Das Erbe der Macht Band 5 Dorf der tausend Spiegel Auf ewig versiegeltEin Tor öffnet sich
© 2001 by Mike Hard
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Rynoltice, tschechische Republik Mit stoischer Ruhe drückte Anja Setlasch die Sträucher beiseite und bahnte sich ihren Weg ins Unterholz. Schweiß bedeckte das Gesicht der zweiundvierzigjährigen Frau und ihr Atem ging schnell. Mit einer ruhigen Bewegung wischte sie die blonde Locke aus ihrem Gesicht und ging weiter. Ein Beobachter hätte sie zweifellos für eine Schlafwandlerin gehalten. Äußerlich wirkte sie völlig apathisch. Die Dornen des Gestrüpps hatten ihren Armen kleine Wunden zugefügt, aus denen in kleinen Rinnsalen Blut lief. Anja Setlasch bemerkte es nicht. Sie bemerkte nicht was um sie herum vorging. Komm, komm weiter! Du hast uns fast erreicht, ertönte nun wieder die Stimme in ihrem Inneren. Ein weiteres Mal versuchte die Frau sich zu wehren, sich dem inneren Zwang zu widersetzen, doch es gelang nicht. Seit sie vor etwa einer halben Stunde aus dem Schlaf hoch geschreckt war, nicht wissend, was sie geweckt hatte, taumelte sie nun durch den nahen, kleinen Wald. Stimmen waren in ihrem Kopf erklungen. Stimmen, die sie dazu aufgefordert hatten ihr zu folgen. Anja wollte nicht, doch sie hatte keine Wahl gehabt. Ohne ihren Mann oder die Tochter zu wecken hatte sie sich aus dem Haus geschlichen und hatte sich auf den Weg gemacht. Auf den Weg wohin?, fragte sie sich zum tausendsten Mal. Sie erhielt keine Antwort. Die Kontrolle über ihren Köper hatte sie längst verloren. Ohne ihr Zutun suchten sich ihre Beine den Weg selbstständig. In wenigen Stunden geht die Sonne auf. Dann werden sie mich suchen, machte Anja sich Mut. Ihr Mann würde sie sofort suchen. Sie hatten eine glückliche Ehe. Norbert hatte damals aus der DDR fliehen müssen. Er hatte es des Nachts über die Grenze zur Tschechei geschafft. Da Rynoltice direkt an der Grenze zur DDR (heute zur Bundesrepublik Deutschland gehörend) und Polen lag, hatte er sich im angrenzenden Waldstück versteckt. Anja hatte ihn gefunden und aufgenommen. Ein Jahr später hatten sie bereits geheiratet und Norbert war geblieben. Bis heute. Ihr gemeinsame Tochter Renja war bereits neun Jahre alt. Anja wurde aus ihren Gedanken gerissen, als vor ihr eine kleine Lichtung auftauchte. Man fühlte sich, trotz der Umstände, in ein Märchen versetzt. Dichtes Efeu und hohe Sträucher umgaben den kleinen Fleck und schützten ihn vor den Augen zufälliger Spaziergänger. Ein kleiner Höhleneingang lag nun direkt vor Anja, am anderen Ende der kleinen Lichtung. Sofort lief sie darauf zu, tauchte in die Schwärze ein. Zielsicher bahnte sie sich ihren Weg durch die Schwärze. Ein langer Gang führte zu einer großen Halle. Fast fünf mal so groß wie unsere Kirche, dachte Anja, als sie die Höhle erreicht hatte, die durch einen leichten Blauschimmer erhellt wurde. Ohne ihr bewusstes Zutun lief sie weiter und erreichte so die Mitte der Höhle. Eine riesige, bis zur Decke reichende Säule befand sich hier. Sie war völlig glatt geschliffen. An ihr lehnte ein etwa zwei Meter großer Spiegel. Tatsächlich, ein Spiegel. Aber wie kommt er hierher?, fragte sich Anja. Langsam erhob sie ihre Hand und betastete das seltsame Objekt. Der Rand des Spiegels war mit zahlreichen Ornamenten verziert. Schnörkeln und Gesichtern. Er muss uralt sein, war das Letzte was Anja Setlasch dachte. Als werfe man einen Stein ins Wasser, bildeten sich plötzlich Erhebungen. Das Glas des Spiegels wallte. Ein leuchtender Schein bildete sich und erfasste die Frau. Ihr Schrei blieb ungehört. *
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Mit einem Grunzen warf sich Norbert Setlasch auf die andere Seite. Heute konnte er, da Sonntag war, ausschlafen. Sein tastender Arm fuhr über die andere Hälfte des Betts. Mit einem Ruck war er völlig wach. Wo ist Anja?, dachte er ängstlich. Bis heute hatte ihre Familie es ihr nicht verziehen, dass sie ihn geheiratet hatte. Ihr Bruder hasste sie förmlich deswegen. Anja machte es nichts aus, doch Norbert lebte in ständiger Angst vor Racheakten ihrer Familie. Insbesondere ihres Bruders. Als er nun ein leichtes Brutzeln aus der Küche wahrnahm, beruhigte er sich schlagartig wieder. Normalerweise schlief Anja zwar länger als er, doch heute hatte sie ihn wohl mit einem Frühstück überraschen wollen. Wohl wissend, nun sowieso keinen Schlaf mehr zu finden, stand Norbert auf, zog sich einen Morgenmantel über und ging in die Küche. „Morgen mein Schatz. Gut geschlafen?“, hauchte er seiner Frau einen Kuss auf die Wange. „Wie immer. Setz dich doch, ich dachte mir ich überrasche dich heute mal. Du hast in letzter Zeit so viel gearbeitet“, erwiderte sie und küsste ihn ein weiteres Mal. „Das ist aber lieb von....“, wollte Norbert Setlasch erwidern, kam jedoch nicht dazu seinen Satz zu beenden. Entsetzt blickte er an sich herab, auf die Spitze des Küchenmessers, dass aus seiner Brust ragte. Einen letzten, ungläubigen Seufzer austosend fiel er zu Boden. Anja Setlasch fuhr sich mit einem nassen Lappen über den Mund und murmelte dabei zu sich selbst: „Und ich musste dich Widerling auch noch küssen. Aber damit ist es vorbei. Dieses ganze stinkende, verruchte, Dorf wird an mir keine Freude mehr haben.“ Und mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen nahm Anja Setlasch das Messer auf und wandte sich in Richtung Kinderzimmer. „Renja, meine Kleine. Wach doch auf. Mami wartet auf dich“, rief sie und öffnete die Zimmertür. * Rom, HQ „Was soll das heißen?“, schrie Anna dem Arzt förmlich ins Gesicht, „Sie haben ihn noch nicht untersucht?!