I
Die Krankheitsbilder von A bis Z A
–4
M
– 106
B
– 28
N
– 140
C
– 38
O
– 142
D
– 42
P
– 146
E
– 44
...
1202 downloads
6231 Views
14MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
I
Die Krankheitsbilder von A bis Z A
–4
M
– 106
B
– 28
N
– 140
C
– 38
O
– 142
D
– 42
P
– 146
E
– 44
Q
– 158
F
– 46
R
– 160
G
– 58
S
– 176
H
– 64
T
– 196
U
– 208
I
– 72
K
– 82
V
– 210
L
– 98
W
– 214
4
A
AC-Gelenkverletzungen (v.a. Luxatio acromioclavicularis)
AC-Gelenkverletzungen (v.a. Luxatio acromioclavicularis) Was ist das? Meist eine Luxation im Akromioklavikulargelenk (Schultereckgelenk), hervorgerufen durch Bandrupturen. Häufig treten diese Rupturen nach einem Trauma auf (7 Kap. Rotatorenmanschettenruptur), z.B. nach einem Reitunfall, bei Ballsport-
arten oder bei Kampfsportarten wie Judo, Ringen und Rugby. Die betroffenen Bänder sind: 4 Lig. acromioclaviculare, 4 Lig. coracoacromiale und 4 Ligg. coracoclavicularia (Lig. trapezoideum und Lig. conoideum). Bei einem Riss aller Bänder tritt das sog. Klaviertastenphänomen auf, d.h., man kann die hoch stehende Klavikula in ihre Ausgangsposition zurückdrücken.
Formen Gradeinteilung
Beschreibung
Tossy 1 (Rockwood 1)
Kontusion bzw. Distorsion der Ligg. acromioclavicularia
Konservative Therapie
Tossy 2 (Rockwood 2)
Ruptur der Ligg. acromioclavicularia (Subluxation)
Ruhigstellung in Gilchrist-, Desault- oder Hartung-Verband
Tossy 3 (Rockwood 3)
Ruptur der Ligg. acromioclavicularia und coracoclavicularia
Bandnaht oder Osteosynthese
Rockwood 4
Laterales Klavikulaende verhakt sich im M. trapezius (hier kein Klaviertastenphänomen)
Rockwood 5
Durch Anhebung der Klavikula kommt es zu einer Überdehnung bzw. Zerreißung der dort ansetzenden Muskulatur
Rockwood 6
Klavikula drückt von kaudal an das Korakoid, einhergehend mit einem Ödem
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Schmerzen? 4 Nehmen Sie Medikamente? 4 Gibt es weitere Schäden, z.B. einen Knorpelschaden im Schultergelenk? 4 Hat Ihr Arzt Ihnen Limitierungen der Armbewegungen gegeben?
Untersuchung 4 4 4 4 4
Schwellung Bewegungseinschränkung Klavikulahochstand mit Klaviertastenphänomen Bewegungsausmaß Nach OP: Umfangmessung
Komplikationen
Therapie
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Wärme oder Eis, sanfte Massage
Schmerzfreies Bewegen nach OP
Schlingentisch, Manuelle Therapie (MT) nach Mulligan, Bewegungsbad
Ökonomisierung der Muskulatur
PNF, E-Technik
Herstellen des normalen Bewegungsausmaß
Manuelle Therapie (MT)
Muskelaufbau
MTT (Medizinische Trainingstherapie)
Postoperative Regeneration
6 Wochen nur geführte Bewegungen bis max. 90° Flexion und Abduktion, danach isometrische Spannungsübungen, Chopping und Lifting, Pendelübungen, schließlich aktives Bewegen
4 Übersehene Fraktur, auch knöcherner Abriss 4 Chronische Instabilität
! Cave Die vorgegebenen Bewegungslimits müssen eingehalten werden!
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_1, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
5 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Triggern des M. pectoralis zur Verhinderung einer Schonhaltung, wahlweise auch Massagetechniken für Musculus pectoralis anwendbar
. Abb. 2 Funktionsmassage aus der Seitenlage
. Abb. 3 Manuelle Therapie: SCG
. Abb. 4 CTÜ im Sitz (Behandlung des gesamten Schultergürtels inklusive Rippenwirbelgelenke, CTÜ, ACG und SCG)
. Abb. 5 Abduktion bis 90° im Schlingentisch (oder mehr, wenn keine Limitierung vorliegt)
. Abb. 6 Humerus nach dorsal aus der Bauchlage; Technik muss schmerzfrei möglich sein, sonst andere Technik wählen; Unterarm des Patienten liegt auf dem Rücken
. Abb. 7 Manuelle Therapie im Glenohumeralgelenk; falls es durch lange Bewegungslimitierungen zu Einschränkungen in der Beweglichkeit gekommen ist
. Abb. 8 Manuelle Therapie: Behandlung des ACG nach frühestens 6-8 Wochen, wenn eine Bandnaht vorgenommen wurde
. Abb. 9 Manuelle Therapie nach Mulligan, z.B. Schultermobilisation aus dem VFST, nach Aufhebung der Limitierung volle Beweglichkeit und Belastbarkeit
A
6
A
Achillessehnenruptur
Achillessehnenruptur
Komplikationen
Was ist das?
4 Mehrmaliges Reißen der Naht
Die Achillessehne ist teilweise oder komplett gerissen und wird ggf. operativ (. Abb. 1) wieder zusammengenäht. Oft treten bei einer Muskelruptur große Hämatome auf. Man bemerkt die komplette Ruptur durch einen lauten Knall und eine Anschwellung der Wade. Die Achillessehne reißt bei abrupten Bewegungen, z.B. beim Start zum 100-m-Lauf. Manchmal reißt nicht direkt die Sehne, sondern es kommt zu einer Abrissfraktur des Tuber calcanei (Entenschnabelfraktur). Begünstigende Faktoren sind: 4 Diabetes mellitus (7 Kap. Diabetes mellitus), 4 Ehlers-Danlos-Syndrom (Kollagenfehlbildung) und 4 Hypercholesterolämie (hohe Konzentration von Cholesterol im Serum mit erhöhter Arteriosklerosegefahr).
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Thromboseprophylaxe
Bewegung, Kompression und Antikoagulation
Komplexe physikalische Entstauung
Lymphdrainage, Kompression, Hautpflege
Schmerzlinderung
Ultraschall und Iontophorese, Eis
Hausaufgabenübungen
Brunkow, in RL im schmerzfreien Bereich aktiv bewegen
Mehrdurchblutung
Querfriktionen, wenn ausgeheilt; Eis, Güsse
Beseitigung von Verspannungen in der Wade
Triggern oder Massieren der Wade und der kurzen Fußmuskulatur (Beachte: Hat der Patient noch keine Vollbelastung, bekommt er meist noch Heparin)
Verbesserung der Sensomotorik
Airex-Matte, Trampolin, Kreisel, Kurzer Fuß nach Janda
Fragen beim Befund
Beweglichkeit
4 Wobei ist es passiert? Wenn die Sehne bei nichts Außergewöhnlichem rupturiert ist, sollte nach der Ursache gefragt werden. Ist der Sehnenapparat intakt, möglichst regelmäßig Sport treiben. 4 Nehmen Sie Medikamente, Analgetika (Schmerzmittel) oder Antiphlogistika (Entzündungshemmer)? 4 Nehmen Sie Kortikoide oder Zytostatika (MTX o.a.)? Beachte: Medikamentenbedingter Kollagenabbau
So weit der Patient in RL oder im Sitz schmerzfrei bewegen kann, soll er auch bewegen. Manuelle Therapie (Talus, Kalkaneus etc. mobilisieren), Dehnung der Wade bis zur Schmerzgrenze
Verhinderung von Muskelatrophien
PNF (verkürzte Diagonale im Sitz)
Kraftaufbau
MTT (z.B. Beinbeuger, Wadentrainer)
Die Patienten werden meist mit einer Schiene versorgt, die den Fuß anfangs in leichter Plantarflexion fixiert, mit der die Patienten aber voll auftreten dürfen.
Formen 4 Inkomplette Ruptur (Anriss) 4 Komplette Ruptur 4 Abrissfraktur des Tuber calcanei
Untersuchung 4 Bewegungsausmaß 4 Gelenkspiel der Fußknöchelchen nach längerer Ruhigstellung 4 Narbenmobilität 4 Wärme und Schwellung 4 Trizeps surae-Reflex 4 Ursache der Ruptur suchen: Fehler in der Statik führen zu einer Mehrbelastung der Achillessehne (Beinlänge, ISG überprüfen, Übergewicht des Patienten). 4 Bei Anriss oft fühlbare Delle der Achillessehne 4 Thompson-Test: Ist im Akutfall nicht abgeklärt, ob die Sehne komplett gerissen ist, prüft man in BL oder Kniestand. Der Therapeut drückt breitflächig auf die Wade. Bewegt sich das OSG in Plantarflexion, ist die Achillessehne nicht komplett gerissen.
! Cave Die Dorsalextension muss nach und nach erarbeitet werden. Eine Sehne braucht 300 Tage, um auszuheilen. Also Überlastungen in der Frühphase vermeiden, um ein erneutes Reißen zu verhindern!
! Tipp Tipps zur Vermeidung einer erneuten Ruptur geben: 4 langsam in den Sport einsteigen, 4 gesunde Ernährung, 4 besser aufwärmen etc.
7 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Operative Freilegung der Achillessehne
. Abb. 2 Fußgewölbe aufbauen mit Kurzem Fuß nach Janda, z.B. mit verschiedenen Untergründen wie Airex-Matte oder Trampolin
. Abb. 3 SRT: Für mehr Festigkeit in der Achillessehne (zu Beginn den betroffenen Fuß weiter vor stellen, um nicht zu weit in die Dorsalextension zu forcieren)
. Abb. 4 Gentle Friction 3-mal eine Minute. Der Patient bewegt aktiv in den Pausen und mehrmals täglich zu Hause im schmerzfreien Bewegungsausmaß
. Abb. 5 Kräftigung der gesamten Beinmuskulatur (erst, wenn die Dorsalextension freigegeben ist)
. Abb. 6 Talusmobilisation; nach einer operativen Rekonstruktion kommt es zu einer Bewegungseinschränkung im oberen Sprunggelenk, welche durch eine Talusmobilisation behandelt wird
. Abb. 8 Rückwärts gehen auf dem Laufband zu Beginn (Schonung der Achillessehne), später vorwärts mit langen Schritten und starker Neigung (Belastung der Achillessehne)
. Abb. 9 Exzentrisches Training für die Wadenmuskulatur (auch an der Kletterwand möglich), nachdem der Patient auf einem Bein auf Zehenspitzen stehen kann und darf, zu Hause an der Treppe
. Abb. 7 Kalkaneusmobilisation: Der Kalkaneus wird auf der Unterlage fixiert und alle anderen Knochen nach lateral und medial gerollt
A
8
A
Adduktorenreizung
Adduktorenreizung
Untersuchung
Was ist das?
4 Stand: Beinachse überprüfen 4 Muskelfunktionsprüfung (MFP) der Adduktoren: Bei Adduktion gegen Widerstand Schmerzen in den Adduktoren 4 Haben die Adduktoren aktive Triggerpunkte, könnten auch Schmerzen in Leiste und Knie auftreten: 5 Triggerpunkte im M. adductor magnus leiten Schmerzen in den anteromedialen Oberschenkel oder ins tiefe Becken. 5 Triggerpunkte des M. gracilis bewirken Schmerzen im anteromedialen Oberschenkel. 4 Bewegungseinschränkung in Abduktion (und Außenrotation)? 4 ISG überprüfen 4 Abduktoren: Mögliches Ungleichgewicht zwischen Abduktoren und Adduktoren
Nach Überlastung des Hüftgelenks kann eine Reizung der Adduktoren entstehen. Diese tritt direkt durch ein Stoß- oder Tritttrauma und indirekt (ISG-Fehlstellung [7 Kap. ISG-Blockaden]) auf. Häufig passieren Verletzungen beim Fußball, Reitsport, oder wenn man auf Glatteis ausrutscht und versucht, die Beine geschlossen zu halten. Die für die Innervation zuständigen Segmente sind L2-L4. Das Kennsegment der Adduktoren ist L2 (zwischen LWK2 und LWK3). Beim normalen Gehen müssen die Adduktoren die Abduktion abstoppen und geben Stabilität. Zu den Adduktoren gehören die in 7 Übersicht 1 aufgelisteten Muskeln. . Übersicht 1. Adduktoren 4 4 4 4 4 4
M. adductor magnus M. gracilis M. semimembranosus M. semitendinosus M. biceps femoris M. gluteus maximus (tiefer Anteil)
4 4 4 4 4 4
M. quadratus femoris M. pectineus M. obturatorius internus M. obturatorius externus M. adductor longus M. adductor brevis
Komplikationen 4 Der Nervenaustritt des N. saphenus kann durch die Adduktoren behindert werden. 4 Wenn der M. adductor magnus verspannt ist, kann die A. femoralis im Hiatus adductorius komprimiert sein.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Formen 4 Durch ruckartige Überdehnung, z.T. mit Teilruptur und Einblutungen 4 Direkter Tritt oder Stoß in die Adduktoren (typisches Fußballtrauma) 4 Durch Nervenreizung oder Nervenkompression (Nn. femoralis, obturatorius, tibialis) 4 Durch Veränderungen in der Statik, z.B. bei Beinlängendifferenz mit ISG-Problematik 4 Durch Verschiebungen im Wasser- und Elektrolythaushalt hohe Empfindlichkeit der Adduktoren 4 Vertebral bedingte Adduktorenirritationen (L2)
Fragen beim Befund 4 Sind nach bestimmten Bewegungsabläufen oder abrupten Dehnungen Schmerzen aufgetreten? Beachte: Bei Dehnungsschmerzen Dehnungen vermeiden, nach Teilrupturen keine Knetungen anwenden, Einblutungen könnten verstärkt werden. 4 Seit wann haben Sie die Beschwerden? In der Akutphase die PECH-Regel (Pause, Eis, C/Kompression, Hochlagerung) anwenden. 4 Wann treten die Beschwerden auf? → Erst nach längerem Gehen (Ursache evtl. eine muskuläre Dysbalance oder ISG). Schmerz tritt nur bei Anspannung der Adduktoren auf (Ursache bei den Adduktoren).
Die Ziele/Therapieinhalte ergeben sich aus dem Befund: Je nachdem, wo man die Ursache vermutet, beginnt die Behandlung (z.B. am ISG). Hinzu kommt immer ein lokales Ausdauertraining der Adduktoren (z.B. 3-mal 30 Wiederholungen mit geringer Intensität) zur Verbesserung der Trophik und zur Heilung. ! Cave Überbeanspruchung und ruckartige Überdehnungen vermeiden: 4 kein Eislauf, 4 kein Reitsport und 4 kein Geräte- oder Bodenturnen.
9 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Heiße Rolle auf L2
. Abb. 2 Triggern der Adduktoren
. Abb. 3 Gentle Frictions; Tipp: Als Knierolle dient der Oberschenkel des Therapeuten
. Abb. 4 Elektrotherapie
. Abb. 5 Dehnungsübung der Adduktoren auf fester Unterlage, hier in AR; WS in starker Hyperlordosierung, dann erst mit Gesäß in Richtung Ferse gehen
. Abb. 6 PIR; beginnend in maximaler schmerzfreier Abduktion spannt der Patient sanft in die Adduktion; nach sieben Sekunden lässt der Patient locker, während der Therapeut das Bein weiter in Abduktion zieht
. Abb. 7 PNF; exzentrisches Training für die Adduktoren mit Hilfe Propriozeptiven neuromuskulären Fazilitationen
. Abb. 8 Lokales Ausdauertraining in SL oder im Stand, z.B. mit Theraband
. Abb. 9 ISG-Problematik, wenn die Adduktoren beidseits schmerzhaft sind
A
10
A
Amputation (mit Prothese)
Amputation (mit Prothese) Was ist das? Zu einer Amputation, Abtrennung eines Körperteils, kommt es durch einen Unfall oder durch internistische Erkrankungen, z.B. Angiopathie (im Rahmen der AVK [7 Kap. AVK] oder als Folgeerkrankung des Diabetes mellitus). Es besteht bei jeder Verschlusskrankheit in der betroffenen Extremität das Risiko der Amputation, wenn es zu Ischämie und Nekrose kommt. Sehr selten geworden ist die Amputation nach einer Gasbrandinfektion.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Gewöhnung an die Prothese
Tragen der Prothese über einen längeren Zeitraum
Beinprothese: Gehen lernen
Stehübungen an der Sprossenwand, Gleichgewicht verlagern, Seitwärtsschritte, Gehen mit Stützen
Kräftigung des Stumpfes
Bewegungen gegen Widerstand (Theraband oder Hand des Therapeuten); bei Beinamputation v.a. in die Extension arbeiten, um den Gang mit der Prothese zu verbessern
ADL
4 Beinprothese: Verschiedene Untergründe, bergauf und -ab, Treppen u.a. 4 Armprothese: Halten, Greifen, Geschicklichkeit
Pathologien durch Kompensation verhindern
4 Beinprothese: Manuelle Therapie des ISG 4 Unterarmprothese: Manuelle Therapie der Schulter, krankengymnastisches Bewegungsprogramm
Beinprothese: Gleichgewicht schulen
Vertrauen zur Prothese aufbauen, auch bei weichem Untergrund, Standbeinaufbau mithilfe von PNF-Armdiagonalen, welche das Standbein trainieren
Beinprothese: Sturzprophylaxe
Üben von schnellen Ausweichschritten
Beinprothese: Falltraining
Fallen auf Weichbodenmatte, Drehen im Liegen auf der Matte (Anheben des Beins in der Horizontalen)
Handprothese: Sportmöglichkeiten aufzeigen
z.B. Federball, Tischtennis
Formen 4 4 4 4
Armprothese Fingerprothese Beinprothese Unterschenkelprothese (Beachte: Wurde operativ das Sprunggelenk anstatt des Knies eingebaut, so können die Patienten das Knie nur ca. 90° beugen) 4 Sportartspezifische Prothesen (z.B. Schwimmprothese nach Unterschenkelamputation)
Fragen beim Befund 4 Seit wann haben Sie die Prothese? Je nach Dauer des Prothesetragens muss der Patient lernen, sich mit der Prothese zu arrangieren. 4 Wie kam es zur Amputation? → Wichtig, wenn es darum geht, ob z.B. das andere Bein auch amputiert werden soll. Vielleicht kann mit entsprechenden Maßnahmen eine weitere Amputation vermieden oder hinausgezögert werden. 4 Wie kommen Sie mit ihrer Prothese zurecht? Welche Aufgaben müssen Sie mit Ihrer Prothese bewältigen? Ziele festlegen.
Untersuchung 4 Bewegungsausmaß der vorhandenen Gelenke testen 4 Funktionstüchtigkeit der Prothese überprüfen (Beinprothese: Funktioniert die Verriegelung bei voller Streckung?) 4 Überprüfung der Kontaktstelle zwischen Körper und Prothese auf Rötung, Schwellung, Wärme, Schmerz, Sensibilität 4 MFP der vorhandenen Muskulatur 4 Überprüfung der Muskeln auf Verspannungen
Komplikationen 4 Entzündung/Dekubitus am Stumpf 4 Hohe Sturzgefahr bei Beinprothesen: Je nach Prothesentyp kann es sein, dass die Verriegelung im Prothesenknie bei leicht abschüssigem Gelände nicht zuverlässig funktioniert. Erhöhte Achtsamkeit des Therapeuten und des Patienten ist erforderlich! 4 Evtl. Phantomschmerz, dann Überweisung an den Schmerztherapeuten
! Cave Scherbewegungen zwischen Stumpf und Prothese vermeiden, weil Gefahr der Stumpfentzündung besteht!
11 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Junge Sportlerin mit Umkehrprothese links (Z.n. Amputation und Prothesenversorgung in der Kindheit, ehemaliges OSG wurde anstelle des Kniegelenks implantiert). Knie kann bis 90° aktiv gebeugt werden. Dem nicht operierten Bein kommt besondere Bedeutung bei der Sturzprophylaxe zu
. Abb. 2 Verbesserung des Zusammenspiels beider Beine
. Abb. 3 Auf linkem Bein stehen, rechtes Bein anwinkeln und in dieser Position mit dem gesamten Körper in Richtung Trampolin kippen. Rechtes Bein fängt das Körpergewicht ab
. Abb. 4 Linkes Bein tippt im Wechsel auf den Boden (Verbesserung der Einschätzung Bein-Boden-Abstand) und mit dem Knie gegen den Ball (ESTE zu Abb. 1)
. Abb. 5 Diese Übung ist mit dem rechten und dem linken Bein möglich. Beide Knie sind flektiert. Der Patient versucht, das Brett auszubalancieren
. Abb. 6 Seilzugübungen in verschiedenen Variationen
. Abb. 7 Kräftigung aller vorhandenen Beinmuskeln, hier Kräftigung der Abduktoren
. Abb. 8 Im Wechsel 10 Wdh. von Abduktion und 10 Wdh. von Flexion in der Hüfte
. Abb. 9 Kräftigung aller vorhandenen Beinmuskeln, hier Kräftigung der Adduktoren
A
12
A
Amputation (ohne Prothese)
Amputation (ohne Prothese)
Komplikationen
Was ist das?
4 4 4 4
Traumatische und sekundär nachoperierte oder primär operative Abtrennung eines Körperteils (z.B. wegen eines primären Tumors oder einer Metastase). Es ist (noch) keine Prothese vorhanden (7 Kap. Amputation mit Prothese).
Stürze Muskeldysbalancen am Stumpf Entzündung oder Dekubitus am Stumpf Sensibilitätstörungen (Hyperalgesie im Sinne von Phantomschmerz oder Schmerz bzw. Hypästhesie im Stumpf)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb.9) Formen 4 Amputation der Zehe 4 Amputation an der Lysfranc-Linie (zw. den Ossa metacarpalia und Digiti pedis) 4 Amputation an der Chopart-Linie (zw. Kalkaneus und Os cuboideum sowie zw. Talus und Os naviculare [Art. tarsi transversa]) 4 Weitere Fußamputationen: 5 Bona-Jäger (Trennung zw. Kuboid und Kuneiformia bei Erhaltung des Kuboids) 5 Sharp (Talus, Kalkaneus und Os naviculare bleiben bestehen) 5 Pirogow (komplette Fußabsetzung, Tuber calcanei wird an die Tibiaunterfläche geklappt und heilt als Auftrittsund Rollkomponente an) 4 Unterschenkelamputation 4 Oberschenkelamputation 4 Fingeramputation 4 Unterarmamputation 4 Oberarmamputation
Fragen beim Befund 4 Sollen Sie eine Prothese bekommen? 4 Wie kam es zur Amputation? → Wichtig, wenn es darum geht, ob z.B. das andere Bein auch amputiert werden soll. Vielleicht kann mit entsprechenden Maßnahmen eine weitere Amputation vermieden oder hinausgezögert werden. 4 Nehmen Sie Medikamente? Beachte: Bei Insulin z.B. kann es während der Therapie zu einem hypoglykämischen Schock (Unterzucker) kommen, immer Traubenzucker bereithalten! 4 Wie kommen Sie im Alltag zurecht? Was müssen Sie im Alltag bewältigen?
Untersuchung 4 Überprüfung der Beweglichkeit in den vorhandenen Gelenken 4 Untersuchung des Stumpfes auf Rötung, Wärme, Schwellung, Schmerz, Sensibilität 4 MFP 4 Überprüfung der Muskeln auf Verspannungen
Ziel
Therapie
ADL
Die nicht betroffene Extremität übernimmt die Funktion (Alltagsbewegung wie z.B. Zähne putzen mit der linken Hand trainieren, wenn rechts amputiert wurde); auch Geschicklichkeit des Stumpfes selbst trainieren
Schmerzreduktion
Elektrotherapie, Heiße Rolle (über dem Segment), TCM
Beweglichkeit der vorhandenen Gelenke beibehalten
MT, endgradiges Bewegen
Beinamputation: Zurechtkommen mit Hilfsmitteln (z.B. Stützen, Rollstuhl)
Gangschule, Rollstuhltraining
Stumpfdurchblutung optimieren, Verbesserung der Trophik
Güsse und Bäder, Stumpfmassage, Bandagierung mit Kurzzugbinden, um Ödembildung zu verringern; Grenzstrangmobilisation mit dem Ziel der nicht-invasiven Sympathikolyse, möglicherweise Kontrolle und Optimierung mittels Pulsoxymetrie und Biofeedback
Muskeldysbalancen ausgleichen
Heiße Rolle, PIR (postisometrische Relaxation), Tonussenkung mittels Elektrotherapie
Einziehungen der Stumpfnarbe verhindern
Narbenmassage
! Cave Verhinderung von Muskelatrophien und Dekubitus am Stumpf!
13 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Elektrotherapie zur Schmerzlinderung
. Abb. 2 Bei Beinamputation: Rollstuhltraining, Balancieren auf den Rückrädern kann an der Sprossenwand geübt werden (mit Seilen), wichtig für Bordsteine
. Abb. 3 Falltraining mit dem Rollstuhl
. Abb. 4 Slalomfahren mit dem Rollstuhl, Drehen auf engem Raum ist wichtig für die Wohnung
. Abb. 5 Narbenmobilisation am Stumpf, Stumpfpflege, Stumpfmassage
. Abb. 6 Abgewandeltes PNF zur Kräftigung und Koordination des anderen Beins
. Abb. 7 Diagonale Bandagierung eines Stumpfes (Kornährenverband)
. Abb. 8 Kräftigung des Stumpfes, besonders der Extensoren; bei älteren Patienten sind diese Übungen aus dem Gehbock oder Gehbarren besser durchzuführen wegen der geringeren Sturzgefahr
. Abb. 9 Gangschule auf verschiedenen Untergründen, kombiniert mit Übungen zur Kräftigung der Arme und Schultermuskulatur; auf eine Skapuladepression und eine Retraktion achten
A
14
A
Amyotrophische Lateralsklerose (ALS)
Amyotrophische Lateralsklerose (ALS)
Komplikationen
Was ist das?
4 Verwechslung mit Multipler Sklerose (7 Kap. Multiple Sklerose): MS verläuft schubförmig mit Sensibilitäts-, Blasenund Sehstörungen. 4 Verwechslung mit Rückenmarkstumor oder Verengung im Spinalkanal 4 Atemfunktionseinschränkung bis zum Atemstillstand 4 Sturzgefahr 4 Fehlbelastung der Gelenke durch Asymmetrien im Bewegungsapparat 4 Kommunikationsstörungen bis zur Unfähigkeit, sich zu artikulieren; psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände als Folge 4 Kieferklemme (Trismus: der Kiefer kann nicht mehr geöffnet werden)
Progressive degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Betroffen sind das erste Neuron im Gehirn
(zentral) und das 2. Neuron im Rückenmark (peripher). Diese Erkrankung tritt im Alter zwischen 40 und 65 Jahren auf und wird auch bezeichnet als 4 Lou-Gehring-Syndrom, 4 Motor-Neuron-Disease (MND), 4 myatrophe Lateralsklerose oder 4 Charcot-Krankheit. Dabei zeigen sich asymmetrische Paresen der proximalen und distalen Muskulatur und gesteigerte Eigenreflexe. Durch die Degeneration motorischer Hirnnervenkerne entwickelt sich eine sog. Bulbärparalyse (Lähmung im Bereich der Zunge und des Rachens). Ist das Diaphragma betroffen, können solche Muskellähmungen tödlich verlaufen. Häufig sind Pneumonien, da die Lunge schlecht belüftet wird. Typische Symptome sind: 4 Muskelschwäche, 4 Muskelschwund (z.B. am Thenar), 4 Krämpfe und 4 Muskelzuckungen (z.B. der Zungenmuskulatur).
Formen 4 Mit oder ohne Schluck- und Sprachprobleme (bulbäre Symptome) 4 Familiäre (genetische) oder erworbene Formen 4 Armtyp: Schwäche der Handflexoren 4 Beintyp: Schwäche der Peroneus-innervierten Muskulatur 4 Bulbärtyp: Lähmung der Zungen- und Rachenmuskulatur; zu Beginn erkennt man die Bulbärparalyse an Artikulationsstörungen und später an Schluckstörungen.
Fragen beim Befund 4 4 4 4
Welche Ausfallserscheinungen sind Ihnen aufgefallen? Haben Sie häufig Krämpfe verspürt? Können Sie normal essen? Hat sich Ihre Sprache verändert?
Untersuchung 4 MFP im Seitenvergleich 4 Beweglichkeit der großen Gelenke testen, Seitenvergleich beachten! 4 Atembefund mit Umfangmessung bei maximaler Einund Ausatmung 4 Schluckstörungen, Zungenseitabweichung 4 Ganganalyse (Symmetrie im Gang und Stand testen); häufig Gangstörungen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Pneumonieprophylaxe
Atemtherapie
Prophylaxe von Sprachstörungen
Motoriktraining der Zunge mithilfe von Gummibärchen, Lakritze, Cornflakes
Prophylaxe von Schluckstörungen
Vojta
Beseitigung von craniomandibulären Dysfunktionen (CMD)
Triggern des M. masseter sowie Manuelle Therapie für den Kiefer
Allgemeine motorische Aktivierung
MTT, Gymnastik, Wassergymnastik, E-Technik, Bobath
Gleichgewicht stabilisieren
Sensomotorisches Training
! Cave 4 Wassergymnastik immer nur in Begleitung eines Therapeuten. 4 Psychische Probleme des Patienten ernst nehmen!
15 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Behandlung des M. masseter bei Symmetrieabweichungen zwischen dem rechten und dem linken M. masseter, was beim Öffnen und Schließen des Mundes sichtbar und spürbar wird
. Abb. 2 Zungen- und Kiefergymnastik, z.B. mit Cornflakes. Cave: Gefahr des Verschluckens
. Abb. 3 Pneumonieprophylaxe
. Abb. 4 Rumpf und Extremitäten durchbewegen; Tipp: Ablegen der Beine auf dem Oberschenkel des Therapeuten – so hat der Therapeut eine Hand frei, um die Knie nach rechts und nach links zu beugen
. Abb. 5 Transfer an die Bettkante; der Therapeut hängt sich mit seinem Gewicht an das stark gebeugte Knie des Patienten und erleichtert durch die Hebelwirkung die Bewegung des Gesäßes
. Abb. 6 Transfer in den Sitz
. Abb. 7 Transfer in den Stand
. Abb. 8 Kniestand mit Festhalten an der Bank
. Abb. 9 VFST
A
16
A
Apoplektischer Insult (Schlaganfall)
Apoplektischer Insult (Schlaganfall)
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Wie lange ist der Schlaganfall her? Je früher die Therapie beginnt, umso besser die Erfolgschancen. 4 Wie kommen Sie im Alltag zurecht? Haben Sie ein Geländer in ihrer Wohnung? 4 Nehmen Sie Medikamente, z.B. Antikoagulantien (Blutverdünner, z.B. Marcumar)?
Ischämie bestimmter Hirnareale. Durch einen ortsständig gebildeten Thrombus oder einen eingewanderten Embolus kann es zur Verstopfung von Blutgefäßen im Gehirn kommen. Am häufigsten ist die A. cerebri media betroffen. Ein Schlaganfall kann auch durch eine Gefäßruptur (Blutung, Hämorrhagie) entstehen (ca. 15%). Je früher mit der Therapie begonnen wird, umso besser sind die Chancen, dass der Patient die verlorenen Fähigkeiten wiedererlernt, denn innerhalb der ersten 3 Monate nach Schlaganfall sind die größten Fortschritte zu erzielen.
Formen 4 Mit/ohne globale Aphasie (Sprachverlust): Der Patient kann weder sprechen noch kann er Gesprochenes verstehen. 4 Mit/ohne Broca-Aphasie (motorische Aphasie): Das Sprachverständnis ist vorhanden, der Patient kann aber nur im Telegrammstil antworten; die Motorik ist gestört. 4 Mit/ohne Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie): Der Patient kann Gesprochenes nicht verstehen, kann aber normal sprechen. 4 Mit/ohne amnestische Aphasie: Der Patient hat Wortfindungsschwierigkeiten bei Erinnerungsstörungen. 4 Mit/ohne Agraphie: Der Patient kann nicht schreiben. 4 Mit/ohne Alexie: Der Patient kann nicht lesen. 4 Mit/ohne Akalkulie: Der Patient kann nicht rechnen. 4 Mit/ohne Apraxie: Der Patient kann einfache Tätigkeiten nicht koordiniert ausüben. 4 Mit/ohne Agnosie (visuelle Agnosie): Der Patient sieht den Gegenstand, erkennt ihn aber nicht als diesen. 4 Mit/ohne Anosognosie: Der Patient denkt, er könne aufstehen und weiß nicht, dass er einen Schlaganfall hat. 4 Mit/ohne Neglect: Der Patient nimmt eine Körper- und eine Raumhälfte nicht wahr. 4 Mit/ohne Harninkontinenz 4 Mit/ohne Wallenberg-Syndrom (Drehschwindel) 4 TIA (transitorische ischämische Attacke): Die Symptome bilden sich innerhalb von 24 h zurück. 4 PRIND (prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit): Die Symptome bleiben 24-48 h bestehen. 4 Schwere Insulte (Verschluss oder Blutung) 4 Hemiparese (Halbseitenlähmung) 4 Diparese (beide Beine sind gelähmt) 4 Tetraparese (beide Arme und beide Beine sind betroffen)
Untersuchung 4 Neurologische Tests 4 Wo ist die Grenze zwischen »taub« und »normal empfindlich« spürbar? 4 Was kann der Patient, und was kann der Patient nicht mehr? 4 Ganganalyse (in Spätphase)
Komplikationen 4 Absolute Arrhythmie mit Vorhof- (AA bei VF) oder sogar Kammerflimmern 4 Sturzgefahr 4 Risiko für Rezidiv 4 Zahlreiche Sekundärerkrankungen, z.B. Pneumonie, Kontrakturen, Harnwegsinfekte
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Prophylaxen
Nach Stufenplan der Kliniken
Fortbewegung ermöglichen
Rollstuhl, Rollator, Gehbock, Einweisung
Gelenkbeweglichkeit erhalten
Passives Bewegen
ADL
Fingerkoordination, Transfers (Bobath)
Anbahnen von Bewegungsabläufen
Vojta, E-Technik, PNF, Bobath, therapeutisches Klettern
Finden der eigenen Mitte
Körperwahrnehmung
Wichtig Ziel ist es, die Verbindung möglichst vieler Synapsen in verschiedenen Hirnarealen zu fördern. Dabei ist zu beachten, dass die Flexibilität im Vergleich zu Kraft, Ausdauer oder Schnelligkeit die längste Regenerationszeit hat (72 h). Wer einmal einen Schlaganfall hatte, lebt mit erhöhter Gefahr eines Rezidivs. Die Übungen sollen einfach und auf den Alltag bezogen sein.
17 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 SRT im Sitzen. Die linke Hand des Patienten stützt den Rumpf, während die rechte Hand für vielfältige Übungsmöglichkeiten zur Verfügung steht
. Abb. 2 Gesichtsgymnastik und Mimikschulung mit einem nassen Wattestäbchen aus der Tiefkühltruhe
. Abb. 3 PNF in allen Variationen: in SL, zu Beginn im Rollstuhl, im Freisitz, im VFST, im Kniestand
. Abb. 4 Greifübungen, die je nach Kraftzuwachs in Wiederholungszahl und Schwierigkeit (Festigkeit des Balls) angepasst werden können
. Abb. 5 Fingergeschicklichkeit
. Abb. 6 ADL: Zum Beispiel Aufdrehen und Zudrehen von Flaschen, aber auch Trinken aus einer Tasse, Greifen des Telefonhörers, Kämmen der Haare, Zähne putzen, auf einen Tritt steigen etc.
. Abb. 7 Fingerkräftigung mit einem Luftballon
. Abb. 8 E-Technik nach Hanke in verschiedenen Ausgangsstellungen
. Abb. 9 Mattenprogramm: Beginnend aus der Rückenlage mit PNF-Bewegungen in die Seit-/Bauchlage, von dort – wie hier zu sehen – in den Unterarmstütz, dann in den Vierfüßlerstand und schließlich in den Stand; Tipp: Jede dieser ASTEn eignet sich für weitere Übungen
A
18
A
Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) Was ist das? Arterielle Hypertonie oder arterieller Hypertonus ist weltweit eine der häufigsten Erkrankungen. Die Prävalenz liegt in den Industrieländern zwischen 10 und 50% der Gesamtbevölkerung. Man spricht von Hypertonie, wenn der Blutdruck über längere Zeit 140/90 mmHg überschreitet. Der Normalwert beträgt 120/80 mmHg (. Abb. 1). Symptome können u.a. sein: 4 Schwindel, 4 Kopfschmerz, 4 Ohrensausen und 4 Nasenbluten.
4 Haben Sie oft Kopfschmerzen? 4 Bei bekanntem Hypertonus: Welche Medikamente nehmen Sie? 5 Betablocker: Sie hemmen den Sympathikus und senken die Leistungsfähigkeit. 5 Kalziumantagonisten: Die Kalziumkanäle werden geblockt, häufiger Hustenreiz und Behinderung der Atemfunktion. 5 Diuretika: Salze und Wasser werden ausgeschieden. Exsikkosegefahr! 5 ACE-Hemmer: Sie hemmen das Enzym Angiotensin, welches das arteriolenverengende Angiotensin II bildet.
Untersuchung
Formen 4 Stressbedingter Hypertonus 4 Familiär bedingter Hypertonus: genetische Disposition 4 Hormonell bedingter Hypertonus: durch Katecholamine, Glukokortikoide, Aldosteron 4 Renaler Hypertonus: renininduziert 4 Essentielle Hypertonie: Die Hauptursache ist unklar (multifaktorielles Geschehen). 4 Sekundäre Hypertonie: Ursache ist eine definierte Krankheit, z.B. Nierenerkrankung (renale Hypertonie) oder benigner Nebennierenmarkstumor (Phäochromozytom, endokrine Hypertonie). 4 Isolierte systolische Hypertonie: >140/>90 mmHg Der renale Hypertonus wird in drei Schweregrade eingeteilt: Schweregrad
Beschreibung
1
Leichte Hypertonie: 140-159/90-99 mmHg
2
Mittelschwere Hypertonie: 160-179/100-109 mmHg
3
Schwere Hypertonie: ≥180/≥110 mmHg
4 Blutdruck messen: Zu verschiedenen Tageszeiten und nach Belastung testen. 4 Puls tasten: Qualität, z.B. Anschlagstärke (Pulsqualitäten der TCM) testen. 4 Gesichtsfarbe: Mund-Nase-Dreieck zeigt eine evtl. Überforderung des Patienten.
Komplikationen 4 Schlaganfall (7 Kap. Apoplektischer Insult): 5 hämorrhagisch: Niesen, Husten, Pressen 5 thrombotisch: Hypertonie als »silent killer« 4 Niereninsuffizienz 4 Linksherzinsuffizienz: Ziel ist es, den Blutdruck aggressiv auf Normalwerte einzustellen (mit Antihypertonika mehrerer Wirkgruppen). 4 Bei lange bestehendem arteriellen Hypertonus schnelle Entwicklung von Arteriosklerose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Blutdruck senken
Entspannung, Sport, Yoga, Warmreize, bei Temperaturwechsel allenfalls milde Kaltreize einsetzen
Vermeidung hoher Spitzenwerte
Atemtechniken erlernen, z.B. gähnendes Einatmen
Risikofaktoren günstig beeinflussen, z.B. Lipidstoffwechsel, Stress
MTT, sanftes Ausdauertraining, E-Technik, Entspannung, Yoga
Die isolierte systolische Hypertonie wird in drei Stadien unterteilt: Stadium
Beschreibung
1
Hypertonie ohne Organveränderungen
2
Hypertonie mit Herzhypertrophie u./o. beginnender hypertensiver Retinopathie
3
Hypertonie mit Organschäden
Fragen beim Befund 4 Sind Ihre Blutfette erhöht? Rauchen Sie, sind Sie Diabetiker? 4 Fühlen Sie sich häufig überlastet?
! Cave 4 Bei sehr hohen Werten keine starken Kaltreize und keine intensive Medizinische Trainingstherapie! 4 Erfolge lassen sich mit dem Blutdruckgerät messen. Bei starken Schwankungen ist eine 24-h-Messung zu empfehlen.
19 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Sowohl bei leichtem Hypertonus als auch bei Hypotonie können regelmäßiges Saunieren oder Winterschwimmen (Eisbaden) zu einer Normalisierung des Blutdrucks innerhalb mehrerer Wochen beitragen
. Abb. 2 Güsse, z.B. Knieguss, Schenkelguss oder Unterguss
. Abb. 3 Autogenes Training, bevorzugt mit geschlossenen Augen
. Abb. 4 Qi Gong
. Abb. 5 Entspannungsmassage: Jegliche Entspannung trägt dazu bei, das vegetative Nervensystem zu harmonisieren im Sinne einer Reduktion der adrenergen Reize
. Abb. 6 Wärme, z.B. Heiße Rolle
. Abb. 7 Bindegewebsmassage
. Abb. 8 Sauna, 1- bis 2-mal pro Woche
. Abb. 9 Sanftes Ausdauertraining, z.B. Nordic Walking. Pressatmung verhindern!
A
20
A
Arteriosklerose
Arteriosklerose
Untersuchung
Was ist das?
4 Kleiner Belastungstest (Fahrradergometer) 4 Dopplersonografie
Ablagerungen von Lipoproteinen und Kalksalzen in den Gefäßwänden der Arterien (. Abb. 1). Diese Ablagerungen werden in die Intima eingebaut, begleitet von Entzündungsprozessen und Fibrosierung. Im Allgemeinen wird übersehen, dass es sich bei der Arteriosklerose um die wahrscheinlich häufigste entzündliche Erkrankung weltweit handelt. Die Arterien werden spröde und reißen. Somit treten auch konsekutive Vernarbungen auf. Passiert dies im Gehirn, kommt es zur Hirnblutung. Wenn sich durch die Störungen der Gefäßwandstruktur Aussackungen an den Gefäßen bilden, spricht man von einem Aneurysma. Durch die verkalkten Fettablagerungen verengen sich die Gefäße, was wiederum die Thrombose- und die Emboliegfahr steigert. Zu den Risikofaktoren zählen: 4 arterieller Hypertonus, 4 Hyperlipoproteinämie (v.a. der erhöhte LDL-Spiegel), 4 Diabetes mellitus und 4 Rauchen.
Komplikationen 4 Ein Aussacken der Gefäße kann tödlich enden (Aneurysma als »tickende Zeitbombe«). 4 Schwere zerebrale Durchblutungsstörung 4 Koronare Herzkrankheit (7 Kap. KHK) als kardiale Form der Arteriosklerose 4 Niereninsuffizienz als Folge der renalen Gefäßverengungen 4 AVK der Extremitäten, v.a. der Beine, einschließlich Wundheilungsstörungen und Ulzera
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Des Weiteren spielen Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress und genetische Disposition eine Rolle.
Fetteinlagerung in den Gefäßen reduzieren, Körpergewicht reduzieren
Bewegungstherapie, Nordic Walking, Bewegungsbad, Ernährungsberatung
Stimulation der Angiogenese
Ausdauertraining
Formen 4 Makroangiopathie: Arteriosklerose an den großen, mittleren und kleinen Gefäßen 4 Mikroangiopathie: Arteriosklerose an den sehr kleinen Gefäßen/Arteriolen
Pressatmung vermeiden
Atemtherapie
Stressreduzierung mit endokriner Harmonisierung
Yoga, Qi Gong, Autogenes Training, entspannende Massage
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Herzstiche? 4 Treten häufig Kopfschmerzen oder Schwindel auf? → Dies deutet auf Zerebralsklerose hin. 4 Ist ein Aneurysma bekannt? 4 Wie ernähren Sie sich? 4 Sind/Waren Sie Raucher? 4 Haben Sie ständig kalte Hände und Füße? → Anzeichen für verengte Gefäße 4 Wie belastungsfähig sind Sie, z.B. beim Wandern?
! Cave 4 Pressatmung vermeiden. Isometrische Spannungsübungen nur mit Atemanleitung! 4 Arteriosklerose ist prinzipiell reversibel. Bei entsprechender habitueller Umstellung und Physiotherapie kann der Körper über längere Zeit die Regeneration vollziehen.
21 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Ein arteriosklerotischer Plaque, bestehend aus Lipoproteinen (v.a. LDL), Kalksalzen und Thrombozyten verengt die arterielle Strombahn des Blutes
. Abb. 2 Ausdauertraining mit Pulskontrolle
. Abb. 3 Ausdauertraining mit dem Ziel der Durchblutungsförderung
. Abb. 4 Ausdauer als Indoor-Übungen an Geräten, auch als Hausaufgabe
. Abb. 5 Gymnastik im Wasser
. Abb. 6 Gehen im Wasser
. Abb. 7 Knieguss
. Abb. 8 Schenkelguss
. Abb. 9 Unterguss
A
22
A
Asthma bronchiale
Asthma bronchiale Was ist das? Anfallsweise auftretende Verengung der Atemwege auf-
grund eines hyperreaktiven Bronchialsystems. Die Obstruktion löst dann die Dyspnoe (Atemnot) aus. Auslöser sind endogene oder exogene Reize wie kalte Luft, Staub, Auspuffgase, Zigarettenrauch, Lösungsmittel, Farben, Umweltgifte und Allergene. Die drei Leitsymptome (Herxheimer-Trias, die 3 S) sind wie bei Bronchitis (7 Kap. Chronische Bronchitis) oder COPD 4 Spasmus der Bronchien, 4 Schleim (durch Hyperkrinie), 4 Schwellung. Exspiratorisch tritt ein unterschiedlich starker Bronchiolenkollaps auf.
Formen 4 Allergisches Asthma (»extrinsic asthma«): Das Allergen
bewirkt einen Bronchospasmus, ein Schleimhautödem und ein Überangebot an zähem Schleim (Dyskrinie). Allergene sind z.B. Hausstaub, Pollen und Mehl. 4 Nicht-allergisches Asthma (»intrinsic asthma«): Infektion, Stress, Angst, Abgase, Rauch und kalte Luft. 4 Belastungsasthma
Fragen beim Befund
4 Beurteilung des Brustkorbs: 5 Trichterbrust (genetisch, schränkt Herz-Kreislauf- und Atemkapazität ein) 5 Fassthorax (sekundäre Folge eines bereits entstandenen Emphysems) 4 Umfangmessungen des Brustkorbs 4 Abklopfen (Perkussion) bzw. Abhören (Auskultation) nach Ein- und Ausatmung, um Diaphragmaaktion und Diaphragmastellung zu beurteilen 4 Kutane Lungenzonen beurteilen, evtl. mit BGM behandeln 4 Atemgeräusche: Stridor (Oberbegriff für alle hörbaren Ein- und Ausatemgeräusche), Giemen (pfeifendes Ausatemgeräusch), Rasselgeräusche (RG, bläschenbedingte Auskultationsgeräusche)
Komplikationen 4 Im Notfall Sauerstoffgabe, mitunter Intubation erforderlich 4 Lungenemphysem (irreversibler Untergang von Alveolen) 4 Status asthmaticus: Der Anfall dauert 12-24 h. Lebensgefahr!
4 Cor pulmonale: Jede Lungenkrankheit kann das rechte Herz überlasten. 4 Respiratorische Insuffizienz, respiratorische Azidose: unzureichende Zufuhr von O2 und Abfuhr von CO2
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Produktives Husten üben
Training der Hustentechnik
Exspirationsfördernde Maßnahmen
Klopfungen, Phonationsübungen: Ausatmen auf a-e-i-o-u
Vermeidung von Pressatmung
Körperwahrnehmung
Entspannung, Stressabbau
Yoga, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Tai Chi, Akupressur
Verbesserung der Ausdauer zur Harmonisierung der Atemmechanik
Ausdauertraining, Nordic Walking, Schwimmen, Wandern
Optimierung der Thoraxbeweglichkeit
Manuelle Therapie (1. Rippe, Rippenwirbelgelenke C3-C5, entsprechend dem Austritt des N. phrenicus)
Untersuchung
Schleim lösen
Drainagelagerungen: Drehdehnlagerung; viel trinken
4 Diaphragma, wahrscheinlich Hochstand 4 Atmung beobachten: Wo atmet der Patient hin? 4 Interkostalräume: Starker Husten(reiz) induziert Hyperalgesie.
Parasympathikus fördern
Heiße Rolle auf Wirbelsäule (C3-C5, Th1-Th11), warme Bäder, Sauna, Infrarot-A-Bestrahlung, Fango o.a., heiße Packungen
4 Wann hatten Sie ihren letzten Asthmaanfall, und wie wurde er behandelt? → Wichtig, um bei einem Asthmaanfall schnell Hilfe leisten zu können. 4 Nehmen Sie Medikamente? 5 (Inhalative) Glukokortikoide mit entzündungshemmender Wirkung, 5 Sympathomymetika (verengen die Bronchien), 5 Theophyllin mit bronchienerweiternder Wirkung, 5 Antibiotika (bei Infektionen), zusätzlich werden manchmal noch Sekretolytika (z.B. Ambroxol®) und Mukolytika verabreicht, welche den zähen Bronchialschleim verflüssigen. 4 Wurde ein Lungenfunktionstest durchgeführt? → Auskunft über Atemvolumina und -kapazitäten. 4 Wann, wie oft und bei welcher Belastung haben Sie Hustenanfälle? 4 Haben Sie Knöchelödeme? → Hinweis für Rechtsherzinsuffizienz (keine Überkopfübungen) als Folge der Lungenkrankheit (Cor pulmonale).
23 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Üben einer kontinuierlich kraftvollen Ausatmung, z.B. beim Hochpusten eines Wattetupfers; dabei Vermeiden einer ruckartigen Thoraxbewegung, um ein Airtrapping zu verhindern
. Abb. 2 Atemerleichternde Stellungen (Torwartstellung)
. Abb. 3 Übungen am Seilzug; in den Pausen nimmt der Patient atemerleichternde Stellungen ein, wie hier mit Abstützen des Oberkörpers auf einem Pezziball
. Abb. 4 Phonationslaute, z.B. Summen »wie eine Biene«, kombiniert mit Klopfungen auf dem Thorax
. Abb. 5 Diaphragma mobilisieren
. Abb. 6 Atemmassage, z.B. Brustkorbschnellen, um evtl. Verklebungen der Pleurablätter zu lösen bzw. das Aneinandergleiten der Pleurablätter zu fördern
. Abb. 7 Kinesiotape, dabei 75% Zug beim beidseits simultanen Anlegen
. Abb. 8 Drehdehnlagerung, kombiniert mit Hänge- und Packegriffen
. Abb. 9 Rippenmobilisation in SL: Betonung der AA
! Cave 4 Behandlung nur im anfallsfreien Intervall durchführen! Während der Therapie sollte das Asthmaspray immer bereit liegen. 4 Wenn der Patient besonders kräftig und ruckartig ausatmet, kann es zum Airtrapping (Bronchiole schnürt sich selbst ab) kommen!
! Cave 4 Ein Nachpressen beim Ausatmen vermeiden (könnte evtl. einen Spasmus verstärken). 4 Übungen im Wasser können je nach Wassertiefe den Thoraxwiderstand erhöhen und durch die hohe Luftfeuchtigkeit eine verbesserte Sekretolyse bewirken.
A
24
A
Ataxie
Ataxie
Untersuchung: (zerebelläre) Ataxietests
Was ist das?
4 Finger-Nase-Versuch: Patient in RL, der Arm ist 90° ab-
Ataxie (griech.: »ataxia«) bedeutet wörtlich übersetzt »Unord-
nung«: Der Patient führt keine geradlinigen Bewegungen aus, weil das muskuläre Zusammenspiel nicht koordiniert werden kann. Es kommt zu Störungen der Gleichgewichtsregulation und der Bewegungskoordination. Häufigste Ursache von Ataxien sind Erkrankungen des Kleinhirns. Es gibt auch die spinale und die sensible Ataxie. Ein Tumor z.B. kann Schädigungen des Kleinhirns, des Rückenmarks oder der peripheren Nerven verursachen.
4
4
Formen Form
Ursache
Neurale Ataxie
Polyneuritis
Spinale (Hinterstrang-) Ataxie
Sensible Ataxie bei chronischer Alkoholvergiftung, Multiple Sklerose, Wirbelkörpermetastasen, Tumoren im Rückenmark (eher selten)
Vestibuläre Ataxie
Gestörtes Gleichgewicht
Zerebelläre Ataxie
Erworben: z.B. Durchblutungsstörungen, Blutungen, Thromben, Emboli Genetisch bedingt: autosomal-dominante zerebelläre Ataxien
Zerebrale Ataxie (oft Halbseitenataxie)
Ursache wie bei zerebellärer Ataxie
FriedreichAtaxie
Autosomal-rezessiver Gendefekt auf dem 9. Chromosom (Heredoataxie); nur die Beine sind betroffen
Ataxia teleangiectatica
Autosomal-rezessive Heredo-Ataxie, veränderter Genabschnitt auf dem 11. Chromosom
RefsumSyndrom
Autosomal-rezessiver Gendefekt (peroxisomale Stoffwechselstörung mit Akkumulation einer gesättigten verzweigt-kettigen Fettsäure, die zu Retinopathia pigmentosa, Nachtblindheit, Polyneuropathie, grauem Star, grünem Star, Hörverlust, Kardiomyopathie, Fischschuppenhaut, Epiphysenmissbildungen etc. führt)
Rumpfataxie
4
Stehen und Sitzen ist eingeschränkt, im Unterschied zur Stand- und Gangataxie. Es gibt auch eine Ataxie v.a. bei Zielbewegungen
Fragen beim Befund 4 Gibt es Erbkrankheiten in Ihrer Familie? → Ataxien sind häufig Erbkrankheiten.
4 4
4
4 4
4
duziert und gestreckt. Der Zeigefinger soll zur Nase geführt werden, 3-mal mit geöffneten, 3-mal mit geschlossenen Augen, mit dem anderen Arm wiederholen; auch zur Beurteilung einer Dysmetrie. Finger-Finger-Versuch: Patient in RL. Beide Zeigefinger sollen sich vor dem Gesicht treffen, mit geschlossenen Augen wiederholen; Dysmetrie-Beurteilung. Knie-Hacke-Versuch: Patient in RL. Die Ferse des einen Beins fährt das Schienbein des anderen Beins entlang, bis die Kniescheibe erreicht ist; 3-mal mit offenen, dann 3-mal mit geschlossenen Augen, dann Beinwechsel. Barany-Folgeversuch: Patient in RL. Der Therapeut fährt mit dem Zeigefinger willkürlich durch den Raum, der Patient folgt mit seinem Zeigefinger im Abstand von 4 cm. Rebound-Phänomen und Nystagmus Beurteilung des freien Sitzes: Patient hat keinen Fußkontakt und stützt sich nicht mit den Händen ab; erschwerend können die Hände des Patienten auch in die Schlafwandlerposition gebracht werden. Romberg-Test: Patient stellt die Füße dicht nebeneinander (oder voreinander=Tandem-Test), Arme in Schlafwandlerposition. Erst mit geöffneten, dann geschlossenen Augen wird die Standsicherheit über 30 sec getestet. Gekreuzter Romberg-Test: Beine überkreuzt; erst mit offenen, dann mit geschlossenen Augen. Unterberger-Tretversuch: Augen geschlossen. Patient macht ca. 30 Schritte auf der Stelle, Therapeut achtet auf Rhythmusabweichungen: Rotiert der Patient? Verlässt er den Startpunkt? Diadochokinese testen: Wechsel von Agonisten und Antagonisten.
Komplikationen 4 Sturzgefahr: Patient muss evtl. aufgefangen werden.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Verbesserung des Gangbilds
Stereotypes Durchführen einer Gangphase mit PNF-Armbewegungen
Tonus der Muskulatur erhöhen
Therabandübungen
ADL
Hohe Wiederholungszahlen einer Bewegung wie z.B. Tasse zum Mund führen
Gleichgewicht verbessern
VFST auf Matte, Liege mit diagonalem Abheben der Extremitäten; Gang-, Stand-, Sitzübungen; E-Technik; Heben von Gegenständen
25 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 PNF-Mattenprogramm
. Abb. 2 VFST mit PNF am Arm kombinieren, diagonal Arm und Bein abheben, Rocking
. Abb. 3 Gewichtsverlagerung an der Bankkante für die Behandlung einer Standataxie
. Abb. 4 Für Rumpfataxie: Ein Bein nach hinten auf die Bank legen und wieder nach vorne bringen. Variation: Arme dabei zur Decke strecken
. Abb. 5 Schinkengang für Rumpfataxie
. Abb. 6 Auf Airex-Matte stehen, mit PNFArmpattern kombinieren. Zur Sicherheit ist immer die Bank im Hintergrund
. Abb. 7 Therabandübungen mit Bank im Hintergrund zum Stützen
. Abb. 8 Bank durch den Raum schieben
. Abb. 9 Auf zwei umgedrehten Kreiseln gehen, wobei der Patient die Kreisel am Boden entlangschleift
! Cave 4 Alle Übungen zur optischen Kontrolle vor dem Spiegel durchführen! 4 Zweckmäßigkeit der Hilfsmittel bedenken (z.B. besser ein Gehbock als Unterarmstützen)!
A
26
A
AVK (Arterielle Verschlusskrankheit)
AVK (Arterielle Verschlusskrankheit)
Untersuchung
Was ist das?
4 Bei AVK am Arm: Ratschow-Test (. Abb. 1): Hände über dem Kopf öffnen und schließen, bis Schmerzen auftreten; 2/3 der so ermittelten Zeit werden als Belastungszeit in der Therapie verwendet, ergänzend Wiederdurchblutungstest bei hängenden Armen 4 Bei AVK am Bein: Ratschow-Test (. Abb. 2): Füße im Wechsel von Dorsalextension in Plantarflexion bewegen, ergänzend Wiederdurchblutungstest im Sitz 4 Wärme/Kälte der Haut testen 4 Hautelastizität und Hautturgor (Trophik) beurteilen 4 Hautirritationen 4 Farbe der Haut, auch unter Belastung 4 Puls und Blutdruck, ggf. EKG-Befund einholen, Beinund Fußpulse (bzw. Armpulse) beidseits testen
Die Arterie ist durch einen Thrombus verstopft. Es entsteht eine Sauerstoff- und Substratminderversorgung, einhergehend mit ischämischen Schmerzen (beim Bein: Claudicatio intermittens, Schaufensterkrankheit, intermittierendes Hinken) und nach Überschreitung der warmen Ischämiezeit bzw. zu hohem Sauerstoff- und Substratverbrauch mit einer Nekrose. Besonders häufig ist die AVK des Beins.
Formen 4 AVK Bein: häufig Unterschenkel, seltener Oberschenkel oder Fuß 4 AVK Arm 4 AVK häufig generalisiert: Zerebral-, Nephro- und Koronarsklerose, einhergehend mit Verengungen Die AVK wird in 4 Stadien unterteilt: Stadium
Beschreibung
1
Manchmal schon Irritationen im Bein, sonst symptomlos
2A
Belastungsschmerz bei schmerzfreier Gehstrecke länger als 200 m
2B
Belastungsschmerz bei schmerzfreier Gehstrecke kürzer als 200 m
3
Ruheschmerz. Beachte: Keine Bewegungstherapie mehr an betroffener Extremität, denn O2-Mangel würde verstärkt werden. Möglich ist die Therapie anderer Regionen, um dort die Thrombosegefahr zu mindern
4
Gangrän oder Amputation (7 Kap. Amputation); Physiotherapie zur Stumpfbehandlung und Hilfsmitteleinweisung
! Cave Stadium 1 und 2 sind vorrangiges Behandlungsfeld der Physiotherapie. In Stadium 3 sind lokale Bewegungsübungen kontraindiziert!
Komplikationen 4 Von einer systemischen Arteriosklerose ist auszugehen. Zu beachten sind mögliche 5 KHK, 5 arterielle Hypertonie, 5 Myokardinfarktgefahr, 5 Z.n. Myokardinfarkt bzw. Herzinsuffizienz, 5 erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1– Abb. 9) Ziel
Therapie
Beschwerdefreie Laufstrecke verlängern
Gangschule, Stepper, Radfahren
Stadium 1/2: Kreislauf anregen, Gefäßtraining
Güsse
Verbesserung der lokalen Ausdauer
nur aerob!
Ausdauertraining,
Verbesserung der systemischen Ausdauer bzw. Leistungsfähigkeit
Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Ergometertraining, MTT
Verbesserung des Hautzustandes
Hautpflege (rückfettende Creme oder Salbe, Bäder, Öl)
Fragen beim Befund 4 Welche Medikamente nehmen Sie? → Medikamente allein erbringen faktisch keine Heilung, können aber akute Besserung oder Verringerung der Risikofaktoren erzielen. Echte, wenn auch langsame Reversibilität ist nur mittels Physiotherapie möglich, da nur durch Sport die Ausbildung von Kollateralen und Anastomosen gefördert wird. 4 Haben Sie Beschwerden in der kontralateralen Extremität? 4 Ernähren Sie sich lipidarm oder lipidreich, sind Sie Diabetiker? 4 Kommen AVK und/oder Hyperlipoproteinämie familiär gehäuft vor?
! Cave Keine Dehnungen der Muskulatur und keine Massagen, wenn klinische Hinweise auf zusätzliche venöse Thromben bestehen.
! Cave In der Behandlungskette (Stadium 2) ist die Betreuung durch den Physiotherapeuten besonders wichtig, die Reversibilität ist noch möglich. In die Behandlung sollte der gesamte Organismus einbezogen werden, da i.d.R. eine generalisierte Arteriosklerose mit Extremitätenproblemen und internistischen Defiziten vorliegt.
27 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Ratschow-Test am Arm: Die Hände bei erhobenen Armen im Wechsel öffnen und schließen, ergänzend Wiederdurchblutungstest bei hängenden Armen
. Abb. 2 Ratschow-Test am Bein: Füße im Wechsel von Dorsalextension in Plantarflexion bewegen, ergänzend Wiederdurchblutungstest im Sitz
. Abb. 3 MTT, Laufband: Zeit messen bis zum ischämischen Schmerz. Von dieser Zeit 1/3 abziehen und dies als Trainingsparameter nehmen
. Abb. 4 Wegstreckentraining: Weg messen bis zum ischämischen Schmerz. Von der Strecke 1/3 abziehen und dies als Trainingsparameter nehmen
. Abb. 5 MTT: Sitzfahrrad: Zeit messen bis zum ischämischen Schmerz. Von der Zeit 1/3 abziehen und dies als Trainingsparameter nehmen
. Abb. 6 MTT: Fahrradergometer: Zeit messen bis zum ischämischen Schmerz. Von der Zeit 1/3 abziehen und dies als Trainingsparameter nehmen
. Abb. 7 MTT: Stepper: Zeit messen bis zum ischämischen Schmerz. Von der Zeit 1/3 abziehen und dies als Trainingsparameter nehmen
. Abb. 8 MTT: Ruderergometer: Zeit messen bis zum ischämischen Schmerz. Von der Zeit 1/3 abziehen und dies als Trainingsparameter nehmen
. Abb. 9 Ab Stadium 3 Pneumonieprophylaxe, Atemlenkung; in dieser Phase hoch liegende Beine
A
28
Bandscheibenvorfall (LWS)
Bandscheibenvorfall (LWS) Was ist das?
B
Verschiebung der Bandscheibe (BS, Discus intervertebralis) nach ventral oder nach dorsal, wobei der Nucleus pulposus durch Schwachstellen in den ihn umgebenden Fasermantel (Anulus fibrosus) drückt und die Fasern des Anulus fibrosus partiell oder komplett zerreißt: 4 Beim eigentlichen Prolaps (Vorfall) verlagert sich die Bandscheibe und zerreißt das Lig. longitudinale posterius bzw. anterius. 4 Die Protrusio (Vorwölbung) bezeichnet eine Verlagerung des Discus intervertebralis ohne Zerreißung der Ligg. longitudinalia.
sacht durch Reizung von Rezeptoren im Lig. longitudinale, Druck des Diskus oder seines ausgetretenen Materials (Sequester) auf die Nervenwurzeln (rechts, links oder beidseits), im schlimmsten Fall durch Druck auf die Medulla spinalis selbst. Weiterhin tragen Irritationen weiterer Bänder, der Dura mater und der Facettengelenke infolge von Höhenverminderung und Lockerung im betreffenden Segment zu den Beschwerden bei. Ein Sequester kann sich verlagern, z.B. auf die Höhe eines tieferen Segments abrutschen und dort Druck ausüben. Die Symptome hängen von der individuell variablen Weite des Spinalkanals ab. Zusätzlich können entzündliche Prozesse des Diskus schwere Symptome auslösen (eigenständiger Krankheitsbegriff: Diszitis). Ein BS-Vorfall bzw. eine Vorwölbung ist in der HWS und LWS häufig, nicht aber in der BWS. Wichtig
Die Symptomatik ist nicht immer mit dem Grad der Verlagerung bzw. dem Auftreten von Protrusio oder Prolaps korreliert, d.h., eine geringe Protrusio kann starke Beschwerden verursachen, oder ein Prolaps mit Austritt des Nucleus pulposus (Sequesterbildung) erscheint schmerzfrei. Die Beschwerden sind stärker, je deutlicher die Verlagerung und die evtl. Zerstörung der Bandscheibe ist. Beschwerden werden verur-
Die häufigsten BS-Vorfälle treten auf in der 4 LWS in Höhe von L4-L5 und L5-S1, 4 HWS in Höhe von C5-C6 und C6-C7. Bei dem seltenen BWS-Vorfall ist der Schweregrad besonders hoch (z.B. partielle Querschnittslähmung).
Einteilung Schädigung
Beschreibung
Prolaps
Die den Anulus durchtretende BS drückt auf einen oder beide Spinalnerven, je nach Rotationsbewegung beim Durchtritt (einseitige Kompression ist häufiger). Ein Teil des BS-Gewebes kann sich ablösen und in den Spinalkanal wandern (Sequester). In jedem Fall entsteht ein Engpass in mindestens einem Foramen intervertebrale der Wirbelsäule (WS), der sensible und motorische Störungen verursacht
Protrusion
Die BS wölbt sich nach ventral oder dorsal, ohne den Anulus völlig zu zerreißen. Beachte: Protrusion und Prolaps können bei ventralem Verschieben asymptomatisch verlaufen, da das Lig. longitudinale anterius wenig Schmerzrezeptoren aufweist.
Pendelprolaps
Zeitweise auftretender BS-Vorfall nach endgradiger, ruckartiger Bewegung; im MRT nicht immer sichtbar, falls zum Diagnostikzeitpunkt die Belastung nicht vorliegt
Infrage kommt eine konservative oder operative Therapie. Bei Z.n. OP ist die Kenntnis über die OP-Methode (Nukleotomie: Diskektomie, Spondylodese, Chemonukleolyse etc.) wichtig. Ist Rotation erlaubt? Absprache mit dem Arzt.
4 Haben Sie Beschwerden beim Husten, Niesen, Pressen? Wenn nicht, besteht evtl. eine andere Ursache.
Fragen beim Befund
4 Status Bindegewebe (Kiblerfalte) 4 Gibt es sensible oder motorische Probleme? Dermatome (. Abb. 1, 2) und Kennmuskeln (. Tab. 1), Fußheber sowie einbeinigen Zehenspitzenstand testen 4 Muskeltonus erhöht oder erniedrigt 4 MFP 4 Ist die Narbe verklebt? 4 Lasègue-Zeichen positiv: Schmerzen von der Oberschenkelrückseite bis in die LWS bei der Dehnung des N. ischiadicus (Bein wird gestreckt, in Hüfte gebeugt) 4 Testen, ob Schmerzentlastung bei Traktion; wenn nicht, Kompression versuchen 4 ISG
4 Der wievielte BS-Vorfall ist dies? Wurden Sie schon einmal an der WS operiert? Wurden bei Ihnen Wirbelsegmente versteift (Spondylodese-OP)? → Erklärung für neue BS-Probleme 4 Bestehen andere WS-Erkrankungen (z.B. Morbus Bechterew [7 Kap. Morbus Bechterew], Morbus Scheuermann, Osteoporose)? 4 Wie weit strahlt Ihr Bandscheibenvorfall aus? → Je weiter die Symptomatik sich von der Wirbelsäule entfernt, umso stärker ist der Druck auf die Nervenwurzel. Die Rückläufigkeit einer Ausstrahlung ist immer ein Zeichen für eine Besserung. 4 Wie lange ist Ihr BS-Vorfall oder Ihre BS-OP her?
Untersuchungen
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_2, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
29 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 Dermatome C1-Th2. Gelb: C1, C2. Orange: C2. Rot: C3. Hellblau: C4. Grün: C5. Braun: C6. Grau: C7. Gelb-orange: C8. Rosa: Th1. Lila: Th2
. Abb. 3 Fango: Je nach Behandlungskonzept die Beine hochlagern oder nicht (auch in Bauchlage möglich: Fango liegt auf dem Rücken statt unter dem Rücken)
. Abb. 4 MT nach Mulligan: Extension oder Lateralflexion mithilfe eines Bademantelgürtels (wickelt man den Gürtel in ein Theraband, so rutscht es weniger); auch im Stand möglich
. Abb. 5 Therapie nach McKenzie: Im Akutfall stündlich 10 Wdh., je nach Art des Vorfalls Übungen auswählen – hier Vorfall nach dorsal
. Abb. 6 Extension im Stand
. Abb. 7 Extension mit Gurt, welcher um ein Brett gewickelt ist
. Abb. 8 Traktion in allen Formen
. Abb. 9 Bei HWS-BSV: Schlingentisch für zu Hause: abgeschlossene Tür, Kleiderbügel, Koffergurt
. Abb. 10 Elektrotherapie
. Abb. 11 Bei Fußheberschwäche als Hausaufgabe Dorsalextension gegen Widerstand
. Abb. 1 Dermatome L1-S5: Vorder- und Rückseite der unteren Extremitäten. Gelb: L1. Orange: L2. Rot: L3. Blau: L4. Grün: L5. Rosa: S1. Lila: S2. Hellblau: S3. Braun: S4. Weiß: S5. Das jeweilige Dermatom überlappt meist das Nachbardermatom um 5%
B
30
Bandscheibenvorfall (LWS)
Wichtig
B
Differenzialdiagnostik (evtl. Arztkonsultation erforderlich): 4 Schädigung von peripheren Nerven 4 Verdacht auf Tumor, z.B. in Kombination mit schneller Gewichtsabnahme (Red Flag!)
4 Enger Spinalkanal (s. Röntgenbild) bzw. Osteophyten im Spinalkanal 4 Reithosenphänomen 4 Beginnende Blasen- und Mastdarmschwäche (Cauda equina-Syndrom)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 3–Abb. 20) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Heiße Rolle auf das Segment, Fango (nach OP Rücksprache mit Arzt), Elektrotherapie, Traktion oder Kompression (Beachte: nicht bei Versteifung zweier Segmente)
Stabilisierung
Brunkow, bauchwärts mit Oberkörper auf Ball und Rückenspannung aufbauen, wie im VFST ein Bein und ein Arm abheben (der Ball dient der Unterstützung)
Herstellen der Funktionalität
Manuelle Therapie (ISG, LWS), hubfreie Mobilisation, PNF-Beckenpattern, Bewegungen im Wasser (Abnahme der Schwerkraft), Transfers üben, PNF-Mattenprogramm, Triggern von z.B. M. piriformis
Kräftigung der Rücken- und der Bauchmuskulatur
Gymnastikübungen, bei der die Wirbelsäule keinen extremen Belastungen ausgesetzt ist (Rücksprache mit dem Arzt hinsichtlich Beübung der Rotation)
Vermeidung eines erneuten Bandscheibenvorfalls
Haltungswahrnehmung und -schulung, MTT, Training der ADL
. Tab. 1 Schematische Darstellung von Kennmuskeln, Reflexen und Dermatomen Kennmuskel C1
Subokzipitale Muskulatur
C2
M. sternocleidomastoiedus
C3
M. trapezius, M. levator scapulae, Mm. rhomboidei und Diaphragma
Reflex
Dermatom
Hypästhesie im Schulterbereich
C4 C5
M. deltoideus, M. supraspinatus
BSR abgeschwächt
Hypästhesie oberhalb des M. deltoideus
C6
M. biceps brachii, M. extensor carpi radialis, M. brachioradialis
BSR und Ausfall des Radiusperiostreflexes
Den Radius entlang bis zum Daumen
C7
M. triceps brachii, M. flexor carpi radialis, M. opponens pollicis, M. pronator teres
TSR
Dermatom laterodorsal vom C6-Dermatom, zum 2.-4. Finger ziehend (insbes. 3. Finger)
C8
M. abductor digiti minimi, M. flexor carpi ulnaris, M. extensor pollicis longus, M. adductor pollicis, M. abductor pollicis
TSR
Über der Membrana interossea (dorsal) zum kleinen Finger
Th1
Mm. interossei palmares und dorsales, M. adductor digiti minimi
Th2-Th12
Mm. intercostales externi und interni
L1
M. psoas major
L2
Adduktoren
L3
M. quadriceps femoris
PSR fehlt oder ist abgeschwächt
Diagonal über den ventralen Oberschenkel bis zum Condylus medialis
L4
M. tibialis anterior, M. vastus medialis
PSR fehlt oder ist abgeschwächt
Patella und Innenseite des Unterschenkels
L5
M. extensor hallucis longus
Tibialis posterior-Reflex
Fußrücken und Großzehe
S1
M. triceps surae und Mm. peronei
ASR fehlt oder ist abgeschwächt
Ferse, Kleinzehe
S2
M. gluteus maximus, ischiokrurale Gruppe
Gesäß, mediodorsale Seite des Oberschenkels, Ferse
31 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 12 Aktivierung der autochthonen Rückenmuskulatur (Arme bewegen sich schnell auf und ab, der Rumpf soll sich möglichst nicht mitbewegen)
. Abb. 13 Hubfreie Mobilisation
. Abb. 14 Schnelle, kleine Bewegungen mit den Armen, wobei der Rumpf sich nicht mitdrehen soll. Als Hausaufgabe mit Theraband möglich
. Abb. 15 Rumpfkräftigung
. Abb. 16 Seilzugübungen, z.B. PNF-Diagonalen
. Abb. 17 PNF aus VFST
. Abb. 18 Klimmzüge: Wenn der Patient nicht kräftig genug ist, dann mit KlimmzugMaschine. Dadurch sind höhere Wiederholungen möglich (Stoffwechselanregung)
. Abb. 19 Rudergerät: Darauf achten, dass bei LWS-BSV der Sitz möglichst hoch eingestellt ist
. Abb. 20 Rotation erst nach völliger Beschwerdefreiheit und mit wenig Gewicht
! Cave Die Vielfalt der symptomauslösenden Faktoren erfordert eine besonders sorgfältige Differenzialdiagnostik (Möglichkeit der Verwechslung mit z.B. Piriformissyndrom oder ISG-Blockierung).
! Cave 4 Bei allen Übungen auf eine langsame und saubere Ausführung achten. 4 Stauchungsbelastungen vermeiden. 4 Bei der MTT die Geräte und Übungen so auswählen, dass ein Rundrücken vermieden wird.
4 Für viele Patienten ist es einfacher, aufrecht zu sitzen (z.B. Keilkissen, Sitzhöhe an den Geräten). 4 Den Oberkörper bei der Beinpresse eher flach einstellen, um einen Rundrücken zu vermeiden (Kissen in die LWS). 4 Jede Beschwerdezunahme während der Therapie sollte sehr ernst genommen werden. Sie kann folgende Gründe haben: – akute Überforderung, – Störung oder Verminderung der Heilung und – nicht erkannte pathogenetische Prozesse (Red Flags!).
B
32
B
Beckenfrakturen
Beckenfrakturen
Komplikationen
Was ist das?
4 Zustand nach Nervenläsionen und Verletzungen im harnableitenden System und Darm 4 Verkalkte Hämatome 4 Probleme bei Schwangerschaft und Geburt nach Beckenfrakturen junger Frauen/Mädchen
Knochenbrüche am Becken passieren oft durch Verkehrsunfälle, Sturz aus der Höhe (z.B. vom Gerüst oder von der Leiter) oder Sturz in der Ebene. Es gibt stabile, rotationsinstabile und rotations- sowie vertikal instabile Frakturen; die Einteilung erfolgt nach Lokalisation. Die instabilen Frakturen gehen manchmal mit Verletzungen von Gefäßen, Nerven und inneren Organen einher.
Formen 4 Beckenrandfrakturen: 5 Kreuzbeinbruch (Fractura ossis sacri) 5 Schambeinbruch (Fractura ossis pubis) 5 Sitzbeinbruch (Fractura ossis ischii) 5 Darmbeinschaufelbruch (Fractura ossis ilii, Fractura alae ossis ilii) (. Abb. 1) 4 Beckenabrissfrakturen: 5 Abrissfraktur der SIAS 5 Abrissfraktur der SIAI 5 Abrissfraktur des Tuber ischiadicum 4 Beckenringfrakturen: Durch Überfahren werden, Stürze oder Einklemmen, Verletzungen des harnableitenden Systems oder des Darms sind möglich (. Abb. 2). 5 Sprengung der Iliosakralfugen, hintere Beckenringfraktur 5 Symphysenruptur 5 Vordere Beckenringfraktur: Frakturen von Sitz- und Schambeinast 5 Malgaigne-Fraktur: Vordere und hintere Vertikalfraktur (. Abb. 3) 5 Schmetterlingsfraktur: Beidseitige vordere Ringfraktur, Symphysensprengung möglich (. Abb. 4) 4 Azetabulumfrakturen (Pfannendachfraktur, dorsaler Pfeiler, ventraler Pfeiler [. Abb. 5], Querfraktur)
Fragen beim Befund 4 Um welche Form von Beckenfraktur handelt es sich? 4 Wie wurde der Bruch versorgt (Art der Osteosynthese)? 4 Wie lange ist der Unfall her? Welches Belastungsregime wurde festgelegt? 4 Sind bei Ihnen innere Organe/Gefäße/Nerven verletzt worden?
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 6–Abb. 9) Ziel
Therapie
Stabilisierung
Brunkow
Dekubitus- und Pneumonieprophylaxe
Sanfte Umlagerung (nicht auf die betroffene Seite), Atemtherapie
Anbahnung Standbein ohne Belastung
In der Frühphase: PNF mit den Armen
Mobilität und Funktionalität der Beine, Standbeinaufbau
Später PNF mit den Beinen
Beweglichkeit verbessern
Bewegungsbad, Übungen gegen sanften Widerstand, z.B. Extension in der Hüfte mit Theraband
Hüftgelenkkapsel weiten (z.B. nach Azetabulumfraktur)
Traktion in der Hüfte
Schmerzlinderung
Lagerung in 30° Hüftabduktion und -flexion (mit Knierolle), Elektrotherapie, TCM, Heiße Rolle
Mobilität der LWS, exzentrische Toleranz des M. quadratus lumborum verbessern
PNF-Beckenpattern, Triggern des M. quadratus lumborum
Kraftaufbau
MTT, Aquajogging im tiefen Wasser, Schwimmen, Bewegungsbad (nur für versierte Schwimmer, da abrupter Bodenkontakt riskant ist)
Physiologisches Gangbild wiederherstellen
Gangschule, Gehen auf Laufband
Untersuchung 4 Bewegungsausmaß in Hüfte und Rumpf; Sitzen, Stehen, Gehen testen 4 MFP der Bauch- und Rückenmuskulatur, der Oberschenkel- und der Glutealmuskulatur 4 Mobilität in den ISG 4 Nerventests (N. femoralis, N. ischiadicus)
! Cave 4 Bei Beckenringfrakturen keine Scherkräfte unter Last und keine Stauchungen! 4 Bei Abrissfrakturen anfangs keine Beübung der dort ansetzenden Muskeln!
33 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Kreuzbeinfraktur (rot), Schambeinfraktur (gelb), Sitzbeinfraktur (braun), Darmbeinschaufelfraktur (ocker)
. Abb. 2 Abrissfraktur der SIAS (grün), Sprengung der IS-Fugen (dunkelblau), hintere Beckenringfraktur (hellgrün), Symphysenruptur (schwarz), vordere Beckenringfraktur (weiß)
. Abb. 4 Schmetterlingsfraktur (rot) und Querfraktur (gelb)
. Abb. 5 Dorsaler Pfeiler (gelb) und ventraler Pfeiler (blau)
. Abb. 3 Malgaigne-Fraktur
. Abb. 6 Zur Verbesserung der lokalen Ausdauer und Steigerung des Abduktionsausmaßes: Hohe Wiederholungszahlen aller Hüftbewegungen (Rehaphase)
. Abb. 7 Bewegungen im Wasser, bei denen gewährleistet ist, dass kein abrupter Bodenkontakt zustande kommt
. Abb. 8 PNF-Mattenprogramm
. Abb. 9 Symphysendekoaptation nach völliger Bruchheilung: Patient drückt ca. zehn Sekunden in die Abduktion – so stark er kann – gegen den Widerstand Therapeuten; sofort danach drückt er in die Adduktion (Abb.)
