Die gedruckten griechischen Beichtbücher zur Zeit der Türkenherrschaft
Vasileios Tsakiris
Walter de Gruyter
Vasileio...
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Die gedruckten griechischen Beichtbücher zur Zeit der Türkenherrschaft
Vasileios Tsakiris
Walter de Gruyter
Vasileios Tsakiris Die gedruckten griechischen Beichtbücher zur Zeit der Türkenherrschaft
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Arbeiten zur Kirchengeschichte Begründet von
Karl Holl † und Hans Lietzmann † herausgegeben von
Christian Albrecht und Christoph Markschies Band 111
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Vasileios Tsakiris
Die gedruckten griechischen Beichtbücher zur Zeit der Türkenherrschaft Ihr kirchenpolitischer Entstehungszusammenhang und ihre Quellen
Walter de Gruyter · Berlin · New York
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISSN 1861-5996 ISBN 978-3-11-021284-6 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaltung: Christopher Schneider, Laufen
Danksagung Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um die geringfügig überar‐ beitete Fassung meiner Dissertation, die im Wintersemester 2007/08 von der Theologischen Fakultät der Humboldt‐Universität zu Berlin angenommen wurde. An der Entstehung der Arbeit haben über die Jahre viele Menschen mitgewirkt, denen ich zu großem Dank verpflichtet bin. Ein ganz besonderes Anliegen ist es mir, meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Heinz Ohme zu danken, ohne dessen fortwährende und um‐ fassende Betreuung die Arbeit in dieser Form nicht zustande gekom‐ men wäre. Nicht zuletzt ist die sprachliche Endgestalt des Textes das Ergebnis seiner zeitaufwendigen Bearbeitungen. Bedanken möchte ich mich ebenso bei Frau Prof. Dr. Dorothea Wendebourg für ihr anhaltendes Vertrauen in meine Arbeit. Ihrem Zuspruch und ihrer aktiven Unterstützung ist die Entstehung des Pro‐ motionsprojektes zu verdanken. Großer Dank gebührt darüber hinaus dem Protopresbyter Thomas Synodinos, der mich über Jahre hinweg in vielerlei Hinsicht unterstützt hat. Mein herzlicher Dank geht außerdem an Marie Christine Meyer, die sich viele Stunden unermüdlich den sprachlichen Verbesserungen des Textes gewidmet hat, sowie an Stella Michailidou, die mir wieder‐ holt schwer zugängliche Literatur besorgt hat. Ferner möchte ich dem Archimandriten Damaskinos Gabalas für seine langjährige selbstlose Hilfe danken; des weiteren Herrn Prof. Dr. Döpmann für die Erstellung des Zweitgutachtens, Prof. Dr. Theodor Giagou, Hulia und Hans Wi‐ cher, Benjamin Gleede, Tatjana von Schoenaich‐Carolath und – nicht zuletzt – meinen alten Freunden Dr. Konstantinos Garitsis und Dr. Nestor Kavvadas. Für die finanzielle Unterstützung meines Projekts durch ein Stipendi‐ um bin ich dem Diakonischen Werk der EKD zu Dank verpflichtet. Abschließend möchte ich mich bei den Herausgebern der Reihe „Arbei‐ ten zur Kirchengeschichte“ – Herrn Prof. Dr. Christoph Markschies und Herrn Prof. Dr. Christian Albrecht – dafür bedanken, dass sie die Publikation dieser Arbeit ermöglicht haben. Berlin im November 2008 Vasileios Tsakiris
Inhalt Einleitung ....................................................................................................................... 1 Hauptteil A. Die Entstehung der ersten gedruckten Beichtbücher des Kyrillos Loukaris )1570/2–1638) ...................................................................... 11 I. KAPITEL. Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus (†1628?) ................. 13
1. Autor und Werk ................................................................................................. 13 2. Kyrillos Loukaris und der Metropolit von Philadelphia, Theophanes Xenakes ................................................................................. 17 3. Das Beichtbuch als Maßnahme zur Festigung von Xenakesʹ Rolle als Metropolit von Philadelphia ............................................................. 26 3.1 Die Widmung des Beichtbuches an Theodosios Phloros .......... 26 3.2 Der Metropolit von Philadelphia als Exarch der griechischen Gebiete unter venezianischer Herrschaft und Xenakes’ Versuch, dieses Amt zu erlangen .. 28 3.3 Die Rolle des Theodosios Phloros ................................................. 32 4. Die Ausgaben des Beichtbuchs ....................................................................... 33 5. Inhalt und Gestalt ............................................................................................... 35 6. Die Quellen des Werkes .................................................................................... 37
II. KAPITEL. Ein Buch im Kampf gegen den Reformationsplan
des Kyrillos Loukaris: Das Beichtbuch des Neophytos Rodinos (1576/77–1659) und seine theologischen Gegner ......................................... 43
1. Der Autor .............................................................................................................. 43 2. Das Beichtbuch des Rodinos im Rahmen der Auseinandersetzung zwischen Kyrillos Loukaris und der römisch‐katholischen Kirche .. 44 2.1 Die Reaktion der Congregatio de Propaganda Fide auf Loukaris’ Versuch der Gründung einer Druckerei ............... 46 2.2 Rodinos und die publizistischen Aktivitäten der Propagandakongregation ................................................................ 53 2.3 Rodinos’ Teilnahme am Kampf gegen Loukaris ........................ 54
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Inhalt
3. Die Beichte in der Auseinandersetzung zwischen der Propagandakongregation und Loukaris .............................................. 60 3.1 Die Beichte bei Kyrillos Loukaris ................................................... 60 3.1.1 Die Sicht Roms ............................................................................... 60 3.1.2 Das Verständnis der Beichte bei Loukaris und seine pastorale Praxis................................................................................. 61 3.2 Die Bedeutung der Beichte im Kampf um die orthodoxen Gläubigen ........................................................................................... 63 3.2.1 Die Beichte als Mittel in der Kirchenpolitik .............................. 63 3.2.2 Die Beichte zwischen Finanznot und geistlichem Notstand .... 65 4. Die Gegenmaßnahme: Das Beichtbuch des Metrophanes Kritopoulos ... 71 4.1 Der Erfolg von Rodinosʹ Werken und die Publikationspläne der Anhänger des Loukaris ......................... 71 4.2 Das Beichtbuch des Kritopoulos .................................................... 72 4.2.1 Kritopoulos’ Kenntnis von Rodinos’ Werk und Vergleich beider ........................................................................ 74 4.2.2 Inhalt und Gestalt .......................................................................... 77 4.2.2.1 Protestantische Tendenzen ....................................................... 78 4.2.2.2 Versuch einer Annäherung an das Reformierte Bekenntnis: Die Bilder und die Heiligen ...................................... 80 4.3 Der Abfassungszweck: Heidelberger Katechismus und Confessio Belgica im Dienste einer Calvinisierung der Orthodoxie .................................................................................. 88 5. Der Vertrieb der Bücher .................................................................................... 96 6. Die Πανοπλία Πνευματικὴ ............................................................................ 100 7. Die Σύνοψις ....................................................................................................... 105 8. Das Beichtbuch Περὶ Ἐξομολογήσεως ........................................................ 106 8.1 Die Publikation ................................................................................ 106 8.2 Rodinos und Paschaleus ................................................................ 108 8.3 Die Πανοπλία und die Σύνοψις als Quellen des Beichtbuchs .. 109 8.4 Die pastoralen Ratschläge des Rodinos ...................................... 113 8.5 Rodinos und die Praxis der Absolutionsbriefe (συγχωρητικὰ γράμματα) ........................................................... 115 9. Der Einfluss der Werke des Rodinos ........................................................... 120
Inhalt
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Hauptteil B. Neue Aktivitäten Venedigs im Osten. Die Werke von Methodios Anthrakites und Theodoretos Saloufas zur Beichte ................ 123 III. KAPITEL. Die Texte zur Beichte von Methodios Anthrakites (1660?–1748) ............................................................................................ 125
1. Der Autor ........................................................................................................... 125 2. Das Beichtbuch und die theologischen Werke des Anthrakites. Der geschichtliche Hintergrund ihrer Entstehung .......................... 126 2.1 Die Werke ........................................................................................ 126 2.2 Anthrakites als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche in Venedig ...... 127 2.3 Anthrakites’ pastorale Schriften und die Kirchenpolitik des Meletios Typaldos ................................................................... 130 2.3.1 Die Publikation der Werke ........................................................ 130 2.3.2 Das Wirken des Metropoliten von Philadelphia, Meletios Typaldos ........................................................................... 132 2.3.3 Das Verhältnis des Anthrakites zu Typaldos ......................... 135 2.3.4 Der große Plan des Typaldos und die Handbücher des Anthrakites ............................................................................... 142 2.3.5 Das Ende der Zusammenarbeit von Typaldos und Anthrakites ..................................................................................... 153 2.3.6. Anthrakites’ Versuch, die Ἐπίσκεψις durch das Patriarchat von Konstantinopel billigen zu lassen ............ 154 3. Die Χριστιανικαὶ Θεωρίαι ............................................................................. 155 4. Die Ἐπίσκεψις ................................................................................................... 160 4.1 Die verlorene Erstauflage .............................................................. 160 4.2 Der Inhalt der Ἐπίσκεψις .............................................................. 163 5. Der Βοσκὸς λογικῶν Προβάτων ................................................................... 166 5.1 Die Quellen. Die Abhängigkeit von P. Segneris Il Parroco Istruito und weitere Quellen des Werkes ................................... 168 5.2 Die Art der Verwendung des Parroco Istruito ............................ 169 5.2.1 Paraphrasen .................................................................................. 170 5.2.2 Zusammenfassung, Modifizierung durch Auslassungen und Zusätze ..................................................................................... 172 5.3 Die Art der Verwendung der Texte von Johannes Chrysostomus und Gregor von Nazianz .................................... 172 5.4 Das Kapitel über Buße und Beichte ............................................. 174
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Inhalt
6. Der Prozess gegen Methodios Anthrakites und seine Texte über die Beichte .................................................................................................. 175 7. Die gemeinsamen pastoralen Bestrebungen von Typaldos und Anthrakites ................................................................................................ 176
IV. KAPITEL. Das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas († 1747) ................. 179
1. Der Autor ........................................................................................................... 179 2. Der historische Hindergrund der Abfassung des Beichtbuches ........... 181 2.1 Theodoretos’ Beziehung zu seinem Onkel Iakobos Saloufas ... 181 2.2 Die Kirchenpolitik Venedigs in Morea während der zweiten venezianischen Besatzung (1685–1715) ...................................... 181 2.3 Die Kirchenpolitik Venedigs und der Plan des Meletios Typaldos .......................................................................................... 188 2.4 Der Zustand der griechischen Kirche auf der Peloponnes nach den Berichten der venezianischen Würdenträger ........... 190 2.5 Die venezianische Politik nach dem Scheitern von Typaldos’ Plan ................................................................................. 193 2.6 Die Abfassung des Beichtbuchs und die Rolle des Iakobos Saloufas ............................................................................................. 195 3. Die Veröffentlichung des Beichtbuches ...................................................... 197 4. Der Inhalt des Werkes ..................................................................................... 198 5. Die Quellen des Werkes .................................................................................. 199 5.1 Saloufas und Rodinos .................................................................... 199 5.2 Saloufas’ Beichtbuch und die Ἐπίσκεψις des Methodios Anthrakites ...................................................................................... 202 5.3 Saloufas und das Werk Ἁμαρτωλῶν Σωτηρία ......................... 204 5.4 Über den Gebrauch der Quellen .................................................. 204 Hauptteil C. Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griechischen Theologie ................................................................................. 207 V. KAPITEL. Das Beichtbuch von Chrysanthos Notaras (†1731) ................... 209
1. Der Autor ........................................................................................................... 209 2. Der geschichtliche Hintergrund der Entstehung: Chrysanthos und Constantin Bassarab Brancoveanu (1654–1714) ....................... 210 3. Die Verzögerung der Publikation und deren Ursachen ......................... 217 4. Gestalt und Quellen der Διδασκαλία ὠφέλιμος περὶ μετανοίας ........ 222
Inhalt
XI
4.1 Das Συνταγμάτιον des Gabriel Severos ..................................... 223 4.2 Die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία des Petrus Mogilas ......................... 226 4.3 Die Ἔκθεσις Εἰσαγωγικὴ des Bessarion Makres ...................... 233 4.4 Das Werk des Gennadios Scholarios ........................................... 237 4.5 Das Kapitel «Περὶ τῶν παλαιῶν ναῶν καὶ τῶν ἐν αὐτοῖς στάσεων» ......................................................................................... 240 5. Der Einfluss der Διδασκαλία des Chrysanthos auf die spätere Beichtliteratur .......................................................................................... 241
VI. KAPITEL. Das Beichtbuch des Patriarchen Kallinikos III. (1713–1791) .. 243
1. Der Autor ........................................................................................................... 243 2. Das Beichtbuch des Kallinikos: Zeit und Ort der Entstehung ............... 244 3. Der lange Weg zur Veröffentlichung .......................................................... 246 4. Gestalt und Quellen des Beichtbuches ....................................................... 253 4.1. Die Beziehung zum Werk Περὶ ἐξομολογήσεως des Rodinos .. 254 4.1.1 Die Art der Benutzung ............................................................... 254 4.1.2 Die Sprache ................................................................................... 259 4.1.3 Die Beichtbefugnis des Bischofs ................................................ 260 4.1.4 Das Problem des Vollzugs der Beichte durch Mönche ......... 262 4.1.5 Die Verpflichtung zur jährlichen Beichte und Kommunion .... 267 4.1.6 Die Haltung gegenüber der römisch‐katholischen Kirche .. 273 4.1.7 Das Beichtgeheimnis ................................................................... 274 4.1.8 Das Problem der Verfälschung der Kanones ......................... 276 4.2 Die Beziehung zur Διδασκαλία ὠφέλιμος περὶ μετανοίας des Chrysanthos .............................................................................. 277 4.2.1 Modifikationen und Zusätze des Kallinikos zu den aus der Διδασκαλία entlehnten Passagen ......................................... 282 4.2.2 Der Satisfaktionsbegriff .............................................................. 282 4.2.3 Die erforderlichen Qualifikationen des Beichtigers .............. 284 4.2.4 Das Problem der Simonie ........................................................... 286 4.2.5 Die Unterweisung über die Todsünden .................................. 288 4.3 Die Art der Verarbeitung der Hauptquellen durch Kallinikos .. 290 4.4 Weitere Quellen: Bellarmin und Symeon von Thessalonike .. 291 5. Das Beichtbuch des Kallinikos und die Absolutionsbriefe .................... 297
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Inhalt
VII. KAPITEL. Das Beichtbuch des Nikodemos Hagioreites (1749–1809) .... 303
1. Der Autor und der theologiegeschichtliche Hintergrund der Entstehung seines Beichtbuches .......................................................... 303 2. Das Beichtbuch ................................................................................................. 307 3. Die Quellen des Nikodemos ......................................................................... 308 3.1. Die handschriftlichen athonitischen Beichtbücher .................. 309 3.2 Paolo Segneris Πνευματικὸς Διδασκόμενος und Μετανοῶν Διδασκόμενος .............................................................. 310 3.3 Nikodemos und das Beichtbuch des Rodinos ........................... 316 3.4 Die Polemik des Nikodemos gegen das Beichtbuch des Kallinikos .......................................................................................... 323 3.5 Nikodemos und das Beichtbuch des Chrysanthos ................... 326 3.6 Nikodemos und die Ἐπίσκεψις von Anthrakites ..................... 328 3.7 Die Beziehung zwischen dem Beichtbuch des Nikodemos und dem Συνταγμάτιον des G. Severos ..................................... 329
Zusammenfassung ................................................................................................. 331
Literaturverzeichnis ................................................................................................ 339
Register ....................................................................................................................... 371
Einleitung Gegenstand der vorliegenden Studie sind der Entstehungsprozess der zur Zeit der Türkenherrschaft neu aufgekommenen, gedruckten grie‐ chischen Beichtbücher, ihre Quellen und ihre umstrittenen theologi‐ schen Inhalte 1 . Diese Werke sind in einem Zeitraum von anderthalb Jahrhunderten entstanden. Jener reicht von der Publikation des Ἐγχει‐ ρίδιον μεθοδικὸν… περὶ τοῦ μυστηρίου τῆς μετανοίας καὶ ἐξομολογήσεως des Nikephoros Paschaleus (1622) bis zur Veröffentlichung des Βιβλίον ψυχωφελέστατον (Ἐξομολογητάριον) des Nikodemos Hagioreites (1794). In jener Zeit wurden die der kirchlich‐politischen Oberaufsicht des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel unterstellten orthodo‐ xen Christen des Osmanischen Reiches zum Zankapfel in den Ausei‐ nandersetzungen zwischen den beiden großen Konfessionen des Westens, die in diesem Teil Europas auf der Suche nach Verbündeten waren. Diese Auseinandersetzungen haben sowohl das politische Selbstbe‐ wusstsein wie auch die theologische Entwicklung der Ostkirche nach‐ haltig geprägt. Dass die literarische Gattung der gedruckten Beichtbücher gerade zu diesem Zeitpunkt entstanden ist, legt von vornherein einen Zusam‐ menhang zwischen der Entstehung dieser Werke und den aktuellen konfessionellen Auseinandersetzungen nahe. Dieser Nexus, der in poli‐ tische, wirtschaftliche und theologische Teilaspekte zerfällt, macht ei‐ nen Schwerpunkt der vorliegenden Studie aus. Es soll im Folgenden deshalb der Versuch unternommen werden, diese Verbindung aufzu‐ zeigen. Dabei wird jedoch nicht einfach nur die eventuelle Überein‐ stimmung eines Werkes mit einer konfessionellen Richtung festgestellt; vielmehr wird diese in die jeweilige konkrete kirchenpolitische Initiati‐ ve eingebettet, die zur Entstehung des Buches führte. Weiter sollen auch die unmittelbaren Beziehungen zwischen den Trägern kirchen‐ politischer Initiativen und den Autoren der Werke untersucht werden. Hier mussten historische Ereignisse von weit reichender Bedeutung mit 1
Unter den gedruckten Beichtbüchern der Türkenherrschaft werden in der vorlie‐ i struito“ und „Il genden Arbeit E. Romanites’ Übersetzungen d er Werke „Il confessore penitente istruito“ von Paolo Segneri (1624‐1694) nicht berücksichtigt, weil sie keine Werke eines griechischen Autors sind und ich dieses Thema in einer früheren Studie bereits behandelt habe (S. Τσακίρης 2005). Beiden Werken kommt gleichwohl große Bedeutung bei der Ausgestaltung der neuen literarischen Gattung zu.
2
Einleitung
der Mikrohistorie der Autoren verbunden werden. Dieser Zugang soll schließlich auch die Versuche zur Publikation der Werke erhellen, setz‐ te doch eine Publikation wegen der fehlenden griechischen Druckerei‐ en im Osmanischen Reich stets eine bedeutende kirchenpolitische trei‐ bende Macht voraus. Die mikrohistorische Untersuchung soll ihrerseits dazu beitragen, auch große kirchenpolitische Ereignisse weiter zu er‐ hellen, so zum Beispiel den Streit um Kyrillos Lukaris und die Reaktion der römischen Kirche, den Versuch einer Union im ausgehenden 17. Jahrhundert oder den zeitgleichen Versuch einer durchgängigen Kon‐ fessionalisierung der griechischen Theologie. So sollen bisher unbe‐ kannte Aspekte dieser Ereignisse mithilfe des genannten Ansatzes zu Tage gefördert werden. Um den Entstehungs‐ und Publikationsprozess der Beichtbücher derart zu erforschen, habe ich mich auf Informationen gestützt, die in bislang unerforschten und disparat vorfindlichen Quel‐ len zu suchen sind. Wie sich nach einer ersten philologischen Analyse herausstellte, sind die zu untersuchenden Werke zu einem außergewöhnlich hohen Grad – teilweise sogar zur Gänze – Plagiate. Die Vorlagen sind griechische Werke (später sogar bereits gedruckte Beichtbücher), aber auch fremd‐ sprachlicher Herkunft. So erwies sich die Quellenfrage als besonders komplex, da fast alle Autoren ihre Quellen gezielt verbergen. Bei der Suche nach den benutzten Quellen war festzustellen, dass es zuweilen gerade die kirchenpolitischen Entstehungsverhältnisse der Werke wa‐ ren, welche die Auswahl der Quellen diktierten. Ein drittes Ziel der vorliegenden Studie besteht in der Untersuchung umstrittener inhaltlicher Ausführungen der Beichtbücher. So werden in Auswahl diejenigen Aussagen untersucht, die entweder direkt in Ver‐ bindung mit konkreten kirchenpolitischen Zielen des jeweiligen Beicht‐ buchs stehen bzw. zum Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten zwischen orthodoxen Theologen der Zeit wurden, oder aber charakte‐ ristische Merkmale der westlichen Theologie tragen, die durch die ortho‐ doxen Beichtbuchautoren übernommen wurden. Bei der Untersuchung dieser Inhaltspunkte werden auch weitere zeitgenössische theologische Texte herangezogen, zuerst weitere Werke der Beichtbuchautoren selbst, dann aber auch Werke anderer zeitgenössischer Theologen, von denen diese beeinflusst wurden. Die gedruckten Beichtbücher stellen in der griechischen Literatur‐ geschichte eine neue literarische Gattung dar. Bis zu ihrem Erscheinen standen für Fragen zum Vollzug der Beichte nur die handschriftlichen nomokanonischen Beichtbücher zur Verfügung, die mindestens bis zum Ende der Türkenherrschaft weiterhin, und damit parallel zu ihren ge‐ druckten Pendants, in Gebrauch waren. Im Unterschied zu diesen
Einleitung
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handschriftlichen Werken, die aus Sammlungen kirchlicher Kanones bestehen, welche für jede Sünde spezifische Bußauflagen (Epitimia) festlegen, versuchen die gedruckten Beichtbücher zusätzlich, den theo‐ logischen Horizont der Beichtpraxis aufzuzeigen. Anders als die hand‐ schriftlichen Beichtbücher richten sich die gedruckten auch nicht mehr ausschließlich an den Beichtvater, sondern an zweiter Stelle auch an den Beichtenden; so wird dessen Zugang zur Beichte zum Bestandteil des rechten Vollzugs des Sakraments. Die Werke wurden allesamt in der neugriechischen Volkssprache verfasst und nicht in der von den kirchlichen Behörden offiziell gebrauchten attizistischen Hochsprache. Sie fanden einen erstaunlich großen Leserkreis; diesem Erfolg wurde in manchen Fällen der Weg durch die freie Verteilung geebnet. All diese Merkmale hängen mit ihren kirchenpolitischen Zielen unmittel‐ bar zusammen. Die vorliegende Studie ist die erste Monographie, die den gedruckten Beichtbüchern in ihrer Gesamtheit gewidmet wird. Was die Erfor‐ schung der politischen Bedingungen angeht, unter denen sich die neue Gattung der gedruckten Beichtbücher entwickelt hat, so haben sich zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen von schwer zugängli‐ chen Quellen, wie zum Beispiel von Briefwechseln, Patriarchenbriefen oder Archivalien als besonders wertvoll erwiesen. Unter den zahlrei‐ chen in dieser Arbeit verwendeten Veröffentlichungen von Archivalien seien hier nur jene erwähnt, die sich für die genannten Fragestellungen als besonders fruchtbar erwiesen haben: Die Veröffentlichung der Brie‐ fe des Ökumenischen Patriarchen an die griechische Gemeinde Vene‐ digs durch I. Veloudos 2 und M. Manousakas 3 , die Veröffentlichung von Materialien über die Tätigkeit des Neophytos Rodinos (1576/7‐ 1659) aus dem Archiv der Propaganda fide durch C. Karalevskij 4 , des Briefwechsels zwischen N. Papadopoulos‐Komnenos und Chrysanthos Notaras (†1731) durch Chr. Papadopoulos 5 , des Berichtes der venezia‐ nischen Provveditori von Morea durch Sp. Lambros 6 sowie des Berich‐ tes von Meletios Typaldos (1648‐1713) durch E. Tsitselis und V. Bobou 7 , schließlich die Veröffentlichung von Briefwechseln zwischen Patriar‐ chen und Bischöfen einerseits sowie Fürsten, Männern der Kirche und Gelehrten aus der Moldau und der Walachei andererseits durch N. 2 3 4 5 6 7
S. Βελοῦδος 1893a. S. Μανούσακας 1968; Ders. 1969a. S. Karalevskij 1911; Ders. 1912. S. Παπαδόπουλος 1913. S. Λάμπρος 1884, 173‐220; Ders. 1885; Ders. 1900; Ders. 1926; Ders. 1927. S. Μπόμπου 1996; vgl. Τσιτσέλης 1904a.
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Einleitung
Iorga 8 und A. Papadopoulos‐Kerameus 9 , M. Gedeon 10 und K. Delika‐ nis 11 . Obwohl die besagten Quellen sich nicht auf die Beichtbücher direkt beziehen, enthalten sie dennoch wertvolle Auskünfte über ihre Autoren oder über die politischen Verhältnisse ihrer Zeit, die in Kom‐ bination mit anderen Nachrichten die Entstehung der Beichtbücher erklären helfen können. Dennoch bleibt die große Mehrheit der Quellen unveröffentlicht und unerforscht. Unter den Forschungen über die politisch‐kirchlichen Verhältnisse der Zeit ragt G. Herings Werk „Ökumenisches Patriarchat und Europäische Politik 1620‐1638“ 12 hervor, das die bisher vollständigste und genaueste Untersuchung über den politischen Rahmen von Kyrillos Lukaris’ Kir‐ chenpolitik darstellt. Obwohl kurz gefasst und teilweise veraltet, blei‐ ben L. von Rankes 13 und P. Zerledis’ 14 Studien über das Wirken Vene‐ digs in Morea und I. Veloudos’ 15 Arbeit über die griechische Gemeinde von Venedig besonders wertvoll. Jeder Versuch, die theologischen Texte der Zeit der Türkenherr‐ schaft zu erforschen 16 , gerät ohne eine vorausgehende Klärung der Quellenfrage in eine Sackgasse, da ein großer Teil dieser Werke Kompi‐ lationen aus westlichen Quellen sind, die bewusst verschwiegen wur‐ den. Dennoch sind bislang nur sehr wenige dieser Werke überhaupt einer Erforschung ihrer Quellen unterzogen worden und auch dann ohne die erforderliche Genauigkeit. Die Quellen der hier zu untersu‐ chenden Beichtbücher blieben bisher fast gänzlich unbekannt und un‐ erforscht. Die einzige Ausnahme stellt das Beichtbuch des Nikodemos Hagioreites (1749‐1809) dar. A. Elian, V. Cândea und I. Citterio haben 8 9 10 11 12 13 14 15 16
S. Iorga 1915; Ders. 1917. S. Papadopulos‐Kerameus 1909. S. Γεδεὼν 1888; Ders. 1936. S. Δελικάνης 1904; Ders. 1905. S. Hering 1968. S. von Ranke 1878. S. Ζερλέντης 1921. S. Βελοῦδος 1893. Seit der Veröffentlichung des Aufsatzes „Pseudomorphosis“ von D. Wendebourg (s. Wendebourg 1996, 565‐589), in dem die Ursachen der fast völligen Vernachlässigung der Theologie der Türkenherrschaft seitens der zeitgenössischen orthodoxen Forscher angesprochen werden, sind keine speziellen Forschungen zu diesem so großen Teil der griechischen Theologiegeschichte unternommen worden. Dagegen lässt sich in der „Profangeschichte“ der Türkenherrschaft während der letzten 30 Jahre eine explosive Zunahme an wissenschaftlichen Veröffentlichungen beobachten. Eine Erforschung der Quellen der theologischen Werke jener Zeit ist m.E. zusätzlich wichtig, weil sie grundle‐ gende Parameter der neueren griechischen Theologie verständlich machen könnte. Die soeben erschienene griechische Übersetzung (2005) des Werkes von G. Podskalsky, „Griechische Theologie in der Zeit der Türkenherrschaft (1453‐1821)“, wird hoffentlich mit neuen Impulsen zu speziellen theologiegeschichtlichen Forschungen anregen.
Einleitung
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fast gleichzeitig seine Abhängigkeit von den Werken Paolo Segneris festgestellt. Elian behandelt diese Abhängigkeit auf der Basis der ge‐ meinsamen theologischen Inhalte in einem kurzen, aber gehaltvollen Nachwort zur rumänischen Übersetzung des Beichtbuchs, ohne sie mit textlichen Parallelen nachzuweisen17 . Auch Citterio nimmt eine Abhän‐ gigkeit des Beichtbuchs von Werken Segneris an, beweist sie aber eben‐ falls nicht durch textliche Parallelität 18 . Außerdem nimmt er fälschli‐ cherweise auch dort eine Abhängigkeit von Segneri an, wo Nikodemos tatsächlich aus anderen Quellen schöpft 19 . Cândea hat als einziger die Abhängigkeit des Beichtbuchs mit textlichen Parallelen nachgewiesen, beschränkt sich jedoch darauf, den Abhängigkeitsgrad im ersten Teil des Beichtbuchs (wo Nikodemos selbst öfter auf Segneri hinweist) ge‐ nau zu bestimmen, während er sich im dritten Teil, der fast komplett auf Segneri zurückgeht, auf eine vage Behauptung des hohen Abhän‐ gigkeitsgrades beschränkt und diesen weder genau bestimmt noch beweist 20 . Ferner macht er das Werk direkt vom italienischen Original abhängig, nicht aber von der Übersetzung des E. Romanitis, die Niko‐ demos tatsächlich benutzte. Die genaue Bestimmung und der Nach‐ weis des Abhängigkeitsgrades, wie auch die Analyse von Nikodemos’ Rezeption von Begriffen der westlichen Scholastik wurden bereits in meiner einschlägigen Studie vorgenommen 21 , sie werden daher in die‐ ser Arbeit nur sehr knapp vorgestellt. Die bisherige Forschung über die theologischen Tendenzen der Beichtbücher ist gleichfalls kaum entwickelt, wenn man von den Beichtbüchern des Nikodemos und Kallinikos´ III (1713‐1791) absieht. Die einschlägige Forschung besteht in zwei Kapiteln in Angelo Amatos „Il sacramento della penitenza nella teologia greco‐ortodossa“ 22 und in G. Metallinos’ Aufsatz über die Satisfaktionslehre bei Nikodemos 23 . Zahl‐ reiche Bezugnahmen auf Nikodemos’ Beichtbuch finden sich in Studien zum Gesamtwerk des Nikodemos oder zu Einzelaspekten seiner Theo‐ logie, denen es jedoch oft an Wissenschaftlichkeit mangelt. Diejenigen Werke, die sich als nützlich erwiesen haben, werden in den entspre‐ chenden Kapiteln berücksichtigt. 17 18 19 20 21 22
S. Elian 1986, 165‐168. S. Citterio 1987, 359‐361. S. Τσακίρης 2005, 30, Anm. 95. S. Cândea 1988, 55‐59. S. Τσακίρης 2005, 29‐60. S. Amato 1982, und zwar die Kapitel „Il sacramento della penitenza nel Ἐξομολογητάριον di Callinico III...“ (181‐221) und „Il sacramento della penitenza nel Ἐξομολογητάριον di Nicodemo l´ Agiorita“ (256‐299). 23 S. Μεταλληνὸς 2002.
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Einleitung
Amatos Untersuchung der Beichtbücher von Nikodemos und Kal‐ linikos III. setzt sich zum Ziel, die theologische Bestimmung des Beicht‐ sakraments durch die beiden Autoren herauszuarbeiten und die Bü‐ cher in die geschichtliche Entwicklung der orthodoxen Beichttheologie einzuordnen. Der Autor erreicht m.E. aber aus mehreren Gründen nicht sein Ziel. So unterlässt er es zum Beispiel, der von Nikodemos vorge‐ brachten Beschuldigung nachzugehen, Kallinikos plagiiere das Werk des Rodinos, obwohl er diese Beschuldigung kennt 24 . Er nimmt folglich gar nicht wahr, dass ein großer Teil von Kallinikos’ Beichtbuch von Rodinos abhängig ist, und wird so zu der These verleitet, die Übereinstim‐ mung zwischen der Einleitung des Beichtbuches und der tridentini‐ schen Theologie zeuge von der tiefen theologischen Übereinstimmung zwischen West und Ost 25 . Er übersieht dabei, dass diese Einleitung einfach den unierten Rodinos ausschreibt, dessen Theologie, wie noch zu sehen sein wird, auf Bellarmin beruht 26 . Ferner nimmt er die Tatsa‐ che, dass Kallinikos in seinem Werk Buße und Beichte vornehmlich als Heilung der Sünde betrachtet 27 , als Zeichen für die Treue des Autors zur orthodoxen Bußtheologie. Die Stellen, auf die sich Amato hier be‐ zieht, gehen jedoch ebenfalls auf den unierten Rodinos zurück 28 , den Amato als römisch‐katholisch bezeichnet 29 . Dieses Beispiel zeigt auch Amatos unkritische, schematische Annäherung an den theologischen Inhalt der Werke: Das ausschlaggebende Kriterium für die Zuordnung eines Autors zur traditionellen orthodoxen Linie scheint einfach seine einmal vertretene Auffassung der Buße als Heilung der Sünde gewesen zu sein, die konkrete Weise jedoch, in der der Autor diese Auffassung einbettet, wird nicht beachtet. Ein zweites bezeichnendes Beispiel be‐ trifft erneut die Auffassung der Buße, diesmal bei Nikodemos 30 . Dabei beruft Amato sich nun auf Stellen, die zum großen Teil der griechi‐ schen Übersetzung des Beichtbuchs Il penitente istruito des Jesuiten Paolo Segneri entnommen sind. Die Unkenntnis der von Kallinikos und Nikodemos benutzten Vorlagen, kombiniert mit dem schematischen Zugang zur Theologie der Texte, hat Amato zu einer Vielzahl von problematischen Urteilen verleitet 31 . 24 25 26 27 28 29 30 31
Er widmet dieser einen Abschnitt seiner Arbeit, s. Amato 1982, 294‐296. Ebd., 218. S.u. S. 80ff. Amato 1982, 186, 212‐215. Καλλίνικος 1787, η’f.; vgl. Ροδινὸς 1671, 9f. Amato 1982, 294‐295. Ebd., 287‐292. Zur Methodologie Amatos am Beispiel seiner Behandlung des Themas der Buße in den Antwortschreiben des Patriarchen Jeremias an die Tübinger Lutheraner s. Wen‐ debourg 1985, 315, Anm. 89.
Einleitung
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Die beiden besagten Kapitel aus Amatos Werk bestehen zum größ‐ ten Teil aus schlichten Referaten ausgewählter Passagen der beiden Werke, sehr oft in Form eines Zusammentragens von Zitaten 32 . Weder wird dabei die systematische Begründung der Inhalte untersucht, noch eine dogmengeschichtliche Analyse der Einflüsse vorgenommen, die den fraglichen Text prägten. Wird dies zuweilen doch versucht, so be‐ schränkt sich der Autor auf eine Aufzählung von auffallend westlichen Inhaltspunkten 33 , deren Heranziehung er dann auf die „grundlegende dogmatische Übereinstimmung“ von West und Ost zurückführt 34 . Nicht zuletzt enthält Amatos Studie viele Ungenauigkeiten und Irrtümer 35 und zeichnet sich durch eine begrenzte Verwendung der einschlägigen Bibliographie aus, und zwar sowohl der historischen wie auch der dog‐ mengeschichtlich‐systematischen 36 . Sie berührt also keines der Themen dieser Arbeit, lässt die hier unbeachtete Frage nach dem dogmatischen Gehalt und der Rolle der Texte in der Dogmenentwicklung aber gleich‐ falls unbeantwortet, sodass diese von der zukünftigen Forschung er‐ neut behandelt werden müsste. Die italienische Übersetzung verschie‐ dener Passagen der Beichtbücher des Kallinikos und des Nikodemos, die Amato in seinem Werk bietet, stellt allerdings für manche eine Ge‐ legenheit dar, sich in Kürze über bestimmte Gedankengänge der beiden griechischen Autoren zu informieren. Ferner muss dem Autor aner‐ kannt werden, dass er als erster die historische und theologiegeschicht‐ liche Bedeutung der Beichtbücher wahrgenommen hat. G. Metallinos’ Aufsatz «Τὸ ἐξομολογητάριο τοῦ Ἁγίου Νικοδήμου» („Das Beichtbuch des Hl. Nikodemos“) befasst sich mit dem Satisfaktions‐ 32 33 34 35
Für bezeichnende Beispiele s. Amato 1982, 189‐196, 198‐201, 265f., 272‐278, 280‐286. S. zum Beispiel ebd., 293f. Ebd., 218 Erwähnt sei hier beispielsweise, dass Amato die Abschnitte, die der Metropolit von Mesembria, Samouel, in seiner Edition der zweiten Auflage (1837) von Kallinikos’ Beichtbuch hinzufügt, als Werk von Kallinikos selbst behandelt (ebd., 203‐211). Die‐ se Zusätze sind allerdings zweimal so umfangreich wie das Originalwerk. Der Satz des Redaktors, dass das Werk „mit etlichen Zusätzen umgestaltet und erweitert wurde“ («κατά τι περισσότερον μετεμορφώθη καὶ ἐπαυξήθη», Καλλίνικος 1837, α’, Anm. α’) hätte Amato dazu veranlassen müssen, die Erstausgabe (1787) zu konsul‐ tieren. Ferner führt er im Titel eines der Vorstellung der Inhalte des Beichtbuchs von Nikodemos gewidmeten Abschnitts (Amato 1982, 261‐264) die Auflage von 1794 an (wie auch im Abkürzungsverzeichnis), obwohl er in diesem Abschnitt eigentlich eine spätere Ausgabe vorstellt (in der von Amato verwendeten Ausgabe ist der vierte Teil Λόγος Ψυχοφελὴς enthalten, die in der Ausgabe von 1794 fehlt). 36 Es spricht für sich, dass Amato es unterlässt, die damals einzige Monographie über Kallinikos von Dyovouniotis (s. Δυοβουνιώτης 1915a) zu berücksichtigen. Ferner untersucht er das Thema der Buße und Beichte bei Metrophanes Kritopoulos nur anhand seiner Ὁμολογία, ohne das damals schon veröffentlichte Beichtbuch des Letzteren zu berücksichtigen.
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Einleitung
begriff in Nikodemos’ Beichtbuch. Gezeigt werden soll, dass der Begriff hier nicht im herkömmlichen westlichen Sinne zu verstehen ist, son‐ dern in einer Bedeutung, die mit der orthodoxen Tradition durchaus vereinbar sei; die „orthodoxe Tradition“ ist für den Autor dabei eine ho‐ mogene und im Voraus bekannte Größe. Auch die Anselm’sche, westli‐ che Theologie der Satisfaktion wird von Metallinos als bekannt voraus‐ gesetzt; zu ihrer Beschreibung bedient er sich dann eines polemischen, entstellenden Zitats von Chr. Yannaras: „Der terrorisierende Gott der sadisti‐ schen Gerechtigkeitsansprüche“ Anselms „dürstet unersättlich nach Satisfak‐ tion seiner durch die menschliche Sünde beleidigten Gerechtigkeit“ 37 . Nach‐ dem der Autor einige Stellen aus dem Beichtbuch zitiert hat, die die Satisfaktionslehre zum Ausdruck bringen und für Metallinos im Rah‐ men der orthodoxen Theologie zumindest in ihrer Formulierung prob‐ lematisch erscheinen, teilt er uns mit: „Nach mehrtägiger Überprüfung und Gesamtuntersuchung aller einschlä‐ gigen Stellen bin ich zum Schluss gelangt, dass der Begriff ‚Satisfaktion’ bei Nikodemos mit dem in der kirchlichen Wirklichkeit sehr üblichen Begriff εὐαρεστεῖν‐εὐαρεστεῖν τῷ Θεῷ zusammenfällt“ 38 .
Es wird allerdings nicht versucht, diese Behauptung, die die Hauptthese des Aufsatzes ausmacht, durch Argumente zu untermauern. Anschlie‐ ßend werden weitere Stellen des Beichtbuchs, die die fragliche Satisfakti‐ onslehre zum Ausdruck bringen, mit neutestamentlichen Textstellen parallelisiert. Ebenfalls ohne Argumente wird dann behauptet, die um‐ strittenen Formulierungen aus Nikodemos’ Beichtbuch hätten für ihren Autor denselben theologischen Gehalt wie die neutestamentlichen Text‐ stellen – was dieser jedoch sei, scheint als bekannt vorausgesetzt zu wer‐ den 39 . Es ist bemerkenswert, dass diejenigen Stellen des Beichtbuchs, die Metallinos als mit der patristischen Theologie vereinbar interpretiert, mehrheitlich auf die Übersetzung des Werkes Il penitente istruito des Jesu‐ iten P. Segneri zurückgehen; Metallinos ist sich jedoch sicher, dass die Satisfaktionslehre im Beichtbuch von Nikodemos „keine direkte Beziehung zu westlichen Quellen hat, denn auch in diesem Punkt bewegt er [sc. Nikodemos] sich problemlos innerhalb der biblischen und patristischen Sprache der Tradition“ 40 .
37 S. Μεταλληνὸς 2002, 120, 124; vgl. Γιανναρᾶς 1992, 201, 206. 38 Μεταλληνὸς 2002, 123; der Autor weist auf Hebr 11, 5‐6 und Röm 14‐18 hin. 39 „Außerdem, wenn Nikodemos schreibt, dass die Sünde ‚durch die unendliche Satisfaktion’ im Opfer Christi vergeben wird, gibt er den Vers Tit 3,5 treu wieder: «Οὐκ ἐξ ἔργων τῶν ἐν δικαιοσύνῃ, ἃ ἐποιήσαμεν ἡμεῖς, ἀλλὰ κατὰ τὸ αὐτοῦ ἔλεος ἔσωσεν ἡμᾶς διὰ λουτροῦ παλιγγενεσίας...»“, Μεταλληνὸς 2002, 125. 40 Ebd. 124.
Einleitung
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Dieser Aufsatz berührt also nicht die Thematik der vorliegenden Stu‐ die, leistet aber ebenso wenig eine problembewusste Behandlung des Themas Satisfaktion im Beichtbuch von Nikodemos, das somit als noch offen zu betrachten ist. In dieser Arbeit werden die Beichtbücher gemäß dem historisch‐ politischen Rahmen ihrer Entstehung in drei Gruppen geteilt: Beicht‐ bücher der Ära Loukaris (die Werke von N. Paschaleus, N. Rodinos, M. Kritopoulos), im Zuge der neuen Aktivitäten Venedigs in Morea ab 1685 entstandene Beichtbücher (die Werke von M. Anthrakites und Th. Saloufas), und schließlich Beichtbücher der Zeit nach der mit einer Konfessionalisierung der griechischen Theologie verbundenen Amts‐ zeit (1669‐1707) des Patriarchen Dositheos von Jerusalem. Dieser letzten Kategorie sind die Beichtbücher von Chrysanthos Notaras, Kallinikos III. und Nikodemos Hagioreites zuzuordnen. Der Aufbau dieser Arbeit wird der Chronologie der Publikationen der Beichtbücher folgen; jedes Buch wird einzeln in einem Kapitel be‐ handelt, immer im Vergleich mit den früheren Werken der Gattung. In Anbetracht des doppelten Hauptziels meiner Untersuchung zerfällt jedes Kapitel in der Regel in zwei Teile: im ersten werden die kirchen‐ politischen Koordinaten der Entstehung des Beichtbuchs aufgezeigt, während im zweiten Teil die Quellen und die inhaltlich‐theologischen Probleme behandelt werden. In dieser Arbeit wurden ferner möglichst viele Texte jener Zeit berücksichtigt, die den Inhalt der Beichtbücher erhellen könnten. Unter den handschriftlichen Beichtbüchern, die, wie gesagt, Kanonensammlungen sind, werden – soweit dies möglich ist – vor allem diejenigen berücksichtigt, die durch die gedruckten Beicht‐ bücher beeinflusst worden sind. Die Wechselwirkung zwischen den beiden verwandten Gattungen – die hier nur festgestellt werden kann – sollte zum Gegenstand weiterer Forschung werden. Bei Quellenzitaten wurde in der Regel die Rechtschreibung des Originals beibehalten, mit Ausnahme weniger Korrekturen offensichtlicher Druckfehler. Die Begriffe orthodox, katholisch und protestantisch/calvinistisch werden im konventionellen Sinn als Bezeichnungen der Konfessions‐ zugehörigkeit verwendet.
Hauptteil A
Die Entstehung der ersten gedruckten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris (1570/2–1638)
I. KAPITEL Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus (†1628?) 1. Autor und Werk Die uns erhaltenen Zeugnisse über das Leben des Nikephoros Pascha‐ leus sind äußerst spärlich 1 . Höchstwahrscheinlich wurde er in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Korfu geboren und siedelte im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts nach Venedig um. Dem Vorwort zu seinem Beichtbuch entnehmen wir, dass Paschaleus Schüler des 1717 zum Metropoliten von Philadelphia gewählten Theophanes Xenakes gewesen ist 2 . Spätestens in den Jahren 1619‐1620 wurde er als Lektor in der Druckerei von Antonio Pinelli eingestellt, und übernahm damit die Nachfolge von Xenakes, der diese Stelle bis zum Jahre 1615 innehatte 3 . Anscheinend blieb Paschaleus bis 1628 4 bei Pinelli und betreute als Lektor zahlreiche Publikationen, vor allem liturgische Werke 5 . Zu‐ gleich war er Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche in Venedig. In den Ehere‐ gistern der dortigen griechischen Gemeinde wird er am 23. Januar 1619 zum ersten Mal als Spender des Sakramentes angeführt 6 , zum letzten Mal am 28. Juni 1626 7 . Das muss jedoch nicht heißen, dass er Venedig 1
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Die vorhandenen Angaben über sein Leben sind äußerst knapp und keineswegs aufschlussreich; s. Χιώτης 1981, 164; Παπαδόπουλος‐Βρετὸς 1854, 238; Μάτσος 1932, 775; Σάθας 1868, 408; Ζαβίρας 1972, 473, 504 (mit ungenauen Angaben). Πασχαλεὺς 1622, 7. Diese Information gibt auch Legrand, der das Vorwort des Beicht‐ buchs gelesen hatte (Legrand 1895, 173), sowie im Anschluss daran Loizos (Λοΐζος 1930, 84) und Karathanases (Καραθανάσης 1972, 152 Anm. 59), die aber anschei‐ nend über keine weiteren Quellen außer Legrands Angabe verfügen. Vgl. die Ausgabe des Εὐαγγέλιον aus dem Jahre 1614 (Παπαδόπουλος 1984, 85f. Nr. 1126). S. Παπαδόπουλος 1984, 138 Nr. 1857; s. auch Legrand 1894, 258f. Nr. 180. S. Παπαδόπουλος 1984, 164 Nr. 2191, 435 Nr. 5783, 209 Nr. 2818‐2821, 326 Nr. 4382, 164 Nr. 2192, 300 Nr. 4041, 86 Nr. 1128, 346 Nr. 4643, 289 Nr. 3881, 213 Nr. 2887, 298 Nr. 4014, 303 Nr. 4073‐4074, 296 Nr. 3982, 300 Nr. 4042, 310 Nr. 4173, 138 Nr. 1857, 305 Nr. 4112‐4113, 308 Nr. 4143, 312 Nr. 4202. Μανούσακας‐Σκουλᾶς 1993, 43. Ebd., 102. I. Veloudos zufolge wurde Paschaleus im Jahre 1622 Pfarrer der St.‐Georgs‐ Kirche. Diese Angabe wird durch die weiter unten aufgeführten Informationen bes‐ tätigt (Βελοῦδος 1893, 181).
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
unmittelbar darauf verließ 8 . Wahrscheinlich dauerte sein Aufenthalt noch mindestens bis 1628, als das letzte von ihm betreute Buch bei Pi‐ nelli gedruckt wurde. Danach verlieren sich seine Spuren. Neben seinem Beichtbuch verfasste Paschaleus außerdem ein Werk mit dem Titel Σύνταγμα (…) διὰ ταῖς τεσσαρακοσταῖς καὶ νηστείαις τοῦ χρόνου, das bis heute unveröffentlicht ist 9 . In der griechischen Literatur stellt das Ἐγχειρίδιον μεθοδικὸν… περὶ τοῦ μυστηρίου τῆς μετανοίας καὶ ἐξομολογήσεως das erste Exemplar der neu aufkommenden Gattung gedruckter Beichtbücher dar 10 . Die Beweggründe für seine Abfassung und Publikation lassen sich nur schwer rekonstruieren, da bis auf das Vorwort des Verfassers keinerlei Informationen erhalten sind, die diese erhellen könnten. Dennoch kön‐ nen die engen Verbindungen zwischen Paschaleus und dem Metropoli‐ ten von Philadelphia, Theophanes, sowie die Einbettung der Publikati‐ on in ihren historischen Kontext als Wegweiser dienen. Das Werk wurde 1622 in Venedig gedruckt, in einer Zeit also, da die Serenissima die Publikation griechischer Werke nahezu monopoli‐ sierte. Die ebenfalls 1622 gegründete Congregatio de Propaganda Fide, die erst sechs Jahre später ihre eigene griechische Druckerei gründen sollte, ließ ihre griechischen Bücher in Rom drucken 11 . Als das Beicht‐ buch veröffentlicht wurde, befand sich in Venedig keine einzige Dru‐ 8
Auch Methodios Anthrakites, der viele Jahre später als Pfarrer an derselben Kirche dienen sollte, wird im selben Eheregister nur bis 1703 als Spender des Sakramentes aufgeführt, obwohl er Venedig erst nach 1708 verließ (s.u. Kap. III Anm. 12), was auch das Taufregister bezeugt. Eine Veröffentlichung des Taufregisters könnte eventuell zeigen, bis wann Paschaleus Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche war. 9 S. Ms 117, 133r‐150r; dieses Werk stellt eine kurze Abhandlung über die vier großen Fastenzeiten im Kirchenjahr der orthodoxen Kirche dar. Paschaleus richtet es „an je‐ ne, die eine Antwort auf die Vorwände der Gefräßigen geben wollen, welche sagen: wo steht denn geschrieben, dass wir fasten sollen, und welche Kanones schreiben dies vor?“ («πρὸς ἐκείνους ὁποῦ ἐπιθυμοῦσι νὰ ἀποκρίνονται ἐναντίον εἰς κάποιους λαίμαργους ὁποῦ προφασίζονται λέγοντας· ποῦ εἶναι γραμμένο νὰ νηστεύωμεν καὶ ποῖοι κανόνες τὸ ὁρίζουσι;», ebd., 133v); seine Quellen sind die Apostolischen Kanones und Symeon von Thessaloniki. Legrand, Zaviras und Sathas schreiben Paschaleus noch ein weite‐ res Werk mit dem Titel „Das Leben des Heiligen Andreas von Kreta“ zu (Ὁ βίος τοῦ ἁγίου Ἀνδρέα Κρήτης, s. Legrand 1895, 564; Ζαβίρας 1972, 483; Σάθας 1868, 408), das 1673 bei Nikolaos Glykys in Venedig gedruckt worden ist. Thomas Papadopou‐ los gibt in seiner Bibliographie unter Hinweis auf die drei genannten Forscher einen Demetrios Paschaleus als Autor des Buches an, weist jedoch darauf hin, dass ihm kein Exemplar jenes Werkes bekannt sei (s. Παπαδόπουλος 1984, 101). Solange aber kein einziges Exemplar bekannt ist, lässt sich über die Autorschaft von Nikephoros Paschaleus nicht urteilen. 10 Zum vollständigen Titel s.u. Anm. 92. Als dieser neu aufgekommenen Gattung zugehö‐ rig werden im Folgenden alle gedruckten Beichtbücher bezeichnet, welche sich, wie in der Einleitung beschrieben, von den handschriftlichen nomokanonischen Beicht‐ büchern deutlich unterscheiden. 11 Zur Gründung der griechischen Druckerei der Propaganda s.u. Kap. II Anm. 25.
Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus
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ckerei in griechischem Besitz, und die Mehrzahl der in Venedig ge‐ druckten griechischen Werke war für ein westeuropäisches Gelehrten‐ publikum bestimmt. Einzige Ausnahmen sind liturgische Bücher, die hauptsächlich bei Pinelli gedruckt wurden, und einige sporadische Neuauflagen pastoraltheologischer Werke – so etwa der Θησαυρὸς des Damaskenos Stoudites, der 1608 unter dem Lektorat von Theophanes Xenakes in Venedig neu aufgelegt wurde. Eine weitere Neuauflage desselben Werkes wurde 1628 durch Paschaleus lektoriert 12 . Davon abgesehen war die Publikation von pastoraltheologischen Werken, die für die griechischsprachige orthodoxe Bevölkerung bestimmt waren, jedoch überaus selten, was sowohl auf das schlechte Bildungsniveau des griechischen Klerus im Osten zurückzuführen ist, als auch auf die Indifferenz des Patriarchats von Konstantinopel gegenüber pastoralen Bedürfnissen. Mit Ausnahme von Loukaris zeigten die Patriarchen an Buchpublikationen kein besonderes Interesse. Das Beichtbuch des Pa‐ schaleus ist das erste gedruckte Werk in griechischer Sprache, das sich ausschließlich der Pastoraltheologie widmet und stellt somit einen Mei‐ lenstein in der Geschichte der griechischen gedruckten Literatur dar. Die Publikation des Buches fällt in die Zeit, als der Konflikt zwi‐ schen Loukaris und dem Vatikan 13 zu eskalieren begann. Dieser Kon‐ flikt teilte die theologischen Autoren der Zeit in zwei Lager, so dass fast 12 Damaskenos’ Θησαυρὸς wurde zwar in der hier untersuchten Zeit bei Pinelli neu aufgelegt, die Erstauflage aus dem Jahre 1561 ist jedoch in einen ganz anderen histo‐ rischen Rahmen einzuordnen. Die Veröffentlichung von Paschaleusʹ Beichtbuch wirkt insofern eigentümlich, als theologische Bücher in neugriechischer Sprache damals auf kirchliche (meist von Rom ausgehende), und nicht auf private Initiativen hin gedruckt wurden. veröffentlichten Διδαχὲς des Alexios Rartouros wie auch die Homi‐ Die 1560 lien des I. Kartanos (Erstauflage: 1536), die von Pinelli mit dem Θησαυρὸς des Da‐ maskenos im selben Band gedruckt wurden, und das 1574 von Ioannes Nathanael edierte Werk Ἡ θεία λειτουργία μετὰ ἐξηγήσεων διαφόρων διδασκάλων sind dank der eigenständigen Initiative ihrer griechischen Autoren publiziert worden; diese Werke sind an das große griechische Lesepublikum des Ostens gerichtet. Obwohl Severosʹ Συνταγμάτιον (1600), wie noch zu zeigen sein wird, die griechische Theo‐ logie des 18. Jahrhunderts stark beeinflusste, ist es kaum rezipiert worden, weil es nicht in der Volkssprache verfasst war. Das Werk hatte eher zum Ziel, die (von sei‐ nem Autor als solche bezeichnete) orthodoxe Glaubenslehre den zeitgenössischen Christen des Westens – Katholiken wie Protestanten – darzulegen. Im selben Jahr wie das Beichtbuch des Paschaleus (1622) wurde die ebenfalls in neugriechischer Sprache verfasste Χριστιανικὴ Κατήχησις des Zacharias Gerganos in Wittenberg ge‐ druckt. Dieses Werk richtete sich zwar an ein griechisches Publikum, ob es jedoch große Verbreitung fand ist angesichts seines hohen Kaufpreises fraglich (s. Hering 1992, 116). Gerganos, der höchstwahrscheinlich zum Metropoliten von Ioannina ge‐ weiht wurde, unternahm allerdings energische Versuche zur Verbreitung seines Werkes, wie Neophytos Rodinos mitteilt (s.u. S. 56). 13 S. dazu S. 46ff.
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
alle theologischen Veröffentlichungen direkt oder indirekt einer kon‐ kreten kirchenpolitischen Initiative im Rahmen dieses Konfliktes dien‐ ten. Im Zuge seines groß angelegten Versuches einer Ausdehnung nach Osten, verstärkte der Vatikan seine publizistischen Tätigkeiten durch die Gründung einer griechischen Druckerei 14 und versuchte so, Louka‐ ris entgegenzuwirken. Dieser publizierte seinerseits zunächst unter Mithilfe der Wittenberger Lutheraner 15 und gründete später die erste griechische Druckerei auf osmanischem Boden 16 . Es ist m. E. sehr wahr‐ scheinlich, dass die Publikation des Ἐγχειρίδιον μεθοδικὸν von Pascha‐ leus ebenfalls dem Kontext dieser Auseinandersetzung zuzuordnen ist. Angesichts der Tatsache, dass uns keine direkten Informationen über das Beichtbuch erhalten sind, lassen sich Thesen zu seiner Entstehung und Motivation allerdings nur über den Umweg der Untersuchung seines Inhalts und seiner historischen Einbettung aufgrund indirekter Hinweise und unter Vorbehalt aufstellen 17 . Nikephoros Paschaleus war mit dem Metropoliten von Philadel‐ phia, Theophanes Xenakes, eng verbunden. Er war sein Schüler und Nachfolger in Pinellis Druckerei und wurde als Pfarrer der St.‐Georgs‐ Kirche schließlich sein Mitarbeiter. Diese enge Verbundenheit bezeugt auch der Autor selbst im Vorwort seines Beichtbuchs, als er zu seinem Amt als Beichtiger bemerkt: „Und ich nahm eine große, schwer zu tragende Bürde auf mich– auf Befehl des heiligsten Gebieters und meines weisesten Lehrers und geistlichen Va‐ ters, des Herrn Theophanes Xenakes, des Bischofs von Philadelphia, der jetzt hier den Vorsitz innehat – und ich wurde von großer Angst und
14 S.u. Kap. II Anm. 25. 15 Loukaris arbeitete mit den Wittenberger Lutheranern zusammen, um unter anderem den Druck der protestantierenden Katechese des Zacharias Gerganos in Wittenberg und seine Verbreitung im Osten zu bewirken. Der Autor der Katechese war die Ver‐ bindungsperson zwischen Loukaris und den Lutheranern. Worin die Mitarbeit des Loukaris im Einzelnen bestand und welchen Umfang sie einnahm, lässt sich anhand der erhaltenen Quellen ebenso wenig genau bestimmen wie ihre Methoden und Zie‐ le. A. Argyriou beschreibt in der Einleitung zu seiner Edition von Gerganosʹ hand‐ schriftlichem Offenbarungskommentar diese Mitarbeit nur auf der Basis von Hypo‐ thesen, ohne sich auf konkrete Quellen stützen zu können (s. Γεργανὸς 1991, 24f.). Eine einschlägige Information findet sich im Text des Beschlusses der Propaganda‐ kongregation vom 13. November 1627 über die zu ergreifenden Maßnahmen gegen Loukaris. Der Beschluss erwähnt die Katechese des Gerganos als “catechismum lingua vulgari graeca a Cyrillo contra catholica dogmata impressum sub nomine cuiusdam Zachari‐ ae“ (Hofmann 1929, 55f.). 16 S.u. S. 46ff. 17 Ein umfangreiches Studium der Archive des Istituto Ellenico, das im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich war, könnte den kirchenpolitischen Zusammenhang und die Gründe für die Abfassung des Beichtbuches eventuell weiter erhellen. Die zahlrei‐ chen Wissenschaftler, die diese Archive bereits erforscht haben, erwähnen Pascha‐ leus jedoch nicht.
Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus
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Furcht ergriffen, weil ich jetzt die Theorie in die Praxis umsetzte, wobei ich dieses zweite Unterfangen [gemeint ist das Amt des Beichtigers; das erste ist das Priesteramt] sehr oft zu vermeiden pflegte, da ich sowohl meine Schwäche und die Beschränktheit meiner Erkenntnis kenne, wie auch vor‐ nehmlich die große Gefahr, die mit diesem Berufe einhergeht“ 18 .
Es lässt sich daraus schließen, dass es wohl Xenakes war, der Pascha‐ leus das Amt des Beichtsvaters verliehen hat. Vielleicht hatte er ihm auch das zur Priesterweihe erforderliche Empfehlungsschreiben ausgestellt. Paschaleus’ Ergebenheit gegenüber seinem Metropoliten wird nicht zuletzt an einem Eintrag im Eheregister der griechischen Gemeinde Venedigs deutlich: Paschaleus unterzeichnet als „Pfarrer des heiligsten Metropoliten von Philadelphia, des Herrn Theophanes“ 19 .
2. Kyrillos Loukaris und der Metropolit von Philadelphia, Theophanes Xenakes Xenakes’ Zukunft als Metropolit von Philadelphia 20 war allerdings ungewiss. Obwohl er 1617 durch das Votum einer großen Mehrheit der Wahlberechtigten 21 zum Metropoliten gewählt und seine Wahl durch das Ökumenische Patriarchat bestätigt worden war 22 , stellte sich seine Lage zur Zeit der Publikation des Beichtbuchs nicht mehr allzu günstig dar. Auf dem Ökumenischen Thron saß nun Kyrillos Loukaris, der Xenakes anscheinend nicht wohlwollend gegenüberstand. Spätestens 1621, also ein Jahr vor der Veröffentlichung des Beicht‐ buchs, wandte sich Loukaris offen gegen Xenakes, weil dieser Markos Liases 23 als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche abgesetzt hatte. Liases wandte 18 «καὶ μέγα φορτίον δυσβάστακτον νὰ ἐπιχειρίσθηκα, προστάξει τοῦ πανιερωτάτου δεσπότου καὶ σοφωτάτου μου δασκάλου καὶ γέροντος κυρίου Θεοφάνους φιλαδελ‐ φείας τοῦ ξενακίου τοῦ νῦν ἐνταῦθα προεδρεύοντος εἰς μεγάλην ἀγωνίαν καὶ φόβον εὐρέθηκα, βάνοντας εἰς πρᾶξιν τὴν θεωρίαν ἂν καλὰ καὶ ἐπαραιτούμουν πολλάκις τοῦτο τὸ δεύτερον ἐπιχείρημα γνωρίζοντας τὴν ἀδυναμίαν μου, καὶ στενὸν τῆς γνώσεως, ἀλλὰ καὶ τὸν κίνδυνον τὸν μεγάλον ὁποῦ εἶναι συντροφιασμένον τοῦτο τὸ ἐπάγ‐ γελμα...», Πασχαλεὺς 1622, 7f. 19 «ἐφημέριος τοῦ πανιερωτάτου μητροπολίτου Φιλαδελφείας κυρίου Θεοφάνους...», Μανούσακας‐Σκουλᾶς 1993, 43. 20 Über die Metropolie von Philadelphia, deren Sitz zu jener Zeit Venedig war, s.u. Kap. III Anm. 35. 21 Μανούσακας 1969a, 35f., wo die Wahlurkunde veröffentlich ist. Hiernach wurde Xenakes mit 142 Stimmen und 15 Gegenstimmen gewählt. 22 Cigogna 1830, 497. Xenakes wurde nach der Intervention des venezianischen Senats bzw. des Bailo bei der Pforte von Patriarch Timotheos II. in Konstantinopel geweiht (Μανούσακας 1969a, 37). 23 Markos Liases war 1618 von der griechischen Gemeinde Venedigs zum Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche gewählt worden, wurde aber im April 1622 wegen eines beleidi‐
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
sich daraufhin an den Patriarchen, um rehabilitiert zu werden. In sei‐ nem Synodalschreiben, das er wohlgemerkt an die griechische Gemeinde Venedigs richtete, brachte Loukaris seinen Konflikt mit Xenakes offen zum Ausdruck: „Weil der Metropolit von Philadelphia, Herr Theophanes, gegen den Priester Herrn Markos Liases die Absetzung gegen die Vernunft und die Kanones verhängte, wobei er das, was unsere hiesige Kirche Christi in solchen Fäl‐ len vorsieht, überhaupt nicht beachtet hat…, so erklärt er [sc. der Patriarch] diesen vom besagten Metropoliten von Philadelphia, Herrn Theophanes, gefällten Beschluss für ungültig und hebt ihn auf… Sollte aber irgendein Ungehorsamer und Unfügsamer diesen unseren patriarchalen Beschluss übertreten, dann sei dieser, wenn er Priester ist, von jeder priesterlichen Handlung und von jedem priesterlichen Rang suspendiert; und sollte dieser auch seine Suspendierung verachten, so sei er von Gott durch die Exkom‐ munikation getrennt und zur vollgültigen Absetzung verurteilt. Wenn er aber ein Laie ist, dann sei er von Gott durch Exkommunikation getrennt, verflucht und ohne Vergebung, und ohne die Absolution auch nach dem Tode, in diesem und im kommenden Äon, und [seine Leiche] möge an‐ schwellen, und er möge den Fluch der heiligen Väter der Konzile von Nicaea haben und den Aussatz von Gehasi und die Schlinge von Judas erben“ 24 .
Dennoch widersetzte sich Xenakes den Befehlen des Patriarchen und weigerte sich, Liases zu rehabilitieren. Anscheinend war auch Pascha‐ leus in diesen Konflikt involviert. Wie wir sahen, unterzeichnete er im Jahre 1619, als Liases noch Pfarrer von St.‐Georg war, im Taufregister als „Pfarrer des heiligsten Metropoliten von Philadelphia, Herrn Theopha‐ nes“ 25 . Am 3. April 1621, wenige Tage vor Liases’ Absetzung (25. Ap‐ ril), unterschrieb er als πανημέριος der Kirche 26 und im Oktober des‐ selben Jahres nunmehr als Pfarrer (ἐφημέριος) 27 . Paschaleus übernahm also offenbar Liases’ Stelle. Xenakes vertraute Paschaleus das Amt des Beichtvaters wahrscheinlich gerade zu diesem Zeitpunkt an, damit 24
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genden Berichts (dessen Inhalt und Motive unbekannt bleiben) gegen den Metropo‐ liten Th. Xenakes endgültig abgesetzt (Μανούσακας 1968, 61f.). «Ἐπειδὴ παράλογος καὶ παρακανόνας ὁ Φιλαδελφείας κῦρ Θεοφάνης καθαίρεσιν ἐξεφώνησε κατὰ τοῦ ἱερέως κῦρ Μάρκου Λιασῆ, μηδόλως τηρήσας ἅπερ ἡ καθ’ ἡμᾶς τοῦ Χριστοῦ ἐκκλησία ἐν τοιαύταις ὑποθέσεσιν φυλάττει... ταύτην τὴν ἀπόφασιν, δι’ ἧς ἔκρινεν ὁ ῥηθεὶς Φιλαδελφείας κῦρ Θεοφάνης... ἀκυροῖ καὶ ἀθετεῖ... Ἂν δὲ ἀπειθὴς καὶ ἀνυπότακτος ἀθετήσῃ τήνδε τὴν ἡμετέραν πατριαρχικὴν ἀπόφασιν, ἱερεὺς μὲν ἀργὸς εἴη πάσης ἱερατείας ἐνεργείας καὶ τάξεως, καταφρονῶν δὲ τῆς ἀργίας καὶ ἀφωρισμένος ἀπὸ Θεοῦ, ὡς καὶ τελείᾳ καθαιρέσει ὑπόδικος, λαϊκὸς δὲ ἀφωρισμένος ἀπὸ Θεοῦ, κατηραμένος καὶ ἀσυγχώρητος καὶ ἄλυτος μετὰ θάνατον ἐν τῷ νῦν αἰῶνι καὶ μέλλοντι καὶ τυμπανιαῖος καὶ ἐχέτω τὰς ἀρὰς τῶν ἁγίων πατέρων τῶν ἐν Νικαίᾳ συνόδων καὶ κληρονομησάτω τὴν λέπραν τοῦ Γιεζὶ καὶ τὴν ἀγχόνην τοῦ Ἰούδα», Μανούσακας 1969a, 38f. Μανούσακας‐Σκουλᾶς 1993, 43. Ebd., 44; Über die erste Suspendierung von Liases am 25.03.1621 s. Μανούσακας 1968, 62. Μανούσακας‐Σκουλᾶς 1993, 43.
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dieser den Anforderungen seiner neuen Stelle als Pfarrer von St.‐Georg besser entsprechen könne. Paschaleus selbst schreibt in dem schon zitierten Abschnitt seines Beichtbuches: „ich nahm eine große, schwer zu tragende Bürde auf mich – auf Befehl des heiligsten Gebieters und meines weisesten Lehrers und geistlichen Vaters, des Herrn Theophanes Xenakes, des Bischofs von Philadelphia, der jetzt hier den Vorsitz innehat“ 28 .
Anstatt Liases, der mittlerweile die Gunst des Patriarchen genoss, zu rehabilitieren und damit dem patriarchalen Befehl zu genügen, ver‐ schaffte Xenakes also einem treuen Mitarbeiter und Schüler dessen Stelle. Loukaris ist seinerseits nicht bei der Rehabilitierung von Liases geblieben, sondern verlieh ihm überdies das Amt des Beichtvaters „als einem würdigen und geeigneten Manne“ 29 – genau wie es Xenakes zu‐ gunsten von Paschaleus getan hatte. Paschaleus blieb freilich nach wie vor Pfarrer und Beichtvater der St.‐Georgs‐Kirche 30 . Im Juli 1622 richte‐ te sich Loukaris in derselben Angelegenheit mit einem weiteren Brief an die Gemeinde, diesmal sogar mit der Forderung, dass dieser in der St.‐Georgs‐Kirche verlesen werde. Der Metropolit wurde so vollkom‐ men ignoriert 31 . Xenakes verweigerte sich allerdings auch dieses Mal den Forderungen des Patriarchen und rief dadurch eine erneute Reak‐ tion des Loukaris hervor: der Patriarch verlangte nun abermals mit einem Brief an die griechische Gemeinde die umgehende Rehabilitie‐ rung von Liases 32 . Die Gemeinde ließ dem Patriarchen eine Antwort zukommen, in der sie klarstellte, dass sie die Gültigkeit seines Be‐ schlusses anerkenne, jedoch in keinster Weise an Liasesʹ Verurteilung und Exkommunikation beteiligt gewesen sei. Dadurch wurde die volle Verantwortung für die Vorgänge Xenakes zugeschoben 33 . Der Konflikt zwischen Loukaris und Xenakes sollte mit weiteren Zwischenfällen fortgesetzt werden 34 . Im Laufe dieses Konflikts wandte sich Loukaris 28 «... καὶ μέγα φορτίον δυσβάστακτον νὰ ἐπιχειρίσθηκα, προστάξει τοῦ πανιερωτά‐ του δεσπότου καὶ σοφωτάτου μου δασκάλου καὶ γέροντος κυρίου Θεοφάνους φιλα‐ δελφείας τοῦ Ξενακίου τοῦ νῦν ἐνταῦθα προεδρεύοντος», Πασχαλεὺς 1622, 7. Es lässt sich allerdings nicht ausschließen, dass Paschaleus schon vor seiner Einstellung als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche die Würde des Geistlichen empfing. 29 «ὡς ἀνδρὶ ἀξίῳ καὶ ἁρμοδίῳ», Μανούσακας 1969a, 39. 30 Liases stellte sich erneut zur Wahl und wurde am 2. September 1629 zum Pfarrer der St.‐ Georgs‐Kirche gewählt. Wenig später, am 13. April 1630, starb er (s. Μανούσακας 1968, 62 Anm. 8). 31 Ebd., 61. 32 Βελοῦδος 1993a, 25‐29. 33 Μανούσακας 1968, 62. 34 Ebd., 59‐61. Weil das Testament einer Griechin, die u.a. der griechischen Kirche Venedigs bzw. dem Metropoliten Xenakes 100 Dukaten hinterließ, nicht vollstreckt wurde, sandte Loukaris auf Bitten des Ehemannes einen weiteren Synodalbrief an
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sogar an den Bailo von Venedig in Konstantinopel und durch diesen an den venezianischen Senat, um im Falle des erwähnten Testamentes 35 Maßnahmen gegen Xenakes zu erreichen. Der Bailo bat Loukaris je‐ doch, den Bischof von Philadelphia nicht mit derlei Anschuldigungen anzugreifen 36 . Loukaris hatte nunmehr Xenakes seine Missgunst gezeigt. Letzterer brauchte nun die politische Unterstützung Roms, denn ohne diese hätte er seine Kathedra kaum zu verteidigen vermocht, da Loukaris auch unter den orthodoxen Gläubigen der venezianischen Gemeinde große Popu‐ larität und hohes Ansehen genoss. Die venezianische Regierung zählte damals zu den engsten Verbündeten des Patriarchen 37 und konnte daher nicht offen Partei gegen ihn ergreifen. So versuchte sie, im Kon‐ flikt zwischen den beiden Männern neutral zu bleiben. Der Metropolit von Philadelphia und sein treuer Schüler und Mitarbeiter Paschaleus wussten sich jedenfalls im Visier des Patriarchen und konnten sich auf ihren Posten in St.‐Georg keineswegs sicher fühlen. Der wahre Grund für die heftige Reaktion des Patriarchen gegen‐ über dem Metropoliten von Philadelphia, der als geistlicher Anführer der blühenden griechischen Gemeinde Venedigs eine wichtige Rolle spielte und auch politische Macht besaß, waren freilich weder die Sus‐ pendierung des Priesters Liases noch die Probleme, die sich durch die Eröffnung eines Testamentes ergeben hatten 38 . Die griechische Gemeinde Venedigs hatte Xenakes zum Metropoli‐ ten gewählt, nachdem Loukaris’ Kandidatur zurückgezogen wurde, wie folgender Abschnitt aus der Wahlurkunde zeigt: „[denn] es gefiel einigen unserer Brüder, die zuletzt durchgeführte Wahl eines Prälaten für diese unsere Nation dadurch zu ehren, dass sie den hei‐ ligsten und verehrungswürdigsten Herrn Kyrill, Patriarch von Alexand‐
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die venezianische Gemeinde. Adressaten auch dieses Briefes sind die Mitglieder des Gemeinderates, während der Metropolit unerwähnt bleibt. Und auch in diesem Brief wiederholen sich die Verfluchungen des Patriarchen gegen all diejenigen, die in die‐ ser Angelegenheit verwickelt waren: „sie mögen von Gott dem Allmächtigen exkommu‐ niziert sein und verflucht und ohne Vergebung, und sie mögen nach dem Tode ewiglich ohne Vergebung bleiben im jetzigen und im künftigen Äon, und sie mögen von den dreihundert‐ achtzehn heiligen, gotttragenden Vätern des Konzils von Nicaea sowie aller anderen heiligen Konzilien verflucht sein (...) ob jung oder alt, Kleriker oder Laien“ («ἀφωρισμένοι εἴησαν ἀπὸ Θεοῦ παντοκράτορος καὶ κατηραμένοι καὶ ἀσυγχώρητοι καὶ μετὰ θάνατον ἄλυτοι αἰωνίως ἐν τῷ νῦν αἰῶνι καὶ ἐν τῷ μέλλοντι καὶ ἔχωσι τὰς ἀρὰς τῶν ἁγίων τριακοσίων δέκα καὶ ὀκτὼ θεοφόρων πατέρων τῶν ἐν Νικαίᾳ καὶ τῶν ἄλλων λοιπῶν ἁγίων συνόδων…μικροὶ ἢ μεγάλοι, ἱερωμένοι ἢ λαϊκοί... », ebd., 58). Darunter fällt auch Xenakes, der ebenso in die Sache verstrickt war. S.o. Anm. 34. S. Μέρτζιος 1951, 30. Zur Politik Venedigs gegenüber Loukaris s. Hering 1992, 166‐177. Hierzu s.u. S. 21ff.
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rien, nominierten; eine Sache, die schon an sich sehr unschicklich [war], sei es, weil es der Gewichtigkeit eines so großen Bischofs nicht geziemt, die so hohe Kathedra, die er innehat, zu verlassen, um hierher zu kommen, sei es auch in vielen anderen würdigen und geziemenden Hinsichten, die seine höchste Würde betreffen“ 39 .
Die Hintergründe und Ziele dieser Kandidatur lassen sich auf der Basis der vorhandenen Informationen nicht erhellen, ebenso wenig wie die Rolle des Xenakes, dem allein die zurückgezogene Kandidatur von Loukaris zum Metropolitenamt verholfen hatte. Xenakes war am Versuch Roms beteiligt, Loukaris zu Fall zu brin‐ gen und stützte sich primär auf römische Hilfe, um sein Bischofsamt zu bewahren. Dabei versuchte er, die Bedenken Venedigs gegenüber den Tätigkeiten von Loukaris vor allem in den griechischen Gebieten Vene‐ digs 40 für sich auszunutzen. Als Metropolit der griechischen Gemeinde Venedigs war Xenakes für Rom ein wertvoller Verbündeter, sowohl als Gegengewicht zu dem in Venedig äußerst populären Loukaris, als auch wegen seines maßgeblichen Einflusses auf diejenigen Verlagshäuser Venedigs, die griechische Bücher produzierten 41 und die wichtigsten 39 „Essendossi compiaciuti alcuni delli nostri fratelli di honorale la elletione ultimamente fatta per far Prelato di questa nostra Natione col nominare il sacratissimo et venerabilissimo Mosignor Chyrillo, patriarca de Allesandria, cosa per se stessa disdicevolissima, si perchè non conviene alla gravità di tanto Prelato di tralasciare quella sublime cathedra che tiene per venir de quì, si anco per molti altri degni et convenienti rispetti che hanno riguardo alla sua superma dignità”, Μανούσακας 1969a, 35. 40 Hering gibt eine konsistente Darstellung der Politik Venedigs gegenüber Loukaris, wie sie sich in Konstantinopel und dem Osmanischen Reich darstellte und mit den dortigen Interessen der Serenissima in Verbindung stand (s. Hering 1992, 166‐177). Die venezianische Politik gegenüber Loukaris in Venedig selbst, sowie in den grie‐ chischen Gebieten unter venezianischer Herrschaft, ist dagegen noch weitestgehend unerforscht. 41 Xenakes’ Einfluss auf die Tätigkeiten der Verlagshäuser Venedigs, die griechische Bücher druckten, war wichtig. Falls etwa Rom auf die Bitte des N. Rodinos (Kara‐ levskij 1913, 183; s. auch u. S. 99) versuchen sollte, die Publikation der Widerlegung eines Werkes des Rodinos zu verhindern, würde eine solche Aufgabe durch den päpstlichen Nuntius übernommen werden, der mit Xenakes höchstwahrscheinlich zusammenarbeitete, wie wir weiter unten sehen werden. Wie Metrophanes Krito‐ poulos in einem Bericht aus Venedig an J. Brotbecker berichtet, war es ihm vom ve‐ nezianischen Senat verboten worden, Bücher von Loukaris zu drucken (Καρμίρης 1937, 262). Es kann als sicher gelten, dass dieses Verbot auf die Initiative von Xena‐ kes zurückgeht. Der Autor des 1631 erschienenen Συνταγμάτιον, Matthaios Kigalas, widmete sein Werk Xenakes. Diese Widmung hängt mit der Tatsache zusammen, dass ein griechisches Buch in Venedig erst mit Xenakes’ Billigung gedruckt werden durfte. Dies bestätigt auch das vom Stifter der Ausgabe verfasste Vorwort zur eben‐ falls im Jahr 1631 erschienenen Chronik (Χρονογραφία) des Pseudo‐Dorotheos: „da Du ein weiser und unparteiischer Richter bist, biete ich Dir dieses [Buch] dar, damit Du es mit Deiner Weisheit beurteilst und prüfst, und dann befiehlst, dass es publiziert werde“ («…ἐπειδὴ εἶσαι σοφὸς καὶ κριτὴς ἀδέκαστος, προσφέρω το νὰ τὸ κρίνῃς μὲ τὴν σοφίαν σου καὶ νὰ τὸ δοκιμάσῃς, καὶ τότε νὰ ὁρίσῃς νὰ δημοσιευθῇ εἰς τὸν κόσμον…»,
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Produktionsstätten griechischer Bücher in dieser Zeit waren. Xenakes’ damalige Beziehungen zur Propagandakongregation bleiben uns in ihren Einzelheiten zwar unbekannt, es kann jedoch als sicher gelten, dass der bestens vernetzte Loukaris über die gefährliche Rolle seines Widersachers gut informiert war. Dass Xenakes mit der Propaganda‐ kongregation zumindest indirekt kooperierte, bezeugt ein durchaus glaubwürdiger Zeuge: der Mönch Euthymios, einer der treuesten Agenten Roms. Wie noch zu sehen sein wird, spielte er im Kampf ge‐ gen Loukaris eine bedeutende Rolle 42 . So sandte Kardinal Sali ihn mit einer Empfehlung zum Botschafter Frankreichs in Konstantinopel, Phi‐ lippe de Harlay, Comte de Césy, nach der Euthymios am besten geeig‐ net sei, Loukarisʹ Absetzung voranzutreiben. Der später erfolgreich durchgeführte Plan, den Patriarchen beim Sultan der Spionage für die Russen zu beschuldigen, um damit seine Hinrichtung zu bewirken, geht anscheinend auf einen Einfall des Euthymios zurück 43 . Dieser Euthymios, der über die an der Auseinandersetzung beteiligten Perso‐ nen und ihre Rollen bestens informiert war, schrieb an die Propagan‐ dakongregation: „Der Metropolit Theophanes Xenakios von Philadelphia, der hier in der Stadt Venedig [als Hirte] für die griechische Nation weilt, ist eine sehr ver‐ dienstvolle Person, die an der Katholischen Kirche hängt; trotzdem greift er in gewisser Hinsicht, wie ich Monsignore, dem apostolischen Nuntius [Venedigs] erklärt habe, Kyrillos an, und fragt inständig, ob wir von den Büchern, die neuerdings durch Kyrillos in Konstantinopel gedruckt wor‐ den sind, [einige] haben können: wir hörten, dass er einen calvinistischen Katechismus zum Druck gegeben habe; und wenn Sie irgendein Exemplar haben sollten, schicken sie es uns, damit wir diesen [sc. Kyrillos] als Erz‐ ketzer öffentlich bekannt machen“ 44 .
Im Rahmen seines Mitwirkens bei dem Versuch, Loukaris zu beseiti‐ gen, arbeitete Xenakes durch die Vermittlung von Euthymios wahr‐ scheinlich auch mit dem päpstlichen Nuntius in Venedig zusammen. Die pro‐katholische, unionsfreundliche Position des Xenakes wurde freilich auch von Paschaleus, seinem vielleicht engsten Mitarbeiter, geteilt. Dies sollte später den unierten Neophytos Rodinos (1576/77‐1659) dazu Ψευδοδωρόθεος 1631, 3v). Diese Regelung sollte verhindern, dass Bücher publiziert werden, die die römische Kirche direkt angreifen. 42 S. hierzu S. 51f.; s. auch Τσιρπανλὴς 1977, 51; Hering 1992, 93‐96, 365. 43 Ebd., 365. 44 „Il metropolita Theophanes Xanachio di Philadelphia habitante quì nella cita di Venetia per la natione greca è persona di gran merito, ben affetionata nella chiesa cattolica; però a certi rispetti, come li ho dichiarato à Monsignor Nuntio Apostolico, alias invehitur contra Cyrillum, et rogat obnixe, si possimus habere ex libris Cyrilli noviter impressos Constantinopoli: audi‐ vimus eum in typis mandasse catechismum calvinianum, et si habuistis exemplar aliquod, mittite ad nos, quia publicamus eum haeresiarcham“, Karalevskij 1912, 181f.