“ Wütend standen sich Anna Schneider und Dr. Newman gegenüber. Die junge Frau war außer sich vor Wut. Und dies war bei ihr nicht zu unterschätzen. Als Waffentechnologie Expertin forschte Anna ständig daran neue Möglichkeiten zu finden um die Mächte der Finsternis in ihre Schranken zu weißen. Bereits von Geburt an hatte sie ein grünes und ein schwarzes Auge. In Stresssituationen oder wenn Anna sehr wütend oder erregt war, tränte das Schwarze, was nun der Fall war. „Bereits vor einer halben Woche habe ich sie gebeten sich Andi mal anzusehen. Seit wir aus Brest zurück sind verhält er sich merkwürdig. Wir bekommen ihn kaum noch zu Gesicht. Er schließt sich in sein Zimmer ein und sagt auf Nachfrage einfach, dass er sich nicht wohl fühle. Wir sehen ihn fast nur noch jeden zweiten Abend. Soweit ich weiß ist es ihre Pflicht sich jeden Mitarbeiter, der auf einer Mission war, genau anzusehen und ihn durchzuchecken“, erklärte Anna nun völlig kühl. „Ich gebe ihnen ja recht, aber auch ich habe nur zwei Hände. Kurz nach ihrer Ankunft habe ich jeden untersucht und auch bei Andi nichts Verdächtiges bemerkt. Er wird einfach überarbeite sein, was nach der letzten Zeit durchaus verständlich ist. Sie haben doch zusammen mit ihm nach der Agenda der Ewigkeit gesucht, ihnen hätte es doch auffallen müssen. Und wenn er sich nun ein wenig zurückzieht, sollten sie dafür Verständnis aufbringen. Aber ich kann sie beruhigen, ich werde morgen oder übermorgen mal nach ihm sehen, zufrieden?“, gab der Dr. zurück. 3
Er ließ sich von Annas selbstbewusstem Auftreten längst nicht mehr aus der Fassung bringen. Auch er hatte neben seiner normalen Tätigkeit als Arzt für verschiedene andere Dinge zu sorgen. Verschiedenen Dämonen, die von Lightfightern aus ihrer dunklen Existenz erlöst worden waren, wurden von ihm seziert. Daraus hatte er schon etliche Erkenntnisse gewonnen, die auch für Anna, die ja Waffen entwickelte, von Nutzen gewesen waren. „Nein, dass ist mir nicht genug. Aber ich kann sie wohl sowieso nicht umstimmen“, erwiderte sie. Verächtlich schaute sie auf den Dämonenkadaver der auf einer Bahre zwischen ihr und Doc Newman lag. „Sie sollten ihre Energie lieber auf die Lebenden konzentrieren. Wenn Andi wegen ihrer Nachlässigkeit Schaden davonträgt, werde ich sie mir vorknöpfen. Und verlassen sie sich darauf, so leicht werden sie dann nicht davon kommen“, erklärte sie kalt lächelnd. Innerlich sah es natürlich völlig anders aus. Zwar schätzte sie den Arzt, da er normalerweise gute Arbeit leistet und auch ihr schon etliche Hinweise geliefert hatte, wodurch sie ihre Waffen perfektionieren hatte können, doch Andi war ihr wichtiger. Sie war keineswegs in ihn verliebt oder hatte ähnliche Interessen. In einem Geschäft wie diesem war ihr dies viel zu riskant. Jeder von ihnen konnte morgen schon tot sein. Aber trotzdem war Andi ihr wichtig geworden, sehr wichtig. Natürlich verband sie mit jedem des Team Freundschaft, doch nach ihrer Zusammenarbeit bei der Suche nach der Agenda stand Andi ihre irgendwie....näher. „Nun machen sie aber mal halblang Frau Kollegin. Ich schaue ja bald nach ihm und jetzt lassen sie mich bitte weiterarbeiten. Ich habe meine Zeit nicht gestohlen!“, rief er empört. In solchen Momenten war Anna froh das nur im inneren Kreis das persönliche „Du“ verwendet wurde, im restlichen SE jedoch das „Sie“. So blieb eine gewisse Distanz erhalten und das war auch gut so. Sie wollte gerade zu einer wütenden Erwiderung ansetzen, als der Alarm durch die Gänge des HQ hallte. * Als Auslöser war von der sonoren Stimme des Computers nur „unbekannter Eindringling“ angegeben worden. Nun scharrten sich dutzende von Sicherheitsbeamten rund um die Tür zum Konferenzraum, der als Ausgangspunkt angegeben worden war. Auch der innere Kreis war anwesend. Nachdem Karsten jedoch tot war, Michael im Koma lag, und Nina irgendwo in der Vergangenheit verschollen war, bestand dieser nur noch aus Jürgen, Anna, Dorian und Sandra und Andi. Wobei Andi auch dieses Mal nicht anwesend war. Bei ihnen befand sich außerdem Nil´re´m, ein weißer Druide, den die Freunde aus der Vergangenheit mit in die Gegenwart gebracht hatten. Als sich die Tür nun langsam öffnete und einige Leute von der Sicherheit den Raum stürmten konnte Anna von ihrem Standpunkt aus deutlich den menschlichen Umriss erkennen, der von einem Schattenfeld umhüllt wurde. Bevor sie etwas sagen konnte rief bereits Jürgen: „Nicht schießen! Es ist ein Freund!“ Zusammen mit den anderen bahnte er sich einen Weg durch die Sicherheitskräfte. Als sie den Schatten erreicht hatten, zogen sich die Securitys bereits wieder zurück. „Kannst du dein Kommen nicht wenigstens vorher anmelden?! Es muss doch nicht jedes Mal ein Alarm ausgelöst werden“, begrüßte Jürgen den Schatten. Fasziniert betrachtete Anna die von einem Schatten umhüllte Gestallt. Wen verbirgt dieses Feld nur? Wer hilft uns immer wieder und will sich uns doch nicht zu erkennen geben?, dachte sie und warf in einer Routinebewegung ihre langen, braunen Haare hinter sich. Nun erscholl eine verzerrte Stimme. Zweifellos machte der Schatten seine richtige Stimme unkenntlich: „Ihr müsst sofort nach Rynoltice. Findet den Spiegel und vernichtet ihn.“ 4
Leserbriefe Hallo und Willkommen. Nach einigen Tagen Verspätung liegt hier also Band 5 der Serie vor euch und damit die Halbzeit des ersten Zyklus. Dieser Band leitet über zu einer Trilogie, die das Geheimnis um Lady X enthüllt und damit das Ende des Zyklus einleitet. Bevor ich nun zu viel Verrate kommen wir gleich zu dem Leserbrief. Sabine schreibt: Hi Mike! Mit sehr viel Freude verfolge ich alle 14 Tage deine Serie. Ich muss sagen, dass sie mir sehr gut gefällt. Aber wie das natürlich öfters so ist, habe ich auch ein paar Kritikpunkte entdeckt, über die ich nun gerne mit dir besprechen würde. Dazu ist die Leserbriefseite ja da. Und ich freue mich über jede Kritik, sei sie positiv oder negativ, die hier eintrudelt. Natürlich darf es ruhig viel von ersterem sein. Zum eine geht es dabei um die Titelbilder. Nicht, dass sie mir nicht gefallen, aber viele Elemente kommen mir da sehr bekannt vor und ich finde es nicht gut, wenn du einfach von andren Romanen irgendetwas klaust und es dann in dein Bild einbaust. Kannst du denn nicht selbst welche Entwerfen? Das käme viel besser! Da stimme ich dir zu. Leider besitze ich selbst überhaupt kein Zeichentalent und habe bisher niemanden gefunden der für die Serie zeichnen will. Sollt unter euch jemand sein der gut zeichnen kann und dies regelmäßig und unentgeltlich tun würde, würde ich mich