B
34
Bursitis
Bursitis Was ist das?
B
Bei einer Bursitis handelt es sich um die Entzündung eines Schleimbeutels (Bursa synovialis). Bursae befinden sich an Kontaktstellen zwischen Muskeln oder Sehnen und Knochen. In 7 Übersicht 1 sind die wichtigsten Bursae aufgezählt. . Übersicht 1 Bursae des menschlichen Körpers 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
Bursa bicipitoradialis Bursa intratendinea olecrani Bursa subcutanea olecrani Bursa subdeltoidea Bursa subtendinea m. subscapularis Bursa subtendinea m. infraspinati Bursa subtendinea m. tricipits brachii Bursa subacromialis Bursa subcoracoidea Bursa anserina Bursa iliopectinea Bursa infrapatellaris profunda Bursa ischiadica m. obturatorius interni Bursa m. semimembranosi Bursa subcutanea infrapatellaris Bursa subcutanea praepatellaris Bursa subfascialis praepetellaris Bursa subtendinea m. gastrocnemii lateralis Bursa subtendinea m. gastrocnemii medialis Bursa subtendinea m. semimembranosi Bursa subtendinea m. tibialis anerioris Bursa subtendinea praepatellaris Bursa suprapatellaris Bursa tendinis calcanei Bursa trochanterica m. glutaeii maximi Bursa trochanterica m. glutaeii medii
Bursae sind mit Synovialflüssigkeit gefüllt und schützen sowohl Muskeln als auch Knochen vor Druck und Reibung. Oft befinden sich Bursae in der Nähe von Ansatz oder Ursprung von Muskeln. Bursae bestehen wie Gelenkkapseln und Sehnenscheiden aus einem Stratum fibrosum und einem Stratum synoviale. Eine Bursitis kann entstehen durch 4 Verletzung, 4 Überlastung oder 4 Infektion. Besonders häufig gibt es Bursitiden am Ellenbogen und am Kniegelenk durch dort auftretende Dauerbelastungen. Aber auch andere Bursae können befallen sein. Im Vordergrund der Therapie stehen konservative Maßnahmen: 4 kühlende Salben oder Gele, 4 weitere Kälteanwendungen und 4 mechanischer Schutz vor erneuten Belastungen (Schaumstoffeinlagen, Ellenbogenschützer).
Es werden auch antiphlogistische Medikamente verabreicht (Tabletten oder Injektionen). In seltenen Fällen, u.a. bei einer eitrigen Bursitis, kann eine operative Therapie notwendig werden. Dabei wird der Schleimbeutel teilweise entfernt (Bursektomie).
Formen 4 Einteilung nach der Lokalisation 4 Infektiöse oder nicht infektiöse/eitrige oder nicht eitrige Bursitis 4 Verkalkte oder nicht verkalkte Bursitis (Bursitis calcarea) 4 Bursitis gonorrhoica und Bursitis syphilitica Entzündungen können jede der drei Bursatypen betreffen: 4 Bursa subtendinea, 4 Bursa subligamentosa und 4 Bursa subcutanea.
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Ruheschmerzen?
Untersuchung 4 Lokaler Druckschmerz (abhängig von der Lokalisation) 4 Einklemmungstests (z.B. Schertest an der Hüfte zur Provokation der B. iliopectinea) 4 Dekompression der Bursa verbessert die Problematik (Traktion an der Schulter vermindert sonst schmerzhafte Bewegung)
Komplikationen 4 Chronifizierung
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Eis, Elektrotherapie, TCM
Schmerzfreies Bewegen (nicht bewegungserweiternd, sondern unter 90°)
Schlingentisch, Rollen eines Pezziballs auf Behandlungsbank, Manuelle Therapie nach Mulligan
Räumliche Entlastung
Traktion, Schwungbehandlung nach Pölchen
Resorption von Verkalkungen
Extrakorporale Stoßwellenanwendung bei Bursitis calcarea
Kaudal- und Dorsalgleiten
Manuelle Therapie
! Cave Keine Übungen mit hohen Gewichten, keine Übungen über 90° Flexion!
35 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Kaudalgleiten mit dem Ziel der Entlastung der Bursa subacromialis
. Abb. 2 Querfriktion des M. supraspinatus bei chronischer Entzündung der B. subacromialis: Durch die Querfriktion wird ein unspezifischer Reiz gesetzt, der die Selbstheilung aktivieren kann
. Abb. 3 Traktion bei Entzündung der B. subacromialis
. Abb. 4 Eisbehandlung bei Entzündung der B. subacromialis
. Abb. 5 Eisbehandlung bei Entzündung der B. subcutanea praepatellaris
. Abb. 6 Elektrotherapie bei Entzündung der B. subacromialis
. Abb. 7 Triggern des M. iliopsoas bei Entzündung der B. iliopsoas
. Abb. 8 Manuelle Therapie nach Mulligan (B. subcutanea olecrani): Der Patient übt mit Wand und Hand eine Schubtechnik aus, während er den Ellenbogen beugt und streckt; dabei muss die sonst schmerzhafte Bewegung schmerzfrei sein
. Abb. 9 Training der Außenrotatoren zur Zentrierung des Humeruskopfs nach kompletter Ausheilung mit Theraband als Hausaufgabe
B
36
BWS-Syndrom
BWS-Syndrom Was ist das?
B
Schmerzen in der Brustwirbelsäule mit ungklärter Ursache.
Gemeint ist die Summe von Symptomen, deren Ursachen sehr vielfältig sein können.
4 Nahe gelegene Gelenke und benachbarte Wirbelsäulenabschnitte mittesten: HWS, LWS, Schulter 4 Diaphragma auf Kraft überprüfen 4 Stand der Schulterblätter analysieren 4 Haut- und Faszienverschieblichkeit 4 Rotation der BWS mit Einatmung: Hinweis auf muskulär bedingte Rippenfehlstellung/Luxation der Rippenwirbelgelenke
Formen Komplikationen 4 Eine Rippe ist luxiert. 4 Ein Wirbel ist lädiert (unfall- oder osteoporosebedingt). 4 Die Muskulatur ist verspannt, bzw. es sind aktive Triggerpunkte vorhanden. 4 Das Bindegewebe der BWS ist verklebt. 4 BWS-Syndrom im Rahmen von Wachstumsstörungen (bei Kindern und Jugendlichen) 4 Tumorbedingtes BWS-Syndrom 4 Beachte: Keine Mobilisation, keine Massage! 4 Analoge Beschwerden bei entzündlichen Erkrankungen, z.B. Morbus Bechterew, Spondylarthritis bei RA (7 Kap. Rheumatoide Arthritis)
Fragen beim Befund 4 Hatten Sie einen Bandscheibenvorfall? Bandscheibenvorfälle der HWS und LWS können durch Statikveränderungen auch Beschwerden in der BWS zur Folge haben. 4 Wo genau und wann haben Sie Schmerzen? 4 Haben Sie in letzter Zeit häufig eine ungewohnte Bewegung durchgeführt? 4 Haben Sie in letzter Zeit oft Stress? 4 Was machen Sie beruflich? Wird Ihre Wirbelsäule stark beansprucht? Haben Sie eine sitzende Tätigkeit? 4 Sind Sie in letzter Zeit gestürzt? Eine Fissur könnte übersehen worden sein! 4 Haben Sie Osteoporose?
Untersuchung 4 Rippe (1. Rippe beim Einatmen in der Klavikulagrube, ansonsten mit Rippentest/Palpation) 4 Wirbel (Beschreibung von Wirbelfehlstellungen: Extension, Rotation, Seitneigung) 4 Klopftest über den Dornfortsätzen, um lädierte Wirbel zu lokalisieren (DD: auch positiv bei Diszitis) 4 Muskeltonus 4 Aktive und passive Bewegungsüberprüfung (Störungen der physiologischen Schwingungen beachten) 4 Standardisierte Messungen wie Ott- und Schober-Zeichen
4 Tumorbedingter BWS-Schmerz 4 Fissur: Multiple Verschlimmerungen möglich 4 Deckblatteneinbruch (Impressionsfraktur) ! Cave 4 Beim Mobilisieren unbedingt Querschnitt verhindern (keine Mobilisation bei Spondylolyse)! 4 Keine Mobilisationen bei Z.n. Osteosynthese!
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Beseitigung der Ursache
z.B. 1. Rippe mobilisieren
Tonussenkung
Massage, Ultraschall, Triggern des M. pectoralis
Entlastung für den Arbeitsplatz
Testen von verschiedenen Stühlen, Pezziball, Extensionsübungen für die BWS, kombiniert mit Atemübungen, Kinesiotape für Schulter und Wirbelsäule
Schmerzlinderung
Heiße Rolle, Fango, Elektrotherapie
Verbesserung der neuromuskulären Koppelung an der BWS
PNF-Mattenprogramm, Kletterwand
Anleitung zur Selbstmobilisation
Drehdehnlagerung, Selbstmobilisation mit Tennisbällen in Strumpf
Kräftigung der Rückenmuskulatur
MTT
! Cave Bei Osteoporose und bei Z.n. Spondylodese keine Mobilisationstechniken der Wirbel oder der Rippen!
37 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 MT nach Mulligan: Schmerzhafte Bewegung suchen, Schubrichtung wie Facettengelenkrichtung, Bewegung (wenn sie durch den Schub nun schmerzfrei ist) mit 3-mal 10 Wdh. durchführen
. Abb. 2 Extensionsmobilisation
. Abb. 3 Mobilisation der BWS
. Abb. 4 Rippenmobilisation (mit Handkante auf zu mobilisierende Rippe, endgradig rotieren, Traktion, dann noch einen Tick weiter rotieren)
. Abb. 5 Funktionsmassage
. Abb. 6 Lösen von Verklebungen
. Abb. 7 Haltungsschulung
. Abb. 8 ASTE: WS in Flexion und Schultern in Innenrotation, AA. ESTE: WS in Extension und Schultern in Außenrotation, EA, nur Zehenspitzen drücken gegen die Wand
. Abb. 9 1. Rippe mit der Ausatmung intermittierend mobilisieren
B
38
Chronische Bronchitis
Chronische Bronchitis Was ist das?
C
Entzündung der Bronchialschleimhaut über einen längeren Zeitraum. Die WHO-Definition lautet: Die Bronchitis muss in drei Monaten pro Jahr und zwei Jahre hintereinander vorhanden sein und mit Husten und Auswurf einhergehen.
Formen
4 Bronchiektasen: Irreversible Erweiterung der Bronchien, in denen sich Sekret ansammelt, welches Nährboden für Infekte ist. 4 Cor pulmonale ! Cave Ist die chronische Bronchitis schon sehr weit fortgeschritten, kann die Gabe von Sauerstoff zum Atemstillstand führen. Bei lange andauernder Bronchitis kann anstelle des hohen pCO2 der niedrige pO2 zum Atemantrieb geworden sein.
4 Chronisch obstruktive Bronchitis: Zäher, wenig produk-
tiver Schleim wird schnell zum Nährboden für Infekte. Man spricht auch von einer COPD (chronisch obstruktive pulmonale Dysfunktion). Die COPD ist mit chronischer Atemnot, Atemgeräuschen, beschädigten Flimmerepithelien und überdehnten Lungenabschnitten verbunden. 4 Chronisch nicht-obstruktive Bronchitis: Reversibel, wenn die Ursache, z.B. Rauchen, beseitigt wird. Sie kann eitrig verlaufen. 4 Lungenemphysem: Es gibt den Pink Puffer- und den Blue Bloater-Typ.
Fragen beim Befund 4 Sind im Röntgenbild Anzeichen eines Lungenemphysems zu erkennen (Überblähung sowie Veränderung der Thoraxform)? 4 Rauchen Sie, oder haben Sie geraucht? Haben Sie mit giftigen Gasen gearbeitet? 4 Nehmen Sie Medikamente (Tabletten oder Spray)?
Untersuchung 4 Wer mit einem Stethoskop umgehen kann, sollte regelmäßig die Lunge abhören, um Verbesserungen bzw. Verschlechterungen zu bemerken. Bei der chronischen Bronchitis treten pfeifende, rasselnde und brummende Geräusche auf (evtl. Perkussion). 4 Mm. intercostales auf Schmerzhaftigkeit testen 4 Hautfalten anheben: Ventral und dorsal am Thorax, Hautbeschaffenheit testen 4 Thoraxmobilität testen: WS, Rippen, SC- und AC-Gelenk, 1.Rippe 4 Wie stehen die Schultern? Sind die Mm. pectorales verkürzt? 4 Bauchatmung oder Brustatmung: Diaphragma testen und C4 4 Umfangmessungen am Brustkorb, auch bei maximaler Ein- und Ausatmung 4 Nach Abheilen einen Röhrentest durchführen
Komplikationen 4 Eitrige Bronchitis und Pneumonie: Frische Luft und Atemübungen verbessern die Ventilation und verringern das Infektionsrisiko.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schleim lösen
Heiße Rolle, Inhalation, Infrarot, warme Getränke, Kartoffelwickel, Vibrax
O2-Versorgung der Atemmuskeln
Einreibungen, Hänge- und Packegriffe, Klopfungen, Atemmassage
Erleichterung der Atmung
Atemerleichternde Stellungen
Sekrettransport
Vibrationen, autogene Drainage, Drainagelagerung, Phonationsübungen, schonendes Abhusten (möglichst wenig intrathorakalen Druck aufbauen)
Schonung der entzündeten Bronchialschleimhaut
Hustenunterdrückende Techniken
Thoraxmobilität verbessern
Drehdehnlagerungen
Allgemeinen körperlichen Abbau verringern
An das Herz-Kreislauf-System angepasste Übungen, Konditionstraining, Kreislaufgymnastik
Verbessern der Abwehrkräfte zur Verhinderung erneuter Infekte
Güsse in den beschwerdefreien Monaten, Ausdauertraining, Sauna
! Tipp Wichtig sind eine gute Raumbelüftung bei angenehmer Temperatur und viel Bewegung an der frischen Luft.
! Cave 4 Bei Techniken der Manuellen Therapie für die Wirbelsäule und Rippen ist zu beachten, dass der Knochen evtl. frakturgefährdet ist (schlechte Versorgung). 4 Bei bettlägerigen Patienten immer Thromboseprophylaxe und Pneumonieprophylaxe durchführen!
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_3, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
39 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Unterwassermassage zur Entspannung der Interkostalräume (UWM bei Emphysempatienten kontraindiziert!); die Wassertemperatur sollte ungefähr 34 °C betragen
. Abb. 2 Drainagelagerung mit Phonationsübungen verbinden
. Abb. 3 Interkostalräume ausstreichen
. Abb. 4 Hexenstreichungen: Beide beginnen die Streichung auf dem Sternum – eine Hand bewegt sich dann zur Schulter, die andere kontralateralen Rippenbogen
. Abb. 5 Heiße Rolle
. Abb. 6 Brustkorbschnellen: Der Patient atmet gegen den kräftigen Druck des Therapeuten; nach mehrmaliger Einatmung lässt der Therapeut den Brustkorb bei maximaler Inspiration schnellen. Beachte: Bei COPD erhöhtes Risiko von Rippenfrakturen (Techniken mit Erhöhung des intrathorakalen Drucks sind nicht für Emphysem geeignet!)
. Abb. 7 Atemübungen fürs Krankenhaus und zu Haus: Tuch kontinuierlich wegpusten oder lange anhaltend in eine Faschingströte pusten
. Abb. 8 Atemübungen in Verbindung mit Thoraxöffnung, mit einem oder beiden Armen: PNF mit bilateral-symmetrischen Armdiagonalen
. Abb. 9 Sauna, evtl. mit Aufgüssen
C
40
C
Chronische Niereninsuffizienz
Chronische Niereninsuffizienz
Untersuchung
Was ist das?
4 4 4 4 4
Unter-/Fehlfunktion der Nieren. In den Nieren wird der Primärharn (ca. 170 l/Tag) aus dem Blut herausgepresst. Die
meiste Flüssigkeit wird in das Blut zurückgeleitet. Der Rest, (1,5 l Sekundärharn), angereichert mit Giftstoffen und Harnstoff, wird ausgeschieden. Kommt es zu einer Niereninsuffizienz (. Abb. 1), steigen die harnpflichtigen Substanzen im Körper an. Der Körper produziert weniger Harn als die vorgesehenen 1,5 l. Eiweißansammlungen im Harn führen zu Hypoproteinämie und Ödembildung (nephrotisches Syndrom). Durch die Niereninsuffizienz kann ihre Hormonproduktion beeinträchtigt sein. Wichtige Hormone, z.B. Erythropoietin (EPO, wichtig zur Bildung von Erythrozyten → renale Anämie mit Leistungsschwäche) fehlen dem Körper. Es kann zu Vitamin-D3-Mangel kommen, was zu Hypokalzämie, nachfolgender Parathormonausschüttung und renaler Osteopathie (Entkalkung) führt. Wichtige Komplikationen sind: 4 die Linksherzinsuffizienz (als Folge der Tachykardie bei Anämie und der Hypertonie durch Reninausschüttung) und 4 die Polyneuropathie. Diabetespatienten haben oft eine chronische Niereninsuffizienz, da der ständig überhöhte Blutzuckerspiegel die feinen Kapillargefäße der Nieren geschädigt hat. Die Patienten werden mittels Hämodialyse behandelt. Eine Alternative ist die Nierentransplantation. Die über lange Zeit und wöchentlich 3-mal durchgeführten Dialysen bergen auch Risiken. So kommt es bei langjähriger Dialysebehandlung zu einem erhöhten Risiko einer Hepatitis- und einer HIV-Infektion.
Formen 4 Mit/ohne Linksherzinsuffizienz 4 Diabetiker oder Nicht-Diabetiker: Gefahr des hypoglykämischen Schocks 4 Anwärter auf Nierentransplantation: Hygiene, Infektionsrisiko minimieren
Puls/Blutdruck BGM-Zone Belastbarkeit (Mund-Nase-Dreieck) Palpation der Niere(n) mit Testung der Beweglichkeit Renale Ödeme
Komplikationen 4 Linksherzinsuffizienz, KHK, arterieller Hypertonus 4 Erhöhtes Schlaganfallrisiko, Polyneuropathie (7 Kap. Polyneuropathie) 4 Renale Osteopathie, renale Anämie 4 HIV-Infizierte mit speziellen Dialyseplätzen 4 Hepatitis-Infizierte mit speziellen Dialyseplätzen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 10) Ziel
Therapie
Prophylaxen
Thromboseprophylaxe, Pneumonieprophylaxe, Dekubitusprophylaxe, wenn der Patient viel liegt
Stabilisierung des Kreislaufs
Kreislaufgymnastik, je nach Zustand des Patienten (s. Hk) in RL, SL oder im Stand
Weitere Organsysteme schützen
Sanftes Ausdauertraining, um Schlaganfall und Herzinfarkt zu vermeiden
Durchblutung und Wohlbefinden des gesamten Körpers fördern mithilfe kutiviszeraler Reflexbögen
BGM (die angrenzenden Zonen behandeln, die Nierenzone auslassen), Güsse bis hin zum Vollguss (nicht zu kalt wegen Hypertonus)
Osteoporoseprophylaxe
Vitamin-D3-Gabe, Wandern, Radfahren, Osteoporosegruppe, SRT
Fragen beim Befund 4 Welche Medikamente nehmen Sie? 4 Welcher Hämatokritwert (Hk) wird mit EPO eingestellt? 4 Ist Ihr Blutdruck optimal eingestellt? 4 Beachte: Bei zu hohem Blutdruck sind Anstrengungen und starke Kaltreize kontraindiziert! 4 Sind Sie müde und abgeschlagen? → EPO-Mangel führt zu renaler Anämie mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung und Tachykardie.
! Cave 4 4 4 4
Wie viel darf der Patient trinken? Keine mechanische Reizung im Shunt-Areal! Infektionsgefahr beachten (HIV, Hepatitis)! Leistungsfähigkeit des Patienten beachten: Therapiezeit nicht am Dialysetag oder unmittelbar vor der nächsten Dialyse.
41 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Auswirkungen bei Niereninsuffizienz: renaler Hypertonus, Azidose, renale Ödeme, renale Anämie und zusätzlich renale Osteopathie sowie zusätzlich Polyneuropathie; renale Anämie mit Tachykardie plus renaler Hypertonus führen zur Linksherzinsuffizienz
. Abb. 2 Anregung der Wadenpumpe mittels Dorsalextension/Plantarflexion
. Abb. 3 Kreislaufgymnastik: Knie abwechselnd anwinkeln
. Abb. 4 Kreislaufgymnastik
. Abb. 5 Kreislaufgymnastik
. Abb. 6 Kreislaufgymnastik
. Abb. 7 Stochastische Resonanz-Therapie zur Osteoporoseprophylaxe
. Abb. 8 Sanftes Ausdauertraining wie Nordic Walking zur Osteoporoseprophylaxe
. Abb. 9 Bindegewebsmassage
. Abb. 10 Kreislaufgymnastik: schnelles Schließen und Öffnen der Hände
C
42
D
Diabetes mellitus
Diabetes mellitus
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Treiben Sie Sport? → Bei Diabetikern ist der Verbrauch von Glukose durch körperliche Arbeit eine wichtige Voraussetzung, um die Dosierung der Medikamente zu senken. Die muskuläre Arbeit wirkt auch der Progression der Mikroangiopathie entgegen. 4 Nehmen Sie Medikamente? 5 Acerbose (alpha-Glukosidase-Hemmer, senkt Glukoseaufnahme aus Darm), 5 Glibenclamid (Sulfonylharnstoff, stimuliert Insulinsekretion), 5 Metformin (Biguanid, Verminderung Glukoseresorption und Appetitzügler). 4 Wann essen Sie, und wann spritzen Sie wie viel Insulin? → Wichtig für Terminplanung 4 Hat sich Ihr Schmerzzustand in der letzten Zeit geändert? → Katecholamine, die bei Schmerzen vermehrt ausgeschüttet werden, erhöhen den Blutzucker. 4 Hat sich Ihre Beweglichkeit verbessert, z.B. nach einer OP? → Starker Glukoseverbrauch 4 Hat sich Ihre früher bestehende Polyurie normalisiert?
Beim Diabetes mellitus handelt es sich um das Unvermögen, ausreichend Insulin (einziges Hormon zur Senkung des Blutzuckerspiegels) herzustellen, bzw. um eine verminderte Ansprechbarkeit der Insulinrezeptoren. Insulin wird im Pankreas produziert. Ist die Funktion der Insulin produzierenden B-Zellen (oder Beta-Zellen) der Langerhans-Inseln gestört, sind starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels mit der Tendenz deutlicher Anstiege die Folge. Steigt der Blutzuckerspiegel extrem an, besteht die Gefahr eines hyperglykämischen Schocks (Überzuckerung). Umgekehrt besteht bei übermäßiger Insulingabe die Gefahr des hypoglykämischen Schocks (Unterzuckerung). Der insulinpflichtige Diabetiker sollte immer Traubenzucker verfügbar haben, dies gilt auch für die PT-Praxis mit Diabetespatienten. Häufigste Ursache des Diabetes mellitus ist jedoch die überhohe Kohlenhydratzufuhr, die zu einer Überlastung der Fähigkeit des Körpers führt, den Glukosestoffwechsel in einer harmonischen Balance zu halten (»Abnutzung« der Rezeptoren, allmähliche Überforderung des Pankreas etc.). Der hohe Zuckergehalt im Blut führt langfristig zu Veränderungen an den Gefäßwänden der Kapillaren (Mikroangiopathie). Makroangiopathien verursachen massive Durchblutungsstörungen (7 Kap. AVK), mit Schäden z.B. an der Niere (diabetische Nephropathie), im Gehirn (erhöhtes Schlaganfallrisiko), am Herzen (KHK), im PNS (Polyneuropathie), im Auge (diabetische Retinopathie), im Immunsystem. Vier wichtige Säulen der Therapie sind: 4 Ernährung, 4 Sport, 4 Medikamente (orale Antidiabetika) und 4 Injektion von Insulin.
Formen 4 Diabetes mellitus Typ1 (juveniler Diabetes): Primär insulinpflichtig (IDDM), meist Autoimmunkrankheit, auch
nach Zerstörung des Pankreas. 5 IRC (»insulin requiring for control«): Insulin muss gespritzt werden, 5 IRS (»insulin requiring for survival«): Das Spritzen von Insulin ist überlebensnotwendig. 4 Diabetes mellitus Typ 2 (Altersdiabetes, zunehmend auch bei jungen Patienten): Nicht primär insulinpflichtig (NIDDM), die Langerhans-Inseln bzw. die Insulinrezeptoren v.a. der Leber und der Skelettmuskulatur sind mit der Zeit ineffektiver geworden. 5 NIR (»non-insulin requiring«): Behandlung ist mit bewusster Ernährung und oralen Antidiabetika möglich. 4 IGT (»impaired glucose tolerance«): Gestörte Glukosetoleranz; Störungen nur bei extremen Belastungen; eine Form des potenziellen Diabetes mellitus, manchmal auch in der Schwangerschaft.
Untersuchung 4 Blutzuckermessung (Selbstkontrolle): Tagesprofil; für PT ist immer aktueller BZ wichtig! 4 BGM-Zone 4 Zehen- und Fingernägel: Diabetiker sind anfällig für Mykosen.
Komplikationen 4 Hyper- oder hypoglykämischer Schock 4 Polyneuropathie: Missempfindung an den Extremitäten bis zu Paresen 4 Wundheilungsstörungen 4 KHK/Herzinfarkt, Ulcus cruris, AVK 4 Erblindung 4 Schlaganfall 4 Bluthochdruck
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Verbrauch von Kohlehydraten und Lipiden Umwandlung von LDL in HDL (von Eiweiß umwickelte Fette, die gut transportiert und somit nicht abgelagert werden)
Ausdauertraining, Walking, Schwimmen, Wassergymnastik, Radfahren, Laufband
Verbesserung der Durchblutung in den Extremitäten
Ansteigende Fußbäder, Wassertreten, Güsse
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_4, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
43 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Ausdauersport, im Sitz auch für Patienten mit fortgeschrittenen Polyneuropathiefolgen
. Abb. 2 Ausdauersport, hier mit einfachen Mitteln für jeden zu Hause durchführbar
. Abb. 3 Ausdauersport; auch für relativ immobile Patienten zu Hause mittels Stabgymnastik möglich
. Abb. 4 Güsse, z.B. Knieguss in der typischen Reihenfolge
. Abb. 5 Wassertreten; dient v.a. zum Gefäßtraining und kann auch eine Polyneuropathie lindern
. Abb. 6 Laufband: Ausdauersport trägt zur Senkung des Blutzuckerspiegels bei
. Abb. 7 Rudern als sitzende Ausdauersportart auch für Patienten mit Gehstörungen
. Abb. 8 Radfahren
. Abb. 9 BGM im Bereich der Head-Zone für das Pankreas
Wichtig Durch kontinuierliche Gewichtsreduktion und regelmäßige Bewegungstherapie kann der Diabetes mellitus, auch bei stark übergewichtigen Menschen, sogar ausheilen.
! Cave 4 Die vielfältigen Diätprogramme sollten möglichst individuell beraten und eingesetzt werden. 4 Die aktuelle Situation des Patienten muss berücksichtigt werden (z.B. Schmerzrückgang nach erfolgter OP, Bewegungsfähigkeit nach langer inaktiver Phase, evtl. Gefahr des hypoglykämischen Schocks bei Medikamentenumstellung).
D
44
Epicondylitis bzw. Epicondylopathie
Epicondylitis bzw. Epicondylopathie Was ist das? Schmerzen im Epicondylus lateralis (Tennisellenbogen) oder im Epicondylus medialis (Golferellenbogen).
Formen 4 Epicondylitis medialis: Schmerzen bei Pronation und
E
Dorsalextension gegen Widerstand; besonders starker Schmerz bei Widerstand gegen den Mittelfinger 4 Epicondylitis lateralis: Schmerzen bei Supination und Plantarflexion gegen Widerstand 4 Akute Epicondylitis: Entlastung und Schmerzlinderung, Verbesserung von Kraftausdauer und Koordination 4 Chronische Epicondylitis: Durch ständige Überlastung kann die akute Epicondylitis nicht ausheilen → Chronifizierung
Fragen beim Befund 4 Haben Sie in letzter Zeit eine ungewohnte Bewegung häufig ausgeführt? 4 Haben Sie viel getragen? 4 Welche Hobbies üben Sie aus? 4 Nehmen Sie Medikamente wie Antiphlogistika (Entzündungshemmer) oder Analgetika (Schmerzmittel)? 4 Arbeiten Sie beruflich viel mit den Händen und Armen?
Untersuchung 4 Mögliche Ursachen: Vaskuläres Versorgungs- oder Entsorgungsproblem, HWS, Triggeraktivität in den Muskeln 4 Tonusüberprüfung von M. pectoralis minor, Mm. scaleni mit Pectoralis-Test 4 Triggerpunkte testen: 5 Schmerzen im lateralen Epikondylus können ausgelöst werden durch Triggerpunkte in – M. supinator, – M. brachioradialis, – M. extensor carpi radialis longus, – M. triceps brachii, – M. supraspinatus, – Mm. extensores digitorum 4+5 und – M. anconeus. 5 Schmerzen im medialen Epikondylus können ausgelöst werden durch Triggerpunkte in – M. triceps brachii, – M. pectoralis major, – M. pectoralis minor, – M. serratus anterior und – M. serratus posterior superior.
4 4 4 4
1. Rippe testen HWS untersuchen Sotto-Hall-Test (Adson-Wright-Test, Barral 2005) Schulterhochstand, Protraktion: Schlechte Versorgung des Arms 4 Handfehlstellungen überprüfen: 5 Muskeln mit Ursprung am Epicondylus lateralis und Ansatz an den Handwurzelknochen sind: – M. extensor carpi radialis longus (Basis Os metacarpale 2), – M. extensor carpi radialis brevis (Basis Os metacarpale 3), – M. extensor carpi ulnaris (Basis Os metacarpale 5) und – M. brachioradialis (Proc. styloideus). 5 Muskeln mit Ursprung am Epicondylus medialis und Ansatz an den Handwurzelknochen sind: – M. flexor carpi ulnaris (Os pisiforme, über Bänder zum Os hamatum und zur Basis von Os metacarpale 5) und – M. flexor carpi radialis (Basis Os metacarpale 2+3).
Komplikationen 4 Radikulopathie (Nervenwurzelentzündung) an C7/C8 4 Tendovaginitis stenosans (Sehnen- und Sehnenscheidenveränderungen, 7 Kap. Sehnenscheidenentzündung)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Heiße Rolle, Fango, Massage, ständig Fango an HWS bei Behandlung in RL
Entlastung
Tapeverband
Entzündung setzen und somit Durchblutung fördern
Triggerstäbchen, Saugglocke, lokale wechselwarme Güsse, Ultraschall
Herstellen eines normalen Bewegungsausmaßes
Hold-Relax, PIR, MT: Ellenbogen, Schulter, Handgelenk (Pro- und Supination nicht vergessen)
Ökonomisieren der Muskelketten
PNF (mit Ellenbogenflexion), PNF-Schulterpattern (wenn die Schulter in Schonhaltung steht), E-Technik (Kriechen)
Muskelkräftigung
MTT, PNF
! Cave Überlastungen vermeiden, da die Schmerzen chronisch werden können!
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_5, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
45 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Elektrogerät: Alternierend arbeitende Saugnäpfe einstellen, Iontophorese mit Antiphlogistikum denkbar
. Abb. 2 Triggern des M. supinator
. Abb. 3 Triggern des M. pectoralis minor: Zur Optimierung der vasonervalen Versorgung des Ellenbogens (Entlastung von Plexus und Gefäßen)
. Abb. 4 Triggern der Mm. scaleni zur besseren Versorgung des Ellenbogens. Zur Palpation Kopf zur Gegenseite anheben lassen
. Abb. 5 Manuelle Therapie, z.B. 1. Rippe
. Abb. 6 MT nach Mulligan an Tür oder Zimmerecke, als Hausaufgabe 3-mal 10 Wdh., dabei den Schub in die schmerzfreie Richtung aufrechthalten
. Abb. 7 PNF zur Ökonomisierung der Bewegung; der Schwerpunkt sollte auf dem exzentrischen Training liegen
. Abb. 8 Hausaufgabe: Pro- und Supination werden im Wechsel durchgeführt. Betroffene Seite wird von nicht betroffener Seite unterstützt
. Abb. 9 MTT: Hier auf Körperhaltung und Skapuladepression achten
E
46
Fazialisparese/Faziale Parese
Fazialisparese/Faziale Parese Was ist das?
F
Lähmung des N. facialis (VII. Hirnnerv). Die Ursachen sind vielseitg und nicht immer bekannt. Am häufigsten ist die sog. idiopathische Fazialisparese. Mögliche konkrete Auslöser sind: 4 Nervenanschwellung im Fazialiskanal, 4 Infektionen wie Meningitis, Windpocken, Otitis media (Mittelohrentzündung), Zoster oticus (Herpesinfektion im Ohrbereich), 4 Tuberkulose, 4 Tumoren (Akustikusneuronom, Cholesteatom [Tumor im Mittelohrbereich] oder Tumoren der Ohrspeicheldrüse), 4 Traumata oder 4 Autoaggressionskrankheiten.
Eine zentrale Fazialisparese kann bei Schlaganfall (ischämisch-thrombotisch oder hämorrhagisch, 7 Kap. Apoplektscher Insult), Multipler Sklerose, Enzephalitis oder Hirntumor auftreten. Symptome auf der betroffenen Gesichtshälfte sind: 4 Schwäche oder Ausfall der mimischen Muskulatur, 4 hängender Mundwinkel, 4 inkompletter Mundschluss, 4 Stirnrunzeln auf der betroffenen Seite nicht möglich, 4 kein vollständiger Lidschluss (Lagophthalmus), 4 Aufwärtsbewegung des Augapfels beim Versuch, die Augen zu schließen (Bell-Phänomen) und 4 herabhängende Wange. Je zentraler die Läsion liegt, desto häufiger treten Geschmacksstörungen im Zungenbereich, verminderte Speichelsekretion, Hyperakusis (erhöhte Geräuschempfindlichkeit [. Abb. 1]) und verminderte Tränensekretion auf. Um die Austrocknung des Auges zu vermeiden, sollte der Patient nachts einen Verband tragen. In der Therapie sind neben den konservativen Verfahren wie Applikation von Glukokortikoiden, Physiotherapie und Logopädie operative Verfahren indiziert. Die Fazialisparese heilt in 70% der Fälle vollständig aus.
Formen 4 Gesichtslähmung vom peripheren Typ: Periphere Fazialisparese 4 Gesichtslähmung vom zentralen Typ: Zentrale faziale Parese nach Schlaganfall, MS, Hirntumor oder Enzephalitis; der Lidschlussreflex ist noch vorhanden, und die Stirn kann noch gerunzelt werden. 4 Schlaffe Parese 4 Spastische Parese 4 Ein- oder beidseitige Lähmung, z.B. durch Borreliose 4 Graduelle Einteilung in leichte, mäßige, mäßig starke und starke Parese sowie als stärkste Form die Paralyse
4 Konservativ oder operativ versorgte Patienten: Beispiele für operative Methoden sind die Ausräumung von Hämatomen, Tumoroperationen und die OP des Os sphenoidale (Felsenbein).
Fragen beim Befund 4 Wodurch haben Sie Ihre Fazialisparese? Haben Sie einen Schlaganfall erlitten? 4 Sind ähnliche Symptome schon früher aufgetreten? 4 Haben Sie eine Schädelverletzung erlitten? 4 Läuft Ihnen beim Trinken Flüssigkeit aus dem Mund? 4 Tränt Ihr Auge auffallend viel? 4 Müssen Sie Ihr Auge nachts feucht halten (Uhrglasverband)?
Untersuchung 4 Schließen und Öffnen beider Augen 4 Mund rund stellen, Mund breit ziehen und Mundschluss testen 4 Stirn runzeln 4 Beweglichkeit der HWS 4 Zungenbeweglichkeit testen
Komplikationen 4 4 4 4
Reinnervation nicht geglückt Tinnitus, Hörverlust, Nystagmus Platysmaparese Ulcus corneae, evtl. als Ulcus serpens (das »kriechende« Geschwür, mit sichtbarer Eiteransammlung in der vorderen Augenkammer)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Reinnervation
Kieferpattern (PNF), Mimikschulung (auch als Hausaufgabe) für Stirn-, Mund- und Lidmuskulatur
Zungenkoordination
Mit Gummibärchen arbeiten (wenn Geschmack und Speichelsekretion betroffen sind)
ADL
Trinken, Backen aufpusten, Mimikschulung
! Cave 4 Das Einbringen des Spiegels kann große Vorteile haben (Eigenkorrektur und Beobachtung von Fortschritten), aber auch Nachteile (Patient empfindet es u.U. als unangenehm). 4 Ist der Stapediusreflex ausgefallen, laute Geräusche vermeiden!
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_6, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
47 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Stapediusreflex: Schützt das Innenohr vor lautem Schall
. Abb. 2 Gesichtsmassage, vor allem der nicht betroffenen Seite, um einem zu hohen Tonus der Muskulatur vorzubeugen
. Abb. 3 Schnute ziehen
. Abb. 4 Gesichtsgymnastik vor dem Spiegel (Stirn runzeln)
. Abb. 5 Stift mit der Oberlippe festhalten
. Abb. 6 Flaschendeckel am Auge einklemmen
. Abb. 7 Eisbehandlung mit gefrorenen Wattestäbchen
. Abb. 8 ADL: Strohhalmtrinken, trinken aus der Flasche
. Abb. 9 Manuelle Therapie der HWS, wenn kompensationsbedingt Bewegungseinschränkungen durch die Lähmung vorliegen
F
48
Femoralisläsion
Femoralisläsion
Untersuchung
Was ist das?
4 MFP der betroffenen Muskeln 4 Sensorische Funktion überprüfen: Hypersensibilität, Hyposensibilität. Kann der Patient überhaupt etwas wahrnehmen, kann er einen spitzen von einen stumpfen Gegenstand unterscheiden (epikritischer Anteil der Oberflächensensibilität)? 4 Patellasehnenreflex 4 Wirbelsäule überprüfen 4 Atrophie des M. quadriceps 4 Ganganalyse
Verletzung des N. femoralis wegen Kompression oder im
F
schlimmsten Fall wegen Durchtrennung, verursacht durch ein Trauma oder infolge einer Bauch- (Leistenbruch-, Blinddarm-, Uterus-OP) oder Hüftoperation. Für gute Heilungschancen bei durchtrenntem Nerven ist eine operative Versorgung mittels Naht unerlässlich. Bei intakter Nervenscheide ist die Regeneration eines durchtrennten Axons prinzipiell möglich. Die wichtigsten Symptome sind eine inkomplette oder komplette Einschränkung der aktiven Kniestreckung, d.h. Einknicken des Beins beim Auftreten und abgeschwächte Beugekraft im Hüftgelenk. Der Patellasehnenreflex ist gestört, und der Patient kann sich nur schwer aus dem Liegen aufrichten. Parallel treten erhebliche sensible Störungen in Arealen des Oberschenkels auf. Der M. quadriceps ist nicht oder nur partiell innerviert, so dass es zum Genu recurvatum (7 Kap. Genu recurvatum) kommt. Mit dem M. quadriceps femoris werden folgende Muskeln vom N. femoralis (. Abb. 1) innerviert: 4 Mm. psoas major und minor (Flexion der Hüfte, Lateralflexion und Extension der LWS, AR der Hüfte), 4 M. iliacus (Flexion der Hüfte, AR der Hüfte), 4 M. sartorius (Flexion und IR des Knies, Flexion und AR der Hüfte) und 4 M. pectineus (Flexion und Add sowie schwache IR in der Hüfte).
Komplikationen 4 Keine Reinnervation mehr möglich 4 Irreversible Störung des Gangbilds mit Entwicklung von Gon- und Koxarthrose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung im Dermatom
Fango (mit zeitlichem Abstand zu einer OP), Elektrotherapie
Reinnervation
E-Technik, Trophikverbesserung mittels aktiver Übungen oder Massage, SRT, Güsse
Schulung der Motorik
PNF, Gangschule, Wassergymnastik (kein Sturzrisiko und Sensibilitätsschulung), Kletterwand
trächtlicher Einschränkung beim Gehen und Treppensteigen.
Sensibilitätsschulung
Wassergymnastik, Güsse (warm und kalt)
4 Lähmung nach Abgang der Äste nach dem M. iliopsoas:
Thromboseprophylaxe
Bewegungstherapie
ADL
Treppentraining, PNF-Mattenprogramm, Schuhe anziehen
Formen 4 Obere Lähmung: Betroffen ist der M. iliopsoas mit be-
Lähmung des M. quadriceps femoris mit Ausfall des Patellasehnenreflexes; mühsames Gehen ist noch möglich. 4 Irritation des sensiblen Asts (N. saphenus): Nach OP des Meniscus medialis, nach Stripping der V. saphena magna.
Fragen beim Befund 4 Wie lange liegt der Unfall oder die Operation zurück? 4 Haben Sie Schmerzen in der Lendenwirbelsäule? → Bei einseitiger Verkürzung des M. iliopsoas entsteht eine Rotationsfehlstellung in der LWS. Mögliche Verwechslung mit Wurzelkompressionssyndrom L3 und L4. 4 Wie war der bisherige Heilungsverlauf? Zeigten sich langsame oder schnelle Veränderungen, oder gab es gar keine Veränderung der Symptome bzw. sogar eine Verstärkung? → Prognose der Heilung 4 Welche Hilfsmittel setzen Sie ein? 4 Haben Sie Knie- und/oder Rückenschmerzen? 4 Wie nehmen Sie Schmerzen und Temperatur wahr? → Protopathische Sensibilität
! Tipp Wenn der Patient beim Gehen ein Genu recurvatum zeigt, sollte eine Schiene getragen werden.
49 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Durch den N. femoralis versorgte Hautareale. Motorisch werden versorgt: M. quadriceps femoris, M. psoas major, M. psoas minor, M. sartorius, M. pectineus, M.iliacus
. Abb. 2 Stochastische Resonanz-Therapie unterstützt die Reinnervation; trotz therapiefördernder Vibration sichere Übung durch seitliche Haltegriffe gewährleistet
. Abb. 3 Schlingentisch: Übungen unter Abnahme der Schwere (dafür viele Wiederholungen)
. Abb. 4 Flexion von Hüfte und Knie aus SL, da weniger Kraftaufwand als gegen die Schwerkraft erforderlich
. Abb. 5 Knieextension mit Rolle unter dem Knie, wichtige Hausaufgabe, schon an den ersten Tagen nach der Läsion möglich (wenn Kraft noch nicht ausreicht als Mentaltraining)
. Abb. 6 Standübungen mit zwei Bänken: PNF-Beckenpattern, ein Bein steht auf Hocker
. Abb. 7 Muskelmantelschulung
. Abb. 8 Vorteil der Kletterwand: Geringe Sturzgefahr, da Halt durch Hände
. Abb. 9 PNF mit Knieextension
F
50
F
Fibromyalgie
Fibromyalgie
Untersuchung
Was ist das?
4 Untersuchung der Palpationspunkte 4 Beurteilung von Herz-Kreislauf-Funktionen, auch unter Belastung 4 Testung des vegetativen Nervensystems, Dermographismus 4 Validierte Tests zur Beurteilung von Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis 4 Testung von Ausdauerleistungen: Verminderte Ausdauer ist häufig.
Chronisches nicht-entzündliches Schmerzsyndrom, das den ganzen Körper betreffen kann. Die Erkrankung ist mit multiplen Bewegungseinschränkungen verbunden. Die Erkrankung wird dem rheumatischen Formenkreis zugeordnet, ist aber nicht mit dem Begriff »Weichteilrheumatismus« gleichzusetzen. Mit den chronischen Schmerzen in Muskeln, Sehnen, Gelenken oder Knochen gehen Müdigkeit, allgemeine Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen sowie Ängstlichkeit bis hin zu Depressionen einher. Über erhöhte Geräusch-, Licht- und Kälteempfindlichkeit wird in der Literatur berichtet. Begleitend sind auch multiple vegetative Beschwerden wie Schluckbeschwerden, Atembeschwerden, Kopfschmerzen und funktionelle Herzrhythmusstörungen. Zur Diagnose werden sog. »Tender points« (Palpationspunkte, . Abb. 1) zuhilfe genommen. Besteht bei mindestens 11 von 18 festgelegten »tender points« (gelenknah an den Sehnen-Muskel-Ansätzen), eine erhöhte Druckschmerzhaftigkeit, wird die Diagnose gestellt. Die Zahl der positiven »tender points« korreliert mit dem Ausmaß des körperlichen und psychosozialen Disstress. Diagnosekriterien sind das Auftreten von Schmerzen im Verlauf von Sehnen und Sehnenansätzen in mindestens drei Regionen über mindestens drei Monate und die begleitenden vegetativen und funktionellen Symptome. Die Krankheit kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und führt nicht selten zur Berufsunfähigkeit. Die sozialmedizinische Beurteilung als auch die Therapie gestalten sich aufgrund der oft unklaren und unübersichtlichen Befundlage schwierig. Neun Zehntel der Erkrankten sind Frauen.
Komplikationen 4 Burnout-Syndrom 4 Depressionen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Steigerung der Belastbarkeit
Sanftes Ausdauertraining (Bewegungsrezeptoren hemmen die Schmerzrezeptoren), Wassergymnastik
Schmerzlinderung
Sanfte Massage (viele Streichungen), E-Technik, Infrarotbestrahlung, Fango
Beeinflussung der vegetativen Zonen
Heiße Rolle auf Wirbelsäule
Entspannung
UWM, Yoga, Progressive Muskelrelaxation nach Jakobson, Aromatherapie, Fußreflexzonentherapie, Kraniosakrale Therapie
Harmonisierung des Stoffwechsels
Manuelle Lymphdrainage, SRT
Formen und assoziierte Syndrome 4 Assoziierte Syndrome bzw. Differenzialdiagnosen: Fatigue-
syndrom, Reizdarmsyndrom, chronische Kopfschmerzen multipler Genese, kraniomandibuläre Dysfunktionen, prämenstruelle Beschwerden. 4 In neueren Studien wird von der ehemaligen Unterteilung in primäres und sekundäres Fibromyalgiesyndrom (primäre Krankheit oder Begleitkrankheit bzw. Komorbidität) abgeraten.
Fragen beim Befund 4 Wann und wo haben Sie Schmerzen? 4 Wodurch lassen sich Ihre Schmerzen lindern? → Wärme, Kälte? 4 Nehmen Sie Medikamente? 4 Was hat Ihnen in der Vergangenheit geholfen? Wann fühlen Sie sich am wohlsten? 4 Treiben Sie regelmäßig Sport?
Wichtig Richtwert für die therapeutische Intensität ist die Schmerzgrenze des Patienten.
51 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 Wassergymnastik, in nicht zu kaltem Wasser
. Abb. 1 Typische Schmerzpunkte bei Fibromyalgie, wobei mindestens 11 von 18 Punkten schmerzhaft sein müssen
. Abb. 3 Sanfte Massage, vor allem mit Streichungen (wenn der Patient es verträgt, dann auch sanft triggern)
. Abb. 4 Tape, z.B. Space auf die Schmerzpunkte kleben
. Abb. 5 Ausdauertraining zeigt bei Patienten mit Fibromyalgie sehr gute Ergebnisse in klinische Studien
. Abb. 6 Elektrotherapie
. Abb. 7 Fango, wenn der Patient gut gewärmt ist
. Abb. 8 Positional Release: Ein Schmerzpunkt wird gedrückt, anschließend ein nahe gelegenes Gelenk in angenehme Position bringen und Druck über mindestens 90 Sekunden aufrechterhalten, zuletzt Gelenk passiv durch Therapeuten in Ausgangsstellung bewegen
. Abb. 9 Lymphdrainage als wichtigster Bestandteil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie
F
52
Frozen Shoulder
Frozen Shoulder Was ist das? Adhäsive Entzündung der Schultergelenkkapsel, die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergeht (. Abb. 1). Als Synonyme gelten
4 4 4 4 4
schmerzhafte Schultersteife, Duplay-Syndrom, Immobilisationsarthritis, fibröse Schultersteife oder Periarthropathia humeroscapularis ankylosans.
Besonders häufig sind Patienten im Alter von 40 bis 60 Jahren betroffen. Meist ist die nicht dominante Schulter befallen.
Stadien
F
Phase
Dauer
Symptomatik
Therapie
Phase 1
Ca. 4 Monate
Starke Schmerzen, besonders nachts, Bewegungsschmerz
Beweglichkeitserhalt, Schmerztherapie
Ca. 4 Monate
Keine weitere Schmerzzunahme (evtl. lässt der Schmerz nach), zunehmende Bewegungseinschränkung
Hauptziel der Behandlung ist die vegetative Dämpfung
Ca. 4 Monate
Der Schmerzrückgang ist ein Hinweis, dass sich zeitverzögert die Beweglichkeit wieder verbessert
Hauptziel ist die Beweglichkeitsverbesserung; bis zur vollen Beweglichkeit können Jahre vergehen
Freezing Shoulder
Phase 2 Frozen Shoulder
Phase 3 Thawing Shoulder
Fragen beim Befund 4 Hatten Sie ein Trauma? 4 Wachen Sie nachts häufig durch Schmerzen auf? → Bei Frozen Shoulder erreicht der Schmerz nachts seinen Höhepunkt. 4 Nehmen Sie Medikamente wie Schmerzmittel, Kortison, Psychopharmarka (Frozen Shoulder gehäuft nach Einnahme von Psychopharmaka)? 4 Wurde Ihre Schulter unter Narkose mobilisiert? 4 Seit wann haben Sie Schmerzen? → Wichtig für realistische Zielsetzung und Verlaufsprognose 4 Was machen Sie beruflich?
Untersuchung 4 Positives Kapselmuster (Verhältnis der Einschränkung von AR:Abd:IR ist 3:2:1) 4 Painful Arc 4 Beweglichkeit in der skapulothorakalen Gleitebene 4 M. subscapularis, M. supraspinatus auf Triggerpunkte untersuchen 4 MFP 4 Schonhaltung 4 Recessus axillaris
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung und Durchblutung verbessern
Eisbehandlung, Heiße Rolle, Ultraschall, E-Therapie, Bewegungsbad (Phase 1: Beweglichkeit erhalten, Phase 2: Schmerzlinderung, Entspannung, Phase 3: Bewegungerweiterung)
Tonussenkung
Massage und Wärme (Infrarot, Sauna)
Entspannung über das Vegetativum
E-Technik und Wärme auf die Segmente, z.B. C5 für M. subscapularis, Rückenguss, UWM, segmentales Tape, lokales Tape
Verbesserung des Bewegungsausmaßes
Phase 2: Manuelle Therapie mit
Schulterblatt mobilisieren
PNF-Schulterblattpattern, Buslenker in SL am Schlingentisch, Friktionen um das Schulterblatt
Besseres Zurechtkommen im Alltag
MTT
Komplikationen 4 Verklebung des Recessus axillaris 4 Kontraktur im Glenohumeralgelenk
dem Ziel der Knorpeltrophikverbesserung im schmerzfreien Bewegungsausmaß, Vorbereitung für die 3. Phase, ohne die Beweglichkeitsgrenzen zu überschreiten; auch Pendelübungen als Hausaufgabe, Akupressur (Magen 38) bei gleichzeitiger passiver Bewegung der Schulter Phase 3: MT an der Beweglichkeitsgrenze, Dehnungen
53 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Dunkelgrüne Linie: Schmerzintensität, hellgrüne Linie: Beweglichkeitseinschränkung
. Abb. 2 Phase 1: Erhalt der Beweglichkeit (zur vegetativen Dämpfung kann Fango unter den Rücken gelegt werden)
. Abb. 3 Phase 1: Triggern, z.B. M. subscapularis
. Abb. 4 Phase 1: Akupressur von Magen 38, ist im Rahmen der TCM für die Mobilisation der Schulter hervorragend geeignet: während der Akupunktur bewegt der Therapeut die Schulter des Patienten
. Abb. 5 Phase 2: Humerus nach dorsal
. Abb. 6 Phase 2: Bei länger bestehender Bewegungseinschränkung die Kapsel dehnen (als Hausaufgabe): durch Druck des Ellenbogengelenks gegen eine Wand oder Tür wird das Caput humeri nach lateral gebettet (die Rolle in der Achselhöhle dient als Hypomochlion)
. Abb. 7 Phase 3: Neu gewonnenes Bewegungsausmaß mit Übungen halten (im schmerzfreien Bereich Ellenbogen von vorne nach hinten kreisen)
. Abb. 8 Phase 3: Manuelle Therapie nach Mulligan im Stand
. Abb. 9 Phase 3: Schlingentisch aus der Seitlage kombiniert mit Manueller Therapie zur Verbesserung der Abduktion
! Tipp Der Patient sollte darauf hingewiesen werden, dass die Behandlung der Frozen Shoulder langwierig ist. In der 2. Phase darf der Patient nur unter dem Bewegungslimit üben.
F
54
Fußdeformitäten
Fußdeformitäten Was ist das? Veränderungen der knöchernen Strukturen des Fußes, vor
F
allem im distalen Bereich des Metatarsus oder im digitalen Bereich. Hinsichtlich der Erkrankungen, die auf Gewölbestörungen beruhen, betreffen knöcherne Ursachen auch die Fußwurzel (Tarsus) und den Mittelfuß (Metatarsus). Neben den ossären Ursachen spielen auch Veränderungen der Bänder, Sehnen, Muskeln oder der Nerven eine Rolle. Fußdeformitäten wirken sich auf die Statik des gesamten Körpers aus; Fehlstellungen von Knie, Hüfte, Becken und Wirbelsäule sind möglich. Bei längerem Bestehen von Fußdeformitäten sind Veränderungen der Trabekelstruktur und der Weichteile zu erwarten. In 7 Übersicht 1 sind die Gelenke des Fußes aufgelistet. . Übersicht 1. Gelenke des Fußes 4 Oberes Sprunggelenk (OSG, Art. talocruralis) 4 Unteres Sprunggelenk (USG, mit vorderem und
4 4 4
4
4 4
hinterem USG: Art. subtalaris, Art. talocalcaneonavicularis) Gelenk zwischen Kalkaneus und Os cuboideum (Art. calcaneocuboidea) Gelenk zwischen Talus und Os naviculare (Art. talonavicularis) Gelenk zwischen Kalkaneus und Os cuboideum bzw. zwischen Talus und Os naviculare (Art. tarsi transversa), auch Chopart-Linie genannt Gelenk zwischen Os cuboideum bzw. Ossa cuneiformia und Ossa metatarsalia I-V (Tarsometatarsalgelenk, Art. tarsometatarsalis I-V, TMT-Gelenke) Zehengrundgelenke (Art. metatarsophalangealis I-V, MTP-Gelenke) Gelenke zwischen den einzelnen Phalangen (Interphalangealgelenke), wobei proximale und distale IP-Gelenke unterschieden werden (PIP und DIP)
4 Klumpfuß (Pes equinovarus, . Abb. 17, 19, 20, . Abb. 23– 25, 7 Kap. Klumpfuß) 4 Hackenfuß (Pes calcaneus): Häufig bei Kindern mit Spina bifida 4 Polydaktylie (Doppelbildungen) 4 Krallenzehe 4 Hammerzehen (. Abb. 18)
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Fußschmerzen beim Gehen? 4 Haben Sie Knieprobleme? 4 Knicken Sie häufig um? → Talusschiefstellung als Ursache für Bandläsionen
Untersuchung 4 4 4 4 4 4 4 4
Fußinspektion von dorsal, ventral, lateral und medial Ganganalyse Untersuchung des Knies, falls dort Beschwerden auftreten Bewegungsausmaß der Fußgelenke im Seitenvergleich MFP Mobilität der Fibula Einbeinstand auf Zehenspitzen Palpation von Tarsus und Metatarsus Wichtig Wichtige Muskeln für den Aufbau des Längsgewölbes sind: 4 M. flexor hallucis longus, 4 M. flexor digitorum longus und 4 M. tibialis anterior. Wichtige Muskeln für den Aufbau des Quergewölbes sind: 4 M. tibialis posterior und 4 M. peroneus longus.
Komplikationen Formen 4 Senkfuß (Pes planus), im Extremfall als Plattfuß (. Abb. 1, 12, 14, 16) 4 Hohlfuß (Pes excavatus, . Abb. 1, 11, 13, 27) 4 Spitzfuß (Pes equinus, . Abb. 17) 4 Senkspreizfuß (Pes transversoplanus): abgeflachtes Längsgewölbe und flaches Quergewölbe mit Schwielen unter dem Os metacarpale 3, häufig kombiniert mit Knickfuß (Pes valgus, . Abb. 22), später evtl. Entwicklung eines Hallux valgus 4 Spreizfuß (Pes transversus, . Abb. 21) 4 Hallux valgus: Valgität der Großzehe, die zunehmend nach lateral abknickt; Luxation des Metatarsophalangealgelenks mit Abweichung der Zehen nach lateral (. Abb. 1, 26) 4 Digitus quintus varus superductus: Der 5. Zeh liegt über dem 4. Zeh (. Abb. 1)
4 Starke Beschwerden beim Gehen, z.T. mit Knie-, Hüftund Rückenschmerzen 4 Druckstellen bis hin zu Dekubitalulzera 4 Kontraktur, z.B. Spitzfuß nach Fallfuß durch Peroneusläsion
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 10) Die Ziele und Therapieinhalte werden nach der jeweiligen Deformität individuell festgelegt. ! Cave Unphysiologisches Schuhwerk, z.B. hohe Absätze, ist zu vermeiden!
55 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Plattfuß, Hohlfuß, Hallux valgus, Digitus quintus superductus
. Abb. 2 Plattfuß: Kurzer Fuß nach Janda (im Sitz oder Stand)
. Abb. 3 Kurzer Fuß nach Janda: Auch auf dem Trampolin einbeinig möglich
. Abb. 4 Kräftigung der kurzen Fußmuskulatur: Kinder können sich in der Tür einstemmen
. Abb. 5 Bei Varusfehlstellung: Mobilisierung des Talus
. Abb. 6 Treten durch eine Fehlstellung Schmerzen im Bereich der Ossa metatarsalia auf, kann das Os metatarsale I oder V mit einem Tape korrigiert werden
. Abb. 7 Plattfuß, Hallux valgus, operierte Krallen- oder Hammerzehe: Gegenstände mit dem Fuß aufheben (z.B. Kuli, Stoff ); bei Gruppenübung Weiterreichen derselben
. Abb. 8 Pes varus: Kräftigung der Pronatoren mit Theraband
. Abb. 9 Feinmotorik: Fußgymnastik in allen Varianten
F
56
F
Fußdeformitäten
. Abb. 10 Übungen auf weichen Unterlagen wie Weichbodenmatte oder Airex-Matte, auch barfuß möglich; hier werden Airex-Matte und Posturomed kombiniert
. Abb. 11 Starker Hohlfuß bei spinaler Heredo-Ataxie
. Abb. 12 Pes planus beidseits
. Abb. 13 Starker Hohlfuß bei spinaler Heredo-Ataxie von dorsal
. Abb. 14 Pes valgoplanus spasticus
. Abb. 15 Pes planus links: Extreme Absenkung des medialen Bogens des Fußlängsgewölbes bei Zustand nach Kalkaueusfraktur links
. Abb. 16 Pes valgoplanus et abductus et transversus, Zustand nach amniotischer Schnürung (s. verbliebene Schnürfurche)
. Abb. 17 Pes equinovarus et adductus (rechts), Pes equinovalgus et planus (links)
. Abb. 18 Hammerzehen: Flexion im MTPGelenk, Extension im PIP-Gelenk
57 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 19 Klump-Hohlfuß, Bullenfuß beidseits: Laterale Ansicht
. Abb. 20 Klump-Hohlfuß, Bullenfuß beidseits: Plantare Ansicht
. Abb. 21 Pes transversus, präoperativ (links) und 2 Monate postoperativ (rechts)
. Abb. 22 Achsenabweichung bei Varusoder Valgusfuß
. Abb. 23 Klumpfuß, hier kombiniert mit Digitus quintus superductus; beim Klumpfuß zeigt sich eine Kombination der verschiedenen Fußdeformitäten: Spitzfuß, Supinationsfehlstellung, Hohlfuß etc.
. Abb. 24 Kindlicher Klumpfuß präoperativ
. Abb. 25 Klumpfuß am Ende der operativen Korrektur beim Legen der Nähte
. Abb. 26 Hallux valgus und Zustand nach Amputation der 2. und 3. Zehe wegen der starken Fehlstellung
. Abb. 27 Röntgenaufnahme eines starken Pes excavatus
F
58
Genu valgum, Genu varum, Genu recurvatum
Genu valgum, Genu varum, Genu recurvatum Was ist das? Bei diesen Kniefehlstellungen handelt es sich um Beinachsenabweichungen (. Abb. 1): 4 Genu valgum bedeutet X-Bein (. Abb. 2), 4 Genu varum O-Bein und 4 Genu recurvatum ein überstrecktes Kniegelenk (Hyperextension).
G
Diese Achsenabweichungen entstehen durch Bandinstabilitäten (häufig bei Frauen), muskuläre Dysbalancen, knöcherne Variationen oder Nervenläsionen (N. femoralis → Genu recurvatum). Die Bänder des Kniegelenks sind in 7 Übersicht 1 aufgelistet. Genu valgum und Genu varum haben häufig ihre Ursache in Störungen der Fußgewölbe. Auch Variationen des CCD-Winkels können dafür verantwortlich sein. Aufgrund des breiteren Beckens haben Frauen ein physiologisches X-Bein. Bei allen drei genannten Formen der Beinachsenabweichung wirkt eine inhomogene Belastung des Tibiaplateaus einschließlich des Gelenkknorpels. Die Entwicklung einer Arthrose im Kniegelenk (7 Kap. Gonarthrose) kann beschleunigt werden. . Übersicht 1. Bänder des Kniegelenks
Untersuchung 4 Observation von dorsal, lateral und ventral 4 Talus auf Varus- oder Valgusposition überprüfen 4 Palpation und Test der Ligg. collateralia laterale und mediale 4 Meniskustests 4 Untersuchung auf Entzündungszeichen 4 Bewegungsausmaß von Knie, Fuß und Hüfte 4 ISG überprüfen, um Folgeerscheinungen festzustellen 4 MFP 4 Lachmann-Test
Komplikationen 4 Nach einer Umstellungsosteotomie erhöhte Thrombosegefahr 4 Alle drei Fehlstellungen bedeuten präarthrotische Deformierungen.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 3–Abb. 11) Ziel
Therapie
Stabilisierung von Bändern und Muskeln
Isometrische Spannungsübungen, Kraulschwimmen, Skilanglauf, Crosstrainer, Beinachsentraining auf verschiedenen Unterlagen
Koordination
Propriozeptives Training, Kletterwand
Schmerzlinderung
Elektro, Eis oder Kaltluft (bei Schwellung)
Postoperative Behandlung
Thromboseprophylaxe, Narbenbehandlung, Patellamobilisation, Muskelaufbau
Verbesserung der Knorpeltrophik
SRT, MT, Walkungen, evtl. begleitende Substitutionstherapie
4 Lig. patellae 4 Lig. collaterale mediale, auch Lig. collaterale tibiale 4 4 4 4 4 4 4 4
(ist mit dem medialen Meniskus verwachsen) Lig. collaterale laterale, auch Lig. collaterale fibulare Retinaculum mediale Retinaculum laterale Lig. cruciatum anterius (vorderes Kreuzband) Lig. cruciatum posterius (hinteres Kreuzband) Lig. popliteum obliquum Lig. popliteum arcuatum Lig. transversum genus
Formen 4 Ein- oder beidseitige Achsenabweichung 4 Mit oder ohne OP: Umstellungsosteotomie
! Cave 4 Stauchungsbelastungen vermeiden!
Fragen beim Befund 4 Treiben Sie Sport? → Extreme sportliche Belastungen können verfrüht zu einer Gonarthrose und schließlich zu einem Gelenkflächenersatz führen. 4 Hatten Sie bereits eine Knie-OP? Wurden die Menisken verletzt? 4 Sind Sie umgeknickt? 4 Hatten Sie schon immer diese Achsenabweichung? 4 Haben Sie noch Ihre Kreuzbänder? 4 Hatten Sie einen Unfall, evtl. mit Verletzung der Kniebänder? C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_7, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
59 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Genu recurvatum, Genu valgum, Genu varum
. Abb. 2 Genu valgum beidseits
. Abb. 3 Beinachsentraining auf der Slackline
. Abb. 4 Kräftigung der Ab- oder Adduktoren, hier mit dem Seilzug
. Abb. 6 Dehnung der Adduktoren
. Abb. 7 Manuelle Therapie am Knie, wenn die Fehlstellung bereits eine medial oder lateral betonte Arthrose bewirkt hat
. Abb. 8 Kurzer Fuß nach Janda mit Pezziball. Der Therapeut schiebt den Pezziball sanft in alle Richtungen, der Patient hält dagegen
. Abb. 9 MT nach Mulligan, wobei sich die Schubrichtung nach den Beschwerden des Patienten richtet
. Abb. 10 Bei einem strark ausgeprägten Genu recurvatum sollte eine Schiene getragen werden, die die Hyperextension verhindert
. Abb. 11 Beinachsentraining
. Abb. 5 Beinachsentraining mit dem gebogenen Brett; Tipp: Übung mit Schuhen ausführen, da sonst die Füße schmerzen
G
60
G
Gicht
Gicht
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 4 4 4 4
Stoffwechselerkrankung, bei der große Mengen von Harnsäure gebildet werden. Die Blutwerte an Harnsäure sind erhöht, man spricht von Hyperurikämie. Harnsäure ist das Endprodukt des Purinstoffwechsels (. Abb. 1). Die harnsäurebildende Reaktion wird durch die Xanthinoxidase katalysiert. Die Aufnahme purinreicher Nahrung (zellkernreiche Nahrung) und Chemotherapie nach Tumorerkrankungen (Abbau vieler Zellen und derer DNA-haltiger Zellkerne) verstärken die Harnsäurebildung. Die schlecht wasserlösliche Harnsäure lagert sich in kristalliner Form als Gichttophi in den Gelenkinnenräumen ab. Bevorzugt sind die Zehen- und Fingergelenke sowie direkte Gelenknähe. Am häufigsten ist das Großzehengrundgelenk befallen. Die Kristallablagerungen führen zur Erosion des Gelenkknorpels und zu entzündlichen Prozessen (Arthritis) mit Beweglichkeitseinschränkungen und Schmerzen. Die Krankheit kann plötzlich auftreten (akuter Gichtanfall) und chronifizieren. Häufig rezidivierende Arthritiden führen zur postarthritischen Arthrose. Die Prävention besteht in purinarmer Ernährung. Da Alkohol die Xanthinoxidase aktiviert, treten Gichtanfälle oft kurz nach Alkoholgenuss auf. Zur medikamentösen Therapie gehören die Verordnung eines Xanthinoxidase-Hemmers (Allopurinol) und/oder eines Urikosurikums (z.B. Benzbromaron). Im akuten Gichtanfall wird Colchizin gegeben.
Formen 4 Hyperurikämie: Erhöhte Harnsäurekonzentration im
Blut
Wann haben Sie Schmerzen, z.B. im Schlaf? Was tut Ihnen gut, Wärme oder Kälte? Welche Medikamente nehmen Sie? Welche Begleitsymptome haben Sie? Essen Sie oft Fleisch, Wurst, Geflügel?
Untersuchung 4 MFP Füße, bes. Großzehengrundgelenke 4 Prüfung auf Gichttophi im Fingerbereich
Komplikationen 4 Gichtniere 4 Bildung von Harnsäuresteinen im harnableitenden System
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Heiße Rolle in anfallsfreier Phase, bei akutem Gichtanfall ist Kälte angenehm, Güsse, MT
Durchblutung der Füße und Hände verbessern
Wechselwarme Fuß- und Armbäder, isometrische Spannungsübungen, Wassergymnastik, Ultraschalltherapie, Fango
Erhöhung der Harnsäureausscheidung
UV-Ganzkörperbestrahlung fördert die Harnsäureausscheidung durch die Niere; Trinkkuren, generell hohe Wasserzufuhr
4 Akuter Gichtanfall: Akute Schmerzen und Bewegungs-
einschränkungen in einem Gelenk, meist im MTP-Gelenk; akuter Anstieg der Harnsäurekonzentration 4 Chronische Gicht: Harnsäurekristalle lagern sich allmählich in und neben den Gelenken ab 4 Gichtniere: Schwerste Komplikation der Gicht
Wichtig Im akuten Gichtanfall ist Colchizingabe angezeigt, sonst tägliche Gabe von Allopurinol, auch zur Sekundärprävention.
61 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 DNA und RNA der Nahrung und der körpereigenen Zellen enthalten Purine und Pyrimidine. Das Endprodukt des Purinabbaus ist die Harnsäure
. Abb. 2 Trinkkur, hier Brunnen in Karlsbad
. Abb. 3 Eisbehandlung
. Abb. 6 Traktion in den Zehen- und Fingergelenken
. Abb. 5 Warm-Kalt-Güsse
. Abb. 7 UV-Lichttherapie
. Abb. 4 Entspannung mit wechselwarmen Fußbädern, auch zur Durchblutungsanregung
. Abb. 8 Wassergymnastik und sonstiges allgemeines Herz-Kreislauf-Training
. Abb. 9 Fango segmental für das Gelenk, das Schmerzen bereitet
G
62
Gonarthrose
Gonarthrose
Untersuchung
Was ist das?
4 Umfangmessungen: Bei Knieschwellung nach der Therapie muss die Intensität verringert werden 4 ISG: Möglicherweise Schmerzfreiheit beim Gehen durch Änderung in der Statik 4 Fuß- und Sprunggelenk in Auswirkung auf das Knie: Evtl. stehen Talus und Kalkaneus in einer Fehlstellung 4 Wärme: Hinweis auf Arthritis 4 Beinachsen von ventral, dorsal und lateral 4 Tanz der Patella: Hinweis auf Schwellung
Schmerzhafte degenerative Kniegelenkerkrankung. Unter den Arthrosen ist die Gonarthrose neben der 7 Koxarthrose die häufigste Form. Die Arthrose entsteht durch Über- oder Fehlbelastung bzw. posttraumatisch. Wichtige radiologische Arthrosezeichen sind 4 eine Hypersklerosierung der überlasteten Stellen, 4 eine Verschmälerung des Gelenkspalts und 4 die Ausbildung von Osteophyten (Knochenpflanzen).
G
Nach zunehmendem Knorpelabrieb kommt es auch zu Knochendefekten bis hin zu Ankylosen (arthrosebedingte Gelenkversteifung). Klinische Frühzeichen sind Schmerzen (besonders Anlaufschmerzen) sowie die Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit einschließlich der Verschlechterung des Gangbilds. Bei Gelenkergüssen treten mitunter sog. Bakerzysten (mit Gelenkflüssigkeit gefüllte Aussackungen der hinteren Gelenkkapselwand) auf. Therapeutisch empfehlen sich in der konservativen Therapie physiotherapeutische Maßnahmen nach dem Grundsatz: Viel Bewegung, wenig Last. Operative Therapie ist der Gelenkersatz (Knie-TEP).
Komplikationen 4 Postoperativ: Thrombose, Embolie, Prothesenlockerung (7 Kap. Knie-TEP)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Traktion (z.B. mit Skischuh oder Gewichtsmanschette als Hausaufgabe), Eis, Massage, Elektrotherapie, TCM, Pendelbewegungen (Pendelstuhl)
Erhalt der Beweglichkeit
PNF, PIR, MT nach Mulligan (Unterschenkel in BL über das Bankende herausragen lassen zur Extension), Funktionsmassagen, Mobilisierung des Recessus suprapatellaris
Kraftaufbau für TEP
Im Sitz mit leichtem Gewicht am Fuß, MTT: Beinpresse, Therabandübungen als Hausaufgabe
Physiologisches Gangbild
Gangschule, Aquawalking, Treppentraining
Bewegung unter entlastenden Bedingungen
Bewegungsbad, PNF, Schlingentisch, sämtliche Übungen in SL, BL, RL und Sitz, Radfahren
Eigenständigkeit des Patienten erhalten oder erarbeiten
Hausaufgabenprogamm mit stabilisierenden und mobilisierenden Übungen
Knorpel erhalten oder wiederaufbauen
SRT, Wechseldruckbelastungen, Gehen, Einlagen zur Entlastung
Formen 4 Arthrose durch primäre Qualitätsstörungen des Gelenkknorpels 4 Arthrose durch Trauma 4 Arthrose durch Entzündung 4 Arthrose durch Varus- oder Valgusfehlstellung 4 Medial betonte Gonarthrose 4 Lateral betonte Gonarthrose 4 Pangonarthrose (mediale und laterale Knorpelveränderung mit femoropatellarer Schädigung) 4 Mit oder ohne Arthroskopie: Bei einer Arthroskopie wird das Gelenk gespült und evtl. der Knorpel geglättet. Osteophyten werden abgetragen. Danach wird das Knie 1–2 Wochen entlastet, bis die Synovia wieder ihre ursprüngliche Zusammensetzung hat. 4 Einteilung nach Knorpelschaden Grad 1–4
Fragen beim Befund 4 Wobei haben Sie Schmerzen, in Ruhe, bei Bewegungen etc.? 4 Wie weit können Sie schmerzfrei gehen? Wiederbefund nach einem gewissem Zeitraum zur Überprüfung der Gehstrecke 4 Nehmen Sie Medikamente wie Analgetika (Schmerzhemmer), Antiphlogistika (Entzündungshemmer)? 4 Wurden Ihnen knorpelaufbauende Präparate gespritzt? 4 Tragen Sie speziell pufferndes Schuhwerk oder Einlagen?
! Cave 4 Möglichst im schmerzfreien Bereich arbeiten! 4 Keine Sprünge, keine Überlastung des Knies, viel Bewegung, wenig Last! 4 Zu empfehlen sind Schuhe mit weichen Sohlen und flachen Absätzen.
63 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Manuelle Therapie (besonders Traktion zur Schmerzlinderung und Walkungen zur Verbesserung der Knorpeltrophik)
. Abb. 2 Gangschule. Beinachse beachten!
. Abb. 3 Kraftaufbau im Bein als Vorbereitung für eine OP, z.B. mit PNF; der Patient kann mit einer Gewichtsmanschette am Fuß die PNF-Bewegung zu Hause auch selber durchführen
. Abb. 4 Wechseldruckbelastung im Knie, Walkungen
. Abb. 5 Bewegungsbad
. Abb. 6 Kniebeugen, z.B. an der Kletterwand im schmerzfreien Bereich; das Vorteilhafte des Trainings an der Kletterwand ist, dass alle Bewegungen sehr langsam ausgeführt werden und so genügend Zeit für das Korrigieren der Beinachse bleibt
. Abb. 7 Bewegung unter entlastenden Bedingungen
. Abb. 8 Kniemobilisation nach Mulligan, z.B. als Hausaufgabe täglich 3-mal 10 Wdh; der Patient übt eine Lateralverschiebung über den Druck der Hände aus und bewegt dann das Gelenk in die sonst schmerzhafte Bewegungsrichtung
. Abb. 9 Kräftigung der Muskulatur mit Pezziball
G
64
Handwurzelknochen- und Mittelhandfrakturen
Handwurzelknochenund Mittelhandfrakturen Was ist das?
H
Häufige Frakturen (. Abb. 1), wobei 75% dieser Verletzungen das Os scaphoideum betreffen. Die Frakturen führen zu schmerzhafter Einschränkung der Beweglichkeit und disharmonischer Restbeweglichkeit der Hand. Die Diagnose der Kahnbeinfraktur ist schwierig. Bei ausbleibender oder unvollständiger Therapie entwickelt sich oft eine Pseudarthrose. Gelegentlich kommt es zu einer Kombination von Skaphoidfraktur und skaphoulnärer Dissoziation (Zerreißung der Bänder zwischen Kahn- und Mondbein, bezeichnet als De-Quervain-Luxations-Fraktur). Therapie der Skaphoidfraktur ist eine Verdrahtung oder Verschraubung (zweiteilige Doppelgewindeschraube [Herbert-Schraube]) sowie Gips bis maximal 12 Wochen. In 7 Übersicht 1 sind die Strukturbeziehungen zu Muskeln zusammengefasst.
4 Rolando-Fraktur: Y-förmige Bruchlinie am Os metacarpale I; Versorgung mit Schraubenosteosynthese und anschließendem Gips 4 Bennet-Fraktur: Fraktur des Os metacarpale I, wobei der M. abductor pollicis die ulnare Basis in eine Luxationsdislokation zwingt; Versorgung mit Schraubenosteosynthese und anschließendem Gips
Fragen beim Befund 4 Sind bei Ihnen operativ Versteifungen vorgenommen worden? → Wichtig für manualtherapeutische Techniken 4 Wurden bei Ihnen Muskelansätze operativ rekonstruiert? 4 Hat der Arzt Angaben zum Tragen von schwereren Gegenständen gemacht? 4 Wie wurde der Bruch versorgt? Röntgenbild? 4 Haben Sie Missempfindungen? → Möglichkeit einer Nervenläsion durch den Gips
Untersuchung . Übersicht 1. Beziehungen von Handwurzel-/ Mittelhandknochen und Handmuskeln 4 4 4 4 4 4 4 4 4
4
Skaphoideum: M. abductor pollicis brevis Lunatum Triquetrum Pisiforme: M. abductor digiti minimi, M. flexor carpi ulnaris Trapezium: M. palmaris brevis, M. opponens pollicis, M. flexor pollicis brevis Trapezoideum: M. flexor pollicis brevis Kapitatum: M. adductor pollicis, M. flexor pollicis brevis Hamatum: M. flexor digiti minimi brevis, M. opponens digiti minimi, M. flexor carpi ulnaris Metacarpalia I-V: Mm. interossei dorsales, M. flexor carpi radialis (II und III), M. abductor pollicis longus (Basis I), M. extensor carpi ulnaris (Basis V), M. extensor carpi radialis brevis (Basis III), M. extensor carpi radialis longus (Basis II), M. adductor pollicis (II), M. opponens digiti minimi (V), M. flexor carpi ulnaris (Basis V), M. opponens pollicis (I), M. flexor pollicis brevis (Basis I) Palmaraponeurose: M. palmaris longus, M. palmaris brevis
Formen
4 Zehnertest der Hand 4 MFP: Alle Muskelgruppen von Handgelenk und Fingern testen 4 Bewegungsausmaß 4 Schwellung 4 Umfangmessungen an Hand und Unterarm (nach Gips) 4 Verfärbung
Komplikationen 4 4 4 4
Kirschnerdraht könnte wandern Morbus Sudeck (7 Kap. Morbus Sudeck) Einklemmung von Weichteilen im Frakturspalt Pseudarthrose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Eis, Kneten mit Fango (Wärme), Akupressur
Verbesserung der Beweglichkeit
MT, ADL, Eigenübungen (z.B. mit Igelball), Manuelle Therapie nach Mulligan
Abschwellende Maßnahmen
Lymphdrainage
Kraft
Übungen mit dem Ball, Therapieknete, Klettern an der Sprossenwand, PNF, Wassergymnastik (Übungen mit Poolnoodle oder ähnlichen Geräten), Flexator
Verbesserung der Feinmotorik
Übungen mit Qi-Gong-Bällen, Dosenöffner bedienen, Pinzettengriff
4 Kahnbeinfraktur: Häufigste Handwurzelfraktur
4 Subkapitale Fraktur des Os metacarpale V nach Faustschlag 4 Basisnahe Fraktur des Os metacarpale V beim Kunstturnen 4 Basisnahe Luxationsfraktur der Mittelhandknochen: Verplattung mit dem nächstliegenden Handwurzelknochen
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_8, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
65 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Knochen der Hand: Karpus mit Skaphoideum (S), Lunatum (L), Triquetrum (T), Pisiforme (unbeschriftet), Trapezium (T), Trapezoideum (T), Kapitatum (C), Hamatum (H); Metakarpus und Phalangen
. Abb. 2 Manuelle Therapie
. Abb. 3 Übungen mit dem Ball
. Abb. 4 Geschicklichkeitsübungen (Büroklammer an Papier heften)
. Abb. 5 MT nach Mulligan zur Verbesserung der Dorsalextension. Diese Schubrichtung kann auch mit einem Tape ergänzt werden
. Abb. 6 Kraftübung mit Sandsack oder Therapieknete
. Abb. 7 Stift oder Mikado rollen
. Abb. 8 Häkeln mit den Fingern
. Abb. 9 PNF am Seilzug, die Griffe des Seilzugs entfernen; zum Greifen eignen sich die am Seil befestigten Kugeln; so ist eine saubere Ausführung der PNF-Bewegung möglich
H
66
Herzinsuffizienz
Herzinsuffizienz
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 4 4 4 4 4 4
Bei einer Herzinsuffizienz kann das Herz die erforderliche Pumpleistung für den Körper nicht mehr leisten (. Abb. 1). Die Auswurfleistung der linken Kammer (Linksherzinsuffizienz) bzw. der rechten Kammer (Rechtsherzinsuffizienz) oder des gesamten Herzens (Globalinsuffizienz) ist herabgesetzt. jLinksherzinsuffizienz Wichtige Ursachen einer Linksherzinsuffizienz können sein: 4 ein lange bestehender arterieller Hypertonus, 4 eine starke Anämie mit Tachykardie, 4 ein (linksseitiger) Myokardinfarkt (7 Kap. Myokardinfarkt), 4 Stenosen oder 4 Insuffizienzen der Mitral- oder Aortenklappe.
