Urmas No˜mmik Die Freundesreden des ursprünglichen Hiobdialogs
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Urmas No˜mmik Die Freundesreden des ursprünglichen Hiobdialogs
Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von John Barton · Reinhard G. Kratz Choon-Leong Seow · Markus Witte
Band 410
De Gruyter
Urmas No˜mmik
Die Freundesreden des ursprünglichen Hiobdialogs Eine form- und traditionsgeschichtliche Studie
De Gruyter
ISBN 978-3-11-022435-1 e-ISBN 978-3-11-022436-8 ISSN 0934-2575 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 2010 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Meinen Eltern
Vorwort Beim vorliegenden Buch handelt es sich um die leicht überarbeitete und ergänzte Druckfassung der im Wintersemester 2008/09 an der Philipps-Universität Marburg angenommenen Dissertation des Verfassers. Die Arbeit wurde von meinem verehrten Lehrer und Erstgutachter Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Otto Kaiser, angeregt und während vieler Jahre begleitet und gefördert. Er hat mich bereits vor fünfzehn Jahren für das Alte Testament begeistert und in die deutschsprachige akademische Welt eingeführt. Ihm gilt mein herzlicher Dank. Den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Fachbereichs Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg, insbesondere des Fachgebiets Altes Testament, danke ich für die vielseitige Hilfe sowohl bei der Forschung durch die Doktorandenkolloquien und Gespräche als auch bei der Lösung der praktischen Fragen. Für die Übernahme des Zweitgutachtens bedanke ich mich besonders bei Herrn Prof. Dr. Rainer Kessler. Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg Jeremias für die gute Begleitung während der Marburger Jahren. Zu danken habe ich zudem dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, dessen Promotionsstipendium den dreijährigen Aufenthalt in Marburg sowie diese Arbeit überhaupt ermöglicht hat. Und: Die Forschung wurde von der Europäischen Union durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (Exzellenzzentrum CECT) gefördert. Viele haben mir mit wichtiger praktischer Hilfe, anregenden Gesprächen oder auch mit verständnisvoller Einstellung in Zeiten, wo es dringend nötig war, beigestanden. Ich danke an dieser Stelle Herrn PD Dr. Juha Pakkala (Helsinki), Herrn Prof. Dr. Christoph Levin (München), Herrn Prof. Dr. Winfried Thiel (Bochum), dem inzwischen verschiedenen Prof. Dr. Timo Veijola (Helsinki), Frau PD Dr. Elisabeth von der Osten-Sacken (Marburg), allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen der AT-Seminare München-Helsinki-Tartu, meinen guten Kollegen und Kolleginnen an der Theologischen Fakultät der Universität Tartu sowie am Theologischen Institut der Estnischen Evangelischen Lutherischen Kirche und meinen Freunden in Deutschland, insbesondere Dietmar Becker. Zu danken habe ich auch Herrn Dr. Helmut Diekmann und Herrn Pfarrer Matthias Burghardt für die Hilfe bei der Korrektur der Arbeit.
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Vorwort
Mein Dank gilt weiterhin den Herausgebern der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, besonders Herrn Prof. Dr. Markus Witte, sowie dem Verlag Walter de Gruyter für die Aufnahme der Arbeit. Schließlich möchte ich mich für die Geduld und Begleitung bei meiner geliebten Frau Evelyn bedanken. Dieses Buch ist aber meinen Eltern Jaan und Maie Nõmmik gewidmet, denn ohne meine gute Kinderstube wäre ich nie so weit gekommen. Uudeküla, im Oktober 2009
Urmas Nõmmik
Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................ Inhaltsverzeichnis
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.........................................................................................
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II. Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden .......................... 1. Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden ........................... 1.1. Die erste Elifasrede (Hi 4-5) .......................................... 1.1.1. Kolometrie ............................................................. 1.1.2. Übersetzung .......................................................... 1.1.3. Text- und Literarkritik ......................................... 1.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15) ........................................ 1.2.1. Kolometrie ............................................................. 1.2.2. Übersetzung .......................................................... 1.2.3. Text- und Literarkritik ......................................... 1.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22) .......................................... 1.3.1. Kolometrie ............................................................. 1.3.2. Übersetzung .......................................................... 1.3.3. Text- und Literarkritik ......................................... 2. Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden ......................... 2.1. Die erste Bildadrede (Hi 8) ........................................... 2.1.1. Kolometrie ............................................................. 2.1.2. Übersetzung .......................................................... 2.1.3. Text- und Literarkritik ......................................... 2.2. Die zweite Bildadrede (Hi 18) ...................................... 2.2.1. Kolometrie ............................................................. 2.2.2. Übersetzung .......................................................... 2.2.3. Text- und Literarkritik ......................................... 2.3. Exkurs: Die sogenannte dritte Bildadrede (Hi 25) ..... 2.3.1. Kolometrie ............................................................. 2.3.2. Übersetzung .......................................................... 2.3.3. Textkritik und Begründung des sekundären Charakters ............................................................ 3. Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden ........................... 3.1. Die erste Zofarrede (Hi 11) ...........................................
17 17 17 17 20 22 33 33 35 37 44 44 46 48 53 53 53 55 56 59 59 60 62 65 65 65
I. Einleitung
66 69 69
X
Inhaltsverzeichnis
3.1.1. Kolometrie ............................................................. 3.1.2. Übersetzung .......................................................... 3.1.3. Text- und Literarkritik ......................................... 3.2. Die zweite Zofarrede (Hi 20) ........................................ 3.2.1. Kolometrie ............................................................. 3.2.2. Übersetzung .......................................................... 3.2.3. Text- und Literarkritik .........................................
69 70 71 75 75 77 78
III. Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden .................... 1. Strophengefüge und Kolometrie ........................................... 1.1. Der ursprüngliche strophische Aufbau ...................... 1.2. Kolometrie ...................................................................... 2. Poetologie und Rhetorik ......................................................... 2.1. Parallelismus membrorum ........................................... 2.2. Anakrusis ........................................................................ 2.3. Kausale, konditionale, syntaktische u.a. Fügungen .. 2.4. Nominal- und Verbalsätze in der Poetologie ............. 2.5. Fragen als stilistisches Mittel ........................................ 2.6. Sonstige für die Rhetorik und den Strophenbau relevante Merkmale ........................................................ 2.7. Anmerkungen zum Wortschatz .................................. 3. Klangfiguren ............................................................................ 3.1. Alliteration ...................................................................... 3.2. Assonanz ......................................................................... 3.3. Reim ................................................................................. 3.4. Sonstige Klangfiguren ................................................... 4. Aufbau ...................................................................................... 4.1. Mahnung und Lehre ...................................................... 4.2. Zur Mahnung ................................................................. 4.3. Zur Lehre ........................................................................ 4.4. Zur Anrede und zum Summary appraisal .................... 4.5. Ergebnis: Tabellen zum Aufbau .................................. 4.5.1. Die erste Elifasrede (Hi 4–5) ............................... 4.5.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15) .............................. 4.5.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22) ................................ 4.5.4. Die erste Bildadrede (Hi 8) ................................. 4.5.5. Die zweite Bildadrede (Hi 18) ............................ 4.5.6. Die erste Zofarrede (Hi 11) ................................. 4.5.7. Die zweite Zofarrede (Hi 20) ..............................
85 85 85 89 92 92 101 103 109 113 117 122 130 130 133 136 138 139 140 144 147 151 153 153 154 155 156 156 157 157
Inhaltsverzeichnis
IV. Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext ........................................................... 1. Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden ................................................................................. 1.1. Die Vergeltungslehre und die Gerechtigkeit Gottes ............................................................................... 1.1.1. Die Vergeltungslehre der Freunde .................... 1.1.2. Der alttestamentliche Kontext der Vergeltungslehre der Freunde .................... 1.2. Die Lehre vom Untergang der Gottlosen und die Metaphorik ....................................................... 1.2.1. Die Löwenmetapher in der ersten Elifasrede ... 1.2.2. Die Vegetationsmetaphorik in den Bildadund Elifasreden .................................................... 1.2.3. Feuer, Flut und Finsternis in den Freundesreden ..................................................... 1.2.4. Weitere Illustrationen in den Elifasreden ......... 1.2.5. Weitere Illustrationen in den Bildadreden ....... 1.2.6. Weitere Illustrationen in den Zofarreden ......... 2. Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander: Die Gottlosen, die Frommen und Gott ........... 2.1. Die Gottlosen .................................................................. 2.1.1. Zur Terminologie ................................................. 2.1.2. Der Gottlose in den Elifasreden ......................... 2.1.3. Der Gottlose in den Bildadreden ....................... 2.1.4. Der Gottlose in den Zofarreden ......................... 2.2. Die Frommen .................................................................. 2.2.1. Zur Terminologie ................................................. 2.2.2. Die Frommen in den Elifasreden ....................... 2.3. Gott .................................................................................. 2.3.1. Zur Terminologie ................................................. 2.3.2. Das harmonische Verhältnis zu Gott in den Elifasreden ................................................ 2.3.3. Der gerechte Gott der Bildadreden .................... 2.3.4. Der allmächtige Gott der Zofarreden ................ 3. Der Mensch und sein Schicksal ............................................. 3.1. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal ............................................................ 3.1.1. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal in den Elifasreden .............................. 3.1.2. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal in den Bildad- und Zofarreden .........
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XII
Inhaltsverzeichnis
3.2. Die Aufforderungen der Freundesreden .................... 3.3. Die Verheißungen der Freundesreden ........................ 3.3.1. Die Verheißungen der Elifasreden .................... 3.3.2. Die Verheißungen der Bildadreden ................... 3.3.3. Die Verheißungen der Zofarreden .................... 4. Die Legitimationen der Lehren der Freunde ....................... 4.1. Die Erfahrung des Elifas ............................................... 4.2. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden ............... 4.3. Die ewige Weisheit des Zofar ...................................... V. Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden ............ 1. Einleitendes .............................................................................. 2. Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden ....................................................... 2.1. Die aramäischen Ahiqarsprüche ................................. 2.2. Die Unersättlichkeit der Bösewichter in den Zofarreden und in den Ahiqarsprüchen .......................................... 2.3. Einige Parallelen zwischen den Ahiqarsprüchen und den anderen Freundesreden ................................. 3. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden und in der mesopotamischen Weisheitsliteratur ........................ 3.1. Die Bedeutung der akkadischen Vorläufer zur biblischen Hiobdichtung ........................................ 3.2. Die Vergänglichkeit der Gottlosen in den Bildadreden und die Bedeutung des Šamaš in den akkadischen Texten ............................................ 3.3. Weitere Parallelen zu den anderen Freundesreden in der mesopotamischen Weisheitsliteratur ............... 4. Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden ............................................................................... 4.1. Nimmt Elifas Bezug auf die ägyptische Weisheit? .... 4.2. Besitzen die Elifasreden Parallelen in der südöstlichen Weisheit? .................................................. VI. Ergebnisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick ................ 1. Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden ......................................................................... 1.1. Wichtigste Gemeinsamkeiten der Freundesreden .... 1.2. Elifas ................................................................................ 1.3. Bildad .............................................................................. 1.4. Zofar ................................................................................
215 219 219 223 224 225 225 232 233 235 235 237 237 238 247 249 249
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Inhaltsverzeichnis
2. Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs .................................................. 2.1. Die Funktion der Freundesreden im Hiobdialog ...... 2.2. Die Poesie der Freundesreden im Rahmen der Hiobdichtung .................................................................. 3. Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden und des ursprünglichen Hiobdialogs ....... 3.1. Die Hiobdichtung als Teil der Entwicklung der Weisheitsliteratur ........................................................... 3.2. Die Hiobdichtung im Spannungsfeld von Weisheit und Psalmen .................................................................... 3.3. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der Prophetenliteratur .......................................................... 3.4. Die Hiobdichtung und andere alttestamentliche Texte ................................................................................. 3.5. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der außerbiblischen Traditionen und mythischen Motive .............................................................................. 4. Der Hiobdichter und die Freundesreden .............................
XIII
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Abkürzungs- und Literaturverzeichnis .......................................... Allgemeine Abkürzungen .......................................................... Bibliographische Abkürzungen ................................................. Literaturverzeichnis ....................................................................
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Stellenregister
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I. Einleitung „Warum werden wir wie Vieh geachtet?“
Mit dieser Frage eröffnet Bildad seine zweite Rede an Hiob und fordert seinen Freund auf, den leeren Worten ein Ende zu setzen und seine Diskussionspartner nicht zu unterschätzen. Er hat zusammen mit seinen beiden Freunden Elifas und Zofar zahlreiche Thesen und Bilder zum Thema Untergang des Gottlosen geliefert und will ernsthaft, daß ihre vernünftigen Ratschläge zur Umkehr nicht auf taube Ohren oder unangemessene Erwiderungen stoßen. Damit, daß die Freunde ganz im Sinne der Tradition von Hiob das Nachdenken über das Verhältnis zwischen Gott und Mensch verlangen, aber am Ende doch von Gott verurteilt werden, wirft das Buch Hiob eine der großen und komplizierten Fragen der alttestamentlichen Exegese auf. Denn wie ist die Rolle der Freunde zu beurteilen, wenn ihre Reden im alttestamentlichen Vergleich als traditionelle Lehren bestehen? Was hat den ursprünglichen Hiobdichter dazu bewogen, drei Freunde oder überhaupt jemanden neben Hiob und Gott in sein Meisterwerk der Weltliteratur aufzunehmen? Wenn es drei Weisen sind, wie sind ihre Reden und ihre Rollen zu bewerten? Aus diesen Fragen ergibt sich die Aufgabe der folgenden Studie über die Reden des Elifas, Bildad und Zofar.1 Sie werden auf ihre ursprüngliche Gestalt und Form, auf ihren Charakter und Sinn, auf ihren traditionsgeschichtlichen Hintergrund und schließlich auf ihre Rolle im Gesamtzusammenhang der Hiobdichtung untersucht. Dabei können wir die Reden des vierten Freundes Elihu gleich auf sich beruhen lassen, denn nach dem berechtigten, längst bei der Mehrheit der Alttestamentler erreichten Konsens gehören sie nicht zum ursprünglichen Hiobdialog.2 Weiterhin bildet der literar- und redaktionskritische Befund, daß die Reden der Hiobdichtung ursprünglich teilweise wesentlich kürzer
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Im folgenden werden entsprechend Abkürzungen wie ER für Elifas-, BR für Bildad-, ZR für Zofar-, HR für Hiob- und GR für Gottesreden benutzt. Die Abkürzungen beziehen sich nur auf die von uns für ursprünglich gehaltene Gestalt der Reden des Hiobdialogs. Siehe den Forschungsüberblick und die Behandlung der Bedeutung der Elihureden bei H.-M. Wahl (1993); zu ihrem sekundären Charakter a.a.O., 156ff.172ff.
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Einleitung
gewesen sind als in ihrer überlieferten Gestalt, eine wesentliche Voraussetzung unserer Studie. Wenn wir dieses Ergebnis im zweiten Kapitel in hohem Maße bestätigen, betreten wir also kein Neuland. In der Forschungsgeschichte3 begegnen nicht nur kleinere, sondern auch größere, überaus drastische Ausscheidungen.4 Die Schlüsselrolle in diesem Prozeß kommt der erst 1994 von Markus Witte vorgelegten Studie über den sogenannten dritten Redegang zu, in dem er nachweisen konnte, daß in der Dichtung zwischen einer Niedrigkeits-, einer Majestäts- und einer Gerechtigkeitsredaktion zu unterscheiden ist. Im Hinblick auf die Freundesreden verdient sein entscheidendes Ergebnis, daß Hi 4,12–21; 15,11–16 und 25,1–6 zur Niedrigkeitsredaktion gehören und nach c. 22* keine Spuren der ursprünglichen Freundesreden zu finden sind, besondere Erwähnung.5 Bekanntlich bilden die genannten Abschnitte einen Eckpfeiler der Auslegung der Freundesreden, ja haben es immer gebildet.6 Wittes Thesen sind erst wenig rezipiert (und auch nicht widerlegt!) worden, sie bilden aber eine große Herausforderung für die weitere Forschung. Von den wenigen, die sich mehr oder weniger durch sie herausgefordert gefühlt haben, sind hier zu nennen WolfDieter Syring, der weitere wichtige redaktionskritische Beobachtungen zur Rahmenerzählung und zu ihrer Verknüpfung mit dem Hiobdialog gemacht hat,7 sowie Otto Kaiser und Jürgen van Oorschot, die die Thesen Wittes und Syrings aufgenommen und in kritischer Auseinandersetzung weiterentwickelt haben8.9 Viele früher beliebte Lösungsversu3
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Zur Geschichte der Hiobforschung siehe vor allem H.-P. Müller (1995) und J. van Oorschot (1995), zum Stand der Diskussion über die Entstehung des Buches J. van Oorschot (2007), 166–171, aber auch ältere Überblicke wie C. Kuhl (1953; 1954), W. Baumgartner (1962) und J.A. Emerton (1979). Zur Forschung der Weisheit generell siehe K.J. Dell (2000), 360–364, und C. Westermann (1991). So z.B. F. Baumgärtel (1933a) oder J. Vermeylen (1994). Siehe bes. die Synopse der redaktionellen Schichten: M. Witte (1994), 190–192, und die Zusammenfassung, 223–228. Weiterhin betreffen seine Thesen auch die redaktionellen Antworten Hiobs auf die Reden Jahwes. Siehe dazu auch J. van Oorschot (1995), 360–362. Auch in den jüngeren Untersuchungen sind sie der Hauptanhaltspunkt für die Auswertung der Freundesreden, ihrer Legitimierung oder ihres Inhalts, vgl. z.B. G. Fuchs (1993), 133–135; H.-J. Hermisson (1998a), 293–295; M. Köhlmoos (1999), 182ff.242ff; A. Scherer (2005), (2008), 40–56.156f.; W.A.M. Beuken (2007a), und K. Schmid (2007), 252–258. W.-D. Syring (2004), hinsichtlich von M. Witte siehe bes. 165f. Sein wichtiger Beitrag besteht im Beweis der sekundären Hinzufügung der Rahmenerzählung und ihres mehrstufigen Wachstums; darunter befinden sich aber auch die wegen der Verurteilung der Freunde wichtigen Verse Hi 42,7–9 (siehe a.a.O., 166ff.). Siehe O. Kaiser (1994b), 73–75.85ff., (2006), bes. den redaktionsgeschichtlichen Entwurf, S. 114–119.125–127; er hat zusätzlich mit einer Unschuldserweiterung gerech-
Einleitung
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che wie die umfangreiche Rekonstruktion der dritten Bildad- und Zofarrede oder umfangreiche Umstellungen der Verse sind daher nicht mehr aktuell. Auch die mehrmals vertretene Ansicht, daß in der Hiobdichtung eine beabsichtigte und assoziative Anhäufung von unterschiedlichstem traditionellem Material vorliege, hat dadurch ihre Glaubwürdigkeit verloren.10 Auf den Ergebnissen der Text-, Literar- und Redaktionskritik aufbauend werden im dritten Kapitel unserer Arbeit die poetische Form und der Aufbau der ursprünglichen Freundesreden gründlich untersucht. Methodisch erhebt unsere Behandlung einen hohen Anspruch, weil die Bedeutung der poetologischen Analyse, darunter auch der von uns erneut verwendeten kolometrischen Methode, nicht nur bei der Auslegung des Hiobbuches, sondern auch des ganzen Alten Testaments immer noch unterschätzt wird.11 Eine poetologische Analyse und rhetorische Kritik12, die demonstrativ die Ergebnisse der literar- und
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net. J. van Oorschot (2007), 171–184, beschäftigt sich mit den Redaktionsschichten aus einer anderen Perspektive, z.B. bezeichnet die Majestätsbearbeitung als Gottesfurcht-Redaktion. Siehe auch I. Kottsieper (2004), 782ff. Weiterhin möge der Hiobkommentar von H. Strauß (2000) erwähnt werden, weil er Hi 20* für das letzte ursprüngliche Kapitel der Freundesreden hält und Hi 22–28* als ein sekundäres Werkstattgespräch behandelt. Vgl. z.B. F. Hesse (1978), 53; H. Graf Reventlow (2000), 284f. Wir verzichten grundsätzlich auf die traditionelle Untersuchung der Metrik der Hiobdichtung, weil sich hier nach mehr als hundert Jahren immer noch keine einheitliche Meinung gebildet hat und die Ergebnisse manchmal mehr Fragen als Antworten bieten; siehe z.B. G. Fohrer (1963a), 54 (das Problem des Metrums sei vielleicht unlösbar). Tatsächlich schimmert bei der ursprünglichen Hiobdichtung die Grundstruktur von 3+3 Tonsilben hindurch (so z.B. K. Budde [1896], iv; S.R. Driver / G.B. Gray [1950], I lxxvii), aber es reicht manchmal nicht aus, um korrupte Stellen text- oder formkritisch zu korrigieren. Dagegen gelingt es der Kolometrie, dem Ideal des Messens und Vergleichs viel näher zu kommen, weil die Konsonanten (unabhängig von matres lectionis) viel sicherere Stützpunkte bilden als Vokale oder Silben oder ihre Akzente. Zur Einführung in die Methode siehe O. Loretz / I. Kottsieper (1987), zu der heutigen Stellung und den Einzelaspekten O. Loretz (2002), 1–9; U. Nõmmik / R. Tasmuth (2006), 64–69, und mehrere praktische Anwendungen wie O. Loretz (1979; 1988; 2002), T. Veijola (1982); M. Nissinen (1991) und U. Nõmmik (2000). Im Anschluß an den Vergleich verschiedener metrischer Methoden zieht K. Seybold (2003), 102–127, den Schluß (S. 126), daß die Kolometrie „für die poetologische Analyse von erheblichem Wert sein“ kann. Vgl. die kritischen Anmerkungen bei M. Mark (2007), 45f.60–63. Zur Methode siehe R. Meynet (1998), bes. 350, der den Ertrag der rhetorischen Analyse, erstens, in der Einsetzung der wissenschaftlichen Kriterien zur Bestimmung der literarischen Einheiten und des ‚Kontextes’, und daher zweitens, in der Einsetzung dieser Kriterien zur Interpretation sieht: „that is to grasp the significant relations
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Einleitung
redaktionskritischen Arbeit verachtet und oft unter der Flagge einer „synchronen Exegese“ daherkommt, vermag allein nicht zu befriedigen.13 Als eine einschlägige Illustration kann die durch mehr als hundert Jahre diskutierte Frage der strophischen Gliederung der Hiobdichtung und der regelmäßigen Gestalt ihrer Verse herangezogen werden. Die Forschungsgeschichte verfügt über (in seltenen Fällen extreme) Beispiele der Optimisten14 und Skeptiker15. Ein Mittelweg, in dem die literar- und redaktionskritische Arbeit mit der formkritischen, darunter poetologischen, und rhetorisch-kritischen Analyse gekoppelt wird, wird selten gewählt.16 Unsere Studie will im zweiten und dritten Kapitel eine Synthese der text-, literar-, form- und redaktionskritischen Methoden mit den poetologischen und rhetorisch-kritischen Methoden vorlegen, damit die ursprüngliche bemerkenswert regelmäßige Gestalt der Freundesreden, ihre kleinsten poetischen Nuancen und Akzente deutlicher hervortreten und schließlich auch ihr Inhalt besser verstanden wird. Der kolometrischen Methode, die formkritischen Grundsätzen folgt und doch sinnvoll nur in Verbindung mit der Redaktionskritik eingesetzt werden kann, kommt bei dieser Synthese fast die
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between the literary units, at the different levels of structuration of the text, as if they had been ‚com-posed’ by the authors themselves“. M. Cheney (1994), 20–23, hat mit Recht die Praxis der Verwendung des Begriffs „synchron“ kritisiert, weil es sich oft eigentlich um „achrone“ Behandlung handelt. Unsere formkritische Studie ist laut Cheney synchron, denn analysiert wird eine Gestalt des Hiobbuches, nämlich die ursprüngliche, die in ihrer Zeit für die Leser als eine Gesamtheit mit eigenen formalen und inhaltlichen Grundsätzen verfaßt worden ist. Vgl. bereits F. Delitzsch (1876), vi.13f., der Strophen, obwohl nicht mit gleicher Länge, behauptet (ähnlich G. Fohrer [1963a], 55); G. Beer (1895/97), viii, der im Aufbau einzelner Kapitel von vierzeiligen Strophen ausgeht; B. Duhm (1897), ix; G. Hölscher (1952), 8; A. de Wilde (1981), 63f.; N.C. Habel (1985), 47. Besonders ist S. Terrien (1963), 33f., hervorzuheben, weil bei ihm nicht nur Strophen, sondern auch die Unterstrophen („sous-strophe“) ähnlich zu uns markiert werden. Als ein Extremum gilt das durchgehend regelmäßige strophische Schema von P. Skehan (1971). Trotz literarkritischer Arbeit äußert sich K. Budde (1896), v, sehr skeptisch zu den Strophen in der hebräischen Dichtung und läßt neben den Bikola auch Trikola zu. Vgl. auch R. Gordis (1978), 506f. Z.B. können die von uns herausgearbeiteten Grundsätze zur Abgrenzung der Bikola, Unterstrophen und Strophen durchaus mit den von P. van der Lugt zur Hiobdichtung (1995) und den Psalmen (2006) verglichen werden, da er aber keine literarkritische Schichtung der Texte vornimmt, sind die Ergebnisse der Stropheneinteilungen der Freundesreden im Gegensatz zu uns sehr unterschiedlich. Vgl. K. Seybold (2003), 192, daß die Form eines Psalms „auf den verschiedenen Ebenen sich an unterschiedlichen Mustern orientieren“ kann. Vgl. auch E. Talstra (1994), 339f., der die Diskussion über Hi 21 richtig als dominiert von der einseitigen Analyse der theologischen Aussagen auf Kosten der Analyse der linguistischen Form kritisiert.
Einleitung
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Schlüsselrolle zu.17 Aber auch weitere Analysen, wie z.B. die des Parallelismus membrorum, der Syntax, der syntaktischen Fügungen und Klangfiguren, verdient schon hier ihre Hervorhebung, weil ihre Rolle bei der Einteilung der Kola, Bikola und Strophen keinesfalls zu unterschätzen ist.18 Damit wird erst durch die „Wiederherstellung des ursprünglichen Textes“ mit Hilfe der kritischen Methoden der Boden für die folgende „Erforschung der intertextuellen Verbindungen“19 im vierten und fünften Kapitel dieser Arbeit vorbereitet. Im dritten Kapitel wird neben dem Befund, daß dem ursprünglichen Hiobdichter ein bemerkenswert hohes dichtungstechnisches Niveau zuzumessen ist, die Frage berührt, ob es in seiner Absicht stand, die Freunde ursprünglich als unterschiedliche Charaktere darzustellen, d.h. ob ihre Unterschiede (weil alles menschliche Reden, auch fiktives, nicht ohne gewisse Eigenarten auskommen kann) sich auch in inhaltlichen Abwandlungen spiegeln. Blickt man in die Forschungsgeschichte, so ist der Gedanke, daß die Freunde als Individuen und keine (vollkommen) einheitliche Partei dargestellt werden, im Zeitalter der kritischen Exegese freilich nicht neu.20 Seit Johann Gottfried Herder21 und Johann Gottfried Eichhorn22 17
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Siehe ein einschlägiges Beispiel zur Analyse von Hi 3* bei O. Loretz (2000). Der Tatsache, daß das kolometrische Argument niemals allein eine These begründen kann, ist sich der Verfasser der vorliegenden Arbeit freilich bewußt, sowie der Probleme von der Art: Ob ein poetischer Text vorerst inhaltlich oder formal (Kolometrie und Strophenbau) gegliedert werden soll (so O. Loretz [2002], 5). Als klassische Handbücher gelten immer W.G.E. Watson (1984) und L. AlonsoSchökel (1988), die nun durch eines von K. Seybold (2003) wesentlich ergänzt worden sind. Als eine besonders wichtige Studie ist die text-, literar- und formkritische Untersuchung der Tempora des Hiobdialogs von H. Bobzin (1974) hervorzuheben. Des weiteren siehe die Behandlungen von W.B. Stevenson (1947), 56–72.98–101, über das Metrum, die Strophen, die Alliteration, die Assonanz (beide als ‚assonance’ bezeichnet) und den Reim, von L.J. de Regt (1996) über die rhetorischen Fragen im Hiobbuch und von T. Muraoka (1985) über die rhetorisch gewichtigen Wörter im Alten Testament. Von den Kommentatoren haben E. Dhorme (1967), clxxx–clxxxix; R. Gordis (1978), 501–518 u.a., und N.C. Habel (1985), 46–49, mehr Raum dem Stil gewidmet. Vgl. die Kritik der gegenwärtigen Psalmenforschung bei O. Loretz (2002), 5, und S. 6: „Ein allzu fortschrittgläubiges Vertrauen auf Sinnzuwachs mit steter Wertsteigerung ohne Gefahr von Verlusten und Fehlentwicklungen bildet ein wenig tragfähiges Fundament für philologische, poetologische und historische Überlegungen“. Der vorliegenden Arbeit ist eine text- und literarkritische und zugleich poetologische Analyse von Hi 4f.* vorausgegangen (U. Nõmmik [2003]). Siehe zur Einleitung H.-P. Müller (1995), 73f.; M. Remus (1993), 13–15, und A. Scherer (2008), 5–17. Vgl. ein Zitat nach einer Neuausgabe des zuerst in 1782–83 erschienenen Werkes von J.G. Herder (1993), 776: „Durch alle geht ein seidener Faden fort. Die drei Wei-
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Einleitung
hat es nicht an Anmerkungen oder zumindest entsprechenden Beobachtungen, welche auf eine persönliche Charakterisierung der Freunde hinweisen, in den Hiobkommentaren gefehlt. Nach dem Kommentar von August Dillmann23 und fast gleichzeitig mit Bernhard Duhm24 hat Karl Budde am Ende des 19. Jahrhunderts die Freunde mit folgenden Worten einprägsam beschrieben: „Und doch ist ihm [dem Hiobdichter] dies glänzend gelungen. Eliphaz der würdevolle, der weise vor andren, der sich auf seine Lebenserfahrung und selbstempfangene Offenbarungen beruft, Bildad der eitle Schönredner, der sich auf Zeugnisse und Überlieferung stützt, Sophar der rohe Polterer, der mit Allerweltsweisheit und Gemeinplätzen um sich wirft. Bis in die Wahl der Bilder nicht nur, sondern selbst in den Wortschatz lässt sich diese Absicht der Charakter- und Typenzeichnung verfolgen.“25
In den 1920er Jahren hat Johannes Hempel der Frage nach der Eigenart der Freunde einen größeren Raum gewidmet und sogar von verschiedenen „Frömmigkeitstypen“ gesprochen. Neben der Hochschätzung der „Kunst der Menschenzeichnung“ des Dichters26 hat er die Hauptzüge des bewußten Elifas27, des gefühllosen Bildad28 und des die Ge-
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sen sprechen charakteristisch, und Hiob überwindet sie als Weiser und Dichter. Eliphas ist der bescheidenste, so gar daß er die erste Lehre, die er Hiob geben will, nicht selbst sagt, sondern einem Orakel in den Mund legt. Bildad greift Hiob mehr an und Zophar übertreibt meistens nur, was Bildad sagte. Er verliert sich auch zuerst vom Schauplatz.“ So nach H.-P. Müller (1995), 73. A. Dillmann (1891), xx: „... hat der Dichter sie auch individuell etwas verschieden gezeichnet: Elifaz ist der älteste (15,10), reicher Erfahrung (4,8.12. 5,3. 15,17f.), der Wortführer, der immer zuerst redet u. den Ton angibt, ein Mann fast profetischer Würde, besonnen u. mässig; Bildad, jünger, hält an Weisheit, Kampfesgewandtheit u. maassvollem Takt die Mitte zwischen dem ersten u. dritten; Sofar der jüngste ist der hitzigste, leidenschaftlichste u. derbste, aber auch an eigenen Gedanken dürftigste, der am frühesten verstummt.“ Auf S. xxii werden Ansätze aufgezählt, die die Sprechweise der Freunde auseinander halten: Bei Elifas hf)r : yi , daxk: ni , }aks f ; bei Bildad die blumige, sentenziöse Redeweise; hfn) f -da( in 8,2; 18,2 und lLim, )fg& f , byib$ : ; bei Zofar die derben, unedlen Bilder (11,11; 20,7.14f.20.23). B. Duhm (1897), 24.46.61, läßt „nach Temperament, Anschauungsweise und Beweisführung und sogar in ihrer Redeweise“ die Nuancierung der Freunde zu. K. Budde (1896), xiv. Das hat er (1913), xxi, wiederholt. Es sei gemerkt, daß er auch die Elihureden zum ursprünglichen Bestand und zu den Charaktergestalten zählt. J. Hempel (1961), 148. A.a.O.: „Lebendig tritt uns im Eliphaz das Abstandsbewußtsein des Israeliten Gott gegenüber entgegen /.../ das Bewußtsein um die Macht des Schöpfers und um sein sittliches Walten, vor allem, der sozialkaritativen Einstellung des israelitischen Gottesglaubens entsprechend, zugunsten der Armen und Schwachen“. A.a.O., 152: „Wie Eliphaz auf dem Gesangbuch, so steht er [Bildad] auf der Tradition der alten Zeit /.../ und der Sachkunde der Väter /.../ Vergeltungslehre“.
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danken des Wissens und der Macht Gottes wiederholenden Zofar29 nachzuzeichnen versucht. Im Laufe der folgenden Forschung hat man hauptsächlich die Meinung vertreten, die Freunde stritten, lehrten und ermahnten mehr oder weniger ähnlich. Den variierenden Grad der meistens formalen und weniger inhaltlichen Unterschiede hat man flüchtig zugegeben und hauptsächlich die besondere Stellung des Elifas unterstrichen.30 Von anderen heben sich Friedrich Baethgen,31 Paul Krieger,32 Hans Wilhelm Hertzberg,33 Curt Kuhl,34 David J.A. Clines35 und durch die Behauptung der unterschiedlichen Typisierung der Freunde als Theologen besonders Otto Kaiser36 hervor.37 In der neueren 29 30
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A.a.O., 156f. Davon, daß auf die Frage nicht gründlich eingegangen wird, zeugen im deutschsprachigen Raum Wendungen, auf die man seit hundert Jahren durchgehend stößt. Bei Elifas sind es „Würde“ und „Milde“ und bei Zofar „Ungestüm“. Bezeichnend ist, daß bei Bildad die Meinungen am meisten auseinander gehen. Vgl. ein Florilegium der Meinungen in A. Scherer (2008), 17–19. F. Baethgen (1898), x f.xvi, der bei Hiob und seinen Freunden unterschiedliche Dialekte vermutet. P. Krieger (1930), 44: Gleiches Denken, aber unterschiedlich dargestellt. Elifas sei am schonendsten, mit schwerfälligem Pathos, Bildad sei ein starrer Vertreter der Tradition und Zofar als jüngster sei am abfälligsten. H.W. Hertzberg (1949), 28.40.50f.71.80.89: Elifas sei am sachlichsten, ein Typus des „Weisen“, „ganz folgerichtiger Vertreter der Glaubens- und Lebensrichtung, die mit dem Worte Chokhma, Weisheit, gekennzeichnet wird“, mit dem „fast seelsorgerlichen Ton und Charakter“; Bildad gebe „sich keinerlei Mühe, in Güte und wohlwollender Belehrung zu Hiob zu sprechen“, „ein sturer Vertreter der Weisheitslehren“; Zofar sei temperamentvoll und orthodox. C. Kuhl (1953), 272: Elifas als alter Weiser „von Besonnenheit und Erfahrung“ sei am liebevollsten, Bildad sei aggressiver und der jüngste Zofar schroff und die Situation verschärfend, „da er als erster und am schwersten Hiob anklagt“. D.J.A. Clines (1989), xl f., sieht bei den Freunden „difference in opinion over what precisely Job's sufferings signify“; laut Elifas müssen auch die Unschuldigen leiden, aber nicht lange; Bildad sei mehr von der Vergeltungslehre überzeugt, aber sei die Tatsache, daß Hiob noch lebt, Beweis dafür, daß er kein großer Sünder sei; Zofar stehe für das Prinzip, und einen Grund für das Leiden müsse es immer geben. Weiterhin hält Clines (a.a.O., 344) die Beschreibungen der Gottlosen für unterschiedlich: „For Eliphaz it is a picture of what Job is not; for Bildad (chap. 18) it is a picture of what Job may become; for Zophar (chap. 20) it is a picture of what Job must avoid.“ O. Kaiser (1985), 57f.: „Da erscheinen die drei Freunde, die, scharf charakterisiert, jeder ein Typos des Theologen vertreten: Eliphas von Theman, der älteste unter ihnen, verfügt über eine große Lebenserfahrung und beruft sich jedenfalls darauf wie auf eigene Offenbarungen. Er ist also gleichsam ebenso gebildeter Theologe wie religiöser Experte. Bildad von Suah erscheint daneben als ein selbstgefälliger Systemtheologe, der sich bei seiner Argumentation auf die Überlieferung der Väter beruft. Und schließlich tritt uns in Zophar von Naama der schülerhafte „junge Theologe“ entgegen, der aufbrausend mit seinem Wissen um sich wirft. Eliphas wartet zunächst ab, geht behutsam vor, um Hiob zu selbständiger Erkenntnis seines vermeint-
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Einleitung
Forschung wird immer mehr die Tendenz spürbar, die Freunde untereinander und mit Hiob unter einem besonderen Blickpunkt oder einer neuen Methode zu vergleichen. Im Lichte des altorientalischen Chaoskampfmotives hat Gisela Fuchs die Freunde unterschiedlich betrachtet und besonders bei Zofar (Hi 20) die individuellen, sich auf eine drastische Form der Chaostradition gründenden Züge behauptet.38 Michael Cheney hat in seiner umfangreichen Studie die Endgestalt (3. Jh. v. Chr.) des Hiobbuches, seine Teile und die Reden auf Charakter, Struktur, Gattung, Poetologie, Syntax und Wortschatz hin untersucht.39 Hans-Jürgen Hermisson hat die Freundesreden bzw. die Thematik ihrer Reden verglichen: Dabei entwerfe Elifas das Programm, und seine beiden Freunde nähmen Einzelthemen auf.40 Eine spezielle Untersuchung des Charakters und der inhaltlichen Nuancen der Freundesreden ist stets gefordert worden, aber eine solche ist wegen anderer Forschungsschwerpunkte noch nicht zustande gekommen. In gewisser Hinsicht ist jüngstens Andreas Scherer am weitesten gegangen, indem er gezielt die Reden des Elifas „als Teil eines kommunikativen Geschehens“ und auf ihre Eigenart hin untersucht hat.41 Im Gegensatz dazu fehlen nicht einschlägige Studien, die die Argumentation der Freunde
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lich selbstverschuldeten Schicksals zu führen. Bildad redet von vornherein unverblümter, während Zophar Gemeinplätze von sich gibt.“ Vgl. O. Kaiser (2006), 111: Elifas sei ein erfahrener Seelsorger, Bildad gebildet und energisch und Zofar temperamentvoll. Weiterhin vgl. W. Volck (1889), 22.35.56; P. Volz (1921), 43f.48.50; H. Masing (1931), 80ff.; G. Hölscher (1952), 21.27.33.52; C. Westermann (1956), 17.67; A. Weiser (1980), 15.17; G. Fohrer (1963a), 185f.191.194.223.232 (die Freunde seien gleichaltrig!); S. Terrien (1963), 40.67.89.91.104 (Bildad repräsentiere den „type du paléo-orthodoxe“); A. Guillaume (1963), 109 („Job’s friends are not only champions of an untenable theology: they are rivals in a poetic contest“); H.H. Rowley (1980), 3f.; F. Hesse (1978), 18; R. Gordis (1978), 46; A. de Wilde (1981), 105.156; H. Groß (1986), 23.35.45 (Bildad verfüge über „nicht zu leugnende Überzeugungskraft“); J.E. Hartley (1988), 154 (Bildad sei ein „champion of „old-time“ religion“); H.-M. Wahl (1993), 157f., und I. Müllner (2003), 176, die aufgrund der persönlichen Anreden besonders den am persönlichsten Elifas hervorhebt. G. Fuchs (1993), 125, und ebendort insgesamt zum zweiten Redegang: „In der Eliphasrede ist der Frevler noch ein fast ebenbürtiger Gegner, der gegen Gott mit steifem Nacken anrennt. In der Bildadrede wird er schon zur Beute dämonischer Mächte. Die Zopharrede aber hat die Tendenz, in mythisches Urgestein, in fast archetypische Schichten vorzustoßen.“ M. Cheney (1994). H.-J. Hermisson (1998a), 287f.: Die Freunde beschreiben im zweiten Redegang entsprechend Hiob auch in „verschiedenen Spielarten: als Tyrannen (Eliphas), als Reichen / reichen Ausbeuter (Zophar) oder auch nur als den in jeder Hinsicht Untergangsgeweihten (Bildad)“. A. Scherer (2008), bes. 149–169.
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ausdrücklich als eine Einheit betrachten. Aus der neueren Zeit sind besonders die Monographien von Martin Remus im Hinblick auf das Menschenbild der Freundesreden42 und von Klaudia Engljähringer im Bezug auf die Dynamik der Dialoge des Hiobbuches als „eine(r) faszinierenden Einheit“43 hervorzuheben.44 Tatsächlich hinterläßt die Dichtung selbst den Eindruck, daß die Freunde als eine Einheit anzusehen sind. Bekanntlich redet Hiob die Freunde in der 2. Person plur. an (6,24–30*; 13,5–13 u.a.) und auch Elifas und Bildad sprechen von „uns“ (5,27; 18,3). Der literar- und redaktionskritische Befund kann aber die Einheitlichkeit in ein anderes Licht rücken. Denn seit langem hat man beobachtet, daß inhaltlich ähnliche Aussagen nicht nur bei allen Freunden, sondern auch bei Hiob und den Freunden vorkommen. Mithin muß man auch fragen, ob der einheitliche Eindruck nicht hauptsächlich auf Kosten der späteren Redaktionsarbeit zurückzuführen ist. Daher rechnet man in der neueren Forschung, z.B. in den Studien von Hans-Peter Müller und Jacques Vermeylen, bereits mit der Möglichkeit, daß die ursprüngliche Rolle der Freunde (und freilich auch des Hiob) im Hiobbuch durch Redaktionen entstellt worden ist.45 Mit den Worten von M. Witte:
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M. Remus (1993); zu den Freundesreden als eine Einheit siehe S. 13–18 und zur Argumentation S. 16–36. K. Engljähringer (2003), zu den Freunden siehe S. 37–75, bes. 74f. und 190f.: Das Reden der Freunde zerstöre Beziehung und das Reden Hiobs und Gottes stifte Beziehung. Ähnlich gründlich und relativ einheitlich behandeln die Existenzauffassung der Freundesreden noch E. Würthwein (1970), 227–252, und C. Westermann (1956), 66– 78; weiterhin aber auch J. Lévêque (1970), 239–277; J. Vermeylen (1986), 36–43; (1994), und R. Albertz (2003). Ferner vgl. die stärksten Vertreter der These, die Freunde seien verschieden charakterisiert, aber eine Einheit in ihrer Theologie: S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I lvi; H. Gese (1958), 75; F. Horst (1968), 166; V. Maag (1982), 125ff., und J. Vermeylen (1986), 36. So im Hinblick auf die Traditionsgeschichte der der Rahmenerzählung zugrundeliegenden Hioblegende und ihrer Verknüpfung an den Dialog bei H.-P. Müller (1970; kritisch dazu A. Scherer [2008], 7–9) und auf die drastisch verminderten Freundesund Hiobreden bei J. Vermeylen (1994). Vermeylen hat bereits früher (1986) behauptet, daß im ursprünglichen Dialog Hiob die radikale Gruppe und Freunde die moderate Gruppe der theologisch-politischen Diskussion in der Perserzeit vertreten haben und daß der Elihu-Redaktor erst später versucht hat, in Hiob einen Frommen zu sehen. Selbstverständlich ergibt sich die Verschiebung der Bedeutung der Freunde auch aus den Studien von M. Witte (1994), W.-D. Syring (2004), I. Kottsieper (2004) und J. van Oorschot (2007). Daß der Elihudichter oder andere die Wichtigkeit des Vergeltungsgedankens, damit gewisserweise auch der Freunde, zu rehabilitieren versucht hat, haben z.B. B. Duhm (1897), xi f.; G. Hölscher (1952), 6f., und V. Maag (1982), 99, unterstrichen.
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„Im Verlauf der unterschiedlichen Redaktionen der Hiobdichtung ist immer stärker die Figur Hiobs in die Mitte der theologischen Betrachtung getreten. In der ursprünglichen Dichtung waren Hiob und seine Freunde zwei allein schon kompositionell gleichgestellte Größen.“46
Durch diese Beobachtungen gewinnt unsere „scheinbar periphere Fragestellung“47 hinsichtlich der Theologie und Traditionsgeschichte des Hiobbuches immer mehr an Gewicht. Will man solche Fragen beantworten und weiß man auch, daß keine umfangreiche Studie der Freundesreden mit ähnlichen Prämissen vorliegt, scheint der einzige methodische Weg der zu sein, bei ihrer Analyse und im Aufbau dieser Arbeit von Anfang an die ursprünglich unterschiedliche Gestaltung vorauszusetzen. Außerdem ist man fast einig darüber, daß es im Hiobdialog keine Entwicklung im heutigen Sinne der Diskussionskultur gibt. So ist eine gesonderte Untersuchung der Freundesreden, auch ohne auf die Hiobreden gründlicher einzugehen, berechtigt. Daher stellt sich die vorliegende Studie der Aufgabe, die genannten Probleme zu lösen. Kann man einen wesentlichen Einfluß der Text-, Literar- und Redaktionskritik auf die Auswertung der ursprünglichen Rolle der Freunde in der Hiobdichtung voraussetzen, so muß man die Frage der möglichen unterschiedlichen Theologie der Freunde im vierten Kapitel unserer Studie von neuem stellen. Im Anschluß an das Ergebnis der poetologischen Analyse und begründet in der Prämisse, daß eine dermaßen detaillierte und dichterische Gestaltung der Freundesreden vom Hiobdichter nicht umsonst geschehen ist, wird ein Versuch gewagt, der Traditionsnähe und theologischen Tauglichkeit der Freundesreden und damit ihrer wichtigen Rolle gerecht zu werden. Seitdem das Buch Hiob über die göttliche Verurteilung der Freunde und die Wiederherstellung Hiobs in der Rahmenerzählung (42,7–9.10ff.) verfügt, geht die Tendenz dahin, die Freunde als lebensferne Dogmatiker zu verurteilen.48 Von der Mehrheit der Forscher werden die Freundesreden als ein Beispiel
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M. Witte (1994), 227. So H.-P. Müller (1995), 73. So mit Variationen sehr viele, z.B. B. Duhm (1897), 35; H.H. Rowley (1980), 20ff.; V. Maag (1982), 165f.190ff.; M. Köhlmoos (1999), 364ff. Als extreme Beispiele gelten A. Weiser (1980), 21 u.a., und G. Fohrer (1963a), 157 u.a., die dazu neigen, den Satan der Rahmenerzählung hinter den Freunden zu sehen (vgl. die berechtigte Kritik dagegen bei M. Remus [1993], 31f.). Als ein symptomatisches Urteil kann das von U. Berges (1994), 300, angeführt werden: „Das Hiobbuch ist nicht nur ein Protest gegen ein weisheitliches Ordnungsschema, gegen ein deuteronomistisches Retributionsdogma oder gegen die Engführung durch eine priesterschriftliche Heiligkeitsideologie, sondern gleichzeitig die notwendige Konsequenz aus all diesen geschlossenen Systemen“.
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für die zeitgenössische gelehrte Weisheit verstanden.49 Gleichzeitig werden sie dann der Lebensferne und des Dogmatismus bezichtigt. Sämtliche Forscher, die die Rolle der Freundesreden positiver beurteilen, sehen im Hiobbuch den Stimmenchor von verschiedenen Antworten auf die komplizierte Wirklichkeit dieser Welt. Denn die Forscher haben die Spannung zwischen dem hohen dichterischen Anspruch und der Traditionsnähe der Freundesreden auf der einen Seite und ihrer Verurteilung in der Rahmenerzählung auf der anderen Seite freilich seit langem bemerkt.50 Angesichts unserer Analyse im zweiten und dritten Kapitel muß man aber wohl fragen, was aus dieser Menge verschiedener Antworten im Hiobbuch wird, wenn es abgesehen von seinen zahlreichen Bearbeitungen und seiner Rahmung gelesen wird. Der hier vorgelegte Versuch wird zeigen, daß einige Tendenzen der ursprünglichen Reden, z.B. das von vielen Forschern angesprochene seelsorgerliche Bemühen des Elifas, sich klarer abzeichnen und sie eine Bedeutung für die Endlösung des gesamten Dialogs besitzen.51 Es sei vermerkt, daß ein Teil der jüngsten Forschung ohnehin dazu neigt, in den Freundesreden mehr als ein bloßes Gerede zu sehen, wie es besonders Hans-Jürgen Hermisson trefflich formuliert hat: „Man soll die Freunde Hiobs nicht, wie es oft geschehen ist, zu einer Karikatur bornierter orthodoxer Theologen werden lassen, die angesichts der realen Fragen des Lebens nur ihre Sprüche klopfen können. Vielmehr steckt in den Reden der Freunde eine Menge praktischer Lebenserfahrung und ein großes seelsorgerisches Bemühen. Und der Hiobdichter läßt sie nicht so ausführlich zu Worte kommen, um am Ende bloß die Absurdität der alten Weisheit zu konstatieren.“52
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Vgl. z.B. S. Terrien (1963), 41: Satire der Orthodoxie; N.C. Habel (1985), 118: Parodie der weisheitlichen Beratung. Vgl. z.B. H.-J. Hermisson (1998b), 300: „Wenn der Hiobdichter so viel Mühe auf die kunstvolle Gestaltung auch der Freundesreden verwandt hat, so ist das ein Argument dafür, daß er die Freunde nicht einfach „Ungereimtes“ reden ließ, sondern die Vielzahl der Antworten im Sinn hatte, mit denen allein man versuchen kann, der disparaten menschlichen Wirklichkeit zu entsprechen.“ Vgl. auch ders. (1996), 213ff. Vgl. die Analyse der ersten ER als seelsorgerlichen Rede bei A. Scherer (2005) und a.a.O., 283, Anm. 8.9, genannte weitere Literatur. H. Strauß (2000), 34, zieht aus der Analyse die Konsequenz, daß die zweite ZR das leistet, was sie leisten soll: „Orientierung zu schaffen mitten in dieser Welt und in diesem Leben, so daß der Mensch seinen (guten!) Anteil darin erkenne“. A. de Wilde (1981), 16, hat übrigens Hiob, Elifas und Jahwe für die Hauptdarsteller des Hiobbuches gehalten, Bildad und Zofar spielen nur Schelt- und Drohrollen. H.-J. Hermisson (1996), 213. Vgl. auch die Kritik bei M. Remus (1993), 30–32, bes. Anm. 113.117.118. Weiterhin vgl. H.L. Ginsberg (1969), 111; D.J.A. Clines (1989), 121; R.B. Murphy (1996), 38, und I. Kottsieper (2004), 776 (vgl. G. von Rad [1992], 292).
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Ein Vergleich der Freundesreden und eine systematische Behandlung ihrer Theologie macht freilich die Untersuchung ihres form- und traditionsgeschichtlichen Hintergrunds erforderlich. Im vierten Kapitel unserer Studie sollen die Aussagen der Reden durch Erörterung ihrer alttestamentlichen Parallelen präzisiert, ihre inhaltlichen Schwerpunkte festgestellt und verglichen werden und schließlich dadurch auch ein wenig Licht in die Frage der Verortung der ursprünglichen Hiobdichtung in der alttestamentlichen bzw. israelitischen (weisheitlichen) Tradition gebracht werden. Zum einen muß bemerkt werden, daß die Frage nach der Gattung des Hiobbuches immer noch offen steht, zumal es im Alten Testament keine Parallele besitzt.53 Zum anderen ist daran zu erinnern, daß man im Verlauf der Forschungsgeschichte zunehmend und reichlich fast zitathafte Hinweise auf verschiedene alttestamentliche Texte und Gattungen bemerkt hat, besonders seit den wichtigen Studien und dem bis heute in seiner Gründlichkeit immer noch unübertroffenen Kommentar von Georg Fohrer.54 Seine Beobachtungen zu der Art und Weise, wie der Hiobdichter die verschiedensten Elemente, Motive der alttestamentlichen Gattungen und Sprache, zumal der Weisheit, der Psalmen und des Rechts kombiniert hat, sind noch nicht überholt worden. Er selbst faßt das Phänomen wie folgt zusammen: „Dieser klare Aufbau der Hiobdichtung ist um so erstaunlicher, als dem Dichter im Hebräischen nur begrenzte Stil- und Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung standen. Er hat sein Ziel besonders dank dreier Methoden erreicht, deren er sich mit großem Geschick bedient hat. Ausdrucksmäßig verwendet er eine überaus vielfältige Bildsprache, die er durch die umfangreiche Einbeziehung des Bildungsgutes der übrigen altorientalischen Weisheitslehre bereichert; offensichtlich schreibt er als Gebildeter für Gebildete. Ferner zeigt die formgeschichtliche Untersuchung, daß die Reden der Hiobdichtung nach dem Grundsatz der Gattungsmischung komponiert sind. Der Dichter hat die Redeformen in einer sehr mannigfaltigen und bunten Weise den Bereichen der Weisheitslehre, des Rechtslebens und der Psalmen entnommen. Schließlich läßt sich eine dritte Methode feststellen: Der Hiobdichter vergrößert den Anwendungsbereich der Redeformen, indem er sie in einer anderen als ihrer eigentlichen Funktion verwendet.“55
Bei diesem Befund fällt jedoch auf, daß Fohrer die Redeformen der prophetischen Verkündigung nicht in Betracht gezogen hat und daß er
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So besonders K.J. Dell (1991), 83: „Job questions the wisdom tradition to such an extent that it breaks out of the areas of Israelite life“. Zu den neuen Tendenzen in der Forschung neben den klassischen, aber überholten (C. Westermann [1956]; H. Richter [1959]) siehe J. van Oorschot (1995), 377–383; (2007), und K.J. Dell (2000), 361–363. G. Fohrer (1963a; 1963b). G. Fohrer (1963b), 70, ferner siehe a.a.O., 68–86, und (1963a), 48–53.
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in den Freundesreden hauptsächlich Weisheitsformen entdeckt hat.56 Wir wollen diese Beobachtungen hinsichtlich der Freundesreden überprüfen und ein Stück weitergehen, indem wir die von Katharine J. Dell als „Parodie“ bezeichnete Technik des abweichenden Einsetzens der Formen (Sitz im Buch)57 und nach der Verwendung einzelner im Alten Testament belegter Wörter und Wortpaare in den Reden fragen. Wir wollen aber zusätzlich auch die Entwicklung der Formen und des Wortgebrauchs in der alttestamentlichen Tradition im Auge behalten, weil unser Verständnis von der Form-, Redaktions- und Traditionsgeschichte durch die neueren Studien dazu herausgefordert wird. Schon längst kann man nicht mehr einfach mit ganzen Textblöcken oder Büchern operieren, sondern muß man auf der Ebene der kleinsten Texteinheiten arbeiten. Die redaktions- und traditionsgeschichtliche Erforschung des Alten Testaments ist damit zu einer exakten philologischen Wissenschaft geworden. So wird unten ein Versuch vorgelegt, den Hiobdichter zumindest relativ in die Weisheits- und übrige alttestamentliche Tradition einzuordnen. Dabei sind die nach Meinung der Forscher das zeitgenössische Normdenken verkörpernden Freundesreden auf ihr Verhältnis zu den von Jürgen van Oorschot (Proverbien), Christoph Levin (Psalmen), Klaus Koenen (Propheten) und M. Witte (Hiobbuch) behaupteten übergreifenden Gerechtigkeitsredaktionen58 56
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G. Fohrer (1963a), 51. Die prophetischen Formen seien nach ihm ([1963b], 82) über einen Umweg in die Weisheit aufgenommen worden. Zumindest bei den Verheißungen der Freundesreden werden die prophetischen Einflüsse oft beteuert, vgl. z.B. J. Lévêque (1970), 252.259. K.J. Dell (1991), 64ff.109f.148ff. Vgl. K.J. Dell (2000), 361: „The author may have been some kind of renegade sage, working at the edge of the wisdom tradition and parodying earlier material in order to critique the easy conclusions of the earlier wisdom quest.“ Ihre Beobachtungen treffen zwar hauptsächlich die HR. Die Verwendung der traditionellen Formen im abweichenden Kontext behaupten noch z.B. F. Hesse (1978), 11; A. de Wilde (1981), 28f.; V. Maag (1982), 99 u.a. Die Kolorierung der Bilder und Argumente der Freundesreden mit Hilfe von Psalmen- und Prophetensprache hat bereits E. Dhorme (1967), 227, behauptet. Vgl. die Tabellen der Parallelstellen bei J.E. Hartley (1988), 11f., und J. Vermeylen (1986), 57–61. Hinsichtlich der Psalmenformen und -sprache empfiehlt sich immer die Studie von C. Westermann (1956). Durch Zitate und nur wenige originelle Hinzufügungen läßt der Hiobdichter die Tradition mit ihr selbst diskutieren nach H. Graf Reventlow (2000). Siehe J. van Oorschot (1998); C. Levin (1993); K. Koenen (1994); M. Witte (1994), 183ff., aber auch O. Kaiser (1997), 129ff.; (2006) und U. Nõmmik (2000). Vgl. auch J. van Oorschot (2007), 170: „Als Desiderat der Hiobforschung verbleibt in diesem Zusammenhang auch eine Rezeption der neueren Ergebnisse der Psalmen- und Psalterforschung. Sie führte in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem differenzierteren Bild des literarischen Wachstums und der Kult- und Frömmigkeitsgeschichte. Ihre Ergebnisse über die alte formkritische Debatte zum Hiobbuch hinaus zu nutzen, steht noch aus.“
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oder zu den sogenannten Weisheitspsalmen hin befragt werden. Es sei an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß aus unserer Analyse einige Ansätze auch für die zeitliche Anordnung der ursprünglichen Hiobdichtung gewonnen werden können. Eine in der breiten Spanne zwischen dem 6.–3. Jh. v. Chr.59 vorgeschlagene Datierung verlangt jedenfalls nach ihrer Präzisierung. Beim Hiobdichter handelt es sich unumstritten um einen genialen und gebildeten Dichter. Daher sind zahlreiche seltene oder einzigartige Wörter, Wendungen, Metaphern, Motive und ursprünglich mythische Vorstellungen im Hiobbuch seit langem anhand außerbiblischen und -israelitischen Materials erklärt worden.60 In den Freundesreden gibt es sogar Verse, bei deren Auslegung die Hinweise auf einen bestimmten außerisraelitischen Hintergrund zur „kanonischen“ Exegese gehören.61 Die Frage des Verhältnisses des Hiobbuches zur sogenannten mesopotamischen Hiobliteratur ist nach heutiger weitverbreiteter Ansicht im Sinne einer Verwandtschaft und nicht einer Abhängigkeit zu lösen.62 Neue Funde und Texteditionen liefern für den Motivvergleich jedoch ständig neues Material und neue Behandlungen, wie die von Gisela Fuchs, halten die Diskussion über die möglichen nahöstlichen oder mythischen Reminiszenzen wach.63 Deswegen kann eine Studie wie die unsere ohne eine eingehende Suche nach Parallelen in den altorientalischen und -ägyptischen Literaturen nicht auskommen und wird sie im
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61 62 63
Mit der Datierung des entweder ursprünglichen oder ganzen Buches tendieren zu einer früheren Zeit ([6.–]5. Jh.) z.B. A. Guillaume (1963), 108; S. Terrien (1963), 23; J. Lévêque (1970), 116; H. Gese (1991), 171; H.H. Rowley (1980), 22; E.A. Knauf (1988); M. Köhlmoos (1999), 72; S. Burkes (2003), 236; und zu einer eher späteren Zeit (4.–3. Jh.) z.B. P. Volz (1921), 26f.; G. Hölscher (1952), 7; W. Baumgartner (1961), 220; A. de Wilde (1981), 52ff.; K.J. Dell (1991), 160ff.; P. Sacchi (2000), 187; H. Graf Reventlow (2000), 293, Anm. 59; O. Kaiser (2006), 104. Es verdient erwähnt zu werden, daß die Elihureden von H.-M. Wahl (1993), 184, ins 3. Jh. und weitere drei wichtigste Bearbeitungsschichten von M. Witte (1994), 219f. ins 3.–2. Jh. datiert werden. Zur Einleitung in die Beziehungen zwischen den Weisheitsliteraturen des Alten Testaments und des Nahen Ostens siehe R.E. Murphy (1996), 151–176, zum Verhältnis des Hiobbuches zur außerbiblischen Literatur J. Gray (1970); H.-P. Müller (1995), 57ff., bes. 67ff.; A. Schellenberg (2007); F. Sedlmeier (2007), und bes. C. Uehlinger (2007). Vgl. aber schon K. Budde (1896), xiv. Bei Hi 8,11f. handelt es sich um ein markantes Beispiel, weil hier fast alle den ägyptischen Einfluß annehmen; siehe dazu unten, S. 251f. Vgl. H.-P. Müller (1991); F. Sedlmeier (2007), bes. 124, und C. Uehlinger (2007), bes. S. 159–163. G. Fuchs (1993) erklärt zahlreiche Motive im Hiobdialog durch Anspielungen auf altorientalische Chaoskampfmythen. Vgl. auch N. Sarna (1963); L.G. Perdue (1991; 1994). C. Uehlinger (2007), 101ff., stellt dagegen einen „Rückgang des komparatistischen Interesses“ bes. in der deutschsprachigen Forschung fest.
Einleitung
15
fünften Kapitel auch durchführen. Allzu viel Hoffnung kann auf einen solchen Vergleich nicht gesetzt werden, weil man analog zur Diskussion über die mesopotamischen „Vorlagen“ schon im Voraus mit vermittelter Tradition und indirekten Einflüssen zu rechnen hat. Nimmt man im Lichte der redaktionskritischen Forschung den sekundären Charakter der Prosatexte einschließlich der Redeeinleitungen im Hiobbuche wahr,64 erhebt sich die dringende Frage, woher die dort genannten Namen und Herkunftsorte stammen. Oder anders ausgedrückt: Gibt es in den Reden des Elifas, Bildad oder Zofar Anzeichen für ihre unterschiedliche (und außerisraelitische) Herkunft, auf die der Redaktor zurückgreifen konnte?65 Als Ergebnis der einzelnen Analysen werden im sechsten Kapitel unserer Studie eine Darstellung der Gestalten der Freundesreden, die Auswertung ihrer Rolle im Gesamtgefüge der Hiobdichtung und ihre Verortung in der alttestamentlichen Traditionsgeschichte vorgelegt. Da es im vorliegenden Zusammenhang keinen Raum für eine umfangreiche kritische Behandlung der Hiob- und Gottesreden geben kann, gelten unsere Ergebnisse im Blick auf die ganze ursprüngliche Hiobdichtung als vorläufig. Einige Vorschläge für weitere Untersuchungen können jedoch gemacht werden, weil mehrere grundlegende Fragen und die Vielzahl unterschiedlicher Meinungen über das Hiobbuch es fordern. Wird eine existentielle oder eine theologisch-theoretische Zielsetzung der ursprünglichen Hiobdichtung bestätigt? Wird die Fehlleistung der Freunde demonstriert, oder stehen sie doch als gleiche Diskussionspartner Hiob gegenüber? Spielt ihre mögliche unterschiedliche Argumentation eine Rolle? Ergeben sich aus ihr Hinweise auf die Ursache der Entstehung der Hiobdichtung? Aber auch die Frage, worauf sich die Autorität der ursprünglichen Hiobdichtung gründet, so daß sie trotz und vielleicht gerade wegen der kühnen Reden Hiobs so beliebt bei den Ergänzern und Fortschreibern gewesen und schließlich kanonisiert worden ist, verlangt nach einer Antwort. Nachdem das Hiobbuch Objekt zahlreicher und kaum mehr zu überblickender Behandlungen geworden ist und allgemein zu den Lieblingsthemen der alttestamentlichen Wissenschaft gehört, wird man fragen, ob eine weitere Studie wie die unsere noch gerechtfertigt ist. Pro domo mea kann man jedoch behaupten, daß kein Zeitalter, besonders kein anderes als das unsere, ohne neue Versuche der Auslegung dieses wichtigen Buches auskommen kann. Wenn auch hunderte von Unter-
64 65
W.-D. Syring (2004). Den Forschungsüberblick siehe unten, S. 235–237. Eine die vorliegende Untersuchung vorbereitende Studie ist bereits erschienen: U. Nõmmik (2007b).
16
Einleitung
suchungen bereits vorliegen, haben viele von ihnen zur Auslegung des Hiobbuches sowohl im Blick auf seine Endgestalt als auch in dem auf seine Entstehung beigetragen und damit weitere Studien geradezu provoziert. So ist es auch dem Verfasser der vorliegenden Studie ergangen: Je länger er sich mit dem Buch und seiner Auslegung beschäftigt hat, desto mehr fühlte er sich zumal durch die redaktionskritischen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte herausgefordert, durch eine gründliche und vielseitige Untersuchung der Freundesreden einen Beitrag zu dieser Diskussion zu leisten.
II. Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden 1. Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 1.1. Die erste Elifasrede (Hi 4–5) 1.1.1. Kolometrie1 4,1 wycn 'lypz htymny wy'mr
IA
B
IIA
1
20
4,2a hnsh dbr 'lyk tl'h 2b wcsr bmlyn my ywkl
15 15
3a hnh ysrt rbym 3b wydym rpwt thzq
11 13
4a kwšl yqymwn mlyk 4b wbrkym krcwt t'ms
14 15
5a ky cth tbw' 'lyk wtl' 5b tgc cdyk wtbhl
17 12
6a hl' yr'tk ksltk 6b [w]tqwtk <w>tm* drkyk
13 13
4,7a zkr n' my hw' nqy 'bd 7b w'yph yšrym nkhdw
16 15
8a k'šr r'yty hršy 'wn 8b wzrcy cml yqsrhw
16 14
9a mnšmt 'lwh y'bdw 9b wmrwh 'pw yklw
14 12
In den folgenden kolometrischen Tabellen und Übersetzungen wird die Grundgestalt der Freundesreden in gewöhnlicher Schrift dargestellt, die Konjekturen sind kursiv wiedergegeben und die Ergänzungen des Textes in einen Punkt kleinerer Schrift. [ ] deuten auf eine konjizierende Ergänzung hin und < > auf eine Glosse in M bzw. L. Die Begründungen zu den Konjekturen, falls mit * angemerkt, befinden sich in den Unterkapiteln für Text- und Literarkritik unten. In der ersten Spalte bezeichnen die römischen Zahlen die sukzessiven Strophen und die Buchstaben A oder B die jeweilige Unterstrophe. In der vierten Spalte ist die Konsonantenzahl angegeben (in Klammern die Zahl laut M bzw. L, falls konjiziert) und in der fünften Spalte ist, falls nötig, die Textform von M bzw. L wiedergegeben.
18
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
B
10a š'gt 'ryh wqwl šhl 10b wšny kpyrym ntcw
15 14
11a lyš 'bd mbly trp 11b wbny lby' ytprdw
13 14
12a w'ly dbr ygnb 12b wtqh 'zny šms mnhw
11 15
13a bścpym mhzynwt lylh 13b bnpl trdmh cl 'nšym
17 16
14a phd qr'ny wrcdh 14b wrb csmwty hphyd
13 14
15a wrwh cl pny yhlp 15b tsmr ścrt bśry
13 12
16a ycmd wl' 'kyr mr'hw tmwnh lngd cyny 16b dmmh wqwl 'šmc
16 13 12
17a h'nwš m'lwh ysdq 17b 'm mcśhw ythr gbr
14 14
18a hn bcbdyw l' y'myn 18b wbml'kyw yśym htlh*
15 16
19a 'p škny bty hmr 19b 'šr bcpr yswdm ydk'wm lpny cš
12 12 12
20a mbqr lcrb yktw 20b mbly šm* lnsh y'bdw
12 15(17)
21a hl' ytrm bm 21b ymwtw wl' bhkmh
IIIA
nsc
12 13
5,1a qr' n' hyš cwnk 1b w'l my mqdšym tpnh
12 14
2a ky l'wyl yhrg kcś 2b wpth tmyt qn'h
B
14 12
3a 'ny r'yty 'wyl mšryš 3b w'qwb nwhw pt'm
17 13
4a yrhqw bnyw myšc 4b wydk'w bšcr w'yn msyl
13 18
5a 'šr qsrw* rcb y'kl w'l ms[p]nym* yqhhw 5b wš'p sm<'>(ym)* hylm
14(15) 14(13) 11/13(12)
6a ky l' ys' mcpr 'wn 6b wm'dmh l' ysmh cml
14 15
(L: thlh)
(L: mśym)
19
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
7a ky 'dm lcml ywld 7b wbny ršp ygbyhw cwp IVA
B
5,8a 'wlm 'ny 'drš 'l 'l 8b w'l 'lhym 'śym dbrty
15 16
9a cśh gdlwt w'yn hqr 9b npl'wt cd 'yn mspr
15 15
10a hntn mtr cl pny 'rs 10b wšlh mym cl pny hwswt
15 17
11a lśwm šplym lmrwm 11b wqdrym śgbw yšc
14 13
12a mpr mhšbwt crwmym 12b wl' tcśynh ydyhm twšyh
15 19
13a lkd hkmym bcrmm 13b wcst nptlym nmhrh
13 15
14a ywmm ypgšw hšk 14b wklylh ymššw bshrym
12 17
15a wyšc mhrb tpyhm* 15b wmyd hzq 'bywn
13 12
16a wthy ldl tqwh 16b wclth qpsh pyh
11 12
17a hnh 'šry 'nwš ywkhnw 'lwh 17b wmwsr šdy 'l tm's
21 14
18a ky hw' yk'yb wyhbš 18b ymhs wyd[y]w* trpynh
15 15(14)
19a bšš srwt ysylk 19b wbšbc l' ygc bk rc
12 14
20a brcb pdk mmwt 20b wbmlhmh mydy hrb
11 14
21a bšwt lšwn thb' 21b wl' tyr' mśd ky ybw'
12 17
22a lšd wlkpn tśhq 22b wmhyt h'rs 'l tyr'
VA
13 16
12 15
5,23a ky cm 'bny hśdh brytk 23b whyt hśdh hšlmh lk
17 15
24a wydct ky šlwm 'hlk 24b wpqdt nwk wl' tht'
15 15
25a wydct ky rb zrck 25b ws's'yk kcśb h'rs
13 15
(L: mpyhm)
20
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
B
26a tbw' bklh 'ly qbr 26b kclwt gdyš bctw
14 13
27a hnh z't hqrnwh kn hy' 27b šmcnh w'th dc lk
17 13
1.1.2. Übersetzung 4,1* Da hob Elifas von Teman an und sprach:
IA
4,2a Wagt sich ein Wort zu dir, das dich ermüdet?* 2b Aber Worte zurückhalten – wer kann es? 3a Sieh’, du hast viele ermahnt* 3b und schlaffe Hände gestärkt. 4a Deine Worte richteten die Strauchelnden auf 4b und die wankenden Knie festigtest du.
B
5a Aber nun: Wenn es an dich kommt, wirst du müde, 5b wenn es bis an dich reicht, bist du erschrocken. 6a Ist nicht deine Gottesfurcht deine Hoffnung, 6b [und]* deine Hoffnung die Unschuld deiner Wege?
IIA
4,7a Bedenke doch: Wer ging schuldlos* zugrunde 7b und wo wurden die Redlichen vertilgt?* 8a Soweit ich sah: Die, die Unrecht pflügen 8b und Unheil säen, ernten es. 9a Durch den Odem Gottes gehen sie zugrunde, 9b durch seines Zornes Hauch werden sie vertilgt.
B
10a Das Brüllen der Löwen und die Stimme der Leuen –* 10b die Zähne der jungen Löwen sind ausgeschlagen*. 11a Der Löwe geht zugrunde ohne Beute, 11b die Jungen der Löwin werden zerstreut. 12a* Zu mir ist heimlich ein Wort gekommen 12b und mein Ohr vernahm von ihm ein Flüstern. 13a In Gedanken über Nachtgesichte, 13b wenn Tiefschlaf auf die Menschen fällt, 14a befiel mich Schrecken und Zittern 14b und ließ alle* meine Gebeine erschrecken. 15a Und ein Hauch fuhr an mir vorüber; 15b die Haare* meines Leibes sträubten sich. 16a Da stand – und ich erkannte nicht seine Gestalt* – ein Gebilde vor meinen Augen.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden 16b Eine stille Stimme hörte ich*. 17a Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott, 17b oder ein Mann vor seinem Schöpfer rein? 18a Siehe*, sogar seinen Dienern traut er nicht 18b und seinen Boten wirft er Irrtum* vor, 19a wieviel mehr* den in Lehmhäuser Wohnenden, 19b die auf Staub gegründet sind, die zerstört werden wie eine Motte*. 20a Vom Morgen bis zum Abend werden sie zerschlagen, 20b vertilgt für ewig ohne Namen*. 21a Werden nicht ihre* Zeltstricke ausgerissen? 21b Sie werden sterben, ohne es zu wissen*.
IIIA
5,1a Rufe doch! Ist jemand da, der dir antwortet? 1b Und an wen von den Heiligen wirst du dich wenden? 2a Ja, einen Toren tötet Unmut, 2b und einen Unverständigen bringt Eifer um. 3a* Ich sah den Toren Wurzeln schlagen, 3b und plötzlich habe ich seine Stätte verflucht.* 4a Seine Kinder blieben fern vom Heil, 4b wurden unterdrückt im Tor; und kein Retter war da. 5a Was sie geerntet hatten*, aß der Hungrige, und holte es mit ins Versteck.* 5b Und der Durstiger* schnappte sein Gut.
B
6a Doch Unrecht geht nicht aus dem Staub hervor, 6b und Unheil wächst nicht aus der Erde, 7a sondern der Mensch erzeugt* die Mühsal, 7b und die Funken fliegen hoch empor.
IVA
5,8a Aber ich, ich würde mich zu El wenden 8b und meine Sache vor Gott* bringen, 9a* – der große Dinge tut, zwar unerforschlich, 9b und Wunder ohne Zahl, 10a der den Regen auf die Erde gibt 10b und Wasser sendet auf die Gefilde, 11a um die Niedrigen zur Höhe heben, 11b daß die Trauenden sich zum Heil erheben. 12a Ihm, der die Pläne der Listigen vernichtet, 12b daß ihre Hände nicht Erfolg haben,
21
22
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden 13a der die Weisen in ihrer Hinterlist fängt, 13b daß der Verschlagenen Rat sich überstürzt. 14a Indem sie tags auf Finsternis treffen 14b und mittags tappen wie bei Nacht. 15a Er rettet vor ihrem Munde den Vernichteten *, 15b und den Armen aus der Hand der Starken. 16a Den Elenden aber wird Hoffnung zuteil, 16b die Bosheit schließt ihren Mund. 17a* Heil dem Mann, den Gott zurechtweist. 17b Darum verachte die Zucht Schaddais nicht! –
18a denn* er verwundet und verbindet, 18b er zerschlägt und seine Hände* heilen. B
19a Er wird dich retten in sechs Bedrängnissen, 19b im siebten wird dich kein Übel berühren. 20a In Hungersnot erlöst* er dich vom Tode, 20b und in der Schlacht vom Schwerte*. 21a Von der Geißel* der Zunge kannst du dich verbergen, 21b und brauchst dich nicht zu fürchten, wenn Verwüstung naht.* 22a* Über Verwüstung und Hunger wirst du lachen 22b und dich vor den Wildtieren des Landes nicht fürchten.
VA
5,23a Ja, mit den Feldsteinen wirst du im Bunde sein 23b und die Wildtiere des Feldes werden Frieden mit dir haben. 24a Du wirst erfahren, daß dein Zelt im Heil ist; 24b schaust du deine Wohnstätte an, wirst du nichts vermissen. 25a Du wirst erfahren, daß deine Nachkommen viele sind 25b und deine Sprößlinge wie das Kraut der Erde, 26a daß* du in reifem Alter* zu Grabe kommen wirst, 26b wie man Garben einbringt zur rechten Zeit.
B
27a Siehe, das haben wir erforscht – so ist es; 27b was wir hörten*, das merke du dir!
1.1.3. Text- und Literarkritik 4,1 Die Überschriften der Freundes- sowie der Hiobreden sind im Gegensatz zur übrigen ursprünglichen Dichtung als kolometrisch überlange Monokola und in Prosaform verfaßt worden.2 Die Namen der
2
Zur Kolometrie der ursprünglichen Dichtung siehe unten, S. 89–91.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
23
Parteien – Hiob, Elifas, Bildad und Zofar – werden ausschließlich in ihnen angegeben. In einem Dialog, in dem die Anfänge und Enden der durchgehend in Bikola gedichteten Reden ohne Mühe zu erkennen sind und dessen jeweilige Teilnehmer sich durch den Inhalt und die Sprache auszeichnen, sind solche Redeeinleitungen an sich nicht unbedingt nötig. Daraus ergibt sich der Verdacht, daß sie sekundär sind. Mit Wolf-Dieter Syring könnte man sie der die Dichtung und Rahmenerzählung verknüpfenden „Hiob-Redaktion“ zurechnen3, aber die endgültige Lösung dieser Frage hängt davon ab, ob die ursprüngliche Dichtung jemals irgendwelche prosaischen Anmerkungen besessen hat. 4,2 Die fragende Satzkonstruktion hat seit den alten Übersetzungen zahlreiche Lösungen oder Verbesserungen angeregt. Dabei wird hauptsächlich ein zwischen das Fragewort und das abhängige Verb eingeschobener Bedingungssatz angenommen.4 Berechtigt ist aber mit B. Duhm und H. Bobzin die Deutung von he)l : T i als asyndetischer Relativsatz.5 Obwohl eine solche Auflösung im Blick auf die Satzteilfolge ohne Fragepartikel ungewöhnlich ist, ist sie doch dank des Fragepartikels selbst und des chiastischen Parallelismus (in a-Kolon Frage am Anfang, in b-Kolon Frage am Ende) gut möglich, ungeachtet der besonderen Prägung der Konstruktion durch seine Position am Redeanfang. Darüber hinaus besteht keine Notwendigkeit, das Verb hsn, „prüfen“, „versuchen“, gegen )&n, „erheben“6, zu tauschen.7 4,3 Die Imperfekta in den weiteren Kola sind von diesem Perfekt abhängig.8 4,6 Die Kopula muß am Anfang stehen. Dabei ist ihre Position vor dem Subjekt nicht außergewöhnlich.9 Die Grundschicht der ersten ER hat die klare Tendenz, das Kolon b mittels der Kopula einzuleiten.10 4,7a Wörtlich: „Wer ist es, der als Unschuldiger zugrundeging“.
3 4 5 6 7 8 9
10
Zu den wichtigen Argumenten zur sekundären Verknüpfung der Dichtung und Erzählung siehe gründlich W.-D. Syring (2004), 129–131.159–168. So vor allem GK28, § 150m. B. Duhm (1897), 24f.; H. Bobzin (1974), 87f. So z.B. G. Beer (1895/97), 22; E. Dhorme (1967), 42f.; F. Horst (1968), 60, u.a. Z.B. lassen G. Fohrer (1963a), 129; H. Bobzin (1974), 87f., das Verb stehen. Siehe H. Bobzin (1974), 88; GK28, § 107e; Joüon, § 112dN. So auch BHS nach einigen Handschriften, G und S; K. Budde (1913), 18; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 24; G. Hölscher (1952), 18; E. Würthwein (1970), 240; Anm. 58, und H. Bobzin (1974), 89. Siehe dazu unten, S. 121f. Dagegen betonen aber GK28, § 143d; E. Dhorme (1967), 44f.; F. Horst (1968), 60; M.H. Pope (1985), 36, u.a., daß w das wichtigste Wort im Kolon betone.
24
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
4,7b Das Verb am Kolonende kann auch als asyndetischer Relativsatz gedeutet werden.11 4,10 Alle Nomina sind kollektive Singulare. 4,10b Das Verb U(fTni beendet direkt die Aussage in 10b, schließt damit aber symbolisch auch die beiden Aussagen in 10a ab.12 G. Fohrer erklärt das Verb als „verschwinden“, um die Deutung zu retten,13 die anderen versuchen, V. 10a und b (w) zu kontrastieren. 4,12–21 Dieser ganze Abschnitt ist laut der triftigen These M. Wittes dem Niedrigkeitsbearbeiter zuzuordnen.14 Der Einschub besteht aus zwei Teilen, aus der Schilderung vom Erhalten des Nachtgesichts V. 12–16 und aus der Inhaltsangabe dieser Offenbarung V. 17–21. Beide unterscheiden sich von der Lehre des Elifas. Auffallend ist der Verweis auf eine unmittelbare Gottesoffenbarung als Basis für die Argumentation im Gegensatz zu 4,8; 5,27 und 5,17, die eindeutig von der eigenen Erfahrung und den daraus gezogenen Konsequenzen reden. Außerdem entspricht die Behauptung, der Mensch könne vor Gott nicht rein sein, und die entsprechende Radikalisierung der Sünde, nicht dem Geiste der von Elifas vertretenen theologisierten Vergeltungslehre und der von ihm erhobenen eindeutigen Anschuldigungen (vgl. bereits die Einleitung der Rede 4,6 u.a.). Ja sogar die Auslegung der ganzen ursprünglichen Hiobdichtung hängt in hohem Maße von diesem Detail ab.15 Überdies sind die Verse kolometrisch uneinheitlicher als die vorausgehenden (sie enthalten u.a. zwei Trikola16 V. 16 und 19, ein zu kurzes Bikolon in V. 12a [11:15] und gleich in V. 13 ein zu langes [17:16]). Andererseits erweist es sich zumal in V. 12–15 und 20, daß der 11 12 13 14
15 16
So H. Bobzin (1974), 90; ähnlich auch L. Hirzel (1852), 29. So richtig K. Budde (1913), 18, und E. Dhorme (1967), 47 (!); ähnlich A. Weiser (1980), 45; G. Hölscher (1952), 18, und Dav3, § 41b. G. Fohrer (1963a), 130, nach Israel Eitan. Zur Redaktion zählt man auch 15,11–16 und die sog. dritte Bildadrede Hi 25 (siehe unten, S. 38 und 66–68). Die Theorie M. Wittes (1994), 69ff. und 175ff., ist bahnbrechend (ihm anschließend auch O. Kaiser [2006], 12f.116, und J. van Oorschot [2007], 182–184), weil früher nur G. Hölscher (1952), 18, die Verse 4,19b–20 und G. Fohrer (1963a), 131, und F. Hesse (1978), 51, die Verse 4,16aα1.19bβ gestrichen haben, aber keiner den Charakter des ganzen Abschnitts als Interpolation erkannt hat. Dagegen hat N.H. Tur-Sinai (1981), 88ff., vorgeschlagen, ihn als Teil einer Hiobrede, sei es der c. 3 oder 9, zu verstehen (ähnlich H.L. Ginsberg [1969], 102–107, und G.V. Smith [1990] zu c. 3), und E. Würthwein (1970), 234ff., hat gewisse Bedenken erhoben. J. Vermeylen (1994), 108ff., streicht 4,12–5,1. Viele haben ein fehlendes Kolon oder Umstellungen vermutet. Siehe dazu unten, S. 210f., bes. Anm. 286, und S. 230f., Anm. 408, und vgl. unten, S. 280ff. Trikola fehlen vermutlich in der ganzen ursprünglichen Hiobdichtung; siehe unten, S. 89.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
25
Abschnitt vom Wortschatz der ZR (vgl. z.B. 20,8), von dem des Hi 25 (vgl. V. 4–6) und vor allem von dem der sekundären Elihurede Hi 33f. abhängig ist. Stilistisch zeichnen sich V. 12–21 durch zahlreiche die Kola eröffnenden Alliterationen (V. 13.14b.15a.16 und 19f.), die Vorliebe für Präpositionen wie z.B. }im (V. 12.13.17.20)17 und eine inkonsequente Verwendung der Kopula (besonders w-Apodosis in V. 12a18) aus. Darüber hinaus ist V. 12 den Kola 4,2a und 4,11b nachgebildet (vgl. die Wendung rbd yal) " :w und U-Laut am Ende von V. 12b19), ganz zu schweigen von der Tatsache, daß der Ergänzer sich durch den Verweis auf das Reden (rfbfD in V. 12a) den Einleitungsformeln der Freundesreden gut anzupassen meint.20 Die Frage, ob sich in diesem von Gedankensprüngen nicht freien Abschnitt mehrere Redaktorenhände nachweisen lassen (vgl. z.B. V. 13 oder die mögliche Zitation in V. 17), muß vorerst offen bleiben. Richtig ist auch die Wahrnehmung H. Bobzins, daß man in V. 21 den Eindruck von Poesie verliert und deswegen V. 21 schwierig zu übersetzen ist.21 4,14b Statt bor (wörtlich „die Menge“) ist auch byir, „Zittern“, vorgeschlagen worden.22 Mit G. Fohrer ist die Verbesserung nicht nötig.23 4,15b In M sind sowohl tarA(& a als auch r"Ms a T : sing. G. Fohrer möchte tr(& als plur. vokalisieren,24 von uns wird das Wort aber einfach als collectivum verstanden25. H. Bobzin schlägt wegen des Tempus-Problems in V. 15a und b vor, in b hfr(f & : , „Schaudern“, statt tar(a & A zu lesen.26 4,16a G. Fohrer und F. Hesse möchten Uh")r : m a ryiK) a -)olw: als Glosse streichen, G. Beer dagegen das zweite Kolon.27 Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich in V. 16aα um eine tertiäre Glosse handelt. E. Dhorme vermutet, in V. 16aα sei das Subjekt von dom(A ya verloren gegangen.28 Wir 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26 27 28
Insgesamt ist sie in diesem Abschnitt in zehn Versen sechsmal, in der ursprünglichen ER 4,2–11; 5,1f.6–8.18–21.23–27 mit insgesamt 32 Versen nur zehnmal vertreten. So M. Witte (1994), 70. Trotz des durchgehenden U-Lauts am Ende von 4,7–11 (siehe unten, S. 136f.), kann 4,12 inhaltlich auf keinen Fall an den vorhergehenden Abschnitt angeschlossen werden. Zu den Einleitungen der Freundesreden und zum Wortschatz siehe unten, S. 122f.151f. H. Bobzin (1974), 95. Zur Frage siehe GK28, § 150m. Zu den weiteren Besonderheiten im ganzen Abschnitt siehe M. Witte (1994), 69ff. G.R. Driver (1955), 73; BHS. G. Fohrer (1963a), 130. A.a.O. Etwa wie Dav3, § 14; N.C. Habel (1985), 115, und M. Köhlmoos (1999), 183, Anm. 12. H. Bobzin (1974), 93. Vgl. auch G. Beer (1895/97), 25f., und E. Dhorme (1967), 50f. G. Fohrer (1963a), 131; F. Hesse (1978), 51; G. Beer (1895/97), 25f. E. Dhorme (1967), 51f.; ähnlich G. Hölscher (1952), 18.
26
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gehen davon aus, daß hier ein sekundäres Trikolon und in V. 16aα ein Schaltsatz vorliegt. 4,16b Wörtlich: „Eine Stille und eine Stimme hörte ich“. 4,18a Die Interjektion }"h kann auch als „wenn“ übersetzt werden.29 4,18b BHS schlägt hflp: T i , „Anstößiges“, oder hflT f ah, „Irrtum“ (aus llt30) und N.C. Habel mit anderen hfLh i T : , „praise“, statt hflh F fT vor31. 32 G. Fohrer bleibt bei diesem Hapaxlegomenon. Das Wort könnte aber mit E. Dhorme und L.L. Grabbe aus llh, „verrückt sein, über die Grenze gehen“, hergeleitet werden.33 4,19a K. Budde und E. Dhorme setzen hier yiK-va) (wie in Hi 9,14; 25,6) voraus.34 4,19b Es wäre auch möglich, mit G. Fohrer und F. Hesse in V. 19bβ eine Glosse zu vermuten, weil V. 20 sonst den Gedankengang gut fortsetzt.35 4,20b In M steht die verdächtige Wendung {yi&m " yil:Bm i , „ehe man es bemerkt“. BHS schlägt metri causa und nach M. Dahood richtig vor, ein {"$ yilB : m i zu lesen.36 4,21a BHS und F. Horst schlagen {OYaB statt {fB vor: „werden nicht ihre Zeltstricke ausgerissen am Tage“.37 Die Änderung ist aber nicht nötig, weil hier eine schlichte Wiederholung des Suffixes vorliegt.38 4,21b Wörtlich „und ohne Wissen“. 5,3–5 Diese Strophe ist nachträglich durch die textkritisch sehr schwierigen V. 3–5 erweitert worden.39 Es ist nahezu unmöglich, in 29 30 31 32 33 34 35
36 37 38 39
Siehe unten, S. 68. G. Beer (1895/97), 27. N.C. Habel (1985), 117. G. Fohrer (1963a), 131. E. Dhorme (1967), 53; L.L. Grabbe (1977), 41ff., K. Budde (1913), 20; E. Dhorme (1967), 53. G. Fohrer (1963a), 131; F. Hesse (1978), 51. Dagegen hält G. Hölscher (1952), 18, V. 19bβ zusammen mit V. 20 für eine Randbemerkung. K. Budde (1913), 20, würde das dritte Versglied lieber an V. 20 anknüpfen. So auch G. Fohrer (1963a), 131; M.H. Pope (1985), 38, und N.C. Habel (1985), 116. F. Horst (1968), 16. So K. Budde (1913), 20; vgl. G. Fohrer (1963a), 131. E. Dhorme (1967), 55ff., stellt V. 21a zwischen 5,5a und b um. Zum Fragesatz vgl. GK28, § 150m. Die textkritischen und poetologischen Schwierigkeiten haben zu einer Reihe von Theorien geführt. Eine der interessantesten findet sich bei E. Dhorme (1967), 56–63, der hier zahlreiche Umstellungen vornimmt: 4,21b.5,2–5b.4,21a.5,5c–7.1.8 usw. Alle drei Verse hat erst O. Kaiser (2006), 13, für sekundär erklärt. G. Hölscher (1952), 18f., streicht V. 4 und 5aβ, weil V. 5 direkt V. 3 fortsetze. BHS, B. Duhm (1897), 31; P. Volz, (1921), 30f.; G. Fohrer (1963a), 132, und F. Hesse (1978), 51, streichen V. 5aβ als unnütze Dublette und G. Fohrer darüber hinaus in V. 4b ra(< a b a , um die Verslänge in Grenzen zu halten.
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diesen Versen einen ursprünglichen Kern zu entdecken, obwohl hier einmal ein inhaltlich und stilistisch-poetologisch passender Vers gestanden haben könnte. Jedenfalls dürfte hier primär weder ein Trikolon noch ein kolometrisches Ungleichgewicht vorgelegen haben, was aber entsprechend in V. 5 (dreigliedrig) und in V. 3f. (17:13 und 13:18) der Fall ist. Inhaltlich bildet yityi)r f -yin) A in V. 3 eine überflüssige Wiederholung von 4,8, wobei noch das Wort yin) A charakteristisch für die HR (zwölfmal in c. 6f.*; 9*; 13* usw.), aber nicht so sehr für die Freundesreden ist.40 Ähnlich unnötig verdoppelt das im Hiobbuch nur hier begegnende Wort lyiw) E in V. 3 den V. 2. Die Wendung lyiCam }y")w: in V. 4b wirkt wie eine stereotype, direkt aus den Psalmen übernommene Äußerung.41 Die Konjunktion re$) A am Anfang von V. 5 ist ebenfalls nicht überzeugend, weil nicht kennzeichnend für die Freundesreden. Außerdem treten V. 3–5 störend zwischen V. 1f. und 6f., in denen jeweils die Aussage des Vordersatzes mit den mit yiK eingeleiteten Sätzen fortgesetzt wird.42 Sie sind zudem wegen der maßgeblichen )- und (-Alliteration aus einem Guß.43 Ebenfalls paßt die allumfassende Vorliebe des Verfassers der V. 3–5 für die maskulinen Formen der Substantive nicht mit V. 1f. und 6f. zusammen.44 5,3b BHS und F. Horst schlagen statt bOQe)fw vor r"q(f "Ywa , „wird zerstört“. K. Budde plädiert für d"qfPYi wa , „stand leer“; G. Hölscher, G. Fohrer und H. Bobzin für baqr : Yi wa , „verfiel“.45 Wir lassen aber den Text mit E. Dhorme unverändert, weil bei den kürzeren Ergänzungen die Grundsätze der Redaktoren nicht mehr nachvollzogen werden können.46 5,5a Statt Oryic:q lies Ur:cfq.47 Der Vers ist verdorben, so daß z.B. F. Horst, A. Weiser und H. Bobzin V. 5aβ sogar nicht mehr zu übersetzen versuchen.48 Wir schließen
40 41 42 43 44 45 46 47
48
Siehe unten, S. 119. Ähnlich E. Dhorme (1967), 59. Zumal die Konjunktion yiK in den ER eine besonders wichtige Rolle spielt; siehe unten, S. 117. Siehe unten, S. 120, Anm. 243. Daher hat man Umstellungen versucht; vgl. E. Dhorme (1967), 62f., der V. 1 nach V. 7 umstellt. Vgl. unten, S. 99. F. Horst (1968), 61; K. Budde (1913), 21; G. Hölscher (1952), 19; G. Fohrer (1963a), 132; H. Bobzin (1974), 97. E. Dhorme (1967), 58; vgl. N.C. Habel (1985), 117; J. E. Hartley (1988), 115, Anm. 4. So BHS; G. Beer (1895/97), 30; K. Budde (1913), 21; E. Dhorme (1967), 59f.; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 28; G. Fohrer (1963a), 132; F. Horst (1968), 61; A. de Wilde (1981), 111. Dagegen G. Hölscher (1952), 19, in sing. F. Horst (1968), 61f.; A. Weiser (1980), 45; H. Bobzin (1974), 98.
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uns der Konjektur von E. Dhorme an, der {yinuPc : m a , „hiding places“, statt {yiNC i m i liest.49 5,5b Der Text ist erneut verdorben. Sollte der Ergänzer noch den Parallelismus eingehalten haben, dann lies nach Aquila, Symmachus, S und V und mit neueren Exegeten statt {yiMc a , „Fallstricke“50 (nur noch in BR 18,9), )"mc f oder {yi)m " c : , weil es mit V. 5aα übereinstimmt. 5,7a Lies mit BHS und den Kommentatoren dilOy statt dfLUy wegen des gedanklichen Zusammenhangs der ER und des Hifils in V. 7b.51 5,8b Die Vermutung G. Fohrers, daß hier ursprünglich yaD$ a gestanden hat,52 oder die von F. Horst (wyfl) e ),53 müssen in Betracht gezogen werden, weil {yihol) E in den Freundesreden kaum begegnet (vgl. ZR 20,29). Andererseits haben wir es hier mit der auffallend schönen )Alliteration zu tun, die höchstwahrscheinlich ursprünglich ist.54 5,9–16 Dieser umfangreiche Hymnus paßt nicht in den Rahmen der ER bzw. der Freundesreden überhaupt. Er umfaßt acht Verse, denen von derselben Hand oder später V. 17 hinzugefügt worden ist.55 Der Hymnus56 gliedert sich inhaltlich und stilistisch in drei Teile, von denen der erste (V. 9–10) durch eine Reihe von charakteristischen Partizipien eingeführte Abschnitt einleitend die unzähligen Wunder Gottes preist und der zweite das für die ganze Rede relevante Thema des Heils der
49 50 51
52 53 54 55
56
E. Dhorme (1967), 60; vgl. BHS, N.H. Tur-Sinai (1981), 95f., und M. Witte (1994), 72. BHS; G. Beer (1895/97), 30; E. Dhorme (1967), 59f.; G. Hölscher (1952), 19; A. Weiser (1980), 45; F. Horst (1968), 62; H. Bobzin (1974), 98; N.C. Habel (1985), 117, u.a. Vgl. G. Beer (1895/97), 31; F. Baethgen (1898), 12; K. Budde (1913), 22; E. Dhorme (1967), 61; H. Masing (1931), 38; H.W. Hertzberg (1949), 27.32; G. Hölscher (1952), 19; S. Terrien (1963), 74f.; H.H. Rowley (1980), 53; A. Weiser (1980), 45; J. Lévêque (1970), 247f.; E. Würthwein (1970), 227; H. Bobzin (1974), 99; R. Gordis (1978), 35; A. de Wilde (1981), 111; J.E. Hartley (1988), 116, und O. Kaiser (2006), 14. Dagegen sind aber auch viele, wie G. Fohrer (1963a), 132.148; H.-J. Hermisson (1998a), 287; G. Fuchs (1993), 93f.; M. Köhlmoos (1999), 185.228; A. Scherer (2008), 55f. Diese unbestritten wichtige Konjektur wird unten, S. 210 (Anm. 286!), auch theologisch begründet. G. Fohrer (1963a), 132; vgl. G; M.H. Pope (1985), 43, und M. Witte (1994), 93. F. Horst (1968), 62. Zu den Klangfiguren siehe unten, S. 130f., und zu den Gottesbezeichnungen, S. 203f. Nach der Mehrheit der Exegeten werden V. 8–16 als eine Strophe und V. 17 als Anfang der nächsten Strophe behandelt. Wegen der stilistischen und inhaltlichen Disharmonien wird V. 10 öfters als einziger Vers ausgesondert, so P. Volz (1921), 31; G. Hölscher (1952), 19; G. Fohrer (1963a), 132; H. Bobzin (1974), 100; F. Hesse (1978), 52, und M. Witte (1994), 72. F. Horst (1968), 64, äußert aufgrund von Strophik und Inhalt, der „ohne alle Beziehungen zum Fall Hiobs ist“, den Verdacht, daß 5,10.12–16 sekundär sein könnten, streicht sie am Ende aber nicht. Erst O. Kaiser (2006), 13f., streicht den Hymnus. Zu den Hymnen im Psalter u.a. siehe F. Crüsemann (1969), 19–154, und H. Gunkel / J. Begrich (1985), 32–93.
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Niedrigen und der Vernichtung der Listigen in V. 11–14 erörtert. In der dritten Unterstrophe (V. 15f.) hebt der Verfasser refrainmäßig erneut die Hoffnung der Armen hervor. Durch die Partizipien knüpft der Hymnus zwar schön an das Subjekt Gott in V. 8 an und verleiht dem Abschnitt die Gestalt eines Kommentars, wird aber durch dieselben acht aneinandergereihten Partizipien stilistisch zu einer Ausnahme in den Freundesreden. Außerdem ist das Partizip am Anfang von V. 10a durch den Artikel determiniert und wird dadurch zu einer absoluten Ausnahme in den Freundesreden.57 Auch der Infinitiv in V. 11 wäre keinesfalls charakteristisch für die ursprüngliche Dichtung. Neben den zahlreichen stilistischen Merkmalen in V. 9f. weist der Hymnus eine Reihe von ihn von der übrigen Rede abgrenzenden Reimen und Alliterationen auf, so z.B. {- am Ende der Verse 11a.12a.13a.14b.15a und mehrmals innerhalb der Verse sowie die Kopula jeweils am Anfang der Zeilen in V. 15f.58 Darüber hinaus fallen V. 9–16 durch drei weitere Disharmonien gegenüber der ursprünglichen ER auf: Es sind keine rhetorischen Figuren oder Formeln wie Interjektionen, Konjunktionen oder Fragewörter zu sehen, die jedoch immer die zwei- bis maximal fünfversigen Abschnitte charakterisieren sollten.59 Im Strophenbau dürften wir im Rahmen dieser Rede vier- oder fünfversige Strophen erwarten, was aber wenigstens in der heutigen Gestalt des Hymnus nicht nachweisbar ist. Das kolometrische Schema der Passage ist in hohem Maße unruhig, weil drei Kola (V. 10b.12b.14b) mit ihren 17 und 19 Konsonanten unbegründet lang sind, während dagegen die Verse 15f. eine anormale Kürze zeigen (13:12 + 11:12).60 Wendet man sich dem Wortschatz und den inhaltlichen Tendenzen des Abschnitts zu, um nach der Herkunft dieser Erweiterung zu fragen, ist folgendes festzustellen: 1.) V. 9 wiederholt sich wortwörtlich in dem von M. Witte der Gerechtigkeitsredaktion zugeschriebenen61 Vers Hi 9,10, wo er sich in einem die Schöpfermacht Gottes beschreibenden hymnischen Absatz 9,2–14 befindet. 2.) Akzeptiert man die These M. Wittes über das Vorliegen einer Gerechtigkeitsredaktion und sieht man sich dann die längeren Belegstellen in 9,2–14; 12,4–6; 24,5–8.13–25; 27,7–10.13–2362 näher an, befindet man sich in einem Begriffsfeld, das so sehr dem des Hymnus in 5,9–16 57 58 59 60 61 62
Alle Kommentatoren heben es hervor. Vgl. zum Satzbau unten, S. 109f. Vgl. unten, S. 121f. und 136f. Besonders die in den ER geliebte yiK; siehe unten, S. 117. Vgl. unten, S. 89–91. Siehe M. Witte (1994), 183ff. M. Witte (1994), 183ff.192.
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ähnelt, daß die oben hervorgehobene Parallele von 5,9 und 9,10 keine Überraschung mehr bietet. Da der Redaktor viel mit Tag und Nacht bzw. mit Licht und Finsternis spielt, begegnen {fmOy63, |e$ox und hfly: l a aus V. 14 in 24,14.16, das letzte weiterhin in 27,20. Das im Hiobbuch nur zweimal benutzte Verb jpq aus V. 16 trifft man in 24,24, des letzten Subjekt aus demselben Satz – die Bosheit, hflO(, – in 24,20; das Verb rrp für Vernichtung in V. 12 kehrt in 40,8 zurück; dem Negativen werden die Niedrigen ({yilpf $ : in V. 1164), die Armen (}Oy:b) e in V. 15) und die Hoffnung (hfw:qT i in V. 16) entgegengesetzt (entsprechend in 40,11 als Verb; 24,14 und 27,8). Darüber hinaus besitzt die Wurzel {kx in der ursprünglichen Hiobdichtung eine besondere Bedeutung und erweist sich in den Redaktionen als überflüssig.65 Die weiteren aus 5,9–16 bekannten Wörter wie {y& (V. 11, vgl. 40,14), {Orfm (V. 11, vgl. 31,2), ($y (V. 11.15, vgl. 24,15.2866) und hyh (V. 16, vgl. 12,4; 24,13.14; 27,7) begegnen beim Gerechtigkeitsredaktor. 3.) Mithin liegt die Vermutung nahe, daß V. 9–16 aus der Hand des Gerechtigkeitsredaktors stammen. Daß viele Begriffe wie hfmr : (f , rhm, ltp (alle V. 13) und $gp (V. 14) innerhalb des Hiobbuches Hapaxlegomena sind, verstärkt den Eindruck. 4.) Einige Überschneidungen liegen mit c. 12 vor: Die Wörter {iym a , jer) e und xl$ aus V. 10 befinden sich alle drei in 12,15; day h&( aus V. 12 in 12,9; hfY$ i UT ebenfalls aus V. 12 in 12,16; das Wort hfc"( und die Wurzel {kx aus V. 13 in 12,13; und der Sinn des V. 14 zusammen mit den Wörtern $$m und |e$ox in 12,25. Der größte Teil dieses Kapitels wird von M. Witte (12,7–25) und O. Kaiser (12,3b–25) der Majestätsredaktion zugeordnet.67 Wenn man noch das Verb ($y (V. 11.15) und das Nomen hfY$ i UT (V. 12) in 26,2f. ebenfalls als Produkt des Majestätsredaktors wiederkehren sieht, wird die Herkunftsfrage des Hymnus 5,9–16 komplizierter. Trotzdem ist sie mit der These M. Wittes, daß die Gerechtigkeitsredaktion auf die der Majestätsredaktion zurückblickt und ihr sogar eine neue Dimension verleiht, in dem sie 12,7–25 mit einer Einlei63 64
65
66 67
In der Hiobdichtung überhaupt nur zweimal. In der Hiobdichtung nur noch in ER 22,29 (als Verb und zusammen mit ($y, vgl. 5,11). Die Abhängigkeit des Gerechtigkeitsredaktors von oder die Ähnlichkeit mit den die Gerechten und Gottlosen gegenüberstellenden Zusammenfassungen der Freundesreden ist inhaltlich verständlich. Die anderen naheliegenden Beispiele sind ZR 20,29 und Hi 27,13. Nur HR 13,5 (hfmk: x f ); ER 15,2 ({fkx f ); 15,8 (hfmk: x f ) und GR 38,36f. (hfmk: x f ) gelten als sicher. Dagegen begegnet die Wurzel sekundär in 4,21; 5,13; 9,4; 12,2(?).12f.; 15,18; 17,10(?); 26,3; viermal in c. 28; 39,17 und achtmal in den Elihureden. Zur programmatischen Rolle siehe unten, S. 284.291 und Anm. 87. Zu ER 22,29 siehe oben, Anm. 64. Merke das Verb auch im sekundären Vers 5,4. Siehe M. Witte (1994), 179ff.; O. Kaiser (2006), 25f.
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tung (V. 4–6) versehen hat,68 auch gleich beantwortet, weil nämlich so die begrifflichen Querbeziehungen und die gleichzeitige inhaltliche Uneinigkeit erklärbar wären. Darüber hinaus läßt sich die Tendenz der Majestätsredaktion, Hiob gegenüber den Freunden mit seiner Gottesfurcht zu rechtfertigen, nicht mit der der Freunde in Einklang bringen, sehr wohl aber mit der Tendenz der Gerechtigkeitsredaktion.69 5,15a {ehyiPim berx e m " ist sinnlos. Wegen des Parallelismus70 sollten wir entweder {ehyiPm i bfrx F m f , „den ruinierten Mann vor ihrem Munde“,71 {otyf {fB:rx a m " , „aus ihrem Rachen die Waise“,72 oder {yiy+ f P: , „simple ones“,73 lesen. 5,17 Nach dem Einschub des Hymnus und der gewaltsamen Trennung der vermutlich ursprünglich zusammengehörenden Verse 8 und 18–21 mußten nun V. 18–21 mit einer neuen Einleitung versehen werden. Durch den Makarismus $OnE) y"r$ : ) a in V. 17 wird also die Rede mit neuer Kraft über die Zurechtweisung (xky Hif. und rasUm) Gottes fortgesetzt. Gegen die Ursprünglichkeit dieses Bikolons in der Hiobdichtung sprechen folgende Tatsachen: Es weist eine extreme kolometrische Überlänge auf (21:14), die auch nach der Entfernung der Interjektion h"Nih nicht wesentlich besser aussieht (18:14), obwohl die Kommentatoren oft so verfahren.74 Der Makarismus ist im Hiobbuch ein Hapaxlegomenon, der mit dem folgenden H a OlE) vermutlich auch die )-Alliteration aus V. 8 nachbilden will. Die Zurechtweisung Gottes in V. 17 stimmt mit den Gedanken der Gerechtigkeitsredaktion überein, zumal die Terminologie es zuläßt: Das Paar H a OlE) und yaD$ a zusammen mit dem Verb xky75 kommt in 40,2 wieder vor; der Aramaismus $OnE)76 gehört nicht 68 69
70 71 72 73 74
75
76
M. Witte, a.a.O., 188. Vgl. z.B. 5,14 und 12,25, wo $$m und |e$ox vorkommen, die sich aber durch das im Hiobbuch sehr seltene adverbiale {fmOy in 5,14 unterscheiden (wiederum bei der Gerechtigkeitsredaktion in 24,16 vorhanden) – d.h. die Gerechtigkeitsredaktion hat den Gedanken der Majestätsredaktion übernommen, aber in ihrem eigenen Kontext verwendet. In V. 13.14.16 ist er ja vorhanden. E. Dhorme (1967), 66f.; G. Hölscher (1952), 20. K. Budde (1913), 23; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 32. M.H. Pope (1985), 44. So G. Beer (1895/97), 33; N. Peters (1928), 47; G. Hölscher (1952), 20; G. Fohrer (1963a), 132; A. Weiser (1980), 46, und F. Hesse (1978), 52. Die Streichung von h"Nh i oder die Annahme der rhetorischen Figur ohne Rücksicht auf Kolonlänge (vgl. aber N.C. Habel [1985], 117) ist vor dem Hintergrund der sekundären Prägung eine Geschmacksfrage, weil uns die Kriterien für solche Entscheidung fehlen. Das Verb wird zweimal in 13,3 und 16,21 (vgl. ebenfalls h a OlE) und yaD$ a ) auch in den HR benutzt, aber in anderem Kontext. Die Wörter h a OlE) und yaD$ a stellen bei der Gerechtigkeitsredaktion keine Ausnahme dar. M. Wagner (1966), 26.
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zum Grundbestand der Freundesreden, auffallend ist er aber in 9,2, viermal bei der Niedrigkeitsredaktion (4,17; 15,14; 25,4.6) und viermal bei Elihu; rasUm kommt zwar ursprünglich in 20,3 vor, wird aber noch in 12,18 und zweimal bei Elihu benutzt. Mithin ist V. 17 gewiß ein späterer Zusatz. Die Herkunft aus der Zeit der Gerechtigkeitsredaktion ist dabei nicht ausgeschlossen.77 Daß aber V. 8 und 18–21 ohne V. 9–17* nichts verlören, sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich erwähnt. 5,18a Wenn V. 17 ursprünglich wäre, würde die Meinung H. Bobzins, daß yiK die Voraussetzung für V. 19 ist, richtig sein.78 Weil V. 17 aber ausfällt und V. 8 unmittelbar dem V. 18 vorangestellt ist, begründet yiK den V. 8.79 5,18b Lies mit vielen Versionen wyfdyf w: . 5,20a Das Perfekt in Bedeutung der vollkommenen Gewißheit des Geschehens in der Zukunft.80 5,20b Wörtlich: „aus der Hand des Schwertes“. 5,21a Der Vorschlag von BHS und K. Budde, +U$:B statt +O$:B zu lesen, ist zu erwägen.81 Daß vorne die Präposition }im gestanden hat (obwohl so Ms, G, S, V und viele Kommentatoren), ist wegen V. 19a.20a nicht sicher. 5,21b Wörtlich: „und brauchst dich nicht vor Verwüstung zu fürchten, wenn sie kommt.“ 5,22 Wie breit angenommen, handelt es sich bei V. 22 erneut um eine spätere Ergänzung.82 Thematisch liegt in ihr eine überflüssige und ungewöhnlicherweise mit der Präposition l : eingeleitete83 Doppelzusage zu V. 20f. und 23 vor (vgl. do$, )fryiT und }fpKf , „Hunger“, mit V. 20f. und jer) f h f taYx a mit her> f ah taYax in V. 23). Ein Wort gibt uns auch diesmal Auskunft über den vermutlichen Verfasser dieser Glosse, nämlich der Aramaismus }fpfK,84 der im Alten Testament nur dreimal begegnet, außer
77 78 79 80 81 82
83
84
O. Kaiser (2006), 14, rechnet ihn zum Gerechtigkeitsbearbeiter. H. Bobzin (1974), 103f. Siehe unten, S. 103f. Vgl. GK28, § 106n; Dav3, § 416; E. Dhorme (1967), 69; G. Fohrer (1963a), 133, und J.E. Hartley (1988), 123, Anm. 4. K. Budde (1913), 24. So K. Budde (1913), 24; P. Volz (1921), 31; G. Hölscher (1952), 20; G. Fohrer (1963a), 133; F. Horst (1968), 59; H. Bobzin (1974), 105; F. Hesse (1978), 52; M. Witte (1994), 73; M. Köhlmoos (1999), 186, Anm. 8; A. Scherer (2005), 297; (2008), 65, und O. Kaiser (2006), 14. G. Beer (1895/97), 34, würde V. 22f. streichen. Am Anfang der Zeile ist die Präposition l : insgesamt nur zweimal in den Freundesreden und in ganz besonderer Position belegt, nämlich am Anfang der Rede in ZR 20,2a und ER 22,2a. E. Kautzsch (1902), 43; M. Wagner (1966), 66.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
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Hi 5,22 in Ez 17,7 und Hi 30,3. Die letzte Stelle ist laut M. Witte und O. Kaiser ein Produkt der Gerechtigkeitsredaktion.85 5,23a Der Überlänge wegen streichen G. Fohrer und F. Hesse den yiK,86 der V. 23 eröffnet aber eine neue Strophe und so sind 17 Konsonanten hier keine Ausnahme.87 5,26 H. Bobzin muß Recht gegeben werden, wenn er V. 26 von yiK T f (: d a yf :w am Anfang von V. 25 für abhängig hält.88 5,26a Das Wort xalke b : bietet Deutungsschwierigkeiten, muß aber inhaltlich das hohe Alter bedeuten.89 5,27b Der in M stehende Imperativ hfN(e m f $ : könnte mit G, S, T und mehreren Kommentatoren besser punktiert werden: h f nu A(m a $ : .90
1.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15) 1.2.1. Kolometrie91 1 wycn 'lypz htymny wy'mr
IA
B
IIA
85 86 87 88 89
90 91
20
2a hhkm ycnh dct rwh 2b wyml' qdym btnw
14 13
3a hwkh bdbr l' yskwn 3b wmlym l' ywcyl bm
15 14
4a 'p 'th tpr yr'h 4b wtgrc śyhh lpny 'l
12 15
5a ky y'lp cwnk pyk 5b wtbhr lšwn crwmym
13 15
6a yršyck pyk wl' 'ny 6b wśptyk ycnw bk
15 12
7a hr'yšwn 'dm twld 7b wlpny gbcwt hwllt
14 15
M. Witte (1994), 183f.; O. Kaiser (2006), 53. G. Fohrer (1963a), 133, und F. Hesse (1978), 52. Vgl. auch V. 27 (17:13) und zu den kolometrischen Regeln unten, S. 90f. H. Bobzin (1974), 106f. Vgl. A. Dillmann (1891), 47f.; E. Dhorme (1967), 73 (aus hlk, „to be completed“, oder aus llk, „to be whole, perfected“); S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 33 (verwandt mit einer arabischen Wurzel KLH); L.L. Grabbe (1977), 43ff. (xlk als Variante zu xlq, also „old age“). Siehe die Begründung von G. Fohrer (1963a), 134; vgl. G. Beer (1895/97), 35. Siehe oben, Anm. 1.
34
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
B
8a hbswd 'lwh tšmc 8b wtgrc 'lyk hkmh
13 13
9a mh ydct wl' ndc 9b tbyn wl' cmnw hw'
12 14
10a gm śb gm yšyš bnw 10b kbyr m'byk ymym
13 13
11a hmct mmk tnhmwt 'l 11b wdbr l't cmk
15 10
12a mh yqhk lbk 12b wmh yrzmwn cynyk
9 14/13
13a ky tšyb 'l 'l rwhk 13b whs't mpyk mlyn
14 13
14a mh 'nwš ky yzkh 14b wky ysdq ylwd 'šh
12 14
15a hn bqdšw l' y'myn 15b wšmym l' zkw bcynyw
14 16
16a 'p ky ntcb wn'lh 16b 'yš šth kmym cwlh
13 14
17a [...]* 'hwk šmc ly 17b wzh hzyty w'sprh
IIIA
B
9[+n](9) 14
18a 'šr hkmym ygydw 18b wl' khdw m'bwtm
13 13
19a lhm lbdm ntnh h'rs 19b wl' cbr zr btwkm
15 13
20a kl ymy ršc hw' mthwll 20b wmspr šnym nspnw lw*
17 16(19)
21a qwl phdym b'znyw 21b bšlwm šwdd ybw'nw
14 15
22a l' y'myn šwb mny hšk 22b wspw hw' 'ly hrb
16 13
23a ndd hw' llhm 'yh 23b ydc ky nkwn pydw <...>*
13 13(19)
24a [ywm hšk]* ybcthw <...>* 24b [sr wmswqh]* ttqphw
12(14) 14(20)
c tyd
IVA
25a ky nth 'l 'l ydw 25b w'l šdy ytgbr
lkydwr>*
12 11
(L: lcrys)
(L: bydw ywm hšk) (L: + sr wmswqh)
35
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
B
26a yrws 'lyw bsw'r 26b bcby gby mgnyw
13 12
27a ky ksh pnyw bhlb<w>* 27b wycś pymh cly ksl
13(14) 14
28a wyškwn crym nkhdwt 28b btym l' yšbw lmw
16 13
'šr htctdw lglym
29a l' y šr wl' yqwm hylw 29b wl' yth l'rs slmw* c
30a l' yswr mny hšk
VA
30b ynqtw tybš šlhbt wyscr brwh prhw* 31a 'l y'mn bšw[']* ntch 31b ky šw' thyh *
B
14
17 14
(L: mnlm)
12
14 13(12)
(L: wyswr ... pyw)
14(13) 9(15)
32a [zmwrtw]* bl' ywmw tml<'>* 32b wkptw l' rcnnh
16(10) 12
33a yhms kgpn bsrw 33b wyšl(y)k* kzyt nstw
12 13/14(13)
34a ky cdt hnp glmwd 34b w'š 'klh 'hly šhd
13 14
35a hrh cml wyld 'wn 35b wbtnm tkyn mrmh
13 13
1.2.2. Übersetzung 1* Da hob Elifas von Teman an und sprach:
IA
2a Antwortet ein Weiser mit windigem Wissen 2b und füllt er seinen Bauch mit Ostwind, 3a rechtend mit Worten, die nichts nützen, 3b und Reden, die nicht helfen?
B
4a Wirst du sogar die Gottesfurcht* zerbrechen, 4b die Andacht vor El schmälern?* 5a Wenn es deine Schuld ist, die deinen Mund belehrt* 5b und du die Zunge der Listigen* wählen willst, 6a möge dein eigener Mund dich verurteilen und nicht ich, 6b und deine Lippen gegen dich zeugen.
IIA
7a Wurdest du als der erste Mensch geboren, 7b und vor den Hügeln zur Welt gebracht?
36
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
8a Hast du im heimlichen Rat Gottes zugehört 8b und Weisheit an dich gerissen? B
9a Was weißt du, was wir nicht wissen, 9b was verstehst du, was nicht schon bei uns wäre? 10a Auch ein Ergrauter, auch ein Greis ist unter uns, 10b reicher an Tagen als dein Vater. 11a* Sind dir die Tröstungen Els zu gering, 11b und ein Wort, das sanft mit dir umgeht? 12a Was reißt dein Herz dich fort, 12b und warum winken deine Augen so*, 13a daß du deinen Zorn* gegen El richtest 13b und Worte aus deinem Munde hervorbringst? 14a Was ist der Mensch, daß er rein wäre, 14b und recht hätte, der vom Weibe geboren? 15a Siehe*, sogar seinen Heiligen traut er nicht; 15b und die Himmel sind nicht rein vor seinen Augen, 16a wieviel weniger ein Abscheulicher und Verdorbener, 16b ein Mann, der Unrecht wie Wasser trinkt.
17a [...] ich will zu dir reden*, hör mich an! 17b Was ich geschaut habe, will ich erzählen!* 18a* Was die Weisen verkünden, 18b was ihnen* ihre Väter nicht verhehlt haben, 19a denen allein das Land gegeben war, 19b und kein Fremder zog unter ihnen umher.
IIIA
20a Tagtäglich* leidet der Gottlose Qualen, 20b und durch viele Jahre, die für ihn* aufgespart. 21a Schreckenslaute sind in seinen Ohren, 21b zur Friedenszeit kommt der Verwüster über ihn.
B
22a Er glaubt nicht, aus dem Dunkel zurückzukehren, 22b er ist bestimmt* für das Schwert. 23a Hingeworfen ist* er zum Fraß des Habichts*, 23b er weiß, daß sein Untergang* bereit ist <...>.* 24a [Ein Tag des Dunkels]* erschreckt ihn <...>*, 24b [Not und Bedrängnis]* packen ihn <wie ein König, der für den Angriff bereit ist>*.
IVA
25a *Denn er hat seine Hand gegen El gereckt, 25b sich gegen Schaddai erhoben,
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
37
26a er lief mit hartem Nacken gegen Ihn, 26b mit dicken Buckeln seiner Schilde. B
27a *Weil er sein Gesicht mit Fett* bedeckte 27b und Schmer auf den Lenden tat, 28a die zerstörten Städte bewohnte, 28b Häuser, in denen man nicht mehr wohnt, – *die bestimmt sind zu Steinhaufen –,
29a bleibt er nicht reich und sein Gut nicht bestehen, 29b sein Schatten* breitet sich nicht über dem Lande aus. 30a* Er wird der Finsternis nicht entrinnen;
VA
30b seinen Sproß verdorrt die Flamme, verweht* vom Wind wird seine Blüte*. 31a* Er glaube nicht an Eitles* – er irrt*, 31b denn Eitles wird, was er eintauscht, sein <...>*.
32a Noch vor ihrer Zeit welkt* [seine Ranke]* 32b und sein Sproß wird nicht grünen. 33a Wie ein Weinstock läßt er seine Beeren* fallen, 33b wie ein Ölbaum wirft er seine Blüte ab*. B
34a Ja, unfruchtbar ist des Heuchlers Versammlung, 34b und Feuer frißt der Bestechung Zelt, 35a *da sie mit Mühsal schwanger und Unheil gebären, 35b und ihr Leib Trug bereitstellt.
1.2.3. Text- und Literarkritik 1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.92 4 H. Bobzin hat richtig beobachtet, daß das Bikolon eine an die Fragepartikel h A in V. 2 anschließende Frage ist (vgl. Mare’ und die Übersetzung von G).93 Dies wird von der Beobachtung unterstützt, daß die Redeeröffnungen der Freunde als Kettenfragen aufgebaut sind.94 5–6 Die erste Strophe besteht aus zwei Unterstrophen mit 3+2 Bikola, und V. 5–6 müssen daher eine Unterstrophe im Sinne einer Protasis und Apodosis bilden.95 5b Wortwörtlich: „der Klugen“.96 92 93 94 95
Zur Überschrift siehe oben zu 4,1 (S. 22f.). H. Bobzin (1974), 217f. Vgl. auch L.J. de Regt (1996), 53. Siehe unten, S. 113–117. Das haben E. Dhorme (1967), 209f., und H. Bobzin (1974), 218, mit Recht erkannt. Dagegen aber G. Hölscher (1952), 38, der V. 6 vor V. 13 stellen möchte.
38
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
11–16 Die zweite Strophe wird zwischen den Versen 10 und 17 durch den umfangreichen sekundären Abschnitt V. 11–16 unterbrochen. Er besteht aus zwei dreiversigen Einheiten: In V. 11–13 wird gefragt, warum Hiob die Tröstungen Gottes geringschätze und wohin ihn sein Herz treibe, in V. 14–16 wird dann die Niedrigkeit des Geschöpfs, besonders aber des Menschen vor Gott hervorgehoben. Seit der Studie M. Wittes97 sind beide Einheiten wahrscheinlich dem Niedrigkeitsbearbeiter zuzuordnen, wie es mit Sicherheit bei V. 14–16 der Fall ist. Ein inhaltlicher Vergleich mit den von uns diesem Redaktor zugeschriebenen Versen 4,12–21 und der sog. dritten Bildadrede Hi 25 bestätigt diesen Verdacht.98 Den Versen 15,14f. entsprechen 25,4f. fast wörtlich (es weichen nur vier Wörter ab), die Verse 15,16 und 25,6 setzen ähnlich ein und äußern die gleichen Niedrigkeitsgedanken. Aus der Bearbeitung in der ersten ER ist 4,18 mit 15,15 vergleichbar. Weiterhin tritt eine Reihe von Wörtern und Parallelen in den sekundären Elihureden oder in der stark überarbeiteten Antwort Hiobs auf die dritte ER99 auf: Vgl. z.B. +(m in V. 11 mit 24,24 und 32,22; V. 13b mit 37,2b; V. 15 mit 24,22 und die in den Freundesreden einzigartige Kombination yiK va) in V. 16 außer 25,6 mit 35,14. Ein auffallender Aramaismus $OnE) und ein Hapaxlegomenon zmr100 in V. 12 sowie die Verben hkz und \kz in V. 14f. anstelle des in den Freundesreden üblichen Adjektivs |az (8,6; 11,4) sprechen auch nicht gerade für die Ursprünglichkeit dieses Abschnitts. Ebenso pflegen die Wörter hfLm i und rfbfD (V. 11 und 13) eher in den Anfangsversen der Freundesreden zu begegnen.101 Der Redaktor ist darüber hinaus beim Einhalten von dem in c. 15 höchst regelmäßigen kolometrischen Schema inkonsequent verfahren: V. 11b und 12a mit ihren 10 und 9 Konsonanten sind auffallend kurz, V. 15b enthält zum ersten Mal in der Rede mehr als 15 Konsonanten. Bei der Verwendung der Partikel h A und ham (11a.12a.b.14a) und der Konjunktion yiK (13a.14a.b.16a!) ist er aber zu weit gegangen – damit verlieren diese Verse deutlich den Charakter der Originalität.
96 97
Siehe dazu unten, S. 192. Siehe M. Witte (1994), 75f.91ff. (vgl. O. Kaiser [2006], 30f.). Es gibt nicht viele Exegeten, die hier eine sekundäre Erweiterung vermutet haben. G. Hölscher (1952), 38, hat Umstellungen vorgenommen in der Reihenfolge V. 11f.6.13f. Er streicht V. 15. P. Volz (1921), 59, und J. Vermeylen (1994), 108ff., streichen V. 14–16. H.L. Ginsberg (1969), 102ff., hält 15,14–16 in Verbindung mit 4,12–21 für ein Zitat aus der Hiobrede (siehe oben, Anm. 13). 98 Näher zu c. 25 siehe unten, S. 66–68; zu 4,12–21 siehe oben, S. 24f. 99 Siehe dazu M. Witte (1994), 116ff. 100 Wenn konjiziert; siehe unten zu V. 12b. 101 Zu den weiteren vokabularen Besonderheiten siehe M. Witte (1994), 75f.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
39
12b Einige Manuskripte schreiben }Uz:mr : yi , „winken“, statt des Hapaxlegomenons }Um:zr : yi in M. Das Wort ist wahrscheinlich als Metathesis von *zmr zu betrachten.102 Die Lesart von G ἐπήνεγκαν = !yeny"( }UmUr:y, „sich erheben“, sei aber unbedingt bemerkt.103 13a Wörtlich: x a Ur, „Geist, Wind“, als Schnauben auf Gott bezogen. 15a Die Interjektion }"h ist wiederum auch als „wenn“ übersetzbar.104 17a Da die Rede an dieser Stelle so umfangreich überarbeitet worden ist, hat V. 17 wahrscheinlich darunter gelitten: V. 17a fällt wegen der kolometrischen Kürze auf und ist nicht mehr vollständig105 – oder sollte man anstatt !:Ux a ) A etwas anderes lesen (auf den aramäischen späten Charakter des Verbs und auf sein Vorkommen in den Elihureden 32,10 ist mehrmals hingewiesen worden). Vgl. aber inhaltlich 5,27 und 31,35. 17b Der Vorschlag von H. Bobzin, w vor hfrP" as) A an das Ende von yityizx f anzuknüpfen, ist in Betracht zu ziehen.106 18–19 Diese sekundären Verse lehnen sich im Gegensatz zur eigenen Erfahrung des Elifas in V. 17 an die Autorität der alten Weisen und deren Väter an. Dieser Einschub ist weder mit V. 17 noch mit den alten Weisen in V. 9f. (vgl. BR 8,8.10) in Verbindung zu bringen. Die beiden Verse wirken wie eine – wie M. Witte zu recht angemerkt hat – Legitimation des Elifas „im Stil des Targums“ eingefügte Ergänzung.107 Auch das unpoetisch wirkende Relativpronomen re$) A in V. 18 gehört nicht zum gewöhnlichen Grundbestand des Wortschatzes der Freunde.108 Darüber hinaus heben sich die Verse wegen des m-Reims im Gegensatz zu den Alliterationen in der ursprünglichen Dichtung hervor. Fragt man nach der traditionsgeschichtlichen Position der Verse, muß man trotz des verhältnismäßig populären Vokabulars und der Parallelen zum Majestätsredaktor (z.B. dgn, jer) e , rwz) besonders die Querverbin-
102 So G. Beer (1895/97), 92; E. Dhorme (1967), 212f.; A. Weiser (1980), 110; G. Fohrer (1963a), 263; L.L. Grabbe (1977), 66f.; N.C. Habel (1985), 247; J.E. Hartley (1988), 243, Anm. 7; M. Köhlmoos (1999), 243, Anm. 11. 103 So konjizieren auch K. Budde (1913), 78; N. Peters (1928), 155; H. Bobzin (1974), 220f. 104 Siehe zu Hi 25,5 unten, S. 68. 105 So auch M. Witte (1994), 76, Anm. 64. 106 H. Bobzin (1974), 222; vgl. GK28, § 143d. 107 M. Witte, a.a.O. (vgl. O. Kaiser [2006], 31); außer ihm wird V. 19 von G. Hölscher (1952), 38; M.H. Pope (1985), 116; H. Bobzin (1974), 223; A. de Wilde (1981), 184, und M. Köhlmoos (1999), 244, gestrichen. 108 Von den sieben Belegen in den Freundesreden werden von uns nur der in ER 22,16 als ursprünglich angenommen; vgl. zu 4,12–21 und 5,3–5 oben, S. 24f.26f.; und zu V. 28bβ unten, S. 42.