natürlich sehr freuen. Bis dahin aber werde ich die Bilder selbst „zusammenklauen“ müssen. Als 2. ist mir dann natürlich aufgefallen, dass du sehr viele Elemente von bekannten Serien einbaust. So vermute ich, dass du ein Vampira Leser warst, Bzw. bist. Die Geschichte mit dem Kind von einer Vampirin, das nicht geboren werden darf, es dann aber doch wird, oder der Herrscher der Vampire, der das Kind dann jagt. So etwas kommt mir doch sehr bekannt vor. Ich war tatsächlich Leser der Vampira Romanserie und verfolge auch die Hardcover des Zaubermond Verlages. Wenn ich mich aber richtig entsinne war es bei Vampira ein Mensch und eine Vampirin, die ein Kind zeugten. Hier waren es zwei Vampire. Ich versuche keinesfalls bei anderen Serien zu klauen. Oder auch, dass der Vampir praktisch eine Seele hat und alleine gegen die Mächte der Dunkelheit kämpft. Woher kenn ich das? Natürlich aus Angel. Warum machst du so etwas? Ich bin sicher, dass dir selbst genügend andere Einfälle kommen!!! Wie schon gesagt mache ich es nicht absichtlich. Wenn es doch zu zufälligen Übereinstimmungen kommt geschieht dies durch Zufall. Ich versuche im Gegenteil zunehmend zu vermeiden Dinge in die Serie zu bringen die als „geklaut“ aufgefasst werden könnten. Was Shadow betrifft hat er jedoch keinesfalls durch einen „Zigeunerfluch“ eine Seele erhalten. Er kämpft für das Gute weil es seinem Naturell entspricht und Nostradamus ihn so erzogen hat. Die Rechtschreibfehler, welche am Anfang ja sehr häufig vertreten waren, scheinen sich jetzt verflüchtigt zu haben. Also nur weiter so. Mein Dank gilt hier Jenny und Jule, die meine Romane Korrekturlesen. Und deine Idee mit Nilrem war sehr gut. Wer kommt schon darauf, dass es rückwärts gelesen Merlin heißt?? so schnell jedenfalls keiner. Ich selbst bin auch nur aus Zufall darauf gestoßen! Was ja nun auch offiziell aufgelöst wurde. Merlin hat seine große Stunde in Band 10. Ich nehme doch an, dass Lady X uns bekannt ist? Natürlich möchte ich hier noch nicht verraten, was ich denke, sonst verderbe ich den Lesern damit den Spaß. Bereits im nächsten Band erfährst du ob deine Theorie stimmt. Ach ja, ich fände es wirklich ganz nett, wenn du den Roman mal etwas länger schreiben würdest. Bei Band 4 hat mir das schon sehr gut gefallen nur davor war es alles etwas kurz und kam etwas abgehetzt rüber! Das versuche ich zwar immer, möchte den Roman aber keinesfalls in die Länge ziehen. Auf jeden Fall werden die Bände nun immer zwischen 15 und 25 Seiten lang sein. Also bis dann. mfg Sabine Meier Womit wir für diese Ausgabe auch schon am Ende wären. Ich hoffe es rafft sich bald wieder jemand auf und haut mir seine Meinung um die Ohren. Also viel Spaß beim lesen und bis in zwei Wochen wünscht euch, euer
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Anna konnte Sandra Augen erkennen, die sich missbilligend zusammenzogen. Dann begann diese auch schon zu sprechen: „Ich möchte ja nichts sagen, aber ich finde du könntest....“ Weiter kam sie nicht, denn sie wurde vom Schatten unterbrochen: „Ich kann euch leider nicht mehr sagen. Aber es dürfte genügen. Ihr müsst euch jedoch beeilen. Das Böse wächst.“ Mit diesen Worten bildete sich wieder der schwarze Wirbel, indem der Schatten verschwand. wenige Stunden später
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Nachdem der Schatten verschwunden war hatte Jürgen, der mittlerweile zu so etwas wie dem Ersatzanführer geworden war, bis Michael wieder erwachte, umgehend Reschärschen eingeleitet. Nun saßen sie alle um den Konferenztisch und warteten darauf, dass Jürgen ihnen weitere Details enthüllte. Wie schon so oft in letzter Zeit spähte Anna zu Nil´re´m hinüber. Warum kommen mir deine Gesichtszüge nur so bekannt vor? Irgendwo habe ich dich schon mal gesehen und es war sicher nicht in einer Videoaufzeichnung von damals, fragte sich Anna. Ihr Gedankengang wurde jäh unterbrochen als Jürgen zu sprechen begann: „Durch die Informationen des Schattens bin ich tatsächlich auf etwas gestoßen. Vor kurzem kam es in dem Dorf Rynoltice zu einem bestialischen Mord. Eine Frau tötete ihren Mann und ihr neunjähriges Kind. Durch die Schreie des Kindes wurde die Polizei aufmerksam und konnte die Frau überwältigen. Mit allen weiteren Details könnte ihr euch während der Fahrt bekannt machen. Das Dorf liegt in der Tchecheslowakei, direkt an der Grenze zu Polen und der ehemaligen DDR. Ich selbst muss leider hier bleiben, da ich bei einem wichtigen Experiment anwesend sein muss. Andi hat mir Bescheid gegeben, dass er Kopfschmerzen hat und hier bleiben möchte. Ich würde also sagen es gehen Dorian, Anna und Sandra.“ „Du hast mit Andi gesprochen? Persönlich?“, wollte Anna wissen. Jürgen schüttelt den Kopf. „Nein, wir hatten eine interne Sprechverbindung. Mehr nicht. Aber Dr. Newman wird ihn sich bald mal ansehen.“ Anna gab sich mit dieser Auskunft zufrieden. Vorläufig. Sie fand es auch schade das Nil´re´m nicht mit ihnen ging. Er kapselte sich zunehmend von den anderen ab. „Dann würde ich sagen brechen wir sofort auf“, unterbrach Dorian ihre Gedanken. Anna stimmte zu. Sie verließen den Konferenzraum um zu packen. * Traumebene „Ist dir eigentlich klar, welchem Risiko du sie aussetzt, wenn du sie in das Dorf schickst? Gerade du müsstest das Wissen!“, rief Karsten Hartmann. Man sah seinem Astralkörper das Leiden nicht an. Die Hülle war den normalen Gesetzen nicht unterworfen. Es war nur eine Manifestation des Geistes. Eines Geistes, der nun schon seit Monaten auf der Traumebene gefangen war und keinen materiellen Körper mehr besaß. Ohne die Gespräche mit ihm würde ich wohl durchdrehen, dachte Karsten Hartmann. „Sie sind nicht dumm. Ich glaube du traust ihnen viel zu wenig zu. Sie haben die Agenda gefunden und Alicia vernichtet, das waren gute Leistungen. Sie werden auch dieses Abenteuer meistern“, erwiderte der Schatten. Wie so häufig in letzter Zeit standen sich die beiden auf der Traumebene gegenüber. An jenem Ort, in den Torsten Thielmann den Geist von Karsten gezwungen hatte. Der Ort an dem, in der realen Welt, Karstens Frau gestorben war.