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veranlassen, im Vorwort seines durch die Propagandakongregation publizierten Beichtbuchs das Werk des Paschaleus besonders zu wür‐ digen 45 . Sogar Leon Allatios (ca. 1586‐1669), der in seinem Werk „De ecclesiae occidentalis atque orientalis perpetua consensione“ die Überein‐ stimmung zwischen römisch‐katholischer und orthodoxer Glaubens‐ lehre aufzuzeigen suchte, zitiert eine Passage aus Paschaleusʹ Beicht‐ buch 46 . Xenakes fand sich allerdings nicht nur wegen seiner Kollaboration mit Rom den Angriffen von Loukaris ausgesetzt. Der Patriarch benötigte größere Geldsummen, um seinen Thron vor dem politischen Taktieren Roms und der allen katholischen Mächten vorstehenden französischen Diplomatie zu schützen, die mitunter keinen finanziellen Aufwand scheuten, um ihre politischen Interessen durchzusetzen. Die griechi‐ sche Gemeinde Venedigs zählte wegen ihrer beträchtlichen politischen und finanziellen Macht zu den wichtigsten Geldgebern des Patriarchats von Konstantinopel. Zumindest in der Zeit um die Jahrhundertwende zum 17. Jahrhundert leistete die Gemeinde auf Bitten des Patriarchats regelmäßig größere Zahlungen 47 . Xenakes’ Präsenz schränkte diese Möglichkeit erheblich ein, da die Eintreibung der fraglichen Geldbeiträge Sache des Metropoliten von Philadelphia war und damit bei Xenakes lag 48 . Vor allem aber behinderte Xenakes die gesamte Kirchenpolitik, die Loukaris in den Gebieten unter venezianischer Herrschaft in Gang bringen wollte. Loukaris hegte die berechtigte Hoffnung, diese Gebiete unter seinen Einfluss bringen zu können, wozu ihm nicht zuletzt seine große Popularität in seiner Heimat Kreta von Nutzen sein sollte 49 . Er 45 Ροδινὸς 1673, 14f. 46 Allatius 1648, Sp. 1304f. 47 Zu den finanziellen Aufwendungen der Metropolie von Philadelphia für das Patri‐ archat von Konstantinopel s. Μανούσακας 1968, 31‐35, 40‐45, 49‐52; s. auch Κονόρτας 1985, 71; s. auch Ἀρβανιτάκης 1999, 298, Anm. 35. Ferner bezeugt der Bailo von Ve‐ nedig in Konstantinopel in einem Bericht, dass er selbst Xenakes einen Brief des pro‐ katholischen Ökumenischen Patriarchen Timotheos II. (1612‐1621) überbrachte, in dem der Patriarch um die Durchführung einer Kollekte zur Begleichung der großen Schulden des Patriarchats bittet (Μέρτζιος 1951, 30). 48 S. Μέρτζιος 1951, 29. 49 Wie noch zu sehen sein wird, versuchte Loukaris, die durch Nikodemos Metaxas aus England mitgebrachten Bücher unter Mitarbeit der Kreter zu verbreiten (s.u. S. 97); später richtete ein enger Mitarbeiter von Loukaris, der Metropolit von Ephesos Meletios Pantogallos, ein Rundschreiben an die Kreter, in dem er den Patriarchen vor seinen Anklägern verteidigte (zu Pantogallos s.u. S. 63ff.; zu dem Schreiben s. Legrand 1896, 504ff.). Den Einfluss der Loukaristen auf Kreta, der den veneziani‐ schen Behörden der Insel Kopfschmerzen bereitete, bezeugt auch die Tatsache, dass nach Loukaris’ Tod eine Ikone von ihm in Candia öffentlich aufgestellt und vom
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hatte die Absicht, den Einfluss, den er in der Gemeinde Venedigs be‐ saß, auch auf die ionischen Inseln auszudehnen. Mit dieser Absicht transferierte Nikodemos Metaxas die Druckerei von Konstantinopel nach Kephallonia, nachdem die Türken ihren Betrieb verboten hatten 50 . Ferner plante der Patriarch sogar die Gründung eines Collegiums auf der Insel 51 , was jedoch der venezianischen Politik zuwiderlief 52 . Da‐ durch, dass Metaxas Metropolit von Kephallonia 53 (1629) und das Bis‐ tum Kephallonia gleichzeitig zum Erzbistum wurde, konnte der Ein‐ fluss von Xenakes auf den ionischen Inseln beschnitten werden, denn der neue Metropolit war vom Patriarchen mit einer uneingeschränkten Jurisdiktion über die kirchlichen Angelegenheiten und höchstwahr‐ scheinlich auch mit dem Titel des Exarchen des Patriarchats ausgestat‐ tet worden 54 . Weder Venedig und Rom noch die griechischen Ältesten und Wür‐ denträger der Kirche von Zante konnten diesen Eingriff von Loukaris jedoch einfach ohne Reaktion hinnehmen, fügte dieser ihren Interessen doch erheblichen Schaden zu. Denn durch ihn wurde der römisch‐ katholische Einfluss wie auch die Einfuhr von pro‐katholischen Büchern nach Griechenland über die ionischen Inseln 55 stark eingeschränkt und die harmonische Koexistenz von Katholiken und Orthodoxen jäh un‐ terbrochen, die sich – zumindest in Korfu – auch in gemeinsamen got‐ tesdienstlichen Zeremonien und langjährigen Versuchen einer perma‐ nenten Kirchenunion manifestierte 56 . Dagegen wurde mit Metaxasʹ Wirken die Verbindung zwischen der orthodoxen Kirche der ionischen 50 51 52
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Volk verehrt wurde, und Meletios Vlastos und die dortigen orthodoxen Kleriker den Patriarchen öffentlich als Märtyrer bezeichneten (s. Τσιρπανλὴς 1977, 55f.). S. Hering 1992, 210. S. Μέρτζιος 1951, 36. S. Hering 1992, 200. Der Bailo Venedigs in Konstantinopel, der N. Metaxas und Loukaris während der durch die Jesuiten und den französischen Botschafter de Césy verusachten Schließung ihrer Druckerei unterstützte, schrieb an den venezianischen Senat: „gleichzeitig werde ich versuchen, durch vielfätige Vorwände und geschickte Eingrif‐ fe, die Fortsetzung der Arbeiten der Druckerei in dieser Stadt zu verhindern“ (Μέρτζιος 1951, 42). Augliera 1996, 95ff. Zu den Ereignissen, die der Ankunft von N. Metaxas auf Kephallonia folgten, sowie zu den Reaktionen vor allem der Einwohner von Zante gegen ihn s. Ἀρβανιτάκης 1999, 305ff.; s. auch Augliera 1996, 125ff. Dies berichteten die Einwohner von Zante in ihrer Anklage gegen Metaxas beim venezianischen Senat; ferner behaupteten sie, dass, solange Metaxas auf der Ka‐ thedra von Kephallonia bleibe, die Kirche der ionischen Insel einem „fremden Staatsbürger“ («ἀλλοτρίῳ ὑπηκόῳ»), nämlich dem Patriarchen von Konstantinopel, direkt unterstellt sei (Χιώτης 1887, 132f.). Ἀρβανιτάκης 1999, 301. Νικηφόρου 1999, 40‐131.
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Inseln und dem Patriarchat von Konstantinopel, und damit dem Os‐ manischen Reich 57 , noch vertieft. Xenakes’ Macht als Exarch des Patriarchen in den venezianischen Gebieten 58 wurde jetzt ausschließlich auf Venedig beschränkt. Aber selbst dort konnte Loukaris mit seinen Männern das Ansehen des Met‐ ropoliten schädigen. Metrophanes Kritopoulos zum Beispiel, der von 1628 bis 1630 in der griechischen Schule Venedigs unterrichtete, in der St.‐Georgs‐ Kirche erfolgreich predigte und in der griechischen Gemeinde hoch angesehen war, unterließ es sicherlich nicht, das Ansehen des erklärten Feindes seines Mentors nach Möglichkeit zu untergraben. Nikodemos Metaxas hatte seinerseits von Anfang an vor, den Metropolitenthron von Philadelphia zu besteigen, um dann die Metropolie von Philadel‐ phia mit derjenigen von Kephallonia zu vereinen und so die Aufsicht über alle Orthodoxen unter venezianischer Herrschaft zu gewinnen 59 . Schon als Metropolit von Kephallonia versuchte er sich als Exarch des Patriarchats darzustellen, der für die Gesamtheit der orthodoxen Kir‐ chen unter venezianischer Herrschaft zuständig sei. So verlangte er von Venedig das Recht, den Bischof von Kythera und die Priester von Kreta zu weihen 60 . Angesichts der hochgesteckten Ambitionen des Metaxas konnte Xenakes seinen Thron nur dank der Unterstützung Roms und Venedigs behaupten. Die Serenissima widersetzte sich verständlicher‐ weise den Eingriffen des Loukaris in ihr eigenes Territorium, wollte sie in den Angelegenheiten ihrer orthodoxen Untertanen doch selbst das letzte Wort sprechen. Allerdings vermied es Venedig wegen seines Bündnisses mit Loukaris, seiner Opposition zu den Plänen des Patriar‐ chen offen Ausdruck zu verleihen. Trotz des Unwillens der Serenissima wurde Metaxas nach Xenakes’ Tod von der griechischen Gemeinde Venedigs mit der unerhörten Mehrheit von 362 aus 365 Stimmen zum Metropoliten von Philadelphia gewählt 61 . Weil Venedig die Wahl aus politischen Gründen aber nicht billigte, konnte Metaxas sein Amt schließlich nicht antreten 62 . Als Paschaleus sein Beichtbuch veröffentlichte, hatte Xenakes aller‐ dings weder das Ausmaß der Macht des Patriarchen und dessen Mitar‐ 57 Metaxas gab Loukaris z.B. detaillierte Informationen über die politische Situation in den venezianischen Gebieten, die der Patriarch seinerseits der Pforte gegebenfalls weiterleitete (s. Χιώτης 1887, 138f.). 58 S.u. S. 28f. 59 Zu diesen Plänen s. Χιώτης 1887, 140; s. auch Παπαδόπουλος 1993, 44 Anm. 17, der einen Brief des lateinischen Bischofs von Zante an die Propaganda veröffentlicht, in dem über Metaxasʹ Pläne berichtet wird, selbst Metropolit von Philadelphia zu werden. 60 Hierzu s. Λούντζης 1856, 123f. 61 Zur Wahl s. Μανούσακας 1969a, 42f.; vgl. Augliera 1996, 171. 62 Χιώτης 1887, 140.
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beiter begriffen, noch die Gefahren, die sich daraus für ihn ergeben würden. Mitten in den ersten schweren Auseinandersetzungen zwi‐ schen Loukaris und Xenakes verfasst, war das Beichtbuch von Pascha‐ leus nicht nur eine theologische Reaktion des Xenakes gegen den Patri‐ archen und auch keine bloße Bestätigung von Paschaleus als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche (vielleicht gegen Loukarisʹ Schützling Markos Liases). Auch diente es nicht primär dem Beweis von Xenakesʹ Treue zur römisch‐katholischen Bußtheologie, welche Xenakes die für ihn überlebensnotwendige Unterstützung Roms sichern würde. Das Werk war m.E. vielmehr Teil einer durchorganisierten Widerstandsbewe‐ gung gegen Loukaris, der damals freilich noch keineswegs so mächtig war wie im Jahre 1628, als es ihm gelang, den Einflussbereich des Met‐ ropoliten von Philadelphia entscheidend einzuschränken. Xenakes war darum bemüht, in den venezianisch beherrschten Gebieten ein Gegen‐ gewicht zur Macht des Patriarchen aufzubauen, indem er sich dort als höchste kirchliche Autorität inszenierte. Die Verbreitung eines Beicht‐ buches konnte dieser Selbstdarstellung nur dienlich sein.
3. Das Beichtbuch als Maßnahme zur Festigung von Xenakesʹ Rolle als Metropolit von Philadelphia 3.1 Die Widmung des Beichtbuches an Theodosios Phloros Bei dem Versuch, die Rolle des Beichtbuchs im Kampf gegen Loukaris zu bestimmen, kann zunächst die Widmung des Autors hilfreiche In‐ formationen liefern. Paschaleus widmet sein Werk dem Kirchenvorste‐ her (Ἐκκλησιάρχης) von Korfu, Theodosios Phloros. Im Folgenden sollen diese Widmung und die aus ihr sich ergebenden Informationen näher untersucht und ausgewertet werden. Theodosios war Mitglied des „Heiligen Ordens“ (Ἱερὸν Τάγμα) 63 , der zusammen mit dem Protopapas die Leitung der dortigen orthodo‐ xen Kirche ausmachte. Diese Leitung hatte einer eventuellen Kirchen‐ 63 Der „Heilige Orden“ war eine religiöse Organisation von Priestern der Kirche von Korfu. Die Anzahl seiner Mitglieder hing auch von den jeweiligen historischen Ver‐ hältnissen ab; während er bei seiner Gründung 30 Mitglieder zählte, waren es im Jahre 1474 20 Mitglieder, und in besonders schwierigen Zeiten sank diese Zahl auf 10, ja sogar auf 6 Mitglieder. Seine Leitung bestand aus der Heiligen Fünfzahl der Offizien, d.h. dem Sakellarios, dem Ekklesiarchen, dem Archimandriten, dem Hie‐ romnemon und dem Herrn der Klöster (Ἄρχων τῶν Μοναστηρίων, hierzu s. Νικη‐ φόρου 1999, 45, Anm. 13· Τσίτσας 1969, 72‐83).
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union zumindest offen gegenüberzustehen 64 . In den ersten Zeilen sei‐ ner Widmung lobt Paschaleus Theodosios und dessen Familie, um die Verbreitung des Beichtbuchs dann seiner Obhut zu übergeben: „Weil ich dieses mein Handbuch auch an andere Orte zu schicken begehre, und dazu fleissige Mithelfer und Vermittler benötige, habe ich unter ande‐ rem auch Deiner Heiligkeit zugemutet, diese Last übernehmen zu wollen, und diese äußerst seelennützliche Fürsorge widme und übergebe ich Dei‐ ner Frömmigkeit, da ich sie als gottesfürchtig und gottesliebend kenne“ 65 .
Paschaleus spricht offen von der Macht, die Phloros mindestens in der Kirche von Korfu besaß, und den damit zusammenhängenden Mög‐ lichkeiten zur Verbreitung des Buches: „Bis zum heutigen Tage wird Deine Heiligkeit mit jenem ehrwürdigen Amt des Kirchenvorstehers geschmückt, dessen Pflege ganz die Gottes‐ furcht ist, da alle Altarräume der dortigen Kirchen von ihr [sc. Deiner Hei‐ ligkeit] untersucht und geprüft werden“ 66 .
Die Tatsache, dass sich ein herausragendes Mitglied der Kirche von Korfu der Verbreitung des Beichtbuches annehmen sollte, lässt sich mit den Motiven seiner Abfassung in aufschlussreicher Weise in Verbin‐ dung setzen. Hierzu ist zunächst zu bedenken, dass die von Venedig besetzten ionischen Inseln in der fraglichen Zeit zum zentralen Schau‐ platz der Auseinandersetzung zwischen Loukaris und Rom wurden. Einige Aspekte dieser vielfältigen Auseinandersetzung sollen im Fol‐ genden genauer beleuchtet werden, insofern sie mit der Publikation des ersten gedruckten Beichtbuchs in griechischer Sprache zusammen‐ hängen.
64 Gemäß einem Schreiben des Dogen aus dem Jahre 1474 waren der Orden und der Protopapas entsprechend den Beschlüssen des Konzils von Florenz zum Gehorsam gegenüber der römisch‐katholischen Kirche verpflichtet (Νικηφόρου 1999, 301, 305). Laut dem Provvidetore Α. Sagredo hatten sich der Protopapas und der Heilige Or‐ den bei bestimmten Gegenleistungen dazu verpflichtet, der anvisierten Union der beiden Kirchen zu dienen (ebd., 303). Dennoch wuchs die Unabhängigkeit des Pro‐ topapas und des orthodoxen Klerus stetig, und zwar in dem Maße, wie das venezia‐ nische Herrschaftsgebiet im Ostmittelmeerraum schrumpfte, um sich nach dem Ver‐ lust von Kreta praktisch auf die ionischen Inseln zu beschränken. 65 «διὰ τοῦτο καὶ ἐγὼ ἐπιθυμόντας νὰ πέμψω καὶ εἰς ἄλλους τόπους τοῦτο τὸ ἐμὸν Ἐγχειρίδιον, καὶ χρηαζόμενος συμβοηθοὺς καὶ μεσίτας ἐπιτηδείους, ἐθάῤῥησα ἀνάμεσα τῶν ἄλλων, εἰς τὴν ἁγιωσύνην σου, πῶς θέλει δεχθεῖ ἐτοῦτο τὸ βάρος, καὶ τούτην τὴν φροντίδα τὴν ψυχοφελέστατον ὁποῦ τὰ νῦν ἀφιερώνω τῇ σῇ εὐλαβεία καὶ ἀνατίθημι γνωρίζοντάς την θεοσεβῆ καὶ φιλόθεον», Πασχαλεὺς 1622, 4f. 66 «ὡς τὴν σήμερον ἁγιωσύνη σου ἐστολισμένη εὑρίσκεται μὲ ἐκεῖνο τὸ τίμιον ὀφφίκιον τοῦ ἐκκλησιάρχου, ὁποῦ ἡ φροντίδα του εἶναι ὅλον εὐλάβεια ἐπειδὴ καὶ ὅλα τὰ βήματα τῶν ἐκεῖσε ἐκκλησιῶν, ἀπὸ λόγου της ἐρευνοῦνται καὶ ἐξετάζονται», ebd., 5.
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
3.2 Der Metropolit von Philadelphia als Exarch der griechischen Gebiete unter venezianischer Herrschaft und Xenakes’ Versuch, dieses Amt zu erlangen
Obwohl rechtlich nur die Gemeinde Venedigs der Jurisdiktion des Met‐ ropoliten von Philadelphia unterstellt war, hatte der Metropolit, mit Ausnahme von Kreta 67 , über alle Gebiete unter venezianischer Herr‐ schaft einschließlich Dalmatiens eine allerdings nicht näher definierte Art kirchlicher Aufsicht inne. Die Briefe des Ökumenischen Patriar‐ chats sprachen ihn als Exarchen, als Bevollmächtigten oder als Vikar des Patriarchen an 68 . Gemäß einem Sigillion des Ökumenischen Patri‐ archen Parthenios II. war der Metropolit von Philadelphia dafür zu‐ ständig, „in allen kirchlichen Angelegenheiten zu richten, zu untersuchen und zu revidieren in denjenigen Kirchen, die zwar die unsrigen sind, aber unter der Macht der gottgeschützten Herrschaft Venedigs stehen und sich inner‐ halb ihrer Grenzen befinden; [er ist ferner zuständig,] einen angemessenen Beschluss gemäß den Gesetzen zu fällen als unser Vertreter und als Be‐ vollmächtigter und Exarch des Patriarchats“ 69 .
Es ist allerdings unbekannt, inwieweit der Metropolit von Philadelphia diese Vollmacht auch tatsächlich ausüben konnte. Wegen der antika‐ nonischen Herrschaftsstrukturen einiger Kirchen, deren Oberhaupt kein Bischof, sondern ein Protopapas war, der von den Gemeinderäten und nicht vom Ökumenischen Patriarchat gewählt wurde, hatte dieser nämlich keinen Grund, sich dem Exarchen des Patriarchen unterzu‐ ordnen. Der Rahmen, in dem diese Vollmacht ausgeübt werden konnte, hing daher direkt von den jeweiligen politischen Konstellationen ab. Beispielsweise war der Metropolit von Philadelphia jeglichen Einflus‐ ses auf die ionischen Inseln solange beraubt, wie Metaxas den Bischofs‐ thron von Kephallonia innehatte 70 . Trotz seines Konflikts mit dem Pat‐ 67 Βελοῦδος 1993, 71; vgl. Μανούσακας 1968, 19, 63‐69, 67f.; Λούντζης 1856, 404f. 68 Μανούσακας 1969, 187. 69 «τοῦ κρίνειν καὶ ἀνακρίνειν καὶ ἀναθεωρεῖν πάσας τὰς συμπίπτουσας ἐκκλησια‐ στικὰς ὑποθέσεις, τῶν καθ’ ἡμᾶς μὲν ἐκκλησιῶν, τελουσῶν δὲ ὑπ’ ἐξουσίαν τῆς Θεοφρουρήτου Ἀρχῆς τῆς Βενετίας, τῶν ἐν τοῖς ὁρίοις αὐτῆς, καὶ ἀπόφασιν κατὰ νόμους ἐκθέσθαι πρόσφορον, ὡς πρόσωπον… ἡμέτερον, καὶ Πατριαρχικὸς Ἐπίτρο‐ πος καὶ Ἔξαρχος…», Βελοῦδος 1993a, 42. 70 D. Kapadochos, der die Archive der Protopapades von Korfu erforscht hat, hat keine Nachweise einer juristischen bzw. administrativen Unterstellung der Protopapades unter den Metropoliten von Philadelphia gefunden (Καπαδόχος 1990, 62). Die Orts‐ kirchen der Gebiete unter venezianischer Herrschaft widerstrebten der bedingungs‐ losen Unterordnung unter eine zentrale kirchliche Leitungsinstanz. Sie wandten sich an das Patriarchat, sooft Venedig – wie in unserem Fall – ihre Unterordnung unter die Metropolie von Philadelphia anstrebte, und umgekehrt an Venedig, sooft das Patriarchat eine solche Unterordnung für sich beanspruchte (vgl. zum Beispiel die
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riarchat von Konstantinopel unterließ es Xenakes bis zu seinem Tode nicht, die Titulierung „Erzbischof von Philadelphia und Bevollmächtigter und Exarch des Patriarchats“ für sich zu beanspruchen 71 . Sofern die his‐ torischen Umstände dies zuließen, haben freilich die meisten Metropo‐ liten von Philadelphia mehr oder weniger nachdrücklich versucht, ihr Vorrecht auszuüben. Wie noch zu zeigen sein wird, sollte Meletios Typal‐ dos sogar versuchen, seine Jurisdiktion nicht nur auszuüben, sondern auch zu erweitern 72 . Ähnliche Ziele wollte auch Nikodemos Metaxas verfolgen 73 . Meines Wissens sind keine Urkunden erhalten, die die Beziehungen des Metropoliten Xenakes zu den ionischen Inseln erhel‐ len könnten. Die Widmung von Paschaleus’ Beichtbuch kann jedoch dazu dienen, mit den historischen Fakten konsistente Erklärungsmo‐ delle aufzustellen. Als Exarch des Patriarchen war der Metropolit von Philadelphia auch für die Kirche von Korfu zuständig. Laut einem Sigillion des Pat‐ riarchen Ioannikios II. hat der Metropolit von Philadelphia das Recht, „in allen Angelegenheiten gemäß den Gesetzen und den Kanones zu rich‐ ten, zu entscheiden und zu revidieren, und als unser Repräsentant und als einer, der Bevollmächtigter des Patriarchats ist und heißt, Beschlüsse zu fällen und gleichsam als die rechte Hand der Ostkirche all das, was der Frömmigkeit geziemt, durchzuführen und zu tun, zum allgemeinen Nut‐ zen und zum Heil der Seelen; und [er hat das Recht] auf der Insel Korfu die Weihen von Diakonen und Priestern zu vollziehen, gemäß der [ihm] ge‐ währten Erlaubnis seitens der glänzenden, großen und weltberühmten Herrschaft des glorreichen Venedig“ 74 .
Dasselbe Sigillion verordnet ferner, dass 71
72 73 74
bezeichnende Reaktion des Protopapas von Zante gegen N. Metaxas, der das Patri‐ archat vertrat, bei Χιώτης 1887, 130ff. Vgl. die Titulierungen von Antonio Pinelli gegenüber Xenakes im Nachdruck des Θησαυρὸς des Damaskenos aus dem Jahre 1628 (Legrand 1894, 258) und von Apo‐ stolos Tzegaras in der Ausgabe der Chronik des Pseudo‐Dorotheos aus dem Jahre 1631 (ebd., 293). Da die Realisierung beider Publikationen von Xenakesʹ Einver‐ ständnis abhängig war, kann es als sicher gelten, dass die Autoren der Widmungen gleichsam verpflichtet waren, Xenakes als Exarchen und Bevollmächtigten des Patri‐ archen anzureden. Während der gesamten Amtszeit des Loukaris wurden Xenakes diese Titel überhaupt nicht zuerkannt (s.o. S. 19). S.u. S. 133f. S.o. Anm. 59. «καὶ κρίνειν καὶ διακρίνειν καὶ ἀναθεωρεῖν πάσας τὰς ἐμπιπτούσας ὑποθέσεις νομίμως καὶ κανονικῶς, καὶ ἀποφαίνειν ὡς πρόσωπον ἡμέτερον καὶ πατριαρχικὸς ἐπίτροπος καὶ ὢν καὶ λεγόμενος, καὶ οἷα χεὶρ δεξιὰ τῆς ἀνατολικῆς Ἐκκλησίας ἐνεργεῖν καὶ πράττειν τὰ τῇ εὐσεβείᾳ προσήκοντα, πρὸς κοινωφελῆ καὶ ψυχωφελῆ σωτηρίαν, καὶ τὰς χειροτονίας ἐπιτελεῖν διακόνων τε καὶ ἱερέων ἐν τῇ τῶν Κερκύρων νήσῳ, καθ’ ἣν δοθημένην ἄδειαν παρὰ τῆς λαμπρᾶς καὶ μεγάλης καὶ κοσμοφήμου ἀρχῆς τῆς κλεινῆς Ἑνετίας» Βελοῦδος 1993a, 49.
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„auch bei den heiligen Zeremonien beide Bischöfe von Kephallonia und Kythera seinen Namen [sc. des Metropoliten von Philadelphia] kommemo‐ rieren sollen, so wie die Protopapades auf Korfu es tun“ 75 .
Xenakes pflegte enge Kontakte zu Rom, ebenso wie der damalige Bi‐ schof von Kephallonia, Parthenios Doxaras, der früher als Pfarrer in Venedig beim Metropoliten Xenakes gedient hatte 76 . Vor diesem Hin‐ tergrund lässt sich Xenakesʹ Bemühen auf Korfu sinnvoll mit dem Stre‐ ben Roms in Einklang bringen, die Oberhäupter der orthodoxen Kirche auf den ionischen Inseln für sich zu gewinnen. Während der ohnehin pro‐römische Xenakes über Paschaleus Kontakte mit der Kirche von Korfu anzuknüpfen versuchte, um schließlich Gebrauch von seinen Vorrechten als Exarch machen zu können, würde der Vatikan so die Aufsicht über die dortige Kirche in den Händen seines treuen Mitarbei‐ ters Xenakes wissen. 77 Ein gewisser D. Carlo Ginetto berichtete im Jah‐ re 1634, inmitten der Auseinandersetzung zwischen Rom und Louka‐ ris, an die Propagandakongregation: „Trotz der Tatsache, dass die Orthodoxen von Korfu Häretiker und Schis‐ matiker sind, pflegen sie, einem nie unterbrochenen antiken Brauch fol‐ gend, eine communicatio in sacris mit den Lateinern, und fügen sich so dem Willen und dem Verlangen der Serenissima, die meint, in dieser Wei‐ se ein friedliches und einträchtiges Zusammenleben von Lateinern und Or‐ thodoxen erzielt zu haben“ 78 .
75 «κἂν ταῖς ἱεραῖς τελεταῖς τὰς φήμας γίνεσθαι, εἰς τὸ ὄνομα αὐτοῦ [τοῦ Φιλαδελ‐ φείας] παρ’ ἀμφοτέρων τοῦ τε Κεφαλληνίας καὶ Κυθήρων, ὥσπερ καὶ παρὰ τῶν ἐν Κερκύροις πρωτοπαππάδων... » ebd., 51. Dieser Beschluss wurde nach dem Ende von Xenakesʹ Amtszeit gefällt, reproduziert aber wohl ältere Beschlüsse, entspre‐ chend der damals gängigen Praxis des Patriarchats. 76 P. Doxaras war Schüler des griechischen Collegiums Athanasianum in Rom und einige Jahre lang auch Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche in Venedig (zu seiner Schulzeit in Rom s. Τσιρπανλὴς 1980, 278f.; zu seiner Amtszeit als Pfarrer in Venedig s. Μανούσακας‐Σκουλᾶς 1993, 121, 161). Von 1622 bis 1629 hatte er den Stuhl von Kephallonia inne (Χιώτης 1887, 127f.). Bis zum Ende seiner Amtszeit wechselte er Briefe mit der Propagandakongregation, die er informierte, um Rat fragte (s. Παπαδόπουλος 1993, 39 Anm. 9) oder um Bücher bat (s. Παπαδόπουλος 2004, 293). 77 Die orthodoxen Kirchen unter venezianischer Herrschaft dienten in der Auseinan‐ dersetzung zwischen Rom und Loukaris als Kampfplatz. Beide Lager rangen um die Kontrolle über die Orthodoxen der fraglichen Gebiete, indem sie diese einem der ei‐ genen Partei zugehörigen Metropoliten von Philadelphia zu unterstellen suchten. Wie bereits gesehen, waren die Kandidaten für diese Position Xenakes auf Seiten Roms und Nikodemos Metaxas für Loukarisʹ Seite. Als sich die Lage Ende des 17. Jahrhunderts wieder günstiger darstellte, versuchte Rom erneut die Durchsetzung seines Planes, diesmal unter Mithilfe von Meletios Typaldos als damaligem Metro‐ politen von Philadelphia. Wie Xenakes sollte auch Typaldos versuchen, seinen Plan voranzubringen, indem er Beichtbücher schreiben und verbreiten ließ (s.u. S. 144ff.). 78 Νικηφόρου 1999, 79.
Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus
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In Korfu entstanden auf Initiative der Venezianer religiöse Zeremonien, an denen der orthodoxe und der lateinische Klerus gemeinsam teil‐ nahmen 79 . So fielen die Bestrebungen Roms mit dem Willen der Sere‐ nissima zusammen. Die Verbreitung des Beichtbuches durch Theodosios Phloros stand mit den Interessen Roms und Venedigs in perfektem Einklang. Venedig kontrollierte zu jener Zeit den Büchervertrieb in seinen orthodoxen Gebieten mit verstärkter Aufmerksamkeit, um die Verbreitung propa‐ gandistischer Bücher – seien sie von Rom oder von Loukaris gedruckt – zu verhindern. Im Jahre 1597 verbot Venedig das ʺlibro circa li riti dei Greciʺ, das die vatikanischen Absichten im Osten unterstützen sollte 80 ; später verbot die Serenissima auch den Vertrieb der Bücher, die Meta‐ xas aus England mitgebracht hatte 81 . Doch die Verbreitung eines Bu‐ ches, das auf Initiative der Orthodoxen Führer in Venedig schon publi‐ ziert worden war und das, wie die Hinweise von Rodinos und Allatios gezeigt haben, auch das Placet Roms erhalten hatte, fügte sich perfekt in die Politik der Serenissima ein. Denn Venedig strebte seit jeher ein harmonisches Zusammenleben der beiden Konfessionen an, das freilich nach seinem Willen auch die Aussicht auf eine Kirchenunion umfasste, sofern diese bei den Orthodoxen keine negativen Reaktionen hervorru‐ fen würde. Xenakes konnte seinerseits mit der Veröffentlichung eines Beichtbuches in neugriechischer Sprache, die bislang hauptsächlich in den Publikationen Roms verwendet wurde, seine pastorale Fürsorge demonstrieren und seine Rolle als Exarch aller orthodoxen Kirchen unter venezianischer Herrschaft unterstreichen und zugleich eine uni‐ onsfreundliche Politik voranbringen, die auf den ionischen Inseln und mit römischer und venezianischer Unterstützung gute Erfolgschancen hatte. Loukaris dagegen wollte die ionischen Inseln vom katholischen Einfluss frei halten; seine Position wurde durch das Verbot aller Aktivi‐ täten des Jesuitenordens auf venezianischem Territorium 82 unterstützt.
79 Hierzu s. Νικηφόρου 1999, 39‐139. 80 Tsirpanlis, der die Verbotsurkunde veröffentlicht, vermutet, dass es sich um das Νέον Ἀνθολόγιον des Antonios Arkoudios handelt (Τσιρπανλὴς 1973, 303); dies kann allerdings kaum zutreffen, da das Νέον Ἀνθολόγιον ein Jahr nach diesem Ver‐ bot publiziert wurde. 81 Hierzu s.u. S. 97f. 82 S. Lane 1978, 456‐459.
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
3.3 Die Rolle des Theodosios Phloros Wie Paschaleus mitteilt 83 , kam Theodosios aus einer namhaften Famili‐ e 84 . Viele Mitglieder dieser Familie hatten bereits das Amt des Protopa‐ pas von Korfu bekleidet, und auch Theodosios selbst sollte dieses Amt im Jahre 1645 übernehmen und es nahezu dreißig Jahre 85 in der Nach‐ folge seines Bruders Gregorios ausüben. Spätestens seit November 1632 hielt sich Phloros in Venedig auf, und im Jahre 1633 wird er als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche geführt 86 . Phloros hatte Paschaleus wahrschein‐ lich in dessen Heimat Korfu kennen gelernt. Die Rolle des Theodosios Phloros in den damaligen kirchenpolitischen Auseinandersetzungen wird aus den erhaltenen Quellen nicht ersichtlich. Sein Bruder, der Protopapas Gregorios Phloros, gehörte zum Zeitpunkt der Publika‐ tion des Beichtbuches anscheinend zu den Verbündeten von Louka‐ ris 87 und hatte sogar versucht, Bischof zu werden, was ihm aber nach energischen Reaktionen des venezianischen Staates nicht gelungen ist 88 . Auch Theodosios selbst geriet als Protopapas mit dem lateinischen Bischof von Korfu in einen Konflikt über die Grenzen seiner Jurisdikti‐ on, und der Prozess wurde bis in die Gerichtshöfe Venedigs getragen 89 . Dass Paschaleus sein Beichtbuch gerade Theodosios widmete, könnte daher ein Versuch gewesen sein, diesen für die Pläne des Metropoliten Xenakes zu gewinnen oder doch zumindest die Neutralität von Phloros und seiner Familie zu sichern. Nicht zuletzt wäre auch die Abhängig‐ keit des Theodosios und des Protopapas gegenüber dem veneziani‐ schen Staat diesem Zwecke entgegenkommen. Wie Ginetto schreibt, fügten sich der Protopapas und der „Heilige Orden“ „dem Willen und den Forderungen der Serenissima“ 90 . Soviel zu den Rahmenbedingungen, unter denen das Beichtbuch des Paschaleus verfasst, veröffentlicht und verbreitet worden ist. Nun spitzte sich der Konflikt um Kyrillos Loukaris allmählich zu, und das erste gedruckte Beichtbuch war gleichsam in den Ring geworfen wor‐ den 91 . 83 84 85 86 87
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Πασχαλεὺς 1622, 5. Zur Familie Phloros s. Τζιβαρὰ 2001, 595‐606. S. Ebd., 603f. S. Μανούσακας‐Σκουλᾶς 1993, 88, 104. Der Name des Protopapas wird in einem 1624 durch den griechischer Jesuiten And‐ reas Eudaimonogiannes verfassten Bericht genannt, der achtzehn Priester und Bi‐ schöfe auflistet, die Loukaris wohlgesinnt waren (Τσιρπανλὴς 1977, 52). Νικηφόρου 1999, 297. Ebd., 302ff. Ebd., 79. Auch das unveröffentlichte Werk des Paschaleus mit dem Titel Σύνταγμα… διὰ ταῖς τεσσαρακοσταῖς καὶ νηστείαις τοῦ χρόνου könnte eventuell gegen die calvinisti‐
Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus
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4. Die Ausgaben des Beichtbuchs Wie wir sahen wurde Paschaleus’ Beichtbuch 1622 unter dem Titel Ἐγχειρίδιον μεθοδικὸν… περὶ τοῦ μυστηρίου τῆς μετανοίας καὶ ἐξομο‐ λογήσεως 92 in Venedig bei A. Pinelli gedruckt. Wie die meisten Beicht‐ bücher im Osten und Westen wurde es im Hexadezimalformat gedruckt, um seinen Gebrauch im Alltag zu erleichtern, wie er von Paschaleus intendiert war: „…ihr solltet es auf eurem Schoße haben als eine allernotwendigste Sache und es immer wieder lesen. Und wenn ihr es so macht, wie mit Märchen‐ büchern, die für eure Seelen schädlich sind, dann werdet ihr sehr viel Nut‐ zen davon haben“ 93 .
Gerade dieser alltägliche Gebrauch führte dazu, dass die noch erhalte‐ nen Exemplare der Beichtbücher im Osten heute eine Rarität sind, was auch für Paschaleusʹ Beichtbuch gilt. Im Unterschied zur Erstausgabe, deren Ziele bereits beschrieben wurden, diente die erst 51 Jahre später realisierte zweite Auflage (1673) keinen kirchenpolitischen Zielen. Der griechische Drucker Nikolaos Glykys (1616‐1653), der damals mit ra‐ santem Tempo in den venezianischen Buchdruck einstieg, hatte unter anderem die Druckerei von Orsino Albrizzi gekauft 94 , dem höchst‐ wahrscheinlich die Reproduktionsrechte für Paschaleusʹ Beichtbuch übertragen worden waren 95 . So legte Glykys das Werk im Jahre 1673 unter dem neuen Titel Ἐξομολογητάριον neu auf, nachdem er einige Korrekturen vorgenommen hatte 96 . Das Datum der Erstausgabe in der
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schen Thesen des Loukaris gerichtet gewesen sein. Dies würde die schon zitierte Be‐ hauptung des Autors erklären, er richte sein Werk „an jene, die eine Antwort auf die Vorwände der Gefräßigen geben wollen, welche sagen: wo steht denn geschrieben, dass wir fasten sollen, und welche Kanones schreiben dies vor?“ («πρὸς ἐκείνους ὁποῦ ἐπιθυμοῦσι νὰ ἀποκρίνονται ἐναντίον εἰς κάποιους λαίμαργους ὁποῦ προφασίζονται λέγοντας· ποῦ εἶναι γραμμένο νὰ νηστεύωμεν καὶ ποῖοι κανόνες τὸ ὁρίζουσι;», ebd., 133v). Vgl. z.B. die Vorwürfe des französischen Botschafters de Césy, Loukaris verwerfe die Tradition; Hering 110 Anm. 132). Der vollständige Titel lautet: ἘΓΧΕΙΡΊΔΙΟΝ / ΜΕΘΟΔΙΚῸΝ, / Ὠφέλημον κατὰ πολλὰ κ(αὶ) ἀναγκαῖον, / Περὶ τοῦ μυστηρίου τῆς μετανοίας, / Καὶ ἐξετάσεως τῆς συνειδήσεως ἐκείνων ὁποῦ· / ἐπιθυμοῦσι νὰ ἐξομολογηθοῦν ὀρθὰ, / καὶ πιστὰ. / Συντεθὲν μὲν / ΠΑΡᾺ ΝΙΚΗΦΌΡΟΥ / Ἱερομονάχου τοῦ Πασχαλέως ἀκροατοῦ τοῦ Πανιερωτάτου καὶ σοφωτάτου μητροπολίτου φιλαδελφείας κυρίου Θεοφάνους τοῦ ξενακίου. / CON PRIVILEGIO / Καὶ τυπωθὲν παρ΄ Ἀντωνίῳ τῷ Πινέλλῳ / ἐν βενετίαις τῷ ᾳχκβ ἔτει / τῆς θεογονίας. «...θέλετε τὸ ἔχει εἰς τὸν κόλπον σας ὡς πρᾶγμα ἀναγκαιότατον διαβάζοντάς το καὶ ξαναδιαβάζοντάς το. Κἂν ὡς ἂν κάμνετε εἰς τὰ βιβλία τὰ μυθώδη καὶ ζημιωματικὰ τῆς ψυχῆς σας θέλετε ὠφεληθῇ πολλώτατα», Πασχαλεὺς 1622, 15. Zu den damaligen publizistischen Tätigkeiten von Glykys s. Veloudis 1974, 17‐ 20. S. Veloudis 1974, 17. Der vollständige Titel lautet: ἘΞΟΜΟΛΟΓΙΤΆ‐ / ΡΙΟΝ. / Ὠφέλημον κατὰ πολλὰ καὶ / ἀναγκαῖον περὶ τοῦ μυστη‐ / ρίου τῆς μετανοίας, / Καὶ ἐξετάσεως τῆς συνειδήσεως /
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letzten Zeile des Vorworts wurde durch dasjenige der zweiten Auflage ersetzt, was Zaviras zur falschen Annahme veranlasste, dass Pascha‐ leus zur Zeit der Zweitauflage noch am Leben war 97 . Diese Zweitaufla‐ ge ist das erste Buch der griechischen Literaturgeschichte, das den Titel ʺBeichtbuchʺ (Ἐξομολογητάριον) trägt 98 . Die Zweitauflage wurde von Glykys mit großem Erfolg vertrieben. Etwa zur gleichen Zeit, im Jahre 1671, sollte auch die Propagandakongregation das seit Jahren vergrif‐ fene Beichtbuch von Neophytos Rodinos neu auflegen. Das Bedürfnis nach pastoraltheologischer Literatur war also groß, wurde jedoch allein durch Neuauflagen älterer Werke gedeckt – neue Beichtbücher wurden nicht verfasst. Unter den Belegen, die in den Archiven von Buchhänd‐ lern erhalten sind, finden sich auch Bestellungen für die Zweitauflage von Paschaleusʹ Beichtbuch 99 . Die tatsächlichen Verkaufszahlen lassen sich allein aus diesen Angaben aber nicht ableiten. Paschaleusʹ Beichtbuch wurde 1785 noch ein drittes Mal bei Glykys gedruckt, diesmal in einer Übersetzung ins Karamanische 100 . Als Über‐ setzer widmet der Priester Andreas Kaisareios diese Auflage dem Met‐ ropoliten Ioannikios von Ankyra, seinerzeit der Mittelpunkt der tür‐ kischsprachigen Orthodoxen. Die Übersetzung von Kaisareios sollte den anscheinend stetig wachsenden Bedürfnissen dieser Bevölkerungs‐ gruppe entgegenkommen. Dasselbe Ziel hatte auch die Zweitauflage des Beichtbuches von Nikodemos, das 1799 ebenfalls ins Karamanische übersetzt wurde 101 . Schließlich wurde Paschaleus Beichtbuch auch handschriftlich reproduziert 102 .
ἐκείνων ὁποῦ ἐπιθυμοῦσι νὰ ἐξομο‐ / λογηθοῦν ὀρθά, καὶ πιστά. / Συντεθὲν / ΠΑΡᾺ ΝΙΚΗΦΌΡΟΥ / Ἱερομονάχου τοῦ Πασχαλέως. / CON LICENZA DE´ SUPERIORI / Ἐνετίῃσι, Παρὰ Νικολάῳ τῷ Γλυκεῖ / τῷ ἐξ Ἰωαννίνων. ᾳχογ’. 97 Ζαβίρας 1972, 473, 504. 98 S. dazu S. 162f. 99 Λιάτα 1977, 7ff., 30. 100 Salaville‐Dalleggio 1958, 89f. Nr. 21; der Titel lautet: ἘΞΟΜΟΛΟΓΗΤΆΡΙΟΝ / ΤΟΠῈ / ἸΣΤΙΓΦΑΡῊΝ, ἈΖῊΜ ΣΙῬ’ΡῊ ἨΤΖΟΥ~Ν / ΓΑΓΕΤ ΜΕΝΑΦῊ ΒῈ ἸΚΤΙΖΑΛΊΤΗΡ, / Τουρούς βὲ τεκμὶλ Ἐξομολογὴς ὀλ‐ / μαγὰ μουρὰτ ἐτενλερὴν φικρινὴ / τεφτὴς ἐτμὲκ ἰτζοῦν. / ΠΑΣΧᾺΛ ΖΑΤῈ / ΝΙΚΗΦΌΡΟΣ ἹΕΡΟΜΌΝΑΧΟΣΤᾺΝ ΓΙΑ / ΖΙΛῊΠ ΜΕΖΚΟῪΡ ὈΛΟΥΝΤΟΥ. / Βὲ Ἰάνγιαλη Νικόλαος Γλυκησὶν κιτὰπ / Χανεσιντὲ ἴλκ ἐβὲλ ῥώμτζαση πασ‐ / μαγιὰ βεριλτή. ᾳψπε’. τουρκ / τζεσὴ πασμαγιὰ βερίλτη. / ᾳψπε’. ἙΝΕΤΊῌΣΙΝ, 1785. / Παρὰ Νικολάῳ Γλυκεῖ τῷ ἐξ Ἰωαννίνων. / Con Licenza de´ Supe‐ riori, e Privilegio. 101 S. Salaville‐Dalleggio 1958, 102‐104 Nr. 27. 102 Bisher konnte ich eine Handschrift ausfindig machen, die eine genaue Abschrift von Paschaleusʹ Beichtbuch enthält. Es handelt sich um einen Teil (1r‐84v) des bislang un‐ identifizierten Ms 26 der athonitischen Skete des Hl. Demetrios.
Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus
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5. Inhalt und Gestalt Im Vergleich zu späteren Werken derselben Gattung sticht das Beicht‐ buch des Paschaleus klar heraus. So wurde dem Dekalog in späteren Werken nur ein Kapitel im Rahmen der Erläuterung des Bußsakramen‐ tes gewidmet, während in der römisch‐katholischen und protestanti‐ schen Pastoralliteratur der Dekalog einen zentraleren Platz einnimmt. Doch Paschaleus strukturiert den größten Teil seines Werkes auf Grundla‐ ge des Dekalogs und misst diesem damit ein noch größeres Gewicht zu. Nach der Widmung an Theodosios Phloros thematisiert Paschaleus in der Einleitung die geistige Armut und das Elend der Griechen und unterstreicht insbesondere die Unfähigkeit der Beichtväter, das Buß‐ sakrament richtig zu vollziehen. Sein Werk soll als Antwort auf dieses Elend verstanden werden, damit „derjenige, der beichten wird, es vorher studiert, und sein Gewissen prüft“ 103 . Durch sein Beichtbuch könne der Büßer lernen, seine Sünden dem Beichtvater auch bei Zeitmangel kurz und bündig zu beichten 104 . Gerade dieser Punkt ist für die Beichtpraxis jener Zeit geradezu re‐ volutionär und macht einen entscheidenden Unterschied zwischen gedruckten und handschriftlichen griechischen Beichtbüchern aus. Letztere richteten sich ausschließlich an den Beichtvater, und erläutern die den einzelnen Sünden entsprechenden Bußauflagen. Der Büßende selbst konnte das Urteil seines Beichtigers schwerlich überprüfen, und die Willkür des teilweise völlig ungebildeten Klerus konnte so kaum kontrolliert werden. Als Beispiel sei hier die im Beichtbuch des Rodinos bezeugte Information genannt – die auch der Jesuit François Richard bestätigt 105 –, nach der viele Beichtväter die Bezahlung von mehreren Krankensalbungen als Bußauflage bestimmten, und zwar lediglich um des Geldes willen 106 . Bedenkt man, dass der Vollzug des Beichtsakra‐ ments fast immer mit einer Zahlung von Geld verbunden war, das entweder im Geldbeutel des Priesters blieb oder in die Kasse des jewei‐ ligen Patriarchats floss 107 , und dass ferner die orthodoxe Kirche im osmanischen Reich eine besonders mächtige finanzielle, politische und gerichtliche Institution war, so kann man sich leicht vorstellen, welche Zwecke mit dem Beichtsakrament verbunden waren. Mit der Publika‐ tion des ersten gedruckten Beichtbuchs wurde das Wissen darüber, wie 103 «ἐκεῖνος ὁποῦ μέλλει νὰ ἐξομολογηθῇ καὶ πρωτύτερα νὰ μελετήσῃ, καὶ νὰ ἐξετάσῃ τὴν αὐτοῦ συνείδησιν», Πασχαλεὺς 1622, 14. 104 Ebd., 14f. 105 Richard 1657, 146. 106 Ροδινὸς 1671, 80f. 107 Zur Geldzahlung an die Beichtväter nach der Beichte s.u. S. 65ff.
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das Beichtsakrament vollzogen werden soll, zum ersten Mal auch dem Laien zugänglich gemacht. Wie noch zu zeigen sein wird, ging die Pub‐ likation dieser Werke aber meistens nicht auf eine Initiative der ortho‐ doxen Kirche zurück – keines der früheren handschriftlichen Beichtbü‐ cher bzw. Kanonesammlungen ist je gedruckt worden 108 –, sondern auf die Initiative der römisch‐katholischen Kirche. Diese verband damit frei‐ lich die Propagierung ihrer eigenen Theologie und die Anprangerung der pastoralen Gleichgültigkeit vor allem des Patriarchats von Konstanti‐ nopel. Mit der Veröffentlichung von Paschaleusʹ Beichtbuch wurde jeden‐ falls dem Beichtenden die Möglichkeit gegeben, anhand der dort ge‐ sammelten Unterweisungen sein Gewissen auch selbständig zu prüfen. Das Werk weist keine deutliche, etwa durch Kapitel markierte Gliederung auf, sondern scheint ein kontinuierlicher Text aus einem Guss zu sein. Inhaltlich gliedert es sich jedoch in drei Teile, deren erster mit einer Analyse des Buß‐ und Beichtsakramentes (μετάνοια καὶ ἐξομο‐ λόγησις) samt einer Erörterung seiner Notwendigkeit ansetzt und auch die Verbindung zum Taufsakrament (βάπτισμα) herstellt. Ferner wer‐ den – ganz im Sinne der damaligen römisch‐katholischen Theologie 109 – die durch die Buße ermöglichte Heilung (ἱατρεία), die Beleidigung (ὕβρις), die die Sünde Gott zufügt, und schließlich die Schwierigkeit der Buße und die Schönheit ihrer Frucht erörtert 110 , ebenso wie die vier Übel (τέσσερα κακά), welche die Todsünde verursacht 111 . Im Anschuss wird die römisch‐katholische Dreiteilung der Buße in Reue (συντριβή), Beichte (ἐξομολόγησις) und Satisfaktionsleistung (ἱκανοποίησις) ein‐ geführt, die sich auch in der Theologie der Ostkirche fast gänzlich durchsetzen sollte. Paschaleus erörtert die Bedeutung der Reue 112 , und die vier Voraussetzungen (καταστάσεις) einer gültigen Beichte, nämlich dass sie vollständig (σωστή), sorgfältig (μὲ ἐπιμέλειαν καμομένη), wahrhaftig (πιστή) und in Gehorsam vollzogen sei (νά ´χῃ ὑπακοήν)113 . Schließlich werden sieben Gründe (αἰτίες) aufgezählt, die zur Wieder‐ holung der Beichte zwingen 114 . Allein die Struktur der Kapitel zeigt deutlich an, dass das Werk von einem römisch‐katholischen Handbuch über die Buße abhängig sein muss. 108 Als Ausnahme könnte das 1753 in Venedig gedruckte eigenartige Werk Συνόψις νέα βιβλίου Νομικοῦ gelten (s. Ἱσπαναῖος 1753· zum Werk und zu seinen Quellen s. Πιτσάκης 1997, 183ff.). 109 Vgl. u. S. 37ff. 110 Πασχαλεὺς 1622, 17‐25. 111 Ebd., 25‐29. 112 Ebd., 30‐35. 113 Ebd., 36‐39. 114 Ebd., 48‐51.
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Im zweiten und größten Teil des Werkes wird eine auf der Basis des Dekalogs strukturierte Liste von Sünden samt konkreten Beispielen aufgestellt 115 . Im dritten Teil werden, immer anhand konkreter Beispie‐ le, die sieben Todsünden (θανάσιμα ἁμαρτήματα) 116 , die Arten der Sünde gegen den Heiligen Geist (περὶ τῶν ἁμαρτιῶν ὅπου γίνονται εἰς τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον) 117 und der dritte Teil der Buße, nämlich die Satisfaktionsleistung (ἱκανοποίησις), erörtert (im ersten Teil geht Pa‐ schaleus lediglich auf die Reue und die Beichte ein) 118 . Es folgt schließ‐ lich eine kurze indexartige Aufzählung von häufigen Sünden, die ge‐ beichtet werden müssen 119 .
6. Die Quellen des Werkes Das Beichtbuch des Paschaleus geht zweifellos auf italienische oder lateinische Quellen zurück; dies zeigen schon auf den ersten Blick die Spuren ungeschickter Übersetzung: Die Kapitelüberschrift «Περὶ τῶν καταστάσεων τῆς ἐξομολογή‐ σεως» 120 ist offensichtlich eine ungeschickte Wiedergabe der Phrase „de statibus confessionis“ bzw. „delle conditioni della buona confessione“ 121 (oder einer ähnlichen Phrase). Die Bezugnahme auf den Schöpfungsstand des Menschen durch den Ausdruck «εἰς τὴν στάσιν τῆς δικαιοσύνης» 122 ist ebenfalls eine fast unverständliche Übersetzung des Ausdruckes „in statu iustitiae“ (oder eines ähnlichen Ausdrucks). Der im Griechischen völlig unübliche Gebrauch des Adjektivs «βεβαι‐ ωτικός» 123 im Sinne von „affirmativus“. Der im Griechischen unbelegte Ausdruck «εἶναι κρατημένος ὁ καθεὶς» 124 soll offensichtlich bedeuten: „jeder ist dazu verpflichtet“ und weist somit auf den Ausdruck „tenetur/e tenuto“ hin. Schließlich verwendet der Autor statt des griechischen Wortes «αἵρεσις» das im Griechischen nicht existierende «αἱρεσία» 125 , eine Art 115 Ebd., 52‐109. 116 Ebd., 110‐130. 117 Ebd., 130‐135. 118 Ebd., 135‐148. 119 Ebd., 148‐157. 120 Πασχαλεὺς 1622, 36. 121 Pinelli 1616, 56. 122 Πασχαλεὺς 1622, 18. 123 Ebd., 128f. 124 Ebd., 122. 125 Ebd., 133.
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Transliteration des italienischen „eresia“ bzw. des lateinischen „haere‐ sia“, und bezeichnet ferner die „lässliche“ Sünde als «(ἁμάρτημα) γνω‐ στὸν τὸ ὁποῖον λέγουσι οἱ ἰταλοὶ βενιάλε» 126 , fügt also das italienische Adjektiv hinzu, da er seine falsche Wiedergabe desselben durch γνωστὸν (richtig: συγγνωστόν) wohl selbst als nicht hinreichend adäquat emp‐ findet. Meine Untersuchung hat ergeben, dass der Inhalt von Paschaleusʹ Beichtbuch fast komplett in dem Werk Del sacramento della penitenza 127 des Jesuiten Luca Pinelli (1542‐1607) 128 wiederzufinden ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Paschaleus eine knappe Zusammenfassung des weitaus ausführlicheren Werkes von Pinelli anfertigte. Gleichwohl reichen die erkennbaren textlichen Parallelen für einen eindeutigen Beweis der direkten Abhängigkeit nicht aus. Die gemeinsamen Inhalte beider Werke bestehen mit wenigen Ausnahmen aus Gemeinplätzen der römisch‐katholischen Beichttheologie, die Paschaleus auch zahlrei‐ chen anderen Werken der damals blühenden katholischen Beichtlitera‐ tur 129 entnommen haben könnte. Allerdings spricht die Tatsache, dass so gut wie alle Inhalte bei Paschaleus sich durchweg auch bei Pinelli finden, dafür, dass letzterer Paschaleus tatsächlich als Vorlage diente. Wie das Beichtbuch des Paschaleus 130 , so richtet sich auch dasjenige Pinellis als Hilfsmittel zur Vorbereitung auf die Beichte primär an den Beichtenden, und – im Unterschied zu den meisten Werken der Beicht‐ literatur – erst in zweiter Linie an den Beichtiger. Pinellis Werk ist von einer relativen Selbständigkeit gekennzeichnet 131 . Daneben stützt es sich primär auf das Handbuch des Navarrus (Martin Aspilcueta, 1493‐ 1586) 132 , das die römisch‐katholische Beichtliteratur in besonderem Maße beeinflusste 133 , zu einem geringeren Anteil auch auf die einschlä‐ gigen Werke von Caietanus (Thomas de Vio, 1468‐1534) und Antoninus von Florenz (1389‐1459) 134 und ferner auch auf die bußtheologischen Werke von Franciscus Suarez (1548‐1617), Petrus de Soto (1495/1500‐ 126 Ebd., 37. 127 Luca Pinelli, Del sacramento della penitenza, quanto appartiene à sapere al Penitente per confessarsi bene, Et della preparatione alla santa Confessione, et modo per farla con frutto, Torino 1616. 128 Zu seinem Leben und Werk s. Sommervogel VI, 1895, Sp. 802‐817. 129 Eine umfassende Bibliographie der einschlägigen Publikationen findet sich bei Turrini 1991, 419‐498. 130 Πασχαλεὺς 1622, 14. 131 So lehnt er z.B. die Beichte durch einen Brief an einen abwesenden Beichtvater ab und verteidigt diese eigene These gegen andere Pastoraltheologen (Pinelli 1616, 5 0f.; auf S. 51 wird ein neues päpstliches Dekret zitiert, das Pinellis These bestätigt). 132 S. Navarrus 1573. 133 Bellamy 1923, Sp. 2119. 134 Antoninus 1566.
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1563), Bartolomaeus Medina (1528‐1580), Melchior Cano (1509‐1560). Die einschlägigen Aussagen der Konzilien, vor allem des Tridentinums, wurden von Pinelli schließlich ebenso herangezogen wie Thomas von Aquin, den er oft zitiert. Von den Gemeinsamkeiten der Werke von Paschaleus und Pinelli seien hier exemplarisch die folgenden erwähnt: Paschaleusʹ Beschreibung der Reue (συντριβή) 135 scheint eine Zu‐ sammenfassung ausgewählter Passagen der entsprechenden umfang‐ reicheren Kapitel von Pinelli zu sein 136 . Die Definition der Reue ist bei beiden Autoren ähnlich 137 , und die weiteren Erläuterungen von Pascha‐ leus bestehen wie bei Pinelli aus einer Erklärung jedes einzelnen in der Definition enthaltenen Begriffes. Paschaleus unterlässt es zwar, die in allen entsprechenden römisch‐katholischen Handbüchern thematisierte attritio (ἐπιτριβή) zu behandeln, setzt aber den Inhalt dieses Begriffes, den Zustand einer unvollkommenen Reue, mindestens an einer Stelle voraus138 . Von den vier Voraussetzungen einer vollgültigen Beichte, die Pa‐ schaleus im Kapitel «Περὶ τῶν καταστάσεων τῆς ἐξομολογήσεως» an‐ führt 139 und kommentiert, gehören drei zu den insgesamt sechzehn Vor‐ aussetzungen, die die lateinische Tradition kennt 140 . Die Kommentare von Paschaleus zu diesen drei Voraussetzungen sind eine sehr gedrängte Wiedergabe der entsprechenden Ausführungen von Pinelli 141 . Paschaleusʹ Antworten auf die Frage, welche Umstände einer Sün‐ dentat gebeichtet werden müssen, finden sich auch bei Pinelli 142 . 135 Πασχαλεὺς 1622, 30‐35. 136 Pinelli 1616, 1‐32. 137 «Ἡ συντριβὴ τῆς καρδίας εἶναι μία λύπη τῆς ψυχῆς καὶ μία ἀπάρνησις τῆς ἁμαρτίας ὁποῦ ἔγινεν εἰς βλάβην τοῦ Θεοῦ ὁποῦ πρέπει νὰ ἀγαπᾶται ἀπάνω ἀπὸ ὅλα τὰ πράγματα μὲ σταθερὰν γνώμην καὶ νὰ ἀλλάξῃ ζωὴν καὶ νὰ μὴν ἁμαρτέψῃ πλέον εἰς τὸν ἐρχόμενον καιρὸν», Πασχαλεὺς 1622, 30f.; vgl. „la contritione si puo definire in questo modo; E una detestatione volontaria di tutti i peccati commessi, in quanto sono offesa di Dio, sommamente amato, con proposito di guardarsi da’ peccati futuri sopra ogni cosa, di confessare i comessi, et di satisfare“, Pinelli 1616, 2. Pinelli sagt, dass diese Definition auf Thomas von Aquin zurückgeht und vom tridentinischen Konzil (14. Sess. / Cap. 4) übernommen wurde. 138 «ἂν καλὰ καὶ ὁ ἄνθρωπος πονεῖ καὶ λυπᾶται, δὲν ἔχει ὅμως ἐκεῖνον τὸν τέλειον πόνον καὶ λύπην ὁποῦ νά ‘ναι εἰς αὐτάρκειαν ἀφ’ ἑαυτοῦ του ὁ πόνος ἐκεῖνος νὰ τοῦ ξαναφέρει τὴν χάριν τοῦ Θεοῦ, καὶ τὴν συγχώρεσιν τῶν ἁμαρτιῶν του, χωρὶς τῆς ἐξομολογήσεως», Πασχαλεὺς 1622, 35. Zur späteren Rezeption des Begriffes attritio in der griechischen pastoraltheologischen Literatur s. Τσακίρης 2005, 43‐46. 139 Πασχαλεὺς 1622, 36‐39; «πρώτη νά ‘ναι σωστὴ νὰ μὴν λείπει τίποτα, δεύτερον νά ‘ναι μὲ ἐπιμέλειαν καμωμένη, τρίτον πιστή, καὶ τέταρτον νά ‘χῃ ὑπακοήν», ebd., 36. 140 „sit simplex, humilis confessio, pura, fidelis/atque frequens, nuda, discreta, libens, vere‐ cunda/integra, secreta, et lacrymabilis, accelerata/fortis, et accusans, et sic parere parata“, Pinelli 1616, 57. Diese Liste stellt nach Pinelli den Konsens aller Theologen dar, s. ebd., 56. 141 Πασχαλεὺς 1622, 36‐39 vgl. Pinelli 1616, 73‐80, 61‐66, 89f. 142 Πασχαλεὺς 1622, 42‐48 vgl. Pinelli 1616, 90‐100.
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Die bei Paschaleus angeführten Gründe, die zur Wiederholung der Beichte zwingen, sind gleichfalls von Pinelli vorgesehen 143 . Paschaleusʹ Auflistung von möglichen Sünden gegen die zehn Ge‐ bote gleichen der entsprechenden Auflistung von Pinelli ebenfalls auf‐ fällig 144 . Fast vollständig identisch (selbst in der Reihenfolge) ist z.B. die Liste möglicher Übertretungen des ersten Gebotes 145 . Dasselbe gilt von der knappen Liste mit verbreiteten Sünden, die Paschaleus am Ende seines Buchs aufführt 146 . Einige147 auffällige textliche Parallelen seien abschließend nebeneinan‐ der gesetzt. Sie beziehen sich auf die „Werke der Barmherzigkeit“ und die Arten der „Sünden gegen den Hl. Geist“: Περὶ τῶν ἔργων τῆς ἐλεημοσύνης. Ἀνίσως καὶ ἄφησε νὰ κάμῃ κανένα ἔργον τῆς ἐλεημοσύνης ἔτζη πνευματικὸν ὡς ἂν καὶ σωματικόν. Ἔστοντας ὁποῦ δύο εἶναι τὰ ἔργα τῆς ἐλεημοσύνης ἤγουν τῆς λύπης ὁποῦ ἔχομεν πρὸς τὸν πλησίον καὶ
Lasciare l’opere della misericordia corporali, ò spirituali, quando il prossimo è in estrema necessità, cioè quando è in pericolo dell’ anima, o del corpo...
143 Πασχαλεὺς 1622, 48‐51 vgl. Pinelli 1616, 109‐116. 144 Πασχαλεὺς 1622, 52‐64; vgl. Pinelli 1616, 196‐218. 145 «Καὶ πρῶτον, ἀνίσως καὶ ἐλάτρευσεν κανένα κτίσμα, ὡς ἂν τὸν Θεὸν καὶ τοῦτο γίνεται ὁπόταν ὁ ἄνθρωπος βάνει τὸ ὑστερινὸν τέλος εἰς ἐκεῖνο ὁποῦ ἀγαπᾶ τὸ ὁποῖον λα‐ τρεύει κατὰ τοῦτον τὸν τρόπον τῆς ἀγάπης ὁποῦ λέγεται λατρεία», Πασχαλεὺς 1622, 52f. vgl. “Adorare alcuna creatura, come Dio è peccato mortale, et questo, è quando si pone l’ ultimo fine in quelo, che si adora”, Pinelli 1616, 196; «Ἀνίσως συχνάκις ἐσυναστρέ‐ φετον μὲ ἐβραίους, ἢ εἶχεν φιλίαν ξεχωριστὴν μὲ ταύτους ὁπόταν ἦτον κίνδυνος τῆς πίστεως, ἢ ὁπόταν ὁ προεστώς τους ἐλέγασιν νὰ μὴν ἀνακαττώνονται μ΄αὐτοὺς πολλὰ διὰ τὸν κίνδυνον τῆς πίστεως», Πασχαλεὺς 1622, 54f.; vgl. „conversare continua‐ mente, ò havere frequente familiarita con Giudei…quando vi è pericolo della fede, overo quando è prohibito da suoi Superiori di non praticarvi; è mortale…Medicarsi da’ Giudei per propria utilità, ò necessità, non dispreggiando la prohibitione della Chiesa, non è mortale“ Pinelli 1616, 197; «Ἀνίσως καὶ ἐμετάλαβε καὶ νὰ μὴν ἦτον νηστικός, ἤγουν νὰ ἔφαγεν ἀπὸ τὸ μεσάνυκτον καὶ ἀπάνω, ἢ νὰ ἔπιεν τίποτε νερὸν ἢ ἄλλον χυμόν, ἂς εἶναι τὸ παραμικρό‐ τερον πρᾶγμα ξεχωρίζοντας τὴν ὥραν τοῦ θανάτου», Πασχαλεὺς 1622, 77 vgl. „com‐ municarsi non essendo digiuno, cioè avendo mangiato, ò bevuto qualunque minima cosa dopò la meza notte, è mortale: ecceto quando si communica per viatico“, Pinelli 1616, 205; eine Ausnahme ist die Liste von verschiedenen magischen Praktiken, die bei Paschaleus viel ausführlicher sind; hier führt der Autor wahrscheinlich ihm bekannte griechische magische Praktiken auf. 146 Πασχαλεὺς 1622, 151‐155; vgl. Pinelli 1616, 230‐238. 147 Auch folgende kurze Parallele ist deutlich: «οὐδὲ ἀπὸ ἐκεῖνα ὁποῦ δὲν ἔκαμε νὰ μὴν καταδικάζει τὸν ἑαυτό του, ἀμὴ νὰ λέγῃ τὰ πράγματα ὁποῦ εἶναι ἀμφίβολα, δι’ ἀμφίβολα καὶ τὰ βέβαια διὰ βέβαια», Πασχαλεὺς 1622, 38 vgl. “[der Beichtende darf nicht behaupten] di haver peccato, non havendo peccato…ma (dica) il certo, per certo, et il dubio, per dubio“, Pinelli 1616, 62. 148 Vgl. Mt 25, 31‐46.
Das Beichtbuch von Nikephoros Paschaleus
εἶναι κρατημένος ὁ καθεὶς νὰ κάμῃ ὁπόταν εὑρίσκεται εἰς ἔσχατην ἀνάγκην καὶ χρεῖαν, ἤγουν ὁπόταν εἶναι εἰς κίνδυνον καὶ ψυχικὰ καὶ σωματικά.
Καὶ τὰ μὲν ἔργα τὰ ψυχικὰ τῆς ἐλεημοσύνης εἶναι ἐτοῦτα: Νὰ συμβουλεύσῃ τινὰς ἐκεῖνου ὁποῦ δὲν ἠξεύρει. Νὰ διορθώσῃ ἐκείνους ὁποῦ σφάλλουσι. Νὰ παρηγορήσῃ τοὺς θλιμμένους. Νὰ συγχωρήσῃ τὰ βλαψήματα. Νὰ ὑποφέρῃ τὰ ἐλαττώματα τοῦ πλησίον του. Νὰ παρακαλέσῃ τὸν Θεὸν διὰ ἐκείνους ὁποῦ εὑρίσκονται εἰς ἀνάγκην. Νὰ διδάξῃ ἤγουν νὰ μαθητεύσῃ τοὺς ἀμαθεῖς. Τὰ ἔργα τὰ σωματικὰ τῆς ἐλεημοσύνης ἤγουν τῆς εὐσπλαχνίας εἶναι: Νὰ ἰδῇς τὸν ἀῤῥωστημένον. Νὰ θρέψῃς ἐκεῖνον ὁποῦ πεινᾶ. Νὰ ποτίσῃς ἐκεῖνον ὁποῦ διψᾶ. Νὰ εὐγάλῃς τοὺς φυλακωμένους. Νὰ σκεπάσῃς τὸν γυμνόν. Νὰ περιζώνῃς τὸν ξένον. 148 Νὰ συντροφεύσῃς τὸν νεκρὸν εἰς τὸν τάφον. Πασχαλεὺς 1622, 122f. Περὶ τοῦ πρώτου εἴδους. Τὸ πρῶτον εἶδος τὸ λοιπὸν ταύτης τῆς ἁμαρτίας λέγεται δόκησις ἤγουν ὁπόταν τινὰς θαρρεῖ εἰς τὴν ἐλεημο‐ σύνην τοῦ Θεοῦ πῶς τοῦ συγχωρᾶ ὁ Θεὸς ἂν καλὰ καὶ εὑρίσκεται εἰς τὴν ἁμαρτίαν τὴν θανάσιμον καὶ δὲν τοῦ κόπτει νὰ διορθωθῇ καὶ νὰ ἀφήσῃ τὴν ἁμαρτίαν, καὶ ἐτοῦτος ὁ λογισμός, καὶ θάῤῥος λέγεται ἁμαρτία εἰς τὸ
L’ opere di misericordia spirituali sono: consigliare chi non sà,
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correggere gli erranti, consolare gli afflicti, perdonare l’ offese, sopportare i difetti del prossimo, pregare Dio per chi è in necessità, insegnare à gli ignoranti... L’ opere di misericordia corporali sono: visitare l’ ammalato, pascere chi ha fame, dare a bere à chi ha fete, redimere il cattivo, coprire l’ ignudo, raccorre il forestiero, sepellire il morto Pinelli 1616, 228 Il primo è: presumer della misericordia di Dio, che gli perdoni, perseverando nel peccato mortale, & non curando di emendarsi. Dove averti, che altro è peccare con speranza, che Iddio li perdoni, ancorche perseveri nel peccato; il primo è manco peccato, il secondo è peccato in Spirito Santo.
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Πνεῦμα τὸ Ἅγιον διατὶ ἄλλο εἶναι ἡ ἁμαρτία μὲ ἐλπίδα ὅτι ὁ Θεὸς θὰ μᾶς συγχωρήσῃ, δίδοντας χάριν νὰ ἀσηκωθοῦμεν ἀπὸ τὸ πταῖσμα τῆς ἁμαρτίας καὶ ἄλλο εἶναι νὰ λογιάζῃ θαῤῥετὰ πῶς ὁ Θεὸς συγχωρᾶ τὸν ἁμαρτωλὸν ἂν καλὰ καὶ νὰ εὑρίσκεται εἰς τὴν ἁμαρτίαν, καὶ τὸ μὲν πρῶτον εἶναι ὀλιγώτερη ἁμαρτία τὸ δὲ δεύτερον λέγεται ἁμαρτία εἰς τὸ Πνεῦμα τὸ Ἅγιον. Πασχαλεὺς 131f. Περὶ τοῦ τετάρτου εἴδους. Τὸ τέταρτον εἶδος τῆς ἁμαρτίας τῆς εἰς τὸ Πνεῦμα τὸ Ἅγιον, εἶναι ὁ φθόνος τῆς χάριτος τῆς ἀδελφικῆς ἤγουν νὰ λυπᾶται ὅτι ἡ δόξα τοῦ Θεοῦ αὐξάνεται εἰς τοὺς ἀνθρώπους. Πασχαλεὺς 1622, 133 Περὶ τοῦ πέμπτου εἴδους. Τὸ πέμπτον εἶδος τῆς ἁμαρτίας ἐτούτης εἶναι τὸ πεῖσμα ἤγουν νὰ πεισματίσῃ τινὰς εἰς τὴν ἁμαρτίαν τὴν θανάσιμον, καὶ νὰ μὴν θέλει νὰ τὴν ἀφήσῃ ποτέ, καὶ αὐτὴ εἶναι ἁμαρτία εἰς τὸ Πνεῦμα τὸ Ἅγιον. Πασχαλεὺς 1622, 133f.
Pinelli 1616, 228f. Il quatro è: havere invidia, cioè dolersi, que la gratia, & gloria di Dio, cresca negli huomini...
Pinelli 1616, 229 Il quinto è: essere ostinato nel peccato, cioè fermare il suo proposito nel peccato mortale, volendo perseverare in quello, mentre que può.
Pinelli 1616, 229
II. KAPITEL Ein Buch im Kampf gegen den Reformationsplan des Kyrillos Loukaris: Das Beichtbuch des Neophytos Rodinos (1576/77−1659) und seine theologischen Gegner 1. Der Autor Neophytos Rodinos 1 war ein unermüdlicher Arbeiter für die Wieder‐ herstellung der Einheit von Römisch‐katholischer und orthodoxer Kir‐ che, und zwar in der Form der Union, wie diese vom mächtigen Appa‐ rat der Congregatio de Propaganda Fide angestrebt wurde. In Potamio auf Zypern 2 um 1576 oder 1577 geboren, empfing er die Mönchsweihe 1596 in einem Metochion des Sinai‐Klosters auf Kreta; bald darauf wurde er vom Abt dieses Metochion damit beauftragt, dem Gelehrten Maximos Margounios (1530 −1602) 3 zu dienen, was er bis zu dessen Tod im Jahre 1602 auch tat. Margounios, Leontios Eustratios 4 und Iason Sozo‐ menos 5 sind die ersten Lehrer des Neophytos gewesen. Nach Margou‐ nios’ Tod in Venedig konvertierte Rodinos zur römisch‐katholischen Kirche 6 , und fünf Jahre später (1607) ließ er sich auf Anregung des Ab‐ tes des Johannes‐Theologos Klosters von Patmos, Nikephoros Char‐ 1
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Zu seinem Leben und Werk s. Γρηγορίου 1958, 237‐242; Τσιρπανλὴς 1972, 313‐331; Ders. 1980, 400‐403; Ders. 2006, 153‐169; Οἰκονόμος 1871, 432‐435; Podskalsky 1988, 201‐204; Βαλέτας 1979, 11‐38; Λοΐζος 1930, 87‐94; Ζαβίρας 1972, 400f.; Βρετὸς‐ Παπαδόπουλος 1854, 241f.; Σάθας 1868, 266f.; Δήμιτσας 1900, 173f.; Κιτρομηλίδης 2002, 228‐232; Karalevskij 1911, 448f., 470f.; Ders. 1912, 181‐199; Ders. 1913, 170‐178; Brunello 1951; Borgia 1935, 39‐56; Vitti 1961, 83‐91; Pandžić 1971, 313; Kraienhorst 2003, 321‐323; Wos´ 1972, 135, 164f.; Fyrigo 1979, 134; Allatius 1633, 198; Piaza 1679, 219f.; Jugie 1926, 523; Legrand 1895, 289‐302; Knös 1962, 321f.; Rodota 1763, 184‐187. S. Brunello 1951, 161f.; Über seine Herkunft informiert uns Rodinos selbst in seinem Werk Περὶ Ἡρώων (s. Ροδινὸς 1659, 142). Zu Margounios s. Fedalto 1967a; Podskalsky 1988, 135‐139. Zu Leontios Eustratios und seinen Kontakte mit M. Margounios und mit M. Crusius s. Wassiliou 1995, 65‐73; Kresten 1970, 24ff; s. auch Ροδινὸς 1659, 146f. wo Rodinos sich auf seinen Lehrer bezieht. Ροδινὸς 1659, 150. Dies teilt Brunello mit (s. Brunello 1951, 164‐166), ohne es jedoch zu belegen; Tsir‐ panlis nimmt dagegen an, dass Rodinos erst nach dem Abschluss seines Studiums im Collegium Graecum in Rom (1610) konvertierte (s. Τσιρπανλὴς 2006, 155‐158).
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tophylax, im Collegium Graecum in Rom immatrikulieren 7 . Er sollte bis zum Jahr 1610 dort bleiben; dann ging er nach Salamanca, wo er Philosophie studierte, Griechisch unterrichtete und zahlreiche griechi‐ sche Codices abschrieb 8 . Bis 1620 lebte er in Polen und empfing dort von einem unierten ruthenischen Bischof die Priesterweihe. Danach besuchte er verschiedene griechische Regionen, um sich schließlich in Sizilien niederzulassen, wo er drei Jahre lang bis 1625 Griechisch unter‐ richtete. Von 1628 bis 1629 entfaltete er eine rege Missionstätigkeit im Epirus und v.a. in Chimarra, wohin er bis zum Jahr 1648 nach langen Reisen vier Mal zurückkehren sollte 9 . Zwischendurch wurde er nach Apulien (Barile) zum Missionieren gesandt 10 , unterrichtete Griechisch an der Universität Neapel und ersetzte zugleich den Pfarrer der dorti‐ gen griechischen Kirche. Schliesslich kehrte er im Jahre 1656 in seine Heimat Zypern zurück, wo er im Jahre 1659 im Kykkos Kloster starb. In der Übergangszeit zum beginnenden 17. Jahrhundert kam Rodi‐ nos’ʹ Werk bei der Ausbreitung des Katholizismus unter den griechisch‐ sprachigen Orthodoxen des Ostens und Italiens eine zentrale Rolle zu. Über seine durch die Propagandakongregation publizierten theologi‐ schen Werke hinaus hat er eine Vielzahl weiterer Schriften verfasst 11 .
2. Das Beichtbuch des Rodinos im Rahmen der Auseinandersetzung zwischen Kyrillos Loukaris und der römisch‐katholischen Kirche Als Rodinos’ Beichtbuch mit dem Titel: Περὶ ἐξομολογήσεως 12 in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verfasst wurde, war der Osten Betäti‐ gungsfeld sowohl katholischer Missionare als auch griechischer Verfech‐ ter einer Union, zu denen auch Rodinos zählte. Während die erste Partei das einfache Volk zum lateinischen Dogma bekehren wollte, versuchte 7
Παπαδόπουλος‐Κεραμεὺς 1886, 79f.; In einem Brief an Nikephoros Chartophylax schreibt Rodinos, er sei im griechischen Collegium auf dessen Anregung hin immat‐ rikuliert, s. Legrand 1895, 290. Zu den im Archiv des griechischen Collegiums vor‐ handenen Informationen über Rodinos’ Studium s. Τσιρπανλὴς 1980, 400. 8 de Andrés 1969, 12, 25f. 9 Von 1633 bis 1636, von 1637 bis 1638, von 1640 bis 1643 und für kurze Zeit im Jahr 1648 (s. Podskalsky 1988, 201). 10 Karalevskij 1912, 185‐191. 11 So gibt z.B. sein letztes, unmittelbar nach seinem Tode gedrucktes Werk Περὶ Ἡρώων eine Darstellung mythischer und historischer Persönlichkeiten seiner Hei‐ mat. Für ein (unvollständiges) Verzeichnis der Werke von Rodinos s. Brunello 1951, 207‐219 und Vitti 1961, 83‐90; s. auch u. S. 53f. 12 Dazu s.u. S. 106ff.
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letztere, die zahlreichen Bischöfe der orthodoxen Kirchen, die einer mögli‐ chen Union offen gegenüberstanden, für ihre Sache zu gewinnen13 . Eine dritte Partei bildeten die orthodoxen Gegner einer Union, unter denen der Patriarch von Konstantinopel, Kyrillos Loukaris, besonders herausragte. In seinem Bemühen, dem Eindringen der lateinischen Kirche in den Osten entgegenzuwirken, näherte sich Loukaris dem protestantischen Westen an, wobei er hauptsächlich auf seine Kontakte zu den Botschaftern Hol‐ lands und Englands in Konstantinopel, Cornelis Haga (1678‐1654) und Sir Thomas Roe (1581‐1644) zurückgreifen konnte. Sein erbitterter Kampf gegen den Katholizismus machte keineswegs an den Grenzen des osma‐ nischen Ostens halt: er reichte selbst bis Polen und in die Ukraine, wo die Katholiken nach der Brester Union von 1596 viele Erfolge zu ver‐ zeichnen hatten. Loukaris wurde so zum ärgsten Widersacher Roms und seine ʺVernichtungʺ 14 zum Hauptziel der Propagandakongregation im orthodoxen Osten. Die zahlreichen Phasen dieser Auseinandersetzung, die den Patriarchen schließlich das Leben kosten sollte, hat Gunnar Hering in seiner Monographie „Ökumenisches Patriarchat und europäische Politik“ eingehend erforscht 15 . In Herings Arbeit werden zudem die gesamten diplomatischen Aktivitäten der Botschafter Frankreichs, Eng‐ lands, Hollands, des deutschen Kaisers und Venedigs beleuchtet – Ak‐ tivitäten, die mit der damaligen politischen und kirchlichen Orientierung des Ökumenischen Patriarchats in unmittelbarem Zusammenhang standen. In der vorliegenden Arbeit sollen neue, bislang unerforschte Aspekte jener Auseinandersetzung aufgezeigt werden.
13 Zu diesen Initiativen s. z.B. de Barenton 1902, 100ff. 14 Dieser Ausdruck stammt vom französischen Botschafter Césy, der die Auffassung vertrat, man müsse Loukaris «ruyner du tout ou souffrir qu´il infecte toute l´ Église d´ Orient» (Hering 1992, 199). Césy wiederholte gar: «ruyner pour jamais ce monstre» und fragte sich schließlich: «...mais mon Dieu combien d´ explications aurois‐je Vous donner sur ce mot de ruyner» (ebd., 161f.). Papst Urban VIII. hatte allerdings einige Bedenken gegenüber den Maßnahmen geäußert, die die Propaganda fide in Zusammenarbeit mit Césy gegen Loukaris ergriff (s. Hofmann 1929, 71f.). 15 Dazu s. Ηering 1968. In der vorliegenden Arbeit stütze ich mich auf die griechische Ausgabe des Werkes, da diese um neue Ergebnisse erweitert wurde und durch zu‐ sätzliche Recherchen des Autors in den Staatsarchiven von Venedig und im Archiv der Propaganda fide vervollständigt wurde (s. Hering 1992, 9ff.).
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2.1 Die Reaktion der Congregatio de Propaganda Fide auf Loukaris’ Versuch der Gründung einer Druckerei Im Jahre 1622 gründete Papst Gregor XV. die Congregatio de Propa‐ ganda Fide 16 , unter anderem mit dem Ziel einer unionsorientierten Annäherung an die Orthodoxen. Für den Rat der Propagandakongre‐ gation hatte der Fall Loukaris Priorität: Nachdem man 1622‐23 gegen den Patriarchen gekämpft hatte, versuchte man hauptsächlich durch den Unierten Kanakes Rosses und den Franziskaner Ambrosio de Polla mit Loukaris über eine Union zu verhandeln 17 . Loukaris nahm diese Verhandlungen allerdings nur auf, um Zeit zu gewinnen, und als die Propagandakongregation diese Taktik schließlich durchschaute, wur‐ den die Verhandlungen offiziell beendet (13.11.1627). Der Rat der Kon‐ gregation gab jetzt jeden Versuch einer diplomatischen Lösung auf und ergriff offensive Maßnahmen gegen den Patriarchen 18 . In der erbitterten Auseinandersetzung, die sich über Jahrzehnte hinzog, spielte die Buchpublikation und ‐verbreitung eine entschei‐ dende Rolle. Loukaris war sich dessen von Anfang an wohl bewusst. So empfahl er schon im Jahre 1614 den Orthodoxen von Lemberg, das Buch als effizientes Mittel zur Eindämmung der katholischen Propaganda einzusetzen 19 . Ferner knüpfte er enge Kontakte zu dem Mönch Niko‐ demos Metaxas (1585‐1649), der während seines Aufenthalts in England ab 1623 die Druckkunst erlernte und einige Handschriften zum Druck brachte, die ihm Loukaris zuschickte. Auf Anregung des Patriarchen bereitete Metaxas außerdem die Gründung einer Druckerei in Konstan‐ 16 S. Metzler 1971, 79‐111 für eine einschlägige Bibliographie. Aus der älteren Literatur s. Schmidlin 1922, 1‐14 und Kilger 1922, 15‐30. 17 Dazu s. Hering 1992, 121‐135; s. auch Hofmann 1929, 51ff. 18 Der Text des Beschlusses, den die Kardinäle Millini, Ludovisi, Magalotti, Barberini und Bandini gegen Loukaris gefällt haben, ist veröffentlicht bei Hofmann 1929, 55‐57; s. auch die Kommentare des Autors, ebd., 36f. Die Propaganda fide neigte nunmehr zu einer harten Linie gegen Loukaris, ganz im Sinne der vom Botschafter in Kon‐ stantinopel Césy vertretenen französischen Politik (hierzu s. Hering 1992, 81‐119). Während Loukaris seine Kontakte zu Kanakes Rosses und zu Rom vordergründig aufrecht erhielt, trieb er konsequent seinen Plan voran, die römische Propaganda fi‐ de und ebenso die pro‐katholischen Metropoliten des Patriarchats schrittweise aus der orthodoxen Kirche zu entfernen. Er veranlasste hierzu u.a. die Gründung grie‐ chischer Schulen und plante außerdem die Gründung eines Collegiums in Kephal‐ lonia, was Venedig aber ablehnte (s. Μέρτζιος 1951, 36). Wahrscheinlich wollte Lou‐ karis mit diesen Schritten die Heranziehung einer Schicht von gebildeten Klerikern vorbereiten, die eine vom Westen unabhängige Kirche leiten könnten. Dies würde auch die Einschätzung des Bischofs von Wien, Kardinal Melchior Khlesl (1552‐1630), bestätigen, der in einem Brief an Kardinal Bandini die These aufstellt, der Patriarch pflege mit Katholiken und Protestanten nur freundschaftliche Beziehungen, um bei‐ de für seine eigenen Zwecke zu benutzen (s. Hering 1992, 145, Anm., 5). 19 Ovsjannikov 1903, 148, zitiert nach Hering 1992, 196.