40
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
dungen zum Gerechtigkeitsredaktor betonen: dxk (40,11), }tn (5,10109; 24,23), jer) e (5,10.22110; 9,6; 24,18; 30,8), rb( (9,11).111 18b Lies {ftObA) {UdAxki .112 20a Wörtlich: „Alle Tage“. 20b Un:Pc : ni ist ein asyndetischer Relativsatz.113 Das Wort jyir(f l e erweckt den Verdacht, weil V. 20 kolometrisch unter deutlicher Überlänge leidet (17:19), die nach unseren Beobachtungen mit der Stilsicherheit der Freundesreden nicht in Verbindung zu setzen ist.114 Darüber hinaus wären vier so lange Wörter, zusätzlich mit Präposition und Suffix usw., in einer Zeile eine Ausnahme. Vielleicht ist das Wort dem jer) f fh am Ende des sekundären V. 19a als Stabreim nachgebildet worden. Ursprünglich hat das Kolon entweder nur aus drei Wörtern bestanden (d.h. }pc ohne Objekt, vgl. z.B. 21,21) oder es ist mit Ol abgeschlossen worden. Unsere These wird dadurch bestätigt, daß in der ursprünglichen Gestalt der Strophe V. 21 und 24 mit U und V. 23 mit O geendet haben115 und daß in der zweiten ER die Zeilen sich mehrmals mit suffigierten Präpositionen schließen (vgl. V. 3b.6b.10a.28aβ). 22b Man braucht nicht die Qere-Form wiederherzustellen.116 Ebenso ist eine Konjektur in }upc f w: unnötig,117 ebenso die Ergänzung mit y"dy: wegen der kolometrischen Überlänge.118 23a Lies unter Berufung auf das κατατέτακται δὲ εἰς σῖτα γυψίν in G dfdon (Nif. Partizip von ddy) statt d"don, „umherirrend“,119 und hfY) a {exl e l : statt h"Y) a {exL e l a , „nach Brot: wo ist’s“120. 23b Statt des unverständlichen Wortes OdfyB : , „in seiner Hand“ lies mit der Mehrheit der Exegeten OdyiP. Die die Zeile in die Länge ziehende 109 Siehe zu 5,9–16 oben, S. 28–31. 110 Siehe a.a.O. 111 Siehe M. Witte (1994), 191. Auffallend ist aber, daß hier keine Rede über die Gerechtigkeit vorliegt. 112 G. Beer (1895/97), 93; N. Peters (1928), 155; A. Weiser (1980), 110; G. Hölscher (1952), 38; G. Fohrer (1963a), 264, und H. Groß (1986), 60. 113 Siehe H. Bobzin (1974), 223f., aber auch K. Budde (1913), 79f.; E. Dhorme (1967), 215f.; G. Fohrer (1963a), 264. 114 Siehe unten, S. 89–91. 115 Vgl. das kolometrische Schema oben, S. 34, und besonders zu 4,7–11 unten, S. 136f. 116 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 217, und 41,25. 117 Siehe E. Dhorme (1967), 217, und Est 2,9; Thr 4,17. G. Hölscher (1952), 38; G. Fohrer (1963a), 264; H. Bobzin (1974), 224, möchten konjizieren. 118 Vgl. G.R. Driver (1955), 78. 119 So auch E. Dhorme (1967), 217f. 120 So G. Beer (1895/97), 94; E. Dhorme (1967), 217f.; G. Hölscher (1952), 38; G. Fohrer (1963a), 264; A. de Wilde (1981), 185; M.H. Pope (1985), 117; N.C. Habel (1985), 247; H. Bobzin (1974), 224f. Vgl. auch M. Köhlmoos (1999), 244, Anm. 9.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
41
Wendung |e$ox-{Oy knüpfe an V. 24 an. Diese breit angenommene Umstellung findet ihre Begründung in G und wird durch die sichere Alliteration des o-Lauts am Anfang aller Bikola in dieser Strophe unterstützt.121 24a Zur Umstellung dieser Wörter siehe oben zu V. 23b. Das Wort Uhut(A b a y: ist damit als Singular Uh"t(A b a y: und Uh"pq: t : T i als Plural Uhupq: t : T i zu punktieren (so G, S und V).122 24b Noch einmal sind die Wörter umzustellen. Nach der Wiederherstellung der ursprünglichen Wortfolge und Zeilenteilung in V. 23f. erweist sich V. 24bβ als drittes Glied in V. 24 poetologisch überflüssig. Es handelt sich um einen inhaltlich bedeutungslosen Einschub, der die Not, die Bedrängnis und den dunklen Tag aus V. 24 durch das vielleicht von V. 26 inspirierte Schlachtbild stark hervorheben sollte. Darüber hinaus fällt das Kolon wegen des NichtEinhaltens der in dieser Strophe vorliegenden stilistischen Regeln wie UReim, der symmetrisch verwendeten Doppelkonsonanten oder des verbalen Aufbaus aus dem Rahmen.123 Welche Hand die Zeile an diese Stelle eingetragen hat, ist wegen ihrer Kürze, wobei rOdyiK ein Hapaxlegomenon ist, nicht mehr feststellbar. Die Verwandtschaft des Wortes dyit(f zu der Glosse V. 28bβ (dt() ist jedoch bemerkenswert. 25–28 B. Duhm hat behauptet, daß V. 25–28bα sekundär seien, weil sie den Kontext von V. 24 und 28bβ.29 unterbrächen.124 Grundsätzlich ist diese These zu erwägen, weil das Redegefüge tatsächlich ohne V. 25–28 einheitlicher wäre. Außerdem sprechen massive textkritische Probleme in der zweiten Hälfte der Rede zusammen mit den sicher als Ergänzungen zu beurteilenden V. 11–16.18f. dafür, daß wir möglicherweise überhaupt nicht mehr in der Lage sind, die ursprüngliche Gestalt der zweiten Redehälfte zu rekonstruieren (ähnlich wie in 5,1–7*). Wir bleiben daher wegen fehlender Anhaltspunkte für eine sinnvolle Rekonstruktion bei der Ursprünglichkeit dieser Verse. 27–29 Da wir V. 25–28* als ursprünglich gelten lassen, muß ihr logisches Verhältnis zu den vorausgehenden und folgenden Versen bestimmt werden. V. 25f. und 27–28bα stehen poetisch einander sehr nahe (vgl. yiK am Anfang von V. 25 und 27, die unmittelbar daran an121 Siehe auch unten, S. 134. 122 E. Dhorme (1967), 218f.; N. Peters (1928), 155; H. Bobzin (1974), 225f., u.a. 123 Das Kolon ist eine Ergänzung nach G. Fohrer (1963a), 262ff., F. Hesse (1978), 107; M. Witte (1994), 76, und O. Kaiser (2006), 31. G. Hölscher (1952), 38f., und H. Bobzin (1974), 225, vermuten, in V. 24 sei ein Kolon verloren gegangen. 124 B. Duhm (1897), 84f.; E. Würthwein (1970), 231f. vgl. G. Beer (1895/97), 96. H. Bobzin (1974), 226f., äußert ähnlich den Verdacht, P. Volz (1921), 59, streicht V. 27f.29a und O. Kaiser (2006), 31, V. 25.
42
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
schließenden Perfekte und andererseits die Imperfekte symmetrisch in V. 25b.26a und 27b.28a und vor allem den elliptischen Parallelismus in V. 26 und 28a.bα).125 Beide Vierzeiler begründen das schlechte Los der Gottlosen. Fast ausschließlich hat man bisher angenommen, daß ein Bezug auf vorhergehende Verse bestehe. Das läßt sich unter folgender Voraussetzung und Präzisierung annehmen: Wenn die Einteilung der Strophen in der zweiten Rede durchgehend 2+3 wäre, mit einer Ausnahme am Ende (3+2),126 und wenn in ER 22,6–10 eine zwei Strophen übergreifende kausative Fügung, dabei mit Begründung vor der These, möglich ist,127 dann erwiese sich hier die Lösung, daß V. 25f. auf V. 20– 24* und V. 27–28bα auf V. 29 bezogen sind, als passend. Dabei wären V. 27–28bα als Begründung und V. 29 als Folgerung zu fassen.128 27a Das Suffix am Ende von OB:lx e B : ist anscheinend eine Dittographie.129 28bβ Vielleicht hat der Gedanke vom Wohnen in zerstörten Häusern in V. 28 die Leser verwirrt, jedenfalls hat ihn ein späterer Redaktor durch ein erklärendes Kolon ergänzt.130 Der Gottlose wohnt in den Städten, die nämlich „zu Steinhaufen bestimmt sind“. Die Nahtstelle läßt sich genau erkennen: Die Relativpartikel re$) A 131, die einen syndetischen Relativsatz im Gegensatz zu dem asyndetischen in V. 28bα132 einleitet und von einer in der Reihe von Präfixkonjugationen in V. 27b–32 auffallenden Afformativkonjugation Gebrauch macht, gibt einen ersten Hinweis auf den sekundären Charakter. Dabei unterbricht das Kolon die Serie von vier Negationspartikeln )ol und drei Personalsuffixen O- in den Versen 28bα und 29a.b.133 29b Das Wort {fln: m i ist eine alte crux interpretum und bleibt ohne sichere Erklärung. Gewiß steht es als Schreibfehler unter dem Einfluß von {yiLga l : am Ende von V. 28. Wir nehmen hier eine Bedeutung wie
125 126 127 128 129 130
131 132 133
Siehe zum Parallelismus und Satzbau unten, S. 97, und vgl. unten, S. 111. Siehe dazu unten, S. 87. Siehe unten, S. 48. Vgl. auch unten, S. 111f. So A. Weiser (1980), 111; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer (1963a), 264; H. Bobzin (1974), 227. V. 28bβ ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 38f.; G. Fohrer (1963a), 263ff.; F. Hesse (1978), 107; H. Bobzin (1974), 228; M. Witte (1994), 76, und O. Kaiser (2006), 31. G. Beer (1895/97), 96, streicht den ganzen Abschnitt V. 25–28 und K. Budde (1913), 81, äußert nur den Verdacht. Siehe oben, S. 39 und Anm. 108. Siehe dazu H. Bobzin (1974), 228. Die Verwandtschaft zu V. 24bβ liegt wegen des Verbs dt( nahe; siehe oben zu V. 24b.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
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„Schatten“ nach G σκιάν an134 und vermuten, daß des Parallelismus wegen das ursprüngliche sich hier befindende Wort mit dem Suffix Ogeendet hat. Der inhaltliche Parallelismus läßt jedoch die Lösung von M. Dahood ({flonm : , „ihr Besitz“, aus dem arabischen Wort manal) als bedenkenswert erscheinen.135 30a.31 Am Anfang der letzten Strophe sind erneut spätere Bearbeiter tätig gewesen. V. 30a wiederholt noch einmal den Gedanken über die für den Gottlosen bestimmte Dunkelheit (|e$ox) aus V. 22.24a.bα, an dieser Stelle ist er aber nicht sonderlich gut angebracht.136 Inhaltlich noch befremdlicher wirkt aber V. 31 mit einer völlig deplazierten, die Reihe von den Bildern aus der Pflanzenwelt unterbrechenden und mahnenden Ergänzung über das Eitle und das Irre des Verhaltens des Gottlosen.137 Beide Einschübe ändern das nur aus Bikola bestehende fünfversige Strophenschema, außerdem fällt V. 31 stilistisch deutlich aus dem Rahmen: Der Vers enthält keine Kopula am Anfang der zweiten Zeile, benutzt aber den für die Freundesreden nicht gerade charakteristischen, in dieser Rede aber völlig auffallenden Vetitiv }"m) A ya -la) und die sonst nur eine bestimmte rhetorisch-stilistische Funktion besitzende Konjunktion yiK an unpassender Stelle.138 Der Wortschatz bietet eine Parallele zu den stark überarbeiteten c. 12 und 26–28 an: rws (12,20.24; 27,5; 28,28), \$x (12,22.25; 26,10; 28,3), }m) (12,20), h(t (12,24f.). Daher liegt der Verdacht nahe, daß beide Einschübe dem Majestätsredaktor zuzuschreiben sind.139 30b Anstatt von rUsfyw: , „es weicht“, lies ra(osyiw, weil G: ἐκπέσοι δὲ αὐτοῦ τὸ ἄνθος.140 Ebenso ist nach G wyiP, „sein Mund“, in Ox:rPi zu konjizieren.141 Die Bikola V. 32f. entnehmen ihre Vergleiche der Pflanzenwelt, und V. 30 würde ihnen mit den Verbesserungen und dem Strophenbau vollkommen entsprechen. 134 E. Dhorme (1967), 222: Om:lc a . 135 Nach J.E. Hartley (1988), 249f., Anm. 15. 136 V. 30a ist sekundär nach K. Budde (1913), 81; P. Volz (1921), 59; E. Dhorme (1967), 223; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer (1963a), 263f.; M.H. Pope (1985), 119; F. Horst (1968), 218; F. Hesse (1978), 107; H. Bobzin (1974), 230; M. Witte (1994), 76, und O. Kaiser (2006), 31; anscheinend auch nach M. Köhlmoos (1999), 245. 137 Zur Umstellung der Wörter und zu den textlichen Problemen siehe gleich unten. V. 31 wird von den in vorausgegangener Anmerkung genannten Forschern und G. Beer (1895/97), 98, und H.W. Hertzberg (1949), 65, für sekundär erklärt, anders E. Dhorme und M. Köhlmoos. 138 Siehe auch unten, S. 108f. und 117. 139 Alle Stellen gehören nach M. Witte (1994), 191, zum Majestätsredaktor. 140 So P. Volz (1921), 59; E. Dhorme (1967), 223; G. Hölscher (1952), 39; G. Fohrer (1963a), 264; F. Horst (1968), 219; H. Bobzin (1974), 230, und A. de Wilde (1981), 187. 141 Oder die Alternative Oy:rPi ; so die Mehrheit der Kommentatoren.
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
31a Lies )w$b wie viele Manuskripte es bezeugen und wie es allgemein angenommen wird, daß ) an das Wort )lmt in V. 32a irrtümlich angeknüpft worden ist. Das Wort h(tn erweckt wegen des Satzbaus den Verdacht, aber kann im Blick auf V. 31b so stehen gelassen werden.142 31b Wir schließen uns der heutigen maßgebenden Annahme an, daß das Wort OtfrUm:t ursprünglich als OtfrOm:z am Anfang von V. 32a gestanden hat oder ihm nachgebildet worden ist.143 32a Siehe zu V. 31b (OtfrOm:z). Sonst fehlte das Subjekt des Satzes und die Zeile bliebe zu kurz (10 Konsonanten). Darüber hinaus bestätigt G (τομή) diese Konjektur. Das ) am Wort )lmt, „er erfüllt“, ist ein Schreibfehler (siehe zu V. 31a); deswegen lies lfMT i (aus llm).144 33a Gemeint sind die unreifen Trauben. 33b Man lese entweder Impf. |(y)il$ : ya w: oder nehme die dichterische Verwendung des Jussivs statt Impf.145 (vgl. 13,27) an. 35a Die Beobachtung H. Bobzins, daß die Infinitive hier in Analogie zu V. 3 zu verstehen sind,146 mag richtig sein, zumal es mit der Interdependenz der Redeanfänge und -enden in den Freundesreden übereinstimmt.
1.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22) 1.3.1. Kolometrie147 1 wycn 'lypz htmny wy'mr
IA
B
142 143 144 145 146 147
19
2a hl'l yskn gbr 2b ky yskn clymw mśkyl
11 16
3a hhps lšdy ky tsdq 3b w'm bsc ky ttm drkyk
14 16
4a hmyr'tk ykyhk 4b ybw' cmk bmšpt
12 12
5a hl' rctk rbh 5b w'yn qs lcwntyk
10 13
K. Budde (1913), 81. Vgl. E. Dhorme (1967), 224f., und G. Fohrer (1963a), 264f. Vgl. aber jüngstens anhand der akkadischen Parallelen S.M. Paul (2003). Vgl. E. Dhorme (1967), 225, und Joüon, § 114 l. H. Bobzin (1974), 232. Siehe oben, Anm. 1.
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Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
IIA
B
IIIA
6a ky thbl 'hyk hnm 6b wbgdy crwmym tpšyt
13 16
7a l' mym cyp tšqh 7b wmrcb tmnc lhm
12 12
8a w'yš zrwc lw h'rs 8b wnśw' pnym yšb bh
14 14
9a 'lmnwt šlht ryqm 9b wzrcwt ytmym tdk'*
14 15
10a cl kn sbybwtyk phym 10b wybhlk phd pt'm
16 13
11a 'w[r]* hšk l' tr'h 11b wšpct mym tksk
12(11) 12
12a hl' 'lwh gbh šmym 12b wr'h r'š kwkbym ky rmw
B
IVA
B
VA
B
(L: ydk')
14 18
13a w'mrt mh ydc 'l 13b hbcd crpl yšpwt
12 13
14a cbym str lw wl' yr'h 14b whwg šmym ythlk
16 13
15a h'rh cwlm tšmr 15b 'šr drkw mty 'wn
12 13
16a 'šr qmtw wl' ct 16b nhr ywsq yswdm
12 12
17a h'mrym l'l swr mmnw 17b wmh ypcl šdy lnw*
16 13
18a whw' ml' btyhm twb 18b wcst ršcym rhqh mny
15 16
19a yr'w sdyqym wyśmhw 19b wnqy ylcg lmw
16 11
20a 'm l' nkhd yqmm* 20b wytrm 'klh 'š
12(13) 11
21a hskn n' cmw wšlm 21b bhm tbw'k* twbh
13 12(13)
22a qh n' mpyw twrh 22b wśym 'mryw blbbk
12 13
23a 'm tšwb cd šdy tcnh* 23b trhyq cwlh m'hlk
15 14
(L: lmw)
(L: qymnw)
(L: tbnh)
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
VIA
B
24a wšyt cl cpr bsr 24b wbswr nhlym 'wpyr
12 15
25a whyh šdy bsryk 25b wksp twcpwt lk
12 12
26a ky 'z cl šdy ttcng 26b wtś' 'l 'lwh pnyk
14 14
27a tctyr 'lyw wyšmck 27b wndryk tšlm
13 10
28a wtgzr 'wmr wyqm lk 28b wcl drkyk ngh 'wr
15 14
29a ky hšpyl 'lwh* gwh 29b wšh cynym ywšc
14(16) 12
30a ymlt 'y[š]* nqy 30b wnmlt bbr kpyw*
10(9) 12
(L: hšpylw wt'mr)
(L: kpyk)
1.3.2. Übersetzung 1* Da hob Elifas von Teman an und sprach:
IA
2a Kann denn ein Mann El Nutzen bringen? 2b Ja, sich selbst* nur nützt ein Kluger. 3a Hat Schaddai wohl Vorteil davon, wenn du gerecht bist, 3b und Gewinn, wenn du unsträflich wandelst*?
B
4a Wird er dich wegen deiner Gottesfurcht richten, 4b mit dir ins Gericht gehen? 5a Ist deine Bosheit nicht groß, 5b und endlos deine Verschuldung? *
IIA
6a *Weil du deine Brüder grundlos pfändetest 6b und den Nackten die Kleider ausgezogen hast, 7a du Erschöpfte* nicht mit Wasser getränkt, 7b und den Hungrigen* Brot versagt hast,
B
8a *– denn dem Mann des Armes* gehört ja das Land, 8b und der das Angesicht erhebt*, wohnt in ihm, – 9a du Witwen leer fortgeschickt 9b und den Arm* der Waisen zerbrochen hast*,
IIIA
10a darum bist du von Schlingen nun umgeben 10b und schreckt dich plötzliches Entsetzen auf,
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
11a ward das Licht dunkel*, daß du nichts mehr siehst, 11b und bedeckt dich ein Wasserschwall. 12a* Ist Gott nicht in der Himmelshöhe? 12b Sieh die höchsten Sterne* – wie hoch sind sie!
B
13a Weil* du sprachst: „Was weiß denn El, 13b kann er denn hinter Wolkendunkel richten? 14a Verhüllt von Wolken sieht er nichts, 14b und er wandelt am Himmelskreise.“
IVA
15a Willst du den altbekannten Weg* einschlagen, 15b den Pfad*, auf dem die Ungerechten gingen? 16a Sie wurden weggerafft vor ihrer Zeit*, 16b ein Strom ergoß sich* über ihren Grund. 17a* – Die zu El sprachen: Weiche von uns! 17b Und: was kann Schaddai uns* antun? 18a Doch Er* hat ihre Häuser angefüllt mit Gutem, 18b aber der Gottlosen Rat war von mir fern?* –
B
19a Als die Gerechten es sahen, freuten sie sich*, 19b und der Unschuldige spottete ihrer: 20a „Fürwahr, vertilgt ist ihr Bestand*, 20b und ihren Rest fraß auf das Feuer!“
VA
21a Vertrag’ dich doch mit Ihm* und schließe Frieden*, 21b denn dadurch* kehrt das Glück zu dir zurück*. 22a Nimm doch die Weisung an aus seinem Munde 22b und lege seine Worte in dein Herz!
B
23a Wenn du zu Schaddai umkehrst, dich demütigst*, 23b Unrecht entfernst aus deinem Zelte, 24a* – Und lege* in den Staub das Gold 24b und das Ophir in den Fels der Wadis, 25a dann wird Schaddai dein Golderz sein 25b und Silberglanz* für dich –
26a dann wirst du dich an Schaddai freuen 26b und dein Antlitz zu Gott erheben. VIA
27a *Flehst du Ihn an, erhört Er dich, 27b und du erfüllst deine Gelübde. 28a Was* du beschließt, wird dir gelingen, 28b und über deinen Wegen scheint es hell.*
B
29a Denn den Hochmut zwar erniedrigt El,* 29b jedoch er rettet die, welche* die Augen senken.
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
30a Den unschuldigen Mann* errettet er, 30b er wird gerettet durch die Reinheit seiner* Hände.
1.3.3. Text- und Literarkritik 1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.148 2b Omy"l(f (= wyfl(f ) wird hier singularisch verstanden.149 3b Wörtlich: „Wenn du unsträflich machst deine Wege“. 5b Wörtlich: „Gibt es kein Ende deinen Sünden?“ 6–9 Diese Verse sind nicht auf V. 5 bezogen, sondern bilden die vorangestellte Begründung zu V. 10f. (vgl. yiK in V. 6 und }"K-la( in V. 10). Die Imperfekte in V. 6–8 haben einen durativen, die Vergangenheit und die Gegenwart umspannenden Charakter. Vom Perfekt in V. 9a her ist mit H. Bobzin und E. Dhorme eine präteritale Übersetzung möglich.150 7 Die „Erschöpften“ in V. 7a und die „Hungrigen“ in V. 7b sind kollektive Singularformen. 8 Der sekundäre Charakter dieses Bikolons ist vermutet worden,151 wir bleiben aus mehreren unten angeführten Gründen bei seiner Ursprünglichkeit und seinem Zitatcharakter.152 8a D.h. „der Gewalttätige“. 8b D.h. „der Angesehene“. 9b Die Handschriften haben hier )"Kd a T : statt )fKd u y: , „wurden zerbrochen“, gelesen; wegen des Parallelismus ist es richtig.153 „Den Arm“: In M wörtlich im Plural. 11a Statt |e$ox-O) lies |a$x f rO) (nach G und mit BHS und der Mehrheit der Ausleger), weil die einfache Licht-Finsternis-Metaphorik in den Freundesreden sehr üblich ist.154
148 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.). 149 S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153; H. Bobzin (1974), 302; M. Witte (1995), 34, u.a. 150 Zum Ganzen siehe H. Bobzin (1974), 302ff., der die Imperfekte als comitatives Mare’ betont, und E. Dhorme (1967), 327ff., der yiK und }"K-la( hervorhebt. Vgl. auch GK28, § 107e. 151 Z.B. K. Budde (1913), 124, und P. Volz (1921), 72. Dagegen A. de Wilde (1981), 234, stellt ihn nach V. 9 um. 152 Siehe unten, S. 121f.; 141 und 195. 153 So BHS; G. Beer (1895/97), 146; E. Dhorme (1967), 329; G. Hölscher (1952), 55; H. Bobzin (1974), 304; M. Witte (1994), 81; (1995), 38, u.a.; dagegen aber S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153; G. Fohrer (1963a), 351; H.-J. Hermisson (1998b), 303.309; H. Strauß (2000), 56; D.J.A. Clines (2006), 541, u.a. 154 Siehe unten, S. 177–182.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
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12 Das sekundäre Gepräge von V. 12155 ergibt sich aus seinem hymnischen Charakter: Auf die rhetorische Frage nach dem Aufenthalt Gottes im höchsten Himmel folgt die imperativisch gefaßte Aufforderung, die Höhe der Sterne zu betrachten, um so der unermeßlichen Größe Gottes innezuwerden. In seinem Kontext dient das Bikolon vermutlich als eine vorgreifende Widerlegung von V. 13, wobei Hi 11,8 Pate gestanden haben könnte. Das Bikolon unterbricht mithin den unmittelbaren Zusammenhang zwischen V. 10f. und ihrer Begründung durch V. 13f. Kolometrisch fällt V. 12b durch seine Überlänge von 18 Konsonanten ebenso auf wie durch die Stilisierung des V. 12a als eines mit einem Imperativ eröffneten Nominalsatzes und des V. 12b als eines durch ein yiK eingeleiteten Nebensatzes. Der Ergänzer hat sich der Strophe geschickt angepaßt, in dem er V. 12a mit einer Fragepartikel und V. 12b mit h)r eröffnet, das Wort {iym a $ f (vgl. V. 14) benutzt, gleichzeitig dem m-Reim folgend. Allerdings ist es ihm nicht gelungen, die stilistischen und poetischen Regeln einzuhalten, die solche Glossen nicht zulassen. Die komplizierte Frage nach der Herkunft des Bikolons läßt sich durch weitere Beobachtungen mit relativer Sicherheit beantworten: 1.) Inhaltlich könnte es sowohl zum Majestäts- als auch zum Gerechtigkeitsredaktor gehören. 2.) Sein Wortschatz ist umfangreich und besitzt daher Parallelen in allen Redaktionsschichten. Weil aber M. Witte festgestellt hat, daß der Gerechtigkeitsredaktor als der jüngste von den drei Ergänzern auf zwei frühere zurückblicken156 und daher ihren Wortschatz benutzen kann, dürfte die Herkunft des Bikolons gesichert sein: 1.) Die im Hiobbuche seltensten Wörter dieses Bikolons sind alle beim Gerechtigkeitsredaktor anzufinden (haboG in der Hiobdichtung achtmal: 40,10; $)or elfmal: 24,24; bfkOK fünfmal: 9,7; {wr siebenmal: 24,24157). 4.) Die Bezeichnung H a OlE) wird in sekundären Abschnitten und überwiegend vom Gerechtigkeitsredaktor gebraucht.158 5.) Neben 24,24 sind sehr viele Wörter in der entsprechenden Stelle 9,2–14 vertreten (aHOlE): 9,13; {iym a $ f : 9,8; h)r: 9,11; bfkOK: 9,7).159 12b Wörtlich: „Das Haupt der Sterne“. 13a Die Kopula dürfte hier von yiK in V. 6 und }"K-la( in V. 10 abhängig sein. 155 V. 12 ist sekundär nach G. Hölscher (1952), 54f.; H. Richter (1959), 96, Anm. 287; G. Fohrer (1963a), 351; A. de Wilde (1981), 234; M. Witte (1994), 85ff., und O. Kaiser (2006), 42. 156 M. Witte (1994), 183. 157 Die Stellen sekundär nach M. Witte (1994), 191f. 158 In den Stellen a.a.O. sogar achtmal. 159 Zwei Worte treffen wir auch in den sekundären Versen in 20,16f. an, die vermutlich der Gerechtigkeitsredaktion angehören; vgl. dazu unten, S. 80f.
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15a Wörtlich: „Weg der Ewigkeit“.160 Die Übersetzung „Beachtest du den Weg der Sünder“ würde somit mit dem konjizierten Vers 15b parallel sein (siehe unten). Doch kann hier auch ein schöner synthetischer Parallelismus in Erscheinung treten. 15b Um den doppelten Relativsatz (in V. 16a ist einer bereits vorhanden), d.h. auch die in der Hiobdichtung einzigartige Häufung von re$) A zu vermeiden und der Aufnahme dieser Stelle in 23,11 zu folgen, lies ru<) f statt re$) A .161 16a Wörtlich: „die {re$) A } gepackt wurden und es war nicht die Zeit“. 16b Hier rfhnf als Subjekt und {fdOs:y als akkusatives Objekt.162 17–18 Die dem Text später hinzugefügten Bikola V. 17f. sind kolometrisch mit 16:13|15:16 Konsonanten im Verhältnis zu V. 15f. (12:13| 12:12) und V. 19f. (11:13|16:11) überlang.163 Inhaltlich bildet V. 17 eine Parallele zu V. 13f., während V. 18 die Ansicht, daß Gott sich nicht um die Menschen kümmert oder kümmern kann, in V. 18a korrigiert und in V. 18b eine ausdrückliche Absage erteilt wird.164 Nun ist die Absage in der 1. Person sing. sowohl in dieser Rede als auch in den Freundesreden vollkommen unangebracht. Außerdem erweckt das Partizip mit dem Artikel am Anfang von V. 17 schon auf den ersten Blick den Verdacht auf seinen sekundären Charakter.165 Da der Glossator den {yiqyiDac in V. 19 die {yi($ f r : in V. 18 an die Seite stellt, dürfte sein Denken dem Gerechtigkeitsbearbeiter nahestehen.166 Wie es bereits bei mehreren Ergänzungen der Fall gewesen ist, sind die vokabularen Parallelen eher bei dem Gerechtigkeits- als dem Majestäts- oder gar dem Niedrigkeits160 Vgl. aber H. Bobzin (1974), 306 und M. Witte (1994), 81, die {flO( als {ilWf (a punktieren möchten; ähnlich A. de Wilde (1981), 235. 161 So A. de Wilde, a.a.O.; M.H. Pope (1985), 166; N.C. Habel (1985), 333; J.E. Hartley (1988), 328, Anm. 4; H. Bobzin (1974), 306, und M. Witte (1994), 81; (1995), 42. 162 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351. Vgl. aber auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; H. Bobzin (1974), 307f.; M. Witte (1994), 81f., und H.-J. Hermisson (1998b), 303, Anm. 15. 163 Die regelmäßige Struktur setzt sich auch noch in V. 21f. (13:12|12:13) fort. Die einzige Ausnahme, V. 19a mit 16 Konsonanten, ist aber zugleich das einleitende Kolon des Vierzeilers V. 19f.; vgl. unten, S. 89–91. 164 V. 17f. sind sekundär nach der Mehrheit der Ausleger: G. Beer (1895/97), 148; K. Budde (1913), 125; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 196f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 350f.; A. de Wilde (1981), 236; M. Witte (1994), 86ff.; J. Vermeylen (1994), 124 u.a.; O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 311ff., und H. Strauß (2000), 66. P. Volz (1921), 72, streicht aber V. 17–20. 165 Zu den Partizipien siehe unten, S. 109f. 166 Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen in den Psalmen siehe unten, S. 294f., und beim Hiobbuch M. Witte (1994), 183ff.215ff. Hier spielt der Ergänzer außerdem deutlich auf die vorausgehende HR 21,14–16 an.
Die ursprüngliche Gestalt der Elifasreden
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redaktor zu finden. Sowohl l") als auch yaD$ a (V. 17) sind beim Gerechtigkeitsredaktor stark vertreten und zusammen mit {yi($ f r : (V. 18) sogar in einem Vers in 27,13 belegt.167 Beide Gottesbezeichnungen El und Schaddai sind uns zusammen mit hfc(" (V. 18) schon in dem von uns ihm zugeschriebenen Abschnitt 5,8–17168 (bzw. 5,8.13.17) begegnet.169 17b Für Omfl lies Unfl, so auch G und S. 18a D.h. Gott. 18b Der Vers ist sehr schwierig zu verstehen, weil er zusammen mit dem vorausgehenden den Kontext unterbricht. Die Übersetzung hier stützt sich auf die von M. Witte.170 19a Für Uxfm& : yi w: lies Uxfm& : Yi wa .171 Der Satz selbst ist als eine temporale Fügung und folgendes Kolon comitativ aufzufassen.172 20a Statt Unfmyiq, „unser Widersacher“, lies {fmqu y: (analog zu {frt : yi in V. 20b und {fdOs:y in V. 16b). Vgl. Theodotion und Gen 7,4.23; Dtn 11,6.173 Buchstäblich rhetorisch: „Ist nicht vertilgt ihr Bestand?“ 21a D.h. mit Gott. Lies {fl$ : U. 21b Zu {ehfB siehe GK28, § 135p. Lies als Verb !A)Ob:T.174 23a Vgl. G. Statt des keinen guten Sinn ergebenden Wortes henB f T i lies hen(f T " .175 Vgl. auch den Zusammenklang mit dem Verb gfN(a t : T i am Ende von V. 26a und die an das Ende des jeweils ersten Kolons der Bikola V. 11, 14, 19, 21, 27 und 28 angeschlossenen kleinen Nebensätze in Gestalt eines Verbs.176 24–25 Die Bikola erweisen sich wiederum als sekundäre Zusätze, die störend den Zusammenhang zwischen V. 23 und 26 unterbre167 Nach M. Witte (1994), 191f., und O. Kaiser (2006), 49f., gehören 27,7–10.13–23 dem Gerechtigkeitsbearbeiter. 168 Siehe oben, S. 28–31. 169 Vgl. noch l(p in 24,5; (f$r f in 24,6; )lm in 20,11.23a usw. 170 M. Witte (1994), 82; so auch S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153. 171 So N. Peters (1928), 239, und H. Bobzin (1974), 310. Zum Satzbau siehe a.a.O., 309f. 172 So mit H. Bobzin, a.a.O. 173 So auch G. Beer (1895/97), 148; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 155; E. Dhorme (1967), 335f.; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 310; J.E. Hartley (1988), 329, Anm. 10; M. Witte (1994), 81; D.J.A. Clines (2006), 543, u.a. Vgl. H. Strauß (2000), 57. 174 So K. Budde (1913), 126; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; D.J.A. Clines (2006), 544. 175 So G. Beer (1895/97), 149; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 156; E. Dhorme (1967), 357; G. Fohrer (1963a), 351; H. Bobzin (1974), 311; A. de Wilde (1981), 237; M. Witte (1994), 81. 176 Siehe auch unten, S. 93–95.
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
chen.177 V. 24 verlangt zusätzlich zu V. 23 in metaphorischer Weise den Verzicht auf den eigenen Reichtum als Bedingung dafür, daß Gott gemäß V. 25 zu seinem wahren Reichtum wird. Damit greift V. 25 auf V. 26 vor, was zu einer sonst nicht üblichen Wiederholung des Gottesnamens Schaddai in V. 25a (vgl. V. 23a.26a und zusätzlich H a OlE) in V. 26b) führt. Stilistisch fällt weiterhin auf, daß der Ergänzer jedes Kolon mit w-copulativum einleitet. V. 24 bildet mit recB f rfp(f -la(, rUc:b und ryipO) einen völlig ungewöhnlichen Stabreim.178 Auffallend ist weiterhin, daß in beiden Bikola das am Anfang stehende Verb auch das verblose zweite Kolon regiert. Es liegen viele seltene Wörter vor: tOpf(OT (im AT viermal, in Hi einmal); ryipO) (im AT zwölfmal, in Hi nur noch in 28,16); recB e (auffallend hier zweimal und in Hi nur noch in 42,2). Die Frage nach der Herkunft des Abschnitts muß offen bleiben, zumal die Querbeziehungen sich als sehr kompliziert erweisen: Z.B. in c. 28 sind viele Wörter vorhanden (rfp(f in V. 2.6; rUc in V. 10; laxna in V. 4; vesKe in V. 1.15 und wie oben, ryipO) in V. 16). Die Mehrheit dieses Kapitels geht auf den Majestätsredaktor zurück und entspricht von der Tendenz her dem vorliegenden Einschub, M. Witte rechnet jedoch die für uns sehr wichtigen 28,15f. nicht zu ihr.179 Darüber hinaus finden sich beim Gerechtigkeitsbearbeiter in 30,6 sogar zwei Wörter (rfp(f und laxna ) und in 27,16f. (rfp(f und zweimal veseK) wieder.180 24a Der Imperativ wird oft konjiziert, ist aber nicht nötig, weil der Vers eine Glosse ist.181 25b Das Wort tOpf(OT ist umstritten: Wir übersetzen das als etwas Glänzendes (metathetisch aus p(y = (py I – „glänzen“).182 27–28 Die Beobachtung H. Bobzins, daß die bedingenden Formen ryiT(: T a und remO)-rázg: t i w: sich bereits auf den künftigen Zustand beziehen und damit in V. 27a.28a Interdependenzsätze vorliegen,183 paßt gut zur Fortsetzung der Strophe 22,21–23.26 und generell zum Charakter der Endstrophe des Dialogs (!).184 177 V. 24f. sind sekundär nach P. Volz (1921), 72; G. Hölscher (1952), 56f.; G. Fohrer (1963a), 350ff.; H. Bobzin (1974), 312f.; F. Hesse (1978), 141ff.; M. Witte (1994), 87f., und O. Kaiser (2006), 43. Vgl. dagegen H.-J. Hermisson (1998b), 314ff. H. Strauß (2000), 57, streicht V. 24. 178 Vgl. auch !yerc f B : am Ende von V. 25a. 179 M. Witte (1994), 191f., aber auch O. Kaiser (2006), 51. 180 Die Stellen sekundär nach M. Witte, a.a.O. 181 Z.B. BHS T f $ a w: ; vgl. aber H. Bobzin (1974), 312. 182 Vgl. KBL3, 1571. So auch N. Peters (1928), 248; G. Hölscher (1952), 56; A. Weiser (1980), 171; G. Fohrer (1963a), 351f.; H. Bobzin (1974), 312; M. Witte (1995), 54, und ähnlich F. Delitzsch (1876), 301. 183 H. Bobzin (1974), 313–315. 184 Siehe unten, S. 216f.221–223.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
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28a Wörtlich: „Eine Sache“. 28b Wörtlich: „Scheint das Licht“. 29a hfwG" remo)Taw UlyiP$ : ih-yiK, „denn sie haben erniedrigt und du sagst: „Aufwärts“,“ ist korrupt und schwierig zu verbessern, wenn nicht unmöglich.185 G. Fohrer liest hf)G" tamOr lyiP$ : ih yiK – „Denn er erniedrigt den Stolz des Hochmuts“.186 Es wäre aber vernünftig, vom Parallelismus ausgehend an dieser Stelle etwa wie „er (Gott) erniedrigt den Hochmut“ oder „den Hochmütigen“187 zu erwarten.188 29b Kollektives Singular. 30a yiqnf -yi), „der Nicht-Unschuldige“ gibt keinen Sinn; lies daher yiqnf -$yi).189 Nicht gänzlich auszuschließen ist der Vorschlag von N. Peters, H a OlE) statt yi) zu lesen.190 Außerdem wirkt die Konjektur besser auf die Kolonlänge, die sonst mit 9 Konsonanten zu kurz ist – folglich erwartet man entweder 10 oder 11–12 Konsonanten. 30b Für !yePaK lies wyfPKa , sonst wäre es ein Gegensatz zu dem Verb in der 3. Person sing.191
2. Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 2.1. Die erste Bildadrede (Hi 8) 2.1.1. Kolometrie192 1 wycn bldd hšwhy wy'mr
IA
18
2a d 'n tmll 'lh 2b wrwh kbyr 'mry pyk
11 15
3a h'l ycwt mšpt 3b w'm šdy ycwt sdq
11 13
c
185 So z.B. F. Hesse (1978), 141, und H. Bobzin (1974), 315. 186 G. Fohrer (1963a), 352; auch G. Hölscher (1952), 56, und ähnlich G. Beer (1895/97), 151. 187 KBL3, 175a liest he)G" . 188 So ungefähr (hwg/h)g [hw]l) lyp$h yk) schlagen mit Variationen K. Budde (1913), 128; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 153; E. Dhorme (1967), 341f.; A. de Wilde (1981), 238, und M. Witte (1994), 81ff., vor. Vgl. D.J.A. Clines (2006), 546. 189 So E. Dhorme (1967), 342; G. Hölscher (1952), 56; G. Fohrer (1963a), 352; H. Bobzin (1974), 315; A. de Wilde (1981), 238f.; M. Witte (1994), 81. 190 N. Peters (1928), 239; ähnlich BHS. 191 Vgl. N. Peters, a.a.O., der den Verb ändert. 192 Siehe oben, Anm. 1.
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
B
IIA
4a 'm bnyk ht'w lw 4b wyšlhm byd pšcm
12 13
5a 'm 'th tšhr 'l 'l 5b w'l šdy tthnn
13 11
6a 'm zk wyšr 'th
11
ky cth ycyr clyk
6b wšlm nwt sdqk
11
7a whyh r'šytk ms r 7b w'hrytk yśgh m'd
14 14
8a ky š'l n' ldr ryšwn 8b wkwnn lhqr 'bwtm
15 14
c
B
IIIA
B
IVA
9a ky tmwl 'nhnw wl' ndc 9b ky sl ymynw cly 'rs
17 15
10a hl' hm ywrwk y'mrw lk 10b wmlbm yws'w mlym
17 14
11a hyg'h gm' bl' bsh 11b yśgh 'hw bly mym
14 13
12a cdnw b'bw l' yqtp 12b wlpny kl hsyr yybš
14 15
13a kn 'rhwt kl škhy 'l 13b wtqwt hnp t'bd
16 12
14a qšry qyt* kslw 14b wbyt ckbyš mbthw
11 14
15a yšcn cl bytw wl' ycmd 15b yhzyq bw wl' yqwm
B
B
(L: 'šr yqwt)
17 14
16a rtb hw' lpny šmš 16b wcl gntw ynqtw ts'
13 15
17a cl gl šršyw ysbkw 17b byn* 'bnym yhz*
14 11(12)
18a 'm ybl nw mmqwmw 18b wkhš bw l' r'ytyk
14 14
19a hn hw' mśwś drkw 19b wmcpr 'hr ysmh<w>*
13 12(13)
20a hn 'l l' ym's tm 20b wl' yhzyq byd mrcym
12 16
21a cd ymlh śhwq pyk 21b wśptyk trwch
13 11
c
VA
13
(L: byt ... yhzh)
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
22a śn'yk ylbšw bšt 22b w'hl ršcym 'ynnw
13 14
2.1.2. Übersetzung 1* Da hob Bildad von Schuach an und sprach:
IA
2a Wie lange* willst du solches reden, 2b wo deines Mundes Worte doch nur stürmisch sind*? 3a Beugt El etwa das Recht 3b oder beugt* Schaddai die Gerechtigkeit?
B
4a Wenn deine Söhne sich an ihm verfehlten, 4b gab er sie der Macht ihrer Sünde preis; 5a wenn aber du,* solltest du El suchen, 5b und zu Schaddai flehen.
IIA
6a Wenn du rein und redlich bist, *da
wird er aufwachen deinetwegen
6b stellt er die Wohnstatt deiner Gerechtigkeit wieder her. 7a Dann wird dein Anfang klein erscheinen,* 7b doch dein Ende herrlich groß. B
8a Denn frag’ nur das frühere Geschlecht 8b und beachte,* was ihre* Väter erforschten. 9a* Weil wir von gestern sind, wissen wir nichts; 9b weil unsere Tage ein Schatten auf Erden sind.
10a Sind sie es nicht, die dich lehren, dir sagen werden 10b und die aus ihrer Einsicht* Worte hervorbringen? IIIA
11a Kann denn Papyrus wachsen, wo kein Sumpf ist, 11b das Riedgras ohne Wasser sprießen? 12a Noch treibt es, wird nicht abgeschnitten, 12b schon aber ist es dürr vor allem Gras.*
B
IVA
13a So sind die Wege* aller, die Gott vergessen, 13b und die Hoffnung des Ruchlosen wird untergehen. 14a Sommerfäden* gleich ist seine Zuversicht, 14b und ein Spinnengeweb’* sein Vertrauen. 15a* Er verläßt sich auf sein Haus, aber es bleibt nicht stehen; 15b er hält sich daran, aber es bleibt nicht aufrecht.
B
16a Er steht voll Saft im Sonnenschein, 16b durch seinen Garten* rankt sich sein Sproß.
55
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
17a Über Steinhaufen verflechten sich seine Wurzeln, 17b zwischen Steinen hält er sich fest.* 18a Reißt man ihn aus von seinem Ort, 18b verleugnet der ihn: „Ich kenn’ dich nicht“.* VA
19a Siehe, das war die Freude seines Weges, 19b aus dem Staube sproßt* ein anderer. 20a Siehe, El verwirft den Frommen nicht, 20b und hält der Bösewichter Hand nicht fest.
B
21a Er wird noch* deinen Mund mit Lachen füllen* 21b und deine Lippen mit Jauchzen. 22a Die dich hassen, müssen sich in Scham kleiden, 22b und der Gottlosen Zelt wird verschwinden*.
2.1.3. Text- und Literarkritik 1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.193 2a Es ist nicht ausgeschlossen, daß hier ursprünglich wie in 18,2 die Langform hfn) f -da( gestanden hat, zumal die kolometrische Kürze (11 Konsonanten) dies eigentlich verlangt.194 2b Wörtlich: „Ein starker Wind sind“. 3b Einige Kommentatoren möchten die Doppelverwendung des Verbs tw( vermeiden,195 es handelt sich hier aber wahrscheinlich um ein emphatisches Element, wie es in einigen anderen Versen der Freundesreden der Fall ist.196 5a Wie gewöhnlich angenommen, bildet V. 5 die Protasis zu V. 6. Nach der Entfernung von V. 6aβ197 und wegen mehrerer Einzelheiten kann es aber nicht sein. Das Problem von {i) am Anfang des Verses hat man durch Streichung zu lösen versucht,198 das Kolon bliebe dann aber zu kurz (11 Konsonanten) und verlöre die sonst augenscheinliche poetologische Parallelität zu V. 4. Die beste Lösung, daß hfT) a -{i) auf U):+x f in V. 4a zurückgreift, wird von H. Bobzin zusammen mit F. Horst vorge193 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.). 194 Vgl. unten, S. 62. 195 Z.B. G. Beer (1895/97), 49; E. Dhorme (1967), 113; G. Hölscher (1952), 26, und A. de Wilde (1981), 133: håW(a y: . 196 Siehe unten, S. 124; so auch G. Fohrer (1963a), 184; R. Gordis (1978), 88; N.C. Habel (1985), 168. 197 Siehe gleich unten zu V. 6aβ. 198 Z.B. G. Hölscher (1952), 26, und A. de Wilde (1981), 134. Die andere Lösung böten die Umstellungen an, so z.B. P. Volz (1921), 34f.43, der den Text zusätzlich durch G ergänzt (V. 5b.G.5a.6.7.21.8).
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
57
schlagen.199 Die in erster BR regelmäßige Teilung in die Unterstrophen fände dadurch auch ihre Bestätigung. 6aβ In V. 6 liegt ein Trikolon vor, das in den poetologischen Rahmen der BR (und Freundesreden) nicht paßt. Das zweite Kolon wirkt zwischen der Protasis und Apodosis vor allem inhaltlich als ein störender Einsatz. Wird er gestrichen, erhalten wir eine den Versen 4–5 entsprechende konditionale Fügung, die ebenfalls durch {i) eingeleitet und deren Apodosis durch Kopula weitergeführt wird. Darüber hinaus können wir uns von der hier überflüssigen yiK200, dem Verb rw(201 und von der dem Bikolon V. 5 nachgebildeten Alliteration von ( trennen.202 Außerdem scheint hfT(a -yiK sowohl den ersten Reden des Elifas und Zofar (4,5; 11,16) als auch der zweiten des Hiob (sogar dreimal) nachgebildet zu sein.203 7 Wörtlich: „sein“. Während die Abweichung des Genus von hfyfhw: vor dem Subjekt möglich ist,204 kann das von håG& : yi nur durch den Parallelismus erklärt werden.205 8b Das Wort }"nOk:w ist mit E. Dhorme in Verbindung zu Jes 51,13 zu verstehen.206 Das Suffix von {ftObA) braucht nicht weggelassen zu werden, weil es }O$yir rod als Kollektivum versteht und hier einen ansteigenden Parallelismus bildet.207 9 Anders als manchmal behauptet worden ist, beurteilen wir nicht V. 10,208 sondern V. 9 als späteren Zusatz.209 Dieses Bikolon stellt vermutlich eine antithetische Nachinterpretation von V. 8 dar. Es erweist
199 H. Bobzin (1974), 135; F. Horst (1968), 125. 200 yiK ist im Gegensatz zu den ER in den BR nicht gewöhnlich; siehe unten, S. 108f.117. 201 Das Verb ist den Freundesreden nicht eigen und nur in HR 14,12; 17,8; 31,29 vertreten. 202 Das zweite Kolon fehlt in einer Handschrift und wird von B. Duhm (1897), 47; E. Würthwein (1970), 240, Anm. 60, und M. Witte (1994), 64, gestrichen. Dagegen wird V. 6aα von O. Kaiser (2006), 18, als sekundär beurteilt. Die Mehrheit der Kommentatoren streichen das erste Kolon (G. Beer [1895/97], 50; G. Hölscher [1952], 26; G. Fohrer [1963a], 183f.; F. Horst [1968], 125; A. de Wilde [1981], 134, u.a.), dagegen lassen K. Budde (1913), 36; A. Weiser (1980), 64; J. Vermeylen (1994), 109; M. Köhlmoos (1999), 162, u.a. das Trikolon stehen. P. Volz (1921), 34f.43, macht zahlreiche Umstellungen. 203 Siehe auch unten, S. 117. 204 Vgl. GK28, § 145o. 205 Siehe H. Bobzin (1974), 136; Joüon, § 150k und E. Dhorme (1967), 115. 206 E. Dhorme (1967), 116. 207 So A. Dillmann (1891), 70. 208 Zusatz nach B. Duhm (1897), 48, und G. Hölscher (1952), 26. 209 V. 9 wird von O. Kaiser (2006), 19, gestrichen.
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
sich kolometrisch als das längste in der Rede (17:15) und fällt mit seinem einmaligen Pronomen Un:xná ) A und Adverb lOm:t im ganzen Hiobbuch auf. Zusätzlich wirkt Doppel-yiK am Anfang der Kola im Kontext störend. Als Begründung zu V. 8 gedacht, versucht V. 9 die Rückfrage bei der Weisheit der Väter mit dem ephemeren Charakter der eigenen Existenz zu begründen. Die Frage nach der Herkunft des Verses muß wegen mangelnder Anhaltspunkte an dieser Stelle ungeklärt bleiben. 10b Wörtlich: „Aus ihrem Herz“. 12 Zwei Nebensätze im ersten Kolon bilden eigentlich einen Temporal- und einen Zustandssatz zur zweiten Zeile.210 13a G liest τὰ ἔσχατα = tyirAx) a , „das Ende“, was wegen des Parallelismus durchaus angebracht wäre, aber auch die im Alten Testament übliche Wegmetaphorik bildet die Parallele zu V. 13b.211 14a Die Konstruktion +Oqfy-re$) A ist wegen auffallender Relativpartikel und ohne Parallele in V. 14b sehr zweifelhaft und ähnelt sehr der in 22,16; daher ist eine ganze Reihe von Änderungsvorschlägen gemacht worden. Wir schließen uns vor allem wegen des Parallelismus der Lesart an, die seit Saadya die breiteste Anerkennung gefunden hat: y"r< u iq +iyqa .212 14b Wörtlich: „Das Haus der Spinnen“. 15 Das Bikolon erscheint mit seinen vier Imperfekta (darunter verstärkte Hifil- und Nifal-Formen) zwischen den Nominalsätzen in V. 14 und 16a problematisch.213 Inhaltlich gestaltet der Glossator das ihm vermutlich nicht eindeutig erschienene Bild des Spinngewebes in V. 14 aus. Darüber hinaus verdankt das Bikolon dem auffallenden Satzbau auch seine kolometrisch längeren Zeilen (17:14)214 und weist durch das seltene Verb }($ und durch {wq Parallelen zur Gerechtigkeitsredaktion in 24,14.22f. auf.215 16b Die Konjekturen sind nicht nötig,216 weil das Bild vom guten Ergehen des Gottlosen ja erst durch sein Verschwinden in V. 18f. poin210 Siehe H. Bobzin (1974), 138f.; ähnlich bereits W. Volck (1889), 30. 211 Vgl. G. Beer (1895/97), 51: Auch wegen V. 19a. 212 Siehe BHS, N. Peters (1928), 87f.; G. Fohrer (1963a), 185; M.H. Pope (1985), 66f.; F. Horst (1968), 126; H. Bobzin (1974), 139; A. de Wilde (1981), 135; N.C. Habel (1985), 169; M. Köhlmoos (1999), 229, Anm. 7; vgl. M. Wagner (1966), 101, und KBL3, 1024b. 213 Siehe dazu besonders H. Bobzin (1974), 139f. V. 15 ist sekundär nach K. Budde (1913), 38; P. Volz (1921), 35; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin, a.a.O.; F. Hesse (1978), 73, und O. Kaiser (2006), 19. 214 Bei Oty"B-la( in erster Zeile kann es sich auch um eine tertiäre Glosse handeln; vgl. F. Horst (1968), 125, und J.E. Hartley (1988), 159, Anm. 3. 215 Siehe M. Witte (1994), 116ff.183ff. 216 Vgl. K. Budde (1913), 38; G. Hölscher (1952), 26; H. Bobzin (1974), 140f.
59
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
tiert wird. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß einige Exegeten die Metaphorik der ersten BR anders auslegen, nämlich als eine Reihe von negativen (V. 12–15) und eine von positiven Beispielen (V. 16–19).217 Da aber das Schicksal der Gerechten (in der 3. Person sing.) in den Freundesreden sonst fast nicht beschrieben wird, würde es hier um eine besondere Ausnahme handeln.218 17b In M steht håzx E ye {yinb f ) A ty"B, „das Haus der Steine sieht er“, ist fraglich, obwohl nicht ganz unmöglich.219 Wir ändern wegen Parallelismus ty"B in }y"B und lesen z"xoy (=z"x)oy) statt håzx E ye .220 18b Wörtlich: „Ich habe dich nicht gesehen“. 19b Lies mit der Mehrheit der Kommentatoren als Singularform: xfmc : yi . 21a Statt da( lies do( wie auch meist angenommen. h"Lm a y: = )"Lm a y: .221 22b Wörtlich: „Es gibt nicht mehr“.
2.2. Die zweite Bildadrede (Hi 18) 2.2.1. Kolometrie222 1a wycn bldd hšhy wy'mr
IA
B
217 218 219 220
17
2a cd 'n(h) tśym<wn> qs lmlyn* 2b tbyn<w>* w'hr ndbr
14/15(20) 12(13)
3a mdwc nhšbnw kbhmh 3b ntmnw bcynyk<m>*
15 11
4a trp npšw b'pw
11
4b hlmcnk tczb 'rs wyctq swr mmqmw
13 13
5a gm 'wr ršcym ydck 5b wl' ygh šbyb 'šw
14 13
6a 'wr hšk b'hlw 6b wnrw clyw ydck
11 12
(L: qnsy)
Z.B. R. Gordis (1978), 521, und N.C. Habel (1985), 168. Siehe unten, S. 199–203. Siehe N.C. Habel (1985), 168f. So K. Budde (1913), 38f.; G. Hölscher (1952), 26; G. Fohrer (1963a), 184f.; H. Bobzin (1974), 140f.; A. de Wilde (1981), 135; vgl. J.E. Hartley (1988), 159f., Anm. 5. 221 So GK28, § 23e, 75pp; K. Budde (1913), 39; G. Fohrer (1963a), 185; F. Horst (1968), 127. 222 Siehe oben, Anm. 1.
60
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
IIA B
IIIA
B
IVA
B
7a ysrw scdy 'wnw 7b wtkšylhw* cstw
12 12
8a ky šlh bršt brglyw 8b wcl śbkh ythlk
15 13
9a y'hz bcqb ph 9b yhz(y)q* clyw smym
10 12/13
10a tmwn b'rs hblw 10b wmlkdtw cly ntyb
12 14
11a sbyb bcthw blhwt 11b whpyshw lrglyw
14 13
12a yhy rcb [b]'nw 12b w'yd nkwn lslcw
10(9) 13
13a y'kl bd[w]y cwrw 13b y'kl bdyw bkwr mwt
12(11) 15
14a yntq m'hlw mbthw 14b wtscdhw lmlk blhwt
14 15
15a tškwn b'hlw l'* lw 15b yzrh cl nwhw gpryt
14 15
16a mtht šršyw ybšw 16b wmmcl yml qsyrw
14 13
17a zkrw 'bd mny 'rs 17b wl' šm lw cl pny hws
13 15
18a yhdphw m'wr 'l hšk 18b wmtbl yndhw
15 10
19a l' nyn lw wl' nkd bcmw 19b w'yn śryd bmgwryw
17 15
20a cl ywmw nšmw 'hrnym 20b wqdmnym 'hzw ścr
16 14
21a 'k 'lh mšknwt cwl 21b wzh mqwm l' ydc 'l
14 14
(L: wtšlykhw)
(L: mbly)
2.2.2. Übersetzung 1* Da hob Bildad von Schuach an und sprach:
IA
2a Wann endlich* hörst du auf* zu reden? 2b Komm'* zur Einsicht, damit wir dann reden können. 3a Warum werden wir wie Vieh geachtet, 3b sind wir dumm* in deinen* Augen?
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden 4a* Du, der deine* Seele selbst zerreißt in Zorn.
4b Soll deinetwegen die Erde verödet werden und der Fels von seiner Stätte weichen? B
5a Allein des Gottlosen* Licht erlischt* 5b und die Flamme seines Feuers leuchtet nicht. 6a Das Licht in seinem Zelt ward dunkel 6b und über ihm verlöschte seine Leuchte.
IIA B
7a Kurz wurden seine kräftigen Schritte 7b und wanken machte ihn* sein eigener Rat. 8a Denn er geriet mit seinen Füßen in ein Netz 8b und lief über Flechtwerk hinweg. 9a Es hielt die Schlinge die Ferse fest, 9b der Fallstrick packte* ihn. 10a Seine Schlinge lag verborgen auf der Erde 10b und seine Falle auf den Pfad. 11a Ringsum überwältigten ihn Schrecken 11b und verjagten ihn auf Schritt und Tritt.*
IIIA
12a Hungrig ward* er in* seiner Kraft 12b und Verderben stand bereit für sein Straucheln. 13a Seine Haut wurde von Krankheit gefressen*, 13b der Erstgeborene des Todes* fraß seine Glieder. 14a Ausgerissen wurde er aus seinem Zelte, seinem Zufluchtsort, 14b und hingetrieben zum König der Schrecken. 15a Nichts* wohnte in seinem Zelt, 15b über seine Stätte wurde Schwefel gestreut.
B
IVA
16a „Unten verdorren seine Wurzeln 16b und oben verwelken seine Zweige.“ 17a Sein Andenken verschwand aus dem Lande 17b und ihm blieb kein Namen auf der Straße. 18a Er wurde vom Licht in die Finsternis gestoßen 18b und vom Festland verjagt. 19a Er hat keine Nachkommen und Kinder unter seinem Volk, 19b und keinen, der übrigblieb an seinen Stätten. 20a Die im Westen* entsetzten sich über seinen Tag, 20b und die im Osten* ergriff die Furcht.
B
21a Ja, so geht es den Wohnungen der Ungerechten 21b und so dem Ort, den El nicht kennt.
61
62
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
2.2.3. Text- und Literarkritik 1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.223 2a Die Partikel hfn) f -da( treffen wir am Anfang der ersten BR in 8,2 als }f)-da(; deswegen ist die Frage berechtigt, ob die Partikeln nicht ursprünglich doch einheitlich gewesen sind, entweder beide lang (das Kolon 8,2a ist zu kurz) oder beide kurz (das Kolon 18,2a mit 20 Konsonanten zu lang). Der Redeanfang steht gewiß unter dem Einfluß von 19,2 und könnte als Schreibfehler erklärt werden. Das Problem des Plurals in V. 2f. ist seit langem bekannt, weil die angeredeten Personen nicht die Freunde sein können, sondern allein Hiob (siehe unten). G übersetzt wahrscheinlich richtig im Singular.224 Wie die eröffnende Partikel, kann auch die Pluralform vom Anfang der vorausgegangenen Rede (19,2) beeinflußt sein. Außerdem verkürzt die Singularform deutlich die Zeile auf 17–18 Konsonanten; 20 Konsonanten wären in den ursprünglichen Freundesreden völlig ausnahmslos.225 In der jüngeren Auslegungsgeschichte wird angenommnen, daß Hiob im Plural angeredet wird,226 oder Hiob und seinesgleichen oder anonyme Zuhörer227 oder die Freunde228. Wörtlich: „Wann endlich machst du Schluß den Worten?“ Die Bedeutung des Wortes y"cn: iq muß aus der Parallele zu HR 16,3 abgeleitet werden (vgl. auch ER 22,5). Eine aramaisierende Auflösung der Verdoppelung von c wird in jånqe öfters angenommen.229 Wenn auch das arabische Wort qansun, „Jagd“,230 ähnlich klingt, ist es nicht überzeugend. Die Derivationen aus dem Akkadischen – qinnāzu(m), „Peit-
223 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.). 224 Ihr knüpfen B. Duhm (1897), 93f.; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 157; S. Terrien (1963), 13, 138; R.E. Murphy (1981), 32, und O. Kaiser (2006), 34, an; vgl. J.E. Hartley (1988), 273. 225 Siehe dazu unten, S. 89–91. 226 So L. Hirzel (1852), 114; F. Delitzsch (1876), 226; N. Peters (1928), 186 („beabsichtigte Feinheit“); H.H. Rowley (1980), 158; R. Gordis (1978), 190; A. van Selms (1982), 158; N.C. Habel (1985), 280, und M.H. Pope (1985), 133. 227 So A. Dillmann (1891), 158; A. Weiser (1980), 136; H. Groß (1986), 68. Vgl. auch N.H. Tur-Sinai (1981), 285: „summary of utterances of Job“. 228 G. Fohrer (1963a), 296; F. Horst (1968), 267; E. Dhorme (1967), 257, und M. Witte (1994), 64. Dagegen stellt A. de Wilde (1981), 201, V. 2 an den Anfang von c. 19 um. 229 Vgl. z.B. KBL3, 1044b; N. Peters (1928), 184; G. Fohrer (1963a), 296; F. Horst (1968), 263; J.E. Hartley (1988), 273, Anm. 3; F. Hesse (1978), 119; H. Strauß (1998), 75, Anm. 17, u.a. 230 Vgl. AWSG2, 706b; L. Hirzel (1852), 113; F. Delitzsch (1876), 226; A. Dillmann (1891), 158; P. Szczygiel (1931), 108; H.H. Rowley (1980), 158; R. Gordis (1978), 190; N.C. Habel (1985), 281.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
63
sche“,231 und kursu(m), „Fessel“232 – passen ebenso wenig an diese Stelle und wären nicht besser als „Jagd“. Da die Zeile gewiß unter (aramaisierenden?) Bearbeitungen gelitten hat, läßt sich auch bei diesem Wort ein Schreibfehler nicht ausschließen, ein einfaches j"q würde kolometrisch berechtigt sein.233 2b Auch hier soll es sich vermutlich wie in V. 2a um eine Singularform handeln. 3b In M steht Unyim+ : ni aus )+m, „unrein sein“; die Mehrheit der Ausleger nehmen aber die aus {m+, „dumm sein“, abgeleitete Bedeutung an.234 Wird V. 2 konjiziert, muß auch hier ursprünglich Suffix 2. masc. sing. gestanden sein. 4 Die erste Strophe wirkt poetologisch und kolometrisch in sich geschlossen. Allein V. 4 fällt als Trikolon auf. Da V. 4bα.β dem Parallelismus membrorum folgt und wie für die Freundesreden typisch als rhetorische Doppelfrage mit der Fragepartikel h A gestaltet wird, dürfte das erste Kolon eine nachträgliche Erweiterung sein.235 Außerdem fällt V. 4a wegen des in dieser Rede sehr seltenen Partizips auf (vgl. V. 10. 12). Dem Ergänzer ging es darum, die Unangemessenheit des selbstzerstörerischen Verhaltens Hiobs zu unterstreichen. Der gewöhnliche Wortschatz läßt keine sicheren Folgerungen über die Herkunft des Eintrags zu. So ist z.B. va) allen Redaktionsschichten eigen, trotzdem sind alle drei nur bei einem, nämlich beim Gerechtigkeitsbearbeiter, nachweisbar. 4a Wörtlich: „Der seine Seele zerreißt in Zorn“. 5a Die Pluralform ist hier singularisch übersetzt, weil die folgenden Suffixe vermutlich wegen des stilistischen Gleichklangs im Singular verwendet werden. Die Tempora können hier und weiter wegen des beherrschenden Hamet’s und daher eher von der ‚Lehrerzählung’ und nicht vom ‚Weisheitsgedicht’ ausgehend narrativ übersetzt werden.236
231 232 233 234
Siehe AHW, II 922a. Siehe AHW, I 512a; falsch gelesen als qinsu – so E. Dhorme (1967), 257 u.a. Zu stat. cons. siehe GK28, § 130a. UnoM+ a n: , z.B. F. Horst (1968), 266; H.H. Rowley (1980), 158; M.H. Pope (1985), 133; N.C. Habel (1985), 281, u.a. 235 So auch G. Hölscher (1952), 43; G. Fohrer (1963a), 297; F. Hesse (1978), 119; M. Witte (1994), 64, und O. Kaiser (2006), 35. Dagegen hält A. de Wilde (1981), 201, V. 4bβ für eine Glosse aus 14,18. Einige Forscher haben ähnlich wie B. Duhm (1897), 93f. versucht, V. 4a ein Kolon bzw. mehrere Kola voranzustellen, die Mehrheit lassen aber das Trikolon stehen. 236 Siehe H. Bobzin (1974), 254ff.
64
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
7b In M steht Uh"kyil$ : t a , „ihn stürzt“. Wahrscheinlicher ist der Text aber nach G (σφάλαι δέ – Uh"lyi$k: t a w: , „straucheln“, „wanken“237) zu verbessern. Vgl. z.B. ER 4,4 und Prv 4,19. 9b Statt des Jussivs q"zx A ya lies als Imperfekt qizx A ya oder qyizx A ya .238 11b Wörtlich: „Seine Füße“. 12a Das Kurzimperfekt besitzt hier narrativische Funktion.239 BHS ergänzt Ono) richtig mit der Präposition B : ; das sonst sehr kurze Kolon (9 Konsonanten) gewinnt ein wenig an Länge. 13a Die Wendung y"DaB lak)oy in M steht vermutlich unter dem Einfluß von V. 13b und ist wegen des Parallelismus und der Kolometrie nach BHS zu verbessern: yaw:dB i l"k) f y" .240 13b G. Fuchs kritisiert den für eine dichterische Personifikation gehaltene Ausdruck „der Erstgeborene des Todes“, weil der Tod keine Nachkommen haben könne. Daher nach ihr appositionell zu verstehen: „Der Erstgeborene, der Tod / Mot“.241 Wir bleiben bei der üblichen Übersetzung wegen einer Parallele zu V. 14b.242 15a Der Ausdruck Ol-yilB : m i ist unverständlich. Gegen alle interessanten Lösungen, zumal die von M. Dahood – l"Bm a (aus dem Akkadischen nablu, oder Ugaritischen nblat – „Feuer“, „Flammen“),243 die zu dem Parallelismus passen würde – oder R. Gordis – lUBam, „Flut“244 – spricht der durchgehende Reim von O- und t- in der dritten Strophe. Deswegen ist das Suffix 3. sing. masc. erforderlich und der Vorschlag, hier Ol )ol zu lesen, passend.245 20 Die „im Westen“ und „Osten“ sind nach den Versionen die, die waren und kommen werden. So übersetzen auch einige Forscher,246
237 Mit BHS u.a. 238 So BHS, S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 118; G. Fohrer (1963a), 297; F. Horst (1968), 266; H. Bobzin (1974), 257, u.a. 239 Siehe H. Bobzin (1974), 258. 240 So auch K. Budde (1913), 94; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 119; N. Peters (1928), 190; G. Fohrer (1963a), 298; S. Terrien (1963), 141; H.H. Rowley (1980), 162; E. Dhorme (1967), 265; A. de Wilde (1981), 203; J.E. Hartley (1988), 277, Anm. 3. Zur „Haut“ (rO() im Hiobbuch vgl. R. Kessler (1992), 149f. 241 G. Fuchs (1993), 111–113. 242 Siehe auch unten, S. 186f. 243 M. Dahood (1957), 312ff. 244 R. Gordis (1978), 193. 245 So nämlich S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 119; F. Horst (1968), 273, und J.E. Hartley (1988), 277, Anm. 6. Vgl. auch V. 17b und 19a. Vgl. auch unten, S. 137. 246 Z.B. L. Hirzel (1852), 117; K. Budde (1913), 95; R. Gordis (1978), 194.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
65
doch wegen Joel 2,20 und Sach 14,8 sind sie als Himmelsrichtungen gemeint.247
2.3. Exkurs: Die sogenannte dritte Bildadrede (Hi 25) 2.3.1. Kolometrie 1 wycn bldd hšhy wy'mr
17
2a hmšl wphd cmw 2b cśh šlwm bmrwmyw
11 14
3a hyš mspr lgdwdyw 3b wcl my l' yqwm 'wrhw
14 16
4a wmh ysdq 'nwš cm 'l 4b wmh yzkh ylwd 'šh
15 14
5a hn cd yrh wl' y'hyl 5b wkwkbym l' zkw bcynyw
15 18
6a 'p ky 'nwš rmh 6b wbn 'dm twlch
11 11
2.3.2. Übersetzung 1* Da hob Bildad von Schuach und sprach: 2a Herrschaft* und Schrecken sind bei ihm, 2b der Frieden in seinen Höhen macht. 3a Haben seine Scharen eine Zahl? 3b Über wem geht denn sein Licht* nicht auf? 4a Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott, 4b wie ein vom Weibe Geborener rein? 5a Siehe*, sogar der Mond leuchtet nicht hell* 5b noch sind die Sterne rein vor seinen Augen, 6a wieviel weniger der Mensch, ein Gewürm, 6b und Menschenkind, der Wurm?
247 Vgl. T.H. Robinson (1964), 62; F. Horst (1968), 275; H.W. Wolff (1975), 74, und J.E. Hartley (1988), 280, Anm. 16. Vgl. noch Dtn 11,24; 34,2; Ez 10,19; 11,1; 47,8; und unten, S. 188 und 261.
66
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
2.3.3. Textkritik und Begründung des sekundären Charakters 1 Die Überschrift mag hier tertiär sein oder auch von der bereits vorhandenen Gestalt der Freundesreden ausgehen.248 In einer Handschrift wird Hiob als der Redende dargestellt, höchstwahrscheinlich fehlerhaft.249 2–6 Der Hiobdialog mündet in das Unschuldsbekenntnis und Reinigungseid Hiobs in c. 27*.29–31* und in die Gottesreden. Die dritte BR ist ein späterer Eintrag, der auf der Voraussetzung beruht, daß der Dialog aus drei Redegängen besteht. Wie M. Witte in seiner Studie250 hinreichend bewiesen hat, ist diese Rede dem sog. Niedrigkeitsbearbeiter zuzuschreiben. Ebenso haben wir uns seiner These über die gleiche Herkunft von 4,12–21 und 15,11–16 angeschlossen und es am Beispiel zahlreicher inhaltlicher, stilistischer und poetologischer Momente bestätigt.251 Die wortwörtliche Parallele von V. 4f. zu 15,14f. (nur vier Worte weichen ab) läßt den sorgsamen Leser schon beim ersten Blick stutzen. Aber noch belegt das Thema dieser Bearbeitungen – kreatürliche Sündhaftigkeit des menschlichen Wesens und seine Niedrigkeit vor Gottes Erhabenheit –, daß wir es hier mit dem Niedrigkeitsbearbeiter zu tun haben. Ihre Tendenz widerspricht dem auf die tatsächlichen Sünden Hiobs zurückgreifenden252 und wegen der doch vorhandenen Möglichkeit der Umkehr optimistischen Ton der ER bzw. der Freundesreden253 durchaus. Wegen des makrotextlichen chiastischen Aufbaus dieser Rede liegt die Vermutung nahe, daß es sich hier nicht um ein Fragment eines ursprünglich längeren Texts handelt, weil wir dann hier sonst einen stilgerechteren Abschnitt oder zusätzliche Fragmente erwarten dürften. Wie M. Witte festgestellt hat, enthält jedes Bikolon einen besonderen Platz im Aufbauschema, in dem eine anthropologische These in der Mitte in V. 4 steht, die von zwei Komparationen V. 3 und 5 umgeben ist und durch eine theologische These in V. 2 eingeleitet und durch die Konklusion in V. 6 abgeschlossen wird.254 Ein ähnlicher übergreifender Chiasmus läßt sich sonst in den Freundesreden nicht be248 Vgl. oben zu 4,1 (S. 22f.). 249 Dagegen vgl. H. Strauß (2000), 102. 250 M. Witte (1994), 59ff.91ff. Siehe ferner bei ihm (1994; 1995) auch zu den Schwierigkeiten der Rekonstruktion des dritten Redegangs. 251 Siehe oben, S. 24f. und 38. 252 Vgl. 15,5f.; 22,5–9.13f. 253 Vgl. z.B. 5,8; 8,6; 11,13–16 und alle Schlußverheißungen am Ende der Reden 5,17–26*; 8,21f.; 11,17–20*; 22,23.26–30. 254 Siehe exakter bei M. Witte (1994), 60f.
Die ursprüngliche Gestalt der Bildadreden
67
obachten. Zusätzlich fehlen in c. 25 im Vergleich zu ihnen die klar gezeichnete persönliche Anrede Hiobs, das Summarium am Ende und die direkten Hinweise auf Gottlose oder Bösewichter.255 Im Anschluß an die Einleitungen 4,12–16; 15,11–13 und 25,2f.256 ähneln sich die eigentlichen Botschaften des Niedrigkeitsbearbeiters in 4,17–19; 15,14–16 und 25,4–6 in dem Maße, daß sie ausschließlich von einer Hand oder aus einem Gedankenkreis stammen können. Alle fangen in 4,17; 15,14 und 25,4 mit rhetorischen Doppelfragen an, die programmatisch nach dem Gerechtsein des Menschen fragen.257 Die Doppelfrage wird jeweils durch einen Schluß a maiore ad minus in 4,18f., 15,15f. und 25,5f. beantwortet, indem zuerst auf das Mißtrauen Gottes (4,18 und 15,15: }m) Hi.; 15,15 und 25,5: \kz) gegenüber den höchsten oder kosmologischen Erscheinungen (15,15: {iym a $ f ; 25,5: {yibkf Ok) oder Wesen (4,18: wyfk) f l : m a ) hingewiesen wird (}"h am Anfang von und )ol innerhalb des Kolons) und anschließend die Geringfügigkeit des Menschen (15,16: $yi); 25,6: $OnE) und {fd) f ) betont wird (va) am Anfang von 4,19, yiK-va) in 15,16 und 25,6258). In keiner der ursprünglichen Freundesreden treffen wir auf so massive inhaltliche oder stilistische Überschneidungen. Anders als in ihnen werden in 15,14f. und 25,4f. die Verben hkz und \kz statt des in 8,6 und 11,4 üblichen Adjektivs |az benutzt. Darüber hinaus ist den Freundesreden kein hymnischer Unterton eigen, der sich bereits in den Nominalsätzen des Eröffnungsverses 25,2 zu erkennen gibt.259 Die Freundesreden bleiben dagegen im Stilbereich der Mahnung und Lehre. Die Stilistik von c. 25 hebt sich durch die im Gegensatz zu den Freundesreden maßlose Häufung zahlreicher Alliterationen und Reimen hervor: Z.B. -h am Anfang von V. 2.3.5; -m in V. 3f.; -) innerhalb von V. 4.6; Suffix 2. masc. sing. am Ende der Zeilen in V. 2b.3a.5b; der Laut l- am Ende in V. 4a.5a; Homoioteleuton hf- in V. 6a.b.260 Die kolometrischen Grundsätze der Freundesreden werden in c. 25 nicht mehr eingesetzt. Während die kurzen Anfangs- und Endverse (11:14 und 11:11) noch erklärbar sind, wirkt V. 5 überlang (15:18). An255 Vgl. unten, S. 139ff. 256 In zwei Einleitungen ist das Wort daxPa (4,14; 25,2) vertreten. 257 Zum Wortschatz: $OnE), qdc und hkz in 15,14 und 25,4; in 4,17 und 25,4 hOlE) oder l"); in 15,14 und 25,4 als Parallele zum Menschen hf<) i dUl:y. 258 Die Konjunktion va) ist nur einmal in den ursprünglichen Freundesreden in 15,4 belegt, die Konstruktion yiK-va) ist hingegen Sondergut des Niedrigkeitsbearbeiters. 259 Vgl. zusätzlich charakteristische Wörter wie {Orfm, h&( (V. 2 und 5,9.11), rfPs : m i , lOdfg (V. 3 und 5,11) aus dem hymnischen Abschnitt 5,9–14; siehe dazu oben, S. 28–31. 260 Vgl. unten, S. 130ff.
68
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
dererseits herrschen hier in diesem Kapitel andere Prinzipien, z.B. ist die Konsonantenzahl vor und nach dem Wort l") in V. 5 gleich.261 Mithin kann es als bewiesen gelten, daß die sogenannte dritte Bildadrede nicht zum ursprünglichen Hiobdialog gehört und zusammen mit den Ergänzungen in Hi 4,12–21 und 15,11–16 von einer späteren ergänzenden Hand stammt und nach M. Witte dem Niedrigkeitsbearbeiter zuzuschreiben ist.262 2a Inf. abs. l"$m : h a wird hier substantivisch benutzt. 3b Das Wort Uh"rO) wird öfters aufgrund von G als Ob:rO) gelesen – „und gegen wen hielte sein Hinterhalt nicht stand“.263 Wir möchten wegen des „kosmologischen“ Parallelismus264 das Wort unverändert lassen.265 5a Die Interjektion }"h ist hier grundsätzlich auch konsekutiv als „wenn“ übersetzbar, um die Verbindung zu yiK va) in V. 6 besser zu äußern.266 Das Wort lyih) A ay ist oft als l"hyæ , „zelten“, verstanden worden,267 kann aber inhaltlich und als Nebenform zu llh so stehen bleiben.268
261 M. Witte (1994), 61. 262 Daß c. 25 nicht ursprünglich ist, haben z.B. P. Volz (1921), 27; J. Lindblom (1945), 74f. [184f.]; H.L. Ginsberg (1969), 104, Anm. 3; J. Vermeylen (1994), 108ff.; A. Scherer (2008), 98–100, vermutet. An die These M. Wittes knüpfen auch O. Kaiser (1994), 72ff.; (2006), 47, und J. van Oorschot (2007), 182–184, an. Öfters ist c. 25 mit anderen Teilen aus dem dritten Redegang kombiniert worden, u.a. S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I xxxviiiff.214f.; E. Dhorme (1967), 370ff.; G. Hölscher (1952), 60ff.; S. Terrien (1963), 180ff.; M.H. Pope (1985), 180ff.; R. Gordis (1978), 273ff.; N.C. Habel (1985), 360ff.; J.E. Hartley (1988), 355ff. C. 25 wird als Fragment einer längeren BR z.B. von P. Volz (1921), 27 (gehört zu c. 8); und ähnlich von C. Westermann (1956), 64f.; G. Fohrer (1963a), 374f.; F. Hesse (1978), 149f., und G. Fuchs (1993), 133–135, angedeutet. 263 So z.B. E. Dhorme (1967), 368f.; G. Hölscher (1952), 60; G. Fohrer (1963a), 374; H. Bobzin (1974), 336. 264 M. Witte (1995), 124. 265 So die Mehrheit, z.B. F. Delitzsch (1876), 332f.; A. Dillmann (1891), 223; K. Budde (1913), 141; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 176; N. Peters (1928), 271; A. Weiser (1980), 188; F. Hesse (1978), 149f.; M.H. Pope (1985), 181f.; R. Gordis (1978), 276; N.C. Habel (1985), 365; J.E. Hartley (1988), 356; H. Strauß (2000), 101f. 266 So E. Dhorme (1967), 369; H. Bobzin (1974), 337, vgl. M. Witte (1995), 127. 267 So z.B. BHS, E. Dhorme (1967), 369; G. Hölscher (1952), 60, u.a. 268 F. Delitzsch (1876), 333; K. Budde (1913), 142; G. Fohrer (1963a), 374; F. Hesse (1978), 149f.; R. Gordis (1978), 277; M. Witte (1995), 128, u.a.
69
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
3. Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden 3.1. Die erste Zofarrede (Hi 11) 3.1.1. Kolometrie269 1a wycn spr hncmty wy'mr
IA
B
14 15
3a bdyk mtym yhryšw 3b wtlcg w'yn mklm
14 13
4a wt'mr zk lqhy 4b wbr hyyty bcynyk
11 14
5a w'wlm my ytn 'lwh dbr 5b wypth śptyw cmk
17 13
6a wygd lk tclmwt hkmh ky pl(')ym* ltwšyh 6b wdc ky yšh lk 'lwh mcwnk
IIA
B
IIIA
B
18
2a hrb dbrym l' y nh 2b w'm 'yš śptym ysdq c
7a hhqr 'lwh tms' 7b 'm cd tklyt šdy tms'
16 12/13(11) 19
12 16
8a gbhh [m]šmym* mh tpcl 8b cmqh mš'wl mh tdc
15(14) 14
9a 'rkh m'rs mdh 9b wrhbh mny ym
11 10
10a 'm yhlp wysgyr 10b wyqhyl wmy yšybnw
12 15
11a ky hw' ydc mty šw' 11b wyr' 'wn wl' ytbwnn
14 16
12a w'yš nbwb ylbb 12b wcyr pr' ylmd*
12 11(14)
13a 'm 'th hkynwt lbk 13b wprśt 'lyw kpk
14 12
14a 'm 'wn bydk trhyqhw* 14b w'l tškn b'hlk* cwlh
16 16(17)
15a ky 'z tś' pnyk mmwm 15b whyyt msq wl' tyr'
15 15
269 Siehe oben, Anm. 1.
(L: kplym)
(L: gbhy šmym)
(L: 'dm ywld)
(L: hrhyqhw)
70
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
IVA
B
16a ky cth* cml tškh 16b kmym cbrw tzkr
12 12
17a wmshrym yqwm hld 17b tcph kbqr thyh
14 12
18a wbtht ky yš tqwh 18b whprt lbth tškb
13 13
19a wrbst w'yn mhryd
14
19b whlw pnyk rbym 20a wcyny ršcym tklynh
12 16
20b wmnws 'bd mnhm wtqwtm mph npš
12 12
(L: 'th)
3.1.2. Übersetzung 1* Da hob Zofar von Naama an und sprach:
IA
2a Soll dieser Wortschwall ohne Antwort bleiben*, 2b oder der Schwätzer* Recht behalten, 3a dein Geschwätz Männer zum Schweigen bringen, 3b sollst du spotten, unwiderlegt?*
B
4a Du sagtest: „Rein ist meine Lehre, 4b lauter bin ich in deinen Augen“. 5a O möge Gott mit dir reden* 5b und seine Lippen auftun gegen dich! 6a* Um dir die Geheimnisse der Weisheit zu zeigen, denn sie ist wie ein Wunder* für den Verstand, 6b daß du erkennst, wie Gott dich wegen deiner Schuld noch zur Rechenschaft ziehen wird.*
IIA
7a Kannst du die Tiefe Gottes ergründen 7b oder die Grenze Gottes erreichen? 8a* Die höher ist [als]* Himmel: Was kannst du tun? 8b die tiefer ist als Unterwelt: Was kannst du wissen? 9a deren Maß länger als die Erde ist 9b und breiter als das Meer.
10a Wenn er daherfährt und verhaftet 10b und einberuft, wer wird ihn hemmen? B
11a Ja, er kennt die bösen Menschen, 11b und sieht er die Sünde; soll er’s nicht merken?*
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
71
12a Doch ein hohler Mensch kann verständig werden, 12b und das Füllen eines Wildesels gelehrig.* IIIA
13a Wenn du dein Herz zurichten 13b und zu Ihm* deine Hände ausbreiten würdest, 14a wenn du die Sünde in deiner Hand entfernst* 14b und kein Unrecht in deinem* Zelt wohnen läßt,
B
15a dann wirst du dein Antlitz ohne Makel erheben 15b und gefestigt sein* ohne dich zu fürchten, 16a denn dann* wirst du die Mühsal vergessen 16b und ihrer wie verflossener Wasser gedenken.
IVA
17a Wie* Mittag wird das Leben aufgehen, 17b Finsternis* wird wie Morgen sein. 18a Dann wirst du vertrauen, daß es Hoffnung gibt; 18b und beschützt sein*, dich sicher zu legen. 19a* Du wirst ruhen und niemand wird dich aufschrecken
B
19b Viele werden dein Angesicht umschmeicheln, 20a aber der Gottlosen Augen werden vergehen, 20b da* ihnen die Zuflucht entschwindet und ihre Hoffnung das Aushauchen der Seele ist.
3.1.3. Text- und Literarkritik 1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.270 2a Wörtlich: „Nicht geantwortet“. 2b Wörtlich: „Mann der Lippen“. 3b Statt ga(l : T i wa lies ga(l : t i w: ,271 weil das Bikolon von der Fragepartikel h A in V. 2a abhängig ist. Wörtlich: „Und es ist keiner da, der widerlegt“. 5a Merke die seltene Konstruktion der Formel }"Tyi -yim mit Infinitiv.272 6 Eine von G. Fohrer wegen des problematischen Trikolons durchgeführte Strophengliederung (besonders V. 2–4 und 5f.)273 ist unmöglich, weil V. 6 eine nachträgliche erklärende Interpretation zu V. 5 bil-
270 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.). 271 So BHS, K. Budde (1913), 52; E. Dhorme (1967), 157f.; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 67, und besonders H. Bobzin (1974), 173f. 272 Siehe dazu E. Dhorme (1967), 158, G. Fohrer (1963a), 221, und zum Vergleich W. Groß (2007), 33ff. 273 G. Fohrer (1963a), 220.
72
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
det274 und V. 2f. und 4f. von unserer Analyse ausgehend275 voneinander nicht zu trennen sind. In V. 6b fällt der Übergang vom irrealen Imperfekt zum Imperativ sowie die kolometrische Überlänge und Unausgewogenheit (16:13:19) auf. Außerdem verdeutlicht eine schwache Überlänge von V. 5 (17:13) und V. 7 (12:16) die Zäsur zwischen zwei Strophen. Beim benutzten Wortschatz fällt eine Reihe von sehr seltenen Wörtern auf: hfml u (A aT (dreimal im AT), lepKe (dreimal), hæY$ i UT (zwölfmal); bei den ersten beiden treffen wir auf die anderen Belege in den sekundären Teilen des Hiobbuches in 28,11 und 41,5; beim dritten handelt es sich um ein im Hi sechsmal vorkommendes Wort, das dreimal in den von uns und von M. Witte der Majestätsredaktion zugeschriebenen Stellen (5,12; 12,16; 26,3) belegt ist.276 Die im ursprünglichen Hiobdialog programmatische hfmk: x f ist hier überflüssig277 und h$n (im Hi nur hier 278 und 39,17 ) verstärkt den Eindruck, daß der Vers nachträglich vom Majestätsredaktor eingeschoben worden ist. 6a In M eigentlich {iyl a p: ki , „das Doppelte“;279 besser aber wie BHS und die meisten Kommentatoren {iyl f p: = {yi)l f p: , „die Wunder“. 6b Das Verb h$n mit l und }im in M wäre einmalig und unsicher. Lies deswegen !:l) a $ : iy.280 8–9 An dieser Stelle müssen wir erneut M. Witte Recht geben und V. 8f. als Glosse betrachten.281 Sie bildet mit ihrer Alliteration (auf mLaut aufgebaut), ihrem Reim (viermal Adjektiv fem. am Anfang der Zeilen) und Satzaufbau (rhetorische Nebensätze in V. 8a.b und Nominalsätze in V. 9) ein unübertroffenes hymnisches Kunststück, das aber im Kontext des stilistischen Aufbaus der Freundesreden einzigartig wäre. Diese von Psalmen- und Proverbiensprache beeinflußte (zu V. 8a vgl. Ps 103,11; zu V. 8b vgl. Prv 9,18; zu V. 9b vgl. Ps 104,25) Glosse gehört anscheinend zu derselben redaktionellen Ebene mit den hymnischen Versen 22,12.17 (vgl. HaboG, {iym a $ f und l(p) und 5,9ff. Mithin erweist 274 Die Verbesserungsversuche und Scheidungen sind sehr unterschiedlich: E. Dhorme (1967), 158f., und J. Lévêque (1970), 241, streichen V. 6aβ, aber G. Beer (1895/97), 68; G. Hölscher (1952), 32; H. Bobzin (1974), 175ff., und J.E. Hartley (1988), 195, Anm. 6, V. 6b; den ganzen V. 6 streicht M. Witte (1994), 66. Mehrere Verse werden von J. Vermeylen (1994), 109f. (V. 4–6), und O. Kaiser (2006), 24 (V. 6–9) entfernt. 275 Siehe unten, S. 142–144 u.a. 276 Zu 5,12 siehe oben, S. 28–31; zu 12,16; 26,3 und auch 28,11 (!) siehe M. Witte (1994), 144ff.179ff. 277 Siehe oben, S. 30, Anm. 65, und unten, S. 284.291, Anm. 87. 278 Siehe M. Witte (1994), 179ff. 279 Vgl. GK28, § 134s. 280 Mit E. Dhorme (1967), 159; G. Hölscher (1952), 32; A. Weiser (1980), 82; H. Bobzin (1974), 176f., und H. Groß (1986), 46. 281 M. Witte (1994), 65ff. Mit ihm auch O. Kaiser (2006), 24.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
73
sie sich als Einfügung der Gerechtigkeitsredaktion.282 Gegen die Annahme, daß auch V. 7 oder V. 10 sekundär sein könnten,283 spricht vor allem der viergliedrige durchlaufende Strophenbau, außerdem aber auch die rhetorischen Elemente (die Doppelfrage aus Ah und {i) ist eine typische Kombination des Hiobdichters, nicht der Ergänzer),284 die kolometrische Ausgewogenheit gegenüber 15:14 in V. 8 und zu kurzen V. 9 (11:10), die übliche Parallelität von H a OlE) und yaD$ a 285 sowie das beide 286 Kola in V. 7 schließende Verb )fcm : iT . 8a Es ist sicher, daß V. 8f. ein poetisch ausgewogenes Paar bilden und deswegen statt {iym a $ f y"hb : Gf , „Himmelshöhen“, {iym a f <m i hfhobG: zu lesen ist. Darin herrscht auch breite Einmütigkeit. Vielleicht ist der Fehler auf 22,12 oder auf die Wendungen wie in Ps 103,11 zurückzuführen. 11b Viele konjizieren Ol statt )ol.287 Falls man keine Konjektur vornimmt, muß man mit H. Bobzin einen passivischen Zustandssatz oder mit L.J. de Regt eine rhetorische Frage annehmen.288 Für die rhetorische Frage spricht die wichtige Rolle solcher Fragen im Gesamtgefüge der Freundesreden, besonders am Anfang von c. 11. Auch im Nachbarvers 10b ist eine ähnliche Frage gestellt, mit der zusammen V. 11b die Mitte der Strophe prägt. 12b Bei dieser crux interpretum müssen wir uns entweder mit der Annahme eines nicht mehr verständlichen Sprichworts zufrieden geben oder die schöne Lösung von K. Budde289 annehmen, die dem in der Regel dreiwörtigen Rhythmus pro Zeile und dem gewöhnlichen Verbalsatz entspricht und durch Fehlschreiben erklärt werden könnte: Mithin läse man statt d"lUf yi {fd) f , „als Mann geboren wird“, d"mL f yi , „und ein Wildeselsfüllen sich zähmen lassen“.290 282 Zu den genannten Versen siehe oben, S. 28–31.49–51. 283 M. Witte, a.a.O., äußert den wegen des Wortschatzes berechtigten Verdacht bei V. 7 (in der Tat ist das Wort tyilk: T a im AT überhaupt nur fünfmal belegt, dabei im Hi noch in den sekundären Versen 26,10 und 28,3); O. Kaiser (2006), 24, streicht V. 7 und B. Duhm (1897), 63; G. Hölscher (1952), 32; H. Richter (1959), 75f., Anm. 198, und H. Bobzin (1974), 177f., streichen V. 10. 284 Siehe unten, S. 114f. 285 Vgl. unten, S. 203f. 286 Dasselbe Wort und dieselbe Form in zwei aufeinander folgenden Kola ist keine Ausnahme; vgl. unten, S. 124. 287 So schlagen E. Dhorme (1967), 162f.; G. Hölscher (1952), 32; A. Weiser (1980), 82, und J.E. Hartley (1988), 196, Anm. 12, vor. 288 H. Bobzin (1974), 178f.; L.J. de Regt (1996), 53. 289 K. Budde (1913), 54f. 290 Der Lösung schließen sich G. Fohrer (1963a), 220ff., H. Bobzin (1974), 179f.; A. de Wilde (1981), 157f. Ähnlich handelt es sich bereits bei W. Volck (1889), 36; und ferner bei E. Dhorme (1967), 163, und G. Hölscher (1952), 32.
74
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
13b D.h. zu Gott. 14a Entsprechend der Protasis in V. 13 muß auch V. 14 ähnlich verstanden werden,291 lies daher Uh"qyix:rT a .292 14b Lies !:lh)b, so viele Handschriften und breiter Konsens der Kommentatoren. 15b Wörtlich: „Festgegossen dasein“. 16a Lies mit S und der Mehrheit der Ausleger hfT(a -yiK, weil der Ausdruck für den Hiobdichter charakteristisch ist, hfT) f -yiK aber nur einmal und sekundär in Elihureden 34,33 vorkommt. Es liegt die Vermutung nahe, daß es sich hier wegen der durchgehenden Reihe der )-Alliteration in V. 12–16 und des hfT) a in V. 13 um einen Schreibfehler handelt.293 17a Die Präposition }im ist entweder als eine Ellipse zu verstehen294 oder durch die Präposition K: zu ersetzen, was auf dem Hintergrund von reqoBKa in V. 17b und der Wechselalliteration von ) und K am Anfang von V. 10–16 gar nicht ausgeschlossen wäre. 17b Statt des Verbs hfp(u T f lies das Nomen hfp(u :T, wie auch oft angenommen.295 18b Das Verb T f r : pa x f w: , „graben“, in Qal ist unklar sowie die Bedeutung „auskundschaften“,296 der Vorschlag, hier rpx II in Pu. T f r : aPx u w: , „beschützt sein“, zu lesen, ist aber durchaus relevant.297 19a Im letzten Fünfzeiler ist höchstwahrscheinlich – obwohl nicht hundertprozentig sicher – ein Kolon überflüssig, weil Trikola in den Freundesreden in der Regel nicht ursprünglich sind. Der Strophenbau und das ähnliche Summary appraisal der ersten BR sichern gewiß den V. 20 als ursprünglich. In V. 19f. ist es schwierig, etwas zu streichen, obwohl ein breiterer Konsens darüber herrscht, daß V. 19a sekundär ist.298 Fast alle Wendungen und Ausdrücke in V. 19–20 begegnen im Alten Testament öfters, V. 19a fällt aber als eine V. 18 kommentierende Zeile auf. Abgesehen von }iy) a und im Gegensatz zu den anderen vier Kola qualifiziert in ihr der Wortschatz anders: Das Verb jbr bildet im Hiobbuche ein Hapaxlegomenon, und die Wurzel drx begegnet nur
291 292 293 294 295
So richtig E. Dhorme (1967), 164; H. Masing (1931), 83; N.C. Habel (1985), 204. Ähnlich G. Hölscher (1952), 32. Siehe Dav3, § 131 R2. Siehe H. Bobzin (1974), 182; ebenso meinen fast alle Exegeten. G. Beer (1895/97), 70; E. Dhorme (1967), 165f.; G. Hölscher (1952), 32; F. Horst (1968), 163ff.; M.H. Pope (1985), 84ff.; J.E. Hartley (1988), 200, Anm. 6, u.a. 296 Vgl. Ges17, 250a und KBL3, 327a. 297 Siehe besonders E. Dhorme (1967), 166; aber auch BHS, G. Hölscher (1952), 32; G. Fohrer (1963a), 221f.; H. Bobzin (1974), 183; H. Groß (1986), 47, u.a. 298 So G. Hölscher (1952), 32; G. Fohrer (1963a), 221ff.; H. Bobzin (1974), 183, und F. Hesse (1978), 89. Dagegen streicht O. Kaiser (2006), 24, V. 19b.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
75
noch in der letzten Elihurede 37,1. So bliebe in Gestalt von V. 19b und 20a ein antithetisches Bikolon übrig, das zusammen mit dem Bikolon V. 20aβ.b im Gegensatz zu V. 19a vom m-Reim unterstrichen wird. 20b Die Kopula am Anfang dieser Zeile kann am besten durch den Charakter eines Zustandssatzes erklärt werden.299
3.2. Die zweite Zofarrede (Hi 20) 3.2.1. Kolometrie300 1 wycn spr hncmty wy'mr
IA
B
IIA
B
IIIA
18
2a lkn ścpy yšybwny 2b wbcbwr[h]* hwšy by
14 13(12)
3a mwsr klmty 'šmc 3b wrwh mbynty ycnny
13 15
4a hz't ydct mny cd 4b mny śym 'dm cly 'rs
13 15
5a ky rnnt ršcym mqrwb 5b wśmht hnp cdy rgc
16 14
6a 'm yclh lšmym śy'w 6b wr'šw lcb ygyc
15 12
7a kgllw lnsh y'bd 7b r'yw y'mrw 'yw
13 12
8a khlwm ycwp wl' yms'whw 8b wydd khzywn lylh
19 14
9a cyn šzptw wl' twsyp 9b wl' cwd tšwrnw mqwmw
16 17
10a bnyw yrsw dlym 10b wydyw tšbnh 'wnw
12 13
11a csmwtyw ml'w clwmw 11b wcmw cl cpr tškb
16 13
12a 'm tmtyq bpyw rch 12b ykhydnh tht lšwnw
14 15
13a yhml clyh wl' yczbnh 13b wymncnh btwk hkw
17 14
299 Vgl. H. Bobzin (1974), 183. 300 Siehe oben, Anm. 1.
76
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
B
IVA
14a lhmw bmcyw nhpk 14b mrwrt ptnym bqrbw
13 15
15a hyl blc wyq'nw 15b mbtnw ywršnw 'l
12 13
16a r'š ptnym yynq 16b thrghw lšwn 'pch
12 15
17a 'l yr' bplgwt [yshr]* 17b * nhly dbš whm'h
15(11) 12(16)
18a mšyb ygc[w] <w>l'* yblc 18b bhyl* tmwrtw <w>l'* ycls
14 16(17)
19a ky rss zb dlym 19b byt gzl wl' ybnhw
12 14
20a ky l' ydc šlw(h) bbtnw 20b bhmwdw l' ymlt
15/16 12
21a 'yn śryd l'klw 21b cl kn l' yhyl twbw
12 14
22a bml'wt śpqw ysr lw 22b kl yd cml tbw'nw
15 13
c
B
VA
23a yhy lml' btnw
B
VIA
13 15(16)
24a ybrh mnšq brzl 24b thlphw qšt nhwšh
12 14
25a šlh <w>ys'* mgwh 25b wbrq mmrrtw [yhlk]*
10(11) 14(10)
26a kl hšk tmwn l<spwny>w* 26b t'klhw 'š l' nph yrc śryd b'hlw
(L: clymw blhwmw)
(L: šlp)
8(12)
11(16) 13 12
27a yglw šmym wnw 27b w'rs mtqwmmh lw
12 13
28a ygl yb<w>l* bytw 28b ngrwt bywm 'pw
10(11) 12
29a zh hlq 'dm ršc m'lhym 29b wnhlt 'yš mry* m'l
17 14(12)
c
B
11
23b yšlh bw hrwn 'pw wymtr clyw mbl hmw*
clyw 'mym*
(L: khyl)
(L: 'mrw)
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
3.2.2. Übersetzung 1* Da hob Zofar von Naama an und sprach:
IA
2a Deshalb* komme ich zurück auf meine Rede,* 2b und deswegen drängt es in mir:* 3a schmähliche Mahnung muß ich hören, 3b ungeduldige Einsicht antwortet mir.*
B
4a Weißt du es nicht* von jeher, 4b seit es Menschen auf Erden gibt,* 5a daß der Gottlosen Jubel ohne Dauer 5b und des Ruchlosen Freude für den Augenblick ist?
IIA
6a Mag auch sein Dünkel zum Himmel steigen 6b und sein Haupt an die Wolke reichen, 7a vergeht er wie sein Kot für immer, 7b die ihn sahen, sagen: „Wo ist er?“
B
8a Wie ein Traum verfliegt er und ist nicht zu finden, 8b und wie ein Nachtgesicht ist er verscheucht. 9a Das Auge kann ihn nicht mehr sehen,* 9b und seine Stätte ihn nicht mehr schauen.* 10a* Seine Söhne müssen die Armen anbetteln 10b und seine Hände das Vermögen zurückgeben. 11a Sind seine Gebeine* voll von Jugendkraft, 11b muß sie sich doch mit ihm zum Staube legen.
IIIA
12a Schmeckt süß das Böse in seinem Munde, 12b und verbirgt er es unter seiner Zunge, 13a hütet er es ängstlich und läßt es nicht los,* 13b und hält es in seinem Gaumen zurück,
B
14a verwandelt sich die Speise in seinem Gedärm, 14b zu Schlangengift* in seinem Innern. 15a Das Gut, das er verschlang, muß er ausspeien, 15b aus seinem Bauche treibt es El heraus. 16a* Er saugt das Schlangengift, 16b der Viper Zunge tötet ihn. 17a Ströme von [Öl]* soll er nicht sehen, 17b <...> Bäche von Honig und von Milch.
IVA
18a Was er erworben,* stattet er zurück und verschlingt es nicht, 18b er erfreut sich nicht* an* seinem eingetauschten Gut,
77
78
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
19a denn er zerschlug, er ließ* die Armen liegen, 19b beraubte die Häuser* und baute sie nicht aus.* B
20a Weil er in seinem Bauche keine Ruhe* kennt, 20b rettet er sich* nicht durch sein Kostbarkeiten; 21a weil seiner Freßgier nichts entging, 21b wird sein Glück nicht lange dauern.
VA
22a In seines Überflußes Fülle wird’s ihm eng, 22b so kommt nur Mühsal* über ihn.* 23a* Es wird geschehen, um seinen Bauch zu füllen.
23b Er* sendet auf ihn seines Zornes Glut und läßt auf ihn regnen Feuer seiner Wut*. B
24a Entflieht er vor der eisernen Rüstung, 24b durchbohrt ihn der eherne Bogen. 25a Der Spieß durchbohrt dann seinen Rücken,* 25b ein Blitz [tritt] aus seiner Galle [hervor].* *<...>
VIA
Schrecken auf ihn.
26a Nur* Finsternis ist für ihn aufbewahrt,* 26b es frißt ihn Feuer, das man nicht entfachte. *Schlecht
geht es* dem, was in seinem Zelt verblieb.
27a Die Himmel werden seine Schuld entblößen 27b wobei die Erde sich gegen ihn erhebt. 28a Ein Regensturz wälzt fort* sein Haus, 28b Sturzbäche* am Tage seines Zornes. B
29a Das ist des frevelhaften Menschen* Teil von Gott, 29b der Anteil eines Widerspenstigen* von El.
3.2.3. Text- und Literarkritik 1 Die Überschrift ist vermutlich sekundär.301 2a }"kl f bezieht sich als vorweggenommene Begründung auf V. 2b. 3302 und braucht nicht als }"k-)ol konjiziert zu werden. Viele beziehen das Wort aber auf das von Hiob vorher Gesagte.303
301 Siehe oben zu 4,1 (S. 22f.). 302 Ähnlich A. Dillmann (1891), 182; B. Duhm (1897), 111; E. Dhorme (1967), 289; N.H. Tur-Sinai (1981), 309; J.E. Hartley (1988), 300, Anm. 1. 303 S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 134; G. Hölscher (1952), 50; G. Fohrer (1963a), 325; M. Köhlmoos (1999), 224, Anm. 2, u.a.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
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Wörtlich: „Deshalb machen mich umkehren meine Gedanken“. Das Wort yinUbyi$y: ist höchstwahrscheinlich eine „abgekürzte Ausdrucksweise“ ohne rfbD f ,304 weil hier wie am Anfang der anderen Reden rfbfD oder hfLm i zu erwarten wären (vgl. auch Hi 13,22; Prv 18,13 u.a.). Bemerkenswert ist die Übersetzung von E. Dhorme: „this is why my thoughts bring me back“.305 2b Wörtlich: „und wegen meines Eilens in mir“. BHS u.a. möchten mit to)z ergänzen, am besten wäre aber der Vorschlag von O. Kaiser, hier HfrUbA(b a U, „und wegen dessen“, zu lesen. Bei yi$Ux handelt es sich um eine Sinnesäußerung.306 Ges18 nimmt Infinitiv mit Suffix an: „Ungestüm in mir“,307 wofür der weitere Infinitiv symmetrisch in zweiter Unterstrophe V. 4b spräche. Viele deuten als Substantiv „my sensation in me“.308 3 Übersetzt man wörtlich „und der Geist aus meiner Einsicht läßt mir antworten“, bleibt der Sinn undeutlich. Das Wort x a Ur ist oft mit den einleitenden Versen der anderen Reden (8,2; 15,2) verglichen und deshalb hier als „Wind“ = „leeres Wissen“ übersetzt worden.309 Es bedeutet aber eher Ungeduldheit oder Drängen: 15,2 ist x a Ur-ta(d a eher „ungeduldiges Wissen“ = eine zu schnell gezogene Folgerung. Der Vorschlag von BHS (yitnf yibm : statt yitnf yiBim) würde den Parallelismus gut retten. Unsere Übersetzung wird inhaltlich von dem Anfang der ersten ZR 11,2 unterstützt. 4a Das Versetzen des t)ozAh durch )olAh (so BHS u.a.) ist nicht nötig, weil es sich hier um eine rhetorische Frage handelt. Vgl. auch V. 29.310 4b Wörtlich: „Seit dem Setzen des Menschen auf Erden“. 9a Wörtlich: „Das Auge, das ihn erblickte, kann ihn nicht mehr sehen“.311 9b Das Wort {Oqfm wird hier feminin aufgefaßt.312 304 So KBL3, 1330b; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 86.134; N. Peters (1928), 216; G. Fohrer (1963a), 325; M. Köhlmoos (1999), 224, Anm. 3. 305 E. Dhorme (1967), 289. 306 Vgl. E. Dhorme (1967), 289, und S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 134f.; im Aramäischen und Neuhebräischen $Ux, „Schmerz empfinden“, „ängstlich sein“ (ANHW3, 141a), oder im Arabischen hassa, „fühlen, empfinden“ (AWSG2, 157bf.); KBL3, 288a möchte korrigieren U$uxyf von „schmerzvoll sein“. 307 Ges18, 332b. 308 F. Delitzsch (1876), 259f.; E. Dhorme (1967), 289; R. Gordis (1978), 214; N.H. Tur-Sinai (1981), 311. 309 N. Peters (1928), 217; S. Terrien (1963), 157 u.a.; ähnlich E. König (1900), 16, im ironischen Sinne. 310 So S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 135; G. Fohrer (1963a), 325; E. Dhorme (1967), 291; R. Gordis (1978), 214; J.E. Hartley (1988), 300, Anm. 1; vgl. GK28, § 150e. 311 Zu Utapzæ $ : siehe KBL3, 1350b.
80
Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
10–11 An dieser Stelle sind zwei Gedanken in den Text eingeschoben worden. In V. 10 muß der Gottlose sein Vermögen zurückerstatten, und seine Söhne werden bitterarm, in V. 11 muß er trotz seiner Jugendkraft verenden. V. 10 könnte eine an falscher Stelle eingetragene Glosse zu V. 19 sein. Dort würde er aber stilistisch (vgl. z.B. Kopula am Anfang von jedem zweiten Kolon, die in V. 14–22 fehlt, oder das Personalsuffix an die Pluralform des Nomens angeknüpft in V. 10) und der Wortwiederholung wegen ({yiLD a ) unangebracht sein.313 Ebenso wirkt die Alliteration von -( in V. 11 der Rede fremd und qualifiziert sich als Nachgebilde von 21,24.26. In der Struktur der sehr regelmäßigen Strophen und Unterstrophen sind V. 10f. eindeutig ein Fremdkörper. Fragt man nach der traditionsgeschichtlichen Ansetzung dieser Verse, hilft uns die Behandlung des gerechten Schicksals weiter. In der Tat sind trotz des dem Hiobbuch relativ bekannten Wortschatzes314 in dem dem Gerechtigkeitsbearbeiter zugeschriebenen Hauptanteil des 27. Kapitels315 }"B (V. 14), rfp(f (V. 16) und bk$ (V. 19) vorhanden. 11 Das Subjekt wfmUlA( des Verbs in V. 11b bildet eine abstrakte fem. Bildung.316 13 Wörtlich: „Spart es und nicht losläßt“. 14b Zur Übersetzung als „Gift“ siehe Beweise und Belege bei D. Pardee.317 16–17 Diese Verse sind ein Nachtrag von späterer Hand. V. 12–15 ist eine sowohl inhaltlich als auch stilistisch in sich geschlossene Strophe, und V. 16 paßt mit seinem Gedanken über Sterben durch die Zunge der Schlange nicht in ihren Rahmen. V. 16 kann auch wegen seiner Stilistik (merke Alliteration und Reim, Suffixe und Präpositionen) nicht umgestellt werden.318 V. 17 wäre mit der Feststellung, daß der böse 312 Siehe GK28, § 122 l; Joüon, § 134m. Vgl. H. Bobzin (1974), 278f. 313 So möchte E. Dhorme (1967), 294.299, mit B. Duhm (1897), 106 (auch S. Terrien [1963], 157f.), den Vers nach V. 19 umsetzen, aber A. Weiser (1980), 159, deutet richtig darauf hin, daß „es beim mosaikartigen Charakter der Bilder fraglich“ ist, die Verse umzusetzen. P. Volz (1921), 59, streicht V. 9b.10 und O. Kaiser (2006), 38, V. 10f. 314 Außer dem sehr seltenen Wort {yimUlA(, das nur viermal im AT vorkommt, dabei einmal in den Elihureden (33,25). 315 Siehe M. Witte (1994), 183ff.192. 316 Siehe E. Dhorme (1967), 294f.; vgl. Joüon, § 136h, § 150g; Dav3, § 116. 317 D. Pardee (1979). 318 G. Fohrer (1963a), 324f.; F. Hesse (1978), 129, und A. de Wilde (1981), 220, möchten V. 16 nach V. 14 umstellen, V. 15 muß aber unbedingt V. 14 folgen, weil er V. 12–14 fortsetzt und noch mal zusammenfaßt (vgl. E. Dhorme [1967], 295f., und H. Bobzin [1974], 280ff.). K. Budde (1913), 114; P. Volz (1921), 59; G. Hölscher (1952), 50, und S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 178, streichen V.16 und O. Kaiser (2006), 39, V. 16f.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
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Mensch „die Bäche von Honig und Milch“ nicht sehen wird, eine schöne Zusammenfassung der Strophe, kommt aber nach einer Kurzfassung in V. 15 zu spät ins Spiel. Stilistisch gilt auch hier das über V. 16 Gesagte. Die beiden Bikola besitzen eine Reihe von sehr seltenen Wörtern wie he(p" ) e (im AT dreimal), hfGl a :P (viermal) und }etPe (fünfmal). Die Erscheinung des letztgenannten Wortes in V. 14 und 16 zweimal nacheinander ist auffallend. Dasselbe gilt auch für }O$fl in V. 12 und V. 16. Außerdem sind noch rfhc : yi 319 und $abD : relative Hapaxlegomena. Da uns auch die wiederum sehr populären Worte nicht weiterhelfen, sei als Beispiel für die möglichen Querbeziehungen das Wort laxna angeführt, das nur dreimal in den Hiobreden, mehrmals aber in den sekundären Teilen des Hiobbuches (22,24320; 28,4; 30,6; 40,22321) vorkommt. Die Frage nach der Herkunft des Eintrags muß man wegen mangelnder Parallelen auf sich beruhen lassen. 17a Die Übersetzung im Anschluß an die Mehrheit der Ausleger. Das Wort y"rAhna am Anfang von 17b ist zu streichen und statt dessen am Ende von V. 17a ein rfh:cyi zu lesen. 18a In M steht (fgyf . Am besten ist der Vorschlag, O(fgy: zu lesen.322 18b Die Kopula vor )ol ist höchstwahrscheinlich zu streichen.323 In M steht ly"xK: . Viele Handschriften lesen richtig ly"x:B, weil liyx a das Objekt von sl( ist (vgl. Prv 7,18). Außerdem fangen V. 19b und 20b regelmäßig mit B an. 19a Zwei Perfekta nacheinander sind nicht überraschend, wenn man den späten Charakter der Sprache betrachtet (vgl. die Erscheinung im Aramäischen, z.B. Dan 5,10) und den asyndetischen Satzbau annimmt (vgl. Hi 29,8).324 Außerdem sind in der zweiten Vershälfte bereits zwei Verben vorhanden. 19b Der Singular tiyB a wird hier als collectivum verstanden. Der Satzbau ist unterschiedlich gedeutet worden, z.B. „raubte ein Haus, das er nicht gebaut hatte“;325 „he has stolen a house instead of building it“;326 „ein Haus raubte, ohne es wieder aufzubauen“ oder
319 320 321 322 323 324 325 326
Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe zu 17a unten, S. 81. Siehe oben, S. 51f. So nach M. Witte (1994), 191f. BHS, K. Budde (1913), 114; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; G. Fohrer (1963a), 325; H. Bobzin (1974), 284, u.a. Siehe BHS; G. Hölscher (1952), 50; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138; H. Bobzin (1974), 284. Siehe S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 138, und H. Strauß (2000), 24. G. Fohrer (1963a), 324f. E. Dhorme (1967), 298.
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
„das Haus, das er raubte, nicht wieder aufbaute“327. Die letzte Übersetzung erweist sich am besten,328 Uh"nb e yi ist ein Begleitmare’. 20a w"l$ f ist als Substantiv Ulf$ zu punktieren oder hfwl : $ a zu konjizieren, wie auch oft angenommen wird. 20b +"Lm a y: muß in Nif. als +"lM f yi gelesen werden. So auch die Mehrheit der Kommentare. 22b Einige Mss, G und V setzen lfm(f voraus, was auch besser paßt. Wörtlich: „Die ganze Hand der Mühsal kommt auf ihn“. 23a Es fällt auf den ersten Blick auf, daß V. 23 und 25 im masoretischen Text Trikola sind und hinsichtlich unserer Beobachtungen in den Freundesreden außergewöhnlich wären.329 V. 23a verursacht vor allem syntaktische Probleme (die Bedeutungsnuance von yihy: ist nicht deutlich330), von denen das Bikolon V. 23bα.β frei wäre. Inhaltlich bringt er ebenso Verwirrung in die Strophe und muß als sekundär beurteilt werden.331 Darüber hinaus sind die letzten acht Verse der Rede V. 22–29 als vier aus zwei Bikola bestehende gedankliche Einheiten zu verstehen, in den je viertes Kolon mit der Kopula am Anfang versehen worden ist – das Schema ist durch V. 23a gestört. Es sei noch an dieser Stelle angemerkt, daß yihy: als Tempusmarker und rhetorisches Element nur Bildad eigen ist (vgl. 8,12) und daß wir auf )lm schon im sekundären V. 11 getroffen haben, bei dem die Herkunft aus der Hand des Gerechtigkeitsredaktors naheliegt. 23b D.h. Gott. Die Stelle ist korrupt. BHS schlägt vor: Omax l"Bm a wyfl(f , „auf ihn Feuer seiner Gewalt (Hitze)“,332 was sowohl inhaltlich als auch stilistisch gut an V. 23aβ anschließt. Die Übersetzung von G: νίψαι ἐπ᾿ αὐτόν ὀδύνας, deuten die Ausleger meistens als Herleitung von {yilb f x A (wyfl(f ), „Verderben (auf ihn)“.333
327 328 329 330 331
H. Bobzin (1974), 283ff. Vgl. S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 238. Siehe dazu unten, S. 89. Vgl. N. Peters (1928), 223; H. Bobzin (1974), 286f. So G. Beer (1895/97), 137; N. Peters (1928), 214ff.; S.R. Driver / G.B. Gray (1950), I 180; G. Hölscher (1952), 50f.; G. Fohrer (1963a), 324ff.; A. Weiser (1980), 160; A. de Wilde (1981), 221; M. Witte (1994), 68, und H. Strauß (2000), 24. P. Volz (1921), 59, und O. Kaiser (2006), 39, streichen den ganzen V. 23. Ursprünglich fehlte V. 23a auch in G. 332 Nach M. Dahood (1957), 314f. 333 Siehe A. Dillmann (1891), 187; G. Hölscher (1952), 50; G. Fohrer (1963a), 324ff.; H. Bobzin (1974), 286; A. de Wilde (1981), 221.
Die ursprüngliche Gestalt der Zofarreden
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25a Das Kolon ist korrupt. Vgl. G: διεξέλθοι δὲ διὰ σώματος αὐτοῦ βέλος < )cy xl$ hwgm, die wenigstens den Parallelismus herstellt.334 Das Wort xal$ e wird von der Paronomasie am Anfang der V. 23bα (xaL$ a y: ) und 24a (xarb : yi ) kräftig unterstützt. Das Wort hfw"G335 oder waG cj. oder w"G336 in der Bedeutung „Rücken“ oder „das Innere“ ist ein Hapaxlegomenon. 25b |olh A ya ist des Parallelismus und Metrums wegen an das Ende des zweiten Kolons umzustellen.337 25bβ Nach der Umstellung (wie oben, 25b) erweisen sich {yim) " wyfl(f als eine Glosse.338 26a Wörtlich: „alle“. Statt wyfnUP:cl i lies Ol, weil beide Worte (wyfnUP:cl i und }Umf+) das Gleiche bedeuten.339 Diese Konjektur wird von der Tendenz, die Kola mit Suffix 3. sing. masc. zu beenden (vgl. Ol in V. 27b) und von der durchgehend sehr kurzen Kolonlänge (10–14 Konsonanten) in V. 24–28 unterstützt. V. 26a enthält dann 11 statt 16 Konsonanten. 26bβ Auch die letzte Strophe ist nicht frei von Ergänzungen. Im Trikolon V. 26 fällt die dritte Zeile inhaltlich und trotz des Personalsuffixes am Ende der Zeile und der y-Alliteration des Metrums wegen als überflüssig auf.340 Von den drei hier benutzten und uns schon bekannten Wörtern sind zwei zwar in dieser Rede schon verwendet worden (dyir& f in V. 21 und h(r in V. 12), da sie aber im Hiobbuche relativ selten sind (entsprechend vier- und fünfmal), ist ihre zweimalige in der schon von Wortwiederholungen überfüllten letzten Strophe sehr auffallend. Beide begegnen jedoch noch zweimal bei Zusätzen der Gerechtigkeitsredaktion (entsprechend in 27,15 und 24,21341). Auch das Lieblingswort der Freunde – leho) – (achtmal) ist dem erwähnten Bearbeiter nicht unbekannt (12,6342). Da sich bei den oben behandelten Erweiterungen der Verdacht erhärtet hat, daß sie einer Bearbeitung entstammen, nehmen wir vorsichtig auch an dieser Stelle eine solche Herkunft an. 334 So G. Fohrer (1963a), 326, und ähnlich H. Bobzin (1974), 287f. Vgl. J.E. Hartley (1988), 303, Anm. 23f. 335 So Ges18, 205a. 336 So KBL3, 174b. 337 So L. Hirzel (1852), 135; N.H. Tur-Sinai (1981), 319f.; A. de Wilde (1981), 222; M. Witte (1994), 68. 338 So P. Volz (1921), 59; N. Peters (1928), 214ff.; G.R. Driver (1955), 82; M. Witte (1994), 68. Dagegen streicht G. Hölscher (1952), 50, V. 25a.bα und verbindet 25bβ mit V. 26. E. Dhorme (1967), 303f., ergänzt V. 25bβ mit Ul:Pyi . 339 Siehe G. Hölscher (1952), 51; G. Fohrer (1963a), 326; H. Bobzin (1974), 288, u.a. 340 So auch P. Volz (1921), 59; F. Hesse (1978), 129ff.; M. Witte (1994), 68. G. Hölscher (1952), 50, verbindet V. 25bβ mit V. 26. O. Kaiser (2006), streicht V. 26bα.β. 341 Stellen nach M. Witte (1994), 191f. 342 A.a.O.
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Die ursprüngliche Gestalt der Freundesreden
Lies statt (ary" das Nif. Impf. (a ory" .343 28a M: Oty"B lUb:y legyi , „Ertrag seines Hauses wandert aus“, ist unklar; der Vorschlag von BHS344 klingt viel verständlicher und vom Parallelismus her richtiger: Oty"B lfbyf logyf . 28b Wir verstehen das Wort tOrfGni hier substantivisch in der Bedeutung vom großen rinnenden Wasser.345 29a Das Wort (f$r f steht in Apposition.346 Einige Exegeten möchten 347 {fd) f streichen, vgl. aber 27,13 und Prv 11,7. Auch kolometrisch wären 17:12 Konsonanten im Endvers erlaubt. 29b Des Parallelismus wegen ist hier yirm : $yi) statt Or:m) i zu lesen.348
343 Vgl. BHS, G. Fohrer (1963a), 326; H. Strauß (2000), 25, u.a. 344 So auch G. Beer (1895/97), 138; G. Hölscher (1952), 51; E. Dhorme (1967), 306; G. Fohrer (1963a), 326; J.E. Hartley (1988), 304, Anm. 30; H. Strauß (2000), 25, u.a. 345 Mit E. Dhorme (1967), 306; so auch G. Fohrer (1963a), 327; H. Bobzin (1974), 289, u.a. 346 GK28, § 131c; G. Fohrer (1963a), 326. 347 Z.B. S.R. Driver / G.B. Gray (1950), II 143; H. Bobzin (1974), 289; J.E. Hartley (1988), 304, Anm. 31. 348 Mit G. Fohrer (1963a), 326, und A. de Wilde (1981), 223.
III. Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden 1. Strophengefüge und Kolometrie Strophengefüge und Kolometrie 1.1. Der ursprüngliche strophische Aufbau Um den Grund für die weitere Untersuchung zu legen, seien zunächst die Ergebnisse der Literarkritik zusammengefaßt. Oben wurden folgende Redeteile als sekundäre Erweiterungen ausgesondert: 1.) die der Niedrigkeitsredaktion zugeschriebenen längeren Abschnitte 4,12–21; 15,11–16; 2.) die ganze dritte Bildadrede; 3.) der aus der Hand der Gerechtigkeitsredaktion stammende Hymnus 5,9–16(17). Dazu kam 4.) eine ganze Reihe von kürzeren Ergänzungen oder Glossen.1 Somit enthalten die Reden des Elifas in der hier vorgeschlagenen ursprünglichen Gestalt folgende Verse: 1. ER 4,2–11; 5,1–2.6–8.18–21.23–27; 2. ER 15,2–10.17.20–24bα.25–28bα.29.30b.32–35; 3. ER 22,2–11.13–16.19–23.26–30. Die ER erweisen sich mithin ursprünglich als wesentlich kürzer als in ihrer überlieferten Gestalt. Sie enthalten (abgesehen von den Einführungen des Redners) in der ersten Rede 24, in der zweiten Rede 25 und in der dritten Rede primär 24 Bikola (gegenüber 47, 34 und 29 Bi- und Trikola in M). Die ursprüngliche Gestalt der BR und ZR dürfte wie folgt aussehen: 1. BR 8,2–6aα.b–8.10–14.16–22; 2. BR 18,2–3.4b.5–21; 1. ZR 2. ZR
11,2–5.7.10–18.19b–20; 20,2–9.12–15.18–22.23b–26bα.27–29.
Beide Freunde treten im Gegensatz zu Elifas nur zweimal und mit verhältnismäßig kürzeren Reden auf. Daraus läßt sich entnehmen, daß der Dichter ihnen eine weniger wichtige Rolle als Elifas zugeschrieben hat. 1
In den ER: 5,1; 5,3–5; 5,22; 15,1; 15,18f.; 15,24bβ; 15,28bβ; 15,30a.31; 22,1; 22,12; 22,17f. 22,24f.; in den BR: 8,1; 8,6aβ; 8,9; 8,15; 18,1; 18,4a; in den ZR: 11,1; 11,6; 11,8f.; 11,19a; 20,1; 20,10f.; 20,16f.; 20,23a; 20,26bβ.
86
Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Die BR enthalten 19 und 20 Bikola (gegenüber 22 und 21 Bi- und Trikola) und die ZR 16 und 24 Bikola (gegenüber 19 und 28 Bi- und Trikola in M). Der Vergleich zeigt, daß sich die ZR mit ihrer auffällig alternierenden Länge deutlich von den BR und ER mit ihrem gleichmäßigen Aufbau abheben.2 Die oben festgestellte Strophenteilung der ursprünglichen ER sei nun in Form einer Tabelle vergegenwärtigt (in der letzten Spalte die Zahl der Bikola pro Strophe):3
1. 2. 3.
I 4,2–6 2–6 2–5
II 7–11 7–10.17 6–9
III 5,1f.6f. 20–24bα 10f.13f.
IV V 8.18–21 23–27 25–29* 30b.32–35 15f.19f. 21–23.26
VI – 5+5+4+5+5 – 5+5+5+5+5 27–30 4+4+4+4+4+4
Wie aus dem Schema deutlich hervorgeht, sind die ER durchgehend aus vier oder fünf Bikola enthaltenden Strophen aufgebaut, mit nur einer Ausnahme in der Mittelstrophe der ersten Rede.4 Dabei läßt der Dichter Elifas absichtlich in der dritten Rede von den fünf Bikola enthaltenden Strophen in den vorausgehenden Reden zu aus vier Bikola bestehenden Strophen übergehen, um auf diese Weise den inzwischen eingetretenen Stimmungsumschwung und das dadurch bedingte erhöhte Sprechtempo anzudeuten. Die Strophengliederung der BR sieht aus wie folgt:5
1. 2.
2
3
4 5
I 2–5 2–3.4b–6
II 6aα.b–8.10 7–11
III 11–13 12–16
IV 14.16–18 17–21
V 19–22 –
4+4+3+4+4 5+5+5+5
Da es sehr schwierig ist, bei den aneinandergereihten Bildern zu entscheiden, ob sie sämtlich ursprünglich sind, läßt sich die hier vorgelegte Rekonstruktion der zweiten ZR mit ihrer augenfälligen Länge nicht mit Sicherheit verteidigen. Unter Strophen verstehen wir die wiederkehrenden gleich oder ähnlich proportionierten Teile einer Dichtung (ähnlich K. Seybold [2003], 191), die sich ihrerseits in die Unterstrophen teilen lassen. Im englischen Sprachraum wird poem oder canto in die stanzas oder canticles und diese ihrerseits in die strophes gegliedert (entsprechend z.B. W.G.E. Watson [1984], 160ff. und P. van der Lugt [1995], 537; [2006], 571). Merke, daß diese Strophen- und Unterstrophenteilung zusätzlich durch zahlreiche stilistische Figuren unten (siehe 2 und 3), begründet wird. Zu den Grundsätzen der Strophengestaltung siehe K. Seybold, a.a.O. Das setzt voraus, daß unsere Entscheidung, die Verse 5,3–5 als sekundär zu beurteilen, sachgemäß ist; siehe dazu oben, S. 26f. Es sei an dieser Stelle auf die beispielhafte stilistische Analyse von Hi 18 in W.G.E. Watson (1984), 373–378, hingewiesen.
87
Strophengefüge und Kolometrie
Die ZR lassen sich wie folgt gliedern:
1. 2.
I 2–5 2–5
II III 7.10–12 13–16 6–9 12–15
IV 17–18.19b–20 18–21
V – 22–25*
VI – 26–29*
4+4+4+4 4+4+4+4+4+4
Der Dichter legt Bildad in seiner zweiten Rede umfangreichere bildhafte Kompositionen in den Mund und geht dabei im Gegensatz zu den ER von vier zu fünf Bikola enthaltenden Strophen über. Zofar läßt er hauptsächlich traditionelle Bilder aneinanderreihen, die er durchgehend in vier Bikola enthaltende Strophen gliedert. Eine Sonderstellung nimmt die erste BR wegen ihrer Wiederholung des aus der ersten ER bekannten Phänomens einer kürzeren Mittelstrophe (8,11–13) ein. Auf diese Weise will der Dichter die besondere Bedeutung der hier thematisierten Weisheit der Väter hervorheben. Betrachtet man die Strophen genauer, so fällt auf, daß alle 16 Strophen der ER in der Regel aus zwei Unterstrophen bestehen, die normalerweise dem Schema 2+3 oder 3+2 folgen:6
1. 2. 3.
I 3+2 2+3 2+2
II 3+2 2+3 2+2
III 2+2 2+3 2+2
IV 2+3 2+3 2+2
V 4+17 3+2 2+2
VI – – 2+2
Die einzige Ausnahme (eine sich in 4+1 Bikola gliedernde Strophe) beendet die erste ER. Dabei bildet 5,27 das Summary appraisal und ist (wie sich unten mehrfach zeigen wird) dem Geiste der Hiobdichtung angemessen.8 Die Endstrophe der zweiten ER mit ihrer umgekehrten Unterstrophengliederung von 3+2 Bikola steht im Gegensatz zu der üblichen von 2+3 Bikola und ist daher als gewollte Abweichung zu verstehen. Mithin lassen sich die Schlußstrophen der beiden ersten Reden poetologisch als ihre Pointen bezeichnen, wie es den üblichen Techniken der hebräischen Dichtungskunst entspricht.9 6
7
8 9
Vgl. die Gliederungen von P.W. Skehan (1971), 99.108.110, und P. van der Lugt (1995), 61.70f.176.184.255f., die jedoch von der Ausscheidung sekundärer Verse absehen. Mit Unterstrophen rechnet auch S. Terrien (1963), wobei er die erste ER für ein Modell der weisheitlichen Rede für das ganze Hiobbuch hält. Diese Endstrophe der ersten Rede kann grundsätzlich auch in 2+2+1 geteilt werden; einige stilistische Figuren sprechen dafür und einige dagegen; siehe unten, S. 102. 107.125f.131.136f. Zum Summary appraisal siehe unten, S. 152. Z.B. eine kolometrisch längere Zeile am Ende der Strophe (vgl. unten, S. 90f.) oder ein Verbalsatz am Ende einer Reihe von Nominalsätzen (vgl. unten, S. 110 und
88
Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Ähnlich wie in den ER gliedert sich auch der Strophenbau in den BR:10
1. 2.
I 2+2 3+2
II 2+2 1+4
III 2+1 4+1
IV 1+3 4+1
V 2+2 –
Nicht anders verhält es sich auch in den ZR:11
1. 2.