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„Dagegen sage ich ja nichts. Aber immerhin hat sie das einiges gekostet. Mein Sohn liegt im Koma und Nina macht vielleicht gerade Bekanntschaft mit einem Höhlenmenschen. Du hättest ihnen wenigstens mehr Hinweise geben können!“, beharrte Karsten. „Du weißt ebenso gut wie ich, dass die Hohen Mächte mir das nicht erlauben“, erwiderte der Schatten verbittert. Karsten warf in einer hilflosen Geste die Arme in die Luft und rief: „Du hast mittlerweile genug Buße getan. Wirf den Schatten ab und kehre zurück. Du kannst auch anders helfen. Außerdem ist Versagen menschlich. Du hast dir nichts vorzuwerfen.“ Noch bevor der Schatten darauf etwas erwidern konnte begann die Luft zu vibrieren und ein Leuchten entstand zwischen den beiden. Nachdem es sich gelichtet hatte stand ein alter Mann zwischen Karsten und dem Schatten. „Merlin!“, entfuhr es Karsten. Ohne ein weiteres Wort fielen die beiden sich in die Arme. Da sie sich auf der Traumebene befanden hatte Karstens Körper natürlich Substanz, obwohl er nicht wirklich bestand. Nach kurzem begrüßen umarmte der alte Magier auch den Schatten. „Es freut mich euch wieder zu sehen“, gab er lächelnd von sich. „Warum gibst du dich ihnen nicht unter deinem wahren Namen zu erkennen?“, wollte Karsten wissen. Merlin – Nil´re´m wandte seinem alten Freund den Kopf zu und begann zu sprechen: „Sie sind noch nicht reif. Aber bald wird es soweit sein. Außerdem...ich habe keine Wahl mehr. Schatten, kannst du mir sagen was uns erwartet. Ihr beide steht neben der Wirklichkeit, doch ich darin. Was wird geschehen, ich muss es wissen!“ Der Schatten blickte den alten Mann lange an, bevor er zu sprechen begann: „Nun gut, einen Hinweis werde ich dir geben. Aber mehr auch nicht. Und Frage mich kein weiteres Mal. Also hör gut zu. Die Lady wird sich zu erkennen geben und so das Endspiel einleiten. Der Schlüssel befindet sich dort wo das Chaos begraben liegt.“ Merlin lächelte dankend: „Damit hast du mir einen großen Gefallen getan. Ich danke dir.“ Die Freunde setzten sich und sprachen weiter. * Rynoltice, tschechische Republik Mit einem zufriedenen Seufzer lehnte sich Anna im Stuhl zurück. Zusammen mit Dorian und Sandra saß sie am Frühstückstisch in einem kleinen, gemütlichen Gasthof in Rynoltice. Sie waren gestern Abend erst hier angekommen und hatten glücklicherweise gleich ein Zimmer gefunden. „Also, resümieren wir noch mal“, begann Dorian, „Anja Setlasch, eine dreiundvierzigjährige Frau, die im Dorf sehr beliebt war, tötet, scheinbar grundlos, ihren Mann und ihr Kind. Nach ihrer Verhaftung spricht sie mit niemandem mehr und zieht sich in sich selbst zurück. Ein Motiv gibt es scheinbar nicht. Und darin erschöpft sich unser Wissen auch leider schon wieder.“ „Ich würde sagen wir unterhalten uns einfach mit Anja Setlasch. Der zuständige Kommissar, oder wie man den Posten hier auch immer nennt, dürfte nichts dagegen haben“, erwiderte Anna. Sandra nickte nachdenklich und fügte hinzu: „Ich würde sagen, dass ich auf jeden Fall mit Frau Setlasch spreche. Falls sie etwas verbirgt, kann ich es in ihren Gedanken lesen.“ Anna nickte zustimmend. „Gut. Dann spreche ich mit dem zuständigen Polizisten, während ihr beiden mit der Frau sprecht. Es dürfte doch eigentlich keine Schwierigkeiten machen etwas herauszufinden.“
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Dorian erkundigte sich bei der Wirtin nach dem Weg zur Polizei. Entgegen seinen Erwartungen gab es in dem Ort sogar ein größere Polizeirevier, das auch für die Umgebung zuständig war. Die Wirtin erklärte ihnen freundlich den Weg. Zusammen machten die Freunde sich auf den Weg. * Mit suchenden Blicken streifte Lukas Naltosch durch das Unterholz. Das weiße Haar hing dem Neunundvierzigjährigen wirr in die Stirn, als er einen weiteren Ast zur Seite drückte und tiefer in das Dickicht eindrang. Als er vor einigen Tagen Anja Setlasch, mitten in der Nacht, hier gesehen hatte, war ihm dies schon sehr merkwürdig erschienen. Am nächsten Morgen war dann die Dragödie geschehen und Anja hatte ihren Mann und das Kind getötet. Vielleicht hat sie ihn ja wegen Geld getötet und hat es hier versteckt, dachte sich der gierige Dorfbewohner. Eigentlich war es ihm egal was nun mit der Frau geschah. Im Grund war ihm ja auch egal warum sie es getan hatte, es sei denn natürlich für ihn sprang etwas dabei heraus. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er eine kleine Lichtung erreichte. Der dunkle Höhleneingang war nicht zu übersehen. Komm nur. Es wartet großer Reichtum auf dich. Du wirst dieses stinkende Dorf verlassen können. Alle werden zu dir aufblicken, entstanden die Gedanken erneut in seinem Geist. Lukas Naltosch fiel nicht auf, dass nicht er es war, der diese Gedanken hervorbrachte. Es war ihm egal. Als hätte er es geahnt, hatte er eine Taschenlampe mitgenommen und trat nun zielsicher durch den Höhleneingang hindurch. Als er wenige Meter durch die Dunkelheit gelaufen war, tat sich vor ihm eine domartige Halle auf. Der alte Mann beachtete seine Umgebung kaum noch, als er den Spiegel entdeckte. An einer großen Säule lehnte das mit Ornamenten verzierte Artefakt. Und als solches konnte man es auch bezeichnen. Er muss unglaublich wertvoll sein. Das hat diese Hexe hier also versteckt. Und damit wollte sie sich wohl aus dem Staub machen, dachte Lukas Naltosch. Sein Blick wanderte über den Spiegel. Er stand nun direkt davor. Der Rand bestand aus dunklem Metal und war mit verschiedenen Ornamenten und Fratzen verziert. Seine gierigen Hände glitten über das Material und berührten das Glas. Dies war der Moment in dem das Leuchten entstand und sein bewusstes Denken auslöschte. * Es hatte ihnen keine Mühe bereitet das hiesige Polizeirevier zu finden. Und entgegen ihren Erwartungen war der zuständige Kommissar nicht einmal unfreundlich. Als sie sich vorstellten und erklärten das sie aus dem Ausland kamen und nur wenige Tage zu Besuch bleiben wollten entblößte der, noch relativ junge, schwarzhaarige, Kommissar, eine Reihe gelblicher Zähne und begrüßte sie mit einem herzlichen: „Witaj´ce k nam“(sorbisch: Herzlich Willkommen). Zwar war ihr Sorbisch nicht besonders gut, doch alle drei hatten natürlich die Sprachschulung des SE genossen, wodurch sie leidlich Sorbisch sprechen konnten. Kommissar Kartesch ließ Sandra, da diese sich als Psychologin vorgestellt hatte, zu Anja Setlasch. Das Para vor dem Psychologin hatte sie wohlweislich verschwiegen. Während Dorian und Anna sich daraufhin noch mit Kartesch unterhielten, wurde sie von einem anderen Polizisten zu Anja Setlaschs Zelle gebracht. Er sperrte Sandra auf, betrat jedoch nicht mit ihr den kleinen, kargen Raum. Hinter ihr wurde wieder abgesperrt. Der Polizist bezog direkt vor der Tür Stellung. Sandra blickte in das blasse 8
