Jiidisme Smriften aus hellenistismrötnismer Zeit
Band I Lieferung 6 Erich Zenger Das Buch Judit
Jüdische Schriften au...
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Jiidisme Smriften aus hellenistismrötnismer Zeit
Band I Lieferung 6 Erich Zenger Das Buch Judit
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Herausgegeben von Werner Georg Kümmel in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser, Otto Plöger und Josef Schreiner
Band I . Lieferung 6 Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band I
Historische und legendarische Erzählungen Erich Zenger: Das Buch Judit
19 81 Gütersloher Verlags haus Gerd Mohn
Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes
ISBN 3-579-°3916-4 © Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1981 Gesamtherstellung : Mohndruck Graphische Betriebe GmbH, Gütersloh Printed in Germany
Erich Zenger Das Buch Judit
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.
Überlieferung und Entstehung des Buches . . . . . . . . . . I. Der überlieferte Text 429 - 2. Indizien./Ureinen hebräischen Urtext 430). Zeit und Ort der Entstehung 43 1
11.
Die literarische Gestalt . . . . . .
. . . . . . . . . 43 2
I. Der Aufbau 432 - 2. Der Leitwortstil433 -). Der zeitgeschichtliche, geographische und chronologische RAhmen 434 - 4. Die Gattung 436
III.
Der theologiegeschichtliche Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439 I. Das theologische Programm 439 - 2. Traditionen von heldenhaften Frauen 440 - ). Der Triumph des kleinen David über den Riesen Goliat (I Sam 17) 440 - 4· Die List des Ehud über Eglon von Moab (fdc ),12-JI) 441 5. Der Sieg Abrahams über die Könige Mesopotamiens (Gen 14) 441 6. Die Tradition von der wunderbaren Errettung Jerusalems vor den Assyrern (2 ehr )2,1-2) 441 - 7. Die Rettung Jerusalems vor Nikanor 161 v. ehr. (I Makk 7; 2 Makk 15) 442 - 8. Der wunderbare Sieg Joscha/ats über die Moabiter, Ammoniter und Meuniter (2 ehr 20,1-)0) 444- 9. Die Exodusperspektive des Juditromans 445
IV.
Literatur (Auswahl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446 I. Textausgaben und Untersuchungen zum Text 446 - 2. Übersetzungen und Kommentare 447 - ). Historische, geographische, religionsgeschichtliche und theologische Untersuchungen 447
Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
449
Erster Teil:
449
Nebukadnezar erweist sich als Gott (1,1-3,10) . . .
Zweiter Teil: Wer ist Gott- Nebukadnezar oder Jahwe? (4,1-7,32)
466
Dritter Teil: Jahwe erweist sich an Nebukadnezar als Gott (8,1-16,25)
485
Namenregister ..
523
Bibelstellenregister
526
Einleitung I. Überlieferung und Entstehung des Buches I.
Der überlieferte Text
Das Buch Judit ist in drei Texttormen überliefert, die zugleich durch unterschiedliche Sprache (griechisch, lateinisch, hebräisch) gekennzeichnet sind. a) DER GRIECHISCHE TEXT. Er ist sehr reich und gut überliefert. Hauptzeugen sind die vier Unzialhandschriften codex Vaticanus (lB (4. Jh.), codex Sinaiticus (I" (4· Jh.; in ihm fehlt Judt 11,13-13,9), codex Alexandrinus QJA (5. Jh.) und codex Venetus (Iv (8. Jh.). Hinzukommen sehr viele griechische Minuskelhandschriften sowie zahlreiche Handschriften der altlateinischen und der syrischen (2 e) sowie einer äthiopischen und einer armenischen Übersetzung, die als getreue Wiedergabe ihrer jeweiligen griechischen Vorlage gelten können. Die vielen Textzeugen wurden in den vergangenen Jahren vom Göttinger Septuaginta-Unternehmen neu kollationiert, zu Gruppen geordnet (Gruppe I: von rezensionellen Elementen ziemlich frei sind die Unzialen; Gruppe 2: vier Rezensionen, vertreten durch Minuskeln; 3: codices mixti) und textkritisch beurteilt. Auf der Basis dieser gründlichen Arbeit hat Robert Hanhart im Jahre 1979 die kritische Textausgabe besorgt. Diese liegt auch unserer Übersetzung zugrunde; unsere Abweichungen werden in den Anmerkungen angegeben und begründet. Besonders wertvoll und hilfreich ist für jeden textkritischen Umgang mit dem Buch Judit die detaillierte Studie, die Hanhart, ebenfalls im Jahr 1979, als Begründung seiner Textausgabe vorgelegt hat: »Text und Textgeschichte des Buches Judith«, Göttingen 1979. Da unser textkritischer Apparat auf diese Arbeiten Hanharts zurückgreift, übernehmen wir auch die dort gegebene und begründete Folge bei der Nennung der Textzeugen, also: QJB'" QJA (Iv, »hexapiarische« Rezension (d. i. 58,583), »lukianisehe« Rezension (d. i. 19,108,319), dritte Rezensionsform (d. i. 71,74,76,106,107 u.a.), vierte Rezensionsform (d.i. 46,64,98,243 u.a.), codices mixti, alte Übersetzungen 2 e. In den Anmerkungen werden wichtige Abweichungen vor allem der drei alten Unzialen notiert und diskutiert; Minuskeln werden besonders dann angeführt, wenn ihre Überlieferung gegenüber den Unzialen vorgezogen wird. Modeme Konjekturen werden nicht grundsätzlich abgelehnt, aber so sparsam als nur irgend möglich gegeben. b) DER LATEINISCHE TEXT DER VULGATA1• Hieronymus legte nach eigenen Angaben seiner Übersetzung einen aramäischen Text zugrunde, von dem nichts weiter bekannt ist. Die Übersetzung, die umfangmäßig etwa 80 %von (I bietet, orientiert sich an 2 (vgl.
I.
Priero.
Die Abweichungen von t8 gegenüber (I kommentien im einzelnen der Kommentar von
z.B. II,II mit II,9 t8 und 16,3 mit 16,6 t8) und wirkt häufig eher als Paraphrase denn als wörtliche Übersetzung, was Hieronymus in seinem Vorwort selbst so begründet: »Et sepositis occupationibus quibus vehementer arctabar, huic unam lucubratiunculam dedi, magis sensum e sensu, quam ex verbo verbum transferens. Multorum codicum varietatem vitiosissimam amputavi: sola ea quae intelligentia integra in verbis chaldaeis invenire potui, Latinis expressi.« Neben Kürzungen, durch die vor allem unwichtig erscheinende Details in den ersten Kapiteln und schwierige topographische Angaben wegfallen, ist t8 gegenüber (I aber andererseits mehrmals durch Einfügung biblischer Stoffe (vgl. z.B. 4,12-14; 5,II-13; 8,22-25; 9,6-8) sowie durch weitere Gebete (vgl. 7,4; 7,19-22; 8,32) angereichert. Ebenso gibt Hieronymus t8 »eine Reihe moralisch-aszetischer Reflexionen, die nur ihr eigen sind und die man in einem gewissen Sinn >typisch hieronymianisch< nennen könnte. So die Motivierung ihrer Schönheit, ihres Schmuckes, ihrer Kleiderpracht in 10,4. Ebenso, wenn I 5, I I der Hohepriester Judith wegen ihrer Tat beglückwünscht, die innere Kraftquelle zu dieser Tat aber in ihrer >Keuschheit< sieht, und weil sie nach dem Tode ihres Mannes keine Heirat mehr einging; vgl. 16, 26 (Vg). Überhaupt ist in Vg das Frömmigkeitsideal und die Übung des Kultus weit mehr betont als im Gr; vgl. noch 4,12f.; 5,15-19; 6,14 bis 16 u. a.« (Miller, S. 21). Zum Problem des nicht erhaltenen hebräischen Originals (s. u.) von Judt trägt t8 nichts bei. c) MEHRERE HEBRÄISCHE TEXTE, die sich in vier Texttypen klassifizieren lassen2, stellen zwar eine gegenüber (I und t8 klar zu unterscheidende Textüberlieferung dar, doch sind die wiederholt vorgebrachten Argumente, hinter dieser eine der Vetus Latina nahestehende alte verlorengegangene Tradition, die gegenüber (I und t8 selbständig ist, zu erkennen, nicht überzeugend). Es dürfte sich um mehr oder weniger freie Nacherzählungen handeln, die von (I inspiriert sind. Sie sind bedeutend kürzer als die (1Fassung und besitzen eigenes topographisches und theologisches Kolorit. 2.
Indizien./Ur einen hebräischen Urtext
Sowohl Syntax wie Sprachgebrauch schließen aus, daß (I ein griechischer Originaltext ist; am ehesten kommt ein zugrunde liegendes hebräisches (weniger ein aramäisches) Original in Frage. Für diese Annahme sprechen vor allem folgende Beobachtungen (vgl. die detaillierten Zusammenstellungen bei Soubigou, S.483-485, und Grintz, S·56- 61): a) außerordentlich häufige Parataxis der Sätze, wobei auch eindeutige Nebensätze mit KOt, eingeleitet werden; daneben begegnet oft KOt, in der Funktion eines waw-consecutivum bzw. eines waw-adversativum; handlungsgliederndes KOt, bybvs?;o im Sinne eines wajl findet sich 2,4; 5,22; 10,1.18; 12,10; 13,12; 16,21;
!i
2. Die Texttypen B, C, E sind zusammen mit!B synoptisch abgedruckt bei Dubarle II; der Texttyp D, der eine Bearbeitung von C ist, findet sich bei Jellinek II, S. lZ-22. 3· Vgl. zuletzt die Untersuchung von Dubarle; von den sechs von ihm angeführten Berührungspunkten zwischen NT und dem hebräischen Texttyp ist nur die Entsprechung 1 Kor 10,9-10 und Judt 8,24f. ein »echter« Berührungspunkt, der allein kaum die ihm zugemutete Beweiskraft tragen kann.
43°
b) die Satzstellung ist, selbst in einem' mit KId eingeleiteten Verbalsatz, häufig Verb-Subjekt-Objekt; c) Ö$'t übernimmt die für kI typischen Funktionen: daß (passim), denn (z.B. 8,21; 14,IJ.18), fürwahr (z.B. 11,19; 12,14; IJ,19); d) KOt, 'I/1nI entspricht dem Gebrauch von 'Ul"titfä (z.B. 5,19.20; 7,11.25.26; 8,12.IJ.24·JI); e) typische Hebraismen sind eier häufige Gebrauch von ocpMQcx, o(pMQcx .n'OA.V, .n'(i~, Sv p.soC(J sowie von vio~ zur Bezeichnung der Zugehörigkeit; f) besonders auffallend ist der Gebrauch von .n'QOOONtO'V = pan,m (86mal!), sei es zur Bezeichnung einer Person (z.B. 14,7) oder in Verbindung mit den Präpositionen Bi~, mi" KOt$'Ot, .n'Qo, 6tn;o, BK, wo im Griechischen die Präposition allein genügen würde;dies gilt vor allem für die z.B. hinter 6tn;Wcxnt $'OV .n'QOoc'on;ov (II,IJ) anzunehmende hebr. Wendung lip'ne; g) die Gottesbezeichnung KiJQtO~ {}BO~ = jhwh ""laMm: 4,2; 7,19.29.Jo; 8,14.16.2J.25.J5; 9,2; 12,8; IJ,18; h) zwar findet sich mehrmals »beste« griechische Syntax (z.B. Genetivus absolutus: 4,J; Verbindung von Partizip und finitem Verb: 14,9), doch fehlen die im Griechischen.häufigen Partikeln wie p.Sv, oVv, cXQcx, $'B USW.; i) unverständliche Stellen lassen sich als Übersetzungsfehler aufklären, z. B. J,9 (Verlesung von milor in massilr); vgl. weiter (freilich weniger überzeugend) Barucq, S. JI (4,11), S.42 (7,28), S. 69 (16,1). 3. Zeit und Ort der Entstehung
Die romanhafte Gestaltung des Buches mit ihrem erotischen Kolorit sowie einzelne hellenistische Motive (z.B. 15,12f.), vor allem aber die Anklänge an Dan 2f. sowie die Abhängigkeit von den Makkabäerbüchern (vgl. unten III, 7) sprechen dafür, das Buch nicht vor 150 v. ehr. anzusetzen; dazu würde auch die Erwähnung der yBQovoi,cx (4,8) und die Führungsrolle des Hohenpriesters (4,6ff.; II,IJ) passen. »Da c. 2-4 vorauszusetzen scheinen, daß Galiläa und die Meeresküste (2,28 Jamnia, Aschdod) noch nicht mit Judäa vereinigt sind, wäre die Regierung des Alexander Jannäus (102-76) die untere Grenze.«4 Wegen des zugrunde liegenden hebräischen Originals wird als Ort der Entstehung meist das Mutterland, d. h. wohl Jerusalem, angenommen. Demgegenüber weist Zeitlin5 darauf hin, daß die Formulierungen oi vio, IOQcx"lA. oi KOt$'OtKD'D'V$'B~ Sv $'fi Iovdcxi,q. (4,1) und 0 iBQsV~ 0 p.e"cx~ ö~ fj'JI Sv $'cxi~ .qp.BQCXt~ Sv IBQovocxA."Ip. (4,6) nur außerhalb des Mutterlandes gebraucht wurden. Möglicherweise ist das Buch ein in Jerusalern entstandenes Werk, das sich an das Diasporajudentum wendet und zur geistigen oder eher sehr realen Rückkehr (vgl. die Prozession in Judt 15-16!) nach Jerusalern als dem Ort des Machterweises Jahwes einladen will6 •
4. O. Eißfeldt: Einleitung in das Alte Testament, 3.Auflage, Tübingen 1964, s. 795 f. 5. Zeitlin, S. 31 f. 6. Zum hellenistischen Kolorit von Judt vgl. besonders Delcor und Priebatsch.
4JI
11. Die literarische Gestalt 1.
Der Aufbau
Das Juditbuch besteht aus drei Teilen (1-3/4-7/8-16), von denen jeder nach Umfang und Strukturgliedern doppelt so groß ist wie der vorhergehende (Teil I hat 2 Abschnitte; Teil 2 hat 4 Abschnitte, Teil 3 hat 8 AbschnitteY: Erster Teil: Nebukadnezar erweist sich als Gott (1,1-3,10) I. Sieg Nebukadnezars über Arphaxad (1,1-16) 2. Sieg Nebukadnezars über die Küstenvölker (2,1-3,10) Zweiter Teil: Wer ist Gott - Nebukadnezar oder Jahwe? (4,1-7,32) I. Die Not der Israeliten (4,1-15) 2. Plädoyer für den Gott Israels (5,1-24) 3. Plädoyer für den Gott Nebukadnezar (6,1-21) 4. Die Not der Israeliten (7,1-32) Dritter Teil: Jahwe erweist sich an Nebukadnezar als Gott (8,1-16,25) I. Plädoyer Judits (8,1-36) 2. Das Gebet Judits (9,1-10,6) 3. Judits Ankunft im Lager (10,7-22) 4. Judit vor Holofernes (10,23-11,23) 5. Judits Verhalten im Lager (12,1-14) 6. Judits Rettungstat (12,15-13,10) 7· Der Machterweis Jahwes (13,11-14,19) 8. Das Fest des geretteten Israel (15, 1-16,25) Die drei Teile sind geschehensmäßig und thematisch eng aufeinander bezogen. Der erste Teil entfaltet und begründet den göttlichen Anspruch Nebukadnezars, woraus sich die im 2. Teil breit gestaltete Fragestellung im Blick auf den Gott Israels ergibt: »Wer ist Gott außer Nebukadnezar?« (6,2), eine Frage, die der zweite Teil zugleich als Schicksalsfrage für die Israeliten darstellt. Auf diese Frage antwortet der dritte Teil: Durch die Tat Judits an Holofernes, dem »Propheten« des Nebukadnezar, erweist sich Jahwe an Nebukadnezar als der allein mächtige Gott, als der Retter der Seinen und als die Grenze aller widergötdichen Macht. Der dritte Teil ist somit gewissermaßen das positive Gegenbild zum ersten Teil: während im ersten Teil der Hauptakteur Nebukadnezar ist und Jahwe nicht einmal genannt wird, ist das Geschehen des dritten Teils von Anfang an von Judit als der von Jahwe geleiteten Retterin bestimmt. Diese spiegelbildliche Technik, die Teil I und Teil 3 kontrastiert, wendet der Erzähler auch bei der Gestaltung des zweiten Teils an: der erste und vierte Abschnitt dieses Teils (4,1-15 und 7,1-32), »deren beider Aufbau parallel verläuft, sind gegenbildlich komponiert: Während sich die Israeliten im einen Fall mit Buße und Gebet zu Jahwe 7. Vgl. zu dieser Kompositionsstruktur besonders Weimar.
432
hinwenden, ~urren sie im andere~ Fall und lehnen sich auf gegen Jahwe und die Anführer des Volkes.«' Auch die zwei dazwischen stehenden Abschnitte 5,1-24 und 6,1-21, von der Gesamtstruktur her also die ,.Achse« des Buches, unterstreichen durch die Kontrastreden (Achiors Plädoyer für den Gott Israels und Holofernes' Plädoyer für den Gott Nebukadnezar) die spannungsreiche Antithetik, um die es im ganzen Buch geht. 2.
Der Leitwortstil
Die einzelnen Abschnitte und Szenen des Buches sind durch eine vielschichtige Leitworttechnik ineinander verzahnt. Zugleich markieren die Leitwörter die erzählerischen und thematischen Akzente; sie geben tiefere Handlungszusammenhänge an, die der Verfasser als Gesamtgeflecht konzipiert hat. a) Die Leitwörter KVf}&OS und loXVs signalisieren das Thema, um das es letzdich geht und das 5,3 dem Holofernes selbst als Frage in den Mund gelegt wird: ev -rt')l& -ro KpeX-ros exv-rfiW KOt, fj t0xUS exv-rfiW? Entsprechend gibt der Hymnus als Fa~it der ErZählung die Antwort: KVf}&e, 1}exvp,exo/.OS t')l loxv& (16, I 3) ; damit ist der Machtanspruch des N ebukadnezar ö-r& 'CIW ~cl> KOt, -ro KpeX-roS -rijs {JexOM.etexs p,OV (2,12) definitiv als leeres Gerede endarvt. So kann es geradezu als erzählerische Intention des Juditbuches heißen: ,.Die Erinnerung an deine Hoffnung soll in Ewigkeit nicht schwinden aus den Herzen der Menschen, die der Kraft (ioxiJs) Gottes gedenken« (13,19); das Buch will das ganze Volk und jeden Stamm zu der Erkenntnis führen, daß Jahwe ist: 1}8ÖS 3'teX0"1S !Wv6tp,ecoS KOt, KpeX-rOVS (9,14)· Vgl. auch weiter 2,5; 5,23; 6,3; 9,8.9.1 I; 11,7.22; 13,8.11. b) Das vom Geschehen her gegebene Motiv der tötend-rettenden »Hand« Judits setzt der Erzähler ebenfalls als Leitwort ein, zumal er damit an das alttestamendiche Theologumenon von der machtvollen Hand Jahwes anspielen kann (vgl. z. B. Ex 3,8.19.20; 4,21; 5,21; 6,1.8; 14,31; 15,6.9.17.20; 18,4.8.9.10): 2,12; 6,10; 7,25; 8,33; 9,2.9.10; 10,15; 11,22; 12,4; 13,4.14.15; 15,10;16,2.5. c) Durch das Leitwort schlagen (3'tex-reXooew) stellt der Erzähler nicht nur die Tat Judits nach dem ius talionis als Antwort Gottes auf ein Vergehen des Holofernes dar (vgl. 2,27; 6,3 mit 9,10; 13,8.15; 16,6), sondern parallelisiert zugleich Judits Tat mit den ägyptischen Plagen (5,12) und der Strafe an den Sichemiten (9,3). Durch den Gebrauch des gleichen Verbums bei wechselndem Subjekt (13,8: Judit schlug; 13,15: der Herr hat geschlagen) für ein und dieselbe Tat unterstreicht der Erzähler zugleich seine These: in der Tat Judits erweist sich die Macht Jahwes (vgl. das Verbum 3'tex-rOtooew vor allem auch in Ex 12,12.23.27.29). d) Durch das Leitwort broure'i')l/tKdtK!IJ0&S kontrastiert der Erzähler in aller Schärfe die Antithetik Nebukadnezar - Jahwe letzdich als Antithetik Jahwe - Antijahwe, insofern er den Anspruch Nebukadnezars mit genau den gleichen Worten formuliert, die Jahwe zustehen: 1,12; 2,1; 6,5; 7,28; 8,27.35; 9,2; 16,17. Daß der Hymnus Judt 16,1-17 mit dem vertrauensvollen Bekenntnis schließt: KVf}&OS 3'tex')l-rOKpOt-rCOf}, tKd&K'i/o& ex~oVS ev fjp,8f}~ Kpt08COS (16,17) gibt der mit diesem Leitwort angegebenen Perspektive besonderes Gewicht (vgl. auch Ex 7,4; 12,12)! 8. Weimar, S. 132.
433
e) Den Horizont des Machterweises formuliert der Erzähler durch das Wortfeld Furcht/Schrecken/Gottesfurcht. Im ersten Teil unterstreicht er durch die Kontrastaussagen 1,11 (OVKBIpOßfrO"loa:v I%V$'Ö'II) und 2,28 (BnBnBOB'llIpÖßOS mt $'(}ÖP,OS ... BIpOß.qt{}"I0I%'11 I%mcw oIpM(}I%) die Veränderung, die Nebukadnezars Machtdemonstration bei den Völkern der Welt bewirkt hat. Die im zweiten Teil Israel bzw. das Heer des Holofernes gegenbiIdiich kennzeichnenden Formulierungen (4,2; 7,4 Israel: mt BlpOß.qt{}"I0I%'11 olpM(}1% olpM(}1% ... mt B$'I%(}~Xt{}"IOI%'II, 5,23 die Leute des Holofernes: OV ('cX(} lpoß"It{}"Ioöp,st{}I%) liefern den Kontrast für die Beschreibung der Wirkung, die der Machterweis Jahwes schließlich bei den hochmütigen Feinden Israels auslöst: mt BnBnwB'll Bn' I%movs $'(}ÖP,OS mt lpößOS (15,2) bzw. i;$'1%(}~Xt{}"IOI%'11 (16,10) mt BIpOß.qt{}"I0I%'11 (16,II; vgl. auch 14,3.19). Nicht auf solche Furcht, Verwirrung und Schrecken aber zielt der Machterweis Jahwes eigentlich, sondern auf Gottesfurcht, die Leben und Freiheit ermöglicht, wie das Beispiel Judit illustriert (8,8.JI; 10,16; II,I.17; 16,15f.) und Israel selbst erfährt (16,25). f) Das Leitwort »verführen« (<Xn~$'''I, <Xnl%$'öt'll) ermöglicht es dem ErZähler, die beiden Hauptgestalten Holofernes und Judit pointiert und ironisch zugleich gegenüberzustellen: Der Kairos, auf den Holofernes lauert, um Judit zu verführen (12,16), wird zur tödlichen Selbstverführung (9,10.13; 13,16; 16,8), ähnlich dem Geschick der Sichemiten (9,3). Das Verführungsmotiv wird unterstrichen durch das vom ersten Auftreten Judits an immer wieder erwähnte Thema der Schönheit Judits (8,7; 10,7.14.19.23; II,n; 12,13; 16,7·9)· 3. Der zeitgeschichtliche, geographische und chronologische Rahmen
Entgegen den in der Auslegungsgeschichte des Juditbuches immer wieder unternommenen Versuchen, die historischen und geographischen Einzelangaben zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen, das auf ein historisches Einzelereignis passen würde, sind Rahmen, Szenerie und Personen dieses Buchs als literarische Fiktion zu bestimmen, die aus der Geschichtserfahrung Israels »Einzelmaterialien« aufgreift, sie typisiert und zu einem Geschichtskonstrukt zusammenbindet, um so eine Gesamtdeutung von Geschichte überhaupt zu geben. Die immer wieder festgestellten Ungereimtheiten bei der Etikettierung der handelnden Personen (Nebukadnezar, Arphaxad, Holofernes usw.) und bei der Topographie der Feldzüge Nebukadnezars bzw. Holofernes' (vgl. dazu die Anmerkungen zur Übersetzung) sind weder durch Unkenntnis noch durch Versehen des Erzählers, sondern durch seine literarische Technik zu erklären, den Machterweis Jahwes durch Judit auf einem imposanten theatrum mundi spielen zu lassen. Die handelnden Gestalten tragen als Typen deshalb die Züge von Gestalten, wie sie Israel im Laufe seiner Geschichte immer wieder erlebt hat. Von daher sind auch die vielen Anspielungen und Assoziationen zu verstehen, mit denen der Erzähler seine Geschichte gestaltet (vgl. dazu 111). So ist die Gestalt des »Assyrers Nebukadnezar« zunächst sicher angeregt durch den historischen Nebukadnezar, der die bis zur Entstehungszeit von Judt sicher nachhaltigste und tiefste Krise des alttestamentlichen Jahwevolks bewirkt hat; aber er trägt zugleich Züge, die auf die Erfahrungen Israels mit Antiochus N. Epiphanes und viel früher mit Sanherib von Assur zurückgehen. Ähn434
lich ist Holofernes Typ jener mach~- und kriegsbesessenen Feldherrn, die Israels Tradition von Sisera Udc 4) bis hinab zu Nikanor (I Makk J; 2 Makk 15) kennengelernt hat. Aber auch die Gestalt Achiors, die innerbiblische Vorbilder in Bileam und in Rahab sowie ein außerbiblisches Vorbild in Achikar hat und dessen Name »Bruder des Lichts« ähnlich wie der Judits »die Jüdin« zugleich ein theologisches Programm anzeigt, ist Typos des weisen Heidentums, das die Macht Jahwes erkennt und sich voiI zum Jahweglauben bekehrt. Von daher ist es auch am wahrscheinlichsten, daß mit dem Hauptort des Geschehens Betulia eigentlich Jerusalem gemeint ist. Die konkrete geographische Szenerie ist wohl angeregt durch die Jaelgeschichte Jdc 4-5 und die Nikanorgeschichte 2 Makk 15,1 (vgl. dazu III, 2 und 7), doch ist Betulia zugleich theologisches Kryptogramm für Jerusalem. Dies wird unterstrichen durch die immer wiederkehrenden Leitworte Jerusalem/Tempel/Heiligtum/Zion: 1,9; 4,6.8.11.13; 5,19; 9,1; 10,8; 11,13.14.19; 13,4; 15,5.8.9; 16,18.20 sowie vor allem durch die Kompositionsstruktur: Die Notschilderung in Judt 4,1-3, die die Reaktion auf das Anrücken des Holofernes in die Ebene Jesreel erzählt, setzt nicht, wie zu erwarten wäre, bei Betulia ein, sondern in Jerusalem. Und der Höhepunkt des Buches, zugleich der literarische Kulminationspunkt, ist die Siegesfeier am Tempel von Jerusalem. Auch in dem konzentrisch konstruierten geographischen Schema 1,7-10, das als Exposition die Weltbühne aufbaut, auf der das Buch Judit spielt, ist Jerusalem gezielt in die Mitte gesetzt. Das Geschehen um Betulia geht demnach eigentlich nicht um einen Ort im Bergland von Efraim - alle Versuche der historischen Lokalisierung sind deshalb bisher auch gescheitert -, sondern es geht um das »Haus Gottes« schlechthin, wie man m.E. immer noch am besten Betulia als gräzisierte Form des hebräischen bet 'aelOä = Haus Gottes deutet. Es geht um die theologische Größe Zion/Jerusalem. Das Buch Judit steht auch von daher vor allem in jener theologischen Tradition, die die wunderbare Errettung Jerusalems von 701 und von 161 als fundamentalen Machterweis Jahwes gedeutet hat (vgl. dazu III, 6). Wie die Akteure und die geographische Szenerie haben schließlich auch die chronologischen Angaben theologische Funktion. Die Angabe »im 18. Regierungsjahr des Nebukadnezar« (2,1) ist nicht nur als historische Reminiszenz an Jer 32,1; 52,29 gedacht, sondern ist zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit der damals von Jeremia vertretenen Kapitulationsstrategie: Der Sieg Nebukadnezars von 587 ist in der Sicht des Juditbuchs ebensowenig die für immer gültige Geschichtsdeterminante, wie die widerstandslose Kapitulation vor den Mächten dieser Welt die (zur Zeit der Entstehung des Juditbuchs und auch weiterhin!) geforderte Haltung des Jahwevolks ist; gefordert ist vielmehr Gottesfurcht und Mut im Stil einer Judit! Auch die Tagesangaben des Geschehens bei Betulia setzt der Erzähler in theologischer Absicht ein. Stellt man die entsprechenden Angaben in 7,20.30; 9,1; 12,5.10; 13,1; 14,11 zusammen, ergibt sich, daß die Not der Israeliten 39 Tage dauert und durch Judit bzw. Jahwe am 40. Tage beendet wird. Dies ist eine mehrmals biblisch belegte Symbolzahl, wonach eine Wende zum Heil nach 40 Tagen (Gen 7,4; I Sam 17,16) oder nach 40 Jahren (Num 14,34; Jdc 13,1) eintritt. Schließlich könnte sich der jahreszeitliche Ablauf am kultischen Kalender orientieren. Der Vernichtungsauftrag Nebukadnezars ergeht »im I. Monat« zur Zeit des Pesach (2,1). Der Abstieg des Holofernes in die »Ebene von Damaskus« bzw. seine An435
kunft vor Betulia geschieht »zur Zeit der Weizenernte« (2,27f), also im 3.Monat, in dem das Wochenfest gefeiert wird. Rechnet man die 40tägige Belagerung Betulias, die 30tägige Verfolgung und Plünderung des Feindes (15,11) sowie die dreimonatige Festfeier (16,20) zusammen, könnte das Laubhüttenfest als Höhepunkt des Geschehens anvisiert sein, zumal 15,12f. das in der hellenistischen Zeit übliche Kolorit dieses Festes (vgl. die Anmerkung zur Übersetzung) wiedergeben.
4. Die Gattung Wohl geht es im Juditbuch letzdich um die Auseinandersetzung zwischen Jahwe und Nebukadnezar. Aber diese Auseinandersetzung entscheidet sich im Einzelschicksal von Judit und Holofernes, und sie wird transparent und effizient an der als Kontrastgeschichte gestalteten Bekehrungsgeschichte des Ammoniterführers Achior. Das ist spezifische Technik des antiken und klassischen Romans, dessen Autor die Totalität seiner Geschichtserfahrung innerhalb der individuellen Begebenheit seines Romans darstellen will. Im Gegensatz zur Novelle, die das von ihr erzählte Einzelereignis in erster Linie um ihrer selbst willen, um ihres überraschenden Wahrheits- und Wirklichkeitsgehaltes willen erzählt, ordnet der Roman seine Geschichte deutend in einen Weltzusammenhang, in ein entworfenes beziehungsweise gesuchtes Sinngefüge ein. Die Novelle schildert ein Einzelschicksal und die daran beteiligten Personen, der Roman schildert Menschen und die auf sie einwirkende Welt'. In der Novelle wird die Welt gewissermaßen auf ein Ereignis reduziert. Im Roman wird in der Vielfalt der in ihm gebrauchten literarischen Formen, im Zusammenspiel seiner kontrastierenden Gestalten und Szenen, die den Roman zu einer offenen Form machen, die Mannigfaltigkeit und Ungereimtheit der Welt eingefangen. So ist im Juditroman in die Basisgeschichte von der wunderbaren Errettung Betulias zunächst die Geschichte von der Bekehrung des Ammoniterführers Achior hineingewoben. Hinter Achior verbirgt sich die nachweislich im jüdisch-hellenistischen Judentum beliebte Gestalt des weisen Achikar, der hier als Typ des weisen Heidentums gezeichnet wird, das die Macht Jahwes erkennt und sich voll zum Jahweglauben bekehrt. Die Bekehrung Achiors ist dabei mit traditionellen Motiven jüdisch-hellenistischer Bekehrungsgeschichten gestaltet1o . Die Rede, die Achior vor Holofernes hält, ist beeinflußt vom Stil der jüdisch-hellenistischen Missionshomilie (5,5-19). Zur Topik der Bekehrungsgeschichten gehören Aufgabe der bisherigen sozialen Bindungen bzw. Ausgestoßenwerden, Verfolgung und Haß von seiten des bisherigen Milieus, Schicksalsgemeinschaft mit dem leidenden Judentum und Rettung aus der Verfolgung durch Jahwe (6,10--16). Schließlich sind die zum Teil seltsamen Motive, mit denen 14,6-10 die definitive Aufnahme Achiors in das Jahwevolk beschrieben wird, nur aus dieser jü9. Vgl. B. von Wiese: Novelle, 5.Aufl., Stuttgart 1971, S. 4f.; G. Lukäcs: Die Theorie des Romans, Neuwied und Berlin 1971, bes. S.47-82. 10. Vgl. die MotiV2usammenstellungen bei eh. Burchard: Der dreizehnte Zeuge. Traditionsund kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Lukas' Darstellung der Frühzeit des Paulus, FRLANT 103, Göttingen 1970, S. 59-88; K. Berger: Die Gesetzesauslegung Jesu. Ihr historischer Hintergrund im Judentum und im Alten Testament. Teil I. Markus und Parallelen, Neukirchen 1972, S.421-431 (WMANT 40).
disch-hellenistischen Tradition verständlich: Achior »sieht« das Haupt (»Vision«), fällt bewußdos zu Boden, wird aufgerichtet, fällt in Proskynese vor Judit wie vor einem Engel nieder, »glaubt«, nachdem man ihm alles erzählt hat, was vorgefallen ist, und wird schließlich durch den Ritus der Beschneidung zum vollen Mitglied des Jahwevolkes. Die Technik des Romans zeigt sich in der Komposition des Juditbuches aber besonders in einer weiteren Geschichte, die in der Handlungsstruktur das eigendich spannende und unterhaltende Moment darstellt: die in den Figuren Judit und Holofernes spielende Heldengeschichte, die zugleich eine Liebesgeschichte ist, wobei voller Ironie Judit zur HeIdin wird, weil sie nicht liebt, und der vor Liebe brennende Holofernes nicht zur geplanten Liebesnacht mit Judit kommt, weil er sich vorher in seinem Liebesrausch unheldenhaft bewußdos betrunken hat. Bei der Gestaltung dieser liebeslind Heldengeschichte hat sich der Verfasser wieder von alttestamendicher Tradition anregen lassen. Judit trägt Züge der Jael des Richterbuches, die einst dem schlafenden Sisera, dem Feldherrn des Kanaanäers Jabin, einen Zeltpflock durch die Schläfen getrieben hatte (Jdc 4,21). Judits Aktion gleicht der des schwachen David, der dem gotteslästerlichen Goliat mit dessen eigenem Schwert das Haupt abschlägt (I Sam 17,51). Aber Szenerie und Flair, in denen Judit und Holofernes agieren, verraten Geschmack und Stil, wie sie uns im antiken griechisch-orientalischen und im jüdisch-hellenistischen Romanl l begegnen. Der Abschnitt etwa, der Judit beim Festmahl schildert (12,15-19), könnte in seiner Erotik und Weldichkeit gut in einem hellenistischen Roman stehen. Das ·Motiv der sich in Bedrängnis siegreich behauptenden Keuschheit ist in der griechisch-orientalischen Romanliteratur sehr beliebt und wurde besonders in der romanhaften frühchrisdichen Heiligenliteratur entfaltet. Die Ermordung des Lüsdings mit de$sen eigenem Schwert findet sich z. B. auch bei Xenophon von Ephesos, »wo Antheia den in sie verliebten Räuber Anchialos mit seinem eigenen Schwerte tötet«, und ,.bei Jamblichos ... im Hause eines reichen Wüsdings ... , dessen Anträgen Sinonis sich scheinbar ergibt, um ihn in der Nacht mit einem Schwert zu erschlagen«12. Die Erotisierung ist eines der wesendichen Charakteristika der antiken griechisch-orientalischen Romanliteratur. Das Buch Judit partizipiert an dieser allgemeinen Erotisierung der hellenistischen Epoche und erweist sich dadurch als zu dieser Literatur gehörig. Als religionspsychologisches Phänomen mag man die Erotisierung im Buch Judit als den Versuch bewerten, in den stark männlich geprägten Jahweglauben das weibliche Element in der Mutterfigur Judit stärker zu integrieren. Den äußeren Anstoß dazu könnte die sich in der hellenistischen Epoche weltweit ausbreitende Isisreligion gegeben haben. Die im Juditbuch Jahwe klar untergeordnete Rettergestalt der Judit wäre in diesem Fall die Absage an ein mit Jahwe konkurrierendes weibliches Heilsprinzip. Als religionspolitisches Phänomen schließlich könnte der Juditroman mit seiner 11. Vgl. K. Kerenyi: Die griechisch-orientalische Romanliteratur in religionsgeschichtlicher Beleuchtung, Darmstadt 1973, S. 206-228; M. Braun: History and Romanee in Graeco-Oriental Literature, Oxford 1938; R. Söder: Die apokryphen Apostelgeschichten und die romanhafte literatur der Antike, Stuttgart 1932. 12. K. Kerenyi, S. 286.
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weiblichen Heldengestalt als Protest gegen die Religionspolitik der Hasmonäer verstanden werden, deren religiöses antihellenistisches Programm das Juditbuch zwar akzeptiert, dessen konkrete politische Realisierung es aber ablehnt. Das literarisch und theologisch Neue des Juditbuches aber liegt in der spezifischen Weise, wie hier, dem Gestaltungsgesetz des Romans folgend, Wirklichkeit dargestellt wird, wie hier gewissermaßen Jahwe in Sprache gegenwärtig gesetzt wird. Der Juditroman ist ein Traditionsmodell, das sich vom heilsgeschichtlich-ätiologischen Traditionsmodell der Geschichtsdarstellungen und vom episodisch-paradigmatischen Traditionsmodell etwa der Geschichtsrückblicke in den Weisheitsbüchern Sirach und Weisheit Salomos wesentlich unterscheidet13 • In den Geschichtsdarstellungen erhalten »die geschichtsimmanenten Setzungen Gottes« im erzählenden Bekenntnis insofern Aktualität für die Gegenwart, als die Gegenwart ätiologisch als Aktualisierung der in der Vergangenheit erfahrenen Geschichte Jahwes mit seinem Volk verstanden wird. Das episodisch-paradigmatische Modell, wie es sich aus Weisheit Salomos 10 und Sirach 16,6-10 erheben läßt, hat demgegenüber den Sinn für die Kontingenz des Fortgangs der Geschichte verloren. Die Geschichte wird hier verstanden als eine Kette prinzipiell analoger geschichtlicher Einzelereignisse, wobei in sich nicht zusammenhängende Situationen zu einer übergeordneten kontinuierlichen Abfolge zusammenschmelzen. Die Geschichte wird reduziert zu einer Argumentationsfigur für eine ungeschichtliche Wahrheit, etwa den Nachweis der Errettung des Menschen durch die Weisheit (Sap 10). Von beiden ist das Traditionsmodell des Romans abzuheben, das man als universalgeschichtlich-konstruktiv bezeichnen könnte. Das Modell ist universalgeschichtlich, weil der Juditroman als literarische Gestalt nicht ein Einzelereignis, sondern die Gesamtgeschichte als eine einzige Auseinandersetzung zwischen Jahwe und den widergöttlichen Mächten versteht. Es ist konstruktiv, weil diese gesamtgeschichtliche Deutung nur in der erzählenden Fiktion gegeben ist. Im Unterschied zum eschatologischparänetischen Modell der Apokalyptik, das in seiner intensiven Naherwartung des Endes für eine als leidvoll erlebte und als vorläufig empfundene Gegenwart eher passivisch-pessimistisch anmutende Handlungsorientierung bietet, versucht der Juditroman im Glauben an den in der Geschichte sich bereits vollziehenden fundamentalen Machterweis Jahwes aktuelle politische Geschichte mitzugestalten. In der auf den ersten Blick etwas verwirrenden Vielfalt von Geschichten und Traditionen, die im Juditroman integriert sind, kommt das spezifische Wirklichkeitsverständnis am deutlichsten zum Ausdruck. Diese Geschichten sind hier nicht mehr ätiologisch oder paradigmatisch aneinandergereiht, sondern sie sind zu einer einzigen Geschichte geworden, deren räumliche Koordinaten sich in den ersten drei Kapiteln des Romans zur Weltbühne ausgeweitet haben und deren zeitliche Koordinaten nicht mehr die naturale oder die historische Zeit sind (das wird sichtbar in den sogenannten Widersprüchen in der Chronologie und Historie, die die Forschung bisher oft negativ gewertet hat), sondern die »theologische« Zeit schlechthin, d.h. jene Zeit, deren zeitli13· Vgl. zu diesen beiden Modellen K. Müller: Geschichte, Heilsgeschichte und Gesetz, in: J. Maier und J. Schreiner (Hg.): Literawr und Religion des Frühjudentums, Würzburg und Gütersloh 1973, S. 73-77.
che Strukturen vom Zerschellen der widergöttlichen Mächte an Jahwe bestimmt sind. Im Juditroman werden die einzelnen Geschichten, die einzelnen Errettungsparadigmata, die in ihm literarisch verarbeitet sind, auf ein universales Geschichtsparadigma hin gedeutet. Die Einzelhistorie wird gewissermaßen theologisch transzendiert, ohne daß ihre historische Kontingenz aufgegeben wird. Der Juditroman erzählt Geschichte nicht mehr als exempla, sondern als exemplum. Im Nebukadnezar des Juditromans verdichten sich die Aktionen aller sich selbst vergötzenden Gestalten und Systeme der Weltgeschichte. Holofernes trägt die Züge all jener Ewig-Zweiten, die in ihrer servilen und geilen Selbstüberschätzung nur sich selbst zelebrieren und zugleich parodieren können. In Judit schließlich gewinnen all jene Menschen und Gruppen Gestalt, die in Jahwes Treue und Macht die Basisstruktur von Welt und Geschichte sehen und so zu befreienden Zeichen und Impulsen der Hoffnung werden für alle, die sich ihrer erinnern, wie es in 13,19 der Stadtälteste Usija von Betulia ausdrückt. Der Roman wird so zu einem Traditionsmodell des Jahweglaubens, das einerseits die vielfältigen Einzeltraditionen wie in einem Brennpunkt sammelt und andererseits von diesem Brennpunkt aus eine Gesamtsicht der Wirklichkeit entwirft, in die sich der Leser des Romans - gerade im Angesicht seiner eigenen scheinbar widersprüchlichen Erfahrung - einleben und einüben kann.
III. Der theologiegeschichtliche Kontext I.
Das theologische Programm
Das Buch Judit ist nur scheinbar ein kriegslüsternes Buch. Der Gott Israels, der hier gefeiert wird, ist im Gegenteil nach einem gleich zweimal angeführten Zitat aus Ex 15,3. der .fJ>6ÖS O'lJ'V1lQ'/l(J}')I nOÄ.B/-,ovs (9,7; 16,2). Man könnte das Buch geradezu als eine erzählerische Transposition jenes breiten Stromes alttestamentlicher Theologie bezeichnen, wie sie etwa Ps 147,10f. bezeugt: »Nicht an der Stärke der Rosse hat Jahwe Lust, noch an den Schenkeln des Mannes. Gefallen hat Jahwe an denen, die ihn fürchten, die auf seine Treue und Huld vertrauen« (vgl. auch Dtn 33,26-29; Jes 31,5.8; Ps 44,23-27). Daß dies eine geradezu schöpfungsmäßig gesetzte Struktur (vgl. besonders 16,13-16) mit universalgeschichtlich-eschatologischer Gültigkeit (vgl. besonders 16,17) ist, bringt das Juditbuch in die theologische Nähe einmal von Ps 33; Hab 3 und zum anderen vonJes 14,24-27; Ez 38-39. Dabei ist es bedeutsam, daß diese theologische Programmatik nach Meinung des Juditbuches gerade nicht durch ein wunderbares Einwirken Gottes in die Geschichte, sondern durch mutiges und kluges Engagement im Stile Judits Wirklichkeit wird. Gerade diesen Aspekt arbeitet der Erzähler dadurch besonders eindrucksvoll heraus, daß er auf eine ganze Reihe überkommener und seinen Lesern bekannter alttestamentlicher Geschichten anspielt, in denen menschliches Handeln einen Machterweis Jahwes offenbart; diese Bezüge sollen im folgenden kurz beschrieben werden". 14. Vgl. die Zusammenstellung auch bei Dubarle I; auf die anthologische Technik von Judt wird im einzelnen in unseren Anmerkungen zur Übersetzung verwiesen.
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2.
Traditionen 'Von heldenhaften Frauen
Bei der Zeichnung seiner weiblichen Hauptfigur und ihrer Tat inspiriert sich der Erzähler an der Heldin von Jdc 9,53, an Ester (vgl. dazu die Anmerkungen zur Übersetzung) und vor allem an Jaels Heldentat, die ähnlich wie die Tat Judits sowohl in einer Erzählung Odc 4) wie in einem daran anschließenden Lied Odc 5) überliefert ist. Zwischen Judt und Jdc 4-5 gibt es nicht nur auffallende Übereinstimmungen im Detail, die man kaum anders als durch literarische Abhängigkeit erklären kann (vgl. Judt 13,18 a; 14,7 mit Jdc 5,24;}udt 13,15; 16,5 mit Jdc 4,9; Judt 16,13.15 mit Jdc 5,3-5; Judt 16,15-17 mit Jdc 5>31), vor allem ist es eine ähnliche militärische und geographische Szenerie sowie eine analoge handlungsentscheidende List einer Frau, die dem Feldherrn der Feinde den Kopf zertrümmert. Wahrscheinlich ist die geographische Szenerie von Jdc 4-5 auch ein entscheidender Anstoß für den Verfasser von Judt gewesen, »sein« Betulia in der Nähe der Jesreel-Ebene zu lokalisieren.
3. Der Triumph des kleinen Da'Vid über den Riesen Goliat (I Sam 17) Wieder lassen sich eine Reihe von Einzelzügen zusammenstellen, an denen deutlich wird, daß der Autor der Juditerzählung bewußt an die David-Goliat-Geschichte (I Sam 17) anspielt: a) b) c) d)
Furcht und Schrecken Israels vor dem Feind: Judt 4,1; I Sam 17,11; Spott der Heiden über Israel und seinen Gott: Judt 4,12; 5,21; I Sam 17,10; Vertrauen auf militärische Rüstung: Judt 9,7; I Sam 17,45; Jahwe als Retter durch die List des viel schwächeren »Gegenspielers«: Judt 9,8-14; I Sam 17,36.47; e) Universale Dimension der Erkenntnis Jahwes: Judt 6,2; 11,16; I Sam 17,45; f) Abschlagen des Hauptes mit dem Schwert des Matadors: Judt 13,6; I Sam 17,51 ; g) Panik, Verfolgung, Vernichtung und Ausplünderung der Feinde Israels: Judt 15,1-17; I Sam 17,51-54; h) Prozession der Frauen mit Tanz und Musik: Judt 15,12; I Sam 18,6; i) Theologumenon »Gott ist mit uns/dir«: Judt 13,11; I Sam 17,37; k) Bezeichnung des »entzauberten« Holofemes bzw. Goliat als dvvcx$'öS: Judt 16,6; I Sam IJj I) Wende der Not Israels am 40. Tage: Judt 7,20; 8,1; 12,7.10; 14,1 I; I Sam 17,16. Diese Übereinstimmung in erzählerischen Details unterstreicht die fundamentale Gemeinsamkeit des Geschehens: es ist die erzählerische Demonstration, daß die gotteslästerliche Hybris an Jahwe zerbricht und daß der, der irp. Namen Jahwes seine Wege geht, mag er noch so schwach sein, stärker ist als der, der auf seinen goldenen Panzer und auf seine Soldaten vertrauend andere gierig auffressen will. Auch über die DavidGoliat-Geschichte könnte man schreiben, was Judt 16,2 als Fazit zieht: Ö$" tfJo8ÖS o1Jll)$'Il'Pro'V 3toMI-'OVS KVIl'oS (vgl. auch Judt 9,7). 44°
4· Die List des Ehud über Eglon 'Von Moab (Ide 3,12-31) Das Juditbuch greift nicht nur erzählerische Details aus dieser alten Erzählung auf (vgl. Judt Il,16-19 mit Jdc 3,20; Judt 14,12-15 mit Jdc 3,23-25 sowie Judt 14,4; 15,3-7 mit Jdc 3,28 f.), sondern ist eine breite erzählerische Ausgestaltung des theologischen Rahmens dieser Rettergeschichte: »Sie schrien zu Jahwe und er schickte einen Retter« (3,15), und »an jenem Tag wurde Moab unter die Hand Israels gebeugt, Israel aber hatte Ruhe.« Aber auch erzählerische Technik und Tendenz der beiden Erzählungen haben viel gemeinsam. Der Erzähler der Ehudgeschichte »kommt der Freude der Hörer am Anschaulichen, Plastischen, ja Derben (die >Sitzung<) entgegen, arbeitet mit Ironie, ja Verspottung (der Dicke, Bequeme, auch geistig nicht gerade der Schnellste, mit dem Ehud sein Spiel treiben kann); schließlich streicht er den Vertreter des eigenen Interesses hervor als mutig, gewandt, verschlagen-plänereich, listig, ja schalkhaft, dann auch erfolgreich. Das weckt den Stolz«lS der Leser und stachelt sie an, sich mit dem Helden zu identifizieren. Ähnlich plastisch kontrastiert der Erzähler von Judt den für die Schmeicheleien und die verführerische Schönheit Judits anfälligen Holofernes mit der überlegt planenden, mutigen Judit.
5· Der Sieg Abrahams über die Könige Mesopotamiens (Gen 14) Die auffallende Anspielung des Segensspruchs Judt 13,18 auf Gen 14,19f.legt die Annahme nahe, daß der Erzähler von Judt auch die Erzählung vom siegreichen Abraham (Gen 14) vor Augen hatte und Judit mit Abraham parallelisieren will. Wie das Juditbuch eine Kriegsgeschichte auf einer Art Weltbühne darstellt, in der eine gottesfürchtige Einzelgestalt ein militärisches Riesenaufgebot »wunderbar« besiegt, so erscheint Abraham in Gen 14 in der auch dort mit Hilfe von rund 40 verschiedenen Eigennamen und geographischen Angaben entworfenen großen Welt voller Kriegsgetöse als der wunderbare Retter, der mit einem einzigen mühelosen Angriff sich als Herr der Situation erweist. Den entscheidenden Schlag führen Judit und Abraham in der Nacht Oudt 13; Gen 14,15), wie Abraham verfolgen auch die Israeliten des Juditbuchs die Feinde bis nach Choba und Damaskus Oudt 15,5; Gen 14,15), wie der Hohepriester von Jerusalern Judit entgegenzieht, um sie zu segnen, so tritt auch der Priesterkönig Melchisedek von Salem Abraham mit einem Segensspruch in den Weg Oudt 15,8f.; Gen 14,18-20), und so wie die Bewohner von Betulia Achior, den Anführer der Ammoniter, retten, so rettet Abraham seinen Neffen Lot, den Stammvater der Ammoniter (Gen 14,16 bzw. Gen 19,)8).
6. Die Tradition 'Von der wunderbaren Errettung lerusalems 'Vor den Assyrern (2 ehr 32,1-23)
Sowohl für die erzählerische Grundstruktur wie für die theologische Pointe seiner Geschichte bot sich für den Erzähler von Judt die Tradition von der wunderbaren Ret15. W. Richter: Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zum Richterbuch (BBBI8), Bonn 19662, S.18. .