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tinopel vor 20 . Aber auch Rom bediente sich bei seinem Versuch, die Orthodoxen dem Heiligen Stuhl unterzuordnen, des Mittels des gedruck‐ ten Wortes. Schon seit 1576 wurden im Osten auf Befehl Gregors XIII. griechische Bücher verbreitet, um die Mission zu erleichtern 21 . Die Pro‐ pagandakongregation plante seit ihren Gründungstagen die Einrich‐ tung einer Druckerei 22 . Im Juli 1627 schließlich brachte Metaxas neben einer beträchtlichen Anzahl von Büchern, die er in England gedruckt hatte, auch Druckmaschinen nach Konstantinopel und verhalf Loukaris so zur Gründung der ersten griechischen Druckerei im osmanischen Reich23 . Das Ereignis sollte sowohl in Rom als auch in Paris heftige Reaktionen hervorrufen 24 . Fast gleichzeitig gründete die Propagandakongregation ihre eigene Druckerei 25 . Der französische Botschafter in Konstantinopel 20 Über Metaxas’ Aufenthalt in England und seine dortige Tätigkeit als Drucker s. Augliera 1996, 12ff., 32ff.; s. auch Grammatikos 1988, 113‐128; Layton 1967, 143‐159. 21 Hierzu s.u. S. 96ff. 22 S. Henkel 1971, 336f. Zu den Publikationen der Propagandakongregation vor der Gründung ihrer eigenen Druckerei in Zusammenarbeit mit dem Typographen Ste‐ fano Paolini s. ebd., 336 Anm. 3. 23 Hierzu s. Augliera 1996, 44ff.; Hering 1992, 194‐212; s. auch Grammatikos 1988, 260f.; Μπῶκος 1997, 29‐43. 24 Hering 1992, 201, Anm. 36. 25 Hierzu s. Schmidlin 1922, 14; s. auch von Pastor 1929, 743; Henkel 1971, 335‐338; Ders. 1977, 9‐12. Möglicherweise hängt die Gründung der griechischen Druckerei der Propagandakongregation teilweise mit derjenigen von Loukaris zusammen. Da die Kongregation schon seit ihrer Stiftung die Gründung einer griechischen Drucke‐ rei plante, lehnte sie den Vorschlag des Typographen Stefano Paolini für ein exklu‐ sives Mitarbeiterverhältnis ab (Henkel 1971, 336). Am 14. Juli 1626 wurde die Grün‐ dung einer polyglotten Druckerei beschlossen, die auch über griechische Drucksätze verfügen sollte (s. ebd. 336; vgl. von Pastor 1929, 743). Während der Arbeiten für die Ausstattung dieser Druckerei wurde aber ein Mangel an griechischen Typen festge‐ stellt, wie Kardinal Bentivoglio in einem Bericht vom 25. Mai 1627 mitteilt. Erst später ist es Bentivoglio gelungen, von der Famillie Salvati griechische Lettern zu besorgen. (s. Henkel 1971, 337). Rom hatte spätestens am 17. Juni 1627 durch Césy erfahren, dass Metaxas die komplette Druckerei‐Ausstattung und die Bücher, die er dort ge‐ druckt hatte, gerade aus England herbeischaffte (s. Grammatikos 1988, 130). Ferner war die Propagandakongregation schon im Juli 1626 durch den lateinischen Bischof von Kephallonia, Michele Varolio, über die Unruhe benachrichtigt worden, die durch Metaxas’ Ankunft aus England auf der Insel verursacht worden war. Diesen Infor‐ mationen nach hatte Metaxas in Kephallonia seine Sammlung von Drucksätzen vervollständigt (s. Παπαδόπουλος 2004, 292f.). Der Beschluss der Kongregation zur Gründung einer eigenen Druckerei fällt in den gleichen Monat. Zur selben Zeit (22.7.1626) informierte der Franziskaner de Polla die Kongregation, dass zwei Ver‐ traute des Patriarchen (gemeint sind Metaxas und Kritopoulos) in England zwei Bü‐ cher gedruckt hätten (Παπαδόπουλος 1993, 38). Ein Jahr später, im Oktober 1627, als die Druckerei der Kongregation noch auf der Suche nach griechischen Drucksät‐ zen war, Loukaris’ Druckerei aber schon in Betrieb war, machte der pro‐katholische Bischof von Paronaxia, Jeremias Barbaregos, darauf aufmerksam, dass Rom unbe‐ dingt Maßnahmen ergreifen müsse, um Metaxas’ Druckerei zu schließen (ebd., 37, Anm., 3; für weitere Informationen über Barbaregos’ Tätigkeiten s.u. Anm. 29). Zu‐
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und unerbittliche Gegner von Loukaris, Césy, erreichte allerdings in Zusammenarbeit mit den Jesuiten die Schließung der Patriarchatsdru‐ ckerei. Eine Gegenreaktion blieb nicht aus: Loukaris bewirkte die Ver‐ treibung der Jesuiten aus Konstantinopel. Zwei Frauen, die angeblich beichten wollten, wurden zu den Jesuiten geschickt 26 , und als diese den sammenfassend ist festzuhalten, dass die Propagandakongregation ganz unabhän‐ gig von Loukaris ohnehin ihre eigene Druckerei gründen wollte, da dies Teil ihres Gesamtprogrammes war, das sich weit über den orthodoxen Osten hinaus erstreck‐ te. Dennoch mag die Gründung von Loukarisʹ Druckerei die entsprechenden Versu‐ che der Propagandakongregation beschleunigt haben. 26 Die Jesuiten hatten in Konstantinopel durch die Beichte eine breite Aktivität entfal‐ tet. Sie identifizierten sich völlig mit Césys Politik und waren so erbitterte Feinde des Loukaris. Der Unionsversuch der römisch‐katholischen Kirche wurde nicht nur durch die Verbreitung von Büchern vorangetrieben; er wurde vornehmlich von den katholischen Orden getragen, die v.a. durch die Predigt und die Beichte eine intensi‐ ve pastorale Tätigkeit an den Tag legten. Lange vor Loukaris’ Zeit berichtete der griechische Jesuit Vikentios Kastaniolas (1534/5‐1604), der den Osten im Hinblick auf eine künftige Betätigung der Jesuiten ausgekundschaftet hatte, an seinen Vorgesetz‐ ten K. Aquiviva in Italien, dass ein großes Bedürfnis nach Beichtigern bestehe, und dass er selber bis an den Rand seiner Kräfte die Beichte abnehme (Ρούσσος‐ Μηλιδώνης 1993, 92f.). Im Jahre 1609 schrieb der Jesuit François de Canillac in ei‐ nem Bericht über seine Reise nach Konstantinopel, dass die Einwohner von Chios „den Orden [der Jesuiten] besonders lieben und respektieren, und für gewöhnlich bei diesem beichten“ („Ils ayment et reverent singulierement la Compagnie, à la residence de laquelle ils confessent communement“, Carayon 1864, 21). De Canillac wurde zusammen mit an‐ deren Jesuiten auf Anregung des französischen Botschafters bei der Pforte, de Sa‐ lagnac, vom französischen König Heinrich IV. nach Konstantinopel gesandt, um sich dort niederzulassen (Legrand 1869, 6). Unmittelbar danach schrieb de Canillac: „Die‐ ser Brief würde sich sehr in die Länge ziehen, wenn ich die allgemeinen Beichten aufzählen würde, sowie die Anzahl der Menschen, die die Sündhaftigkeit hinter sich ließen, um zur hei‐ ligen Buße zu gelangen“ („Je grossirois trop cette missive, si je voulois faire un denombre‐ ment des confessions generales, de la reduction de quelques personnages de lʹestat de peché à la saincte penitence“, ebd., 54). Dies ist ein wichtiges Zeugnis für den Einsatz der Beichte zur Verbreitung des Katholizismus, selbst in Konstantinopel. Nach zwei Jahrzehnten schrieb der pro‐katholische Bischof von Paronaxia, Benjamin an Cursin Coronello, dass ihm zu Unrecht vorgeworfen wurde, Griechen seines Bistums ex‐ kommuniziert zu haben, weil diese bei den Jesuiten gebeichtet hätten. Benjamin ver‐ sicherte dabei seine Treue zur katholischen Kirche, unterstrich aber, dass die Jesui‐ ten nach dem Vorbild der Kapuziner die Beichte vorsichtig in ihren Zellen vollziehen sollten und nicht in aller Öffentlichkeit, weil „sein Feind“ Loukaris ihn un‐ ter Druck setze (Laurent 1935, 362f.). Zur gleichen Zeit erlaubte der Metropolit von Smyrna, Iakovos, den Jesuiten die Beichte zu hören, und verpflichtete zugleich die orthodoxen Kleriker, diese Beichte als vollgültig zu betrachten und die Gläubigen, die bei den Jesuiten gebeichtet hatten, zur Kommunion zuzulassen. Später (1632) sollte er sich beim französischen König Ludwig XIII. für die Sendung von Jesuiten in sein Bistum bedanken und diesen darum bitten, die Ordensleute permanent in sei‐ nem Bistum bleiben zu lassen (Carayon 1864, 172‐174). Der Jesuitenpater Vaboi be‐ richtete etwas später, dass er in Smyrna 14.000 Beichten gehört habe (ebd., 224; die Zahl ist wahrscheinlich übertrieben). Im Jahre 1633 schrieben die Patres Joseph und Léonard an die Propagandakongregation: „Über die religiösen Dienste hinaus, die die vier Niederlassungen von Konstantinopel, Smyrna, Chios und Naxos schon anbieten, fingen
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Frauen die Beichte abnehmen wollten, wurden sie von den osmanischen Behörden festgenommen und aus dem Reich ausgewiesen 27 . Zur gleichen Zeit wurden in Rom die Vorbereitungen zur Gründung der Druckerei abgeschlossen und die ersten Publikationen realisiert. Damit intensivierte Rom seinen Kampf gegen Loukaris, in dem Griechen – Unierte oder Anhänger der Union – die treuesten Mitarbeiter stellten, manche allerdings allein durch Opportunismus getrieben. Bei den Bemühun‐ gen, Loukarisʹ Druckerei zu schließen, hatte Rom einen von der bishe‐ rigen Forschung fast gänzlich unbeachteten Agenten auf seiner Seite: den früheren Schüler des römischen Collegium Graecum und späteren Bischof von Paronaxia, Jeremias Barbaregos 28 , der Konstantinopel des Öfteren besuchte. Von seinem Gewicht zeugt schon die Tatsache, dass die verschiedenen Maßnahmen der Propagandakongregation gegen Loukaris, die diese ihren Vertrauensmännern in Konstantinopel mitteil‐ die Patres an, auch die Insel des Archipelagos zu besuchen. Sie predigen das Wort Gottes und nehmen die Beichte ab; dadurch machen sie den Einwohnern eine große Freude und bieten al‐ len große Nutzen“ („Outre les soins religieux quʹils donnent dans leurs quatre résidences de Constantinople, Smyrne, Scio et Naxie, nos Pères ont commencé à visiter les iles de lʹArchi‐ pel. Ils y annoncent la parole de Dieu, y entendent les confessions à la grande joie des habi‐ tants et grand profit pour tous“, de Barenton 1902, 98). Wenige Jahre später schrieb Pa‐ ter Furcy: „wir vollziehen die Beichte überall, sowohl in unseren Kirchen wie auch in den Kirchen der Griechen, die uns ja aufnehmen, ferner auf den Schiffen und bei den Gefangenen in den Arbeitslagern“ („on confesse partout, dans nos églises, dans celles de Grecs ou nous sommes requis, sur les vaisseaux et aux galériens“, ebd., 103). Pater Τhomas, der den Pat‐ riarchen von Konstantinopel (wahrscheinlich Kyrillos Kontares) um die Erlaubnis bat, in allen Bistümern des Ostens zu predigen und die Beichte abzunehmen, und den Papst um die Erlaubnis, dem griechischen Ritus zu folgen, berichtete über die Konversion von Orthodoxen durch die Beichte: „So groß war der Eifer der Patres…, dass eine große Anzahl von Griechen sich an diese wandten, um zu beichten, und wer in ihre Nähe kam, kehrte auch in den Schoß der Katholischen Kirche zurück und legte öffentlich ein Glaubensbekenntnis ab, denn die Patres weigerten sich, die Beichte denjenigen abzunehmen, die das Schisma nicht verlassen wollten“ ( „Tel était le zèle de nos Pères… quʹun grand nombre de grecs sʹadressèrent à ceux pour la confession, et tous ceux qui sʹ approchaient dʹeux rentraient dans le sein de lʹEglise catholique, et faisaient profession publique de leur foi; car on refusait dʹentendre ceux qui ne voulaient pas abandonner le schisme”, ebd., 108f). Es war zu erwarten, dass all dies eine heftige Reaktion von Loukaris hervorrufen würde. So betonte Pater Thomas, dass die zahlreichen Bekehrungen wegen Loukaris geheim bleiben müssten (ebd., 108; für zusätzliche Belege s. Legrand 1869, 26f.; Ri‐ chard 1657, 50f., 52, 56, 110, 126, 135ff.; Carayon 1864, 101). 27 Aymon 1708, 227f. Césy musste der Pforte mit seiner Abreise aus dem osmanischen Reich drohen, um zu erreichen, dass seine zwei Beichtväter D´Aultry und Martin bei ihm bleiben durften (Hofmann 1929, 23f.). Kurz nach diesen Ereignissen klagte Lou‐ karis in einer Rede, die in einer Kirche von Galata gehalten wurde, sowohl die Akti‐ vität der Jesuiten an wie auch diejenigen Griechen, „die ihre Kinder zu den Schülen der Jesuiten schickten und ihren Frauen erlaubten, bei jenen zu beichten“, Μέρτζιος 1951, 43. 28 Zu Barbaregos s. Karalevskij 1932, Sp. 580ff.; Τσιρπανλὴς 1980, 427‐430; Laurent 1935, 350f.; von Pastor 1929, 754; Rodota 1763, 172‐175; Hofmann 1929, 32; Γρηγορίου 1958, 70‐72.
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te (v.a. dem Botschafter Césy), offensichtlich auf die Berichte und Vor‐ schläge von Barbaregos zurückgingen 29 . Die Vorschläge, die Barbaregos der Propagandakongregation un‐ terbreitete, schlossen insbesondere auch die Publikation griechischer Bücher ein. In einem Brief vom 30. August 1627 empfahl er der Kon‐ gregation, unierte griechische Gelehrte wie Petros Arkoudios (1562/3‐ 1633) und I.M. Karyophylles (ca. 1566‐1633) damit zu beauftragen, auf die durch Loukaris publizierten antikatholischen Bücher Antwort‐ schriften zu verfassen, die in einfachem (Neu‐)Griechisch verfasst sein 29 Dies zeigt deutlich der Vergleich zwischen einem Brief des Barbaregos vom 27. 10. 1627 und den Beschlüsssen Nr. 4 und Nr. 6 der besonders wichtigen Sitzung der Propagandakongregation am 13. 11. 1627, bei der Maßnahmen gegen Loukaris ergriffen wurden: «Mi dolsi grandemente, e presto sentirete altre cose, se non provederete di impedire la stampa venuta, cosa che è facile a farsi ordinando al Signor Imbasciatore di Francia con qualche spesa che in cio metta diligenza di impedire» (Παπαδόπουλος 1993, 37 Anm. 3); vgl. «Deiectionem Cyrilli e sede patriarchali soli oratori gallo esse committendam… Impediendum esse praeli graeci et typographiae in urbe Const.na aperiandae progressum apud turcas» (Hofmann 1929, 56). Da auf dieser Sitzung Briefe von Barbaregos vorge‐ lesen wurden (Hofmann 1929, 55), kann es als sicher gelten, dass auch der besagte Brief, der ja 15 Tage vor der Sitzung abgeschickt worden war, vorgelesen wurde. Über die zitierten Empfehlungen hinaus enthält der Brief auch wichtige Informatio‐ nen über das publizistische Unterfangen des Loukaris, wie z.B. eine detaillierte Be‐ schreibung der von Metaxas aus England mitgebrachten Bücher (Παπαδόπουλος 1993, 37 Anm. 9; zu den in London gedruckten Büchern s. Layton 153f.; s. auch Grammatikos 1988, 230‐260) und Informationen über die weiteren Publikationen, die Loukaris plante, wie z.B. das Θεολογικὸν des Korresios (Παπαδόπουλος 1993, 37 Anm. 9). Diese Informationen hatte Barbaregos vom Autor selbst, der entweder nichts von der Spionage des Bischofs von Paronaxia wusste, oder mit diesem zu‐ sammenarbeitete (über die Versuche, das bisher unedierte Θεολογικὸν des Korresios zu drucken, s. Παπαδόπουλος 2004, 295f.). Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Ὁμολογία des Loukaris legte Barbaregos vor einer Versammlung von Metropoli‐ ten, Priestern des Patriarchats und herausragenden Laien die häretischen Inhalte der Ὁμολογία dar und erregte die Empörung der Versammlung über den Patriarchen („di subito unanimamente tutti l´hanno anathematizato et escommunicato“, Bârlea 1948, 39, Anm. 16). Unmittelbar darauf folgte ein Versuch, Loukaris zu entthronen (s. ebd.), der aber scheiterte (s. Hering 1992, 302‐304). Barbaregos versuchte sogar, die katholi‐ schen Herrscher zu einer gemeinsamen Aktion gegen Loukaris anzuregen. G. Hof‐ mann schreibt über ihn: der „Metropolit von Paros und Naxos, Jeremias Barbarigo, ein ehemaliger Zögling des griechischen Kollegs, war ein großer Gegner des Patriarchen Kyril‐ los. Um die Gefahr des Kalvinismus von dem griechischen Osten abzuwenden, war er uner‐ müdlich tätig, um mit erlaubten Mitteln die Absetzung des Kyrillos durchzusetzen. Er sand‐ te Berichte an die Kongregation der Propaganda. Er fasste den Plan, zu katholischen Höfen des Abendlandes zu reisen, um die Hilfe der katholischen Herrscher zur Absetzung Kyrills zu ereichen. Er war bereits in Polen, da wurde er nicht weit von Gnesen in einem dichten Wald um 1634 ermordet“ (Hofmann 1929, 32). Seine Ermordung hatte allerdings mit seinem Kampf gegen Loukaris nichts zu tun, s. dazu Karalevskij 1932, Sp. 580‐582; vgl. Τσιρπανλὴς 1980, 429f. Angeblich hatte Barbaregos sogar ein Buch gegen Lou‐ karis verfasst, das er in Wilna zu publizieren gedachte (Παπαδόπουλος 2004, 296 Anm. 22 und 23).
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sollten und sogleich zu drucken seien 30 . Die Kongregation folgte diesen Vorschlägen: Sie beschleunigte die besonders aufwendige Anschaffung von griechischen Drucksätzen 31 und publizierte mehrere Bücher in einfacher (neu‐)griechischer Sprache 32 . Zu diesen Publikationen gehört auch das Werk Σύνοψις τῶν Μυστη‐ ρίων des Rodinos, das jedoch bei B. Zanetti gedruckt wurde. Das Buch war ursprünglich als Teil eines weit ausführlicheren Werkes mit dem Titel Κατήχησις angelegt, das die Propagandakongregation im Juni 1625 dem Magister Sacri Palatii zur Approbation vorlegte. Wegen seines großen Umfangs wurde die Publikation dieses Werkes jedoch verscho‐ ben 33 . Später sollte sich Rodinos noch zweimal mit einem Memoran‐ dum an die Kongregation wenden, um wenigstens den Druck derjeni‐ gen Teile seines Werkes zu erwirken, die die Sakramente betrafen 34 . Die Propagandakongregation hatte die Inbetriebnahme ihrer eigenen Druckerei noch nicht abgeschlossen, als der besagte Brief von Barbare‐ gos eintraf. Sie brauchte also Zeit, um die von Barbaregos empfohlenen Publikationen zu realisieren, während doch gleichzeitig der Einfluss der von Loukaris gedruckten Bücher zum Handeln drängte. In diesem Moment muss sich der Rat der Kongregation wohl wieder an Rodinos’ Werk erinnert haben, dessen Publikation ihn schon früher beschäftigt hatte. Die Veröffentlichung des Werkes wurde jedenfalls auf der Sit‐ zung des Rates am 19.01.1628 besprochen 35 . Dass es mit der Veröffent‐ lichung drängte, beweist u.a. ein Brief des Archimandriten Euthymios vom 21.03.1628 an die Kongregation. Euthymios besaß während dieser Zeit offenbar einen nicht unerheblichen Einfluss. Wie bereits bemerkt
30 Ebd., 293, Anm. 7. 31 Dazu s.o. Anm. 25. 32 Es handelte sich um das Werk Χριστιανικὴ διδασκαλία (im gleichen Jahr in zwei Ausgaben gedruckt, einer zweisprachigen italienisch‐griechischen und einer griechi‐ schen; s. Παπαδόπουλος 1984, 148, Nr. 2002 und 2003; s. auch Legrand 1894, 257, Nr. 179), um das fälschlicherweise Gennadios Scholarios zugeschriebene Ἑρμηνεία τῶν πέντε κεφαλαίων τῆς συνόδου τῆς Φλωρεντίας (Παπαδόπουλος 1984, 196, Nr. 2635; s. auch Legrand 1894, 259‐261, Nr. 181), das der Jesuit Antonio Possevino schon Ende des 16. Jahrhunderts empfohlen hatte, in die Volksprache zu übersetzen (Krajcar 1965, 93, Anm. 3); weiter handelte es sich um einen Bericht über das Konzil von Florenz (Παπαδόπουλος 1984, 150, Nr. 2027; Legrand 1894, 264f., Nr. 186) und schließlich um Ἡ ὁδηγία τῶν Ἁμαρτωλῶν von Luis de Granada (Παπαδόπουλος 1984, 270, Nr. 3662; Legrand 1894, 260f., Nr. 182) in der Übersetzung des griechi‐ schen Jesuiten Andreas Rentios. 33 Παπαδόπουλος 2004, 293f. Zur Σύνοψις s.u. S. 105f. 34 Die zwei Texte sind undatiert, s. ebd., Anm. 9. 35 Ebd., 294.
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wurde, geht sogar der Plan zur Ermordung von Loukaris auf seinen Einfall zurück 36 . In diesem Brief schreibt er: „sollten die in gemeiner Sprache verfassten Werke von Pater Neophytos Rodinos schon gedruckt und erschienen sein, so schicken Sie uns bitte eini‐ ge Exemplare, denn sie werden der ganzen Nation wohl tun, damit die Irr‐ tümer des Kyrillos aufgedeckt werden“ 37 .
Schließlich wurde die Σύνοψις bei Zanetti, dem engen Mitarbeiter des Vatikans, gedruckt, entweder weil sich die Propagandakongregation sehr beeilen musste, oder weil der Drucklegungsprozess bei Zanetti bereits angelaufen war. Rodinos’ Werk wurde durch Arkoudios appro‐ biert und für besonders notwendig befunden. Arkoudios war einer der Autoren, die Barbaregos empfohlen hatte und spielte in den publizisti‐ schen Aktivitäten der Propagandakongregation eine bedeutende Rolle. Die Zweitauflage des Werkes sollte später durch die Druckerei der Propaganda fide gedruckt werden. Unter den fünf griechischen Wer‐ ken, die die Propaganda fide im Jahre 1628 druckte, war der Σύνοψις der größte Erfolg beschieden 38 . Schon 1630 veröffentlichte sie erneut ein griechisches Buch, diesmal Rodinos’ Περὶ ἐξομολογήσεως. Ein weiteres Buch des Rodinos, die Πανοπλία Πνευματική, sollte die Propaganda fide in Zusammenarbeit mit Zanetti veröffentlichen 39 . Mit Rodinos 36 Kyrillos Kontares hatte Loukaris bei der Pforte beschuldigt, in eine Verschwörung mit den Russen verwickelt zu sein, was die Hinrichtung von Loukaris zur Folge hat‐ te. Über Euthymios, der diesen Plan konzipiert hatte, schreibt von Pastor in seinen Untersuchungen zu einschlägigen Urkunden aus Euthymios’ Briefwechsel mit der Propagandakongregation: „Euthymius meinte, der Sturz des Lukaris sei leicht zu errei‐ chen, wenn man der bereits mißtrauischen Pforte darlege, dass er Urheber der Einfälle der Kozaken in türkisches Gebiet sei“ (von Pastor 1929, 758). Wir sahen bereits, dass Euthymios auch den Hinweis für die aktive Teilnahme des Metropoliten Theopha‐ nes Xenakes am Kampf der Propagandakongregation gegen Loukaris gab. Zu Euthymios und seiner Rolle in diesem Kampf s. Hering 1992, 93‐96. 37 „Patris Neophiti Rodini opera in linguam communem si in lucem edita fuerint, mittite, rogo, nobis aliqua exemplaria, et erunt grata totae nationi ut manifestentur errores Cyrilli“, Karalevskij 1912, 182. 38 Dies bezeugt auch der Sekretär der Propaganda fide Ingoli, wenn er an die Kardinä‐ le der Propagandakongregation schreibt: „die Griechen haben alle die Werke dieses Men‐ schen so sehr umarmt, dass sein Buch Περὶ Μυστηρίων zum zweiten Mal gedruckt werden muss“, Brunello 1951, 204. 39 Die Σύνοψις stellt eine Zusammenfassung von Teilen der Πανοπλία dar, wie der Autor selbst im Vorwort bemerkt: „Nehmt also zur Zeit diese unsere geringe Mühe dank‐ bar und wohlwollend entgegen, und lest und genießt es, damit Gott gibt, dass wir auch die Πανοπλία drucken, d.h. ein anderes Buch, in dem wir sowohl über die Sakramente der Kir‐ che wie auch über vieles andere breiter und reicher schreiben“ («Δέχθητε λοιπὸν πρὸς τὸ παρὸν αὐτὸν τὸν ὀλίγον μας κόπον μὲ εὐγνωμοσύνην, καὶ καλὴν διάθεσιν, καὶ ἀναγνώθετε, καὶ ἀπολαύσετέ τον, ὥστε νὰ δώσῃ ὁ Θεὸς νὰ τυπώσωμεν καὶ τὴν Πανοπλίαν, τουτέστιν ἄλλο βιβλίον εἰς τὸ ὁποῖον γράφομεν πλατύτερον καὶ πλουσιώτερον, τόσον διὰ τὰ μυστήρια τῆς ἐκκλησίας, ὅσον καὶ διὰ ἄλλα πολλά», Ροδινὸς 1633, 6r; die zwei Werke haben ferner dieselbe Widmung, dieselben Epigramme und ein ähn‐
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hatte sie einen großen pastoraltheologischen Autor entdeckt, auf den sie sich bei der Ausbreitung des Katholizismus nach Osten entschei‐ dend stützen sollte.
2.2 Rodinos und die publizistischen Aktivitäten der Propagandakongregation Auch in den Jahren nach der Veröffentlichung der Σύνοψις, des Werkes Περὶ ἐξομολογήσεως und der Πανοπλία Πνευματική, setzte Rodinos seine Zusammenarbeit mit Rom fort. Aus einem am 15.02.1631 disku‐ tierten Memorandum des zypriotischen Autors erfahren wir, dass die Propagandakongregation ihn mit der Übersetzung zweier Werke von Bellarmin beauftragt hatte, und dass er ferner plante, eine Streitschrift gegen Zacharias Gerganos 40 zu verfassen und die Dialoge Gregors des Großen zu übersetzen 41 . Rodinos sollte außerdem die Introduction à la vie dévote von François de Sales übersetzen 42 und mit der Übertragung einer Katechese ins Albanische im Jahre 1637 zumindest beginnen 43 . Noch im selben Jahr teilte er mit, er habe ein Werk über die Göttliche Eucharistie verfasst 44 und werde mit der Übersetzung des Werkes De Imitatione Christi beauftragt, die er auch tatsächlich vorlegte 45 . Nimmt man die 1641 gedruckte Ἄσκησις πνευματική hinzu, deren Bindung Rodi‐ nos selbst finanzierte 46 , und ferner die Ἀπόκρισις 47 , die Ἐξήγησις εἰς
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liches Vorwort). Da aber die Σύνοψις eindeutig als Zusammenfassung der Κατήχησις gelten kann, dürfte die Κατήχησις, die Thomas Papadopoulos für unver‐ öffentlicht hält, mit der Πανοπλία identisch sein (vgl. Παπαδόπουλος 2004, 294). Zur Πανοπλία s.u. S. 100ff. Ebd., 185. Ebd., 1912, 184. Knös 1962, 322. Rodinos fing zwar mit einer Übersetzung der Katechese ins Albanische an, wurde aber von Ingoli davon abgebracht (Karalevskij 1912, 196), weil die Propagandakon‐ gregation bereits im Jahre 1636 eine albanische Übersetzung von Pietro Budi publi‐ ziert hatte (Borgia 1935, 49, Anm. 33). Παπαδόπουλος 2004, 294f. Ingoli hatte die Übersetzung des Hauptwerkes der „Devotio Moderna“ De Imitatione Christi angeregt (s. Karalevskij 1912, 197). Zu den vielen verschiedenen griechischen Übersetzungen dieses Werkes aus der Zeit der Türkenherrschaft s. Τσακίρης 2005, 12 Anm. 37. Die Übersetzung von Rodinos ist nach derjenigen des Jesuiten und Grä‐ zisten Georg Μayer, die 1615 in Augsburg veröffentlicht wurde, und der unveröf‐ fentlichen Übersetzung von Kanakes Rosses und D. Guillier die dritte griechische Übersetzung. Das Geld hierzu stammte aus Löhnen, die die Propagandakongregation Rodinos schuldete (s. Παπαδόπουλος 2004, Anm. 15). Rodinos selbst hatte Ingoli vorge‐ schlagen, die Bindekosten zu übernehmen, um die Exemplare in Chimarra umsonst verteilen zu können (s. Karalevskij 1911, 476f., Briefe vom 12. und 26. November
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
τὴν ἑννάτην ᾠδὴν τῆς Θεοτόκου 48 und die Übersetzungen von Augus‐ tins Enchiridion und der pseudo‐augustinischen 49 Soliloquia (Μονολό‐ γιον) 50 , so hat man die beeindruckenden Ergebnisse von Rodinosʹ Zu‐ sammenarbeit mit der Propagandakongregation vor Augen. Die Mehrheit dieser Werke – ob gedruckt oder unveröffentlicht – sind im Kampf gegen Loukaris entstanden.
2.3 Rodinos’ Teilnahme am Kampf gegen Loukaris Rodinos war beim Kampf gegen Loukaris und für die Union keines‐ wegs ein bloßes Werkzeug Roms und beschränkte sich auch nicht auf die Abfassung oder Übersetzung von Büchern. Vielmehr glaubte er zutiefst an die Richtigkeit dieses Kampfes und gab sich ihm ganz hin. Er war überzeugt von der These Roms, ein Erfolg des Loukaris müsse zur Calvinisierung der griechischen Kirche führen, welche nur die „Mut‐ ter“ Rom abwenden könne. In seiner erweiterten Übersetzung Ἐξήγησις εἰς τὴν ἑννάτη ᾠδὴ τῆς Θεοτόκου (Magnificat) wandte er sich gegen Luther und Calvin, die, so Rodinos, nicht glaubten, dass die Gottesmut‐ ter nie im Leben körperliche Begierden verspürt habe 51 . Ziel dieser Polemik sind jedoch nicht die Reformatoren selbst, sondern ihre grie‐ chischen „Schüler“ und in erster Linie Zacharias Gerganos.
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1641). Über die Ἄσκησις πνευματική, die zum ersten Mal 1641 und zum zweiten Mal 1671 gedruckt wurde, s. Legrand 1894, 412f., Nr. 299; s. auch Παπαδόπουλος 1984, 386f., Nr. 5144 und 5145. Gedruckt im Jahre 1659, s. Legrand 1894a, 112, Nr. 432; s. auch Παπαδόπουλος 1984, 386, Nr. 5143). Es handelt sich um die Veröffentlichung eines älteren Briefes von Rodinos an einen gewissen Presbyter Johannes aus Paramythia im Epirus, in dem er die pastorale Fürsorge des Papstes für die orthodoxen Christen des Ostens betont (s. Ροδινὸς 1659a). Ein großer Teil des Briefes wurde erneut von Baletas ver‐ öffentlicht (s. Βαλέτας 1979, 144‐156). Gedruckt im Jahre 1636 (s. Legrand 1894, 399f., Nr. 251; s. auch Παπαδόπουλος 1984, 387, Nr. 5146). Außer der Übersetzung der Magnificat‐Homilien enthält das Buch auch eine Homilie zum Entschlafen der Gottesmutter und eine volkssprachli‐ che Übersetzung der Vita des Hl. Mamas auf der Grundlage der Symeon‐Metaphrastes‐ Redaktion. Ein großer Teil des Buchs ist abgedruckt bei Βαλέτας 1979, 54‐137, 207‐234. Es handelt sich um ein pseudepigraphisches Werk, das im 13. Jh. entstanden ist und mit dem Titel der echten augustinischen Schrift versehen wurde. Bis zum 19. Jh. wurde es noch als echt betrachtet (s. Portailè 1903, Sp. 2288f.). Rodinos erarbeitete die zweite griechische Übersetzung, nach derjenigen des D. Kydones (1324/5‐1397) (s. Κόλτσιου‐Νικήτα 2005, 233‐235). Beide Werke wurden im Jahr 1637 zusammen gedruckt (hierzu s. Legrand 1894, 349f., Nr. 258; s. auch Παπαδόπουλος 1984, 70, Nr. 928). S. Βαλέτας 1979, 85; Podskalsky macht in dieser Passage Einflüsse der marianischen Mystik Bernhards von Clairvaux aus (s. Podkalsky 1988, 204).
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Gerganos und Kyrillos Loukaris wurden von der römisch‐katholischen Kirche am heftigsten angegriffen. Man beschuldigte sie, Protestanten zu sein, und stützte sich bei diesem Vorwurf auf Loukarisʹ Kontakte zu den Calvinisten und seine Ὁμολογία, sowie auf die von Gerganos veröffentlichte Katechese 52 , die durch eine Gegenschrift des I.M. Kary‐ ophylles beantwortet 53 wurde. Rodinos wollte selbst ebenfalls gegen Gerganos schreiben, u.a. weil er selbst Autor einer pro‐katholischen neu‐ griechischen Katechese war – ein Vorhaben, das die Propagandakongre‐ gation allerdings nicht billigte 54 . So konnte Rodinos seiner Abneigung gegenüber den Sympathisanten des Protestantismus und insbesondere gegenüber Gerganos nur in seiner erwähnten (erweiterten) Überset‐ zung der Ἐξήγησις zum Ausdruck verhelfen. Obwohl sich der Stil des Werkes nicht sonderlich für Polemik anbietet, nutzt Rodinos doch die Gelegenheit, Gerganos als Greuel der Verwüstung (βδέλυγμα τῆς ἐρημώ‐ σεως), Schüler Luthers und Calvins (Λουθηρο‐καλβινοδίδακτο), geistig 52 S. Γεργανὸς 1622; schon am Titelblatt lässt das Buch des Gerganos seinen anti‐ katholischen Charakter erkennen: „Ein Nagel für dein Auge werde ich sein, Papst“ («ἀπόκαρφος τῷ ὀφθαλμῷ σου ἔσομαι Πάπα»), steht auf dem unteren Teil der Seite. Auch im Vorwort greift Gerganos Rom offen an: „die häretischen, schismatischen Papstanbeter, d.h. die „Franken“, die sich in die Gestalt eines Wolfes verwandeln, um euch durch Bedrohung zu betrügen“ seien Werkzeuge des Antichristen («...εἶναι οἱ αἱρετικοὶ σχισματοπαπολάτραι, δηλαδὴ οἱ Φράγκοι, οἱ ὁποῖοι μετασχηματίζονται εἰς μορφὴν λύκου, τάχα μὲ τὸ φοβέρισμα νὰ σᾶς γελάσουν», ebd., 9r). Im Bewusstsein der Reak‐ tionen, die sein Buch in Rom provozieren würde, schreibt Gerganos: „Andere werden es [sc. das Buch] wiederum insgeheim verachten, nämlich die Rhomäer, die in Rom vom Gift der Papisten getrunken haben, und in der Öffentlichkeit Rhomäer zu sein behaupten, wäh‐ rend sie insgeheim Papisten sind; diese verachten dieses heilige Buch aus Neid, denn so sind die Ratschlüsse des Teufels“ («Ἄλλους πάλιν εὐγάνει νὰ τὸ καταφρονοῦν κρυφῶς, καὶ αὐτοὶ εἶναι οἱ Ρωμαίοι, οἱ ἐν Ρώμῃ ποτισθέντες τὸ φαρμάκι τῶν Παπιστῶν, καὶ μὲν φανερὰ λέγουν πῶς εἶναι Ρωμαῖοι καὶ κρυφὰ εἶναι Παπισταί, ἀκόμη τὸ καταφρονοῦν ἀπὸ τὸν φθόνον τους, τὸ ἅγιον βιβλίον τοῦτο αὐταὶ εἶναι τοῦ Διαβόλου αἱ βουλαί», ebd.). 53 S. Καρυοφύλλης 1631; nach Bârlea war der erste Autor des Werkes der griechische Jesuit Andreas Eudaimonogiannes (1555/6‐1625), der aber 1625 starb und sein Werk unvollendet hinterließ. Die Propaganda fide beauftragte dann Karyophylles mit der Vervollständigung (Bârlea 1948, 37f.; vgl. Hofmann 1929, 48). Letzterer schreibt in einem Epigramm über Gerganos: «Ζήλῳ πτερωθεὶς τῆς Ὀδυσσέως πλάνης, / Εἰς δῶμα Κίρκης ἧκεν ἄφρων Γεργανός. / Καὶ νοῦν κλαπεὶς κύλιξι ταῖς ἐκ φαρμάκων, / Τρίμορφον ἡμῖν ἐξανέστη θηρίον, / Κύων, δράκων, σῦς, καὶ Θεῷ καὶ τῷ Πέτρῳ, / Βλάσφημα σαπρῶν ἐκ φαρύγγων ἐκχέων»; das Epigramm wurde auch lateinisch gedruckt: „Vagos Ulyssis ambitus ut audijt, / Ad antra Circes navigavit Graeculus. / Et potus omni vi‐ rulento poculo, / Triforme monstrum prodijt miserrimus, / Canis, draco, sus, grunniens, & sibilans, / Christum Petrumque provocans latratibusʺ, s. Καρυοφύλλης 1631, 2. 54 Παπαδόπουλος 2004, 294. Wie ich noch zeigen werde, hatte Rodinos vor, mit seiner wahrscheinlich vor 1620 verfassten Πανοπλία Πνευματικὴ einen neugriechischen Katechismus mit dem theologischen Horizont der posttridentinischen bellarmin‐ schen Theologie vorzulegen. Dabei versuchte er, auf die Besonderheiten der ortho‐ doxen Kirche Rücksicht zu nehmen, obwohl für ihn in dogmatischer Hinsicht keine wesentlichen Unterschiede zwischen Orthodoxie und Rom existierten.
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Verwirrten (ξεμιαλισμένο), Verräter der Nation (προδότη τοῦ γένους), Kind der Lutheraner (Λουτερανόπουλο), Allerschändlichsten, der Grie‐ chisch weder gelernt hat, noch beherrscht (παμβέβηλο ποὺ ἑλληνικά, οὔτε ἔμαθεν, οὔτε ἠξεύρει) usw. zu beschimpfen 55 . Dieser heftige Aus‐ fall wird verständlicher, wenn man bedenkt, dass Gerganos in densel‐ ben Gebieten wie Rodinos tätig war (höchstwahrscheinlich ist Gerga‐ nos Metropolit von Ioannina gewesen), und für sein Ziel – die Sache des Patriarchen und der Protestanten voranzutreiben – mit denselben Mitteln kämpfte wie Rodinos für das seine. Gerganos vermochte Rodi‐ nos’ Wirken empfindlich zu behindern: Dies geht auch aus einem Brief des Rodinos vom 27.03.1631 hervor, in dem er berichtet, er sei jetzt, nach dem Tode des ʺLutheraners Gerganosʺ, vom Metropoliten von Ioannina eingeladen worden 56 . Im gleichen Schreiben an den Sekretär der Pro‐ pagandakongregation, Ingoli, berichtet Rodinos, er nutze bei der Über‐ setzung der Ἐξήγησις jede Gelegenheit, um „gegen diesen verfluchten Gerganos zu schreiben“ 57 , und werde sich ferner gegen die Titulierung und die Aktivität der Patriarchen von Alexandrien und Konstantino‐ pel, d.h. gegen Gerasimos Spartaliotes und Kyrillos Loukaris, wenden. Loukaris, der Urheber der ganzen Unruhe, war der „tödliche Feind“ 58 des Rodinos sowie der ganzen römisch‐katholischen Kirche. In einem Brief aus Chimarra vom 22.06.1633 teilt Rodinos mit, der Erzbischof von Ioannina, Parthenios, habe ihn mit zwei Briefen nach Ioannina eingeladen, damit er dort Unterricht halte, er habe jedoch absagen müssen, „solange der menschenfressende Zyklop, der fälschlich so genannte Kyrillos am Leben ist“ 59 . Dieselben Gründe veranlassten Rodinos auch dazu, die Einladung des Bischofs von Paramythia, Porphyrios, abzulehnen 60 . Einem anderen Brief des Rodinos (8.11.1633) ist dessen Freude darüber zu entnehmen, dass die Metropoliten von Adrianoupolis und Chalke‐ 55 S. Βαλέτας 83‐85, 106. Mit der letzten Anschuldigung hatte Rodinos übrigens Recht. Gerganos gesteht in seiner handschriftlichen Auslegung der Offenbarung seine Un‐ wissenheit selbst ein: „Übrigens wirst du, Leser, in vorliegendem Werk viele [Verstöße] gegen die Grammatik finden, und ich bitte Dich um Verzeihung; denn ich bin Rhomäer dem Glauben nach, aber Lateiner der Sprache nach“ («Τὰ λοιπὰ θέλεις εὑρεῖν, ἀγαπητὲ ἀναγνώστα, ἐν τῷ παρόντι ἔργῳ πολλὰ ἐνάντια τῆς γραμματικῆς καὶ ζητῶ παρὰ σοῦ συγχώρησιν; ὅτι ρωμαῖος εἶμαι τῇ πίστει, λατίνος δὲ τῇ γλῶσσα», Γεργανὸς 1991, 53). 56 Karalevskij 1912, 186. 57 „a scriver contra quel maledetto Girgano“, Karalevskij 1912, 185. 58 Karalevskij 1911, 472 (Rodinos’ Memorandum an die Propagandakongregation, Memoriali del 1639 (sic!), eher 1628 oder 1629). 59 „devo andar da lui, ma io nè sono andato, nè ho animo di andare, mentre l´ ὁ ἀνδροβρώτης Κύκλωψ, ὁ ψευδώνυμος Κύριλλος è vivo”, Τσιρπανλὴς 1972, 327. 60 Ebd.
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don 61 (mit Letzterem war Rodinos übrigens freundschaftlich verbun‐ den) einen Versuch zur Entthronung von Loukaris unternommen hatten; für diesen findet Rodinos in jenem Brief die Bezeichnung Κακιάρχης 62 . In seinem Buch Ἀπόκρισις ist der Patriarch „der neue, äußerst unwissende Theologe..., der nicht einmal der Grammatik mächtige Loukaris“ 63 . Aber auch Loukaris war Rodinos gegenüber alles andere als zu‐ rückhaltend. Als Rodinos gerade dabei war, sein Beichtbuch Περὶ Ἐξομολογήσεως (1628‐1629) zu verfassen – das wichtigste Werk seiner missionarischen Tätigkeit in Epirus – führte ihn eine Reise nach Ioanni‐ na, wo er in der Kathedrale predigte und beim Volk Begeisterung her‐ vorrief. Der örtliche Metropolit bot ihm daraufhin eine ordentlich be‐ zahlte Stellung als Lehrer an 64 . Loukaris reagierte auf diesen Vorfall prompt: Er beschuldigte Rodinos beim Metropoliten der Verbreitung von Irrlehren, woraufhin dieser Rodinos die Predigt verbot, ihn öffent‐ lich beleidigte und aus dem gesamten Epirus verbannte 65 . Um das Jahr 61 Rodinos meint den pro‐katholischen ehemaligen Metropoliten von Chalkedon, Isaak, der von Loukaris abgesetzt und durch den Metropoliten Nektarios ersetzt worden war (Tsirpanles, der den Brief veröffentlicht hat, geht fälschlicherweise da‐ von aus, dass Rodinos sich auf den neuen Metropoliten Nektarios beziehe, s. Τσιρπανλὴς 1972 , 328f.). Isaak trug auch nach seiner Absetzung weiterhin den Titel des Bischofs von Chalkedon und betrieb mit allen Mitteln Loukaris’ Absetzung. So unterzeichnete er als Metropolit von Chalkedon zusammen mit elf weiteren Metro‐ politen eine an den österreichischen Botschafter Schmid adressierte Petition, in der Schmid aufgefordert wird, sich für die Rehabilitierung des verbannten Ökumeni‐ schen Patriarchen Kyrillos Kontares einzusetzen (Hofmann 1929, 103‐105, Nr. 24). Im Jahre 1630 sollte Isaak dank der Intrigen Césys anstelle von Loukaris zum Patriar‐ chen ʺgewähltʺ werden; die Umsetzung dieser „Wahl“ ist allerdings von den Grie‐ chen Konstantinopels verhindert worden. Die 20.000 Taler, die Isaak der Pforte ver‐ sprochen hatte, musste Loukaris nun allerdings selbst zahlen. Nach dieser gescheiterten Verschwörung wurde Isaak verbannt. Im erwähnten Brief bezieht sich Rodinos auf diese, an der auch der ehemalige Metropolit von Adrianoupolis, Anthimos, beteiligt war, der im Jahre 1623 für kurze Zeit Patriarch wurde (über die verschiedenen Epi‐ soden dieser Verschwörung s. Hering 1992, 164f.). 62 Es handelt sich hier um ein Wortspiel mit dem Titel Πατριάρχης. 63 «ὁ νέος ἀμαθέστατος θεολόγος..., ὁ καὶ τῆς γραμματικῆς ἄμοιρος Λούκαρις», Ροδινὸς 1659a, 40f.; s. auch ebd. 42, wo Rodinos Louκaris als «ἀμαθῆ καὶ σαβουροκέφαλον» bezeichnet. 64 Karalevskij 1911, 472. 65 Ebd., 448f.. Der Bailo von Venedig in Konstantinopel berichtete, dass Loukaris ihm am 29. April 1626 mitteilte, „dass ein Grieche, der von Spanien und wahrscheinlich auch von der Sacra Congregatione in Rom bezahlt wird, neuerdings in Albanien (...) angekommen ist, vor kurzem in Ioannina war und vor dem dortigen Volk die Größe und die Macht des Königs von Spanien und des Papstes predigte, mit dem Ziel, das Volk zur Konversion zu führen; und dass er sich rühmte, 8000 Menschen getauft zu haben“, (Μέρτζιος 1951, 54). Nach dem Bericht des Bailo unterließ es Loukaris, alle Christen, die mit besagtem Missionar in Kontakt kamen, zu exkommunizieren; stattdessen hatte er vor, sich an den Wesir Reğeb zu wenden, um von Seiten der osmanischen Regierung Maßnah‐ men zu erwirken. Der besagte griechische Missionar muss Rodinos gewesen sein,
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1631 wurde Loukaris’ Haltung gegenüber Rodinos allerdings zunächst milder, vielleicht weil sein Thron dermaßen gefährdet war, dass er eine versöhnlichere Politik gegenüber seinen pro‐katholischen Metropoliten einschlagen musste. In einem Brief vom 26.01.1632 berichtet Rodinos: „meine beiden Bücher [gemeint sind Περὶ ἐξομολογήσεως und die Σύνοψις] sind Kyrillos in die Hände gekommen: dieser sah sie, und sagte, dass sie gut sind und (so hat man mir gesagt), dass ich keinen Druck von seiner Seite [zu erwarten] habe, weil er sein Patriarchat nicht aufs Spiel set‐ zen will“ 66 .
Wenn dieser Bericht der Wahrheit entspricht, so wird durch ihn die maßgebliche Bedeutung offenbar, die Rodinosʹ Werken im Kampf ge‐ gen Loukaris zukamen: In einer so schwierigen Phase seiner Laufbahn nahm sich der Patriarch die Zeit, die Werke selbst zu studieren. Der Konflikt zwischen beiden spitzte sich jedoch recht bald wieder zu, und diesmal sollte sich Loukaris nicht damit begnügen, Rodinos aus dem Epirus zu verbannen. Wie Rodinos am 20.08.1634 schrieb, „hat ein Priester unter Eid ausgesagt, dass er einen Brief von jenem bösar‐ tigsten Kyrillos gesehen habe, in dem dieser [seinen Männern] befahl, mich festzunehmen und ihm hinterlistig auszuliefern – Gott aber hat mich be‐ freit“ 67 .
Loukaris war nicht nur der größte Feind Roms und der Katholiken, sondern auch der persönliche Feind von Rodinos. Das Werk Περὶ ἐξομολογήσεως wurde zu einer Zeit publiziert, in der Rodinos durch die Anhänger von Loukaris verfolgt und gedemütigt wurde.
der zu jenem Zeitpunkt tatsächlich in Albanien tätig war und wenige Monate zuvor in Ioannina gewirkt hatte. Zudem existieren über eine vergleichbar erfolgreiche Ak‐ tivität eines anderen Missionars in derselben Region und zur selben Zeit keine Bele‐ ge. Des Weiteren hatte Rodinos tatsächlich in Spanien studiert und unterrichtet, und Loukaris hatte guten Grund, diese spanischen Verbindungen von Rodinos etwas zu überzeichnen, denn die Pforte war zu jener Zeit von einer besonderen Feindschaft gegen Spanien durchdrungen und ging mit äußerster Strenge gegen Agenten Spa‐ niens auf ihrem Territorium vor (s. z.B. Ἄγγελος 1617, 3r). Rodinosʹ Behauptung, Loukaris habe seine Festnahme befohlen und er könne daher im osmanischen Reich nicht mehr frei reisen (s.u. Anm. 67), könnte demnach auf einen offiziellen Festnah‐ mebeschluss bezogen sein, der dann nach Loukarisʹ Gespräch mit Reğeb von den osmanischen Behörden gefällt worden sein muss. Der Patriarch selbst war natürlich nicht ermächtigt, Festnahmen zu befehlen. 66 „Ambiduoi mei libri capitarono nelle mani di Cirillo: egli vidde e disse che sono buoni, e che (secondo mi hanno detto) io da lui non haverò molestia veruna, purchè non voglia tenare il suo patriarcato“, Karalevskij 1912, 186. 67 „Un sacerdote mi testifico con iuramento di hauer visto lettere di quel nequissimo Cirillo, oue dava ordine di prenderme et intrigarme alle mani suoi, ma Iddio mi ha liberato“, Τσιρπανλὴς 1972, 330.
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Trotz seines Hasses gegen den Patriarchen hat Rodinos die Mord‐ pläne gegen diesen anscheinend nicht unterstützt und war an diesen nicht beteiligt: „ich wiederhole nicht das, was vielleicht zu sagen angemessen wäre: es ist besser, wenn ein einziger Mensch stirbt, als wenn das ganze Volk usw.“ 68 .
Wie aus demselben Brief hervorgeht, wussten einige Mitglieder aus dem Rat der Congregatio de Propaganda Fide, darunter sicherlich In‐ goli, Kanakes Rosses und Athanasios aus Zypern, von dem Mordplan gegen Loukaris. Wie Rodinos selbst, waren auch sie führende Mitglie‐ der der Propagandakongregation und spielten im Kampf gegen Louka‐ ris und seine Mitarbeiter eine zentrale Rolle. Mit ihnen unterhielt Rodi‐ nos zwar bis zum Ende seines Lebens weiterhin gute Beziehungen, wie unter anderem ein Brief von Rodinos an Leon Allatios zeigt, in dem er diese grüßen lässt 69 . Während jene aber nach dem Tode des Loukaris in Rom untätig den Lohn für ihre Dienste genossen, versuchte Rodinos eifrig seine Ernennung zum Prälaten der Griechen Roms zu vermei‐ den 70 , um trotz seines hohen Alters seinen pastoralen Kampf in Chi‐ marra fortzusetzen. Er hatte ein reines Gewissen, denn nicht mit politi‐ schen Intrigen, sondern mit seinen Büchern, seiner Predigt und seiner Unterweisung hatte er gegen Loukaris gekämpft 71 . Aus diesem Kampf ging jedoch keiner der beiden als Sieger hervor: Der Patriarch starb einen schrecklichen Tod und Rodinos sollte ein paar Jahre später sagen, er habe „auf Sand gesät“ 72 .
68 „Non repeto quello che forsi conveniva esser detto: expedit unus moriatur, ne tota gens, etc.“ (vgl. Joh 11,50), Karalevskij 1912, 183. 69 Legrand 1895, 297f.. 70 Karalevskij 1913, 170f. 71 Einer der Verschwörer, die für die Tötung des Patriarchen gearbeitet hatten, Duka Apostoli, wurde danach von Reue geplagt, und bat ‐ auch im Namen der anderen Mitarbeiter ‐ die Propagandakongregation, vom Papst die Lösung des Bannes, den Loukaris und der Patriarch Theophanes von Jerusalem über die Feinde des Patri‐ archen von Konstantinopel verhängt hatten, zu ersuchen. Der Absender gehörte zu einer Verbindung von 18 griechischen Bischöfen, 32 Mönchen und Äbten und 12 Geistlichen, die den Plan zur Tötung des Patriarchen unterstützt hatten (s. Hofmann 1953, 172f.). 72 „ho seminato nell´arena“, Legrand 1903, 358.
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
3. Die Beichte in der Auseinandersetzung zwischen der Propagandakongregation und Loukaris 3.1 Die Beichte bei Kyrillos Loukaris 3.1.1 Die Sicht Roms Rodinos’ Werk Περὶ ἐξομολογήσεως, verfasst und veröffentlicht in einem besonders kritischen Moment des Kampfes gegen Loukaris, soll‐ te nicht nur die römisch‐katholischen Unionsbestrebungen im Osten unterstützen, sondern auch die Sorge Roms um das Beichtsakrament unterstreichen, das der calvinisierende Patriarch zu vernachlässigen schien. Ganz allgemein war die Beichte der Zankapfel der damaligen Auseinandersetzungen 73 . Als Kanakes Rosses 1625 auf Befehl von Kar‐ dinal Bandini einen Annäherungsversuch gegenüber Loukaris unter‐ nahm, verlangte die römisch‐katholische Kirche von Loukaris, den Gerüchten, er zweifle die Notwendigkeit der Beichte an, ein Ende zu setzen 74 . Bei dem Treffen des Patriarchen mit dem Oberhaupt der Jesui‐ ten in Konstantinopel, François de Canillac, brachte de Canillac eben‐ falls die Gerüchte zur Sprache, nach denen der Patriarch die Beichte nicht als Sakrament anerkenne; Loukaris erwiderte, die Gerüchte ent‐ stünden allein deshalb, weil er im Besitz etlicher protestantischer Bü‐ cher sei 75 . Aber auch in einem Memorandum, das Césy 1623 – als er die vorläufige Entthronung von Loukaris erreicht hatte – verbreiten wollte, um die Häresien des Patriarchen ans Licht zu bringen, war von dessen Ablehnung des Beichtsakraments die Rede 76 . Ferner warf auch Barba‐ regos, der Metropolit von Paronaxia dem Patriarchen vor, er erkenne weder die Ohrenbeichte, noch die Realpräsenz Christi bei der Epiklese, noch die Fürbitte der Heiligen an 77 . Mit der Publikation von Loukaris’ Ὁμολογία im Jahre 1629 wurde die Unsicherheit Roms über Loukarisʹ Position zur Beichte restlos besei‐ tigt. Denn an keiner Stelle der Ὁμολογία werden Buße und Beichte erwähnt, während im 15. Kapitel die Eucharistie und die Taufe deutlich als die zwei Sakramente der Kirche bestimmt werden 78 . Rom wusste, 73 74 75 76 77 78
S.o. Amn. 26. Hofmann 1929, 52. Ebd., 49f. Hering 1992, 110, Anm. 132. von Pastor 1929, 754. S. Καρμίρης 1968, 567; vgl. Συρίγος 1680, 85v; In seiner Widerlegung der Ὁμολογία greift Syrigos gerade dieses Kapitel heftig an: Hier sei „das Meer der Übel zu uns [sc.
Das Beichtbuch des Neophytos Rodinos und seine theologischen Gegner
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dass Loukaris’ Bekenntnis echt war, und hatte damit endlich Gewiss‐ heit über dessen Überzeugungen 79 . Aus politischen Gründen erklärten freilich viele Katholiken das Bekenntnis für unecht 80 . Als sich im Osten die Gerüchte über den Calvinismus des Patriarchen verbreiteten, pub‐ lizierte der Vatikan nun ein Beichtbuch, das in mehreren Tausenden Exemplaren gratis verteilt werden sollte. Es wurde zum ersten Buch seiner Gattung, das eine derart weite Verbreitung fand – das Beicht‐ buch des Paschaleus konnte hier nicht mithalten, nicht zuletzt weil es nicht gratis verteilt wurde. Während sich die Beschuldigungen gegen den Patriarchen mehrten, konnten Rom und die orthodoxen Anhänger der Union ihre Position weiter untermauern: Loukaris erkenne die Beichte nicht als Sakrament an, während Rom auf ihrem sakramentalen Charakter beharrte.
3.1.2 Das Verständnis der Beichte bei Loukaris und seine pastorale Praxis Bis zur Veröffentlichung seiner Ὁμολογία hatte Loukaris die Sakramentali‐ tät der Beichte nie offen angezweifelt. Aber selbst in der Ὁμολογία lehnt er die Beichte nicht ausdrücklich ab, sondern lässt sie vielmehr uner‐ wähnt. Schließlich war er sich bewusst, dass eine offene Verwerfung der Beichte seine Erfolgsaussichten zunichte machen würde, war doch die Beichte dasjenige Sakrament, das die Gläubigen am innigsten mit der Kirche verband. So unterschied Loukaris in einem Brief an den Bischof Dionysios von Herakleia zwischen Todsünden und lässlichen Sünden 81 , und unterstrich in früheren Predigten mehrmals die Not‐ wendigkeit der Beichte: zur orthodoxen Kirche] hinabgestiegen. Denn, aus dem trüben Brunnen dieses Kapitels herausfließend, haben die Ströme der Gesetzlosigkeiten die gesamte dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellte Ökumene nicht nur erschüttert, sondern sie zum großen Teil auch ins Meer versenkt“ («ἐκατάβηκεν εἰς ἡμᾶς ἡ θάλασσα τῶν κακῶν. Διατὶ ἀπὸ τὴν θολερὰν βρύσιν τοῦ κεφαλαίου τούτου ἐκβαίνοντας τὰ ῥυάκια τῶν ἀνομιῶν, ὄχι μόνον ἐταράξασιν ὅλην ἐκείνην τὴν οἰκουμένην ὁποῦ εἶναι ὑποκάτω εἰς ἐνορίαν τοῦ Κωνσταντινουπόλεως ἀλλὰ καὶ πολὺ μέρος ἀπ’ αὐτὴν ἐκαταποντίσασιν», ebd.). Syrigos vertritt die These, es liege nach dem Hören der Beichte beim Priester, ob die Absolution gewährt werden soll oder nicht; diese Entscheidung sei das Recht der Priester (ebd., 87v‐88r). Auf eine inhaltliche Diskussion der Ὁμολογία lässt sich Syri‐ gos freilich nicht ein, sondern behauptet einfach apodiktisch die Notwendigkeit des Bußsakraments. 79 Rom verbreitete im Ausland die Information, die Ὁμολογία stamme nicht von Lou‐ karis, während im griechischen Raum gerade das Gegenteil behauptet wurde. 80 So etwa der Kapuziner Pater Joseph (1577‐1638) in einer Schrift, die er unter dem Pseudonym van Tilen veröffentlichte, s. Hering 1992, 227, Anm. 69. 81 Legrand 1896, 239.
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Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
„Demut, Buße, Reue, Beichte. Diese vier empfehlen dich Christus, und du hörst: deine Sünden werden vergeben“ 82 .
Später, im Jahre 1609, empfahl er in einem Brief an die Gemeinde von Lindos auf Rhodos, dass einem Gläubigen, dessen Lebenswandel Prob‐ leme verursacht hatte, die Absolution unter Voraussetzung der Beichte gewährt werden solle 83 . In der Zeit nach der Schließung seiner Drucke‐ rei wies Loukaris nur diejenigen Griechinnen zurecht, die bei den Jesui‐ ten beichteten 84 . Unter der Voraussetzung, dass die Beichte von einem orthodoxen Priester vollzogen werde, befand der Patriarch die Beichte also für völlig legitim.
82 «Ταπείνωσις, μετάνοια, συντριβή, ἐξομολόγησις. Ταῦτα τὰ τέσσερα προσφέρωσί σε τῷ Χριστῷ, καὶ ἀκούεις; ἀφέονταί σου αἱ ἁμαρτίαι», Rozemond 1974, 59; Loukaris bezieht sich an vielen Stellen seiner veröffentlichten Predigten auf die Beichte (die große Mehrzahl seiner Predigten sind unveröffentlicht und werden hier nicht be‐ rücksichtigt). In einer Predigt aus dem Jahre 1598 zählt er auch die Beichte zu den Sakramenten (ebd., 34). Im selben Jahr schreibt er in einer anderen Predigt: „da wir gebeichtet haben, und Buße getan haben, werden wir der Kommunion gewürdigt“ («ὡς ἐξομολογηθέντες, μετανοήσαντες τῆς κοινωνίας ἀξιούμεθα», ebd., 63). Im Jahre 1601 schreibt er in einem Predigtkonzept: „dies sehe ich in Dir; aber die Buße hast du nicht, du gehst nicht in dich. Ein Teil der Buße ist die Wahrnehmung des Schlechten: ‚ich werde auf‐ stehen’. b. die Arbeit und das gute Werk: ‚und gehen’. c. die Beichte: ‚ich habe gegen den Himmel gesündigt’. d. die Demut: ‚ich bin nicht mehr wert, [dein Sohn] genannt zu werden (...) nimm mich auf als einen [deiner Knechte]’“ («Ταῦτα ἐν σοὶ ὁρῶ· τὴν δὲ μετάνοιαν οὐκ ἔχεις, εἰς ἑαυτὸν οὔκ ἔρχει. Μετανοίας ἓν μέρος, ἡ κατάληψις τοῦ κακοῦ· „ἀναστάς“. β’. ἡ ἐργασία καὶ ἡ πρᾶξις ἡ καλὴ „πορεύσομαι“. γ’. ἡ ἐξομολόγησις· „ἥμαρτον εἰς οὐρανόν“. δ’. ἡ ταπείνωσις· „οὐκ εἰμὶ ἄξιος κληθῆναι... δέξαι ὡς ἕνα“», ebd., 99). Im glei‐ chen Jahr sagte er an anderer Stelle: „denn Gott hat von sündigen Menschen nichts weite‐ res gefordert als die Beichte, indem er sagte: ‚Adam, wo bist du’, und des weiteren zu Kain: ‚wo ist dein Bruder’;...denn wenn jemand beichtet, dann weil er seine eigene Sünde erkennt, wie David: ‚nur Dir hab’ ich gesündigt’...weswegen sie ihm auch verziehen wird“ («ἐκ γὰρ τοῦ ἁμαρτήσαντος ἀνθρώπου ὁ Θεὸς οὐδὲν ᾐτήσατο εἰ μὴ τὴν ἐξομολόγησιν λέγων· „Ἀδὰμ ποῦ εἶ“ καὶ τῷ Κάϊν „ποῦ ἔστιν ὁ ἀδελφός σου“·...ὅταν γὰρ τὶς ἐξομολογῆται, διὰ τοῦτο ὅτι γινώσκει τὴν ἁμαρτίαν αὐτοῦ, ὡς ὁ Δαβίδ· „σοὶ μόνῳ ἥμαρτον“...διὸ καὶ συγχωρεῖται», ebd., 106). Der Charakter seiner frühen Theologie wird erst dann vollständig erfasst werden, wenn seine unedierten Predigten veröffentlicht werden. Georg Hofmann, der erstmals 4 von den 7 erhaltenen handschriftlichen Bänden der Predigten des Loukaris untersucht hat (6 davon sind autograph), konnte sowohl protestantische als auch römisch‐katholische Einflüsse ausmachen (Hofmann 1941, 250‐265). 83 Legrand 1896, 260f. 84 Μέρτζιος 1951, 43.
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3.2 Die Bedeutung der Beichte im Kampf um die orthodoxen Gläubigen 3.2.1 Die Beichte als Mittel in der Kirchenpolitik Zu der Zeit, als sich der Kampf gegen seine Person zuspitzte, setzte Loukaris in Zusammenarbeit mit dem Archimandriten und späteren Metropoliten von Ephesos, Meletios Pantogallos 85 , die Beichte bewusst als Mittel seiner Kirchenpolitik ein 86 . Schon vor 1631, als Pantogallos noch ein einfacher Priestermönch war, befahl der Patriarch in einer Enzyklika allen Metropoliten des Ökumenischen Thrones, Pantogallos in ihren Jurisdiktionsgebieten ungehindert und ungestört lehren und der Eucharistie vorstehen zu lassen. Insbesondere befahl er, dass „ihm die Erlaubnis und die Freiheit gewährt wird, die Beichte denen abzu‐ nehmen, die zu ihm zu diesem Zwecke kommen, und die einer Lösung würdigen Sünden zu lösen, die einer Bindung würdigen aber zu binden, und zwar bei jeder Art von Sünde, und die Buße und das Heil dieser Men‐ schen auf vielerlei Weise zu verwalten“ 87 .
Im gleichen Brief gewährt er Pantogallos das Recht, nicht nur die Beich‐ te abzunehmen, sondern auch die schon von anderen Beichtvätern bestimmten Bußauflagen gegebenenfalls zu revidieren: „und es soll keinem Bischof oder Priester, keinem Exarchen oder Priester‐ mönch, Herrscher oder Untertan erlaubt sein, ihm – wegen irgendeiner üb‐ len menschlichen Leidenschaft gegen ihn – zu widersprechen, oder sich ihm in irgend einer Sache zu widersetzen“ 88 .
85 Zu Pantogallos´ Leben nach dem Tod des Loukaris s. die knappen Ausführungen in Rozemond 1966, 23f., 29f. 86 Es ist bezeichnend, dass Kyrillos Kontares, der Hauptgegner des Loukaris und einer der zentralen Urheber seiner Hinrichtung, bei einem Versuch, den Konflikt zu ent‐ schärfen, um dadurch Zeit zu gewinnen, beim Patriarchen in brieflicher Form beich‐ tete und um Verzeihung bat. Diese briefliche Beichte wurde später von Pantogallos als Beweis für die Orthodoxie des Patriarchen verwendet (Legrand 1896, 448f.). Aber warum sollte Kontares bei Loukaris beichten, wenn er diesen für häretisch hielt? Dieses Argument hebt Pantogallos in einem Rundschreiben an die Kreter hervor, dem er Kontares’ briefliche Beichte beifügte. Kontares hatte seinerseits in diesem Brief den Patriarchen in die Falle zu locken versucht, indem er ihn um die Auferle‐ gung einer Satisfaktionsleistung (ἱκανοποίησις) bat, obwohl er natürlich wusste, dass Loukaris den Satisfaktionsbegriff, wie er von der römisch‐katholischen Theolo‐ gie verwendet wurde, im Zusammenhang mit dem Beichtsakrament ablehnte. 87 «νὰ ἔχῃ ἄδειαν καὶ ἐλευθερίαν νὰ δέχεται τοὺς λογισμοὺς τῶν αὐτῷ προσερχο‐ μένων εἰς ἐξομολόγησιν, καὶ νὰ λύῃ τὰ λύσεως ἄξια ἁμαρτήματα καὶ νὰ δένῃ τὰ δεσμοῦ ἄξια, παντὸς εἴδους ἁμαρτίας, καὶ νὰ οἰκονομεῖ τὴν μετάνοιαν καὶ σωτηρίαν αὐτῶν πολυτρόπως», Legrand 1896, 505. 88 «καὶ μηδεὶς τῶν ἀρχιερέων ἢ ἱερέων, ἐξάρχων τε καὶ ἱερομονάχων, ἀρχόντων τε καὶ ἀρχομένων, νὰ ἔχῃ ἄδειαν διά τι πρὸς αὐτὸν πάθος ἀνθρώπινον κακίαν νὰ ἀντειπῇ ἢ νὰ ἐναντιωθῇ κατὰ τί», ebd., 505f.
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So stattete Loukaris Pantogallos mit einer gleichsam absoluten Vollmacht aus. Die Bischöfe sollten in Anwesenheit des Gesandten des Patriarchen nur den Ehrenvorsitz beim Gottesdienst behalten, während diesem stets der zweite Platz vorbehalten bleiben musste. Wer sich dem Ge‐ sandten von Loukaris trotzdem zu widersetzen wagte, „wird nicht nur voller Absetzung und unlösbarer Exkommunikation un‐ terworfen, sondern wird von uns auch eine weitere, schwerste Strafe be‐ kommen“ 89 .
Die autokratischen Vollmachten, mit denen Loukaris seinem Gesand‐ ten u.a. das Recht gab, Beschlüsse in Fragen der Beichtpraxis gleichsam als höchste Autorität zu fällen, zeigen deutlich, wie wichtig die Mission des Pantogallos für Loukaris war. Die in dem zitierten Brief enthalte‐ nen Anordnungen verstießen übrigens gegen das kanonische Recht der Ostkirche 90 , was Loukaris wohlbekannt war. Es war dies jedoch nicht das erste Mal, dass Loukaris die Beichte für seine antirömische Kirchenpolitik benutzte und dazu selbst seine kanonische Jurisdiktionsvollmacht überschritt. In einem besonders har‐ schen Brief an seinen pro‐katholischen Vorgänger Timotheos II. (1612‐ 1621) vom 4.6.1613 antwortete Loukaris offensichtlich auf die Vorwürfe des Ökumenischen Patriarchen, er habe auf seiner Reise in die Walachei ohne Erlaubnis des zuständigen Bischofs die Beichte abgenommen 91 . Timotheos und seine Vertrauten sahen darin eine Übertretung der hei‐ ligen Kanones. In seinem aufgebrachten Antwortschreiben, in dem er Timotheos u.a. der Urheberschaft eines misslungenen Attentats gegen sich beschuldigt 92 , versucht sich Loukaris allerdings in keinster Weise zu rechtfertigen; vielmehr legt er dar, dass der Vorwurf des Patriarchen lediglich in dessen falscher Interpretation eines Kanons des Konzils Quinisextum gründe 93 . Sein Recht, das Beichtsakrament zu vollziehen, wo immer er sich gerade befindet, führt Loukaris auf seinen apostolischen Rang zurück, den er von seiner bischöflichen Jurisdiktion als Patriarch von Alexandrien (1601‐1620) deutlich unterscheidet 94 . Die Beichte wer‐ de er in der Walachei weiterhin abnehmen, da man dort von seiner Seelsorge begeistert sei – selbst wenn man nochmals versuchen werde, 89 «οὐ μόνον ἀργίᾳ καθυποβληθήσεται τελείᾳ καὶ ἀφορισμῷ ἀλύτῳ, ἀλλὰ καὶ ἄλλην αὐτῷ παιδείαν δώσομεν βαρυτάτην», ebd., 506. 90 Vgl. z.B. die can. 34 der Hl. Apostel, can. 5 von Chalkedon, can. 17 des Quinisextum (ΡΠ 2, 45‐47; 229f.; FC 82, 206). 91 Legrand 1896, 277f. 92 Ebd., 278. 93 Gemeint ist wahrscheinlich der 17. oder 20. Kanon des Quinisextum (FC 82, 206 u. 210). 94 Ferner wirft er der Umgebung des Patriarchen Unwissenheit in pastoralen Angele‐ genheiten vor.
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ihn zu ermorden. Die Reaktionen des Patriarchen von Konstantinopel seien ihm gleichgültig 95 . In den beiden beschriebenen Fällen relativiert Loukaris bezeich‐ nenderweise die Geltung der Kanones, indem er die Notwendigkeit hervorhebt, dass die Beichte durch kompetente Amtsträger vollzogen werde; seine eigenen kirchenpolitischen Ziele konnte er so freilich auch vorantreiben.
3.2.2 Die Beichte zwischen Finanznot und geistlichem Notstand Zwischen Beichtpraxis und Finanzlage der Kirchen bestand ein unmit‐ telbarer Nexus. Die Walachei und ihre Herrscher waren während der Türkenherrschaft lange Zeit die Hauptgeldgeber nicht nur des Ökume‐ nischen, sondern auch des Jerusalemer und des Alexandrinischen Patri‐ archats sowie der Athos‐Klöster und des Sinai‐Klosters. Dass Loukaris sich ausgerechnet in der Walachei als Beichtvater betätigte, hat wahr‐ scheinlich mit einer Kollekte zu tun, die nicht nur an das Patriarchat von Alexandrien ging, sondern wohl auch seine Bestrebungen unter‐ stützen sollte, selbst den Ökumenischen Thron zu besteigen. Und des‐ wegen musste der Patriarch von Konstantinopel, Timotheos, reagieren. Dass dies die eigentliche Ursache der Reaktion des Timotheos war, war Loukaris sicherlich bekannt. Wie aus seinem Brief ersichtlich wird, wusste Loukaris nur allzu gut, dass sich Timotheos weder für die Ein‐ haltung der Kanones noch für die Seelsorge sonderlich interessierte. Loukaris konnte sich in dieser Auseinandersetzung mit dem Patriar‐ chen von Konstantinopel aber dennoch mit gutem Recht auf seine pas‐ toralen Bemühungen und seinen apostolischen Rang berufen, denn er hatte seinen Thron nicht gekauft und seinen Gegnern Zeit seines Lebens keinen Anlass gegeben, ihn irgendeiner moralischen Verfehlung zu bezichtigen. Der zum kritischsten Zeitpunkt der Auseinandersetzungen unter‐ nommene Einsatz von Pantogallos verfolgte anscheinend ein zweifa‐ ches Ziel: Erstens sollten die nötigen Gelder für die Auseinandersetzung gesammelt werden, und zweitens sollte die Tätigkeit der katholischen Orden und der unierten Priester – wie zum Beispiel Rodinos – in den einzelnen Metropolien eingedämmt werden. Denn die Ordensleute und unierten Priester setzten ihrerseits die Beichte unter den Griechen
95 Legrand 1896, 277f.
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zum Zwecke des Proselytismus ein und um sich überhaupt den Gläu‐ bigen anzunähern und die Bischöfe zu beeinflussen 96 . Die Beichte war damals ein wichtiges Mittel, um Gelder einzutrei‐ ben. Loukaris’ Zeitgenosse Christophoros Angelos (†1638) liefert uns in seinem 1619 in Oxford veröffentlichen Ἐγχειρίδιον die wertvolle In‐ formation, dass der Büßer nach dem Vollzug der Beichte „etwas Geld entweder auf dem Boden oder an einem [dazu bestimmten] Ort dort lässt, damit der Priester für ihn bete, und fortgeht, und tut, was ihm der Beichtvater sagte“ 97 .
Auch Stephan Gerlach (1546‐1612) hat wiederholt auf diese Gewohn‐ heit der Beichtväter hingewiesen 98 . Martin Crusius (1526‐1607) zitiert einen von ihm veröffentlichten Brief des Patriarchen Jeremias II. Tranos (1536/39‐1595), der dessen strenge Haltung gegen diese anscheinend überaus verbreitete Gewohnheit bezeugt 99 . Diese Gepflogenheit der griechischen Beichtväter wurde auch von den römisch‐katholischen
96 Für Beispiele s. etwa Richard 1657, 60; s. auch Legrand 1869, 6, 26; Carayon 1864, 173f. In seinem Werk Διάλογος βραχύς, in dem die Tätigkeit der Jesuiten in Kon‐ stantinopel und ihre Einflussnahme auf orthodoxe pro‐katholische Priester verurteilt werden soll, schreibt Loukaris: „Dann empfehlen sie in vielfältiger Weise und mit gehei‐ mer Unterstützung die Gesinnungsgenossen der Lateiner und verhelfen ihnen zum Bi‐ schofsamt (alles widerliche und hinterlistige Menschen, die von Rom kommen und Gehorsam dem Papst gegenüber geloben [gemeint sind die Absolventen des griechischen Collegi‐ ums in Rom])…Wir sagen nun nicht nur, dass die Jesuiten ihre Arbeit gut machen und mit ihren Bestrebungen erreichen, dass ihre eigenen Leute geweiht werden und Glieder der Kir‐ che werden. Du wirst sehen, dass sie so in kurzer Zeit einen dieser Gesinnungsgenossen der Lateiner zum Patriarchen machen werden, weil das Patriarchenamt nur davon abhängt, wer die meisten Aspra [damalige Währung] gibt“ («Ἔπειτα μὲ συμβουλαῖς τως κρυφαῖς καὶ συνδρομαῖς τως τοὺς λατινόφρονας (ὅσα βδελύγματα καὶ μαργιολίαις καὶ μαργιόλους, νὰ ἔλθουν ἀπὸ τὴν Ῥώμην καὶ νὰ ἐπαγγέλλωνται πῶς πείθουνται τῷ Πάπᾳ) τοὺς συσταίνουν πολλαχῶς καὶ προβιβάζουνται εἰς ἀρχιερωσύνη... Ἡμεῖς τώρα δὲν λέγομεν μόνον διὰ τοὺς Γεζουΐτας πῶς ἐπιτηδεύονται τὴν δουλείαν τως καλὰ καὶ ἐνεργοῦσι καὶ χειροτονοῦσιν ἐδικούς τως ἀνθρώπους καὶ τοὺς κάνουν μέλη τῆς Ἐκκλησίας. Τώρα μὲ τοῦτο θέλεις ἰδεῖ ὅτι εἰς ὀλίγον καιρὸν καὶ ἀπ’ αὐτοὺς τοὺς λατινόφρονας θέλουν κάμει κανένα πατριάρχην, ἐπειδὴ τὸ Πατριαρχεῖον δὲν στέκεται εἰς ἄλλο, μόνον ὁποῖος δώσει περισσότερα ἄσπρα», Παπαδόπουλος‐ Κεραμεὺς 1891, 223f.). 97 «ἐξομολογηθεὶς ἐᾶ τινὰ χρήματα, ἵνα εὔχεται ὁ ἱερεὺς περὶ αὐτοῦ, χαμαί, ἢ ἔν τινι τόπῳ ἐκεῖ, καὶ ἐξέρχεται, καὶ ποιεῖ ὅσα εἶπεν ἐκείνῳ ὁ πνευματικός», Ἄγγελος 1624, 20. 98 Gerlach machte folgende bemerkenswerte Mitteilung: „Alle Griechische Geistlichen sind nur auf das Geld abgerichtet. Es sind aber unterschiedliche Weisen bey ihnen solches zu fischen. 1. aus der Beichte. Dann da gehet ein Lay zu seinem Beicht‐Vatter, beichtet ihm seine Sünden, und gebet ihm nach seinem Vermögen 10, 20, 30 Asper, einen Thaler oder Ducaten. Darüber erlanget er die Vergebung aller seiner Sünden“, Gerlach 1674, 477, s. auch ebd., 69; vgl. Elssner 1737, 251, Anm. 2. 99 Crusius 1584, 205; vgl. u. Anm. 340.
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Missionaren angeprangert 100 . Dennoch sollte sie die Türkenherrschaft überdauern. In einem Brief aus dem Jahre 1707 an den Verwalter des Heiligen Grabes in Jerusalem, dessen nicht genannter Absender höchst‐ wahrscheinlich Chrysanthos von Jerusalem ist, wird die Notwendigkeit unterstrichen, dem Patriarch die Gelder abzuliefern, die nach dem Vollzug der Beichte bezahlt wurden 101 . Auch Rodinos bestätigt diese Praxis, wenn er schreibt: einige Beichtväter bestimmten als Bußauflage die Zahlung von „so oder so vielen Goldmünzen“ für die Kosten von vierzig Gottesdiensten (σαρανταλείτουργα) oder für die Kommemoration des Geldgebers während des Gottesdienstes (πρόθεσις) 102 . Er betont, dass der Beichtvater das Geld nicht für sich selbst verlangen darf 103 ; die Habgier mancher Beichtväter ist ihm nicht unbekannt 104 . Wie Rodinos, so verurteilt auch noch Chrysanthos Notaras (†1731) in seinem Beicht‐ buch die Beichtiger, die für ihre Dienste Geld verlangen; wenn aber der Beichtende aus eigener Initiative Geld gibt, dann darf der Beichtiger nach Chrysanthos dieses Geld auch annehmen 105 . Diese Position hat dann Patriarch Kallinikos III. (†1791) in seinem Beichtbuch von Chrysanthos übernommen 106 . Die Ansichten beider Patriarchen bezeugen, dass die Gewohnheit, nach dem Vollzug der Beichte Geld zu zahlen, zur Zeit der Türkenherrschaft im allgemeinen Bewusstsein der Orthodoxen Kirche im Osmanischen Reich durchaus legitim war. Die ehrlichen Priester durften die Geldzahlung nur nicht erzwingen 107 . Indem Kyrillos Loukaris nun Pantogallos das Recht verlieh, die Bußauflagen anderer Beichtväter zu revidieren, erhöhte er damit ganz offensichtlich die Anzahl der Beichten und so auch die hieraus resultie‐ renden Einnahmen. Für die Griechen war es ohnehin besonders wich‐ tig, vor herausragenden Priestern zu beichten 108 , weswegen das Patri‐ archat zur Geldeintreibung ausgewählte Beichtväter als Exarchen bzw. 100 Unter den zahlreichen einschlägigen Zeugnissen s. z.B. Richard 1657, 126; s. auch Carayon 1864, 101. 101 Iorga 1915, 380. 102 Ροδινὸς 1671, 66. 103 Ροδινὸς 1633, 33; Ders. 1630, 365. 104 Ροδινὸς 1671, 81; Ders. 1630, 365; 105 Νοταρᾶς 1724, 23f. 106 Καλλίνικος 1787, 14. 107 Über das Problem der Simonie s. ausführlicher s.u. S. 145ff., 194f., 286f. und Kap. III Anm 81. 108 Diese Tradition hat sich mindestens bis ins 19. Jahrhundert fortgesetzt. Z.B. in der autobiographischen Erzählung «Ἁμάρτημα τῆς Μητρός μου» von G. Bizyenos (1849‐ 1896) setzt sich der Erzähler beim Patriarchen von Konstantinopel dafür ein, dass seine Mutter ihre Sünde, die sie auch nach der Beichte vor dem Dorfpfarrer noch plagte, vor diesem beichten kann.
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Beichtiger in die Provinzen zu senden pflegte 109 . Als Loukaris sich ge‐ zwungen sah, der Hohen Pforte größere Geldsummen zu zahlen, um seinen Patriarchenthron zu retten, hatte er die Einkünfte aus der Beich‐ te besonders nötig 110 . Auch für das zweite mit dem Einsatz von Panto‐ gallos verbundene Ziel konnte die Beichte von großem Nutzen sein. Nicht nur konnten so die Aktivitäten der katholischen Orden und der unierten Priester eingedämmt werden. Durch den Vollzug der Beichte konnte auch ausfindig gemacht werden, was die besagten Ordensleute und Priester lehrten und welche Mittel sie zur Konversion der Ortho‐ doxen einsetzten. Mit diesem Wissen konnten sie dann effektiver be‐ kämpft werden. Zugleich konnte Pantogallos so auch einige Bischöfe über die geheimen Ziele Roms aufklären 111 , die über kirchenpolitische 109 Schon vor der Zeit von Loukaris hatte der Patriarch Jeremias II. Tranos als Exarch des Patriarchats Theodosios Zygomalas zusammen mit dem Nomophylax Sabbatia‐ nos in die Ägäis gesendet, um Geld einzutreiben. Der Patriarch hatte seinen Gesand‐ ten das Recht verliehen, „wenn gute Gründe vorliegen, [Priester] abzusetzen und zu ex‐ kommunizieren“ («τοῦ ἀργοὺς ποιεῖν καὶ ἀφορίζειν δι’ εὐλόγους αἰτίας»), und den Beichtenden die Absolution zu erteilen (s. Crusius 1584, 293). 110 S. z.B. Anm. 61. 111 Karalevskij 1911, 472. Dazu gehörte auch die Gründung von Schulen, die viele or‐ thodoxe Bischöfe dazu bewegte, die katholischen Missionare herzlich zu empfangen. Die Jesuiten gründeten selbst in Konstantinopel (1609) eine Schule, die berühmte Persönlichkeiten hervorbrachte, so etwa den späteren Patriarchen Kyrillos Kontares (1633, 1635/36, 1638/39), der aus diesem Grund später von M. Pantogallos als „Jesui‐ tenkind“ (ἰησουϊτόπουλο) bezeichnet wurde, oder Alexandros Maurokordatos (1641‐1709). Ziel dieser Schulgründungen war die Erziehung begabter junger Men‐ schen, denen später zu Führungspositionen in der orthodoxen Kirche verholfen werden sollte, damit sie den Unionsplan vorantrieben. So stellt der damals in Kon‐ stantinopel lebende Jesuit Francesco Martin A. Maurokordatos folgenden Empfeh‐ lungsbrief aus: „Wir haben ein griechisches Kind von einer ausgezeichneten Familie Kon‐ stantinopels, getauft vom ehemaligen Patriarchen. Das Kind ist besonders klug, und in der griechischen Sprache bewandert, und erfüllt alle Voraussetzungen, um Alumnus des Colle‐ giums zu werden (...) ich bitte (...) dass es aufgenommen wird, auch wenn es die Aufnahme‐ zahl überschreiten sollte. Von der guten Erziehung dieses Kindes können wir vieles für die griechische Kirche erhoffen. Ich bin zuversichtlich, dass es keine Überraschung wäre – wenn Gott ihm Gesundheit und Mut schenkt –, wenn wir es eines Tages auf dem Thron des Patri‐ archen von Konstantinopel sähen“ (Ροῦσσος‐Μηλιδώνης 1991, 54f.). Der lateinische Bi‐ schof von Thera, Petros Demarkes, schrieb 1622 in Konstantinopel über die Schulpo‐ litik der Jesuiten: „die Mönche befassen sich mit der Erziehung lateinischer und griechischer Kinder und vieler Mönche (...), mit einer solchen Institution sind sie imstande, die Wahrheiten unseres Glaubens der Jugend besser zu vermitteln“ (Hofmann 1928, 44). Loukaris warf den Jesuiten dagegen vor, dass sie „sich zunächst auf Chios niederließen und dort ein Studienhaus gründeten sowie die Hälfte der Priester und der Christen zu ihrer Auffassung und ihrer Religion hinübergezogen haben. Und sie verachten unsere Ordnung und unsere Dogmen und beachten diejenigen des Papstes. Nun sind sie von dort nach Kon‐ stantinopel gekommen und haben sich in Galatas niedergelassen, und zuerst haben sie sich die Kinder geschnappt, und vermittelst der Kinder nehmen sie sich die Gesinnung ihrer Vä‐ ter in Besitz“ («Καὶ πρῶτον ἐκατοίκησαν εἰς τὴν Χίο καὶ ἐκεῖ ἔκαμαν σπουδαστήριον καὶ ἔσυραν τοὺς ἥμισυ παπάδες καὶ χριστιανοὺς εἰς τὴν γνώμην τως καὶ εἰς τὴν
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Entwicklungen nicht informiert waren und aus seelsorgerlichen Erwä‐ gungen den katholischen Missionaren den Vollzug des Beichtsakra‐ ments und die Predigt immer noch erlaubten. Auch Rodinos – der bis‐ lang mit der Unterstützung des Metropoliten gepredigt und die Beichte abgenommen hatte – wurde wohl im Zusammenhang mit der Tätigkeit von Pantogallos aus der Metropolie Ioannina und dem ganzen Epirus ausgewiesen 112 . Pantogallos sollte den pro‐katholischen Bischöfen klar‐ machen, dass der Patriarch der Tätigkeit von Katholiken und Unierten im griechischen Osten ein Ende zu setzen gedachte. Loukaris wollte in allen Bistümern seines Patriarchats eine anti‐katholische Haltung verbreiten – auch dort, wo bisher noch keine derartige Feindschaft auf‐ geflammt war. Auch wenn die Mission des Pantogallos kirchenpolitischen Zielen diente, konnte sich Loukaris doch auf die pastorale Wirklichkeit beru‐ fen, um die Verleihung von weitgehenden Sonderrechten für Pantogal‐ los zu rechtfertigen: der Orthodoxen Kirche mangelte es selbst an der elementarsten pastoralen Fürsorge, so dass jede pastorale Initiative – ungeachtet ihrer Motive – nützlich und dringend erforderlich war. Gerade dieser Notstand ebnete auch den katholischen Missionaren den Boden bei ihrem Vorstoß in den Osten. Rodinos selbst beschreibt die desolate Situation in seinem Beichtbuch und bestätigt damit die Dar‐ stellung in Loukaris’ Empfehlungsbrief: „Manche sagen wegen ihrer Unwissenheit und ihrem großen Bildungs‐ mangel überhaupt nichts, nachdem sie die Beichte von Menschen abge‐ nommen haben; und diese gewähren dem elenden Menschen nicht die Ab‐ solution von seinen Sünden, sondern er bleibt immer noch gebunden, wie er vor der Beichte war – was wahrlich jämmerlich ist“ 113 .
