. 30, 27); vgl. T. R. S. Broughton/M. L. Patterson ( 1 95 1 ), I, S. 439f.; D. Gera ( 1 998), S. 249f. ; anders dagegen B. Niese ( 1 900), S: 485f. (auf der Basis Polyb. 3 1 , I , 6-8 ändert e r Titus Manius i n Manius Sergius um, worin ihm viele Forscher gefolgt sind). . 9 Bes. den ..Tag von Eleusis": Liv. 45, 12; vgl. 44, 19, 6-14; Diod. 3 1 , 2; App. Syr. 3495 1 ; Polyb. 29, 27, 10; Justin. 34, 3, 1 -4; Jos. ant. 12, 244; Hieron. in Dan. 1 1 , 29f. Vgl. G. Hölbl ( 1 994), S. 1 3 3 f.; E. Will, ( 1 979), S. 270-5. \0 Gegen J.-D. Gauger ( 1 986), S. 264f. 11 So Ginsburg und Giovannini (s. Anm. 3). Vgl. zu Roms Beziehungen zum seleukidi sehen Reich mit einigen Richtigstellungen E. S. Gruen (1 976), S. 73-95. Auch nach D. Gera ( 1 998), S. 25 1 , zielte die römische Initiative ..at encouraging the separatist aspira tions of Judas and his men and weakening the Seleucid kingdom". 12 Ein Teil der modernen Forschung hat denn auch diesen Aspekt grundsätzlich in der Diskussion d h jüdisch-römischen Beziehungen betont, vgl. eh. Habicht ( 1976), S. 260, und andere. : \J Vgl. auch Hierzu die noch unveröffentlichte Habilitationsschrift von A. Luther ( 1 999). " Zu ihm wie zu den anderen "Reichskanzlern" des Seleukidenreiches K. Ehling ( 1 998), S. 1 0 1 . ·
·
·
1 30
Anmerkungen
I � So verhielten sich die Römer auch bei anderen Aufständen innerhalb des schwachli cher werdenden seleukidischen Reiches, z. B. dem des Satrapen von Babyion Timar chos, Diod. 3 1 , 27a; App. Syr. 47. 16 Z. B. im Senatsbeschluß uber die böotische Stadt Thisbe [Sherk ( 1 969) Nr. 2, Z. 19]: a ai)"[wv EYE[y]6vEloav, 'tama n�wv Ilit]v EVEKEV Ec,Elval EOoc,EV; im Senatsbe schluß de Sarapeo Deli insulae (Sherk Nr. 5, Z.32-34): KaSw<; 'to 1CPO'tEPOV ESEPU1CEUEV, EVEKev n�oov SEpa1tEtlElV EC,EO'tLV bei Diod. 3 1 , 27a heißt es Ti�apxov EvEKEV au'toov �aolHa ELval; in unserem hier in Rede stehenden Brief (2. Makk. 12, 35) steht: Kat n�El<; OUVEUOOKOU�EV. 1 7 l . Makk. 8, 1 - 1 6 (gekennzeichnet als eine Einleitung zu dem dann wiedergegebenen Vertrag zwischen Rom und dem jüdischen Ethnos). Den gleichsam dokumentarischen Charakter dieses Einschubs betont M. Sordi, ( 1 975), S. 1 03: "Dobbiamo concludere che I'elogio dei Romani e un documento introdotto dall 'autore nel suo racconto, al pari de gli altri documenti di archivio da lui utilizzati; un documento certamente anteriore al 1 52 (zu diesem Zeitpunkt nämlich wurde Jonathan, Nachfolger des Judas Makkabaeus, von Alexander Balas investiert) e strettamente collegato con I'ambasceria e il trattato dei 1 61". Sordis Datierung wurde einiger Anachronismen im Text wegen vehement ab gelehnt, obwohl sie d iese Anachronismen einbezieht und erklärt, S. 98, Anm. 1 7. An ders G. Stemberger ( 1 983), S. 6-12; M. Hadas-Lebel ( 1990), S. 24c3 1 [wie dies. ( 1 987), S. 736-745]: Datierung Ende des 2. Jh. Nach Stemberger ist der Abschnitt uber die Rö mer "bewußte Schönfll rberei" (9), "unglaublich naiv", "ein Werk späterer prorömischer Propaganda" (6), "Folge schlechter Erfahrungen mit Rom oder in der Bibel begrUndeter Einwände". J. A. Goldstein ( 1 976), zu I . Makk. 8, 1 - 1 6 stellt eine bewußte Parallelisie rung Roms und der Juden her und vergleicht die beschriebene römische Politik sogar mit der jüdischen Praxis Konvertiten gegenUber; vgl. ders. ( 1 987), S. 320: "As seen through Jewish eyes, republican Rome, still puritanical, seemed to be almost Jewish." E. S. Gruen ( 1 984), I, S. 338-34 1 sieht den Abschnitt doppeldeutig: "Admiration and an xiety mingle in the lines that apply to Rome in I Maccabees" (34 1 ). D. Flusser ( 1983), S. 1 56-1 58, stellt den Zusammenhang mit dem römischen Imperialismus heraus, daß viele Gefahren !Ur Israel in dem Lob (n:lrv) beschrieben werden; v. a. daß die römische bellum-iustum-Theorie nicht erwähnt wird; J.-D. Gauger ( 1 986), S. 286, verlegt die Rörrierpassage gar auf die Zeit um 63 (der eine Mann könnte Pompeius sein). 18 Der hier besprochene Text ist das einzige erhaltene Urteil Uber den römischen Impe rialismus, das wir aus einer nicht griechisch-römischen Sichtweise besitzen; die Juden sind (noch) keine Untertanen und urteilen aus der Perspektive von potentiellen Bünd nispartnern. Wesentliche Kategorien der Imperialismus-Kritik tauchen auch hier auf, allerdings ohne den negativen Unterton: die militärische Stärke als Kennzeichen der · Römer (vgl. die Calgacus-Rede in Tac. Agr. 30-32; Mithridates-Brief bei Sall. hist. 4); amicitiae als wichtigstes Herrschaftsmittel (M ithridates spricht von amicitiam simulan tes: Sall. his!. 4); ihre Feindschaft gegen Könige (Jugurtha bei Sall. Jug. 8 1 ; ebenfalls Mithridates Sall. hist. 4 und Justin. 38, 6; Demetrios von Pharos bei Justin 29, 2); daß die Römer auch aus materiellem Interesse Regionen unterwarfen, kommt auch in I . Makk. 8 , 3 f.; 7 zum Ausdruck; dieser Aspekt weitet sich in der Imperialismus-Kritik zum avaritia-Motiv aus (neben den angefllhrten Stellen auch noch Caes. bell. Gall. 7, 77, 1 5 f. in der Critognatus-Rede; Tac. hist. 4, 32 in der Civilis-Rede; Sen. ep. 95, 30f.). All das zeigt deutlich, daß die Einschätzung der Römer durch die Juden nicht fiktiv ist; es kommt in ihr die Ungewöhnlichkeit Roms im Vergleich mit anderen Mächten zum Ausdruck. Die Hinweise auf die Imperialismus-kritischen Stellen verdanke ich dem Kollegen aus der Klassischen Philologie Widu-Wolfgang Ehlers, mit dem ich im Som-
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Anmerkungen
mersemester 2000 an der Freien Universität Berlin eine Lektüre-Übung zum Agricola . des Tacitus veranstaltet habe. 19 Gegen die Ubliche Interpretation einer solchen "anticipazione dei fatti dei 146" M. Sordi ( 1975), S.99, Anm. 17. 20 Der aus 1 . Makk. stammende Parallel bericht bei Jos. ant. 12, 4 1 4 weicht in diesem Punkt von seiner Quelle ab, wohl weil er die Grunde der Auslassung nicht mehr ver stand. 21 Zwar werden die Könige als Angreifer dargestellt (die Formulierungen sind dement sprechend E1C�ASOV'tOlV E1C' au'to\)<;; e1Cl'\P�EvoU<; E1C' au'tov<;; 'tov nopEuSEV'ta E1C' au'tou<; Ei<; �1C6AE�OV; E�ouAEuoav'to eABE\V Kat Ec,upal au'to\)<;: cXV'tEo'tl'\OaV au'to't<;: 8, 4-1 I ; die Wortwahl stellt die Könige immer als Aggressoren dar), doch bei anderen (zumal westlichen) Gegnern fehlen dergleichen Formulierungen (8, 2-4), es werden vielmehr höchst eigennützige Interessen der Römer genannt. 22 Die älteste; Erwähnung der Römer findet sich in Daniel (geschrieben wohl in den 1 60iger Jahn!n) 1 1 , 30: v" p-n" :1 "l1 Clln :IV, iTlt:m c'n::l C"� ,:1 ,It:l, ("Und es kommen SchrITe der Kittäer gegen ihn und er wird gedemUtigt und kehrt um und richtet seinen Zorn gegen den Heil igen Bund"); c'n::l ist in der Septuaginta wie Vulgata als Römer verstanden. Daniel bezieht sich hier auf den Tag von Eleusis und die DemUtigung Antiochos' IV. Das Bild in 1 . Makk. 8 kommt also nicht von ungeflthr. Kurz zuvor "prophezeite" DanieI ( 1 1 , 1 8) auch die Niederlage Antiochos 1II gegen die Römer (auch hier: Kittäer). Vgl. F. F. Bruce ( 1 978), S. 3f. Auch in den Qumran-Kommentaren zu Habakuk und' Nahum rOckt der kriegerische Aspekt der Römer in den Mittelpunkt, I : QpHab 111, 3e ("Furcht und Schrecken"); 91T. ; IV 5ff.; VI, I IT. ; 4 QpNah I, 3. � 2 ) SO Z . B. E. S. Gruen ( 1 984), 1, S. 339. 2.' So J. A. Goldstein ( 1 976) z. SI. (der deshalb S. 355f. gar die Abfassungszeit auf Alexander Jahnaeus verlegt); vgl. auch M. Smith ( 1 978), S. 3. Vgl. auch T. Rajak ( 1 996), S. I OSf. , 2� Vgl. D. Flusser ( 1 983), S. 2561T.; anders M. Sordi ( 1 975), S. 99f. 26 1 . Makk. 8; 3 f, ist die Rede von den verlockenden Silber- und Goldbergwerken in Spanien; sie eroberten jede noch so entfernten Ort 'In �OUAn au'twv Kat 'In �aKpo . SU�l<;t. 27 Vgl. Polyb. 3 1 , 1 0, 7. Er bestätigt das und sieht darin ein probates Herrschaflsmittel , der Römer . 28 Polyb. 30, iSf. ; vgl. T. R. S. BroughtonIM. L. Pattersen ( 1 95 1 ), I, S. 438. 29 So nach I. Makk. 8, 1 6. Immer wieder wird von modernen Forschern betont, wie schlecht der Autor über die Kollegialität in der römischen Verfassung Bescheid weiß (Kat 1ClO'tEVOUOlV Evt o.vepcillt<9 Ö:PXELV au'twv Ka't' Evlau't6v). Das ist zwar richtig, aber dem Autor kommt es auf zwei andere Dinge an: auf die Beauftragung dieser Be amten nämlich und die jährliche Begrenzung der Amtszeit - also auf Herrschaftsbe schränkung und -kontrolle. Die falschen Angaben mögen zurUckzufllhren sein auf die Hinzunahme der Zahl der Magistrate zu der Zahl der Senatoren; auf die "Geschäftsftlh rung" eines der bei den Konsuln, als die jUdische Gesandtschaft in Rom war, so daß also die Bedeutung der Kollegialität in den Hintergrund getreten sein mochte; auch die Un kenntnis der Unterscheidung von dies fasti und dies nefasti usw. beeinflußt ja nicht die Kernaussage. 30 Bekanntlich ist dies auch die AulTassung von Polybios, bes. Buch VI. 31 Hier stand iinmer zu befllrchten, daß Königswechsel die Situation veränderten, wie es Judäaja auch unter den Seleukiden zu erleiden hatte (vgl. die Privi legien von Antiochos 111, die Zusag�n von Antiochos V oder die Politik des Demetrios I). BUndnisverträge ·
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Anmerkungen
mit auswärtigen Staaten mußten im Judentum immer gut beg rUndet sein, vgl. G. Stem berger ( 1 983), S. 1 0. 12 Jos. ant. 1 2 , 4 1 5 . 3 3 In diesem Sinne vorbildlich ist nach wie vor die quellen kritische Untersuchung zum Vertrag von 1 6 1 v. D. Timpe ( 1 974), S. 1 3 3 - 1 52. " Vgl. jetzt K. Brodersen ( 1 999). J5 Dazu E. Baltrusch (200 I ) . 3 6 S o die von I . Makk. 8 u n d Jos. ant. 12, 4 1 5-9 gegebene Ordnung; etwas anders Jos. bell. 1 , 38. Daß Kap. 8 des I. Makk. wie ein Einschub zwischen Kap. 7 und 9 wirkt, ist oft hervorgehoben worden, besagt aber !Ur sich genommen noch nicht, daß eine jUdi sche I'älschung vorliegt. Die Datierung nach dem Nikanor-Erfolg ist eindeutig und sollte, auch aus sachlichen Erwägungen heraus, nicht vor die Nikanor-Kampagne ver legt werden, so J. G. Bunge ( 1 97 1 ), S. 660, Anm. 59a; P. Schäfer ( 1 977), S. 589. 17 I . Makk. 6, 58: der Vorschlag des Lysias: Kat O'�"O'WI-LEV aU1o'lc; �o\i lt0pEUE0'9al �OLC; VOl-Lll-L0lC; au�iii v ("und wir wollen ihnen erlauben, nach ihren Gebrauchen zu wan deln"), wird vom König gebilligt; Jos. ant. 12, 382: Kat n€1-L'I'ac; 6 �aO'lAEuc; ltp6C; �"v 'Iouoav Kat �OUC; O'uv au�ii> ltOALOPKOUI-LEVOUC; Elp"VllV �E E1tll'Y'YEiAa�o Kat O'u"( XWPEtv �otc; lta�plOlC; V0I-L0lC; XPWI-LEVOUC; /;i\v ("und der König schickte zu Judas und
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zu den mit ihm Belagerten und erklärte sich zum Frieden und zu der Erlaubnis bereit, daß sie nach den väterlichen Gesetzen leben dUrften"); vgl. auch die schon diskutierten Dokumente 2. Makk. 1 1 , 1 3 -38 und die Erörterung von K. Bringmann ( 1 983), S. 40-65. Daraufhin wird Menelaos als die Ursache allen Übels abgesetzt und von den Seleukiden hingerichtet, 2. Makk. 1 3, 4-8; Jos. ant. 1 2 , 385. JS I. Makk. 7, 1 -2 5 ; Jos. ant. 12, 393. J9 Sie wurden von Alkimos gewUnscht ( I . Makk. 7, 25; Jos. ant. 12, 400f.); geschickt wurde der "Hasser Israels" (l-LlO'o\iv�a Kat Ex9palvov�a �ii> IO'palJA) Nikanor ( I . Makk. 7 , 26; von Josephus ist eine solche Kennzeichnung N ikanors unterlassen, Jos. ant. 1 2, 402). Nikanor unterlag bei Adasa. '0 I . Makk. 7, 49; 2. Ma.kk. 1 5 , 36; Jos. ant. 1 2, 4 1 2. " Das Moment völ kerrechtlicher Handlungsfllhigkeit spielt auch in den römischen Deditions-Verträgen eine zentrale Rolle, deren Formular die ausdrUckliche r6mische�� frage an den potentiellen Vertrags partner enthält: Eslne populus (hier ist der Name des betreffenden Volkes eingefugt) in sua poleslaie? Liv. I , 38, I f. n I . Makk. 8, 1 7 : O'�i\O'al (jllAlav Kat O'Ul-Ll-LaXlav ("Freundschaft und BUndnis zu schließen"); Jos. ant. 1 2, 4 1 5 . Die Legitimation der Gesandtschaft vor dem Senat bei I . Makk. 8 , 20 gegenUber der nachlässigen Formulierung bei Jos. ant. 1 2, 4 1 6 ("die Ge sandten von Judas"). " I . Makk. 8, 1 8 . " Anders zuletzt 1 .-D. Gauger ( 1 986), S. 266-286 zu den römisch-jUdischen Beziehun gen 1 6 1 /60 v. Chr.; kritisch auch A. N. Sherwin-White ( 1 984), S. 73. Auf die seit E. Ttlubler diskutierte Frage, ob hier nur ein Senatsvertrag vorliege, gehe ich nicht ein; vgl. D. Timpe ( 1 974), S. 1 3 3 - 1 52; auch die Theorie, daß es sich bei dem Text nur um ein Vertrags angebot handele, nicht aber um einen ratifizierten Vertrag [so T. Fischer ( 1 98 1 ), S. S. 1 4 1 ], hat zu Recht keine Zustimmung gefunden. Zuletzt zu dem Vertrag D. Gera ( 1 998), S. 303-3 1 2 . " Mißverstanden von D. Gera ( 1 998), S. 3 1 3 . ' 6 Vgl. den SenatsbesChluß de Astypylaiis Z. 45-8. .7 Ant. 12, 4 1 7f. Der Form nach handelt es sich bei Josephus um ein SC, das den Ver tragstext wiedergibt, aber in untcchnischer und nicht völlig gleichgewichtiger Aus-