H
Symptome der Linksherzinsuffizienz sind: 4 Leistungsschwäche und 4 Rückstauungen in die Lunge mit Dyspnoe, Husten, bis hin zum Lungenödem.
Letzteres Geschehen wird auch als Asthma cardiale bezeichnet. jRechtsherzinsuffizienz Häufige Ursachen einer Rechtsherzinsuffizienz sind schwere Erkrankungen der Lunge, deshalb auch die Bezeichnung Cor pulmonale. Kausal können auch rechtsseitige Infarkte und Klappenfehler der Trikuspidal- und Pulmonalisklappe sein. Außerdem kann die Rechtsherzinsuffizienz Folge einer länger bestehenden Linksherzinsuffizienz sein. Symptome der Rechtsherzinsuffizienz sind: 4 Rückstauungen in den venösen Teil des Kreislaufs mit Aufstauung von Kopf- und Halsvenen, 4 Stauungsgastritis und -hepatose, 4 Aszites (Bauchwasser) und 4 Knöchelödeme. Eine Nykturie (häufiges nächtliches Wasserlassen) kann bei allen Formen der Herzinsuffizienz auftreten.
Haben Sie einen Klappenfehler? Hatten Sie einen Herzinfarkt? Sind Ihnen Lungenerkrankungen bekannt? Schlafen Sie gut? → Nykturie Haben Sie Herzrhythmusstörungen? Ist Ihnen bekannt, ob Sie KHK haben? Nehmen Sie Medikamente, z.B. Diuretika, Digitalispräparate? 4 Haben Sie Bluthochdruck?
Untersuchung 4 Ergometer fahren bei geringer Wattzahl: Test zur Leistungsfähigkeit mit Pulsmessung 4 Puls messen: Abdriften in unökonomische Bereiche vermeiden. Evtl. Einsatz eines Pulsoximeters (Abfall der O2Sättigung in der Peripherie) 4 Blutdruckmessung: Bei Herzinsuffizienz eher niedriger RR 4 Überprüfung der Gesichtsfarbe (Mund-Nase-Dreieck) wegen Überforderung 4 Messung der 6-min-Gehstrecke 4 Auskultation: Zur Vermeidung von Dekompensation/ beginnendem Lungenödem (blasiges Rasselgeräusch); evtl. Erkennen einer Klappeninsuffizienz 4 Regelmäßige Umfangmessungen der Knöchel 4 Bei starken Ödemen tägliche Gewichtskontrolle
Komplikationen 4 Überforderung 4 Kreislaufkollaps 4 Beachte: Bei allen Herzpatienten den Kopf immer hoch und die Beine tief lagern! 4 Atemschwierigkeiten 4 Übelkeit 4 Lymphödem als Folge von Herzinsuffizienz
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9)
Formen 4 Kompensierte Herzinsuffizienz (Stadium I): Hyper-
Ziel
Therapie
trophierter Herzmuskel → langsam steigerndes Ausdauertraining 4 Dekompensierte Herzinsuffizienz (Stadium II): Herzdilatation → Kreislauf entlasten, Atemtherapie
Vermeiden von Folgen der Immobilisation bei dekompensierter Herzinsuffizienz
Pneumonieprophylaxe, Thromboseprophylaxe
Die Herzinsuffizienz wird von der New York Heart Association (NYHA) in 4 Stadien eingeteilt:
Sauerstoffversorgung des Körpers
Atemtherapie, assistives Bewegen
Zurechtkommen im Alltag
Kreislauftraining (z.B. Gehübungen), angepasstes Ausdauertraining nur in Stadium 1
Stadium
Beschreibung
1
Atemnot bei extremer Belastung
2
Atemnot bei Belastung
3
Atemnot bei leichter Belastung
4
Atemnot in Ruhe
67 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Links: Gesundes Herz; rechts: Herz mit deutlicher Linksherzinsuffizienz im dekompensierten Stadium (Stadium der Dilatation) mit bereits bestehender Mitralinsuffizienz
. Abb. 2 Atemübung: Kontaktatmung, Einatmung durch die Nase
. Abb. 3 ASTE: Arme in nicht zu hoher Vorhalte, kombiniert mit Ausatmung
. Abb. 4 ESTE: Arme zurück, kombiniert mit Einatmung
. Abb. 5 Atemtherapie. Pressatmung vermeiden!
. Abb. 6 Einfache Gehübungen in der Ebene mit Pulskontrolle
. Abb. 7 Thromboseprophylaxe und Kreislaufgymnastik in der Klinik
. Abb. 8 Pneumonieprophylaxe, vor allem bei Linksherzinsuffizienz
. Abb. 9 Flankenatmung einstudieren; bei Rechtsherzinsuffizienz als Folge von COPD, um Ventilation und Distribution zu verbessern
! Cave 4 Bei Wassergymnastik, Unterwassermassage, Güssen: Der hydrostatische Druck und das warme/kalte Wasser können den Patienten überfordern! 4 Bei der dekompensierten Herzinsuffizienz die Arme nicht über Herzhöhe heben (da erhöhter venöser Rückstrom): – Im Sitzen sind Übungen unter 90° Flexion und Abduktion möglich. – In RL keine Flexion im Glenohumeralgelenk, maximale Abduktion ist möglich.
H
68
Humerusfraktur
Humerusfraktur
Untersuchung
Was ist das?
4 4 4 4 4 4 4 4
Bei der Humersusfraktur (. Abb. 1) bricht der Oberarmknochen (Anteil: ca. 5% aller Frakturen). Verursacht wird die Fraktur durch Traumen, seltener durch Osteolyse (z.B. bei Tumormetastasen). Die Versorgung erfolgt konservativ, instabile Frakturen werden operativ mit Osteosynthesen (Zugschrauben, Spickdrähte, retrograde Marknägel von distal nach proximal eingebracht, T-Platten sowie spezielle Platten) behandelt. Das Metall wird nach angemessener Zeit entfernt. Bei suboptimaler Gefäßversorgung des Caput humeri ist die Implantation einer Schulter-TEP (7 Kap. Schulter-TEP) indiziert.
Formen 4 Proximale Humerusfraktur: Humeruskopffraktur, sub-
H
Bewegungsausmaß MFP des Ellenbogens und der Schulter Umfangmessungen des Oberarms Schwellung in der Hand Palpation des M. pectoralis HWS-Funktionsuntersuchung Sensibilität und Motorik der Hand und der Finger Tests für ACG, z.B. horizontale Adduktion mit Kompression ins Glenohumeralgelenk
Komplikationen 4 4 4 4
AVK Nervenschädigung Humeruskopfnekrose Posttraumatische Arthrose
kapitale Humerusfraktur
4 Genauere Charakteristik bei den nach Lokalisation eingeteilten Humerusfrakturen, z.B. stabile eingestauchte Humeruskopffraktur (konservative Versorgung) 4 Humerusschaftfraktur: 5 Querfraktur 5 Spiralfraktur 4 Streng genommen zählt die subkapitale Fraktur dazu, da der Humerusschaft betroffen ist. 4 Distale Humerusfraktur 4 Extraartikuläre Humerusfraktur: Suprakondyläre Fraktur 4 Intraartikuläre Humerusfraktur: Kondyläre Fraktur bzw. Humeruskopffraktur 4 Instabile Frakturen: 5 Dislozierte Mehrfragmentfraktur 5 Abrissfraktur 5 Tuberculum majus
Fragen beim Befund 4 Gab oder gibt es motorische oder sensible Ausfälle in Unterarm, Handgelenk oder Fingern? 5 → Hinweis auf Schädigung des N. radialis bei proximalen Schaftfrakturen (Nähe des Nervs zum Knochen) 5 → Nervenläsionen (N. radialis, N. ulnaris, N. medianus) bei intraartikulären distalen Humerusfrakturen (Art. cubiti) 5 → Nervenläsionen auch durch Operationen möglich 4 Wie kam es zur Fraktur (Art des Traumas)? → Aufschluss über zusätzliche Beschwerden in ACG und SCG
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Sanfte Massage, Fango, Heiße Rolle, Eis, Tape
Wiederherstellung der Beweglichkeit in Ellenbogen- und Schultergelenk, Kapseldehnung
MT, Pendelübungen, PIR, Mulliganmobilisation (ASTE: VFST, RL oder Stand)
N. radialis mitbehandeln
Nervenmobilisation, Elektrotherapie (Stromform bedenken!)
Kraftaufbau
MTT, Kletterwand nach völliger Ausheilung, Flexibar, Theraband
Haltungsschulung
PNF-Schulterpattern, Aufrichtungstape
Koordinationstraining und ADL
PNF-Armpattern, Flasche öffnen, Haare kämmen, Seilzugübungen (aus SL, Stand und Sitz, auch mit BWS-Rotation möglich)
! Cave Kein frühes Heben und Tragen schwerer Lasten!
69 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Darstellung eines frakturierten Humerus. Der Humerus hat drei interessante Winkel. Der Torsionswinkel weist 20° auf. Der Winkel zwischen der Longitudinal- und der Kollumachse beträgt 130°. Der Winkel zwischen Longitudinal- und Epikondylenachse liegt zwischen 76° und 89° (medial gemessen)
. Abb. 2 Tape zur Unterstützung einer aufrechten Haltung und damit zur Vermeidung einer Schonhaltung
. Abb. 3 Funktionsmassage
. Abb. 4 Passives Bewegen: Der nicht betroffene Arm zieht den betroffenen über das Seil in zunehmende Flexion
. Abb. 5 MT: ACG
. Abb. 6 MT: SCG
. Abb. 7 Der Patient rotiert den Stab. Die Stellung des Schultergelenks kann variiert werden, hier Kombination mit Beinachsentraining auf der Slackline
. Abb. 8 Stabilisationstraining nach erfolgter Röntgenkontrolle
. Abb. 9 MTT: Kraftaufbau
H
70
H
HWS-Syndrom
HWS-Syndrom
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Haben Sie ausstrahlende Schmerzen, z.B. in den Oberarm, Schultergürtel, Ellenbogen? 4 Hatten Sie bereits einen Bandscheibenvorfall (7 Kap. Bandscheibenvorfall)? 4 Haben Sie Arteriosklerose? → Ablagerungen in der A. vertebralis oder in der A. carotis können eine Gefahr darstellen. 4 Hatten Sie einen Autounfall? → Hinweis auf Beschleunigungstrauma 4 Treten die Beschwerden v.a. morgens nach dem Aufstehen auf? Wie ist Ihre Schlafposition? → Tipps für gutes Nackenkissen
Das HWS-Syndrom beschreibt, ohne genauere Differenzierung, Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule. Kausal können darunter Irritationen des peripheren Nervengewebes verstanden werden, die durch degenerative Veränderungen in der HWS, durch Blockaden, Bandscheibenvorfälle, Tumoren, Spondylolyse sowie nach einem Beschleunigungstrauma hervorgerufen werden. Die Symptome werden auf der Grundlage von Irritationen der Spinalnerven, peripherer Nerven und Muskeln unterschieden. Innerhalb des Krankheitsgeschehens zeigen sich motorische, sensible und vegetative Störungen im Bereich des Schultergürtels, des Halses und der oberen Extremität. Synonym für den Begriff HWS-Syndrom werden Zervikalsyndrom, Zervikalgie oder Zervikobrachialsyndrom (Symptome im Arm) verwendet. Die Ausstrahlung der Beschwerden in die Okzipitalregion ist möglich. Einseitige Haltung und Fehlhaltungen durch langes Sitzen bei PC-Arbeit, Schreibtischarbeiten, beim Fernsehen, Autofahren, kombiniert mit genereller Bewegungsarmut und fehlendem Bewegungsausgleich tragen dazu bei, dass das HWS-Syndrom zu einer regelrechten Volkskrankheit geworden ist. Die Vielfalt der Symptome und Ursachen zwingt Ärzte und Physiotherapeuten zu einer gründlichen und differenzierten Diagnostik.
Formen 4 Fehlstellung der 1. Rippe
4 Triggerpunkte: M. trapezius, Mm. rhomboidei, M. levator
4
4 4 4 4 4 4
scapulae, M. sternocleidomastoideus, Mm. scaleni (oft in Zusammenhang mit der 1. Rippe), kurze Nackenmuskulatur (oft in Kombination mit Kopfschmerz) Vertebrale Dysfunktion in den oberen Kopfgelenken (besonders Einschränkung von Extension und Flexion, Rotation aus maximaler Flexion eingeschränkt) oder des zervikothorakalen Übergangs (Rotation und Lateralflexion sind eingeschränkt) HWS-Syndrom durch degenerative Wirbelsäulenveränderungen inkl. Facettensyndrom oder Spinalkanalstenose HWS-Syndrom durch Bandscheibenvorfall (Prolaps) oder -vorwölbung (Protrusio) HWS-Syndrom durch Beschleunigungstrauma Myogenes HWS-Syndrom, muskulär bedingt, z.B. M. trapezius HWS-Syndrom durch Irritationen peripherer Nerven (N. axillaris, N. radialis, N. ulnaris, N. medianus) Nackenbeschwerden im Rahmen anderer Grundkrankheiten, z.B. rheumatoide Arthritis, Fibromyalgie etc.
Untersuchung 4 Überprüfen der Muskulatur auf Triggerpunkte 4 Funktionsuntersuchung der HWS: Unterscheidung, ob obere/untere HWS betroffen ist 4 BWS: Beweglichkeit und isometrische Tests durchführen 4 Untersuchen der 1. Rippe 4 Funktionsuntersuchung der Schulter 4 A. vertebralis-Test, Slump-Test
Komplikationen 4 Beim Mobilisieren der HWS Gefahr des zervikalen Querschnitts! 4 Gefahr eines apoplektischen Insults bei Traktion an HWS! 4 Hör-, Seh- und Schluckstörungen (Red Flags)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Elektrotherapie, Fango
Entspannung der Nackenmuskeln
Massage, Wärme, Triggerbehandlung, Sauna
Vegetative Harmonisierung
Milde Traktion, Rotationsmobilisation aus der Rückenlage, Entspannungstechniken, E-Technik, TCM
Beseitigung von Dysfunktionen
Manuelle Therapie, aktive Mobilisationsübungen
Verbesserung der Haltung
Schulterpattern, Theraband
! Cave Die Behandlung sollte stets im schmerzfreien/schmerzarmen Bereich erfolgen!
71 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Fango
. Abb. 2 1. Rippe: Lateralflexion und Rotation einstellen, wenn es für den Patienten angenehmer ist
. Abb. 3 Schlingentisch, hier Kombination aus Traktion und Lateralflexion möglich; der Schlingentisch dient als gute Ausgangsstellung für sanfte Mobilisation und Massagetechniken
. Abb. 4 Rotationsmobilisation im Schlingentisch
. Abb. 5 Manuelle Therapie
. Abb. 6 Funktionsmassage der HWS im Sitzen (Flexion, Extension oder auch Rechts-/ Linksrotation); der Patient lässt sich dabei passiv bewegen
. Abb. 7 Nelson-Traktion: Der Patient sitzt dabei mit weit abduzierten, herunterhängenden Beinen, wobei der Rücken des Patienten zum Bankende zeigt; nur so hat der Therapeut einen guten und sicheren Stand
. Abb. 8 Dehnung des M. trapezius im Schlingentisch
. Abb. 9 Cervico-Thoracaler Übergang (CTÜ): der Daumen des Therapeuten übt Druck auf die Dornfortsätze des CTÜs aus im Sitz
H
72
Impingement-Syndrom
Impingement-Syndrom
Untersuchung
Was ist das?
4 Bewegungsausmaß, Painful Arc (typische Ausweichbewegung): Abd. wird ab ca. 60° mit AR kombiniert 4 Muskelverhärtungen im Seitenvergleich 4 Überprüfung der 3 Phasen von Abduktion und Elevation (skapulothorakaler Rhythmus) 4 SC-Gelenk 4 AC-Gelenk 4 Atrophie der Rotatoren
Subakromiales Engesyndrom (Raumenge zwischen unterem Rand des Akromions und oberem Rand des Caput humeri) am Glenohumeralgelenk. Diese Enge führt zu einer schmerzhaften Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. Ursachen sind: 4 Muskelreizungen und Muskelverkalkungen (M. supraspinatus, Caput longum des M. biceps brachii), 4 Entzündungen der Bursae (Bursitis subacromialis, Bursitis subtendinea musculi coracobrachialis,7 Kap. Bursitis), 4 Osteophyten (des Akromions) und 4 Kapselverengungen.
Das Impingement-Syndrom wird durch chronische Überbelastung bei Überkopfarbeiten ausgelöst, z.B. beim Streichen, Vorhänge aufhängen, Schwimmen oder Tennis spielen.
I
Komplikationen 4 Hohe Rezidivneigung 4 Rupturen der Rotatorenmanschette
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–9) Ziel
Therapie
Formen
Schmerzlinderung
Wärme, Massage, Elektrotherapie, Heiße Rolle
4 Primäres Impingement: Durch anatomische Varianten,
Verbesserung des Bewegungsausmaßes
MT, Wassergymnastik, passives Bewegen unter Traktion, Schlingentisch, PNF
Haltungsschulung
Tape, Theraband
Bewegungserhalt, auch in den benachbarten Gelenken
MT: Glenohumerlagelenk, AC-Gelenk, Wirbelsäule, Ellenbogen
Mehrdurchblutung
Verlängerter Armguss
Muskelkräftigung
MTT, Flexibar, Theraband
muskuläre Dysbalancen 4 Sekundäres Impingement: Folge von Bursitis, Sehnen-
4 4 4 4
ruptur (Bizeps oder Rotatorenmanschette), Kapselschrumpfung oder degenerativen Veränderungen (v.a. Entwicklung einer ACG-Arthrose mit Osteophyten) Nach Duchtrennung des Lig. coracoacromiale Nach Entfernung von Osteophyten (Shaving) Nach Defilée-Erweiterung (Akromioplastik nach Neer): Teile des kaudalen Akromions werden zur Raumerweiterung abgetragen Nach Bursektomie
Fragen beim Befund
! Cave Wenn die Bursa gereizt ist, keine Abduktion (über 90°) beüben, sonst Verschlimmerung möglich!
4 Wann haben Sie Schmerzen? 4 Welche Sportart üben Sie aus? 4 Gibt es Arbeitsprozesse mit anstrengender Armarbeit?
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_9, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
73 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Assistives Bewegen: Die gesunde Seite (hier links) zieht an der Schnur, um die betroffene Seite assistiv zu bewegen
. Abb. 2 Schlingentisch: Der Therapeut betont bei der Abduktion das Kaudalgleiten
. Abb. 3 Humerus nach dorsal
. Abb. 4 Bei langer Schonung Kapseldehnung mit Handtuch in der Achselhöhle. Der Patient drückt sich gegen die Wand, wobei der Ellenbogen die Wand berührt
. Abb. 5 Elektrotherapie, z.B. TENS
. Abb. 6 PNF-Schulterpattern im Wasser mit Hanteln oder Bleiarmbändern (für sanfte Traktion unter Wasser)
. Abb. 7 Rollen des Balls auf dem Tisch
. Abb. 8 Übungen mit dem Stab entsprechend der Beweglichkeit
. Abb. 9 MT nach Mulligan: Der Humeruskopf wird in eine für den Patienten möglichst angenehme Position gezogen, der Patient geht in die Knie
I
74
Infantile Zerebralparese (ICP)
Infantile Zerebralparese (ICP) Was ist das?
I
Erkrankung, bei der Kinder aufgrund einer pränatalen, perinatalen oder postnatalen Hirnschädigung motorische Störungen entwickeln. Die Häufigkeit liegt bei 1 bis 2 Kindern bezogen auf 1.000 Geburten. Ursache ist oft ein schwerer Sauerstoffmangel; diese schwere Form des O2-Mangels wird als Asphyxie bezeichnet. Aber auch pränatale Infektionen wie Röteln, Toxoplasmose, Zytomegalie, Meningitis, Enzephalitis, ein abgelaufener Kernikterus (drastisch erhöhte Bilirubinwerte, die bereits toxisch für die Ganglien des ZNS sind) oder zerebrale Blutungen können Ursachen für eine ICP sein. Bei frühgeborenen Kindern (vor der 32. SSW) besteht ein 40-faches Risiko für ICP verglichen mit termingerecht geborenen Kindern. Die Haltungs- und Bewegungsstörungen manifestieren sich im Laufe des 1. und 2. Lebensjahres. Die Früherkennung von motorischen Fehlentwicklungen ist für die weitere Entwicklung des Kindes von sehr großer Bedeutung. Bei der ICP entwickelt sich die Willkürmotorik nicht regelrecht, die Neugeborenenreflexe persistieren bzw. sind deutlich verstärkt und pathologische Reflexe treten auf, der Muskeltonus ist inadäquat, es zeigen sich muskuläre Dysbalancen, eine gestörte Grob- und Feinmotorik, Gleichgewichtsstörungen sowie allmähliche Kontrakturen und Fehlstellungen von Gelenken. Die ICP wird von anderen Entwicklungsstörungen begleitet: Wahrnehmungsstörungen, eine retardierte Hör- und Sprachentwicklung, Sehstörungen (v.a. Strabismus [Schielen]), Intelligenzminderung, Apathie, Affektinkontinenz sowie zerebrale Anfälle. Relativ häufig sind metabolische Veränderungen wie Hypoglykämie.
5 Dystonie: Ständiger Tonuswechsel, besonders in den
Rumpfmuskeln, evtl. in den Gesichtsmuskeln (grimassierende Mimik) 4 Ataktische Form: Extrem niedriger Muskeltonus, die Agonisten und Antagonisten arbeiten nicht ökonomisch miteinander, gesteigerte Muskeleigenreflexe, ausfahrende, überschießende Bewegungen, möglicherweise Intentionstremor. Die Symptomatik wird in 4 Schweregrade eingeteilt: Schweregrad
Beschreibung
1
Kaum Beeinträchtigungen
2
Gehen ist mit Einschränkung möglich
3
Freies Gehen ist nicht möglich, Fortbewegung mithilfe von Rollen, Krabbeln, Robben
4
Eigenständige Fortbewegung ist nicht mehr möglich
Untersuchung 4 Reflexe testen 4 Untersuchung der Fußgelenke: Durch ständige Spitzfußstellung schmerzhafte Fußdeformitäten (7 Kap. Fußdeformitäten) 4 Skoliose 4 Patella lata (Patellahochstand) 4 Coxa vara (O-Bein) 4 Coxa antetorta: Veränderter Antetorsionswinkel, Femurkondylen rotieren vermehrt nach außen
Formen
Komplikationen
4 Spastische Form: Der Muskeltonus ist erhöht (. Abb. 1),
4 Kontrakturen und Gelenkfehlstellungen
bei der unteren Extremität besonders die Extensoren, Adduktoren und Innenrotatoren und bei der oberen Extremität die Flexoren. 5 Spastische Hemiparese: Betrifft nur eine Körperhälfte und tritt auf, wenn die A. cerebri media nicht durchgängig ist. 5 Spastische Diparese: Parese beider Beine mit Spitzfußhaltung und Überkreuzungsphänomen (Scissoring), häufig bei Frühgeborenen. 5 Spastische Tetraparese: Parese beider Beine, beider Arme und des Rumpfes. Ursache ist meist eine globale ischämische oder hämorrhagische Unterversorgung des Gehirns. 4 Dyskinetische Form: Die Basalganglien (Kerngebiete des Mesenzephalons, z.B. Pallidum, Striatum und Substantia nigra) sind geschädigt, ständiger Tonuswechsel von Agonisten und Antagonisten, die Symptome verstärken sich bei Anstrengung, die Willkürmotorik ist erschwert, und das Sprechen kann gestört sein. 5 Athetose: Langsame wurmartige Bewegungen 5 Chorea: Ruckartige unruhige Bewegungen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Regulation des gestörten Muskeltonus
Wassergymnastik, Shiatsu, Diadochokineseübungen (mit Lied)
Verringerung abnormer Bewegungsmuster
PNF mit Kindern ab 4 Jahren (Grad 1+2)
Verbesserung der Grob- und Feinmotorik
Becher auf die Füße stecken, Kind versucht sie zu greifen
Entwicklung sensomotorischer Erfahrungen
Krabbeln auf Weichbodenmatte, Würfel, Schaukelbrett
Prävention von Kontrakturen
Passives Bewegen
Stimulation mentaler Aktivitäten
Nachmachen von Bewegungen des Therapeuten, Mirroring
75 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
! Tipp Das Kind sollte Freude an der Therapie haben und nicht überfordert werden!
. Abb. 1 Von links nach rechts: Beinbetonte Hemiparese rechts, Hemiparese rechts, Diparese, Hemiparese rechts und beinbetonte Hemiparese links, Tetraparese
. Abb. 2 Spastik lösen durch passives Kreisen der Gelenke
. Abb. 3 Geh- und Stehübungen mit Hilfestellung des Therapeuten
. Abb. 5 Regulierung des Muskeltonus
. Abb. 6 Korrigieren der Ausgangsposition auf Blöcken (lassen sich leicht in Spiele einbauen), nachfolgend Bein- oder Armübungen
. Abb. 4 Entwicklung sensomotorischer Erfahrungen
. Abb. 7 In BL auf Ball und zu einem Lied im Takt wippen; Kinder imitierten gerne Tiere: Ziel soll die symmetrische Aktivierung des M. erectar spinae und nebenbei die Prävention von Atemwegsinfekten sein
. Abb. 8 Trainieren des Unterarmstützes, zusätzlich Wegpusten eines Wattebauschs durch Strohhalm
. Abb. 9 Arbeiten mit vielen taktilen Reizen
I
76
Inkontinenz
Inkontinenz Was ist das? Unvermögen, Harn/Stuhl zurückzuhalten (Harn-/Stuhlinkontinenz); die Ursache muss geklärt werden. (keine in der ICD aufgelistete Krankheit, sondern ein Symptom). Verschiedene Ursachen können dazu führen: 4 Druckerhöhung im Bauchraum, 4 schwache Sphinkteren, 4 nervale Störungen, 4 Beckenbodenschwäche, 4 psychogene Faktoren, 4 Zystitiden, 4 Blasensteine, 4 Strahlenschäden, 4 Fisteln und Tumore im Urogenitalbereich.
I
Mit zunehmendem Alter nimmt die Inkontinenzhäufigkeit zu. Der Therapieansatz ist konservativ: Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur (. Abb. 1). Dieser setzt sich aus einzelnen Muskeln zusammen, die in 7 Übersicht 1 aufgelistet sind. . Übersicht 1. Muskeln des Beckenbodens Diaphragma pelvis 4 M. levator ani setzt sich zusammen aus: – M. puborectalis – M. puboperinealis – M. pubococcygeus – M. iliococcygeus 4 M. coccygeus 4 M. ischiococcygeus Diaphragma urogenitale 4 M. transversus perinei profundus 4 M. transversus perinei superficialis Schließmuskeln 4 M. sphincter ani externi 4 M. sphincter ani urethro-vaginalis 4 M. sphincter urethrae 4 M. bulbospongiosus 4 M. ischiocavernosus
Formen 4 Stressinkontinenz 5 Grad 1: Harnverlust beim Husten, Niesen, Lachen 5 Grad 2: Harnverlust bei Belastung, z.B. Treppensteigen 5 Grad 3: Harnabgang ohne Belastung 4 Dranginkontinenz: Ständiger Drang zum Wasserlassen durch eine schlechte Flexibilität der Blase oder eine Funktionsstörung des M. detrusor vesicae (er bewirkt, dass auch bei einer gering gefüllten Blase die Blase entleert wird) 4 Reflexinkontinenz: Nervale Fehlsteuerung bei Zustand nach Schädigung der Spinalnerven oder des Rückenmarks 4 Überlaufinkontinenz
4 Inkontinenz durch Schwangerschaft: Platzmangel im Bauchraum und Druck auf die Blase. 4 Inkontinenz bei Harnfisteln (röhrenförmige Verbindung zw. Vagina und Blase): Evtl. tumoröses Geschehen 4 Weitere neuroläre Formen: Bei Lähmungen der unteren Extremität kann häufig die Blase nicht gesteuert werden, z.B. bei Spina bifida
Fragen beim Befund 4 Nehmen Sie harntreibende Medikamente (Diuretika)? 4 Trinken Sie trotz Inkontinenz genug? 4 Seit wann verlieren Sie Harn? → Hinweis auf potenziell gefährliche Ursache
Untersuchungstechniken 4 Testen der Mobilität des pubovesikosakralen Bandgefüges 4 Testen des Beckenbodens aus SL 4 Blasensegment (sympathische Innervation: L1-L2, N. splanchnicus lumbalis; parasympathische Innervation: S2-S4, Nn. pelvini, skeletal: L2-L4) 4 MFP des M. iliopsoas 4 ISG und Beinlänge überprüfen, Palpation der Symphyse
Komplikationen 4 Psychische Belastung 4 Übersehen von Red Flags (Differenzialdiagnostik der Ursache)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 10) Ziel
Therapie
Kräftigung des Beckenbodens
Beckenbodentraining, verschiedene Arten der Elektrotherapie (auch für häuslichen Gebrauch)
Vermeiden von hohem intraabdominalem Druck
Atemtherapie, bessere Hustenund Tragetechnik
Sympathikus dämpfen
Entspannungstherapie, BGM
ADL
Gutes Zeitmanagement bei neurolärer Form
Wichtig Schwerpunkt jeder konservativen Behandlung ist laut evidenzbasierter Medizin (EBM) das Training des Beckenbodens (Berghmans et al. 1996; Aukee et al. 2002, 2004; Alewijnse et al. 2003).
! Cave Kein Trampolinspringen! Dabei entstehen extreme Drücke, die leicht zum Harnabgang führen können.
77 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Rot: Diaphragma pelvis. Grün: Diaphragma urogenitale. Blau: Schließmuskulatur
. Abb. 2 Tai Chi, wobei die Bewegungen der Arme und Hände an die Atmung angepasst werden. Gleichzeitig wird der BB aktiv kontrahiert
. Abb. 3 Übung »Beckenboden zwinkern« aus Bridging-Position
. Abb. 4 Mattenprogramm mit BB-Anspannung kombinieren
. Abb. 5 Beckenkippung und Beckenaufrichtung, kombiniert mit Atmung und Beckenbodenanspannung
. Abb. 6 Alle FBL-Übungen können als BBÜbungen fungieren, indem man Atmung, BBAnspannung und Bewegungen kombiniert
. Abb. 7 Atemübung auf Pezziball, kombiniert mit BB-Anspannung; als Steigerung auch mit Wippen auf dem Pezziball
. Abb. 8 BGM in der Umgebung der Reflexzone der Blase
. Abb. 9 BB-Training an der Kletterwand
. Abb. 10 Vibrationstraining auf dem Physiomat. Dabei abwechselnd BB-Anspannung mit Vibrationseffekt, dann Beckenboden locker lassen
I
78
I
Ischiasreizung
Ischiasreizung
Untersuchung
Was ist das?
4 Untersuchung des M. piriformis auf Triggerpunkte 4 Hypersensibilität der Dermatome der weiterführenden Nerven (N. tibialis und N. peroneus) 4 Untersuchung von Motorik und Sensibilität 4 Testen von Plantarflexion, Abduktion der Zehen, Flexion im Knie 4 Lasègue-Zeichen zum Ausschluss einer radikulären Ursache 4 Moutard-Martin-Zeichen testen. Dieses ist positiv, wenn die Beschwerden beim Anheben des gesunden Beins auftreten. Ausschluss einer radikulären Ursache 4 Minor-Zeichen testen: Dieses ist positiv, wenn der Patient beim Aufstehen die betroffene Seite entlastet 4 Achillessehnenreflex
Reizung des N. ischiadicus, z.B. durch eine Entzündung, eine mechanische Reizung (durch Injektion) oder durch eine Kompression (Hämatome, hypertoner M. piriformis). Der N. ischiadicus (. Abb. 1) entspringt aus dem Truncus lumbosacralis und den Rami ventrales (L4-S3) am kaudalen Rand des M. piriformis. Er tritt durch das Foramen infrapiriforme in die Gesäßregion ein. Der Nerv liegt der Incisura ischiadica major unmittelbar auf. In der Gesäßregion schneidet der Nerv den medialen Drittelpunkt zwischen Trochanter major und Tuber ischiadicum. Dabei liegt er den Außenrotatoren auf und ist vom M. gluteus maximus bedeckt. Das Caput longum des M. biceps femoris überkreuzt den N. ischiadicus in spitzem Winkel. Während der Verlaufsstrecke des Nerven am Oberschenkel liegt er der dorsalen Seite des M. adductor magnus an. Am proximalen Winkel der Kniekehlenraute teilt sich der N. ischiadicus in den N. peroneus communis und in den N. tibialis auf. In 15% aller Fälle (europäische Population) kommt es zu einer sog. hohen Teilung, d.h., der N. tibialis und der N. peroneus teilen sich noch vor dem Durchtritt durch das Foramen infrapiriforme. Dann ist es möglich, dass der N. peroneus communis durch den M. piriformis läuft oder durch das Foramen suprapiriforme.
Komplikationen 4 Differenzialdiagnosen: Bandscheibenvorfall, Tumor im kleinen Becken, Rückenmarkstumor oder eine Retroflexio uteri während der Schwangerschaft
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Formen
Schmerzlinderung
Elektrotherapie, Wärme, z.B. Fango oder Heiße Rolle
4 Reizung durch Kompression: An folgenden Stellen kann der N. ischiadicus komprimiert werden: Foramen infrapiriforme, Incisura ischiadica major 4 Reizung durch häufige Überdehnung 4 Reizung durch OP: Nerv wurde angeritzt, überdehnt oder durch OP-Lagerung abgedrückt 4 Reizung durch dorsale Hüftluxation
Detonisierung des M. piriformis
PIR, Triggern, Massage, Tape
Verbesserung der Muskelansteuerung
PNF, propriozeptives Training, SRT
Trophikverbesserung des Nerven
Nervenmobilisation, Tape
Fragen beim Befund 4 Hatten Sie einen Bandscheibenvorfall/-vorwölbung (7 Kap. Bandscheibenvorfall)? 4 Haben Sie Schmerzen beim Husten, Niesen oder Pressen? → Hinweis auf radikuläre Ursache 4 Tragen Sie Ihre Geldbörse in der Hosentasche auf der schmerzhaften Seite? → Kompression als mögliche Ursache
! Cave Radikuläre Ursachen ausschließen!
79 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 Triggern des M.piriformis falls eine Kompression des Nervs an dieser Stelle vorliegt
. Abb. 3 Nerventape
. Abb. 4 ASTE für Nervenmobilisation: Bein strecken und Zehenspitzen ranziehen und zur Decke schauen
. Abb. 5 ESTE für Nervenmobilisation: Knie anbeugen und Kinn auf die Brust
. Abb. 6 Stufenlagerung ist im Einzelfall hilfreich
. Abb. 7 Nervenmobilisation in RL, ca. 3-mal 15 Wiederholungen zügig ausführen
. Abb. 8 ASTE für Nervenmobilisation als Hausaufgabe: In RL Zehenspitzen ranziehen
. Abb. 9 ESTE: Zehenspitzen ausstrecken, ca. 3-mal 15 Wiederholungen zügig ausführen
. Abb. 1 Verlauf des N. ischiadicus an der Rückseite des Beins
I
80
ISG-Blockaden/Sakroiliakale Fehlstellungen
ISG-Blockaden/ Sakroiliakale Fehlstellungen Was ist das? Das Iliosakralgelenk (ISG) ist eine Amphiarthrose zwischen Ilium und Sakrum. Die Gelenkflächen sind die jeweiligen Facies auriculares des Os coxae und des Os sacrum. Die Facies auricularis des Os coxae befindet sich kranial und medial des Os Ilium und ist kongruent mit der gleichnamigen Gelenkfläche am Os sacrum. Zu den Bändern des iliosakralen Gelenks gehören 4 das Lig. iliolumbale superius, 4 das Lig. iliolumbale inferius, 4 die Ligg. sacroiliaca (dorsalia und ventralia mit tieferen und oberflächlichen Schichten, mit den Ligg. sacroiliaca interossea sowie kranialen und kaudalen Zügen), 4 das Lig. sacrospinale und 4 das Lig. sacrotuberale.
I
Durch die Ligg. iliolumbalia kann sich eine ISG-Fehlstellung auch in der unteren Lendenwirbelsäule (L4+5) manifestieren. Die Bewegungen geringen Ausmaßes im sakroiliakalen Gelenk sind mit einer schraubigen Drehung zu beschreiben (Nutation und Gegennutation). Auch eine einseitige Iliumbewegung (Ilium nach ventral oder nach dorsal) ist möglich. Typisch für Gelenke mit geringem Bewegungsausmaß, so auch für das ISG, sind sog. Blockaden.
Formen
5 In RL: Hinweis auf ISG-Fehlstellung mit S1-Kompression (Streeck et al. 2007) 5 In BL: Hinweis auf Arthrose im ISG bei Gelenkkompression (Streeck et al. 2007)
Untersuchung 4 Thigh thrust 4 Sacral thrust (in 2 Varianten: mit verstärktem Druck auf die Basis ossis sacri und den Apex ossis sacri, dazu jeweils passend Beine in Ab- oder Adduktion lagern) 4 Gaenslens-Test 4 Distraktionstest (aus RL) 4 Kompressionstest (aus SL) 4 Aktiver SLR mit/ohne Iliumkompression → Von diesen 6 Tests müssen 3 Tests positiv sein, um von einer ISG-Problematik auszugehen. 4 Einbeinstand: Ipsilaterale Beschwerden sind ein Hinweis auf eine Entzündung oder ein Kapselproblem. 4 Palpation der Mm. piriformis und quadratus lumborum auf Triggeraktivität 4 Beinlängendifferenz: Funktionelle oder anatomische Beinlängendifferenz
Komplikationen 4 Differenzialdiagnosen: Morbus Bechterew (7 Kap. Morbus Bechterew), bei wellenartig auftretenden Beschwerden im Beckenbereich evtl. Erkrankung der inneren Organe, Gleitwirbel
4 Ilium anterior: Blockade durch zu hohen Muskelzug des
M. iliacus, M. rectus femoris, Tractus iliotibialis, M. tensor fasciae latae, M. pectineus, M. adductor longus, Mm. adductor magnus und brevis 4 Ilium posterior: Blockade durch zu hohen Muskelzug des M. psoas major, M. semimembranosus, M. semitendinosus und M. biceps femoris 4 Nutations-/Gegennutationsfehlstellung: Häufig während Schwangerschaften und nach der Geburt
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Positional Release, Fango, Elektrotherapie, assistives Bewegen im Schlingentisch
Deblockierung des ISG
Manuelle Therapie nach Mulligan, für Ilium nach ventral oder dorsal aus BL, Stand oder VFST, aktives Bewegen, Bewegungsbad
Unabhängigkeit des Patienten vom Therapeuten
Übungen für zu Hause im Falle erneuter Beschwerden, z.B. Patient im Stand, ein Fuß steht auf einem Tisch, Patient führt eine maximale Hüftflexion aus (endgradige Bewegungen)
Fragen beim Befund 4 Sind die Beschwerden nach einem akuten Ereignis aufgetreten? 4 Sind Sie in letzter Zeit umgeknickt? → Aufsteigende Kette als Ursache für ISG-Fehlstellung 4 Haben Sie Beschwerden beim Joggen auf unebenem Boden? → Hinweis auf Asymmetrie der ISG-Bewegung mit Reizung der ISG-nahen Bänder 4 Wann treten Ihre Beschwerden auf? 5 Haben Sie Schmerzen beim Aufstehen aus dem Sitz? → Hinweis auf ISG-Instabilität: Ist auch der aktive SLR ohne Iliumkompression positiv (mit Kompression kann das Bein schmerzfrei angehoben werden), so kann der Patient einen breiten Gürtel zur Unterstützung tragen.
81 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 MT nach Mulligan: Aus BL drückt sich der Patient in WS-Extension, und der Therapeut schiebt (als gehaltene Position) das Ilium auf der Beschwerdeseite nach ventral oder dorsal
. Abb. 2 Symphyse (zuerst kräftig in Abduktion spannen lassen und dann unmittelbar danach in Adduktion drücken lassen)
. Abb. 3 M. piriformis und alle anderen Muskeln triggern, die das Becken in Fehlposition zwingen
. Abb. 4 Beckenpattern oder Automobilisation: Patient steht im VFST, ein Knie hängt über die Kante, dann Hüfte auf und ab bewegen; die feststehende Seite wird mobilisiert
. Abb. 5 Der Patient spannt das flektierte Bein gegen den Therapeuten. Dabei geht das Ilium nach dorsal. Sakrum dabei fixieren
. Abb. 6 Mobilisation in SL: Ellenbogen übt Druck auf Tuber ischiadicum aus, Mobilisation nach posterior
. Abb. 7 Mobilisation in SL: Unterarm übt Druck auf Ilium aus, Mobilisation nach anterior
. Abb. 8 Patient drückt mit dem rechten Fuß gegen den Therapeuten
. Abb. 9 Der Patient mobilisiert das Ilium durch eine Kontraktion des M. quadriceps selbst nach anterior (auch zu Hause mit einem Türrahmen in BL möglich)
I
82
Karpaltunnelsyndrom
Karpaltunnelsyndrom
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Kommt es zu einer Besserung beim Reiben oder Schütteln? 4 Seit wann treten die Schmerzen auf? → Aufschluss über das Schmerzgedächtnis 4 Wann haben Sie Schmerzen? → Vorwiegend nachts 4 Hatten Sie einen Bruch im Unterarm oder in der Hand? → Muskelirritation durch Achsenabweichung 4 Was machen Sie beruflich oder in Ihrer Freizeit?
Eine Einklemmung des N. medianus durch das Retinaculum flexorum. Beim Radfahren werden sensible Störungen wie »Ameisenlaufen« beschrieben. Außerdem werden motorische Störungen beobachtet. In 7 Übersicht 1 sind die Muskel-/Sehnen- und Nervenverläufe an der Hand zusammengefasst. . Übersicht 1. Muskel-/Sehnenund Nervenverläufe an der Hand
K
Sehnenfächer der Hand 4 Fach 1: M. abductor pollicis longus, M. extensor pollicis brevis 4 Fach 2: M. extensor carpi radialis longus, M. extensor carpi radialis brevis 4 Fach 3: M. extensor pollicis longus (das Tuberculum von Lister dient als Hypomochlion dieser Sehne) 4 Fach 4: Insgesamt 4 Sehnen des M. extensor digitorum und M. extensor indicis proprius 4 Fach 5: M. extensor digiti minimi 4 Fach 6: M. extensor carpi ulnaris 4 Karpaltunnel: M. flexor capi radialis, M. flexor digitorum profundus, M. flexor pollicis superficialis, M. flexor pollicis longus Retinaculum flexorum Das Lig. carpi transversum (Retinaculum flexorum) spannt sich zwischen der Eminentia ulnaris (wird gebildet aus Os pisiforme und Hamulus ossis hamati) und der Eminentia radialis (wird gebildet aus Tuberculum scaphoidii und Tuberculum trapezii). Unter dieser Bandstruktur kann der N. medianus im sog. Karpaltunnel komprimiert werden (Parästhesien auf der Innenseite von Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie auf der Dorsalseite die Fingerkuppen der genannten Finger). Loge von Guyon Um Verwechslungen vorzubeugen, soll hier noch die Loge von Guyon erläutert werden. Die Loge von Guyon wird gebildet vom Os pisiforme, dem Lig. pisohamatum und dem Hamulus ossis hamati. In dieser Loge kann es zu einer Komprimierung des N. ulnaris kommen (Parästhesien im Digitus 5 und zur Hälfte im Digitus 4).
Formen 4 Pseudo-Karpaltunnelsyndrom: Der M. flexor digitorum komprimiert den Nerv. 4 Mit/ohne Muskelatrophie des M. abductor opponens 4 Mit/ohne OP: Bei OP wird das Retinaculum flexorum gespalten. 4 Chronifizierungsgrade 1, 2, 3
Untersuchung 4 Warme oder kalte Hände und weitere Sensibilität 4 Os lunatum: Druck auf Karpaltunnel 4 A. radialis abdrücken und Faustschluss: Test, ob die A. ulnaris frei durchgängig ist 4 Gelenkspiel der Handwurzelknochen testen 4 Triggerpunkte in den Mm. scalenus anterior, scalenus posterior und pectoralis minor 4 Hoffmann-Tinel-Zeichen: Wenn man auf den Karpaltunnel klopft, kommt es zur Symptomverschlechterung. 4 Flaschen-Test: Der Daumen des Patienten kann nicht weit genug retrovertiert werden, deshalb kann der Patient keine Flasche umfassen (der M. opponens fällt aus). 4 C6/C7 untersuchen Wichtig Muskeln, die den N. medianus irritieren können, sind: 4 M. pronator teres, 4 M. flexor pollicis longus, 4 M. flexor digitorum superficialis und 4 M. flexor digitorum profundus.
Komplikationen 4 Morbus Sudeck (7 Kap. Morbus Sudeck) 4 Differenzialdiagnose: Schlaganfall
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Eis, Heiße Rolle
Versorgungs- und Entsorgungsprobleme beseitigen, Triggerpunkte bearbeiten, die ähnliche Symptome aufweisen
Triggern des M. palmaris longus, M. pronator teres, M. flexor digitorum superficialis
Durchblutung verbessern
Güsse
Innervationsschulung des N. medianus
E-Technik, PNF
Sensibilitätsschulung des N. medianus
Mit verschiedenen Gegenständen über das entsprechende Areal streichen
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_10, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
83 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Cake-Brake-Technik; eine Hand des Therapeuten fixiert, während die andere Hand des Therapeuten eine Supination durchführt
. Abb. 2 Zur optimalen Heilung: Rumpfnahe Engpässe beseitigen, hier: Triggern der Mm. scaleni
. Abb. 3 Nach OP: Manuelle Lymphdrainage und Kompression
. Abb. 4 Tape
. Abb. 5 Ausdrücken eines Schwamms, dabei gleichzeitige Dorsalextension und Fingerflexion
. Abb. 6 Dehnung des Retinaculum flexorum
. Abb. 7 Nervenmobilisation der Hand als Hausaufgabe; die rechte Hand kann zusätzlich die linke Schulter in Depression ziehen; außerdem liegt die HWS in einer Lateralflexion rechts
. Abb. 8 Kräftigung des Thenars
. Abb. 9 Nach Beseitigung des Engpasses MTT möglich
Wichtig Die Therapie beginnt am 1. Tag post op. Die Belastung wird nach 3 Wochen zunehmend gesteigert, und nach frühestens 6 Wochen kann wieder normal belastet werden.
K
84
K
Kindliche Frakturen
Kindliche Frakturen
Fragen beim Befund (an die Eltern)
Was ist das?
4 Können Sie den Ablauf des Sturzes beschreiben? 4 Hat Ihr Kind Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht und ist deshalb gestürzt?
Die Besonderheiten kindlicher Frakturen ergeben sich aus der unvollständigen Ossifikation des wachsenden Skeletts mit Epiphysen und Apophysen, aus Problemen der Fixation und Lagerung sowie aus der bei Kindern oft geringen oder fehlenden Compliance. Das kindliche Skelett weist eine hohe Plastizität, ein dickes Periost, eine breite Kortikalis und einen kräftigen Band- und Kapselapparat auf. Bandläsionen mit knöchernen bzw. periostalen Ausrissen treten relativ häufig auf, Dislokationen der Frakturfragmente sind selten. Wenn die Frakturlinie durch Epiphysenfugen zieht, können sich in der Folge knöcherne Wachstumsstörungen ausprägen. Dies trifft auf etwa jede 5. kindliche Fraktur zu. Knöcherne Durchtrennungen bei erhaltenem Periost bezeichnet man als Grünholzfrakturen. Relativ häufig sind auch sog. Stauchungsfrakturen (Wulstfrakturen), die im Erwachsenenalter kaum auftreten. Besonders häufige Frakturen des Kindesalters betreffen 4 den Radius, 4 das Cranium (knöcherner Schädel), 4 das Becken (7 Kap. Beckenfrakturen) und 4 den Humerus.
Formen
Untersuchung 4 Beobachtung der Bewegungsabläufe: Hat das Kind Kompensationsmuster einstudiert, um z.B. schmerzfrei krabbeln zu können? 4 Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke 4 Vergleichen der Muskulatur mit der kontralateralen Seite, liegen Atrophien vor? 4 Sensibilitätsprüfung
Komplikationen 4 Nach offenen Frakturen Osteomyelitisgefahr 4 Achsenabweichung bei Mitverletzung der Epiphyse und nachfolgende Wachstumsstörung (. Abb. 9) 4 Beinlängendifferenz nach Bein- oder Beckenfraktur 4 Zeichen einer Gehirnblutung oder eines Gehirnödems sollen 48 Stunden beobachtet werden (Red Flag) 4 Selten Morbus Sudeck
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) 4 Frakturen mit Verletzung der Epiphysenfuge (Einteilung s.u.) 4 Inkomplette Frakturen: Grünholzfraktur oder Wulst-
Ziel
Therapie
fraktur 4 Abrissfrakturen: Treten bei Kindern häufig auf, denn der
Nutritive Verbesserung
Rotlichttherapie (IR), Zweizellenbad
Bandapparat ist sehr stabil 4 Spiralfrakturen
Muskelaufbau
z.B. Parcours mit verschiedenen kraftfördernden Aufgaben
Beüben benachbarter Gelenke
Passives und aktives Bewegen (mit Lied verbinden), MT
Entstauung
Lymphdrainage, Massage
Abbau von Kompensationsmustern
z.B. spielerische Übungen im Einbeinstand, wenn das Kind ein Bein weniger belastet
Sensomotorisches Training
Übungen auf labiler Unterlage, bei Armverletzungen im VFST üben, wenn Vollbelastung erlaubt ist
Frakturen mit Verletzung der Epiphysenfuge werden nach
Salter in 6 Typen eingeteilt. Die Einteilung nach Aitken ist etwa analog. Typ
Beschreibung
I
Abtrennung der Epiphyse von der Diaphyse direkt in der Epiphysenfuge
II
Bruchspalt durchzieht die Epiphysenfuge und setzt sich in der Epiphysenfuge fort
III
Gelenkfrakturen verlaufen von der Gelenkfläche zur und durch die Epiphysenfuge bis an den Knochenrand
IV
Frakturspalt verläuft von der Gelenkfläche durch die Epiphysenfuge in die Metaphyse
V
Kompression der Epiphysenfuge und des gesamten Knochens durch eine axiale Stauchung
VI
Abscherung eines Teils der Epiphysenfuge mit nachfolgender Wachstumshemmung auf der verletzten Seite
! Cave 4 Vorsicht bei Übungen an der Sprossenwand, hohes Unfallrisiko bei Kleinkindern!
85 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Übungen im VFST: Kind spielt z.B. Löwe und der Therapeut Dompteur
. Abb. 2 Propriozeptives Training, z.B. mit Sandsack auf dem Kopf balancieren
. Abb. 3 Einbeinstand interessant gestalten, z.B. auf einem »Energiepunkt« (Sandsack) stehen und danach eine Runde durch den Raum flitzen
. Abb. 4 Massage
. Abb. 5 Kniebeugen auf einem Klotz (ist für Kinder spannender als auf dem Boden)
. Abb. 6 Manuelle Therapie nach Ausheilung einer Fraktur
. Abb. 7 Bei Frakturen an der oberen Extremität: Nach Ausheilung der Fraktur Stützarm aufbauen
. Abb. 8 Greifübungen auf einer Fangopackung (Tuch auf das Fango legen, da Kinder Hitze intensiver empfinden)
. Abb. 9 Mögliche Spätfolgen von kindlichen Frakturen mit Epiphysenbeteiligung sind Wachstumsstörungen
K
86
Klavikulafraktur
Klavikulafraktur
Komplikationen
Was ist das?
4 4 4 4 4 4
Schlüsselbeinbruch, meist nach einem Sturz auf die Schulter. Hohe Risiken für das Auftreten dieser Fraktur bestehen bei bestimmten Sportarten, z.B. Handball, Rugby, Radfahren, Motocross. Am häufigsten bricht die Klavikula im mittleren Teil (70-80%), seltener lateral (ca. 15%), sehr selten medial (unter 5%). Die Fraktur wird entweder konservativ mit einem Rucksackverband über einen längeren Zeitraum (mind. 3-4 Wochen) versorgt oder operativ mit Platten und Schrauben fixiert. Eine neue Operationsmethode ist das Fixieren mit einem TEN (Titanic Elastic Nail). Ein kleiner Schnitt genügt, um beide Knochenfragmente miteinander zu verbinden.
Formen 4 4 4 4 4
K
Mittlere Klavikulafraktur Laterale Klavikulafraktur Mediale Klavikulafraktur Geschlossene oder offene Fraktur Konservativ (Rucksackverband) oder operativ versorgte Fraktur (Plattenosteosynthese, Nagelung, Drahtversorgung)
Fragen beim Befund 4 Wie ist es passiert? 4 Röntgenkonrolle nach Ausheilung? Zum Ausschluss einer Pseudarthrose (häufig bei lateralen Frakturen) 4 Haben Sie Osteoporose? → Vorsicht bei Manueller Therapie!
Untersuchung 4 Bewegungsausmaß der Schulter: Pro- und Retraktion, Elevation und Depression 4 Palpation des AC- und SC-Gelenks 4 Schulterblattbeweglichkeit nach langer Ruhigstellung überprüfen 4 Wird Schonhaltung ausgeübt? 4 Ödem: Ist der Rucksackverband evtl. zu eng? 4 1. Rippe überprüfen 4 Erhöhte Triggeraktivität des M. subclavius (nach völliger Frakturheilung)
Pseudarthrose Instabilität durch Bänderruptur oder -dehnung Gefäß- und Nervenverletzungen Infektionen (bei offenen Frakturen) Metalllockerungen Narbenprobleme
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung und Tonusregulation
Massage, Heiße Rolle
Beweglichkeit verbessern, Kapselschrumpfung vorbeugen
Manuelle Therapie: ACG, SCG und Glenohumeralgelenk (nach zeitweiliger Schonung der Schulter)
Verbesserung der Kraft
PNF-Schulterpattern, MTT
Narbenmobilität
Narbenmassage
Stützlastarm aufbauen (nicht in den ersten 6 Wochen)
VFST
! Cave 4 Scherbelastungen auf die Klavikula vermeiden (keine schweren Gewichte am herunterhängenden Arm, kein Ziehen am Theraband bis Röntgenkontrolle erfolgt ist)! 4 Während der zeitweiligen Fixation durch den Verband sind tägliche Handübungen mit gestrecktem oder gebeugtem Ellenbogen zum Bewegungserhalt empfohlen.
87 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Klavikulamobilisation aus SL, erst nach volliger Frakturheilung
. Abb. 2 Rudergerät nach Ausheilung der Fraktur
. Abb. 3 Bewegen des Schultergelenks unter Traktion (nach Ausheilung der Fraktur)
. Abb. 4 Schulterpattern: Zug und Druck regen die Knochenheilung an
. Abb. 5 Schlingentisch
. Abb. 6 Seilzugübungen in allen Variationen
. Abb. 7 Manuelle Therapie: ACG
. Abb. 8 Manuelle Therapie: SCG
. Abb. 9 Vorsichtig Stützlastarm aufbauen mit PNF auf der kontralateralen Seite, während die betroffene Seite stützt
K
88
Klumpfuß (Pes equinovarus superductus)
Klumpfuß (Pes equinovarus superductus)
Untersuchung
Was ist das?
4 4 4 4 4 4 4
Die häufigste angeborene Extremitätenfehlstellung (1-mal auf 800 Geburten, bei Jungen häufiger als bei Mädchen). Der angeborene Klumpfuß ist ein- oder beidseitig und geht mit einer Verkürzung der Achillessehne und einer Verformung der Fußknochen einher. Die Fußsohle ist nach medial geneigt. Das Muskelungleichgewicht verhindert ein normales Gangbild. Zu einem Klumpfuß gehören folgende 4 Fußdeformitäten: 4 Pes equinus (Spitzfuß), 4 Pes varus (Supination von Vorfuß und Ferse), 4 Pes excavatus (Pes cavus, Hohlfuß) und 4 Pes adductus (Sichelfuß).
K
Die Ätiologie ist noch unklar. Offensichtlich besteht eine erbliche Komponente. In der Pathogenese des angeborenen und des erworbenen Klumpfußes spielen folgende Faktoren eine Rolle: 4 die pathologische Beziehung der Knochen zueinander, 4 die pathologische Knochengröße und -form, 4 Kontrakturen und Verkürzungen der die Knochen verbindenden Bänder und der an den Knochen ansetzenden Muskeln und Sehnen, 4 eine mediale Verbiegung am Talushals und Taluskopf sowie 4 die gestörte Knochenbildung und Knochenentwicklung der Ossa tarsalia.
Observation der Fußform und der Bewegungsmuster Palpation Beweglichkeit testen Sensibilität testen MFP Ganganalyse mit verfügbaren Hilfsmitteln Reflexe testen, v.a. Achillessehnenreflex
Komplikationen 4 Sensibilitätsstörungen: Häufige Dekubitalulzera
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Motorische Fähigkeiten verbessern
Gangschule, Vojta, PNF, Klettern, Bewegungsbad, Theraband, propriozeptives Training auf der Weichbodenmatte, Laufbandtraining mit hoher Steigung und langen Schritten
Statikverbesserung
Manuelle Therapie an OSG und USG sowie Fibula und Knie
Prävention von Spätfolgen
ISG-Fehlstellungen, Beinlängendifferenzen sowie andere statische Veränderungen erkennen und wenn möglich behandeln (z.B. Triggern des M. biceps femoris, um die aufsteigende Kette zu unterbrechen; Muskelaufbau bei Genu varum-Fehlstellung)
Sensibilität verbessern
Warm-Kalt-Reize, mit einer weichen Bürste über sensible Bereiche fahren
Aktivierung der Mm. peronei
Elektrotherapie
Beweglichkeitsverbesserung
Dehnung der Wade, Manuelle Therapie
Bei Kindern mit Spina bifida besteht gehäuft ein Klumpfuß.
Formen 4 Angeboren: Fehlbildungsklumpfuß 4 Erworben/idiopathisch: Durch Lähmungen (N. peroneus,
Hirnschaden), Frakturen der Fußwurzel, Entzündungen (Arthritis im USG) 4 Nach Unfällen: Verletzung der Beinknochen 4 Konservative Versorgung (redressierende Gipsbehandlung)/operative Versorgung
Fragen beim Befund 4 4 4 4
Besteht der Klumpfuß seit der Geburt? Welche Beschwerden macht der Klumpfuß? Wurden bisher regelmäßig Übungen durchgeführt? Wurden bisher Hilfsmittel zur Verbesserung des Gangs verordnet und genutzt, z.B. Einlagen, orthopädische Schuhe, Orthesen? 4 Bestehen weitere angeborene Erkrankungen (7 Kap. ICP)?
! Tipp 4 Der Klumpfuß bedarf einer langen physiotherapeutischen Behandlung, möglichst bis zum Wachstumsabschluss. 4 Aufgrund der Vielfalt an Operationstechniken ist es empfehlenswert, sich mit den jeweiligen OP-Unterlagen (OP-Berichte, Röntgenbilder usw.) vertraut zu machen.
89 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Propriozeptives Training
. Abb. 2 Postoperative Narbenmobilisation und Querdehnung der Achillessehne
. Abb. 3 Fibulamobilisation distal und proximal zur Verbesserung der Dorsalextension des Fußes bei Kindern ab vier Jahre
. Abb. 4 Passives Bewegen in Dorsalextension und Pronation
. Abb. 5 Über taktile Reize die Dorsalextension fördern
. Abb. 6 Mit Theraband Dorsalextension mit Pronation üben bei Kindern ab sieben Jahre
. Abb. 7 Fußball mit Innenseite kicken; eignet sich gut zum Aufwärmen, z.B. im Slalom-Parcours
. Abb. 8 Exzentrisches Training an der Kletterwand zur Verbesserung der Belastbarkeit der Achillessehne mit positiver Auswirkung auf die Propriozeptoren (alternatv auch zu Hause mit dicken Büchern unter dem Vorfuß durchführbar)
. Abb. 9 Im Türrahmen hochklettern (nur bei Kindern möglich, Matte unterlegen, Vorsicht: Kopf stößt schnell am Türrahmen an)
K
90
Knie-TEP
Knie-TEP
Untersuchung
Was ist das?
4 Entzündungszeichen, Umfangmessungen, harte Kniekehle 4 Bewegungsausmaß 4 Beweglichkeit der Patella 4 MFP 4 Ganganalyse, auch auf Treppe 4 Schonhaltung in der Hüfte? → Wenn ja, Beckenschiefstand und Wirbelsäule begutachten
Bei einer Knie-TEP wird eine Prothese in das Kniegelenk einsetzt, Gründe sind schwere Arthose (. Abb. 1) oder schwere Traumata (7 Kap. Gonarthrose). Häufig wird, zumindest bei der Behandlung von Arthrosen, gleichzeitig mit der TEP ein Patellarückflächenersatz implantiert, um die femoropatellare Arthrose mitzuversorgen. Der Patient kann nach einer zementierten Implantation in der Regel voll belasten.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Wichtige Formen 4 Unikondyläre Schlittenprothese: Die mediale oder late-
K
rale Gelenkfläche wird ersetzt; volle Belastung postoperativ beim zementierten Modell. Ersetzt werden der laterale oder der mediale Kondylus und der entsprechende Gegenpart an der Tibia, der Bandapperat bleibt erhalten. Nachteil: Die Prothese lockert sich statistisch nach 5-10 Jahren. 4 Ungekoppelte bikondyläre Prothese: Mediale und laterale Gelenkflächen werden ersetzt; oft sofort voll belastbar, oft in Zusammenhang mit Bandinstabilitäten. 4 Achsengeführte Knieendoprothese: Scharnierprothese mit einem Stift in der Mitte, die Bänder sind entfernt worden. Sofort volle Belastung, meist nach schweren Achsenabweichungen im Knie und schweren Bandinstabilitäten. 4 Posterior stabilisierte Knieprothese (PS-Knie): Bei Instabilität des vorderen und hinteren Kreuzbands, die Tibia wird bei stärkerer Flexion nach ventral und der Femur nach dorsal gezwungen.
Fragen beim Befund 4 Seit wann haben Sie Ihre Knie-TEP, mit Bewegungseinschränkungen? 4 Müssen Sie zu Hause Treppen steigen? Haben Sie ein Treppengeländer? Haben Sie Probleme beim Treppensteigen? 4 Sind Ihre Seitenbänder und Ihr vorderes Kreuzband (VKB) noch intakt? → VKB wird beim bikondylären Ersatz selten entfernt. 4 Ist Ihre Patella noch vorhanden, oder erhielten Sie einen Patellarückflächenersatz?
Ziel
Therapie
Entstauung
Hochlagern und Ausstreichungen, Lymphdrainage, Wadenpumpe
Physiologisches Gangbild erzielen
Gangschule
Kniestabilität verbessern
Propriozeptives Training
Lösung von Verklebungen, Durchblutung anregen, Heilungsprozess beschleunigen
Narbenmobilisation, Güsse
! Cave Zu Anfang sollten Rotationen im Knie nicht forciert geübt werden!
91 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Röntgenbild einer Knie-TEP
. Abb. 2 Übungen auf dem Pezziball, Wadenpume anregen: Thromboseprophylaxe neben Kompression und Antikoagulation
. Abb. 3 Verbesserung der Knieflexion auf dem Pezziball. Der Patient kann selbst entscheiden, wie stark das Knie flektiert wird
. Abb. 4 Gewichtsverlagerung (ca. 20-mal wiederholen, dann Bein wechseln)
. Abb. 5 Ein Bein ist Standbein, das andere kreist in der Luft (20-mal vorwärts, 20-mal rückwärts)
. Abb. 6 Knieflexion an der Sprossenwand oder zu Hause auf einem Stuhl (20-mal operiertes Knie anbeugen, kein Beinwechsel)
. Abb. 7 Übungen auf Airex-Matte für einen stabilen Stand
. Abb. 8 Kniegruppe im Bewegungsbad, hier Flexionsübung am Beckenrand
. Abb. 9 Krafttraining in der geschlossenen Kette
K
92
Komatöser Patient
Komatöser Patient Wodurch kann ein Patient in ein Koma fallen? Unter Koma versteht man die schwerste Form einer Bewusstseinsstörung. Der komatöse Patient kann auch durch starke Reize, z.B. Schmerzreize, nicht geweckt werden. Das Koma ist eine schwere Störung von Großhirnfunktionen. Die Ursachen sind vielfältig: 4 zentrale Störungen wie Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Meningitis, Enzephalitis, Hirntumor oder zerebraler Anfall, 4 metabolische Störungen wie Unter- oder Überzuckerung, CO2-Überschuss (Hyperkapnie) oder O2-Mangel (Hypoxie), akute oder chronische Niereninsuffizienz mit der Anhäufung harnpflichtiger Substanzen im Blut (Urämie), Leberversagen bzw. schwere endokrinologische Umstellungen wie Hypophyseninsuffizienz oder Nebenniereninsuffizienz, 4 toxische Ursachen oder 4 medizinisch indizierte Bewusstlosigkeit, z.B. Narkose oder sog. künstliches Koma.
K
Nach der Glasgow Coma Scale (GCS) wird ein Koma differenziert (. Tab. 1).
Formen
5 CPAP (Continuous Positive Airway Pressure): Zählt zu den spontanen Ventilationsformen. Die Maschine unterstützt die Atmung, der Patient bestimmt Atemtiefe und -frequenz sowie Luftdurchfluss 4 Medikamente (z.B. Medikament gegen Hirnödem) 4 Ursache des Komas
Was ist zu beachten? 4 Für die physiotherapeutische Behandlung muss der Patient pflegerisch vorbereitet werden (Tageshygiene und Absaugen). 4 Magensonde, Darmsonde zur Druckentlastung, Ösophagusthermometer 4 Zentralvenöse Zugänge, v.a. V. jugularis interna 4 Arterielle Druckmessung: A. radialis oder A. brachialis 4 Urinkatheter: Suprapubisch oder Blasenkatheter über die Urethra 4 Am Monitor sind folgende Daten ablesbar: Atemfrequenz, Puls, EKG, Sauerstoffsättigung, Blutdruck 4 Lagerung: 30° Kopfhochlagerung (dabei Hirndruck am niedrigsten), Lagerung nach Bobath ! Cave 4 Die Zugänge und Sonden dürfen nicht gereizt und beschädigt werden! Der Therapeut muss überprüfen, dass kein Kabel geknickt ist, und dass der Patient nicht auf Anschlüssen oder Schläuchen liegt.
Die Komatiefe bestimmt den Grad der Bewusstseinsstörung:
Komplikationen Grad
Beschreibung
I
Gezielte Abwehr auf Schmerz, intakte Pupillenreaktion, intakter vestibulookulärer Reflex
4 Herzstillstand, Lungenembolie, Sepsis 4 Hirnödem, Lungenödem, nephrotisches Ödem
II
Ungerichtete Abwehr auf Schmerz, divergente Bulbi
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9)
III
Keine Abwehr, nur noch Fluchtreflexe, kein vestibulocochleärer Reflex, Pupillenreaktion stark verringert
Ziel
Therapie
Osteoporoseprophylaxe
Passives Bewegen
Keine Schmerzreaktion, keine Pupillenreaktion
Verhinderung von Kalzifikationen
Passives Bewegen
Kontrakturprophylaxe
Passives Bewegen
Dekubitusprophylaxe
Lagerung nach Bobath
Pneumonieprophylaxe
Abklopfungen, Einreibungen, Vibrax
IV
jSonderformen 4 Künstliches Koma 4 Wachkoma (apallisches Syndrom).
Welche Parameter aus der Kurve sind für den Physiotherapeuten interessant? 4 Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung 4 Komorbiditäten: Hat der Patient eine Hüft-TEP? 4 Wird der Patient beatmet, und wenn ja, mit welcher Beatmungsmethode? 5 BIPAP (Biphasic Positive Airway Pressure): Eine druckkontrollierte Beatmung, die es dem Patienten erlaubt, selbst zu atmen. Wechsel des Druckniveaus zwischen einem oberen und einem unteren Wert
! Cave Bei Herzinsuffizienz keine Armbewegungen über Herzhöhe!
K
93 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Passives Bewegen ist ein wichtiger Bestandteil der Betreuung von Komapatienten. Damit wird vorgebeugt, dass (falls der Patient aus dem Koma aufwacht) die Knochen zu porös werden, um sitzen oder stehen zu können (Osteoporoseprävention); hier Vorfußmobilisation
. Abb. 2 USG: Pro- und Supination
. Abb. 3 OSG: Die Dorsalextension kann durch den Griff des Therapeuten in die Knieund Hüftflexion integriert werden
. Abb. 4 Knie- und Hüftflexion
. Abb. 5 Hüfte: Abduktion
. Abb. 6 Fingerflexion, kombiniert mit Palmarflexion
. Abb. 7 Separates Durchbewegen des Daumens
. Abb. 8 Ellenbogen: Extension und Flexion, kombiniert mit Pronation und Supination
. Abb. 9 Schulter: Kombinationsbewegung aus horizontaler Abduktion und Rotation
. Tab. 1 Glasgow Coma Scale (GCS) Beschreibung
Punktewert
Augen öffnen Spontan
Beschreibung
Punktewert
Motorische Reaktion 4
Befolgt Aufforderungen
Beschreibung
Punktewert
Verbale Antwort 6
Orientiert
5
Auf Ansprache
3
Gezielte Abwehr
5
Verwirrt
4
Auf Schmerzreiz
2
Zurückziehen
4
Unzusammenhängende Wörter
3
Keine Reaktion
1
Beugung
3
Unverständliche Laute
2
Streckung
2
Keine
1
Keine
1
Insgesamt sind 3-15 Punkte möglich. Auswertung/Schweregrad: Leicht 14-15 Punkte. Mittelschwer 9-13 Punkte. Schwer 3-8 Punkte
94
Koxarthrose
Koxarthrose Was ist das?
Bei der Koxarthrose werden drei Stadien unterschieden: Stadium
Beschreibung
1
Schmerzen beim Einlaufen oder bei Überschreitung einer gewissen Wegstrecke. Wird längere Zeit in einer Gelenkstellung verharrt, entstehen auch Schmerzen
2
Schmerzfreie Wegstrecke verkürzt sich, und ein Hinken stellt sich ein. Die Bewegung ist eingeschränkt, und Aufstehen wird immer schwieriger. Bei langem Stehen hat der Patient ebenfalls Schmerzen
3
Der Patient hat ständig Schmerzen (Ruheschmerz). Zur Entlastung verändert der Patient ständig die Lage
Degenerative Veränderungen des Hüftgelenks , die mit
einem starken Abrieb des hyalinen Gelenkknorpels einhergehen (Erläuterungen zum Gelenkknorpel 7 Exkurs). Häufige Ursachen sind andauernde Über- und Fehlbelastungen. Auch Traumata, z.B. Beckenfrakturen und Frakturen des proximalen Oberschenkels, begünstigen präarthrotische Deformierungen und beschleunigen die Ausprägung einer Koxarthrose (. Abb. 10). Frühkindliche Krankheiten oder Anlagefehler (Morbus Perthes, . Abb. 11, Epiphysiolysis capitis femoris, angeborene Hüftdysplasie) können zur frühzeitigen Ausbildung einer Koxarthose führen. Radiologische Zeichen sind: 4 sequenzielle Hypersklerosierung (Knochenverdichtung im überlasteten Bereich), 4 Verringerung des röntgenologischen Gelenkspalts (Verringerung der Knorpeldicke), 4 Osteophyten (vergrößern kompensatorisch die kommunizierende Gelenkfläche) und 4 knöcherne Destruktionen (Zysten, Knochenabrieb und Verschmelzung der Knochen [Ankylose, Versteifung]).
K
Die Therapie besteht in den frühen Stadien aus Gangschulung, Schmerztherapie, anderen konservative Maßnahmen, in späten Stadien im künstlichen Gelenkersatz (Hüft-TEP). . Übersicht1. Der Gelenkknorpel 4 Zellen: Chondroblasten, Chondroklasten, Chondrozyten; arbeiten im anaeroben Milieu.
4 Zusammensetzung der extrazellulären Matrix: Kollagene Typ II, Proteoglykane, Glykoproteine, GAG, Hyaluronsäure, Elastin; alles gelöst in Wasser. 4 Versorgung: Über Diffusion, keine nervale Versorgung, keine Lymphgefäße, teilweise am Rand einsprießende Kapillaren. 4 Wachstum: Bis zur Schließung des Grenzstreifens (ca. 14.-15. Lj.), danach Regenerationsvorgänge. 4 Protektive Faktoren: Glukosamin, Hyaluronsäure, Wechsel von Druck und Zug.
Fragen beim Befund 4 Wie lange haben Sie schon Schmerzen? 4 Wann haben Sie Schmerzen, z.B. beim Anlaufen, bei Belastung oder in Ruhe? 4 Wo genau treten die Schmerzen auf, in Leiste, Gesäß, LWS, Trochanter major? 4 Wurden bereits knorpelaufbauende Injektionen in Ihr Hüftgelenk gegeben? → Hierbei könnten Erreger ins Hüftgelenk gelangt sein und eine Schwellung wäre die Folge. 4 Haben Sie Stoffwechselerkrankungen, z.B. Diabetes oder Gicht (Stoffwechselerkrankung, bei der Harnsäurekristalle den Knorpel beschädigen können, 7 Kap. Gicht)? 4 Nehmen Sie Medikamente, z.B. Analgetika, Antiphlogistika, Glukokortikoide, Myotonolytika, Superoxiddismutase oder andere Chondroprotektiva? 4 Haben Sie ein Röntgenbild? → Information über die Größe des radiologischen Gelenkspalts, evtl. Osteophytenbildung 4 Haben Sie Rückenbeschwerden? → Durch einen Hypertonus des M. iliopsoas kann es zu Lumbalbeschwerden kommen. 4 Haben Sie in letzter Zeit vermehrt Krämpfe im Bein? → Durch eine Beugekontraktur können die Muskeln in Versorgungsnot kommen und reagieren mit Krämpfen. 4 Haben Sie eine stehende Tätigkeit? In . Tab. 1 ist die Befunddarstellung schematisch zusammengefasst.
Formen
Untersuchung
4 Direkte Koxarthrose, z.B. durch sportliche Überbelastung 4 Indirekte Koxarthrose, z.B. nach einer Azetabulumfraktur, nach Morbus Perthes oder bei Tumoren
4 Bewegungsausmaß in der Hüfte und den angrenzenden Gelenken 4 Beckenschiefstand bzw. andere statische Probleme 4 Palpation des M. piriformis: Er ist der stärkste Außenrotator und behindert evtl. die IR. 4 LWS: Schonhaltung durch verkürzten M. iliopsoas, Rotationsfehlstellungen oder Hyperlordose der LWS als Folge; bei Beckenschiefstand Beckenverwringung mit Beteiligung des ISG: M. iliopsoas testen 4 Bursa iliopectinea testen
95 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 PNF-Mattenprogramm; vor allem im VFST wird das Gewicht auf vier Extremitäten verteilt, so dass sich das Prinzip »viel Bewegung – wenig Last« gut verwirklichen lässt
. Abb. 2 Traktion zur Schmerzlinderung
. Abb. 3 Schlingentisch: Die Muskeln können mit Federn beübt werden, ohne Belastung für das HG; Ext. und Flex. in SL sowie Abd. und Add. in RL
. Abb. 4 Dehnung des M. iliopsoas
. Abb. 5 Propriozeptives Training
. Abb. 6 MT nach Mulligan: Patient bewegt aktiv in Flexionsrichtung
. Abb. 7 Manuelle Therapie nach Mulligan: Patient bewegt in Rotationsrichtung
. Abb. 8 Triggern der Außenrotatoren der Hüfte, um eine Schonhaltung beim Gang zu verhindern
. Abb. 9 Bewegungserhaltung an der Kletterwand
K
96
Koxarthrose
. Tab. 1 Schematische Befunddarstellung Koxarthrose
ISG-Problematik
LWS
Symptome
4 Schmerzen bei Belastung und später auch in Ruhe 4 Schmerzlokalisation: Leiste, Adduktoren bis Knie, ventraler Oberschenkel
4 Schmerzhafter M. quadratus lumborum 4 Funktionelle Beinlängendifferenz 4 Patient steht in entlordosierter Position (Hinweis auf akute ISG-Entzündung) 4 ISG-Beschwerden (Asymmetrie) beim Joggen auf weichem Untergrund 4 Fußballer mit Beschwerden in den Adduktoren
4 Sensibles Dermatom, Ausstrahlung bis in die Füße (radikulär) 4 Motorische Schwäche (radikulär)
Positive Tests
4 Kapselmuster positiv (IR am stärksten eingeschränkt, gefolgt von Flex., Abd., Ext.) 4 Gangbildveränderung: inkomplette Extension, betroffenes Bein in vermehrter AR, positives Trendelenburg-Zeichen nach zunehmender Atrophie der Glutealmuskulatur
4 Thigh thrust 4 Sacral thrust (in 2 Varianten: mit verstärktem Druck auf die Basis ossis sacri und den Apex ossis sacri, dazu jeweils passend Beine in Abd. oder Add. lagern) 4 Gaenslens-Test 4 Distaktionstest (aus RL) 4 Kompressionstest (aus SL) 4 Aktiver SLR mit/ohne Iliumkompression (zur Differenzierung einer ISG-Instabilität) → Von diesen 6 Tests müssen 3 Tests positiv sein, um von einer ISG-Problematik auszugehen
4 Lasègue (Bandscheibenproblematik) 4 Schmerzen beim Husten, Niesen oder/und Pressen (Bandscheibenproblematik) 4 Beschwerden bei LWS-Bewegungen (v.a. bei Rotation)
Alter
Über 60
Vorwiegend jüngere Patienten <60 Jahre
Gemischte Altersgruppen
K ! Cave
Komplikationen 4 Koxarthritis (Entzündung des Hüftgelenks) 4 Hüftkopfnekrose 4 Chondrokalzinose (Knorpelverkalkung) und Tendinosis calcarea 4 Bursitis iliopectinea 4 Red Flag: Tumoren und Metastasen ausschließen!