Dass Pantogallos mit dem Recht ausgestattet wurde, Bußauflagen zu revidieren, θρησκείαν τως καὶ καταφρονοῦσι τὴν τάξιν καὶ τὰ δόγματά μας καὶ κρατοῦσι τὰ τοῦ Πάπα. Τώρα ἀπ’ ἐκεῖ ἦλθαν εἰς Κωνσταντινούπολιν καὶ ἐκατοίκησαν εἰς τὸν Γαλατὰ καὶ πρῶτον ἔπιασαν τὰ παιδιὰ καὶ μὲ τὸ μέσον τῶν παιδιῶν κλέπτουσι τὰ γνῶμας τῶν πατέρων τους», Παπαδόπουλος‐Κεραμεὺς 1891, 223). Eine solche Schule gründete auch Rodinos in Chimarra, nachdem sein Versuch in Ioannina ge‐ scheitert war. 112 Pantogallosʹ Mission könnte aber auch kurz nach der Vertreibung von Rodinos aus Ioannina stattgefunden haben (das Empfehlungsschreiben von Loukaris ist leider undatiert). Selbst in diesem Fall steht aber fest, dass Pantogallos den Erfolg von Ro‐ dinosʹ veröffentlichten Werken einzudämmen versuchte, wie die Fortführung von dessen Verfolgung zeigt. 113 «Κάποιοι ἀφόντις ἐξομολογήσουν τὸν ἄνθρωπον ἀπὸ ἀμαθίαν τους καὶ πολλὴν ἀπαιδευσίαν ὁποῦ ἔχουσιν δὲν λέγουν κἂν τίποτες, καὶ ἐτούτοι βέβαια δὲν λύουσι τὸν ταλαίπωρον ἄνθρωπον ἀπὸ ταῖς ἁμαρτίαις του μόνον πομένει πάλιν δεμμένος ὡσὰν ἧτον καὶ προτύτερα, ἀληθινὰ πρᾶγμα ἄξιον θρήνου», Ροδινὸς 1671, 145.
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„im Fall eines Christen, der bei einem unerfahrenen Beichtvater gebeichtet hat, der ihm eine Bußauflage ohne [geistliche] Unterscheidung gab“ 114
hatte also offensichtlich einen realen Hintergrund. Auch Rodinos er‐ klärt in einem ganz anderen Zusammenhang die Modifizierung einer falschen Bußauflage für durchaus akzeptabel 115 . Auch bestätigt er in seinem Beichtbuch den Bedarf an Seelsorge, wie sie von ihm selbst oder auch von Pantogallos ausgeübt wurde. Den antikanonischen Vollzug der Beichte ohne Erlaubnis des zuständigen Bischofs, den sich Loukaris früher selbst herausgenommen hatte und jetzt seinem Gesandten er‐ laubte, lehnt er dagegen ab. Obwohl Rodinos kein unkritischer Ver‐ fechter einer absoluten Geltung der Kanones der Orthodoxen Kirche war 116 , vertritt er an mehreren Stellen seines Beichtbuchs die Auffas‐ sung, dass die Beichte nur mit der Zustimmung des zuständigen Bi‐ schofs legitim sei 117 . Die Häufung dieser Stellen lässt den Verdacht aufkommen, dass seine nachdrückliche Stellungnahme mit Pantogallos’ Mission zu tun haben könnte; allerdings vertritt er dieselbe These auch schon in der früher verfassten Πανοπλία 118 . Die Auseinandersetzung um die Beichte, wie sie zwischen der Lou‐ karis‐Partei und Rodinos bzw. der Propagandakongregation ausgetragen wurde, sollte sich nicht auf die Streitigkeiten der oben untersuchten Zeitspanne beschränken. Sie setzte sich auch nach der Veröffentlichung von Rodinosʹ Περὶ Ἐξομολογήσεως fort, in einem nunmehr veränder‐ ten Kontext.
114 «ἄν τύχῃ τινὰς χριστιανὸς ἐξομολογημένος εἰς πνευματικὸν ἄπειρον ὁποῦ νὰ εἶναι ὁ κανόνας του χωρὶς διάκρισιν», Legrand 1896, 505. 115 Ροδινὸς 1671, 100f. 116 S.u. S. 114; s. auch S. 320ff. 117 „Beichte ist, dass jemand seine Sünden in legitimer Weise vor demjenigen Priester offenbart, der vom Ortsbischof bevollmächtigt ist, die Beichte abzunehmen“ («Ἡ ἐξομολόγησις εἶναι νὰ φανερώσῃ κανεὶς ταῖς ἁμαρτίαις του νομίμως μπροστὰ εἰς τὸν ἱερέα ὁποῦ ἔχει ἐξουσίαν ἀπὸ τὸν ἐπίσκοπον τοῦ τόπου διὰ νὰ ἐξομολογᾶ», Ροδινὸς 1671, 25); der Beichtvater muss „eine Bewilligung vom Bischof oder vom Verwalter der jeweiligen Ort‐ schaft“ («θέλημα ἀπὸ τὸν ἐπίσκοπον ἢ ἀπὸ τὸν οἰκονόμον τοῦ τόπου», ebd., 41) be‐ sitzen. Die Erlaubnis des Bischofs wird als fünfte erforderliche Qualifikation eines Beichtvaters aufgeführt (ebd., 50); an anderer Stelle beruft sich Rodinos diesbezüg‐ lich auf die einschlägigen Kanones 7 und 76 des Konzils von Karthago (ebd., 55). 118 Ροδινὸς 1630, 165; zur Abfassungzeit der Πανοπλία s.u. S. 100f.; vgl. auch Anm. 39.
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4. Die Gegenmaßnahme: Das Beichtbuch des Metrophanes Kritopoulos
4.1 Der Erfolg von Rodinosʹ Werken und die Publikationspläne der Anhänger des Loukaris Die Werke des Rodinos, und zwar sowohl Περὶ Ἐξομολογήσεως wie auch die Σύνοψις und die Πανοπλία Πνευματική, hatten einen uner‐ hörten Erfolg. Dagegen schienen die Publikationspläne der Loukaris‐ Partei eher ins Stocken geraten zu sein. Nur die Übersetzung des Neuen Testaments in die Volkssprache wurde weiterhin vorbereitet – ein Werk von eher symbolischem Wert, das keine Aussichten auf eine Eindäm‐ mung der katholischen Propaganda hatte. Die Ὁμολογία des Patriar‐ chen war schon veröffentlicht, und Rom bereitete seine Antwort durch M. Karyophylles vor. Um den entscheidenden Einfluss beim Volk zu erlangen, war dies jedoch im Grunde irrelevant. Die Ὁμολογία zirku‐ lierte bereits auf Latein und in anderen europäischen Sprachen. Kary‐ ophylles verfasste seine im Jahre 1631 veröffentlichte Antwort in latei‐ nischer Sprache 119 , und ein Jahr später wurde sein Werk auch in einer zweisprachigen griechisch‐lateinischen Ausgabe publiziert 120 . Im Kampf um das Volk konnten aber nur pastoraltheologische Handbücher und Katechismen durchschlagende Wirkung entfalten. Während Rom das Beichtbuch des Rodinos und seine weiteren Werke in Tausenden von Exemplaren im griechischsprachigen Osten kostenlos verteilte 121 , blieb die Loukaris‐Partei untätig. Den großen Erfolg dieser Handbücher haben die Mitarbeiter des Patriarchen aber auf jeden Fall wahrgenommen. Die Hoffnungen des Patriarchen auf einen wirksamen Gegenangriff der orthodoxen Autoren und Theologen gegen Rom schienen nach der gescheiterten Gründung seiner Druckerei zusammenzubrechen. Lou‐ karis war offensichtlich enttäuscht und wollte zurücktreten 122 . Die Füh‐ rung des Kampfes übernahmen jetzt anscheinend zwei Protestanten, nämlich der Botschafter Hollands in Konstantinopel, Cornelius Haga, und der Gesandte der Vénérable Compagnie des pasteurs et professeurs de l´ Église et École de Genève, Antoine Léger. Die beiden Männer interessier‐ ten sich allerdings nur für die Publikation der Ὁμολογία des Patriar‐
119 Παπαδόπουλος 1984, 225, Nr. 3042; vgl. Legrand 1894, 288f., Nr. 209. 120 Παπαδόπουλος 1984, Nr. 3045‐3047; vgl. Legrand 1894, 305f., Nr. 217. 121 Über den Vertrieb des Werkes s.u. S. 77f. 122 Hering 1992, 177.
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chen und die Übersetzung des Neuen Testaments 123 , die in kirchenpoli‐ tischer Hinsicht nur negative Auswirkungen haben konnten. Während Rom mit Rodinos’ Werken triumphierte, gaben Haga und Léger das groß angelegte publizistische Vorhaben des Patriarchen offensichtlich auf. Die orthodoxen Mitarbeiter des Loukaris konnten allerdings den Erfolg der Werke von Rodinos nicht übersehen. Eine Antwort kam schließlich von Loukarisʹ treuem Mitarbeiter Metrophanes Kritopoulos, der mehrere protestantische Länder bereist hatte, um den Protestantis‐ mus näher zu studieren und die Kirchenunion voranzutreiben. Krito‐ poulos hielt sich zu jenem Zeitpunkt in Ägypten auf, wo er als Pries‐ termönch weit weg von Konstantinopel, dem Zentrum der politischen Entwicklungen, ein zurückgezogenes Leben führte. Patriarch von Ale‐ xandria war Gerasimos Spartaliotes (1620‐1636), ein enger Mitarbeiter von Loukaris, der sogar – laut Titelblatt – die Ὁμολογία unterzeichnet hatte. Gleichwohl brachte er seinen Gegensatz zu Légers Plänen einer Calvinisierung der Ostkirche in einem ausführlichen Schreiben deutlich zum Ausdruck 124 .
4.2 Das Beichtbuch des Kritopoulos Das Beichtbuch ist im Codex 1020 der Universitätsbibliothek von Athen erhalten, wo es sein Editor K. Dyobouniotes entdeckte 125 . Über das Werk sind keinerlei Informationen bekannt bis auf einen angehängten Brief an einen Pfarrer namens Maximos, dem das Werk am 7.6.1632 aus Alexandrien zugeschickt wurde. In einem Aufsatz über Maximos Kal‐ lipolitesʹ Übersetzungsprojekt des Neuen Testaments, das von Anfang an und bis zur Publikation von Léger geleitet wurde, befasst sich M. Manousakas mit der Identität dieses Maximos. Nachdem Manousakas alle sonst bekannten zeitgenössischen Gelehrten desselben Namens ausgeschlossen hat, identifiziert er ihn mit einem gewissen Maximos Rodios 126 ; die Möglichkeit einer Identifizierung des Empfängers mit dem Übersetzer Maximos Kallipolites wird aber mit m.E. unzureichen‐ den Argumenten ausgeschlossen 127 . Wenn der Empfänger des Beicht‐ 123 Viel später, im Jahre 1636, nahm sich Léger anscheinend vor, einige Bücher drucken zu lassen, und bat Kritopoulos um die Zusendung von Handschriften, s. Legrand 1896, 430‐432. 124 Allatius 1648, 1013‐1017 Sp. 125 Κριτόπουλος 1915, 61‐74. Der Titel lautet: Ἔκθεσις σύντομος περὶ μετανοίας καὶ ἐξομολογήσεως. 126 S. Μανούσακας 1986, 15f. 127 Seine Argumente sind: 1. Der Empfänger des Beichtbuchs werde mit den Worten ὁσιώτατος καὶ θεοσεβέστατος ἐν ἱερομονάχοις καὶ πνευματικοῖς angesprochen,
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buches tatsächlich der Übersetzer Maximos Kallipolites gewesen wäre – was auf der Basis der vorhandenen Informationen m.E. nicht ausge‐ schlossen werden kann – so hieße das, dass das Beichtbuch Teil eines zentralen Publikationsplans des Loukaris‐Lagers war. Denn einer der Hauptprotagonisten dieses Lagers war gerade Maximos Kallipolites. Während er unter Légers Leitung an der Übersetzung des Neuen Tes‐ taments arbeitete, wohnte Maximos im Gebäude der holländischen Botschaft. Gleichzeitig stand er in Kontakt mit vielen Personen aus Loukaris’ engstem Kreis, wie z.B. M. Pantogallos 128 . Maximos plante, nach Genf zu reisen, um die geplante Publikation des Neuen Testa‐ ments als Lektor zu betreuen, was jedoch durch seinen unerwarteten Tod im Jahre 1633 vereitelt wurde. Sollte er also tatsächlich mit dem Adressaten des Beichtbuchs identisch sein, so wäre das ihm 1632 zuge‐ schickte Beichtbuch dazu bestimmt gewesen, in Genf gedruckt zu wer‐ den 129 . Die Tatsache, dass das Beichtbuch unediert blieb, widerspricht während Maximos Kallipolites in einem Brief von Meletios Pantogallos an Léger als λογιώτατος bezeichnet wird; 2. Maximos Kallipolites könne gerade im Jahre 1632 kein Interesse an Kritopoulosʹ Beichtbuch gehabt haben, weil er sich ganz der Über‐ setzung des Neuen Testaments widmete (ebd., 14). Gegen das erste Argument lässt sich einwenden, dass der Empfänger des Buches offensichtlich ein Freund des Au‐ tors ist, wie die Anrede «ἡμετέρος καὶ κατὰ πάντα περιπόθητος» deutlich zeigt, was auch die Auslassung des Titels λογιώτατος erklärt. Kritopoulos unterlässt es zudem in seiner gesamten Korrespondenz, die Titulatur λογιώτατος zu verwenden, obwohl die Empfänger mehrheitlich Gelehrte sind. Dass die Bezeichnung λογιώ‐ τατος, obwohl freilich sehr geläufig, nicht immer den Namen eines Gelehrten beglei‐ ten musste, wird auch an einer Notiz im griechischen Codex 23 der Genfer Biblio‐ thek deutlich: „1633. Der Priester Herr Maximos aus Kallipolis ist am 24. des Monats Sep‐ tember, einem Dienstag, in Christus entschlafen“ («1633. Ἐκοιμήθη ἐν Χριστῷ ὁ παπᾶ κὺρ Μάξιμος ὁ ἀπὸ Καλλιουπόλεως κατὰ μῆνα σεπτέμβριον εἰς τὴν κδ’. ἡμέρα Τρίτη», Omont 1886, 48f.; vgl. Legrand 1894, 378). Auch das zweite Argument von Manousakas ist m.E. nicht überzeugend, denn Kallipolites beteiligte sich auch wäh‐ rend der intensiven Arbeit an der Übersetzung an anderen Projekten, wie aus sei‐ nem Brief an Léger hervorgeht (s. Legrand 1896, 500f.). Ferner musste die bloße Zu‐ sendung des Beichtbuchs nicht unbedingt mit zusätzlicher Arbeit für Kallipolites verbunden sein. 128 Legrand 1896, 384f. 129 In einem undatierten Brief eines Priestermönchs namens Ignatios an Léger ist zu lesen: „Würdige mich deiner Verzeihung, Gelehrtester Vater, für das Verstreichen so vieler Tage, denn die Muße der heiligen Fastentage und die tagtäglichen Vigilien haben mir nicht erlaubt, die Schrift über die Beichte zu vervollständigen. Jetzt aber habe ich alles andere ste‐ hen lassen, und bin gerade bei dieser; ich werde so schnell wie nur möglich kommen, mit der Gnade Christi, und dir diese bringen“ («Συγγνώμης ἀξιώσειάς με, λογιώτατέ μοι πάτερ, περὶ τῆς τῶν τοσούτων ἡμερῶν παρελεύσεως, ὅτι ἡ τῶν ἁγίων νηστειῶν σχολὴ καὶ αἱ τῶν ἡμερῶν καθ’ ἑκάστην ἀγρυπνίαι οὐκ ἄδειάν μοι δέδωκαν τελειῶσαι ἕως νῦν τὸ τῆς Ἐξομολογήσεως ἔγγραφον. Νῦν δε, τὰ πάντα ἀφείς, εἰς ταὐτὸ τοῦτο εὑρί‐ σκομαι· ὅσον τάχος δε, χάριτι Χριστοῦ, ἐλεύσομαι κομίζων αὐτό», Legrand 1896, 501). Welche war diese Schrift über die Beichte (τὸ τῆς Ἐξομολογήσεως ἔγγραφον), die Ignatios kopieren oder übersetzen musste? Könnte es sich um das Beichtbuch des
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dieser Hypothese nicht, denn auch die Publikation des Neuen Testa‐ ments wurde wegen Maximosʹ Tod verschoben und erst 1638 realisiert, so dass das Buch den Osten erst nach Loukaris’ Tod erreichte.
4.2.1 Kritopoulos’ Kenntnis von Rodinos’ Werk und Vergleich beider Kritopoulos hielt sich von November 1627 bis Ende 1630 (oder Anfang 1631) in Venedig auf 130 . Ursprünglich plante er nur einen kurzen Auf‐ enthalt, um lediglich die Zusendung der Bücher abzuwarten, die er während seiner langen Aufenthalte in mehreren protestantischen Län‐ dern hauptsächlich als Schenkungen hatte zusammentragen könnnen. Trotzdem blieb er aus unbekannten Gründen noch mehr als ein Jahr nach der letzten, verspäteten Bücherlieferung (Mitte 1629) in Venedig – vielleicht weil die Intensivierung des Kampfes gegen Loukaris eine Reise nach Konstantinopel gefährlich machte. Zu jener Zeit zählte der venezianische Staat noch zu den Verbündeten des Patriarchen. Wäh‐ rend seines Aufenthaltes unterrichtete Metrophanes in der griechischen Schule und knüpfte Beziehungen zur griechischen Gemeinde Venedigs, obwohl der damalige Metropolit von Philadelphia, Theophanes Xena‐ kes, zu den Feinden von Loukaris zählte. Kritopoulos investierte seine Ersparnisse und sein Lehrergehalt weiterhin in griechische, meistens in Venedig gedruckte Bücher 131 . Zu diesem Zweck lieh er sich sogar zu‐ sätzliches Geld 132 . Als er später den Thron von Alexandria bestieg, sollte er behaupten, dass in seiner Sammlung kein einziges griechisches Buch fehle 133 . Dass er das Beichtbuch von Paschaleus nicht besessen haben sollte, ist daher eher unwahrscheinlich, zumal die Aktivitäten des pro‐ katholischen Metropoliten von Philadelphia und seines Kreises, zu dem auch Paschaleus gehörte, Loukaris ganz besonders interessierten. Höchst‐ wahrscheinlich hat Kritopoulos in Venedig auch Rodinos’ Werke ange‐ schaft; fest steht, dass er ein Exemplar der Πανοπλία Πνευματικὴ besaß, da er später eine Widerlegung unter dem Titel Ἀντιπανοπλία schrieb. Rodinos war in Venedig wohlbekannt: Er hatte – wenn auch viele Jahre Kritopoulos handeln? Oder handelt es sich eher um eine Bekenntisschrift, da im da‐ maligen Griechischen das Wort confessio oft mit ἐξομολόγησις wiedergegeben wur‐ de? Diese Fragen lassen sich allerdings anhand der vorhandenen Informationen noch nicht beantworten. 130 Über die Ankunft und den Aufenthalt des Kritopoulos in Venedig s. Davey 1987, 263‐288; s. auch Καρμίρης 1937, 147‐160; Demetrakopulus 1870, 36‐40; Δυοβουνιώτης 1915, 27‐29. 131 de Matthaei 1811, 265. 132 Μέρτζιος 1936, 49f. 133 Καρμίρης 1937, 154.
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zuvor – selbst dort gelebt und seinen Werken kam im Kampf gegen Loukaris große Bedeutung zu 134 . Kritopoulos verfasste sein Beichtbuch wahrscheinlich im ägyptischen Memphis, von wo aus er dieses dann Maximos zuschickte. Höchstwahr‐ scheinlich war ihm das Beichtbuch von Rodinos schon bekannt, denn dieses war ebenso wie die Σύνοψις und die Πανοπλία äußerst er‐ folgreich135 . Gerade auf diesen Erfolg hin verfasste er ja die Ἀντιπανοπλία, die aber wohl unveröffentlicht blieb und heute als verloren gilt. Die wenigen Informationen, die über dieses Werk überhaupt bekannt sind, gehen allesamt auf die Praenotiones Mystagogicae von Papadopoulos‐ Komnenos zurück 136 . Es ist allerdings unmöglich, auf der Basis der wenigen bei Papadopoulos‐Komnenos erhaltenen Fragmente auch nur die Grundzüge der Auseinandersetzung zwischen Kritopoulos und Rodinos zu rekonstruieren. Lediglich in der Frage nach den Grenzen des Beichtgeheimnisses ist eine solche Rekonstruktion annähernd mög‐ lich: Während Rodinos mehrmals und mit besonderem Nachdruck wiederholt, dass der Beichtvater aus keinem denkbaren Grund und in keiner Weise benutzen darf, was er in der Beichte gehört hat 137 , be‐ trachtet Kritopoulos dies als zulässig, wenn es „zum Nutzen der Kirche und des geistlichen Sohnes“ geschieht; „daher ist es Sitte, dass demjenigen, der eine Weihe anstrebt, ein schriftli‐ ches Zeugnis [vom Beichtvater] gegeben wird, und niemand wird bei uns geweiht ohne dieses Zeugnis“ 138 .
134 Euthymios, der ‐ wie wir unter Anm. 37 sahen ‐ der Propaganda mitteilt, dass die Veröffentlichung von Rodinosʹ Werken notwendig sei und der vom Prozess ihrer Publikation vor dessen Abschluss weiß, ist Kritopoulos in Venedig begegnet (er hat ihn, wie er selbst berichtet, sogar mit einer List zum päpstlichen Nuntius geführt, s. Karalevskij 1912, 182). Es wäre denkbar, dass Rodinos’ Werke auch durch das Wir‐ ken des Euthymios bekannt wurden. 135 S.o. Anm. 38; s. auch u. S. 99f. 136 S. Papadopolus‐Comnenus Nikolaus, Praenotiones Mystagogiae ex jure canonico, Patavii, 1697. 137 «δὲν ἠμπορεῖ νὰ ἀναγκάσῃ τὸν ξαγορευτὴν νὰ ὁμολογήσῃ τὴν ἁμαρτίαν τοῦ μετα‐ νοημένου κανεὶς εἰς τὸν κόσμον, μήτε ἡγούμενος, μήτε πρωτοπαπᾶς, μήτε ἀρχι‐ μανδρίτης, μήτε ἐπίσκοπος, μήτε μητροπολίτης, μήτε πατριάρχης, μήτε ὁ Πάπας αὐτός», Ροδινὸς 1630, 166. 138 «πρὸς ὠφέλειαν τῆς ἐκκλησίας, καὶ τοῦ πνευματικοῦ υἱέως· ὅθεν ἔθος δοῦναι ἔγγραφον μαρτυρίαν τῷ θέλοντι χειροτονίαν, καὶ ἄνευ ταύτης οὐδεὶς παρ’ ἡμῖν χειροτονεῖται», Papadopoulos‐Comnenos 1697, 405. Kritopoulos verteidigt diese Praxis der orthodoxen Kirche, die einer Preisgabe des Beichtgeheimnisses gleich‐ kommt, insofern der Beichtvater des Priesteramtskandidaten bezeugen muss, dass Letzterer keine der Sünden begangen hat, die vom Priesteramt ausschließen. So schreibt er: „den väterlichen Traditionen folgend, pflegen wir auch folgende fromme Ge‐ wohnheit, nämlich niemanden zur Weihe zuzulassen, der nicht vorher geprüft worden ist, bzw., der nicht ein gutes Zeugnis von mindestens zwei Zeugen hat. Einer dieser beiden ist der Beichtvater, der ein schriftliches Zeugnis ablegt, damit das Bezeugte sicherer sei“ «ἑπόμενοι τῶν πατροπαραδόσεων καὶ τοῦτο εὐλαβῶς εἰώθαμεν· οὐδένα εἰς χειροτονίαν ἀναλαβεῖν
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Wie zu erwarten unterscheidet sich das Beichtbuch von Kritopoulos in vielen Punkten von demjenigen des Rodinos. Kritopoulos hebt hervor, dass die Vergebung von Gott, und nicht vom Beichtvater gewährt wird: „deswegen sagen unsere Beichtiger nicht: ‚Ich vergebe dir’, wie es einige Häretiker, Hochmütige und Ungebildete tun, sondern sagen: ‚Gott möge dir vergeben und sich deiner erbarmen“ 139 .
Rodinos, der dem Beichtvater empfiehlt, die Absolution mit den Wor‐ ten ‚Ich löse dich von deinen Sünden’, oder ‚Ich vergebe dir deine Sünden’ 140 zu begleiten, und diese Formulierung in seinem Werk mehrmals wie‐ derholt 141 , gehört also für ihn zu diesen Häretikern und Hochmütigen. Das Thema des Absolutionsgebets wird später auch Nikodemos Hagio‐ reites berühren, wenn er Rodinos als Häretiker anklagt 142 . In ihren Beichtbüchern bedienen sich sowohl Kritopoulos als auch Rodinos der damals für Katechesen üblichen Dialogform zwischen Beichtiger und Beichtendem. Auch Patriarch Kallinikos sollte – Rodi‐ nos folgend – diese Form für sein Beichtbuch übernehmen. Eine weitere Gemeinsamkeit von Kritopoulos und Rodinos ist die Verwendung der Volkssprache. Der Erfolg von Rodinosʹ einfacher Sprache, die sich der Umgangssprache annäherte, muss sicherlich einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Kritopoulos schätzte früher zwar die „väterliche und natürliche Redegewandtheit“ höher als „diesen verstümmelten und unwich‐ tigen Dialekt“, d.h. die Volkssprache, die er für verkommen hielt 143 . Jetzt μὴ ἐξετασθέντα, μὴ καλὴν ἔχοντα μαρτυρίαν τουλάχιστον ἐκ δυοῖν μαρτύρων, ἐν οἷς μαρτυρεῖ ἐγγράφως καὶ ὁ πνευματικός, ἵνα βεβαιώτερον τὸ μαρτυρούμενον», ebd., 397. 139 «διὰ τοῦτο οἱ ἰδικοί μας οἱ πνευματικοὶ δὲν λέγουσιν ἐγὼ σὲ συγχωρῶ, καθὼς λέγουσί τινες αἱρετικοὶ καὶ ὑπερήφανοι καὶ ἀπαίδευτοι, ἀλλὰ λέγουσιν ὁ θεὸς συγχωρέσοι σοι καὶ ἐλεήσοι σε», Κριτόπουλος 1915, 64. Kritopoulos bezieht sich auf das Absolutionsgebet, das die indikative römisch‐katholische Formulierung ego te absolvo reproduziert; hierzu s.u. S. 327. 140 «Λύω σε ἀπὸ ταῖς ἁμαρτίαις σου, ἢ συγχωρῶ σου ταῖς ἁμαρτίαις σου...», Ροδινὸς 1671, 16. 141 Hierzu s. Ροδινὸς 1671, 144, 148, 150, 151. 142 S. Νικόδημος 1794, 67. 143 „Was aber die Feinde gemacht haben, ist, dass sie durch die Vernichtung und das Verstecken unserer Bücher uns von unserer väterlichen Sprache fast völlig entfremdet haben (...) Dies ist die Ursache, dass die heutigen Griechen ihre väterliche Sprache verloren haben, die unter al‐ len Sprachen der Erde am schönsten und zu allen artes liberales und Wissenschaften am ehesten geeignet ist, und anstelle jener Sprache diese komische und unbedeutsame heutige Sprache verwenden, die einerseits viele ausländische und barbarische Wörtchen entlehnt, und andererseits die Wörter, die sie aus dem Griechischen bewahrt, dermaßen verstümmelt und verdorben ausspricht, dass man überhaupt nicht erkennen kann, dass es sich um griechische Wörter handelt“ («Ὃ δὲ ἐποίησαν οἱ δυσμενεῖς τοῦτό ἐστιν ὅτι ἡμᾶς τῆς πατρίου φωνῆς μικροῦ ἀπεξένωσαν τῷ τὰς βίβλους ἡμῶν ἀφανίσαι τε καὶ κατακρύψαι... Αὕτη ἐστὶν αἰτία τοῦ τοὺς νῦν Ἕλληνας ἀπολέσαι μὲν τὴν πάτριον διάλεκτον, τὴν πασῶν τῶν ἐπὶ γῆς διαλέκτων ὡραιοτέραν πρὸς πάσας τε τὰς ἐλευθερίους τέχνας καὶ ἐπιστή‐ μας ἐπιτηδειοτέραν, ἀντὶ δὲ ταύτης χρῆσθαι τῇ νῦν ἀλλοκότῳ καὶ ἀσήμῳ, ἣ πολλὰ μὲν ὀθνεῖα καὶ βάρβαρα προσίεται λεξείδια, ἃ δὲ κατέχει ἐκ τῆς ἑλληνικῆς οὕτω
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aber setzt er in seinem Beichtbuch auch umgangssprachliche Wendun‐ gen ein, wie «Ναῖσκε, πικραίνομαι καὶ λυποῦμαι πολλά» („jawohl, ich bin sehr betrübt und traurigʺ) 144 . Dass Kritopoulos und Rodinos sich in ihren Beichtbüchern eines weitaus einfacheren, umgangsprachlicheren Stils als die anderen Beichtbuchautoren bedienen, hat offensichtlich seinen Grund: Das Volk zu erreichen war in der damaligen Auseinan‐ dersetzung essentiell – und nur über eine volksnahe Sprache war dies möglich. So wurde in dieser neuen Phase des Kampfes gegen Loukaris, nur zehn Jahre nach dem Erscheinen des ersten gedruckten Beichtbuchs, das dritte Werk dieser Gattung verfasst, welches aber ungedruckt blieb. Die darauf folgenden Werke (d.h. der Βοσκὸς λογικῶν προβάτων und die Ἐπίσκεψις) entstanden im Rahmen einer erneuten, gänzlich ande‐ ren Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Orthodoxen. Mit Ausnahme des protestantisch geprägten Kritopoulos haben alle Beicht‐ buchautoren charakteristische Elemente der römisch‐katholischen Tra‐ dition aufgenommen. Die theologische Öffnung gegenüber dem Wes‐ ten, die in diesen Werken merklich ist, wurde allerdings von politischen Zielsetzungen diktiert, die jede Aussicht auf eine Weiterführung dieser Öffnung in Richtung einer genuin theologischen Suche von vornherein ausschlossen 145 .
4.2.2 Inhalt und Gestalt Das Werk des Kritopoulos unterscheidet sich in seiner Struktur von allen nachfolgenden Beichtbüchern. Es beginnt mit einer Abhandlung über die Buße: Durch die Ursünde wurde der Mensch Gott entfremdet bis Christus die Erlösung brachte, indem er die menschliche Natur annahm und durch die Taufe den Menschen von der Ursünde (προπατορικὴν ἁμαρτία) befreite; durch die heilige Kommunion befreit er ihn stets von der täglichen Sünde 146 . Voraussetzung für die Teilnahme an der heiligen Kommunion ist allerdings die Buße. Die Buße ist für Kritopou‐ los gleichsam der Weg zur heiligen Kommunion, die die wahre Absolu‐ κολοβὰ καὶ διεφθαρμένα προσφέρει, ὡς μηδὲ γιγνώσκεσθαι τὸ παράπαν ὅτι ἑλληνικά ἐστι», Βακαλόπουλος 1968, 468). Dennoch kam Kritopoulos der Bitte seines Gastge‐ bers in Straßburg, Professor Matthias Bernegger, entgegen, für ihn neugriechische Volksdichtung ins Lateinische zu übersetzen (hierzu s. Moennig 1992, 361‐371). 144 Κριτόπουλος 1915, 67. 145 S. z.B. Wendebourg 1982, 127ff. zu den politischen Motiven der protestantischen sowie der orthodoxen Seite beim Beginn des Dialogs zwischen der Leitung der Württembergischen Kirche und dem Patriarchen Jeremias II. 146 Κριτόπουλος 1915, 62.
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tion ist. Wie in seiner Ὁμολογία 147 , so betont der Autor auch hier, dass der Beichtvater dem Gläubigen die von Gott geschenkte Vergebung bekannt macht. Es folgt der Dialog zwischen Beichtvater und Beichtendem. Dieser hat jedoch eher die Form eines Katechismus oder einer Bekenntnis‐ schrift, was allerdings für alle gedruckten Beichtbücher charakteristisch ist 148 . Das Beichtbuch des Kritopoulos ist aber insofern ein Sonderfall, als es größtenteils aus den üblichen Inhalten eines Katechismus besteht, während die spezifischen Bezugnahmen auf die Beichte minimal gehal‐ ten sind.
4.2.2.1 Protestantische Tendenzen Im Unterschied zu allen anderen Beichtbüchern erwähnt Kritopoulos an keiner Stelle Bußauflagen (ἐπιτίμια) oder die römisch‐katholische Unterscheidung zwischen Reue, Bekenntnis und Satisfaktion (ἱκανο‐ ποίησις). Er macht lediglich deutlich, dass der Gläubige seine Sünden bereuen und sie nicht mehr wiederholen soll. Ebenfalls einzigartig ist die Tatsache, dass Kritopoulos nicht auf einer genauen Aufzählung der Sünden oder einer exakten Prüfung der Umstände jeder einzelnen Sünde besteht. Auch bleibt jede Bezugnahme auf die heiligen Kanones aus. Kritopoulos akzeptiert Prostrationen (μετάνοιες) als Teil der Buße nicht 149 , während Rodinos diese als Satisfaktionsmittel bzw. Bußaufla‐ ge oft empfiehlt 150 . Die Interpretation des Verhältnisses von Kommuni‐ on und Buße unterscheidet sich ebenfalls deutlich von den anderen Beichtbüchern. Es ist für ihn die heilige Kommunion, die die Sünden auslöscht, sie ist die Vollendung der Buße: „Sie [sc. die hl. Kommunion] ist Leib und Blut Christi, durch die wir von unseren eigenen Sünden gereinigt werden, denn obschon wir in der heili‐ gen Taufe von der Sünde Adams befreit werden, begehen wir, wenn wir das [Erwachsenen‐]Alter erreicht haben, dennoch auch eigene Sünden. Deswegen fand Gott eine andere Weise, dass wir von unseren eigenen Sünden geheilt werden, und dies ist die heilige Kommunion des Herren‐ mahls, durch die wir von unseren eigenen Sünden befreit werden“ 151 .
147 Καρμίρης 1968, 538. 148 Deshalb nehmen Katechismen und Bekenntnisschriften, wie noch zu sehen sein wird, einen besonderen Platz unter ihren Quellen ein: Die Theologie jener Zeit war konfessionalistisch. 149 Κριτόπουλος 1915, 67. 150 Ροδινὸς 1633, 38. 151 «Εἶναι σῶμα καὶ αἷμα τοῦ Χριστοῦ, μὲ τὰ ὁποῖα καθαριζόμεσθεν ἀπὸ ταῖς ἁμαρτίαις ταῖς ἰδικαῖς μας, διότι ἂν καλὰ καὶ εἰς τὸ ἅγιον βάπτισμα ἐλευθερωνόμεστεν ἀπὸ
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In allen übrigen Beichtbüchern, aber auch in den anderen theologischen Werken dieser Zeit, wird die Taufe als Tilgung der Ursünde immer in Analogie zum Bußsakrament gesehen, durch das die Vergebung der nach der Taufe begangenen Sünden erlangt wird. In keinem sonstigen Beichtbuch nimmt die heilige Kommunion diese Stelle ein, wenngleich die Zugehörigkeit der Sündenvergebung zur heiligen Kommunion als ein Aspekt derselben stets vorausgesetzt wird. An keiner Stelle be‐ zeichnet Kritopoulos ferner die Beichte als Sakrament, während er die Sakramentalität von Göttlicher Eucharistie und Taufe deutlich hervor‐ hebt. Die Beichte betrachtet er vielmehr als Gewohnheit (συνήθεια) des Christen. Demgegenüber ist die Beichte in den übrigen Werken klar als unerlässliche Voraussetzung des Kommunionempfangs gekennzeich‐ net – eine Voraussetzung, an deren Stelle Kritopoulos persönlich emp‐ fundene Reue und Umkehr setzt. Die Differenz etwa zu Rodinos ist offenbar, hatte dieser doch betont: „das Sakrament der heiligen Eucharistie kommt nach der Beichte, damit wir lernen, dass diejenigen, die die Kommunion empfangen wollen, zu‐ nächst gebeichtet haben müssen“ 152 .
Im Unterschied zu Kritopoulos, der weder die heiligen Kanones er‐ wähnt, noch den Fall einer durch den Beichtiger verweigerten Absolu‐ tion vorsieht, kennt Rodinos eine Reihe von Sünden, die nicht vergeben werden können – es sei denn an Ostern, damit jeder Büßer gemäß dem implizit vorausgesetzten 21. Kanon des 4. Laterankonzils 153 einmal jähr‐ lich die Kommunion empfange. Derartige Unterscheidungen zwischen verschiedenen Kategorien von Sünden finden sich bei Kritopoulos nicht. Die Absolution ist für Rodinos eher Voraussetzung als Ergebnis der heiligen Kommunion, und ihr primärer Ort ist die Beichte. Bezeichnend für Kritopoulos’ Verortung der Sündenvergebung in der inneren Umkehr des Gläubigen ist folgende Aussage: Wenn unsere orthodoxen Christen dieses Wort hören und ohne zu zögern Gott glauben, der sagte, allen, denen ihr die Sünden erlasst, sind sie erlas‐ sen,…dann empfangen sie gewisse Vergebung ihrer Sünden, und werden
τὴν ἁμαρτίαν τοῦ Ἀδάμ, ἀλλ’ ἀφοῦ ἔλθωμεν καὶ ἡμεῖς εἰς ἡλικίαν κάμνομεν καὶ ἡμεῖς ἰδικαῖς μας ἁμαρτίαις, διὰ τοῦτο εὕρηκεν ὁ Θεὸς ἄλλον τρόπον νὰ ἰατρευόμεσθεν ἀπὸ ταῖς ἰδικαῖς μας ἁμαρτίαις, καὶ ὁ τρόπος ἐκεῖνος εἶναι ἡ ἁγία κοινωνία τοῦ κυριακοῦ δείπνου, μὲ τὴν ὁποίαν ἐλευθερωνόμεσθεν ἀπὸ ταῖς ἰδικαῖς μας ἁμαρτίαις», Κριτό‐ πουλος 1915, 67. 152 «Τὸ μυστήριον τῆς ἁγίας εὐχαριστίας εἶναι ὕστερον ἀπὸ τὴν ἐξομολόγησιν διὰ νὰ μάθωμεν ὅτι ὅσοι θέλουσι νὰ κοινωνήσουν, χρεία πρῶτον νὰ εἶναι ἐξομολογημένοι», Ροδινὸς 1633, 54. 153 S. dazu S. 267‐273.
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versichert, dass sie für das Himmelreich bestimmt sind. Dies ist die Kraft und der Nutzen der Beichte 154 .
Die Nähe zum evangelischen Verständnis der Heilsgewissheit durch den Glauben an das Wort Gottes ist m.E. offensichtlich 155 . Das Beichtbuch des Kritopoulos distanziert sich also sowohl von wesentlichen Elemen‐ ten der römisch‐katholischen Buß‐ und Beichttheologie, die zu seiner Zeit im Osten vorherrschte, als auch von der auf den hl. Kanones beru‐ henden orthodoxen Tradition. Wie wir noch sehen werden, weicht Kritopoulos hier selbst von seiner eigenen Ὁμολογία ab 156 und nähert sich ganz offen protestantischen Thesen an. Für die Untersuchung der Ursachen, der Ziele und der Herkunft dieser Position werde ich die Confessio Belgica und den Heidelberger Katechismus heranziehen. Beide lagen nämlich zur Zeit der Abfassung des Beichtbuches in einer griechi‐ schen Übersetzung vor, die im Rahmen des großen Versuchs der Union mit den Calvinisten angefertigt worden war. Gerade sie sollten als theolo‐ gische Basis für die angestrebte Annäherung von Calvinisten und Or‐ thodoxen mit dem Ziel der Union dienen. Beide wurden Kritopoulos höchstwahrscheinlich während seiner Unionsgespräche mit dem Gen‐ fer Consistorium in einer zweisprachigen lateinisch‐griechischen Aus‐ gabe ausgehändigt.
4.2.2.2 Versuch einer Annäherung an das Reformierte Bekenntnis: Die Bilder und die Heiligen In seiner Analyse des Dekalogs folgt Kritopoulos dem entsprechenden Abschnitt des Heidelberger Katechismus 157 , indem er diesen in sehr gedrängter und vereinfachter Weise wiedergibt; beim achten Gebot allerdings wird die Ausdrucksweise des Katechismus besonders treu reproduziert 158 . So bezeichnet Kritopoulos wie der Heidelberger Kate‐ chismus an keiner Stelle Buße und Beichte als Sakrament. Weiter, ver‐ bindet er die Absolution direkt mit der inneren Umkehr und dem 154 «Τοῦτον τὸν λόγον ἀκούοντάς τον οἱ ἡμέτεροι ὀρθόδοξοι χριστιανοὶ καὶ πιστεύοντας τῷ Θεῷ ἀδιστάκτως, ὅπου εἶπεν ἄν τινων ἀφῆτε τὰς ἁμαρτίας ἀφίενται αὐτοῖς… παίρνουσι βεβαίαν ἄφεσιν τῶν ἁμαρτιῶν τους καὶ πληροφοροῦνται πῶς εἶναι διὰ τὴν βασιλείαν τῶν οὐρανῶν. Αὕτη εἶναι ἡ δύναμις καὶ ἡ ὠφέλεια τῆς ἐξομολογή‐ σεως », Κριτόπουλος 1915, 64f. 155 Vgl. z.B. Catechesis (Heidelberger Katechismus), Kap. 21 (ed. 1623), 108‐111; (ed. 1648), 194; (ed. Müller 1903), 687. Zu Luther umfassend s. Bayer 1989, v.a. 164‐202. 156 Ansonsten hält er sich, oft bis hin zu den Formulierungen, an die Ὁμολογία. 157 Κριτόπουλος 1915, 69‐74 vgl. Catechesis (Heidelberger Katechismus), Kap. 92‐113 (ed.1623), 167‐185; (ed. 1648), 286‐323; (ed. Müller 1903, 708‐715). 158 Κριτόπουλος 1915, 71f.; vgl. Catechesis (Heidelberger Katechismus), Kap. 104 (ed.1623), 176f.; (ed. 1648), 306; (ed. Müller 1903), 712.
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Fernbleiben von der Sünde, sowie mit den Sakramenten der Taufe und der hl. Kommunion. Er unterlässt schließlich jegliche Bezugnahme auf irgendeine Bußauflage oder Satisfaktion. Kritopoulos bezieht sich zwar auf die Ohrbeichte vor dem Priester, die im Heidelberger Katechismus nicht vorkommt, bezeichnet sie dabei aber − wie gesagt – nur als Ge‐ wohnheit der Christen. Vielleicht sollte die Beichte als eine spezielle Gewohnheit der Orthodoxen gelten, im Sinne des von Kritopoulos auf den Unionsgesprächen in Genf mitgetragenen Satzes: „Jede der zwei Kirchen muss die religiösen Zeremonien der anderen tole‐ rieren, wenn diese nichts dem Wort Gottes und der Erbauung der Kirchen Widriges enthalten“ 159 .
Kritopoulos ist es anscheinend darum getan, die herrschende orthodoxe Beichtpraxis als eine mit den einschlägigen dogmatischen Thesen des Heidelberger Katechismus vereinbare Gewohnheit der Ostkirche dar‐ zustellen. Diese Praxis war freilich auch im Protestantismus nicht un‐ bekannt, wie z.B. der Fall der evangelisch‐sächsischen Kirche Sieben‐ bürgens zeigt 160 . In seinem Versuch einer Annäherung an den Heidelberger Kate‐ chismus berührt Kritopoulos auch die Ikonenverehrung und die Anru‐ fung der Heiligen und Marias. Diese Themen, die in keinem anderen Beichtbuch oder beichttheologischen Text vertreten sind, waren bren‐ nende Probleme im Annäherungsversuch von Calvinisten und Ortho‐ doxen 161 , wie sie es auch im Streit zwischen Katholiken und Protestan‐ ten waren. Im Rahmen der Auslegung des zweiten Gebots vertritt der Heidelberger Katechismus die bekannte These, dass die Verehrung von Ikonen und Abbildungen Gottes dem göttlichen Gebot zuwider sei. Nur die Abbildung von Geschöpfen sei erlaubt. Kritopoulos versucht, die orthodoxe Position zu dieser Frage so wiederzugeben, dass sie den Einwänden des Heidelberger Katechismus im Wesentlichen gerecht werden kann: „aber wir Christen beten weder die Ikonen als Götter an, noch beten wir zu diesen“ 162 . Eine noch engere Annäherung an die Thesen des Heidelberger Katechismus wäre unwahrhaftig gewesen, da die Iko‐ nenverehrung für die Ostkirche unbestreitbar war. Auch die optimis‐ tischsten Anhänger der Calvinisierung wussten um diese Tatsache 163 . 159 Mohnike 1832, 561. 160 S. dazu Klein 1980, 143f. 161 Zur einschlägigen Diskussion zwischen Jeremias und den Tübinger Lutheranern s. Wendebourg 1986, 255‐265. 162 «ἀλλ’ ἡμεῖς οἱ Χριστιανοὶ οὔτε ὡς Θεοὺς προσκυνοῦμεν τὰς εἰκόνας οὔτε προσευχό‐ μεσθεν εἰς αὐτάς», Κριτόπουλος 1915, 70. 163 Catechesis (Heidelberger Katechismus), Kap. 96‐97 (ed. 1623), 172f.; (ed. 1648, 294‐ 296); (ed. Müller 1903), 710. Es ist bezeichnend, dass in dem mir vorliegenden Ex‐ emplar der volkssprachlichen Übersetzung des Heidelberger Katechismus (ed. 1648)
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Loukaris hatte in seiner Ὁμολογία deutlich Stellung gegen die Iko‐ nenverehrung bezogen. Dennoch hatte er dem Christen dabei den blo‐ ßen Besitz von Ikonen mit folgenden Worten erlaubt: „Es ist daher klar, dass wir die Malerei, die eine ausgezeichnete Kunst ist, nicht verbannen, sondern jedem, der es will, erlauben, Ikonen Christi und der Heiligen zu besitzen“ 164 .
Aber auch in seinen handschriftlichen Randnotizen in einem Exemplar der griechischen Übersetzung der Dottrina Cristiana Bellarmins, das er dem holländischen Großhändler, Orientalisten und Kunstsammler de le Leu de Wilhelm zuschickte, kommentiert Loukaris Bellarmins Aus‐ führungen über die Wundertaten Gottes durch Ikonen und Reliquien folgendermaßen: „wer dies sagt und glaubt, mindert die Herrlichkeit Gottes und lästert ihn“ 165 . Loukaris übernimmt also im Wesentlichen die ein‐ schlägige Position u.a. der Confessio Belgica 166 , während Kritopoulos die zum Urbild emporsteigende Verehrung der Ikonen verteidigt. Die‐ ses bereits von Johannes Damascenus beschriebene Emporsteigen oder Hinübergehen der Verehrung zum Urbild 167 stellte – in der Regel – auch eine Grundannahme der Volksfrömmigkeit dar. Rodinos unterscheidet sich mit seiner diesbezüglichen These der Σύνοψις nicht so sehr inhaltlich von Kritopoulos, sondern in Stil, Ten‐ diese Stelle radiert ist (wahrscheinlich von einem Mönch, denn das Exemplar stammt aus einer Klosterbibliothek). Dies zeigt, was für einen Eindruck solche The‐ sen machten. 164 «Ἐξ ὧν δῆλον, ὅτι τὴν ἱστορίαν, ἐπίσημον τέχνην οὖσαν, οὐκ ἀποβάλλομεν, ἀλλὰ καὶ εἰκόνας ἔχειν καὶ τοῦ Χριστοῦ καὶ τῶν ἁγίων τῷ βουλομένῳ παρέχομεν», Καρμίρης 1968, 570. 165 «ὁ ταῦτα λέγων καὶ πιστεύων ἐλαττοῖ τοῦ Θεοῦ τὴν δόξαν, καὶ βλασφημεῖ», Roze‐ mond 1963, 43. In einem Brief an Léger schreibt Loukaris, dass der einzige Beitrag der Ikonen zur Erbauung der Kirche in der Darstellung von Personen und Geschichten (historia) und in der Dekorierung bestehe (s. Legrand 1896, 473f.); in einem Brief an den Bischof von Spalato, Marco Antonio de Dominis, der zum Anglikanismus konver‐ tiert war, äußert er die Befürchtung, dass die Ikonen, obwohl an sich überhaupt nicht schlecht, ihre ungebildeten Verehrer zu einer Art Götzendienst veranlassen können (ebd., 336). Tatsächlich waren die Fälle einer „götzendienerischen“ Ikonenverehrung nicht selten; zahlreiche Bezugnahmen Loukaris’ auf den Aberglauben der Griechen wie auch die einschlägigen Erzählungen der Mehrheit der damaligen ausländischen Reisenden sowie die Beichtbücher und die Nomokanones bezeugen dies. 166 Confessio Belgica, Kap. 26 (ed. 1623), 55‐61; (ed. 1648, 106‐109); (ed. Müller 1903), 242f.. Nach R. Schlier ist die Hauptquelle der Ὁμολογία Calvins Institutio, und nicht die Confessio Belgica, wie frühere Forscher vertreten hatten (s. Schlier 1927, 92, wo die ältere Forschung vorgestellt wird). Loukaris’ Abhängigkeit von der Confessio Bel‐ gica wird noch von Podskalsky vertreten (Podskalsky 1998, 168), der aber die einge‐ hende einschlägige Studie Schliers nicht berücksichtigt hat. 167 S. Johannes Damascenus, Contra imaginum calumniatores orationes tres, I 35=II 31=III 48; merkwürdigerweise verweist Kritopoulos gerade nicht auf diesen locus classicus, sondern auf die beim Damaszener angeführte Stelle des Basilius von Caesarea, De spiritu sancto 18/45, 15‐24.
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denz und Zielsetzung. Während Kritopoulos die Ikonenverehrung in Anbetracht der protestantischen Kritik geradezu apologetisch darlegt, geht Rodinos hier in die Offensive: „meine Ikone wird zum Anlass, damit ich Christus verherrliche und vereh‐ re, der im Himmel ist, und zur Rechten Gottes des Vaters sitzt, und nicht damit ich Silber oder Gold verehre, oder Götzen, wie die Bilderfeinde sa‐ gen, die ohne jegliches Recht uns lästern“ 168 .
Kritopoulos ist dagegen bemüht, die Ikonenverehrung als Kultpraxis darzustellen, die als solche auf der Basis des zitierten gegenseitigen Toleranzprinzips 169 die Union mit den Calvinisten nicht gefährden würde. Sein Bemühen ist auch daraus ersichtlich, dass sein Beichtbuch außer der zitierten Apologie der Ikonenverehrung keine weitere Be‐ zugnahme auf diese enthält und sich hiermit deutlich von anderen Beichtbüchern unterscheidet, in denen die Ikone oft und in den ver‐ schiedensten Kontexten erwähnt wird. So schreibt Rodinos, dass derjenige, der Todsünden begangen hat, nicht dazu verpflichtet sei, auch die lässlichen Sünden zu beichten und stattdessen „die Ikone Christi oder Mariens mit Ehrfurcht verehren“ könne 170 . Eine der Bußauflagen, die Rodinos für Homosexuelle bestimmt, lautet: „so oder so viele Stunden auf nackten Knien auf dem Boden vor der Ikone des gekreuzigten Christus zu verharren, und weinend die Hässlichkeit sei‐ ner Sünde zu bedenken „ 171 .
Diesen Satz wird der Patriarch Kallinikos später in seinem Beichtbuch übernehmen 172 . Aber auch Paschaleus bezeichnet in seinem Beichtbuch jegliche Ehrfurchtslosigkeit vor den Ikonen als Sünde 173 . Er empfiehlt sogar, dass die Kinder von frühstem Alter an voll Ehrfurcht vor den Ikonen beten sollen 174 . Und auch Theodoretos Saloufas stellt fest – hier‐ bei wahrscheinlich Rodinos folgend –, dass die Beichte vor den Ikonen stattzufinden habe. Auch Nikodemos wird diese Position in seinem Werk 168 «ἡ εἰκόνα μου γίνεται ἀφορμὴ νὰ δοξάσω, καὶ νὰ προσκυνήσω τὸν Χριστὸν ὁποῦ εἶναι εἰς τοὺς οὐρανούς, καὶ κάθεται ἐκ δεξιῶν τοῦ Θεοῦ, καὶ Πατρός, ὄχι νὰ προ‐ σκυνῶ ἀσήμιν ἢ χρυσάφιν, ἢ εἴδωλα ὡσὰν μᾶς βλασφημοῦσιν οἱ εἰκονομάχοι χωρὶς κανένα δίκαιον», Ροδινὸς 1633, 110. 169 S.o. S. 81. 170 «νὰ προσκυνήσῃ μὲ εὐλάβειαν τὴν εἰκόνα τοῦ Χριστοῦ, ἢ τῆς Παναγίας. νὰ προσκυ‐ νήσῃ μὲ εὐλάβειαν περνῶντας ἀπὸ τὴν ἐκκλησίαν», Ροδινὸς 1671, 68f.; vgl. Καλλί‐ νικος 1787, 67f. 171 «νὰ σταθῇ τόσαις ὥραις γονατιστός, γυμνὰ τὰ γόνατα εἰς τὴν γῆν μπροστὰ εἰς τὴν εἰκόνα τοῦ σταυρωμένου Χριστοῦ, καὶ νὰ λογιάζῃ κλαίωντας τὴν ἀσχημάδα τῆς ἁμαρτίας του», Ροδινὸς 1671, 135f. 172 Καλλίνικος 1787, 67f. 173 Πασχαλέας 1622, 76f. 174 Ebd., 81.
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vertreten 175 , allerdings an Symeon von Thessaloniki anknüpfend 176 . Nikodemos fordert sogar, die Beichte müsse vor einer Ikone der Kreu‐ zigung Christi vollzogen werden 177 . Ähnliche Stellungnahmen finden sich auch in den handschriftlichen Beichtbüchern 178 . Das Beichtbuch des Kritopoulos widmet sich an einigen Stellen auch der Anrufung der Heiligen, die ebenso wie die Ikonenverehrung für die Annäherung von Orthodoxie und Calvinismus ein drängendes Problem war und zudem mit den Erwartungen an den Inhalt eines Beichtbuchs unvereinbar war. Die Anrufung der Heiligen ist für Krito‐ poulos nur insofern erlaubt, als die Heiligen als Mittler zu Christus – und nicht etwa als selbständige Erlöser – betrachtet werden 179 . Auch in diesem Punkt verteidigt Kritopoulos einen integralen Bestandteil der orthodoxen Theologie und Volksfrömmigkeit, versucht aber zugleich, der einschlägigen These des Heidelberger Katechismus gerecht zu werden, wer das Heil von den Heiligen suche, lehne im Wesentlichen Christus als den einzig vollkommenen Erlöser ab 180 . Indem er die Rolle der Heiligen als Mittlerschaft zu Christus bestimmt, will er ihre Anru‐ fung als mit der Einzigartigkeit Christi als Heiland vereinbar darstel‐ len, dabei offenbar einen Kompromiss mit dem Calvinismus auf der Basis des zitierten Toleranzprinzips anstrebend 181 . Im Unterschied zum Heidelberger Katechismus, der Maria nicht als Mittlerin betrachtet, unterstreicht Kritopoulos jedoch die Rolle der Fürbitte Marias. Ihre Fürbitte ist mächtiger als diejenige aller anderen Heiligen und aller himmlischen Heerscharen, denn Maria hat vor Gott eine „größere“ Freimut als alle anderen Geschöpfe 182 . Kritopoulos verwendet in seiner Ὁμολογία hierzu eine Formulierung, die sich genau so in Bellarmins Cristiana Dottrina findet 183 . Für Kritopoulos ist Maria die mächtigste
175 Σαλούφας 1717, 14f.; vgl. Νικόδημος 1794, 40. 176 Dialogus, PG 155, 481. 177 Νικόδημος 1784, 40. 178 Ms 2309, 325v; Ms 78, 89; Ms 21, 3v; Ms 2420, 3; Ms 580, 9v; Ms 15, 1v. 179 Κριτόπουλος 1915, 70. 180 Catechesis (Heidelberger Katechismus), Kap. 30 (ed. 1623), 116‐117; (ed. 1648), 206‐ 207; (ed. Müller 1903), 690. 181 Mohnike, 1832, 561. 182 «Διότι ὡς μήτηρ τοῦ Χριστοῦ ὅπου εἶναι, ἔχει περισσοτέραν παρρησίαν κοντὰ εἰς τὸν υἱόν της...παρὰ ὅσον ἔχουσιν ὅλα τὰ οὐράνια τάγματα καὶ ὅλοι οἱ ἅγιοι», Κριτόπουλος 1915, 70f. 183 Bellarmino 1616, 91; vgl. Καρμίρης 1968, 550. Kritopoulos soll dem Franziskaner Serino – höchstwahrscheinlich aus Gründen der Diplomatie ‐ gesagt haben: „Mihi videtur magnus athleta iam iam pugnare et vincere; Omnia vende et Bellarminum eme“ (s. Hofmann 1934, 11).
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Fürsprecherin der bittenden Menschen bei Christus, und „verwirklicht nicht etwa selber“ (ὄχι ἀτή της νὰ κάμῃ) deren Bitten 184 . Die Stellungnahmen des Loukaris hierzu sind eher widersprüch‐ lich: Während er Gerasimos von Kephallonia (1509‐1579) feierlich hei‐ liggesprochen 185 und seine Vita veröffentlicht hat 186 , betont er in einem Brief an den Bischof von Spalato, Marco Antonio de Dominis (1560‐ 1624) 187 , dass die Anrufung der Heiligen einer Vernachlässigung Jesu Christi gleichkomme, von der „sich ein großer Schaden für die Seelen aus‐ breitet“ 188 . Auch in der Ὁμολογία ist an keiner Stelle von der Anrufung der Heiligen die Rede, sondern lediglich von der Heiligkeit aller Glieder der Kirche 189 . In einem Brief an Léger wendet Loukaris gegen die Mitt‐ lerschaft (μεσιτεία) Marias bzw. der Heiligen ein: „wir haben von der Schrift weder ein Gebot noch ein Vorbild, dass wir au‐ ßer dem einzigen Mittler, der Christus selbst ist, andere anrufen [sol‐ len]“ 190
Aber auch in seinen erwähnten Randnotizen zur griechischen Überset‐ zung der Dottrina Cristiana Bellarmins schreibt er: „einer ist Mittler, nämlich Christus, der keines [weiteren] Mittlers bedarf. [Denn] Christus ist barmherziger zu uns, seinen Gliedern, als es die ande‐ ren Glieder zueinander sind“ 191 .
Leider sind alle besagten Stellungnahmen, mit Ausnahme derjenigen in der Ὁμολογία, an Protestanten gerichtet, so dass offen bleiben muss, welche Position Loukaris gegenüber seinen orthodoxen Mitarbeitern vertrat 192 . Vor seiner orthodoxen Gemeinde in Konstantinopel bezeugte er allerdings, 184 Κριτόπουλος 1915, 71. 185 Schlier 1927, 29f.; auch s. Tsourkas 1967, 52 Anm. 4. 186 Legrand 1894, 188f.; auch s. Grammatikos 1988, 253ff. 187 Über Antonio de Dominis s. Patterson 1997, 220ff. 188 „inde magnum detrimentum animabus redundet“, s. Legrand 1896, 336. 189 Καρμίρης 1968, 566. 190 „cum non habeamus ex scriptura vel praeceptum vel exemplum, ut alios invocemus, praeter unum mediatorem, qui est Jesus Christus“, Legrand 1896, 473. 191 «μεσίτης εἷς ὁ χριστός, μεσίτου μὴ δεόμενος. Ὁ Χριστὸς σπλαγχνικώτερός ἐστι πρὸς ἡμᾶς τὰ μέλη του, ἢ τὰ λοιπὰ μέλη ἀλλήλοις», Rozamond 1963, 31. 192 Es ist anzunehmen, dass Loukaris gegenüber seinen protestantischen Gesprächs‐ partnern u.a. aus politischen Gründen protestantische Positionen deutlich offener vertrat, als er es gegenüber Orthodoxen zu tun bereit war; darüber hinaus versuchte er manchmal, seinen protestantischen Freunden ein z.T. verfälschtes, ihnen ange‐ nehmeres Bild des kirchlichen Lebens der orthodoxen Kirchen zu vermitteln, wie folgender Bericht über den Vollzug des Bußsakraments während der Karwoche aus einem Brief an de Wilhelm zeigt: „wer zum Herrenmahl kommt, bekennt sich öffentlich in der Kirche als Sünder und bittet die Anwesenden darum, dass sie für ihn beten, und wird zum Sakramentempfang zugelassen“ („quisquis ad Coenam Domini accedit, publice in Ecc‐ lesia se peccatorem profitetur, et admittitur in sumptionem Sacramenti“, Aymon 1708,
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„dass er keinen anderen Glauben oder kein anderes Dogma habe, außer dem, das die heiligen griechischen Kirchenväter hatten, und dass einzig und allein der wahre und orthodoxe Glaube die Grundlage der Ostkirche sei“ 193 .
In der Σύνοψις vertritt Rodinos zu diesem Thema – wie auch zur Anrufung der Heiligen – eine These, die zwar inhaltlich derjenigen von Kritopou‐ los ähnelt 194 , sich im Ton aber gänzlich unterscheidet: Er bezeichnet all jene, die die Verehrung Marias und der Heiligen für eine Übertretung des ersten Gebotes halten als Häretiker „dieser Zeit“ (τοῦ καιροῦ ἐτού‐ του) 195 . In seiner Πανοπλία wendet sich Rodinos bei seiner Verteidi‐ gung der Anrufung der Heiligen indirekt gegen die Protestanten, die er als „Feinde“ bezeichnet 196 . Aber auch in seinem Beichtbuch schreibt er, dass jede Sünde gegen Christus zugleich eine Sünde gegen seine Heili‐ gen sei 197 , und ferner die Beichte vor Christus, Maria und den Heiligen stattfinden müsse 198 , so dass die Verehrung der Heiligen gleichermaßen geboten sei, wie die Verehrung des Heilands und die Beziehung des Menschen zur Kirche eine Beziehung zu Christus, Maria und den Hei‐ ligen, den Mittlern zum Herrn sei 199 . Gerade die Heiligen führten der Kirche ja die Notwendigkeit der Beichte und der Bußauflage vor Au‐ gen 200 . Für Rodinos ist es die Pflicht eines jeden Gläubigen, Maria zu verehren, ihr Ehrfurcht zu erweisen, sie anzurufen und in Hymnen zu 187). Loukaris konnte diese Taktik nicht fortsetzen, als sich die Protestanten dank der langjährigen Erfahrung ihrer Vetreter in Konstantinopel ein genaues Bild der Realität der orthodoxen Kirche verschafft hatten. 193 Μέρτζιος 1951, 43. 194 Ροδινὸς 1633, 114f. 195 Ebd., 112. 196 Bei Rodinos findet die theologische Auseinandersetzung zwischen Protestanten und Katholiken Eingang in die griechische theologische Literatur: „Die Gegner sagen, dass wir Christus und seinem Tod Unrecht tun, indem wir Andere zu unserer Hilfe anrufen und nicht Christus allein, der als Einziger für uns gekreuzigt wurde. Darauf antworten wir: wir bitten ja Christus, und dieser ist für uns der Erste und der Letzte, und der Mittler zwischen uns und Gott dem Vater, und von diesem erwarten wir unser Heil und jegliches Gut, nicht von den Heiligen. Und obwohl wir die Heiligen als Mittler anrufen, bezieht sich auch diese Anrufung auf Christus; wir sagen ja: ‚Tritt für uns ein, Heiliger’, und nicht: ‚Gib uns, Heiliger’“ («Λέγουσιν οἱ ἐνάντιοι ὅτι κάμνωμεν ἄδικον τοῦ Χριστοῦ, καὶ τοῦ θανάτου του παρακαλῶντας ἄλλους εἰς τὴν βοήθειάν μας, καὶ ὄχι μόνον τὸν Χριστὸν ὁ ὁποῖος μόνος ἐσταυρώθηκεν διατ’ ἐμᾶς· εἰς τὸ ὁποῖον ἀποκρινόμεσθεν, ὅτι ἐμεῖς τὸν Χριστὸν παρακαλοῦμεν, καὶ ἐκεῖνον ἔχομεν πρῶτον καὶ ὕστερον, καὶ μεσίτην, εἰς ἐμᾶς, καὶ εἰς τὸν Θεὸν καὶ Πατέρα, καὶ ἀπὸ ἐκεῖνον ἀναμένομεν, καὶ τὴν σωτηρίαν μας, καὶ τὸ κάθε καλόν, ὄχι ἀπὸ τοὺς ἁγίους· καὶ ἂν καλὰ καὶ νὰ βάζουμεν τοὺς ἁγίους μεσίταις, καὶ νὰ τοὺς παρακαλοῦμεν, καὶ αὐτὴ ἡ παρακάλεσις ἀκόμι εἰς τὸν Χριστὸν ἀναφέρεται· πρέσβευε ἅγιε λέγομεν, ὄχι δόσε ἅγιε»), Ροδινὸς 1630, 72; vgl. auch ebd., 74. 197 Ροδινὸς 1671, 74, 77f., 106, 125, 141f. 198 Ροδινὸς 1671, 22; vgl. Ders. 1633, 53; Ders. 1630, 175. 199 Ροδινὸς 1633, 52. 200 Ροδινὸς 1671, 114; vgl. Ders. 1633 38f., 50ff.
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preisen. Er empfiehlt dem Beichtvater sogar, die Lektüre von Hym‐ nen 201 für Maria auch als Bußauflage bzw. Satisfaktion aufzuerlegen, und rät den Beichtenden, Maria zu bitten, dass sie sie von dem Bösen befreie 202 . In seinem Beichtbuch wird Maria stets zusammen mit Chris‐ tus und den Heiligen genannt, vor ihrem Angesicht steht der Beichtende. Wie für Kritopoulos, so ist Maria auch für Rodinos die große Fürspre‐ cherin der Menschen bei Christus 203 . Seine große Ehrfurcht für sie hat ihn dazu bewegt, einen Kommentar zum Magnificat zu übersetzen 204 . In diesem Werk rügt er auch Gerganos dafür, in seiner Katechese Maria gänzlich unerwähnt zu lassen und wendet sich gegen Lutheraner und Calvinisten, da diese es „nicht nur unterlassen, Maria zu loben und anzu‐ rufen, sondern sie beschimpfen sie sogar und lästern sie“ 205 . Was schließlich die Abendmahlslehre anbelangt, so lässt sich fest‐ stellen, dass Kritopoulos die traditionelle orthodoxe Position wieder‐ gibt und von der Wandlung (μεταβολὴ) der heiligen Gaben in Leib und Blut Christi spricht, während Rodinos von einer Transsubstantiati‐ on (μετουσίωσις) spricht 206 . Ein Zeichen der Konvergenz mit dem Hei‐ delberger Katechismus ist die Beteuerung, dass die Wandlung der Ga‐ ben nicht physischen Charakters sei 207 . Loukarisʹ Stellungnahmen fallen − wie wir sahen − insgesamt calvi‐ nistischer aus als diejenigen in Kritopoulosʹ Beichtbuch. Letzterer ver‐ meidet es konsequent, diejenigen Elemente im Leben und der Theologie der orthodoxen Kirche zu verurteilen, die zwar protestantischen Auf‐ fassungen widersprachen, im Bewusstsein des orthodoxen Kirchenvol‐ kes aber unumstritten waren. Dennoch weicht Kritopoulos in seiner Bestrebung, eine Konvergenz mit dem Heidelberger Katechismus her‐ zustellen, deutlich von der Linie seiner erst vor wenigen Jahren (1625) verfassten Ὁμολογία in eine „protestantischere“ Richtung ab. In seiner Ὁμολογία hatte er noch gefordert, der Gläubige müsse vor dem Emp‐ 201 Ροδινὸς 1671, 65f. 202 „Lass jeden von uns mit Ehrfurcht und Ergriffenheit vor der Jungfrau diesen Hymnus sagen, indem wir sie mit Tränen in den Augen darum bitten, dass sie uns aus dem Rachen des alles fressenden und gottlosesten Feindes befreie“ («Ἂς εἰπεῖ κάθε ἕνας ἀπὸ ἑμᾶς μὲ εὐλάβεια καὶ κατάνυξιν πρὸς τὴν Παρθένον, αὐτὸν τὸν ὕμνον, παρακαλῶντας την μὲ δάκρυα στὰ ὀμμάτια, νὰ μᾶς ἐλευθερώσει ἀπὸ τὸ στόμα τοῦ παμφάγου καὶ ἀσε‐ βεστάτου ἐχθροῦ», Βαλέτας 1979, 64). 203 Ροδινὸς 1671, 229; vgl. Βαλέτας 1979, 64. 204 S. Anm. 48. 205 Βαλέτας 1979, 83f. 206 S. Ροδινὸς 1630, 218‐225; vgl. Ροδινὸς 1633, 57f. 207 «Ὁ Θεὸς εἶναι ὅπου μεταβάλλει τὸν ἄρτον καὶ τὸν οἶνον εἰς σῶμα καὶ αἷμα τοῦ Χριστοῦ ὄχι μὲ σαρκικὸν τρόπον ἀλλὰ μὲ πνευματικὸν καὶ μυστικόν», Κριτόπουλος 1915, 64; vgl. Catechesis (Heidelberger Katechismus), Kap. 80 (ed. 1623), 154‐157; (ed. 1648), 271; (ed. Müller 1903), 704.
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fang der hl. Kommunion vor den von der Kirche bestimmten Beichtvä‐ tern beichten 208 , und ebenso unbefangen und ausführlich die Bußaufla‐ gen (ἐπιτίμια), die in der Beichte auferlegt werden müssen, behandelt 209 . Darüber hinaus hält er fest, dass die Beichtväter die Art und die Qualität der Sünden mit ihren Fragen zu ermitteln hätten 210 . Alles dies wird in seinem Beichtbuch dagegen an keiner Stelle erwähnt.
4.3 Der Abfassungszweck: Heidelberger Katechismus und Confessio Belgica im Dienste einer Calvinisierung 211 der Orthodoxie Wie sich in den vorangegangenen Darlegungen gezeigt hat, lassen sich die kirchenpolitische Provenienz und Zielsetzung eines Textes in diesem Konflikt zwischen den drei Konfessionen im griechischen Osten fast aussschließlich an Äußerungen zu einigen Brennpunkten festmachen. Doch selbst dort ist es nicht eine deutliche Stellungnahme in einer klar umrissenen theologischen Kontroverse, anhand derer sich der Text zu‐ ordnen ließe, sondern vielmehr die Hervorhebung oder Auslassung bestimmter Inhalte – so z.B. die Betonung des filioque von pro‐katholischer Seite oder die Verwerfung von Ikonenverehrung und Anrufung der Heiligen auf Seiten der protestantisierenden Partei. Neben den inhaltli‐ chen Akzentsetzungen gibt hier insbesondere der Schreibstil Aufschluss 208 Καρμίρης 1968, 537. 209 „Danach wird den Büßern von denjenigen, die das Ihrige [d.h. ihre Sünden] gehört haben, eine gewisse Strafe auferlegt, sowohl zur Besserung, damit sie nicht mehr unordentlich leben, als auch damit sie dank der freiwilligen und selbstgewählten Bedrängnis die augenblickliche Rute Gottes milder zu spüren bekommen“; diese Strafen sind v.a.: „Fasten, Gebet, Vigilien (...) und Almosen für die Bedürftigen“ («Εἶτα καὶ ποινή τις ἐπάγεται τοῖς μετανοοῦσι παρὰ τῶν ἀκροασαμένων τὰ τούτων, εἴς τε σωφρονισμὸν τοῦ μηκέτι ἀτάκτως βιοῦν, καὶ ἵνα διὰ τῆς ἑκουσίου καὶ προαιρετικῆς θλίψεως μετριωτέρας πειραθῶσι τῆς τοῦ Θεοῦ προσκαίρου ράβδου. ... ἤγουν νηστείαν, προσευχήν, ἀγρυπνίαν καὶ… ἐλεημοσύνην πρὸς τοὺς δεομένους», ebd., 538f.). 210 Ebd., 539. 211 Als Versuch zur Calvinisierung der griechischen Kirche werden in dieser Arbeit die umfassenden Bestrebungen der westeuropäischen Calvinisten mittels ihrer Botschafter und Gesandten in Konstantinopel einerseits und mittels ihrer um Loukaris gescharten griechischen Mitarbeiter andererseits bezeichnet. Während die westeuropäischen Cal‐ vinisten die größtmögliche Aneignung ihrer Konfession durch die Orthodoxen offen anstrebten, sind die Ziele ihrer griechischen Mitarbeiter sehr schwer zu bestimmen. Fest steht, dass sie die griechische Kirche reformieren wollten, es ist aber zweifelhaft, inwiefern sie das calvinistische Bekenntnis zu übernehmen bereit waren. Nach der Schließung von Loukarisʹ Druckerei verloren allerdings die griechischen Anhänger des Patriarchen angesichts der koordinierten Gegenoffensive der katholischen Mächte jede Spur von Autonomie gegenüber ihren westeuropäischen Mitarbeitern. Die Entwick‐ lungsstufen in der Haltung der Loukaristen gegenüber dem Calvinismus werde ich in einer künftigen Arbeit behandeln.
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und die spezielle Formulierung derjenigen Punkte, in denen eine signifi‐ kante Übereinstimmung oder Diskrepanz zwischen den Konfessionen herrschte. So konnten Thesen oder Praktiken, die an sich der orthodoxen Theologie und Tradition keineswegs widersprachen, den Autor als Zu‐ gehörigen der pro‐katholischen oder protestantisierenden Partei identifi‐ zieren, insofern diese Thesen eben für eine der westlichen Konfessionen typisch waren oder als solche erachtet wurden. So wurde z.B. die Übersetzung des Neuen Testaments ins Neugrie‐ chische, die für die Orthodoxen eigentlich kein theologisches Problem darstellte, zu jener Zeit als ein Akt der Annäherung an den Protestantis‐ mus betrachtet, und zwar sowohl von der pro‐katholischen wie auch von der Loukaris‐Partei. Die Synodos endemousa verurteilte sogar später unter dem Patriarchen Gabriel III. (1702‐1707) die Neuauflage der Über‐ setzung des Kallipolites durch den Mönch Serapheim aus Mytilene im Jahr 1703 als häretisch 212 . Die Bedeutsamkeit der Übersetzung erklärt auch die langjährigen, immensen Bemühungen Légers und Hagas für ihre Verwirklichung. Schließlich wird im Beichtbuch von Kritopoulos dessen protestanti‐ scher Hintergrund gerade nicht so sehr daraus ersichtlich, was über Buße und Beichte gesagt wird, sondern primär aus dem, was ausgelassen wurde. Kritopoulos’ Beichtbuch umfasst ‐ wie gesagt ‐ vor allem Inhalte, die eher für einen Katechismus als für ein Werk dieser Gattung geeignet wären. Und dies, weil sein primäres Ziel m.E. darin bestand, den Ver‐ such der Partei des Loukaris voranzutreiben, die Beichte als das damals wichtigste Band zwischen den Gläubigen und der Kirche als Mittel ein‐ zusetzen, durch das die Beichtväter die Grundprinzipien einer Theologie im Volk verbreiten sollten, die mit dem Reformierten Bekenntnis mög‐ lichst konvergieren sollte. Das Beichtbuch sollte wie eine formlose Kate‐ chese diese Grundprinzipien bündig zusammenfassen und dem Gläubi‐ gen durch die Beichte ein Glaubensbekenntnis nahelegen, das fast einer Zustimmung zur geplanten Union der beiden Kirchen gleichkam. Es soll nun versucht werden, die hier aufgestellte These näher zu be‐ gründen, dass der Heidelberger Katechismus, den Kritopoulos in seinem Beichtbuch verwendete, die Grundlage für eine theologische Konvergenz von Calvinismus und Orthodoxie nach dem Plan der Loukaristen aus‐ machen sollte. Kritopoulos hatte im Oktober 1627 Genf besucht und über die Uni‐ onsaussicht mit den calvinistischen Theologen vor dem Consistorium
212 S. Γεδεὼν 1888, 106‐109.
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diskutiert 213 . Die Unionsverhandlungen, deren Legitimation von vielen Seiten angezweifelt wurde 214 , sind in einem sehr freundlichen Klima durchgeführt und beendet worden. Die Aussicht einer Kirchenunion wurde auf der Basis dreier Voraussetzungen diskutiert: a) über alle Lehrunterschiede muss das Wort Gottes den Ausschlag geben; b) sollte über einen Punkt Unklarheit herrschen, so sollte dieser durch die Schrif‐ ten der Väter interpretiert werden; c) jede der beiden Kirchen soll die religiösen Zeremonien der anderen tolerieren, wenn diese nicht dem Worte Gottes und den Grundlagen der Kirchen widersprechen. Wie sie Kritopoulos mitteilten, mussten sich die Genfer Theologen zunächst mit den protestantischen Kirchen der Schweizer, der Deutschen, der Hollän‐ der und der Engländer verständigen, bevor sie eine Union umsetzen konnten 215 . Die calvinistischen Theologen händigten Kritopoulos auch einige Katechismen aus 216 . Unter diesen Büchern fand sich ein grie‐ chisch‐lateinischer Katechismus 217 . Welche lyturgies et cathéchismes sind hier gemeint? Es ist wahrscheinlich, dass eines dieser Werke, die Krito‐ poulos von Genf mitnahm, eine griechisch‐lateinische Ausgabe der Con‐ fessio Belgica und des Heidelberger Katechismus war, die als repräsenta‐ tive Texte zur Verbreitung des Calvinismus im griechischen Osten dienen, und so die Sache der Kirchenunion vorantreiben sollten. Der Heidelberger Katechismus war auf der Synode von Dordrecht (1618‐ 1619) zusammen mit der Confessio Belgica gebilligt worden und stellte in der hier untersuchten Zeit die am weitesten verbreitete protestantische Bekenntnisschrift dar. Diese Texte repräsentierten die Kirche der Nieder‐ lande, die durch ihren Botschafter in Konstantinopel, Cornelius Haga, 213 Hierzu s. Legrand 1903, 203‐208; s. auch Mohnike 1824, 560‐562; Pichler 1862, 97‐99; Demetrakopulus 1870, 34‐36; Κριτόπουλος 1915, 24‐26; Καρμίρης 1937, 143‐147; Davey 1987, 259‐262; Staehelin 1942, 519ff. 214 S. Pichler 1862, 98f.; Ρενιέρης 1893, 90f. 215 Legrand 1903, 207f. 216 „Et tout ce qu´ils peuvent faire à présent, c´est de faire voir audit Mytrofanes nos lyturgies et cathéchismes, dont ils luy bailleront des copies“, ebd., 208. 217 „Messieurs l´ont deffrayé et la Compagnie lui a donné quinze talers et un tesmoignage grec et latin“, ebd., 207f.; C. Davey identifiziert dieses tesmoignage grec et latin mit den 1609 in Genf auf Griechisch und Latein gedruckten Κατηχήσεις τῆς Χριστιανικῆς πίστεως (Davey 1987, 261), und zwar aufgrund einer Widmungsnotiz an Kritopoulos in ei‐ nem heute in der Bibliothek des Patriarchats von Alexandrien erhaltenen Exemplar. Diese undatierte Notiz, die Th. Moschonas veröffentlicht hat (hierzu s. Μοσχονὰς 1962, 12 Nr. 25), lautet: «Σεβασμιωτάτῳ ἀνδρὶ Μητροφάνει Κριτοπούλῳ δῶρον προσφέρεται… ἐν τῇ Γενεύῃ ἀναγνώστης», sie ist aber m.E. nicht ausschlaggebend, da das gewid‐ mete Buch nur eines unter mehreren gewesen sein kann, die Kritopoulos in Genf be‐ kam. Denn es ist anzunehmen, dass ihm bei den Unionsverhandlungen alle in grie‐ chischer Übersetzung vorhandenen Texte, die protestantische Unterweisungen enthielten, geschenkt wurden.
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die Unionsbestrebungen zusammen mit der durch A. Léger vertretenen Genfer Compagnie des pasteurs et professeurs leitete. Wenige Jahre zuvor, im Jahre 1623, war die griechische Übersetzung der Confessio Belgica in einer zweisprachigen Ausgabe zusammen mit dem lateinischen Text publiziert worden 218 . Die Übersetzung stammte von dem Dichter Jacobus Revius 219 . Am 13.11.1627 äußerte Loukaris in einem Brief an den calvinistischen Theologen Festus Hommius (1576‐ 1642) sein Gefallen an dieser Publikation, die ihm offensichtlich aus An‐ lass der Zweitauflage zugeschickt worden war. Er hege die Hoffnung, dass diese zweite Ausgabe sich als nützlich erweisen möge 220 . Schon am 30.09.1627 teilte Haga Hommius 221 mit, dass Loukaris ein Exemplar stu‐ diert und dessen Inhalt zugestimmt habe 222 . Im Jahre 1627 wurde ein Nachdruck der Übersetzung von Revius publiziert, der noch einige liturgische Texte wie auch kirchliche Kano‐ nes – die zum ersten Mal auf der Dordrechter Synode verabschiedet worden waren – hinzugefügt wurden. Auf Befehl des Staten‐Generaal wurden 200 Exemplare nach Konstantinopel geschickt. Revius teilte Haga am 28.02.1628 sogar brieflich mit, dass er eines dieser Exemplare mit einer Widmung an den Patriarchen versehen hätte 223 . Sobald die Exemplare in Konstantinopel ankamen, wurden unter der Leitung Légers intensive Bemühungen zu ihrer Verbreitung unternommen. Selbst An‐ hänger der pro‐katholischen Partei sollten für das Projekt gewonnen werden. Legér zögerte nicht, dem pro‐katholischen Feind von Loukaris und Patriarchen von Konstantinopel, Athanasios Patellaros (†1654), das Werk zukommen zu lassen. Die damalige politische Macht der protes‐ tantischen Gönner des Patriarchen war beträchtlich, und selbst bekann‐ te Anhänger Roms konnten dies schwerlich übersehen. Patellaros schrieb über das Buch an Léger: „Ich habe auch das Handbuch mit der Konfession der Gallier gelesen, das Du mir geschickt hast, allerdings ohne es zu reflektieren und genauer zu studieren; und ich habe es verstanden, und es ist einiges [darin], was frag‐ würdig ist und beantwortet werden sollte, was ich in einem anderen Brief festhalten werde“ 224 .