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Anmerkungen
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drUcksweise. ·.Betont wird die Echtheit aus formalen Gesichtspunkten auch von D. Timpe ( 1 974); S. I 3 3 ff. ,. So auch D. Gera ( 1 998), S. 308. .. Das geht �us der Formulierung ltOl"O'0I-LEV au�otc; �i]v KPlO'lV (hebr. tJ!JIZ7D) I . Makk. 8, 3 2 hervor. 50 Es gibt auch sonst Belege rur derartige römische Briefe an fremde Könige, z. B. an Antiochos 1 1 1 bei Liv. 22, 8, 9- 1 6; vgl. Polyb. 18, 47 . 5 1 Jos. anl 1 4,. 233. 52 Die Entdec�ung der Urkunde, bei Josephus an ihrem Platz, !Ur unseren Vertrag ist B. Niese ( 1 906), $. 8 1 7 ff, zu verdanken. Denn C. Fannius C. f. Cn. Strabo war Konsul 1 6 1 v . Chr. [T. R.·S. BroughtonlM. L. Patterson ( 1 95 1 ), I, S . 44 3 und S . 444, Anm. I ] ; von Josephus wurde dieses Begleitschreiben allerdings in die Liste römischer Privilegien zur Zeit Hyrkans,lI. eingereiht. Zum Titel 0'�pa�11"(6c; ülta�oc; M. Holleaux ( 1 9 1 8), S. 3ff. und B. Niese in seinem gerade zitierten Aufsatz. 53 Vgl. auch die guten Bemerkungen bei D. Timpe ( 1 974), S. 143-5; anders, aber ohne Uberzeugend� Argumente J.-D. Gauger ( 1 9 86), S. 27 1 f. 5. Josephus hat ihn ja gerade nicht in einen Zusammenhang mit dem Vertrag von 1 6 1 gebracht. Weitere H inweise auf den Vertrag noch bei 2. Makk. 4 , 1 1 ; Justin. 36, 3, 9; Diod. 40, 2. 55 Vgl. I . Makk. 7, 5 u. 9. 56 So haben es allerdings sehr viele moderne Forscher gesehen, insbesondere M. S. Ginsburg ( 1 928), .s. 34ff. mit seiner dezidiert antirömischen Darstellung. S7 Die gewiß sehr scharfsinnigen Interpretationen von J.-D. Gauger ( 1 986), S. 266ff. , zu Diod. 40, 2 (vgl. dazu M. Stern ( 1 974), I, Nr. 64 mit Textvarianten) und bes. zu Justin. 36, 3 , 9, die angeblich gegen den Abschluß eines Vertrages und !Ur eine bloße römische Freiheitsproklamation sprächen, verlangen den Texten allzu viel ab. 5. Dazu allgemein W. Dahlheim ( 1 977), S. 203. S9 Anders E. Gruen ( 1 984). 60 Vgl. I. Makk. 12, 9; 1 4 f. : "Wir wollten nun euch und den tibrigen Bundesgenossen und Freunde� nicht zur Last fallen, denn wir haben ja die himmlische Hilfeleistung" (�"v E� oupayov �o,,9Elav); vgl. ferner I . Makk. 14, 2 1 . 61 I . Makk. 9: 1 -22; Jos. ant. 12, 420-434; bell. 1 , 47. Judas lagerte in Elasa mit 3000 Mann, von denen angesichts der feindlichen Übermacht nur noch 800 verblieben. 62 I . Makk. 9, 23-73. 63 I . Makk. 1 0 , 2 1 . 6' Zu Jonathans FUhrung des Aufstandes I . Makk. 9, 23- 1 2; Jos. ant. 1 3, 1 -2 1 2; bell. I , 48-49. Zunächst hatten Alkimos und die jUdischen HeJlenisten mit seleukidischer Un terstUtzung die Macht inne (Jos. ant. 1 3 , 4), aber 1 59 starb Alkimos ( I . Makk. 9, 54-6), und Jonathan ' gewann wieder. an Boden ( I . Makk. 9, 73 ; Jos. ant. 1 3 , 34). Das innerse leukidische Thronkarussel begann sich 1 5 2 zu drehen, als Alexander Balas gegen De me trios I auftrat; Jonathan machte sich diese Konstellation rur seine eigene Stellung zu nutze ( I . Ma,*. 10; Jos. ant. 1 3 , 35-6 1 ). Einen ersten Höhepunkt seiner neuen Position, die er auch gewann, weil er sich den hellenistischen Spielregeln in der Politik anpaßte, erlebte er in tl tolemals ( I . Makk. 10, 5 1 -66; Jos. ant. 1 3 , 80-5). Als es seit 1 4 8/7 zu ei nem neuen Kbnflikt im Reich zwischen Alexander Balas und Demetrios 11 und etwas später zwischen Demetrios 1I und Tryphon kam, war JonaU18n schon so stark, daß er seine Position halten und ausbauen konnte (seine Beziehungen zu Demetrios 11 bei I . Makk. 1 1 , 20-37; Jos. ant. 1 3, 120-9; Jonathan hilft Demetrios in Antiochia: I . Makk. 1 1 , 38�5 1 ; Jos. ant. 1 3, 1 3 5 - 1 42, doch dann wird Demetrios treubrUchig: I .
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Anmerkungen
Makk. 1 1 , 52f.; Jos. ant. 1 3 , 1 43 . Schließlich geht Jonathan gegen Demetrios \I vor: I . Makle 1 1 , 54-74; Jos. ant. 1 3 , 1 45- 1 62). 65 1 . Makk. 1 1 , 57. 66 1 . Makk. 1 1 , 54-74; Jos. ant. 13, 145-62. 67 1 . Makk. 1 1 , 57f.; Jos. ant. 1 3 , 1 4 5 f. Antiochos bestätigte Jonathan nicht nur in sei nem Hohepriesteramt, sondern setzte ihn zudem Uber vier Bezirke (v gl. 1 0, 30 und 1 1 , 34) ein und ernannte ihn zum "Freund des Königs". Als äußere Symbole seiner Macht erhielt er die Vollmacht (E�OUcrlet), Gold und Purpur zu tragen. 68 1 . Makk. 1 1 , 60-74; vgl. auch Megillat Taan it; Jos. ant. 13, 1 54- 1 62; 1 63 : Kpet�fJoete;
ouv '1w vu911e; �fi ).lUXll Aet).lltpiii e; . 69 1. Makk. 1 2, 1: Jonathan sah Ö�l 6 KetlpOe; etu�0 crUVEpYEl; Jos. ant. 13, 1 63 : Jo nathan sah OU W�' etu�0 Ka�a vouv ltPOVOlC;X 9EOU xwpEi:.
70 Vgl. zur Organisation Griechenlands einer römischen Zehner-Gesandtschaft unter dem Konsul von 146, L. Mummius, auch noch 1 4 5 : Polyb. 39, 3 -6. 71 Zum Datum D. Timpe ( 1 974), S. 1 46, Anm. 30. 72 1. Makk. 1 2, I fonnuliert: o�i\oal Kat avavEwcrao9al �itv ltpOe; au�oue; <jllAletV ("die Freundschaft mit ihnen festzusetzen und zu erneuern"), was von J.-D. Gauger ( 1 986), S. 276, zu Unrecht filr seine These, daß die Römer weder mit Judas noch mit Jonathan einen Vertrag abgeschlossen hätten, geltend gemacht wird. 1J Zu Gesandtschaft und Vertrag 1 . Makk. 1 2, 1 -4; 16; Jos. ant. 13, 1 63- 1 65; der Ver tragsabschJuß geht m. E. unstrittig aus I . Makk. 1 2, 4 hervor, auch wenn nur die Geleit briefe erwähnt werden (s. dazu oben zu Judas); losephus erwähnt ausdrUcklieh die Ver tragsemeuerung. Zu dem Vertrag vgl. M. S. Ginsburg ( 1 928), S. 53; E. M. Smal lwood ( 1 976), S. 7; T. Fischer ( 1 98 1 ), S. 142f.; 1.-0. Gauger ( 1 986), S. 275ff.; D. Timpe ( 1 974), S. 14 6f. ; . P. Schäfer ( 1 977), S. 593; K.-L. Noethlichs ( 1 996), S. 1 2; 1. A. GoJd stein (1 989), S. 3 16 und ders. ( 1 976) z. I . Makk. 1 2 . 7' M i t dem genauen Ablauf der spätseleukidischen Gesch ichte befaßt sich zur Zeit K . Ehling, ' Untersuchungen zur Geschichte de r späten Seleukiden (164-63 v . ehr.). Vom
Tode des Anliochos IV bis zur Einrichtung der Provinz Syria unter Pompeius, vorauss. Habi lschrift 2002: wesentliche Ergebnisse dieser Schrift konnte ich bereits verwenden. 75 1 . Makk. 1 2 , 6-18; Jos. ant. 1 3 , 1 66- 1 70 der Brief Jonathans; I . Makk. 1 2, 1 9-23; Jos. ant. 1 2; 226f. der Brief des Areus. E. Bickerman ( 1 928), Sp. 786f., hält den Brief Jo nathans für echt, während der Areus-Brief wohl als die Fälschung eines hellenisierten Juden anzusehen sei, aber (das ist hier wichtig) von Jonathan als echt betrachtet wurde; er sei ein "Eintrittsbillet in die europäische Kultur"; ebenso M. Hengel ( 1 989), S. 2 1 9f.; ders. ( 1 988), S. 1 33 f. ; filr eine Fälschung auch B. Cardanus ( 1 967), S . 3 1 7-24; vgl. E. SchUrer ( 1 973), I, S. 1 84f., Anm. 3 3 . 76 Vgl. I . Makk. 12, 9 u n d 14f. u n d oben S . 92ff. zum römisch-jUdischen Vertrag von 1 6 1 v. Chr. 77 So o ffenbar 8. Cardanus ( 1 967), S. 3 1 7ff. auf der Grundlage von im Ubrigen in ganz anderem Zusammenhang formul ierten Aussagen bei Jos. c. Ap. 2, 1 3 0 ; 1 72; 225-23 1 ; 259ff. ; 27 1 . 78 S o I . Makk. 12, 6; Josephus ant. 1 3, 1 66 versuchte erneut, zu "verbessern", indem er d ie spartiatischen Institutionen auflistet und die typisch griechische Grußadressen-For mel an den Anfang stel lt. Auch der fo lgende Wortlaut paßt bei ihm nicht zu der von Jo nathan mit dem Brief verfolgten Absicht; gerade hier kann man sehr gut die Arbeits weise des Josephus verfolgen, der seine Quelle, 1 . Makk., in eigentUmlicher Weise um deutet. 79 Vgl. die Beispiele bei M. Hengel ( 1 989), S. 2 1 9f. 80 2. Makk. 5, 9.
Anmerkungen
1 85
8\ Es ist schon 'lange erkannt, daß der Brief 1 . Makk. 1 2, 1 9-23 Hebraismen enthält (Bickennan) und deshalb in dieser Form kaum original sein kann; das besagt aber noch n icht, daß wir njcht ebensolche Vorgänge wie bei I. Makk. 8 (doppelte Übersetzung!) annehmen dUrfen (siehe oben). 2 8 Ich plädiere aber nach d iesen Überlegungen dafilr, den Brief, bevor wir nicht einen zweifels freien Beweis seiner Fälschung in den Htlnden haben, auch weiterhin filf echt zu halten. Wenn Jos. ant. 1 2 , 226f. zusätzliche Angaben zum spartanischen Gesandten des Areus sowie zum S iegel (Adler an einem Drachen) macht (freilich mit falscher zeit l icher Einordnung), so scheint es sich um eine von 1 . Makk. unabhtlngige Überlieferung zu handeln; genaue Analysen kann man indes darauf nicht aufbauen. 81 1 . Makk. 1 4, 20-23. 8. 1. Makk. 1 2, 24-34; Jos. ant. 13, 1 74- 1 80: Jonathan im Norden; I. Makk. 1 2, 3 5-3 8; Jos. ant. 1 3, 1 8 1 -3 : Ausbesserung Jerusalems. 85 l . Makk. 1 2, 39-53; Jos. ant. 1 3 , 1 87-196; bel l . 1 , 49. 86 I . Makk. 1 3 - 1 6; zu seiner für die Verfassung des hasmonäischen Staates fundamen" ta1en Bedeutung vgl. E. Baltrusch (200 I ). 87 I . Makk. 1 3 , 1 -22; Jos. an!. 1 3, 1 97-209. 88 I . Makk. 1 3 , 23; Jos. ant. 1 3, 209; bell. 1 , 49; die Bestattung Jonathans wird I . Makk. 1 3, 25-30 und Jos. ant. 1 3 , 2 1 0- 1 2 berichtet. 89 1 . Makk. 1 3 , 36-42; Jos. ant. 13, 2 1 3- 1 4 . 9 0 I . Makk. 1 3 , 43-53; Jos. ant. 1 3 , 2 1 5- 1 7. 9\ Denn in der die Verfassung konstituierenden Ehrenurkunde für Simon vom 1 8 . Elul 1 72 seleuk. Zeitrechnung (also Sept. 140 v. Chr.) wird das römische BUndnis schon ge nannt, 1 . Makk.·. 14, 40. Auch ist 14, 1 6 gesagt, daß die Nachricht von Jonathans Tod nach Rom gelangt war. 92 1 . Makk. 14, i -3 ; Jos. ant. 1 3 , 1 84- 1 86. 91 Der Text I. Makk. 14, 16f. scheint eine römische In itiative zur Vertragserneuerung (�o u avavEwoa.o9al ltpOe; au�ov CjllAlav Kat OU).l).laxlav) anzunehmen, abeL l 4, 4 0 und auch 1 4 , 22'erwahnen Gesandte S imons nach Rom. 9' Insofern braucht man nicht einmal an ein "Mißverständnis" des Autors von I. Makk. zu denken, wie D. Timpe ( 1 974), S. 1 47, vorschlägt; es ist aber nicht statthaft, wegen dieser "Initi ative" der Römer die Echtheit des ganzen Beri chtes in Frage zu stellen, so 1.-0. Gauger ( 1 986), S . 275. 95 I. Makk. 14, 20-23 . Interessant ist die Titulatur im Vergleich' mit dem Brief Jonathans an die Spartiatlin bei I. Makk. 12, 6 - 1 8 : der ?nm Y1::l wird wörtlich zum iEpEue;
).lEyae; statt apXlEpEUC; rur Simon; die O'Jpl werden jetzt ebenfalls wörtlich zu oi ltPEOßU�EPOl statt zu i) YEpoucrla. Vielleicht geht das auf das Konto der verschiedenen
Übersetzungen; !doch möchte ich nicht ausschließen, daß Jonathans Brief die jUdischen Verfassungs institutionen spartanisch-griechischem Versttlhdnis entsprechend umge fomll hat, wahrend die Spartaner die wörtlichen Übertragungen der jUdischen Titel (al lerdings nur in ,der Grußadresse, nicht am Schluß des Briefes, wo Simon wieder als aPXlEpEUe; erscheint), dagegen Umschreibungen filr ihre eigenen Institutionen aus Höf fichkeit bevorzugt haben. Auch der rur griechische Ohren im internationalen Bereich ungewohnte Titel cdiüCj>Ot nimmt die jUdische Formul ierung nach o'nlt bzw. ,J'ntt
(unsere BrUder)·,auf. 96 1 . Makk. 1 4 , i 1 macht deutlich, daß die Juden keine Hilfe in Not erwarten. 9,' 1 . Makk. 14, 24; 1 5, 1 6-24; Jos. ant. 13, 227 (mit falscher zeitlicher Einordnung); wohl auch 14, 1 4 5-148. Die Datierung ergibt sich aus 1 . Makk. 14, 24 (I1na �a,ha, also nach 142) und 1 5 , 1 0 (Antiochos V I I kam ins Land seiner Väter 1 74 seI. = 1 3 8 v. Chr.). Die Gesandten Simons kehrten zurUck, als Ant iochos V I ! Dora belagerte, 1 5, 1 5 .