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tung Jerusalems vor Sanherib geradezu an. Wie aktuell diese Tradition in der Makkabäerzeit war, dokumentiert nicht nur das in 2 Makk 15,22-24 bzw. I Makk 7>40-42 gestaltete Gebet des Judas Makkabäus vor der Schlacht gegen Nikanor, sondern ebenso Sir 48,18-21 und 3 Makk 6,2-5. Dabei greift Judt zwar verschiedene Einzelmotive der sog. Jesajalegenden auf, die als Doppelüberlieferung sowohl in die deuteronomistische Geschichtsdarstellung (2 Kön 18-19) als auch von da in das Jesajabuch Ues 36-37) aufgenommen wurden (vgl. etwa 6,2 mit 2 Kön 19,15.19 = Jes 37,16.20 sowie mit 2 Kön 18,29-35 = Jes 37,14-21). Insgesamt gesehen freilich schließt sich Judt mehr der Sanheribgeschichte in jener sprachlichen und theologischen Gestalt an, die diese Legenden um 300 v. Chr. durch den Autor der chronistischen Geschichtsdarstellung gefunden haben (2 Chr 32,1-23). Die Invasion Sanheribs ist nach dem Chronisten nicht primär ein Element der assyrischen Realpolitik, womit Sanherib seine politische Macht ausbauen will, sondern eine Infragestellung der universalen Gottesherrschaft Jahwes. Dies unterstreicht der Chronist dadurch, daß er alle realpolitischen Notizen, die in seiner Vorlage der Jesajalegenden standen, wegläßt und außerdem Jahwe in den gotteslästerlichen Reden der Assyrer auf eine Stufe mit den Göttern der Heiden stellen läßt. »Sie sprachen über den Gott von Jerusalern wie über die Götter der Heidenvölker der Erde, die Gebilde von Menschenhänden« (2 Chr 32,13). Aus dieser chronistischen Sanheribgeschichte ließ sich der Verfasser des Juditbuches vor allem für das von ihm sehr breit gestaltete Motiv der Vernichtung der Götter sowie der ihnen gehörenden Länder und für den Spott des Assyrers über Jahwe und sein Volk anregen. In der chronistischen Sanheribgeschichte finden sich über die Jesajalegenden hinaus drei Einzelelemente, die ebenfalls im Juditbuch anklingen. Die wunderbare Errettung Jerusalems durch den Engel Jahwes bedeutet Ruhe für das Jahwevolk (2 Chr 32,22; vgl. Judt 16,25), löst Wallfahrten nach Jerusalem aus (2 Chr 32,23; vgl. Judt 15,13; 16,18) und macht den Helden berühmt in den Augen aller Völker (2 Chr 32,23; vgl. Judt 16,21). Schließlich wird die Gesamtdeutung des Geschehens mit derselben Kurzformel der Zionstheologie gegeben: Hiskija verkündet den Stadtbewohnern vor der Entscheidung: »Mit uns ist der Herr unser Gott« (p,B'f}' fjp,{jJ'J) xV(Jwe; 0 1}Boe; fjp,{jJ'J): 2 Chr 32,8); entsprechend verkündet Judit nach ihrer Tat, als sie in die Stadt zurückkehrt: »Mit uns ist unser Gott« (p.~' fjp,{jJ'J) ö 1}Boe; fjp,{JJ'J}: Judt 13,II).
7. Die Rettung Jerusalems vor Nikanor 161 v. ehr. (I Makk 7;
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Makk 15)
Neben vielen verstreuten Einzelanklängen an die Makkabäerbücher (vgl. dazu die Anmerkungen) und über die allgemeine geistige Beeinflussung durch die Makkabäerzeit hinaus hat sich der Verfasser von Judt vor allem von den Erzählungen inspirieren lassen, die zu seiner Zeit über die wunderbare Rettung Jerusalems vor Nikanor, dem Feldherrn Demetrius' I. Soter, im Jahre 161 v.Chr. im Umlauf waren. Wie Demetrius I. Soter seinen Feldherrn Nikanor mit dem Auftrag, das Volk Israel zu vernichten, nach Judäa schickt (I Makk 7,26; 2 Makk 14,12), so schickt Nebukadnezar seinen Feldherm Holofernes Uudt 2). Beim Anmarsch des Nikanor auf Jerusalern versammeln sich die Priester im Tempel: »Sie weinten und sprachen: Du hast dieses Haus erwählt, daß es deinem Namen geweiht und für dein Volk ein Haus des Be44 2
tens und Flehens sei. Vollziehe ein. Strafgericht an diesem Menschen und an seinem Hee!. Gedenke ihrer Lästerungen und verleihe ihnen keinen Bestand!« (I Makk 7,37f.). Mit ähnlichen Worten wird der Bußgottesdienst in Judt 4,9-15 geschildert, mit dem ganz Jerusalem im Tempel auf den Anmarsch des Holofernes reagiert. Der konkrete Vorgang der Entscheidungsschlacht wird in den Makkabäerbüchern überraschend verhalten erzählt. Nur auf den ersten Blick sind Judas und sein Heer die Akteure. Bei genauerem Zusehen fallen vor allem im Text des I.Makkabäerbuches die passivischen und intransitiven Verben auf: »Am 13.Adar stießen die Heere zum Kampf zusammen. Nikanors Heer wurde besiegt, er selbst fiel als erster im Kampf« (I Makk 7,43). Da diesem Vers das schon oben zitierte Gebet des Judas, Jahwe möge wie im Jahre 701 seinen mit dem Schwert tötenden Engel schicken, unmittelbar vorausgeht, fällt Nikanor in der Sicht des Erzählers durch die Hand dieses von Jahwe gesandten Engels. Im Juditbuch wird diese Funktion des Engels von Judit übernommen. Die gleichen Formulierungen, die Judas Makkabäus I Makk 7,41 f. (vgl. auch 2 Makk 15,22) gebraucht: »als einst die Gesandten des Königs der Assyrer lästerten, da ging dein Engel hinaus und erschlug sie«, beschreiben im Juditbuch die Aktion: Judit »geht aus Betulia hinaus« Oudt 8,32; 10,6.10) und »erschlägt« Holofernes (9,10; 13,8.15). Wie Jahwe nach 2 Makk 15,22 gegen den Feldherrn Sanheribs den Engel »gesandt« hat, so »sendet« er gegen Holofernes Judit Oudt 11,16). Ähnlich parallel verlaufen die sich anschließenden Ereignisse. Als die Soldaten des Nikanor ihren toten Feldherrn sehen, werfen sie ihre Waffen weg und ergreifen die Flucht. Sie werden von Judas und seinem Heer verfolgt. Der Verfolgung und Plünderung schließen sich die Menschen aus allen Dörfern Judäas an. Nicht ein einziger der Feinde bleibt übrig. Sie nehmen das abgeschlagene Haupt des Nikanor und hängen es an den Toren Jerusalems auf. Das Volk freut sich und feiert ein großes Fest. Die Erzählung schließt: »Für kurze Zeit hatte nun das Land Juda Ruhe« (I Makk 7,5°). Alle diese Motive begegnen im Juditbuch zum Teil sogar in wörtlicher Entsprechung: Schrecken, Verwirrung und Flucht der Soldaten des Holofernes beim Anblick des Toten (14,18f.; 15,10, Beteiligung ganz Judäas an der Verfolgung (15,5) und Plünderung (15,6-7), Freude und Festfeier des Volkes in Jerusalem (16,18-20), Notiz über die Ruhe des Jahwevolks (16,25). Auch das Aufhängen des Hauptes fehlt nicht. Es geschieht aber im Juditbuch - wohl aus erzähltechnischen Gründen - schon vor der Verfolgung der Feinde Oudt 14,11), während es in den Makkabäerbüchern erst nach der Verfolgung geschieht. Eine theologisch wichtige sprachliche Gemeinsamkeit liegt in der Formulierung vor: KOt, o1J'll~Qi{J'I/ 'IJ nr:x.Qsp,{Jol.q Nuca'VOQos, dem Kriegslager des Nikanor wurde ein Ende gesetzt (I Makk 7,43). Mit dieser Wendung wird im Juditbuch zweimal an exponierter Stelle, im Gebet Judits 9,7 und im Schlußhymnus 16,2, das Handeln Jahwes beschrieben: Jahwe ist KVQtOS o'I.J'VTQi{Jol'Jl nolilp,ovS, der Herr, der der Kriegswut ein Ende setzt! Das Paradigma der Nikanorschlacht könnte schließlich teilweise verständlich machen, wieso als geographische Szenerie des Juditbuchs das Bergland von Samaria gewählt ist. In 2 Makk 15,1 wird als Szenerie für die Nikanorschlacht angegeben: »in den Ortschaften Samarias«!
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8. Der wunderbare Sieg JoschaJats über die Moabiter; Ammoniter und Meuniter (2 ehr 20,I-30j16 Die chronistische Erzählung greift das auch im AT breit belegte Schema vom Heiligen Krieg auf, dessen Einzelelemente »geradezu in paradigmatischer Vollständigkeit wieder(kehren), aber in welcher geistlichen Sublimierung! Noth17 hat als geschichtlichen Kern der ErZählung einen Einfall eines Nabatäerhaufens in die Weidegebiete judäischer Dörfer südlich von Betlehem wahrscheinlich gemacht; der Erzähler konstruiert daraus eine Bedrohung, in der es um Sein oder Nichtsein des Staates Juda ging. Der König greift aber nicht zu den Waffen, sondern appelliert in einem Fastengottesdienst durch eine Berufung auf die Heilsgeschichte an Jahwes Hilfe (V. 4-13). Ein inspirierter Levit gebietet den Judäern, sich nicht zu fürchten; nicht ihrer, sondern Jahwes sei der Kampf (V. 14-17). Vor dem Kampf hält der König eine Kriegspredigt, in der er das Heer auf den Glauben verweist (V. 20). Dann werden die Sänger im heiligen Ornat vor die Schlachtreihe der Gewappneten gestellt. Als die eben mit ihrem Lobpreis begonnen hatten, fielen ,Auflauerer< ..., also irgendwelche übersinnlichen Mächte, über die Feinde her, die sich in der entstandenen Panik. gegenseitig umbringen, so dass die Judäer keinen Schwertstreich führen. Von einer Bannung ist nichts berichtet, statt dessen fand ein Dankgottesdienst noch am Ort des Sieges statt. Über die Feinde Judas aber war ein Gottesschrecken gefallen.«18 Auch wenn entscheidende Unterschiede zwischen dieser Erzählung und der Juditgeschichte nicht zu übersehen sind: der handlungsentscheidenden Hervorhebung des Kultischen (in 2 Chr 20,1-30 »funktioniert ein großer Apparat von Kultusbeamten, und es liegt großer Nachdruck auf der Tatsache, dass sich die göttliche Hilfe genau mit dem Einsatz ihres kultischen Handelns verzahnt«19) steht in Judt die handlungsentscheidende Tat Judits gegenüber, und anders als in 2 Chr 20 endet Judt durchaus mit der Vernichtung der Feinde durch die Israeliten - trotz der genannten Unterschiede sind eine Reihe erzählerischer Einzelzüge und die gemeinsame theologische Intention von 2 Chr 20,1-30 und Judt so auffallend, daß eine gestalterische Abhängigkeit der Juditerzählung von der Chronikerzählung offenkundig ist: a) In beiden Erzählungen erhält eine lokal begrenzte kriegerische Auseinandersetzung die Dimension einer Bedrohung von Sein oder Nichtsein. b) Der Angriff der Moabiter/Ammoniter und Meuniter versetzt Joschafat in Furcht und Schrecken; er veranstaltet einen Bußgottesdienst im Tempel von Jerusalem, an dem das ganze Volk, eingeschlossen Frauen und Kinder, teilnimmt (2 Chr 20,1-J.l3). Ähnlich löst der Anmarsch des Holofernes eine Bußliturgie aus, an der sich ebenfalls Frauen und Kinder beteiligen. c) Joschafat gibt in 2 Chr 20,6-12 einen ähnlichen Rückblick über die Geschichte des Jahwevolkes als einer Führungsgeschichte, wie dies in Judt 5 der Ammoniter Achior tut. 16. 17· 18. 19.
Den Rückgriff auf 2 ehr 20 stellt vor allem Haag heraus. M. Noth, in: ZDPV 1944, S·46ff. G. von Rad: Der Heilige Krieg im alten Israel, Göttingen 1958, S. 8of. G. von Rad a.a.O.
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d) Nach 2 ehr 20,20-25 beginnt die Heilswende für das Jahwevolk »am frühen Morgen«: ein wunderbares Eingreifen Jahwes bewirkt, daß alle Feinde schließlich tot am Boden liegen bleiben; die Judäer machen drei Tage lang Beute. Auch in Judt 14,Il-15,7 beginnt beim Anbrechen des Morgens die Panik und das Ende des assyrischen Heeres; die Israeliten machen dreißig Tage lang Beute (15,Il). e) Sowohl in 2 ehr 20,26-28 wie in Judt 15,12-14; 16,18 kulminiert die Siegesfeier in einer Prozession mit Musik und Tanz hinauf nach Jerusalern zum Haus Jahwes. f) Als siegentscheidend wird sowohl in 2 ehr 20,15 wie in Judt 16,12 fj nexQOt't"exS'S 't"O'D i(}eofJ/'t"O'D K'VQ'ov proklamiert; de facto freilich handelt es sich in 2 ehr 20 um eine »himmlische« Größe, während es in Judt der Heerbann Israels ist. g) Wie alle Königreiche außer sich gerieten, als sie vom Eingreifen Jahwes für sein Volk gegen die Feinde hörten (2 ehr 20,29), so geraten auch alle Völker in Bestürzung, die den Namen Judits hören werden Oudt 14,7)· h) Beide Erzählungen schließen mit der Notiz ab, daß das Eingreifen Jahwes/Judits dem bedrohten Volk Ruhe gebracht hat (2 ehr 20,30; Judt 16,25)· i) In der Komposition der chronistischen Josaphatgeschichte 2 ehr 17-20 ist 2 ehr 20 eine paränetische Beispielerzählung für die in 2 ehr 1],3-6 vorangestellte These, daß Jahwe »mit ihm war«, weil er in den Wegen der Tora wandelte und sein Herz nicht an die Götter der Völker verlor, sondern Jahwe, dem alleinigen Gott Israels, vertraute. Ähnlich entfaltet die Juditerzählung in der Gestalt der gottesfürchtigen und gesetzestreuen Judit, im Kontrast zum verängstigten Volk, die ideale Verhaltensweise, in der und durch die sich Jahwes Mit-Sein selbst in tödlicher Bedrohung ereignet.
9. Die Exodusperspektive des Juditromans Daß der Dichter des Juditbuches die 'theologische Struktur des Exodusgeschehens darstellen will, beweist zunächst das letzte Kapitel seines Werkes. Der hier Judit in den Mund gelegte Hymnus, der die Prozession nach Jerusalem begleitet, ist bis in den Wortlaut hinein vom Siegeslied der Mirjam in Ex 15 inspiriert. Für die Gesamtinterpretation des Juditbuches liefert die Analyse dieses Hymnus einen entscheidenden Hinweis. Sie zeigt nämlich, daß das Ich dieses Hymnus nur scheinbar Judit als individuelle Gestalt ist. Das Subjekt ist in Wirklichkeit Judit als kollektive Größe. Die in Judt 16,4.Il sprechende Gestalt ist die Muttergestalt Zion/Jerusalem, deren Witwenschicksal entsprechend der Jahwetradition, wie sie etwa in Ex 22,21-23 fonnuliert ist, von Jahwe selbst in die Hand genommen wird: »Eine Witwe ... sollt ihr nie bedrücken. Wenn du sie bedrückst und sie ruft zu mir, dann werde ich ihr Rufen erhören, und mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch durch das Schwert umkommen lassen.« Die Auseinandersetzung zwischen Jahwe und Nebukadnezar/Holofernes hat im Juditbuch schließlich dieselbe Geschehensstruktur wie die Auseinandersetzung zwischen Jahwe und Pharao im Buch Exodus. Es sind zwei Ereignisse, in denen im Buch Exodus und im Buch Judit die Entscheidung fällt. Das erste vollzieht sich in der Nacht, in der Jahwe durch Ägypten zieht und die Erstgeburt Ägyptens »schlägt« (Ex 12,12.23.27.29); ebenso »schlägt« Judit in der Nacht den Holofernes Oudt 13,8). Das zweite Ereignis, das die endgültige Vernichtung des Jahwefeindes bringt, ist 445
das aus dem Jahwekriegs-Schema stammende Element des Jahweschreckens, der beidemal »am Morgen« auf die Feinde fällt. Die Terminologie unterstreicht durch das gleiche Verbum »verwirren« (Ex 14,24; Judt 14,19) und die Wendung »Schrecken und Furcht fiel auf sie« (Ex 15,16; Judt 15,2; vgl. dazu Judt 2,28) die strukturelle Gemeinsamkeit. Die Textüberlieferung, die sich in der Vulgata niedergeschlagen hat, bezieht sich noch ausdrücklicher auf die Rettung Israels aus der Hand Pharaos (vgl. Judt 9,6-9 tS). Wie es in den ersten fünfzehn Kapiteln des Exodusbuches um die Beantwortung der Frage des Pharao geht »Wer ist Jahwe eigendich? ... Ich kenne ihn nicht!« (Ex 5,2), geht es in Judt um die Grundsatzfrage, die Holofernes in 6,2 stellt: TiS .fJ>soS si, "'11 Ncx{JovxodO'llOOOI}? Der erste Teil des Juditbuches scheint dies klar zu beantworten. Die militärischen Erfolge führen Nebukadnezar auf den Höhepunkt seiner Macht. Der Verfasser des Juditbuches gibt ihm dabei die Züge, die in der Tradition nur Jahwe zukommen. Er wird zum Anti·Jahwe hochstilisiert, der wie Jahwe im Buch Exodus beschließt, an seinen Feinden und deren Göttern das Strafgericht zu vollziehen, sie zu »schlagen« und mit dem Schwert auszurotten (Judt 1,12; 2,1"':12). Die Entscheidung, die dann im dritten Teil des Buches fällt, wird mit der gleichen Terminologie - nun allerdings mit Jahwe als Subjekt - beschrieben. Von daher gibt sich das Juditbuch als erzählerische Transposition der Jahwerede Ex 12,12 zu erkennen: »Ich schreite in dieser Nacht durch das Land Ägypten und schlage alle Erstgeburt im Land Ägypten, vom Menschen bis zum Vieh, und ich vollziehe das Strafgericht an allen Göttern der Ägypter: ich der Herr!«
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Übersetzung Erster Teil: Nebukadnezar erweist sich als Gott (1,1-3,10) I.
Sieg Nebukadnezars über Arphaxad (1,1-16)
1a 11mb zwölften Regierungsjahr Nebukadnezars, der in Ninive, der großen Stadt, über die Assyrer König war", in den Tagen des Arphaxad, der in Ekbatana über die Meder König ward 2 und der um Ekbatanaa herumb aus I
I
a)!8 ist nicht nur in vielen Details viel knapper und in der Sache abweichend, sondern ordnet erzähltechnisch anders: es beginnt mit der Befestigung von Ekbatana durch Arphaxad, worauf unmittelbar eine Notiz über den Sieg Nebukadnezars folgt. Erst dann schließt sich die Botensendung an die Völker an. 1,13-16 fehlt völlig. b) Zur theologischen Bedeutsamkeit des historischen und geographischen Rahmens, der im folgenden entworfen wird, vgl. oben die Einleitung 11,3. c) Die Erzählung beginnt ohne Umschweife mit einer sich als historische Notiz gebenden Exposition, die freilich in klarem Widerspruch zur Historie steht: Nebu!~dnezar (604-562) war nicht König ,.über die Assyrer«, sondern über die Babyionier (neubabylonisches Reich!); er konnte auch nicht mehr ,.in Ninive« residieren, denn Ninive war 612 von Nabopolassar, dem Vater Nebukadnezars, zerstön worden. Diese Angaben verdichten durch ein Konstrukt, das unterschiedliche historische Einzeldaten zusammenbindet, eine ganze Reihe von Erfahrungen der Geschichte Israels zu einer ,.Bühne«, auf der die Juditgeschichte spielt. Die Einzeldaten erhalten dadurch typologische Bedeutung: ,.Nebukadnezar«: als Zerstörer Jerusalems und des Jahwetempels und als Auslöser von Deponation und Massenflucht fungien er hier als Feind des Jahwevolks schlechthin. ,.König über die Assyrer«: Assur ist seit dem 8.Jh. der Typos der imperialistischen Großmacht (Ende des Nordreichs 722 v.Chr.; Dezimierung des Südreichs und Bedrohung Jerusalems durch Sanherib 701); vgl. zur Typologie von Assur und Nebukadnezar: Jer 50,17. ,.Ninive, die große Stadt«: das ,.historische« Ninive, am Ostufer des Tigris, wurde zum Emblem der Bosheit und Größe schlechthin, zum Typos der von Israel aus gesehen - heidnischen Weltstadt (vgl. Nah 3,1-4; Jon 1,2; 3,3.8.10; 4,11). "Zwölftes Regierungsjahr«: nicht historische Fixierung, sondern 12.Jahr als Kulminationspunkt der Macht (runde Zahl, Symbolik der Fülle); der Verf.liebt die Zahl 12 (vgl. 1,16; 2,5); die Angabe steht zugleich im Zusammenhang mit 1,13 und 2,1; doch vgl. zu 1,7· d) Es gibt verschiedene Versuche, hinter »Arphaxad« einen historisch belegten Königsnamen zu erkennen (z. B. Astyages, letzter und von Cyrus 550 v. Chr. gestürzter Mederkönig, oder Arsakes, Eponym der parthischen Dynastie ab 250 v.Chr.) oder den Namen als iranisches Won zu erklären, das frei übersetzt >Herr der Ritter< bedeuten und den ersten Führer der mittleren Altersklasse, die bei den Medern und Persern allein herrschaftsberechtigt war, bezeichnen soll (Loretz, S. p8). Wahrscheinlicher dürfte eine Anspielung an Gen 10,22 vorliegen, wo Arphaxad nach Elam und Assur als dritter Sohn Sems genannt wird. Da in 1,1 Nebukadnezar als ,.Assyrer« und in 1,6 als weitere Hauptfigur der König von Elam genannt werden, dürfte mit diesen drei Figuren im Blick auf Gen 10,22 der Konflikt einerseits als weltweiter Konflikt (ethnographische Absicht der Genealogien von Gen!) und andererseits als >Bruderkrieg< qualifizien sein. Insofern in 1,6 (vgl. die Erklärung!) Arphaxad als Mederkönig vorgestellt wird, der in einen Konflikt mit Nebukadnezar verwickelt ist, ergibt sich eine erneute Differenz zur
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behauenen Steinen, die drei Ellen< breit und sechs Ellen lang waren, Mauern gebaut, die siebzig Ellen hoch und fünfzig d Ellen breit waren, 3 der ihre" Türme über ihren Stadttoren hundert Ellen hoch aufgeführt und ihnen unten eine Breite von sechzig Ellen gegeben hatte, 4 die Stadttore selbst hatte er siebzig Ellen hoch und vierzig Ellen breit gemacht", damit die Streitmachtb seiner Krieger und die Abteilungen seiner Fußtruppen ausrücken konnten<, 5 in eben jenen Tagen begann der König Nebukadnezar in der großen Ebene, das ist die Ebene im Gebiet von Regu', einen Krieg gegen den König Historie: Mit Hilfe der Meder hatte Nabopolassar, der Vater Nebukadnezars, 612 v. Chr. Ninive erobert und sich mit ihnen das assyrische Weltreich aufgeteilt. Die Meder erhielten dessen nördlichen Teil und dehnten ihr Reich über Armenien und das kleinasiatische Gebirgsland bis zum Halys hin aus. Unter Nebukadnezar waren die Beziehungen der beiden Reiche mehr oder weniger schiedlich-friedlich. Erst Nabonid, der Nachfolger Nebukadnezars, tat sich mit dem Achämeniden Cyrus zusammen, der, unterstützt von Kreisen des medischen Ritteradels, den letzten Mederkönig Astyages 550 v. Chr. stürzte und sich selbst zum König von Medien ausrufen ließ. Für jüdische Leser dürfte sich bei Nennung Mediens vor allem die Assoziation »Land der Deportation« eingestellt haben, vgl. 2 Kön 17,6; 18,11; Tob 1,16. 2 a) Altpers. Hagamatana, heute Hamadan, ca. 350 km nordöstlich von Bagdad, Hauptstadt Mediens, deren Gründung Herodot dem Deiokes 11. (700-647) zuschreibt, beliebte Sommerresidenz der achämenidischen (Kyros!) und später der parthischen Könige. Die Stadt war in der Antike berühmt wegen ihrer sieben verschiedenfarbigen, konzentrischen Ringmauern. Sie bewahrte das Schatzhaus Xerxes I. Alexander der Große, der 330 und 324 in E. war, ließ hierher den Schatz von Persepolis bringen. Die Stadt ist in Tob 3,7; 6,7 als Reiseziel des jungen Tobias genannt. Nach 2 Makk 9,1-17 ist die Gegend von Ekbatana der Ort schändlichen Todes für den verhaßten Antiochus IV. Epiphanes. b) 19, 108, 319 leg Q>Iwdoplljoev 'EK{Ja:r;(1.'I1(1. KCX& neQtB/Jrx.Aev (1.in;fI K'luv1.cI' -reiX"l BK M/{}cJYV: A. gilt hier also als Gründer und Befestiger von E. c) I Elle = ca. 50 cm. d) Die jeweiligen Zahlenangaben schwanken häufig in der Textüberlieferung; solche Schwankungen werden hier nur eigens vermerkt, wenn sie von Bedeutung sind. 3 a) W, 19, 108,319,74,76 (1.vor;'ij!; analog en! or;(1.i!; nilMt!!; (1.in;'ij!;. (lB, (BA (1.in;ov beziehen auf Arphaxad, wohl kaum auf ein mitgedachtes or;eixo!;, da in 1,2 or;eix"I (PI!) steht (anders Enslin, S. 59). 4 a) Die großen Zahlenangaben belegen nicht nur den sagenhaften Ruhm, den die >wunderbaren( Ringmauern von Ekbatana genossen, sondern haben vor allem erzähltechnische Funktion: die Eroberung einer so außerordentlich befestigten Stadt (vgl. 1,14) verlangt einen außergewöhnlichen Feldherrn! b) din1(1.~!S wird als Leitwort gebraucht, vgl. 1,13.16; 2,4.7.14.19.22; 3,6.10; 4,15; 5.1.3.23; 6.1; 7,2.12.20; 9,7.8.14; 10,13; 11,18; 13,4.15; 14,3.19; 16,3 (siehe oben Einleitung 11,2). c) 1,2-4 ist am besten als Parenthese zu verstehen, die den Zusammenhang 1,1-1,5 unterbricht; der griechische Text ist hier wohl eine recht wörtliche Übertragung des hebräischen Originals. a) Meist identifiziert mit dem in Tob 1,14; 4,1.20 u.ö. genannten Rages, dem heutigen Ruinenfeld Rai, etwa 13 km südöstlich von Teheran. Mit Stummer dürfte eher an das in der antiken Geographie bekannte Ragau in der Landschaft Apararktikene im Norden des iranischen Hochlandes zu denken sein. In dieser Gegend war 330 v. Chr. Darius 111. Kodomannus, der letzte Achämenide, im Kampf um Thron und
Arphaxad. 6 Da stießen zua ihm alleb, die im Bergland wohnten, allee, die am Eufrat und Tigrisd, am Hydaspese und in der Ebenef desg Elamiterkönigsh Arjochi wohnten; es waren sehrk viele Völker, die sich dem Heeresaufgebot der Söhne Cheleudsl anschlossen. Reich gefallen. Dieses Gebiet war zur Zeit der Entstehung von Judt in den Blickwinkel des Interesses geraten, da von hier aus die Parther seit Arsakes I. (um z 50 v. Chr.) ihr Großreich aufbauten. I Makk 14,zf. weiß von einem Sieg des Arsakiden Mithridates I (174-136) über den Seleukiden Demetrius 11. (um 140 v.Chr.). 6 a) Versteht man OV'llot'JI'rd'JI im Sinne von »sich verbünden«, bezieht sich nQos oti,.,;{w wegen 1,7ff: am ehesten auf Arphaxad. Bei Referenz auf Nebukadnezar wäre nQOS otv'rlw im Sinne von »sich gegen ihn verbünden« gemeint. In diese Richtung geht die Ergänzung von 583, 19, 108, 319 eis n6}..ep,O'JI. QJ" und 58 leg siS n6}..ep,o'JI pr nQos otV'rO'JI. Zu OV'JIot'JI'rd'JI vgl. auch z,6; 10,11. b) Verf. von Judt hat eine ausgesprochene Vorliebe für nds: der häufige Gebrauch soll die Totalität und Universalität des Geschehens unterstreichen. c) Kot! ncX'JI'rBS 01: Kot! epexegeticum. d) Nicht das Zweistromland im engeren Sinn (das ja ohnehin Reichsgebiet Nebukadnezars war!), sondern das Bergland Armeniens, wo Eufrat und Tigris entspringen. e) Zwar kennt die antike Geographie zwei Hydaspes, von denen aber keiner in den Raum paßt, in den die anderen geographischen Namen dieses Verses weisen: (I) Der indische Hydaspes, ein Nebenfluß des Indus, heute Dschehlam, war Schauplatz des Kampfes zwischen Alexander und Poros; nach Est 1,1 erstreckte sich das Reich des Ahasveros bis hierher. (z) Den Medus Hydaspes des Vergil setzt man meist »mit dem Puraly in Belutschistan gleich ... , während ihn antike Geographen im Anschluß an die Weltkarte des M. Vipsanius Agrippa weiter nach Westen in die Gegend des heutigen Gwatar an der Südküste Irans gerückt haben. Dann wäre er mit dem don mündenden Fluß identisch, also mit dem Serbaz« (Stummer, S. zo). Wahrscheinlich ist an den Fluß XOcXoms (heute Karkheh) zu denken, der südlich von Ekbatana entspringt und kurz vor dem Persischen Golf in das Mündungsdelta von Eufrat und Tigris einströmt. Bei dieser Identifizierung ergäbe sich bei der Reihenfolge der in 1,6 genannten Angaben Eufrat, Tigris, Hydaspes, Elam eine stimmige Folge von W nach o. !8 leg Iadason; leg Ulai (Eulaeus), vgl. Dan 8,22. f) Q)B ne6iqJ: Dativ unverständlich. g) Q)B Q)" (BA 0 PotOMsVS Nominativ unverständlich. Enslin vermutet einen zugrundeliegenden Text, der 'AQu,);,( 0 PotOMsVS mit dem anschließenden Kot! Mi''JIfj noÄÄcX zusammennahm, wobei OV'JI7)Ä.1'J>O'JI als gemeinsames Prädikat fungiene. h) Elam war nach 646 v. Chr., als der Assyrerkönig Assurbanipal Susa eroberte, kaum noch ein ernsthafter Gegner Assurs. Möglicherweise kam es zu Beginn des 6.Jh. zu Verwicklungen zwischen Elam und Nebukadnezar. Nach zeitweiliger Abhängigkeit Elarns von den Medern wurde das Gebiet von Cyrus seiner Herrschaft unterstellt. i) Die historische Forschung kennt keinen König Arjoch von Elam. Gen 14,1.9 nennt unter den vier aus dem Osten stammenden Königen, die gegen fünf Könige Mittelpalästinas zu Felde ziehen, einen »Arjoch, König von Ellasar«. In Dan z heißt der Oberst der köni~ichen Leibwache Arjoch. k) om ocpMQot Q) CI" (BA; doch vgl. 1,16; z,17; 7,Z.18; 15,7. I) Q)B XeÄ.eovÄ. 2 Chelleuth e bellare curri Caldaeis. Eine ethnische Bezeichnung Cheli!ud/Cheli!ul ist unbekannt. Stummer sieht hier eine Bezeichnung für Medien, die Judt in Anlehnung an Ez Z7,33 gebildet habe, wo neben den Kaufleuten von Assur die von kilmad genannt werden: »U in Chele-ud ließe sich als Umschreibung von m erklären« (Stummer S. 19). Die Lesan Chaldäer setzt voraus, daß es sich bei dem »Aufmarsch« um die Truppen Nebukadnezars handelt, während das Verständnis »Meder« die gegen Nebukadnezar kämpfenden Truppen meint.
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7 Der Assyrerkönig Nebukadnezar sandte Boten" zu allenb, die in Persienc wohnten, und zu allen, die im Westen wohnten, nämlich in Kilikien und in Damaskus, im Libanon und im Antilibanon, zu allen, die an der Meeresküsted wohnten, 8 zu denen, die unter den Völkern" am Karmel und in Gilead, in Obergaliläa und in der großen Ebene Jesreelbwohnten, 9 zu allen, die in Samaria und in seinen Städten und jenseits des Jordan" wohnten bis nach Jerusalem, bis Bataneb, Chelusc, Kadeschd und bis zum Bach Ägyptens·, zu de7 a) Der Erzähler liebt es, die Handlung durch Boten voranzutreiben: 1,7; 3,1; 4,4; 8,10; 11,14; 12,6; 15,4. Darüber hinaus verwendet er das Verb an mehreren Stellen, um durch Kontrastbeziehung die Aussagekrl!ft zu steigern: vgl. zu 6,2; 9,9; 16,14 und zu 11,7.16.19.22. b) Möglicherweise ist die geographisch so detailliert angegebene Botensendung Nebukadnezars bzw. Selbstproklamation universaler Herrschaft als Kontrastaussage zu Jer 27,1 ff. konzipiert; von hier aus wäre dann Judt insgesamt auch eine kritische Auseinandersetzung mit einem falsch verstandenen Kapitulationsdogma, das sich auf Jer berufen würde (siehe dazu oben die Einleitung 11,3 Und m,I). Der Bezug auf Jer 27,1 ff. wäre dann offensichtlich, wenn der Verf. sich das für Jer 27,1 anzunehmende Datum 593 v. ehr. errechnet hätte (was durchaus möglich ist!), was in der Tat das 12. Regierungsjahr Nebukadnezars ist! c) Aus der Erzählperspektive heraus anachronistische Bezeichnung wohl für das von Nebukadnezar beherrschte Babylonien (Stummer, S. I I f.). d) Die vier Angaben Kilikien, Damaskus, Libanon und Antilibanon »liegen zu beiden Seiten einer Linie, die im allgemeinen südwestwärts verläuft: zwischen je zweien pendelt er [d.i. der Erzähler] hin und her. Dann kommt er aber auf die Küste, die nIXQotÄtIX, womit nur, ebenso wie Gn 49,13; Dt 33,19 die Küste nördlich der Bucht von Haifa gemeint sein kann, hier zunächst ein Punkt, der zwischen Libanon und Antilibanon liegt. Hier haben wir also: Außenpunkt - Gegenpunkt - Mitte« (Stummer, S.II). 8 a) Ungewöhnliche Formulierung. Fritzsche vermutet, daß der Übersetzer ein zugrundeliegendes bahare (im Bergland) oder ba'are (in den Städten) als ba'ame las. b) Die Anordnung der vier Angaben ist nach Art eines flächendeckenden Kreuzes: Karmel und Gilead sind Außenpunkte in W - O-Richtung, Obergaliläa und Jesreel in N - S-Richtung; aueh hier liegt wie in 1,7 das Verfahren Außenpunkt - Gegenpunkt - (hier: doppelt bezeichnet) Mitte vor. 9 a) Bezeichnet gewöhnlich das Gebiet östlich des Jordan. Enslin denkt, wohl wegen der Stellung dieser Angabe zwischen Samaria und Jerusalem, an das Gebiet westlich des Jordan, wobei die Blickrichtung des im Osten vorgestellten Nebukadnezar bestimmend wäre. Dennoch sprechen zwei Gründe dafür, auch hier, wie üblich, an Transjordanien zu denken: I. In 1,12 wird in einer Art Kurzfassung des in 1,7-10 benannten geographischen Raums auch das Gebiet der Moabiter und Ammoniter aufgezählt; dem würde in 1,7-10 am ehesten »jenseits des Jordan« entsprechen. 2. Wie in 1,7 und 1,8 liegt im Falle der Angabe »Transjordanienc auch hier das Verfahren Außenpunkt - Gegenpunkt - Mitte vor. b) (DB BIXI1;IX'II'1/ (BA BM~IX'II'1/. Wohl ein Ort südlich von Jerusalem, der an der alten Bergstraße von Kadesch über Bet-EI in die Ebene von Jesreel liegt. Meist mit BetAnot (vgl. Jos 15,59) identifiziert, heute chirbet bet 'enün südöstlich von balbül, unmittelbar nördlich von Hebron. Stummer, S. 13, identifiziert es mit Mamre: »Nun gibt es ein hebräisches Wort botnah = Terebinthe, und die jüdische Tradition kennt einen >Terebinthenmarktc: Diesen hat man auf Grund der Aussagen des Hieronymus mit Rämet el-halil identificiert ... Ist Batane eine Umschrei~ung für botnah, so haben 452
nen, die in Tachpanhes f, Ram,esseg und im ganzen Land Goschenh wohnten 10 bis über Tanis' und Memfisb hinaus, zu allen, die in Ägypten wohn-
wir in Jdt 1,9 die älteste Bezeugung der semitischen Vorlage für die noch in christlicher Zeit übliche Bezeichnung >Terebinthos< für Mamre.« c) Wahrscheinlich das heutige e/-cha/aia. In der ersten Hälfte des christlichen Jahrtausends eine blühende Stadt namens Elousa (Nabatäer, Römer, Byzantiner). Die palästinensischen Targume nennen es zu Gen 16,3,7; Ex 15,22 als ba/ujä. In der Antike an der »Bergstraße« von Jerusalem nach Ägypten und an einer Karawanenroute von Gaza nach Edom gelegen. Die gelegentlich vorgeschlagene Identifizierung mit ba/bü/ (z.B. Löhr) ist wegen der anderen in 1,9 genannten Orte kaum möglich. d) Wahrscheinlich die Oase Kadesch-Barnea im wadi el-quderat. Haftpunkt bedeutsamer Traditionen über die Frühzeit Israels. e) Das heutige wadi el - 'ans, die natürliche Grenze zwischen Palästina und Ägypten. Nach Jos 15,2-4 die Südgrenze des Stammes Juda (vgl. auch Gen 15,18; I Kön 8,65). Mehrmals in assyrischen Texten erwähnt (z.B. ANET, S. 292: .. the region adjacent 10 the ,Brook of Egypt< - and there is no river!). Meist ist freilich mit no.,;a.p,or; Al)'im.,;ov der Nil gemeint (z.B. Am 8,8; 9,5). f) Ta.qwa.r;, hebr. tahpanbes (vgl. Jer 2,16; 43,7-9; 44,1) = äg. »Festung des Mohren«, Stadt im östlichen Nildelta (bei Pelusium, dem heutigen teil el-farama), mit größerer jüdischer Kolonie in nachexilischer Zeit. Nach Alt: ZDPV 1943 von Herodots L1a.qwa.t, dem heutigen tell defne (am Pelusischen Nilarm in der südöstlichen Ecke des Menzaleh-Sees), zu unterscheiden, doch vgl. Albright: in Bertholet-Festschrift (1950, S. 13f.). Nach Jer 43,8-13 ergeht hier ein Wort Jahwes an Jeremia, das den Einfall Nebukadnezars nach Ägypten (im Jahre 567) ankündigt, unsere Stelle spielt wohl darauf an. g) In der neueren Forschung gibt es vor allem zwei Vorschläge zur Identifikation der »historischen« Ramsesstadt: Tanis (san el-hagar) sowie Quantir zusammen mit (neuerdings in Ausgrabung befindlich) teil el-dab'a (2 km südlich von Quantir); vgl. die stark beeindruckenden Argumente für Qantir zusammen mit tell el-dab':\ bel .\lanfred Bietak: Tell el-Dab'a II, Wien 1975. Mit der Lokalisierung des »historischen« Ramesse ist noch nichts darüber entschieden, wo Verf. bzw. Übersetzer von Judt sich »sein« Ramesse vorstellt. Gen 46,28-29 Q) dürfte "die Stadt Ramesse nahe (westlich oder südlich) der westlichen Mündung des Wadi Tumilat vermutet haben. Nur so wird verständlich, wieso in Gen 46,28-29 Joseph, von der Residenz kommend, seinen Vater in Heroonpolis (im Wadi Tumilat) im Land von Ramesse (Gosen) empfängt« (Bietak, S. 219). Die palästinensischen Targume zu Gen 47,11 und Ex 1,11 identifizieren Ramesse mit Pelusium, heute tell farama (vgl. Alejandro Diez Macho: Neophyci I. Tomo I, Genesis, Madrid-Barcelona 1968, S. 314.315.481.628, Tomo II, Exodo, Madrid-Barcelona 1970, S. 4.5.76.77. 40 7.440). h) reoep, meist mit hebr. gofen identifiziert (Aufenthaltsbereich der Israeliten nach Gen 45,10; 46,29; 47,1.4.6.27; 50,8; Ex 8,18; 9,26), Weidegebiet entweder in der Gegend von Tanis oder (eher) im Wadi Tumilat; in äg. Texten ist der Name bisher nicht belegt. Wegen der Bestimmung »im ganzen Land G.« ist hier möglicherweise an das ganze östliche Nildelta gedacht. 10 a) Heute sän e/-bagar, am See von Menzaleh (äg. d'nt; hebr. so~n). Meist identifiziert mit der von Ramses II. gegründeten "Ramsesstadt« und mit ,.Auaris«, der Hauptstadt der Hyksos; starke Gegenargumente neuerdings bei Bietak, Tell el-Dab'a (vgl. Anmerkung zu Ramesse). Tanis war nachweisbar ägyptische Hauptstadt von ca. 1085 bis 730 v.Chr. Im 4. und 3.Jh. v.Chr. sind hier Sekundärkulte an den alten Göttern des Ramses nachweisbar, die an den alten Steinmonumenten aus der Ramessidenzeit (nach Bietak auf dem Wasserweg von Tell el-Dab'a und Qantir erst während der 21.
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ten bis zum Gebiet Äthiopiensc • I I Doch alle Bewohner der ganzen Erde" mißachtetenb das WortC des Assyrerkönigs Nebukadnezars, schlossen sich nicht mit ihm zum Kriegszug zusammen, da sie ihn nicht fürchtetend, sondern er in ihren Augen vielmehr wie ein allein dastehender Manne war, und jagten seine Boten ohne Edolg und vor ihnen entehrtf zurück. I2 Da ent-
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und 22. Dynastie nach Tanis gebracht!) entstehen. Rückt in nachexilischer Zeit in den Blickwinkel der atl. überlieferung (Num 13,22; Jes 19,11.13; 30,4; Ez 30,14; Ps 78,12.43). b) Äg. mn-n/r, auch bwt k'ptb »Seelenhaus des Ptah«, hebr. mo/und noJ, gräzisien meist Memfis, am westlichen Nilufer südlich des heutigen Kairo. Residenzstadt im Alten Reich; in der dazugehörenden Nekropole, die von abu roäscb bis abulir etwa 40 km umfaßt, liegen die bekannten Gizapyramiden und der Sakkara-Komplex (vgl. dazu die Polemik in Hos 9,6). Auch im I.Jt. vChr. bedeutendes politisches und religiöses Zentrum; in nachexilischer Zeit lebt hier eine jüdische Kolonie (vgl. Jer 44,1); ist häufig Adressat (sekundärer) prophetischer Gerichtspredigt Ges 19,13; Jer 46,19; Ez 3°,13.16). c) Die Beschreibung des Gebietes 1,7-10, über das Nebukadnezar durch Boten seinen Herrschaftsanspruch erhebt, ist in mehrfacher Hinsicht auffallend: I. Formal sind hier sehr unterschiedliche Größen aneinandergereiht: Regionen (z.B. Kilikien), Städte (z.B. Kadesch), Gebirgszüge (z.B. Libanon), Länder (z.B. Ägypten). 2. Im Blick auf den weiteren Kontext ist das Fehlen von Orten, die später eine entscheidende Rolle spielen (vgl. 2,28 !), nicht zu übersehen. 3. Die Anordnllng der einzelnen Angaben deckt zunächst einen flächigen Raum ab (von Kilikien bis nach Jerusalem), nennt dann vier Angaben, die eher linear der alten »Bergstraße« von Jerusalem über Kadesch an den »Bach Ägyptens« folgen, steckt dann wieder durch mehrere Angaben das Nildelta ab und schlägt schließlich sehr knapp den Bogen bis »ans Ende« der damals bekannten Welt (zu Äthiopien/Kusch in dieser Bedeutung vgl. Am 9,7). 4. Der im weiteren Geschehen zentrale Raum, den in dieser Aufzählung das dreigegliedene Element »Samaria - jenseits des Jordan - Jerusalem« angibt, ist kompositionell genau im Zentrum: Persien/Kilikien - Damaskus - Libanon - Antilibanon Meeresküste I Karmel-Gilead-Obergaliläa - Jesreel I I Samaria - jenseits des Jordan - Jerusalem I I Batane - Chelus - Kadesch - Bach Ägyptens I Tachpanhes - Ramesse - Goschen - Tanis - Memphis I Ägypten (also zahlenmäßig: 1-5 - 4 - 3 - 4- 5 - I). 5. Von der Erzählfunktion her wird hier (und gerafft in 1,12) die weltpolitische Szenerie für das folgende »Bühnenstück« (Poulssen, S. 20: »theatrum mundi«) entworfen; vgl. ähnlich Act 2,5- 11 . a) Zum universalgeschichtlichen, theologischen Horizont dieser Wendung vgl. I, I 2; 2,1.5.6.9; 5,21; 6,4; 7,4; 10,19; 11,1.7.16.23; 16,21 und oben die Einleitung 11,3.4. b) Das ist auch die Reaktion der Israeliten, vgl. 11,2. Hebr. ma'as bezeichnet häufig die Mißachtung des Wones Jahwes (z.B. Jes 5,23; 30,12; Jer 6,19). c) Aus Nebukadnezars Sicht ist es nach 2,1-3.6 wie das Won eines Gottes. d) »Furcht« und »Schrecken« sind Reaktion auf eine numinose Erfahrung, die hier also durch Nebukadnezar noch nicht ausgelöst wird; doch vgl. 2,28 (Anm.!). . e) ci>~ «'IIijp eI~ despektierlich im Sinne von »quantite negligeable« (vgl. 6,3), womit die späteren Ereignisse einerseits kontrastieren (Aufstieg Nebukadnezars zum Herrn »der ganzen Erde«) bzw. feinsinnig vorweggenommen werden (die Tat Judits erweist, daß vor Jahwe Nebukadnezar eben doch nur ein »ordinärer Mann« ist, wie (BB ci>~ «'IIijp iIJo~ liest). t) B'II «'np,~ npo npoIJronov rxin"(i)'JI QSB u. a.: die Entehrung geschieht vor dem Angesicht ihrer Urheber; vgl.analog die Ehrung Judits »vor dem Angesicht des Holofernes« 8,13.
brannte Nebukadnezars Zornasehrb über diese ganze Erde, und er schwor beic seinem Thron und bei seinem Königreich, ganz gewißd ein Strafgerichte zu vollstrecken an dem ganzen Gebietf von Kilikien, Damaskus und Syrien und mit seinem Schwert umzubringen& alle Bewohner von Moab, die Söhne Ammons, ganz Judäa und alle Bewohner Ägyptens bis zum Gebiet der be,iden Meereh. 13 Er rückte mit seiner Streitmacht im siebzehntena Jahr gegen den König Arphaxad aus, war im Kampf mächtigerb als er und jagtec die ganze Streitmacht des Arphaxad, seine ganze Reiterei und alle seine Wagen in die Flucht. 14 Er nahm seine Städte in Besitza und drang vor bis nach Ekbatana, dessen Türme er besetzteb, dessen Straßen er plünderte und dessen Pracht er in Schande verwandeltec• 15 Den Arphaxad nahm er im Bergland von 12 a) Der mehrmals betonte »Zorn« Nebukadnezars (2,7; 5,2) wird vom Verf. wohl bewußt mit dem Zorn Jahwes kontrastiert (9,8 f.), der ihn bzw. Holofernes treffen wird. b) o!pMQrJ.: begegnet Judt sehr oft und ist Indiz eines zugrundeliegenden hebr. Originals (vgl. 1,16; 2,17.18.28; 4,2; 5,2.9.18; 6,20; 7,2.4.18; 8,7.8.30; 10,4.7.14; 12,16.20; 13,17; 14,10.19; 15,6·7; 16,23)· c) mora mit Gen eigentlich ,.herab auf«: im Falle des Nichtbefolgens des Eides wird die Strafe der Götter auf die genannten Gegenstände/Bereiche herabgerufen. d) Ei p.fyJI statt klass. 7j p.fyJI, in hellenist.-röm. Zeit und in Q) (vgl. Num 14,28; Ez 33,27; 34,8 u.ö.); Schwurformel. e) BIrotKEZ'JI, b.6tIcr/ot!; ist theologisches Leitwort in Judt; vgl. 1,12; 2,1; 6,5; 7,28; 8,27.35; 9,2; II,IO; 16,17. Von 7,28; 8,27; 16,17 her erscheint Nebukadnezar an unserer Stelle als Anti-Jahwegezeichnet. Zum theologischen Hintergrund der Vorstellung vgl. Ex 7,4 Q); 12,12 fB; Dtn 32,43 fB; Jer 26,10 (I sowie oben Einl. 11,2. f) Die Aufzählung 1,12 ist eine Kurzfassung des in 1,7-10 breiter abgesteckten Raumes. g) Von der Erzählstruktur her spielt das Schwertmotiv eine wichtige Rolle: Es ist Symbol der brutalen Macht, die schließlich Holofernes selbst auffrißt, insofern er von Judit mit seinem eigenen Schwert erschlagen wird; ~op.!plXilX steht 1,12; 2,27; 7,14; 8,19; 9,2; II,IO; 16,4; das Schwert des Holofernes heißt cXJa'JlOtK'lj!; (13,6; 16,9); eig. ,.kleiner Säbei«. h) Wegen 'l'}cUexOOlXt vielfach mit Mittelmeer und Rotem Meer oder Rotem Meer und Persischem Golf identifIZiert. Beide Vorschläge passen wenig zu der Gesamttechnik, in der Judt 1,7-10 den geographischen Raum zeichnet, der entsprechend in 1,12 zusammengefaßt wiederholt wird. Das Äquivalent zu den »beiden Meeren« ist in 1,10 »Gebiet Äthiopiensc, wo die griechischen Geographen zwei Up.'JIIXt »Seen« annehmen, aus denen die beiden Quellströme des Nil, der Weiße und der Blaue Nil, entspringen; im biblischen Griechisch kann '1'1'cUexOOIX mit Up.'II7j gleichgesetzt werden und ebenfalls ,.Binnensee« bedeuten (vgl. See von Tiberias bei Mt,Mk,Joh '1'1'cUexOOIX = Lk Up.'II7j). 13 a) Die Vorbereitungen Nebukadnezars zu seinem vernichtenden Gegenschlag dauern also fünf Jahre (vgl. 1,1). Möglicherweise kontrastiert der Verf. damit die fünf Tage, die Judit zu ihrer großen Rettungstat ausreichen (vgl. zu 7,30). b) Jq1IXorIXWW: vgl. 13,7. c) Möglicherweise ein WortSpiel mit I,II, wo cX'JIIXoorQetpw die gegen Nebukadnezars Boten gerichtete Aktion »der ganzen Erde« bezeichnet. 14 a) Vgl. 10,13; 15,7. b) Vgl. den mit KQlXdw angedeuteten Spannungsbogen 1,14-5,18-15,7. c) Zur Vorstellung vgl. Dtn 28,3n I Kön 9,n Jer 18,16; 24,9; Ihr 2,15f.; Ps 44,14; 79,4; 80,7·
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Regu a gefangen, durchbohrte ihn mit seinen Speeren und vernichtete ihn für immerb. 16 Danach kehrte er mit ihnena nach Niniveb zurück, er selbst und sein ganzes buntes Gefolge<, eine gewaltige Menged von Soldaten; dort feierte er selbst und seine Streitmacht ein ausgelassenes Siegesfest, das hundertzwanzig Tagee lang dauerte. 2.