4 Weiterem Knorpelabbau entgegenwirken. 4 In der Therapie mit geringer Belastung und im schmerzfreien Bereich arbeiten! 4 Der Patient steht in einer Schonhaltung in AR, Add., Flex. Vorzugsweise in der geschlossenen Kette arbeiten, da hier das Gelenk zentriert steht.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9, . Abb. 12–Abb. 18) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Traktion des Hüftgelenks je 2-mal 5 min (abwechselnd Kompression, nur wenn die Kapsel nicht schmerzt)
Bewegungsverbesserung
Kapseldehnung, Triggern des M. piriformis und der Adduktoren, Dehnungsübungen
Muskelkräftigung vor Hüft-OP
Kräftigung des M. gluteus maximus, medius und minimus
Verhinderung von Kompensationsmustern
Gangschule mit besonderem Fokus auf LWS, Knie und Gesamtkörperhaltung
Funktionserhalt der benachbarten Gelenke
Immer wieder nachprüfen und mitbehandeln
Stoffwechsel anregen
Heiße Rolle auf Tractus iliotibialis und schmerzhaften Regionen, Wechseldruckbelastungen (Stoffwechsel des Knorpels anregen), Synoviaproduktion steigern, Elektrotherapie
Ökonomisieren der Muskeln
PNF-Beckenpattern
LWS-Entlastung
Beckenaufhängung am Schlingentisch
97 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 10 Schwere Koxarthrose
. Abb. 11 Koxarthrose links nach Morbus Perthes (a.p.-Röntgenaufnahme)
. Abb. 12 Rudern zur Verbesserung der Knorpeltrophik nach dem Prinzip »viel Bewegung – wenig Last«
. Abb. 13 Laufband mit extremer Neigung zur Verbesserung der Extension
. Abb. 14 Hausaufgabe zur Verbesserung der Flexion; je nach Beweglichkeit des Patienten kann ein höherer Tritt gewählt werden (in der Physiopraxis einfach die Bank höher fahren und zu Hause z. B. die Fensterbank anstelle des Stuhls nehmen); 30-mal das Bein leicht extendieren um dann in eine maximale Knie- und Hüftflexion zu gehen
. Abb. 15 Stochastisches Resonanztherapiegerät (SRT): 2-mal pro Woche für mindestens 10 Monate
. Abb. 16 MT nach Mulligan zur Verbesserung der Extension. Der Patient muss sich festhalten können
. Abb. 17 MT nach Mulligan zur Verbesserung der Abduktion
. Abb. 18 Manuelle Therapie nach Mulligan zur Verbesserung der Extension im Stand
K
98
Lig. collaterale mediale
Lig. collaterale mediale
Formen
Was ist das?
kEinteilung nach Grad I-III: 4 Grad I: Zerrung, Dehnung Band kaum oder geringgradig eingerissen, Gelenk bis 5° aufklappbar 4 Grad II: Teilruptur, Gelenk bis 10° aufklappbar, Druckschmerz 4 Grad III: Kompletter Riss, Gelenk bis 15° aufklappbar, massiver Druckschmerz und Gelenkinstabilität
Bandverletzung des inneren Seitenbands des Kniegelenks
durch starke Krafteinwirkung z.B. beim Fußball. Diese Bandverletzung entsteht durch Kräfte, die den Unterschenkel nach außen drücken und ihn gleichzeitig verdrehen. Häufig sind das vordere Kreuzband und der mediale Meniskus (7 Kap. Menikusläsion) mitbetroffen. Die kombinierte Läsion der drei Strukturen wird »unhappy triad« genannt. Verletzungen des Lig. collaterale laterale sind auch möglich, aber seltener als die des Lig. collaterale mediale. Symptome sind: 4 Instabilität, 4 Schwellung, 4 Schmerzen, 4 Gelenkerguß und 4 evtl. Hämarthros. Die Behandlung erfolgt meist konservativ. Eine Ausnahme bilden Seitenbandläsionen mit knöchernem Ausriss, welche operativ behandelt werden. Der ausgerissene Knochen wird mit Drähten, Schrauben oder Pins (kleine Nägel) fixiert. Die Anatomie des Lig. collaterale mediale ist in 7 Übersicht 1 dargestellt.
L
. Übersicht 1. Lig. collaterale mediale (tibio-femorales Band) 4 Verlauf: Vom Epicondylus medialis femoris zur medialen Tibia, hier wird das Band vom Pes anserinus superficialis bedeckt. Die vorderen Bereiche des Bands haben häufig Kontakt zu Anteilen des Retinaculums longitudinale mediale. 4 Am Ursprung des Lig. collaterale mediale ziehen Fasern des M. adductor magnus ein. 4 Faserverläufe: – Tiefer und kurzer Faserverlauf: Meniskofemorale und meniskotibiale Anteile und Fasern zur Kapsel – Oberflächlicher und langer Faserverlauf vom Femur zur Tibia 4 Funktion: Stabilisation des Kniegelenks, besonders bei Valgus- und Außenrotationsbelastungen; unterstützt die Muskulatur, die am Pes anserinus ansetzt.
Unhappy Triad. Kombinationsverletzung von Lig. collaterale mediale, Meniscus medialis und Lig. cruciatum anterius
Fragen beim Befund 4 Wobei ist das Band gerissen? 4 Sind noch andere Strukturen geschädigt worden? 4 Wann ist es passiert? → Richtige Behandlung zur richtigen Zeit
Untersuchung 4 Instabilitätstests: Vordere Schublade bei 90° Flexion, hintere Schublade, Lateralverschiebung der Tibia 4 Patellabeweglichkeit 4 Ödem: Einteilung in Maxi-, Midi- und Mini-Erguss
Komplikationen 4 4 4 4
Beteiligung weiterer Strukturen Knöcherne Ausrisse Präarthrotische Deformierung Blutung, Thrombose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Entstauung
Lymphdrainage
Schmerzlinderung
Elektrotherapie, Eis
Unterstützung der optimalen Kollagenausrichtung
Querfriktionen, Tape
Kräftigung der am Pes anserinus ansetzenden Muskulatur
MTT: Beinbeuger, Adduktoren
Verbesserung der Stoffwechsellage
SRT, Ausdauerbelastungen
Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des geheilten Bands
Training auf der Weichbodenmatte, sportartspezifisches Training
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_11, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
99 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Elektrotherapie
. Abb. 2 Querfriktionen
. Abb. 3 Lymphdrainage und Kompression, falls Ödem vorhanden
. Abb. 4 Tape zur Stabilisierung des Lig. collaterale mediale
. Abb. 5 Beinachsentraining
. Abb. 6 Kletterwand bei Vollbelastung, Vorbereitung für andere Sportarten wie z.B. Wandern, Joggen auf unebenem Untergrund
. Abb. 7 Kräftigung des M. semimembranosus, M. semitendinosus und M. gracilis
. Abb. 8 Vibrationskrafttraining
. Abb. 9 Medizinische Trainingstherapie, hier mit Airex-Matte zum Training der Propriozeptoren
L
100
Lipödem
Lipödem
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Wann hat bei Ihnen die Ausbildung der Fett- und Wassereinlagerungen begonnen? 4 Haben oder hatten Sie Herz-, Leber- oder Nierenprobleme? → Differenzialdiagnostik: Ausschluss von kardialen, hepatischen oder renalen Ödemen 4 Haben Sie oft blaue Flecken? 4 Gab oder gibt es bei Ihren Vorfahren oder Verwandten ähnliche Veränderungen? 4 Hatten Sie häufig Erkrankungen der Beinvenen (Entzündungen, Thrombosen, Krampfadern; OP 7 Kap. Venenerkrankungen der Beine)?
Symmetrische Anhäufung von Fettgewebe an Oberschenkeln, Gesäß, Hüften und Oberarmen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können auch die Unterschenkel, die Unterarme und der Nacken betroffen sein. Das Lipödem geht häufig mit orthostatischen Wassereinlagerungen (Ödeme) im Interstitium der unteren und oberen Extremitäten, Hautveränderungen, erhöhtem Hämatomrisiko nach nicht adäquaten Traumata auf der Grundlage von Gerinnungsstörungen sowie Druck- und sogar Berührungsschmerzen einher. Die Erkrankung tritt nur bei Frauen auf. Angedacht ist eine genetische Disposition (bisher keine genaue Klassifikation) und hormonelle Umstellung (z.B. während oder nach Schwangerschaften oder im Klimakterium). Das primär unveränderte Lymphsystem kann im Verlauf der Erkrankung geschädigt werden, so dass sich als Übergangsform ein Lipolymphödem entwickelt. In der Pathogenese wurden ein oxidativer Stress (Siems et al. 1999) und ein Selendefizit (Brenke et al. 1999) nachgewiesen.
Formen
L
Je nach Ausdehnung des Lipödems werden 6 Typen unterschieden: Typ
Beschreibung
I
Fettakkumulation an Gesäß und Hüften (Reithosenphänomen)
II
Ausdehnung der Fettakkumulation bis zu den Knien, Innenseiten der Knie
III
Ausdehnung der Fettakkumulation von den Hüften bis zu den Malleolen
IV
Befall von Beinen und Armen bis zu den Malleolen und Handgelenken
V
Lymphsystem ist mitbetroffen (Lipolymphödem), Ödeme an Fuß- und Handrücken sowie an Zehen und Fingern
Entsprechend der Hautveränderungen gibt es zudem eine symptomatische Einteilung des Lipödems: Stadium
Beschreibung
1
Orangenhaut
2
Matratzenhaut
3
Bildung von Fettlappen
Untersuchung 4 Tastbefund der ödematösen Bereiche: Proteinarmes/-reiches Ödem, Stemmer-Zeichen (Differenzialdiagnose: Lymphödem) 4 Umfangmessungen oder Plethysmographie (zur Volumenabschätzung des Ödems) 4 Beurteilung der Haut und einer möglichen Fibrosierung (visuell und durch Palpation) 4 Beweglichkeit der betreffenden Gelenke
Komplikationen 4 Lipolymphödem 4 Fibrosierung
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Entstauung, Reduktion des Volumens des Lipödems und Fibroseprävention
KPE: Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (Manuelle Lymphdrainage, Kompression, Krankengymnastik, Hautpflege, EBM)
Thromboseprophylaxe
Kompression, Bewegungstherapie
Erhalt der Muskulatur und der Beweglichkeit im Ödemgebiet
Isometrische Spannungsübungen, Motomed, Wassergymnastik, PNF, aktives Bewegen, Brunkow, Gehübungen, Walking, Nordic Walking, therapeutisches Klettern
Verbesserung der Trophik und Training der Sensibilität
Mirroring als Übungsform, Elektrotherapie
Nahrungssupplementation
Adjuvante Gabe von Selen und Antioxidanzien (wahrscheinlich)
Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit
Ausdauertraining auf Crosstrainer, Fahrrad- oder Ruderergometer, Atemtherapie, Gehen, Joggen
101 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Beim Lipödem eignen sich besonders gut Kompressionsstrumpfhosen oder Kompressionsstrümpfe bis zur Leiste in Kombination mit einer individuell angepassten komprimierenden Hose
. Abb. 2 Anziehhilfe für Kompressionstrumpfhose zum Schutz vor Löchern in der Strumpfhose
. Abb. 3 Kompressionsstrümpfe können mit Noppenhaftband gefertigt werden. Dies verhindert ein ständiges Rutschen des Strumpfs
. Abb. 4 Komplexe physikalische Entstauung (KPE)
. Abb. 5 KPE: Stehende Kreise
. Abb. 6 KPE: Pumpgriff
. Abb. 7 KPE
. Abb. 8 Anwendung von Ultraschall. Stoßwellentherapie ist in Erprobung
. Abb. 9 Trainingstherapie
Wichtig Die Wirksamkeit der KPE ist für das Lymphödem, das Lipödem und das Lipolymphödem mittels EBM belegt (Strössenreuter 2001), mit Benefits für das Ödemvolumen, den Hautzustand und die Prävention des Gewebsumbaus.
L
102
Lungenemphysem
Lungenemphysem
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Nehmen Sie Medikamente, z.B. Kortikosteroide, Antitrypsin, Antibiotikum? 4 Haben Sie Herzprobleme? → Häufig liegt eine Rechtsherzinsuffizienz vor 4 Wurde bei Ihnen eine Lungenteilresektion vorgenommen? → Äußeres Narbengewebe beobachten und ggf. mobilisieren 4 Haben Sie ein Röntgenbild? → Die überblähten Bereiche sind dunkler als die intakten. Das Zwerchfell steht sehr tief.
Irreversible Erweiterung der Lunge. Dies kommt durch eine
L
Auf- bzw. Überblähung der Alveolen (. Abb. 1), bei gleichzeitiger Zerstörung der Pneumozyten (bilden die Alveolen). Eine ursprünglich obstruktive Ventilationsstörung mit erhöhtem exspiratorischem Druck hat sich in eine restriktive Ventilationsstörung, in eine Ventilationsstörung mit verringerter Atemfläche, umgewandelt. Das Lungenemphysem gehört gemeinsam mit der chronischen Bronchitis und dem Asthma bronchiale zu den COPD (7 Kap. Chronische Bronchitis). In der Pathogenese spielen Schadstoffe (Nikotin, Silikate) und ein genetischer Mangel an Antiproteasen (z.B. Alpha-Antitrypsin-Mangel) eine Rolle. Symptome sind: 4 Dyspnoe, 4 Zyanose, 4 progredienter Fassthorax sowie später 4 alle Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz (Cor pulmonale) wie 5 Stauung der Kopf- und Halsvenen, 5 Stauungsgastritis, 5 Stauungshepatose, 5 Aszites, 5 Knöchelödeme und 5 Nykturie. Das Emphysem wird i.d.R. konservativ (symptomatisch) behandelt.
Formen 4 Pink Puffer: Normaler bis untergewichtiger Patient, mit Dyspnoe und trockenem Reizhusten, ist kachektisch (abgemagert), Hämatokrit normal, keine bzw. seltene Zyanose. 4 Blue Bloater: Übergewichtiger bis adipöser Patient, Husten mit Auswurf, trotz Zyanose geringere Dyspnoe als beim Pink Puffer bei Polyglobulie (erhöhte Zahl von Erythrozyten, erhöhter Hämatokrit-Wert), Gesamt-Sauerstoff-Transport höher als beim Pink Puffer bei relativer Minderbeladung des Hämoglobins mit Sauerstoff. 4 Zentribuläres Emphysem: Neben den Alveolen sind die Bronchioli terminales und Bronchioli respiratorii betroffen und zerstört, vorwiegend in den Oberlappen der Lungen lokalisiert. 4 Panlobuläres Emphysem: Destruktion der Alveolen distal der Bronchioli terminales, die Bronchioli werden später betroffen, Hauptursache ist Mangel an Alpha-1-Antitrypsin. 4 Überdehnungsemphysem: Nach Lungenteilresektionen dehnt sich der Rest der Lunge stark aus. 4 Altersemphysem: Im Alter verliert das Lungengewebe an Elastizität. 4 Exobronchiale Obstruktion 4 Endobronchiale Obstruktion
Untersuchung 4 Fassthorax: Typisch für Lungenemphysem 4 Große Schlüsselbeingrube: Steht die Klavikula besonders hoch? 4 Atemtiefe messbar mit Auskultation oder LUFU (Differenz zwischen maximaler Inspiration und maximaler Exspiration, . Abb. 2) 4 Beim Abklopfen fällt auf, dass das Diaphragma sehr tief steht. Außerdem hört sich der Thorax an, als ob man auf eine Schachtel klopft. 4 Bauch- oder Brustatmung 4 Messen des FEV1-Werts (forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde [Tiffeneau-Test])
Komplikationen 4 Pneumothorax 4 Cor pulmonale durch chronische Hypoxämie
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 3–Abb. 9) Ziel
Therapie
Lösen des zähen Schleims
Heißer Tee, Wärmelampe, Heiße Rolle, Inhalation
Sekrettransport
Drainagelagerungen, Ausstreichungen
Pneumonieprophylaxe
Atemtechniken
Hohe intrathorakale Drücke vermindern
Hustentechniken
Lockerung der Atemhilfsmuskulatur
Hänge- und Packegriffe
Thoraxmobilität
Rippenmobilisation, Bewegungen der BWS
103 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Das Lungenemphysem ist durch seine irreversible Destruktion von Alveolenwänden gekennzeichnet. Die kausale obstruktive Ventilationsstörung wird zu einer restriktiven mit zusätzlicher Diffusionsbehinderung
. Abb. 2 Darstellung von Lungenvolumina. A Atemzugvolumen, B Totraum, C Exspiratorisches Reservevolumen, D Inspiratorisches Reservevolumen, E Totalkapazität, F Residualvolumen
. Abb. 3 Heiße Rolle
. Abb. 4 Interkostalräume ausstreichen
. Abb. 5 Rippenmobilisation in SL
. Abb. 6 Diaphragmamobilisation
. Abb. 7 Packegriff als Bindegewebstechnik
. Abb. 8 Hexenstreichungen
! Cave 4 Ärztliche Anordnungen sind streng einzuhalten. 4 Klopfungen sollten sehr sanft ausgeführt werden. 4 Übungen, bei denen der intrathorakale Druck ansteigt, sollten vermieden werden. 4 Sauerstoffgabe ist beim Blue Bloater oft kontraindiziert! Der niedrige pO2-Wert hat den hohen pCO2Wert als Atemantrieb im Einatemzentrum der Medulla oblongata abgelöst. 4 Vertieftes Einatmen wie z.B. beim »Hautfalten wegatmen« ist kontraindiziert!
. Abb. 9 Atemtechniken, bei denen hoher intrathorakaler Druck vermieden wird
L
104
LWS-Syndrom
LWS-Syndrom Was ist das? Schmerzen im LWS-Bereich. Es ist kein einheitliches Krankheitsbild. Die Ursache muss gefunden werden, um die Therapie sinnvoll zu gestalten. Eine größere Zahl von Erkrankungen kommt kausal infrage, z.B. entzündliche und degenerative Erkrankungen, harmlose und potenziell gefährliche Krankheiten, oder Beschwerden innerer Organe strahlen in die LWS-Region aus. Bei Kombination mit Leistungsabfall und Gewichtsverlust ist die sog. Red Flag zu beachten (Tumorausschluss).
4 Nehmen die Beschwerden über den Tag gesehen kontinuierlich zu und lassen in Ruhe nach, empfinden Sie Bewegung eher als angenehm im Vergleich zu starrer Haltung? → Instabilität, Hypermobilität
Untersuchung 4 Observation: Auf Skoliose achten, Beckenschiefstand
Einteilung 4 Problem kommt aus LWS (Facettengelenksproblematik, Bandscheibenproblem). 4 Problem kommt aus ISG (7 Kap. ISG-Blockaden). 4 Muskuläres Problem 4 Aufsteigende Kette (Ursache in der Peripherie suchen) 4 Sonstige (Osteoporose, Morbus Bechterew, innere Organe, statische Asymmetrien)
Fragen beim Befund
L
4 Haben Sie eine sitzende, stehende oder gehende Tätigkeit? 4 Gab es einen Auslöser, der Ihre Beschwerden hervorgerufen hat? 4 Hatten Sie schon früher Bandscheibenvorfälle? 4 Seit wann haben Sie diese Beschwerden? 5 Schmerz seit kurzer Zeit, einem bestimmten Ereignis zuordenbar, junger Patient: hohe Wahrscheinlichkeit einer Facettengelenkproblematik 5 Schmerz seit Langem, allmählich zunehmend, älterer Patient: spricht für degenerative Veränderungen 5 Patient 40-45 Jahre alt, beruflich angespannt, vorwiegend sitzende Tätigkeit: Kausal sind wahrscheinlich Derangement, Protrusio oder Prolaps 4 Was verbessert Ihre Situation, was verschlechtert den Schmerz? 4 Wann treten die Schmerzen auf? 5 Immer nach dem Aufwachen → Schlechte Matratze 5 Beim Sitzen → V.a. Gegennutationsfehlstellung 5 In RL → V.a. Nutationsfehlstellung 5 In BL → V.a. Arthrose des ISG 5 Beim Aufstehen und Hinsitzen → V.a. instabiles ISG und Überlastung der Bänder des ISG 4 Schmerz tritt beim Husten, Niesen, Pressen auf? → Bandscheibenläsion, Dura mater-Irritation 4 Strahlt der LWS-Schmerz ins Bein oder in die Leiste aus? → Leistenschmerz u.a. durch Koxarthrose, Hernia inguinalis, gynäkologische Störung 4 Helfen Ihnen antientzündliche Medikamente? → Entzündung im ISG, Spondylitis oder Discitis intervertebralis
4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
4
überprüfen 5 Patient hat rechts Schmerzen und steht in Lateralflexion links → Osteophyt im rechten Foramen intervertebrale, Facettengelenkarthrose rechts, Druck durch Bandscheibe von kanial-rechts 5 Patient hat rechts Schmerzen und steht in Lateralflexion rechts → Facettengelenkarthritis rechts, Druck durch Bandscheibe von kaudal-rechts Höhe der SIAS und SIPS: Beckenverwringung erkennbar, aktive und passive Bewegungen im Stand, Sitz und in SL, resistive Tests Abklopfen der Dornfortsätze Hautverschieblichkeit testen Paravertebraler Strich Traktion Palpation des M. rectus abdominis (in Symphysennähe): Schmerzausstrahlungsgebiet dorsal Palpation der Tubercula pubis: Liegen sie auf einer Höhe? Palpation des M. quadratus lumborum, M. piriformis, M. erector spinae, der ischiokruralen Muskeln und des M. iliopsoas Diaphragma palpieren, auch bei tiefer Inspiration (Ursprung u.a. an der LWS) Lasègue-Test 5 Radikuläre Ursache, heterolateral positiv: Irritation des Ramus ventralis bei rotiertem Wirbelkörper; wenn zusätzlich der gekreuzte Lasègue positiv ist, kann auch eine Instabilität von L5 vorliegen. 5 Kompression des ISG mit Gurt macht positiven Lasègue-Test schmerzfrei: Instabilität des ISG Hackenfall aus beidseitigem Zehenstand
Komplikationen 4 Gleitwirbel 4 Cauda equina-Syndrom durch Prolaps
Therapie (. Abb. 1–Abb. 9) Aufgrund der kausalen Vielfalt soll hier kein allgemeingültiger Therapievorschlag erfolgen. ! Cave Immer den Lasègue-Test durchführen und einen Bandscheibenvorfall ausschließen!
105 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. Tape
. Abb. 2 Bewegungsprogramm für zu Hause
. Abb. 3 LWS mobilisieren; vorher akuten Bandscheibenvorfall ausschließen
. Abb. 4 Verklebtes Bindegewebe lösen
. Abb. 5 PNF-Beckenpattern
. Abb. 6 Stabilisationsübung: Knie 2 cm abheben; hier werden abwechselnd das rechte und linke Bein abgehoben
. Abb. 7 MT nach Mulligan: Mobilisation in die eigentlich schmerzhafte Richtung, durch Druck des Therapeuten jedoch schmerzfrei
. Abb. 8 Haltungsschulung durch Tape unterstützen, zieht in Flexion an der Haut
. Abb. 9 Schonende LWS-Mobilisation
L
106
Mamma-Ca
Mamma-Ca
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Wann erfolgte die OP? 5 1-3. Tag: Atemtherapie und Übungen im Bett, Thromboseprophylaxe, Patient hat noch Drainageschläuche, Lymphdrainage (KPE) 5 Bis 10.Tag: Übungen im Sitz und im Stand; 10. Tag: Fädenentfernung, Lymphdrainage (KPE) 5 Ab 10. Tag: Schultermobilität, Abduktion verbessern, Narbenmobilität, Lymphdrainage (KPE)
Brusttumor, der operativ entfernt wird. Das Mamma-Ca ist
der häufigste maligne Tumor bei Frauen. Sehr oft liegt der Tumor im oberen, äußeren Quadranten der Brust. Ob bei einer OP die ganze Brust und die Brustwarze entfernt werden, hängt von der Größe und Lage des Tumors ab. Der Brusttumor kann auch Männer betreffen (Verhältnis Frauen:Männer ist 120:1). Werden auch Lymphknoten bei der OP entfernt, kommt es häufig zu einer Anschwellung des Arms (7 Kap. Lipödem), zur Ausprägung eines Lymphödems. Die Patienten bekommen meist eine Strahlentherapie, eine Chemotherapie und eine Hormontherapie.
Einteilung 4 Radikale Brustoperation (mit Teilentfernung des M. pectoralis) 4 Brusterhaltende Brustoperation 4 Mit/ohne Entfernung der Brustwarze 4 Mit/ohne Entfernung von Lymphknoten, bevorzugt des »sentinel node« (Wächterlymphknotens) 4 Einteilung nach der Lokalisation entsprechend den Quadranten oder im Mamillarbereich
Klassifikation
M
Maligne Tumoren werden nach dem TNM-System klassifiziert: Kategorie
Beschreibung
T0
Kein Tumor nachweisbar
T1
Tumorgröße liegt unter 2 cm
T2
Tumorgröße liegt zwischen 2 und 5 cm
T3
Tumor ist größer als 5 cm
T4
Tumor ist größer als 5 cm, und benachbartes Gewebe ist ebenfalls tumorös (Brustwand, Haut oder Muskulatur)
N0
Keine Lymphknoten betroffen
N1+2
Nächstgelegene Lymphknoten sind betroffen
N3
Auch weiter entfernte Lymphknoten sind betroffen (z.B. die Ncll. inguinales)
M0
Keine Metastasen
M1
Metastasen sind vorhanden (häufig in Lunge, Leber oder Knochen)
Untersuchung 4 Bewegungsausmaß der Schulter testen: Beim aktiven Bewegen Ausweichbewegungen beachten (auch ACG, SCG, Ellenbogen, HWS und BWS). 4 Narbe, Fibrose 4 Schwellung im Arm jeden Tag messen und dokumentieren (. Abb. 10) 4 Atemrichtung beobachten 4 Haut: Oberflächensensibilitätsstörungen oder Hautirritationen am Arm (Cave: Erysipel)
Komplikationen 4 Lymphödem (eiweißreiches Ödem) nach Entfernung von Lymphknoten 4 Metastasen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Brustatmung und vertiefte EA, Pneumonieprophylaxe
Kontaktatmung, Nasenstenoseübungen, Schulterretraktion mit EA
Thrombose- und Ödemprophylaxe (bzw. Ödemtherapie)
Im Bett die Wadenpumpe anregen, den Arm in Rückenlage immer mit Kissen unterlagern (im Falle eines Ödems sofort Lymphdrainage und Kompression), Lymphtape
Schultermobilisation
PNF bilateral-symmetrisch oder auch asymmetrisch im schmerzfreien Bereich, Manuelle Therapie, Bewegungsbad (in kühlem Wasser)
Verhindern von Verklebungen
Narbenmobilisierung, Narbentape
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_12, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
107 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Haltungsschulung nach Mamma-Ca
. Abb. 2 Patient in RL: Hände falten und vor dem Körper wegstrecken, auf dem Bauch wieder ablegen
. Abb. 3 Sitz: Hände falten und auf den Kopf legen, die Hände zur Decke heben und wieder auf den Kopf ablegen, Ellenbogen weit auseinanderdrücken
. Abb. 4 Die Hände liegen auf der Schulter, und die Ellenbogen kreisen nach hinten
. Abb. 5 PNF: Bilaterale symmetrische oder asymmetrische Armdiagonalen
. Abb. 6 FBL
. Abb. 7 Chopping und Lifting
. Abb. 8 Bewegungserweiternde Übungen
. Abb. 9 Bewegungen unter Abnahme der Eigenschwere des Arms, hier ideale Kombinationsmöglichkeit mit Atemübungen
! Cave 4 Bei frisch Operierten kann es zu Nachblutungen kommen. 4 Immer im schmerzfreien Bereich arbeiten. 4 Bildet sich ein Ödem auch noch lange nach der OP, sofort den Arzt aufsuchen. 4 Kein Armausschütteln, keine Armpendelbewegungen, keine Massage (auch keine BGM), keine Wärme auf der betroffenen Seite! Die Patientin darauf
hinweisen, den Arm möglichst nicht lange hängen zu lassen. 4 Übungen auf der nicht betroffenen Seite beginnen. 4 Der Patientin immer etwas zum Greifen in die Hand geben. 4 Zur Resorptionsförderung beim Lagern immer darauf achten, dass der Arm etwas höher liegt als das Herz.
M
108
Mamma-Ca
Ödemkompass Die Schwellung des Arms sollte jeden Tag gemessen und dokumentiert werden (. Abb. 10) . Abb. 10 Wenn möglich, immer zur gleichen Tageszeit messen. Die Messung erfolgt täglich an der betroffenen Seite. Die beidseitige Messung erfolgt zu Behandlungsbeginn und einmal wöchentlich, um den Unterschied in Umfang und Volumen festzustellen
Umfangmessungen Datum eintragen
Rechts
Links
TAG 1 TAG 8 TAG 15
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Tag 6
Tag 7
Hand Dünnste Stelle Handgelenk Dickste Stelle Handgelenk Mitte Unterarm Armbeuge/Ellenbeuge Mitte Oberarm Oberarm (Achsel)
M
Datum eintragen Hand Dünnste Stelle Handgelenk Dickste Stelle Handgelenk Mitte Unterarm Armbeuge/Ellenbeuge Mitte Oberarm Oberarm (Achsel)
Rechts
Links
Tag 9
Tag 10
Tag 11
Tag 12
Tag 13
Tag 14
Datum eintragen Hand Dünnste Stelle Handgelenk Dickste Stelle Handgelenk Mitte Unterarm Armbeuge/Ellenbeuge Mitte Oberarm Oberarm (Achsel)
Rechts
Links
Tag 16
Tag 17
Tag 18
Tag 19
Tag 20
Tag 21
An den Tagen 1, 8 und 15 erfolgt die Umfangsmessung durch den Therapeuten. An allen anderen Tagen sollten die Patienten möglichst selbst messen. Die Messungen sollten dann zur Langzeitkontrolle monatlich dokumentiert werden (jeweils am Monatsende)
Datum eintragen Hand Dünnste Stelle Handgelenk Dickste Stelle Handgelenk Mitte Unterarm Armbeuge/Ellenbeuge Mitte Oberarm Oberarm (Achsel)
Rechts
Links
Monat 2
Monat 3
Monat 4
Monat 5
Monat 6
Monat 7
109 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
Merkblatt nach Brustkrebsoperation 1. Vermeiden Sie hohe Temperaturen/Hitze: Keine Sauna, kein Sonnenbaden, kein Thermalbaden! Die Blutkapillaren erweitern sich und mehr Lymphflüssigkeit wird gebildet. 2. Vermeiden Sie Hautverletzungen im betroffenen Areal Es besteht Infektionsgefahr, Folge ist ein sog. Erysipel (Wundrose). Typische Anzeichen sind rote Pünktchen, die plötzlich auftauchen oder eine scharf abgegrenzte rote Hautfläche. Bitte gehen Sie zum Arzt! Die Gefahr einer Hautverletzung gering halten 5 Rasieren Sie sich nicht die Achselhaare. 5 Tragen Sie bei der Gartenarbeit Handschuhe. 5 Versuchen Sie, Insektenstiche zu vermeiden (Insektenschutzfenster, z.B. am Schlafzimmerfenster). 5 Akupunktur, Blutentnahme oder Impfungen nicht auf der betroffenen Seite. 5 Vorsicht bei kratzenden Haustieren. 3. Optimieren Sie den Rückfluss der Lymphflüssigkeit 5 Tragen Sie keine Armbanduhren oder Ringe am geschwollenen Arm. 5 Liegen Sie in Rückenlage und lagern den Arm hoch, so können Sie durch das wiederholte Öffnen und Schließen der Hand den Rückfluss fördern. 5 Lassen Sie sich den Blutdruck am gesunden Arm messen. 5 Vermeiden Sie enge BHs, auch am Rumpf kann es zu einer Schwellung kommen. 4. Haben Sie einen geschwollenen Arm und bekommen Lymphdrainage? 5 In der Entstauungsphase (die ersten 3 Wochen nach Beginn der Lymphdrainage) tragen Sie konsequent die vom Lymphdrainagetherapeuten professionell angelegte Kompressionsbandage. Nachts dürfen Sie die Bandagierung abnehmen und die Kurzzugbinden, die Polsterwatte und den Unterstrumpf aufrollen. Am nächsten Morgen bringen Sie alles aufgewickelt zu Ihrem Lymphdrainagetherapeuten mit. Achten Sie darauf, dass Sie gleich morgens einen Termin bekommen, da die Zeit ohne Kompression möglichst gering gehalten werden muss, um nicht den gesamten bisherigen Erfolg zu gefährden. Nach ca. 3 Wochen ist der Arm schlank. Es beginnt die Erhaltungphase. 5 In der Erhaltungsphase bekommen Sie zwei Kompressionsstrümpfe (einen zum Wechseln). Tragen Sie diesen Kompressionsstrumpf unbedingt vom Aufstehen bis zur Nachtruhe. Halbjährlich können Kassenpatienten/innen sich einen neuen Strumpf verordnen lassen. Dies ist wichtig, denn das Strumpfmaterial lässt nach spätestens 6 Monaten an Kompressionsstärke nach.
M
110
Medianusläsion
Medianusläsion
Nervenläsion
Ausprägung
Was ist das?
Neurotmesis
Komplette Durchtrennung von Axon mit Myelinscheide und Epi-/Perineurium, komplett gelähmte Muskulatur und sensible Ausfälle, ohne Naht des Epi-/Perineuriums geringste Heilungschancen
Periphere Schädigung des N. medianus (. Abb. 1) mit komplettem oder inkomplettem Funktionsausfall. Mögliche Ursachen sind Quetschung oder Druck durch Entzündung im Karpaltunnel (Karpaltunnelsyndrom [KTS], 7 Kap. Karpaltunnelsyndrom; Medianus-Kompressions-Syndrom, Brachialgia paraesthetica nocturna). Als Symptome treten auf:
4 Schmerzen (bei KTS besonders stark in der Nacht), 4 Lähmung von M. flexor carpi radialis, M. pronator quadratus, M. pronator teres, M. flexor digitorum profundus, M. flexor digitorum superficialis, M. palmaris longus, Mm. lumbricales I et II, M. flexor pollicis longus, M. flexor pollicis brevis, M. abductor pollicis brevis, M. opponens pollicis; 4 Schwurhand, 4 positives Flaschenzeichen, 4 verminderte Pronation, 4 Thenarhypotrophie, 4 Sensibilitätsstörungen an Pollex, Index, Medius und z.T. Anularius und 4 trophische Störungen an Haut und Nägeln von Strahl I-IV.
M
Fragen beim Befund 4 Spüren Sie Schmerzen an der palmaren Seite des Unterarms? 4 Sind Sie besonderen Belastungen der Hand- und Fingerbeugemuskeln ausgesetzt?
Untersuchung
Die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) und das Elektromyogramm (EMG) sind pathologisch.
4 MFP 4 Pronationstest 4 Hoffmann-Tinel-Zeichen (Beklopfen der volaren Seite des Handgelenks: elektrisierendes Gefühl des über dem geschädigtem Nerv liegenden Hautareals als Zeichen beginnender Regeneration) 4 Schwurhand, Flaschenzeichen 4 Ausprägung des Thenars im Seitenvergleich 4 Sensibilitätstestung von Strahl I-IV 4 Beurteilung der Trophik im Medianusbereich
Formen
Komplikationen
4 Medianusparese bei Karpaltunnelsyndrom 4 Medianusparese durch Frakturen des Ober- oder Unterarms 4 Medianusparese durch andere Verletzungen, extrem nach Durchtrennung 4 Selten hohe Medianusparese durch Trauma an der Innenseite des Oberarms
4 Störungen der Durchblutung und Trophik, evtl. muskuläre Atrophien und Hypästhesien 4 Parästhesien 4 Vegetative Dysfunktion
Ausprägung einer Nervenläsion:
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Reinnervation
PNF, E-Technik, Bewegungsabläufe imaginär durchführen, Spiegeltherapie, Nervenmobilisation
Nervenläsion
Ausprägung
Neurapraxie
Nervendehnung und Druck auf den Nerv, Axon mit Myelinscheide und Hüllgewebe ist erhalten, gute Heilung, nur geringe, kurzzeitig auftretende Parese mit Kribbeln und Kraftverlust
Verminderung der Muskelatrophie
Elektrotherapie, aktives Üben
Axon mit Myelinscheide wurde durchtrennt, Hüllgewebe (Epi-/Perineurium) ist erhalten, sensible und motorische Ausfälle. → Solange die Nervenhülle intakt ist, kann das Axon ca. 1 mm am Tag regenerieren, Heilung bis zur Regeneration des Axons möglich
Ruhigstellung, Schonung, Rückbildung einer Entzündung
Konservativ bei KTS: nächtliche Schienung
Wiederherstellung der Beweglichkeit, falls nach einer OP eine Einschränkung vorliegt
Postoperative Bewegungstherapie, Manuelle Therapie
Wiederherstellung der für den Alltag erforderlichen Funktionen
Schmerzfreie Fingerübungen, PNF, FBL
Axonotmesis
6
111 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 N. medianus (C5-Th1). Patient soll Faustschluss ausführen; dabei entsteht eine Schwurhand, da Flexion in Strahl I-III nicht möglich ist. Sensibilitätsstörungen (grün dargestellt) äußern sich meist als Hypästhesien
. Abb. 2 Nervendehnung als Übung für zu Hause mit Hand gegen die Wand (freie Hand drückt die Schulter in Depression)
. Abb. 3 Je nach Läsionsstelle: 1. Rippe, Klavikula mitbehandeln, evtl. Mm. scaleni
. Abb. 4 Je nach Läsionsstelle: M. pectoralis detonisieren
. Abb. 5 Je nach Läsionsstelle: Lig. carpi transversum dehnen (Retinaculum flexorum)
. Abb. 6 PNF, in den Pausen Sensibilitätsschulung und durchblutungsfördernde Maßnahmen
. Abb. 7 Nerventape
. Abb. 8 Fingerübungen
. Abb.9 Retinaculum flexorum (gelb) mit den Anheftungsstellen (Tuberculum ossis trapezii, Tuberculum ossis scaphoidei, Os pisiforme, Hamulus ossis hamati), N. medianus (grün)
i Tipp Nach Operation eines KTS ist Physiotherapie nur bei verzögerter Entwicklung der Beweglichkeit erforderlich. Postoperative Bewegungstherapie darf keine Schmerzen auslösen.
M
112
M
Meniskusläsion
Meniskusläsion
Untersuchung
Was ist das?
4 4 4 4
Läsionen durch permanente oder akute Überlastung der Menisken. Prädestiniert für Meniskusverletzungen sind Ballspieler, Skiläufer, Leichtathleten, Snowboarder, Tennisspieler und Balletttänzer. Liegt ein Meniskuseinriss im gefäßversorgten Bereich (am Rand des Meniskus), ist es in seltenen Fällen möglich, dass der Riss sich wieder regeneriert. In den meisten Fällen muss der Meniskus resiziert oder genäht werden, um das Knie wieder normal belasten zu können. Nach einer Meniskusnaht wird üblicherweise in den ersten 4 Wochen eine Schiene angelegt, die jegliche Flexion im Alltag verhindert. In der Therapie darf diese Schiene abgelegt und die Flexion ohne Belastung geübt werden. Dennoch sind sehr lange Zeitintervalle nötig, um die volle Flexion wiederzuerlangen. Das Ziel ist es, eine Bewegungseinschränkung durch strukturelle Umbauten der Kapsel möglichst gering zu halten, welche nach spätestens 8 Wochen vorliegen kann. Um die strukturelle Bewegungseinschränkung zu minimieren, ist unmittelbar postoperativ beginnend, mindestens 3-mal/Wo KG oder ein Hausaufgabenprogramm ohne Knieorthese (z.B. aus BL oder RL) erforderlich. Nach einer Meniskusresektion sollte versucht werden, die volle Beweglichkeit möglichst schnell wiederzuerlangen. Auch kann nach einer Resektion das Knie viel früher belastet werden, so dass der Sporteinstieg bereits nach ca. 4-6 Wochen nach Op erfolgt. Parallel empfiehlt sich ein Vibrationstraining (mind. 2-mal/Wo), um den Knorpel stabil gegen weitere Verletzungen zu machen.
Formen 4 Unhappy Triad: Innenmeniskusläsion und Ruptur des Lig. collaterale mediale (7 Kap. Lig. collaterale mediale) und des Lig. cruciatum anterius 4 Meniskus verrutscht und bleibt dort fixiert (Meniskuseinklemmung) 4 Meniskusabriss (Meniskuslappenriss) oder Meniskuseinriss 4 Hinterhorn- oder Vorderhornläsion 4 Korbhenkelriss 4 Mediale Meniskusläsion 4 Laterale Meniskusläsion
Fragen beim Befund 4 Wie kam es zu Ihrer Knieverletzung? 4 Gibt es ein ärztliches Belastungs- und Bewegungsschema? 4 Welche Probleme haben Sie im Alltag durch die Knieverletzung? Ergeben sich Therapieziele wie Treppensteigen, Fahrradfahren usw.? 4 Welche Vorgaben haben Sie zum Tragen der Schiene/Orthese? 4 Welchen Belastungen muss Ihr Knie später wieder standhalten?
Gelenkerguss, Ödem, Hämatom Palpation der Kniekehle Umfangmessungen im Seitenvergleich Beweglichkeit des Knies und der angrenzenden Gelenke
Komplikationen 4 Meniskusnaht reißt erneut 4 Da nur die kapselnahe Zone des Meniskus vaskulär versorgt wird, können weiter innen liegende Läsionen schlecht heilen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Elektrotherapie, Eis
Entstauung
Hochlagern, Lymphdrainage, Kompression
Mobilität verbessern
Manuelle Therapie, Eigenübungsprogramm für Extension und Flexion, Kapseldehnung über Traktion (auch zu Hause mit Skistiefel an Treppe pendelnd oder auf dem Tisch sitzend möglich), Patellamobilisation
Propriozeption verbessern
Wackelbrett, Airex-Matte, Weichbodenmatte, Beinpresse mit Wackelpad, Wii Sports, SRT
Geschonte Muskulatur auftrainieren
MTT, PNF (anfangs ohne Rotation bei Meniskusnaht)
Wiedereingliederung in den Sport
Seilzugübungen auf die entsprechende Sportart abändern (z.B. Tennisschläger in die Hand geben, während Patient Seilzugübungen auf der Weichbodenmatte durchführt), VolleyballSchrittkombinationen auf der Weichbodenmatte üben)
! Cave Durch Drehbewegungen mit vollem Körpergewicht kann eine erneute Läsion entstehen (wichtiger Hinweis für alle Patienten mit Meniskusläsion, außer nach Meniskusresektion).
113 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Kräftigungsübung
. Abb. 2 Extensionsmobilisation, wobei der Patient die Streckung aktiv durchführt
. Abb. 3 Gangschule bei erlaubter Vollbelastung
. Abb. 4 Flexionsverbesserung an Sprossenwand, zu Hause mit einem Stuhl oder am Fenstersims möglich, 2- bis 3-mal täglich 20 Wdh.
. Abb. 5 Schlingentisch (mit leichter Kompression oder leichter Trakton)
. Abb. 6 Traktion über die Beine des Therapeuten, kombiniert mit Medial- oder Lateralgleiten
. Abb. 7 Elektrotherapie
. Abb. 8 SRT mit speziellem Meniskusprogramm
. Abb. 9 Muskelaufbau kombiniert mit propriozeptivem Training
M
114
Migräne/Kopfschmerzen
Migräne/Kopfschmerzen
Untersuchung
Was ist das?
4 Überprüfen des M. trapezius, Mm. scaleni, M. masseter auf Druckschmerz und Ausstrahlung bei starkem Druck 4 Blutdruck, Puls 4 Klassische Funktionsuntersuchung von HWS, Schultern, BWS und ISG 4 Statik überprüfen (Beinlängendifferenz, Fußgewölbe, Taillendreieck) 4 Gleichgewichtstests, z.B. gekreuzter Rombergstand
Periodisch wiederkehrender, anfallsweise auftretender, pulsierender, pochender oder klopfender Kopfschmerz. Als Anfangszeichen einer Migräne können Sehstörungen, evtl. auch Sprachausdrucksstörungen (Dysphasie) auftreten. Migräne kann verbunden sein mit: 4 Übelkeit, 4 Schwindel, 4 Gleichgewichtsstörungen, 4 Appetitlosigkeit und Erbrechen, 4 Licht- und Geräuschempfindlichkeit (Photo- und Phonophobie) sowie 4 verringerter Leistungsbereitschaft/-fähigkeit. Hält die Migräne länger als 72 h an, spricht man von einem Status migränosus. Migräneanfälle können durch bestimmte Situationen oder Substanzen ausgelöst werden, die als Schlüsselreize bezeichnet werden, z.B. Schlaf, Stress, Menstruations-
zyklus, Nahrungsmittel, Umweltreize. Ein Migräneanfall kündigt sich oft durch Vorbotensymptome an, meist als Wahrnehmungsstörungen visueller Art (sog. Migräneaura). 10% der Bevölkerung sollen unter Migräne leiden, darunter deutlich mehr Frauen als Männer.
Komplikationen 4 Differenzialdiagnostik: Ausschluss von Hirntumoren, Hirntraumata, Hirnblutungen, Aneurysma und Hirnentzündungen (Red Flags!) 4 Migränöser Infarkt: Blutmangel im Gehirn, wenn Migränesymptome länger als 7 Tage andauern 4 Durch Triggerpunkttherapie und auch andere Techniken können Beschwerden vorerst verschlimmert werden 4 Herz-Kreislauf-Probleme
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 8) Ziel
Therapie
Entspannung
Massage, Shiatsu, Autogenes Training, Sauna, Fango, Yoga
Schmerzlinderung
Akupressur
Haltungsverbesserung
Optimale Einrichtung des Arbeisplatzes, kein Einklemmen des Telefonhörers zwischen Ohr und Schulter
Entstauung
Lymphdrainage
Unspezifische Reizung
BGM (Kopfzone liegt zwischen den Schulterblättern)
Kausale Therapie
Manuelle Therapie, Triggerpunkttherapie, Reduzierung der stressauslösenden Faktoren im Alltag
Formen
M
4 Mit/ohne Aura 4 Regelbedingte Migräne 4 Basilarismigräne: Schwerhörigkeit, Doppeltsehen, Schwindel 4 Ophthalmoplegische Migräne: Augenmuskel gelähmt, akuter Schmerz 4 Retinale Migräne: Einseitiger Gesichtsfeldausfall 4 Status migränosus 4 Abdominelle Migräne: Zyklisches Erbrechen 4 Medikamentenbedingter Kopfschmerz mit ähnlicher Symptomatik
Fragen beim Befund 4 Wann und wie oft haben Sie Kopfschmerzen? 4 Kann die Migräne durch eine bestimmte Kopfbewegung verstärkt werden? 4 Wo sind die Schmerzen genau? 4 Wie lange halten die Schmerzen an? 4 Haben die Kopfschmerzen mit der Menstruation zu tun? 4 Welche Begleitbeschwerden haben Sie, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen? 4 Was haben Sie bisher unternommen? 4 Was verbessert und was verschlechtert die Symptome?)
! Cave 4 Typische Migräneauslöser wie Käse, Rotwein, Schokolade, Stress vermeiden! 4 Während der Therapie auf eine reizarme Umgebung (abgedunkelten Raum ohne Musik) achten.
115 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Massage, Triggern des M. trapezius
. Abb. 2 Traktion im Schlingentisch
. Abb. 3 Funktionsmassage HWS
. Abb. 4 Manuelle Therapie nach Mulligan: C1
. Abb. 5 Manuelle Therapie nach Mulligan: Eigenübung
. Abb. 6 Kinesiotape
. Abb. 7 Kompression, wenn Traktion nicht hilft
M
116
Migräne/Kopfschmerzen
. Abb. 8 a–t Gesichtseigenlymphdrainage: Griff e1: 10 Kreise in der Schlüsselbeingrube. Der Patient soll die Eigenlymphdrainage schon bei beginnender Migräne täglich mindestens 30-60 min durchführen (optimal 60 min). Dies ist eine vereinfachte Behandlungsform für zu Hause und ersetzt nicht die von zertifizierten Lymphdrainagetherapeuten ausgeführte Behandlung
M
. Abb. 8 a Griff 1: 10 Kreise in der Schlüsselbeingrube
. Abb. 8 b Griff 2: 10 Kreise am Nacken (Hautverschiebung in Richtung Fingerspitzen, Daumen, Schlüsselbein)
. Abb. 8 c Griff 3: 10 stehende Kreise am Hals (Hautverschiebung nach hinten, unten, vorne)
. Abb. 8 d 10mal Schulterkreisen
. Abb. 8 e Griff 4: 10 stehende Kreise vor und hinter dem Ohr (Hautverschiebung nach hinten, unten, vorne), Wiederholung der ersten 3 Griffe in rückwärtiger Reihenfolge
. Abb. 8 f Griff 5: 10 Kreise in der Kiefergrube, Wiederholung der ersten 4 Griffe in rückwärtiger Reihenfolge
. Abb. 8 g Griff 6: 10 stehende Kreise an den Wangen (Hautverschiebung nach hinten, unten), Wiederholung der ersten 5 Griffe in rückwärtiger Reihenfolge
. Abb. 8 h Griff 7: 10 stehende Kreise vor dem Ohr (Hautverschiebung nach hinten, unten, vorne; nicht nach oben), Wiederholung der ersten 6 Griffe in rückwärtiger Reihenfolge
. Abb. 8 i Griff 8: 10-mal Wiegetechnik unter den Augen, Wiederholung der ersten 7 Griffe in rückwärtiger Reihenfolge
117 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 8 j Griff 9: 10 stehende Kreise an den Augenwinkeln (Hautverschiebung nach oben, hinten, unten), Wiederholung der ersten 8 Griffe
. Abb. 8 k Griff 10: 10 Kreise auf den Augenbrauen, Wiederholung der ersten 9 Griffe
. Abb. 8 l Griff 11: 10 stehende Kreis an der Stirn. Diese Griffreihenfolgen insgesamt 55 min durchführen, dann weiter mit Abdrainieren
. Abb. 8 m Abdrainieren
. Abb. 8 n Abdrainieren
. Abb. 8 o Abdrainieren
. Abb. 8 p Abdrainieren
. Abb. 8 q Abdrainieren
. Abb.8 r Abdrainieren
. Abb. 8 s Abdrainieren
. Abb. 8 t Zum Abschluss Schultern kreisen
. Abb. 8 u Der Akupressurpunkt kann zur Linderung von Schmerzen, auch bei Migräne, eingesetzt werden
M
118
Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans)
Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) Was ist das?
M
4 Haben Sie manchmal Knöchelödeme? → Symptom eines Cor pulmonale bei Distributions- und restriktiver Ventilationsstörung
Arthrotische Veränderungen der Wirbelsäule und der Facettengelenke (Synonyme: Spondylarthrosis, Spondylitis ancy-
Untersuchung
lopoetica). An der Wirbelsäule bilden sich Ankylosen (Versteifungen, . Abb. 1). Im Röntgenbild sind sichtbar: 4 Hypersklerosierungen der Wirbelgelenke, 4 Ossifikationen der Bandstrukturen (Bambusstabphänomen), 4 osteoporotisch bedingte Dichteverringerung der Wirbelkörper.
4 Inspektion: Schulterprotraktion etc. 4 Wirbelsäulenbeweglichkeit testen: Finger-Boden-Abstand, Ott- und Schober-Zeichen 4 Umfangmessung des Thorax bei In- und Exspiration 4 Messung des Abstands zwischen Kopf und Wand, wenn der Patient mit dem Rücken an die Wand lehnt (als Test, den der Patient als Eigenkontrolle immer wieder zu Hause durchführen kann)
Die Krankheit beginnt mit Entzündungen des ISG, der Gelenkfacetten und der Gelenke zwischen Wirbel und Rippen (Artt. capitis costae, Artt. costotransversariae). Die Wirbelsäule versteift in unterschiedlichen Kyphosegraden (das Lig. longitudinale anterius versteift je nach Gewohnheitshaltung in Annäherung), und Ankylosen führen zur Brustkorbstarre. Die Ursache ist unklar, man spekuliert über eine erbliche Komponente, Infektionen oder Stress. Die Spondylitis ankylopoetica bzw. ankylosans zählt zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Die Erkrankung verläuft schubweise, schmerzhafte Entzündungsphasen mit Fieber wechseln sich mit Phasen ohne Symptome ab. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, wobei in den letzten Jahrzehnten eine zunehmende Inzidenz bei Frauen beschrieben wird. Im Gegensatz zu anderen Rückenleiden wird der Schmerz bei Bewegung besser und in Ruhe stärker. Auffallend ist, dass bei 90% der Patienten der HLA-B27-Wert (Labordiagnostik) positiv ist.
4 Bewegungseinschränkungen in der Hüfte; besonders Extension testen, da diese für ein physiologisches Gangbild notwendig ist 4 Puls im fortgeschrittenen Stadium: → Durch die eingeschränkte Atmung kommt es zu Sauerstoffmangel und evtl. Pulserhöhung 4 Ganganalyse: Bei der Gewichtsübernahme auf Dynamik der Wirbelsäule achten!
Komplikationen 4 Zunehmende Atemfunktionseinschränkung und Cor pulmunale (7 Kap. Cor pulmonale) 4 Urethritis und andere Entzündungen der harnableitenden Wege
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Formen 4 Einteilung nach dem Grad der Kyphose 4 Krankheit im entzündlichen Schub oder im entzündungsfreien Intervall 4 Progredienter oder schubweiser Verlauf Einteilung nach dem Grad der Kyphose: Stadium
Klinisches Bild
1
Fehlstellung der WS ist in Belastung (Sitz, Stand) aktiv korrigierbar
2
Fehlstellung der WS ist nur noch in Entlastung (RL, SL, Schlingentisch, Bewegungsbad) aktiv korrigierbar
3
Fehlstellung ist fixiert
Ziel
Therapie
Entzündungshemmung
Eis, Kältekammer, in der Entzündungsphase auch Schlingentisch
Pneumonieprophylaxe
Tägliche Atemübungen
Durchblutung fördern
Güsse
Erhalt der Beweglichkeit
FBL, Dehnung, Manuelle Therapie (bes. Traktion), Positional Release
Verbesserung des Gangbilds
Gangschule (z.B. zum Erhalt der Extension ein Laufband mit maximaler Steigung versehen, der Patient soll extralange Schritte üben)
Haltungsschulung
PNF, MTT, Theraband
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Atembeschwerden? → Durch eine starke Skoliose kann es zu Atembeschwerden kommen 4 Treten die Kreuzschmerzen besonders nachts und frühmorgens auf?
! Cave Keine Mobilisation bei versteiften Gelenken bzw. bei operativ aufgerichteter Wirbelsäule! Bei Übungen in RL je nach Kyphose Unterlagerung von Kopf und Knien, in BL Kissen unter die Brust.
119 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 PNF
. Abb. 1 Typische Gelenkeinstellungen bei Morbus Bechterew . Abb. 3 Kolonmassage bei ständig flektierter BWS
. Abb. 4 Übungen zur Aufrichtung
. Abb. 5 Seilzug aus Rückenlage in die Extension
. Abb. 6 Seilzug auf Liege oder Matte mit Rotation
. Abb. 7 Manuelle Therapie nach Mulligan: Extension in der Hüfte
. Abb. 8 Übung zur Körperaufrichtung
. Abb. 9 Triggern des M. pectoralis
M
120
Morbus Parkinson
Morbus Parkinson
Untersuchung
Was ist das?
4 Klassische neurologische Untersuchung mit Test zur Beurteilung von Tremor (Patient wird aufgefordert, einen Gegenstand zu ergreifen), Rigor (passives Durchbewegen), Akinese (Finger-Nase-Versuch) 4 Test des Vegetativums (roter und weißer Dermographismus), Atmung, Puls, Mimik 4 Ganganalyse: 5 Macht der Patient typische kleine, schleifende Schritte? 5 Schwingen die Arme mit/nicht mit? 5 Verharrt der Patient beim Gehen in einer Position? 5 Wie reagiert er auf Tempowechsel? 5 Wie groß ist die Schrittlänge, und wie rollt er ab? 5 Hat er Start-/Abstoppschwierigkeiten? 5 Hat er Probleme beim Gehen über eine Schwelle? 5 Hat er Schwierigkeiten beim Treppensteigen? 5 Kann der Patient die Spur halten/nicht halten, wenn er auf einen Stuhl zugeht (Lateropulsion)? 4 Wie ist die Handmotorik? Wie schreibt der Patient? → Die ersten Buchstaben sind i.d.R. gut leserlich, dann wird die Schrift unsauber und kleiner (Mikrograpie) 4 Kopffalltest: Der Patient liegt in RL. Der Therapeut hebt leicht den Kopf an und lässt den Kopf schnell zur weichen Unterlage fallen, wobei die Hände des Therapeuten den Hinterkopf nie verlassen. Besteht ein Rigor in der Nackenmuskulatur, sinkt der Kopf nur langsam auf die Unterlage. Zahnradphänomen? 4 Koordination: Der Patient wird aufgefordert, auf einem Bein zu stehen 4 Stütz- und Abfangreaktion vorhanden? Testen im Sitz oder Stand mit Weichbodenmatte
Degenerative Erkrankung der Substantia nigra (Basalgang-
lion). Es entsteht ein hochgradiger Mangel des dort produzierten Transmitters Dopamin. Ohne dieses Dopamin fällt es dem Patienten schwer, Bewegungen zu starten und abzustoppen. Wird Morbus Parkinson diagnostiziert, ist die Substantia nigra meist schon zu zwei Dritteln zerfallen. Die Leitsymptome sind: 4 Tremor (Zitterbewegungen der Hände und Füße), 4 Rigor (extrapyramidale Tonuserhöhung, evtl. mit Zahnradphänomen) und 4 Akinese (Hypokinese, Bewegungen laufen nicht mehr automatisch ab). Dazu entwickeln sich vegetative Störungen (Salbengesicht) und Bradyphrenie (verlangsamtes Denken).
Formen Stadien nach der Hoehn-Yahr-Skala:
M
Stadium
Klinisches Bild
1
Rein unilaterale Symptome
1,5
Unilaterale und axiale Symptome (z.B. Hypomimie [verminderte Mimik])
2
Unilateral mit/ohne axiale, aber leichte kontralaterale Symptome
2,5
Leichte bis mäßige bilaterale Symptome ohne posturale Störung
3
Mäßig ausgeprägte bilaterale Symptome mit beginnender posturaler Störung
4
Vollbild, deutliche Behinderung, noch ohne Hilfe steh- und gehfähig, z.T. hilfebedürftig
5
Ohne Hilfe rollstuhlpflichtig oder bettlägerig, schwer pflegebedürftig
(modifiziert nach Fahn 1988, Ergänzung der Stadien 1,5 und 2,5)
Komplikationen 4 Sturzneigung, Risiko von Schädel-Hirn-Trauma (7 Kap. Schädel-Hirn-Trauma), da fehlende Schutzreaktionen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Kontrakturprophylaxe
Kreisende Bewegungen am Bewegungsende, endgradiges Bewegen (bes. Extension in der Hüfte und endgradige Rumpfrotation, z.B. aus der SL)
Muskelspannung senken
Wärme, Atemtherapie
Gesichtsgymnastik
Schnelle Abfolge der Vokale »a-e-i-o«, Backen aufpusten, Augenlider öffnen und fallen lassen, den Kiefer fallen lassen
ADL
Treppensteigen üben, auf Pausen achten, Gehen über Unebenheiten, Fahrstuhl fahren, um Angst vor schließenden Türen zu nehmen, Transfers, PNFMattenprogramm
Fragen beim Befund 4 Neigen Sie zu Stürzen? → Durch fehlende Stützreaktionen hohe Sturzneigung, häufig Schenkelhalsbruch oder HüftTEP 4 Haben Sie Schwierigkeiten, z.B. beim Treppensteigen (Schritte werden immer kleiner)? 4 Nehmen Sie Medikamente? → Die Medikamente sind sehr wichtig. Morbus Parkinson ist nicht heilbar, eine gute medikamentöse Einstellung ist dem Patienten sehr hilfreich.
121 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Das Vorrollen eines Pezziballs trainiert das Vorneigen beim Aufstehen und erleichtert die notwendige Gewichtsverlagerung.
. Abb. 2 Gangschule: Möglichst aufrecht, durch Markierungen auf dem Boden die Schrittlänge vergrößern, Hindernisse übersteigen, Arme schwingen
. Abb. 3 Hockergymnastik für Arme und Beine, rhythmische Bewegungen bei Musik, Kommandos auf den Takt abstimmen
. Abb. 4 Eisenbahn mit Stäben, im Sitz, Stehen und Gehen auch mit Keulen möglich
. Abb. 5 Transfer: Aus RL in den Sitz
. Abb. 6 Transfer: Aus Sitz in den Stand und umgekehrt. Der Patient kann auch bei leicht angehobenem Gesäß verharren, um das Gleichgewicht zu schulen.
. Abb. 7 Strümpfe anziehen: In vorgeneigter Haltung balancieren und dort verharren (Koordinationstraining für jeden Tag und für zu Hause), auch mit Behandlungsbank oder Bettkante im Hintergrund.
. Abb. 8 Werfen und Fangen im Gehen zur Verbesserung der Reaktionsfähigkeit
. Abb. 9 Stützreaktionstraining
! Cave Parkinsonpatienten sind sturzgefährdet und verletzen sich beim Sturz aufgrund fehlender Schutzreaktionen leicht. Alle Übungen sollten einfach und sehr alltagsorientiert sein.
i Tipp Wichtig ist eine klare und unterstützende Ansprache, Rhythmusvorgaben helfen. Häufige Wiederholungen einer Bewegung erhalten den Bewegungsablauf. Die Pneumonieprophylaxe ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie
M
122
Morbus Perthes
Morbus Perthes
. Tab. 1 Aseptische Knochennekrosen
Was ist das? Aseptische Knochennekrose (7 Kap. Morbus Scheuermann): Der Hüftkopf des Kindes wird von Geburt an nicht richtig mit Blut versorgt, was eine relative Ischämie und eine progrediente Nekrose hervorruft. Dies kann ein- oder beidseitig vorkommen. Letztlich kommt es zur Hüftkopfnekrose oder Impression des Hüftkopfs. Die Kinder hinken und klagen manchmal über Beschwerden. Oft kommt es zur Subluxation. Charakteristisch sind die 5 Stadien, die in wenigen Monaten bis zu ca. 5 Jahren ablaufen. Jungen erkranken 4-mal häufiger als Mädchen. Meist kommt die Erkrankung im 3.-12. Lebensjahr vor, nach dem 6. Lebensjahr tritt sie eher selten auf. Ein durchgemachter Morbus Perthes stellt wie auch die frühkindliche Hüftdysplasie ein Risiko für eine spätere frühzeitige Koxarthrose dar. Weitere aseptischen Knochennekrosen sind in . Tab. 1 aufgelistet.
Formen/Stadien
M
Stadium
Klinisches Bild
Initialstadium
Ödembildung, Gelenkentzündung und Gelenkerguss mit Gelenkspaltverbreiterung
Kondensationsstadium
Verdichtung des Knochens (Femurkopf)
Fragmentationsstadium
Teilweises Zusammensintern und Zerbröckeln des Hüftkopfs
Reparationsstadium
Wiederaufbau des Hüftkopfs oder Ausheilung in deformierter Stellung
Degenerationsstadium
Zunehmende atypische Form mit schwerer Funktionsbeeinträchtigung
Betroffener Knochen
Bezeichnung
Femur
Morbus Perthes (Caput femoris), Morbus Ahlbäck (an der Kondyle)
Patella
Morbus Sinding-Larsen
Tibia
Morbus Osgood-Schlatter (Tuberositas tibiae), Morbus Blount (mediale proximale Epiphyse)
Os naviculare
Morbus Köhler
Vertebrae
Morbus Scheuermann
Os pubis
Morbus Pierson
Humerus
Morbus Panner (Capitulum radii)
Os lunatum, Os scaphoideum
Morbus Preiser
Ossa metacarpalia
Morbus Dietrich (Caput ossis metacarpalis)
Phalanx medialis
Morbus Thiemann (Basis)
Komplikationen 4 Ist nur eine Hüfte betroffen, kommt es in 15% der Fälle auch zu einem Befall der anderen Seite 4 Frühzeitige Koxarthrose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Verhinderung der Hüftdeformität
Des Weiteren wird der Zustand »vor oder nach OP« (Beckenosteotomie, Varisierungsosteotomie, OP nach Salter oder Chiari) unterschieden.
Übungen unter entlasteten Bedingungen, z.B. in RL mit Schlingentisch oder Extensionsübungen aus der BL
Aufrechterhalten der Beweglichkeit
Passives Bewegen, Traktion, Manuelle Therapie
Fragen beim Befund
Schonhaltung abbauen
Tape (detonisierend für Flexoren und Adduktoren), Gangschule, PNF
Erhalt der Muskelkraft
Isometrische Spannungsübungen, Wassergymnastik
4 Wie lange ist die OP her? Liegen keine ärztlichen Vorgaben vor: 5 In den ersten 3 Wochen Gipsschale, keine Belastung 5 Nach der 3. Woche zunehmende Belastung an Stützen, Teilbelastung für 2-3 Monate 4 Wurde bisher eine Schuherhöhung verordnet?
Untersuchung 4 Klassische Funktionsuntersuchung der Hüfte 4 Beinlängendifferenz 4 Ganganalyse
Stoffwechselanregung
Elektrotherapie
Aktivierung der Osteoblasten und Chondroblasten am Ende des Fragmentationsstadium
Rudern, Laufbandtherapie, Fahrradergometer, SRT
123 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Verbesserung der Außenrotation
. Abb. 2 Mulligantraktion vierhändig, wobei die zweite Person das Becken fixiert
. Abb. 3 Traktion je nach Röntgenbefund
. Abb. 4 Rückenschwimmen und Kraulen
. Abb. 6 Bewegungsbad: Beinpresse im Wasser
. Abb. 5 Bewegungsbad, Seepferdchen
. Abb. 7 Schlingentisch
. Abb. 8 Radfahren
. Abb. 9 Ruderergometer
! Cave Je früher der Morbus Perthes auftritt, diagnostiziert und therapiert wird, desto besser sind die Erfolgschancen. Kein Trampolin springen und auch andere starke Stauchungen vermeiden
M
124
Morbus Scheuermann
Morbus Scheuermann
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9)
Was ist das?
Ziel
Therapie
Aseptische Knochennekrose der Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper (juvenile Wachstumsstörung des Achsenor-
Kräftigung des M. erector spinae, Haltungsschulung, Aufrichtung
MTT, Flexibar, Theraband, Hanteltraining
Schmerzreduktion
Fango, Heiße Rolle, TCM, Traktion (im Schlingentisch), Reizstrom
Beweglichkeitsverbesserung
Wassergymnastik, FBL, Drehdehnlagerung oder Hockdrehlage, Seilzugübungen aus der RL (mit Handtuchrolle unter BWS zur Extensationmobilisation)
Verhindern von Muskeldysbalancen
Triggern von M. pectoralis, M. erector spinae und M. trapezius
gans, 7 Kap. Morbus Perthes): Während der skeletalen Wachstumsschübe wird Nucleus pulposus-Material in die Deckoder Grundplatten eingedrückt. Die Integrität des Ncl. pulposus innerhalb des Anulus fibrosus stellt sich reparativ wieder her. Die in die Knochen eingedrückten Teile der Bandscheibe verkalken ohne optimale Trabekelbildung. Später werden diese als Schmorl-Knötchen bezeichnet. Die Gesamtform der Wirbelsäule kann unverändert bleiben, aber auch Fehlstellungen, v.a. Kyphosen durch die Bildung von Keilwirbeln, sind möglich. Der Morbus Scheuermann ist weniger eine aktuelle, progrediente Erkrankung, sondern eine durchgemachte, jugendliche Wachstumsstörung mit eventuellen Fehlstellungen. Besonders häufig sind leptosome Jugendliche mit großer Körperlänge betroffen, begünstigt wird die Kyphose durch einen schwachen M. erector spinae. Jungen sind 5-mal häufiger betroffen als Mädchen. Nach Beendigung des skeletalen Wachstums schreitet der Morbus Scheuermann nicht mehr voran. Am häufigsten sind die Schmorl-Knötchen in der unteren BWS lokalisiert.
Formen/Stadien
M
Stadium
Klinisches Bild
Anfangsstadium
Keine Schmerzen, bleibt meist unerkannt
Florides Stadium
Vermehrte BWS-Kyphose mit kompensatorischer LWS-Hyperlordosierung
Endstadium
Schmerzen durch Fehlstatik und mit muskulären Dysbalancen
Fragen beim Befund 4 Treiben Sie Sport? → Schwimmen empfehlen 4 Haben Sie Beschwerden?
Untersuchung 4 4 4 4
Klassische BWS- und LWS-Untersuchung MFP des M. erector spinae Springing-Test Rippenwirbelgenke: Rotation mit Einatmung
Komplikationen 4 Keine
! Cave Keine Stauchungsbelastungen im Anfangsstadium und im floriden Stadium!
125 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Lesen in BL im Unterarmstütz als Übung für zu Hause als Ausgleich für langes Sitzen in der Schule
. Abb. 2 Rückenstabilisierende Übungen, z.B. auf dem SRT
. Abb. 3 VFST
. Abb. 4 Serratus anterior-Training am Seilzug zur Vorbeugung einer Scapula alata
. Abb. 5 Schnelles Auf- und Abbewegen der Arme in BL
. Abb. 6 Kräftigung der dorsalen Kette
. Abb. 7 Fango: Warmreize aktivieren die Muskeldurchblutung und beugen so Verspannungen und daraus resultierenden Kopfschmerzen vor
. Abb. 8 Klimmzüge
. Abb. 9 Kletterwand
M
126
Morbus Sudeck
Morbus Sudeck
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Was machen Sie beruflich? → Einstudieren eines bestimmten Bewegungsmusters mit der nicht betroffenen Hand (z.B. Bedienung der Maus mit links) 4 Wie können Sie sich am besten entspannen? → Über das vegetative Nervensystem kann der Verlauf der Erkrankung positiv beeinflusst werden. 4 Trinken Sie genug und ernähren Sie sich gesund? → Voraussetzung für Heilungsprozesse 4 Wann haben Sie Schmerzen? Diagramm zeichnen lassen, wie sich die Schmerzintensität im Verlauf eines Tages oder seit Beginn der Beschwerden verändert hat
Schmerzhafte trophische Störung, kombiniert mit atrophischen Veränderungen von Haut, Unterhaut und Muskulatur; auch die Knochen können befallen sein (Synonyme: Algodystrophie, posttraumatische Dystrophie, Sudeck-Syndrom, sympathische Reflexdystrophie [SRD]). Solche metabolischen und strukturellen Veränderungen können posttraumatisch oder postoperativ in und um die verletzte Region auftreten, z.B. nach Kontusionen (Quetschungen), Distorsionen (Verstauchungen), Luxationen (Auskugelungen), Frakturen (Knochenbrüche, 7 Kap. Radiusfraktur), Myokardinfarkt, Herzerkrankungen, Hyperthyreose oder nach länger dauernder Einnahme bestimmter Medikamente. Die Erkrankung tritt häufig an der oberen Extremität auf. In der Pathogenese sind Entzündungszeichen wie Vasodilatiation und Ödembildung, der sympathisch unterhaltene Schmerz, eine gestörte Thermoregulation und eine verminderte Aktivität zentraler Motoneurone bedeutsam (. Abb. 1).
Formen
M
Stadium
Kinisches Bild
I: Entzündliche Phase (bis zu 8 Wochen)
Dauerhafte Schmerzen in Ruhe und bei Bewegungen in Verbindung von Ödem, Funktionseinschränkung, schweißiger Haut Bewegungsempfindlichkeit Auch nächtliche Schmerzen
II: Ischämische Phase (8 Wochen bis zu einem Jahr)
III: Atrophische Phase
Gewebe dystrophiert bis atrophiert Blasse, kühle Haut Schwellung bildet sich zurück Schmerzen verringern sich Temperatur ist wieder normal Auf dem Röntgenbild fleckige Entkalkung Nagelwuchs gestört Lokaler Haarwuchs verändert: Alopecia areata oder Haare borstig Weichteile sind atrophiert Ausgeprägte Kontrakturen Gelenkkapsel ist geschrumpft Deutliche Bewegungseinschränkung Haut dünn und blass Knochen entkalkt (röntgenologisch: deutliche Osteoporose) Veränderungen sind irreversibel
Eine weitere Form ist das CRPS (Complex Regional Pain Syndrome): 4 Typ I: SRD, Algodystrophie, Morbus Sudeck 4 Typ II: Nervenläsionen, wird vom Morbus Sudeck als sog. Kausalgie abgegrenzt
Untersuchung 4 Regionales Bewegungsausmaß, Untersuchung der BWS 4 Schmerzskala/-diagramm (Visuelle Analogskala, VAS) vom Patienten schreiben/zeichnen lassen 4 Haut (Farbe/Temperatur) 4 Koordinationstest 4 Umfangmessung bei Ödemen 4 Finger-/Zehennägel (oft brüchig)
Komplikationen 4 Dauernder Funktionsverlust der Extremität
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Entstauung
Manuelle Lymphdrainage
Erhalt von Freude an Bewegung
Sanftes Bewegungsprogramm im Bewegungsbad
Beeinflussung der Verschaltung am Hinterhorn im Rückenmark durch Reizsummation
Tape, aktive Bewegungen der Wirbelsäule, Elektrotherapie, Segmentmassage
Verbesserung der Trophik und Entzündungshemmung
Iontophorese (DiclofenacPräparate)
Reduzierung der Entzündungszeichen
Kältekammer, Kaltluft
Beweglichkeitsverbesserung und Funktionserhalt
Aktive und passive Bewegungen je nach Stadium
Sympatikusdämpfung
Segmentale Behandlung; Dämpfung des Vegetativums; Grenzstrangmobilisation (endgradige BWS-Flexion kombiniert mit Rotation aus dem Langsitz)
127 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 Manuelle Lymphdrainage
. Abb. 1 Die Symptome eines Morbus Sudeck wurden von Laan und Goris (1997) untersucht. Einige Symptome treten bei mehr als 90% aller Fälle auf: fast alle Untersuchten zeigten Entzündungszeichen und Paresen
. Abb. 3 Tape
. Abb. 4 Einbeziehung der Gefäß- und Nervenstraßen (Mm. scaleni, 1. Rippe, M. pectoralis minor)
. Abb. 5 Bewegungsprogramm: Es sollte den ganzen Körper beanspruchen, um von der betroffenen Stelle abzulenken
. Abb. 6 Manuelle Therapie nach dem Mulligankonzept: Eine schmerzhafte Bewegung darf unter dem therapeutischen Druck nicht mehr schmerzhaft sein
. Abb. 7 E-Technik
. Abb. 8 Fango für HWS und BW
. Abb. 9 Vegetativum beeinflussen, z.B. Extensionsmobilisation mit dem Ziel der Sympathikusdämpfung
! Cave Die Therapie darf keine Schmerzen auslösen! Eine reaktive Hyperämie vermeiden (begünstigt die Ödembildung)!
M
128
Mukoviszidose (Zystische Fibrose)
Mukoviszidose (Zystische Fibrose)
Untersuchung
Was ist das?
4 Thorax- und Rippenmobilität 4 Haut: marmoriert, blass, manchmal bläulich, Einziehungen im Bindegewebe im Bereich der Interkostalräume und der Klavikula 4 Trommelschlegelfinger (aufgewölbte, vergrößerte Fingerenden) 4 Uhrglasnägel (runde Fingernägel) 4 Diaphragma palpieren, C4 überprüfen 4 Palpation der Muskeln im Schulter-/Nackenbereich und zwischen den Rippen 4 Fassthorax 4 Wirbelsäule: → Typisch sind starke LWS-Lordose und BWS-Kyphose. 4 Abhören mit Stethoskop: Rasselgeräusche (RG) bei häufiger Bronchitis oder Bronchopneumonie 4 Flaschenhals-Zeichen: Folge eines Cor pulmonale
Genetische Erkrankung mit Defekt auf dem 7. Chromosom:
Mutation des DNA-Abschnitts für den Chloridtransporter. Der gestörte Chloridtransporter verändert die Zusammensetzung aller im Körper gebildeten Flüssigkeiten, z.B. von Pankreassaft, Schweiß, Bronchialflüssigkeit, Hoden- und Ovarialsekreten und Gallensaft. Diese Flüssigkeiten sind zäher als bei Gesunden und werden nur schwer abgegeben. Der Pankreassaft staut sich in das Organ zurück, mit zwei Konsequenzen: 4 Störungen der Verdauung: Folge sind Wachstumsstörungen und retardierte Entwicklung. Vor allem werden die in der Nahrung enthaltenen Fette nicht resorbiert. 4 Ansammlung der zähen Flüssigkeit im Pankreas: Es bilden sich zunehmend größere Zysten. Der Druck auf die Parenchymzellen bewirkt deren Untergang und eine Fibrosierung des schrumpfenden Organs (zystische Fibrose, CF).
M
Analoge Prozesse spielen sich in den Bronchien ab. Der sich rückstauende Schleim führt zur obstruktiven Ventilationsstörung und schließlich zum Lungenemphysem mit starker Diffusionsstörung. Die abdominellen und pulmonalen Symptome stehen im Vordergrund, die schweren Abflussstörungen können auch andere Organe betreffen (. Abb. 1). Infertilität, Gallenbeschwerden und Speichelsteine sind die Folge. Die Prognose ist abhängig von der Ausprägung des Cor pulmonale (7 Kap. Cor pulmonale). Moderne Antibiose (wegen der Lungeninfekte), effektive Nahrungsergänzung (Pankreasenzyme, fettlösliche Vitamine) und Lungentransplantation haben zu einer deutlichen Erhöhung der Lebenserwartung beigetragen. Die Mukoviszidose ist die häufigste angeborene Stoffwechselerkrankung nach der Hämochromatose.
Komplikationen 4 4 4 4
Bei Belastungen kommt es leicht zur Sauerstoffnot Cor pulmonale Darmverschluss (Ileus) Bei ständigem Durchfall kann es zum Rektumprolaps kommen 4 Diabetes mellitus
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Sekret lösen
Warmen Tee trinken, Atemtherapie
Sekret abtransportieren
Drehdehnlagerungen, Hustentechniken, autogene Drainage, atemerleichternde Stellungen, Klopfungen, Vibrationen
Fitness verbessern
Trampolin, lockeres Laufen, Schwimmen, Tanzen
Peristaltik verbessern
Kolonmassage
Formen 4 Klinisch Kranke 4 Gesunde, aber Genträger Jedes Jahr kommen in Deutschland 300 erkrankte Kinder auf die Welt (1:2.000), jedoch sind 4% der Bevölkerung gesunde Genträger, die das mutierte Allel vererben können. Nur wenn beide Elternteile das mutierte Gen vererben, tritt die Erkrankung phänotypisch in Erscheinung.
Fragen beim Befund 4 4 4 4 4
Haben Sie/hast Du Fieber, oder bist Du erkältet? Wie ist Dein Appetit? Bist Du oft müde? Treibst Du Sport? Sind Herzerkrankungen bekannt?
! Cave Bei Lungenemphysem nur Vibrationen! Geringe Thrombozytenwerte sind möglich, da die Milz vergrößert ist (Splenomegalie).
i Tipp Jede Therapie beginnt mit einer Sekretolyse. Immer warmen Tee (ohne Zucker) und Tücher zum Abhusten bereithalten.
129 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Schematische Darstellung der Dysfunktion und die Auswirkungen
. Abb. 2 Sanfte Klopfungen von kaudal nach kranial, Quin´sche-Hängelage kombiniert mit Phonationsübungen
. Abb. 3 Atemerleichternde Stellungen (Kutschersitz)
. Abb. 4 Atemerleichternde Stellungen (Torwartstellung)
. Abb. 5 Atemerleichternde Stellungen
. Abb. 6 Entspannung auf einer Fango (Beachte: Kindern ist das Fango zu heiß, daher ein Tuch darauf legen)
. Abb. 7 FBL kombiniert mit Phonationslauten
. Abb. 8 Watte pusten
. Abb. 9 Atemübungen im Wasser
. Abb. 10 Atemübung: Tuch mit Strohhalm wegpusten
M
130
Multiple Sklerose
Multiple Sklerose
jEinteilung mittels EDSS-Skala (Expanded Disability Status Scale) nach Kurtzke
Was ist das? Schubweise oder progredient verlaufende Erkrankung, die
mit zunehmendem Muskelschwund einhergeht (Synonyme: Encephalomyelitis sclerosis, Polysklerose, Encephalomyelitis disseminata). Ursache ist möglicherweise eine Viruserkrankung (Viren befallen das ZNS), diskutiert wird auch eine Autoimmungenese. In der weißen Substanz im Großhirn (Cerebrum) läuft eine rindennahe Entmarkung ab. Die MS beginnt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, besonders bei Frauen (mehr als 50%). Folgende Symptome können auftreten: 4 spastische Paresen, 4 Ataxie, 4 visuelle Störungen wie Doppelsehen (N. abducens), retrobulbäre Neuritis (Augenveränderungen, Sehnerventzündungen), 4 abgehackte Sprache, 4 Nystagmus (schnelle horizontale Augenbewegungen), 4 Schwächegefühl in den Beinen, 4 Abgeschlagenheit, 4 Sensibilitätsstörungen, 4 Lähmungen, 4 Blasenstörungen, 4 Sphinkterstörungen und 4 selten epileptische Anfälle.
M
Bei der Liquoruntersuchung sind IgG vermehrt und sog. oliklonale Banden nachgewiesen, im MRT sind entmarkte Areale sichtbar.
Schweregrad
Klinisches Bild
0
Normaler neurologischer Befund
1
Einige neurologische Auffälligkeiten, aber keine Behinderung des Patienten
2
Minimale Behinderung in einem funktionellen Teilbereich, z.B. in der Motorik
3
Mäßiggradige Behinderung in einem funktionellen Teilbereich, aber voll gehfähig
4
Relativ schwere Behinderung, benötigt minimale Hilfe, gehfähig ohne Hilfe/Gehpause bei >500 m; Patient ist während ca.12 h pro Tag aktiv
5
Schwere Behinderung; gehfähig ohne Hilfe/Gehpause bei ca. 200 m; tägliche Aktivität beeinträchtigt
6
Benötigt Gehhilfe, um 100 m ohne Pause zu gehen
7
An Rollstuhl gebunden; Patient bewegt Rollstuhl selbst, transferiert ohne Hilfe
8
An Bett oder Rollstuhl gebunden; Patient pflegt sich selbständig, noch guter Gebrauch der Arme
9
Hilfloser Patient im Bett
10
Tod infolge MS (Lähmung der Atemmuskulatur)
Formen 4 Akute MS: 2% der Fälle, bei Befall der Atemmuskulatur schnelle Letalität 4 Chronisch-progrediente MS: 9% der Fälle; Alter bei Feststellung ca. 20 Jahre 4 Schubweise verlaufende MS: 89% der Fälle; die anfallsfreien Intervalle werden immer kürzer, und die Schübe hinterlassen im Laufe der Zeit immer größere neurologische Defekte; Alter bei Feststellung ca. 40 Jahre
Fragen beim Befund 4 Was können Sie allein, evtl. gehen, Rollstuhl anschieben? 4 Nehmen Sie Medikamente? → Die Patienten bekommen häufig Immunsupressiva, um die Autoimmunerkrankung hinauszuzögern. Bei Gabe von Kortikosteroiden ist mit folgenden Nebenwirkungen zu rechnen: Gewichtszunahme, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Diabetes, Osteoporose, Pergamenthaut 4 Haben Sie Gesichtsfeldeinschränkungen? 4 Haben Sie Atembeschwerden?