Gesicht von Frau Setlasch, das mittlerweile völlig eingefallen war. Sie trat an die Pritsche heran auf der die Frau mit ausdruckslosen Augen lag. „Frau Setlasch?“, begann Sandra, „Mein Name ist Sandra Meier. Ich würde mich gerne mit ihnen unterhalten.“ Natürlich hatte der Kommissar Sandra mitgeteilt, dass Frau Setlasch seit ihrer grausigen Tat mit niemandem mehr sprach. Doch dies war auch gar nicht nötig. Sandra brauchte nur ihre Fragen zu stellen. Ganz unbewusst würde die befragte die Antwort denken und da Sandra Telephatin war ihr so die Antwort geben. Sandra konzentrierte sich. „Warum haben sie ihren Mann und ihr Kind ermordet?“, stellte sie ihre Frage. Eine Welle von Wut und Hass brandete ihr gleich darauf entgegen. Bilder schossen in ihren Kopf und Sandra konnte verschiedenen Szenen sehen. Eine Lichtung, eine Höhle, Anja Setlasch wie sie auf ihren Mann einstach. In ihrer Konzentration bemerkte Sandra nicht wie die Frau mit hassverzerrtem Gesicht aufstand. „Verschwinde aus meinem Kopf!“, rief sie und warf sich auf Sandra. An eine Abwehr war nicht zu denken. Sandra war noch viel zu benommen und gefangen in den Ereignissen, deren Zeuge sie eben geworden war. Die sie aus Anja Setlaschs Sicht miterlebt hatte. So warf sich die mehrfache Mörderin auf Sandra, griff mit beiden Händen nach ihrem Hals und begann sie zu würgen. * Als sich die Schwärze lichtet und langsam Konturen aus der Finsternis schälten, sah sich Sandra Dorian, Anna und Kommissar Kartesch gegenüber. „Alles in Ordnung?“, fragte Dorian besorgt. „Wie würdest du dich fühlen wenn eine Irre auf dich losgeht und versucht dich umzubringen?“, stellte Sandra die Gegenfrage. Kommissar Kartesch schüttelte den Kopf: „Ich machte mir schwere Vorwürfe. Ich hätte sie niemals alleine zu Frau Setlasch gehen lassen dürfen. Ein weiteres Mal wird das nicht passieren. Tut mir leid, aber von jetzt an wird außer einem Polizisten niemand mehr die Zelle betreten.“ „Das ist in Ordnung. Um ehrlich zu sein bin ich nicht mehr sehr erpirscht darauf mich mit ihr zu unterhalten. Wir sollten jetzt auch langsam zurück ins Hotel gehen. Ich würde mich gerne ausruhen“, erwiderte Sandra. Die drei verabschiedeten sich von Kommissar Kartesch und verließen das Revier. Bereits nach wenigen Metern wandte sich Anna Sandra zu. „Und, konntest du etwas aus ihrem Geist entnehmen?“, wollte sie wissen. Auch Dorian blickte Sandra nun gespannt an. „Ja, das konnte ich. Und zwar ziemlich viel. Scheinbar wurde sie von irgend etwas angelockt, dass sich in einer Höhle im nahen Wald befindet. Wir sollten uns das mal ansehen“, erklärte sie. Dorian und Anna waren einverstanden. Aus ihrer Pension holten die drei Lightfighter verschiedene Utensilien, die sie im Notfall benötigen könnten. Zwar hatten sie nicht an eine Höhlenausrüstung gedacht, doch wenn Anja Setlasch in der Lage gewesen war die Höhle so zu betreten, sollte es ihnen auch keine Schwierigkeiten machen. Zusammen machten sie sich auf den Weg. Sandra, die den Weg ungefähr kannte, führte die Gruppe an. Sie verließen das Dorf auf der Waldzugewandten Seite und mussten sich bereits nach wenigen Metern durch dichtes Unterholz kämpfen. Als sie kaum noch vorwärts kamen und das Gestrüpp kaum noch zu durchdringen war, standen sie von einem Augenblick zum nächsten auf einer kleinen Lichtung auf der ein Höhleneingang zu sehen war.
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„Da wären wir. In diese Höhle ging Anja Setlasch. Was genau darin passierte konnte ich allerdings nicht aus ihren Gedanken entnehmen“, erklärte Sandra. Anna nahm ihre Taschenlampe und ging zielstrebig auf die Höhle zu. Die Lampe in der linken, ihre schussbereite Pistole in der anderen Hand betrat sie die Höhle. Wie alle Lightfighter besaß sie eine Pistole, die explodierende Kugeln abfeuerte. Im Körper des Schwarzblüter entzündete sich das Geschoss und setzte ihn in Brand. Damit war die Waffe im Kampf gegen fast alle Dämonen geeignet. Dorian und Sandra zogen nun ebenfalls ihre Waffe und folgten Anna. Musste man sich zu beginn noch leicht bücken, wurde der Gang bereits nach einigen Metern höher und ein aufrechtes Gehen war möglich. Nach kurzer Zeit erreichten die Freunde die Halle. Ein leichter Blauschimmer tauchte sie in fahles Licht. Man fühlte sich in eine riesige Kirche versetzt. Einen regelrechten Dom. Und in dessen Mitte stand...ein Spiegel. An einer glatt geschliffenen, breiten Säule stand ein etwa zwei Meter großer Spiegel. Sandra, Anna und Dorian bewegten sich nun langsam darauf zu. Vor ihm angekommen blieben sie stehen. „Das dürfte wohl des Rätsels Lösung sein. Ich weiß zwar nicht wie, aber zweifellos ist es das was Anja Setlasch verändert hat“, sagte Dorian. Anna und Sandra nickten synchron. „Vermutlich hast du recht. Aber wie geht es nun weiter? Wir haben dieses Ding gefunden, aber was können wir tun?“, fragte Sandra. „Einfach vernichten können wir ihn nicht. Wir wissen nicht was das für Folgen haben könnte. Vielleicht sollten wir versuchen ihn mit nach Rom zu nehmen. Dort könnten unsere Wissenschaftler ihn untersuchen“, erwiderte Anna. Dorian zog nun eine kleine Digitalkamera aus seiner Jackentasche, ging einige Meter zurück, und machte einige Bilder von dem seltsamen Artefakt. „Ich gehe in unser Zimmer zurück und schicke dem HQ die Bilder. Vielleicht wissen die dort etwas darüber“, erklärte Dorian. Anna nickte. „Gute Idee“, stimmte sie zu, „Ich werde in der hiesigen Bibliothek nachschauen ob ich etwas über die Höhle und den Spiegel finden kann.“ „Gut, tut das. Ich werde hier bleiben. Nicht, dass der Spiegel noch jemanden anlockt. Durch unsere hypnotisch verankerten Sperren können wir nicht beeinflusst werden und unsere Gedanken sind nicht zu lesen. Ich bin also relativ sicher“, bestimmte Sandra. Zwar war Dorian und Anna nicht wohl bei dem Gedanken Sandra alleine mit den Spiegel hier zulassen, aber sie konnte auf sich alleine aufpassen und beeinflussbar war sie wirklich nicht. So machte Dorian sich auf den Weg zur Pension, während Anna die Dorfbibliothek aufsuchte. * Geduckt schlich Lukas Naltosch sich an das Polizeirevier heran. Als er das Fenster erreicht hatte und ins Innere spähte, konnte er den Kommissar erkennen. Dieser hatte sich in verschiedene Unterlagen vertieft und achtete nicht auf seine Umgebung. Es war ein leichtes für ihn unbemerkt die Tür zu öffnen und sich dem Kommissar von hinten zu nähern. Zwar schien dieser noch etwas zu bemerken, vielleicht einen Luftzug durch die geöffnete Tür, doch es war zu spät. Lukas Naltosch rammte dem verblüfften jungen Mann die Schneide seiner Axt in den Rücken, bevor er ausholte und mit einem schnellen Ruck dessen Kopf vom Rumpf trennte. Mit einem Kullern rollte der Kopf des Kommissars durch den Raum und blieb in der Ecke liegen. Noch im Tod waren seine Augen vor Entsetzen und Unglauben weit aufgerissen.