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I
nats d,
Sieg Nebukadnezars über die Küstenvölker (2,1-),/0)
Im achtzehntenb Jahr, am zweiundzwanzigsten Tag des ersten Moerging das Worte im Haus Nebukadnezars, des Königs der Assyrer, das
15 a) Vgl. zu 1,5. b) QJ", 583, 19, 108, 319 äros -rfjs ';II"~S -ra.in"'1/s: übliche Formel zur Unterstreichung definitiver Vernichtung, vgl. Jos 8,z8 (häufiger jedoch als sog. ätiologische Formel gebraucht). QJB (BA WS -rfjs TJI"BQa.S tm'll'1/S ist möglicherweise dem ursprünglichen Text näher: -r.q.., TJI"BQa.'11 BKEi'll'l/'ll "an jenem Tage«. 16 a) Wahrscheinlich ,.mit seiner vielfältigen Kriegsbeute"; > 19, 108. b) > QJB CI" QJv; wegen sm wohl ursprünglich mit (BA u.a. c) Vgl. Jer 3z,zo QJ; z7,37 QJ sowie Herodots Charakterisiening der Truppen des Xerxes: Ö OVI"I"I~OS o-rpa.-rÖS na.noiOO'll w"Eow. d) nÄfj60s noÄvolpMpa.: z,17; 7,2.18; 15,7 (Semitismus, vgl. Gen 41,49;]ac 6,5; 7,IZ). e) Die lange Festfeier ist "die prahlerische Schaustellung seiner Macht und seines Glanzes« (Haag, S. 15); vgl. dazu Est 1,4. Möglicherweise ist die Angabe der 120 Tage ,.dem Feste der Israeliten nachgebildet, bei dem die Plünderung des Lagers einen Monat, 15,11 (13) und das Fest zu Jerusalem drei Monate dauen, 16,zo (Z4)« (Scholz, S. 13). Kompositionell ergibt sich durch das in Ninive gefeiene Izotägige Fest eine doppelte Inklusion zu 1,1, wo ebenfalls Ninive und die Zahl IZ begegnen. 11 I a) t8 ist wieder viel knapper als QJ: besonders stark gekürzt ist die Rede V. 4-5; mehrere Abweichungen in der Geographie! b) 18 teniodecimo, da > 1,13-16. 58 und "z8.Jahr« wahrscheinlich Verlesung bzw. Verwechslung der hier aufeinanderfolgenden Zahlenwene /'1/(18) und rcfJ(zz) zu K'I'/(z8), vgl. Enslin, S. 65; anders Miller, S 154. c) Auf Jer 3Z, I; 5Z,Z9 anspielend, wonach Nebukadnezar in seinem 18. Regierungsjahr zum vernichtenden Schlag gegen Jerusalem ausholte, steigen Verf. nicht nur die Dramatik des Geschehens, sondern deutet an, daß die nun einsetzende Vemichtungsstrategie letzdich Jerusalem gilt. d) Der erste Monat ist in der jüdischen Tradition der Monat des Pesachfestes, das zusammen mit dem Mazzenfest bis zum zI.Tag dieses Monats dauen (vgl. Ex IZ,I-ZO). Die Angabe hebt also das neue Unternehmen Nebukadnezars in die Exodus-Perspektive: Es ist ein Angriff gegen Jahwe als den Retter von Ägypten her (zur Exodus-Perspektive vgl. Ein!. III,9). Wahrscheinlich läßt der Erzähler den Kriegszug wegen Ex 34,z4 erst einen Tag nach dem Fest beginnen, da während der Festzeit Jahwe nicht zuläßt, ,.daß jemand nach deinem Land begehn«. e) Durch die hier gebrauchte "Wonereignisformel« (Wonereignis-Zeitangabe-Ortsangabe: bei Ez 44mal, im übrigen AT 113mal!) wird Nebukadnezar zum »Anti-Jahwe« stilisien; auch durch Ka.1hiJS MdtMioev wird sein Won als göttliches Won (vgl. I Sam z8,17; I Kön 5,19) charakterisien- das dann freilich durch den Fongang der Geschichte im Unterschied zu Jahwes Wonen doch nicht bewirkt, was es sagt, sondern »hinfällt« (vgl. Jos ZI,45; Z3,14; I Kön 8,56 u.ö.).
e
StrafgerichtE an der ganzen Erde zu vollstrecken, wie er gesagt hatteg• 2 Er rief alle seine Beamten und alle· Großen des Reiches zusammen, legte ihnen das Geheimnis seines Beschlusses· dar und machte mit seinem Munde das Maß allen Unheils der Erde vollb• 3 Und auch diese entschieden, daß zu vernichten sei alles Fleisch", das dem Wort seines Mundes nicht Folge gelei:stetb habe. 4 Als er seinen Beschluß verfügt hatte, rief Nebukadnezar, der König der Assyrer, Holofernes·, den Oberbefehlshaber" seiner Streitmacht,
f) Vgl. zu 1,11 und 1,12. . g) m.fJow<; SMXNqI18'11: charakterisiert öfter die Wirkmächtigkeit eines Jahwewons, vgl. 1 Sam 28,17; 1 Kön 5,19. 2 a) »GRINTZ rekonstruiert als hebräischen Originaltext sod·sito und verweist zur Rechtfertigung dieser Annahme auf Am 3,7 und Jb 15,8, wo sod den geheimen Rat Jahwes meint. Das griechische Äquivalent ist allerdings an diesen beiden Stellen in Q) nicht P.1X1-r.qQIO'll, sondern ncxl6eicx bzw. I1V'11-rcxyp.cx. Der Begriff P.VI1-r.qQW'II dagegen kommt im AT erst in den Schriften der hellenistischen Zeit vor. Man kann nun die Verwendung von P.VI1-r.qQIO'll an unserer Stelle in einer profanen Bedeutung verstehen, wie z.B. Tob 12,7.11; 2 Makk 13,21; Sir 22,22, wo es ein Geheimnis meint, das nicht verraten werden darf. Es ist aber bei Berücksichtigung des Zusammenhangs in Jdt 2,2 nicht ausgeschlossen, daß der Verfasser den Begriff P.VI1-r.qQIO'll bewußt gewählt hat wegen seiner spezifisch religiösen Bedeutung, die er seit Daniel hat. Dort hat P.1X1-r.qQIO'll nämlich den Sinn eines eschatologischen Geheimnisses, d. h. einer verhüllten Ankündigung der von Gott bestimmten zukünftigen Geschehnisse, deren Enthüllung allein Gott und den von seinem Geist Inspirierten vorbehalten ist. Der Ausdruck P.VI1-r.qQIO'II -rf)<; povM)<; cxin'ov wäre dann an unserer Stelle ein weiteres Moment zur Kennzeichnung der widergöttlichen Anmaßung« des Nebukadnezar (Haag, S. 16f.). b) Die von Hanhart, S.87, gegebene Deutung von mKicx als Schuld ist kaum kontextgemäß. 3 a) Vgl. Gen 6,17; 9,15, bes. Ez 21,6-10: Universales Strafgericht über »alles Fleisch« (Semitismus!) als Machterweis Jahwes. b) citKOlov.fJoei'll bezeichnet in 5,7 ,.Göttern nachfolgen« und ist Äquivalent für hebr. halik 'aHre, das fast ausschließlich in dt/dtr Theologie auf Jahwe, sonst auf den Abfall und auf das Folgen hinter fremden Göttern (wie in 5,7!) bezogen wird. Das Verb unterstreicht also auch hier wieder den widergöttlichen Anspruch Nebukadnezars, zumal Nichthören auf göttliches Wort im AT als Sünde gilt, die, wie in 2,3 durch die Berater Nebukadnezars gefordert, Fluch und Strafe auslöst; vgl. Lev 26,14ff.; Dtn 28,15ff.; 1 Kön 9,6; Jer 26,4-6; Dan 9,lof. 4 a) Aus assyrisch-babylonischer Zeit ist bisher kein Träger dieses Namens bekannt. Namensform gut persisch, vgl. Artaphernes, Dataphernes. Aus antiken Quellen sind zwei kappadokische Träger des Namens '010CP8(!'II'I<; bzw. (wechselnde Schreibweise) 'OQOCP8Q'II'I/<; bekannt: I. Nach Diodor (XXXI, 19,2f.) nimmt ein 0., Bruder des Ariarathes I. (persischer Adeliger, der z. Zt. Alexanders des Großen in der Satrapie Kappadokien eine selbständige Herrschaft gründet; sein zweiter Nachfolger Ariarathes III. legt sich Königstitel zu), an einem Feldzug des Artaxerxes III. (359-338) gegen Ägypten teil. 2. Kappadokischer Fürst, der mit Hilfe von Demetrius I. Soter (162-150) im Jahre 158 vorübergehend als Gegenkönig gegen seinen Halbbruder Ariarathes V. etabliert wird, aber durch römische und pergamenische Unterstützung von Ariarathes V. verjagt wird; hielt sich als Freund des Demetrius zeitweise in Syrien auf. - Nach F. W. König: Älteste Geschichte der Meder und Perser, Leipzig 1931, S. 31 erhielten solche kappadokische Feldherren, welche die Stellung eines 457
der nach ihm der zweite Mann im Reich war, und sagte zu ihm: 5 »So spricht" der Großkönigb, der Herr der ganzen Erdec : Siehe, du sollst ausziehend, weg von meinem Angesicht, und mit dir Männer nehmen, die auf ihre eigene Kraft vertrauen", hundenzwanzigtausend Mann Fußtruppen und ein Aufgebot von zwölftausend Rossen mit Reitemf • 6 Du sollst ausziehen gegen" die ganze Erde im Westen, weil sie dem Wort meines Mundes nicht gehorcht habenb. 7 Du sollst ihnen mitteilen", daß sie Erde und Wasserb bereit»Zweiten nach dem König« innehatten, einen dort einheimischen Titel, Lubarna, gräzisiert Holofernes bzw. iranisiert Wanafarna und Urufarna. - Für den Verf. von Judt ist Holofernes (Schreibweise 'OAo - statt 'OAo - ist am ehesten als mißverstandene Be~ zugnahme des Namens auf das in Komposita häufiger verwendete Mo -), ob er auf den Freund des Seleukiden Demetrius oder auf den kappadokischen Feldherrntitel anspielt, ein Typos - so wie auch die anderen Figuren der Erzählung (vgl. dazu Einl. II,3)· ' b) Ot(lX'O~(lOt~fjl'O~: durchgehender Titel des Holofernes 2,4; 4,1; 5,1; 6,1; 10,13; 13,15· 5 a) Botenspruchformel; mit ihr wird wieder der göttliche Anspruch Nebukadnezars unterstrichen. b) Häufig gebrauchter Titel der assyrischen, babylonischen und persischen Herrscher (vgl. auch 2 Kön 18,19; Jes 36,4). Auch Titel Jahwes, vor allem in der Zionstradition, wo er den Aspekt der universalen Herrschaft über alle Völker und Götter ausdrückt (vgl. Ps 47,3f.; 48,3 ff.; 95,3)· c) Der universalgeschichtliche Aspekt der Auseinandersetzung Nebukadnezar - Jahwe wird durch die Wendung öfters unterstrichen, vgl. 1,12; 2,5.6.9; 5,21; 6,4; 7,4; 10,19; II,I.7.16.23; 16,21 und Einl. II, 3+ »Herr der ganzen Erde«: vgl. Mi 4,13; Sach 4,14. d) Das in der Beauftragung des Holofernes auffallend häufig gebrauchte Verb eSB(Ixop,rx, (2,5.6.10.14.19) kontrastiert H. wohl mit Judit, deren »Ausziehen/Herausgehen« (8,33; 10,6.9.10; 11,17; 12,6.13; 13,3.10; 14,8) die entscheidende Wende bringt; ihr »Herausgehen« spielt auf Ex II,4 an (vgl. dazu Einl. III,9). e) Vertrauen auf die eigene Kraft (2,5) wird in Judt dem Vertrauen auf die Kraft Jahwes (9,8.11; 13,11.19; 16,13) gegenübergestellt. Judt ist geradezu der erzählerische Nachweis der zentralen atl. These: oiJ oq>'~cx, fJcxotJ.eVs ö,cX noll"" d1ncxp.w KlXll'tl'CX~ oiJ OllJ-fJoTjOBTCX' 6'11 nA1j-fJos, ioXVo~ cxv~(){j. 7j 'I/1VX7J 7jp.liJ'II vnop.ws, w K'lJ(ltq> KlXi VnS(lcxomo~7J~ 7jp.liJ'II eo~w. Zum Gesamthorizont dieser These vgl. oben die Einleitung III,I. f) Zahl 12 als Zahl der Fülle, vgl. auch 1,1.16. Möglicherweise ist die Zahl 120000 eine Anspielung auf das Heer des Antiochus VII. in 1 Makk 15,13. Zu dieser riesigen Masse kontrastiert die Einzelgestalt Judit, die in der Kraft Jahwes diese sich selbst vergötzende Macht entmachtet. 6 a) si~ OV'lldt~fjOW ist hier eindeutig der feindliche Zusammenstoß; vgl. auch zu 1,6. b) Vgl. zu 2,3. 7 a) Otncx""B.Usw: Tätigkeit eines Boten, bes. des Propheten. Möglicherweise soll durch das Wort Holofernes als »eschatologischer Prophet« des (widergöttlichen) Nebukadnezar gezeichnet werden; zu Otncx""B.Uswvgl. auch 3,5; 6,17; 10,13; 11,9; 14,8; 15,4. b) Persisches Idiom: das, was für Marsch und Aufenthalt der Truppen notwendig ist. Vgl. hierzu die Aufforderung, die nach Herodot (VI, 48,2) Darius an die Griechen richtet: ö,6nsp.ns Q)'JI K'ij(l1JKlX~ WOVS WlI ~dtscx~ Ot'llcX ~7J'II Elldtöcx, KMeVlIJ'II cxidsw fJcxo,Ab )'1j'll n KlXi MlIJ(I. Nach Miller bedeutet Erde »Ackererde«, wozu Wasser als fruchtbarkeitsspendendes Element gehört, so daß hier ein Unterwerfungsritus vorlä-
halten sollen, denn ich werde ausziehen in meinem Zorn gegen sie. Ich werde das ganze Antlitz der Erde mit den Füßen meiner Streitmacht zudeckenc und ihre Bewohner meinen Männern zur Plünderung freigebend. 8 Ihre Verwundeten werden ihre Täler und die Gewässer anfüllen, und die überschäumende Flut wird voll werden von ihren Leichena. 9 Ihre Gefangenen werde ich verschleppena bis an die Enden der ganzen Erdeb. 10 Du sollst ausziehen, um für mich ihr ganzes Gebiet zu besetzena. Und sie werden sich dir ergeben, und du sollst sie mir aufbewahren für den Tag ihrer Strafeb; I I die aber widerspenstig sind, soll dein Auge nicht schonen, sie auf der ganzen Erde, wohin du kommsta, dem Mord und der Plünderung freizugeben. 12 So wahr ich lebea und bei der Macht meiner Königsherrschaftb : Ich habe gespro-
ge, durch den dem Eroberer des Landes bzw. seinem Gott die Lebenselemente übergeben werderi. c) KlXÄim~ru vgl. 2,19; 5,10; 7,18; 16,3 sowie Ex 8,2; 10,5.15; Jer 46,8; Ez 38,9.16. d) 6tdil'llcxt BiS dtcxQncx"ij'V: 2,7; 4,12; 8,19; dtdil'Jlcxt BiS a!pcx'Vtop.6'V: 2,27; 4,1; dtd6'Vcxt BiS !p6'Vo'V: 9,3; dtd6'Vcxt eipfQo'Vop.ij'V: 9,4; 16,4; dtd6'Vcxt eis MeI}Qo'V: 11,15. Durch die unterschiedlichen Subjekte und Objekte des tödlichen Freigebens wird ein spannungsreiches Beziehungsgeflecht durch das ganze Buch Judt gespannt: Die in 2,7 durch den "Gott« Nebukadnezar verfügte Freigabe wird zunächst durch 2,27 bz~. 4,1 als teilweise eingelöst gekennzeichnet. Das Bittgebet des bedrohten Jahwevolkes stellt dann in 4,12 heraus, daß im Blick auf Israel eine solche "Freigabe« mit Jahwe zu tun hat, was die Lehrrede Judits im Blick auf die eigene Volksgeschichte durch 8,19 und ihr Bittgebet in 9,3 f. im Blick auf die Dina-Schänder erneut betont. In der Rede Judits vor Holofernes bleibt das Subjekt in 11,15 situationsgerecht unausgesprochen, aber auch hier ist an Jahwe zu denken. Im abschließenden Lied, das viele Einzelmotive des Buches sammelt, faßt die Wendung in 16,4 noch einmal den gotteslästerlichen (und deshalb von Jahwe vereitelten!) Plan der Feinde des Gottesvolkes zusammen. 8 a) Vgl. zu den Bildern, die den universalgeschichtlichen und eschatologischen Aspekt der Erzählung ausmalen, Jer 25,30-38; 46,7-10; Ez 31,12; 32,5; 38,9.16. Nach Ps 110,6 gehört die Topik auch zur Königsideologie. 9 a) KOt, iisru ~ij'V cxiXp.cxÄruoicx'V cxv~a)')l: vgl. Jes 20,4 (I. Zum Bild vgl. auch Jes 42,22-25.
b) Hebr. (be ha' arae1: eig. die Ränder der als Scheibe vorgestellten Erde. Die Wendung dient häufig dazu, den universalen Herrschaftsanspruch zu betonen. Nach Jes 43,6 befindet sich das durch Nebukadnezar 587 verschleppte Israel »am Ende der Erde«! 10 a) nQoKOt~cxi..cxp.{Ja'Vet'V gibt in Jdc, Kön und ehr gewöhnlich hebr. lakadwieder, ohne daß die Präposition nQo eine besondere Nuance angibt; doch vgl. zu 4,5. b) ijP.EQCX M6")'P.OV in der atl. Tradition vor allem im Zusammenhang mit tödlicher Bedrohung Jerusalems: 2 Kön 19,3 = Jes 37,3; I Makk 2,49; der von Nebukadnezar in seinem widergöttlichen Größenwahn proklamierte eschatologische »Tag der Strafe« wird vom Verf. von Judt in 16,17 scharf kontrastiert durch die ijp.i;Qcx 1q1ioerus, die J ahwe festsetzt! 11 a) E'V nao7J ~'fi ,,'fi oov: das Pronomen, in vielen Mss als lectio facilior weggelassen (s 8, 583,19,108,319,71,74, u.a.), ist am ehesten wie oben oder "die du eroberst« zu übersetzen. Enslin vermutet eine zugrundeliegende Verlesung 'ari"ä (mit h) aus 'ar{-
ka. 12 a) (I"
'Ci)
lectio facilior. Vielfach belegte Schwurformel Jahwes: z.B. Num 14,21;
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chen und ich führe dies ausC mit meiner Handd• 13 Auch dua, übertrittb nicht ein einziges der Worte deines Herrn, sondern führe gewiß und genau aus was ich dir befohlen habe; zögere nicht, es zu tun!« 14 Da ging Holofernes weg vom Angesicht seines Herrn, rief alle Fürsten, Befehlshaber und Hauptleute a der assyrischen Streitmacht, 1 5 mustertea auserlesene Männer für das Heeresaufgebot aus, wie ihm sein Herr befohlen hatte, hundertzwanzigtausend Fußtruppen und zwölftausend berittene Bogenschützen, 16 und ordnete a sie, wie man ein Heer in Schlachtordnung aufstellt. 17 Er nahm Kamele, Esel und Maultiere für ihr Gepäcka, eine gar gewaltige Mengeb, und C,
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15 16 17
Dtn 32,40, Jes 49,18, vor allem bei Ezechiel (16mal): 5,II; 14,16.18.20; 16,48; 17,16.19; 20,3·31.33; 33,II.27; 34,8; 35,6.II. b) Vgl. 1,12. Jahwe schwört bei »sich selber« (Gen 22,16; Ex 32,13; Jes 45,23; Jer 22,5; 49,13), bei »seiner Rechten und der Kraft seines Armes« (Jes 62,8: KOt~dt ~1js ioxvoS ~01) fJpaxio'l10S), bei »seinem persönlichen Leben« (Am 6,8; Jer 51,14), bei »seiner Heiligkeit« (Am 4,2; Ps 89,36). Die Pointe dieses Schwurs von Judt 2,12: er wird sich nicht erfüllen! c) Anspielung an Jahwes wirkmächtiges Wort. Vgl. dazu I. dtr Worttheologie (z. B. I Kön 8,15.24); 2. prophetische Worttheologie, vor allem bei Ez (z.B. 17,24; 22,14; 36,36); 3. priesterliche Worttheologie (z.B. Gen 1,3; Ps 33,9). d) »Hand« ist im AT Realsymbol für die unwiderstehliche Macht Jahwes im Bereich der Geschichte (z.B. Ex 13,9; Dm 6,21; 7,8; Dan 9,15) und der Schöpfung (z.B. Jes 45,12; 48,13; 51,16; Hi 12,9; 26,13) bzw. des Wirkens Jahwes überhaupt: I Kön 8,15.24. In Judt kontrastiert der Erzähler den hier von Nebukadnezar erhobenen Anspruch der wirkmächtigen Hand mit der rettenden »Hand« Judits in 8,)2; 9,9; 12,4; 13,14.15; 15,7; 16,7 (vgl. auch die "Hand« Simeons in 9,2). a) KOt, öe: unterstreicht den Abstand zwischen dem "Gott Nebukadnezar« und seinem ,.Diener« Holofernes. b) napafJai'l1ew vgl. 8,3°. Wird zwar häufiger auch im Blick auf königliche Verordnungen gebraucht (z. B. I Esr 8,24; Dan 9,5 Q), doch dürfte hier eine Anspielung auf die "theologische« Bedeutung der Wendung im Sinne eines sündigen übertretens götdicher Gebote vorliegen (vgl. dazu Num 14,41; Dm 17,20; I Sam 15,24; Tob 4,5; 4 Makk 13,15; 16,24)· c) emnAei'l1 vor allem in 2 Makk: »Ausführen« königlicher Aufträge (2 Makk 3,8.23; 14,29; 15,5)· a) Die Titel der Offiziere im Heer des Holofernes sind nicht konsequent durchgeführt. Es begegnen: o~pa~'I/YOi (2,14; 5,2; 7,8; 14.3.12) ,.Befehlshaber«; öV'Jldto~at (2,14, vgl. auch 9,3) ,.Fürsten, Herrscher«; eXpxo'l1~es (5,2; 6,17; 7,8; 14,12.19) ,.Oberhäupter, Fürsten« (vgl. auch 6,14; 7,23; 8.9.11.35; 9.3.10); Emo~a~at (2,14) ,.Hauptleute«; XtMapXOt (14,12) »Mannschaftsführer, Anführer einer Tausendschaft«; oa~ panat (5,2) »Statthalter«; .qyoiJp,6'I10t (5,5; 7,8; 14,12) ,.Anführer«. - In 13,18 tituliert Usija den toten Holofernes als eXPXOO'l1. a) apt","p,ei'l1 »mustern« wie Gen 14,14 Q) (abweichend von MT). Zur Beziehung zwischen Judt und Gen 14 Q) siehe oben Einleitung 111,5. a) öta~citooew: Truppen ordnend aufstellen, vgl. 2 Makk 5,3; 12,20; 14,22; 3 Makk 5,44· a) cXnap~ia: 2,17; 3,10; 7,18. b) n1'l"'"OS n01" orpMpa: häufig belegter Semitismus (z.B. Gen 41,49; Jdc 6,5; 7,12), der in Judt mehrmals begegnet (1,16; 7,2.18; 15,7) und u.a. auf ein zugrundeliegendes hebräisches Original verweist.
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unzählige Massen von ,Schafen, Rindern und Ziegen zu ihrer Verpflegung' 18 eine Menge Lebensmittel für jeden einzelnen und gar viela Gold und Silber aus dem Haus des Königs. 19 Dann zog er aus, er und seine ganze Streitmacht, zum Kriegszug, um dem König Nebukadnezar voranzuziehen und die ganze Erde im Westen zuzudecken mit Wagen, Reitern und ausgewählten Fußtruppen. 20 Zahlreich wie ein Heuschreckenschwarm und wie der Sand der Erde" war das bunte Gefolgeb, das sich ihnen anschloß, ihre Menge war ohne Zahl! 21 Sie zogen von Ninive aus drei Tagemärschea weit bis zur Ebene von Bektiletb und schlugen ihre Lager jenseits von Bektilet in der Nähe des Gebirges auf, das im Nordenc von Oberkilikien liegt. 22 Er nahm seine ganze Streitmacht, seine Fußtruppen, Reiter und Wagen und zog von dort ins Bergland hinauf, 23 zerschlug Put und Lud a und plünderte alle Söhne Rassis b 18 a) Verstärkung durch olJlMQcx vgl. 1,6; 5,9.18; 10,7; 12,20. 20 a) Heuschreckenschwarm häufiges Bild für die zerstörerische Brutalität von Kriegsheeren: vgl. Jdc 7,12; Jer 46,23. »Sand der Erde« Bild für die Unzählbarkeit: vgl. Gen 13,16; 28,14, meist jedoch ..Sand des Meeresstrandes« (z.B. Gen 32,13; Jdc 7,12). b) Vgl. 1,16. 21 a) Drei Tage oder drei Nächte bedeuten in der biblischen Tradition häufig eine Frist, nach der ein besonderes Ereignis eintritt: nach 3 Tagen oder am 3. Tag kommt ein angestrebtes Ereignis zu seinem Höhepunkt (vgl. Gen 22,4; Ex 19,16; Jos I,II), bricht eine neue Zeit des Heils oder endgültiges Geschick an (Gen 40,10-19; Hos 6,2; Jon 2,1 und bes. Judt 12,7). - Die Frage, wie man ,.in drei Tagen« von Ninive aus die angegebene Route bewältigen kann, darf bei der fiktiven Gesamtkomposition von 2,21-28 (bzw. von Judt überhaupt) nicht gestellt werden! b) Textüberlieferung stark schwankend: IJ" BIl~tJ.ef}, (BA BIl~Mef}, Q)B Bcx'~Il' Äcx,.fJo, 58 und 583 BIlIaf'ljÄcx.fJo. Versuchte Identifizierung mit Bakatailloi bei Antiochien (vgl. Ptolemaios, Geogr. V, 14). Stummer, S. 27, schlägt vor, den Namen als .. Haus der Tötung«, .. Mordhausen« zu deuten: ,.Bei der notorischen Scheu des Orientalen vor Namen mit übler Bedeutung halte ich es für ausgeschlossen, daß ein Ort wirklich so genannt worden ist, und so dürfte sich die Lösung des topographischen Problems sehr einfach dahin gestalten, daß es sich um einen symbolischen Ort handelt, den sich der Verfasser mit Rücksicht auf die folgenden Verse, wo es ja ziemlich blutig zugeht, konstruiert hat.« 2 Agge t8 Ange statt Bektilet ist entweder eine Adaptation von IX'l'rdj = cX'l'KlU'Ij oder eine Verlesung des griechischen ~fj!; &'Vco KtJ.udcx!; (so Enslin). c) m' cXQ,onQ~: falls die Wendung der übliche Semitismus ist, meint es »nördlich" von Oberkilikien, also etwa im nördlichen Antitaurus; vom Standpunkt des von Ninive aufbrechenden Holofernes wäre es allerdings südlich davon. 23 a) In der Völkertafel Gen 10 ist Put ein Sohn Harns (10,6) und Lud ein Sohn Sems (10,22). Beide Namen begegnen zusammen mit anderen Namen fernwohnender Völker in Ez 27,10 und 30,5. Stummer, S. 26f., schlägt deshalb vor, Put und Lud als allgemeinen Sammelbegriff ohne konkrete geographische Vorstellung im Sinne von »die entferntesten Völker« zu verstehen; man könnte dabei an eine lautmalerische Bildung denken, vergleichbar der Wendung .. Kreti und Pleti«. Beachtet man stärker die Gesamtkomposition, durch die in einer Art »Einkreisungstechnik" (vgl. unten zu 2,28) der geographische Raum durch gegenüberliegende Außenpunkte abgeschritten wird, ist die häufig vorgeschlagene Identifizierung von Lud = Lydien und Put = Libyen am wahrscheinlichsten: mit ihrer Nennung wird die Westgrenze des von Holofernes für Nebukadnezar reklamierten ,.Weltreichs« angegeben. Die Frage der histo-
und die Söhne Ismaelsc, die am Rande der Wüste im Süden des Cheleerlandes d wohnten. 24 Er zog" über den Eufrat, durchzog Mesopotamien und zerstörte alle befestigten Städte am Fluß Habor bis hin zum Meer. 25 Er besetzte" das Gebiet von Kilikien und schlug alle nieder, die ihm Widerstand leisteten. Er kam in das Gebiet von Jafetb, das im Süden am Rande von Arabien liegt, 26 er umzingelte alle Söhne Midians, brannte ihre Zelte nieder
rischen Vorstellbarkeit darf von der Komposition her gar nicht gestellt werden (vgl. schon zu 2,21). b) Name sonst nicht belegt. t8 Tharsis. 2 Thiras et Rassis. Von der Gesamtkomposition her ist ein nördliches Pendant zu "Söhne Israels« zu erwarten. Die von vielen vorgeschlagene Identifizierung mit »Rossos« (Orontesgebiet) wird dadurch sehr wahrscheinlich. Stummer, S. 25, erklärt das bei Strabo (Geogr. XIV, 5, 19; XVI, 2,8) und Ptolemaios (Geogr. V, 14) genannte Rossos als Gräzisierung des hebr.lsem. ras (s) üs, »wobei u(w) ja leicht i{J) wurde ... Der Name hat sich in dem Ort Arsils südlich von A1exandrette und in dem nahegelegenen Jebel Arsils bis heute erhalten«. c) In der atl. Tradition meist in der arabischen Wüste beheimatete Nachkommen 15maels (vgl. 25,170; ähnlich wie bei "Put und Lud« sowie bei der folgenden Angabe »vom Habor bis zum Meer« greift der Erzähler durch die Kontrapunkte Rassis-Ismaeliter also sehr weit aus! d) Textüberlieferung sehr unbestimmt: XM6ClW, Xcxl6ICXOW, X&U.CXIOW, Xcxl6cxIOV, Xe.Ueow, XMeCl.)(~), Xe.Uow. Ob ein Zusammenhang mit Cheli!ud (1,6) oder Chelus (1,9) besteht, ist nicht ersichtlich. Meist identifiziert mit Cholle (heute: el-Khalle) zwischen Palmyra und Eufrat, was mit der Ismaelitemotiz harmonieren würde. 24 a) Der Vers läßt sich in einen "historisch vorstellbaren« Feldzug nur einordnen, wenn man ihn vor V. 21 stellt (und in V. 21 dann "Put« irgendwo in Kleinasien ansiedelt!) - was weder durch die Textüberlieferung auch nur im geringsten gestützt wäre, von der Gesamtkomposition her (s. u.) aber auch nicht nötig ist. Die Angaben fügen sich sinnvoll in die von 2,23 an gezeichnete "Wellenbewegung« von West nach Ost, wobei durch Nord-Süd-Kontrapunkte ein möglichst breiter Raum abgesteckt wird. In 2,24 wird die "OstfIanke« dieses Raums beschrieben: es ist das Zweistromland vom heutigen Eufratnebenfluß Chabur bis hinab zum "Meer«, d. h. dem Persischen Golf. Die Textüberlieferung des Flußnamens A/JQCI.)'/Icx ist stark schwankend: Xe/JQCI.)'/I, XsvQCI.)'/I, AQ/JCI.)'/ICXI, t8 Mambre, Jabbok, 2 Beccon, und zeigt, daß die geographische Komposition des Verf. kaum erfaßt wurde. Stummer erklärt A/JQCI.)'/ICX als andere, durch eine aramäische Endung erweiterte Namensform zu Chaboras (bei Strabo XVI, 1.27 A/JoQQ~). Andere sehen in dem Flußnamen ein Mißverständnis eines im hebräischen Original stehenden becebaer hannahar, wobei hannahar dann der in 2,24 genannte Eufrat wäre. 25 ä) Kct:r:CXÄcxP./Ja.'/IW1}CXI vgl. 2,10; 7,1. b) Mit der Nennung der beiden Außenpunkte "Kilikien« und »Jafet« beginnt die zweite »innere« Eingrenzung des geographischen Raums, um den es in Judt geht. Mit dieser Linie wird die Westseite des "Krisengebietes« beschrieben, dessen Ostseite dann in 2,26 f. durch die Außenpunkte Midian und Damaskus angegeben wird. Icx!pe1Jo ist am ehesten mit Stummer als griechische Wiedergabe von hebr. 'efo zu erklären: »Es gibt Fälle, wo hebr. Ajin im Griechischen mit Iota wiedergegeben wird; th am Schluß ist die in nabatäischen Eigennamen vorkommende Femininendung.« Das in den Annalen Sargons als Khaiapa belegte Jafet/Epha "ist der markanteste und auch dem Leser des Alten Testaments vertrauteste Punkt, den die Assyrerkönige im Süden von Westvorderasien erreicht haben, sowie man Kilikien das nördlichste Gebiet nennen kann, das sie dort betreten haben« (S. 24).
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und plünderte ihre Viehpferche. 27 In den Tagen der Weizenerntea zog er hinab in die Ebene von Damaskus, er brannte die Äcker nieder", er gab ihre Klein- und Großviehherden freie zur Vernichtung, raubte ihre Städte aus, verwüstete ihre Ebenen und erschlug
rdt'e,.
lIla I Sie sandten Botenb zu ihm mit folgender Friedensbotschaft: 2 »Siehe, als Sklaven Nebukadnezars, des Großkönigs, liegen wir am Boden vor dir. Mache mit uns, was dir gefällt. 3 Siehe, unsere Gehöfte, all unsere Ortschaftena, all unsere Weizenfelder, die Klein- und Großviehherden und alle Pferche bei unseren Zelten liegen vor dir. Mache mit ihnenb, was dir gefällt. 4 Siehe, auch unsere Städte und ihre Bewohner sind deine Knechte. Komm und verfahre mit ihnen, wie es dir gut scheint!«" 5 Als die Männer zu Holofemes kamen, teilten sie ihm die Botschaft mit diesen Worten mit. 6 Da stieg er mit seiner Streitmacht an die Meeresküste hinab, legte Besatzungena in die befestigten Städte und nahm aus ihnen auserlesene Männer in seinen Kampfverband auf. 7 Sie aber und die Bewohner ihres Umlandes empfingen ihn mit Kränzen', mit Reigentänzen und Paukenspielb • 8 Doch er zerstörtea alle ihre >Heiligtümenb und schlug ihre >Götterhaine
Ihmd war der Auftrag gegeben, alle Götter der Erde zu vernichten, damit alle Völker der Erde Nebukadnezar allein dienen und alle Zungen und Stämme· ihn allein als (ihren) Gott anrufen solltenf • 9 Dann kam er in die Gegend von Jesreela, in der Nähe von Dotanb, das gegenüber dem großen >Bergland
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n.
Zweiter Teil: Wer ist Gott - Nebukadnezar oder Jahwe? (4,1-7,3.2) I.
Die Not der Israeliten (4,1-15)
!Va 1 Die Söhne Israelsb, die in Judäa wohnten, hörten, was alles Holofernes, der Oberbefehlshaber Nebukadnezars, des Körugs der Assyrer, an den Völkern getane und wie er alle ihre Heiligtümer' ausgeraubt und zur Vernichtung freigegebene hatte. .2 Da fürchteten sie sich ungeheuerlicha vor ihmb und wurden bestürzt um Jerusalem und den Tempele des Herrn, ihres Gottesd , 3 denn erst vor kurzem waren sie aus der Gefangenschaft heimgekommena, und eben erstbhatte sich das ganze Volk von Judäa versammelt und waIV
a) tB ist gegenüber CD wieder in mehreren Einzelzügen knapper, erweitert aber andererseits das Bittgebet durch eine Erinnerung an Mose auf dem Berg während der Schlacht gegen die Amalekiter (vgl.Ex 17,8-13). b) »Durch die besondere Hervorkehrung des alten Würdenamens Israel ... möchte der Verfasser andeuten, daß er das jüdische Volk weniger in seiner politisch-nationalen Erscheinung sieht als vielmehr in seiner religiösen Bedeutung als Gottesvolk« (Haag, S. 26); vgl. "Söhne Israels«; 4,1.8; 5,1.23; 6,10.14; 7,1+6.10.19; 15,3.5.7.8; 16,25. Von 4, I wird durch die Qualifikation ,.Söhne Israels« ein Spannungsbogen zum letzten Vers des Juditbuchs geschlagen: die Tat Judits bewirkt, daß die Söhne Israels vom Zustand »sie fürchteten sich ungeheuerlich« (4,1 f.) zur Erfahrung »es gab niemand mehr, der die Söhne Israels in Furcht versetzte« (16,25) gelangen. Von daher ist es auch bedeutsam, daß die Genealogie Judits in 8,1 geradlinig auf Israel/Jakob zurückgeführt bzw. in 9,2 H. als Paradigma der Judit-Tat die Aktion des Israel-Sohnes Simeon vorgestellt wird. Nach 4,15; 6,17; 8,6; 14,5; 16,24 geht es in Judtum Sein oder Nicht-Sein des »Hauses Israel«. Dementsprechend heißt der Israel schützende Gott auch in 4,12; 6,21 »Gott Israels« bzw. in 9,12 »Gott deines Erbbesitzes Israei«: um sein Offenbarwerden auf dem theatrum mundi geht es letztlich! c) Die volle Titulatur des Holofemes unterstreicht die »numinose« Qualität der Taten des Holofemes, zumal die Wendung »was alles getan hatte« in atl. Sprache öfter das Geschichtshandeln Jahwes zusammenfaßt, vgl. z.B. Ex 18,9. d) (BA leg -reX Ö!!tot, vgl. zu 3,8; 19, 108 leg -reX ei&oMx; vgl. zu 4,2! e) Vgl. zu 2,7. 2 a) ocpM!!rx ocp6d!!rx: Semitismus, vgl. Gen 17,2.6.20; Ex 1,7; Ez 9,9; 16,13. b) scpoINr{;'Tjorx'll MO n!!ooronov rxin"ov: Hebraismus. c) Das in 4,1 für die heidnischen Heiligtümer gebrauchte -ro i8!!iw, -reX i8!!!X wird nicht für den Jerusalemer Tempel verwendet. Er heißt 'IIrx6!; (4,2.11; 5,18), olIm!; (4,3; 8,24; 9,1), -reX Ciytrx (4,12.13; 8,21.24; 9,8; 16,20) oder eXyirxop,rx Ü,19). d) JdJeW!; 1Joe6!; rxin"iiI'II (f1p,iiI'II) kontrastiert mit dem analogen Anspruch Nebukadnezars in 2,5; 3,8; 6,4. Der Kyrios-Titel begegnet in Judt außerordentlich häufig und dürfte vom hebräischen Original her einerseits das Tetragramm und andererseits den Titel 'adon bezeichnen: vgl. 4,2.11.13.14.15; 5,21; 6,18; 7,19.28.29.30; 8,11.13.14.16.25.27.31.33.35; 9,1.2.7.8; 10,15; 12,8; 13,7.15.16.18; 15,8.10; 16,1.2.5.12.13.16.17. 3 a) Auch hier wäre es wieder verfehlt, dem Verf. historisches Unwissen vorzuwerfen, wenn er die Rückkehr aus der Gefangenschaft in das 18. Regierungsjahr des Nebukadnezar (vgl. 2,1) datiert. Wie im ganzen Buch Judt werden auch hier historische Erfahrungen zu einem universalgeschichtlichen Modell verwoben. In der Rettung aus der Gefangenschaft hatte Jahwe sich als Anwalt der Not Israels vor aller Welt erwiesen; sie I
ren die Kultgeräte, der Altar und der Tempel nach der Entweihung geheiligte worden. 4 Sie sandten Boten in das Gebiet von Samaria, nach Kona", Bet-Choronb, Belmaine und Jerichod , nach Chobae, Hazor und in die Talebene von Sa»fürchten« (4,2), daß dieser Gotteserweis Jahwes nun durch einen »Gotteserweis« Nebukadnezars (vgl. 2,9; 5,18; 9,4 ist cxLx,ucxM.oaicx ein 'göttlicher Machterweis!) in Frage gestellt wird. b) Hier ist ein Bezug auf zwei geschichtliche Erfahrungen möglich, die freilich beide nicht in die historische Szenerie von 2,1 passen: I. Tempelbau und Tempelweihe nach dem Exil, also 516 v.Chr.: vgl., mit Haag, S. 26, Esr 2,1 (Rückkehr aus der Gefangenschaft); Esr 6,15-18 (Versammlung des Volkes); Esr 1,7-11; 6,5 (Einweihung der Geräte); Esr 3,1-3 (Einweihung des Altares); Esr 3,8-12; 6,16 (Einweihung des Tempelhauses). Nach Jes 43,28; 47,6; Ez 7,2If.24; 25,3; Ps 74,7; Thr 2,2 wird mit »Entweihung« eindeutig die Katastrophe von 587 qualifiziert. Auch das Verbum »heiligen« kann durchaus im Sinne von »weihen« gebraucht werden (vgl. Ex 29,36f.; I Kön 8,64; Neh 3,1). 2. Nimmt man als Entstehungsdatum von Judt die Mitte des 2.Jh. an, wird hier zugleich auf die für die zeitgenössischen Leser noch viel aktuellere Tempelreinigung von 164 v. Chr. angespielt. Dafür sprechen nicht nur der im ganzen Buch offensichtliche Bezug auf Antiochus N. Epiphanes (siehe dazu Ein!. TI,3), sondern auch sprachliche Anklänge zu I Makk 4,36-59; 2 Makk 14,36 (nl!oacpcX~w;!) sowie auf die als »Entweihung« beurteilte Heimsuchung des Tempels durch Antiochus in Dan 11,31. c) Nach atl. Tradition ist die Bedrohung des Jahwevolks letztlich eine Bedrohung Jahwes, die Zerstörung gar seines Heiligtums eine »Niederlage« Jahwes, ein Zeichen seiner Ohnmacht, die den Spott der Feinde über Jahwe hervorruft: vgl. Joel2,17b; Ps 42,11; 79,10; 115,2. 4 a) Ortsname unbekannt. (I" KWMx; 58, 583 rai>p,cx; = Ortschaften, also Oberbegriff für die folgenden Namen. Stummer und Groß, S. 533, denken an Kamon Jdc 10,5, im nördlichen Ostjordanien, südöstlich des Galiläischen Meeres; doch ist vom Kontext her entweder eher ein Ort zu vermuten, der einen unmittelbaren Zugang zum mittelpalästinischen Bergland schützen kann, oder aber mit 58, 583 Ortschaften zu lesen. b) Bcxl1}wI!W'I1: wohl Ober-Betchoron, beherrschte den wichtigsten Zugang von der Mittelmeerküste in das mittelpalästinische Bergland, daher von großer strategischer Bedeutung bis heute (vgl. auch Jos 10,lof.; I Makk 3,16-24). Bakchides erbaute hier eine Festung (I Makk 9,50). c) Stummer und Groß, S. 533, denken an »Baal Meon Num 32,38, heute Tell Ma-'in bei Madaba östlich des Toten Meeres«; wahrscheinlich, vom Kontext her, der heutige tell bel 'ame, bei Jenin, bibI. Jibleam aos 17,11; Jdc 1,27; 2 Kön 9,27). d) Von Jericho aus konnte man das mittelpalästinische Bergland, aber auch Jerusalem angreifen. Von hier aus läßt die atl. Tradition die Eroberung Kanaans beginnen aos 2-6). Bakchides erbaute hier eine Festung (I Makk 9,50), wo Simon der Makkabäer samt Anhang ermordet wurde (I Makk 16,11-17). ' e) ..Choba = Chobai 15,4 ist 'araq el-chubbi oder el-Mechubbi 18 km südwestlich von Besan (Skythopolis) an einer der auf das samaritanische Bergland führenden Straßen« (Stummer und Groß, S. 533). f) Von den zahlreichen identifizierbaren Orten mit Namen Hazor paßt keiner in den Kontext, der einen Ort am östlichen Nordrand des mittelpalästinischen Berglandes (zwischen "Choba« und "Salirn«) verlangt; anders Stummer und Groß, S. 533. g) "Da ,Talebene< (cxiJMJ'V) auch bei griechischen Autoren als Bezeichnung für den Jordangraben ... gebraucht wird, ist Salem offenbar mit dem Joh 3,23 genannten Ort gleichen Namens identisch, heute Schech Silim bei Tell er-ridgha« (Stummer und Groß, S. 533)'
limg, 5 sie sollten alle Gipfel der hohen Berge besetzena, ihre Ortschaften befestigen und mit Lebensmitteln als Kriegsverpflegung versehen; denn ihre Felder waren erst vor kurzem abgeemtetb worden. 6 Jojakim aber, der in jenen Tagen Hoherpriester in Jerusalem war, schrieb an die Bewohner'> von Betuliac und Betomestajim, das Jesreel gegenüber zur Ebene bei Dotand hin liegt, 7 sie sollten die Wege ins Bergland hinauf nach allen Richtungen hin besetzen, weil durch sie der Zugang nach Judäa führte und es leicht war, den Einstieg zu verhindern, da der Einstieg so eng war, daß höchstens zwei Mann nebeneinander gehen konntena. 8 Die Söhne Israels taten, wie ihnen Jojakim, der Hohepriester, und der Rat der Ältestena des ganzen Volkes Israel, deren Sitz in Jerusalem war, befohlen hatten. 9 Alle Männer Israels schrien mit großer Inbrunst zu Gott und sie bekann5 a) n(JoKf:J:raJ.a.p,{Ja.'Vsw unterstreicht durch die Präposition n(Jo -, daß die Aktion den angreifenden Feinden zuvorkommen soll; vgl. ähnlich 7,1.7.17. b) Vgl. 2.,2.7. 6 a) Nach Neh 12.,10-12. trägt der zweite Hohepriester nach dem Exil den Namen Jojakim; in dieser Zeit hat der Hohepriester allerdings nur religiöse Kompetenz, während die politische Kompetenz beim persischen Statthalter liegt. Erst in der Makkabäerzeit übernehmen die Hohenpriester auch politische und sogar militärische Führung; unser Vers dürfte demnach ein Indiz für die Entstehungszeit von Judt sein. ~ liest Eliachim. b) Durch den erzählerischen Kunstgriff, der nach der allgemeinen Botschaft von 4,4 an die Grenzorte des mittelpalästinischen Berglandes nun in 4,6 zwei Orte besonders heraushebt, wird die dramatische Zuspitzung um Betulia vorbereitet. c) In der hier gegebenen geographischen Szenerie liegt der Ort "Betulia« in der Mitte des Nordrandes des mittelpalästinischen Berglandes, in der Konzeption des Verfassers (vgl. 4,7) unmittelbar das "Tor« der Straße hinauf durch das Bergland nach Jerusalern. Zur Diskussion über die Lokalisierungsversuche und zu der hier vertretenen These, "Betulia« sei theologisches Kryptogramm für Jerusalern = bit 'aet6ä = ,.Gotteshausen« vgl. Einl. 11,3. Diese geographische Szenerie "an der Nordgrenze Israels ist ... mit Bedacht gewählt. Dort soll nämlich der Feind des Gottesvolkes bereits seinen Untergang finden, ehe er überhaupt den Boden des heiligen Landes weiter betreten hat« (Haag, S.2.8). d) Hier lagert nach 3,9f. das riesige Heer des Holofernes. 7 a) Die strategische Ausnutzung der Berglandschaft Mittelpalästinas spielte vor allem im Partisanen-Konzept der Makkabäer eine wichtige Rolle. 8 a) Y8Qooolot: 4,8; II,14; 15,8; vgl. auch I Makk 12.,6; 2. Makk 1,10; 4,44; II,2.7 ist der "Senat des (jüdischen) Volkes«, "der in I Makk 12.,6 zum erstenmal erwähnt wird als eine Regierungsorganisation (vgl. I Makk 12.,35), die dem Hohenpriester Jonathan (160-143) zur Seite stand; vgl. I Makk II,2.3; 14,2.0. Möglicherweise ist dieses ein durch Jonathan reorganisiertes älteres Kollegium angesehener Männer, wegen der hellenistischen Einstellung eines Teils der Aristokratie lag eine solche Reform von seiten eines Makkabäers nahe. Nach 2. Makk 1,10; 4,44; II,2.7 arbeitete dieses Organ bereits zur Zeit Judas' des Makkabäers (vgl. I Makk 7,33); nach PI. Jos. (Ant. 12.,3; 3) wurde der Senat in einem Brief des Antiochus III. (2.2.3-187) an den Feldherm von Coelesyrien und Phönizien erwähnt« (Haag, BL2 752.). Der Brief des Antiochus bei Josephus stammt aus dem Jahre 198 und ist unzweifelhaft authentisch; vgl. die eingehende Interpretation durch E. Bikerman: La Charte seleucide de Jerusalern, REJ 1935, S. 4-35. Auch diese Angabe in 4,8 spricht dafür, als Entstehungszeit von Judt das 2..]h. anzunehmen. 9 a) -rcxnSWOV'V -rcXS'1PvX6c~, -rcxnei'VCl}Ot~ (vgl. 4,9; 5,1 I; 6,19; 9,II; 13,2.0) gehören in den
ten mit großer Inbrunst ihre Niedrigkeit". 10 Sie, ihre Frauen, ihre Kinder, ihr Vieh", alle Fremden unter ihnen, die Tagelöhner und die Sklaven, legten den BUßsaqb um ihre Hüften. I I Alle Männer Israels, Frauen und Kinder, die in Jerusalem wohnten, warfen sich vor dem Tempel nieder, streuten Asche auf ihr Haupt und breiteten ihre Bußteppiche vor dem Angesicht des Herrn aus; I2 selbst den Altar umhüllten sie mit einem Bußsaq". Und sie schrien zum Gott Israels, einmütig und inbrünstig, er möge doch nicht ihre Kinder zur Plünderung freigebenb, ihre Frauen zur Verschleppung, die Städte ihres Erbbesitzes zur Vernichtung und das Heiligtum zu Entweihung und Schändung, als Spott für die Völker". 13 Und der Herr hörte auf ihr Rufen und er blickte" auf ihre Bedrängnis. Und das Volk fastete mehrere Tage lang in ganz Judäa und in Jerusalem vor dem Heiligtum des Herrn, des Allherrschersb. 14 Auch Jojakim, der Hohepriester, alle, die vor dem Herrn als Priester standen, und alle Diener des Herrn" hatten den BUßsaqb um ihre
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Horizont der jüdischen ltAimentheologie«. Selbsterniedrigung vor Gott (im AT nie vor Menschen!) oder gewaltsame Erniedrigung durch andere ist die klassische Situation, in der Jahwe sich als Retter erweist, wie Israel in seiner Geschichte, aber auch einzelne Gestalten der Geschichte Israels immer wieder erfahren haben. a) Auch in Jon 3,7f. unterstreicht die Teilnahme der Tiere an der Buße die Intensität und Totalität der Umkehr, die zur ,.Umkehr« des Zornes Jahwes fühn. b) Oc!tKKO~ ,.Gewand aus Haanuch«, "Saq«: ,.Wie bei der Trauer wurde der Saq schon in früher Zeit in der östlichen Welt als Bußgewand vor Göttern und Menschen getragen; die gemeinsame innere Wurzel der beiden Verwendungen sind die Motive der Betrübnis und Selbsterniedrigung. Wahrscheinlich im babylonischen Raum beheimatet, hat es sich früh auch in Israel eingebürgen. Das Anlegen des Saq war ein Zeichen im Sinn der Gleichnishandlung, durch die das Dargestellte zugleich verwirklicht wird. ... Vor allem trUg man ihn in Fällen großer nationaler Not (z.B. 2 Kön 6,30; Da 9,3; 1 Makk. 3,47) wie auch bei drohender Gefahr für das Volk (z.B. Est 4,rf.; Js 22,12; Jer 6,26; Jon 3,5f.8), im besonderen auch angesichts des bevorstehenden eschatologischen Verderbens (]I 1,13; vgl. Am 8,10; Ez 7,18)« (ThWNT VII, 590. a) Die überschwengliche Schilderung der Selbsterniedrigung wirkt wie »die beispielhafte Erfüllung einer solchen prophetischen Aufforderung zur Buße ...., wie sie Jo 1-2 ausgesprochen ist« (Haag, S. 29). Wie in Judt geht es in Joel 1-2 um den ,.Tag des Herrn«, vor bzw. in dem die totale Hinwendung zu Jahwe rettet. b) Vgl. zu 2,7. c) Traditionelle Topoi, durch die Jahwe zu rettendem Eingreifen bewegt werden soll (vgl. auch 8,22; 9,12), z.B. Erbbesitz und Spott der Feinde, Ps 79,1.4.5; Spott der Feinde Ps 80,7f.; Hilflosigkeit der personae miserabiles Ex 22,2if.; Dm 10,18; Ps 68,6. a) Die Folge der Elemente Not - Schrei - Sehen/Hören Jahwes - rettendes Eingreifen Jahwes ist die StrUktur nicht nur der ,.kultischen Soteriologie« (vgl. Ps 18), sondern vieler atl. Rettungserzählungen (vgl. z.B. Jdc 3,9f.; Ex 3,7f.) und der kanonischen Geschichtstheologie überhaupt, wie sie in Dm 26,5--9 entfaltet wird. Da hier das Element ,.Rettung« noch nicht explizit fonnulien wird, ergibt sich auch dadurch eine geschehensmäßige Spannung. . b) IdJQIO~ ,n'!It'J/$'OK!!cX'rwQ (vgl. 8,13; 15,10; 16,5.17): in. Übersetzung sowohl vonjhwh iaddaj als auch vonjhwh {ba 'at. a) Drei liturgische Rangstufen: Hoherpriester, Priester (oi ,n'CItQSO'r'lKD'rES 8ovOmUW KVQWv illQlll~: vgl. Dm 10,8; 18,5; 1 Kön 10,8) und Leviten.
Hüften gegürtet, als sie die täglichen Brandopfer, die Gelübdeopfer und die freiwilligen Opfer des Volkesc darbrachten, 15 und auf ihren Kopfbund hatten sie Asche gestreut. Mit aller Kraft schrien sie zum Herma, er möge zum Heilb das ganze Haus Israel heimsuchenc• 2.