I 2+2 2+2
II 2+2 2+2
III 2+2 2+2
IV 2+2 2+2
V – 2+2
VI – 3+1
Bereits der erste Blick auf die Tabelle zeigt, daß die BR und ZR sich deutlich voneinander unterscheiden. Dabei ähneln die ZR mit ihrer relativ harmonischen Stropheneinteilung den ER. Im Blick auf die BR gilt es sich zu vergegenwärtigen, daß der Grund für ihre besondere poetologische Gestalt in ihren bis zu vier Bikola umfassenden traditionellen Bildern liegt, was besonders in der zweiten BR auffällt. Die weitere Analyse12 wird bestätigen, daß die überaus bildhaften Strophen 8,14.16–18; 18,7–11; 18,12–16 und 18,17–21 weiter untergliedert sind (entsprechend 1+3[=2+1], 1+4[=3+1], 4[=1+3]+1 und 4[=2+2]+1). Bei den ZR fällt auf, daß die letzte Strophe seiner zweiten Rede anders als die vorausgehenden in zwei Teile untergliedert sind. Das entspricht den Endabweichungen im Strophenbau der ER und zumal der BR, deren zweite Reden ein Bikolon als Abschluß im Sinne eines Summary appraisal enthält.13 Es läßt sich also bereits jetzt feststellen, daß der Aufbau der Reden aus einzelnen Strophen sorgfältig und ihrer jeweiligen Funktion gemäß erfolgt ist.
10 11 12 13
Anm. 132). Zum Phänomen vgl. auch W.G.E. Watson (1984), 154.164f. u.a.; R. Gordis (1978), 505, und die Beispiele in Ps 97 und 146 bei U. Nõmmik (2000), 453.468. Das Phänomen des abweichenden Endes (und Anfangs) charakterisierte bereits die ugaritische Poesie, vgl. B. Margalit (1980), 225. Vgl. P.W. Skehan (1971), 99.108, und P. van der Lugt (1995), 102.208. Vgl. P.W. Skehan, a.a.O., und P. van der Lugt, a.a.O., 133.230. Siehe zumal zum Parallelismus membrorum, zu den syntaktischen Fügungen und Klangfiguren unten, 2.1; 2.3 und 2.4. Siehe unten, S. 152.
Strophengefüge und Kolometrie
89
1.2. Kolometrie Die Aussonderung der sekundären Zusätze in den Reden ergab, daß sie durchgängig aus Bikola bestehen. Die überlieferten Trikola dürften als sekundäre Ergänzungen (vgl. 4,16.19; 5,5; 11,6) zu beurteilen sein. Sie lassen sich entweder durch Streichung von Glossen auf Bikola reduzieren (vgl. 15,24bβ; 15,28bβ; 15,30a; 8,6aβ; 18,4a; 20,23a; 20,26bβ) oder entfallen durch andere Abgrenzungen (11,19b+20a und 11,20bα.β; 20,25bα.β).14 Weiterhin lassen sich beim Vergleich der Konsonantenzahlen gewisse Regelmäßigkeiten feststellen. In den ursprünglichen Kola der ER zeichnet sich die Tendenz ab, die Grenzen von 10–17 Konsonanten pro Kolon einzuhalten. Dabei nähert sich der Dichter dem Ideal, indem er durchgehend 12–16 Konsonanten pro Kolon verwendet (z.B. ganze Strophen 4,7–11 oder 5,1f.6f.) oder im Idealfall sogar 12–15 (15,2–6; 22,21–23.26). Die längsten Bikola beinhalten ein Kolon mit 17 Konsonanten und befinden sich in der ersten und zweiten ER (4,5 [17:12]; 5,21 [12:17]; 5,23 [17:15]; 5,27 [17:13]; 15,20 [17:14/16]15; 15,29 [17:14]). Dagegen beinhalten die kürzesten Bikola ein Kolon mit 11 Konsonanten (4,3 [11:13]; 5,20 [11:14]; 15,25 [12:11]; 22,2 [11:16]; 22,19 [16:11]; 22,20 [12:11]16) oder 10 Konsonanten (22,5 [10:13]; 22,27 [13:10]; 22,30 [10:12]) und bezeugen die Tendenz, daß die Bikola im Durchschnitt im Laufe der drei Reden sukzessiv kürzer werden.17 Ein Blick auf den Inhalt der Reden zeigt, daß die Verschärfung der Stimmungslage mittels einer knapperen Ausdrucksweise hervorgehoben wird. Betrachtet man die BR, so fallen ihre Kürze und ihr damit verbundenes schnelleres Sprechtempo auf. Die Bikola enthalten selten Kola mit mehr als 15 Konsonanten: 8,10 (17:14); 8,13 (16:12); 8,20 (12:16); 18,2 (15/16:12)18; 18,19 (17:15); 18,20 (16:14). Die Kürze der Bikola der BR wird besonders deutlich, wenn man sie mit denen der ER vergleicht: 8,2 (11:15); 8,3 (11:13); 8,5 (13:11); 8,6aα.b (11:11); 8,14 (11:14); 8,17 14
15 16 17
18
Schon N. Peters (1928), 223, hat geschrieben: „Tristichen sind verhältnismäßig selten in Job, erwecken also immerhin Verdacht“. Skeptisch sind auch G. Fohrer (1963a), 54; A. de Wilde (1981), 65, und M. Witte (1994), 58, Anm. 8. Vgl. die Diskussion über die Bedeutung der Trikola („transition markers“) und die die Literarkritik vermeidenden Gegenargumente zu ihrer Ausscheidung bei P. van der Lugt (1995), 474ff. Siehe oben, S. 40. Darüber hinaus besitzt 15,17a in M nur 9 Konsonanten, ist aber ursprünglich etwas länger gewesen, vermutlich um zwei Konsonanten; siehe oben, S. 39. Dem entspricht der sukzessiv kürzer werdende Durchschnittswert der Konsonantenzahl pro Kolon in den ER: In der ersten ER 14,15, in der zweiten ER 13,64 und in der dritten ER nur 13,06 Konsonanten pro Kolon. Zur unsicheren Konsonantenzahl von 18,2a siehe oben, S. 62f.
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
(14:11); 8,21 (13:11); 18,3 (15:11); 18,6 (11:12); 18,9 (10:12/13)19; 18,12 (10:13); 18,18 (15:10).20 In den ZR lassen sich lediglich einige Strophen hervorheben, die dem kolometrischen Idealmaß der ER nahekommen (z.B. 20,2–5, deren Kola 13–16 Konsonanten enthalten). Auffallend ist auch die absolut längste Unterstrophe von allen Freundesreden in ZR 20,8f. (19:14 und 16:17), ein Befund, der möglicherweise durch ihren zitathaften Charakter zu erklären ist.21 Beobachtet man die Länge der Kola und Strophenteilung der ER genauer, so entdeckt man (1.), daß die fünf in ihnen begegnenden überlangen Bikola entweder eine Strophe bzw. Unterstrophe einleiten oder beenden. So schließt das Bikolon 5,21 (12:17) die Strophe ab, während das nächste unmittelbar folgende 5,23 (17:15) die nächste eröffnet. In der zweiten ER leitet 15,20 (17:14/16)22 eine Strophe ein.23 Zwei Bikola, 5,27 (17:13) und 15,29 (17:14), beenden die Strophen, die erste sogar die ganze Rede. Der Anfang einer Unterstrophe wird durch 4,5 (17:12) markiert. Auch Zeilen mit 16 Konsonanten können in den Bikola am Anfang einer Strophe (4,7 [16:15]; 5,8 [15:16]; 22,6 [13:16]; 22,10 [16:13]) oder an deren Ende (5,7 [13:16]; 22,14 [16:13]) auftreten. (2.) Auffallend ist die Strophe 5,23–27, weil dort zum ersten Mal die stilistische Rahmung begegnet, von welcher der Hiobdichter häufig Gebrauch macht. Hier bedient er sich längerer Bikola am Anfang und Ende der Strophe: 5,23 (17:15) und 5,27 (17:14) im Gegensatz zu den üblichen 13:14 bis 15:15 Konsonanten in 5,24–26.24 (3.) Ein Kolon kann absichtlich durch Anakrusis25 verlängert werden, wobei sie gleichzeitig als Mittel zur Hervorhebung der Strophen- bzw. Unterstrophenanfänge verwendet werden kann: 4,5a (hfT(a yiK), 4,7a ()fn-rfkz: ), 5,23a (yiK), 5,27a (h"Nh i ), 22,10a (}"K-la(). (4.) Einmal wird das Endbikolon der Strophe durch einen nachgestellten Temporalsatz )Obfy yiK (5,21b) in die Länge gezogen. (5.) Statt der überlangen Zeilen markiert gelegentlich auch ein zu kurzes Kolon einen poetischen Einschnitt. So fällt zum Beispiel das erste Bikolon der 19 20 21 22 23 24
25
Siehe oben, S. 64. Die Durchschnittswerte der Konsonantenzahl der BR betragen nur 13,24 und 13,38 und sind im Verhältnis zu den ER relativ gleichmäßig. Die Durchschnittswerte der Konsonantenzahl der ZR sind relativ gleichmäßig: 13,59 und 13,77. Siehe oben, S. 40. Vgl. W.G.E. Watson (1984), 165, und K. Seybold (2003), 126f., daß auch der Anfang einer Einheit durch Überlänge charakterisiert werden kann. Sowohl ein Bikolon, eine Unterstrophe, eine Strophe als auch eine ganze Dichtung kann durch verschiedene poetische oder rhetorische Merkmale gerahmt werden. Das bekannteste Beispiel (die Rahmung durch eine gewisse Wendung) wird oft envelope figure genannt, siehe W.G.E Watson (1984), 282ff., und N.C. Habel (1985), 46. Dazu siehe unten, S. 101f.
Strophengefüge und Kolometrie
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dritten ER 22,2 (11:16) auf, während das letzte (22,30) das kürzeste aller ER darstellt (10:12), sowie das Ende einer vorausgehenden Strophe 22,20 (12:11). Die gerade festgestellten kolometrischen Eigenarten treten in den BR und ZR nur sporadisch auf. Bei Bildad fängt die erste Rede durch das zu kurze Bikolon 8,2 (11:15) und die zweite durch ein längeres Bikolon 18,2 (15/16:12)26 an. Beide Strophen werden mit zu kurzen Bikola beendet (13:11 in 8,5 und 11:12 in 18,6).27 Außerdem läßt sich bei vielen Strophen beobachten, daß das kolometrisch längste Bikolon zur Hervorhebung der Mitte der Strophe dient: 8,16 (13:15)28; 8,20 (12:16); 18,14 (14:15); 18,19 (17:15)29. In den ZR läßt sich dagegen nur das Phänomen eines abweichenden Bikolons beobachten, das am Ende der jeweils ersten Strophe (11,5 [17:13]; 20,5 [16:14]) begegnet, aber auch in anderen Zusammenhängen auftreten kann (11,12 [12:11]; 20,9 [16:17]; 20,25 [10:14]; 20,29 [17:14]). Davon fällt am meisten das oben erwähnte Summary appraisal der ZR (20,29) auf, weil seine Länge (17:14) im stärksten Kontrast zur Kolometrie der ganzen Strophe steht (11:13; 12:13; 10:12). Insgesamt kann aber behauptet werden, daß die absichtliche Verkürzung oder Verlängerung der Kola im Gegensatz zu den ER in den BR und ZR keine vergleichbare Rolle spielen. Dies bildet auch die Erklärung für das seltene Auftreten der Anakrusis: In den BR können dafür nur die Summary appraisals (zweifache }"h in 8,19f. und |a) in 18,21) benannt werden, ohne daß dadurch die Kola an Länge gewonnen hätten, und in den ZR liegt nur in 11,5a ({flU):w) eine wirklich bemerkenswerte Anakrusis vor. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die kolometrische und poetische Struktur der Freundesreden sich als in hohem Maße durchdacht erweist.30 26 27
28 29 30
Zur unsicheren Konsonantenzahl siehe oben, S. 62f. Bemerkenswert sind nur die kürzeren Eröffnungen der Strophen in 8,6aα.b (11:11), 8,14 (11:14) und 18,12 (10:13), die eine Strophe abschließende zu lange rhetorische Frage 8,10 (17:14), die These 8,13 (16:12) und leichte Übertreibung am Ende der vorletzten Unterstrophe beider Reden 8,20 (12:16) und 18,19f. (17:15 und 16:14). Das Bikolon 8,18 ist im Durchschnitt ähnlich lang (14:14), aber das längste Kolon der ganzen Strophe befindet sich trotzdem in 8,16a. Dagegen ist die Konsonantenzahl im Mittelvers 18,9 (10:12/13) der Strophe 18,7–11 am kleinsten; vgl. oben, S. 64. Es sei nicht verschwiegen, daß wir bei der Aussonderung der sekundären Zusätze die kolometrische Regelmäßigkeit der ursprünglichen Reden vorausgesetzt haben. Vergleicht man unten die Analysen der Freundesreden, kann man mit gutem Gewissen behaupten, daß die Voraussetzung ihre Bestätigung gefunden hat. Nur zwei Belege aus den HR 3* und 6f.* genügen, um zu zeigen, daß der Dichter in den Reden Hiobs einerseits von ähnlichen Regeln wie in den Freundesreden ausgeht, sie aber andererseits variiert. Wie die sorgfältige Analyse der HR 3* von O. Loretz (2000), 263ff., bes. 270, demonstriert hat, verfügt die ursprüngliche erste HR nur über Bikola
92
Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
2. Poetologie und Rhetorik Poetologie und Rhetorik 2.1. Parallelismus membrorum Teilt man die Bikola der Freundesreden grob nach den drei Haupttypen des Parallelismus ein, so ergibt sich unbestreitbar die Vorherrschaft des synonymen vor dem antithetischen und synthetischen Parallelismus. Ganze Strophen wie 5,8.18–21; 15,2–6; 15,20–24bα; 15,30b.32–35; 22,6–9; 22,15f.19f.; 18,7–11; 18,12–16; 20,22–25* können ausschließlich aus synonymen Bikola bestehen, ganz zu schweigen von zahlreichen Unterstrophen. Die Tatsache, daß die einfache Form der Synonymie in den BR und ZR31 insgesamt deutlich seltener begegnet als in den ER, ist deshalb überraschend, weil jene eine bei weitem bilderreichere Sprache als die ER benutzen. Es dürfte sich jedoch dadurch erklären, daß ihre Aufforderungen und Verheißungen im Gegensatz zu den ER kürzer, komplizierter und synthetisch sind.32 Der antithetische Parallelismus begegnet dagegen in den Freundesreden nur episodisch. Obwohl die Reden von der Gegenüberstellung der Sünder mit den Gottesfürchtigen zu leben scheinen,33 wird es als klare Antithese nur in den Summary appraisals am Ende der Reden in ER 22,29; BR 8,20 und ZR 11,19b.20a formuliert. Die Form selbst fordert hier solche paradigmatischen und einprägsamen Formulierungen.34 In den BR gibt es jedoch zwei Bikola, die dem Sinn nach synthetisch oder synonym, der Form nach aber antithetisch verfaßt sind: In 8,7 wird der aktuellen elenden Lage Hiobs die künftige glückliche gegenübergestellt. In 8,12 wird in ähnlicher Weise die Vergänglichkeit des blühenden Lebens durch das Gegenbild der verdorrenden Pflanzen unterstri-
31 32 33 34
und ist in sechs dreiversige Strophen zu gliedern (3,3.7*–8; 3,10–12; 3,13–15; 3,17–19; 3,20–22; 3,24–26). Darüber hinaus ist möglicherweise in der HR 6f.* die mittlere Strophe kürzer als die anderen. Falls hier keine größeren Erweiterungen vorliegen, dürfte die Rede sich folgenderweise teilen: 6,2-7*; 6,8–13*; 6,15–20; 6,21–26; 6,28– 30 [!]; 7,1–6*; 7,12–16; 7,17–19.20b.21b (vgl. M. Witte [1994], 232). In HR 3* bleibt die Konsonantenzahl außer wenigen Ausnahmen zwischen 11 und 15. Nur folgende Bikola fallen auf: V. 13 (16:13) als Strophenanfang, V. 21 (16:15) als Markierung der Unterstrophe und die Endstrophe mit zwei überlangen Bikola V. 24 (18:14) und 25 (17:14). In der ersten BR 11 Verse aus 19; in der zweiten 17 aus 20; in der ersten ZR 12 aus 16; in der zweiten 15 aus 24. Vgl. auch die Aufbauanalyse unten, S. 145f. Siehe dazu gründlich unten, S. 192–203. Zu den Zusammenfassungen der Reden siehe unten, S. 152f.
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Poetologie und Rhetorik
chen.35 In den BR erheben in einer für sie charakteristischen Weise drei Bikola bzw. Thesen mittels eines Merismus den Anspruch auf Allgemeingültigkeit: In 8,7 sind es „Anfang“ und „Ende“ (tyi$)"r // tyirx A ) a ), in 18,16 „unten“ und „oben“ (taxT a m i // la(M a m i ) und 18,20 „(die Menschen) im Westen“ und „im Osten“ ({yinorx A ) a // {yinom:dqa )36. Obwohl in ihnen nur ein einziger rein antithetischer Parallelismus vorliegt, erweist sich ihr Gesamtton als schärfer, so daß die übergreifende Antithese zwischen den Frommen und den Bösewichtern deutlich genug hervortritt. Generell ist jedoch festzustellen, daß die Freundesreden hauptsächlich keine antithetischen Sprüche aneinanderreihen, sondern ihren längeren Erörterungen, Entfaltungen und Illustrationen gemäß den synonymen Parallelismus bevorzugen. Betrachtet man die komplizierteren Formen des Parallelismus genauer, so ist vorab von dem eigenartigen synthetischen Parallelismus zu reden, der den Stil der ER kennzeichnet.37 Auf das erste entsprechende Bikolon stößt man bereits in der zweiten Strophe der ersten ER, in dem die rhetorisch gewichtige auch als Anakrusis zu bezeichnende Wendung )fn-rfkz: in 4,7aα die synonymen Äußerungen in 4,7aβ//b einleitet.38 Vergleichbare weitere Beispiele liegen in 5,1 ()fn-)frq: ), 5,24f. (beide [yiK] T f (: d a yf :w), 22,13 (fTr : m a ) f w: ) vor. Dazu kommen die unten näher zu erörternden ein Bikolon umfassenden konditionalen Fügungen in 22,27 (wyfl) " ryiT(: T a ) und 22,28 (remO)-razg: t i w: ).39 Als besonderer Fall erweist sich das höchst komplizierte Bikolon 4,8, in dem die Einleitung yityi)r f re$) A Ka , „soweit ich sah“, den folgenden Parallelismus beherrscht. Dieser besteht wiederum aus der Vorbedingung (4,8aβ//bα) und dem Ergebnis (ein Verb 4,8bβ):40 A >> B (=ab) B’ (=a’b’) > C
35
36 37
38 39 40
}w) y$rx << yty)r r$)k whrcqy < lm( y(rzw
4,8a b
Das in 8,7 und 8,11 als Schlüsselwort benutzte Verb heG& : yi (siehe unten, S. 127) deutet übrigens darauf hin, daß die entsprechenden Unterstrophen 8,6aα.b–7 und 8,11f. (beide symmetrisch am Anfang der Strophe) auf der Makroebene einen Chiasmus bilden, indem die erste das Positive dem Negativen entgegenstellt und die zweite das Negative dem Positiven. Zur Bedeutung des letzten Paares siehe oben, S. 64f., und unten, S. 188 und 261. Hauptsächlich sind beide Kola in solchen Versen synonym, aber ein Wort oder eine Wendung am Anfang beherrscht synthetisch das ganze Bikolon. Vgl. das Phänomen von ballast variant bei W.G.E. Watson (1984), 343ff. Dabei enthält dieser Vers einen der zwei Leitgedanken der ER; siehe unten, S. 147f. Siehe unten, S. 103f. Daß es sich bei der Wendung yityi)r f re$) A Ka um eine Legitimation der Lehre des Elifas handelt, sei hier betont; siehe unten, S. 149 und 225ff.
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Man kann im vorliegenden Fall auch von einem Stufenparallelismus reden.41 Damit verwandt ist die in den ER beliebte Gliederung der einzelnen Kola in zwei synonyme oder synthetische Hälften. Es begegnen zahlreiche kleine, die Hälfte eines Kolons umfassende Nebensätze, denen oft die Rolle einer prädikativen oder konditionalen Ergänzung42 zukommt. Sie sind entweder durch )ol(:w) (5,24b; 15,3a.b.6a.9a.b.28bα. 29a; 22,11a.14a), die Kopula (4,5a.b.10a; 5,18a.b. 27b; 15,17b.35a; 22,19a. 21a.27a.28a), yiK (5,21b; 22,3a.b), yim (4,2b) oder die Präposition l (22,6a) markiert oder dem Kolon asyndetisch angeschlossen worden (4,2a; 5,27a; 15,17a.20b43; 22,15b.23a44).45 Wie aus diesen Belegstellen bereits ersichtlich wird, verdichtet sich das Phänomen der Verkürzung der Formulierungen und der poetisch knappen Syntax sukzessiv durch alle drei Reden hindurch,46 besonders gegen Ende der dritten ER. Dem entspricht auch ihre immer kürzer werdende kolometrische Struktur. Aus der Liste geht weiterhin hervor, daß in der poetisch reicheren ersten ER fünf unterschiedliche Markierungen zur Trennung der Teilsätze vorliegen und besonders in der zweiten ER (in geringerer Weise auch in der dritten) viele Aussagen durch negative Prädikate eingegrenzt werden. Auf diese Weise spiegelt der Dichter die zunehmende Heftigkeit der Reden: Im Unterschied zu der ersten ER mit ihrer geradezu theoretischen Lehre besitzt die zweite einen ausgesprochen mahnenden und rügenden Charakter (15,3.6.9.28f.). Das trifft auch für die Mittelstrophen der dritten ER zu (22,11.14). Bei vier weiteren Belegen in der dritten ER (22,21.23.27a.28a) handelt es sich um konditionale Fügungen, die mit der auffordernden und verheißenden seelsorgerlichen Redeweise korrespondieren.47 In 4,8 handelt es sich um ein schönes Beispiel für die Verwendung einer Synthese zur Hervorhebung einer eigenen Erfahrung. Ihm lassen sich drei weitere an die Seite stellen: Der erste Beleg in 5,27a.b beendet zugleich die Rede und fordert in insgesamt fünf Teilsätzen (h"Nih + t)oz
41 42 43 44 45
46
47
Siehe Anm. 37. Die konditionalen Fügungen werden unten, S. 103f., näher betrachtet. In 15,20b, falls Ol Un:Pc : ni als asyndetischer Relativsatz gedeutet wird; siehe oben, S. 40. In 22,15b, falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50. Es werden hier nur die Bikola behandelt, die im Gegensatz zu den oben angeführten Beispielen keinen der Anakrusis entsprechenden Anfang besitzen oder eine den ganzen Vers beherrschende Einleitung haben, sondern die, in denen es innerhalb eines Kolons tatsächlich zwei synonyme oder synthetische Teilsätze gibt. In der ersten ER (48 Kola) ist das Phänomen 11-mal und in 7 Versen, in der zweiten ER (50 Kola) 11-mal und in 9 Versen und in der dritten ER (48 Kola) 11-mal und in 10 Versen vorhanden. Zur Aufbauanalyse siehe unten, S. 145f.
Poetologie und Rhetorik
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h f Un:raqx A + )yih-}eK und h f nu (A m a $ : + |fl-(ad hfT) a w: 48) zur Beachtung dessen auf, was man erforscht hat; im zweiten Beleg 15,17a.b wird in vier Teilsätzen (!:Ux a ) A + yil-(am$ : und yityizfx-hezw: + hfrP" s a ) A aw) dazu aufgefordert, eine Erfahrung zu bestätigen49; in der dritten Stelle 15,9a.b wird durch zwei negative ()olw: ) Nebensätze rhetorisch danach gefragt, ob Hiob mehr wisse als die alten Weisen. Zwei Belege können zugleich als Beispiele für die absichtliche Positionierung im Rahmen des Strophenbaus dienen. Während die Aussage 5,27 die erste ER abschließt, beendet 15,17 die dritte Strophe der zweiten ER. Derartige Phänomene begegnen immer wieder: Neben zwei synonymen und konditionalen Äußerungen mit yiK in 22,3a.b findet das Ende der ersten ER in 5,27 sein stilistisches Spiegelbild am Anfang der Rede in 4,2, in dem dort das erste Kolon mit dem kurzen asyndetischen Relativsatz he)l : iT und das zweite mit dem kurzen auffallenden Fragesatz lfkUy yim beendet wird.50 Ähnlich gerahmt wird auch die zweite ER: In 15,3a.b wird die Nutzlosigkeit der törichten Rede Hiobs durch zwei asyndetische )ol-Relativsätze hervorgehoben und in 15,35 das Schicksal der Gottlosen mit einem synonymen dreigliedrigen Bikolon (aα/aβ//b) unterstrichen.51 Über diese Rahmungen der Reden hinaus werden die Strophen auch durch derartige syntaktische Anreihungen beendet (5,21b; 15,6a), eröffnet (15,20b; 22,15b.21a52) oder auch die Unterstrophen eingeleitet (22,8a; 22,19a; 22,23a), gerahmt (4,2b/5a.b; 5,18a.b/21b; 15,3a.b/6a; 22,11a/14a; 22,15b/19a; 22,21a/23a) oder vollkommen ausgestaltet (15,28f.*; 22,27f.).53 Das Ende des Bikolons 5,24 ()f+x E t e )olw: ) markiert die Gliederung der ersten Hälfte der von uns in zwei Unterstrophen (4+1) zerlegten letzten Strophe der ersten ER in Gestalt der V. 23f. und 25f. (mithin 2+2+1). Die BR und ZR verfügen ebenfalls über recht komplizierte Formen des synthetischen Parallelismus membrorum, deren Anteil im Vergleich zu Elifas deutlich höher liegt. Mehrere dieser Synthesen sind als konditionale (8,4; 8,5; 8,6aα.b), temporale (8,18; 11,10) oder kausale Fügungen (20,20f.) zu klassifizieren, wobei sie öfters ähnliche, umfangreichere oder ganze Unterstrophen oder Strophen umfassende Strukturen begleiten. In den BR fallen besonders die zwei Unterstrophen in 8,4f.
48 49 50 51 52 53
Zur Konjektur siehe oben, S. 33. Darauf, daß wir mit einer verloren gegangenen Anakrusis am Anfang des Bikolons 15,17 rechnen, sei hingewiesen; siehe oben, S. 39. Siehe oben, S. 23. Siehe oben, S. 44. In 22,15b, falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50. Merke, daß mithin in der dritten ER insgesamt vier Strophen 22,10f.13f.; 22,15f.19f.; 22,21–23.26 und 22,27–30 von dem Phänomen betroffen sind.
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
und 8,6f.* und in den ZR die eine in 20,20f. ins Auge.54 Die zweite BR ist nicht nur die, welche den synthetischen Parallelismus am häufigsten verwendet,55 sondern die zusätzlich einen synthetischen Anfangs(18,2) und Endvers (18,21) als Rahmen besitzt.56 Daß die Anrede in 18,2 schärfer gehalten und daher nicht synonym formuliert ist, ergibt sich aus ihrer Position und aus dem Ton Bildads. Schön klingt der zweischichtige Abschluß der Rede in 18,21: Einerseits sind tOn:K$ : m i heL) " in V. 21a und {Oqfm hez in V. 21b synonym, wobei der asyndetische Relativsatz l")-(adfy-)ol in V. 21a stilistisch zu lfU(a in V. 21b gehört; andererseits wird sie im zweiten Kolon durch die kategorische Feststellung der Vergessenheit und Gottesferne eskaliert. Insgesamt kommen die BR mit nur sieben Beispielen für die Teilung der Kola in zwei Teilsätze (8,5a.10a.12a.18b; 18,2b.15a57.19a.21b58) dem Befund in den ER nicht nahe. Dagegen überragt der Stil der ZR mit achtzehn derartigen Belegen (11,3b.4a.10a.b.11b.14a59.15b.18a.b; 20,7b.8a.9a.13a.15a.18a60.19a.b61.26b) oder 22,5 % des Gesamtbestands der Kola deutlich die Poetologie der Freunde. Bildad und Zofar verwenden Bikola, in denen drei synonyme Elemente nach dem Schema 2+1 bzw. 1+2 aneinandergereiht werden (8,10; 18,15.19; 11,11.15; 20,8. 13). In den Reden beider werden derartige Bikola absichtlich positioniert: Bei Bildad beenden die angegebenen Bikola drei von fünf Strophen in der ersten Rede (8,5; 8,10; 8,18) und rahmen außerdem die ganze zweite Rede (18,2; 18,21). In den ZR begegnet das Phänomen in der ersten Rede jeweils in zwei Mittelversen der drei aneinander folgenden vier Bikola enthaltenden Strophen (11,2–5; 11,7.10–12; 11,13–16).62 In der zweiten ZR prägt es eine ganze Strophe (20,6–9). Dabei unterstützt es die umfangreicheren konditionalen oder sonstigen Fügungen (20,12– 15; 20,18–21).63 Während vom Stufenparallelismus beherrschte Bikola in den ER mehrfach vertreten sind, lassen sich in den BR nur ein einziger 54 55 56
57 58 59 60 61 62 63
Näher dazu siehe unten, S. 105. Es sei vermerkt, daß bei Zofar diese Fügungen insgesamt sehr beliebt sind. Die weiteren Synthesen befinden sich in 8,12 und 8,19. Wir werden unten sehr oft die Stichwörter ‚Rahmen’ und ‚Symmetrie’ benutzen, obwohl wir diese Phänomene nicht gesondert behandeln werden. Der Hiobdichter ist jedoch bei ihrer Verwendung sehr konsequent gewesen. Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 64. Zusätzlich werden in 18,14 zwei synonyme Wörter asyndetisch nebeneinander gestellt, sind aber beide elliptisch einem Verb unterworfen. Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 74. Vgl. zu V. 18 oben, S. 74. Vgl. zu V. 19 oben, S. 74f. Auch die letzte Strophe enthält das Phänomen (11,18a.b). Zu den Fügungen siehe unten, S. 104–106.
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(Protasis 8,5aα + Apodosis 8,5aβ/b) und in den ZR lediglich drei nachweisen: Die Beschuldigung Hiobs in 11,4 kann in die Einleitung der direkten Rede (aα) und die Rede selbst (aβ/b) eingeteilt werden; das hymnische Bikolon 11,10 ist als Protasis (a/bα) und Apodosis (bβ) geformt; das Summarium eines Bildes in 20,15 kann nur mittels einer Protasis (aα) und Apodosis (aβ/b) erklärt werden und ist dabei ähnlich dem Abschlußvers der BR 18,21 inhaltlich durch die Unterstreichung der Wirksamkeit Gottes gesteigert. In den BR sind solche Teilsätze hauptsächlich asyndetisch in die Kola integriert, dabei nur zweimal syndetisch (18,2b.19a). Die Kola werden überwiegend durch die Negation )ol eingeleitet (8,12a.18b; 18,15a.19a.21b). Die ZR benutzen zwar ebenfalls dasselbe Negationspartikel, aber fast nur in der zweiten Rede und meistens in syndetischen Konstruktionen (z.B. 20,8a.9a.13a.19b). Besonders sei darauf hingewiesen, daß sich die BR wie die ZR nicht anders als die ER der den Stil bereichernden direkten Rede bedienen, die zur Veranschaulichung der Vergänglichkeit der Gottlosen eingesetzt wird, ohne dabei den Rahmen des synonymen Parallelismus zu sprengen. In dem bereits mehrmals erwähnten komplizierten Bikolon 8,18 bildet das Zitat !yityi)r : )ol (bβ) die synonyme Parallele zu OB $exki w: (bα) und in 20,7 die Frage Uya) (bβ) die Parallele zum ersten Kolon. Zu den Parallelismen der Freundesreden gehören auch die elliptischen Bikola, in denen mittels der Einsparung des Verbs oder Objekts (z.B. ER: 5,20; 15,3.26.28*; 22,3.4.1564; BR: 8,20.21; 18,10; ZR: 20,4.14.28) eine poetisch knappere und gehobene Form erreicht wird. Darüber hinaus sind zu den elliptischen Parallelismen alle Doppelfragen zu zählen, in den das Fragewort am Anfang des Bikolons auch das zweite Kolon beherrscht (4,6; 15,2.7.8.9; 22,4.5.15.20; 8,2.10.11; 18,3).65 Bemerkenswert ist die Position der elliptischen Bikola 4,2; 15,3 und 22,3f. in den Redeeröffnungen der ER sowie das Zusammenstimmen der Zahl solcher Ellipsen mit dem sich allmählich verschärfenden Ton der zweiten und dritten ER (sieben- und fünfmal) gegenüber der ersten ER (dreimal). Die BR und ZR wirken hinsichtlich des elliptischen Parallelismus insgesamt viel ärmer als die ER. In den ZR fällt jedoch auf, daß nur in ihnen längere konditionale Fügungen begegnen, in den die Partikel {i) oder yiK im zweiten Kolon ausgelassen wird (11,10.13–16; 20,12). In den poetisch anspruchsvollen Freundesreden darf selbstverständlich auch der die hebräische Poesie kennzeichnende Chiasmus nicht fehlen. Obwohl nicht allzu oft, so begegnet doch die einfachste 64 65
Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50. Damit sind 22,4 und 22,15 doppelt elliptisch, durch das Fragewort am Anfang und durch das fehlende Objekt oder Verb. Die Doppelfragen werden unten, S. 113f., gesondert untersucht.
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und strengste Form des versinternen Positionswechsels zwischen dem Verb einerseits und dem Subjekt, Objekt oder einer Näherbestimmung andererseits in der ersten ER (4,3; 5,6.8), in der zweiten (15,6.8.25.30b) und verhältnismäßig häufiger in der dritten (22,2.4.6.7.19.26.29).66 Dieses Ungleichgewicht zugunsten der letzten ER erklärt sich aus ihrer ultimativen Eigenart. So dürfte denn auch der chiastische Charakter des einzigen antithetischen Parallelismus der ER in 22,29 zu deuten sein.67 Es fällt weiterhin auf, daß vom Chiasmus jeweils die ersten Strophen der ER betroffen sind (4,3; 15,6; 22,2.4) und es mehrfach zur Eröffnung (5,8; 15,25; 15,30b; 22,2; 22,6) oder Schließung der Strophen dient (15,6; 22,26). Darüber hinaus kann seine absichtliche Verwendung auch am Anfang der Unterstrophen der dritten ER angenommen werden, wo er zur Markierung und Hervorhebung dient (22,4; 22,19; 22,29). In den vorausgehenden ER begegnet er lediglich einmal (5,6). In der dritten ER fällt nebenbei die Symmetrie der Chiasmen am Anfang (drei erste Unterstrophen 22,2f.; 22,4f.; 22,6f.) und am Ende der Rede (in jeder Strophe eine Unterstrophe getroffen: 22,19f.; 22,23.26; 22,29f.) besonders auf. Inhaltlich begegnen zahlreiche Chiasmen in Bikola, die unmittelbar auf Gott bezogen sind (5,8; 15,8; 15,25; 22,2; 22,4; 22,26; 22,29). Die Liste der Chiasmen sei noch durch einen außergewöhnlichen grammatischen Fall ergänzt: Das erste Bikolon der ER 4,2, stellt nämlich die fragenden Hauptsätze chiastisch einander gegenüber, wobei der erste das Bikolon einleitet und der zweite es abschließt.68 Ein chiastisches Bikolon leitet in den BR dreimal jeweils eine zweite Unterstrophe (8,21; 18,5; 18,8) und in den ZR drei Strophen ein (11,17; 20,6; 20,26).69 In der zweiten ZR besitzt die zweite Strophe 20,6–9 eine Besonderheit, weil in ihr drei Bikola (6, 8 und 9) chiastisch formuliert sind. Darüber hinaus fällt in der ersten BR ein zweifacher Chiasmus auf: Einerseits rahmen zwei chiastische Bikola 8,5 und 8,21 am Ende zweier Strophen die Rede, andererseits korrespondieren sie inhaltlich mit einander, indem der erste Hiob zur Umkehr auffordert und der zweite Freude als ihren Lohn verheißt.70 In der zweiten BR sind ver-
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67 68 69 70
Gewisserweise und rein stilistisch können auch die Bikola 4,8 (vgl. die Position der sonst synonymen Partizipialkonstruktionen) und 22,5 (vgl. die Position der synonymen Satzteile ab//b’a’) als Chiasmen betrachtet werden. Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 53. Das Objekt der Handlung befindet sich im ersten Kolon nach und im zweiten vor dem Verb. Falls unsere Deutung richtig ist; siehe oben, S. 23. Vgl. auch die weiteren chiastischen Bikola 8,5 und 18,10.16.18 in den BR. Zusätzlich verdient die Tatsache unsere Aufmerksamkeit, daß sich in beiden Versen eine ähnliche Struktur zeigt: In V. 5 Protasis in aα und synonym gestaltete Apodosis in aβ.b; in V. 21 das Verb in aα und die synonymen Objekte in aβ.b.
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mutlich in ähnlicher Weise zwei mit der Lichtmetaphorik spielende und den Untergang der Gottlosen beteuernde Bikola symmetrisch gegen Ende der ersten Strophe und am Anfang der letzten (18,5 und 18,18) aufeinander abgestimmt. Das poetische Bild der Freundesreden erweist sich aber als noch komplizierter, wenn der sogenannte geschlechtsspezifische Parallelismus in Betracht gezogen wird.71 Obwohl die Erscheinung für uns heute schwierig nachzuvollziehen ist, können erneut die Anfangsstrophen der Reden wegen ihrer Regelmäßigkeiten hervorgehoben werden. Die aus drei Bikola bestehende erste Unterstrophe der ersten ER 4,2–4 basiert grundsätzlich auf dem Schema masc. // fem. (vgl. die den Parallelismus beherrschenden Lexeme 4,2: rfbD f und }yiLm i ; 4,3: {yiBr a und {iyadyf ; 4,4: l"$OK und {iyKa r : iB). In der zweiten ER sind die Bikola, welche die ersten beiden Unterstrophen 15,2–3 und 15,4–6 beenden, durch dasselbe Muster aufeinander abgestimmt (vgl. 15,3: rfbD f und {yiLm i ; 15,6: !yiP und !yetpf & : ). Die dritte ER klingt wegen ihrer kleineren Zahl an femininen Wörtern insgesamt ungewöhnlich maskulin. Dabei legt bereits die erste Unterstrophe 22,2f. mit sieben nur maskulinen (Verbal)Nomina den Schlüssel fest. Weiterhin erweist sich in dieser Hinsicht die dritte Strophe der Rede 22,10f.13f. mit nur einem femininen Wort hf(p: $ i in V. 11 als ein Sonderfall.72 Außerdem muß in den ER die besondere Rolle einiger Aussagen hervorgehoben werden. So zum Beispiel das berühmte Bild von den Löwen in 4,10f., in dem zehn (Verbal)Nomina verwendet werden und nur das erste – hfg) f $ : – feminin ist, oder das die Erfahrung der alten Männer betonende Bikolon 15,10 mit sogar fünf nur maskulinen Formen. Aber es gibt auch einen umgekehrten Fall, denn in 15,30b wird die Vegetationsmetapher mittels relativ seltenen femininen Nomina ausgedrückt.73 In den BR besitzt das Phänomen sein eigenes Gesicht; denn so viele nur aus maskulinen Wörtern zusammengesetzte Bikola weist keine der Reden der anderen Freunde auf: 15 von insgesamt 39 Versen (8,2f.5.8. 12.14.19; 18,6.9.12f.16.19.20f.). Sie nehmen dabei im Strophenbau oft wichtige Positionen ein: In der ersten BR werden drei Strophen durch solche Bikola eingeleitet (8,2; 8,14; 8,1974), in der zweiten drei beendet 71 72 73
74
Nach W.G.E. Watson (1984), 123ff., gender-matched parallelism, die Beispiele aus den Freundesreden bei ihm sind: 5,20; 8,2; 11,14; 18,10.15. Vgl. zusätzlich die vollkommen maskulinen Bikola 22,6.7.19.26.28. Die Verwendung von seltenen Wörtern, besondere Arten des Parallelismus oder die Häufung mehrerer Stilfiguren in den bildhaften Versen können als Anzeichen der Einsetzung festgeprägter Sprüche mit einer längeren Vorgeschichte gedeutet werden. Falls wir hier |erD e zu den maskulinen Wörtern zählen; vgl. Ges17, 168f.
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(18,6; 18,16; 18,21). In beiden Reden sind davon somit die erste und die letzte Strophe betroffen. Es fällt weiterhin auf, daß in der ersten Strophe der BR 8,2–5 überhaupt nur ein feminines Wort (day in V. 475) und in der letzten Strophe der BR 18,17–21 nur zwei (jer) e in V. 17 und l"bT " in V. 18) vorkommen. Die Besonderheit der ZR scheinen solche Bikola zu bilden, in denen das erste Kolon nur maskuline Wörter und das zweite Kolon ein feminines Wort76 enthält. Der Zusammenhang mit dem Strophenbau läßt sich besonders in der ersten ZR an drei Bikola am Strophenanfang beobachten (11,2; 11,7; 11,17)77, in der zweiten ZR am Anfang der zweiten Hälfte zweier Strophen (20,14f.; 20,28f.) und zusätzlich bei dem Endvers der vorletzten Strophe (20,25). Dabei setzt der aus Nominalsätzen zusammengestellte Endvers der zweiten Rede einen stilistisch durchaus passenden Punkt mit insgesamt sieben maskulinen Wörtern78 und einem femininen Wort. Obwohl der hebräische Parallelismus membrorum sich durch das aspektive Denken erklären läßt,79 wird oft zur Hervorhebung eines Tatbestands die Steigerung oder die Hyperbel eingesetzt80. Viele der angeführten Beispiele haben es mehr oder weniger demonstriert. In den ER stellt z.B. das von den alten Weisen redende Bikolon 15,10 die Steigerung des ersten Kolons durch das zweite dar, indem die Bedeutung der Greise (bf& und $yi$yf in V.10a) durch die irreale Hyperbel (kann jemand tatsächlich noch „reicher an Tagen“ sein als der Vater des ohnehin alten Hiobs) steigernd hervorgehoben wird. Zusätzlich werden die Aussagen in 5,25 (Nachkommen wird bar // jer) f h f be&(" K: sein) und in 15,20 (die Qualen sind durch y"my: -lfK // {yin$ f raP:sm i für den Gottlosen bestimmt) gesteigert. Stilistisch wird die an 5,25 anschließende Verheißung eines reifen Alters in 5,26a durch einen treffenden poetischen Vergleich in V. 26b gesteigert. Diesen schönen Beispielen in den ER läßt sich in den BR und ZR nichts Vergleichbares an die Seite stellen, obwohl drei Verse genannt 75 76 77 78 79
80
Falls man das Personalpronomen heL) " in 8,2 nicht mitrechnet. Innerhalb der Zeile meistens das feminine Wort vor dem maskulinen. In der ersten Strophe zusätzlich symmetrisch am Anfang der zweiten Unterstrophe 11,4. Siehe die Textkritik zu 20,29 oben, S. 84. Siehe E. Brunner-Traut (1996), bes. 152f, und O. Kaiser (2003b), 21; das Phänomen des w-copulativum bestätigt die Annahme der aufeinander abgestimmten Aspekte in Gestalt von jeweils zwei Kola (vgl. dagegen K. Seybold [2007], 110). Zum Parallelismus vgl. auch G. von Rad (1992), 42f., und zu den noetischen Eigenschaften des Parallelismus sowie zur Multiperspektivität A. Wagner (2007), 15ff. Die Idee der Steigerung, der emphatischen Wiederholung wird zur Grundlage des Parallelismus allgemein von J.L. Kugel (1981) gesetzt (bes. S. 51). Vgl. auch W.G.E. Watson (1984), 114ff.
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werden können, in denen derartige Steigerungen begegnen. In 8,7 wird das große (do)m : heG& : yi ) Ende Hiobs seinem kleinen (rf(c : im) Anfang entgegengesetzt. In zwei Beispielen, am Schluß der BR 18,21 und der ZR in 20,15, wird im zweiten Kolon der Eindruck von dem erbärmlichen Ende der Gottlosen durch das Eingreifen Gottes vertieft. Darüber hinaus hat der 20,15 vorausgehende V. 14 durch die Hinzufügung des Giftes als Ergebnis der Verdauung den Effekt der Steigerung bereits erzielt. Für eine Steigerung mittels eines numerischen Parallelismus stellt ER 5,19 in der ursprünglichen Hiobdichtung das einzige Beispiel dar.81 Im Gegensatz zu den allgemein auf die Zahl der Tage oder Jahre hinweisenden Bikola 15,10 und 15,20 wird in 5,19 von konkreten Nummern – sechs in der ersten Zeile und sieben in der zweiten – Gebrauch gemacht.82 Die Frage, ob die sechs oder sieben Nöte figurativ gemeint worden sind, sei dahingehend beantwortet, daß in derselben Unterstrophe 5,20f. in der Tat sechs von den Übeln aufgezählt werden: Hungersnot, Tod, Schlacht, „Hand des Schwertes“ (V. 20), „Geißel der Zunge“ und Verwüstung (V. 21).83
2.2. Anakrusis Oben ist bereits darauf hingewiesen worden, daß das in der hebräischen Dichtung übliche Phänomen der Anakrusis fast nur in den ER erscheint.84 Sie begegnet zumal in Zeilen mit kolometrischer Überlänge 81
82 83
84
Nur der sich über zwei Bikola erstreckende Parallelismus von 2 // 3 in 13,20f. kommt in Betracht (vgl. W.M.W. Roth [1965], 69). Der Parallelismus von 1 // 2 in den Elihureden 33,24 und in der Antwort Hiobs 40,5 ist sekundär (vgl. M. Witte [1994], 191). Es sind keine anderen alttestamentlichen Beispiele von 6 // 7 als in Prv 6,16 bekannt (vgl. W.G.E. Watson [1984], 145). Es muß im Unterschied zu W.M.W. Roth (1965), 68f., daran erinnert werden, daß das ebenfalls von den Nöten sprechende Bikolon 5,22 von sekundärem Charakter ist (siehe oben, S. 32f.) und die Zahl der Nöte dadurch gerettet wird. Siehe dazu A. Scherer (2008), 64f. W.G.E. Watson (1984), 374f., hält auch hn) d( und yiK in der BR 18,2a.8a für eine Anakrusis. Siehe allgemein dazu a.a.O., 110f.; P. van der Lugt (1995), 535, und (2006), 571, und vgl. unbedingt auch T. Muraoka (1985). Wir erweitern dabei zusammen mit diesen Forschern die aus der klassischen Philologie bekannte Definition der Anakrusis als eine das Tempo anhaltende, außerhalb der Metrums bleibende Silbe am Anfang des Kolons um alle selbständigen lexikalischen Einheiten am Versanfang, die oft eigene Sätze bilden und die in den Übersetzungen mit Ausrufezeichen zu versehen sind oder beim Lautlesen anschließend eine Atempause fordern. Mithin fallen viele Kurzwörter, besonders Deiktika wie yiK, unter dieses Kriterium; zahlreiche gebrochene oder kombinierte Sätze bleiben aber oft außer acht. Ein Anzeichen könnte der auf eine Anakrusis folgende Satzanfang mit einer rhetorischen Figur, z.B. mit
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an einer im Strophenbau relevanten Position.85 Doch können auch deutlich kürzere Kola mit einer Anakrusis eingesetzt werden, so daß ihr Vorkommen keine Frage des Metrums oder der kolometrischen Länge darstellt. Es gehört vielmehr zur Kunst der Rhetorik der ER, durch deiktische und enklitische Elemente die Aufmerksamkeit der Hörer zu wecken. Betrachtet man die vollständige Liste der als Anakrusis zu bezeichnenden Belege, so hebt sich zumal die erste ER mit acht entsprechenden Bikola deutlich hervor:86 4,5 (hfT(a yiK); 4,7 ()fn-rfkz: ); 5,1 (-)frq: )fn-); 5,8 (yin) A {flU))87; 5,23 (yiK); 5,24f. ([yiK] T f (: adyf w: ); 5,27 (h"Nh i ). Dagegen tritt das Phänomen in der zweiten ER nur einmal in 15,4 (hfT) a -va)) und in der dritten ER dreimal auf, nämlich in 22,10 (}"K-la(); 22,13 (fTr : m a ) f w: ); 22,29 (yiK). Die am Anfang (4,7; 5,1; 5,8; 5,23; 22,10) oder Ende der Strophen (5,27) oder Unterstrophen (4,5; 15,4; 22,13; 22,29) eingesetzte Anakrusis dient wie die Überlänge der Bikola zur Markierung ihrer Positionen. Wie die Liste belegt, werden in der ersten ER von fünf Strophen vier mit Anakrusis eingeleitet und die ganze Rede wird mit einer am Anfang des letzten Verses abgeschlossen. Dabei wird in der stilistisch ungewöhnlichen letzten fünf Bikola enthaltenden Strophe eine Anakrusis viermal einem Kolon vorangestellt, am Anfang (5,23), am Ende (5,27) und symmetrisch im Zentrum der ersten Unterstrophe (5,24f.). Somit gehört die Anakrusis zur Hervorhebung von Leitgedanken (4,7; 15,4), des Summary appraisals (5,27; 22,29), der Verheißungen (5,23–25) oder der direkten, auffordernden oder mahnenden Anrede (4,5; 4,7; 5,1; 5,8; 15,4; 22,10; 22,13), niemals aber zu illustrativen oder narrativen Teilen der Reden.88
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86 87
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Fragewort, geben. Die Anakrusis wird noch von R. Gordis (1978), 503, hervorgehoben. Siehe oben, S. 90. P. van der Lugt (1995), 540, und (2006), 536ff.574, nennt es transition marker und hebt seine Rolle in der Hiobdichtung als Marker des Strophenanfangs und -endes besonders hervor ([2006], 566). Vgl. die Liste solcher Marker in den ER bei ihm (1995), 62f.72.177.257f., und den Katalog der möglichen Wörter als Marker bei ihm (1995), 487–503, und (2006), 538ff. Die erste ER wird als Beispiel für eine reichliche Verwendung der Anakrusis auch von W.G.E. Watson (1984), 111, hervorgehoben. Es ist zwar umstritten, aber es muß in der Hiobdichtung wahrscheinlich davon ausgegangen werden, daß die Personalpronomina in der ersten Hälfte der Kola den fast selbständigen Satzteil vertreten wollen und mithin eher zur Anakrusis gehören wie auch in 15,4. In 5,8 würde es für die konditionale Deutung sprechen, so GK28, 107x (dagegen aber H. Bobzin [1974], 99f.). Siehe auch gleich unten). Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 144ff. In den HR fangen die Strophen schon in c. 3* mit Anakrusis in V. 10.13.24 an. In der Stilistik der GR tritt dagegen das Verzichten auf die Anakrusis deutlich hervor, höchstens Stellen wie 38,40f. mit yiK kämen als solche in Betracht.
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2.3. Kausale, konditionale, syntaktische u.a. Fügungen Erst durch die konditionalen und kausalen Fügungen schließen sich die Einzelsprüche oder einzelne Aussagen zu einer in sich geschlossenen Rede zusammen. So ließ sich auch die Vergeltungslehre nicht ohne beide Arten von Fügungen formulieren,89 sie bedurfte der kausalen, um die aktuelle Lage zu begründen, und der konditionalen, um den Ausgang zu beschreiben. Selbstverständlich können sie auch in auffordernden, verheißenden oder mahnenden Redeteilen erscheinen.90 Die erste umfangreichere kausale Bildung begegnet in der ersten ER 5,18, in dem die Aufforderung zur Wende in dem im unmittelbar vorausgehenden Bikolon 5,891 mit Gottes Allmacht begründet wird. Beide Bikola bilden zugleich die erste Hälfte der Strophe 5,8.18–21 und die Einleitung zu den teilweise hymnischen Verheißungen in V. 19–26, die auch ein kleines Exempel eines Konditionalsatzes in 5,24b beinhalten.92 Dem härteren Ton der zweiten ER entspricht die die Unterstrophe 15,5f. umfassende Beschwörung, in der die Bedingung 15,5 (mit yiK!) dem eigentlichen Bann 15,6 vorangestellt wird.93 Daneben wirkt die vierte, zur Lehre gehörende Strophe 15,25–29* mit ihrer durch yiK eingeleiteten zweiteiligen Begründung 15,25f. und 15,27–28bα und mit dem vermutlich als Nachsatz gedachten V. 29 recht kompliziert, weil der Strophenbau und die Analogien in den anderen ER eher dafür sprechen, 15,25f. als Begründung für die vorausgehende Strophe zu verstehen, während 15,29 die für die zweite in 15,27–28bα liefert.94 Wendet man sich der dritten mahnenden und auffordernden ER zu, so zeigt es sich, daß dort auffallend umfangreiche kausale und konditionale Fügungen vorliegen. Die acht Verse umfassende Rüge in 22,6–11.13f. stellt eine einzige mehrgliedrige kausale Fügung dar, in der V. 6–995 vorangestellt (vgl. yiK in V. 6) und V. 13f. nachgestellt sind (vgl. T f r : m a ) f :w in V. 13). Beide begründen die Drohung in ihrer Mitte, in V. 10f. (vgl. }"K-la( in V. 10). Auch die umfangreiche Aufforderung und Verheißung in 22,21–23.26–28 ist konditional verfaßt. Dabei benennt V. 23 die generelle Bedingung der Um89 90 91 92 93 94
95
Zur Lehre siehe gründlich unten, c. IV. Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 144ff. Zur sekundären Ergänzung in 5,9–17 siehe oben, S. 28–32. Mit H. Bobzin (1974), 106, auch exakter als Interdependenzsatz zu fassen. Siehe oben, S. 37. Die Einheitlichkeit dieser Unterstrophe wird zusätzlich durch den Parallelismus von !yiP in V. 5a.6a, }O$:l in V. 5b und !yetpf & : in V. 6b verstärkt. Zu V. 25–28 und 27–29 siehe oben, S. 41f. Zusätzlich muß erwähnt werden, daß die vierte Strophe in der Mitte der Lehre in 15,20–33* steht (siehe unten, S. 147f. u.a.) und damit die Bezüge vor- und rückwärts logisch sind. Nur V. 8 ist ein aus der Reihe fallender Schaltvers.
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kehr (vgl. {i)), während V. 26 das Ergebnis in Gestalt der Freude (vgl. zf)-yiK) beteuert. Die beiden parallelen konditionalen Fügungen der anschließenden Unterstrophe 22,27f.96 setzen inhaltlich bereits die Gebete und Gelübde voraus, deren Erhörung und Erfüllung sie verheißen.97 Während die Gegenüberstellungen oder Bedingungen in den ER eher vorsichtig klingen, ragen die Konditionalsätze in den ZR, die sich über ganze Strophen erstrecken (11,10; 11,13–16; 20,6f.; 20,12–14; 20,15; 20,2498), mit ihrer Schroffheit wie ein Felsen über den vergleichsweise milderen Ton der Freundesreden heraus. In den ZR handelt es sich bei 30% des Gesamtbestands um derartige Fügungen, so daß sie unbestreitbar zu den Hauptmerkmalen seines Stils gehören. Beide ZR sind in dieser Beziehung sorgfältig aufeinander abgestimmt, indem die jeweils dritte Strophe (11,13–16; 20,12–15) vollkommen von den konditionalen Fügungen geprägt wird und ihr eine ähnliche Fügung in der ersten Unterstrophe der zweiten Strophe (11,10; 20,6f.) vorangeht. Die zur Mahnung gehörende Strophe 11,13–16 wird sehr ähnlich wie in den ER99 durch eine an Hiob gerichtete Aufforderung als Protasis (11,13f.) mittels eines zweimaligen {i) eröffnet und mit einer (folglich bedingten) Verheißung als Apodosis (11,15f.) fortgesetzt, die wiederum zweimal mit einem yiK angeschlossen wird. Alle anderen konditionalen Fügungen in den ZR gehören zu den lehrhaften Teilen. In 11,10 bildet ein aus einem einzigen Bikolon bestehender geradezu hymnischer Konditionalsatz (erneut mit Hilfe von {i)) eine Ergänzung oder Begründung zu der These von Allmacht Gottes in 11,7. Zwei von den zu besprechenden Fügungen in der zweiten ZR (20,6f.; 20,12–15) werden ebenfalls mit {i) eingeleitet, bilden inhaltlich aber illustrative Vergleiche (20,6f.) und Metaphern (20,12–15) zur Lehre Zofars über die Vergänglichkeit bzw. die selbstzerstörende Handlungsweise der Gottlosen. Auffallend ist das Bikolon 20,15, weil es die Strophe in der Art einer Conclusio zusammenfaßt, sich dabei jedoch stilistisch der umfangreichen konditionalen Fügung anschließt und inhaltlich die Idee der ganzen Strophe steigert, indem es die Gewißheit des Gotteshandelns beteuert.100 96 97
Beide nach dem Muster A > B // B’. Mit H. Bobzin (1974), 313–315, auch als Interdependenzsätze zu verstehen. Darüber hinaus ist in dieser Rüge Bikolon 22,21 an sich konditional, wegen der suffigierten Präposition {ehB f in der Apodosis aber grammatisch mit den Bikola 22,23.26 nicht in Einklang gebracht. 98 Zu 11,15; 20,12 und 20,24 vgl. GK28, § 159c.q.ee, und zu allen H. Bobzin (1974), zur Stelle, und R. Gordis (1978), 78.124.216.220. 99 Vgl. 22,23.26. Sogar die Partikeln {i) in Protasis und zf)-yiK in Apodosis sind ähnlich. Zur Mahnung siehe unten, S. 144–147. 100 Als letzter Beleg in dieser Reihe von konditionalen Fügungen gilt 20,24, obwohl er nicht durch {i) markiert worden ist. Wirft man einen Blick auf die HR, dann muß
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Die BR unterscheiden sich von den ZR dadurch, daß sie viel seltener die konditionalen Fügungen benutzen, wobei die entsprechenden Sätze nur jeweils ein Bikolon umfassen und nur in der ersten BR vorkommen. Diese enthält auffälligerweise eine Häufung von vier derartigen Fügungen in 8,4–7*101. Obwohl formell auf zwei verschiedene Strophen verteilt (8,4f.; 8,6f.*), enthalten sie analog zu dem Stil der ER und ZR miteinander verbundene Aufforderungen (8,4.5.6aα) und Verheißungen (8,6b.7).102 Dabei bereitet 8,4 die Aufforderung mittels eines Konditionalsatzes (Protasis 4a + Apodosis 4b) vor, in dem Hiob an das böse Schicksal seiner Söhne erinnert wird. Der anschließende Vers nimmt die Protasis U):+x f aus V.4a wieder auf und bildet somit eine minimalistische elliptische Bedingung hfT) a -{i) (V. 5aα). Die Apodosis V. 5aβ.b stellt die Hiob anempfohlene Hinwendung zu Gott dem in V. 4 thematisierten selbstverschuldeten Ende seiner Söhne entgegen.103 So bilden die V. 4 und 5 insgesamt die Aufforderung an Hiob, die in V. 6aα erneut aufgenommen wird. Die V. 6b.7 antworten darauf mit Verheißungen. Das wird in V. 7 durch einen Konditionalsatz unterstrichen, der Hiobs kleinen Anfang (V. 7a) seiner großen Zukunft (V. 7b) gegenüberstellt. Demgemäß fangen drei Bedingungssätze mit einem {i) (V. 4.5.6aα) und der letzte in der Reihe mit hfyfhw: (V. 7) an. Andererseits werden fast alle Nachsätze außer V. 5aβ mit einem w: eingeleitet. Der Konditionalsatz in 8,18 gehört auch bei Bildad zum illustrativen Redeteil, wirkt als Zusammenfassung der Strophe 8,14.16–18 und fängt der Regel gemäß mit einem {i) an. Für die Kausalsätze können in den BR und ZR ebenfalls einige Belege genannt werden, obwohl sie sich bescheidener ausnehmen als in den ER. Ein eigenartiges Beispiel stellt 8,8 dar, weil hier die schwierig zu klassifizierende Konjunktion yiK sich am besten kausal erklären läßt (vgl. 8,2f. und 8,10). In der zweiten BR begründet 18,8 mit yiK am Anfang eindeutig die kürzer werdenden Schritte des Gottlosen im vorausgehenden Vers.104 Zofar aber braucht mit einer durchweg kausal aufgebauten Strophe 20,18–21 den Vergleich mit den ER nicht zu scheuen. Während V. 18 die Kürze der Freude der Gotllosen schildert, begründet
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man die auffallenden Reihen von konditionalen Fügungen in 9,15–31 und 31,5–22* zur Kenntnis nehmen. Die erste stellt sich zwischen den ersten BR und ZR, die {i)Bedingungen in der zweiten Reihe sind meisterhaft mit den {i)-Fragen verflochten, den Ton dieses Höhepunkts der HR vollkommen beherrschend. Zur ursprünglichen Gestalt siehe oben, S. 56f.; vgl. GK28, § 159r und H. Bobzin (1974), zur Stelle. Siehe dazu unten, S. 144–147. Siehe zu 8,5a oben, S. 56f. und H. Bobzin (1974), 135. Vgl. a.a.O., 256.
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V. 19 (yiK) es mit ihrem asozialen Verhalten.105 In der zweiten Unterstrophe wird in 20,20a und 21a die Apodosis zweimal spiegelbildlich an den Anfang gestellt (yiK) und die Protasis in 20b und 21b nachgesetzt, die besagt, daß die Gottlosen durch ihre Maßlosigkeit ihr Glück verspielen. Einmalig in den Freundesreden ist aber die stilistische Lösung in 20,21, weil dort neben der den Nachsatz in 21b einleitenden Konstruktion }"K-la( das sonst gewöhnliche yiK im Vorsatz in 21a überhaupt fehlt. Die in den ER gut vertretenen Relativsätze finden sich gewöhnlich in der zweiten Hälfte des Kolons und erscheinen oft auch paarweise: So kommen sie in den ER parallel am Anfang (15,3a.b) oder Ende (5,27a.b) der Rede und einzeln innerhalb der Reden (15,17b; 15,20b; 15,28bα; 22,15b106; 22,16) vor. Die auf die Erfahrung der alten Weisen verweisende Unterstrophe 15,9f.17 wird von insgesamt drei Relativsätzen gerahmt (15,9aβ.bβ und 15,17bβ107).108 Am Anfang der ersten ER könnte man analog zu ihrem Ende in 5,27 auch einige Relativsätze erwarten, doch findet sich dort lediglich ein Relativsatz in 4,2aβ.109 Dagegen tauschen zwei Satzhälften in 4,2b ihre Plätze, und so wird der Eindruck von Parallelität von zwei Teilsätzen oder eines gebrochenen Satzbaus dennoch erweckt. Es fällt weiterhin auf, daß die Relativsätze in den ER meistens asyndetisch dem vorausgehenden Kolon angeschlossen werden (4,2a; 5,27a; 15,3a.b; 15,20b; 15,28bα; 22,15b) und daß sie in der dozierenden und mahnenden zweiten ER deutlich hervortreten (15,3a. b.9a.b.17b.20b.28bα). In der dritten ER findet sich das einzige Exempel für Relativsätze, die sich auf einen benachbarten Vers beziehen: In 22,15bβ wird zuerst die Aussage über den „altbekannten Weg“ in 22,15a.bα durch die auf ihm schreitenden Bösewichter präzisiert und dann ihr Untergang wiederum in einem zweiteiligen Relativsatz 22,16a. b beteuert. Dort fällt übrigens die in den Freundesreden singuläre Relativpartikel re$) A auf.110
105 Vgl. a.a.O., 284f. 106 Falls unsere Konjektur richtig ist; siehe oben, S. 50. 107 Obwohl wegen der Kopula am Anfang des b-Kolons nicht ganz sicher; vgl. H. Bobzin, a.a.O., 222. 108 Wobei der unmittelbar anschließende Vers 15,20 am Anfang der nächsten Strophe auch einen Relativsatz enthält. 109 Zu diesem komplizierten Bikolon siehe oben, S. 23. 110 Die Partikel wurde oben eher als Anzeichen für sekundäre Erweiterungen angenommen (vgl. 4,19; 5,5; 15,18.28bβ; siehe oben, S. 26, 39f. und 42) oder konjiziert (22,15; siehe oben, S. 50). In den HR ist sie nur in 3,25 und 9,17 verhältnismäßig sicher.
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In den BR bilden die Relativsätze von der Zahl her gesehen eine kaum bemerkbare Größe111, doch fällt das Endkolon der zweiten BR mit seinem sehr einfach und traditionell formulierten Summary appraisal in 18,21b besonders auf: l") (adyf )ol {Oq:m håzw: .112 Mit der Zahl ihrer Relativsätze kommen dagegen die ZR, zumal die zweite Rede, der der ER verhältnismäßig nahe. Neben 11,16b113 in der ersten ZR sind es in der zweiten ZR 20,9a; 20,15a; 20,19b und 20,26b.114 Das Besondere der Relativsätze Zofars besteht in ihrer Einleitung durch ein asyndetisches Schaltwort in der Mitte des Kolons: 11,16b (Ur:b(f ) 20,9a (Utapzf $ : ); 20,15a ((alB f ) 20,19b (lazGf ). Auch der Relativsatz in 20,26b ist asyndetisch, beendet aber das ganze Bikolon und hebt sich durch die Position am Anfang der letzten Strophe der ZR hervor. Daß die ZR sich syntaktisch als sehr anspruchsvoll erweisen, kann außer mit einem Verweis auf ihre umfangreichen konditionalen Fügungen auch anhand von zwei Objektsätzen demonstriert werden. Gegen Ende der ersten ZR wird ein solcher durch das Verb x+b eingeleitet, gefolgt von yiK (11,18a). Im zweiten Beispiel (20,4f.) wird der Hauptsatz (V. 4) mit Hilfe von (adfy gebildet und der Nebensatz (V. 5) durch yiK eröffnet. Das Beachtenswerte liegt aber darin, daß beide Verse den jeweiligen Höhepunkt der Reden Zofars bilden, nämlich ihre Legitimation und ihren Leitgedanken.115 In den ER fallen neben einem kleinen Objektsatz in 15,23b zumal zwei umfangreichere in 5,24–26 auf (alle mit (dy + yiK), weil sie symmetrisch die Strophe in zwei Hälften teilen. Der erste Satz 5,24 beendet die erste Unterstrophe, der zweite 5,25 leitet ihre zweite Hälfte ein. Dabei wird ihm die Beteuerung in 5,26 untergeordnet. Der Dichter hat sich aber auch der Zustandssätze bedient. In den ER werden sie in 15,3 und 15,35 verwendet, um die vorausgehenden Verse 15,2 und 15,34 zu verdeutlichen und mithin die selbständigen Unterstrophen 15,2f. und 15,34f. symmetrisch am Anfang und Ende der Rede zu bilden. Eine ähnlich wichtige Rolle spielt das Phänomen in den ZR, weil dort wenigstens vier Belege vorhanden sind.116 Wie bei Elifas ge-
111 Der schwierig zu klassifizierende Satzbau in 8,10 und 8,11a kann möglicherweise als ein mit Relativsätzen bereicherter angesehen werden; vgl. jedoch H. Bobzin (1974), 138. 112 Siehe dazu unten, S. 161f. 113 Vgl. GK28, § 155g. 114 Zu allen Belegen siehe oben, S. 79.81–83, und H. Bobzin, a.a.O., zur Stelle. 115 Siehe gründlich dazu unten, S. 149.151 und S. 160f.233f. 116 11,11b }fnOB:tyi )olw: wird von H. Bobzin (1974), 178f., als Zustandssatz gedeutet, was nicht ausgeschlossen ist; wir bevorzugen jedoch mit L.J. de Regt die Deutung als rhetorische Frage; siehe oben, S. 73.
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hört ein Zustandssatz zur Anrede: {ilk: m a }y")w: in 11,3b.117 Ein weiterer (das ganze Bikolon 11,20b) bildet aber das Summary appraisal.118 Mithin kann diese Rede in vollkommener Analogie zu den ER ebenfalls einer Rahmung durch Zustandssätze rühmen.119 Drei nur in den ER eingesetzte Satztypen bleiben noch anzuführen. In der dritten werden zweimal nacheinander ähnliche und jeweils in dritter Zeile der Unterstrophe symmetrisch gebrauchte Konsekutivsätze verwendet: 22,11a (he)r : t i -)ol) und 22,14a (he)r : iy )olw: ).120 Der umfangreichste Beleg von fünf Temporalsätzen befindet sich in 22,19f.,121 wobei in V. 20 geschickt die Zitation der Worte der Gerechten eingefügt ist. Zwei weitere Belege wollen die ohnehin stilistisch schwerwiegenden Anfangsstrophen der Reden mitprägen. Die zweite Unterstrophe der ersten ER bringt die erste Wende in den Argumentationsgang ein, indem die im Gegensatz zu seiner einstigen mustergültigen Vergangenheit stehende gegenwärtige Müdigkeit Hiobs (4,3f.) vorsichtig mit Hilfe zweier synonymer Temporalsätze (4,5a.b) berührt wird. Stilistisch sehr ähnlich formt der Dichter auch die Mahnung am Anfang der dritten ER, wobei die Kola 22,3a.b zwei synonyme temporale yiK-Sätze enthalten. Darüber hinaus rahmt ein kleiner yiK-Satz in 5,21bβ zusammen mit 4,5a.b in bescheidener Weise die erste ER. Ein Adversativsatz in 5,7 knüpft an das negativ verfaßte gewichtige Argument in 5,6 an und präzisiert so die generelle Aussage.122 Fassen wir die behandelten Fügungen unter dem Gesichtspunkt der verwendeten Konjunktionen zusammen, können vor allem yiK (5,7. 18.21b.24.25; 15,5.23b.25.27; 22,3a.b.6) und daneben zf)-yiK (22,26) als die für die ER typischen Konjunktionen bezeichnet werden. Dagegen besitzt {i) in den BR (8,3–6.18) und vor allem in den ZR (11,2.7.10.13f.; 20,6.12) eine wichtige Position. Auch Zofar macht häufig vom yiK Gebrauch (11,11.15.16.18; 20,5.19.20; vgl. in den BR nur 8,8; 18,8). In der ersten BR ist die Anreihung von vier {i) (8,3–6) und in der ersten ZR 117 Vgl. H. Bobzin, a.a.O., 174. 118 Siehe oben, S. 75. 119 Zwei weitere Zustandssätze befinden sich in 11,15b ()fryit )olw: ; vgl. H. Bobzin, a.a.O., 181) und in 20,26b (xfPnu )ol; vgl. GK28, § 156f). Aus den BR gehört nur ein Beispiel in 18,2b hierzu; siehe dazu unbedingt H. Bobzin, a.a.O., 253. 120 H. Bobzin, a.a.O., 305, möchte auch 22,10b als Konsekutivsatz verstehen; der Vorschlag ist in Betracht zu ziehen, weil dann die ganze Strophe von einem Guß wäre und in der dritten Rede ohnehin zahlreiche auffällige die Strophen umfassende Fügungen vorhanden sind; siehe gleich unten. 121 Siehe oben, S. 51. 122 Vgl. GK28, § 163a. Merke auch, daß beide Verse mit yiK eingeleitet werden; während das zweite sicher yiK adversativum ist, kann das erste sowohl deiktisch als auch als Behauptung gegen Hiob adversativ verstanden werden.
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eine solche von zwei {i) und zwei yiK (11,13–16)123 hervorzuheben, was keine Entsprechungen in den ER besitzt. In ihnen begegnen neben den asyndetischen Verbindungen solche, welche die Fügungen mit dem üblichen ()l)w (4,5a.b; 5,24b.27b; 15,9a.b.17b; 22,27a.28a) und jeweils einmal mit einem }"K-la( (22,10), {i) (22,23) und re$) A (22,16) markieren. Die ZR gestalten die besonderen syntaktischen Fügungen vornehmlich asyndetisch (vgl. z.B. 11,16; 20,7.9.15.19.26.24). Einmal verwenden sie ähnlich wie die ER die Konstruktion }"K-la( (20,21b). Zusammenfassend können wir feststellen, daß die begründenden, bedingenden, relativen, temporalen und anderen besonderen Fügungen zu den poetologischen Kategorien der Freundesreden zählen, weil sie in hohem Maße im Einklang mit dem Parallelismus membrorum und dem Strophengefüge verwendet werden. Von den Freunden vermittelt Zofar am meisten diesen Eindruck, insbesondere wenn man solche Fügungen nicht nur in den mahnenden, sondern auch in den lehrenden Teilen der Reden im Auge behält.124 Die ER erweisen sich jedoch durch ihre Anzahl von Konsekutiv-, Temporal- und Adversativsätzen als konkurrenzlos.
2.4. Nominal- und Verbalsätze in der Poetologie In den hauptsächlich mahnenden und argumentierenden Freundesreden125 fehlt außer einer bedingt hymnischen Ausnahme in 5,18–21 ein eigentliches beschreibendes Gotteslob.126 Daher sollte man erwarten, daß in ihnen auch an Nominalsätzen und Partizipien Mangel herrscht. Der Hiobdichter ist jedoch, wie die Zahl der Nominalsätze oder nominalen Teilsätze in den BR belegt, mit diesem Stilmittel vertraut. Von 39 Bikola dieser Reden sind davon immerhin 14 betroffen.127 Darunter befinden sich auch drei rein nominale Bikola (8,14; 18,10.19). Sie prägen einerseits charakteristischerweise die Summary appraisals beider Reden (8,22b; 18,21a.b)128 und fallen weiterhin dadurch auf, daß sie vier von fünf Strophen der ersten BR einleiten (8,2b.6a.14a.b.19a). Darüber hin123 Merke auch, daß hier yiK, verstärkt durch zf) (11,15; ähnlich zu Elifas) und hfT(a (11,16; siehe dazu oben, S. 74), benutzt wird. 124 Zu den Aufbauteilen siehe unten, S. 139ff. 125 Vgl. eine beispielhafte Behandlung der Aussagesätze in Prv bei H.-J. Hermisson (1968), 141–171. 126 So haben wir auch ein Argument für die Aussonderung der sekundären Zusätze in der Hiobdichtung gewonnen; vgl. zu 5,9–14 oben, S. 29–31. 127 Siehe 8,2a.6a.12a.13a.14a.b.16a.19a.22b; 18,10a.b.12b.15a.17b.19a.b.21a.b. 128 Zu den Summary appraisals siehe unten, S. 152.
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aus rahmen Nominalsätze auch die Endstrophen der ersten und der dritten Rede (8,19a/22b und 18,17b/21a). Die letzte Strophe der BR enthält zusätzlich symmetrisch in der Mitte ein syntaktisch in den Freundesreden exzeptionelles Bikolon 18,19, das aus drei Nominalsätzen besteht (aα/aβ/b). Im Unterschied zu den BR verfügen die ER und ZR über nur wenige einschlägige Belege. Die erste und dritte ER beschließen ihre jeweils erste Strophe mit einer zweiteiligen rhetorischen Frage in Gestalt von zwei synonymen Nominalsätzen (4,6a.b; 22,5a.b).129 Die zweite ER überrascht den Leser durch eine Symmetrie, die durch Nominalsätze samt Partizipien und Infinitiven markiert ist. Oben wurde bereits auf die Rahmung dieser Rede durch zwei ähnliche Unterstrophen in 15,2f. und 15,34f. hingewiesen. Hier sei nur hervorgehoben, daß der Begleitsatz im jeweils zweiten Bikolon (3 und 35) durch den Infinitiv an das erste angebunden wird. Darüber hinaus können in der Mittelstrophe der zweiten ER 15,20–24*130 die vier Nominalsätze (V. 20a.21a.22b. 23a131) und fünf Partizipien (V. 20a.21b.22b.23a.b) in den vier ersten Bikola nicht übersehen werden. Das fünfte Bikolon 24a.bα rundet die Strophe durch zwei Verbalsätze ab und entspricht damit den Gepflogenheiten der hebräischen Poesie.132 Die besondere Ausgestaltung dieser Strophe wird darüber hinaus durch die auch im Hiobdialog einmalige Reihe von Personalpronomina )Uh im ersten Kolon 15,20a und in der zweiten Unterstrophe 15,22b.23a hervorgehoben.133 In den ZR erscheinen Nominalsätze nicht nur in den Summary appraisals (11,20bβ; 20,29), sondern auch in den Anfangsstrophen (11,3bβ.4aβ134; 20,2b.5a.b).
129 Beide Fragen gehören mithin zur Mahnung. In der ersten Strophe der dritten ER ist auch der Hauptsatz in 22,3aα.bα nominal verfaßt, obwohl die Nebensätze Imperfekta verwenden. 130 Zu den Umstellungen, Konjekturen und Streichungen in dieser komplizierten Strophe siehe oben, S. 40f. 131 Zusätzlich einmal im untergeordneten Nebensatz in 15,23bβ. 132 Eine solche Pointe wurde bei der strophischen und kolometrischen Analyse der Reden oben, S. 86 und 89ff., bereits hervorgehoben. Vielleicht das schönste Beispiel im Alten Testament für eine außerordentlich lange Reihe von partizipialen Nominalsätzen, die mit einem Verbalsatz pointiert wird, ist Ps 146,6b–9a (siehe dazu U. Nõmmik [2000], 460ff.). In der zweiten ER fällt zusätzlich 15,10 mit zwei ungewöhnlichen Nominalsätzen auf, die ihre Gestalt dem poetischen Charakter verdanken (vgl. Dav3, § 24 R5). 133 Vgl. auch eine ähnliche Strophe am Ende der ersten ER: 5,23a.25aβ.b.26b. Merke auch die Pronomina t)oz und )yih in 5,27a. 134 Merke auch, daß diese nominalen Nebensätze symmetrisch in der Mitte der Strophe 11,2–5 stehen und von Verbalsätzen gerahmt sind (11,3a.4b).
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Dabei wird das den Leitgedanken enthaltende Bikolon 20,5 auf diese Weise hervorgehoben.135 Außer durch Nominalsätze kann sich die hebräische Poesie im Interesse der Nuancierung auch der Position der Verben in den Verbalsätzen bedienen. Wir können auf eine entsprechende syntaktische Analyse sämtlicher Reden verzichten und uns auf die paradigmatische Untersuchung ausgewählter, besonders auffälliger Beispiele in Gestalt einiger (Unter)Strophen beschränken. Die Bikola der beiden ersten (oben bereits mehrfach herangezogenen) Strophen der ersten ER 4,2–6 und 4,7– 11 wirken deshalb so geschlossen, weil sie ein Verb an das Ende des Verses rücken. Die einzige Ausnahme bildet das oben besprochene Bikolon 4,6, das aus zwei Nominalsätzen besteht. Seine pointierte Stellung am Ende der Strophe entspricht jedoch den poetischen Regeln. Vor diesem Hintergrund wird auch die auffallende Satzstruktur in 4,2b verständlich, die das Verb wiederum ans Ende stellt. Das Phänomen begleitet zusätzlich das einheitliche Klanggebilde der Strophen: Sie fallen nämlich durch den Endreim der Verbformen der 2. masc. sing. des Imperfekts Pi. in 4,3–5 (x"xax:x) und mit der 3. masc. plur. des Perfekts in 4,7–11 (U-) auf. Die Strophe 4,7–11 beendet im Mittelvers beide Kola mit einem Verb. Sie erweist sich überhaupt als eines der umfangreichsten Beispiele für den übergreifenden Endreim im Alten Testament.136 Die zweite ER demonstriert dagegen den verbalen Chiasmus an den inhaltlich aufeinander bezogenen Bikola, wobei dieser sich nicht unbedingt vom Wechsel der Verbalsätze und invertierten Verbalsätze nährt:137 * 15,5f. (Verb – x / Verb – x // Verb – x / x – Verb); * 15,7f. (x – Verb / x – Verb // x – Verb / Verb – x); * 15,32f. (x – Verb / x – Verb // Verb – x / Verb – x).138
Der Befund kann angesichts seiner eindeutigen Strukturierung daher kaum als zufällig betrachtet werden. Die dritte ER ist syntaktisch noch komplizierter aufgebaut, weil ganze Strophen durch die besondere Stellung der Verba zusammengehalten werden:
135 Zum Leitgedanken siehe unten, S. 151 und S. 160f.233f. 136 Vgl. die von W.G.E. Watson (1984), 229ff., angeführten Beispiele Jes 3,18–23 und 33,22. Zu den weiteren Klangfiguren in dieser Strophe siehe unten, S. 130f.134.136. 137 In den folgenden Listen kann die Anakrusis vor oder die suffigierte Präposition nach dem Verb stehen. 138 Beachte die Symmetrie entsprechender Verspaare am Ende der ersten Strophe 15,5f. und am Anfang der fünften, abschließenden Strophe 15,32f. Zusätzlich fällt die letzte Unterstrophe durch die Symmetrie der Nominal- und Verbalsätze auf (NS / x – Verb – y // NS / x – Verb – y).
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* 22,6–9 (Verb am Ende von V. 6, 8 und 9); * 22,10f.13f. (Verb am Ende von V. 11a.b, 13b und 14a.b);139 * 22,21–23.26 (V. 21, 23 und 26 nach dem Muster x – Verb / Verb – x140); * 22,27–30 (Verb immer am Anfang des Verses, auch in V. 30b;141 zusätzlich Verb symmetrisch am Ende der Verse 27 und 29).
Neben den ER werden die Verbalsätze zumal in den ZR gezielt verwendet. Dabei bilden die zweite und dritte Strophe seiner zweiten Rede vier Bikola umfassende Abschnitte, die von ‚Verb–x’-Sätzen gerahmt werden (20,6a/9b und 20,12a/15b). Das Verb steht sechsmal symmetrisch am Ende des ersten Kolons (20,7a.8a.9a und 20,13a.14a.15a).142 Die Erscheinung wiederholt sich chiastisch in der folgenden vierten Strophe: Sie wird von Nominalsätzen gerahmt (20,18a/21a), während ihre drei ersten Bikola durch die Stellung des Verbs am Ende des ersten Kolons geprägt sind (20,18a.19a.20a). Ebenso auffällig ist die fünfte Strophe, da in ihr viermal das Verb am Anfang des Kolons steht (20,23bα.β.14324a.b) und diese Verse wiederum von solchen mit einem Verb am Ende des zweiten Kolons gerahmt sind (20,22b/25b). Auch sonst läßt sich in den ZR die Bevorzugung der Stellung des Verbs am Ende des Kolons beobachten.144 Anders verhält es sich in dieser Hinsicht mit den BR. Es darf allerdings nicht übersehen werden, daß zwei Strophen der zweiten BR durch die symmetrische Stellung des Verbs am Anfang der Kola (18,2b.3b.4bβ.5b; 18,13a.b.14a.b.15a.b) und einmal chiastisch am Ende des Kolons in besonderer Weise strukturiert sind (18,6b). Da das Subjekt in den Verbalsätzen der BR und ZR relativ selten genannt wird, fällt die zweite Strophe der zweiten BR wegen ihrer symmetrischen Verwendung von ‚Verb–x’-Sätzen aus der Reihe (vgl. 18,7a.b.9a.b.11a).
139 D.h. symmetrisch fällt der jeweils zweite Vers 10 und 14 der Unterstrophe auf. 140 Ungeachtet dessen, daß in V. 21 und 23 noch verbale Teilsätze am Versanfang vorliegen. 141 Chiastisch im Gegensatz zu den drei vorausgehenden Beispielen. 142 In den Anfangsversen 20,6a und 20,12a steht ein Nomen am Ende des Kolons. 143 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 82. 144 Vgl. die zweite Strophe (11,7a.b.10a.b.11b.12a.b) und die Endstrophe der ersten Rede (11,17b.18b.20a + Nominalsatz am Ende!) und die erste Unterstrophe der zweiten Rede (20,2a.3a.b). Vgl. auch das Verb am Anfang von 11,3b.4a und 20,27a.28a (dabei Verb – x).
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2.5. Fragen als stilistisches Mittel In den Freundesreden sind zahlreiche Fragen in das Strophengefüge und den Parallelismus membrorum eingebunden, wobei ihre Mehrzahl als rhetorisch zu bestimmen ist.145 Mehrere Fragen verleihen der ersten Hälfte der Reden, zumal den Redeeröffnungen, einen geradezu formelhaften Charakter: In den ER dienen sie in 4,2 und 4,6 wie in 15,2f. und 15,4 als Rahmung. In der dritten ER beherrschen sie die ganze erste Strophe (22,2–5).146 In den BR begegnen sie in 8,2f. und 18,2f.4b; in den ZR nur in 11,2f., so daß der unmittelbare Anfang der zweiten ZR wegen fehlender Fragen aus der Reihe fällt (20,2f.). Diese Ausnahme scheint aber die Regel zu bestätigen, weil der Inhalt in Gestalt einer Anschuldigung den Eröffnungen der anderen Freundesreden entspricht147 und dieselbe Strophe mit einer zwei Bikola umfassenden Frage ausklingt (20,4f.).148 Darüber hinaus werden besonders in den ER noch weitere Strophen durch Fragen belebt bzw. geprägt (vgl. 4,7aβ.b; 5,1aβ.b; 15,7–9149 und 22,15 und 22,20 als Rahmen einer Strophe). Die inhaltlich verwandten Bikola 4,6 und 22,5, die jeweils aus zwei Nominalsätzen bestehen und die Strophen abrunden, sind als affirmative Fragen stilisiert ()olh A ). Die dritte ER steht mit sieben Fragen in dieser Beziehung an der Spitze. In den ZR verdient die durch sie strukturierte Strophe 11,7.10–12 erwähnt zu werden, in der auf die einleitende Frage in 11,7 anschließend zwei sehr kleine Fragen UNebyi$:y yimU in 11,10bβ und }fnOB:tyi )ol:w in 11,11bβ150 folgen und auf diese Weise syntaktisch harmonisch und symmetrisch die Mittelverse der Strophe prägen. Die Mehrheit der Fragen in den ER sind elliptische Doppelfragen (4,6; 15,2.7–9; 22,4.5.15.20), die außer in 15,9 (hfm) und 22,20 ()ol-{i)) durch die Partikel h A eröffnet und außer in 15,9; 22,4 und 22,15 durch 145 Vgl. G. Fohrer (1963a), 136; R. Gordis (1978), 90, und H. Strauß (2000), 23. 146 Elifas reagiert damit auf die Reihe der Fragen in der HR 21,4.7; 21,15–17; 21,28–31. Solche Reihen besonders im Hiobbuch werden von W.G.E. Watson (1984), 339, hervorgehoben. 147 Zu den Anschuldigungen siehe unten, S. 145–147. 148 Zum Vergleich merke, daß in den HR die Fragen ebenfalls gleich in der Anfangsstrophe eingesetzt werden, z.B. in 6,5f. (zweimal h A + {i)); 16,3 (Ah + ham); 19,2 (hfn) f -da(); 21,4 (Ah + {i)); 23,6a (Ah), außer einem Beispiel (19,2) jedoch nicht unmittelbar im Anfangsvers. Auffallend treten die Fragen nicht in Hiobs erster Rede c. 3* auf und spielen in c. 23* keine hervorragende Rolle; dies dürfte ein Zeichen dafür sein, daß der Dialogteil der Hiobdichtung sich ursprünglich mit c. 4–22 begrenzen ließ und c. 23* schon zu Hiobs Rede mit Gott gehörte. 149 15,7 am Anfang der Strophe vermerkt auch L.J. de Regt (1996), 66. Beachte, daß in der ersten und zweiten ER die erste und zweite Strophe mit Fragen eröffnet werden. 150 Zum Charakter der Frage siehe oben, S. 73.
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eine Kopula fortgesetzt werden. Drei sind normale gesondert eingeleitete Doppelfragen: 22,3 (Ah + {i))151; 5,1aβ.b (Ah + yim-le)); 22,13aβ.b (ham + Ah); außerdem gibt es drei selbständige Fragen: 4,2a (Ah); 4,2b (yim) und 22,2a (Ah). Nur in den ER tritt die Kombination der Fragewörter yim + hopy") (4,7aβ.b) auf. Darüber hinaus läßt der Hiobdichter Elifas kennzeichnend viermal die Fragen durch eine Anakrusis einleiten (4,7; 5,1; 15,4; 22,13), während sie in einem weiteren Fall durch indirekte Merkmale erschlossen werden müssen (15,4aβ.b)152. Im Vergleich zur Fragepartikel h A , die immer die Reden (4,2a; 15,2a; 22,2a) oder einzelne Redeteile (15,7a; 22,15a und indirekt 5,1a) einleitet, ist das Pronomen yim in der ersten ER im Eröffnungsvers der drei ersten Strophen (4,2b; 4,7a; 5,1a) bemerkenswert. Das Pronomen hfm gehört dagegen in der zweiten (15,9) und dritten Rede (22,13) zur ersten Zeile einer Unterstrophe. Dabei sind beide Belege inhaltlich Fragen über das existentielle Wissen (mit (dy), wobei im ersten Fall die Weisheit Hiobs in Frage gestellt und im zweiten der Übermut Hiobs anhand eines Zitats exemplifiziert wird. In der ersten ER befindet sich auch der in den Freundesreden einzige Beleg für eine enklitische Frage )Uh yim (4,7).153 Neben den angeführten Beobachtungen aus den ER verlangen vor allem die BR Beachtung, weil beide Reden durch ein kombiniertes Fragepronomen (h)nf)-da( eröffnet werden und damit eine würdige Parallele zu den eröffnenden h A -Fragen der ER darstellen.154 Außerdem leitet der Dichter nur in der zweiten BR eine an Hiob gerichtete Frage mittels des Adverbs (a UDam ein (18,3). Analog zu den ER wird in der ersten BR eine affirmative Frage mit Hilfe von )olh A eröffnet (8,10). Sonst ist die Partikel h A in den BR und ZR die üblichste (8,3.10.11; 18,4b; 11,2f.7; 20,4f.). In den ZR verdienen weiterhin drei Belege besondere Beachtung: Vor dem Hintergrund der Sympathie für die Konjunktion {i)155 überrascht es nicht, daß in 11,2 und 11,7 zwei Stropheneröffnungen durch disjunktive Fragen mit h A + {i) aufeinander bezogen werden.156 Außerdem wird nur in der zweiten ZR eine Frage in 20,4f. mit einem Objektssatz ausgedrückt (durch yiK eingeleitet).157 Zur Belebung der Leh-
151 Vgl. GK28, § 150h; Joüon, § 161e; Dav3, § 124. 152 Siehe oben, S. 37. 153 Daher wäre die beste Übersetzung „wer doch?“ (vgl. Joüon, § 144d N und GK28, § 136c). 154 In der Hiobdichtung wird nur noch am Anfang der HR 19* diese Kombination benutzt. 155 Siehe zu den Konditionalsätzen oben, S. 104–106. 156 Bei Bildad nur einmal in 8,3. 157 Siehe oben, S. 107.
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re begegnet schließlich in 20,7bβ eine lediglich aus einem Wort bestehende Frage (OYa)).158 In den ER sind die Fragen fast ausschließlich an Hiob gerichtet und daher in 2. sing. masc. verfaßt. Zweimal wird Hiob durch eine Anakrusis angeredet (4,7; 22,13). Einmal rechtfertigt Elifas seine Rede in einer Vershälfte (4,2b), der eine direkte Frage vorangestellt ist (4,2a), und zweimal erklärt sich die indirekte Anrede in der 3. masc. sing. als stilistische Abwechslung am Anfang der Rede (15,2; 22,2). Nur eine einzige Frage (22,20) ist nicht an Hiob gerichtet, sondern dient zur Belebung des sonst einfachen und sich stets wiederholenden Lehrstils. Während das erste Bikolon der ER 4,2 als Begründung des Dialogs zu verstehen ist, dienen alle anderen zur Ermahnung oder Belehrung. Dabei erregen viele Fragen nicht nur wegen ihrer Position, sondern auch wegen ihres auffallend aufdringlichen Tons unsere Aufmerksamkeit. Der rhetorische Charakter der drei Affirmationen ()olh A und )ol-{i)159) in 4,6; 22,5 und 22,20 ist nicht zu übersehen; dienen sie doch dazu, Hiob an den bekannten Ausweg aus seinem Unglück zu erinnern bzw. ihm die Hartnäckigkeit seiner Sünden vorzuhalten und die gewisse Freude der Gottesfürchtigen zu unterstreichen. Betrachtet man die absichtlich an das Kolonende gerückte Frage (lfkUy yim) in 4,2b, die im normalen Fall am Anfang stehen würde, so wird deutlich, daß sie von Hiob keine Antwort verlangt. Die angeführten Beispiele liefern den Schlüssel dafür, wie die meisten Fragen in den Freundesreden überhaupt zu bewerten sind. In 4,7 bestätigt die auffordernde Anakrusis )fn-rfkzº den rhetorischen Charakter der folgenden Frage, die vor dem Hintergrund der Lehre des Elifas160 als einer der wichtigsten Leitgedanken gilt.161 Dieser gewinnt erst durch seine Frageform einen argumentativen Charakter und beansprucht damit unbedingte Gültigkeit. Durch die Beantwortung der Frage und durch die nicht minder wichtige Betonung der Erfahrung im anschließenden Bikolon 4,8 wird der Gedankengang abgerundet, noch ehe der Dialog überhaupt in Gang gekommen ist. Elifas beruft sich in 4,8aα auf seine Erfahrung, Hiob aber soll demgemäß überlegen (rkz), ob das Gegenteil des von Elifas Gesagten (4,8aβ.b)
158 In den HR werden vielmehr als bei den Freunden oder nur bei ihm das Adverb (a UDam (3,12; 21,17; 24,1) und die Pronomina yim (9,19.24; 13,19; 17,15 u.a.) und hfm (3,12; 7,17; 16,6; 21,5 u.a.) sowie hfMl f (3,11.20; 7,20; 9,29 u.a.) und hfMKa (7,19; 13,23 u.a.) und besonders }"Tyi -yim (wenigstens achtmal) verwendet. Jene Fragen sind freilich durch die Art und Weise seiner Klage und Erfahrung begründet, weil er seine aktuelle Lage und Gott stets befragt. 159 In GK28, § 149e als Beteuerung genannt. 160 Zur Lehre siehe gründlich unten, S. 159ff. u.a. 161 Zu den Leitgedanken siehe näher unten, S. 149.
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überhaupt möglich ist. Ein aufdringlicher Ton ist auch den als Leitgedanken zu bewertenden (4,6; 15,4; 22,2f.) sowie den begleitenden argumentierenden (5,1; 22,20) oder den mahnenden Fragen (15,2; 15,7–9162; 22,4f.163) zu eigen. Selbst die Zitierung der Worte Hiobs in Frageform in 22,13aβ.b ist an sich als rhetorisch zu beurteilen, weil sie inhaltlich eine Behauptung der Überzeugung Hiobs darstellt. In den BR und ZR entdeckt man ebenfalls regelmäßig, daß den fundamentalen Aussagen die Form einer rhetorischen Frage verliehen wird (vgl. die Leitgedanken BR 8,3 und ZR 20,4f. und die thesenhaften Aussagen BR 8,4b und ZR 11,7.10f.).164 Darüber hinaus werden die Fragen dort eingesetzt, wo es um die Legitimation der Lehren Bildads und Zofars geht (8,8.10; 20,4).165 Daher kann man behaupten, daß einerseits die Fragen zwar nicht anders als rhetorisch zu bezeichnen sind, weil sie die sichersten Behauptungen darstellen, und daß andererseits die Selbstverständlichkeit dieser Aussagen durch die Aufdringlichkeit der Fragen unterstrichen wird. Einen stärkeren Beweis als die Legitimationsfragen der ersten BR in 8,8.10 kann man kaum erbringen. In ihr wird Hiob aufgefordert, die Väter als die sicherste Instanz zu befragen ()fn-la)$ : -yiK in 8,8), und durch eine anschließende Frage dazu aufgefordert, von ihnen zu lernen (8,10). Der Inhalt der Tradition der Väter, die These über das Vergehen der Gottlosen in Form der Pflanzenmetaphern (8,11f.), wird aber durch eine weitere rhetorische Frage (8,11) wiedergegeben. Für eine solche stilistische Brücke, die zugleich zwei Strophen miteinander verbindet (8,6–8.10 und 8,11–13), gibt es in den Reden der anderen Freunde keine Beispiele. Der aus der Behandlung der Fragen in den Freundesreden zu ziehende generelle Schluß lautet mithin, daß sie als stilistisches Mittel zur Belebung und Dramatisierung des als mündlichen Dialogs gestalteten Textes eingesetzt werden.166 Sie tragen mit ihrer Aufdringlichkeit dazu
162 Der rhetorische Charakter der Fragen 15,7f. versteht sich bereits aus ihrem hyperbolischen Inhalt, der von 15,9 aus der Aussage in 15,10. 163 Die Serie der rhetorischen Fragen in 22,2–5 hebt auch W.G.E. Watson (1984), 339, hervor. 164 Siehe näher unten, S. 149f.; zu 11,11 siehe oben, S. 73. 165 Zu den Legitimationen siehe unten, S. 151 und S. 232–234. 166 Darauf, daß solche spezifischen, fast immer eine positive Antwort verlangenden Fragen der hebräischen Rhetorik überhaupt eigen sind, sei hingewiesen; vgl. W.G.E. Watson (1984), 338–342; GK28, § 150e–i; M. Held (1969). Kennzeichnend ist auch, daß die zahlreichen Beispiele der rhetorischen Fragenketten bei W.G.E. Watson, a.a.O., 339, hauptsächlich aus dem Hiobbuch stammen.
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bei, den sonst bloß thetischen Aussagen einen argumentativen Charakter zu verleihen.167
2.6. Sonstige für die Rhetorik und den Strophenbau relevante Merkmale Viele der die Rhetorik der Freundesreden belebenden und den Strophenbau unterstützenden Partikel wurden bereits im Laufe der bisherigen Erörterungen erwähnt. Etliche bedürfen jedoch wegen ihrer besonderen Funktionen einer genaueren Betrachtung. Die wichtigste Funktion kommt dabei den rhetorisch ohnehin besonders relevanten deiktischen und anderen verstärkenden enklitischen Elementen besonders in den ER zu.168 Die Bedeutungsnuance der Konjunktion yiK ist oft schwierig festzustellen, weil sie einerseits in kausaler oder adversativer Bedeutung Verwendung findet (5,6.7; 15,34; 22,29 u.a.), andererseits aber auch eine reine deiktische Funktion besitzen kann (vgl. 5,2; 5,23; 22,2). Zweimal wird die Konjunktion in dieser Bedeutung durch hfT(a yiK (4,5) bzw. ein zf)-yiK (22,26) hervorgehoben.169 Dabei darf ihre Position am Anfang der Strophe in 5,23, der Unterstrophe in 4,5 und der dritten ER in 22,2b nicht übersehen werden. Vergleicht man die Verwendung der Konjunktion yiK in den Reden der anderen Freunde, so überrascht das nur einmal deiktisch eingesetzte yiK in den ZR (11,11). Zu den Charakteristika der BR und ZR gehören dagegen die auffallend prätentiöse Kombination )fn-la)$ : -yiK (8,8) am Anfang einer Unterstrophe, das in den Freundesreden einmalige Adverb |a) (18,21) als Markierer des Summary
167 In den HR häufen sich die Fragen in c. 6f.*; c. 9f.*; c. 21* und außerhalb des Dialogs in c. 31*. Behält man die sporadischen Fragen in c. 3*; c. 23* und c. 27ff.* im Auge, so zeigt sich, daß die Fragen in der Hiobdichtung zumal mit dem Dialog bzw. der in ihm geführten Diskussion in Verbindung stehen. Andererseits läßt der Dichter Jahwe das Fragen ins Extreme treiben, indem er in dessen Reden die Fragenketten in 38,31–35 und 39,9–12+19f. eingefügt hat. Zur Bedeutung der rhetorischen Fragen für die ganze Dichtung siehe unten, S. 284. 168 Vgl. T. Muraoka (1985), 165: „One feature that appears to be shared by many forms which we have concluded to be emphatic, emphasis here being understood rather loosely, is that they are frequently associated with an unusual degree of emotional tension“. 169 Die mit beiden Kombinationen unterstrichene unbedingte Gewißheit hebt auch GK28, § 159ee hervor. Vgl. Joüon, § 167s und H. Bobzin (1974), 90. Zum deiktischen yiK im imperativischen Hymnus siehe F. Crüsemann (1969), 32ff.
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appraisals170 und {flU):w (11,5) in enklitischer Bedeutung am Ende der ersten Strophe der ZR. Das oben in Verbindung mit der Anakrusis erwähnte Enklitikon )fn171 charakterisiert fast ausschließlich die ER, mit einer Ausnahme in den BR, in der gerade angeführten Aufforderung 8,8. In den ER wird es viermal eingesetzt, und dadurch wird seinen Reden ein gewisser Makrorahmen gegeben. In der ersten ER begegnet in 4,7 das die Lehre verstärkende )fn-rfkz: und in 5,1 ein entsprechendes )fn-)frq: ; beide stehen jeweils am Anfang einer Strophe. Ihnen entsprechen symmetrisch am Anfang der vorletzten Strophe der dritten ER in 22,21a die Aufforderung )fn-}eK:sh a und in 22,22a ein entsprechendes )fn-xaq.172 Neben Deiktika bedienen sich die Freundesreden auch der generalisierenden Kraft der Demonstrativpronomina der 3. sing. zur ausdrücklichen Bestätigung ihrer Thesen.173 Zwei verwandte Verse am Ende der ersten ER in 5,27 und der dritten Strophe der zweiten ER in 15,17174 unterstreichen die erfahrene Wahrheit durch Demonstrativpronomina. So erscheint in 5,27 als Protasis ein t)oz h f Un:raqx A sowie als Apodosis ein yityézx f -håzw: , verbunden mit einem Personalpronomen und deiktischen Adverb ()yih-}eK). Es überrascht kaum, daß dieses letzte Bikolon der Rede 5,27 durch die in der hebräischen Rhetorik zentrale Interjektion h¢Nih eröffnet wird. Sie akzentuiert zudem die Rahmung der ganzen ersten ER (vgl. 4,3). Mithin gehört außer den Pronomina auch das nur in den ER verwendete h"Nh i 175 zu den deiktischen Figuren. Inhaltlich dient es wie die rhetorischen Fragen der Unterstreichung der vorgetragenen Wahrheit.176 Ähnlich verhält es sich in den BR und ZR, weil auch in ihnen die Demonstrativpronomina der 3. sing fest zu den Zusammenfassungen der Reden gehören (vgl. das håz in den Endbikola BR 18,21 und ZR 20,29). In den BR fällt zusätzlich auf, daß das pluralische Demonstrativpronomen heL) " in 8,2 unmittelbar am Anfang der ersten BR 170 Merke, daß dieses Adverb am Ende der BR zusammen mit den auffallenden Eröffnungen der BR durch }f)-da( einen gewissen Rahmen bildet. 171 Siehe oben, S. 101f. 172 Wenn man dieses Enklitikon nur sechsmal (sicher in 6,29; 10,9; 13,6.18; 17,3) in der viel größeren Textmasse der HR trifft und es dabei niemals am Anfang der Strophe steht, kann es als ein den Stil von Elifas stark charakterisierendes Element bezeichnet werden. 173 Zur Ausdrücklichkeit der Personalpronomina siehe GK28, § 135a; T. Muraoka (1985), 134ff. 174 Zu den beiden siehe gründlicher oben, S. 94f. 175 In 5,17 ist h"Nh i sekundär; siehe oben, S. 31f.; merke aber, daß die verwandte }"h zum Wortschatz der Niedrigkeitsbearbeiters in 4,18; 15,15 und 25,5 gehört; siehe oben, S. 24f., 38 und 66–68. 176 E. Talstra (1994) nennt sie macro-syntactic marker.
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und in 18,21 unmittelbar am Ende der zweiten BR steht. In den ZR kann die universale Gültigkeit ihrer Lehren durch ein t)oz unterstrichen werden (20,4). Als am wichtigsten erweist sich die Beobachtung, daß der Hiobdichter die BR im Unterschied zu den ER durch den doppelten Einsatz der Interjektion }"h am Anfang von 8,19 und 8,20 gekennzeichnet hat. Diese generalisierenden, das Schicksal der Gottlosen schildernden Bikola bilden gleichzeitig die zweite Hälfte des die erste Rede umfassenden Rahmens. Seine erste Hälfte wird in der zweiten Unterstrophe durch zweifache {i) (8,4.5) gestaltet. Die Häufigkeit der zum Dialogcharakter gehörenden Personalpronomina der 1. und 2. sing. kann als Lakmustest zur Bestimmung der Einstellung der Freunde zu Hiob eingesetzt werden. Die Eröffnung der vierten Strophe der ersten ER 5,8 fällt dadurch auf, daß die in ihr enthaltene Aufforderung an Hiob mittels der alliterierenden Kombination aus Konjunktion {flU) mit dem Pronomen yin) A gebildet wird.177 Der Aufmerksamkeitsruf 5,27 am Ende der Rede wird durch das Pronomen hfT) a geprägt. Die zweite Unterstrophe der nächsten ER ist gezielt durch ein hfT) a in der Anschuldigung (15,4a) und ein yin) A in der darauf folgenden Beschwörung (15,6a) gerahmt worden. Elifas wirkt dadurch relativ wohlmeinend, wenn nicht seelsorgerlich.178 Seine Kollegen sind dagegen viel distanzierter gezeichnet, weil ihnen nie die Personalpronomina der 1. Person sing. oder plur. in den Mund gelegt werden, obwohl sie durch die jeweiligen Eröffnungsstrophen als sich gekränkt fühlend vorgestellt werden (8,2; 18,3; 20,2f.). Kennzeichnend ist in ihren Reden auch die Verwendung des hfT) a , weil es zu ihren verhältnismäßig formellen und dozierenden Aufforderungen gehört (8,5f.; 11,13).179 Betrachtet man die angeführten Wörter noch einmal unter dem Aspekt des Strophenbaus, fällt die in den ER nicht weniger als zwanzigmal benutzte Konjunktion yiK besonders auf. Ungeachtet ihrer Bedeutungsnuancen dient sie häufig als Marker am Anfang einer Strophe 177 In 5,3 ist yin) A sekundär; siehe oben, S. 26f. 178 Es sei auch vergegenwärtigt, daß Elifas seine Erfahrung durch ungleich wichtige und persönlich wirkende Ausdrücke yityi)r f re$) A Ka (4,8) und yityizx f -hez (15,17) unterstrichen hat. 179 Zu den Aufforderungen siehe unten, S. 145f.215ff. Sowohl in den BR wie in den ZR wird die Konjunktion {i) mit hfT) a in Verbindung gesetzt. Weiterhin vgl. ein enklitisches )Uh yim in ER 4,7 (daher ist 4,7 doppelt enklitisch) und ein begründendes )Uh yiK in ER 5,18. Zum Vergleich sei angemerkt, daß, wie zu erwarten, das Pronomen yin) A / yikon) f in den sehr persönlich geprägten HR äußerst beliebt ist (fast 20-mal). hfT) a begegnet in den HR nur einmal (17,4), aber nicht in der direkten Rede. Dagegen spricht Hiob die Freunde dreimal kollektiv als {eT) a an, davon zweimal in der Anfangsstrophe der vierten HR (12,2; 13,4) zusammen mit yikon) f und yin) A in 12,3 und 13,3 (mit M. Witte [1994], 191f., liegt die erste Strophe der Rede in 12,2–3a [?] + 13,3–6).
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oder Unterstrophe (5,23; 15,25; 22,6 und 4,5; 5,6; 15,27; 15,34; 22,29180). Sie kann aber auch, wie 5,2.6.7 und 5,23–25 zeigen, mit der Funktion und Frequenz der Partikel h A und )fn in den ER verglichen werden. Das nur zweimal belegte Adverb }"K tritt in der gewichtigen Aussage 5,27 am Ende der Rede und als Teil der kausalen Fügung, kombiniert mit la(, am Anfang einer Strophe in 22,10 auf. Ebenso auffallend ist die Position des nur einmal in den Reden belegten Nomens lfK unmittelbar am Strophenanfang in ER 15,20 und einmal die des rhetorisch relevanten Verbs rm), das ohne Verstärkung ()fn o.ä.) in ER 22,13 formal die Unterstrophe und inhaltlich ein Zitat von Hiob eröffnet. Statt des in den ER beliebten yiK tritt das für die BR und mehr noch die ZR charakteristische {i) als Mittel zur Gestaltung des Strophengefüges auf (z.B. an ihrem Anfang in BR 8,6; ZR 11,13; 20,6; 20,12). Darüber hinaus läßt der Dichter Zofar die Reden des Elifas gleichsam mit einem lfK unmittelbar am Strophenanfang in 20,26 und mit dem Verb rm) in 11,4 am Anfang einer Unterstrophe unterstützen, wobei es sich in 11,4 um ein angebliches Zitat Hiobs handelt. Die die zweite ZR eröffnende Begründung }"kl f (20,2) verdient wegen ihrer Position eine Erwähnung.181 Ein Thema für sich bilden in den ER die Präpositionen, nicht nur wegen ihrer Zahl und Auswahl, sondern auch wegen ihrer poetologischen Position, ihrer suffigierten Formen und ihrer Funktion als Bestandteil umfangreicher Alliterationen.182 Intensiv werden in ihnen die Präpositionen mit den Suffixpronomina der 2. und 3. sing. masc. verwendet: Mit B : in 15,3.6.10; 22,8.21, mit l : in 5,23.27; 15,17.28; 22,8.14.19.28, mit le) in 4,2.5; 15,8.26; 22,27, mit {i( in 15,9183; 22,4 und da( in 4,5. Weiterhin beachtenswert ist ihre bewußte Einsetzung am Ende der Kola der Reden (:B: 15,3.6.10; 22,8; l : : 15,17.28; 22,19.28).184 Noch spezifischer ist die symmetrische Markierung der Enden der Unterstrophen durch ein !yel) " in 4,2a.5a185, {fB und !fB in 15,3b.6b oder das Rahmen einer ganzen Strophe (|fl in 5,23b.27b). Die poetisch verstärkten Formen186 können den sy-
180 Merke, daß es sich bei 15,34f. und 22,29f. um die letzten zusammenfassenden Unterstrophen der Reden handelt. 181 Vgl. die Liste der Marker zu den BR bei P. van der Lugt (1995), 103.210, und zu den ZR a.a.O., 134f.232. 182 Zum letzten Phänomen siehe unten, S. 120f. und vgl. unten, S. 130ff. 183 Hier ausnahmsweise 1. plur. 184 In 15,28 und 22,19 handelt es sich um die poetisch verstärkte Form Omfl. 185 Dabei zweimal im Einklang mit dem Verb h)l. 186 Vgl. M. Cheney (1994), 217ff., der sie zu den morphologischen Archaismen zählt, sowie die Ergebnisse des Vergleichs der Dialogparteien (allerdings ohne Literarkritik) auf S. 227, laut denen Zofar sich besonders hervorhebt.
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nonymen Parallelismus der ER (zumal yiNim und y"l) E in 15,22, aber auch y"l) E in 5,26; y"l(A in 15,27) oder ihren Anfang (Omy"l(f in 22,2187) mitprägen.188 Der Hiobdichter bedient sich bei der poetologischen Gestaltung der BR und ZR durch Präpositionen grundsätzlich ähnlich wie in den ER. Doch verdienen es kleinere Abweichungen, hervorgehoben zu werden. Ähnlich wie in den ER werden die suffigierten Formen der Präpositionen benutzt (mit B : in 8,18; 20,2.23, mit l : in 8,4.10; 18,17.19; 20,22.26189. 27, mit la( in 18,6.9; 20,13.23, mit le) in 11,13 und mit {i( in 11,5) und lautmalend eingesetzt. Ihre leicht häufigere Verwendung bei Zofar wird durch den in den Freundesreden singulären Beleg mit }im ({ehn: m i in 11,20) verstärkt. Die ZR fallen auch durch den Gebrauch der poetisch verstärkten Formen auf, die nur in ihnen gehäuft und symmetrisch eingesetzt eine ganze Unterstrophe mitprägen (yiNim chiastisch in 20,4aβ. bα, y"l(A in 20,4bβ und y"d(A in 20,5bβ). Viermal kommt den suffigierten Verhältniswörtern auch eine Rolle im Strophenbau zu: Am Ende des Anfangsbikolons einer Rede (yiB in 20,2), im Endbikolon einer Rede (}im in 11,20), am Anfang einer Unterstrophe (Ol in 8,4) und im Endbikolon einer Strophe (|fl in 8,10). Neben den angeführten Beobachtungen zeichnet sich der Parallelismus membrorum der Freundesreden durch die Tendenz aus, die Kopula durchgehend am Anfang des jeweils zweiten Kolons zu benutzen. Am konsequentesten ist der Hiobdichter bei der Formung der ER gewesen. Meistens erstreckt sich dort das Phänomen über ganze Strophen, z.B. 4,7–11; 5,1f.6f.; und als Rahmung der Rede in 15,2–6 und 15,30b.32–35. Regelmäßig sind auch zweiversige Unterstrophen mit der Kopula am Anfang der vierten Zeile, z.B. 4,5f., zumal in der dritten ER: 22,2f.; 22,4f.; 22,21f.; 22,23.26. Fast jede Strophe oder Unterstrophe wird mit einem mit der Kopula eingeleiteten Kolon beendet, Ausnahmen gibt es nur wenige, z.B. 5,27; 15,24190; oder am Ende der Unterstrophen 5,18; 5,26; 15,21; 22,16. Manchmal können Bikola durch Auslassung oder Häufung der Kopula am Anfang unterstrichen werden, z.B. das hymnische aus vier Teilsätzen zusammengestellte Bikolon 5,18, die Verheißung 5,24f., die rhetorisch scharf betonten Bikola 15,9f. oder der Schaltvers 22,8. In der zweiten ER fällt die vierte Strophe durch Kopula
187 Vgl. GK28, § 103f2; Joüon, § 103m. 188 Vgl. aber die nachbildende Verwendung von }im im sekundären Abschnitt 4,12–21, in dem sie sich als vollkommen maßlos erweist; vgl. oben, S. 26. 189 Konjiziert; siehe oben, S. 83. 190 Hier aber wegen der textkritisch schwierigen Strophe nicht sicher; vgl. oben, S. 41.
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im ersten, dritten und fünften Bikolon auf.191 Darüber hinaus kann die absichtliche Verwendung der das U-copulativum verlangenden Wörter192 durchgehend am Anfang der jeweils zweiten Zeile innerhalb einer Strophe (5,2.6f.; 22,6–9) oder die Pointierung des Endkolons der Strophe oder Unterstrophe durch U-copulativum im Vergleich zur Reihe von w-copulativa (4,4b; 4,9b.11b; 15,3b.6b; 15,35b) hervorgehoben werden. Grundsätzlich unterscheiden sich die BR und ZR darin nicht von den ER, obwohl in den ZR die meisten Inkonsequenzen auftreten. Die erste ZR wird von Strophen gerahmt, die das Übermaß von w-copulativum offenbar gewollt einsetzen (11,2b.3b.4a.b.5a.b und 11,17a.18a.b. 19b.20a.bα.β). Im Gegensatz dazu steht die zweite ZR, die eindeutig die geringste Zahl an Kopula enthält, wobei erst die vierte Zeile der Unterstrophen mit einem w eröffnet wird (20,4f.; 20,12f.; 20,22.23b; 20,24f.; 20,26f.; 20,28f.). Es gibt weiterhin sogar Strophen (20,18–21) oder Unterstrophen (20,14f.) ohne eine einzige Kopula.193 Vielleicht liegt es an ihrem hauptsächlich illustrativen Charakter, der auf vielen der Tradition entlehnten Bildern beruht.
2.7. Anmerkungen zum Wortschatz Bei der Erhebung des für die ER charakteristischen Wortschatzes194 sei vorerst das in der hebräischen Poesie vertraute Phänomen der Schlüsselwörter untersucht.195 Es begegnet zunächst in zwei Redeeröffnungen (4,2; 15,3), die das Wortpaar rfbfD // hfLm i enthalten. Zusätzlich wird die erste Unterstrophe der ER durch hfLm i in 4,2b und 4,4a gerahmt, um auf diese Weise den Dialogcharakter zu unterstreichen: Vgl. in der ersten ER die Eröffnung der dritten Strophe 5,1 ()rq und hn() und die Wendung }O$fl +U$:B in 5,21196; in der zweiten ER die sich auf Hiobs sündhaftes 191 Dabei geht der Kopula am Anfang des b-Kolons das Suffix O- am Ende des a-Kolons voraus. 192 Vgl. GK28, § 104d-g. 193 Es wurde oben, S. 108f., bereits hervorgehoben, daß die besonderen syntaktischen Fügungen bei Zofar oft asyndetisch sind. 194 Vgl. die Liste der vom Strophenbau her wichtigen Wörter in den ER bei P. van der Lugt (1995), 63–65.72–75.178f.258–261; in den BR a.a.O., 104–106.210–212, und in den ZR a.a.O., 135–137.232–235. 195 Einleitend dazu siehe W.G.E. Watson (1984), 287ff., und die Beispiele bei ihm sowie z.B. T. Krüger (1997), 77ff. (Ps 90). Auf die Erscheinung im Hiobbuch haben R. Gordis (1978), 508–513 (bes. die Tabelle der Wortwiederholungen auf S. 512f.), N.C. Habel (1985), 49–52, u.a., H.-J. Hermisson (1998a), 290ff., M. Köhlmoos (1999), 136ff., und bei HR 21 bes. E. Talstra (1994), 334ff. ({xn, ($r, }h), hingewiesen. 196 Konjiziert; siehe oben, S. 32.
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Reden beziehende Bezichtigung in 15,5f. ({yimUrA( }O$:l, {iyt a pf & : und zweimal heP). Weiterhin sei auf die Rahmung der ersten Strophe durch das Verb hn( (15,2a.6b) aufmerksam gemacht; während in der dritten Rede die im Gegensatz zum Wortpaar rfbfD // hfLm i stehende Wurzel rm) dreimal belegt ist (22,22.28; in 22,13 sogar als Anakrusis und Unterstrophenmarker)197. Am Ende oder in der Mitte jeder Rede erscheint das Verb (m$. So begegnet es sogleich in dem die erste ER abrundenden Aufmerksamkeitsruf (5,27), in der zweiten ER symmetrisch am Ende der vorletzten Zeile der beiden Unterstrophen der zweiten Strophe (15,8a.17a), die sich mit der Legitimation der Lehre des Elifas befaßt, und als Verheißung am Anfang der letzten Strophe der letzten ER (22,27). Wie nicht verwunderlich, spielen die Wortfelder des Redens und Diskutierens in den BR und ZR eine Rolle. So werden entsprechende Wörter bereits in den Anreden eingesetzt. Dazu gehören vor allem die Wurzeln rbd (11,2.5; 18,2), h/llm (8,2.10; 18,2) und rm) (8,2.10; 11,4; 20,7198). Die BR unterscheiden sich von den ER und ZR dadurch, daß in ihnen als einzigem Beleg neben hfLim das Verb llm verwendet wird und die beiden BR mit dem Parallelismus von llm // rem) " (8,2) und von hfLim // rbd (18,2) eröffnet werden. Darüber hinaus wird der ersten Hälfte der ersten BR durch das chiastisch verwendete Wortpaar des Verbs llm und des Substantivs rem) " (8,2) bzw. des Verbs rm) und des Substantivs hfLm i (8,10) eine eindeutige Legitimation verliehen. Auf diese Weise wird die in 8,2 an Hiob gerichtete Frage über die Dauer seines maßlosen Redens in 8,8.10 mit dem Hinweis auf die einzig vertrauenswerten Worte der Väter beantwortet. Die ZR vermeiden gänzlich die Wurzel h/llm und verwenden nur am Anfang der ersten ZR 11,2–5 rm) und rbd, wobei rbd einen inhaltlich chiastischen Rahmen zur Strophe bildet (V. 2a und 5a).199 Auf diese Weise soll Zofar nach dem Willen des Dichters von Anfang an auch nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen lassen, daß Hiob mit zu vielen Worten um sich werfe (11,2), während in Wahrheit Gott das letzte Sagen habe (11,5). Auffallend ist auch die Verwendung von rm) als Zitatmarker zur Belebung seiner Reden (11,4; 20,7). Wie in den ER und im Gegensatz zu den BR spielen die zwei weiteren den Dialogcharakter hervorhebenden Verben (m$ (20,3) und hn( (11,2; 20,3) auch in den ZR eine Rolle. Beide begegnen in den Anreden und bilden einen synonymen Parallelismus. Die sprachliche Originalität der ZR auf dem Gebiet des Wortfeldes ‚Kommunikation’
197 In 22,29 fällt rm) weg wegen Konjektur; siehe oben, S. 53. 198 In 20,29 wird das Wort Or:m) i konjiziert, siehe oben, S. 84. 199 Vgl. den Rahmen bei Elifas in 15,2.6 aus hn(.
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wird in der ersten Strophe 11,2–5 an zusätzlichen Wendungen erkennbar, die der Erklärung des Angriffs auf Hiobs schmähliches Reden dienen. So verstärken die im ursprünglichen Dialog nur einmal oder selten begegnenden Wörter daB (in der Bedeutung „Geschwätz“)200, g(l („spotten“) und {iyt a pf & : $yi) („Schwätzer“) in 11,2f. die Anklage und {iyt a pf & : xtp {i( („Lippen aufmachen gegen jemanden“) in 11,5 den Gegensatz zu der von Zofar herbeigewünschten Antwort Gottes.201 Die Terminologie von 20,3 und die elliptischen Äußerungen in 20,2202 sollten vor dem Hintergrund desselben Begriffsfeldes verstanden werden.203 Diese Beispiele haben bereits die Art der Verwendung der Schlüsselwörter in den Freundesreden auf insgesamt fünf Ebenen demonstriert, innerhalb eines Verses, einer Strophe oder Unterstrophe, einer Rede oder aller Reden eines Freundes. Zusätzlich werden sie alle durch gewisse Stichwörter zusammengebunden. Zweimal spitzt der Hiobdichter in den ER die Regeln des synonymen Parallelismus zu und verwendet dasselbe Verb in einem Bikolon doppelt, }ks in 22,2a.b und +lm in 22,30a.b. Die Tatsache, daß dadurch im Anfangs- und Endbikolon in der dritten ER ein Rahmen vorliegt, verdient besondere Beachtung. Als erwähnenswert erweist sich auch die doppelte Verwendung von (dy in 15,9a, der die Wendung mittels der verdoppelten Konjunktion {aG in 15,10a sekundiert. Sowohl in den BR als auch in den ZR wird ein Verb zweimal innerhalb eines Bikolons verwendet: In den BR tw( in der Mitte beider Kola (8,3), lk) am Anfang beider Kola (18,13)204 und in den ZR )fc:mT i am Ende beider Kola (11,7).205 Zur nächsten Ebene der Unterstrophe gehören in den ER neben dem oben angeführten Wort heP (15,5a.6a) die Stichwörter lfm(f (5,6b.7a), |e$x (15,22a.24a)206 und (a Or:z (22,8a.9b). Bei allen außer lfm(f liegt der Verdacht 200 Siehe Ges17, 84. 201 Dabei bildet {iyt a pf & : einen Paar mit rbd und mithin auch den chiastischen Rahmen zur ersten Strophe. 202 Siehe oben, S. 78f. 203 Vgl. auch das umfangreiche Bild in Verbindung mit dem Mund (und Essen) in ZR 20,12–15. Zum Vergleich ziehen wir dieselbe Wörter aus den Redeeröffnungen der HR heran: rbd (6,3; 13,3 [siehe oben, S. 117, Anm. 167]; 16,3.4.6; 21,3 [zweimal]); hfLm i (19,2; 23,5); hn( (9,15.16 [mit M. Witte (1994), 233, befindet sich die erste Strophe der Rede c. 9f.* erst in 9,15–19]; 16,3; 23,5); rm) (23,5); (m$ (13,6; 16,2; 21,2) und )rq (9,16). Vgl. auch die Behandlung der den apologetischen Charakter besitzenden Phonetic Rhetoric in den Elihureden, „der Worte über Worte“ vor allem am Anfang seiner Reden, bei M.J. Lynch (2006). 204 Zur Konjektur siehe oben, S. 64. 205 R. Gordis (1978), 88, und N.C. Habel (1985), 168, halten dieses Phänomen für ein Charakteristikum des Hiobdichters. 206 Beachte unbedingt die Umstellungen und Konjekturen oben, S. 40f.
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nahe, daß sie erneut zur Markierung der jeweiligen Redeeinheit eingesetzt worden sind, weil das Wort sich zum ersten Mal in der ersten Zeile und zum zweiten im Endbikolon einer Unterstrophe befindet. Vier einschlägige Belege zeichnen die zweite BR besonders aus. Sie verleihen den Unterstrophen 18,5f.; 18,8–11 und 18,14f. eine klare, symmetrisch gerahmte Gestalt: rO) am Anfang von V. 5 und 6; |f(d : yi am Ende von V. 5a und 6b; wyflg: ar am Ende von V. 8a und V. 11b und OlFh) f in der Mitte von V. 14a und 15a. Alle dienen der metaphorischen Illustrationen zu den Thesen Bildads und behandeln so, stilistisch verfeinert, den Untergang des Gottlosen. Die Erscheinung der Stichwortverwendung kann aber auch in den beiden Hälften ein und derselben Strophe begegnen, wie es bei den oben behandelten Wörtern hn( und (m$ der ER der Fall gewesen ist. Darüber hinaus werden in ihnen entweder die Strophen gerahmt oder beide Unterstrophen symmetrisch markiert in 4,2a.5a (die Wendung le) h)l), 15,20a.24a ({Oy)207, 15,25a.29b (h+n); 22,11a.14a (h)r )ol). Geht man bei der Endstrophe der ersten ER von der Gliederung 2+2+1 aus, begegnet das Verb (yiK) (dy in allen Teilen (5,24a; 5,25a; 5,27b). Dies ist jedoch nur eine schwache Nachahmung der außergewöhnlichsten Stichwortkette in den Freundesreden überhaupt, die in 4,7–11 vorliegt. Dort werden drei symmetrisch verstreute Kola, jeweils das erste im ersten, dritten und fünften Bikolon der Strophe (4,7a.9a.11a), durch das Verb db) geprägt.208 In seiner ersten Rede zieht Bildad einmal zwei benachbarte Unterstrophen symmetrisch zusammen, indem er im jeweils zweiten Bikolon das synonyme Paar l") // yaD$ a (8,3a.b; 8,5a.b) miteinander verbindet, um so den Leitgedanken seiner Lehre (8,3) und die Aufforderung an Hiob (8,4f.) zu stilisieren.209 Auch in den ZR begegnet diese Erscheinung der Hervorhebung einer rhetorisch wichtigen Strophe mittels der Wiederholung eines Stichwortes. So wird die an Hiob gerichtete Verheißung210 in 11,15–20* durch ein hæwq: iT in 11,18.20 unterstrichen. Innerhalb einer Rede tritt die Stichwortverwendung freilich häufiger auf. Neben der oben vermerkten Funktion der Wurzel rm) in der dritten ER spielt eine ganze Reihe von Schlüsselwörtern bei Elifas eine inhaltliche oder stilistische Rolle. Viele Wörter werden zur Verknüpfung der Anfangs- und Endstrophen eingesetzt: In der ersten Rede h"Nh i in 4,3a; 5,27a; bar in 4,3a; 5,25a und )ObfT in 4,5a; 5,26a; in der zweiten 207 Das Wort ist umgestellt; siehe a.a.O. 208 Außerdem fallen das Wort dfy in 5,18b.20b und die oben bei den Nominalsätzen (siehe S. 110) hervorgehobene dreifache Verwendung von )Uh in 15,20a.22b.23a auf. 209 Zu den Leitgedanken und Aufforderungen siehe unten, S. 146f.151 und 161f.217f. 210 Zu den Verheißungen siehe unten, S. 146f. und 224f.
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Rede }e+B e in 15,2b.35b und )lm in 15,2.32; in der dritten Rede !yekr f D : in 22,3b.28b211. Dabei stehen viele von ihnen auch inhaltlich in Korrelation zueinander, indem sie auf das Schicksal Hiobs bezogen sind, z.B. bar einerseits auf die vielen, denen Hiob geholfen hat, und andererseits auf seine sich vermehrende Nachkommenschaft. Ähnlich verhält es sich mit )ObfT und !yekfrD : , die am Ende der Reden unzertrennlich zur Verheißung gehören. Das chiastisch am Ende von 15,2b und am Anfang von 15,35b begegnende }e+eB ist dagegen generell und negativ gemeint, indem es sich auf das sinnlose Reden und sündhafte Treiben der Heuchler bezieht. In der ersten ER fallen neben dem Rahmen die hymnischen Bikola 5,18–21 auf, weil vier dort benutzte Wörter nahezu programmatisch auf die Anfangsstrophe zurückgreifen, vgl. dfy in 5,18.20 und 4,3, (gy und )wb in 5,19.21 und 4,5 und die Wurzel )ry in 5,21 und 4,6. Sie alle beschäftigen sich unter mehreren Gesichtspunkten mit dem vergangenen idealen, aktuellen gespannten und möglichen künftigen Verhältnis zwischen Gott und Hiob. Auch dem besonderen Paar }ew) f // lfm(f in den aneinandergereihten streng argumentativen Strophen (4,8; 5,6f.) kann eine akzentuierende Funktion beigemessen werden. In der zweiten ER wird die rügende dritte Unterstrophe 15,7f. durch eine ähnliche Stichwortverwendung markiert, vgl. die Wurzel {kx in 15,8 im Rückgriff auf 15,2, (arg: t i W: in 15,8 auf 15,4, lyx (dabei Pil. pass. und Hitpal.212) in 15,7 im Vorgriff auf 15,20 und dly in 15,7 auf 15,35. In der dritten ER scheint das auffordernde und verheißende Ende in 22,21–23.26–28 durch Stichwortbeziehungen künstlerisch hervorgehoben zu sein, vgl. )wb in 22,21 und 22,4, {yinpf )&n in 22,26 und 22,8, rO) in 22,28 und 22,11213, {l$ symmetrisch im ersten Bikolon beider Strophen in 22,21 und 22,27 und zumal }ks in 22,21 und 22,2.214 Genauso intensiv wie in den ER tritt die Erscheinung in den BR und ZR hervor. Sie werden durch die Verwendung von Stichwörtern in der jeweils ersten und letzten Strophe gerahmt. In der ersten BR sind es !yiP (8,2.21) und dayB : (8,4.20); in der zweiten BR {Oqfm (18,4.21), rO) (18,5f. 18) und die Wurzel \$x (18,6.18); in der ersten ZR bar/bor (11,2.19) und {iyna y"( (11,4.20); in der zweiten ZR {fd) f (20,4.29), jer) e (20,4.27) und (f$r f (20,5.29). Dabei muß auch der rahmende, auf die genannten Begriffe aufgebaute inhaltliche Chiasmus in 8,2.21; 11,2.19 und 11,4.20a erwähnt werden. In den BR verdienen auch noch weitere Stichwörter wegen 211 Vgl. auch \rd als Verb in der Mitte der Rede 22,15. 212 So nach Ges17, 227b. 213 Konjiziert; siehe oben, S. 48. Merke auch besonders bei rO) den verstärkten Gegensatz von 22,28b zur umringenden Finsternis in 22,11a. 214 Vgl. ferner x a Ur in 15,2.30; (dy in 15,9 (zweimal) und 15,23; {Oy in 15,10.20.24.32; {iym a in 22,7.11; h)r in 22,11.14.19; yiqnf in 22,19.30.