131 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb 1 Beine des Patienten auf einem aufgestellten Bein des Therapeuten ablegen. Nun werden die Knie für eine endgradige Rumpfrotation nach rechts und links Richtung Unterlage abgesenkt
. Abb. 2 Kontrakturprophylaxe: Beine durchbewegen
. Abb. 3 Erhalt der Extension im Hüftgelenk
. Abb. 4 Bank durch den Raum schieben
. Abb. 5 Stand an der Bankkante und Gewicht verlagern
. Ab. 6 PNF Beckenpattern: Zwischen zwei Bänken oder in einem Gehbarren stehend ist die Sturzgefahr relativ gering. Ein Bein steht auf einem Fußhocker
. Ab. 7 Seilzugübungen auf der Bank für Rollstuhlfahrer
. Abb. 8 E-Technik
. Abb. 9 Stochastische Resonanz-Therapie (SRT) im Sitzen oder, wenn möglich, im Stehen
M
132
Multiple Sklerose
Untersuchung 4 Muskeltonus aller Muskeln: Atemmuskulatur mittels LUFU indirekt bewerten 4 Finger-Nase-Versuch und Knie-Hacke-Versuch als Koordinationstests (Kleinhirn) (7 Kap. Ataxie) 4 Pyramidenbahnenzeichen (positiver Babinski-Reflex)? 4 Nystagmus? 4 Bei Flexion in HWS einschießender, elektrisierender Schmerz? 4 Beweglichkeit in den Gelenken und Endgefühl testen, um kapsuläre Einschränkungen von Muskelverkürzungen zu unterscheiden 4 Ganganalyse: 5 typisches Gangbild mit schleifenden Schritten 5 fehlende Dorsalextension im OSG
5 5 5 5 5
Absinken der Hüfte starrer Rumpf Gleichgewichtsstörungen Schultern sind oft ungleich hoch evtl. Skoliose
Komplikationen 4 Wenn die Atem- oder Herzmuskulatur zu schwach wird, besteht Lebensgefahr. 4 Wenn die Schließmuskulatur nicht gesteuert werden kann, muss katheterisiert werden. 4 Aufsteigende Harnwegsinfektionen 4 Dekubitus 4 Pneumonie 4 Depressionen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 18)
M
Ziel
Therapie
Muskeln erhalten
PNF, Gymnastik, MTT, FBL, Wassergymnastik, Schlingentisch
Zurechtkommen im Alltag
ADL, Transfers, Gangschule, Training der Grob- und Feinmotorik
Nervenmobilisation
Bein wie bei Lasègue und zügiges Bewegen des Fußes bzw. Nervenmobilisation an der Wand für N. medianus
Gangbildverbesserung
Gangschule am Gehbarren, PNF Beckenpattern mit einem erhöhten Bein auf dem Fußschemel, Treppensteigen üben, Laufband
Spezielles Training des langsamen Nachlassens (Exzentrik) des M. quadriceps femoris als Grundvoraussetzung für Berg- und Treppabgehen
Im Kniestand das Gesäß nach hinten absenken (Exzentrik des M. quadriceps), Kletterwand (geringe Verletzungsgefahr durch Festhalten mit den Händen an der Kletterwand, hoher Spaßfaktor), wobei der Patient entlang der Wand klettert und im Falle eines Sturzes nicht sehr tief auf eine Weichbodenmatte fällt
Wiederherstellen und Erhalten von Bewegungsmustern
Vojta, E-Technik, Bobath, PNF
Desensibilisierung der Fußsohlen
Kryotherapie (regelmäßige Kryotherapie und Massage soll das Auslösen von Spastiken durch Berührung der Fußsohle vermindern)
Kontrakturprophylaxe
Passives achsengerechtes Bewegen, Manuelle Therapie, Eigenübungen für zu Hause, Shiatsu
Pneumonieprophylaxe
Atemtherapie, Drehdehnlagerung, Phonationsübungen, Lippenbremse
Thromboseprophylaxe
Bewegung, Kompression
Behandlung von Blasenfunktionsstörungen
BGM, Beckbodenmuskulaturtraining, Elektrotherapie
Behandlung von Sprech- und chluckstörungen
Kauübungen, Zungen-PNF, Backen aufblasen, Gurgeln, Mund spitzen
Schmerzbehandlung
TCM, Akupressur, Elektrotherapie, Triggerpunkttherapie
Behandlung von Depressionen
Hippotherapie, SRT, Sauna
Dekubitusprophylaxe
Lagerung nach Bobath, Hautpflege
133 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 10 Sensibilitätsschulung
. Abb. 11 Mobilisation N. ischiadicus
. Abb. 12 Mobilisation N. medianus für zu Hause
. Abb. 13 Manuelle Therapie: Fuß
. Abb. 14 Training der Mundmuskulatur ohne Hilfsmittel
. Abb. 15 Training der Mundmuskulatur mit Hilfsmitteln
. Abb. 16 Stirn kräuseln
. Abb. 17 Zungengymnastik mit Cornflakes
. Abb. 18 ADL: Schinkengang mit und ohne Hilfe der Arme
! Cave Während eines Schubes haben die Prophylaxen oberste Priorität! Bei guter Regeneration von einem Schub ist es manchmal möglich, dass ein Patient, der schon im Rollstuhl saß, wieder laufen kann.
M
134
Muskelfaserriss
Muskelfaserriss
Untersuchung
Was ist das?
4 Umfangmessungen: Immobilitätsatrophie, Schwellung messen 4 Bewegungsausmaß 4 Krafttest → Mit speziellen Kraftmessplatten ist es möglich, die intermuskuläre Koordination mittels Kraftdiagrammen zu messen.
Risse vereinzelter Muskelfasern. Der Muskel besteht aus vielen Muskelfaserbündeln, diese wiederum bestehen aus Muskelfasern. Die Muskelfasern sind aus Myofibrillen aufgebaut, vielen aneinandergereihten Sarkomeren. Der Muskelfaserriss geschieht bei starken Muskelbelastungen, besonders häufig bei exzentrischen Bewegungen oder schnellen Sprints (100m-Lauf). Häufig betroffen sind die Anteile des M.quadriceps femoris oder des M. gastrocnemius. Muskelfaserrisse gehen oft mit Einblutungen in die betroffene Muskulatur einher. Direkt nach der Verletzung ist es noch möglich, das Hämatom mittels Lymphdrainage auf eine große Fläche auszuweiten und so die Resorption zu unterstützen. Diese scheinbare Vergrößerung des Hämatoms wirkt sich positiv auf den Heilungsprozess aus, da eine größere Fläche das ausgetretene Blut abbauen kann. Zur Diagnostik von Muskelfaserrissen wird die Sonographie genutzt. Größere Risse und Flüssigkeitsansammlungen, auch innerhalb der Faszien, sind im Sonogramm sichtbar.
Komplikationen 4 Bei Einblutungen in den Muskel steigt das Thromboserisiko .
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Entlastung
Tape
Stoffwechsel anregen
Elektrotherapie, Ultraschall
Durchblutung fördern
Nur leichte Ausstreichungen, keine Knetungen (Mikrotraumen werden verstärkt), Fango
Lösen von Schonhaltungen
Triggerpunkttherapie
Optimale Kollagenfaserausrichtung
Leichtes Ausdauertraining in einer ruhigen Ausdauersportart
Verbesserung der Ödem- und Hämatomresorption
Lymphdrainage, Kompression, Hochlagern
Formen 4 Mikrorupturen bei Muskelkater 4 Mit/ohne Einblutungen
Fragen beim Befund
M
4 Wobei ist es passiert? 4 Wie lange ist es her? 5 Weniger als 2 h: Lymphdrainage und nasskalter Kompressionsverband 5 Weniger als 28 h: Entlastungstape 5 Ab dem 3. Tag: Aktive Bewegung zur besseren Immigration der Muskelstammzellen (deren Zahl beim Erwachsenen im Vergleich zum Kleinkind auf 5% gesunken ist) 5 5.-21.Tag (Proliferationsphase): Dehnungen im schmerzfreien Bereich, um den Faserverlauf der Narbe zu optimieren. Somit manifestieren sich nur Fasern, die in die Belastungsrichtung wachsen. 5 Ab 4. Woche: Lockeres Ausdauertraining (z.B. Ruderergometer, da langsame Bewegung), wenn kein Ödem mehr vorliegt 5 Ab frühestens 6 Wochen: Volle Sportfähigkeit (Fußball, Sprints etc.) ! Cave Rezidivgefahr bei zu früher Wiederaufnahme von hochfrequenten Sportarten, z.B. Hürdenlauf!
! Cave Ist ein Muskelfaserriss noch nicht völlig ausgeheilt, so kommt es leicht zur Retraumatisierung. Auf gute Aufwärmung achten!
135 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Ultraschall
. Abb. 2 Tape
. Abb. 3 Tape: Auf das in Abbildung 2 gezeigte aufgelegte Tape kommt ein Space (blau). Ein zusätzliches Tape von der medialen Seite des Knies zur Crista iliaca ermöglicht den frühen Wiedereinstieg in das Training
. Abb. 4 Sanftes Ausdauertraining: Ruderergometer (sehr langsame Bewegungen) ermöglichen eine gute Durchblutung der Muskulatur, ohne dabei die Muskulatur erneut zu retraumatisieren
. Abb. 5 Manuelle Lymphdrainage
. Abb. 6 Kompression
. Abb. 7 Intramuskuläre Koordination
. Abb. 8 Anspannen des M. quadriceps aus maximaler Extension in kurzen Zeitintervallen und mit viel Kraft, Vorbereitung für Lauftraining und Sprints nach völliger Ausheilung
. Abb. 9 Skippings mit Manschetten als Vorbereitung für Sprints
M
136
Myasthenie
Myasthenie Was ist das? Gruppe von Erkrankungen, die mit Muskelermüdung und Muskelschwäche einhergehen, abhängig von der Belastung. Zu den klassischen Symptomen zählen:
4 4 4 4 4 4 4
M
Muskelkater, Schluckstörungen, Exantheme, Ödeme, Gelenkschmerzen, periorbitale Ödeme und Entzündungen der Haut (Dermatitis).
Die Myasthenia gravis (pseudoparalytica) macht sich v.a. durch die schnelle Muskelermüdung bei wiederholten Bewegungen bemerkbar. Ursache ist eine gestörte Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel (. Abb. 1), d.h. eine behinderte Weiterleitung des Aktionspotenzials auf die Muskulatur durch Behinderung der Azetylcholinrezeptoren, die sich postsynaptisch an der motorischen Endplatte befinden. Dies kann im Sinne einer Autoimmunerkrankung durch Bindung polyklonaler IgG-Antikörper an die Azetylcholinrezeptoren zustande kommen. Das Ausmaß der Störungen wird durch Umwelteinflüsse, Infektionen, Thymushyperplasie, Entzündungen sowie körperlichen und psychischen Stress beeinflusst. Zur Diagnostik werden angewendet: 4 Tensilontest (Gabe von Cholinesterase-Hemmern mit Anstieg des Azetylcholins im synaptischen Spalt), 4 Elektromyographie (EMG), 4 Nachweis von Azetylcholinrezeptor-Antikörpern (AChRAK) und 4 Simpson-Test (Test auf Ermüden der Augenlider). Therapeutisch werden Cholinesterase-Hemmer eingesetzt, um durch eine erhöhte Azetylcholinkonzentration die Autoantikörper gegen die Rezeptoren zu verdrängen. Weitere Therapieformen sind: 4 Gabe von Glukokortikoiden, 4 Thymektomie (Entfernung des Thymus), 4 Plasmapherese zur Entfernung der Autoantikörper aus dem Blut und 4 hoch dosierte Immunglobulingabe.
Formen 4 Myasthenia gravis: Angeboren oder erworben 4 Botulismus-bedingte Myasthenie 4 Lambert-Eaton-Rooke-Syndrom (primäre Bildung von Autoantikörpern gegen Kalziumkanäle) 4 Polymyositis: Entzündung der Skelettmuskeln mit starker lymphozytäer Infiltration (5 Formen der Polymyositis einschließlich paraneoplastische Form und kindliche Dermatomyositis)
4 Graduierung nach dem Bessinger Score (Beurteilung des klinischen Verlaufs) 4 Sonderform: Amyotrophe Lateralsklerose (7 Kap. ALS)
Fragen beim Befund 4 Sind Ihre Beschwerden tageszeitabhängig? → Bei Myasthenie ist der Patient morgens am leistungsfähigsten, abends sind die Beschwerden am stärksten. 4 Welche Muskeln empfinden Sie als besonders schwach? → Bei Extremitätenbefall sind die Arme meist stärker betroffen als die Beine; eher kleinere Muskeln, z.B. mimische Muskulatur. 4 Wie schlafen Sie? Ist die Atemmuskulatur betroffen und schlafen Sie daher lieber im Sitzen? 4 Haben Sie Gleichgewichtsstörungen, Gedächtnisverlust und Sensibilitätsstörungen? → Spricht eher gegen eine Myasthenie
Untersuchung 4 4 4 4 4 4
Unterberger Tretversuch Finger-Nase-Versuch Mehrfaches Anheben der Mundwinkel Mehrfaches Öffnen und Schließen der Augen Übungen zur Erkennung von Bildern Akkomodationstest (schneller Wechsel zwischen Nahund Fernsicht)
Komplikationen 4 Aspirationspneumonie durch Schluckstörungen 4 Akutes Versagen der Atemmuskulatur (myasthene Krise)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2 –Abb. 9) Ziel
Therapie
Aufrechterhaltung einer hohen Azetylcholinkonzentration
Entspannungstherapie
Pneumonieprophylaxe
Atemtherapie
Neubildung von Synapsen
Gesichtsgymnasik, Zungengymnastik
Bei bettlägerigen/beatmeten Patienten: Osteoporose- und Kontrakturprophylaxe, Vorbeugung von Sehnen- und Muskelnverkalkung
Passives/assistives oder aktives Bewegen
! Cave Überlastung, Stress und Unterversorgung mit Sauerstoff vermeiden!
137 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 Kombinierte Übung für Lippen und Schluckmuskulatur
. Abb. 1 Reizweiterleitung. Blau umrandet: Normale Reizweiterleitung. Rot umrandet: Gestörte Reizweiterleitung durch Blockierung der Andockstellen des Azetylcholins durch Antikörper. Bei der Myasthenie beobachtet man auch eine deutliche Strukturveränderung der postsynaptischen Membranen mit Verminderung der Fältelung des Sarkolemnas
. Abb. 3 Lippenübungen (auch diagonal von rechts oben nach links unten)
. Abb. 4 Augen zwinkern
. Abb. 5 Zungengymnasik
. Abb. 7 Bei Erkrankung der Extremitäten sind die Arme wesentlich häufiger betroffen als die Beine: Fingerübunge
. Abb. 8 PNF-Armpattern
. Abb. 6 Zungengymnastik mit Cornflakes, wenn dem Patienten zuzutrauen ist, dass er sich nicht am Kornflakes verschluckt
. Abb. 9 Atemtherapie
M
138
Myokardinfarkt
Myokardinfarkt
. Tab. 1 Behandlungsplan nach Myokardinfarkt
Was ist das? Herzinfarkt. Drei Ereignisse charakterisieren einen Myokardinfarkt: Verschluss, Ischämie und Nekrose. Durch einen Thrombus wird ein Herzkranzgefäß verschlossen (Okklusion). Der dazugehörige Bereich des Myokards (kontrahierende Schicht des Herzens) wird nicht ausreichend mit Sauerstoff und energieliefernden Substraten versorgt (Ischämie). Wenn eine kritische Zeit der Mangelversorgung überschritten ist, die sog. warme Ischämiezeit, stirbt das nicht versorgte Gewebe ab (Nekrose). Im Akutfall hat der Patient starke Brustschmerzen (retrosternaler Vernichtungsschmerz), die in den linken Arm, evtl. in den Nacken oder in den Bauch ausstrahlen können (EKGBefund nach Myokardinfarkt, . Abb. 1). Die akute Behandlung besteht in einer Lyse-Therapie. Dabei wird Metaplase oder ein anderes Streptokinase-ähnliches Präparat i.v. verabreicht, um den Thrombus aufzulösen und das betroffene arterielle Blutgefäß wieder durchlässig zu machen (Rekanalisation). Als weitere Therapiemaßnahmen kommen Blutdruckstabilisierung, Schmerzreduktion, Antikoagulation und Sedierung zur Anwendung. Im Rahmen der Sekundärprophylaxe können Ballondilatation, Stentimplantation, BypassAnlage (ACVB, aorto-koronarer Venen-Bypass) und eine Herzschrittmacherimplantation vorgenommen werden. Der Physiotherapie in Form von aerobem Ausdauertraining kommt eine bedeutsame Rolle bei der Rehabilitation zu.
M
Formen 4 Ohne OP, mit OP: Ballondilatation, Stent, Bypass 4 Vorderwandinfarkt 40%, Hinterwandinfarkt 40%, Seitenwandinfarkt 20% 4 Transmuraler Infarkt (die ganze Wand ist betroffen), intramuraler Infarkt (Innenschichtinfarkt) 4 Stummer Infarkt: 20% der Infarkte verlaufen unbemerkt
Fragen beim Befund 4 Wie lange ist der Herzinfarkt her? → Behandlungsplan siehe . Tab. 1 4 Haben Sie einen Herzschrittmacher? 4 Nehmen Sie Medikamente, z.B. 5 Antiarhythmika: bei Herzrhythmusstörungen, 5 ASS, 5 Marcumar, 5 Nitrate gegen Angina pectoris-Symptome, 5 Betablocker: gegen Herzrhythmusstörungen und Hypertonie, 5 ACE-Hemmer, um die Pumpleistung zu verbessern, 5 Digitalispräparate, um die Herzkraft zu steigern, 5 Lipidsenker? 4 Beachte: Patienten nehmen bis zu 6 Monaten Antikoagulantien, Kontraindikationen bei der Therapie beachten (keine Klopfungen, BGM oder ähnliche Hämatom verursachende Methoden anwenden)
Behandlungsstufe
Therapie
Unkomplizierter trans- oder intramuraler Infarkt A: ca. 2. Tag
Übungen im Bett, Bewegen der kleinen Gelenke, Arme nicht über Herzhöhe!
B: ca. 3.-4. Tag
Übungen im Liegen und Sitzen
C: ca. 5.-10. Tag
15 min Hockergymnastik, 2-10 min gehen
D: ca. 11.-18. Tag
15 min Hockergymnastik und Treppe steigen
Reinfarkt oder komplizierter transmuraler Infarkt A: ca. 2.-9. Tag
Bettruhe, Thromboseprophylaxe
B: ca. 10.-13. Tag
Wie Stufe A und Sitzen mit Rückenlehne
C: ca. 14.-22. Tag
Übungen im Liegen, ab 18. Tag am Bettrand (30 min), 22. Tag ums Bett gehen
D: 23.-29. Tag
1 h sitzen, leichte Hockergymnastik, 28. Tag vorsichtig Treppe
E: 30.-33. Tag
2 h sitzen, Hockergymnastik und 10-30 min gehen
Untersuchung 4 4 4 4
Puls und Blutdruck messen Gesichtsfarbe, Mund-Nase-Dreieck beobachten Atmung: Bauch- oder Brustatmung Evtl. Umfangsmessung am Unterschenkel
Komplikationen 4 Reinfarkt 4 Herzinsuffizienz (evtl. mit Lungenödem, 7 Kap. Herzinsuffizienz) 4 Herzwandruptur 4 Papillarmuskelabriss 4 Herzwandaneurysma 4 Postmyokardinfarktsyndrom 4 Embolie
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 10) Ziel
Therapie
Prophylaxe
Thrombose- und Pneumonieprophylaxe
Stressabbau und Entspannung
Yoga, Ausgleich zum Alltag finden, Autogenes Training
Belastbarkeit verbessern, Verbesserung des Sauerstoffangebots des Herzmuskels, Risiko senken, einen erneuten Herzinfarkt zu bekommen
Ausdauer trainieren (keine vollständigen Pausen, da sonst beim Wiederanfangen der Puls zu hoch wird, besser lohnende Pausen)
139 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 EKG-Veränderungen nach einem Myokardinfarkt in den verschiedenen Phasen
. Abb. 2 Kreislaufgymnasik im Krankenhaus vor dem Aufstehen, dabei Puls messen
. Abb. 3 Stepper mit Pulsuhr
. Abb. 4 Fahrradergometer mit Pulsuhr
. Abb. 5 Nordic Walking mit Pulsuhr
. Abb. 6 Ruderergometer mit Pulsuhr
. Abb. 7 Treppentraining
. Abb. 8 Yoga als Möglichkeit der Entspannung
. Abb. 9 Autogenes Training zur Entspannung
. Abb. 10 Kreislaufgymnastik im Sitz: zügiges Öffnen und schließen der Hände
! Cave Kommt es zu einem Reinfarkt, sofort den Notdienst alarmieren und den Oberkörper hochlagern (keinesfalls wie bei Schocklagerung die Beine hochlagern, der vermehrte Rückstrom des Blutes überfordert das Herz)!
! Cave 4 Auf ein angepasstes, stressfreies Training achten, ständige Pulskontrolle. 4 In der Akutphase sollen die Arme unter Herzhöhe beübt werden, um eine Überforderung des Herzens zu vermeiden.
M
140
N. phrenicus-Läsion
N. phrenicus-Läsion – Foramen venae cavae (Durchtritt der V. cava in-
Was ist das?
ferior, des R. phrenicoabdominalis dexter)
– Larreysche Spalte (Durchtritt der A. und der V. epiLäsion des Atemnervs. Der N. phrenicus innerviert motorisch das Diaphragma (Zwerchfell, 7 Übersicht 1). Zu seinem
sensiblen Versorgungsgebiet gehören die Pleura parietalis, das Perikard und das Peritoneum (v.a. der Leber und des Mageneingangs): 4 Bei einseitigem Ausfall des N. phrenicus kommt es zu einer Lähmung der betroffenen Diaphragmahälfte mit konsekutivem Zwerchfellhochstand und leichteren bis starken Atemstörungen. 4 Bei beidseitigem Ausfall kommt es zu schweren, evtl. lebensbedrohlichen Atemproblemen. Eine N. phrenicus-Läsion kann durch eine Bandscheibenproblematik in den Segmenten C3-C5 entstehen, und sie tritt als Symptom bei Multipler Sklerose auf (7 Kap. Multiple Sklerose). Auf iatrogene Weise ist eine Reizung des N. phrenicus durch eine Laparoskopie möglich. Dabei kommt es häufig zu Thorax- und Schulterschmerzen. Eine Reizung des Nervs bei einer Pleuritis führt i.d.R. zum Singultus (Schluckauf, spontane Kontraktionen des Diaphragmas). . Übersicht 1. Das Diaphragma
N
Ursprung 4 Pars sternalis: – Innenfläche des Proc. xiphoideus, Rektusscheide 4 Pars costalis: – Cartilago costalis der 12.-6. Rippe 4 Pars lumbalis, Crus dextrum: – Pars medialis: Corpus der 1.-3. Lendenwirbels sowie Disci intervertebrales – Pars lateralis: Ligg. arcuata mediale (Psoasarkade) und laterale (Quadratusarkade) 4 Pars lumbalis, Crus sinistrum: – Pars medialis: Korpus des 1.-4. Lendenwirbels, Disci intervertebrales – Pars lateralis: Ligg. arcuata mediale (Psoasarkade) und laterale (Quadratusarkade) Ansatz 4 Centrum tendineum Innervation 4 N. phrenicus C3-C5 Funktion 4 Atrmung, Bauchpresse Besonderheiten 4 Durchtrittsstellen im Zwerchfell: – Hiatus aorticus (Durchtritt der Aorta und des Ductus thoracicus) – Hiatus oesophageus (Durchtritt des Ösophagus, der Nn. vagi, des R. phrenicoabdominalis sinister)
6
gastrica superior) Schwachstellen 4 Bochdalek-Dreieck zwischen Pars lumbalis und Pars sternalis 4 Larreysche Spalte zwischen Pars costalis und Pars sternalis
Formen 4 Ein- oder beidseitige Lähmung 4 Kausal bedingt: Prolaps, Entzündung (Pleuritis), iatrogen (z.B. Laparoskopie), zentrale Ursache
Fragen beim Befund 4 Sind bei Ihnen Bandscheibenvorfälle bekannt? 4 Wurde bei Ihnen in letzter Zeit eine Bauchoperation durchgeführt? 4 Haben Sie manchmal Luftnot? 4 Werden Sie häufig von Schluckauf (Singultus) geplagt?
Untersuchung 4 Perkussion und Auskultation der Lunge 4 Klassische HWS-, BWS- und LWS-Untersuchung (LWS wird auch untersucht, da der Muskelursprung des Pars lumbalis in der LWS liegt und eine Rotationsfehlstellung verursachen kann) 4 Untersuchung von BWS und Rippenwirbelgelenken 4 Diaphragmapalpation aus Sitz und RL
Komplikationen 4 Atemstillstand 4 Starke Schmerzen bei Reizung des N. phrenicus
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Pneumonieprophylaxe
Atemtherapie, Vibrax
Thoraxmobilisierung
Mobilisierung der Rippenwirbelgelenke, Eigenübungsprogramm für den Patienten, je nach Vitalität des Patienten mit Theraband oder Seilzug, Atemmassage
Vegetative Dämpfung des N. phrenicus
Wirbelsäulenmobilisierung, TCM
Aktivieren des N. phrenicus
Güsse, TCM, Moxibustion
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_13, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
141 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Pneumonieprophylaxe
. Abb. 2 Hexenstreichung aus der Atemmassage
. Abb. 3 Ausstreichen der Interkostalräume
. Abb. 4 Hautfalte wegatmen
. Abb. 5 Rippenmobilisation aus Seitlage
. Abb. 6 Atemlenkung
. Abb. 7 Nach einer überstandenen Pleuritis: Mobilisierung der Pleura pulmonalis (Pleura visceralis) und der Pleura costalis (Pleura parietalis)
. Abb. 8 Wirbelsäulenmobilisierung: Dehnung des M. pectoralis major
. Abb. 9 Brustkorbschnellen (Patient atmet tief gegen den Widerstand des Therapeuten ein, bei maximaler Inspiration lässt der Therapeut den Druck am Thorax los)
! Cave Überlastung des Patienten absolut vermeiden!
N
142
Omarthrose
Omarthrose
Die Einteilung nach dem Röntgenbild muss sich jedoch nicht zwingend im Beschwerdebild des Patienten widerspiegeln.
Was ist das? Fragen beim Befund Arthrose im Schultergelenk durch längere Fehl- oder Über-
O
belastung. Traumatische Einflüsse, lange Entlastung oder Immobilisation können die schnelle Entwicklung einer Omarthrose induzieren. Bereits nach wenigen Tagen Immobilisation kommt es zu Versorgungsdefiziten des Knorpels. Neben den Knorpelzellen spielt die extrazelluläre Matrix eine entscheidende Rolle. Diese wird durch einen sinkenden pH-Wert (bei jeder Entzündung), durch Temperaturerhöhung, Mineraldefizite, Wassermangel, Aktivierung der Hyaluronidase und vermehrte Einwanderung von Plasmaproteinen (Abbau zu abnormen Peptiden), negativ beeinflusst. Generell sind die Anfangsschädigungen des Knorpels reversibel. Voraussetzung ist ein normaler Turnover des Gewebes (Auf- und Abbau) und somit die Vermeidung von Über/Fehlbelastung, zumindest solange, bis die Reparatur/Regeneration des Knorpels abgeschlossen ist. Experimentellen Daten zufolge sind dies relativ kurze Zeiten (ca. 2 Wochen): die Turn over-Rate der Glukosaminoglykane (GAG) beträgt 710 Tage, die der Hyaluronsäure ist mit 3-4 Tagen noch geringer. Allerdings bildet sich nur ein frischer, »juveniler« Knorpel mit erneuerten Proteoglykanen, Glykoproteiden und Hyaluronsäure-Anteilen, bei dem eine insuffiziente Kollagenstruktur vorhanden ist. Die Neubildung von Kollagen, die zur Komplettierung eines völlig erneuerten, »reifen« Knorpels erforderlich ist, hat eine Erneuerungszeit von 300-500 Tagen. Die Hauptsymptome der Omarthrose sind Bewegungseinschränkung und Schmerz, obwohl der Knorpel sehr spärlich mit Nozizeptoren bespickt ist. Wahrscheinlich ist eine Schmerzentstehung durch Kapselreizung bei Schwierigkeiten im Roll- und Gleitverhalten, durch eine Reizung von Nozizeptoren im subchondralen Knochen bei stark fortgeschrittener Arthrose und durch muskuläre Dysbalancen.
Formen 4 Mit/ohne OP jAllgemeine röntgenologische Einteilung von Arthrosen Schweregrad
Röntgenbild
0
Normal
I
Gelenkspaltverschmälerung, Sklerosierung
II
Wie Grad I, Osteophyten und Randzacken
III
Wie Grad II, Zysten (im Negativ des Röntgenbilds dunkel auf dem Röntgenbild zu sehen, klinisch als »Aufhellung« bezeichnet)
IV
Wie Grad III und zerstörte Konturen
4 Wann haben Sie Schmerzen, in Ruhe oder bei bestimmten Bewegungen? 4 Haben Sie Probleme, den Arm über den Kopf zu heben? 4 Welche Medikamente helfen Ihnen am besten? → Wenn Antiphlogistika helfen, Hinweis auf entzündliche Komponente
Untersuchung 4 Klassische Funktionsuntersuchung der Schulter, HWS und des Ellenbogens (bei Bedarf auch BWS-Untersuchung) 4 Typische Alltagsbewegungen, wie BH schließen, Haare kämmen und zur gegenüberliegenden Schulter greifen
Komplikationen 4 Frozen Shoulder (7 Kap. Frozen Shoulder) 4 Ankylose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung und Beseitigung von muskulären Dysbalancen
Traktion, Wärme, Elektrotherapie, TCM, Armpendelbewegungen, Funktionsmassage, Triggerpunkttherapie, Aufrichtung, Retraktion und Skapuladepression (somit Verlagerung der Muskelurspünge und -ansätze an die für ihre Funktion wichtigen Positionen)
Verbesserung der Versorgung
Triggern der Mm. scaleni und Mobilisation der 1. Rippe
Erhalt des Bewegungsausmaßes, Dehnung der Kapsel
Manuelle Therapie, Dehnung
Mobilisierung des skapulathorakalen Gleitlagers
Buslenk er im Schlingentisch
Zentrierung des Glenohumeralgelenks
E-Technik, Training des M. infraspinatus (AR-Training) und des M. supraspinatus
Verbesserung der Knorpelregeneration
Kompression, Bewegungsprogramm, Vibrationstraining (Patient kniet vor dem SRT und stützt die Hände oder die Ellenbogen auf das Gerät. Beim Unterarmstütz kann eine weichere Unterlage sinnvoll sein.)
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_14, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
143 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Funktionsmassage; dabei wird das Schulterblatt zur Wirbelsäule bewegt; nun fixiert die andere Hand des Therapeuten die Muskulatur zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule. Das Schulterblatt wird wieder nach lateral gezogen
. Abb. 2 Manuelle Therapie nach Mulligan im VFST
. Abb. 3 Kaudalgleiten oder Dorsalgleiten im Sitz
. Abb. 4 Schlingentisch
. Abb. 5 Muskelkräftigung im Bewegungsbad
. Abb. 6 ACG, falls auch hier Verschleißerscheinungen aufgetreten sind
. Abb. 7 Manuelle Therapie: Traktion mit Dorsalgleiten
. Abb. 8 Seilzug mit BWS-Mobilisation
. Abb. 9 Dosierter Druck auf den Knorpel, hier kombiniert mit Propriozeptionstraining
! Cave Das skapulothorakale Gleitlager in die Therapie miteinbeziehen!
O
144
Osteoporose
Osteoporose
Schweregrad
T-Score
Was ist das?
Normal
≥-1
Grad 1
>-2.5 und <-1
Grad 2: Osteoporose
≥-2.5
Grad 3: Klinisch manifeste Osteoporose
≤-2.5 mit Fraktur
Stoffwechselerkrankung des Knochens mit abnehmender
Knochendichte. Die Knochen entkalken, sie werden zunehmend porös und weniger stabil, Spontanfrakturen sind möglich. Die Ursache für die Entstehung von Osteoporose ist ein starker Abfall der Östrogenkonzentration postmenopausal. Diese Sexualhormone hemmen die Osteoklasten. Der starke postmenopausale Östrogenabfall (auf ca. 10% der prämenopausalen Konzentration) führt zu einer hohen Aktivität der Osteoklasten und zu einem starken Knochenabbau. Apatite werden abgebaut, und die frei werdenen Kalzium- und Phosphationen verlassen den Knochen. Als Risikofaktoren für Osteoporose gelten: 4 hoher Nikotinkonsum, 4 Kalziummangel (Fehlernährung, Leber-, Nieren- und Darmerkrankungen), 4 Untergewicht und 4 Alkoholismus. Therapeutisch kommt eine Hormonersatztherapie (HET) infrage, deren Nebenwirkungen (erhöhtes Risiko für Thrombose, Infarkt, Embolie und Tumoren) sind zu beachten. Eine Kalziumsupplementation bringt nur Nutzen, wenn ein Kalziumdefizit besteht. Medikamentöse Therapie ist die Gabe von Bisphosphonaten. Die besten Behandlungserfolge sind mit einer Bewegungstherapie zu erzielen, da beim Sehnenzug Peptidhormone freigesetzt werden, die die Osteoblasten aktivieren. Somit bietet Physiotherapie die geeigneten Strategien für Prävention und Therapie: Muskelaufbau und Zugund Druckbelastungen für den Knochen.
O
Formen jEinteilung nach Ursachen 4 Postmenopausal 4 Postoperativ (Ovarektomie wegen Ovarialkarzinom) 4 Tumoren (Myelome) 4 Lange Immobilisation 4 Kortikoid-, Heparinmedikation 4 Hyperparathyreoidismus 4 Marfan-Syndrom 4 Morbus Crohn 4 Osteogenesis imperfecta (Glasknochenkrankheit) 4 Vitamin-B12-Mangel 4 Folsäuremangel 4 Rheumatoide Arthritis jEinteilung mittels DXA-Messung (T-Score) Der T-Score beschreibt die Abweichung der BMD (»bone mineral density«, Knochenmineraldichte) eines Patienten mit Osteoporose von der Vergleichs-BMD eines 30- bis 35-jährigen Gesunden.
Fragen beim Befund 4 Ernähren Sie sich gesund? → 1 g Kalzium pro Tag braucht der Mensch. 4 Nehmen Sie Medikamente, z.B. 5 Fluoride zur Anregung der Osteoblasten, 5 Calcitonin zur Hemmung von Osteoklasten, 5 Östrogene, 5 Anabolika? 4 Haben Sie sonstige Erkrankungen, evtl. Leber- oder Nierenerkrankung (Aktivierung von Vitamin D)? 4 Sind Sie täglich für mind. 20 min der Sonne mit Gesicht und Unterarmen oder Unterschenkeln ausgesetzt? Tageslicht ist wichtig für Umwandlungsvorgänge des Vit. D.
Untersuchung 4 4 4 4
Gesamtstatik Ott und Schober Funktional Reach Test Klassische Funktionsuntersuchung der Hüften, LWS und BWS
Komplikationen 4 Spontanfrakturen: Schenkelhalsfraktur (7 Kap. Schenkelhalsfraktur), distale Radiusfraktur und Wirbelfrakturen (Deck- und Grundplatteneinbrüche)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Aktivieren von Osteoblasten
Bewegungstherapie, SRT, MTT, Slingtrainer
Schmerztherapie
TCM, Elektrotherapie, Schlingentisch (bei Deck- und Bodenplatteneinbrüchen)
Aufrichtung, Haltungsverbesserung
Haltungsschulung, Therabandübungen, Manuelle Therapie nach Mulligan aus dem VFST
Sturzprophylaxe
Gangschule, propriozeptives Training (mit Kreisel, Airex-Matte oder Schaukelbrett), Einbeinstand mit geschlossenen Augen auf Posturomed, Reaktionsschnelligkeitstraining
145 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 SRT: Die Veränderung der Knochenmineraldichte ist nur langfristig zu erwarten. Demzufolge ist eine Kontrolle der Messwerte erst nach längeren Therapiezeiten sinnvoll (nach ca. 1 Jahr)
. Abb. 2 Muskelaufbau, kombiniert mit Sturzprophylaxe
. Abb. 3 Muskelaufbau und propriozeptives Training
. Abb. 4 Wassergymnastik
. Abb. 5 Krafttraining ohne Stauchung: Ruderergometer
. Abb. 6 Bei Osteoporose prägt sich oft eine starke BWS-Kyphose aus, wenn es zu Grund- und Deckplatteneinbrüchen sowie Keilwirbel-Bildung kommt
. Abb. 7 Krafttraining
. Abb. 8 Powerblade-Übungen für zu Hause
. Abb. 9 Laufband
i Tipp 4 Starke Widerstände proximal ansetzen. 4 Bei starker BWS-Kyphose können alle Übungen mit Atemtechniken ergänzt werden.
! Cave Sprünge (kein Trampolin) und kräftige, passive, exogene Rippenmobilisation vermeiden!
O
146
Patellaluxation
Patellaluxation
Untersuchung
Was ist das?
4 Klassische Funktionsuntersuchung Knie und Hüfte 4 Messungen: Schwellung oder Muskelatrophie (vergleichen mit gesundem Bein) nach OP 4 Tanz der Patella 4 Varus- und Valgustest 4 Ganganalyse 4 Foramen obturatum 4 Fußuntersuchung (Gesamtstatik) 4 Beinlängendifferenz (Gesamtstatik)
Verrutschen der Kniescheibe nach lateral oder medial. Zur Luxation kommt es, wenn die Tibia fixiert ist und das Femur
ruckartig rotiert. Häufig sind Patellaluxationen bei Sportarten wie z.B. Fußball. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Kausale Faktoren sind: 4 Disposition, 4 Genu valgum (7 Kap. Genu valgum), 4 Patellahochstand, 4 muskuläre Dysbalance zwischen medialen und lateralen Extensorenfasern (M. vastus medialis plus Retinaculum mediale vs. M. vastus lateralis plus Retinaculum laterale) und 4 Innervationsprobleme (z.B. posttraumatisch). Die habituelle Luxation ist Folge abnormer Form (Abflachung, . Abb. 1) der aufeinandergleitenden Flächen (Patellarückseite und femorale Facies patellaris.
Komplikationen 4 Retraumatisierung 4 Schwere Femoropatellararthrose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Muskelaufbau
PNF, MTT, Trampolin (keine Drehung) mit abruptem Abstoppen, Strecksprünge auf Weichbodenmatte
Kniesicherung
Isometrische Spannungsübungen
Ansteuerung des M. quadriceps
Patella mobilisieren mit aktivem Gegenspannen, auch als Hausaufgabe, Trainieren des M. vastus medialis, Muskelmantelschulung
Schmerzlinderung
TENS, Eis
Wiederherstellung der physiologischen Gelenkbeweglichkeit nach OP
Manuelle Therapie (passive Patellakaudalisierung im Wechsel mit aktiver Anspannung des M. quadriceps, Gleiten nach medial aus SL)
Formen 4 4 4 4 4
Luxation nach lateral (wesentlich häufiger) Luxation nach medial (sehr selten) Habituelle Patellaluxation Patellahochstand Mit OP: In Form eines Lateral Release (Spaltungen im Retinaculum laterale, evtl. mit zusätzlicher Raffung des Retinaculum mediale), später, wenn erforderlich, als Versetzung der Tuberositas tibiae (OP nach Blaut oder OP nach Bandi)
Fragen beim Befund
P
4 Wann trat die erste Patellaluxation auf? 4 Wann ist die aktuelle/letzte Luxation aufgetreten? → Unmittelbar nach Luxation mit halbem Körpergewicht belasten und bis 90° beugen, dann mehr Beugung bei gleicher Belastung, schließlich Vollbelastung und komplette Bewegungsfreigabe 4 Wobei ist es passiert? → Abschätzung der Schwere des Traumas mit Differenzierung zwischen traumatischer oder habitueller Patellaluxation, evtl. therapeutische Konsequenzen erforderlich 4 Haben Sie Befunde über den Zustand der Menisken und Seitenbänder des Knies?
! Cave Zum Schutz des Gelenkknorpels Knieentlastung bei intraartikulären Ergüssen!
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_15, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
147 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Wiberg I, II, III und der sog. Jägerhut
. Abb. 2 Kräftigung der Abduktoren
. Abb. 3 Kräftigung der Adduktoren
. Abb. 4 Kräftigung des M. quadriceps femoris
. Abb. 5 PNF
. Abb. 6 Forciertes Training des M. vastus medialis des M. quadriceps am Seilzug
. Abb. 7 Beinachsentraining auf dem Posturomed
. Abb. 8 Beinachsentraining auf der Slackline
. Abb. 9 Beinachsentraining auf dem gebogenen Brett
P
148
Patellaspitzensyndrom (Jumper‘s Knee)
Patellaspitzensyndrom (Jumper’s Knee)
Komplikationen
Was ist das?
4 Nekrose des Lig. patellae
Überlastung des Lig. patellae, mit einer lokalen Entzündung einhergehend. Dabei kann es zu einer Reizung des R. infrapatellaris des N. saphenus (dieser verläuft an der Apex patellae) und einer Entzündung des Hoffa-Fettkörpers kommen. Das Patellaspitzensyndrom trifft häufig Sportler, besonders Läufer, Springer (intensiver, kurzer Anlauf) und Ballsportler.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Optimale Heilung in der Akutphase
Sportpause, Eistherapie, Detonisierung des M. rectus femoris, Tape, Elektrotherapie, Heiße Rolle oder Fango für M. quadriceps femoris, Stoßwellentherapie
Behandlung eines chronischen Patellaspitzensyndroms
Querfriktionen, mit dem Ziel einer erneuten Reizung der Patellasehne. Dadurch kommt es zu einem beabsichtigten akuten Patellaspitzensyndrom, Therapie s.o.
Durchblutung verbessern
SRT
Nach völliger Ausheilung Stärkung der Strukturen, um eine erneute Reizung zu verhindern
Exzentrisches Training des M. quadriceps femoris, SRT, Kraulschwimmen, Dehnung des M. quadriceps femoris, Stabilisierung der gesamten Beinachse, Herstellen einer ausgewogenen Kraftverteilung von Agonisten und Antagonisten
Formen 4 Akutes Patellaspitzensyndrom 4 Chronisches Patellaspitzensyndrom
Fragen beim Befund 4 Haben Sie in letzter Zeit vermehrt Sport getrieben?
Untersuchung 4 4 4 4 4 4 4 4
Resistive Knieextension positiv Passive Knieflexion schmerzhaft Passive Beweglichkeit in Knie und Hüfte MFP Beckenschiefstand Ganganalyse Palpation des Lig. patellae Vergleich der Breite von rechter/linker Patellasehne (je nach Seitendominanz ist auch die Patellasehne deutlicher ausgeprägt) 4 Patellabeweglichkeit
P
! Cave In der Akutphase Überlastung vermeiden!
149 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Querfriktion des Lig. patellae
. Abb. 2 Elektrotherapie
. Abb. 3 Triggern des M. rectus femoris
. Abb. 4 Tape Teil 1
. Abb. 5 Tape Teil 2: Mit Ligamenttechnik auf Lig. patellae
. Abb. 6 Tape Teil 3: Wie Teil 1
. Abb. 7 PIR für M. quadriceps
. Abb. 8 SRT
. Abb. 9 Laufband nach kompletter Ausheilung: Rückwärtsgehen mit starker Neigung des Laufbands
P
150
Peroneusläsion
Peroneusläsion
Fragen beim Befund
Was ist das? pression oder Trauma (z.B. Spreizen im OP-Bereich).
4 Wie lange besteht die Nervenläsion schon? → Ca. 3 Jahre besteht die Chance der Reinnervation 4 Tragen Sie eine Peroneusschiene? 4 Sind Sie schon häufiger gestürzt?
Formen
Untersuchung
4 Verletzung des N. peroneus profundus: 5 Motorischer Ausfall von M. tibialis anterior (L4-L5), M. extensor hallucis longus (L4-S1), M. extensor digitorum longus (L5-S1), M. extensor digitorum brevis (L5-S1), M. extensor hallucis brevis (L5-S1), M. peroneus tertius (L5-S1); keine Dorsalextension, keine Pronation, keine Zehenextension, verschlechterte Supination 5 Hautäste des N. peroneus profundus: N. cutaneus hallucis lateralis, N. cutaneus digiti secundi medialis 4 Verletzung des N. peroneus superficialis: 5 Motorischer Ausfall von M. peroneus longus (L5-S1), M. peroneus brevis (L5-S1); Quergewölbe des Fußes flacht ab, keine Pronation und verschlechterte Plantarflexion 5 Hautäste des N. peroneus superficialis: N. cutaneus dorsalis medialis, N. cutaneus dorsalis intermedius 4 Verletzung des N. peroneus communis: 5 Hautäste des N. peroneus communis: N. cutaneus surae lateralis, R. communicans fibularis 4 Kompression des Nervs: Die Ursache der Kompression muss beseitigt werden (z.B. ein Hämatom muss abklingen). Abklärung, ob der betroffene Nervenabschnitt noch intakt ist (Gefahr der Nekrose). Die Reinnervation dauert zwar sehr lange, der Vorteil ist jedoch, dass die Nervenscheide noch erhalten ist. 4 Durchtrennung des Nervs: Mittels OP muss die Nervenscheide genäht werden, um dem Nerv die Möglichkeit zu geben, nachzuwachsen. Eine Reinnervation ist prinzipiell möglich, tritt evtl. nicht ein oder dauert sehr lange. Für Abschätzungen der Regenerationsgeschwindigkeit scheint sich die Wachstumsgeschwindigkeit von 1 mm/Tag zu bestätigen. 4 Motorische Ausfälle, aber Sensorik bleibt erhalten 4 Motorische und sensorische Ausfälle
4 Dermatome auf Sensibilität testen, Wärmesensibilität, Spitz-Stumpf-Unterscheidung 4 Motorik testen: isometrisch Dorsalextension, Plantarflexion (5-mal im Einbeinstand auf Zehenspitzen stehen), Pro- und Supination
Periphere Läsion des N. peroneus (. Abb. 1) durch Kom-
P
Komplikationen 4 Dekubitus, Ulcus cruris
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Thromboseprophylaxe
Wadenpumpe, Kompression
Entstauung
Beine hochlegen, Kompressionsstrümpfe wie immer bis hoch zum Oberschenkel, Lymphdrainage
Reinnervation
E-Technik, PNF, Wackelbrett, Koordinationstraining, SRT, Beseitigung der Nervenkompression z.B. durch Manuelle Therapie an der Fibula
Schmerzlinderung
Lokale Wärme oder Wärme aufs Segment (bei Hyperalgesie)
Sensibilitätsschulung
Verschiedene Oberflächen, Wärme und Kälte im Wechsel (Hypästhesie)
Sonstige Muskulatur erhalten
Exzentrisches Training der Wadenmuskulatur, Beinachsentraining, Aquawalking, Laufband, Fahrrad-, Ruderergometer
151 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 N. peroneus communis, N. peroneus superficialis, zwischen 1. und 2. Zehe: N. peroneus profundus
. Abb. 2 Propriozeptives Training an der Beinpresse (mit gerollter Matte)
. Abb. 3 Sensomotorisches Training an der Beinpresse (mit Wackelkissen)
. Abb. 4 Fibula mobilisieren, falls hier eine Einklemmung oder Verklebung vorliegt
. Abb. 5 Tape: Im Vordergrund steht die Aktivierung der Rezeptoren, eher als Folge dessen bekommt der Patient eine bessere Fußstabilisation
. Abb. 6 SRT: Vibrationstraining
. Abb. 7 PNF-Mattenprogramm
. Abb. 8 PNF, auch als Spiegeltherapie möglich
. Abb. 9 Dorsalextension gegen Widerstand nach erfolgter Reinnervation
P
152
Polyneuropathie
Polyneuropathie
Untersuchung
Was ist das?
4 DMS (Diagnostik von Motorik und Sensibilität) 4 Diadochokinese (schneller Wechsel von Agonisten und Antagonisten, z.B. bei Pro-/Supination) 4 Muskelfunktionsprüfungen, resistive Tests
Störungen peripherer Nerven aufgrund toxischer Ereignisse. Die Toxizität kann ausgelöst werden durch
4 Abbauprodukte von Äthylalkohol (v.a. Azetaldehyd), 4 Überschuss von Glukose oder 4 harnpflichtige Stoffwechselprodukte. Somit sind Polyneuropathien häufig bei Patienten mit Diabetes mellitus, chronischer Niereninsuffizienz oder Alkoholabusus. In seltenen Fällen sind andere toxische Substanzen krankheitsauslösend, z.B. bei Patienten mit Dysfunktion der Leber. Symptome sind motorische und/oder sensible Fehl- oder Dysfunktionen: 4 Motorische Symptome sind Muskelschwäche bis zur schlaffen Lähmung, evtl. Krampfneigung bzw. Tremor, gestörte Feinmotorik oder Myoklonien. 4 Das sensible Symptombild ist charakterisiert durch Missempfindungen (Parästhesien), Hypästhesien (verminderte Sensibilität) oder Hyperästhesien/Algesien (Überempfindlichkeit/Schmerzen).
Formen 4 Diabetische Polyneuropathie (typische Komplikation beim Diabetes mellitus, durch Mikroangiopathie) 4 Renale Polyneuropathie (bei chronischer Niereninsuffizienz) 4 Alkoholbedingte Polyneuropathie (Reaktion von Azetaldehyd mit neuronalen Proteinen) 4 Hepatische Polyneuropathie (v.a. bei Patienten mit Leberzirrhose)
Fragen beim Befund
P
4 Wann sind Ihre Beschwerden erstmalig aufgetreten? 4 Sind Sie öfter gestürzt? → Hinweis auf motorische Defizite 4 Hat man Ihnen schon einmal ein Liponsäure-Präparat verordnet? → Pharmakologischer Ansatz auf der Basis antioxidativer Wirkung der Liponsäure (in EBM verifiziert: Mijnhout et al. 2010, Shay et al. 2009, Ruessmann 2009, Maczurek et al. 2008, Singh & Jialal 2008, Ziegler 2008, Tang et al. 2007, Ziegler 2006, Ziegler et al. 2006, Packer et al. 2001, Packer et al. 1995) 4 Sind Ihnen Werte zur Evaluierung Ihrer Leberfunktion bekannt? 4 Treten Ihre sensiblen/motorischen Probleme permanent oder in bestimmten Phasen auf? 4 Können Sie gut schlafen? → Schlafstörungen bei nächtlichen Kribbelparästhesien oder »unruhigen« Beinen (7 Kap. Restless Legs)
Komplikationen 4 Ausfall von Muskeln oder Muskelgruppen 4 Befall der Atemmuskulatur 4 Verminderung viszeraler Innervationen, z.B. Störung der Darminnervation mit Komplikationen wie Ileus, Ausfall der Innervation endokriner Organe mit endokrinologischer Fehlfunktion (Unter- oder Überfunktion) 4 Zentralnervöse Ausfälle
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Verbesserung der Sensibilität
Sandbad, Elektrotherapie, Warm- und Kaltreize, BGM
Optimierung der Feinmotorik
PNF, Fingergymnastik
Muskulärer Kraftzuwachs
MTT, PNF-Mattenprogramm
Verminderung des Sturzrisikos
Schnellkrafttraining der Beine, Posturomed, Kreisel, Trampolin, Gangübungen auf weicher Unterlage (Weichbodenmatte)
Erhaltung/ Verbesserung des Gangbilds
Gangschule, Treppentraining, exzentrisches Training auf der Treppe
Verbesserung der Durchblutung und der Ausdauer
MTT, Gerätetraining, Ergometer, Motomed, Laufband, Aquawalking, Bewegungsbad, Walking
! Cave Bei Thermoanwendungen ist zu beachten: 4 Eis immer bewegen, 4 Wärme, besonders Infrarotstrahler, gut dosieren (Missempfindungen des Patienten beachten)!
153 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Fuß- und Beingymnastik auf einem Hocker oder Gymnastikball
. Abb. 2 Sensibilitätsschulung mit verschiedenen Oberflächen, z.B. Tuch
. Abb. 3 Sturzprophylaxe auf beweglichen oder weichen Unterlagen, hier auf dem Posturomed
. Abb. 4 Feinkoordinationstraining
. Abb. 5 Gezielte Pro- und Supination im Wechsel (Diadochokinese)
. Abb. 6 Feinkoordinationstraining: Büroklammern auf ein Blatt Papier heften
. Abb. 7 Ultraschall oder sonstige Elektrotherapie
. Abb. 8 Thermoanwendungen, z.B. mit Kälte und Wärme im Wechsel
. Abb. 9. MTT Auch bei instabilem Stand kann der Patient z.B. Sitzfahrrad fahren
P
154
Polytrauma
Polytrauma Was ist das?
Ziel
Therapie
Multiple Weichteil- und Knochenverletzungen durch trau-
Prophylaxen
Thromboseprophylaxe: Kompression, Bewegungstherapie und bei längerer Immbobilisation Pneumonieprophylaxe (Atemtherapie)
Bei Teilbelastung: Erhalt der vorhandenen Muskulatur
Isometrische Spannungsübungen, Motomed, Wassergymnastik, PNF, aktives Bewegen in den erlaubten Limits, Brunkow
Bei Vollbelastung: Muskelaufbau, Erarbeitung eines physiologischen Gangbilds
Gangschule auf dem Laufband und verschiedenen Untergründen, MTT, Kletterwand, Manuelle Therapie (strukturadaptiert)
Wiederherstellung der Oberflächen- und Tiefensensibilität
Elektrotherapie, Mirroring als Übungsform
Entstauung
KPE
Zusätzlich bei Z.n. Schädel-Hirn-Trauma: Verbesserung von Koordination und Gleichgewicht, Sturzprophylaxe
SRT, Kreisel, Trampolin, gekreuzter Romberg-Versuch als Übungsform, Kletterwand, Übungen auf der Weichbodenmatte (auch mit geschlossenen Augen)
Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit
Ausdauertraining auf dem Crosstrainer, Fahrrad- oder Ruderergometer, Atemtherapie
matische Ereignisse, z.B. Autounfälle, Stürze, Sport-/Freizeitunfälle, betriebliche Unfälle durch Maschinen in Industrie und Landwirtschaft sowie durch Naturkatastrophen (Verschüttungen bei Erdbeben, Lawinenunglück). Nach der operativen und intensivmedizinischen Erstversorgung werden physiotherapeutische Maßnahmen zur Optimierung der Heilungsprozesse an Bändern, Muskeln, Nerven, Haut und Unterhaut eingesetzt. Ziel ist die Wiederherstellung von Mobilität und Stabilität des Bewegungsapparats.
Formen Bei einem Polytrauma entsteht eine Mischung der Verletzungstypen: 4 Frakturen mit Osteosyntheseversorgung 4 Prellungen 4 Zerreißungen, Zerquetschungen 4 Luxationen Begleitend treten Hämatome, Wundinfektionen, Sepsis, Schock oder Bewusstlosigkeit auf.
Fragen beim Befund
P
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9)
4 Sind bei Ihrem Unfall schwere innere Verletzungen aufgetreten, z.B. Milzruptur, Pneumothorax, Verletzung eines großen Blutgefäßes oder Blasenperforation? 4 Wurde bei Ihnen ein Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert? Lag eine längere Bewusstlosigkeit vor? Haben Sie Schwindel? 4 War bei Ihnen die Wirbelsäule mitbeteiligt? Wurden Wirbel osteosynthetisch behandelt? 4 Gibt es Festlegungen zur Belastbarkeit einzelner Gelenke, z.B. 20-kg-Teilbelastung des Beins? 4 Haben Sie Missempfindungen, ein Kribbeln in den Zehen oder Fingern?
Untersuchung 4 Bewegungsausmaß aller vom Arzt freigegebenen Bewegungen testen 4 Beinlängendifferenz 4 Atmung bei Thoraxverletzungen 4 Muskelfunktionsprüfung bei erfolgter und röntgenologisch kontrollierter Frakturheilung 4 Mirroring
Komplikationen 4 Übersehenes Schädel-Hirn-Trauma (auf verwaschene Sprache, Schwierigkeiten bei Gleichgewichtsübungen etc. achten, 7 Kap. Schädel-Hirn-Trauma)
! Cave Kurz nach dem Trauma sollten die möglichen isometrischen Spannungsübungen nicht länger als 7 sec gehalten (um anaerobe Energiegewinnung zu vermeiden) und mit Atemtechniken kombiniert werden.
155 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Kreislaufgymnastik im Krankenhaus nach erfolgter Operation (je nach Verletzung mit Auslassung der verletzten Struktur)
. Abb. 2 Isometrische Spannungsübung mit koordinativem Aspekt
. Abb. 3 Kräftigungsübung (auch mit Teilbelastung möglich)
. Abb. 4 Kräftigungsübung (auch mit Teilbelastung möglich)
. Abb. 5 Thomas-Handgriff zur Erarbeitung der Hüftextension
. Abb. 6 Brunkow (mit Ausatmung bei Anspannung)
. Abb. 7 Stabilisationstraining auf dem Posturomed
. Abb. 8 Stabilisationstraining auf verschiedenen weichen Unterlagen
. Abb. 9 Bei Vollbelastung: Kletterwand mit Hilfestellung
P
156
Postoperative Zustände
Postoperative Zustände
Untersuchung
Was ist das?
4 Puls, Blutdruck, Gesichtsfarbe 4 Atmung 4 pO2-Wert (falls ein Monitor vorhanden ist)
Zustand nach einer Operation. Nach dem Erwachen aus der Narkose ist das selbständige Aufstehen des Patienten (Mobilisation) wichtig. Dieses kann begleitet sein von Kreislaufschwankungen mit kurzzeitigem Bewusstseinsverlust (ortho-
statische Dysregulation), weshalb ein Physiotherapeut vor Ort sein sollte. Weitere Gefahren in den ersten Tagen nach einer Operation sind 4 Darmatonie, 4 Blutzuckerschwankungen und 4 schmerzbedingte Schonhaltung mit oberflächlicher Atmung. Zudem treten häufig eine starke Anämie, eine kompensatorische Tachykardie und ein erhöhter Sympathikotonus auf. Therapieinhalte einer physiotherapeutischen Begleitung während der postoperativen Tage sind: 4 Kreislauf- und Atemgymnastik im Liegen für immobile Patienten (Intensivtherapiestation); 4 Kreislaufgymnastik im Sitzen, vor dem Aufstehen oder als Teilziel, falls der Stand noch nicht erreicht werden kann; 4 kurze Standphase vor dem Bett mit Kontrolle der Kreislaufstabilität (Therapeut gibt sichernde Hilfestellung), 4 kurze Gehübungen im Zimmer des Patienten (z.B. Toilettengang); 4 Gehübungen auf dem Stationsflur (zwischendurch immer wieder Puls messen und ggf. Pausen einlegen), 4 Treppentraining (Voraussetzung ist ein stabiler Kreislauf, Therapeut hat sichernde Funktion), 4 Kolonmassage bei postoperativer Darmatonie (Antibiotika tragen dazu bei, da sie die Darmflora negativ beeinflussen).
P
Formen 4 4 4 4 4 4
Mobilisierung im Liegen Mobilisierung an der Bettkante Mobilisierung in den Stand Mobilisierung zur Toilette Mobilisierung im Flur Mobilisierung nach Herzoperationen: Der Patient darf die Arme nicht über Herzhöhe anheben, um den Blutrückfluss in Richtung Herz nicht zu erhöhen und somit das Herz nicht unnötig zu belasten. 4 Mobilisierung nach Wirbelsäulenoperationen: In der Anfangszeit soll der Patient die Wirbelsäule nicht rotieren, sondern en bloc bewegen, sowohl beim Transfer RLSitz als auch beim Gehen (keine Rumpfrotation, kein Mitschwingen der Arme). 4 Mobilisierung nach Schädeloperationen: Gefahr von Krampfanfällen (generalisierte Anfälle fokaler Genese), nützlich ist eine 30°-Hochlagerung des Oberkörpers (niedrigster intrazerebraler Druck).
Komplikationen 4 Postoperative Sepsis
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Pneumonieprophylaxe
Atemtherapie
Thromboseprophylaxe
Wadenpumpe im Liegen, Gehübungen, Kompression
Hilfsmitteltraining
Einweisung in Handhabung von Rollator oder Gehstützen
Kreislaufstabilisierung
Kreislaufgymnastik
Sturzprophylaxe
Hinweis auf festes Schuhwerk geben, Übungen am Bettende mit Festhalten, die der Patient selbst durchführen kann (z.B. einbeiniger Zehenspitzenstand nach Wirbelsäulenoperation)
Selbständigkeit des Patienten
Vorbereitend für zu Hause kann z.B. die Treppe mit der entsprechenden Geländerseite geübt werden
! Cave Im Vorfeld ist abzuklären, wie stark der Patient belastet werden darf. Ggf. Rücksprache mit dem Arzt halten.
157 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Wadenpumpe, 40-mal wiederholen
. Abb. 2 Hüfte im Wechsel flektieren, 20mal wiederholen. Beachte: Bei Patienten mit frisch operierter Hüft-TEP das Bett entsprechend hoch einstellen
. Abb. 3 Zehen im Wechsel hochziehen, 20-mal wiederholen
. Abb. 4 Knie strecken und beugen, 20mal wiederholen
. Abb. 5 Hände schnell öffnen und schließen, 20-mal wiederholen
. Abb. 6 Hände auf die Schultern und wieder auf den Oberschenkel legen (oder klatschen, aktiviert M. quadriceps)
. Abb. 7 Hände greifen zur Decke, und der Patient atmet tief ein; Arme wieder auf den Oberschenkel und ausatmen, 7-mal wiederholen. Beachte: Nicht bei herzkranken Patienten!
. Abb. 8 Patient kommt in den Stand
. Abb. 9 Gehen (auf Katheter und Redonflasche achten)
P
158
Querschnittslähmung
Querschnittslähmung Was ist das? → Verletzung des Rückenmarks. Die exakte Benennung der Querschnittslähmung erfolgt nach der Höhe der Läsion, z.B. Querschnitt bei C5 bedeutet, dass das Rückenmark unterhalb von C5 Störungen aufweist. Verursacht werden Querschnittslähmungen durch 4 traumatische Wirbelverletzungen, 4 spontane Wirbelfrakturen bei Osteoporose (pathologische Frakturen), 4 Tumoren/Metastasen, 4 iatrogen (z.B. bei Periduralkatheter-Anlage) 4 Multiple Sklerose (seltener, 7 Kap. Multiple Sklerose). Bei der primären Therapie stehen intensivmedizinische Behandlung des spinalen Schocks sowie operative Verfahren zur Dekompression und Stabilisierung des traumatisierten Bereichs im Vordergrund. Auf dieser Grundlage ergeben sich auch echte Erfolgschancen für eine weiterführende Physiotherapie.
Formen 4 Plegie: Vollständige Lähmung ohne Motorik, keine Sensibilität im Gebiet unterhalb der Verletzungsstelle 4 Parese: Unvollständige Lähmung, erst durch die Untersuchung können genaue Aussagen gemacht werden 4 Paraplegie: Symmetrischer Ausfall der Beine 4 Tetraplegie: Symmetrischer Ausfall beider Arme und beider Beine (Verletzung auf Höhe C0-Th1) 4 Hemiplegie ist ausgesprochen selten 4 Cauda equina-Syndrom (Kauda-Syndrom): Spinalreizung unterhalb knöcherner Höhe L1/L2; dort befindet sich kein Rückenmark mehr, aber ein dichtes Bündel von Spinalnerven (Pferdeschweif, Cauda equina), das für die Versorgung von Blasen- und Mastdarmverschluss sowie Motorik und Sensibilität von Damm, Genitale, Perianalregion und Beckenboden zuständig ist (Sonderform)
Q
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Dekubitusprophylaxe
Fachgerechtes Umlagern
Pneumonieprophylaxe
Atemtherapie
Obstipation verhindern
Kolonmassage
Zunehmende Selbständigkeit
Transfers je nach Befund mit oder ohne Hilfe
Mobilität erarbeiten
Rollstuhltraining, Fahren auf den Rückrädern (ist wichtig, um Gehsteige und langgezogene Treppen mit breiten Stufen zu bewältigen)
Kontrakturprophylaxe
Passives endgradiges Durchbewegen, Manuelle Therapie
Erhalt der Strukturen bis zur Funktionsrückkehr (nur sinnvoll wenn direkt nach dem Unfall mit der Therapie begonnen wird, solange die Muskeln noch nicht atrophiert sind), Verhinderung von Spätschäden und schnellerer Regeneration falls Reinnervation erfolgt
Bei zu erwartender Rückkehr von Funktionen kann täglich (mind. 2x pro Woche) mittels SRT und Nervenmobilisation versucht werden die Knochen, Nerven, Bänder und Muskeln an einem Abbau zu hindern
Anbahnen, wiederherstellen von physiologischen Bewegungen bei Restfunktionen
Vojta, Bobath, PNF
Aktivierung aller Muskeln mit noch erhaltener Funktion
Becken- und Schulterpattern, Elektrotherapie, Schlingentisch, Motomed (wenn möglich) für Beine und Arme, aktive Übungen (Theraband, Gerätetraining, PNF)
Erleichterung für den Alltag
Training der Arme, wenn der Patient im Rollstuhl sitzt und sich häufig aus dem Rollstuhl stemmen muss
Prophylaxe von Sekundärschäden
Haltungsschulung, Übungen zur Aufrichtung, Detonisierung des M. pectoralis, Massage des SchulterNacken-Bereichs
Integration in eine Sportgruppe
Interessen erfragen und entsprechende Sportarten vorschlagen
Fragen beim Befund 4 Wie ist es zu Ihrer Querschnittslähmung gekommen? 4 Wie kommen Sie im Alltag zurecht? → Transfers zeigen lassen (z.B. Rollstuhl-Liege, Rollstuhl-Boden-Rollstuhl) 4 Was können Sie allein, und wobei brauchen Sie Hilfe? 4 Welche beruflichen Tätigkeiten können Sie ausführen?
Untersuchung 4 Test von Motorik und Sensibilität: Erfassung von Querschnittshöhe und Restfunktionen unterhalb der Läsionsstelle 4 Erfassung vegetativer Funktionen unterhalb der Läsionsstelle 4 Passives Bewegen aller Gelenke: Test auf Spastik 4 Palpation des Diaphragmas
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_16, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
159 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 SRT im Sitzen, währenddessen kann ein Stützarm erarbeitet werden
. Abb. 2 Rollstuhltraining; zwei Seile hindern den Rollstuhl vor dem Zurückkippen, wenn der Patient auf den Hinterrädern balanciert
. Abb. 3 Falltraining
. Abb. 4 PNF-Beckenpattern
. Abb. 5 Dehnung des M. iliopsoas
. Abb. 6 Latissimuszug aus Rollstuhl
. Abb. 7 Seilzug auf der Bank, wenn Restfunktion der Beine vorhanden ist, mit aufgestellten Beinen
. Abb. 8 Seilzug auf der Bank mit Rumpfrotation
. Abb. 9 Atemwegsmassage
! Cave Bei einem spinalen Schock kann es zur hypotonen Krise (rasanter Blutdruckabfall) mit Multiorganversagen kommen.
! Cave Dauert die Therapie länger als 1 h auf Lagewechsel achten, um einem Dekubitus vorzubeugen
Q
160
Radialisläsion
Radialisläsion
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Was ist passiert? 4 Wie lange ist es her?
Läsion des N. radialis (. Abb. 1, Abb. 2) durch Trauma (z.B. Oberarmschaftfraktur: Nerv wird im Frakturspalt eingeklemmt) oder Kompression. Der M. supinator komprimiert den Nerv, der durch seinen Muskelbauch verläuft. Andere Ursachen sind: drückende Oberarmstützen, Operationen, Radiusfrakturen und Radiusluxationen. Die typischen Symptome einer Läsion des N. radialis sind motorisch die sog. Fallhand, da der Nerv die Extensoren versorgt, und sensibel Hypästhesien oder Parästhesien palmar im Bereich des Thenars und dorsal im Bereich des Daumens bis zur Hälfte des 4. Fingers. Hinzu kommen sensible Störungen am dorsolateralen Oberarm und an der Streckseite des Unterarms.
Untersuchung 4 4 4 4
Motorik testen Sensorik testen Gefühl für Wärme oder Kälte prüfen Muskelatrophien aller ausgefallenen Muskeln dokumentieren
Komplikationen 4 Morbus Sudeck (7 Kap. Morbus Sudeck) 4 Posttraumatische Arthrosen und evtl. Ankylosen beteiligter Gelenke
Formen Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 3–Abb. 9) 4 Motorische Ausfälle von M. triceps brachii (C6-C7),
4 4 4
4
R 4
M. anconeus (C7, C8), Mm. extensor carpi radialis longus und brevis (C6, C7), M. extensor digiti minimi (C6-C8), M. extensor digitorum (C6-C8), M. extensor carpi ulnaris (C7, C8), M. abductor pollicis longus (C7, C8), M. brachioradialis (C5, C6), M. supinator (C5, C6), M. extensor indicis (C6-C8), M. extensor pollicis longus (C7, C8), M. extensor pollicis brevis (C7-Th1); je nach Höhe der Nervenschädigung ist der M. triceps noch funktionsfähig und Streckung im Ellenbogen z.T. möglich Sensorische Ausfälle Kombinierte sensorische und motorische Ausfälle Obere Radialislähmung: In Kombination mit Plexus brachialis-Lähmungen kommt es zu folgenden motorischen Ausfällen: Extension im Ellenbogengelenk, Fallhand, Mittelstellung zwischen Pro- und Supination, Supination ist nur bei flektiertem Ellenbogen mithilfe des M. biceps brachii möglich, Abduktion und Extension des Daumens sind nicht ausführbar. Mittlere Radialislähmung (distales Oberarmdrittel): Der M. brachioradialis ist gelähmt, der M. triceps bleibt funktionsfähig, Fallhand, Daumenabduktion geht verloren. Wird der Nerv durch den M. supinator komprimiert, sind die Mm. brachioradialis und extensor carpi radialis intakt (Supinatorlogensyndrom). Untere Radialislähmung: Fallhand, Fingerextension und Daumenabduktion bleiben erhalten.
Ziel
Therapie
Reinnervation
E-Technik, PNF, Elektrotherapie, Vojta
ADL
Kämmen, schreiben und andere Fingerübungen
Sensibilitätsschulung
Mit verschiedenen Gegenständen über die Hautareale streichen, Erraten von Gegenständen mit geschlossenen Augen, Igelbälle
Muskelkräftigung, Ergonomisieren der Bewegung
PNF, Therapieknete
Durchblutung fördern
Schulterguss, Tape
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_17, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
161 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Hautareal blau dargestellt, palmare Ansicht der linken Hand
. Abb. 2 Hautareal blau dargestellt, Handrücken-Ansicht der linken Hand
. Abb. 3 Nervenmobilisation des N. radialis
. Abb. 4 PNF
. Abb. 5 Stift kreisen lassen
. Abb. 6 Geschicklichkeit/Koordination mit Klangkugeln
. Abb. 7 Häkeln mit den Fingern und einem Seil, Spreizübungen fördern die Kraft der Extensoren
. Abb. 8 Öffnen einer Schere für eine verbesserte Daumenabduktion
. Abb. 9 Beim Supinatorlogensyndrom: Triggern des M. supinator
R
162
Radiusfraktur
Radiusfraktur
Komplikationen
Was ist das?
4 Begleitende Radiusköpfchenfraktur → Bei kindlicher Fraktur besteht Gefahr der Wachstumshemmung des Radius und der Lateralisation des Unterarms bei Supination, dadurch Dehnung des N. ulnaris, Risiko einer Spätläsion des Nervs 4 Morbus Sudeck 4 Essex-Lopresti-Verletzung als seltene Kombinationsverletzung mit Radiusköpfchenfraktur, Läsion der Membrana interossea und Verletzung des Art. radioulnaris distalis
Fraktur v.a. im distalen Radius; häufigste Fraktur beim Menschen überhaupt. Als Symptome treten auf:
4 4 4 4
Druckschmerz, Fehlstellung, Bewegungseinschränkung und Schwellung.
Formen 4 Distale Radiusfraktur, als: 5 Extensionsfraktur (Colles-Fraktur bzw. distale Radius-
4 4 4 4 4 4 4 4 4
fraktur loco typico), vermutlich aufgrund reflektorischer Extension beim Sturz, Fourchette-Stellung mit dorsaler Abknickung und Bajonettstellung mit radialer Abknickung 5 Flexionsfraktur (Smith-Fraktur), palmare Abknickung Proximale Radiusfraktur (sehr selten) Distale Radiusfraktur mit/ohne Riss der Membrana interossea Galleazi-Fraktur: Bruch des Radius mit Luxation der distalen Ulna und Defekt der Membrana interossea Barton-Fraktur: Intraartikuläre Fraktur am dorsalen Rand des distalen Radius, Mitbeteiligung der Art. radiocarpea hinsichtlich Kapsel und Subluxation oder sogar Luxation Umgekehrte Barton-Fraktur: Intraartikuläre Fraktur am palmaren Rand des distalen Radius, ebenfalls mit Beteiligung der Art. radiocarpea Meißelfraktur: Keilförmige Abspaltung, Einriss des Radiusköpfchens Radiusköpfchentrümmerfraktur Epiphysenlösung beim Kind Aitken-1-Fraktur: Epiphysenlösung mit metaphysärem Fragment
Fragen beim Befund
R
4 4 4 4
Wie ist es passiert? Wann ist es passiert? Wurde operiert? Haben Sie ein kribbelndes Gefühl im Arm?
Untersuchung 4 4 4 4 4
Bewegungsausmaß Umfangmessungen Wärme-/Kälteempfindlichkeit Dermatome auf Sensibilitätsstörungen testen Ist der N. ulnaris betroffen?
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzfreiheit
Wärme, Fango auf folgendes Segment, Elektrotherapie
Entstauung
Manuelle Lymphdrainage, Hochlagern, Bewegen von Hand und Fingern (verbessert den venösen Rückstrom)
Verbesserung der Beweglichkeit
Manuelle Therapie, auch/besonders der angrenzenden Gelenke (bereits mit Gips möglich)
Ökonomisieren der Muskulatur
PNF, E-Technik, Ballspiele, Geschicklichkeitsübungen, Alltagsbewegungen
Kraftaufbau
MTT, Aufbau eines Stützarms (z.B. in BL weit vorne auf der Bank liegen und die Arme in einen Pezziball stemmen, der vor der Bank liegt)
163 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Aufwärmübung: Stabkreisen, dabei immer stärker in die Schulterabduktion und -adduktion bewegen
. Abb. 2 Manuelle Therapie
. Abb. 3 Manuelle Therapie: Distales Radioulnargelenk
. Abb. 4 Manuelle Therapie: Mobilisation des Radius gegen die proximale Handwurzelreihe
. Abb. 5 PNF im VFST (späte Rehaphase); es ist sowohl möglich, mit dem betroffenem, geheilten Arm die Diagonale auszuführen als auch ihn als Stützarm einzusetzen
. Abb. 6 ADL
. Abb. 7 Kräftigung, auf Skapuladepression achten
. Abb. 8 Ball mit etwas Druck vor- und zurückrollen, dabei das Handgelenk stabil halten (Übung für zu Hause)
. Abb. 9 Therapeut und Patient halten ein Blatt an einer Seite fest und versuchen, es dem anderen aus den Fingern zu ziehen
R
164
Reizkolon
Reizkolon
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Seit wann treten bei Ihnen Bauchschmerzen und Veränderungen des Stuhlgangs auf? 4 Zeigen Sie bitte die Region, in der die Schmerzen am häufigsten auftreten! 4 Wurde bei Ihnen eine Bauchoperation durchgeführt? 4 Hatten oder haben Sie eine gynäkologische Erkrankung? 4 Wurde bei Ihnen eine Fibromyalgie (7 Kap. Fibromyalgie) diagnostiziert?
Gruppe von Darmerkrankungen mit abdominellen Schmer-
zen und abnormalem Stuhlgang ohne nachweisbare strukturelle und biochemische Veränderungen (Synonyme: Reizdarmsyndrom, irritables Darmsyndrom, Colon irritabile). Aus diesem Grund wird von funktionellen Darmerkrankungen gesprochen. Häufig treten Unwohlsein sowie körperliche und geistige Erschöpfung auf. Nach den Konsensuskriterien der internationalen gastroenterologischen Fachgesellschaften spricht man von Reizdarmsyndrom, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: 4 Innerhalb der letzten 12 Monate traten während mindestens 12 Wochen abdominelle Schmerzen oder Unwohlsein mit zwei der folgenden drei Eigenschaften auf: 5 Linderung der Beschwerden durch Stuhlgang, 5 Beginn der Schmerzen war verbunden mit einer Veränderung der Stuhlhäufigkeit, 5 Beginn der Schmerzen war verbunden mit einer Veränderung der Stuhlkonsistenz. Als Nebenkriterien gelten: 4 abnormale Stuhlhäufigkeit, 4 abnormale Stuhlkonsistenz, 4 schleimiger Stuhl, 4 Blähungen (Flatulenz). Bedeutsam ist der Ausschluss organischer Grundkrankheiten, z.B.: 4 Tumoren, 4 chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, 4 Ulzera, 4 Lebererkrankungen, 4 Zöliakie, 4 Laktoseintoleranz und andere 4 allergische Krankheiten.
R
In der Ätiologie des Reizkolons spielen eine Rolle: psychische Faktoren, Immunreaktionen, Veränderungen des vegetativen Nervensystems (beeinflussen die Darmmotilität), Aromafaktoren, abgelaufene Entzündungen, Abusus von Laxantien (Abführmitteln) u.v.m. Zur Therapie gehören diätetische Maßnahmen, Medikamente (u.a. Antiphlogistika), physiotherapeutische und psychische Methoden. Es gibt zahlreiche Hinweise der internationalen Forschung dafür, dass Ernährung und Bewegung die wichtigsten Faktoren für eine gesunde Darmmotilität sind.
Formen 4 Diarrhoeprädominantes Reizkolon (Durchfälle dominieren) 4 Obstipationsprädominantes Reizkolon (Verstopfung dominiert) 4 Reizdarmsyndrom mit wechselnden Stuhlgewohnheiten
Untersuchung 4 Abdominelle Palpation 4 Abdominelle Auskultation der Peristaltik, Beurteilung des Einflusses des vegetativen Nervensystems auf die Darmmotilität 4 Kontrolle der »tender points« → Differenzialdiagnose bzw. Ausschluss von Fibromyalgie
Komplikationen 4 Organische Grunderkrankungen, die nicht sicher ausgeschlossen wurden
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Harmonisierung der Darmmotilität
Heiße Rolle, Kolonmassage, Einreibungen (z.B. mit Schwarzkümmelöl), Entspannungstechniken, Bewegungstherapie, Walking, Jogging
Stabilisierung des vegetativen Nervensystems
Entspannungstechniken, Autogenes Training
Kräftigung der Bauchmuskulatur, mit dem Ziel der Erhöhung des abdominellen Drucks
Isometrische Muskelübungen, therapeutisches Klettern, Mattenprogramm, Übungen im Bewegungsbad, MTT (an Geräten), Elektrotherapie
Erhöhung des Bewegungsumfangs allgemein
Alle Arten der Bewegungstherapie, Bewegungsbad, Walking, Ergometertraining, fakultativ Freizeitsport
Optimierung der Ernährung und damit des Darminhalts
Ernährungsberatung, Supplementation
Entstauung
Manuelle Lymphdrainage
Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit (Schwerpunkt: Ausdauer)
Ausdauertraining auf dem Crosstrainer, Fahrrad- oder Ruderergometer, Atemtherapie
165 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Brunkow
. Abb. 2 Heiße Rolle oder heiße Packungen. Beachte: Der Bauch ist empfindlicher auf Hitze als z.B. der Rücken, dies beruht auf der regionalen Verteilung der Thermorezeptoren
. Abb. 3 Atemtherapie
. Abb. 4 Entspannung zur Harmonisierung des vegetativen Nervensystems
. Abb. 5 Yoga
. Abb. 6 Aktivierung der Bauchmuskeln zur Erholung des intraabdominalen Drucks, mit dem Ziel der Aktivierung der Peristaltik
. Abb. 7 Ausdauertraining
. Abb. 8 Bauchtiefdrainage
. Abb. 9 Bauchtiefdrainage
R
166
Restless Legs-Syndrom (RLS)
Restless Legs-Syndrom (RLS) Was ist das?