1 86
Vgl. dazu E. SchUrer ( 1 973), I, S. 1 94-7; P. Schäfer ( 1 977), S. 595; 1. Juster ( 1 9 1 4), 1, S. 1 3 5 - 1 38; M. S . Ginsburg ( 1 928), S. 54-64; D. Timpe ( 1 974), S . 1 47; K.-L. Noethlichs ( 1 996), S . 1 54, Anm. 84. 98 Daher vermuten A. Giovannini/H. Müller ( 1 97 1 ), S. 1 62f., zu Unrecht eine "Unacht samkeit" des Autors des römischen Briefes, ihn gerade an diese Stelle zu verlegen. 99 Nach der Grußadresse fo lgt I . Makk. 1 5, 1 7 - 1 8 der Bericht Uber die Gesandtschaft, 1 9-20 dann zwei AuszUge aus dem Senatsbeschluß, eingeleitet durch flpecrEv ouv "lllV bzw. E lio �Ev liE "lllV. 1 5, 2 I ist als eine auf Wunsch der Juden von den Römern weiter gereichte Bitte an die Adressaten nach Auslieferung von Übeltätern (A.OLllol). Da der erhaltene Brief an Ptolemaios VIII von Ägypten ging, vermutete A. Momigliano ( 1 930), S. 1 57, daß mit den Übeltätern die Verehrer des judischen Tempels in Leontopolis ge meint seien, was eine mögliche, aber keineswegs zwingende Erwagung ist; eher wäre an die Feinde der Makkabäer während des Aufstandes zu denken. Paragraphen Ober die Auslieferung von FIUchtlingen waren durchaus völkerrechtlicher Usus, und zudem kon statiert 'I . MakI<. 15, 22 ausdrUcklich, daß die Römer gleichlautende Schreiben (KUt 'tuu'tu) an die anderen Adressaten schickten. Die Kritik an der Echtheit des Schreibens bei A. Giovannini/H. MUller ( 1 97 1 ), S. 1 60ff. ; J.-D. Gauger ( 1 986), S. 275f., und ande ren, ist unbegrundet. 00 1 I . Makk. 15, 22f.: Es sind dies die Könige (außer Ptolemaios VI II) Demetrios 1 1 (Seleukidenreich), Attalus II (von Pergamon, 1 59- 1 3 8), Ariarathes V (Kappadokien, 1 62- 1 30); Arsakes (d. h. M ithridates [, Partherreich); die XWPUL Sampsame (unkl ar), Sparta, 'De[os, Myndos, Sikyon, Karien, Samos, Pamphylien, Lykien, Halikarnassos, Rhodos, Phaselis, Kos, S i de, Arados, Gortyna, Knidos, Zypern, Kyrene. 101 Vgl. M . S. Ginsburg ( 1 928), S . 59: die Liste gebe uns "une representation tres nette de ce qu'ctait la diaspora juive au mil ieu du deuxieme siecle avant I'ere chretienne et nous permet de juger de· l 'enonne autorite internationale de Rome ä cette epoque". Vgl. auch U. Rappaport ( 1996), S . if. 02
Anmerkungen
Anmerkungen
1 Zur Identi fizierung dieses Konsuls (aber vgl. M. S. Ginsburg ( 1 928), S. 6 1 , der einen Ü bersetzungsfehler vermutet) vgl. T. R. S. BroughtonlM. L. Patterson ( 1 95 I ), I, S. 476, Anm. 1 (L. Caecilius Metellus, Konsul 142), oder S. 49 1 f., Anm. 2 (L. Valerius Flac cus, Konsul 13 I, Praetor also um 1 34). 10) F. Ritschl ( 1 873), S. 596ff. ; L. Mendelssohn/F. Ritschl ( 1 875), S. 4 1 9ff. I().I ( 1 906), S. 146ff. 105 VgI. D. Timpe ( 1 974), S. 147. 10<, Die Gemeinsamkeiten: Pränomen; Name des einen jUdischen Gesandten (Nume nius); die Erneuerung des BUndnisses als Ziel der Gesandtschaft; der goldene Schild mit Wertangabe und Annahme durch die Römer; Erwähnung von römischen Briefen an StUdte und Könige zwecks Abwehr von Gefahren filr die Juden; die Unterschiede: Die Amtsangaben; die Zusammensetzung der jUdischen Gesandtschaft; die josephische Da tierung (ant. 1 4 , 148 als Anhang an das SC gekennzeichnet: im 9. Jahr des Hoheprie sters lind Ethnarchen Hyrkan im Monat Panemos), die, selbst wenn sie fehlerhaft sein sollte, doch eher den Bezug auf Hyrkan [ als auf S i mon nahelegt, der ausdrUcklich im Lucius-Brief I . Makk. 15, 17 genannt ist. Manche Forscher haben deshalb die Schildge sandtschan auch in die Zeit des Nachfolgers S i mons, Johannes Hyrkan [, verlegt, vgl. bes. M . Stern ( 1 96 1 ), S. 6. 107 Die Datierung ergibt sich aus dem bei Jos. ant. 13, 260-266 genannten Prator (cr'tPU't1'WOC;) Fannius M. f., welcher [ 22 Konsul und dementsprechend frohestens 125 Prätor gewesen sein kann (T. R. S . Broughtonl M. L. Pattersen ( 1 95 1 ), 1, S . 509, Anm. 2 favorisiert 1 26; ferner S. 5 1 6) .
1 87
[08 Grundlage dbr Einordnung ist ein pergarnenisches Psephisma bei Jos. ant. 1 4, 247� 255 (von Josepl1us offenkundig falsch eingeordnet); vgl. 1 4, 205. Die Datierung ist aber Ubera s kontrovers diskutiert; ich folge in diesem Punkt den Überlegungen �uch hier von M. Stern ( I.96 [ ), S. 7-22; T. Fischer ( 1 970), S. 64-82. Vgl. J. A. Goldstein ( 1 989),
�
S. 327f.; U. Rappaport ( 1 996), S. n. 109 Diese Phase, dauerte bis zu'm Tod
des Königs auf seinem Partherfeldzug im Jahre P9, Jos. ant. t3, 228ff.; bell. 1 , 54-69. Die Belagerung Jerusalems durch Antiochos bei Jos. ant. 1 3 , 245-249; Diod. 34; I ; Just. 36, 1 . 1 0 ; Eus. Chron. 1 , 255 (Schöne). Das äu ßerst faire, von den Ratschlagen seiner
gestärkt, insbesondere jetzt durch Söldner. 1 12 Das demons'triert die E�lung bei Jos. ant. 1 3 , 289-298; bKidduschin 66a. Jos. ant. 1 3, 288 sagt dazu: 'YpKUV<$ IiE
Bewußtseins zJ drängen." (230). 1 14 Jos. an!. 1 3, 254 stellt den Zusammenhang zwischen dem Tod des Königs und den außenpolitischen Erfolgen Hyrkans her, die dann 254-258 berichtet werden; 259 schließt dann der Abschnitt Uber das Verhältnis zu Rom an (bis 266), auf welchen 267 folgt: hier wird: berichtet von Demetrios \ 1, seiner judenfeindlichen Haltung und seiner Schwäche, die ·.von dem ptolemäisch beeinnußten Usurpator Alexander Zabinas ausge
nutzt wurde. . Der Vertrag bei Jos. an!. 1 3, 246f.; ähnlich Diod. 34/35, 1 , 5. 116 Vgl. Jos. ant. 1 3, 273: KUt "(ap uu'to<; Ile'ta 'tl)V 'Av'tLoxou 'tEA.EU'tl)V 'twv MUKE1i6vOlV U1tEO'tl]' 1 17 Auch bei diesem SC wird immer wieder hervorgehoben, daß es die Römer bei Wor '�en beließen, daß von ihnen keine wirkliche Hilfe gekommen sei: vgl. E. M . Smallwood :p 98 1 ), S. 9 ("Rome replied again with words alone"); M. S . Ginsburg, ( l ?28), S . 65ff., !meint, daß von' Rom von Anfang an keine Hilfe zu erwarten gewesen sei; 1. A. Gold 'Stein ( 1 989), S': 327 ("The Romans declared their friendship for the Jews and promised lin .the future to prevent such injuries to the Jews but took no action for the present"). . Doch auch hier kam es nicht auf materielle Hilfe an. Weitere Literatur: P. Schafer '( 1 977), S. 598; D. Timpe ( 1 974), S. 1 47 f. ; M. Stern ( 196 1 ), S. 7c I 2 . ; E. Schürer ( 1 973), ,I, S . 204-206; T. Fischer ( 1 970), S. 64-77; A. Giovannini/H. MOller ( 1 97 1 ), S . 1 6 5- 1 70. ' 1 1 8 Alexander Zabinas schloß Freundschaft mit Hyrkan: Jos. ant. 1 3 , 269; fUr Antiochos , V l l i konstatiert Justin. 39, 2, 9, daß er acht Jahre lang (sc. 122- 1 14) seinem Reich Ruhe ,11>
I(qllies) verschaffte.
1 88 1 19
Vgl. EuselJ. Chron. 1 260 (Schöne); Jos. ant. 13, 273f.; Justin. 39, 2, 1 0-3; Appian.
Syr. 3 1 4 ; Diod. 34/35, 3 4 . Aus dem Jahre 1 1 2 finden wir MOnzen von Antiochos IX in
Askalon, Ptolemais, Damaskus und Antiochia; I I I hört seine Münzpragung in Askalon
auf, vgl. A. R. Bellinger ( 1 949), S . 67; S. 87. 110
Jos. ant. 1 3 , 274:
1 21
Jos. ant. 1 3 , 324.
122 m
'tou flEv'tOl "(E KU�lKl]VOU 'tl)V "(ijv KaKOUY1:o<;.
Jos. Ant. 1 3 , 275-282; bell. 1 , 64-66; vgl. bSota 33a; Megillat Taanit 25.
Jos. ant. 1 4, 247-255. Dazu E. SchOrer ( 1 973), I, S. 206, Anm. 7; A. Giovan nini/H.
Müller ( 1 97 1 ), S . 1 56f. (mit alterer Lit.); M. S. Ginsburg ( 1 928), S . 72-77; 1. A. Gold
stein ( 1 989), S. 327f.; M . Stern ( 1 96 1 ), S . 1 2 - 1 7 ; D. Timpe ( 1 974), S. 1 48 ; T. Fischer ( 1 970), S . 76f. 1 24
Gelegentlich wird auch Antiochos VII, Sohn des Demetrios, angenommen, was dann
aber eine Textveranderung erforderlich macht, vgl. F . Ritschl ( 1 873), S. 6 1 1 , Anm. 3 1 ; E. Schürer ( 1 973), I, S . 206. 12'
Auf d iese Unterstützung in der Zeit großer Gefahr legt aber erneut A. S. Ginsburg
( 1 928), S. 65ff. , großen Wert: "La defaite qu'il venait d ' essuyer obligea Hyrcan I a adresser un nouvel appel a Rome" (74). . 1 26 Vgl. M. Stern ( 1 96 1 ), S . 1 8 f. 127
Die umfllri glich ausgebre itete These von D. Piate l l i ( 1 97 1 ), S . 2 1 9-340, daß die Rö
mer von Anfang an die U nterwerfung Judaas intendiert hatten, hat nicht vier filr sich. 1 28
129
U. Rappaport ( 1 968), S. 329-345.
Wenn Pompeius 63 das jüdische Gemeinwesen erheblich verkleinerte und den Kö
nigstitel nicht mehr gestattete, läßt das auf römische U nzufriedenheit mit der hasmonai schen Politik i n den Jahrnhnten zuvor schließen; dazu und zu weiteren Deutungen U . Rappaport ( 1 968), S . 3 37ff.
:)0
Vg2 . nur die Einleitung zum pergamenischen Beschluß Jos. ant. 1 4 , 247:
Eltd rW)lawl �a'ta KoAou?OUV'tE<; 'tTl 'tii\ � ltpo"(?VWV a,,(w,,(TI 'toU<; 1mep 'tTl<; KOlvij<; . . altav'twv uv8pw1twV aoepaAEla<; Klv/iUVOU<; ava/iexov'tat Kat eplAO'tlflouv'tal 'tOV<; OUflflaxou<; Kat eplAOU<; EV EUlialflovlc,x Kat ßEßaic,x Ka'taO'tijoal Eiptlvn U.S.w. ("Die Römer nehmen i n U bereinstimmung mit ihrer traditionellen Politik [die 'twv 1tpo"(ovwv a"(w"(tl entspricht dem mos maiorum] Gefahren fIlr die allgemeine Sicherhe it aller Men schen auf sich und setzen sich dafilr ein, ihren Freunden und Verbündeten GIUck und si cheren Frieden zu verschaffen"). IJI
Hier. ist zu verweisen auf die römischen Briefe an auswartige Regierungen und das
Pergamondekret. lJ2
.
Anmerkungen
Hier ist zu denken an d i e Zwangsjudaisierungspol itik von Makkabaern und Hasmo
näern sowie an die Ausdehnung des hasrnonaischen Staates auf Kosten auch der Poleis
2 ,
1 89
Anmerkungen
Zur weiten Verbreitung um die Zeitenwende Jos.
ant.
14, 1 1 5 ; c. Ap. 2, 1 2 3 ;' 2 82; Se
neca bei August. civ. 6, 1 1 ; Phil. leg. 2 8 1 f. Die Diaspora-Situation ist in den letzten Jah
ren besonders erforscht worden, weil gerade hier neue, z. T. überraschende Funde an ar chaol'Ogischem, epigraphischem und papyrologischem Material d i fferenzierte Einbl icke
in das Leben dt:r Juden und insbesondere das Zusammenleben von Juden und Nichtju
�en ermöglichten, vgl. S . J. Cohen/E. S. Frerichs ( 1 993); J. M. G. Barclay ( 1 996); L. V.