Plädoyer./Ur den Gott Israels (j,I-24)
Va I Als Holofemes, dem Oberbefehlshaber der assyrischen Streitmacht, gemeldet wurde, daß die Söhne Israels sich zum Krieg gerüstet, die Wege durch das Bergland versperrt, alle Gipfel der hohen Berge befestigt und in den Ebenen Fallenb gelegt hatten, 2 entbrannte sein Zoma gewaltig. Er berief alle Oberhäupter von Moab, die Befehlshaber von Arnmonb und alle Statthalter< der Meeresküste 3 und sagte zu ihnen: »Meldet mir doch, ihr Söhne Kanaans, wer dieses Volk ist, das da im Bergland hockt, welches die b) Das Tragen des Bußsaq durch die Priesterschaft weicht ab von Lev 10,6; 21,10. c) Zu den täglichen Opfern vgl. Ex 29,38-42; Lev 6,1-6; Num 28,3-8, zu den Gelübdeopfern und freiwilligen Opfern des Volkes vgl. Num .29,39. 15 a) Inklusion zu 4,9. b) Bi!; t1:l'a1Nw hebr. I't6bll't6ba: der von Jahwe herbeigeführte Zustand umfassenden Segens, Heils und Glücks (vgl. Dtn 6,24; 10,13; 28,11; 30,9; Jer 14,11; 24,5; 32,39; Ps 86,17; Esr 8,.2.2); zur erzähltechnischen Funktion von t1:l'a1Nw vgl. zu 15,10. c) enwwn;eo1}a, (vgl. auch 8,33; 13,20) gibt hebr. paqadwieder, einen terminus technicus der rettenden Zuwendung Jahwes in der ägyptischen Bedrängnis (Gen 50,.24f.; Ex 3,16; 4,31; 13,15), aber auch der Rettung aus Hungersnot (Ru 1,6). In der exilischnachexilischen Theologie bezeichnet das Verb die erneute Zuwendung Jahwes, mit der die Not der Deportierten ihr Ende findet (z.B. Jer .29,10; Sach 10,3; Zeph .2,7). Im Klagelied des Volkes und des einzelnen (z.B. Ps 80,15; 106,4; aber auch Jer 15,15) und im Hymnus (z.B. Ps 8,5; 65,10) drückt das Verb die umfassende Fürsorge, Güte, den »HeilswilIen« Jahwes schlechthin aus. Via) Q) 5,1-24 = t8 5,1-29. t8 erweitert vor allem die Darstellung des Exodus aus Ägypten, die Sinainotiz und die Reaktion der Soldaten auf die Rede Achiors. b) om'll&tMw (vgl. auch 5,20; 1.2,.2) meint ursprünglich das beim Vogelfang verwendete Stellholz, hier wohl Hindernisse auf den Wegen, die vornehmlich die Füße der Soldaten bedrohen bzw. behindern (vgl. dazu Ps 48,14; Jos .23,13; Jdc .2,3; Ps 68,.23; 139,6; 140,9; 1 Makk 5,4; zur Sache siehe besonders Karl-Heinz Müller: Anstoß und Gericht. Eine Studie zum jüdischen Hintergrund des paulinischen Skandalon-Begriffs, München 1969, S. J.2 f.) . .2 a) Holofernes wird hier als ..Abbild« seines göttlichen Herrn dargestellt (vgl. 1,1.2; 5,2); er wird dennoch dem Zorn Jahwes zum Opfer fallen (9,8 f.). b) Unter Aufnahme von.2 Kön 24,2, wo Ammoniter und Moabiter zu den Hilfstruppen des gegen Jerusalem anrückenden Nebukadnezar gehören, werden sie auch hier genannt, zumal zwischen ihnen und Israel jahrhundertelange Erbfeindschaft bestand (vgl. Gen 19,3cr-38; Num .22-.25; Dtn .23,4; I Sam 11,1 f.; .2 Sam 10,1-14; Neh 13,1-3; Jer 49,1-6; Ez 25,2-11). c) oa-rQ6c.n'a,: erst bei den Persern üblicher Titel. In Jdc 16,5 Q) heißen so die Anführer der philistäischen Pentapolis, also jenes Gebietes, das sich in .2,.28; 3,1 ff. Holofernes unterworfen hatte.
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Städte sind, in denen sie seßhaft sind, wie groß ihre Streitmacht ist, worin ihre Macht und ihre Krafta liegt, wer an ihrer Spitze steht als König und Anführer ihres Heeres 4 und warum sie allein von allen Bewohnern des Westens a sich weigerten, mir zur Huldigung!' entgegenzukommen.« 5 Da sagte zu ihm Achior, der Anführer aller Söhne Ammonsb: »Möge mein Herr doche ein Wort aus dem Munde deines Knechtes hören, ich will dir die Wahrheit melden über dieses Volk, das in diesem Bergland da in deiner Nähe seßhaft ist, keine Unwahrheit soll aus dem Munde deines Knechtes hervorgehend. 6 Dieses Volk sind Nachkommen der Chaldäer. 7 Sie mußten in der Vorzeit als Fremdlingea in Mesopotamien leben, weil sie den Göttern ihrer Väter, die im Kaldäerland geboren warenb, nicht mehr Folge leisten wollten. 8 Als sie vom Wega ihrer Vorfahren abgewichen waren und den Gott des Himmelsb anbetetene, den sie als (wahren) Gott erkanntd hatten, J a) Diese Frage ist das zutiefst leitende Erkenntnisinteresse der ganzen Judit-Erzählung, vgl. dazu die Einleitung II,I und III,I. 4 a) In den Fragen des Holofemes, die Israels ethnische, strategische und politische Situation betreffen, spricht der Erzähler wohl nicht ohne Stolz von der Sonderstellung des nachexilischen Israel im Horizont der damaligen Welt. b) si!; cXnOt'Jl"J;"'1jOW (vgl. auch 7,15) hebr. liqra't: Ex 19,17; Am 4,1.1 zur Bezeichnung der kultischen Verehrung Jahwes. a) Zu Herkunft und Funktion dieser Gestalt vgl. oben die Einleitung, II,J und 4. b) Die Rede Achiors ist deutlich gegliedert. Zunächst wird in einem dreigeteilten geschichtstheologischen Abriß (als Strukturtrenner fungiert das dreimal, nämlich 5,9.16.19, gebrauchte Verbum K«'l:O'KEiv/K«'l:oud'",v »seßhaft werden«, das darüber hinaus auf die Frage des Holofemes in 5,J zurückgreift) Israels Geschichte als eine vom Gott Israels gewirkte Heils- bzw. Unheilsgeschichte dargestellt: V. 6-9: Väterzeit; V. 10-16: Hinabzug nach Ägypten, Exodus, Wüstenwanderung, Landnahme; V. 17-19: Königszeit, Exil, Rückkehr aus dem Exil. Aus diesem Abriß zieht dann V. 20-1I die offensichtlichen Konsequenzen, mit denen der Yen. sicher auch seine Leser, nicht nur Holofernes, konfrontieren will. c) MI ist eine der wenigen typischen Elemente griechischerr Stils in Judt; es steht allerdings nicht häufig, nur 14mal (so Enslin, S. 86). d) Die Redeeinleitung arbeitet kunstvoll mit Gegensatzpaaren K'iIQ'O!;-OO;)Äo!;, äJ.+rfJ'SICX'IjIeDdO!;; ähnlich breit wird auch Judits Rede vor Holofernes in 11,5 eingeleitet. Die sowohl hier als auch in 10,IJ; Il,IO im Blick auf Judits Worte gegebene Qualifikation ,.Wahrheit« deutet nicht nur den Ablauf der Handlung an, sondern zielt zugleich auf die Leser. 7 a) ncx(lOJKEiv (5,7.8.10) und ncx(louacx (5,9) wird in dem Geschichtsabriß konstrastiert zu K«'l:OJKBlv/K«'l:OJKi'sw 5,9.16.19.
b)
By~o:
möglicherweise auch allgemeiner mit ,.lebten« zu übersetzen. 58, 58J, 2
e
By6VOV'l:O evdoso" was sich auf ,.Götter« zurückbezieht: den Göttern ihrer Väter, die
im Land der Kaldäer verehrt wurden. c) Vgl. zu 2,J. 8 a) M{)s: Lebensführung, Religion (vgl. Act 9,2); vgl. auch 5,18. b) "Der Gott des Himmels« (vgl. auch 6,19; Il,17): Hinweis auf die relativ späte Entstehungszeit von Judt (vgl. den Gottestitel z.B. Dan 2,18f·J7.44; 4,J7). c) n(looK'll'llsi'l1 bezeichnet in 5,8; 6,18; 8,18; 10,9; IJ,17; 16,18 den rechten Jahwedienst; zugleich markiert es in 16,18 den Kulminationspunkt der Handlung. Vgl. auch zu 10,2J und 14,7.
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verjagten (die Chaldäere) sie weg vom Angesicht ihrer Götter. Da flohen sie nach Mesopotamien und lebten dort viele Tage als Fremdlingef • 9 Doch ihr Gott sagte ihnen, sie sollten ausziehen aus dem Land ihrer Fremdlingschaft und in das Land Kanaan wandern. Dort wurden sie seßhaft und wurden reich an Gold und Silber und riesigen Herden'. 10 Sie zogen hinab nach Ägypten, weil eine Hungersnot das Angesicht des Landes Kanaan zudeckte, lebten dort als Fremdlinge, solange sie Nahrung fanden a, und wurden dort zu einer gewaltigen Menge; ihr Geschlecht war ohne Zahlb. I I Da ging der König von Ägypten gegen sie vor, man zwang sie mit List" zur Herstellung von Ziegelnb, man unterdrückteC sie und machted sie zu Sklaven. 12 Sie aber schrien zu ihrem Gott, und der schlug" das ganze Land Ägypten mit Plagen, :für die es keine Heilung gabb. Da verjagten die Ägypter sie weg von ihrem
d) Verf. scheint hier die frühjüdische Theorie von der »leichten« Erkennbarkeit des wahren Gottes vorauszusetzen (vgl. z.B. Sap 13). e) So ist das implizite Subjekt von BSS{Ja.Mw eher zu ergänzen als der auch mögliche Bezug auf )'O'/1ei~. f) Die erste Phase der »Frühgeschichte« Israels folgt zunächst der erst von der Pentateuchredaktion geschaffenen Konzeption Gen 11,28-32; 12,5, wonach Abraham von Ur in Chaldäa nach Haran in Mesopotamien wanderte und von don, der Verheißung Jahwes folgend, ins Gelobte Land zog. Neu gegenüber Gen ist aber die Religionsverfolgung als Motiv der Flucht von Chaldäa nach Mesopotamien, das aber ähnlich in Jub 11,16ff.; 12,1-22; 20,7-10; 21,3-8; 22,6; ApcAbr 1-8 undJos Ant. I, ISS begegnet (Indiz für Spätdatierung von Judt!). Mit 5,6-9 korrigien der Verf. nicht nur Jos 24.2.14ff., sondern unterstreicht zugleich seine Sicht der Geschichte Israels, in der die Verehrung des als einzig erkannten Gottes das Movens der Gesamtgeschichte ist, wofür Israel sogar seine Existenz aufs Spiel setzt. Das ist nicht nur an die Adresse Nebukadnezars gerichtet, sondern ist zugleich ein Appell an das Judentum des 2.Jh. Sollte die oben (vgl. Einleitung I, 3) vertretene Position über die ägyptische Diaspora als Hauptadressaten von Judt richtig sein, läge in 5,9 dann eine zusätzliche Aussagespitze vor! 9 a) Der letzte Satz ist fast wonwörtliches Zitat aus Gen 13,2; don konstatien er allerdings den Reichtum Abrahams, den dieser nach seiner Rückkehr aus Ägypten (!) erhält. Zum Reichtum der Patriarchen vgl. auch Gen 12,16; 13,6; 24,35; 30,43; 32,14-22. 10 a) »Nahrung finden«, vgl. Gen 50,20f.; 248 leg 6,wor(lcXCP"loow. b) Vgl. Ex 1,7.9; Dtn 26,S. I I a) KI1.orcxoocp~w<{Jocx, außer Judt 10,19 nur noch Ex 1,1 I (I: Judt (I ist demnach von Ex (I abhängig; deshalb ist auch mit QJB der Plural vorzuziehen. b) ev niwetJ KI1.1 n,u'lrlJoetJ: Hendiadys. c) orcxnewovv: vgl. zu 4,9. d) Die Textüberlieferung schwankt bei den vier Verbformen des Verses auffallend stark im Numerus; die oben gegebene Lesan ist lectio difficilior, die zugleich als ursprüngliche Anlehnung an Ex 1,8-14 (I wahrscheinlich ist. 12 a) ncxorcXooew: Anspielung auf das auch Holofernes auf das Schreien Israels (!) hin vernichtende Schlagen Judits/Jahwes (vgl. 9,10; 13,8.15). b) Vgl. Sir 21,3: ~ /}op,cpcxicx 6iaorop,o~ nä.cJcx tX'IIOp.tcx, orf) n~ cxin'ifJ~ oVK worw icxo~; vgl. auchJer 14,19. Die dem Sünder in Sir 21,1-10 zugrundeliegende Haltung ist, ebenso wie nach 6,19; 9,9 die des Holofernes/Nebukadnezar, Wr8(l"lcpcx'Vicx. c) Der Exodus wird hier durch die Formulierung parallelisien mit der Flucht der »Väter« von Chaldäa nach Untermesopotamien in 5,8.
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Angesicht 13 Und Gott trocknete das Rote Meer vor ihnen aus" 14 und führte sie den Weg" zum Sinai und nach Kadesch-Barnea b• Sie verjagten alle, die in der Wüste wohntenc. 15 Sie ließen sich nieder im Land der Amoriter und vernichteten in der Kraft, die in ihnen" ist, alle Heschboniterb. Sie zogen durch den Jordan und nahmen das ganze Bergland als ihr Erbteil in Be:sitzc. 16 Sie verjagten weg von ihrem Angesicht die Kanaaniter, die Perisiter, die Jebusiter, die Sichemiter und alle Girgaschiter. Sie wurden dort seßhaft für viele Tage. 17 Solange sie nicht sündigten vor ihrem Gott, war das Glück mit ihnen, denn mit ihnen ist ein Gott, der Unrecht haßt·. 18 Als sie aber von dem Wege abwichen·, den er ihnen gewiesenb hatte, wurden sie in vielen Kriegen gar sehr vernichtet und als Gefangene in ein fremdes Land verschleppt, der Tempel ihres Gottes wurde dem Erdboden gleichgemacht und ihrer Städte bemächtigtenc sich ihre Feinde. 19 Jetzt, nachdem sie zu C•
13 a) Offenbar greift Verf. die durch die Priesterschrift dominant gewordene Vorstellung eines Durchzugs der Israeliten durch das Meer auf (vgl. Ex 14, zur Formulierung auch Ps 106,9 und Jos 2,10). Mit dem Hinweis auf diese Aktion Jahwes (und mit 5,14a!) beantwortet Achior die Frage des Holofernes nach der Macht dieses Volkes. ,.Auf die Erwähnung des Moses ist bewußt verzichtet, damit umso stärker der Anteil Jahwes an der wunderbaren Führung des Volkes sichtbar werde« (Haag, S. 31). Auffallend ist, daß Achior die Vernichtung der Ägypter am Meer - ein warnendes Vorbild für Holofernes! - nicht erwähnt. 14 a) 58,64,249 korrigieren das schwierigere ~ ö&W Toi) ~''JI(X"i in Bi!; TO ÖeO!;, ebenso 2 in montern. b) »Sinai« und »Kadesch-Barnea« sind auf der Ebene der Pentateuchredaktion die beiden Ortsangaben, an denen das umfangreichste ,.Material« der Wüstenzeit Israels "angebunden« wurde. c) Vgl. Ex 17,8-16; Num 21,1-3. 15 a) lw T1) ioxin rtin'liw: von der mit dem Leitwort io~ endalteten Gesamtkonzeption her (vgl. Einl. 11, 2) meint die Wendung sicher nicht ,.in ihrer eigenen Kraft«, sondern die in ihnen wirksame Kraft Jahwes. b) Vgl. Num 21,21-32. Achior spricht also hier von seinem eigenen Territorium! c) Das Verbum KMjQO'IIOI-'Bi'll deutet hier schon an, daß Holofemes sich diesem durch Jahwe gegebenen ,.Rechtstitel« Israels auf das Bergland wird beugen müssen (vgl. auch 4,12; 8,22; 9,12; 13,5; 16,21). 16 a) Solche Völkerlisten, die aus einem mehr oder weniger gleichbleibenden Namensrepertoire in der Regel 5 bis 7 Völker in wechselnder Reihenfolge aufZählen, wollen keine historische Information geben (sie basieren auf sehr allgemeinem Wissen über die ,.Urbewohner« Mittelpalästinas), sondern unterstreichen die in Israel wirksame Kraft Jahwes, die so viele Völker, ,.die größer und stärker waren als Israel" (Dtn 7,1), vertrieben hat. Das hier vorliegende Schema steht Ex 3,8.17; 13,5; 23,23.28; 33,2; 34,11; Dtn 7,1; 20,17;]OS 3,10; 9,1; 11,3; 12,8; 24,11; Jac 3,5; I Kön 9,20= 2 ehr 8,7. Insgesamt wird in 5,14-16 ein Siegeszug ,.dieses Volkes« gezeichnet, der dem Holofernes zu denken geben müßte. 17 a) I-',oliw Iid,Kiow: vgl. Ps 5,6; 11,5; Jes 61,8; Hab 1,13· 18 a) 5,17f. faßt den großen Strom der deuteronomistischen Geschichtstheologie, die Segen und Fluch als Folge des Haltens bzw. Nichthaltens der Irrit festschreibt (vgl. vor allem Lev 26 und Dtn 28), zusammen. b) dtrtTi<{}f/I-" spielt auf d,rt<{}fjKfj = Ir rit an. c) Vgl. den mit KI!Ott"BCO angedeuteten Spannungsbogen 1,14 - 5,18 - 15,7.
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ihrem Gott zurückgekehrta sind, sind sie aus dem Land der Zerstreuung, in das sie zerstreut waren, heraufgekommen, haben Jerusalern, wo ihr Heiligtum ist, wieder in Besitz genommen und wurden im Bergland, weil es unbewohnt war, wieder seßhaft. 20 Nun abeca, Gebieter und Herrb, wenn Schulde in diesem Volk ist und sie gegen ihren Gott gesündigt haben, werden wir sehen, daß dies ihnen zur Falled gereicht, und wir können hinaufziehen gegen sie und sie im Kampf besiegen. 2 I Wenn aber keine Gesetzesübertretunga an ihrem Volk haftet, möge mein Herr an ihnen vorbeiziehen, damit ihr Herr" und ihr Gott nicht wie ein Schutze über ihnen sei und wir zum Spottd werden vor der ganzen Erde.« 22 Alsa Achior aufgehört hatte, diese Worte zu reden, murrte das ganze Volk, das um das Zelt im Kreis herumstand. Die Großen des Holofernes und alle Bewohner der Meeresküste und von Moab sagten, man solle ihn in Stük19 a) ento-reBlpet'll hebr. fUb ist in der deuteronomistischen und chronistischen Geschichtstheologie der von Jahwe angebotene Ausweg aus der Katastrophe. In der späten Weisheitstheologie ist Umkehr sogar der Zweck des Waltens Jahwes in der Geschichte überhaupt (z.B. Sir 48,15; Sap 11,23; I2,IO.18ff.). 20 a) KOt! 'IIil'II hebr. 'UI'atfä zieht häufig die Konsequenz aus einem Geschichtsüberblick, z.B. Dtn 26,10; Jos 24,10. b) 6tcmO't'IX KiJe!s: in Q) häufiger für hebr.jhwh '4donaj (z.B. Gen 15,8; Jer 1,6; 4,10; vgl. auch Dan 9,15). In Judt 5,20.24; 7,9.11; 11,10 ist 6ea3fO't'IX Anrede des Holofernes, in 9,12 wird Jahwe 6ea3fo-r1X -ro{) OVc!IX'IIo{) KOt! -rfl!j yi)!j genannt. c) ""..,o7jP.IX eigentlich das unwissentlich begangene Übertreten der Tora: I Makk 13,39; Tob 3,3; Ps 19,3· d) om'll6otMw, ursprünglich das beim Vogelfang verwendete Stell- und Fangholz, bezeichnet in frühjüdischer Sprache häufig den Anlaß, Anstoß zu (eschatologischem) Heilsverlust, vgl. zur Sache Müller: Anstoß, s. zu V,Ia. 21 a) a'llOp.iIX in Q) meist Äquivalent für '4WOn, 'awaen und paefa~ b) »Mein Herr« und ,.ihr Herr« gibt in einem Wortspiel die Dimension der Auseinandersetzung an, um die es bei Betulia geht. c) Vn8(!IXM~CJ) (vgl. 6,2; 9,14), hebr. ganan, bezeichnet in 2 Kön 19,34; 20,6 (= Jes 37,35; 38,6) den wunderbaren Schutz, durch den Jahwe das eingeschlossene Jerusalem vor Sanherib rettet. In Sach 9,15 wird damit der eschatologische Heilserweis Jahwes an Jerusalem ausgedrückt. Schließlich wird, wiederum in eschatologischer Perspektive, in Jes 31,5 mit dem Verb die Errettung Zions/Jerusalems bildhaft dargestellt: ,.Wie flatternde Vögel wird Jahwe Zebaoth Jerusalem schützend bedecken (VnseIXometl, bedekken und befreien, verschonen und retten.« Vgl. dazu Otto Kaiser, in: ATD 18, S. 252: ,.Der Dichter will uns sagen, daß Jahwe den Zion so beschützen wird, wie die über ihren Nestern hin und her flatternden Vögel ihre Brut verteidigen, vgl. 5. Mose 32,11 und Ps 91,4 ... Um das Zutrauen in das künftige Heilshandeln Gottes an seiner Stadt zu wecken, spielt der Dichter auf das einstige rettende Handeln Jahwes in Ägypten an, als er die ägyptische Erstgeburt tötete, aber die Israels verschonte, vgl. 2. Mose 12,23 und 27.« Im Psalter ist Vn8(!fXOmo-r1j!j geradezu ein Titel Jahwes (z.B. Ps 27,1; 28,8; 31,3.5; 37,39); im altorientalischen Hofstil ist »Schild, Schutzdach" eine Königstitulatur (vgl. auch Ps 47,IO!). Das Bedeutungsspektrum von Vn8(!IXMi~sw in Judt dürfte vor allem auch durch Ps 33,20 und Dtn 33,29 beeinflußt sein (vgl. dazu Ein!. III, I). d) Was in 4,12 das bedrängte Israel für sich (bzw. für seinen Gott!) befürchtet, stellt Achior hier dem Holofernes in Aussicht (vgl. auch 1,14; 8,22; 9,2: ws!6o!j). 22 a) KOt! tyil'lle-ro ... KOt!: Hebraismus.
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ke hauen: 2 3 »Wir fürchten uns doch nicht vor den Söhnen Israels! Sie sind doch ein Volk, in dem weder Stärke noch Macht istb für ein schlagkräftiges Heeresaufgebote. 24 Wir wollen also hinaufziehen, und sie sollen zum Fraß" werden für dein ganzes Heer, Gebieter Holofernes!« ). Plädoyer./Ur den Gott Nebukadnezar (6,1-21)
VI I Als der Lär~ der Männer, die rings um den Kriegsrat standen, aufgehört hatte, sagte Holofernes, der Oberbefehlshaber der assyrischen Streitmacht, in Gegenwart der ganzen Menge der Fremdstämmigen" zu Achior [und zu allen Söhnen Moabs]b: 2 »Wer bist du eigentlich, Achior, und wer seid ihr Mietlinge Efraims" schon, daß du dich heute unter uns als Prophetb
ov
23 a) cpoP'l/oß'iJoo.usoß'cx MO hebr.jare'min: Hebraismus (vgl. Jer 1,8; I Maklu,62); vgl. auch4,2. b) Das ist die Antwort, die Holofernes auf seine Frage in 5,3 erwartet! c) n'CXQ6t$'cx~tS vgl. 1,6; 2,15; 7,11; 16,12. 24 a) f.B" (BA m$'aPQcoots. m$'aPQro.ucx: vgl. Dm 28,26; Jer 7,33; 19,7. VI
a) cX.UOcpvÄot werden I Sam 6,10; Ps 56,1; I Makk 3,51 die Philister genannt (vgl. zu 5,2!), 2 Kön 8,28 Q) heißen so auch die Aramäer. b) (BA 542 leg mi n'QOS n'a'V'rcxs vioiJS Mrocxp; 71, 4, 76 u. a. leg mi kPcx'V'rilW n'a'll$'CJ}'II $'ti)'IImtil'll Mrocxp, i! ergänzt »Mietlinge Ammons« ; Q) Q)" setzen die ganze Wendung erst in 6,2. Die älteste Lesart dürften (BA5 42 wiedergeben; es handeltsich um eine Glosse, die durch 5,2 und 5,22ausgelöstunddanninderTextüberiieferungzudenverschiedenenTextänderungen geführt hat, dan'Qos n'Ä.. in6,1 vom KontextlierkeinenSinnhat. 2 a) 58, 583, 19, 108,319 i! glätten wieder und lesen »Mietlinge Ammons« (vgl. 6,5). Der Genitiv $'oi) EcpQcxt.u ist entweder analog 6,5 als Genitiv der Zugehörigkeit zu verstehen und ist dann eine Verspottung der im .Bergland sitzenden Israeliten, deren Geschichte Achior in 5,6-19 vorgetragen hatte. Oder man deutet als Genitivus subiectivus ,.ihr von Efraim gedungenen Mietlinge«, wodurch dann in sehr allgemeiner Form Achior als Verräter und Kollaborateur qualifiziert würde. Nach Stummer und Groß, S. 536, spielte der Originaltext von Judt hier auf Jes 28,1 MT an, wo Q) das hebräische fikkoff = Trunkene als {kiff = Mietlinge las. "Stummer übersetzt deshalb auch im Anschluß an Is 28,1 an >Trunkene Ephraims< und bezieht diese Wendung auf die Ammoniter mit der Begründung, daß Achior in seiner Rede als Prophet aufgetreten sei; Is 28,7 würde aber den Propheten Trunkenheit vorgeworfen, und auch anderswo würden sie als Verrückte bezeichnet, vgl. z. B. 4 Kg 9, 11; Jer 29,6; Hos 9,7; beide Vorstellungen seien hier verschmolzen, um Achior und seine Leute als Unsinnige zu beschimpfen, die wie Trunkene irres Zeug reden ... Abgesehen davon, daß in Is 28,1 nicht die trunkenen Propheten, sondern die gesamte lasterhafte Bevölkerung von Samaria gemeint ist, erscheint es dazu höchst unwahrscheinlich, daß hier alle Ammoniter beschimpft werden sollen, denn es ist nirgends davon die Rede, daß die Ammoniter auch nur die geringsten Anzeichen einer Übereinstimmung mit der Rede ihres Anführers geäußert hätten, sie werden im Gegenteil ohne weiteres zum assyrischen Heer wie vorher gezählt, während Achior ausgestoßen ist« (Haag S. 33 f.). b) n'QOCJl'I/$'sVsw kann hier drei Aspekte umfassen: I. Propheten spielen im gesamten Alten Orient bei einem Kriegsunternehmen eine wichtige Rolle (vgl. z.B. I Kön 22). 2. Die Rede Achiors wird vom Erzähler hintergründig ironisch als Weissagung gekennzeichnet, die bald in Erfüllung gehen wird. 3. Das Verb charakterisiert die Rede als Be-
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aufspielst und sagst, man solle keinen Krieg führen gegen das Geschlecht Israel, weil ihr Gott wie ein Schutze über ihnen sei? Wer ist Gott als allein Nebukadnezar? Er wird seine Macht aussendend und wird sie vernichten vom Angesicht der Erde, ihr Gott aber wird sie nicht retten können·. 3 Wir aber, seine Knechte, werden sie erschlagen wie einen einzigen Mann". Sie werden der Macht unserer Rosse nicht widerstehen können, 4 wir werden sie auf ihrem eigenen Gebiet niederbrennen', ihre Berge werden trunken sein in ihrem Blut, ihre Ebenen werden voll sein von ihren Leichenb, sie werden uns nicht standhaltene können, sondern ganz und gar umkommend. So spricht der König Nebukadnezar, der Herr der ganzen Erde. Er hat es gesagt, und keines seiner Wortee wird sich als wirkungslos erweisenf . 5 Aber du, Achior, kenntnis zur Göttlichkeit des Gottes Israels - ein Ärgernis für Holofernes, wie 6,2 b weiter begründet! c) Vgl. zu 5,21. d) Der Erzähler gestaltet durch das Verb »aussenden« einen beziehungsreichen Kontrast zwischen 6,2 und 9,9; 16,14: die ausgesandte Macht Nebukadnezars wird durch den Zorn, den Jahwe aussendet (9,9), ebenso vernichtet wie die Ägypter durch das ausgesandte 3'e'VBfJp,a. am Meer (vgl. 16,14 als Aktualisierung/Neuinterpretation zu Ex 15,10). Zur Vorstellung vgl. auch Ex 23,27; Ez 5,16; 14,19; Ps 1I 0,2. e) 1:i~ <{JoEb~ ist die zentrale Frage, um die es letztlich in Judt geht (vgl. auch zu 8,20). Sie steht auch im ZentrUm der Erzählung von der wunderbaren Rettung Jerusalems vor Sanherib, die den Ver!. stark inspiriert hat (vgl. oben die Einleitung III, 6): 2 Kön 19,15.19 = Jes 37,16.20 (vgl. aber auch Dtn 4,35; 32,39; Jes 44,6.8; 45,5f.19.21; Hos 13,4; Ps 18,32; Sir 36,4. Wie in 2 Kön 18,29-35 = Jes 37,14-21 wird auch in Judt 6,2 Gottsein als Mächtig-Sein, Retten-Können definiert, ähnlich auch Ps 18,4.18.20.3°.49 (in Ps r8,48 begegnet das als Leitwort in Judt eingesetzte Thema e..roiK'ljo&;!) und besonders Dan 3,14-30. 3 a) Vgl. zu I,I. Auch Num 14,15f. ist die Befürchtung, daß Israel »wie ein einziger Mann« vernichtet wird, ein Argument ge~n das Gott-Sein Jahwes! 4 a) Krl.1:a.m:boop,f1II"ckQ a.in"~ hv a.in"Oi~: Q)II (BA (Iv »mit ihnen« müßte auf Rosse bezogen werden, weshalb ..verbrennen« (freilich etwas schwierig!) als Bild (»wie mit Feuer«) gedeutet wird. Wegen dieser Schwierigkeit bietet bereits die Textüberlieferung Textverbesserungen: Krl.1:a.KÄoorop,f1II (71, 106, 107), Krl.1:a.:r:a.1:TjOOp,f1II (p, 64, 243, 248), Krl.1:a.)':boop,f1II (76). Enslin, S. 94, schlägt als mögliche Konjektur Krl.1:a.:r:a.OOOp,f1II (also Abschreibfehler!) oder im Anschluß an (I" 58 Streichung von hv a.in"oi~ (wegen Dittographie!) vor. Am einfachsten ist statt e.; a.in"ol~ zu lesen: hv a.in"oi~ (ea.1n'oi~).Hanhart, S. 81, erklärt Krl.1:a.Krl.OOOp,f1II als Unzialfehler aus Krl.1:a.KÄOOOp,f1II (»überfluten« als Bild für heranströmende Heere). b) Vgl. zu 2,8. Das Motiv von der .. Bluttrunkenheit« begegnet in dem späten Text Jes 34,7; zum Motiv der herumliegenden Leichen vgl. Jes 5,25; Jer 7,33; 9,21; 16,4; 19,7; 34,20; Ps 79,2f. c) oVK Cln,01:Tjo81;'a.J, 1:0 iXW~ 1:iiW 3'eo6iiW a.in"iiW Krl.1:0t 3'eQ6oro:r;O'V .qp,iiW: wenn sie unsere Rosse sehen, werden sie, die nur zu Fuß kämpfen, so schnell weglaufen, daß man nicht einmal mehr ihre Spur sehen wird; oder: wir werden sie so radikal vernichten, daß von ihnen nicht die geringste Spur übrig bleiben wird; oder am einfachsten: sie werden fliehen. . d) Mroleiq; MoÄotnn;a.,: Hebraismus (lnfinitivus absolutus!). e) Andere Übersetzungsmöglichkeit: Er hat gesagt, daß keines seiner Worte wirkungslos bleiben wird (soll). 1:Ot eTjp,a.1:a. 1:iiW Ä6)'ro'JI a.in"0'I): Hebraismus; die vielfach vorgeschlagenen Textänderungen sind nicht begründet.
Mietling aus Ammon", der du di.ese Worteb am Tag deines Frevels gesprochen hast, sollst von diesem Tage an mein Angesicht nicht mehr schauen, bis ich das Strafgericht vollstreckt habec an dem Geschlecht dieser Leute da aus Ägyptend • 6 Die Schwerter meines Heeres und die >Speere<' meiner Diener werden dann deine Rippen durchbohren, und du wirst inmitten ihrer Verwundeten niedersinken, wenn ich zurückkehre. 7 Meine Knechte werden dich nun in das Bergland zurückbringen" und in einer der Städte an der paßstraße abgeben. 8 Du sollst erst umkommen, wenn du mit ihnen zusammen vernichtet wirst. 9 Wenn du in deinem Herzen hoffst", daß sie nicht eingenommen werden, brauchst du den Kopf nicht hängen zu lassenb. Ich habe gesprochen, und keines meiner Worte wird unedülltd bleiben.« 10 Dann befahl Holofemes seinen Dienern, die in seinem Zelt bereitstanden, den Achior zu ergreifen, ihn nach Betulia' zurückzubringen und in die Hände der Söhne Israels auszuliefern. 1 1 Seine Diener ergriffen ihn, führten ihn aus dem Lager hinaus in die Ebene und brachten ihn von der Mitte der Ebene aus in das Bergland hinauf, bis sie an die Quellen kamen, die unterhalb von Betulia waren. 12 Als die Männer in der Stadt sie [ ...]" sahen, ergriffen sie ihre Waffen und liefen aus der Stadt hinaus auf den Gipfel des Berges; alle Schleuderer besetzten den Weg, der zu ihnen hinaufführte, und schleuderten Steine auf sie. 13 Diese aber gingen unten am Berg in Dekkung, fesselten" Achior, ließen ihn am Fußb des Berges liegen und kehrten zu ihrem Herrn zurückc. f) Vgl. zu 2,12. 5 a) Meint kaum, daß er von Holofernes ,.gemietet« (Söldner) ist, sondern wie 6,2, daß er ein Kollaborateur der Israeliten ist. b) ,.Diese Worte« als Kontrast zu "keines seiner (Nebukadnezars) Worte« in 6,4. c) Zum Leitwort bdurei'JI / flra)iK'f/al~ vgl. Einl. 11,2. d).,;O,.~.,;iiW ES Aiyim".,;ov: pejorativ ,.diese aus Ägypten verjagte Bande« (vgl. 5,12). 6 a) Der fast völlig übereinstimmend überlieferte Text ml 0 MxO~ .,;iiW .(Jo8QW&mCJW p,ov gibt keinen Sinn. Die Konjektur "Speere« folgt 2 lancea; als Konjekturen werden u. a. vorgeschlagen Ö xcxAK6~ oder .q Äll)'X"I (Fritzsche) bzw. ö )'«lao~ (Hanhart). 7 a) rVrom.(Joia";"IP,I: der Kollaborateur soll denen, die ihn »gemietet« haben (vgl. 6,5 »Mietling«), wieder zurückgegeben werden, damit er mit ihnen zusammen umkommt. 9 a) Im Unterschied zur Hoffnung der Assyrer (9,7) erweist sich die Hoffnung des Achior (6,8), die er in seinem Geschichtsabriß inhaltlich entfaltet hatte, als ebenso tragfähig wie die Hoffnung Judits (8,20), deren Hoffnung zum Urbild der Hoffnung des Gottesvolks werden soll (13,19). b) Eigentlich »soll dein Angesicht nicht herabfallen«, vgl. 4,5. c) Holofernes wird hier mit Nebukadnezar parallelisiert, vgl. zu 2,12. 10 a) Die Erzählung wird nun etwas unvermittelt auf Betulia enggeführt! 12 a) »auf den Gipfel des Berges«: Homoioteleuton (58, 5832 e); anders Enslin, S.96f. Die auf äSw .,;7j~ .1fiMeO>~ folgenden Worte flnl";-Ij'JI KOp1Jfp-Ij'JI.,;o1) Ö110~ sind versehentlich schon nach .,;7j~ .1fbÄ~ in der Zeile darüber eingedrungen. 13 a) t8 malt aus: ligaverunt Achior ad arborem manibus et pedibus. b) Wörtlich: an der Wurzel des Berges (vgl. Hi 28,9). c) »Es ist müßig zu fragen, ob die Auslieferung Achiors an die Bewohner von Betylua
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14 Da stiegen die Söhne Israels aus ihrer Stadt herab, gingen zu ihm hin, lösten seine Fesseln, führten ihn nach Betulia und brachten ihn vor die Oberhäupter ihrer Stadt. 15 Das waren in jenen Tagen Usijaa, der Sohn des Michab aus dem Stamm Simeon, Kabric, der Sohn des Otnield, und Karmi", der Sohn des Malkietf. 16 Sie riefen alle Ältesten der Stadt zusammen. Auch alle ihre" jungen Männer und die Frauen liefen zu der Versammlungb herbei. Sie stellten Achior in die Mitte ihres ganzen Volkes, und Usija befragte ihn über den Vodall. 17 Er antwortete und teilte ihnen alle Worte aus dem Kriegsrat des Holofemes mit, alle Worte, die er selbst inmitten der Oberhäupter der Söhne Assurs gesprochen hatte, und alles, was Holofemes gegen das Haus Israel großsprecherisch geredet" hatte. 18 Da wad sich das Volk nieder, sie beteten Gott an und riefen: 19 »Herr, Gott des Himmels, sieh an ihren Übermuta, hab Erbarmen mit unserem emiedrigtenb Geschlecht vom strategischen Gesichtspunkt her etwas Befremdliches an sich hat, denn der Verfasser des Buches Judith sieht in dem ganzen Vorgang nur die Illustration des in der Rede des Holofernes spürbar gewordenen Übermutes der Gottesfeinde« (Haag, S. 35). Außerdem paßt das Motiv in die Topik der Bekehrungsgeschichte, die Verf. am Beispiel Achiors entfaltet (vgl. dazu oben die Einleitung II, 4). 15 a) Die in 6,15 vom Erzähler ausgesuchten Eigennamen sind alles theophore Bekenntnisbzw. Vertrauensnamen. Usija (vgl. 1 ehr 16,1; Esr 10,11; Neh 11,4) = Meine Kraft ist Jahwe. b) Kurzform von Michaja = Wer ist wie Jahwe (vgl. 1 ehr )4,10; Mi 1,1). c) Textüberlieferung der Namensform außerordentlich stark schwankend: XCX{JPSlfj, Xcx{JP"1fj. Xcx{Jp&. XCXp,{JPlfj. Xcxp,{Jp'1/fi. rcx{Jplfj. A{Jptfj. Die oben gegebene Namensform könnte heißen: (Gott) ist mein Freund. d) In der griechischen Namensform ro1}lWI'IjÄ ist das" am ehesten als Transkription eines Ajin zu deuten, so daß der zugrundeliegende hebräische Name als Otniel (vgl. Jos 15,17; Jdc 1,1); 1 ehr 4,1) zu verstehen ist (Übersetzung bisher nicht möglich). e) Karmi (vgl. Gen 46,9; Jos 7,1; 1 ehr 4,1) = (Gott) ist mein Weinberg. f) Starke Variation in der Textüberlieferung: MdX&"1Ä, MeAcxxI'IjÄ, MSXI"1Ä, Moxlo'IjÄ; (Ix ~MÄ7JP,. Die oben gegebene Form Malkiel (vgl. Gen 46,17; 1 ehr 7,)1) bedeutet »Gott ist mein König«. 16 a) nCifj 'JI8CX'JIWKOfj cxin'liW: unklar, ob damit die Söhne der unmittelbar vorher genannten Ältesten oder die jungen Männer der Stadt (vgl. 6,18!) gemeint sind; analog unbestimmt ist das folgende ,.die Frauen«. b) .q IlKK'Ä7Joicx vgl. auch 6,11; 7,19; 14,6. 17 a) p,eycxAoP{!'1/p,lWSZ'JI: in den beiden großen »Edomkapiteln« Ez 35 und Ob ist das prahlerische Reden (Ez )5,1); Ob 11) angesichts der Bedrängnis Jerusalems der Anlaß der den Edomitern nach dem ius talionis angekündigten Vernichtung: ,.Wie du getan hast, wird dir getan werden, deine Tat kehn auf dein Haupt zurück« (Ob 15). Judt liest sich wie die erzählerische Umsetzung dieser These, aber auch von Ps 11 (I I), 4: esoÄef}{!8'iJOCXI Id!QtOfj ... yAi;)oocx'JI p,eycxAoPrrTIp'O'JICX (esoÄef}peVro); vgl. 1,15; ),8; 5,15-18; 6,1.8; 14,1).
19 a) Vn8{!"1!P«'JIicx (vgl. auch 9,9) ist zunächst Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten (vgl. Lev 16,18f.; Num 15,10; Dtn 17,11), allgemeiner eine Haltung, die der Lebensführung des Gerechten diametral entgegengesetzt ist (vgl. Ex 18,11). Klassischer Topos für das Schicksal der Übermütigen sind in der frühjüdischen Literatur die Sodomiter (vgl. Sir 16,~; ) Makk 1,5). Was Holofernes in seinem ,.Übermut« großsprecherisch vorhat,
und blicke (gütig) auf das Angesicht derer, die heute für dich geheiligte wurdend.« 20 Dann munterten sie Achior auf und spendeten ihm starken Beifall. 21 Und Usija nahm ihn aus der Versammlung mit in sein Haus, wo er für die Ältesten ein Mahl gab. Und sie riefen den Gott Israels um Hilfe" an jene ganze N achtb hindurch. 4. Die Not der Israeliten (7,1-)2)
VII" I Am darauffolgenden Morgenb aber befahle Holofemes seinem ganzen Heer und all seinem Volk, das zu seinem Kampfverband gehörte, gegen Betulia aufzubrechend , die Wege, die ins Bergland hinaufführen, zu besetzen" und den Kampf gegen die Söhne Israels zu beginnenf • 2 An jenem Tag brachen all ihre Krieger" auf. Die Streitmacht ihrer bewaffneten Männer zählte gleicht auffallend dem Plan des Antiochus N. in 2 Makk 9,14f., der nach 2 Makk 9,4.11 seiner M6Q7/Ip«'JIi« entspringt. Vgl. auch Sir 10,7.12; 15,8. b) Die Gegenüberstellung M6Q7jIJi«'JIi« - $'cx.n'ei'VCllO'~ als Motiv für rettendes Eingreifen Jahwes begegnet in Ps 17,28 und Prv 3,34; vgl. aber auch ähnlich Ps 74,3.22; 113,5-7. V gl. auch zu 4,9. c) Israel als heiliges, Jahwe geweihtes Volk: vgl. Ex 19,6; 2 Makk 1,25; Dan 7,27; 8,25. Sich-Heiligen ist häufig Vorbereitung auf eine gewaltige Begegnung mit Jahwe (z.B. Ex 19,10.14), aber auch Vollzug im Jahwekriegsritual (vgl. Jos 3,5; I Sam 21,6). d) Bittgebet als Aktion des vom Übermut der Feinde bedrängten Israel: vgl. Sir 51,IOf.; zur Funktion der Gebete in Judt vgl. zu 9,2ff. 21 a) Gott als »Helfer«, im Unterschied zu Gott als "Retter« begegnet gehäuft inJes 40-55 (7mal in Jes 41,10-50,9!), in Ps und in 112 ehr, wobei in ehr die gleichzeitig geringe Verwendung von jf hi und 1111 hi auffällt. Hier wird die frühjüdische Theologie deutlich, die ein unmittelbar eingreifendes Handeln Gottes kaum noch bekennt. Auch die Rettung im Juditbuch geschieht unmittelbar durch Judit, der freilich Jahwe »helfend« zur Seite steht. Vgl. auch 7,25.31; 8,11.15.17; 9,4.11. b) Der nächtliche Hilfe- und AngstschIei ist vor allem im Psalter Ausdruck tiefster Not: vgl. Ps 6,7; 22,3; 42,9; 77,3.7; 88,2 .. VII I a) (I 7,1-32 = !S 7,1-25; die stärksten Kürzungen von !S liegen in 7,8-9 (= • 7,8-15) und in 7,10-11 (= .7,16-22); die auffallendsten inhaltlichen Abweichungen bieten 7,6-7. b) Schließt in der Zeitangabe zunächst an 6,21 an und markien so den massiven Kontrast, der zwischen der von Israel erbetenen Hilfe und der beginnenden Großoffensive der Assyrer besteht. c) Mit diesem Befehl, dessen Ausführung dann 7,6 ff. erzählt wird, unterstreicht der Erzähler die Zuspitzung der Bedrängnis Israels, denn nach 4,4-8 war dies genau die Aktion, die der Hohepriester von Jerusalern aus von den Israeliten, besonders von den Bewohnern BetuIias, erwartet hatte. d) a'll«~B11l"JlV8W (eig.: die pferde wieder anjochen, wieder anspanne"ii) entspricht hier und 7,2 hebr. nästf: aus dem Kriegslager aufbrechen, vorrücken; 7,7 und 16,21 bedeutet es »zurückkehren«. e) nQoKr/.$'a.M.p,{Ja'JIso(}«,: jemandem bei der Besetzung (z.B. eines strategisch wichtigen Ortes) zuvorkommen. f) nmei'JI nOkp,O'JI: vgl. 1,5. 2 a) dv'JIot$'6~: vgl. 1,4 sowie 11,8; 16,6.
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hundertsiebzigtausend Mannb Fußtruppen und zwölftausend Reiter, der Troß und die dazugehörigen Mannschaften, die zu Fuß waren, nicht mitgerechnet, eine gar gewaltige Menge. 3 Sie begannen in der Talebene bei Betulia an der Quelle" ihr Lager aufzuschlagen und dehnten sich in der Breite von Dotan bis Belmainb und in der Länge von Betulia bis Kyamon das gegenüber! von Jesreel liegt, aus. 4 Als die Söhne Israels ihre Menge sahen, wurden sie tief bestürze, und einer sagte zum andern: »Jetzt werden diese die Oberfläche des ganzen Landes abfressenb; weder die hohen Berge noch die Täler noch die Hügel werden ihre Last aushalten.« 5 Und sie ergriffen alle ihre Waffen, zündeten auf ihren Türmen" Feuerh an und hielten Wache jene ganze Nacht hindurchc• C,
b) Die 120000 Mann, mit denen Holofernes in 2,15 den Kriegszug begann, sind inzwischen - wohl durch die in den unterworfenen Gebieten ausgehobenen Mannschaften, vgl. 3,6 - auf 170000 Mann angewachsen. a) Die Vorstellung, die der Erzähler von den Wasserquellen in der Gegend von Betulia hat, ist nicht ganz leicht auszumachen. In 6,11 kennt er »Quellen unterhalb von Betulia«, die nicht mehr in der »Ebene«, sondern im »Bergland« sind, wohl »am Fuß des Berges« (6,13), auf dem Betulia liegt. Hier in 7,3 nennt er »die Quelle«, die in der Talebene, bei Betulia, lokalisiert wird. In 7,7 läßt Holofernes »die Wasserquellen« besetzen, während nach 7,12 die Heerführer vorschlagen, »die Wasserquelle, die am Fuß des Berges herauskommt«, zu besetzen. In 7,17 schließlich werden »die Wasserquellen der Söhne Israels« "in der Talebene« unter Kontrolle genommen. Nach 12,7 badet Judit €v 171J l'&CXQEp,/JO).,f/ mt 17ifje; l'&'T/i'ifje; 170V i!6cx170C;. Die in 7,3 und 12,7 genannten Quellen sind wohl identisch; das Lager wird hier aufgeschlagen, um den Wasserbedarf der Soldaten sicherzustellen. Weiter ist die in 7,12 erwähnte Wasserquelle sicher auch in 6,II mitgemeint; unklar bleibt allerdings, wieso es in 6,11 zwei Wasserquellen Betulias gibt. Eine Schwierigkeit ist der geschehensmäßige Zusammenhang zwischen 7,7 und 7, I 2. 17, weil hier anscheinend zweimal Wasserquellen besetzt werden. Entweder löst man die Unstimmigkeit mit Stummer und Groß, S. 539, dadurch, daß man 7,7 als Prolepse erklärt, oder man beläßt hier eine erzählerische Inkonsequenz, oder man deutet die Quelle von 7,12 als die eigentliche Stadtquelle Betulias und die Quellen von 7,17 als sehr allgemeine Angabe über alle möglichen Quellen in der Umgebung! !ß hat das Problem wohl ebenfalls gesehen und es ihrerseits zu lösen versucht, beeinflußt durch ihr Gesamtverständnis, in dem Betulia eindeutigere Züge Jerusalems erhält. Dementsprechend trägt sie hier das Wasserversorgungssystem Jerusalems ein: Die »Hauptquelle« speist nach !ß ein Aquädukt, der Wasser nach Betulia (Jerusalern) hineinbringt, während eine Reihe kleinerer Quellen in der Nähe der Stadtmauern lOad refocillandum potius quam ad potandum« dienen. Holofernes läßt nach !ß den Aquädukt zerstören und die kleineren Quellen besetzen. b) BM/JCXtp, wohl identisch mit Belmain 4,4 (vgl. dort!) und Bwp,6.w 8,3. c) Wahrscheinlich Jokneam (Jos 12,22; 18,11; I Kön 4,12), heute tell qemun, an einem der drei Pässe von der Jesreel-Ebene in das mittelpalästinische Bergland bzw. nach Süden überhaupt! d) Am Westrand der Jesreel-Ebene, an deren Ostrand Jesreelliegt. 4 a) Zum Leitmotiv »Furcht/Bestürzung« vgl. oben die Einleitung II, 2. b) EKÄEiXEI'V »auslecken« (mit der Zunge), vollständig kahl fressen (z.B. Vieh); das gleiche Bild auch Num 22,4, wo es auch als Abfressen des Viehs erläutert wird. a) 58, 583,2 präzisieren: auf den Türmen der (Stadt-)mauem. b) l'&vQcxi »Signalfeuer«, "Warnfeuer« für die anderen Orte Israels (vgl. I Makk 12,28f.;
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6 Am nächsten Taga ließ Holofemes seine ganze Reitereib ausrücken in Richtung auf die Söhne Israels in Betulia zu, 7 er kundschaftete die Wege aus, die zu ihrer Stadt hinaufführten und spürte die Wasserquellen" auf, er besetzte sieb und stellte dort Posten bewaffneter Männer auf, während er selbst zu seinen Leuten zurückkehrte. 8 Da kamen zu ihm alle Oberhäupter der Söhne Esaus", alle Anführer des Volkes von Moab und die Befehlshaber der Meeresküste und sagten: 9 »Möge doch unser Gebieter ein Wort anhören, damit deine Streitmacht kein Schaden" treffeb. 10 Dieses Volk der Söhne Israels vertraut nicht so sehr auf seine Speere, als auf die Höhen der Berge", auf denenb sie wohnen, denn es ist nicht leicht, auf die Gipfel ihrer Berge hinaufzukommen. I I Darum, Gebieter, beginne den Krieg gegen sie nicht mit dem üblichen Kampf des Heeresaufgebotes", und kein einziger deiner Leute wird dann fallen. I2 Bleibe in deinem Lager und erhalte dir so jeden Mann aus deiner Streitmacht. Deine Sklaven sollen die Wasserquelle", die am C
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Jer 6,1 im Kontext des 4. Lachischbriefes); einige Textzeugen und 2 haben den Singular "Feuer« und denken wahrscheinlich an Feuer für die Wachen. c) Vgl. die veränderte Situation gegenüber 6,.11. a) Am Tag nach dem Aufschlagen des Lagers 7,1-3 bzw. am zweiten Tag nach der Auslieferung des Achior 6,11-13. b) ,.Die Entfaltung von Kavalleriemassen ist gegenüber einem des Reiterkampfes ungewohnten Volke wie Israel 4 Kg 18,13 = Is 36,8 eine eindrucksvolle Demonstration« (Stummer und Groß, S. 539). a) Vgl. zu 7,3· b) a.m-a!;/a.m-a.'i!; bezieht sich sowohl auf die Wege (vgl. 7,1) wie auf die Quellen (anders z. B. Enslin, S. 101). c) CD" läßt nrtQSp./JoM!; weg, wohl aus stilistischen Gründen, weil sie diese Wachabteilungen nicht gleich "Lager« nennen will; na.Qsp./Jo)..7j ist in 6,11; 7,11.17.10; 10,18; 11,7; 13,10; 14,3.19; 15,5.6.11 ein mehr oder weniger größeres »Lager«, während es hier 7,7 und 7,31 eher "Posten« meint; zu na.Qsp./Jo)..f/ in 16,2 siehe dort! a) Anders als in 5,1, wo neben den Heerführern aus Moab und von der Meeresküste auch noch "die Befehlshaber von Ammon« aufgeführt waren, bleiben die letzteren nach der Auslieferung Achiors unerwähnt; in 7,17 ist konsequenterweise auch nur vom ltLager der Söhne Ammons« die Rede, das an der Aktion anderer (!) beteiligt wird. Neu hinzukommen, gewissermaßen als Stellvertreter Achiors, die Oberhäupter der Söhne Esaus, d.h. die Edomiter (vgl. Gen 15,11-30; 17,41). Diese ,.Erbfeinde Israels« drängten vor allem nach 587, zum Teil unter dem Druck der Nabatäer, von Südosten her in altangestammtes jüdäisches Gebiet, bis hinauf nach Hebron. In der Makkabäerzeit, also der Entstehungszeit von Judt, finden erbitterte Auseinandersetzungen mit diesen "Söhnen Esaus« statt (vgl. I Makk 4,61; 5,3.65). a) .(}Qa.fX1p.a.: das Zerbrechen, Zertrümmern eines Gefäßes bzw. das Zerbrochene; was hier verhindert werden soll, tritt dann aber - das ist die Ironie des Erzählers, die er mit dem Wort .(}Qa.fX1p.a./<{JoQa.Vro durchspielt - doch ein: vgl. 9,10; 13,5; 13,14. b) Was Achior 5,10f. theologisch begründete, wird hier in der Substanz ähnlich, nun aber strategisch erläutert, wieder aufgegriffen! a) Vgl. I Kön 20,23-18; auch Judit wird den Nachweis liefern, daß die Wirkmächtigkeit des ltBerggottes« Jahwe (Gott des Zion/Sinai) nicht auf die Berge beschränkt ist! b) lw oI!; ... lw a.m-o'i!;: Hebraismus. a) na.Qa-ra.st!; vgl. 1,6; 1,15; 5,13; 16,11; hier ist die offene Feldschlacht gemeint. a) Vgl. zu 7,3.