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ihrer programmatischen Bedeutung Beachtung: Die Wurzel qdc im Leitgedanken 8,3 und in der Verheißung 8,6; das Verb heg& : yi , das chiastisch in 8,7 zu einer positiven Verheißung und in 8,11 zu einem negativen Beispiel für ein gehemmtes Wachstum gehört; leho), }ew) f , zx) und tOhfLB a sind feste Bestandteile der Notschilderungen (vgl. 18,6.14f.; 18,7. 12; 18,9.20 und 18,11.14). In den ZR sind es: hyh und !yenPf in Verheißungen (11,15.17 und 11,15.19); lyx, bz(, (lb und On:+B i in den Untergangsschilderungen (20,15.18.21; 20,13.19; 20,15.18 und 20,15.20); $yi) in einem negativen Kontext (11,2.12); {yitm : chiastisch positiv (11,3) und negativ (11,11). Die leichte Überzahl derartiger Schlüsselwörter in den ZR kann durch drei weitere absichtlich dialektisch verwandte Stichwörter aus der Endstrophe der zweiten ZR vermehrt werden. Die Himmel ({iym a $ f ), von denen durch die vom Frevler erreichte Höhe in 20,6 ironisch die Rede ist, werden nach 20,27 seine Schuld entblößen. Der Gottlose beraubt in 20,19 das Haus (tiyB a ) eines anderen, verliert aber durch einen Regensturz nach 20,28 seine gesamte Habe. Durch sein maßloses Fressen (lk)) bringt sich der Gottlose nach 20,21 um Hab und Gut, und nach 20,26 wird er schließlich „vom Feuer gefressen“.215 Etliche Wörter kommen in mehreren Reden desselben Freundes vor. Von diesen ist eine erhebliche Zahl ebenfalls programmatisch eingesetzt worden. So verhält es sich bei dem oben bereits genannten Wortpaar }ew) f // lfm(f in den ER, dessen Wiederholung in 15,35, zumal in solch auffallender Position im Endbikolon der Rede, deutlich auf die Thesen in 4,8 und 5,6f. Bezug nimmt.216 Darüber hinaus sind die an Hiob gerichteten Eröffnungsstrophen der ER terminologisch aufeinander abgestimmt. Den konkurrenzlos wichtigsten Begriff bildet dabei hf):ryi (4,6; 15,4 und 22,4), mit dem Elifas Hiob seelsorgerlich fein und unter den Freunden beispiellos anspricht.217 Außer acht dürfen keinesfalls die folgenden Termini bleiben: Das inhaltlich kontrastierende Adjektiv bar (4,3; 22,5), die argumentierende Wendung !yekr f :D {(m)t218 (4,6; 22,3) und die zu den Mahnungen gehörenden Wörter }ks (15,3; 22,2a.b), xky (15,3; 22,4) und }OA( (15,5; 22,5). Zwei Begriffe aus dem Anfang der ersten ER, zu !yekr f :D (4,6) und yiqnf (4,7) werden spiegelverkehrt und die Thesen be-
215 Vgl. ferner in den BR: jer) e (18,4.10.17); )cy (8,10.16); d(c (18,7.14); und in den ZR hyh auch in 11,4; }ew) f (11,11.14); bw$ (20,2.18); (dy (20,4.20), und N.C. Habel (1985), 313f. 216 Vgl. auch }ew) f -y"tm : in der dritten Rede 22,15. 217 Die besondere Qualität des Wortes hat bereits K. Budde (1896), 18 (ähnlich B. Duhm [1897] 24f.), vermerkt: „h)ry im Sinne „Gottesfurcht“ nirgend im A. T. als in den 3 Reden des Eliphaz 46. 154. 224, sicheres Zeichen für des Dichters Absicht, die Redner auch stilistisch auseinander zu halten“. 218 In 4,6 als Nomen {oT und in 22,3 als Verb {"TT a .
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festigend am Ende der dritten ER wiederaufgenommen (22,28; 22,30).219 Zu den verheißenden Strophen am Ende der ER gehören dagegen unzertrennlich leho) (5,24; 22,23) und die Wurzel {l$ (5,23f.; 22,27).220 In den ZR fällt die Wiederaufnahme des in den ER beliebten Wortpaares }ew) f // lfm(f in den benachbarten Versen 11,11.14.16 auf,221 wobei lfm(f auch in 20,22 vertreten ist222. Von diesem die negativen Aspekte der Vergeltungslehre treffenden Wortfeld sollen zwei weitere Wörter genannt werden, weil sie eine wichtige Rolle in allen BR und ZR spielen. An erster Stelle ist der Hauptbegriff für die Gottlosen ((f$r f ) zu nennen, der gleichzeitig rhetorisch relevante Positionen einnimmt, z.B. in den Summary appraisals (8,22; 11,20; 20,29), im Leitgedanken (20,5)223 oder in der Lichtmetaphorik Bildads (18,5).224 An zweiter Stelle steht ein Terminus technicus für den Untergang der Gottlosen (db)), der ebenfalls hauptsächlich in thesenhaften Aussagen begegnet (BR 8,13; ZR 11,20; BR 18,17; ZR 20,7).225 Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß sich die Freundesreden einer bewußten Akzentuierung ihrer Aussagen durch bestimmte Stichwörter bedienen, die in signifikanter Weise sowohl mit der poetischen Struktur als auch mit dem Inhalt korrespondieren. Als besondere Kreuzungspunkte sind die Eröffnungsstrophen der Reden nebst anderen unmittelbar an Hiob gerichteten Bikola hervorzuheben. In diesem Zusammenhang ist es angebracht, auch der Frage nachzugehen, welche Begriffe den Freundesreden übergreifend zu eigen sind. Der Hiobdichter darf in dieser Beziehung nicht unterschätzt werden, weil er neben dem gewöhnlichen Vokabular226 auch theologisch gewichtige Wörter 219 Vgl. außerdem \rd, xaro) und ru<) f (konjiziert; siehe oben, S. 50) in 22,15 und yiqnf in 22,19. 220 Vgl. außerdem leho) im Summary appraisal der zweiten Rede 15,34 und {l$ in 15,21; 22,21. Zu den beliebtesten Wörtern der ER zählen sich noch (dy (5,24.25.27; 15,9 [zweimal]; 15,23; 22,13), h)r (4,8; 22,11.14.19) zusammen mit dem synonymen hzx (15,17), \$x (15,22.24; 22,11), x a Ur (4,9; 15,2.30), jer) e (5,25; 15,29; 22,8), dfy (4,3; 5,18.20; 15,25), {fd) f (5,7; 15,7) und die Wendung $") lk) (15,34; 22,20). 221 Vgl. zusätzlich }ew) f zweimal in den BR (18,7.12). 222 Siehe Textkritik oben, S. 82. 223 Zu den Summary appraisals und Leitgedanken siehe unten, S. 149f.152 und 161f. 224 Das Wort wird in den ER nur einmal in 15,20 verwendet. 225 Vgl. sie in den ER (entsprechend in 15,20 und 4,7.9.11). Vgl. außerdem in den BR qzx (8,20; 18,9); {Wqfm (8,18; 18,4.21); hewnf (8,6; 18,15) und in den ZR day (11,14; 20,22); (dy (11,11; 20,4.20); }iy(a (11,4.20; 20,9); hn( (11,2; 20,3); h)r (11,11; 20,7); bw$ (11,10; 20,2.18). 226 Vgl. lk) (15,34; 18,13; 20,21.26; 22,20); jer) e (5,25; 15,29; 18,4.10.17; 20,4.27; 22,8); $") (15,34; 18,5; 20,26; 22,20); }yb (11,11; 15,9; 18,2); tiyB a (8,14; 15,28; 20,19.28); day (4,3; 5,18. 20; 8,4.20; 11,14; 15,25; 20,22); {Oy (15,10.20.32; 18,20; 20,28); (b)bl (8,10; 11,13; 22,22); {iym a (8,11; 11,16; 22,7.11); {iyna y"( (11,4.20; 18,3; 20,9; 22,29); heP (8,2.21; 15,5f.; 20,12; 22,22); {y& (5,8; 18,2; 20,4; 22,22); hfp& f (8,21; 11,2.5; 15,6) usw.
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durchgehend verwendet. Außer den oben bereits angeführten Wörtern (f$r f und db) kann auch hæwq: iT (ER 4,6; BR 8,13; ZR 11,18.20) nicht anders als programmatisch bezeichnet werden. Es gehört in den ER zu den seelsorgerlichen Aussagen, während es umgekehrt in den BR zur negativen Beschreibung des Schicksals der Gottlosen dient. In den ZR soll es Hiob vor die Wahl stellen, indem es der Hoffnung Hiobs in der Verheißung (11,18) die flüchtige Hoffnung der Frevler in 11,20 gegenüberstellt. Das ebenfalls wichtige Verb rqx wirft Licht auf die Herkunft der Weisheit der Freunde: Elifas beteuert, daß er die von anderen Weisen übernommenen Grundsätze selbst erforscht hat (5,27), und Bildad stützt sich auf das „Erforschte“ der Väter (8,8); Zofar dagegen bedient sich des Substantivs reqx " eher in Bedeutung der Unerforschlichkeit in 11,7,227 um gegen das Unwissen Hiobs zu polemisieren. Auf den ersten Blick scheinen die drei Redeanfänge durch die Wurzel qdc aufeinander abgestimmt zu sein (8,3.6; 11,2; 22,3). Da aber Bildad allein diese Wurzel zweimal als Substantiv seinen Leitgedanken verstärkend gebraucht, kann ihr in seinen Reden eine besondere Bedeutung zugeschrieben werden.228 Vom Zelt leho) ist in zweierlei Zusammenhängen die Rede: Elifas und Zofar binden das Wort in die Aufforderungen (11,14; 22,23), in eine Verheißung (5,24) und einmal negativ in das Summary appraisal (15,34) ein, während es Bildad nur in den Untergangsschilderungen verwendet (8,22; 18,6.14f.). Diese werden wiederum durch eine sehr passende Metapher in Gestalt der Wurzel \$x charakterisiert (15,22.24; 18,6.18; 20,26; 22,11). In den Redeeinleitungen treten weitere Wörter auf, die mehr oder weniger auf den Verlauf des Dialogs bezogen sind. Sie sind nicht auf einen der Redner begrenzt, sondern dienen als Makrorahmung aller Freundesreden: bar (4,3); x a Ur (8,2); bor (11,2); x a Ur (15,2); j"q (18,2229); x a Ur (20,3); j"q (22,5).230
227 228 229 230
Vgl. Ges17, 255. Vgl. auch +aP$ : m i in 8,3 und 22,4. Siehe oben, S. 62f. Daß Hiob und seine Freunde gegenseitig auf die Stilistik Bezug nehmen, sei hervorgehoben: Dies betrifft z.B. die Konstruktion hfn) f -da( (18,2 und 19,2), die Doppelfrage mit Hilfe von h A + {i) (21,4 und 22,3), neben den auch ansonsten sehr beliebten Wurzeln rbd und hn( Wörtern wie x a Ur (8,2 und 9,18; 15,2 und 16,3; 20,3 und 21,4), {iyt a pf $ : (11,2.5; 13,6; 15,6 und 16,5) sowie j"q (16,3 und 18,2). Insgesamt zu den Wechselbeziehungen der Schlüsselwörter in den Reden der Freunde und des Hiob siehe N.C. Habel (1985).
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
3. Klangfiguren Klangfiguren Wie oben schon mehrfach beobachtet wurde, können unterschiedliche stilistische Figuren und der Strophenbau von verschiedenen klanglichen Übereinstimmungen begleitet werden. Der Hiobdichter scheint aus der nahezu unversiegbaren Quelle der hebräischen Stilistik und Poetologie zu schöpfen. Wir sind heute nicht mehr in der Lage, uns davon ein vollkommenes Bild zu machen, doch sei der Versuch einer flüchtigen Systematisierung an dieser Stelle trotzdem gewagt. Läßt man die Wiederholung von Stichwörtern in einem Bikolon, einer Unterstrophe oder Strophe außer acht, so kann man einzelne Wörter in einer Zeile, einem Bikolon oder einer Unterstrophe durch ihren Anfang (Alliteration)231, ihre Mitte (Assonanz)232 oder ihr Ende (Reim) zusammenklingen lassen233.234
3.1. Alliteration Die auffälligste und unvergleichlich beliebteste Klangfigur in den Freundesreden ist die Alliteration.235 In den ER manifestiert sie sich in ihrer einfachsten Form in der Weise von zwei in einem Bikolon aufeinander folgenden Wörtern wie z.B. l")-le) (5,8; 15,25; vgl. 22,26), hfSki -yiK (15,27) und daxo$-y"lh F ) f hflk: ) f $") (15,34).236 Sie kann sich aber auch über zwei benachbarte Bikola erstrecken, z.B. dfb) f und }ewf) (4,7a.8a), )"Lm a yiw und {yiLimU (15,2b.3b; vgl. 4,2b.4a), T f l : l f Ox und hfmk: x f (15,7b.8b), re$) A und ru<) f (22,15b.16a)237. Das Phänomen ist besonders am Anfang einer Bikola beliebt: hfSni Ah und h"nh i (4,2a.3a), )frq: und dreimal yiK (5,1a.2a.6a.7a), {fkx f h e und x a k" Oh (15,2a.3a), lfK und lOq (15,20a.21a). Als das beste Beispiel 231 Im Hebräischen daher immer durch Konsonanten. 232 Daher fast immer durch Vokale. 233 Hauptsächlich durch die vokalischen und selten durch die konsonantischen Endungen. 234 Vgl. die Definitionen und Beispiele bei W.G.E. Watson (1984), 222ff.225ff.229ff., und K. Seybold (2003), 147–159. Im folgenden werden die Wiederholungen der Partikeln oder Stichwörter u.ä., wenn möglich, nicht mehr behandelt. Zur Diskussion über die Klangfiguren in der Weisheitsliteratur (vor allem Prv) siehe N.R. Whybray (1995a), 49–54. 235 Bei der Behandlung der Alliteration erweist sich die Beobachtung als wichtig, daß entweder der eigentliche Wortanfang oder das vorangestellte Präfix alliterieren können, niemals aber die Kopula. Vgl. W.B. Stevenson (1947), 99. 236 Merke auch, daß qualitativ ähnliche Laute alliterieren können; solche sind B und P, x und k, ) und (, K und q. 237 Falls unsere Konjektur richtig ist, siehe oben, S. 50.
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Klangfiguren
für eine zwei Kola übergreifende Alliteration (hier -)) im ganzen Hiobdialog und die Kennzeichnung für ein von der Regel abweichendes Ende238 erweist sich aber das Bikolon 5,8:239 l")-le) $r:d) e yin) A {flU) yitr f b : D i {yi&) f {yihol) E -le)w:
Diese besonders auffallende Alliteration soll die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit dieser Aufforderung richten.240 Der zweite, ebenfalls zu den wichtigsten Belegen gehörige Fall befindet sich in derselben Rede im hymnischen Abschnitt 5,19–21, in dem fünf von sechs Kola durch die Präposition -:B eingeleitet werden (V. 19a–21a) und drei zusätzlich durch das mit -$ beginnende Wort (V. 19a.b.21a).241 Die Alliteration spielt auch bei der Markierung der (Unter)Strophen eine wichtige und mehrfach sogar die Hauptrolle: So sind neben den oben genannten Stellen die Bikola aufeinander chiastisch abgestimmt durch ihre Anfangsbuchstaben in den ER in 4,2–6 (die erste Unterstrophe hfSni Ah, h"Nh i , l"$OK, die zweite yiK, )olh A ) und in 22,10f.13f. (la(, rO), T f r : am) f w: , {yib(f ). Sie können auch durch gewisse Laute in symmetrisch gestellten Kola auftreten, so in 5,2a.7a (lyéw) E l e und lfm(f l : ), in 22,23a.b.26a.b (da(, hflw: (a , la(, H a OlE)-le)),242 oder die Unterstrophe(n) rahmen wie in 5,23a.26b (-K am Anfang der Zeile und -:b am Anfang des letzten Wortes im Kolon), in 5,1a.2b ()fn-)frq: am Anfang und hf)n: :q am Ende) oder das Endbikolon durch versinnere Alliteration hervorheben wie in 15,29 (dreimal )ol und jer) f l f ) und 22,20 ({i) am Anfang und $") am Ende). Analog zu der alliterierenden Wiederholung von -( yiK (4,5) und h"Nh i (4,3) in der Endstrophe der ersten ER (5,23 und 5,27) wird auch in der zweiten ER der Anfangslaut -h (15,2) im Endbikolon (15,35) wiederaufgenommen. Zu238 Hier am Ende das einzige Wort nicht mit -). Vgl. auch das Beispiel aus 15,34 gleich oben. Wie von uns (siehe S. 87, Anm. 9, und S. 110, Anm. 132) bereits behauptet worden ist, betrifft diese Erscheinung nicht nur Alliteration, sondern fast alle stilistischen und poetologischen Figuren der hebräischen Poesie. 239 Dieser Vers wird auch von L. Alonso Schökel (1988), 22f.; W.B. Stevenson (1947), 99, und R. Gordis (1978), 55, besonders hervorgehoben. 240 Tatsächlich handelt es sich hier um die erste und programmatische Aufforderung in den ER und in den Freundesreden überhaupt. Siehe unten, S. 215f. 241 Darüber hinaus befindet sich die Präposition B : in der Mitte von V. 19b und die Alliteration von -m in V. 20a.b.21b. Das Phänomen des abweichenden Endes fällt durch die fehlende B : in der letzen Zeile V. 22b auf. Da der Anfang dieser Strophe 5,8 durch )- und das Ende 5,19–22 durch b-Alliteration hervorgehoben worden sind, kann das Phänomen auch als Akrostichon bezeichnet werden. 242 Falls unsere Vermutungen richtig sind (vgl. oben, S. 51), fangen alle mittleren Vokabeln der jeweils ersten Kolons in der Endstrophe der dritten Rede (22,27–30) mit -) an (wyfl) " , remO), l")?, $yi)?). Sicher geschieht es in 4,9a.b.10a.11a (jeweils das zweite Wort mit -)).
132
Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
sammenfassend läßt sich feststellen, daß die Alliterationen die Mehrzahl der Bikola und alle Strophen betreffen. Am beliebtesten in den ER sind deutlich -) (-(), -h und -B, und (zieht man die sehr zahlreichen Verben Impf. 2. masc. sing. hinzu) auch das -T (vgl. z.B. 4,5).243 In ähnlicher Weise wie in den ER ist die Alliteration von zwei aufeinander folgenden Wörtern auch in den BR und ZR beliebt: In den BR l")-le) (8,5a), heL) " -|a) (18,21a), Ol:sKi +iyqa -y"r< u iq (8,14a)244 oder -leLm a T : }f)-da( heL) " - (8,2a) und {yiLm i U)icOy {fBL i m i U (8,10b) und die mit Hilfe von {i) gebauten Belege in der ersten ZR $yi)-{i) (11,2b), hfT) a -{i) (11,13a), }ew) f -{i) (11,14a). Wesentlich beliebter als in den ER scheint in den BR und ZR die Abstimmung der Anfänge der benachbarten Bikola aufeinander durch ähnlich beginnende Wörter zu sein, z.B. in den BR: {i) (8,3b.4a. 5a) und l") (8,3a.5b) und deren Gegenteil am Ende der ersten BR (l") in 8,20a; da( in 8,21a; leho) in 8,22b), -y (18,12a.13a.b.14a.15b); in den ZR setzt sich die Reihe von hfT) a -{i) und }ew) f -{i) (11,13a.14a) durch zf)-yiK (11,15a) und hfT(a -yiK (11,16a) fort; in der zweiten ZR sind die Anfangsstrophe durch rasUm (20,3a) und yiNim (20,4b) und die Endstrophe durch tOrfGni (20,28b) und talx A na w: (20,29b) und zusätzlich am Ende der Kola durch {yihol) E "m (20,29a) und l")m " (20,29b) aufeinander abgestimmt. Auffallend ist ebenfalls die dreifache, dem Stil der ER ähnliche Reihe von -b am Anfang von 20,18b.19b.20b, welcher den Rahmen der nächsten Strophe (-b am Anfang von 20,22a und 20,25b) sekundiert. Der Konsonant b prägt auch in markanter Weise zwei Unterstrophen der zweiten BR, indem er am Anfang des mittleren Wortes des jeweils ersten Kolons in 18,8.9.10.11 und in 18,12.13.15 steht245. Im ersten Fall wird die Unterstrophe zusätzlich dadurch markiert, daß auch das letzte Wort in 18,8a und 18,11a mit -b anfängt. Auf eine vollständige Ausführung der Analyse der fast jedes Bikolon betreffenden Alliteration soll an dieser Stelle verzichtet werden,246 es sei nur noch auf zwei Beobachtungen hinge243 Vgl. insgesamt: -) (4,7; 4,9.10a.11a; 5,6f.; 5,8; 15,4a; 15,7a.8; 15,34b; 22,3b.5b; 22,8a.9a; 22,11a.13a; 22,15; 22,15.16a; 22,20; 22,23a.26; 22,27a–30a); -( (5,1a.7b; 5,6f.; 15,5; 22,10a.14a; 22,23.26); -h (4,2a.3a.6a; 15,2a.3a; 15,7a.8a); -b (5,19.20.21a; 15,2b.3; 15,26. 28bα; 15,30bβ.32a.33a.35b); -t (4,5.6b; 15,4b.5b; 15,7a.8.9b; 22,6.7a; 22,23b.26b; 22,27a. 28a); -k (4,4a.5a; 5,23a.26b; 15,27a; 15,32b.33); -k/-q (5,1a.2.7a.8a; 15,20a.21a); -n (4,7; 22,16b.19b.20a; 22,27b.30); -m (4,2b.4a; 4,9.11a; 5,20.21b; 15,2b.3b; 22,2b.4b); -$ (4,10; 5,19.21); -y (15,30b.33); -x (15,7b.8b; 15,22); -p (15,27; 22,10); -l (15,29); -(()fr (5,19b.20a; 22,5a); -z (15,17b). Die Liste ist nicht vollständig. P.W. Skehan (1971), 110, hebt die Rolle von -h und -k am Anfang der Strophen in ER 22 hervor. 244 Konjiziert, siehe oben, S. 58. 245 Vgl. zusätzlich -b am Anfang der Wörter in der Mitte von 18,13b und am Ende von 18,14a. 246 Vgl. insgesamt: -) (/-() (BR 8,2a.3a.b.4a.5a.b; 8,5a; 8,6a; 8,20a.21a.22b; 18,17a; 18,21a; ZR 11,2b; 11,13a.14a.15a.16a.b; 20,21a.b; 20,28b.29a.b); -b (BR 8,11a.b.12a; 8,14b;
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Klangfiguren
wiesen. Die erste betrifft die Wahl der alliterierenden Laute, weil darin keine grundsätzliche Differenz zwischen den BR und ZR besteht, im Vergleich zu den ER aber die viel wichtigere Rolle von -) und -k (/-q) und besonders effektvoll von -b und -m zu unterstreichen ist. Dabei fehlen viele in den ER begegnende Alliterationen wie auf -h oder werden weniger eingesetzt wie es bei -t der Fall ist. Da Bildad und Zofar Hiob weniger direkt als Elifas anreden, spielen die Verben in der 3. Person masc. (-y) im Klanggefüge eine stärkere Rolle. Die zweite Beobachtung betrifft die meisterhafte erste Strophe der ersten BR, weil hier nicht nur eine umfassende )-Alliteration auftritt, sondern auch die den Rahmen verstärkenden Querbeziehungen von heL) " (V.2a), l") (V. 5a) und le) (V. 5a.b), von yaD$ a (V. 3b.5b) und tw( (V. 3a.b), von {i) (V. 3b.4a.5a), die Kopula (V. 2b.3b. 4b.5b), die Konsonantenverdoppelung (V. 2a.5b) und der Reim (}- und l- in V. 2a.5a.b) von Gewicht sind. Das Phänomen möge durch das folgende Schema illustriert werden: --- ---) ---- --- w --- tw(y yd$ {) w
b b
hl) ll-- }) ----- tw(y l)-
2a 3a
A
---- --- ----- w }n-tt yd$ l) w
b b
-- ---- ---- {) l) l) ---- --) {)
4a 5a
B
3.2. Assonanz Viele der oben angeführten Alliterationen enthielten zugleich Assonanzen, die im Hebräischen wegen der geringen Auswahl an Vokalen wohl in der Regel unbeabsichtigt gewesen sein dürfte. Sucht man nach einer beabsichtigten Wiederholung eines oder mehrerer Vokale, so empfiehlt es sich, sich dem letzten Bikolon der ohnehin durch zahlreiche Alliterationen geprägten vierten Strophe der ersten ER (5,8.18–21) zuzuwenden (5,21): )"bt f T " }O$fl +U$:B )Obfy yiK do<m i )fryit-)olw:
8,14b.17b; 18,8a.9a.10a.11a; 18,8a; 18,11a; 18,12a.13a.b.14a.b.15a; ZR 11,4b; 20,12a.13b. 14a.b.15a.b; 20,18b.19b.20b; 20,22a.25b; 20,28a.b); -m (BR 8,7a.b; 8,10b; 8,19a.b; 18,13b. 14a.b; 18,16a.b; 18,17a.18a.b.21a.b; ZR 11,20bα.β; 20,3a.b.4a.b.5a; 20,14b.15b; 20,23bβ. 24a.25a.b; 20,29a.b); -y (BR 8,11a.b; 8,12a.b; 8,16b.17a; 18,9a.b; 18,12a.13a.b.14a.15b; ZR 11,2a.b.3a; 11,11b; 20,23bα.24a; 20,28a); -t (BR 8,13b; 18,14b.15a; ZR 11,17b.18a.b); -k(/-q) (BR 8,8a.b; 8,12b.13a; 8,14a; 8,14a.18b; ZR 11,15a.16a.b; 20,7a.8a); -g (BR 8,16b. 17a); -& (BR 8,21a.b.22a; ZR 20,4b.5b); -r (ZR 20,5a.b.6b.7b); -n (ZR 20,28b.29b). Die Liste ist nahezu vollständig.
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Das Bikolon wird durchgehend durch eine o-Assonanz bestimmt.247 Diese erweist sich gerade in den ER als die zentralste. Wenn sie auch auf den ersten Blick nur sporadisch aufzutreten scheint, erweist sie sich dennoch vielerorts als beabsichtigt. Beginnend mit formelhaften Wendungen wie {yimoty: tO(orz: (22,9b), )olw: Ol (22,14a) oder hfbO+ !A)Ob:T (22,21b) kann sie zusätzlich die Unterstrophen markieren, z.B. durch {o)t : Pi und +OP:$yi am Ende von 22,10b.13b oder T f l : l f Ox und hfmk: x f am Ende von 15,7b. 8b. Sie kann auch gewisse Zeilen hervorheben, z.B. durch remO) und rO) am Anfang und Ende von 22,28.248 Ausgesprochen stilbewußt wirkt aber die Mittelstrophe der zweiten ER (15,20–24*), weil dort alle fünf Verse durch -o- aufeinander abgestimmt worden sind (lfK, lOq, )ol, dfdon249 und {Oy).250 Neben der o-Assonanz tritt aber auch die von -a-, abwechselnd mit -i- oder -e-, auf. In dieser Hinsicht sei als Musterbeispiel ein Bikolon aus der besonders kunstvoll gestalteten zweiten Strophe der zweiten ER zitiert (15,10): UnfB $yi$ya -{aG bf&-{aG {yimyf !yib) f m " ryiBKa
Zu jedem Wort gehört eine konstituierende Xa(X)-Silbe, das Gesamtbild wird aber durch die Assonanz von Hīræq magnum einmal im ersten und dreimal im zweiten Kolon ergänzt.251 Solche in der Rhetorik und Argumentation des Elifas wichtigen Abschnitte sind auch anderswo durch Assonanz verstärkt, z.B. in den die Hauptthesen vorbringenden Versen 4,6 (!:t) f r : yi , !etl f s : Ki und !:tfwq: iT) und 4,8 (}ew) f y"$r : ox und lfmf( y"(r : oz) oder in der die beiden unterstützenden Unterstrophe 5,6f. (durchgehend -a- und -e-)252.253 Am Ende der ersten ER steht ein durchaus stilge-
247 Falls unsere Konjektur nicht richtig ist (siehe oben, S. 32), wird zusätzlich das Anfangswort +O$:B von -o- regiert. Darüber hinaus alliterieren hier die Laute -$ und -t. Dieses auffallende Bikolon wird auch von E. König (1900), 294, und W.G.E. Watson (1984), 223.274ff., als Beispiel herangezogen. 248 Hier handelt es sich um das letzte Kolon der großen Endverheißung, bevor der ganze Dialog durch das Summary appraisal in 22,29f. zu Ende geführt wird. Vgl. ferner 22,15a (rom$ : T i {flO( xaro)h a ) und die Tendenz zur o-Assonanz besonders in der zweiten ER: 15,7f. (in sechs Wörtern von zwölf), 15,3 (fünfmal); 15,20f. (konjiziert, achtmal); 15,22–24* (siebenmal); 15,28abα.29 (konjiziert, neunmal); 15,32 (konjiziert, siebenmal); 15,34b.35a (viermal). 249 Zu dfdon und zu den Umstellungen siehe oben, S. 40. 250 Wir gewinnen dank dieser Beobachtung ein starkes Argument für unsere These über die ursprüngliche Gestalt der Strophe 15,20–24*. Die o-Assonanz wird auch innerhalb der Bikola benutzt. 251 Die i-Assonanz prägt eigentlich die ganze Unterstrophe, vgl. }yibT f in 15,9; yil und yityézx f in 15,17. 252 Siehe auch die Konjektur oben, S. 28. Auffallend ist erneut die absichtliche Abweichung am Ende von 5,7b durch -u-.
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Klangfiguren
rechter a-Satz |fl-(ad hfT) a w: (5,27bβ).254 Teilweise gehören zahlreiche Assonanzen am Ende benachbarter Zeilen zum Phänomen des Reims; aber es verdient auch die auffallende Reihe von dfb) f , }ew) f , lax$ f und ver+ f am Ende von 4,7a.8a.10a.11a Beachtung.255 In den BR und ZR kann die die Alliteration begleitende Rolle der Assonanz ebenfalls nicht übersehen werden. In ihnen besteht gegenüber den ER kein Unterschied darin, daß in der Lautmalerei die oAssonanz den ersten Rang einnimmt. Das ist nebenbei in den BR am häufigsten der Fall. In den BR finden sich zahlreiche Beispiele wie rodl : }O$yir (8,8a), l") y"xk: o$-lfK tOx:r) f }"K (8,13a) oder der in der Metaphorik der BR gewichtige Ausdruck |e$ox-le) rO)"m (18,18a). Der Höhepunkt der oAssonanz wird in den letzten Strophen der zweiten BR erreicht: Jedes der zehn Kola der Strophe 18,12–16 weist eine o-Assonanz auf, die in 18,12a.13a.14a.15a + 18,12b.16b von einem Endreim auf O- unterstützt wird, vgl. besonders V. 15a (Ol-)ol OlFh) f :B }OK:$T i )256. Ein wenig seltener tritt das Phänomen auch in der letzten Strophe der zweiten BR 18,17–21 auf. Aus den ZR kann neben Belegen für die o-Assonanz wie Ur:m)oy wyf)or OYa) (20,7b) oder OPa) {Oy:B tOrfGni (20,28b) die für die -a-, abwechselnd mit -i- oder -e-, hervorgehoben werden. Als ein Beispiel dafür, in welchem Umfang das Spiel mit der die Alliteration (vgl. yiNm i , d(/-d), -)/-() ergänzenden Assonanz getrieben werden konnte, sei ein Bikolon aus der zweiten ZR angeführt (20,4), das vermutlich von der Tradition geprägt ist, weil es sich hier um eine in den weisheitlichen Reden gewöhnliche Frage handelt: da(-yiNm i T f (: d a yf t)ozh A jer) f -y"l(A {fd) f {yi& yiNm i
Dabei entsprechen dem zweiten Kolon dieses Bikolons im übernächsten (20,5b) nicht nur die ähnlichen Anfangskonsonanten, sondern größtenteils auch die Vokale: (agr f -y"d(A v"nx f taxm : & i w: .257 In ähnlicher Weise konnte der Anfang der zweiten ZR durch eine seltene u-Assonanz aus253 Noch einmal tritt in 15,4 die Assonanz von -i- hervor (hfxyi& und hf)r : yi ). 254 In 5,27 vgl. zusätzlich h f Un:rqa x A und h f nu (A m a $ : (konjiziert; siehe oben, S. 33). 255 Von den Möglichkeiten der Assonanz sprechen noch die für die ER charakteristischen Wendungen mit verstärkten Präpositionen wie rebqf -y"l) E (5,26a), berx f -y"l) E (15,22b) oder leskf -y"l(A (15,27b), die Markierung zweier Unterstrophen durch ryiT(: T a und lyiP$ : h i (konjiziert, 22,27a.29a), das einheitlich gestaltete Bikolon 22,7 (-i- / -e-) oder die Unterstrophe 22,23.26 (-a- / -e-) und die chiastische Verwendung der Assonanz in 22,5 (hfBr a !:t(f r f am Ende der ersten Zeile und j"q-}y") am Anfang der zweiten, gerahmt von )olh A am Anfang des Bikolons und !yetonOA(l a am Ende). 256 Konjiziert, siehe oben, S. 64. 257 Vgl. in den BR auch -i- in 8,10b.14a.b; 18,19a.b.
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
gezeichnet werden, weil hier das Ende beider Kola in 20,2 durch yinUbyi$y: und yib yi$Ux und der Anfang beider Zeilen in 20,3 durch rasUm und x a Ur:w geprägt ist. Doch abgesehen davon, daß Unterstrophen durch eine gewisse Assonanz geprägt sind, läßt sich nicht behaupten, daß der Assonanz in den BR und ZR als Strophenmarker eine größere Rolle zukäme.
3.3. Reim Die Assonanz bietet freilich etliche Möglichkeiten für Zusammenklänge am Ende einzelner Wörter in einer Phrase (Homoioptaton) oder am Ende der Kola, Bikola oder Unterstrophen (Homoioteleuton). Obwohl weithin angenommen worden ist, daß in den semitischen Sprachen im Vergleich zu den indoeuropäischen Sprachen Reime selten sind, zählen umfassende Reime durch auffallend positionierte, grammatisch verwandte oder ähnlich suffigierte Formen zur Arbeitstechnik des Hiobdichters.258 Das ist bei vielen der oben herangezogenen Stellen aus den ER der Fall gewesen, zumal in 22,10b.13b; 15,7b.8b und 4,7–11. In 4,7– 11 reimen sich zusätzlich alle Bikola durch das Suffix U-, in 4,2–6 die ersten Bikola beider Unterstrophen durch he)l : iT / )el"Twa !yel) " (V. 2a.5a) und lfkUy / l"hfBT i (V. 2b.5b)259 und V. 3f. durch q"Zx a :T / j"M) a T : ; das Endbikolon 4,6 der Strophe zeichnet sich nicht nur durch Nominalsätze aus, sondern durch vier suffigierte Nomina (!-). Manchmal können die suffigierten Präpositionen oder ähnlich auslautende Wörter die reimenden Ketten ergänzen. Insgesamt bleibt jedoch das Suffix konkurrenzlos das Hauptmerkmal der Reime. Die Suffixe !- / |- sind in den ER bereits aufgrund des Dialogcharakters am beliebtesten (vgl. 5,23a.24a.25a; 15,5f.; 22,22b.23b.26b; 22,27f. und den Rahmen von |fl in 5,23b.27b oder von !ye- in 22,3b.5b), aber auch die Suffixe O- / U- (vgl. symmetrisch am Ende von 15,20b.21b.23b.24bα260 und 15,25a.27a.29a) sind nicht zu übersehen.261 Andererseits können die maskuline Pluralendung {yi- und die Femininendung hf-, alternierend mit auslautendem {- oder hf- / )f-, öfters
258 Sowohl E. König (1900), 355ff., W.G.E. Watson (1984), 229ff., als auch K. Seybold (2003), 155f., sind bei der Auswertung des Reims vorsichtig. Wenigstens in den Freundesreden darf man mit dem Phänomen sicherlich rechnen. Vgl. auch W.B. Stevenson (1947), 100, und R. Gordis (1978), 505. 259 Beide Unterstrophen werden auch in 15,32b.35b (hfnnf (A r a / hfmr : m i ) und refrainartig in 22,11a.14a (he)r : t i -)ol / he)r : yi )olw: ) aufeinander abgestimmt. 260 Zu den Konjekturen und Umstellungen siehe oben, S. 40f. Beide Unterstrophen werden von U- beendet und durchgehend von der o-Assonanz bestimmt. 261 Von den seltenen Reimen sind einer auf d- (15,34a.b) und einer auf tO- (z.B. 22,9a.b) zu nennen.
Klangfiguren
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die Lautmalerei mitprägen. In dieser Hinsicht fällt die zweite Strophe der dritten ER auf ({[yi-]- in 22,6b.7b.8b.9b, gerahmt von {fNx i am Ende von 22,6a und {fqy"r am Ende von 22,9a)262 sowie die Schlußwörter der Mittelkola einer Unterstrophe in 22,21b.22a (hfbO+ und hfrOT) und der Unterstrophen in 15,8b.17b (hf-).263 Ähnlich verhält es sich auch in den BR und ZR. In letzteren wird vor allem das Personalsuffix 3. masc. sing. in der zweiten Rede konsequent ausgenutzt, um 18 van 48 Kola mit dem Suffix O- zu beenden (20,6a.7b.9a; 20,12b.13b.14b; 20,20a.21a.b; 20,22a.b.23bα.β; 20,26a264.27a. b.28a.b). Mehrmals sind so auch die Rahmen der Strophen (20,6–9) oder Unterstrophen (20,20f.; 20,22f.*; 20,26–28*) markiert. Dem Übergewicht des Phänomens in der zweiten ZR entspricht in geringerem Maße die zweite BR, in der eine Strophe (18,12a.b.13a.14a.15a265.16b) und zwei Unterstrophen (18,5b.6a; 18,7a.b) durch O- am Ende der Kola geprägt sind. In der ersten der beiden Strophen wird der Eindruck beabsichtigter Reimung zusätzlich durch ein t- am Ende von 18,13b.14b.15b verstärkt. Steht die erste BR in dieser Beziehung bescheiden da, können aus anderen BR und ZR noch einige Exempel für ein Homoioteleuton beigebracht werden: In der zweiten BR {yiMac (18,9b) / byitnf (18,10b)266 und der Rahmung der letzten Strophe durch jer) f -yiNim / jUx-y"nP: an derem Anfang (18,17a.b) und lfU(a / l") am Ende (18,21a.b); in der ersten ZR !eBl i / !ePKf (11,13a.b), {- in 11,19b.20bα267 und die Rahmung der zweiten Strophe durch zweifaches )fcm : iT an ihrem Anfang (11,7a.b) und b"bL f yi / d"mL f yi 268 an ihrem Ende (11,12a.b).269
262 Vgl. auch den Rahmen aus {fkx f und {fB in 15,2a.3b. 263 Darüber hinaus gibt es zahlreiche Reime innerhalb der einzelnen oder in zwei benachbarten Bikola, die hier nicht aufgezählt werden können. 264 Konjiziert, siehe oben, S. 83. 265 Konjiziert, siehe oben, S. 64. 266 Merke auch, daß das Kolon 18,11a mit byibs f anfängt. 267 Merke, daß innerhalb der Kola 11,20a und 20bβ auch Wörter mit {- am Ende vorkommen. 268 Konjiziert, siehe oben, S. 73. 269 Wichtig zu merken ist das durchgehend unterschiedliche Klanggebilde der HR, weil in ihnen der Reim oft mit Hilfe von Suffixen der 1. sing. gebaut wird. Vgl. z.B. 10,8– 12.14–18, wo alle Kola gereimt sind; oder die Strophe 3,24–26 mit einer auffallenden Zahl von ähnlich suffigierten Wörtern.
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3.4. Sonstige Klangfiguren Neben den genannten Alliterationen, Assonanzen und Reimen fallen einige kleinere absichtlich vorgenommene Figurationen ins Auge. So begegnet in der ersten ER zweimal das Phänomen der Nebeneinanderstellung etymologisch verwandter Wörter – eine sogenannte Annomination.270 Die umfangreiche Assonanz in der Unterstrophe 5,6f. wird von hfmfd) A und {fd) f am Anfang der Zeilen 5,6b und 5,7a unterstützt. Ihnen entspricht in der Verheißung am Ende der Rede die Wiederholung der Wörter hfml : $ : h f und {Olf$ in 5,23b.24a sehr nahe. Annominationen mittels der Wurzeln x+b und xl$ begegnen jedoch auch in den ZR, wobei sie je einmal verbal und nominal die Verheißung in 11,18 bzw. die bildhafte Sprache in 20,23bβ.25a271 verstärken. Ein weiteres stilistisches Element wird erst bemerkbar, wenn man den Strophenbau untersucht. In der oben bereits mehrfach angeführten Strophe der zweiten ER 15,20–24* dürfte die Verwendung der Wörter mit zwei gleichen Konsonanten symmetrisch im ersten, vierten, siebten und zehnten Kolon (V.20a: l"lOx:tm i , V.21b: d"dO$, V.23a: dfdon,272 V.24bα: Uh"p:qt : T i ) als beabsichtigt beurteilt werden. In den ZR kommen neben den fraglichen Stellen sicherlich die Wörter }fnOB:tyi und b"bL f yi bUbfn in 11,11b.12a in Betracht, weil sie die beiden mittleren Zeilen der Unterstrophe 11,11f. beschließen. Andererseits sind yinn" (A ya in 20,3b und tann: r i in 20,5a zu erwähnen, weil sie zum zweiten und vierten Bikolon der ersten Strophe gehören.273 In den BR tritt nur ein einziges, aber immerhin auffallend positioniertes Beispiel in Gestalt des Rahmens der ersten Strophe der ersten Rede in 8,2a.5b (leLm a :T und }fNaht : T i ) auf.274 Die BR und ZR haben es gemeinsam, daß die Hiob direkt anredenden und dabei die Leitgedanken darstellenden Strophen 8,2–5 und 20,2–5 zu diesem Phänomen neigen. Die Konsonantenmetathese muß zusätzlich erwähnt werden, weil sie einige bemerkenswerte Belege besitzt: In der ersten ER die oben öfters erwähnte und zweimal symmetrisch benutzte Wendung h)l !yel) " in der ersten Strophe (4,2a.5a) und die zweifache Metathese von verf+-yilB : m i und UdfrPf t : yi )yibl f als Pointe der zweiten Strophe (4,11a.b); in den BR in 8,16b (OT:qna oy OtfNGa ) und 18,9a.b (z"x)oy und qyézx A ya ); in den ZR in 20,13a.14a (lomx : ya und Om:xl a ). Nur die Belege aus der ersten ER sind mit dem Strophenbau verkoppelt. 270 271 272 273 274
Siehe dazu E. König (1900), 291f., und zu den Belegen in Hi bei R. Gordis (1978), 512. Konjiziert, siehe oben, S. 82f. Siehe Textkritik oben, S. 40f. Vgl. auch OlAlge K: in 20,7a und daDyu w: in 20,8b. Vgl. zur Alliteration oben, S. 133.
Aufbau
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Faßt man das Ergebnis der Untersuchung der Klangwelt der Freundesreden zusammen, so kann man hervorheben, daß viele Figuren sich überschneiden und Mischformen bilden. So werden vor allem in den ER Wendungen wie {yixpa und {o)t : Pi daxPa am Ende von 22,10a.b oder !yerfdn: und !yekr f :D-la( am Anfang von 22,27b.28b durch verschiedene Klangfiguren bestimmt. Außerdem gleicht der Hiobdichter über die Metathese hinaus manchmal Konsonanten in zwei ähnlichen Wörtern an einer markanten Position aneinander an oder er wiederholt den Klang eines Wortes in zwei nachfolgenden Wörtern. Davon zeugen z.B. )fn-)frq: und hf)n: iq in 5,1a.2b und tåwM f m i und berx f y"dyim am Ende von 5,20a.b. Mehrere der oben beschriebenen Phänomene häufen sich z.B. in 5,25b, in dem das Wort !ye)c f ) E c e am Anfang und das metathetische und assonierende jer) f h f am Ende stehen. Insgesamt kann man behaupten, daß die Klangfiguren in den Freundesreden deutlich inhaltliche Einheiten zusammenbinden und somit die Strophengliederung mitbestimmen und daß sie sich von den kleinsten Details bis zu ganze Reden umfassenden Phänomenen erstrecken können. Für den heutigen Leser wirkt die Breite der poetischen und stilistischen Mittel, die der Hiobdichter zur Gestaltung der Reden eingesetzt hat, geradezu geheimnisvoll. Es überrascht nicht nur die Zahl der Synonyme oder Antonyme im Rahmen des Parallelismus membrorum, sondern auch deren Auswahl unter dem Gesichtspunkt zahlreicher oft kumulierender stilistischer Figuren oder der Strophenbildung. Die Phänomene erscheinen in allen Freundesreden grundsätzlich ähnlich, unterscheiden sich aber sowohl im Blick auf die Details und den Umfang und die Zahl der eingesetzten Stilmittel und die charakteristische Auswahl der Alliterationen und Assonanzen voneinander.
4. Aufbau Aufbau Im Anschluß an die vorausgegangenen Erörterungen über den Stil kann nun die Analyse des Aufbaus der Reden vollzogen werden, um weiterhin genauer auf den Inhalt und die Theologie der Freundesreden einzugehen. Wir haben anhand zahlreicher stilistischer Figuren festgestellt, daß alle Reden einer gezielten Strophengliederung unterworfen sind. Dabei sind viele Paare von Bikola ausgezeichnet worden, die zugleich Unterstrophen und seltener Strophen bilden.275 Diese rhetori-
275 Als Voraussetzung für folgende Behandlung seien zum Beispiel mehrere solche Einheiten aus den ER aufgezählt: 4,3f.; 4,5f.; 4,10f.; 5,6f.; 5,19–21; 5,23–26; 15,2f.;
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
schen Einheiten haben jeweils ein gewisses theologisches oder anthropologisches Phänomen zum Gegenstand. Daher seien im Folgenden zunächst ihre formalen Unterschiede dargestellt und systematisiert.276
4.1. Mahnung und Lehre Die erste und einfachste Möglichkeit, die Aussagen der Freunde zu unterscheiden, ergibt sich aus ihrem Charakter als direkte, unmittelbar an Hiob gerichtete Rede oder als indirekte Rede über allgemeinen Erscheinungen.277 In den ER wird die erste von der 2. Person masc. sing. geprägt278, die zweite von der 3. Person279. Es lassen sich nur sporadische Ausnahmen von der 1. Person sing. oder plur. in 4,8aα; 5,8; 15,10; 15,17b und teilweise in 5,27 zu entdecken. Betrachtet man ihren Inhalt genauer, so laufen alle außer 5,8 durch die ausdrückliche Betonung eigener, als beweiskräftig angesehener Erfahrung hinaus.280 Das Bikolon 5,8 ist inhaltlich mit den Aufforderungen verwandt, als erstes von ihnen unterscheidet es sich aber durch die vorsichtige und seelsorglich adäquate Annäherung an die diskrete Lage Hiobs. Daher ist das Bikolon in der 1. Person sing. verfaßt. Beim Vergleich der sich auf die 2. und 3. Person etwa gleichmäßig verteilenden Hauptmasse der Aussagen fällt auf, daß die ersten die Lage Hiobs direkt angehen, mithin als mahnend bezeichnet werden dürfen, und die zweiten sich eher mit der theoretischen Seite des Problems beschäftigen. Die Ausnahmen in der 1. Person bestätigen die Regel schlechthin: Die besprochene Aufforderung 5,8 ist nichts anderes als eine Mahnung; der Gedanke in 4,8 wird als persönlicher Bericht formuliert, behandelt aber im Kontext der Bikola 4,7–9 das Problem theoretisch; das Schlußbikolon 5,27 erweist sich als der die Aufforderungen und Verheißungen in 5,8.18–21.23–26 subsumierende Aufmerksamkeitsruf281; 15,17 bildet eigentlich die Wieder-
276
277 278 279 280 281
15,5f.; 15,7f.; 15,9f.17; 15,20–24*; 15,25–29*; 15,30b.32f.; 22,2f.; 22,6–9; 22,10f.; 22,13f.; 22,15f.; 22,19f.; 22,21f.; 22,23.26; 22,27f. und 22,29f. U.E. verbergen sich in der Struktur der Freundesreden so viele Regelmäßigkeiten, daß sie im Unterschied zu M. Köhlmoos (1999), 112ff., die die Anrede für die einzige strukturelle Regelmäßigkeit des Hiobdialogs hält, ausdrücklich behandelt werden müssen. Vgl. auch die Aufbauanalysen und -tabellen bei J.E. Hartley (1988), 38f.37ff. Es empfiehlt sich, sich die Tabellen unten, S. 153ff., stets vor Augen zu halten. 4,2–7aα; 5,1; 5,19–21.23–26; 5,27aα.bβ; 15,4–9; 15,17a; 22,3–7; 22,9–11.13–15a; 22,21– 23.26–28. 4,7aβ.b; 4,8aβ–11; 5,2.6f.; 5,18; 15,2f.; 15,20–24bα.25–28bα.29.30b.32–35; 22,2; 22,8; 22,15b–16.19f.; 22,29f. Zur Legitimation der ER siehe unten, S. 225–232. Zur Form des Aufmerksamkeitsrufs siehe allgemein D. Römheld (1989a; 1989b).
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holung des vorher Gesagten und 15,10 begründet die Anschuldigung in 15,9; alle aufgelisteten Belege lassen sich unter Mahnung einordnen. Aber auch an den Aussagen in der 2. oder 3. Person sind Abweichungen möglich. Während die Eröffnung der ersten ER 4,2–6 in der 2. Person die Mahnung einleitet, sind die Anfangsverse der zweiten und dritten ER 15,2f. und 22,2 in der 3. Person verfaßt. Ihr Kontext in Gestalt von 15,4–6 bzw. 22,3–5 und ihr Ton unterscheiden sich aber von der Mahnung in der ersten ER kaum. Sie sind inhaltlich Vorwürfe an Hiob und damit Bestandteile der umfangreicheren Mahnungen. In der ersten ER fallen die Einleitungen der zwei Strophen 4,7aα und 5,1 auf, weil sie im Gegensatz zur lehrenden Form (3. Person in 4,7aβ–11; 5,2.6f.) Hiob direkt ansprechen. Der Aufruf )fn-rfkz: in 4,7aα ist aber im Sinne der Gegenüberstellung zur eigenen Erfahrung (yityi)r f re$) A Ka in 4,8aα) zu bewerten: Elifas will unter der Voraussetzung, daß die Regel langfristig standhält, seine eigentliche Lehre in 4,7aβ.b.8aβ.b.9 legitimieren.282 Der formell mahnende Aufruf in 5,1 schließt gut an den lehrenden Kontext an, indem er Hiob vor unnützer Klage warnt und zum Nachsinnen über den eigentlichen Ursprung des Unheils auffordert (vgl. 5,2.6f.).283 In der zweiten Strophe der dritten ER bildet 22,8 einen Schaltgedanken innerhalb der Mahnung, der inhaltlich als Radikalisierung der in 22,6f.9 aufgezählten Sünden zur Geltung kommt und dessen 3. Person vermutlich durch seinen Zitatcharakter zu erklären ist.284 Ähnlich wie 4,7aα dürfte der Anfang der vierten Strophe in der dritten ER 22,15a als Übergang von Mahnung zur Lehre gedacht sein, da er von den Bikola 22,15b–16.19f. nicht isoliert werden kann und sowohl als Anschuldigung wie auch als Einleitung zur Lehre über die Folgen des ungerechten Wandels fungiert. Faßt man diese Beobachtungen zusammen, so zeichnen sich die ER durch relativ geschlossene Redeteile aus: In der ersten ER ist die Lehre in der Mitte (4,7–11; 5,1f.6f.) von der Mahnung umgeben (4,2–6; 5,8.18– 21.22–27). Die zweite ER wird durch eine schlichte Aufteilung in Mahnung (15,2–10.17) und Lehre (15,20–30*.32–35*) charakterisiert. Die dritte, auffallend durch Mahnungen geprägte ER (22,2–11.13f.; 22,21– 23.26–28) ist durch eine schmale Lehre in der Mitte (22,15f.19f.) in zwei unterteilt. An ihrem Ende wird sie jedoch lehrhaft akzentuiert (22,29f.). Mithin bilden Mahnung und Lehre die Grundbausteine der ER. Sie 282 Zur Lehre siehe gründlich unten, S. 159ff. Es sei betont, daß der als Anakrusis verfaßte Aufruf stilistisch einen schönen Übergang von Mahnung zur Lehre bildet. 283 Darüber hinaus drängt sich die Parallele zum Brüllen der mächtigen, aber doch verwundbaren Löwen in der unmittelbar vorausgehenden Unterstrophe 4,10f. auf, ob gewollt oder nicht. 284 Siehe auch unten, S. 195.
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treten in allen drei Reden auf und gehen generell von der Grundstruktur „Mahnung > Lehre“ aus. Betrachtet man die Anteile beider (Mahnung: 15+10+18 Verse = 59%; Lehre: 9+15+6 Verse = 41%), muß der Mahnung bei Elifas deutlich der Vorrang zugeschrieben werden. Allein aus dieser Tatsache gewinnt man die beste Begründung dafür, Elifas als Seelsorger zu deuten.285 Die BR und ZR machen in sehr ähnlicher Weise von der Rede in der 1. Person Gebrauch. Zu ihren beiden ersten Reden gehört jeweils ein Zitat in direkter Rede. Dabei handelt es sich in den BR in 8,18bβ um ein rein stilistisches Verfahren, weil !yityi)r : )ol im Rahmen einer Pflanzenmetapher als Teil der Lehre zur Veranschaulichung der Vergänglichkeit der Gottlosen eingesetzt wird. Die ZR verallgemeinern nach ihrer Art die Worte Hiobs und bringen sie in einem rhetorisch gemeinten Zitat in 11,4aβ.b zur Sprache. Dabei nimmt sich das Bikolon wie eine Anschuldigung aus, die Hiob der Lüge bezichtigt. Daher kann man 11,4 generell als Teil der Mahnung betrachten. Bei beiden Rednern fängt die zweite Rede mit der Rede in der 1. Person an. Dabei fragt Bildad Hiob in 18,2b.3 vorwurfsvoll, warum Hiob die Freunde verachtet. Zofar dagegen sucht in 20,2f. nicht minder vorwurfsvoll, seine Aufregung mit der schmählichen Rede Hiobs zu begründen. Beide Redeeröffnungen können daher wiederum als Teile der Mahnung betrachtet werden. Der einzige Unterschied zwischen den Rednern besteht darin, daß Bildad im Gegensatz zu Zofar die 1. Person plur. verwendet. Jedenfalls treten Bildad und Zofar mit der seelsorgerlichen, die eigene Erfahrung betonenden Rede von Elifas in keiner Weise in Konkurrenz. Am meisten fällt in den BR und ZR auf, daß die Verben oder Suffixe der 2. masc. sing. deutlich seltener als in den ER eingesetzt werden286 und die Rede in der 3. Person ihren Stil beherrscht287. Unterwirft man die Belege unter der Voraussetzung, daß die Rede in der 3. Person hauptsächlich theoretischer und lehrender Natur ist, einer Kontrolle, so zeichnen sich vorerst umfangreiche Blöcke ab, die tatsächlich inhaltlich als Lehre bezeichnet werden dürfen: in den BR 8,11–20*; 18,5–21 und in den ZR 11,10–12; 20,5–29*. Dagegen handelt es sich bei 8,4–7*288;
285 Vgl. ähnliche Beobachtungen bei A. Scherer (2008), 151. 286 In den BR: 8,2.4a.5; 8,6–8.10a; 8,21.22a; 18,2.4b; in den ZR: 11,3.4aα.5; 11,7; 11,13–16; 11,18.19b; 20,4. 287 In den BR: 8,3.4b; 8,10b; 8,11–13; 8,14.16–18; 8,19f.22b; 18,5f.; 18,7–11; 18,12–16; 18,17– 21; in den ZR: 11,2; 11,10–12; 11,17.20a.b; 20,5; 20,6–9; 20,12–15; 20,18–21; 20,22–25*; 20,26–29. 288 Mit einer Ausnahme in 8,4b, die in der 3. Person Gott mit in den Kontext zieht, aber nicht ausgesondert werden kann.
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18,2f.289; 11,3–5290; 11,13–16 und 20,2f. um Mahnungen. Die verbleibenden Bikola lassen sich wie folgt beurteilen. Am Anfang der ersten BR 8,2 wird Hiob ermahnend angeredet; die in der 3. Person gehaltene anschließende rhetorische Frage klingt lehrhaft. In der Unterstrophe 8,8.10 wird Hiob mittels einer Rede in der 2. Person auf die Weisheit der Väter hingewiesen. Strukturell handelt es sich dabei eindeutig um die Einleitung der folgenden Lehre; daher lassen sich auch diese Bikola generell der Lehre zurechnen. In der letzten Unterstrophe in 8,21f. werden die Verben in der 3. Person und die Suffixe in 2. Person verwendet; inhaltlich handelt es sich bei diesen Bikola um eine an Hiob gerichtete Verheißung. Obwohl V. 22b zugleich als Summary der Lehre dient, kann man dennoch 8,21f. unter der Rubrik der Mahnung katalogisieren. Aus der zweiten BR ist nur noch das Bikolon 18,4b zu betrachten, in dem ähnlich wie in 8,8.10 die folgende Lehre in der 2. Person eingeleitet wird. Zofar wendet sich in seiner ersten Rede in 11,2 ausnahmsweise mit einer Frage in der 3. Person an Hiob, ohne deshalb ihren Charakter als Anrede und als Teil der Mahnung zu verlieren. In 11,7 gilt die in der 2. Person gestellte Frage natürlich Hiob, der ungleich kleiner als Gott ist. Sie begründet auf diese Weise von vornherein die Aussagen über Gottes uneingeschränkten Spielraum zu handeln in 11,10–12 und ist somit als Teil der Lehre anzusehen. Das Ende der ersten ZR 11,17–20* ist in zwei Teile zu zerlegen. V. 17 gehört trotz seiner Rede in der 3. Person zur anschließenden Verheißung in V. 18 und gilt daher als Mahnung. In V. 19b.20 werden die 2. und 3. Person, die Verheißung und das Summary appraisal gemischt, wobei die einzige verheißende Zeile V. 19b zugleich eine Antithese zum zweiten Kolon in V. 20a darstellt. So wie das Bikolon V. 20bα.β deutlich einen Teil der Lehre bildet, sind V. 19b.20 insgesamt als Lehre zu beurteilen. In der zweiten ZR bildet das verbliebene Bikolon 20,4 mit dem folgenden Bikolon 5 eine rhetorische Frage (nur deswegen in der 2. Person), die lehrend eine These aufstellt. Zusammenfassend läßt sich sowohl in den BR wie in den ZR beobachten, daß die jeweils zweiten Reden eine sehr einfache Gliederung besitzen, denn sie bestehen fast nur aus einer Lehre (18,4–21*; 20,4–29*), die mit einer kurzen Mahnung (Anrede + Anschuldigung) eingeleitet wird (18,2f.; 20,2f.). Dagegen erweisen sich die jeweils ersten Reden als komplexer, weil in ihnen die Mahnungen und Lehren im Wechsel aufeinander folgen: In der ersten BR V. 2 Mahnung, V. 3 Lehre, V. 4f.
289 Zusammen mit 18,3, der in der 1. Person verfaßt worden ist, wie oben bereits gezeigt. 290 Einschließlich 11,4; siehe vorige Anmerkung.
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Mahnung, V. 8–20* Lehre, V. 21f. Mahnung; in der ersten ZR V. 2–5 Mahnung, V. 7.10–12 Lehre, V. 13–18 Mahnung, V. 19b.20 Lehre. Diesen Wechsel haben wir bereits in der ersten und dritten ER beobachtet, während die zweite ER einen einfacheren Aufbau besitzt. Alle Reden entsprechen einander darin, daß sie mit einer mahnenden Anrede eröffnet werden. Unterschiedlich ist dagegen der lehrhafte und mahnende Anteil. Wie bei den ER bereits hervorgehoben, wird Elifas mit seiner zu 59% aus Mahnworten bestehenden Redeweise als Seelsorger gekennzeichnet. In den BR nehmen die Mahnreden dagegen nur 23% (7+2 Bikola) und in den ZR immerhin 30% (10+2 Bikola) ein, so daß die lehrhaften Bikola bei ihnen überwiegen. So stehen sie als Lehrer neben Elifas als Seelsorger.
4.2. Zur Mahnung Die mahnenden Teile der Reden sind überaus unterschiedlich gestaltet. In den ER nimmt die rhetorische Frage in 4,6 eine zentrale Position ein. Sie weist auf die Gottesfurcht Hiobs hin und leitet daraus den seelsorglichen Gedanken der für ihn bestehenden Hoffnung ab. Da der Dichter Elifas in den Anfangsstrophen der späteren Reden programmatisch zur hf)r : yi zurückkehren läßt (15,4; 22,4) und die mit ihr zusammenhängende Möglichkeit der Rettung in allen mahnenden Teilen der Reden konsequent aufnimmt,291 darf 4,6 als Leitgedanke seiner Ratschläge bezeichnet werden. Vor diesem Hintergrund wirken die Aussagen in 4,2–5, die sich einerseits aus dem Gegensatz zwischen Hiobs einstiger Souveränität als Tröster (V. 3f.) und seiner aktuellen mißlichen Lage (V. 5) und andererseits aus dem inneren Drang des Elifas, Hiob gut zuzureden (V. 2), speisen, als Vorbereitungen zu jener Leitthese bzw. als Begründungen ihrer Notwendigkeit. Den nächsten logischen Schritt nach der Aufstellung der Generalthese in V. 6 stellt die Aufforderung zum Zuhören dar, die oben bereits als Aufmerksamkeitsruf behandelt worden ist (5,27; 15,17). Da Elifas aus den Reden Hiobs kein Anzeichen von Reue heraushören kann, folgt am Anfang der zweiten und dritten Rede konsequenterweise die Warnung vor unnützen Worten (15,2f.; vgl. das gewichtige Verb }ks), vor der Mißachtung der Gottesfurcht (15,4; vgl. erneut hf):ryi ) und (für Elifas charakteristisch pragmatisch) vor der Verantwortungslosigkeit (22,2f.; vgl. noch einmal }ks). Dabei verdient die Beobachtung hervorgehoben zu werden, daß die Warnungen sämtlich als rhetorische Fragen eingeführt und in der Regel vorsichtig in der 3. 291 Siehe dazu gründlich unten, S. 210ff.215ff.
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Person gehalten sind (15,2f.; 22,2), und weiterhin, daß sie an die Vernunft Hiobs appellieren. Von ihnen heben sich zahlreiche Anschuldigungen (15,7f.; 15,9f.; 22,4f.; 22,6–9; 22,13f.) schon durch die 2. Person und ihren härteren Ton ab. Sie sind jedoch regelmäßig durch Warnungen vorbereitet, wobei ihre Zahl in der dritten Rede in charakteristischer Weise im Vergleich zur zweiten zunimmt. Auch sie können als rhetorische Fragen formuliert werden (15,7f.; 15,9f.; 22,4f.). Im entscheidenden Augenblick läßt Elifas jedoch jegliche Behutsamkeit fallen, um Hiob offen zu beschuldigen (22,6–9.13f.). Dabei läßt der Dichter Elifas so vorgehen, daß er Hiob zuerst nach dem Ursprung der Weisheit fragt, als ob Hiob so viel wisse wie Gott (15,7f.). Anschließend stellt er Hiobs Wissen im Vergleich zu den alten Weisen in Frage (15,9f.). In der dritten Rede stellt Elifas schließlich fest, daß Hiob die Gottesfurcht mißachtet habe (22,4f.; erneut hf)r : yi ), um dann seiner Anschuldigung die Form einer Liste seiner Vergehen zu geben. Dabei wird zwischen Sünden gegen Menschen (22,6–9) und solchen gegen Gott (22,13f.) unterschieden und zugleich spiegelbildlich auf die zweite Rede zurückgegriffen.292 Den Übergang von der Warnung zur Anschuldigung bildet die Beschwörung in 15,5f., durch die Elifas auf die Gefahr der selbstzerstörenden Wirkung unbedachten Redens hinweist. Doch im 22,10f. weicht Elifas von seinen Warnungen ab, indem er zur Diagnose übergeht und die schreckliche Lage Hiobs als Folge seiner Sünden beurteilt. Diese Apodosis (22,10f.) zur Protasis in Gestalt von Anschuldigungen (22,6–9.13f.) bezeichnen wir gesondert als Folgerung (22,10f.; vgl. die betonte }"K-la().293 Inhaltlich und positionell diametral gegenüber der unerbittlichen Stimmung der ersten Hälfte der Reden wird in der zweiten Hälfte der ersten und dritten ER ein Ausweg aus dem Schrecken angeboten. Die Lösung in Gestalt einer Hinwendung zu Gott bieten die Aufforderungen an (5,8.18294; 22,21a.22; 22,23; 22,27aα), denen jeweils als ihre unabtrennbare Folge die Verheißungen angeschlossen werden (5,19–21.23–26; 22,21b; 22,26; 22,27aβ–28). Sie alle bestehen in poetologisch auffallenden, detailreichen und stilgerechten Aufzählungen295, die durch das
292 Wie oben bereits vermerkt, wird der Katalog von einem Schaltvers 22,8 in zwei zerlegt, dem zwei Verse vorausgehen (22,6f.) und zwei Aussagen folgen (22,9.13f.). 293 Zu dieser Fügung siehe oben, S. 103. 294 Es sei vergegenwärtigt, daß 5,8 und 5,18 nach unserer Meinung sekundär durch die Ergänzung 5,9–17 getrennt worden sind; siehe oben, S. 28–32. In 5,18 handelt es sich dabei um die Begründung der Aufforderung in 5,8 (merke yiK). 295 Als extremes Beispiel darf die Zahl der Verben – acht – in Bezug auf die zur Anerkennung durch Gottes erforderten Handlungen bzw. Einstellungen in 22,21–23.26f.
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stilvolle Bikolon 5,8 mit seiner betonten Gegenüberstellung von yin) A {flU) eingeleitet werden.296 Bemerkenswert ist die organische Verflechtung der Aufforderungen und Verheißungen in der dritten ER. Der deutliche Vorrang der Verheißungen (vier ganze Bikola + einzelne Kola in zwei weiteren Bikola) gegenüber den Aufforderungen (neun ganze Bikola + einzelne Kola in zwei weiteren Bikola) weist auf die im Endeffekt positive Grundstimmung der ER hin. Darüber hinaus demonstrieren sie bereits in der Verheißung der ersten ER die Vorliebe für die Zweiteilung des Stoffes, indem der Abschnitt 5,19–21 das Unheil beschreibt, dem Hiob entkommen wird, und die Bikola 5,23–26 das Glück, das er gewinnen wird. Dabei gliedert sich der letzte Absatz in Hiob und seiner Umwelt betreffende Schilderungen des Glücks und die entsprechenden, die ihn selbst betreffen. Die dünne Schicht der Mahnworte in den BR und ZR enthält keinen Leitgedanken, wie es in der ersten ER der Fall war. Ebenso wenig warnen die jüngeren Freunde nicht und fordern ihn nicht zur Aufmerksamkeit auf. Im Vergleich zu den ER bezichtigen sie Hiob von Anfang an mehr oder weniger unmittelbar. Daher machen sie entsprechend von Anschuldigungen Gebrauch. Bemerkenswert ist deren Position jeweils am Anfang der zweiten Rede (BR 18,2f.; ZR 20,2f.). Weil diese zugleich als Anreden fungieren, bleibt in ihnen kein Raum für vorhergehende Warnungen, wie es in den ER der Fall ist. Der Dichter läßt Bildad in seinen beiden einleitenden Fragen (18,2a+3) seinem Beleidigtsein Ausdruck verleihen. Zofar läßt er seine zweite Rede damit begründen (}"kl f ), daß Hiob sie in einer vorausgehender Rede verspottet habe. So nutzt er bereits die Anrede dazu aus, Hiob wegen falscher Lehre anzuklagen. Zofar ähnelt Elifas darin, daß er sich in 11,5 einer mit einer Anschuldigung verwandten Beschwörung bedient. Er ruft darin Gott zu Hilfe (aHOlE) }"Tyi -yim), um Hiobs unrechte Rede (11,4) zu beenden. Nicht anders als Elifas bieten auch Bildad und Zofar Hiob einen Ausweg aus seinen gegenwärtigen Leiden an. Auch sie fordern ihn auf, sich Gott zuzuwenden (BR 8,4–6aα; ZR 11,13f.), und unterstützen diese Aufforderungen durch entsprechende Verheißungen eines künftigen glücklichen Lebens (BR 8,6b.7; 8,21.22a; ZR 11,15–19b297). Es fällt auf, daß beide Aufbauelemente nur in der jeweils ersten Rede eingesetzt werden – in den zweiten Reden läßt der Dichter Bildad und Zofar eher herangezogen werden. Zu ihnen siehe unten, S. 216f.219ff., und zur Stilistik siehe oben, S. 93–95.97f.103f.130f.136f. 296 In 22,21f. sekundiert die zweifach durch das Enklitikon )fn verstärkte Aufforderung. 297 V. 19b haben wir wegen der Integriertheit zum Summary generell zur Lehre gerechnet.
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die Taktik des Überredens durch lehrende Beispiele einschlagen. Er läßt Bildad seine Aufforderung und erste Verheißung stilistisch besonders reich ausgestalten: Sie werden durch Bedingungssätze und dreifache {i) (8,4a.5a.6aα) charakterisiert,298 in denen der Fall der Verfehlungen der Söhne Hiobs in 8,4 über die Brücke in V. 5aα als Vorbereitung zur tatsächlichen Aufforderung in V. 5aβ.b.6aα dient. Der Charakter der Verheißung wird durch den Tempusmarker hyhw betont. Die Aufforderung in der ersten ZR hebt sich ähnlich wie in den BR durch zweifaches {i) hervor (11,13f.), während die Verheißung durch ihre fünf Bikola umfassende Länge und zweifaches yiK (11,15f.) deutlich von ihrer Umgebung abgesetzt wird. Zweimal und mit zweifacher Intention tritt in der zweiten Hälfte der Verheißung, die mit einem Summary appraisal gekoppelt ist, auch das Schlüsselwort hæw:qT i auf, in V. 18 in positivem und in V. 20b in negativem Kontext. Erinnert man sich daran, daß Elifas ebenso das Wort an hervorgehobener Stelle positiv benutzt hat (4,6) und daß Bildad das Wort in 8,13 nur negativ verwendet, läßt sich behaupten, daß die ZR einen Mittelweg zwischen den seelsorgerlichen ER und den krasse Bilder bevorzugenden BR darstellt.299 Sowohl in den BR wie in den ZR klingen die Aufforderungen wegen ihrer Kürze und ihres Vokabulars um einen Grad formelhafter als in den ER, dagegen stellen die Verheißungen der ZR dank ihrer Ausführlichkeit eine echte Alternative zu denen der ER dar.300
4.3. Zur Lehre Wie oben bereits festgestellt, ist die Lehre durch ihre theoretische Annäherungsweise und daher formal durch die unpersönliche 3. Person gekennzeichnet. Das erste, durch die rhetorische Frage unterstrichene Bikolon der Lehre des Elifas (4,7) erweckt wegen seines Inhalts, seiner Position, seines Stils und des Anschlusses an den Leitgedanken in 4,6 (der das ausnahmslos gute Ergehen des Unschuldigen beteuert) besondere Aufmerksamkeit und qualifiziert sich daher als Leitgedanke.301 Alle anderen Aussagen des Elifas kommentieren, ergänzen oder illustrieren ihn mehr oder weniger. Man darf nicht übersehen, daß die Argumentationsweise in biblischen Zeiten eine andere als die unsere gewesen ist. Daher fällt es dem heutigen Leser der ER immer wieder auf, daß die
298 299 300 301
Siehe oben, S. 105. Siehe auch unten, S. 159–162.171ff. Siehe auch unten, S. 215–218.225f. Von H. Richter (1959), 62, auch so genannt.
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Gewichtigkeit eines Arguments statt durch ihre Begründung durch eine möglichst umfangreiche Reihe einfacher Thesen und Bilder unterstrichen wird.302 Daher liegt ein Argument im strengen Sinne nur in 4,8f. vor, weil dort die den Leitgedanken 4,7 ergänzenden Thesen über den Untergang der Ungerechten (4,8) und über Gott als dessen Garanten (4,9) durch die Erfahrung des alten Elifas (vgl. 15,9f. 17) begründet werden (vgl. yityi)r f re$) A Ka in 4,8). Daher sollen die Thesen wegen der in ihnen fehlenden begründenden Kraft von den Bikola 4,8f. gesondert untersucht und auch lediglich als solche bezeichnet werden. Die erste von ihnen liegt in 5,1 vor. Sie hebt sich dadurch hervor, daß sie sich sowohl an den mahnenden als auch an den lehrenden Leitgedanken (4,6+7) anschließt, indem Elifas hier behauptet, daß es sinnlos sei, sich zu beklagen, wenn man, wie in 4,6 unterstellt, gottesfürchtig sei. Denn es stehe fest, daß die Toren durch ihr unmutiges Eifern sich selbst den Untergang bereiten (5,2) und mithin allein an ihrem Unglück schuldig sind (5,6f.). Entsprechend müssten sie Freveltaten begangen haben (15,25f.; 15,27f.*), und ihr Verschwinden sei unvermeidbar (15,29). Daher müssten alle Menschen zu jeder Zeit auf ihre Schritte achten (22,15), wenn sie nicht zur Unzeit sterben wollen (22,16). Andererseits aber könnten sich die Gerechten über den Untergang der Gottlosen nur freuen (22,19f.). Analog zu der These in 5,1 bezichtigt die erste in der dritten ER (22,15) Hiob, sein Unglück selbst verschuldet zu haben. Verwandt mit den Thesen, aber wegen ihrer Position am Ende der jeweiligen Rede doch von ihnen zu unterscheiden sind die Summary appraisals (15,34f.; 22,29f.). Diese fassen in schlichter Gegenüberstellung die Lehre über den Untergang der Heuchler und die Rettung der Frommen zusammen. Die Sprache der ER ist bildhaft, entsprechend sind auch viele Thesen metaphorisch formuliert.303 Die umfangreichen Bilder, die den ganzen Schrecken des Untergangs der Gottlosen entfalten, kann man als Illustrationen bezeichnen. So illustrieren die Löwenmetapher in 4,10f. und die Vegetationsmetaphorik in 15,30b.32f. die Unvermeidlichkeit
302 Wir schließen hiermit an die von C. Westermann (1984), 97-103 u.a., vertretene Ansicht vollkommen an, daß die Vergleiche im Alten Testament insgesamt nach ihrem Kontext gefragt werden sollen. Es ist erst der Zusammenhang, der den Bildern Sinn gibt und sie nicht einfach illustrativ dastehen läßt. 303 Es ist für unsere Untersuchung besser, die mit Präposition K: eingeleiteten Vergleiche (die in den Freundesreden sehr selten sind) und die Metaphern, bei den der Schluß vom Leser zu ziehen ist, terminologisch zu differenzieren (ähnlich auch K. Seybold [2003], 194f.), obwohl theoretisch C. Westermann (1984), 9f. u.a., der die Metapher als die kleinste Einheit des Vergleichs versteht, Recht gegeben werden kann.
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des Untergangs und die Liste der Nöte in 15,20–24* das Ausmaß des dadurch ausgelösten Entsetzens.304 Abschließend kehren wir noch einmal zum Argument der ersten ER in 4,8f. zurück, weil es in Gestalt der Legitimation der Lehre ein wichtiges Moment enthält. Die ER fallen dadurch auf, daß sie die selbständige Erfahrung ihres Helden (vgl. yityi)r f re$) A Ka in 4,8) der Hiobs gegenüberstellen. Die zweite ER vertieft sie nur, indem sie Elifas’ Alter unterstreicht (15,9f.). Die Lehre, die in den BR und ZR einen größeren Anteil als in den ER einnimmt, besitzt jeweils einen Leitgedanken. Während er in den BR wie in den ER unmittelbar am Anfang steht (8,3),305 wird er in den ZR Hiob ausnahmsweise erst in der zweiten Rede mitgeteilt (20,5). Bildad führt ihn in Gestalt einer rhetorischen Frage ein, Zofar benutzt das vorhergehende, seine Lehre legitimierende und als rhetorische Frage formulierte Bikolon 20,4 dazu, um den ihr formell untergeordneten Leitgedanken ebenfalls in der Form einer rhetorischen Frage vorzustellen.306 Hatte Elifas in seinen Leitgedanken die Hoffnung Hiobs und das gute Ergehen der Unschuldigen in den Vordergrund gerückt, betont Bildad in einer ihn kennzeichnenden Weise die absolute Gerechtigkeit Gottes, Zofar aber die Kehrseite des Leitgedankens des Elifas, indem er die Vergänglichkeit der Freude der Gottlosen beteuert. Den Leitgedanken unterstützen zahlreiche Behauptungen, so daß auch Bildad und Zofar ihre Lehre auf eine ihnen eigene Weise aufbauen. Da aber die Sprache der BR und ZR wesentlich illustrativer, metaphorischer und bildhafter als die der ER ist, bestehen ihre Behauptungen nicht in bloßen theoretischen Aussagen, sondern in Metaphern. Als Beweis kann einer der Höhepunkte der BR angeführt werden: In 8,11f. wird die so zentrale Weisheit der Väter mittels zweier metaphorischer Bilder aus der Pflanzenwelt vorgestellt, die erst durch eine Conclusio (vgl. }"K) in 8,13 gedeutet werden. Erst von 8,13 her kann der Leser verstehen, daß die absolute Gerechtigkeit Gottes (laut des Leitgedankens in 8,3) für die Gottvergessenden den unvermeidlichen Untergang bedeutet. Mithin kann 8,13 als erste These der BR bezeichnet werden, die aber mit den Metaphern in 8,11f. so eng verbunden ist, daß sie sich von ihnen nicht abtrennen läßt. Auch die zweite These in 8,19f. wird erst als eine Conclusio in der Art einer Zusammenfassung der Me304 Siehe gründlich unten, S. 171f.177–182.183f. 305 Auch K. Budde (1896), 36; A. Weiser (1980), 66; G. Fohrer (1963a), 188; N.C. Habel (1985), 170, und H. Richter (1959), 68, halten dieses Bikolon für den Leitgedanken der BR. 306 Vgl. K. Budde (1896), 110; B. Duhm (1897), 105; A. Weiser (1980), 158; H. Richter (1959), 93; G. Fohrer (1963a), 326, und N.C. Habel (1985), 313.
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taphern in 8,14.16–18 vorgestellt (vgl. zweimal }"h). Sie beteuert, daß die Freude der Gottlosen kurz ist und Gott den Frommen nicht verwirft. In der zweiten BR läßt 18,4 sich trotz seines metaphorischen Charakters und wegen seiner Position in der ersten Strophe und seiner die rhetorische Ah-Frage des Leitgedankens aus der ersten BR nachahmenden Form als These qualifizieren. Sie besagt, daß die den Inhalt der Lehre bildende Gerechtigkeit Gottes wegen Hiobs nicht geändert wird. Die weiteren Bikola der Lehre Bildads fügen nichts Neues hinzu und können nicht als Thesen augefaßt werden. Das gilt auch im Blick auf solche Aussagen wie z.B. die von Metaphern umgebene in 18,7b, daß der Gottlose selbst an seinem Stolpern Schuld habe, oder die in 18,17, welche die Reihe in 18,17–20 eröffnet, in der die absolute Vergessenheit des Lebens des Gottlosen geschildert wird. Die erste ZR verfügt über zwei klare Thesen in 11,7 und 11,11. Beide sind als rhetorische Fragen formuliert307 und führen Hiob die nach Zofars Meinung leicht begreifbare Weisheit vor Augen, daß Gott ungleich mächtiger ist als der Mensch und daß es für die Sünder daher kein Entrinnen gibt. Die zweite ZR wird von dem Leitgedanken und den ihn unterstützenden und kommentierenden Illustrationen derart beherrscht, daß dort nur ein einziger Abschnitt, der von der Unbeständigkeit des erworbenen Gutes (20,18) und ihren Gründe (20,19) handelt, als These in Betracht kommt. Als halbwegs thesenhaft können drei weitere Bikola genannt werden, in denen die Rolle Gottes beim Untergang der Gottlosen behauptet (20,15b; 20,23b) und maßloses Fressen als Begründung dafür angeführt wird (20,20f.). Die mit den Thesen verwandten Summary appraisals (BR 8,21f.; 18,21; ZR 11,19b.20; 20,29) gleichen in ihrer schlichten Gegenüberstellung des Schicksals der Frevler und der Frommen denen der ER, müssen aber wegen ihrer Form weiter unten gesondert behandelt werden. Es wurde oben bereits erwähnt, daß den Illustrationen oder ihrer Häufung in den ER eine argumentative Bedeutung zukommt. Entsprechend sind auch die bemerkenswert zahlreichen Bilder in den BR und ZR zu verstehen. Hier unterscheiden sich die Reden aller Freunde nur durch die Wahl der Metaphern und Bilder und ihre Ausführlichkeit voneinander. Bildad wählt zur Beteuerung des Untergangs, der Qualen und der totalen Vergessenheit der Gottlosen die Vegetationsmetaphorik (8,11f.; 8,16–18; 18,16), das Bild von dem zerbrechlichen Spinnengewebe (8,14), die altbekannte Lichtmetaphorik (18,5f.; 18,18), die Jagdmetaphorik (18,7–11) und eine ganze Reihe lediglich ein Bikolon umfassender teilweise anthropomorpher Bilder und Behauptungen (18,12–20). Während die erste kurze ZR als einzige durch die fehlende 307 Zu 11,11 als Frage siehe oben, S. 73.
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Metaphorik aus der Reihe fällt, fehlen in der zweiten ZR Vergleiche mit Kot (20,6f.) oder einem Traum (20,8f.), Metaphern in Verbindung mit Essen und Gift (20,12–15; 20,18) oder maßlosem Fressen (20,20–22), fast universal klingende Bilder von der Katastrophe (20,23b; 20,26–28) und vom Kriege (20,24f.) nicht.308 Es ist höchst bemerkenswert, daß der Hiobdichter alle Freunde ihre Lehre legitimieren läßt und dabei unterschiedlich verfährt. Bei Elifas geschieht es mittels der Berufung auf seine eigene Erfahrung (4,8). Bei Bildad tritt an deren Stelle der Hinweis auf die Weisheit der Väter in 8,8.10 (durch )fn-la)$ : -yiK und {"h-)olh A stilistisch hervorgehoben). Bei Zofar dient die in 20,5 zum Leitgedanken aufgebaute Einleitung (20,4) der Legitimation seiner Lehre, wobei deren ewige Gültigkeit und mithin Unstrittigkeit beteuert wird (durch T f (: d a yf t)ozh A hervorgehoben).
4.4. Zur Anrede und zum Summary appraisal Nachdem alle wesentlichen Elemente der Mahnung und Lehre erläutert worden sind, verbleibt die Aufgabe, die Einleitungen und Zusammenfassungen der Reden genauer zu betrachten. Alle Freundesreden werden fast formelartig durch die Anrede eröffnet. In den ER werden neben ihrer Funktion als Begründung (4,2) oder Warnung (15,2f.; 22,2f.) zwei von ihnen durch ihren Gegenstand – die Worte und das Sprechen – verbunden (merke wortwörtlich rfbd f hfSni und }yiLm i :B roc(: aw in 4,2; hn( und {yiLim / rfbd f :B x a k" Oh in 15,2f.)309. Beide Redeeröffnungen sind aus zwei h A -Fragen zusammengestellt (4,2a+b und 15,2+3) und demonstrieren zugleich die Änderung der Stimmung, indem es sich in der ersten ER um einfache und vorsichtige Fragen und in der zweiter ER um aufdringliche rhetorische handelt.310 Der dritte Redeanfang kreist zwar formal nicht mehr um die Worte. Aber durch die rhetorischen Fragen (22,2a+3) und das Verb }ks (vgl. 15,3) hält Elifas trotzdem an der Form der Redeeröffnung fest (vgl. auch zweimal h A ). Die Stimmung wird hier deutlich aggressiver. Nicht nur werden die rhetorischen Fragen in diesem Sinne instrumentalisiert, sondern sie werden auch noch durch eine eingeschobene Antwort (22,2b) verstärkt. Darüber hinaus eröffnet die erste Anrede (4,2) den ganzen Hiobdialog, indem sie ihn im voraus begründet. Der letzte Redeanfang (22,2f.) wirkt dagegen ultimativ und prophezeit so das Ende des Zwiegesprächs mit der Begründung im
308 Siehe gründlich unten, S. 173–177.181f.184–192. 309 Zur Stichwortverwendung siehe oben, S. 122–124. 310 Zu den Fragen siehe oben, S. 113–117.
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Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Hintergrund, es sei genug geredet worden und Hiob müsse nun seine klaren Konsequenzen ziehen. In den BR und ZR stellt die jeweils erste Anrede (BR 8,2; ZR 11,2f.) den Grund für die folgenden Ermahnungen zum mahnenden Sprechen in Gestalt der abwegigen Reden Hiobs vor. Die jeweils zweite, härtere Anrede (BR 18,2f.; ZR 20,2f.) erweist sich gleichzeitig als Anschuldigung, weil Bildad sich von Hiob beleidigt fühlt und Zofar seine schmähliche Redeweise nicht zulassen kann. Der Eindruck von der Formelhaftigkeit der Anreden wird durch die rhetorischen Fragen (BR 8,2; 18,2; 18,3; ZR 11,2f.) und das mit Sprechen verbundene Vokabular (BR: llm und !yip-y"r:m) i in 8,2; }yiLm i und rbd in 18,2; ZR: {yirb f D : bor, hn( und {iyt a pa & : $yi) in 11,2; (m$ und hn( in 20,3) verstärkt.311 Im Vergleich zu den ER und BR fallen die ZR dadurch auf, daß die Anrede der zweiten Rede nicht als Frage formuliert worden ist und ihre beiden Anreden einen reicheren Wortschatz verwenden. Im Blick auf die BR haben wir die Harmonie ihrer Anreden durch die Fragepartikeln (h)nf)-da( bereits erwähnt.312 Der Hiobdichter bedient sich am Ende der Freundesreden des für die Gattung der Lehr- und Mahnrede typischen Summary appraisals313. Es begegnet in der zweiten und dritten ER (15,34f.; 22,29f.) in seiner klassischen Form, indem es zusammenfassend den Hauptinhalt der Lehre in Gestalt des Untergangs der Gottlosen kurz thematisiert. Ihr entspricht zumal 22,29f. mit seiner in den ER einzigen direkten Antithese.314 Das Ende der ersten ER faßt jedoch nicht den Inhalt der Lehre zusammen, sondern unterstreicht ihre Wahrhaftigkeit. Als Aufmerksamkeitsruf gehört es somit eher zur Mahnung. Daß der Hiobdichter dennoch von der einheitlichen Form ausgehen will, zeigt die Interjektion h"Nih, die sich am besten an die deiktischen Konjunktionen yiK in 15,34 und 22,29 anschließt. Die klassischen Summary appraisals charakterisieren auch das Ende der jeweils zweiten BR (18,21) und ZR (20,29), indem sie kurz und klar noch einmal der Hauptthese des Untergangs der Gottlosen Ausdruck geben. Stilistisch angebracht sind dort auch die Demonstrativpronomina in der 3. Person. Die Zusammenfassungen der beiden ersten Reden (BR 8,21f.; ZR 11,19b.20) unterscheiden sich von denen der zweiten und 311 Zur Stichwortverwendung siehe oben, S. 123f. A. Scherer (2008), 32f., hat das Wortfeld ‚Kommunikation’ in den ER gezielt analysiert. 312 Siehe oben, S. 114. 313 Zum Begriff siehe B.S. Childs (1967), 128ff., und die dort angeführten Beispiele: Prv 1,19; Ps 49,14; Hi 8,13; 18,21 (!); 20,29; 27,13; 5,27; Qoh 7,23ff., und R.E. Murphy (1981), 183. Vgl. K.J. Dell (1991), 71, Anm. 55, und 104. 314 Siehe zum Parallelismus membrorum oben, S. 92.
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denen der ER durch ihre unzertrennliche Verbindung mit den Verheißungen. Streng genommen wirkt in der ersten BR nur die letzte Zeile von vier in 8,21f. generalisierend als Summary (daher von uns eher zur Mahnung gerechnet), bei Zofar hingegen tun es die drei letzten Zeilen von vier in 11,19b.20 (daher von uns eher zur Lehre gerechnet). Dabei benutzen sie keine kennzeichnenden Partikeln, wohl aber einen allgemeinen Wortschatz, der auf selten gebrauchte Worte verzichtet.315
4.5. Ergebnis: Tabellen zum Aufbau Als Ergebnis der Aufbauanalyse und partiell auch der Stiluntersuchungen fassen wir nun den Inhalt der Freundesreden in Form von Tabellen kurz zusammen.
4.5.1. Die erste Elifasrede (Hi 4–5)316 MAHNUNG
LEHRE
Anrede (F+RF; h A ): Begründung der Rede durch den inneren Zwang Begründung des LG 1 (h"Nh i ): Hiob ist immer fromm gewesen Begründung des LG 1 (hfT(a yiK): Müdigkeit ist gefährlich Leitgedanke 1 (RF; h A ): Die Gottesfurcht Hiobs ist seine Hoffnung (hf)r : yi ) Leitgedanke 2 (RF; )fn-rfkz: ): Die Unschuldigen sind nie zugrundegegangen
IA 4,2 4,3–4 B 4,5 4,6
IIA 4,7
315 Da die klassische Form des Summary appraisals in den HR fehlt, ist logischerweise keine formelartige Sprache in ihren Endstrophen zu erwarten. Hiob setzt bis zum Ende seiner Klagen und Aufforderungen das Fragen und Klagen fort; daher trifft man auf eine bemerkenswerte Menge von Interrogativpronomina (vgl. 7,17.19f.; 10,18.20 usw.) und nur einzelne Elemente und Kombinationen wie yiK (3,24f.) oder hfT) a -yiK (7,21). Solche Beispiele wie yiNne y")w: und UNeny") unmittelbar am Ende der benachbarten HR 6f.* und BR 8* erwecken den Verdacht, daß die Enden der Reden absichtlich aufeinander abgestimmt worden sind. 316 Zur Tabelle: Erste Spalte: Die Gliederung in Mahnung und Lehre; zweite Spalte: Die sekundären Aufbauelemente (kursiv), die formellen Elemente und die Leitgedanken (unterstrichen) und der Inhalt der Reden (LG – Leitgedanke); dritte Spalte: Die (Unter)Strophenteilung; vierte Spalte: Versangaben. In Klammern befinden sich Angaben zu den Fragen (F), rhetorischen Fragen (RF), einleitenden Partikeln und wichtigsten theologischen Begriffen.
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MAHNUNG
Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Argument zum LG 2: Die Ungerechten erfahren Unheil, und Gott ist dafür Garant (+ Legitimation der Lehre aufgrund der Erfahrung) Illustration zum LG 2 (Löwenmetapher): Auch die Mächtigsten gehen zugrunde These zu LG 1–2 (RF; )fn-)frq: ): Das Klagen hilft nicht These zum LG 2 (yiK): Den Toren tötet stets sein Unmut These zum LG 2 (yiK): Allein der Mensch hat Schuld Aufforderung ({flU)) und Begründung (yiK): Die Wende zu Gott ist die Lösung, weil er hilft Verheißung: Hiob wird der Not entkommen Verheißung (yiK): Künftiges Glück (Hiob und Umgebung) Verheißung: Künftiges Glück (Hiob selbst) Summary, Aufmerksamkeitsruf (h"Nh i ): Die Bestätigung der Erfahrung und Aufruf
4,8–9
B 4,10–11 IIIA 5,1 5,2 B 5,6–7 IVA 5,8.18 B 5,19–21 VA 5,23–24 5,25–26 B 5,27
4.5.2. Die zweite Elifasrede (Hi 15) MAHNUNG
LEHRE
Anrede, Warnung (RF; h A ): Vor den unnützen Worten (}ks) Warnung (RF; hfT) a -va)): Vor der Mißachtung der Gottesfurcht (hf)r : yi ) Beschwörung (yiK): Selbstzerstörung durch den eigenen Mund Anschuldigung (2xRF; 2x h A ): Übermut vor Gott Anschuldigung (RF; ham): Übermut vor Menschen Aufmerksamkeitsruf (?)317: Die Bestätigung der Erfahrung Illustration zum LG 2 (lfK): Das böse Schicksal des Gottlosen Illustration zum LG 2: Das böse Schicksal des Gottlosen These zum LG 2 (yiK): Die Ursache dieses Schicksals ist Frevel gegen Gott These zum LG 2 (yiK): Die Ursache dieses Schicksals ist Frevel gegen Menschen
317 Siehe Textkritik oben, S. 39.
IA 2–3 B 4 5–6 IIA 7–8 B 9–10 17 IIIA 20–21 B 22–24* IVA 25–26 B 27–28*
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Aufbau
These zum LG 2: Der Besitz und die Kraft des Gottlosen verschwinden Illustration zum LG 2 (Pflanzenmetapher): Die Gottlosen vergehen Summary (yiK): Die Heuchler gebären Unheil und werden vertilgt
29 VA 30b. 32–33 B 34–35
4.5.3. Die dritte Elifasrede (Hi 22) MAHNUNG
LEHRE
MAHNUNG
LEHRE
(Anrede) Warnung (2xRF; 2xAh): Gott ist neutral und Hiob trägt die Verantwortung (}ks) Anschuldigung (2xRF; 2xAh): Hiob ist schuldig (hf)r : yi ) Anschuldigung (yiK): Katalog der Sünden AB als Begründung des Untergangs (gegen Menschen) Anschuldigung: Radikalisierung der Sünde Anschuldigung: Katalog der Sünden C (gegen Menschen) Folgerung (}"K-la(): Den Sünden folgt der Untergang Anschuldigung: Katalog der Sünden D (gegen Gott) These zum LG 1–2 (RF; h A ): Der Weg Hiobs ist ungerecht These zum LG 2: Dieser Weg bedeutet Untergang These zum LG 2: Die Gerechten freuen sich über diesen Untergang Aufforderung + Verheißung (2x)fn): Die Wende zu Gott bedeutet Glück Aufforderung + Verheißung ({i)+zf)-yiK): Die Wende zu Gott bedeutet Freude Aufforderung + Verheißung: Die Wende zu Gott bedeutet Glück Summary (yiK): Gott errettet die Frommen wegen ihrer Reinheit und erniedrigt den Hochmut
IA 2–3 B 4–5 IIA 6–7
B 8 9 IIIA 10–11 B 13–14 IVA 15 16 B 19–20 VA 21–22 B 23.26 VIA 27–28 B 29–30
156
Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
4.5.4. Die erste Bildadrede (Hi 8) MAHNUNG LEHRE MAHNUNG
LEHRE
MAHNUNG
Anrede (RF; }f)-da(): Hiob darf nicht derart reden Leitgedanke (RF; h A ): Gott beugt nicht das Recht Aufforderung (2x{i)): Hiob soll Gott suchen Aufforderung + Verheißung ({i)): Wenn Hiob rein und redlich ist, wird seine Gerechtigkeit wiederhergestellt Legitimation und ihre Begründung ()fn-la)$ : -yiK + RF; h A ): Die Lehre der Väter kann unterrichten und Hiob weiß es Illustration (RF; h A ; Pflanzenmetapher) als Inhalt der Lehre der Väter: Gottloser Mensch vergeht These (}"K): Seine Hoffnung (hfwq: T i ) vergeht, weil er Gott vergessen hat Illustration (Metapher vom Spinnengewebe): Die Zuversicht der Gottlosen ist schwach Illustration (Pflanzenmetapher): Das Leben des Gottlosen ist kurz These (2x}"h): Die Freude der Gottlosen ist kurz, Gott läßt die Bösewichter und nicht den Frommen vergehen Summary, Verheißung: Gott wird Hiob Freude geben und seine Feinde vernichten
IA 2 3 B 4–5 IIA 6aα.b–7
B 8.10
IIIA 11–12
B 13 IVA 14 B 16–18 VA 19–20
B 21–22
4.5.5. Die zweite Bildadrede (Hi 18) MAHNUNG LEHRE
Anrede, Anschuldigung (2xRF; hfn) f -da(; (a UDam): Respekt vor den Freunden ist erforderlich These (RF; h A ): Die Lehre wird wegen Hiob nicht geändert Illustration (Lichtmetapher): Der Gottlose vergeht Illustration (These): Der Gottlose stolpert und ist selbst daran schuld Illustration (Jagdmetaphorik; yiK): Das hoffnungslose und schreckliche Ende des Gottlosen Illustration (Metaphern mit Fressen): Der Gottlose kommt durch Hunger und Krankheit um
IA 2–3 4 B 5–6 IIA 7 B 8–11
IIIA 12–13
157
Aufbau
Illustration (Schreckensbilder): Der Gottlose verliert sein Zelt, d.h. sein Vertrauen Illustration (Pflanzenmetapher): Der Gottlose verwelkt Illustration (These; Lichtmetaphorik): Das Verschwinden des Gottlosen und seines Namens ist vollkommen Illustration: Vom Gottlosen bleibt nichts übrig und sein Schicksal ist furchterregend Summary (|a)): Auch Gott vergißt den Ungerechten
14–15 B 16 IVA 17–18
19–20 B 21
4.5.6. Die erste Zofarrede (Hi 11) MAHNUNG
LEHRE
MAHNUNG
LEHRE
Anrede (RF; h A ): Hiobs Geschwätz soll beantwortet werden Anschuldigung (rem)oTwa ): Hiob lügt Beschwörung ({flU):w): Gott soll darauf reagieren These und deren Begründung (2xRF; h A ; {i)): Hiob ist ungleich kleiner als Gott, weil Gott allmächtig ist These und deren Illustration (yiK; Sprichwort): Gott kennt alle bösen Menschen Aufforderung (2x{i)): Hiob soll sich Gott zuwenden Verheißung (2xyiK): Dann wird Hiob rein sein Verheißung: Dann wird Hiob Hoffnung haben (hfwq: T i ) Summary, Verheißung: Hiob wird geehrt, aber die Gottlosen und ihre Hoffnung werden vergehen (hfwq: T i )
IA 2–3 B 4 5 IIA 7.10
B 11–12 IIIA 13–14 B 15–16 IVA 17–18 B 19b–20
4.5.7. Die zweite Zofarrede (Hi 20) MAHNUNG LEHRE
Anrede, Anschuldigung (}"kl f ): Zofar muß sprechen, weil Hiob schmäht Legitimation der Lehre (RF; h A ): Die Lehre gilt seit Anfang der Welt, und alle sollen es wissen Leitgedanke (yiK): Die Freude der Gottlosen vergeht schnell Illustration (Vergleich mit Kot; {i)): Die Hoheit der Gottlosen vergeht
IA 2–3 B 4 5
IIA 6–7
158
Der Aufbau und die Stilistik der Freundesreden
Illustration (Vergleich mit einem Traum): Die Gottlosen dauern nur einen Augenblick Illustration, Protasis (Metapher mit Speise; {i)): Das Böse schmeckt dem Gottlosen Illustration, Apodosis (Metapher mit Gift): Das Böse verwandelt sich in tödliches Gift Illustration (These; Metapher mit Speise): Gott ist der Garant, daß die gerechte Ordnung gilt These und ihre Begründung (yiK): Der erworbene Besitz wird zurückgegeben, weil der Gottlose gesündigt hat Illustration (These; yiK + }"K-la(): Durch die Maßlosigkeit verliert der Gottlose sein Glück Illustration (These): Die Maßlosigkeit bringt Mühsal und Gottes universale Strafe mit sich Illustration (Kriegsbilder): Der Gottlose kommt um Illustration: Das gesamte Universum – Finsternis, Feuer und Wasser – erhebt sich gegen den Gottlosen Summary (håz): Das ist das Schicksal des Gottlosen
B 8–9 IIIA 12–13 B 14 15 IVA 18–19
B 20–21 VA 22.23b B 24–25 VIA 26–28*
B 29
IV. Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext 1. Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden 1.1. Die Vergeltungslehre und die Gerechtigkeit Gottes 1.1.1. Die Vergeltungslehre der Freunde Als Ergebnis der im dritten Kapitel durchgeführten Aufbauanalyse kann festgehalten werden, daß die Freundesreden durch die Formen der Mahnung und Lehre bestimmt werden. Die Lehre besteht ihrerseits aus Leitgedanken, Thesen, zahlreichen Illustrationen und thesenhaften Zusammenfassungen. Als selbstverständlich erweist sich die Voraussetzung, daß der Hiobdichter die Freunde keinesfalls lediglich ermahnen, sondern sie eine fundierte Anweisung zum richtigen Leben geben läßt. Den augenfälligsten Grundsatz, der in den Leitgedanken in ER 4,7; BR 8,3(4f.) und ZR 20,4f. und mehreren thesenhaften Aussagen seinen Ausdruck findet, stellt die theologisierte Vergeltungslehre dar. Sie bildet den eigentlichen Ausgangspunkt der Reden. Wie zu erwarten, enthält die wegen ihrer Position am Anfang des Dialogs besonderes Gewicht besitzende erste ER in dieser Beziehung die wichtigsten Anknüpfungspunkte: Drei Bikola in der zweiten Strophe 4,7–9 lassen sich geradezu als ein Kompendium der konventionellen weisheitlichen Theologie bezeichnen. Die erste These wird in 4,7 durch eine Frage eingeführt: „Bedenke doch: Wer ging schuldlos {yiqnf }1 zugrunde {db)} und wo wurden die Redlichen {{yir$ f y: } vertilgt {dxk}?“
Obwohl die zahlreichen Fragen der Freundesreden sämtlich als rhetorisch zu beurteilen sind2 und ohne eine direkte Antwort bleiben, macht der Hiobdichter in 4,7f. eine Ausnahme. In diesem unbestritten wichtigsten Passus der ganzen Freundesreden läßt er Elifas die Frage selbst 1 2
Im IV. und V. Kapitel unserer Arbeit werden in den Zitaten die hebräischen Wörter in Klammern angegeben, falls auf sie in der Analyse Bezug genommen wird. Siehe oben, S. 113ff.
160
Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
beantworten, indem er gleichzeitig die zusätzliche These aufstellt, daß die Gottlosen ihren eigenen Handlungen zum Opfer fallen und daher die volle Verantwortung für ihr Schicksal tragen (4,8)3: „Soweit ich sah: Die, die Unrecht pflügen {}ew) f y"$r : ox} und Unheil säen {lfm(f y"(r : oz}, ernten es {rcq}.“
Der Dichter läßt Elifas in 4,7 zuerst auf die Erfahrung Hiobs anspielen ()fn-rfkzº ) und dann in 4,8 seine eigene unterstreichen (yityi)r f re$) A Ka ).4 Damit sind die Grundlagen für die weiteren Ausführungen gelegt. Als nächstes wird in 4,9 eine zusätzliche These eingeführt, deren Fundiertheit in der Erfahrung nicht direkt ausgedrückt wird, die aber trotzdem genauso selbstverständlich gelten soll wie die vorausgehende.5 Laut ihr tritt Gott als Garant, als Vollzieher der Strafe auf: „Durch den Odem Gottes gehen sie zugrunde {db)}, durch seines Zornes Hauch werden sie vertilgt {hlk}.“
Das zeigt, daß der Hiobdichter Elifas nicht nur den Zusammenhang von Tun und Ergehen auf der elementaren Erfahrungsebene behaupten, sondern die eindeutig theologisierte Vergeltungslehre vertreten lassen will.6 Im Summary appraisal der zweiten ER 15,34f. wird, ohne die metaphorische Sprache zu verlassen und das Wortpaar }ew) f // lfm(f wiederaufnehmend, der Gedanke des Untergangs der Heuchler aus 4,8 noch einmal aufgenommen. Weiterhin läßt der Hiobdichter Zofar diesen Leitgedanken in 20,4f. wieder aufnehmen. Dabei liegt der Unterschied in dem deutlich aufdringlicheren und anspruchsvolleren Charakter der Frage:7
3 4 5 6
7
Dazu siehe näher unten, S. 210ff. Zur Rolle der Erfahrung in den ER und HR siehe näher unten, S. 225ff. und 280ff. Den ergänzenden Charakter von 4,9 zu 4,8 merken z.B. F. Horst (1968), 69f.; R. Kessler (2004), 640, und M. Köhlmoos (1999), 192. Wir verzichten mit H. Gese (1958), 45ff., G. Fohrer (1963a), 139f. und Anm. 13, und H.-M. Wahl (1993), 183, Anm. 13, auch bei den Freundesreden auf die seit K. Koch (1955) geläufige Bezeichnung „Tun-Ergehen-Zusammenhang“, weil wir die theologisierte weisheitliche Lehre meinen und nicht das von vielen Menschen generell beobachtete Phänomen des Tun-Ergehen-Zusammenhangs. Die Formulierung von H.H. Schmid (1966), 163, „Haltung-Ergehen-Kontext“ ist deswegen zu erwägen, weil in der alttestamentlichen Weisheit sehr oft mit den Bezeichnungen wie „Frevler“ pro Gottlose oder „Gerechte“ pro Gottesfürchtige gespielt wird, ohne sie zu definieren. Dies scheint einen nahezu konstanten Charakter und nicht einzelne Taten vorauszusetzen (vgl. unten, S. 192ff. und 199ff.). Zur weiteren Differenzierung anhand von Prv vgl. L. Boström (1990), 90f., zu den Freundesreden M. Remus (1993), 26ff.; aber auch J. Hempel (1961), 122.145ff., und A. Weiser (1980), 69. Man bemerke, daß 20,4 zusätzlich die Legitimation der ZR bildet, siehe unten, S. 233f.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden
161
„Weißt du es nicht von jeher, seit es Menschen auf Erden gibt, daß der Gottlosen {{yi($ f r : } Jubel {hfnnf r : } ohne Dauer und des Ruchlosen {v"nx f } Freude {hfnm : & i } für den Augenblick ist?“
Der Dichter benutzt hier zwar nicht das Verb db) wie bei Elifas, aber der Gedanke vom Untergang der Gottlosen schimmert durch die poetischen Äußerungen eindeutig durch. Ähnlich zu den ER wird er auch im Summary appraisal der ersten ZR 11,19b.20 thematisiert. Dort werden der Verheißung an Hiob im ersten Kolon 11,19b drei Aussagen über das Vergehen der Gottlosen in den drei anschließenden Kola 11,20a.bα. bβ gegenübergestellt. Behält man die oben angeführten Zitate und die wichtigsten Schlüsselwörter der Freundesreden8 im Gedächtnis, so heben sich vier Begriffe in dieser dichterischen Sprache besonders ab, die in dem Satz zusammengefaßt werden können: Die Hoffnung (hæwq: iT) der Frevler bzw. der Gottlosen ({yi($ f r : ) vergeht (hlk und db)). Obwohl keiner der genannten Verse die Rolle Gottes bei der Strafe erwähnt, bildet sie auch bei Zofar die selbstverständliche Denkvoraussetzung. Der Hiobdichter läßt neben 20,15 und 20,23b Zofar im zweiten Summary appraisal der ZR 20,29 den Gedanken der Vergeltung auf den Punkt bringen9, indem er ihn die vorausgehende Reihe der Schreckensbilder verallgemeinernd durch den „Anteil ... von Gott“ ({yihol) E "m ... qelx " ) zusammenfassen läßt. Als Objekte gelten dabei freilich der (f$r f {fd) f und der yirm : $yi)10. In den Bildadreden wird der Leitgedanke in 8,3 auffälliger Weise dahingehend abgewandelt, daß hier nicht der Grundsatz der Vergeltung, sondern die von Gott selbst garantierte gerechte Ordnung in den Mittelpunkt gestellt wird: „Beugt {tw(} El etwa das Recht {+fP$ : m i } oder beugt {tw(} Schaddai die Gerechtigkeit {qedc e }?“
Der Hiobdichter läßt jedoch auch Bildad den Vergeltungsgedanken mehrfach ausdrücken. Neben 8,4 sind es vor allem die Zusammenfassungen der Strophen oder ganzer Reden, wie sie in 8,13 und anschließend dem Abschluß des ganzen lehrhaften Teils der ersten BR 8,20 und weiterhin in ähnlicher Weise wie in den ZR in den Summary appraisals 8,22b und 18,21 vorliegen. Neben Beteuerungen des Untergangs (db) in 8,13 und }iy) a in 8,22b) der Gottlosen (z.B. {yi($ f r : in 8,22b11), ihrer Hoff-
8 9 10 11
Siehe oben, S. 127f. Siehe dazu auch unten, S. 209f. Zur Konjektur siehe oben, S. 84. Zu der die Frevler betreffenden Terminologie siehe unten, S. 192f. Zur weiteren Terminologie siehe unten, S. 192f.
162
Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
nung (hæw:qiT in 8,13) oder ihrer Wohnungen (tOn:K$ : m i und {Oqfm in 18,21) wird in diesen Versen einmal auch die Rettung der Frommen ({fT in 8,20) erwähnt. Mithin steht in den BR das universale göttliche Prinzip des qedc e im Mittelpunkt, der in 8,6 den Ausgangspunkt der Lehre Bildads bildet, während in den ER und ZR von seinen Konsequenzen (der Heimsuchung der Gottlosen und dem Glück der Gottesfürchtigen) ausgegangen wird.12 Dabei läßt der Dichter Bildad oft auf die HR 6f.* reagieren und die dort verkehrt eingesetzte traditionelle Sprache in ihren richtigen Kontext zurückbringen; vgl. BR 8,13 und HR 6,8f. (hæw:qT i ); BR 8,22b und HR 7,21b (}iy) a ); BR 18,21 und HR 7,8–10 ({Oqfm).13
1.1.2. Der alttestamentliche Kontext der Vergeltungslehre der Freunde Es kann an dieser Stelle nicht unsere Aufgabe sein, den gesamten alttestamentlichen Hintergrund der sich auf den Tun-Ergehen-Zusammenhang gründenden weisheitlichen Vergeltungslehre darzustellen, weil das allein mehrere umfangreiche Abhandlungen erforderte und überdies zu diesem Thema bereits mehrere zur Verfügung stehen.14 Daher beschränkt sich die nachfolgende Untersuchung auf die wichtigsten Beobachtungen. Inhaltlich besteht zwischen der Vergeltungslehre der Freundesreden und zahlreichen Sprüchen in Prv 10ff. eine auffällige Verwandtschaft, wobei der Unterschied in den Freundesreden sich aus ihrer Form ergibt, die maßgeblich durch ihren Aufbau aus jeweils den inhaltlich deutlich aufeinander bezogenen synonymen Bikola bestimmt sind, während die Mehrheit der eigenständigen Proverbien aus antithetischen Bikola besteht.15 In der väterlichen Lehre Prv 1–9 begegnen neben den antithetischen auch synonyme, kolometrisch sehr regelmäßige Bikola.16 In ihr wird der Untergang der Gottlosen jedoch nur gelegentlich thematisiert. Weiterhin können die einzelnen Reden zweifellos zur
12 13 14
15 16
Zu qdc siehe auch oben, S. 129. Auch W. Volck (1889), 31, hält BR 8,3 für das eigentlich Neue, was Bildad beibringt. Ferner auch BR 8,11 und HR 6,9 ((cb); siehe unten, S. 173. Es reicht aus, hier auf die wichtigsten zu verweisen: H. Gese (1958), 42–45; H.H. Schmid (1966), 163f.; G. von Rad (1992), 165ff., und jüngstens G. Freuling (2004). Weiterhin vgl. auch K. Koch (1979); W. McKane (1985), 16f.; zu Prv 10ff. besonders L. Boström (1990) und J. Hausmann (1995), 231ff., und zu den Freundesreden die Stellen bei M. Remus (1993), 30. K.J. Dell (1991), 69, betont, daß die Grundform der Proverbien dem Hiobbuch fremd ist. Zur Form und zur Beziehung der Prv 1–9 zur Hiobdichtung siehe unten, S. 289f.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden
163
Gattung der Mahn- und Lehrreden gerechnet werden,17 während die Freundesreden trotz ihrer lehrhaften Teile eher als Streit- und Mahnreden zu klassifizieren sind.18 Andererseits fehlt es im Proverbienbuch nicht an inhaltlich-vokabularischen und auch formal ähnlichen Belegen, die nicht schlicht einen bloßen Tun-Ergehen-Zusammenhang, sondern wegen ihres Kontextes die theologisierte Vergeltungslehre vertreten, z.B. Prv 22,8:19 „Wer Unrecht sät {hflw: (a (a r " Oz}, erntet Unglück {}ew) f -rfc:qyi 20}, und die Rute seiner Tat vertilgt ihn {Uh"Lka y: }21.“
Das Proverbienbuch und eine ansehnliche Anzahl der weisheitlich beeinflußten Psalmen leben von der Schilderung oder der Kommentierung des Grundsatzes der theologisierten Vergeltung. Dabei fällt auf, daß Gott meistens als Subjekt und folglich als Garant der Strafe erscheint. Falls dies nicht direkt geäußert wird, ergibt es sich jedoch sowohl im Proverbienbuch wie in den einschlägigen Psalmen mit hinreichender Evidenz aus dem Zusammenhang. Der Gedanke der göttlichen Vergeltung wird in der Weisheit sowie im ganzen Alten Testament so oft durch das in den Freundesreden programmatische Verb db) (ER 4,7.9.11; BR 18,17; ZR 11,20; 20,7) ausgedrückt, daß es sich in diesem Zusammenhang als Terminus technicus bezeichnen läßt (z.B. Dtn 7,9f.20; Ps 5,7; 68,3; 73,27 usw.).22 Einerseits ist der Urheber der Vernichtung im Alten Testament in der Regel Gott selbst.23 Andererseits wird dieses Verb besonders häufig mit dem anderen Terminus (f$r f (meistens im Plural und als Objekt) gepaart, wie es auch in BR 8,22; 18,5 und ZR 11,20; 20,5 (vgl. 20,29) der Fall ist. In den weisheitlich beeinflußten Psalmen oder Lehrgedichten des Psalmenbuches wird die Vertilgung (db)) 17 18
19 20 21
22
23
Siehe dazu O. Kaiser (1994b), 58f. Sowohl die Lehre als auch die Mahnung sind in den Freundesreden polemisierend. Eine Streitrede wird durch polemisierende Redeeröffnung und zahlreiche Fragen, hauptsächlich rhetorischer Art, gekennzeichnet, und es fehlt die Aufforderung yinB : . Vgl. R.E. Murphy (1981), 18.23f.; O. Kaiser (1994b), 59. Zum theologisierten Kontext vgl. Prv 22,4.12, und siehe auch unten, S. 288–291. Zu Qere siehe BHS. Konjiziere wie G voraussetzt: Otfdob(A statt Otfrb : (e (vgl. BHS) und Pi. mit Suffix statt helk: yé ; Pi. auch nach R.B.Y. Scott (1965), 127; H. Ringgren (1981), 86; vgl. dagegen BHS; B. Gemser (1963), 82; W. McKane (1985), 570: Uh"Kya . Dazu sei angemerkt, daß dieser Terminus in nachexilischen Texten vorherrscht; die Dtn-Verse gehören zu den jüngeren Redaktionen in c. 7 nach T. Veijola (2004a), 196; Ps 5 ist nachexilisch laut K. Seybold (1996), 40; zu Ps 68,3 und 73 siehe unten, S.292ff. Vgl. A. Scherer (2008), 38. Zusätzlich hebt E. Jenni (1978), 20, hervor, daß db) eher in der jüngeren Prophetie zu Hause sei, wenn auch K. Elliger (1966), 372, und B. Otzen (1973) die These vertreten, daß db) seinen Ursprung im kultischen Sakralrecht habe. Vgl. dazu E. Jenni (1978), 19.
164
Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
spezifisch auf die Frevler bzw. auf die Gottlosen ({yi($ f r : ) bezogen, programmatisch bereits in Ps 1,6, aber auch in 9,6; 37,2024; 49,11; 68,3; 73,27; 112,10.25 Im Proverbienbuch wird nicht nur oft von Toren und Bösewichtern aller Art behauptet, daß sie zugrundegehen werden (vgl. db) in Prv 1,32; 19,9; 21,28 und 29,3), sondern dasselbe viermal auch ausgerechnet über die Frevler bzw. die Gottlosen ausgesagt ({yi($ f r : in Prv 10,28; 11,726.10; 28,28). Der Spruch in Prv 10,28 sei hier wegen seiner auffallenden Nähe zu BR 8,13 und ZR 11,2027 zitiert: „Die Erwartung der Gerechten bringt Freude {hfxm : & i }, aber die Hoffnung {hæwq: T i } der Gottlosen {{yi($ f r : } vergeht {db)}.“
Das als Leitgedanke in ZR 20,5 begegnende Motiv der kurzen Dauer der Freude (hfxm : & i ) läßt sich im Proverbienbuch in ähnlichen Kontexten nachweisen, besonders wenn man als Kommentar dazu Sprüche wie Prv 14,13; 15,21 und 21,17 liest. Der weisheitliche Hintergrund der Freundesreden läßt sich ebenso zwanglos aus der Nähe von BR 8,22b zu Prv 14,11 erweisen (vgl. 10,25; 12,7): „Der Gottlosen {{yi($ f r : } Haus wird vernichtet, aber der Redlichen {{yir$ f y: } Zelt {leho)} blüht auf28.“
Auf Grund der angeführten Beispiele dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß der Hiobdichter die Reden der Freunde vor dem Hintergrund der weisheitlichen Überlieferung seines Volkes entwirft. Zum Beweis dafür läßt sich auch die Beobachtung heranziehen, daß bestimmte Aussagen wie z.B. db) mit {yi($ f :r als Objekt außer im Hiobbuch, in den Proverbien und in lehrhaften Psalmen im Alten Testament gänzlich fehlen. Neben dem begrifflichen Reichtum zur Bezeichnung der Gottlosen, der sich teilweise auf die weisheitliche Tradition stützt, teilweise aber erst einem Übergangsstadium angehört,29 lassen sich einige Begriffe in den
24 25 26
27
28
29
Man beachte, daß hier wie in ER 4,9 und ZR 11,20 zusätzlich das Wortpaar db) // hlk begegnet. Außer Ps 49 und 73 ist die Mehrheit der genannten Belege vermutlich jünger als die ursprüngliche Hiobdichtung; siehe dazu unten, S. 292f. Falls hier (f$r f nicht mit G und BHS in qyiDc a zu konjizieren ist oder mit O. Plöger (1984), 132f., zu emendieren ist. Es wäre der einzige Beleg für (f$r f {fd) f außerhalb Hi (20,29; 27,13). Die Hoffnung (hfwq: T i ) wird im AT nur noch in Ez 19,5 (zu Ez 19 siehe unten, S. 172. 174f. und Anm. 65) und 37,11 von jemanden wortwörtlich „vertilgt“ (db)). Diese Wendung gehört zur prophetischen Literatur nach B. Otzen (1973), 24. Man bemerke, daß das Verb xrp vom Hiobdichter im Rahmen der Vegetationsmetaphorik in HR 14,9 aufgenommen wird und daß die Varianten der Wendung (f$r f }y") später im Lehrgedicht Ps 37,10 und im Zusatz des Gerechtigkeitsbearbeiters in Ps 104,35a aufgenommen werden; vgl. unten, S. 294f. Zur Terminologie vor dem alttestamentlichen Hintergrund siehe näher unten, S. 192.
Die theologisierte Vergeltungslehre als Ausgangspunkt der Reden
165
ursprünglichen Freundesreden nachweisen, die in ihnen zum ersten Mal in einem weisheitlichen Kontext belegt sind. In ZR 20,29 wird das „Schicksal“ der Gottlosen mit qelx " und hflx A na bezeichnet. Diese begegnen mit der Bedeutung „Anteil“ und „Erbteil“ vor allem im Zusammenhang mit der Landverteilung oder der Beziehung zwischen Gott und Israel. Daher wirkt ihre Verwendung in einem deutlich generalisierenden Sinn in der Hiobdichtung überraschend. Ob es sich hier um eine Aufnahme aus der Alltagssprache oder bereits der zeitgenössischen Weisheitssprache handelt, läßt sich mangels einschlägiger Belege nicht entscheiden. Am Ende der Entwicklung ihrer weisheitlichen Einsetzung steht jedenfalls ihre betonte Verwendung durch Qohelet (vgl. 2,10.21; 5,17f.; 7,11).30 Vermutlich gehörte auch eine ganze Reihe weiterer Aussagen und Metaphern zu der zeitgenössischen gelehrten Sprache des Hiobdichters: Bei den Metaphern }åwf) y"$r : ox und lfm(f y"(r : oz in ER 4,8, die sonst im Alten Testament nicht wörtlich belegt sind, handelt es um eine allgemein geläufige Metaphorik des Pflügens und Säens.31 Das zeigen der oben angeführte Spruch Prv 22,8 und die ihm nahestehenden Verse und Ausdrücke z.B. in Prv 11,18; Ps 126,5 und bei den Propheten Hos 10,12f.; vgl. ferner Prv 6,14; 14,22; Jer 12,13. Die zeitgenössische gelehrte Sprache dürfte auch im Hintergrund von BR 18,21 stehen: Obwohl das Wort }fK$ : m i im Alten Testament selten außerkultisch verwendet wird und eine betreffende Aussage über jemanden oder einen Ort (-(adyf -)ol l")-) so nicht vorkommt oder die Wurzel lw( in Gestalt von læU(a fast ausschließlich im Hiobbuch belegt ist32, müssen diese Worte doch so allgemeinverständlich gewesen sein, daß für sie kaum eine Originalität des Hiobdichters behauptet werden kann. Eher will der Hiobdichter durch die Wörter leho), }fK$ : im und {Oqfm den beiden Summary appraisals der BR (8,22; 18,21) ein besonderes Gepräge geben und sie in analog zu (h)nf)-da( am Anfang beider BR zusammenbinden. Eine traditionsgeschichtliche Erklärung verlangt auch das Summary in ER 15,35, weil der Satz }ewf) dolyf w: lfm(f horfh und der Gedanke über den Trug bescherenden Leib einen zitathaften Eindruck hinterläßt, zumal er auch aus Ps 7,15 bekannt sind:
30
31 32
Vgl. auch ältere Sprüche wie Prv 11,7; 17,2; 19,4 und 20,21, denen noch die konkrete rechtliche Bedeutung zugrundeliegt, und auch den Gebrauch in Sir (dazu kurz M. Tsevat [1977], 1019; vgl. E. Lipiński [1986], 360). Siehe unbedingt auch G. Fohrer (1963a), 334. Zu jener Metaphorik siehe P. von Gemünden (1993), bes. 91. Siehe jedoch KBL3, 754a.
166
Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
„Siehe, er empfängt Unheil {}ew) f }, wird schwanger {hrh}33 mit Mühsal {lfm(f } und Lüge gebären {dly}.“
Beide Belege gehören mit Jes 59,4b durch ähnliche Metaphorik und Wörter34 sowie die Bezogenheit auf die gottlosen Menschen (vgl. ER 15,34 und Ps 7,13–17; Jes 59,2–8*) zusammen. Die tritojesajanische Stelle bezieht sich im Einklang mit der Prophetenliteratur auf das sündhafte Volk oder zumindest auf eine Gruppe, aber nicht auf eine Einzelperson. Wie die Verwandtschaft zwischen beiden Belegen zu beurteilen ist, wird man im Blick auf die im Gange befindliche Diskussion über das Alter der Umkehr-Redaktion der tritojesajanischen Sammlung besser offen lassen.35 Daß die Wortfolge in Jes 59,4bβ der an unserer Stelle entspricht, verdient jedenfalls Beachtung.36 In Ps 7,15 verhält es sich anders, weil neben der unterschiedlichen Wortfolge die Lüge (req$ e statt hfmr : im) nicht bereitgestellt (}wk Hif.), sondern geboren wird (lbx Pi.).37 Obwohl V. 15 im Kontext des leicht einzugrenzenden, weisheitlichen Abschnitts Ps 7,13–17 durch den unterschiedlichen Parallelismus und die kolometrische Kürze auffällt, spricht vieles dafür, daß der Psalmendichter hier einen oder zwei ältere Abschnitte aus dem weisheitlichen Bereich aufgenommen hat.38 Der Hiobdichter mag von dieser Tra-
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35
36
37 38
Das Wort hfrh f w: ist vom Ende des ersten Kolons in L an den Anfang des zweiten zu verschieben. Es sei ferner vermerkt, daß die ER das Vorrecht auf drei von insgesamt elf Belegen des Paares lfm(f // }åw) f im ganzen AT genießen. Außer Ps 7,15 und Jes 59,4 vgl. Num 23,21; Ps 10,7; 55,11; 90,10, und bei den Propheten Jes 10,1 und Hab 1,3. Dabei sind die meisten Belege nachexilisch: Zu den Psalmen siehe unten, S. 294f.; Jes 10,1 wird in das Ende des 4. Jh.s von U. Becker (1997), 302, datiert und Hab 1,3 gehört zum nachexilischen Klagepsalm nach K. Seybold (1991), 55. Die Stelle wird von O.H. Steck (1991), 84.197, und L. Ruszkowski (2000), 173, in das Ende des 4. Jh.s datiert, U. Berges (1998), 463ff., und B.M. Zapff (2006), 347 (vgl. 368ff.), rechnen den Abschnitt Jes 59,1–12* zu einer Umkehr-Redaktion, die etwa um die Mitte des 5. Jh.s anzusetzen sei. K. Koenen (1990), 215f., datiert sie in die Zeit vor dem 4. Jh. C. Westermann (1986), 240ff.274ff., sucht in Jes 59* sogar vorexilische Wurzeln. W. Lau (1994), 209, hält Hi 15,35 eindeutig für eine Vorlage, läßt aber (so wie E. Dhorme [1967], clvii, und G. Fohrer [1963a], 277) den Charakter der „geläufigen Redewendung“ zu. Merke auch, daß Jes 59,5f. als einzige Stelle im AT außer Hi 8,14 und 27,18 auf die Spinnen hinweist und dabei das Wort $yibKf (a aus BR 8,14 aufnimmt (dagegen aber B. Duhm [1897], 49). lbx in der Bedeutung „schwanger werden“ ist im AT höchst selten, siehe KBL3, 274b. Zur Einteilung und Genese des Psalms siehe U. Nõmmik (2000), 471ff. Vermutlich sind V. 13–17 aus V. 13–14 und 15–17 zusammengestellt worden, vgl. die Wechsel der Person und die kolometrische Überlänge in V. 13 und Kürze in V. 15.
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dition bereits berührt worden sein.39 Die Positionierung der bewußt der Tradition entlehnten Wendung am Ende der Rede zeugt zusammen mit ihren oben bereits behandelten Entsprechungen in BR 8,22b; 18,21 und ZR 11,20; 20,29 von der Absicht des Hiobdichters, den Summary appraisals ein zu seiner Zeit übliches weisheitliches Gepräge zu verleihen. Bezeichnend ist, daß sowohl die Wendung in ER 15,35b als auch die in Ps 7,15 an die Lehre über den Untergang der Gottlosen anknüpfen (vgl. (f$r f in ER 15,20 und {yi($ f r : in Ps 7,10a), aber an beiden Stellen unterschiedlich nuanciert ist. Ps 7,10a bildet einen von der Gerechtigkeitsbearbeitung eingeschobenen Nachtrag, der {yi($ f r : dem qyiDc a frontal gegenüberstellt.40 Demgegenüber sind in der Urgestalt der Freundesreden trotz mehrfacher Erwähnung der {yi($ f r : (BR 8,22; 18,5; ZR 11,20; 20,5.29) die {yiqyiDac nur einmal belegt (ER 22,19), geschweige denn ihre unmittelbare Konfrontierung.41 Ein die direkte Gegenüberstellung der Gottlosen und Gerechten voraussetzender Bearbeiter hat sich hier erst später eingemischt.42 Weiterhin ist bemerkenswert, daß die Freunde Hiob zwar offen anschuldigen, aber dabei ihn weder direkt als (f$r f bezeichnen (vgl. die Verben ($r und qdc in ER 15,6 und 22,3) noch behaupten, daß der sich selbst für einen qyiDac gehalten hätte (vgl. BR 8,6 und ZR 11,4). Der Hiobdichter vermeidet auch, Hiob eine entsprechende Selbstbezeichnung als qyiDac in den Mund zu legen.43 Es war erst der Dichter der Elihureden (der dem vermutlich jüngeren Diskurs über den Gegensatz zwischen dem qyiDac und dem (f$r f viel näher stand, vgl. 36,6f.), der den ihm vorliegenden Dialog zwischen Hiob und seinen Freunden auf den Punkt zu bringen meinte, indem er seine Reden entsprechend einleitete (Hi 32,1–3): 39
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Ps 7 wird von den meisten Forschern, z.B. von F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 72, in die (vor)-exilische Zeit, und von wenigeren, z.B. von B. Duhm (1922), 28ff., A. Deissler (1984), 47, und K. Seybold (1996), 46, in die (spät)nachexilische Zeit datiert. V. 12–17 werden dabei von K. Seybold, a.a.O., 47f., und V. 13ff. von H. Schmidt (1934), 13, als sekundär angesehen. Der Befund ist von U. Nõmmik, a.a.O., begründet worden; vgl. auch O. Kaiser (2003a), 238–242. Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen siehe unten, S. 294f. Das Fehlen der direkten Gegenüberstellung ist von vielen hervorgehoben worden, z.B. C. Westermann (1956), 45; G. Fohrer (1963a), 277; V. Maag (1982), 136f.; N.C. Habel (1985), 251; M. Köhlmoos (1999), 233. G. Fohrer (1963b), 71, erklärt es durch die poetische Diktion, in der „an die Stelle des Nebeneinander in einem Spruchschatz die unmittelbare Aufeinanderfolge in einer Rede tritt“. So ist neben Hi 36,6f. die Konfrontation in ER 22,18f.* zustande gekommen; siehe M. Witte (1994), 215–220; O. Kaiser (2006), 43, und oben, S. 50f. In den ursprünglichen HR wird qyiDc a überhaupt nicht erwähnt. Hi 12,4; 17,9 und 27,17 gehören alle zur Gerechtigkeitsredaktion, siehe M. Witte (1994), 191f.215ff., und vgl. O. Kaiser (2006), z.St. H. Masing (1931), 80–83, hat ausdrücklich gezeigt, daß die Freunde Hiob nicht für einen (f$r f halten, und wenn, dann nur Zofar.