5 Morbus Parkinson 5 Nebenwirkungen von Medikamenten (Antidepressiva, Dopaminantagonisten) 4 Idiopathische Form:
Neurologische Erkrankung, die mit Gefühlsstörungen (Pa-
rästhesien), Bewegungsdrang und häufig mit unwillkürlichen Bewegungen in den Beinen und Füßen einhergeht (Synonyme: Syndrom der ruhelosen Beine, Wittmaack-EkbomSyndrom, Anxietas tibiarum). Die Krankheit gehört zu den extrapyramidalen Hyperkinesien. Die Symptome sind abends und nachts beim ruhigen Sitzen oder Liegen am stärksten und tragen erheblich zu Schlafstörungen bei. Das Bewegen der betroffenen Extremitäten, z.B. Gehen, Fahrradfahren, Kniebeugen, bringt i.d.R. sofortige Linderung. Die Beschwerden kehren in der nächsten Ruhesituation wieder zurück. Begleitsymptome von Restless Legs sind 4 periodische Zuckungen der Beine (manchmal auch der Arme) im Schlaf (»periodic limb movements«), 4 wiederholtes kurzes Aufwachen während des Schlafs (»arousals«), 4 Schlafstörungen und Schlafdefizit, daraus resultierend 4 Müdigkeit am Tage, 4 Erschöpfung,, 4 Antriebslosigkeit, 4 Vergesslichkeit, 4 chronobiologische Störungen, 4 Depressionen und chronische Schmerzen.
5 Genetische Prädisposition 5 RLS bei Hypothyreose
Fragen beim Befund 4 Wann begannen die Gefühlsstörungen und unwillkürlichen Bewegungen in den Beinen? 4 Haben Sie neurologische oder internistische Erkrankungen durchgemacht? 4 Haben Sie bestimmte Medikamente über längere Zeit einnehmen müssen? 4 Sind bei Ihnen Störungen der Schilddrüsenfunktion bekannt? → Hypothyreose ist häufig Auslöser der idiopathischen Form des RLS
Untersuchung 4 Motorik und Sensibilität der Beine 4 Motorik und Sensibilität der LWS 4 Immobilisationstest (Fixation der Beine löst Symptome aus bzw. verschlimmert sie) 4 Periphere Pulse tasten → DD: AVK (7 Kap. AVK)
Komplikationen Die klinisch-neurologische Diagnostik kann durch einen medikamentösen Test gestützt werden: Die einmalige Gabe von L-Dopa oder Apomorphin bessert die Symptome fast immer. Der Immobilisationstest (Fixation der Beine) löst die Symptome aus bzw. verschlimmert sie. Differenzialdiagnostisch müssen ausgeschlossen werden: 4 Polyneuropathie, 4 radikuläre LWS-Syndrome, 4 funikuläre Myelose (bei Vitamin-B12-Mangel), 4 schweres Venenleiden, 4 AVK (Claudicatio intermittens), 4 Wadenkrämpfe und 4 Myoklonien neurologischer Genese.
R
Kausal ist eine Störung im Stoffwechsel von Transmittern, v.a. von Dopamin, die sich im Bereich des EPS auswirkt. Zumindest bei einigen Patienten gibt es eine Disposition mit einem autosomal-dominanten Vererbungsgang. Therapeutisch sind Medikamente (v.a. Dopaminagonisten oder L-DOPA sowie Opiate), Eisensubstitution, Schlafhygiene, TCM und Physiotherapie bedeutsam.
Formen 4 Sekundäre (symptomatische) Form:
5 5 5 5
Eisenmangel/Eisenmangelanämie Perniziöse Anämie Urämie und chronische Niereninsuffizienz Rheumatoide Arthritis
4 Schwere neurologische Grunderkrankungen, die in der DD nicht erfasst oder übersehen wurden 4 Augmentation (Verstärkung des Krankheitsbilds) bei Dauergabe von Dopaminvorstufen 4 Toleranzentwicklung bei Medikamentengabe
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Entspannung, Harmonisierung des vegetativen Nervensystems
Aktive Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung in aktive Übungen einbetten, Autogenes Training in aktive Übungen einbauen, TCM, Tai Chi, Qi Gong, Pilates, Yoga, Massagen
Stabilisierung des Wechselspiels von Agonisten und Antagonisten
Isometrische Spannungsübungen, PNF, Dehngymnastik, Motomed, Wassergymnastik, MTT-Gerätetraining
Optimierung des Schlafs
Entspannungstechniken, Hypnotherapie (medizinische Hypnose)
Wiederherstellung der Oberflächen- und Tiefensensibilität
Elektrotherapie, Mirroring als Übungsform, Kiesbad, Maisbad, Sandbad, Güsse bei variabler Temperatur, auch kalte Güsse
167 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 Mirroring als Übungsform. Der Therapeut stellt eine Extremität ein, während der Patient blind versucht, die andere Extremität in die gleiche Position zu bringen
. Abb. 1 Guss (Unterguss)
. Abb. 3 PNF-Mattenprogramm
. Abb. 4 PNF-Mattenprogramm: Drehen
. Abb. 5 PNF-Mattenprogramm: Drehen
. Abb. 6 PNF-Mattenprogramm: Transfer in den VFST
. Abb. 7 PNF-Mattenprogramm: Transfer in den VFST
. Abb. 8 PNF-Mattenprogramm: Übungen im VFST
! Cave Jede Immobilisation verstärkt die Symptome!
. Abb. 9 Stabilisierung im einbeinigen Kniestand
R
168
Retropatellararthrose (Chondropathia patellae)
Retropatellararthrose (Chondropathia patellae) Was ist das? Arthrose auf der Rückfläche der Patella. Bei Flexion kommt
es durch den erhöhten Anpressdruck zum Knorpelverlust und zu Schmerzen. Mögliche Ursachen sind: 4 Sturz aufs Knie, 4 zu flacher/steiler Patellawinkel i.S. einer Inkongruenz der gegenüberliegenden Gelenkflächen, 4 berufliche Dauerbelastung (Fliesenleger) oder 4 häufige Luxationen.
Untersuchung 4 4 4 4 4
Ganganalyse Tanz der Patella? Bewegungseinschränkungen? Zohlen-Zeichen positiv (+, ++, +++)? Crepitatio bei Kniebeuge?
Komplikationen 4 Übersehener Morbus Ahlbäck (aseptische Knochennekrose)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9)
Die Retropatellararthrose tritt gehäuft bei Frauen auf.
Formen 4 Einteilung der Inkongruenz nach Wiberg: 5 Grad I: Normale Gelenkflächen 5 Grad II-IV: Geringe bis starke Inkongruenz, wobei sich der Anteil der lateralen Patellafläche erhöht (7 Kap. Patellaluxation) 4 Einteilung nach Ausmaß des Knorpelabriebs: 5 Leicht 5 Mittelgradig 5 Schwer (bis zum kompletten Knorpelabrieb)
Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Wärme auf M. quadriceps femoris, Elektrotherapie, Tape, Schlingentisch
Ergussminderung
MLD, Hochlagern
Bewegungsausmaß erhalten
Patellamobilisation, Wassergymnastik
Knorpeltrophik verbessern
Minikniebeugen (30° Knieflexion), viel bewegen mit wenig Last, Fahrradfahren oder Motomed mit verstellbaren Pedalen (kleiner Radius, damit der Anpressdruck gering gehalten wird)
Gewichtsreduktion
Nordic Walking, Ausdauersport
Fragen beim Befund 4 Seit wann haben Sie Schmerzen? 4 Treiben Sie Sport?
R
169 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Mobilisation im Schlingentisch bei starken Schmerzen
. Abb. 2 Mobilisation im Schlingentisch bei starken Schmerzen
. Abb. 3 Mobilisation des Recessus suprapatellaris
. Abb. 4 Mobilisation der Patella nach lateral und medial
. Abb. 5 Manuelle Therapie: Mobilisation nach distal
. Abb. 6 Lateral- und Medialverschiebung (Patient dreht sich dazu um)
. Abb. 7 Patellapumping, wenn es der Patient toleriert
. Abb. 8 SRT, kombiniert mit Minikniebeugen und anderen Übungen auf dem SRT zur Optimierung der Beinachse
. Abb. 9 Elektrotherapie
R
170
Rheumatoide Arthritis (RA)
Rheumatoide Arthritis (RA) Was ist das?
4 Sind Sie Mitglied einer Selbsthilfegruppe (Rheumaliga)? 4 Verbessert Kälte Ihre Beschwerden? 4 Bekommen Sie Kortison?
Autoaggressive, entzündliche Erkrankung verschiedener Gelenke (ehemalige Bezeichnung: primäre chronische Poly-
Untersuchung
arthritis [PCP]). Autoantikörper greifen die innere Schicht (Tunica synovialis) einer Vielzahl von Gelenken an. Offensichtlich wird die Bildung von Autoantikörpern als Folge unterschiedlicher Infektionen (Angina tonsillaris o.a.) ausgelöst. Die Erkrankung befällt vorrangig die kleineren Gelenke der Hände und Füße (die Hand ist die »Visitenkarte des Rheumatikers«, . Abb. 1). Die RA verläuft schubförmig, hoch entzündliche Phasen wiederholen sich regelmäßig. Durch die häufigen Entzündungen kommt es zu degenerativen Veränderungen der betroffenen Gelenke (postarthritische Arthrosen). Die fortschreitenden Veränderungen, die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen, führen zu massiven Gelenkdeformierungen. Im Endstadium sind die strukturell stark veränderten Gelenke dann sogar schmerzfrei (»ausgebrannte RA«). Im Bereich der Fingergelenke findet man u.a. Knopfloch- und Schwanenhalsdeformitäten. Die Therapie umfasst: 4 Gabe von Antiphlogistika, 4 Bewegungstherapie, 4 Anwendung von Kältereizen während der entzündlichen Phasen und 4 evtl. chirurgische Interventionen (Synovektomie, Gelenkrekonstruktion, Bänderoperationen, Arthrodesen oder künstlicher Gelenkersatz).
4 Bewegungsausmaß aller betroffenen und angrenzenden Gelenke testen 4 Geschicklichkeit der Hände? 4 Warme, gerötete Gelenke?
Die RA ist die häufigste Erkrankung des rheumatischen Formenkreises.
Komplikationen 4 Postarthritische Arthrose vieler Gelenke und Ankylosen (7 Kap. Rhizarthrose)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung während der Entzündungsphase
Kalte Wickel, Kaltluft, kalte Fangopackungen, Kältekammer, kalte Güsse
Beweglichkeitserhalt
Passives Durchbewegen mehrmals täglich unter leichter Traktion, Bewegungsbad, PNF, Manuelle Therapie nach Mulligan, Schlingentisch ( wenn Schultern, Knie und Hüften betroffen sind)
Alltagserleichterung
Hilfsmitteltraining (Trinken aus speziellen Tassen, Essen mit speziellem Besteck)
Schulung von Feinmotorik und Koordination
Übungsprogramm für zu Hause (Musik-, Kunsttherapie)
Verbesserung der Fortbewegung
Rollstuhltraining, Gangschule
Formen 4 Entzündlicher Schub, Akutphase 4 Nicht-entzündliche Verlaufsphase, Remissionsphase 4 Sonderformen:
R
5 Felty-Syndrom: RA mit Splenomegalie (große Milz), Lymphknotenschwellung und Leukopenie 5 Caplan-Syndrom: Kombination aus RA und Silikose (Quarzstaublunge) 5 Juvenile idopatische Arthritis: Beginn der RA im Kindes- und Jugendalter 5 Psoriasisarthropathie: Hautzeichen der Schuppenflechte und Gelenkbefall als Spätsymptom
Fragen beim Befund 4 Wie häufig treten bei Ihnen die akuten Entzündungsphasen auf? 4 Welche Gelenke sind v.a. betroffen? 4 Wurde bereits eine Synovektomie oder eine andere Operation durchgeführt? 4 Macht Ihnen die rheumatoide Arthritis an den Füßen Beschwerden beim Gehen?
! Cave In der Akutphase wird von Wärmetherapie an den betroffenen Gelenken und Massage an Sehnenansätzen abgeraten!
171 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Typische Verformungen an den Händen einer Patientin mit RA
. Abb. 2 Schreibübungen
. Abb. 3 Stift drehen
. Abb. 4 Büroklammern aufstecken
. Abb. 5 PNF mit dem Seilzug: Ohne Griffe (stattdessen an den Stopperkugeln) können die Gelenke genauer eingestellt werden
. Abb. 6 Geschicklichkeitsübung für die Füße mit dem Hüpfseil
. Abb. 7 Stab auf dem Boden des Wasserbeckens rollen
. Abb. 8 Bewegungsbad
. Abb. 9 Schwimmbrett mit dem Fuß auf den Boden des Wasserbeckens drücken und wieder ein Stück auftreiben lassen
R
172
Rhizarthrose
Rhizarthrose
Komplikationen
Was ist das?
4 Ankylose
Arthrose im Daumensattelgelenk (Art. carpometacarpalis I) mit Schmerzen bei Opposition des Daumens und Kraftlosigkeit. Die Schmerzen strahlen in den Unterarm aus. Bei länger dauernder Schonung kommt es zur Thenaratrophie. Die Inzidenz der Erkrankung ist besonders hoch bei 4 bestimmten Sportarten (Volleyball, Handball), 4 Schreibkräften, 4 Küchenangestellten und im 4 Rahmen der rheumatoiden Arthritis.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9)
Formen 4 Mit Deformierung (Verdickung des Gelenks) 4 Mit Schmerz bei beginnender Bewegung, Schmerz lässt aber nach 4 Mit Ruheschmerz 4 Rhizarthrose im Rahmen der rheumatischen Grunderkrankung (7 Kap. Rheumatoide Arthritis)
Fragen beim Befund 4 Haben Sie auch in Ruhe Schmerzen? 4 Wird die Hand stark beansprucht?
Untersuchung 4 4 4 4
R
Passive Tests (besonders Kapselprovokationstest, . Abb. 1) Resistive Tests in vier verschiedene Richtungen Palpation der Thenarmuskulatur Öffnen einer Flasche und andere alltägliche Bewegungen testen
Ziel
Therapie
Verbesserung der Knorpeltrophik
Walkungen, Bewegungstherapie
Lösen von Verspannungen
Handmassage
Durchblutung verbessern
Wechselwarme Bäder bis zum Unterarm, Wärme
Bewegung erhalten
Fingergymnastik, PNF, Traktion
! Cave Therapie nach dem Grundsatz: Viel Bewegung, wenig Last!
173 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Kapselprovokationstest
. Abb. 2 Kneten mit Therapieknete oder Fango (wenn Wärme als angenehm empfunden wird)
. Abb. 3 Traktion des Daumensattelgelenks
. Abb. 4 Wechseldruckbelastungen (Traktion und Kompression im Wechsel aus verschiedenen Gelenkstellungen
. Abb. 5 Bewegungstherapie
. Abb. 6 Bewegungstherapie
. Abb. 7 Walkungen mit großamplitudigen Bewegungen
. Abb. 8 Bewegungstherapie
. Abb. 9 Bewegungstherapie
R
174
Rotatorenmanschettenruptur
Rotatorenmanschettenruptur
Untersuchung
Was ist das?
4 Ohne Operation: 5 Hämatom (im Akutfall)? 5 Klassische Funktionsuntersuchung 4 Nach Operation: 5 Passives Testen des vorgegebenen Bewegungsausmaßes 5 Wärme? 5 Ödem (auch an den Handgelenken) ausmessen 5 Frühestens nach ca. 6 Wochen erste Kraftmessungen möglich
Ein- oder Abriss von Teilen der Rotatorenmanschette. Das Schultergelenk ist knöchern nur geringgradig gesichert, umso wichtiger ist die muskuläre Sicherung durch die Muskeln der Rotatorenmanschette (7 Übersicht 1). Kausal ist i.d.R. ein Trauma. Bei älteren Menschen kommt es auch durch degenerative Veränderungen ohne stärkeres Trauma zu Rupturen. Zu den Symptomen gehören: 4 Schmerzen und 4 Bewegungseinschränkungen.
Die Behandlung erfolgt sowohl konservativ als auch operativ: Nahttechniken, Wiederanheftungen am Knochen sowie Sehnen- und Muskelersatzplastiken. . Übersicht 1. Muskeln der Rotatorenmanschette
Komplikationen 4 Rezidivierende Ruptur nach OP 4 Impingementsyndrom (7 Kap. Impingementsyndrom) 4 Frozen Shoulder (7 Kap. Frozen Shoulder)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9)
4 M. supraspinatus: Abduktion und Außenrotation (C4-C6, N. suprascapularis)
4 M. infraspinatus: Wichtigster Außenrotator (C4-C6, N. suprascapularis)
4 M. subscapularis: Innenrotation und Adduktion (C5-C8, N. subscapularis)
4 M. teres minor: Außenrotation und Adduktion (C5-C6, N. axillaris) 4 (M. deltoideus): Der M. deltoideus kann fakultativ zur Rotatorenmanschette gezählt werden, da er ebenfalls zur Stabilisierung des Humeruskopfs in der Fovea glenoidalis beiträgt
Formen 4 Abriss (durch Trauma oder degenerative Rupturen) 4 Einriss oft mit Sehnenverdickungen (sichtbar im MRT) 4 Mit/ohne OP
R
Ziel
Therapie
Kapsel trotz fehlender Schulterbeweglichkeit weit halten
Manuelle Kapseldehnung, Schlingentisch
Zentrierung und damit Stabilisierung des Schultergelenks
Kraft- und Koordinationsverbesserung der noch vorhandenen Muskeln der Rotatorenmanschette
Lösen von Verklebungen
Evtl. Narbenmobilisation
Bessere Durchblutung und Verbesserung der Heilung
Eis, segmental angewendete Wärmebehandlung, Elektrotherapie
ADL
Flasche öffnen, Stützen auf Ellenbogen in BL, PNFMattenprogramm
Kräftigung
Übungen im VFST, Stützen auf Pezziball im Unterarmstütz, frühestens nach 6 Wochen MTT
Fragen beim Befund 4 Wie kam es zu dieser Verletzung? 4 Nehmen Sie Medikamente? 4 Wurde die Sehne operativ wieder befestigt? → Einhalten der vorgegebenen Bewegungsgrade, erneute Ruptur verhindern
! Cave 4 Eine Überlastung der lädierten Sehne vermeiden (keine hängenden Übungen an Kletter- oder Sprossenwand)! 4 Nach einer Operation soll das vorgegebene Bewegungslimit eingehalten werden!
175 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Elektrotherapie
. Abb. 2 Schlingentisch im Sitz, assistives Bewegen mit Atmung verbinden; hier auf Skapuladepression achten. Variation: Schulterpattern
. Abb. 3 Stabilisations- und Koordinationsübung
. Abb. 4 Kräftigungsübung für zu Hause mit einer wassergefüllten Flasche als Trainingsgewicht (nach OP, Vollbelastung ist frühestens nach 6 Wochen erlaubt)
. Abb. 5 Koordinationstraining in Verbindung mit einem Ganzkörpertraining
. Abb. 6 Kräftigung der noch intakten Muskeln (oder nach Ausheilung einer Bandnaht)
. Abb. 7 Kräftigung der noch intakten Muskeln (oder nach Ausheilung einer Bandnaht)
. Abb. 8 Kräftigung der noch intakten Muskeln (oder nach Ausheilung einer Bandnaht am Seilzug)
. Abb. 9 Der Schlingentisch ermöglicht ein relativ schmerzfreies Bewegen
R
176
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Schädel-Hirn-Trauma (SHT) Was ist das?
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Intrakranielle Verletzungen (Blutungen und/oder Verletzungen des Hirngewebes) aufgrund starker Gewalteinwirkungen auf das Cranium, z.B. bei schweren Unfällen. Symptome sind: 4 Bewusstseinsstörungen, 4 Kopfschmerzen und Schwindel, 4 Gleichgewichtsstörungen, 4 einseitige Änderungen der Pupillengröße, 4 Sehstörungen, 4 Krämpfe, 4 Übelkeit und Erbrechen, 4 Amnesie und/oder Halluzinationen.
Bei immobilen Patienten: Thrombose- und Pneumonieprophylaxe, Lagerung
Bettgymnastik und Atemtherapie
Transfers verbessern
Bobath, PNF-Mattenprogramm
Alltägliche Bewegungen wiederherstellen
Häufiges Üben einer Bewegung, zu Beginn passiv, dann assistiv und später aktiv (z.B. Glas zum Mund führen), Forced Use der lädierten Seite, PNF, Schinkengang
Die Klassifizierung des Schädel-Hirn-Taumas wird häufig nach der Glasgow Coma Scale (GCS, . Tab. 1) vorgenommen. Die Symptome können sich auch erst spät nach dem Trauma entwickeln, diese »Zwischenzeit« wird als Latenzzeit bezeichnet.
Gangbildverbesserung
Gangschule, Gehbarren
Linderung des Kopfschmerzes
TCM, Gesichtslymphdrainage, Tape
Aufbau von Kraft und Ausdauer
Kletterwand (Vorteil: Ist ein Bein für den Patienten schwer kontrollierbar, sichert der Therapeut dieses gegen Seitabweichungen, und der Patient kann sich selbst mit den Armen sichern)
Formen 4 Gedecktes SHT 4 Offenes SHT: 5 Grad 1: Commotio cerebri (Gehirnerschütterung) 5 Grad 2: Contusio cerebri (Gehirnprellung) 5 Grad 3: Compressio cerebri (Gehirnquetschung)
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Gedächtnisprobleme? 4 Wurden Sie wegen des SHT operiert? 4 Was bereitet Ihnen im Alltag Schwierigkeiten?
Untersuchung 4 4 4 4
S
4 4 4 4
Gleichgewichtstests Finger-Nase-Versuch Knie-Hacke-Versuch Diadochokinese: Test für Kleinhirnbeteiligung, Wechselspiel von Agonisten und Antagonisten Pupillenreaktivität auf Hell- und Dunkelreize testen Romberg-Versuch, gekreuzter Romberg-Versuch Rebound-Test Unterberger Tretversuch
. Tab. 1 Glasgow Coma Scale (GCS) Reaktion
Punktewert
Augen öffnen Spontan Auf Ansprache Auf Schmerzreiz Keine Reaktion
4 3 2 1
Motorische Reaktion Befolgt Aufforderungen Gezielte Abwehr Zurückziehen Beugung Streckung Keine Reaktion
6 5 4 3 2 1
Verbale Antwort
Komplikationen 4 4 4 4
Infektionen bei Z.n. offenem SHT Neglect und dauerhafte motorische Ausfälle Rückfall in Bewusstlosigkeit (Nachblutungen, 7 Kap Koma) Liquorfistel mit allmählicher Hirndrucksteigerung (Intrakranielle Druckerhöhung) 4 Posttraumaitsche Enzephalitis und Meningitis (septisch oder aseptisch)
Orientiert Verwirrt Unzusammenhängende Wörter Unverständliche Laute Keine Reaktion
5 4 3 2 1
Insgesamt sind 3-15 Punkte möglich. Auswertung/Schweregrad: Leicht 14-15 Punkte. Mittelschwer 9-13 Punkte. Schwer 3-8 Punkte
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_18, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
177 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Im Akutfall: 30°-Kopfhochlagerung, um einen möglichst niedrigen Hirndruck zu erreichen
. Abb. 2 Transfer RL-Sitz
. Abb. 3 Transfer Sitz-Stand
. Abb. 4 Transfer Stand-Kniestand
. Abb. 5 VFST
. Abb. 6 Schinkengang ohne Festhalten (für mehr Rumpfstabilität)
. Abb. 7 Ein Bein abspreizen
. Abb. 8 ADL: Flasche öffnen
. Abb. 9 Ausdauertraining auf dem Sitzfahrrad
! Cave Zu vermeiden ist eine sympathoadrenerge Reaktionslage (Stress, Überanstrengung, zu tiefer Kopf, zu hoher Blutdruck, zu langes Fernsehen, Computerarbeit, Schlafmangel)!
S
178
Schenkelhalsfraktur
Schenkelhalsfraktur
Untersuchung
Was ist das?
4 Bewegungsausmaß der Hüfte testen 4 Ganganalyse 4 M. piriformis untersuchen
Bruch des Schenkelhalses (Collum femoris), z.B. nach einem Sturz. Auch eine Spontanfraktur ist möglich, z.B. bei Knochenzysten, Metastasen oder primären Knochentumoren. Je nach Bruch und Alter des Patienten wird die Bruchstelle operativ mit Platten, Schrauben, Gammanagel oder Hüft-TEP versorgt (. Abb. 1, 7 Kap. Hüft-TEP).
Formen 4 Medialer (am häufigsten), lateraler, intermediärer Bruch
4 Einteilung nach Bruchwinkel: 30°, 30-70°, >70° bedeuten Grad I, II und III nach Pauwels. Die Einteilung nach Pauwels
gilt streng genommen nur für die medialen Schenkelhalsfrakturen. Je flacher der Bruch verläuft, umso eher wird der Bruch konservativ versorgt. Ist der Bruch eher steil, können die Knochen rutschen und die A. profunda femoris bzw. andere Gefäße und weitere Weichteile beschädigt werden. Ist der Ramus für die Hüftkopfversorgung beschädigt, besteht die Gefahr der Hüftkopfnekrose.
Komplikationen 4 Septische/aseptische Lockerung des Osteosynthesematerials bzw. der TEP 4 Verklebungen im Narbenbereich 4 Z.n. Verletzungen größerer arterieller Gefäße 4 Thrombose- und Pneumoniegefahr durch lange Immobilisation 4 Pseudarthrose
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Den Alltag bewältigen
ADL, Treppensteigen üben, Bücken üben (für das Anziehen von Strümpfen, Schuhen), Gangschule
Schmerzlinderung
Fango, Heiße Rolle, z.B. auf Adduktoren oder Mm. glutei
Beweglichkeit der Narbe
Narbenmobilisation
Verbesserung der Beweglichkeit
Massage, Manuelle Therapie, Bewegungsbad, PNF
Muskelaufbau
Motomed, Ergometer, MTT, Bewegungsbad
Entstauung
Manuelle Lymphdrainage (KPE) mit Kompression
Thromboseprophylaxe
Bewegung, Kompression
4 Einteilung nach Hergang der Frakturierung:
5 Stabile Abduktionsfraktur: Mit geringen Symptomen verbunden, entspricht i.d.R. einer Pauwels-I-Fraktur 5 Instabile Adduktionsfraktur: Meist mit erheblichen Symptomen wie Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Fehlstellungen (Beinverkürzung oder Außenrotation) verbunden
Fragen beim Befund 4 Wie lange liegt das Frakturereignis zurück? → Frühe Mobilisation nach 2-3 Tagen, anfangs mit Teilbelastung. Die Belastungszunahme ist abhängig von der Art der Osteosynthese, z.B. bei 5 zementierter Hüft-TEP ist sofortige Vollbelastung erlaubt, 5 zementfreier Hüft-TEP nur ein allmählicher Belastungsaufbau. 4 Haben Sie Schmerzen? 4 Wissen Sie, ob größere arterielle Gefäße beschädigt wurden?
S
! Cave Scherkräfte und lange Hebel möglichst vermeiden!
179 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Differenzialdiagnostisch abzugrenzen sind die subtrochantären Frakturen; hier subtrochantäre Fraktur links mit operativer Hybrid-TEP (Brehmschaft) mit Trochanter-Hakenplatte und Accord-Cerclagen-Versorgung
. Abb. 2 Thomas-Handgriff für mehr Extension auf der operierten Seite
. Abb. 3 Dehnung des M. iliopsoas
. Abb. 4 Gangschule
. Abb. 5 Eigenübung zur Verbesserung der Hüftflexion
. Abb. 6 Wassergymnastik
. Abb. 7 PNF-Mattenprogramm
. Abb. 8 Kräftigung der Abduktoren
. Abb. 9 MTT
S
180
Schulterluxation
Schulterluxation
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Ist bei Ihnen eine einmalige oder mehrfache Auskugelung aufgetreten? 4 Beschreiben Sie bitte, wodurch und wie die Luxation aufgetreten ist! 4 Ist bei Ihnen ein Knorpeldefekt festgestellt worden?
Schulterkapselinstabilität, in deren Folge das Caput humeri aus der Cavitas glenoidalis gleitet. Da die knöcherne Sicherung der Art. glenoidalis gering und die ligamentäre Stabilität nur schwach ausgeprägt ist (7 Übersicht 1), hängt viel von der muskulären Sicherung des Gelenks ab (muskelgesichertes Gelenk). Jede Überforderung der Muskulatur in Richtung der Außenrotation und Abduktion birgt bei Krafteinwirkung von vorne das Risiko der Luxation. Typischerweise tritt die Schulterluxation bei Wurfsportarten, Handball und Kampfsportarten (Judo, Karate) auf. Eine einmal aufgetretene Luxation erhöht das Risiko rezidivierender Luxationen. Ursache sind verbliebene Schäden am Kapsel-Band-Apparat und ein teilweise auftretender Abriss des Labrum glenoidale (BankartLäsion). Wichtig ist die schnelle Reposition unter Analgosedierung. Anschließend soll eine 1- bis 3-wöchige Ruhigstellung im Gilchrist- oder Desault-Verband erfolgen (Ausnahme: ältere Patienten wegen der Gefahr der schnellen Schulterversteifung). Eine operative Therapie ist indiziert bei 4 Bankart-Läsion, 4 Hill-Sachs-Delle (Impression des Caput humeri), 4 Gefäß- und Nervenverletzungen sowie 4 häufigen Rezidiven. . Übersicht 1. Schultergelenk: Den Humerus sichernde Bänder und mögliche Luxationslücken Den Humerus sichernde Bänder 4 Lig. glenohumerale superius (rot) 4 Lig. glenohumerale inferius (blau) 4 Lig. coracohumerale superius (grün, oben) 4 Lig. coracohumerale inferius (grün, unten) Mögliche Luxationslücken
4 Foramen nach Weitbrecht (rechtes Dreieck) 4 Foramen nach Rouviere (linkes Dreieck)
Formen
S
4 Habituelle Schulterluxation 4 Traumatische Schulterluxation
4 Vordere Schulterluxation (Luxatio subcoracoidea): Häufigste Form, Luxationslücken sind die Foramina nach Weitbrecht oder Rouviere 4 Hintere Schulterluxation (Luxatio infraspinata) 4 Untere Luxation (Luxatio infraglenoidalis, Luxatio axillaris) 4 Luxatio erecta: Sonderform der unteren Luxation, z.B. beim Handball, Basketball oder Volleyball (Arm senkrecht nach oben gehalten)
Untersuchung 4 Beweglichkeit aktiv testen 4 Beachte: Bei passiven Tests in AR und Abduktion erneute Luxation möglich. Nach einer OP die Bewegungslimits beachten! 4 Sensibilitätstests an der Hand 4 Nach OP: Umfangmessungen 4 Resistive Tests
Komplikationen 4 Erneute Luxation 4 Omarthrose (7 Kap. Omarthrose) 4 Plexusläsion
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Elektrotherapie, Eis
Kräftigung des M. pectoralis
Unterarmstütz
Nach OP: Wiederherstellung der Beweglichkeit im erlaubten Bewegungslimit
Manuelle Therapie nach Mulligan aus einer gesicherten Position, z.B. aus dem VFST)
Koordination zur Vorbeugung einer erneuten Luxation
Propriozeptives Training
! Cave Kontraindikation: Bewegungserweiternde Übungen im schmerzhaften Bereich!
181 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Unterarmstütz auf dem Pezziball, wobei der Patient die Ellenbogen leicht vorund zurückschiebt
. Abb. 2 Stabilisationsübungen auf dem SRT (Stochastisches Resonanz-Therapie-Gerät) bei geringster Stufe
. Abb. 3 Propriozeptives Training auf der Slackline
. Abb. 4 Unterarmstütz auf der Airex-Matte
. Abb. 5 Seilzugübungen
. Abb. 6 Manuelle Therapie nach Mulligan aus dem VFST
. Abb. 7 Innenrotation mit Hantel
. Abb. 8 Außenrotation mit Theraband zur Gelenkzentrierung (wenn die AR vom Arzt freigegeben ist)
. Abb. 9 Skapuladepression am Latissimuszug
S
182
Schulter-TEP
Schulter-TEP
Komplikationen
Was ist das?
4 Luxation der Schulter 4 Lockerung des Implantats
Künstlicher Ersatz des Schultergelenks. Meist greift diese
Maßnahme nach schweren Frakturen oder nach Schultergelenkarthrose. Des Weiteren gibt es kongenitale Gelenkerkrankungen/Fehlbildungen, die eine TEP erfordern.
Formen 4 Humeruskopf wird ersetzt (häufiger als Pfannenprothese): Hemiprothese (Hemiarthroplastik) (. Abb. 1) 4 Cavitas glenoidalis wird ersetzt: Hemiprothese 4 Humeruskopf und Cavitas glenoidalis werden ersetzt: Vollprothese (Totalarthroplastik) 4 Cup-Prothese: Oberflächenersatz 4 Bipolare Schulterprothese: Duokopfprothese 4 Invers-Prothese: Pfanne wird als Kopf geformt, der Kopf als Pfanne 4 Prothese mit Erhaltung (meist)/ohne Erhaltung der Rotatorenmanschette 4 Zementierte/zementfreie Systeme
Fragen beim Befund 4 Wann wurde Ihre Schulter operiert? → In den ersten 6 Wochen passive Übungen, keine Rotation gegen Widerstand und keine Außenrotation! 4 Wurde die Rotatorenmanschette erhalten? 4 Welchen Beruf üben Sie aus? Welchen Belastungen muss Ihre Schulter standhalten?
Untersuchung
S
4 Bewegungsausmaß aktiv und passiv testen 4 Palpation der Muskulatur: M. deltoideus, M. trapezius, M. supraspinatus, M. subscapularis 4 Auf Schwellungen achten, besonders im Handbereich 4 Narbe beurteilen 4 Schürzen-, Hinterkopf- und Überohrgriff nach 6 Wochen im Seitenvergleich testen 4 Hautfarbe, Temperatur erfassen, besteht evtl. eine Entzündung? 4 Schulterstand visuell beurteilen, z.B. Schulterhochstand oder protrahierte Schulter 4 Skapula bei Schulterbewegungen tasten: Ab wann bewegt sie bei Abduktion mit? 4 HWS-, BWS- und Ellenbogenbeweglichkeit testen 4 1. Rippe palpieren
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Kryotherapie
Entstauung des operierten Arms
Komplexe physikalische Entstauung (KPE)
Tonussenkung
Triggerpunkttherapie, Massage
Ökonomisierung der Muskulatur
PNF, E-Technik, Atemtherapie kombiniert mit Armbewegungen
Mobilisation
Passives/assistives Bewegen, PIR, Schlingentisch, VFST (mit dem Gesäß zurück zu den Fersen bewegen), Manuelle Therapie (HWS, BWS, Rippenwirbelgelenke, Ellenbogen, ACG, SCG)
Narbenmobilisation bei nicht-entzündlichen Heilungsstörungen
Anhakstriche, Narbe abheben, Zirkelungen
Kräftigung (der Rotatorenmanschette)
MTT, isometrische Spannungsübungen, Bewegungsbad, Übungen im VFST (ab der 6. Woche)
ADL
Stützen am Treppengeländer, aus Schrank etwas herausnehmen, Unterarmstütz
! Cave Manuelle Therapie an den benachbarten Gelenken durchführen; ab der Schulter selbst genau auswählen, welche Technik auch mit einem künstlichen Gelenk erlaubt und sinnvoll ist.
! Cave Schwerpunkt der Behandlung ist u.a. die Skapuladepression. Bel allen Übungen auf die Position des Schulterblatts achten!
183 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Zustand nach Implantation einer zementierten Oberarmkopfprothese links bei einer 83-jährigen Patientin mit schwerer Omarthrose. Ab dem 1. postop. Tag krankengymnastische Mobilisation mit Pendelübungen und Abd. bis maximal 60°, ab dem 5. postop. Tag Anlage eines Schulterabduktionskissens für Tag und Nacht
. Abb. 2 Schulterabduktionskissen
. Abb. 3 Assistives Bewegen mit dem Pezziball auf der Behandlungsbank
. Abb. 4 Passives Bewegen in Eigenarbeit für zu Hause im erlaubten Bewegungsausmaß
. Abb. 5 Bewegungs- und Koordinationsübung ohne großen Kraftaufwand
. Abb. 6 PNF-Schulterpattern
. Abb. 7 Bewegungsbad
. Abb. 8 Stabilisierungsübungen mit dem Pezziball auf der Behandlungsbank
. Abb. 9 MTT (Variation: z.B. den Griff nur mit den Fingerspitzen festhalten oder die Hände von außen geöffnet gegen den Griff pressen)
S
184
Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis, Peritendinitis)
Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis, Peritendinitis) Was ist das? Entzündung der Sehnenscheide (Vagina synovialis, Vagina tendinis), der Struktur, die die jeweilige Sehne schützend (vor umgebendem Gewebe, z.B. Sehnen, Knochen) umgibt. Eine Sehnenscheide besteht aus der Tunica synovialis und der Tunica fibrosa und ist ähnlich aufgebaut wie die Gelenkkapsel. Die Tunica synovialis bildet auch Synovialflüssigkeit, die zum besseren Gleiten der Sehne beiträgt. Sehnenscheiden sind besonders dort ausgeprägt, wo viele Muskeln nebeneinander verlaufen, und wo sich eine Bewegungsumkehr der Sehne vollzieht (z.B. an der Flexionsseite des Handgelenks). Die Entzündung kann durch Überlastung von Muskel und Sehne hervorgerufen werden. Sehnenscheidenentzündungen treten am häufigsten an Sprung- und Handgelenken auf (. Abb. 1). Besonders häufig davon betroffen sind Menschen, die viel am Computer arbeiten, Verkäufer, Lagerarbeiter und Sportler (Ruderer, Tennisspieler). Symptomatisch gibt es Ähnlichkeiten zu anderen entzündlichen Erkrankungen, z.B. zu Engesyndromen (7 Kap. Karpaltunnelsyndrom). Wichtige Sehnenscheiden an der Hand sind in 7 Übersicht 1 zusammengefasst. . Übersicht 1. Wichtige Sehnenscheiden an der Hand Dorsale Sehnenscheiden (Vaginae tendinum carpales dorsales) 4 Vagina tendinis musculi extensoris carpi ulnaris 4 Vagina tendinis musculi extensoris digiti minimi 4 Vaginae tendinum musculorum extensoris digitorum et extensoris indicis 4 Vaginae tendinum musculorum abducis longi et extensoris pollicis brevis 4 Vagina tendinis musculi extensoris pollicis longi 4 Vagina tendinum musculorum extensorum carpi radialium
S
Palmare karpale Sehnenscheiden (Vaginae tendinum carpales palmares) 4 Vagina tendinis communis musculorum flexorum 4 Vagina tendinis musculi flexoris 4 Vagina tendinis musculi flexoris pollicis longi Digitale Sehnenscheiden (Vaginae synoviales digitorum manus) 4 Pars anularis vaginae fibrosae 4 Pars cruciformis vaginae fibrosae
Formen 4 4 4 4
Serös Fibrinös Eitrig/Phlegmonös (mit Erregern) Nekrotisierend
4 Sonderform: 5 Morbus de Quervain: Betroffen ist das 1. Sehnenfach
(Sehnenscheiden für Sehnen der Mm. abductor pollicis longus und extensor pollicis brevis)
Fragen beim Befund 4 Helfen Ihnen entzündungshemmende Medikamente? 4 Was machen Sie beruflich?
Untersuchung 4 4 4 4 4
Passive Tests Resistive Tests Druckschmerz an der Sehne? Triggerpunkte im Verlauf des Muskels? Finkelstein-Test
Komplikationen 4 Chronifizierung durch irreversible Sehnenverdickungen 4 Entwicklung eines Impingements
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Eis, Elektrotherapie, sanfte Dehnungen
Abschwellung
Schonung, Hochlagerung, KPE
Ruhigstellung
Tape, Bandage
Lösen von V erklebungen
Ultraschall (segmental und im Wasserbad), Dehnungen, Triggerpunkte
Entzündungshemmung
Iontophorese mit Antiphlogistikum
Verbesserung der Belastbarkeit der Sehne
Theraband, PNF, Spaceball
! Cave In der akuten Phase ist eine Überlastung kontraindiziert!
185 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 2 Triggerpunkttherapie
. Abb. 1. M. abductor pollicis longus (orange), M. extensor pollicis brevis (hellblau), Mm. extensor carpi radialis longus (türkis) und brevis (hellbraun), M. extensor pollicis longus (blau), M. extensor indicis (dunkelorange), M. extensor digitorum (rot), M. flexor digitorum superficialis (grün), M. flexor digitorum profundus (gelb), M. palmaris longus (dunkelblau), M. flexor carpi radialis (lila), M. flexor pollicis longus (braun), M. flexor carpi ulnaris (rosa), M. extensor carpi ulnaris, M. extensor digiti minimi (dunkelbraun)
. Abb. 3 Tape (Kombination aus Lymphtape und Muskelanlage)
. Abb. 4 Elektrotherapie (Beachte: Vakuumpumpe auf geringste Stufe stellen)
. Abb. 5 Exzentrisches Training nach Ausheilung zur erhöhten Widerstandsfähigkeit der zuvor gereizten Sehne
. Abb. 6 Stab kreisen
. Abb. 7 PNF am Seilzug
. Abb. 8 PNF mit einem Sandsack für zu Hause
. Abb. 9 Nach kompletter Ausheilung: Kletterwand zur Verbesserung der Belastbarkeit
S
186
Skoliose
Skoliose
Untersuchung
Was ist das?
4 4 4 4
Dreidimensionale Fehlstellung der Wirbelsäule. Die Ursachen können vielfältig sein, z.B.
4 4 4 4 4
ständige Fehlbelastung der WS, Beckenschiefstand, Atlasfehlstellung, schwere Lungenerkrankung oder Unfall.
In der Behandlung hat sich ein frühzeitiger Beginn bewährt, da im Kindes- und Jugendalter das Wachstum und die Entwicklung der Wirbelsäule günstig beeinflusst werden können. Die nicht-invasive Therapie ist über einen langen Zeitraum durchzuführen, da die Wirbelsäule in ihre ursprüngliche Fehlhaltung zurückfällt. Bei besonders ausgeprägter Skoliose wird eine operative Aufrichtung mittels Fixateur interne (Stäbe unterschiedlichen Materials) durchgeführt. Wenn sich eine schwere Skoliose herausgebildet hat oder längere Zeit besteht, kann diese Fehlhaltung starke Auswirkungen auf die intrathorakalen Organe haben, z.B.auf Lunge und Herz (. Abb. 1). Bei starker Skoliose (Cobb-Winkel über 90°) besteht eine hohe Letalität an Rechtsherzinsuffizienz (Cor pulmonale).
Wirbelfehlstellungen? Rippenfehlstellungen (»Berg und Tal« beim Vorneigen)? Palpation des Bauchraums Inspektion: Beckenschiefstand, Schulterhochstand, Taillendreieck? 4 Hautverschieblichkeit testen, paravertebraler Strich
Komplikationen 4 Wiederkehrende Skoliose 4 Lungenfunktionsstörungen (Distributionsstörungen)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Erhaltung
Theraband, Schwimmen, Pilates, Rückenschule, Rudern (Skullen oder Ruderergometer)
Aufrichtung
Verkürzte Seite dehnen, andere Seite kräftigen; PNF, Rotationsübungen, SRT, Interkostalräume ausstreichen und Rippen mobilisieren, Manuelle Therapie, Schlingentisch, Atemtherapie
Kräftigung der Rumpfmuskulatur
MTT, Schroth-Therapie, FBL, Kletterwand
Nach Operation
Prophylaxen, stabilisierende Übungen, isometrische Spannungsübungen
Formen 4 4 4 4
Neuropathische Skoliose Kongenitale Skoliose, z.B. bei Marfan-Syndrom Myopathische Skoliose Skoliose bei neurologischen/internistischen Erkrankungen, z.B. Neurofibromatose 4 Skoliose nach Unfall 4 Skoliose durch schwere Kontrakturen 4 Metabolische skeletale Erkrankungen wie Rachitis 4 Idiopathische Skoliose:
5 5 5 5
Säuglingsskoliose Infantile Skoliose Juvenile Skoliose Adoleszentenskoliose
Fragen beim Befund
S
4 Was machen Sie beruflich, arbeiten Sie in einer ungünstigen Haltung? 4 Haben Sie Atembeschwerden? 4 Treiben Sie Sport? → Regelmäßiger Sport ist wichtig. Bei der Sportwahl sollte die Position der Wirbelsäule berücksichtigt werden, z.B. kann man einem Patienten mit einer rechtskonvexen Skoliose das Riemenrudern (in diesem Fall »backbord«) empfehlen. 4 Haben Sie ausstrahlende Schmerzen? → Bei starker Skoliose kann es zu einer Reizung der Spinalnerven mit dazugehörigen Beschwerden kommen.
187 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Skoliose bei drei Frauen im Alter von 25-45 Jahren. Bei starker Skoliose gibt es evtl. Raumminderungen der Lungen, Gefahr der Rechtsherzinsuffizienz
. Abb. 2 FBL
. Abb. 3 Rotationsmobilisation
. Abb. 4 Rückenstabilisierende Übungen
. Abb. 5 Spannungsübungen an der Sprossenwand. Je nach Fehlstellung eine Hand höher greifen lassen als die andere
. Abb. 6 MTT: Kräftigung der Rotatoren
. Abb. 7 SRT: Halteübungen
. Abb. 8 Klettern mit Betonung der Lateralflexion
. Abb. 9 Kletterwand mit Betonung der Rotation
S
188
SLAP-Läsion
SLAP-Läsion
Fragen beim Befund
Was ist das?
4 Wie ist der Unfallmechanismus abgelaufen?
Verletzung des Labrum glenoidale am oberen Rand der Schultergelenkpfanne (Ein-/Abriss des Labrum-Bizepssehnen-Komplexes, SLAP: Superior Labrum Anterior to Posterior, . Abb. 1). Der Verletzungsmechanismus passiert meist durch plötzlichen, unerwarteten Zug oder Druck der vorgespannten Bizepssehne, z.B. bei(m) Anheben schwerer Gegenstände, bestimmten Sportarten wie Windsurfen, Speerwurf und Sturz auf den Arm bei gestrecktem Ellenbogen. Feinmechanische Ursachen einer SLAP-Läsion sind: 4 Sturz auf den ausgestreckten, leicht flektierten und abduzierten Arm, der durch Kompression und Subluxation des Caput humeri zur Abscherung des superioren Labrum nach kranial führt, 4 Begleitverletzung bei einem Außenrotations-AbduktionsTrauma, mit dem Ergebnis einer vorderen Instabilität, 4 Mikrotraumata bei sich wiederholenden Bewegungsabläufen.
Untersuchung 4 Biceps load-Test I nach Kim 4 Biceps load-Test II nach Kim (Sensitivität 89,7%, Spezifität 96,6%; Kim et al. 2001) 4 Yergason-Test: In Supination und Flexion drücken gegen Widerstand 4 Relokationstest nach Jobe 4 Anterior slide-Test nach Kibler 4 SLAP-Prehension-Test nach Berg und Cuillo 4 Crank-Test 4 Speed-Test nach Bennett 4 O’Brien-Test 4 Sulkusschmerz nach Morgan Bei der Diagnostik steht die arthroskopische Untersuchung im Vordergrund. Die Therapie erfolgt konservativ (Typ I) oder operativ (Typ II-X; meist arthroskopisches Débridement).
Formen jEinteilung nach Snyder
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Phase
Therapie
Phase 1: Beweglich-
Passives Bewegen, Schlingentisch, Eisbehandlung, Lymphdrainage, PNF Skapulapattern
Typ
Klinisches Bild
I
Beginnende Läsion des oberen Labrums und des Bizepsankers ohne Ablösung
keit freigegeben bis 60° Flexion
II
Abriss des Labrum-Bizepssehnen-Komplexes vom superioren Glenoid nach kranial
III
Korbhenkelläsion des superioren Labrums bei intakter Bizepssehneninsertion
Phase 2: Beweglichkeit freigegeben bis 90° Flexion und 90° Abduktion
Siehe Phase 1; zur Trophikverbesserung ist eine Walkung aus 90° Abduktion möglich
IV
Längsspaltung der langen Bizepssehne mit Dislokation eines Labrum-Bizeps-Anteils nach kaudal in den Gelenkspalt
Phase 3: Bewegungs-
PIR für Abduktion und Flexion, leichte Traktion, Humerus nach dorsal, Mulligan (aus dem VFST schiebt der Patient das Gesäß zurück auf die Fersen, während der Therapeut einen Humerusschub in die schmerzfreie Richtung gibt), Erarbeiten des Unterarm- und Handstützes, z.B. Liegestützen auf einem Pezziball
limits aufgehoben
jEinteilung von Kombinationsverletzungen Typ V-VII (nach Maffet) und Typ VIII-X (nach Nord) Typ
Klinisches Bild
V
Kombination von SLAP-Läsion und BankartLäsion
VI
Ablösung der Bizepssehneninsertion plus anterior bzw. posterior gestielter instabiler superiorer Labrum-Flap (abgelöster Teil des Labrums)
VII
SLAP-Läsion bis in das mittlere glenohumerale Band
S
VIII, Fortsetzung der Labrumläsion am gesamten IX Glenoid X
SLAP-Läsion plus posteroinferiore Labrumläsion
Phase 4: Kräftigung, vorerst ohne Bizepstraining, nach frühestens 6 Wochen auch (leichtes) Bizepstraining
Gerätetraining
Phase 5: Vorbereitung für Wettkampfsport
Seilzugübungen an Sportart anpassen, z.B. übt ein Tennisspieler am Seilzug den Tennisaufschlag
189 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Abriss des Labrum glenoidale im Bereich des Tuberculum supraglenoidale mit Sehne des Caput longum des M. biceps brachii; darüber AC-Gelenk mit Akromion und Klavikula; medioventral der Bizepssehne befindet sich der Proc. coracoideus
. Abb. 2 Eisbehandlung, dabei das Eis immer bewegen
. Abb. 3 Elektrotherapie
. Abb. 4 Kräftigung der Außenrotatoren mit Seilzug zur Schulterstabilisation (wenn Freigabe vom Arzt)
. Abb. 5 Manuelle Therapie, z.B. Kaudaloder Dorsalgleiten
. Abb. 6 Trizepstraining
. Abb. 7 Manuelle Therapie nach Mulligan, nach Freigabe der jeweiligen Bewegung
. Abb. 8 Kräftigung der Außenrotatoren
. Abb. 9 MTT
! Cave Übungen, bei denen der M. biceps brachii stark angespannt ist, sollten in den ersten 6-8 Wochen vermieden werden!
S
190
Spondylolisthesis
Spondylolisthesis Was ist das? Instabilität der Wirbelsäule (Wirbelgleiten), wobei das obere Teilstück mit dem sog. Gleitwirbel in Relation zum darunterliegenden Wirbel abgleitet (Ventrolisthesis). Bei der Spondylolisthesis liegt eine fehlende Verbindung der Pedikuli zum Wirbelkörper vor. Ist nur ein Pedikulus in seiner Kontinuität unterbrochen, spricht man von einer Pseudospondylolisthesis. Beim selten vorkommenden Abgleiten des Wirbelkörpers nach hinten greift der Begriff Retrolisthesis. Die Spondylolisthesis führt i.d.R. zur Verengung des Spinalkanalinnenraums und zur Überdehnung, evtl.auch zur Einklemmung von Spinalkanalnerven. Folgen sind: 4 Lähmungen der Beine, 4 evtl. Lähmungen von Blase und Mastdarm, 4 Bandscheibenvorfälle und 4 häufig starke Schmerzen.
jErworbene Formen 4 Traumatische Form 4 Degenerative Form (verschleißbedingt) 4 Postoperaitve Form (nach Wirbelsäulenoperationen) 4 Pathologische Form (durch Knochenerkrankungen) jEinteilung nach Meyerding (MD) Schweregrad
Röntgenologisches Bild
MD I
Verschiebung eines Wirbelkörpers in der Sagittalebene um weniger als 25% (100% bedeutet die komplette sagittale Breite des Wirbelkörpers)
MD II
Verschiebung von 25-50%
MD III
Verschiebung von 50-75%
MD IV
Verschiebung von mehr als 75%
Fragen beim Befund Radiologische Zeichen sind:
4 Abrundung der Vorderkante der Deckplatte des unten liegenden Wirbels, 4 Osteochondrose (Verringerung des Abstands zwischen zwei Wirbeln mit Läsion der dort liegenden Bandscheibe), 4 Verschiebung in der Sagittalebene (gemessen nach der Meyerding-Skala, . Abb. 1).
4 Wann haben Sie Schmerzen? 4 Hatten Sie einen Unfall, wodurch es zu Ihren Beschwerden kam? 4 Haben Sie einen Hohlkreuz-betonten Sport betrieben, z.B. Turnen, Delphinschwimmen o.Ä.?
In der Therapie spielt die Haltungsschulung eine entscheidende Rolle, des Weiteren schmerzlindernde Maßnahmen. Die operative Therapie besteht in einer Spondylodese (Verblockung mehrerer Wirbel, . Abb. 2), für die entweder ein ventraler (HWS) oder ein dorsaler Zugang (LWS) gewählt wird.
4 Testen, ob Traktion Linderung verschafft 4 Klassische Funktionsuntersuchung 4 Palpation des M. iliopsoas
Formen
S
jAngeborene Formen 4 Dysplastische Form (mit Gefügestörung des lumbosakralen Übergangs): 5 Erster Subtyp: Die dysplastisch axial ausgerichteten Gelenkfortsätze können das Abgleiten nicht verhindern. 5 Zweiter Subtyp: Die sagittal ausgerichteten Facettengelenke ermöglichen ein ventrales Gleiten. 4 Isthmische Form (mit fehlender Verknöcherung der Interartikularportion des Wirbelbogens, selbige ist nur verknorpelt): 5 Erster Subtyp: Häufig wiederholte Flexions-/Extensionsbewegungen verursachen den Lysespalt und das Abgleiten. 5 Zweiter Subtyp: Durch rezidivierende, mehrmals verheilte Fraktur des Arcus vertebralis, bedingt durch äußere Belastung.
Untersuchung
Komplikationen 4 Querschnittslähmung durch Abrutschen (Defekt höher als L1)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 3–Abb. 9) Ziel
Therapie
Schmerzlinderung
Elektrotherapie, Fango
Entlastung durch Traktion
Schlingentisch
Sanfte Übungen mit wenig Last
PNF aus SL oder RL, Bewegungsbad
Detonisierung des M. iliopsoas
Triggertherapie, PIR
! Cave Zum Schutz der Wirbelsäule vermeiden: 4 ruckartige Bewegungen, 4 Heben von schweren Gegenständen sowie 4 lange Hebel und hohe Gewichte!
191 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Dorsale Spondylodese bei Spondylolisthesis
. Abb. 2 Spondylolisthesis auf Höhe L5-S1 (Meyerding I mit Osteochondrose) und L4L5 (Meyerding II). Bei der Patientin liegt eine deutliche Verengung des Spinalkanals mit Spinalnervenreizung vor
. Abb. 3 Schlingentischbehandlung mit Traktion durch Spanngurte, wenn nicht operiert würde
. Abb. 4 Triggern des M. iliopsoas
. Abb. 5 Dehnung des M. iliopsoas
. Abb. 6 Patient liegt mit dem weichen Bauchraum auf einer Handtuchrolle und atmet tief ein, solange der Therapeut das Kreuzbein fixiert
. Abb. 7 Patient liegt mit dem Kreuzbein auf einem Ball
. Abb. 8 Elektrotherapie
. Abb. 9 Rückenstabilisierende Übungen
S
192
Supinationstrauma
Supinationstrauma
Untersuchung
Was ist das?
4 Beweglichkeit testen: OSG und beide USG 4 Palpation des fibulotalaren Bandapparats 4 »Schublade« des Sprunggelenks: → Bei Ruptur des Lig. fibulotalare anterius entsteht eine sog. positive vordere Schublade im Sprunggelenk, d.h., ein deutlicher Vorschub des Fußes bei fixiertem Krus ist möglich. 4 Palpation des Lig. collaterale laterale genus 4 Palpation der Muskelspannung im M. biceps femoris → Evtl. Triggerpunkte als mögliche Folgeerscheinung einer Fibulaverschiebung
Sprunggelenkverletzung, bei der Talus und Fibula in einer ungünstigen Position fixiert sind. Beim Umknicken des Fußes in Supination kommt es zu einer gewaltsamen Überdehnung des lateralen Halteapparats (Anteile des fibulotalaren Bandapparats, Gelenkkapsel sowie knöchern die Fibula [an sich und als Bestandteil der Malleolengabel]). Das Supinationstrauma ist seit Jahrzehnten die häufigste Sportverletzung; betroffen sind Fußballer, Handballer, Volleyballer, Basketballer, Tennis- und Badmintonspieler, Läufer, Springer, Bergsteiger u.a. Aber auch als Alltagsverletzung kommt ein Supinationstrauma sehr häufig vor. Infolge des Supinationstraumas kommt es zu Überdehnungen bzw. Rupturen von Ligamenten des fibulotalaren Apparats und der Kapsel mit nachfolgender Instabilität des oberen Sprunggelenks (Art. talocruralis), was auch als Distorsion bezeichnet wird. Wichtige Symptome sind: 4 Stabilitätsverlust, 4 Schmerzen, 4 Schwellung und 4 Hämatom.
Über die Verletzungen der Weichteile hinaus kann es zur knöchernen Verletzung, einer Abrissfraktur des distalen Fibulaendes (Weber-A-Fraktur) kommen. Bei einer Bandruptur ist zunächst das Lig. talofibulare anterius betroffen. Die Ruptur dieses Bandes ist die häufigste Bandruptur überhaupt.
Formen 4 Distorsion der Art. talocruralis ohne Bandruptur 4 Fibulotalare Bandruptur (ein oder mehrere Ligamente gerissen, v.a. das Lig. talofibulare anterius) 4 Sprunggelenkfraktur (einfachste Form: Weber-A-Fraktur, Außenknöchelfraktur)
Fragen beim Befund
S
4 Sind Sie nach außen umgeknickt (Supinationstrauma)? → Umknicken nach innen (Pronationstrauma) ist selten. 4 Haben Sie Schmerzen im Knie? → Das Lig. collaterale laterale genus kann betroffen sein. Es wird auf Dehnung gebracht, wenn die Fibula sich ruckartig nach distal bewegt. 4 Haben Sie Schmerzen beim Gehen? → Der Talus kann in der Malleolengabel blockiert sein.
Komplikationen 4 Sprunggelenkarthrose 4 Chronische Instabilität 4 Fehlstellungen des Fußgewölbes (7 Kap. Fußdeformitäten)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Wiederherstellung einer symmetrischen Beinachse
Pinguin und Tripptrapp, PNF-Standbeinaufbau, E-Technik, Training mit Selbstkontrolle vor dem Spiegel
Mobilisation von Fibula und Talus
Manuelle Therapie
Verbesserung der Gelenkstabilität
Sensomotorisches Training, Airex-Matte, Trampolin, Seilspringen auf weichem Untergrund
Entstauung des Knöchels
Hochlagern, Lymphdrainage
Durchblutung fördern
Knieguss, Eis, Wärme, Weichteiltechniken, Bewegungsbad
Wiederherstellung eines physiologischen Bewegungsmusters
PNF, Laufbandtraining mit Ganganalyse
! Cave Die Belastung muss der Heilungsphase angepasst werden, um Überlastungen zu vermeiden.
193 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Klassische Versorgung mit stabilisierender Schienung. Nachteil: Rezeptoren werden wenig beansprucht. Empfehlung: Tapen statt schienen
. Abb. 2 Talusmobilisation nach Mulligan bei eingeschränkter Dorsalextension
. Abb. 3 Talusmobilisation
. Abb. 4 Kalkaneus rollen. Tipp: Knie des Therapeuten liegt angewinkelt unter dem Knie des Patienten; so braucht man keine Knierolle
. Abb. 5 Fibulamobilisation
. Abb. 6 Fibulamobilisation
. Abb. 7 Fibulamobilisation
. Abb. 8 Stabilisationsübungen auf dem Posturomed
. Abb. 9 Stabilisationsübungen auf der Slackline
S
194
Supraspinatussyndrom
Supraspinatussyndrom
Komplikationen
Was ist das?
4 Komplettabriss der Sehne
Reizung der Ansatzsehne des M. supraspinatus (. Abb. 1), bedingt durch Osteophyten, anlagebedingte anatomische Enge, Myositis mit Schwellung des Muskels, Bursitis oder muskuläre Überlastung. Die Hauptsymptome sind: 4 Schmerzen bei Abduktion und Außenrotation, 4 Kraftverminderung und 4 Schmerzen bei starrer Haltung in ungünstigen Schulterblattstellungen (z.B. längeres Schreiben auf der Tastatur).
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9)
Es bestehen große Analogien zum Impingementsyndrom (7 Kap. Impingementsyndrom), wobei hier nur der M. supraspinatus eine Läsion aufweist.
Formen 4 Mit/ohne Kalkablagerungen der Ansatzsehne → Häufig Tendinosis calcarea 4 Multiple Partialrupturen der Ansatzsehne 4 Akutes/chronisches Supraspinatussyndrom (ab 6 Wochen)
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Schmerzen am Ellenbogen? → M. supraspinatus kann auch Schmerzen am Ellenbogen verursachen. 4 Was machen Sie beruflich? 4 Seit wann haben Sie Beschwerden in der Schulter, sind sie akut oder chronisch?
Untersuchung jVom Arzt abzuklären 4 Ausschluss von Rupturen der Rotatorenmanschette 4 Ausschluss einer Bursitis → Typisches Zeichen ist ein starker Ruheschmerz. 4 Ausschluss einer Radikulopathie C5-C6
S
jPT-Untersuchung 4 Beurteilung von Gesamthaltung, BWS-Kyphose und Stellung der Skapulae 4 Klassische Funktionsuntersuchung von Schulter, HWS/ BWS und Ellenbogen 4 1. Rippe überprüfen 4 Palpation des M. supraspinatus auf Druckschmerz → Der Ansatz kann unterhalb des Akromions palpiert werden, wenn der Patient die Hand in Nierenhöhe auf dem Rücken ablegt. 4 Palpation von M. infraspinatus und Pars descendens des M. trapezius → Muskeln enthalten meist auch aktive Triggerpunkte.
Ziel
Therapie
Mobilität der Schulter verbessern
Skapulamobilisation im Schlingentisch, PNFSkapulapattern
Zentrierung des Humeruskopfs im Glenohumeralgelenk
E-Technik (Kriechmuster), Stabilisationsübungen auf verschiedenen Unterlagen, PNF, Haltungsschulung, Rippen- und BWS-Mobilisation, Tape
Tonusregulation
Heiße Rolle, Massage, Triggerpunkttherapie, Tape
Schmerzlinderung
Elektrotherapie (Interferenz, Ultraschall), Wärme, Massage, Triggerpunkttherapie
Bei akutem Supraspinatussyndrom: Schonung des M. supraspinatus
Berufliche Auszeit, Trainingskarenz (kein/e Tennis, Golf, Turnen, Wurfdisziplinen, Fahrradfahren), Heilungsoptimierung: Massage, Ultraschall, Lymphdrainage, Fango an der Wirbelsäule
Bei chronischem Supraspinatussyndrom: Reaktivieren der Entzündung mit anschließender körpereigener Regenerationsphase (s. akutes Supraspinatussyndrom)
Querfriktionen auf der Ansatzsehne des M. supraspinatus
! Cave Kontraindikation: Überlastung in der Akutphase!
195 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 M. supraspinatus. Ursprung: Fossa supraspinata, Ansatz: Tuberculum majus, Innervation: N. suprascapularis (C4-C6), Funktion: zentriert den Humerus im Glenohumeralgelenk
. Abb. 2 Massage des M. supraspinatus
. Abb. 3 Humeruskopfkorrekturtape
. Abb. 4 Manuelle Therapie: Traktion mit Hebeltechnik über das Ellenbogengelenk
. Abb. 5 Humerus nach dorsal
. Abb. 6 PNF-Schulterpattern für eine bessere Ausrichtung der Cavitas glenoidalis
. Abb. 7 Kaudalgleiten im Schlingentisch
. Abb. 8 Kräftigung der Außenrotatoren
. Abb. 9 Haltungsschulung, z.B. am Ruderzug. Auf Skapuladepression achten
S
196
Thoracic Outlet-Syndrom
Thoracic Outlet-Syndrom
Untersuchung
Was ist das?
4 Beweglichkeitstests der Schultern, HWS und BWS 4 Roos-Test 4 Palpation von 1. Rippe, Mm. scaleni und M. pectoralis minor 4 Soto-Hall-Test 4 Gesamtstatik: BWS, Beckenschiefstand 4 Sensorik und Temperatur der oberen Extremitäten
Kompression von A. subclavia und Plexus brachialis, entwe-
der in der hinteren Skalenuslücke (zwischen M. scalenus anterius, M. scalenus medius und 1. Rippe) oder im Korakopektoralraum durch den M. pectoralis minor. Für die A. subclavia und den Plexus brachialis gibt es drei Engstellen: 4 die hintere Skalenuslücke, 4 den Kostoklavikularraum (zwischen 1. Rippe und Klavikula) und 4 den Korakopektoralraum (zwischen Proc. coracoideus und M. pectoralis minor).
Komplikationen 4 Keine
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Dieses Engesyndrom verursacht Kribbeln in den Händen und kalte Hände. Es kommt häufig vor nach Klavikulafrakturen, oder wenn der Patient häufig mit protrahierter Schulter arbeitet (Friseur, Kanuten, Kletterer), und tritt ein- oder beidseitig auf. Häufig werden die Symptome eines vermeintlich beidseitigen Thoracic Outlet-Syndroms durch Veränderungen der HWS und/oder der BWS ausgelöst.
Formen
Ziel
Therapie
Gute Durchblutung während des Schlafens
Optimierung der Schlafposition und des Kopfkissens
Bewegung unter Abnahme der Schwerkraft, bei entspannten Muskeln
Schlingentisch für HWS und Arm
Beseitigung der Enge
Triggern der Mm. scaleni, Mobilisation der 1. Rippe, Triggern oder PIR für M. pectoralis minor, Mobilisierung der 1. Rippe nach Mulligan als Übung für zu Hause
Ökonomisieren der Muskulatur
Schulterpattern aus SL (auch im Schlingentisch möglich)
Haltungsverbesserung
Seilzugübungen, Theraband, Dehnungen, FBL
4 Neurologisch: Der Plexus brachialis wird komprimiert. 4 Lymphatisch: Der Lymphabstrom aus dem Arm wird komprimiert. 4 Vaskulär: Die A. subclavia wird komprimiert.
Fragen beim Befund 4 Was genau kribbelt bei Ihnen? → Typischerweise kribbelt beim Thoracic Outlet-Syndrom die ganze Hand. Falls der Patient ein dermatombezogenes Kribbeln angibt, muss weiter nach der Ursache geforscht werden. 4 Haben Sie in letzter Zeit eine ungewohnte Bewegung häufig ausgeführt? 4 Hatten Sie einen Autounfall? → Der Gurt oder die Kräfte des Aufpralls können Triggerpunkte aktiviert haben. 4 Was machen Sie beruflich? Wäre es möglich, zwischendurch Übungen durchzuführen? 4 Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Arm abends dicker ist als morgens? Um dies festzustellen, soll der Patient zu Hause selbst Messungen vornehmen.
! Cave Übungen zur Pectoraliskräftigung sollten vermieden werden!
T
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_19, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
197 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Behandlung der 1. Rippe
. Abb. 2 Triggern der Mm. scaleni
. Abb. 3 Heiße Rolle auf M. pectoralis minor
. Abb. 4 Triggern des M. pectoralis minor
. Abb. 5 Mobilisation der 1. Rippe nach Mulligan als Übung für zu Hause
. Abb. 6 Nervenmobilisation für zu Hause
. Abb. 7 Dehnung des M. pectoralis
. Abb. 8 Dehnung des M. pectoralis bei gleichzeitiger BWS-Mobilisation
. Abb. 9 Übung an der Wand zur Aufrichtung und Haltungsschulung. Der Patient versucht, LWS und Hinterkopf gleichzeitig an die Wand zu drücken
T
198
Tinnitus
Was ist das?
4 Treten die Geräusche zeitweilig oder immer auf? 4 Haben Sie solche Geräusche schon früher wahrgenommen?
Störung der Hörfunktion, bei der neben dem normalen Schall
Untersuchung
Tinnitus
zusätzliche Geräusche wie Zischen, Rauschen, Klopfen, Brummen, Knacken oder Pfeifen gleicher oder variabler Intensität wahrgenommen werden. Die Störung ist als Tinnitus aurium in der ICD als eigene Krankheit klassifiziert, tritt aber häufig auch als Symptom bei verschiedenen anderen Erkrankungen auf. 10-20% der Bevölkerung sind dauerhaft betroffen, bei über einem Drittel aller Menschen tritt Tinnitus mindestens einmal im Leben auf. Als kausal werden angesehen: 4 Otitis media (Mittelohrentzündung), 4 Otitis externa (Entzündung des äußeren Ohrs), 4 Otosklerose (Sklerosierung), 4 Hörsturz, 4 Lärm- und Knalltraumata, 4 Morbus Menière (plötzliche Drehschwindelattacke mit Ohrensausen und Übelkeit), 4 Schwerhörigkeit, 4 Tauchunfälle, 4 Akustikusneurinom (benigner Tumor, der von den Schwann-Zellen des vestibulären Anteils des N. vestibulocochlearis ausgeht), 4 Gefäßmissbildungen u.a., doch oft ist die Ursache unbekannt. Häufig gibt es eine psychosomatische und stressinduzierte Verstärkung. Mögliche Folgen sind Angstzustände, Depressionen, oft auch Schlafstörungen. Die subjektive Kompensation der Geräusche bezeichnet man als Habituation. Die Therapie sollte möglichst als kausale Therapie erfolgen. Symptomatisch gibt es verschiedene medikamentöse Ansätze: Vitamin E, Magnesium, Kortison oder auch Lokalanästhetika. Das Präparat Neramexane befindet sich in Erprobung. Des Weiteren können durchblutungsfördernde Maßnahmen, Magnetstimulation oder die Implantation eines Hirnschrittmachers hilfreich sein. Empfehlenswert ist auch die sog. Tinnitus-Retraining-Therapie. Alternativ werden hyperbarer Sauerstoff, Hypnotherapie, Neuraltherapie, Gabe von Nootropika (z.B. Ginkgo-Präparate), Softlasertherapie, Tomatis-Therapie (Form der Musiktherapie), evtl. Kieferkorrektionstherapie bei kraniomandibulärer Dysfunktion (CMD) angewendet.
Formen
T
4 Akuter Tinnitus (bis 3 Monate) 4 Subakuter Tinnitus (ältere Bezeichnung von Tinnitus zwischen 3-6 Monaten) 4 Chronischer Tinnitus (über 3 Monate)
Fragen beim Befund 4 Was für Geräusche nehmen Sie wahr? 4 Ist die Geräuschintensität gleichbleibend oder wechselhaft?
Seitens der PT neben der Anamnese keine besonderen Untersuchungstechniken, außer bei Tinnitus in Kombination mit 4 CMD: Mobilisation des Kiefergelenks, vorher Prüfung der Gelenkmechanik, Tonus des M. masseter 4 Schmerzen (Kopf, HWS): Triggerpunkttestung (auch M. sternocleidomastoideus, Mm. scaleni) 4 Wirbelfehlstellungen in der HWS
Komplikationen 4 Organische Ursachen wie z.B. Akustikusneurinom oder Gefäßmissbildungen 4 Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen mit Verstärkung des Tinnitus 4 Depressionen 4 Oft diskutiert: Suizid → Eine retrospektive Studie zeigte keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Tinnitus und Suizid (Lewis et al. 1994)
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Abbau von negativen Stimmungslagen und von Ängsten
PT-Begleitung der TinnitusRetraining-Therapie durch Entspannungsmaßnahmen, Massage oder Wellness
Linderung von Phobien und Linderung bzw. Vermeidung von Depressionen
Kognitive Verhaltenstherapie, begleitet von Entspannungstechniken, z.B. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson; Vorschlag: gemischtes Team von Psychotherapeuten und Physiotherapeuten für Gruppentherapien
Korrektur einer CMD oder anderer skeletaler Fehlstellungen
KG, CMD-Therapie, Manuelle Therapie (nach Mulligan)
Habituation
Musiktherapie
»Ablenkung« von Zusatzgeräuschen durch Konzentration auf motorische Abläufe
Therapeutisches Klettern, kombiniert mit kognitiven Aufgaben (z.B. nur alle roten Griffe dürfen berührt werden)
Begünstigung der Habituation
Balancetraining, koordinatives Training mit paralleler Kommunikation
199 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Heiße Rolle
. Abb. 2 Behandlung der HWS, falls hier eine Läsion vorliegt
. Abb. 3 Manuelle Therapie nach Mulligan: C1-Mobilisation, falls hier eine Läsion vorliegt
. Abb. 4 Entspannungstechniken wie z.B. Yoga
. Abb. 5 E-Technik
. Abb. 6 Traktion im Schlingentisch
. Abb. 7 Traktion nach Mulligan
. Abb. 8 Kompression: Hilft dieTraktion nicht, kann mit Kompression gearbeitet werden
. Abb. 9 Bewegungsbad (Entspannung)
Wichtig
4 Alle Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Habituation zu begünstigen. Ängste sollen abgebaut und Depressionen verhindert werden.
T
200
Tortikollis
Tortikollis
Komplikationen
Was ist das?
4 Chronischer Kopfschmerz 4 Protrusio/Prolaps (7 Kap. Bandscheibenvorfall) in HWSBereich oder HWS-BWS-Übergang
Fehlhaltung des Halses, auch Schiefhals genannt. Es handelt
sich um eine neurologische Erkrankung mit unkontrollierten Bewegungen und Fehlhaltungen (Dystonie) von Hals, Nacken und Kopf. Ursache sind überaktive Muskeln im Hals- und Nackenbereich, mit Fehlkoordination zwischen Agonisten und Antagonisten.
Formen jEinteilung nach symptomatischen Gesichtspunkten 4 Rotatorischer Tortikollis 4 Laterokollis (zur Schulter kippend) 4 Anterokollis (nach vorne geneigt) 4 Retrokollis (nach hinten überstreckt) 4 Symptomatischer Tortikollis (Schonhaltung bei schmerzhaften Erkrankungen von Hals, Nase und Ohren) jEinteilung nach ätiologischen Gesichtspunkten 4 Angeborener skelettbedingter Tortikollis 4 Angeborener muskulärer Tortikollis (Verkürzung des M. sternocleidomastoideus) 4 Neurologisch bedingter Tortikollis (apoplektische Insulte, Tumoren, Hirnverletzungen, Entzündungen, Gefäßmissbildungen, Stoffwechselerkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten) 4 Okulär bedingter Tortikollis (bei Parese des N. trochlearis [IV. Hirnnerv])
Fragen beim Befund 4 Seit wann hat Ihr Kind den Schiefhals? 4 Wie ist die bevorzugte Hals- und Kopfhaltung Ihres Kindes?
Untersuchung 4 Motorik und Sensibilität von Hals und Kopf (obere Kopfgelenke, HWS) prüfen 4 Schulterhochstand? 4 Beweglichkeit des Schultergürtels, v.a. der Schultergelenke?
T
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Dehnung und Kräftigung des M. sternocleidomastoideus
Manuelle Therapie, Massage
Behandlung nach Operation an M. sternocleidomastoideus oder HWS
Isometrische Spannungsübungen, Manuelle Therapie, sanfte Massagen, Entstauung/manuelle Lymphdrainage, Entspannungstechniken
Harmonisierung des Zusammenspiels zwischen Agonisten und Antagonisten
Speziell auf die Fehlstellung abgestimmtes Muskelaufbautraining, MTT, Kletterwand, Manuelle Therapie (strukturadaptiert), Haltungsschulung, Wärmetherapie
Optimierung der Augenbeweglichkeit
Bewegungsübungen der Augäpfel
Behandlung neurologischer Ursachen
Neurophysiologische Techniken wie Bobath und Vojta
Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit (bei Jugendlichen und Erwachsenen)
Ausdauertraining auf dem Crosstrainer, Fahrrad- oder Ruderergometer, Atemtherapie
! Cave Beim kongenitalen muskulären Tortikollis steht zu Beginn aller Therapien die Physiotherapie, mit dem Ziel der Dehnung des M. sternocleidomastoideus. Diese sollte noch vor Vollendung des 1. Lebensjahres beginnen, um Spätfolgen zu vermeiden, und um ohne Operation therapeutische Erfolge zu erzielen.
201 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Intermittierende Traktion bei immer weniger werdender Lateralflexion
. Abb. 2 Kinderfango: Fango mit einem Tuch bedecken, da die normale Fangotemperatur für Kinder zu heiß ist
. Abb. 3 Stabilisation im Unterarmstütz
. Abb. 4 Triggern des M. sternocleidomastoideus und der Mm. scaleni (bei Erwachsenen)
. Abb. 5 Traktion: Nelson-Traktion
. Abb. 6 Massage: Tonisierung der hypertonen Muskulatur
. Abb. 7 Tortikollis mit linksseitiger Kontraktur des M. sternocleidomastoideus
. Abb. 8 Rechtsseitiger Schiefhals bei 6-jährigem Jungen mit gleichzeitigem Schultertiefstand und schweren Asymmetrien des Schultergürtels
. Abb. 9 Starker Tortikollis mit ansonsten gut kompensierter Thoraxstruktur
T
202
Trisomie 21
Trisomie 21 Was ist das? Dreifaches Vorhandensein des 21. Chromosoms, durch untypische Verteilung der Chromosomen während der Meiose (Trennungsstörung oder Translokation). Je älter eine Frau ist, umso häufiger tritt diese Anomalie auf (Risiko: 1% bei einer 35-jährigen Schwangeren, 3% bei einer 40-jährigen Schwangeren). Mithilfe einer Fruchtwasseruntersuchung (Amniozenthese) kann die Trisomie 21 bereits vor der Geburt erkannt werden. Die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes ist retardiert.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Erarbeiten und Eingliedern von Reflexen
Bobath und Vojta
Frühförderung
Koordination, Gleichgewicht, auch mit Gedächtnisübungen verbinden (z.B. unterschiedlich gefärbte Bälle auf die Sprossenwand legen und den Farben Nummern oder Tiere zuordnen: »Hol mir mal den Vogel, das Pferd, die Nr. 4!«)
Sprachverbesserung und Zungenkoordination
z.B. Gummibärchen auf die Zunge legen, und die Zunge von rechts nach links bewegen
Koordinationsverbesserung, leichtere Umsetzung von verbalen Informationen in Bewegungsmuster, Körperwahrnehmung, Geschicklichkeit
PNF, Kletterwand, Pezziballübungen, Bewegungsbad, Trampolin
Gewichtsreduktion und Adipositasprophylaxe
Ausdauertraining
Haltung verbessern
Schultern: Retraktion erarbeiten, z.B. mit Theraband
Formen 4 Die motorische und geistige Retardierung kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Fragen beim Befund 4 Sind Organschäden diagnostiziert worden? → Diese müssen bei der Therapie berücksichtigt werden. 4 Nimmst Du, nehmen Sie Medikamente? → Aufschluss über Begleiterkrankungen
Untersuchung 4 4 4 4
Gleichgewicht testen Koordinationstests Beweglichkeit testen → Meist hypermobil Reflexe testen → Hinweise für motorische Retardierung des Säuglings 4 Neurologische Tests, z.B. Mirroring
Komplikationen 4 Trisomie 21 und andere Erkrankungen (eigentlicher Grund, warum diese Patienten im Erwachsenalter zur Therapie kommen) 4 Internistische Komorbidität: Leukämie
T
! Cave Das Motivieren der Patienten erfordert besonderes Geschick des Therapeuten. Es gilt: Nichts erzwingen, ggf. die Übung wechseln.
i Tip Mit kleinen Kindern begleitend zu den Übungen singen, viel sprechen, Rhythmus und Musik einbauen.