Rutgers ( 1 998); zu Kleinasien bes. P. R. Trebilco ( 1 99 1 ) ; P. HerztJ. Kobes ( 1 998), hier
besonders die Aufsätze von P. Herz, S. 1 -26, und W. Arneling, S. 27-4 1 . Zu der oben
angesprochenen Bedeutung der Zerstreuung von Juden Ubera l l in der Mittelmeerwelt filr
'das B il d der Juden in der griechisch-römischen Literatur vgl. die demnachst publizierte . Arbeit von R. S. B loch (im Druck). ) Das dokumentarische Material zur jüdischen Geme inde in Rom beginnt allerdings spater, frO hestens im I. Jahrhundert v. Chr. Zu den inschriftlichen Quellen der jUdischen
Diaspora in Rom vgl. jetzt D. Noy ( 1 995); H. Lichtenberger ( 1 996), S. 16ff.; dazu im
mer noch J. B. ,Frey ( 1 975); ferner H. . 71.
i.
Leon ( 1 960); L. V. Rutgers ( 1 998), bes. S . 45-
' Verneint bes. von H. Solin ( 1 983), S. 587-789.
, Val. Max. I, 3, 3, der erste Text ex epiloma Januarii Nepoliani, der zweite, ausfllhrli
chere ex epiloma Julii Paris; beide gehören wohl i n die Zeit 5.16. Jahrhundert n. Chr.
Ausgerechnet das I . Buch zum Thema Religion der filr rhetorische Zwecke ungemein
nützlichen Sarrunlung des Valerius Maximus ist verloren; ohne Zweife l ist die Angabe
als solche (aus Liv ius?) glaubwürdig, allerdings geht manche Unklarheit auf Kosten der
Epitomatoren und der handschriftl ichen Überlieferung, vgl. E. N. Lane ( 1 979), S. 35-
38. Die Datierung ist durch die Angabe der Konsuln gesichert, T. R. S. BroughtonlM. L.
Patterson ( 1 95 1 ), I, S. 4 8 1 f. (der Vorname des Calpurnius ist allerdings nicht Lucius, sondern Gnaeus; der Prator heißt Hispanus statt Hispalus, ILS 6; App. Li byca 375).
Weil es sich hier um das erste Zeugnis, und dazu ein so bezeichnendes, rur eine j Udische Gemeinde in Rom handelt, ist die Literatur zu diesem Text kaum noch Uberschaubar.
•
Vgl. dazu die; interessanten Ausfilhrungen von A. Alföldi ( 1 973), S. 1 3 1 - 1 42, .der als
Grund rur die vertre ibung eine durch Prophezeiungen hysterisch aufgeladene Stim
mung in Rom vermutet, die den Prator zum Handeln gezwungen habe; er gelangt zu dieser Theorie durch die Auswertung numismatischen Materials.
, 7
E. N . Lane ( 1 979), S . 37, vermutet noch eine dritte Maßnahme des H ispalus gegen die
"Sabazius-worshippers"; sachlich ist das wohl möglich, widerspricht je doch dem erhal
lenen Text, denn der Sabazius-Kult wird ausdrOcklich von Julius Paris mit den Juden in Verbindung gebracht.
8
Seit F. Cumont hat sich die Forschung intensiv mit dem Verhältnis von Sabazios, einer
an der KUste und im B innenland; der hartnackige Wi derstand des von griechisch-make
phrygisch-thrak;ischen, oft mit Dionysos identifizierten Gottheit, und der jUdischen Re
sonders bemerkenswert, vgl. dazu J. A. Goldstein ( 1 989), S. 3 2 8 f.
58-60; G. Wissowa ( 1 97 1 ), S. 376; S. E. J ohnson ( 1 984), ·S. 1 53 8 - 1 6 1 3 ; M. Stern,
don ischen Siedlern bewohnten Samaria gegenUber der Belagerung durch Hyrkan ist be IJJ
So dezidiert A. Giovannini, der in d ieser Interessensgemeinschaft sogar "Ies origines
de I' antijudaism dans le monde grec" vermutet, ( 1 995), S . 4 1 -60; vgl. Ch. Habicht ( 1 975), S. 97- 1 1 0; Z. Yavetz ( 1 997)
V. "Jeder Staat hat seine eigene Religion, wir die unsere" I
Das Zitat stammt aus C i ceros Verteidigungsrede filr den Statthalter von Asia L. F l ac
clis : slla cuique civilali religio es/, nos/ra nobis (Cic. Flacc. 69).
ligion befaßt, vgl. F. Cumont ( 1 906), S. 63-79; ferner ( 1 9 1 0), S. 55-60; ders. ( 1 989), S.
( 1 974), I, S. 359; P. Trebilco ( 1 99 1 ), S. 1 4 0ff.; P. Schafer ( 1 997), S. 50f. 9
Letztere Position z. B. bei E. M. Smallwood ( 1 976), S. 1 28ff; B. Wander ( 1 998), S.
1 65 ("so bleibt doch festzustellen, daß die Juden in Rom anscheinend Anhanger gewin
p en konnten"J; daß die Juden nur ihren Kult in Rom praktizieren wollten, bei M. , . Goodman ( 1 994), S. 82f.; P. Schäfer ( 1 997), S . 1 06 f.
10 Man kann hier
auch an das Vorgehen gegen die Bacchanalien etwa 50 Jahre zuvor
denken, dem j a. ebenfalls die verbreitete römische Furcht vor einer "In fizierung" römi
scher Sitten zugrunde lag, Liv. 39, 8- 1 8 und die Inschrift ILS 1 8 (CIL 12 5 8 1 ) ; bes.
wichtig J.-M. Pai l l ier ( 1 988); vgl. jetzt auch knapp B. Linke (2000), S. 269-273 (mit weiterer Literatur).
Anmerkungen
Anmerkungen
1 90
1 1 Darauf könnte die sonst kaum verständliche Formulierung arasque privatas e publicts locis abiecit bei Nepotianus (die von manchen Gelehrten auch auf Synagogen bezogen
wird) hindeuten, wenn man sie mit E. Bickerman, auf Altäre von Römern bezieht, die damit dem jUd ischen Gott Ehre bezeugen wollen. Daß dies möglich ist, zeigt Min. Fel.
20
191
Zur Toleranz P. Garnsey ( 1 984), S. 1 -27; L. V. Rutgers ( 1 998), S . I 86ff.; E. Baltrusch
i ( l 998b), S. 4 1 0ff.
�21 Vgl. dazu D: Piatell i ( 1 97 1 ), S. 2 1 9ff. 22 Vgl. Polyb. 29, 1 0; 19 und 30, 5 .
Das Ausmaß d e r "Selbstabgrenzung u n d d e r Bewahrung von kodifizierten Werten
6 , 2 (dum aras exstruunt etiam ignotis numinibus etc.). Auch L. H. Feldman ( 1 993), S. 3 0 I , erwägt, daß die Juden die Römer zur Beobachtung einiger Riten bringen wollten,
' und Normen", wie B. Wander ( 1 998), S. 28, formuliert (auch um den BegJiff ,.ldentität"
12
'. 1 9), war von Gemeinde zu Gemeinde und Region zu Region zum Teil sehr verschieden,
nicht aber zum vol lst3ndigen Übertritt zum Judentum.
So auch E. M . Smallwood ( 1 976), S . 1 30. Die Überlegung von S . Alessandri ( 1 968), S. 1 87f., daß gerade die Tatsache der guten diplomatischen Beziehungen zwischen Rö
1J
zu vermeiden,'der ihm mit einigem Recht als zu abgegriffen erschien, vgl. S. 20, Anm.
aber offenkundig haben die durch zahlreiche Quellenfunde in letzter Zeit starker nach-
mern und Juden die Nachricht des Valerius Maximus als Fiktion entlarve, hat zu Recht
weisbaren Beziehungen der jUdischen Diaspora-Gemeinden zur heidnischen Umwelt (z.
nicht eine positive oder negative Haltung zu den Juden und ihrer Religion zur Wahl
nicht im Wege gestanden, auch wenn die apodiktischen Vorschriften der Mischna in
wenig Aufnahme gefunden. Denn sie berücksichtigt nicht, daß von Roms Seite aus stand, sondern daß es um außenpol itische und innenpolitische Interessenwahrung ging. 13 I'
I Makk. 14 und E. Baltrusch (200 1 ).
B. Theaterbesuche, pol itische Mitarbeit, Synagoge i n Sardis) einer IdentitllLSwahrung
Awoda Zara (vgl. bAwoda Zara I , 1 f.) in bezug auf Verunreinigung durch Götzendienst
selten eingehalten wurden; rur Kleinasien hat das P. Trebilco ( 1 99 1 ) herausgearbeitet
(S. 1 87: "ln fact, much evidence points to the strong retention of Jewish identity by
Min. Fel . 6, 1 -3 läßt den Vertreter der traditionellen Gottesverehrung Caeci lius sagen,
communities in Asia Minor, despite dose relations with the pagan enviroment".).
daß die Römer von Uberallher fremde Götter herbeigeholt und zu den Ihrigen gemacht
hätten; sogar unbekannten Gottheiten hätten sie AltlIre errichtet. Er fllhrt fort: sie dum universarum gentil/m sacra suscipiunt, etiam regna meruerunt ("So haben sie, während sie die Kulte aller Völker aufnehmen, auch deren Reiche verdient"). So ist es geschehen
493 (Ceres/Liber/Libera); 293 (Aesculapius); 204 (Cybele). Cic. Flacc. 69 setzt diese Einstellung voraus, indem er sie auf den umgekehrten Fall ausbleibenden Erfolges und
die jÜdische Religion anwendet: quam cara dis immortalibus esset docuit, quod est
victa, quod elocata, ql/od serva facta ("Wie teuer es den unsterbl ichen Göttern war, lehrte die Tatsache, daß es besiegt, zinsbar gemacht und dienstpflichtig geworden ist"). 15
Vgl. Fest. p. 268 (Lindsay): sacra peregrina publice accepta ("Fremde Kulte öffent
lich e ingeruhrt"); Cic. Verr. 1 I 5, 1 87 spricht von populus Romanus, der Ceres und Li bera von den Griechen nach Rom geholt habe; har. resp. 27. Laut Suet. Aug. 93 hat Au
gustus ausdrucklieh nur die öffentlich rezipierten Kulte akzeptiert. 16 B. Linke (2000), S. 272, weist zu Recht darauf hin, daß die Menge der B acchanalien
t
L. N oethlichs (1 996), S. 1 4 ("aufst3ndische Juden in Cyrene"). . 28 I . Makk. 1 5;'23; siehe oben S . 1 0 3 f.
2 . 9
bilden sie in seinen Darlegungen keine wirkliche Gefahr, solange sie nur auf einen klei
fassung des historischen und runfuändigen Werkes von Jason von Kyrene, deutet viel
·
leicht auf die jUdisch-griechischen Probleme in der Heimatregion des Autors hin. In au
gusteischer Zeit sahen sich Jliden mehrfach veranlaßt, gegen griechische Angriffe a u f
\
ihre Eigenstllndigkeit römische Hilfe anzurufen, Jos. ant. 1 6, 1 60- 1 65 ; 169- 1 70. Auch
das Neue Testament zeigt, daß die Bindungen zwischen der kyrenischen Diaspora und
nen Teil der Bevölkerung beschränkt bleiben. So ist nicht davon die Rede, daß man die
KultausUbung aus grundsätzl ichen Erwägungen verbieten mUßte, um eine Kontaminie rung des religiösen Lebens in der res publica zu verhindern." 17 18
Vgl . J. Scheid ( 1 985), S. 1 2ff. ; B. Linke (2000), S. 273.
Phil. leg. 1 56 sagt, daß die meisten Juden in Rom Freigelassene gewesen seien, aber
die konnte man nicht herauswerfen; ähnliches gilt rur Sklaven und BUrger, so daß nur
peregrini als Adressaten bleiben; vgl. zu Juden in Rom L. V. Rutgers ( 1 998), S. 1 7 1 ff. 19
D 47, 22, 4 (Gaius libro quarto ad leg. XII Tabularum): auch Solon habe Vereinen nur
dann Gültigkeit zugesprochen,
Eav
flTJ alta-yopE'ilcrn ö'l'Jflocrta -ypafllla�a ("solange das
öffentliche Recht nicht beschädigt werde"); D 47, 22, I , 1 (Marcianus, Buch 111 der In
stitutiones): Sed religionis callsa coire non prohibentur dum tamen per hoc non jiat
contra senatus consultum, quo illiciJa collegia arcentur ("aus religiösen GrUnden sich
zu verbinden wird nicht verboten, solange es jedenfalls nicht gegen den Senatsbeschluß geschieht, durch den unerlaubte Kol legien verhindert werden"). Die Tendenz dieser Ge
setzgebung faßt Cicero leg. 2, 19 so zusammen: Separatim nemo habessit deos neve no
vos neve advenas nisi publice adscitos ("Niemand s o l l getrennt Götter, weder neue noch hinzugekommene, haben, außer wenn sie öffentlich herbeigeholt worden sind").
Juden sind s.chon seit Ptolemaios I in Kyrene bezeugt, Jos. Ap. 2, 44, und sie hatten
dort herrschaft1 iche Aufgaben wahrzunehmen. Das 2. Makkabäerbuch, eine Zusammen-
·
kult-Anhänger und ihre Organisations form, nicht etwa der Glaubensinhalt kritisiert wird: "FUr Postumius sind die rituellen Vorschriften des Kults zwar befremdlich, doch
App. Mithr. 1 3 1 ; Plut. Lucul l . 2.
Plut. Luc. 2:: Kat Kupllvaioue; Ka�aAapwv h: �upavviöwv cruveX&V Kat ltoHIlWV �apa��olleVOue; aVEAapE ... ' 26 Jos. anl 1 4, : 1 1 4 nach Strabo: llap�upEt öE Ka\. Ev hepep �Oltep 0 amoe; l:�papwv. ;ön Ka8' ÖV KatpOV ÖtEPll l:uAAae; Eie; �TJV 'EAAuöa ItO>'Efli]crwv Mt8ptöa�n Kat : AEUKOAAOV itll'Vae; EIt\. �i]v E V Kupi]vn cr�acrtV (Iacuna) �OV E8voUC; i]fl& v i] · OiKOUflEVT] ItEItA i]pw�o. So J. Juster ( 1 9 1 4), 1 1 , S. 1 82; E. M. Smallwood ( 1 976), S. 1 4 1 ("Jewish rising"); K . 24 2S
,
Jerusalern sehr eng waren, Apg. 2, 1 0; 6, 9; 1 1 , 20; 1 3, I ; Mt. 27, 32; Mk. 1 5, 2 1 ; Lk.
23, 26 (Simon 'von Kyrene, der das Kreuz trug). Zum Ausbruch allen aufgestauten Frei heitsdranges kam es gerade in Kyrene beim großen Diaspora-Aufstand unter Trajan,
Cass. Dio 68, 33; Eus. eccl. 4, 1 1 , 2-4. Über die jüdische Gemeinde des kyrenischen Be
renice (Benghasie) sind wir durch Inschriften funde aus dem I. Jahrhundert v . Chr. in formiert, die wegen der Bezeichnung ltoAi�Eulla große A u fmerksamkeit in der moder
nen Forschung gefunden haben, vgl. etwa G. LUderitz ( 1 994), S. 2 1 0ff.; B. Wander
;( 1 998), S. 25 m ,JO
Cic. leg. agr..2, 5 1 spricht von den kyrenischen Äckern, qui Apionisfuerunt, die durch
das von ihm bek3mpfte rull ische Ackergesetz bedroht seien; Liv. per. 70. Unter qUllsto rische Verwaltung kam Kyrene erst 7 5 v. Chr. als L. Octavius und C. Aurelius Cotta
.Konsuln waren. Sal l . his!. 2 frg. 43Mb. J I Jos. ant. 1 6, 1 60ff.
J2 Jordan. Rom 8 1 : Ptholomeus, qui eJ Alexander, ann. X. quo regl1GnJe multa ludae orum populus tam ab Alexandrinis quam etiam ab Anthiocensibus Jolerabat ("Im 1 0 .