218 ΕΚΚΛΗΣΙΩΝ / τῆς / ΒΕΛΓΙΚΗΣ / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗΣΙΣ / καὶ / ΚΑΤΗΧΗΣΙΣ / Hoc est: / ECCLESIARUM / BELGICARUM / CONFESSIO / interprete JAKOBO REVIO / ET / CATECHESIS / Qua in Ecclesiis et Scholis Belgicarum / provinciarum traditur; / Interprete FR. SYLBURGIO / LUGD. BATAVORUM, / Ex Officinâ ELZEVIRIANA, 1623. Dieses Buch hat im gleichen Jahr 1623 eine zweite Auflage gemacht. 219 Rozemond 1966, 28. 220 Hofmann 1929, 53ff . 221 Zu Festus Hommius s. Paquot 1766, 233‐241. 222 Rozemond 1966, 28. 223 Ebd., 29. 224 Legrand 1896, 407.
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Patellarosʹ Worte zeigen, dass die Partei des Patriarchen Revius’ Über‐ setzung offen propagierte und der Theologie dieses Textes ohne Vor‐ behalte zustimmte. Obwohl er selbst seine Ὁμολογία schon verfasst hatte, sollte dies auch Loukaris bald darauf tun. Die Ὁμολογία stellte demgegenüber eher eine politische Geste dar, mit der der Übertritt des Patriarchen auf die Seite der Protestanten öffentlich manifest werden sollte. Eine flächendeckende Verbreitung der calvinistischen Positio‐ nen, die eine Union ja voraussetzte, konnte allerdings durch die allzu knappe Ὁμολογία von Loukaris nicht betrieben werden. Dazu waren zunächst die von Revius übersetzten Werke bestimmt. Aus dem Exil bat Loukaris im Jahre 1634 Léger darum, im Fall seines Todes der Öf‐ fentlichkeit bekannt zu machen, „[dass] ich als orthodox und katholisch im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus sterbe, in der evangelischen Lehre, in Übereinstimmung mit der Confessio Belgica und meiner eigenen Confessio sowie allen anderen Be‐ kenntnissen der evangelischen Kirche, die ja alle miteinander in Einklang stehen“ 225 .
Anscheinend spielten für den Patriarchen wie auch für seine calvi‐ nisierenden Anhänger die Unterschiede zwischen den protestantischen Kirchen keine große Rolle. Seine besondere Bezugnahme auf die Confessio Belgica hängt einerseits damit zusammen, dass diese von seinem engen Freund C. Haga vertreten wurde, und andererseits damit, dass die Confessio Belgica und der Heidelberger Katechismus die einzigen in griechischer Sprache zugänglichen protestantischen Bekenntnisschriften darstell‐ ten 226 . Das Griechische der Übersetzung ist archaisierend, aber dennoch gut lesbar. Die Übersetzung fand beträchtlichen Anklang, was die Rea‐ lisierung einer dritten und vierten Auflage in den Jahren 1635 und 1638 bezeugt 227 . Dennoch wussten Léger und Haga von Anfang an, dass das 225 “se io moro, come moro catholico othodoxo nella fede del N.S.J. Chr. nella dottrina Evangelica, conforme la confessione Belgica, la confessione mia, e le altre delle chiese Evangeliche, che sono tutte conformi”, Schlier 1927, 44 Anm. 155. 226 In der hier untersuchten Zeit waren im Osten überhaupt keine Exemplare der grie‐ chischen Übersetzung der Confessio Augustana (zu dieser Übersetzung s. Wende‐ bourg 1986, 155ff.) und der zahlreichen weiteren griechischen Übersetzungen refor‐ matorischer Katechismen vorhanden. 227 ΕΚΚΛΗΣΙΩΝ / τῆς Βελγικῆς / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗΣΙΣ / καὶ / ΚΑΤΗΧΗΣΙΣ / Hoc est: / ECCLESIARUM / Belgicarum / CONFESSIO / Interprete JAKOBO REVIO: / ET / CATE‐ CHESIS / qua in Ecclesiis et Scholis Belgicarum / provinciarum traditur; / Interprete FR. SYLBURGIO. / LUGD. BATAVORUM, / Ex Officina Elzeviriana, 1635. ΕΚΚΛΗΣΙΩΝ / τῆς Βελγικῆς / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗΣΙΣ, / καὶ / ΚΑΤΗΧΗΣΙΣ / Hoc est: / ECCLESIARUM / BELGICARUM / CONFESSIO, / interprete JAKOBO REVIO: / ET / CATECHESIS / Qua in Ecclesiis et Scholis Belgicarum / provinciarum traditur; / Interprete FR. SYLBURGIO. / AMSTELODAMI, / Apud IOANNEM IANSSONIUM. / [1638]. Dieses Werk ist mehrmals neu aufgelegt worden: 1660 in Utrecht (zwei Neuauflagen), 1661 in
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Werk in die Volkssprache übersetzt werden musste, wenn ihm die ge‐ wünschte weite Verbreitung zuteil werden sollte. Im Jahre 1636 schrieb Nathanael Konopios, ein enger Mitarbeiter von Loukaris, an Léger: „ich werde den Katechismus der Belgischen Kirche und den des gelehrten, weisen und berühmten Mannes, des Herrn Calvin 228 , übersetzen, und Dei‐ ner Gelehrsamkeit zuschicken, um sie dem Druck zu übergeben, so dass auch die Unsrigen die Möglichkeit bekommen, die Wahrheit Gottes und den rechten Glauben zu erkennen; denn Du weißt, in welcher geistigen Ver‐ dunklung sie sich befinden“ 229 .
Die archaisierende Übersetzung von Revius wurde erst viele Jahre nach Loukaris’ Tod, im Jahr 1648, von dem Mönch Ierotheos Abbatios aus Kephallonia in die Volkssprache übertragen 230 . Die zitierten Stellen aus dem Neuen Testament, die, anders als in den westeuropäischen Aus‐ gaben des Katechismus, angeführt werden, folgen der neugriechischen Übersetzung des Maximos Kallipolites. Nach dem Druck des Werkes nahm Ierotheos 150 Exemplare an sich, um sie im Osten zu verbreiten. Später sollte ihm auch die Verbreitung von 50% der Exemplare dieses Buches sowie der Übersetzung des Neuen Testaments von Kallipolites anvertraut werden, wobei bereits vorher Exemplare beider Werke in Konstantinopel zu finden waren 231 . Während beider Amtszeiten des Patriarchen Parthenios II. (1644‐1646 / 1648‐1651) kam es tatsächlich zu einer weiten Verbreitung 232 . Die Pläne zur Ausbreitung des Calvinis‐ Amsterdam und schließlich 1666 wieder in Utrecht. Zu den Auflagen dieses Buches s. R. Flogaus, Die griechische katechetische Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts (im Druck). 228 Diese Übersetzung, die Konopios nach langer Zeit (um das Jahr 1647) nochmals erwähnte, ist anscheinend nicht vollendet worden; hierzu s. Legrand 1903, 298f. 229 «μεταφράσω τὴν Κατήχησιν τῆς Βελγικῆς Ἐκκλησίας καὶ τοῦ ἐλλογίμου καὶ σοφοῦ ἀοιδίμου ἀνδρὸς τοῦ κῦρ Καλλουΐνου καὶ πέμψω τῇ σῇ λογιότητι εἰς τὸ παραδοῦναι τοῖς χαλκότυποις ὅπως ἔξειν (sic) καὶ οἱ ἡμέτεροι γνῶναι τὴν ἀλήθειαν τοῦ Θεοῦ καὶ ὅπως χρὴ πιστεύειν ἔγνωκας γὰρ εἰς ὅσην σκότωσιν τοῦ νοὸς εὑρίσκονται», Παπα‐ δόπουλος 1905, 19. 230 ΤΩΝ ΕΚΚΛΗΣΙΩΝ / ΤΗΣ / ΒΕΛΓΙΚΗΣ / Χριστιανικὴ κ(αὶ) Ὀρθόδοξος Διδασκαλία / καὶ τάξις: Ἤγουν, / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗΣΙΣ, / ΚΑΤΗΧΗΣΙΣ, / ΛΕΙΤΟΥΡΓΙΑ, / καὶ / ΚΑΝΟΝΕΣ Ἐκκλησιαστικοί. / Εἰς τὴν τῶν Ἑλλήνων κοινὴν γλῶτταν μεταφρασμένη. / Ἐτυπώθη ἐν Λουγδούνῃ τῶν Βατάβων, παρὰ Βοναβεντούρα καὶ / Ἀβραάμῳ τοῖς Ἐλζεβιρίοις, τῷ ᾳχμή ἔτει / τῆς Χριστοῦ γεννήσεως. Für ausführliche Informationen zur Über‐ setzung und Publikation s. Rozemond 1966, 17ff. Jedem Kapitel sind hier zahlreiche Schriftzitate in volkssprachlicher Übersetzung angehängt, die den Inhalt untermau‐ ern sollen. 231 Hierzu s. ebd., 46f. 232 Die Exemplare des Neuen Testaments wie auch die Confessio Belgica sind während der ersten Amtszeit des Patriarchen Parthenios aus England transportiert worden, was die Reaktion von Meletios Syrigos hervorrief (Ζαβίρας 1972, 446). Die oben auf‐ geführten Informationen zeigen, dass auch während Parthenios’ zweiter Amtzeit Exemplare des Neuen Testaments und diesmal auch der neugriechischen Überset‐ zung der Confessio Belgica und des Heidelberger Katechismus verteilt wurden.
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mus sind also scheinbar auch nach Loukarisʹ Tod nicht aufgegeben worden, obgleich sie nunmehr kaum noch Aussicht auf Erfolg hatten 233 . Bei diesen Versuchen der Calvinisierung kam Metrophanes Krito‐ poulos stets eine bedeutsame Rolle zu. Konopios, der als einer der Hauptvertreter der Kirchenunion nach der Ermordung des Patriarchen nach England (später nach Holland) fliehen musste, hatte im Jahre 1636 aus Anlass der Erhebung von Kritopoulos auf den Patriarchenthron Alexandrias an Legér geschrieben: „Immer noch kümmert sich keiner um Priesterseminare 234 ; Du kennst ja unsere Barbaren; wir glauben jedoch, dass mit der Hilfe Gottes alles ver‐ bessert werden wird, wenn der Patriarch von Alexandrien Metrophanes hierher kommt“ 235 .
Die Calvinisten setzten also, was ihre Pläne für den Osten anbelangte, große Hoffnungen auf Kritopoulos. Eventuell ist hier auch die Erklä‐ rung für seinen plötzlichen Tod in der Walachei nur ein Jahr nach der Ermordung des Patriarchen zu suchen 236 . Der Botschafter des Kaisers, J.R. Schmid, schrieb nach dem Tod von Kritopoulos, dieser sei für die Calvinisten im Osten die letzte Hoffnung gewesen 237 . 233 Der enge Mitarbeiter des Patriarchen und Verfasser eines pro‐calvinistischen Glau‐ bensbekenntnisses, der Metropolit von Ephesos, Meletios Pantogallos (Rozemond 1966, 29), der sich weigerte, die Verurteilung des Patriarchen zu unterschreiben, konnte sich allerdings noch im Jahre 1644 berechtigte Hoffnungen auf den Ökume‐ nischen Thron machen (s. Legrand 1896, 520). 234 Léger und Haga planten die Gründung pro‐calvinistischer Priesterseminare in Ale‐ xandrien; dieser Plan stieß aber anscheinend auf Widerstand des Patriarchen Gera‐ simos Spartaliotes (hierzu s. Hering 1992, 224). 235 «Τὰ περὶ φροντιστηρίων οὐκ ἔτι παρ’ οὐδενὸς φροντίζεται· οἶδας γὰρ τοὺς ἡμετέρους βαρβάρους· ὅμως ἐλπίζομεν σὺν Θεῷ, ὅταν παραγένῃται ὁ Ἀλεξανδρείας πατριάρχης Μητροφάνης, ἐλθεῖν τὰ πάντα εἰς διόρθωσιν», Legrand 1896, 493. 236 Nach Ch. Papadopoulos haben im Jahre 1640 Athos‐Mönche die Nachricht von Kritopoulos’ Tod nach Moskau überbracht und dabei das Gerücht verbreitet, dass der Patriarch von Alexandrien auf Befehl von Kyrillos Kontares vergiftet worden sei (Παπαδόπουλος 1985, 692). Kritopoulos war in die Walachei geflohen, dessen Herr‐ scher Vasile Lupu ihm seinen Schutz angeboten hatte. 237 „il pasato Patriarcha d´ Alessandria Metrophano, ch´ era unica speranza delli calvini in questi paesi“, Hurmuzaki 1882 640‐641. Dies teilte J.R. Schmid in einem Brief vom 30.5.1639 an den Kardinal der Propagandakongregation F. Barberini mit, dem Rodi‐ nos’ Σύνοψις und Πανοπλία gewidmet sind. Der Brief Schmids macht klar, dass die katholische Seite keinen Zweifel an den calvinistischen Überzeugungen von Krito‐ poulos hatte. In einem früheren Brief an Ingoli (20.11.1638) schreibt Schmid, dass „besagter Patriarch [sc. Kritopoulos] die Anathematisierung der Kapitel des toten Kyrillos gezwungenermaßen, und nicht freiwillig hier unterschrieben hat. Später haben abgefangene Briefe von ihm, und andere, die unter den Papieren des toten häretischen Patriarchen gefun‐ den wurden, sowie erst neuerdings aufgedeckte Bestrebungen gezeigt, dass er ein Fuchs war, auch wenn er den Pelz eines Engels trug“ (“sforzatamente, non volontariamente hà il detto Patriarcha qui sottoscritto, et Anatematizato i Capitoli del morto Cirillo. Poi lettere sue intercette, et altri trovatoss frà le scritture del Patriarcha Eretico morto, et i tentativi scoppertossi novamente
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Dies alles lässt den Schluss zu, dass das Beichtbuch des Kritopoulos als Antwort auf den Erfolg des Werkes von Rodinos intendiert war und seine Abfassung keine isolierte Initiative darstellte. Kritopoulos’ Beicht‐ buch war als Waffe im Kampf um die Calvinisierung der griechischen Kirche gedacht. Die Verbreitung der griechischen Übersetzung der Confessio Belgica, des Heidelberger Katechismus, der liturgischen Texte des Konzils von Dordrecht, ebenso wie die Verbreitung der neugriechi‐ schen Übersetzung des Neuen Testaments und der durch die Patriar‐ chen von Jerusalem und Alexandrien unterzeichneten Ὁμολογία von Loukaris war in diesem Kampf das hauptsächliche Mittel. Und auch der unvollendete Versuch einer Übersetzung des Katechismus Calvins ins Neugriechische durch N. Konopios ist diesem Ziel zuzuordnen. Möglicherweise sind sogar noch weitere Übersetzungen geplant oder gar vollendet und gedruckt worden, die der Forschung bisher noch unbekannt geblieben sind. Kritopoulos’ Beichtbuch wurde nicht gedruckt und konnte somit weder Verbreitung noch Einfluss finden. Es ist unbekannt, inwieweit die Loukaristen seinen Druck planten, obgleich der Zeitpunkt seiner Abfas‐ sung gewiss für eine solche Annahme spricht. Kritopoulos und die ande‐ ren Mitarbeiter von Loukaris öffneten der orthodoxen Theologie ihrer Zeit jedenfalls neue Horizonte: Das Beichtbuch unterscheidet sich signi‐ fikant sowohl von der traditionellen byzantinischen nomokanonischen Beichtpraxis, wie auch von der römisch‐katholischen Bußtheologie, die im griechischen Osten verbreitet und etabliert worden war. Die Buße, die zur fraglichen Zeit in der Praxis das wichtigste Sakrament darstellte, wurde auf eine völlig neue Grundlage gestellt: Innere Umkehr und der Akt des Glaubens, ohne Bußauflagen und Strafen. Mit der Niederlage des Loukaris wurde somit ein entscheidender Faktor ausgeschaltet, der der Abhängigkeit der ostkirchlichen Buß‐ und Beichttheologie vom rö‐ misch‐katholischen Westen entgegenwirken konnte. Die Dreiteilung der Buße in Reue, Bekenntnis und Satisfaktion (Bußauflage) und diese als Voraussetzung für die Erteilung der Absolution durch den Priester sollte sich durchsetzen. Dabei versuchte man, diesem Schema die juridische nomokanonische byzantinische Tradition der Bußauflagen anzupassen, indem die Bußauflagen mit der Satisfaktion identifiziert wurden. l´ hanno fatto conoscere per una vuolpa, quantunque porti pella d´angelo”, von Hurmuzaki 1882, 640). Einige Forscher haben die Tatsache, dass Kritopoulos auf der durch Kyril‐ los Kontares 1638 einberufenen patriarchalen Synode die Verurteilung des Loukaris unterzeichnete, als Ausdruck einer orthodoxen Distanzierung des Patriarchen von Alexandrien vom Calvinismus des Loukaris interpretiert (Καρμίρης 1937, 168; Hefe‐ le 1843, 467; Τσιρπανλὴς 1989, 397). Der zitierte Brief Schmids zeigt jedoch, dass Kri‐ topoulos zumindest nach den auf einschlägigen Informationen basierenden Ein‐ schätzungen der Katholiken von der Linie seines Mentors keineswegs abwich.
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Im Gegensatz zum Werk des Kritopoulos ist Rodinos’ Beichtbuch viele Jahre im Gebrauch geblieben, ohne dass seine Theologie ange‐ zweifelt wurde. Es wurde sogar darüber hinaus zu einer der Haupt‐ quellen der späteren griechischen Beichtbücher von Theodoretos Salou‐ fas 238 und Patriarch Kallinikos III., dessen Buch zur Hälfte ein Plagiat von Rodinos ist 239 . Selbst das Beichtbuch von Nikodemos Hagioreites, der Rodinos und sein Werk gegen Ende des 18. Jahrhunderts als häre‐ tisch bezeichnete, ist zu 40% ein Plagiat des Beichtbuches eines Jesuiten des 17. Jh.s 240 . Nachdem die große Schlacht zwischen Loukaris und Rom, zwischen Kritopoulos und Rodinos sich entschieden hatte, war die griechische Theologie in höherem Maße als je zuvor offen gegenüber Rom. Welche Bedeutung die Niederlage der Loukaristen hatte, hat der Botschafter des Kaisers in Konstantinopel, Johann Rudolf Schmid tref‐ fend beschrieben, als er nach der von den Türken durchgeführten Hin‐ richtung seines Freundes Kyrillos Kontares, der zwei Jahre zuvor Lou‐ karisʹ Ermordung bewirkt hatte, schrieb: „Der tote Msgr. von Veria verdient den Kranz dafür, dass er in diesen Ge‐ bieten alles, was die Irrgläubigen in zwanzig Jahren gebaut, zu Boden warf. Wenn die griechischen Patriarchen in Zukunft nicht katholisch werden, wird es immerhin ein Gewinn sein, dass sie nicht mehr kalvinisch sind, und sie werden nicht aufrichten können, was der genannte Msgr. von Ve‐ ria vom Kalvinismus niederriss“ 241 .
Von nun an sollte zwar die griechische Kirche von Rom unabhängig bleiben, nicht aber die griechische Theologie.
5. Der Vertrieb der Bücher Über den Buchvertrieb und ‐handel zur Zeit der Türkenherrschaft sind in den letzten Jahren einige Studien erschienen 242 , die mehrheitlich das 18. Jahrhundert betreffen, da die Daten über die früheren Jahrhunderte allzu spärlich sind. Die Bücher von Rodinos und der Loukaristen sind jedoch von den Problemen des damaligen Buchhandels nicht betroffen, weil sie umsonst verteilt wurden 243. Der Kampf zwischen den beiden 238 Hierzu s.u. S. 199‐202. 239 S. dazu u. S. 254ff. 240 S. dazu u. S. 310‐315. 241 Hofmann 1930, 17. 242 Hierzu s. Asdrachas 1971; s. auch Παπαγεωργίου 1989, 129 Anm. 1 (mit weiteren Literaturangaben); Λιάτα 1977, 1‐35. 243 Der Bailo Venedigs in Konstantinopel teilte mit, dass Metaxas nach der Schließung seiner Druckerei die von ihm aus London mitgebrachten Bücher Botschafter Haga anvertraute, damit dieser sie verkaufe (s. Μέρτζιος 1951, 53); diese Nachricht wider‐
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Parteien um den Thron Konstantinopels war ohnehin äußerst kostspie‐ lig. Der Vatikan hatte schon im 16. Jahrhundert angefangen, zur Verbreitung des Katholizismus Bücher kostenlos zu verteilen. Im Jahr 1576 wurde auf Befehl Papst Gregors III. eine neugriechische Katechese in 12.000 Exemplaren gratis verteilt, genauso die durch Matthaios De‐ vares angefertigte Übersetzung der Kanones des Tridentinischen Kon‐ zils 244 . Im Jahre 1616 wurde die griechische Übersetzung der Dottrina Cristiana Bellarmins von L. Philaras gedruckt und im Osten verbreitet. Ferner hatte auch die intensive Verbreitung eines libro circa li riti dei Greci in den Gebieten unter venezianischer Herrschaft eine gewisse Aufmerk‐ samkeit erregt und die Reaktion Venedigs provoziert, das den weiteren Vertrieb des Buches verbot 245 . Während aber Rom derlei Initiativen eher sporadisch unternahm, zeugt Loukarisʹ Versuch, eine Druckerei zu gründen und vor allem die von Metaxas aus England importierten Bücher zu verbreiten, von der Existenz eines Planes zur organisierten Verbreitung von Büchern mit mehrheitlich antikatholischem Inhalt. Schon innerhalb der zehn ersten Tage des Vertriebs von Loukarisʹ Werk Κατὰ Ἰουδαίων, das in England gedruckt worden war 246 , wurden 3.000 Exemplare ver‐ teilt 247 . Dies versetzte Rom und die katholischen Mächte in Panik. Selbst Venedig, das zu jenem Zeitpunkt Loukaris unterstützte und sich dem Werk der Jesuiten dezidiert widersetzte, reagierte mit der Be‐ schlagnahme der zum venezianischen Kreta transportierten Exemplare. So wurde die Verbreitung des Buchs, das Loukaris höchstwahrschein‐ lich zusammen mit dem englischen Botschafter Sir Thomas Roe ent‐ worfen hatte, zunichte gemacht 248 . Über die Buchlieferungen hatte der Provvidetore von Kreta, Francesco Molin, den Dogen und den Senat benachrichtigt und empfohlen, der Bailo solle den Buchvertrieb an seinen Wurzeln in Konstantinopel unterbinden 249 . Der Provvidetore spricht allerdings allen anderen Quellen; sie wird zusätzlich dadurch entkräftet, dass der Bailo nur von einem Vorhaben Hagas spricht, die Bücher zu verkaufen. 244 Gottlob 1885, 46; auf mehrere Publikationen der Propaganda fide wurde gedruckt, dass sie zur Gratis‐Abgabe bestimmt seien, um Wucherei mit diesen Büchern vorzu‐ beugen. So steht z.B. auf dem verso des Titelblattes der Ausgabe der Ἑρμηνεία τῶν πέντε Κεφαλαίων des Florentinischen Konzils von Pseudo‐Gennadeios (Roma, 1628): „Auf Befehl der Heiligen Congregation de propaganda fide wird dies der Nation der Griechen gratis gegeben“ («Ἀπὸ προστάγματος τοῦ ἱεροῦ συλλόγου περὶ τῆς ἐπιδόσεως τῆς πίστεως, ταῦτα δίδοται τῷ τῶν Γραικῶν γένει δωρεάν»). 245 Fedalto 1967, 110f.; s. auch Τσιρπανλὴς 1970, 310f., wo das Verbotsdekret veröffent‐ licht ist; vgl. o. Kap. I Anm. 80. 246 Zu den durch Metaxas in England gedruckten Büchern s. Augliera 1996, 32ff.; Layton 1967, 153f.; s. auch Grammatikos 1988, 257f. 247 Hofmann 1929, 67f. 248 Layton 1967, 152. 249 Μέρτζιος 1951, 53; vgl. Roberts 1967, 38; s. auch Augliera 1996, 87.
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untersagte allerdings auch die Verbreitung von katholischen Büchern, die für die Union warben 250 . Schließlich verbrannte er die beschlag‐ nahmten Bücher des Loukaris 251 . Ferner wurden auch in Messina Vor‐ kehrungen getroffen, um einer Verbreitung dieser Bücher unter den unierten Griechen Italiens vorzubeugen 252 . Indem er Metaxas zum Met‐ ropoliten weihte, und dieser seine Druckerei nach Kephallonia verleg‐ te, versuchte Loukaris seinerseits nicht nur das Publikationsvorhaben fortzusetzen, sondern auch den Vertrieb katholischer Bücher zu unter‐ binden, die über die venezianischen ionischen Inseln in den griechi‐ schen Raum gelangten 253 . Zu den von Rom verbotenen Büchern zählte auch der Katechismus von Zacharias Gerganos. Obschon das Buch schon seit Jahren (1622) gedruckt vorlag, befürchtete Rom die Möglich‐ keit eines erneuten Verbreitungsversuches 254 und verteilte daher eine Widerlegung von I.M. Karyophylles gratis im Osten. Die Propaganda‐ kongregation nahm nunmehr Publikationen der Partei des Loukaris sehr eifrig in Beschlag und zerstörte diese – selbst wenn sie die Bücher zu diesem Zwecke erst kaufen musste und sofern sich bestechliche Orthodoxe dazu bereit erklärten, Exemplare in großen Mengen an die Propagandakongregation zu verkaufen 255 . Das Ende der Druckerei von Metaxas kam einer endgültigen Niederlage der Loukaristen im Kampf um den Buchvertrieb gleich. Wie wir sahen, sollte der Versuch einer Verbreitung der volkssprachlichen neugriechischen Übersetzung des Neuen Testaments, der Confessio Belgica und des Heidelberger Kate‐ chismus jedoch selbst nach Loukaris’ Tod fortgesetzt werden 256 . Der Kampf um den Buchvertrieb war ebenso unerbittlich wie alle übrigen Aspekte des Kampfes gegen Loukaris. Auch früher versorgte die Congregatio de Propaganda Fide pro‐ katholische Griechen auf deren Bitte hin mit theologischen Publikatio‐ nen anderer Verlage 257 . Aber erst nach der Gründung ihrer eigenen Druckerei und der Realisierung ihrer ersten Publikationen unternahm die römische Institution einen organisierten Versuch zur Verbreitung von Büchern im Osten. So schickte man am 30.01.1629 300 Exemplare 250 Hering 1992, 212. 251 Παπαδόπουλος 1993, 42f. Anm. 13; Augliera 1996, 85ff. 252 Ebd., 43 Anm. 14. 253 Ἀρβανιτάκης 1999, 301. 254 Παπαδόπουλος 1993, 43. 255 Ebd. 47 f. 256 S. Rozemond 1966, 46f. 257 Leider sind keine Daten über den Vertrieb von großen Mengen an Büchern erhalten, sondern nur solche über die Vergabe von Einzelexemplaren auf Anfrage von Inte‐ ressierten, s. Τσιρπανλὴς 1974, 17f. (zum Fall des Metropoliten von Paronaxia, Je‐ remias Barbaregos); s. auch Παπαδόπουλος 2004, 293 (zum Fall des Metropoliten von Kephallonia, Parthenios Doxaras).
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der Übersetzung der Ἁμαρτωλῶν Ὁδηγία des Luis de Granada und des Kleinen Katechismus Bellarmins ab, damit diese auf den ägäischen Inseln umsonst verteilt würden 258 . Rodinos sollte sich während des Kampfes gegen Loukaris auch am Kampf um den Büchervertrieb betei‐ ligen. In einem Brief teilt er mit, er habe den Vertrieb aller Exemplare der Erstausgabe seiner Σύνοψις in Thessalien, Epirus (insbesondere in Ioannina) und Albanien selbst übernommen 259 . In einem anderen Brief berichtet er, dass seine Bücher über Korfu zum griechischen Festland transportiert wurden. In Korfu fielen einige Exemplare in die Hände eines Anhängers von Loukaris, der sich die Abfassung einer Widerle‐ gung vornahm. Rodinos bat daraufhin die Propagandakongregation, die Zensoren Venedigs darüber zu benachrichtigen, damit die geplante Widerlegung keine Druckerlaubnis bekäme260 . Später sollte er seine neu gedruckten Bücher Σύνοψις (zweite Auflage), Περὶ Ἐξομολογήσεως und Πανοπλία ins italienische Lecce senden lassen, um sie von dort aus über den Epirus in weitere Gebiete des osmanischen Reiches zu verbreiten 261 . In Chimmara und den dazugehörigen Dörfern vertrieb er seine Bücher selbst 262 . Er äußerte später, dass ohne die Verbreitung von Büchern nichts erreicht werden könne 263 . Als das Interesse der Propa‐ gandakongregation nach Loukaris’ Tod an seinen Büchern drastisch abnahm, ging Rodinos so weit, die Bindung der Ἄσκησις Πνευματικὴ selbst zu bezahlen, nur um das Buch umsonst verteilen zu können 264 . Der von Rodinos betriebene Vertrieb war sehr effektiv: 1634 berichtet er Ingoli, dass ihm nur insgesamt 200 Exemplare übrig blieben, die vor‐ aussichtlich schnell vergeben sein würden 265 . Auch die Propaganda‐ kongregation verbreitete seine Bücher, v.a. die Σύνοψις und das Περὶ Ἐξομολογήσεως weiterhin bis zum Ende des 17. Jahrhunderts durch ihre eigenen Mittel 266 . Auch in den nach Loukarisʹ Tod veränderten 258 Τσιρπανλὴς 1972, 18. 259 Karalevskij 1913, 172. 260 Ebd., 183. 261 Ebd., 187 (Brief vom 30. November 1631). Für weitere Informationen s. ebd., 190 (Brief vom 20 Juli 1632). 262 Τσιρπανλὴς 1972, 327 (Brief an Ingoli vom 22.08. 1633). 263 Karalevskij 1911, 472f. 264 Ebd., 476‐477 (Briefe von Chimarra an Ingoli, vom 12. und 26. November 1641). 265 Τσιρπανλὴς 1972, 330 (Brief vom 20.8.1634 an Ingoli). 266 Auf Anfrage des Missionars Giovanni Battista da Todi wurden u.a. 18 Exemplare der Σύνοψις nach Zypern geschickt. Später, als dieser schon zum Bischof von Paphos gewählt worden war, bat er mit einer neuen Anfrage vom 22. Mai 1662 um 16 Ex‐ emplare der Σύνοψις und um eines des Beichtbuchs. In einer 1650 zusammengestell‐ ten Liste der Bücher, welche die Propagandakongregation dem Jesuiten François Ri‐ chard geliefert hatte, werden auch 100 Exemplare der Σύνοψις aufgeführt. Am 4. September 1663 bittet ein Schüler des griechischen Collegiums um Exemplare der Σύνοψις und des Beichtbuchs. Diese beiden Bücher beantragte auch Athanasios da
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Verhältnissen sollten Rodinosʹ Werke die griechische Theologie fast ein Jahrhundert lang entscheidend beeinflussen. Doch auch danach verschwand sein Einfluss nicht gänzlich: Der Erfolg und die große Verbreitung seines Beichtbuches machten es für die Beichtliteratur des 18. Jahrhunderts zu einem Standardwerk.
6. Die Πανοπλία Πνευματικὴ Die Πανοπλία ist das einzige selbständige rein theologische Werk des Rodinos. Das Beichtbuch (Περὶ Ἐξομολογήσεως) und die Σύνοψις be‐ stehen größtenteils aus Zusammenfassungen oder ganzen Teilen der Πανοπλία und wurden ausschließlich zum Zwecke des Kampfes gegen Loukaris gedruckt. Rodinos hatte seine schriftstellerischen Anstren‐ gungen mit der Abfassung der Πανοπλία eigentlich abgeschlossen. Seit Beginn des Kampfes gegen Loukaris hatte er als Theologe keinen per‐ sönlichen Freiraum mehr für eine geistige Weiterentwicklung. Seine ganze Energie wurde von seinem Engagement in diesem Kampf bean‐ sprucht, so dass sich seine publizistischen Tätigkeiten in Übersetzun‐ gen, Überarbeitungen usw. erschöpften 267 . Ein originelles theologisches Werk sollte er nicht mehr verfassen. Seine letzte Arbeit war eine rein historische Abhandlung über die Geschichte seiner Heimat Zypern 268 . Die Πανοπλία wurde wie gesagt im Jahre 1630 in B. Zanettis Dru‐ ckerei in Rom gedruckt 269 , nachdem der Druck wegen ihres großen Santa Maura, um sie im Osten zu verbreiten. Aber auch die im Osten tätigen Kapu‐ ziner beantragten die Σύνοψις (in 30 Exemplaren), wie auch die weiteren Werke von Rodinos mit Ausnahme des Beichtbuchs, das zum Zeitpunkt dieses undatierten, der zweiten Hälfte des 17. Jh.s zuzuordnenden Antrags eventuell vergriffen war. Später sollten auch der Metropolit von Kition auf Zypern, Kosmas Mauroudes (1673), ein Schüler des Collegium Graecum, der sich im Jahr 1692 in Moschopolis befand, und der Vikar der griechischen Gemeinde auf Korsika, Raphael Giustiniani aus Chios, Exemplare der Σύνοψις bestellen (s. Τσιρπανλὴς 1974, 19‐23; in den Archiven der Propaganda fide, aus denen diese Nachrichten stammen, findet sich eine Fülle von unveröffentlichten Daten über den Büchervertrieb). All dies bestätigt, wie sehr die beiden Bücher erfolgreich waren. Podskalsky zitiert einen französischen Jesuiten, nach dem die Σύνοψις zu den meist verbreiteten Büchern der Ostkirche zählt (Podskalsky 1988, 202, Αnm. 845). 267 S.o. S. 53f. 268 S. Ροδινὸς 1659. 269 Der vollständige Titel lautet: ΠΑΝΟΠΛΙΑ / ΠΝΕΥΜΑΤΙΚΗ / Τουτέστι / Πρόχειρος Διδασκαλία, πολλὰ ὠφέλιμη διὰ / νὰ ἠξεύρῃ κανεὶς τὰ πράγματα τῆς χρι‐ / στιανῶν πίστεως. εἰς κοινὴν ὠφέλειαν, / Παρὰ / Νεοφύτου Ἱερομονάχου Ροδινοῦ τοῦ Κυπρίου τοῦ / Σιναΐτου συντεθεῖσα. / ROMAE / Apud Haeredem Bartholomaei Zannetti. / M. DC. XXX. / SUPERIORUM PERMISSU.
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Umfangs 1625 verschoben worden war 270 . Das Buch ist dem Kardinal der Propagandakongregation F. Barberino gewidmet, der sich für seine Publikation eingesetzt hatte 271 . Rodinos bezeichnet sich hier als Sinait, höchstwahrscheinlich weil er früher Mönch eines Metochions des Sinai‐ Klosters auf Kreta gewesen war. Ein Aufenthalt im Sinai‐Kloster selbst lässt sich allerdings nicht ausschließen: In seiner modifizierenden Übersetzung eines Magnificat‐Kommentars teilt er mit, dass er Ägyp‐ ten besucht habe und gut kenne, ohne aber Einzelheiten über seine Reise anzugeben 272 . Als Sinait bezeichnet sich Rodinos auch in der Ausgabe der Σύνοψις sowie in einigen Übersetzungen von Heiligenvi‐ ten, verwendet diesen Titel in seinen übrigen Werken jedoch nicht. Da die Πανοπλία und die Σύνοψις und höchstwahrscheinlich auch die erwähnten Übersetzungen vor dem Jahre 1625 verfasst wurden, alle weitere Werke aber später entstanden sind, könnte sein Verzicht auf den Titel „Sinait“ mit seiner Weihe zum unierten Priester zusammen‐ hängen. Wäre diese Hypothese korrekt, so wäre die Abfassung der Σύνοψις und der Πανοπλία bereits vor das Jahr 1620 zu datieren. Dies würde belegen, dass sein missionarischer Eifer nicht erst mit seiner Beteiligung am Kampf der Propagandakongregation gegen Loukaris entstand, sondern in dieser Tätigkeit nur seine Ausdrucksform fand. Seinen pastoralen Einsatz in Epirus hat Rodinos, wie dargestellt, auch nach Loukaris’ Tod fortgesetzt, und hierfür sogar eine Stelle als Prälat der Griechen Roms abgelehnt. Die Πανοπλία ist der erste groß angelegte, den westlichen Maßstä‐ ben angepasste Katechismus eines griechischen Autors 273 in der ge‐ druckten griechischen Literaturproduktion. Die Einzigartigkeit und das große theologische Format des Werkes veranlassten Kritopoulos zur Verfassung der Ἀντιπανοπλία. Hauptthemen der Πανοπλία sind die Sakramentenlehre (die Σύνοψις stellt eine Zusammenfassung derselben dar) 274 , die Auslegung des Dekalogs 275 , die Ekklesiologie 276 , die Sünden‐ 270 S.o. S. 51f. 271 Ροδινὸς 1630, 3rf. 272 Βαλέτας 1979, 105. 273 Der frühere Katechismus des Z. Gerganos (1622) ist viel knapper als die Πανοπλία. Es bleibt allerdings offen, inwiefern dieses Werk von Gerganos selbständig oder un‐ ter Mitarbeit der protestantischen Professoren verfasst wurde, die im Werk erwähnt werden und Epigramme an Gerganos schrieben (Γεργανὸς 1622, 14v‐17v). Die Pro‐ paganda fide erwähnte das Werk wie gesagt als einen „catechismum lingua vulgari graeca a Cyrillo contra catholica dogmata impressum sub nomine cuiusdam Zachariae“, Hofmann 1929, 55f.; vgl. o. Kap. I Anm. 15. 274 Ροδινὸς 1630, 107‐286. 275 Ebd., 64‐106 276 Ebd., 287‐321
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lehre (περὶ ἁμαρτιῶν) 277 und die Inkarnationslehre (περὶ σαρκώσεως τοῦ Κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ) 278 . Kürzer wird eine Vielfalt von Themenbereichen der Glaubenslehre behandelt, erwähnt seien hier z.B. die Kapitel „Über Gott“ (Περὶ Θεοῦ) 279 , „Über die Heilige Schrift“ (Περὶ τῆς θείας Γραφῆς) 280 , „Über die heilige und göttliche Liturgie“ (Περὶ τῆς ἱερᾶς καὶ θείας λειτουργίας) 281 , „Über die Simonie“ (Περὶ Σιμωνίας) 282 , „Über die Engel“ (Περὶ Ἀγγέλων) 283 , „Über den Teufel und die bösen En‐ gel“ (Περὶ διαβόλου καὶ τῶν κακῶν Ἀγγέλων) 284 . Da wie noch gezeigt werden soll auch das Beichtbuch genauso wie die Σύνοψις auf die Πανοπλία zurückgeht, habe ich versucht, deren Quellen – die der Autor freilich nicht erwähnt – ausfindig zu machen. Dabei war festzustellen, dass das Werk in hohem Maße von der 1616 in Rom gedruckten griechischen Übersetzung der Dottrina Cristiana Bel‐ larmins durch L. Philaras abhängig ist 285 . Die Übersetzung von Philaras greift des Öfteren modifizierend in das Original ein und ist bemüht, es der griechischen Tradition anzupassen und dem griechischen Leser zugänglicher zu machen 286 . Aus dem Ver‐ gleich beider Werke ergibt sich eine große Zahl textlicher Parallelen, die die völlige Übereinstimmung von Rodinosʹ Werk mit Bellarmins posttridentinischer Theologie aufzeigen. Einige der Parallelen seien hier aufgeführt: 277 Ebd., 380‐438 278 Ebd., 494‐534. 279 Ebd., 3‐11 280 Ebd., 11‐22 281 Ebd., 322‐328 282 Ebd., 361‐374. 283 Ebd., 473‐481. 284 Ebd., 482‐489 285 Der vollständige Titel lautet: ΔΙΔΑΣΚΑΛΙΑ / ΧΡΙΣΤΙΑΝΙΚΗ / ΤΗΣ ΑΓΙΑΣ ΤΟΥ ΘΕΟΥ / ΡΩΜΑΙΚΗΣ, / καὶ καθολικῆς Εκκλησίας. / ΕΡΜΗΝΕΜΕΝΗ ΕΙΣ ΤΗΝ ΚΟΙΝΗΝ / Γλῶσσαν τῶν Ρωμαίων, καὶ εἰς μερικοὺς τόπους ἐξηγημένη / Πρὸς τὴν τάξιν καὶ συνήθειαν τῆς ἀνατολικῆς / Εκκλησίας. / ΕΝ ΡΩΜΗ. / Παρὰ Βαρθολομαίῳ τῷ Ζανέτῳ. ᾳχιστ´. / μὲ τὸ θέλημα τῶν προεστώτων. Zur Dottrina Cristiana, ihren Ausgaben und ihren Einfluss auf die Strömungen der griechischen Theologie des 17. und 18. Jahrhunderts s.u. S. 293f. 286 So wird z.B. im Kapitel über das Bußsakrament das Wort soddisfazione (Bellarmino 1864, 323) mit κανόνας übersetzt (Bellarmino 1616, 187), an anderer Stelle das Wort Papi (Bellarmino 1864, 316) mit ἄκροι ἀρχιερεῖς (Bellarmino 1616, 152) wiedergege‐ ben. Während Bellarmin nur die Fastenzeiten der Römisch‐katholischen Kirche auf‐ führt (Bellarmino 1864, 316), gibt Philaras auch noch die Fastenzeiten der Ostkirche an (Bellarmino 1616, 153).
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…νὰ μὴν τὸ λατρέ‐ ψεις καὶ νὰ μὴν τὸ προσκυνήσεις ὅπως ἔκαμαν οἱ ἕλληνες… Διότι τιμῶντας ταῖς εἰκόναις τοῦ Χριστοῦ, καὶ τῶν ἁγίων δὲν ταῖς προσκυνοῦμεν διὰ θεούς, οὔτε ἔχομεν τὸ θάρρος μας εἰς ἐκείναις.
Τὸν Πατέρα τὸν ζωγραφίζομεν ὡσὰν γέροντα, διότι ἔτζη μᾶς τὸν περιγράφει κατὰ ὀπτασίαν ὁ Προφήτης Δανιήλ· τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον ὡσὰν περιστέριν, διότι εἰς εἶδος περιστερᾶς τὸ ἴδαμεν εἰς τὸν Ἰορδάνην ποταμὸν ὅταν ἐκατέβηκεν ἀπάνω εἰς τὸν Χριστόν. Ροδινὸς 1630, 74f. Μυστήριον εἶναι ἕνα βλεπόμενον σημάδι τῆς χάριτος ὁποῦ δὲν βλέπεται, δοσμένον ἀπὸ τὸν δεσπότην τὸν Χριστὸν διὰ ἁγιασμὸν τῶν ἀνθρώπων…
…νὰ μὴν τὸ λατρέψεις καὶ νὰ μὴν τὸ προσκυνήσεις ὅπως ἔκαμαν οἱ ἕλληνες… Διότι τιμῶντας ταῖς εἰκόναις τοῦ Χριστοῦ, καὶ τῶν ἁγίων δὲν ταῖς προσκυνοῦμεν διὰ θεούς, οὔτε ἔχομεν τὸ θάρρος μας εἰς ἐκείναις. Τὸν Πατέρα τὸν ζωγραφίζομεν ὡσὰν γέροντα, διότι ἔτζη μᾶς τὸν περιγράφει ὁ Προφήτης Δανιήλ· τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον ὡσὰν περιστέριν, διότι εἰς εἶδος περιστερᾶς τὸ ἴδαμεν εἰς τὸν Ἰορδάνην ποταμὸν ὅταν ἐκατέβηκεν ἀπάνω εἰς τὸν Χριστόν. Ροδινὸς 1633, 108f. Μυστήριον εἶναι ἕνα βλεπόμενον σημάδι τῆς χάριτος ὁποῦ δὲν βλέπεται, δοσμένον ἀπὸ τὸν Θεὸν διὰ ἁγιασμὸν τῶν ἀνθρώπων.
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Διατὶ ταῖς εἰκόνες τοῦ Χριστοῦ, τῆς Θεοτόκου, καὶ τῶν ἁγίων δὲν ταῖς κρατοῦμεν διὰ Θεούς· καὶ διὰ τοῦτο δὲν ἐμπορεῖ τινὰς νὰ ταῖς ὀνομάσῃ εἴδωλα, καθὼς ἦσαν ἐκείναις τῶν ἑλλήνων…
Bellarmino 1616, 112 Ὅθεν ζωγραφίζεται ὁ Θεὸς καὶ Πατὴρ ὡσὰν ἄνθρωπος γέροντας, διατὶ εἰς τέτοιαν μορφὴν ἐφάνη μὲ ὀπτασίαν τοῦ προφήτου Δανιήλ· καὶ τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον ὡσὰν περιστέρι, διατὶ εἰς τοῦτο τὸ σχῆμα ἐφάνῃ ἐπάνω εἰς τὸν Χριστόν, ὅταν ἐβαπτίσθῃ ἀπὸ τὸν Πρόδρομον Ἰωάννην. Bellarmino 1616, 114 Μυστήριον εἶναι ἕνα σημάδι ἅγιον, μὲ τὸ ὁποῖον ὁ Θεὸς μᾶς δίδει τὴν χάριν του, καὶ μᾶς εἰκονίζει ἐξωτερικὰ τὸ ἔργον ἐκεῖνο, ὁποῦ ἐνεργᾷ ἀοράτως μέσα εἰς τὴν ψυχήν μας.
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λόγου χάριν εἰς τὸ βάπτισμα ὑλικὸν καὶ βλεπόμενον σημάδι εἶναι τὸ νερόν· καὶ διότι καθαρίζει τὸ κορμί, τὸ ἐξωτερικὸν ἐκεῖνο καὶ βλεπόμενον σημάδι τουτέστι δηλοῖ τὴν παστράδα τῆς ψυχῆς ἀπὸ τὴν ἁμαρτίαν… διότι τὴν χάριν ὁποῦ ὁ Θεὸς δίδει εἰς τὸν ἄνθρωπον κανεὶς δὲν τὴν βλέπῃ πῶς κατεβαίνει εἰς τὴν ψυχὴν τοῦ ἀνθρώπου, μόνον πιστεύομεν πῶς τὴν δίδει ὁ Θεὸς εἰς τὴν ψυχὴν τοῦ ἀνθρώπου, τὴν ὁποίαν παστρεύῃ ἀπὸ τὴν ἁμαρτίαν. Ροδινὸς 1630, 109f.
Λόγου χάριν εἰς τὸ βάπτισμα βλέπομεν τὸ νερὸν ὡσὰν ὑλικὸν σημάδι τοῦ βαπτίσματος· διότι ἐπειδὴ τὸ νερὸν καθαρίζει καὶ παστρεύγει τὸ κορμί, τὸ ἐξωτερικὸν ἐκεῖνο πλύσιμον, ἢ βρέξιμο τοῦ κορμιοῦ, δηλοῖ τὴν παστράδα ὁποῦ παστρεύεται ἡ ψυχὴ ἀπὸ τὴν ἁμαρτίαν. Ροδινὸς 1633, 9
Λόγου χάριν, τὸ ἅγιον βάπτισμα, τὸ ὁποῖον εἶναι ἕνα ἀπὸ τὰ μυστή‐ ρια τῆς ἐκκλησίας, γίνε‐ ται πλύνοντας τὸ κορμὶ μὲ τὸ νερό, καὶ ἐπικαλῶντας τὴν ἁγίαν Τριάδα, διὰ μέσου τοῦ πλύμματος ἐκείνου ὁ Θεὸς δίδει τὴν χάριν του, καὶ τὴν βάνει εἰς τὴν ψυχὴν τοῦ ἀνθρώπου ὁποῦ βαπτί‐ ζεται· καὶ μᾶς κάμνει νὰ γρυκήσωμεν, ὅτι καθὼς ἐκεῖνο τὸ νερὸ πλύνει τὸ κορμί, ἔτζι καὶ ἡ χάρις πλύνει τὴν ψυχήν, καὶ τὴν καθαρίζει ἀπὸ πᾶσαν ἁμαρτίαν. Bellarmino 1616, 158f.
Die Abhängigkeit der Πανοπλία vom Werk Bellarmins sowie von der posttridentinischen katechetischen Literatur überhaupt reduziert kei‐ neswegs den Wert dieses Werkes, das zum großen Teil originell ist. In der Πανοπλία versucht Rodinos, die tridentinische katechetische Theo‐ logie mit der pastoralen Praxis der orthodoxen Kirche zusammenzufüh‐ ren. Er widmet umfangreiche Kapitel der Exkommunikation 287 und der Simonie 288 , die v.a. Probleme der orthodoxen Kirche darstellten und in entsprechenden westlichen Handbüchern nicht sehr ausführlich disku‐ tiert wurden. Bei aller Treue zur zeitgenössischen römisch‐katholischen Theologie ist das Werk dennoch originell, insofern es direkt auf das Leben der damaligen orthodoxen Kirche Bezug nimmt, für dessen Geschichte es eine wertvolle Quelle darstellt. Rodinos war der festen Überzeu‐ gung, dass allein die katholische Kirche und der Papst die Unwissen‐ 287 Ροδινὸς 1630, 329ff.; zur Strafe der Exkommunikation und ihren Einsatz als Mittel der Machtausübung durch die orthodoxen Bischöfe, s. Μιχαηλάρης 1997, 176ff. 288 Ροδινὸς 1630, 361‐374; dazu s. auch hier s.u. S. 145ff., 194f., 286f. und Kap. III Anm. 81.
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heit des orthodoxen Klerus heilen könnten. Dies schilderte er in fortge‐ schrittenem Alter in einem Brief an den Presbyter Johannes von Para‐ mythia, der 1659 von der Druckerei der Propagandakongregation ver‐ öffentlicht wurde 289 . Wenn Rodinos die Πανοπλία tatsächlich vor seiner Weihe zum unierten Priester verfasst haben sollte, dann geht seiner Konversion in der Tat seine Überzeugung voraus.
7. Die Σύνοψις Die Σύνοψις stellt, wie gesehen, eine verkürzte Version der Πανοπλία dar. Sie wurde zum ersten Mal im Jahre 1628 bei Zanetti gedruckt 290 . Die Zweitauflage, diesmal durch die Druckerei der Propagandakon‐ gregation, folgte fünf Jahre später 291 . Die Σύνοψις zählt zu den popu‐ lärsten Büchern ihrer Zeit 292 . Wie die Πανοπλία, so ist auch dieses Werk dem Kardinal Barberini gewidmet 293 . Nach dem Buch Συνταγμάτιον περὶ τῶν ἁγίων καὶ ἱερῶν μυστηρίων des Gabriel Severos 294 ist die Σύνοψις das zweite sakramen‐ taltheologische Handbuch in griechischer Sprache. 289 S. Ροδινὸς 1659a, wo der Autor seine These mit einer ausführlichen Argumentation untermauert. 290 Legrand 1894, 261f. , Nr. 183. 291 Der vollständige Titel dieser Ausgabe, die eine genaue Reproduktion der Erstausgabe darstellt, lautet: ΣΥΝΟΨΙΣ ΤΩΝ ΘΕΙΩΝ / ΚΑΙ ΙΕΡΩΝ ΤΗΣ / Εκκλησίας Μυστηρίων, / Εἰς ὠφέλειαν τῶν Ιερέων, / Απλῆ φράση παρὰ Νεοφύτου Ιερομονάχου Ρο‐ / δινοῦ Κυπρίου τοῦ Σιναΐτου συντεθεῖσα. / Τοῦ αὐτοῦ ἐξήγησις τῶν δέκα ἐντολῶν. / Τοῦ αὐτοῦ περὶ ἁμαρτιῶν. / Τοῦ αὐτοῦ περὶ ἐκκλησιαστικῶν ἐπιτιμίων, καὶ / περὶ τῆς ἐκκλησιαστικῆς ἀκολουθίας. / Βιβλίον πολλὰ ὠφέλιμον, καὶ πολλὰ χρειαζό‐ / μενον διὰ τοὺς Ιερεῖς, καὶ διὰ κάθε / λογῆς ἄνθρωπον. / ROMAE, / Typis & Expensis Sac. Congr. de Prop.fide. 1633 / Superiorum Permissu. 292 Podskalsky 1988, 202, Αnm. 845; s. auch o. Anm. 38. 293 Ροδινὸς 1633, 2rf. Rodinos sollte auch in einem Memorandum aus dem Jahre 1629 an die Propaganda fide schreiben, dass die Σύνοψις mit Hilfe Barberinos, der die Fi‐ nanzierung der Publikation ermöglichte, gedruckt wurde, s. Karalevskij 1911, 472. 294 G. Severos’ Συνταγμάτιον wurde nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1600 in Vene‐ dig bis zum Ende der Türkenherrschaft mehrmals neu gedruckt und beeinflusste maßgeblich sowohl die beichttheologische wie auch die allgemeintheologische Lite‐ ratur jener Zeit. Rodinos teilt in seinem Beichtbuch mehrmals mit, dass er Severos öfter (predigen?) hörte. Dennoch unterscheidet sich das Werk von Rodinos metho‐ disch von demjenigen des Severos. Während dessen Werk größtenteils aus Zusam‐ menstellungen von Schrift‐ und Väterzitaten besteht ohne jeden Versuch einer theo‐ logischen Überarbeitung bzw. Synthese, verfasste Rodinos ein eigenständiges theologisches Werk, das seine Quellen überarbeitet und durchdringt; ferner schreibt Rodinos im Unterschied zu Severos in einer volkstümlichen, aber zugleich gut lesba‐ ren Sprache, die eine freie Ausdrucksweise ermöglicht, und integriert in sein Werk viele pastoraltheologische Elemente. Ein weiteres Werk aus der Zeit der Σύνοψις ist Georgios’ Korresios’ Περὶ μυστηρίων, das, wie die meisten Werke seines Autors,
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Die Adressaten der Σύνοψις sind nach Rodinos die Beichtväter und Priester 295 . Tatsächlich erwähnt der Autor oft und nicht nur im einschlä‐ gigen Kapitel die Beichtväter und legt insgesamt auf das Thema Beichte besonderen Nachdruck. Die Hauptthemen des Buchs, wie die Auslegung der zehn Gebote, die Sünden und die Bußauflagen (ἐξήγηση τῶν δέκα ἐντολῶν, περὶ ἁμαρτιῶν, περὶ ἐπιτιμίων) hängen mit der Beichte unmit‐ telbar zusammen. Daher lässt sich dieses Werk auch als ein Beichtbuch eigener Art betrachten, gleichsam als eine erste Redaktion des eigentlichen Beichtbuches von Rodinos. Dass ausgerechnet diejenigen Teile der Πανο‐ πλία, die v.a. das Bußsakrament behandeln, für die Σύνοψις ausgewählt wurden, während Rodinos gleichzeitig von der Propagandakongrega‐ tion mit der Abfassung eines speziellen Beichtbuches beauftragt wurde, zeigt deutlich, dass die Beichte im Zentrum der Auseinandersetzung zwischen Rom und Loukaris stand. Rodinos und die Propagandakon‐ gregation wussten, dass die Beichte angesichts des großen Bildungs‐ mangels die einzige Möglichkeit einer katechetischen Einführung in den christlichen Glauben darstellte.
8. Das Beichtbuch Περὶ Ἐξομολογήσεως 8.1 Die Publikation Rodinos fing mit der Verfassung seines Beichbuchs nach 1628 an, als er die Σύνοψις schon publiziert hatte. In jener Zeit war er im griechischen Raum auf Reisen, um für die Union zu werben und dem calvinisierenden Patriarchen Widerstand zu leisten. Über die in diesen Gegenden herr‐ schenden Verhältnisse, die ja die Ursache für die Abfassung des Beicht‐ unediert blieb (Über Korresios und sein Werk s. Στουπάκης 2000; speziell über die Handschriften, die Περὶ Μυστηρίων überliefern, s. ebd., 313‐322). Rodinos hat zwar brieflich (der Brief bei Παπαδόπουλος‐Κεραμέας 1882, 80) versucht, Kontakt mit dem Gelehrten aus Chios aufzunehmen, wird aber von seinem Werk überhaupt nicht beeinflusst. So ist die Σύνοψις anscheinend das dritte Werk ihrer Art in der griechi‐ schen Literatur jener Zeit gewesen. Dennoch ist Rodinos’ Werk hinsichtlich Gestalt wie Inhalt einmalig. 295 „ein Buch, das dem Umfang nach klein ist, aber (lass mich es sagen zur Ehre Gottes) sehr nützlich in diesen Zeiten für Beichtväter, Priester und überhaupt für jeden kirchlichen Men‐ schen, da es alles enthält, was ein Priester – und v.a. diejenigen, die die Sorge für die Führung von Menschenseelen tragen – notwendigerweise wissen muss“ («βιβλίον ὅσον εἰς τὸ μῆκος μικρόν, ἀμὴ ‐ἂς τὸ εἰπῶ εἰς δόξαν Θεοῦ‐ πολλὰ ὠφέλιμον εἰς τοὺς καιροὺς ἐτούτους διὰ ἐξαγορευτάδες, διὰ ἱερεῖς, καὶ ἁπλῶς διὰ κάθε ἐκκλησιαστικὸν ἄνθρωπον, ἐπειδὴ καὶ περιέχει ὅλα ὅσα χρεωστεῖ ἀναγκαίως νὰ ἠξεύρῃ ἕνας ἱερέας καὶ μάλιστα ὅσοι ἔχουσι φροντίδα εἰς τὸ νὰ κυβερνοῦσι ψυχαῖς ἀνθρώπων», Ροδινὸς 1630, 3v).
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buchs waren, informiert uns Rodinos selbst in der Einleitung seines 1639 in Rom gedruckten Werkes Ἀπόκρισις: „Was für ein Übel ist das? Es gibt kein Kloster, das auch nur einen gebilde‐ ten Menschen hat, bei dem [die Gläubigen] beichten und die Bestimmung der Kirche bewahren können; und wenn einer bei einem [ungebildeten Mönch] beichten sollte, mit welcher Ehrfurcht, oder mit was für einer Ab‐ solution [?] Sie [sc. die ungebildeten Mönche] geben das Übel zu, das bei ihnen ist, wollen es aber nicht verbessern“ 296 .
Nach Rodinos waren nur sehr wenige Priester imstande, das Sakra‐ ment angemessen zu vollziehen. Wie er an die Propagandakongregati‐ on schreibt, besuchte er auf seinen Reisen viele Klöster und nahm den Mönchen die Beichte ab 297 . Für Rodinos bestand die Lösung der Prob‐ leme bei der Beichte in der Unterordnung der orthodoxen Kirche unter den Papst 298 , der im Gegensatz zum provokativ gleichgültigen Patriar‐ chat von Konstantinopel eine konsequente, durchorganisierte pastorale und pädagogische Tätigkeit aufnehmen würde. Wie er in seinem Memorandum an die Propagandakongregation schreibt, begab sich Rodinos nach Rom, um „ein von ihm selbst in der Volkssprache verfasstes Buch ans Licht zu bringen, das für das besagte Volk von erheblichem Nutzen und notwendig ist, da man ohne Bücher nichts erreichen kann, v.a. beim Thema der Sakramente; bei diesem Thema gibt es bei diesen Völkern größte Missbräuche“ 299 .
Mit seinem Buch wollte er diesen Problemen entgegentreten. Ingoli empfahl die Publikation des Werkes, das er als „für die armen Griechen am nützlichsten“ bezeichnete 300 . Vor der Drucklegung beauftragte die Propagandakongregation I.M. Karyophylles mit der Überprüfung; die endgültige Approbation sollte jedoch Leon Allatios geben 301 . Es war dies die erste Publikation der schon zwei Jahre zuvor (1628) gegründe‐ ten griechischen Druckerei der Propagandakongregation. Im Jahre 1671, als Rodinos bereits einige Jahre tot war, ist die Erstausgabe nach‐
296 «Τί κακὸν εἶναι τοῦτο; δὲν εἶναι μοναστήρι, ὁποῦ νὰ ἔχει κανένα πεπαιδευμένον ἄνθρωπον, εἰς τὸν ὁποῖον νὰ ξομολογοῦνται καὶ νὰ φυλάγουσι τὸν ὁρισμὸν τῆς ἐκκλησίας, καὶ ἂν ἐξομολογηθῇ καὶ τινὰς εἰς αὐτὸν μὲ τί εὐλάβειαν, ἢ μὲ ποίαν λύσιν τῶν ἁμαρτιῶν, ὁμολογοῦν τὸ κακόν, ὁποὺ ἔχουν καὶ νὰ τὸ διορθώσουν δὲν θέλουν», Ροδινὸς 1659a, 6f. 297 Karalevskij 1911, 476. 298 Ροδινὸς 1659, 16ff. 299 „per dare a luce un libro da lui composto in lingua volgare, assai utile e necessario a detti populi, poichè senza libri non si può giovar a nullo, particolarmente nelle cose die sacramenti, circa quali apresso quei populi vi sono grandissimi abusi“, Karalevskij 1911, 472f. 300 „utilissimo alli poveri Greci“, ebd., 473. 301 Ροδινὸς 1671, 3f.
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gedruckt worden 302 . Das Buch wurde auch kopiert und handschriftlich verbreitet, wie es übrigens bei den meisten gedruckten Beichtbüchern der Fall war 303 .
8.2 Rodinos und Paschaleus Im Vorwort seines Beichtbuchs erwähnt Rodinos den Bildungsmangel der Priester 304 , und beruft sich hierbei auf ein einschlägiges Zeugnis von Paschaleus 305 . Dasselbe Zitat aus der Einleitung zu Paschaleusʹ Beichtbuch fügte er auch seiner Übersetzung der Magnificat‐Homilien bei: „In seinem Handbuch über die Beichte sagt Nikephoros Paschaleus Vieles und beklagt die ungebildeten und unwissenden Beichtväter, die sich anmaßen, von den Menschen die Beichte abzunehmen, ohne sich die Kanones anzu‐ schauen, ohne zu versuchen, das für diese Angelegenheit Nötige zu erler‐ nen; und er weint über die ganze Nation und sagt folgende Worte (...)“ 306 .
Auch in seiner Ἀπόκρισις 307 führt Rodinos dieses Zitat an. Bei der Ab‐ fassung seines Beichtbuchs verwendete er das Werk von Paschaleus allerdings nicht, obwohl es damals das einzige gedruckte Beichtbuch war, und obwohl er es kannte und seinen Autor offensichtlich schätzte. Die Ähnlichkeit beider Werke in der Behandlung der Umstände der Sünde beweist freilich keine Abhängigkeit des Rodinos, weil die ge‐ meinsamen Gedanken Gemeinplätze der zeitgenössischen Pastoral‐ 302 Der vollständige Titel der in dieser Arbeit verwendeten unveränderten zweiten Ausgabe lautet: ΝΕΟΦΥΤΟΥ / ΡΟΔΙΝΟΥ / Περὶ / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗΣΕΩΣ. / Βιβλίον πολλὰ ὠφέλιμον διὰ νὰ ἠ‐ / ξαίρη κανεὶς νὰ ἐξομολογᾶ. Κατ΄ / ἐρώτησιν, καὶ ἀπόκρισιν / συντεθέν. / ROMAE, Typis Sac. Congr. De Propa‐ / gandafide, MDCLXXI. / Superiorum permissu. 303 S. Ms 1160. 304 Ροδινὸς 1671, 5‐18. 305 „Es ist zu beklagen und zu beweinen, dass das weise und ruhmreiche Geschlecht der Grie‐ chen sich heute in einer so tiefen Finsternis befindet, vergleichbar mit der einstigen sinnli‐ chen Finsternis in Ägypten. Sie ist aber noch schlimmer, weil jene dem Körper, diese aber den Seelen schadet; und man braucht jetzt (sagt jener [sc. Paschaleus]) einen Jeremias, der das so große Unglück beweine und ihnen vor Augen stelle“ («θρήνου καὶ κλαυθμῶν ἄξιον ὅτι γένος τῶν ἑλλήνων τὸ σοφόν, καὶ ἔνδοξον νὰ εὑρίσκεται τὴν σήμερον εἰς τόσον πυκνὸν σκότος παρόμοιον ἐκεῖνο τῆς Αἰγύπτου τότε αἰσθητικὸν ἀλλὰ καὶ χειρότερον, ἐπειδὴ καὶ ἐκεῖ ἐβλάπτετον σῶμα ἀμὴ ἐτοῦτο βλάβει ψυχαῖς καὶ ἔχρηζε τώρα (λέγει ἐκεῖνος) ἕνας Ἱερεμίας νὰ κλαύσῃ τὴν τόσην δυστυχίαν καὶ νὰ τοὺς βάλῃ μπροστὰ εἰς τὰ ὀμμάτια των», Ροδινὸς 1671, 14· vgl. Πασχαλεὺς 1622, 13f. 306 «Νικηφόρος ὁ Πασχαλεύς, εἰς τὸ περὶ ἐξομολογήσεως ἐγχειρίδιον, λέγει πολλὰ καὶ ταλανίζει τοὺς ἀπαιδεύτους καὶ ἀμαθεῖς ἐξαγορευτάδες, οἱ ὁποῖοι βάλλονται νὰ ἐξομολογοῦν τοὺς ἀνθρώπους χωρὶς νὰ ἰδοῦσι κανόνες, χωρὶς νὰ σπουδάζουσιν χωρὶς νὰ μάθουν ἐκεῖνο, ὁποῦ χρειάζεται εἰς αὐτὴν τὴν ὑπόθεσιν, καὶ κλαίει ἁπλῶς διὰ τὸ γένος καὶ λέγει αὐτὰ τὰ λόγια...», Βαλέτας 1979, 111. 307 Ροδινὸς 1659a, 126.
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theologie waren 308 . Rodinos beruft sich wohl aus zwei Gründen auf Paschaleus. Erstens war dieser ein orthodoxer Priester, der in den Kreisen Venedigs und in den venezianischen Gebieten, v.a. in seiner Heimat Korfu, bekannt war. Über Korfu transferierte Rodinos ja auch seine Bücher zum griechischen Festland. Zweitens reproduzierte Paschaleus in seinem Werk − wie dargestellt − eine rein römisch‐katholische Beicht‐ theologie. So liegt es nahe, dass er sein Beichtbuch in die Nähe des Werkes von Paschaleus stellen wollte, da dieses in den griechischen Gebieten unter venezianscher Herrschaft mit Erfolg verbreitet worden war. Rodinos bringt in seinen Werken im Übrigen auch Zitate über die Ignoranz des Klerus von Meletios Pegas (1549‐1601), den er als seinen Lehrer bezeichnet 309 , sowie auch Zitate aus den Werken des Maximos von Peloponnes u.a. Höchstwahrscheinlich wollte er so seiner eigenen Kritik der herrschenden Missstände eine orthodoxe Bestätigung verlei‐ hen 310 .
8.3 Die Πανοπλία und die Σύνοψις als Quellen des Beichtbuchs Rodinos schöpft die theologischen Inhalte seines Beichtbuchs aus‐ schließlich aus seiner Πανοπλία und der Σύνοψις, die er auch einmal erwähnt 311 . Zusammen mit seinem Beichtbuch wurde eine exegetische Homilie zum 6. Psalm von Anastasios Sinaites gedruckt, die Rodinos in die Volkssprache übersetzt hatte, sowie einige ebenfalls übersetzte Gebete und unübersetzte Kommunionsgebete von Basilius dem Großen und Johannes Chrysostomus. Der größte Teil des Beichtbuchs besteht aus zusammenfassenden Wiederholungen seiner ausführlicheren Darlegungen in der Σύνοψις in 308 Ροδινὸς 1671, 105f.; vgl. Πασχαλέας 1622, 45‐48. 309 S. Βαλέτας 105, 111, 150. 310 Der ebenfalls in Epirus tätige Priestermönch Nikephoros Pringileus wirft Rodinos vor, er greife diese orthodoxen Autoritäten, auf die er sich in seinen Werken beruft, in seinen Predigten an, und bezeichnet Rodinos als ψεύτη εἴρωνα, βλάσφημον κατήγορον τῆς ἀλήθειας (s. Παπαδόπουλος‐Κεραμεὺς 1877, 63‐66). Er erkennt jedoch seinen Kampf gegen die protestantisierenden Griechen an: „denn wir werfen ihm nicht vor, dass er die Schüler Calvins und Luthers verleumdet (denn auch wir haben diese mehrfach schriftlich angeklagt), sondern, dass er diejenigen, die mit Frömmigkeit und rechtem Wandel geglänzt haben [gemeint sind Patriarch Photios, Markos Eugenikos, M. Pegas] und für die Wahrheit gekämpft haben, mit ungezügelter Zunge und ungezügeltem Mund anklagt“ («οὐ γὰρ μεμφόμεθα τοῦτον, ὅτι διαβάλλει τοὺς φοιτητὰς τοῦ Καλουΐνου καὶ τοῦ Λουτήρου (ἐπεὶ καὶ ἡμεῖς αὐτοὺς πολλάκις ἐγγράφως κατηγορήσαμεν), ἀλλὰ μεμφό‐ μεθα, ὅτι τοὺ διαλάμψαντας ἐπ’ εὐσεβείᾳ καὶ ὀρθῷ βίῳ, καὶ ὑπερμαχήσαντας ὑπὲρ ἀληθείας, κατηγορεῖ ἀθύρῳ γλώττῃ καὶ στόματι», ebd., 63). 311 Ροδινὸς 1671, 114.
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der Form von Frag‐Antworten 312 . Im Folgenden soll durch einige Paral‐ lelen veranschaulicht werden, wie Rodinos die Σύνοψις in seinem Beich‐ buch verwendet:
Ἐξεταστής: Ἀμὴ πριχοῦ νὰ ἔλθῃ ὁ Χριστὸς εἰς τὸν κόσμον ἦτον καμίας λογῆς ἐξαγοριά; Ἐξαγορευτής: Ναὶ ἦτον ἀμὴ ὄχι ἐξαγοριὰ μυστηριακή, ἤγουν νὰ γίνεται μπροστὰ εἰς τὸν ἱερέα σὰν πῶς γίνεται τώρα. Μόνον ἀφόντις ἤθελεν ἁμαρτέψῃ ὁ ἄνθρωπος, ἐσύκωνε τὸν νοῦν του εἰς τὸν Θεὸν λογιάζωντας τὴν ἀσχημιὰν τῆς ἁμαρτίας του, καὶ κτυπῶντας τὸ στῆθος του, κατὰ ποῦ λέγει τὸ εὐαγγέλιον διὰ τὸν τελώνην, ἐζήτα τοῦ Θεοῦ συμπάθιο. Σὰν πῶς τὸ κάμνομεν κάθε ὥραν πάραυτα ὁποῦ εἰποῦμεν ἢ κάμωμεν τίποτες κρίμα, κτυποῦμεν τὸ στῆθος μας καὶ γυρεύομεν συμπάθιον ἀπὸ τὸν Θεόν. Ἐξεταστής: Τὸ λοιπὸν ἔχει διαφορὰν μία ἐξομολόγησις ἀπὸ τὴν ἄλλην; Ἐξαγορευτής: Ναὶ, διότι ἡ μυστηριακὴ ἐξομολόγησις γίνεται μπροστὰ εἰς τὸν ἱερέα, ἀμὴ ἡ ἄλλη ὄχι. Τὸ ἄλλο, ἐκείνη ὁποῦ γίνεται
Αὐτὴ ἡ ἐσωτερικὴ ἐξομολόγησις κράζεται ἐξέτασις τοῦ συνειδότος ἐκείνου ὁποῦ τὴν κάμνη, ἀμὴ ὄχι νὰ εἶναι ἐξομολόγησις μυστηριακὴ. Ἐτούτη γίνεται μὲ δάκρυα, μὲ γονυκλισίαις, μὲ κτύπημα τοῦ στῆθους, καθὼς ἔκαμνε καὶ ὁ Τελώνης ἐκεῖνος. Ἡ ἐσωτερικὴ ἐξομολόγησις εἶναι μέρος τῆς μετανοίας ὁποῦ γίνεται μὲ τὸν νοῦν, καὶ μὲ τὸ στόμα. Ἐτούτη εἶναι: νὰ ἐξομολογηθῆ κανεὶς ταῖς ἁμαρτίαις του μπροστὰ εἰς τὸν ἱερέα ὁποῦ ἔχει ἐξουσίαν νὰ ἐξομολογᾶ.
312 Ροδινὸς 1671, 22 vgl. Ders. 1633, 53; Ροδινὸς 1671, 28f. vgl. Ders. 1633, 28; Ροδινὸς 1671, 55f. vgl. Ders. 1633, 211; Ροδινὸς 1671, 59 vgl. Ders. 1633, 26; Ροδινὸς 1671, 60 vgl. Ders. 1633, 26f.; Ροδινὸς 1671, 63 vgl. Ders. 1633, 157‐158; Ροδινὸς 1671, 64f. vgl. Ders. 1633, 38; Ροδινὸς 1671, 66 vgl. Ders. 1633, 41; Ροδινὸς 1671, 68f. vgl. Ders. 1633, 154; Ροδινὸς 1671, 69f. vgl. Ders. 1633, 146; Ροδινὸς 1671, 70 vgl. Ders. 1633, 153; Ροδινὸς 1671, 71‐73 vgl. Ders. 1633, 166‐172; Ροδινὸς 1671, 73f. vgl. Ders. 1633, 175f.; Ροδινὸς 1671, 74 vgl. Ders. 1633, 178; Ροδινὸς 1671, 75 vgl. Ders. 1633, 180; Ροδινὸς 1671, 75f. vgl. Ders. 1633, 30; Ροδινὸς 1671, 76f. vgl. Ders. 1633, 107; Ροδινὸς 1671, 77 vgl. Ders. 1633, 117; Ροδινὸς 1671, 77f. vgl. Ders. 1633, 119f.; Ροδινὸς 1671, 78f. vgl. Ders. 1633, 121f.; Ροδινὸς 1671, 82 vgl. Ders. 1633, 126f.; Ροδινὸς 1671, 83 vgl. Ders. 1633, 141; Ροδινὸς 1671, 96 vgl. Ders. 1633, 38; Ροδινὸς 1671, 128 vgl. Ders. 1633, 36; Ροδινὸς 1671, 148 vgl. Ders. 1633, 35.
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μόνον μὲ τὸν νοῦν καὶ καθημερινὸν δὲν εἶναι τόσον τέλεια ὡσὰν εἶναι ἡ μυστηριακὴ ὅταν γίνεται καθὼς πρέπει. Ροδινὸς 1671, 27f. Ἐξεταστής: Πῶς ἔχει νὰ φερθῇ ὁ ἐξαγορευτὴς εἰς ἐκεῖνον ὁποῦ πεθαίνη ὄντας εἰς μεγάλον κίνδυνον καὶ ἡ ὥρα εἶναι ὀλίγη καὶ δὲν ἠμπορεῖ νὰ τοῦ ἀκούση ὅλαις του ταῖς ἁμαρτίαις μίαν πρὸς μίαν; Ἐξαγορευτής: Ἂν ἡ ὥρα εἶναι ὀλίγη καὶ ὁ ἄνθρωπος δὲν ἠμπορεῖ νὰ εἰπῆ ὅλαις του ταῖς ἁμαρτίαις, ἀφόντις τοῦ ἀκούση καμπόσαις καὶ ἰδῆ τὴν θλίψιν του καὶ τὴν λύπην του καὶ τὸν πόθον του, πάραυτα ἂς τὸν λύῃ ἀπὸ ταῖς ἁμαρτίαις του μήπως ξεψυχήσῃ ἄλυτος. Εἰ δὲ πάλιν καὶ δὲν ἠμπορεῖ ὁλότελα νὰ μιλήσῃ καὶ ἔχῃ τὸν νοῦν του, ἢ μὲ νέψιμον, ἢ μὲ σφίξιμον τοῦ χεριοῦ, ἢ μὲ φωναῖς μεγάλαις, ἂς τὸν ἐρωτήσῃ μόνον αὐτὰ τὰ δύο, ἤγουν ἂν θέλῃ νὰ ἐξομολογηθῇ ὅλα του τὰ κρίματα καὶ ἂν θέλῃ νὰ συμπαθήσῃ τοὺς ἐχθρούς του· καὶ ἂν ἴσως καὶ μὲ αὐτὰ τά σημάδια του εἰπεῖ ναί, πάραυτα ἂς τὸν λύσῃ ἀπὸ ταῖς ἁμαρτίαις του. Ροδινὸς 1671, 36ff.
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Ροδινὸς 1633, 33f. Ὅταν εἶναι κίνδυνος, κάθε ἱερέας καὶ χωρὶς θέλημα τοῦ κατὰ τόπου ἐπισκόπου ἠμπορῆ νὰ ἐξομολογήσῃ, καὶ ἂν ὁ κίνδυνος εἶναι μεγάλος, καὶ ἡ ὥρα εἶναι ὀλίγη, καὶ ὁ ἄνθρωπος δὲν ἠμπορῆ νὰ μιλήσῃ πολλὴν ὥραν διὰ νὰ εἰπῇ ταῖς ἁμαρτίαις του ἂς τὸν ἐρωτᾶ ὁ ἱερέας μόνον αὐτὰ τὰ δύο, ἤγουν ἂν θέλῃ νὰ ἐξομολογηθῇ ὅλαις του ταῖς ἁμαρτίαις, καὶ ἂν θέλῃ νὰ συμπαθήσῃ τοὺς ἐχθρούς του, καὶ ἂν ἐκεῖνος κάμῃ σχῆμα, ἢ μὲ τὸ νεύσιμον, ἢ μὲ σφίξιμον τοῦ χεριοῦ, ὅτι θέλει νὰ κάμῃ καὶ τὰ δύο, ἂς τὸν λύσῃ ἀπὸ τὰς ἁμαρτίαις του, διότι ὁ πόθος ὁποῦ εἶχεν εἰς τὸ νὰ ἐξομολογηθῇ, καὶ λύπη τῆς καρδίας του εἶναι δεκτὴ σιμὰ εἰς τὸν Θεόν, διότι καθὼς λέγει ὁ ἀπόστολος, ἡ κατὰ Θεὸν λύπη μετάνοιαν ἀμεταμέλητον κατεργάζεται, καὶ νὰ κράζῃ τὸ γλυκύ, καὶ σωτηριῶδες ὄνομα τοῦ Ἰησοῦ Χριστοῦ, καὶ τῆς Παναγίας Θεοτόκου. Ροδινὸς 1633, 33f.
Der Rest des Beichtbuchs geht direkt auf die Πανοπλία zurück 313 ; auch hierfür einige Beispiele: 313 Ροδινὸς 1671, 23f., 30‐33 vlg. Ders. 1630, 157‐163; Ροδινὸς 1671, 25f. vlg. Ders. 1630, 114f.; Ροδινὸς 1671, 34‐37 vgl. Ders. 1630, 160‐162; Ροδινὸς 1671, 38‐45 vlg. Ders. 1630, 165‐167; Ροδινὸς 1671, 48‐51 vlg. Ders. 1633, 164f.; Ροδινὸς 1671, 64‐67 vlg. Ders. 1630, 182f.;
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Διὰ τοῦτο ἐδῶ βάζωμεν τὴν εὐχὴν ὁποῦ εὑρήκαμεν εἰς πολλοὺς τό‐ πους καὶ εἰς πολλὰ μοναστήρια καὶ εἶναι μέσα εἰς τὸ εὐχολόγιον, ἀμὴ τινὲς ἀπὸ ἀμάθιάν τους καὶ ἀνεξετασιὰν καὶ τὴν ἀπάριασαν, καὶ τὴν ἄλλαξαν, καὶ εἶναι ἐτούτη εἰς τὴν ὁποῖαν περιέχεται καὶ ἡ λύσις τῶν ἁμαρτιῶν καὶ ἡ ἐξουσία ὁποῦ ἔδωκεν ὁ Χριστὸς τῶν Ἀποστόλων εἰς αὐτὸ τὸ μυστήριον. Ὁ Κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστὸς καὶ Θεὸς ὁ τὴν ἐντολὴν ταύτην δεδωκὼς τοῖς θείοις καὶ ἱεροῖς αὐτοῦ μαθηταῖς καὶ Ἀποστόλοις τοῦ δεσμεῖν τε καὶ λύειν τὰς τῶν ἀνθρώπων ἁμαρτίας, αὐτὸς ἐξ ὕψους παρίδοι σοι πάσας τὰς ἁμαρτίας σου καὶ τὰ πλημμελήματά σου. Ροδινὸς 1671, 147f. …ἀπὸ ταῖς ὁποίαις μαρτυρίαις φαίνεται καθάρια ὅτι ὁ ἐξαγορευτὴς ἔχει ἀλήθειαν νὰ δώσῃ τὸν κανόνα κατὰ τὴν πρόθεσιν καὶ ἐπιστροφὴν ἐκείνου ὁποῦ ἐξομολογᾶται. Ροδινὸς 1671, 114
Μάλιστα ὁποῦ καὶ οἱ ἁγίοι πατέρες ἔτζη διδάσκουσιν· ὁ ἅγιος Κύριλλος ὁ Ἀλεξανδρείας εἰς τὸν δ’. κανόνα ὅταν λέγῃ ὥσπερ οἱ ἐν θαλάσσῃ χειμαζόμενοι
Ἐγὼ περπατῶντας εἰς πολλοὺς τόπους εὕρηκα εἰς κάποια μοναστήρια εἰς χειρόγραφα νόμιμα ταῖς εὐχαῖς ὁποῦ ἐδὼ γράφομεν, ἡ ὁποῖαις ἔχουσιν ὀρθὰ τὴν συγχώρησιν τῶν ἁμαρτιῶν καθὼς γυρεύγει τὸ μυστήριον… Ἡ ἄλλη ὁποῦ εὕρηκα εἰς πολλά μοναστήρια, καὶ μάλιστα εἰς τὴν ἁγίαν Αἰκατερίναν τοῦ Γιασιοῦ, καὶ εἰς τὸν ἅγιον Σάββαν εἶναι ἐτούτη: Ὁ Κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστός, καὶ Θεὸς ὁ τὴν ἐντολὴν ταύτην παραδεδωκὼς τοῖς ἱεροῖς αὐτοῦ μαθηταῖς καὶ Ἀποστόλοις τοῦ δεσμεῖν τε καὶ λύειν τὰς τῶν ἀνθρώπων ἁμαρτίας, αὐτὸς ἐξ ὕψους παρίδοι σοι πάντα τὰ πλημμελήματά σου, καὶ τὰς ἁμαρτίας σου. Ροδινὸς 1630, 171f. …ἤγουν ἂς στοχάζεται ὁ πνευματικὸς τὴν ἁμαρτίαν τὶ λογῆς εἶναι, καὶ ποία εἶναι ἡ μετάνοια ἐκείνου ὁποῦ ἐξομολογᾶται, καὶ καθὼς εἶναι τὸ πρέπον τῆς μιᾶς καὶ τῆς ἄλλης μεριᾶς, ἂς δοθεῖ καὶ ἡ γιατριά. Καὶ ὁ ἅγιος Κύριλλος εἰς κάποιον κανόνα ἔτζη ὁρίζει· ὥσπερ οἱ ἐν θαλάσσῃ ἤγουν καθὼς ἐκεῖνοι ὁποῦ κινδυνεύουν εἰς τὴν θάλασ‐
Ροδινὸς 1671, 107‐112 vlg. Ders. 1630, 168‐169; Ροδινὸς 1671, 145‐148 vlg. Ders. 1630, 171f.; Ροδινὸς 1671, 150 vlg. Ders. 1630, 173; Ροδινὸς 1671, 154‐156 vlg. Ders. 1630, 367.
Das Beichtbuch des Neophytos Rodinos und seine theologischen Gegner
ἀποφορτίζουσι τινὰ ὑπὲρ τοῦ σῶσαι τὰ λοιπὰ οὕτω παροπτέον καὶ ἡμῖν τινὰ ἵνα μὴ τὸ πᾶν ζημιωθῶμεν, ἤγουν καθὼς ἐκεῖνοι ὁποῦ κινδυνεύουσι νὰ πνιγοῦσιν εἰς τὸ πέλαγος ῥίχτουσι καμπόσον ἀπὸ τὸ φορτὶ τοῦ καραβιοῦ εἰς τὴν θάλασσαν διὰ νὰ γλυτώσουν τὰ ἐπίλοιπα ἔτζη πρέπει νὰ κάμωμεν καὶ ἐμεῖς νὰ ἀφήκωμεν καμπόσα διὰ νὰ μὴν τὸ χάσωμεν ὅλον. Ροδινὸς 1671, 136f.
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σαν, χύνουσι κάποιον τὶ ἀπὸ τὸ φορτί, διὰ νὰ μὴν τὸ χάσουν ὅλον, ἔτζη πρέπει νὰ ἀφήσωμεν κάμπο‐ σα, διὰ νὰ μὴν τὸ χάσωμεν ὅλον.