203 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Therapeutisches Klettern
. Abb. 2 Übungen mit dem Pezziball, Ziel: Koordination und Gleichgewicht
. Abb. 3 Entspannungsübung mit Gymnastikball unter dem Kreuzbein
. Abb. 4 Goldfisch zur Bewegungserfahrung und -schulung
. Abb. 5 Partnerübung mit dem Theraband
. Abb. 6 Der Therapeut schiebt den Pezziball in alle Richtungen, der Patient lässt sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen
. Abb. 7 Übungen mit Theraband
. Abb. 8 Trampolin
. Abb. 9 Bewegungsbad
T
204
Zustand nach Tumoroperation
Zustand nach Tumoroperation
Kategorie
Beschreibung
Was ist das?
N3
Auch weiter entfernte Lymphknoten sind betroffen
Zustand nach operativer Entfernung eines Tumors (Prostata-Ca, Magen-Ca, Bronchial-Ca, Ovarial-Ca). Die drei klassischen Säulen der Therapie maligner Tumore sind: 4 Operation, 4 Bestrahlung (Radiatio) und 4 Chemotherapie.
M0
Keine Metastasen vorhanden
M1
Metastasen sind vorhanden (häufig in Lunge, Knochen oder Leber)
Auch wenn sich in den letzten Jahren in der Chirurgie die minimal-invasiven Verfahren etabliert haben, kommt es in der Tumorchirurgie darauf an, den Tumor vollständig, mit all seinen Ausläufern, zu entfernen. Häufig müssen befallene regionale Lymphknoten mitentfernt werden (. Abb. 11). Bei der operativen Entfernung von Nodi lymphatici werden immer die mit den Lymphknoten verbundenen Lymphgefäße durchtrennt. Es besteht das Risiko der Ausbildung eines sekundären chronischen Lymphödems. Probleme in der postoperativen Phase können sich ergeben durch 4 die Immobilität, 4 die Thromboseneigung, 4 die Wundheilung, 4 Nebenwirkungen der Narkose, 4 lymphatische Stauungen und 4 hohe Anforderungen an das Immunsystem. Radiatio und Chemotherapie sind ebenfalls mit multiplen Problemen verbunden, u.a. mit einer hohen Sauerstoffradikalbildung im gesunden Gewebe, Fibrosierungen, hohen Anforderungen an den Stoffwechsel von Leber und Nieren sowie mit Zerstörung gesunder, sich schnell teilender Gewebe (Knochenmark, Schleimhäute des Verdauungstrakts, Haarwurzeln).
4 Wurden bei Ihnen Metastasen festgestellt? 4 Werden bei Ihnen regelmäßig Tumormarker kontrolliert? → Auskunft über aktuelle Existenz von Tumorgewebe 4 Vertragen Sie die Chemotherapie? In welchen Zeitabständen wurde die Chemotherapie durchgeführt? Ist eine neue Therapieserie geplant?
Untersuchung 4 Umfangmessungen (. Abb. 10) 4 Bewegunsausmaß des Schultergelenks nach Mamma-Ca 4 Inspektion und Palpation der Narbe oder des bestrahlten Gebiets
Komplikationen 4 Tumorrezidiv 4 Metastatische Streuung 4 OP- und tumorbedingte Thrombose und Embolie
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9, Abb. 12–17) Ziel
Therapie
Thromboseprophylaxe
Kompression und Bewegungstherapie
Formen
Pneumonieprophylaxe
Atemtherapie
jGenerelle Unterteilung solider maligner Tumoren 4 Karzinome, Sarkome, Lymphome und Melanome
Frühmobilisation
Gangschule unter Pulskontrolle
Entstauung bei Ödem
KPE
Beweglichkeitserweiterung nach Mamma-Ca
Dehnung des Recessus axillaris, Bewegungsbad, Manuelle Therapie
Psychoonkologische Betreuung
Entspannungstherapie, alternative Sportarten wie z.B. Schwimmen statt Mountainbike fahren
Stärkung des Immunsystems
Ausdauersportarten, Wechsel von Warm- und Kaltreizen, Nahrungssupplementation (z.B. Vitamin C)
jKlassifikation maligner Tumoren nach dem TNM-System
T
Fragen beim Befund
Kategorie
Beschreibung
T0
Kein Tumor nachweisbar
T1
Tumorgröße liegt unter 2 cm
T2
Tumorgröße liegt zwischen 2 und 5 cm
T3
Tumor ist größer als 5 cm
T4
Tumor ist größer als 5 cm, und benachbartes Gewebe ist ebenfalls tumorös
N0
Keine betroffenen Lymphknoten
N1+2
Nächstgelegene Lymphknoten sind betroffen, in unterschiedlicher Zahl
205 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Bronchial-Ca: Bauchatmung einstudieren
. Abb. 2 Bronchial-Ca: Hautfalte wegatmen
. Abb. 3 Bronchial-Ca: Vertieftes Einatmen bei Lateralflexion
. Abb. 4 Bronchial-Ca: Drehdehnlagerung
. Abb. 5 Bronchial-Ca: Zur Vertiefung der Einatmung gegen den Druck des Therapeuten einatmen
. Abb. 6 Bronchial-Ca: PNF zur Flankenöffnung, auch asymmetrisch
. Abb. 7 Pneumonieprophylaxe
. Abb. 8 KPE: Manuelle Lymphdrainage bei Entnahme der inguinalen Lymphknoten
. Abb. 9 Mamma-Ca: Hände werden auf dem Kopf abgelegt und von dort, soweit die Beweglichkeit es zulässt, angehoben
! Cave 4 Kenntnis über Metastasenfreiheit ist Voraussetzung bei Mobilisationen/Manipulationen und bei Manueller Lymphdrainage. 4 Bei Z.n. Operation eines Magen-Ca besteht die Gefahr des Dumping-Syndroms (Kollabieren des Patienten). Die Zeit zwischen Bewegungsübungen und letzter Mahlzeit soll mindestens 2 h betragen!
T
206
(Z.n.) Tumoroperation
Ödempass nach Entfernung der Leistenlymphknoten Wichtige Messpunkte
Datum eintragen (rechts)
Datum eintragen (links)
Datum eintragen (rechts)
Datum eintragen (links)
Datum eintragen (rechts)
Datum eintragen (links)
Fuß Knöchel (dünnste Stelle) 15 cm unterhalb des Gelenkspalts Patellaspitze Patellaoberkante 20 cm über dem Gelenkspalt Oberschenkelabschluss Wichtige Messpunkte
Fuß Knöchel (dünnste Stelle) 15 cm unterhalb des Gelenkspalts Patellaspitze Patellaoberkante 20 cm über dem Gelenkspalt Oberschenkelabschluss Wichtige Messpunkte
Fuß Knöchel (dünnste Stelle) 15 cm unterhalb des Gelenkspalts Patellaspitze Patellaoberkante 20 cm über dem Gelenkspalt Oberschenkelabschluss
T
. Abb. 10 Messpunkte nach Entfernung der Leistenlymphknoten
207 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 11 Das Lymphsystem mit seinen 4 Quadranten, den wichtigsten Lymphwegen und einigen Gruppen von Lymphknoten
. Abb. 12 In der ca. 25-tägigen Entstauungsphase mit täglich ML ist wegen der Volumenabnahme ein Strumpf nicht sinnvoll. Wickeln durch den Lymphtherapeuten ist erforderlich
. Abb. 13 Pumpgriff am Unterschenkel (Schubphase)
. Abb. 14 Schöpfgriff am Unterschenkel
. Abb. 15 Bauchbehandlung als fester Bestandteil jeder Lymphdrainage
. Abb. 16 An der medialen Seite des Knies konzentrieren sich ca. 80% der Lymphabstöme des Fußes und des Unterschenkels
. Abb. 17 Bearbeitung der poplitealen Lymphknotenstation
T
208
Ulnarisläsion
Ulnarisläsion
Untersuchung
Was ist das?
4 4 4 4 4 4
Läsion des N. ulnaris. Die mechanische Behinderung des Nervs kann vor allem im Canalis n. ulnaris des Handgelenks oder in der Nähe des Ellenbogengelenks am Epicondylus humeri medialis verursacht werden. Die Ulnarisläsion, auch Ulnarisparese genannt, zeigt dann typische Symptome: 4 verminderte Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), 4 sog. Krallenhand, 4 motorische Schwäche bzw. kompletter Ausfall der vom N. ulnaris innervierten Muskeln, 4 Schmerzen am Hand- und/oder Ellenbogengelenk.
Vor allem nachts kann es zu Parästhesien von Digitus minimus und Anularius (Ringfinger), an der kleinfingerseitigen Handkante sowie an der ulnaren Seite der Kubitalregion kommen. Bei einer signifikanten Verminderung der NLG ist i.d.R. die operative Therapie zwecks Beseitigung einer Enge, Überdehnung oder anderweitigen mechanischen Läsion indiziert (z.B. Ulnarisverlagerung am Epicondylus humeri medialis).
MFP der oben genannten Muskeln Hoffmann-Tinel-Zeichen? Krallenhand (. Abb. 1, . Abb. 2)? Hypothenar im Seitenvergleich prüfen Sensibilitätstestung Beurteilung der Trophik
Komplikationen 4 4 4 4
Schmerzen Störungen der Durchblutung und Trophik Parästhesien Vegetative Dysfunktion
Ziel/Therapieinhalte (. Abb. 3–Abb. 9) Ziel
Therapie
Koordination
PNF, mit der Daumenspitze jeweils nacheinander die anderen Fingerspitzen berühren und kurz halten, Geschwindigkeit steigern
jNach Symptomatologie 4 Motorische Ausfälle von M. flexor carpi ulnaris (C7-C8), M. flexor digitorum profundus (C7-Th1), M. opponens digiti minimi (C8-Th1), M. palmaris brevis (C8-Th1), M. abductor digiti minimi (C8-Th1), M. flexor pollicis brevis (Caput profundum C8-Th1), M. adductor pollicis (C8-Th1), M. flexor digiti minimi (C8-Th1), Mm. lumbricales III et IV (C8-Th1), Mm. interossei dorsales I-IV (C8-Th1), Mm. interossei palmares I-III (C8-Th1) 4 Sensorische Ausfälle 4 Kombinierte sensorische und motorische Ausfälle
Kraftaufbau
Aktive Übungen mit Bällen, Therapieknete, Seilzug, Hanteln; Faust schließen und öffnen, Finger spreizen und zusammenführen, Schwimmen (bewusst Finger zusammenhalten), Bewegungsbad
Wiederherstellung der für den Alltag erforderlichen Funktionen
Fingerübungen (z.B. Flexator, Igelball), Flasche öffnen und schließen, Gegenstände greifen, Schreiben auf Tastatur
jNach Lokalisation/Mechanismus der Schädigung 4 Ulnarisläsion durch Druck und Überlastung 4 Ulnarisläsion durch Schnittverletzung 4 Distales Kompressionssyndrom des N. ulnaris in der Loge de Guyon 4 Ulnarissyndrom in der Hohlhand 4 Ulnarisreizung bei Golfer-Ellenbogen (Epicondylitis humeri ulnaris) 4 Spätläsion des N. ulnaris nach kindlicher Radiusköpfchenfraktur (7 Kap. Radiusfraktur) mit radialer Wachstumshemmung
Verbesserung von Trophik und Sensibilität
Elektrotherapie, Warm-KaltReize, Nervenmobilisation, Wahrnehmungsschulung mit Steinen, Sand, Tüchern, Watte, Bürsten; posttraumatische bzw. postoperative Narbenbehandlung, entstauende Maßnahmen wie Manuelle Lymphdrainage
Formen
U
Fragen beim Befund 4 Beschreiben Sie den Schädigungshergang! 4 Haben Sie als Kind eine distale Radiusfraktur (mit Radiusköpfchenfraktur) erlitten? 4 Haben Sie Beschwerden im Hand- oder Ellenbogenbereich?
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_20, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
209 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Typische Krallenhand: Ansicht von dorsal
. Abb. 2 Typische Krallenhand: Ansicht von palmar
. Abb. 3 Training der Mm. interossei dorsales I und III
. Abb. 4 Eigenübung für Mm. interossei dorsales I und III
. Abb. 5 Training der Mm. interossei dorsales II und IV
. Abb. 6 Eigenübung für Mm. interossei dorsales II und IV
. Abb. 7 M. opponens digiti minimi
. Abb. 8 Training des M. adductor digiti minimi
. Abb. 9 Koordinationsübungen mit Klangkugeln
U
210
Venenerkrankungen der Beine
Venenerkrankungen der Beine Was ist das? Phlebologische Erkrankungen. Dazu zählen:
4 Varikosis (Krampfaderleiden), 4 Thrombophlebitis, 4 tiefe Beinvenenthrombose (mit Risiko der Lungenembolie) und 4 postthrombotisches Syndrom (Zustand nach durchgemachter Phlebothrombose). Einzubeziehen ist auch die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI). Eine Anfälligkeit für Venenerkrankungen besteht bei Menschen, die lange Zeit stehen müssen (Bäcker, Stahlarbeiter, OP-Schwester, Zahnarzthelferin), Patienten mit Bindegewebsschwäche, bei langer Immobilisation (z.B. Bettlägerigkeit), nach Operationen (7 Kap. Postoperative Zustände) oder großen Blutungen sowie bei starken Rauchern. Die Varikosis hat manchmal auch einen genetischen Hintergrund. Hauptursache der Entstehung von Varizen aber ist die Dysfunktion der Venenklappen durch Traumata oder Entzündungen.
Untersuchung 4 Kalte/warme Füße, Beine? 4 Umfangmessungen 4 DD: Pulse messen oder Abhören der Arterien mittels Dopplersonographie
Komplikationen 4 Ulcus cruris (offenes Bein) 4 Lungenembolie 4 Starke Blutungen, wenn Krampfadern platzen
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 1–Abb. 9) Ziel
Therapie
Formen
Venösen Abtransport verbessern
Wadenpumpe anregen, Güsse
4 4 4 4
Nach OP: Neubildung von Varizen verhindern
Radfahren, Wandern
Postoperative Thromboseprophylaxe
Kompression, Bewegungstherapie
Verhinderung eines Ödems
KPE (Manuelle Lymphdrainage, Kompression, Krankengymnastik und Hautpflege)
Verbesserung der Verund Entsorgung bei Ulcus cruris und postthrombotischem Syndrom
Manuelle Lymphdrainage, Kompression, Bewegungstherapie, CO2-Bäder
4
4
4
4
Varizen V. saphena magna-Varizen V. saphena parva-Varizen Besenreiser Thrombophlebitis: Durch Entzündungen (evtl. auch posttraumatisch, z.B. durch Kanülen), Schwangerschaft, Tumoren, Insektenstiche; alle Entzündungszeichen treten auf. Phlebothrombose: Durch einen hohen Blutverlust bei OP bildet sich ein Thrombus in einer tiefen Beinvene (auch die Pilleneinnahme erhöht das Risiko einer Phlebothrombose). Dieser kann zur Lungenembolie führen, deshalb unbedingt Thromboseprophylaxe durchführen! Postthrombotisches Syndrom: Haut und Unterhaut sind verhärtet, leicht bräunlich gefärbt; die gesamte Trophik hat sich nie normalisiert, die Entsorgung des Gewebes bleibt permanent gestört. Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI): Stauungszeichen aufgrund verminderten venösen Abstroms mit Neigung zum Lymphödem Wichtig Die drei Säulen der Thrombose- und Embolieprophylaxe sind: 4 Bewegung, 4 Kompression und 4 Antikoagulation.
V
4 Haben Sie eine stehende Tätigkeit? 4 Tragen Sie Stützstrümpfe? 4 Hatten Sie bereits Entzündungen im Beinbereich, z.B. Thrombophlebitis, Erysipel? 4 Nehmen Sie die Pille oder andere Hormonpräparate?
Fragen beim Befund 4 Jucken Ihre Beine? 4 Haben Sie sonstige Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Wichtig 4 Wichtig ist, dass keine weiteren Klappen beschädigt werden, z.B. durch Friktionen. Bürstungen nur in Herzrichtung durchführen, und nur sehr sanft! 4 Bei Thrombophlebitis aktive Bewegung der Beine! 4 Bei Phlebothrombose Ruhigstellung der Beine (Emboliegefahr)!
! Cave 4 Es sollen alle Sportarten vermieden werden, die zu einer weiteren Aussackung der Venen führen. Dazu gehören Joggen, Trampolinspringen und StepAerobic. 4 Wärmeanwendungen sind bei Thrombophlebitis, Varikosis und Phlebothrombose kontraindiziert!
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_21, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
211 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Die alten klassischen Verfahren der Kneipp-Therapie haben nichts von ihrer Wirksamkeit eingebüßt: z. B. kalte Güsse
. Abb. 2 Wassertreten: Auch heute gehören kalte Güsse und Wassertreten zu den effektivsten Formen des Gefäßtrainings
. Abb. 3 Kompression mit Zehenmullbinden, Schlauchverband, Polsterwatte und mehreren Kurzzugbinden verschiedener Breite
. Abb. 4 Wichtig für die Kompression ist, dass sie von einem zertifizierten Lymphdrainagetherapeuten angelegt wird, da hierfür umfangreiche Spezialkenntnisse nötig sind
. Abb. 5 Nur dann ist gewährleistet, dass optimaler Druck, optimaler Pumpeffekt und Rutschfestigkeit z.B. am Knie gesichert sind
. Abb. 6 Zu jeder Kompression gehört ein Bewegungsprogramm
. Abb. 7 Fachmännisches Behandeln beinhaltet die richtige Sequenz: Entstauungsphase über ca. drei Wochen mit morgendlicher MLD und nachfolgender Bindenkompression, Erhaltungsphase mit 1-2 MLD pro Woche und nachfolgender Strumpfkompression
. Abb. 8 Thromboseprophylaxe: Wadenpumpe anregen
. Abb. 9 Fahrradfahren (mit Kompression empfohlen)
V
212
Vordere Kreuzbandruptur
Vordere Kreuzbandruptur
Untersuchung
Was ist das?
4 Bewegungsausmaß im erlaubten Bewegungsbereich testen, Patellabeweglichkeit 4 Umfangmessungen, besonders am Oberschenkel → M. quadriceps femoris atrophiert in der Anfangszeit nach einer OP 4 Ganganalyse zu Beginn mit Stützen, bei Vollbelastung ohne Stützen
Teil- oder kompletter Riss des vorderen Kreuzbands. Durch
übermäßige Rotation von Ober- gegen Unterschenkel wird das Kreuzband so stark gedehnt, dass es an- oder komplett reißt. Diese Verletzung tritt meist bei Sportlern auf.
Formen Komplikationen 4 Kreuzband angerissen 4 Kreuzband komplett gerissen 4 Operative (Semitendinosusplastik, Grazilisplastik, Patellasehnenplastik) oder konservative Behandlung
Fragen beim Befund 4 Wobei ist das passiert (z.B. beim Fußball spielen oder Skifahren)? 4 Gibt es Anweisungen vom Arzt? → Der Nachbehandlungsplan variiert je nach OP-Methode. Auch bei konservativer Behandlung ist i.d.R. die Knieflexion für mindestens 8 Wochen auf 90° limitiert.
4 Der Meniskus (7 Kap. Meniskusläsion) und evtl. das Lig. collaterale mediale sind beschädigt (Unhappy Triad). 4 Beachte: In den ersten 6 Wochen nach einer Meniskusnaht keine Sprünge und Drehbewegungen im Knie mit vollem Körpergewicht! 4 Länger andauernde Schwellungen und/oder Infektion 4 Knorpelschäden
Ziele/Behandlungsplan (. Abb. 1–Abb. 9) 4 Von Beginn an BGM Verklebungen verhindern 4 Intensität und Ausgangsstellung (z.B. RL oder Stand) sind abhängig vom Kniezustand → Soll reizfrei sein
jMöglicher Nachbehandlungsplan nach Semitendinosus- und Grazilisplastik (ohne Meniskus-OP)
V
Woche 1
Woche 2
Woche 3
Woche 4
Schwerpunktziele
Abschwellung
Abschwellung
Lokales Ausdauertraining
Gangschule
Belastung
20 kg
20 kg
Halbes KG
VB
Bewegungslimit
schmerzabhängig
40°
40°
90°
Hausaufgabenprogramm
3-mal/Tag Übungen für Knieextension in RL
3-mal/Tag wie in 1. Woche
3-mal/Tag auch im Stand (halbes KG)
3-mal/Tag auch Gangübungen
PNF
RL
RL
Halbsitz
Stand
Gerätetraining
Pezziball gegen die Wand stemmen
Wie 1. Woche
Theraband
Beinpresse
Woche 5
Woche 6
Woche 7
Woche 8
Schwerpunktziele
Stabilität und Beweglichkeit
Stabilität, Koordination, Beweglichkeit
Koordination und Mobilisation
Koordination und Mobilisation
Belastung
VB
VB
VB
VB
Bewegungslimit
100°
110°
Hausaufgabenprogramm
3-mal/Tag auch Gang3-mal/Tag z.B. übungen ohne Stützen auch Kniebeugen und Übungen für Flexion einbeinig
PNF
Stand mit Seilzug und instabilen Unterlagen
Gerätetraining
Beinpresse, Crosstrainer
Beinpresse, Laufband
120°
Kein Limit
3-mal/Tag
3-mal/Tag
Gerätetraining
Gerätetraining
213 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Die Orthese wird in der Therapie immer abgelegt. Nachts wird die Schiene auf 0° umgestellt, tagsüber soll der Patient das freigegebene Bewegungsausmaß beüben
. Abb. 2 Erarbeiten der Extension aus BL (Hausaufgabe: Liegen an der Bettkante oder auf dem Tisch, an dem operierten Bein hängen ca. 0-2 kg)
. Abb. 3 Hausaufgabe zur Verbesserung der Flexion: Erst aktiv anbeugen, dann mit dem Gurt passiv bis zur Schmerzgrenze nachziehen. Keine aktive Anspannung in die Streckung, sonst vordere Schublade
. Abb. 4 Traktionstechnik bei gleichzeitiger Druckausübung auf die Oberschenkelrückseite, zunehmend Extension im Knie einstellen
. Abb. 5 Kräftigungsübung, auch als Hausaufgabe (bereits bei 90° erlaubtem Bewegungslimit und halbem Körpergewicht)
. Abb. 6 Koordination auf dem Trampolin
. Abb. 7. Operiertes Bein steht auf einem mit einer gerollten Matte unterlagerten Brett
. Abb. 8 Stabilisationstraining, wobei an beiden Beinen Manschetten (ca. 2 kg) befestigt sind, so dass die Übungen mit häufigeren Beinwechseln kombiniert werden können
. Abb. 9 Beinachsentraining auf dem Physiomaten
! Cave 4 In geschlossener Kette arbeiten: Die Belastung für das Kreuzband ist geringer, und die vordere Schublade wird vermieden. 4 Handelt es sich nicht um einen Akutfall, ist es ratsam, vor der OP den M. quadriceps femoris aufzutrainieren, um dessen Volumenverlust nach einer OP gering zu halten.
V
214
Weber A-, B- und C-Fraktur
Weber A-, B- und C-Fraktur
Komplikationen
Was ist das?
4 Ist das Syndesmoseband gerissen, wird das gesamte OSG instabil. 4 Wurde das Syndesmoseband operativ fixiert, besteht die Gefahr eines Rezidivs. Ein Band braucht 300 Tage, bis es vollständig durchbaut ist. 4 Drucknekrose 4 Osteomyelitis 4 Pseudarthrose 4 Arthrose
Frakturen der distalen Fibula. Diese Sprunggelenkfrakturen treten auf, wenn der Fuß fixiert bleibt und der Unterschenkel gedreht wird. Gleichzeitig luxiert das obere Sprunggelenk, deshalb wird die Kombination auch Luxationsfraktur genannt. Selbst einfache Stürze können solche Frakturen hervorrufen.
Formen 4 Weber A: Fraktur des Malleolus lateralis unterhalb des Syndesmosebands (konservative Therapie); die Syndesmose ist hier intakt. 4 Weber B: Fraktur des Malleolus lateralis in Höhe der Syndesmose; die Syndesmose ist häufig verletzt (. Abb. 1). 4 Weber C: Fibula frakturiert über dem Syndesmoseband; Syndesmoseband und Membrana interossea sind immer verletzt.
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Entstauung
KPE, Hochlagerung
Thromboseprophylaxe
Aktives Bewegen und Kompression
Erhalt der Muskulatur bei 20-kg-Teilbelastung
der proximalen Fibula mit Riss von Syndesmoseband, Membrana interossea und evtl. Lig. deltoideum, z.T. begleitend ein knöcherner, dreieckiger Ausriss der Tibiahinterkante (Volkmann-Dreieck) 4 Bimalleoläre Fraktur: Auch der Innenknöchel ist frakturiert. 4 Trimalleoläre Fraktur: Beide Malleolen und das Volkmann-Dreieck sind betroffen.
Bewegungsbad, Pezziball gegen die Wand drücken (vorher mit Waage an der Wand üben, wie stark man bei 20 kg einstemmen kann), isometrische Spannungsübungen
Optimale Frakturheilung, Anregung der Osteo- und Chondroblasten
Dosierter Druck (wenn erlaubt) auf den Unterschenkel und das gesamte Bein (Patient ermutigen, 20 kg zu belasten und nicht weniger), Walkungen aus BL, SRT (bei Teilbelastung im Sitz)
Fragen beim Befund
Wiederherstellung des Bewegungsausmaßes
Aktives Bewegen im schmerzfreien Bewegungsausmaß, bei Vollbelastung: Manuelle Therapie, Dehnung
Koordination/ Gleichgewicht erbessern
Kreisel, Airex-Matte, Wippe, aus RL Pezziball gegen die Wand drücken und Gesäß anheben, Beinachsentraining
Physiologisches Gangbild erarbeiten
Gangschule, Laufband (bei Teilbelastung mit Unterarmstützen am Laufband), Aquajogging, Triggerpunkttherapie
Muskelaufbau
MTT
Sonderformen 4 Hohe Weber-C-Fraktur (Maisonneuve-Fraktur): Fraktur
4 4 4 4
Wie ist es passiert? Wann ist es passiert? Hat man Ihnen eine Stellschraube eingebaut? Wurden die Außen- oder/und Innenbänder beschädigt und/oder operiert?
Untersuchung 4 Umfangmessungen, Ödem 4 Bewegungsausmaß testen 4 Hämatom, Wärme?
! Cave Bei einer Feststellschraube darf nur eingeschränkt Supination und fast keine Dorsalextension ausgeführt werden, da der Talus die Malleolengabel weitet und die Schraube gelockert werden kann!
W
! Cave Erst nach erfolgter Röntgenkontrolle darf voll (also ohne Orthese) belastet werden!
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_22, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
215 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Osteosynthese nach Weber-BFraktur
. Abb. 2 PNF bei Teilbelastung im Sitz (Tipp: Statt Airex-Matte einfach Waage unter den Fuß stellen)
. Abb. 3 Manuelle Lymphdrainage und Kompression
. Abb. 4 Ballgymnastik zur Mobilisierung des Sprunggelenks, bereits bei Teilbelastung möglich
. Abb. 5 Manuelle Therapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit
. Abb. 6 Flurprogramm: Die Übung wird über die Länge des Flurs durchgeführt, hier Standbeintraining bei Vollbelastung
. Abb. 7 Flurprogramm: Große Schrittstellung, hinteres Knie berührt fast den Boden, nächster großer Schritt usw.
. Abb. 8 Flurprogramm: In Schrittstellung die vordere Ferse anheben, nächster großer Schritt usw.
. Abb. 9 Flurprogramm: Hier gleichzeitiges Standbein- und Gleichgewichtstraining
W
216
Wirbelkörperfraktur
Wirbelkörperfraktur
Komplikationen
Was ist das?
4 Einengung des Rückenmarks durch verschobene Fragmente 4 Nervale Ausfälle 4 Nervenwurzelreizung durch Enge 4 Evtl. Querschnittslähmung (7 Kap. Querschnittslähmung) 4 Densfraktur: Beachte: Besondere Vorsicht, da Gefahr von hoher Querschnitt- und N. vagus-Lähmung, Lebensgefahr!
Verletzung des Wirbelkörpers (. Abb. 1) durch knöchernen Einriss (Fissur), Abriss oder Wirbelkörpereinbrüche.
Formen jEinteilung nach dem frakturauslösenden Mechanismus 4 Kompressionsfrakturen 4 Distraktionsverletzungen 4 Rotationsverletzungen 4 Wirbelfrakturen aufgrund von Osteoporose oder Tumor jEinteilung nach der Lage der Frakturlinien 4 Vordere Säule (WK-Vorderkante, Lig. longitudinale anterius, vorderer Anteil des Anulus fibrosus) 4 Mittlere Säule (hintere WK-Hälfte, Lig. longitudinale posterius, hinterer Anteil des Anulus fibrosus, Pedikulus) 4 Hintere Säule (hinterer Anteil des Arcus [Lamina], Lig. flavum, Ligg. interspinalia und supraspinale) jEinteilung bei signifikanter Einengung des Wirbelkanals Schweregrad
Beschreibung
0
Keine Einengung des Spinalkanals
1
Einengung bis zu einem Drittel
2
Einengung bis zu zwei Drittel
3
Einengung um mehr als zwei Drittel
Fragen beim Befund 4 Haben Sie Kribbeln in den Extremitäten oder eine ungewöhnliche Schwäche bei sich festgestellt? 4 Haben Sie Rückenschmerzen? 4 Haben Sie bereits rückengerechtes Aufstehen, Tragen und Sitzen gelernt?
Untersuchung
W
4 Ausschluss von Wirbelfrakturen → Wenn Arzt Röntgenkontrolle für nicht erforderlich hielt oder auf dem Röntgenbild keine erkennbare Fraktur vorhanden war, soll der Patient (mit Rückenschmerzen nach einem Sturz) eine resistive Lateralflexion im Stand und eine resistive Rotation im Sitzen durchführen. 4 Beweglichkeitsüberprüfung (nach ärztlicher Freigabe) 4 Sensibilitätstests im dazugehörigen Dermatom 4 MFP der Rumpfmuskulatur und der dazugehörigen Extremitätenmuskeln
Ziele/Therapieinhalte (. Abb. 2–Abb. 9) Ziel
Therapie
Erhalt der Muskulatur trotz eingeschränkter Mobilität in der Anfangsphase
Isometrische Spannungsübungen, Brunkow
Unterstützung der Heilung, Schmerzlinderung
Mehrdurchblutung (Fango), Infrarotbestrahlung
Verbesserung der durch Kompression des Spinalnerven entstandenen Funktionsstörungen in den Extremitäten
PNF, Schrittstellung mit Absenken des hinteren Knies bis zum Boden (Aufheben eines Gegenstands), Seilzugübungen, Theraband, FBL
Verhinderung von Verklebungen
Nervenmobilisation, Narbenmobilisation nach OP
Mobilisierung der angrenzenden Facettengelenke (bei stabilem konservativ versorgten Wirbel nach frühestens 6 Wochen)
Manuelle Therapie nach Mulligan
Muskelaufbau
Rückenstabilisation, MTT, Kletterwand
! Cave Die ärztlichen Anweisungen sind genau zu beachten (Gefahr der Querschnittslähmung)!
217 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Aufbau eines Wirbels: Pedikulus, Lamina (Pedikulus und Lamina bilden zusammen den Arcus), Foramen vertebrale, Proc. transversus, Proc. spinosus, Procc. articulares superior et inferior
. Abb. 2 Bewegungsbad: Training zu Anfang unter entlasteten Bedingungen
. Abb. 3 Nervenmobilisation: ASTE, bei Frakturen in der LWS
. Abb. 4 Nervenmobilisation: ESTE, bei Frakturen in der LWS
. Abb. 5 Schrittstellung zwischen zwei Stühlen, bei Frakturen in der LWS mit einseitiger muskulärer Schwäche im Bein
. Abb. 6 Seilzugübungen, kombiniert mit PNF (hier: obere Extremität), frühestens 6 Wochen nach Frakturdatum
. Abb. 7 Konservative Therapie: Manuelle Therapie nach Mulligan nach kompletter Ausheilung der Fraktur und erfolgter Röntgenkontrolle (ärztliche Anweisungen beachten)
. Abb. 8 Übung für zu Hause: LWS und Hinterkopf an die Wand drücken, dann ein Bein anheben
. Abb. 9 Theraband: Übung aus dem VFST (mit PNF-Bewegungen möglich)
W
208
Ulnarisläsion
Ulnarisläsion
Untersuchung
Was ist das?
4 4 4 4 4 4
Läsion des N. ulnaris. Die mechanische Behinderung des Nervs kann vor allem im Canalis n. ulnaris des Handgelenks oder in der Nähe des Ellenbogengelenks am Epicondylus humeri medialis verursacht werden. Die Ulnarisläsion, auch Ulnarisparese genannt, zeigt dann typische Symptome: 4 verminderte Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), 4 sog. Krallenhand, 4 motorische Schwäche bzw. kompletter Ausfall der vom N. ulnaris innervierten Muskeln, 4 Schmerzen am Hand- und/oder Ellenbogengelenk.
Vor allem nachts kann es zu Parästhesien von Digitus minimus und Anularius (Ringfinger), an der kleinfingerseitigen Handkante sowie an der ulnaren Seite der Kubitalregion kommen. Bei einer signifikanten Verminderung der NLG ist i.d.R. die operative Therapie zwecks Beseitigung einer Enge, Überdehnung oder anderweitigen mechanischen Läsion indiziert (z.B. Ulnarisverlagerung am Epicondylus humeri medialis).
MFP der oben genannten Muskeln Hoffmann-Tinel-Zeichen? Krallenhand (. Abb. 1, . Abb. 2)? Hypothenar im Seitenvergleich prüfen Sensibilitätstestung Beurteilung der Trophik
Komplikationen 4 4 4 4
Schmerzen Störungen der Durchblutung und Trophik Parästhesien Vegetative Dysfunktion
Ziel/Therapieinhalte (. Abb. 3–Abb. 9) Ziel
Therapie
Koordination
PNF, mit der Daumenspitze jeweils nacheinander die anderen Fingerspitzen berühren und kurz halten, Geschwindigkeit steigern
jNach Symptomatologie 4 Motorische Ausfälle von M. flexor carpi ulnaris (C7-C8), M. flexor digitorum profundus (C7-Th1), M. opponens digiti minimi (C8-Th1), M. palmaris brevis (C8-Th1), M. abductor digiti minimi (C8-Th1), M. flexor pollicis brevis (Caput profundum C8-Th1), M. adductor pollicis (C8-Th1), M. flexor digiti minimi (C8-Th1), Mm. lumbricales III et IV (C8-Th1), Mm. interossei dorsales I-IV (C8-Th1), Mm. interossei palmares I-III (C8-Th1) 4 Sensorische Ausfälle 4 Kombinierte sensorische und motorische Ausfälle
Kraftaufbau
Aktive Übungen mit Bällen, Therapieknete, Seilzug, Hanteln; Faust schließen und öffnen, Finger spreizen und zusammenführen, Schwimmen (bewusst Finger zusammenhalten), Bewegungsbad
Wiederherstellung der für den Alltag erforderlichen Funktionen
Fingerübungen (z.B. Flexator, Igelball), Flasche öffnen und schließen, Gegenstände greifen, Schreiben auf Tastatur
jNach Lokalisation/Mechanismus der Schädigung 4 Ulnarisläsion durch Druck und Überlastung 4 Ulnarisläsion durch Schnittverletzung 4 Distales Kompressionssyndrom des N. ulnaris in der Loge de Guyon 4 Ulnarissyndrom in der Hohlhand 4 Ulnarisreizung bei Golfer-Ellenbogen (Epicondylitis humeri ulnaris) 4 Spätläsion des N. ulnaris nach kindlicher Radiusköpfchenfraktur (7 Kap. Radiusfraktur) mit radialer Wachstumshemmung
Verbesserung von Trophik und Sensibilität
Elektrotherapie, Warm-KaltReize, Nervenmobilisation, Wahrnehmungsschulung mit Steinen, Sand, Tüchern, Watte, Bürsten; posttraumatische bzw. postoperative Narbenbehandlung, entstauende Maßnahmen wie Manuelle Lymphdrainage
Formen
U
Fragen beim Befund 4 Beschreiben Sie den Schädigungshergang! 4 Haben Sie als Kind eine distale Radiusfraktur (mit Radiusköpfchenfraktur) erlitten? 4 Haben Sie Beschwerden im Hand- oder Ellenbogenbereich?
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0_20, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
209 Behandlungsideen nach Krankheitsverlauf
. Abb. 1 Typische Krallenhand: Ansicht von dorsal
. Abb. 2 Typische Krallenhand: Ansicht von palmar
. Abb. 3 Training der Mm. interossei dorsales I und III
. Abb. 4 Eigenübung für Mm. interossei dorsales I und III
. Abb. 5 Training der Mm. interossei dorsales II und IV
. Abb. 6 Eigenübung für Mm. interossei dorsales II und IV
. Abb. 7 M. opponens digiti minimi
. Abb. 8 Training des M. adductor digiti minimi
. Abb. 9 Koordinationsübungen mit Klangkugeln
U
B
Anhang Glossar Literatur
– 220 – 227
Stichwortverzeichnis
– 237
C. Mayer, W. Siems, 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-17267-0, © Springer Medizin Verlag Heidelberg 2011
220
Anhang
Glossar A Abhärtung Wiederholte Exposition gegenüber natürlichen
Reizen, mit der Folge einer Steigerung der physischen Leistungsfähigkeit und Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten; damit führt Abhärtung zu einer höheren gesundheitlichen Stabilität und Leistungsfähigkeit insgesamt und nicht nur zu einer geringeren Häufigkeit gegenüber Infekten der oberen Luftwege
oder Falithrom (fangen Vitamin K und bremsen so die Gerinnungskaskade an den vier Stellen, wo Vitamin K benötigt wird); Antikoagulantien werden in der Bevölkerung fälschlicherweise als »Blutverdünner« bezeichnet, was inhaltlich falsch ist, aber verständlich machen kann, dass das Blut bei ihrer Anwendung besser fließt Antiphlogistika Antientzündliche Medikamente, z.B. Volta-
ren, Ibuprofen, Kamille Aktin Fibrilläres (fadenförmigen) Muskeleiweiß; ist eigent-
lich ein globuläres Monomer, doch viele Aktinmonomere fügen sich fadenförmig als Polymer zusammen, dieses Polymer ist dann am Z-Streifen des Sarkomers befestigt; ist dünner als Myosin, ein anderes wichtiges fibrilläres Muskeleiweiß; das Aktinpolymer besitzt Andockstellen für die Myosinköpfchen der Myosinfilamente, Aktin und Myosin gleiten aneinander vorbei (Gleitfilamenttheorie als elementare Basis für die Muskelkontraktion und Muskelarbeit) Adaptation Anpassung an eine neue Situation; Adaptationen
der Zellen an veränderte Bedingungen können mit einer gesteigerten oder auch herabgesetzten Funktion einhergehen; die Adaptation des Gesamtorganismus an neue Bedingungen kann durch gezielte verträgliche/milde Exposition gegenüber Reizen trainiert werden (s.a. Abhärtung) Analgetika Schmerzmittel, z.B. Tramal, Novalgin, Morphium Aneurysma Aufweitung eines arteriellen Gefäßes, mit der Gefahr der Ruptur des Aneurysmas mit konsekutiv innerer, z.T. je nach Lokalisation des Aneurysmas, lebensbedrohlicher Blutung Ankylose Natürliche Versteifung eines Gelenks Antibiotikum Medikament zur Hemmung der Zellteilung von Bakterien; wird bei bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt Antidiabetika Medikamente gegen einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), z.B. Metformin, Glibenclamid Antihypertonika Medikamente gegen zu hohen Blutdruck (arteriellen Hypertonus), z.B. Beta-Blocker, Diuretika, alpha-1Rezeptor-Hemmer, Kalziumantagonisten Antikoagulantien Medikamente zur Verringerung der Ge-
rinnsel- (Koagel-)bildung; dazu gehören die sog. Thrombozyten-Aggregations-Hemmer wie Aspirin (ASS, Azetylsalizylsäure), die Heparine als Prothrombin-Hemmer (hemmen die Umwandlung von Prothrombin in Thrombin und bremsen so die Gerinnungskaskade) und die Coumarine wie Marcumar
Antitussivum Medikament zur Unterdrückung von Hustenreiz und Husten, z.B. Kodein Anulus fibrosus Äußere Schichten einer Bandscheibe (Discus
intervertebralis); umhüllen den Nucleus pulposus; beschrieben werden 10-20 Lamellen, deren Hauptkollagenrichtung sich von innen (vertikale Anordnung) nach außen (vorrangig horizontale Anordnung) ändert, mit dem Ergebnis einer extremen Festigkeitszunahme des Anulus (Rings); bei Überlastung der Bandscheibe werden die Lamellen des Anulus fibrosus von innen nach außen rupturiert; prinzipiell ist die Regeneration zerrissener Lamellen möglich, allerdings erst innerhalb von Wochen bis Monaten (Geschwindigkeit der Kollagenbildung) Aplasie Fehlende Ausbildung eines Organs, obgleich die Anlage vorhanden ist; Ersatz der fehlenden Gewebe- und Organsubstanz durch Binde-/Fettgewebe Apoplex Schlag, Schlaganfall, auch apoplektischer Insult Apoptose Bezeichnet als eine Form des Untergangs von Zellen den programmierten Zelltod; verschiedene Signale können die Apoptose auslösen, oft (oder immer) im Interesse des Gesamtorganismus Arteriosklerotischer Plaque Ansammlung von Fetten (Lipi-
den) und Kalzium an den Innenwänden arterieller Blutgefäße; es kommt nicht nur zu einer Anlagerung an die Innenwand (Tunica interna) und damit zu einer zunehmenden Gefäßverengung, sondern auch zu einem gewissen »Einwachsen« und zu Entzündungsreaktionen Arthrodese Künstliche (iatrogene) Versteifung eines Ge-
lenks Arthrose Degeneration eines Gelenks, wobei es durch Über-/ Fehlbelastung, endogene Faktoren etc. zu einem progredienten Schaden/Verschleiß des Gelenkknorpels kommt; radiologische Zeichen einer Arthrose sind Hypersklerosierung (vermehrte Apatiteinlagerung in Überlastungszonen), verminderter Gelenkspalt (Osteochondrose), Osteophytenbildung und letztlich Ankylosezeichen
221 Glossar
Arthroskopie Inspektion eines Gelenkbinnenraums zu diag-
nostischen und/oder therapeutischen Zwecken Ataxie Störung der Koordination von Bewegungsabläufen; Zeichen einer Ataxie können Störungen der Okulomotorik (Bewegung der Augäpfel), Dysarthrie (pathologische Gelenkbeweglichkeit), Intentionstremor, Stand-, Gang- und Rumpfbeweglichkeitsstörungen sein, auch eine gestörte Diadochokinese
mit geringerem Lipidanteil und höherem Proteinanteil, bei schlechter Einwicklung von LDL (»low-density lipoproteins«) mit hohem Lipidanteil und niedrigerem Proteinanteil; die LDL tragen zur Arterioskleroseentstehung bei, ein hoher HDL-/LDL-Quotient ist prognostisch günstig Bulbärparalyse Neurologische Störungen, die durch bilaterale
Schädigung motorischer Hirnnervenkerne in der Medulla oblongata entstehen; kausal können Blutungen, Embolien, genetische Veränderungen, degenerative Veränderungen etc. sein
Atrophie Verkleinerung von Geweben oder Organen; bei
einer Atrophie kann kausal eine Zellgrößen- und/oder Zellzahlverminderung vorliegen; einfache Atrophie: Zellverkleinerung durch Hemmung des Zellstoffwechsels, numerische Atrophie: Verkleinerung eines Gewebes oder Organs mit/ durch Zellzahlverminderung, diese kann auch im Alterungsprozess eines Organismus auftreten; eine pathologische Atrophie kann durch Inaktivität, Druck, lokale Mangeldurchblutung auftreten Autoaggressionskrankheit Angriff auf körpereigene Strukturen, die nur geringfügig modifiziert sind; das Immunsystem des Körpers bildet Autoantikörper gegen die vermeintlich fremden, in Wirklichkeit aber nur veränderten körpereigenen Strukturen (in der Regel Eiweiße) und nachfolgend kommt es zur Bildung von Antigen-Antikörper-Komplexen (Immunkomplexe), welche durch Phagozyten abgebaut werden; Autoaggressionskrankheiten sind z.B. rheumatoide Arthritis, Allergien, Glomerulonephritis, Psoriasis, Neurodermitis, Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) u.a. B Ballondilatation Methode zur Aufweitung von Blutgefäßen,
wobei ein Katheter in die kritische Position gebracht wird und ein dort befindlicher »Ballon« regelmäßig aufgeweitet und wieder verdünnt wird, um die kritische Gefäßstelle wieder zu erweitern
Bypass Überbrückung einer fast oder komplett verschlos-
senen Blutgefäßstelle, um die Durchblutung von Gewebe wiederherzustellen, z.b. ACVB (aorto-koronarer Venenbypass), femoro-poplitealer Bypass etc. C Chronobiologie Rhythmen unseres Körpers; bekannt sind
v.a. zirkadiane Rhythmen (vollziehen sich im Verlauf von ca. 24 h, also eines Tages); darüber hinaus gibt es ultradiane und infradiane Rhythmen; berühmte Rhythmen: Herzrhythmus, Hormonrhythmen, Rhythmen der Reaktionsgeschwindigkeit, Rhythmus der Lymphangiomotorik etc. Commotio Erschütterung, z.B. Commotio cerebri (Hirner-
schütterung) Compliance 1. Bereitschaft und Engagement eines Patienten,
am Prozess der Diagnostik, Therapie und/oder Rehabilitation mitzuwirken, auch Bereitschaft des Patienten zur Zusammenarbeit mit Arzt und Therapeuten. 2. Maß für die volumenabhängige Dehnbarkeit von Lungen und Thorax D Dekubitus Trophische Störung von Geweben mit nekro-
Basalganglion Synonym: Stammganglien; subkortikale Kerngebiete des Groß- und Mittelhirns, z.B. Putamen, Substantia nigra, Pallidum; spielen eine wichtige Rolle im sog. extrapyramidalen System (der Motorik)
tischen Arealen, evtl. infiziert und entzündet; hervorgerufen durch Druck und lokale Ischämie; tritt häufig bei längerer Immobilisation an Körperstellen auf, an denen die Haut dem Knochen unmittelbar anliegt, mitunter auch unter engen Gipsverbänden oder bei schlecht angepassten und schlecht sitzenden Prothesen; regelmäßige Umlagerungen bei Bettlägerigen dienen der Dekubitusprophylaxe
Biopsie Gewebeentnahme, mit dem Ziel der Untersuchung
Deltaband Bandapparat an der Innenseite des Sprung-
des Gewebes durch einen Pathologen; ein diagnostisches Verfahren
gelenks; besteht aus vier Anteilen: Pars tibiotalaris anterior, Pars tibiotalaris posterior, Pars tibiocalcanearis und Pars tibionavicularis; kann überdehnt werden oder bei einem Eversionstrauma sogar (anteilig) reißen
Blue Bloater Patient mit Lungenemphysem des bronchi-
tischen Typs; übergewichtig, ausgeprägte Zyanose mit Polyglobulie, kaum Dyspnoe, hat Husten und Auswurf im Rahmen einer chronischen Bronchitis, hat respiratorische Globalinsuffizienz (Hypoxämie und Hyperkapnie), zeigt frühzeitige Entwicklung eines Cor pulmonale mit Rechtsherzinsuffizienz
Dermographismus Hautreaktion nach mechanischer Reizung der Haut, z.B. mit einem Stift, Spatel, Finger; zeigt sich üblicherweise durch Vasodilatation als roter Dermographismus, aufgrund neurovegetativer Dysregulation durch Vasokonstriktion auch als weißer Dermographismus
Blutfette Die im Blutplasma »schwimmenden« Lipide, sind
in Eiweiße (Plasmaproteine) »eingewickelt«; bei guter Einwicklung spricht man von HDL (»high-density lipoproteins«)
Diadochokinese Schnelle Abfolge von antagonistischen Bewegungen, z.B. von Pro- und Supination; Dysdiadochokinese
222
Anhang
beschreibt Störungen der Diadochokinese, können im Rahmen von Ataxien auftreten Dialyse Synonyme: Hämodialyse »künstliche Niere«; Methode zur Reinigung des Blutes v.a. bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, bei der das Blut des Patienten im Gegenstrom an einem optimal zusammengesetzten Dialysat vorbeifließt und zum einen harnpflichtige/toxische Verbindungen des Blutes zunehmend in das Dialysat übergehen, zum anderen nützliche Verbindungen des Dialysats in das Blut diffundieren Diastole Arbeitsphase des Herzens, in der das Blut aus den Vorhöfen in die Kammern (Ventrikel) nachläuft; in der Diastole ist die Kammermuskulatur erschlafft, aufgrund der schlaffen Kammermuskulatur sind die arteriellen Gefäße in der Muskelschicht des Herzens (Myokard) geöffnet, so dass der Herzmuskel mit Sauerstoff und Substraten versorgt wird Distorsion Verrenkung, Verstauchung; Distorsionen sind
eine häufige Sportverletzung Diuretikum Arzneimittel zum Ausschwemmen von Flüssig-
des gesamten Organs bzw. der betroffenen Organstellen; Krankheiten, bei denen die Fibrosierung zu schweren Veränderungen führt, sind z.B. Leberzirrhose, zystische Fibrose des Pankreas (Mukoviszidose), Schrumpfniere (chronische Niereninsuffizienz), chronisches Lymphödem, Morbus Boeck (Sarkoidose, mit massiven schrumpfenden Prozessen in den Lungen) Fibulotalarer Bandapparat Bandapparat an der Außenseite
des Sprunggelenks, besteht aus den Ligg. talofibulare anterius, talofibulare posterius und talocalcaneare; kann überdehnt werden oder bei einem Supinationstrauma sogar (anteilig) reißen, wobei das Lig. talofibulare anterius am ehesten reißt; Rupturen dieses Teilbands sind die häufigsten Bandrupturen beim Menschen überhaupt G Ganglion 1. Nervenknoten, in den Verlauf von Nerven ein-
geschaltete Anhäufung von Ganglienzellen, die zu einer Verdickung an dieser Stelle führt, ist von bindegewebiger Kapsel umhüllt. 2. Überbein, Gallertzyste; Flüssigkeitsaustritt (Synovialflüssigkeit) aus einem Gelenk, z.B. an der Hand, am Fußrücken, Knöchel; Therapie: Punktion, Exstirpation
keit aus dem Körper über die Niere, z.B. Furosemid Gelenk, echtes und unechtes Bewegliche Verbindung von E Epiphyse 1. Proximale und distale Endstücke der langen
Röhrenknochen; in der knorpeligen Gewebeschicht zwischen Epiphyse und Metaphyse (Epiphysenfuge) spielt sich das enchondrale Knochenwachstum ab. 2. Zirbeldrüse (Glandula pinealis); befindet sich am dorsalen Teil des Zwischenhirns (Diencephalon); die Parenchymzellen der Epiphyse werden Pinealozyten genannt und sind der Bildungsort von Melatonin, einem wichtigen Hormon der Chronobiologie
zwei oder mehr Knochen (lat. Articulatio, gr. Arthros); die artikulierenden Gelenkflächen sind mit Knorpel überzogen, die Sicherung des Gelenks erfolgt knöchern, ligamentär und muskulär; z.B. ist das Schultergelenk (Art. glenohumeralis) knöchern schlecht, ligamentär gering bis mittelgradig und muskulär stark gesichert, das Hüftgelenk ist knöchern stark gesichert etc.; im Gegensatz zu einem unechten hat ein echtes Gelenk eine komplette umhüllende Gelenkkapsel, die eine innere und äußere Schicht aufweist (Membrana synovialis und Membrana fibrosa)
Erysipel Wundrose; schwere akute Hautentzündung, meist
durch Streptokokken verursacht, die über kleine Hautverletzungen eindringen können; scharf begrenzte, ödematöse, schmerzhafte Rötung mit Ausläufern, zentrale Rückbildungstendenz, hohes Fieber, Entzündungsparameter im Blut deutlich erhöht: Leukozyten, Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein; Therapie: Ruhigstellung, Antibiotikagabe, lokal desinfizierende Maßnahmen, kühlende Verbände; hohe Rezidivrate Exzentrik Bewegung eines Muskels »aus dem Zentrum heraus«, exzentrische Muskelarbeit; Ursprung und Ansatz des Muskels entfernen sich voneinander, der Muskel wird gleichzeitig gedehnt, während er arbeitet; Gegensatz ist die Konzentrik F Fibroblast Parenchymzelle des Bindegewebes Fibrosierung Exzessive Wucherung von Fibroblasten, vor
allem dort, wo die normalen Parenchymzellen eines Organs untergehen oder untergegangen sind; im Zuge dieser Proliferation der Fibroblasten kommt es zu einer Remodellierung
Glukokortikoide Hormone der Nebennierenrinde; auch als Medikamente verwendet, v.a. mit starker antiphlogistischer oder immunmodulierender Wirkung (z.B. gegen Autoaggressionskrankheiten) H Hämatom Bluterguss, Stelle im Gewebe, vor allem im Binde-
gewebe, in die Blut ausgetreten ist; das Hämatom ändert im Laufe von einer bis zwei Wochen seine Farbe; diese Farbänderung beruht darauf, dass der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin), der sich als Sauerstofftransporter in den mit der Blutung ausgetretenen roten Blutzellen (Erythrozyten) befindet, beim Abbau seine Farbe ändert Heredo-Ataxie Heredoataxia spinalis, Friedreich-Ataxie; Ataxie: Störung der Koordination von Bewegungsabläufen; hier: autosomal-rezessiv vererbte Form der spinozerebellaren Ataxie; vor allem spinale Degeneration und meist nur geringfügige zerebellare (Kleinhirn-)Degeneration nachweisbar; in der Folge Muskelatrophien, Muskelschwäche und Polyneuropathie, Areflexie und pathologische Reflexe, evtl. Paraspastik
223 Glossar
der Beine und Skelettdeformierungen, oft auch Beteiligung innerer Organe, z.B. Kardiomyopathie; Prognose progredient oder stabile Symptomatik ohne Progredienz möglich
Ischämie Sauerstoff- und Substratmangel eines Gewebes oder Organs durch Störung (Verminderung oder komplette Unterbrechung) der arteriellen Versorgung dieses Gewebes oder Organs
Herxheimer-Trias Die drei S: Schleim, Spasmus, Schwellung;
treten bei Asthma bronchiale und anderen obstruktiven Ventilationsstörungen wie COPD auf
K Klimakterium Wechseljahre der Frau, reicht zeitlich vom Be-
Histologie Gewebeuntersuchung zu diagnostischen Zwecken,
ginn unregelmäßiger Menstruationsblutungen bis zur Postmenopause (Menopause: Zeitpunkt der letzten spontanen Menstruation)
z.B. Leberhistologie nach Feinnadelbiopsie zur Diagnose oder zum Ausschluss einer Leberzirrhose, histologische Untersuchung auch häufig in der Tumordiagnostik Hypästhesie Verminderte Schmerzempfindung; im weiteren
Sinne Hyposensibilität (verminderte Tast- und Berührungsempfindlichkeit)
Kokzygodynie Schmerzen in der Steißbeinregion; können
z.B. durch aktive Triggerpunkte im M. levator ani zustande kommen; man spricht auch vom Levator ani-Syndrom, weil es der am häufigsten betroffene Muskel ist Konzentrik Bewegung »in das Zentrum hinein«; Ursprung
Hyperkrinie Deutlich verstärkte Sekretion, z.B. vermehrte
Schleimbildung durch exokrine Drüsen Hyperlipoproteinämie Erhöhte Konzentrationen an Blut-
fetten Hyperkapnie Erhöhter Kohlendioxidpartialdruck im Blut
(pCO2) Hyperplasie Zunahme der Zellzahl in einem Gewebe oder
Organ, z.B. durch hormonelle Umstimmung (s. Prostatahyperplasie)
und Ansatz des Muskels nähern sich einander an, konzentrische Muskelarbeit L Letalität Epidemiologischer Parameter zur quantitativen Be-
wertung der Sterblichkeit; es geht nicht – wie bei der Mortalität – um die absolute Zahl von Personen, die an einer Erkrankung verstorben sind, sondern um den Quotienten zwischen der Zahl der an dieser Erkrankung Verstorbenen und der Zahl der Personen, die im selben Zeitraum an dieser Erkrankung erkrankt sind; somit ist die Letalität ein wichtiger Gradmesser für die Gefährlichkeit einer Krankheit
Hypertrophie Größenzunahme eines Gewebes oder Organs; meist durch gesteigerte parenchymale Funktionen, z.B. trainingsbedingte Muskelzunahme
Luxation Auskugelung, Trennung der miteinander kommu-
Hypoplasie Unvollständige Entwicklung eines Organs
M Morbidität Beurteilt die Häufigkeit von Erkrankungen; ist
Hypoxämie Verringerter Sauerstoffpartialdruck des Blutes
eine sog. epidemiologische Größe, wobei die Detailangaben durch Inzidenz und Prävalenz geliefert werden
(pO2) I Immunisierung Methode zur Stärkung des Immunsystems
mithilfe von Injektionen (z.T. auch als Schluckimpfung); prinzipiell werden aktive Immunisierungen (durch Gabe von abgeschwächten Keimen oder Toxinen mit aktiver Reaktion des Körpers in Form der Bildung von Antikörpern) von passiven Immunisierungen (exogene Gabe der Antikörper) unterschieden
nizierenden Knochen in einem Gelenk; Vorstufe ist Subluxation
Morbus Hodgkin Malignes Lymphom; bei den malignen
Lymphomen (Lymphknotenkomplexe schwellen nach maligner (krebsiger) Umwandlung massiv an, z.B. im Bereich der Achselhöhle) unterscheidet man Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome Mortalität Zahl der Personen, die innerhalb eines Jahres an
einer bestimmten Erkrankung verstorben sind; wird mit Todesfälle pro 100.000 Einwohner und Jahr angegeben
Infarkt Verschluss eines arteriellen Gefäßes, daraus resultie-
rende Ischämie des zu versorgenden Gewebes und schließlich Zell- und Gewebsuntergang (Nekrose), z.B. Myokardinfarkt, Hirninfarkt, Knocheninfarkt etc.
Muskelrelaxantien Die Muskulatur entspannende Medika-
Inzidenz Anzahl der Neuerkrankungen an einer bestimmten Krankheit in einer bestimmten Bevölkerung; mit Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr und pro 100.000 oder pro 1 Mio Einwohner angegeben
Mutation Veränderung des genetischen Materials, d.h. der Kern-DNA (im weiteren Sinne natürlich auch der mitochondrialen DNA) durch endogene und exogene mutagene Faktoren; Mutationen können repariert werden, bei ausbleibender Repa-
mente, z.B. Muskeltrancopal; werden auch bei Anästhesie und Operationen eingesetzt
224
Anhang
ratur kommt es zu Veränderungen in den durch die entsprechende veränderte Sequenz kodierten Proteinen; dies kann Ursache für Erbkrankheiten sein, wenn die mutierten Gene auf die nächsten Generationen übertragen werden, und kann auch eine Rolle bei der Entstehung von Tumoren spielen Myosin Kontraktiles Proteinfilament von Muskelzellen; liegt im Sarkomer zwischen den Aktinfilamenten, hat keine direkte Verbindung zu den Z-Streifen; ist dicker als das Aktinpolymerfilament; besitzt eine große Anzahl von Myosinköpfchen, die über einen Hals in Richtung der Aktinfilamente beweglich ausgerichtet sind; am Myosinkopf befindet sich eine MyosinATPase, die durch Ca++ aktiviert wird; die Myosinköpfe docken am Aktinfilament an; Hals und Kopf des Myosins können eine unterschiedliche Winkelstellung zum »Myosinrumpf« einnehmen, die das Myosin- am Aktinfilament vorbeibewegt (Filamentgleiten); Bewegung erfolgt nach Innervation des Muskels vielfach hintereinander in Art von Ruderschlägen; für die Bewegung der Hälse/Köpfchen des Myosins und damit für die Muskelarbeit wird ATP benötigt N Nahrungssupplementation Nahrungsergänzung; Zusätze
aus Kalziumphosphaten (Apatiten); damit erhöht aktive Arbeit der Osteoblasten den Kalkgehalt der Knochen (Mineraldichte), die sog. Knochendichte; die Osteoblasten werden durch Peptidhormone stimuliert, die bei Bewegung freigesetzt werden, somit ist Bewegung das natürliche Mittel für die Erhaltung/Erhöhung der Knochendichte Osteoklast Knochenzelle, die den Knochen abbaut; detailliert sorgen die Osteoklasten für den Abbau des Apatits und die Ausschwemmung von Kalzium und Phosphat aus dem Knochen in das Blut; Osteoklasten werden in ihrer Aktivität durch die Sexualhormone gebremst; Parathormon, ein von den Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen) bei Hypokalzämie ausgeschüttetes Hormon, findet seine Rezeptoren an den Osteoklasten und aktiviert selbige mit dem Vorteil der Wiederherstellung eines normalen Plasma-Kalzium-Spiegels, aber mit dem Nachteil einer gewissen Entkalkung der Knochen; selbiges ist über kürzere Zeiten ungefährlich, kann aber über längere Zeit Krankheitswert erlangen (Osteopathie, z.B. renale Osteopathie bei niedriger Kalziumaufnahme bei chronisch Nierenkranken wegen der mangelhaften Vitamin D-Aktivierung)
zur Nahrung, mit den Zielen: Ausgleich von Mangelzuständen, Optimierung der Nahrung, Nahrung für bestimmte Anforderungen, z.B. beschleunigte Entwicklung bei Frühchen, Training und Sport, Regeneration, Wundheilung, Stärkung des Immunsystems, künstliche Ernährung, Prävention, AntiAging; Zusätze sind z.B. Kreatin, Carnitin, Vitamin C (Ascorbinsäure), Vitamin E (Tocopherole) etc.
Osteomyelitis Knochenmarkentzündung; kann durch hämatogene Streuung entstehen, aber auch als Komplikation nach offenen Frakturen oder knochenchirurgischen Eingriffen; Therapie: Ruhigstellung, Gabe von Antibiotika und nichtsteroidalen Antiphlogistika, Infektsanierung, Spongiosaplastik, Saug-Spül-Drainage, Einlage von Antibiotikaketten etc.
Narbe Bindegewebe mit einem hohen Kollagengehalt, das nach Verletzungen während der Wundheilung gebildet wird; Narben besitzen eine hohe Festigkeit, sind zell- und gefäßarm; eine Narbe hat immer die Tendenz zur Schrumpfung und kann je nach Größe Kontrakturen hervorrufen, daher ist eine Narbenmassage wichtiger Bestandteil der Physiotherapie
Osteosynthese Iatrogene Verbindung von Knochenfrag-
Nekrose Gewebezerstörung, Zelluntergang durch Schädi-
gung (im Unterschied zur Apoptose); i.d.R. Ersatz durch Narbengewebe
menten, mit dem Ziel der Wiederherstellung der Integrität des Knochens; methodisch unterschiedliche Ausführungen, z.B. Verplattung, Verschraubung, Verdrahtung, Nagelung, Fixateur in-/externe P Paget von Schroetter-Syndrom Durchblutungsstörung der
V. subclavia oder V. axillaris, z.B. bei einer zu hoch stehenden 1. Rippe, einer geschlossenen Skalenuslücke oder Mediastinaltumoren (junge Männer sind häufig betroffen)
Nucleus pulposus Innerer Gallertkern einer Bandscheibe
(Discus intervertebralis); enthält Mischverbindungen aus Eiweißen und Kohlenhydraten (Glykoproteide und Proteoglykane), die Wasser anziehen, so dass die Bandscheibe ihre puffernde Funktion (wie ein Wasserkissen) ausüben kann Nykturie Häufiges nächtliches Wasserlassen; Ursache kann eine Herzinsuffizienz sein
Parenchymzellen Zellen eines Organs, die für die eigentliche Organfunktion zuständig sind, z.B. für das Nervensystem die Neurone, für die Leber die Hepatozyten, für die Schilddrüse die Thyreozyten, für das Bindegewebe die Fibroblasten, für den Knochen die Osteoblasten/-klasten; neben den Parenchymzellen gibt es in jedem Organ noch viele andere Zelltypen, z.B. im Gehirn Gliazellen, in jedem Organ die Zellen der Blutgefäße usw.