Jahr der Herrschaft des Ptolem3us, der auch Alexander heißt, erduldete das Volk der
Juden viel von den A l exandrinern ebenso wie von den Antiochensern") (nach Momm-
1 92
Anmerkungen
sen im Prooem. der MGH 5 . 1 S. XXVIII hat Jordanes diese Nachricht aus einer alexan drinischen Chronik). JJ Dazu ein Porphyrius-Fragment aus der Chronik des Eusebius (I p. 1 65 und 1 66 Schöne) FGrH 11 B. 260 F 2, 9, wonach Alexander von !oUÖatKal. E1tlKOUpial gegen seinen Bruder Ptolemaios IX Soter 1I unterstUtzt worden sei. Mit jüdischer Hilfe hatte schon ihre Mutter Kleopatra im Kampf gegen ihren Sohn Soter 11 (Jos. ant. 1 3 , 285; 349fl) rechnen können, was sich auch auf die Beziehungen zu Jerusalem und Alexander Jannaios auswirkte. H Porph. FGrH 260 F2, 9; Cic. leg. agr. I, I; 2, 41 f. JS Porph. FGrH 260 F2, 8f. ; Paus. 1 , 9, 3 ; Justin. 39, 5, I . 36 Zu Lucu l lus in Ägypten Plut. Luc. 2f. und A. Keaveney ( 1 992), S . 23f. J1 Dazu P. M. Fraser ( 1 972), I, S . 8 8 und 11, S. 1 68, Anm. 337; vgl. auch K . L. Noe thlichs ( 1 996), S. 1 4. 38 Vgl. zum Verhaltnis Griechen, Juden und Römer speziell in der Provinz Asia bis zur augusteischen Zeit E. Faust ( 1 993), S. 226-279, dessen Ausgangspunkt Eph. 2, 1 1 - 1 8 ist, gedeutet vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Juden und Heiden in Kleinasien. 3? Ich will hier nicht die unendliche Politeuma-Diskussion weiter ausfuhren; mir scheint aber wesentlich zu sein, daß die (zuletzt von Lüderitz materialreich herausgearbeitete) Unklarheit des Begriffes an sich gerade die Unklarheit des Verhältnisses zwischen jUdi sehen Gemeinden und Poleis reflektiert, die wiederum als solche erst im Laufe der Dif ferenzierungsprozesse innerhalb der Polis und im Verhältnis zum jeweiligen Herrscher bewußt geworden sind. Es ging in dem Streit um eine Gleichberechtigung oder um Statusminderung von Juden, letztlich also um Auslegungsfragen, die Juden (wie Jose phus) anders beantworteten als Griechen (wie Apion). '0 So Strabo bei Jos. ant. 14, 1 1 5 . " Die frühesten römischen Zeugnisse (abgesehen von Lucrez, der im 6. Buch seiner Abhandlung de rerum na/ura in den Versen 756-760 an das Tote Meer erinnert) sind Cicero und Varro, aber beide haben die Werke, in denen sie auf Juden und die jüdische Religion zu sprechen kommen, erst nach der Eroberung Jerusalems 63 geschrieben, vgl. M. Stern ( 1 974), 1, S. I 93 ff. (Cicero); S. 207ff. (Varro). " Vgl. dazu die entsprechenden Abschnitte bei M. S tern ( 1 974), I, S. 14 1 ff (Poseido nius); 148ff. (Apollonius Molon); vgl. ferner E. Baltrusch ( 1 998b), bes. S . 4 1 2ff. " Die beiden Begriffe, UIJ.l] und apxaia cruvl]9Ela, allerdings noch optimistischer ge genübergestel l t, finden sich zur Kennzeichnung Roms bzw. des Judentums bei Philo leg. 305.
VI. "Wie deren Nachkommen, miteinander im Streit um die Königsherrschaft, die Römer und Pompeius in die Angelegenheiten hineinzogen" 1 Das Zitat bei Jos. bell. I, 1 9 : ooe; oi 10U10lV eyyovol 1tEPl. >i'je; ßacrt1.. Eiae; Öla a1aauxcrav,Ee; ElAKucrav Eie; 1a 1tpaYlJ.a1a 'POllJ.aiolJ<; Kai nOIJ.1tl]lOV ("wie die
Nachkommen dieser sich über die Königsherrscha fl entzweiten und die Römer und Pompeius in die Sache hineinzogen"). Josephus äußert sich dementsprechend in seiner par/ilio des Jüdischen Krieges. 2 V gl. dazu besonders Th. Hantos ( 1 988); schon der Titel dieses Buches erinnert an die augusteische res pllbfica res/i/li/a. 3 Ähnlich äußert sich in bezug auf die Kriegfiihrung des Pompeius gegen die Seeräuber R. Schulz ( 1 998), S. 1 3 1 nennt er die Strategie des Pompeius "den Höhepunkt römi-
Anmerkungen
1 93
, scher Raumerfassung im Mittelmeer" und Voraussetzung "fiir die Bi ldung einer globa ' Ien und konkurrenzlosen Seenlacht"; vgl. ders. (2000), S. 426-440. 1 4 Zur lex Gab/nia bes. Cic. pro lege Man. 52ff. ; Plut. Pomp. 25 und App. Mithr. 4281 433 [weitere Quellen bei G. Rotond i, ( 1 9 1 2), S. 37 1 f.); zu der fur den Judenstaat be deutsamen lex Manilia hat Cicero eine ganze Rede gehalten, die Pompeius gegen Kritik ; von seiten re publikanischer Krafte helfen sollte, das Imperium zu erhalten; ferner Plut. Pomp. 30; App. Mithr. 446-448 (weiteres bei Rotondi S. 373f.). , Die beste Quelle zur Reorgan isation des Ostens durch Pompeius ist App. Mithr. 5 5 1 564; vgl. zur Politik des Pompeius auch A . N . Sherwin-White ( 1 984), S . 186ff. 6 Das sah auch Josephus so, der in wehmütiger Reflexion den Streit der feind l ichen Brüder Hyrkan und Aristobul fiir den Verlust der Unabhängigkeit des Jüdischen Staates verantwortlich, macht, ant. 1 4, 77. 7 Dazu E. Baltrusch (200 I ) . 8 Jos. anl 1 3, 423 ff. 9 Jos. ant. 1 4, 4ff.; bell. I , 20f. 1 0 Jos. bell. I , 123; etwas modifizierter in ant. 1 4, 8 und 1 1 . 11 Jos. ant. 14, 1 5 ff. ; bell. 1 � 124. Zu den Nabataern vgl. kurz L. L. Grabbe ( 1 992), 11, S. 328ff 12 Jos. anl 1 4, 2 1 ; vgl. bell. I, I 26ff. Il Zum Judentum Antipaters (und Herodes) vgl. E. Schürer ( 1 973), I, S. 234, Anm. 3; L. L. Grabbe ( 1 992), 11, S. 322f. Die Meinungen gingen schon in unseren Quellen weit auseinander; so behauptete Nikolaus von Damaskus, daß die Vorfahren Antipaters zu den ersten Rückkehrerri aus Babyion gehörten, Jos. anl. 14, 9; eine andere Überliefe rung sieht ihn -aus Askalon stammen, Justin. Trypho 52; Eus. eccl. I, 7, 1 1 . Vgl. auch die auf Herodes zu beziehenden Angaben in der "Himmelfahrt des Moses" 6, 2 ("der nicht aus pries,terlichem Geschlechte sein wird", Kautzsch). Das Judentum Antipaters wird heute kaum bezweifelt, weil die Idumäer (zu Anti paters idumäischer Herkunft Jos. bell. I , 1 23 ; ant. 1 4, 8) unter Hyrkan zwangsjudaisiert wurden, Jos. ant. 13, 257f. Aller dings hat A. I<;asher ( 1 988), S. 44-77, gründlich nachzuweisen versucht, daß die Idu mäer kaum unier Zwang Juden geworden seien und sich auch spater immer wieder zu ihrem Judentum . bekannt hatten; vgl. ihm weitgehend folgend L. L. Grabbe ( 1 992), I , S. 328ff. 14 Jos. ant. 1 4 , 29-33 ; bell. I , 127- 1 30 mit leichten, aber in der Sache unerheblichen Abweichungen. Die genaueste Analyse findet sich bei U. Baumann ( 1 983), S. 26ff. I' Vgl. T. R. S . BroughtonIM. L. Patterson ( 1 986), 11, S. 1 59; S. 1 63 . 16 Jos. bell. I, 128 betont allein den finanziellen Aspekt, wahrend ant. 1 4, 3 1 dazu noch weitere, Roms Aufgabe erleichternde Aspekte nennt. 11 Jos. bell. I, 128 sagt das auch ausdrücklich: die 300 Talente des Aristobul hatten bei Scaurus den V 6rrang vor dem Recht (E1ti1tpocr9Ev 10U ölKaiou). 18 Seine Politik und Kriegfllhrung bis zur Eroberung Jerusalems bei Jos. ant. 1 4 , 34-79; bell. I, 1 3 1 - 1 58 ; wichtig ist ferner noch (aus anderer Perspektive) Diod. 40, 2-4 (gele gentlich wird fiir Diodor wie fur Josephus als Quelle Theophanes von Milet, Freund und Freigelassener des Pompeius, vermutet, vgl. die Angaben bei M. Stern ( 1 974), I, S. 1 86, der aber zu Recht zur Vorsicht mahnt) und Dio 37, 1 5, 2 - 1 7, �. Beilaulig noch Liv. per. 1 02 ; Plut. POll)p. 39, 2; 45, 4; App. Mithr. 556; 562; 568; 573; 576; Vell. 2, 40, 3; Florus ep. 1 , 40, 30. Als jüdische Quelle nehmen wohl auch die Psalmen Salomons 1 -2; 8; 1 7 auf POn1peius Bezug. An Literatur sind heranzuziehen E. Schürer ( 1 973), r, S. 233ff. ; U . B aumann ( 1 983), S . 26-4 8 ; L. L. Grabbe ( 1 992), 1 1, S. 3 1 3ff.; E. M. Small wood ( 1 976), S. 2 1 -30; K. L. Noethlichs ( 1 996), S . 1 4f. ; A. R. C. Leaney/J. Neusner
1 94
Anmerkungen
( 1 977), S. 606fT. ; A. Momigliano ( 1 967), S. 1 fT. ; M. S. Ginsburg ( 1 928), S. 78-85; J. van Ooteghem ( 1 954), S. 230f. 1 9 Vgl. Jos. ant. 1 4 , 43, wo Hyrkan vor Pompeius Aristobul in diesem S i nne Vorworfe machte und gleichzeitig von dessen Piraterien sprach; Dio 37, 1 5 , 2 bestätigt, daß die von Paillstina ausgehenden Gefahren ftlr Phönizien Pompeius zu dem Feldzug veranlaßt
haben: KCtv�EU9EV btl �TtV 1:uplav �TtV naAalO'�lvllv, m<; Kat �TtV
und E. SchOrer ( 1 973), 1, S . 2 3 7 m i t notwendigen Richtigstellungen. 21 Z u den Daten U. Baumann ( 1 983), S. 29. 22 Die Einzelheiten und der chronologische Ablauf sind in unseren . Quellen wider sprochlich dargestellt, am ausftlhrlichsten Jos. ant. 14, 34-45 (hier scheint aber die Rei henfolge verdreht); bei bel l. I, l 3 l f. fehlt die Erwähnung der dritten Partei, während Diod. 40, 2 durch Textprobleme entstellt ist und auch inhaltlich nicht genau mit Jose phus zusammenpaßt; Dio 37, 1 5 , 3 gibt einen in typisch römischer Weise verkOrzten Bericht, in dem nur das Ergebnis m itgeteilt wird, nämlich daß sich Hyrkan "ohne Kampr' anschloß, während Aristobul Schwierigkeiten bereitete. 2 J Nach Jos. ant. 14, 37 tritt Nikodemus unverschämt auf und macht sich unter den Rö mern Feinde, weil er Scaurus und Gabinius wegen iilrer Habgier anklagt. Dieses Auf treten hat auch in der Forschung viel Verwunderung ausgelöst [z. B. E. M. Smallwood ( 1 976), S. 22; U. Baumann ( 1 983), S. 291, ist aber ohne weiteres verständlich, wenn man es als Erwähnung einer Vorleistung versteht (die Josephus etwas verzerrt darstellt); anklagen konnte Aristobul Scaurus (von Gabinius war bisher noch nicht die Rede) erst, als sich Pompeius Hyrkan zuneigte. N Bei Jos. ant. 14, 44 nennt er Hyrkans Natur als &1tpaK�OC; und d)Ka�acpp6Vlj�0<;. 2S S o verfuhr auch Aristobul später, als sich Pompeius v o n i h m e i n u m s andere Mal brüskiert lUhlte, Jos. ant. 1 4 , 5 1 . , 26 Diese sehr subtile Argumentation mit dem expliziten Hinweis auf die Piratengefahr ist zu entnehmen v. a. Jos. ant. 1 4 , 42f.; vgl. auch bell. 1 , 1 3 1 . 27 Z u ganz ähnlichen Hoffnungen und Erwartungen in Judäa nach dem Tod des Herodes
4 v. eilr., vgl. E. Baltrusch ( 1 998a), S. 2 1 7 f. 28 Vgl. zur "Geschichte als Argument" in römischen Beschlossen R. K. Sherk ( 1 969) und oben S. 73 ff. 29 s'ei Diod. 40, 2 ist die zeitliChe Einordnung in einem ansonsten verderbten Satz klar erkennbar: 1tE1tpEO'ßEuKEval 1tpo<; �TtV O'UYKAll�OV ("Gesandte zum Senat geschickt ha
ben"). Diod. 40,. 2 verwendet den Begriff; bei Jos. ant. 14, 4 1 wird er umschrieben (1t<'x�pLOV yap Eival...). Vgl. Jos. c. Ap. 11 73 zur grundsätzl ichen röm. Haltung den pa/ria iura gegenOber: subiec/os non cogun/ (sc. Romani) pa/ria iura /ranscendere ("die Römer zwingen die Untertanen nicht, die väterlich ererbten Rechte zu obertreten"). Der Begriff "vaterliehe Gesetze" im hellen istischen Judentum ist vor kurzem intensiv behandelt worden. Die hier in Rede stehende Stelle wird von B. Schröder ( 1 996), nicht näher be handelt; allerdings steht er S. 230 zu Recht der Interpretation der Ste l l e von H. G. Kip penberg ( 1 99 1 ), S. 2 1 2-2 1 5 zumindest in Teilen kritisch gegenober. Kippenbergs Theo rie ist aber allgemein, wenn man sie von den 1t<'x�PlOl v6flOl loslöst, sehr anregend.
30
]I
Fehlinterpretiert von B. Bar-Kochva, ( 1 977), S. 1 67- 1 94.