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„Da hörten jene drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er in ihren44 Augen ein Gerechter {qyiDc a } war. Da entbrannte der Zorn Elihus /.../, über Hiob entbrannte sein Zorn, weil er sich selbst vor Gott für gerecht hielt {qdc Pi.}. Und über seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort gefunden und Gott45 für schuldig erklärt {($r Hif.} haben.“
Über dem Nachweis des weisheitlichen Hintergrundes der Lehren der Freunde dürfen aber die andersartigen Querbeziehungen zur alttestamentlichen Literatur nicht übersehen werden. Als erstes Beispiel dafür sei das Verb dxk in ER 4,7 genannt, weil es in der Bedeutung „vertilgen“ oder „vertilgt werden“ sonst nicht in der alttestamentlichen Weisheitsliteratur vorkommt. Die Beobachtung, daß es fast ausschließlich in Verbindung mit einer göttlichen Intervention verwendet wird (vgl. z.B. Ex 9,15; 23,23; 1Kön 13,34 usw.), erklärt, warum es der Hiobdichter in 4,7 aufnehmen konnte, ohne Gott ausdrücklich zu nennen und trotzdem auf die These 4,9 zu verweisen, die ihn als Subjekt des Strafhandelns benennt. Darüber hinaus sind folgende Beobachtungen wichtig, weil sie Leitgedanken der BR und ZR betreffen. Die kurze Dauer der Freude der Gottlosen in ZR 20,5 wurde oben bereits berührt. Dort bildet hfxm : & i zusammen mit hænnæ r : den Gedankenreim. Dieses ausgesprochen traditionelle, aus den Wurzeln }nr und xm& gebildete Wortpaar ist wiederum fest in der feierlichen Psalmensprache verankert46, vgl. z.B. Ps 100,2. Da es in der biblischen Weisheitsliteratur nur noch einmal in Prv 29,6 belegt ist, dürfte der Hiobdichter also von der traditionellen Psalmensprache beeinflußt sein.47 Er hat die Leitthese Zofars in 20,5 in einem drastischen Kontrast zu der gängigen Vorstellung von der ewigen Freude der Gerechten verfaßt, indem er die kurze „Freude der Gottlosen“ an ihre Stelle setzte. Dieses Spiel mit den traditionellen Vorstellungen und Wendungen wird durch BR 8,3 zugespitzt. Wie oben bereits festgestellt worden ist, läßt der Hiobdichter Bildad den Aspekt der Gerechtigkeit Gottes besonders hervorheben. Diese unterscheidet sich aber in mehrfacher Hinsicht von der Ausdrucksweise in der übrigen Weisheitsliteratur. In der älteren alttestamentlichen Weisheit ist eher der verwandte
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Konjiziere mit G, S und BHS in Plural. In M steht bwy)-t), siehe dazu H.-M. Wahl (1993), 38, Anm. 19. Wenn das Nomen hænnæ r : selbst auch nur viermal im AT belegt ist, siehe Hi 3,7; Ps 63,6; 100,2. Das Paar gehört zu den imperativischen Hymnen und kollektiven Dankliedern; vgl. F. Crüsemann (1969). Vgl. weiterhin Ps 5,12; 32,11; 35,27; 67,5; 90,14; 92,5. Obwohl fast alle genannten Belege auch nachexilisch datiert werden können, muß das Paar analog zu ähnlichen sehr alten Paaren wie xm& // lhc (vgl. Y. Avishur [1984], 406f.) dem Hiobdichter bekannt gewesen sein.
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und auch konkretere Begriff hfqfdc : beliebt.48 Durch die Verwendung von qedec verleiht der Hiobdichter diesem Gedanken eine universalere Farbe.49 qedec und +fP$ : m i werden in der älteren wie in der jüngeren Weisheit im Vergleich zur übrigen alttestamentlichen Literatur wesentlich seltener unmittelbar mit Gott in Verbindung gebracht; es sind die Menschen, die gemäß der Gerechtigkeit oder dem Recht gerecht oder richtig handeln, vgl. z.B. Prv 12,5.17; 16,8.10.13. Um Gott als das Subjekt der Gerechtigkeit zu erkennen, muß man auf den Kontext zurückgreifen. Daher ist das göttliche Subjekt im Leitgedanken der BR zwar der Weisheit grundsätzlich nicht fremd, wird aber hier auffallend direkt zur Sprache gebracht. Außerdem zeigt sich die Eigenartigkeit der Formulierung dieses Leitgedankens darin, daß +fP$ : im und qedec als Wortpaar in der Sprache der Psalmen und nicht in der der Weisheit zu Hause sind, vgl. Ps 72,1f.; 89,15; 97,2 usw.50 Und schließlich ist die Metapher der „Beugung“ des Rechts und der Gerechtigkeit grundsätzlich in der Weisheit sowie freilich in der Rechtssprache bekannt, nur nicht mit dem seltenen Verb tw(, sondern mit h+n ausgedrückt (vgl. z.B. Ex 23,6; Dtn 16,19; Prv 17,23; 18,5).51 So dürfte es sich bei dieser Formulierung um einen eigenständigen Beitrag des Hiobdichters zur Weisheitssprache handeln, weil tw( allgemein erst in den späten Texten belegt ist.52 Mithin bewegt sich der Hiobdichter grundsätzlich im Rahmen der alttestamentlichen Weis-heit, stützt sich in der formalen Sprache aber auf eine breitere Basis. Diese Folgerung kann durch eine Reihe weiterer Beobachtungen illustriert werden. In dem Bikolon in ER 4,9 haben wir die absichtlich an den Anfang der Freundesreden gestellte Grundthese über den von Gott garantierten unvermeidlichen Untergang der Gottlosen erkannt. Der Gedanke, daß die Gottlosen durch den Hauch des göttlichen Zornes vertilgt werden (Ul:kyi Opa) x a Ur"mU), ist sonst in der Weisheitssprache nicht 48 49
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Z.B. kommt qedc e in Prv außer c. 1–9 viermal und hfqd f c : 15-mal vor. Zum Unterschied von qedc e als „normgemäß“ oder „gerechte Ordnung“ und hfqd f c : als „richtige Einstellung“ oder „richtiges Tun“ siehe und vgl. H. Masing (1933), H.H. Schmid (1968), 67, und B. Johnson / H. Ringgren (1989), 916f. Zu qdc im AT und in Hi siehe auch J. Lévêque (1963), 70.272ff. In Prv nur in 1,3 und 2,9. Und niemals mit qedc e , sondern nur mit +fP$ : m i . Von zehn Belegen kommt nur Am 8,5 als eine von der ursprünglichen Hiobdichtung vermutlich ältere Stelle in Betracht (vgl. H.W. Wolff [1975], 130–135). Neben Hi 34,12; Qoh 1,15; 7,13; 12,3 und Ps 119,78 dürften auch Thr 3,35f. (siehe O. Kaiser [1981b], 351; merke hier synonym parallel h+n) und Ps 146,9b (siehe U. Nõmmik [2000], 460ff.) jünger als die Grundschicht der Hiobdichtung sein. Nach G. Fohrer (1963a), 188, stammt das Verb aus der Rechtssprache, in der es „das rechtswidrige Verhalten besonders des Richters kennzeichnet“.
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bezeugt, begegnet aber statt dessen in den Psalmen, vgl. Ps 18,16, par. 2Sam 22,16; Ps 90,753; Ex 15,8. Bewegt sich das zweite Kolon in BR 8,13 im Rahmen der in der Weisheit üblichen Terminologie, so liegt im ersten in der Wendung l") y"x:ko$ eine deutliche Anspielung auf die deuteronomistische Theologie vor (vgl. Dtn 6,12; 8,11–20).54 Die Wendung hat weiterhin die Psalmendichtung beeinflußt (Ps 9,18; 10,11f.; 44,18.21; 50,22; 106,21; vgl. zahlreiche Stellen in Ps 119)55, jedoch kaum in die ältere Weisheitsliteratur ihren Eingang gefunden. Erst bei dem nur in der jüngeren Weisheit verwendeten Verb xk$ dominiert die reguläre Bedeutung „vergessen“.56 Die thesenhafte Äußerung BR 8,20 bedient sich des Wortpaares s)m // qzx Hif. Obwohl die mit ihm gebauten Redewendungen leicht verständlich sind und sich vor dem Hintergrund der alttestamentlichen Literatur als zur traditionellen, zumal prophetischen, Sprache gehörig verstehen lassen (z.B. Lev 26,44; Ps 53,6; Jes 41,9.1357; Ez 16,49 und zitatartig {yi(r " m : y"dy: Uq:Zx i w: in Jer 23,1458), ist ihre lose Verbindung zur weisheitlichen Ausdrucksweise erneut hervorzuheben. In ZR 11,20 überrascht nicht nur ein Hapaxlegomenon xaPm a , sondern auch die Distanz zur Weisheitssprache, weil als Parallelen eher prophetische Stellen wie Jer 14,6 ({ehy"ny"( UlfK)59 oder Jer 25,35; Am 2,14 (sOnfm dab) f w: ) nachweisbar sind. Der Hiobdichter läßt die Freunde also von demselben Grundsatz der weisheitlichen, theologisierten Vergeltungslehre ausgehen, formuliert ihn bei Elifas und Zofar konkreter und auf ihre praktischen Konsequenzen hin bezogen, bei Bildad dagegen abstrakter und universaler. Während die Lehre die Freundesreden formal untereinander und mit der allgemeinen biblischen Weisheitstradition verbindet, lehnen sich die Leitgedanken der Freundesreden stärker an die Sprache der Psalmen (teilweise auch an die der Prophetenbücher) an. Obwohl es selbst53 54
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Zu Ps 18 und 90 siehe unten, S. 291f. Obwohl das Motiv nach T. Veijola (2004a), 187, Anm. 393, „seine Heimat“ in der Prophetie hat und auch in die Psalmen übernommen worden ist, liegt es aufgrund anderer Parallelen (siehe unten, S. 196f.232f.) nahe, daß die Sprache der BR am meisten vom Dtn abhängt. Aus der Reihe sind wenigstens Ps 9/10 und 119 als späte Psalmen zu beurteilen; siehe unten, S. 294f. Vgl. HR 9,27; 19,14; Prv 3,1; 4,5; 31,7; Qoh 2,16; 8,10; 9,5, die sekundären Stellen in Hi 24,20; 28,4; 39,15 und die einzigen Ausnahmen in Prv 2,17 und 31,5. Unabhängig davon, ob BR 8,20 aus „der Kulttradition des Königrituals“ stammt (A. Weiser [1980], 69), gehört Jes 41,8*–13 nach J. van Oorschot (1993), 53ff., in die von der Hiobdichtung ältere deuterojesajanische Grundschicht. Siehe W. Thiel (1973), 249f., und zu dem im Vergleich zur Hiobdichtung gewiß höheren Alter vgl. T. Veijola (2000), 117–120. Siehe auch Ps 69,4.
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verständlich zu sein scheint, daß die Sprache der Freunde keine erfundene Sprache, sondern den zeitgenössischen weisheitlichen Diskurs widerspiegelt, liegt es auf der Hand, daß die poetische Begabung des Hiobdichters jenen überbietet, denn anders lassen sich die Verwendung aufgefallener Worte und die breite Streuung der Parallelen in unterschiedlichen alttestamentlichen Textsorten wie ihr Fehlen in der Weisheitsliteratur kaum erklären. Blickt man auf das Ganze der Freundesreden, so können wir nun behaupten, daß ihnen der Dichter mit ihren jeweiligen Leitthemen und Summary appraisals ihren programmatischen Charakter verliehen hat, während sie weiterhin lediglich eine Reihe von Kommentaren und Illustrationen enthalten, die von ihm bei den Reden der einzelnen Freunde in unterschiedlicher Weise verwendet werden konnten.
1.2. Die Lehre vom Untergang der Gottlosen und die Metaphorik Der Hiobdichter hat die den Freunden in den Mund gelegten Reden konsequent ausgestaltet, indem er hauptsächlich die jeweiligen Leitgedanken illustriert und kommentiert hat. Die Vergeltungslehre und die Gerechtigkeit Gottes sind der Ausgangspunkt; den Inhalt des größten Teils der Reden bildet neben den Ermahnungen aber die sich aus ihnen ergebende Folgerung – die Vernichtung der Gottlosen. Dabei bedient er sich wirkungsvoll zahlreicher Bilder, Vergleiche und einer künstlerisch anspruchsvoll komponierten Metaphorik, von der man gleich in der ersten ER in 4,8 einen guten Vorgeschmack bekommen hat. Die große Menge derartiger bildhafter Metaphorik gibt zu erkennen, daß der Hiobdialog nicht nur als eine Abfolge von Streitreden, sondern als Dichtung verstanden werden will.60
1.2.1. Die Löwenmetapher in der ersten Elifasrede Die erste umfangreiche und zugleich programmatische Metapher begegnet unmittelbar nach der Vorstellung der wichtigsten Leitgedanken in ER 4,10f. Der Hiobdichter läßt Elifas die gewichtige zweite Strophe durch die Metapher von einem mächtigen, aber trotzdem zugrunde gehenden Löwen beschließen, um so den Leser davon zu überzeugen, daß die Gottlosen trotz ihres zeitweiligen Erfolges dem sicheren Unter60
Daher die Weite und Breite der bildhaften Sprache, dagegen aber ihr nach heutigen Maßstäben relativ geringer argumentativ-inhaltlicher Effekt; siehe auch oben, S. 148– 151.
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gang verfallen sind. Dabei verbindet das Verb db) in 4,11a das Bild organisch mit dem Leitgedanken (vgl. 4,7a.9a)61 und ergänzt ihn durch die metaphorischen, im gegebenen Kontext synonym verwendeten Verben (tn Nif. und drp Hitp. (4,10b.11b). Im Gegensatz zu den Metaphern in 4,8 läßt sich jedoch in diesem Fall der Zitatcharakter nicht nachweisen, sondern allenfalls vermuten. Von den vierzehn Vokabeln in 4,10f. sind fünf im Alten Testament äußerst selten belegt: (tn ist hleg., $iyl a ist dreimal, ver+ e viermal, hæg) f $ : und lax$ a , sind beide siebenmal vertreten.62 Außerdem wird die Löwen-Metapher im Alten Testament häufig und in der Regel zur Charakterisierung eines Starken und Mächtigen benutzt.63 Nur an auffallend wenigen Stellen wird die Metapher des Löwen oder seines Gebisses zur Illustration des Untergangs der Mächtigen eingesetzt, vgl. Ps 58,7; 91,1364; Nah 2,12–14, jedoch an keiner dieser Stellen so kühn und generalisierend wie in 4,10. Im Blick auf den Löwenvergleich und sein Vokabular ist die Gleichniserzählung im Klagelied über die Fürsten Israels in Ez 19,2–9 (vgl. )yibl f in V. 2, ryipK: in V. 2f.5f., ver+ e in V. 3.6, db) in V. 5, hæg) f $ : und lOq in V. 7.9 und yir) a in V. 2.6) besonders erwähnenswert,65 obwohl es wegen weiterer seltener Wörter in ER 4,10f. wahrscheinlicher ist, mit einer Anspielung auf eine uns unbekannte (weisheitliche) Tradition zu rechnen.66
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Siehe auch oben, S. 125f. Außerdem ist )yibl f 14-mal im AT belegt. Es sei noch vermerkt, daß der Dichter Elifas das Wort hæg) f $ : aus HR 3,24 aufnehmen läßt (siehe H.-J. Hermisson [1998a], 290f.). Vgl. besonders kontrastierend zu ER 4,10f. z.B. in Prv 28,1 oder in Ps 7,3; 17,12; 104,21; Jes 5,29 oder sogar selbst in der Hiobdichtung, 38,39f. Vgl. auch B. Janowski (2003), 118, daß in den Psalmen „dem Löwen und dem Wildtier die Ambivalenz des Königlich-Imposanten und des Dämonisch-Grauenvollen“ zu eigen ist. Zur Bedeutung des Löwen in der Hiobdichtung vgl. R. Kessler (2004), 640ff. Bei Ps 58,7 liegt der Verdacht nahe, daß hier ER 4,10f. zitiert wird. Zu Ps 58 und 91 siehe unten, S. 292, Anm. 94, und S. 294f. E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 625), hat betont, daß Ps 91 vom Hiobdichter besonders in die ER aufgenommen wird. Daß der Hiobdichter Ez 19* gekannt hat, ist nicht ausgeschlossen: Zusätzlich zur Löwenmetapher in Ez 19,2–9* sind die Parallelen der Vegetationsmetaphorik in BR 8,11f.16–18; 18,16 und ER 15,30b.32f. zu Ez 19,10–14* erwähnenswert (siehe unten, S. 174f.), sowie die Tatsache, daß Ez 19* zum ältesten Textgut des Ez gehört (so K.-F. Pohlmann [1994], 100f.; [1996], 292ff.; vgl. auch W. Zimmerli [1972], 63ff.) und damit deutlich älter ist als die Hiobdichtung. Es sei noch vermerkt, daß in Ez 19,5 die Wendung hæwq: T i db) vorkommt; sie ist besonders wichtig in ER 4,6 und 4,7.9.11 sowie in BR 8,13. Siehe auch unten, S. 249.264, und vgl. A. Scherer (2008), 38. Das Bild stammt aus der Weisheit über die Psalmen nach G. Fohrer (1963a), 135.139, unmittelbar aus der Weisheit nach D.J.A. Clines (1989), 120, und aus den Psalmen nach C. Westermann (1956), 70f.
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1.2.2. Die Vegetationsmetaphorik in den Bildad- und Elifasreden Da das Verb db) in der Weisheitsliteratur als Terminus technicus nur formell den Untergang des Bösewichts ansagt, gilt es, den entsprechenden Ankündigungen konkretere Züge zu geben. Neben der Tiermetapher in ER 4,10f. verwendet der Hiobdichter in BR 8,11f.; 8,16–18; 8,19; 18,16 und in der zweiten ER 15,30b.32f. zu diesem Zweck am konsequentesten die Vegetationsmetaphorik. Dies geschieht übrigens in Assoziation bzw. Dissoziation der bewußt auf den Kopf gestellten Pflanzenmetaphorik in HR 14,1–12*, die auf die erste BR antwortet und die ihrerseits durch die zweite ER recht traditionell erwidert wird. Die aus der Pflanzenwelt entnommene Vergänglichkeitsmetaphorik bildet mit ihrer relativ großen Häufigkeit seltener Vokabeln in den Freundesreden ein regelrechtes Gegenstück zu der Löwenmetapher. In den BR spielt die Pflanzenmetaphorik die Hauptrolle, weil dort 7 von insgesamt 39 Bikola, also gut ein Fünftel des Gesamtbestandes, von ihr eingenommen wird. Darüber hinaus nimmt die Metapher in 8,11f. die zentrale Position in ihnen ein, weil sie genau in der Mitte der ersten BR den Inhalt der gewichtigen väterlichen Lehre (vgl. 8,8.10) weitergibt.67 Der Wortschatz in BR 8,11f.; 8,16–18; 8,19 ist ausgesprochen selten: Vgl. aus 8,11 h)g (außer Hi68 dreimal im AT), )emoG (außer Hi dreimal), hfCB i (außer Hi69 nur noch in Ez 47,11) und Uxf) (nur noch in Gen 41,2.18), den Aramaismus70 hg& (außer der ersten BR71 zweimal); aus 8,12 b") (nur noch in Hld 6,11), v+q (außer Hi72 dreimal); aus 8,16 bo+r f (hleg.73), 74 teqne Oy (außer Hi viermal im AT); aus 8,17 \bs als Verb hleg. (die Wurzel im AT noch fünfmal). Dagegen verwendet das Bikolon 18,16 den gewöhnlichen Wortschatz und nimmt sogar die Verben $by und llm aus der zweiten ER auf. Der Wortschatz der zweiten ER beinhaltet folgende Seltenheiten: Vgl. dazu in 15,30b den Aramaismus tebehl : $ a (nur noch in Ez 21,375), teqnå Oy (siehe oben); in 15,32 hfPKi (außer Hi zweimal im AT), }(r (hleg.); in 15,33 resoB (außer Hi viermal), hfCni (außer Hi dreimal); falls 67 68 69 70 71 72 73 74 75
Zur Legitimation durch die väterliche Lehre siehe unten, S. 232f. Die folgende HR nimmt das Verb in 10,16 auf. Noch sekundär in Hi 40,21. E. Kautzsch (1902), 86, M. Wagner (1966), 108. Außerhalb der Vegetationsmetaphorik noch in BR 8,7; siehe unten, S. 223f. In Hi 30,4 möglicherweise sekundär; siehe M. Witte (1994), 192; O. Kaiser (2006), 53. Als Verb gehört b+r vermutlich zum sekundären Einschub in Hi 24,8; siehe M. Witte, a.a.O., und O. Kaiser, a.a.O., 45f. Noch in BR 8,16 und HR 14,7* (es ist jedoch nicht sicher, ob alle Glieder des Trikolons ursprünglich sind). M. Wagner (1966), 113, konjiziert zusätzlich in Hld 8,6.
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unsere Konjekturen richtig sind,76 zählen hierzu auch die Verben r(s in 15,30b (außer Hi siebenmal) und llm, „verwelken“ in V. 32 (außer Hi77 zweimal) und das Nomen hfrUmºz (außer Hi fünfmal). Da sich nur zwei der seltenen Wörter in der Vegetationsmetaphorik der BR und ER decken, kann mit Sicherheit behauptet werden, daß der Hiobdichter trotz ähnlicher Bilder Elifas und Bildad unterschiedlich charakterisieren will. So wird es auch verständlich, daß sich nur sehr selten alttestamentliche Vorlagen mit gleichen Wortkombinationen finden lassen. Es steht fest, daß der Hiobdichter zwar einige entsprechende alttestamentliche Texte kannte, sich aber (sofern er die Metaphern nicht seiner eigenen poetischen Kraft zuschreiben will) meistens auf uns un-bekannte Vorlagen stützt. Ungeachtet des seltenen Vokabulars werden wir in eine Begriffs- und Vorstellungswelt geführt, die wegen der allgemeinen Verbreitung der durch sie evozierten Wirklichkeit allgemeinverständlich ist. Die gleiche Tendenz dürfte hinter der zahlreichen Belegen im Alten Testament stehen, in denen vor allem das Verb $by (BR 8,12; 18,16; HR 14,11; ER 15,30b) und weniger das Nomen ryicx f (BR 8,12) verwendet werden.78 Als Paradebeispiel dafür kann der Abschnitt Ez 19,10–14* (vgl. besonders V. 12*) stehen, der älter als die Hiobdichtung ist:79 „Er wurde im Grimm ausgerissen,80 auf die Erde geworfen {\l$ Hof.}. Der Ostwind {{yidQ f h a x a Ur} dörrte ihn aus {$by Hif.}, seine Frucht {yirP: } wurde abgerissen. Sein kräftiger Zweig verdorrte {$by}81, das Feuer {$")} verzehrte ihn {lk)}.“
Die Rede ist von dem im Alten Testament herkömmlichen Symbol für Fruchtbarkeit und Glück, dem Weinstock (}epGe in Ez 19,10), der bekanntlich auch in ER 15,33 erscheint. Außerdem kann man die Verwandtschaft einer Reihe der oben hervorgehobenen Wörter mit dem Wort76 77 78
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Siehe oben, S. 43f. Noch in Hi 14,2; 18,16; 24,24; der letzte gehört in einen sekundären Abschnitt (so auch M. Witte, a.a.O., und O. Kaiser, a.a.O.). Eine kurze Systematisierung der Vegetationsmetaphorik im AT hat P. von Gemünden (1993) vorgenommen. Wir betrachten an dieser Stelle nicht die Liebeslyrik, weil dort die Pflanzenmetaphern eine völlig andere Rolle spielen, und auch nicht die erzählenden Werke des ATs, weil sie dort kaum von Bedeutung sind (so auch a.a.O., 54). Zum Alter von Ez 19* und zu den möglichen Beziehungen zwischen ER 4,10f. und Ez 19,2–9 siehe oben, S. 172, und Anm. 65. Zur ursprünglichen Gestalt von V. 10–14* und deren Fortschreibungen siehe K.-F. Pohlmann (1996), 287–292. Das Kolon ist zu kurz, daher kommt die Konjektur von BHS in Frage: hf$T : h u )yihw: . Lies das Verb mit BHS in sing.
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schatz von ER 15,30b.33 kaum übersehen.82 In gleicher Weise eignet sich Ez 17,3–10 als Beispiel, weil in diesem ebenfalls älteren Text83 acht uns bereits bekannte Wörter belegt sind.84 Die genannten prophetischen Texte sind jedoch im Unterschied zu den Untergangsschilderungen in den BR und ER gegen eine politische oder ethnische Größe, nicht aber gegen eine Einzelperson gerichtet.85 Dagegen besitzen wir aus der israelitischen Psalmendichtung einige Belege, in denen die Vergänglichkeit des Lebens eines Einzelnen oder des menschlichen Lebens überhaupt thematisiert wird. Im kollektiven Klagelied Ps 9086 wird generell die Nichtigkeit menschlichen Lebens beklagt (V. 5f.).87 Besonders ist aber Ps 37, ein Lehrgedicht über Gerechte und Gottlose, hervorzuheben. Der uns bereits bekannte Wortschatz wird in ihm speziell auf das Schicksal der Gottlosen bezogen (in V. 2, vgl. V. 1) angewendet:88 „Denn wie Gras {ryicx f } welken {llm} sie schnell, wie grünes Kraut verdorren sie.“
In demselben Lied berichtet der Dichter, wie der mit einer grünen Zeder verglichene Gottlose ((f$r f ) trotz seines Erfolgs spurlos verschwin82
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Die vermerkten Wörter $by, x a Ur und yirP: , eine Variante zu xarPe , befinden sich in ER 15,30b und \l$ in 15,33. Darüber hinaus werden hier die Wendung $") lk) (vgl. ER 15,34 und unten, S. 177–179) und besonders das außer in Ez 40–48 im AT relativ wenig belegte Wort {yidqf (vgl. ER 15,2 und unten, S. 229f.) eingesetzt. Ez 17,1–10* gehört wie Ez 19* zum älteren, exilischen Bestand des Buches laut K.-F. Pohlmann (1994), 98–101; (1996), 242–246; vgl. auch W. Zimmerli (1972), 63ff. Siehe in Ez 17,4 hfqyiny: (teqne Oy in BR 8,16; ER 15,30b) und v+q (BR 8,12), in V. 6 u.a. xmc (BR 8,19), }epGe (ER 15,33) und $ero$ (BR 18,16), in V. 9f. $by (BR 8,12; 18,16; ER 15,30b) und {yidQ f h a x a Ur (ER 15,2.30b). Siehe auch Jes 18,1–6*, bes. V. 5: Die sehr seltenen Wörter resoB und hfCni (vgl. ER 15,32) und xarPe (vgl. ER 15,30b) sind hier hervorzuheben, und außerdem ryicqf in Jes 18,4 (vgl. BR 18,16) und )emoG in Jes 18,2 (vgl. BR 8,11); zu der jesajanischen Schicht und späteren Ergänzungen siehe O. Kaiser (1994a), 42f.; U. Becker (1997), 276f.282f. Vgl. auch den strategischen Zeitpunkt vor der Ernte in ER 15,32 und Jes 18,5. Ferner vgl. Jes 5,24; 15,6; 35,7 und Ez 21,3 (hieran schließe sich ER 15,30 an nach G. Fohrer [1963a], 276). Auch in der öfters zitierten Stelle Jes 40,6–8*, in der das ganze Fleisch mit Gras verglichen wird, wird doch mit dem Volk Israel gesprochen; auch wenn V. 7bβ eine Glosse ist (so z.B. BHS) und V. 6–8 insgesamt einen Einschub bilden (so O. Kaiser [1984a], 275; [1993], 257; J. van Oorschot [1991], 273ff.; U. Berges [1998], 385ff.412). K. Budde (1896), 37, hält Hos 13,15 für ein Vorbild für die BR und J.E. Hartley (1988), 12, aber Am 2,9c für BR 18,16. So T. Veijola (1982), 115; O. Kaiser (1984a), 336, u.a. Merke das Paar llm // $by wie in ER 15,30b.32 und BR 18,16; ryicx f wie in BR 8,12 und jyic wie in HR 14,2. Zu Ps 90 siehe unten, S. 292, und vgl. ferner Ps 80,9–17; 102,5.12; 103,15f.; 129,6. Es besteht der Verdacht, daß Ps 37 jünger als die Hiobdichtung ist; siehe dazu unten, S. 293f.
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det (V. 35f.).89 Darüber hinaus ist auch Ps 72 zum Vergleich heranzuziehen; denn in diesem mehrschichtigen Königslied90 begegnet die Vegetationsmetaphorik ebenfalls. In V. 16 wird die Königsherrschaft mit dem Blühen des Landes in Verbindung gebracht und mit Bildern aus der Pflanzenwelt beschrieben, wobei die auch beim Hiobdichter begegnenden Wurzeln jwc und }yn erscheinen, wie HR 14,2 (jyic) und BR 18,19 (}yin)91 bezeugen. Trotz des positiven Kontextes der Vegetationsmetaphorik in Ps 72,16f. ist für uns wichtig, daß die Wendung $em$ e -y"np: l i außer in BR 8,16 im ganzen Alten Testament nur noch hier belegt ist. Mithin ist es nicht auszuschließen, daß der Psalm dem Hiobdichter in seiner Grundgestalt bekannt gewesen ist.92 Insgesamt können wir feststellen, daß zwei so lange Reihen von Pflanzenmetaphern mit einem so reichen und seltenen Vokabular wie in BR 8,11f.16–18; 18,16 und ER 15,30b.32f. im Alten Testament einmalig sind. Das tertium comparationis bildet in beiden Fällen der Gottlose. In den Prophetenbüchern findet man ähnliche, aber wegen ihrer kollektiven Bezugspersonen (das Volk, das Königtum) zugleich unterschiedliche Bilder. In den Psalmen begegnen entsprechende Aussagen über einen Einzelnen, aber die dabei verwandte Metaphorik ist kürzer und formelhafter. So können wir festhalten, daß der Hiobdichter zwar an die in Israel (und im Alten Orient) gebräuchliche Vegetationsmetaphorik angeknüpft, sie aber im modifizierten Kontext der weisheitlichen Lehre in entsprechender Ausgestaltung verwendet hat. Vermutlich ist er anthologisch vorgegangen, wie es sich aufgrund des vokabularischen Reichtums und des Verbindens verschiedener Metaphern (15,30b.32) und Vergleiche (:K in 15,33) annehmen läßt. Dabei hat er jedenfalls auf eine breitere Tradition als nur die alttestamentliche zurückgreifen können. Daß dazu auch außerisraelitisches Traditionsgut gehört
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Vgl. eine Variante dazu in Ps 92,8; E. Dhorme (1967), 118, hebt Ps 92,13 und 73,12 hervor. Der Grundbestand dürfte in den V. 1–7*.12–14.16–17* vorliegen; vgl. dazu E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 309ff.); M. Arneth (2000), 29–54; C. Levin (2001), 265f.; O. Loretz (2002), 171–213. Es sei jedoch gemerkt, daß }yn in Ps 72,17 nicht sicher ist, weil sie als Verb hleg. ist und auch dann als }yinyf gelesen, wenn nicht in }OKiy oder }yidyf geändert werden muß; vgl. BHS, G und KBL3, 657b–658a, Bedeutung: „sprossen, Nachkommen haben“. Als Nomen }yin ist die Wurzel aber ebenfalls eine Seltenheit, weil es außer in BR nur in Gen 21,23 und Jes 14,22 belegt ist. Es spricht vieles dafür, daß $em$ f -y"np: l i in den Primärpsalm gehört. Falls er dem Hiobdichter auch nicht bekannt gewesen ist, ist es bei der Wendung selbst doch möglich (zu den möglichen Allusionen an die mesopotamische Tradition siehe unten, S. 260). E. Zenger, a.a.O., 327, läßt es zu, daß hier auf Jahwe als Sonne angespielt wird. Vgl. M. Arneth (2000), 110, Anm. 3.
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haben kann, läßt sich nicht ausschließen. Denn immerhin begegnen in den einschlägigen Bikola wenigstens zwei Aramaismen und drei Hapaxlegomena93. Beachtenswert ist ferner, daß der Hiobdichter die Vegetationsmetaphorik der BR und ER in unterschiedlicher, die Wortwahl einschließender Weise ausgestaltet hat.
1.2.3. Feuer, Flut und Finsternis in den Freundesreden Die Tier- und Vegetationsmetaphorik bildet nur einen Teil des dichterischen Arsenals des Hiobdichters, weil er grundsätzlich bei den Untergangsbildern nicht mit Worten sparen will. Die Nuancen sind so zahlreich, daß gerade dadurch der Eindruck entsteht, die Freunde lehrten das Mißgeschick der Gottlosen und nichts anderes. In den ER sind die entsprechenden Schilderungen am zahlreichsten. Sie befinden sich in der dritten und fünften Strophe der zweiten ER 15,20–24* und 15,34f. und in den einzelnen Bikola ER 15,29; 22,10f.94; 22,16; 22,20. Die Gottlosen (15,20.34) sind generell geängstigt (lyx Hitpal. in 15,20) und erschrocken (daxPa in 22,10), oder wie die Metapher in 15,21 eindeutig verkündet: „Die Schreckenslaute ({yidx f P: -lOq) sind in seinen Ohren“.95 Not und Bedrängnis (hfqUc:mU rac in 15,24), Unfruchtbarkeit (vgl. dUm:laG in 15,34), Mühsal und Unheil (}åw) f // lfm(f ) warten auf ihn. Dabei geschieht alles pausenlos (15,20) und hört auch in Friedenszeiten nicht auf (15,21). Sucht man nach konkreteren Beispielen, was dem Bösewicht bestimmt ist, findet man auf der einen Seite den Verwüster (15,21), das Schwert (15,22), den Greifvogel (15,23)96, das Feuer (15,34; 22,20) und die Schlingen (22,10), auf der anderen Seite aber wird die Lage der Gottlosen durch die universalen Chaosmächte wie den sich über ihren Grund ergießenden Strom oder Wasserschwall (rfhnf in 22,16 und -ta(p: $ i {iym a - in 22,11) sowie die Dunkelheit (|e$x in 15,22; |e$x-{Oy in 15,24 und \$x in 22,1197) als existentiell bedrohlich dargestellt. Besonders die Dunkelheit erweist sich in der bildhaften Sprache der HR und der
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Siehe die Liste der Wörter oben, S. 173f. Zu den außerbiblischen Parallelen siehe unten, S. 250ff. Hier wird jedoch Hiob selbst bedroht, aber da er laut dem Katalog der Sünden in 22,6–9 mit dem Frevler gleichgesetzt wird, gilt die Drohung auch generell für alle Sünder. Das Wort daxPa für Schrecken erweist sich in der Hiobdichtung insgesamt als sehr bedeutend: Es wird neben den ER aktiv in den HR verwendet, dabei jeweils in den den ER vorausgehenden Reden, in 3,25; 13,11 und 21,9. Konjiziert; siehe oben, S. 40. Zu den Umstellungen und Konjekturen siehe oben, S. 40f. und 48.
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Freundesreden als die geläufige und universale Metapher für Unglück.98 Darüber hinaus werden oft der Untergang der Gottlosen (dxk {Uq:y in 22,2099) und die Vergänglichkeit ihres Wohlstandes (liyx a und Metapher mit Schatten in 15,29100) beteuert. Erfährt man mit diesem Kompendium der den Gottlosen erwartenden Leidensschilderungen etwas Konkretes? Eine mehr oder weniger hinreichende Antwort soll der Blick auf die im Hintergrund stehenden alttestamentlichen Traditionen geben. Die gewählten Wendungen und Bilder der Freundesreden belegen die originelle Art des Hiobdichters, zur Schilderung des Untergangs der Gottlosen auf das entsprechende Vokabular in den Prophetenbüchern oder in den Psalmen zurückzugreifen. Als Beispiel dafür sei die universale Trias von Feuer, Flut und Finsternis herangezogen. Für das verheerende Feuer als Mittel für Gottes Eingreifen auf Erden gibt es im Alten Testament zahlreiche Belege. Fragt man, wie viele von ihnen sich mit dem Schicksal der Gottlosen beschäftigen, wie es in ER 15,34 und 22,20 der Fall ist, vermindert sich ihre Zahl drastisch. Auch in den Psalmen finden sich nur wenige einschlägige Belege und in den Proverbien überhaupt keine. Die Proverbien, die in vielen Fällen geradezu Mustersätze zum Thema des „Untergangs der Gottlosen“ enthalten, verwenden fünfmal das Wort $") ohne jede dem Schicksal der Gottlosen geltende Metaphorik (vgl. Prv 16,27; 26,20). In einigen jüngeren Psalmstellen hingegen bewirkt das Feuer in der Tat den Untergang der Frevler bzw. der Gottlosen ({yi($ f r : in Ps 11,6; 68,3; 106,18).101 Abgesehen davon verbrennt das Feuer Jahwes gewöhnlich seine Feinde, die Feinde des Beters, des Volkes Israel oder die Heiden (vgl. Ps 21,9f.; 97,3 u.a.). Auch in den Prophetenbüchern beziehen sich die Parallelen entweder auf Juda und Israel oder (in der Mehrzahl) auf ihre Feinde (vgl. Jes 10,16f.; Jer 21,10 u.a.). Von den wenigen Beispielen verdient ein Vers in der protojesajanischen Sammlung (33,14) unsere Aufmerksamkeit, weil hier die Ausnahme die Regel zu bestätigen scheint: Da hier ebenso von den Ruchlosen, {yipn¢ x A , wie dem verzehrenden Feuer (hflk" O) $"); vgl. ER 15,34) und dem Erschrecken (hier als Verb dxp; vgl. ER 15,21; 22,10) die Rede ist, gewinnt man den Eindruck, daß der Hiobdichter eine entsprechende Tradition kannte. Aber da Jes 33 möglicherweise erst in hellenistischer Zeit ent-
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In diesen Bikola sind die Anspielungen auf die Klagen Hiobs durchgehend spürbar, vgl. rO) in 3,20; |e$x in 10,21; 17,12f.*; {iym a in 14,19; das Fangseil in 19,6. 99 So nach unserer Konjektur; siehe oben, S. 51. 100 Konjiziert; siehe oben, S. 42f. 101 Es ist hervorzuheben, daß die zwei ersten Belege wegen ihrer Beziehung zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen auffallen; siehe unten, S. 294f. Ferner vgl. Ps 140,9–11.
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standen ist,102 läßt sich eine Abhängigkeit des Dichters von diesem Kapitel nicht mit Sicherheit postulieren. Da selbst in der Frage keine Einigkeit besteht, ob es sich in Jes 33 um einen in sich geschlossenen Entwurf aus einer Hand handelt oder das Kapitel das Ergebnis eines mehrfachen Redaktionsprozesses ist, wird man derzeit am besten auf weitere Spekulationen über das zwischen Hi 15,34 und Jes 33,14 bestehende Verhältnis verzichten. Bis dahin kann man die dichterische Leistung erst einmal dem Hiobdichter gutschreiben. Während der biblischen Tradition die Vorstellung vom Feuer als einem Werkzeug Gottes zur Vernichtung der Feinde durchaus bekannt war, verbindet der Hiobdichter das Feuer mit der Reihe anderer Mittel zur Vernichtung der Gottlosen.103 Als nächstes sei die Frage gestellt, wie es sich mit der traditionsgeschichtlichen Herkunft der Einsetzung des Chaoswassers als Strafmittel in 22,11 und 22,16 verhält. Die erste an Hiob gerichtete Drohung bedient sich deutlich der Sprache der individuellen Klage- und Danklieder, in denen das Wasser ein häufiges Sinnbild der Not ist (vgl. Ps 32,6; 66,12104; 69,2f.15; 88,18; 106,11; 124,4f.105). Die Originalität des Hiobdichters zeigt sich aber darin, daß die auf den ersten Blick gewöhnliche Wendung !eSka T : {iym a -ta(p: $ i (22,11) dennoch nicht in den Klage- oder Dankpsalmen nachweisbar ist. In der alttestamentlichen Tradition wird im Gegensatz entweder das ganze Land (Gen 7,19f. u.a.), eine Stadt (Ez 26,19 u.a.) oder das Heer der Feinde (Ex 14,28 u.a.), aber kein Einzelner oder gar ein Gottloser dem Wasser preisgegeben bzw. von ihm bedeckt (hsk). Außerdem findet man das seltene Wort hf(p: $ i (im AT fünfmal) in Verbindung mit dem Wasser nur im Hiobbuch. Das Gesagte gilt ebenfalls für die Formulierung in 22,16b (qcy und dUs:y): Im Alten Testament gibt es außerhalb der Hiobdichtung nur zwei Stellen (Ps 41,9; Jes 44,3),
102 So O. Kaiser (1983), 271; R Kilian (1994), 189. Eine „sehr späte Fortschreibung“ nimmt auch U. Becker (1997), 269f., an. B. Duhm (1968), 13, wollte die Dichtung erst um 162 v. Chr. ansetzen. Dagegen haben sich aber z.B. H. Wildberger (1982), 1287f. 1573f., und O.H. Steck (1985), 95ff., für die Perserzeit ausgesprochen, während U. Berges (1998), 242ff., sie als einen Brückentext beurteilt, der älter als „sehr spät“ sei. 103 Daß solche Wendungen symptomatisch nur für die Freundesreden sind (vgl. in ZR 20,26), sei betont (bei Hi 31,12 handelt es sich vermutlich um eine sekundäre Erweiterung; vgl. M. Witte [1994], 192; O. Kaiser [2006], 56). Eine Ausnahme im AT bilden die Pflanzenmetaphern (vgl. ER 15,30b), in denen das verzehrende Feuer öfters belegt ist (vgl. Ez 19,12; Jes 5,24; 10,17 u.a.). 104 Hier zusammen mit dem Feuer. 105 Wenigstens bei Ps 88 und 124 scheint vorexilische Herkunft ausgeschlossen zu sein; vgl. K. Seybold (1996), 344.483, E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 570); E. Gerstenberger (2001), 145f.334.
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in denen das Verb qcy im übertragenen und universalen Sinne als „etwas auf jemand ausgießen“ verwendet wird,106 dort jedoch nicht in Verbindung mit Verbrechern; für die Rede von den „Grundfesten“ (vgl. dUs:y in 22,16b) der Gottlosen oder Gerechten sind daneben nur zwei Belege vorhanden: Prv 10,25 und Hab 3,13.107 Noch universaler erscheint auf den ersten Blick das metaphorische Spiel mit Licht ({Oy, rO)) und Finsternis (die Wurzel \$x) in ER 15,22. 24*108; 22,11. Es sei gleich betont, daß erneut keine der Formulierungen, wie formelhaft sie sich auch anhören, ein dem Alten Testament entnommenes Zitat darstellen. Für die Vorstellung des sich verfinsternden Tages oder seines Gegensatzes, der licht werdenden Dunkelheit, sind in den Psalmen nur drei Belege hervorzuheben: Ps 18, par. 2Sam 22; 112 und 139. In ihnen wird die Finsternis jedoch nicht mit den Gottlosen in Verbindung gebracht, sondern die Gerechten mit dem Licht (Ps 18,29; 139,11f. und besonders 112,4).109 Da ähnliche Metaphern in den Proverbien völlig fehlen, bleiben als Vergleichsmaterial nur die einschlägigen Stellen aus den Prophetenbüchern übrig. Der finster werdende Tag ist dort als der Tag des Herrn (hwhy {Oy) bekannt und wird mehrfach mit seinem grausamen Charakter geschildert. Auch die apokalyptische Finsternis darf dort nicht fehlen (z.B. Joel 2,2; Am 5,20; Zef 1,15 u.a.). ER 15,24 klingt mit seiner Rede vom „Tag der Finsternis“ an Zef 1,15110 an: „Tag des Zorns ist dieser Tag: Tag von Not {hfrc f }111 und Bedrängnis {hfqUc:m}112, Tag von Sturm und Verwüstung, Tag von Finsternis {|e$x {Oy} und Dunkel, Tag von Wolken und Nebel113.“
106 Sonst behält das Verb zumal in Ex und Lev konkrete Bedeutung bei den kultischen Handlungen. 107 Viele, darunter W. Volck (1889), 59; E. Dhorme (1967), 333f.; G. Hölscher (1952), 60; A. Weiser (1980), 175; R. Gordis (1978), 248, sehen in ER 22,15f.19f. Anspielungen auf die Sintflutsage. Wegen rfhnf in 22,16 argumentiert A. de Wilde (1981), 235, dagegen und H. Strauß (2000), 66, für die Verbindung mit Jes 59,19 und Jer 46,8. Laut B. Duhm (1897), 116, wird hier auf eine unbekannte Geschichte angespielt. 108 Zu den Umstellungen, Konjekturen und Ergänzungen siehe oben, S. 40f. 109 Zu diesen Psalmen siehe auch unten, S. 291f.294f. 110 Darin scheinen die Exegeten einig zu sein, daß dieser Vers zum älteren Grundbestand des Buches gehört; vgl. F. Horst (1964), 191; A. Deissler (1988), 236; K. Seybold (1991), 85f., H. Irsigler (2002), 59f., und L. Perlitt (2004), 113f. Zum Hintergrund des Tages des Zorns in Zef siehe H. Irsigler, a.a.O., 171f. 111 In ER 15,24 als rac. 112 hfqUc:m ist im AT nur siebenmal belegt, davon außerhalb von Ps 107 nur dreimal, in Zef 1,15; Ps 25,17 und ER 15,24.
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Der Hauptunterschied zur Hiobdichtung besteht aber darin, daß die für die prophetischen Unheilsverkündigungen so charakteristischen Vorstellungen vom Tag Jahwes dem Hiobbuch völlig fremd sind (vgl. nur OPa) {Oy in ZR 20,28). Darüber hinaus wird in ihm nicht das Ende der Welt oder eines Volkes bedacht, sondern das eines Menschen. Die Kürze seines Lebens gehört zu seinem Wesen (HR 14,1–3). Aber die Vergänglichkeit der Menschheit als solcher, wie sie in den Apokalypsen thematisiert wird, gehört nicht zu den Problemen des Hiobdichters.114 Die besprochenen universalen Metaphern von Feuer, Flut und Finsternis sind auch in den BR und ZR belegt. Neben der Aussage in 20,23bβ, daß Gott das Feuer seiner Wut auf den Gottlosen regnen läßt,115 ist nur noch an die Endstrophe der zweiten ZR 20,26–29* zu erinnern. Dort frißt den Gottlosen ein Feuer, während die Erde erbebt, der Himmel seine Schuld enthüllt und eine Regenflut seine Habe davonschwemmt. Das Summary appraisal 20,29 konstatiert nur mit allgemeinen Wendungen, daß das der Anteil ist, den Gott dem Gottlosen zuweist. Die alttestamentlichen Parallelen zu dieser Strophe sprechen erneut für eine gewisse Abhängigkeit von der Sprache der Psalmen und Propheten. So wird zusätzlich zu den Parallelen in den ER das Verb {wq Hitp. (20,27) außer Hi 27,7 im Alten Testament nur in Ps 17,7; 59,2 und 139,21116 benutzt. Das seltene Verb xpn (20,26bα) kommt in Verbindung mit dem Feuer nur in Jes 54,16117 und Ez 22,20f. vor, die zu entblößende (hlg in 20,27) Schuld ist in der Prophetentradition zu Hause (vgl. Jes 26,21; Ez 21,29; Hos 7,1a)118 und der Tag des Zornes Gottes (OPa) {Oy in 20,28) befindet sich in Jes 13,13 und Zef 2,2f.119 Der Leser wird jedoch im pointierenden Endvers 20,29 daran erinnert, daß es sich bei den ZR immer noch um einen weisheitlichen Text handelt: Der Ausdruck (f$fr {fd) f besitzt seine Parallele nur in den Sprüchen (Prv 11,7).120
113 Das 15-mal im AT vorhandene Wort lepr f (A ist zusätzlich in ER 22,13 verwendet worden. 114 Vgl. dagegen die spätere Niedrigkeitsredaktion in 4,12–21 u.a, und M. Witte (1994), 194ff. 115 Falls unsere Konjektur richtig ist, siehe oben, S. 82, und vgl. unbedingt Ps 11,6. 116 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295. 117 Zu Jes 54* siehe unten, Anm. 341. 118 H. Wildberger (1972), 9, hebt zusätzlich den Nachklang der Apellation aus Jes 1,2f. in ZR 20,27 hervor. 119 Bemerkenswert sind darüber hinaus die Parallelen in Threni, vgl. die sich entblößende Schuld in Thr 2,14; 4,22 und den Tag des Zornes in Thr 1,12; 2,1.21f. 120 H. Strauß (2000), 34, verweist besonders auf Prv 11,4.
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In den BR bleibt von der hier zu behandelnden Trias nur die Finsternis als Werkzeug Gottes gegen die Gottlosen übrig. In 18,18 werden die Gottlosen vom Licht und Festland (l"bT " ) in die Finsternis gestoßen.121 Dagegen beweisen die Bikola 18,5f., daß das verlöschende (\(d und \$x) Licht (rO), $") und r"n) im Hause der Gottlosen ({yi($ f r : ) auch als einfache Metapher für den Tod der Gottlosen benutzt werden kann. Dabei gewinnen diese Bikola im Gegensatz zum oben gewonnenen Eindruck von der dichterischen Verwendung der Propheten- und Psalmensprache den Beiklang eines Zitats aus den Proverbien. Neben Prv 20,20 und 24,20 sei besonders 13,9 vorgeführt:122 „Das Licht {rO)} der Gerechten geht auf 123, aber die Leuchte {r"n} der Gottlosen {{yi($ f r : } verlöscht {\(d}.“
So zeigt es sich erneut, daß sich die Sprache des Hiobdichters generell im traditionellen Rahmen bewegt.124 Sie weicht von dem traditionellen Weg auch dann nicht ab, wenn sie zwei der Komponente der chaotischen Trias, z.B. das Wasser und die Finsternis, miteinander verknüpft und dahinter die Hand Gottes sieht (ER 22,11; vgl. z.B. Am 5,8). Besonders in den Theophanieschilderungen können alle drei Komponenten die Erscheinung Gottes begleiten, was exemplarisch durch Ps 18,8–16, par. 2Sam 22,8–16 belegt ist.125 Man darf jedoch nicht vergessen, daß die sich in Wettererscheinungen manifestierende Macht Gottes in verwandten hymnischen Texten besungen wird oder zu den Kennzeichen einer Gerichtstheophanie gehört (vgl. z.B. Zef 1,14–17), in den Freundesreden aber gegen den Gottlosen gerichtet wird. Ausnahmen wie die ursprüngliche Hiobdichtung und die der Psalmensprache nahestehende Schilderung in Hab 3,8–15 (besonders 3,13) zeigen, daß spätestens in der Zeit des Hiobdichters eine Brücke zwischen den älteren Theophanieschilderungen und der Vergeltungslehre geschlagen wurde.126
121 Die Licht-Finsternis-Metaphorik wird aus HR 17,12f. aufgenommen. 122 Manche, besonders E. Dhorme (1967), clxv, und G. Hölscher (1952), 44, weisen auf 13,9 und 24,20 hin. 123 Siehe BHS; B. Gemser (1963), 62, dagegen aber W. McKane (1985), 461. 124 Vgl. P. Volz (1921), 76: „Stehend aus alter Zeit ist der schwere Dreiklang: Finsternis, Feuer, Flut“. 125 Vgl. das Feuer in V. 9, die Dunkelheit in V. 10.12 und das Wasser in V. 16. Zu Ps 18 siehe auch unten, S. 291f. 126 Zu Hab 3,8–15 siehe L. Perlitt (2004), 43.88–94.
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1.2.4. Weitere Illustrationen in den Elifasreden Bei den weiteren den Untergang der Gottlosen schildernden Stellen der ER sind nur einige alttestamentliche Parallelen zu nennen, weil sie unsere Beobachtungen über die teilweise originelle Sprache des Hiobdichters vor dem Hintergrund ihrer Traditionsverbundenheit bestätigen. Die Propheten verbinden mit dem Gottesgericht Schlingen, eine Grube, Schrecken oder sogar Schreckenslaute. Diese Dinge können auch gehäuft vorkommen. Allerdings erweist sich die formelhaft dichteste Parallele als sprichwörtlich, so daß sich ein Abhängigkeitsverhältnis nur schwer belegen läßt, wie es in der Parallele in der sog. Jesaja-Apokalypse 24,18a der Fall ist:127 „Wer entflieht vor dem Schreckenslaut {daxPa h a lOQim}, der fällt in die Grube; wer entkommt aus der Grube, der wird von der Schlinge {xfP} gefangen.“128
Ähnlich formelhaft klingt das den grausamen Verwüster bezeichnende Partizip d"dO$ aus ER 15,21, das spezifisch der prophetischen bzw. jeremianischen Sprache zugehört (zusammen mit dem Verb )wb in Jer 12,12; 51,48.53 u.a.). Erneut unterscheiden sich jedoch in beiden Fällen die Kontexte erheblich. Dagegen erscheint das Verb dd$ in den Psalmen (17,9) und in der Weisheitsliteratur (Prv 24,15) auf die Gottlosen bezogen, um eine Handlung der Gottlosen gegen den Beter oder Gerechten zu bezeichnen. Das plötzliche Entsetzen, {o)t : Pi daxPa , aus ER 22,10 begegnet wörtlich im Alten Testament nur noch in Prv 3,25 und bezieht sich hier eindeutig auf die Gottlosen ({yi($ f r : ).129 Um die Vergeltungslehre des Elifas bzw. seine Lehre über den Untergang der Gottlosen zu unterstreichen, sei die einzige Stelle angeführt, in der der Leser überhaupt etwas über das Verhältnis zwischen den Gerechten und den Gottlosen erfährt. Es äußert sich (als Reaktion auf HR 21*) nach 22,19f. darin, daß die Gerechten und der Unschuldige ({yiqyiDac und yiqnf ) angesichts des Untergangs der Gottlosen spöttische Freude (xm&) zeigen. So wird hier, gegen Ende des Dialogs, die These von seinem Anfang in 4,7 wieder aufgenommen: Die Gerechten ent127 Hier handelt es sich um ein Sprichwort, das schon in Jer 48,43f. (vgl. Thr 3,47) begegnet; vgl. dazu zuletzt R. Scholl (2000), 60–61, und zur Komposition von 24,1–20 a.a.O., 63–64. Der Abschnitt bildet eine Art schriftgelehrter redaktioneller Prophetie. Scholl datiert Jes 24–27 in toto um 300 v. Chr. (S.285). Vgl. auch U. Berges (1998), 198: Ende der persischen Zeit. 128 In ER 22,10 ({yixpa und daxPa ) und 15,21 ({yidx f P: -lOq). Vgl. auch Jer 48,43f. 129 Prv 3,25 gehört aber sicherlich zu den jüngsten Beiträgen im Bereich von c. 1–9; vgl. R. Schäfer (1999), 97ff.278.
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kommen nicht nur der Katastrophe, sondern sind auch fröhliche Augenzeugen des Untergangs der Gottlosen (vgl. in beiden Stellen yiqnf und dxk). Will man diese Aussage an der Tradition messen, ergibt sich ein reichliches Vergleichsmaterial, zumal sich für das Verb xm& in den Psalmen und zusammen mit einer Gegenüberstellung der Gerechten mit den Gottlosen in den Proverbien zahlreiche Parallelen unterschiedlichen Grades befinden.130 Wählt man eine ihrer drastischeren in Gestalt von Ps 58,11 aus, so findet man sowohl die Kontrastierung, die Freude der Gerechten als auch den Tod der Gottlosen: „Es freue sich {xam& : yi } der Gerechte {qyiDc a }, denn er hat Rache geschaut {hfzx f }, seine Hände131 wird er waschen im Blut des Gottlosen {(f$r f }.“
Das Lied oder zumindest einzelne seiner Teile stehen in Verbindung mit den Gerechtigkeitsbearbeitungen in den Psalmen,132 die, wie oben bereits beobachtet, jünger sind als die Urgestalt der Hiobdichtung oder aus anderen Kreisen stammen.133 Der Hiobdichter kann also als ein Vorläufer bezeichnet werden, der sich mit ähnlichen Äußerungen auf die weisheitliche Tradition stützt, wobei er vermutlich auf eine im Entstehen begriffene Tradition, welche die Gerechten mit den Gottlosen konfrontiert, zurückgreifen konnte.134
1.2.5. Weitere Illustrationen in den Bildadreden Über die umfangreiche Vegetations- und Lichtmetaphorik hinaus sticht in den BR die zweite Strophe der zweiten BR 18,7–11 ins Auge, weil hier fünf Bikola die im ganzen Alten Testament auffallend häufig begegnende Jagdmetaphorik vorführen. Die Strophe wird in V. 7 durch die Feststellung eröffnet, daß die Schritte des Gottlosen wanken, und in V. 11 als kleine Conclusio abgeschlossen, daß ihn ringsum Schrecken 130 N.C. Habel (1985), 341, hält ER 22,19a für eine Variation von Ps 107,42a. Da aber 107,42b in Verbindung mit der Redaktion in Hi 5,16 (vgl. a.a.O.; siehe oben, S. 28–31) steht, liegt das Zitieren von Hi 22,19 in Ps 107,42 näher. 131 Lies mit G wyfPKa (siehe BHS). 132 Dieser Vers wird von den Forschern entweder als Ergänzung oder als ursprünglicher Bestandteil des in diesem Fall als literarische Einheit betrachteten und in die späte oder gar makkabäische Zeit datierten Psalms betrachtet, siehe unten, S. 294f., Anm. 108. Weitere, hauptsächlich aus nachexilischer Zeit stammende Beispiele wie Ps 32,11; 52,8f.; 68,3f.; 91,8; Prv 29,16 können dieser Stelle an die Seite gestellt werden. 133 Dazu vgl. oben, S. 167f., und unten, S. 292–295. 134 Daß das Zitat der Worte der Gerechten in ER 22,20 keine vorhandene Tradition weitergibt und auf den Hiobdichter zurückzuführen ist, ist anhand des Verbs dxk von G. Fohrer (1963a), 360, Anm. 17, hervorgehoben worden.
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ängstigen und auf Schritt und Tritt hetzen. Der Hauptteil der Strophe bietet sechs unterschiedliche Wörter für Fallen und Schlingen, von denen drei – te$r e (V. 8a), xaP (V. 9a) und lebx e (V. 10a) – im Alten Testament geläufig sind und drei – hfkb f & : (V. 8b), {yiMc a (V. 9b) und tedoKl : m a (V. 10b)135 – im Alten Testament in dieser Bedeutung Hapaxlegomena sind. Obwohl die Jagdmetaphorik selbst im Alten Testament gewöhnlich ist, weicht der Hiobdichter (vermutlich absichtlich) von ihr ab. Er vermeidet das in der Weisheitssprache populärste Wort $"qOm für Stricke (vgl. Prv 13,14; 14,27 u.a.), spricht nicht vom Untergang eines Kollektivs wie in der Prophetensprache (vgl. Ez 17,20; 19,8136 u.a.), und er schildert nicht die ausweglose Bedrängnis des Gottlosen (vgl. Ps 9,16; 10,9; 35,8 u.a.) und die Not des zu rettenden Beters (vgl. Ps 31,5; 57,7 u.a.) wie in der sonst in dieser Beziehung verwandten Psalmensprache.137 Vor allem gelten die Schlingen in den BR im Unterschied zu den meisten Belegen im Alten Testament als Instrumente Gottes.138 Um eine ähnliche Paraphrase der Tradition handelt es sich auch beim Verb rrc (BR 18,7; übrigens auch in ER 15,24 als Nomen rac und in ZR 20,22), wie ein Vergleich z.B. mit Ps 31,10; 66,14; 106,44 zeigt (vgl. dagegen Prv 4,12). Im Unterschied zu den Gottlosen in BR 18,7ff., die in die Fallen geraten sind, klagt ein Beter des Psalms 140 ganz traditionsgemäß über die von den Gottlosen für ihn verborgen gelegten Fallen (vgl. }m+, xaP, lebx e und te$r e in V. 5f.).139 Ein weiterer Psalmendichter berichtet rückblickend auf seine Not von den umfangenden Schlingen und dem Erschrecken in Ps 18,5f., par. 2Sam 22,5f. Obwohl dort die Wörter lebx e und bbs und besonders ein Lieblingsverb (t(b) des Hiobdichters140 unsere Aufmerksamkeit verdienen (vgl. BR 18,11), unterscheidet sich der Kontext der BR (Untergang der Gottlosen) erneut von dem des Psalms (Rettung des Betenden):141 „Es umfingen mich Schlingen {lebx e } des Todes, und des Verderbens Ströme erschreckten {t(b} mich. 135 Siehe zum Kommentar G. Hölscher (1952), 45. 136 Ez 17* und 19* sind oben bereits hervorgehoben worden, siehe S. 174f. 137 Für C. Westermann (1956), 71, bildet es sogar ein Argument für den Klagecharakter des ganzen Hiobbuches. 138 Manche (z.B. F. Lindström [1994], 184.392, anhand von Ps 42,7f. und 57,7 und im Lichte von BR 18,12–14] sehen hinter der Jagdmetaphorik den Tod. Daß der (personifizierte) Tod in den BR jedoch nicht ohne Legitimation Gottes handeln kann, sei unterstrichen; siehe unten, S. 208 und S. 261f. 139 Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß sich der Verfasser von Ps 140 umfangreich auf die Freundesreden stützt; siehe unten, S. 295, Anm. 111. 140 Das Verb ist im AT 16-mal belegt, davon in Hi achtmal. 141 Merke auch rac in Ps 18,7. Zu Ps 18 siehe unten, S. 291, und vgl. Jes 24,27f. oben, S. 165.
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Der Scheol Schlingen {lebx e } umgaben {bbs} mich, geraten war ich in Todesschlingen.“
Darüber hinaus verwendet der Hiobdichter zur Belebung der BR eine Reihe von Einzelbildern: In 8,14 wird die Zuversicht des Gottlosen mit der Zerbrechlichkeit des Spinnengewebes verglichen; in 18,12–15 wird er Opfer des Verderbens, der Krankheit und des Todes, dargestellt anhand der auffallend anthropomorphen Krankheit (yaw:D in V. 13)142 und dem im Alten Testament beispiellosen Erstgeborenen des Todes (rOk:B tåwm f in V. 13)143 und König des Schreckens (tOhfLB a |elem in V. 14). Außerdem verschwindet nach 18,17 das Andenken des Gottlosen vollkommen auf der Erde, und auf der Straße (jer) e // jUx), und in 18,19f. bleiben von ihm keine Nachkommen übrig, so daß alle Augenzeugen Furcht ergreift. Diese Bilder können vor dem Hintergrund der Freundesreden als die düstersten eingestuft werden, weil sie die vollständige, selbst die Erinnerung an ihn einschließende Vernichtung des Gottlosen beschreiben. Die genannten Interpretamente heben sich von dem üblichen Sprachgebrauch des Alten Testaments durch die Seltenheit sowohl ihrer Motive als auch ihres Wortschatzes ab. Bereits 8,14 enthält eine ganze Reihe derartiger Wörter und Metaphern wie $yibKf (a (nur noch in Jes 59,5) und lesKe in der Bedeutung „Vertrauen“ (außer Hi144 dreimal im AT), wobei die Metapher mit Spinnengewebe für Zerbrechlichkeit bzw. Untergang im Alten Testament überhaupt einzigartig ist.145 Falls unsere Konjekturen richtig sind146, sind der Aramaismus +iyqa (hleg.)147 und die {yir< u qi (nur noch in Jes 3,20; Jer 2,32) ebenso auffallend. Weiterhin sind zu nennen: (alc e (viermal im AT) aus 18,12, yawD : (sicher nur in Ps 41,4)148 aus 18,13, tyirp: Ga (siebenmal im AT) aus 18,15, das Paar }yin // dekne (nur noch in Gen 21,23; Jes 14,22) aus 18,19 und ra(& a (nur noch in Ez 27,35; 32,10) aus 18,20. Ähnlich verhält es sich mit der Personifizierung der Krankheit und den dämonischen Gestalten in 18,13f. Derartige Personifikationen sind
142 143 144 145
Konjiziert, siehe oben, S. 64. Siehe zur Textkritik oben, S. 64. Vgl. Hi 31,24 und hfls : Ki in 4,6; nach O. Kaiser (2006), 52ff., ist die Stelle sekundär. In Jes 59,5f. deutet die Metapher nicht auf die Zerbrechlichkeit hin; zu Jes 59,4–6 siehe oben, S. 166, und Anm. 35f. S. Terrien (1963), 24, Anm. 4, hebt $yibKf (a als Beweis für die Abhängigkeit von TrJes von Hi hervor. 146 Siehe oben, S. 58. 147 Vgl. M. Wagner (1966), 101. 148 Falls die Konjektur richtig ist, siehe oben, S. 64. In HR 6,7 wird y"wd : Ki oft konjiziert, z.B. KBL3, 207b. Vgl. aber auch die Variante yfUD a (dreimal im AT).
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in der alttestamentlichen Tradition schon deshalb selten,149 weil sie mit dem Geist des Monotheismus bzw. Monojahwismus unverträglich sind. Desto augenfälliger sind solche alttestamentlichen Stellen, die im Horizont einer „Bildungsremythologisierung“ (Herbert Niehr) auf sie zurückgreifen.150 Bei BR 18,13f. handelt es sich sicherlich um einen dafür exemplarischen Beleg. Der Hiobdichter, der ohnehin als ein Meister des Dichtens und Paraphrasierens gilt, setzt alle Mittel ein, um den Thesen der Freunde und besonders der BR den Anspruch auf universale Gültigkeit zu sichern, so daß alle kosmischen Elemente und Aspekte das von Gott garantierte Prinzip des qedc e (BR 8,3) und der totalen Vergeltung garantieren. Zu diesen Aspekten151 gehören auch die sowohl aus der zeitgenössischen Sprache als auch der archaischen Welt aufgenommenen Personifikationen in Gestalt von Göttern und Dämonen. Dabei dient alles dem einen Zweck der Beteuerung, daß der Gottlose auch nicht die geringste Möglichkeit hat, seiner Vernichtung zu entgehen.152 Daher ist bei den dämonischen Gestalten in BR 18,13f. die Bezeichnung als „dichterische Personifikationen“153 berechtigt, obwohl der Mythos selbst sehr lebhaft mitzuschwingen scheint.154
149 G. Fuchs (1993), 111, Anm. 135, nennt jedoch Ps 49,15; Jes 28,15 und Jer 9,20, in denen der Unterweltgott twm „als personenhafte Größe begegnet“. Das Wort hfhL f B a wird im AT oft mit dem Tod in Verbindung gesetzt, vgl. Ps 73,19; Jes 17,14; Ez 26,21. 150 Siehe den Begriff der „Bildungsremythisierung“ in H. Niehr (1990), 199–220 und 141–166. 151 Die Sprache der Freundesreden ist aspektiv, wie die der alten Kulturen generell. Siehe dazu gründlich E. Brunner-Traut (1996), bes. S. 120–129; vgl. dazu auch O. Kaiser (1958), 6, mit Verweis auf Henri Frankfort: „Die mythische Aussage umschreibt also immer nur einen bestimmten Aspekt eines Wirklichen. So wahr diesem Wirklichen in seiner Begegnung sehr verschiedene Aspekte innewohnen können, können auch für den mythisch Denkenden ganz verschiedene Aussagen nebeneinander stehen“. 152 Vgl. z.B. E. Dhorme (1967), cxvi („the traces of popular mythology ... are part and parcel of its language rather than its ideas“); G. Fohrer (1963a), 49; R. Gordis (1978), 192; H. Strauß (2000), 28 (der Mythos ist funktionalisiert); O. Kaiser (2006), 106 („eher eine Art von poetischem Bildungsnachweis als ein Wiederaufleben der versunkenen Götterwelt“). 153 So bereits L. Hirzel (1852), 116, und die Mehrheit der Exegeten; vgl. die Kritik bei G. Fuchs (1993), 111f., und oben, S. 64. 154 So sind wir mit den Ergebnissen der Untersuchung von G. Fuchs (1993), 291–295 u.a., grundsätzlich einverstanden, rücken aber mehr den weisheitlichen Rahmen der Freundesreden, ihre leicht unterschiedliche, persönliche Gestaltung sowie die konsequente Ausführung der Vergeltungslehre, die sich u.a. auf die zeitgenössischen Vorstellungen stützt, in den Vordergrund. Siehe auch zum Verhältnis von Gott und Mensch bei Bildad unten, S. 208, und zu den Beziehungen zu den mesopotamischen Traditionen unten, S. 250ff.
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An den universalen Anspruch schließt sich weiterhin auch das Paar {yinorx A ) a // {yinomd : aq in 18,20 an, dessen einzige Parallelen im Alten Testament sich in Joel 2,20 und Sach 14,8 befinden. Diese deuten auf das Meer im Osten und Westen155 hin, während Bildad das beispielhafte Schicksal des Gottlosen der ganzen Welt vor Augen führen will. Der Hiobdichter geht in diesen Bildern, wie in zahlreichen anderen auch, mit der prophetischen Sprache schöpferisch um: Er entnimmt ihren Schrekkensbildern Begriffe wie dy") (BR 18,12; vgl. z.B. Jer 18,17; 48,16; Ob 13), – obwohl das Wort wahrscheinlich auch in der Weisheit bekannt gewesen ist (vgl. Prv 17,5; 24,22; 27,10),156 – das Paar jer) e // jUx (BR 18,17; vgl. z.B. Jer 44,9.21157; 51,4), und die Wurzel ddn, die übrigens je einmal in den Reden der drei Freunde vertreten ist (ER 15,23; BR 18,18; ZR 20,8; bei den Propheten ist sie ein wenig anders nuanciert, vgl. z.B. in Hos 9,17; Nah 3,7). Solche Schreckensbilder reichert der Hiobdichter mit deuteronomistischer Sprache an, vgl. z.B. jer) e }im db) (BR 18,17 und dazu Dtn 4,26; 11,17), vdh (BR 18,18 und dazu Dtn 6,19; 9,4 und ferner Jer 46,15), dyir& f (BR 18,19 und dazu Dtn 2,34; 3,3 und häufig in Jos)158. Er bildet zusätzlich ungewöhnliche Kombinationen wie tyirp: Gf hrz (BR 18,15; vgl. dagegen r+m Hif. + tyirp: Gf in Gen 19,24; Ps 11,6; Ez 38,22159). Mithin dürfen wir davon ausgehen, daß der Hiobdichter gute Kenntnisse der prophetischen, zumal der jeremianischen, und (wie besonders in seinen BR zu erkennen ist) der deuteronomistischen Tradition besessen hat.160 Darüber hinaus kann hinter den Metaphern und Motiven, zumal den Personifikationen, nicht nur die dichterische Fähigkeit des Hiobverfassers gesehen, sondern auch die Kenntnis außerbiblischer Traditionen vermutet werden.161
155 Und in umgekehrter Reihenfolge. Es sind entsprechend das Tote Meer im Osten und das Mittelmeer im Westen gemeint; siehe oben, S. 64f., und unten, S. 261. 156 Die Tatsache, daß das Wort einmal im Psalter und nämlich in Ps 18,19, par. 2Sam 22,19, vorkommt, verdient eine Anmerkung. Zu Ps 18 siehe unten, S. 291f. 157 Das Paar ist typisch für die dtr. Redaktion in Jer; siehe W. Thiel (1981), 98, ferner S. 69ff. 158 Darüber hinaus kommt das Wort {yirUg:m aus BR 18,19 hauptsächlich in Gen vor, vgl. z.B. 17,8; 28,4. 159 Darunter kann nur Gen 19,24 als eine gegenüber der Hiobdichtung ältere Stelle eingestuft werden (vgl. C. Levin [1993b], 159ff.), zu Ps 11 siehe unten, S. 294f., und zu Ez 38,22 K.-F. Pohlmann (2001), 510. 160 Siehe auch unten, S. 297f. 161 Zu einem möglichen mesopotamischen Lokalkolorit in den BR siehe unten, S. 250ff.
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1.2.6. Weitere Illustrationen in den Zofarreden Vor allem die zweite ZR verfügt über zahlreiche Einzelbilder, von denen einige durch ihren Umfang durchaus mit denen der BR vergleichbar sind. Im umfangreichsten und effektvollsten von ihnen in 20,12–14 läßt der Hiobdichter Zofar die Folgen des Bösen Hiob vor Augen führen, indem er metaphorisch das süße Böse sich in Gift verwandeln läßt. Die Gegenüberstellung des süßen Geschmacks (qtm Hif.) mit dem bitteren Otterngift ({yint f P: tarOr:m) läßt sich im Rahmen der allgemein bekannten Kontrastierung des Süßen und Bitteren verstehen. Obwohl es dazu im Alten Testament nicht allzu viele Beispiele gibt, können einige von ihnen als Kommentar vergegenwärtigt werden. Ein Weheruf aus dem älteren Bestand der protojesajanischen Sammlung (Jes 5,20)162 bildet einen genügenden Beweis dafür, daß die entsprechende Metaphorik in der Zeit des Hiobdichters bekannt gewesen ist:163 „Weh denen, die das Böse {(ar} gut nennen und das Gute böse {(ar}, die die Finsternis zum Licht machen und das Licht zur Finsternis, die das Bittere {ram} süß {qOtfm} machen und das Süße {qOtfm} bitter {ram}!“
Mithin steht die Verurteilung der Lüge, wie sie Zofar den Gottlosen in Gestalt falscher, durch Unersättlichkeit verursachter Rede vorwirft,164 jedenfalls bereits im Schatten einer älteren Tradition (vgl. auch Ps 58,4f.). In diesen Zusammenhang gehört auch 20,12–14, wo von der Verwandlung des süß schmeckenden Bösen in seinem Munde in Natterngalle die Rede ist (vgl. |"x und das Wortpaar heP // }O$fl und dazu Ps 50,19; Zef 3,13165). In Ps 140,4 heißt es von den bösen Menschen ((ar {fd) f in V. 2) und Gottlosen ((f$r f in V. 5):166 „Sie haben scharfe Zungen {}O$fl} wie Schlangen, Otterngift ist unter {taxT a } ihren Lippen.“
162 Vgl. U. Becker (1997), 141f., der zeigt, daß der Vers bereits auf Am 5f.* (vgl. bes. 5,7; 6,12) zurückgreift. 163 Vgl. auch Prv 5,3f. (nach R. Schäfer [1999], 251 u.a., gehört zum älteren Bestand in Prv 1–9) und 20,17 (so J.E. Hartley [1988], 305). 164 Siehe dazu unten, S. 197–199. 165 Zu Ps 50 siehe unten, S. 222 und Anm. 357. Zef 3,13 kann in dieselbe Zeit mit dem Hiobdichter gehören, siehe L. Perlitt (2004), 98f., und O. Kaiser (1994a), 143f., und vgl. dagegen die spätexilisch-frühnachexilische Ansetzung bei K. Seybold (1991), 86, und H. Irsigler (2002), 63. 166 Zu Ps 140 siehe unten, S. 295, Anm. 111.
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Anhand dieser Stellen und trotz weniger wortwörtlicher Überschneidungen kann man daher behaupten, daß das Motiv in ZR 20,12–14 an und für sich einen biblischen Hintergrund besitzt. Da es sich jedoch an dieser Stelle um eine vollständige Ausführung des metaphorischen Vergleichs handelt und die Vokabeln oder ihre Kombinationen selten sind167, kann die Abhängigkeit von einer außerbiblischen Tradition nicht ausgeschlossen werden. Wegen der in diesem Text behandelten Vergeltungslehre und dem dabei im Mittelpunkt stehenden Einzelnen liegt eine weisheitliche Vermittlung nahe.168 Weitere Illustrationen in 20,15 und 20,18 knüpfen an die vorausgehenden V. 12–14 an, indem das Innere ({yi(m " und berqe in V. 14) durch das Verb (lb in V. 15.18 und der }e+eB in V. 15 aufgenommen wird. Statt des Vorwurfes der Lüge wird hier allerdings der der Unersättlichkeit erhoben (vgl. liyx a und (fgyf und vor allem 20,20f.). Wie in den V. 12–14 unterstreichen der relativ seltene Wortschatz169 und wenige, wegen ihrer unterschiedlichen Tendenz nur bedingt relevante alttestamentliche Parallelen die Eigenständigkeit von ZR 20,15.18. Obwohl es durchaus vorstellbar ist, daß ähnliche Bilder in der Weisheit kursierten, stehen als Parallelen doch nur zwei Verse aus dem Babel-Orakel Jer 51,34.44170 oder Prv 23,4–8 und 25,15f.171 zur Verfügung. Dasselbe gilt für die Vergänglichkeitsbilder in 20,6f. und 20,8f., in denen die Hoheit ()yi&, hleg.) des Bösewichtes mit Kot (lflGf ) und mit einem Traum ({OlAx // }Oyºzx e ) verglichen wird. Zum ersten Vergleich gibt es merkwürdigerweise keine direkten Parallelen im Alten Testament172, zum zweiten finden sich einige Belege in der Psalmen- und Prophetenliteratur. Von ihnen ist vor 167 Das Wort hfr(O)r:m in 20,14.25 ist hleg. (siehe auch unten, S. 243, Anm. 49), das Verb qtm ist im AT fünfmal belegt, die Wendung }O$fl taxT a viermal, |"x |Ot:B nur hier, auch }etPe nur sechsmal (darunter zweimal in Hi 20*). 168 Siehe unbedingt zu den aramäischen Parallelen unten, S. 241ff. Merke auch, daß bei oben zitierten Jes 5,20 weisheitlicher Hintergrund vermutet worden ist (O. Kaiser [1981a], 108; W.A.M. Beuken [2003], 152). Dazu, daß V. 12–14 Bezug auf Fluch- und Probeordal besitzen können, siehe H. Strauß (2000), 30, und ferner vgl. die Beobachtungen von G. Fuchs (1993), 119f. Vgl. auch die breite Annahme der entsprechenden Motivik im Buche Ben Sira und deren Analyse bei A.A. Di Lella (2008). 169 Die Wurzel )yq im AT 13-mal; (fgyf als Nomen hleg., als Verb aber in der Weisheit außer Hi nur in Prv 23,4; hfrUm:T sechsmal im AT; sl( nur noch in Hi 39,13 und Prv 7,18. 170 Grundsätzlich kann der Hiobdichter eine ähnliche prophetische Metaphorik gekannt haben, wenn auch das Alter der Völkersprüche Jer 46–51 selbst strittig ist, vgl. O. Kaiser (1994a), 75f. 171 Wenigstens kommen in diesen älteren Stellen die Folgen der Unersättlichkeit mehr oder weniger zu Sprache. Vgl. das Verb )yq in Prv 23,8 und 25,16. 172 Gewisserweise kann man nur 1Kön 14,10 zum Vergleich heranziehen, wo auch die Variante lflGf (zweimal im AT) zu l"G (20,7; nur dreimal im AT) verwendet wird.
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allem Ps 73,20, eine weisheitliche und möglicherweise zeitgenössische Parallele zur ursprünglichen Hiobdichtung,173 wegen einer Aussage über die {yi($ f r : (V. 12) hervorzuheben: „Wie ein Traum {{OlAx} nach dem Wecken, es gibt ihn nicht mehr {UNeny")}, wie man beim Erwachen sein Bild verachtet174.“
Das Wortpaar {OlAx // }Oyºzx e (20,8) führt zu einem weiteren Bild der Vergänglichkeit in der prophetischen Literatur (Jes 29,7f.), in dem auch das Essen und Trinken thematisiert werden (vgl. ZR 20,20f.), während das Subjekt jedoch kein Individuum, sondern die Völker sind.175 Darüber hinaus ist bemerkenswert, daß das Paar vz$ // rw$ in 20,9 einzigartig ist176 und das geläufige Wort {Oqfm für die ältere Weisheit (nur dreimal in Prv)177 im Gegensatz zu Hi, Qoh oder den Psalmen nicht typisch ist178, sondern dem Gebrauch bei den Propheten, zumal im Buche Jeremia, ähnlich ist (z.B. Jer 22,11; 42,18). Auch das Bikolon in ZR 20,6 ist auffallend. Obwohl die nächsten Parallelen zu ihm aus der prophetischen Literatur stammen (vgl. Jes 14,13–15179 und ferner Jer 51,53; Am 9,2), läßt der Hiobdichter, indem er sich mit der Wendung hl( + {iym a < f l a der mythischen Sprache nähert,180 den Gottlosen eindeutig Anspruch auf Gottähnlichkeit erheben. Mit dem Paar {iym a $ f // bf( (auch in ER 22,14; außerdem nur in Ri 5,4) scheint er sich aber absichtlich von der Psalmensprache abzusetzen, in der das Paar {iym a $ f // {yiqx f $ : üblich ist (Ps 36,6; 57,11; 78,23; 108,5; vgl. jedoch Hi 38,37). Die erörterten Verse werden in 20,23b dadurch ergänzt, daß Gott nach ihnen auf die Gottlosen Glut (OPa) }OrAx) und Wut sendet (xl$ //
173 Zu Ps 73 siehe unten, S. 292f. 174 Der Text ist korrupt, aber nach den Konjekturen von ynd) in UNeny") (BHS, K. Seybold [1996], 281; H.-J. Kraus [2003], 664), des Suffixes bei {elc e (BHS, K. Seybold, a.a.O.; H.-J. Kraus, a.a.O.) und von håzb : T i in håzb : ni (BHS, KBL3, 113a) ist wenigstens der Parallelismus zu rekonstruieren. Vgl. auch E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 334). Zu ryi(B f siehe KBL, 691a. 175 Das Alter von Jes 29,1–8* ist strittig (vgl. O. Kaiser [1983], 211f., und U. Becker [1997], 236ff.), und V. 7f. können in die zeitliche Nähe zur ursprünglichen Hiobdichtung gehören. 176 vz$ nur noch in Hi 28,7 und Hld 1,6; rw$ außer Hi nur in Num 23f.; alle anderen Stellen in Hos oder Jer sind unsicher, vgl. KBL3, 1345a–1346a. 177 Auch in diesen Stellen (Prv 15,3; 25,6; 27,8), außer vielleicht der ersten, ist das Wort nicht mit der existenziellen Verwendung in Hi vergleichbar. 178 Die „weisheitliche“ Ausnahme in Ps 37,10 bildet eher ein Kompendium aus ZR 20,9 und BR 8,22b; zu Ps 37 siehe unten, S. 293f. 179 Diese Stelle hat ihrerseits die Wurzeln in der kanaanäischen Mythologie; siehe O. Kaiser (1983), 34, und vgl. H. Wildberger (1978), 550–556, und W.A.M. Beuken (2007b), 92f. 180 Siehe G. Fohrer (1963a), 329, und G. Fuchs (1993), 115–118.
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r+m Hif.), so daß sie nach 20,24f. seinem ehernen Bogen, Spieß und Blitz nicht entfliehen können. Das erste Bild ist sowohl aus den Psalmen (z.B. 11,6; 78,49181) als auch den Propheten (z.B. Jer 49,37) bekannt, das zweite, auf HR 16,13f. und 19,11f.* anspielende Bild zeichnet sich vor allem durch den Gebrauch seltener Begriffe wie låzr : B a qe$ne (hleg.), hf$Ux:n te$qe (nur in Ps 18,35), vlx (in der Bedeutung „durchschneiden“ nur noch in Ri 5,26182), hæwG" / waG / w"G (hleg.)183 und der bereits bei 20,14 erwähnten hfrorm : (hleg.) aus. Die V. 24f. besitzen mithin kein direktes Vorbild im Alten Testament und nehmen möglicherweise außerbiblisches Gut auf.184 Andererseits sind die Vorstellungen in ZR 20,23ff.* insoweit gewöhnlich, daß z.B. der qfrfB (vgl. Ps 18,15; 77,18f.; 97,4; 144,6) und ebenso das Verb xrb (vgl. Ps 139,7; Jes 22,3) keinen Zweifel daran lassen, daß diese Schrecken von Gott verursacht werden.
2. Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander: Die Gottlosen, die Frommen und Gott Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander 2.1. Die Gottlosen 2.1.1. Zur Terminologie Angesichts des Schwerpunkts der Lehre der Freunde, der auf dem Untergang des Gottlosen liegt, muß schließlich gefragt werden, wer dieser eigentlich ist. Er trägt in den Freundesreden viele Namen, von denen oben bereits mehrere genannt worden sind.185 Zwei von ihnen begegnen in den Reden jedes der drei Freunde: Der Gottlose bzw. der Frevler (f$r f (ER 15,20; BR 8,22; 18,5; ZR 11,20; 20,5 und seine Variante (f$r f {fd) f in ZR 20,29) und der Ruchlose vanx f (ER 15,34; BR 8,13; ZR 20,5). Darüber hinaus begegnet in den Reden der Freunde ein jeweils für sie typisches Vokabular: In ER sind es der Tor lyéw) E , der Unverständige hetoP (5,2), die Ungerechten }åw) f -y"tm : (22,15) und die metaphorischen Bezeichnungen 181 Beide Psalmen sind aber vermutlich jünger als die Hiobdichtung; vgl. auch unten, S. 294f. 182 Siehe KBL3, 308b. 183 Siehe oben, S. 83. 184 Vgl. auch die Behandlung des mythischen Chaoskampfmotives bei G. Fuchs (1993), 123f. Ferner handelt es sich bei \lhy um eine besondere Form, die in Hi beliebt ist, deren aramäischen Charakter aber M. Cheney (1994), 253f, bestreitet (statt dessen sei sie als Archaisierung aufzufassen). 185 Vgl. die Analyse bei M. Remus (1993), 19–21, und E. Würthwein (1970), 228f.
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}ew) f y"$:rox und lfmf( y"(r : oz (4,8); in BR sind es die Bösewichter {yi("rm : (8,20) und der Ungerechte læU(a (18,21); in ZR sind es die bösen Menschen -y"tm : ):w$ f - (11,11) und der Widerspenstige yir:m-$yi) (20,29)186. Neben manchen im AT sehr seltenen, wenn auch in ihrer Aussage verständlichen, Wörtern wie vanx f 187 und lfU(a 188, die }ew) f -y"tm : (hleg.), die ):w$ f -y"tm : (nur noch in Ps 26,4) und der yirm : -$yi) (hleg.)189 werden die Bösewichter mehrheitlich auf die übliche Weise bezeichnet.190 Der Gottlose bzw. der Frevler (f$r f bildet im ganzen Alten Testament und besonders in der weisheitlichen Literatur einen festen Typus.191 Sowohl die Begriffe lyéw) E als auch hetoP sind der weisheitlichen Sprache entnommen (vgl. z.B. Prv 10,14.21; 12,15 und 20,19). Das eine den {yi(r " m : entsprechende Handlung bezeichnende Verb ((r Hif. ist im Alten Testament üblich, das Partizip begegnet in den Psalmen (z.B. 26,4f.; 37,1.9) und in Prv (17,4; 24,19f.). Darüber hinaus findet sich in den ER das seltene Wort {yimUrA( (15,5), das gemäß seinem Gebrauch in den Sprüchen zur „frommen“ Terminologie gehören dürfte (z.B. Prv 12,16.23; 13,16). Hier erhält es jedoch dadurch, daß es in die gegen Hiob gerichtete Beschwörung gehört, eine negative Konnotation. Hiob wähle zwar die Sprache der „Klugen“, handele aber dabei listig.192
2.1.2. Der Gottlose in den Elifasreden Wer aufgrund dieser zahlreichen Namen für einen Gottlosen darauf hofft, entsprechend viel über sein Wesen zu erfahren, wird enttäuscht. Die Freundesreden liefern wenig Material, um diese Bezeichnungen durch ein entsprechendes Verhalten zu illustrieren. Am gründlichsten läßt der Hiobdichter Elifas diese Frage beantworten. Einen ersten Anhaltspunkt bekommt der Leser durch die Begriffe lyiwE) und hetoP in 5,2, weil sie nicht so sehr das gesellschaftliche Fehlverhalten, sondern eher die unter ihrer Torheit selbst Leidenden bezeichnen, ohne dabei einen 186 Zur Konjektur siehe oben, S. 84. 187 Vgl. in HR 13,16 und vermutlich sekundär in 17,8; 27,8 und in den Elihureden 34,30; 36,13; außerhalb von Hi nur zweimal, in Prv 11,9 und Jes 33,14; zusätzlich als Prädikat in Jes 9,16 und 10,6; Ps 35,16a ist verdorben und daher nicht sicher. H. Strauß (2000), 27, beschreibt seine Grundbedeutung als „Auflösung des Zustandes sakraler Verbundenheit mit Gott“; vgl. auch E. Dhorme (1967), 119f. 188 Als Nomen sehr selten; siehe dazu oben, S. 165. 189 Im AT ist nur der Ausdruck yirm : ty"B in Ez 3,26 vergleichbar. 190 Zu }åw) f y"$r : ox und lfm(f y"(r : oz siehe oben, S. 163.165. 191 Siehe oben, S. 163f.167f, C. van Leeuwen (1973), bes. 817f.; und O. Kaiser (1997), bes. 129ff. 192 Vgl. G. Fohrer (1963a), 267; Gen 3,1 und Ges17, s.v. {Urf( und {r( II.
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klaren theologischen Bezug zu besitzen.193 Vor dem Hintergrund der wenigen Aussagen über das wahre Wesen des Gottlosen in den Freundesreden wirkt das Bikolon 5,2 wie eine Definition: Ein lyéw) E oder ein hetoP ist durch das als hf)n: iq und &a(Ka 194 zu bezeichnende Verhalten charakterisiert. Die Folgerung lautet: Er bringt sich selbst um. Daß es sich bei einem solchen Frevler um einen Gottlosen handelt, kann man nur aus dem Kontext entnehmen; vgl. unmittelbar davor 4,7–11, besonders den Leitgedanken in 4,8195, und anschließend 5,6f. Die Aussage in 5,2 ist jedenfalls von einschlägigen traditionellen Thesen abhängig.196 In der zweiten ER fällt die Strophe 15,25–28bα auf. Formal lassen sich die vier Bikola in zwei Teile zerlegen (V. 25f. + 27–28bα).197 Das spricht dafür, daß hier analog dazu zwei Arten von Verstößen erwähnt werden, von denen die eine einen Bezug auf Gott, die andere einen solchen auf die Menschen besitzt.198 In V. 25 schließt der Sinn jeden Zweifel daran aus, daß hier von einem Aufstand gegen Gott die Rede ist (vgl. „seine Hand ausstrecken gegen Gott“, Odfy l")-le) hf+nf ). Der Ausdruck wird im Alten Testament fast ausschließlich in Bezug auf Gott als Subjekt oder den von ihm legitimierten Moses im Zusammenhang mit der Exoduserzählung verwendet.199 Das Kampfmotiv in 15,26, dessen Ausgestaltung die besondere Hartnäckigkeit der Feindschaft gegen Gott veranschaulicht, intensiviert das in V. 25 Gesagte. In V. 27 wird die Selbstsicherheit des Frevlers betont, die vor dem Hintergrund sowohl des Alten Testaments als auch der Freundesreden als gottlos gilt. V. 28 kann insofern als Beschreibung eines gottlosen Verhaltens gedeutet werden, als sich das Wohnen in Ruinenstätten nicht nur mit der altorientalischen allgemeinen Furcht vor Ödland verträgt, sondern es im Alten Testament als mit einem göttlichen Fluch oder Bann belegt
193 Wie im AT üblich, muß jedoch eine theologische Tendenz zugelassen werden. Z.B. bei lyéw) E vgl. Prv 5,23 und 10,21; M. Sæbo (1973a), 78f., und R. Gordis (1978), 52. 194 Beide Vokabeln sind aus der Weisheitsliteratur bekannt; zu hf)n: qi vgl. Prv 14,30 u.a., ferner Ps 69,10, zu sa(Ka / &a(Ka Prv 12,16; 17,25 u.a. 195 Siehe oben, S. 159f. 196 Vgl. zu lyéw) E // hetoP oben; zum Paar von Wurzeln grh // twm z.B. Prv 24,11; Jes 14,30. Vgl. auch die typologische Darstellung der Weisen und Toren bei J. Hausmann (1995), 9ff. 197 Zur ursprünglichen Gestalt, Einteilung und Stilistik siehe oben, S. 40–42. und 103f. 106.148. 198 Vgl. z.B. K. Budde (1896), 80; A. Weiser (1980), 118; C. Westermann (1956), 71. 199 Vgl. zahlreiche Belege in Ex 7,19; 8,1; 9,22 u.a. oder Jes 23,11; Jer 51,25 u.a. Ähnlich verhält es sich mit le) rfBGa t : yi , „sich überheben gegen“ (ER 15,25b); vgl. z.B. 2Sam 11,23 oder Jes 42,13.
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gilt.200 Das Verständnis dieser Bikola ist dadurch erschwert, daß der Hiobdichter in ihnen vermutlich teilweise durch eine uns unbekannte Tradition angeregt worden ist.201 Vom Frevler in 15,25–28bα gilt also, daß er nichts anderes als gottlos ist. Den Höhepunkt der Schilderungen der Freveltaten in den Freundesreden bietet der sogenannte Sündenkatalog 22,6–9 in der dritten ER. In einer ganzen Strophe werden Hiob seine Vergehen in Gestalt grundloser Pfandnahme, zumal von Kleidungsstücken, die einem als Bruder (xa)) bezeichneten Gefährten gehören,202 (V. 6), der Verweigerung von Tränkung der Erschöpften und Speisung der Hungrigen (V. 7) und der Verjagung von Witwen und Waisen (V. 9) vorgeworfen.203 Es sind ihrem Charakter nach eindeutig negative Handlungen, für die sich zahlreiche Parallelen vor allem im Bundesbuch (z.B. Ex 22,20–26) und im Dtn (z.B. 24,17–22), aber auch in den Psalmen (z.B. 146,7–9), bei den Propheten (z.B. Am 2,8; Jes 58,7; Ez 18,7.16f.) und in der Weisheitsliteratur (z.B. Prv 25,21) namhaft machen lassen. Die Schwere des Verbrechens zeigt sich darin, daß die Witwen und Waisen zu den klassischen Personae miserae des Alten Orients gehören, die, selbst rechtlos, in der Ortsgemeinde unter göttlichem Schutz stehen.204 V. 8 wirkt dabei mit seinem auffallenden Satzbau und seinem sentenziösen Inhalt wie ein Zitat.205 Leider gibt es im Alten Testament keinen Prototyp dieses Bikolons, seine Intention, die Verantwortung der Mächtigen und Angesehenen für das Wohl der Schwachen zu betonen, entspricht jedoch dem, was sonst im Alten Testament darüber gesagt wird.206
200 Vgl. B. Duhm (1897), 84f.; G. Fohrer (1963a), 275f. Man lese als indirekten Vergleich Stellen wie Dtn 13,13ff.; Jos 6,26; 1Kön 16,34 oder Jes 6,11; Jer 22,6; 26,9. 201 Jedenfalls fallen das hleg. hfmyiP in V. 27 und das ganze Bikolon V. 26 auf; dort erweist sich die Verwendung der Wörter yib(A und baG* zwar als verständlich (obwohl nicht zuletzt ohne ein arabisches Sprichwort „er wandte gegen ihn des Schildes Buckel“, in Ges17, 124b), die Aussage wirkt aber vor dem atl. Hintergrund sehr originell. Siehe auch unten, S. 269. 202 Zum „Bruder“ als Lebensgenossen siehe gründlich L. Perlitt (1994), bes. S. 71ff. 203 Zur Anschuldigung als Aufbauelement der Reden siehe oben, S. 145. 204 Siehe näher dazu H. Ringgren (1982); W. Thiel (1985), 153f. Und vgl. auch den Vermerk von G. Fohrer (1963a), 357, Anm. 9, daß „anders als in Gesetz und Propheten in der Weisheitsliteratur zwar regelmäßig der Witwen und Waisen gedacht [wird], der Fremdlinge dagegen nur selten“. 205 Zu den Einzelheiten siehe oben, S. 120f.141. Der Zitatcharakter von V. 8 ist z.B. von G. Fohrer (1963a), 357, vermutet worden. 206 Die Beziehung zur prophetischen Tradition haben z.B. E. Dhorme (1967), cxxvii (auch Gesetz); G. Fohrer (1963a), 353; V. Maag (1982), 139 (bes. Ez 18,5ff.); K.J. Dell (1991), 104; M. Witte (1994), 84, und H. Strauß (2000), 59, hervorgehoben; vgl. z.B. Jes 3,3; 9,14, und H.-J. Hermisson (1998b), 309.
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So erhält der Leser der ER die Auskunft, daß der Mensch ein Frevler ist, der sich gegen Gott aufgelehnt und an der Gemeinschaft vergangen hat.207 Die Frage zu beantworten, wie das im einzelnen geschehen ist, scheint dem Hiobdichter von untergeordneter Bedeutung gewesen zu sein. Der Hiob entgegengehaltene Sündenkatalog ist lediglich paradigmatisch zu verstehen, indem er zahlreiche typische Sünden aufzählt.208 Er soll ihn damit zu dem Geständnis bewegen, durch welche Vergehen er sich tatsächlich verschuldet hat.209 Insgesamt ist festzuhalten, daß den eigentlichen Kern der Lehre über das Wesen der Frevler deren Verhältnis zu Gott bildet. Diese vorherrschende Perspektive erlaubt es, die Frevler der Freundesreden mit vollem Recht als Gottlose zu bezeichnen, ohne daß deshalb ihre sozialen Vergehen besonders hervorgehoben werden müssen, weil beides nach biblischem Verständnis zusammengehört.210 Die Gottlosigkeit muß dabei nicht unbedingt direkt zur Sprache gebracht werden. Es entspricht durchaus der Praxis der alttestamentlichen Weisheit, sich herkömmlicher Termini aus dem Rechtsleben oder der Erziehung zu bedienen und sie eventuell durch eine entsprechende Rahmung oder Bearbeitung zu theologisieren.211 Dieser Praxis, so konnten wir zeigen, ist der Hiobdichter zumal in den ER gefolgt.
2.1.3. Der Gottlose in den Bildadreden Am wenigsten über das Wesen des Gottlosen erfährt der Leser in auffallender Weise in den BR. Zwei Thesen, in 8,13 und 18,4b, nehmen Bezug auf eine frevelhafte Haltung, beide jedoch lediglich indirekt. Der ersten kann der Leser dank zweier paralleler synonymer Wendungen l") y"xk: o$-lfK // v"nx f entnehmen, daß der Ruchlose einem Gottvergessenen gleicht. Daher können wir den Frevler der BR mit dem Gottlosen identifizieren. Im Bikolon 18,4b legt der Hiobdichter Bildad die an Hiob gerichtete rhetorische Frage in den Mund, ob seinetwegen die Weltordnung geändert werden müsse. Es sei vergegenwärtigt, daß die Behaup207 Zur Gesellschaftsbezogenheit des gerechten oder frevlerischen Verhaltens siehe J. Hausmann (1995), 97 u.a., und O. Kaiser (1997), 119ff. 208 So besonders E. Dhorme (1967), xlv; N.C. Habel (1985), 338f., und H. Strauß (2000), 59; (2003), 32f. 209 Daß die Liste der Sünden keine konkreten Taten Hiobs meint oder sogar als Warnung davor, was ein tatsächlicher Frevler tut, zu verstehen ist, hat H. Masing (1931), 87f., behauptet. 210 Vgl. M. Remus (1993), 19ff. 211 Siehe W. McKane (1985), 17ff., und O. Kaiser (1997), 127ff.
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tung einer gerechten Weltordnung den Leitgedanken Bildads bildet (8,3). Mithin ist es frevelhaft, gegen diese Ordnung zu verstoßen oder zu kämpfen, selbst wenn das nur mit Worten geschehen sollte (vgl. 18,2f.). Die Gottlosigkeit und der Verstoß gegen die Ordnung einerseits und die ausführliche Behandlung des Untergangs des Gottlosen andererseits werden durch 18,7b zusammengebunden, indem hier festgestellt wird, daß „sein eigener Rat“ (Otfc(A ) den Gottlosen ins Wanken bringt. Derartige Vorstellungen vom Verhalten des Gottlosen und seinen Folgen bewegen sich im Rahmen der alttestamentlichen Weisheit und der deuteronomistischen Theologie, obwohl die Sprache Bildads nicht immer dem Üblichen entspricht.212 So kann die Verödung der Erde (bz( Nif. + jer) e ) in 18,4bα als eine Paraphrase der verödeten Erde oder Stadt in Jes 7,16; 27,10; 62,12 und Ez 36,4 bzw. der fortgerückte Fels (rUc qt() in 18,4bβ als eine Übertragung einer nur Gott möglichen Handlung auf einen Menschen verstanden werden. Der einfache synonyme Parallelismus in 18,4b will in dem Sinne verstanden sein, daß es unmöglich ist, die gerechte Ordnung Gottes folgenlos zu übertreten.213
2.1.4. Der Gottlose in den Zofarreden Gründlicher als in den BR erörtert der Hiobdichter das Wesen der Gottlosen in den ZR. In den ZR werden hauptsächlich zwei große Vorwürfe gegen den Gottlosen erhoben, der der Lippensünde und der der Maßlosigkeit. Auf die Lippensünde wird man ausdrücklich durch den unmittelbaren Anfang der ZR hingewiesen (11,2ff.). Alle Freundesreden werden zwar durch Anreden eröffnet, die mehr oder weniger auf die dialogische Situation Rücksicht nehmen, die der ZR fallen aber durch die Ausführlichkeit ihrer Darstellung und den damit verbundenen reicheren Wortschatz auf. So verwendet der Hiobdichter in 11,2f. die Wendungen {yirb f D : bor, {iyt a pf :& $yi), daB und g(l und in 20,3 die Wendungen yitM f l i K: rasUm und yitnf yiBm i x a Ur214, die alle in der einen oder anderen Weise mit dem Spott, der Lüge, dem Geschwätz oder dem Schwätzer und der dahinter stehenden falschen Einsicht verbunden sind und dabei auch die Rede Hiobs im Auge behalten. In den ZR geht es eindeutig um die richtige Lehre und entsprechend um die Wahl zwischen Einsicht und frevelhafter Hartnäckigkeit. Am deutlichsten kommt das in der Anschuldigung in der Gestalt eines Worte Hiobs unterstellenden
212 Zu 8,13 und 18,21 siehe auch oben, S. 161f.164f. 213 In BR 18,4b handelt es sich eher um eine Paraphrase der Worte Hiobs in 14,18f. 214 Siehe dazu auch oben, S. 79.
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und ihn zugleich typisierenden Zitats in 11,4 zur Sprache. Hier werden Hiob nicht seine frevelhaften Taten, sondern seine Behauptung, daß seine Lehre (xaql e ) rein sei, als Lüge vorgehalten. Das aber ist gemäß der Lehre Zofars deshalb gotteslästerlich, weil Hiob diesen Anspruch Gott gegenüber erhoben habe (11,4b.5). Dabei nimmt das „Zitat“ Bezug auf die Worte Hiobs in 6,28–30; 9,21.35 und 10,7.15*,215 was aber die unproportionale Betonung der richtigen Lehre und der Lüge in den ZR im Unterschied zu den Beteuerungen der Unschuld in den HR erneut unterstreicht. Der Hiobdichter stellt Zofar als einen wahren Anhänger der traditionellen weisheitlichen Lehre dar. Während Elifas sich Hiob seelsorglich nähert und die Anschuldigungen vorerst vermeidet und Bildad knapp und neutral seine Rede beginnt, kommt Zofar sofort zur Sache, indem er Hiob bezichtigt, daß er lüge und damit die ehrwürdige göttliche Lehre verfälsche.216 Zofar tritt wie ein Musterschüler in einer Schule auf, in der gerade Prv 10,17–21, besonders V. 19, vorgelesen worden ist (vgl. ferner Ps 12,3–6; Prv 16,2):217 „Bei vielen Worten {{yirb f D : bor} bleibt die Sünde nicht aus, wer aber seine Lippen {{iyt a pf & : } zurückhält, ist klug.“
Wenn es in 11,2–4 und 20,3 auch manche vokabularischen Besonderheiten gibt218, so bleibt der Hiobdichter dennoch sprachlich auf dem Boden der weisheitlichen Ausdrucksweise. Das trifft zumal auf 20,3 zu, wo er Zofar im Gegensatz zu den anderen Diskussionspartnern so demonstrativ die für die alttestamentliche Weisheit grundlegenden Begriffe rasUm und hfnyiB verwenden läßt.219
215 Nach G. Fohrer (1963a), 225, in HR 9,21 und 10,7. 216 W. Volck (1889), 37, hat bereits unterstrichen, daß in den ZR das Leiden Hiobs am meisten als Strafe behandelt werde, während es in den ER und BR eher als Züchtigung gelte. 217 Zu Prv 10,19 siehe W. Bühlmann (1976), 175–178, und zur schlechten Rede in Prv generell a.a.O., 15–25. 218 Z.B. der seltene Aramaismus „Geschwätz“ daB begegnet außer ZR 11,3 nur bei den Propheten: Sicher nur in Jes 16,6; Jer 48,30 (vgl. KBL, 108b; M. Wagner [1966], 32 [noch konjiziert in Jes 58,13; Ps 141,6]). ZR 11,4 ist wahrscheinlich eine der ältesten Belegstellen im AT für das Wort xaql e , weil es viel in den jüngeren Texten belegt ist (vgl. Dtn 32,2; Prv 1,5; 4,2; 7,21; 9,9; aber auch Prv 16,21.23 und Jes 29,24). Die Ausdrücke {iyt a pf & : $yi) in 11,2 und hfMl i K: rasUm in 20,3 sind hleg., können aber in der zeitgenössischen weisheitlichen Tradition doch üblich gewesen sein; siehe auch unten, S. 242ff. 219 Siehe R.N. Whybray (1974), 128.142ff. Beide Wörter sind innerhalb des ursprünglichen Dialogs zwischen Hiob und seinen Freunden hleg.; sie sind sekundär in 5,17 (siehe oben, S. 31f.), 12,18; c. 28* (siehe M. Witte [1994], 191f.; O. Kaiser [2006], 25f. 50f.) und in den Elihureden; erst, wenn Gott in Hi 38f.* eingreift, wird auch hfnyiB ein-
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Das zweite Charakteristikum des Gottlosen in den ZR bildet die Maßlosigkeit, die bereits bei der Behandlung der in 20,15.18 vorliegenden Illustrationen genannt worden ist, aber gründlicher als Begründung für die These in 20,18 in 20,19–21 entfaltet wird: Der Gottlose vernachlässige (jcr, bz() die Armen ({yiLD a ), beraube (lzg) die Häuser und tue nichts, um den angerichteten Schaden wiedergutzumachen (V. 19), seine Gier kenne keine Sättigung, er begehre (dmx V. 20) und fresse maßlos (V. 21). Deswegen habe auch sein Besitz keinen Bestand und bestehe sein eigener Anteil oder Gewinn nur in Mühsal (V. 21b.22). Hier läßt der Hiobdichter Zofar nicht nur den Gegensatz zum weisheitlichen Lebensideal, sondern zu den generell anerkannten gesellschaftlichen Normen hervorheben, wie sie beide in den Proverbien vertreten sind, vgl. Prv 22,22 (und ferner 14,31; 19,5.17; 21,13; 22,9): „Beraube {lzg} den Armen (laD) nicht, weil er arm {laD} ist, und unterdrücke220 den Schwachen nicht im Tor!“
Der Wortschatz bezieht sich aber ebenso oft auf die Rechtsliteratur und auf Kultvorschriften (z.B. durch das Verb dmx im Dekalog Ex 20,17; Dtn 5,21221; lzg in der Opferthora Lev 5,21.23222 und im Heiligkeitsgesetz Lev 19,13), und vor allem auf die prophetische Literatur (z.B. durch jcr und {yiLD a Am 4,1, lzg tiyB a und dmx Mich 2,2 und lzg und tiyB a Jes 3,14b223).
2.2. Die Frommen 2.2.1. Zur Terminologie Während die Lehre über den Untergang der Gottlosen den größten Teil der Freundesreden einnimmt, kommen die Äußerungen über seinen Gegentypus, die Frommen, und die Hinweise auf ihr Schicksal nur sporadisch vor.224 Im Gegensatz zur Allgegenwart von (f$r f in allen Freun-
220 221 222 223 224
gesetzt, z.B. 38,4.36. Des weiteren vgl. zu g(l Prv 17,5; 30,17; zu {lk Prv 25,8; 28,7 und zu $rx (alle ZR 11,3) Prv 11,12; 17,28. Merke das Verb )kd, das auch in der Anschuldigung ER 22,9 begegnet. Siehe dazu den Kommentar von T. Veijola (2004a), 173, wonach hier eine Berührung mit der prophetischen Sozialkritik vorliegt. Siehe den Kommentar von M. Noth (1985), 38. Zu Jes 3,14 als eine Parallele zu ER siehe unten, S. 211. Vgl. oben, S. 92f. Es sei unterstrichen, daß der Gegentyp zu (f$r f in den Freundesreden doch behandelt wird (vgl. G. Fohrer [1963a], 135, Anm. 4, und dagegen M. Köhlmoos [1999], 129). Zur eingehenden Analyse der Terminologie siehe auch M. Remus (1993), 21f., und E. Würthwein (1970), 233, und zu qdc in Hi überhaupt bei J. Lévêque (1970), 272–277.
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desreden (wie in der Mehrheit der alttestamentlichen Literatur) gibt es keine die Frommen bezeichnenden Begriffe, die durch ihre intensive Benutzung bei den Freunden auffielen. Nur der Redliche rf$yf und der Reine |áz sind zweimal belegt, entsprechend in ER 4,7; BR 8,6 und in BR 8,6; ZR 11,4. Mit nur einem Begriff ist der Vorrat für Zofar bereits erschöpft, bei Bildad werden diese zwei Termini durch {fT (8,20) ergänzt. Im Vergleich dazu erweisen sich die ER am reichsten. So begegnet über den rf$yf hinaus der Unschuldige yiqnf sogar dreimal (4,7; 22,19; kombiniert als yiqnf -$yi) in 22,30a225). Der Gerechte qyiDac (22,19), der Weise {fkx f (15,2a) und der Kluge lyiK& : m a (22,2) schließen sich an.226 Die zwei letztgenannten bilden eine wichtige Antithese zum lyéw) E // hetoP in ER 5,2, die ebenfalls nur hier in den Freundesreden vorkommen.227 Sie stehen nicht so sehr mit dem gesellschaftsgerechten Verhalten, sondern mit dem vernünftigen Handeln in Verbindung.228 Elifas ist damit der einzige von den Freunden, der neben der Gottesfurcht auf die Erfahrung und Vernunft Hiobs anspielt und ihn dazu bewegen will, seiner Lage gerecht zu werden und sich vernünftig zu verhalten, damit Gott sein Schicksal wenden kann.229 Die Traditionsgebundenheit der Prädikationen der Frommen kann nicht bezweifelt werden. Die Begriffe des yiqnæ , qyiDc a und {fkx f sind mehr oder weniger gleichmäßig über das ganze Alte Testament verteilt, wenn auch in der Weisheit besonders häufig und oft in synonymer Verwendung.230 Bei dem Wort yiqfn kann es sich um einen Beitrag des Hiobdichters zur weisheitlichen Sprache handeln, weil es außer in den zahlreichen Belegen im Hiobbuch nur in der jüngeren Weisheit erscheint.231
225 Zur Konjektur siehe oben, S. 53. So ist die Kombination im AT ein Einzelbeleg, vor dem Hintergrund von Jes 2,17 und Jon 1,14 jedoch normal. 226 Vgl. darüber hinaus {oT in ER 4,6. 227 {fkx f ist mehrmals sekundär belegt, siehe dazu oben, S. 30 und Anm. 65. Die Antithese von lyéw) E und {fkx f ist geläufig in Prv, vgl. 10,14; 11,29; 12,15; 14,3; 17,28 u.a. 228 Siehe M. Sæbø (1978b), 560; (1979), 827. 229 Dies merkt auch G. Fohrer (1963a), 355, wenn er die Bedeutung des Wortes lyiK& : m a als „Einsichtige“ betont und nicht als „Fromme“ übersetzt. 230 qyiDc a und {fkx f stellen zwei Haupttypen der Weisheit dar, die jedoch eine lange Vorgeschichte besitzen (siehe O. Kaiser [1997], H.H. Schmid [1968], 157–160, und R.N. Whybray [1974]); zu qyiDc a siehe auch oben, S. 167f. 231 Prv 1,11; 6,17; zu seiner Gebundenheit an die Rechtssprache siehe G. Warmuth (1986), 595ff.
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Vor allem in den weisheitlichen Bereich gehören rf$yf und {fT232 und ganz spezifisch für ihn sind |áz und lyiK& : m a .233
2.2.2. Die Frommen in den Elifasreden Wenn man die Hinweise auf die fromme Haltung in den Aufforderungen an Hiob vorerst beiseite läßt, weil sie eher die Frage beantworten, was Hiob in seiner Lage tun soll, bleibt bei Bildad und Zofar wenig zu diesem Thema zu sagen übrig. Die ER zeichnen sich nicht nur durch die genannte Antithese von {fkx f und lyiw) E , sondern vor allem dadurch aus, daß Elifas sich als einziger von den Freunden über die Frömmigkeit äußert. Unmittelbar am Anfang des Dialogs in 4,3f. liefert er durch die an Hiob gerichtete vorsichtige Mahnung234 vier Momente, die ein anständiges Verhalten kennzeichnen. Hiob habe viele ermahnt und kraftlose Hände gestärkt (qzx Pi. + {iyd a yf tOpfr), die Strauchelnden aufgerichtet und die wankenden Knie gefestigt (jm) Pi. + tO(:roK {iyKa r : iB). Hier werden die im Alten Testament herkömmlichen Formulierungen wie qzx Pi. + day verwendet, die auch in Jes 35,3 gehäuft vorkommen: „Stärkt {Pi. qzx} die schlaffen {tOpfr} Hände {{iyd a yf }, festigt {Pi. jm)} die strauchelnden Knie {{iyKa r : B i }!“
Die Stelle entspricht fast vollständig der Formulierung in ER 4,3f. Außerdem kann aus dem anschließenden Vers Jes 35,4 durch den Befehl, das verstärkende Wort zu verkünden, eine zusätzliche Parallele zu ER 4,3f. gewonnen werden. Hiob habe nämlich durch seine Mahnung und seine Rede (rsy Pi. und {Uq Hif. + hfLim in V. 3a.4a) die ungefestigten Menschen gefestigt.235 232 rf$yf bildet ebenfalls einen Haupttypus der Weisheit, ist aber vermutlich später als qyiDc a oder {fkx f von ihr übernommen worden; {fT ist im Vergleich zu rf$yf seltener und findet seinen Platz vor allem in der Weisheit. 233 |az ist ein seltenes Wort, vgl. außer Hi nur in Prv 16,2; 20,11; 21,8; lyiK& : m a begegnet überwiegend in Prv und ganz spät in Dan; zu seiner Rolle in der Theologie der ER siehe unten, S. 205f. 234 ER 4,2–4 sind nicht als Ironie gedacht (so aber z.B. E. Dhorme [1967], xxxvi.45 u.a.), sondern ernst gemeint. 235 Da das genaue Alter des unbestritten nachexilischen Kapitels Jes 35 in der Forschung in die immer spätere Zeit rückt (O.H. Steck [1991], 196f., setzt es an das Ende des 4. Jh.s; vgl. O. Kaiser [1983], 286ff., und U. Becker [1997], 270) und da der Rückgriff von Jes 35,3 als einem Bikolon auf zwei getrennte Kola in ER 4,3b.4b logischer erscheint, können wir das höhere Alter des Hiobdialogs vermuten; bereits B. Duhm (1897), 25, aber auch O. Kaiser, a.a.O., 288, nehmen das an. Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß beide dank ihrer zeitlichen Nähe eine uns unbekannte traditionelle Aussage widerspiegeln (vgl. ferner z.B. Jer 50,32.43). Daß es zu ER 4,3f. auch reichlich andere
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Frömmigkeit ist jedoch grundlegend ein Verhalten gegenüber Gott. Der Fromme heißt so, weil er sich Gott gegenüber als ein solcher verhält. Wenn der Hiobdichter Elifas in 4,3f. auf seine gemeinschaftsgerechten Taten Hiobs hinweisen läßt, wird das Ganze gleich in den göttlichen Kontext gerückt, indem Hiob in 4,6 aufgrund seines bisherigen Verhaltens als (gottes)fürchtig (hf)r : yi ) und unschuldig (!yekr f :D {oT) erklärt wird. Der synonyme Parallelismus dieser Termini heißt, daß hf)r : yi als Chiffre für fromme Taten gelesen werden und Gott dabei als das eigentliche Gegenüber mitgedacht werden muß (vgl. auch ER 15,4; 22,4).236 Dieser richtungweisende Beginn der ER kann mit dem Programm des Proverbienbuches (1,1–7) verglichen werden, indem in seinem Höhepunkt V. 7 alle als Toren gelten, welche die Weisheit und damit zugleich die Furcht des Herrn verachten:237 „Die Furcht des Herrn {hwhy ta)r : yi } ist Anfang der Erkenntnis {ta(D f }, f } und Zucht.“ die Toren {{yilyéw) E }238 verachten die Weisheit {hfmk: x
Als besonders bemerkenswert erweist sich vor dem alttestamentlichen Hintergrund die Tatsache, daß hf)r : yi in den ER elliptisch benutzt wird, ohne hwhy oder Gott zu nennen (vgl. z.B. Ps 111,10; Jes 33,6 und natürlich Prv 1,7.29; 2,5; 10,27; 14,26f.).239 Dabei ist der Begriff durch das Suffix 2. sing. statt auf Gott auf einen Mensch bezogen, was im Alten Testament ein Unikum bildet (vgl. Ps 5,8; 119,38; Jes 63,17). Diese Eigenart kann (sowie auch in ER 22,4) durch die poetische Formulierung des Leitgedankens in 4,6 erklärt werden: Aus der Wendung !yekr f D : {oT in
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Parallelen geben kann, bezeugt z.B. das Paar rsy Pi. // qzx Pi. (V.3) in Hos 7,15. Das Verb rsy könnte durchaus aus dem weisheitlich beeinflußten deuteronomistischnomistischen Ideal eines Lehrers bzw. Kenners des Gesetzes hervorgehen; zur Diskussion siehe T. Veijola (2004b), bes. S. 472ff. So bereits K. Budde (siehe oben, S. 127, Anm. 217). Siehe zu ER 15,4 und 22,4 auch unten, S. 211–213, und zu ER 4,6 unten, S. 215f. Fast alle Exegeten verstehen hf)r : yi als „Religion“ oder „Frömmigkeit“. Kritischer äußert sich H. Strauß (2000), 62, der diesen „umgangssprachlichen“ Begriff für verblassend hält. Es ist kaum möglich, daß die Einleitung Prv 1,1–7 jünger ist als die ursprüngliche Hiobdichtung, weil sie den ohnehin späten c. 1–9 (dazu unten, S. 290) angehängt worden ist, vgl. G. Baumann (1996), 256.272, und R. Schäfer (1999), 272ff. Sie zeugt jedoch von einer gewiß älteren Tendenz, die Schlüsselwörter eines Textes bereits an seinen Anfang zu setzen, so wie es am Anfang aller ER geschieht. Vgl. oben, S. 127, und zu Prv 1,7 O. Plöger (1984), 8f. Vgl. den Toren in ER 5,2 und dazu oben, S. 193f. Zum fehlenden hwhy-Namen siehe gleich unten, 2.3.1. Dies kann gegenüber der ursprünglichen Hiobdichtung auch als Kennzeichen zweier sekundärer Stellen hervorgehoben werden: In HR in 6,14 als yaD$ a ta)r : yi (vgl. M. Witte [1994], 191f.; O. Kaiser [2006], 16) und beim Majestätsredaktor in 28,28 als yfnod) A ta)r : yi (vgl. M. Witte, a.a.O.; O. Kaiser, a.a.O., 50f.). Zur Furcht Jahwes in Prv 1–9 u.a. siehe G. Baumann (1996), 87–89, und in Prv allgemein J. Hausmann (1995), 265ff.
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4,6b ergibt sich das Suffix bei hf)r : yi in 4,6a. Darin, daß die guten Taten eines Menschen eindeutig im Zusammenhang mit Gott verstanden werden müssen und daher als fromm oder gottesfürchtig gelten, kann kein Zweifel bestehen; ebenso wenig daran, daß die zeitgenössische weisheitliche Tradition schon längst die Wendung hwhy ta)r : yi gekannt haben muß.240 Außer der Kenntnis, daß die sittlich-religiöse Qualität eines Menschen durch sein Verhältnis zu Gott und zur Gemeinschaft bestimmt wird, läßt sich durch die Erörterung der Behandlung der Gottlosen und der Frommen in den Freundesreden wenig gewinnen.241 Davon, wie das Verhältnis sich konkret äußert, wodurch sich ein Frommer und ein Gottloser konkret voneinander unterscheiden, wird wenig oder kaum gesprochen.242 Manches deutet auf das Vorhandensein einer reichen, aber bereits formalisierten weisheitlichen Sprache hin, in deren Horizont es selbstverständlich war, was man unter Frömmigkeit, Gottlosigkeit, Gottesfurcht oder Reinheit konkret zu verstehen hatte.
2.3. Gott 2.3.1. Zur Terminologie Wenn die Gottlosen und die Frommen ein Verhältnis zu Gott haben, muß der Frage ausdrücklich nachgegangen werden, was die Freundesreden über Gott zu sagen haben. Auch er hat mehrere Namen, obwohl hwhy selbst bekanntlich namentlich im ursprünglichen Dialog nicht begegnet.243 Statt dessen ist das Hiobbuch dafür bekannt, daß es fast die Hälfte aller alttestamentlichen Belegstellen für yaD$ a (ER 15,25; 22,3.23.26; BR 8,3.5; ZR 11,7) und die Mehrheit der Belegstellen für H a OlE) (ER 4,9; 22,26; ZR 11,5.7) enthält.244 Darüber hinaus bildet l") die Hauptbezeichnung für Gott (ER 15,4.25; 22,2.13.29245; BR 8,3.5.13.20; ZR 20,15.29),
240 Dazu, daß das Wort mit der hæwq: T i theologisch fest verbunden ist, siehe unten, S. 215f. Zur Furcht Jahwes im AT generell siehe S. Plath (1963), zu den ER a.a.O., 77–79. 241 Vgl. auch die Ergebnisse bei M. Remus (1993), 21ff. 242 Vgl. die typologische Analyse des Rechtschaffenen und des Frevlers bei J. Hausmann (1995), 37ff. 243 Erst sekundär in 12,9 (siehe dazu M. Witte [1994], 191f.; O. Kaiser [2006], 25) und in den Einleitungen der Gottesreden. 244 Vgl. die Analyse der archaisierenden Tendenz durch yaD$ a und H a OlE) und die Parallelstellen bei M. Cheney (1994), 231–242, bes. die Tabellen auf S. 233 und 236. 245 In 22,29 ist das Wort nicht sicher; siehe oben, S. 53.
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episodisch ist {yiholE) in ZR 20,29 vertreten.246 Aus diesem Befund kann kaum ein anderer Schluß gezogen werden als der, daß der Name hwhy demonstrativ vermieden und die Termini yaD$ a und aHOlE) beabsichtigt gehäuft gebraucht worden sind,247 um der Dichtung eine internationale Färbung zu verleihen, sei es wegen ihrer außerisraelitischen Helden oder ihrer patriarchalischen Prägung.248 Die Frage, ob die BR durch die Vermeidung von H a OlE) absichtlich hervorgehoben worden ist oder nicht, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit beantworten.249
2.3.2. Das harmonische Verhältnis zu Gott in den Elifasreden Aus dem thesenhaften Bikolon 4,9 gleich am Anfang des Dialogs hat der Leser bereits erfahren, daß Gott der Vollzieher der Bestrafung der Sünder ist.250 Im Summarium der dritten ER 22,29f.251, d.h. am Ende des ganzen Dialogs,252 läßt der Hiobdichter Elifas noch einmal zu dieser These zurückkehren. In nur einem Kolon wird Hiob beteuert, daß sein Hochmut (hæwG" ) erniedrigt wird (lp$ Hif.; 22,29a), in drei Kola hingegen die Rettung des demütigen, unschuldigen und reinen Mannes versichert (22,29b + 30a + 30b), wobei beides von Gott bewirkt wird.253 Darüber hinaus hat der Hiobdichter in 5,18–20 drei Aussagen über Gott eingeführt, die seine Macht und Rolle im Gegensatz zum Todeswunsch Hiobs (HR 3,20–22) unterstreichen. Hymnisch ausgedrückt gehört zum 246 Zu den Gottesnamen allgemein siehe T.N.D. Mettinger (1988). 247 Dazu, daß beide Bezeichnungen ein starkes Argument für die Selbständigkeit der Dichtung gegenüber der Rahmenerzählung bilden, siehe W.-D. Syring (2004), 99– 101. 248 So auch M. Cheney (1994), 240. Das kann eine zusätzliche Bestätigung unserer unten (c. V) vorzustellenden Thesen über das mögliche Lokalkolorit in den Freundesreden liefern. Die aus unterschiedlichen Traditionen kommenden Freunde und Hiob sind sich nicht des spezifisch israelitischen, sondern des universalen Gottes bewußt. Dazu kommt, daß nicht nur die Rahmenerzählung, sondern bereits die Dichtung die Handlung in der Zeit der Patriarchen dargestellt hat, vgl. T.N.D. Mettinger, a.a.O., 72; E. Dhorme (1967), cxivf.; M. Cheney, a.a.O., 231ff., und T. Veijola (2002). Zum Vergleich kann man das Buch Ruth heranziehen, weil in diesem ebenfalls weisheitlichen und „patri-“ bzw. „matriarchal“ gefärbten Buch der Name yaD$ a ins Auge sticht (1,20f.), vgl. H. Niehr / G. Steins (1993), 1101. Zu H a OlE) vgl. wiederum das Moselied Dtn 32 (V. 15.17). 249 Vgl. M. Cheney (1994), 233. 250 Siehe oben, S. 159f. 251 Zur ursprünglichen Gestalt der Bikola siehe oben, S. 53. 252 Zum Dialog insgesamt siehe unten, S. 280ff. 253 Es sei vermerkt, daß in ER die Wörter roB und vaK aus HR 9,30 und das Verb +lm aus HR 6,23 aufgenommen werden.
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Machtbereich Gottes (vgl. 5,8) sowohl die Verwundung als auch die Heilung (5,18). Das Moment der Rettung wird in V. 19 durch den Stufenparallelismus254 unterstrichen, während Gott in V. 20 die Macht über Tod und Not zugesprochen wird. Ein sehr wichtiger Aspekt wird jedoch in Gestalt einer Warnung am Anfang der dritten ER 22,2f. hinzugefügt: Gott hat kein eigenes Interesse an der Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit des Menschen. Der Mensch ist zu klein und unbedeutend, als daß er Gott etwas anzubieten hätte oder ihm nützen könnte (}ks). Daher, so soll der Leser schließen, ist Gott ein unbestechlicher Richter; weil er schlechthin nichts vom Menschen gewinnen kann (jepx " und (aceB in V. 3).255 Dagegen ist der Mensch sehr wohl dem Gericht Gottes über seine Taten ausgeliefert. Daher gehört es zum Gelingen menschlichen Lebens, wenn der Mensch klug (lyiK& : m a )256 das richtige Maß hält und der gerechten Ordnung gemäß vernünftig lebt (qdc), weil er weiß, daß Gott allwissend ist (vgl. 22,13f.). Die programmatischen Bikola 22,2f. und das daraus resultierende Prinzip der Harmonie (}ks Qal257) bezeugen eine gewisse Zweckorientiertheit der Theologie der ER. Diese scheint zu den zahlreichen alttestamentlichen Texten über die gefühlsmäßige Sympathie Gottes für die Frommen (z.B. Ps 5,5; 18,20; 37,23; 147,10f.;258 Ez 18,23.32259) eine Alternative zu bilden. In der Tat ist die Theologie der ER eher mit der älteren internationalen, sich ein harmonisches Leben zum Ziel setzenden Weisheit verwandt (vgl. die Antithese von lyiK& : m a in 22,2 und lyéw) E in 5,2260) als mit den spezifischen und jüngeren Grundsätzen der theologisierten jüdischen Weisheit.261 Der Mensch steht unter dem Anspruch,
254 Siehe dazu oben, S. 101. 255 Das Prinzip der Unnützlichkeit kann einer der Gründe für den späteren Niedrigkeitsredaktor gewesen sein, seine Überlegungen in die Freundesreden einzuschreiben; siehe oben, S. 24f.38.66–68, und vgl. M. Witte (1994), 175–179. Die Verwandtschaft zur kaufmännischen Terminologie hat G. Fohrer (1963a), 355, hervorgehoben. Darauf, daß die Terminologie nicht negativ verstanden muß, hat H. Strauß (2000), 62, hingewiesen. 256 Zu diesem Begriff siehe oben, S. 200f. 257 Von elf Belegstellen für das Verb }ks im AT gehören vier in die ER, vgl. noch in den Elihureden 34,9; 35,3. Eine Qal-Form (?) begegnet nur noch in Qoh 10,9; vgl. KBL, 658a; KBL3, 713a, und unten, S. 216, Anm. 321. 258 Zu Ps 18 und 37 siehe unten, S. 291f.293f. 259 Zu Gott in Ez 18,21ff., der nicht nur die Frommen behüten will, sondern sogar „Wege eröffnet, auch den Frevler vor seinem Untergang zu bewahren“, siehe K.-F. Pohlmann (1996), 274f. 260 Zu ihnen siehe oben, S. 192f.199f. 261 Es ist nicht der Utilitarismus, sondern die Harmonie, die Elifas fordert. Am Beispiel von ER 22,2f. wird aber von den Kommentatoren nämlich der religionsferne Utilita-
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der Harmonie der von Gott geordneten und geleiteten Welt zu entsprechen, weil es dabei um sein Schicksal geht, so daß er deshalb die entsprechende Regel bzw. Weisung zu beachten hat (vgl. 22,22).262 Wer sich anders verhält, hilft sich weder selbst (}ks Qal in 22,2) noch nützen ihm seine Reden (}ks Qal und l(y Hif. in 15,2f.263). Die Aufnahme eines freundlichen, harmonischen und damit zugleich nützlichen Verkehrs mit Gott bildet daher den einzigen Weg zu einem glückenden Leben (}ks Hif. in 22,21264). Sich so zu verhalten, wäre mithin „normal“ (vgl. }ks Hif. in Num 22,30).265 Darüber hinaus gewinnt der Hiobdichter aus dem Postulat der Unparteilichkeit Gottes und der Verantwortung des Menschen für sich selbst für Elifas ein mächtiges Mittel, die Gewißheit Hiobs zu erschüttern, daß Gott ihn ohne jeglichen Grund verlassen habe. Er erinnert Hiob an die Neutralität Gottes, auf die Hiob selbst immer gehofft und die er in der Flut der Vorwürfe vergessen habe. Hiob könnte es wissen, daß der Vorwurf der Parteilichkeit nicht gilt, und statt dessen seine heimlichen Sünden eingestehen. Die Gottesgewißheit der ER scheint der biblischen Tradition zu entsprechen. So erinnert 22,29 stark an die weisheitliche266 Beschreibung des Jahwe-Tages ()Uhah {OYah) in Jes 2,12–17, wo nachdrücklich von der Erniedrigung der Hoffärtigen die Rede ist. Besonders V. 17a fällt wegen seiner zahlreichen wörtlichen Reminiszenzen auf 267: „Der Hochmut {tUh:bGa } der Menschen beugt sich {xx$}, und die Hoffart der Männer demütigt sich {lp$}.“268
Ein Unterschied zu diesem Jesaja-Text besteht nur darin, daß der Hiobdichter die Rolle Gottes als Garant der Vergeltung ausdrücklicher unterstreicht. Darüber hinaus entspricht Ps 18,28, par. 2Sam 22,28, nicht
262 263 264 265 266 267
268
rismus der Freunde behauptet (z.B. E. Dhorme [1967], 336). Zur Kritik siehe H. Strauß (2000), 60. Zur göttlichen Weisung in ER siehe unten, S. 215ff. Zu 15,2f. siehe unten, S. 229–231. Zu 22,21 siehe unten, S. 216. Hifil für die vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und Hiob (vgl. Ges17, 544a). Ähnlich unserer Auffassung und gegen sehr viele Exegeten M. Remus (1993), 28f. So z.B. H. Wildberger [1972], 112, und U. Becker (1997), 169ff. Vgl. die Varianten in Jes 2,9a.11a und 5,15 (in 2,11a und 5,15 noch das Wort y"ny"(), die möglicherweise als sekundäre Nachbildungen zu beurteilen sind (vgl. O. Kaiser [1981a], 67ff.; U. Becker, a.a.O.). Das Paar lp$ // xx$ erweist sich zwar als Monopol der protojesajanischen Sammlung (siebenmal), aber durch lp$ und das im AT einmalige aus der Wurzel xx$ hergeleitete Verbaladjektiv xa$ (vgl. Ges17, 817a; KBL, 959b) in ER 22,29 erhalten wir eine auffallende Parallele zu Jes. Das sonst seltene Wort hfwG" (außer ER 22,29 nur noch in Hi 33,17; Jer 13,17) kann durchaus mit he)G" in Jes 2,11; hf(b : Gi in Jes 2,14 und tUh:bGa in Jes 2,17a verglichen werden.