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Das war’s, jetzt kann ich Anja befreien. Und dann können wir endlich die anderen bekehren und zusammen das Land mit Schrecken überziehen. Oh es macht ja solch eine Freude anderen Menschen beim Sterben zuzusehen, dachte Lukas Naltosch. Flink nahm er die Schlüssel vom Hosenbund des kopflosen Torsos und machte sich auf den Weg zur Zelle. Zu zweit können wir die anderen beeinflussen, dachte der mordlüsterne Dorfbewohner. Glücklicherweise hatte sich außer dem Kommissar niemand im Revier aufgehalten. Schnell hatte er die Zelle von Anja Setlasch gefunden und sie geöffnet. Nun konnte es beginnen. * Sandra sah sich um. Alleine in der Höhle fühlte sie sich äußerst unwohl. Zwar besaß sie nach wie vor ihre Waffe und durch den blauen Schein war es auch nicht dunkel, doch trotzdem kam sie sich in dem großen Dom verloren vor. Hoffentlich beeilen sie sich, dachte sie. Die Verbindung mit Rom konnte eigentlich nicht lange dauern. Wie einfach wäre es gewesen, wenn sie noch immer die ComLinks besessen hätten. Doch da die Vampire scheinbar den Code geknackt hatten und so alles was über den Satellitenverbund ging abhören konnten, hatten sie sich wieder an altmodische Handys gewöhnen müssen. Das schränkte doch sehr ein. Zwar hatten sie kleine Zerhacke in ihren Geräten, wodurch die Gespräche untereinander nicht abgehört werden konnten, doch trotzdem war es ein enormer Rückschritt. Mit dem ComLink hätten sie den Spiegel direkt filmen und übermitteln können. Jetzt ging das nicht. Es würde mich wundern, wenn wir hier überhaupt ein Netz haben, dachte sie sich. Ein leises Grollen ließ sie herumfahren. Gebannt starrte sie auf den Spiegel, der sich zu gräuseln begann. Wabernde Erhebungen liefen über seine Oberfläche, während die Höhle leicht zu beben begann. Schnell sprang Sandra zwei Schritt rückwärts, um genügend Abstand zwischen sich und den Spiegel zu bringen. Sie bemerkt Anja Setlasch und Lukas Naltosch nicht, die sich ihr vom Eingang der Höhle aus näherten. Erst als Anja direkt hinter ihr stand fuhr sie herum. Im gleichen Moment hüllte die Schwärze sie ein. * Dorian saß vor dem kleinen Tisch seines Pensionszimmers und starrte auf den Bildschirm des Laptops. Er hatte dem HQ das Bild übermittelt. Per Webcam und Internet war er mit Rom verbunden und konnte mit ihnen kommunizieren. Auf dem Bildschirm zeichnete sich das Gesicht von Nil´re´m ab. Entgegen seinen Erwartungen hatten nicht einmal in der Datenbank gesucht werden müssen. Der alte Druide schien etwas über den Spiegel zu wissen. Jürgen hatte ihn an den Bildschirm gelassen, damit er Dorian alles mitteilen konnte. Jürgen selbst hielt sich im Hintergrund und hörte zu. „Also, was weißt du?“, wollte Dorian wissen. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei Sandra alleine in der Höhle gelassen zu haben und wollte so schnell wie möglich zurück. „Der Spiegel ist alt, sehr alt. Die Entstehungsgeschichte ist im Dunkel der Geschichte verborgen. In einigen Schriften wird er als Siegel bezeichnet, was jedoch nichts zu bedeuten hat. Kommt ein Mensch mit ihm in Berührung wird er durch ihn verändert. Das Böse, das pure Böse, das in jedem von uns vorhanden ist, wird verstärkt. Das Gute wird vollständig vernichtet. So wird aus einer ehemals guten Persönlichkeit etwas absolut Böses“, erklärte der alte Druide. Mehr zu wissen wäre sich nicht gut für euch, dachte er dabei noch bei sich.
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„Das erklärt die Vorkommnisse in der letzten Zeit. Das heißt wir müssen den Spiegel so schnell wie möglich zerstören. Kannst du mir sagen, wie das funktioniert?“, wollte Dorian wissen. Nil´re´m schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein. Aber seid vorsichtig. Mit jedem Opfer das der Spiegel umwandelt erhält er mehr Macht. Ich weiß nicht was passieren wird, wenn er genug davon hat, aber ich weiß, dass etwas passieren wird. Am besten riegelt ihr die Höhle ab und testet verschiedene Dämonenbanner und Vernichtungsformeln der weißen Magie.“ Dorian wollte noch etwas erwidern, wurde jedoch abgelenkt, als er durch das Fenster nach draußen sah. Sein Atem stockte für einen Moment und seine Augen weiteten sich. Auf der Straße konnte er eine seltsam anmutende Prozession beobachten. In jedem Haus öffneten sich die Türen und Menschen traten auf die Straße. Sie wirkten völlig apathisch und bewegten sich wie Schlafwandler. Sie gehen auf den Wald zu. Großer Gott, Sandra, dachte Dorian. Schnell beendete Dorian die Verbindung mit Nil´re´m und hastete aus dem Zimmer. Auf der Treppe kam ihm bereits Anna entgegen. „Hast du...“, wollte sie fragen, doch Dorian unterbrach sie. „Ja, hab ich. Wir müssen sofort zur Höhle. Wenn ich daran denke das sie alleine dort ist. Hast du etwas in der Bibliothek finden können?“, wollte er wissen. Beide rannten los. Dorian zog Anna jedoch zuerst in Richtung Polizeirevier, wo er sich Anja Setlasch schnappen wollte. Vielleicht konnte durch eine erneute Berührung des Spiegels ja alles rückgängig gemacht werden. „Nein, habe ich nicht. Über die Höhle wie den Spiegel ist überhaupt nichts zu finden. Ich hätte noch weiter Gesucht, aber als die Bibliothekarin apathisch die Bibliothek verließ, wurde ich misstrauisch“, erklärte sie. Kurz darauf betraten sie das Polizeirevier. Anna stolperte förmlich über den kopflosen Torso von Kommissar Kartesch. Von einer dunklen Ahnung getrieben stolperte Anna, die Übelkeit unterdrückend Richtung Zellentrakt. „Sie ist weg. Wir müssen sofort zur Höhle! Das Ganze gerät außer Kontrolle!“, rief sie Dorian zu, der sich eben mit bleichem Gesicht aufrichtete. Zweifellos hatte er die Übelkeit nicht zu unterdrücken vermocht. „Aber wenn sie frei ist, haben wir es schon mit zwei zu tun. Wahrscheinlich kann der Spiegel sie deswegen beeinflussen. Er erhält mehr Macht“, erklärte Dorian Anna. Und während beide Richtung Höhle rannten erzählte er ihr von dem Gespräch mit Nil´re´m. * An der Höhle angekommen pirschten sich die beiden Lightfighter langsam durch die Dunkelheit. Bereits nach wenigen Metern konnten sie das blaue Leuchten erkennen, was die Höhle durchflutete. Und es war bedeutend heller als zuvor. In einer, fast heilig anmutenden, Prozession bewegten die Dörfler sich auf den Spiegel zu. Davor angekommen trat jeder hinein, wurde von blauem, wabernden Licht eingehüllt und trat völlig verwandelt wieder daraus hervor. „Sie werden zu kaltblütigen Killern, die auf die Menschheit losgelassen werden“, hauchte Anna leise Dorian zu. Dieser ließ seinen Blick suchend durch die Halle gleiten und keuchte dann entsetzt auf. Anna folgte seinem Blick und auch sie hielt entsetzt den Atem an. An einem tief in die Erde gerammten Holzpflock war Sandra festgebunden worden. Ihre Augen blickten entsetzt auf die Dörfler, die sich nach und nach in den Spiegel stürzten. Anja Setlasch und ein Mann standen neben ihr. Anja Setlaschs höhnisches Lachen drang zu Anna und Dorian hinüber. Die Prozession der Dörfler nahm zunehmend ab. Bald würden alle umgewandelt sein. 12