Anmerkungen
1 95
32 Beweisen läßt sich freilich eine solche Absicht nicht; Josephus ant. 14, 46 sagt ledig lich, daß Pompeius nach dem Empfang der jüdischen Gesandtschaften in Damaskus auf jeden Fall die Verhältnisse in Jerusalem nicht ungeregelt lassen wollte: E1..9mv ö'Ei<; �TtV xmpav ainwv fAEYEV öla�<'x�ELV EKaO'�a ("er sagte, daß er ins Land kommen und al les ordnen ;,,>,erde"); nur wollte er zuerst noch die nabatäischen Verhältnisse "begutachten" ((ön). ' . JJ Jos. an!. 1 4 , 46 (Aristobul); Diod. 40, 2 (Hyrkan). . J4 Jos. bell. 1 , 1 33 bezeugt, daß Hyrkan und seine Anhänger Pompeius um Hilfe gebeten haben - die klassische Konstellation ftlr römisches Eingreifen ; ant. 14, 47f. verschweigt das. Vgl. generell zu den Unterschieden zwischen Jos. bel l . und ant. in Bezug auf die Politik des Pompeius den Juden gegenOber J. Bellemore ( 1 999), S . 94- 1 18. " Jos. ant. 1 4, 6 1 -7 1 ; bell. 1 , 1 4 5- 1 5 1 ; Dio 37, 1 6, 1 -4 sind die genaueren Berichte von der Belagerung des Tempels. Die Datierung ist, was das Jahr 63 betrifft, durch die Nen nung der Konsuln Cicero und C. Antonius gesichert, dagegen kontrovers, was Monat und Tag angeht; Jos. an!. 1 4 , 66 spricht vom "Fasttag", was allgemein als der Versöh nungstag, alSQ der 1 0. Tischri (= Oktober) gedeutet wird (vgl. E. SchOrer, ( 1 973), I, S . 239f., Anm. 23); U. Baumann ( 1 983), S. 42fT., vermutet dagegen irgendeinen Sabbat im Jul i/August des J ah res, weil Jos. mit "Fasttag" eine heidn ische Deutung des Sabbat obernommen habe. Mir scheint die erste Variante wahrscheinl icher. 36 Jos. an!. 1 4 , 7 1 -76; 20, 244; beiL I , 152- 158; D i o 37, I �, 4; vgl. zum auch Ober die Juden gefeier1en Triumph des Pompeius Diod. 40, 4; Plin. n. h. 7, 98; App. MiUIf. 556; 57 1 -3; Plut. Pomp. bes. 45; vgl. Broughton/Patterson ( 1 952), 11, S. 181 zu weiteren Quellen zum 'Triumph. Zur pompeianischen "settlement of the East"· bes. F.-M. Abel ( 1 952), S. 25 5-264; D. Magie ( 1 950), S. 268-278; A. N. Sherwin-White ( 1 984), S. 1 86234. J7 Dazu Jos. ant. 14, 7 1 ; bell. I, 1 52 f. ; vgl. Dio 37, 1 6 , 4; Cic. Flacc. 67; Tac. hist. 5, 9, 1 (/emplum i/fre vic/oriae ingressus es/, "mit dem Siegesrecht betrat er den Tempel"); die jodische IDeutung dieses Sakrilegs und der einige Jahre später folgenden verdienten Str a. fe fllr den; Delinquenten Pompeius Psalm. Salomon. 2; 8; 17; der Tod des Pompeius in Agypten als Strafe daftlr 2, 26ff. Diese Tat bestimmte das jod ische Urteil Ober Pom peius noch faSt 200 J ahre danach, App. civ. 2, 90. J8 Vgl. nur die auf den Tempel zugeschnittenen bösartigen Verleumdungen der jüdi schen Religion, deren Umlauf Jos. c. Ap. 2, 79-88 (angebl iche Verehrung eines Esel kopfes im Tempel) und 89- 1 1 1 (Ritualtötung an Griechen, die, so vermutete man auf griechischer Seite, in diesem Tempel gemästet wurden) bezeugt. 39 Lediglich Dio 37, 1 6 , 4 behauptet, daß der TempelschatZ geplondert wurde; das Ge genteil belegen aber alle anderen Quellen. Dios Angabe ist dem Desinteresse an dem zu seiner Zeit ftlr die Definition des Judentums ja schon l ange (ca. 150 Jahre) gar nicht mehr konstitutiven Tempel zuzuschreiben. '0 Jos. an!. 1 4 , 73; bell. 1 , 1 53 . " Jos. bell. 1 , 1 53 ; ant. 1 4 , 73. Auch hier irrt Dio 3 7 , 1 6 , 4, wenn er sagt: it � E ßaO'lAEla �i!i ·YpKavilJ o\ö6811 ("Hyrkan wurde die Königsworde gegeben"). GelegentDch wird . daruber spekuliert, ob Hyrkan vielleicht Ethnarch gewesen sei, weil Jos. ant. '20, 244 von einer 1tP
1 96
Qumran gefundenen Damaskus�Schrift CD XII 8 (?I(.,II1' .,':Jn mt17:J: "auf Beschluß des Rates Israels") genannt ist. 43 Jos. ant. 14, 71 und 73; bell. I, 1 53 f.; Psalm. Salom. 8, 20: Cx1t
("auch diese Regionen hat Pompeius mit glei chem Los zur Provinz gemacht, unter Übertragung der Jurisdiktion [sc. an einen Statt halter]; er hatte namlich die Juden gebändigt und Jerusalem eingenommen"). Das ist nicht falsch, insofern als Judaa der Oberaufsicht Syriens und damit in die provincia ei nes Statthalters (erst seit 57 eines prokonsularischen) anheimfiel; dunkel ist die Wen dung delata iuris dictione. Von der modemen Forschung wird Ammians Behauptung verworfen, vgl. M. Stern (1974), 11, S. 605. Immerhin gehen auch die Formulierungen Appians Mithr. 580; vgl. Syr. 252ff. (zum jährlichen Tribut) in eine ähnliche Richtung wie die Ammians. Jos. c. Ap. 2, 134 konstatiert das Ende der Freiheit mit Pompeius (ilIlEle; OE ÖV'tEe; E;I.. E\)8EPOl ". IlEXPl Mayvou nOllltrjiou). Ferner lassen die Änderun gen des Gabinius während seiner syrischen Statthalterschaft 57-55 in Judaa und die dar auf bezogenen feindlichen Äußerungen Ciceros (in der Rede de provinciis consularibus 1 0- 1 2) darauf schließen, daß die publicani mit der Steuereintreibung in Judäa befaßt gewesen waren und Gabinius dies geandert hat: (Gabinius) tradidit (publicanos) in ser vitutern ludaeis et Syris ("übergab die Publikani in die Sklaverei von Juden und Sy rern"). Vgl. dazu A Momigliano (1967), S. 19f. Daraus geht zweifelsfrei hervor, daß Judäas Verhaltnis zu Rom über das "normale" Klientelverhaltnis hinausging. Zum Tri but Jos. ant. 14, 74; bell. I , 1 54 ; Cic. Flacc. 69; ferner der Habakuk-Kommentar, gefun den in Qumran, I QpHab VI 6-8 legt die Klage des Propheten gegen die BedrUcker Hab. I, 16 als Joch und Fron (OOD) der Römer (Kittaer) auf alle Völker aus, die sie "Jahr um Jahr" (ilJlI1:J ilJlI1) verteilen und damit die Länder zugrunde richten (wohl :J,.,ni1?). Zum Tribut A N. Sherwin-White ( 1 984), S. 23 1 ff. '7 M. Grant ( 1 973), S. 54. ' 8 Die Einzelheiten der territorialen Regelungen, im einzelnen nicht unumstritten, kön nen hier au f sich beruhen, vgl. Jos. an!. 1 4, 74-76; bell. 1 , 1 54-1 57; Literatur bes. E. SchUrer ( 1 973), I, S. 240 und Anm. 25; E. M. Smal lwood (1 976), S. 28-30; U. Baumann ( 1 983), S. 39-4 1 ; A-N. Sherwin-White ( 1 984), S. 2 1 4ff.; A H. M. Jones ( 1 97 1 ), S. 257f. •• Jos. an!. 1 4, 75; 87f. ; bell. 1 , 1 5 5; 1 66; vgl. B. Head ( 1 9 1 1 ), S. 787: MUnzen mit der Aufschrift nOllltlllewv laoapEwv. so So z. B. E. M. Smallwood (1 976), S. 29: "to h arnper the Jews economically by cutting them off from maritime trade and to humble them politically by a reduction in status and territory as a preparation for later incorporation in the empire as a province"; ähn-
speciern delata iuris dicrione formavit
Anmerkungen
Anmerkungen
1 97
Iich U. Baumann ( 1 983), S. 4 1 ; als Pufferzone gegen die Parther S. 42; M. Grant ( 1 973), S. 5 1 . Zu der von den Römern gewahrten "Scheinselbstandigkeit", um nicht in die Konfli kte hineingezogen zu werden, M. S. Ginsburg ( 1 928), S. 78-85, bes. S. 82. 5 1 Vgl. A Schalit ( 1969), S. 1 - 19; L. L. Grabbe ( 1 992), 11, S. 3 1 3ff. 52 In diesem Sinne schon unsere Quellen wie Jos. c. Ap. 2, 134; Amm. Mare. 1 4, 8, 12. 53 Vgl. G. A1lon ( 1 96 1 ), S. 6 1 -67. 54 Vgl. zum makkabaischen Verfassungs dokument I. Makk. 14, 27-49 und E. Baltrusch (200 I ). In diesem Sinne äußerte sich die "dritte Partei" gegenüber Pompeius bei Diod. 40, 2; Jos. an!. 1 4, 4 1 . Natürlich ist der hasmonaische König nicht mit dem ersehnten "König'" aus dem Hause David zu identifizieren, dessen Kommen fromme Juden wie der Autor des Psalm. Salom. 1 7, 21 ff. wünschen. 55 Die Übereinstimmung der hasmonaischen Eroberungen mit den Forderungen der Torah und der Propheten versucht bes. J. A Goldstein ( 1 989), S. 292-35 1 herauszuar beiten. >6 Anders A R. C. Leaney/J. Neusner (1 977), S. 609: "Certainly the Roman seitlement did nothing to encourage the Jewish nation to maintain its own pride and peculiar ! ethos". 57 Nach Jos. ruh. 12, 1 50 schreibt Antiochos in seinem Brief an Zeuxis: nEltElcrllal ya.p E"VOUe; aU'toue; EcrEcr9al 't&v r,IlE'tepwv <jlUAaKetc; Ola. 't"v !tp0c; 'tov 8EOV EucrEpElav (" Wegen ihrer Ehrfurcht gegen Gott, bin ich überzeugt, werden sie uns gegenUber freundlich gesinnt sein und auf unsere Interessen gut achtgeben"). >8 Mit E. Renan (1 893), S. 1 5 1 , ist auch (gegen die heutige communis opinio in der For schung) hervorzuheben, daß Pompeius in der jUdischen Literatur nicht die negative Rolle wie Nebukadnezar, Titus oder Hadrian spielt. 5. An dieser S�lIe .sei noch einmal Cic. Flacc. 69 in Erinnerung gerufen: istorum religio sacrorum a spiendore huius imperi, gravilate nominis nostri, maiorum instilutis abhor
Mit diesem Satz drückt Cicero die Überzeugung aus, daß gerade der spezifische Charakter der Religion der Juden deren Integration in das Reich verhindere. 60 In diesem Sinne auch P. Kranz ( 1 990), S. 1 25- 1 4 1 , bes .. 125, mit dem dezidierten Hinweis auf die konsequente Nutzung der Religion zur Durchsetzung politischer Ziele. 61 Diese setzten auf beiden Seiten recht frUh ein. Cicero, Pompeianer und in mancherlei H insicht Vordenker des Prinzipates, reprasentiert die römische Haltung. Seine Rede pro Flaeeo von 59 v. Chr. reflektiert unmittelbar im Anschluß an die Reformen des Pom peius den römischen Unwillen Uber deren Anlaufschwierigkeiten, obwohl doch die Römer ihren guten Willen gezeigt hatten, vgl. 67f.: at eil. Pompeius captis Hierosoly rebat.
mis victor ex il/o fanD nihil alligil. In primis hoc, ut multa alia, sapienter; in tam suspi ciosa ae maledica civilate locum sermoni obtrectatorum non reliquil. Non enim credo religionem et ludaeorum et hostium impedimento praestanrissimo imperatori, sedpudo
("Pompeius rUhrte nach der Einnahme Jerusalems als Sieger an jenem Hei ligtum nichts an. Darin handelte er besonders weise, wie auch in vielem anderen; in ei nem so mißtrauischen und übelredenden Staat ließ er dem Gerede der Neider keinen Raum. Aber ich glaube nicht, daß es die Religion der Juden und Feinde war, die den herausragenden Feldherrn zum Hindernis wurde, sondern sein Ehrgefllhl"). Auf jüdi scher Seite wurde Klage über die Römer geführt, die in die entgegengesetzte Richtung zielte, namlich über ihre WillkOr, Überheblichkeit, Gewaltanwendung, vgl. Psalm. Sa10m. 2; 8; 1 7; 3. Orac. Sibyll.; I QpHab 4-9. Analysiert wurden diese Texte insbeson dere von M. Hadas-Lebel, ( 1 987), S. 745-784; G. Stemberger (1 983), S. 12-25 (zu den Psalmen Salomons und Qumran); S. 38-43 (zum dritten Buch der Sibyllinen). Beson dere Schwierigkeiten bereitet die historische Einordnung der Sibyllinen, vgl. J.-D. Gau-
rem fuisse
ger ( 1 998); ferner mit Korrekturen an dem Bild, das die Forschung vermittelte, E.
Gruen ( 1 998), S. 268-290. 62 4 QpNah 1 , 2 (Nahum-Kommentar); vgl. CD I , 1 8 (Damaskusschrift) u. ö.
6] E. B a l trusch ( 1 998a), S. 2 1 3 fT. 6' Zur angeblichen Eselskop fverehrung im
gende vgl. oben S. 1 9 5 , Anm. 3 8. 6\
Anmerkungen
Anmerkungen
1 98
Inneren des Tempels und zur Rituahnordle
Seine jüdischen Freunde mögen ihn, als er seinen Vorsatz, den Tempel zu betreten,
1 99
und Gou d iejenigen, die nicht wUrdig der Freiheit waren, den Römern unterwarf?" So
kann man auch bei den hier jn Rede stehenden Aufständen deren genuin antirömische
Stoßrichtung nicht immer klar fassen; sie ist. erkennbar z. B. an!. 1 4,82; bell. I , 1 60
(AlexanderS Versuch, die geschleiften Mauern Jerusalems gegen römische Weisung
wieder aufzurichten); bes. aber an!. 14, 1 00; bell. I, 1 76 (der Versuch Alexanders, alle römischen Bürger im Lande zu töten), wo die Nahe zur Agitation des M ithridates be sonders augenflll lig is!.
geaußert hatte, in ahnlicher Weise informiert haben, wie es die jüdischen Freunde des
,. Jos. bel l . 6, 329 (aus einer T itus-Rede): für die Juden komme die Vernichtung zu
l]KElV YlVE08at 'tOU'tO lila 'to ILllÖE 'tol<; EK 'tou e8vo\l<; Ec,ElVat EiOlEVal ILllÖ/: n&oLV 'tol<; lEPEUOl v, aAA'ij f.LovqJ 'ti!i npollYO\llLtvqJ nav'tillv apXlEpEl, Kut wU'tqJ KU't' EvlU\l'tOV änuc, (.. es zieme sich nicht, daß dieses geschehe, weil es den Fremden nicht
einnahm, nicht mit umstUrzIerischen Neigungen aufhörtet").
hepriester als dem Anftihrer aller, und auch diesem nur einmal im Jahr"); und vielleicht
jüdischen, seit Pompeius freien Städte den Auslöser fllr den ersten Alexanderaufstand
müsse hineingehen (i:U\l'tov öElv EioEMElv 12). Ganz sicher war aber Jerusalem, als
gen zurecht U. Baumann ( 1 983), S. 52; S. 54, Anm. 2 1 .
ägyptischen Königs Ptolemaios IV in 3. Makk. I, 8fT., bes. 1 1 getan haUen (IL1'] Ku8-
erlaubt sei, hineinzugehen, und auch nicht allen Priestern, sondern allein dem Ho
hat auch Pompeius so reagiert wie Ptolemaios I V in 3. Makk. I , 1 1 fT. und gesagt er der fremde General Pompeius von seinem Vorhaben nicht abließ, in einer Aufregung,
wie sie 3. Makk. I, 1 6ff. ; 2. beschrieben wird.
66 J os. anl ,67
1 4 , 73; bell. I, 1 53 .