Ροδινὸς 1630, 177f.
8.4 Die pastoralen Ratschläge des Rodinos Das Beichtbuch enthält ein Vielzahl von pastoralen Ratschlägen, die auf die Bedürfnisse und Verhältnisse der Zeit antworten. Rodinos empfiehlt dem Priester häufig, die Beichte nur mit Erlaubnis des Bischofs abzunehmen, und betont dabei, dass die Übertretung dieses Prinzips die Einheit der Kirche erschüttere. Er bekräftigt das Beichtge‐ heimnis und verurteilt jene Bischöfe (selbst wenn der Beichtende ein Häretiker sein sollte), die von ihren Presbytern verlangen, dass sie ihnen den Inhalt der Beichte mitteilen 314 . Oft behandelt Rodinos Ausnahmesituationen, in denen für die Beichte schwerwiegende Probleme entstehen, wie z.B. den Fall des Schiffbruchs, bei dem kein Priester auf dem Schiff anwesend ist 315 . Die‐ ses Problem war für die zahlreichen griechischen Seeleute dieser Zeit, wie auch für den Autor selbst, der oft Schiffsreisen unternahm und dabei zumindest einmal in Seenot geraten ist 316 , durchaus aktuell und brennend. Im Rahmen seiner Analyse des fünften Gebotes kommt er auf Priester zu sprechen, die den Ausschluss von der Kommunion willkürlich auferlegen, oder die fünfmalige oder noch häufigere Finan‐ zierung des Gebetsöls (Euchelaion) als Bußauflage bestimmen, und dabei einzig die Ausbeutung des Gläubigen im Sinn haben 317 . Für Ro‐ 314 Ροδινὸς 1671, 40f.; vgl. ebd., 44f.; Ders. 1630, 166f. 315 Ροδινὸς 1671, 53; vgl. Ders. 1630, 156. 316 S. Παπαδόπουλος Κεραμεὺς 1882, 79ff.. 317 Ροδινὸς 1671, 80f.; vgl. Ders. 1630, 215. Dass der Vollzug des Euchelaions als Bußaufla‐ ge auferlegt wurde, damit die Priester Geld kassierten, wird auch von F. Richard bestä‐ tigt, der schreibt: „Die griechischen Priester vollziehen das Sakrament der Ölung eher für das Heil von gesunden Gläubigen, die unter keiner Krankheit leiden als für das Heil der Kranken
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dinos sind solche Priester Mörder der Seelen. Ein weiteres Problem stellte die Gewohnheit der Arbaniten dar, die Kommunion ohne vorherige Beichte zu empfangen 318 . Rodinos hat sich ferner mit der Festlegung von Bußauflagen für besonders ungewöhnliche Fälle befasst, etwa für den Fall, dass jemand aus dem Inneren einer Kirche auf jemanden au‐ ßerhalb schießt, der dabei getötet wird, wie auch für den umgekehrten Fall 319 . Solche Fallbeschreibungen entsprachen durchaus der damaligen Realität 320 . Ferner erwähnt er besonders verbreitete schlechte Gewohn‐ heiten, wie etwa die häufigen Blasphemien der griechischen Seeleute 321 . Rodinos spricht schließlich auch ein Problem grundsätzlicher Natur an, das darin bestand, dass Beichtväter das Bußsakrament unter Benut‐ zung gefälschter Nomokanones vollzogen. Dieses Problem wird auch im Beichtbuch des Patriarchen Kallinikos’ 322 und im Πηδάλιον des Ni‐ kodemos Hagioreites angeschnitten 323 . Das tatsächliche Ausmaß sol‐ cher Fälschungen ist bis heute unbekannt, da die meisten Nomokano‐ nes bislang unediert und noch unerforscht geblieben sind. Für Rodinos waren diese Fälschungen ein Argument gegen die Gewohnheit der Beichtväter, das Bußsakrament ausschließlich mit Hilfe der Nomokano‐ nes zu vollziehen und die Bußauflagen einzig hiernach zu bestimmen. Es ging ihm allerdings nicht primär darum, die Reinheit der nomokano‐ nischen Sammlungen wieder herzustellen, sondern um die Durchsetzung einer für den Osten neuen Praxis, die in der römisch‐katholischen Kirche seit dem Konzil von Trient herrschte. Rodinos wollte den Beichtvätern vermitteln, dass die Beichte nicht allein auf der Basis einer juridischen Anwendung der Kanones vollzogen werden kann – eine Praxis, die vor allem durch den völligen Mangel an theologischem Wissen bedingt war. Der Beichtiger soll nach Rodinos vielmehr sein persönliches Unterschei‐ und vermitteln somit den Eindruck, dieses Sakrament sei ein Teil des Bußsakraments. Wenn z.B. einer die Sünde der Unzucht oder des Ehebruchs begeht, so beichtet er, und darauf emp‐ fängt er die heilige Ölung, die sie εὐχέλαιον nennen, wobei es offenkundig ist, dass dieser von keiner Krankheit geplagt wird. Und da, wie sie vermuten können, viele Menschen von derarti‐ gen Unreinheiten befleckt werden, behaupten wir, dass die Griechen die heilige Ölung eher für die Gesunden als für die Todkranken vollziehen“, Richard, 1657, 146. 318 Auch der Konsul Englands in Athen, Jean Giraud, schreibt in seiner Chronik, dass die Arbaniten von Roumeli am Osterfest oft zur Kommunion gehen, ohne vorher gebeichtet zu haben (s. Collignon 1913, 41f.). 319 Ροδινὸς 1671, 86f. 320 Über die Verbreitung des Waffentragens und die Häufigkeit der Morde s. z.B. die zeitge‐ nössischen Reiseberichte über Zakynthos bei Σιμόπουλος 2001, 498f. Anm. 1, 521f. 321 Dies bestätigt auch das Oberhaupt der venezianischen Flotte, Christ. da Canal (s. Lamansky 1884, 832). Alle von Rodinos geschilderten Informationen über die dama‐ ligen Gewohnheiten und Bräuche sind äußerst präzise und zuverlässig. 322 Καλλίνικος 1787, 63; vgl. u. S. 276f. 323 Νικόδημος 1864, λβ’, wo die Handschriften, die gefälschte bzw. interpolierte Kano‐ nes enthalten, als χυδαιονομοκάνονα bezeichnet werden.
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dungsvermögen einsetzen und die jeweils unterschiedlichen Befindlich‐ keiten des Beichtenden berücksichtigen. Die Beichte sollte ein Mittel sein, damit die Menschen zur Kirche und zum christlichen Leben zurückkeh‐ ren, und kein Mittel zur Bestrafung von Sünden 324 . Freilich war die Ge‐ wohnheit, Bußauflagen auf der Basis der Nomokanones festzulegen, bei den Beichtvätern und beim Volk so tief verwurzelt, dass jeder Versuch einer direkten Kritik an ihnen unrealistisch gewesen wäre. Aus diesem Grund führt Rodinos in seinem Beichtbuch, das ja direkt an die Beichtväter und das Volk gerichtet ist, die Bußauflagen einiger ausgewählter Kanones vor, was er weder in der Πανοπλία noch in der Σύνοψις tut. Man kann sagen, dass dem unierten Rodinos und den protestantisierenden Theologen der Partei des Loukaris eine gewisse Kritik an widersprüchlichen oder veralteten Kanones und an der absolu‐ ten Geltung der Kanones gemeinsam war. Diese Kritik berührt ein m.E. tatsächlich vorhandenes Problem des kanonischen Rechts der orthodoxen Kirche 325 . Dennoch sollte Rodinos später gerade wegen dieser Kritik von Nikodemos Hagioreites heftig angegriffen werden 326 .
8.5 Rodinos und die Praxis der Absolutionsbriefe (συγχωρητικὰ γράμματα) Im Zusammenhang seiner Behandlung der Absolution bei der Beichte vergessener und unerwähnt gebliebener Sünden, erwähnt Rodinos auch die Absolutionsbriefe 327 . Er kritisiert dabei die Formulierungen mancher Absolutionsbriefe, die eine Vergebung von Sünden gewähren, die ʺaus Vergesslichkeit oder Schamʺ nicht gebeichtet wurden 328 . Aus der Zeit der Publikation von Rodinosʹ Beichtbuch sind uns nur wenige Zeug‐ nisse über die Verwendung von handschriftlichen Absolutionsbriefen erhalten; es ist jedoch anzunehmen, dass diese Absolutionsbriefe recht 324 Man muss sich klarmachen, dass zu jener Zeit die Mehrheit der Priester und Bischö‐ fe weder die sprachlichen noch die bildungsmäßigen Voraussetzungen besaßen, um die patristische Literatur lesen zu können. So konnte die patristische Bußtheologie keinen Einfluss auf die damalige Beichtpraxis ausüben. 325 S. dazu u. S. 272f. 326 S. dazu u. S. 248ff. 327 Die Vergabe von Absolutionsbriefen (συγχωρητικὰ γράμματα; συγχωρητικοὶ χάρται) war in der griechischen Kirche zur Zeit der Türkenherrschaft allgemein verbreitet. Das Patriarchat von Jerusalem hat diese Praxis sogar erst nach 1952, als der letzte Absolutionsbrief gedruckt wurde, ein Ende gesetzt. Das Thema Absoluti‐ onsbriefe wurde von Philippos Eliou eingehend untersucht (s. Ἠλιοὺ 1983, 35‐84; Ders. 1985, 1‐44.). Ich werde hier ergänzend v.a. diejenigen Zeugnisse behandeln, die bei Eliou unberücksichtigt geblieben sind. 328 Ροδινὸς 1671, 35.
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verbreitet waren. So zweifelt Rodinos auch ihre Berechtigung überhaupt nicht an, ihre Gewährung galt ihm offensichtlich als selbstverständlich. Er stößt sich allein an der Formulierung ʺaus Vergesslichkeit oder Schamʺ. Diese wird schon in älteren erhaltenen Absolutionsbriefen bezeugt, z.B. in denen des Patriarchen Metrophanes III. (†1580) aus dem Jahre 1567 329 und demjenigen des Patriarchen Michael von Antiochien, der M. Crusi‐ us durch Theodosios Zygomalas zugekommen ist, wo es heißt: „was er aus Vergesslichkeit oder aus Scham ungebeichtet ließ, auch jenes möge ihm der barmherzige Gott vergeben, der gepriesen sei in Ewigkeit zu Ewigkeit“ 330 .
Ursprünglich sollte der Bischof dem Beichtenden den Absolutionsbrief vorlesen, um ihm diesen dann mit dem Wunsch auszuhändigen, dass er sich „vom Schlechten abwende, und das Gute tue“ 331 . In späterer Zeit ist der Prozess der Vergabe eines Absolutionsbriefes allerdings zu einem bloßen Kaufakt geworden. An der genannten Formulierung stören Rodi‐ nos nun die Worte ʺaus Schamʺ, die sonst in keinem der erhaltenen Ab‐ solutionsbriefe oder Zeugnisse von Absolutionsbriefen aus der zweiten Hälfte des 17. Jh.s bis zum Ende des 19. Jh.s vorkommen. Es ist daher anzunehmen, dass diese Formulierung im 16. Jh. noch geläufig war, in der ersten Hälfte des 17. Jh.s aber aufgegeben wurde. Die Ursache da‐ für ist wohl in der Ablehnung der Formulierung durch Gabriel Severos zu suchen, die auch Rodinos zur Begründung seiner These heranzieht: „oder aus Scham bzw. Schamhaftigkeit’ ist völlig unzulässig und muss be‐ seitigt werden, wie wir auch aus dem Mund des ehemaligen Bischofs von Philadelphia, Gabriel, hörten und mehrmals persönlich in Gegenwart vie‐ ler östlicher Bischöfe selber gesagt haben, und diese haben selber zugege‐ ben, dass diese [Formulierung] nicht in Ordnung ist“ 332 .
Die Frage einer angemessenen Formulierung der συγχωρητικὰ hatte demnach eine gewisse Aktualität. Severos vertrat hier die Position, dass 329 Μιχαηλάρης 2005, 53f. 330 «ὅσα καὶ διὰ λήθην, ἢ αἰδῶ ἀνεξομολόγητα εἴασεν κᾀκεῖνα συγχωρῆσαι αὐτῷ ὁ ἐλεήμων Θεός, ὢν εὐλογητὸς εἰς τοὺς αἰῶνας…», Crusius 1584, 104; vgl. Ἠλιοὺ 1985, 12 Anm. 166. 331 «ἐκκλίνειν ἀπὸ κακοῦ, καὶ ποιεῖν ἀγαθόν», Crusius 1584, 103. Wir wissen, dass Chrysanthos von Jerusalem 1725 in einem Dorf auf Chios (Babyla) innerhalb von wenigen Stunden 58 Absolutionsbriefe vergab: Es wäre damit unmöglich, dass der Patriarch jedem Gläubigen seinen Absolutionsbrief vorläse, wie es in dem bei Crusi‐ us veröffentlichten Zeugnis der Fall ist (hierzu s. Ἠλιοὺ 1985, 25). 332 «ἢ δι’αἰδὼ ἤγουν διὰ ἐντροπὴν εἶναι παντάπασιν ἄτοπος καὶ χρεία νὰ λείπῃ ἀπὸ τὴν μέσην καθὼς καὶ ἀπὸ τὸ στόμα τοῦ πρώην Φιλαδελφείας Γαβριὴλ ἠκούσαμεν καὶ πολλαῖς βολαῖς διὰ ζώσης φωνῆς μπροστὰ εἰς πολλοὺς ἀνατολικοὺς ἀρχιερεῖς τὸ ἐμιλήσαμεν καὶ ἀτοί τους ὁμολόγησαν πῶς δὲν στέκει καλά», Ροδινὸς 1671, 35f.; vgl. Ders. 1630, 161, wo aber der namentliche Hinweis auf Gabriel Severos ausgelas‐ sen wird.
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die Worte ʺaus Schamʺ entfernt werden müssten, und seine Autorität wäre für den späteren Verzicht auf diese Formulierung Grund genug gewesen. Es ist allerdings bemerkenswert, dass lediglich der richtige Wortlaut der Absolution Gegenstand der Kontroverse war, die Absolu‐ tionsbriefe als solche und ihre Verwendung aber weder für Rodinos, noch für die von ihm genannten Bischöfe, vor allem aber auch nicht für Severos, den Verfasser eines dogmatischen Handbuchs 333 zur Buße, fraglich gewesen zu sein scheinen. Rodinos stimmte der Verteilung von Absolutionsbriefen unter der Voraussetzung zu, dass diese „von legitimen Bischöfen, die die Vollmacht dazu haben, den Christen gegeben werden“ 334 . Die zur Ausstellung von Absolutionsbriefen legitimierten orthodoxen Bischöfe waren die Patriarchen einschließlich des Moskauer Patriarchen und aufgrund seiner Sonderstellung eventuell auch der Metropolit von Philadelphia. Später haben auch die Erzbischöfe von Achris, Pekio und Sinai Absolutionsbriefe gewährt. Die damals vorherrschende Auffassung über die Absolutionsbriefe findet sich in der griechischen Übersetzung der Dottrina Cristiana Bellar‐ mins; die zugrundeliegende Theologie wird auch von Rodinos vertreten. Damit wird deutlich, dass die orthodoxe Praxis der Absolutionsbriefe hier von der römisch‐katholischen Theologie des Ablasses her interpre‐ tiert wird. Auf die Frage, ob es besser sei, einen Absolutionsbrief oder eine Bußauflage zu bekommen, antwortet Bellarmin, man solle am besten beides haben 335 . In anderem Zusammenhang fordert Bellarmin, dass der Empfänger eines Absolutionsbriefs „in der Gnade Gottes stehen“ müs‐ se 336 . Diesen Satz hat Loukaris mit folgenden Worten kommentiert: 333 Dazu s.o. Anm. 294. 334 «νὰ δίδωνται εἰς τοὺς χριστιανοὺς ἀπὸ νομίμους ἀρχιερεῖς ὁποῦ νὰ ἔχουν ἐξουσίαν νὰ τὰ δίδουν», ebd., 36. 335 Bellarmino 1616, 193. Eine Bestimmung der Wirkung der Absolutionsbriefe nimmt der Mitarbeiter von N. Metaxas, Nikolaos Koursoulas, der von Metaxas zu dessen Vertreter in der Kirche von Zakynthos bestimmt wurde, in seinem kaum verbreite‐ ten dogmatischen Lehrbuch vor: „worin besteht die Wirkung dieser Absolutionsscheine? Es muss gesagt werden, dass diese das Begehen der Sünden nicht auslöschen; denn dies wird, wie gesagt, nicht aufgehoben ohne die Gnade aus der Höhe, welche die Büßer allein durch das Bußsakrament empfangen. Sie löschen aber die Schuld der Strafe aus, die die Beichtväter den Büßern auferlegen“ («τί ἀποτέλεσμα ἐνεργοῦσιν οἱ ξυγχωρητικοὶ οὗτοι χάρται; Ρητέον ὅτι οὐκ ἐξαλείφουσί γε τὸ τῶν ἁμαρτιῶν πταῖσμα· τουτὶ γὰρ ὡς εἴρηται, οὐκ ἀναιρεῖται χωρὶς τῆς ἄνωθεν χάριτος, ἣν οἱ μετανοοῦντες ἐκ μόνου μυστηρίου τῆς Μετάνοιας λαμβάνουσιν, ἐξαλείφουσι δ’ ὅμως τὴν ὀφειλὴν τῆς ποινῆς, ἣν οἱ πνευματικοὶ πατέρες τοῖς μετανοοῦσι ἐπιτιθέασιν»), Κούρσουλας 1862, 425f. Diese Ansicht ent‐ spricht allerdings nicht der Formulierung der uns bekannten Absolutionsbriefe, in denen es stets um die Absolution konkreter Sünden und nicht um den Erlass von Bußauflagen geht. 336 «νὰ εἶναι ἄνθρωπος εἰς τὴν χάριν τοῦ Θεοῦ», Bellarmino 1616, 191.
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„wenn einer in der Gnade Gottes steht, braucht er kein Absolutionsschreiben eines Menschen“ 337 . Loukaris, und mit ihm höchstwahrscheinlich alle seine engen Mit‐ arbeiter, lehnte die Absolutionsbriefe ab. Die Praxis war ihm freilich bestens bekannt, denn auch sein eigener Mentor, der Patriarch von Alexandrien, Meletios Pegas, gewährte Absolutionsbriefe. Das musste allerdings keineswegs bedeuten, dass er diese Praxis auch in theologi‐ scher Hinsicht billigte 338 . Doch auch der Patriarch von Jerusalem und Mitarbeiter von Loukaris, Theophanes, der sogar dessen calvinistische Konfession mit unterzeichnet hatte und mit Léger und Haga zusammen‐ arbeite, vergab Absolutionsbriefe 339 . In früherer Zeit hatte auch Jeremi‐ as II. Tranos Absolutionsbriefe in großen Mengen vergeben, ohne die Notwendigkeit einer theologischen Rechtfertigung zu empfinden 340 . 337 «ὅταν εἶναι εἰς τὴν χάριν τοῦ Θεοῦ, δὲν τοῦ κάνει χρεία ἀνθρώπου συγχωριτικόν», Rozemond 1963, 67. 338 Pegas schrieb am 7.9.1597 an den Metropoliten von Moldavien und der Walachei Georgios: „Du schreibst uns wegen einiger Absolutionsscheine, und so schicken wir [diese]“ («Γράφεις ἡμῖν περί τινων χαρτίων συγχωρέσεως, καὶ ἰδοῦ πέμπομεν», Papadopulos‐Kerameus 1909, 350). Pegas war allerdings ein Gegner des römisch‐katholischen Dogmas; er hatte das Geld der Absolutionsbriefe dennoch nötig wie auch die Hilfe der Protes‐ tanten, deren Lehre ihm anscheinend nicht unbekannt war. Pegas versuchte mit den Protestanten Kontakte gegen Rom anzuknüpfen. Einige Monate später (1598) schreibt er dem Herrscher von Moldavien und der Walachei – der Länder also, wo‐ hin er seine Absolutionsscheine geschickt hatte ‐, Jeremia Mogila: „Sei dem hoch ange‐ sehenen Gesandten Englands besonders dienstbar; denn er ist sehr mächtig, und unsere Zeit ist unsicher“ («Τὸν λαμπρότατον ἐλτζῆν τῆς Ἐγγιλτέρας θεράπευσον σπουδαίως· μεγάλα γὰρ δύναται καὶ ὁ καιρὸς ἐστιν ἄστατος», ebd.). 339 S. Μανούσακας 1968, ιθ’ Anm. 1; hierzu s. auch Ἠλιοὺ 1983, 48f. 340 Jeremias schreibt an Theodosios Zygomalas, der als Exarch des Patriarchen auf die ägäischen Inseln zur Eintreibung von Geldern gesandt worden war: „sehr verehrter Protonotar (...) Herr Theodosios (...) was die Absolutionsbriefe angeht, von denen du schreibst; nur 62 waren vorhanden. Nimm also diese entgegen, und die übrigen werden dich bald errei‐ chen“ («Τιμιώτατε πρωτονοτάριε… κύριε Θεοδόσιε… περὶ καὶ τῶν συγχωρητικῶν γραμμάτων, ὧν γράφεις· ἕτοιμα οὐχ εὑρέθησαν, εἰ μὴ ἑξηκονταδύο μόνον. Δέχθητι τοίνυν ταῦτα, καὶ τὰ λοιπὰ ὅσον οὔπω ἐλεύσονται», Crusius 1584, 293; vgl. Ἠλιοὺ 1983, 45). Zygomalas bittet hier Jeremias um mehr Absolutionsbriefe, weil diejeni‐ gen, die er bei seiner Abreise von Konstantinopel mitgenommen hatte, schon verge‐ ben waren. Dieser Briefwechsel bezeugt, dass die Absolutionsbriefe in großen Stück‐ zahlen verteilt wurden. Crusius schreibt allerdings über Jeremias: «Ἐξεσπάθη καὶ ἐξεῤῥιζώθη· Dixit mihi D.Patriarcha Hieremias (inquit Gerlach im Epist. 26 Novembr. 75 ad D. Cancellar) se in tota Dioecesi sua (ridens indulgentias Papales) sub poena abdicationis mandasse, ne quis pecunia absolveretur», Crusius 1584, 205). Daran wird freilich nur deutlich, dass Jeremias, wie die meisten griechischen Kirchenmänner im Inland, eine Praxis befolgte, die sich von dem, was er Ausländern gegenüber vertrat, wesentlich unterschied (vgl. Wendebourg 1986, 310 Anm. 52). In seinem Fall muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Vertrieb von Absolutionsbriefen so wesentlich für die Finanzen und die Verwaltung des Patriarchats war, dass ein Kampf dagegen äu‐ ßert schwer gewesen wäre. Jeremias hat niemals die Notwendigkeit der Absolutions‐ briefe vertreten. Er hat sogar versucht, die kirchliche Verwaltung zu sanieren (s.
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Die großen Geldsummen, die durch ihre Verbreitung eingetrieben wurden, vermochten wohl jede theologische Überzeugung zu überwinden 341 . So hat auch Rodinos den Gebrauch von Absolutionsbriefen als durchaus akzeptabel beurteilt. Er glich darin dem pro‐katholischen Gegner von Loukaris, dem Patriarchen von Konstantinopel, Athanasios Patellaros, der in Russland zahlreiche, in kirchenslavischer Sprache verfasste Absolutionsbriefe vergab 342 . Als absolut legitim empfand die Verwendung von Absolutionsbriefen sicherlich auch Duka Apostoli, der – geplagt von Gewissensbissen wegen seiner Teilnahme am Tö‐ ebd.: er setzte die Metropoliten von Chios und von Naupaktos wegen Simonie ab). Die Korruption war aber so groß, dass sie nur durch einen gemeinsamen, koordi‐ nierten Versuch zu bekämpfen gewesen wäre. 341 Es muss darauf hingewiesen werden, dass fast alle Patriarchen, die während der Türkenherrschaft Absolutionsbriefe vergaben, die das Volk willig kaufte, die theo‐ logische Unhaltbarkeit dieser Praxis wahrnahmen oder mindestens zu ignorieren versuchten. Dositheos von Jerusalem, der mehr Absolutionsbriefe als jeder andere Hierarch vergeben hatte und sogar das Recht des Patriarchen von Jerusalem, Abso‐ lutionsscheine zu gewähren, durch eine orthodoxe Apologie dieser Praxis zu vertei‐ digen versuchte (hierzu s. Ἠλιοὺ 1985, 50), sagte über Luther: „wenn also der elendste aller, der tollkühne Luther, wegen der Absolutionsbriefe zum Erzketzer und zum höchsten Gotteslästerer in vielen und großen [Dingen] geworden ist, so hat er trotzdem mit Recht ge‐ gen die Absolutionsbriefe gekämpft“ («εἰ οὖν ὁ πάντων ταλάντατος καὶ τολμητίας Λούτερος ἐκ τῆς αἰτίας τῶν συγχωρητικῶν ἐγένετο Αἱρεσιάρχης, καὶ ἐν πολλοῖς καὶ μεγάλοις ἄκρος βλάσφημος, διὰ τὰ συγχωρητικὰ ὅμως δικαίως ἠγωνήσατο», Νοταρᾶς 1715a, 876). Im gleichen Buch schreibt Dositheos über die Absolutionsbrie‐ fe: „auch wenn dies weder von der Schrift noch von den Konzilien festgelegt worden ist, hat es dennoch so die Kirche von Anfang an überliefert; und wer sich ihr widersetzt, der steht unter dem Bann («εἰ γὰρ καὶ οὐ διωρίσθη τοῦτο παρὰ τῆς γραφῆς καὶ τῶν Συνόδων, ἀλλ’ οὕτως ἀπ’ ἀρχῆς παρέδωκεν Ἐκκλησία, ᾓτινι ὁ ἀνθιστάμενος, ὑπὸ ἀνάθεμά ἐστι», ebd., 885; vgl. Ἠλιοὺ 1985, 51). Diese fast schizophrene Widersprüchlichkeit kann man nur verstehen, wenn man die Aufgaben und Notwendigkeiten politischer Machtausübung der orthodoxen Kirche zur Zeit der Türkenherrschaft in Betracht zieht. Diese veranlassten die Bischöfe dazu, türkische oder griechische Machthaber mit großen Geldsummen zu bestechen, um den Patriarchenthron zu besteigen oder behalten zu können. Dositheos, wie auch sein Nachfolger Chrysanthos, zahlte an die osmanische Regierung riesige Geldsummen, die zum großen Teil aus dem Verkauf von Absolutionsbriefen stammten, um die Kontrolle über die griechische Kirche zu erlangen und z.B. günstige Entscheidungen in der Frage der Pilgerkirchen im Heili‐ gen Land zu erzielen. Diese politischen Zwänge ließen offensichtlich bei Bischöfen und Patriarchen den Gedanken aufkommen, dass die Vergabe von Absolutionsbrie‐ fen notwendig für die Erhaltung und Funktionsfähigkeit der Kirche sei. Gleichzeitig konnten sie Rom wegen seiner Ablässe kritisieren. Die Haltung der einzelnen Patri‐ archen bedürfte allerdings einer separaten Untersuchung. Dieselbe Widersprüch‐ lichkeit kennzeichnete auch die Haltung der orthodoxen Gläubigen. F. Richard schreibt diesbezüglich: „Die Schismatiker äußern sich höhnisch und abschätzig über unsere schrift‐ lichen Sündenablässe, schätzen aber die entsprechenden Urkunden, die sie von ihrem Patri‐ archen kaufen und Absolutionsscheine nennen, sehr hoch“, Richard 1657, 151. 342 Im Jahre 1653 sogar auch an die Familienmitglieder des Zaren. Zar Alexej Michajlovič erteilte ihm die Erlaubnis, weitere Absolutionsbriefe zu drucken, um diese an die Zaporoger Kosaken auf deren Bitten hin auszugeben (Ἠλιοὺ 1985, 60).
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tungsplan gegen Loukaris – über die Propagandakongregation einen Absolutionsbrief direkt vom Papst erbat 343 .
9. Der Einfluss der Werke des Rodinos Der Erfolg der Σύνοψις und des Beichtbuchs sollte alsbald den Anstoß zu weiteren ähnlichen Werken geben 344 . Im Jahr 1635 wurde ein Werk von Gregorios Myrmegusianos aus Chios 345 publiziert, dessen Titel demjeni‐ gen der Σύνοψις sehr ähnelt 346 . Inhaltlich beruht dieses Werk in hohem Maße auf Rodinosʹ Buch – eine Tatsache, die die bisherige Forschung nicht zur Kenntnis genommen hat, weil der Autor in dem Bemühen, seine eigentliche Quelle zu verbergen, in seinem Vorwort schreibt, sein Buch basiere auf dem Werk des G. Koressios (ca. 1570‐1659/60), der seinerseits zu Gregoriusʹ Buch ein zweites Vorwort verfasste. Nichtsdestotrotz ver‐ wendet Gregorios schon in der Einleitung ganze Sätze aus der Einleitung der Σύνοψις in exakt gleichem Wortlaut 347 . Auch in dem der Buße ge‐ widmeten Teil seines Buchs folgt er treu dem Beichtbuch des Rodinos 348 , indem er wiederum ganze Abschnitte übernimmt: Πρέπει νὰ λέγῃ τὸν τόπον, τὸν καιρόν, τὸ πρόσωπον, τὴν ἀφορμὴν διατὶ ἔκαμε τὴν ἁμαρτίαν, τὸν τρόπον ὁποῦ τὴν ἔκαμε, καὶ πόσαις βολαῖς τὴν ἔκαμε, διότι αὐτοὶ οἱ τρόποι κατὰ ποῦ λέγουσιν οἱ διδάσκαλοι, κά‐ μνουσι τὴν ἁμαρτίαν
...καὶ ὁ ἐξομολογούμενος νὰ λέγῃ τὰ περιστατικά, ἤγουν, τὸν τόπον, ὁποῦ ἔκαμε τὴν ἁμαρτίαν, καὶ τὸν καιρόν, καὶ τὸ πρόσωπον, καὶ τὴν ἀφορμήν, καὶ τὸν τρόπον, ὁποῦ τὴν ἔκαμε, καὶ πόσαις φοραῖς τὴν ἔκαμε. Διατί, ὅπως λέγουσιν οἱ διδάσκαλοι, αὐτοὶ οἱ τρόποι κάμνουσι τὴν
343 Hofmann 1953, 172f.; vgl. o. Anm 71. 344 Cândea nimmt an, dass das Werk die Grundlage des in Tergovisti 1651 gedruckten rumänischen Buches Mysteric sau Sacrament des Metropoliten Stephan darstellt (s. Cândea 1968, 269, Anm. 107). Da Cândea jedoch nicht den geringsten Begründungs‐ versuch unternimmt, ist gegenüber dieser Hypothese größte Vorsicht geboten. 345 Für (knappe) Informationen über Gregorios s. Στουπάκης 2000, 156‐162. 346 ΣΎΝΟΨΙΣ / ΤΩ~Ν ΘΕΊΩΝ ΚΑῚ ἹΕΡΩ~Ν / ΤΗ~Σ ἘΚΚΛΗΣΊΑΣ / ΔΟΓΜΑΤΩΝ, / ΕἸΣ ὨΦΕΛΕΙΑΝ τῶν ΧΡΙΣΤΙΑΝΩ~Ν, / Ἁπλῇ φράσει παρὰ ΓΡΗΓΟΡΊΟΥ Ἱερομονά‐/ χου, καὶ Πρωτοσυγγέλου τῆς Μεγάλης Ἐκκλη‐ / σίας, τοῦ ἐκ τῆς ἁγίας Μονῆς τῆς Νέας, / τῆς κειμένης ἐν Χίῳ συντεθεῖσα. / ΒΙΒΛΊΟΝ ἈΝΑΓΚΑΙ~ΟΝ / ΚΑῚ ὨΦΈΛΙΜΟΝ / Διὰ κάθε Χριστιανὸν, καὶ διὰ κάθε ἄλλον ἄνθρω‐/ πον, ὁποῦ θέλει νὰ μάθῃ τὴν ἀλήθειαν. / ᾳψπά. ἘΝΕΤΊῌΣΙΝ, 1781. / Παρὰ Νικολάῳ Γλυκεῖ τῷ ἐξ Ἰωαννίνων. / CON LICENZA DE SUPERIORI. 347 Γρηγόριος 1781, 8; vgl. Ροδινὸς 1633, 3v; Γρηγόριος 1781, 10; vgl. Ροδινὸς 1633, 3v; Γρηγόριος 1781, 10; vgl. Ροδινὸς 1633, 4r. 348 Γρηγόριος 1781, 135; vgl. Ροδινὸς 1671, 29.
Das Beichtbuch des Neophytos Rodinos und seine theologischen Gegner
ἐλαφρότερην, καὶ βαρύτερην.
Ροδινὸς 1671, 28f.
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ἁμαρτίαν μεγαλύτερην καὶ μικρότε‐ ρην. Γρηγόριος 1781, 139
Ferner folgt er der Σύνοψις auch bezüglich der Gebote der Kirche sowie der Auslegung der zehn Gebote. Bei der Auslegung des ersten Gebots reproduziert er Rodinos besonders treu 349 . Doch auch in der Sakrament‐ lehre übernimmt er wörtlich Abschnitte aus der Σύνοψις 350 : Tὰ μυστήρια τῆς ἐκκλησίας εἶναι ἑπτά, μήτε περισσότερα μήτε λιγότερα. Ροδινὸς 1671, 2 Αὐτὰ ἐπροτυπώνανε ὅλα τὰ μυστή‐ ρια τῆς παλαιᾶς διαθήκης. Αὐτὰ τὰ μυστήρια ἐσημαδεύανε ᾑ ἑπτὰ βολαῖς ὁποῦ ἐπλύθηκεν εἰς τὸν ποταμὸν Νεεμὰν ὁ σύρος, κατὰ πρόσταξιν τοῦ Θεοῦ, καὶ τοῦ προφή‐ του Ἐλισσαίου. Αὐτὰ ἐπροτυπώνανε ᾑ ἑπτὰ βολαῖς ὁποῦ ὁ αὐτὸς προφή‐ της ἔπεσεν ἀπάνω εἰς τὸν νεκρὸν τὸν υἱὸν χήρας, καὶ τὸν ἀνάστησεν· αὐτὰ ἐπροτυπώνανε ᾑ ἑπτὰ σάλ‐ πιγγες, ὁποῦ κατὰ πρόσταξιν τοῦ Ἰησοῦ τοῦ Ναυῆ, παίζωντάς ταις οἱ ἱερεῖς ἐπέφτανε τὰ τειχιὰ τῆς Ἱεριχώ.... Ροδινὸς 1633, 4f.
Ἐρώτησις: Διατὶ τὰ μυστήρια εἶναι ἑπτὰ τῆς Ἐκκλησίας μας, καὶ ὄχι περισσότερα, ἢ ὀλιγότερα; Ἀπάντησις: Ὅτι αὐτὰ ἐπροτύπωναν τὰ Μυστήρια τῆς παλαιᾶς Διαθήκης. Αὐτὰ τὰ μυστήρια ἐσημάδευαν ᾑ ἑπτὰ βολαῖς, ὁποῦ ἐπλύθηκεν ὁ Νεεμὰν ὁ Σύρος εἰς τὸν ποταμόν, κατὰ τὴν πρόσταξιν τοῦ Θεοῦ, καὶ τοῦ Προφήτου Ἐλισσαίου, αὐτὰ ἐπροτύπωναν ᾑ ἑπτὰ βολαῖς, ὁποῦ ὁ αὐτὸς Προφήτης ἔπεσεν ἐπάνω εἰς τὸν νεκρὸν τὸν υἱὸν τῆς χήρας καὶ τὸν ἀνάστησεν. Αὐτὰ ἐσημαδεύασιν ᾑ ἑπτὰ σάλπιγγες, ὁποῦ κατὰ πρό‐ σταξιν τοῦ Ἰησοῦ τοῦ Ναυῆ σημαί‐ νοντάς ταις οἱ Ἱερεῖς, ἐπέφτασι τὰ τειχία τῆς Ἱεριχώ... Γρηγόριος 1781, 77
Hier übernimmt Gregorios selbst die für Rodinos typische dialektale Wortform βολαῖς statt der sonst üblichen φοραῖς 351 . Obwohl Loukaris früher ein Werk von Korresios gedruckt hatte, zählten Gregorios und Korresios zur fraglichen Zeit zu denjenigen Gegnern des Patriarchen, die zwar nicht offen für Rom Partei ergriffen, 349 Γρηγόριος 1781, 48; vgl. Ροδινὸς 1633, 109. 350 Γρηγόριος 1781, 77; vgl. Σύνοψις 1633, 4f. 351 Zum Wort βολά (es bedeutet φορά, also „Mal“, und geht auf das Wort βολὴ zurück), s. Κριαρᾶς 1975, 148.
122
Die Entstehung der ersten Beichtbücher zur Zeit des Kyrillos Loukaris
sich aber der calvinistischen Strömung entgegensetzten, indem sie die konfessionelle Identität des traditionellen Orthodoxen für sich in An‐ spruch nahmen 352 . Beide Theologen standen auch in enger Verbindung mit dem Gegner des Loukaris, Kyrillos Kontares. Hier ist wohl die ei‐ gentliche Ursache dafür zu suchen, warum Gregorios seine Quelle ver‐ heimlicht und irreführenderweise Korresios als Vorbild nannte. Die Folge davon aber war, dass das Werk des Rodinos dadurch sogar den Rahmen der Pläne der Congregatio de Propaganda Fide überspringen konnte, und selbst von den scheinbar dezidiert orthodoxen Gegnern des Patriarchen verwendet wurde. Der Einfluss des Rodinos auf die griechische Theologie sollte bis ins 18. Jh. fortdauern. Die Σύνοψις konnte durch das Werk des Gregorius selbst danach noch einen zumindest mittelbaren Einfluss ausüben, insofern dieses im 18. Jh. erneut gedruckt wurde. Rodinos’ Beichtbuch beeinflusste die nachfolgende Beichtliteratur entscheidend, insofern es in den Beichtbüchern des Theodoretos Saloufas und des Patriarchen Kallinikos rezipiert wurde.
352 Ihre pro‐katholische Einstellung war Loukaris bekannt, da er in einem Brief an Léger Gregorios als Jesuitenschüler bezeichnet. In einem Brief an Léger schreibt er ferner, dass Rom weder auf Korresios noch auf Gregorios große Stücke halte, s. Legrand 1896, 483.
Hauptteil Β
Neue Aktivitäten Venedigs im Osten. Die Werke von Methodios Anthrakites und Theodoretos Saloufas zur Beichte
III. KAPITEL Die Texte zur Beichte von Methodios Anthrakites (1660? −1748) 1. Der Autor Über das Leben von Methodios Anthrakites 1 , wie auch über das vieler anderer Gelehrter des 17.‐18. Jahrhunderts, existieren nur wenige An‐ gaben. Diese reichen nicht aus, um Fragen zu Ausbildung, Persönlich‐ keit und Werk des Autors abschließend zu beantworten. Wahrscheinlich wurde er gegen 1660 im Dorf Kamnia des östlichen Zagori Gebietes geboren und studierte an der Guma‐Schule in Ioannina bei Bessarion Makres und Georgios Sougdouris 2 . Von Dezember 1692 bis 1695 lebte er in Korfu, wo er auf Einladung des Protopapas Christo‐ doulos Voulgaris zehn junge Priesteramtskandidaten unterrichtete 3 . Zur Zeit seiner Ankunft in Korfu hatte Methodios die Priesterweihe schon 1
2
3
Zu Leben und Werk Anthrakites´ s. Αγγέλου 2000, 23‐37; Ἀραβαντινὸς 1960, 9‐13; vgl. Ders. 1861, 86‐89; Ders. 1856, 277‐279, Anm.1; Εὐστρατιάδης 1933, 257‐315; Ζαβίρας 1972, 418‐421; Μπόμπου 1995, 111‐127; Παπαδόπουλος 1926, 10‐17; Πέτσιος 2002, 69‐120; Ders. 2003, 249‐266; Χατζὴς 1962, 296‐306; Χρήστου 1953; Ψημμένος 1989, 421‐455; Ders. 1996; Ders. 2002, 33‐44; Hederson 1970, 33‐40; Kurze Notizen zum Leben und Schrifttum des Autors bei Βενδότης 1795, 141; Δαπόντες 1872, 112‐113; Εὐαγγελίδης 1936, 156‐158; Καραθανάσης 1972, 164; Κούμας 1832, 557f.; Μέρτζιος 1936, 80f., 109f.; Προκοπίου 1972, 501; Σάθας 1868, 435‐437; Podskalsky 1988, 316f.; Knös 1962, 473‐476. Aravantinos teilt mit, dass B. Makres im Jahre 1683 von der Schule entfernt wurde und G. Sougdouris die Leitung übernahm. Anthrakites kann also nur dann ein Schü‐ ler von B. Makres gewesen sein, wenn er die Schule schon vor 1683 besucht hat (s. Ἀραβαντινὸς 1986, 113‐115; vgl. Εὐαγγελίδης 1936, 156f.). Anthrakites’ Schüler Va‐ silopoulos Balanos nennt nur Sougdouris als Lehrer von Methodios (s. Ἀνθρακίτης‐ Μπαλάνος 1749, xii). Diese Nachricht enthält einen Auszug aus dem Testament von Christodoulos Voul‐ garis, Protopapas von Korfu, in dem es u.a. heißt: „da ich sah, dass fast überall in mei‐ ner Diözese die Beherrschung der griechischen Sprache verloren war (…) so berief ich, von Gott erleuchtet, vom Gebiet der Stadt Ioannina einen tugendhaften Priester namens Metho‐ dios“ («βλέπωντας πῶς εἰς ὅλην σχεδὸν τὴν διοίκησιν τῆς ἐπαρχίας μου ἐχάθη ἡ ἐμπειρία τῆς Ἑλληνικῆς γλῶσσας... ἔτζι φωτιζόμενος παρὰ Θεοῦ ἔκραξα ἀπὸ τὴν χώραν τῶν Ἰωαννίνων ἕναν ἄνθρωπον ἱερωμένον καὶ ἐνάρετον ὀνόματι κὺρ Μεθό‐ διον...»). Tsitsas, der dieses Zitat in einem Aufsatz veröffentlicht, nimmt berechtig‐ terweise an, dass dieser „Priester namens Methodios“ mit Anthrakites zu identifizie‐ ren ist (s. Τσίτσας, 1979, 199).
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Neue Aktivitäten Venedigs im Osten
empfangen. Von Korfu siedelte er direkt nach Venedig um, wo er spä‐ testens seit 1697 als Pfarrer und ab 1700 als Prediger der St.‐Georgs‐ Kirche angestellt war 4 . Anfang 1709 befindet sich Anthrakites in Ioan‐ nina, und Ende desselben Jahres wurde er als Lehrer an der Kyritses‐ Schule in Kastoria angestellt. Dort lehrte er bis 1721 5 . Es folgte eine weitere Anstellung als Lehrer, diesmal in Siatista. Diese hatte er bis zum Jahre 1723 inne, als er von den Ältesten der Stadt Ioannina damit beauftragt wurde, die Stelle des Lehrers an der Guma‐Schule zu übernehmen 6 . Am 23. August 1723 wurde Anthrakites durch das Patriarchat von Konstantinopel wegen Anhängerschaft zu M. Molinos verurteilt. Sein Schüler Ierotheos hatte die Anklage erhoben, und ihm wurden Lehr‐ befugnis und Priesteramt entzogen 7 . Anthrakites stellte sich jedoch einem Synodalgericht und wurde nach Ablegung eines Glaubensbe‐ kenntnisses 8 durch einen Beschluss des Patriarchats rehabilitiert. Hier‐ auf kehrte er wieder nach Ioannina zurück und lehrte dort wahrschein‐ lich bis 1734 an der Guma‐Schule 9 . Danach verlieren sich seine Spuren. Sein Tod wird auf das Jahr 1748 datiert.
2. Das Beichtbuch und die theologischen Werke des Anthrakites. Der geschichtliche Hintergrund ihrer Entstehung 2.1 Die Werke Unter den Werken von Anthrakites haben nur vier den Weg zum Druck gefunden. Dabei handelt es sich, mit Ausnahme des 1749 von seinem Schüler Vasilopoulos Balanos posthum herausgegebenen Ὁδὸς μαθη‐ ματικῆς (Methode der Mathematik) 10 , um popularisierte pastorale Werke: Θεωρίαι Χριστιανικαὶ (1699) (Christliche Betrachtungen), Ἐπίσκεψις Πνευματικὴ (1707) (Geistlicher Besuch) und Βοσκὸς λογικῶν προβάτων (1708) (Hirte vernunftbegabter Schafe). In der vorliegenden Arbeit werde ich nicht nur das Beichtbuch Ἐπίσκεψις Πνευματική, sondern auch die 4 5 6 7
Καραθανάσης 1972, 164. S. Κορνοῦτος 1953, 446‐461. S. Ἀραβαντινὸς 1856, 277‐279; vgl. Ψημμένος 437‐439. Δελικάνης 1905, 868‐873; Ψημμένος 1989, 439‐446; Χρήστου 1953, 29‐32. Hinweise auf weitere Veröffentlichungen des Beschlusses bei Μπόμπου 1995, 111, Anm. 2. 8 S. Χατζῆς 1962, 296‐306; vgl. Ψημμένος 1989, 432‐437; Gelzer 1902, 122. 9 S. Πέτσιος 2002, 79. 10 Hierzu s. Ἀνθρακίτης‐Μπαλάνος 1749.
Die Texte zur Beichte von Methodios Anthrakites
127
beiden anderen pastoralen Werke untersuchen, die ebenfalls das The‐ ma Buße und Beichte behandeln und insofern inhaltlich verwandt sind.
2.2 Anthrakites als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche in Venedig Seit 1695 hielt sich Anthrakites in Venedig auf 11 . Am 13. Juni 1697 unter‐ zeichnete er seine erste Standesurkunde als Pfarrer der griechischen Ge‐ meinde von Venedig; zum letzten Mal erscheint sein Name in einer Taufurkunde des gemeindlichen Taufregisters vom 9. September 1708 12 . Während seines Aufenthaltes in Venedig war Anthrakites über den aktuellen Stand der philosophischen, theologischen, aber auch der ma‐ thematischen Forschungen durchaus informiert. Dieser Befund ergibt sich nicht nur aus der Analyse seiner edierten Werke, sondern auch aus den Informationen, die uns über seine späteren philosophischen Arbei‐ ten 13 und die verlorengegangenen philosophischen Hefte 14 zur Verfü‐ gung stehen. In Venedig konnte Anthrakites die Bildung, die er in Io‐ annina erworben hatte, anscheinend ausbauen 15 . Wir haben jedoch keine Indizien, die auf ein ordentliches Studium an einer veneziani‐ schen Hochschule hinweisen. Anthrakites ging nicht als Student nach Venedig, wie die griechischen Studenten der benachbarten Universität von Padua und der anderen Hochschulen 16 – so etwa der damalige Priestermönch Chrysanthos Notaras, der später Patriarch von Jerusa‐ lem und Autor eines Beichtbuchs wurde, und mit dem Anthrakites bekannt und später freundschaftlich verbunden war 17 . Anthrakites war 11 J. Veloudos und K. Mertzios berichten, Anthrakites sei im Jahre 1696 Pfarrer der St.‐ Georgs‐Kirche geworden (s. Βελοῦδος 1893, 182; s. auch Μέρτζιος 1936, 254). Da er aber bereits 1695 als Lektor bei der Ausgabe des Εἱρμολόγιον im Glykys Verlag mit‐ gewirkt hat (s. Ἠλιοὺ 1973, 125f.), komme ich zu dem Schluss, dass er sich spätes‐ tens seit 1695 in Venedig aufhielt. 12 In den Standesamtregistern der griechischen Gemeinde Venedigs, und namentlich in den Heiratsurkunden, erscheint Anthrakites sechs Mal als zelebrierender Priester in der Zeit von 1697 bis 1703 (s. Μανούσακας‐Σκουλᾶς 1993, 20, 60, 99, 182, 295). In den unveröffentlichten Taufurkunden erscheint Anthrakites zum letzten Mal am 9. September 1708 als Spender des Sakraments (Μέρτζιος 1947, 260). 13 Zu seinen philosophischen Werken s. Hederson 1970, 33‐40; s. auch Πέτσιος 2002, 69‐120; Ders. 2003, 24. 14 Hierzu s. Μπόμπου 1995. 15 Über seine Weiterbildung in Venedig s. Ἀνθρακίτης‐Μπαλάνος 1749, xii. 16 S. Βελοῦδος 1893, 107‐147; s. auch Καραθανάσης 1986, 23‐32. 17 Chrysanthos studierte von 1697 bis 1700 in Padua. Wir wissen jedoch nicht, wann genau und in welcher Art und Weise er mit Anthrakites bekannt wurde. Dass beide in Kontakt standen, wird allerdings von ihrem noch erhaltenen Briefwechsel aus der Zeit nach der Rückkehr Chrysanthos’ nach Konstantinopel und seiner Erhebung auf den Patriarchenthron bezeugt (s. dazu Κορνοῦτος 1953, 445 Anm. 3; vgl. Σάθας 1872, 521).
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Neue Aktivitäten Venedigs im Osten
während seines Aufenthaltes zur Arbeit gezwungen. Seine Verpflich‐ tungen als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche sicherten ihm zwar seinen Lebensunterhalt 18 , ließen aber gewiss kein ordentliches Studium zu oder erschwerten dies zumindest erheblich. Wie wir sahen, war Anthrakites bereits vor seiner Reise nach Korfu und Venedig Priester in Ioannina. Da er weder selbst wohlhabend war, noch die Unterstützung eines Gönners genoss, bestand die einzige Möglichkeit zum Aufenthalt in Venedig also in seiner Anstellung als Pfarrer der griechischen Gemeinde der Stadt. Die dortige Situation gestaltete sich jedoch alles andere als einfach. Die Gemeinde wählte selbst sowohl den Hirten der Metropolie von Philadelphia, als auch ihre Priester, die in aller Regel aus dem griechi‐ schen Raum kamen. Die Kandidaturen waren zumeist zahlreich; man‐ che Priester mussten sich in zwei oder mehreren aufeinander folgenden Abstimmungen zur Wahl stellen 19 . In der Zeit, als Anthrakites nach Venedig zog, spielte auch der Metropolit von Philadelphia eine ent‐ scheidende Rolle bei der Wahl der Pfarrer. Die Gemeinde zählte zu ihren Mitgliedern zudem viele gebildete Griechen, reiche Händler, Professoren und Gelehrte, sodass die Priester über die Erfüllung ihrer Pflichten als Pfarrer hinaus dem hohen Niveau der Gemeinde entspre‐ chen mussten 20 . So ist in St.‐Georg eine Rhetorik‐Tradition entstanden, die durch eine Vielzahl griechischer Gelehrter der Türkenherrschaft kultiviert wurde 21 . Bisweilen waren in der St.‐Georgs‐Kirche auch pro‐ minente Priester aus dem osmanischen Reich als Pfarrer tätig, die ihre Bildung − wenigstens kurzfristig − erweitern wollten 22 . Die große Mehr‐ heit der griechischen Gelehrten und Theologen jener Zeit hat sich, zu‐ mindest für kurze Zeit, in Venedig aufgehalten und die St.‐Georgs‐ Kirche besucht 23 . Außerdem zog Venedig die Gelehrten nicht nur we‐ 18 Anthrakites’ Jahreslohn betrug 50 Dukaten (s. Μέρτζιος 1936, 255). 19 S. dazu Μανούσακας 1969, 189‐191; s. auch Βελοῦδος 1893, 75. 20 Die von Veloudos angeführte Liste der Priester und Metropoliten (s. Βελοῦδος 1893, 180‐183) schließt einen großen Teil der damaligen Gelehrten ein. Unter diesen Ge‐ lehrten verfassten Nikolaos Malaxos und Nikephoros Paschaleus Beichtbücher, und der Metropolit Severos das Συνταγμάτιον, dessen Kapitel über die Buße die Beichtli‐ teratur entscheidend beeinflusst hat (s. dazu u. S. 172‐174, 218, 254); so konnte sogar eine Tradition von pastoralen Werken über die Beichte entstehen. Auch Zacharias Skordilis bezieht sich auf die Beichte in seiner Gedenkschrift, die er als Vertreter der griechischen Gemeinde von Venedig an den Kardinal von Lothringen, Charles de Guise (1524‐1574), richtete (s. dazu Lamius 1738, 105‐109). 21 S. auch Καραθανάσης 1972. 22 Es seien beispielsweise die Fälle von Meletios Metrou, Metropolit von Athen (in Pa‐ dua), von Chrysanthos, Patriarch von Jerusalem und früher, der des Metrophanes Kritopoulos, der auch Lehrer der griechischen Schule Venedigs gewesen ist, erwähnt. 23 Für eine – allerdings nicht vollständige – Aufzählung der griechischen Gelehrten Venedigs s. Βελοῦδος 1893, 107‐112; s. auch Καραθανάσης 1986. Alle Verfasser von
Die Texte zur Beichte von Methodios Anthrakites
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gen der benachbarten Universität von Padua und ihrer griechischen Schulen an, sondern auch wegen ihrer großen griechischen Druckerei‐ en. Anthrakites musste sich jetzt in dieser traditionsträchtigen Umge‐ bung als Pfarrer der St.‐ Georgs‐Kirche bewähren. Auf den ersten Blick scheint es also, als hinge die Entstehung der pastoralen Werke von Anthrakites mit seinen pastoralen Verpflichtun‐ gen zusammen. Diesen Zusammenhang stellt Anthrakites im Vorwort zu seinem ersten Buch Θεωρίαι Χριστιανικαὶ 24 selbst her. Auch in sei‐ nen Briefen an Chrysanthos von Jerusalem schreibt er, dass die von ihm abgefassten und herausgegebenen Bücher zum Nutzen seiner Brü‐ der in Venedig bestimmt seien 25 . Überdies besaß Anthrakites in geistli‐ chen Angelegenheiten wohl eine gewisse Erfahrung, hatte er doch schon in Korfu Priesteramtskandidaten unterrichtet und in Venedig die Bitte erhalten, künftigen Priestern das nötige Empfehlungsschreiben auszustellen. Ein erster Blick auf die historischen Quellen legt also den Schluss nahe, dass die drei genannten Handbücher allein dazu bestimmt waren, den pastoralen Bedürfnissen der griechischen Gemeinde in Venedig entgegenzukommen, und zwar den Laien ebenso wie den Klerikern. Wie wir sehen werden, verhielten sich die Dinge jedoch anders, als es dieser oberflächliche Blick nahelegen mag.
Beichtbüchern, mit Ausnahme von Kallinikos III. und Nikodemos Hagioreites, leb‐ ten zeitweilig in Venedig. 24 „Zwischen meinen gewöhnlichen Studien begehrte ich, mein liebster Bruder, einige geistliche Bücher von verschiedenen würdigen und frommen Lehrern zu lesen, aus denen ich viele ver‐ schiedene christliche Gedanken und Betrachtungen zusammenstellte, und so zum Nutzen und zum Heil unserer christlichen Brüder dieses Büchlein zusammensetzte, durch das jeder das Urbild des christlichen Wandels so wie die Methode, durch die er zur christlichen Voll‐ kommenheit gelangen kann, erkennen kann“(«Ἀνάμεσα εἰς τὰς συνήθεις μου σπουδάς, ἀδελφὲ προσφιλέστατε, μοῦ ἦλθεν ἐπιθυμία νὰ ἀναγνώσω μερικὰ βιβλία πνευματικὰ διαφόρων ἀξίων εὐσεβῶν διδασκάλων, ἀπὸ τὰ ὁποῖα ἐσυνάθροισα πολλοὺς καὶ διαφόρους χριστιανικοὺς στοχασμοὺς καὶ θεωρίας, καὶ ἐσύνθεσα τοῦτο τὸ βιβλιά‐ ριον δι’ ὠφέλειαν, καὶ σωτηρίαν τῶν ἀδελφῶν μας χριστιανῶν, διὰ τοῦ ὁποίου δύ‐ ναται καθένας νὰ γνωρίσῃ τὴν κατάστασιν τῆς χριστιανικῆς πολιτείας, καὶ τὴν μέθοδον, μὲ τὴν ὁποίαν ἠμπορεῖ νὰ ἔλθῃ εἰς τελειότητα Χριστιανικήν», Ἀνθρακί‐ της 1699, 3f.). 25 „Ich werde dafür sorgen, dass auch diese ans Licht kommen, weil ich meine, dass sie den Brüdern von Nutzen sind“ («θέλω φροντίση νὰ τὰ φέρω καὶ αὐτὰ εἰς φῶς, διατὶ λο‐ γιάζω νὰ εἶναι αὐτὰ πρὸς ὠφέλειαν τῶν ἀδελφῶν», Γεδεὼν 1936, 213).
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Neue Aktivitäten Venedigs im Osten
2.3 Anthrakites’ pastorale Schriften und die Kirchenpolitik des Meletios Typaldos 2.3.1 Die Publikation der Werke Anthrakites’ pastorale Werke wurden in der Druckerei von Glykys gedruckt 26 . Bereits 1695 hatte Anthrakites als Lektor bei der Edition des Εἱρμολόγιον mit Glykys zusammengearbeitet 27 . Über diese Zusam‐ menarbeit war auch der spätere Metropolit von Athen, der Gelehrte Meletios Metrou (1661‐1714), informiert. Metrou schätzt Anthrakites außerordentlich und legt ihn Glykys als Lektor für die Edition seiner Geographie nahe 28 . Außerdem hatte Anthrakites auch im Verlagshaus von Saros als Lektor gearbeitet. Seine Zusammenarbeit mit Glykys und seine Anerkennung als Lektor erleichterten Anthrakites die Publikation seiner eigenen Bücher 29 natürlich erheblich, ohne allerdings das Finan‐ zierungsproblem zu lösen. Die drei genannten pastoralen Bücher sind auch nicht die einzigen, die Anthrakites zum Nutzen der Laien und Priester von Venedig zu drucken gedachte. In seinem Brief an Chrysanthos von Jerusalem vom 22. Mai 1717 schreibt er: „Ich habe noch eine Christliche Katechese (Κατήχησιν χριστιανικήν), einen Seelenhirten (Ποιμένα ψυχῶν), und ein Beichtbuch (Έξομολογητάριον), und wenn der Herr durch Ihre heiligen Gebete mich in meiner Schwäche kräftigen möchte, wenn Er möchte, dass irgendein Mitmensch mir helfe, so
26 Dies kann ich, was den Ἐπίσκεψις angeht, nur vermuten, da kein Exemplar der ersten Auflage und kein bibliographisches Zeugnis derselben erhalten ist (s. dazu u. S. 160‐162; s. auch Ἠλιοὺ 1999, 253). 27 Παπαδόπουλος 1984, 197 Nr. 2746. 28 „Daher meine ich, dass Sie Herrn Methodios, wenn er sich da befindet, darum bitten sollten, dass er diese Aufsicht und diese Sorge sowohl meinetwegen wie auch zugunsten der Nation übernimmt; über diese Angelegenheit schreibe ich ihm auch einen Brief, den ich Ihnen unbe‐ siegelt schicke. Wenn es Ihnen recht erscheint, geben Sie ihm den Brief – oder machen Sie, was Sie sonst entscheiden sollten, nur [sorgen Sie dafür], dass die Ausgabe mit großer Sorgfalt gemacht wird“ («Ὅθεν λογιάζω ἂν εἶναι ὁ κὺρ Μεθόδιος αὐτοῦ θέλετε τὸν συντύχει νά λάβῃ αὐτὴν τὴν ἐπιστασίαν καὶ τὴν φροντίδα καὶ δι’ ἀγάπην μας καὶ διὰ χάριν τοῦ Γένους καὶ εἰς τὸν ὁποῖον γράφω καὶ ἐγὼ περὶ αὐτῆς τῆς ὑποθέσεως καὶ σᾶς πέμπω τὸ γράμμα ἀβούλωτον καὶ ἂν σᾶς φανῇ εὔλογον δῶστε του ἢ ὅπως ὁρίσητε, μόνον νὰ γένῃ μὲ μεγάλην ἐπιμέλειαν ἡ ἔκδοσις», Μέρτζιος 1936, 324; vgl. Κυριακόπουλος 1990, 926f.). Wir wissen nicht, ob Methodios diese Ausgabe tatsäch‐ lich als Lektor vorbereitet hat, da sie erst 1728, also 21 Jahre nach diesem Brief, reali‐ siert wurde. Sein Name kommt in dieser Ausgabe jedenfalls nicht vor. 29 Auch Agapios Landos hat während seiner Aufenthalte in Venedig als Lektor bei der Druckerei des Andrea Juliani gearbeitet, um zur Finanzierung der Ausgabe seiner Werke beizutragen (s. Κωστούλα 1983, 73).
Die Texte zur Beichte von Methodios Anthrakites
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werde ich dafür sorgen, dass sie ans Licht kommen, denn ich denke, dass auch diese den Brüdern zum Nutzen wären“ 30 .
Dieser Abschnitt ist für unsere Fragestellung von besonderer Bedeutung, denn er enthält unter anderem die Information, dass Anthrakites neben der Ἐπίσκεψις, deren Publikation er dem Patriarchen im gleichen Brief mitteilt, ein weiteres Beichtbuch verfasst hat31 . Somit beliefe sich die Zahl von Anthrakites’ pastoralen Werken auf insgesamt fünf. Dennoch spricht Methodios in einem Brief, den er einen Monat vorher, am 23. April 1707, an Chrysanthos richtete, von zwei bis drei geistlichen Handbüchern 32 . Fügt man dieser Zahl die 1699 veröffentlichten Θεωρίαι hinzu, ergibt sich nun eine Zahl von nur drei bis vier Werken. Laut seines vorher erwähnten späteren Briefes an Chrysanthos (22. Mai 1707) liegt die Gesamtzahl seiner Werke jedoch bei fünf. Diese Inkonsistenz lässt sich nur unter der Annahme erklären, dass sich Anthrakites in seinem früheren Brief nur auf diejenigen zwei oder drei Bücher bezieht, die noch nicht gedruckt waren (er bittet ja indirekt um Hilfe bei der Finanzierung ihres Druckes). Er zählt also die Θεωρίαι und die Ἐπίσκεψις, die damals schon im Druck war oder gar bereits gedruckt vorlag, nicht mit. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass zwei von fünf Werken, nament‐ lich das Ἐξομολογητάριον (Beichtbuch) und die Κατήχησις, nie ge‐ druckt wurden, wahrscheinlich weil ein Stifter fehlte oder Anthrakites Venedig verlassen musste. Die unveröffentlichten Handschriften dieser zwei Werke sind nicht erhalten. Besonders bemerkenswert hierbei ist die Tatsache, dass Anthrakites während seines Aufenthaltes in Venedig im ganzen fünf pastoraltheo‐ logische Handbücher verfasste, die mit den Themen Buße und Beichte unmittelbar zusammenhängen; im Vergleich zu der Anzahl entspre‐ chender pastoraltheologischer Werke griechischer Autoren seiner Zeit 30 «Ἔχω ἀκόμη καὶ μίαν Κατήχησιν χριστιανικήν, καὶ ἕνα Ποιμένα ψυχῶν, καὶ ἕνα Ἐξομολογητάριον, καὶ ἂν ὁ Κύριος, δι’ εὐχῶν σας ἁγίων ἤθελε νὰ δυναμώσῃ εἰς τὴν ἀσθένειαν ὁποῦ ἔχω, καὶ νὰ συντρέξῃ κανεὶς πλησίον εἰς βοήθειαν, θέλω φροντίσῃ νὰ τὰ φέρω καὶ αὐτὰ εἰς φῶς, διατὶ λογιάζω νὰ εἶναι καὶ αὐτὰ πρὸς ὀφέλειαν τῶν ἀδελφῶν», Γεδεὼν 1936, 213. 31 Vielleicht erwähnte Anthrakites seine unveröffentlichten Werke mit dem Ziel, Chry‐ santhos dazu zu bewegen, ihre Ausgabe entweder selbst zu stiften, oder einen Stifter zu finden. So schreibt er: „Ich hatte (…) auch zwei bis drei geistliche Bücher, die aber, da ihnen keiner zur Hilfe kommt, bei dem armen Autor bleiben“ («Εἶχα... καὶ δύο τρία βιβλία πνευματικά, καὶ μὲ τὸ νὰ μὴ ἔχουσι τὸν βοηθοῦντα, μένουσιν εἰς τὸν πτωχὸν φιλο‐ πονήσαντα», s. ebd., 211). Aber auch in seinem Brief vom 22. Mai desselben Jahres schreibt er: „wenn irgend ein Mitmensch zur Hilfe kommen würde, so würde ich dafür sor‐ gen, dass sie ans Licht kämen“ («ἄν...ἤθελε... καὶ νὰ συντρέξῃ καὶ κανεὶς πλησίον εἰς βοήθειαν, θέλω φροντίσῃ νὰ τὰ φέρω καὶ αὐτὰ εἰς τὸ φῶς», s. ebd., 213). 32 S. Γεδεὼν 1936, 211; s. auch Anm. 571.
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ist diese Zahl recht groß. Ferner ist es ihm gelungen, drei dieser Werke zu veröffentlichen; ebenfalls eine große Zahl angesichts der Schwierig‐ keiten, die der Druck eines Buches implizierte 33 . Darüber hinaus sind diese Werke herausgegeben worden, obwohl die Abfassung neuer ge‐ druckter Beichtbücher schon seit der Ära von Kyrillos Loukaris aufgehört hatte. Ebenso bemerkenswert ist es, dass Anthrakites nach der Rückkehr in seine Heimat seine pastoralschriftstellerischen Ambitionen nicht fortsetz‐ te. Denn gerade dort bestand ja ein viel größeres Bedürfnis nach allgemein‐ verständlichen pastoralen Handbüchern als in Venedig, wo die Mitglieder der Gemeinde mehrheitlich von hohem Bildungsniveau und ferner des Italienischen (bisweilen auch des Lateinischen) mächtig waren, so dass ihnen die Fülle entsprechender römisch‐katho‐lischer Handbücher zugäng‐ lich war. Welches war also das eigentliche Motiv hinter der Veröffentlichung von Methodios’ Handbüchern?
2.3.2 Das Wirken des Metropoliten von Philadelphia, Meletios Typaldos
Zur der Zeit, als sich Anthrakites in Venedig aufhielt, hatte Meletios Typaldos 34 (1648‐1713) den Thron der Metropolie von Philadelphia 35 33 S. z.B. Παπαδόπουλος 2004. 34 Über Typaldos s. Βελοῦδος 1893, 80f.; s. auch Γεδεὼν 1913; Καραθανάσης 1986, 96‐ 100; Τσιτσέλης 1904, 756‐769; Μπόμπου 1978; Dies. 1995; Rodota 1763, 224f.; Pigna‐ torre 1889, 281‐283; Legrand 1903, 428‐433. 35 Vom Jahre 1577 an, als der damals zum Metropolit von Philadelphia geweihte Gab‐ riel Severos sich in Venedig niederließ und die geistliche Leitung der blühenden griechischen Gemeinde übernahm, beginnt die Reihe der Metropoliten zu Venedig, die den Titel des Metropoliten von Philadelphia tragen. Die Motive dieser Übertra‐ gung des Bischofstitels der kleinen und armen Metropolie von Philadelphia auf den nunmehr in Venedig ansässigen orthodoxen Metropoliten hängen nach Manousakas mit den persönlichen Ambitionen des Gabriel Severos zusammen, aber auch mit den politischen Zielen Venedigs, das ihn unterstützte – was allerdings nicht bedeutet, dass die pastoralen Bedürfnisse der damals großen griechischen Gemeinde die An‐ wesenheit eines Metropoliten nicht erforderte (s. hierzu Μανούσακας 1969, 193‐ 209). In der Nachfolge des Severos hat bis zum Tode des Meletios Typaldos im Jahre 1713 eine Reihe griechischer Metropoliten zu Venedig den Titel des Metropoliten von Philadelphia getragen. Seitdem verbot Venedig die Wahl eines neuen Metropo‐ liten wegen des durch die Bestrebungen von Typaldos hervorgerufenen Aufruhrs bis 1780, als Sophronios Koutouvalis gewählt wurde. Er ist der letzte orthodoxe Met‐ ropolit in Venedig mit dem Titel des Metropoliten von Philadelphia gewesen. Diese Metropoliten behielten den Titel des «ὑπερτίμου καὶ ἐξάρχου πάσης Λυκίας» bei, und wurden als Vertreter des Patriarchen von Konstantinopel betrachtet. Nach dem Fall des venezianischen Staates kehrte der Sitz des Metropoliten zurück nach Phila‐ delphia (s. ebd., 186f.).
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inne. Der ehemalige Schüler und Direktor des Collegio Flanghinis 36 trat 1685, mit eindeutiger Mehrheit gewählt 37 , die Nachfolge des Gerasimos Vlachos (1679‐1685) an. Unmittelbar nach seiner Wahl machte sich Typaldos daran, konsequent an einem Plan 38 zu arbeiten, der die orthodoxe Gemeinde von Venedig dem römischen Papst unterwerfen sollte. Der Plan wurde stufenweise entfaltet, so dass auch seine Ziele nur stufenweise offenbar wurden. Zunächst versuchte der Metropolit, das Recht, die eigenen Pfarrer zu wäh‐ len, der griechischen Gemeinde zu entziehen und an sich zu reißen 39 , 36 37 38 39
Hierzu s. Καραθανάσης 1986, 96‐100. S. Μανούσακας 1969a, 105f. Zu diesem Plan s.u. S. 142f. Dazu s. Βελοῦδος 1893, 84; s. auch Γεδεὼν 1913, 267; Βενδότης 1795, 264; Τσιτσέλης 1904, 761. Im Jahr 1686 schreibt Typaldos in einer brieflichen Antwort auf die Bitte sei‐ ner Familie, seinen Bruder Jeremias als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche anzustellen, dies sei ihm unmöglich, sowohl weil sein Bruder eine Sehschwäche habe, als auch weil es in Venedig würdige Priester gebe, die die wahlberechtigten Bürger nicht benachteiligen würden (dazu s. Μπόμπου 1996, 157). Fast gleichzeitig setzte sich Typaldos jedoch da‐ für ein, dass sein Bruder erfolgreich zum Bischof von Modon und Navarino gewählt wird (s. Τσιτσέλης 1904, 755f.; hierzu s. auch Καραθανάσης, 257‐259). Es scheint für Typaldos also leichter gewesen zu sein, einen Günstling zum Bischof wählen zu lassen, als ihn als Pfarrer der griechischen Kathedrale Venedigs zu installieren. In Venedig war es die Gemeinde, die das letzte Wort hatte. Diese wählte nicht nur die Pfarrer und den Metropoliten durch Abstimmung, sondern zahlte überdies deren Löhne. Und so hing Typaldos’ Bestreben, die Wahl der Pfarrer an sich zu reißen, mit seinem Vorhaben zusammen, die Kontrolle über seine Metropolie auch verwaltungsmäßig zu überneh‐ men, um dann die Ausbreitung der Metropolie seinem Plan gemäß zu bewerkstelligen. Vielleicht sollte dieses Bestreben jedoch nicht nur mit dem Ehrgeiz Typaldos’ erklärt werden, sondern auch als Versuch, die kirchliche Verwaltung von der absoluten Kon‐ trolle der griechischen Gemeinde Venedigs loszureißen; ein solcher Versuch hätte mit dem damals sowohl in der orthodoxen wie auch in der katholischen Kirche geltenden Recht in Einklang gestanden. Typaldos wollte den direkten Interventionen politisch einflussreicher Personen in die orthodoxen Metropolien unter venezianischer Herr‐ schaft ein Ende setzen – wobei er indirekte Interventionen dieser Art wohl selbst prak‐ tizierte, um seinen später noch zu untersuchenden Plan mit dem Vatikan und dem Pat‐ riarchat von Konstantinopel voranzutreiben. Typaldos hatte zum Ziel, den im orthodoxen Klerus der venezianischen Besatzungsgebiete herrschenden kanonisch und ekklesiolo‐ gisch anomalen Zustand zu berichtigen. Die besagte Anomalie war Ergebnis einer ei‐ genartigen, von den politischen Interessen Venedigs diktierten Verwaltungsform. Für die Politik der venezianischen Regierung hatte nicht die kanonische Ordnung die Prio‐ rität – maßgeblich waren ihre eigenen Interessen. So verbot die Regierung der Serenis‐ sima die Einsetzung von Bischöfen auf Kreta, und sogar die Gründung eines Erzbis‐ tums durch ihren Vertrauensmann G. Severos, weil sie dies für gefährlich hielt, wogegen sie eine solche Gründung in Venedig selbst, wo sie die Situation völlig unter Kontrolle hatte, erlaubte. Ferner verbot sie die Wahl von Bischöfen auf den ionischen Inseln, wo‐ gegen sie diese auf der Peloponnes erlaubte, da sie nicht anders konnte. Auch auf der Peloponnes aber wollte sie versuchen, die Macht der Bischöfe und des Patriarchats von Konstantinopel zu beschneiden, indem sie das Wahlrecht bei der Wahl von Bischöfen und Priestern antikanonisch auf die Gemeinden übertrug.
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was eine ablehnende, schroffe Reaktion seitens der Gemeinde hervor‐ rief 40 . Da die Mitarbeit der Gemeinde hierfür aber unverzichtbar war, schien Typaldos’ Plan damit zunächst vereitelt. Trotzdem hat er seine Bestrebungen zur Unterwerfung der orthodoxen Kirche Venedigs nach der ersten negativen Reaktion sogar noch forciert 41 . Rom sollte den Metropoliten Typaldos aber auch in der neuen, durch die Reaktion der Gemeinde veränderten Situation unterstützen. J. Veloudos erwähnt, dass der kretische Franziskaner und Freund von Typaldos, Michael Angelos, mit dem Ziel nach Venedig ging, ge‐ meinsam mit dem Metropoliten die venezianische Regierung zu über‐ zeugen, den Unionsplan zu billigen, sodass die Gemeinde dem Vatikan nach dem Muster der unierten Kirchen unterworfen werde. Angelos benachrichtigt Papst Clemens IX. en détail über diese Initiative42 . Den‐ noch musste der Franziskaner angesichts der schroffen Reaktion der griechischen Gemeinde sowie der Vorbehalte der Venezianer erfolglos abreisen. Dem Metropoliten ist es 1708 schließlich doch gelungen, das 40 Laut Veloudos, unterbreitete die griechische Gemeinde am 18. August 1699 dem Collegio Venedigs einen Bericht, in dem sie Typaldos wegen seiner Missbräuche an‐ klagte (Βελοῦδος 1894, 84; über die Reaktionen der Gemeinde und ihre Berichte an den venezianischen Staat s. Μπόμπου 1996, 162‐177). 41 Die schroffe Reaktion der griechischen Gemeinde Venedigs machte seine Pläne sicherlich zunichte; denn während die Orthodoxen der venezianischen Herrschafts‐ gebiete mit einer Intervention der Serenissima leicht zu unterwerfen gewesen wären, hatten die Griechen Venedigs Macht und Stimme im venezianischen Staat selbst. Bei seiner Wahl zum Metropoliten genoss Typaldos die Unterstützung sowohl der Ge‐ meinde, wie auch Venedigs. Diese harmonische Beziehung mit beiden Machtpolen wollte er bewahren, um seinen ehrgeizigen Plan zu verwirklichen. Als die Gemeinde sich von seinen Zielen distanzierte, sah Typaldos seinen Traum einstürzen, da dieser sich ohne die Unterstützung der Gemeinde nicht realisieren ließ. So blieb ihm nur die Chance übrig, sich an der Gemeinde zu rächen, indem er den „Alternativplan“ der Unterordnung allein der Orthodoxen Venedigs unter den Vatikan umsetzte. Dies sei auch nach Veloudos die Ursache des Aufruhrs: „so sann er, der Verräter von Religion und Freiheit, über seine Rache nach, und dann trieb er sie voran“ («Ἐκδίκησιν δὲ σοφισάμενος τότε ὁ τῆς θρησκείας καὶ τῆς ἐλευθερίας προδότης, χωρεῖ πρὸς τὰ προσωτέρῳ», Βελοῦδος 1893, 84). Aber auch Vendotes, der die gesamte Geschichte der Metropolie von Philadelphie zusammenfassend dargestellt hat, stellt fest: „Der Letzte der Metropoliten Angelos [sic] Typaldos, unzufrieden damit, dass er keine politische Macht über die Pfarrer der Kirche besaß, hat jede List in die Tat umgesetzt, damit er selbst die Pfarrer wählen und beliebig tauschen kann“ («Ὁ ἔσχατος τῶν Ἀρχιερευσάντων Ἄγγελος Τυπάλδος δυσαρεστούμενος εἰς τὸ νὰ μὴν ἔχῃ ἐξουσίαν πολιτικὴν ἐπάνω εἰς τοὺς Ἐφημερέους τῆς Ἐκκλησίας, ἔβαλεν εἰς πρᾶξιν κάθε μηχανὴν ἵνα δυνηθῇ αὐτὸς νὰ ἐκλέγῃ τοὺς Ἐφημερέους, καὶ νὰ τοὺς μεταβάλλῃ κατὰ τὴν ἀρέσκειάν του», Βενδότης 1795, 264). 42 Nach Veloudos ist im Vatikan ein Bericht des Michael Angelos an Papst Clemens IX. erhalten, in dem alle gemeinsamen Initiativen von Michael Angelos und Typaldos detailliert beschrieben werden. Der Titel des Berichtes lautet: „Relazione a N. S. Papa Clemente XI della controversia tra l´Arcivescovo greco di Filadelfia ed il popolo greco in Ve‐ nezia dall´anno 1707 sino 1709“, (Βελοῦδος 1893, 84, Anm. 73).
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Recht der Wahl der Pfarrer an sich zu reißen. Weiter erreichte er, dass die Beschlüsse des venezianischen Staates von 1534 und 1542, welche die Pfarrer der griechischen Gemeinde zur Unterbreitung eines dem Symbol von Florenz entsprechenden Glaubensbekenntnisses verpflich‐ teten, wieder in Kraft traten 43 . Die anti‐orthodoxe Tätigkeit des Meletios ist bis nach Russland be‐ kannt geworden, so dass sich sogar Peter der Große schriftlich an den venezianischen Staat richtete (7. Dezember 1710), um Meletios’ Aktivi‐ täten zu verurteilen und zu verlangen, dass den orthodoxen Pfarrern die ‚dogmatische Freiheit’ zurückerstattet werde 44 . Zwei Jahre später sollte das Patriarchat von Konstantinopel Typal‐ dos schließlich absetzen 45 . Diese anomale Situation führte die Griechen von Venedig dazu, in andere Städte Italiens umzusiedeln, wie z.B. nach Livorno oder nach Triest, wo sie ihren orthodoxen Glauben frei aus‐ üben durften. So wurde die Tätigkeit von Typaldos schließlich zum Anlass des Niedergangs der über mindestens zwei Jahrhunderte hin‐ weg blühenden griechischen Gemeinde von Venedig 46 .
2.3.3 Das Verhältnis des Anthrakites zu Typaldos In dieser aufgeregten Atmosphäre fasst Anthrakites seine pastoraltheo‐ logischen Werke ab. Und seine Herde bestand aus griechischen Chris‐ ten Venedigs, die Typaldos zum größten Teil hassten, während ihn 43 Der Beschluss von 1534 ist durch den Rat der Zehn auf Verwendungen des Arsenios Apostolis hin (antikanonischer Metropolit von Monemvasia; über ihn und seine an‐ tikanonischen Bestrebungen s. Crusius 1584, 146‐151) bewilligt worden, und sah vor, dass nur Priester römisch‐katholischen Bekenntnisses in der griechischen Kirche gewählt werden durften. Dieser Beschluss wurde binnen kurzer Zeit aufgehoben, trat aber auf Bestrebungen der Priester Nikolaos Trivizos und Anastasios Porphyrios 1542 wieder in Kraft durch eine Bulle des Papstes Paul III., welche den Priestern der griechischen Gemeinde in Venedig die Aufnahme der Beschlüsse des Konzils von Florenz aufzwang (für die Bulle s. Πλουμίδης 1970, 246‐249; für die Beschlüsse und ihr Wiederinkrafttreten s. Βελοῦδος 1893, 84; Μπόμπου 1996, 160 Anm. 45; Rodota 1763, 221f.; Pignatorre 1889, 282). 44 Μπίρταχας 2003, 1 69, Anm. 4; Βελοῦδος 1893,88, Anm. 78; Γεδεὼν 1913, 306; vgl. Τσιτσέλης 1904, 721; s. auch Pignatorre 1889, 282. 45 S. Βελοῦδος 1893a, 79ff. 46 Die griechische Gemeinde hat schon 1707 in ihrem Bericht an den Dogen Venedigs (Informazione della Nazion Graeca sulla condota tenuta da Monsignor Meletio Tipaldo Arci‐ vescovo di Filadelfia) auf die Gefahr aufmerksam gemacht, die Griechen könnten Vene‐ dig verlassen, wenn die Willkür des Typaldos kein Ende nähme (dazu s. Μπόμπου, 1996, 168). Auch Veloudos betrachtet die Politik von Typaldos als Ursache des Nie‐ dergangs der griechischen Gemeinde Venedigs (s. Βελοῦδος 1893, 90; vgl. Τσιτσέλης 1904, 762).
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freilich einige auch unterstützten 47 . Vor diesem Hintergrund werden wir versuchen, eine Antwort auf die aufgeworfene Frage nach dem Zweck und den Motiven der pastoral‐ und beichttheologischen Hand‐ bücher von Anthrakites zu geben. Für die Bestimmung des Verhältnisses zwischen Anthrakites und Typaldos sowie der gesamten Tätigkeit des Letzteren kommt dem Briefwechsel zwischen dem Professor für Kanonisches Recht an der Universität von Padua, N. Papadopoulos‐Komnenos, und seinem ehe‐ maligen Schüler, dem Patriarchen von Jerusalem, Chrysanthos Notaras, besondere Bedeutung zu. Anscheinend hat dieser Briefwechsel sogar eine wichtige Rolle im Vorfeld der Exkommunikation von Typaldos durch das Patriarchat von Konstantinopel gespielt, insofern es Chry‐ santhos war, der der Synode den entsprechenden Vorschlag unterbrei‐ tete und dieser die nötigen Informationen geliefert hat 48 . Der römisch‐katholische Papadopoulos‐Komnenos unterhielt bis zum Jahre 1700 eine freundschaftliche Beziehung zu Typaldos 49 , wand‐ te sich jedoch später trotz ihrer gemeinsamen Bindung an das lateini‐ sche Dogma gegen ihn. Er lieferte dem Patriarchen Chrysanthos (und durch ihn auch dem Patriarchat von Konstantinopel und der russischen Kirche) detaillierte Informationen über die Tätigkeiten des Typaldos, und regt ihn zu Maßnahmen gegen diesen an. Unter den Griechen Ve‐ nedigs ragte Papadopoulos‐Komnenos als Persönlichkeit heraus; über wichtige Mitglieder und die Vorgänge in der Gemeinde war er sicher‐ lich gut informiert. In einem Brief an Chrysanthos vom 17. April 1704 schreibt er über Anthrakites: „Warum reden Sie von großen Lehrern der Östlichen Kirche? Anthrakites trinkt ja aus der theologischen Quelle des heiligen Vorstehers der Venezia‐ ner [sc. Typaldos], der schon zum Sieger über das ganze Griechenland ge‐ worden ist; nachdem er es in seinen Urteilen für schismatisch erklärte, hat er es ganz erobert und besiegt, und prahlt davon vor dem alten Rom, als ob er das Lied zum Sieg gegen die Barbaren sänge. Er lehrt, und Anthrakites
47 Hier muss gesagt werden, dass Typaldos zunächst die fast ungeteilte Unterstützung der griechischen Bevölkerung Venedigs genoss. Im Laufe der Entfaltung seines Pla‐ nes schrumpfte die Zahl seiner Anhänger jedoch, bis nur noch ein kleiner Kreis v.a. von Priestern und früheren Schülern aus der Zeit seiner Lehrtätigkeit in Collegio Flanghinis übrig blieb (den Kreis um Typaldos beschreibt Γεδεὼν 1913). 48 Am Anfang verfügte das Patriarchat von Konstantinopel nur über unbelegte Infor‐ mationen über Typaldos’ Bestrebungen. Die Verurteilung und die Exkommunikati‐ on von Typaldos wurde erst nach dem Vorschlag von Chrysanthos vorgenommen (s. Βελοῦδος 1893, 88). 49 Im Jahre 1697 widmete Papadopoulos‐Komnenos dem Metropoliten Typaldos jedes einzelne Kapitel seines Werks „Praenotiones Mystagogicae ex jure canonico“ mit den Worten: „ad illustrissimum, ac reverendissimum Meletium Typaldum Archiepiscopum, et Metropoliten Philadelphiae“, s. Papadopolus‐Komnenus 1697, 1.
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trägt sein theologisches Geschwätz vor, und mal scheint er die Lehre Pho‐ tius’, mal diejenige der Lateiner zu vertreten, indem er das amphibische Dogma seines Anführers einübt“ 50 .