Fuß des Berges herauskommt, besetzt halten, 13 denn von dort müssen alle Bewohner Betulias ihr Wasser holen. So wird der Durst sie umbringen', und sie werden ihre Stadt ausliefernb . Wir aber und unsere Leute werden auf die Gipfel der in der Nähe liegenden Berge hinaufsteigen und auf ihnen ein Lager aufschlagen, das wachen soll, daß auch nicht ein einziger Mann aus der Stadt herauskommt. 14 Sie, ihre Frauen und ihre Kinder werden hinschwinden vor Hunger" und in den Straßen ihres Wohnorts niedergestreckt werden, noch ehe das Schwert über sie kommt. 15 So wirst du es ihnen mit schlimmer Vergeltung vergelten', daß sie Widerstand geleistet haben und dir nicht mit einer Friedensbotschaft entgegengekommenb sind.« 16 Ihre Worte fanden Gefallen bei Holofernes und bei all seinen Dienern, und er befahl, alles auszuführen, was sie gesprochen hatten. 17 Das Lager der Söhne Ammons und mit ihnen fünftausend Söhne Assurs brachen auf, sie bezogen Lager in der Talebene und besetzten die Wasserreservoirs und die Wasserquellen der Söhne Israels. 18 Die Söhne Esaus und die Söhne Ammons stiegen in das Bergland gegenüber von Dotan hinauf und bezogen dort ihr Lager; sie sandten auch Leute nach Süden und nach Osten in die Gegend gegenüber Egrebel, das in der Nähe von Chus am Bach Mochmur liegt'. Das übrige 13 a) oWa'08i'll: vgl. 1,12; 15,4; 16,4: die Stellen interpretieren das Schicksal des Holofernes und seines Militärs wieder beziehungsreich nach dem ius talionis. b) Die Anlage größerer Siedlungen ist in Palästina nachweislich seit frühester Zeit vor allem auf das Vorhandensein von Quellen bzw. Grundwasserbrunnen zurückzuführen, wobei die Siedlungen selbst aus Verteidigungsgründen wenn möglich auf einer Anhöhe lagen. Dadurch waren die Quellen und Brunnen im allgemeinen außerhalb der Umfassungsmauern der Siedlungen. In Kriegszeiten wurden sie deshalb an vielen Onen durch besondere Maßnahmen geschützt und durch Einstiegsschächte, die vom Innern der Siedlungen auf den Quellkopf hin vorgetrieben wurden, zugänglich gemacht (vgl. z. B. die archäologisch erforschten Wasserschächte von Hazor, Megiddo, Gibeon, aber auch für Jerusalem den Hiskija-Tunnel). Der Erzähler nimmt für »sein« Betulia keine derartige Wasserversorgungsanlage für den Kriegsfall an. 14 a) Vgl. zur Wendung Dtn 32,24. 15 a) ciw-ranod,6lwa, ä.'ll'ranMop,a.: bezeichnet vor allem die eschatologische Vergeltung durch Jahwe (vgl. Jes 34,8; 35,4; aber auch Dtn )2,36-42; Hos 9,7). Möglicherweise lag im hebräischen Original ein Wortspiel vor: du wirst ihnen lillum (ä.'ll'ranMop,a) geben, weil sie nicht mit der Bitte um latam (eiO"rv7l) gekommen sind. Zur Bedeutung von lillum als eschatologischer Strafvergeltung, die durch die von Gott als bevollmächtigte und befähigte Vollstreckerin eingesetzte Qumran-Kampfgemeinde vollzogen wird, vgl. Karl-Heinz Müller: Anstoß, S. 30 (s. au V,n). b) OVK rinij'll'r'1j(Ja.'11 -rtp npooWnep (JOV: Hebraismus, von ~,4 her »zur kultischen Verehrung entgegenkommen« (vgl. Ex 19,17; Am 4,12). . 18 a) Nach 7,13 muß es sich um One in der Gegend von Betulia handeln. Für Egrebel käme dann das heutige 'arräbe (I:Iarabu in den Amamabriefen), ca 5 km südwestlich von teil dötän in Betracht; der Bach Mochmur und der On Chus lassen sich allerdings mit keinem der don überlieferten Namen in Verbindung bringen. Eine andere, m.E. aber nicht mit 7,13 vereinbare Identifizierung geben Stummer und Groß, S. Hof.: »Egrebel ist 'Aqraba(t) ... heute 'Agrabe südöstlich von Näblus; Chus wohl Qiiza westlich der modemen Straße von Jerusalern nach Näblus in der Nähe des Wädi Achmar, dessen
Heer der Assyrer lagerte in der Ebene und deckte das ganze Angesicht des Landes zu. Ihre Zelte und ihr Gepäck bildeten ein riesiges Lager. Es war eine gar gewaltige Menge. 19 Die Söhne Israels aber schrien zum Herrn, ihrem Gott, denn sie waren kleinmütig' geworden, weil all ihre Feinde sie umringten und es unmöglich war, aus ihrer Mitte zu entkommen. 20 Als das ganze Heer" Assurs, die Fußtruppen, die Wagen und die Reiter, wie ein Ring um sie blieb, vierunddreißigb Tage lang, ging allen Bewohnern von Betulia das Wasser in all ihren Gefäßen aus. 21 Auch die Zisternen wurden leer". Sie konnten sich an keinem einzigen Tag satt trinken, weil ihnen das Wasser zum Trinken nur abgemessenb gegeben wurde. 22 Ihre Kinder wurden wie leblos, die Frauen und die jungen Männer wurden ohnmächtig vor Durst und fielen auf den Straßen der Stadt und in den Tordurchgängen um', w~il sie keine Kraftb mehr hatten. 23 Da versammelte sich das ganze Volk, die jungen Männer, die Frauen und die Kinder, gegen Usija und die Oberhäupter der Stadt, schrien mit lauter Stimme und sagten zu all den Ältesten: 24 »Gott sei Richter zwischen euch und uns', weil ihr uns großes Unrecht angetan habt, indem ihr
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Name sehr gut eine Arabisierung von Mochmur sein kann. Durch die Ausdehnung der Front bis Egrebel und Chus wird der Belagerungsring um Betylua gegen Entsatz- und StöIVersuche von Jerusalem und dem Jordangraben her gedeckt, durch die Linie Kyamon-Betylua gegen Angriffe aus der Esdrelonebene. Da das Küstenland von Holofernes besetzt war, 3,6, ist es nicht nötig, diese Front bis zur Karmelspitze vorzuschieben. Wie in der Schilderung der Auslieferung Achiors 6,1l-14, so bekundet der Verfasser auch hier Sinn für militärische Situationen.« a) cllÄl.'I'O'Ij1bX'Ioev '/iO 3f'l16'Op,a ain;iiW: ihre Lebenskraft, ihr Lebensmut war kurzatmig geworden; vgl. die gleiche Wendung in Ps 76,4 CI. a) 01J'J/rJ.)'wyfj.v 74,76, 106, 107,46,64 u.a. gegen 3fal]ep,poNij ClB CI" (JA u.a.; vgl. Hanhart, S.87f. b) Die Textüberlieferung schwankt in der Angabe der Dauer der Belagerung: 19, 108 vierzehn Tage und einen Monat; 2 vier Tage und zwei Monate; t8 zwanzig Tage. Die in CI" QjA ClB überlieferte Zahl 34 ist eine theologisierende Bildung: »Zählt man die 5 Tage Wartezeit, die Ozias 8,30 vorschlägt, und den Tag, an dem Gott sein Volk durch Judit >heimsucht< 8,3), hinzu, so kommt man auf eine Gesamtzahl von 40 Tagen, die als schematisch und symbolisch anzusehen ist. Wenn die Not auf ihrem Höhepunkt angelangt ist (39 Tage), dann bringt Gott am 40.Tage die Wende zum Heil« (Stummer und Groß, S. 541). Mit den 40 Tagen der Not Israels korrespondieren die 40 Monate der Witwenschaft Judits in 8,4. a) Die Regenzeit (Oktober - Mai), in der die Zisternen sich füllen, ist nach dem zeitlichen Ablauf des Juditbuches längst vorbei bzw. noch nicht wieder da. b) Erinnen an Ezechiels Zeichenhandlung, in der er die Belagerung Jerusalems darstellt, vgl. Ez 4,1l. a) Die in 7,14 vorgeschlagene Taktik beginnt wirksam zu werden; zur Schilderung vgl. Thr 2,11.19; 4,4. b) Jq!a'/iatwotS: Vermögen, durch das jemand mächtiger ist als ein Gegner, eine Bedrängnis; vgl. 1,13; 13,7. a) Verwünschungs- bzw. Fluchformel, mit der jemand sein Recht bzw. seine Unschuld einklagt (vgl. z.B. Gen 16,5; 31,53; Jdc 1l,27; I Sam 24,13.16). In abgewandelter Form
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den Söhnen Assurs keine Friedensbotschaft gesandt habt. 25 Jetzt gibt es für uns keinen Helfer mehr, sondern Gott hat uns in ihre Hände verkauftb, so daß wir vor ihren Augen niedergestreckt werden vor Durst und in schrecklicher Vernichtung. 26 Darum ruft sie herbei und liefen' die ganze Stadt den Leuten des Holofernes und seiner ganzen Streitmacht zur Plünderung aus. 27 Denn es ist besser für uns, ihnen zur Beute zu werden. Wir werden zwar zu Sklaven werden, aber wir werden am Leben bleiben und brauchen nicht mit unseren eigenen Augen mitanzusehen, wie unsere Säuglinge tot sind und unsere Frauen und Kinder ihr Leben verlieren". 28 Wir rufen zu Zeugen an gegen euch Himmel und Erde", unseren Gott und den Herrn unserer Väter, der das Strafgericht an uns vollstreckt gemäß unseren Sünden und den Sünden unserer Väter, daß er nicht ausfühnb, was wir am heutigen Tag gesprochen haben.« 29 Und es entstand ein heftiges Klagen inmitten der Versammlung, die alle der gleichen Meinung waren, und sie schrien mit lauter Stimme zu Gott, dem Herrn". 30 Da sagte Usija zu ihnen: »Faßt Mut", Brüderb! Wir wollen noch fünf Tagec durchhalten, in denen der Herr, unser Gott, uns sein Erbarmend wieder zuwenden wird, denn er
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werden damit in Ex 5,21 die Vorwürfe gegen Mose und Aaron wegen ihrer falschen Taktik gegenüber dem Pharao eingeleitet. a) Die Not der Belagerten steigen sich hier zur Glaubenskrise: die Situation des Gottesvolks auch im 2.Jh.; zur Bedeutung von fJOfJ'{}Or; vgl. zu 6,2I. b) Vgl. zur Vorstellung Est 7,4; Bar 4,6. a) Vgl. die Prognose in 7,13. a) Diese fatalen Alternativen kennzeichnen auch das murrende Israel in der Wüste angesichts der Bedrohung durch das Heer des Pharao (vgl. Ex 14,12) und wegen des fehlenden Trinkwassers (vgl. Ex 17,3; Num 20,2-5). In allen Fällen fühn die Verzweiflung zur Rebellion gegen die Anführer (Mose bzw. Mose und Aaron) des Volkes - wie hier! a) V~. Dtn.4,26; 30,19; 1 M~ 2,p. ~ 6Irtp.arrr;vQ6~rt »wir beschwören ~uch bei«. b) QVI Q)A IWt p,.q 3fOlTJOf.} (leCt1o dlfficihor!) Gott solle rucht ausführen, was sie gesprochen haben, nämlich: daß er schließlich alle vor Durst umkommen läßt; (I" i'llOt 3fOl.qOf.}: daß du (Usija) tust (Medium!), was wir gesprochen haben, nämlich: daß du die Stadt auslieferst. 2 ut faciatis: daß ihr tut (lectio facilior, da zu Beginn des Satzes Usija und die Oberhäupter der Stadt angesprochen sind!); vgl. auch tB ut iam tradatis civitatem in manu militiae Holofernis. Doch vgl. auch 7,31, wo eindeutig Usija Subjekt ist und md ,/;,cX Qfjp,rt,/;,rt vp,fiYv die Übergabe der Stadt meint. a) tB schiebt hier ein Gebet in direkter Rede ein, das weitgehend eine Anthologie aus Ps 106,6; Dan 9,5.15; Ps 79,9-10; Neh 9,33; Ps 1l5,2; JOel2,17 darstellt. a) Vgl. die gleiche Aufforderung des Holofernes an Judit in 1l,I.3. b) Beachte den Kontrast in der Anrede zu 7,24! c) Vgl. zu 1,13 bzw. zu 7,20. d) In der Sache meint Usija hier einen durch das Erbarmen Gottes geschickten Regen, der die Zisternen wieder füllt (vgl. 8,31). Worin das Erbarmen Gottes wirklich besteht, auf das Israel bauen und das zum Durchhalten auch in der Bedrängnis des 2.Jh. ermutigen soll, sagt dann 13,14 Judit; vgl. auch die Bitte in 6,9. e) sir; '/;'0 dAor;: der Erzähler spielt hier vielleicht auf das Ende der 40tägigen Notzeit an; möglicherweise bezeichnet die Wendung aber auch die definitive Vernichtung. f) Vgl. die Wendung in 1 ehr 28,9·
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kann uns nicht bis zum Ende· verlassenf. 31 Wenn aber auch diese Tage vergangen sind, ohne daß uns Hilfe zuteil wird, werde ich ausführen, was ihr gesprochen habta.« 32 Dann schickte er das Volk auseinander, jeden an seinen Postena, und sie gingen wieder auf die Mauer und Türme ihrer Stadt. Die Frauen und die Kinder aber schickten sie in ihre Häuser zurück. Und ,es war große Niedergeschlagenheitb in der Stadt.
Dritter Teil: Jahwe erweist sich an Nebukadnezar als Gott (8,1-16,2.5) I.
Plädoyer Judits (8,1-)6)
VIlla 1 Davon hörteb in jenen Tagen Judit die Tochter Merarisd, des Sohnes des Uz, des Sohnes Josefs, des Sohnes Usiels, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Hananjas, des Sohnes Gideons, des Sohnes Rafains, des Sohnes Ahitubs, des Sohnes Elijas, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Eliabs, des Sohnes Natanaels, des Sohnes Schelumiels, des Sohnes Zurischaddais, des Sohnes Simeons, des Sohnes· Israelsf. 2 Ihr Mann war Manassea, aus ihrem Stamm C,
31 a) Die Alternative des Usija ist nur scheinbar von Vertrauen auf das helfende Erbarmen des Gottes Israels getragen; sie stellt Gott ein Ultimatum und ist nach den Worten Judits in 8,12 eine Versuchung Gottes. Damit ist der religiöse Nullpunkt in der ErZählung erreicht. 32 a) ncxQslI-fJol+!: vgl. zu 7,7. b) -rcxnsi1lCJJO!!; noM.q markiert den Tiefpunkt des zweiten Teils des Juditbuchs, aus dem Judit im dritten Teil das Volk herausführt. Das Wort deutet aber bereits an, daß Jahwe, der Gott der Erniedrigten (9,1I), diese Situation nicht hinnehmen wird. Zur Verwendung von -rcxn8l'VOf1v/-rcxnei'llClJO!!;/-rcxn8l'llO!; (4,9; 5,1I; 6,19; 7,32; 9,1I; 13,20; 16,1I) vgl. oben zu 4,9. VIII I a) t8 8,1-34 (= 8,1-36 Q) läßt einige Passagen von Q) weg (z.B. V. 21-23), kürzt mehrmals (z.B. V. lI-I 6.29), fügt aber auch wieder »Eigenarbeit« ein (z.B. V. 2 4-2 7.3 1). b) Auch der zweite Teil von Judt wird in 4,1 so eingeleitet; vgl. auch 8,9. c) Zur Bedeutung des Namens und der Gestalt vgl. oben die Einleitung II, 3 und 4. d) Die Textüberlieferung der Genealogie ist wieder stark schwankend (vgl. die Diskussion bei Priero, S. 83 f.); besonders auffallend ist dabei, daß nur 23 und 108 ,.des Sohnes Simeons« bieten, obwohl dies nicht nur der Genealogie Simeon - Zurischaddai - Schelumiel in Num 1,6; 2,12; 7,36.41; 10,19 entspricht, sondern zugleich das in 9,2 zur Sprache kommende Interesse des Erzählers erforderlich macht (vgl. zu 9,2). Nach Bruns, S.I9-22, spiegelt die Auswahl der Namen die Namenstradition der ägyptischen Diaspora zwischen dem 5. und dem I.Jh. wider (Indiz für den Adressatenkreis? vgl. die Einleitung!). Im einzelnen handelt es sich um Eigennamen, die durchgängig biblisch belegt sind: Merari (Num 26,57), Uz (I ehr 1,42; Neh 12,19), Josef (Gen; Neh 12,14), Usiel (I ehr 23,12), Hilkija (2 Kön 22,8; Neh 12,21), Hananja Oer 28,1; Neh 12,12), Gideon (Num 7,65; Jdc 6,11), Rafain (Rafaja? 1 ehr 4,42), Ahitub (2 Sam 8,17), Elija (I Kön 17-19; Esr 10,21), Eliab (Num 1,9), Natanael (Neh 12,21). e) Die auffallend lange Genealogie Judits dient zunächst dazu, ihre theologisch gesehen
und ihrer Sippeb. Er aber war in den Tagen der GerstenemteC gestorben. 3 Als er nämlich die Garbenbinder auf dem Felde beaufsichtigte, traf ihn ein Hitzschlag; er legte sich auf sein Bett und starb' in seiner Heimatstadt Betulia. Man begrub ihn bei seinen Vätemb auf dem Acker zwischen Dotan und BelmaYnc• 4 Nun lebte Judit schon drei Jahre und vier Monate' in ihrem Haus zurückgezogen als Witweb. 5 Auf dem Dach ihres Hauses hatte sie ein Zelt errichtet', um ihre Hüften hatte sie den Bußsaqb gelegt, und sie trug die Kleider einer Witwe. 6 Sie fastete, seit sie Witwe war, alle Tage, außer am Vortag des Sabbat und am Sabbat, am Vortag des Neumonds und am Neumond, an den Fest- und Freudentagen des Hauses Israel. 7 Sie war
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»vornehme Herkunft« zu illustrieren und sie in die Geschichte Israels einzuordnen (vgl. die Genealogien Davids und Esras in Ru 4,18-22; Esr 7,1-5). Darüber hinaus entspricht sie der in nachexilischer Zeit starken Tendenz, sich als ,.wahrer Israelit« durch eine entsprechende Genealogie ausweisen zu wollen bzw. zu müssen (vgl. Esr 2,59-62; Neh 7,64). Dadurch, daß Judits Genealogie bis auf Jakob/Israel zurückgeführt ist, ist Judit zugleich als »Verdichtung« der Geschichte Israels dargestellt. f) "Wenn hier der Patriarch mit seinem besonderen Würdenamen Israel genannt wird, so ist das sicherlich nicht reiner Zufall, da er noch im gleichen Kapitel mit seinem eigentlichen Namen Jakob angefühn wird (V. 26). Offenbar will der Verfasser auch durch diese kleine Nuance in der Ahnenreihe Judiths seine Heldin als typische Vertreterin des wahren Israel erscheinen lassen« (Haag, S. 38). Vgl. ähnlich die Verwendung des Namens Israel für Jakob in den Chronikbüchern. a) Vgl. den Namen als Stammes- (Gen 41,51), Königs- (2 Kön 20,21) und ,.Privat«-Name (Esr 10,3°). b) Vgl. die stammesinterne Ehe bereits in den Vätererzählungen (Gen 24), besonders betont im Frühjudentum (z.B. Tob 1,9; 4,12f.; 6,12); vgl. auch die »Mischehenpolemik" bzw. das .. Mischehenverbot« (Esr 9). c) Im Monat Mai (vgl. Jdc 8,2; 2 Sam 21,9; Ru 1,22). a) Vgl. 2 Kön 4,18ff. b) Ein solches Erbbegräbnis bei den Vätern ist nicht nur die Hoffnung eines guten Israeliten (vgl. Gen 49,29), sondern zugleich Zeichen einer alteingesessenen, reichen Familie (für Arme und Ausländer gibt es nur Gemeinschaftsgräber). c) BcxMx~Qw, wohl identisch mit Belmain (4,4) bzw. Belbaim 7,3; siehe zu 4,3' a) Zur Korrespondenz dieser 40 Monate Witwenschaft Judits mit den 40 Tagen der Bedrängnis Betulias vgl. zu 7,20. b) Als Witwe ist Judit Typos des exilischen/nachexilischen Jerusalem/Zion, die in einer eigenanigen Ambivalenz lebt: vom Blickpunkt Israels und der Völker aus ist Jerusalern die vereinsamte und verlassene Witwe (vgl. Thr 1,1.2.5; Jes 49,14), vom Blickpunkt Jahwes aus gilt ihr die große eschatologische Wende (vgl. Jes 54,1.4-8; 60,15; 62,4f.), zumal Jerusalem/Zion als Witwe unter dem besonderen Schutz Jahwes, des Königs, steht (vgl. Ex 22,21-23; Dm 10,I7f.; Ps 68,5 f.; 146,9; Mal 3,5). a) »Für das orientalische Haus ist zu allen Zeiten das Flach-Dach (hebr. gäg) kennzeichnend, das durch eine Balken- oder in der älteren Zeit Baumstamm-Lage gebildet wird ... folgte ein Lehmschlag, der mit einer Walze ... geglättet wurde ... Das Flach-Dach war durch eine Treppe oder Leiter zugänglich. Auf dem Dach hielt man sich gerne auf adc 16,27; 2 Sam II,2; Jes 15,3; 22,1) und breitete neben anderem Trauben und Flachs aos 2,6) zum Trocknen aus, man schlief auch don unter freiem Himmel (Prv 21,9 ... ) oder in einem auf dem Dach aufgebauten Zelt (2 Sam 16,22)« (BRL2, S. 54). b) Vgl. zu 4,10.
schön von Gestalt und von sehr reizendem Aussehena. Ihr Mann Manasse hat ihr Gold und Silber, Knechte und Mägde, Vieh und Felder hinterlassen, die sie in ihrem Besitz behielt. 8 Es gab niemand, der ihr etwas Böses nachsagte, denn sie fürchtete Gott sehr. 9 Sie hörte von den schlimmen Reden des Volkes gegen das Stadtoberhaupt, weil sie kleinmütiga geworden waren wegen des Wassermangels, und Judit hörteb von allen Worten, die Usija zu ihnen gesprochen hattee, wie er ihnen geschworend hatte, die Stadt nach fünf Tagen den Assyrern auszuliefern. 10 Da sandte sie ihre Leibmagda, die ihrem ganzen Besitz vorstand, und ließ Kabri und Karmi, die Ältesten ihrer Heimatstadt, rufenb. I I Als sie zu ihr kamen, sagte sie zu ihnen: »Hört mich ana, ihr Oberhäupter der 7 a) Die Schönheit Judits spielt bei ihrer Rettungstat eine wichtige Rolle: 10,4.7.14.19.21.23; 12,13; 16,6.9. Der Erzähler kommt hier nicht nur dem literarischen Geschmack seiner Zeit entgegen (vgl. dazu oben die Einleitung), sondern reiht Judit damit ein in die Gruppe der "Stammütter« Sara, Rebekka und Rahel (vgl. Gen 12,11.14: Sara; Gen 24,16; 26,7: Rebekka; Gen 29,17: RaheI). Aber auch von den beiden großen Gründergestalten Israels, Mose und David, betont die Tradition die außergewöhnliche Schönheit (vgl. Ex 2,2; 1 Sam 16,12); auch die beiden Idealgestalten des nachexilischen Judentums, Ester und Daniel, gelten als besonders »schön« (vgl. Est 2,2.3.7; Dan 1,4). Vor allem aber dürfte die Schilderung des Königs in Ps 44,3-9 als ,.Vorlage« gedient haben. Zum versucherischen Aspekt der Schönheit Judits vgl. zu 10,4. 8 a) Judit wird in V. 6-8 als Idealgestalt des gottesfürchtigen Israel geschildert, wobei Anklänge an Ps II2 nicht zu übersehen sind (vgl. 112,1.3.7; eine Entsprechung zur Tat Judits könnte 112,8 sein). Zum Leitmotiv »Gottesfurcht« vgl. auch 8,31; II,17. 9 a) Vgl. 7,19· b) Durch zweimaliges KIll tjKOV06'II (erst beim zweiten wird Judit als Subjekt genannt!) greift der Erzähler die in 8,1 ebenfalls mit KIll 7]KOV06'll begonnene Handlung wieder auf, die er durch das "Charakterbild« Judits in 8,2-8 unterbrochen hatte. c) Judit wird von Anfang an deutlich von beiden in Betulia vertretenen Positionen abgesetzt. d) "Wohl nicht ohne Absicht wird erst in diesem Kapitel (vgl. 8,9.11.3°) die Zusicherung des Ozias, die nach 7,31 ohne Anrufung des Namens Gottes erfolgt ist, als Schwur bezeichnet. Sachlich hat Stummer zwar recht, wenn er auf die im späteren Judentum hervortretende Neigung hinweist, schon die im Affekt oder in feierlicher Form gegebene Zusage als Schwur zu betrachten. Aber die ausdrückliche Betonung der eidlichen Zusage, die das endgültige und unumstößliche Versprechen eigens hervorhebt, soll wohl an unserer Stelle noch einmal die ganze Ausweglosigkeit der Situation erkennen lassen. Der Eid des Ozias erscheint gleichsam als die Besiegelung der Mutlosigkeit des Volkes. Menschlich gesehen gibt es nun keine Rettung mehr. Nur ein Wunder Gottes kann noch Abhilfe schaffen. Aber unter welchen Bedingungen? Das wird Judit in einer grundlegenden Rede zur Deutung der gegenwärtigen Situation klar herausstellen« (Haag, S. 39f.). 10 a) Sie wird 8,10.33; 10,2.5.17; 13,9; 16,23 als iifJllcx bezeichnet, während sie 12,15.19; 13,3 oovMj genannt wird. Sie begleitet Judit auf ihrem Gang in das Lager des Holofernes und wird am Ende der »story« von Judit freigelassen (16,23). b) Obwohl Usija in 8,28 und 8,35 auf die Rede Judits antwortet, wird er hier in 8,10 von (BB CD" Q)I\ 19, 108,319 nicht erwähnt; seine Nennung in mehreren Handschriften dürfte eine Korrektur sein. 11 a) Sog. Aufmerksamkeitsruf, wie er vor allem für die Weisheitstradition charakteristisch ist, vgl. z.B. Prv 8,}2; 2 Sam 20,17; Jdc 9,7; Am 3,1.
Bewohner von Betulia, denn nicht rechtb war eure Rede, die ihr heute vor dem Volk gehalten habt, als ihr diesen Eid, den ihr gesprochen habt, zwischen Gott und euch gestellt und erklärt habt, die Stadt euren Feinden auszuliefern, wenn uns der Herr nicht inzwischen Hilfe zuteil werden läßt. 12 Nun aber, wer seid ihr eigentlich, daß ihr am heutigen Tag Gott versucht" und euch inmitten der Menschensöhne b an die Stelle< Gottes gestellt habt? 13 Ihr wollt jetzt den Herrn, den Allherrscher, erforschen" und werdet doch bis in Ewigkeit nichts erkennen. 14 Nicht einmal" die Tiefe des Menschenherzens könnt ihr ergründen und das Denken seines Geistes könnt ihr erfassen. Wie wollt ihr dann Gott, der dies alles geschaffen hat, untersuchen? Wie wollt ihr seine Gedanken erkennen und seinen Ratschluß begreifenb? Nein, Brüder, reizt den Herrn, unseren Gott, nicht zum Zorn<. 15 Auch wenn er uns in diesen fünf Tagen nicht helfen will, hat er die Macht, uns, solange er will, zu schützen oder uns vor unseren Feinden zu vernichten. 16 Ihr aber erzwingt" nicht die Ratschlüsse des Herrn, unseres Gottes, denn Gott ist nicht wie ein Mensch, dem man drohen kann, noch wie eines Menschen Sohn, den man zur (schnellen) Entscheidung drängenb kann. 17 Darum wollen wir auf Rettung, die von ihm kommt, warten und ihn um Hil-
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b) wtJof/r; (in tu häufig für klass. eiYlHJr;): gerade, vom geraden Weg nicht abweichend. Der Vorwurf greift das entsprechende Motiv in der Achiorrede (5,8.18) auf; die Wendung ..das Rechte in den Augen J ahwes tun/nicht tun« ist vor allem in der dm/ dtr literatur eine Kurzfassung der zur Katastrophe von 587 führenden Sündengeschichte Israels. In 13,20 wird Judit dann konsequenterweise als »auf dem rechten Wege wandelnd« gefeiert. a) »Gott versuchen« war das typische Verhalten der Wüstengeneration: "Immer wieder versuchten sie Gott, sie erinnerten sich nicht an seine Hand« (Ps 78,40f.; vgl. zum Motiv von der rettenden/helfenden Hand in Judt oben die Einleitung!). Ex 17,7 beschreibt »versuchen« als den Zweifel ,.Ist Jahwe nun unter uns oder nicht?« (vgl. auch Num 14,22; Dm 6,16-18: hier ist »versuchen« ein »nicht tun, was recht ist«; Jes 7,12; Ps 78,17-22; 95,9; 106,14)· b) Möglicherweise soll durch vioi ä,vfJoQCMfOl auf die Situation der Schwachheit und Erniedrigung der Bevölkerung angespielt werden. c) Wree: weil sie Gott eine Fünftagesfrist gesetzt haben, von deren Verlauf sie ihre Entscheidung abhängig machen, übernehmen sie selbst das Gott zustehende Gesetz des HandeIns. a) tS~a~ew »untersuchen, erforschen« (z.B. Sap 6,3; Sir 3,21), »einem peinlichen Verhör unterziehen« (z.B. Dm 19,18). a) Ö~I ... oiJ leitet hier einen selbständigen Satz ein. b) Vgl. Ps 40,6; 92,6; 139,17; Hi 42,3;Jes 40,13f.; 45,15; 55,8; bes. Sap 1,2 (»Gott läßt sich von denen finden, die ihn nicht versuchen«) und 9,13. c) Vgl. II,II. a) evexvQ~ew »von einem ein pfand zur Sicherheit nehmen«, ,.jemandem etwas mit Zwang als Pfand wegnehmen«. b) iJla;I~7rf}fj'IICXl: entweder abzuleiten von iJla;l~a'll »entscheiden, als Schiedsrichter entscheiden« oder von iJla;I~ei'll »erfragen, erbitten«, wobei in beiden Fällen das durch das Passiv angegebene Moment des Zwanges zu unterstreichen ist. Die Lesart iJla;Q~7rf}fj'lltXl »hingehalten werden« ist durch Num 23,19 tu ausgelöst.
"fe anrufen. Er wird auf unsere Stimme hören, wenn es ihm gefällt. 18 Es gab ja in unserem Zeitalter und es gibt an diesem heutigen Tag unter uns weder einen Stamm noch eine Sippe, weder einen Gau noch eine Stadt", die von Menschenhand gemachte Götterb anbeten, wie dies in früheren Zeiten geschahc ; 19 deswegen wurden ja unsere Väter an das Schwert und zur Plün-: derung freigegeben" und erlitten einen schweren Zusammenbruchb vor unseren Feinden. 20 Wir aber kennen keinen anderen Gott als ihn allein". Deshalb hoffenb wir, daß er uns und unser GeschlechtC nicht verlassend wird. 21 Wenn wir nämlich genommen werden, wird auch ganz Judäa niedergeworfena und unser Heiligtum geplündert werden. Er aber wird von uns b Rechenschaft fordern über dessen Entweihung, 22 die Ermordung unserer Brüder, die Entvölkerung des Landes und die Verwüstung unseres Erbbesitzes wird er auf unser Haupt kommen lassen" inmitten der Völker, wo wir Sklaven sein werden, und wir werden zum Anstoßb und zum Spotte werden 18 a) Die Aufzählung orientiert sich an den entsprechenden Passagen in Dm 13,12-17; 29,18. b) Vgl. Jes 44,9-17; Jer 10,3 f.; Ps 115,4-7. c) Angesichts der in Jes 57,5; 65,3.11; Sach 10; 13,2; I Makk 1,55; 2,23; 2 Makk 4,19f.; 12,40 durchscheinenden abweichenden Realität ist diese These Judits wohl als Programm gemeint! 19 a) Vgl. zu 2,7. b) mwIW P,irta m;(i)WI. (vgl. das »Fallen« Babels Jes 21,9; Jer 51,8.44; das Fallen der »Jungfrau Israel« Am 5,2; das »Fallen« der Erde beim eschatologischen Strafgericht Jes 24,20); vgl. zu 13,20. 20 a) Das muß Israels Antwort auf die in 6,2 aufgestellte blasphemische Alternative sein! b) Vgl. zu 6,9. c) Die Präposition MO hat partitiven Sinn. d) MBQOQIi'll hehr. Äquivalente: 'aztib (z.B. Jos 1,5) und 'aliim hi (z.B. Ps 10,1); das Motiv gehört vor allem in die Venrauensäußerungen der Psalmen. 21 a) Kl.I.o.+!OB'l!CXI 19, 108, 74, 76, 130, 370, 762 sowie (itazistisch) KMrfJ'+!OB'l!CXI (Iv, 106, 1°7, 236, 314 u.a.: vorn Kontext her gefordert (vgl. die eschatologische Bedeutung in Jes 24,19f!); im Zusammenhang kaum verständlich: m.o.+!oB'l!cxl Q)B CI" (BA, mvf}+!oB'l!cxl 319,249 und },lTjlp.o.+ioB'l!CXI 58, 583, 318. b) BK 't"ov 0't"0P,1Y:'t"0; mit 71, 74, 76, 106, 1°7,46,64,98 u.a. gegen BK 't"ov cxip,cx't"o; ijp,(i)'II Q)B CI" Q)A (I ,583, 19, 108, 319 u.a.: vor allem wegen V.22f. (vgl. auch Hanhart, S. 86 f.). 22 a) Zur Vorstellung vgl. Jos 2,19; Jdc 9,57; I Sam 25,39; 2 Sam 16,8; 21,)2f.; I Kön 2,33.37.44; 8,32; Ez 18,13; 22,31; Ob 15; Ps 7,17. Der Vorstellung liegt zunächst das Bild zugrunde, daß das Böse wie ein hochgeschleuderter Stein auf den Kopf des Werfenden zurückfällt (vgl. Sir 27,25); hier wird dadurch nicht nur die fundamentale Solidarität aller, die zum Gottesvolk gehören, betont, sondern zugleich die Verantwortlichkeit dem Gott Israels gegenüber für den konkreten Verlauf der Geschichte Israels. b) 3fQOOKOP,P,CX in (I synonym mit om'lldcxMw (vgl. 5,1.20; 12,2). Das ursprünglich zugrundeliegende Bild ist der Stein, der als Hindernis im Weg liegt und an dem man seinen Fuß ,anstößt< oder über den man fällt. Bezeichnet sowohl den Anstoß zu physischer Verderbnis wie auch zu Heilsverlust (z.B. Ex 23>33; 34,12; Jes 8,14; 29,21; Sir 17,25; 31,7; 34,17; 39,24)· c) Vgl. zu 1,14.
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vor denen, die uns besitzen werden. 23 Unsere Sklaverei wird sich dann nicht zum Heil wenden", sondern der Herr, unser Gott, wird sie für uns zur Schande machen. 24 Und nun, Brüder, wollen wir unseren Mitbrüdern beweisen, daß ihr Leben an uns (sicher) hängt und daß das Heiligtum, der Tempel und der Altar an uns festen Halt haben. 25 über all dies aber wollen wir dem Herrn, unserem Gott, danken, daß er uns ebenso versucht" wie schon unsere Väter. 26 Erinnert euch daran, was er mit Abraham" machte, wie er Isaakb versuchte und was dem Jakob im syrischen Mesopotamienc widerfuhr, als er die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, hüteted. 27 Denn nicht anders, wie er jene im Feuer geläutert" hat, um ihr Herz zu prüfen, so vollstreckt er nicht ein Strafgericht an uns, sondern der Herr züchtigt die, die ihm nahe b sind, um sie zur Einsicht zu führen c .« 28 Da sagte Usija zu ihr: »Alles, was du gesagt hast, hast du aus gutem 23 a) oV KrX-rwfhJv(}.qoe-ra, vgl. 12,8; 13,8; Jes 45,2; Ps 5,9): gerade/eben gemacht werden; anders als im Fall der Sklaverei bei der Katastrophe von 587 (vgl. 5,18f.; 8,19) würde es diesmal keinen Weg aus ihr herausgeben. "Wenn das Volk jetzt aus Mangel an Glauben das Unheil heraufbeschwön, dann ist dies nicht wie das erste Exil eine Strafe für vorheIgehende Sündenschuld, der bei einem bußfenigen Volk die Wiederbegnadigung folgt, sondern diesmal wäre die durch den Unglauben heraufbeschworene Katastrophe die Sünde selbst, bei der man nicht absehen kann, ob noch einmal nach ihr eine Wiederbegnadigung möglich ist. Denn das kleinmütige Nachgeben gegenüber dem Feind und das damit verbundene Sichausliefern an die heidnische Macht kämen einem freiwilligen Heraustreten aus dem göttlichen Plan gleich und zögen folglich statt des verheißenen Segens das selbstgewählte Unheil nach sich. Es geht hier nicht mehr um die Befolgung oder Nichtbefolgung einer sittlichen Verpflichtung, sondern um eine grundsätzliche Glaubensentscheidung, von der das Verbleiben Israels als Gottesvolk abhängt« (Haag, S·4 1). 25 a) Das Motiv der Versuchung/Erprobung begegnet bereits in der alten (?) Levitenregel Dm 33,8-11, in der elohistischen Konzeption als Erprobung der Gottesfurcht (Gen 22,1.12; Ex 20,20) und vor allem in der dm/dtr Geschichtstheologie (Ex 15,25 b; 16,4b; Dm 8,2.16; 13,4; Jdc 2,22; 3,1.4), wo die Geschichte als Erprobung des Hörens auf die Tora entworfen wird. In der späten Weisheitsliteratur (vgl. z.B. Sap 11,6-14) wandelt sich der Begriff in Richtung »erziehen«: der Fromme wird sein ganzes Leben hindurch von Gott erzogen, steht also immer in ,.Versuchung«. 26 a) Vgl. Gen 22,1-18. b) Vgl. Gen 26-27. c) In QJ häufig Übersetzung von hebr. paddan-'aram, dem Herkunftsland der Patriarchen (vgl. Gen 28,6; 33,18; 35,9.26; 46,15; an den Stellen Gen 25,20; 28,2.5; 31,18 steht nur Meoono-rap.,a), die syrisch-arabische Wüste, das nordmesopotamische Gebiet. d) Vgl. Gen 29,15-30; 32,7. 27 a) Zum Bild des Feuers, das Metall reinigt, vgl. Ps 66,10; Sach 13,9; Prv 10,20; Sap 3,6. b) Da die Priester als die gelten, "die sich Jahwe nahen dürfen« (vgl. z.B. Ex 19,22), könnte hier eine Anspielung auf die Sonderstellung Israels als »Königreich von Priestern« (Ex 19,5) vorliegen. c) ei~ 'JIOV'iJ>~?jow: "zur Zurechtweisung, zur Belehrung, zur Ermahnung« (vgl. Prv 2,2). Zur Vorstellung, daß Leid »erziehen« bzw. zur Einsicht führen kann (nicht muß!), vgl. Hi 33,19; Prv 3,lIf.; 13,24; 23,13f.; 29,15; Sir 30,1. Daß die Bedrängnis der Makkabäerzeit nicht Strafgericht, sondern Prüfung und Chance der Bewährung ist, wird breiter als hier vor allem in 2 Makk 6,12-17 entwickelt.
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Herzen gesprochen, und es gibt niemand, der deinen Worten widerstehen wird. 29 Deine Weisheit wird ja nicht erst heute offenkundig; sondern vom Anfang deines Lebens an weiß das ganze Volk um deine Einsicht und wie gut das Sinnen deines Herzensa ist. 30 Aber das Volk litt großen Durst, und sie zwangen uns zu tuna, was wir ihnen gesagt haben, und den Eid auf uns zu' nehmen, den wir nicht brechen können. 31 Und nun, bete für uns, denn du bist eine fromme Frau, und der Herr wird Regen schicken, um unsere Zisternen zu füllen, und wir brauchen nicht mehr dahinzuschwindena.« 32 Da sagte Judit zu ihnen: »Hört mich an! Ich werde ein Werk vollbringena, dessen Kunde bis in die fernsten Geschlechter zu den Söhnen unseres Volkes dringen wirdb• 33 Ihr aber sollt heute Nacht am Tor stehen, während ich mit meiner Leibmagd hinausgehena werde. Und noch während der Tage, nach denen ihr die Stadt unseren Feinden auszuliefern versprochen habt, wird der Herr durch meine Handb Israel (gnädig) heimsuchenc• 34 Ihr aber fragt nicht nach meinem Vorhaben, denn ich werde euch nichts sagen, bis vollendet ist, was ich tun will.« 35 Da sagten Usija und die Oberhäupter zu ihr: »Geh hin in Frieden, und Gott, der Herr, gehe vor dir her, um das Straf29 a) Hebr.jeiaerleb(vgl. Gen 6,5; 8,21; Dtn JI,21; I ehr 29,18;Jes 26,3; Ps 103,14; Sir 6,21; 15,14). 30 a) Die Entschuldigung des Usija erinnen stark an die Aarons in Ex 32,21-24. 3 I a) Der Erzähler arbeitet hier noch einmal den Horizont des Unglaubens des Usija heraus: seine Perspektive geht auf Regenwasser, statt auf die Manifestation Jahwes als des Subjekts der Geschichte Israels! 32 a) nOl.qow nQ{t"lfU1.: Leitmotivik, vgl. oben die Einleitung 11, 2 (vgl. 9,5; II,6.16; 12,4; 13,4; 14,10; 15,8). Der Erzähler greift hier ein atl. breit belegtes Theologumenon auf, wobei nach seiner Konzeption im Werk Judits das »Werk Jahwes« offenbar wird: I. »Werk Jahwesc sind in der Kultsprache die wunderbaren Ereignisse des »Anfangs« Israels (z.B. Ps 44,2f.; 95,8f.). 2. In der dtn/dtr Geschichtstheologie ist "Werk Jahwes« eine Kurzformel für den langen geschichtlichen Weg überhaupt, den Gott mit Israel gegangen ist (z.B. Dtn II,3-7; Jos 24,31; Jdc 2,7.10).3. Bei Jes ist ,.Werk Jahwes« ein ganz neues Geschehen, das alle Lebenden in eine äußerste Krise führen wird (z.B. Jes 10,12; 28,21); in diesem Werk Jahwes stecken die Zeitgenossen Jesajas »mitten drin«. 4. In der Weisheitsliteratur wird "Werk Jahwesc zur umfassenden Bezeichnung des Wirkens Gottes in seiner Schöpfung (z.B. Koh 3,II; 8,17). Vgl. Gerhard von Rad: Das Werk Jahwes, in: Fs. Th. C. Vriezen, Wageningen 1966, S. 290-298. b) Das Werk Judits ist auch hierin ein "Werk Jahwes«: vgl. Ps 44,2; 48,14.15; 145,4. 33 a) Judits "Hinausgehen« (!S8QXeo<{}CXI: vgl. auch 10,6.9.10), das die entscheidende Wende bringt, kontrastien mit dem Auftrag des Holofemes, gegen die Völker »auszuziehen« (!S8QXeo<{}CXI: vgl. 2,5.6.10.14.19). b) Die rettende .. Hand« Judits (vgl. auch 9,9; 12,4; 13,14.15; 15,7; 16,7) kontrastiert der Erzähler mit der anmaßenden Hand Nebukadnezars (2,12); zum traditionsgeschichtlichen Kontext siehe zu 2,12. c) Vgl. zu 4,15. 35 a) Vorstellung der Jahwekriegsideologie: vgl. Dtn 20,4; Jdc 4,14; I Sam 17,37; 20,13; 2 Sam 5,24. Das Motiv gehön aber auch zur Exodustradition, vgl. Ex 13,21; 14,19; die Exodusperspektive wird auch durch Ilmom-reo<{}cxI (8,33, vgl. Ex 3,16; 13,19) und eJW'K'f/olS (8,35, vgl. Ex 12,12) unterstrichen. 49 1
gerichtb zu vollstrecken an unseren Feinden.« Zelta und kehrten auf ihre Posten zurück.