So außerst sich der Akademiker C. Aurelius Cotta in Ci ceros de na/ura deorum I ,
1 1 5- 1 24 in seiner Replik a u f die epikureische Darlegung des GöUerglaubens durch
Velleius; bes. 1 1 8. Hier geht es zwar um die Atheisten, die Leugner von Göllern. Aber auch diese werden als supersliliosi kl assifiziert ( 1 1 7) wie die Juden (v gl. Cic. Flacc. 67
barbara supers/i/io), auch diese politisieren die wahre religio (vgl. die mehrfache Her vorhebung des BegrifTes religio der Juden in abscllätzigem Nebensinn bei Cic. Flacc. 68f.) und sind gerade darum deren Zerstörer (na!. deor. 1 , 1 1 8 : omnem religionem fun dilus sus/ulenm/). Bezeichnenderweise außert CoUa auch vorsichtige Kritik an den My sterien, weil sie die Göller eher sinnbildlich auffaßten und so das Wesen der GöUer au f zuheben schienen (Cic. na!. deor. I, 1 1 9); und genauso bezeichnend faßt Jos. c. Ap. 2 , 1 88f. den gesamten jüdischen Staat a ls ein Mysterium auf: wonEp öE 'tEAE'tij<; 'tlVO<; 'tij<; ÖAll<; nOA l'tElu<; oiKOVOILO\lILEVl']<; ("die ganze Verfassung ist aufgebaut wie ein Mysterium").
68
Cic. Flacc. 67; Dio 37, 1 6, 4 : beide Autoren berichten zwar diametral entgegenge
rech!, Ol np6hov ILEv a
VEill'tEponoüu<; (..d ie ihr von Anfang an, seit Pompeius euch mit milillirischer Gewalt
" Manche modeme Gelehrte stellen deshalb die von Josephus gegebene chronologische
Reihenfolge ' um und behaupten, daß das römische Wiederaufbauprogramm der ehemals
abgegeben habe, vgl. A. Schal it ( 1 969), S. 30fT.; E. M. Smallwood ( 1 976), S . 3 1 . Dage
76 F. M . Abel ( 1 952), S . 292f. (..avec l a connivence probable d u parti anti-pompeien"). 77 Jos. an!. 1 4, 8 3 ; 1 00; bell. I, 1 76. Diese römischen Bürger traten auf den Plan, als
A lexander Jerusalem wieder befestigen wollte, Jos. an!. 14, 83: aA)..a 'tou'tO\l ILEV
uU'tov EnEOXOV Ol Ev8uu8u 'PillILulOl (.. die dortigen römischen Bürger hielten ihn aber davon ab"). Die Ausdrucksweise Josephus ist dunkel; wer waren oi Ev8au8u ' PillILulOl ? Handelt es sich um einen conventus civium Romanorum? [so A. Schalit ( 1 937), S .
3 5 ff.]. Oder'um e i n e militärische Besatzung zum Zwecke der Überwachung? Ob s i e ei nen solchen Auftrag haUen, ist ofTen, aber daß sie aufpaßten, dürfte unstriUig sein.
78 Cic.
prov.' cons. 10: fam vero publicanos miseros ... /radidil in servilu/em fudaeis el Syris, nalionibus nalis serviluli. Sialui! ab inilio, el in eo perseveravil, ius publieano non dieere; :pacliones sine ul/a iniuria factas reseidil; euslodias sus/ulil; veeligalis mullos ae sllpendiarios liberavil; quo in oppido ipse esset alll quo venirel, ibi publica num auf publieani servum esse veluil ("Die armen Publikani übergab er in die Sklaverei
von Juden und Syrern, selbst Völkern zur Sklaverei geboren. Gleich zu Beginn verwei
gerte er den 'Publikani ihr Rech!, und dabei blieb er. Er beschnitt Abkommen, die ganz ohne Unrecht zustande gekommen waren; er entfernte Wachen; er befreite viele Steuer
und Leistungspfl i chtige; in welcher Stadt er selbst war oder in welche er kam, in dieser
setzt, der eine, daß Pompeius nichts anrührte, der andere, daß der Tempel geplündert
durfte kein Publikanus oder der Sklave eines Publ ikanus sein."). Vgl. zu Gabinius noch
wichtigsten war: die Befleckung des Tempel-Heiligtums. 69 Jos. an!. 1 4, 82-9 1 ; bel l . I , 1 60- 1 70.
79 So kann
wurde, aber entscheidend ist, daß keiner von beiden das erwahnt, was den Juden am
7U Cic. dom. 23 .
". Jos. an!. 1 4 , 92-97; bell. I, 1 7 1 - 1 74 ; Dio 39, 56, 5f.; P l u!. v. Anton. 3, 1 -3 .
72 J o s . an!. 1 4, 1 00- 1 04 ; bel l. 1 , 1 76- 1 7 8 7l Josephus versucht diesen Zusammenhang aus langst bekannten Gründen z u verschlei ern, da er die Römer von einer Kollektiv-Schuld an dem Konflikt zwischen Juden und Römern freisprechen möchte, indem er Vergehen Einzelner verantwortlich macht; so z.
Cic. Sest 5 3 ; de domo 2 1 , 5 5 ; Pis. 49; prov, cons. 1 7; Dio 39, 60, 4; Strab. 1 2, 3, 34 (558).
Dio 39, 56, 6 über Gabinius sagen, daß <popO v 'tol<; '[O\lÖUlOl<; Enhuc,E ("er
erlegte den Juden einen Tribut aur'), also Gabinius den Tribut installiert habe: einen
Tribut hatte j a an sich schon Pompeius eingerichte!, aber Gabinius organ isierte ihn neu, vgl. M. Stern ( 1 974), 11, S. 355.
So eine Mehrheit von Forschern wie E. M. Smallwood ( 1 976), S. 30fT. ; M . Stern
( l 974), I, S. 204.
80
81
Sie sind nur knapp referiert bei Jos. ant 1 4 , 90f.; bel l . I, 169f.; Dio 39, 56, 5f.; Cic.
82
Damit bleibt er natürlich auch oberster Repräsentant der Juden; es ist bei J osephus
B. wenn er statt des römischen Expansionsdranges den Streit zwischen Hyrkan und Ari
provo cons. 1. 0- 1 2.
395f. (aus einer Rede des Josephus, in der er zur Übergabe des Tempels aufTorderte, 9.
auch keine Rede davon, daß Hyrkan "seine Funktion als Ethnarch, damit auch seinen pol itischen Einfluß weitgehend verloren halle", wie U. Bau� ann ( 1 983), S. 5 5 ; E. Schü
stobul überhaupt als Ursache für den Verlust der Freiheit darstellt, vgl. bes. Jos. bell. 5,
Kapitel): ..Aber wer hat die Römer nun eigentlich gegen unser Volk aufgeboten? Nicht die Gottlosigkeit (aoE�Elu) der Landesbewohner? Woher begann denn unsere Knecht
rer ( 1 973), I , S. 268f.; E. M. Smallwood ( 1 976), S. 32 ("It followed from this that
buls und Hyrkans und ihr Streit miteinander Pompeius geradezu herbeirief (emiyuYEv)
country and {etained only the High Priesthood") als verbUrgt ansehen. Daß Hyrkan zu-
schaft? (Begann sie) nicht aus deni Zwist unserer Vorfahren, als der Wahnsinn ArislO
Hyrcanus lost his secular administrative functions as ethnarch controlling the whole
7
Anmerkungen
200
mindest den Oberbefehl Ober das Heer behielt (nach Jos. ant. 1 4, 98 f.; bell. 1 , 1 75), muß auch E. M. Smallwood a. O. S. 34, Anm. 45 ei nräumen. 83
•
Dami� sind die jOd ischen Regionen Judäa, Peraea, Galillia und (vielleicht) Idumäa
einbezogen, wenn die Überlegung von B. Kanael ( 1 957), S. 98- 1 06, richtig ist, daß statt (des zum grOßten Teil heidnischen) Gadara Adora bei Jos. ant. 14, 91 (Ev raöexpou;) und bell: I , 1 7 0 zu lesen ist; d iese Theorie ist weitgehend akzeptiert worden (z. B. von E. M. Smallwood ( 1 967), S. 89-92; dies. ( 1 976), S. 32; U. Baumann ( 1 983), S. 55 (mit
Bibliographie
Anm. 24), dort auch weitere Literatur. Vgl. ferner E. SchOrer ( 1 973), 1 , S. 268 mit Anm. 5. Immerhin steht die doppelte Überlieferung bei Josephus gegen eine solche Lesung. Ein anderer Vorschlag ist Gazara oder Gezer, vgl. F. M. Abel ( 1 952), S. 292. FOr das uns interessierende Konzept des Gabinius ist diese Frage aber ohne Bedeutung. s,
Jos. ant. 1 4 , 9 1 sagt ausdrOcklich: Kat ol �I:v U1t1]AAaY�Evol öuvao"tEiae; EV UPl
a�oKpaü� Öt1jyov ("befreit von der dynastischen Herrschaft wurden sie aristokratisch
verwaltet"), und be l l . I, 170 (noch deutlicher): ua�EV{j)e; öl: 'tfle; ES EVOe; E1tlKpa'teiac;
Abkürzungen der Zeitschriften nach L' Annee philologique
EAEU8Ep{j)8 Ev�Ee; �O AOl1tOV upla'toKpa'ti� Öl<jlKOUV'tO ("gerne ließen sie sich rur die
Zukunft eine aristokratische Verfassung gefallen, befreit von der Herrschaft eines Einzelnen").
Er betont also ausdrocklich die Befreiung von der Herrschaft eines
Einzelnen, nämlich des hasmonäischen FUrsten - und das war ja eine der Hauptforde rungen der "dri tten" antihasmonäischen Partei an Pompeius gewesen. Was Josephus in des unter Ari stokratie im Zusammenhang mit dem jOd ischen Gemeinwesen versteht,
Abkürzungen der antiken Autoren nach Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike, hrsg. v. K. Ziegler/W. Sontheimer, Bd. .1 , MüncheniSfuttgart 1 979
sagt er an anderer Stelle im Zusammenhang mit dem Neubau des Tempels unter dem persischen Konig Dareios: Kat ol �I:v lJ1tEP �ou't{j)V E1tlÖa'VlAEOO�EVOl �ale; 8uaiau; Kat 't1\ 7tEpt 'tOV 8EOV q)lAO�l�i� Ka�0K1]aaV EV 'tole; 'IEpoaoAu�Ole; 1tOAl'tEi� xpw �EVOl upla'toKpa'tlK1\ �E'tU oAlyapXiae;, Jos. ant. 1 1 , 1 1 1 . Die Juden feierten also das persische Zugeständnis mit vielen Opfern und Gebeten und "lebten. in Jerusalem unter einer aristokratischen Verfassung, beherrscht von einer kleinen Gruppe" (hier steht der Begriff Oligarchie).
Diese
Verfassung
bl ieb
bis
zum
hasmönäischen
Kön igtum
unverändert, so Josephus weiter. Der Zusammenhang der Aristokratie zur von Priestern bestimmten Theokratie ist offensichtlich, zumindest rur den jOd ischen Staat.
" Bei Jos. bell. I , 1 70 wird dieser Aspekt im Zusammenhang mit der Verwaltungsre form beiläufig angesprochen (oi öl: lva auV'tEAroalV Eie; 'A�a8o\iV'ta, wobei der Be griff auv'tEAELV im Sinne der nach Amathus zu entrichtenden Steuerzahlungen aufzu fassen ist). 86 81
Jos. bell. 1 , 1 7 8; ant. 1 4, 1 03 ("wie Antipater wollte").
••
Jos. anl 1 4, 89f.; bell. I , 1 6 8.
8.
Vgl. Jos. bell. I , 1 59; 1 62; 1 7 5 ; 1 77 ; ant. 14, 80f.; 84; 99; 1 0 1 . Vgl . Jos. anl.
14, 87f.; bell.
I,
1 65 f. : Gabinius 'tue; �EV u1top8Tt'toue; 1tOAEle;
Ka8la�ex�E voc;, 'tue; öl: Ka�Ea'tpa��evae; uvaK�il;{j)v ("einrichtend die Ordnung in den unbeschädigten Städten, wiederherstellend die zerstörten"). 90
Zum Grundsätzl ichen vgl. E. Baitrusch ( 1 998a), S. 2 1 8ff.
., Vgl. auch Cic. Flacc. 68. 92
Cic. provo cons. 1 2 spricht von pacliones cum hosliblls de sociis ("Abkommen mit
den Feinden Ober VerbOndete").
VlI. Zu sammenfassung und Ausblick 1 l 3
Esr. 7, 26.
So im Urteil llber die ROmer I . Makk. 8, I ff. Vgl. nur aud rllck lich I . Makk. 8, 3 .
' So A. Giovannini ( 1 995), S. 4 1 -60.
Weitere Abkürzungen:
ANET - Ancient Near Eastern Texts relating to the Old Testament bAbot - Traktat Aboth (Sprüche der Väter) des Babylonischen Talmud bAwoda Zar.a - Traktat Awoda Zara (Vom Götzendienste) des Babylonischen Talmud bKidduschin - Traktat Kidduschin (von der Antra!lung) des Babylonischen Talmud bSota - Traktat S ota (Von der Ehebruchsverdächtigten) des Babylonischen Talmud CIL - Corpus Inscriptionum Latinarum CPl - CorpUs Papyrorum ludaicarum FGrH - Fragmente der Griechischen Historiker ILS - Inscriptiones Latinae Se lectae Megillat Taanit - Fastenrolle OGIS - Orientis Graeci Inscriptiones Selectae Orac. Sib. - Oracula Sibyllina 1 QM - Qumran-Texte, Höhle 1: Kriegsrolle 1 QpHab - Qumran-Texte, Höhle 1 , Habakuk-Kommentar 4 QpNah - Qumran-Texte, Höhle 4, Nahum-Kommentar SEG - Supplementum Epigrahicum Graecum Syle - W. Dittenberger (Hrsg.), Sylloge Inscriptionum Graecarum TAM - Tituli Asiae Minoris TU AT - Texte aus der Umwelt des Alten Testaments
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.
Namens- und Sachregister
- Personen und Orte Achab 1 6 p Achas von Juda 1 5 9, 1 60 Achaschwerosch 1 63 Ägypten 14, 1 5 , 23-27, 30, 3 1 , 3 5 f., 38-, 4 1 , 42, 5 3 , 55, 59, 1 04, 1 1 5, f20, 126, 1 49ff., 1 59, 1 62, 1 69, 1 86, 1 92, 1 95 Akra vonJerusalem 1 02, 1 42, 1 68 A lexander Balas 98 f., 1 80, 1 83 Alexander der Große 3 0, 38, 4 1 , 48f., 57, 59, 1 5 1 , 1 63 , 164, 1 66, 1 72 Alexander Jannaios 54, 58, 88, I I Of., 128, 1 3 1 , 1 3 6, 1 53, 1 8 1 , 1 92 A lexander Zabinas 1 0 8, 1 87 Alexander, Sohn Aristobu1s 1 42f., 196, 1 99 Alexandria 1 1 , 42, 52, 89, 1 2 1 f., 1 49, 1 52, 1 54, 1 5 7, 1 69, 1 70 A lkimus, Hohepriester 92, 97, 1 83 Amon 25 Amyzon 165 Ananias 54 Antigonos Monophthalmos 4 1 , 77 Antigonus, Sohn Aristobuls 142, 1 96 . .