Wir werden uns von diesem Zeugnis leiten lassen, um uns ein Bild von der Beziehung zwischen Typaldos und Anthrakites zu machen. Als Anthrakites 1695 nach Venedig kam, stand Typaldos auf dem Höhepunkt seiner Macht. Nicht lange nach seiner Ankunft wurde Anthra‐ kites als Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche angestellt. Wie wir gesehen haben, trieb Typaldos in den unmittelbar darauf folgenden Jahren allen nega‐ tiven Reaktionen zum Trotz seinen Plan voran, der Gemeinde das Recht der Pfarrerwahl zu entziehen und vollständig für sich zu proklamieren. Es kann daher (mit großer Sicherheit) angenommen werden, dass die direkte Anstellung von Anthrakites nicht ohne Typaldos’ Zustimmung erfolgte. Der Verdacht liegt nahe, dass die beiden Männer schon vorher bekannt waren, oder Anthrakites mit einer Empfehlung nach Venedig kam. Typaldos war gegenüber Anthrakites jedenfalls wohlgesinnt. Als Typaldos den Metropolitansitz von Philadelphia übernahm (1685), wurde er vom venezianischen Staat zur Deckung seiner finan‐ ziellen Bedürfnisse mit dem Einkommen des Klosters des Hl. Johannes Moraites in Korfu beschenkt 51 . Da Anthrakites fünf Jahre lang in Korfu als Lehrer tätig war 52 , ist es wahrscheinlich, dass das Bindeglied zwi‐ schen den beiden Männern dort zu verorten ist; eventuell ermöglichte diese Verbindung Anthrakites’ Umsiedlung nach Venedig. Die Verbindung der beiden Männer in Venedig bestätigt auch Pa‐ padopoulos‐Komnenos, wenn er erwähnt, dass Anthrakites dem Kreise des Metropoliten von Philadelphia zugehört, und sogar von diesem belehrt wird und seinem „amphibischen Dogma“ folgt. Mit der Wendung amphibisches Dogma bezieht sich Papadopoulos‐Komnenos offensichtlich auf die Politik von Meletios, den er beschuldigt, beim Patriarchat von Konstantinopel den Orthodoxen zu mimen, gleichzeitig aber in Rom seine Akzeptanz der lateinischen Dogmen und Lehren zu unterstreichen. Was jedoch Methodios Anthrakites angeht, so bezieht sich das am‐ phibische Dogma gewiss auf seine theologische Lehre allein, da dieser weder politische Ämter innehatte noch sonstwelchen politischen Einfluss 50 «Τὶ τὰ γράφετε περὶ τῶν μεγάλων δασκάλων τῆς Ἀνατολικῆς Ἐκκλησίας. Ὁ μὲν Ἀνθρακίτης τὸ θεολογικὸν νᾶμα πίνει ἐκ τοῦ ἱεροῦ προέδρου τῶν Ἐνετῶν, τοῦ γε‐ γονότος ἤδη θριαμβευτοῦ πάσης τῆς Ἑλλάδος, ἣν κηρύξας ἐν ταῖς κρίσεσι σχι‐ σματικὴν κατέλαβεν ἐν πᾶσι καὶ ἐνίκησε ὑπερηφανούμενος περὶ τούτου πρὸς τὴν παλαιὰν Ρώμην, ὡς κατὰ βαρβάρων ἄδων τὰ ἐπινίκια. Τούτου γοῦν διδάσκοντος, ὁ Ἀνθρακίτης θεολογοφλυαρεῖ, καὶ ποῦ μὲν φωτιανίζει, ποῦ δὲ καὶ λατινίζει, τὸ ἀμφίβιον τοῦ δόγματος ἐκ τοῦ καθηγητοῦ ἐνασκούμενος», Γεδεὼν 1913, 305f. 51 Μανούσακας 1969a, 107f. 52 Τσίτσας, 1979, 199.
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besaß. Aber in seiner theologischen Unterweisung, seinem „Geschwätz scheint er mal die Lehre Photius’, mal diejenige der Lateiner zu vertreten“. Der besagte Brief stammt aus dem Jahre 1704, als Anthrakites ledig‐ lich seine Θεωρίαι veröffentlicht hatte. Daher kann sich der Vorwurf des amphibischen Dogmas nur auf dieses Werk beziehen. Wie weiter unten ge‐ zeigt wird, ist Papadopoulos‐Komnenos’ Urteil jedoch nur teilweise be‐ rechtigt. Denn die Θεωρίαι gehen größtenteils auf das Werk Paolo Segneris zurück, und sind insofern zwar offensichtlich vom jesuitischen pastora‐ len Denken im Besonderen und der lateinischen Theologie im Allgemei‐ nen beeinflusst (welche Papadopoulos‐Komnenos, der in seiner Jugend Novize bei den Jesuiten gewesen war, freilich wohlbekannt waren). Wie die allermeisten orthodoxen Werke der Türkenherrschaft übernehmen sie anti‐orthodoxe dogmatische Positionen jedoch nicht. Papadopoulos‐Komnenos’ Zeugnis von der engen Beziehung und dem Einvernehmen zwischen Anthrakites und Typaldos erscheint jedoch glaubwürdig. Auch Chrysanthos tadelte Anthrakites in einem Brief, weil er trotz der Willkür des Typaldos weiterhin in Venedig blieb, und empfahl ihm, die Stadt zu verlassen 53 . Folglich nahm auch Chrysanthos wahr, dass unter den gegebenen Umständen schon Anthrakites’ Verbleiben in Venedig eine mindestens indirekte Verstrickung in die Aktivitäten von Typaldos bedeutete. Einen weiteren Hinweis, der die Verbindung zwischen den beiden Männern bzw. Papadopoulos‐Komnenos’ Behauptungen bestätigt, geben die Empfehlungsbriefe, die Anthrakites den Priesteramtskandidaten Geor‐ gios Patousas und Johannes Voulgaris ausstellte 54 . Patousas stand unter dem Schutz von Typaldos und wurde dank dessen Intervention bei den Reformatori sogar ausnahmsweise vom Collegio Flanghinis aufge‐ nommen 55 . Er empfing am 2. Februar 1707 die Diakonweihe und genoss fortwährend die Gunst seines Gönners. Er hegte auch selbst eine Neigung zum Katholizismus und unterzeichnete anscheinend ein katholisches Glaubensbekenntnis 56 . Auch Johannes Voulgaris gehörte zum engeren Kreis des Typaldos, und auch er hat es der Intervention des Metropoliten zu verdanken, dass er, entgegen der Studienordnung des Collegio Flang‐ hinis, eine Klasse wiederholen durfte. Später sollte Voulgaris Typaldos’ Erzdiakon sein 57 . Anthrakites stellt sein Empfehlungsschreiben also zwei Personen aus, die in enger Verbindung zu Typaldos standen und die gleichen Neigungen zum Katholizismus pflegten; später schrieb er dem 53 54 55 56 57
Γεδεὼν 1936, 211f. Dazu s. Anm. 58. Dazu s. Καραθανάσης 1986, 123‐125. S. ebd., 124, Anm. 6. Ebd., 207, Anm. 1.
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Metropoliten von Arta – vielleicht ohne zu lügen –, dass er sich an so etwas nicht erinnern könne 58 . Da das erste Empfehlungsschreiben von allen Pfarrern der St.‐Georgs‐Kirche unterzeichnet wurde, scheint es, als hätten sich alle an den Wünschen von Typaldos orientiert. Als Pfarrer der St.‐ Georgs‐Kirche ist Anthrakites sicher dem Kreise von Typaldos zuzu‐ rechnen. Das heißt allerdings nicht, dass er sich mit allen Positionen des Metropoliten identifizieren musste. So hat ein anderer Pfarrer von St.‐Georg, Johannes Abramios, zunächst wie Anthrakites das Empfehlungsschrei‐ ben für Patousas unterzeichnet und Typaldos sogar in der von ihm besorgten Neuauflage (1699) des Συνταγμάτιον von Severos hoch ge‐ priesen 59 , bevor er, angesichts der forcierten Bestrebungen des Metro‐ politen, mit diesem in Konflikt geriet und schließlich 1710 in die Walachei umsiedelte 60 . Die Abreise von Anthrakites im Jahre 1709 ist wahr‐ scheinlich auf dieselben Gründe zurückzuführen. Typaldos hatte selbst die Unterstützung seines eigenen Kreises verloren 61 . 58 In seinem Schreiben, in dem er J. Voulgaris für das Amt des Diakons empfiehlt, schreibt Anthrakites: „Und ich, der Presbyter Methodios Anthrakites, bezeuge, dass besag‐ ter Herr Johannes meines Wissens besonnen, gutmütig und tadellosen Wandels ist“ («Κἀγὼ ὁ ἐκ τοῦ πρεσβυτερίου Μεθόδιος Ἀνθρακεύς, ὅσον τὸ κατ’ ἐμὲ ὁμολογῶ τὸν ἄνωθεν κὺρ Ἰωάννην, σεμνὸν συμπαθῆ καὶ ἀνεπιλήπτως ἐμπολιτσιόμενον», s. Μέρτζιος 1936, 255). Am 29. Januar 1707 übergibt er auch dem späteren Pfarrer der St.‐Georgs‐ Kirche und Lehrer des Collegio Flanghinis Georgios Patousas ein Empfehlungsschreiben (s. dazu ebd.; s. auch Καραθανάσης 1986, 123‐125). In seinem besagten Brief aber, den Anthrakites an den Metropoliten von Arta Neophytos nach seiner Verurteilung durch die Patriarchalsynode richtet, schreibt er: „Wie denn stimme ich zu, dass selbst Hurer und Räuber Priester werden, oder den Priesterdienst vollbringen, ich, der, bei Ihrem heiligen Segen und bei Gott als meinem Zeugen, mich nicht daran erinnern kann, dass ich jemals irgend jemandem ein Empfehlungsschreiben gegeben hätte“ («πῶς ἐγὼ συγχωρῶ καὶ πόρνους καὶ λῃστὰς νὰ γίνωνται ἱερεῖς, ἢ νὰ ἱερουργοῦσιν, ὁποῦ μά τὴν εὐχήν σας τὴν ἁγίαν καὶ ἐπὶ Θεῷ μάρτυρι, ποτὲ δὲν ἐνθυμοῦμαι νὰ δώσω ἐνταλτηριῶδες γράμμα εἴς τινα», s. Σωφρόνιος 1933, 281; vgl. Ψημμένος 1989, 429). Wenn Anthra‐ kites sich hier nicht ausschließlich auf seine Dienstzeit in Ioannina bezieht, bestünde immerhin die Möglichkeit, dass er die besagten Empfehlungsbriefe wegen seines hohen Alters tatsächlich vergessen hatte. 59 „So zwingt mich freundlich Deine bischöfliche Würde, heiligster Gebieter, sie nicht mit Ehrerbietungen zu erhöhen oder mit Lobreden zu preisen ‐ da ich auf eine so äußerste Stufe nicht gelangen kann – sondern nur mit dem Bestaunen…nimm dies entgegen, bitte ich, mit frohem Gesichte und schenke mir, dass ich mich immer freimütig so nennen darf, wie ich jetzt unterzeichne: Deiner Allheiligkeit demütiger Knecht“ («ἡ Ἀρχιερατική σου Ἀξία, Παναγιώτατε Δέσποτα…μὲ ἀναγκάζει εὐμενῶς, ὄχι νὰ τὴν ὑψώσω μὲ εὐφημίαις, ἢ νὰ τὴν μεγαλύνω μὲ ἐγκώμια, ἐπειδὴ εἰς τοσοῦτον ἄκρον βαθμὸν δὲν εἶναι δυνατὸν νὰ φθάσω, παρὰ μὲ μόνην τὴν ἔκπληξιν... πρόσδεξαι αὐτό, δέομαι, μὲ ἱλαρὸν πρόσωπον, καὶ δώρησαί μοι, νὰ λέγωμαι παῤῥησίᾳ πάντοτε, καθὼς ὑπογράφομαι· Τῆς σῆς Παναγιώτητος ταπεινὸς δοῦλος», Σεβῆρος 1699, 6‐8). 60 Γεδεὼν 1913, 300; vgl. Καραθανάσης 1986 Anm. 1. 61 Im Istituto Ellenico Venedigs werden zahlreiche unedierte Dokumente bewahrt, deren Veröffentlichung die Beziehung zwischen den beiden Männern erhellen, aber auch die Bestrebungen des Typaldos weiter verdeutlichen würde.
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Bei Papadopoulos‐Komnenos findet sich jedoch noch eine weitere, bemerkenswerte Information über die Beziehung der beiden Männer. So schreibt er in einem Brief an Chrysanthos vom 3. September 1700 über Typaldos: „Ich sage ihnen, dass sie ihn für gottlos erklären sollten, und [überall] sa‐ gen, dass er den Rhomäern als Östlicher erscheint, indem er den Patriar‐ chen kommemoriert und sich zum Sonntag der Orthodoxie und des Pala‐ mas begibt, und indem er bei jenem aus Ioannina beichtet und noch viel anderes [tut]“ 62 .
Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Beichtvater von Typaldos aus Ioan‐ nina Methodios Anthrakites war: Im Archiv der Epiroter in Venedig werden für die fragliche Zeit zwei Priester aus Ioannina namentlich auf‐ geführt, Athanasios Protosynkellos und Anthrakites 63 . Athanasios er‐ scheint im Spendenbuch der St.‐Georgs‐Kirche, der er gemäß dem Ein‐ trag gegen 1689 einen Dukaten spendet 64 . Mit Ausnahme dieses Eintrags wird seine Präsenz in Venedig aber durch keinen einzigen Hinweis be‐ zeugt, obwohl Veloudos berichtet, dass er amtierender Pfarrer der St.‐ Georgs‐Kirche war 65 . Ferner fallen beide Erwähnungen von Athanasios in die Zeit zwischen 1689 (Spendenbuch) und 1690 (Veloudos), d.h. ein Jahrzehnt vor Papadopoulos‐Komnenos’ Brief. Möglicherweise hatte Athanasios Venedig inzwischen verlassen oder war verstorben, so dass der von Papadopoulos‐Komnenos erwähnte Beichtvater von Typaldos wohl Anthrakites sein muss. Allerdings scheint Papadopoulos‐Komnenos zu jener Zeit noch nicht gut über Anthrakites informiert zu sein, da er ihn nicht mit Namen nennt, sondern noch durch seinen Herkunftsort identi‐ fiziert – Anthrakites war zu dieser Zeit erst 4 oder 5 Jahre in Venedig. In seinem späteren Brief vom 17. April 1704 wird er dagegen gut informiert gewesen sein. Warum sollte es aber Typaldos zum Beweis – oder Vortäuschen! – seiner orthodoxen Gesinnung dienen, bei Anthrakites zu beichten? Vielleicht war der in Griechenland geweihte Anthrakites mit seiner streng orthodoxen Bildung, Moral und Tradition für die Griechen von Venedig ein Vorbild der eigentlichen Orthodoxie. Auch als Anthrakites später vom Patriarchat von Konstantinopel beschuldigt wird, werden die Ältesten von Ioannina willig für ihn eintreten, und in einem Brief an Paisios von Nikomedien seine Sittlichkeit und seine Frömmigkeit 62 «Ἐγὼ τοὺς λέγω νὰ τὸν κηρύττουν ἄθεον καὶ νὰ λέγουν ὅτι εἰς τοὺς Ρωμαίους φαί‐ νεται ἀνατολικὸς καὶ διὰ νὰ μνημονεύῃ τὸν Πατριάρχην καὶ διὰ τὸ νὰ εὑρίσκεται εἰς τὴν ἀκολουθίαν τῆς Ὀρθοδοξίας καὶ τοῦ Παλαμᾶ καὶ διὰ τὸ νὰ ἐξομολογᾶται εἰς τὸν ἐξ Ἰωαννίνων καὶ ἄλλα πολλά», Παπαδόπουλος 1913 , 536. 63 S. Μέρτζιος 1936, 254‐256; vgl. Βελοῦδος 1893, 182. 64 Μέρτζιος 1936, 256. 65 Ebd.
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hervorheben 66 . Auch Chrysanthos hatte Anthrakites in einem Brief an Papadopoulos‐Komnenos anscheinend den großen Lehrern der Ortho‐ doxie zugerechnet 67 . All dies zeigt, dass Anthrakites als Lehrer und Priester angesehen und für seine orthodoxe Gesinnung bekannt war. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Typaldos seine Orthodoxie gegenüber der griechischen Gemeinde gerade dadurch zu unterstreichen suchte, dass er bei Anthrakites beichtete. Anthrakites hatte übrigens einen gu‐ ten Ruf als kompetenter Beichtvater, den er sich auch nach seiner Rück‐ kehr in seine Heimat bewahrte, wie aus dem besagten Brief der Ältesten von Ioannina hervorgeht 68 . Obwohl Papadopoulos‐Komnenos die Dinge parteiisch beurteilt, drückt er seine Meinung doch sehr ehrlich aus. Dass Typaldos bei Jenem aus Ioannina beichtet, ist für ihn die reinste Heuchelei, die der Gemein‐ de nur die orthodoxe Gesinnung des Metropoliten vortäuschen soll. Und tatsächlich verlangt Typaldos zur selben Zeit in einem Brief an einen unbekannten Würdenträger (vielleicht Aloisius Morosini), dass die Pfarrer vom Schisma unbefleckt und rein katholisch sein müssten 69 . Papadopoulos‐Komnenos’ Urteil scheint der Wahrheit also nahe zu kommen. Es stellt sich daher die Frage, ob das Verhältnis von Typaldos zu Anthrakites, der zum Beichtvater seines Metropoliten wurde, mit der Abfassung der pastoral‐ und beichttheologischen Werke des Letz‐ teren zu tun hat.
66 Über den Brief s. Ἀραβαντινὸς 1856, 277‐279; Ψημμένος 1989, 437‐439. 67 Παπαδόπουλος 1913, 229; vgl. Γεδεὼν 1913, 305. 68 Laut diesem Brief habe Anthrakites viele Menschen erleuchtet, und zwar „nicht nur mit dem Licht der Wissenschaften und der Gelehrtheit, sondern auch mit dem Glanz der Frömmigkeit, indem er durch die Beichte viele zur Buße zurückgeführt hat“ («οὐ μόνον μὲ τὸ φῶς τῶν ἐπιστημῶν, καὶ μαθήσεων, ἀλλὰ καὶ μὲ τὸ σέλας τῆς εὐσεβείας, ἐπι‐ στρέφοντας πολλοὺς δι’ ἐξομολογήσεως εἰς μετάνοιαν...», s. Ἀραβαντινὸς 1856, 277; Ψημμένος 1989, 437f.). 69 Μπόμπου 1996, 171f.
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2.3.4 Der große Plan des Typaldos 70 und die Handbücher des Anthrakites
Als er den Thron von Philadelphia bestieg, setzte sich Typaldos ein großes Ziel, das zu jenem Zeitpunkt auch den Interessen Venedigs ent‐ sprach. Der Krieg gegen die Pforte war gerade in vollem Gange 71 , und durch die Eroberung von Morea und Gebieten des westlichen griechi‐ schen Festlandes hatte Venedig die Anzahl seiner orthodoxen Untertanen mehr als verdoppelt. Die vorhandenen Zeugnisse lassen die Annahme zu, dass Typaldos’ Plan zunächst vorsah, alle orthodoxen Metropoliten und Protopapades der venezianischen Besatzungsgebiete seiner Juris‐ diktion zu unterstellen, um so eine autokephale Kirche unter eigener Führung zu gründen, die mit dem Patriarchat von Konstantinopel ver‐ bunden sein würde 72 . Höchstwahrscheinlich hatte Typaldos in einer zweiten Phase seinen Aufstieg zum Ökumenischen Thron von Konstan‐ tinopel vorgesehen, der sowohl durch die großen pastoralen und bil‐ dungspolitischen Leistungen vorbereitet werden sollte, die er in seiner neuen Obermetropolie inzwischen erbracht hätte, wie auch durch die finanziell‐politische Unterstützung Roms, des venezianischen Staates (auch über seinen Botschafter in Konstantinopel 73 ) und des französi‐ 70 In diesem Abschnitt stelle ich die Grundzüge dieses Planes in Kürze vor. Eine ins Detail gehende, ausführliche Darstellung der Nachweise, so wie der vielfältigen Er‐ scheinungsformen dieses Planes werde ich in einer späteren Arbeit zu diesem The‐ ma vornehmen. Einen ersten erwähnenswerten Versuch zur Erhellung der Pläne des Typaldos und der Kirchenunion, die er vermutlich anstrebte, hat S. Birtachas in ei‐ nem Aufsatz vorgelegt (Μπίρταχας 2003, 167‐181). Dort werden jedoch nur einige Verbindungen zwischen Typaldos und Rom aufgedeckt, weder aber die Rolle des venezianischen Staates, der den Plan wesentlich bestimmte, noch die Aussichten des Typaldos auf den Thron Konstantinopels. Ebenso wird die schon vorhandene ein‐ schlägige Literatur nicht ausreichend beachtet und die vielfältigen Erscheinungs‐ formen des Planes wie auch die Modifikationen, die dieser im Laufe seiner Entfal‐ tung erfahren hat, nicht angesprochen. Allerdings ist Birtachas in seinem Aufsatz vorsichtig genug, das Thema offen zu lassen und äußert den Vorbehalt, dass neue Daten seine Überlegungen widerlegen könnten (ebd., 181). In diesem Aufsatz nicht berücksichtigte, relevante Informationen trägt der einschlägige Aufsatz des M. Ge‐ deon bei (s. Γεδεὼν 1913). 71 S. Kap. IV Anm. 13. 72 S. Μπόμπου 1996,166 ff, wo Ausschnitte aus der gegen Typaldos polemisierenden Informationi der griechischen Gemeinde an den Dogen Venedigs veröffentlicht wer‐ den. Auf der Basis dieser Ausschnitte konnte ich den ursprünglichen Plan von Ty‐ paldos rekonstruieren. Hierzu s. auch Γεδεὼν 1913, 276‐280. 73 Typaldos hatte seinen engen Mitarbeiter Elias Meniates als Begleiter des Botschafters Venedigs Lorenzo Soranzo nach Konstantinopel gesandt. Der Botschafter war selbst ein enger Freund von Typaldos (s. Anm. 74 und Kap. IV Anm. 27). Ferner schickte er am 2. September 1699 einen Brief an den Ökumenischen Patriarch Kallinikos II., in dem er den neuen Botschafter empfiehlt und den Patriarchen dazu anregt, ihn herzlich zu empfangen und zu unterstützen (s. Γεδεὼν 1913, 267f.).
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schen Botschafters bei der Pforte 74 . Um eine direkte Reaktion seitens der Griechen in den venezianischen Gebieten oder des Patriarchats von Konstantinopel zu vermeiden, musste Typaldos vorsichtig und stufen‐ weise vorgehen, indem er zugleich Rom und Venedig von den Erfolgsaus‐ sichten seines Unternehmens überzeugte. Dem venezianischen Staat bot er die Lösung aller großen finanziel‐ len und politischen Probleme, die durch die kirchliche Unterordnung Moreas unter das Patriarchat von Konstantinopel verursacht wurden 75 , so wie aller weiteren Probleme, die diese kirchliche Verbindung seit Jahrhunderten für die Politik der Serenissima bedeutete. Dem Vatikan stellte er die Kirchenunion in Aussicht, sollte er den Thron von Kon‐ stantinopel besteigen; im Falle eines Misserfolgs dieses kühnen Plans würde er dem Heiligen Stuhl die Unterordnung der Obermetropolie von Philadelphia gemäß dem für die Unierten geltenden Status anbie‐ ten. Es ist nicht auszuschließen, dass ihm im letztgenannten Fall der Kardinaltitel zugefallen wäre 76 . 74 Bezeichnenderweise schreibt Papadopoulos‐Komnenos in Bezug auf diese Pläne an Chrysanthos von Jerusalem: „O mein Gebieter, wenn Sie [bewerkstelligen] könnten, dass der Botschafter der Moskoviter zum Botschafter der Venezianer spricht und sagt, dass die ganze Nation es tadelt, dass sie [sc. die Venezianer] hier diesen Menschen unter diesen Umständen bleiben lassen; und, dass seine Neuerungen alle Christen beunruhigen ‐ dies wä‐ re auch gut. Und ziehen Sie in Betracht, dass wenn der neue Botschafter der Venezianer [sc. L. Soranzo] dort ankommt, dieser Teufel [sc. Typaldos] vieles vorhat, weil dieser Fürst ein engster Freund von ihm ist; und Sie sollten wissen, dass er das Patriarchat von Konstanti‐ nopel im Visier hat, und dafür betrügt er die Lateiner, dass er die Union durchzuführen vor‐ hätte. Ich habe Ihnen geschrieben, was er mir konfidentiell in Venedig sagte, und dass er zu diesem Zweck die Franzosen zu mobilisieren vorhat“ («Ὦ δέσποτά μου, ἂν ἐδύνεσθε νὰ μιλήσῃ ὁ Πρέσβυς τῶν Μοσχοβῶν εἰς τὸν Πρέσβυν τῶν Ἑνετῶν καὶ νὰ εἰπῇ ὅτι ὅλον τὸ γένος μέμφεται νὰ κρατοῦν ἐδὼ ἕναν ἄνθρωπον ἔτζι καὶ ἔτζι καὶ ὅτι ᾑ καινο‐ τομίαις του θορυβοῦν ὅλους τοὺς χριστιανούς, τάχα καλὸν καὶ τοῦτο. Καὶ σημειώσατε ὅτι ὅταν ἔλθῃ αὐτοῦ ὁ νέος Πρέσβυς τῶν Ἑνετῶν τοῦτος ὁ διάολος ἔχει πολλὰ εἰς τὸν νοῦν του, ὅτι ὁ ἄρχοντας εἶνε φίλος του ἄκρος, καὶ ξεύρετε ὅτι ἔχει εἰς τὸ νοῦν του τὸ Πατριαρχεῖον τῆς Πόλεως, ἀπατῶντας τοὺς λατίνους, ὡς μέλλων νὰ κάμῃ τὴν Οὐνίαν. Σᾶς ἔγραψα τί μὲ εἶπε μυστικὰ εἰς τὴν Βενετίαν καὶ ὅτι θέλει κινήσῃ διὰ τοῦτο τοὺς Κέλτας», Παπαδόπουλος 1913, 99). 75 Dazu s.u. S. 182ff. 76 Am 3. September 1700 schreibt Papadopoulos‐Komnenos an Chrysanthos: „Hier hat sich das Gerücht ausgebreitet, dass der Papst den Metropoliten von Philadelphia zum Kardi‐ nal machen wird, und seine Aufgeblasenheit ist groß, und sein Hochmut furchtbar“ («Ἐδῶ εὐγῆκε φήμη πῶς ὁ Πάπας θέλει νὰ κάμῃ καρδινάλην τὸν Φιλαδελφείας καὶ εἶνε μεγάλος ὁ ὄγκος του καὶ φοβερὰ ἡ ὑπερηφάνειά του», Παπαδόπουλος 1913, 536). Am 7. November 1713, nach dem Tode des Typaldos, schreibt er: „Der jetzige große Hohepriester also (…) gibt sich mir gegenüber verärgert und schreit allen Leuten zu, dass ich die Ursache war, dass er den Metropoliten von Philadelphia nicht zur Kardinalswürde erhob; aber er sagt, dass er diesen [sc. Typaldos] mit dem Purpurgewand ehren will, erst nach sei‐ nem Tode, nicht solange er lebte“ («Τὸ λοιπὸν ὁ νῦν μέγας Ἀρχιερεύς…ὑποκρίνεται πρὸς ἐμὲ κακιωμένος καὶ φωνάζει πρὸς ὁποιονοῦν ὅτι ἐγὼ γέγονα αἴτιος νὰ μὴ
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Typaldos’ großer Plan wurde vereitelt; obwohl der Vatikan und Ty‐ paldos selbst bis zum Ende an ihm festhielten, konnte sich im Staat Ve‐ nedig schließlich eine Partei durchsetzen, die den kühnen Plänen miss‐ trauisch gegenüberstand 77 . Dieses Misstrauen wurde noch verstärkt durch die langjährigen, fast einstimmig negativen Reaktionen der grie‐ chischen Gemeinde Venedigs und durch die Berichte der venezianischen Provveditori in Morea, die vor dem zu erwartenden heftigen Widerstand der patriarchatstreuen orthodoxen Bevölkerung warnten. Dennoch hatte der venezianische Staat in Zusammenarbeit mit Rom bereits einige erste Schritte zur Umsetzung des Planes vorgenommen und könnte daher der diplomatischen Balance wegen verpflichtet gewesen sein, dem Vatikan wenigstens gewisse Zugeständnisse zu machen 78 . Um den venezianischen Staat von seinem Plan zu überzeugen, musste Typaldos freilich auch theologisch‐pastorale und kanonische Argumente vorbringen. Dies unternahm er in seinem Bericht an den Provveditore der Peloponnes, Polo Nani 79 , in dem er den Zustand der Kirche in den venezianischen Besatzungsgebieten schildert. Typaldos zeichnet hier ein dramatisches Bild des griechischen Klerus. Obwohl man zunächst unterstellen könnte, der Metropolit bediene sich im Sin‐ ne der eigenen Interessen einiger Übertreibungen, kommt das Bild der Wirklichkeit doch sehr nahe 80 . Es zeigt die „gröbste Unwissenheit“ der 77 78 79
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ἀναδείξῃ Καρδινάλιν τὸν Φιλαδελφείας, ὃν ἀφοῦ ἀπέθανεν ὄχι ζῶντα λέγει πῶς ἤθελε νὰ τιμήσῃ μὲ τὴν πορφύραν», ebd., 241). Dazu s.u. S. 188f. D.h. das Wiederinkrafttreten der Beschlüsse von 1534 und 1542, die den Priestern der griechischen Gemeinde das katholische Glaubensbekenntnis aufzwangen. Den Bericht von Typaldos an Nani hat als erster E. Tsitselis in der unedierten Ge‐ schichte von Kefallonia des Petros Choidas (1776‐1851) entdeckt und ihn in griechi‐ scher Übersetzung veröffentlicht (s. Τσιτσέλης 1904a). Kürzlich hat V. Bobou im Ar‐ chiv des Nani, das sich heute in der Nationalbibliothek Griechenlands befindet, eine Kopie dieses Berichtes im italienischen Original entdeckt und veröffentlicht, so dass der Bericht durch die Restitution einiger in Tsitselis’ Übersetzung ausgelassener Sät‐ ze vervollständigt werden konnte (hierzu s. Μπόμπου 1996; über die Familie Nani s. ebd., 137, Anm. 3 und 138, Anm. 3f.) In seiner unedierten Geschichte formuliert Choidas eine entgegengesetzte Einschät‐ zung der Situation: „Es wäre aber kein nutzloses Werk, wenn diese feindselige Schilderung des Klerus, der wegen grober Unwissenheit und Vernachlässigung seiner heiligsten Pflichten verurteilt wird, veröffentlicht werden könnte. Es ist sehr leicht einzusehen, dass eher die Lei‐ denschaften als die Wahrheit den Bischof zu diesen Formulierungen veranlassten, wenn man den Inhalt seines Berichtes mit dem vergleicht, was der allgemeine Provveditore von Morea, Angelo Emo, in einer Gedenkschrift an den Senat berichtete; dieser [bezeichnet] den Klerus der Insel als gebildet und jeder Entgleisung sowie jeder Korruption fremd“, Τσιτσέλης 1904a, 182, Anm. 1. Wie Tsitselis dennoch mit Recht beobachtet, gibt Emos Bericht kein derartiges Bild der Situation (s. ebd.; vgl. Λάμπρος 1900, 644‐706). Aber auch die übrigen Berichte der venezianischen Provveditori in Morea bestätigen eher die Angaben von Typaldos (hierzu s. S. 190‐193). Den elenden Zustand des Klerus bestä‐ tigt auch der schon zitierte Abschnitt aus dem Testament des Protopapas von Korfu,
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Bischöfe und der Kleriker, die unter ihnen verbreitete Simonie 81 , die eigennützige Übertretung der heiligen Kanones und letztlich die völlige Gleichgültigkeit gegenüber den pastoralen Bedürfnissen ihrer Herde. Auf diese Weise wollte Typaldos dem Provveditore suggerieren, dass diese traurigen Missstände sich effektiv bekämpfen ließen, wenn der ortho‐ doxe Klerus der venezianischen Besatzungsgebiete seiner eigenen Ju‐ risdiktion und somit seiner Kontrolle unterstellt würde. Der von Typaldos geschilderte Zustand war für Venedig besonders beunruhigend, denn die Unwissenheit des Klerus im Zusammenspiel mit der Simonie verstärkte die Bindung der Bischöfe der Peloponnes an das Patriarchat von Konstantinopel und schadete so Venedig sowohl in finanzieller wie auch in politischer Hinsicht 82 . Ferner machten diese Missstände die kirchenpolitischen Bestrebungen der Serenissima zunich‐ te. Typaldos wusste um diese Probleme, und schlug seinen Plan zu ihrer Beseitigung vor. Die Veröffentlichung von pastoralen Werken auf Initia‐ tive des Metropoliten von Philadelphia sollte dazu wohl ein erster, effek‐ tiver Schritt sein. Anthrakites war der ideale Kandidat als Schriftsteller dieser Werke, durch die die pastorale Fürsorge des Metropoliten von Philadelphia auch praktisch bezeugt werden würde. Er war ein erfahrener und namhafter Beichtvater – sogar der von Typaldos selbst –, er hatte in Korfu junge Priester unterwiesen, war ein guter Kenner der Situation und der pasto‐ ralen Bedürfnisse der venezianischen Besatzungsgebiete, und er war gelehrt und mehrsprachig. Er verfügte, kurz gesagt, über alle Vorausset‐ zungen, um von Typaldos mit dieser Aufgabe betreut zu werden. Christodoulos Voulgaris, der berichtet, dass er gerade wegen dieses Zustandes Anthrakites als Lehrer berufen hatte (vgl. Anm. 3). 81 Laut Typaldos wucherte damals die Simonie u.a. auch wegen des venezianisch‐ türkischen Krieges, da viele Griechen die Bischöfe bestachen, um Priester zu werden und so ihre Entsendung zum Dienst in den venezianischen Galeeren zu vermeiden (s. Μπόμπου 1996, 148 vgl. Τσιτσέλης 1904a, 174). Über das Phänomen der Simonie äußert sich auch Labros: „Die Habsucht der Bischöfe, die Simonie, die Besteuerung von Priestern und Laien waren die Verhängnisse des hohen Klerus, die der Herrschermacht [sc. Venedig] wiederholt vor Augen geführt werden“, s. Λάμπρος 1884 197f. So auch in den Berichten fast aller venezianischen Würdenträger an den Dogen Venedigs, wie z.B. der Provveditore Estraordinario Antonio Molin in seinem Bericht vom 30. März 1693, wo er sich auf die Simonie der Erzbischöfe von Patras, Mistra und Monemva‐ sia bezieht, aber auch der Provveditore Α. Εmo, der beobachtete, dass das Priester‐ amt ein Gegenstand des niederträchtigsten Handels war (s. von Ranke 1878, 284, Anm. 3. und 342, Anm. 1). In den venezianischen Besatzungsgebieten wurden die wahlberechtigten Laien üblicherweise bestochen, damit sie für einen bestimmten Kandidat stimmten. So konnten Unwürdige zu kirchlichen Würden gelangen. Von Ranke behauptet, dass in der hier untersuchten Zeit die Simonie auf der Peloponnes ihresgleichen suchte (s. von Ranke 1878, 342). 82 Hierzu s. S. 181‐188.
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Ein Vergleich von Typaldos’ Bericht an Nani und den drei veröf‐ fentlichten Handbüchern von Anthrakites zeigt eindeutig deren innere Verbindung. Der Bericht zerfällt in drei Teile: a. Über die Bischöfe, b. Über die Kirchen, c. Über die Priester. Im ersten Teil analysiert Typaldos die Situation der Bischöfe. Diese hätten generell die Pflicht ihre Legalität nachzuweisen 83 , doch da die Kommunikation mit dem Patriarchat von Konstantinopel, laut Typaldos, kriegsbedingt unterbrochen war, käme es nun dem Metropoliten von Philadelphia als Exarch des Patriarchen zu, über diese Legalität abschlie‐ ßend zu befinden. Weiterhin moniert er die damals übliche Beurteilung der geistlichen Kompetenz der Bischöfe durch die Priester und Gemein‐ deräte. Mit der Begründung, als Untergebene der Bischöfe könnten jene kein objektives Urteil sprechen, fordert er dieses Recht ebenfalls für sich. Ebenso beanstandet er die Vernachlässigung der Predigt sowie jeglicher pastoralen Fürsorge, aber auch die Unwissenheit und die Simonie, die inkompetente Menschen zum Priesteramt gelangen ließe 84 . Im 38. Kapitel der Θεωρίαι mit dem Titel «Περὶ ἀρχιερέων καὶ προεστῶν τῆς ἐκκλησίας. Δηλαδὴ περὶ τοῦ καθήκοντος τῶν Ἐκκλησίας προεστῶν» („Über die Bischöfe und die Vorsteher der Kirche. D.h. über die Pflicht der Vorsteher der Kirche“) widmet sich Anthrakites der Gleichgül‐ tigkeit der Bischöfe gegenüber ihren pastoralen Verpflichtungen sowie dem Ausbleiben der Predigt: „Die Bischöfe und die übrigen Vorsteher der Kirchen, die mit Abstimmung gewählt werden, damit sie Seine Herde weiden, vergießen nicht nur nicht ihr Blut, sondern lassen nicht einmal ein Wort aus ihrem Mund hervorge‐ hen, um sie zu lehren. Sie schlafen und ruhen in tiefster Nachlässigkeit und lassen zu, dass wilde und räuberische Wölfe in die Herde Christi, die sie in ihren Händen haben, einbrechen“ 85 .
Alle drei Werke des Anthrakites enthalten Passagen, die die Bedeutung der Predigt und die Haltung der Bischöfe in ganz ähnlicher Weise schil‐ dern wie Typaldos; bezeichnend ist folgender Satz aus den Θεωρίαι: „Diejenigen sind also wahre Hirten, die das Wort Gottes sprechen, und nicht die, die schweigen und lautlos ähnlich den seelenlosen Götzen dastehen“ 86 .
83 Μπόμπου 1996, 145; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 170. 84 Μπόμπου 1996, 148; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 174. 85 «οἱ ἀρχιερεῖς, καὶ οἱ λοιποὶ προεστοὶ τῶν Ἐκκλησιῶν, ὁποῦ ψηφίζονται, καὶ ἐκλέγονται νὰ ποιμαίνουσι τὸ ποίμνιόν του, ὄχι μόνον δὲν χύνουσι τὸ αἷμά τους, ἀλλὰ μηδὲ λόγον ποτὲ εὐγάζουσιν ἀπὸ τὸ στόμα τους νὰ τὸ διδάξουσιν»; «κοιμοῦνται καὶ ἀναπαύονται εἰς μίαν βαθυτάτην ἀμέλειαν, καὶ ἀφήνουσι καὶ ἐμβαίνουσιν εἰς τὸ ποίμνιον τοῦ Χριστοῦ, ὁποῦ κρατοῦσιν εἰς τὰς χεῖρας τους, λύκοι ἀνήμεροι, καὶ ἅρπαγες», Ἀνθρακίτης 1699, 209f. 86 «Ἐκεῖνοι λοιπὸν εἶναι ἀληθεῖς ποιμένες ὁποῦ λαλοῦσι τὸν λόγον τοῦ Θεοῦ, καὶ ὄχι ἐκεῖνοι ὁποῦ σιωποῦσι, καὶ στέκονται ἄλαλοι, ὡσὰν τὰ ἄψυχα εἴδωλα», ebd., 213f.
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Bezüglich des weit verbreiteten Phänomens der Simonie, das Inkompe‐ tente zum Priesteramt bringt, liest man im Βοσκός: „Wenn aber einer, über die sklavischen Verbeugungen hinaus, auch ein schlimmeres Übel benutzen würde, ein von Gott gehasstes Werk, d.h. [wenn er] Silberstücke geben würde, um die Kirche zu kaufen und seine elende Seele zu verkaufen, (Weh) so steht hier der Unglückliche und Törichte in großen Übeln – aber was kann ich ihm sagen? Nichts anderes freilich, als das, was der Apostel Petrus zu Simon sagte“ 87 .
Typaldos erwähnt in seinem Bericht außerdem den Missbrauch der kirchlichen Finanzen durch die Bischöfe, wohlwissend, dass er hier das Hauptproblem der venezianischen Kirchenpolitik in Morea berührt 88 . Und Anthrakites mahnt in seinen Θεωρίαι: „Denn, obwohl sie den ihnen bestimmten Lohn empfangen, damit sie das Volk weiden, und über dieses Werk Gott ein Versprechen geben, brechen sie ihr Versprechen; und haben sie die Einkünfte erhalten, so verwenden sie sie nur zum restlosen Stillen ihrer Begierden. Deswegen sind sie Rechen‐ schaft schuldig, sowohl für die Vernachlässigung ihrer Pflicht, wie auch für den Lohn, den sie ungerechterweise verschleudern, ohne sich die nötige Mühe zu geben“ 89 .
Weiterhin thematisiert Typaldos die verbreitete Praxis antikanonischer Ehescheidungen und die darauf folgende erneute Eheschließung, die die Bischöfe nur mit der Aussicht auf finanziellen Profit erlaubten 90 . Dem gleichen Problem sind zwei ganze Kapitel des Βοσκός gewidmet, die die Titel «περὶ λύσεως γινομένων γάμων» („Über die Auflösung ge‐ schlossener Ehen“) und «αἰτίαι τῆς διαλύσεως τοῦ γάμου» („Gründe für die Ehescheidung“) tragen. In diesen Kapiteln finden wir eine detaillierte Auflistung der Fälle, in denen eine Ehe aufgelöst werden darf 91 . Da die Ehescheidungen, nach Typaldos, allein dem Zweck einer neuen Ehe‐ schließung dienen, führt Anthrakites die Hindernisse für eine solche 87 «Ἀλλ’ ἀνίσως καὶ ἔξω ἀπὸ τὰς δουλικὰς προσκυνήσεις, ἤθελε μεταχειρισθῇ καὶ ἄλλο χειρότερον κακόν, καὶ θεομίσητον ἔργον, δηλ. νὰ δώσῃ ἀργύρια νὰ ἀγοράσῃ τὴν ἐκκλησίαν, καὶ νὰ πωλήσῃ τὴν ἐλεεινήν του ψυχήν, (φεῦ) ἐδῶ ὁ κακορίζικος καὶ ἄφρων στέκεται πολλὰ κακά, μὰ τὶ ἠμπορῶ νὰ τοῦ εἰπῶ; Ὄχι ἄλλο βέβαια, παρὰ ἐκεῖνο ὁποῦ ὁ Πέτρος ὁ Ἀπόστολος εἶπε πρὸς τὸν Σίμωνα», Ἀνθρακίτης 1708, 132. 88 Vgl. auch die einschlägigen Berichte der venezianischen Provveditori in Morea, s.u. S. 190‐193. 89 «Διατὶ λαμβάνοντες τὸν διωρισμένον μισθὸν διὰ νὰ ποιμένουσι τὸν λαόν, καὶ ὑποσχόμενοι τοῦ Θεοῦ διὰ τοῦτο τὸ ἔργον, καταπατοῦσι τὴν ὑπόσχεσίν τους, καὶ λαμβάνοντες τὰς εἰσοδίας, τὰς μεταχειρίζονται μόνον εἰς ἄφθονον ἀπόλαυσιν τῶν ἐπιθυμιῶν τους. Διὰ τοῦτο εἶναι χρεῶσται νὰ ἀποδώσουσι λόγον καὶ διὰ τὴν ἀμέλειαν τοῦ χρέους τους, καὶ διὰ τὸν μισθὸν ὁποῦ πέρνουσιν ἀδίκως, χωρὶς νὰ κάμνουσι τὸν ὀφειλόμενον κόπον», Ἀνθρακίτης 1699, 215. 90 Μπόμπου 1996, 149; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 175f.; bezeichnenderweise berichtet Typaldos, dass diese Strafe auch gegen einen Hühnerdieb verhängt wird. 91 Ebd., 319‐323.
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Ehe ebenfalls an. Es muss hier betont werden, dass Anthrakites sich auch auf die römisch‐katholische Lehre über die Ehescheidung bezieht 92 ; diese Bezugnahmen hängen sicherlich mit den häufigen Mischehen zwischen Katholiken und Orthodoxen in den venezianischen Besatzungs‐ gebieten zusammen. Das Thema hatte Venedig sehr beschäftigt; auf Ini‐ tiative des venezianischen Procuratore Nicolò Daponte wurde auf dem Konzil von Trient der Kanon, der die Ehescheidung verbietet, für die Fälle der Mischehen modifiziert 93 . Diese Bezugnahmen von Anthraki‐ tes auf die Praxis der Westkirche bestätigen die Hypothese, dass seine Werke für die orthodoxen Gläubigen der venezianischen Herrschafts‐ gebiete bestimmt waren. Schließlich verurteilt Typaldos die Leichtfertigkeit, mit der die Bi‐ schöfe mit der Exkommunikationsstrafe drohen, so dass das Volk diese immer weniger ernst nehme 94 . In den Θεωρίαι findet sich auch zu die‐ sem Thema ein ganzes Kapitel. Anthrakites warnt davor, „dass ein solch fürchterliches Schwert Gottes nicht verachtet werde wegen der Gewöhnung, so dass die Gläubigen es für nichtig halten“. Und er setzt seine Mahnungen an die Gläubigen fort: „Aber der Christ muss die Exkommunikation seitens des Hirten sehr fürchten, denn diese ist ein geistliches Schwert, das den Menschen von Gott trennt“ 95 . Ferner verurteilt er die inflationäre Exkommunikati‐ on im Allgemeinen: „Die sehr gelehrten Bischöfe, die heiligen Hirten (um nicht zu sagen: die Tagelöhner, denn sie kümmern sich nicht um die Schafe), haben Seine Herde an die Frontlinie, mitten in den Krieg gebracht, und von der einen Seite bekämpfen sie selber innerlich diese Herde mit den Exkommunikati‐ onen und den Blitzen Gottes, und von der anderen Seite bekämpfen die Tyrannen äußerlich die Herde durch die Verfolgungen und die unerträgli‐ chen Bürden; und ich denke, dass dies die Ursache ist, weshalb die Chris‐
92 Ἀνθρακίτης 1708, 315. 93 Die Venezianer hatten eingesehen, dass ein solches Verbot verheerende Auswirkun‐ gen auf die von ihnen besetzten Gebiete gehabt hätte. Ähnliche Probleme waren auch 1612 auf dem damals von Venedig besetzten Kreta entstanden, wo die Schei‐ dungsprozesse der Orthodoxen von den lateinischen Bischöfen der Insel entschieden wurden. Nach einem Vorschlag des Consultore Paolo Sapri, der von Gabriel Severos unterstützt wurde, mussten nunmehr die Einsprüche gegen Beschlüsse, die ortho‐ doxe Ehen betrafen, direkt dem Senat unterbreitet werden, so dass die Orthodoxen ihre Autonomie gegenüber dem römisch‐katholischen Klerus wiedererlangen konn‐ ten (s. Μπίρταχας 1998, 426, Anm. 52). 94 Μπόμπου 1996, 149; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 176. 95 «διὰ νὰ μὴ καταφρονηθῇ ἡ τοιαύτη φοβερὰ μάχαιρα τοῦ Θεοῦ ἀπὸ τὴν συνήθειαν, καὶ τὴν λογιάσουσιν οἱ πιστοὶ γιὰ οὐδετίποτες»; «Πρέπει ὅμως καὶ ὁ Χριστιανὸς νὰ φοβᾶται πολλὰ τὸν ἀφορισμὸν τοῦ ποιμένος, διατὶ εἶναι μία Πνευματικὴ μάχαιρα, ὁποῦ χωρίζει τὸν ἄνθρωπον ἀπὸ τὸν Θεόν», Ἀνθρακίτης 1699, 231f.
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ten keinen Fortschritt zum Besseren machen. Statt sie zu belehren und in ihren Bedrängnissen zu trösten, plagen sie sie noch schlimmer?“ 96 .
Und unmittelbar zuvor: „O Weh, woher haben sie diese Lehre gelernt, dass sie nämlich die Priester, ihre Diakone, ihre Diener für jeden winzigen Fehler exkommunizieren soll‐ ten?“ 97 .
Dieses kritische Problem hatte zuvor bereits Neophytos Rodinos in seinem Beichtbuch und vor allem in der Σύνοψις angesprochen 98 . Im zweiten Teil seines Berichts an Nani wendet sich der Metropolit von Philadelphia den Kirchen zu. Es seien drei Arten von Kirchen zu unter‐ scheiden: die Pfarrkirchen, in denen die Priester von den Gemeinde‐ mitgliedern gewählt werden und von den zuständigen Bischöfen abhängig sind, die Klosterkirchen, die von den Äbten geleitet werden, und schließ‐ lich die dem Patriarchen von Konstantinopel direkt unterstehenden Stavropegialkirchen 99 . Den Klosterkirchen gesteht er zwar zu, in einem allgemein besseren Zustand zu sein, schlägt aber vor, dass auch diese und mit ihnen die Frauenklöster kontrolliert werden sollten 100 . Auch Anthrakites führt im Βοσκὸς aus, wie ein Mönch zu wandeln hat 101 . Über die Stavropegia bemerkt Typaldos, diese sollten trotz aller Bestre‐ bungen der Metropoliten, sie ihrer Gewalt unterzuordnen, unter der Jurisdiktion des Patriarchats von Konstantinopel bleiben 102 . Diese Be‐ merkung macht deutlich, dass Typaldos im Rahmen seines Planes einen offenen Konflikt mit dem Patriarchat zu vermeiden suchte. Der größte Teil von Typaldos’ Bericht befasst sich allerdings mit der nach seiner Aussage „häufigsten“ und „wichtigsten“ Art von Kirchen, nämlich den 96 «οἱ λογιώτατοι ἀρχιερεῖς, οἱ ἅγιοι ποιμένες, (διὰ νὰ μὴ τοὺς εἰπῶ μισθωτούς, ὅτι οὐ μέλλει αὐτοῖς περὶ τῶν προβάτων) ἔβαλαν τὸ ποίμνιόν του εἰς τὸ μεταίχμιον, εἰς τὴν μέσην τοῦ πολέμου, καὶ ἀπὸ τὸ ἕνα μέρος, τὸ πολεμοῦσιν αὐτοὶ ἐσωτερικῶς μὲ τοὺς ἀφορισμοὺς καὶ μὲ τὰ ἀστροπελέκια τοῦ Θεοῦ, καὶ ἀπὸ τὸ ἄλλο μέρος ἐξωτερικῶς οἱ τύραννοι, μὲ ταῖς καταδρομαῖς, μὲ τὰ ἀνυπόφορα βάρη καὶ λογιάζω ὅτι τούτη νὰ εἶναι ἡ αἰτία, ὁποῦ δὲν προχωροῦσιν οἱ Χριστιανοὶ εἰς τὸ καλλίτερον. Ἀντὶς νὰ τοὺς διδάσκουσι, νὰ τοὺς παρηγοροῦσιν εἰς τὰς θλίψεις τους αὐτοὶ τοὺς ταλαιπωροῦσι χειρότερα;», Ἀνθρακίτης 1699, 233f. 97 «Βαβαὶ καὶ πόθεν τὴν ἔμαθον αὐτὴν τὴν διδασκαλίαν, νὰ ἀφορίζουσι τοὺς ἱερεῖς, τοὺς διακόνους τους, τοὺς ὑπηρέτας τους διὰ κάθε παραμικρὸν σφάλμα;», Ἀνθρακίτης 1699, 232f. 98 Hierzu vgl. Ροδινὸς 1633, 217f. 99 Typaldos erwähnt auch einige private Kirchen, die der Jurisdiktion des veneziani‐ schen Senats unterstellt waren; s. Μπόμπου 1996, 150; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 177. 100 Μπόμπου 1996, 151; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 178. 101 Ἀνθρακίτης 1699, 30. 102 Μπόμπου 1996, 151; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 178. Dieses Zugeständnis zeigt, dass er den Schritt in die direkte Unabhängigkeit vom Patriarchat scheute oder sie für un‐ zeitgemäß hielt.
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Pfarrkirchen (ἐνοριακὸς ναός). Diese seien oft dermaßen verwahrlost, dass ihm Zweifel kämen, „sowohl was die äußerliche Fürsorge, wie auch was die innerliche Fürsor‐ ge für die Seelen angeht, da es an eifrigen Hirten mangelt; und ich bin der Meinung, dass die Hirten sogar denjenigen Elementen fast entfremdet sind, die am wichtigsten für die geistliche Leitung jener Völker sind, von denen ich meine, dass sie in die Unwissenheit sogar der göttlichen Gebote selbst und der einfachen und zur Erlösung notwendigen Kenntnisse versunken sind“ 103 .
Auch der Autor der Θεωρίαι beobachtet diese problematische Unwis‐ senheit des Volkes, aber auch des Klerus, selbst in den Grundsätzen des christlichen Glaubens: „O Weh, wie viel Christen gibt es, und nicht nur Weltli‐ che, sondern auch Kleriker, die weder etwas anderes noch dieses (gemeint ist das Eucharistiesakrament u.a.) kennen“ 104 . Ein weiterer Kritikpunkt, der sowohl von Typaldos als auch von Anthrakites vorgebracht wird, ist die mangelnde Eignung der von den Gemeinderäten gewählten Priester. Typaldos spricht ihnen die gezie‐ mende hohe Ehrfurcht vor der göttlichen Eucharistie und der Bewah‐ rung des heiligen Myron ab. Anthrakites widmet seinerseits dem im Bericht ebenfalls beklagten Mangel an geeigneten Kandidaten für das Priesteramt und den Gemeinderäten, die ungeeignete Personen wählen, zwei ausführliche Kapitel des Βοσκὸς: «Περὶ τοῦ πῶς πρέπει ὁ Ποιμὴν νὰ ἐξετάζῃ καὶ νὰ ἐκλέγῃ τὰ πρόσωπα εἰς ἐκκλησιαστικοὺς βαθμούς» („Über die Art und Weise, wie der Hirte die Kandidaten für kirchliche Ämter prüfen und auswählen muss“) und «Περὶ τοῦ πῶς πρέπει ὁ Λαὸς νὰ ἐκλέγῃ τὸν Ποιμένα του» („Über die Art und Weise, wie das Volk seinen Hirten wählen muss“). Hier werden alle erforderlichen Qualitäten des Priesters samt allen einschlägigen Kanones aufgeführt 105 . Da in den Kirchen unter türkischer Herrschaft die Priester weder von den Gemein‐ deräten noch vom Volk, sondern von den Bischöfen gewählt wurden, bestätigen diese Kapitel aus Anthrakites’ Werk erneut, dass seine drei Handbücher für die orthodoxen Christen unter venezianischer Herr‐ schaft bestimmt waren 106 .
103 Μπόμπου 1996, 150; vgl. „dubito tanto nella cura exteriora, quanto nell’ interiora delle anime, prive di zellanti Pastori et le crederei quasi distitute, anco delle cose più importanti al governo spiri‐ tualle de que’ popoli, che per quanto mi pare, li giudico immersi fino nell’ ignoranza de divini pre‐ cetti et fino delle pure cognittioni necessarie per salvarsi”, Τσιτσέλης 1904a, 177. 104 «Βαβαὶ καὶ πόσοι Χριστιανοὶ εἶναι ὄχι μοναχὰ κοσμικοί, ἀλλὰ καὶ ἐκκλησιαστικοί, ὁποῦ δὲν ἠξεύρουσι μήτε ἄλλα, μήτε αὐτά», Ἀνθρακίτης 1699, 16. 105 S. Ἀνθρακίτης 1708, 137‐162 und 167‐174; Μπόμπου 1996, 150; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 177. 106 Zur Priesterwahl in den venezianischen Herrschaftsgebieten s. z.B. Βισβίζης 1957, 1‐9.
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Im Einklang mit dem beständigen Grundsatz des Typaldos, dass die Auswahl der Priester durch keine äußeren Kriterien beeinflusst werden dürfe, schreibt Anthrakites: „Sie sollen nicht denjenigen vorziehen, der zufälligerweise aus edlem Ge‐ schlecht stammt, oder reich ist, oder ihr Freund oder ihr Verwandter ist, und den Tugendhaften und Geeigneten verwerfen“ 107 .
Ferner betont er, wie Typaldos, die Verantwortung der Bischöfe 108 . Aber auch Typaldos’ Bild der korrupten Kirche und insbesondere das im Bericht aufgeworfene Problem der Priesterweihen findet bei Anthraki‐ tes seine genaue Entsprechung: „Aber jetzt, wehe, wie sehr scheinen die göttlichen und heiligen Bräuche der Kirche sich verändert zu haben. Ich sage die Wahrheit ohne jede Partei‐ lichkeit, wie jeder Christ zu tun verpflichtet ist, und lass die anderen sagen, was sie auch immer wollen. In vielen Fällen wird anderes in Betracht gezo‐ gen und die Tugend überhaupt nicht“ 109 .
Im zitierten Abschnitt geht Anthrakites sogar soweit, die Empfehlungs‐ schreiben der entsprechenden Priester in Frage zu stellen. Schließlich bemerkt Typaldos, dass das Konzil von Trient die Gültigkeit der Sak‐ ramente der Griechen bestätige 110 ; dabei bezieht er sich besonders auf die Myronsalbung. Ein ganzes Kapitel des Βοσκὸς beschäftigt sich ebenfalls mit der Bewahrung des heiligen Myron sowie der Ehrfurcht vor der göttlichen Eucharistie und vor der Materie der Myronsalbung (ὕλη τοῦ χρίσματος). Seine Ausführungen über die Firmung decken sich mit den Beschreibungen von Typaldos sogar fast völlig 111 . Der fragliche Teil des Berichtes enthält einen Satz, der die Notwendigkeit der Verbrei‐ tung von pastoralen Büchern in den besagten Gebieten indirekt sugge‐ riert: Typaldos ruft dem Provveditore ins Bewusstsein, dass Eure Ex‐ zellenz dank ihrem großen Eifer das geeignete Heilmittel mit ihrer Autorität bieten könnte, wenn sie effektiver bewirkte, dass diesem Volk mindestens die ersten Elemente des Glaubens ausgeteilt werden112 . 107 «Νὰ μὴ προτιμῶσιν ἐκεῖνον ὁποῦ ἔτυχε νὰ εἶναι ἀπὸ γένος λαμπρόν, καὶ εὐγενής, ἢ νὰ εἶναι πλούσιος, ἢ διατὶ εἶναι φίλος τους, ἢ συγγενὴς καὶ νὰ ἀφήνουν τὸν ἐνάρετον, καὶ ἐπιτήδειον», Ἀνθρακίτης 1708, 168. 108 Μπόμπου 1996, 150; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 177; Ἀνθρακίτης 1708, 160. 109 «Ἀλλὰ τώρα φεῦ καὶ πόσον διαφορὰ φαίνεται τὰ θεῖα καὶ ἱερὰ ἔθη τῆς ἐκκλησίας. Ἐγὼ λέγω τὴν ἀλήθειαν χωρὶς προσωποληψίαν τινά, καθὼς χρεωστεῖ κάθε χριστια‐ νός, καὶ ἂς εἰποῦσιν οἱ ἄλλοι ὅ,τι θελήσουν. Πολλάκις δι’ ἄλλα γίνεται ἐξέτασις, καὶ διὰ τὴν ἀρετὴν οὐδαμῶς», Ἀνθρακίτης 1708, 154. 110 Μπόμπου 1996, 150f. 111 Ἀνθρακίτης 1708, 256f.; vgl. Μπόμπου 1996, 150; Τσιτσέλης 1904a, 178. 112 „sarebbe effetto del pieno zello dell’ E(ccellenza) V(ostra) porgere colla sua aut(horit)à l’ opportuno remedio, facendo da più sufficienti soministare almeno i Primi Allementi della fede a quella gente“, Μπόμπου, 1996, 150; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 177.
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Typaldos war selbstverständlich bereit, zu dieser Anregung die Hand‐ bücher von Anthrakites beizusteuern. Im dritten Teil seines Berichtes legt Typaldos seine Gedanken über die Priester dar; ihre verschiedenen Kategorien, die priesterlichen Wür‐ den und die Verpflichtungen der Priester gegenüber dem venezianischen Staat und den lateinischen Bischöfen am Ort werden thematisiert. Er berichtet ferner vom Anstieg der Priesterzahlen in den Zeiten des Krie‐ ges; wer der Mobilisierung entgehen wolle, indem er das Priesteramt wählt, der empfinge die Weihe in antikanonischer Weise 113 . Entspre‐ chend werden im Βοσκὸς die Voraussetzungen einer kanonischen Weihe detailliert aufgeführt 114 . Etwas gedrängt wird das Thema auch in den Θεωρίαι aufgenommen 115 . Typaldos mahnt außerdem, dass der jährliche Empfang der Sakra‐ mente durch die Gläubigen kontrolliert werden müsse und klagt über das Ausbleiben jeglicher Fürsorge für die Kranken: „Es ist nötig, dass Sie diese [sc. die Pfarrer] zwingen, indem Sie alle Strenge gegen jede Übertretung anwenden, die Todkranken ihrer Pfarrei und ihrer Nachbarschaft so wie überhaupt alle Kranken zu betreuen, denn sie lassen im ganzen unglücklichsten Griechenland (ich kann es nicht verschweigen) die Christen ohne jeglichen Beistand seitens der Priester sterben; und ich befürchte, dass sie so weit gegangen sind, dass sie diese selbst ohne die Sakramente der Beichte und der Kommunion und sogar ohne das Sakrament der letzten Ölung lassen, das sie ja dermaßen vernachlässigen und außer Gebrauch lassen, dass sie dieses vielleicht nicht einmal als Sakrament be‐ trachten“ 116 .
Dieser Satz – hier als Aufforderung an den Provveditore zu Gegenmaß‐ nahmen gemeint – könnte aber ebenso eine Zusammenfassung der Ἐπί‐ σκεψις sein. Die von Typaldos angeregten Gegenmaßnahmen konnten also durch ein Buch wie die Ἐπίσκεψις effektiv unterstützt werden, und gerade das scheint der eigentliche Zweck der Ἐπίσκεψις gewesen zu sein.
113 Μπόμπου 1996, 152f.; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 180. 114 S. Ανθρακίτης 1708 139‐147. 115 S. Ἀνθρακίτης 1699, 222. 116 „sarebbe di somma necessità obbligarli senza risparmio d’ alcun rigore in contraventione ad assistere alli moribondi delle loro Contrade, e Parochia et a tutti l’ Infermi poi che in tutta l’ infelicissima Grecia (non posso tacerlo) lasciano morire li Christiani senza alcuna assistenza de sacerdoti et temo, che siano arrivatti a lasciarli senza i Sacramenti stessi della confessione et Eucharistia et ancora dell’ extrema Untione cosi trascurata et disusatta che quasi non è più conosciutta fra loro per sacramento“, Μπόμπου 1996, 153; vgl. Τσιτσέλης 1904a, 181.
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2.3.5 Das Ende der Zusammenarbeit von Typaldos und Anthrakites Es ist also ersichtlich, dass die Abfassung von Anthrakites’ pastoral‐ und beichttheologischen Handbüchern mit dem Plan des Typaldos in Zusammenhang steht. Dieser hatte – wie gesagt − zunächst vor, die Bistü‐ mer der venezianischen Besatzungsgebiete in Zusammenarbeit mit dem Vatikan und dem venezianischen Staat der Metropolie von Phila‐ delphia unterzuordnen. Später plante er, den Thron des Patriarchates von Konstantinopel zu besteigen, um die Union voranzutreiben. Im Rahmen seiner Vorbereitungen hierfür war Typaldos daran ge‐ legen, eine tatkräftige Fürsorge für seine künftige Herde zu demonst‐ rieren. Dadurch sollte sich zunächst seine Popularität in den veneziani‐ schen Besatzungsgebieten steigern. Außerdem sollte der Inhalt von Anthrakites’ Handbüchern das künftige Mindestmaß an pastoraler Bildung bestimmen, das die Priester der neuen Metropolie besitzen müssten. Es ist bezeichnend, dass sich alle drei veröffentlichten Hand‐ bücher des Anthrakites – wie gezeigt – stark an Typaldos’ Bericht ori‐ entieren; wahrscheinlich lag der Bericht des Metropoliten Anthrakites bei der Abfassung seiner Werke vor. Die drei Handbücher waren also Teil eines politisch‐kirchlichen Plans, dessen Erfolg den kirchlichen Status quo bis in die Gegenwart spürbar verändert hätte. Dafür spricht auch die heftige Kritik an den Missständen in der griechischen Kirche im allgemeinen und besonders an den Bischöfen, die ohne eine tragfähige kirchenpolitische Unterstüt‐ zung für einen orthodoxen Priester undenkbar wäre, da sie zu einer sofortigen Exkommunikation führen könnte 117 . Es bleibt uns unbe‐ kannt, ob und in welchem Ausmaß Anthrakites über die Pläne von Typaldos informiert war und, ob ihm die Rolle, die seine pastoralen Handbücher in diesem Plan zu spielen hatten, bewusst war. Es lässt sich nicht ausschließen, dass Typaldos Anthrakites mit rein pastoralen Argumenten zur Abfassung der drei Werke zu bewegen suchte, so dass Methodios, der für seine Integrität und seine pastorale Kompetenz bekannt war, keinen Grund gehabt hätte, ein solches Anliegen auszu‐ schlagen. Die Probleme, die Meletios in seinem Bericht schildert, waren ja wirklich vorhanden und erforderten tatsächlich pastorale Fürsorge. Anthrakites hätte seinen Metropoliten in diesem nützlichen pastoralen Unternehmen unterstützen können, auch ohne seinen politischen Be‐ 117 Ein weiteres Argument ist die Veröffentlichung der Werke in der Volkssprache zu einer Zeit, als das Patriarchat von Konstantinopel, wie noch zu sehen sein wird (s.u. S. 217ff.), das Vorhaben eines seiner hauptsätzlichen Geldgeber, des mächtigen Fürs‐ ten Brancoveanu, theologische Bücher in der Volkssprache zu publizieren, ausdrück‐ lich zurückwies.
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strebungen zuzustimmen. Die allgemein anerkannte Frömmigkeit des Typaldos und seine durch die Beichte vertiefte Beziehung zu Anthraki‐ tes hätten den Letzteren von der Aufrichtigkeit der pastoralen Fürsorge des Metropoliten überzeugen können. Dies alles kann letztlich aber nur geklärt werden, wenn die Beziehung zwischen den beiden Männern durch die Veröffentlichung von neuem Material weiter erhellt wird. Nun ist Typaldos’ Plan aber gescheitert und die pastoralen Hand‐ bücher, mit Ausnahme der Θεωρίαι, blieben unveröffentlicht. So berichtet Anthrakites Chrysanthos von „zwei, drei“ unveröffentlichten pastoralen Werken118 . Als Typaldos seine Haltung nach dem Protest der Gemeinde gegen seine Pläne verschärfte und die Unterordnung der orthodoxen Kirche Venedigs unter den Vatikan offen anstrebte, druckte Anthraki‐ tes noch zwei seiner vier Werke und kehrte darauf in seine Heimat zurück. Obwohl einige Jahre nach den Θεωρίαι gedruckt, wurden der Βοσκὸς und die Ἐπίσκεψις zur selben Zeit wie die Θεωρίαι verfasst, d.h. vor der Offenlegung von Typaldos´ Ambitionen. Auch wenn beide Bücher im Dienste eines konkreten kirchenpolitischen Planes abgefasst wurden, betrachtete sie ihr Autor doch als eigene geistige Kinder. So hat er allen Widrigkeiten zum Trotz versucht, die Ἐπίσκεψις und den Βοσκὸς vor seiner Abreise aus Venedig zu drucken. Was den Inhalt der Werke angeht, so stellt sich die Frage, wie hier die eindeutig pro‐ katholische Linie des Typaldos mit der bekanntermaßen strengen Or‐ thodoxie des Methodios in Einklang gebracht werden konnte; zumin‐ dest hätten die Werke der römisch‐katholischen Lehre nicht offen wi‐ dersprechen dürfen. Ιch werde versuchen, diese Frage zu beantworten, indem ich zunächst den Quellen der Werke nachgehe. Dabei werden neben der Ἐπίσκεψις auch der Βοσκὸς und die Θεωρίαι untersucht, nicht nur, weil sie zum Teil mit dieser auch inhaltlich verwandt sind, sondern vor allem, weil beide Werke – wie gezeigt – zur gleichen Zeit und im Rahmen derselben kirchenpolitisch‐pastoralen Initiative wie die Ἐπίσκεψις abgefasst wurden, so dass die Bestimmung ihrer Quel‐ len auch zur Erhellung des theologischen Hintergrunds jener Initiative beitragen kann.
2.3.6. Anthrakites’ Versuch, die Ἐπίσκεψις durch das Patriarchat von Konstantinopel billigen zu lassen Wie wir sahen, ist die Ἐπίσκεψις wegen des völligen Mangels an seelsor‐ gerlicher Begleitung der Kranken in den venezianischen Besatzungsge‐ 118 S.o. Anm. 30.
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bieten geschrieben worden – ein Mangel, den auch Typaldos in seinem Bericht beklagt hatte. Anthrakites wollte jedoch darüber hinaus die Aufnahme und Verbreitung des Handbuchs auch in den durch die Türken besetzten Gebieten bewirken. Er stellte sein Werk sogar zwei Patriarchen vor. So sandte er Chrysanthos von Jerusalem ein Exemplar mit der Bemerkung: „Wenn Sie es für richtig halten, machen Sie es auch dem allerheiligsten und ökumenischen Gebieter bekannt, denn auch seine Allheiligkeit ahmt Sie in Ihrem Eifer und Ihrer Liebe für die Herde Christi und seine gute Leitung nach, als wahrhaftige, weise und gute Hirten des Herrn“ 119 .
Anthrakites bat also darum, dass der Ökumenische Patriarch von sei‐ nem Buch benachrichtigt wird und es approbiert, was wiederum zeigt, dass er im Gegensatz zu Typaldos dem Patriarchat von Konstantinopel treu geblieben ist. Als Anthrakites diesen Brief sandte, hatte Gabriel III. den Thron des Patriarchates von Konstantinopel inne. Er wusste an‐ scheinend vom pastoralen Interesse dieses Patriarchen und glaubte, dass sich sein Handbuch hier als hilfreich erweisen könnte. Und tat‐ sächlich hatte der Patriarch gerade zwei Jahre zuvor in einem Antwort‐ schreiben auf pastorale Anfragen des früheren Bischofs von Achris das Recht des Todkranken auf die Kommunion behandelt (allerdings in anderer Weise als Anthrakites) 120 . Dass der Bischof von Achris sich mit derlei Fragen an das Patriarchat wenden musste, zeigt deutlich, dass die gebotene Haltung des Priesters in solchen Fällen keineswegs klar war. Die Ἐπίσκεψις des Anthrakites konnte daher zu diesem Zeitpunkt auch für den Patriarchen durchaus nützlich werden.
3. Die Χριστιανικαὶ Θεωρίαι Die Θεωρίαι sind zum ersten Mal 1699 in Venedig gedruckt worden 121 . Es handelt sich um ein Handbüchlein, das, wie der Autor in seiner Kurzeinleitung schreibt, einfache Gedanken und leichte, kurze Θεωρίαι 119 «Ἂν τὸ εὑρῆτε εὔλογον, γνωρίσατέ το καὶ τῷ παναγιωτάτῳ καὶ οἰκουμενικῷ δεσπότῃ, διατὶ καὶ ἡ παναγιότης του σᾶς μιμᾶται εἰς τὸν ζῆλον, καὶ ἀγάπην, ὅπου ἔχετε εἰς τὸ ποίμνιον τοῦ Χριστοῦ, καὶ εἰς τὴν καλὴν διοίκησίν του, ὡς ἀληθεῖς καὶ σοφοί, καὶ καλοὶ ποιμένες τοῦ Κυρίου», Γεδεὼν 1936, 212f. 120 Zu den Antworten Gabriels III. s. Δελικάνης 1905, 815f. 121 Der vollständige Titel lautet: ΘΕΩΡΙΑΙ / ΧΡΙΑ[sic]ΣΤΙΑΝΙΚΑΙ / Καὶ ψυχοφελεῖς νουθεσίαι ἑκάστῳ χριστια‐ / νῷ, τυπωθεῖσαι διὰ συνδρομῆς, καὶ / δαπάνης τοῦ αἰδεσιμωτάτου, καὶ / εὐλαβεστάτου ἐν ἱερεῦσι / Κυρίου / ΝΙΚΟΛΑΟΥ ΤΟΥ~ ΣΙΝΩΠΊΤΟΥ. / Δίδοται χάριν τὸ παρὸν τοῖς / εὐσεβέσι Χριστιανοῖς εἰς ψυχικήν τους ὠφέλειαν. / CON LI‐ CENZA DE’ SUPERIORI / E PRIVILEGIO / ἘΝΕΤΊΗΣΙΝ. ᾳχҷθ΄/ Παρὰ Νικολάῳ Γλυκεῖ, τῷ ἐξ Ἰωαννίνων.
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enthält. Das Buch sei als Hilfsmittel zusammengestellt worden, an das sich der Christ durch die Lektüre auch nur eines Kapitels im täglichen Leben wenden könne. Den täglichen Gebrauch des Buchs erleichterte auch sein kleines Format (Hexadezimaldruck). Das Buch behandelt folgende Themen: Glaube, Tod, jüngstes Ge‐ richt, Hölle, Paradies, Sünde, Umkehr, Gnade, Geduld, Nachahmung Christi, Liebe zu Gott und dem Nächsten, Ärgernis, Almosen, Gebet, Exkommunikation, die Gottesmutter und den Empfang der Sakramen‐ te. Die Thematik des Buchs unterscheidet sich damit nicht sonderlich von entsprechenden westlichen populären theologischen Werken jener Zeit. In der griechischen Literatur stellen die Θεωρίαι jedoch den einzi‐ gen Vertreter dieser Gattung dar. Anthrakites behandelt seine Gegens‐ tände in kurzen nummerierten Paragraphen, die an die Form der Kephalaia Gnostika erinnern. Doch auch viele Schriften der westlichen Spiritualität weisen eine ähnliche Struktur auf; so auch – vielleicht zu‐ fälligerweise – das Werk des Miguel de Molinos, als dessen Anhänger Anthrakites später verurteilt wird 122 . Das Handbuch fand großen Anklang. Der ersten Ausgabe folgten ganze sieben 123 Neuauflagen im 18. und zwei 124 im 19. Jahrhundert. Sei‐ ne Popularität schuldet das Werk der Tatsache, dass es ihm gelingt, alle Dimensionen des christlichen Lebens samt ihrer Theologie prägnant und in einfacher Sprache zu beschreiben. Wie auch in den entsprechenden westlichen Handbüchern spielen Buße und Beichte die Hauptrolle. In den Θεωρίαι werden diesem Thema zwei Kapitel gewidmet. Im ersten lesen wir: „Damit wir uns mit Gott versöhnen, reicht es nicht aus, dass wir nur beichten, das Bußhemd (σάκκος) anziehen, und dergleichen“ 125 . Mit dem Wort σάκκος ist das Bußhemd gemeint, das der westlichen Tradition schon aus der Alten Kirche bekannt war 126 und zu Anthrakites’ Zeiten nur in der römisch‐katholischen Kirche im Gebrauch war. So lenkt schon diese Stelle aus den Θεωρίαι die Suche nach Quellen zur westlichen theologischen Literatur. Dass Anthrakites ein guter Kenner des Lateini‐ schen und des Italienischen war 127 , erhöht die Plausibilität dieser Such‐ richtung. Allgemein wird die Suche jedoch erheblich dadurch erschwert, dass Anthrakites seine Quellen so gut wie nie offenlegt. 122 vgl. Molinos 1787. 123 Alle in Venedig; 1742 Glykys, 1751, 1763 Bortoli, 1775 Theodosiou, 1779 Bortoli, 1780 Theodosiou. 124 Wien 1831, Athen 1837. 125 «Διὰ νὰ φιλιωθοῦμεν μὲ τὸν Θεὸν δὲν φθάνει μονάχα νὰ ἐξομολογηθοῦμεν, νὰ ἐνδυθοῦμεν σάκκον, καὶ ἄλλα ὅμοια», Ἀνθρακίτης 1699, 69f. 126 S. z.B. Markschies 2006, 182. 127 Προκοπίου 1872, 501; vgl. Ζαβίρας 1972, 419.
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Bei meiner Untersuchung bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Θεωρίαι in entscheidendem Maße auf Paolo Segneris 128 Schrift „Il cristiano istruito nella sua legge ‐ Raggionamenti morali“ 129 basieren. Wie ge‐ sagt, wird diese Quelle in keinster Weise angedeutet, geschweige denn offen genannt. Von den 38 Kapiteln des Werkes schöpfen ganze 15 ihren Inhalt oder ihre Grundgedanken größtenteils aus gleich betitelten Kapi‐ teln oder einschlägigen Kapitelabschnitten des Cristiano istruito. Es kann darüber hinaus als sicher gelten, dass Anthrakites auch in anderen Kapi‐ teln auf die Texte des italienischen Predigers zurückgreift, da diese Kapitel besonders charakteristische Gedanken und Ausdrücke Segneris enthal‐ ten. In manchen Fällen ist es mir leider nicht gelungen, dies auch durch textliche Parallelität nachzuweisen, nicht nur wegen des großen Umfang des Werkes (1695 Seiten), sondern vor allem deshalb, weil Anthrakites sehr ausführliche, durch Redundanzen, Abschweifungen und Wiederho‐ lungen gekennzeichnete Kapitel des Cristiano istruito in sehr geraffter Form (oft in einem einzigen Abschnitt) wiedergibt. Das 38. Kapitel der Θεωρίαι trägt z.B. den Titel «Περὶ ἀρχιερέων καὶ προεστῶν τῆς ἐκκλήσιας. Δηλαδὴ περὶ τοῦ καθήκοντος τῶν Ἐκκλησίας προεστῶν» („Über die Bischöfe und Vorsteher der Kirche. Nämlich über die Pflicht der Vorsteher der Kirche“). Hier wird über den Cristiano istruito hinaus auch Segneris Werk Il parroco istruito 130 verwendet, und zwar dessen Kapitel „L’ obbligazione di ogni Pastore ad istruire il suo Popolo nelle cose della salute“:
Πᾶς ἄλλος ἄνθρωπος, ἢ κοσμικὸς ἢ ἱερωμένος μέλλει νὰ δώσῃ λόγον ὑπὲρ τῶν ἰδίων του ἁμαρτημάτων, ἀλλ’ οἱ ποιμένες τοῦ λαοῦ
Non sarà dunque a i Parocci suffi‐ ciente, come a i Sacerdoti ordinari, rendere buon conto di sè al Tribunale divino. Converrà che lo rendano
128 Der italienische Prediger und Theologe Paolo Segneri SJ hat mit seinen besonders umfangreichen Werken v.a. Pastoral und Homiletik des 17.‐18. Jh.s, maßgeblich beeinflusst. Über Paolo Segneri s. Bolis 1996, 18‐39; Massei 1733; Für eine Bibliographie seiner Werke s. Sommervogel 1896, Sp. 1050‐1089. 129 Segneri selbst schreibt über dieses Werk in Parrocho istruito: «Che se tanto nell’ uno di questi due Sagramenti (sc. Taufe, Firmung), quanto nell’ altro, desiderate qualche più largo campo in cui dilatarvi con la vostra predicazione, fate, se vi piace, ricorso al Cristiano Istruito: Opera indirizzata principalmente a tal fine di agevolare a’ Parrochi le istruzioni più proprie loro», Segneri 1733b, 581; s. auch Bolis 1996, 48‐50. 130 Zu diesem Werk s. Bolis 1996, 50‐52. Die wichtigsten Parallele sind folgende: Ἀνθρακίτης 1699, 209‐225 vgl. Segneri 1733b, 512‐517; Ἀνθρακίτης 1699, 213f. vgl. Segneri 1733b, 512ff.; Ἀνθρακίτης 1699, 215 vgl. Segneri 1733b, 513; Ἀνθρακίτης 1699, 217 vgl. Segneri 1733b, 514; Ἀνθρακίτης 1699, 219‐225 vgl. Segneri 1733b, 514‐517, wo Anthrakites die von Segneri zitierten Kanones der katholischen Kirche durch den 18. Kanon des sechsten Ökumenischen Konzils und den 51. Kanon der Heiligen Apostel ersetzt, und Passagen von lateinischen kirchlichen Autoren auslässt, indem er diese meist durch nicht gekennzeichnete Entlehnungen von Johannes Chrysostomus ersetzt.
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χρεωστοῦσι νὰ δώσουσιν ἀπολογίαν, ὄχι μόνον διὰ τὰ ἐδικά τους ἁμαρτήματα, ἀλλὰ καὶ διὰ τὰ ἁμαρτήματα τοῦ λαοῦ, ὁποῦ ἔχουσιν εἰς τὰς χεῖράς τους. Ἀνθρακίτης 1699, 219
parimente di chi perì, perchè essi non lo ammonirono del suo rischio.
Segneri 1733b, 514
Wie an diesem Beispiel ersichtlich, folgt Anthrakites zwar dem Gedan‐ kengang seiner Vorlage, formuliert aber ihre Inhalte frei um. Dies tut er auch in den darauffolgenden Sätzen des gleichen Abschnitts, ausge‐ nommen nur den ersten Satz «Ὦ χρέος ἄφυκτον, ὦ βάρος δυσφόρητον καὶ αὐτοῖς τοῖς ἁγίοις ἀγγέλοις», der jedoch den Stil des italienischen Autors bestimmt nachahmt, wenn er nicht einem anderen seiner Werke ent‐ stammt 131 .
Τοῦτο φοβούμενος ὁ διδάσκαλος τῶν ἐθνῶν Παῦλος ἔλεγεν· διαμαρτύρο‐ μαι ὑμῖν ἐν τῇ σήμερον ἡμέρᾳ, ὅτι καθαρὸς ἐγὼ ἀπὸ τοῦ αἵματος πά‐ ντων. Διατί; οὐ γὰρ ὑπεστειλάμην τοῦ μὴ ἀναγγεῖλαι ὑμῖν πᾶσαν τὴν βουλὴν τοῦ Θεοῦ. Διατὶ λέγει, ἐγὼ δὲν ἔλειψα νὰ μὴ σᾶς φανερώσω μὲ τὸ κήρυγμα ὅλον τὸ θέλημα τοῦ Θεοῦ. Ἀνθρακίτης 1699, 219
Mundus sum à sanguine omnium. Ma come potranno essi provare, che ne son mondi? Con la regione medesima, prodotta già dall’ Appostolo a favor suo; che fu di non haver lui mancato di farsi udire dalla sua Torre: Non enim subterfugi, quo minùs annunciarem omne consilium Dei vobis. Segneri 1733b, 514
Wir kommen zurück zum Cristiano istruito, der die Hauptquelle der Θεωρίαι darstellt. Anthrakites greift an vielen Stellen modifizierend in Segneris Text ein. So umschreibt er etwa im Kapitel „Über die Gnade“ 132 Segneris Unterscheidung zwischen grazia attuale und grazia abituale 133 als Unterscheidung zwischen erleuchtender (φωτιστικὴ) und heiligen‐ der (ἁγιαστικὴ) Gnade, übernimmt dabei aber größtenteils die Defini‐ tionen der beiden Begriffe: 131 Vgl. den Satz „Wundert euch, oh Himmel. Erschreckt, oh himmlische Heerscharen, eine so große Anmaßung vernehmend“ («Θαυμάσατε, ὦ οὐρανοί. Φρίξατε, ὦ οὐράνια τάγματα ἀκούοντες τὴν τόσην μεγάλην αὐθάδειαν») aus der durch Athanasios Parios über‐ setzten Rede Περὶ θανάτου (Über den Tod, s. Πάριος 1799, 156). 132 S. Ἀνθρακίτης 1699, 89‐94. 133 S. Segneri 1745 III, 127‐129; vgl. Thomas von Aquin, S. Th. I. II, q CIX, a.9.