Nystagmus Augenzittern; unwillkürliche rhythmische Oszil-
lationen der Augen
Perinatal Phase kurz vor, während und nach der Geburt
O Osteoblast Knochenzelle, die den Knochen aufbaut; fördert
Pes excavatus Synonyme: Pes cavus, Hohlfuß; Fußfehlbil-
die sog. Nukleation im Knochen, d.h. die Bildung von Kernen
dung mit ausgeprägtem Längsgewölbe, oft kombiniert mit Krallenzehen
225 Glossar
Pink Puffer Patient mit Lungenemphysem des dyspnoisch-
kachektischen Typs; anlagemäßig hagerer Typ (normal- bis untergewichtig), hat ausgeprägte Dyspnoe, evtl. trockenen Reizhusten, kaum Zyanose, respiratorische Partialinsuffizienz (Hypoxämie, jedoch keine Hyperkapnie) Plasmapherese Methode der Blutwäsche; im Gegensatz zur Hämodialyse werden auch die Plasmaproteine gereinigt oder teilweise sogar entfernt, z.B. Autoantikörper bei Patienten mit rheumatoider Arthritis Platysma Flacher Hautmuskel am Hals; beginnt am Unter-
kieferrand, zieht über die Klavikula zur Brusthaut in Höhe der 2. Rippe, Innervation durch den N. facialis (VII. Hirnnerv); beim Rasieren spannen Männer das Platysma manchmal an Platysmaparese Bei einer N. facialis-Parese kann es zu einer Lähmung des Platysmas kommen; die Straffung der Haut im Halsbereich ist dann nicht mehr gut möglich
Protrusio Vorwölbung einer Bandscheibe; graduell geringer als ein Bandscheibenprolaps Pseudarthrose Falschgelenkbildung; Komplikation nach Frakturen: knöcherne Überbrückung der Bruchstelle ist nach längerer Heilungsfrist nicht erfolgt; Ursachen sind z.B. Weichteilinterponate, mangelhafte Ruhigstellung, zu frühe Belastung, fehlerhafte Osteosynthese, allgemeine Faktoren wie metabolische Störungen, Intoxikationen, massive Durchblutungsstörungen R Resorption Wiederaufnahme, Rückgewinnung; z.B. Resorp-
tion der Mikronährstoffe nach der Verdauung (Digestion) der Makronährstoffe; diese Resorption erfolgt im Dünndarm Restriktiv Einschränkend; restriktive Ventilationsstörungen:
z.B. Ganzkörperplethysmographie (u.a. messbar durch Wasserverdrängung), auch im Rahmen der Lungenfunktionstestung oder Venenverschlussplethysmographie
Behinderung der Lungenausdehnung durch Thoraxdeformitäten, Gewebeverlust durch Nekrosen, nach Operationen oder durch verminderte Dehnbarkeit des Lungengewebes, damit Verminderung der Belüftung der Alveolen; man unterscheidet restriktive und obstruktive Ventilationsstörungen (häufiger), bei Letzteren wird die Ventilation durch Verengung bzw. Verlegung von Atemwegen beeinträchtigt
Polyglobulie Erhöhte Anzahl von roten Blutkörperchen
Retardierung Verzögerung, Verlangsamung; z.B. retardiertes
(Globuli, Körperchen), z.B. bei vermindertem pO2 oder durch unerlaubte Gabe (Doping) von Erythropoietin
Längenwachstum, retardierte Entwicklung der Motorik oder auch retardierte geistige Entwicklung eines Kindes
Polyneuropathie Erkrankung vieler Nerven, v.a. kleiner Ner-
venäste; unterschiedliche Symptome wie Par-/Hypästhesien, motorische Störungen (Paresen) etc.; Hauptursachen für eine Polyneuropathie sind chronische Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus, Alkoholismus
Retroflexio uteri Abknickung des Gebärmutterkörpers (Corpus uteri) gegen den Gebärmutterhals (Zervix uteri) nach hinten, kann mobil (noch spontan beweglich) oder fixiert sein; die fixierte Form findet man nach Verwachsungen mit Nachbarorganen
Postnatal Nach der Geburt
Rezidiv Rückfall, Wiederauftreten einer Krankheit; bei man-
Plethysmographie Verfahren zur Messung eines Volumens,
Pränatal Vor der Geburt Prävalenz Zahl der Menschen, die gerade an einer bestimmten Erkrankung erkrankt sind; wird mit Zahl der Erkrankten pro 100.000 oder pro 1 Mio der Bevölkerung angegeben
chen Krankheiten ist nach einer Heilung ein Rezidiv häufig, z.B. nach Therapie einer Bakerzyste (Poplitealzyste mit Austritt von Kniegelenkflüssigkeit in die Kniekehle), nach Erysipel (Wundrose); Rezidiv eines Tumors bedeutet, dass nach der vermeintlichen Ausheilung derselbe Tumortyp erneut auftritt Rheologie Lehre von den Fließeigenschaften einer Flüssig-
Prolaps Vorfall, Hernie; z.B. Prolaps einer Bandscheibe
(Discus intervertebralis), Prolaps innerer Organe, z.B. von Darmanteilen beim Leistenbruch (Hernia inguinalis), Mastdarm- oder Scheidenprolaps etc.; am gängigsten ist der Begriff beim Bandscheibenvorfall (z.B. Prolaps L3/L4)
keit; interessiert bei den rheologischen Eigenschaften von Blut, die wichtig sind für die Entstehung/Verhinderung einer Thrombenbildung und demzufolge Entstehung von Thrombosen und Embolien Ruptur Riss, Durchriss, z.B. Bandruptur
Propriozeption Wahrnehmung des Körpers/eines Körper-
teils im Raum sowie der Gelenk- und Körperbewegungen; Transformation physikalischer Reize aus Muskeln, Gelenkkapseln, Knochen, Haut und Unterhaut; Wahrnehmungen über die Stellung des Körpers im Raum sind wichtig für statische und dynamische Gleichgewichtskoordination; die PNF-Methode nutzt diese Zusammenhänge zur Therapie
S Schmorl-Knötchen Juvenile Einlagerungen von Bandschei-
bengewebe in die Grund- und Deckplatten von Wirbelkörpern; können später im Röntgenbild als Knötchen an Grund- und Deckplatten sichtbar sein; sind symptomatisch irrelevant
226
Anhang
Sequester Teil des Nucleus pulposus (Bandscheibenkern); ist nach kompletter Zerstörung aller Lamellen des umhüllenden Anulus fibrosus aus dem Bandscheibenverbund ausgetreten; das aus der Bandscheibe ausgetretene Gewebe kann auf Nervenwurzeln drücken und Symptome hervorrufen, kann aber auch im Wirbelkanal absinken und evtl. keine Symptome auslösen; der Austritt aus dem Bandscheibenverbund ist irreversibel und verursacht auf jeden Fall eine gewisse Höhenabstandsminderung zwischen Grundplatte des oberen und Deckplatte des unteren Wirbels, eine derartige Höhenminderung wird als Osteochondrose bezeichnet
Trabekel Kleine Stützpfeiler der Knochen; formen sich nach
Druck- und Zuglinien, in deren Verlauf die Osteoblasten aktiv gehalten werden und genau auf diesen Druck- und Zuglinien »ihr« Kalzium und Phosphat ablagern, was einer Nukleation (Kernbildung) entspricht, d.h., an den Stellen, wo Zug und Druck herrschen, wird Apatit akkumuliert; bei Änderung der Druck- und Zuglinien wie z.B. nach Frakturen kann sich die Trabekelarchitektur massiv ändern Tranquilizer Sedierende, das Nervensystem und meist auch die Schmerzempfindung dämpfende Medikamente, z.B. Valium
Shunt Verbindung, z.B. zwischen arteriellem und venösem Gefäß; Shunt zur Hämodialyse bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz als Verbindungsstück für den Außenapparat der »künstlichen Niere«
Trophik Ernährungssituation eines Gewebes oder Organs
Spondylodese Versteifung, iatrogene Verbindung von Wir-
Ulcus corneae Geschwür der Hornhaut des Auges
belkörpern; Nachteile: verringerte Beweglichkeit (Fixation innerhalb eines Segments), konsekutive Gefährdung der Nachbarsegmente durch potenzielle kompensatorische Hypermobilisation; Ziel/Vorteil: Schmerzbeseitigung/-reduktion Stemmer-Zeichen Klinisches Zeichen für ein Lymphödem;
wird meist am Fuß ausgeführt Stent Künstliche Struktur aus Kunststoff und/oder Metall zum Einsetzen in ein Gefäß und zur Aufweitung desselben, wird häufig in der Koronar- (Herzkranzgefäß-)Chirurgie verwendet Syndrom Gemeinsam auftretende Krankheitssymptome; z.B. nephrotisches Syndrom mit Proteinurie, Hypoproteinämie und Ödemen Systole Arbeitsphase des Herzens; die Kammermuskulatur
spannt sich an (Anspannungsphase), und das Blut wird aus den beiden Kammern links in die Aorta und rechts in den Truncus pulmonalis ausgeworfen (Auswurfphase, Ejektionsphase) T Tendinosis calcarea Einlagerung von Kalk (Kalziumphos-
phate, Apatite) in eine Sehne, z.B. Supraspinatussehne; ist prinzipiell reversibel, vor allem durch intensive Bewegungsübungen; kann aber auch operativ entfernt werden; angewendet wird auch die extrakorporale Stoßwellenlithotrypsie (Stoß- und Druckwellen) Titin Fibrilläres Muskelprotein; soll das höchste Molekular-
gewicht aller bekannten Proteine des menschlichen Körpers besitzen; verbindet die Z-Scheiben eines Sarkomers, besitzt einen nicht mit dem Myosin verbundenen freien und einen damit verbundenen festen Anteil; Titin zentriert offenbar die kontraktile Einheit und trägt zur passiven Ruhespannung der Muskulatur bei
U Ulkus Geschwür
Ulcus serpens (lat. serpens, wandernd); bei Augenhornhautgeschwüren werden die Krankheitserreger durch Leukozyten an der Innenseite der Hornhaut attackiert, die daraus entstehenden Abbauprodukte aus Keimresten und untergegangenen leukozytären Makrophagen sinken in die vordere Augenkammer ab, und dort bildet sich dann ein mehr oder minder hoher Eiterspiegel, man spricht von einem wandernden Geschwür Z Z-Streifen Synonym: Z-Scheiben; begrenzen das Sarkomer
zu beiden Seiten; an ihnen sind die Aktinfilamente befestigt Zyanose Blaufärbung des Körpers oder bestimmter Körperstellen; entsteht durch übermäßige Anhäufung von Met-Hb; das ist Hämoglobin, bei dem im Porphyrinkern das Eisen oxidiert ist und demzufolge nicht in der zweiwertig (Fe++), sondern in der dreiwertig positiven Ladung (Fe+++) vorliegt; Letzteres ist nicht mehr in der Lage, Sauerstoff zu binden und zu transportieren, da die dafür notwendige Bindungsstelle aufgrund der Ladungsänderung fehlt Zytologie Entnahme und Untersuchung von Zellen zu diagnostischen Zwecken Zytomegalie Speicheldrüsen-Viruskrankheit; ist die häufigs-
te prä- und perinatale Virusinfektion; Komplikationen: Innenohrschwerhörigkeit, Sprachstörungen, neurologische Störungen, geistige Retardierung, Pneumonie
227
Literatur [1] Ada L, Goddard E, McCully J, Stavrinos T, Bampton J (2005) Thirty minutes of positioning reduces the development of shoulder external rotation contracture after stroke: A randomized controlled trial. Arch Phys Med Rehabil 86:230-234 [2] Ada L, Dean CM, Hall JM, Bampton J, Crompton S (2003) A treadmill and overground walking program improves walking in persons residing in the community after stroke: A placebo-controlled, randomized trial. Arch Phys Med Rehabil 84:1486-1491 [3] Adabag AS, Luepker RV, Roger VL, Gersh BJ (2010) Sudden cardia death: epidemiology and risk factors. Nat Rev Cardiol 7:216-225 [4] Ainsworth R, Dziedzic K, Hiller L, Daniels J, Bruton A, Broadfield J (2007) A prospective double blind placebo-controlled randomized trial of ultrasound in the physiotherapy treatment of shoulder pain. Rheumatology 46:815-820 [5] Aktas I, Akgun K, Cakmak B (2007) Therapeutic effect of pulsed electromagnetic field in conservative treatment of subacromial impingement syndrome. Clin Rheumatol 26:1234-1239 [6] Alecrim-Andrade J, Maciel-Junior JA, Carne X, Vasconcelos GMS, Correa-Filho HR (2008) Acupuncture in migraine prevention: A randomized sham-controlled study with 6-months posttreatment follow-up trial. Clin J Pain 24:98-105 [7] Alewijnse D, Metsemakers JFM, Mesters IEPE, van den Borne B (2003) Effectiveness of pelvic floor muscle exercise therapy supplemented with a health education program to promote longterm adherence among women with urinary incontinence. Neurourology Urodynamics 22:284-295 [8] Alexander DN, Cen S, Sullivan KJ, Bhavnani G, Ma X, Azen SP (for ASAP Study Group) (2004) Effects of acupuncture treatment on poststroke motor recovery and physical function: A pilot study. Neurorehabil Neural Repair 18:259-267 [9] Alimi D, Rubino C, Pichard-Leandri E, Fermand-Brule S, DubreuilLemaire ML, Hill C (2003) Analgesic effect of auricular acupuncture for cancer pain: A randomized, blinded, controlled trial. J Clin Oncol 21:4120-4126 [10] Aliyev RM (2010) Ergebnisse der stationären Rehabilitation nach Knieendoprothetik mit und ohne zusätzlicher Mikrostromtherapie. Phys Med Rehab Kuror 20:201-206 [11] Allison R, Dennett R (2007) Pilot randomized controlled trial to assess the impact of additional supported standing practise on functional ability post stroke. Clin Rehabil 21:614-619 [12] Almeida TF, Roizenblatt S, Benedito-Silva AA, Tufik S (2003) The effect of combined therapy (ultrasound and interferential current) on pain and sleep in fibromyalgia. Pain 104:665-672 [13] Al-Smadi J, Warke K, Wilson I, Cramp AFL, Noble G, Walsh DM, Lowe-Strong AS (2003) A pilot investigation of the hypoalgesic effects of transcutaneous electrical nerve stimulation upon low back pain in people with multiple sclerosis. Clin Rehabilitation17:742-749 [14] Altan L, Bingöl U, Aykac M, Yurtkuran M (2003) Investigation of the effect of GaAs laser therapy on cervical myofascial pain syndrome. Rheumatol Int 25:23-27 [15] Amagan O, Tascioglu F, Oner C (2003) Electromyographic biofeedback in the treatment of the hemiplegic hand. A placebocontrolled study. Amer J Phys Med Rehabil 82:856-861 [16] Analay Y, Ozcan E, Karan A, Diracoglu D, Aydin R (2003) The effectiveness of intensive group exercise on patients with ankylosing spondylitis. Clin Rehabil 17:631-636
[17] Andersen HE, Schultz-Larsen K, Kreiner S, Forchhammer BH, Eriksen K, Brown A (2000) Can readmission after stroke be prevented? Results of a randomized clinical study: A postdischarge follow-up service for stroke survivors. Stroke 31:1038-1045 [18] Andersen HE, Eriksen K, Brown A, Schultz-Larsen K, Forchhammer BH (2002) Follow-up services for stroke survivors after hospital discharge – a randomized control study. Clin Rehabilitation 16:593-603 [19] Andersen L, Hojris I, Erlandsen M, Andersen J (2000) Treatment of breast-cancer-related lymphedema with or without manual lymphatic drainage. A randomized study. Acta Oncologica 39:399-405 [20] Andersen NH, Sojbjerg JO, Johannsen HV, Sneppen O (1999) Self-training versus physiotherapist-supervised rehabilitation of the shoulder in patients treated with arthroscopic subacromial decompression: A clinical randomized study. J Shoulder Elbow Surg 8:99-101 [21] Andersson GBJ, Lucente T, Davis AM, Kappler RE, Lipton JA, Leurgans S (1999) A comparison of osteopathic spinal manipulation with standard care for patients with low back pain. N Engl J Med 341:1426-1431 [22] Andrianakos AA, Kontelis LK, Karamitsos DG, et al. (2006) Prevalence of symptomatic knee, hand and hip osteoarthritis in Greece. The ESORDIG study. J Rheumatology 33:2507-2513 [23] Anema JR, Steenstra IA, Bongers PM, de Vet HCW, Knol DL, Loisel P, van Mechelen W (2007) Multidisciplinary rehabilitation for subacute low back pain: Graded activity or workplace intervention or both? A randomized controlled trial. Spine 32:291-298 [24] Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland (Hrsg) (2004) 4. Aufl. Saarbrücken [25] Armstrong DG, Lavery LA, Wu S, Boulton AJM (2005) Evaluation of removable and irremovable cast walkers in the healing of diabetic food wounds. A randomized controlled trial. Diabetes Care 28:551-554 [26] Armutlu K, Karabudak R, Nurlu G (2001) Physiotherapy approaches in the treatment of ataxic multiple sclerosis: A pilot study. Neurorehabil Neural Repair 15:203-211 [27] Aros F, Annentia J, Castillo C, Loma-Osorio JCCA (1993) Evaluation of home physical training soon after acute myocardial infarction (Spanish). Revista Espanola de Cardiologia 46:544-551 [28] Arthro-Klinik Hamburg (2010) Orthopädie – Das Schultergelenk. http://www.arthro-clinic.de/endoprothesen/endoprothesen_ am_schultergelenk_167.html [29] Arthur HM, Gunn E, Thorpe KE, Ginis KM, Mataseje L, McCartney N, McKelvie RS (2007) Effect of aerobic vs combined aerobic-strength training on 1-year, post-cardiac rehabilitation outcomes in women after a cardiac event. J Rehabil Med 39:730-735 [30] Ashburn A, Fazakarley L, Ballinger C, Pickering R, McLellan LD, Fitton C (2007) A randomized controlled trial of a home based exercise programme to reduce the risk of falling among people with Parkinson´s disease. J Neurol Neurosurg Psychiatry 78:678684 [31] Asikainen TM, Miilunpalo S, Kukkonen-Harjula A, Nenonen A, Pasanen M, Rinne M, Uusi-Rasi K, Oja P, Vuori I (2003) Walking trials in postmenopausal women: Effect of low doses of exercise and exercise fractionization of coronary risk factors. Scand J Med Sci Sports 13:284-292
228
Anhang
[32] Assefi NP, Sherman KJ, Jacobsen C, Goldberg J, Smith WR, Buchwald D (2005) A randomized clinical trial of acupuncture compared with sham acupuncture in fibromyalgia. Ann Intern Med 143:10-19 [33] Assis MR, Silva LE, Barros Alves AM, Pessanha AP, Valim V, Feldman D, Lette T, Neto B, Natour J (2006) A randomized controlled trial of deep water running: Clinical effectiveness of aquatic exercise to treat fibromyalgia. Arthritis Rheumatism 55:57-65 [34] Assmus H (2005) Handchirurgische Probleme bei Dialysepatienten. Handchir Mikrochir plast Chir 37:149 [35] Atroshi I, Gummesson C, Johnsson R, Ornstein E, Ranstam J, Rosen I (1999) Prevalence of carpal tunnel syndrome in a general population. JAMA 282:153-158 [36] Aukee P, Immonen P, Laaksonen DE, Laippala P, Penttinen J, Airaksinen O (2004) The effect of home biofeedback training on stress incontinence. Acta Obstet Gynecol Scand 83:973977 [37] Aukee P, Immonen P, Penttinen J, Laippala P, Airaksinen O (2002) Increase in pelvic floor muscle activiy after 12 weeks’ training: A randomized prospective pilot study. Urology 60:1020-1024 [38] Aure OF, Nilsen JH, Vasseljen O (2003) Manual therapy and exercise therapy in patients with chronic low back pain. Spine 28: 525-532 [39] Axelson SM, Bjerno T (1993) Laserbehandling af fodledsdistorsion. Ugeskrift Laeger 155:3908-3911 [40] Bader R, Mittelmeier W, Steinhauser E (2006) Versagensanalyse von Knieendoprothesen. Grundlagen und methodische Ansätze zur Schadensanalyse. Orthopäde 35:896-903 [41] Badger CMA, Peacock JL, Mortimer PS (2000) A randomized, controlled, parallel-group clinical trial comparing multilayer bandaging followed by hosiery versus hosiery alone in the treatment of patients with lymphedema of the limb. Cancer 88: 2832-2837 [42] Bagley P, Hudson M, Forster A, Smith J, Young J (2005) A randomized trial evaluation of the Oswestry Standing Frame for patients after stroke. Clin Rehabil 19:354-364 [43] Baker KR, Nelson ME, Felson DT, Layne JE, Sarno R, Roubenoff R (2001) The efficacy of home based progressive strength training in older adults with knee osteoarthritis: A randomized controlled trial. J Rheumatol 28:1655-1665 [44] Baker LL, Chambers R, DeMuth SK, Villar F (1997) Effects of electrical stimulation on wound healing in patients with diabetic ulcers. Diabetes Care 20:405-412 [45] Bakhtiary AH, Fatemy A (2008) Does electrical stimulation reduce spasticity after stroke? A randomized controlled study. Clin Rehabil 22:418-425 [46] Bakhtiary AH, Rishidy-Pour A (2004) Ultrasound and laser therapy in the treatment of carpal tunnel syndrome. Austral J Physiother 50:147-151 [47] Bakhtiary AH, Safavi-Farokhi Z, Rezasoltani A (2005) Lumbar stabilizing exercises improve activities of daily living in patients with lumbar disc herniation. J Back Musculoskeletal Rehab 18: 55-60 [48] Balint GP, Buchanan WW, Adam A, Ratko I, Poor L, Balint PV, Somos E, Tefner I, Bender T (2007) The effect of the thermal mineral water of Nagybaracska on patients with knee joint osteoarthritis – a double blind study. Clin Rheumatol 26:890-894 [49] Balon J, Aker PD, Crowther ER, Danielson C, Cox PG, O’Shaughnessy D, Walker C, Goldsmith CH, Duku E, Sears MR (1998) A comparison of active and simulated chiropractic manipulation as adjunctive treatment for childhood asthma. New England J Med 339:1013-1020
[50] Banerjee B, Vadiraj HS, Ram A, Rao R, Jayapal M, Gopinath KS, Ramesh BS, Rao N, Kumar A, Raghuram N, Hegde S, Nagendra HR, Hande MP (2007) Effects of an integrated Yoga program in modulating psychological stress and radiation-induced genotoxic stress in breast cancer patients undergoing radiotherapy. Integr Cancer Ther 6:242-250 [51] Bang MD, Deyle GD (2000): Comparison of supervised exercise with and without manual physical therapy for patients with shoulder impingement syndrome. J Orthopaedic & Sports Physical Therapy 30:126-137 [52] Barker KL, Elliott CJ, Sackley CM, Fairbank JCT (2008) Treatment of chronic back pain by sensory discrimination training. A phase I RCT of a novel device (FairMed) vs TENS. BMC Musculoskeletal Disorders 9:97-105 [53] Barker R, Kober A, Hoerauf K, Latzke D, Adel S, Kain ZN, Wang SM (2006) Out-of-hospital auricular acupressure in elder patients with hip fracture: A randomized double-blinded trial. Academic Emergency Medicine 13:19-22 [54] Barral JP (2005) Lehrbuch der Viszeralen Osteopathie, Bd 2. Elsevier, München [55] Basford JR, Sheffield CG, Cieslak KR: Laser therapy (2000) a randomized, controlled trial of the effects of low intensity Nd:YAG laser irradiation on lateral epicondylitis. Arch Phys Med Rehabil 81:1504-1511 [56] Basdorf JR, Sheffield CG, Harmsen WS (1999) Laser therapy: a randomized, controlled trial of the effects of low-intensity Nd: YAG laser irradiation of musculoskeletal back pain. Arch Phys Med Rehabil 80:647-652 [57] Bassett SF, Prapavessis H (2007) Home-based physical therapy intervention with adherence-enhancing strategies versus clinicbased management for patients with ankle sprains. Phys Ther 87:1132-1143 [58] Bateman A, Culpan J, Pickering AD, Powell JH, Scott OM, Greenwood RJ (2001) The effect of aerobic training on rehabilitation outcomes after recent severe brain injury: a randomized controlled evaluation. Ach Phys Med Rehabil 82:174-182 [59] Beard DJ, Dodd CAF, Trundle HR, Simpson AHRW (1994) Proprioception enhancement for anterior cruciate ligament deficiency. A prospective randomised trial of two physiotherapy regimes. J Bone Joint Surg 76:654-659 [60] Bearne LM, Scott DL, Hurley MV (2002) Exercise can reverse quadriceps sensorimotor dysfunction that is associated with rheumatoid arthritis without exacerbating disease activity. Rheumatology 41:157-166 [61] Beaupre LA, Davies DM, Jones CA, Cinats JG (2001) Exercise combined with continuous passive motion or slider board therapy compared with exercise only: A randomized controlled trial of patients following total knee arthroplasty. Phys Therapy 81:1029-1037 [62] Beaupre LA, Lier D, Davies DM, Johnston DBC (2004) The effect of a preoperative exercise and education program on functional recovery, health related quality of life, and health service utilization following primary total knee arthroplasty. J Rheumatology 31:1166-1173 [63] Belardinelli R, Georgiou D, Cianci G, Berman N, Ginzton L, Purcaro A (1995) Exercise training improves left ventricular diastolic filling in patients with dilated cardiomyopathy. Clinical and prognostic implications. Circulation 91:2775-2784 [64] Belardinelli R, Georgiou D, Cianci G, Purcaro A (1999) Randomized, controlled trial of long-term moderate exercise training in chronic heart failure. Effects on functional capacity, quality of life, and clinical outcome. Circulation 99:1173-1182
229 Literatur
[65] Belardinelli R, Paolini I, Cianci G, Piva R, Georgiou D, Purcaro A (2001) Exercise training intervention after coronary angioplasty: The ETICA trial. J Amer College Cardiology 37:1891-1900 [66] Beller J, Maier D, Arand M, Geyer T (2010) Behandlungsstrategie bei distalen Humerusfrakturen. Trauma Berufskrankh 12 Suppl 3: 273-278 [67] Beniamini Y, Rubenstein JJ, Faigenbaum AD, Lichtenstein AH, Crim MC (1999) High-intensity strength training of patients enrolled in an outpatient cardiac rehabilitation program. J Cardiopulmonary Rehabil 19:8-17 [68] Bennell KL, Hinman RS, Metcalf BR, Buchbinder R, McConnell J, McColl G, Green S, Crossley KM (2005) Efficacy of physiotherapy management of knee joint osteoarthritis: a randomised, double blind, placebo controlled trial. Ann Rheum Dis 64:906912 [69] Bennett LA, Brearley SC, Hart JAL, Bailey MJ (2005) A comparison of 2 continuous passive motion protocols after total knee arthroplasty. J Arthroplasty 20:225-233 [70] Berghmans LCM, Frederiks CMA, de Bie RA, Weil EHJ, Smeets LWH, van Waalwijk van Doorn ESC, Janknegt RA (1996) Efficacy of biofeedback, when included with pelvic floor muscle exercise treatment, for genuine stress incontinence. Neurourology & Urodynam 15:37-52 [71] Berkhuysen MA, Nieuwland W, Buunk BP, Sanderman R, Viersma JW, Rispens P (1999) Effect of high- versus low-frequency exercise training in multidisciplinary carciac rehabilitation on healthrelated quality of life. J Cardiopulmonary Rehabil 19:22-28 [72] Berlit P (2006) Klinische Neurologie, 2. Aufl. Springer, Heidelberg; S 390-94 [73] Berman BM, Lao L, Langenberg P, Lee WL, Gilpin AMK, Hochberg MC (2004) Effectiveness of acupuncture as adjunctive therapy in osteoarthritis of the knee. Ann Intern Med 141:901-910 [74] Berman BM, Singh BB, Lao L, Langenberg P, Li H, Hadhazy V, Baret AJ, Hochberg M (1999) A randomized trial of acupuncture as an adjunctive therapy in osteoarthritis of the knee. Rheumatology 38:346-354 [75] Berney S, Deneby L (2003) The effect of physiotherapy treatment on oxygen consumption and heamodynamics in patients who are critically ill. Australian J Physiotherapy 49:99-105 [76] Bernhardt J, Dewey H, Thrift A, Collier J, Donnan G (2008) A very early rehabilitation trial for stroke (AVERT). Phase II Safety and feasibility. Stroke 39:390-396 [77] Berry H, Fernandes L, Bloom B, Clark RJ, Hamilton EBD (1980) Clinical study comparing acupuncture, physiotherapy, injection and oral anti-inflammatory therapy in shoulder-cuff lesions. Current Medical Res Opinion 7:121-126 [78] Bertalanffy A, Kober A, Bertalanffy P, Gustorff B, Gore O, Adel S, Hoerauf K (2005) Transcutaneous electrical nerve stimulation reduces acute low back pain during emergency transport. Academic Emergency Medicine 12:607-611 [79] Beurskens AJ, de Vet HC, Köke AJ, Lindeman E, Regtop W, van der Heijden GJ, Knipschild PG (1995) Efficacy of traction for non-specific low back pain: a randomised clinical trial. Lancet 346:1596-1600 [80] Beurskens AJ, de Vet HC, Köke AJ, Regtop WPT, van der Heijden GJ, Lindeman E, Knipschild PG (1997) Efficacy of traction for non-specific low back pain: 12-week and 6-month results of a randomized clinical trial. Spine 22:2756-2762 [81] Beurskens CHG, Heymans PG (2006) Mime therapy improves facial symmetry in people with long-term facial nerve paresis: A randomised controlled trial. Australian J Physiotherapy 52:177-183
[82] Beurskens CHG, van Uden CJT, Strobbe LJA, Osstendorp RAB, Wobbes T (2007) The efficacy of physiotherapy upon shoulder function following axillary dissection in breast cancer, a randomized controlled study. BMC Cancer 7:166-171 [83] Bhattacharyya T, Gale D, Dewire P, Totterman S, Gale ME, McLaughlin S, Einhorn TA, Felson DT (2003) The clinical importance of meniscal tears demonstrated by magnetic resonance imaging in osteoarthritis of the knee. J Bone Joint Surg Am 85:49 [84] Bilberg A, Ahlmen M, Mannerkorpi K (2005) Moderately intensive exercise in a temperate pool for patients with rheumatoid arthritis: a randomized controlled study. Rheumatology 44:502-508 [85] Binder EF, Brown M, Sinacore DR, Steger-May K, Yarasheski KE, Schechtman KB (2004) Effects of extended outpatient rehabilitation after hip fracture – A randomized controlled trial. JAMA 292:837-846 [86] Bingöl Ü, Altan L, Yurtkuran M (2005) Low-power laser treatment for shoulder pain. Photomedicine Laser Surgery 23:459-464 [87] Bisset L, Beller E, Jull G, Brooks P, Darnell R, Vicenzino B (2006) Mobilisation with movement and exercise, corticosteroid injection, or wait and see for tennis elbow: randomised trial. BMJ 333:939-944 [88] Bjarnadottir OH, Konradsdottir AD, Reynisdottir K, Olafsson E (2007) Multiple sclerosis and brief moderate exercise. A randomised study. Multiple Sclerosis 13:776-782 [89] Bjordal JM, Lopes-Martins RAB, Iversen VV (2006) A randomised, placebo controlled trial of low level laser therapy for activated Achilles tendinitis with microdialysis measurement of peritendinous prostaglandin E2 concentrations. Br J Sports Med 40:76-80 [90] Bleakley CM, McDonough SM, MacAuley DC (2006) Cryotherapy for acute ankle sprains: a randomised controlled study of two different icing protocols. Br J Sports Med 40:700-705 [91] Blennerhassett J, Dite W (2004) Additional task-related practice improves mobility and upper limb function early after stroke: A randomised controlled trial. Australian J Physiotherapy 50:219-224 [92] Bliddal H, Hellesen C, Ditlevsen P, Asselberghs J, Lyager L (1987) Soft-laser therapy of rheumatoid arthritis. Scand J Rheumatology 16:225-228 [93] Blomberg S, Hallin G, Grann K, Berg E, Sennerby U (1994) Manual atherapy with steroid injections – A new approach to treatment of low back pain. A controlled multicenter trial with an evaluation by orthopaedic surgeons. Spine 19:569-577 [94] Blomberg S, Svärdsudd K, Tibblin G (1993) Manual therapy with steroid injections in low-back pain. Improvement of quality of life in a controlled trial with four months’ follow-up. Scand J Prim Health Care 11:83-90 [95] Blumenthal JA, Emery CF, Madden DJ, Schniebolk S, Riddle MW, Cobb FR, Higginbotham M, Coleman RE (1991) Effects of exercise training on bone density in older men and women. J Am Geriatr Soc 39:1065-1070 [96] Blumenthal JA, Sherwood A, Babyak MA, Watkins LL, Wauth R, Georgiades A, Bacon SL, Hayano J, Coleman RE, Hinderliter A (2005) Effects of exercise and stress management training on markers of cardiovascular risk in patients with ischemic heart disease. JAMA 293:1626-1634 [97] Blumenthal JA, Sherwood A, Gullette ECD, Babyak M, Waugh R, Georgiades A, Craighead LW, Tweedy D, Feinglos M, Appelbaum M, Hayano J, Hinderliter A (2000) Exercise and weight loss reduce blood pressure in men and women with mild hypertension. Effects on cardiovascular, metabolic, and hemodynamic functioning. Arch Intern Med 160:1947-1958
230
Anhang
[98] Blunt KL, Rajwani MH, Guerriero RC (1997) The effectiveness of chiropractic management of fibromyalgia patients: A pilot study. J Manipulative & Physiological Therapeutics 20:389-399 [99] Boake C, Noser EA, Ro T, Baraniuk S, Gaber M, Johnson R, Salmeron ET, Tran TM, Lai JM, Taub E, Moye LA, Grotta JC, Levin HS (2007) Contraint-induced movement therapy during early stroke rehabilitation. Neurorehabil Neurol Repair 21:14-24 [100] Bogefeldt J, Grunnesjö MI, Svärdsudd K, Blomber S (2008) Sick leave reductions from a comprehensive manual therapy programme for low back pain: the Gotland Low Back Pain Study. Clin Rehabil 22:529-541 [101] Bohm ER, Bubbar V, Hing KY, Dzus A (2006) Above and belowthe-elbow plaster casts for distal forearm fractures in children. A randomized controlled trial. J Bone Joint Surgery 88:1-8 [102] Bonan IV, Yelnik AP, Colle FM, Michaud C, Normand E, Panigot B, Roth P, Guichard JP, Vicaut E (2004) Reliance on visual information after stroke. Part II: Effectiveness of a balance rehabilitation program with visual cue deprivation after stroke: A randomized controlled trial. Arch Phys Med Rehabil 85:274-278 [103] Bonsignore MR, La Grutta S, Cibella F, Scichilone N, Cuttitta G, Interrante A, Marchese M, Veca M, Virzi M, Bonanno A, Profita M, Morici G (2008) Effects of exercise training an Montelukast in children with mild asthma. Med Sci Sports Exercise 40:405412 [104] Borchgrevink GE, Kaasa A, McDonagh D, Stiles TC, Haraldseth O, Lereim I (1998) Acute treatment of whiplash neck sprain injuries. A randomized trial of treatment during the first 14 days after a car accident. Spine 23:25-31 [105] Borsalino G, Bagnacani M, Bettati E, Fornaciari F, Rocchi R, Uluhogian S, Ceccherelli G, Cadossi R, Traina GC (1988) Electrical stimulation of human femoral intertrochanteric osteotomies. Double-blind study. Clin Orthopaedics & Related Research 237:256-263 [106] Bott J, Corroll MP, Conway JH, Keilty SE, Ward EM, Brown AM, Paul EA, Elliott MW, Godfrey RC, Wedzicha JA (1993) Randomised controlled trial of nasal ventilation in acute ventilatory failure due to chronic obstructive airways disease. Lancet 341:1555-1557 [107] Bourbeau J, Julien M, Maltais F, Rouleau M, Beaupre A, Begin R, Renzi P, Nault D, Borycki E, Schwartzman K, Singh R, Collet JP (2003) Reduction of hospital utilization in patients with chronic obstructive pulmonary disease. A disease-specific self-management intervention. Arch Intern Med 163:585-591 [108] Bowler SD, Green A, Mitchell CA (1998) Buteyko breathing techniques in asthma: a blinded randomised controlled trial. Med J Australia 169:575-578 [109] Braid V, Barber M, Mitchell SL, Martin BJ, Granat M, Stott DJ (2008) Randomised controlled trial of electrical stimulation of the quadriceps after proximal femoral fracture. Aging Clin Exper Research 20:62-66 [110] Bravo G, Gauthier P, Roy PM, Payette H, Gaulin P, Harvey M, Peloquin L, Dubois MF (1996) Impact of a 12-month exercise program on the physical and psychological health of osteopenic women. J Amer Geriatric Society 44:756-762 [111] Brenke R, Obendorfer H, Siems W (1999) Effektivität der komplexen physikalischen Entstauungstherapie beim Lipödem. In Lipert BM, Rathcke IO, Werner JA (Hrsg) Lymphologica 99. Shaker Verlag, Aachen; S 309-311 [112] Brenke R, Polonius D, Kretzschmer K (2002) Massaten. In: Melchart D, Brenke R, Dobos G, Gaisbauer M, Saller R (Hrsg) Naturheilverfahren. Schattauer Verlag, Stuttgart, New York; S 332361
[113] Brenke R, Siems W (1996) Das Buch vom Winterschwimmen. Husum-Verlag, Husum [114] Brennan GP, Frizt JM, Hunter SJ, Thackeray A, Delitto A, Erhard RE (2006) Identifying subgroups of patients with acute/subacute »non-specific« low back pain. Results of a randomized clinical trial. Spine 31:623-631 [115] Bringezu G, Trettin H (2001) Manuelle Lymphdrainage zur Behandlung verschiedener Kopfschmerzsyndrome. In: Bringezu G, Schreiner O (Hrsg) Lehrbuch der Entstauungstherapie, Bd 2. Springer, Heidelberg; S 241-256 [116] Brinkhaus B, Witt CM, Jena S, Linde K, Streng A, Wagenpfeil S, Irnich D, Walther HU, Melchart D, Willich SN (2006) Acupuncture in patients with chronic low back pain. A randomized controlled trial. Arch Intern Med 166:450-457 [117] Brinkhaus B, Witt CM, Linde K, Streng A, Melchart D, Willich SN (2006) Wirksamkeit der Akupunkturbehandlung bei Osteoarthrose. Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie. Pädiatr Praxis 68:679-689 [118] Brizzi A, Giusti A, Giacchetti P, Stefanelli S, Provinciali L, Ceravolo MG (2004) A randomised controlled trial on the efficacy of hydroelectrophoresis in acute recurrences in chronic low back pain patients. Europa Medicophysica 40:303-309 [119] Brochard L, Mancebo J, Wysocki M, Lofaso F, Conti G, Rauss A, Simonneau G, Benito S, Gasparetto A, Lemaire F, Isabey D, Harf A (1995) Noninvasive ventilation for acute exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease. N Engl J Med 333:817-822 [120] Brockow T, Dillner A, Franke A, Resch KL (2001) Analgesic effectiveness of subcutaneous carbon-dioxide insufflations as an adjunct treatment in patients with non-specific neck or low back pain. A pragmatic, open, randomized controlled trial. Complementary Therapies Medicine 9:68-76 [121] Bronfort G, Evans R, Nelson B, Aker PD, Goldsmith CH, Vernon H (2001) A randomized clinical trial of exercise and spinal manipulation for patients with chronic neck pain. Spine 26:788799 [122] Brooke-Wavell K, Jones PRM, Hardman AE (1997) Brisk walking reduces calcaneal bone loss in post-menopausal women. Clin Science (London) 92:75-80 [123] Brooks N, Layne JE, Gordon PL, Roubenoff R, Nelson ME, Castaneda-Sceppa C (2007) Strength training improves muscle quality and insulin sensitivity in Hispanic older asults with type 2 diabetes. Int J Med Sci 4:19-27 [124] Brox JI, Reikeras O, Nygaard O, Sorensen R, Indahl A, Holm I, Keller A, Ingebrigtsen T, Grundnes O, Lnage JE, Friis A (2006) Lumbar instrumented fusion compared with cognitive intervention and exercises in patients with chronic back pain after previous surgery for disc herniation: A prospective randomized controlled study. Pain 122:145-155 [125] Brox JI, Gjengedal E, Uppheim G, Bohmer AS, Brevik JI, Ljunggren AE, Staff PH (2006) Arthroscopic surgery versus supervised exercises in patients with rotator cuff disease (stage II impingement syndrome): a prospective, randomized, controlled study in 125 patients with a 2 ½ -year follow-up. Pain 122:145-155 [126] Brox JI, Sorensen R, Friis A, Nygaard O, Indahl A, Keller A, Ingebrigtsen T, Eriksen HR, Holm I, Koller AK, Riise R, Reikeras O (2003) Randomized clinical trial of lumbar instrumented fusion and cognitive intervention and exercises in patients with chronic low back pain and disc degeneration. Spine 28:19131923 [127] Brubaker L, Benson T, Bent A, Clark A, Shott S (1997) Transvaginal electrical stimulation for female urinary incontinence. Am J Obstet Gynecol 177:536-540
231 Literatur
[128] Brudvik C, Hove LM (2003) Childhood fractures in Bergen, Norway: Identifying high-risk groups and activities. J Pediatr Orthop 23:629-634 [129] Brug E, Joist A, Meffert R (2002) Postoperative Radialisparese. Schicksalhaft oder fahrlässig, zuwarten oder revidieren? Unfallchirurg 105:82-85 [130] Brusco NK, Shields N, Taylor NF, Paratz J (2007) A Saturday phyhsiotherapy service may decrease length of stay in patients undergoing rehabilitation in hospital: a randomised controlled trial. Australian J Physiotherapy 53:75-81 [131] Brygge T, Heinig JH, Collins P, Ronborg S, Gehrchen PM, Hilden J, Heegaard S, Poulsen LK (2001) Reflexology and bronchial asthma. Respiratory Medicine 95:173-179 [132] Buckelew SP, Conway R, Parker J, Deuser WE, Read J, Witty TE, Hewett JE, Minor M, Johnson JC, van Male L, McIntosh MJ, Nigh M, Kay DR (1998) Biofeedback/relaxation training and exercise interventions for fibromyalgia: a prospective trial. Arthritis Care Research 11:196-209 [133] Budiman-Mak E, Conrad KJ, Roach KE, Moore JW, Lertratanakul Y, Koch AE, Skosey JL, Froelich C, Joyce-Clark N (1995) Can foot ortheses prevent hallux valgus deformity in rheumatoid arthritis? A randomized clinical trial. J Clin Rheumatology 1:313-320 [134] Budweiser S, Moertl M, Jörres RA, Windisch W, Heinemann F, Pfeifer M (2006) Respiratory muscle training in restrictive thoracic disease: a randomized controlled trial. Arch Phys Med Rehabil 87:1559-1565 [135] Bürge E, Kupper D, Finckh A, Ryerson S, Schnider A, Leemann B (2008) Neutral functional fealignment orthosis prevents hand pain in patients with subacute stroke: a randomized trial. Achives Phys Medicine Rehabil 89:1857-1862 [136] Büttner J (2004) Management der Querschnittslähmung. Anästh Intensivmed 45:190-204 [137] Bulstrode SJ, Barefoot J, Harrison RA, Clarke AK (1987) The role of passive stretching in the treatment of ankylosing spondylitis. Br J Rheumatology 26:40-42 [138] Burgio KL, Goode PS, Locher JL, Umlauf MG, Roth DL, Richter HE, Varner RE, Lloyd LK (2008) Behariovral training with and without biofeedback in the treatment of urge incontinence in older women. JAMA 288:2293-2299 [139] Burgio KL, Goode PS, Urban DA, Umlauf MG, Locher JL, Bueschen A, Redden DT (2006) Preoperative biofeedback assisted behavioral training to decrease post-prostatectomy incontinence: a randomized, controlled trial. J Urology 175:196-201 [140] Burini D, Farabollini B, Iacucci S, Rimatori C, Riccardi G, Capecci M, Provinciali L, Ceravolo MG (2006) A randomised controlled cross-over trial of aerobic training versus Qigong in advanced Parkinson´s disease. Eur Medicophys 42:231-238 [141] Burns J, Crosbie J, Ouvrier R, Hunt A (2006) Effective orthotic therapy for the painful cavus foot: a randomized controlled trial. J Am Podiatric Med Assoc 96:205-211 [142] Bynum EB, Barrack RL, Alexander AH (1995) Open versus closed chain kinetic exercises after anterior cruciate ligament reconstruction. A prospective randomized study. Am J Sports Medicine 23:401-406 [143] Cacchio A, Paoloni M, Barile A, Don R, de Paulis F, Calvisi V, Ranavolo A, Frascarelli M, Santilli V, Spacca G (2006) Effectiveness of radial shock-wave therapy for calcific tendinitis of the shoulder: single-blind, randomized clinical study. Phys Ther 86:672-682 [144] Cairns MC, Foster NE, Wright C (2006) Randomized controlled trial of specific spinal stabilization exercises and conventional physiotherapy for recurrent low back pain. Spine 31:E670-E681
[145] Callaghan MJ, Whittaker PE, Grimes S, Smith (2004) An evaluation of pulsed shortwave on knee osteoarthritis using radioleucoscintigraphy: a randomised, double blin, controlled trial. Joint Bone Spine 72:150-155 [146] Canning CG, Shepherd RB, Carr JH, Alison JA, Wade L, White A (2003) A randomized controlled trial of the effects of intensive sit-to-stand training after recent traumatic brain injury on sitto-stand performance. Clin Rehab 17:355-362 [147] Carati CJ, Anderson SN, Gannon BJ, Piller NB (2003) Treatment of postmastectomy lymphedema with low-level laser therapy: a double blind, placebo-controlled trial. Cancer 98:1114-1122 [148] Carlsson CPO, Sjölung BH (2001) Acupuncture for chronic low back pain: A randomized placebo-controlled study with longterm follow-up. Clin J Pain 17:296-305 [149] Carrick DG, Davies WM, Fielder CP, Bihari J (1986) Low-powered ultrasound in the treatment of tinnitus: a pilot study. Br J Audiology 20:153-155 [150] Carrieri-Kohlman V, Nguyen HQ, Donescy-Cuencu DA, DemirDeviren S, Neuhaus J, Stulbarg MS (2005) Impact of brief or extended exercise training on the benefit of a dysplea selfmanagement program in COPD. J Cardiopulm Rehabil 25:275284 [151] Carter R, Hall T, Aspy CB, Mold J (2002) The effectiveness of magnet therapy for treatment of wrist pain attributed to carpal tunnel syndrome. J Family Practice 51:38-40 [152] Castaneda C, Gordon PL, Parker RC, Uhlin KL, Roubenoff R, Levey AS (2004) Resistance training to reduce the malnutritioninflammation complex syndrome of chronic kidney disease. Am J Kindney Diseases 43:607-616 [153] Castaneda C, Layne JE, Munoz-Orians L, Gordon PL, Walsmith J, Foldvari M, Roubenoff R, Tucker KL, Nelson ME (2002) A randomized controlled trial of resistance exercise training to improve glycemic control in older adults with type 2 diabetes. Diabetes Care 25:2335-2341 [154] Cattaneo D, Jonsdottir J, Zocchi M, Regola A (2007) Effects of bilance exercises on people with multiple sclerosis: a pilot study. Clin Rehabil 21:771-781 [155] Cauley JA, Kriska AM, LaPorte RE, Sandler RB, Pambianco B (1987) A two year randomized exercise trial in older women: effects on HDL-cholesterol. Atherosclerosis 66:247-258 [156] Cen SY, Loy SF, Sletten EG, Mclaine A (2003) The effect of traditional Chinese therapeutic massage on individuals with neck pain. Clin Acupuncture Oriental Medicine 4:88-93 [157] Chae J, Ng A, Yu DT, Kirsteins A, Elovic EP, Flanagan SR, Harvey RL, Zorowitz RD, Fang ZP (1997) Intramuscular electrical stimulation for shoulder pain in hemiplegia: does time from stroke onset predict treatment success? Neurorehabil Neural Repair 21:561567 [158] Chaisson KM, Walsh S, Simmons Z, Vender RL (2006) A clinical pilot study: high frequency chest wall oscillation airway clearance in patients with amyotrophic lateral sclerosis. Amyotroph Lateral Scler 7:107-111 [159] Chan DYL, Chan CCH, Au DKS (2006) Motor relearning programme for stroke patients: a randomized controlled trial. Clin Rehabil 20:191-200 [160] Chard MD, Hazleman BL, Devereaux MD (1988) Controlled study to investigate dose-response patterns to portable pulsed electromagnetic fields in the treatment of rotator cuff dentinitis. J Orthopaedic Rheumatology 1:33-40 [161] Chatchawan U, Thinkhamrop B, Kharmwan S, Knowles J, Eungpinichpong W (2005) Effectiveness of traditional Thai massage versus Swedish massage among patients with back pain asso-
232
[162]
[163]
[164]
[165]
[166]
[167] [168]
[169]
[170]
[171]
[172]
[173]
[174]
[175]
[176]
[177]
[178]
Anhang
ciated with myofascial trigger points. J Bodywork Movement Therapies 9:298-309 Cheema B, Abbas H, Smith B, O´Sullivan A, Chan M, Patwardhan A, Kelly J, Gillin A, Pang G, Lloyd B, Singh MF (2007) Randomized exercise for anabolism in kidney disease (PEAK): a randomized, controlled trial of resistance training during hemodialysis. J Am Soc Nephrology 18:1594-1601 Chien MY, Yang RS, Tsauo JY (2005) Home-based trunk-strengthening exercise for osteoporotic and osteopenic postmenopausal women without fracture – a pilot study. Clin Rehabil 19:28-36 Chiu TTW, Hui-Chan CWY, Cheing G(2005) A randomized clinical trail of TENS and exercise for patients with chronic neck pain. Clin Rehabil 19:850-860 Chou CY, Cheng YW, Kao MT, Huang CC (2005) Acupuncture in haemodialysis patients at the Quchi (LI11) acupoint for refractory uraemic pruritus. Nephrol Dial Transpl 20:1912-1915 Chow RT, Heller GZ, Barnsley L (2006) The effect of 300 mW, 830 nm laser on chronic neck pain: a double-blind, randomized, placebo-controlled study. Pain 123:201-210 Christensen PA, Laursen LC, Taudorf E, Sorensen SC, Weeke B (1984) Acupuncture and bronchial asthma. Allergy 39:379-385 Christensen PA, Noreng M, Andersen PE, Nielsen JW (1989) Electroacupuncture and postoperative pain. Br J Anaesth 62: 258-262 Chu KA, Wu YC, Ting YM, Wang HC, Lu JY (2007) Acupuncture therapy results in immediate broncholilating effect in asthma patients. J Chin Med Assoc 70:265-268 Chubak J, Ulrich CM, Tworoger SS, Sorensen B, Yasui Y, Irwin ML, Stanczyk FZ, Potter JD, McTiernan A (2006) Effect of exercise on bone mineral density and lean mass in postmenopausal women. Med Sci Sports Exerc 38:1236-1244 Chung W, Wiley JP (2004) Effectiveness of extracorporeal shock wave therapy in the treatment of previously untreated lateral epicondylitis: a randomized controlled trial. Am J Sports Med 32:1660-1667 Church TS, Earnest CP, Skinner JS, Blair SN (2007) Effects of different doses of physical activity on cardiorespiratory fitness among sedentary, overweight or ebese postmenopausal women with elevated blood pressure: a randomized controlled trial. JAMA 297:2081-2091 Cider A, Schaufelberger M, Sunnerhagen KS, Andersson B (2003) Hydrotherapy – a new approach to improve function in the older patient with chronic heart failure. Eur J Heart Failure 5:527-535 Clayton RA, Court-Brown CM (2008) the epidemiology of musculoskeletal tendinous and ligamentous injuries. Injury 39: 1338-1344 Clifft JK, Kasser RJ, Newton TS, Bush AJ (2005) The effect of monochromatic infrared energy on sensation in patients with diabetic peripheral neuropathy: a double-blin, placebo-controlled study. Diabetes Care 28:2896-2900 Cochrane T, Davey RC, Edwards SMM (2005) Randomised controlled trial of the cost-effectiveness of water-based therapy for lower limb osteoarthritis. Health Technology Assessment 9(31):1-129 Colbert AP, Markov MS, Banerji M, Pilla AA (1990) Magnetic mattress pad use in patients with fibromyalgia: A randomized double-blind pilot study. J Back Musculoskeletal Rehab 13:1931 Dautzenroth A, Saemann H (2002) Cystische Fibrose. Altersgerechte Physiotherapie bei Mukoviszidose. Thieme, Stuttgart
[179] De Krom MC, Knipschild PG, Kester AD, Thijs CT, Boekkooi PF, Spaans F (1992) Carpal tunnel syndrome: prevalence in the general population. J Clin Epidemiol 45:73-376 [180] Deutsche Gesellschaft für Angiologie - Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. (2008) Mitteilungen 24. September [181] Deutsche Gesellschaft für Neurologie (2008) S1-Leitlinie Restless-Legs-Syndrom (RLS) und Periodic Limb Movement Disorder (PLMD) der Deutschen Gesellschaft für Neurologie bei AWMF online [182] Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Bundesverband der Pneumologen e.V. (BdP), Monks S – Ärzte im Netz (2010). http://www.lungenaerzte-imnetz.de/lin/show.php3?id=4&nodeid= [183] Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (2010). http://www. daab.de/ast_bronch.php [184] Devos-Somby L, Cronan T, Roesch SC (2006) Do exercise and self management interventions benefit patients with osteoarthritis of the knee? A metaanalytic review. J Rheumatol 33: 744-756 [185] Dzupa V, Chmelová J, Pavelka T, Obruba P, Wendsche P, Simo P (2009) Multicentric study of patients with pelvic injury: basic analysis of the study group. Acta Chir Orthop Traumatol Cech 76:404-409 [186] Egerer K, Feist E, Burmester G (2009) The Serological Diagnosis of Rheumatoid Arthritis – Antibodies to citrullinated Antigens. Dtsch Arztebl Int 106(10):159-63 [187] Exner (2007) Rückenschäden bei Kindern und Jugendlichen. http://arztforumfreiburg.de/aff/vortraege/Ruecken_Kinder_ jugend.pdf [188] Felson DT (1988) Epidemiology of knee and hip osteoarthritis. Epidemiolo Rev 10:1-28 [189] Ferrari A, Cioni G (1998) Infantile Zerebralparese – Rehabilitation und Prävention. Springer, Berlin Heidelberg New York [190] Fink W, Haidinger G (2007) Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10 Jahren Allgemeinpraxis. Z. Allg. Med. 83:102108 [191] Fischer MJ, O’Hare AM (2010) Epidemiology of hypertension in the elderly with chronic kidney disease – Review. Adv Chronic Kidney Dis 17(4):329-40 [192] Földi M (2004) Remarks concerning the consensus document (CD) of the International Society of Lymphology »The diagnosis and treatment of peripheral lymphedema«. Lymphology 37: 168-173 [193] Frangen TM, Muhr G, Kälicke T (2007) Handwurzelfrakturen. Trauma Berufskrankh 9:216-219 [194] Fransen M, McConnell S, Bell M (2001) Exercise for osteoarthritis of the hip or knee. Cochrane Database Syst Rev 2:CD004286 [195] Frei U, Schober-Halstenberg HJ (1995-2005/2006) Nierenersatztherapie in Deutschland. QuaSi-Niere Jahresberichte, Berlin [196] Frey S (2003) Rationelle Therapie von subcapitalen Humerusfrakturen und Humeruskopffrakturen. Inaugural-Dissertation Medizinische Fakultät Westfälische Wilhelms-Universität Münster [197] Frymouyer JW (1991) The Adult Spine: Principles and Practice. Raven Press, New York [198] Gerlach M, Reichmann H, Riederer P (2003) Die ParkinsonKrankheit: Grundlagen, Klinik, Therapie; 3. Aufl. Springer, Wien New York [199] Gerlinger J (2010) Sportmedizin – Orthopädie und Traumatologie des Kniegelenkes. http://www.joejoe.de/sport/Sportmedizin_Orhopaedie%20und%20Traumatologie%20des%20K nies.pdf
233 Literatur
[200] GINA (Global Initiative for Asthma) (2004) Global Burden of Asthma - Report der GINA, Medical Research Institute of New Zealand, Wellington [201] Graessler J, Unger S, Tausche AK, Kopprasch S, Bornstein SR (2006) Gout – new insights into a forgotten disease. Horm Metab Res 38(3):203-204 [202] Gumpert N (2010) Außenknöchelbruch, Fibulafraktur. Medizin Online; http://www.dr-gumpert.de/html/aussenknochelbruch. html [203] Gumpert N (2010) Morbus Sudeck. http://www.dr-gumpert. de/html/morbus_sudeck.html [204] Gumpert H (2010) Polyneuropathie. http://www.dr-gumpert. de/html/polyneuropathie.html [205] Gumpert N (2010) Schulterarthrose. http://www.dr-gumpert. de/html/schulterarthrose.html [206] Hannan MT, Felson DT, Pincus T (2000) Analysis of the discordance between radiographic changes and knee pain in osteoarthritis of the knee. J Rheumatol 27:1513-1517 [207] Hartmann B, Czock D, Keller F (2010) Arzmitteltherapie bei Patienten mit chronischem Nierenversagen. Dt Ärzteblatt 107: 647-656 [208] Hein T, Hopfenmüller W (2000) Hochrechnung der Zahl an Multiple Sklerose erkrankten Patienten in Deutschland. Nervenarzt 71:288-94 [209] Heller G, Günster C, Swart E (2005) Über die Häufigkeit von Amputationen unterer Extremitäten in Deutschland. DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift 130:1689-90 [210] Herpertz U (1997) Krankheitsspektrum des Lipödems an einer Lymphologischen Fachklinik – Erscheinungsformen, Mischbilder und Behandlungsmöglichkeiten. Vasomed 5:301-307 [211] Hirata H (2007) Carpal tunnel syndrome and cubital tunnel syndrome. Rinsho Shinkeigaku 47:761-765 [212] Hof H, Schopf R, Fette A, Farke D, Pottek T, Rohrschneider K, Pleyer U, Michel R-T, Felber W, Laux G, Mann J, Göbel H, Nienaber CA, Merk HF, Mössner J, Augustin AJ, Finke U, Heicappell R, Diefenbacher A, Horstkotte D, von Heimburg D (med2clickTeam) (2010) med2click – Das Nachschlagewerk der klinischen Medizin. www.med2click.de/de/experten [213] Huysman E, Mathieu C (2009) Diabetes and peripheral vascular disease. Acta Chir Belg 109:587-594 [214] IDF (International Diabetes Federation) (2009) IDF Diabetes Atlas, 4 th ed [215] Jeray KJ (2007) Acute midshaft clavicular fracture. J Am Acad Orthop Surg 15:239-248 [216] Jerosch J, Mamsch H (1998) Deformities and misalignment of feet in children – a field study of 345 students. Z Orthop Grenzgeb 136:215-220 [217] Jones IE, Williams SM, Dow N, Goulding A (2002) How many children remain fracture-free during growth? A longitudinal study of children and adolescents participating in the Dunedin Multidisciplinary Health and Development Study. Osteoporos Int 13:990–995 [218] Kemmler W, Lauber D, Weineck J Hensen J, Kalender W, Engelke K (2004) Benefits of 2 years of intense exercise on bone density, physical fitness, and blood lipids in early postmenopausal osteopenic women: results of the Erlangen Fitness Osteoporosis Prevention Study (EROPS). Arch Intern Med 164:1084-1091 [219] Kendic S, Skender N, Catovic A, Celes N, Dupliak I, Catovic S (2007) Frequency of feet deformities in pupils attending junior grades of elementary school. Bosn J Basic Med Sci 7:226-230 [220] Kirschner P, Bayer M (1999) Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie – Endoprothese bei Koxarthrose.
[221]
[222]
[223]
[224]
[225] [226] [227] [228] [229]
[230]
[231] [232]
[233] [234] [235] [236]
[237] [238] [239]
[240] [241]
AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) online. www.uni-duesseldorf.de/ AWMF/II/012-006.htm Kizer JR, Madias C, Wilner B, Vaughan CJ, Mushlin AI, Trushin P, Gotto AM Jr, Pasternak RC (2010) Relation of different measures of low-density lipoprotein cholesterol to risk of coronary artery disease and death in a meta-regression analysis of large-scale trials of statin therapy. Am J Cardiol 105:1289-1296 Klare W-R, Zink K, Liesenfeld B, Gilles B, Risse A, Altmeier M, Clever HU, Tigges W, Koggel A (Mai 2007) Total Contact Cast zur Druckentlastung diabetischer Fussulzera – Zwischenergebnisse einer multizentrischen Anwendungsstudie in Deutschland. 5 th International Symposium on the Diabetic Food. Noordwijlerhoot, Kongressband Klinikum Dortmund a (2010) Ein Service der Schultersprechstunde – Orthopädie. Schulterinfo, Dortmund. www.schulterinfo.de/index.html Klinikum Dortmund b (2010) Ein Service der Schultersprechstunde – Orthopädie.Das Impingement – subacromiale Impingementsyndrom der Schulter. Schulterinfo Dortmund. http:// www.schulterinfo.de/Info/schultererkrankungen/impingement. htm#Demographie Klonz A, Hockertz T, Reilmann H (2002) Clavicular fractures. Chirurg 73:90-100 Klonz A, Hockertz T, Reilmann H (2001) Clavicular fractures. Unfallchirurg 104:70-81 Koletzko B, Kröner C (2009) Basiswissen Pädiatrie. Springer, Heidelberg; S 342-344 Koletzko B, Kröner C (2009) Basiswissen Pädiatrie. Springer, Heidelberg; S 393/394 Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (2005) Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, 3. Aufl. Thieme, Stuttgart Korovessis PG, Stamatakis M, Baikousis A et al. (2001) Treatment of dysplastic and congenitally dislocated hips with the Zweymueller total hip prosthesis. Orthopedics 24:465-471 Krämer J (1994) Kreuzschmerzen aus orthopädischer Sicht. Dt Aerztebl 5:C-198-203 Kraus R, Schneidmüller D, Röder C (2005) Häufigkeit von Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter. Dt Aerztebl 102:A838 Landin LA (1997) Epidemiology of children’s fractures. J Pediatr Orthop B 6:79–83 Larsen C (2008) Kinderfüße lernen laufen. Pt Zeitschrift für Physiotherapeuten 60:667-673 Lee MS, Pittler MH, Shin BC, Ernst (2008) Tai chi for osteoporosis: a systematic review. Osteoporos Int 19:139-146 Levey AS, Stevens LA, Schmid CH et al. (2009) CKD-EPI (Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration): A new equation to estimate glomerular filtration rate. Ann Intern Med 150: 604-12 Lewis JE, Stephens SD, McKenna L (1994) Tinnitus and suicide. Clin Otolaryngol Allied Sci 19(1):50-4 Lill H (1996) Aktueller Stand der Behandlung von Achillessehenrupturen. Chirurg. 67:1160-1165 Lobenhoffer P (2001): Traumatische Schultererstluxation – Indikation zu arthroskopischen Behandlungsverfahren. Trauma Berufskrankh 3 (Suppl 4):S519-S526 Ludolph AC (2006) Amyotrophe Lateralsklerose. In: Berlit P (Hrsg) Klinische Neurologie, 2. Aufl. Springer, Heidelberg Maczurek A, Hager K, Kenklies M, Sharman M, Martins R, Engel J, Carlson DA, Münch G (2008) Lipoic acid as an anti-inflamma-
234
[242]
[243]
[244] [245]
[246]
[247]
[248] [249]
[250] [251] [252]
[253] [254] [255]
[256]
[257]
[258] [259]
[260] [261]
Anhang
tory and neuroprotective treatment for Alzheimer´s disease. Adv Drug Deliv Rev 60(13-14):1463-1470 Majewski M, Rickert M, Steinbrück K (2000) Die frische Achillessehenruptur: Eine prospektive Untersuchung zur Beurteilung verschiedener Therapiemöglichkeiten (Achilles tendon rupture. A prospective study assessing various treatment possibilities). Orthopäde 29(7):670-676 Martyn-St James M, Carroll S (2008) Meta-analysis of walking for preservation of bone mineral density in postmenopausal women. Bone 43:521-531 Mayer C, Siems W (2010 unveröffentlicht) eigene Abschätzung Meier-Vollrath I, Schneider W, Schmeller W (2005) Lipödem: Verbesserte Lebensqualität durch Therapiekombination. Deutsches Ärzteblatt 15, A1061-1067, B892-897, C840-845 Metz C (2000) Intensivmedizinische Aspekte und Beatmungsstrategien beim akuten SHT. Abstract 2. Anästhesiologisches Intensivpflegemeeting, Salzburg Michael JW, Schlüter-Brust KU, Eysel P (2010) The epidemiology, etiology, diagnosis, and treatment of osteoarthritis of the knee. Dtsch Arztebl Int 107(9):152-162 Middeke M (2010) Hypertensiology. Dtsch Med Wochenschr 135(25-26):1272-4 Mijnhout GS, Alkhalaf A, Kleefstra N, Bilo HJ (2010) Alpha lipoic acid: a new treatment for neuropathic pain in patients with diabetes? Neth J Med 68(4):158-162 Möllenhoff G, Richter J, Muhr G (1999) Das Supinationstrauma. Orthopäde 28:469-475 Mondelli M (1999) Prevalence of carpal tunnel sindrome. Toscana Medica Müller C (2009) Mittelfristige Ergebnisse nach Implantation der rotations-achsgeführten Knietotalendoprothese RT-PLUS Solution bei Gonarthrose. Inauguraldissertation an der Justusvon-Liebig-Universität Gießen Neeck G (2002) Fibromyalgie – Diagnostik, Pathogenese und aktuelle Therapie. Hessisches Ärzteblatt 1:675-681 Neumann K, Muhr G, Breitfuss H (1988) Die Endoprothese bei Oberarmkopftrümmerbrüchen. Unfallchirurg 91: 451-458 Nilsson P, Thom E, Baigi A, Marklund B, Mansson J (2007) A prospective pilot study of a multidisciplinary home training programme for lateral epicondylitis. Musculoskeletal Care 5: 36-50 Norgren L, Hiatt WR, Dormandy JA, Nehler MR, Harris KA, Fowkes FG; TASC II Working Group, Bell K, Caporusso J, DurandZaleski I, Komori K, Lammer J, Liapis C, Novo S, Razavi M, Robbs J, Schaper N, Shigematsu H, Sapoval M, White C, White J, Clement D, Creager M, Jaff M, Mohler E 3rd, Rutherford RB, Sheehan P, Lillesen H, Rosenfield K (2007) Inter-society consensus for the management of peripheral arterial disease (TASC II). Eur J Vasc Endovasc Surg 33 Suppl 1:1-75 Norgren L, Hiatt WR, Dormandy JA, Nehler MR, Harris KA, Fowkes FG; TASK II Working Group (2007) Inter-society consensus fort he management of peripheral arterial disease (TASC II). J Vasc Surg 45 Suppl S: S5-S67 Onmeda (2010). http://www.onmeda.de/krankheiten/morbus_ scheuermann-definition-3124-2.html Packer L, Kraemer K, Rimbach G (2001) Molecular aspects of lipoic acid in the prevention of diabetes complications. Nutrition 17(10):888-895 Packer L, Witt EH, Tritschler HJ (1995) Aalpha-Lipoic acid as a biological antioxidant. Free Radic Biol Med 19(2):227-250 Pandolfo M (2009) Friedreich ataxia: the clinical picture. J Neurol 256 Suppl 1:3-8
[262] Partsch H (2009) Varicose veins and chronic venous insufficiency. Vasa 38:293-301 [263] Pfeifer M, Begerow B, Minne HW, Abrams C, Nachtigall D, Hansen C (2000) Effects of a short-term vitamin D and calcium supplementation on body sway and secondary hyperparathyroidism in elderly women. J Bone Mineral Res 15:1113-1118 [264] Poeck K, Hacke W (2006) Neurologie, 12. Aufl. Springer, Berlin [265] Poli G, Schaur RJ, Siems WG, Leonarduzzi G (2008) 4-Hydroxynonenal: A membrane lipid oxidation product of medicinal interest. MRR (Medicinal Res Rev) 28:569-631 [266] Pollard H, Ward G, Hoskins W, Hardy K (2008) The effect of a manual therapy knee protocol on osteoarthritis knee pain: a randomised controlled trial. J Can Chiropr Assoc 52:229-242 [267] Raschke MJ, Stange R (2009) Alterstraumatologie. Elsevier, München [268] Rose SH, Melton LJ, Morrey FB, Ilstrup DM, Riggs BL (1982) Epidemiologic features of humeral fractures. Clin Orthop 168: 24-30 [269] Ruessmann HJ (2009) German Society of out patient diabetes centres AND (Arbeitsgemeinschaft niedergelassener diabetologisch tätiger Ärzte e.V.): Switching from pathogenetic treatment with alpha-lipoic acid to gabapentin and other analgesics in painful diabetic neuropathy: a real-world study in outpatients. J Diabetes Complications 23(3):174-177 [270] Rüter A, Reilmann H, Nast-Kolb D (2000) Finger- und Mittelhandfrakturen – Operative und nicht-operative Behandlungsverfahren, Teil I. Unfallchirurg 103:482-494 [271] Schäfer M (2005) Erkrankungen der Lendenwirbelsäule. Inaugural-Dissertation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn [272] Schaumburger J, Schatz S, Kalteis T, Köck FX, Rath B, Renkawitz T, Grifka J, Handel M (2010) Einfluss von Interferenz- und Hochvolttherapie auf postoperative Schmerzen und Ödementwicklung nach Implantation einer Knie-Totalendoprothese. Phys Med Rehab Kuror 20:207-212 [273] Schneider U, Döderlein L, Wenz W (2002) Fussdeformitäten. Springer, Heidelberg [274] Schochat T, Croft P, Raspe H (1994) The epidemiology of fibromyalgia. Workshop oft he Standing Committee on Epidemiology European League Against Rheumatism (EULAR), Bad Säckingen, 19-21 November 1992. Br J Rheumatol 33(8):783-786 [275] Schöffl V (2010) Sportorthopädie – Sporttraumatologie Schulter. Sozialstiftung, Bamberg Erlangen, S 4-14. www.sozialstiftungbamberg.de/internet/index_home [276] Schulz B (2002) Arthroskopie des Kniegelenkes bei Kindern und Jugendlichen – Diagnostik und Therapie. Orthopädisches Herbstmeeting Bonn-Beuel. www.gfo-online.de/.../Arthroskop ie%20des%20Kniegelenkes.pdf [277] Schulz JB, Boesch S, Bürk K, Dürr A, Giunti P, Mariotti C, Pousset F, Schöls L, Vankan P, Pandolfo M (2009) Diagnosis and treatment of Friedreich ataxia: a European perspective. Nat Rev Neurol 5:222-234 [278] Schumacher S (2007) Epidemiologie und Ätiologie der Harninkontinenz im Alter. Urologe 46:357-362 [279] Shay KP, Moreau RF, Smith EJ, Smith AR, Hagen TM (2009) Alphalipoic acid as a dietary supplement: molecular mechanisms and therapeutic potential. Biochim Biophys Acta 1790(10): 11491160 [280] Shiel Jr WC (2010) Bursitis. http://www.medicinenet.com/ bursitis/article.htm [281] Shiri R, Viikari-Juntura E, Varonen H, Heliovaara M (2006) Prevalence and determinants of lateral and medial epicondylitis: a population study. Am J Epidemiol 164:1065-1074
235 Literatur
[282] Siedentop H, Kirchhoff D, Rychlik R (1999) Tinnitus in der Bundesrepublik Deutschland. Abschlussbericht Mai 1999. Institut für Empirische Gesundheitsökonomie Burscheid [283] Siems W, Bremer A (2008) Physiotherapie – Das Ausbildungsscript. Band I: Basiswissen. Verlag Wissenschaftliche Scripten, Auerbach/V.; S 1-298 [284] Siems W, Bremer A, Papke M, Loosen G (2009) Physiotherapie – Das Ausbildungsscript. Band II: Behandlungstechniken. Verlag Wissenschaftliche Scripten, Auerbach/V.; S 1-366 [285] Siems W, Bremer A, Przyklenk J (2009) Allgemeine Krankheitslehre für Physiotherapeuten. Springer, Heidelberg [286] Siems W, Brenke R, Beier A, Grune T (2002) Oxidative stress in chronic lymphoedema. Quaterly J Medicine 95:803-809 [287] Siems W, Brenke R, Wiswedel I, Sommerburg O, Eckl P, Bresgen N (2009) In chronic lymphedema increased oxysterol levels were measured. LymphForsch 13:29-33 [288] Siems W, Bresgen N, Brenke R, Siems R, Kitzing M, Harting H, Eckl PM (2010) Pain and mobility improvement and MDA plasma levels in degenerative osteoarthritis, low back pain, and rheumatoid arthritis after infrared A-irradiation. Acta Biochimica Pol 57:313-319 [289] Siems W, Voss P, Bresgen N, Eckl PM, Grune T (2009) HNE (4-hydroxynonenal) metabolism and its age dependency. J. Medical Sciences 29:S7-10 [290] Siems W, Krämer K, Grune T (2005) Oxidativer Stress und Pharmaka. Govi-Verlag Pharmazeutischer Verlag GmbH, Eschborn; S 1-279 [291] Siems W, Loosen G, Siems R (2011) Physiotherapie – Das Ausbildungsscript Band IIIa: Klinische Anwendungen Teil A – Traumatologie/Chirurgie/Orthopädie/Sportmedizin/Neurologie. Verlag Wissenschaftliche Scripten, Auerbach/V.; S 1-315 [292] Siems W, Loosen G, Siems R (in Druck 2011) Physiotherapie – Das Ausbildungsscript Band IIIb: Klinische Anwendungen Teil B – Innere Medizin/Pädiatrie/Gynäkologie-Geburtshilfe/Onkologie. Verlag Wissenschaftliche Scripten, Auerbach/V. [293] Siems W, Obendorfer H, Grune T, Brenke R (1999) Biochemische Auffälligkeiten beim Lipödem. In: Lipert BM, Rathcke IO, Werner JA (Hrsg) Lymphologika 99. Shaker Verlag Aachen; S 302-308 [294] Siems W, Quast S, Carluccio F, Wiswedel I, Hirsch D, Augustin W, Kraemer K, Hampl H, Sommerburg O (2009) Oxidative stress in Cardio Renal Anemia Syndrome: correlations and therapeutic possibilities: In: Hampl H, Riedel E (eds) Cardio Renal Anemia Syndrome. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, München Orlando; S 197-204 [295] Siems W, Salerno C, Capuozzo E, Uchida K, Grune T, Crifò C (2010) Metabolism of 4-hydroxy-2-nonenal in human polymorphonuclear leukocytes. Arch Biochem Biophys 503:248-252 [296] Siems W, Salerno C, Crifò C, Sommerburg O, Wiswedel I (2009) beta-Carotene degradation products: Formation, toxicity and prevention of toxicity. In: Yoshikawa T, Naito Y (eds) Forum of Nutrition 61: Food Factors for Health Promotion. Karger Publ. Co., Basel; pp 75-86 [297] Sinaki M, Itoi E, Wahner HW, Wollan P, Gelzcer R, Mullan BP, Collins DA, Hodgson SF (2002) Stronger back muscles reduce the incidence of vertebral fractures: a prospective 10 year follow-up of postmenopausal women. Bone 30:836-841 [298] Singh U, Jialal I (2008) Alpha-lipoic acid supplementation and diabetes. Nutr Rev 66(11):646-657 [299] Souza-Offtermatt G, Staubach KH, Sterk P, Udolph A (2004) Intensivkurs Chirurgie. Elsevier, München; S 138, 149 [300] Starr AJ, Jones AL, Reiner CM et al. (2001) Preliminary results and complications following limited open reduction and per-
[301]
[302]
[303]
[304] [305]
[306]
[307]
[308]
[309]
[310]
[311]
[312]
[313] [314]
[315] [316]
[317]
[318] [319]
cutaneous screw fixation of displaced fractures of the acetabulum. Injuri 32 Suppl 1:45-50 Statistisches Bundesamt der BRD (2004) Sterbefälle nach den 10 häufigsten Todesursachen insgesamt und nach Geschlecht 2004. In: Statistisches Jahrbuch der BRD, Berlin Statistisches Bundesamt (2007) Statistik: 12,1 Millionen Operationen bei stationären Patienten im Jahr 2005. http://www. bncev.de/index.htm?/aktuell_07/april07/20001_070420.htm Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland (2009) Gesundheitswesen. Statistisches Bundesamt Deutschland; S 245-261 Steeck U, Focke J, Klimpel L, Noack DW (2007) Manuelle Therapie und komplexe Rehabilitation. Springer, Heidelberg; S 99 Stein C, Gerner M, Schiller J, Fischer M, Hoy L, Gutenbrunner C, Fink M (2009) Fasziendistorsionsmodell (FDM) Eine effektive manualmedizinische Behandlungsmethode der schmerzhaft eingeschränkten Schulterfunktion. Poster Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin Stratz T, Schochat T, Hrycal P, Lacki J, Mennet P, Färber L, Schweiger C, Müller W (1994) Therapy of generalized tendomyopathy (fibromyalgia) caused by blocking 5-HT3 receptors. Z Rheumatol 53(6): 335-338 Strössenreuther RHK (2001) Lipödem und Cellulitis sowie andere Erkrankungen des Fettgewebes. Viavital Verlag, Köln; S 1-227 Tamaoki MJ, Belloti JC, Lenza M, Matsumoto MH, Gomes Dos Santos JB, Faloppa F (2010) Surgical versus conservative interventions for treating acromioclavicular dislocation of the shoulder in adults. Cochran Database Syst Rev 8:CD007429 Tang J, Wingerchuk DM, Crum BA, Rubin DI, Demaerschalk BM (2007) Alpha-lipoic acid may improve symptomatic diabetic polyneuropathy. Neurologist 13(3):164-167 Tausche AK, Jansen TL, Schröder HE, Bornstein SR, Aringer M, Müller-Ladner U (2009) Gout – current diagnosis and treatment (Gicht – aktuelle Aspekte in Diagnostik und Therapie). Dtsch Arztebl Int 106:549-555 Teichgräber U (2010) Injektionstherapie der Facetten- und Sakroiliacalgelenke. Arbeitsgruppe offene MRT Charité Universitätsmedizin Berlin. http://www.mikrotherapie-berlin.de/ patient/thera/fgi/ Thomas JC, Vohra RS, Beer S, Bhatti K, Ponnambalam S, HomerVanniasinkam S (2009) Biomarkers in peripheral arterial disease. Trands Cardiovasc Med 19:147-151 Universitätsbibliothek Halle/Saale: sundoc.bibliothek.uni-halle. de/diss-online/04/.../t3.pdf Van Saase JLCM, van Romunde LKJ, Cats A et al. (1989) Epidemiology of osteoarthritis: Zoetermeer survey. Comparison of radiological osteoarthritis in a Dutch population with that in 10 other populations. Ann Rheum Dis 48:271-280 Voitl P (2009) Schiefhals und KiSS-Syndrom. Kinderarzt-Lexikon www.kinderarzt.at Von der Schulenburg JM, Prenzler A, Schurer W (2010) Cancer management and reimbursement aspects in Germany: an overview demonstrated by the case of colorectal cancer. Eur J Health Econ 10 Suppl 1:S21-S26 Wehner J (2010) Mediz.Info ® – Perthes-Erkrankung/Morbus Perthes. www.mediz.info/Becken/.../Perthes-Krankheit-Haufigkeit.html Wehner J (2010) Mediz.Info® - Orthopädie – Klumpfuss. http:// www.medizinfo.de/orthopaedie/fuss/klumpfuss.shtml Wehner J (2010) Mediz.Info® - Rotatorenmanschettenruptur. www.medizinfo.de/.../rotatorenmanschettenruptur.shtml
236
Anhang
[320] Weinstein JN, Tosteson TC, Lurie JD, Tosteson AN, Hanscom B, Sinner JS, Abdu WA, Hilibrand AS, Boden SD, Deyo RA (2006) Surgical vs nonoperative treatment for lumbar disk herniation: the Spine Patient Outcomes Research Trial (SPORT): a randomized trial. JAMA 296:2441-2450 [321] Weinstein JN, Lurie JD, Tosteson TD, Skinner JS, Hanscom B, Tosteson AN, Herkowitz H, Fischgrund J, Cammisa FP, Albert T, Deyo RA (2006) Surgical vs nonoperative treatment for lumbar disk herniation: the Spine Patient Outcomes Research Trial (SPORT) observational cohort. JAMA 296:2451-2459 [322] Wenz W (2008) Amputationen lösen die Probleme nicht. Pressemitteilung. http://idw-online.de/pages/de/news274613 [323] Zambito A, Bianchini D, Gatti D, Rossigni M, Adami S, Viapiana O (2007) Interferential and horizontal therapies in chronic low back pain due to multiple vertebral fractures: a randomized, double blind, clinical study. Osteoporos Int 18:1541-1545 [324] Ziegler D (2008) Painful diabetic neuropathy: treatment and future aspects. Diabetes Metab Res Rev 24 Suppl 1:S52-S57 [325] Ziegler D (2006) Treatment of diabetec polyneuropathy: Update 2006. Ann N Y Acad Sci 1084:250-266 [326] Ziegler D, Ametov A, Barinov A, Dyck PJ, Gurieva I, Low PA, Munzel U, Yakhno N, Raz I, Novosadova M, Maus J, Samigullin R (2006) Oral treatment with alpha-lipoic acid improves symptomatic diabetic polyneuropathy: the SYDNEY 2 trial. Diabetes Care 29(11):2365-2370 [327] Zwipp H, Rammelt S (2004) Moderne Aspekte in der Behandlung von Calcaneusfrakturen. In: Jerosch J, Heisel J, Imhoff AB (Hrsg) Fuß und oberes Sprunggelenk. Steinkopff, Darmstadt; S 84-94
237
Stichwortverzeichnis A
B
D
A. cerebri media 16 A. femoralis 8 Abduktionsfraktur 178 AC-Gelenkverletzungen 4 Achillessehne 88 Achillessehnenruptur 6 Adduktionsfraktur 178 Adduktorenreizung 8 Agnosie 16 Agraphie 16 Akalkulie 16 Akinese 120 Akromioklavikulargelenk 4 Akustikusneurinom 198 Alexie 16 Algodystrophie 126 Alkohol 60 Alpha-Antitrypsin-Mangel 102 Altersdiabetes 42 Alveolen 102 Amnesie 176 Amphiarthrose 80 Amputation 10, 12 amyotrophische Lateralsklerose 14 Anämie 40 Aneurysma 20 Angiopathie 10 Ankylose 62, 94, 142 Aortenklappe 66 Aphasie 16 apoplektischer Insult 16 Apraxie 16 Arteria subclavia 196 Arteriosklerose 20 Arthrose 58 aseptische Knochennekrose 122, 124 ASR 30 Asthma bronchiale 22 Asthma cardiale 66 Aszites 66 Ataxie 24 Atrophie 48 Autoaggressionskrankheit 46 Autoimmunerkrankung 130, 136 AVK (Arterielle Verschlusskrankheit) 26 AVK (Claudicatio intermittens) 166 Axonotmesis 110 Azetabulumfraktur 94 Azetabulumfrakturen 32 Azidose 22
Bakerzyste 62 Ballondilatation 138 Bambusstabphänomen 118 Bandinstabilität 58 Bandläsion 84 Bandruptur 192 Bandscheibenvorfall 28 Bankart-Läsion 180 Barton-Fraktur 162 Beckenabrissfraktur 32 Beckenbodenschwäche 76 Beckenrandfraktur 32 Beckenringfraktur 32 Beinlängendifferenz 8 Beinvenenthrombose, tiefe 210 Bell-Phänomen 46 Bennet-Fraktur 64 Besenreiser 210 Bewusstlosigkeit 92 Bewusstseinsstörung 92 Blue Bloater 102, 103 Blue Bloater-Typ 38 Bluthochdruck 18 Bona-Jäger 12 Borreliose 46 Bronchialschleimhaut 38 Bronchiektasen 38 BSR 30 Bulbärparalyse 14 Burnout-Syndrom 50 Bursektomie 34 Bursitis 34, 194 Bursitis subacromialis 72 BWS-Syndrom 36 Bypass 138
Darmerkrankung, chronisch-entzündliche 164 Daumensattelgelenk 172 Deformierung, präarthrotische 58 Dekubitus 10, 150 Dekubitusprophylaxe 132 Derangement 104 Dermographismus 50 Diabetes mellitus 6, 20, 42 Diadochokinese 24, 152, 153, 176 Digitus quintus varus superductus 54 Diparese 16 Discitis 104 Distraktionsverletzung 216 Diszitis 36 Dopamin 120 Doppelsehen 130 Dopplersonografie 20 Dranginkontinenz 76 Duplay-Syndrom 52 Dysfunktion, craniomandibuläre 14 Dysfunktion, kraniomandibuläre 198 Dysphasie 114 Dyspnoe 22
C Caplan-Syndrom 170 Cauda equina-Syndrom 30, 158 Charcot-Krankheit 14 Chemotherapie 106, 204 Chondropathia patellae 168 Chopart-Linie 12 Chronische Bronchitis 38 CMD 198 Cobb-Winkel 186 Colles-Fraktur 162 Commotio cerebri 176 Compressio cerebri 176 Contusio cerebri 176 COPD 38, 102 Cor pulmonale 22, 38, 66, 128 Crepitatio 168
E Ehlers-Danlos-Syndrom 6 Elektrolythaushalt 8 Emboli 24 Embolus 16 Encephalomyelitis disseminata 130 Epicondylitis 44 Epiphysenfugen 84 Erysipel 106 Erythropoietin 40 Essex-Lopresti-Verletzung 162 extrinsic asthma 22
F Fallhand 160 Fassthorax 22, 102 Fazialisparese 46 Felty-Syndrom 170 Femoralisläsion 48 Fibromyalgie 50, 164 Fibrosierung 100, 128 Finger-Nase-Versuch 132, 136 Fixateur interne 186 Folsäuremangel 144 Foramen – infrapiriforme 78 – suprapiriforme 78
A–F
238
Anhang
Fraktur – bimalleoläre 214 – trimalleoläre 214 Frozen Shoulder 52, 142, 174 Fußdeformität 54
G Galleazi-Fraktur 162 Gegennutation 80 Gegennutationsfehlstellung 104 Genu recurvatum 48, 58 Genu valgum 58, 146 Genu varum 58 Gewichtskontrolle 66 Gewölbestörung 54 Gicht 60 Gichtanfall 60 Gichttophi 60 Giemen 22 Glasgow Coma Scale 92 Gleichgewichtsstörung 74, 176 Gleitwirbel 104, 190 Globalinsuffizienz 66 Glukosestoffwechsel 42 Golferellenbogen 44 Großzehengrundgelenk 60 Grunderkrankung, rheumatische 172 Grünholzfraktur 84
H Hallux valgus 54 Halswirbelsäule 70 Hammerzehen 54 Handwurzelknochenfraktur 64 Harninkontinenz 16, 76 Harnsäure 60 Harnverlust 76 Hemiparese 16 Hemiplegie 158 Hepatitis-Infektion 40 Herxheimer-Trias 22 Herzhypertrophie 18 Herzinsuffizienz 66, 138 Herzoperation 156 Herzrhythmusstörung 50, 66 Hiatus adductorius 8 Hill-Sachs-Delle 180 Hirnschädigung 74 HIV-Infektion 40 Hoffmann-Tinel-Zeichen 110, 208 Hohlfuß 54 Hormontherapie 106 Hörsturz 198 Humerusfraktur, subkapitale 68 HWS-Syndrom 70 Hyaluronsäure 142 Hyperakusis 46 Hypercholesterolämie 6 hyperglykämischer Schock 42
Hyperlipoproteinämie 20, 26 Hyperparathyreoidismus 144 Hypersklerosierung 62, 94 Hypertonie 18, 40 Hypertonus 66 – renaler 18 Hyperurikämie 60 hypoglykämischer Schock 42 Hypothyreose 166
I Iliosakralgelenk 80 Impingementsyndrom 174 Impressionsfraktur 36 infantile Zerebralparese 74 Inkontinenz 76 intrinsic asthma 22 Invers-Prothese 182 Ischämie 10 Ischämiezeit 26 – warme 138 Ischiasreizung 78 ISG-Blockade 80
L Lagophthalmus 46 Laktoseintoleranz 164 Lasègue-Test 104 Leber 42 Lig. collaterale mediale 98 Lig. acromioclaviculare 4 Lig. carpi transversum 82 Lig. conoideum 4 Lig. coracoacromiale 4 Lig. trapezoideum 4 Ligg. coracoclavicularia 4 Linksherzinsuffizienz 18, 40, 66 Lipödem 100 Lipolymphödem 100 Loge von Guyon 82 Lungenembolie 210 Lungenemphysem 102 Lungenfunktionstest 22 LWS-Syndrom 104 Lymphödem 106, 204 Lysfranc-Linie 12
M J Jumper’s Knee 148 juveniler Diabetes 42
K Kahnbeinfraktur 64 Karpaltunnelsyndrom 82 kindliche Fraktur 84 Klaviertastenphänomen 4 Klavikulafraktur 86 Klavikulahochstand 4 Klumpfuß 54, 88 Knie 1 Knie-Hacke-Versuch 132 Knie-TEP 90 Knöchelödem 66 Knochennekrose, aseptische 168 Knorpelabrieb 62 komatöser Patient 92 komplexe physikalische Entstauungstherapie 100 Kompressionsfraktur 216 Kontrakturprophylaxe 132 Kopfschmerz 50 Korbhenkelriss 112 Koronarsklerose 26 Kortikalis 84 Koxarthrose 94 Krallenhand 208 Krallenzehe 54 Kristallablagerung 60
M. piriformis 78 M. supraspinatus 72 Makroangiopathie 20 Malgaigne-Fraktur 32 Mamma-Ca 106 Medianusläsion 110 Meniskuseinriss 112 Meniskusläsion 112 Metastasen 106 Meyerding-Skala 190 Migräne/Kopfschmerzen 114 Mikroangiopathie 20 Minor-Zeichen 78 Mitralklappe 66 Mittelhandfraktur 64 Morbus Ahlbäck 168 Morbus Bechterew 118 Morbus Crohn 144 Morbus de Quervain 184 Morbus Menière 198 Morbus Osgood-Schlatter 122 Morbus Parkinson 120, 166 Morbus Perthes 94, 122 Morbus Scheuermann 122, 124 Morbus Sudeck 126, 160, 162 Moutard-Martin-Zeichen 78 Mukoviszidose 128 Multiple Sklerose 130, 140, 158 Muskelfaserriss 134 Myasthenia gravis 136 Myasthenie 136 Myokardinfarkt 66, 138 Myoklonien 166
239 Stichwortverzeichnis
N N. ischiadicus 78 N. medianus 82, 110 N. peroneus communis 150 N. peroneus profundus 150 N. phrenicus-Läsion 140 N. saphenus 8 N. peroneus 150 Neglect 16 Nekrose 10, 26 Nervenläsion 58 Neugeborenenreflex 74 Neurapraxie 110 Neurotmesis 110 Niereninsuffizienz 18, 20 – chronische 40 Nutation 80 Nutationsfehlstellung 104 Nystagmus 24, 46, 130, 132
O O-Bein 58 Ödem 100 – eiweißreiches 106 Omarthrose 142, 180 Osteochondrose 190 Osteolyse 68 Osteophyten 62, 72, 94 Osteoporose 36, 144, 158, 216 Otitis media 46
P Painful Arc 52, 72 Pangonarthrose 62 Paraplegie 158 Parese 158 Patellabeweglichkeit 212 Patellahochstand 146 Patellaluxation 146 Patellarückflächenersatz 90 Patellasehnenreflex 48 Patellaspitzensyndrom 148 Periost 84 Peroneusläsion 150 Pes adductus 88 Pes equinus 88 Pes excavatus 88 Pes varus 88 Phantomschmerz 10, 12 Phäochromozytom 18 Pink Puffer 102 Pink Puffer-Typ 38 Pirogow 12 Platysmaparese 46 Plegie 158 Pleuritis 140 Plexus brachialis 196 Pneumonie 38
Pneumonieprophylaxe 132, 156 Pneumothorax 154 Pneumozyten 102 Polymyositis 136 Polyneuropathie 24, 40, 42, 152, 166 – diabetische 152 Polytrauma 154 postarthritische Arthrose 170 postoperativer Zustand 156 Prellung 154 PRIND 16 Prolaps 104, 200 Prothese 10, 90 Protrusio 104, 200 Pseudarthrose 64, 178 Pseudospondylolisthesis 190 Psoriasisarthropathie 170 PSR 30 Pulmonalisklappe 66 Purinstoffwechsel 60 Pyramidenbahnenzeichen 132
Q Querschnittslähmung 158
R Radialisläsion 160 Radiatio 204 Radikulopathie 194 Radiusfraktur 162 Radiusköpfchenfraktur 162 Ratschow-Test 26 Recessus axillaris 52 Rechtsherzinsuffizienz 22, 66, 102 Reflexinkontinenz 76 Reizdarmsyndrom 50, 164 Reizkolon 164 Restless Leg-Syndrom 166 Retinaculum flexorum 82 Retinopathie 42 Retroflexio uteri 78 Retrolisthesis 190 Retropatellararthrose 168 rheumatoide Arthritis 144, 166, 170 Rhizarthrose 172 Rigor 120 Rippenwirbelgelenk 36 Rockwood 4 Rolando-Fraktur 64 Romberg-Versuch 176 Rotatorenmanschettenruptur 174
S Sauerstoff, hyperbarer 198 Sauerstoffmangel 74 Schädel-Hirn-Trauma 154, 176 Schädeloperation 156
Scharnierprothese 90 Schenkelhalsfraktur 178 Schlaganfall 16 Schluckbeschwerden 50 Schluckstörung 14 Schmerzsyndrom 50 Schmetterlingsfraktur 32 Schmorl-Knötchen 124 Schober-Zeichen 36 Schublade – hintere 98 – vordere 98 Schulter-TEP 182 Schulterabduktionskissen 183 Schulterluxation 180 Schwangerschaft 42 Schwurhand 110 Sehnenscheide 184 Sehnenscheidenentzündung 184 Sehstörung 176 Senkfuß 54 Senkspreizfuß 54 Sepsis 156 Skoliose 132, 186 Smith-Fraktur 162 Softlasertherapie 198 Spina bifida 76 Spiralfraktur 84 Spitzfuß 54 Spondylitis ankylosans 118 Spondylodese 190, 191 Spondylolisthesis 190, 191 Spreizfuß 54 Sprunggelenk – oberes 54 – unteres 54 Status migränosus 114 Stauchungsfraktur 84 Stauungsgastritis 66 Stauungshepatose 66 Stemmer-Zeichen 100 Stenose 66 Stent 138 Stentimplantation 138 Strahlentherapie 106 Stratum fibrosum 34 Stratum synoviale 34 Stress, oxidativer 100 Stressinkontinenz 76 Stridor 22 Stuhlinkontinenz 76 Sturzprophylaxe 156 Substantia nigra 120 Supinationstrauma 192 Supinatorlogensyndrom 160, 161 Supraspinatussyndrom 194 Symphysenruptur 32 Syndesmoseband 214 Syndrom – apallisches 92 – nephrotisches 40 – postthrombotisches 210 Synovia 62
F–S
240
Anhang
T Tachykardie 40 Tender points 50 Tendinosis calcarea 194 Tendovaginitis 184 Tennis 72 Tennisellenbogen 44 Tetraparese 16 Thompson-Test 6 Thoracic Outlet-Syndrom 196 Thrombophlebitis 210 Thromboseprophylaxe 132, 156 TIA 16 Tinnitus 46, 198 TNM-System 106 Tortikollis 200 Tossy 4 Tremor 120 Trikuspidalklappe 66 Trismus 14 Trisomie 21 202 Trizeps surae-Reflex 6 Trommelschlegelfinger 128 TSR 30 Tumoroperation 204
U Uhrglasnägel 128 Uhrglasverband 46 Ulcus cruris 150, 210 Ulnarisläsion 208 Ulnarisparese 208 Ulnarisverlagerung 208 Umstellungsosteotomie 58 unhappy triad 98, 112
V Varikosis 210 Venen-Bypass, aorto-koronarer 138 Venenerkrankung 210 Vitamin-B12-Mangel 144, 166 Volkmann-Dreieck 214 vordere Kreuzbandruptur 212 vorderes Kreuzband 212
W Wächterlymphknoten 106 Wallenberg-Syndrom 16 Wasserhaushalt 8 Weber-A-Fraktur 192 Weber A 214 Weber B 214 Weber C 214 Weichteilrheumatismus 50 Wirbelgleiten 190 Wirbelkörpereinbruch 216
Wirbelkörperfraktur 216 Wirbelsäulenoperation 156 Wulstfraktur 84 Wundheilungsstörung 20 Wurzelkompressionssyndrom 48
X X-Bein 58 Xanthinoxidase 60
Z Zervikalgie 70 Zervikalsyndrom 70 Zervikobrachialsyndrom 70 ZNS 74 Zohlen-Zeichen 168 Zöliakie 164 Zoster oticus 46 Zystische Fibrose 128