Antiochos I 1 68, 1 7 1 Antiochos I I I 42-46, 49, 55, 57, 66, 87, 139, 1 66, 170, 1 7 1 , 1 72 , 1 8 1 , 1 83 Antiochos IV 17 , 39, 43, 45ff., 50, 5 3 , 54, 56, 57, 84, 89, 9 1 , 98, 1 5 1 , 1 64, 1 66, 1 68, 1 7 1 , 1 79, 1 84 Antiochos V 84, 92, 97, 179, 1 8 1 Antiochos V I 99, 1 02 Antiochos VII 1 04, 106f., 1 09, 1 70, 1 8 5, 1 88 Antiochos VIII 1 06, 1 08, 1 87 Antiochos IX 1 06, 1 08 ff., 1 8 8 Antipater 1 00, 125, 128, 1 3 1 , 1 3 7, 1 3 9, 1 40, 144ff., 1 5 6, 1 72, 1 93 , 200 Antipater, j Udischer Gesandter 1 00, 1 03 Antonius 146, 147 Apion 52, 55, 1 69, 1 70, 1 9 1 , 1 92 Apollonius Molon 122, 192 Aretas III 1 2 8, 1 3 0 Areus I 1 00ff., 1 84, 1 8 5 Aristobul I 87, 1 1 0, 1 34, 1 3 8 Aristobul II 58, 74, 128- 1 38, 1 42, 144, 1 5 5, 192ff. Arsames 3 8 Arses 32 Arsinoe 170
220
Namens- und Sachregister
Namens- und Sachregister
Artaxerxes I 3 1 , 3 3 , 3 5 , 48, 1 6 3
Esra 2 1 , 2 9 , 3 1 , 3 3 ff. , 48, 5 5 ,
Artaxerxes I I I Ochos 3 1
Eupo1emos 93
A rtaxerxes Il 3 1
1 50, 1 54
Asa 1 59
Fannius, c . , KonsuI 96f., 1 07 ,
Assur 2 3 ff., 1 5 9 ff.
Gabinius, Au1us 1 9, 1 3 5, 1 42-
Asarhaddon 25, 1 60 Assurbanipal 2 5 , 1 60
Augustus 1 1 , 72, 74, 1 46, 1 47, 1 7 6, 1 77, 1 90
Babyionier 1 3 , 1 6 , 1 8 , 26 Bagoas 32
Joj achin 27, 28, 1 6 1
Jon athan 9 1 , 98- 1 02, 1 03 , 1 05, 1 07, I I O, 1 80, 1 83 ff.
Joseph, der Tobiade 42, 54, 1 7 1
1 83, 1 86, 1 87
Josij a 2 1 , 25-27, 28, 39, 1 49,
1 47, 1 56, 1 96, 1 99 f.
Juda 2 1 ff. : 3 1 , 34, 1 6 1
Hadrian 1 1 , 1 3 9, 1 57 , 1 97
Haman 1 63 , 1 70
Hananiah 37
Hasmonäer 86, 1 0 5 ff., 1 20,
1 50, 1 54'
Judäa 89ff., 1 3 3 ff. , und passim
Judas Makkabäus 84, 88, 93 , 97, 9 8 , 1 00, 1 06, 1 07, 1 1 0, 1 1 1 ,
1 3 2, 1 60 1 80, 1 82, 1 83, 1 84
;
Mosol l amos 1 72
Nabopolassar 25, 26 Ne bukadnezar 27, 28, 57, 1 5 0, 197
N echo 2 7 , 1 6 1
Nehemia 2 1 , 29, 3 1 , 3 3 ff., 48, 55, 1 50, 1 54, 1 63
Ni kanor, seleukidischer Feldherr 86, 92, 97, 1 82
N ikodemus 1 3 0, 1 94 N inive 25, 26
Jugurtha 6L.ff., 1 73, 1 7 6, 1 80
Numenius WO, 1 86
Hel iodor 1 7 1
K ittäer 1 6 1 , 1 8 1 , 1 96
Onias 11 45
Ben Hadad I von Aram 1 59
Herodes 1 25, 1 3 9, 1 4 0, 1 44, 1 46,
K l eopatra I I I 54, 1 09, 1 92
Ot;lias IV 54, 1 6 8, 1 7 1
Caesar 1 7, 74, 1 4 6, 1 76
Herodes, der Pergamener 53
Kyaxares 25, 26
Bagohi 1 62
Balcchides 9 8
Bar-Kochba 1 1 , 1 2 , 1 3 9 f. , 1 5 7 Bascha von Israel 1 5 9 B isutun 30
Caligula 1 1 , 1 5 7 Che1kias 54 Chnubis 53
Chnum 3 1 , 3 5
C l audius 1 7 , 1 69
Cornelius Hi sea1us 1 1 6, 1 8 9 Daphne 89
Dareios 1 3 0 f. , 3 3 , 38, 1 63 Dareios 11 3 1
Dareios I I I 32, 1 72
David 22, 2 3 , 26, 1 97
Demetrios I 86, 92-99, 1 8 1 , 1 83 Demetrios 1I 99- 1 03 , 1 0 7, 1 83 , 1 84 , 1 86, 1 87
Demetrios von I llyrien 1 76 Demetrios von Pharos 1 80
Dositheos 1 6 8
Elephantine 2 1 , 2 9 , 3 1 , 3 5 ff., 5 3 , 1 5 0, 1 62, 1 6 3 , 1 6 6, 1 69
E1eusis, Tag von 89, 9 1 , 1 66, 1 70, 1 79, 1 8 1
E ljakim (bzw. Jojakim) 2 7
1 25 ff., 1 8 8
22 1
Onias 5 3 , 1 00
Hefzibah-Inschrift 1 65
Kambyses JO, 1 62, 1 63
Herak1eia 1 6 8
Kleo patra i I 1 7 1
Onias III 1 7 1
Koile Syrien 42, 43, 1 08
Pa lästina 1 4, 1 5 , 1 8, 1 9, 29ff.,
1 47, 1 5 6, 1 72 , 1 93, 1 94
Herodes, aus Priene 50
Kyrene 1 1 5, 1 20 ff. , 1 5 4, 1 86,
H iskija 1 7 , 2 1 , 22-25, 26, 2 8 , 3 9 ,
Kyros 30, 32, 1 5 0, 1 62
H i l kia 26
59, 94 , 1 1 9, 1 4 9 , 1 50, 1 5 4, 1 60
Hosea 23
Hyrkan I 86, 1 05 - 1 I 1 , 1 5 3 , 1 86-
191
Lucullus 1 20 f., 1 92
Phönikien 33, 4 1 ff., 1 3 0, 1 65
1 93 ff.
Makedonen 49, 57, 1 52, 1 69,
Hyrkan, der Tobiade 1 7 1
1 42 ff. , 1 49 ff, 1 5 5, 1 63 ff. ,
1 7 1 f. , 1 94, 1 96
Perser 1 3 , 1 6, 1 8 , 2 1 , 29- 39, 57,
Lucius Valerius 1 04 Lys ias, Kanzler 84, 1 7 8, 1 79,
Jason, Gesandter 93
1 1 6, 1 1 9, 129, 1 3 0, 1 3 3, 1 3 9,
Lucius, Konsul 1 04
1 88
Hyrkan 11 58, 74 , 1 2 8- 1 47, 1 5 5 ,
4 1 ff., 49f., 85, 1 08, 1 1 1 , 1 1 5,
1 82
1 72, 1 77
Manasse 25, 29, 1 60
59, 1 1 9, 1 50
Pompeius 1 7 , 1 9 , 72, 74, 97, 1 05, 1 1 0, 1 1 5 , 1 25- 1 47, 1 5 5 f. , 1 76, 1 80, 1 88, 1 92-200
Poseidonius 1 22, 1 92 Psammetich I 1 62
Jason, der Hohepriester 1 0 I , 1 68,
Manius, Titus 84 , 1 79
Ptolemäer 1 7 , 42, 48, 5 5 , 1 2 1 ,
Jason von Kyrene 1 9 1
Massinissa 63
Ptolemaios Apion 1 20
Jehu 1 60
Meder 26
Jesaia 23, 1 49
Menelaus, Hohepriester 92, 1 7 1
Johannes Hyrkan, siehe unter
M i cipsa 63
171
Jedoniah 3 7, 1 62
Jerusalem passim, siehe auch . Tempel in Jerusalem Joachas 27 Hyrkan
Marius 63
1 65, 1 66, 1 67, 1 72
Mattathias 4 5
Ptolemaios, seleukidischer
. Megiddo 27
Ptolemaios I 42, 1 20, 1 9 1
Statthalter 43
Memm ius, Quintus 84
Ptolemaios 1 1 1 65
Mesopotamien 27, 28, 5 5 , 1 26
Ptolemaios IV 54, 1 62, 1 65 , 1 70,
Moschion aus Priene 50, 1 6 8
Ptolemaios VI 5 3 , 1 7 1
Ptolemaios 1II 53, 1 70 1 98
222 Ptolemaios V l I I 1 04, 1 86
Ptolemaios IX Soter II 54, 1 0 9, 1 2 1 , 1 92
Ptolemaios X A lexander I 1 2 1 , 191
Seleuki den 1 7 , 42"49, 5 5 , 85, 88, 92, 99, 1 07 , 1 08, 1 1 7 , 1 52, 1 6 9, 1 7 1 , 1 8 1 ; 1 82 , 1 84
Simon Il, Hohepriester 45, 166 Simon, der M akkabäer 58, 83,
Raphia 54, 1 70
9 1 , 99, 1 02- 1 05 , 1 06, 1 07, 1 1 0,
Sa1manassar V 23
1 1 7, 1 20, 1 2 8, 1 3 8 , 1 43, 1 8 5 ,
Salome A l exandra 58, 1 1 0 ,
1 86
1 27f., 1 53 , 1 54
Sparta 98, 1 0 0- 1 03
Sa lomon 22, 26, 1 93, 1 97
Samaria 22, 23, 34, 38, 1 06, 1 0 8, 1 0 9, 1 3 5, 1 64, 1 8 7, 1 8 8
Syrien 1 5 , 3 3 , 4 l ff., 72, 1 0 8, 1 20, 1 27 ff. , 1 3 9 , 1 43 , 1 5 5
Tennes 3 1
Samaritaner 34, 1 63 , 1 64
Theben, Ägypten 25
Sanb a l let 32
Theophanes von Milet 1 93
Sancherib 23, 24, 1 60
Sargon 1I 23
Scaurus, M . Aemilius 1 2 9 ff. , 1 3 8 , 1 4 1 , 1 93 , 1 94
Scipio (Africanus) 63 , 66, 79, 1 74
Xerxes 3 1
80, 86, 92, 99, 1 0 1 , 1 05, 1 06,
1 1 1 , 1 3 8 , 1 52, 1 5 3 , 1 5 5, 1 73 ,
1 87
Autonomie 1 4 , 1 7, 1 8 , 24ff., 3 1 , 3 3 , 3 7 ff. , 44ff., 6 1 , 64, 74ff.,
85; 92, 94, 1 05, 1 1 0, 1 2 1 , 1 3 7, 1 4 1 , 1 43 , 1 49, 1 5 1 , 1 52 , 1 54 , 1 5 7 , 1 64, 1 7 8
babylonisches Exi1 2 1 , 2 8 f., 1 50 Bar-Kochba-Aufstand 1 1 , 1 2 , B eschneidung 22
Chasidim 5 5 , 9 1 , 1 05 , 1 72 , 1 7 3
223
Prinzipat 1 1 , 1 7 , 6 1 , 72, 1 20,
1 23, 1 25 , 1 26, 127, 1 3 9, 1 49,
. 1 56, 1 76, 1 97
1 28, D4, 1 3 5, 1 3 8 , 1 4 1 , 1 44,
Provinzen 1 7 , 66, 69, 70ff., 79,
1 6 8, 1 7 1 , 1 86, 1 9 5 , 1 9 8
publ�ani 1 43, 1 44, 1 96, 1 99
1 45, 1 55, 1 6 3, 1 64, 1 65, 1 66,
1 1 1 , 1 1 5 , 1 26 f. , 146, 1 7 5, 1 7 7
Hohepriesteramt 22, 3 9 , 9 1 , 1 84
Reichsrecht (und Volksrecht) 1 8 ,
Integration 1 6 , 45, 47, 50, 58, 60,
Reichsverwaltung 13, 1 9, 30 , 73 , '
imperia extraordinaria 1 26
6 1 , 64, 72, 7 8 , 98, 1 I 1 , 1 1 5,
1 1 9, 1 2 3 , 1 27 , 1 3 9, 1 49, 1 5 1 ,
1 54, 1 56, 1 6 8 , 1 9 7 . JUdischer Krieg 1 1 f., 1 5 7, 1 92
jUd ischer Rat (Gerusia) 44, 1 00 f.
K lientelstaat 6 3 , 70, 72, 8 1 , 1 3 4,
Tryphon 99, 1 02, 1 83
- Sachen -
Außenpo l itik 1 3 , 65-70, 73 , 7 5 ,
94, 97, 99, 1 00, 1 03 , 1 06, 1 1 7,
Transeuphrat (Abar Nahara) 3 1
Tiglatpileser 1 5 9
Zidk ij a 27
Apostasie 5 1 , 52, 1 69
Hohepricister 26, 42, 45, 53, 92,
Klientelfilrstentum 1 9, 72, 1 1 1 ,
Zeuxis 5 5 , 1 65 , 1 66, 1 9 7
Achämenidenreich 32, 57
Herodianer 1 1 3
Tiberius Jul ius A lexander 1 69
Zenon 49f., 1 64 , 1 6 5 , 1 67 , 1 7 1
Scipio der J Ungere 1 73
1 3 9 , 1 40, 1 5 7
Namens- und Sachregister
Namens- und Sachregister
32, 79
1 26, 1 5 6
Re ligionse i fer 1 4 0
res publ ica restituta 1 7, 1 90, 1 92 Romhaß 1 40
Sabazius-Kult 1 1 6, 1 89 Sabbat 22, 1 95
1 27, 1 5 5
Sadduzäer 56, 1 2 8
1 3 9, 1 5 5 , 1 96
Satrapenau fstände 3 1
Königtum 5 3 , 54, 60f., 87, 1 32, 1 5 5, 1 70, 1 7 1 , 200
Sanhedrin 1 3 5
Schildgesandtschaft 1 0 3, 1 86 Spe isevorschriften 22
Kyroszyl inder 32, 1 62
Tag von El eusis, siehe unter
lex Hortensia 6 1
Tempel in Jerusalem 2 1 ff., 2 5 ff.,
laus Romanorum 32, 86 Makkabäerau fstand 2 1 , 4 1 , 43, 4 5 f. , 58, 90f. , 1 32 , 1 5 1 , 1 53, 1 69, 1 7 1
Eleusis
2 8 f. , 32, 36, 39, 43ff., 48, 54,
57, 1 34 , 1 4 0 f., 1 5 0, 1 60, 1 6 1 , 1 62, 1 70, 1 9 5 , 1 98
constitutio Antoniniana 1 1
Monotheismus 2 1 f., 3 9 , 57
Tempel von Elephantine 2 1 , 29,
D i adochen 4 1
Israel, Nordreich 22ff., 49
Thora 1 3 , 44f., 5 1 , 1 66, 1 69, 1 7 0
deuteronomistische Reform 2 5 ff.
D i aspora 1 1 , 29, 34, 3 5 , 39, 42,
4 3 , 50-52, 57f. , 1 1 5ff., 1 4 9 ff., 1 69, 1 70, 1 72 , 1 8 6, 1 89, 1 9 1
D i aspora-A u fstand 1 2, 1 57, 1 9 1 Edikt des Antiochos IV 45-47 , 9 1 , 1 66
Eretz Israel 52, 1 3 8
Hasmonäer-Staat 43 , 1 1 1 , 1 1 3, 153
H e l l enismus 4 1 -59, 78, 1 1 2, 1 5 1 , I 64ff.
neuassyrisches Reich 23
Patrioi nomoi 44 f., 1 6 5
Patronatssystem 72, 1 5 6
Patronatsverhä l tnis 64, 69 Pergamobdekret 1 09, 1 8 8
persische Herrschaft 2 1 , 22, 2939, 1 5 0, 1 6 6
Pharisäer 56, 1 1 1 , 1 1 2, 1 28 f. , 1 3 0, 140
3 1 , 3 5 f. , 1 5 0
V erfassung hellen istischer Staaten 5 3 f.
Verfassung, römische 1 3 , 60-65, 70, 73, 80, 87, 89, 93, 1 1 5, 1 1 8, 1 8 1
Vol ksrecht 1 8 , 7 9 Zeloten 1 4 3