36 Dann verließen sie das
2. Das Gebet Judits (9,1-10,6)
IX I Judit warf sich auf ihr Angesicht nieder, streute Asche auf ihr Haupt und entblößtea den Bußsaq, den sie trug. Es war gerade die Zeit, in der man in Jerusalemb im Tempel Gottes das Rauchopfer jenes Abendsc darbrachte, als Judit mit lauter Stimme zum Herrn schrie und sagred: .2 »Herr, du Gott meines Vaters Simeona, dem du das Schwert in die Hand gegeben hast zum Strafgericht an den Fremden, die )den Gürtel
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IX 1 a) )'Vp,'vovv ,.bloß legen« (vgl. Gen 9,11), nicht »ausziehen«, wie 58, 583, i! durch Zusätze verständlicher machen wollen. b) Der Erzähler ruft immer wieder durch kleine Hinweise in Erinnerung, daß im Mittelpunkt des Geschehens eigentlich Jerusalem steht. c) Auch das Gebet Daniels (Dan 9) um die Rettung Jerusalems vor dem eschatologischen Strafgericht wird in die Zeit des Abendopfers datiert (Dan 9,3.11). Ob das Abendopfer an die Rettung in der Pesachnacht erinnen, wie Haag, S. 44, und Stummer und Groß, S. 546, annehmen, ist fraglich. Eher könnte eine zeitgeschichtliche Aktualität vorliegen. Das hier erwähnte Opfer ist Bestandteil der "täglichen, immerwährenden« Opferordnung am Jerusalemer Tempel, deren Abschaffung durch Antiochus Epiphanes in Dan 8,11.13; II,JI; 12,II geradezu zur Kurzformel für die Religionsverfolgung jener Zeit geworden war; entsprechend wird diese Opferordnung von Judas Makkabäus wiederhergestellt! d) "Der On der Gebete innerhalb der Erzählung ist gut gewählt. Es sind die entscheidenden Stadien von Judiths Unternehmung, die das Gebet begleitet: bevor sie sich in das feindliche Lager wagt (9,1-14), bevor sie dem assyrischen Feldherrn den Kopf abschlägt (13,45), nach ihrem unvergleichlichen Sieg ... Das Gebet finden wir immer dann vor, wenn sich die Handlung wendet oder wenn sie fortschreitet. Für das erste Makkabäerbuch gilt sogar, daß das Gebet in entscheidender Weise die lose aneinandergereihten Einzelszenen zusammenhält und den Fluß des Geschehens garantien. Dem Gebet, der Anrede Gottes durch den Menschen, eignet wesensgemäß die Anhörungsgewißheit. Es stellt also die Verbindung zwischen Gott und Menschen her, zwischen seinem Handeln und des Menschen Handeln. Gott wird in das immanente Geschehen hineingezogen. Die historische Kausalität wird aufgehoben und Gott als die treibende Kraft der Geschichte dargestellt« (G. Mayer, S. 18-20). 2 a) Vgl. die Genealogie Judits in 8,1. b) Statt des gut bezeugten ~frv ~.q~(JrJ.'11 ist besser ~frv ~i~(JrJ.'11 zu konjizieren (vgl. ~.q~(JrJ.'11 noch einmal im selben Vers!). c) Die Erzählung von der Schändung Dinas (Gen 34) hat für den Verf. von Judt Modellcharakter und begründet zugleich eine Argumentation a minore ad maius: wie die Schändung Dinas durch den Heiden Sichem mit Schwen und Plünderung geahndet
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3 Deswegen gabst du ihre Oberhäupter zur Ermordung frei und liefertest ihr Lager, das sich über ihre Tücke" schämte und das (selbst) einer Tücke anheimfiel, einem Blut(bad)b aus. Du erschlugst die Knechte samt ihren Fürsten und die Fürsten samt ihren Thronenc • 4 Du gabst ihre Frauen zur Plünderung frei" und ihre Töchter zur Gefangenschaft. All ihren Besitz gabst du zur Verteilungh an die von dir geliebten Söhnec, denn sie glühten vor Eifer" für dich, empfanden Abscheu über die Befleckung ihres Blutes und riefen dich als Helfer an. Gott, mein Gott, höre auch auf mich, die Witwe". 5 Du hast gewurde, so ebenfalls die vom Heiden Holofernes geplante Schändung der Jungfrau Jerusalem/lsrael. Zur "Schändung einer Jungfrau« als Topos für die Eroberung einer Stadt vgl. Jes 47,2 (Babel) und Nah 3,5 (Ninive); zur Bezeichnung Jerusalems als »Jungfrau« vgl. Jes 37,22; Jer 18,13-15; 31,4; Thr 1,15; Joell,8; Am 5,2. Das Schändungsmotiv bietet sich besonders auch im Blick auf die befürchtete »Entweihung« des Heiligtums an (vgl. die Parallelisierung ,.den Schoß entweihen« {Je{J"IMf;v 9,2 und "das Heiligtum entweihen« {Je{JfjÄof1V 9,8, vgl. auch 4,3.12; 8,21). Möglicherweise deutet das Motiv auch Judits Funktion als Typos des wahren Jerusaiem/Israei an: ihre von Holofernes beabsichtigte ,.Schändung« mißlingt ebenso wie die Betulias/Jerusalems. d) Die in Gen 34,7 (vgl. ähnlich 2 Sam 13,12) gegebene Begründung aus dem allgemeinen Sippenethos wird hier als direktes Won Gottes zitien; hier schlägt wohl das Toraverständnis des 2.Jh. durch! 3 a) citndt-r"l/citnet-rclW: vgl. 9,10.13; 10,4; 12,16; 13,16; 16,8. b) Die Textüberlieferung ist äußerst schwankend: dtvf}' dw McoKC(~ cil,lXon~ etin'iiW ei~ cpiwfw KlX& -r.q.v (-r.q.v om 58, 583) o-rI,lCOp''IIfrv etin'iiW (etin'iiW om fW' (BA, 71, 74 u.a.) fJ (leg frv 106, 107,46) f/dwet-ro (leg Mwet-ro 106, 107; ildeiJoet-ro fjv u.a.; ill,ldeiJoet-ro 248; MSSet-ro 58, 583, 311) -r.q.v citndt-rfj'V (leg dtycitnfj'V 583) etin'iiw (om citndt-rfj'V etin'iiW (BA, 311, u.a.; om etin'iiW (1"; leg etin'.q.v pro etin'iiW "19, 108, 319) citnet-r'q'f}eiOet'll (leg dt)'Cltn'Tj'f}eiOet'll 58 2) ~ etlp,et. Die abweichenden Leseatten, vor allem der Verben, sind offensichtliche Versuche, den Text verständlicher zu machen: "ihr Lager, das ihre Liebe aufnahm« (58, 583); "ihr Lager, das die Betrogene benetzte« (debew, 6tl,)deiJEw), d.h. mit Blut befleckte. Der oben akzeptierte Text ruft Fragen hervor: I. Ist mit dem »Lager,-das sich der Tücke schämte«, das Bett gemeint, auf dem Dina geschändet wurde, oder ist wegen des Plurals o-rI,lWp,'IIf/'V etin'iiW an die Krankenlager der Beschnittenen zu denken? 2. Ist citnet-r'q'f}eioet'll auf das Lager oder auf Dina zu beziehen? Im zweiten Fall ergäbe sich als Sinn: das Lager, auf dem Sichem Freude und Lust suchte, ist ihm tückischerweise zum »Blutbett« geworden; oder auch, falls mit Lager die Krankenlager der Beschnittenen gemeint wären: durch die List Simeons sind sie in ihrer Krankheit umgebracht worden. c) Vgl. Ex 11,5; 12,29; zum Leitwon net-rdtooew siehe oben die Einleitung II, 2. 4 a) Vgl. zu 2,7. b) Vgl. Gen 34,27-29. c) Vgl. Hos 11,1. "d) Als »Eiferer für Jahwe« gelten in der atl. Tradition besonders Pinhas (Num 25,11.13), dessen Eifern in Sir 45,23; I Makk 2,26.54 gerühmt wird, Elija (vgl. 1 Kön 19,10.14), worauf I Makk 2;58 anspielt, und Jehu (2 Kön 10,16): wie hier in 9,4 hatte bei den drei Gestalten der Eifer für Jahwe ebenfalls ein Blutbad zur Folge! In der Makkabäerzeit wird der Eifer für die Tora und die ,.Reinheit der Jungfrau Jerusalem« zum programmatischen Schlagwon: vgl. 1 Makk 2,24.26.27.5°.58. "In allen Fällen ist '''IMf;v hier gekennzeichnet durch eine unmittelbar hervorbrechende Handlung, die um Gottes willen geschieht, wie ja auch Jahwes Eifer nie bloße Stimmung ist,. sondern immer zum Handeln fühn bzw. im Handeln zum Ausdruck kommt« (ThWNT II, S. 886). e) Zur Witwenschaft als Motiv für das Eingreifen Jah'\Yes vgl. zu 8,4,
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wirkt, was vor jenen Ereignissen war; was damals war, was danach war, was jetzt ist und was sein wird, hast du geplant, und es ist geschehen, was du geplant hasta. 6 Die Dinge, die du beschlossen hast, standen da und sagten: Da sind wir!a Denn alle deine Wege sind (schon) bereitet und dein Gerichtb ist (schon) da in (deinem) Vorauswissen. 7 Sieh doch, die Assyrer haben eine riesige Streitmacht, rühmen sich mit Roß und Reitera, prahlen mit der Kampfkraft ihrer Fußtruppen, hoffenb auf Schild und Speer, Bogen und Schleuder und erkennen nicht, daß du der Herr bist, der die Kriege beendete. 8 Herr ist dein Namea, zerschlage du ihre Kraft mit deiner Stärke und wirf ihre Macht nieder in deinem Zomb ! Denn sie haben beschlossen, dein Heiligtum zu entweihen, das Zelt, den Ruheort deines herrlichen Namens, zu beflecken und das Horn deines Altares mit dem Schwert abzuschla-
5 a) Ähnlich wie in Jes 44,7; 46,9-II; Ps II5,3 wird hier die Geschichtsmächtigkeit Jahwes als zeidich und räumlich unbegrenzt akzentuiert und zugleich als sich im einzelnen, kontingenten Geschichtsereignis manifestierend beschrieben. Israels Vergangenheit wird so zur Ätiologie und zum Paradigma für Gegenwart und Zukunft! 6 a) Jes 40,26; 48,13; Hi 37,15; 38,35; Bar 3,35 sind es »kosmische Mächte (Gestirne, Blitze), die auf Gottes Befehl vor ihm erscheinen; hier sind es Ereignisse, die sich mit der Pünktlichkeit gehorsamer Diener zur Stelle melden« (Stummer und Groß, S. 547). Mit dieser Geschichtstheologie überwindet der Erzähler das ängsdich-rechnerische Geschichtsmodell der Oberhäupter Betulias, die mit ihrem' 5tägigen Ultimatum die Souveränität des Gottes Israels anzweifeln. b) Zur Gleichsetzung von Gottes Weg mit seinem Gericht vgl. Jes 26,8; 55,8f.; 58,2; zu K!1io~ vgl. 16,17, zu n(}ÖyIIWou; vgl. II,19. ,.Es geht hier um den Heilsplan Gottes, der zwar für seine Getreuen Heil, aber für seine Widersacher, die sich der Verwirklichung des Heiles entgegenstellen, bereits ,im Vorauswissen< das Gericht zum Inhalt hat. Wenn demnach Judith bei der Begründung ihrer Bitte um das Eingreifen Jahwes zur Rettung seines Volkes auf diesen Sachverhalt anspielt, dann rechnet sie offenbar mit der ständigen Möglichkeit einer Aktualisierung dieses die ganze Geschichte bestimmenden Gerichtes Jahwes, das· für das Gottesvolk jedesmal die Rettung von seinen Widersachern bedeutet« (Haag, S.45). 7 a) inno!; KCU fl1l«PCX1;'I/S: Ex 15,1.21 W; anders 2,5. b) Vgl. zu 6,9. c) Zur ad. Kritik des Vertrauens auf militärische Rüstung bzw. zum Thema ,.Vernichtung des Kriegsmaterials durch Jahwe« vgl. Jes 2,7ff.; 30,15; 31,1.18; Hos 2,20; 10,13; 14,4; Mi 5,9-13; Sach 4,6; 9,10; Ps 20,8; 33,16-18; 46,19; 76,4; 147,IOf. KbQIO!; OV'll'r{!tpOYJl noMl~ ist identisch mit Ex 15,3 W, wo statt des mißverständlichen ,.Jahwe ist ein Krieger« theologisch bedeutsam uminterpretiert wird. Die Wendung begegnet vergleichbar in 2 Makk 12,28 und ähnlich in 1 Makk 4,10; 7,42, wo Gott angerufen wird als ,.der, welcher dieses Lager zerschmettert«. Vgl. auch zu 16,2, wo diese Gottesprädikation nochmal begegnet. 8 a) Mit dem vorangehenden ,.der die Kriege zerschmettert« identisch mit Ex 15,3.! ' b) Jahwes Zorn ist u.a. die Hoffnung gebende Kraft, in der er das an den personae miserabiles gewirkte Unrecht nicht hinnehmen kann, vgl. Ex 22,21-23. c) Hier scheint über die unter Antiochus Epiphanes durchgeführte Entweihung des Heiligtums, bei der Tempel und Altar anderen kultischen Zwecken dienstbar gemacht wurden (vgl. 1 Makk 1,44-49.54.59; 2 Makk 6,2-9), hinaus an gewaltsame (eschatologische) Zerstörung gedacht zu sein. 494
genC. 9 Blicke hin auf ihren Übermue und sende deinen Zorn aus auf ihr Haupt. Gib meiner Hand, mir, der Witwe, Macht- zu dem, was ich geplant habe. 10 Erschlage den Knecht samt dem Oberhaupt und den Diener samt seinem Oberhaupt' durch meine verführerischen Lippen, zerschlageb ihren Stolz durch die Hand einer Frauc • I I Denn deine Macht' stützt sich nicht auf die große Zahl und deine Herrschaft nicht auf kräftige Männer, sondern du bist der Gott der Erniedrigtenb, du bist der Helfer der Kleinen, der Beistand der Schwachen, der Beschützer der Verachteten, der Retter der Hoffnungslosen. 12 Fürwahr, fürwahr, du Gott meines Vaters und Gott deines Erbbesitzes Israel, du Herr des Himmels und der Erde, Schöpfer der Meere, König deiner ganzen Schöpfunga, höre auf mein Gebet. 13 Laß meine verführerische Rede ihnen zur Wunde und zur Strieme werden, die gegen deinen Bund', gegen dein heiliges Haus, gegen den Berg Zion und gegen den Wohnsitz deiner Söhne Grausames beschlossen haben. 14 Mach, daß dein ganzes Volk" und jeder Stamm erkennt und weiß, daß du allein Gottb bist, der Gott aller Stärke und Macht, und daß es für dein Volk Israel keinen anderen Schützer gibt als dich allein.« X I Als' sie aufgehört hatte, zum Gott Israels zu rufen, und alle diese Worte beendet hatte, 2 erhob sie sich vorn Boden', rief ihre Leibinagd und stieg in das Haus hinab, wo sie sich an den Tagen des Sabbat und an ihren
9 a) Vgl. zu 6,19. 10 a) Vgl. 9,3 sowie Ex 11,5; 12,.19. b) Zum ironischen Gebrauch von .f}QCXV8W vgl. zu 7,9. c) Vgl. auch Jdc 4,.11-.13; 5,.14-.17; 9,5Jf.; zu Herkunft und Funktion der weiblichen Rettergestalt siehe oben die Einleitung III, .1. I I a) Zu diesem zentralen Thema von Judt vgl. die Einleitung sowie besonders Jes 66,.1; Zeph .1,3; Ps 34,3; 37,11; 69,34; 74,19; 76,10; 149,4· b) Vgl. zu 4,9. 1.1 a) Vgl. Sir .14,8; .1 Makk 1,.14. 13 a) Vgl. Dan 11,.18. 14 a) tnl nfi.'11 ";0 W'llO~ 000: gewöhnlich wird Israel "8'JIo~ genannt, während W'VO~ die .. heidnischen« Völker bezeichnet. In mehreren Handschriften (58,.148,.149) und in S! fehlt ..dein«, wodurch deutlich ..alle Völker« genannt werden. In beiden Fällen endet das Gebet Judits mit einer gewaltigen Perspektive: ganz Israel (vgl. im Kontrast dazu das kleingläubige Israel von Judt 4-7) und/oder alle Welt (vgl. im Kontrast dazu die gotteslästerliche Pose Nebukadnezars/Holofemes in Judt 1-7) soll erkennen, daß der Gott Israels allein Gott ist (vgl. 6,.1; 8,.10) und daß sein Gottsein sich in der Rettung der Kleinen/Armen erweist (vgl. I Kön 8,60; .1 Kön 19,IZ = Jes 37,.10; Sir 36,2-4). b) Gegen Hanhan, S. 80, festzuhalten, mit (I" QJII. (Iv; absolutes 0 .f}e6~ steht auch in 6,.1; zum theologischen Kontext vgl. oben die Ausführungen zum Aufbau von Judt. c) Vgl. zu 5,.11. X I a) KeIl B)'B1IE'IlO ch~: Hebraismus (wie 5,22) . .1 a) Eigentlich von der Gebetshaltung ihres am Boden Liegens eingenommen hatte.
(n";(i)OI~),
die sie in 9,1
495
Festtagen aufzuhalten pflegteb. 3 Sie legte den Bußsaq, den sie trug, ab, zog ihre Witwenkleider aus, wusch ihren Körper mit Wasser und salbte sich mit kostbarer Salbe, richtete ihr Haar zurechta und legte ein Bandb darum. Sie zog die Festkleider an, die sie zu Lebzeiten ihres Mannes Manasse getragen hatte, 4 tat Sandalen an ihre Füße, legte die Schrittkettchen, Armbänder, Fingerringe, Ohrgehänge und all ihren Schmuck" an. Sie machte sich sehr schön, um die Augen der Männer, die sie sähen, zu betörenb. 5 Ihrer Leibmagd gab sie einen Schlauch mit Wein und ein Gefäß mit Öl, füllte in einen Sack geröstetes Koma, Feigenkuchenb und reinec Brote, packte ihre Geräted zusammen und lud es ihr" auf. 6 Dann gingen sie zum Stadttor von Betulia hinaus und fanden dort Usija und die Ältesten der Stadt, Chabri und Karmi, auf ihrem Posten. ). Judits Ankunft im Lager (10,7-22)
7 Als sie Judit mit ihrem verwandelten Antlitz und mit ihrer veränderten Kleidung sahen, bewunderten" sie ihre Schönheit gar sehr und sagten: 8 »Der b) Vgl. 8,6; in der übrigen Zeit hielt sie sich in dem Zelt auf dem Dach ihres Hauses auf (vgl. 8,5 ;;,36). 3 a) QJA (I d'UrlSB "" d'SSa.'JIB 2 pectinavit t8 discriminavit salbte. b) Vgl. 16,8. c) lp.Oc·na. eixpeooiMj!; (vgl. eixpeooiMj 12,13.17; 14,9 bzw. eixpea.i'llClJ 12,20; 16,20): das »Fest« wird allerdings nicht die Gestalt annehmen, die Holofernes wünscht (vgl. 12,13.17.20), sondern die Jahwe seinem Volk bereiten wird (vgl. 14,9; 16,20). 4 a) Vgl. vor allem den »Modekatalog« in Jes 3,18-24, aber auch Gen 24,22; Num 31,50; Ez 16,II; 23,42; Sir 21,21. b) Auch Rut badet und salbt sich und legt Festkleider an, um Boas, nachdem er gegessen und getrunken hat, zu verführen (Ru 3,3.7). Eine starke Parallele (Vorbild?) bietet die Q).. Erzählung von der Begegnung Esters mit dem König: In Begleitung zweier «-{Jea., (vgl. die «-{Jea. in Judt!) betört sie durch ihre Schönheit den in sie verliebten König (Est D 1-16). Zur Leitworttechnik mit cXnOc-r'l/O~/cXna.-rd'JI vgl. 9,3.10.13; 12,16; 13,16; 16,8; dieser häufige Gebrauch des Wortes spricht auch dafür, es hier als ursprünglich beizubehalten und die Abweichungen in der Textüberlieferung als bewußte Textänderungen anzusehen, die die hier geäußerte "Verführungsabsicht« aus moralisierender Ängstlichkeit verdrängen wollten: (lB fW' QJA cXnOc'Jl$''l/m!;, 58 c'J.ena.",q. t8 fügt noch hin. zu: non ex libidine, sed ex vinute. . 5 a) Über dem Feuer in reifem oder halbreifem Zustand geröstete und dann aUS der Ähre gelöste Getreidekörner, Weizen oder Gerste (vgl. Lev 2,14; 23,14; Jos 5,1 I; Ru 2,14; 1 Sam 17,17; 25,18). b) Vgl. 1 Sam 25,18; 1 ehr 12,40: Feigen wurden teils frisch gegessen, teils getrocknet und zu ,.Klumpen« oder »Kuchen« zusammengepreßt. c) Deutet wohl die Absicht Judits an, durch ihren eigenen Proviant der Verunreinigung durch Speisen vom Tisch des Holofernes zu entgehen, vgl. zu 12,2! Mehrere Handschriften ersetzen (Schreibfehler?) m1}a.eaw (bzw. &e-roo m1}a.(!OfJ) durch mi -rvelril/-r'lleiw: und Käse. d) Um sich nicht durch Koch- oder Eßgeschirr des Holofernes zu verunreinigen! e) Ihrer Leibmagd. 7 a) Durch das sich steigernde Motiv des Staunens und Sich-Wunderns über Judit unter-
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Gott unserer Väter gebe dir (seiQ-e) Gnade" und lasse dein Vorhaben gelingen zum Ruhm der Söhne Israels und zur Verherrlichung Jerusalemsb.« 9 Und sie beteten" Gott an. Sie aber sagte: »Befehlt, mir das Stadttor zu öffnen, und ich werde hinausgehenb, um zu vollbringen, was ihr mir gesagte habt.« Und sie befahlen den jungen Männern, ihr zu öffnen, wie sie gesagt hatted . 1 0 Sie" taten so, und Judit ging hinaus, sie und ihre Dienerin mit ihr. Die Männer in der Stadt blicktenb ihr nach, bis sie den Berg hinabgestiegen und bis sie durch die Talebene gegangene war und sie sie nicht mehr sehen konnten. I I Als sie in der Talebene geradeaus" weitergingen, stießen auf sieb assyrische Vorposten. I2 Diese hielten sie an und fragten: »Zu wem gehörst du und woher kommst du und wohin gehst du?« Sie sagte: »Eine Tochter der Hebräera bin ich. Ich laufe von ihnen wegb, weil sie euch bald zum Fraße gegeben werden. 13 Ich will zu Holofernes, dem Oberbefehlshaber eurer Streitmacht, gehen, um ihm Worte der Wahrheit mitzuteilen. Ich werde vor ihm hergehen und ihm einen Weg zeigen, den er gehen kann, um das ganze Bergland in Besitz" zu nehmen, ohne daß dabei einer von seinen Männem Leib oder Lebenb verlierene wird.« 14 Als die Männer ihre Worte hörten
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streicht der Erzähler sehr eindringlich den Aspekt des Wunderbaren, den für ihn der Weg und die Tat Judits haben: hier in 10,7 wird dieser ,.Wunderweg« von den Oberhäuptern Betulias konstatiert, in 10,14 bestätigen ihn die assyrischen Wachen, denen Judit zuerst begegnet, dann in 10,19 ist es das ganze Heerlager, und in 10,23 ist es Holofernes selbst, der von diesem Wunder in Bann geschlagen wird; vor allem aber betont II,20, daß das eigentlich Wunderbare ,.die Weisheit« Judits ist, d.h. ihre Fähigkeit und Bereitschaft, Leben zu vermitteln! Schließlich wird durch das Aufgreifen des Stichworts in 16,13 deutlich, daß der letzte und tiefste Grund des ,.Wunders« Judit im ,.Wunder« J ahwe selbst liegt. a) dcP'I oe e~ XcXQw: Hebraismus. b) Vgl. 13,4; 15,9: die Tat Judits führt zur eschatologischen Heilszeit, wie sie Jes 4,2 und 63,9 charakterisiert ist (vgl. auch Ps 37,34; 89,17; 148,14). a) Plural mit 71, 74, 76, 106, 1°7,46,64,98,243 u. a. gegen (BOI QJA Q)B \H! (Kontext!) b) Vgl. zu 2,5. . c) Bezieht sich wohl auf V. 8 (vgl. dort $"e.WWoex& und hier Bis $"Meicoow), weniger auf das Gespräch in Judt 8. d) Q)B EMiA'Ioex'l' ist ausgelöst durch das vorangehende MotAfjoex$"e. a) Die jungen Männer. b) Das Imperfekt unterstreicht die Dauer und die Intensität, mit der sie das Geschehen begleiten. c) Zur topographischen Szenerie vgl. Judt 7. a) BiS WOoelot'l' sc. Mlw: vgl. Gen 33,12. b) o1WotnCi'l': vgl. 1,6; 2,6. a) Vgl. 12,II; 14,18: Bezeichnung der Israeliten durch Fremde; möglicherweise gebraucht der Erzähler diese Bezeichnung, um die »Exodusperspektive« (vgl. die Einleitung III, 9) anzudeuten. b) MocMQcXOK&'I': Beiton ,.überlaufen«; MO .1fQooQm-ov exVr;liw: Hebraismus. c) Vgl. zu 5,24. a) Ironische Formulierung im Blick auf 15,7. b) 06tQ~ ~Iot oMe .1f'l'6f)~ex 'rofIs: Hebraismus. c) Vgl. die ähnliche Begründung des Vorschlags der Söhne Esaus in 7,9.11. 497
1IDd ihr Gesicht betrachteten - sie kam ihnen dabei wie ein Wunder' von außergewöhnlicher Schönheit vor -, sagten sie zu ihr: 15 »Du hast dir das Leben gerettet, als du dich beeiltest, um zu unserem Herrn herabzusteigen. Gehe jetzt zu seinem Zelta • Einige von unsb werden dich begleiten, bis sie dich in seine Hände übergeben. 16 Wenn du vor ihm stehst, fürchte dich nicht in deinem Herzen, sondern melde ihm nach deinen Worten, und er wird dich gut behandeln.« 17 Sie wählten aus ihrer Mitte hundert Mann aus und gaben sie ihr und ihrer Leibmagd als Begleitung. Diese führten sie zum Zelt des Holofernes. 18 Und es gab einen Menschenauflaufa im ganzen Lager, denn die Nachricht von ihrer Ankunft war in den Zelten herumgerufen worden. Die Leute kamen herbei und umringten sie, als sie außen beim Zelt des Holofernes stand, bis man ihm Meldung über sie gemacht hatte. 19 Und sie bewundertena ihre Schönheit und bewunderten die Söhne Israels ihretwegen und sagten einer zum andernb : »Wer wird dieses Volk übersehen, das solche Frauen in seiner Mitte hat? Wahrlich, es wäre nicht klug, von ihnen auch nur einen Mann übrig zu lassen; wenn man sie freiläßt, könnten sie die ganze Erde überlistenc .« 20 Da kamen die Leibwächter des Holofernes und alle seine Diener heraus und führten sie in das Zelt hinein. 21 Holofernes ruhte gerade auf seinem Betta unter dem Mückennetzb, das aus Purpur, Gold, Smaragd und kostbaren Steinen gefertigtC war. 22 Als man ihm über sie Meldung ge14 a) Vgl. zu 10,7. 15 a) Möglicherweise kontrastiert der Erzähler das Zelt der Witwenschaft Judits (8,5) mit dem Zelt des Übermuts des Holofemes, in dem dieser dann den Tod findet. b) dup' .qp,fiYV. 18 a) o1J'lldQop,ij vgl. 3 Makk 3,8. 19 a) Vgl. zu 10,7. b) Hebraismus: vgl. z.B. Gen 11,3; 1 Sam 10,11. c) Ka:,;cxo0'P'?;eo.f}cxl bezeichnet in 5,11 die Aktion Pharaos, mit der er die Israeliten zur Ziegelherstellung zwingt. 20 a) oi nCXQcxm.f}6'iJ6o'll'ref;: die nebenan schlafen; 106, 107 ncxQcxm.f}k?;o'll'ref;; mehrere Hss. 3f.CXQWQB'iJcw,;ef;. 21 a) Nicht ohne Ironie läßt der Erzähler Judit den Holofemes auf seinem Bett liegend antreffen - so wie sie ihn, dann freilich tot, wieder verlassen wird! b) »Das Mückennetz (zumal in seiner übertriebenen Kostbarkeit) ist ein Zeichen des Übermuts und der Weichlichkeit. Der Krieger, wie er nach der Meinung des AT sein soll, lebt spartanisch einfach 2 Sam 11,11. Auch in der klassischen Literatur gilt das Mückennetz als unmilitärische Üppigkeit; vgl. Horaz (Epoden 9,16)« (Stummer und Groß, S. 550). Daß dieses Mückennetz für den Erzähler starken Symbolwert hat, beweist seine Erwähnung in 13,9.15 und vor allem in 16,19, wo es als Banngut dem Heiligtum übergehen wird. c) m1fvrpcxop,hlIO'II mit (I" 58 2 e; die Lesart m1fv!pcxop,evow in (UB (BA bezieht auf l'.f}ow im Sinne von »hineingewobenen Steinen«. 22 a) Der Erzähler nennt bisher drei Teile des Zeltes des Holofemes: das Vorzeit, in dem Holofemes Judit empfängt, einen Raum, in dem die Leibwächter schlafen, und den Schlafraum des Holofemes mit dem großen Bett.
macht hatte, ging er in das VorzeIt" hinaus, wobei ihm silberne Leuchter!> vorangetragen wurdenc. 4. Judit vor Holofernes (IO,23-II,23) 23 Als Judit ihm und seinen Dienern zu Gesicht kam", bewundertenb sie alle die Schönheit ihres Antlitzes. Sie warf sich auf ihr Angesicht nieder und huldigte ihmc, seine Diener aber hoben sie wieder auf.
XI
I Und Holofernes sagte zu ihr: »Fasse Mut, Frau, fürchte dich nicht in deinem Herzen", denn ich habe noch keinem Menschen etwas Böses getan, der bereit war, Nebukadnezar, dem König der ganzen Erdeb, zu dienenc. 2 Und nun, was dein Volk, das das Bergland bewohnt, angeht: Wenn sie mich nicht mißachtet hätten, hätte ich nie meinen Speer gegen sie erhoben"; sie selber haben sich das angetan. 3 Und nun sage mir, weshalb du von ihnen weggelaufen und zu uns gekommen bist. Du bist nämlich zur Rettung gekommen". Fasse Mutb, du wirst heute Nacht und in Zukunftc am Leben bleiben. 4 Niemand wird dir ein Leid antun, sondern man wird dich gut behan-
b) Nach 8,33 ist es noch Nacht; die Leuchterprozession ist aber sicher zugleich eine erzählerische Pointe! c) In '8 befindet sich Judit nach V. 19 sofort im Schlafzelt des Holofemes, der sie auf seinem Bett liegend empfängt. 23 a) 58, 583 äJ$''I'j: Textänderung, da Judit nach 9,20 bereits im Zelt ist. b) Vgl. zu 10,7. c) 3rQo(JK'IJ'IIsi'll bezeichnet sonst (5,8; 6,18; 8,18; 10,9; 13,17; 16,18) die Anbetung Jahwes; hier parallelisiert das Verb Judit wieder mit Rut (vgl. Ru 2,10; zur Parallele Rutl Judit siehe oben zu 10,4); ob auch eine Anspielung an Abigajils Verhalten gegenüber David voriiegt, ist nicht so deutlich, vgl. immerhin 1 Sam 25,23 mit Judt 10,23 und 1 Sam 25,18 mit Judt 10,5. XII a) Vgl. 10,16. b) Vgl. zu 2,5. c) dovMbsw ist allgemeiner als das in 3,8 gebrauchte Mx$'QeVeW, das kultische Verehrung meint; möglicherweise ist die Wahl von dovMbsw durch doVÄos in 11,4 bedingt. 2 a) Vgl. zur Vorstellung 2 Sam 23,18; Jer 50,10 I) (doch anders Jer 43,10 MT!). 3 a) Doppelsinnige Bemerkung: »Du bist zu deiner Rettung gekommen« (vgl. 10,15); der Leser weiß bereits: ,.Du bist zur Rettung Israels gekommen« (vgl. auch 8,17). b) Die motivlich sich entsprechenden Verse 11,1 und 11,3 b.4 bilden einen kompositionellen Rahmen in der Rede des Holofemes, die eine kunstvolle Steigerung gegenüber der mit ähnlichen Motiven gestalteten Rede der Wache in 10,12.15 f. ist; die inhaltliche Klimax liegt vor allem darin, daß die Wachen als ihren Bezugspunkt "ihren Herrn Holofemes« anführen, während dieser dann »seinen Herrn Nebukadnezar« apostrophiert; in 11,6 bringt dann Judit »ihren Herrn« ins Spiel, womit sie den Gott Israels meint, während Holofemes sich bzw. Nebukadnezar angesprochen glauben muß (siehe zu 11,6). c) BiS $'0 lotnlw (vgl. 2 Makk 11,19): hebr. äd-'6lam?
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dein, wie das den Dienern meines Herrn, des Königs Nebukadnezar, zu geschehen pflegt.« 5 Da sagte Judit zu ihm: »Nimm die Worte deiner Dienerin an und erlaube, daß deine Magd vor dir redet". Ich werde meinem Herrn in dieser Nacht keine Unwahrheitb melden. 6 Wenn du den Worten deiner Dienerin Folge leistest, wird Gott mit dir das Werk" zu Ende führen, und nichts, was mein Herr vorhatb, wird unerfüllt bleiben. 7 So wahr Nebukadnezar lebt, der König der ganzen Erde, und so wahr die Macht dessen lebt", der dich sandte b, um alles, was lebt, zur Ordnung zu rufen: Nicht nur Menschen werden seine Diener durch dich, sondern auch die wilden Tiere auf dem Felde, das Vieh und die Vögel am Himmel werden durch deine Kraft für Nebukadnezar und sein ganzes Haus lebenc• 8 Wir haben von deiner Weisheit" gehört und von der Schlauheitb deines Geistes, es ist der ganzen Erde kundgeworden, daß du allein im ganzen Königreich tüchtig bist, machtvollC in deinem Wissen und bewundernswertd in deiner Kriegsführung. 9 Was nun die Rede angeht", die Achior in deinem Kriegsrat gehalten hat: wir haben von seinen Worten gehört, weil die Männer von Betulia ihm das Leben gerettet haben, und er ihnen alles mitteilte, was er bei dir gesprochen hat. 10 Darum, Gebieter und Herr, mißachte seine Rede nicht, sondern nimm sie dir zu Her5 a) Vgl. zu 5,5. b) Vgl. 10,13. 6 a) Vgl. zu 8,32. b) $"Q: Ilnt$"fjdeIJp,a.$"a.: durch den Stichwonbezug nach 10,8 bzw. 13,5 wird der Doppelsinn dieser Voraussage Judits unterstrichen, den auch »mein Herr« (für Juditl den Leser ist dies eindeutig der Gott Israels, während für Holofernes, den Judit ja im vorangehenden Vers »mein Herr« anredet, er selbst gemeint sein muß) hat. 7 a) Der Erzähler läßt Judit hier die Schwurformel des Nebukadnezar von 2,12 wiederholen - freilich ,.liegt darin eine Verhöhnung seines göttlichen Anspruchs ..., indem Judith sich nicht scheut, in seinem Namen das Falsche zu bekräftigen; zum falschen Gott fügt sie den falschen Schwur« (Haag, S. 48). b) Durch das Verb Mood,usw ergibt sich ein beziehungsreicher Kontrast zu 11,16.19.22. c) Vgl. Jer 27,5-11; 28,14; Dan 2,37f.; möglicherweise soll durch den betonten Hinweis, daß die universale Weltherrschaft Nebukadnezars durch Holofernes vermittelt wird, für den Leser der Unterschied zu Jer 27,5-1 I; 28,14 klargelegt werden, da in Jer die mit den gleichen Motiven ausgemalte Weltherrschaft dem Nebukadnezar durch Jahwe (!) übergeben wird. 8 a) Die derbe Schmeichelei, mit der der Erzähler das Protzenturn des Holofernes karikiert, kündigt auf dem Hintergrund von Jes 10,12-19 (vgl. die Anklänge an 10,13!) und von Ez 28 (vgl. die Anklänge an 28,7.18) schon das drohende Schicksal des Holofernes an. b) na.'II01JQ'I'.qp,a.$"a. (vgl. Sir 1,6; 42,18): Gewitztheit, Verschlagenheit, Tücke. c) Ironischer Bezug nach 16,6. d) Im KOQtext von 10,7.14.19.23; 11,20 und von 16,13 gebraucht der Erzähler das Wort in ironischem Sinn. 9 a) ml 'JI'i)V 0 ÄOyo{;: nominativus pendens.
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zen, denn sie ist wahr. An unserem Volk läßt sich nämlich kein Strafgericht vollstrecken, und kein Schwert hat Gewalt über sie, außer wenn sie sich gegen ihren Gott versündigt haben. 11 Nun aber, damit mein Herr nicht unverrichteter Dinge abziehen muß, wird" der Tod auf sie fallen, dennb eine Sünde hat von ihnen Besitz ergriffene, durch die sie ihren Gott zum Zorn reizend~ sobald sie tun, was nicht recht ist. 12 Als ihnen nämlich ihre Lebensmittel ausgingen und alles Wasser knapp" wurde, beschlossen sie, sich über ihr Vieh herzumachen und alles, was ihnen Gott in seinen Gesetzen zu essen verboten hat, sind sie entschlossen aufzuzehrenb. 13 Sogar die Erstlinge des Getreides und die Zehnten von Wein und Öl, die sie aufbewahrt hatten, um sie den Priestern, die in Jerusalern vor unserem Gott Dienst tun, zu weihen, haben sie restlos aufzubrauchen entschieden, die niemand aus dem Volk nicht einmal mit der Hand anrühren dada. 14 Sie haben Boten nach Jerusalem gesandt, da die dortigen Bewohner das Gleiche getan haben, die ihnen die Erlaubnis vom Rat der Ältesten" bringen sollenb. 15 Es wird aber geschehen: Sobald sie ihnen gemeldet wird und sie danach handeln, werden sie dir an jenem Tag" zur Vernichtung freigegeben b. 16 Deshalb bin ich, deine Dienerin, als ich dies alles edahren habe, von ihnen weggelaufen. Fürwahr, Gott
10 a) »Judith knüpft im folgenden (11,9-15) an die Bemerkung Achiors an, daß ein Feind nur dann Gewalt über das Gottesvolk habe, wenn es gegen seinen Gott gesündigt habe. Hatte die Rede Achiors den Sinn: Gott ist mit diesem Volk, so will Judith nun in Holofernes genau den gegenteiligen Eindruck hervorrufen: Gott ist nicht mehr mit diesem Volk" (Haag, S.48). I I a) Mit QJB (I" ist am besten hier die Apodosis zu beginnen. b) KlXI.
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c) m:/;'aÄr1.p,{la.'IIso-o-a.1 (vgl. 2,25); siehe auch ßQOKlX'raÄr1.p,{la.'IISO-o-a.I: 2,10; 4,5; 7,1.7.17. d) Vgl. 8,14. a) Da im folgenden nur vom Essen die Rede ist, fügen 2 und t8 das Trinken von Tierblut ein, ein im Blick auf die atl. Tradition (vgl. z.B. Lev 17,10) besonders verabscheuungswürdiges Vergehen. b) Der Erzähler könnte hier einmal an das wahllose Essen von Tierfleisch samt Blut bzw. an das Fleisch von verendeten Tieren denken (vgl. die Verbote in Lev 3,17; 17,14); aber auch unreine Tiere (vgl. Lev 11) sind wahrscheinlich angezielt; auch an die der Priesterschaft vorbehaltenen Opferstücke könnte gedacht sein. a) Vgl. Lev 22,10-16. a) Vgl. 4,8. b) Der Vers unterstreicht den engen Zusammenhang zwischen Betulia und Jerusalern und zugleich die ganze Schwere der Verfehlung ,.des Volkes im Bergland«: auch die Jerusalemer haben, obwohl sie doch - vom Erzählduktus her - noch nicht in äußerster Not sind, wie die Einwohner Betulias, ,.das Gleiche« getan; schlimmer noch: der Rat der Ältesten, der Hüter der Tradition und des Gottesgesetzes sein soll, macht mit (vgl. die Charakterisierung dieser Situation in 11,19: »wie Schafe ohne Hirten!«). a) Die Zeitangabe betont den engen Zusammenhang zwischen der Sünde und dem Untergang des Jahwevolks. b) Seil. von (ihrem) Gott; vgl. auch zu 2,7.
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hat mich gesandta, um mit dir Werke zu tunb, über die die ganze Erde, wenn sie davon hört, außer sich geraten wirdc • I7 Deine Dienerin ist gottesfürchtiga und dient dem Gott des Himmels Tag und Nacht. Ich möchte nun bei dir bleiben, mein Herr, und in der Nacht wird deine Dienerin dann in das Tal hinausgehen, und ich werde zu Gott beten, und er wird mir sagen, wann sie ihre Sünden getan haben. 18 Dann werde ich kommen und es dir eröffnen. Du wirst mit deiner ganzen Streitmacht hinausziehen, und es wird unter ihnen niemand geben, der dir Widerstand leistet. 19 Ich werde dich mitten durch Judäa führen bis vor Jerusalem und mitten darin deinen Throna aufstellen. Du wirst sie jagen wie Schafe, die keinen Hirten habenb, und kein Hund wird gegen dich auch nur einen Laut von sich gebenc• Dies wurde mir gesagt, als ich die Zukunft vorausschauted, und es wurde mir kundgetan, und ich wurde gesandte, es dir kundzutun.« 20 Ihre Worte fanden Gefallen vor Holofernes und vor all seinen Dienern. Sie bewundertena ihre Weisheit und sagten: 21 »Von einem Ende der Erde bis zum anderen gibt es keine Frau, die ein so schönes Antlitz hat und mit solchem Verstand redet.« 22 Und Holofernes sagte zu ihr: »Gott tat gut daran, daß er dich vor diesem Volk einhersandte, damit in unseren Händen die Macht sei, bei denen aber, die meinen Herrn mißachten, Unterganga. 23 Und nun, du bist wunderschön von Gestalt und vortrefflich in deinen Worten: Wenn du tust, was du gesprochen hasta, wird dein Gott
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a) Vgl. 2 Chr 23,21: Jahwe sendet einen Engel, der die Anführer des assyrischen Heers vor Jerusalern vernichtet. b) Vgl. zu 8,32. c) 6sio'rfjp,' (vgl. 12,16; 13,17; 15,1): Reaktion auf eine Theophanie (Ex 19,18, Lev 9,24) bzw. die Bestürzung über das göttliche Eingreifen im Heiligen Krieg (z.B. I Kön 14,15); vom hebräischen Text her liegt wahrscheinlich auch eine Anspielung auf Ps 48,6 (die Völker geraten außer sich ob der Unerschütterlichkeit der Gottesstadt) und auf Hab 1,5 vor, wo zugleich von dem "Wunderwerk« die Rede ist, das sich beim Ansturm der "Chaldäer« auf Jerusalern ereignet. a) Vgl. 8,8.31. a) Der Thron des Holofernes in Jerusalern ist ein Kontrastbild zum Thron der Königsherrschaft Jahwes: Jer 3,17; 14,21; 17,12; Ez 43,7 (vgl. auch Jes 6,1). b) Vgl. Num 27,17; I Kön u,17; Ez 34,1-6; Sach 1I,15f.; 13,7; die Herde ohne ihren Hirten ist ein verbreiteter Topos im Alten Orient und in Ägypten. Für den Leser wird hier schon das Bild des flüchtenden, führerlosen assyrischen Heerhaufens angedeutet (vgl. 15,2). c) Vgl. Ex 11,7; Jos 10,21: das Bild unterstreicht die Totalität des Sieges. d) KlX'rcX ne6yvruoi'll p,ov: vgl. 9,6. e) Ähnlich wie die Beauftragung des Holofernes durch Nebukadnezar beschrieben wurde, wird hier Judits Sendung zusammengefaßt (vgl. 2,1.5-12; 3,8), ohne daß freilich der hinter ihr stehende Gott Israels ausdrücklich genannt wird. a) Vgl. zu 10,7. a) QVI (BA lesen c!tmb.wcx, vermutlich weil sie oe als Subjekt des Infinitivsatzes betrachten (Enslin, S. 142). a) Vgl. 2,12.
(auch) mein Gott seinb, und du. sollst im Hause des Königs Nebukadnezar wohnenc (dürfen), und dein Name soll genannt werden auf der ganzen Erde.« 5. Judits Verhalten im Lager (12,1-14)
XII I Und er befahl, sie hineinzuführen, wo sein silbernes Tafelgeschirr lag", und gab Anweisung, daß ihr von seinen feinsten Gerichten vorgesetzt werde und von seinem Wein zu trinkenb. 2 Judit aber sagte: »Ich möchte nichts davon essen, damit (vor Gott) kein Anstoß" entstehe. Man soll mir statt dessen von dem, was mir nachgetragen wurde, meine Nahrung bereitenb.« 3 Da sagte Holofernes zu ihr: »Wenn aber das, was du mit dir hast, ausgeht, woher sollen wir dann das ihm entsprechende beschaffen", um es dir zu geben? Aus deinem Volk ist ja niemand bei unsb.« 4 Da sagte Judit zu ihm: »So wahr du lebst", mein Herr, deine Dienerin wird das, was ich mit mir" habe, nicht aufgezehrt habene, bis der Herr! durch meine Hand ausgeführt hate, was er beschlossen hat.« 5 Darauf führten die Diener des Holofernes sie in das Zelt", wo sie bis Mitternacht schlief. b) Genau dies wird sich dann ereignen: Sein eigener Tod ist der göttliche Machterweis Jahwes und die Entzauberung des Götzen Nebukadnezar; zur Formel vgl. auch Ru 1,16. c) Vgl. Est 2. d) Der Erzähler läßt hier voller Ironie Holofernes voraussagen, was nach 16,21 eingetreten ist. XII I a) Entweder ein abgeteilter Raum im Zelt des Holofernes, der als Speiseraum dient, oder ein getrenntes Speisezelt (»Kasino«). b) Hebraismus 2 a) oK6w6iXMw, vgl. zu 5,1 bzw. 5,20. Judit wird hier als Idealgestalt gezeichnet, die auf dem rechten Weg zum Heil bleibt; sie ist eine Gegenfigur zu dem in 1l,15 beschriebenen Verhalten. b) Vgl. Daniels Weigerung, sich durch Speisen von der Tafel Nebukadnezars zu verunreinigen (Dan 1,8-21), die in der (I-Erweiterung des Esterbuches Ester in den Mund gelegte Verabscheuung heidnischer Speisen (Est C 28), die Sorgfalt, mit der Tobit heidnische Speisen vermeidet (Tob 1,IOf.), und schließlich die Bereitschaft, eher den Opfertod auf sich zu nehmen, als sich durch unreine Speisen zu versündigen, in 2 Makk 6,18-7,2. 3 a) (W\ ändert BSowop.ev in ~Op,8'V. b) Der Erzähler unterstreicht hier, ironischerweise durch den Mund des Holofernes, die Radikalität der Enthaltsamkeit von heidnischen Speisen. 4 a) Möglicherweise ironisch: »so wahr du noch lebst!« b) 58, 583 glätten p,B.,;' ep,oV in p,8";' cxirr'ij~. c) Jahwe wird Judit als den Typos des gottesfürchtigen Judentums nicht in die Situation der Bevölkerung Betulias kommen lassen: vgl. 1l,l2. d) Die Antithetik »mein Herr« - ,.Herr« dieses Verses betont tiefsinnig die eigentliche Dimension des Geschehens, an dem Judit nach Gottes Plan mitwirken darf bzw. soll. e) Vgl. 8,33; 9,10 sowie besonders oben die Einleitung III, 2. 5 a) Der Erzähler ist sehr bedacht darauf, daß Judit so wenig als möglich kompromittien wird.
5°3
Zur Zeit der Morgenwacheb stand sie auf, 6 sandtea zu Holofernes und ließ ihm sagen: »Möge doch mein Herr den Befehl geben, daß man deine Dienerin zum Gebet hinausgehen läßt.« 7 Und Holofernes gab den Leibwächtern den Befehl, sie nicht zu hindern. (So) blieb sie drei Tagea im Lager. Sie ging jede Nacht in das Tal von Betulia hinaus und badeteb in der Nähe b) In Ex 14,24; I Sam 11,11 die Zeit, in der Jahwes rettendes Eingreifen die Feinde des Gottesvolkes vernichtet; wie an diesen beiden Stellen dürfte auch in Judt 12,5 die letzte der drei Nachtwachen, in die die Nacht eingeteilt war, gemeint sein. 6 a) Die Aoriste ci.n'eo$'akv und nQoo~ct.s8'll können einerseits die Unbekümmertheit des Erzählers wiedergeben, in der es ihn nicht stört, daß Holofetnes mit dieser Bitte mitten im Schlaf gestört wird; dieser erzählerische Zug würde dann hervorheben, daß das Gesetz des Handeins längst bei Judit liegt. Andererseits könnten die Aoriste auch den im hebräischen Original gemeinten Aspekt der Vorvergangenheit wiedergeben: "Sie hatte zu Holofernes gesandt ... er hatte den Befehl gegeben«; in diesem Fall wäre dann V. 5 . zusammenzunehmen: "sie schlief bis Mitternacht und stand zur Zeit der Morgenwache auf«, wobei sich dann freilich die Schwierigkeit ergäbe, die »Morgenwache« mit der Mitternacht in Verbindung zu setzen, d. h. spätestens die Zeit gegen 2 Uhr morgens (so z.B. Enslin, S. 145; vgl. auch Soubigou, S. 555f.). 7 a) Die drei Tage der Reinigung (vgl. Ex 19,IOf.) sind ein wesentliches Element des theologisch bedeutsamen (Wende der Not am 40. Tag!) chronologischen Rahmens: Judit verläßt das Lager am 35. Tag der Not (vgl. 7,20.3°), vollzieht bis zum 38. Tag die rituelle Reinigung, nimmt am 39.Tag am Gastmahl teil (vgl. 12,10) und vollbringt in der Nacht vom 39. auf den 40. Tag die große Rettungstat, die am Morgen des 40. Tages (14,11), also am 5.Tag des von Usija gestellten Ultimatums (vgl. 7,3°; 8,33), durch den auf die Feinde fallenden Gottesschrecken vollendet wird. Zugleich unterstreicht der Erzähler durch die drei Tage der Vorbereitung Judits auf die eigentliche Begegnung mit Holofernes die Parallelisierung Judit/~r: vgl. Est 4,16. b) Vgl. die rituellen Waschungen als Vorbereitung zum priesterlichen Dienst Ex 3°,19-21; Lev 16,4.24 bzw. die bis heute auch im Islam üblichen Waschungen als Vorbereitung zum Gebet; die in einer hebräisch überlieferten Kurzfassung von Judt gegebene Erklärung, das Bad sei notwendig wegen der monatlichen Unreinheit, ist der Versuch, die in Judt offenbleibende Frage nach dem Grund dieses täglichen Bades eindeutig zu beantworten. Die Absicht des Erzählers ergibt sich wahrscheinlich aus dem engen Zusammenhang von Bad (12,7) u~d Gebet um Gelingen ihres Vorhabens (12,8): ,.Diese auffällige Verbindung zu dem Rettungshandeln Jahwes, dessen auserwähltes Werkzeug Judith ist, legt es nahe, ihre strenge Beobachtung der levitischen Reinheitsvorschriften in einer Linie zu sehen mit den auch sonst im AT bezeugten, das Kommen Jahwes vorbereitenden Akten der Heiligung auf seiten des Gottesvolkes (vgl. z.B. Ex 19,10; Jos 3,4; 7,13). Judith schafft durch ihre Absonderung von allem heidnischen Unwesen die notwendige Disposition für das Eingreifen Jahwes« (Haag, S. 50). Vielleicht wirkt sich hier auch das vom Verfasser aufgegriffene Schema vom Heiligen Krieg (vgl. die Einleitung!) aus, wo das Motiv der Heiligung und Reinigung als Vorbereitung auf die entscheidende Auseinandersetzung eine wichtige Rolle spielt (vgl. Dtn 23,10-15; I Sam 21,6; 2 Sam 11,11). Solche Reinheitsbestimmungen sind "ganz von den kultisch-rituellen Voraussetzungen alter heiliger Kriege bestimmt ... , in denen sich Israel besonders nahe und ungeschützt im Aktionsbereich Jahwes stehend wußte. Darum mußte in einem erhöhten Maße alles beseitigt werden, was Jahwe mißfällig war, d.h. das Lager mußte )heilige sein. Der Begriff der Heiligkeit meint ... nicht eine besondere Steigerung menschlicher moralischer Qualitäten. Er setzt eine Zukehr Jahwes voraus und bedeutet zunächst einfach den Zustand des Ausgesondertseins für Jahwe und seine Geschichtspläne. Von Israel war dabei ledig-
des Lagers in der Wasserquellee, 8 Wenn sie (aus dem Wasser) herausgestiegen war, flehte sie (jedes Mal)a zum Herrn, dem Gott Israels, er möge ihr den Weg ebnen zur Aufrichtung der Söhne seines Volkes. 9 Dann kehrte sie im Zustand der Reinheit zurück und blieb im Zelta, bis sie (erst)b gegen Abend ihre Speise zu sich nahm. 10 Es wara am vierten Tagb, da gab Holofernes ein Mahle, ausschließlich für seine Diener!; von den Männern, die sonst um ihn waren, lud er" niemand ein. I I Und er sagte zu dem Eunuchen Bagoasa, der seinem ganzen Hauswesen vorstand: »Geh und überrede doch die Hebräerin, die bei dir" ist, daß lieh die Beachtung einiger ritueller Bräuche gefordert, mit deren Hilfe es sich von der Sphäre des Unreinen distanzierte« (Gerhard von Rad; in: ATD 8, S. 105). c) Zu den topographischen Problemen dieser Quelle, die mit der in 7,3 genannten identisch ist, vgl. zu 7,3. Die Ortsangabe E'I1 ~f) ncx(1sp.poi.f) muß vom Zusammenhang her am ehesten mit ,.in der Nähe« übersetzt werden. Stummer und Groß, S. 55 3, streichen mit 58,583,2 die Angab~, ,.da mit 11,7, ja selbst mit der unmittelbar vorhergehenden Angabe .in das Tal von Betylua< nicht vereinbar. Es ist ein späterer Zusatz, der offenbar diese Quelle von der 7,3.12f. genannten unterscheiden will.« Daß Bad und Gebet draußen stattfinden, wozu Holofernes die ausdrückliche Erlaubnis gibt, ist vom Gang der Handlung her wichtig, da so Judit die Flucht aus dem Lager nach der Ermordung des Holofernes ermöglicht is~. a) Das Imperfekt Mee~o betont, daß Judit nach jedem nächtlichen Reinigungsbad ihr Gebet sprach. a) Vgl. die Entsprechung zu 8,5. b) Judit setzt also ihre in 8,6 erwähnte Fastenpraxis auch im Lager fort, erst am 4. Tag. den sie als Festtag betrachtet (vgl. das Anlegen des Festtagskleids 12,15), beendet sie ihr Fasten (vgl. 12,18f.), wie es auch 8,6 schon andeutete! a) KOt, ~E'I1e~o ... moi'l/oB'J/: Hebraismus. b) Zum zugrundeliegenden chronologischen Rahmen vgl. zu 12,7. c) n6~0r; eig. Trinkgelage deutet bereits den feuchtfröhlichen Charakter des Mahls an, vgl. 12,20; 13,1. Das Mahl als handlungsentscheidende Szenerie spielt auch Est 1.3.9; 5.6.8; 7.1-10 eine wichtige Rolle. d) Der geladene PersonenkIeis ist etwas unbestimmt formuliert: wahrscheinlich handelt es sich um einen kleinen Kreis vertrauter Offiziere. während die in 5,22 p.F:J"o~cWer; genannte Gruppe ausgeschlossen bleibt. e) oVK emlsoB'J/ Bir; ~fj'll KMjOt1l oVd6'Jlcx: die eigenartige Paronomasie führte in (lB zur Änderung Bir; ~fj'll X(1fjOt1l. a) Persisch = Eunuch; auch häufig belegter Eigenname (bereits in den Elefantinepapyrit aber auch z.B. Plinius: Hist. nato XIII, 9; Ovid: Amores 11, 2; Plutarch: Vita Alexandri 67). Josephus Ant. judo XI, 7.1 nennt als Bagoas einen General des Artaxerxes 11. und Gouverneur Jerusalems. Der berühmt-berüchtigste Träger des Namens war ein einflußreicher ,.Königsmacher«: er vergiftete 337 Artaxerxes 111., beseitigte den Kronprinzen und brachte Darius 111. auf den Thron, der ihn nun seinerseits zwang, den Giftbecher. mit dem er Darius vergiften wollte, selbst zu trinken. Schließlich hieß auch ein Eunuch in der Umgebung Alexanders des Großen so. Mit der Wahl des Namens unterstreicht der Erzähler auch bei dieser Gestalt den von ihm intendierten Modellcharakter seines Romans. b) Vgl. die analoge Beschreibung des Aufgabenbereichs der Leibmagd Judits in 8.10. Durch die Einführung des Bagoas erreicht der Verfasser eine spannungsreiche erzählerische Parallelisierung Jahwe/Judit/Leibmagd und Nebukadnezar/Holofernesl Bagoas. c) ncxQcX ooi: unter deiner Aufsicht, Obhut.
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sie zu uns kommt und mit uns ißt und trinkt. u Siehe, es wäre eine Schande für uns, eine solche Frau bei uns gehabt zu haben, ohne daß wir uns mit ihr vergnügta hätten. Sie selber müßte uns auslachen, wenn wir sie nicht an uns rissenb.« 1 3 Bagoas ging hinaus, weg von Holofernes, ging zu ihr hinein und sagte: »Möge das schöne Mädchen nicht zögern, zu meinem Herrn zu kommen, um vor ihm geehrt zu werden, indem du mit uns trinkst' und lustig bistb, und um heute wie eine von den Töchtern der Söhne Assurs zu werden, die im Haus Nebukadnezarsc Dienst tun.« 14 Judit sagte zu ihm: »Wer bin ich', daß ich meinem Herrnb widersprechen dürfte. Fürwahr, alles was ihm gefällt, will ich eilends tun; dies wird mir eine Freude sein bis zum Tag meines Todes.« 6. /udits Rettungstat (12,15-13,10) 1 5 Sie stand auf und legte ihr Festtagskleid und. all ihren Schmuck' an. Ihre Dienerin ging hinter ihr herb und breitete für sie, Holofernes gegenüber, am Bodencdie Teppiche aus, die sie von Bagoas für ihren täglichen Bedarf erhalten hatte, um auf ihnen beim Essen liegen zu können. 16 Als Judit eintrat und sich niederlegte, geriet das Herz des Holofernes ihretwegen außer sich',
12 a) öp.tÄfll'V: miteinander reden, Umgang pflegen; hier wie in Dan 13,45.57f. QS miteinander geschlechtlich verkehren. b) Das Motiv, daß der Mächtige kraft seiner Machtüberlegenheit die schöne Frau an sich reißt, begegnet ähnlich, vom Erzähler verurteilt, in Gen 6,1-4; 12,10-20; 2 Sam I I.