„Wir müssen schnell etwas unternehmen. Wer weiß was sie mit Sandra machen wenn sie erst alle verwandelt sind“, hauchte Anna. Dorian stimmte ihr zu. Gerade ging der letzte Dörfler durch den Spiegel und wurde umgewandelt. Als die Prozession beendet war und sich alle verwandelten Personen um Anja und den Mann scharrten, hielt Dorian den Zeitpunkt zum Handeln für gekommen. Die Dörfler machten sich derweil bereits an Sandras Stricken zu schaffen. Dorian und Anna zogen ihre Waffen während Dorian sich im dunkeln an Sandra heranpirschte, gab Anna sich zu erkennen. „Hände hoch! Und alle weg von Sandra oder euer neues Leben wird umgehend beendet!“, rief sie der Dorfgemeinschaft zu. Diese fuhren entsetzt herum. Doch nach kurzem Zögern stahl sich ein diabolisches Grinsen auf ihre Gesichter. „Ah, wen haben wir denn da? Die andere Fremde. Da haben wir ja schon zwei Opfer für den Spiegel. Dabei hätte eines doch völlig ausgereicht. Viel mehr ist nicht mehr nötig“, schrie Lukas Naltosch ihr entgegen. Langsam kamen die Dörfler nun auf Anna zu. „Wie viel Kugeln hast du in deiner Waffe, Frau? Sechs, Zwölf, oder vielleicht sogar noch mehr? Auf jeden Fall nicht genug für uns alle“, höhnte er. Dorian hatte sich derweil an die, nun unbewachte, Sandra herangepirscht und löste ihre Fesseln. Als dies geschehen war, zog auch er seine Waffe und richtete sie auf die Dorfbewohner. „Auf jeden Fall sind es jetzt schon doppelt so viele Kugeln“, rief er ihnen zu. Ein weiteres Mal fuhren Köpfe herum. Die Menge teilte sich. Während die Hälfte nun auf Anna zuging bewegte sich die andere Hälfte auf Dorian und Sandra zu. Dorian machte sich bereit zu schießen, als er durch ein Keuchen von Anna auf diese Aufmerksam wurde. Einer der Bestien hatte sich von der Seite angeschlichen und schlug ihr nun die Waffe aus der Hand. Bevor die Lightfighterin reagieren konnte zog er sie an sich, hob sie in die Luft und warf sie auf den Spiegel zu. Mit einem entsetzten Schrei fiel Anna dem Spiegel entgegen. Dorian waren die Konsequenzen egal, er schoss. Anna raste auf den Spiegel zu, ebenso die Kugel. Bereits einige Meter vom Spiegel entfern zuckten Blitze auf die junge Frau zu und berührten sie. Der Spiegel begann heller zu leuchten. Die Kugel erreichte den Spiegel. Es war der Moment in dem die Träne der Engel erschien. * Rom, Villa Hartmann Entsetzliche Kopfschmerzen ließen Andi durch das Zimmer taumeln. Bereits seit ihrer Rückkehr von Brest fühlte er sich so. Seit Alicia mich gebissen hat, dachte der junge Lightfighter. Er wusste selbst nicht warum er es den anderen nicht erzählt hatte. Vielleicht war es die Angst. Wenn sie keine Möglichkeit fanden ihn zu heilen würden sie ihn zweifellos pfählen. Warum sollte ich es diesen Idioten überhaupt erzählen? Sie haben keine Ahnung von dem erhabenen Gefühl. Sie wissen nicht was wahre Macht ist, dachte er. Sein Charakter begann sich zunehmend zu verändern. Das Gute verschwand und machte einer alles verschlingenden Gier nach Blut platz. Lange würde er den Kampf gegen die endgültige Verwandlung nicht mehr durchhalten.
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Das Sonnenlicht schmerzte ihm mittlerweile in den Augen, während er des Nachts Kraft und Leidenschaft in seinem Körper fühlte. Er wollte Blut aus einem warmen Körper saugen, ihn mit seinen Zähnen zerfetzen. Andi trat vor den Spiegel seines, direkt am Zimmer grenzenden, Bades. Es war nicht mehr möglich in dem verschwommenen Etwas im Spiegel Andi zu erkennen. Lange halte ich es nicht mehr durch. Wenn ich es nicht bald schaffe es ihnen zu sagen oder es rückgängig zu machen muss ich hier weg, dachte er. Der Kampf in seinem Inneren ging weiter. Nur eine Seite konnte gewinnen. Andi der Mensch oder Andi der Vampir. * Rynoltice, tschechische Republik Die weiteren Ereignisse sah Dorian wie im Zeitraffer vor sich ablaufen. Im Spiegel erschien ein ovales, schwarz schimmerndes Amulett. Von Nil´re´m hatten sie auf Atlantis die Geschichte der Tränen der Engel erfahren. Bei dem Krieg zwischen Luzifer und Gabriel gegen die anderen Erzengel hatten diese eine Träne vergossen. Jede dieser Tränen war ein mächtiges Artefakt. Zusammengeschlossen ergaben die vier Tränen die Träne der Allmacht. Durch Anna und Andi, die die Geschichte in der Agenda der Ewigkeit gelesen hatten wussten sie es genau. Die Träne des Universums des Engels Michel, blau schimmernd, besaß Michael. Die Träne der Zeit des Engels Raphael, rot schimmernd, besaß nun Nina, die in der Zeit verschollen war. Die Träne der Schatten des Engels Gabriel, schwarz schimmernd, war wohl in dem Spiegel versteckt gewesen. Die Träne des Lichts des Engels Uriel, gelb schimmernd, war noch nicht gefunden worden. Im gleichen Moment als die Träne erschien schlug die Kugel, nur wenige Sekunden vor Anna, in den Spiegel ein. Mit einem lauten Barsten zerbrach er in tausend Scherben. Anna prallte an die dahinter liegende Säule und viel auf den Boden. Dorian und Sandra rannten durch die verdutzten Dorfbewohner auf Anna zu, die sich nun wieder langsam aufrappelte. „Alles in Ordnung?“, rief Sandra Anna entgegen. Anna streifte sich die Scherben aus der Kleidung und lächelte ihnen entgegen. „Ja, aber es war verdammt knapp. Danke Dorian“, bedankte sie sich. Auf den Gesichtern der Dorfbewohner war in der Zwischenzeit eine Interessante Veränderung zu bemerken. Langsam wich das Böse aus ihren Zügen und sie blickten sich verblüfft um. Zweifellos wusste keiner von ihnen mehr wo er sich befand und wie er hierher gelangt war. „Da haben wir ja noch einiges vor uns. Wie sollen wir ihnen das denn alles erklären?