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nur mit seiner Antithese, sondern auch mit dem Wortpaar ($y Hif. // lp$ Hif. der Ausdrucksweise in ER 22,29b.269 Die Frommen werden in den Psalmen (z.B. 22,6; 41,2; 107,20) und Proverbien (z.B. 11,21) oft auf ähnliche Weise von Gott gerettet (+lm Pi./Nif., vgl. ER 22,30); die Bedingungen dafür (yiqnf // !yfPaK robB : in ER 22,30) werden in Ps 24 (V. 4a) genannt270. In ER 5,18–20 setzt bereits die Form des in der alttestamentlichen Literatur breit gestreuten Hymnus die Traditionsnähe voraus. Tatsächlich sind diese Bikola aber in einem solchen Maße von den traditionellen Wendungen durchflochten, daß die im Bereich des Vokabulars liegenden Parallelen hier nur gruppiert zusammengestellt und nicht näher untersucht werden können. So ist die Rettung (lcn Hif.) aus der Not (hfrc f ) in V. 19 für Dank oder Klage (vgl. 1Sam 26,24; Ps 34,18; 54,9)271 bzw. die aus den den Beter betreffenden Nöten ((gn und [h](r) in V. 19 für einige hymnische Schilderungen charakteristisch (vgl. Ri 20,34.41). Das Paar hfrfc // (h)(r aus V. 19 wird oft mit Gott in Verbindung gebracht (vgl. 1Sam 10,19; Ps 71,20; Jer 15,11). Alle Wendungen aus V. 20 besitzen Anklänge an die Sprache des Jeremiabuches, besonders das für sie so typische Wortpaar bf(r f // hfmx f l : im, vgl. Jer 18,21; 42,14.272 Es ist aber hervorzuheben, daß das Verb hdp in V. 20 zwar in individuellen Klageliedern, aber nicht im Jeremiabuch vorkommt, vgl. Ps 25,22; 26,11; 31,6 usw. Die den V. 18b–19a zugrunde liegende, dem Hiobdichter gut bekannte Metapher der schlagenden und heilenden Hand Gottes aber findet ihr bestes Analogon im Lied des Mose (Dtn 32,39b)273: „Ich töte und mache lebendig, ich zerschlage {jxm} und ich, ich heile {)pr}, und niemand ist da, der aus meiner Hand {dfy} retten kann {lyiCm a }.“
269 Zu Ps 18, besonders V. 26–32, siehe unten, S. 291 und Anm. 90. 270 Obwohl die Abhängigkeit des Hiobdichters von Ps 24,4 nicht wahrscheinlich ist (eher umgekehrt), weil V. 4 zu den jüngeren V. 3–6 gehört, die vermutlich der älteren Einzugsliturgie V. 7–10 angehängt worden sind; vgl. F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 157f.; K. Seybold (1996), 103f., und O. Kaiser (1998), 124. 271 ER 5,19 scheint aber die übliche Wendung hfrc f -lfKm i durch die unterschiedliche Präposition und die Menge der Nöte (tOrfc $"$B : ) zu paraphrasieren. 272 Ferner vgl. Jer 11,22; 15,2; 42,16f. 273 Wenigstens in seiner heutigen Gestalt ist Dtn 32 ein sehr junger und bereits von der Apokalyptik zeugender Text (vgl. J. Luyten [1985] und G. Braulik [1992], 226f.), wenn nicht als Ganzes sehr spät verfaßt; siehe die von M. Beck (2006), 246f., angeführten Gründe sowie O. Kaiser (1998), 33f., Anm. 32. Daher ist die Abhängigkeit des Hiobdichters von Dtn 32 fraglich. Dagegen hat E. Dhorme (1967), 68f., es doch vorausgesetzt. Mit mehreren Forschern ist eine ältere traditionelle Formel (wie auch in Hos 6,1) anzunehmen. Zu jxm und )pr vgl. auch Jes 30,26.
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Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Wie das Moselied vermittelt auch der Hymnus in der ER den Eindruck, daß der Dichter reichlich aus der Tradition der Psalmen- und der prophetischen Dichtung schöpft und die entnommenen Elemente im Horizont weisheitlichen Denkens und weisheitlicher Sprache kombiniert.
2.3.3. Der gerechte Gott der Bildadreden Im Leitgedanken der BR (8,3) wird zum Ausdruck gebracht, daß Gott die Gerechtigkeit niemals beuge.274 Er gehe mit den Gottlosen und Frommen entsprechend um, er verwerfe die Ruchlosen und nicht die Frommen (8,13.20). In dieser gerechten Ordnung gebe es keine Ausnahmen, und der Mensch habe laut Bildad nur die Wahl, gerecht oder ungerecht zu handeln. Der Grundsatz ist so wichtig, daß sogar die Verheißung an Hiob 8,6b.7 durch 8,6b an ihn angepaßt wird. Der Wohnstätte Hiobs wird ihre Aufrichtung zugesprochen, wie es gerecht ist (qedec). Diese knappen Aussagen, obwohl im Unterschied zu den anderen Freunden stark durch das Motiv der Gerechtigkeit geprägt275, sind im Wesentlichen alles, was der Leser aus den BR über Gott erfährt. Eine Beobachtung an den BR macht aber besonders aufmerksam. Während Elifas und Zofar Gott als jemanden betrachten, der verwundet und verbindet (ER 5,18) oder der das Gut aus dem Bauche des Freßgierigen austreibt (ZR 20,15), stößt man bei Bildad auf einen gewissen Dualismus: In der Sphäre, „die Gott nicht kennt“ (18,21), können personifizierter Tod und Schrecken machen, was sie wollen (18,12–14). Trotz dichterischer und remythisierender Sprache276 fallen diese Personifikationen aus mehreren Gründen auf. Sie sind in den ursprünglichen Freundesreden die einzigen personifizierten Mächte neben Gott.277 Noch mehr stehen sie in einem starken Kontrast zu den Reden Hiobs, der als Urheber der Krankheit nirgends Dämonen, sondern nur Gott selbst sieht (vgl. HR 6,4; 16,12f. und 7,5 mit BR 18,13).278
274 Siehe oben, S. 161.168f. 275 Das Wort qedc e wird in den Freundesreden zweimal nur in den ursprünglichen BR verwendet; siehe auch oben, S. 129. Zur Traditionsgeschichte siehe oben, S. 168f. 276 Siehe oben, S. 186f. 277 Die Heiligen, {yi$odq: , in ER 5,1 spielen in der Dramatik überhaupt keine Rolle. 278 Zur Metaphorik siehe oben, S. 186f., und zum mesopotamischen Lokalkolorit unten, S. 260f.
Die drei Hauptdarsteller der Lehre und ihr Verhältnis zueinander
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2.3.4. Der allmächtige Gott der Zofarreden Das Verhältnis zwischen Gott und Welt wird in den ZR zuerst in 11,7.10 thematisiert. Gott wird hier einerseits als der bezeichnet, dessen Wesen von Hiob nicht ergründet werden (V. 7), und andererseits als der, dessen Zugriff kein Mensch widerstehen kann (V. 10). Daß Gott seinerseits kein Gottloser unbemerkt bleibt (11,11), ist nach 11,12 so selbstverständlich, daß es selbst ein schwach begabter Mensch einsehen müßte, was der Dichter mittels eines sprichwortartigen Wahrspruchs zum Ausdruck bringt, in dem ein Hohlkopf und ein junges Zebra als zur Einsicht erziehbar bezeichnet werden. Der Dichter läßt in der Konsequenz in 20,15b Gott selbst eingreifen, indem er ihn metaphorisch das vom Gottlosen verschluckte Gut aus dessen Bauch heraustreiben läßt. Da keine Schuld verborgen bleibt (20,27), wird er von Gott (20,29) aus seinem Hause vertrieben (20,28).279 Seine Einmischung wird laut 11,5 sogar dann vorausgesetzt, wenn jemand falsche Lehre verkündet. Abgesehen von dem möglicherweise aus außerbiblischer Tradition stammenden Spruch 11,12280 erweist sich der biblische Hintergrund der herangezogenen Bikola als bunt. Daß sprachliche Anknüpfungen an biblische Traditionen vorliegen, ist spürbar, ohne daß sie sich zwingend nachweisen lassen. Die Wurzel rqx (11,7) und das Wortpaar (dy // }yb (11,11) sind in der Sprache der Weisheit gebräuchlich.281 Die Konstruktion „}tn yim + Verb“ (11,5) und die Verben lhq und vlx (11,10) sind dagegen in den biblischen Weisheitsbüchern, abgesehen von der Hiobdichtung, nicht belegt.282 Auch die Ausdrucksweise in 11,5 ist in
279 Zu 20,15 siehe oben, S. 190, und zu 20,29 oben, S. 161.165. 280 Nicht nur dieses Sprichwort (so viele Forscher), sondern auch Seltenheiten wie bbn (viermal im AT und nur hier im übertragenen Sinne) und bbl (nur hier in dieser Bedeutung, vgl. noch Hld 4,9) sprechen für die außerbiblische Herkunft (siehe auch unten, S. 242). B. Duhm (1897), 64, hebt mit Recht Ps 32,9 als Parallele hervor, zu )erPe vgl. weiterhin Jer 2,23f. 281 Von zwölf Belegstellen für das Nomen reqx " im AT sind sieben in Hi. Die Wurzel rqx begegnet in ER 5,27; BR 8,8; ZR 11,7; HR 13,9 (?); 29,16; GR 38,16; sekundär in den Elihureden 32,11; 34,24; 36,26; beim Majestätsredaktor in 28,3.27; in der von uns zur Gerechtigkeitsredaktion zugeschriebenen Stelle 5,9 (siehe oben, S. 28–31) und laut M. Witte (1994), 191f., und O. Kaiser (2006), 20, in 9,10. Zu rqx vgl. z.B. Prv 25,2f.27, auch Ps 139,1.23 (zu Ps 139 siehe unten, S. 295). Zum Paar (dy // }yb vgl. Prv 24,12; 28,2; 29,7, aber auch Ps 82,5; 139,2; Jes 40,14.21. Außerdem ist das seltene Wort tyilk: T a hervorzuheben, das außer hier und in sekundären Stellen Hi 26,10; 28,3 nur noch in Neh 3,21 und Ps 139,22 vorkommt. 282 Das an sich hymnisch klingende Bikolon 11,10 besitzt auch in den Psalmen keine wörtlichen Parallelen.
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einem von Gott handelnden Zusammenhang ungewöhnlich.283 Dasselbe gilt überraschenderweise auch für das Sehen (h)r) oder Wissen ((dy) der Sünde (}åw) f ) in 11,11. Nur für das zur Bezeichnung eines göttlichen Handelns gebrauchte Wortpaar h)r // }yb gibt es eine einzige biblische Parallele in Ps 94,7, der im Kontext von V. 5–11 inhaltlich durchaus den Vorstellungen in ZR 11,5.11 entspricht.284
3. Der Mensch und sein Schicksal Der Mensch und sein Schicksal 3.1. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal 3.1.1. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal in den Elifasreden Wir haben in ER 22,2f. erfahren, daß nach der Elifas in den Mund gelegten Auskunft der Mensch selbst, nicht aber Gott die Verantwortung für sein Schicksal trägt.285 Das ist und bleibt in den ER der Haupteinwand gegen die Klagen Hiobs. Ebenso haben wir bereits vernommen, daß der Unmut und der Eifer nach ER 5,2 eigentlich nur von der eigenen Schuld des Menschen zeugen. Diese polemisch gegen Hiobs Klagen gerichtete These wird in derselben Strophe noch einmal wiederholt: In 5,6f. läßt der Hiobdichter Elifas auf die Unmöglichkeit hinweisen, daß ein Mensch unverschuldet in Leiden geraten könne. Laut dieser der Klage Hiobs entgegengesetzten These (vgl. HR 3,10.20 und lfm(f dort) erzeugt der Mensch selbst die ihn treffende Mühsal, so daß er auch selbst für seine Leiden verantwortlich ist.286 Obwohl der Begriff
283 Die Wendung rbd }tn yim ist überhaupt ein hleg., zu xtp in Verbindung mit Mund oder Lippen, vgl. z.B. Num 22,28; Ps 38,14; 51,17; Prv 31,8f.; Ez 21,27 usw. 284 Zu Ps 94 siehe unten, S. 295 und Anm. 111. 285 Siehe oben, S. 205f. 286 Merke unbedingt, daß das Verb von Nif. in Hif. dilOy konjiziert (siehe oben, S. 28) und damit eine wichtige theologische Entscheidung getroffen wird. Gerade in den ER hängt fast die ganze Auslegung von dieser Konjektur, von der Anerkennung der späteren Ergänzung des Niedrigkeitsbearbeiters in 4,12–21 (siehe oben, S. 24f., und unten, Anm. 408) und ferner von der sekundären Erweiterung in 5,3–5 (siehe oben, S. 26f.) ab. So hat bisher die Bejahung oder Verneinung dieser Fragen auf die Exegese der Verse 5,6f. massiven Einfluß genommen, indem oft die „Unmöglichkeit menschlicher Gerechtigkeit und Reinheit des Menschen Gott gegenüber“ (so H.J. Hermisson [1998a], 287) zum Eckstein der Theologie des Elifas erhöht wird. Scheidet man 5,3–5 aus, muß man 5,6f. auch nicht mehr als eine Zusammenfassung des Themas „Untergang des Toren“ einstufen.
Der Mensch und sein Schicksal
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lfm(f zum Grundwortschatz der biblischen Weisheitsliteratur gehört, gibt es für 5,6–7 keine biblischen Vorlagen.287 Angesichts der Ergebnislosigkeit der Bemühungen des Elifas, Hiob zur Buße zu bewegen (vgl. 4,5; 5,1f.), versucht er ihn durch stärkere Vorwürfe zu treffen, so daß er in der dritten und letzten Rede die klarste Position bezieht. In 22,4f. läßt der Dichter Elifas mit zwei rhetorischen Fragen nach Hiobs Schuld zum Generalangriff übergehen. Als unmittelbare Reaktion auf die vermessen erscheinende HR 21* läßt er Elifas Hiob Verantwortungslosigkeit im Denken vorwerfen, weil dieser erklärt hatte, daß Gott auch die Frommen zugrunde richte.288 Seine Leiden seien vielmehr die Folge seiner zahlreichen Sünden, die er ihm nun in dem bereits behandelten Katalog in 22,6–9 vorhält.289 Betrachtet man diese Anschuldigungen und den Hinweis auf das Gerichtsverfahren in 22,4f., enthüllt sich ein Denkmuster, auf das man auch in Jes 3,14 trifft:290 „Jahwe geht {)wb} ins Gericht {+fP$ : m i B : } mit {{i(} den Ältesten seines Volkes und seinen Fürsten: Und ihr, ihr habt den Weinberg verwüstet291, das Geraubte {hflz" :G} der Armen {yin(f } ist in eurem Hause {tiyB a }292.“
Nach Elifas’ Überzeugung sind Hiobs Leiden Ausdruck des göttlichen Gerichts, das Gott wegen schwerer Sünden über Hiob verhängt hat, unter denen die Mißachtung des Lebensrechts der Bedürftigen die schlimmste ist. Die Wendung {i( +fP$ : m i B : )wb, „ins Gericht gehen mit jemanden“, in V. 4 ist ein strenger Ausdruck, weil damit ein gerechtes, wenn möglicherweise auch strenges Verfahren gesichert ist. Die Strenge der Worte des Elifas belegt auch der Ausdruck hfBr a !:t(f r f in V. 5. Erst der alttestamentliche Vergleich mit dieser Wendung in Gen 6,5; 1Sam 12,17 und Joel 4,13 zeigt, daß man mit geradezu katastrophalen Folgen der Bosheit wie z.B. mit sintflutartigen dunklen Gewitterstürmen zu 287 Der Hiobdichter spielt mit 5,7b auf die mythische Sprache an, siehe unten, S. 269. Außerdem sind im AT nur solche abstrakten positiven Begriffe wie tem) E (Ps 85,12) oder hfqd f c : (Jes 61,11) metaphorisch mit Herauswachsen ()cy und xpc) zu verbinden, nicht aber das für ER typische Wortpaar }ew) f // lfm(f . Aufgrund der umfangreichen Assonanz und Alliteration in 5,6 (siehe oben, S. 132, Anm. 243 und S. 134f.) ist jedoch vorauszusetzen, daß wir es hier mit einem sprichwörtlichen Zitat zu tun haben. 288 Zur Gottesfurcht in den ER siehe oben, S. 202f. 289 Siehe oben, S. 195. 290 Der Vers gehört zur Redaktion (vgl. O. Kaiser [1981a], 83f.), aber zu einer älteren Redaktion (U. Becker [1997], 162ff.198). Daher kann der Hiobdichter ihn gekannt haben. 291 Vgl. Jes 5,5. 292 Darüber hinaus klingt Jes 3,14bβ wie eine Zitatvorlage für ZR 20,19b; vgl. oben, S. 199.
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rechnen hat (vgl. auch Hos 9,7). Dieser Befund entspricht den in den ER eingesetzten Motiven der universalen Strafe mittels Feuer, Flut und Finsternis (vgl. auch ER 22,10f.).293 Mithin erweist sich die Anschuldigung der ER als kategorisch: Hiob muß zwischen Leben und Tod wählen. Darüber hinaus gehört das aus der traditionellen Sprache stammende Wortpaar hf(r f // }OA( zu den alttestamentlichen Notschilderungen (vgl. Ps 40,13; Jes 13,11; Hos 7,1). Aber nicht nur Hiobs Sünden bezeugen in den Augen des Elifas seine Verantwortungslosigkeit, sondern auch die Tatsache, daß er mit der Verborgenheit seiner Sünden vor Gott rechne (22,13f., vgl. HR 10,4; 14,20f.), was angesichts der allgemein biblischen Überzeugung von der Unentrinnbarkeit vor Gottes Strafhandeln sündhaft sei. Ein entsprechender Weheruf gegen alle, die meinen, sie könnten ihre Pläne vor Jahwe verbergen, liegt in Jes 29,15b vor:294 „Die sprachen {rm)}: „Wer sieht {h)r} denn uns und wer weiß {(dy} von uns?““
So kennen sowohl ältere Texte295 als auch weisheitlich beeinflußte Psalmenworte wie Ps 10,11; 73,11; 94,7; 139296 derartige Fragen, die Gott die Kenntnis des irdischen Geschehens absprechen.297 Bezeichnend für die ER in c. 22 sind die vermutlich mythischen Anspielungen in den V. 13– 16: Während die Gottlosen behaupten, Gott habe sich hinter dunkles Gewölk (lepr f (A // {yib(f , V. 13) zurückgezogen und wandele erhaben am Himmelskreise ({iym a $ f gUx, V. 14), ist er in Wahrheit der, der alles sieht.298 Sind diesen Sachverhalt leugnende Gottlose dem alttestamentlichen Schrifttum gut bekannt, versteht sich die poetisch verschlüsselte Zusammenfassung in 22,15 von selbst: Die Gottlosen haben seit jeher so gedacht und sind stets auf dem altbekannten Weg ({flO( xaro)) gewandelt (\rd), während ein vernünftiger Mensch ihn jedenfalls vermieden hätte (Ps 139,24):299 293 Siehe oben, S. 177ff. 294 Die Formulierung klingt nahezu wortwörtlich (Un"(d : Oy yimU Un")or yim Ur:m)oYwa ); merke auch die mit Verderben verbundene Wurzel rts in Jes 29,15a und ER 22,14a. 295 Zum Alter von Jes 29,15 siehe O. Kaiser (1983), 219f.; (1994a), 39–42, und U. Becker (1997), 244f.; vgl. auch Jer 23,23f. 296 Zu diesen Psalmen siehe unten, S. 292–295. 297 Vgl. auch Sir 16,17–23. 298 Vgl. Jes 40,22f. und Prv 8,27–33. In beiden erregt auch das nur dreimal belegte Wort gUx (ER 22,14; Jes 40,22; Prv 8,27) die Aufmerksamkeit; siehe zu Jes 40,21–23 unten, S. 228 und Anm. 391, und zu Prv 8,22–31 unten, S. 229, Anm. 396. E. Dhorme (1967), clvi, hebt weiterhin die Beziehung zwischen ER 22,12–14 und Jes 40,26f. hervor. Vgl. ferner Ps 18,10–19; 97,2; 139,7–12; Jer 23,24, und G. Fohrer (1963a), 82. 299 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295. Vgl. weiterhin Jer 6,16; 18,15. E. Dhorme (1967), 333, versteht ER 22,15 als Anspielung auf die Menschen vor der Flut (Gen 6,1–4).
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„Und sieh, ob ich auf dem Wege der Hinterlist300 Weg {|erD e } bin, und leite mich auf dem ewigen Wege {{flO( |erD e }.“
Doch nach den Elifas in den Mund gelegten Worten trägt ein Leidender nicht nur die Verantwortung für sein Schicksal, sondern ist er obendrein auch noch dazu im Stande, seine Lage unverzeihlich zu verschärfen. Im Leitgedanken der zweiten Rede nimmt Elifas in 15,4 den Terminus hf)r : yi aus 4,6 auf und stellt Hiob vor die Frage:301 „Wirst du sogar die Gottesfurcht {hf)r : yi } zerbrechen {rrp Hif.}, die Andacht {hfxyi&} vor Gott schmälern {(rg}?“
Die hier benutzten Verben sind in der theologisierten alttestamentlichen Rechtssprache so gebräuchlich,302 daß ihre weisheitliche Rezeption in diesem Vers auf den ersten Blick überraschend wirkt, zumal sonst im Alten Testament nirgends davon die Rede ist, daß die Gottesfurcht zerbrochen wird. Andererseits ist die dem Wort hfxyi& zugrunde liegende Wurzel xy& hauptsächlich in Weisheits- und Psalmentexten belegt (vgl. z.B. Ps 119).303 Die verantwortungslose Verschärfung des eigenen Leidens wird nach 15,5f. durch Hiobs unangemessene Worte bewirkt (}ow(A und }O$:l {yimUrA( in V. 5), die als solche gegen ihn zeugen (($r Hif.). Terminologisch liegt in 15,5f. eine eigentümliche Verbindung zwischen weisheitlicher und juridischer Sprache vor (vgl. einerseits Prv 17,15304 und andererseits Ex 22,8; Dtn 25,1f.; Num 35,30; 2Sam 1,16). Darüber hinaus enthält 15,5 einen seltenen Aramaismus vl) Pi.305
Lies mit S, Hier und KBL, 726a; 730a beqo(; vgl. G und R. Kittel (1929), 418f. Siehe auch oben, S. 145f. Zum Begriff der Gottesfurcht siehe oben, S. 202f. Vgl. etwa Gen 17,14; Lev 26,15; Num 30,9.13f.; 36,3f.; Dtn 4,2; 13,1 u.a. Das Substantiv selbst befindet sich im AT nur in ER 15,4 und Ps 119,97.99; das Verb im AT 20-mal, davon in Ps 119 sechsmal (V. 15.23 usw.); vgl. auch Ps 77,4.7.13. 304 Siehe auch H. Ringgren (1981), 72f., und O. Plöger (1984), 204. Außerdem werden Wörter heP, }O$fl und {iyt a pf & : sehr produktiv in der Weisheitsliteratur verwendet und daraus Paare formiert; vgl. Ps 37,30; 39,2; Prv 18,6f.20; 26,28 u.a. Zu {yimUrA( }O$:l siehe oben, S. 193. 305 Das Verb begegnet nur noch in den jüngeren Elihureden Hi 33,33; 35,11 (nach M. Wagner [1966], 25, auch in 32,13). Im übrigen AT ist höchstens das Verb hry (aber im positiven Sinne) vergleichbar, vgl. Ex 4,12.15; Dtn 17,10f.
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3.1.2. Die Verantwortung des Menschen für sein Schicksal in den Bildad- und Zofarreden Der in den ER gründlich herausgearbeitete Gedanke der Selbstverschuldung des Menschen und ihrer fatalen Folgen wird in den BR und ZR kaum erörtert. Der Hiobdichter läßt Bildad am Anfang seiner Reden in 8,4 (an den Leitgedanken in 8,3 anschließend) das Schicksal der Sünder am Beispiel der Söhne Hiobs veranschaulichen. Gemäß ihrer Verfehlung ()+x) wurden sie den Folgen ihrer Sünde preisgegeben (xl$ Pi. + {f($ : Pi -day:B). Nach dem Vorschlag Bildads in 8,5 liegt die einzige Möglichkeit zur Rettung Hiobs in seiner Umkehr zu Gott, eine Lösung, die in der Spruchweisheit nicht unbekannt war; vgl. Prv 28,13: „Wer seine Sünden {(a$Pe } verheimlicht, hat kein Glück, wer aber sie bekennt und verläßt, findet Erbarmen.“
Im Unterschied zu diesem Wahrspruch wird der einfache Vergeltungsgedanke in BR 8,4 mit Hilfe von )+x // (a$Pe -day und somit in der Form ausgedrückt, wie sie eher in der Rechtssprache geläufig war.306 Außerdem wird das sonst in der Weisheit übliche (a$Pe hier ungewöhnlich mit day kombiniert.307 Durch die an Hiob gerichteten Anreden in den beiden BR in 8,2 und 18,2f. schimmert die Überzeugung durch, daß einer, der sich seiner Schuld bewußt ist, nicht so verantwortungslos reden sollte, denn das sei so gefährlich wie starker Wind (ryiBKa x a Ur in 8,2). Trotz der relativ originalen Wortwahl dieser Anreden, die den Eindruck der Selbständigkeit des Hiobdichters gegenüber der alttestamentlichen Tradition erwecken,308 finden sich auch zu ihnen inhaltliche Parallelen in Weisheitstexten wie z.B. Prv 17,28: „Auch ein Tor kann, wenn er schweigt, als weise geachtet werden {b$x}, wenn er seine Lippen verschließt, als einsichtig.“309
306 Vgl. z.B. mit Präposition l : in Dtn 1,41; 9,16; 20,18. Bei der Wurzel )+x bevorzugt die Weisheit eher den aus ihr gebildeten Typusnamen {yi)= f x a , z.B. in Prv 13,21f.; 23,17. 307 Auch das Paar )+x // ($p selbst ist eher außerhalb der Weisheit belegt, vgl. Jes 43,27; Jer 33,8. Zum Ganzen vgl. noch Ps 32,3–5 und zu diesem späten Psalm K. Seybold (1996), 134f., und U. Nõmmik (2000), 504f. Siehe auch unten, S. 218. 308 So ist das Verb hm+ in 18,3 ein hleg.; j(n)q {y& ebendort nur noch sekundär in Hi 28,3 belegt; ryiBKa in 8,2 (vgl. auch ER 15,10) wird so nur hier verwendet, obwohl das heftige Wasser in Jes 17,12; 28,2 mit den von Bildad beteuerten fatalen Folgen der verantwortungslosen Rede verwandt ist. G. Fohrer (1963a), 188, zieht Jer 18,17 und Hab 1,11 bei BR 8,2 und Ps 73,22 (das nichts wissende Vieh!) bei BR 18,3 (a.a.O., 300) als Vergleich heran. Vgl. noch Ps 49,21 und zu Ps 73 und 49 unten, S. 292f. und Anm. 99. 309 Merke hier auch die von uns bereits vermerkten Wörter lyiw) E (vgl. oben, S. 192–194), {iyt a pf & : (vgl. oben, Anm. 304) und }yb (vgl. oben, Anm. 281).
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Der Vorwurf, daß Hiob verantwortungslos rede, wird auch in den Anreden der ZR (11,2f. 20,2f.) aufgenommen. Da sie aber eher die Lippensünde betonen und mithin tatsächlich als Anschuldigungen wirken,310 bleibt in den ZR weiterhin nur ein Bikolon in 20,22 übrig, in dem nicht nur von „der Macht des Elends“ (lfm(f -day-lfK)311, sondern auch von dem Zustand des Sünders die Rede ist, in dem es ihn antrifft, nämlich in „des Überflusses Fülle“ (qep& " tw)olm : ). Ist der Vergeltungsgedanke in der alttestamentlichen Weisheitsliteratur geläufig, so fällt es trotzdem auf, daß der Hiobdichter auch hier wie in BR 8,4 das sonst so übliche Wort lfm(f originell mit day kombiniert312 und das Hapaxlegomenon qep& " verwendet.
3.2. Die Aufforderungen der Freundesreden In den Aufforderungen313 der ER, Hiob möge seine Ausdrucksweise mäßigen, zeichnet sich bereits der Ausweg, die einzige Lösung ab, um sein Leiden zu überwinden, die den Eckpfeiler des seelsorglichen Redens des Weisen bildet. Mehr als die beiden anderen Freunde, ja ganz allein weist Elifas bereits am Anfang seiner ersten Rede in 4,6 auf diese Möglichkeit für Hiobs Rettung hin. Trägt der Leidende die Verantwortung für sein Los, so kann er doch begründete Hoffnung fassen: „Ist nicht deine Gottesfurcht {!:t) f r : yi } deine Hoffnung {!etl f s : iK}, i } die Unschuld deiner Wege (!yekr f D : {oT)?“ und314 deine Hoffnung {!:twæ q: T
Der Hiobdichter läßt Elifas seelsorgerlich überaus geschickt einsetzen. Denn anstatt Hiob sogleich einen Vorwurf zu machen und seine heimlichen Sünden zu thematisieren, wie es später am schärfsten in 22,6–9 der Fall ist, erinnert Elifas den Dulder vielmehr an sein bisheriges gottesfürchtiges Verhalten (4,3f.). Da es in Elifas’ Augen ein Faktum bildet, bietet sich von ihm her auch der Ausweg an, so daß er begründet hoffen darf. Die im Alten Testament beispiellose Zusammenstellung von Zuversicht und Hoffnung (hfls : Ki , hæw:qT i und hf)r : yi ) weist deutlich genug darauf hin.315 Grund seiner Hoffnung könnten in Übereinstimmung mit dem Zeugnis der Psalmen und Proverbien allein seine Gottesfurcht
310 311 312 313 314 315
Siehe oben, S. 197f. Zur Textkritik siehe oben, S. 82. Nur lfm(f lfK ist in Qoh viel belegt (z.B. 1,3; 2,10), dort aber jünger als in Hi. Zur Aufforderung als Aufbauelement siehe oben, S. 145f. Zur Kopula siehe oben, S. 23. Vgl. M. Remus (1993), 25.27.30, daß „den Freunden der Blick für die Wirklichkeit nicht völlig durch ein dogmatisches System verstellt ist“, und A. Scherer (2005), 286.
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Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
und sein unschuldiger Wandel sein.316 Allerdings muß Elifas weiterhin erst einmal versuchen, in 5,1f.6f. Hiob zur Einsicht seiner Schuld und damit in 5,8 zur Bereitschaft zur Umkehr ($rd; le) hfr:biD {y&) zu führen, ehe der Dulder diese Hoffnung tatsächlich besitzen kann. Dabei ist die letztgenannte hebräische Formel ein Hapaxlegomenon,317 das Verb $rd vor allem in den prophetischen Umkehrrufen beheimatet318. Die Aufforderung in 5,8 wirkt knapp, aber programmatisch, weil sie durch eine betonte Alliteration hervorgehoben wird319 und Teile der letzten Strophen der ER 22,21a.22, 22,23 und 22,27aα ihr Thema eingehend behandeln. Durchaus folgerichtig läßt der Hiobdichter Elifas den Dulder zum Friedensschluß mit Gott (}ks Hif. und {l$ in V. 21a) im Sinne seiner Umkehr und demütigen Selbsterniedrigung (bw$ und hn(320 in V. 23) auffordern. In V. 21a spiegelt sich dasselbe Ideal der friedlichen Harmonie, das bereits in 22,2f. zur Sprache gekommen war.321 V. 23 spielt gleichzeitig auf weisheitliche Mahnungen und prophetische Umkehrrufe an,322 V. 27aα mit der Wendung rt( Hif. + le) auf eine übliche Redensart323. In der berühmten Aufforderung in V. 22, einer der schönsten im Alten Testament, bewegt sich die Sprache der ER vollkommen in den Spuren der Tradition, indem Hiob hier dazu ermahnt wird, die Weisung (hfrOT) und die Worte Gottes (wyfrm f ) A ) anzunehmen
316 Das Wort hfls : Ki erweist sich vermutlich als eine poetische Nebenform zu lesKe , die wiederum in ihrer Bedeutung als „Zuversicht“ (im Gegensatz zu Sichverlassen, vgl. Ps 49,14 u.a.) im AT selten, aber eindeutig theologisch ist (vgl. Ps 78,7; Prv 3,26). Die hfwq: T i ist im AT üblich, siehe unbedingt Ps 9,19; 62,6; Prv 11,7.23; 19,18; 23,18; 24,14; 26,12 u.a. Vgl. die Erläuterungen zu diesen Begriffen bei G. Fohrer (1963a), 138, zur ambivalenten Verwendung der Wurzel lsk siehe J. Schnüpphaus (1984), bes. S. 282f. 317 Das Verb {y& wird meistens mit rfbD f und bfbl " verwendet, das Nomen hfrb : D i ist im AT nur fünfmal belegt, vgl. Ps 110,7; Qoh 3,18 u.a. 318 Siehe dazu K.A. Tångberg (1987), 140 u.a. Vermutlich ist der Ruf aus den prophetischen Texten in die Psalmen (vgl. 34,5; 78,34; 119,2.10 u.a.) und die Weisheit übernommen worden. 319 Siehe auch oben, S. 130f. ER 5,8 kann für den Höhepunkt der ersten ER gehalten werden. 320 Siehe Textkritik oben, S. 51. 321 Zu 22,2f. siehe oben, S. 205f. Beachte auch, daß das Verb }ks einerseits V. 2 und 21 zusammenknüpft, andererseits durch Qal und Hif. unterschiedliche Nuancen darstellt. Dabei ist }ks Hif. (siehe Ges17, 836b und KBL3, 713) im AT nur dreimal belegt, vgl. Ps 139,3 und Num 22,30. Zu {l$ vgl. Ps 7,5. 322 Es trifft besonders die mehr als herkömmliche Wendung da( bw$, vgl. z.B. Jes 9,12; 25,5; Hos 14,2, aber auch Gen 16,9 (zusammen mit hn(); Dtn 30,2, und K.A. Tångberg (1987), 140 u.a. Das Entfernen (qxr Hif.) des Unrechts aus der eigenen Wohnstätte ist buchstäblich sonst im AT unbekannt, über Falschheit wird es doch beteuert, vgl. Prv 4,24; 30,8. 323 Vgl. Ex 8,25f.; 2Chr 33,13.19; Esr 8,23; Jes 19,22.
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(xql) und zu beherzigen (bfbl : B : {y&). Dieser Aufruf enthält mehrere sprachliche Besonderheiten. Denn die sonst fest geprägte Wendung bfbl : B : ({yirb f D : ) {yirm f A) {y& (vgl. z.B. Dtn 32,46; Mal 2,2) gehört nicht zum weisheitlichen Sprachgut. Außerdem verkörpert die Weisung hier nicht das Gesetz bzw. die Thora im üblichen Sinne324 und kann auch (im Alten Testament so einmalig) direkt aus dem Munde Gottes angenommen werden (xql)325. All diese Aufforderungen werden am Ende des Dialogs in ER 22,29bβ.30bβ noch einmal refrainartig zusammengefaßt. Die Umkehr zu Gott erweist sich in Demut und einem schuldlosen Wandel („in reinen Händen“).326 Blicken wir auf die Reden des Bildad, so läßt ihn der Hiobdichter in 8,5 und 8,6aα zwei Bedingungen ({i))327 für die Umkehr mittels zwei synonymer Wortpaare rx$ Pi. + le) // }nx Hitp. + le) (8,5) und |áz // rf$yf (8,6aα) stellen. Sie sind mithin im Vergleich zu den ER, aber auch den ZR sehr knapp formuliert. Ihre Absicht geht aus der traditionsnahen Sprache und Vorstellungswelt eindeutig hervor: Die Wende zu Gott liege in einem frommen Verhalten.328 Die Traditionsnähe wird durch das Verb rx$ für „Suchen“ sogar besonders unterstrichen (mit Gott als Objekt vgl. in Ps 63,2; 78,34; Jes 26,9; Hos 5,15 und vgl. dagegen HR 7,21b). Zu bemerken bleibt nur noch, daß dieses Verb im Alten Testament auch zum weisheitlichen Vokabular gehört, aber dort nicht mit Gott als Objekt gebraucht wird (vgl. aber Prv 11,27).329 Ebenso besitzt das Verb }nx Hitp. für „Flehen“ einen traditionellen Hintergrund, denn es bildet mit Gott als Bezugsperson einen klassischen Terminus (vgl. z.B. 1Kön 8,33.47.59 oder Ps 30,9; 142,2), auch wenn er so weder im weisheitlichen noch im prophetischen Schrifttum begegnet.
324 In der ursprünglichen Hiobdichtung fehlen Hinweise auf die Thora als Gesetz wie auch solche auf den Götzendienst; siehe den Kommentar von G. Fohrer (1963a), 360. In der weisheitlichen Tradition konnte das Wort Thora noch lange ohne eine nomistische Konnotation benutzt werden; vgl. z.B. Prv 1,8; 3,1; 4,2; 6,20; 31,26 u.a. Siehe B. Gemser (1963), 21; G. Liedke / C. Petersen (1979), 1033f. H. Strauß (2000), 67, hält diese „weisheitliche Mahnung“ nur für die Hiobdichtung für charakteristisch. Vgl. dagegen M. Witte (2004) zu Hi 31 und bes. zu ywt in Hi 31,35, weiterhin auch zu ER 22,22 ebenda, S. 738. 325 Obwohl ähnliche Stellen wie Ps 78,1; 119,72 und Mal 2,7 dazu neigen. 326 Zu diesen Bikola siehe oben, S. 204.206f. 327 Siehe auch oben, S. 105.146f. 328 Zum Paar |áz // rf$yf vgl. Prv 21,8 und oben, S. 200. G. Fohrer (1963a), 186, hat darauf hingewiesen, daß Bildad im Unterschied zu Elifas und Zofar Hiob nicht dazu auffordert, nicht länger zu sündigen. Zur Wurzel }nx im Hiobbuch siehe R. Kessler (1992), 150 u.a. 329 Vgl. noch Hi 24,5; Prv 1,28; 7,15; 8,17; 13,24.
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Bei Zofar werden die Bedingungen für die Rettung in 11,13f. ähnlich wie in den BR mit Hilfe von {i) eingeführt.330 Im Unterschied zu jenen werden sie jedoch formuliert, nämlich in zwei synonymen Bikola, ohne daß damit der Umfang der einschlägigen Partien der ER erreicht wird. Hiob solle, so heißt es 11,13f., sein Herz auf Gott richten (}wk Hif. + b"l) und seine Hände zu ihm ausbreiten (vaK &rp), er solle den Frevel (}ew) f ) von seiner Hand entfernen (qxr Hif.) und kein Unrecht (hflw: (a ) in seinem Zelte wohnen lassen (}k$ Hif. + leho):B). Die erste Aufforderung ist in den Psalmen (z.B. 57,8; 108,2; 112,7331) und in jüngeren alttestamentlichen Texten (z.B. 2Chr 19,3; Esr 7,10) zu Hause, die zweite begegnet auf Gott bezogen sehr verstreut und fehlt sonst in der Weisheit (mit vaK oder day in 1Kön 8,38; Esr 9,5; Ps 143,6; Jes 1,15; 25,11; vgl. auch Ps 44,21). Die Formulierungen in 11,14 sind verhältnismäßig originell. Nur für das Verb qxr Hif. läßt sich eine ganze Reihe von Parallelen wie Prv 4,24; 5,8; 22,15; 30,8 und ferner Ex 23,7; Prv 22,5 und Ps 103,12 zum Vergleich heranziehen.332 Faßt man die Aufforderungen zur Umkehr in den Freundesreden zusammen, so heben sie sich insofern von ihrem weisheitlichen Hintergrund ab, als in ihm der Gedanke der Vergeltung eine viel größere Rolle spielt als die Möglichkeit zur Umkehr. Sie ist eher ein Gegenstand der Gebetsliteratur, z.B. der Klage- oder Dankpsalmen, von denen in diesem Zusammenhang z.B. Ps 32 besonders hervorgehoben worden ist.333 Sie begegnet aber auch in prophetischen Mahnungen zur Umkehr, die in der Regel an das Volk gerichtet sind, können sich aber später auch auf einen Einzelnen beziehen (vgl. Ez 18 und 33)334. Die Reden Hiobs stehen wegen ihrer konsequenten Voraussetzung, daß Hiob nicht gesündigt oder zumindest kein so schweres Schicksal verdient habe, dem strengen Vergeltungsprinzip der Weisheit näher. Denn für Hiob gibt es keinerlei Grund, an Umkehr zu denken.
330 Siehe dazu oben, S. 104.146f. 331 Zu Ps 112 siehe unten, S. 295 und Anm. 108. 332 Vgl. dagegen, wie der Hiobdichter Hiob das Verb qxr drastisch kontrastierend in HR 13,21 und 19,13 und wiederum Elifas in 22,23 aufnehmen läßt (siehe auch oben, Anm. 322). Zu 11,14b vgl. auch BR 18,15 und zu hflw: (a HR 6,29f. 333 So B. Duhm (1897), 64 (Ps 32 sei „von einem Geistesverwandten Zophars verfaßt“), und E. Gerstenberger (1988), 143. Vgl. auch G. Hölscher (1952), 6. 334 V. Maag (1982), 131ff., hat ausdrücklich darauf hingesiesen, daß die Umkehr kein Thema der allgemeinen Weisheit bilde und damit die Propheten für den Hiobdichter ein Vorbild seien.
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3.3. Die Verheißungen der Freundesreden 3.3.1. Die Verheißungen der Elifasreden Die ER werden gemäß ihrem seelsorglichen Charakter durch optimistische Töne abgeschlossen.335 Hiob wird am Ende der ersten und dritten ER (5,21; 5,23–26; 22,26–28) ein künftiges ideales Leben verheißen. Das Bikolon 5,21 bildet den Übergang zu den Verheißungen in 5,23–26, indem es einerseits durch die konsequente Form336 und durch die Fortsetzung der Reihe der Nöte, die Hiob erspart bleiben, den Hymnus 5,18–20 weiterentwickelt und andererseits durch den Wechsel des Subjekts von Gott zu Hiob der Verheißung 5,23–26 vorausgeht. Der Hiobdichter läßt Elifas in 5,21 ein konstituierendes Moment der alttestamentlichen Rettungsschilderungen, das der böswilligen Lüge Entkommen, thematisieren (Ps 120,2; 144,11; vgl. auch Prv 6,24).337 Braucht ein Bekehrter sich nicht mehr vor der kommenden ()wb) Verwüstung (do$) zu fürchten (5,21b), weiß er zugleich, welche Maße dieses unbestritten schlechte Ende hätte besitzen können, weil der Hiobdichter Elifas auf die Prophezeiungen des Jahwe-Tages Rücksicht nehmen läßt.338 In 5,23–26 wird im Gegensatz zu 5,19–21 alles beschrieben, was ein Gottesfürchtiger gewinnen wird. Er wird Frieden (hfml " $ : ) und Heil ({Olf$) und den Bund (tyir:B) mit Gott haben, sowohl mit der organischen (hed> f h a taYx a ) als auch mit der anorganischen Natur (hed> f ah y"nb : ) a in V. 23), sowohl außerhalb als auch innerhalb seiner Wohnstätte (leho) und hewnf in V. 24). Die Menschen in den Zeiten des Alten Testaments kannten solche Verträge oder Bünde des Friedens (vgl. Jos 9,15; 1Kön 5,26). Dabei sind hier Wildtiere und Feldsteine als Metaphern für das Verhältnis der Menschen zu ihrem Umfeld eingesetzt werden, weil sie schon seit der Schöpfung zu ihm gehörten.339 Andererseits ist hier eine gewisse Verwandtschaft zu den eschatologischen Texten (vgl. z.B. Jes 33,20) und zu den prophetischen Heilsverkündigungen festzustellen.
335 Formal ähnlich ist dies bei den prophetischen Heilszusprüchen, die sich oft am Ende bestimmter Textkomplexe befinden; vgl. auch F. Hesse (1978), 60. 336 Zu den verbindenden Formelementen siehe oben, S. 86f.101.103.126.131. 337 Böse Zunge ist eine übliche Metapher in den Klagepsalmen und Prv, aber auch in der Prophetenliteratur (vgl. z.B. Ps 31,21; Prv 6,17; Jes 54,17). Es ist jedoch bemerkenswert, daß der Hiobdichter hier sowohl bei der Wendung }O$fl +O$ als auch beim sonst einfachen narrativen Verb )bx Nif. völlig selbständig gegenüber der atl. Weisheit vorgeht. 338 Ähnlich wie in ER 15,22.24*; 22,11; siehe dazu oben, S. 177ff., und unten, S. 295f. 339 Vgl. Gen 2,19f. und ferner Gen 3,17. Die hed> f h a y"nb : ) a sind jedoch wortwörtlich außer in ER 5,23 nicht belegt.
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So sind Texte wie Ez 34*340, Jes 54,10–17*341 oder Hos 2,20ff. hervorzuheben, besonders die Worte Gottes in Hos 2,20:342 „Ich schließe für sie343 einen Bund {tyirB : } an diesem Tage mit den Feldtieren {hed> f h a taYx a } und mit den Vögeln am Himmel /.../ und lasse sie sicher {xa+b e l f } schlafen gehen {bk$ Hif.)344.“
Auch Stellen aus der protojesajanischen Sammlung Jes 32,18 und 33,20 ermöglichen trotz ihres unterschiedlichen Adressaten (des Volkes und Zions im Gegensatz zur Einzelperson) einen Einblick in die mit der nachexilischen Weisheit verwandte Tradition, an die sich der Hiobdichter mit 5,(23)24 anschließt.345 An zwei im ganzen Alten Orient gewöhnlichen Elementen der Verheißungen hat es bisher gemangelt, nämlich an der einer großen Nachkommenschaft und einer hohen Lebenserwartung. In der Tat wird in 5,25f. einer der Höhepunkte der ER erreicht, indem hier auf Hiob das
340 Trotz der anderen Adressaten des Bundes (Gott und Volk) und der Abschaffung der bösen Tiere und neben dem optimistischen Charakter (Heilsruf) sind hier folgende vokabulare Gemeinsamkeiten oder Stichwörter aufzuzählen: lcn Hif. in V. 10.12.27 (vgl. ER 5,19); hewnf in V. 14 (vgl. ER 5,24); $bx in V. 16 (vgl. ER 5,18); {Olf$ tyirB : in V. 25 (vgl. ER 5,23); jer) f h f -}im hf(r f -hfYx a in V. 25.28 (vgl. ER 5,23); hed> f h a j"( in V. 27 (vgl. ER 5,23) und yiK U(:dyf in V.27.30 (vgl. ER 5,24f.). Falls K.-F. Pohlmann (1994), 96–98; (2001), 463ff., recht hat, hat der Hiobdichter auf die diasporaorientierte Bearbeitung des Ez und damit auf eine Zwischengestalt von Ez 34 (ohne V. 17–24) etwa aus der Zeit Anfang des 4. Jh.s zurückgegriffen. 341 Vgl. besonders V. 10.14.17. C. Westermann (1986), 224f., geht auf die Parallelen von ER 5,17–26 und Jes 54,13b–17 näher ein und behauptet den gemeinsamen Hintergrund einer Segenszusage, d.h. einer gottesdienstlichen Handlung. Für die Abhängigkeit des Hiobdichters von Jes 54* spricht wenig, weil 54,11–17 nach J. van Oorschot (1993), 256ff., in die nachexilische Zionsschicht und nach O.H. Steck (1991), 197, sogar in den Anfang des 3. Jh.s gehören kann. Dabei bilde Jes 54,17aβ(b) eine Ergänzung „nach dem Vorbild individueller Segenszusage im Bild rechtlicher Auseinandersetzung (vgl. Hi 5,21)“ (J. van Oorschot, a.a.O., 268, Anm. 144f.). 342 Die Parallele wird auch von G. Fohrer (1963a), 155, genannt. Zur Diskussion über die Datierung dieses vom Grundbestand des Hos aus gesehen gewiß jüngeren Verses siehe O. Kaiser (1994a), 109ff. Wegen der Parallele zu Ez 34,25 könnte der Vers nachexilisch verfaßt sein; vgl. S. Rudnig-Zelt (2006), 79ff., und J. Jeremias (1983), 49f. 343 D.h. zugunsten, vgl. J. Jeremias, a.a.O., 37. 344 Es sei an dieser Stelle vermerkt, daß eine ähnliche Wendung in ZR 11,18 vorkommt; siehe unten, S. 224f. Zu Hos 2,20 vgl. noch Gen 9,9f. 345 Vgl. besonders die friedlichen Wohnungen, zumal {Olf$ h"wn: und die Wurzel x+b in Jes 32,18 und das Paar von der zur Aufrechterhaltung bestimmten håwnf und dem leho) in Jes 33,20. Bei beiden Stellen liegt aber der Verdacht nahe, daß sie jünger als Hi sind; zu Jes 33 siehe oben, Anm. 102, und zu Jes 32 O. Kaiser (1983), 264; U. Becker (1997), 268ff. Vgl. auch Jes 59,8 und BR 18,6.15.
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zumal aus den Segensverheißungen der Genesis bekannte Motiv einer schier unübersehbaren Nachkommenschaft (vgl. (h)br und (arzå in Gen 16,10; 32,13 u.a.) und friedlichen Beisetzung als Zeichen für ein langes und erfülltes Leben (vgl. die Wurzel rbq und die Wendung le) )wb in Gen 15,15)346 angewandt wird. Der Vergleich der Zahl der Nachkommen mit dem Kraut der Erde (jer) f h f be&(" K: in V. 25) knüpft deutlich an diese Verheißungen an. Andererseits zeichnet sich in V. 25 dem Wort {yi)c f ) E ec die Verwandtschaft mit Heilsworten der deutero- und tritojesajanischen Sammlungen an (vgl. besonders 48,19, aber auch 61,9 u.a.).347 Das Besondere der Verheißungen des Elifas liegt aber in ihrer Ausgestaltung. Einerseits kennt das Alte Testament keinen anderen Beleg außer ER 5,25 für den Vergleich mit der Menge des Grases,348 und andererseits besitzt auch der im folgenden Vers (5,26) seine Eigenarten, denn die in ihm verwendeten Wörter xalKe 349 und $yidGf begegnen im Alten Testament sonst nur noch zweimal (Ex 22,5 und Ri 15,5). Der seelsorgliche Charakter des Elifas läßt es nicht zu, es bei den Verheißungen in der ersten Rede zu belassen. Daher rundet er seine sämtlichen Reden insgesamt durch wesentlich allgemeiner gehaltene am Ende der dritten Rede in 22,21b, 22,26 und 22,27f. ab.350 Nach der Aufzählung der Bedingungen für eine heilvolle Wende im Leben Hiobs in 22,21a.22f.27aα werden ihm Glück (hfbO+ in V. 21b) und Freude angesichts seines Gottes verheißen (gn( Hitp. + la( und henPf )&n + le) in V. 26). Neben solchen in Israel geläufigen Wendungen wie sie in V. 21b und 26351 vorliegen, tritt die Tatsache hervor, daß im Alten Testament nur
346 Vgl. auch 2Kön 22,20. 347 Das Wort kommt in der metaphorischen Bedeutung von Kindern oder Nachkommen nur in Hi (5,25; 21,8; 27,14) und in Jes (22,24; 44,3; 48,19; 61,9; 65,23) vor. 348 Die Nachkommen werden gewöhnlich mit Sternen, Sand (Gen 22,17 u.a.) und Staub (Gen 13,16 u.a.) verglichen. 349 Zur Bedeutung des Wortes siehe oben, S. 33. Im AT nur noch in Hi 30,2, dort aber mit anderer Bedeutungsnuance und wahrscheinlich sekundär (vgl. M. Witte [1994], 191f.). 350 Vgl. B. Duhm (1897), 114: „Doch entspricht es der Milde, die ihm im Unterschied von Bildad und Zophar charakterisiert, daß er noch zum Guten redet und auf einen glücklichen Ausgang hofft.“ 351 Zu hfbO+ und )wb vgl. Prv 11,27; Jer 17,6; zur Wendung gn( Hitp. + la( gegenüber Gott vgl. die Stellen in den jüngeren Texten des ATs, in Ps 37,4 (auch Ps 37,11; zu Ps 37 siehe unten, S. 293f.) und in Jes 58,13f. (E. Dhorme [1967], 340, hat denselben Gedankengang wie in ER 22,23.26 vermerkt). Zur Datierung von Jes 58,13f. siehe K. Koenen (1990), 222ff. (redaktionell aus 5.–4. Jh.); O.H. Steck (1991), 29f.197 (Anfang 3. Jh.), und W. Lau (1994), 258 (Jes 58,14 möglicherweise angeknüpft an Hi 22,26).
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hier davon die Rede ist, daß jemand sein Antlitz zu Gott erhebt.352 Der zu Gott umkehrende und sich vor ihm demütigende Beter kann gewiß sein, daß Gott ihn erhören wird, wie es dem Klage-Erhörungsgrundsatz der Psalmen353 entspricht;354 vgl. z.B. Ps 50,14f.: „Bringe Lob dem Gott zum Opfer, und erfülle {{l$ Pi.} dem Höchsten deine Gelübde {!yedd f n: }! Und rufe mich {)rq} am Tage der Not {hfrc f }355, so will ich dich retten, so sollst du mich preisen!“
Die der Psalmensprache am nächsten stehende Wendung {l$ Pi. + redn" zur Bezeichnung der Erfüllung von Gelübden vor Gott (vgl. Ps 22,26; 61,9 u.a.)356 bildet aber in ER 22,27b im Gegensatz zur Protasis in Ps 50,14b die Apodosis.357 Auch gegenüber anderen Belegen in den Psalmen besteht ein leichter Unterschied darin, daß erst die Umkehr die Bedingung für eine Erhörung der Gelübde schafft. Sind die Gott geleisteten Gelübde erfüllt, werden Glück und Gelingen das Leben des einstigen Leidenden begleiten und seine Pläne gelingen (22,28). Die sowohl in der altorientalischen Literatur wie im Alten Testament geläufige Licht- und Weg-Metaphorik wird in Kontrast zu 22,11 und 22,15 in 22,28b noch einmal herangezogen358 und damit
352 Das tun nur die Menschen an Menschen oder Gott am Menschen; vgl. Num 6,26; Dtn 10,17; 2Sam 2,22; 2Kön 9,32; Mal 1,9; in einer anderen Bedeutung vgl. ZR 11,15; Hi 13,8; 32,21. 353 Vgl. auch )rq und hn( in ER 5,1 und dazu Ps 3,5; 17,6; 86,7; 102,3; 120,1. 354 Obwohl das Verb rt( für Beten selbst nicht in den Psalmen belegt ist, ist es doch im AT geläufig; siehe zu 22,27aα oben, S. 217, und die Stellen in Anm. 323, vor allem aber 2Chr 33,13. 355 Vgl. )rq in ER 5,1 und hfrc f in ER 5,19. 356 Episodisch auch außerhalb der Psalmen, z.B. Dtn 23,22; Jes 19,21. 357 Das Klage-Erhörungsparadigma und das Moment der Erfüllung der Gelübde sind sicherlich älter als die Hiobdichtung, wenn auch bei Ps 50 bzw. dem redaktionellen V. 14f. das Alter umstritten ist, vgl. E. Gerstenberger (1988), 210, mit K. Seybold (1996), 205.207f. (datiert mit H. Gese in das 5.–4. Jh.), und F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 309 (nachexilisch und verbunden mit dtr. Sprache). Hinsichtlich der Dichtungsweise des Hiobverfassers erweist sich die Folgerung von A. Weiser (1979), 265, daß dieser Psalm „eine schwache Nachahmung prophetischer Redeweise“ repräsentiere, als wichtig (ähnlich auch F.-L. Hossfeld / E. Zenger, a.a.O., 308). 358 Vgl. den verstärkten Gegensatz von 22,28b zur umringenden Finsternis in 22,11a und BR 18,5f. Im Gegensatz zur Popularität dieser Metaphorik benutzt der Hiobdichter hier das höchst seltene Verb hgn; außer den Freundesreden ist nur ein relativ älterer Beleg in Jes 13,10 (siehe unten, S. 296 und Anm. 113) und zwei jüngere in Ps 18,29 (= 2Sam 22,29; siehe unten S. 291f., Anm. 90) und Jes 9,1 (nach J. Becker [1997], 217f., „spätes schriftgelehrtes Produkt“) zu nennen. Vgl. allgemein Prv 4,18; 6,23 und freilich Ex 13,21; Neh 9,12.19; vgl. auch zu BR 8,6b gleich unten, 3.3.2.
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die hervorragende und das alttestamentliche Erbe zusammenfassende Reihe der Verheißungen abgerundet.
3.3.2. Die Verheißungen der Bildadreden Geht man der Frage auch in den BR nach, was ein zur Gerechtigkeit umkehrender Mensch erwarten kann, entdeckt man in den BR eine kurze, einer knapp formulierten Aufforderung entsprechende Verheißung in 8,6b.7. Der Dichter läßt Bildad als Antwort auf Hiobs Frage nach dem Sinn seiner Geduld in HR 6,11 zwei Verheißungen zusprechen, eine, die sich metaphorisch auf seine Gerechtigkeit (!eqd : c i tawn: ; V. 6b)359 und eine, die sich auf geringen Anfang (tyi$)"r) bezieht, dem gegenüber sein Leben am Ende (tyirx A ) a ) herrlich sein werde (hg&; V. 7). Nachdem in 8,19 die schnell vergehende Freude der Gottlosen beteuert wird, soll Hiob laut den Summary appraisal der ersten BR in 8,21f. künftig Freude (qOx:&) erfahren und jauchzen (hf(Ur:T; V.21) und sich über die Demütigung und den Untergang seiner Feinde freuen (V. 22).360 Mit diesen Motiven greift der Hiobdichter auf die Psalmen- und Weisheitssprache zurück.361 Neben dem seltenen Verb hg& (außer BR 8,11 und Ps 73,12362 vgl. besonders Ps 92,13)363 paraphrasiert BR 8,7 zahlreiche Sprüche, in denen die Folge (vgl. tyirx A ) a ) einer Handlung oder Haltung veranschaulicht wird. Meistens geschieht es im negativen Sinne,364 aber es gibt auch positive Beispiele – so bereits in der ägyptisierenden Lehre, Prv 23,17f. (vgl. auch 24,14), in der auch die aus den Freundesreden bekannten gewichtigen Begriffe hæwq: iT und hf)r : yi nicht fehlen: „Dein Herz eifre nicht gegen die Sünder, sondern nach Gottesfurcht {hwhy-ta)r : yi } alle Tage,
359 Diese Aussage steht im Zusammenhang mit der im Leitgedanken geäußerten gerechten Ordnung; siehe oben, S. 161.168f. 360 Zu V. 19 und 22 siehe auch oben, S. 173ff. und S. 161f. 361 Nur die Wendung !eqd : c i tawn: begegnet bei den Propheten (Jer 31,23; 50,7), obwohl dort in Bezug auf Gott, nicht auf einen Menschen. E. Dhorme (1967), 124f., und G. Fohrer (1963a), 187, halten BR 8,(20.)21f. für psalmistisch. 362 Zu Ps 73 siehe unten, S. 292f. 363 Auch das Wort ra(c : m i ist sehr selten (sicher nur noch in Gen 19,20; 2Chr 24,24; vgl. KBL3, 590a, aber der Kontext unterscheidet sich stets). 364 Vgl. Prv 14,12f.; 16,25; 20,21; 25,8; 29,21; in den Psalmen vgl. zweimal und ambivalent in 37,37f.
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denn wenn [du es beachtest,]365 gibt es (gutes) Ende {tyirx A ) a }, und deine Hoffnung {hæwq: T i } wird nicht zuschanden.“
Weiterhin gibt es für BR 8,21a sogar eine wörtliche Parallele in Ps 126,2a: „Da war unser Mund {heP} mit Lachen {qOx:&} gefüllt {)lm} und unsere Zunge voll Jubel.“
Die zweite, synonyme Zeile in diesem Passus entspricht inhaltlich genau der zweiten in BR 8,21, nur wegen des weisheitlichen Kontextes liest man hier }O$fl statt {iyt a f p& : und hfNr i statt hf(Ur:T (der letzte Begriff jedoch auch in Ps 27,6; 33,3; 47,6 u.a.).366
3.3.3. Die Verheißungen der Zofarreden Die ZR heben sich durch eine umfangreiche Reihe von Versprechen 11,15f. und 11,17f.19b367 hervor, die mit denen in den ER konkurrieren. Gemäß ihnen kann ein Gerechter in Vollkommenheit und Sicherheit leben (V. 15) und alle Mühsal vergessen (V. 16). Dem Ende der vorausgehenden HR 10,20f. wird die mittagshelle und morgenfrische ({iyr a FhC f m i und reqoB) Fröhlichkeit von Hiobs künftigem Leben gegenübergestellt (V. 17). Dabei kontrastiert die Verheißung mit ihrer Rede vom hellen Mittag und Morgenlicht die chaotische Trias von Feuer, Flut und Finsternis beinhaltenden Schreckensbilder der Freundesreden.368 Die durch hæwq: iT charakterisierte Sicherheit wird noch einmal zum Ausdruck gebracht (V. 18) und weiterhin betont, daß er als ein anerkanntes Glied der Gesellschaft behandelt wird (V. 19b).369 Wesentlich poetischer als in den Freundes- und Hiobreden (vgl. hæw:qT i in ER, BR und HR 6,8f.; 14,7; {yinPf )&n in ER 22,26 usw.) hat der Dichter die Verheißungen der ZR ausgestaltet. In ihnen finden sich Wendungen und Vergleiche, die im Alten Testament beispiellos sind. In V. 15 ist es das Verb qcy, das nur hier metaphorisch eingesetzt wird. In V. 16 weicht der Dichter absicht365 Der Gedanke ist verständlicher, wenn man ihn wie BHS; B. Gemser (1963), 87; W. McKane (1985), 387, und H. Ringgren (1981), 93, aufgrund von G mit hfNr e m : $ : T i ergänzt. 366 Ps 126 ist nachexilisch, aber er kann auch älter als die Hiobdichtung sein; vgl. K. Seybold (1996), 486 (frühnachexilisch), und E. Gerstenberger (2001), 342 (exilischnachexilisch). E. Dhorme (1967), 125, ist sicher, daß V.21a aus Ps 126,2 aufgenommen worden sei. 367 V. 19a ist sekundär; siehe oben, S. 74f. 368 Siehe oben, S. 181. 369 Zu hlx Pi. + {ynp siehe W. Bühlmann (1976), 23. Kaiser (2006), 24, hat dieses Kolon freilich als Glosse beurteilt.
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lich von dem traditionellen antithetischen Wortpaar rkz ()ol) // xk$ ()ol) ab, indem er die erforderliche Negationspartikel geschickt vermeidet (z.B. Dtn 25,19; 1Sam 1,11; Ps 9,13; Prv 31,7370). In V.17 fällt das Wort {iyr a h F fc in einem positiven Kontext auf, weil es sonst, falls metaphorisch verwendet, überwiegend im negativen Sinne belegt ist (z.B. Dtn 28,29; Ps 91,6; Jes 16,3; Jer 15,8).371 In V. 18 werden schwerwiegende theologische Begriffe x+b, hæwq: T i und xa+B e zusammengestellt, die sonst im Alten Testament innerhalb eines Bikolons niemals synonym benutzt und immer auf mehrere Verse verteilt werden.372 Wie bereits mehrfach festgestellt, stellen derartige Stellen einen originellen poetischen Beitrag des Hiobdichters zur alttestamentlichen Poetik dar, obwohl sie inhaltlich geläufige Verheißungen bilden. Es fehlen natürlich bei ihm auch nicht die einschlägigen wörtlichen Parallelen. So handelt es sich beim seltenen Wort delx e (V. 17), das zu den Vergänglichkeitsbildern in den Psalmen gehört (Ps 39,6; 89,48)373, und den Wendungen xa+b e l f bk$ (V. 18; vgl. Hos 2,20374) und {yinPf hlx (V. 19b), die sogar einmal zusammen mit dem Wort {yiBr f belegt ist (siehe Prv 19,6 und ferner Sach 8,22).
4. Die Legitimationen der Lehren der Freunde Die Legitimationen der Lehren der Freunde 4.1. Die Erfahrung des Elifas Die oben durchgeführte Aufbauanalyse hat ergeben, daß das Moment der Legitimation zur Gattung der Streit- und Mahnrede der Freunde gehört.375 Als am wichtigsten und konsequentesten erweist sich die Legitimation des Elifas durch die Berufung auf seine eigene Erfahrung, die vom Hiobdichter gleich zu Anfang an klar zur Sprache gebracht wird. Innerhalb der Leitgedanken seiner Lehre (4,7–9) läßt der Hiobdichter Elifas in 4,8 mit yityi)r f re$) A Ka („soweit ich sah“) zwei gewichtige 370 Zu Ps 9/10 siehe unten, S. 294f. und Anm. 108. Bei Prv 31,7 verdient zusätzlich lfm(f die Aufmerksamkeit, aber im Gegensatz zu ZR 11,16 sollen die Verbitterten die Mühsal vergessen – und das mit der Hilfe von Wein. 371 Bei den wenigen positiven Ausnahmen (Ps 37,6; Jes 58,10) besteht der Verdacht, daß sie von jüngerem Alter sind; siehe unten, S. 293f. und 294f. E. Dhorme (1967), 165, vergleicht ZR 11,17 noch mit Jes 63,10b. 372 Es ist festzuhalten, daß x+b eine für die Psalmen charakteristische Wurzel ist und hæwq: T i verhältnismäßig am meisten im Hi vorkommt. In ZR 11,18 werden alle Möglichkeiten übertroffen, weil die Wurzel x+b hier zweimal begegnet (nur Ps 22,5f. ist vergleichbar). 373 Sonst nur noch in Ps 17,14 und 49,2. 374 Zu Hos 2,20 siehe oben, S. 220. 375 Siehe oben, S. 149.151.
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Worte aussprechen. Denn sie beziehen sich eindeutig auf seine eigene Erfahrung.376 Sie räumen scheinbar ein, daß grundsätzlich eine andere Erfahrung möglich wäre, sind sich aber trotzdem ihrer Sache sicher. Das yityi)fr betont nicht die einstige Erfahrung als solche, sondern zugleich die aus ihren Konsequenzen für die eigene Verhaltensweise in Gestalt der Einsicht und der sich aus ihr ergebende Vernünftigkeit im Handeln (vgl. Prv 22,3; 27,12, ferner 26,12); vgl. zumal Prv 24,32: „Ich aber sah es {håzx E ) e wf }, nahm es zu Herzen377, ich schaute es {yityi)r f }, nahm mir die Lehre daraus.“
Obwohl in der als Beispielerzählung oder Erfahrungsbericht zu bezeichnenden Passage Prv 24,30–34378 von der profanen Faulheit und nicht von der theologisierten Vergeltungslehre die Rede ist, unterstreicht sie trotzdem das im vorliegenden Zusammenhang wichtige Moment der Einsicht.379 Der Hiobdichter läßt Elifas weiterhin seine Worte unterstreichen, indem er in der als Aufmerksamkeitsruf einzustufenden Aussage 15,17 die Wendung yityézx f -hez benutzt:380 „[...]381 ich will zu dir reden {hwx Pi.}, hör mich an {(m$}! Was ich geschaut habe {yityézx f -håz}, will ich erzählen {rps Pi.}!“
Das Demonstrativpronomen hez bezieht sich natürlich auf die in 4,7–9 geäußerten Leitgedanken, und ein Synonym ersetzt das Verb h)r aus 4,8. Die Gewißheit des Elifas wird in 15,17 durch weitere kennzeichnende Verben betont, durch den aus der Weisheitsliteratur gut bekannten Aufmerksamkeitsruf yil-(am$ : (vgl. Prv 5,7; 22,17; 23,22; Ps 34,12; 49,2 u.a.)382 und durch die auffordernden Verben hwx Pi. und rps Pi., von denen das erste im Alten Testament eine Seltenheit darstellt und das 376 Die Wichtigkeit der Erfahrung des Elifas wird von vielen hervorgehoben (z.B. bereits K. Budde [1896], 18, und besonders G. Fohrer [1963a], 134), aber da man im Unterschied zu uns Hi 4,12–21 dabei kaum für sekundär gehalten hat (siehe dazu oben, S. 24f.), hat die „Offenbarungsweisheit des Elifas“ eine viel wichtigere Rolle gespielt. Fällt die Offenbarung weg, so kann die Erfahrung des alten Elifas genauso wichtig wie die des Hiob eingestuft werden. Vgl. außerdem O. Kaiser (2003a), 273, und R. Kessler (2004), 640. 377 Die Wendung b"l ty$ wird auch in HR 7,17 benutzt. 378 Zur Gattung siehe O. Kaiser (1994b), 58.67. 379 O. Plöger (1984), xviii nennt die Formel in den Prv „Erfahrungs-“ oder „Beobachtungsbericht“. 380 Zum Aufmerksamkeitsruf und zur Verwendung der Demonstrativpronomina siehe oben, S. 144 und 118f. 381 Siehe oben, S. 39. 382 Dazu siehe K.F.D. Römheld (1989b); vgl. auch E. Gerstenberger (2001), 540. Die Aufforderungen der Propheten unterscheiden sich hauptsächlich durch das andere Thema.
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zweite in vielen Psalmen im Gotteslob erscheint383 und auch dort mit (m$ gepaart wird (vgl. Ps 66,16). Zieht man Stellen wie Ps 44,2 und 78,3 als Beispiele heran, in denen man sich auf die väterlichen Erzählungen (rps Pi.) stützt, verstärkt sich der Eindruck, daß der Hiobdichter Elifas sich zu den Vätern zählen und dadurch seiner Erfahrung eine größere Bedeutung zukommen lassen will. Der Aufruf, zugleich das Summary appraisal der ersten ER 5,27, verweist noch einmal nachdrücklich auf die eigene Erfahrung des Redners (fhUn:raqx A // fhnu (A m a $ : 384) und ihre Wichtigkeit (t)oz-h"Nih // |fl-(ad).385 Die Wurzel rqx fällt dadurch auf, daß sie sich in der Hiobdichtung und in ihren Redaktionen großer Beliebtheit erfreut.386 Im Unterschied zu der üblichen Verwendung des Verbs mit Gott als Subjekt (vgl. z.B. in Ps 44,22; 139,1.23387; Jer 17,10 und Thr 3,40) ist es hier Elifas selbst, der sich damit auf das anerkannte Ergebnis der Lebenserfahrung der Weisen beruft (1. plur.).388 Im Einklang mit der Betonung der Erfahrung befindet sich zusätzlich die Aufforderung )fn-rfkz: in 4,7. Wenn sich Hiob zu den Weisen zählen wolle, so müsse er in seiner Erinnerung prüfen, ob tatsächlich etwas gegen die in den folgenden Versen 4,7–9 vorgetragenen Ergebnisse der Erfahrung des Elifas spräche. In der Mitte des Dialogs in 15,9f. stellt Elifas die Kritikfähigkeit Hiobs in Frage, indem er seine eigene Weisheit und die seiner Altersgenossen (10a), unter denen es Männer gibt, die älter als selbst Hiobs Vater seien (10b),389 der Erfahrung Hiobs ge-
383 hwx Pi. metaphorisch außer Hi nur in Ps 19,3, dort aber zusammen mit ta(D f , was ohnehin auf die Weisheit hindeutet. Vgl. rps in Ps 19,2. Viele konjizieren auch in Ps 52,11 (statt håUqa ) A wa ; Ges17, 217a; KBL3, 283b; R. Kittel [1929], 195; A. Weiser [1979], 278). Dafür hat aber der Dichter der Elihureden das Verb als sehr inspirierend eingeschätzt; vgl. 32,6.10.17; 36,2. In Hi 13,17 ist es vermutlich sekundär (M. Witte [1994], 191f.). 384 Konjiziert, siehe oben, S. 33. 385 In ER 5,27 ist ein Hinweis auf die Tradition (so aber wegen Hi 15,18f. G. Hölscher [1952], 21, und F. Horst [1968], 227) ausgeschlossen, weil Hi 15,18f. nicht ursprünglich ist (siehe oben, S. 39f.). 386 Siehe oben, Anm. 281. 387 Zu Ps 139 siehe unten, S. 295. 388 Die Wurzel rqx scheint der Weisheit näher zu stehen als das teilweise synonym benutzte Verb }xb, das in den Psalmen oder z.B. in den sog. Konfessionen Jeremias deutlich mehr vorkommt; doch vgl. Ps 139,23. G. Fohrer (1963a), 140: „Mit Hilfe des von Eliphas gerühmten Nachdenkens (5,27) hat man schließlich aus dem zweiseitigen Vergeltungsglauben eine ausgebildete Vergeltungslehre entwickelt“. 389 Der Hiobdichter läßt Elifas sich auf sein Alter berufen und nicht auf die anderen Freunde, weil die BR und ZR nichts über das hohe Alter oder die Erfahrung des Bildad oder Zofar sagen; vgl. unten, S. 232–234. Vgl. jedoch G. Fohrer (1963a), 185,
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genüberstellt (V. 9). Die Erfahrung und zugleich Einsicht werden mit dem in der Weisheitsliteratur üblichen Wortpaar (dy // }yb wiedergegeben.390 Wie solche Fragen wie in V. 9 in der Tradition aussehen konnten, mag ein Beleg aus der deuterojesajanischen Sammlung bezeugen (40,21):391 „Habt ihr’s nicht gewußt {(dy}? Habt ihr’s nicht gehört {(m$}? Ist’s euch nicht gekündet von Anfang an? Habt ihr’s nicht verstanden {}yb} seit der Gründung392 der Erde?“
In ER 15,10 wird vom hohen Alter (by& und $yi$yf 393) gesprochen, das im alten Israel von großer Ehre (Lev 19,32) begleitet wurde und dem man ebenso eine große Erfahrung zuerkannte (Prv 16,31). Solche spezifischen Begriffe werden neben der sonst üblichen Wurzel }qz zur Bezeichnung der Ehrwürdigkeit von Personen ersten Ranges wie Abraham (Gen 25,8), Samuel (1Sam 12,2), David (1Chr 29,28) oder Gideon (Ri 8,32) eingesetzt. Die beiden Wendungen „von Anfang an“ // „seit der Gründung der Erde“ in Jes 40,21 leiten uns zu ER 15,7f. weiter. Dort wird nach dem Ursprung der Weisheit (hfmk: x f ) Hiobs (vgl. HR 13,5)394 mit ironischer Rhetorik gefragt, ob er bereits seit der Schöpfung die Erde beigewohnt und er sie in der Ratsversammlung Gottes (aHOlE) dOs:B) erworben habe ((m$ // (rg). Wie bei den oben behandelten und auf die mythischen Motive anspielenden Bikola ER 22,13f. kann auch hier damit gerechnet werden, daß sie im Dienst der Ermahnung und zugleich der poetischen
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Anm. 1. Selbstverständlich handelt es sich hier um eine dichterische Hyperbole, vgl. J.E. Hartley (1988), 246. Siehe oben, S. 209 und Anm. 281. Die Stelle kann auch als Beweis für die in DtJes typische Stilform der „Steigerung durch Aneinanderreihung gleichbedeutender Sätze“ (C. Westermann [1986], 48) verstanden werden, die in der Weisheit verbreitet gewesen ist. Die Annahme, daß der Hiobdichter die in Jes 40,21–23 zur Sprache kommende Tradition oder die Verse selbst (J. van Oorschot [1993], 26f.97ff., rechnet Jes 40,22f. zur exilischen Grundschicht von DtJes) gekannt und uminterpretiert hat, scheint sehr naheliegend zu sein; vgl. oben, S. 212, Anm. 298. Lies tads u yim (so auch BHS; K. Elliger [1989], 62; C. Westermann [1986], 41) und merke dieses Wort auch in ER 22,16. Das Verb by& bedeutet eigentlich ‚graue Haare bekommen, grau sein’ (Ges17, 783a; KBL3, 1229a) und ist nur hier und 1Sam 12,2 belegt, das entsprechende, die grauen Haare oder das Alter bezeichnende Nomen kommt im AT 19-mal vor. Der „Greis“, $yi$yæ , gehört zum Sondergut des Hiobbuches, einmal in ER, einmal in sekundären Elihureden Hi 32,6, und zweimal sekundär in HR 12,12; 29,8 (vgl. M. Witte [1994], 191f., und O. Kaiser [2006], 25.52). Zu hfmk: x f siehe auch unten, S. 284.291 und Anm. 87.
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Bereicherung stehen.395 Der durchaus weisheitliche, die Prinzipien behandelnde Kontext und die aufdringliche Frage nach der Herkunft der Gewißheit Hiobs sollen dazu dienen, Hiobs Selbstgewißheit zu erschüttern.396 Eine ähnliche, manchmal mythische Motive einsetzende Art des (rhetorischen) Fragens ist anscheinend zur Zeit des Hiobdichters in der weisheitlichen Diskussionskultur bereits geläufig gewesen. So ist auch eine zum Jeremiabuch gehörende Aussage darüber, daß die falschen Propheten vor Gott und vor dem Propheten jegliche Hoffnung auf Anerkennung verlieren (Jer 23,22), von einem späteren Redaktor weisheitlich uminterpretiert, in die Form einer rhetorischen Frage gegossen und das Ergebnis einige Verse vorher in den Text eingetragen worden (V. 18a):397 „Denn wer ist im Rate {dOs:B} Jahwes gestanden, daß er ihn gesehen und sein Wort gehört hat {(m$}?“
Liest man 15,7f. und 15,9f. vor dem Hintergrund von 4,8 und 15,17, so wird deutlich, daß hier gesagt wird, daß Hiob nicht mehr wissen könne als die älteren Weisen, deren Wissen allein durch Gott übertroffen werde. Auch die Anrede in 15,2f. ist vollkommen im Rahmen der bisherigen Erörterungen auszulegen. Eifrig und rhetorisch fragend versucht Elifas, es Hiob vor Augen zu führen, daß ein wahrer Weiser keine leeren und unnützen Worte verliere. Diese werden durch das windige Wissen (axUr-ta(d a ) und den Ostwind ({yidfq) verbildlicht. Dessen Bedeutung wird leicht verständlich, wenn man einerseits den trockenen, ste-
395 Vgl. oben, S. 212 und 186f., und die Kommentare von A. Weiser (1980), 113; G. Fohrer (1963a), 268f., und ferner R. Gordis (1978), 160, und die dort genannten Passagen Gen 3; Ez 28,11–19 und Sir 49,16. Zum „Urmenschen“ im Hiobdialog siehe G. Fuchs (1993), besonders S. 101–104, zum himmlischen Rat die Rahmenerzählung Hi 1f.* und dazu W.-D. Syring (2004). 396 Zu den rhetorischen Fragen siehe oben, S. 113ff. Wegen einer buchstäblichen Parallele yiTl : l f Ox tO(fbg: y"np: l i zu ER 15,7b in Prv 8,25, des sehr seltenen Wortes gUx in Prv 8,27 (auch in ER 22,14; siehe oben, Anm. 298) und vor allem wegen der Weisheit, die von Jahwe in der Urzeit geschaffen worden ist, fällt auch das jüngere Weisheitsgedicht Prv 8,22–31 auf, obwohl seine Parallelen sich leichter als Abhängigkeit von der ursprünglichen Hiobdichtung erklären lassen (G. Fohrer [1963a], 269, Anm. 6, hält Prv 8,25 für jünger als Hi). Zu Prv 8,22–31 vgl. M. Neher (2004), 44–51.58f. (merke dort, daß die Weisheit auch in Prv 8,22–31 nicht hypostasiert worden ist und eine poetische Größe bildet); R. Schäfer (1999), 272ff. (das Gedicht gehört zur jüngeren theologischen Reinterpretation der Prv), und weiterhin A. Scherer (2008), 83f. 397 Den redaktionellen Charakter von Jer 23,18 und die Ähnlichkeit zu ER 15,8 haben die Exegeten unterstrichen, z.B. P. Volz (1922), 235; W. Rudolph (1947), 130, oder sogar die Abhängigkeit von Hi vermutet, z.B. K. Budde (1896), 78, und W. Thiel (1973), 251.
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chenden, ausdürrenden, stürmischen Charakter des Ostwindes398 kennt und sich andererseits an Hos 12,2a* erinnert:399 „Efraim pflegt Umgang mit400 Wind {axUr} und folgt dem Ostwind {{yidqf } nach alle Tage, vermehrt Lüge und Gewalt401.“
Die Wendung x a Ur-ta(d a in ER 15,2, obwohl buchstäblich einmalig, erinnert stark an die Sprache der Weisheit, weil der Grundsatz, daß, wer törichte Reden führt, ein böses Ende nehme, zu ihren Grundüberzeugungen gehört (z.B. Prv 10,14; 15,2.7; 17,27; 26,5). Einige Verse weiter (in 15,5f.) wird Elifas Hiob vorhalten, daß seine Worte seine Schuld bezeugten.402 So ist das Bikolon 15,2 nicht nur ein weisheitliches Diskussionswort, sondern zugleich Rüge und Mahnung, weil der Ostwind hier nicht nur das Lügen bedeutet, sondern seiner Eigenart gemäß zerstörerisch wirkt. Das positive Ideal eines wahren Weisen findet sich nirgends besser zusammengefaßt als in der Königsverheißung in Jes 11,2:403 „Und auf ihm wird ruhen der Geist {axUr} Jahwes, der Geist {axUr} der Weisheit {hfmk: x f } und der Einsicht {hfnyiB}, der Geist {axUr} des Rates {hfc(" } und der Stärke {hfrUb:G}, der Geist des Wissens {ta(D a x a Ur} und der Furcht Jahwes {hwhy ta)r : yi }.“
Alle hervorgehobenen Wörter sind in den Freundesreden, besonders in den ER vertreten.404 Das Bikolon ER 15,3 enthält die drei bedeutungsvollen Verben xky Hif., }ks und l(y Hif. Das teilweise als ein Äquivalent von }ks405 benutzte Verb l(y Hif. ist im Alten Testament gewöhnlich mit dem nutzlosen 398 Der Ostwind hat fast ausschließlich negative Folgen, vgl. Ex 10,13; Ps 48,8; Jer 18,17; Ez 19,12 u.a; nur in Ex 14,21 hat der Ostwind, obwohl indirekt, einen positiven Effekt. Der Begriff ist der Weisheitsliteratur außer Hi fremd; auch die ganze Aussage ER 15,2b ist einmalig. 399 Die Stelle gehört vermutlich nicht zum Grundbestand von Hos (vgl. S. Rudnig-Zelt [2006], 252f.262), aber ist älter als Hi. Nach J. Jeremias (1983), 150, ist das dritte Kolon dem judäischen Redaktor zuzuschreiben; Glosse auch nach H.W. Wolff (1961), 267, und S. Rudnig-Zelt a.a.O., 69, Anm. 93. 400 Zur Übersetzung (h(r) siehe J. Jeremias (1983), 112.148. 401 Zum Wort Gewalt do$ vgl. auch ER 5,21. 402 Siehe dazu oben, S. 213. 403 Dazu, daß V. 1–5 zum ältesten Teil von Jes 11 gehören, aber doch nicht ursprünglich jesajanisch sind, siehe O. Kaiser (1981a), 240ff.; (1994a), 25f.35; W.A.M. Beuken (2003), 305f. 404 Vgl. zu hfmk: x f ER 15,8; zu hfnyiB ZR 20,3, zu hfc(" BR 18,7, zur Wurzel rbg ER 15,25, zu hf)r : yi ER 4,6; 15,4; 22,4. In Jes 11,3f. hebt sich noch das Verb xky Hif. (vgl. ER 15,3) hervor. Zur Genetiv-Verbindung in Jes 11,2 siehe GK28 128a, Anm. 1. 405 Zu }ks in 22,2f. siehe oben, S. 205f., und in 22,21 oben, S. 216f.
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Götzendienst (vgl. Jes 44,9f. u.a.) oder mit der damit zusammenhängenden Lüge (vgl. Jer 7,8 u.a.) in Verbindung gebracht, in der Weisheit aber mit dem unrecht angeeigneten oder wertlosen Reichtum (Prv 10,2; 11,4). Der Gebrauch des Verbs xky Hif. entspricht seiner Rolle in der weisheitlichen Mahnung: Hiob will die Freunde und Gott zurechtweisen wie ein Weiser den Unvernünftigen oder Gottlosen (vgl. Prv 19,25; 28,23; Ps 50,16–21; 94,8–10406) und verwendet dabei sinnlose oder gar gefährliche Worte (vgl. HR 13,3.10). Damit läßt der Hiobdichter Elifas den Weg von der eigenen Erfahrung bis zu den Mahnungen und Aufforderungen hin bahnen und alles andere außer der Wende zu Gott als nutzlos (}ks )l) deklarieren. Verfährt ein Diskussionspartner so, muß der Gegner dem eine Legitimation entgegensetzen, die wenigstens annähernde Autorität in Gestalt eines alten erfahrenen Mannes oder eines Propheten (vgl. Ez 16,50; Hos 9,13407) zur Grundlage hat. Elifas beruft sich nicht auf die Autorität Gottes, zumindest nicht direkt.408 Bekanntlich verhält es sich auch in den Hiobreden ähnlich. So tritt das dichterische Vorgehen des Dichters besonders dramatisch in Erscheinung: Zwei alte Weise und zwei Erfahrungen stehen einander gegenüber, die beide ähnliche Autorität beanspruchen. Sowohl Hiob als auch Elifas berufen sich auf ihre Erfahrung, beiden geht es zugleich um die richtigen Konsequenzen, um die angebrachte Verhaltensweise und schließlich auch um die Frömmigkeit. Daher muß die Erfahrung, die Haltung und die Frömmigkeit eines Weisen der ständigen Selbstprüfung unterzogen werden, wie es am besten Gott vermag (vgl. Prv 20,12 oder Ps 139,24). Die alttestamentliche Weisheitstradition und die von ihr beeinflußte Literatur beruft sich ihrer lehrhaften Absicht gemäß in der Regel auf eine die Lehre vom Tun-ErgehenZusammenhang bzw. auf eine die göttliche Gerechtigkeit bestätigende Erfahrung, wie es Elifas und Ps 37,25.34–36 eindrucksvoll vorführen, auch wenn es an Zeichen für die skeptischen Stimmen nicht fehlt (vgl. Ps 49,11; 73,3 und vor allem Hi 21*).409 Nirgends prallen aber die Gegensätze eindrucksvoller aufeinander als in der Hiobdichtung, mit der
406 Zu Ps 50 siehe auch oben, Anm. 357, und zu Ps 94 unten, S. 295, Anm. 111. 407 Ferner vgl. Ps 48,9. 408 Es sei darauf hingewiesen, daß die Frage des sekundären Charakters von Hi 4,12–21 und 15,18f. (siehe oben, S. 24f. und 39) entscheidend auf die Auslegung der ER wirkt, weil es davon abhängt, ob Stellen wie 4,8aα und 15,17 entweder im Lichte der Offenbarung in 4,12–16, der Tradition in 15,18 oder, wie es auch richtig ist, der eigenen praktischen Erfahrung des Elifas zu verstehen sind. In der Forschungsgeschichte trifft man aber meist auf die erste oder zweite Antwort; vgl. z.B. zu 15,17ff. M. Köhlmoos (1999), 252, Anm. 1. 409 Zu Ps 37; 49 und 73 siehe unten, S. 294f. und Anm. 99.
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Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
in dieser Beziehung nur noch Ps 73 verglichen werden kann, der jedoch eine andere Lösung des Problems vorbringt.
4.2. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden Nachdem der Hiobdichter Bildad in 8,3–6aα.7 den Leitgedanken, die Aufforderungen und die Verheißungen hat kompakt vorlegen lassen und noch bevor er ihn mit der Leitmetapher in 8,11f. zu seiner Lehre vom Ende der Gottlosen übergehen läßt, legt er ihm in 8,8.10410 zwei Bikola in den Mund, in denen Bildad Hiob ausdrücklich an die Weisheit (vgl. reqx " in V. 8 und b"l in V. 10) der Väter und ihrer Väter (roD }O$yir und {ftObA)) als Quelle des wahren Wissens erinnert, das Bildads eigene Lehre legitimiert. Da nur sie Hiob richtig belehren können (hry Hif. [vgl. HR 6,24], rm), )cy Hif. + {yiLm i ), gebe es für Hiob keinen Grund, sich gegen sie zu wehren. So ist die rhetorische Frage in V. 10 begründet411 und der Querverweis durch reqx " auf das Erforschen (rqx in ER 5,27)412 des Elifas ebenfalls, der damit zu den alten Weisen gezählt wird (vgl. ferner ER 15,9f.). Die Institution der Väter als Quelle für Weisheit entspricht dem Paradigma der alttestamentlichen Weisheitsliteratur.413 Die Väter genießen im Alten Testament überhaupt sowie im ganzen Alten Orient eine besondere Ehre (vgl. den Dekalog), sie können aber in der spezifisch alttestamentlichen Theologie außer für die Weisheit auch als Synonym für das Volk Israel eingesetzt und so (in der deuteronomistisch beeinflußten Kritik) sogar negativ benutzt werden (vgl. Ps 78,8; Jer 14,20; 16,19414). Über die Hiobdichtung hinaus gibt es Stellen wie Ps 44,2 und 78,3, welche die Institution der väterlichen Lehre direkt bezeugen. Besonders kann aber Dtn 32,7b zum Vergleich herangezogen werden:415 „Frage {l)$} deinen Vater {ba)}, er wird es dir verkünden, deine Ältesten, sie werden es dir sagen {|fl Ur:m)oy}!“
410 411 412 413 414
V. 9 ist sekundär, siehe oben, S. 57f. Siehe auch oben, S. 114ff. Siehe auch oben, Anm. 281. Vgl. z.B. Prv 4,1–4; 6,20; 10,1; 15,5; 23,22; in Qoh fehlen aber die Väter ganz. Der Geschichtspsalm 78 ist verwandt mit dtr. Theologie; siehe K. Seybold (1996), 308. Dazu, daß beide jeremianischen Stellen zu den dtr. oder nachdtr. Redaktionen gehören, siehe W. Thiel (1973), 193.200f. 415 Merke ferner rOD in Dtn 32,7a. Zum Alter des Moseliedes siehe oben, Anm. 273; obwohl in Dtn 32,6 Gott als Vater gilt, ist dort die Ausdrucksart (vgl. )Uh-)OlAh, }wk Pi.) hinsichtlich von BR 8,8.10 bemerkenswert. E. Dhorme (1967), cxxxvi, sieht in BR 8,8–10 ein Echo des Dtn 32,7.
Die Legitimationen der Lehren der Freunde
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Erinnern die genannten Stellen an die deuteronomistische Sprache, so fällt auf, daß dort Verben wie l)$, rqx und }wk (Dtn 13,15) oder Ausdrücke wie !UrOy // |fl Ur:m)oy (Dtn 17,11) dicht nebeneinander stehen können. Auch Dtn 4,32 erweist sich durch seine Ausdrucksweise (yiK {yino$)ir {yimyf l : )fn-la)$ : ) als eine wichtige formale Parallele.416 So ist der deuteronomistische Einfluß auf den Hiobdichter deutlich, zumal solche Parallelen in der übrigen Weisheitsliteratur fehlen. Unterschiedlich ist nur der jeweilige Kontext dieser Parallelen. So nimmt der Hiobdichter gezielt keinen Bezug auf den Götzendienst oder die levitischen Priester. Ganz besonders trifft das Gesagte in den Freundesreden für die Ausdrucksweise der BR zu.
4.3. Die ewige Weisheit des Zofar Der Hiobdichter läßt Zofar nirgends über seine Abhängigkeit von seiner eigenen Erfahrung oder von der seiner Väter sprechen. Auf den ersten Blick scheint Zofar schlicht alles selbst zu wissen. Doch auch er hat seine Weisheit gelernt: Einen indirekten Hinweis darauf gibt erst seine zweite Rede, genauer die Einleitung zu dem Leitgedanken (20,5) in 20,4. Hier fragt Zofar Hiob, ob er den Untergang der Gottlosen nicht kenne ((dy), ein Prinzip, das seit Anfang der Welt gelte (da(-yiNm i // {yi& yiNm i jer) e -y"l(A {fd) f ) und dessen sich alle bewußt seien. Damit stellt der Dichter Zofar als jemanden dar, der sein – gewiß bei den Weisen – erworbenes Wissen als überzeitlich gültig betrachtet.417 Die dichterisch gestaltete Legitimation wird strategisch ähnlich wie in der ersten ER (4,8) vor den Leitgedanken gesetzt,418 lehnt sich dabei aber ähnlich wie die BR formal an die deuteronomistische Ausdrucksweise an, vgl. die oben bereits erwähnte Stelle Dtn 4,32:419 „Denn frage nur die früheren Tage, die vor dir gewesen sind, den Tag, als Gott die Menschen {{fd) f } auf der Erde (jer) e ) schuf ...!“
416 Siehe unten, S. 233f. E. Dhorme (1967), 116, hält Dtn 4,32 für Vorlage. 417 So auch G. Fohrer (1963a), 328. Vgl. B. Duhm (1897), 64, der neben der Offenbarungsweisheit (Elifas) und der Tradition (Bildad) die Weisheit der Volkssprichworte bei Zofar für „das Ende der Weisheit“ hält. 418 Bei Bildad befindet sich die Legitimation (8,8.10) zwar nicht vor dem Leitgedanken (8,3), aber die angeschlossenen Thesen in 8,11–13 erweisen sich als ähnlich wichtig. 419 Und vgl. zusätzlich die oben, S. 228, zitierte Stelle Jes 40,21. Dazu, daß Dtn 4,32 zum älteren Teil des Anhangs 4,32–40 zu Dtn 4 gehört, enge Beziehungen zu DtJes hat, die Kenntnis des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts voraussetzt und in die erste Hälfte des 5. Jh.s datiert werden kann, siehe T. Veijola (2004a), 115.
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Die Theologie der Freundesreden und ihr alttestamentlicher Kontext
Die Erinnerung an die Erschaffung des Menschen verweist auf die Schöpfungszeit und nimmt die „jahwistische“ Sprache auf – als einzige Parallele zu 20,4b erweist sich Gen 2,8 ({fd) f h f -te) {y&).420 Die das ganze Bikolon 20,4 prägende auffallende Assonanz spricht jedoch für den Charakter eines vom Hiobdichter übernommenen Sprichworts.421 Wir halten fest, daß sich die Legitimationen der Freundesreden als sehr unterschiedlich erweisen. Die Erfahrung des alten Elifas, die Tradition der Väter und die „ewige“, wohl „göttliche“ Wahrheit bei Zofar bilden keinesfalls zu unterschätzende Argumente gegenüber der existentiellen Erfahrung Hiobs. Es liegt nahe, daß daraus wichtige Anhaltspunkte für die Beurteilung der Rolle der Freunde in der ursprünglichen Hiobdichtung gewonnen werden können.422
420 Laut C. Levin (1993b), 86, gehört Gen 2,8 sogar zur vorjahwistischen Quelle. 421 Vgl. oben, S. 135. 422 Siehe dazu unten, S. 280ff. Die Frage der Legitimation (oder nach C. Westermann [1956], 12–21, der „Autorisierung“) der Weisheit der Freunde hat in der Forschung einen der am meisten unterschätzten Gegenstände gebildet. Die literar- und redaktionskritische Arbeit kann hier die Situation deutlich ändern, denn bisher hat man oft bei allen Freunden ihre eigene Erfahrung und die Anlehnung an die Tradition betont; vgl. z.B. M. Remus (1993), 16–18.
V. Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden 1. Einleitendes Einleitendes Dank der Angabe in der Rahmenerzählung 2,11 wissen wir, daß wir uns die drei Freunde Hiobs als aus unterschiedlichen Gegenden stammend vorstellen sollen: Danach ist Elifas ein yinm f y"T, Bildad ein yixU$ und Zofar ein yitm f (A na .1 Diese drei Herkunftsangaben haben einem Florilegium der unterschiedlichsten Hypothesen den Boden bereitet, ohne daß sich bis heute ein Konsens abzeichnet. Während man die Herkunft des Elifas generell unter den Temanitern bzw. den Edomitern sucht, erscheint das keilschriftlich belegte Sûhi oder Šûhi am mittleren oder oberen Euphrat2 wegen der zu großen Entfernung nicht unbedingt einleuchtend, so daß manche Ausleger statt dessen an einen nordarabischen Stammesname denken,3 ganz zu schweigen von der sehr spekulativen Lokalisierung von Nacama.4 So wird manchmal für alle eine edomitische Herkunft angenommen,5 während viele im Anschluß an G. Fohrer davon ausgehen, Elifas entsprechend im Süden, im edomitischen Teman, Bildad im Osten, am oberen Euphrat, und Zofar im Norden, z.B. in Verbindung mit dem Ortsnamen cAin Sōfar im heutigen Libanon, zu lokalisieren.6 Man kann freilich kaum der Versuchung entgehen, sowohl das Land jU( als auch die Ortschaften der Freunde lediglich als symbolische 1 2 3 4 5
6
Zu den Namen der Freunde siehe G. Fohrer (1963a), 105f. So z.B. a.a.O. So z.B. A. de Wilde (1981), 93; vgl. K. Budde (1913), 11; A. Weiser (1970), 37. In der edomitischen oder arabischen Gegend z.B. laut A. de Wilde (1981), 93f., und E. Dhorme (1967), xxvii. Vgl. z.B. B. Duhm (1897), 15; R.H. Pfeiffer (1926), 18; A. de Wilde (1981), 94; dazu tendierend D. Jericke (2007), 194–196; und die Überlegungen von V. Sasson (2005) zu einem Ostrakon aus Horvath cUzza. Zur Diskussion über die Herkunft siehe G. Fohrer (1963a), 105f.; J. Lévêque (1970), 87–90; vgl. auch F. Delitzsch (1876), 65; O. Kaiser (2006), 100; A. Scherer (2008), 19– 24. Nach E.A. Knauf (2004), 65, kämen die Freunde aus Schuach am mittleren Euphrat (dem Nordosten), Tema (dem Nordwesten) und mit Na’ama (wohl für Ra’mah = Nagran) dem Süden (so [2004], 65). Die Freunde sind edomitische und arabische Weisen auch nach F. Baumgärtel (1933b), 11.
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
Bezeichnungen für ihre nicht-israelitische Herkunft zu bewerten. So könnte man auch die viel diskutierte Frage vergessen, warum der Name Jahwe im Hiobdialog fehlt.7 Doch möchten wir ungeachtet der Frage, ob das Land jU( auf edomitischem oder aramäischem Boden zu suchen ist,8 der Frage nachgehen, ob sich die vom Prolog nahegelegte unterschiedliche Herkunft der Freunde in irgendeiner Weise in ihren Reden spiegelt.9 Selbstverständlich dürfen dabei nicht automatisch fremde Einflüsse unterstellt werden, weil sich im vierten Kapitel unserer Studie zeigen ließ, daß die Freundesreden vor allem eine unmittelbare Verbindung mit der alttestamentlichen Tradition besitzen. Dennoch dürfte die Frage angemessen sein, ob sich der Verfasser des Hiobdialogs – des „„altorientalischsten“ unter den biblischen Büchern“10 – bei seiner Gestaltung gewisser Unterschiede und Kennzeichen altorientalischer oder altägyptischer Weisheitslehren bewußt gewesen ist und dem entsprechend versucht hat, den jeweiligen Reden ein bestimmtes Lokalkolorit zu verleihen.11 Bei dem Vergleich12 müssen dieselben Kriterien angelegt werden, wie sie sich bei einem Vergleich mit den alttestamentlichen Texten allgemein ergeben: Bekanntlich ist der Hiobdichter auch mit der biblischen Tradition relativ frei umgegangen. Daher ist nicht zu erwarten, 7 8
9
10 11
12
Siehe oben, S. 203f. Zur Diskussion siehe N.H. Tur-Sinai (1981), 2ff., und O. Kaiser (1994b), 79f. Zur aramäischen bzw. zu einer nördlichen Lokalisierung neigen insgesamt weniger Exegeten wie z.B. F. Delitzsch (1876), 44ff.; A. Dillmann (1891), 2; G. Fohrer (1963a), 73; F. Horst (1968), 8f.; J.E. Hartley (1988), 66, Anm.9; O. Kaiser, a.a.O.; (2006), 99f.; vgl. aber J. Day (1994); D. Jericke (2007), 194–196, und die arabische Lokalisierung des Dialogs bei E.A. Knauf (1983; 1988; 2004), und die arabische Ansetzung des Verfassers bei A. Guillaume (1963), 108.127; (1968). Der Bearbeiter, der Prolog und Dialog miteinander verbunden hat (siehe W.-D. Syring [2004] und O. Kaiser, a.a.O., 115.125ff.), konnte möglicherweise dem Dialog entnehmen, daß die Freunde aus unterschiedlichen Orten stammen. So C. Uehlinger (2007), 99. Vgl. H. Gese (1958), 31: „Wenn wir daher im folgenden von der „Aufnahme“ der Weisheitslehre in Israel sprechen, so meinen wir primär nicht die historische Übernahme einer bestimmten Denkart, sondern die eigene Ausbildung dieser Denkart innerhalb der israelitischen Gedankenwelt, mit der nachweislich die Ausbildung dieser Denkart in den umliegenden Kulturen in einem geistesgeschichtlichen Zusammenhang steht.“ Vgl. auch F. Sedlmeier (2007), 124, und E.A. Knaufs (1988), 71, Hinweis darauf, daß die „schiefen“ Arabismen nicht für Lokalisierung des Dichters in Arabien sprechen, sondern für Distanz. Zur Einführung in die neuere Diskussion und zu den methodischen Fragen siehe C. Uehlinger (2007), 97–124, und F. Sedlmeier (2007), 124–132, aber auch A. Schellenberg (2007), 55–60, bes. S. 56f., und spezifischer hinsichtlich des neubabylonischen Rechtswesens auch F.R. Magdalene (2007), 27–53.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
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daß sich in den außerbiblischen Weisheitstraditionen direkte Parallelen finden lassen. Wenn überhaupt, dann läßt sich auf Grund der Häufung bestimmter inhaltlicher und formaler Gesichtspunkte eine gewisse Nähe der Freundesreden zu einer spezifischen Tradition feststellen. Weiterhin müssen die Aufbauelemente der Reden sorgfältig beachtet werden; denn dann läßt sich erkennen, daß die lehrenden Teile der Reden und ihre bildhafte Sprache und Metaphorik am besten für einen Vergleich geeignet sind. Daraus ergibt sich, daß die Aussichten, für die Reden des Elifas, im Gegensatz zu denen seiner jüngeren Kollegen, entsprechende außerisraelitische Parallelen zu finden, wesentlich geringer sind, weil bei ihm die Bildhaftigkeit der lehrenden Sprache zugunsten der Mahnung in den Hintergrund tritt.
2. Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
2.1. Die aramäischen Ahiqarsprüche Halten wir nach möglichen Parallelen in der Weisheitsliteratur des Alten Orients Ausschau, so erregen zunächst die aramäischen Ahiqarsprüche aus der zweiten Hälfte des 8. oder ersten Hälfte des 7. Jh.s v. Chr. unsere Aufmerksamkeit. Sie stammen aus der Tradition der Aramäerstaaten des südsyrischen Raumes13 und verlangen schon wegen ihrer zeitlichen, geographischen und kulturellen Nähe unsere besondere Aufmerksamkeit. Angesichts ihrer relativ lose verbundenen Sentenzen, Lehren und Fabeln scheint es möglich, die meisten ihrer Topoi als eindeutig weisheitlich zu identifizieren.14 Wie wir oben im vierten Kapitel gezeigt haben, sind die innerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden nicht nur in den Proverbien, sondern auch in zahlreichen Psalmen, Hymnen und Prophetensprüchen zu suchen. Mithin könnten sich auch die Sprüche des weisen Ahiqar für einen Vergleich mit den Freundesreden als fruchtbar erweisen.15 In gleicher Weise 13
14
15
So das sachgemäße Urteil von I. Kottsieper (1990), 241.246, und (1996), 131ff.; K.F.D. Römheld hat sich mit ähnlichem Ergebnis (1989b), 113f., an J.M. Lindenberger angeschlossen. Zur Einleitung siehe W. McKane (1985), 156–182; J.C. Greenfield (1995); H. Niehr (2002); zu den Beziehungen zum Alten Testament I. Kottsieper (1996) und zum Hiobbuch J. Lévêque (1970), 82ff. Es ist heute allgemein anerkannt, daß z.B. Prv 23,12–14; 27,3.7 ihre Parallelen in den Ahiqarsprüchen besitzen; vgl. z.B. O. Kaiser (1994b), 53; D. Römheld (1989a), 47ff., und H.F. Fuhs (2001), 10.
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
drängt sich angesichts der zahlreichen Aramaismen im Hiobdialog zunächst die Frage auf, ob der aramäische Ahiqar eine enge sprachlichformale Verwandtschaft zur Hiobdichtung belegen kann oder nicht. Vor voreiligen Rückschlüssen und großen Hoffnungen muß jedoch gewarnt werden, weil eine gewisse zeitliche und kulturelle Distanz zur Vorsicht mahnt. Schon auf den ersten Blick fällt auf, daß die Freundesreden gegenüber den Ahiqarsprüchen inhaltlich in viel höherem Maße in sich geschlossen sind und konsequent durchkomponierte Lehrreden bilden.16
2.2. Die Unersättlichkeit der Bösewichter in den Zofarreden und in den Ahiqarsprüchen Wie oben bereits ausführlich gezeigt, liegt der theologische Schwerpunkt der ZR auf der Betonung der Lippensünde und der Bedeutung der angemessenen Rede von Gott und der eigenen Sünde.17 Darüber hinaus konnten wir zeigen, daß sich die Metaphorik der ZR in auffälliger Weise im Bereich des Mundes und Bauches bewegt, um sowohl das falsche Reden als auch die Freßgier der Bösewichter hervorzuheben.18 Zieht man die Ahiqarsprüche zum Vergleich heran, ergibt sich zunächst, daß es in den erhaltenen Fragmenten nicht so sehr um die konkreten physischen Fehltaten19 gegenüber dem Herrscher oder den Mitmenschen als Sünde geht, sondern um die Begierde als solche (V [56 I] 11f.; XV [58] 16). Sie kann in den zwischenmenschlichen Beziehungen zweierlei Konsequenzen haben, nämlich die in der Gesellschaft des Ahiqar besonders verächtliche Unzuverlässigkeit in Rat und Tat (XV [58] 2f.10; vgl. X [54] 9.15) und die selbstsüchtige Lüge (V [56 I] 7–10; X [54] 5). Diese wird besonders in einem Vers (V [56 I] 7) zum Ausdruck gebracht: Denn: Die Beliebtheit eines Mannes {gbr} liegt in seiner Zuverlässigkeit, aber seine Ablehnung in der Unzuverlässigkeit seiner Lippen {špwth}.20
Dieser Vers gibt uns beispielhaft eine Vorstellung einerseits von der pragmatischen Einstellung zum Leben und andererseits der besonderen Bedeutung, die den mit den Lippen vollzogenen Taten im Sünden-
16 17 18 19 20
Vgl. auch die Beurteilung von H. Niehr (2002), 178, daß es sich bei den Ahiqarsprüchen um eine sekundäre Sammlung von Einzelsprüchen handelt. Siehe oben, S. 189f.197–199 und 215. Siehe oben, S. 189f. Wenn überhaupt, dann wird hauptsächlich der Diebstahl genannt, z.B. IX (53) 6. Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 9.15.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
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register zukam. Zusammen mit der auffallend großen Zahl von Sprüchen, Sentenzen, Lehren und Fabeln, die der Erläuterung von mit dem Mund begangenen Missetaten oder Dummheiten dienen, weist dies darauf hin, daß die Aramäer der Ahiqar-Zeit die Macht des Wortes nicht unterschätzt haben (X [54] 5):21 Be[sei]tige die Fallen deines Mundes {pmk}, danach lass [dein Wort] zu seiner Zeit herausge[hen], denn größer als eine Kampfeslist ist die List des Mundes {pm}.22
Mithin hat man viel Aufmerksamkeit auf Art, Inhalt und Zuverlässigkeit der Rede eines Menschen gerichtet. Der Gegensatz, die Unzuverlässigkeit, falsche Aussage, Zeit und Ort der Rede, wurde als Sünde verurteilt und der unmittelbaren göttlichen Sanktion anheimgestellt. Nicht nur von der Gesellschaft (VII [57 I] 11f.), sondern auch von den Göttern (V [56 I] 13; XII [55] 13f.) sollte der Bösewicht bestraft werden. Entsprechend wird El in einer Beschwörung aufgefordert (VI [56 II] 15): „El möge den Mund {pm} des Betrügers verderben {y'pk} und die Zunge {lšn} [desjenigen, (der sein) Wort wiederruft,] ausreißen.“23
Ausdrücklich wurde bei der Aufdeckung des Betrugs oder der im geheimen vollbrachten Taten die Rolle des Sonnengottes Šamaš unterstrichen (IX [53] 14–16; XV [58] 7f.).24 Umgekehrt stellte man das Idealbild einer Person so dar, daß sie derartige Taten unterläßt, in allem Maß hält und zuverlässig ist (V [56 I] 11f.; VI [56 II] 7). Wenn auf der einen Seite die Maßlosigkeit für Torheit und Dummheit gehalten wurde, lag es andererseits im Charakter des Toren oder Dummen, sich durch sein eigenes Verhalten vor dem Weisen zu verraten, indem er schmeichelhaft redete oder einen Wortstreit mit dem Weisen anfing (VIII [57 II] 5f.25;
21
22 23 24 25
Vgl. die ganzen Abschnitte X (54) 4–6 und 11f. M.E. gehört hierher auch das Sprichwort in XII (55) 3: „Ein Schwert trübt klares Wasser zwischen guten Weiden“, das vom Kontext aus nicht als ein Spruch über Gewalt und Vertilgung der Ernte gedeutet werden kann (vgl. I. Kottsieper [1991], 338, und Anm. zu 3a; auch ders. [1996], 135, Anm. 38), sondern rein metaphorisch zur Schilderung des bösen Tuns (wohl böser Rede oder Lüge) gegenüber Mitmenschen oder sogar Freunden, welches die normalen Verhältnisse verdirbt. Unsere Erklärung beruht auf der Übersetzung des Ahiqar ins Estnische von M. Heltzer (2005), 270, der hier rcyn als „Freunde“ wiedergibt und das Schwert als Macht deutet. Die Rede von der Unterdrückung und dem Beisassen unmittelbar vor dieser Sentenz unterstützt unsere Annahme (XII [55] 1f.). Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 12.20. Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1991), 331; ähnlich auch A. Cowley (1923), 225. Die bedeutendste Stellung von Šamaš unter den Gottheiten in Ahiqar betont H. Niehr (2002), 185. Falls die Rekonstruktion der Verse von I. Kottsieper (1990), 11.18, richtig ist.
240
Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
vgl. VI [56 II] 7; VII [57 I] 5f.; XII [55] 426). Darüber hinaus demonstriert die Fabel vom Leoparden und der Ziege (XII [55] 8–10) den Scharfblick und die Erfahrung des Weisen, der in der Lage ist, die selbstsüchtige Lüge von der wohlgemeinten Rede zu unterscheiden.27 Der Weise besitzt also die Fähigkeit, auf menschliche Aussagen richtig zu antworten, aber ebenso seine eigene Weisheit nicht unbedingt vor jedem Ohr kundzutun (IX [53] 14–16; X [54] 4, 15), sondern sie für sich zu behalten, weil sie wegen ihrer göttlichen Herkunft eine gewisse Heiligkeit in sich birgt (IX [53] 16; vgl. auch X [54] 1): „[Vom] Himme[l her] wurde die Menschheit [begn]adet, [ihre Weisheit {hkmthm}] haben die Götter k[undgetan].“28
Vergegenwärtigen wir uns nun den von Zofar in seiner Selbstsicherheit vermittelten Eindruck, daß er sich für einen Weisen hält, der die Lippensünden der Menschen wie die eines Hiob zu durchschauen und richtiges Lehren und törichtes Reden zu unterscheiden vermag. Unter den Freundesreden kommen die ZR vielen Sprüchen der Weisheit Ahiqars am nächsten. Er setzt an den Anfang seiner ersten Rede die zitatartige Zusammenfassung der Rede Hiobs über seine reine Lehre und Lauterkeit vor Gott (11,4) und stellt ihr dann in 11,11 die folgende nackte Tatsache gegenüber: „Ja, er kennt die bösen Menschen {):w$ f -y"tm : } und sieht er die Sünde; sollte er’s nicht merken?“29
Die Parallelen zu der ähnlichen Überzeugung der hinter den Ahiqarsprüchen stehenden aramäischen Weisen, besonders angesichts der Šamaš zugeschriebenen Rolle, liegen auf der Hand (XV [58] 7f.; vgl. VI [56 II] 15; XII [55] 13f.): „[Ein Knecht – und Šama]š [trat] als sein Richter auf, als er [etwas] Bös[es] seinem [He]rrn tat, [ohne daß es sichtbar gewesen wäre] für [seinen] He[rrn. Ja, wie der Fall] des Triebs {'b'} war sein Fall!“30
26 27
28 29
Diese Stelle wird von uns trotz ihrer fraglichen Bedeutung (das Objekt der Verhandlung ist unsicher) angegeben. Wahrscheinlich ist auch die sich auf den bösen und den guten Menschen beziehende Fabel vom Dornbusch und Granatapfel (VII [57 I] 7f.) in ihrer Pointe der vom Leoparden und der Ziege verwandt. Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1990), 12.19. Siehe oben, S. 73. Falls das nächste Bikolon (11,12) von uns richtig verstanden wurde (siehe oben, S. 73 und 209f.), könnte es die Aussage in V. 11 noch einmal steigern, indem es feststellt, daß durch die Macht Gottes sogar ein Dummer vernünftig werden kann. Dies würde zumindest mit der göttlichen Herkunft der Weisheit in Einklang stehen. Vgl. aber E.A. Knauf (1988), 70, der behauptet, 11,12 sei ein innerbiblischer Hinweis auf Gen 16,12 und damit mit Ismael in Verbindung gesetzt.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
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Zofar sucht somit jede Möglichkeit für eine Ausrede Hiobs auszuschließen: Nicht nur Gott, sondern auch Zofar hat mit seinem weisen und scharfen Blick Hiob durchschaut. Dadurch wird sein eifriger Angriff mit Ausdrücken wie „Wortschwall“, „Schwätzer“, „Geschwätz“ und „Spott“ für Betrügerei und sündenhafte Rede gleich am Anfang der ersten Rede (11,2f.) legitimiert. Neben der oben angefügten Beschwörung an El in den Ahiqarsprüchen (VI [56 II] 15) klingt die Aufforderung Zofars an Gott, wenn auch mehr zurückhaltend, unübersehbar ähnlich (11,5): „O möge Gott mit dir reden und seine Lippen auftun {wyftpf & : } gegen dich!“
Nachdem die Unzuverlässigkeit der Worte Hiobs von Zofar in seiner ersten Rede begründet und festgestellt worden ist (vgl. dazu in den Ahiqarsprüchen V [56 I] 7b; X [54] 3–5), führt er in der zweiten Rede zahlreiche Beispiele und Bilder an, um die Maßlosigkeit und Bosheit der Rede samt ihren unangenehmen Folgen zu veranschaulichen. Besonders interessiert uns in diesem Kontext die sich auf die Freßgier beziehende Metaphorik am Beispiel des sich vom Süßen zum Gift verwandelnden Bösen und von der Unbeständigkeit des Guts (20,12–15, ferner 20,18–21).31 Erinnern wir uns an die Ahiqarsprüche, so gewinnen wir durch sie für die Deutung ähnlicher Bilder in den ZR einen durchaus passenden Hintergrund. Man vergleiche die Metaphorik in VI (56 II) 7: „Nicht sei süß {'lthly}, damit man dich nicht [verschlucke] {[yblc]wk}; nicht sei bitter {'ltmr}, [damit man dich nicht ausspeie!]“32
Und in der zweiten ZR (20,12–15): „Schmeckt süß {qyiTm : T a } das Böse in seinem Munde {wyipB : }, und verbirgt es unter seiner Zunge {OnO$:l taxT a }, hütet er es ängstlich und läßt es nicht los, und hält es {hfN(e nf m : yi w: } in seinem Gaumen {OKix} zurück, verwandelt sich {|fPh : ne } die Speise {Om:xl a } in seinem Gedärm, zu Schlangengift {{yint f P: tarOr:m} in seinem Innern. Das Gut {liyx a }, das er verschlang {(alB f }, muß er ausspeien, aus seinem Bauche {On:+B i m i } treibt es El heraus.“
Die Ähnlichkeiten der Ahiqarsprüche und der ZR sind nicht auf die inhaltlichen Motive begrenzt, sondern werden durch einen gemeinsa30 31 32
Rekonstruktion nach I. Kottsieper (1990), 12.22. Er übersetzt ‚Frucht’ statt ‚Trieb’, doch siehe ANHW3, 1a, und Ges18, 2b. Siehe auch oben, S. 189f. und 199. Rekonstruktion und Übersetzung nach I. Kottsieper (1991), 330; ähnlich auch A. Cowley (1923), 225.
242
Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
men Wortschatz unterstützt. Wenn auch durch die nahe Verwandtschaft der Sprachen und die zahlreichen Aramaismen im Hiobdialog bedingt, besitzt die Sprache der ZR von den Freunden dennoch am meisten analoge Ausdrücke zu den Ahiqarsprüchen. In den Ahiqarsprüchen werden die Taten der guten oder bösen Menschen nicht nur beschrieben, sondern oft auch bewertet. Entsprechend werden die Wörter gbr und 'yš für Mensch mit Prädikaten wie „gut“ (gbr tb z.B. in VII [57 I] 5f.) oder „böse“ (gbr lhh z.B. in V [56 I] 5.13) versehen oder umfangreichere Kompositionen wie „Mensch, dessen Wandel gefällig und dessen Herz gut ist“ ('yš [šp]yr mrd[h] wlbbh in VII [57 I] 133), „Mann, der Böses tut“ ('yš zy ycbd lhyt' in V [56 I] 9) oder „Mann ohne Verstand“ (gbr l' l[bb] in X [54] 434) verwendet. Dadurch wird die soziale Qualität eines Mannes oder seiner Stellung vor Gott a priori gekennzeichnet.35 Die ZR werden im Summary appraisal (20,29) ganz charakteristisch mit dem Wortpaar „der frevelhafte Mensch“, {fd) f (f$r f , und „der Widerspenstige“, yirm : $yi), beschlossen.36 Darüber hinaus treffen wir im Sprichwort in der ersten ZR (11,12) auf eine weitere Bezeichnung für die schlechte Qualität eines Menschen bUbfn $yi), „hohler Mensch“.37 Ein anderes produktives Wortfeld ist mit „Mund“ verbunden. Man vergleiche Wendungen wie „die Fallen deines Mundes“ ('hdy pmk) und „die List des Mundes“ ('rb pm, beide in X [54] 538), „Gutes kommt aus dem Mund“ (npqh tbh mn pm in XII [55] 13) oder „Böses kommt aus ihrem Mund“ (lhyh tnpq [mn] pmhm ebendort, Z. 1439). Auch bei Zofar schmeckt dem Gottlosen „das Böse in seinem Munde“ (hf(r f wyiPB : in 20,12). Neben den Mund treten selbstverständlich die auch sonst im Alten Orient in ähnlichen Zusammenhängen oft belegte Zunge und die Lippen. So wird in den Ahiqarsprüchen einmal das Paar „Mund und Zunge“ (pm // lšn) in der Beschwörung an El zur Rache an einem Betrüger eingesetzt (VI [56 II] 15).40 In der ausgesprochen aussagekräftigen Metapher in X (54) 11f. verkörpert die Zunge (lšn) die zerstörerische Macht des Wortes. Die Lippen werden daneben in ähnlicher Weise 33 34 35 36 37
38 39 40
Rekonstruktion von I. Kottsieper (1990), 10. So die Rekonstruktion a.a.O., 12. Vgl. ferner kdb für „Betrüger“ in V (56 I) 8 und rt' für „Dummkopf“ in VIII (57 II) 5. So trotz der Apposition in a und Konjektur in b; siehe oben, S. 84. Vgl. besonders das oben angeführte gbr l' l[bb] in Ahiqar. In anderen Freundesreden begegnet nur ein einziger ähnlicher Ausdruck, und zwar in ER 22,15: „unrechte Männer“, }ew) f y"tm : . Zitiert oben, S. 239. Rekonstruktion von I. Kottsieper (1990), 13. Zitiert oben, S. 239.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
243
zweimal negativ konnotiert: Sie können unzuverlässig sein (kdbt špwth in V [56 I] 741) oder fluchen (ylwtw[n] š[pw]t in VI [56 II] 1042). Die Lippen begegnen auch in den ZR zweimal mit negativer Intention, beide in der Anfangsstrophe der ersten Rede: {iyt a pf & : $yi), „Mann der Lippen“ (11,2), und {i( {iyt a pf & : xtp, „Lippen aufmachen gegen“ jemanden (11,5). Darüber hinaus läßt der Hiobdichter in der zweiten ZR das Böse im Munde (wyipB : ) und unter der Zunge (OnO$:l taxT a ) des Gottlosen süß schmecken.43 Der Inhalt und die Form der Metaphern in der zweiten ZR und die Neigung der Ahiqarsprüche zu einer ähnlichen Metaphorik (vgl. die oben angeführten Verse VI [56 II] 7 und ZR 20,12–15) besitzen angesichts der verwandten Kulturen und Sprachen selbstverständlich einen großen gemeinsamen Wortschatz, der weit über das hier aufgelistete Material hinausgeht. Halten wir nach den Wortfeldern in Verbindung mit Essen und Eßgier in den Ahiqarsprüchen und ZR Ausschau, fallen neben dem bereits betrachteten Bereich „Mund, Zunge und Lippen“ folgende Wörter und Paare auf, unter denen viele im AT sehr selten sind: Neben dem bereits vermerkten Wortpaar heP // }O$:l (20,12) sind es in der zweiten ZR, in V. 13 (nm, „verwehren“ (vgl. Ahiq V [56 I] 11)44, und |"x, „Gaumen“ (vgl. Ahiq XII [55] 5)45; in V. 15 sogar drei Wörter – liyx a , „Gut“ (vgl. Ahiq V [56 I] 1246), (lb, „verschlucken, vertilgen“ (vgl. Ahiq VI [56 II] 7 oben; noch in 20,18)47, und }e+B e (vgl. Ahiq V [56 I] 14 u.a.). Zwischen diesen Bikola liegt das sonderbare Bikolon 20,14, in dem das sehr seltene Wort *hfrOr:m in der Bedeutung „Gift“48 hervorgehoben werden muß (erneut als *hfrorm : in 20,25 in der Bedeutung „Galle“),49 weil die Wurzel mrr sich in der Ahiqar-Tradition als sehr produktiv und populär erweist. In dem oben bereits zitierten Vers VI (56 II) 7 begegnet sie als Verb, nimmt aber wegen der zu ZR 20,12–15 verwand41 42 43
44 45 46 47 48 49
Zitiert a.a.O. Rekonstruktion von I. Kottsieper (1990), 10.16. Das Bikolon besitzt schon ohnehin gemeinsame inhaltliche Züge mit dem oben, S. 241, zitierten Ahiqarspruch VI (56 II) 7. Zu den wenigen ähnlichen Äußerungen in den ER und BR sowie zum Paar wyipB : // OnO$:l taxT a siehe unten, S. 245–247. Im AT überhaupt 29-mal, noch in ER 22,7. Aramäisch hnk; im AT überhaupt 18-mal, davon im Hiobbuch siebenmal, nicht aber anderswo bei den Freunden. Hier übersetzt I. Kottsieper (1990), 16, zwar „Macht“, aus dem Kontext heraus ist aber „Reichtum“ oder „Gut“ genauso möglich. Im AT mehr als 60-mal, bei Freunden nur noch in BR 8,18. Siehe unten, Anm. 64. Aus der diesen Substantiven zugrunde liegenden Wurzel rrm werden im AT unterschiedliche Nomina (vgl. Ex 12,8; Num 9,11; Dtn 32,32; Thr 3,15; Prv 27,7; Hi 13,26; 16,13) und Verben gebildet, deren Zahl jedoch insgesamt relativ gering ist.
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
ten Metaphorik eine ähnliche Stellung ein wie das Nomen in ZR 20,14.50 Als Nomen wird *mrr wiederum entsprechend zwei- und einmal verwendet: in Ahiq VIII (57 II) 15 als mrrwt', „das Bittere“,51 und in X (54) 11 als mrrt', „Galle“, und [m]ryr, „bitter“.52 Neben diesem Lexem begegnen in ZR 20,14 noch zwei weitere Wörter – {exl e , „Speise“, und \ph Nif., „verwandeln“, die ihre Parallelen in den Ahiqarsprüchen besitzen (vgl. VIII [57 II] 1653 und VI [56 II] 1554). Exkurs. Ein Katalog der weiteren wörtlichen Parallelen aus der zweiten ZR, die jedoch weniger wichtig sind, sei im folgenden vorgestellt: Nomina x a Ur (20,3 und z.B. Ahiq VII [57 I] 10) und da( (20,4 und Ahiq X [54] 5), va) (20,23 und Ahiq XV [58] 10), te$qe (20,24 und Ahiq V [56 I] 1.3),55 Adjektiv (f$r f (20,5.29 und z.B. Ahiq VII [57 I] 10) sowie Verben (dy (20,4.20 und z.B. Ahiq VI [56 II] 6), (gn Hif. (20,6 und Ahiq VII [57 I] 7f.), db) (20,7 und z.B. Ahiq IX [53] 16), rm) (20,7 und z.B. Ahiq VII [57 I] 1), dmx (20,20 und Ahiq X [54] 10), xl$ Pi. (20,23 und Ahiq. XV [58] 10), und hlg Pi. (20,27 und Ahiq V [56 I] 16).56 Darüber hinaus fällt angesichts der besonderen Vorliebe der ZR für konditionale Fügungen mit der Konjunktion {i) auf,57 daß sich auch die Ahiqarspürche oft konditional mit Hilfe der Konjunktion hn äußern (vgl. z.B. V [56 I] 2.4f.; IX [53] 3f.9; X [54] 9 u.a.). Als erwähnenswert erweisen sich noch zwei gewichtige Aramaismen in den ZR, die in den Ahiqarsprüchen nicht belegt sind, aber wegen ihrer Bedeutung und Position ins Auge fallen. Das erste für die Thematik des angemessenen Redens bedeutsame Wort *daB, „Geschwätz, Schwätzer“, nimmt seine Stellung in der Anrede
50
51 52 53 54 55
56 57
Vgl. auch das antithetische Paar mrr bzw. hfrOr:m // hlw/y bzw. qtm, „süß schmecken“, in Ahiq VI (56 II) 7 und ZR 20,12.14 sowie das Wort blc bzw. (lb ebendort in Ahiq und in ZR 20,15. Dabei erneut als Paar mit hlw/y. So I. Kottsieper (1990), 12. Merke die Nähe zu Ahiq VIII (57 II) 15 mit mrrwt'. Aramäisch 'pk Pe., „abwenden, belügen“ (I. Kottsieper [1990], 190). Der Vers ist oben, S. 239, zitiert worden. Das Schlachtbild der zweiten ZR 20,24f. und die Warnung in Ahiq V (56 I) 1.3, gegen den Gerechten, keine bösen Absichten zu hegen, haben nicht nur das Wort te$qe bzw. qšt, sondern auch zwei wichtige inhaltliche Momente gemeinsam: In beiden kann dieses Instrument gegen den Bösewicht benutzt werden, und in beiden wird Gott selbst den Bogen gegen den Gottlosen (zurück)lenken. Merke außerdem das Wort hfrorm : in 20,25. Aus der Reihe kommen da( und hlg von den Freundesreden nur in den ZR vor. dmx ist in ganzem Hiobbuch ein hleg. Siehe oben, S. 104.