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13 a) Q)A bietet statt nifll1CXI die lectio facilior ntfll'V. b) Zur Vorstellung bzw. Erfahrung, daß Wein die Menschen fröhlich und lustig macht vgl. Jdc 9,13; Jes 22,13; Sach 10,7; Ps 104,15; Koh 10,19. c) Die Nennung Nebukadnezars ,.in diesem Zusammenhang, wo es um die persönliche Bemühung des Holofernes zur Verführung Judiths geht, bewirkt eine bemerkenswerte Vertiefung der ganzen Szene. Das Verhalten Judiths gegenüber Holofernes wird nämlich dadurch in der erweiterten Perspektive des Verhaltens Israels zu einer heidnischen Weltmacht gesehen. Es geht hier um die Frage, ob Israel dem Druck und den Verlockungen der Weltmacht nachgibt und sich dabei, wie die Propheten es ausdrücken, nach Art einer Dirne benimmt (vgl. Hos 1-3; Jes 1,21; Jer 2,20-25; Ez 16,Iff.; 23,1 ff.) oder ob Israel durch scharfe Absonderung von allem heidnischen Unwesen seine Treue zu Jahwe bekundet« (Haag, S. 5of.). 14 a) Vgl. 6,2; 8,12: Niedrigkeits- bzw. Selbstdemütigungsformel, z.B. Ex 3,11; Jdc 6,15· b) Wie in 11,6 ist ,.mein Herr« vom Erzähler doppelsinnig gemeint: Holofernes (im Verständnis des Bagoas) bzw. Jahwe (im Verständnis Judits). 15 a) Nicht nur, um Holofernes durch ihre Schönheit zu betören (vgl. zu V. 16), sondern vor allem, weil das Fest der Rettung Betulias bevorstand. b) Q)A QSV npOl1ifjM}fJ'V; CBB npoTjM}fJ'V. c) Wieder achtet der Erzähler peinlich darauf, Judit auf keinen Fall zu kompromittieren: während Holofernes auf seinem Bett liegt, nimmt Judit gegenüber am Boden Platz; auch in 12,19 wird die glei~he Tendenz sichtbar! 16 a) Vgl. den KontraSt zu 11,16; 13,17; 15,1.
er entbrannte in Leidenschaft nach ihr und war gierig danach, mit ihr zusammenzukommen; schon seit dem Tag, da er sie gesehen hatte, suchte er die Stundeb, sie zu vedührenc. 17 Und Holofernes sagte zu ihr: »Trink doch, damit du lustig wirst mit uns.« 18 Judit sagte: »Gerne will ich trinken, Herr, denn heute ist mein Leben erhöht worden, mehr als alle Tage seit meiner Ge-· burt.« 1 9 Und sie griff zu, aß und trank vor seinen Augen, was ihre Dienerin zubereitet hatte. 20 Holofernes wurde ihretwegen immer lustiger und trank gar viel Wein, wie er noch nie an einem einzigen Tag seit seiner Geburtb getrunken hatte. XIII 1 Als es spät wurde, brachen seine Diener eilig auf. Bagoas verschloß das Zelt von außen und entfernte das Dienstpersonalb von seinem Herrn. Sie gingen rasch zu ihren Ruhelagern, denn sie waren alle durch das ausgedehnte Mahl müde geworden. 2 Judit allein war im Zelt zurückgeblieben, während Holofernes vornüber auf sein Bett gesunkena war; denn er war vom Wein volltrunkenb. 3 Judit hatte ihrer Dienerin gesagta, sie solle draußen vor ihrem Schlafgemach stehenbleiben und auf das Hinausgehen (aus dem Lager), wie alle Tage bisher, warten. Sie werde nämlich noch, sagte sie, zu ihrem Gebet hinausgehen. Auch dem Bagoas hatte sie das gleiche gesagt. 4 Als alle weg waren und niemand mehr, vom Kleinsten bis zum Größtena, im Schlafgemach zurückgeblieben war, trat Judit an sein Bett heran und sagte in ihrem Herzenb: »Herr, du Gott aller Kraftc, blicke in dieser Stunde (gütig)d b) K1XlQOS: während der von Holofernes selbstgesuchte Kairos sich als verhängnisvolle Täuschung erweisen wird, wird der von Jahwe Judit gegebene Kairos (13,5) die Rettung Israels bringen. c) Zur Leitworttechnik mit cic.n'cx-rCi'JI/cic.n'eX-r'l'/ vgl. 9,3.10.13; 10,4; 13,16; 16,8. 20 a) Zur Ironie des Erzählers vgl. zu 10,3; zum Hebraismus eVqJQCXi'JIEW cic.n'o vgl. Prv 5,18. b) Durch die Angabe »seit seiner Geburt« in 12,18 und 12,20 unterstreicht der Erzähler den beabsichtigten Kontrast der beiden Gestalten: die gesetzestreue und überlegt handelnde Judit und der hemmungslos gierige und sich selbst »außer Gefecht« setzende Holofernes - eine scharfe Kontrasttypologie Judentum - gottloses Heidentum. XIIIla) Die Teilnehmer des Gelages. b) Selbst das Dienstpersonal, das sonst den Zeltservice und die Zeltbewachung durchführt, wird entfernt: eine erzähltechnisch geschickte Pointe, die in den Augen des Bagoas seinem Herrn eine ungestörte Liebesnacht sichern soll, für den Plan Judits aber ein »Geschenk des Himmels« ist. 2 a) 3rQMEn-rCOKWS ist möglicherweise eine Anspielung an 3r-r{iJp.cx 8,19; 13,20: Holofernes (d.h. die Feinde des Gottesvolkes) verfällt selbst in seiner sinnlosen Trunkenheit dem definitiven Zusammenbruch! b) Eig. »der Wein war um ihn herum vergossen«: ein sehr plastisches Bild für die totale Trunkenheit. 3 a) V gl. 12,6-9. 4 a) Vgl. 13,13. b) Wie vor ihrem Weg ins. Lager der Feinde (9,1-14), so läßt der Erzähler Judit auch
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auf die Werke meiner Hände zur Verherrlichung Jerusalems·. 5 Jetzt" ist die Stunde gekommen, dich deines Erbbesitzes anzunehmen und mein Vorhabenc auszuführen, um unsere Feinde zu zerschlagend, die sich gegen uns erhoben haben·.« 6 Dann" ging sie zum Bettpfosten, der beim Kopf des Holofernes war, nahm von dort sein Schwertb herab, 7 trat ganz nahe an das Bett heran, packte das Haar seines Hauptes und sagte: »Mache mich mächtiger", Herr, Gott Israels, am heutigen Tage!« 8 Und sie schlUg" zweimal mit all ihrer Kraft auf seinen Nacken und trennte den Kopf davon ab. 9- Sie rollte seinen Körper von seinem Lager" herabb und riß das Mückennetz von den Stangen. Kurz danach ging sie hinaus und übergab den Kopf des Holofernes ihrer Leibmagd, 10 die ihn in den Sack mit ihrer Verpflegung warf". Dann gingen die beiden zusammen wie sonst zum Gebetb hinaus. Sie gingen durch das Lager, machten aber im Tal einen Bogen, stiegen den Berg von Betuliac hinauf und gelangten an die Tore der Stadt. C
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hier, vor dem entscheidenden Werk, noch- einmal ein Gebet sprechen, das die zentralen Motive des ersten Gebetes zusammenfaßt. c) Zu der mit diesem Motiv gestalteten Leitworttechnik vgl. die Einleitung II, 2. d) Vgl. 6,19. e) Vgl. zu 10,8. a) Im Gegensatz zu dem von den Ältesten Gott gestellten Ultimawm: vgl. 7,30f.; 8,16. b) Vgl. zu 12,16. c) Vgl. 10,8; II,6. d) Zum ironischen Gebrauch von <(}QCXfJop.cx vgl. zu 7,9. e) Vgl. besonders Dan 3>34-36.43-45 CI. a) Das Geschehen wird vom Erzähler außerordentlich dramatisch (Poulssen, S. 71 f. erinnen an vergleichbare Filmtechniken, wo in Nahaufnahmen die einzelnen Bildmomente nacheinander abgeleuchtet werden: Bettpfosten - Schwen - Bett - Haarschopf usw.) geschiIden. b) cXKWcXK'l/lö: persisches Krummschwen. Wie Goliat wird auch Holofemes mit seinem eigenen Schwen enthauptet (vgl. 1 Sam 17,51; zur Rezeption der David-Goliat-Geschichte in Judt siehe oben die Einleitung). a) Kl!CX~cxwco: vgl. 1,13· a) 3fCX~cXooel/1I (vgl. auch 9,10; 13,15): die Aktion Judits erhält von 5,12 her eine deutliche .. Exodusperspektive«. a) Vgl. zu 9,3. b) Zeichen der .. Entthronung« und vollständigen Entmachtung; vgl. 14,18: Schimpf und Schande. c) Um es als Trophäe mitzunehmen: 13,15; 16,19; vgl. auch zu 10,21. a) Um ihn dann am Tor von Bewlia zur Schau zu stellen: 14,1. b) Q)B läßt ud ~frv 3fQOOB1JXfrll weg; 58, 583 2 verdeutlichen WIö ud Kd. c) D.h. den Berg, auf dem Betulia lag. fI" vereinfacht zu 3fQOs B. 58 leg Bilö.
7. Der Machterweis /ahwes (13,11-14,19) 11 Schon von weitem rief Judit den Wächtern auf den Toren zu: »Öffnet, öffnet das Tor. Gott ist mit uns, ja, unser Gott ist mit uns", um weiterhinb Kraft zu erweisen in Israel und Macht gegen die Feinde, wie er dies heute er-, wiesen hat.« 12 Als die Männer in der Stadt ihre Stimme hörten, liefen sie eiligst zum Stadttor hinab und riefen die Ältesten in der Stadt herbei. 13 Alle liefen zusammen, vom Kleinsten bis zum Größten, denn es kam ihnen unglaublich vor, daß sie gekommen sei. Sie öffneten das Tor, nahmen die beiden in Empfang, zündeten zur Beleuchtung ein Feuer an und umringten sie. 14 Sie aber sagte mit lauter Stimme: »Lobt Gott", ja lobt ihn. Lobt Gott, der sein Erbarmerib dem Haus Israel nicht entzogen hat, sondern unsere Feinde durch meine Hand in dieser Nachte zerschlagend hat.« 15 Dann holte sie den Kopf aus dem Sack hervor, zeigte ihn ihnen und sagte: »Seht, dies ist der Kopf des Holofernes, des Oberbefehlshabers der assyrischen Streitmacht, und seht hier das Mückennetz, unter dem er in seinem Rausch lag. Der Herr hat ihn erschlagen durch die Hand einer Frau". 16 So wahr der Herr lebt",
a) Diese Theologie vom "Gott ist mit uns« hat einen dreifachen Anknüpfungspunkt in der atl. Tradition: I. Jahwekriegsvorstellung (vgl. Ex 3,12; Num 14,7; Dtn 20,4; Jdc 6,12): Judit wäre so in der Nachfolge der charismatischen Rettergestalten zu sehen. 2. Zionstheologie (vgl. Jes 7,14; 8,10; Ps 46,4.8.12): Die auf dem Berg liegende Stadt Bewlia/Jerusalem ist uneinnehmbar, weil (bzw. insofern!) sie der Wohnsitz des Zionsgottes ist. 3. Davidsbund (2 Sam 7,9; Jes 7,14): die dem David und seinem Haus gegebenen Verheißungen bleiben wirksam. - Der Nominalsatz selbst ist als Freuden- und Dankruf zu verstehen. - Unsere Stelle dürfte am deutlichsten auf 2 ehr 32,8 anspielen. b) Nur der Kleinglaube der Bevölkerung von Bewlia konnte an der Treue Jahwes zu seinem Volk zweifeln: Jahwe aber ist von seinem Wesen her "immer noch« bzw. »weiterhin« der Bundesgott der Nähe und des Heils. 14 a) Der Form und dem Inhalt nach liegt hier ein kleiner »Halleluja-Psalm« vor: die zweifelnde und niedergeschlagene Gemeinde von Judt 7 soll durch die Botschaft von der Treue und der Macht Jahwes in eine Gemeinschaft der Freude und der Hoffnung verwandelt werden. b) Vgl. den Bezug'zu 7,30! c) Anspielung an die Pesachnacht (vgl. Ex 12) und an die Nacht der Erretwng Jerusalems vor Sanherib (vgl. 2 Kön 19,)5 = Jes 37,36); zur Rezeption der Exodustradition und der Tradition von der wunderbaren Erretwng JerusaleIns siehe oben die Einleitung. d) Zum ironischen Gebrauch von <{JoQrl'iJEIIII vgl. zu 7,9. 15 a) Vgl. zu 9,10. 16 a) Vgl. die Schwurformel auch 2,12; 11,7; 12,4: anders als im Falle der dort beschworenen Lebenskraft des Nebukadnezar bzw. des Holofemes erwies sich in der Tat Judits die Lebenskraft Jahwes, die hier angerufen wird, als die wahre Geschichte gestaltende Macht. . b) !8 schreibt den Schutz einem Engel zu. • c) Vgl. die Wegtheologie in 5,8.18; 9,6; 12,8; das Motiv vom Schutz Gottes auf dem rechten Weg wird vor allem, unter Aufgreifen der Patriarchentradition und der weisheitlichen Vorstellung vom Weg zum Leben, im Buch Tobit entfaltet. I I
derb mich behütet hat auf meinem Weg, den ich gegangen bine: Mein Gesicht hat ihn verführt zu seinem Untergangd, an mir aber konnte er keine Sünde begehen, die mich befleckt und mir Schmach zugefügte hätte f .« 1 7 Da geriet das ganze Volk völlig außer sich, sie verneigten sich, beteten Gott an und sagten einmütig: »Gepriesen seist du, unser Gott, der du am heutigen Tage die Feindea deines Volkes vernichtet hast.« 18 Und Usija sagte zu ihr: »Gesegnet bist du, meine Tochter, vom höchsten Gott über alle Frauen der Erdea • Gepriesen sei der Herr, unser Gott, der Himmel und Erde geschaffen hatb, der dich geleitet hat, den Kopf des Oberhaupts unserer Feinde zu verwunden. 19 Die (Erinnerung an deine) Hoffnunga soll in Ewigkeit nicht schwinden aus den Herzen der Menschen, die der Kraft Gottes gedenken. 20 Gott möge dir dies zu ewigem Ruhm werden lassen und dich mit Gütern gnädig heimsuchena, weil du um der Erniedrigungb unseres Volkes willen dein Leben nicht geschont haste, sondern unserem Zusammenbruchd entge-
d) Siehe das Motiv des verführten Verführers auch in 9,3 (unter Bezug auf Gen 34!); vgl. auch 9,10.13; 10,4; 12,16; 16,8. e) Anders als Dina, vgl. 9,2. f) tU erweitert durch Zitat aus Ps 135,1; 2 Chr 5,13. 17 a) Der Plural unterstreicht, daß die Vernichtung des Holofernes paradigmatischen Charakter hat (vgl. ,den Plural auch 13,5-l1.14). 18 a) Die Anspidung an Jdc 5,24 parallelisiert Judit mit Jael; vgl. dazu oben die Einleitung III,2. b) Dieser Lobpreis, der zugleich Judit mit dem siegreichen Abraham von Gen 14 paralldisiert (vgl. den Lobpreis Melchisedeks Gen 14,19f. sowie zur Rezeption von Gen 14 _überhaupt die Einleitung III, 5), gibt der Tat Judits kosmische Dimensionen; ähnlich hatte schon Judit sdbst in ihrem Gebet den schöpfungstheologischen und universalgeschichtlichen Horizont des Handdns Jahwes an seinem Volk angesprochen: 9,12. c) Anspidung auf Gen 3,15? (vgl. auch Poulssen, S.74). 19 a) Vgl. zu 6,9. 20 a) Vgl. zu 4,15. b) Vgl. zu 4,9. c) Vgl. Gen 22,16f. d) m;iiJp.«: Judit hat BetulialJerusalem/lsrad vor einer Katastrophe, wie sie 587 über das Gottesvolk hereinbrach (vgl. 8,19), bewahrt. e) Vgl. zu 8,1l. f) Vgl. Gen 5,24; I Sam 2,30; I Kön 3,6; 8,23.25; 9,4; Jes 38,3; Ps 56,14 sowie die »Wegtheologie« im Juditbuch selbst: 5,8.18; 9,6; 12,8; 1),16. g) Das doppelte Amen entspricht dem Amen in ,.den (zweifellos späten) Doxologien am Schluß der Psalmbücher (41,14; 72,19; 89,53; 106,48, jeweils verdoppdt). I Chr 16,)6 läßt erkennen, wie dieses Amen zu verstehen ist. Es trägt responsorischen Charakter, die feiernde Gemeinde identifiziert sich dadurch mit dem Vorbeter, wenn er den lobpreis ausgesprochen hat. Die Verdoppelung soll unterstreichen, daß man mit Ernst und Freuden zustimmt« (fhWAT I, S. 195). XN I a) Der Erzähler versucht offensichtlich, Judit so wenig als möglich kriegerisches Kolorit zu geben: Hatte sich schon Holofernes durch seine Trunkenheit selbst weitgehend aus-
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gengetreten bist, da du vor unserem Gott auf rechtem Wegee gewandelt bistE!« Und alles Volk sagte: »Amen, Amen!g« XIV I Da sagtea Judit zu ihnen: »Hört mich an, Brüder! Nehmt diesen Kopf, hängtb ihn an die Zinne eurer Mauer. 2. Wenn es dann am Morgen hell wird und die Sonnea über der Erde aufgehtb, ergreift alle eure Kriegswaffen und zieht mit allen kräftigen Männern aus der Stadt hinaus. Stellt an ihre SpitzeC einen Anführer, so als ob ihr in die Ebene gegen die Vorposten der Söhne Assurs hinabziehen würdet; (in Wirklichkeit) aber sollt ihr nicht hinabziehen. 3 Diese aber werden ihre Waffen ergreifen, in ihr Lager eilen und die Befehlshaber der assyrischen Streitmacht wecken. Wenn sie dann beim manövriert, so nimmt Judit an der Vernichtung der Assyrer nicht mehr teil; auch die Verwendung der 1.Person der Pronomina (»eure Mauer«, nicht »unsere Mauer" usw.) könnte eine gewisse Distanz ausdrücken wollen (so Poulssen, S.75). b) Vgl. 1 Makk 7,47; 2 Makk 15,35: diese Parallelität des Geschehens mit dem Aufhängen des Hauptes des Nikanor vor Jerusalern unterstreicht die These, Betulia sei theologisches Kryptogramm für Jerusalern; zu dem altorientalischen Brauch, die Leichen feindlicher Anführer an der Stadtmauer zur Schau zu stellen, vgl. auch 1 Sam 31,IOf. 2 a) Es ist der Morgen des 40. Tages der Belagerung Betulias: zu diesem chronologischtheologischen Rahmen vgl. zu 12,7. ,.Gottes Hilfe am Morgen« ist ein breit belegter alttestamentlicher Topos, vgl. Joseph Ziegler: Die Hilfe Gottes »am Morgen«, in: Nötscher-Festschrift, Bonn 1950, S. 281-288. Während das Motiv vom anbrechenden Morgen (vgl. auch 14,II) hier eine gezielte Anspielung an das morgendliche Eingreifen Jahwes beim Exodus-Jahwekrieg gegen die Ägypter (Ex 14,24) ist, wodurch der Exodusrahmen des Juditbuchs (Tat Judits in der Nacht = Tat Jahwes in der Pesachnacht; Vernichtung der Feinde am Morgen darauf = Vernichtung der Ägypter am Meer) unterstrichen wird (vgl. dazu die Einleitung), erinnert das Motiv von der aufgehenden Sonne eher an das altorientalische/alttestamentliche Motiv von der Sonne (Jahwe), die die Mächte des Bösen verjagt (vgl. vor allem Ps 19). . b) eslWf}7J »herauskommt«. c) en' cxwoiJs mit 71,74,76,106,1°7,46,64,98 u.a. gegen Bis cxwoiJs (Hebraismus für ..I«) (BBQ)Au.a. 3 a) Vgl. die analoge Reaktion der Truppen des Nikanor auf seinen Tod hin (I Makk 7,44) sowie die Flucht der Philister, als Goliat von David enthauptet wurde (I Sam 17,51)· 4 a) Auch hier gestaltet der Erzähler wieder nach dem ius talionis: vgl. 7,14.25. 5 a) t8 teilt diese Achior-Szene in zwei voneinander getrennte Abschnitte auf, deren ersten sie bereits im vorhergehenden Kapitel einfügt. b) Die zwischen Judits Aufforderung zur Vemichtung der Feinde (14,1-4) und die Ausführung dieser Aufforderung (14,11 ff.) eingeschobene Achior-Szene hat erzähltechnisch mehrere Funktionen: I. Achior übernimmt die Identifikation des abgeschlagenen Kopfes. 2. Die Szene bringt die Umkehrung der Machtverhältnisse gegenüber 6,1-13 und führt die 6,20 angedeutete Aufnahme Achiors in die Gemeinschaft des Gottesvolkes' zu Ende. 3. Die Bekehrung Achiors zeigt als Modellgeschehen, worauf die Rettung Israels letztlich zielt: zur universalen Anerkenntnis der Herrschaft des Gottes Israels. 4. Die Szene ist als retardierendes Zwischenstück ein deutlicher Spannungserreger und ist als erzählerischer »Nebenstrang« tpyisch für den romanhaften Charakter des Judit-Buches. c) Vgl. 6,2-4.17.
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Zelt des Holofernes zusammenlaufen und ihn nicht finden werden, wird Furcht auf sie fallen, und sie werden vor euch fliehen·. 4 Ihr aber und die Bewohner des ganzen Gebietes von Israel sollt ihnen nachjagen und sie auf ihren Wegen niederstrecken·. 5 Doch bevor ihr dies alles tut, ruft mir Achiora, den Ammoniter, damit er den sieht und wiedererkenntb, der das Haus Israel verachtet" und ihn zu uns wie zum Tod gesandtd hat.« 6 Sie riefen Achior aus dem Haus des Usija herbei. Als er kam und den Kopf des Holofernes in der Hand eines Mannes inmitten der Volksversammlung sah, fiel er zu Boden und wurde ohnmächtig. 7 Als sie ihn wieder aufgerichtet hatten", fiel er Judit zu Füßen, huldigteb ihr und sagte: »Gepriesen seist du in allen Zelten Judasc und bei allen Völkern, die in Bestürzung geraten werden, wenn sie deinen Namen hörend. 8 Und nun, tue mir kund, was alles du in diesen Tagen vollbracht hast.« Und Judit teilte ihm inmitten des Volkes alles mit, was sie getan hatte von dem Tag an, da sie hinausging, bis zum Augenblick, da sie nun zu ihnen redete. 9 Als sie zu reden aufgehön hatte, brach das Volk in lauten Jubel aus und ließ in der Stadt Freudenschreie" enöd) Vgl. 6,6-11. 7 a) Einige. Handschriften lesen ~ 68 «'IIMafJffII a:ln;lw "als er wieder zu sich gekommen war«. b) npoOIMIsi'll: 5,8; 6,18; 10,9; 13,17; 16,18 den rechten Jahwedienst bezeichnend, unterstreicht das Verb hier, daß Achior in der Gestalt Judits der Güte und Macht Jahwes selbst begegnet ist; die nähere Bestimmung npoosrd!vfjoffll -r4'l npoo6mep ain''ij!; ist Hebraismus! c) Anspielung an den Lobpreis auf Jael: Jdc 5,24 (zur Rezeption der Jaelgeschichte überhaupt siehe die Einleitung m, 2). d) Vgl. 8,)2; 13,19; 16,21. 9 a) eVrpflOOWq hebr. limba: überschwengliche Festfreude wie bei der Einholung eines Siegers (vgl. 1 Sam 18,6), wie beim Einzug der festlich geschmückten Königin (vgl. Ps 45,14-18), als Reaktion auf. eine gute Nachricht (I Sam 11,9; 1 Kön 5,21; Jer 20,15; Est 8,15ff.), beim Sieg über die Feinde (z.B. 1 Sam 19,5; 2 Sam 1,20; Am 6,13) oder beim Tod eines Tyrannen (Jes 14,8); auch terminus technicus für das Freudengeschrei ·überhaupt (Gen 31,27; 2 Sam 6,12; 1 Kön 1,40; Jes 16,10; Jer 7,34 = 16,9 = 25,10 = 33,11; Ps 137,3; Esr 3,uf.; 2 ehr 20,2;1; 23,18). 10 a) Vgl. die analoge Reaktion auf die Nachricht von der Rettung der Juden durch Ester: Est 8,17. Daß die Aufnahme eines Ammoniters in die jüdische Gemeinschaft entgegen dem klaren Wortlaut von Dm 23,4 dem Erzähler keine Probleme macht, läßt an einen theologischen Horizont denken, wie er z.B. in Jes 19,24f.; 25,6-8; Sach 2,15; Mal 1,11; Zeph 2,11 entworfen ist. Wie weit sich hier konkreter Proselytismus der Diaspora niedergeschlagen hat, ist schwer auszumachen. b) t4 verdeutlicht: ,.et appositus est ad populum Israel, et omnis successio generis eius usque in hodiernum diem«. 11 a) «'IIefJ.,,: vgl. die andere Vorstellung in 14,2; zum traditionsgeschichtlichen Hintergrund vgl. zu 14,2. b) Vgl. zu 14,1. c) oneiea: eher Bezeichnung für eine größere Gruppe/Schar denn für eine militärische Formation; vgl. noch 2 Makk 8,23; 12,20. d) Der Erzähler gebraucht allerdings «'JIafJ«o~: aus der Sicht der Assyrer, aus der er diese Wege schon vorher so genannt hatte, vgl. 7,1, aber auch 4,7.
nen. 10 Als Achior sah, was alles der Gott Israels gewirkt hatte, glaubte er fest an (diesen) Gott, ließ sich beschneiden und wurde in das Haus Israel aufgenommen", bis zum heutigen Tagb• I I Sobald der Morgen heraufkam', hängten sie den Kopfb des Holofernes außen an der Mauer auf. Jeder ergriff seine Waffen, und sie zogen in Grup-, pene hinaus zu den Wegen, die den Berg hinabführtend. 12 Als die Söhne Assurs sie sahen, machten sie ihren Anführern Meldung". Diese aber liefen zu den Befehlshabern, Mannschaftsführern und all ihren Oberhäuptern. 13 Sie kamen zum Zelt des Holofernes und sagten zu dem", der seinem ganzen Hauswesen vorstandb : »Weck doche unsern Herrn, denn diese Sklavend haben es gewagt, zu uns zum Kampf herabzusteigen, damit sie bis zu Ende vernichtet werden.« 14 Bagoas ging hinein und pochte an den Zeltvorhang", denn er nahm anb, Holofernes schlafe mit Judit. 15 Als aber niemand darauf hörte', schlug er (den Vorhang) zurück und ging in das Schlafgemach hinein; als 12 a) d,tnllpllpa'V: die Meldung verbreitete sich rasch quer durch das ganze Lager. , 13 a) Der Erzähler steigert literarisch kunstvoll die Spannung, indem er wie in einer konzentrischen Wellenbewegung alle bei Bagoas sammelt, den er dann ironisch mit viel Vorsicht und Diskretion erst nach und nach den toten Leichnam finden läßt. b) Vgl. diese'Titulatur des Bagoas auch 12,11. c) ~ malt diesen Zug besonders ironisch aus. d) Die von verschiedenen Kommentatoren vorgeschlagene Konjektur ,.Hebräer« ('brjm statt 'bdjm) ist wegen 14,18 unwahrscheinlich, da hier nicht die analoge Verlesung bzw. Fehlübersetzung vorliegt (mit Enslin, S. 16of.). 14 a) QJA liest aVJ,,7j: ein umschlossener Vorhof, wie ihn auch Achill um sein Zelt hatte (llias 24,452). b) Vgl. den ähnlichen satirischen Zug bei der Darstellung diskreter _Kammerdiener« in Jdc 4,24f. (zum Einfluß der Eglon-Ehud-Geschichte Jdc 3,12-31 auf das Judit-Buch siehe oben die Einleitung). 15 a) QJA liest im7jK01lOIl'V statt tn7jKDOOIl'V, was eine glättende Korrektur sein dürfte. b) XEÄow'!; ,.Schwelle« nach der Erklärung des Hesychius: oMo!; 17f1!; ~ea!; 17f1!; OKVj'Vfl!;; möglicherweise aber auch, die sonst übliche Bedeutung "Schemel, Fußbank«, hier vor dem Bett, um hinein- bzw. hinaufzusteigen; falls die Bedeutung "Fußbank« anzunehmen ist, wäre die Szenerie noch grotesker! c) tee'p.p.6'JIcw: so war auch 6,13 das Schicksal des von Holofemes dem Tod ausgelieferten Achior beschrieben. d) Einige Handschriften glätten die Parataxe und schließen an ,.er fand« mit Akkusativ an: 177j'V. mpaMj'V av-ro1> «9"/e'lp.iwfj'V. 16 a) Vgl. 'die ähnliche Reaktion des Pharao und seiner Diener auf das Geschehen in der Pesachnacht: Ex 11,6; 12,30. 17 a) Der Erzähler kontrastiert sehr kunstvoll die Vorgänge an den beiden Zelten des Holofemes bzw. der Judit: ,.Bagoas ging hinein; als er ihn fand, schrie er ...« bzw. ,.Er ging hinein; als er sie nicht fand, ... schrie er ... «, wobei das Herausstürzen im zweiten Fall den dramatischen Höhepunkt unterstreicht. So mit QJA gegen (lB. 18 a) .qf}U'Ioa'V 01 do1>lo, ist auch in I Sam 13,3 (I der Ausruf der Philister, als sie feststellen, daß Jonatan einen ihrer Anführer erschlagen hat (anders jedoch I Sam 13,3 TM; zumindest der Übersetzer von Judt, wahrscheinlich aber schon der Verfasser des Originals orientiert sich an der Texdorm I Sam .!); a.fJoll17lli'V begegnet noch einmal 16,5 und heißt eigentlich: abfallen, Treuebruch begehen, hier wohl (auch im Blick auf 16,5) eher im Sinn von "hintergehen, überlisten«.
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er ihn tot auf der Schwelleb liegende fand und da sein Kopf ihm abgeschlagend war, 16 schrie er mit lauter Stimme unter Weinen, Seufzen und starkem Geschreia und zerriß seine Kleider. 17 Dann ging er in das Zelt hinein, wo Judit untergebracht war; als er sie nicht fand, stürzte er zu den Leuten hinaus und schriea: ·18 »Die Sklaven haben uns überlisteta, eine einzige Frau der Hebräer hat Schmachb über das Haus des Königs Nebukadnezar gebracht. Denn seht: Holofernes hegt am Boden und er hat keinen Kopf mehr.« 19 Als die Oberhäupter der assyrischen Streitmacht diese Worte hörten, zerrissen sie ihre Gewänder und gerieten in gewaltige Bestürzung. Ihre Klage und ihr lautes Geschreia schallte laut mitten durch das Lagerb . 8. Das Fest des geretteten Israel (Ij,I-I6,2j)
XV 1 Als die Leute in den Zelten hönen, was vorgefallen war, gerieten auch sie außer sich. 2 Schrecken und Furcht fiel auf siea, keiner blieb mehr beim anderen, sondern sie stürzten alle auseinanderb und ergriffen auf allen b) Das Schicksal Dinas (9,2), das Holofernes Judit zufügen wollte, aber nicht konnte (13,16), hat mit dem entehrenden Tod des Holofernes »das Haus Nebukadnezars« getroffen: der Anspruch des Nebukadnezar, der »Gott der ganzen Erde« zu sein (vgl. 6,2), womit implizit sein »Haus« das eigentliche »Betulia = Haus des Gottes« wäre, ist von Judit als der Repräsentantin des wahren »Gotteshauses« Jahwes vor Betulia entzauben worden (zur Bedeutung von Betulia siehe oben die Einleitung). 19 a) Der Erzähler gestaltet wieder nach der lex talionis: die »Not.i der Assyrer kontrastien mit der Not der von den Assyrern bedrängten Israeliten, vgl. 4,9-15; 7,19-32. b) Vgl. zu 14,16.
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a) Das im altorientalischen Heilig-Krieg-Schema breit belegte Motiv vom Gottesschrekken; zur Rezeption des Motivs im AT vgl. besonders Ex 14,24; 15,14-16; 23,26f.; Dtn 2,25; 7,23; II,25;JOS 2,9.24; 5,1; 10,2.IOf.; 24,I2;Jdc4,15; I Sam 5,II; 7,10; 14,15.20. Zur leitmotivischen Verwendung des Motivs in Judt vgl. 1,1; 2,28; 4,2; 5,23; 7,4; 8,8; 10,16; II,1.17; 14,3.7.19; 15,2; 16,10.11.15.16.25 (dazu siehe oben die Einleitung!). b) t~Wres (das gleiche Verbum auch 15,304) eig.: sie ergossen sich/strömten wie eine Springflut bzw. Hochflut. 3 a) Vgl. 7,18. 4 a) Zur Topographie vgl. zu 4,4.6; die vom Erzähler vorgestellte Lokalisierung von Bebai und Kola ist schwer auszumachen. Bebai ist mit QJA festzuhalten; daß die Angabe durch den gleichlautenden Familiennamen in Esr ausgelöst sein soll (so Hanhan, S.94f.) ist wenig plausibel. b) Verfolgung und völlige Vernichtung gehören wie im Alten Orient so auch im alten Israel zur Ideologie des sog. Heiligen Krieges, vgl. besonders Ex 14,28; Jos Io-II; Jdc 4,16.24; I Sam 7,II. Häufig wird diese Aktion als »Bann« (beraem) bezeichnet: »eine religiöse Handlung, durch welche die Feinde (bisweilen auch die Beute) GOtt geweiht werden ... Sie sind damit jedem menschlichen Gebrauch entzogen und der Vernichtung verfallen ... Daß der beraem zum festen Bestand des heiligen Krieges gehön hat, läßt sich nicht beweisen. Wahrscheinlich ist er nur in bestimmten Notfällen versprochen und durchgefühn worden, um sich die Hilfe Gottes zu sichern (vgl. Num 21,2f.; Ri 1,17)« (fhWAT 1,638); vgl. auch Dtn 2,34ff.; 3,6ff.; 7,df.; 20,13ff.
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Wegen der Ebene und des Berglandes die Flucht. 3 Auch die, die im Bergland rings um Betulia ihr Lager hattena, wandten sich zur Flucht. Da stürzten sich die Söhne Israels, alle ihre'kampffähigen Männer, auf sie. 4 Usija sandte Boten nach Betomestajim, Bebai, Choba, Kolaa und in das ganze Gebiet von Israel mit der Mitteilung über den Erfolg und mit der Aufforderung, alle, sollten sich auf die Kriegsfeinde stürzen, um sie umzubringenb. 5 Als die Söhne Israels davon hörten, fielen sie alle wie ein Mann über sie her und schlugen sie nieder, bis hin nach Choba". In gleicher Weise beteiligten sichb die (Bewohner) Jerusalems und des ganzen Berglandes, denn auch ihnen war gemeldet worden, was sich im Lager ihrer Feinde ereignet hatte. Die Leute von Gilead und Galiläa überflügelten sieC (und schlugen ihnen) gewaltige Verluste, bis sie nach Damaskus und dessen Gebiet gelangten. 6 Die übrigen Bewohner von Betulia fielen über das Lager der Assyrer her, plünderten" es und machten reiche Beuteb. 7 Was übrig war, nahmen die Söhne Israels in Besitza, als sie von der Verfolgung zurückkehrten. Auch die Dörfer und Gehöfte im Bergland und in der Ebene bemächtigtenb sich vieler Beutestücke, denn es gab eine gar gewaltige Menge davon. 5 a) Da in Judt eine Reihe von Anklängen an Gen 14 vorliegt (vgl. dazu oben die Einleitung), könnte Choba mit dem in Gen 14,15 erwähnten Ort nördlich von Damaskus, das ja unmittelbar anschließend in 15,5 genannt wird, identisch sein. Überlieferung der Namensform wieder schwankend: Xroßa., xoßa., Xroßa." Xroßa.Q, xoßa.Ä, xrop.a.. b) na.Q8)'8'IIfrfJ''I'JOa.'II: vielleicht stärker "kamen zu Hilfe« (vgl. Enslin, S. 164). c) ,.Der Ausdruck >überflügeln< ist durchaus zutreffend; denkt man sich als Fluchtlinie des assyrischen Heeres die Strecke Betylua - Skythopolis (Besan) - Damaskus USW., was ja das Gegebene ist, so müssen Verfolger, die aus dem Raum von Galiläa und von Galaad kommen, tatsächlich dem Assyrerheer in die Flanke stoßen, unter Umständen sogar die Fluchtlinie früher als die Spitze der Fliehenden erreichen, also die Assyrer tatsächlich überflügeln. In der Ausdehnung der Verfolgung wird nicht nur das Ausmaß der assyrischen Niederlage verdeutlicht, sondern es wird auch das ganze Heilige Land in den idealen, von David und Salomon erreichten Grenzen von den gottfeindlichen Gegnern gesäubert« (Stummer und Groß, S. 559f.). • d) n~: vgl. 5,12. 6 a) Zu Plünderung als Gottesstrafe vgl. 9,4. Was Nebukadnezar bzw. Holofernes anderen antaten, geschieht nun an der assyrischen Streitmacht, vgl. 1,14; 2,23.26. b) Enslin, S. 165, sieht hier eine Anspielung an Ex 12,36. 7 a) Ironische Formulierung im Blick auf 10,13. . b) Vgl. den mit KQa.dro angedeuteten Spannungsbogen 1,14-5,18-15,7. 8 a) Vgl. zu 4,6. b) Vgl. zu 4,8. c) Siehe zu 15,10. Ei) MxÄ.fjoa., p.er' a.in'fjs &efrvtrv hebr. dibber fa/am 'im (vgl. Ps 28,3; 122,8). 9 a) 58,19, 108,319 korrigieren den Text und lassen aus Ehrfurcht gegenüber dem Hohenpriester Judit zu diesem herankommen. b) Der Wunsch des Usija 10,8 und Judits selbst 13,4 hat sich erfüllt. Zugleich werden damit Prädikationen, die z.B. Ps 89,17f. von Jahwe ausgesagt werden, auf Judit übertragen: in ihrem Werk erweist sich Jahwe! t8 fügt als Motiv des Gelingens die Keuschheit Judits ein.
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8 Jojakim, der Hohepriester, und der Rat der Ältestenb der Söhne Israels, die-in Jerusalem wohnten, kamen, um die heilvollen TatenC zu sehen, die der Herr an Israel vollbracht hatte, und um Judit zu sehen und ihr Glück zu wünschend. 9 Sie gingen zu ihr hineina, priesen sie alle wie aus einem Munde und sagten zu ihr: »Du bist die Verherrlichung Jerusalems, du bist der große Ruhm Israels, du bist der große Stolz unseres Geschlechtesb. 10 Mit deiner Handa hast du dies alles vollbracht, du hast heilvolle Tatenb an Israel vollbracht, und Gott fandc daran sein Wohlgefallen. Werde gesegnet vom Herrn, dem Allherrscher, für ewige Zeiten!« Und alles Volk sagte: »Amen.« I I Und das ganze Volk plünderte das Lager dreißig Tage langa. Judit aber gaben sie das Zelt des Holofernes, alle seine silbernen Geräte, die Betten, die Gefäße und alle anderen Einrichtungsgegenstände. Sie nahm die Dinge an und bepackte ihr Maultier damit; sie spannte ihre Wagen an und belud sie ebenfallsb. I2 Alle Frauen Israels liefen herbei, um sie zu sehen; sie priesen sie, und einige von ihnen führten ihr zu Ehren einen Reigentanz aufa_ Sie aber nahm Palmzweigeb in ihre Hände und gab den Frauen, die um sie waren, 13 und sie setzten sich Kränze von Ölzweigen auf, sie und die a um sie waren. Sie schritt im Festzug vor dem ganzen Volk einher, an der Spitze aller Frauen, dann folgten alle Männer Israels, bewaffnet und mit Kränzen 10 a) VgL zum Leitwortstil die Einleitung! b) 3fmE'i'V t'eX eX,,<x~6t meint hier nicht einfach ,.jemandem etwas Gutes tune (vgL z. B. Gen 26,29; 1 Sam 24,18; Prv 31,12), sondern greift die in 15,8 von Jahwe im Sinne von »Heil, Segen, Glück wirken« ausgesagte Wendung (vgL Ex 18,9; 1 Sam 25,30; 1 Kön 8,66; Jer 18,10; 32,42; 33,9~auf und charakterisiert damit die Tat Judits als Tat Jahwes. Zugleich wird damit der erzählerische Spannungsbogen zu 4,15 geschlagen, wo 6t,,<x~iw der von Jahwe erflehte Heilserweis ist. c) Q)B ändert wegen des folgenden "''J/011 in einen liturgischen Wunsch: eiJ6oKijOCl.t. 11 a) Zur theologischen Bedeutung dieser Zeitangabe siehe zu 16,20; vgL aber auch Dan 6,7.12; Est 4,1 I. b) Anders als das.,Volk bereichert sich Judit nicht durch die Kriegsbeute, sondern wird auch noch in diesem Detail als Idealgestalt durchgehalten, die das alte Banngebot befolgt (vgL zu 16,19 bzw. 15,4). 12. a) VgL Ex 15,20f.; Jdc 11,34; 1 Sam 18,6 und vor allem Jer 31,1-14: Judit wird durch diesen Empfang eingereiht in die Gruppe der großen Rettergestalten der Frühzeit und zugleich als Erfüllung der eschatologischen Rettungszusage von Jer 31! b) .fHJQom sind eigentlich »die im Kult des Dionysos üblichen, mit Efeu und Weinlaub umkränzten Stäbe« (Stummer und Groß, S. 56of.), hier wohl, ähnlich wie in 2 Makk 10,7, allgemeiner für Zweige mit Blättern (Palmzweige?) verwendet. 13 a) Mit QJA 01 p.n' <X1n;~: die Männer Israels. b) Eigentlich: ,.in/auf ihrem Mund«. 14 a) Vn6Q61jJ/!W&; einige Handschriften verbessern Vn6fJJOw& (»im Wechselgesang singen«). XVI 1 a) Analog den Liedern in Ex 15; Jdc 5 faßt auch Jdt 16 das erzählte Geschehen noch einmal hymnisch zusammen; auch motivlich inspiriert sich der Hymnus stark an Ex 15 und Jdc 5 (vgL die Einzelhinweise im folgenden), greih aber auch viele Motive des Psalters auf. Das Lied besteht aus zwei Teilen: V. 1-12 ist ein Hymnus: V. 1 gibt die impe-
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(geschmückt), LobgeSänge auf ihren Lippenb. 14 Judit stimmte vor ganz Israel dieses Danklied an, und das ganze Volk sang den Lobgesang aus vollem Halse mita• XVI
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Judit sanga: »Stimmt anb meinem Gott mit Pauken, singt meinem Herrn mit Zimbeln! Laßt ihm erklingen Psalm und Lobgesang" verherrlicht und ruft an seinen Namend! Fürwahra, ein Gott, der Kriege beendet, istb der Herr. Fürwahr, in sein Lagerd inmitten des Volkes
rativische Aufforderung zum Lobpreis; V. 2 nennt, mit in', eingeleitet, das Thema des Hymnus, wobei die Rettung Judits/Israeis als Konkretion von V. 2a proklamiert wird; V. 3-12 "besingt die Tat Judits und ihre Bedeutsamkeit. "Man wandelt hier durch die Geschichte wie durch die Säle einer Ruhmeshalle ... der Hymnus Jud 16 ist ganz auf diesen Ton gestimmt. Er feiert ausführlich Judith und ihre Tat (V. 6-11) und ist doch ein Jahwe-Hymnus. Wenn irgendwo, so liegt hier die Annahme einer Beeinflussung durch >hellenistisches< Denken nahe. Aber was ist damit gesagt? Offenbar dies, daß sich Israel in dieser geistigen Begegnung ein neuer Aspekt der Menschenbetrachtung eröffnet hat« (Gerhard von Rad: Weisheit in Israel, Neukirchen 1970, S. 330). Der zweite Teil, der V. 13 mit einem neuen Aufgesang einsetzt, gibt dem Geschehen eine universalgeschichtliche Dimension. b) *11"81/11 »ein Lied anstimmen, singen« vgl. Ex 15,21; 32,18; Num 21,17; I Sam 18,7; 21,12; Ps 47,7. c) (BA.v fügt, wohl wegen 16,13, mwiYJI hinzu. d) Vgl. zur Gestaltung dieser imperativischen Aufforderung zum Lobpreis Jahwes Ps 81,2-4; 96,1-3; 98,1; 104,1; 105,1-5; 135,1-3; 149,1; 150,1-5. 2 a) in't hebr. ki leitet im Hymnus das Corpus hymni ein (»fürwahr«) oder gibt die Begründung für den Lobpreis (,.denn«): vgl. z.B. Ex 15,21; Ps 81,5; 96,4; 98,1; 135,4; 149,4· b) 58, 5832 ändern in einen jahwe-anredenden Hymnus. c) Vgl. zu 9,7; durch die Rezeption von Ex 15,3. gegenüber Ex 15,3 TM (»Jahwe ist ein Kriegsmann«) wird offenkundig, daß Judt gerade kein kriegslüsternes Buch ist. d) Entweder wird hier Betulia auf Grund der Jahwekriegsvorstellung als Kriegslager Jahwes (vgl. auch 16,12) bezeichnet oder »Lager« meint ähnlich wie in I Chr 9,19; 2 Chr 31,2 TM (. olKOS) den Tempel von Jerusalem, wodurch die Entsprechung Betulia = Jerusalem besonders deutlich wäre (siehe dazu oben die Einleitung). e) Vgl. Ex 3,8. f) Der Einfluß der Exodusüberlieferung ist hier so stark, daß die konkrete Szenerie des Juditbuches verlassen wird: vgl. Ex 15,9 sowie Ex 14,4.8.9.23. 3 a) Der »Feind aus dem Norden«, womit in vorexiiischer Zeit die assyrisch-babylonische Bedrohung Israels bündig charakterisiert wurde (der Ursprung der Vorstellung selbst ist unklar: siehe z.B. ThWAT 11, 579-582), wird in nachexilischer Sprache zum (mythischen?) Topos schlechthin; vgl. 2 Kön 19,23; Jer 1,13-15; 4,6.15f.; 6,22; Ez 38,6.15; 39,2; Joel 2,20. Da neben dem Norden hier auch noch "die Berge« genannt werden, könnte zugleich eine Anspielung an Jes 14,13 vorliegen, wodurch das Unternehmen Nebukadnezars/Holofemes' als widergöttliche Hybris qualifiziert wäre. b) Vgl. 2,7f.19; 6,4. 4 a) Der fünfinalige Gebrauch des Personalpronomens »mein« unterstreicht hier, daß Judit im Buch insgesamt als Typos des Jahwevolks gemeint ist.
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riß er mich heraus aus der Hand" meiner Vedolgerf. 3 Assur kam von den Bergen aus Norden', kam mit Zehntausenden seiner Streitmacht, ihre Menge verstopfte die Täler, ihre Reiterei deckte die Hügel zub• 4 Sie planten, mein' Gebietb zu verbrennen, meine jungen Männer mit dem Schwert umzubringenC, meine Säuglinge am Boden zu zerschmetternd, meine kleinen Kinder zur Plünderung freizugeben, meine Mädchen als billigen Raub zu verschleppen. 5 Doch der Herr, der Allherrscher, hat sie überlistet durch die Hand einer Fraub• 6 Ihr Machthaber fiel nicht durch junge Männer, nicht Söhne von Titanenb erschlugen ihn, noch traten ihm hochgewachsene Riesenc entgegen, sondern Judit, Meraris Tochter, lähmte ihn durch die Schönheit ihres Angesichtsd. 7 Sie legte ihr Witwengewand ab, um aufzurichten die Unterdrückten in Israel. Sie salbte ihr Angesicht mit feinstem Öl 8 und ordnete ihre Haare mit Bändern und legte ein Leinenkleid an, um ihn zu vedühren'. 9 Ihre Sandalen betörten seine Augen,
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b) (IB liest öQ'I »Berge«: das Verbrennen der Berge ist nach Dtn 32,22; Ps 83,15 ein Akt göttlichen Gerichts. c) Vgl. 1,12; 7,13; 15,4 sowie vor allem Ex 15,9· d) Vgl. zu 2,7. a) Vgl. 4,13; 8,13; 15,10: der Titel kontrastiert betont mit dem im vorangehenden Vers formulierten Anspruch des Feindes. b) Vgl. 9,10; 13,5 sowie Ex 15,6.12.16. a) Wvcx'r6S: vgl. 11,8; ö Wvcx'rOS cxm-fiw wird auch in 1 Sam 17,51 der von David erschlagene; Goliat genannt (zum Einfluß der David-Goliat-Geschichte 1 Sam 17 auf Judt siehe oben die Einleitung). b) viai 'rt'rcX'JICIW hebr. Vne fpa'fm (Gen 15,20; Dtn 2,11.20). c) ),'),OW'rBS hebr. nepilim (Gen 6,4; Num 13,32f.). d) Eine Niederlage durch junge, kampfstarke Männer oder durch Titanen und Riesen wäre wenigstens noch eine honorige Sache gewesen - aber Holofernes wurde das Opfer einer einzigen wehrlosen Frau, die nur ihre Schönheit einsetzte: mit diesen Kontrastbildern entzaubert der Verfasser von Judt zugleich den Göttlichkeitswahn des Typos Nebukadnezar (6,2). a) Vgl. 9,3.10.13; 10,4; 12,16; 13,16. a) Vgl. 13,6. a ) . (I" lesen 6QQcXrf}'1ocx'V »sie wurden überwältigt«. b) Die Nennung der Perser und Meder dient ähnlich wie in Judt 1-2 dazu, die universalgeschichtliche ,.Bühne« des Geschehens zu entwerfen; zugleich dürfte sich der Vers formal an Ex 15,13-16 inspiriert haben.
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I I
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ihre Schönheit nahm seinep. Sinn gefangen da durchdrang das Schwert" seinen Nacken. Die Perser erstarrten" vor ihrem Wagemut, die Meder" wurden bestürzt wegen ihrer Tollkühnheit. Da" jubelten meine Erniedrigtenb, es schrien aufc meine Schwachen. Sie aber gerieten in Schrecken, sie erhoben ihre Stimme und flohen. Söhne von Mädchen" durchbohrtenbsie, wie entlaufene Sklavenc prügelte man sie, sie gingen unter durch das Heeresaufgebotd des Herrn, meines Gottes? I I a) Die Konstruktion des Verses ist wegen des impliziten Subjektwechsels nicht ganz durchsichtig; auch die poetische Gestalt der Parallelismen ist im überlieferten Text unklarer, als die Übersetzung erkennen läßt; vgl. die ausführliche Diskussion bei Priero, S.I34- 1 38. b) Vgl. zu 4,9 und 7,32. c) e{:Jo"loa.'II mit (Iv 58 u. a.; fWI(I" QJA lesen Blpo{:J+rfhjoa.'II (Parallelismus!). 12 a) Es brauchte weder Titanen noch Riesen (vgl. 16,6), um diese völlig verwirrten Feinde zu erledigen: es genügten »Söhne von jungen Mädchen«, also kleine Kinder! b) Wieder gestaltet der Erzähler nach der lex talionis: vgl. I, I 5. c) Haag, S. 58, schlägt im Anschluß an Junker folgendes Verständnis von 16,12 vor: "Der eigentliche Sinn des Verses kommt erst zum Ausdruck, wenn man beachtet, daß hier eine sprachliche Anlehnung an I Sam 20,30 (I vorliegt, wo Saul Jonathan beschimpft: me KOQa.oiClW a.in'OP.oÄ.oinI'rClW. Wie der Vergleich der beiden Stellen zeigt, liegt in Jdt 16,12 eine Zerlegung des einheitlichen Ausdrucks von I Sam 20,30 (I vor; die mal KOQa.oiClW im ersten und die na.ides a.in'op.oÄoiwrClW im zweiten Versglied sind nicht verschiedene Gruppen, sondern die eine gleiche wie in I Sam 20,30. Darum müssen die Aussagen über die beiden Gruppen auch genau parallel gehen. Im heutigen Text liegt also ein Textfehler vor, indem die vio, KOl1a.oiClW in V. 12a als Tötende, aber in V. 12 b die nlXides a.in'op.~es als Getötete aufgefaßt sind. Der Zusammenhang verlangt aber, die Ausdrücke als beschimpfende Bezeichnung der von den Israeliten getöteten Feinde zu verstehen, also auch in V. 12 a moils oder noch besser wie in V. 12 b W!; moils zu lesen.« d) Ironischer Rückbezug auf 5,23. e) Mit (IV, 46, 64, 98 u.a. 13 a) Vgl. Ex 15,1; Jdc 5,3. b) Vgl. Ps 33,3; 40,4; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1; Jes 4i,IO: neu ist dieses Lied ,.nicht im zeitlich-relativen Sinn ..., sondern jener letzte, allumfassende, durch die Raum-Zeit-Kategorie hindurchbrechende Hymnus« (Hans-Joachim Kraus: Psalmen, BK XV,I, S. 262), der dem im Juditbuch erzählten Geschehen eine eschatologisch-universalgeschichtliche Dimension gibt (vgl. 16,16 dtdt na.no!; und 16,17 ~!; a.kiwo!;); zugleich ist »neu« ein emotional geladenes Won, durch das der Verfasser auf etwas Unerhörtes hinweisen und seine Leser zur Begeisterung mitreißen will. (Vgl. Johannes Gonda: .. Ein neues Lied«, in: WZKM 48, 1941, S. 275-29°). e) Vgl. Ex 15,11; Ps 86,10; 147,5. d) Vgl. zu 10,7 und 11,8. 14 a) Ähnlich wie in 9,5 und 13,18 erhält die Rettung Israels auch hier schöpfungstheologisehe und universalgeschiehtliehe Transparenz.
13 Ich will singen" meinem Gott ein neues Liedb.
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Herr, du bist groß und herrliche, bewundernswertd an Kraft, unüberwindlich. Dir" soll dienen deine ganze Schöpfungb, denn du sprachst, und alles warde • Du sandtest aus deinen Geistd , und er erbautee, niemand kann deiner Stimme widerstehenf • Berge und Meere zusammen" erbeben in ihren Fundamenten, Felsen zerschmelzen vor dir wie Wachsb. Wer dich fürchtet, erfährt auchd weiterhin" deine Huldf • Zu gering ist jedes Opfer, als daß es dir wohlgefällt, zu wertlos jedes Fettstück, als daß es ein Brandopfer wird für dich. Doch wer den Herrn fürchtet", ist groß in allem. Wehe" den Völkern, die sich erheben gegen mein Volk. Der Herr, der Allherrscher, vollstreckt das Strafgericht an ihnen am Tag des Gerichtsb.