“, keuchte Sandra resignierend. „Gar nicht“, erklärte Anna und hob das schwarz schimmernde, ovale Amulett auf, das zwischen ihnen auf dem Boden lag, „Wir werden einfach verschwinden. Es würde uns sowieso niemand glauben. Wir werden von Rom aus einen Anwalt für Anja Setlasch stellen. Viel mehr ist nicht möglich. Die Wahrheit würde keine Gericht der Welt glauben. Und wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden.“ Dorian nickte, während Sandra heftig widersprach: „Aber wir können doch nicht einfach abhauen. Die Menschen wissen nichts. Sie sind völlig unschuldig in die Ereignisse verstrickt worden.“ „Eben, und dabei soll es auch bleiben. Wir können nichts mehr für sie tun. Wir geraten nur selbst in die Schusslinie. Gehen wir“, warf Anna ein. Zusammen verließen sie die Höhle. Die verdutzten Dorfbewohner folgten ihnen. Natürlich tat Anja ihnen leid, doch sie konnten sonst nichts tun. Zusammen kehrten sie zur Pension zurück, 14
packten ihre Sachen und verließen Rynoltice. In ihrem Besitz befand sich die Träne der Schatten. Doch ihr Sieg hatte einen schalen Beigeschmack. * Rom, HQ „Gut, damit besitzen wir bereits drei der Tränen“, lobte Jürgen die zurückgekehrten. Anna, Dorian und Sandra hatten ihm alles berichtet. Sie saßen zusammen mit Nil´re´m und Jürgen im Konferenzraum. „Wobei wir auf Michaels Träne nicht zugreifen können, da er sie benötigt um wieder gesund zu werden und aus dem Koma zu erwachen. Und Nina befindet sich ja sonst wo“, gab Anna zurück. Jürgen nickte und sprach: „Michael geht es mittlerweile besser. Er dürfte in einigen Tagen wieder erwachen. Und da wir nun die Träne der Schatten haben können wir Nina sicher bald zurückholen, nicht wahr Nil´re´m?“ Nil´re´m, der sich den anderen nach wie vor nicht als der mächtige Magier Merlin zu erkennen gegeben hatte, antwortete: „Ich muss dafür natürlich sehr viel Kraft sammeln, doch prinzipiell spricht nichts dagegen es bald zu versuchen. Doch ich muss euch warnen. Ich befürchte in nächster Zeit werden wir sehr beschäftigt sein. Ich habe so ein Gefühl, dass Torsten bald wieder etwas unternehmen wird.“ Er sagte ihnen nichts von Lady X. Den Lightfightern war dieser Gegner völlig unbekannt. Sie hatte sich ihnen noch nicht zu erkennen gegeben. Nil´re´m wusste natürlich auch nicht mit Sicherheit mit wem sie es zu tun hatten, doch er hatte ein Ahnung. Und er musste an seine eigene, Jahrhunderte währende Vergangenheit denken und an eine große Feindin. Trotzdem konnte er es den anderen noch nicht sagen. Die Lady wird sich zu erkennen geben und so das Endspiel einleiten. Der Schlüssel befindet sich dort wo das Chaos begraben liegt, erinnerte er sich an die Worte des Schattens. „Wie kommst du darauf?“, stellte Anna ihre Frage. Nach wie vor war sie davon überzeugt Nil´re´m schon einmal gesehen zu haben. Wie sollte sie auch auf die Idee kommen seinen Namen einfach rückwärts zu lesen und so das Anagram zu offenbaren. „Nun, er hat sich in letzter Zeit sehr ruhig verhalten. Sagen wir ich habe so eine Ahnung. Nur eine Ahnung“, erklärte er, erhob sich und verließ den Konferenzraum. * Penthouse, Frankfurt am Main Mit einem Seufzen blickte der Schatten an sich herab. In Gedanken versunken stand er vor dem großen Panoramafenster das sein Refugium umgab. Es gab keine andere Möglichkeit. Ihr habt das Siegel entfernt und so den Grundstein gelegt. So werdet ihr euer Problem vielleicht lösen können, aber das Nächste einleiten. Ich hatte keine Wahl, dachte er bei sich und ließ seinen Blick über die Stadt schweifen. * Rom, Torsten Thielmanns Villa
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Mit einer wütenden Handbewegung löschte Lady X den Beobachtungsschirm. Durch einen einfachen Zauber war es ihr und Torsten möglich gewesen das Geschehen in Rynoltice zu verfolgen. „Nun haben sie auch noch die Träne der Schatten. Ich habe endgültig genug von den Lightfightern. Meine Geduld ist zu Ende. Ich habe lange gewartet, nun ist der Zeitpunkt gekommen um zu handeln!“, rief Lady X. Torsten erhob sich langsam von seinem Thron und stellte sich neben sie. „Was hast du vor?“, wollte er wissen. Lady X verzog hämisch das Gesicht und antwortete: „Nun was werde ich wohl vorhaben? Jetzt nehme ich mich dieses Problems an. Und wenn ich mit ihnen fertig bin, werde wir nicht nur ihre Tränen besitzen, sondern sind sie auch ein für allemal los.“ Mit diesen Worten ließ sie Torsten stehen und verließ seinen Thronsaal tief unter seiner Villa. Die Lady wird sich zu erkennen geben, dachte sie kalt lächelnd und begann zu handeln. * Rynoltice, tschechische Republik Ein leichter Windhauch wehte durch die verlassene Höhle. Alle Dorfbewohner waren mittlerweile ins Dorf zurückgekehrt. An die Höhle dachte niemand mehr. An die Höhle in der Tausende von Scherben lagen. Scherben die auf die Zerstörung des Siegels hinwiesen. Scherben die verstreut um die Säule lagen. Einer Säule, die keine Säule war. Wabernde blaue Blitze zuckten über die Glattgeschliffene, steinerne Oberfläche der Säule, die Sekunden später verschwand und einer blauen ebenen Fläche Platz machte. Fast einem aufrecht stehenden Teich gleich schälte sich das Tor aus dem Nichts und nahm den Platz der Säule ein. Die Träne war entfernt, das Siegel war zerstört. Das Tor zur Spiegelwelt war geöffnet. Ende Vorschau auf Band 6: Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gelingt es einer Gruppe von Söldnern in das Hauptquartier des SE einzudringen. Der innere Kreis wird gefangen genommen und zu einer geheimnisvollen Auftraggeberin gebracht, die aus dem Hintergrund die Fäden zieht. So werden die Lightfighter mit einer neuen, mächtigen Gegnerin konfrontiert. Einer Gegnerin vor der es kein Entrinnen gibt. Der erste Teil einer Trilogie die das Geheimnis um Lady X enthüllt und das dramatische Endspiel des ersten Zyklus einleitet. Das Erbe der Macht Band 6 „Lady X“ Am 15.05.2001 zum Download bereit.
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