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
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Hiobs ein (11,3).58 Die zweite Vokabel }etPe , „die Otter“, bildet eine Präzisierung des uns ohnehin schon bekannten Wortes hfrOr:m in 20,14.59
Wenn unsere Beobachtungen auch ergeben, daß die genannten inhaltlichen und formalen Parallelen in mehreren Traditionen des Alten Orients verwurzelt sind und keinesfalls ausschließlich bei den Aramäern und den Hebräern, kann man dennoch die Übereinstimmung in vielen theologischen Ansatzpunkten, in der Metaphorik und in Wendungen in den Ahiqarsprüchen wie in den ZR nicht übersehen. Daher liegt die Annahme nahe, daß der Hiobdichter die Worte Zofars absichtlich durch Anspielungen an die aramäische Tradition, die uns in den Ahiqarsprüchen greifbar ist, einzufärben versucht hat. Exkurs. Unsere Folgerung beruht nicht nur auf den Ahiqarsprüchen. Die Metaphorik in Verbindung mit Fressen und Begehren in ZR 20,12–15 stützt sich anscheinend auf eine breitere aramäische Tradition, die ihren Niederschlag nicht nur in den Ahiqarsprüchen, sondern auch in den aramäischen Beschwörungen und Gebeten gefunden hat. In einer aramäischen keilschriftlichen Beschwörung aus Uruk des ausgehenden 3. Jh.s v. Chr.60 hat der das Böse erzeugende Zornige unter anderem „das Feuer in seinem Munde, Giftgemische61 unter seiner Zunge“ – 'eššâ bapommē wacalaqīn tehōt leššānē.62 Erstens fällt der sonst im Alten Orient sowie im AT sehr populäre Parallelismus von „Mund“ und „Zunge“ auf, der aber zusammen mit den Präpositionen B : und besonders taxT a im AT ausschließlich in der zweiten ZR (20,12) belegt ist.63 Zweitens birgt der Böse eine Giftmixtur unter seiner Zunge, eine Metapher, auf deren Grund Zofar ein umfangreicheres Bild in 20,12–14 ausbaut. Übrigens kennt auch der Verfasser der Beschwörung das oben erwähnte seltene Wort mirrâ bzw. hfrOr:m (Z. 6 und 9; ZR 20,14).64
58 59
60 61
62 63 64
Siehe oben, S. 197f. Neben 20,14 auch im sekundären V. 16; siehe M. Wagner (1966), 97. In den von uns unten, S. 251f., erwähnten und zitierten aramäischen Sefire Inschriften ist das Wort btn für „Schlange“ möglicherweise ebenso belegt (I, A 31f.; so J.A. Fitzmyer [1995], 44f.). So W.C. Delsman (1988), 432, und ähnlich C.H. Gordon (1937–39), 105f. So übersetzt W.C. Delsman, a.a.O., 433) das Wort calaqin und wird durch die Meinung von B. Landsberger (1937–39), 253 (mit S.R. Driver) unterstützt; die Deutung von C.H. Gordon (1937–39), 117, als „leeches“ ist wegen des maßgebenden Parallelismus in diesem Text unwahrscheinlich; vgl. auch ATTM II, 26: „Blutklumpen“. Z. 21 und 32f.; Rekonstruktion nach ATTM II, 26; vgl. auch C.H. Gordon (1937–39), 116; ferner vgl. noch Z. 3.5.24f. und 34. Nur Ps 10,7; 66,17 und 140,4 sind vergleichbar. Siehe dazu auch oben, S. 243f.; D. Pardee (1979) beweist anhand vieler Belege aus semitischen Sprachen, daß hfrOr:m hier nämlich als „Gift“ und nicht als „Galle“ zu übersetzen ist; in der Beschwörung aus Uruk läßt er jedoch die Bedeutung „Galle“ für mirrâ zu (S. 409f.). Seine Beobachtungen an den Entwicklungen der Wurzel MRR in verschiedenen semitischen Sprachen, besonders im Hebräischen gegenüber des
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
Des weiteren muß ein demotisch-aramäisches Gebet65 aus Papyrus Amherst 63 (7. Kolumne; Alter etwa 4. Jh. v. Chr.!66) unter die Lupe genommen werden, weil dort ähnliche und zusätzliche sprachliche Parallelen auftauchen:67 1.) Angesichts der oben erläuterten Beschwörung stoßen wir in Z. 7f. und 11f. des Gebets auf zwei ganz ähnliche Gegenstücke: „Frechheiten in ihrem Munde / Bitterkeiten unter ihrer Zunge“ – sklwt bpmhn / m(n)rry' mntht lšnhn; „Gift in ihrem Munde / Bitterkeiten unter ihrer Zunge“ – hmh bpmhn / mrrh mn-tht lšnhn. Mithin erhalten wir noch einmal einen Beweis dafür, daß der Parallelismus von yipB : und }O$:l-taxT a in Bezug auf jemand, der Böses tut oder im Sinne hat, angesichts der geographischen Breite dieser von uns zu behandelnden Texte anscheinend eine weitverbreitete Popularität im 4.–3. Jh. v. Chr. genossen hat.68 Darüber hinaus erweisen sich das Wort hfr(O)r:m und dessen aramäische Varianten als feste Bestandteile dieser Metaphorik. Dabei spielen die Bedeutungsunterschiede von „Galle“, „Bitterkeit“ und „Gift“ keine besondere Rolle, weil sie alle für diese Metaphorik gut geeignet sind. 2.) In Z. 3 und 9 des Gebets gehört außerdem der Parallelismus „kein Frevel an meinen Händen // keine Hinterlist in meinem Munde“ – l'-byš bkpy // l'-trtyn bpymy – zum Reinheitsbekenntnis des Sprechenden. Erinnert man sich an den allgemeinen in der Lippensünde liegenden Schwerpunkt der Anschuldigungen Zofars, so zeigt sich, daß seine Worte in 11,13f. einen breiteren traditionsgeschichtlichen Hintergrund besitzen. „Wenn du dein Herz zurichten und zu Ihm deine Hände {!ePKa } ausbreiten würdest, wenn du die Sünde {}ew) f } in deiner Hand {!:dyf B : } entfernst69 und kein Unrecht {hflw: (a } in deinem Zelt wohnen läßt.“ Sowohl die „Hände“ als auch das „Unrecht“ sind durchaus mit den „Händen“ und dem „Frevel“ in Papyrus Amherst 63 zu vergleichen, von der vokabularen Überschneidung von vaK ganz zu schweigen.70 3.) Darüber hinaus gibt es in Z. 10 des Gebets eine fragliche Stelle: śm'dny tmr bpmhn / mn-hlwy' (oder mhlwy') mn-tht lšnhn,71 in der man neben
65 66 67
68 69 70 71
Aramäischen und Syrischen (D. Pardee [1978], 266–270 und 274f.) verstärken weiterhin den Eindruck des aramäischen Kolorits in diesem Bilde der ZR. Von R.C. Steiner und C.F. Nims (1984) jedoch als polemischer Text gedeutet. So J.W. Wesselius / W.C. Delsman (1991), 930. Alle folgenden Textrekonstruktionen sind dem Aufsatz von R.C. Steiner / C.F. Nims (1984), 93–96, entnommen. Die Übersetzung folgt im Grunde der von J.W. Wesselius / W.C. Delsman (1991), 930. Wird das Paar heP // }O$:l in den ER 15,5 benutzt, ist es zwar auf die Listigen bezogen, aber vollkommen frei von der untersuchten Formelhaftigkeit. Zu den Konjekturen siehe oben, S. 74. Dabei trifft man das Wort nur noch einmal in den Freundesreden (ER 22,30). So die Rekonstruktion von R.C. Steiner / C.F. Nims, a.a.O., 95 u.a.; die Übersetzung a.a.O.: „My lord put a date in their mouth; Sweets under their tongue“; J.W. Wes-
Die aramäischen Ahiqarsprüche und ihre Parallelen zumal in den Zofarreden
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der schon bekannten Wendung mn-tht lšnhn auf das Wort hlw/y trifft, das in Z. 11 zusätzlich durch das Bittere oder Gift im Munde kontrastiert wird. Auch in der ZR (20,12) schmeckt das Böse im Munde des Gottlosen am Anfang süß (qtm) und wird dann zu Gift verwandelt (V. 14).
2.3. Einige Parallelen zwischen den Ahiqarsprüchen und den anderen Freundesreden Selbstverständlich dürfen die Gemeinsamkeiten nicht ausschließlich in den ZR gesucht werden, weil die allgemeine Voraussetzung in Gestalt des einschlägigen Schicksals der Bösewichter und der breite Kontext des Alten Orients gegen ein so einseitiges Verfahren sprechen. Da in den anderen Freundesreden ein vergleichbarer Zusammenhang mit Motiven, die in mehreren Ahiqarsprüchen begegnen, nicht feststellbar ist, begrenzen wir unsere Untersuchung an dieser Stelle nur auf einige Motive, die in den BR und ER gegenüber ZR ins Auge fallen. Das wichtigste findet sich in den oben bereits zitierten Versen Ahiq XV (58) 7f. über den Bösewicht und seine Vertilgung durch Šamaš. Dabei wird sein Untergang mit dem Fall eines „Triebes“ ('b') verglichen. Die Parallele zu diesem Trieb (*b")) finden wir in der ersten BR in der Reihe der Pflanzenmetaphern, welche die Vergänglichkeit der Gottlosen beschreiben (8,12).72 Aber weitere Sachparallelen lassen sich, abgesehen von der Richter-Funktion des Šamaš im Ahiqar und dem theologischen Schwerpunkt auf Recht und Gerechtigkeit, in den BR nicht nachweisen.73 Wir haben bereits erwähnt, daß in einer gelehrten Diskussion wie zwischen Hiob und seinen Freunden keine der Parteien auf negative Ausdrücke angesichts der Worte des Mundes oder der Lippen des Gegners verzichten kann. Neben dem Beleg in der ersten BR „die Worte deines Mundes sind ein heftiger Wind“ (8,2)74 muß kurz an vergleichbare Wendungen der ER erinnert werden. Die zweite ER besitzt
72 73
74
selius / W.C. Delsman, a.a.O., 931, übersetzen die Stelle: „hast Du mich, der ich ein Lamm bin, in ihren Rachen gesetzt, (hast Du mich, der ich eines) der Jungen (bin), unter ihre Zunge (gesetzt).“ Das Wort begegnet im AT nur zweimal, siehe oben, S. 173. Die zahlreichen Parallelen in der mesopotamischen Literatur zu den BR werden unten erläutert; siehe S. 249ff. Zur Theologie Bildads siehe oben, bes. S. 161f. und 208. Es muß darüber hinaus angemerkt werden, daß die Pflanzenmetaphern oder -vergleiche den Aramäern geläufig gewesen sein müssen; siehe z.B. den Exkurs unten, S. 251f. Die zweite Stelle mit dem Paar heP // {iyt a pf & : in 8,21 kommt nicht in Betracht, weil sie eine positive Verheißung darstellt.
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
in 15,5f. eine Beschwörung, in der zwei Paare heP // }O$:l (V. 5) und heP // {iyt a pf & : (V. 6) sowie der Ausdruck „die Zunge der Listigen“, {yimUrA( }O$:l (V. 5) verwendet werden und die mit der Ausdrucksweise der Ahiqarsprüche zu vergleichen ist.75 Ebenso verheißt Elifas in der ersten Rede, daß Hiob „der Geißel der Zungen“, }O$fl +O$, entkommen werde (5,21).76 Erinnert man sich an die Bezichtigung bzw. die rhetorische Frage über die Herkunft der Selbstsicherheit und Weisheit (hfmk: x f ) Hiobs in 15,8, scheint die Anspielung auf die göttliche Herkunft der Weisheit (hkmh) in einer den Ahiqarsprüchen77 verwandten Tradition nahezu vollkommen zu sein. Ferner wird im unmittelbaren Kontext der Erhöhung der Weisheit in den Himmel auch der bcl qdšn78 genannt (Ahiq X [54] 1). In seiner ersten Rede fragt Elifas rhetorisch, an welchen von den {yi$d:q Hiob sich wenden will (5,1). Doch bestehen mehrere grundsätzliche Unterschiede zwischen den Ahiqarsprüchen und den ER. Die Beschwörung im Ahiqar stellt El als Vollzieher der Strafe an dem Betrüger dar, die zweite ER aber den Mund und Lippen Hiobs als Zeugen gegen ihn selbst. Außerdem scheint der Schwerpunkt der Anschuldigungen des Elifas gegen Hiob nicht im Mißbrauch der eigenen Weisheit zu liegen – wie meistens in den Ahiqarsprüchen –, sondern in den Behauptungen, daß Hiob weder die Weisheit Gottes besitzen (15,7f.) noch die Anteilnahme oder den Scharfblick Gottes leugnen kann (22,13f.). Zofar dagegen stellt die Weisheit Hiobs nicht in Frage (20,4f.), sondern die Art, wie Hiob seine Weisheit zur Verheimlichung seiner Sünden ausnutzt (11,4f.).79 Wie bei Bildad, so reichen auch bei Elifas die episodischen Parallelen zu den Ahiqarsprüchen nicht aus, um mit jenen bei Zofar zu konkurrieren. Wenn der Hiobdichter versucht haben sollte, jemandem ein aramäisches Lokalkolorit zu verleihen, dann kann es nur Zofar sein. Exkurs. Um der Sache bis zum Ende gerecht zu werden, müssen diejenigen im AT sehr seltenen Wörter genannt werden, die sowohl in den Ahiqarsprüchen als auch in den ER belegt sind. Die auffallende Beschwörung in 15,5f. beinhaltet neben der Parallelität des Mundes, der Lippen und der Zunge noch einen Aramaismus. Das Verb vl) Pi., „lehren“ (15,5; vgl. Ahiq IX [53] 2.[5]), wird im AT nur vom Elihudichter (Hi 33,33; 35,11) und in Prv
75 76 77 78 79
Siehe auch den Exkurs oben, S. 245–247. In der dritten ER wird noch heP verwendet (22,22), aber nicht in negativer Hinsicht. Siehe Ahiq IX (53) 16 oben, S. 240. Auf die Funktion der „Heiligen“ wird in erhaltenen Teilen der Ahiqarsprüche nicht näher eingegangen. Zu den ER siehe oben, S. 212 und 226f., und zu den ZR oben, S. 198 und 209f.
Die Weisheit der Väter in den Bildadreden
249
(22,25 Qal) verwendet.80 Die zweite Rarität ist by&, „alt sein“ (15,10 und Ahiq XVI [59] 5).81 Daneben führen die ER eine bemerkenswerte Reihe von Aramaismen vor, die an dieser Stelle aufgelistet werden: h"yr : ) A und das hleg. (tn Nif. aus 4,10;82 hwx Pi. und hzx aus 15,17;83 vqt aus 15,24 und tebh e l : $ a aus 15,30.84
3. Die Weisheit der Väter in den Bildadreden und in der mesopotamischen Weisheitsliteratur Die Weisheit der Väter in den Bildadreden 3.1. Die Bedeutung der akkadischen Vorläufer zur biblischen Hiobdichtung Nachdem wir zwischen den Absichten und Metaphern Zofars und den Ahiqarsprüchen sowohl substantielle als auch formale Beziehungen festgestellt haben und damit die Theorie über die Lokalisierung Zofars in einer Aramäisch sprechenden Gegend als durchaus wahrscheinlich beurteilt haben, müssen wir folgerichtig nach möglichen Reminiszenzen an die anderen nahöstlichen Lehren in den Freundesreden Ausschau halten. Durch das Beispiel der Richter-Funktion von Šamaš in den Ahiqarsprüchen wurde uns bereits ein Hinweis darauf gegeben, wie groß der Einfluß der mesopotamischen Weisheit auf die Nachbarländer gewesen sein konnte. Daher untersuchen wir die einschlägige Weisheitsliteratur genauer, um festzustellen, ob sich weitere Parallelen zwischen ihr und den Freundesreden ergeben. Daß einzelne Motive der akkadischen Weisheit mehr oder weniger auch in den Freundesreden wiederkehren werden, legt schon das Beispiel der sog. „älteren Schwestern“ der Hiobdichtung, des Ludlul bēl nēmeqi, der Babylonischen The80 81 82
83 84
Aramäisch 'lp. Siehe E. Kautzsch (1902), 21; M. Wagner (1966), 25f., und oben, S. 213, Anm. 305. Aramäisch šyb; siehe oben, S. 228, Anm. 393. Der Kontext in Ahiq ist nicht klar. Vgl. M. Wagner (1966), 29.85. Die Herkunft der Löwenmetapher in ER 4,10f. ist nicht klar, jedoch stehen die Löwen fast im ganzen Alten Orient in der Tiermetaphorik an der Spitze. Vgl. oben, S. 171f. Vgl. E. Kautzsch (1902), 30, und M. Wagner (1966), 53. Siehe oben, S. 227, Anm. 383. E. Kautzsch (1902), 92, und M. Wagner (1966), 113.120. Siehe oben, S. 173 und Anm. 75. Zum Schluß sei auf die Herausforderung hingewiesen, die M. Cheney (1994), 272f., in seiner Analyse der Verteilung der morphologischen und lexikalischen Archaismen und Aramaismen in den Reden des Hiobdialogs bietet. Dort tritt der bemerkenswert niedrige Anteil solcher Formen in den ZR gegenüber anderen Reden hervor; da aber Cheney die Endgestalt des Buches analysiert, können seine Ergebnisse hier nicht ausgewertet werden. Vgl. auch seine Kritik an den „Aramaismen“ im Hiobbuch (S. 274f.).
250
Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
odizee u.a., nahe.85 Vor allzu schnellen Rückschlüssen muß jedoch auch hier gewarnt werden, weil der Hiobdichter hinreichend selbständig war, um nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Form ei-nen eigenen Weg einzuschlagen. Mithin wird hier die nahe Verwandtschaft oder sogar das Vorbild der Problemdichtungen aus dem Alten Orient für unseren Dialog nicht automatisch vorausgesetzt.86
3.2. Die Vergänglichkeit der Gottlosen in den Bildadreden und die Bedeutung des Šamaš in den akkadischen Texten Untersucht man die Freundesreden auf ihre Parallelen im alten Mesopotamien hin, ist zuerst zu erwähnen, daß der mögliche Stoff viel umfangreicher ist als nur die Problemdichtungen. Wenn die Freunde den allgemeinen Standpunkt der weisheitlichen Lehre vertreten, dann muß man Gegenstücke nicht nur in den Reden des Freundes des Dulders in der babylonischen Theodizee, sondern weit darüber hinaus im Spruchgut, besonders in Hymnen und Fabeln, sowie in der Beschwörungsliteratur suchen. Wenn in diesen der Schwerpunkt der Frömmigkeit auch im rituellen Bereich liegen mag, erregt einer der wichtigsten Götter, Šamaš, als Wächter der Gerechtigkeit auf Erden im Blick auf einige Gedankengänge in den BR unsere Aufmerksamkeit. Obwohl Šamaš in der Hierarchie des akkadischen Pantheons zu den zweitrangigen Göttern gehörte, besaß er einen erheblichen Einfluß in der Religion. War doch er es, der alles Verborgene sah und der damit ebenso der Wahrer des Rechts wie der für die Omendeutung zuständige Gott war. Daß sein Einfluß weit über die Grenzen Mesopotamiens hinaus reichte, haben oben bereits die Ahiqarsprüche belegt.87 In den BR haben wir bereits vermerkt, daß sein Gott sich von dem der anderen Freunde durch seinen besonderen und kategorischen Anspruch auf Recht und Gerechtig-
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Zur Einführung in die mesopotamische Weisheitsliteratur allgemein siehe H.H. Schmid (1966), 85–143, zu den altorientalischen Problemdichtungen a.a.O., 131–141; H. Gese (1958), 51–62, und jüngstens besonders C. Uehlinger (2007) und F. Sedlmeier (2007); speziell zu den Dialogen siehe S. Denning-Bolle (1992), 85–133; vgl. auch H.-P. Müller (2002). Besonders bei den BR (z.B. die dämonischen Gestalten in 18,13f.) hat es die Diskussion gegeben, ob sie einen kanaanäischen oder mesopotamischen Hintergrund besitzen; vgl. oben, S. 186f., und unten, S. 260f. Zur Einleitung in die Beziehungen zwischen mesopotamischer Weisheit und Hi siehe J. Gray (1970), zur Möglichkeit eines Vergleichs a.a.O., 254ff.; H.-P. Müller (1991); C. Uehlinger (2007), 159–163, und F. Sedlmeier (2007), 124–132, aber auch F.R. Magdalene (2007), 27–53. W.G. Lambert (1960), 19; siehe oben, 2.2, bes. S. 240f.
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keit (8,3) unterscheidet.88 Betrachtet man daneben die Aneinanderreihung zahlreicher Metaphern, ergibt sich ein Zusammenhang, der unbedingt näher untersucht werden muß. Als erstes ist die konkrete Frage zu stellen, ob der in den Ahiqarsprüchen XV (58) 7f. belegte „Fall des Triebes“ (hwh 'b') in Zusammenhang mit der Richterfunktion des Šamaš und dem Verfall des Bösewichtes auch in den BR wiederkehren könnte, weil man dort, in BR 8,11f., auf das im Alten Testament sehr seltene Nomen *b") und das vorzeitige Verdorren der Pflanzen in Verbindung mit dem Schicksal der Gottlosen stößt: „Kann denn Papyrus {)emoG} wachsen, wo kein Sumpf ist, das Riedgras {Uxf)} ohne Wasser sprießen? Noch treibt es {Obi)b : }, wird nicht abgeschnitten, schon aber ist es dürr vor allem Gras {ryicx f }.“
Da auch das akkadische Wort inbu die Bedeutung „Frucht“ besitzt89, stellt sich die Frage, ob in der akkadischen Literatur die Vergänglichkeit der Frucht bzw. die Gebrechlichkeit der Pflanzen generell mit dem Sterben oder Leiden der Menschen verbunden worden sind. Exkurs. Es müssen an dieser Stelle einige einleitende Anmerkungen zur Flora von BR 8,11f. eingefügt werden. Liest man V. 11, so scheinen zunächst die beiden Wörter für Papyruspflanze und Riedgras, )emoG und Uxf), eher auf Ägypten (im Ägyptischen nämlich km3; ijh, ihj)90 als auf Mesopotamien zu verweisen. Erstens ist diese Meinung aber für die ägyptische Herkunft des Bildes noch nicht beweiskräftig,91 zweitens müssen die vier Wörter für Pflanzen in V. 11f. unter die Lupe genommen werden. Laut J.M.A. Janssen spricht Uxf) in der Josefgeschichte (Gen 41,2.18) nicht unbedingt für ägyptische Herkunft, weil das Verb w3hi, „grün werden, grün sein“, im Ägyptischen sich zwar schon in den ältesten Texten befindet, das Nomen 3hi jedoch erst in der demotischen Periode belegt ist.92 Darüber hinaus kennt man das Wortpaar Uxf) // ryicx f (8,11b.12b) nicht nur aus der BR, sondern auch aus der nach der Mitte des 8. Jh.s v. Chr. entstandenen93 aramäischen Sefire Inschrift I A 28f.:
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Siehe oben, S. 161f. und 208. AHW, I 381b. So KBL, 28a.187b, und Ges17, 23a.143b, und fast die absolute Mehrheit der Exegeten (vgl. vor allem G. Fohrer [1963a], 192). M.H. Pope (1985), 66, und R. Gordis (1978), 90 (?), halten die ägyptische Herkunft des Bildes nicht für unbestritten. Vgl. auch A. Guillaume (1968), 86f. J.M.A. Janssen (1955–56), 68; mit ihm und mit Couroyer glaubt auch J.A. Fitzmeyer (1995), 87, nicht unbedingt an den ägyptischen Ursprung des Wortes. H.W. Hertzberg (1949), 42, weist auf Papyrus „an den Ufern des Hule-Sees, nördlich des Sees Genezareth“ hin. So J.A. Fitzmeyer (1995), 19f.
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„May the grass {hsr} not come forth so that no green {yrq} may be seen and its vegetation {'hwh} not be [seen]!“94 Riedgras und Schilfrohr kommen überall im Nahen Osten vor, freilich besonders längs des Tigris und Euphrat.95 Jedenfalls ist den alten Mesopotamiern eine ganze Reihe von Schilfrohrarten bekannt gewesen, vgl. z.B. das Epos von Lugalbanda II.299ff.96 Darüber hinaus sind zwei weitere für das Vergleichsbild in der BR wichtige Vokabeln ryicx f und b") keinesfalls ägyptische Lehnwörter, sondern im ersten Fall im Aramäischen und Phönizischen und im zweiten im Akkadischen und Aramäischen belegt.97 Für uns ist weiterhin wichtig, daß das Wort b") sein Gegenstück als inbu in zahlreichen Stellen der babylonischen Weisheitsliteratur besitzt: So z.B. in einem babylonischen Proverb (Bo 4209+4710, Z. 7f.)98 und in den Fabeln von der Tamariske und Palme (IM 53975 Rs., Z. 18f.; VAT 8830, Z. 23f.28f.)99.
Angesichts der besonderen Vorliebe der Babylonier für Pflanzenfabeln, in denen die Trias von Trieb, Wurzel und Schatten häufig belegt ist, stellt sich die Frage, ob man sie als kleinen Kommentar zu den Vergänglichkeitsbildern der BR lesen kann.100 Sicher ist, daß die Mesopotamier die rhetorische Frage Bildads hätten verstehen können. So kann eine Metapher aus der Beschreibung der Flut von Tigris und Euphrat in einer Fabel vom Ochsen und Pferd (K 3456 + DT 43, Vs., Z. 17f.) als geradezu landeskundlicher Kommentar zu BR 8,11 gelesen werden: „The unworked [land] became a bog. In reed-bed [and thicket] the plants grew.“101
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Übersetzung und Rekonstruktion nach J.A. Fitzmeyer (1995), 44f.; Y. Avishur (1984), 469f., möchte mit J.C. Greenfield wegen des Pflanzenvergleichs in der BR wly[šgh] statt wly[thzh] lesen; dann wäre freilich die Parallele zum Bild in BR 8,11f. (Uxf)-heG& : yi , ryicx f ) noch triftiger; vgl. auch Sefire I A, 32: „may its vegetation ('hwh) be destroyed unto desolation“ (J.A. Fitzmeyer, a.a.O.). 95 Vgl. laut Ges17, 23b, und N. Peters (1928), 91, den Versuch von Sarowski den Uxf) aus ass. ahu, „Küste“, abzuleiten. Im Ugaritischen ist das Wort 'h , „Wiese“, ebenso belegt (KBL, 28a; G. Fohrer [1963a], 185; M.H. Pope [1985], 66) und soll auch im Jordantal vorkommen (F. Horst [1968], 132). 96 W.H.Ph. Römer / D.O. Edzard (1993), 530. 97 So KBL, 2a.324b; vgl. auch J.A. Fitzmeyer (1995), 86: ryicx f ein kanaanäisches Lehnwort. Darüber hinaus war die Pflanzenmetapher in Ägypten anscheinend nicht häufig; siehe unten den Exkurs, S. 255–257. 98 W.G. Lambert (1960), 279; siehe unten, S. 253. 99 W.G. Lambert, a.a.O., 155–157; 162–164; siehe unten, S. 253. 100 Trotz der sehr seltenen Belege von Pflanzenfabeln im AT (nur 2Kön 14,8–14 und Ri 9,8–15 sind zu nennen). 101 Rekonstruktion und Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 177. Daneben beweist Z. 15 aus dem sumerischen Klagelied über Dumuzi (W.H.Ph. Römer [1989], 697– 700), daß solche Bilder mit Rohr oder Schilf im Sumpf in Mesopotamien seit langem
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Zu erinnern ist auch daran, daß die zerstörende Krankheit des Dulders in Ludlul bēl nēmeqi (II, Z. 69f.) in einer Szene mit bestimmten Sumpfpflanzen (vermutlich Schilfrohr)102 verglichen wird, die von Krankheitsdämonen gebrochen und niedergeschmettert werden.103 Obwohl hier nicht von einer Dürre die Rede ist, liegt doch grundsätzlich eine Metapher wie in der BR vor. Hält man nach weiteren Pflanzenvergleichen Ausschau, so stößt man auf die babylonische Sentenz (Bo 4209+4710, Z. 7f.), in der sie auf eine übereilte Handlung oder Entscheidung und ihre negativen Folgen verweist. Obwohl formal vollkommen anders aufgebaut und inhaltlich in einigermaßen andere Richtung tendierend, sind die Ähnlichkeiten in BR 8,12 mit den babylonischen Sentenzen unübersehbar. Der Eindruck wird darüber hinaus durch das oben bereits vermerkte einschlägige Wort inbu bzw. b") unterstrichen. „Prematurely ripe fruit {inbu} is produce (bringing) grief.“104
In einer assyrischen Variante der Fabel von der Tamariske und der Palme (VAT 8830, Zeit etwa nach der mittleren assyrischen Periode105) wirft die Palme der Tamariske ihre Nutzlosigkeit vor, sie trüge keine Früchte (Z. 22f.): „You, Tamarisk, are a useless tree. What are your branches? Wood ... without fruit {inbu}!“106
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geläufig gewesen sind: „Diese Klage ist die um den Sumpf – hatte er doch (früher) ‚abgestorbenes Rohr’ (und) frischprießendes Rohr hervorgebracht“ (Übersetzung a.a.O., 699); vgl. auch 2. Urklage, Z. 50 (a.a.O., 705), oder den Prolog eines Streitgespräches zwischen Holz und Rohr, Z. 16f.: „Das Rohr stand wie eine Krähe in seinem ...-Gras auf, die gewaltigen Röhricht(flächen), die großen Sümpfe ließ er die Schilf(bewachsung) sehr dick machen“ (Übersetzung nach W.H.Ph. Römer [1993], 359; das Wort für Gras bleibt offen). Vgl. dazu auch die deutlich spätere akkadische Gebetsbeschwörung an Ea (Ellilbanda) in A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 295f. (Nr. 40, Z. 7). Auch heute kann man die Realität dieser Bilder erfahren, man vergleiche den Irak der letzten Jahrzehnte, wo die großen Sumpfgebiete zwischen Tigris und Euphrat von der Regierung trockengelegt worden sind; das Gebiet verwandelte sich rasch in eine Wüste. Andere Lesart aus dem Kommentar (K 3291) ist su-un-gir-tum (W.G. Lambert [1960], 37.42; R.H. Pfeiffer [1955], 190 übersetzt auch ‚water plant’). Die weiteren Beispiele befinden sich im großen Hymnus auf Gula des Bullussarabi aus nach-altbabylonischer Zeit (III, Z. 47), in dem das Röhricht niedergeworfen wird (K. Hecker [1989], 759f.), und in den Vasallenverträgen Asarhaddons mit medischen Fürsten im Rahmen der Beschwörungen in Z. 629–631 (R. Borger [1983], 175f.). Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 279; Vgl. R.H. Pfeiffer (1955), 181: „Fruit in the spring (of the year) – fruit of mourning“. W.G. Lambert (1960), 152. Übersetzung a.a.O., 162f.; in Z. 23 ist eine kleine Lücke. In einer Fabel vom Weidenbaum wird ähnlich die Schwäche des Lorbeers geschildert (K 8566, Z. 11): „Your
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Mittels der beiden Zitate erhält man zwei Beweise dafür, daß das Bild von den Früchten oder Blüten in der Tat auch metaphorisch für Lebenskraft oder Nützlichkeit eines Menschen gebraucht werden konnte. Ist das der Fall, drängt sich die Frage auf, ob man sich im alten Mesopotamien der Pflanzenmetaphorik auch zur Schilderung der Beeinträchtigung der Lebenskraft oder des Sterbens bedient hat. Aus der Pflanzenwelt eignen sich dafür selbstverständlich die Bilder von der die Früchte oder Wurzeln austrocknenden Dürre sowie von der gewaltsamen Beschädigung der Pflanzen, ähnlich wie der Verfasser des Hiobdialogs es durch die bildhafte Sprache Bildads zusammen mit dem oben zitierten Vers (8,12) in mehreren Gängen ausführt (8,16–18; 18,16): „Er steht voll Saft im Sonnenschein {$em$ e -y"np: l i }, durch seinen Garten rankt sich sein Sproß {OT:qna Oy}. Über Steinhaufen verflechten sich seine Wurzeln {wyf$r f $ f }, zwischen Steinen hält er sich fest.107 Reißt man ihn aus von seinem Ort, verleugnet der ihn: „Ich kenn’ dich nicht.““ „Unten verdorren seine Wurzeln {wyf$r f $ f } und oben verwelken seine Zweige {Oryicq: }.“
Neben dem bereits erwähnten Passus aus Ludlul bēl nēmeqi (II, Z. 69f.), in dem die Krankheitsdämonen das Schilfrohr brechen und verstümmeln, liefert eine akkadische Gebetsbeschwörung an Ea, Šamaš und Marduk (VAT 8237; nicht älter als 7. Jh. v. Chr.)108 ein weiteres anschauliches und für unseren Vergleich ergiebiges Bild (Z. 23): „Wie eine ausgerissene Tamariske kehre er nicht zum (alten) Ort zurück!“109
Sowohl der Vergleich mit der absterbenden Pflanze als auch die Vertilgung des Menschen von seinem Orte stimmen mit den Bildern in den BR überein. Daneben verfügt man heute über eine weitere verwandte Gebetsbeschwörung (PBS I/1,14) zur Besänftigung erzürnter Götter, die an dieselbe Trias gerichtet ist wie im vorigen Gebet. Sie schließt gleich am Anfang auch eine sechszeilige Klage ein, darunter zwei Kola (6f.): „Ein nicht schöner Wind schüttete hin meine Palmwedel; ein gewaltiger Sturm beugte mein Haupt nieder.“110 roots {šur-šu-ka} are not exceeding strong“ (a.a.O., 165; das Ende der Zeile ist uns nicht überliefert); beachte das Wort „Wurzeln“ und die Parallelen unten, S. 254f. 107 Zu den Konjekturen siehe oben, S. 59. 108 A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 340–342 (Nr. 67); die Schätzung des Alters a.a.O., 46; E. Ebeling (1931), 140–142. 109 Übersetzung in A. Falkenstein / W. von Soden, a.a.O., 341; vgl. E. Ebeling, a.a.O., 142; siehe zu derselben Beschwörung auch unten, S. 261.
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Das in der Pflanzenmetaphorik geläufige akkadische Äquivalent šuršu für $er$ e , „Wurzel“, führt zu einer ganzen Reihe von Pflanzenvergleichen, die dem Zweck der Schilderung der Lebenskraft dienen, damit aber auch, ergänzt durch die Verben „ausreißen“ oder „durchschneiden“, als Metaphern für menschliches Schicksal verwendet werden. Als Prototyp dazu können Aussagen wie eine auf den Tafeln 5–6 der Beschwörungsserie Šurpu aus Ninive dienen, in der Verbrennungsriten zur Reinigung des Klagenden von den unbekannten zerstörerischen Einflüssen eingesetzt werden. In Z. 64f. wird zu der im Mittelpunkt der Handlungen stehenden und zu verbrennenden Zwiebel unter anderem gesagt: „Sie im Erdboden nicht mehr Wurzel fassen kann, kein Trieb mehr aus ihr sprossen und das Sonnenlicht sehen kann.“111
Obwohl die Pflanzenmetaphern auch von Elifas in seiner zweiten Rede (15,30b.32f.) aneinandergereiht werden, bleibt die Vorliebe Bildads für entsprechende Vergleiche und ihre Positionierung aus mehreren Gründen auffallend.112 Exkurs. An dieser Stelle drängt sich die weitere Frage nach dem Verhältnis der Pflanzenmetaphern in den Freundesreden zu den ähnlichen Bildern im vierten Kapitel der ägyptischen Lehre des Amenemope auf (6,1–12), die vermutlich aus der Zeit der 20. Dynastie stammt113. Kann dieser Passus als Gegenargument gegen die Herkunft der Pflanzenvergleiche Bildads aus Mesopotamien fungieren? Die zu erörternden Zeilen seien zuerst angefügt: „Der Heiße im Tempel, er ist wie ein Baum, der in einem Innern114 wächst, 110 Übersetzung von A. Falkenstein / W. von Soden, a.a.O., 338 (vgl. K. Hecker [1989], 776). Die erste Zeile ist nicht ganz klar: W. von Soden vermutet eine Klage über Sturmschäden an den Dattelpalmen (a.a.O., 403), doch ergibt es sich aus dem Kontext und der Wahl der Metaphern, daß hier von dem Klagenden selbst die Rede ist. Vgl. auch eine assyrische Prophetie an König Assurbanipal (Tafel K. 883) aus Ninive und von der Göttin Ninlil / Mullissu (ca. 667 v. Chr.), Rs., Z. 1: „Den fürstlichen Dornstrauch werde ich zerbrechen, / die Rose zum Riechen abrupfen“ (Übersetzung von K. Hecker [1986], 62f.). 111 Übersetzung nach W. Farber (1987), 266. Des weiteren vgl. zu den Wurzeln im Epilog des Codex Hammurapi, L 28f., in dem die Wurzeln des Verfluchten bzw. seines Königtums ausgerissen werden sollen (siehe auch unten, S. 262); im akkadischen Erra-Epos wird die Wurzel (šurussu) verwendet, um auszusagen, daß der Baum durchgeschnitten und seine Frucht (piri'šu) nicht wachsen kann (IV 125; vgl. Y. Avishur [1984], 520; G.G.W. Müller [1994], 798). Siehe auch zur Fabel vom Weidenbaum in Anm. 108 oben. Ferner hat F. Horst (1968), 274, in Verbindung mit BR 18,16 auf die Sarkophaginschrift des Königs Ešmun’azar (dort šrš // pr) hingewiesen. 112 Siehe oben, S. 174ff. 113 So H. Brunner (1985), 75, und (1988), 235. 114 I. Shirun-Grumach (1992), 230, übersetzt an dieser Stelle „Tempelgarten“.
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einen Augenblick nur bringt er Sprößlinge hervor. Sein Ende findet entweder im Wasser115 – er treibt (dabei) weitab von seiner Heimat –, oder er findet sein Begräbnis in der Flamme. Der wahre Schweiger aber hält sich abseits; er ist wie ein Baum, der im Sonnenlicht116 wächst. Er grünt und verdoppelt seine Früchte, er steht im Angesicht seines Herrn, seine Früchte sind süß, sein Schatten ist angenehm, und sein Ende findet er als Statue.“117 Gehen wir auf die einschlägigen Vergleiche näher ein, so fällt zunächst auf, daß bei Amenemope zwei Vergleiche von gleicher Länge, ein negativer und ein positiver, einander gegenübergestellt werden. In den Freundesreden fehlen dagegen positive Beispiele völlig.118 Obwohl in der babylonischen Weisheit vorhanden, bilden die positiven Vergleiche oder Metaphern gegenüber den negativen in ihr, soweit uns bekannt, eine Minderheit. Darüber hinaus zeichnet sich der stilistische Unterschied zwischen Metapher und Vergleich ab; denn bei Amenemope liegt ausschließlich ein Vergleich vor. Obwohl ein Begriff wie „der Heiße“ (Z. 1) an sich als Metapher gilt, werden beide, der Heiße und der Schweiger (Z. 1 und 7), in den Einleitungen zu den Bildern jedoch eindeutig mit Bäumen verglichen (Z. 2 und 8), so daß die Bäume nicht als Metaphern dienen. Sowohl in der BR wie in der ER muß der Leser den Schluß selbst ziehen, daß sich die Pflanzenmetaphern auf den Gottlosen beziehen. Auch in den babylonischen Texten ist hauptsächlich das letztere der Fall. Außerdem werden unsere Beobachtungen durch die Tatsache unterstrichen, daß die behandelte Stelle in der ägyptischen Weisheitslehre eher eine Ausnahme bildet und weitere Pflanzenvergleiche sehr selten bzw. uns nicht bekannt sind. Wie wir gesehen haben, bilden sie im Zweistromland ein literarisches Allgemeingut. Darüber hinaus bleibt in keiner der Metaphern in den Freundesreden von den Pflanzen etwas übrig, dagegen baut der Verfasser von Amenemope auf das Holz der Bäume sogar ein weiteres Vergleichsbild auf und führt uns das den alten Ägyptern so wichtige Schicksal nach dem Tode vor Augen.119
115 Zu m hrm o.ä. an dieser Stelle siehe D. Römheld (1989a), 177, Anm. 133. 116 Die Deutung ist nicht sicher; I. Shirun-Grumach (1991), 230, übersetzt „im Beglänzten“; vgl. D. Römheld (1989a), 134, und Anm. 17. 117 Übersetzung nach H. Brunner (1988), 240f. Siehe auch seinen Kommentar zum Text a.a.O., 476. 118 Auf positive Pflanzenvergleiche stoßen wir im AT in den einschlägigen Parallelen zum c. 4 von Amenemope in Jer 17,8 und Ps 1, ferner auch in Ps 52,10; 92,13–15; Jer 11,16f. und Ez 17,5ff. Diese Stellen sind auch meistens von den Forschern hervorgehoben worden (z.B. von H. Brunner [1985], 77, Anm. 239). 119 Wir halten weiterhin die Annahme fest, daß die riesigen enzyklopädischen Listen der Pflanzen und Tiere eher in Mesopotamien entstanden sind und vermutlich die
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Während die Bilder, besonders ihre Pointe vom hilflosen Schilfrohr ohne Wasser (BR 8,11), am wenigsten den Vergleichen bei Amenemope nahekommen, weil der „Heiße“ sein Ende bei Amenemope nämlich im Wasser (oder im Feuer; Z. 4.6) findet, erhält man durch die äußeren Umstände wie die den Gottlosen fressende Flamme oder der ihn ausdürrende Wind oder den Vergleich des Menschen mit einer abgefallenen Traube und einer vom Ölbaum fallenden Blüte in der ER (15,30b.33)120 zwei Argumente für die Ähnlichkeit der Bilder zwischen Amenemope und Elifas. Beide Metaphern, das Feuer und der Wind (vgl. auch ER 15,34b und 22,20b), besitzen ihre Parallelen nicht nur bei Amenemope, sondern auch in anderen ägyptischen Lehren.121
Hält man nach weiteren einschlägigen Parallelen zu den BR Ausschau, richtet sich die Aufmerksamkeit sogleich auf die altbabylonische Šamaš-Hymne122: Der Kontext der Wächterrolle des Gottes über Recht und Gerechtigkeit, das metaphorische Spiel mit Licht und Finsternis und die Beschreibung des unvermeidbaren Untergangs der Bösewichter wirkt vor dem Hintergrund der BR beeindruckend. Vgl. die verlöschenden Lichter der Gottlosen in BR 18,5f. und 18,18: „Allein des Gottlosen Licht {rO)} erlischt und die Flamme seines Feuers {O
Obwohl die analogen Wörter wie rw), \(d, byb$, $), hgn, \$x und rn (18,5f.18) auch sonst im Alten Testament verknüpft werden, treten sie an keiner Stelle so gehäuft und mit der Problematik des unterschiedlichen Loses der Gerechten und Gottlosen verbunden auf wie in der zweiten BR.123 Wir fügen die akkadischen Parallelen angesichts der Verbreitung der Licht-Finsternis-Metaphorik an, ohne ein endgültiges Urteil in der Frage zu wagen, ob der Dichter mit der Wahl dieser Metaphern auf die Šamaš-Hymne anspielen wollte. Will man den assyrischen Einfluß für die Solarisierung der Jahwe-Religion verantwortlich
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weniger reichen aus Ägypten beeinflußt haben (O. Keel [1984], 48). Auch der umfangreiche Vergleich in HR 14,7–10 benutzt den Baum anders als hier. Siehe dazu oben, 174ff. Zur Diskussion siehe unten, S. 265–268. Text in W.G. Lambert (1960), 126–138. Das Alter und die Einheitlichkeit der Hymne steht nicht endgültig fest, W.G. Lambert, a.a.O., 123 vermutet, die kassitische Periode sei zu früh, obwohl der Verfasser sich erheblich auf die altbabylonische Tradition stützt. Auch A. Falkenstein / W. von Soden (1953), 382, und H. Schmökel (1985), 126, setzen die Hymne gegen Ende des 2. Jt.s v. Chr. an. Siehe auch oben, S. 182.
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machen, muß man sich vergegenwärtigen, daß sie zwischen der Mitte des 8. und dem letzten Drittel des 7. Jh.s erfolgt ist und ihre Nachwirkung in dem Hiobdialog nur noch eine vermittelte sein kann.124 Trotzdem seien zwei für die Beschreibung des Šamaš exemplarische Beispiele angefügt: Das erste befindet sich in der genannten Šamaš-Hymne, Z. 149f., selbst: „You grant revelations, Šamaš, to the families of men, Your harsh face and fierce light {nūru} you give to them!“125
Auf das zweite Beispiel treffen wir im Vasallenvertrag des assyrischen Königs Asarhaddon (680–669 v. Chr.; ND 4336 u.a.), in dem die Funktion des Sonnengottes als gerechter Richter und Herr über Licht und Finsternis erneut bestätigt wird (Z. 422–425): „May Šamaš, the light {nu-úr} of heaven and earth, not judge you justly. May he remove your eyesight. Walk about in darkness!“126 Exkurs. Auf der zweiten Tafel des Ludlul bēl nēmeqi befindet sich eine Crux (Z. 119f.), die wegen ihres komplizierten Satzbaus und mehrdeutiger Wörter sehr unterschiedlich gedeutet worden ist, für uns aber von Bedeutung sein kann. W.G. Lambert hat die Zeilen wie folgt übersetzt: „But I know the day for my whole family, When, among my friends, their Sun-god will have mercy.“127 Er läßt dabei zu, daß angesichts der überwältigenden Monolatrie des Gottes Marduk in Ludlul bēl nēmeqi die Vokabel dšamas-su-un in Z. 120 auch bloß als „Sonne“ verstanden werden kann.128 Hat der Verfasser jedoch den Sonnengott gemeint, erweist sich die weitere Schwierigkeit für uns als wichtig: Wie ist das erste Wort in Z. 119 zu verstehen? W.G. Lambert liest hier i-di, B. Landsberger hat aber vorgeschlagen: i-ti und i-kil,129 das hieße „der Tag ist finster geworden“. Obwohl diese Lesart ebenso mit Schwierigkeiten verbunden ist, spricht der Parallelismus deutlich dafür, besonders da ein solcher unmittelbar in Z. 117f. vorausgeht und wenn man das Verb
124 Zur Astralisierung bzw. Solarisierung der Jahwe-Religion unter assyrischem Einfluß vgl. M. Arneth (2000), bes. 201–209, und ferner O. Keel / C. Uehlinger (1992), 327ff., bes. 336f. 125 Übersetzung nach W.G. Lambert (1960), 135; kursiv ebenso von ihm. 126 Übersetzung nach S. Parpola / K. Watanabe (1988), 45; vgl. D.J. Wiseman (1958), 59f.; ferner vgl. eine Gebetsbeschwörung an Šamaš (A. Falkenstein / W. von Soden [1953], 318ff., Z. 11). 127 W.G. Lambert (1960), 46. 128 A.a.O., 295; so übersetzt z.B. W. von Soden (1990), 126. 129 Von diesem mündlichen Vorschlag berichtet W.G. Lambert, a.a.O.; so versteht auch W. von Soden, a.a.O.: „Finster wurde der Tag für meine ganze Familie“.
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i-rim in Z. 120 nicht mit „Erbarmen haben“, sondern „zudecken“ übersetzt.130 Das mehrmals in den Zitaten belegte akkadische Äquivalent für die alttestamentliche „Leuchte“ (r¢n, BR 18,6) nûru131 war in den babylonischen Texten weit verbreitet und wurde natürlicherweise auch mit dem Sonnengott in Verbindung gebracht: Vgl. in der Šamaš-Hymne Z. 34.38.52 und besonders die oben angeführten Z. 149f. In der Fabel vom Nisaba und Weizen (SU 1951, 173+1952, 100+142) stoßen wir ebenso auf den Ausdruck nuúr dšam[aš] am Anfang einer Reihe (Vs. I, Z. 4).132
Sieht man sich die Šamaš-Hymne genauer an, so wird der Gott am Anfang als Lichtbringer im Universum und als Schutz aller Lebenden gelobt, in weiteren Abschnitten tritt er aber als Garant des Rechts und Vollzieher seiner eigenen gerechten Urteile auf (vgl. z.B. Z. 95–100). In dem Zusammenhang erscheint es natürlich, daß von vielen verschiedenen Arten von Fallen, Fallstricken, Schlingen, Netzen und Fesseln die Rede ist (Z. 74.83f.87.90.94.97). Trotz des lückenhaften Textes in Z. 73–90 steht es jedoch fest, daß der Verfasser der Hymne sich dieser Metaphern für die Beschreibung des Ergehens der Bösewichter bedient hat. Eine ähnliche und im Alten Testament auffallende Häufung dieser Metaphern spielt wiederum in der zweiten BR (18,8–10) eine Rolle, wo sie unmittelbar auf die Schilderung der erloschenen Lichter in den Zelten der Gottlosen folgen und den Sturz der Bösewichter schildern.133 Noch eindeutiger werden das Fangnetz und die Falle als Instrumente des Gerichtsvollzugs dem Richter Šamaš zugeschrieben, und zwar in dem sehr alten mesopotamischen, aber in mehreren Fassungen wenigstens bis in die Zeit Assurbanipals bekannten Mythos vom Himmelsflug Etanas. In dessen Rahmen wird eine Fabel mit einer kurzen Beschwörung an Šamaš beendet: 130 Siehe auch eine Unterstützung aus dem sog. ‚Sumerischen Hiob’ in W.G. Lambert, a.a.O. W. von Soden übersetzt übrigens a.a.O.: „Er deckte für das Sinnen der Gefährten ihre Sonne zu“. 131 Ges17, 494a: nûru, nawâru, namâru. Im AT insgesamt nur 44-mal. 132 W.G. Lambert (1960), 169; der Kontext bleibt leider dunkel. Vgl. ferner a.a.O., Rs. IV, Z. 5. 133 Zu dieser Häufung von sechs Wörtern siehe oben, S. 184f., und zu den Jagdinstrumenten sowie deren Bedeutung im Alten Orient O. Keel (1984), 60ff.78ff. Das besonders reiche entsprechende Vokabular im Akkadischen verdient hier eine Anmerkung. Wenn wir vermuten, daß der Verfasser des Hiobdialogs dem Bildad babylonisches Lokalkolorit verleihen wollte, dann wirkt nur eine wörtliche Überschneidung überraschend: die Wurzel lbx (lebx e in 18,10) wird mit dem assyrischen nahbalu und hâbilu, mit akkadischem eblu und nahlabu in Verbindung gesetzt (KBL, 271a; Ges17, 210a; KBL3, 275a; Ges18, 318f.; AHW, I 183.302). Vgl. na-ah-bal in Ludlul bēl nēmeqi II, Z. 84. Dies bestätigt unsere Annahme, daß die babylonische Tradition durch die alttestamentliche vermittelt und nicht direkt übernommen worden ist.
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
„Dein Fangnetz ist die weite Erde, deine Falle der fe[rne Himmel]: Deinem Fangnetz [entkomme] der Adler nicht, der Böses [und] Abscheuliches tat und Böses für seinen Freund bereitete.“134
Angesichts der dazu gezeigten Parallelen kann man jedenfalls mit einigem Recht die Frage stellen, ob es ein Zufall ist, daß im gesamten Hiobdialog allein in der ersten BR (8,16) das Wort $em$ e begegnet? Es ist immerhin auffällig, daß die Formel $em$ f y"np: l i aus der BR135 ihre akkadische Parallele in dem Ausdruck la-pa-an dšamaš eines babylonischen Spruchs besitzt.136 So ist es nicht ausgeschlossen, daß die augenfälligen Häufungen der Pflanzenmetaphern (8,11f.16–18; 18,16) und der Wörter für Fanginstrumente (18,8–10) sowie das Spiel mit Licht und Finsternis (18,5f.18) von dem Verfasser der BR eingesetzt worden sind, um dem „vom oberen Euphrat stammenden Schuchiten“ sein Lokalkolorit zu geben.137 In der Hinsicht sind von mehreren Auslegern die anthropomorphisierten Krankheitsbilder in BR 18,12–14 hervorgehoben worden, weil sie an Krankheitsdämonen in der mesopotamischen Tradition erinnern.138 Dieser reichen Quelle der Metaphorik bedient sich der Dichter des Ludlul bēl nēmeqi besonders ausführlich in der Schilderung der physischen Leiden des Duldenden (II, Z. 49–111). In der BR lassen gerade „der Erstgeborene des Todes“, tåwm f rOk:B (18,13),139 und „der König des Schreckens“, tOhfLB a |elm e (18,14)140 sowie die Metapher von der gefressenen Haut und den Körpergliedern (18,13) einen ähnlichen Ein134 Diese Übersetzung stammt aus der altbabylonischen Fassung (Textzeuge S, Rs., Z. 20’–24’) nach K. Hecker (2001), 37. Vgl. aber auch die mittelassyrische Fassung, II’, Z. 1f. (a.a.O., 38) und die späte Fassung aus Bibliothek des Assurbanipal, II, Z. 22.46f. 67–72 (a.a.O., 44f.), und darüber hinaus die einleitenden Anmerkungen a.a.O., 34ff. 135 Im AT nur noch in Ps 72,17; siehe dazu oben, S. 176. 136 In diesem losen Proverb (W.G. Lambert [1960], 282) handelt es sich um den Fuchs, der nicht ausgehen kann, ohne daß Šamaš es nicht wüßte. 137 Eine Beobachtung von V.A. Hurowitz (2007) aufgrund eines Hinweises auf ŠamašHymne im Dialog des Pessimismus, daß die Hymne verbreitet gewesen und möglicherweise zu didaktischen Zwecken benutzt worden ist, erweist sich als bemerkenswert. 138 Siehe auch oben, S. 186f. 139 Siehe zur Übersetzung oben, S. 64. 140 Siehe auch oben, besonders zur Diskussion über die „dichterischen Personifikationen“, S. 186f. Diese beiden Gestalten haben die Diskussion verursacht, ob sie einen mesopotamischen oder kanaanäischen Hintergrund besitzen, vgl. entsprechend W.A. Irwin (1962) und N.M. Sarna (1963). – U. Rüterswörden (1999) zeigt, daß eine mesopotamische Herkunft naheliegt, aber nicht feststeht. Darüber hinaus ist bei beiden Gestalten auf konkretere Dämonen hingewiesen worden: bei tOhfLB a |elm e auf Nergal (U. Rüterswörden [1999]) und bei tåwm f rOk:B auf Namtar (T.J. Lewis [1999]).
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druck entstehen wie es sich aus der Reihe der Dämonen in Z. 53–55.71. 102 ergibt. Selbstverständlich darf man etwas Einschlägiges vor allem in herkömmlichen akkadischen Gebetsbeschwörungen erwarten. Dafür eignet sich eine von ihnen an Ea, Šamaš und Marduk als Beispiel am besten.141 Dort wird die Krankheit des Beters nicht nur ausführlich durch den Totengeist anthropomorphisch dargestellt, sondern die Götter Šamaš und Marduk (merke die Reihenfolge) werden zur Vertreibung des Dämons aus dem Leibe des Kranken aufgefordert. Anders ausgedrückt: Šamaš wird eindeutig mit dem Krankheitsdämon und dessen Entmächtigung in Verbindung gebracht. Es muß jedoch auch ein grundsätzlicher Unterschied der Vorstellungen über die Krankheitsursache zwischen Hiob, Elifas und Zofar auf der einen Seite142 und Bildad auf der anderen Seite143 in Erinnerung gerufen werden: Während in den ER und ZR allein Gott verwundet und verbindet, können in den BR personifizierter Tod und Schrecken mit den Gottlosen machen, was sie wollen. Im Kontext der oben angeführten Beobachtungen zu den BR können diese Personifikationen ein weiteres Argument für die Hervorhebung des babylonischen Lokalkolorits in den BR bilden. Es handelt sich hier um Mythologeme oder Metaphern, die in Mesopotamien weit verbreitet waren, in der alttestamentlichen Religion dagegen nur episodisch begegnen.144 Darüber hinaus muß ein Vers in der Endstrophe der zweiten BR vergegenwärtigt werden. In 18,20 spricht Bildad von der Furcht, die die Menschen sowohl im Westen ({yinorx A ) a ) als auch im Osten ({yinomd : aq), d.h. die ganze Menschheit, angesichts des Ergehens der Gottlosen packt. Und das im Unterschied zu den palästinischen Verhältnissen in Joel 2,20 und Sach 14,8.145 Mithin ist es auch hier nicht ausgeschlossen, daß der Hiobverfasser bewußt die geographische Herkunft Bildads aus einer Gegend berücksichtigt, die vom Meer weit abgelegen und von Zivilisation umgeben ist. Beim oberen Euphrat wäre es eindeutig der Fall.146 141 Die Beschwörung ist oben, S. 227, bereits betrachtet worden. Für uns sind Z. 4–11 und 17ff. der Beschwörung wichtig. 142 Siehe oben, S. 204ff. und 209f. 143 Siehe oben, S. 208f. 144 Vgl. dazu die Beobachtung von O. Keel (1984), 73, daß die ägyptischen Jenseitsdämonen in den Psalmen keinerlei Echo fänden, die kanaanäischen und mesopotamischen Krankheitsdämonen wenigstens „spurenweise vertreten“ seien. Zu den Dämonen im Alten Orient und Ägypten siehe a.a.O., 68ff. 145 Siehe oben, S. 182 und Anm. 155. 146 Etwa im Stil eines jüngeren keilschriftlichen Gebets des Antiochos I. Soter an Nabu aus dem 3. Jh. v. Chr.: „Die Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“ (A. Falkenstein / W. von Soden [1953], 291). Ausführlich wird das Westland in einem
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
Als Schlußanmerkung sei im folgenden auf weitere mögliche Parallelen verwiesen, auf die wir aber nicht näher eingehen werden und die nur dem Zweck dienen, anhand des Epilogs des berühmten Codex Hammurapi die Breite der Tradition zu demonstrieren, mit der der Hiobdichter möglicherweise vertraut war. In diesem Epilog trifft man unter den an mehrere Götter gerichteten Beschwörungen auch eine solche an Šamaš, nach der es in seinem Machtbereich liegt, unter anderem die Füße des Verfluchten ausgleiten zu lassen (vgl. BR 18,7) und die Wurzeln seines Königtums auszureißen (vgl. BR 8,17; 18,16). Einige Abschnitte vor der an Šamaš gerichteten Beschwörung steht eine an Enlil adressierte, durch die der Name (šumšu) und das Gedenken (zikiršu) des Verfluchten getilgt werden und ihn Finsternis und Blindheit treffen sollen (Z. 49.68–80; vgl. BR 18,17 und 18,5f.18).147
3.3. Weitere Parallelen zu den anderen Freundesreden in der mesopotamischen Weisheitsliteratur Es fehlt selbstverständlich nicht an weiteren Parallelen in den ZR und ER. Die Mehrheit von diesen ist jedoch im Alten Orient in dem Maße verbreitet, daß sie keinen Hinweis auf ein bestimmtes Lokalkolorit geben, geschweige denn einen direkten Einfluß auf die Freundesreden belegen können.148 Zunächst gilt es vielmehr festzustellen, daß die alttestamentliche Weisheit und damit auch die Hiobdichtung die Überzeugung mit den einschlägigen babylonischen Dichtungen teilt, daß das Wohlergehen des Menschen mit seiner Frömmigkeit in Verbindung steht und der Lohn der richtigen Gottesverehrung bzw. Gottesfurcht in neuassyrischen Brief zur Zukunftsdeutung (K. 1263; K. Hecker [1986], 81), Vs., Z. 15– 24 (Hattiskutu, Chaldäa) erläutert. Zum Westland siehe eine Reihe von historischen Texten in akkadischer Sprache bei R. Borger (1984), 354–356. Freilich ist in den ägyptischen Texten das Festland im Westen geläufig gewesen, vgl. in den Regeln einer Kultvereinigung, Z. 20 (U. Kaplony-Heckel [1983], 233); auf der Siegesstele der Pije, Z. 19.107.146.155 (U. Kaplony-Heckel [1985], 565.579.584.585); im Brief des Wermai 2,14–3,1 (G. Moers [1995], 926) und auf der Metternichstele, rechte Seite, Z. 160f. (H. Sternberg-el-Hotabi [1988], 375). Doch sind die Aussagen in Verbindung mit den Ländern wie „des Westens und des Ostens“ anscheinend selten, vgl. die Inschriften des Grabtempels von Pharao Sahura Abusiris aus dem Alten Reich; S. Stadnikov (1998), 237. 147 Siehe R. Borger (1981), 78. Das Paar šumšu // zikiršu hat Y. Avishur (1984), 598f., in Codex Hammurapi und zweiter BR hervorgehoben, wenn auch als eines, das in semitischen Sprachen relativ verbreitet war. 148 Vgl. z.B. H.-P. Müller (1991), 147: „Die Ähnlichkeit von Z. 36–38 [in Ludlul II] mit den Fragen der Freunde Hiobs Hi 11,7–10; 15,7–13 und den abschließenden Fragen Gottes 38,2ff. ist nicht zu übersehen.“
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einem langen und gesegneten Leben besteht.149 So finden die Verheißungen vom langen Leben (Z. 119), großer Familie und Wohlergehen (Z. 120) sowie großer Nachkommenschaft (Z. 121) in der von uns oben oft betrachteten Šamaš-Hymne ebenso ihre Entsprechungen wie in den ER, in denen der Weise Hiob im Falle der Gottesfurcht Fülle (5,24), zahlreiche Nachkommen (5,25) und reifes Alter (5,26) verheißt. Nicht anders ist die Vorstellung, daß Gott bzw. die Götter dem, der sich ihnen zuwendet, heilvolles Leben schenken, der babylonischen und biblischen Dichtung gemeinsam. Die Aufforderung der Freunde Hiobs, Gott zu suchen, die Hände vor ihm auszubreiten oder seine Weisung anzunehmen (BR 8,5f.; ZR 11,13; ER 22,22), besitzt in den Reden des Freundes in der babylonischen Theodizee zahlreiche Entsprechungen.150 In beiden Religionen teilen die Götter den Menschen Heil und Unheil aufgrund ihres Verhaltens gegenüber den Schutzbedürftigen zu. So beinhalten Z. 53–65 der babylonischen Ratschläge die im Alten Orient üblichen Befehle für das richtige soziale Verhalten wie Respekt vor dem Bruder (Z. 54), Hilfe für die Unterdrückten (Z. 57) und Ernährung für die Bedürftigen (Z. 61f.).151 Entsprechend kehrt das gleiche soziale von Gott sanktionierte Verhaltensmuster in der dritten ER wieder, in der Hiob in einem Katalog seine konkreten Missetaten vorgehalten werden (22,6–9). Dabei wirft Elifas ihm in V. 6a Pfänden des Bruders, in V. 7 Versagen der Hilfe für die Hungrigen und in V. 9 eine solche für Witwen und Waisen, die bekanntlich zusammen mit den Fremden zu den klassischen Personae miserae des Alten Orients gehören, vor.152 149 Zum zentralen Begriff der Gottesfurcht bei Elifas (4,6; 15,4; 22,4) vgl. z.B. die Worte des Freundes in der babylonischen Theodizee, Z. 21f.: „Nur, wer auf den Gott schaut, hat volle Lebens[kraft]; / in kritischer Lage (selbst) häuft, wer die Göttin fürchtet, die Fül[le] auf“ (Übersetzung W. von Soden [1990], 147; vgl. aber auch W.G. Lambert [1960], 71); oder Z. 146 in den babylonischen Ratschlägen: „Den Gottesfürchtigen mißachtet nie[mand], / wer die Anunnaku fürchtet, verlängert [seine Tage]“ (Rekonstruktion und Übersetzung W. von Soden, a.a.O., 168). Vgl. ferner das assyrische Proverb IV, Z. 24ff. (W.G. Lambert, a.a.O., 229.233). 150 Vgl. z.B. Z. 239: „Für dich, der du den Bescheid Gottes nicht suchtest: Was könnte dein Erfolg sein“; oder Z. 241f.: „Den guten Hauch der Götter suche immer wieder, / dann wirst du, was du in diesem Jahr verlorst, sehr bald ersetzen können“ (beide Übersetzungen W. von Soden, a.a.O., 155). Die Assoziationen zwischen der zuletzt zitierten Stelle und BR 8,5f. sind ebenso von H. Schmökel (1985), 159, Anm. 374, angedeutet worden. 151 Text in W.G. Lambert (1960), 99–107; dabei wird der Sonnengott Šamaš in Z. 60 und 64 als derjenige betrachtet, der die Menschen belohnen oder heimsuchen wird. 152 Vgl. zusätzlich Z. 9–14 in der bilingualen Hymne an Ninurta (VAT 10610, in W.G. Lambert [1960], 119), in der Šamaš-Hymne Z. 132–134, in der Fabel von der Tamariske und Palme (VAT 10102, Rs., Z. 20, a.a.O., 158f.), in den Assyrischen Pro-
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Die Metapher vom Untergang der Löwen für das die mächtigen Gottlosen erwartende Schicksal in der ersten ER (4,10f.) besitzt in der babylonischen Theodizee, Z. 61f. (vgl. laba und )yibl f ), ihre Parallele, denn dort heißt es, daß für den Löwen, der Frevel beging, die Fallgrube offen steht. „Den Feind des Viehs, den Löwen, den du erwähntest, sieh gefälligst genau an! (Für) den Frevel, den der Löwe beging, ist ihm die Fallgrube geöffnet!“153
Es wirkt weiterhin nicht überraschend, daß die Warnungen vor lügenhafter Rede einen Grundtopos der Weisheit und Beschwörungsliteratur bilden und ebenso in der aramäischen Lehre des Ahiqar154 wie in der babylonischen Dichtung155, den Ratschlägen der Weisheit156, den akkadischen Gebeten und Beschwörungen157 und in den Freundesreden des Hiobdialogs begegnen (vgl. neben den zahlreichen Beispielen aus den ZR158 ER 15,6 und ferner BR 18,7). Obwohl besonders die zuletzt genannten Parallelen zu den Motiven und Themen gehören, die in den Weisheitslehren des Alten Orients und den Freundesreden als allgemeingültig gelten, gibt es genug Anzeichen dafür, daß die Absicht des Hiobdichters, den BR ein gewisses babylonisches Lokalkolorit zu verleihen, nicht ausgeschlossen werden kann. Die Auswahl und Aneinanderreihung bestimmter Metaphern und Topoi, einige theologische Besonderheiten gegenüber den anderen Freunden wie die Rede vom „Gott des Rechts und der Gerechtigkeit“ sowie der dadurch geschaffene Zusammenhang gestatten zumindest
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verbien (BM 56607 = 82-7-14, 989, Kolumne B, 8–15; a.a.O., 270f.) und in der Dichtung von einem Mann und seinem Gott (AO 4462), Z. 62f. (W. von Soden [1990], 140). Übersetzung nach W. von Soden, a.a.O.; vgl. dazu noch Z. 247. Auch H. Schmökel (1985), 158, Anm. 370, und A. Scherer (2008), 39, heben diese Parallele zur ER hervor. Zu den Tiervergleichen im Alten Orient und Ägypten siehe O. Keel (1984), 75ff. Siehe oben, S. 237ff. Der Topos ist schon wenigstens so alt wie die altsumerische Version des Rates des Šuruppag, Z. 43f. (W.H.Ph. Römer [1990], 53). Vgl. Z. 26f. in den „Ratschlägen“: „Überprüft sei deine Rede, diszipliniert dein Sprechen, / das ist die Würde eines Mannes; sehr kostbar seien (dir) deine Lippen,“ und Z. 133: „Was du schnell dahinsagtest, wird später auf dich zukommen“ (Übersetzung von W. von Soden [1990], 164.167). Vgl auch Z. 28–30 und 127–134. Auch in diesem Kontext erscheint Šamaš als allwissender Richter (Z. 130). Z.B. in der Beschwörungsserie Šurpu vgl. Tafel II, Z. 63f.: „dessen Mund ... lügenhaft ist, / dessen Lippen falsch und gewalttätig sind“ (Übersetzung nach H. Schmökel [1985], 156). Siehe oben, S. 197–199.
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eine entsprechende Vermutung. Dem entspricht jedenfalls, daß Bildad als „Schuchit“ bezeichnet und damit in Mesopotamien lokalisiert wird.
4. Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden 4.1. Nimmt Elifas Bezug auf die ägyptische Weisheit? Seit der Veröffentlichung der Lehre des Amenemope und der Feststellung der Parallelen zu Prv 22,17–24,22 ist die ägyptische Weisheitsliteratur in den Blick der Alttestamentler geraten.159 Auch in der Hiobdichtung, besonders in beiden Jahwe-Reden und dem sog. Reinigungseid Hiobs (c. 31), haben sowohl die Alttestamentler als auch die Ägyptologen mit Erfolg Spuren altägyptischer Weisheit gesucht.160 Angesichts dieser Tatsachen und unserer Beobachtung, daß bei den BR und ZR ein gewisses fremdes Kolorit vermutet werden kann, muß auch die Frage gestellt werden, ob die Reden des ersten und wichtigsten Freundes eine vergleichbare Färbung besitzen, und vor allem, ob es in ihnen Hinweise auf ihre Bekanntschaft mit der ägyptischen Weisheitsliteratur gibt. Neben den zahlreichen Motiven, Themen und Formelementen, die zum Gemeingut der altorientalischen und -ägyptischen Weisheit gehören (wie z.B. der Tun-Ergehen-Zusammenhang, das Herz als Organ für die Vernunft, Verheißungen zum glücklichen Leben, Tadel der Mißachtung der Personae miserae, richtiger und falscher Weg, böse Zunge, Redeeröffnungsformeln usw.), fällt bei den ER im Vergleich zu den BR und ZR besonders die Berufung auf die eigene Lebenserfahrung auf. Sie gilt auch in den ägyptischen Lehren als die wichtigste Legitimation.161 Dagegen fehlen einschlägige Parallelen in den mesopotamischen 159 Zur Einführung in die ägyptische Weisheitsliteratur siehe H. Gese (1958), 5–28; H.H. Schmid (1966), 8–84; H. Brunner (1988), 11–98; und zum Hintergrund der demotischen Weisheit insbesondere F. Hoffmann / J.F. Quack (2007), 12–20. Zur Neuauswertung der Beziehung zwischen der Lehre des Amenemope und Prv 22,17– 23,14 siehe B.U. Schipper (2005). 160 Zum neueren Forschungsstand siehe C. Uehlinger (2007), 121–123 (zur Literatur S. 106, Anm. 29.31; S. 122, Anm. 104), und A. Schellenberg (2007), 55–60 (zur Literatur S. 57, Anm. 5); zu den Jahwe-Reden vgl. z.B. G. von Rad (1955) und O. Keel (1978), 25ff.126–156; zu den Hiobreden A. Schellenberg (2007), a.a.O., 60–79, und zu Hi 31 A. Kunz-Lübcke (2007). 161 Siehe N. Shupak (1993), 242; H. Brunner (1988), 19. Vgl. z.B. in der Lehre des Cheti: „Ich habe Geprügelte gesehen“ oder „ich habe aber auch die beobachtet...“ (Z. 10; Übersetzungen nach H. Brunner, a.a.O., 159); ferner zählen zur Lebenserfahrung die Beschreibung in der Lehre für Kagemni, daß sein Vater der Menschen Wesen durch-
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Lehren. Darüber hinaus wurde oben bereits festgestellt, daß sich zwar im metaphorischen Gedicht zur Schilderung des Schicksals des „Heißen“ und „Schweigers“ in der Lehre des Amenemope gewisse Ähnlichkeiten zu den Pflanzenmetaphern zumal in den ER finden, aber die Unterschiede so schwerwiegend sind, daß an eine entsprechende Anleihe des Hiobdichters nicht zu denken ist.162 Stützt man sich auf die ursprüngliche Gestalt des Hiobdialogs163 und nur auf die Freundesreden, zumal auf die des Elifas, stechen jedoch manche Argumente ins Auge, die den Vergleich mit der altägyptischen Literatur erschweren. Freilich stehen die mesopotamischen Problemdichtungen (bis zu einem „Freund“ in der Babylonischen Theodizee) den Freundesreden näher als die Auseinandersetzungsliteratur aus Ägypten. Setzen wir weiterhin voraus, daß der Hiobdichter in der (spät)persischen Zeit gelebt hat164, muß man neben den babylonischen, aramäischen und persischen Einflüssen zwar auch mit der wachsenden Bedeutung der ägyptischen (demotischen) Literatur rechnen,165 aber es scheint uns die Frage berechtigt zu sein, ob diese Bedeutung womöglich eine wichtigere Rolle in der Redaktionsgeschichte des Hiobbuches als in der Gedankenwelt des ursprünglichen Hiobdichters spielt.166 Ein
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schaut hatte (Z. 39–41), oder die Lehre an den Sohn in Ptahhotep, daß die Alten aus ihrer Erfahrung sprechen (Z. 502). Siehe den Exkurs oben, S. 255–257. Abgesehen davon, daß die den Gottlosen fressende Flamme, der ausdürrende Wind (ER 15,30b) und der Mensch als Baum (ER 15,33) mit dem Gedicht in der Lehre des Amenemope vergleichbar sind, sind solche im AT seltenen Worte oder Wurzeln wie „Sproß“, q"nOy, „Flamme“, tebh e l : $ a , und „Blüte“, xarPe (alle 15,30) in der Tat im Altägyptischen entsprechend mit dem Kausativ ś-nq (Ges17, 303b, und KBL3, 398a), im Spätägyptischen mit šhb, „Südwind“ (Ges17, 829b), und mit prh (Ges17, 658b, und KBL3, 909a) in Verbindung gesetzt worden. Sieht man sich die Forschungsgeschichte an, muß festgestellt werden, daß man zum Vergleich mit der altägyptischen Literatur entweder die sekundären Erweiterungen des Hiobbuches (z.B. die zweite Gottesrede Hi 40,6ff.) oder hauptsächlich die HR und GR herangezogen hat. Zur Datierung und Warnung, die ursprüngliche Hiobdichtung nicht allzu spät zu datieren, siehe unten, S. 300. Grundsätzlich kann auch mit einem vorexilischen Einfluß gerechnet werden, wie B.U. Schipper (2005) anhand des Lektüreverfahrens klassischer Schultexte sowohl in Ägypten als auch in Juda des 8.–7. Jh.s v. Chr. gezeigt hat. Vgl. C. Uehlinger (2007), 122f.: „Die Verschiebung des metaphorisch-mythologischen Fokus von einer eindeutig vorderasiatischen geprägten, zu der sich auch Motivparallelen in der akkadischen Hymnen- und Weisheitsliteratur finden ließen, zu einer ebenso klar (ptolemäisch-)ägyptischen Topik [in Hi 40,6ff. – U. N.] kann kein Zufall sein. In ihr spiegelt sich die Redaktionsgeschichte des Buches zwischen der (mittleren bis späten) persischen und der ptolemäischen Zeit, vielleicht auch sein Transfer aus einem mit aramäischen, evtl. gar arabischen Literaten kommunizierenden in ein stärker Ägypten-orientiertes Milieu palästinisch-judäischer Gelehrten.“
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weiteres Argument verbirgt sich in der viel pragmatischeren Kolorierung der ägyptischen, auch demotischen Lebensweisheit, die generell nicht in dem Maße theologisiert worden ist wie die Freundesreden.167 Als ein Beispiel möge hier die Gegenüberstellung von Weisen und Toren dienen, die in Ägypten kaum auf die göttliche Ordnung bezogen worden ist. Wenn überhaupt, so konnte eine solche Kontrastierung vornehmlich im Horizont der kosmischen Ma’at und erst sekundär durch den göttlichen Willen erfolgen.168 Elifas betont zwar die logischen Folgen der Taten von einem lyéw) E , aber doch deutlich in einem theologisierten Kontext (vgl. 5,2).169 Außerdem bilden die paradoxen Schlußzeilen jeder Lehre zusammen mit theologischen Refrains im Papyrus Insinger eher Ausnahmen, die die Regel bestätigen: Sie relativieren die Sprüche der Lehren und setzen das Schicksal der Menschen ausdrücklich in die göttliche Leitungssphäre,170 aber an der Gültigkeit der doch nur sporadisch theologisch formulierten Regeln ändert sich wenig.171 In den ER und in den Freundesreden allgemein ist Gott immer der Garant für die Gültigkeit der Regel, und sie wird auch nicht relativiert.172 Eine relativ wichtige Metapher möge einen weiteren Unterschied der ER zur altägyptischen Literatur verdeutlichen. Es ist uns oben bereits aufgefallen, daß die Löwenmetapher in 4,10f. wegen ihres den Untergang der mächtigen Gottlosen illustrierenden Charakters sich vom Hintergrund der alttestamentlichen Löwenbilder abhebt.173 Im alten Ägypten traten an die Stelle eines mächtigen Tiers als Beispiels 167 Vgl. F. Hoffmann / J.F. Quack (2007), 274, die den „realitätsbezogenen Pragmatismus“ in der Lehre des Chascheschonqi (Anchscheschonqi) betonen, und A. de Wilde (1981), 23, der die pessimistischere babylonische und die optimistischere ägyptische Ansicht unterscheidet und die Neigung des Hiobdichters zur ersten behauptet. 168 Beachte z.B. die Reihenfolge in einer Aussage der Lehre des Anchscheschonqi 26,8: „All are from the hand of the fate and the god“ (nach M. Lichtheim [1983], 91). 169 Siehe oben, S. 193f. Vgl. J. Hausmann (1995), 33.36, die den Schluß zieht, daß die Toren und Weisen in Prv 10ff. gegenüber der ägyptischen Weisheit und trotz ähnlicher Themen eher die „ethische Dimension“ darstellen und keine intellektuelle. 170 Z.B. 9,19f.: „Es ist der Gott, der das Herz gibt und den Sohn gibt und den Charakter gibt. Das Schicksal und das Geschick, das kommt – es ist der Gott, der es leitet“ (F. Hoffmann / J.F. Quack [2007], 250). 171 So F. Hoffmann / J.F. Quack, a.a.O., 240. 172 Die Relativierung auf der Ebene der ganzen Hiobdichtung ist freilich eine andere Frage, vgl. unten, S. 289. Vgl. weiterhin J. Day (1995), 63f.66f., daß die Gegenüberstellung der Gerechten und Frevler nicht der ägyptischen Weisheit eigen ist, dagegen aber in den Ahiqarsprüchen vertreten ist; die „graded numerical sayings“ (z.B. Hi 5,19–22; 33,14–22.29; 40,5) nicht in Ägypten vorkommen, dafür aber in Ugarit und im Ahiqar; außerdem kommt die „Gottesfurcht“ nicht in der ägyptischen Weisheitsliteratur vor Anchscheschonqi vor. 173 Siehe oben, S. 171f.
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
eher das Krokodil oder seltener das Nilpferd, wie es in den sekundär eingefügten Liedern auf Behemot und Leviatan in Hi 40,10–41,25 der Fall ist, dabei vermutlich einen mythischen Hintergrund habend. Die Löwen wurden in der ägyptischen Weisheit zwar oft genannt, meistens aber in sekundären Aussagen, die keine besondere Funktion im Zusammenhang besitzen. Selten finden sich in der Weisheitsliteratur Hinweise auf den furchterregenden Charakter der Löwen. Wie oben bereits festgestellt wurde, dürfte das Löwenbild in den ER eher in mesopotamischen Metaphern und Sprüchen seine Parallelen besitzen.174 Trotzdem ist damit noch nicht alles gesagt, was zu dem Thema der Beziehungen der ER zur ägyptischen Weisheit zu sagen ist; denn es gilt noch einen ägyptischen Text vorzustellen, der zu den Ermahnungen der ER, Hiob möge sich mit Gott als dem Lenker des menschlichen Schicksals vertragen, einen wunderbaren Kommentar darstellt. Es handelt sich um einen Spruch aus der demotischen Lehre des Anchscheschonqi, der so lautet (26,9): „Jede Krankheit ist traurig; aber der Weise versteht es, krank zu sein.“175
4.2. Besitzen die Elifasreden Parallelen in der südöstlichen Weisheit? Da die Redeeinleitungen Elifas als einen Temaniter bezeichnen,176 muß freilich gefragt werden, ob sich ein südöstliches bzw. edomitisches Lokalkolorit in seinen Reden nachweisen läßt. Die Weisheit der Edomiter ist in den alttestamentlichen Zeiten berühmt gewesen (Jer 49,7; Ob 8).177 Unsere Aufgabe ist jedoch dadurch erheblich erschwert, daß wir keine aus Edom stammenden Weisheitstexte besitzen und ein direkter Vergleich daher unmöglich ist. Es lassen sich jedoch einige indirekte Hinweise entdecken, daß ein Niederschlag der südöstlichen Herkunft in den Reden des Elifas nicht ausgeschlossen werden kann.178 174 Siehe oben, S. 264f. So weisen O. Keel (1978), 65.82, Anm. 271; N.C. Habel (1985), 57.126, und G. Freuling (2004), 161, Anm. 103, auf die Babylonische Theodizee (Z. 61–64) hin. 175 Übersetzung nach H. Brunner (1988), 290, Z. 446. Wobei wir mit folgendem rechnen sollten: „Stemming from sapiential thinking that was essentially pragmatic and rational, the theme received a pragmatic and sometimes sarcastic treatment in the Instr. of Ankh.“ (M. Lichtheim [1983], 63). Vgl. auch 19,8: „If a stupid man repents he becomes a wise man“ (a.a.O., 84). 176 Siehe oben, S. 235f.; J.R. Bartlett (1989), 40.89, und A. Scherer (2008), 19–24. 177 Zu den weisheitlichen Merkmalen und zur Edom-Frage in Ob siehe A. Meinhold (1996). 178 V. Sasson (2005), 606, findet eine Parallele zu Hi 5,4 aus dem Ostrakon von Horvath cUzza, Reihe 8 (5,4 von uns aber oben, S. 26f., für sekundär erklärt).
Anmerkungen zum möglichen Hintergrund der Elifasreden
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Es hat sich bei den Freundesreden bereits mehrfach gezeigt, daß ihr Wortschatz und ihre Wendungen gelegentlich sehr ausgefallen sein können und im Alten Testament sehr selten sind oder überhaupt keine Parallelen besitzen. Daraus wurde der Schluß gezogen, daß solche Stellen sich entweder auf eine uns unbekannte Tradition stützen oder eine vorhandene Tradition im eigenen Interesse umprägen. Die zweite Möglichkeit hat des öfteren ihre Bestätigung gefunden, doch fanden sich einige Abschnitte, die nicht den Eindruck von Kunstdichtung, sondern einer Anlehnung an eine außerbiblische Tradition hinterlassen. Als ein von uns bereits mehrmals angesprochenes Beispiel erweist sich die Löwen-metapher in ER 4,10f., deren seltene Wortwahl, Beispiellosigkeit im Alten Testament und gewisse Nähe zu den mesopotamischen (semitischen) Sprüchen eine nördliche, östliche oder südöstliche Abstammung nicht ausschließt. Elifas verwendet in auffallender Weise nicht das Wort b"), obwohl die Früchte, Sprösse oder Blüten bei ihm in 15,30b.32f. auch sechsmal genannt werden. Nur ein Wort q"nOy stimmt mit dem Wortschatz Bildads (8,16) überein.179 Dies mag dafür sprechen, daß der Hiobverfasser möglicherweise Elifas doch von Bildad auch durch ein Lokalkolorit unterscheiden wollte, aber ihn nicht weit weg von Juda ansetzte. Weitere Exempel sind die Liste der frevelhaften Missetaten in ER 15,25–28*, besonders die Wendung wyfNgi m f y"BGa yib(A aB (15,26b), die an ein arabisches, mithin an ein südöstliches Sprichwort erinnert,180 und der Schaltvers ER 22,8, der als ein Zitat wirkt, dabei aber keine Parallelen besitzt181. Andere auftretende Raritäten und Aramaismen in den ER rufen ebenso die bisher unbeantwortete Frage nach dem Vorliegen eines Lokalkolorits wach.182 Weiterhin deuten „die Söhne des Rešef“ in 5,7 darauf hin, daß der Dichter mit den entsprechenden kanaanäischen Mythologemen spielt.183
179 Siehe oben, S. 173f. 180 Siehe oben, S. 195, Anm. 201. Vgl. die mesopotamischen Beispiele zu ER 15,28 bei A. de Wilde (1981), 186. 181 Siehe oben, S. 195. 182 Siehe oben, S. 247–249 und 262–265. 183 Vgl. G. Fuchs (1993), 70f.99f.; J. Conrad (1971), 180 (so aber bereits F. Baethgen [1898], 12, Anm. 4); und weiterhin zur Bildungsremythisierung bei H. Niehr (1990), 199–220, auch 141–163, und oben, S. 186f.210f.
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Die außerbiblischen Parallelen zu den Freundesreden
VI. Ergebnisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick 1. Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden 1.1. Wichtigste Gemeinsamkeiten der Freundesreden Der Hiobdichter läßt die Freunde die in der Weisheit geläufige, durch Leitgedanken und mehrere thesenhafte Aussagen festgehaltene und aus dem Tun-Ergehen-Zusammenhang resultierende theologisierte Vergeltungslehre vertreten. Dabei steht, wenn auch wenig thematisiert, Gott als Garant oder Vollzieher der Strafe immer im Hintergrund. Alle Freunde beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Untergang der Gottlosen. Die Antithese – das Glück der Frommen – wird wenig formuliert; sie ist jedoch in Gestalt der an Hiob gerichteten Verheißungen vorhanden. Die Freunde setzen in den Aufforderungen an Hiob die Bedingung der Umkehr für sein künftiges Wohlergehen voraus. Darüber hinaus will keiner von ihnen seine Lehre und Mahnworte lediglich vortragen, sondern sie zugleich legitimieren. Nach ihrer Form sind die Freundesreden als Mahn- und Streitreden einzustufen, weil sie sowohl in ihren Lehren als auch ihren Mahnungen einen polemischen Charakter besitzen.1 Bei der Gestaltung der Reden ist der Hiobdichter konsequent von bestimmten Grundregeln ausgegangen, die in hohem Maße mit denen der alttestamentlichen und zumal der weisheitlichen Poesie in Verbindung stehen.2 Anhand inhaltlicher Momente und stilistischer Figuren konnte in allen Freundesreden eine regelmäßige Strophengliederung nachgewiesen werden. Dabei bestehen die Strophen, mit nur wenigen Ausnahmen, aus zwei Unterstrophen von zwei bis drei Bikola (und nur aus Bikola).3 Die Strophen und Unterstrophen haben inhaltlich stets ein bestimmtes theologisches oder anthropologisches Phänomen zum Gegenstand. In Anknüpfung an die Strophengliederung hat sich der Hiobdichter der Aufbauelemen1 2 3
Siehe oben, S. 162f. Siehe auch die form- und traditionsgeschichtlichen Erwägungen unten, S. 286–288. Siehe oben, S. 85–88.
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Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
te wie Leitgedanke, These, Begründung, Aufmerksamkeitsruf, Warnung, Anschuldigung, Aufforderung und Verheißung bedient. Von der Hauptmasse der die Reden bildenden Illustrationen und Metaphorik geht zugleich ein starker argumentativer Effekt aus. Alle Freundesreden werden fast formelartig durch eine aus Fragen bestehende Anrede eröffnet und meistens durch ein Summary appraisal beendet. Die verschiedenen Aufbauelemente werden durch eine persönliche Anrede (Mahnung) und eine unpersönliche Theorie (Lehre) zusammengebunden.4 Die Kola zählen fast ausschließlich 10–17 und idealiter 12–15 Konsonanten, wobei die Differenz zwischen den beiden Kola eines Bikolons selten mehr als drei Konsonanten beträgt. Leichte Überlänge oder auch Kürze der Kola bzw. Bikola markieren oft den Anfang oder das Ende einer strophischen Einheit. Auch die Anakrusis kann als Mittel zur Hervorhebung nicht nur der inhaltlich wichtigen Aussagen, sondern auch der Strophen- bzw. Unterstrophenanfänge gebraucht werden. Massive kausale und konditionale Satzgefüge charakterisieren die mahnenden, seltener auch die lehrenden Teile der Reden. Zahlreiche rhetorische Fragen an inhaltlich relevanten Stellen, die manchmal kettenweise auftreten, sind in der Hiobdichtung charakteristisch und tragen dazu bei, den Aussagen einen argumentativen Charakter zu verleihen. In den Freundesreden spielt außerdem die Verwendung der Schlüsselwörter auf allen Satzebenen, von einem Bikolon bis zu einer ganzen Rede, eine nennenswerte Rolle. Auch das Klanggebilde der Reden ist auf mehreren Ebenen komplex gestaltet und trägt mit zur Strophenbildung bei. Dabei bilden Alliteration, aber auch Assonanz, Reim, Annomination, Worte mit verdoppelten Konsonanten und Konsonantenmetathese das Arsenal des Dichters. Zum Schluß verdient die poetische Hervorhebung von Bikola, Strophen oder ganzen Reden durch verschiedene Phänomene Beachtung.
1.2. Elifas Unsere Erörterungen über die formalen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Freundesreden führten zu dem Ergebnis, daß sich der Dichter die unterschiedliche Darstellung der drei Freunde Hiobs zum Ziel gesetzt hat. Wenden wir uns den Reden des Elifas zu, so weisen bereits ihr Umfang und ihre Zahl auf die genauere Darstellung seines Charakters hin. Nach der in allen Freundesreden üblichen 4
Siehe oben, S. 139–158.
Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden
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Einleitung mittels der Benennung des Leitgedankens und entsprechender Thesen in ER 4,7–9 (vgl. 15,34f.) wird die Lehre von dem durch Gott bewirkten Untergang der Gottlosen5 durch eine vielgestaltige Metaphorik illustriert. Sie reicht von Pflügen und Säen (4,8), Löwen (4,10f.) und der Vegetationsmetaphorik (15,30b.32f.) über die in den ER massiv vertretene katastrophale und universale Trias von Feuer, Flut und Finsternis (15,22.24*; 15,34; 22,11; 22,16; 22,20) bis zu Bildern vom Verwüster (15,21), Schwert (15,22), Greifvogel (15,23) oder von Schlingen (22,10).6 Dabei werden diese Bilder oft von einem im Hiobbuch einmaligen oder im Alten Testament seltenen Wortschatz begleitet. Obwohl Gottesfurcht und Gottlosigkeit in den Freundesreden als solche kaum erläutert werden, läßt der Hiobdichter Elifas am gründlichsten auf die Frage nach dem Charakter des Gottlosen eingehen: Er leidet unter seiner eigenen Torheit (5,2) und hat so auffällig gesündigt, daß es nicht zu übersehen ist (15,25–28*). Das bezeugt vor allem der Höhepunkt der Anschuldigungen in Gestalt des sogenannten Sündenkatalogs in 22,6– 9. Daß der Sünder sich damit gegen Gott vergangen hat, braucht dabei nicht direkt ausgesprochen zu werden, sondern es ergibt sich aus dem Kontext.7 Sein Gegenpart – der Gottesfürchtige – wird durch Erfahrenheit und Vernünftigkeit (22,2), gemeinschaftsgerechtes Verhalten (4,3f.) und Freude über den Untergang der Gottlosen (22,19) charakterisiert. Die knappen Erläuterungen über den Charakter des Unschuldigen sind in die Aussagen über die Gottesfurcht und Unsträflichkeit eingebettet (4,6).8 In den ER tritt deutlich der Detailreichtum in den Ermahnungen hervor, deren besonders hoher Anteil dem Charakter des Elifas als des Seelsorgers unter den Freunden entspricht. Dabei spielt bei Elifas die Frage nach der Verantwortung des Menschen für sein eigenes Ergehen vor dem Hintergrund des Gedankens der theologisierten Vergeltung eine besondere Rolle: Der Mensch provoziert sein Schicksal selbst (5,6f.) und erliegt der Strafe (4,8f.). Am wichtigsten ist jedoch die angemessene Reaktion des Betroffenen. Er darf nicht müde werden und kann sich nur selbst helfen (4,5; vgl. 5,1), indem er seine Lage nicht weiter verschärft (15,4–6; 22,15). Daraus ergibt sich der die Mahnung der ER leitende und in den Freundesreden einmalige Gedanke der Hoffnung auf Rettung (4,6), der die Reden des Elifas sowohl auf den gegenwärtigen Augenblick wie auf die Zukunft blicken läßt und ihnen dadurch ein
5 6 7 8
Siehe oben, S. 159f.162–171. Siehe oben, S. 171–180.183f. Siehe oben, S. 193–196. Siehe oben, S. 201–203.
274
Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
seelsorgerliches Gepräge gibt.9 Die Aufforderungen unterstreichen die Notwendigkeit, unverzüglich zu Gott umzukehren (5,8; 22,21–23; 22,27; 22,29f.). Ihnen entsprechen die Verheißungen der Rettung und des künftigen sicheren und gelingenden, weil von Gott beschützten Lebens (5,21; 5,23–26; 22,21; 22,26–28).10 Der Dichter hat Elifas als einen alten und erfahrenen Weisen dargestellt, der sich mit der Berufung auf seine eigene Erfahrung legitimiert (4,8; vgl. 5,27; 15,9f.; 15,17). Dadurch werden die Worte des Elifas den Reden Hiobs gleichberechtigt gegenübergestellt, der sich ja seinerseits ebenfalls auf die eigene Erfahrung beruft.11 Schon durch die Zahl und den Umfang ihrer Aufbau- und Stilelemente kommt den ER eine besondere Rolle zu. Besonders bei ihren Bikola schimmert die ideale Kolonlänge von 12–16 Konsonanten durch.12 Die Einsetzung der Anakrusis zur Hervorhebung wichtiger Aussagen oder Strophenanfänge besonders in der ersten ER kann als Paradebeispiel im ganzen Alten Testament gelten.13 Die ER fallen durch mehrere elliptische und chiastische Bikola auf, nicht zu vergessen den einzigen Beleg für den numerischen Parallelismus in den Freundesreden (5,19).14 Die poetische Gestalt der zweiten ER hebt sich durch ihre Nominalsätze und den Gebrauch von Partizipien und Infinitiven hervor, die den Strophen ihre Symmetrie verleihen. Weiterhin gibt es in den ER die meisten Belege für die ganze Strophen umfassende syntaktische Positionierung der Verben.15 Darüber hinaus hat der Hiobdichter in den ER auffallend häufig rhetorische Fragen verwendet, oft mit dem Fragepartikel h A versehen, die sogar im Klangbild eine Rolle spielt.16 Von den kennzeichnenden Deiktika und Enklitika sind bei Elifas neben yiK noch )æn, h¢Nih, hfT(a yiK und {flU) zu nennen. Der seelsorgerliche Charakter wird mehrmals durch die persönliche Anrede gekennzeichnet, daher fällt beim Verbgebrauch die 1. Person sing. und plur. auf. Von den in den ER mehrmals eingesetzten programmatischen Wörtern verdienen }ks, (dy, |e$x, )ry, h)r, |ereD, xky, }OA(, yiqnæ , {l$ und besonders db), hf):ryi und das Paar }åw) f / lfm(f Aufmerksamkeit.17 Die ER zeichnen sich durch die Alliteration von -) (-(), -h, -B und -t, die Assonanz von -o- und den 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Siehe oben, S. 210–213. Siehe oben, S. 215–217.219–223. Siehe oben, S. 225–232. Siehe oben, S. 89. Siehe oben, S. 101f. Siehe oben, S. 97f.101. Siehe oben, S. 103f.106–112. Siehe oben, S. 113–117. Siehe oben, S. 122–129.
Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden
275
Reim von !- / |-, O- / U-, {yé-, hæ-, hauptsächlich in Verbindung mit Suffixen, aus.18
1.3. Bildad Während sich die Leitgedanken der ER und ZR auf die Heimsuchung der Gottlosen und das Glück der Gottesfürchtigen konzentrieren, bildet das universale göttliche Prinzip der qedc e den Ausgangspunkt der Lehre des Bildad (8,3). Anschließend kommt auch der Vergeltungsgedanke zur Sprache (8,13; 8,20; 8,22; 18,21).19 Diese wenigen direkten Aussagen werden durch die nur Bildad eigenen einprägsamen Metaphern und Bilder ergänzt. Der Hiobdichter hat für Bildad zur Beteuerung des Untergangs, der Qualen und der totalen Vergessenheit der Gottlosen im Alten Testament eine einzigartig formulierte und sehr umfangreiche Vegetationsmetaphorik (8,11f.; 8,16–18; 8,19; 18,16) gewählt, der aber auch eine wichtige Lichtmetaphorik (18,5f.; 18,18), eine auffallende Häufung von Jagdmetaphern (18,7–11) und ein Bild mit dem zerbrechlichen Spinnengewebe (8,14) sowie eine ganze Reihe von Anthropomorphisierungen der Krankheit und des Todes (18,12–15) an die Seite treten. Die Vernichtung des Gottlosen ist nach den BR so vollständig, daß ihn weder Andenken noch Nachkommen überdauern und alle Augenzeugen auf Erden Furcht befällt (18,17; 18,19f.).20 Ein Gottloser ist nach den entsprechenden indirekten Aussagen der BR ein Mensch, der Gott vergißt, die gültige Weltordnung bekämpft und dadurch auch sich selbst gegenüber unverantwortlich handelt (8,4; 8,13; 18,4; 18,21).21 Gott wird als Garant der gerechten Ordnung und gegebenenfalls auch der Wiederaufrichtung der Wohnstätte Hiobs dargestellt (8,6; 8,13; 8,20). Darüber hinaus werden nur in den BR Krankheit und Tod so personifiziert (18,12–14), daß dadurch der Eindruck entsteht, als ob Gott in der Sphäre des Unheils (18,21) Dämonen die Vollmacht gebe.22 Trotz verantwortungslosem Gerede (8,2; 18,2f.) gibt es auch nach den BR für Hiob einen Ausweg in Gestalt der Umkehr zu und der Frömmigkeit vor Gott (8,5f.). Als Lohn der Frömmigkeit wird Hiob eine glückliche Zukunft in Aussicht gestellt, während seine Feinde vom Unglück betroffen werden (8,6f.; 8,21f.).23 18 19 20 21 22 23
Siehe oben, S. 130–132.136f. Siehe oben, S. 161–171. Siehe oben, S. 173–177.184–188. Siehe oben, S. 196f. Siehe oben, S. 208. Siehe oben, S. 214f.
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Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
Der Dichter läßt sich Bildad statt wie Elifas auf seine eigene Erfahrung auf die Weisheit der Väter und damit die Tradition berufen (8,8. 10). Ihre einschlägige Kenntnis und ihre Einsicht bilden eine Autorität, die keine weitere Diskussion zuläßt. Ein Querverweis durch reqx " in 8,8 auf 5,27 erlaubt die Annahme, daß Bildad auch Elifas zu den weisen Vätern zählt.24 Ihm gegenüber hebt sich Bildad vor allem dadurch ab, daß er in seinen Reden vielmehr als ein Lehrer denn als ein Mahner oder Seelsorger auftritt. Dem entspricht der Ort des Leitgedankens, der nicht im mahnenden, sondern im lehrenden Teil der Rede plaziert ist (8,3), und weiterhin die Tatsache, daß Aufforderungen und Verheißungen knapp gefaßt sind und nur in der ersten Rede begegnen (8,4–7*).25 Im Einklang mit der Betonung der Tradition wird in den BR statt der 1. Person sing. die 1. Person plur. verwendet. In der zweiten BR herrscht die Taktik des Überredens durch belehrende Illustrationen vor, die den BR insgesamt einen bildhaften Charakter verleihen.26 Die Aufforderungen der BR sind formaler als in den ER, aber stilistisch durch ein dreifaches {i) einheitlich formuliert (8,4–6*).27 Der Gesamtton der BR ist am schärfsten in den Freundesreden. Entsprechend akzentuieren sie auch den Gegensatz zwischen den Frommen und den Gottlosen. Kolometrisch läßt sich in den BR ein viel höheres Tempo nachweisen. Die Aufteilung der Strophen in Unterstrophen ist dank der umfangreichen Illustrationen im Gegensatz zu den anderen Freunden auffallend unterschiedlich. Die kolometrisch längeren Bikola stehen einzigartig in der Mitte der Strophen.28 Der universale Anspruch der Metaphorik in den BR äußert sich u.a. in dreifacher Einsetzung des Merismus. In den BR wird am meisten der synthetische Parallelismus benutzt; der geschlechtsspezifische Parallelismus macht sich durch viele nur aus maskulinen Wörtern zusammengesetzte Bikola bemerkbar.29 Der Stil der BR läßt wenig Konditional- und Relativsätze zu, wird aber von vielen Nominalsätzen und Partizipien gekennzeichnet, wobei die beiden Endstrophen von Nominalsätzen gerahmt werden.30 Ein deutliches Charakteristikum der BR bildet das kombinierte Fragepronomen (h)nf)-da( unmittelbar am Anfang beider Reden (8,2; 18,2). Darüber hinaus zählen zu den Besonderheiten der BR die Adverben wie 24 25 26 27 28 29 30
Siehe oben, S. 232f. Siehe oben, S. 145f. Siehe oben, S. 146f. Siehe oben, S. 149–151. Siehe oben, S. 88–91. Siehe oben, S. 92f.95–97.100f. Siehe oben, S. 105–107.109f.113.
Ergebnisse: Der Inhalt und die Gestalt der Freundesreden
277
(a Udam und |a), die zweifache Interjektion }"h am Ende der ersten BR und das Demonstrativpronomen heL) " rahmenmäßig am Anfang und Ende der BR. Die Konjunktion {i) bildet nicht nur eine auffallende Viererreihe, sondern wird auch als Mittel für Gestaltung des Strophengefüges eingesetzt.31 Die wichtigsten Schlüsselwörter (qdc, rO), \$x, lk), legr e , leho), }åw) f , (f$r f und db)) hängen teilweise von der Auswahl der Metaphorik ab.32 Das Klanggebilde der ersten BR erfährt einen bemerkenswerten Auftakt durch die allumfassende )-Alliteration, die Konsonantenverdoppelung, den Reim und die den Rahmen verstärkenden Querbeziehungen von zahlreichen Wörtern in der ersten Strophe. Beliebter als bei Elifas scheint in den BR die Abstimmung der Anfänge der Nachbarverse durch alliterierende Wörter zu sein; dabei sind -b und -m, aber auch -) und -k (/-q) besonders hervorzuheben. Bei der Assonanz herrscht die von -o- zumal in den letzten Strophen beider Reden vor.33
1.4. Zofar Der Dichter läßt Zofar mit dem Leitgedanken seiner Reden (20,4f., vgl. 11,19f.*; 20,29) den von Elifas in aufdringlicherem Ton nachbilden: Die Hoffnung und Freude des Gottlosen vergehen.34 Die bunten Illustrationen zu dieser These werden durch Vergleiche mit Kot (20,6f.) und Traum (20,8f.) und deren Vergänglichkeit, Metaphern der sich in Gift verwandelnden und auszuspeienden Speise (20,12–15; 20,18), durch fast universal klingende Katastrophenbilder mit der Trias von Feuer, Flut und Finsternis (20,23*; 20,26–29*) sowie durch Kriegsbilder (20,24f.) gestaltet.35 Deutlich zeichnen sich in den ZR zwei große Vorwürfe gegen den Gottlosen ab: Erstens werden die richtige Lehre und die Wahl zwischen Einsicht und frevelhafter Hartnäckigkeit zum Hauptgegenstand erhoben. Daraus ergeben sich die Anreden der ZR (11,2f.; 20,3), deren reicher, indirekt auf Lügen und Spott verweisender Wortschatz gegenüber den ER und BR auffällt. Auch Hiob wird hauptsächlich der lügnerische Charakter seiner Unschuldsbeteuerungen vorgeworfen (11,4f.). Zweitens werden in den ZR Begierde und Maßlosigkeit für frevelhaft erklärt (20,19–21f.).36 Der Gott der ZR ist durch 31 32 33 34 35 36
Siehe oben, S. 114f.118f. Siehe oben, S. 123–129. Siehe oben, S. 132f.135. Siehe oben, S. 160f. Siehe oben, S. 181.189–192. Siehe oben, S. 197–199.
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Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
Allgegenwart, Allwissenheit und Allmächtigkeit gekennzeichnet (11,7. 10), so daß keine Freveltat vor ihm verborgen bleibt (11,11f.). Er wird auch selbst als Initiator des Untergangs der Gottlosen bezeichnet (11,5; 20,15; 20,29).37 Die Bedingungen für Hiobs Rettung werden nur formelhaft beschrieben (11,13f.), dagegen konkurrieren die sich auf die Hoffnung des künftigen Glücks beziehenden Verheißungen (11,15–19*) mit denen der ER.38 Der Hiobverfasser stellt Zofar als jemanden dar, der sein gewiß bei den Weisen erworbenes Wissen für unwiderlegbar hält. Seine Legitimation besteht mithin in seiner Berufung auf die seit Menschengedenken gültige und daher unstrittige traditionelle Lehre (20,4, vgl. 11,4f.).39 In den ZR hält sich der Dichter insofern an das Vorbild der BR, als Zofar nur zweimal redet, die Mahnung samt den dazu gehörigen Aufforderungen und Verheißungen nur knapp in der ersten Rede thematisiert und er in der zweiten die Taktik der belehrenden Streitrede wählt. Im Gegensatz zu den BR trifft man in den ZR auf mehrere Anschuldigungen. Der Leitgedanke ist im Unterschied zu Elifas der Lehre zugeordnet und wird im Unterschied zu den ER und BR erst in der zweiten Rede formuliert (20,4f.). Die Aufforderungen in 11,13f. sind formal wie bei Bildad, dagegen bilden die Verheißungen mit ihren fünf Bikola und zweifachen yiK in 11,15–20* eine nennenswerte Größe. Ergänzt man die Beobachtungen mit einer weiteren darüber, daß das Schlüsselwort hæw:qT i sowohl in der Verheißung in 11,18 als auch im anschließenden Summary appraisal der ersten Rede in 11,20b eingesetzt wird, können die ZR als ein Mittelweg zwischen dem seelsorgerlich sprechenden Elifas und dem den universalen Untergang der Gottlosen beteuernden Bildad bezeichnet werden. Außerdem fällt die Anrede der zweiten ZR (20,2f.) wegen der fehlenden Fragen und des viel reicheren Wortschatzes auf.40 Stilistisch vermittelt Zofar den Eindruck eines guten Weisheitsschülers. So ist z.B. der Strophenbau in den ZR mit je vier Bikola pro Strophe am regelmäßigsten, während die Unterstrophen (mit einer Ausnahme am Ende der zweiten ZR in 20,26–28*+29) aus je zwei Bikola bestehen.41 Kennzeichnend für die ZR sind zahlreiche kleine, lediglich die Hälfte eines Kolons umfassende Nebensätze, darunter zumal Relativsätze in Gestalt eines asyndetischen Schaltwortes in der Mitte des Kolons. Solche Phänomene werden durch Kurzfragen verstärkt.42 Eines 37 38 39 40 41 42
Siehe oben, S. 209f. Siehe oben, S. 214f.224f. Siehe oben, S. 233f. Siehe oben, S. 139–158. Siehe oben, S. 85–88. Siehe oben, S. 96f.
Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs
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der Hauptmerkmale der ZR bilden umfangreiche syntaktische Fügungen, besonders Konditionalsätze, die meistens und anders als in den ER und BR nicht zu den ermahnenden, sondern zu den belehrenden Teilen der Reden gehören. In diesen Fügungen fällt die Häufigkeit der Verwendung der Konjunktionen {i) und yiK auf.43 Syntaktisch läßt sich noch die Positionierung der Verben besonders am Satzende hervorheben. Zum Stil Zofars gehören auch mehrere suffigierte Präpositionen sowie eine gewisse Inkonsequenz, was die Kopula am Anfang der Kola betrifft und der herrschenden Asyndese in der Syntax der ZR entspricht.44 Besonders häufig begegnen die Wörter hæwq: T i , (f$r f , bz(, (lb, }e+B e , lfm(f , }åw) f und db). Im Unterschied zu den ER und BR fehlen in der Anrede der zweiten ZR vollkommen auf das Sprechen bezogene Vokabeln.45 Ähnlich wie in den BR ist die Abstimmung der Anfänge benachbarter Bikola durch alliterierende Wörter beliebt (-b, -), -k [/-q], -m). Von den Assonanz-Lauten sind sowohl -o- als auch -a- und einmal das seltene -uhervorzuheben.46
2. Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs Ausblick I: Die Freundesreden im Rahmen des ursprünglichen Hiobdialogs
Die Betrachtung der Rolle der Freundesreden im Gesamtduktus des ursprünglichen Hiobdialogs ist zumindest einen Versuch wert. Obwohl folgende Gedanken über die Ergebnisse unserer Untersuchung hinaus reichen, können sämtliche Fragen mit einiger Wahrscheinlichkeit beantwortet werden. Dabei muß der Textbestand der HR und GR freilich mit Vorsicht behandelt werden, weil auch diese Reden von zahlreichen umfangreichen Bearbeitungen betroffen sind.47
43 44 45 46 47
Siehe oben, S. 104–109. Siehe oben, S. 112.121f. Siehe oben, S. 122–129. Siehe oben, S. 132f.135f. Die folgende Analyse beruht auf den literar- und redaktionskritischen Grundsätzen von J. van Oorschot (1987); (2007); M. Witte (1994); W.-D. Syring (2004) und O. Kaiser (2006). Mithin wird bei der Betrachtung der HR und GR versucht, die verdächtigen Redeteile zu vermeiden.
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Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
2.1. Die Funktion der Freundesreden im Hiobdialog Um der Frage der Funktion der Freundesreden im Rahmen des Hiobdialogs gerecht zu werden, muß vorerst ein Blick auf die Reden Hiobs geworfen werden. Der Großteil von ihnen besteht aus persönlichen oder allgemeinmenschlichen Klagen. Darin bezeugt sich durchgehend das Leiden Hiobs (3,24–26; 6,2–7*; 16,6–8.15f.) und seine feste Überzeugung, daß es von Gott komme (6,4*; 7,12–21*; 9,17f.; 13,20f.; 16,7–9*.12– 14; 19,21). Die Klagen Hiobs spitzen sich einerseits in seinem Todeswunsch zu (6,8–13*; 13,14f.), andererseits in einem Pessimismus, weil alle im Tode gleich nichtig seien (9,22f.; 21,23–26). Sie werden durch die Beteuerungen ergänzt, daß Gott nicht helfe (9,15f.28–31; 13,24; 19,7) und das Leben des Menschen ohne Hoffnung sei (14,7–12*; 17,13–16). Schließlich gewinnt Hiob gegen Ende des Dialogs in c. 21* durch die Beobachtung, daß die Gottlosen nach einem glücklichen Leben geehrt begraben werden, ein weiteres Argument für seine Klagen. Seine Überzeugung, daß Gott an ihm ungerecht handele, d.h. ihn ohne Grund schuldig spreche (9,20.32–35; 10,2f.*; 13,24–27*), während er selbst gerecht sei (6,28–30; 9,20f.; 13,18f.22f.; 16,17; 19,4.23f.), mündet in die im Alten Testament beispiellosen Aufforderungen, mit Gott ins Gericht zu gehen (9,32–35; 13,3.18f.22; vgl. 21,4)48. Das Zwiegespräch Hiobs mit seinen Freunden setzt erst mit ER 4– 5* bzw. HR 6–7* ein, weil die Eröffnungsklage HR 3* eine Einführung in die Situation bildet, nicht gezielt an einen Zuhörer gerichtet ist und daher auch keine Anrede am Anfang besitzt.49 Dafür enthält der mit c. 6f.* beginnende Zyklus der HR zahlreiche streitbereite und scharfe Anreden und Rügen (in der 2. Person plur.). Der Leser muß dabei sämtliche Momente in Betracht ziehen, welche die Frage nach dem Sinn der ursprünglichen Hiobdichtung erhellen können. Auch ohne die einleitende Rahmenerzählung50 scheinen die Freunde um Hiobs willen und nicht wegen eines bloßen Disputes anwesend zu sein. Über die Situation Hiobs werden wir wohl durch die Thematisierung seines Leidens in HR 3* informiert, ohne daß es für dieses eine Erklärung gibt. Der Anlaß für die Debatte ist damit Hiobs Leiden – seine Klage erwächst eindeutig aus einer existentiellen Situation. Die Reden der Freunde scheinen vorerst darauf keine Rücksicht zu nehmen, denn Elifas betont am Anfang seiner ersten Rede den für alle Freunde gemeinsamen Grundgedanken der Vergeltung (4,7–9), der im folgenden 48 49 50
In diesen drei Kapiteln der HR sind mehrere sekundäre Zusätze zu suchen, die von O. Kaiser (2006), 125f., u.a. einem Unschuldsbearbeiter zugeschrieben werden. Vgl. auch die Beobachtung zu den rhetorischen Fragen oben, S. 113, Anm. 148. So nach W.-D. Syring (2004) und O. Kaiser (2006).
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durch Bildad (8,3–5) auf Hiob bezogen wird. Unsere Analyse hat aber ergeben, daß die erste ER zwei keinesfalls weniger wichtige Aspekte enthält. Zum einen wird der Grundgedanke durch das in der zeitgenössischen Weisheit übliche Argument der eigenen Erfahrung legitimiert und damit Hiob erst richtig herausgefordert.51 Zum anderen liegt der Höhepunkt der ersten ER eigentlich in 5,8 vor, weil dort der Zweck seiner Rede geklärt wird: Es geht in ihr nicht um die Vergangenheit, sondern um Hiobs gegenwärtige Lage. Sein Schicksal liege in seinen eigenen Händen. Um das zu beweisen, appelliert Elifas an die selbstverständlichen und einschlägigen Denkvoraussetzungen der weisheitlichen Überlieferung.52 Bereits daraus geht hervor, daß es in dem Streit zwischen Hiob und Elifas nicht um die theoretischen Fragen der Vergeltung und Gerechtigkeit geht, sondern um die praktische Frage der Verantwortung und des angemessenen Verhaltens im Leiden. Für Elifas ist der Mensch grundsätzlich für sich selbst verantwortlich, dagegen schiebt Hiob die Verantwortung auf Gott. Dabei bestreitet keiner von ihnen den Grundsatz der Vergeltung. Im Verlauf des Dialogs verlieren beide ihre Geduld. Hiobs Reaktion besteht in der Ablehnung des von Elifas (und Bildad und Zofar) Vorgetragenen, weil ihre ihm bekannten Thesen ihm nicht weiterhelfen würden. Elifas antwortet darauf abschließend mit einer harten, aber konsequenten Bezichtigung, weil Hiobs Reden zunehmend seine Verantwortungslosigkeit bezeugten. Insgesamt wird dem von Grund aus hoffnungsvollen (hfw:qT i ) Ton der ER (4,6) der hoffnungslose der HR entgegengesetzt und bereits im Anschluß an die erste ER vertieft (6,8; 7,6).53 Der Dialog zwischen Hiob und Bildad scheint sich wesentlich mehr im theoretischen Bereich zu bewegen, weil Bildad unmittelbar am Anfang seiner Rede Hiob auf das Prinzip der Gerechtigkeit Gottes hin anspricht (8,3). Wie bei Elifas, darf man aber auch bei Bildad das Moment der Legitimation nicht aus den Augen verlieren. War Hiob bei Elifas auf dessen eigene Erfahrung gestoßen, so hält ihm Bildad die nach seiner Überzeugung unfehlbare Weisheit der Väter vor. Darüber hinaus bezieht sich die Aufforderung in der ersten BR wie bei Elifas auf den gegenwärtigen Augenblick. Der Unterschied zu Elifas zeigt sich aber nicht nur formal in dem ungleich kleineren Umfang des Aufrufs, sondern vor allem in der Härte und Kompromisslosigkeit seiner zahlreichen Illustrationen, die seiner Rede einen drohenden Charakter verleihen. Appelliert Elifas an Hiobs Gottesfurcht im Sinne seiner Fröm51 52 53
Siehe oben, S. 225–232. Siehe oben, S. 216f. Vgl. außerdem HR 14,11 und ER 15,30b; 16,2 und ER 15,35; HR 16,3 und ER 15,2; HR 16,5 und ER 15,6; HR 17,13 und ER 15,22ff.
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migkeit, so geht es Bildad darum, ihn in Angst zu versetzen. Auf den Verlauf des Dialogs wirkt Bildad dadurch ein, daß seine Betonung der Gerechtigkeit Gottes den eigentlichen Anlaß für Hiob bietet, sich auf eine theoretische Diskussion einzulassen (vgl. qdc in 9,15.20; 10,15 und tw( Pi. in 19,6a).54 Insgesamt berechtigt der erste Eindruck dazu, Bildad als einen Vorkämpfer und Lehrer der Tradition zu bezeichnen, der dem Streitgespräch eine theoretischere, aber zugleich auch düsterere Farbe verleiht. Zofars Ungestüm scheint sich von Anfang an in direkten Anschuldigungen zu äußern. Unsere Analyse hat ergeben, daß Zofar sich von seinen Freunden durch die Betonung der Bedeutung des gegenwärtigen Verhaltens für das zukünftige Ergehen nicht unterscheidet. Auch in seinen Reden fehlt das Wort hæw:qT i nicht. Seine Verheißungen sind mit denen des Elifas vergleichbar, und seine Illustrationen in der zweiten Rede konkurrieren mit denen des Bildad.55 Seinem Leitgedanken (20,4f.), der Art, wie er formuliert ist, und seiner Positionierung erst in der zweiten Rede ist jedoch eine besondere Bedeutung im Rahmen des Dialogs zuzumessen. Ähnlich wie Elifas in seinen beiden ersten Reden beschuldigt er Hiob nicht wegen seiner früheren Sünden. Statt dessen geht er von Anfang an dazu über, Hiob endgültig zu verurteilen, indem er ihm Lügen vorwirft (11,4) und die Frage der Wahrheit in das Licht der göttlichen Weisheit rückt (11,5; 20,4f.). Vor diesem Hintergrund muß auch HR 21* gelesen werden. Das Thema des gerechten Schicksals ist zwar von allen Freunden erhoben worden, aber wenn es zu einer Frage nach der richtigen oder falschen (göttlichen) Lehre wird, ist Hiob gezwungen, darauf konkret zu antworten und ihnen die ihrer Lehre widersprechenden Tatsachen vorzuhalten.56 Mithin spielt jeder Freund im Dialog eine bestimmte Rolle. Auf jeden von ihnen reagiert Hiob in unterschiedlicher Weise. Jeder trägt dazu bei, auf den Gang und Ton des Dialogs einzuwirken. Und trotzdem scheint ihr Beitrag zur Diskussion nichts zu bringen, denn das Ende des Dialogs ist eigentümlich. Auf die auffallendste Äußerung des Skeptizismus im ganzen Alten Testament (HR 21*) geht Elifas in seiner letzten Rede (22*) inhaltlich nicht ein, sondern weiß Hiob nur noch anzu54
55 56
Vgl. weiterhin vor allem die sarkastische Aufnahme der für Bildad charakteristischen Eröffnung (h)fn) f -da( (BR 8,2a; 18,2a) in HR 19,2a, aber auch HR 14,1–12* und BR 8,11ff.; 18,16; HR 19,6b und BR 18,8–10; HR 19,8 und BR 18,5f.; HR 19,10b und BR 18,16; 8,11ff. Siehe oben, S. 181.189–192.224f. Vgl. schon Hi 13,3–19* und weiterhin HR 13,5f.13.19 und ZR 11,2f.5; HR 13,7.21 und ZR 11,14; HR 14,7 und ZR 11,18.20; HR 21,3 und ZR 11,3; HR 21,27f. und ZR 11,14; 20,7.
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klagen (V. 6–9, vgl. jedoch V. 15f.19f.). Trotz der Anschuldigung in 22,6–9 vermittelt die folgende Rede Hiobs in c. 23–31* – unabhängig von ihrem ursprünglichen Umfang57 – den Eindruck, als ob die Freunde nicht mehr existierten und die in c. 21* erteilte Antwort als endgültig zu betrachten sei. Das vermeintliche Zitat aus den Freundesreden in HR 21,27f. sowie die ganze Rede c. 21* stellt die konventionellen Thesen der Freunde auf den Kopf.58 Die Reden der Freunde werden zu Spott degradiert (V. 2–5), sie selbst hart verurteilt (V. 34), und über sie hinwegsehend wird Gott als der eigentliche Adressat seiner Klagen bezeichnet (V. 4). Fassen wir zusammen: Während im Streit über die menschliche Verantwortung, die Gerechtigkeit Gottes, das Schicksal der Gottlosen und die richtige Lehre der Dialogcharakter generell noch nachvollziehbar ist, mündet das Gespräch ins Nichts, besonders angesichts der letzten ER und der darauf folgenden Worte Hiobs. Der Ton ist nur zugespitzt worden, niemand hat seine Meinung geändert, und am Ende wird die Diskussion abgebrochen. Dies gibt dem Leser erste Anzeichen dafür, daß der Schwerpunkt der Hiobdichtung möglicherweise anderswo liegt, als die diskutierten Themen es ahnen lassen. Was nach dem Abschluß des Dialogs relevant bleibt, ist die Situation der Klage und Herausforderung Gottes, die von c. 3* an stets und auf eigentümlicher Weise zu Wort gebracht worden ist. Dabei hat Hiob teils die Freunde, teils Gott angesprochen. Je länger sich das Gespräch hinzieht, desto deutlicher wird das eigentliche Problem Hiobs – das Handeln des verborgenen und fernen Gottes. Während die Freunde sich Hiob immer neu zuwenden, gibt es von Seiten Gottes kein Zeichen, so daß sich das Leiden Hiobs zunehmend vertieft. Das Problem Hiobs besteht nicht darin, daß Gott ihn leiden läßt, sondern darin, daß er seine Frage, warum und wozu er ihn unschuldig leiden läßt, nicht beantwortet.
57
58
Es kann hier auf die komplizierte Diskussion über die Literar- und Redaktionskritik von Hi 23–31* nicht eingegangen werden. Die Kapitel verfügen überwiegend über sekundäres Material. Z.B. gehören laut O. Kaiser (2006), 44–58.126, zum Grundbestand nur 23,2–7.10–13.15–17 + 27,2–4.5a*b.6a.c + 30,20–23 + 31,35–37; vgl. aber auch M. Witte (1994), 191. Eine Hiobrede, die die Durchschnittslänge aller anderen Reden nicht überschreitet, wäre an dieser Stelle von der Form her angebracht. Die Liste der Berührungspunkte zwischen den Freundesreden und HR 21* ist lang, vgl. etwa ER 15,20.29; ZR 20,15.18.21 zu V. 7, BR 8,16–18; 18,19 zu V. 8, ER 15,21 zu V. 9, BR 18,5f. zu V. 17, ER 4,8; 5,6; 15,35; BR 18,12; ZR 11,11 zu V. 19, ER 15,27; BR 18,13; ZR 20,11 zu V. 24, ER 5,26 zu V. 32 und ZR 20,12.17 zu V. 33*.
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Aber Gott schweigt nicht für immer. In dem auffälligsten Monolog (Hi 38f.*)59 des ganzen Alten Testaments, der nur aus rhetorischen Fragen besteht, erteilt Gott die lang verlangte Antwort: Sie besteht in einem Hymnus auf seine Allmacht und die in seinen Schöpfungstaten waltende verborgene Weisheit.60 Da die Antwort Hiobs auf die GR aus der Hand des Niedrigkeitsbearbeiters stammt,61 können wir nur raten, was der ursprüngliche Dichter mit diesem majestätischen Text sagen wollte. Es wird heute generell und fast unabhängig von der Frage der Ursprünglichkeit von Hi 40,1–5 + 42,1–6 angenommen, daß Gott Hiob seinen Platz als Geschöpf zuweist, dem es nicht zusteht, von Gott eine Rechtfertigung für sein Handeln zu verlangen, so daß die angemessene Reaktion Hiobs nur in Schweigen bestehen kann. Blickt man auf den Dialog zurück, kann man folgenden vom Hiobdichter beabsichtigten Sinn vermuten: Betrachtet man nur einige von allen Dialogparteien verwendete Schlüsselwörter und Formelemente näher, so stellt sich heraus, daß die menschliche Rede und Erfahrung über Gott und sein Verhältnis zur Welt durch die Rede Gottes überwunden wird. Das wird deutlich, wenn man einige wichtige von Hiob und den Freunden ambivalent (und das ist nämlich wichtig) verwendete und von Gott aufgenommene Wörter in das Blickfeld rückt: h)r (z.B. HR 6,21; 7,7f.; 9,21; ER 4,8 und GR 38,17.22, ferner auch BR 8,18; ZR 11,11); (dy (z.B. HR 9,2.28; 19,6; ER 5,27; 15,9; ZR 20,4 und GR 38,4f.21; ferner auch BR 8,21); hfmk: x f (z.B. HR 13,5; ER 15,7f. und GR 38,36f.); rqx (z.B. HR 13,9 [?]; ER 5,27; BR 8,8; ZR 11,7 und GR 38,16); rm) (z.B. HR 7,4; 21,28; ER 22,13; BR 8,10; ZR 11,4 und GR 38,11.35); hfLm i (z.B. HR 16,4; 19,23; ER 15,3; BR 8,10; 18,2 und GR 38,2).62 Bei allen diesen Wörtern geht es um Erfahrung und Rede. Alle werden bei Hiob und den Freunden in gegensätzliche Kontexte eingebettet, und alle werden bereits durch ihre Aufnahme in die GR, aber auch durch ihre Bedeutung dort überwunden. Zieht man zwei Formelemente als Beispiele heran, so bezeugen sie genau das oben Gesagte. Sowohl die Anrede (38,2f.) als auch die rhetorischen Fragen (38,2.4ff.) der GR63 überwinden bereits durch ihr Faktum, nicht nur ihren Inhalt, das ganze menschliche Re59
60 61
62 63
Es hat sich ursprünglich nur um eine GR (c. 38f.*) gehandelt. Darin sind sich viele, besonders die oben, in Anm. 47, genannten, Forscher einig. Zur Forschungübersicht siehe J. van Oorschot (1987), 231ff., und (1995), 368–374. Hymnus ist u.E. immer noch die beste Bezeichnung für diesen Text. Siehe das sachgemäße Urteil von M. Witte (1994), 175–179.191f. Die Antwort ist vermutlich durch 40,1f.+42,1.3a.4 weiterhin ergänzt und auch in zwei geteilt worden (vgl. O. Kaiser [2006], 73.77.127, und W.-D. Syring [2004], 165–167). Vgl. auch oben, S. 122–129. Vgl. auch oben, S. 113–117.151f.
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den. Damit ist die Frage, ob Hiob auf die GR antworten sollte oder nicht, bereits beantwortet. Nach ihr ist selbst die Frage nach der Möglichkeit einer Antwort schlichtweg nicht mehr angemessen. Darüber hinaus verlangt die ursprüngliche Hiobdichtung auch kein Urteil über die Diskussionspartner, wie es von einem späteren Redaktor durch die Verurteilung der Freunde und die Wiederherstellung der ursprünglichen Lage Hiobs geschehen ist, weil Gott schon gesprochen hat. Gewiß hat der Hiobdichter in seiner Umgebung Unrecht gesehen, und ebenso gewiß dürfte es in seiner Zeit Bedenken gegen die geläufige Vergeltungslehre gegeben haben. Außerdem läßt sich mit einiger Sicherheit behaupten, daß der Dichter selbst an den hier verhandelten Themen innerlich beteiligt war, weil es schwerlich möglich gewesen sein dürfte, derartige Reden aus einem rein theoretischen Interesse auszuarbeiten.64 Daher können wir den Schluß ziehen, daß der eigentliche Anlaß für die Abfassung der Hiobdichtung die Erfahrung der Ferne Gottes gewesen ist, die sich bei jedem unverschuldeten Leiden einstellt.65 Gott überbrückt die Ferne durch seine Selbstoffenbarung, aber es wird nirgends gesagt, daß damit der Ferne oder dem Leiden ein Ende gesetzt wird. Das Leiden, das unzertrennlich zur menschlichen Existenz gehört, dauert an, Gott bewahrt seinen geheimnisvollen Charakter, auch wenn er sich offenbart, wobei der Leidende die Gottesferne nur im bedingungslosen Gottvertrauen überwinden kann. Aber damit stellen wir bereits das Verhalten der Beter in den sogenannten nachkultischen Psalmen in Rechnung.66 Mithin gibt es keine logische
64 65
66
Damit schließen wir uns gewissermaßen an P. Volz (1921), 21ff., und H. Masing (1931), 30ff., an. Vgl. A. Weiser (1980), 14, zu Hiob, daß „die Frage nach Gott zum Kernpunkt seines Leidens geworden ist“. Die Frage vom deus absconditus wird in diesem Kontext von vielen Forschern erörtert, vgl. z.B. H.-P. Müller (1970), 31ff., und O. Kaiser (2003b), 29. Vgl., was F. Stolz (1980), 137, zu den nachkultischen Vertrauenspsalmen wie Ps 22 geschrieben hat: Lob und Klage gleichzeitig setzen einen Dauerzustand zwischen Heil und Unheil voraus. A.a.O., 144f.: „Die Antwort Gottes ist auch nicht Antwort in dem Sinne, daß die Klage nun gegenstandslos würde; sie zielt vielmehr auf die Offenbarung einer Wirklichkeit Gottes, die Hiob nicht verstehen kann, die ihm aber Halt gibt“. Vgl. auch C. Westermann (1956), 9f.; F. Stolz (1977), 20–23; J. van Oorschot (2007), 170 (zu Stolz!), und C. Uehlinger (2007), 157.159 (zu Stolz!), und die Ergebnisse der Analyse der Sünde und des Leidens in den individuellen Klageliedern bei F. Lindström (1994), 445ff., daß nicht die Sünde oder der göttliche Zorn, sondern Jahwes Verborgenheit das Problem bilde. Zum numinosen bzw. dämonischen Gott siehe P.Volz (1924) und U. Masing (1995).