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b) lI.Tiol~: vgl. 9,12. c) Vgl. Gen 1,2-31; Ps 33,6--9. d) Vgl. Ps 1°4,3°. e) fW' ändert mit Blick auf Ps 1°4,3° in IDKOd0I'+rfJ'''I0cx'll. f) Vgl. 2 Chr 20,6; Est fI C2-4; Ps 76,8. a) Zu diesem BildpaarvgI. Ps 18,6; 24,2; 104,6. b) Traditionelle altorientalische und alttestamentliche Topoi zur Darstellung einer Theophanie: vgl. Ex 19,16-18; Jdc 5,5; 2 Sam 22,8-16 = Ps 18,8-16; Jes 64,1 f.; Hab 3,3-12; Mi 1,3f.; Ps 29,1-10; 50,3; 68,9; 97,2-5; 114,3-7; eine reiche Zusammenstellung des Materials gibt Jörg Jeremias: Theophanie, Neukirchen 1965. c) tU läßt drei Stichen (V. 15 c.16 ab) weg, wohl wegen der Ähnlichkeit von V. 15 c und V.16c. d) Wie Judit: vgl. 8,8.31; 11,17. e) in: zu dieser Bedeutung siehe die dazu parallele Angabe in 16,16 dlcX ncxn6~; Q)B (I" QJA 311,542 kl; Q)v 58, 71, 74, 76 u.a. mi; 583 u.a. ev. f) Vgl. Ps 25,14; 103,13. fI" liest 1Äcx-r;ein"81~ stan eVMcx-r;eOO8I~. a) Zur theologischen Prävalenz der Gottesfurcht gegenüber kultischen Opfern vgl. 1 Sam 15,22; Jes 1,10-17; 57,15; 66,2; Jer 6,20; Hos 6,6f.; Am 5,21-25; Ps 40,7; 50,9.13f.23; 5l,18f; zur Formulierung vgl. Ps 25,12; 112,1. a) Das Lied schließt wie die Lieder Dtn 32; 33 und Jdc 5 mit einem scharfen Kontrast zwischen dem Heil für Israel und dem Strafgericht über die Feinde Israels (vgl. Dtn 32,43; 33,29; Jdc 5,21), das jedoch als Manifestation der allumfassenden Herrschaft des Gottes Israels (also nicht eine nationale Apotheose) beschrieben wird, vgl. diesen Akzent auch Ex 15,18. b) Vgl. Jes 34,8; JOel4,1-21; Sach 9,13-16; Ps 149,6--9. c) Vgl. zu diesen apokalyptisierenden Bildern Jes 66,24; Sir 7,17 sowie die Konkretion dieses Strafgerichts an Antiochus N. Epiphanes in 2 Makk 9.9. d) Zur kultischen Unreinheit durch Berührung mit Toten vgl. Num 19,11; 31,19-24. a) Auch das in Ex 15 besungene Geschehen kulminiert in Jerusalern: Ex 15,17. Zur Jerusalem-Perspektive von Judt vgl. 1,9; 4,3·6-8.11-15; 5,19; 8,21.24; 9,1.8.13; 1I,13f.19; 15,8f. sowie die Einleitung.
Er gibt Feuer und Würmer in ihr Fleische, sie werden klagen vor Schmerz in Ewigkeit.« 18 Als sie nach Jerusalem' gekommen waren, beteten sie Gott an. Als sich das Volk gereinigtb hatte, brachten sie ihre Brandopfer dar, ihre freiwilligen" Opfer und ihre Gaben. 19 Judit übergab (dem Heiligtum) alles Gerät des Holofernes, das ihr das Volk gegeben hatte, ebenso gab sie das Mückennetz", das sie aus seinem Schlafgemach mitgenommen hatte, Gott als Banngutb. 20 Das Volk feierte" drei Monateb lang in Jerusalem vor dem Heiligtum, und Judit blieb mit ihnen. 21 Nach diesen Tagen aber kehrte jeder auf seinen Erbbesitz" zurück. Judit ging wieder nach Betulia und blieb auf ihrem Besitztum. Solange sie lebte, war sie berühmt auf der ganzen Erdeb• 22 Viele begehrten sie zur Frau, aber kein Mann erkannte sie alle Tage ihres Lebens, seit dem Tag, da ihr Mann Manasse gestorben und zu seinem Volk" versammelt war. 23 Sie erreichte ein hohes Alter und wurde im Hause ihres Mannes hundertfünf' Jahre
19 a) Vgl. zu 10,21. b) Hebr. beraem: vgl. zu 15,4. Während die Bannung des Holofernes und seines Heeres durch Tötung geschieht, wird sein persönlicher Besitz dem Heiligtum als Banngabe übereignet (vgl. Jos 6,19 sowie Lev 27,2I.28f.; Num 18,14; Ez 44,29). »Durch die Weihe dieser kostbaren Siegestrophäen wird Jahwe als der eigentliche Retter des Volkes geehrt« (Haag, S. 59). 20 a) eixp(la.i'JIBW hebr. iamah: Terminus für die Feier kultischer Feste, vor allem in Dtn (vgl. Lev 23,40; Dtn 12,12.18; 14,26; 16,1I; 27,7; I Sam 1I,15; Ps 68,4); im Psalter ist ,.Freude« Ausdruck über erfahrene Rettung (z.B. Ps 30,12; 1°7,3°); vor allem ist Freude das Charakteristikum der eschatologischen Heilszeit (vgl. Jes 25,9; 29,10; 30,29; 35,10; P,3·1I; 61,7; 65,13; Jer 31,13; 3J,1I; Sach 8,19)· b) Zusammen mit den 30 Tagen der Plünderung (15,II) ergibt sich eine Dauer von 120 Tagen - ein wirkungsvoller Kontrast zu dem uotägigen Fest des Nebukadnezar in 1,16. Zum möglicherweise beabsichtigten liturgischen Hintergrund des chronologischen Rahmens von Judt siehe die Einleitung 11, 3. 21 a) KÄn/(lO'IIo"l.ia. 4,12; 8,u; 9,12; 13,5; 16,21 markiert einen theologischen Spannungsbogen: Jahwe bleibt sich selbst und seinem Volk treu. InJos 1,15 bezeichnet die Wendung »auf den Erbbesitz zurückkehren« den glücklichen Ausgang des Jahwekriegs. b) Vgl. 1I,23 sowie Est 9,4. u a) D.h. zu seinen toten Stammesgenossen: vgl. Gen 25,8; die übliche Wendung ist »zu seinen Vätern versammelt werden« (vgl. 8,3). 23 a) Zeitlin, S. 181, deutet diese Zahl als Anspielung auf die von 168-63 v.Chr. dauernde Epoche der Makkabäer (105 Jahre!) und sieht darin eine Stütze für seine These, Judit sei eine literarische Nachgestaltung der historischen Königin Salome Alexandra, die 78-69 (so Zeitlin) in Jerusalem regierte; zu dieser These siehe oben die Einleitung I, 3. b) Zu dem hier intendierten ,.Patriarchenkolorit« vgl. Gen 23,9.17-20; 25,9; 49,29f.32. 24 a) Vgl. Gen 50,3; I ·Sam 31,13; I Chr 10,12; Sir u,u. b) Als kinderlose Witwe sorgt sie - bis zuletzt wird sie vom Erzähler als Typos des gottesfürchtigen und gesetzestreuen Judentums gezeichnet - dafür, daß der Besitz" als ,.Erbbesitz« in der Familie bleibt (vgl. Num 27,8-1I; 36,1-12).
alt. Ihrer Leibmagd schenkte sie die Freiheit. Als sie in Betulia starb, begrub man sie in der Grabhöhle ihres Mannes Manasse b, 24 und das Haus Israel betrauerte sie siebena Tage lang. Bevor sie starb, verteilteb sie noch ihren ganzen Besitz an alle Verwandten ihres Mannes Manasse und an die Verwandten ihrer eigenen Familie. 25 Und es gab niemand mehr, der die Söhne Israels in Furcyt versetztea, solange Judit am Leben war, und noch viele Tage über ihren Tod hinausb•
25 a) Vgl. Jdc 3,li.30; 5,31; 8,28: die Tat Judits führt zu jenem Zustand, den die dtr Geschichtstheologie als das Heilsgut der Ruhe feiert. b) QJB fügt ähnlich wie am Ende von Tob ein »Amen« an. t8 scheint durch einen Zusatz Judt mit dem Chanukkafest in Verbindung bringen zu wollen: ,.Dies autem victoriae huius festivitatis ab Hebraeis in numero sanctorum dierum accipitur, et colitur a Judaeis ex illo tempore usque in praesentem diem,,; doch vgl. auch Est 9,27ff.
N a.menregister
Aaron ............... 484 477, 478, 482-484, 487, Abigajil . . . . . . . . . . . . . . 499 494, 5°6, 5 II -515, 51 8 Abraham. 441,472,49°, 510 Assurbanipal . . . . . . . . .. 451 Achämeniden ..... 450,451 Astyages ......... '449,45° Achikar .......... 435,436 Auaris ............... 453 Achior ....... 433, 435-437, 441,444,47°,47 1, Baal-Meon ........... 467 473-479,481,483,488, Babylon/Babylonier .... 449, 500,501,5II-513 452,493 Ägypten/Ägypter ...... 445, Bach Ägyptens . . . . . . .. 453 446,452-457,4 6 5, Bagoas ...... 505-507,513 470-474,47 6,477,5°2, Bakchides ............ 467 5II Batane ........... 452,454 Äthiopien ........ 454,455 Bebai ............ 514,515 Ahasveros . . . . . . . . . . . . 451 Bektilet . . . . . . . . . . . . .. 46 I Ahitub ............... 485 BeImain ...... 467,480,486 Akko ................ 463 Bet-Anot ............. 452 Alexander d.Gr.... 45°,451, Bet-Choron .......... 467 457, 505 Bet-El ........... 452,465 Alexander Jannaios .... 43 1 Betlehem . . . . . . . . . . . .. 444 Amalekiter .. . . . . . . . .. 466 Bet-Schean ... 465,467,515 Ammon/Ammoniter ... 441, Betomestajim ..... 468,515 444, 45 2, 455, 470, 47 1, Betulia ........... 435,436, 475, 477, 481 , 482, 51 2 439-44 1,443,463,464, Amoriter. . . . . . . . . . . . . 473 468,474,477-483, Antilibanon . . . . . .. 452, 454 486-488,493,494,496 Antiochien ........... 46 I 497,5°0,5°1,5°3-5°6, Antiochus ill. . . . . . . . .. 468 508-5 II, 514, 515, 517, Antiochus IV.. 434,45°,467, 521 ,52 2 479, 49 2, 494, 520 Bileam ............... 435 Antiochus VII. .. . . . . .. 458 Antitaurus . . . . . . . . . . . . 46 I Chabur .............. 462 Arabien. . . . . . . . . . . . .. 462 el-chala$a ............ 453 Aramäer ............. 475 Chaldäa/Chaldäer .451,471, Ariarathes I ........... 457 472, 5°2 Ariarathes ill.......... 457 Cheleer . . . . . . . . . . . . .. 462 Ariarathes V.......... 457 Chell!ud ......... 451,462 Arjoch ............... 451 Chelus ....... 452,454,462 Amienien ........ 450,451 Choba ....... 441,467,515 'arräbe ............... 482 Chus . . . . . . . . . . .. 482, 483 Arsakes I ......... 449,451 Cyrus ........... 449-451 Artaxerxes 11. .. . . . . . .. 5°5 Artaxerxes ill. ........ 505 Damaskus ........ 435,441, Arphaxad ........ 43 2,434, 452,454,455,462-464,515 449-451, 455 Daniel ....... 487,492, 503 Aschdod ......... 431,463 Darius ill..... 451,458,5.°5 Aschkelon ........ 463,465 David ........... 437,440, Assur/Assyrer. 434, 441-443, 486, 487, 499, 508, 509, 449, 45 1, 456, 457, 466, 5II , 515, 51 8
Deiokes 11............ 450 Demetrius I. .. 442,457,458 Demetrius 11. ......... 451 Dina ............ 459, 463, 492, 493, 510, 514 Dor ................. 463 Dotan ....... 465,468,480, 4 82,486 Edom/Edomiter ... ... 453,478,481 Efraim ........... 435,475 Eglon ........... 441,513 Egrebel .......... 482,483 Ehud············44 1,513 Ekbatana .... 449-451,455 Elam ............ 449,451 Eliab ................ 485 Elija ............. 485,493 Ellasar . . . . . . . . . . . . . .. 451 Elousa ............... 453 Esau ........ 481,482,497 Esra ................. 486 Ester ............ 44°,487, 496, 503, 504, 512 Eufrat ........... 451,462 Ezechiel ............. 483 G;tbbai .............. 465 Galiläa .: 431,452,454,515 Gaza ................ 453 Gibeon .............. 482 Gideon· .............. 485 Gilead ....... 452,454,515 Girgaschiter .......... 473 Goliat ....... 437, 440, 508, 5II,51 8 Goschen . . . . . . . . . 453, 454 Habor ............... 462 halhül ............... 453 Halys ............... 450 Ham ................ 461 Hananja . . . . . . . . . . . .. 485 l;Iarabu .............. 482 Haran ............... 472 Hasmonäer ........... 438 Hazor ........... 467,482 Hebräer ......... 497, 514
523
Hebron .......... 45 2,481 Heroonpolis . . . . . . . . .. 453 Heschboniter . . . . . . . .. 473 Hilkija. . . . . . . . . . . . . .. 485 Hiskija .......... 442, 482 Holofemes ....... 432-437, 439-446,454,455, 457-461,463-466,468, 470-475,477-484,487, 491,493,495-51 0, 512-514,516-518,521 Hydaspes ............ 451 Hyksos .............. 453 Indus ................ 451 Isaak ................ 490 Ismael ............... 462 Jabin ................ 437 Jael ..... 437,44°,51°,512 Jafet ............ 462, 464 Jakob ....... 466, 486, 490 Jamnia ........... 431,463 Jebusiter . . . . . . . . . . . .. 473 Jehu ................ 493 Jeremia .......... 435,453 Jericho .............. 467 Jerusalem ........ 431,435, 441-445, 449, 4P-454, 45 6,459,466-47°,474, 476,478-480,482,483, 486,492,493,497, 501 , 5°2,5°5,5°8-51 I, 515-517,520, pi Jesaja ................ 491 Jesreel ....... 435,440, 4P, 454,464,465,468,480,483 Jibleam .............. 467 Jojakim ...... 468,469, 516 Jokneam ......... 465,480 Jonatan ...... 468,513,519 Jordan ....... 4P, 454, 473 Joschafat. . . . . . . . . . . . . 444 Josef ............ 453,485 Juda .... 443,444,453,512 Judäa ........ 431,442-445, 455, 465, 466, 468, 469, 489, 5°2 Judas Makkabäus .. 442,443, 468 ,49 2 Kabri ............ 478, 487 Kadesch-Bamea ... 4P-454, 465, 473
524
Kanaan/Kanaaniter .... 467, 470, 47 2, 473 Kappadokien ......... 457 Karmel .......... 4P,454 Karmi ........... 478, 487 Kilikien ...... 4P, 454, 455, 461 , 462, 464 Kola ................ 514 Kona ................ 467 Kusch ............... 454 Kyamon ... . . . . .. 480, 483 Laban ............... 490 Libanon ......... 452,454 Lot ................. 441 Lud ......... 461,462,464 Makkabäer ... 465,468,481, 490, 521 Malkiel .............. 478 Mamre .......... 4P,453 Manasse ..... 487, pi, p2 Medien/Meder ... 449-451, 51 8, 519 Megiddo ......... 465,482 Melchisedek ...... 441, 510 Memfis .......... 453,454 Merari ........... 485,518 Meuniter. . . . . . . . . . . .. 444 Mesopotamien .... 462,471, 47 2,490 Micha···············47 8 Michaja .............. 478 Midian .......... 462, 464 Mirjam .............. 445 Mithridates I. . . . . . . . .. 451 Moab/Moabiter ... 441,444, 452, 455, 470, 474, 475, 481 Mochmur ........ 482,483 Mose .... 466, 473, 484, 487 Nabatäer ......... 453,481 Nabonid ......•...... 450 Nabopolassar ..... 449,450 Natanael·············4 85 Nebukadnezar .... 432-436, 439, 442, 445, 446, 449-461 , 463-467, 470, 472, 476, 477, 485, 49 1, 495, 499, 500, 502, 503, 505, 506, 509, 514, 515, 517, 51 8, pi Nikanor . 435,442,443,511
Nil. ......... 453,454,455 Ninive ...... ·449, 450, 456, 461 , 493 Okina ............... 463 Otniel ............... 478 Paddan .............. 490 Palästina ..... 451,453,464, 46 5,4 82 Parther . . . . . . . . . . . . .. 451 Pelusium ............. 453 Pentapolis . . . . . . . . . . .. 470 Perisiter .............. 473 Persepolis ............ 450 Persien/Perser ... ·449, 4P, 454, 470, 51 8, 519 Philister. . . . . . 475, 51 I, 513 Phönizien . . . . . . . . . . .. 468 Pinhas ............... 493 Poros ............... 451 Ptah ................ 454 Ptolemaios 11. ......... 465 Put ......... 461,462,464 Qantir ............... 453 Qumran ............. 482 Rafain ............... 485 Ragau ............... 450 Rages ............... 450 Rahab ............... 435 RaheI ............... 487 Rai ................. 450 Ramesse ......... 453,454 Ramses 11............. 453 Rassis ........... 46 I, 462 Rebekka ............. 487 Regu ............ 45°,456 Rotes Meer ....... 455,473 Rut ............. 496,499 Salim ................ 467 Salome Alexandra ..... pi Salomo .............. 515 Samaria ...... 443,452,454, 46 5, 467, 475 $än el-hagar .......... 453 Sanherib ..... 434,442,443, 449, 474, 47 6, 509 Sara ................. 487 Saui ................. 519 Schelumiel ........... 485 Seleukiden ....... 451, 458
Sem ............. 449,461 Serbaz ............... 451 Sichem/Sichemiter ..... 433, 434, 473, 49.1, 493 Sidon ................ 463 Simeon ...... 460, 466, 478, 485, 49.1, 493 Simon Makkabäus ..... 467 Sinai ............ 473,481 Sisera ........... 435,437 Skythopolis ....... 465,515 Susa ................. 451 Syrien ....... 455,457,468 Taanach ............. 465 Tachpanhes ...... 453,454
Tanis, ........... 453,454 tell bel'ame ........... 467 teil defnf ............., 453 teil dötän ......... 465,48.1 teil el-dab'a ........... 453 teil el-faramä ......... 453 teil el-hö$n . . . . . . . . . .. 465 teil mä'In ............. 467 teil qemün . . . . . . . . . . .. 480 Tigris ........... 449,451 Tobias ............... 450 Tobit ................ 503 Totes Meer ........... 467 Tyrus ............... 463
Usiel ................ 485 Usija ........ 439, 478, 479, 4 8 3-485, 487, 49 1, 49 6, 504, 510, 51.1, 51 5 Uz .................. 485 wädi el-quderät ....... 453 wädi el-'arI~ .......... 453 wädi ~umIlät . . . . . . . . .. 453 Xerxes I. ............. 450 Zion ........ 435,445,474, 481 , 486, 495 Zurischaddai. . . . . . . . .. 485
Ur··················47 2
525
Bibelstellenregister
Gen
1,2-3 I ...... . 520 1,3 460 3,15 ......... . po 6,1-4 ........ 506 6,4········· . 5 18 6,5 ...... .... 49 1 6,17 ......... 457 7,4········· . 435 8,21 49 1 9,15 ......... 457 9,21 ....... ,. 49 2 10 ........... 461 10,6 ......... 461 10,22 .... 449,4 61 11,3 ..... " ' . 49 8 11,28-32 ..... 47 2 12,5 . , ....... 47 2 12,10-20 ..... 506 12,11 ........ 4 87 12,14 ........ 4 87 12,16 ........ 47 2 13,2 . " ...... 47 2 13,6 .. , , ..... 47 2 13,16 ........ 461 14· .. ,441,460,51°, 515 14,1 .. , ...... 451 14,9 .... ..... 451 14,14 ........ 460 14,15 ..... 44 1,515 14,16 ........ 44 1 14,18-20 .. , .. 44 1 14,19 f. ... 44 1,510 15,8 . " ...... 474 15,18 ....... . 453 15,20 ... , ... ' 51 8 16,3 ....... . , 453 16,5 4 83 16,7········ . 453 17,2 " ....... 466 17,6 ......... 466 17,20 ........ 466 19,3°-38 . , ... 47° 19,38 44 1 22,1-18 ...... 49° 22,1 ........ . 49° 22,4········ . 461 22,12 ........ 49° 22,16 f. ...... po •
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52 6
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01
•••
Gen
22,16 ........ 460 23,9········ . 52 1 23,17-20 .. , .. 521 24·········· . 486 24,16 ........ 487 24,22 ........ 49 6 24,35 47 2 25,8 . ........ 521 25,9 ........ : 521 25,20 ........ 49° 25,22-3° .. , " 481 26-27 ........ 49° 26,7········ . 487 26,29 '" .. , .. 51 6 27,41 481 28,2 ......... 49° 28,5 49° 28,6 ......... 49° 28,14 ........ 461 28,17 ........ 463 29,14······· . 46 5 29,15-30 ..... 49° 30,43 • 0" . , 1 • 47 2 31,18 ........ 49° 31,27 ........ 51 2 31,53 ...... , . 4 83 32,7 49° 32,13 461 32,14-22 . .... 47 2 33,12 .. '" , . , 497 33,18 ..... , . , 49° 34 ........ 492,510 34,7········ . 493 34,27-29 ..... 493 35,9 ......... 49° 35,26 ........ 49° 37,17 ........ 46 5 4°,10-19 .. , ., 461 41,49 ..... 456,460 41,51 ......... 486 44,16 ........ 464 45,10 ........ 453 46,9 ......... 47 8 46,15 · ....... 49° 46,17 ........ 47 8 46,28-29 ..... 453 47,1 . ........ 453 47,4········ . 453 47,6 ......... 453 ••••
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Gen
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Ex
47,11 ........ 453 47,27 ........ 453 49,13 . ....... 45 2 49,29 f ...... '.' 52 1 49,29 ........ 4 86 49,3 2 ........ 52 1 50,3 . ........ 521 50,8 . ....... , 453 50,20f........ 47 2 50,24 f........ 47° 1,7 ....... 466,472 1,8-14 . ...... 47 2 1,9 ........ ,. 47 2 1,11 · ..... 453,472 2,2 .......... 4 87 3,7 f .......... 469 3,8 ..... ··433,473 3,11 ... '" .. , 506 3,12 ......... 5°9 3,16 ...... 470,491 3,17 ......... 473 3,19 ......... 433 3,20 ......... 433 4,21 ........ , 433 4,3 1 ...... '" 47° 5,2 ....... '" 44 6 5,21 · ..... 433>484 6,1 • •• 0' •• , 433 6,8 433 7,4·······433,455 8,2 .... , .... , 459 8,18 · .0 ... , .. 453 9,26 ......... 453 10,5 459 10,15 ........ 459 11,4········ . 45 8 11,5 ..... ·493,495 11,6 ......... 513 11,7········ . '5°2 12 ........... 5°9 12,1-20 ... , .. 45 6 12,12 . ... 433,445,. 446,455, 49 1 12,23 433,445,474 12,27 ..... 433>445 12,29 . ... 433,445, 493>495 12,30 ........ 513 o
•
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Ex
12,36 ........ 515 13,5 ........ . 473 13,9 ........ . 460 13,15 ....... . 47° 13,19 ....... . 49 1 13,21 . . . . . . . . 49 1 14·· ......... 473 14,4 ......... 517 14,8 ........ . 5 17 14,9 ......... 517 14,12 ........ 484 14,19 ....... . 49 1 14,23 ....... . 517 14,24 ... . 446,463, 504,51 1, 514 14,28 ....... . 514 14,31 ....... . 433 15 .... 445,51 6,52° 15,1 · ..... 494,519 15,3 · . 439,494,517 15,6 ...... 433,518 15,9 · . 433,517,51 8 15,10 ........ 47 6 15,11 ....... . 519 15,12 ....... . 51 8 15,13- 16 .... . 51 8 15,14-16 ..... 514 15,16 44 6 ,4 6 3,51 8 15,17 .... . 433,520 15,18 ........ 52° 15,20f........ 51 6 15,20 ..... 433,464 15,21 · .... 494,5 17 15,22 ........ 453 15,25 b ....... 49° 16,4 b ........ 49° 17,3 ......... 484 17,7 ......... 488 17,8-16 ...... 473 17,8-13 ...... 466 18,4 ......... 433 18,8 ......... 433 18,9 · . 433,4 66 ,5 16 18,10 ........ 433 18,21 ....... . 47 8 19,5 ........ . 49° 19,6 ........ . 479 19,IOf. ....... 5°4 19,10 · .... 479,5°4 19,14 ........ 479 19,16-18 .... . 520 19,16 ........ 461 19,17 · .... 47 1,482
Ex
19,18 ........ 5°2 19,22 ........ 49° 20,18 ........ 46 3
Num
20,20 ..... 463,49° 22,21-23
Lev
Num
445,4 86, 494 22,22f........ 469 23,23 . ....... 473 23,24 ........ 46 5 23,26f........ 514 23,27 . . . . . 463,476 23,28 ........ 473 23,33 ........ 489 27·········· . 474 29,36f........ 467 29,3 8-42 .... . 47° 30,19-21 ..... 5°4 32,13 ........ 460 32,18 ........ 517 32,21-24 ..... 49 1 33,2 ......... 473 34,11 ........ 473 34,12 ........ 4 89 34,13 . ....... 46 5 34,24 ........ 45 6 2,14 . ........ 49 6 3,17 . ........ 5°1 6,1-6 . ....... 47° 9,24 ........ . 5°2 10,6 ......... 47° I I . . . . . . . . . . . 5°1 16,4 ......... 5°4 16,24 ........ 5°4 17,10 ........ 5°1 17,14 . ....... 5°1 21,10 ........ 47° 22,10-16 .... . 5°1 23,14 ........ 49 6 23,4° ........ 52 1 26 ........... 473 26,14 ff. . ..... 457 26,18f........ 47 8 27,21 . ....... 52 1 27,28f........ 52 1 1,6 .......... 48 5 1,9 .......... 4 8 5 2,12 ......... 48 5 7,36 ......... 4 85 7,4 1 ......... 48 5 7,65 ......... 48 5 10,19 . ....... 48 5 13,22 ........ 454 13,3 2f........ 51 8 14,7 ........ . 5°9
Dtn
14,15 f ........ 14,21 . ....... 14,22 . ....... 14,28 ........ 14,34 ........ 14,41 ........ 15,10 ........ 18,14 . ....... 19,11 . .......
47 6 459 4 88 455 425
460
47 8 52 1 52° 20,2-5 . ...... 4 84 21,1-3 . ...... 473 21,2f......... 514 21,17 . ....... 5 17 21,21-32 ..... 473 22-25 ........ 47° 22,4········ . 480 23,19 . ....... 4 88 25,11 . ....... 493 25,13 . ....... 493 26,57 . ....... 4 85 27,8-11 . ..... 52 1 27,17 . ....... 5°2 28,3-8 . ...... 47° 29,39 . ....... 47° 31,19-24 . .... 52° 3 1,50 ........ 49 6 36,1-12 ...... 52 1 2,11 . ........ 51 8 2,20 ......... 51 8 2,25 ......... 514 2,34 ff. . ...... 5 14 3,6ff......... 514 4,26 ......... 4 84 4,35 ......... 47 6 5,5 . ......... 46 3 6,16-18 . ..... 488 6,21 ......... 460 6,24········ . 47° 7,lff. . ....... 5 14 7,1 . ......... 473 7,5 . ......... 46 5 7,8 .......... 460 7,23 . ........ 514 7,25 f......... 46 5 8,2 .......... 49° 8,16 . ........ 49° 10,8 . ........ 469 10,13 . ....... 47° 10,17f........ 4 86 10,18 . ....... 469 11,3-7 . ...... 49 1 11,25 . ....... 514 11,29 ........ 46 5 12,12 ........ 52 1
527
Dtn
12,18 ....... . 52 1 13,4 ........ . 49° 13,12- 17 .... . 489 14,26 ....... . 52 1 16,II ....... . 52 1 17,12 · . . . . . . . 47 8 17,20 · . . . . . . . 460 18,5 · . . . . . . . . 469 19,18 ........ 4 88 20>4 · ..... 49 1,5 09 20,13 ff. 514 20,17 ........ 473 21,13 · . . . . . . . 4 6 5 23,4 ...... 470,51 2 23,10- 15 ..... 5°4 26,5-9 ...... . 469 26,5 ......... 47 2 26,10 ........ 474 27,7 ......... 52 1 28 ........... 473 28,1 I ........ 47° 28,15 ff. ..... . 457 28,26 ....... . 475 28,37 · . . . . . . . 455 29,18 ....... . 489 30,9 · . . . . . . . . 47° 30,19 ....... . 4 84 31,21 ........ 49 1 32 ........... 52° 32,1 I ........ 474 32,22 ....... . 51 8 32,24 · . . . . . . . 4 82 32,3 6-42 .... . 4 82 32 ,39 · . . . . . . . 47 6 32 ,40 · . . . . . . . 460 )2,43 · .... 455,52° 33· .......... 52° 33,8-II ..... . 49° 33,19 · . . . . . . . 45 2 33,26-29 .... . 439 33,29 ..... 474,52° 1,5 ......... . 489 I,II ......... 461 1,15 ........ . 52 1 2,6 . . . . . . . . . . 486 2,9 ......... . 514 2,10 · . . . . . . . . 473 2,19 · . . . . . . . . 489 2,24 ......... 514 3,5 ....... 479,5°4 3,10 ......... 473 5,1 .......... 514 5,II ........ . 49 6 6,19 ........ . 52 1 0
JOS
52 8
JOS
•••••
7,1 .......... 47 8 7,13 · . . . . . . . . 5°4 8,28 ........ . 45 6 9,1 .......... 473 9,7 .......... 464 10-II ....... . 514 10,2 · . . . . . . . . 514 10,10f..... 467,514 10,10 . . . . . . . . 4 6 3 10,21 ........ 5°2 II,3 · . . . . . . . . 473 12,8 ......... 473 12,22 . . . . . . . . 480 15,2-4 . . . . . . . 453 15,17 ........ 47 8 15,59 ........ 452 17,II 4 67 18,II 480 21,45 45 6 23,13 47° 24,2 · . . . . . . . . 47 2 24,10 ........ 474 24,II ........ 473 24,12 ........ 514 24,14 H. 47 2 24,3 1 ........ 49 1 1,13 ......... 47 8 1,17 . ........ 514 1,27 ......... 4 67 2,3 · . . . . . . . . . 47° 2,7 · . . . . . . . . . 49 1 2,10 ......... 49 1 2,22 ......... 49° 3,1 .......... 49° 3>4 · . . . . . . . . . 49° 3,5 .......... 473 Mf.......... 4 69 3,II · . . . . . . . . 52 2 3,12-31 ... 44 1,513 3,15 ......... 44 1 3,20 ......... 44 1 3,23-25 ...... 44 1 3,28f......... 44 1 3,3° ......... 52 2 4-5 · . . . . . . . . . 435 4 ......... 435,440 4,9 .......... 44° 4,14 ......... 49 1 4,15 · ..... 46),514 4,16 ......... 514 4,21-23 . ..... 495 4,21 · . . . . . . . . 437 4,24 f......... 513 4,24 ......... 514 0
Jdc
Jdc
•••••
Sam
5 ..... 44°,51 6,52° 5,3-5 · . . . . . . . 44° 5,3 · . . . . . . . . . 519 5,5 · . . . . . . . . . 52° 5,21 . ........ 52° 5,24-27 ...... 495 5,24 · . 440,51 0,51 2 5,3 I · ..... 440,522 6,5 · ...... 45 6,460 6,II . ........ 4 8 5 6,12 ......... 5°9 6,15 · . . . . . . . . 506 7,12 · . 456,460>46 I 8,2 . ......... 486 8,28 · . . . . . . . . 522 9,7 . ......... 487 9,13 · . . . . . . . . 506 9,53 f ......... 495 9,53 · . . . . . . . . 44° 9,57 ......... 4 89 11,27 · . . . . . . . 4 83 11,34 . .... 464,51 6 13,1 . ........ 435 15,4-8 . ...... 46 3 16,5 . ........ 47° 16,27 · . . . . . . . 4 86 2,3° · . . . . . . . . 510 5,6 . ......... 46 5 5,II . ........ 514 6,10 · . . . . . . . . 475 7,10 . ........ 514 7,1 I . ........ 514 10,II · . . . . . . . 49 8 II,d......... 47° II,9 . ........ 51 2 II,II . ....... 5°4 II,15 · . . . . . . . 52 1 13,3 ......... 513 14,15 ........ 514 14,20 · . . . . . . . 514 15,22 . ....... 52° 15,24 · . . . . . . . 460 16,12 . ....... 4 87 17· ....... 44°,51 8 17,9 ......... 4 64 17,10 ........ 44° 17,1 I ........ 44° 17,16 ..... 435,440 17,17 . ....... 49 6 17,37 · .... 440,49 1 17>45 . ....... 44° 17,51-54 . .... 44° 17,51 .... 437,5° 8, 51 1,51 8
Sam
2 Sam
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18,6f......... 464 18,6 · . 44°,5 12 ,51 6 18,7 ........ . 517 19,5 ........ . 512 20,13 ........ 49 1 20,3° ....... . 519 21,6 · .... . 479,5°4 21,12 ....... . 517 24,13 ....... . 483 24,16 ........ 48 3 24,18 ....... . 51 6 25,18 ..... 496,499 25,23 ....... . 499 25,30 ....... . 51 6 25>39 ....... . 489 28,17 ..... 45 6,457 31,13 ....... . 521 1,20 ........ . 51 2 5,24 ......... 49 1 6,12 ......... 51 2 7,9 ......... . 5°9 8,17 ......... 48 5 10,1-14 ...... 47° II ........... 506 II,2 ........ . 486 II,II ..... 498,504 13,12 ........ 493 16,8 ........ . 489 16,22 ........ 4 86 20,17 ....... . 487 21,9 ......... 486 21,3 2f........ 489 22,8-16 ..... . 52° 23,18 ....... . 499 1,40 ........ . 51 2 2,33 ........ . 489 2,37 ........ . 489 2>44 ........ . 489 3,6 ......... . 51° 4,12 ........ . 480 5,19 · ..... 456,457 5,21 ........ . 51 2 8,15 ........ . 460 8,23 ........ . 51° 8,24 ........ . 460 8,25 ........ . 51° 8,32 ........ . 4 89 8,5 6 ........ . 45 6 8,60 ........ . 495 8,64 ........ . 46 7 8,65 ........ . 453 8,66 ........ . 5-1 6 9,4 ......... . 51° 9,6 ......... . 457
I
Kön
2Kön
Jes
9,7 .......... 455 9,20 . ........ 473 10,8 ......... 469 14,15 ........ 5°2 17-19 ........ 48 5 19,10 ........ 493 19,14 ........ 493 20,23 ........ 481 20,28 · . . . . . . . 481 22 ........... 475 22,17 ........ 5°2 4,18ff. ....... 486 6,13 ......... 4 6 5 6,30 ......... 469 8,28 ......... 475 9,II ......... 475 9,27 ......... 467 10,5 ......... 464 10,16 . ....... 493 15,13 . ....... 46 5 16,7 ......... 4 64 17,6 . ........ 45° 18-19 ........ 44 2 18,II ........ 45° 18,19 ........ 45 8 18,23 ........ 481 18,29-35 .. 442>476 19,3 ......... 459 19, I 5 · .... 442,476 19,17 ........ 495 19,19 · .... 442,476 19,23 ........ 517 19,34 · . . . . . . . 474 19,35 · . . . . . . . 5°9 20,6 ......... 474 20,21 ........ 4 86 22,8 ......... 48 5 24,2 ......... 47° 1,10-17 ...... 52° 1,21 ......... 506 2,7 ff. ........ 494 3,18-24 ...... 49 6 4,2 .......... 497 5,23 . . . . . . . . . 454 5,25 . . . . . . . . . 47 6 6,1 .......... 5°2 7,12 ......... 488 7,14 ......... 5°9 8,10 ........ . 5°9 8,14 ......... 4 89 10,12-19 ..... 5°0 10,12 ....... . 49 1 10,15 ........ 4 6 5 14,8 ......... 51 2
Jes
14,13 . ....... 517 14,24-27 . .... 439 15,3 . ........ 4 86 16,10 . ....... 51 2 19,II . ....... 454 19,13 . ....... 454 19,24 f........ 51 2 20,4 · . . . . . . . . 459 21,9 . ........ 489 22,1 · . . . . . . . . 4 86 22,12 . ....... 469 22,13 . ....... 5°6 23,14 . ....... 45 6 24,20 · . . . . . . . 4 89 25,6-8 . ...... 5 12 25,9 . ........ 52 1 26,3 . ........ 49 1 26,8 . ........ 494 28,1 . ........ 475 28,7 . ........ 475 28,21 49 1 29,II . ....... 521 29,21 . ....... 489 3°,4 . ........ 454 30 ,12 · . . . . . . . 454 30,15 . ....... 494 30,29 · . . . . . . . 52 1 31,1 . ........ 494 3 1,5 · ..... 439,474 31,8 . ........ 439 31,18 · . . . . . . . 494 34,7 . ........ 47 6 34,8 · .... ,482 ,52° 35,4 . ........ 482 35,10 . ....... 52 1 36-37 ........ 44 2 36 ,4 . ........ 45 8 36,8 . ........ 481 37,3 . ........ 459 37,14-21 .. 442,476 37,16 · .... 442,476 37,20 . ... 442,476, 495 37,22 . ....... 493 37,35 . ....... 474 37,3 6 · . . . . . . . 5°9 38,3 . ........ po 38,6 . ........ 474 40-55 ........ 479 40,13 f ........ 488 40,26 . ....... 494 41,10-5°,9 .... 479 42,10 . ....... 519 42,22-25 . .... 459
529
Jes
43,6 ......... 459 43,28 467 44,6 ......... 47 6 44,7········ . 494 44,8 47 6 44,9- 17 489 45,2 49° 45,5f.. ....... 47 6 460 45,12 45,15 488 45,19 47 6 45,21 476 45,23 0' • • • • • • 460 46,9-11 ••• 0" 494 47,2 ......... 493 47,6 ......... 467 48,13 ..... 460,494 49,14 486 49,18 460 51,3 ......... 521 51,11 52 1 51,16 ........ 460 54,1 486 54,4-8 . • . • • o. 4 86 55,8f......... 494 55,8 ••• '0 •• o. 4 88 57,15 •. o. 52° o. 58,2 494 60,15 o. o. o. o. 4 86 o. o. 61,7 521 61,8 o. o. 473 62,4 f......... 486 62,8 o. o. o. 460 63,9 o. o. o. 497 64,If......... 52° 65,3 4 89 65,11 489 65,13 o. 521 66,2 ...... 495,52° 66,24······· . 52° 1,6 .......... 474 1,8 ......... . 475 1,13-15 ..... . 517 2,16 ......... 453 2,20-25 ...... 506 3,17 ......... 5°2 4,6 .......... 517 4,10 ......... 474 4,15 f......... 517 5,20-24 ..... . 46 3 6,1 .... ...... 4 81 6,19········ . 454 6,20 ......... 520 6,22 ........ . 517 0
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38,16 ........ 459 39,2 ......... 517 43,7 ......... 502 44,29 ........ 52 1 1-3 .......... 506 2,20 ......... 494 6,2 .......... 461 6,6f.......... 520 9,6 .......... 454 9,7 ....... 475,482 10,13 ........ 494 11,1 ......... 493 13,4 ......... 476 14,4 ......... 494 1,8 .......... 493 1,13 ......... 469 2,17 ......... 484 2,17 b ........ 467 2,20 ......... 517 4,1-21 ....... 520 3,1 .......... 487 3,7 .......... 457 4,2 .......... 460 4,12 ...... 471,482 5,2 ....... 489,493 5,21-25 ...... 52° 6,8 .......... 460 6,13 ......... 512 8,8 .......... 453 8,10 ......... 469 9,5 .......... 453 9,7 .......... 454 12 ........... 478 15· ....... 478,489 1,2 .......... 449 2,1 .......... 461 3,3 .......... 449 J,5 f.......... 469 3,7 f .......... 469 3,8 ....... 449,469 3,10 ......... 449 4,11 ......... 449 1,1 .......... 478 1,3f.......... 520 4,13 ......... 45 8 5,9-13 ....... 494 3,1-4 ........ 449 3,5 .......... 493 1,13 ......... 473 3· ........... 439 3,3- 12 ....... 52° 2,3 .......... 495 2,7 .......... 470 2,11 ......... 512
Sach·
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Ps
2,15 ......... 4,6 .......... 4,14 ......... 8,19 ......... 9,10 ......... 9,13- 16 ...... 9,15 ......... 10 ........... 10,3 ......... 10,7 ......... 1I,15f.······· 13,2 ......... 13,7 ......... 13,9 ......... 14· .......... 1,11 ......... 3,5 .......... 5,6 .......... 5,9 .......... 6,7·········· 7,17 ......... 8,5 .......... 10,1 ......... 11,5 ......... 12,4 ......... 17,28 ........ 18,4 ......... 18,6 ......... 18,8-16 ...... 18,18 ........ 18,20 ........ 18,30 ........ 18,3 2 ........ 18,48 ........ 18,49 ........ 19· .......... 19,3 ......... 20,8 ......... 22,3 ......... 24,2 ......... 25,12 ........ 27,1 ......... 28,3 ......... 28,8 ......... 29,1-10 ...... 30,12 ........ 31,3 ......... 31,5 ......... 33· .......... 33,3 ......... 33,6-9 ....... 33,9 ......... 33,16-18 ..... 33,20 ........
512 494 45 8 521 494 52° 474 489 470 506 502 489 502 490 463 512 4 86 473 490 479 489 470 489 473 478 479 476 520 520 476 476 476 476 476 476 51 I 474 494 479 520 520 474 515 474 520 521 474 474 439 519 520 460 494 474
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34,3 ......... 495 37,1 I . . . . . . . . 495 37,34 ........ 497 37,39 ........ 474 40,4 ......... 519 40,6 ......... 488 4°,7 ......... 52° 42,9 ......... 479 42,1 I . . . . . . . . 467 44,2f......... 49 1 44,2 ......... 49 1 44,3-9 ....... 487 44,14 ........ 455 44,23-27 ..... 439 45,14-18 ..... 51 2 46,4 ......... 5°9 46,8 ......... 5°9 46,12 ........ 5°9 46,19 ........ 496 47,3 f......... 45 8 47,7········· 5 17 47,10 ........ 474 48,3 ff........ 45 8 48,6 ......... 5°2 48,14 ..... 47°,49 1 481 5 ......... 49 1 50,3 ......... 52° 50,9 ......... 52° 50,13 f........ 520 50,23 ........ 52° 51,18f........ 520 56,1 ......... 475 56,14 ........ po 65,10 ........ 470 66,3 ......... 463 66,10 ........ 490 68,4 ......... 521 68,5 f ......... 486 68,6 ......... 469 68,9 ......... 520 68,23 ........ 470 69,34 ........ 495 74,3 ......... 479 74,19 ........ 495 74,22 ........ 479 76,4 ...... 483>494 76,8 ......... 52° 76,10 ........ 495 77,3 ......... 479 77,7 ......... 479 78,12 ........ 454 78,17-22 ..... 488 78,40f. ....... 488 78,43 ........ 454
53 1
Ps
79,1 ........ . 469 79,2f.. ....... 47 6 79,4 ...... 455,469 79,5 ........ . 469 79,9- 10 ..... . 4 84 79,10 ....... . 46 7 80,7f. ........ 469 80,7 ........ . 455 80,15 ....... . 47° 81,2-4 ...... . 517 81,5 ........ . 517 83,15 51 8 o. 519 86,10 86,17 ...... .. 47° 88,2 ........ . 479 89,17 f ........ 515 89,17 497 89,36 ....... . 460 9 1,4 474 92,6 ....... .. 488 95,3 45 8 95,8f......... 49 1 95,9 ....... .. 488 96,1-3 5 17 96,1 ........ . 519 96,4 ........ . 517 97,2-5 52° 98,1 ······517,519 103,14 ...... . 49 1 104,1 ....... . 517 1°4,6 ....... . 52° 104,15 ...... . 506 104,30 ...... . 520 105,1-5 ...... 517 106,4 ....... . 47° 106,6 ........ 4 84 106,9 ........ 473 106,14 ....... 4 88 1°7,3° ...... . 52 1 110,2 ....... . 47 6 110,6 ....... . 459 112,1 ..... 487,520 112,3 ....... . 487 112,7 ....... . 487 112,8 ........ 487 113,5-7 ...... 479 114,3-7 ...... 520 115,2 ..... 467,484 115,3 ....... . 494 122,8 ........ 515 135,1-3 ...... 517 135,1 ........ po 135,4 ........ 517 137,3 ........ 51 2 0
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139,6 47° 139,17 .... , .. 488 140,9 ....... . 47° 144,9 • .0 • . . . . 519 145,4 49 1 146,9 ........ 486 147,5 ...... o. 4 19 147,IOf....... 494 148,14 ....... 497 149,1 ·····517,519 149,4 495,517 149,6-9 ...... 520 150,1-5 . , .... 517 12,9 ......... 460 26,13 ........ 460 33,19 .0 • • . . . . 49° 37,15 ........ 494 38,35 ........ 494 4 2,3 ......... 488 2,2 ........ .. 49° 3,11 f. ........ 49° 3,34 .. , ...... 479 5,18 ......... 5°7 8,32 487 10,20 ........ 49° 13,24 ........ 49° 21,9 486 23,13 f........ 49° 29,15 . ....... 49° 31,12 . ....... 51 6 1,6 . ......... 47° 1,16 . ........ 5°3 1,22 . ........ 486 2,10 ....... .. 499 2,14 . ........ 49 6 3,3 . ......... 49 6 3,7 . ......... 49 6 4,18-22 . ..... 4 86 3,11 . ........ 491 8,17 . ...... " 49 1 10,19 . ....... 506 1,1 .......... 486 1,2 . ......... 486 1,5 . ......... 4 86 1,15 . ........ 493 2,2 . ......... 46 7 2,11 . ........ 4 83 2,15 f. ........ 455 2,19 ......... 48 3 4,4 . ......... 4 83 1,1 . ......... 451 1,4 . ......... 45 6 2 ............ 5°3 2,2 . ......... 487 •
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7,1-5 ....... . 4 86 8,22 ........ . 47° 8,24 ........ . 460 9··········· . 4 86 10,21 · .... 478,485 10,3° · . . . . . . . 4 86 3,1 . . . . . . . . . . 467 7,64 ......... 4 86 9,33 ......... 4 84 11,4 ......... 47 8 12,10-12 ..... 468 12,12 · . . . . . . . 4 8 5 12,14 · . . . . . . . 4 8 5 12,19 ....... . 4 8 5 12,21 ....... . 4 8 5 13,1-3 ...... . 47° 1,42 ......... 4 8 5 4,1 .......... 47 8 4,13 · . . . . . . . . 47 8 4,4 2 ........ . 4 8 5 7,3 I · . . . . . . . . 47 8 9,19 ......... 517 10,12 ........ 521 12,4° ........ 49 6 16,36 · . . . . . . . 51° 23,12 ........ 4 8 5 28,9 ......... 4 84 29,18 ........ 49 1 5,13 · . . . . . . . . 51° 8,7 ......... . 473 17-20 ........ 445 17,3-6 ...... . 445 20 ........... 444 20,1-30 ..... . 444 20,1-3 ...... . 444 20,4- 13 ..... . 444 20,6-12 ...... 444 20,6 · . . . . . . . . po 20,13 ....... . 444 20,14- 17 ..... 444 20,15 ....... . 445 20,20-25 .... . 445 20,26-28 .... . 445 20,27 ....... . 51 2 20,29 · . . . . . . . 445 20,30 ....... . 445 23,18 · . . . . . . . 51 2 23,21 ....... . 5°2 26,1 ........ . 47 8 31,1 ........ . 46 5 31,2 ........ . 517 32,1-23 ...... 44 1 32,8 · ..... 442,509 32,13 · . . . . . . . 44 2
32,22 · . . . . . . . 44 2 32,23 · . . . . . . . 442 34,20 · . . . . . . . 47 8 I Makk 1,44-49 ...... 494 1,54 · . . . . . . . . 494 1,55 · . . . . . . . . 4 89 1,59 ......... 494 2,23 · . . . . . . . . 4 89 2,24 . ........ 493 2,26 . ........ 493 2,27 . ........ 493 2,37 . ........ 4 84 2,49 ......... 459 2,50 ......... 493 2,54 ......... 493 2,5 8 ......... 493 2,62 . ........ 475 3,16-24 . ..... 467 3,47 ......... 469 3,51 ......... 475 4,10 ......... 494 4,36-59 . ..... 46 7 4,61 . ........ 4 81 5,3 . ......... 4 81 5,4 . ......... 47° 5,65 · . . . . . . . . 4 81 5,68 . ........ 46 5 7· ........ 435,442 7,26 ......... 44 2 7,33 · . . . . . . . . 468 7,37 f ......... 443 7,4°-4 2 ...... 44 2 7,4 xf......... 443 7,42 ......... 494 7,43 ......... 443 7,44 ......... 51 1 7,47 · . . . . . . . . 51 1 7,5° · . . . . . . . . 443 9,5° ......... 46 7 10,29 ........ 464 11,23 · . . . . . . . 4 68 12,6 · . . . . . . . . 4 68 12,28 f. ....... 480 12,35 ........ 4 68 13,37-39 ..... 4 64 13,39 · . . . . . . . 474 14,2 f. ........ 451 14,20 ........ 468 15,13 ........ 45 8 15,29 ........ 4 6 5 16,11-17 ..... 4 67 2Makk 1,10 · . . . . . . . . 468 1,24 · . . . . . . . . 495 1,25 ......... 479
2 Chr
2Makk 3,8 . ......... 460 3,23 . ........ 460 4,19f.· ....... 4 89 4,44 · . . . . . . . . 468 5,3 .......... 460 6,2-9 ........ 494 6,12- 17 ...... 49° 6,18-7,2 ...... 5°3 8,23 . ........ 51 2 9,1-17 . ...... 45° 9,4 . ........ 479 9,9 . ......... po 9,11 . ........ 479 9,l4 f......... 479 10,7 · . . . . . . . . 51 6 11,19 . ....... 499 11,27 . ....... 4 68 12,20 ..... 460,51 2 12,28 · . . . . . . . 494 12,40 . ....... 4 89 13,21 ........ 457 14,4 . ........ 464 14,12 . ....... 44 2 14,22 . ....... 460 14,29 · . . . . . . . 460 14,36 · . . . . . . . 467 15· ....... 435,442 15,1 · .... ·435,443 15,5 · . . . . . . . . 460 15,22-24 ..... 44 2 15,22 · . . . . . . . 443 15,35 . ....... 51 1 3 Makk 2,5 . ......... 47 8 3,8 · . . . . . . . . . 49 8 5,44 . ........ 460 6,2-5 · . . . . . . . 44 2 Tob 1,9 · . . . . . . . . . 4 86 1,lof......... 5°3 1,14 . ........ 45° 1,16 · . . . . . . . . 45° 3,3 . ......... 474 3,7 · . . . . . . . . . 45° 4,1 .......... 45° 4,5 . ......... 460 4,12f. ........ 4 86
4,20 · . . . . . . . . 45° 45°
6,7 . ......... 6,12 . ........ 12,7 . ........ 12,11 . ....... Zus Est C 2-4 · . . . . . . . C 28 ......... D 1-16 ....... Bar 3,35 · . . . . . . . .
4 86 457 457 po
5°3 49 6 494
533
Bar Sir
534
4,6 .......... 1,6 .......... 3,21 ......... 6,21 ......... 7,17 ......... 10,7 ......... 10,12 ........ 15,8 .......... 15,14 ........ 16,6-10 ...... 16,8-9 ....... 17,25 ........ 21,1-10 ...... 21,3 ......... 21,21 ........ 22,12 ........ 22,22 ........ 24,8 .........
484 500 488 491 520 479 479 479 491 438 478 489 472 472 496 521 457 495
Sir
Sap
27,25 ........ 30,1 ......... 31,7 ......... 34,17 ........ 36,2-4 ....... 36,4 ......... 39,24 ........ 42,18 ........ 45,23 ........ 48,15 ........ 48,18-21 ..... 1,2 .......... 3,6 .......... 6,3 .......... 9,13 ......... 10 ........... 11,6-14 ...... 11,23 ........
489 49° 489 489 495 476 489 5°0 493 474 442 488 490 488 488 438 49° 474
Sap
12,10 ........ 12,18ff....... 13· .......... Jub 1I,16ff....... 12,1-22 ...... 15,8 ......... 16,30 ........ 20,7-10 ...... 21,3-8 ....... 22,6 ......... 4 Makk 13,15 ........ 16,24 ........ ApcAbr 1-8 .......... Joh 3,23 ......... Act 2,5- 11 •.••.•. 9,2 .......... I Kor 10,9-10 ......
474 474 472 472 472 457 464 472 472 472 460 460 472 467 454 471 43°