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Ergebisse und traditionsgeschichtlicher Ausblick
Antwort auf die Frage nach dem unschuldigen Leiden und der darin waltenden Gerechtigkeit Gottes.67
2.2. Die Poesie der Freundesreden im Rahmen der Hiobdichtung Obwohl es in den Freundesreden auf den ersten Blick mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt und die in ihnen verwendeten Stilelemente außer den schönsten und umfangreichsten Beispielen im Alten Testament nichts Neues bieten, läßt sich die unterschiedliche Zeichnung der Charaktere der Freunde nicht übersehen. Dies geschieht in einem solchen Ausmaß, daß der Verdacht entsteht, daß durch die Auswahl und Betonung einzelner Elemente auf unterschiedliche Weisheitsschulen hingewiesen werden soll. Auf Grund der im fünften Kapitel gewonnenen Ergebnisse liegt die Annahme nahe, daß der Hiobdichter verschiedene Zweige der altorientalischen Weisheit kannte und bemüht war, die Reden der Freunde entsprechend zu charakterisieren. Genauere Untersuchungen stehen auf diesem Feld noch aus, weil eine umfangreiche Analyse der Poetologie altorientalischer Weisheitsliteratur sich nicht nur im Anfangsstadium befindet, sondern wegen fragmentarischen Quellenbestands auch mit erheblichen Problemen verbunden ist.68 Anschließend müssen aus unserer poetologischen Untersuchung der Freundesreden Konsequenzen für die Reden der Dichtung und letztendlich auch für ihre Ergänzungen gezogen werden. Da die ursprünglichen Freundesreden mit ihrer Länge von 16–25 Bikola im Gegensatz zu ihrer heutigen Gestalt von 19–47 Versen deutlich kürzer gewesen sind, empfiehlt es sich, die HR daraufhin zu analysieren, ob die Länge der HR 6f.*; 9f.*; 12–14*; 16f.* (37–74 Verse) ihrer ursprünglichen Gestalt entspricht, ganz zu schweigen von den ohnehin problematischen c. 23–31*. Jedenfalls bieten die HR 3*; 19* und 21* (in M entsprechend 24, 28 und 33 Verse) Beispiele für die kürzere und regelmäßigere Grundgestalt der Reden der Dialogdichtung.69 Es läßt sich mit Sicher67
68
69
Vgl. auch A. de Wilde (1981), 45, daß die Auffassungen Hiobs und der Freunde nicht außer Kraft gesetzt werden, sondern sie treten in den Hintergrund und werden relativiert. Vgl. die von uns oben, S. 237–249, behandelten Ahiqarsprüche, deren Teile sich zwar mit einiger Sicherheit rekonstruieren lassen, aber für eine umfassende poetologische Analyse doch zu gering sind. Vgl. unsere oben, S. 91f., Anm. 30, angeführte und sich auf die Behandlungen von O. Loretz und M. Witte stützende Meinung, daß HR 3* ursprünglich 18, HR 6f.* nicht mehr als 43 und HR 21* 32 Bikola enthalten haben. Die von M. Witte (1994) behaupteten Niedrigkeits-, Majestäts- und Gerechtigkeitsbearbeitungen lösen das
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heit behaupten, daß die HR und GR ursprünglich einen regelmäßigen Strophenbau besessen haben und dabei Strophen von drei bis fünf Bikola zu erwarten sind. Kleine Abweichungen sind jedoch möglich, wie die mittleren Strophen der ersten ER und BR zeigen. Die Kolometrie dürfte sich wahrscheinlich auch außerhalb der Freundesreden als regelmäßig erweisen (z.B. nur Bikola)70; es kann zusätzlich vermutet werden, daß sowohl die HR als auch die GR entsprechende poetische Eigenarten besitzen. Die Strophen und Unterstrophen sind in den HR und GR durch viele Konjunktionen, Interjektionen usw. markiert, wobei ihre Auswahl bewußt unterschiedlich ist. Rhetorische Fragen begegnen auch in den HR und GR, wobei sie zumal in den GR gehäuft auftreten.71 Wie unsere Analyse nachgewiesen hat, gibt es zahlreiche Querbeziehungen zwischen dem Vokabular der Freundesreden einerseits und dem der HR und GR andererseits. Wie oben festgestellt, kann der bewußten chiastischen oder alternierenden Verwendung von Schlüsselwörtern in allen Reden nicht nur eine die Diskussion pointierende, sondern auch eine programmatische Bedeutung zugemessen werden.72 Darüber hinaus lassen sich in den HR und GR zahlreiche Klangfiguren nachweisen, die teilweise die in den Freundesreden vorliegenden übertreffen. Auch sie werden zur Charakterisierung der Redner verwendet.73 Der Hauptunterschied zwischen den Reden der Dialogpartner verbirgt sich hinter dem Aufbau und der Einsetzung der Aufbauelemente. Während die Freundesreden aus Mahnworten und Belehrungen bestehen, treten in den HR die Klagen in den Vordergrund. So läßt es sich oft schwer unterscheiden, ob die an Gott gerichteten Aufforderungen Hiobs als solche als indirekte Klagen zu verstehen sind. Dieselbe Unsicherheit besteht bei den lehrhaften Abschnitten der HR, die ebenfalls einen den Freunden zugewandten klagenden Charakter besitzen. Die GR hebt trotz ihrer zahlreichen Fragen weniger als Mahnung denn als Hymne an. Die Verheißungen fehlen in den ursprünglichen HR, den Beteuerungen kommt im Vergleich zu den Freunden eine fast umgekehrte Bedeutung zu, ganz zu schweigen von ihrer Zahl. In den HR begegnen zudem zahlreiche Anreden, die teils an die Freunde, teils an Gott gerichtet sind. Die Anrede der GR ist unerwartet traditionell, gewinnt aber durch ihren ungewöhnlichen Kontext an Gewicht. Am Ende
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Problem einigermaßen, aber reichen nicht aus, um die ursprüngliche Gestalt der HR zu rekonstruieren; vgl. auch den sog. Unschuldsbearbeiter bei O. Kaiser (2006). Siehe oben, S. 91f., Anm. 30. Siehe oben, S. 117, Anm. 167. Siehe oben, S. 129 und Anm. 230, und S. 284f. Siehe z.B. oben, S. 137, Anm. 269.
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der HR und GR darf man offensichtlich keine traditionellen Summary appraisals erwarten, denn statt ihnen begegnen vom Kontext her umgestaltete und ihnen entsprechende Paraphrasen. Sowohl die HR als auch die GR enthalten Leitgedanken und Legitimationen, ihr Ort ist aber jeweils ein anderer. Während sich Hiob in ihnen in ähnlicher Weise wie Elifas auf eigene Erfahrung beruft, wirkt die GR von Anfang an als eine einzige hyperbolische Legitimation. Diese und andere Beobachtungen und Fragen verdienen eine künftige gründlichere Behandlung. Mit Sicherheit läßt sich jedoch schon jetzt feststellen, daß aus der poetologischen Analyse Argumente für die genauere Bestimmung der sekundären Zusätze in den HR und GR gewonnen werden können.
3. Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden und des ursprünglichen Hiobdialogs Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden In der Hoffnung, daß die nachfolgenden Untersuchungen, zumal angesichts der von M. Witte, W.-D. Syring, O. Kaiser und J. van Oorschot vorgeschlagenen redaktionskritischen Ansätze, weitere Anhaltspunkte für die Einordnung der ursprünglichen Hiobdichtung in die Traditionsgeschichte der alttestamentlichen Weisheit liefern, werden im folgenden sämtliche Konsequenzen aus unserer Analyse der Freundesreden formuliert.
3.1. Die Hiobdichtung als Teil der Entwicklung der Weisheitsliteratur Der Hiobdichter hat sich bei der Gestaltung der Freundesreden auf Inhalt, Sprache und Motive aus den drei großen Bereichen der alttestamentlichen Literatur – aus der Weisheit, den Psalmen und den Propheten – gestützt und sie durch kleinere Entlehnungen z.B. aus der Rechtsüberlieferung ergänzt. Vor allem wegen ihrer theologisierten Vergeltungslehre bildete dabei die wichtigste Säule die Gedankenwelt der Weisheit. Auf das Axiom des von Gott heimgesuchten Gottlosen stützt sich die Mehrheit der alttestamentlichen Proverbienliteratur, wobei auch eine Nachwirkung des deuteronomistischen und prophetischen Schuldaufweises in Rechnung zu stellen ist.74 Unter der Prämisse, 74
Zur kollektiven Schuld und individuellen Verantwortung siehe O. Kaiser (2003a), 232–257, ferner auch Kaiser (1997). Auf die parallel gelaufene Entlösung der Gruppe der Frevler von dem Volk in den redigierten prophetischen Unheilsverkündigungen
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden
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daß sich die ältere alttestamentliche Weisheit vor dem Hintergrund eines reziproken Verhältnisses zwischen Gott und Mensch sowie des einfachen Tun-Ergehen-Zusammenhangs verstehen läßt75 und die jüngere den theologisierten Vergeltungsglauben und eindeutigen Monotheismus bzw. Jahwismus voraussetzt76, gehören die Freundesreden offenbar in die jüngere bzw. nachexilische Weisheit.77 Über den Vergeltungsgedanken hinaus stammen auch weitere Motive aus der Spruchweisheit, z.B. die Pflügen-Säen-Metaphorik, das Thematisieren der richtigen oder falschen Rede und die dazu gehörende Metaphorik, die Lichtmetaphorik, die Grundsätze des angemessenen sozialen Verhaltens und die Betonung der Erfahrung. In dieser Hinsicht können Sprüche wie Prv 10,19; 13,9; 17,28; 22,8; 22,22 oder 24,32 durchaus als Vorbilder für die Freundesreden betrachtet werden, obwohl es in der Regel nicht möglich ist, die unmittelbare Abhängigkeit einer Aussage von einem bestimmten Spruch nachzuweisen. Außerdem ist es nahezu unmöglich, den Umfang des dem Hiobdichter bekannten biblischen und außerbiblischen Materials einzuschätzen. Bei vielen den Untergang der Gottlosen, die Gottesfurcht, die Hoffnung oder die Sünden spezifisch formulierenden Sprüchen (vgl. db), {yi($ f r : , hf)r : yi , hæwq: iT, (a$Pe ) wie Prv 1,7; 10,28; 14,11; 23,17f. und 28,13 bleibt die Frage ihres relativen Alters gegenüber der Hiobdichtung offen, obwohl aufgrund der Summary appraisals in den Freundesreden entsprechende Wendungen geläufig gewesen sein müssen.78 Es fällt generell auf, daß die zur ersten Gruppe gehörenden Sprüche und ihre Parallelen entweder aus den beiden Salomonischen Sammlungen Prv 10–15 und 16,1– 22,16 oder den Nebensammlungen Prv 22,17–24,22 und 24,23–3279 stammen. Nach dem derzeitigen Forschungsstand80 liegt die Wahr-
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hat K. Koenen (1994), 232ff. u.a., hingedeutet; vgl. auch F. Crüsemann (1985), 218f., und die Wendung „Anthropologisierung der Weisheit“ bei H.H. Schmid (1966). Zur Frage der vorexilischen Weisheit siehe S. Weeks (1994). Vgl. H.H. Schmid (1966), 144ff.196; O. Kaiser (2003a), 239ff., und H. Gese (1958), 50. J. van Oorschot (1998), 228, datiert die Überführung der Erfahrungsweisheit in eine weisheitliche Lehre in die Perserzeit. W. McKane (1985), 19, datiert den Anfang der Jahwisierung bereits in die späte vorexilische Zeit. Zur Diskussion siehe R.N. Whybray (1995a), 136–140. Zur Vermeidung des Jahwe-Namens in der Hiobdichtung siehe oben, S. 203f. Siehe oben, S. 162–171. Bei einer solchen Aufteilung des Sprüchebuches wird O. Kaiser (1994b), 63ff., gefolgt. Vgl. K.J. Dell (2004), aber auch W. McKane (1985), 10–22; O. Plöger (1984), xv, und J. van Oorschot (1998), und (2007), 170. Daher ergibt sich die Notwendigkeit einer eingehenden Studie, die sich das Verhältnis der Gerechtigkeitsredaktionen in der Psalmen- und Prophetenliteratur zu Prv und Hi zum Ziel setzt.
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scheinlichkeit, daß ihr Spruchgut älter als die Hiobdichtung ist, höher. Demgegenüber begegnen weniger Parallelen zu den Freundesreden im Bereich von Prv 1–9, der heute meistens als jüngster Teil des Proverbienbuches angesehen wird.81 Dabei ist z.B. Prv 8,22–31 eher der Abhängigkeit von der Hiobdichtung verdächtig.82 Soweit Prv 1–9 älteres Material enthält, kann freilich die Bekanntschaft des Hiobdichters mit ihm nicht ausgeschlossen werden.83 Die Ähnlichkeit der Gattung der Lehrreden in Prv 1–9 und der Streit- und Mahnreden84 der Freunde (vgl. Anrede, Korpus und Summary appraisal, regelmäßige Bikola und Strophen, zahlreiche rhetorische und poetische Figuren) spricht für die Verbreitung dieser Formen schon vor Lebzeiten des Hiobdichters.85 Bei der Verbreitung der Motive und dem gegenwärtigen Forschungsstand ist es kaum möglich, das Verhältnis der Hiobdichtung zu den Sammlungen des Spruchbuches genau zu bestimmen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß sich die Parallelen z.B. in der ägyptisierenden Lehre Prv 22,17–24,22 häufen.86 Angesichts der Ergebnisse unserer Untersuchung besteht ein hinreichend begründeter Anlaß für die Behauptung, daß der Hiobdichter einer der großen Vertreter für das sich ändernde Paradigma der theologisierten Weisheit in der späten Perserzeit gewesen ist. Dieser Prozess hat sicherlich vor ihm begonnen, war aber noch keineswegs abge81
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So neben vielen anderen z.B. H. Ringgren (1981), 8; O. Plöger (1984), xvi, O. Kaiser (1994b), 64. C. Maier (1995), 267, datiert ihren größten Teil in die erste Hälfte des 4. Jh.s, G. Baumann (1996), 256.272, in die Zeit etwa um 400 v. Chr., G. Freuling (2004), 270, in die zeitliche Nähe zur Hiobdichtung. Zur Diskussion siehe N.R. Whybray (1995a), 150–157. Siehe oben, S. 229, Anm. 396. Vgl. z.B. die Unterscheidung von R. Schäfer (1999), 268.272ff. u.a., zwischen der ursprünglichen Sammlung, deren Teile in die späte vorexilische und frühe nachexilische Zeit zurückreichen, und den sekundären Zwischenstücken und Reinterpretationen, die in die späte persische Zeit gehören. Der große Anteil und die Wichtigkeit der Mahnung in den Freundesreden läßt die Bezeichnung „Lehrrede“ oder „Streit- und Lehrrede“ (so aber z.B. H. Strauß [2000], 25) nicht zu. Siehe auch oben, S. 163, Anm. 18. Es liegt bisher keine umfangreiche formkritische und vergleichende Untersuchung von Hi und Prv sowie keine poetologische und zugleich kolometrische Studie der weisheitlichen Redegattungen vor. Vgl. jedoch R.E. Murphy (1981), 50–52; D. Römheld (1989b); H.F. Fuhs (2001), 16f.; ferner B. Gemser (1963), 9, und den vorläufigen Befund (U. Nõmmik [2007a]), daß die alttestamentlichen Weisheitstexte, sowohl die älteren als auch die jüngeren bis zu Jesus Sirach, ähnlich wie die Freundesreden stets von regelmäßiger poetologischer, darunter kolometrischer Form gekennzeichnet sind. Vgl. z.B. Prv 23,4–8 mit ZR 20,15.18 und Prv 24,19–22 mit BR 8,20; 18,5f.12.18. Zum Alter der ägyptisierenden Lehre siehe D. Römheld (1989a), 184. Vgl. weiterhin z.B. P. Doll (1985), 45–48; O. Kaiser (1997), 129ff.135f.; J. van Oorschot (1998).
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schlossen, denn während der Terminus technicus hf)r : yi in seiner frommen Eindeutigkeit in die ER bereits aufgenommen worden ist, konnte die Rede von der hfmk: x f im Gegensatz zu den Elihureden und der nachfolgenden Majestätsredaktion noch eine gewisse Mehrdeutigkeit besitzen87. Außerdem dürfte der Hiobdichter eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung der dichterischen Synthese und Paraphrase der alttestamentlichen Gattungen, Motive und Metaphorik gespielt haben; er ist in dieser Beziehung kein Vorläufer gewesen, weil die vorexilischen Propheten und exilisch-nachexilischen Psalmendichter bereits ältere Gattungen und Motive in einen neuen Kontext eingefügt hatten, aber er gehört sicherlich zu den schöpferischsten und möglicherweise auch wirkungsvollsten nachexilischen Dichtern, dessen Einfluß weit über die Grenzen der Weisheitsliteratur hinaus reichen mußte.88 So sind auch mehrere später zum weisheitlichen Grundbestand gehörende sprachliche Wendungen zum ersten Mal beim Hiobdichter belegt.
3.2. Die Hiobdichtung im Spannungsfeld von Weisheit und Psalmen Als zweite wichtige Quelle für die Gestaltung der Freundesreden kommen die Psalmen in Betracht.89 Die die weisheitliche Vergeltungslehre der Freunde unterstützenden, aber im Kontext der älteren Weisheit unkonventionellen Schreckens- und Vergänglichkeitsbilder schließen sich in hohem Maße an die Notschilderungen der Klagen in den Psalmen und die hymnischen Theophanieschilderungen an. Zu den Texten, die dem Hiobdichter bekannt gewesen sein dürften, gehören z.B. Ps 18,5f.; 18,8–16*90; 69,2–591 und 97,2–592. Im Unterschied zu der
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Vgl. oben, S. 30, Anm. 65. Auf die Moralisierung und Jahwisierung des Begriffes hfmk: x f deutet z.B. W. McKane (1985), 17f., hin. Als Musterbeispiele der späteren weisheitlichen Sprache kann man sich Hi 28,28, Prv 1,7 und Sir 1,10ff. bedienen. Siehe unten, S. 291–297. Die Aneignung der Psalmensprache in der Hiobdichtung stellte insofern keine absolute Neuigkeit dar, weil laut W.G. Lambert (1960), 26f., bereits der Dichter des Ludlul bel nemeqi die psalmistische Gebetsliteratur im weisheitlichen Kontext verwendet hat. Diese Verse werden von vielen für vorexilisch gehalten, z.B. von F.-L. Hossfeld (Hossfeld / E. Zenger [1993], 121: V. 2–20*), oder für alt und später neu formuliert, z.B. von H.-J. Kraus (2003), I 286f. (aufgrund der Kritik bei H. Gunkel [1968], 67), und A.A. Anderson (1992), 153. Andererseits kann man bei dem langen Entstehungsprozess des Psalms auch mit Einflüssen aus der Hiobdichtung rechnen, z.B. auf V. 28f. aus ER 15,22.24; 22,11.28f. (nach F.-L. Hossfeld bilden V. 26–32 den jüngsten Teil des Psalmes im Sinne der Armentheologie).
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älteren Weisheitsliteratur und den genannten Psalmen wird in den Freundesreden die Möglichkeit der Umkehr thematisiert. Trotzdem bestehen formale Parallelen zu den Aufforderungen und Verheißungen der Freundesreden in den Klage- und Dankpsalmen wie Bittgebeten (vgl. z.B. Ps 17; 32; 41), ferner im Klage-Erhörungs-Paradigma93, wobei in den Freundesreden weder zur Klage noch zum Erfüllen der Gelübde aufgefordert wird.94 Außerdem bilden solche Texte eine verwandte Gruppe, die generell die Nichtigkeit menschlichen Lebens vor Gott beklagen, deren chronologisches Verhältnis zur ursprünglichen Hiobdichtung aber schwierig festzuhalten ist. Hier verdient Ps 90, zumal V. 1–12, besondere Erwähnung,95 aber auch 102,4–12; 103,14–16 u.a. Neben Parallelen, die sich oft auf der formalen Ebene der Sprache oder Motivik bewegen, erweisen sich weitere Beobachtungen als inhaltlich relevant, weil sie die Fragen nach der Ferne Gottes und der ambivalenten Erfahrung berühren. Neben den eindeutig zur älteren Weisheitstradition gehörenden Belegen wie Ps 7,15 fällt Ps 73* wegen zahlreicher Parallelen zu den Freundesreden auf. Die entsprechenden Motive und Terminologie96 gipfeln in der Unterstreichung der eigenen und zugleich zweideutigen Erfahrung (vgl. V. 3ff. mit V. 18ff.). Die
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Nach E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 268) gehören diese Verse zum Grundbestand des (vorexilischen) Psalms; nach M.E. Tate (1990), 192.195f., etwa 6. Jh. V. 2–5 bilden vermutlich den ältesten Bestand von Ps 97, vgl. H.-J. Kraus (2003), II 840f.; O. Loretz (1979), 65; C. Levin (1993a), 365, Anm. 36; U. Nõmmik (2000), 448– 459; laut E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 676f.) bilden V. 1–9 den Primärpsalm, der ins 5., höchstens ins 4. Jh. anzusetzen sei; dagegen stamme der ganze Ps 97 nach J. Jeremias (1987), 137ff., aus dem hellenistischen Zeitalter. Zu Ps 50 (besonders V. 14f.) siehe oben, S. 222 und Anm. 357. Siehe zumal zu den Verheißungen der ER oben, S. 219–223, und zu Ps 32 oben, S. 218, Anm. 333. Ps 32 wird von F.-L. Hossfeld (Ders. / E. Zenger [1993], 201; vgl. K. Seybold [1996], 134) für ein weisheitlich geprägtes und in der Exilszeit redigiertes Danklied gehalten. Texte wie Ps 91 verdienen weiterhin Erwähnung, weil aus solchen Psalmen sowohl die Schreckensbilder als auch die Verheißungen der Freundesreden schöpfen. Ps 90 gehört sicherlich der nachexilischen Zeit an, so H.-J. Kraus (2003), II 797; O. Loretz (1979), 23; M.E. Tate (1990), 439; K. Seybold (1996), 357. E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [2000], 608), hält den weisheitlichen Primärpsalm V. 1b– 12 für verwandt mit der Hiobdichtung und setzt ihn vor Qoh in das 5.–4. Jh.; ähnlich E. Gerstenberger (2001), 161, aber 4. oder 3. Jh.; H. Strauß (1988), 51, tendiert in Richtung sehr späte Datierung. Vgl. db); {y($r in V. 3.12.27 (BR 18,22; ZR 11,20 u.a.), hg& in V. 12 (BR 8,11), die Fragen der Gottlosen in V. 11 (ER 22,13f.), die Vergänglichkeit wie Traum in V. 20 (ZR 20,6–9), der Vergleich mit Vieh in Verbindung mit Nicht-Wissen in V. 22 (BR 18,3).
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Ambivalenz und das Problem der Ferne Gottes97 werden durch die Einsicht (hfnyib) f in V. 17b)98 überwunden, so daß der ursprüngliche Psalm den Charakter eines Bekenntnisses erhält. Sachlich gehört die Grundschicht von Ps 73 in die Nähe der ursprünglichen Hiobdichtung, eine relative Datierung ihr gegenüber hängt aber von weiteren Studien ab. Jedenfalls fehlt in Ps 73 ähnlich wie in der Hiobdichtung die scharfe Kontrastierung der Gottlosen mit den Gerechten, wie sie später üblich geworden ist.99 Obwohl die Liste der Berührungspunkte zwischen den Freundesreden und dem Lehrgedicht Ps 37 noch länger als bei Ps 73 ist, so daß die Annahme der zeitlichen Nähe beider Texten sich anbietet, zeigen zahlreiche Aspekte, daß Ps 37 bereits einer späteren Zeit und einem anderen Traditionskreis als der Hiobdichter angehört. Zum einen befindet sich das kolometrische Schema des Psalms bereits in Auflösung,100 wobei sein Aufbau durch das jüngere akrostichische Formschema bestimmt wird. Zum anderen wird dort die Antithese zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen so nachdrücklich unterstrichen, daß die Nähe zu den Gerechtigkeitsredaktionen der Psalmen evidenter ist als die zur Hiobdichtung. Bei einer Reihe von Versen in Ps 37 liegt die Annahme von Entlehnungen aus den Freundesreden nahe.101 Ps 37 gehört mit seiner Betonung des Heils und Wohls der Gerechten bereits wieder zu einer Entwicklungsstufe der Weisheit, die optimistischer als 97
Vgl. die durch „Zweifeln“ erklärte Not von Ps 73 bei O. Kaiser (2003a), 311. Die Frage nach der Gottesferne und -nähe hat auch G. Freuling (2004), 272, betont. 98 Es empfiehlt sich, den Begriff „Einsehen“ zu verwenden, weil der „Tempelbesuch“ in V. 17a nicht sicher ist (siehe O.Kaiser, a.a.O., Anm. 10). Ergänzt man es noch durch den berechtigten Verdacht, daß V. (22)23–26 sekundär sind (so a.a.O., 312, und M. Witte [2002], 24: aus dem 3. Jh. v. Chr.), so ist auch die angebliche neue spezifische Form der „Offenbarungsweisheit“ bzw. „mystischen Erfahrungsweisheit“ (so E. Zenger [F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 335]) in der Grundschicht nicht gesichert. 99 Zu den Gerechtigkeitsredaktionen siehe unten, S. 261. Die Verwandtschaft von Ps 73 zu Hi wird breit angenommen, vgl. H.D. Preuß (1987), 166: „das zum paradigmatischen Gebrauch in Gebetsform umgegossene Hiobbuch in Kurzfassung“. Der schwierig zu datierende Ps 73 stammt nach M.E. Tate (1990), 233, und K. Seybold (1996), 277, aus persischer Zeit, nach E. Zenger, a.a.O., 338, aus dem 5. Jh. und die Grundschicht (außer V. 22–26) nach M. Witte, a.a.O., aus dem 5.–4. Jh. Der Einfluß von Hi zumindest auf die Redaktion von Ps 73 ist nicht ausgeschlossen (vgl. V. 22). Gewiß gehört in die Nähe von Hi auch Ps 49*, aber die Frage des Verhältnisses zu Hi ist aufgrund der Freundesreden unbeantwortbar. 100 Vgl. U. Nõmmik (2007a), 234f. 101 Vgl. z.B. V. 10 als Kompendium aus BR 8,22b und ZR 20,9; weiter vgl. V. 6 und ZR 11,17 als die einzigen Stellen im AT, in denen {iyr a h F c f im positiven Kontext verwendet wird, und ähnlich auch tyirx A ) a in einer positiven Verheißung in V. 37 und BR 8,6f. Vgl. ferner die Liste der Parallelen bei J. Vermeylen (1986), 57.
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die Hiobdichtung mit der Sicherheit des Tun-Ergehen-Zusammenhanges bzw. der göttlichen Vergeltung rechnet. Daher kann man annehmen, daß der Dichter des 37. Psalms die Hiobdichtung kannte102 und sich an ihre Technik der Gattungs- und Motivmischung anschloß.103 Die Freundesreden gebrauchen eine ganze Reihe gewichtiger Termini wie {yi($ f r : , qyiDc a oder db) mit solcher Selbstverständlichkeit, daß sie anscheinend nach keiner Definition verlangen. Ein starker Unterschied zu den jüngeren Psalmen besteht jedoch darin, daß der Hiobdichter in den Summary appraisals der Freundesreden, die sonst auf eine zeitgenössische formalisierte Sprache Rücksicht nehmen, die Gerechten ({yiqyiDac) und Frevler/Gottlosen ({yi($ f r : ) nicht frontal gegenüberstellt. Daher liegt es nahe, daß die zu den sogenannten Gerechtigkeitsredaktionen gehörenden Psalmen aus einer späteren Zeit stammen. Außerdem ist davon auszugehen, daß die Gerechtigkeitsbearbeitung der Psalmen und die des Hiobbuches aus verschiedenen Tradentenkreisen stammen, denn im Gegensatz zu der der Psalmen hat die des Hiobbuches nur einmal von dem Gegensatzpaar in ER 22,18f. Gebrauch gemacht.104 Ergänzt man den Befund um die Beobachtung, daß die Gerechtigkeitsbearbeiter der Psalmen105 die kolometrische Regelmäßigkeit aufgegeben haben,106 müssen zwei sich gegenseitig ergänzende, aber durch ihren jeweiligen Sprach- und Formkanon getrennte Tradentenkreise vorausgesetzt werden. Mithin gehört die ursprüngliche Hiobdichtung zusammen mit ihren Freundesreden zur traditionellen, dem Kontext des Alten Nahen Ostens entsprungenen und in der nachexilischen Zeit einen Aufschwung erlebenden Weisheit, während das Gerechtigkeitsthema in den Psalmen zu einer jüngeren frommen und spezifisch israelitischen Tradition gehört.107 Zahlreiche von uns oben herangezogene
102 Es besteht der Verdacht, daß der Verfasser des 37. Psalms mit seiner Betonung der Erfahrung wie in den ER und HR die Niedrigkeitsredaktion des Hiobbuches noch nicht kennt. 103 Vgl. einerseits R. Kittel (1929), 137, der den Hiobdialog für älter als Ps 37 hält, ferner K. Seybold (1996), 155, der Ps 37 ins 4.–3. Jh. setzt, und andererseits E. Zenger (F.-L. Hossfeld / E. Zenger [1993], 229f.), der Ps 37 für einen älteren nachexilischen Weisheitstext aus dem 5. Jh. hält (ähnlich E. Gerstenberger [1988], 159f.). 104 Zur Gerechtigkeitsredaktion des Hiobbuches, bes. dazu, daß sie meistens die Freveltaten präzisiert, siehe M. Witte (1994), 215–220, und zu 5,9–16 und 22,17f. oben, S. 28–31 und 50f. 105 Zu den Gerechtigkeitsbearbeitungen der Psalmen siehe C. Levin (1993a), U. Nõmmik (2000), O. Loretz (2002), 24f.204, und O. Kaiser (2003a), 240f. 106 Siehe U. Nõmmik (2000), 527. 107 Siehe auch U. Nõmmik (2007a). Vgl. auch, wie A. de Wilde (1981), 51f., unter den nachexilischen Schreibern verschiedene (nationalistischer, kosmopolitischer und realistischer eingestellte) Gruppen findet.
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Psalmen und Psalmstellen wie Ps 1; 9/10; 11; 49,11; 58; 68,3f.; 104,35a; 112; 119 unterliegen nur zum Teil dem Einfluß der Weisheit, darunter der Hiobdichtung,108 und können daher nur bedingt als „Weisheitspsalmen“ bezeichnet werden.109 Zwei weitere Psalmen 94 und 139, die starke weisheitliche Züge tragen und wegen ihrer Parallelen zur Hiobdichtung auffallen, können in ihre zeitliche und sachliche Nähe gehören.110 Soweit sie keine älteren Teile integrieren, sind sie jedoch eher nach der ursprünglichen Hiobdichtung verfaßt worden.111
3.3. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der Prophetenliteratur Neben der Weisheit und den Psalmen hat der Hiobdichter Sprache und Motive der alttestamentlichen Prophetenliteratur intensiv in die Freundesreden aufgenommen und mit anderen Motiven kombiniert.112 Vor allem gilt dies für die illustrativen Schreckensbilder vom Untergang der Gottlosen. Dabei handelt es sich um Texte, die der Hiobdichter mit hoher Wahrscheinlichkeit gekannt hat und die ihm manchmal in ihrer 108 Die Gerechtigkeitsbearbeitungen werden für jünger als die ursprüngliche Hiobdichtung gehalten und in das 4.–3. Jh. datiert; vgl. O. Kaiser (1997), 135f.; (2003b), 27, und U. Nõmmik (2000), 517–519.522f. Bei Ps 1; 9/10; 112 und 119 herrscht die Einigkeit über ihre (spät)nachexilische Herkunft, vgl. J. Jeremias (1987), 143f.; A.A. Anderson (1992), 776.807; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 45.82f.; K. Seybold (1996), 55.441. 443; U. Nõmmik, a.a.O.; E. Gerstenberger (2001), 273.277.316; L.C. Allen (2002), 128. 183; O. Loretz (2002), 24f. Weiterhin siehe zu Ps 11 O. Loretz, a.a.O., 115–119, zu 68,3f. C. Levin (1993a), 364; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 249; U. Nõmmik, a.a.O., 503f.; zu Ps 104,35a C. Levin, a.a.O., 363; K. Seybold, a.a.O., 411; U. Nõmmik, a.a.O., 502f. Bei Ps 49 und 58 sind die Meinungen unterschiedlich, aber vgl. immerhin F.-L. Hossfeld / E. Zenger (1993), 300 (V. 11–15.21 bilden den Grundbestand von Ps 49 aus dem 5.–4. Jh.); Dies. (2000), 134f.; K. Seybold, a.a.O., 232; U. Nõmmik, a.a.O., 509–511. 109 Es sei unterstrichen, daß das der Weisheit verwandte Vokabular nicht ausreicht, um die „Weisheitlichkeit“ eines Psalms zu behaupten; zur Problematik siehe R.N. Whybray (1995b), bes. 158–160, und U. Nõmmik (2007a). 110 So bei Ps 139 z.B. M. Köhlmoos (1999), 366. K. Dell (1991), 148, behauptet bei Hi 9,5– 10; 9,25–28; 10,8–12 die Parodie von Ps 139. 111 Ps 94 ist nachexilisch (sogar späte persische Zeit) nach A.A. Anderson (1992), 670; K. Seybold (1996), 372; F.-L. Hossfeld / E. Zenger (2000), 653.657; E. Gerstenberger (2001), 180f. Der hymnische Ps 139 ist nicht älter als Hi nach R. Kittel (1929), 419.422, und (spät)weisheitlich-nachexilisch nach K. Seybold (1996), 515; E. Gerstenberger (2001), 402; zum ganzen Psalm siehe L.C. Allen (2002), 326. Weiterhin scheint Ps 140 sich teilweise auf die BR und ZR zu stützen (gegen J.E. Hartley [1988], 272, u.a., vgl. V. 4.10 mit ZR 20,12–14; V. 5f. mit BR 18,7–11 und V. 11 mit ZR 20,23b). 112 Seit langem haben die Forscher die Beziehungen der HR zu Jer 20 oder DtJes beteuert; vgl. z.B. K. Budde (1896), xli; E. Dhorme (1967), clix ff., und C. Westermann (1956), 32, Anm. 1.
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Grund- oder erst wenig redigierten Gestalt vorgelegen zu haben scheinen. Dazu gehörten die Dichtungen vom Tage Jahwes mit ihren konstitutiven Elementen von Feuer, Flut und Finsternis wie in Am 5,7–20*; Zef 1,15; Jes 2,12–17* und 13,6–13*113. Auch die Vegetationsmetaphorik in Texten wie Ez 17,1–10*; 19,10–14*114 und Jes 18,1–7* galt für den Hiobdichter als vorbildlich.115 Die Belegdichte mancher Wendungen und Wurzeln wie z.B. dd$ in der Sprache des Jeremiabuches könnte den Hiobdichter beeinflußt haben. Insgesamt und grundsätzlich erinnert die Häufung mehrerer Motive in den Schreckensbildern der Freundesreden an das ähnliche Phänomen in den Unheilsverkündigungen der prophetischen Literatur, wie von uns oben zu Jes 24,18a angemerkt worden ist.116 Daraus läßt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit erschließen, daß die Tradenten der Prophetenbücher ein dichtungstechnisches Vorbild für viele nachexilische Autoren gewesen sind. Vielleicht bilden Teile der Threni ein älteres Beispiel für die Aufnahme solcher Elemente aus den Prophetenbüchern in andere literarische Gattungen. In ähnlicher Weise scheint die Hiobdichtung auf die spätere Weisheitsdichtung eingewirkt zu haben. Ein Überblick über den literarischen Hintergrund des Hiobdichters bliebe unvollständig, falls man die Kenntnis der prophetischen Kritik, darunter der Sozialkritik, nicht nennen würde. Auf der einen Seite befinden sich ihre Elemente an ihrem sachgemäßen Ort – in den Anschuldigungen der Freundesreden –, auf der anderen Seite fallen jedoch die Verheißungen der Freunde auf, denn in ihnen beziehen die Listen der Nöte, denen ein Gottesfürchtiger entkommen soll, Elemente der prophetischen Kritik mit ein. Die Sünden wie Hochmut, Verantwortungslosigkeit, Unterdrückung der Armen, Maßlosigkeit u.a. hat der Hiobdichter vermutlich in Stellen wie Jes 3,14f.; 5,20; 14,13–15; 29,15; Jer 7,8; Ez 18*; Am 2,8; 4,1 vorgefunden. Für die Verheißungen 113 Bei dem älteren Charakter der entsprechenden Motive besteht kein Verdacht. Zur Datierung und Schichtung von Jes 13,6–13 siehe O. Kaiser (1983), 12ff., und vgl. W.A.M. Beuken (2007b), 57ff. Zu den anderen Stellen oben, S. 180f. und Anm. 110; S. 206 und Anm. 268. 114 Beachte in Ez 19,2–9 auch die Tiermetaphorik (Löwen). Vgl. weiterhin Jes 40,6–8* und siehe oben, S. 172 und Anm. 65; S. 174f. und Anm. 83.85. 115 Es sei hinzugefügt, daß die Vegetationsmetaphorik in den Prophetenbüchern wahrscheinlich aus der älteren weisheitlichen Metaphorik entlehnt worden ist. P. von Gemünden (1993), 82ff.86, heißt die Propheten die schöpferischsten Uminterpretierer der Vegetationsmetaphorik. Von der Exilszeit an werden immer stärker stereotype Metaphern eingesetzt, um einen niedrigeren Aufmerksamkeitsgrad durch Häufung zu kompensieren. Dasselbe gilt wohl auch für die Anhäufung in der Hiobdichtung. 116 Siehe oben, S. 183.
Ausblick II: Die traditionsgeschichtliche Stellung der Freundesreden
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scheint der Hiobdichter u.a. auch von prophetischen Heilsrufen abhängig zu sein; dabei könnte es sich wenigstens um eine Zwischengestalt von Ez 34*; Hos 2,20117 und mehrere deutero- und tritojesajanische Heilsankündigungen handeln. Entsprechend kommen auch die Aufforderungen der Freundesreden ohne die prophetischen Umkehrrufe nicht aus. Darüber hinaus zeigt unsere Analyse, daß die Möglichkeit der Umkehr als Voraussetzung des künftigen Glücks und damit die Dramatik des Augenblickes in den Aufforderungen der Freundesreden eher dem Paradigma der prophetischen als der weisheitlichen Mahnworte entspricht.118 Außerdem verdient es eine Anmerkung, daß die Hiobdichtung ihrerseits die prophetische Literatur beeinflußt hat. Wenigstens auf formaler Ebene gehören Jes 35,3f.; Jer 23,18; Hos 12,2a und Teile von Jes 58f.* zu den Stellen, in denen ein derartiger Einfluß möglich erscheint.119 Zum Schluß kann darauf hingewiesen werden, daß die ER durch die Aufnahme der prophetischen Motive, Metaphorik und Kritik besonders ins Auge fallen. Mit ihnen hat der Hiobdichter einen Weisheitslehrer geschaffen, der in seinen Reden Züge eines mahnenden Unheilspropheten, eines Psalmendichters und eines Heilspropheten miteinander verbindet.120
3.4. Die Hiobdichtung und andere alttestamentliche Texte Anschließend muß der Frage nachgegangen werden, ob andere Bereiche der alttestamentlichen Literatur, vor allem aus dem Bereich des Rechtswesens und des Kultus, auf die Freundesreden eingewirkt haben. Die Analyse hat ergeben, daß neben der Weisheit, den Psalmen und Propheten die übrigen Traditionen eine wesentlich geringere Rolle gespielt haben. Dafür läßt sich zum einen eine formale Ursache benennen: Die Poesie ist aus Gründen der formalen Verwandtschaft für den 117 Siehe oben, S. 220 und Anm. 340.342. 118 Siehe oben, S. 215–218. 119 Vgl. die Liste der Parallelen zwischen den Freundesreden und TrJes bei J. Vermeylen (1986), 58f. S. Terrien (1963), 24f. und Anm. 4, und J.E. Hartley (1988), 13–15, behaupten, obwohl sich auf eine frühere Datierung von Hi stützend, die Abhängigkeit des DtJes und TrJes von Hi. Angesichts der intensiven redaktionskritischen Forschung der prophetischen Literatur in den letzten Jahrzehnten muß die Frage der Beziehung des Hiobdialogs zu ihr neu gestellt werden. 120 Vgl. K.A. Tångberg (1987), 140, Anm. 12: „Job Kap. 22 ist auf ähnliche Weise nach dem Vorbild prophetischer Redeformen strukturiert (V. 1–20 Anklage, 21–30 Mahnungen und Verheißungen)“.
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Hiobdichter grundsätzlich wichtiger als die Prosa gewesen. Zum anderen spricht die vollständige Auslassung des Jahwe-Namens, des Kultes und der Thora in der Hiobdichtung von der Absicht des Hiobdichters, das nichtisraelitische Kolorit des Dialogs zu unterstreichen.121 Es ist sicher, daß Elemente der Rechtssprache auf die Freundesreden eingewirkt haben. Dafür lassen sich die kritischen Partien in den ER anführen.122 In ähnlicher Weise scheinen in den BR gelegentliche Rückgriffe auf die deuteronomisch-deuteronomistische Rechtssprache vorzuliegen.123 Bei Begriffen wie qelx " , hflx A na oder tw( besteht der Verdacht, daß sie im Bereich der Weisheitsliteratur (und das heißt, frei von ihrem konkreten juridischen Hintergrund) zum ersten Mal in der Hiobdichtung bezeugt sind.124 Trotz aller Parallelen scheint die Sprache der Freundesreden in einem solchen Maße weisheitlich adaptiert zu sein, daß man in sämtlichen Fällen fragen muß, ob es sich nicht bereits um eine vermittelte bzw. „verweisheitlichte“ Rechtssprache handelt.
3.5. Die Hiobdichtung vor dem Hintergrund der außerbiblischen Traditionen und mythischen Motive Aufgrund der nachgewiesenen Unterschiede inhaltlicher, stilistischer und metaphorischer Art in den Freundesreden und gestützt auf einen umfangreichen Vergleich mit den Weisheitstexten des Alten Nahen Ostens und Ägyptens hat sich der Verdacht erhärtet, daß Sprache und Vorstellungswelt des Hiobdichters nicht nur durch die ihm bekannten biblischen Traditionen geprägt worden sind, sondern er sich auch darum bemüht hat, durch ein bestimmtes Vokabular und durch Motive aus der Weisheitsüberlieferung Vorderasiens den Freundesreden ein gewisses Lokalkolorit zu geben. So zeigte der Vergleich die Nähe der Reden des Zofar zumal zur aramäischen Tradition125 und die der Reden des Bildad zu den mesopotamischen Traditionen126. Die Frage nach einer entsprechenden Kolorierung der Reden des Elifas konnte dagegen nicht beantwortet werden, weil wir über kein entsprechendes Textgut verfügen. Eine ganze Reihe von Beobachtungen spricht gegen eine Verbindung mit der ägyptischen Weisheit.127 Elifas in Edom anzu121 122 123 124 125 126 127
Siehe oben, S. 203f., und vgl. das gesamte V. Kapitel unserer Arbeit. Vgl. ER 15,4–6 (und dazu oben, S. 213); 22,4–9 (oben, S. 195). Vgl. BR 8,13 (und dazu oben, S. 196f.); 18,17–19 (oben, S. 186f.). Siehe zu ZR 20,29 und BR 8,3 oben, S. 161. Siehe oben, S. 238–247. Siehe oben, S. 250–262. Siehe oben, S. 265–269.
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setzen, wie es heute weithin angenommen wird, wird auch durch unsere Untersuchung nicht ausgeschlossen. Unabhängig davon, ob man diese Nachweise für zutreffend hält oder nicht, läßt sich die Tatsache der unterschiedlichen Charakterisierung der Freunde und ihrer außerisraelitischen Ansetzung bereits in der ursprünglichen Dichtung nicht übersehen. Die Freunde müssen nach der Absicht des Dichters die Welt und ihr Reden von Gott und Mensch verkörpern.128 Und so hat der Verfasser der Hiobdichtung sie in ihren Reden auch in unterschiedlicher Weise vorgestellt, anweisend und seelsorgerlich wie in den ER, mit einem Einschlag von Prinzipienfestigkeit wie in den BR, mit unendlich vielen Farben, Nuancen und Motiven wie in den BR und den ZR, verschiedene Dialekte sprechend, einig darin, daß Gottes Gerechtigkeit ewig gilt und ein Mensch seinen Augenblick nutzen muß, und doch nach dem Urteil des Dichters genauso fern von Gott wie Hiob.129 Wie zahlreiche Anspielungen auf die mythischen Motive in den Freundesreden zeigen, war der Hiobdichter von der zeitgenössischen Tendenz des „literarischen Paganismus“ und der Archaisierung130 beeinflußt und wußte sie seinem Zweck dienstbar zu machen. Der Dichtung wird die Farbe eines Urereignisses gegeben. Dieses besteht jedoch nicht in einem mythischen Kampf, sondern in der existentiellen Not der Ferne Gottes und ihrer Überwindung. In dieser Not (und der Möglichkeit ihrer Überwindung) befinden sich alle Menschen von ihrem Anfang an, daraus ergibt sich am Ende ein auf allen Anfang zurückweisender Schöpfungshymnus in Gestalt einer Rede Gottes.
4. Der Hiobdichter und die Freundesreden Der Hiobdichter und die Freundesreden Die Freundesreden bilden in der ursprünglichen Hiobdichtung einen unvermeidbaren Hintergrund für den „Dialog“ zwischen Hiob und Gott, denn sie lassen das Problem der ambivalenten Erfahrung und der begrenzten Möglichkeiten der menschlichen Rede von Gott in Erscheinung treten. Durch „den psychologischen Anstoss und den Stachel des Gegensatzes“131 hat der Hiobdichter dem existentiellen Zweifel Ausdruck gegeben, einem Gefühl der Ferne Gottes, das nicht durch eigene
128 K. Budde (1896), xiv, hat hinter den Freunden die ganze Welt gesehen. 129 Vgl. auch oben, S. 284–286. 130 Siehe zu solchen Entwicklungen in Mesopotamien und Ägypten bei H. Niehr (1990), 200–204 und 210–220. 131 So B. Duhm (1897), 80.
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negative oder positive Erfahrung (Hiob und Elifas), durch Tradition (Bildad) oder Teilhabe an „ewiger Wahrheit“ (Zofar) überwunden werden kann. Trotz bunter Bildhaftigkeit und reicher Sprache werden die Argumente aller Dialogpartner ins Monotone übertrieben, um der Rede Gottes und damit der paradoxalen Überwindung der Distanz zwischen Gott und Mensch den nötigen Raum zu verschaffen. Die nachfolgenden Redaktionen waren darum bemüht, das Bild des radikalen Zweiflers zu entschärfen oder dem Bild des Weisen aufzuhelfen. Der Dichter der Elihureden ließ Elihu sowohl Hiob als auch seine Freunde verurteilen (32,1–3), und der Redaktor, der die Hiobdichtung und die Rahmenerzählung miteinander verknüpfte,132 verurteilte bereits nur die Freunde (42,7–9). Der Verfasser der Hiobdichtung, ein mit der zeitgenössischen Tradition, Sprache und Poesie unumstritten vertrauter Dichter und Theologe, hat, sich einerseits auf die weisheitlichen Traditionen des Alten Testaments und Alten Orients stützend und andererseits diese Traditionen mit seiner sprachlichen und theologischen Begabung übertreffend, eine Dichtung geschaffen, deren Tiefe mehrere Generationen nach ihm fasziniert hat. Da ein solches Werk angesichts der in ihm verarbeiteten Traditionen nicht an einem entlegenen Ort entstanden sein dürfte, kommt das Jerusalem mit seiner nächsten Umgebung133 der (späten) persischen Zeit134 am ersten in Frage: Die Exilskatastrophe wird von den weisheitlichen Kreisen nicht erörtert; die Frage des individuellen Schicksals und der ambivalenten Erfahrung ist brennend; das Problem der Ferne Gottes ist relevanter denn je; die Gruppenbildung in einer provinzialen Gesellschaft hat begonnen; und schließlich werden alte Traditionen und Literatur neu interpretiert und miteinander verschmolzen. Andererseits ist die Hiobdichtung in einer Zeit entstanden, in der die Herausbildung der Thora-Frömmigkeit und der Unterscheidungen zwischen den „Gerechten“, „Armen“, „Jahwe-Fürchtigen“ und „Frommen“ sowie deren Gegenteil noch nicht auf dem Wege innerjüdi132 Siehe dazu W.-D. Syring (2004), bes. S. 159–164. Vgl. die redaktionsgeschichtlichen Entwürfe bei M. Witte (1994), 223–229, und O. Kaiser (2006), 114–119. 133 Die Möglichkeit einer außerbiblischen Ansetzung des Hiobverfassers wird heute mit Recht kaum mehr diskutiert. Da es sich bei Juda um eine kleine Gesellschaft am Rande des persischen Imperiums gehandelt hat, kann die Zahl der Schriftkundigen nicht allzu groß gewesen sein. Die Frage nach dem Verhältnis des Hiobdichters zu den „offiziellen“ Theologen- und Priesterkreisen bleibt jedoch offen. 134 Angesichts der drastisch verminderten Gestalt der ursprünglichen Hiobdichtung in der neueren Forschung und ihrer vielen Nachwirkungen muß darauf hingewiesen werden, daß neben den veralteten Frühdatierungen in das 6. Jh. eine extreme Spätdatierung in das späte 4. oder 3. Jh. ebenfalls nicht in Frage kommt; zu den Datierungen siehe oben, S. 14, Anm. 59.
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scher Parteibildungen war. Schließlich ist daran zu erinnern, daß der Hiobdichter einer Epoche angehörte, in dem die Menschen generell eine Erweiterung ihres Horizontes, das Zurücktreten der mythischen Welt und die wachsende Distanz zwischen Gott und Mensch erfuhren.135
135 Vgl. A. de Wilde (1981), 26f.58f.; H. Strauß (2000), 52f.; O. Kaiser (2006), 105f.
Abkürzungs- und Literaturverzeichnis Allgemeine Abkürzungen abs. BR fem. c. cj. ER G GR Hif. Hitp. Hitpal. hleg. HR Impf. Inf. L M masc. Ms Nif. pass. Pil. plur. S sing. stat. cons. T V V. ZR
absolutus Bildadreden femininum caput conjectura Elifasreden Griechischer Text, Septuaginta Gottesreden Hifil Hitpael Hitpalel hapaxlegomenon Hiobreden Imperfekt Infinitiv Codex Leningradensis Masoretischer Text masculinum Manuskript Nifal passivum Pilel Plural Syrischer Text, Peschitta Singular status constructus Targum Vulgata Vers Zofarreden
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Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
Bibliographische Abkürzungen Die in kursiv angegebenen Abkürzungen werden nur unten, im Literaturverzeichnis, benutzt. AHW
ANHW3
ATTM II
AWSG2 BHS
Dav3 DDD2
Ges17
Ges18
GK28
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TUAT
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Stellenregister Die in kursiv angegebenen Seitenzahlen weisen auf die Stellenangaben in den Anmerkungen. Die textkritischen Erörterungen im 2. Kapitel werden hier nicht berücksichtigt. Biblische Texte Gen 2,8 ................................................ 234 Gen 2,19f. ............................................ 219 Gen 3 ................................................... 229 Gen 3,1 ................................................ 193 Gen 3,17 .............................................. 219 Gen 6,1–4............................................. 212 Gen 6,5 ................................................ 211 Gen 7,4 .................................................. 51 Gen 7,19f. ............................................ 179 Gen 7,23 ................................................ 51 Gen 9,9f. .............................................. 220 Gen 13,16............................................. 221 Gen 15,15............................................. 221 Gen 16,9 .............................................. 216 Gen 16,10............................................. 221 Gen 16,12............................................. 240 Gen 17,8 .............................................. 188 Gen 17,14............................................. 213 Gen 19,20............................................. 223 Gen 19,24............................................. 188 Gen 21,23......................................176, 186 Gen 22,17............................................. 221 Gen 25,8 .............................................. 228 Gen 28,4 .............................................. 188 Gen 32,13............................................. 221 Gen 41,2.18...................................173, 251 Ex 4,12.15 ............................................ 213 Ex 7,19 ................................................. 194 Ex 8,1 ................................................... 194 Ex 8,25f................................................ 216 Ex 9,15 ................................................. 168 Ex 9,22 ................................................. 194 Ex 10,13 ............................................... 230 Ex 12,8 ................................................. 243 Ex 13,21 ............................................... 222 Ex 14,21 ............................................... 230 Ex 14,28 ............................................... 179
Ex 15,8.................................................. 170 Ex 20,17................................................ 199 Ex 22,5.................................................. 221 Ex 22,8.................................................. 213 Ex 22,20–26.......................................... 195 Ex 23,6.................................................. 169 Ex 23,7.................................................. 218 Ex 23,23................................................ 168 Lev 5,21.23........................................... 199 Lev 19,13.............................................. 199 Lev 19,32.............................................. 228 Lev 26,15.............................................. 213 Lev 26,44.............................................. 170 Num 6,26............................................. 222 Num 9,11............................................. 243 Num 22,28........................................... 210 Num 22,30................................... 206, 216 Num 23f............................................... 191 Num 23,21........................................... 166 Num 30,9.13f....................................... 213 Num 35,30........................................... 213 Num 36,3f............................................ 213 Dtn 1,41 ............................................... 214 Dtn 2,34 ............................................... 188 Dtn 3,3 ................................................. 188 Dtn 4,2 ................................................. 213 Dtn 4,26 ............................................... 188 Dtn 4,32 ............................................... 233 Dtn 5,21 ............................................... 199 Dtn 6,12 ............................................... 170 Dtn 6,19 ............................................... 188 Dtn 7,9f.20 ........................................... 163 Dtn 8,11–20 ......................................... 170 Dtn 9,4 ................................................. 188 Dtn 9,16 ............................................... 214 Dtn 10,17 ............................................. 222 Dtn 11,6 ................................................. 51
332
Stellenregister
Dtn 11,17 ............................................. 188 Dtn 11,24 ............................................... 65 Dtn 13,1 ............................................... 213 Dtn 13,13ff. ......................................... 195 Dtn 13,15 ............................................. 233 Dtn 16,19 ............................................. 169 Dtn 17,10f............................................ 213 Dtn 20,18 ............................................. 214 Dtn 23,22 ............................................. 222 Dtn 24,17–22 ....................................... 195 Dtn 25,1f.............................................. 213 Dtn 25,19 ............................................. 225 Dtn 28,29 ............................................. 225 Dtn 30,2 ............................................... 216 Dtn 32,2 ............................................... 198 Dtn 32,6f.............................................. 232 Dtn 32,32 ............................................. 243 Dtn 32,39 ............................................. 207 Dtn 32,46 ............................................. 217 Dtn 34,2 ................................................. 65 Jos 6,26................................................. 195 Jos 9,15................................................. 219 Ri 5,4.................................................... 191 Ri 5,26.................................................. 192 Ri 8,32.................................................. 228 Ri 9,8–15.............................................. 252 Ri 15,5.................................................. 221 Ri 20,34................................................ 207 1Sam 1,11 ............................................ 225 1Sam 10,19 .......................................... 207 1Sam 12,2 ............................................ 228 1Sam 12,17 .......................................... 211 1Sam 26,24 .......................................... 207 2Sam 1,16 ............................................ 213 2Sam 2,22 ............................................ 222 2Sam 11,23 .......................................... 194 2Sam 22 ............................................... 180 2Sam 22,5f........................................... 185 2Sam 22,16 .......................................... 170 2Sam 22,19 .......................................... 188 2Sam 22,28 .......................................... 206 2Sam 22,29 .......................................... 222 2Sam 22,8–16 ...................................... 182 1Kön 5,26 ............................................ 219 1Kön 8,33 ............................................ 217 1Kön 8,38 ............................................ 218
1Kön 8,47.59........................................ 217 1Kön 13,34........................................... 168 1Kön 14,10........................................... 190 1Kön 16,34........................................... 195 2Kön 9,32............................................. 222 2Kön 14,8–14....................................... 252 2Kön 22,20........................................... 221 Jes 1,2f.................................................. 181 Jes 1,15 ................................................. 218 Jes 2,9.11 .............................................. 206 Jes 2,12–17 ................................... 206, 296 Jes 2,14 ................................................. 206 Jes 2,17 ......................................... 200, 206 Jes 3,3 ................................................... 195 Jes 3,14f................................................ 296 Jes 3,14 ......................................... 199, 211 Jes 3,18–23 ........................................... 111 Jes 3,20 ................................................. 186 Jes 5,5 ................................................... 211 Jes 5,15 ................................................. 206 Jes 5,20 ................................. 189, 190, 296 Jes 5,24 ......................................... 175, 179 Jes 5,29 ................................................. 172 Jes 6,11 ................................................. 195 Jes 7,16 ................................................. 197 Jes 9,1 ................................................... 222 Jes 9,12 ................................................. 216 Jes 9,14 ................................................. 195 Jes 9,16 ................................................. 193 Jes 10,1 ................................................. 166 Jes 10,6 ................................................. 193 Jes 10,16f.............................................. 178 Jes 10,17 ............................................... 179 Jes 11,1–5 ............................................. 230 Jes 13,6–13 ........................................... 296 Jes 13,10 ............................................... 222 Jes 13,11 ............................................... 212 Jes 13,13 ............................................... 181 Jes 14,13–15 ................................. 191, 296 Jes 14,22 ....................................... 176, 186 Jes 14,30 ............................................... 194 Jes 15,6 ................................................. 175 Jes 16,3 ................................................. 225 Jes 16,6 ................................................. 198 Jes 17,12 ............................................... 214 Jes 17,14 ............................................... 187 Jes 18,1–6 ............................................. 175 Jes 18,1–7 ............................................. 296 Jes 18,2.4f............................................. 175
Stellenregister Jes 19,21............................................... 222 Jes 19,22............................................... 216 Jes 22,3................................................. 192 Jes 22,24............................................... 221 Jes 23,11............................................... 194 Jes 24,18........................................183, 296 Jes 25,11............................................... 218 Jes 25,5................................................. 216 Jes 26,21............................................... 181 Jes 26,9................................................. 217 Jes 27,10............................................... 197 Jes 28,2................................................. 214 Jes 28,15............................................... 187 Jes 29,7f. .............................................. 191 Jes 29,15........................................212, 296 Jes 29,24............................................... 198 Jes 30,26............................................... 207 Jes 32,18............................................... 220 Jes 33.................................................... 179 Jes 33,6................................................. 202 Jes 33,14................................178, 179, 193 Jes 33,20............................................... 220 Jes 33,22............................................... 111 Jes 35,3f. .......................................201, 297 Jes 35,7................................................. 175 Jes 40,6–8......................................175, 296 Jes 40,14............................................... 209 Jes 40,21–23..................................212, 228 Jes 40,21................................209, 228, 233 Jes 40,22f.26f. ...................................... 212 Jes 41,9.13............................................ 170 Jes 42,13............................................... 194 Jes 43,27............................................... 214 Jes 44,3..........................................179, 221 Jes 44,9f. .............................................. 231 Jes 48,19............................................... 221 Jes 51,13................................................. 57 Jes 54,10–17......................................... 220 Jes 54,16............................................... 181 Jes 54,17............................................... 219 Jes 58f. ................................................. 297 Jes 58,10............................................... 225 Jes 58,13f.............................................. 221 Jes 58,13............................................... 198 Jes 58,7................................................. 195 Jes 59,2–8............................................. 166 Jes 59,4................................................. 166 Jes 59,5f. .......................................166, 186 Jes 59,5................................................. 186 Jes 59,8................................................. 220 Jes 59,19............................................... 180
333
Jes 61,9 ................................................. 221 Jes 61,11 ............................................... 211 Jes 62,12 ............................................... 197 Jes 63,10 ............................................... 225 Jes 63,17 ............................................... 202 Jes 65,23 ............................................... 221 Jer 2,23f................................................ 209 Jer 2,32 ................................................. 186 Jer 6,16 ................................................. 212 Jer 7,8 ........................................... 231, 296 Jer 9,20 ................................................. 187 Jer 11,16f .............................................. 256 Jer 11,22 ............................................... 207 Jer 12,12 ............................................... 183 Jer 12,13 ............................................... 165 Jer 13,17 ............................................... 206 Jer 14,6 ................................................. 170 Jer 14,20 ............................................... 232 Jer 15,2 ................................................. 207 Jer 15,8 ................................................. 225 Jer 15,11 ............................................... 207 Jer 16,19 ............................................... 232 Jer 17,6 ................................................. 221 Jer 17,8 ................................................. 256 Jer 17,10 ............................................... 227 Jer 18,15 ............................................... 212 Jer 18,17 ............................... 188, 214, 230 Jer 18,21 ............................................... 207 Jer 20 .................................................... 295 Jer 21,10 ............................................... 178 Jer 22,6 ................................................. 195 Jer 22,11 ............................................... 191 Jer 23,14 ............................................... 170 Jer 23,18 ....................................... 229, 297 Jer 23,22 ............................................... 229 Jer 23,23f. ............................................. 212 Jer 25,35 ............................................... 170 Jer 26,9 ................................................. 195 Jer 31,23 ............................................... 223 Jer 33,8 ................................................. 214 Jer 42,14.16f. ........................................ 207 Jer 42,18 ............................................... 191 Jer 44,9.21 ............................................ 188 Jer 46,8 ................................................. 180 Jer 46,15f. ............................................. 188 Jer 48,30 ............................................... 198 Jer 48,43f. ............................................. 183 Jer 49,7 ................................................. 268 Jer 49,37 ............................................... 192 Jer 50,7 ................................................. 223
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Stellenregister
Jer 50,32.43 .......................................... 201 Jer 51,4................................................. 188 Jer 51,25............................................... 194 Jer 51,34.44 .......................................... 190 Jer 51,48............................................... 183 Jer 51,53........................................183, 191
Hos 9,7................................................. 212 Hos 9,13............................................... 231 Hos 9,17............................................... 188 Hos 10,12f............................................ 165 Hos 12,2....................................... 230, 297 Hos 14,2............................................... 216
Ez 3,26 ................................................. 193 Ez 10,19 ................................................. 65 Ez 11,1 ................................................... 65 Ez 16,49 ............................................... 170 Ez 16,50 ............................................... 231 Ez 17,1–10 ........................................... 296 Ez 17,3–10 ........................................... 175 Ez 17,5ff............................................... 256 Ez 17,7 ................................................... 33 Ez 17,20 ............................................... 185 Ez 18 .............................................218, 296 Ez 18,5ff............................................... 195 Ez 18,7.16f. .......................................... 195 Ez 18,23.32 .......................................... 205 Ez 19,2–9 ..............................172, 174, 296 Ez 19,5 ................................................. 164 Ez 19,8 ................................................. 185 Ez 19,10 ............................................... 174 Ez 19,10–14 ..................................174, 296 Ez 19,12 ........................................179, 230 Ez 21,3 ..........................................173, 175 Ez 21,27 ............................................... 210 Ez 21,29 ............................................... 181 Ez 22,20f. ............................................. 181 Ez 26,19 ............................................... 179 Ez 26,21 ............................................... 187 Ez 27,35 ............................................... 186 Ez 28,11–19 ......................................... 229 Ez 32,10 ............................................... 186 Ez 33 .................................................... 218 Ez 34 .............................................220, 297 Ez 34,25 ............................................... 220 Ez 36,4 ................................................. 197 Ez 38,22 ............................................... 188 Ez 40–48 .............................................. 175 Ez 47,8 ................................................... 65 Ez 47,11 ............................................... 173
Joel 2,2 ................................................. 180 Joel 2,20.................................. 65, 188, 261 Joel 4,13................................................ 211
Hos 2,20........................................225, 297 Hos 2,20ff. ........................................... 220 Hos 5,15............................................... 217 Hos 6,1................................................. 207 Hos 7,1..........................................181, 212 Hos 7,15............................................... 202
Am 2,8 ......................................... 195, 296 Am 2,9 ................................................. 175 Am 2,14 ............................................... 170 Am 4,1 ......................................... 199, 296 Am 5f. .................................................. 189 Am 5,7–20............................................ 296 Am 5,8 ................................................. 182 Am 5,20 ............................................... 180 Am 6,12 ............................................... 189 Am 8,5 ................................................. 169 Am 9,2 ................................................. 191 Ob 8...................................................... 268 Ob 13.................................................... 188 Jon 1,14 ................................................ 200 Mich 2,2 ............................................... 199 Nah 2,12–14......................................... 172 Nah 3,7 ................................................ 188 Hab 1,3................................................. 166 Hab 1,11............................................... 214 Hab 3,8–15........................................... 182 Hab 3,13............................................... 180 Zef 1,14–17 .......................................... 182 Zef 1,15 ........................................ 180, 296 Zef 2,2f................................................. 181 Zef 3,13 ................................................ 189 Sach 8,22.............................................. 225 Sach 14,8................................ 65, 188, 261 Mal 1,9 ................................................. 222 Mal 2,2.7 .............................................. 217 Ps 1............................................... 256, 295 Ps 1,6.................................................... 164
Stellenregister Ps 5,5.................................................... 205 Ps 5,7.................................................... 163 Ps 5,8.................................................... 202 Ps 5,12.................................................. 168 Ps 7,3.................................................... 172 Ps 7,5.................................................... 216 Ps 7,10.................................................. 167 Ps 7,13–17............................................ 166 Ps 7,15...........................165, 166, 167, 292 Ps 9/10 ................................................. 295 Ps 9,6.................................................... 164 Ps 9,13.................................................. 225 Ps 9,16.................................................. 185 Ps 9,18.................................................. 170 Ps 9,19.................................................. 216 Ps 10,7...........................................166, 245 Ps 10,9.................................................. 185 Ps 10,11f. ............................................. 170 Ps 10,11................................................ 212 Ps 11..................................................... 295 Ps 11,6...........................178, 181, 188, 192 Ps 12,3–6.............................................. 198 Ps 17..................................................... 292 Ps 17,7.................................................. 181 Ps 17,12................................................ 172 Ps 17,14................................................ 225 Ps 17,9.................................................. 183 Ps 18..................................................... 180 Ps 18,2–20............................................ 291 Ps 18,5f. ........................................185, 291 Ps 18,7.................................................. 185 Ps 18,8–16.....................................182, 291 Ps 18,10–19.......................................... 212 Ps 18,15................................................ 192 Ps 18,16................................................ 170 Ps 18,19................................................ 188 Ps 18,20................................................ 205 Ps 18,22................................................ 292 Ps 18,26–32...................................207, 291 Ps 18,28f. ............................................. 291 Ps 18,28................................................ 206 Ps 18,29.........................................180, 222 Ps 18,35................................................ 192 Ps 19,2f. ............................................... 227 Ps 21,9f. ............................................... 178 Ps 22..................................................... 285 Ps 22,5f. ............................................... 225 Ps 22,6.................................................. 207 Ps 22,26................................................ 222 Ps 24,4.................................................. 207 Ps 25,17................................................ 180
335
Ps 25,22 ................................................ 207 Ps 26,4f................................................. 193 Ps 26,4.................................................. 193 Ps 26,11 ................................................ 207 Ps 27,6.................................................. 224 Ps 30,9.................................................. 217 Ps 31,5.................................................. 185 Ps 31,6.................................................. 207 Ps 31,10 ................................................ 185 Ps 31,21 ................................................ 219 Ps 32............................................. 218, 292 Ps 32,3–5 .............................................. 214 Ps 32,6.................................................. 179 Ps 32,9.................................................. 209 Ps 32,11 ........................................ 168, 184 Ps 33,3.................................................. 224 Ps 34,5.................................................. 216 Ps 34,12 ................................................ 226 Ps 34,18 ................................................ 207 Ps 35,8.................................................. 185 Ps 35,16 ................................................ 193 Ps 35,27 ................................................ 168 Ps 36,6.................................................. 191 Ps 37..................................... 175, 293, 294 Ps 37,1.................................................. 193 Ps 37,2.................................................. 175 Ps 37,4.................................................. 221 Ps 37,6.......................................... 225, 293 Ps 37,9.................................................. 193 Ps 37,10 ................................ 164, 191, 293 Ps 37,11 ................................................ 221 Ps 37,20 ................................................ 164 Ps 37,23 ................................................ 205 Ps 37,25 ................................................ 231 Ps 37,30 ................................................ 213 Ps 37,34–36 .......................................... 231 Ps 37,35f............................................... 176 Ps 37,37f............................................... 223 Ps 37,37 ................................................ 293 Ps 38,14 ................................................ 210 Ps 39,2.................................................. 213 Ps 39,6.................................................. 225 Ps 40,13 ................................................ 212 Ps 41..................................................... 292 Ps 41,4.................................................. 186 Ps 41,9.................................................. 179 Ps 42,7f................................................. 185 Ps 44,2.......................................... 227, 232 Ps 44,18 ................................................ 170 Ps 44,21 ........................................ 170, 218 Ps 44,22 ................................................ 227
336
Stellenregister
Ps 47,6.................................................. 224 Ps 48,8.................................................. 230 Ps 48,9.................................................. 231 Ps 49..................................................... 293 Ps 49,2...........................................225, 226 Ps 49,11.................................164, 231, 295 Ps 49,14.........................................152, 216 Ps 49,15................................................ 187 Ps 49,21................................................ 214 Ps 50,14f. ......................................222, 292 Ps 50,14................................................ 222 Ps 50,16–21.......................................... 231 Ps 50,19................................................ 189 Ps 50,22................................................ 170 Ps 51,17................................................ 210 Ps 52,8f. ............................................... 184 Ps 52,10................................................ 256 Ps 52,11................................................ 227 Ps 53,6.................................................. 170 Ps 54,9.................................................. 207 Ps 55,11................................................ 166 Ps 57,11................................................ 191 Ps 57,7.................................................. 185 Ps 57,8.................................................. 218 Ps 58..................................................... 295 Ps 58,4f. ............................................... 189 Ps 58,7.................................................. 172 Ps 58,11................................................ 184 Ps 59,2.................................................. 181 Ps 61,9.................................................. 222 Ps 62,6.................................................. 216 Ps 63,2.................................................. 217 Ps 63,6.................................................. 168 Ps 66,12................................................ 179 Ps 66,14................................................ 185 Ps 66,16................................................ 227 Ps 66,17................................................ 245 Ps 67,5.................................................. 168 Ps 68,3f. ........................................184, 295 Ps 68,3...................................163, 164, 178 Ps 69,2–5.............................................. 291 Ps 69,2f. ............................................... 179 Ps 69,4.................................................. 170 Ps 69,10................................................ 194 Ps 69,15................................................ 179 Ps 71,20................................................ 207 Ps 72..................................................... 176 Ps 72,1f. ............................................... 169 Ps 72,16f. ............................................. 176 Ps 72,17................................................ 260 Ps 73..............................................292, 293
Ps 73,3ff. .............................................. 292 Ps 73,3.......................................... 231, 292 Ps 73,11 ........................................ 212, 292 Ps 73,12 .........................176, 191, 223, 292 Ps 73,17 ................................................ 293 Ps 73,18ff. ............................................ 292 Ps 73,19 ................................................ 187 Ps 73,20 ........................................ 191, 292 Ps 73,22–26 .......................................... 293 Ps 73,22 ........................................ 214, 292 Ps 73,27 ................................ 163, 164, 292 Ps 77,4.7.13 .......................................... 213 Ps 77,18f............................................... 192 Ps 78,1.................................................. 217 Ps 78,3.......................................... 227, 232 Ps 78,7.................................................. 216 Ps 78,8.................................................. 232 Ps 78,23 ................................................ 191 Ps 78,34 ........................................ 216, 217 Ps 78,49 ................................................ 192 Ps 80,9–17 ............................................ 175 Ps 82,5.................................................. 209 Ps 85,12 ................................................ 211 Ps 88,18 ................................................ 179 Ps 89,15 ................................................ 169 Ps 89,48 ................................................ 225 Ps 90..................................................... 122 Ps 90,1–12 ............................................ 292 Ps 90,5f................................................. 175 Ps 90,7.................................................. 170 Ps 90,10 ................................................ 166 Ps 90,14 ................................................ 168 Ps 91..................................................... 292 Ps 91,6.................................................. 225 Ps 91,8.................................................. 184 Ps 91,13 ................................................ 172 Ps 92,5.................................................. 168 Ps 92,8.................................................. 176 Ps 92,13–15 .......................................... 256 Ps 92,13 ........................................ 176, 223 Ps 94..................................................... 295 Ps 94,7.......................................... 210, 212 Ps 94,8–10 ............................................ 231 Ps 97....................................................... 88 Ps 97,1–9 .............................................. 292 Ps 97,2–5 .............................................. 291 Ps 97,2.......................................... 169, 212 Ps 97,3.................................................. 178 Ps 97,4.................................................. 192 Ps 100,2 ................................................ 168 Ps 102,4–12 .......................................... 292
Stellenregister Ps 102,5................................................ 175 Ps 103,11.......................................... 72, 73 Ps 103,12.............................................. 218 Ps 103,14–16........................................ 292 Ps 103,15f. ........................................... 175 Ps 104,21.............................................. 172 Ps 104,25................................................ 72 Ps 104,35.......................................164, 295 Ps 105,12.............................................. 175 Ps 106,11.............................................. 179 Ps 106,18.............................................. 178 Ps 106,21.............................................. 170 Ps 106,44.............................................. 185 Ps 107................................................... 180 Ps 107,20.............................................. 207 Ps 107,42.............................................. 184 Ps 108,2................................................ 218 Ps 108,5................................................ 191 Ps 110,7................................................ 216 Ps 111,10.............................................. 202 Ps 112............................................180, 295 Ps 112,4................................................ 180 Ps 112,7................................................ 218 Ps 112,10.............................................. 164 Ps 119....................................170, 213, 295 Ps 119,2.10........................................... 216 Ps 119,15.23......................................... 213 Ps 119,38.............................................. 202 Ps 119,72.............................................. 217 Ps 119,78.............................................. 169 Ps 119,97.99......................................... 213 Ps 120,2................................................ 219 Ps 124,4f. ............................................. 179 Ps 126,2................................................ 224 Ps 126,5................................................ 165 Ps 129,6................................................ 175 Ps 139....................................180, 212, 295 Ps 139,1.........................................209, 227 Ps 139,2................................................ 209 Ps 139,3................................................ 216 Ps 139,7–12.......................................... 212 Ps 139,7................................................ 192 Ps 139,11f. ........................................... 180 Ps 139,21.............................................. 181 Ps 139,22.............................................. 209 Ps 139,23.......................................209, 227 Ps 139,24.......................................212, 231 Ps 140............................................185, 295 Ps 140,4.................................189, 245, 295 Ps 140,5f. ............................................. 295 Ps 140,9–11.......................................... 178
337
Ps 140,10f............................................. 295 Ps 141,6 ................................................ 198 Ps 142,2 ................................................ 217 Ps 143,6 ................................................ 218 Ps 144,6 ................................................ 192 Ps 144,11 .............................................. 219 Ps 146..................................................... 88 Ps 146,6–9 ............................................ 110 Ps 146,7–9 ............................................ 195 Ps 146,9 ................................................ 169 Ps 147,10f............................................. 205 Hi 1f. .................................................... 229 Hi 2,11.................................................. 235 Hi 3 ....... 5, 24, 91, 102, 113, 117, 280, 286 Hi 3,7.................................................... 168 Hi 3,10.................................................. 210 Hi 3,11f. ............................................... 115 Hi 3,20–22............................................ 204 Hi 3,20.................................. 115, 178, 210 Hi 3,24–26............................................ 280 Hi 3,24f. ............................................... 153 Hi 3,24.................................................. 172 Hi 3,25.......................................... 106, 177 Hi 4f. ................................................ 5, 280 Hi 4,2–11................................................ 25 Hi 4,2–6.........................111, 131, 136, 141 Hi 4,2–5................................................ 144 Hi 4,2–4.......................................... 99, 201 Hi 4,2f. ................................................. 130 Hi 4,2...... 25, 94, 95, 97, 98, 106, 111, 113, 114, 115, 120, 122, 125, 130, 138, 151 Hi 4,3–5................................................ 111 Hi 4,3f. ..................108, 201, 202, 215, 273 Hi 4,3................89, 98, 118, 125, 126, 127, 129, 131 Hi 4,4...................................... 64, 122, 130 Hi 4,5..............57, 89, 90, 94, 95, 102, 108, 109, 117, 120, 121, 125, 126, 131, 132, 138, 211, 273 Hi 4,6...... 97, 110, 111, 113, 115, 116, 126, 127, 129, 134, 144, 147, 186, 200, 202, 213, 215, 230, 263, 273, 281 Hi 4,7–11..........25, 89, 111, 121, 125, 136, 141, 194 Hi 4,7–9.........159, 225, 226, 227, 273, 280 Hi 4,7f. .... 93, 115, 119, 127, 130, 135, 159 Hi 4,7...... 90, 102, 113, 114, 118, 141, 147, 159, 160, 163, 168, 172, 183, 200, 227 Hi 4,8f. ..................148, 149, 160, 172, 273
338
Stellenregister
Hi 4,8 ....... 6, 24, 27, 94, 98, 126, 134, 140, 151, 165, 171, 193, 194, 225, 226, 229, 231, 233, 273, 274, 283, 284 Hi 4,9–11 ............................................. 131 Hi 4,9 .... 122, 163, 164, 168, 169, 203, 204 Hi 4,10f.......... 99, 135, 141, 148, 171, 172, 173, 174, 249, 264, 267, 269, 273 Hi 4,10 ....................................94, 172, 249 Hi 4,11 ............................25, 122, 138, 163 Hi 4,12–21 ............... 2, 38, 66, 68, 85, 121, 181, 210, 226, 231 Hi 4,12–16 ............................................. 67 Hi 4,12 ..................................................... 6 Hi 4,16 ................................................... 89 Hi 4,17–19 ............................................. 67 Hi 4,17 ................................................... 32 Hi 4,18 ............................................38, 118 Hi 4,19 ............................................89, 106 Hi 4,21 ................................................... 30 Hi 5,1–7 ................................................. 41 Hi 5,1f................ 25, 27, 89, 121, 122, 130, 131, 139, 141, 148, 211, 216, 273 Hi 5,1 ............. 93, 102, 113, 114, 116, 118, 141, 208, 222, 248 Hi 5,2 ........... 117, 120, 131, 192, 193, 194, 200, 205, 210, 267 Hi 5,3–5 ..........................................86, 210 Hi 5,3 ............................................... 6, 119 Hi 5,4 ..............................................30, 268 Hi 5,5 ..............................................89, 106 Hi 5,6–8 ................................................. 25 Hi 5,6f.............. 27, 89, 108, 117, 120, 121, 122, 124, 126, 127, 130, 134, 138, 141, 148, 194, 210, 211, 216, 273 Hi 5,6 ..............................................98, 283 Hi 5,7 ......................................90, 131, 269 Hi 5,8–17 ............................................... 51 Hi 5,8 ........... 66, 90, 92, 98, 102, 103, 119, 130, 131, 133, 140, 141, 145, 146, 205, 216, 274, 281 Hi 5,9–17 ............................................. 145 Hi 5,9–16 ............................................... 85 Hi 5,9–14 ............................................. 109 Hi 5,9ff................................................... 72 Hi 5,9 ................................................... 209 Hi 5,10 ................................................... 40 Hi 5,12 ................................................... 72 Hi 5,16 ................................................. 184 Hi 5,17–26 ............................................. 66 Hi 5,17 ....................................24, 118, 198
Hi 5,18–21................25, 92, 103, 109, 126, 133, 141 Hi 5,18–20............................ 204, 207, 219 Hi 5,18f. ....................................... 205, 207 Hi 5,18..............94, 95, 103, 108, 119, 121, 125, 145, 208 Hi 5,19–26............................................ 103 Hi 5,19–22............................................ 267 Hi 5,19–21.....................131, 145, 146, 219 Hi 5,19...........................101, 207, 222, 274 Hi 5,20f. ......................................... 89, 101 Hi 5,20...............97, 99, 125, 139, 205, 207 Hi 5,21........ 90, 94, 95, 108, 122, 133, 219, 220, 230, 248, 274 Hi 5,22–27............................................ 141 Hi 5,22............................................ 40, 101 Hi 5,23–27........................................ 25, 90 Hi 5,23–26.....................145, 146, 219, 274 Hi 5,23–25............................ 102, 120, 136 Hi 5,23f. ......................... 95, 128, 138, 220 Hi 5,23......................89, 90, 102, 110, 117, 120, 131, 136 Hi 5,24–26...................................... 90, 107 Hi 5,24f. ......................... 93, 102, 108, 121 Hi 5,24..............94, 95, 107, 109, 125, 128, 129, 263 Hi 5,25f. .................95, 100, 107, 110, 125, 220, 221, 263 Hi 5,25.................................................. 139 Hi 5,26.................................. 121, 131, 283 Hi 5,27............9, 24, 39, 87, 89, 90, 94, 95, 102, 106, 109, 110, 118, 119, 120, 121, 123, 125, 129, 131, 135, 136, 140, 144, 152, 209, 227, 232, 274, 276, 284 Hi 6f. ......... 27, 91, 117, 153, 162, 280, 286 Hi 6,2–7................................................ 280 Hi 6,3.................................................... 124 Hi 6,4............................................ 208, 280 Hi 6,5f. ................................................. 113 Hi 6,7.................................................... 186 Hi 6,8–13.............................................. 280 Hi 6,8f. ......................................... 162, 224 Hi 6,8.................................................... 281 Hi 6,9.................................................... 162 Hi 6,11.................................................. 223 Hi 6,14.................................................. 202 Hi 6,21.................................................. 284 Hi 6,23.................................................. 204 Hi 6,24.................................................. 232 Hi 6,24–30................................................ 9 Hi 6,28–30.................................... 198, 280
Stellenregister Hi 6,29f................................................ 218 Hi 6,29 ................................................. 118 Hi 7,4 ................................................... 284 Hi 7,5 ................................................... 208 Hi 7,6 ................................................... 281 Hi 7,7f.................................................. 284 Hi 7,8–10 ............................................. 162 Hi 7,12–21 ........................................... 280 Hi 7,17 ..................................115, 153, 226 Hi 7,19f.........................................115, 153 Hi 7,21 ..................................153, 162, 217 Hi 8 ...............................................144, 153 Hi 8,2 ......... 6, 62, 79, 91, 97, 99, 109, 118, 119, 123, 126, 132, 143, 152, 247, 282 Hi 8,2–5 ................................100, 133, 138 Hi 8,2f...................... 89, 99, 105, 113, 129, 214, 275, 276 Hi 8,3–6 ........................................108, 232 Hi 8,3–5 ........................................132, 281 Hi 8,3 ........... 114, 116, 124, 125, 127, 149, 159, 161, 168, 187, 197, 203, 208, 233, 251, 281, 298 Hi 8,4–7 ................................105, 142, 276 Hi 8,4–6 ................................146, 147, 276 Hi 8,4f..................... 95, 119, 125, 159, 214 Hi 8,4 ...... 95, 116, 121, 126, 161, 215, 275 Hi 8,5f....................... 91, 95, 119, 263, 275 Hi 8,5 ..................... 89, 96, 97, 98, 99, 125, 132, 203, 217 Hi 8,6–8 ............................................... 116 Hi 8,6f.............. 93, 96, 127, 146, 208, 223, 275, 293 Hi 8,6 ........... 38, 66, 67, 89, 109, 120, 129, 162, 167, 200, 208, 217, 222, 275 Hi 8,7 ................ 92, 93, 101, 173, 223, 232 Hi 8,8 ............... 39, 99, 105, 108, 116, 117, 118, 129, 135, 143, 151, 173, 209, 232, 276, 284 Hi 8,10 ........... 39, 89, 91, 96, 97, 105, 114, 116, 121, 123, 132, 143, 151, 173, 232, 276, 284 Hi 8,11–20 ........................................... 142 Hi 8,11–13 ......................87, 116, 233, 282 Hi 8,11f.... 14, 93, 116, 149, 150, 173, 175, 176, 232, 251, 252, 260, 275 Hi 8,11 ............. 93, 97, 114, 127, 162, 223, 257, 292 Hi 8,12 ........... 82, 92, 96, 97, 99, 174, 247, 253, 254
339
Hi 8,13..............89, 91, 128, 129, 135, 147, 149, 152, 161, 162, 164, 192, 196, 203, 208, 275, 298 Hi 8,14..................88, 89, 91, 99, 109, 132, 150, 166, 186, 275 Hi 8,15.................................................. 220 Hi 8,16–18............................................ 150 Hi 8,16..... 91, 138, 173, 175, 176, 260, 269 Hi 8,16–18......88, 150, 173, 176, 254, 260, 275, 283 Hi 8,17.................................... 89, 173, 262 Hi 8,18..................91, 95, 96, 97, 105, 108, 121, 142, 243, 284 Hi 8,19f. ................................. 91, 149, 275 Hi 8,19.............99, 109, 119, 173, 175, 223 Hi 8,20–22............................................ 132 Hi 8,20..........89, 91, 92, 97, 119, 126, 161, 170, 193, 200, 203, 208, 290 Hi 8,21f. .. 66, 143, 146, 150, 152, 223, 275 Hi 8,21.........90, 97, 98, 126, 224, 247, 284 Hi 8,22..................109, 110, 128, 129, 161, 162, 163, 164, 165, 167, 191, 192, 223, 275, 293 Hi 9f. .................................... 117, 124, 286 Hi 9 .................................................. 24, 27 Hi 9,2–14................................................ 29 Hi 9,2.............................................. 32, 284 Hi 9,4...................................................... 30 Hi 9,5–10.............................................. 295 Hi 9,6...................................................... 40 Hi 9,7f. ................................................... 49 Hi 9,10...................................... 29, 30, 209 Hi 9,11.............................................. 40, 49 Hi 9,13.................................................... 49 Hi 9,14.................................................... 26 Hi 9,15–31............................................ 105 Hi 9,15f. ............................................... 280 Hi 9,15.......................................... 124, 282 Hi 9,16.................................................. 124 Hi 9,17f. ............................................... 280 Hi 9,17.................................................. 106 Hi 9,18.................................................. 129 Hi 9,19.................................................. 115 Hi 9,20f. ............................................... 280 Hi 9,20.......................................... 280, 282 Hi 9,21.......................................... 198, 284 Hi 9,22f. ............................................... 280 Hi 9,24.................................................. 115 Hi 9,25–28............................................ 295 Hi 9,27.................................................. 170 Hi 9,28–31............................................ 280
340
Stellenregister
Hi 9,28 ................................................. 284 Hi 9,29 ................................................. 115 Hi 9,30 ................................................. 204 Hi 9,32–35 ........................................... 280 Hi 9,35 ................................................. 198 Hi 10,2f................................................ 280 Hi 10,4 ................................................. 212 Hi 10,7 ................................................. 198 Hi 10,8–12 ........................................... 295 Hi 10,9 ................................................. 118 Hi 10,15 ........................................198, 282 Hi 10,16 ............................................... 173 Hi 10,18 ............................................... 153 Hi 10,20f.............................................. 224 Hi 10,20 ............................................... 153 Hi 10,21 ............................................... 178 Hi 11,2–5 ........................96, 110, 123, 124 Hi 11,2–4 ............................................. 198 Hi 11,2f........ 108, 113, 114, 122, 127, 152, 197, 198, 215, 241, 277, 282 Hi 11,2 ........... 79, 100, 123, 126, 129, 132, 143, 152, 243 Hi 11,3–5 ............................................. 143 Hi 11,3 ............ 96, 110, 112, 199, 245, 282 Hi 11,4f......... 122, 146, 198, 248, 277, 278 Hi 11,4 . 38, 67, 96, 97, 110, 112, 120, 123, 126, 142, 167, 198, 200, 240, 282, 284 Hi 11,5 ........... 91, 118, 121, 123, 129, 203, 209, 210, 241, 243, 278, 282 Hi 11,6 ................................................... 89 Hi 11,7–10 ........................................... 262 Hi 11,7 ................... 96, 100, 104, 108, 112, 113, 114, 116, 124, 129, 137, 143, 150, 203, 209, 278, 284 Hi 11,8 ................................................... 49 Hi 11,10–12 ....................96, 113, 142, 143 Hi 11,10f. ................................96, 108, 116 Hi 11,10 ............ 95, 97, 104, 112, 209, 278 Hi 11,11f. .............. 112, 138, 209, 240, 278 Hi 11,11 ... 6, 107, 117, 127, 128, 150, 193, 210, 283, 284 Hi 11,12 ..........................91, 127, 137, 242 Hi 11,13–16 ........ 66, 96, 97, 104, 109, 143 Hi 11,13f. ..... 104, 108, 132, 146, 147, 218, 246, 278 Hi 11,13 ................ 119, 120, 121, 137, 263 Hi 11,14 ............ 96, 99, 128, 129, 218, 282 Hi 11,15–20 ..................................125, 278 Hi 11,15–19 ..................................146, 278 Hi 11,15f. ...... 104, 108, 109, 132, 147, 224 Hi 11,15 ..................................96, 127, 222
Hi 11,16.................................. 57, 107, 128 Hi 11,17–20.................................... 66, 143 Hi 11,17f. .....................224, 112, 122, 225, Hi 11,17.......................... 98, 100, 127, 293 Hi 11,18..........96, 107, 108, 129, 138, 220, 224, 278, 282 Hi 11,19f. .................89, 92, 122, 126, 137, 150, 152, 161, 277 Hi 11,19................................ 127, 224, 225 Hi 11,20........108, 110, 112, 121, 128, 129, 163, 164, 167, 170, 192, 278, 282, 292 Hi 12–14............................................... 286 Hi 12,2............................................ 30, 119 Hi 12,3–25.............................................. 30 Hi 12,3.................................................. 119 Hi 12,4–6................................................ 29 Hi 12,4.................................................. 167 Hi 12,6.................................................... 83 Hi 12,7–25.............................................. 30 Hi 12,9............................................ 30, 203 Hi 12,12f. ............................................... 30 Hi 12,12................................................ 228 Hi 12,13.15............................................. 30 Hi 12,16............................................ 30, 72 Hi 12,18.......................................... 32, 198 Hi 12,20.22.24f....................................... 43 Hi 12,25............................................ 30, 31 Hi 13....................................................... 27 Hi 13,3–19............................................ 282 Hi 13,3–6.............................................. 119 Hi 13,3.....................31, 119, 124, 231, 280 Hi 13,4.................................................. 119 Hi 13,5–13................................................ 9 Hi 13,5f. ............................................... 282 Hi 13,5.................................... 30, 228, 284 Hi 13,6.................................. 118, 124, 129 Hi 13,7.................................................. 282 Hi 13,8.................................................. 222 Hi 13,9.......................................... 209, 284 Hi 13,10................................................ 231 Hi 13,11................................................ 177 Hi 13,13................................................ 282 Hi 13,14f. ............................................. 280 Hi 13,16................................................ 193 Hi 13,17................................................ 227 Hi 13,18f. ............................................. 280 Hi 13,18................................................ 118 Hi 13,19........................................ 115, 282 Hi 13,20f. ..................................... 101, 280 Hi 13,21........................................ 218, 282 Hi 13,22f. ............................................. 280
Stellenregister Hi 13,22 ..........................................79, 280 Hi 13,23 ............................................... 115 Hi 13,24–27 ......................................... 280 Hi 13,26 ............................................... 243 Hi 13,27 ................................................. 44 Hi 14,1–12 ....................................173, 282 Hi 14,1–3 ............................................. 181 Hi 14,2 ..................................174, 175, 176 Hi 14,7–12 ........................................... 280 Hi 14,7–10 ........................................... 257 Hi 14,7 ..................................173, 224, 282 Hi 14,9 ................................................. 164 Hi 14,11 ........................................174, 281 Hi 14,18f. ............................................. 197 Hi 14,18 ................................................. 63 Hi 14,19 ............................................... 178 Hi 14,20f. ............................................. 212 Hi 15,2–10 ........................................... 141 Hi 15,2–6 ..................................89, 92, 121 Hi 15,2f............ 97, 99, 107, 110, 113, 130, 137, 141, 144, 145, 151, 206, 229, 230 Hi 15,2 ............. 30, 79, 113, 114, 115, 116, 123, 126, 129, 131, 175, 200, 281 Hi 15,3 ............. 94, 95, 106, 120, 122, 127, 151, 284 Hi 15,4–6 ................................99, 273, 298 Hi 15,4 ......... 102, 113, 114, 116, 119, 126, 127, 144, 202, 203, 213, 230, 263 Hi 15,5f.......... 66, 103, 111, 123, 136, 145, 213, 230, 248 Hi 15,5 .......... 108, 124, 127, 193, 213, 246 Hi 15,6 ............... 94, 95, 98, 119, 120, 122, 123, 124, 129, 167, 264, 281 Hi 15,7–13 ........................................... 262 Hi 15,7–9 ......................................113, 116 Hi 15,7f........ 111, 126, 130, 134, 136, 145, 228, 229, 248, 284 Hi 15,7 ....................................97, 114, 229 Hi 15,8 ............... 30, 97, 98, 120, 123, 126, 137, 230, 248 Hi 15,9f........ 106, 120, 121, 124, 141, 145, 148, 149, 227, 229, 232, 274 Hi 15,9 ............... 94, 95, 97, 106, 109, 113, 114, 284 Hi 15,10 ............. 6, 99, 100, 101, 110, 134, 140, 214, 228, 249 Hi 15,11–16 ............................2, 66, 68, 85 Hi 15,11–13 ........................................... 67 Hi 15,14–16 ........................................... 67 Hi 15,14f. ............................................... 66 Hi 15,14 ................................................. 32
341
Hi 15,15................................................ 118 Hi 15,17f. ......................................... 6, 106 Hi 15,17......89, 94, 95, 109, 118, 119, 120, 123, 137, 140, 141, 144, 148, 226, 229, 231, 249, 274 Hi 15,18f. ..................................... 227, 231 Hi 15,18.................................................. 30 Hi 15,20–33.......................................... 103 Hi 15,20–30.......................................... 141 Hi 15,20–24.....92, 110, 134, 138, 149, 177 Hi 15,20f. ......................130, 136, 177, 283 Hi 15,20........................89, 90, 94, 95, 100, 101, 106, 120, 125, 126, 167, 192 Hi 15,21.........................121, 178, 183, 273 Hi 15,22ff. ............................................ 281 Hi 15,22........121, 124, 125, 129, 177, 180, 219, 273, 291 Hi 15,23f. ......................125, 136, 177, 273 Hi 15,23..........................94, 107, 108, 188, Hi 15,24..........89, 121, 124, 129, 180, 185, 219, 249, 291 Hi 15,25–29.......................................... 103 Hi 15,25–28...................194, 195, 269, 273 Hi 15,25f. ............................. 120, 148, 194 Hi 15,25....................89, 98, 108, 125, 130, 136, 203, 230 Hi 15,26.......................................... 97, 269 Hi 15,27f. ..................................... 148, 194 Hi 15,27.........108, 120, 121, 130, 136, 283 Hi 15,28f. ................................... 89, 94, 95 Hi 15,28.......................... 97, 106, 120, 269 Hi 15,29..........90, 125, 131, 136, 148, 177, 178, 283 Hi 15,30........89, 92, 98, 99, 121, 148, 173, 174, 175, 176, 179, 249, 255, 257, 266, 269, 273, 281 Hi 15,32–35............................ 92, 121, 141 Hi 15,32f. .............111, 148, 173, 175, 176, 255, 269, 273 Hi 15,32................................................ 126 Hi 15,33................................ 174, 257, 266 Hi 15,34f. .............107, 110, 148, 152, 166, 177, 273 Hi 15,34................117, 120, 129, 130, 175, 177, 178, 179, 192, 257, 273 Hi 15,35............94, 95, 122, 126, 127, 131, 165, 167, 281, 283 Hi 16f. .................................................. 286 Hi 16,2.......................................... 124, 281 Hi 16,3.....................62, 113, 124, 129, 281 Hi 16,4.......................................... 124, 284
342
Stellenregister
Hi 16,5 ..........................................129, 281 Hi 16,6–8 ............................................. 280 Hi 16,6 ..........................................115, 124 Hi 16,7–9.12–14................................... 280 Hi 16,12f. ............................................. 208 Hi 16,13f. ............................................. 192 Hi 16,13 ............................................... 243 Hi 16,15f.17 ......................................... 280 Hi 16,21 ................................................. 31 Hi 17,3 ................................................. 118 Hi 17,4 ................................................. 119 Hi 17,8 ................................................. 193 Hi 17,9 ................................................. 167 Hi 17,10 ................................................. 30 Hi 17,12f. ......................................178, 182 Hi 17,13–16 ......................................... 280 Hi 17,13 ............................................... 281 Hi 17,15 ............................................... 115 Hi 18 .................................................. 7, 86 Hi 18,2f........ 112, 113, 142, 143, 146, 152, 197, 214, 275 Hi 18,2 ............... 6, 56, 89, 91, 96, 97, 101, 108, 123, 129, 152, 276, 282, 284 Hi 18,3 .......... 9, 90, 97, 114, 119, 214, 292 Hi 18,4–21 ........................................... 143 Hi 18,4 ... 89, 112, 113, 114, 126, 143, 150, 196, 197, 275 Hi 18,5–21 ........................................... 142 Hi 18,5f.. 99, 112, 125, 126, 137, 150, 182, 222, 257, 260, 262, 275, 282, 283, 290 Hi 18,5 .................... 98, 128, 163, 167, 192 Hi 18,6 ............. 90, 91, 100, 121, 127, 129, 220, 259 Hi 18,7–11 ................. 88, 91, 92, 150, 184, 185, 275, 295 Hi 18,7 ......... 112, 127, 128, 137, 150, 185, 197, 230, 262, 264 Hi 18,8–11 ....................................125, 132 Hi 18,8–10 ............................259, 260, 282 Hi 18,8 .................... 98, 101, 105, 108, 132 Hi 18,9 ............... 90, 91, 99, 112, 121, 127, 137, 138 Hi 18,10 ...................... 97, 98, 99, 109, 137 Hi 18,11 ........................112, 127, 132, 185 Hi 18,12–20 ......................................... 150 Hi 18,12–16 ......................88, 92, 135, 137 Hi 18,12–15 ..........................132, 186, 275 Hi 18,12–14 ..................185, 208, 260, 275 Hi 18,12f. ........................99, 132, 186, 283 Hi 18,12 ............ 90, 91, 127, 128, 188, 290 Hi 18,13–15 ......................................... 137
Hi 18,13f. ............................. 186, 187, 250 Hi 18,13.........................112, 124, 208, 260 Hi 18,14f. ......................112, 125, 127, 129 Hi 18,14.......................................... 91, 127 Hi 18,15.......96, 97, 99, 132, 186, 188, 218 Hi 18,16......93, 98, 99, 100, 150, 173, 174, 175, 176, 254, 255, 260, 262, 275, 282 Hi 18,17–21............................ 88, 100, 135 Hi 18,17–19.......................................... 298 Hi 18,17................110, 121, 128, 137, 150, 163, 186, 188, 262, 275 Hi 18,18......90, 98, 99, 126, 129, 135, 150, 182, 188, 257, 260, 262, 275, 290 Hi 18,19f. ..................89, 91, 186, 188, 275 Hi 18,19................91, 96, 97, 99, 109, 110, 121, 176, 283 Hi 18,20f. ............................................... 99 Hi 18,20.................................. 93, 127, 261 Hi 18,21......91, 96, 97, 100, 101, 107, 109, 110, 117, 118, 119, 126, 132, 137, 150, 152, 161, 162, 165, 167, 193, 208, 275 Hi 19............................................. 114, 286 Hi 19,2.....................62, 113, 124, 129, 282 Hi 19,4.................................................. 280 Hi 19,6.................................. 178, 282, 284 Hi 19,7.................................................. 280 Hi 19,8.10............................................. 282 Hi 19,11f. ............................................. 192 Hi 19,13................................................ 218 Hi 19,14................................................ 170 Hi 19,21.23f. ........................................ 280 Hi 19,23................................................ 284 Hi 20................................................. 3, 7, 8 Hi 20,1.................................................. 243 Hi 20,2–5........................................ 90, 138 Hi 20,2f. .........32, 112, 113, 119, 124, 136, 142, 143, 146, 152, 215, 278 Hi 20,2.................................. 110, 120, 121 Hi 20,3..................123, 129, 132, 138, 152, 197, 198, 230, 244, 277 Hi 20,4–29............................................ 143 Hi 20,4f. .......107, 113, 114, 116, 121, 122, 126, 135, 149, 151, 159, 160, 233, 234, 248, 277, 278, 282 Hi 20,4....................97, 116, 119, 132, 143, 244, 278, 284 Hi 20,5............91, 108, 110, 128, 138, 163, 164, 167, 168, 192 Hi 20,5–29............................................ 142 Hi 20,6–9.......................... 96, 98, 137, 292 Hi 20,6f. ........104, 112, 151, 190, 244, 277
Stellenregister Hi 20,6 .................... 98, 108, 120, 127, 191 Hi 20,7 ......... 6, 96, 97, 109, 115, 123, 128, 135, 163, 190, 282 Hi 20,8f...................... 90, 96, 97, 112, 151, 190, 191, 277 Hi 20,8 ............................................25, 188 Hi 20,9 ............................91, 107, 109, 293 Hi 20,11 ..........................................51, 283 Hi 20,12–15 ........... 96, 104, 124, 151, 241, 243, 245, 277 Hi 20,12–14 .......... 104, 189, 190, 245, 295 Hi 20,12f. ........................97, 112, 122, 243 Hi 20,12 ....... 108, 112, 120, 242, 244, 245, 247, 283 Hi 20,13f. ................................96, 127, 138 Hi 20,13 ............................................... 121 Hi 20,14f. ........... 6, 97, 100, 101, 122, 190, 243, 244 Hi 20,14 ................................192, 245, 247 Hi 20,15 ....... 104, 107, 109, 150, 161, 199, 203, 208, 209, 278, 283, 290 Hi 20,16f. ............................................... 49 Hi 20,17 ............................................... 283 Hi 20,18–21 ....................96, 106, 122, 241 Hi 20,18–20 ......................................... 132 Hi 20,18 ......... 96, 112, 127, 150, 151, 190, 199, 277, 283, 290 Hi 20,19–21 ..................................199, 277 Hi 20,19 ........... 96, 97, 107, 108, 109, 112, 127, 150, 211 Hi 20,20–22 ......................................... 151 Hi 20,20f. ......... 95, 96, 112, 127, 137, 150, 190, 191 Hi 20,20 ....................................6, 108, 244 Hi 20,21 ........................................109, 283 Hi 20,22–25 ........................................... 92 Hi 20,22f. ......................112, 121, 122, 137 Hi 20,22 ........................128, 132, 185, 215 Hi 20,23 ....... 6, 51, 89, 138, 150, 151, 161, 181, 191, 244, 277, 295 Hi 20,24f. ...... 112, 122, 151, 192, 244, 277 Hi 20,24 ........................................104, 109 Hi 20,25 .... 89, 91, 100, 132, 138, 190, 243 Hi 20,26–29 ..................................181, 277 Hi 20,26–28 ..........................137, 151, 278 Hi 20,26f. ......................121, 122, 127, 181 Hi 20,26 ..... 89, 96, 98, 107, 108, 109, 120, 129, 179 Hi 20,27 ........................112, 126, 209, 244 Hi 20,28f. .............. 100, 122, 132, 181, 209 Hi 20,28 ..........................97, 112, 127, 135
343
Hi 20,29......28, 30, 91, 110, 118, 123, 126, 128, 150, 152, 161, 163, 164, 165, 167, 192, 193, 203, 242, 244, 277, 278, 298 Hi 21.................4, 117, 122, 183, 211, 231, 280, 282, 283, 286 Hi 21,2–5.............................................. 283 Hi 21,2.................................................. 124 Hi 21,3.......................................... 124, 282 Hi 21,4...........................113, 129, 280, 283 Hi 21,5.................................................. 115 Hi 21,7.......................................... 113, 283 Hi 21,8.......................................... 221, 283 Hi 21,9.......................................... 177, 283 Hi 21,14–16............................................ 50 Hi 21,15-17 .......................................... 113 Hi 21,17........................................ 115, 283 Hi 21,19................................................ 283 Hi 21,21.................................................. 40 Hi 21,23–26.......................................... 280 Hi 21,24.......................................... 80, 283 Hi 21,26.................................................. 80 Hi 21,27f. ..................................... 282, 283 Hi 21,28–31.......................................... 113 Hi 21,28................................................ 284 Hi 21,32.33.34...................................... 283 Hi 22–28................................................... 3 Hi 22................................................. 2, 282 Hi 22,1–20............................................ 297 Hi 22,2–11............................................ 141 Hi 22,2–5.............................................. 113 Hi 22,2f. ...........98, 99, 116, 121, 127, 144, 151, 205, 206, 210, 216 Hi 22,2.. 32, 89, 91, 98, 114, 115, 117, 121, 124, 126, 141, 151, 200, 203, 205, 273 Hi 22,3f. ......................................... 97, 126 Hi 22,3................94, 95, 97, 108, 110, 114, 129, 136, 167, 203 Hi 22,4–9.............................................. 298 Hi 22,4f. ...........97, 98, 113, 116, 121, 127, 145, 211 Hi 22,4...................120, 144, 202, 230, 263 Hi 22,5–9................................................ 66 Hi 22,5...............62, 89, 110, 115, 129, 136 Hi 22,6–11............................................ 103 Hi 22,6–10.............................................. 42 Hi 22,6–9................92, 112, 122, 137, 145, 177, 195, 196, 211, 215, 263, 273, 283 Hi 22,6f. ................................... 98, 99, 263 Hi 22,6.............................. 90, 94, 108, 120 Hi 22,7.................................................. 243
344
Stellenregister
Hi 22,8 ................... 95, 120, 121, 124, 126, 141, 145, 195, 269 Hi 22,9 ..........................124, 134, 199, 263 Hi 22,10f. ......... 95, 99, 112, 131, 145, 177, 212, 273 Hi 22,10 ................. 90, 102, 108, 109, 120, 134, 136, 139, 178, 183 Hi 22,11 ................... 94, 95, 108, 125, 126, 129, 179, 180, 182, 219, 222, 291 Hi 22,12–14 ......................................... 212 Hi 22,12 ................................................. 72 Hi 22,13–16 ......................................... 212 Hi 22,13f. ... 66, 95, 99, 103, 112, 120, 131, 134, 141, 145, 205, 212, 228, 248, 292 Hi 22,13 ................. 93, 102, 114, 115, 116, 123, 136, 181, 203, 284 Hi 22,14 ..................... 90, 94, 95, 108, 125, 191, 212, 229 Hi 22,15f. ......... 92, 95, 106, 130, 141, 148, 180, 273, 283 Hi 22,15 ..... 94, 95, 97, 113, 114, 127, 141, 192, 212, 222, 242 Hi 22,16 .. 58, 109, 121, 177, 179, 180, 228 Hi 22,17 ................................................. 72 Hi 22,18f. ......................................167, 294 Hi 22,19f. ..... 89, 92, 95, 98, 108, 141, 148, 180, 183, 184, 273, 283 Hi 22,19 ........ 94, 95, 98, 99, 120, 167, 200 Hi 22,20 ........... 91, 97, 108, 113, 115, 116, 131, 177, 178, 257 Hi 22,21–30 ......................................... 297 Hi 22,21–23 ............. 89, 95, 103, 112, 126, 141, 145, 274 Hi 22,21f. ......................118, 121, 137, 206 Hi 22,21 ................... 94, 95, 104, 120, 134, 145, 216, 221, 274 Hi 22,22f. ..............................136, 216, 221 Hi 22,22 ........................123, 217, 248, 263 Hi 22,23 ............... 66, 94, 95, 98, 104, 109, 121, 128, 129, 131, 203, 218 Hi 22,24 ................................................. 81 Hi 22,26–30 ........................................... 66 Hi 22,26–28 .......... 103, 126, 141, 219, 274 Hi 22,26 ....... 89, 95, 98, 99, 104, 108, 112, 117, 121, 131, 136, 145, 203, 221, 224 Hi 22,27–30 ............................95, 112, 131 Hi 22,27f. ........... 93, 94, 95, 109, 120, 123, 128, 136, 139, 145, 221f. Hi 22,27 .................. 89, 145, 216, 221, 274 Hi 22,28f. ............................................. 291 Hi 22,28 ..................................99, 126, 134
Hi 22,29f. ...............98, 134, 141, 148, 152, 204, 207, 217, 274 Hi 22,29..............30, 92, 98, 102, 117, 120, 123, 203, 204, 206 Hi 22,30..... 89, 91, 124, 128, 200, 204, 246 Hi 23–31....................................... 283, 286 Hi 23............................................. 113, 117 Hi 23,5.................................................. 124 Hi 23,6.................................................. 113 Hi 23,11.................................................. 50 Hi 24,1.................................................. 115 Hi 24,5–8................................................ 29 Hi 24,5............................................ 51, 217 Hi 24,6.................................................... 51 Hi 24,8.................................................. 173 Hi 24,13–25............................................ 29 Hi 24,14.................................................. 58 Hi 24,16.................................................. 31 Hi 24,18.................................................. 40 Hi 24,21.................................................. 83 Hi 24,22f. ............................................... 58 Hi 24,22.................................................. 38 Hi 24,23.................................................. 40 Hi 24,24.................................... 38, 49, 174 Hi 25................................................. 24, 38 Hi 25,1–6.................................................. 2 Hi 25,4–6................................................ 25 Hi 25,4f. ................................................. 38 Hi 25,4.................................................... 32 Hi 25,5............................................ 39, 118 Hi 25,6........................................ 26, 32, 38 Hi 26,2f. ................................................. 30 Hi 26,3.............................................. 30, 72 Hi 26,10.......................................... 43, 209 Hi 27ff.................................................. 117 Hi 27....................................................... 66 Hi 27,5.................................................... 43 Hi 27,7–10........................................ 29, 51 Hi 27,7.................................................. 181 Hi 27,8.................................................. 193 Hi 27,13–23...................................... 29, 51 Hi 27,13............................ 51, 84, 152, 164 Hi 27,14.......................................... 80, 221 Hi 27,15.................................................. 83 Hi 27,16f. ............................................... 52 Hi 27,16.................................................. 80 Hi 27,17................................................ 167 Hi 27,18................................................ 166 Hi 27,19.................................................. 80 Hi 28............................................... 30, 198 Hi 28,1f. ................................................. 52
Stellenregister Hi 28,3 ....................................43, 209, 214 Hi 28,4 ............................................. 52, 81 Hi 28,6 ................................................... 52 Hi 28,7 ................................................. 191 Hi 28,10 ................................................. 52 Hi 28,11 ................................................. 72 Hi 28,15f. ............................................... 52 Hi 28,27 ............................................... 209 Hi 28,28 ..................................43, 202, 291 Hi 29–31 ................................................ 66 Hi 29,8 ............................................81, 228 Hi 29,16 ............................................... 209 Hi 30,2 ................................................. 221 Hi 30,3 ................................................... 33 Hi 30,4 ................................................. 173 Hi 30,6 ............................................. 52, 81 Hi 30,8 ................................................... 40 Hi 31 .....................................117, 217, 265 Hi 31,2 ................................................... 30 Hi 31,5–22 ........................................... 105 Hi 31,12 ............................................... 179 Hi 31,24 ............................................... 186 Hi 31,35 ..........................................39, 217 Hi 32,1–3 ......................................167, 300 Hi 32,6 ..........................................227, 228 Hi 32,10 ..........................................39, 227 Hi 32,11 ............................................... 209 Hi 32,13 ............................................... 213 Hi 32,17 ............................................... 227 Hi 32,21 ............................................... 222 Hi 32,22 ................................................. 38 Hi 33,14–22 ......................................... 267 Hi 33,17 ............................................... 206 Hi 33,24 ............................................... 101 Hi 33,29 ............................................... 267 Hi 33,33 ........................................213, 248 Hi 34,9 ................................................. 205 Hi 34,12 ............................................... 169 Hi 34,24 ............................................... 209 Hi 34,30 ............................................... 193 Hi 34,33 ................................................. 74 Hi 35,3 ................................................. 205 Hi 35,11 ........................................213, 248 Hi 35,14 ................................................. 38 Hi 36,2 ................................................. 227 Hi 36,6f................................................ 167 Hi 36,13 ............................................... 193 Hi 36,26 ............................................... 209 Hi 37,1 ................................................... 75 Hi 37,2 ................................................... 38 Hi 37,11 ............................................... 164
345
Hi 38f. .................................................. 284 Hi 38,2ff ............................................... 262 Hi 38,2f.4ff........................................... 284 Hi 38,4.................................................. 199 Hi 38,11................................................ 284 Hi 38,16........................................ 209, 284 Hi 38,17.21.22...................................... 284 Hi 38,31–35.......................................... 117 Hi 38,35................................................ 284 Hi 38,36f. ....................................... 30, 284 Hi 38,36................................................ 199 Hi 38,37................................................ 191 Hi 38,39f. ............................................. 172 Hi 38,40f. ............................................. 102 Hi 39,9–12............................................ 117 Hi 39,13................................................ 190 Hi 39,17............................................ 30, 72 Hi 39,19f. ............................................. 117 Hi 40f. .......................................... 266, 268 Hi 40,1–5.............................................. 284 Hi 40,1f. ............................................... 284 Hi 40,2.................................................... 31 Hi 40,5.................................................. 267 Hi 40,8.................................................... 30 Hi 40,10.................................................. 49 Hi 40,11............................................ 30, 40 Hi 40,14.................................................. 30 Hi 40,21................................................ 173 Hi 40,22.................................................. 81 Hi 42,1.................................................. 284 Ps 41,2.................................................. 207 Hi 42,3f. ............................................... 284 Hi 41,5.................................................... 72 Hi 41,25.................................................. 40 Hi 42,1–6.............................................. 284 Hi 42,2.................................................... 52 Hi 42,7–9.................................... 2, 10, 300 Hi 42,10ff. .............................................. 10 Prv 1–9..........................162, 169, 202, 290 Prv 1,1–7.............................................. 202 Prv 1,3.................................................. 169 Prv 1,5.................................................. 198 Prv 1,7.................................. 202, 289, 291 Prv 1,8.................................................. 217 Prv 1,11................................................ 200 Prv 1,19................................................ 152 Prv 1,28................................................ 217 Prv 1,29................................................ 202 Prv 1,32................................................ 164 Prv 2,5.................................................. 202
346
Stellenregister
Prv 2,9 ................................................. 169 Prv 2,17 ............................................... 170 Prv 3,1 ..........................................170, 217 Prv 3,25 ............................................... 183 Prv 3,26 ............................................... 216 Prv 4,1–4.............................................. 232 Prv 4,2 ..........................................198, 217 Prv 4,5 ................................................. 170 Prv 4,12 ............................................... 185 Prv 4,18 ............................................... 222 Prv 4,19 ................................................. 64 Prv 4,24 ........................................216, 218 Prv 5,3f. ............................................... 189 Prv 5,7 ................................................. 226 Prv 5,8 ................................................. 218 Prv 5,23 ............................................... 194 Prv 6,14 ............................................... 165 Prv 6,16 ............................................... 101 Prv 6,17 ........................................200, 219 Prv 6,20 ........................................217, 232 Prv 6,23 ............................................... 222 Prv 6,24 ............................................... 219 Prv 7,15 ............................................... 217 Prv 7,18 ..........................................81, 190 Prv 7,21 ............................................... 198 Prv 8,17 ............................................... 217 Prv 8,22–31...........................212, 229, 290 Prv 8,25 ............................................... 229 Prv 8,27–33.......................................... 212 Prv 8,27 ........................................212, 229 Prv 9,9 ................................................. 198 Prv 9,18 ................................................. 72 Prv 10ff.........................................162, 267 Prv 10–15............................................. 289 Prv 10,1 ............................................... 232 Prv 10,2 ............................................... 231 Prv 10,14...............................193, 200, 230 Prv 10,17–21........................................ 198 Prv 10,19.............................................. 289 Prv 10,21.......................................193, 194 Prv 10,25.......................................164, 180 Prv 10,27.............................................. 202 Prv 10,28.......................................164, 289 Prv 11,4 ........................................181, 231 Prv 11,7 .................. 84, 164, 165, 181, 216 Prv 11,9 ............................................... 193 Prv 11,10.............................................. 164 Prv 11,12.............................................. 199 Prv 11,18.............................................. 165 Prv 11,21.............................................. 207 Prv 11,23.............................................. 216
Prv 11,27...................................... 217, 221 Prv 11,29.............................................. 200 Prv 12,5................................................ 169 Prv 12,7................................................ 164 Prv 12,15...................................... 193, 200 Prv 12,16...................................... 193, 194 Prv 12,17.............................................. 169 Prv 12,23.............................................. 193 Prv 13,9........................................ 182, 289 Prv 13,14.............................................. 185 Prv 13,16.............................................. 193 Prv 13,21f............................................. 214 Prv 13,24.............................................. 217 Prv 14,3................................................ 200 Prv 14,11...................................... 164, 289 Prv 14,12f............................................. 223 Prv 14,13.............................................. 164 Prv 14,22.............................................. 165 Prv 14,26f............................................. 202 Prv 14,27.............................................. 185 Prv 14,30.............................................. 194 Prv 14,31.............................................. 199 Prv 15,2................................................ 230 Prv 15,3................................................ 191 Prv 15,5................................................ 232 Prv 15,7................................................ 230 Prv 15,21.............................................. 164 Prv 16–22,16 ........................................ 289 Prv 16,2........................................ 198, 201 Prv 16,8.10.13 ...................................... 169 Prv 16,21.23 ......................................... 198 Prv 16,25.............................................. 223 Prv 16,27.............................................. 178 Prv 16,31.............................................. 228 Prv 17,2................................................ 165 Prv 17,4................................................ 193 Prv 17,5........................................ 188, 199 Prv 17,15.............................................. 213 Prv 17,23.............................................. 169 Prv 17,25.............................................. 194 Prv 17,27.............................................. 230 Prv 17,28.......................199, 200, 214, 289 Prv 18,5................................................ 169 Prv 18,6f............................................... 213 Prv 18,13................................................ 79 Prv 18,20.............................................. 213 Prv 19,17.............................................. 199 Prv 19,18.............................................. 216 Prv 19,25.............................................. 231 Prv 19,4................................................ 165 Prv 19,5................................................ 199
Stellenregister Prv 19,6 ............................................... 225 Prv 19,9 ............................................... 164 Prv 20,11.............................................. 201 Prv 20,12.............................................. 231 Prv 20,17.............................................. 189 Prv 20,19.............................................. 193 Prv 20,20.............................................. 182 Prv 20,21.......................................165, 223 Prv 21,8 ............................................... 201 Prv 21,13.............................................. 199 Prv 21,17.28......................................... 164 Prv 22,3 ............................................... 226 Prv 22,5 ............................................... 218 Prv 22,8 ................................163, 165, 289 Prv 22,9 ............................................... 199 Prv 22,15.............................................. 218 Prv 22,17–24,22....................265, 289, 290 Prv 22,17.............................................. 226 Prv 22,22.......................................199, 289 Prv 22,25.............................................. 249 Prv 23,4 ............................................... 190 Prv 23,4–8.....................................190, 290 Prv 23,8 ............................................... 190 Prv 23,12–14........................................ 237 Prv 23,17f. ....................................223, 289 Prv 23,17.............................................. 214 Prv 23,18.............................................. 216 Prv 23,22.......................................226, 232 Prv 24,11.............................................. 194 Prv 24,12.............................................. 209 Prv 24,14.......................................216, 223 Prv 24,15.............................................. 183 Prv 24,19–22........................................ 290 Prv 24,19f. ........................................... 193 Prv 24,20.............................................. 182 Prv 24,22.............................................. 188 Prv 24,23–32........................................ 289 Prv 24,30–34........................................ 226 Prv 24,32.......................................226, 289 Prv 25,2f. ............................................. 209 Prv 25,6 ............................................... 191 Prv 25,8 ........................................199, 223 Prv 25,15f. ........................................... 190 Prv 25,21.............................................. 195 Prv 25,27.............................................. 209 Prv 26,5 ............................................... 230 Prv 26,12.......................................216, 226 Prv 26,20.............................................. 178 Prv 26,28.............................................. 213 Prv 27,3 ............................................... 237 Prv 27,7 ........................................237, 243
347
Prv 27,8................................................ 191 Prv 27,10.............................................. 188 Prv 27,12.............................................. 226 Prv 28,1................................................ 172 Prv 28,2................................................ 209 Prv 28,7................................................ 199 Prv 28,13...................................... 214, 289 Prv 28,23.............................................. 231 Prv 28,28; 29,3 ..................................... 164 Prv 29,6................................................ 168 Prv 29,7................................................ 209 Prv 29,16.............................................. 184 Prv 29,21.............................................. 223 Prv 30,17.............................................. 199 Prv 30,8........................................ 216, 218 Prv 31,26.............................................. 217 Prv 31,5................................................ 170 Prv 31,7........................................ 170, 225 Prv 31,8f............................................... 210 Hld 1,6 ................................................. 191 Hld 4,9 ................................................. 209 Hld 6,11 ............................................... 173 Hld 8,6 ................................................. 173 Qoh 1,3 ................................................ 215 Qoh 1,15 .............................................. 169 Qoh 2,10 ...................................... 165, 215 Qoh 2,16 .............................................. 170 Qoh 2,21 .............................................. 165 Qoh 3,18 .............................................. 216 Qoh 5,17f.; 7,11 ................................... 165 Qoh 7,13 .............................................. 169 Qoh 7,23ff............................................ 152 Qoh 8,10; 9,5........................................ 170 Qoh 10,9 .............................................. 205 Qoh 12,3 .............................................. 169 Thr 1,12; 2,1.14.21f.............................. 181 Thr 3,15................................................ 243 Thr 3,35f. ............................................. 169 Thr 3,40................................................ 227 Thr 3,47................................................ 183 Thr 4,17.................................................. 40 Thr 4,22................................................ 181 Est 2,9..................................................... 40 Dan 5,10................................................. 81 Esr 7,10 ................................................ 218
348
Stellenregister
Esr 8,23 ................................................ 216 Esr 9,5 .................................................. 218
Akkadische Texte Erra-Epos, IV, Z. 125 .......................... 255
Neh 3,21 .............................................. 209 Neh 9,12 .............................................. 222 Neh 9,19 .............................................. 222 1Chr 29,28 ........................................... 228 2Chr 19,3 ............................................. 218 2Chr 24,24 ........................................... 223 2Chr 33,13 ....................................216, 222 2Chr 33,19 ........................................... 216 Sir 1,10ff. ............................................. 291 Sir 16,17–23 ......................................... 212 Sir 49,16............................................... 229
Ägyptische Texte Brief des Wermai 2,14–3,1................. 262 Inschriften des Grabtempels von Pharao Sahura Abusiris .................... 262 Lehre des Amenemope 6,1–12 ......... 255 Amenemope 6,1.2 .............................. 256 Amenemope 6,4.6 .............................. 257 Amenemope 6,7.8 .............................. 256 Lehre des Anchscheschonqi 19,8 ..... 268 Anchscheschonqi 26,8 ....................... 267 Anchscheschonqi 26,9 ....................... 268 Lehre für Kagemni, Z. 39–41 ............ 266 Lehre an dem Sohn in Ptahhotep, Z. 502 ................................................... 266 Metternichstele, rechte Seite, Z. 160f.................................................. 262 Papyrus Insinger 9,19f....................... 267 Regeln einer Kultvereinigung, Z. 20 ..................................................... 262 Siegesstele der Pije, Z. 19.107.146.155 ................................ 262
Gebetsbeschwörung an Ea (Ellilbanda), Nr. 40, Z. 7........................................... 253 Gebetsbeschwörung an Ea, Šamaš und Marduk VAT 8237, Z. 23 ................... 254 Gebetsbeschwörung PBS I/1,14, Z. 6f................................... 254 Ass. Prophetie an König Assurbanipal (Tafel K. 883) von Göttin Ninlil / Mullissu Rs., Z. 1................................ 255 Ass. Proverbien (BM 56607 = 82-7-14, 989, Kolumne B, 8–15......................... 264 Ass. Proverb IV, Z. 24ff. .................... 263 Bab. Ratschläge, Z. 26f.28–30 ............ 264 Bab. Ratschläge, Z. 53–65 .................. 263 Bab. Ratschläge, Z. 127–134 .............. 264 Bab. Ratschläge, Z. 146 ...................... 263 Bab. Proverb Bo 4209+4710, Z. 7f. ................. 252, 253 Bab. Theodizee, Z. 21f........................ 263 Bab. Theodizee, Z. 61–64 ................... 268 Bab. Theodizee, Z. 61f........................ 264 Bab. Theodizee, Z. 239.241f............... 263 Bab. Theodizee, Z. 247....................... 264 Beschwörungsserie Šurpu, II, Z. 63f. .............................................. 264 Šurpu, V–VI, Z. 64f. ........................... 255 Bilinguale Hymne an Ninurta VAT 10610, Z. 9-14 ............................. 263 Codex Hammurapi, Z. 49.................. 262 CH, Z. 68–80 ....................................... 262 CH, L 28f. ............................................ 255 Dichtung von einem Mann und seinem Gott (AO 4462), Z. 62f........................ 264
Stellenregister Fabel vom Nisaba und Weizen SU 1951, 173+1952, 100+142, Vs. I, Z. 4 ............................................. 259 Fabel vom Ochsen und Pferd K 3456 + DT 43, Vs., Z. 17f. ............... 252 Fabel vom Weidenbaum K 8566, Z. 11 ....................................... 253 Fabel von der Tamariske und der Palme – IM 53975 Rs., Z. 18f......................... 252 – VAT 8830, Z. 22.23f.28f............252, 253 – VAT 10102, Rs., Z. 20...................... 263 Gebet des Antiochos I. Soter an Nabu .............................................. 261 Großes Hymnus auf Gula des Bullussarabi, III, Z. 47........................ 253 Himmelsflug Etanas, – altbab. Fassung, S, Rs., Z. 20'–24' 259f. – mittelass. Fassung, II', Z. 1f............ 260 – späte Fassung, II, Z. 22.46f.67–72 .. 260 Ludlul bēl nēmeqi II, Z. 36–38.......... 262 Ludlul II, Z. 49–111............................ 260 Ludlul II, Z. 53–55.............................. 261 Ludlul II, Z. 69f. ..........................253, 254 Ludlul II, Z. 71.................................... 261 Ludlul II, Z. 84.................................... 259 Ludlul II, Z. 102.................................. 261 Ludlul II, Z. 117f. ............................... 258 Ludlul II, Z. 119f. ........................258, 259 Neuass. Brief zur Zukunftsdeutung K. 1263, Vs., Z. 15–24 ......................... 262 Šamaš-Hymne, Z. 34.38.52.73–90.94–100.................... 259 Šamaš, Z. 119–121.132–134 ............... 263 Šamaš, Z. 149f..............................258, 259 Sarkophaginschrift des Königs Ešmun’azar......................................... 255 Streitgespräch zwischen Holz und Rohr, Z. 16f. ........................................ 253
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Vasallenvertrag Asarhaddons ND 4336 u.a., Z. 422–425 ................... 258 Vasallenverträge Asarhaddons mit medischen Fürsten Z. 629–631.......... 253
Aramäische und edomitische Texte Ahiqarsprüche V (56 I) 1.2.3.4f. ........ 244 Ahiq V (56 I) 5..................................... 242 Ahiq V (56 I) 7–10............................... 238 Ahiq V (56 I) 7..................... 238, 241, 243 Ahiq V (56 I) 8.9.................................. 242 Ahiq V (56 I) 11f. ........................ 238, 239 Ahiq V (56 I) 11.12.............................. 243 Ahiq V (56 I) 13........................... 239, 242 Ahiq V (56 I) 14................................... 243 Ahiq V (56 I) 16................................... 244 Ahiq VI (56 II) 6.................................. 244 Ahiq VI (56 II) 7...239, 240, 241, 243, 244 Ahiq VI (56 II) 10 ................................ 243 Ahiq VI (56 II) 15 .239, 240, 241, 242, 244 Ahiq VII (57 I) 1.......................... 242, 244 Ahiq VII (57 I) 5f......................... 240, 242 Ahiq VII (57 I) 7f......................... 240, 244 Ahiq VII (57 I) 10 ................................ 244 Ahiq VII (57 I) 11f............................... 239 Ahiq VIII (57 II) 5 ............................... 242 Ahiq VIII (57 II) 5f. ............................. 239 Ahiq VIII (57 II) 15.16 ........................ 244 Ahiq IX (53) 2...................................... 248 Ahiq IX (53) 3f. ................................... 244 Ahiq IX (53) 6...................................... 238 Ahiq IX (53) 9...................................... 244 Ahiq IX (53) 14–16...................... 239, 240 Ahiq IX (53) 16.................... 240, 244, 248 Ahiq X (54) 1 ............................... 240, 248 Ahiq X (54) 3–5 ................................... 241 Ahiq X (54) 4–6 ................................... 239 Ahiq X (54) 4 ............................... 240, 242 Ahiq X (54) 5 ................238, 239, 242, 244 Ahiq X (54) 9 ............................... 238, 244 Ahiq X (54) 10.11 ................................ 244 Ahiq X (54) 11f............................ 239, 242 Ahiq X (54) 15 ............................. 238, 240 Ahiq XII (55) 1f.3 ................................ 239 Ahiq XII (55) 4 .................................... 240 Ahiq XII (55) 5 .................................... 243 Ahiq XII (55) 8–10............................... 240 Ahiq XII (55) 13f. ........................ 239, 240
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Stellenregister
Ahiq XII (55) 13.14 ............................. 242 Ahiq XV (58) 2f................................... 238 Ahiq XV (58) 7f............239, 240, 247, 251 Ahi q XV (58) 10...........................238, 244 Ahiq XV (58) 16.................................. 238 Ahiq XVI (59) 5................................... 249 Horvath cUzza Ostrakon............235, 268 Keilschriftliche Beschwörung aus Uruk, Z. 6.9 .................................................... 245
Sefire Inschrift I, A 28f....................... 251 Sefire Inschrift I, A 31f....................... 245
Sumerische Texte Altsumerische Version des Rates des Šuruppag, Z. 43f................................. 264 Epos von Lugalbanda II, 299ff.......... 252 Klagelied über Dumuzi, Z. 15........... 252
Papyrus Amherst 63, Kol. 7, Z. 3.7–12 .................................. 246
2. Urklage, Z. 50 ................................. 253