Die Texte zur Beichte von Methodios Anthrakites
Φωτιστικὴ εἶναι ἐκείνη, ὁποῦ φωτί‐ ζει τὸν νοῦν μας, καὶ κινᾷ τὴν θέ‐ λησίν μας νὰ πράξῃ τὸ ἀγαθόν. Τούτη εἶναι ἡ τελειωτικὴ τοῦ ἀνθρωπίνου αὐτεξουσίου. Καὶ εἶναι ἀναγκαῖα, διότι χωρὶς αὐτὴν δὲν ἠμποροῦμεν μήτε νὰ ἀρχίσωμεν, μήτε νὰ τελειώσωμεν κανένα ἀγαθὸν ἔργον. Ἡ Ἁγιαστικὴ χάρις εἶναι ἕνα θεῖον δῶρον διὰ Ἰησοῦ Χριστοῦ, τὸ ὁποῖον ὁ Θεὸς χαρίζει εἰς τὸν ἄνθρωπον διὰ τὴν σωτηρίαν του, καὶ τὸν ἀποτελεῖ ὡραῖον, πλούσιον, περίβλεπον, καὶ τέκνον Θεοῦ, καὶ κληρονόμον τῆς βασιλείας του. Ἀνθρακίτης 1699, 90
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La grazia attuale sono quegli ajuti, co i quali il Signore illumina la nostra mente, e muove la nostra volontà ad operar bene...senza le quali nè possiamo mai cominciare un atto buono, nè proseguirlo (S.Th. I.2.q.109.art.9.)...[La grazia abituale] è un dono celeste, che Dio stesso infonde nell’ Anima: dono con cui egli la rende bella, ricca, e riguardevole a maraviglia, e la fa sua figliuola adottiva Segneri 1745, 128
Es ist bemerkenswert, dass Anthrakites hier auch ein Zitat von Thomas von Aquin leicht modifizierend paraphrasiert, ohne den ursprünglichen Autor zu nennen: «Ὥστε ὁποῦ ἐκεῖνο ὁποῦ εἰς τὸν Θεὸν εἶναι κατὰ φύσιν, ἔρχεται νὰ γίνῃ εἰς τὸν ἄνθρωπον κατὰ χάριν, καὶ κατὰ συμβε‐ βηκός» 134 . Doch – wie gesagt – nennt er auch seine anderen Quellen, mit Ausnahme der Schrift und einiger unbestimmter Hinweise auf griechi‐ sche Kirchenväter, nicht. Als Anthrakites seine pastoralen Werke verfasste, zirkulierten die Bücher Segneris sowohl in italienischer, wie auch in lateinischer Sprache. Anthrakites beherrschte beide Sprachen. Sein Schüler Balanos bemerkt sogar, dass er „[auch] aus Liebe für das Latein“ nach Venedig ging 135 . Anthrakites hätte also sowohl die italienische, wie auch die lateinische Ausgabe benutzen können. In dieser Studie werden die Parallelstellen allerdings im italienischen Original angeführt. 134 Vgl.: „di tal maniera, che...quello che è in Dio sustanzialmente per la sua essenza, viene a farsi accidentalmente nell’ Anima per la divina partecipazione“, Segneri 1745 III, 129; vgl. „Id enim quod substantialiter est in Deo, accidentaliter fit in anima participante divinam bonitatem“, Thomas von Aquin, S. Th. I. II, q. CX, a 2 , ad 2. 135 Ἀνθρακίτης‐Μπαλάνος 1749, xii. Seine ausgezeichneten Kenntnisse des Lateinischen werden ferner auch daraus ersichtlich, dass Thomas Katanes, später Professor an der Universität von Padua, ihn mit der Übersetzung seiner Dissertation aus dem Latei‐ nischen ins Griechische beauftragte (s. Γεδεὼν 1936, 135).
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Neue Aktivitäten Venedigs im Osten
4. Die Ἐπίσκεψις Die Ἐπίσκεψις stellt eine Synthese aus zwei im römisch‐katholischen Westen parallel entstandenen Traditionen dar, nämlich einerseits die der Beichtbücher, andererseits aber auch die der pastoralen Handbü‐ cher zur Seelsorge an Todkranken. In der griechischen Literatur blieb die Ἐπίσκεψις das einzige gedruckte Handbuch dieser Art.
4.1 Die verlorene Erstauflage Der Erstdruck der Ἐπίσκεψις fällt in das Jahr 1707. Ein Exemplar dieser Auflage ist nicht erhalten, und es ist auch keine bibliographische Be‐ zugnahme darauf bekannt. Die Datierung auf das Jahr 1707 kann auf‐ grund eines Zeugnisses von Zaviras 136 vorgenommen werden. Dieses Zeugnis wird überdies durch einen datierten Brief des Anthrakites an Chrysanthos bestätigt, dem ein Exemplar der Ἐπίσκεψις beigelegt war (22. Mai 1707) 137 : „[Eure Exzellenz] wird ein winziges geistliches Handbuch, mit dem Titel ‚Besuch bei den Kranken’ empfangen, das jetzt unlängst gedruckt wurde, und sie möge es in ihrer weisen Klugheit prüfen und wenn sie es geeignet zum Nutzen des Nächsten findet, möge sie befehlen, dass noch weitere Ex‐ emplare geschickt werden“ 138 .
Die zweite Auflage des Buches erfolgte 1780 139 . Sie enthält kein Vor‐ wort, nur der Hinweis «μετατυπωθεῖσα καὶ ἐπιμελῶς διορθωθεῖσα» („neu gedruckt und sorgfältig korrigiert“) ist dem Titel hinzugefügt wor‐
136 „Ἐπίσκεψις Πνευματική, die im Jahre 1707 in Venedig gedruckt worden ist, und zum zweiten Mal im Jahr 1780 bei Nik[olaos] Gl[ykys]” («ἐπίσκεψις πνευματικὴ ἥτις ἐξεδόθη τύποις τῷ ἔτει 1707 ἐνετίησι· καὶ δευτέροις τύποις τῷ ἔτει 1780 παρὰ νικ. Γλ.», Ζαβίρας 1972, 420). Die dritte Auflage aus dem Jahre 1781 war Zaviras nicht bekannt. 137 Auch Eliou (s. Ἠλιοὺ 1999, 253) und Menevisoglou (s. Μενεβισόγλου 1997, 203‐210) erwähnen die Erstausgabe der Ἐπίσκεψις auf der Basis von Zaviras’ Bericht und den Briefen des Anthrakites an Chrysanthos. Christou erwähnt die Auflagen von 1707 und 1780, anscheinend in Anlehnung an Zaviras (s. Χρήστου 1953, 40). 138 «Θέλει λάβῃ ἕνα ἐλάχιστον ἐγχειρίδιον πνευματικὸν ἐπιγραφόμενον Ἐπίσκεψις πρὸς ἀσθενεῖς, ὁποῦ τώρα νεωστὶ ἐτυπώθη, καὶ ἂς τὸ δοκιμάσῃ μὲ τὴν σοφήν της εὐφυΐαν, καὶ ἂν τὸ εὕρῃ ἱκανὸν νὰ εἶναι πρὸς ὠφέλειαν τοῦ πλησίον, ἂς προστάξῃ νὰ σταλθῶσι καὶ ἕτερα», Γεδεὼν 1936, 212. 139 ἘΠΙΣΚΕΨΙΣ / ΠΝΕΥΜΑΤΙΚῊ / Ἤτοι μὲ ποῖον Τρόπον χρεωστεῖ ὁ πνευ‐ / ματικὸς νὰ ἐπισκέπτεται τοὺς ἀσθε‐ / νεῖς, νὰ ἐξετάζῃ τὴν συνήδεισιν [sic], καὶ / νὰ διορθώνῃ τὰς ψυχὰς τῶν ἐξομο‐ / λογουμένων. / Ἤδη μετατυπωθεῖσα, καὶ ἐπιμελῶς / διορθωθεῖσα. / ἘΝΕΤΊΗΣΙ. / ᾳψπ΄. 1780. / Παρὰ Νικολάῳ Γλυκεῖ τῷ ἐξ Ἰωαννίνων. / Con Licenza de’ Superiori.
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den. Ein Jahr später folgte die dritte Auflage 140 , die die zweite Auflage von 1780 anscheinend nicht berücksichtigt: In ihrem Titel heißt es, es handele sich hier um die zweite Auflage des erstmals 1707 erschienenen Buches 141 . Und während in der zweiten Auflage von 1780, wie im zi‐ tierten Hinweis behauptet, Korrekturen vorgenommen wurden, wird in der dritten Auflage von 1781 nichts dergleichen mitgeteilt. So ist wahrscheinlich davon auszugehen, dass die dritte Auflage der ersten am nächsten steht, eventuell sogar eine treue Reproduktion derselben ist. Wahrscheinlich gleicht auch der Titel der Erstauflage dem der drit‐ ten Auflage von 1781, und nicht dem anderslautenden Titel der zwei‐ ten Auflage. Der im zitierten Brief an Chrysanthos erwähnte Titel Ἐπίσκεψις πρὸς Ἀσθενῆ (Besuch bei dem Kranken), der mit keinem der beiden Titel der späteren Neuauflagen übereinstimmt, kann zur Rekonstruktion des genauen Titels der Erstauflage kaum dienen, da es sich offensichtlich nur um eine ungefähre Umschreibung des tatsächlichen Titels handelt. Die dritte Auflage von 1781 verfügt im Gegensatz zur zweiten über ein kurzes Vorwort, dem gemäß das Buch „nach so langer Zeit so selten und schwer zu finden war, dass es fast vollständig vergessen wurde, und es war, als ob es überhaupt nicht gedruckt worden wäre“ 142 . Der fast gleichzeitige Druck der zweiten und dritten Auflage (1780 bzw. 1781) durch zwei verschiedene Verlagshäuser Venedigs, die überdies nichts vom Vorha‐ ben des anderen wussten, kann nur durch ein besonderes Interesse an der Thematik des Handbuchs erklärt werden. Das damalige starke Interesse an Beichtliteratur belegen auch die zur selben Zeit erschiene‐ ne dritte Auflage des Beichtbuches von Paschaleus ins Karamanische (1785), die Ausgabe einer Broschüre über die Beichte mit dem Titel Ἐξέτασις τῆς συνειδήσεως (Prüfung des Gewissens) (1774), und – fast 140 ἘΠΊΣΚΕΨΙΣ / ΠΝΕΥΜΑΤΙΚΟΥ~ ΠΡῸΣ ἈΣΘΕΝΉ. / Ἤτοι Ἐξομολογητάριον ὠφέλιμον πολλά, κ(αὶ) / ἀναγκαῖον περὶ τοῦ Μυστηρίου τῆς Μετανοίας, / κ(αὶ) περὶ διορθώ‐ σεως τῶν ἀσθενούντων. / Ἔτι καὶ περὶ Ἐξετάσεως τῆς συνειδήσεως / ἐκείνων ὁποῦ ἐπιθυμοῦν νὰ διορθωθοῦν / καθὼς πρέπει. / Νῦν τὸ δεύτερον μετατυπωθὲν δαπάνῃ τινὸς / Εὐγενεστάτου, καὶ Θεοσεβεστάτου Ἀνδρός, πρὸς / ὠφέλειαν τῶν Χριστιανῶν, καὶ πρὸς εἴδησιν / μικρὰν τῶν Πνευματικῶν. / ᾳψπα’. ἙΝΕΤΊῌΣΙΝ, 1781. / Παρὰ Ἀντωνίῳ τῷ Βόρτολι. / CON LICENZA DE’ SUPERIORI, E PRIVILEGIO. 141 Dass hier die Ausgabe von 1707, und nicht diejenige von 1780 gemeint ist, ergibt sich daraus, dass die Auflage von 1781 nicht die überarbeitete und korrigierte Fassung der Ausgabe von 1780, sondern eher die Erstausgabe reproduziert. Ferner steht im Vorwort der Auflage von 1781, dass „dieses geistliche und sehr seelennützliche Büchlein, obwohl es seit langem gedruckt vorlag…vergessen wurde“ («τὸ παρὸν πνευματικόν, καὶ ψυχωφελέστατον Βιβλιάριον, ἀγκαλὰ καὶ πρὸ πολλοῦ ἦτον ἐκδεδομένον εἰς τύπον… ἀλησμονήθη», Ἀνθρακίτης 1781, 3r); mit diesem Satz kann unmöglich die Ausgabe von 1780 gemeint sein. 142 «ἀπὸ τὴν πολυκαιρίαν ἔγινε τόσον σπάνιον, καὶ δυσκολοεύρετον ὁποῦ τελείως σχεδὸν ἀλησμονήθη, καὶ ἦτον τὸ ἴδιον, ὡσὰν καὶ νὰ μὴν ἦτον τετυπωμένον παντελῶς», ebd.
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Neue Aktivitäten Venedigs im Osten
gleichzeitig mit den Neuauflagen der Ἐπίσκεψις – der Versuch einer Ausgabe der Διδασκαλία des Kallinikos, die aber, wie wir sehen wer‐ den 143 , erst 1787 verwirklicht werden konnte. Im selben Zusammen‐ hang steht auch die beginnende Arbeit am Beichtbuch von Nikodemos im Jahre 1784. Während im Westen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Folge der Aufklärung der Gebrauch von Beichtbüchern zurückgeht, stoßen wir im griechischen Osten zur selben Zeit auf die entgegenge‐ setzte Tendenz; hier wuchs das Bedürfnis nach Handbüchern über die Beichte stetig. Diese Beobachtung wird auch durch die große Zahl an handschriftlichen Beichtbüchern aus jener Zeit bestätigt; diese sind entweder Kompilationen aus kanonischen Texten, oder oft Abschriften gedruckter Handbücher 144 . Die zwei erhaltenen Auflagen der Ἐπίσκεψις erschienen anonym, was darauf hinweist, dass dies auch für die Erstauflage galt. Anonym wurde auch der Βοσκὸς gedruckt, und in den Θεωρίαι findet sich der Name des Autors nur in der Widmung, die das Werk dem Stifter zu‐ eignet. Wenn das Verschweigen des Autors nicht auf Motive zurück‐ geht, die mit Typaldos’ Plan zusammenhängen, so muss es sich wohl um Anthrakites’ persönliche Entscheidung handeln, etwa einen Akt der Demut. Auch Nikodemos Hagioreites, der die Ἐπίσκεψις bei der Abfassung seines eigenen Beichtbuchs verwendet, kennt den Autor des Werkes nicht 145 . Das Wort Beichtbuch (ἐξομολογητάριον) muss schon im Titel der Erstauflage der Ἐπίσκεψις vorgekommen sein, denn es wird auch in der Auflage von 1781 weiterhin verwendet. Die entsprechenden Werke von Paschaleus und Nikodemos erhielten diese Bezeichnung erst in ihrer zweiten Auflage 146 ; im Falle von Paschaleus’ Buch geschah dies erst in der viele Jahre nach seinem Tod realisierten Zweitauflage. Somit wäre die Ἐπίσκεψις das einzige Buch, das schon im Titel seiner ersten Auflage explizit die Bezeichnung ‚Beichtbuch’ enthielt. Wie wir sa‐ hen 147 , trägt auch eines der beiden nicht veröffentlichten Bücher des Anthrakites den Titel Ἐξομολογητάριον (Beichtbuch), wobei dieses Werk für alle Gläubigen, und nicht wie die Ἐπίσκεψις nur für eine bestimmte Gruppe bestimmt war. Die Ἐπίσκεψις ist dagegen ein spezifi‐ sches Beichtbuch, das einzige seiner Art im Osten. An vielen Punkten 143 S.u. S. 246ff. 144 Über die Ἐπίσκεψις s.u. Anm. 152 und 153. 145 S.u. S. 328f. 146 Im Falle von Paschaleus’ Buch ist dies posthum höchstwahrscheinlich durch den Drucker N. Glykys vorgenommen worden. 147 S.o. S. 130.
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weicht es aber von der Funktion eines speziell für die Kranken bestimm‐ ten Beichtbuches ab und weitet seinen Geltungsanspruch auf alle Gläu‐ bigen aus, nicht ohne diese Ausweitung ausdrücklich hervorzuheben.
4.2 Der Inhalt der Ἐπίσκεψις Während sich im Westen eine große einschlägige Literatur entwickel‐ te 148 , ist die Beichte der Kranken bzw. Todkranken bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ἐπίσκεψις nie zum Gegenstand der grie‐ chischsprachigen Seelsorgeliteratur gemacht worden. In den übrigen gedruckten griechischen Beichtbüchern sind die diesbezüglichen Be‐ merkungen eher kurz und nur vereinzelt zu finden. Im Beichtbuch des Rodinos, aber auch in seiner Σύνοψις, wird der Fall des Kranken be‐ handelt, der nicht mehr imstande ist, seine Sünden zu beichten. Rodi‐ nos führt aus, dass hier schon ein Winken oder irgendein anderes Zei‐ chen genüge, damit dem Kranken die Absolution gewährt werde; wie wir sehen werden, übernimmt auch Kallinikos diese Position in seinem Beichtbuch, indem er Rodinos im Wesentlichen ausschreibt und noch einige Thesen des Symeon von Thessaloniki hinzufügt. Dieselbe Rege‐ lung kommt auch in der Ἐπίσκεψις vor 149 , was jedoch keine Abhängig‐ keit von Rodinos implizieren muss, da dieselbe Position in den meisten entsprechenden westlichen Handbüchern vertreten wurde. Saloufas behandelt in einem Kapitel seines Πνευματικὸς Πατὴρ (Geistlicher Va‐ ter) ebenfalls die Kranken. Wie wir später sehen werden, ist dieses Ka‐ pitel von der Ἐπίσκεψις abhängig 150 . Auch Nikodemos benutzt die Ἐπίσκεψις im einschlägigen Teil seines Beichtbuchs 151 . Und schließlich sind ausführliche Bezugnahmen auf das erwähnte Thema auch in den handschriftlichen Beichtbüchern des Damodos zu finden, der sein Ma‐ terial aber direkt aus westlichen Quellen schöpft 152 . Ferner konnte ich einen Teil der Ἐπίσκεψις im handschriftlichen anonymen Beichtbuch Nr. 21 des Skafidia‐Klosters ausfindig machen 153 ; die ganze Ἐπίσκεψις ist in der akephalischen Handschrift Nr. 26 der athonitischen Skete des Hl. Demetrios enthalten 154 . Es ist also deutlich, welch bedeutenden 148 S. dazu Sapori 2002. 149 Ἐπίσκεψη 12; vgl. Ροδινὸς 1671, 56f.; Καλλίνικος 1787, 16. 150 Σαλούφας 1717, 54‐66; s.u. S. 202f. 151 Νικόδημος 1794, 64f. 152 Δαμοδὸς Ms 2039, 305v‐306r; 314v· s. auch Ders. Ms 43, 281v‐282v. 153 Ms 21, 22r‐22v. 154 Ich konnte die Seiten 84v‐172r der anonymen Handschrift Nr. 26 der athonitischen Skete des Hl. Demetrios mit der Ἐπίσκεψις identifizieren. Es handelt sich um eine Abschrift der zweiten korrigierten Ausgabe der Ἐπίσκεψις aus dem Jahre 1780.
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Einfluss die Ἐπίσκεψις als einziges griechisches Buch ihrer Art auf die spätere Beichtliteratur ausübte. In ihrer Form, aber zum großen Teil auch in ihrem Inhalt, folgt die Ἐπίσκεψις des Anthrakites dem Vorbild entsprechender italienischer, spanischer und lateinischer Werke. Die Zahl spezieller Werke, die entwe‐ der den Kranken selbst 155 oder häufiger den die Kranken besuchenden Beichtvater ansprechen, ist hier beeindruckend groß 156 . Des Öfteren wer‐ den auch einschlägige Kapitel von Werken aufgenommen, die speziell für den Priester oder Beichtvater bestimmt sind 157 . Wie auch aus dem von Anthrakites gewählten Titel hervorgeht, beziehen sich diese Werke vornehmlich auf den Besuch des Beichtvaters beim Todkranken. Manche Werke berücksichtigen die heilbar Kranken dabei überhaupt nicht, wäh‐ rend andere diesen Fall, wie Anthrakites, zumindest in der Einführung in aller Kürze berühren, um dann zu ihrem Hauptgegenstand, dem Be‐ such beim Todkranken, zu kommen. Die große Blüte dieser Werke, die eine ganze literarische (Unter‐)Gattung ausmachten, hängt höchstwahr‐ scheinlich mit der besonderen Entwicklung der Beichtliteratur in den nachtridentinischen Jahrhunderten, aber auch mit der Pest zusammen, die das Mittelmeer seinerzeit plagte 158 . Einen großen Teil dieser Bücher machen die Werke von Mönchen des Ordens der ‚Chierici regolari Mi‐ nistri degl’ infermi’ aus. Repräsentativ sind etwa die einschlägigen Bü‐ cher von I. Mancinus 159 , L. da Ponte 160 , I.B. Novati 161 , I. Polancus 162 . Zwar unterscheiden sich die einzelnen Exemplare sowohl in Struk‐ tur und Inhalt als auch in ihrem Umfang voneinander 163 . Dennoch las‐ sen sich in der Ἐπίσκεψις folgende grundlegende Strukturelemente 155 Dieser Gruppe sind z.B. folgende Werke zuzuordnen: Εὐθανασία, seu de praeparatione ad felicem mortem. Tractatus spiritualis ex tribus praecipue Societatis Iesu Theologis decerptus, scilicet...Roberto Bellarmino...Iacobo Alvarez de Paz...Ludovico de Ponte, Coloniae Agrippinae 1628, und Pratica del ben morire, Rimandata alla stampa dalla Compagnia del Santissimo Rosario..., in Trento 1663. 156 Sapori, 2002, 28‐41. Gemäß der Bibliographie von Ε. Sapori sind allein im 17. Jh. 38 Handbücher gedruckt worden, die ausschließlich der pastoralen Fürsorge für Kranke bzw. Sterbende gewidmet sind. Dazu kommen die – oft umfangreichen – einschlägi‐ gen Kapitel in Beichtbüchern oder anderen Werken der pastoral‐erbaulichen Literatur. 157 S. z.B. Possevino 1645, 206‐222, 406‐413; vgl. Ioannis Viguerius, De consolatione agonizanti‐ um, gedruckt als Anhang zum Libellus valde utilis, vulgo inscriptus Manipulus curatorum, In quo necessaria officia eorum, quibus animarum cura incumbit, compendio tractantur, a Gui‐ done de Monte Rocherii, ante CC annos editus, nunc demum...restitutus…, Antverpiae 1556. 158 S. Sapori 2002, 5f. 159 Mancinus 1635. 160 da Ponte, 1690. 161 Novati 1638. 162 Polancus 1578. 163 Vgl. z.B. das Werk des Mancinus (576 Seiten in 8ο) mit dem entsprechenden Werk des da Ponte (139 Seiten in 16ο).
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ausmachen, die – abgesehen von der Reihenfolge – allen gattungsre‐ präsentativen Werken gemeinsam sind 164 : Eine kurze Darstellung der Pflicht des Priesters, dem Kranken bzw. Todkranken zu helfen. Eine Vorstellung der Weise, in der der Priester sich dem Kranken nähern und diesen trösten soll. Wie er den Kranken zur Beichte zu leiten und ihm die Beichte ab‐ zunehmen hat. Wie er ihn zur Kommunion leiten soll. Wie er den Kranken dazu bringen muss, sein Testament zu erstellen. Wie er ihn zu den Tugenden der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung, zur Verzeihung und zur Bitte um Verzeihung, zur Zerknir‐ schung und Ergriffenheit, zur Annahme des göttlichen Willens und zum Widerstand gegen die Angst vor dem Tod zu leiten hat (die Rei‐ henfolge der Tugenden variiert). Eine Reihe von Gebeten zu Punkt 6 und zur seelischen Unterstüt‐ zung des Sterbenden. Über diese Strukturelemente der westlichen Werke hinaus verwen‐ det Anthrakites auch einige ihrer typischen Ratschläge an den Beicht‐ vater. Er verwendet z.B. den Topos, dass die Verwandten die größten Feinde des Todkranken sind, weil sie ihm seinen bevorstehenden Tod verheimlichen und ihn somit der Möglichkeit, sich darauf vorzuberei‐ ten, berauben 165 , und dass der Beichtvater verpflichtet ist, ihm die Wahrheit zu sagen 166 . Typisch ist ferner der Ratschlag an den Beichtva‐ ter, er solle dem Kranken versichern, dass nach seinem Tod Gott für seine Familie sorgen wird 167 . Weitere inhaltliche Topoi sind das Beispiel Jesu als Vorbild an Geduld 168 , die Lehre der Heiligen über den Tod 169 und die Gegenüberstellung von (zu verachtenden) Qualen des irdi‐ schen Lebens einerseits und (unschätzbaren) Gütern des kommenden Lebens andererseits 170 , und schließlich die Ratschläge an den Beichtvater über den Ton, in dem er den Kranken ansprechen soll 171 , wie auch das Bekenntnis des Kranken: 164 S. Mancinus 1635; vgl. da Ponte 1690; Polancus 1578. 165 Ἀνθρακίτης 1780, 68f. 166 Ebd.; vgl. Segneri 1733b, 599f.; da Ponte 1690, 40‐42. 167 Ἀνθρακίτης 1780, 75; vgl. Mancinus 1635, 567f.; Polancus 1578, 101f.; da Ponte 1690, 55f. 168 Ἀνθρακίτης 1780, 74; vgl. Mancinus 1635, 564f.; Polancus 1578, 103‐110. 169 Ἀνθρακίτης 1780, 72f.; vgl. Polancus 1578, 104f., 110; Mancinus 1635, 565‐567. 170 Ἀνθρακίτης 1780, 71f.; vgl. da Ponte 1690, 48‐50; Polancus 1578, 92‐94. 171 Ἀνθρακίτης 1780, 2; vgl. „Cavere autem debet, ne voce levata, illum alloquatur; neve accentus faciat ad instar praedicatoris; hoc enim modo, et infirmum et circumstantes taedio afficiet. Debet vero placide, et suaviter loqui“, Mancinus 1638, 473f.; Polancus 1578 11f.
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„Ich begehre nichts anderes, als in diesem wahren Glauben zu sterben, den die katholische und apostolische Kirche festhält und bekennt, ohne über‐ haupt an diesem zu zweifeln“ 172 .
Es ist somit offensichtlich, dass Anthrakites eines oder mehrere Werke dieser Gattung benutzt hat, mindestens bei der Auswahl der behandel‐ ten Themen. Ferner hat er einige Topoi übernommen. Wegen der un‐ überschaubaren Menge der Werke, die als mögliche Quellen in Frage kämen, konnte ich die genaue(n) Vorlage(n) der Ἐπίσκεψις allerdings nicht ausfindig machen 173 . Der Ἐπίσκεψις ist eine Sammlung von Gebeten angehängt, von de‐ nen viele westlichen Werken entlehnt sind 174 und von Anthrakites ins Griechische übersetzt wurden, während andere den griechischen Eu‐ chologien entnommen sind 175 . Auch diese griechischen Texte werden in neugriechischer Übersetzung angeboten, was für die damaligen Ver‐ hältnisse mutig war, da die Synode des Patriarchats von Konstantino‐ pel (ἐνδημοῦσα) derartige Übersetzungen in einer Entscheidung aus dem Jahr 1703 176 verboten hatte.
5. Der Βοσκὸς λογικῶν Προβάτων Der Βοσκὸς λογικῶν Προβάτων (= Βοσκὸς) ist das bekannteste Werk des Anthrakites 177 . Der Ausdruck Βοσκὸς λογικῶν προβάτων als Bezeich‐ 172 «Δὲν ἐπιθυμῶ ἄλλο, παρὰ νὰ ἀποθάνω εἰς τούτην τὴν ἀληθινὴν πίστιν, ὁποῦ ἡ καθολικὴ καὶ ἀποστολικὴ ἐκκλησία κρατεῖ καὶ ὁμολογεῖ, χωρὶς νὰ ἀμφιβάλλω ὁλο‐ τελῶς», Ἀνθρακίτης 1780, 48; vgl. “intendo di morire nella santissima Fede Cattolica della S. Romana Chiesa, e renuncio ad ogni cosa, che il Demonio mi suggerisse in contrario”, Mancinus 1635, 484, bei dem aber die Kirche allerdings zusätzlich als “römisch” bezeichnet wird. 173 Einen weiteren Nachweis für den Gebrauch italienischer Quellen liefert auch die Verwendung des Wortes αὐστηρὸς (streng, hart) als Adjektiv für eine Krankheit; es handelt sich höchstwahrscheinlich um eine Übersetzung des italienischen Adjektives severo, das im allgemeinen ebenfalls die Bedeutung streng, hart hat, aber auf eine Krankheit bezogen eher schwer bedeutet, was für das griechische Wort αὐστηρὸς nicht belegt ist. 174 Ἀνθρακίτης 1780, 57f., 61f. Zu diesem Schluss komme ich, weil diese Gebete einerseits in keinem griechischen Euchologion enthalten sind und andererseits weitgehende Ähnlichkeiten mit entsprechenden Gebeten in zeitgenössischen westlichen pastoral‐ theologischen Werken aufweisen (z.B. vgl. Segneri 1733c, 726ff.; vgl. Βαρούχας 1720). 175 S. Ἀνθρακίτης 1780, 142; vgl. Goar 1730, 536f. 176 Γεδεὼν 1888, 106‐109. 177 Dieses Werk erwähnen Δαπόντες 1872, 112; Βενδότης 1795, 14; Ζαβίρας 1972, 420; Σάθας 1868, 436; Εὐαγγελίδης 1936, 157. M. Gedeon zählt es zu den wichtigsten Handbüchern über die Pflichten der Priester überhaupt und rechnet es seinem Autor zur Ehre an (Γεδεὼν 1911, 6), Ch. Papadopoulos betrachtet es als einen Beweis für Anthrakites’ Eifer für die Kirche (Παπαδόπουλος 1926, 11), Kosmas Balanos be‐ zeichnet es in der Ergänzung zur Ἔκθεσις συνοπτικὴ ἀριθμητικῆς (Synoptische Dar‐
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nung des Beichtvaters entspricht dem patristischen Ausdruck Ποιμὴν λογικῶν προβάτων 178 , der in der Ἐπίσκεψις ebenfalls vorkommt 179 . Der Βοσκὸς ist nur ein einziges Mal, 1708, gedruckt worden 180 . In seinem Brief an Chrysanthos vom 22. Mai 1707, dem ein Exemplar der Ἐπίσκεψις beilag, erwähnt Anthrakites den Βοσκὸς als unveröffentlichtes Werk 181 . Wie bereits gesagt, sind der Βοσκός und höchstwahrscheinlich auch die Ἐπί‐σκεψις anonym veröffentlicht worden. Ferner wird in keiner der beiden Werken ein Stifter genannt, obwohl Anthrakites den Druck selbst nicht zu finanzieren vermochte, wie er dem Patriarchen Chrysanthos mitteilt. Der Βοσκὸς ist das letzte Werk von Anthrakites, das noch zu Lebzeiten des Autors gedruckt werden konnte. Unmittelbar nach dessen Veröffentlichung kehrte er in seine Heimat zurück. Auch der Βοσκὸς ist wie die Ἐπίσκεψις und auch die Θεωρίαι ein‐ zigartig in der griechischen Literatur. Das Werk beschäftigt sich mit allen Eigenschaften, die bei einem Priester vorauszusetzen sind. Nach der Apologetica Gregors von Nazianz und den Reden De sacerdotio von Johannes Chrysostomus (welche die Apologetica ausgiebig benutzen) sind im Osten sonst keine selbständigen Werke dieser Art entstanden. Allerdings sind Ausführungen zu diesem Thema bei vielen Kirchenvä‐ tern in umfassendere Werke eingegliedert. Selbständige Schriften sind aber anscheinend auch zur Zeit der Türkenherrschaft ausgeblieben. Grund hierfür war zunächst die von den Quellen übereinstimmend be‐ zeugte Unwissenheit des Klerus, die eine detaillierte Analyse der erfor‐ derlichen geistlichen Unterscheidung und Spiritualität des Priesters überflüssig machte. Doch auch die Haltung der orthodoxen Kirche, die kein sonderliches Interesse an der konsequenten Durchführung von Bildungsinitiativen für den Klerus an den Tag legte, war für das Aus‐ bleiben mitverantwortlich. stellung der Mathematik) als nützlich (Μπαλάνος 1798, xi; vgl. Γεδεὼν 1936, 300; vgl. Μέρτζιος 1936, 109), während das Werk für Papadopoulos‐Vretos seinen Autor als hervorragenden Theologen auszeichnet (Παπαδόπουλος Βρεττός 1857, 240). 178 Zur Zeit der Türkenherrschaft wird dieser patristische Ausdruck oft verwendet, sogar in einem Brief von M. Typaldos, was die Verbindung des Metropoliten von Philadelphia mit dem Werk nochmals aufzeigt: „Möge Gott unser Herr uns die Gnade geben, seine Knechte zu sein und die Seelen dieser vernunftbegabten Schafe Christi heilvoll zu lenken“ («Ἄμποτες Κύριος ὁ Θεὸς νὰ μᾶς δῶσῃ χάριν νὰ τὸν δουλεύσωμεν καὶ νὰ κυβερνήσωμεν μὲ σωτηρίαν τὰς ψυχὰς τούτων τῶν λογικῶν προβάτων τοῦ Χριστοῦ», Μπόμπου 1996, 156). 179 Ἀνθρακίτης 1780, 3. 180 Der vollständige Titel lautet: ΒΟΣΚῸΣ ΛΟΓΙΚΩ~Ν / ΠΡΟΒΆΤΩΝ / Ἤτοι / Περὶ τοῦ Καθήκοντος τῷ Πνευματικῷ / Ποιμένι, καὶ Πῶς δεῖ Ποιμαί‐ / νειν τὸ ἐμπιστευθὲν αὐτῷ / λογικὸν Ποίμνιον. / CON LICENZA DE’ SUPERIORI. / ἙΝΕΤΊΗΣΙΝ. ᾳψη’. / Παρὰ Νικολάῳ Γλυκεῖ, τῷ ἐξ Ἰωαννίνων. 181 Γεδεὼν 1936, 213.
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5.1 Die Quellen. Die Abhängigkeit von P. Segneris Il Parroco Istruito und weitere Quellen des Werkes Es war zu erwarten, dass das Fehlen einer entsprechenden Tradition in der griechischen Literatur Anthrakites auf Quellen westlicher Prove‐ nienz zurückgreifen lassen würde. Tatsächlich konnte ich eine erhebli‐ che Beeinflussung des Βοσκὸς durch das entsprechende Werk Il Parroco Istruito 182 von Paolo Segneri ermitteln; auch in diesem Fall wird die Quelle mit keinem einzigen Hinweis angedeutet. Die Abhängigkeit des Βοσκὸς von P. Segneri ist beträchtlich. Für 10 Kapitel von den insgesamt 18 des Βοσκὸς konnte ich textliche Paralleli‐ tät und eine direkte Entlehnung von Inhalten, Gedanken oder Bildern aus entsprechenden Kapiteln des Parroco Istruito feststellen, wobei die Kapitel teilweise sogar gleich betitelt sind. In den Kapiteln 6, 7, 14 und 16 des Βοσκὸς und in dessen Kapitel Über die Krankensalbung ist der Abhängigkeitsgrad besonders hoch; unter den Hauptgedanken und ‐Argumenten dieser Abschnitte finden sich nur wenige, die nicht in den entsprechenden Kapiteln Segneris nachzuweisen sind. In den Kapiteln 12, 15 und 17 entlehnt Anthrakites dem italienischen Jesuiten umfang‐ reiche Ausführungen und wichtige Gedankengänge, die er aber zu‐ sammen mit einem großen Anteil an eigenem – oder anderen Quellen entnommenem – Material verwendet. In den Kapiteln Über die Taufe und Über die Ehe schließlich übernimmt Anthrakites kürzere Abschnit‐ te, vornehmlich Bilder oder rhetorische Ausdrucksweisen Segneris. Schon in seinem Vorwort: «Τὶς ὁ σκοπὸς καὶ ἡ τάξις τοῦ παρόντος Βιβλιαρίου;» (Was das Ziel und die Ordnung des vorliegenden Büchleins sei) verwendet er das entsprechende Vorwort (Si rende ragion dell’ opera) Segneris 183 . Wie das Werk des italienischen Predigers, so wendet sich auch der Βοσκὸς primär an die neugeweihten Kleriker 184 und zerfällt in drei große Teile, die den Grundpflichten des Klerikers entsprechen 185 . Anthrakites übernimmt ebenfalls den Vergleich von Sonne und Gestir‐ nen für das Verhältnis von Bischof und Priestern 186 . Weitere wichtige Quellen von Anthrakites’ Werk, insbesondere bis zum 6. Kapitel, sind die bereits erwähnten Apologetica von Gregor von 182 S. Segneri 1733b, 491‐616. 183 Ἀνθρακίτης 1708, 3; vgl. Segneri 1733b, 495. 184 „siccome nell’ istruire il Confessore ordinario, mi divisai di favellare con un Confessore novello, non co i provetti; così mi diviserò di fare anche quì, nell’ istruire il Curato”, Segneri 1733b, 495. 185 «Διδασκαλία, καλὸν παράδειγμα, καὶ κοινωνία τῶν ἁγίων Μυστηρίων», Ἀνθρακίτης 1708, 5; vgl. „noi ridurremo tutte le obbligazioni di un Parroco…al pascolo della Predicazione, al pascolo dell’ Esempio, al pascolo de’ Sagramenti”, Segneri 1733b, 497. 186 Ἀνθρακίτης 1708, 52; vgl. Segneri 1733b, 497.
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Nazianz 187 und die ebenfalls erwähnten Reden De sacerdotio 188 des Jo‐ hannes Chrysostomus 189 . Der erste Teil des Βοσκὸς (Kapitel 1‐5) basiert weitgehend auf Johan‐ nes Chrysostomus und Gregor von Nazianz, der zweite (Kapitel 6‐16) auf Segneri, enthält aber auch originelle Passagen. Der dritte Teil trägt den Titel «Περὶ πῶς πρέπει νὰ οἰκονομῇ ὁ ποιμὴν τὸ ποίμνιόν του μὲ τὰ θεῖα Μυστήρια» („Über die Weise, in der der Hirte seiner Herde die göttlichen Sakramente darzureichen hat“) und ist in einem schwer zu bestimmenden Grad insbesondere im Kapitel Über die Krankensalbung von Segneri beein‐ flusst. Es ist allerdings die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass Elemente, die Segneri zugeschriebenen werden könnten, teilweise oder vollständig auf ein noch unbekanntes römisch‐katholisches Handbuch De sacramentis zurückgehen. Trotz dieses Einflusses enthält der dritte Teil aber auch eigene Erkenntnisse und Ansichten von Anthrakites. Im Ganzen gesehen sind die dem Werk Segneris entlehnten Ele‐ mente im Βοσκὸς dominant; selbst die Gliederung ist aus dem Parroco istruito übernommen.
5.2 Die Art der Verwendung des Parroco Istruito Einer näheren Untersuchung bedarf die besondere Weise, in der Anthra‐ kites seine Quelle benutzt. Im Unterschied zu anderen Autoren seiner Zeit beschränkt er sich nicht auf ein unkritisches Abschreiben, selbst in denjenigen Kapiteln, die inhaltlich größtenteils auf dem Parroco Istruito beruhen. Meistens rekapituliert er den Sinn von längeren, redundanten Ausführungen Segneris durch sehr schlichte Zusammenfassungen, in denen er einen Abschnitt oder eine ganze Seite in wenige Zeilen packt und nur einzelne Ausdrücke oder Sätze wörtlich übersetzt. An anderer Stelle wiederum übersetzt er verhältnismäßig treu oder paraphrasiert auch umfangreiche Abschnitte des italienischen Werkes. Aber selbst in den am stärksten abhängigen Kapiteln lässt Anthrakites viele einzelne Gedanken seiner Quelle aus und fügt in die Zusammenfassung dersel‐ ben originelle oder an anderer Stelle entliehene Ausschnitte ein. In den Kapiteln über die Sakramente der Krankensalbung und der Priesterwei‐ 187 Gregor von Nazianz, Homiliae 1‐3, ed. J. Bernardi, Paris, 1978 (SC 247, 84‐241). 188 Johannes Chrysostomus, De sacerdotio, ed. A.‐M. Malingrey, Paris 1980 (SC 272). 189 Es ist außerdem möglich, dass Anthrakites auch andere Beichtbücher verwendet, wie etwa das in Venedig wohlbekannte handschriftliche Beichtbuch von Nikolaos Malaxos, das wie Anthrakites die Ehehindernisse ausführlich behandelt (s. Ms 411). Da das beiden Werken gemeinsame Material lediglich in allgemein bekannten no‐ mokanonischen Vorschriften besteht, die Anthrakites auch anderswoher haben könnte, lässt sich eine literarische Abhängigkeit nicht beweisen.
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he verwendet er die entsprechenden Abschnitte des 23. Kapitels des Parroco Istruito überhaupt nicht, höchstwahrscheinlich weil sich in diesen Kapiteln seine Zielsetzung von derjenigen Segneris unterscheidet. Wäh‐ rend sich Letzterer nämlich meistens auf praktische Anweisungen zur Haltung des Klerikers beim Vollzug dieser Sakramente beschränkt, will Anthrakites dem Leser zusätzlich eine knappe theologische Analyse jedes Sakraments bieten. Im Allgemeinen scheint Anthrakites seine Quelle gründlich zu ver‐ stehen und kann diese daher selektiv verwenden, indem er die Entlehnun‐ gen sinnvoll in die eigene Argumentation integriert. Durch die bündige Zusammenfassung der entlehnten Passagen vermag er die redundante Schreibweise Segneris überdies an seinen eigenen, knappen Schreibstil anzupassen.
5.2.1 Paraphrasen Ich führe an dieser Stelle einige der ausführlichsten textlichen Paralle‐ len auf:
Εἶναι πολλοὶ ἄῤῥωστοι ὁποῦ φοβοῦνται νὰ λάβουν τοῦτο τὸ Μυστήριον, καθὼς καὶ τὴν κοινωνίαν, καὶ τοὺς φαίνεται πῶς ἀπὸ μίαν θύραν νὰ ἐμβαίνῃ ὁ Ἱερεὺς μὲ τὰ μυστήρια, καὶ ἀπὸ τὴν ἄλλην ὁ θάνατος μὲ τὸ δρέπανον. Καὶ οἱ οἰκιακοὶ τοῦ ἀσθενοῦς, διὰ νὰ μὴ τὸν φοβίσουν, ὁλότελα δὲν φροντίζουσι νὰ κράξουν τοὺς Ἱερεῖς, καὶ ἀφήνοντες νὰ ἀπερνᾷ ὁ καιρός, βάνουσιν εἰς μέγα κίνδυνον τὴν ψυχὴν τοῦ ἀνθρώπου ἐκείνου, καὶ τοῦ γίνονται οἱ μεγαλήτεροι ἐχθροί, ἀντὶς διὰ φίλοι, καθὼς λέγει ὁ Κύριος, οἱ ἐχθροὶ τοῦ ἀνθρώπου, οἱ οἰκιακοὶ αὐτοῦ. Διὰ τοῦτο πρέπει ὁ Ποιμὴν πρὶν νὰ ἀσθενήσουν νὰ ἑρμηνεύῃ τὴν δύναμιν τούτων τῶν Μυστηρίων, καὶ τὴν μεγάλην ὠφέλειαν ὁποῦ λαμβάνουσι δι’ αὐτῶν, διὰ νὰ τὰ ζητοῦσι μετὰ
Pare, che quando il Sacerdote entra in camera con l’ Olio Santo, da un lato, entri dal’ altro con la sua Falce la Morte. Ond’ è, que l’ infermo non suole mai addimandarlo: e quei di casa indugiano più che possono ad addimandarlo per lui, con una falsa compassione del corpo, e con un vero tradimento dell’ Anima, perchè av‐ verisi fino all’ ultimo, che essi sono i peggiori nimici di quanti ha l’ uomo: Inimici hominis, domestici ejus. Con‐ viene adunque chè il Parroco dall’ Altare riprenda forte abusi così dan‐ nevoli, e spieghi li effeti di questa Unzion sacrosanta, tutti opposti al giudizio stravolto, che tutti n’ hanno: mentr’ ella è di sommo profitto, non solamente all’ Anima, ma anche al corpo: All’ Anima quanto all passato, e quanto al presente. Quanto all pas‐ sato, sì per la remissione che reca seco
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χαρᾶς ὅταν ἀσθενήσουσι, καὶ νὰ ἐπιτιμᾷ καὶ νὰ ἐλέγχῃ παῤῥησίᾳ τὰς τοιαύτας βλαβερὰς συνηθείας, καὶ ὑπόληψες, καὶ τοὺς ματαίους φόβους, ἀπὸ τοὺς ὁποίους ὑστεροῦνται τῆς χάριτος τοῦ Θεοῦ. Πρέπει λοιπὸν νὰ λέγῃ κοινῶς εἰς τὸ ποίμνιόν του, πῶς τοῦτο τὸ Μυστήριον τοῦ Εὐχελαίου προξενεῖ μεγάλην ὠφέλειαν καὶ εἰς τὸ σῶμα καὶ εἰς τὴν ψυχήν. Εἰς τὴν ψυχὴν ἐξαλείφει ὅλα ἐκεῖνα τὰ ἁμαρτήματα ὁποῦ ἐσυνέβησαν ἀπὸ ἄγνοιαν, ἢ ὅσα δὲν ἐνθυμήθη εἰς τὴν Ἐξομολόγησίν του. Τοῦτο κάνει εἰς τὰ ἀπερασμένα. Εἰς δὲ τὸ ἐνεστός, ἀρματώνει τὴν ψυχὴν διὰ τῆς χάριτος τοῦ Θεοῦ νὰ ἐναντιῆται ἀνδρείως εἰς τὰς προσβολὰς τοῦ Διαβόλου, μάλιστα εἰς τὸν καιρὸν τῆς ἀσθενείας, ὁποῦ τότε βάνει ὅλην τὴν πονηρὰν βουλὴν νὰ τὴν ῥίψῃ εἰς κανένα βόθυνον, διατὶ ἄλλον καιρὸν δὲν ἔχει νὰ ἐνεργήσῃ τὴν κακίαν του. Καὶ τοῦτα ἐνεργεῖ εἰς τὴν ψυχήν. Εἰς δὲ τὸ σῶμα δίδει ὑγείαν, ἂν εἶναι πρὸς συμφέρον τοῦ ἀνθρώπου ἡ ὑγεία. Δεύτερον ἂν δὲν ὑγιάνῃ, τοῦ δίδει δύναμιν νὰ ὑποφέρῃ μετὰ χαρᾶς τὴν ἀσθένειαν καὶ τοὺς πόνους, καὶ τοὺς ἐλαφρώνει ἂν εἶναι ὑπερβολικοί. Ἀκόμι νὰ διδάσκῃ ὁ Ποιμὴν τὸν λαόν, πῶς ἐκεῖνος ὁποῦ θέλει νὰ λάβῃ τοῦτο τὸ Μυστήριον, πρέπει νὰ προετοιμάζεται μὲ μίαν καθαρὰν ἐξομολόγησιν διὰ τὰ ἁμαρτήματά του, διὰ νὰ τοῦ προξενήσει ἐκείνους τοὺς καρποὺς καὶ τὰ ἀπολέσματα ὁποῦ εἴπαμεν ἀνωτέρῳ. Καὶ τοῦτα ὅλα ἔχει νὰ τὰ κάνῃ ἕως οὗ ἔχει τὸν
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de’ peccati non avvertiti, come per lo sterpamento delle infelici reliquie di già rimessi. E quanto all’ presente, per lo rinforzo che puorge di nuovi ajuti contra le tentazioni diaboliche. Al corpo, per la sanità, che donna all’ infermo, quando questa a lui sia più di utile, che di danno; e per l’ alleg‐ gerimento che apporta, se non altro, alla infermità, o diminuendone quelle angosce que l’ accompagnano, o dando lena a patirle con più di pace: Oratio fidei salvabit Infirmum, et alleviabit eum Dominus. Però dovete insistere sopra tutto a manifestare, come l’ infermo habbia da disporsi a questo giovevolissimo Sagramento col general pentimento delle sue colpe, ricordate, e non ricordate, quando è in istato di poter detestarle: da che tal Sagramento è Sagramento de’ Vivi, è quasi il sigillo divino di tutti gli altri, è la corona della Vita, è il compimento delle Vittorie, ed è, per così dire, l’ ultima mano, che dassi all’ immagine di un verace Cristiano...
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νοῦν του σῶον, καὶ τὰς αἰσθήσεις του. Διατὶ τοῦτο τὸ Μυστήριον εἶναι μυστήριον τῶν ζώντων, καὶ ἡ ὑστερινὴ σφραγὶς τῶν ἄλλων Μυστηρίων, καὶ σχεδὸν ἡ ἐσχάτη βοήθεια καὶ ὠφέλεια εἰς τὸν Χριστιανόν. Ἀνθρακίτης 1708, 296ff.
Segneri 1733b, 581
Selbst wenn er seinen Quellen treu folgt, bietet Anthrakites also keine genauen Übersetzungen derselben, sondern fügt oft Worte, Wendun‐ gen oder ganze Sätze hinzu oder macht entsprechende Auslassungen.
5.2.2 Zusammenfassung, Modifizierung durch Auslassungen und Zusätze Wie gesagt, ist die relativ treue Paraphrasierung von Abschnitten aus Segneris Werk nicht die üblichste schriftstellerische Vorgehensweise des Anthrakites. Meistens gibt er den Text durch freie Umschreibung und knappe Zusammenfassungen wieder. Oft entspricht ein ganzes Kapitel aus dem Parroco Istruito einem Kapitel des Βοσκός. Einen gro‐ ßen Teil der Entlehnungen aus dem Parroco Istruito machen Bilder, Gleichnisse, Metaphern und schroffe rhetorische Ausdrücke aus 190 . Wie an den textlichen Parallelen beobachtet werden kann 191 , lässt Anthraki‐ tes freilich die Hinweise Segneris auf römisch‐katholische theologische oder kanonische Quellen aus.
5.3 Die Art der Verwendung der Texte von Johannes Chrysostomus und Gregor von Nazianz Diese Texte finden im Βοσκὸς eine eher beschränkte Verwendung, ver‐ glichen mit der Benutzung von Segneris Schrift. Stützt sich Anthrakites aber auf einen der beiden Autoren, so übersetzt er umfangreiche Ab‐ schnitte oft verhältnismäßig präzise ins Neugriechische oder paraphra‐ siert treu. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Seiten 84‐93 des Βοσκὸς mit Ausnahme nur sehr weniger Abschnitte eine Zu‐ 190 Ἀνθρακίτης 1708, 129; vgl. Segneri 1733b, 510: Ἀνθρακίτης 1708, 200; vgl. Segneri 1733b, 518: Ἀνθρακίτης 1708, 120f.; vgl. Segneri 1733b, 507. 191 S. Anm. 130.
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sammenstellung von gänzlich unveränderten oder zusammengefassten Auszügen aus der Apologie Gregors von Nazianz darstellen. In einigen Fällen gibt Anthrakites die entlehnten Abschnitte in gedrängter Form wieder, manchmal aber entfaltet er selbst Gedankengänge der fragli‐ chen Texte in freier Weise. Dem besagten Werk Gregors entnimmt er zum Beispiel folgende Passage: Γρηγόριος ὁ Θεολόγος αὐξάνει τὴν δυσκολίαν καὶ τὸ βάρος τοῦ πνευματικοῦ ποιμένος, συγκρίνο‐ ντάς τον μὲ τὸν ἰατρόν. Δύσκολη λέγει φαίνεται νὰ εἶναι ἡ ἰατρικὴ κατὰ τὸ ὑποκείμενόν της, ἐπειδὴ καὶ καταγίνεται εἰς σώματα φθαρτὰ καὶ εὐμετάβλητα, τὰ ὁποῖα ἂν ἡ τέχνη κατὰ τὸ παρὸν τὰ βοηθήσῃ, ὁ καιρὸς μετὰ ταῦτα τὰ διαλύει. Ἀλλ’ ἡ φροντίδα τοῦ ποι‐ μένος εἶναι δυσκολωτέρα, ἐπειδὴ καὶ καταγίνεται εἰς μίαν ψυχήν, ὁποῦ εἶναι ἀπὸ τὸν Θεὸν καὶ θεία, καὶ μετέχει ἀπὸ τὴν ἄνωθεν εὐγένειαν, εἰς τὴν ὁποῖαν σπουδά‐ ζει νὰ φθάσῃ. Ὁ ἰατρὸς στοχάζεται τοὺς τόπους τοὺς καιρούς, τὰς ἡλικίας, τὰς ὥρας, τὰ ἰατρικά, τὴν δίαιταν, καὶ καμίαν φορὰν καυσί‐ ματα καὶ κοψίματα...
Ἀνθρακίτης 1708, 84f.
Γνοίη δ’ ἄν τις τῇ τῶν σωμάτων θεραπείᾳ, τὴν τῶν ψυχῶν ἰατρείαν ἀντεξετάσας∙ καὶ ὅσῳ μὲν ἐργώδης ἐκείνη καταμαθὼν, ὅσῳ δὲ ἡ καθ’ ἡμᾶς ἐργωδεστέρα προσεξετάσας, καὶ τῇ φύσει τῆς ὕλης, καὶ τῇ δυνάμει τῆς ἐπιστήμης, καὶ τῷ τέλει τῆς ἐνεργείας τιμιωτέρα. Ἡ μὲν γὰρ περὶ σώματα πονεῖται, καὶ τὴν ἐπίκηρον ὕλην καὶ κάτω ῥέουσαν, πάντως λυθησομένην καὶ πεισομένην τὸ ἑαυτῆς, κἂν νῦν τῇ συμμαχίᾳ τῆς τέχνης κατακρατήσῃ τῆς ἐν αὐτῇ στάσεως∙ ἢ γὰρ νόσος ἢ χρόνος ἔλυσεν, εἴξασαν τῇ φύσει, καὶ τοὺς ἰδίους ὅρους οὐχ ὑπερβαίνουσαν. Τῇ δὲ περὶ ψυχὴν ἡ σπουδὴ, τὴν ἐκ Θεοῦ καὶ θείαν, καὶ τῆς ἄνωθεν εὐγενείας μετέχουσαν, καὶ πρὸς ἐκείνην ἐπειγομένην... Χώρας, καὶ καιροὺς, καὶ ἡλικίας, καὶ ὥρας, καὶ τὰ τοιαῦτα ὁ ἰατρὸς ἐπισκέψεται∙ φαρμακεύσει τε καὶ διαιτήσει, καὶ τηρήσει τὰ βλαβερὰ, ὡς ἂν μὴ ἀντιβῆναι τῇ τέχνῃ τὰς τῆς ἀῤῥωστίας ἐπιθυμίας∙ καί που καὶ καύσεσι, καὶ τομαῖς..., SC 247, 110ff.
Bezeichnend für die Verwendung der Chrysostomos‐Texte ist folgende Parallelstelle:
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Θαῦμα μέγα (λέγει ὁ Ἅγιος) ὁ μετὰ τοῦ Πατρὸς καθήμενος κατὰ τὴν ὥραν ἐκείνην τῶν ἁπάντων κατέχεται χερσί, καὶ δίδωσιν ἑαυτὸν τοῖς βουλομένοις περιπτύξασθαι καὶ περιλαβεῖν. Θαυμαστὸν βέβαια ἐστάθη ποτὲ καὶ ἐκεῖνο τοῦ Ἠλία, ὅλοι οἱ περιεστῶτες νὰ στέκονται μὲ σιωπήν, καὶ μόνος ὁ προφήτης νὰ προσεύχεται, καὶ μὲ τὴν προσευχήν του πάραυτα νὰ πέσῃ πῦρ, καὶ φλόγα ἀπὸ τὸν οὐρανὸν νὰ κατακαύσῃ τὴν θυσίαν. Ἀλλὰ τὸ θαυμασιώτερον εἶναι νὰ στέκεται ὁ ἱερεὺς νὰ προσεύχεται εἰς τὸ θυσιαστήριον, καὶ μὲ τὴν προσευχήν του νὰ καταβάζῃ ὄχι κανένα γήϊνον πῦρ, ἀλλ’ αὐτὸ τὸ Πνεῦμα τὸ Ἅγιον. Ἀνθρακίτης 1708, 58f.
Ὁ μετὰ τοῦ Πατρὸς ἄνω καθήμενος κατὰ τὴν ὥραν ἐκείνην ταῖς ἁπάντων κατέχεται χερσὶ καὶ δίδωσιν αὐτὸν τοῖς βουλομένοις περιπτύξασθαι καὶ περιλαβεῖν, ποιοῦσι δὲ τοῦτο πάντες διὰ τῶν ὀφθαλμῶν τότε. Ἆρά σοι τοῦ καταφρονεῖσθαι ταῦτα ἄξια καταφαίνεται, ἢ τοιαῦτα εἶναι ὡς δυνηθῆναί τινα καὶ ἐπαρθῆναι κατ’ αὐτῶν; Βούλει καὶ ἐξ ἑτέρου θαύματος τῆς ἁγιαστίας ταύτης ἰδεῖν τὴν ὑπερβολήν; Ὑπόγραψόν μοι τὸν Ἠλίαν τοῖς ὀφθαλμοῖς καὶ τὸν ἄπειρον ὄχλον περιεστῶτα καὶ τὴν θυσίαν ἐπὶ τῶν λίθων κειμένην καὶ πάντας μὲν ἐν ἡσυχίᾳ τοὺς λοιποὺς καὶ πολλῇ τῇ σιγῇ, μόνον δὲ τὸν προφήτην εὐχόμενον, εἶτα ἐξαίφνης τὴν φλόγα ἐκ τῶν οὐρανῶν ἐπὶ τὸ ἱερεῖον ῥιπτουμένην, θαυμαστὰ ταῦτα καὶ πάσης ἐκπλήξεως γέμοντα. Μετάβηθι τοίνυν ἐκεῖθεν ἐπὶ τὰ νῦν τελούμενα, καὶ οὐ θαυμαστὰ ὄψει μόνον, ἀλλὰ καὶ πᾶσαν ἔκπληξιν ὑπερβαίνοντα∙ ἕστηκε γὰρ ὁ ἱερεύς, οὐ πῦρ καταφέρων, ἀλλὰ τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον... SC 272, 144ff.
5.4 Das Kapitel über Buße und Beichte Der erste Teil des Kapitels über die Buße und Beichte bietet eine Be‐ handlung des Sündenbegriffs eher ontologischen Charakters, die dem Denken Segneris fremd ist und daher höchstwahrscheinlich auf andere Quellen zurückzuführen ist, die der patristischen Literatur oder anderen
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Bestandteilen der theologisch‐philosophischen Bildung von Anthrakites entstammen könnten 192 . Dem ersten Teil folgt eine gedrängte Darstellung der Sünde als Ver‐ achtung oder Entehrung des Dreieinigen Gottes sowie der Fleischwer‐ dung und des Leidens Christi, an die sich eine Darlegung der Buße anschließt 193 . Dieser zweite Teil könnte eine knappe Zusammenfassung der einschlägigen Gedanken Segneris sein, die sich in komprimierter Form im 14. Kapitel von Penitente istruito 194 und breit entfaltet in Cristi‐ ano istruito 195 finden. Anthrakites lässt die Betrachtung des Leidens als Satisfaktionsleistung für die Sünde allerdings aus. Freilich stellen diese Vorstellungen in ihren Grundlinien Gemeinplätze dar; Anthrakites hätte diese auch einem verwandten theologisch‐pastoralen Werk jener Zeit entnehmen können. Aufgrund der ausgedehnten Verwendung Segneris sowohl im Βοσκὸς wie auch in den Θεωρίαι kann dieser Autor jedoch als wahrscheinlichste Quelle gelten.
6. Der Prozess gegen Methodios Anthrakites und seine Texte über die Beichte M. Anthrakites, der damals als Lehrer tätig war, wurde auf Betreiben seines ehemaligen Schülers, des Mönches Ierotheos Iberites, beim Pat‐ riarchat von Konstantinopel beschuldigt, dass er nicht‐orthodoxe west‐ liche neuzeitliche Lehrmeinungen lehre, und am 23. August 1723 in contumaciam verurteilt: „nachdem er schlecht geleitet und erzogen, und nachdem er vom Betrug ganz beherrscht wurde, sich der gottlosen und unfrommen Häresie des Molinos anschloss und diese eifrig erlernte, welche ausbrach und vom Teu‐
192 Anthrakites bestimmt die Sünde als Nichtseiendes; denn alles Seiende geht auf in Gott vorhandene Ideen zurück und die Sünde kann keinen Platz in Gott haben: „Es ist unmöglich, dass in der Welt ein Ding von Gott geschaffen wird, wenn Gott die Idee dieses Dinges nicht besitzt… Ich frage nun, ob Gott eine Idee der Sünde besitzt oder nicht; wenn nicht, dann ist die Sünde kein Seiendes. Wenn er aber ihre Idee besitzt, dann vermag er auch, diese zu realisie‐ ren – was unmöglich ist“ («Εἶναι ἀδύνατον νὰ κτισθῇ πρᾶγμα εἰς τὸν Κόσμον ἀπὸ τὸν Θεὸν ἂν ὁ Θεὸς δὲν ἔχει τὴν ἰδέαν ἐκείνου τοῦ πράγματος… Ἐρωτῶ τώρα, ἂν ἔχῃ ὁ Θεὸς ἰδέαν τῆς ἁμαρτίας, ἢ ὄχι. Ἂν δὲν ἔχει, τὸ λοιπὸν ἡ ἁμαρτία δὲν εἶναι ὄν. Ἂν ἔχῃ τὴν ἰδέαν της, τὸ λοιπὸν ἠμπορεῖ καὶ νὰ τὴν κάμῃ, τὸ ὁποῖον εἶναι ἀδύνατον», Ἀνθρακίτης 1708, 280). Dieser Gedanke ist sowohl in der patristischen Literatur wie auch im Pla‐ tonismus durchaus üblich (s. z.B. Basilius, Quod Deus non est auctor malorum, PG 31, 344; Dionysios Areopagites, De divinis nominibus IV, ed. B.R. Suchla, Berlin‐New York 1990, 168, 11). 193 Ἀνθρακίτης 1708, 281‐286. 194 Segneri 1733a, 709‐716. 195 Segneri 1745, 5‐208.
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fel erfunden wurde, und alle seit jeher bekannten Häresien an Unfrömmig‐ keit unvergleichlich übertraf; so machte er seine Seele und seinen Verstand bösartig, und nachdem er knapp entflohen war, kehrte er zurück mit seiner gottwidrigen Ware“ 196 .
Diese Verurteilung hat die Forschung intensiv beschäftigt 197 , weil sie, wie Anthrakites selbst bemerkt 198 , mit dem Verbot des Patriarchats einherging, die modernen westeuropäischen philosophischen Strömungen zu rezipieren. Auf der Grundlage der hier vorgestellten neuen Befunde, die dem Werk des Anthrakites eine Abhängigkeit von P. Segneri nach‐ weisen, müsste die Verurteilung von Anthrakites als Molinist erneut untersucht werden, da Segneri nicht nur ein entschlossener Gegner des Molinos war, sondern als solcher auch Autor von antimolinistischen Traktaten 199 und einer der Hauptakteure der Verurteilung des Molinos durch den Vatikan 200 .
7. Die gemeinsamen pastoralen Bestrebungen von Typaldos und Anthrakites Wie zu Anfang dargelegt, war die Abfassung der drei Handbücher von Anthrakites Teil des durch Meletios Typaldos vorangetriebenen ambi‐ tiösen Plans, die Bistümer der venezianischen Besatzungsgebiete der Metropolie von Philadelphia unterzuordnen und eine Union mit dem Vatikan durchzusetzen. Konkretes Ziel der Handbücher war die Ver‐ besserung des Bildungsniveaus bei Klerus und Laien der künftigen Obermetropolie, die durch eine aktive Auseinandersetzung mit den großen pastoralen Problemen erreicht werden sollte – Probleme, die in der Tat manifest waren und nicht nur den niederen Klerus und die Bischöfe 196 «κακῶς ἀχθείς τε καὶ πεδευθείς [sic], καὶ ἀφοῦ τῆς ἀπάτης ὅλος γενόμενος τὴν ἄθεον καὶ δυσσεβεστάτην αἵρεσιν τοῦ Μολίνου αἱρεῖται καὶ ἐκδιδάσκεται ἔναγχος ἐκραγεῖσαν καὶ ἐπινοηθεῖσαν ὑπὸ διαβόλου καὶ τὰς πώποτε μνημονευόμενας τῶν αἱρέσεων ἀσυγκρίτως νικῶσαν τῇ ἀσεβείᾳ, φυγαδευθεῖσαν τε μόγις πονηρὰν αὐτοῦ ψυχὴν καὶ διάνοιαν ἐργασάμενος, ἐπανῆλθε μετὰ τῆς δυσσεβοῦς ἐμπορείας», Δελ‐ λικάνης 1905, 870. 197 S. z.B. Ἀγγέλου 2000, 23‐37; Μπόμπου 1995, 111‐127; Ψημμένος 1996, 29‐88; Κιτρο‐ μηλίδης 2000, 43‐48. Die trotzdem noch offenen Fragen werde ich in einem Aufsatz gesondert behandeln. 198 „Ich werde also von der Synode nicht als schlechter Christ verurteilt, nicht (wegen eines Verstoßes) gegen irgendein Dogma der Kirche, sondern weil ich anders philosophiere als die Aristoteliker “ («καταδικάζομαι λοιπὸν ὑπὸ τῆς συνόδου ὄχι ὡς κακὸς χριστιανός, ὄχι εἰς κἀνένα δόγμα τῆς Ἐκκλησίας, ἀλλὰ πὼς φιλοσοφῶ διαφόρως ἀπὸ τοὺς Ἀριστο‐ τελικούς», Ἀγγέλου 2000, 26; vgl. Ψημμένος 1989, 448; s. auch Kap. V Anm. 61 und 62). 199 S. Segneri 1680; s. auch Ders. 1681. 200 Die Verurteilung datiert vom 20. November 1687 (s. Denzinger 2201‐2269).
Die Texte zur Beichte von Methodios Anthrakites
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der venezianischen Besatzungsgebiete, sondern die ganze Ostkirche betrafen. So war Typaldos’ Projekt durchaus auch Ausdruck einer ech‐ ten pastoralen Sorge, die die anderen Bischöfe der Ostkirche allerdings nicht zu teilen schienen. Anthrakites’ Handbücher stellen einen Mei‐ lenstein in der Geschichte der griechischen Pastoral‐ und Beichtliteratur dar, auch wenn die wissenschaftlichen Interessen ihres Autors eher der Philosophie und der Mathematik galten, wie sein übriges Werk zeigt. Weder der primär politisch motivierte Typaldos, noch der wissen‐ schaftlich interessierte Anthrakites übersahen die kritischen pastoralen, kirchlichen und theologischen Probleme ihrer Zeit und brachten mit ihrer Zusammenarbeit ein großes pastorales Unternehmen voran. Wie weiter unten gezeigt wird, hat das Patriarchat von Konstantinopel zur gleichen Zeit die Veröffentlichung von theologischen Büchern in der Volkssprache mit dem Argument verboten, dass nur die Heiligenviten und die Panegyriken bzw. Festreden nützlich für das Volk seien 201 . Die Publikation des Βοσκός, des wichtigsten der drei Handbücher, bedeute‐ te das Ende dieser Bestrebungen. Anthrakites kehrte unmittelbar dar‐ auf in seine Heimat zurück. Im Rahmen des hier aufgezeigten Plans ist auch Anthrakites’ An‐ lehnung an zeitgenössische, römisch‐katholische pastorale Quellen zu verstehen, die er allerdings mit patristischen Texten in kreativer und gelungener Weise kombinierte. Am Beispiel des Anthrakites lässt sich die Möglichkeit einer fruchtbaren Beeinflussung griechischer Theologen der Zeit der Türkenherrschaft durch zeitgenössische theologische Strö‐ mungen des Westens beobachten, die natürlich eine vorurteilsfreie Öffnung voraussetzte. Und so konnte die Rezeption dieser Strömungen in Syn‐ these mit der byzantinischen Tradition ein originelles theologisches Denken hervorbringen. Dennoch stellt Anthrakites, der vom Patriar‐ chat von Konstantinopel ungerecht und entehrend verurteilt wurde 202 , eine seltene Ausnahme unter den Theologen der Türkenherrschaft dar.
201 S.u. S. 117f. 202 S.o. Anm. 198; vgl. Kap. V Anm. 61 und 62.
IV. KAPITEL Das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas († 1747) 1. Der Autor Was uns an biographischen Daten über Theodoretos (mit weltlichem Namen Theodoros) Saloufas 1 erhalten ist, reicht kaum aus, um Leben und Bildung dieses Autors auch nur rudimentär zu rekonstruieren. Titelblatt und Widmung seines Beichtbuches von 1717 weisen ihn jedenfalls als Protosynkellos der Metropolie von Rheon und Prastos aus; die Widmung enthält weiterhin die Information, dass Theodoretos ein bzw. der Neffe des Metropoliten von Rheon, Iakobos Saloufas, war. In dieser Widmung bescheinigt Theodoretos seinem Metropoliten und On‐ kel gar, für ihn gleichsam ein Vater gewesen zu sein 2 ; er sei es gewesen, der Theodoretos in Schulen (Μουσεῖα) schickte und ihm das Studium ermöglichte 3 . Wo Theodoretos jedoch studierte 4 , entzieht sich unserer Kenntnis. Da es zur fraglichen Zeit auf der Peloponnes so gut wie keine 1
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Die spärlichen Informationen über ihn stammen hauptsächlich aus der Erforschung der Geschichte des Bistums von Rheon und Prastos. Dazu s. Γριτσόπουλος 1992, 456‐458; ders. 1986, 44f.; Σφυρόερας 1970, 401‐404; Σταμίρης 1969, 145‐151; Δουκά‐ κης 1923, 111; ders. 1911, 31 (hier sind allerdings Fehler enthalten, die später von Sfyroeras und Stamiris berichtigt wurden). Die Bischofslisten des Bistums sind lü‐ ckenhaft, z.B. in Bezug auf die Amtszeit des Theodoretos. Σαλούφας 1717, 5. Ebd., 5f. Zu den Schulen der Peloponnes s. Εὐαγγελίδης 1936, 292‐373. Zur Zeit der venezia‐ nischen Besatzung gab es anscheinend eine Schule in Patras (Lehrer war der spätere Bischof von Helos, Nikodemos Vavatenis) und Elementarschulen in Gastouni und Livartzio (seit 1709), ferner auch Schulen für die römisch‐katholischen Einwohner der Peloponnes, wie das Gymnasium von Tripolis. In den Berichten der Provveditori ist die Rede von einem großen Schul‐ und Bildungsmangel sowie von der Unwissenheit des Klerus. Aber die venezianische Verwaltung, die koordinierte Anstrengungen zur Verbesserung der finanziellen und demographischen Lage auf der Peloponnes un‐ ternahm und sich mit den Problemen der Orthodoxen intensiv beschäftigte, hat kei‐ ne wirkliche Initiative ergriffen, um das große Problem des Schulmangels zu lösen. Im Jahr 1711 hat Chrysanthos Notaras versucht, in seinem Dorf Trikala in Korinthia eine Schule zu gründen, wobei er sogar Methodios Anthrakites die Stelle des Lehres anbot. Diese Schule ist aber wegen des Widerstandes der Venezianer nie gegründet worden (hierzu s. Ζερλέντης 1921, 18; vgl. Γεδεὼν 1913, 306).
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Schulen gab, ist es sehr wahrscheinlich, dass dies in Venedig geschah 5 . Wie im Folgenden zu sehen sein wird, hegte der Erzbischof Iakobos außerdem enge Kontakte mit den Venezianern, die seit 1685 die Pelo‐ ponnes beherrschten, und konnte so seinem Neffen das Studium in Venedig sicher erleichtern. Anscheinend trat Theodoretos die Nachfolge seines Onkels auf der Kathedra an. Dies wird zumindest durch die Stiftungsurkunde der Nichte Theodoretos’ aus dem Jahre 1730 6 bezeugt, die Iakobos als Bischof von Rheon und Prastos aufführt. Andererseits nennt ein patriarchales Sigil‐ lion für das Jahr 1727 einen gewissen Parthenios als Metropoliten von I. unter‐ Rheon 7 , der 1730 auch ein Sigillion des Patriarchen Serapheim zeichnet zu haben scheint 8 . Es ist folglich am wahrscheinlichsten, dass Theodoretos tatsächlich der Nachfolger Iakobos’ auf dem Bischofsthron gewesen ist, später aber aus uns unbekannten Gründen zurücktrat, um seitdem als ehemaliger Bischof von Rheon im Dimiova‐Kloster zu le‐ ben; dort befand er sich jedenfalls 1730, als seine Verwandten ihn zum Verwalter ihres Vermögens bestimmten 9 . In diesem Kloster starb The‐ odoretos im Jahre 1747 10 . Aus einer Stiftungsurkunde von Theodoretos’ Nichte Chrysantho an das Dimiova‐ Kloster geht hervor, dass er während seines Aufenthalts in Venedig die Würde des Protosynkellos inne hatte, was auch durch die Widmung seines Beichtbuchs bestä‐ tigt wird (s. Σφυρόρερας 1970, 402). Wir kennen dennoch nicht alle Gründe für The‐ odoretos’ Venedigaufenthalt – ging er für den Druck seines Buches nach Venedig, oder war er schon zum Studium dort? In den Matrikeln der beiden namhaften Insti‐ tutionen, die die griechischen Studenten damals anzogen, der Universität von Padua und des Collegio Flanghinis, kommt der Name Theodoretos jedenfalls nicht vor. Doukakis behauptet, dass Theodoretos Pfarrer der St.‐Georgs‐Kirche in Venedig gewesen ist (Δουκάκης 1923, 111). Diese Auskunft könnte hochinteressant sein, da zu jener Zeit ein Pfarrer der griechischen Gemeinde Venedigs laut den Verordnun‐ gen der Jahre 1534 und 1542, die Venedig 1708 erneut in Kraft setzte, ein katholi‐ sches Glaubenbekenntnis ablegen musste; dennoch konnte diese Angabe nach Un‐ tersuchung der veröffentlichten sowie unveröffentlichten Archive der griechischen Gemeinde Venedigs nicht bestätigt werden (M. Manousakas hat auf Anregung von V. Sfyroeras erfolglos versucht, diese Information anhand der unveröffentlichten Archive zu bestätigen; s. Σφυρόερας 1970, 403, Anm. 5). 6 S. dazu Anm. 5; s. auch Σφυρόερας 1970, 402. 7 S. Σταμίρης 1969, 145‐151; s. auch Γριτσόπουλου 1992, 458. 8 Die Verlässlichkeit dieser Mitteilung ist fraglich, da Serapheim laut Gedeon den Patriarchenthron 1733 bestiegen hat (s. Γεδεὼν 1996, 525f.). Außerdem unterzeichnet Serapheim 1730 die Weihe des Parthenios zum Metropoliten von Loftzou als synoda‐ ler Metropolit von Nikomedeia (s. Παπαδόπουλος‐Κεραμέας 1891, 217). Das von Parthenios unterzeichnete Sigillion des Gottesmutter‐Klosters von Elona, das von Zakythinos veröffentlicht worden ist (s. Ζακυθινὸς 1930, 123‐126), könnte ein fal‐ sches Datum tragen (Γριτσόπουλος 1992 , 458 Anm. 3). 9 Ebd., 457f. 10 Σφυρόερας 1970, 402 Anm. 6. 5
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2. Der historische Hindergrund der Abfassung des Beichtbuches
2.1 Theodoretos’ Beziehung zu seinem Onkel Iakobos Saloufas Die Bildung, die schriftstellerische Tätigkeit, die kirchliche Karriere, sein ganzes Wirken, kurzum der gesamte Lebenslauf von Theodoretos ist unmittelbar mit der Person seines Onkels Iakobos Saloufas verbun‐ den, zu dem er eine enge Beziehung pflegte. In der griechischen Kirche war es zur Zeit der Türkenherrschaft durchaus üblich, dass Neffen oder enge Verwandte von Bischöfen unter deren Obhut aufwuchsen und von diesen erzogen wurden, um später ihre eigene kirchliche Laufbahn zunächst als deren enge Mitarbeiter, und schließlich als Nachfolger ihres einstigen Vormunds zu verfolgen 11 . Unter den vielen einschlägigen Bei‐ spielen finden sich auch die besonders charakteristischen Fälle des Pat‐ riarchen von Jerusalem, Chrysanthos Notaras, und des Kyrillos Loukaris. Letzterer wuchs bei seinem Verwandten Meletios Pegas, dem Patriarchen von Alexandria, auf und formte wesentliche Tendenzen seines Werks unter dessen Einfluss; Chrysanthos erwarb nicht nur seine Bildung, sondern entwickelte auch seine Persönlichkeit unter der Aufsicht seines Onkels Dositheos, trat dann dessen Nachfolge an und setzte schließlich sein Werk fort 12 . Es waren dies fast immer harmonische Beziehungen, gekennzeichnet durch Liebe und absolute Ergebenheit. In einer eben‐ solchen Beziehung von Theodoretos zu seinem Onkel Iakobos, aber auch in den aktuellen politischen Verhältnissen werde ich im Folgen‐ den die Gründe für die Entstehung des Beichtbuches suchen.
2.2 Die Kirchenpolitik Venedigs in Morea während der zweiten venezianischen Besatzung (1685 −1715) In Folge der osmanischen Niederlage vor Wien griff Venedig im Jahre 1684 das osmanische Reich mit kombinierten Militäroperationen im heutigen Griechenland an, was zur Eroberung der gesamten Pelopon‐
11 Das Phänomen des Nepotismus (s. dazu Schneider 2003, Sp.195) lässt sich auch in der damaligen römisch‐katholischen Kirche beobachten, so z.B. im Fall des Neffen von Papst Urban VIII., Kardinal Francisco Barberini, dem Rodinos seine Werke Σύνοψις und Πανοπλία widmete. 12 Über die Kirchenpolitik von Dositheos, die Chrysanthos fortführte, s.u. S. 212ff., 230ff.; s. auch Kraft 1995, 86ff.; Dură 1977; Παπαδόπουλος 1907.
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nes und einiger Gebiete Westgriechenlands führte 13 . Damit begann eine neue Epoche venezianischer Herrschaft in Morea, die bis zum Jahre 1715 dauerte, als die Osmanen die Peloponnes zurückeroberten, um sie bis zur Revolution 1821 zu besetzen 14 . Unmittelbar nach dem Anschluss der Peloponnes machte sich Venedig sogleich daran, seine Herrschaft zu konsolidieren, indem es einen Provve‐ ditore einsetzte, dem mehrere Würdenträger unterstellt waren. Die grie‐ chische Bevölkerung war den Venezianern nicht besser gesonnen als den Türken – es herrschte sogar die Ansicht, dass die Türken zumindest die freie Ausübung der orthodoxen Religion erlaubten, während die Vene‐ zianer eine Latinisierung anstrebten. So hielt es die venezianische Re‐ gierung für durchaus wahrscheinlich, dass die griechische Bevölkerung im Falle einer Krise gegen Venedig Partei für die Türken ergreifen könnte 15 . Die Provveditori hatten außerdem die Aufgabe, die finanziel‐ len Ressourcen des Gebietes vollständig zu erfassen und schließlich zu verwalten, um so den Gewinn der Serenissima zu maximieren 16 . Um diese Vorhaben voranzutreiben, mussten die Venezianer allerdings eine sehr vorsichtige Kirchenpolitik gegenüber ihren neuen, mehrheit‐ lich orthodoxen Untertanen verfolgen. Sie benötigten schlichtweg eine neue Kirchenpolitik, sehr verschieden von derjenigen, die sie bislang 13 Über die Kriegserklärung an die Pforte s. Romanin 1784, 339. Über die Militäropera‐ tionen der Venezianer im griechischen Raum während des venezianisch‐türkischen Krieges der Jahre 1684‐1699 s. Βακαλόπουλος 1973, 11‐42; s. auch Ντόκος 1975, 8‐ 34; Ἀρχοντίδης 1983, 15‐28. 14 Über die Zeit der venezianischen Herrschaft in Morea s. von Ranke 1878, 279ff.; s. auch Βακαλόπουλος 1973, 45‐63 und Κρίμπας 1956, der allerdings von Rankes Aus‐ führungen plagiiert. Über die zweite Türkenherrschaft nach dem Ende der venezia‐ nischen Besatzung s. Σακκελαρίου 1939. 15 Im Jahre 1715 ist es den Türken gelungen, Morea in nur drei Monaten wieder zu erobern. Ein solcher Sieg ist sicherlich nicht nur auf die zahlenmäßige Überlegenheit des osmanischen Heeres, sondern auch auf den Unwillen der griechischen Bevölke‐ rung zurückzuführen, Widerstand zu leisten. Im Jahre 1710 dokumentierte der Rei‐ sende A. Motray, der die südliche Peloponnes besucht hatte, die Missstimmung der Griechen gegenüber der venezianischen Verwaltung und stellte fest, dass diese eine Rückkehr der Türken wünschten, u.a. weil sie früher unter den Osmanen eine abso‐ lute Freiheit in Religionsangelegenheiten genossen hatten (s. Motray 1727, 462; vgl. Ζερλέντης 1921, 20). Zur selben Feststellung gelangt auch von Ranke (s. von Ranke 1878, 303f.). 16 Weil die Bevölkerung der Peloponnes während des venezianisch‐türkischen Krieges drastisch abgenommen hatte, versuchten die Venezianer die Peloponnes mit Um‐ siedlern aus Athen, Kreta, den ägäischen Inseln und Naupaktos zu besiedeln, denen sie bebaubares Land zuteilten (s. von Ranke 1878, 304‐309; zu den Ursachen der de‐ mographischen Schrumpfung der Peloponnes zur Zeit der Türkenherrschaft und des demographischen Wachstums während der venezianischen Besatzung, wie auch über die von den Provveditori durchgeführten Volkszählungen s. Παναγιωτόπουλος 1985, 123‐158). Die neuen Siedler waren, mit Ausnahme der Chioten, orthodox, so‐ dass sie automatisch unter den Einfluss der orthodoxen Kirche gerieten.
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auf den von ihnen besetzten ionischen Inseln angewandt hatten. Diese standen schon seit langem unter venezianischer Herrschaft, sodass sich ein gewisser Status quo etablieren konnte, der zwar mit dem kanonischen Recht der orthodoxen Kirche unvereinbar, den Interessen Venedigs aber dienlich war 17 . Während es auf den ionischen Inseln − mit Ausnahme von Kephallonia, Kythera und Lefkada − keine Bischöfe gab, verfügte das Patriarchat von Konstantinopel im neubesetzten Morea über eine Viel‐ zahl von Bischöfen, die von diesem gewählt und für die Eintreibung der Geldbeiträge zuständig waren, die die dortigen Christen im Rahmen des osmanischen Millet‐Systems an das Patriarchat zu leisten hatten. Ferner konnte das Patriarchat in vielen Fällen die Äbte dortiger Klöster wäh‐ len und verfügte über eine besonders hohe Anzahl von Stavropegia – 26 gemäß Grimani 18 . Die Interessen des Patriarchats in Morea standen außerdem in völligem Einklang mit den osmanischen Zielen, sodass jede andere Regierung aus Sicht des Patriarchats nur eine Verschlechte‐ rung darstellen konnte. Um seine Herrschaft zu behaupten, war Venedig auf die Unterstüt‐ zung der örtlichen griechischen Bevölkerung angewiesen, die ihrerseits mehrheitlich von ihren Priestern und Bischöfen geleitet wurde 19 . Die entscheidende Funktion des Klerus und die Ergebenheit der griechischen Bevölkerung dem Klerus gegenüber, die sich übrigens vor allem auch bei der Beichte bemerkbar machte, hatte Venedig bei den Ereignissen im Umfeld des Verlustes von Kreta an die Türken kennengelernt 20 . Venedig 17 Über die orthodoxe Kirche auf den ionischen Inseln während der venezianischen Herrschaft s. Λούτζης 1856, 76‐141; s. auch Τσίτσας 1969 (nur bezüglich der Kirchen von Korfu). 18 Vgl. von Ranke 1878, 341, Anm. 2. 19 Der Provveditore Corner schreibt diesbezüglich: „Diese [sc. die Bischöfe] (…) hatten diese übermäßige Macht über das Volk lange Zeit in ihren Händen; [ein Volk], dessen Gefühle von sechs Erzbischöfen, die ihren Sitz in den Hauptprovinzen haben, und von achtzehn Bi‐ schöfen nicht geringen Ansehens gelenkt werden“. (s. Λάμπρος 1885, 297; vgl. Τσελίκας 1984, 135). 20 Unmittelbar nach ihrer Landung auf dem von den Venezianern besetzten Kreta im Jahre 1645 setzten die Osmanen den Neffen des Patriarchen Athanasios Patellaros, Neophytos Patellaros, samt sieben weiteren Bischöfen als Erzbischof ein (bislang gab es keinen orthodoxen Bischof auf der Insel, und die Leitung der Kirche hatten die Protopapades übernommen; s. hierzu Σπανάκης 1959, 243, Anm., 2. Über die Pries‐ terweihen ohne Bischöfe s. Τωμαδάκης 1959, 61‐72; s. auch Μανούσακας 1966, 317‐ 330). Der Metropolit Neophytos und die Bischöfe wurden mit der Aufgabe betraut, das Volk zu überzeugen, Partei für die Osmanen zu ergreifen. Neophytos hat wäh‐ rend der Belagerung von Candia im Jahre 1648 sogar in die belagerte Stadt Flugblät‐ ter werfen lassen, mit denen er die Einwohner zur Kapitulation aufrief (s. Βακαλό‐ πουλος 1973, 492, 498). Schon früher schrieb der Provveditore general Kretas, B. Moro, über die orthodoxen Priester: „Wenn die Griechen einen priesterlichen Würdenträger se‐ hen, dann empfangen sie ihn und bringen ihn in ihre Häuser, und bringen ihm großes Ver‐ trauen entgegen; man könnte meinen, dass diese Menschen, die gegenüber der römischen
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war sich also vollkommen der Tatsache bewusst, dass die Angelegenheit einer behutsamen Handhabung bedurfte. Zunächst untersagte die Serenissima dem mit der Einsammlung der Geldbeiträge beauftragten Exarchen des Patriarchen die Einreise in Mo‐ rea, und verbot zusätzlich die Bekanntgabe der Enzykliken des Patriar‐ chats 21 . Mit diesen Maßnahmen sollte der Geldfluss unterbrochen und der Einfluss des Patriarchats zurückgedrängt werden 22 . Außerdem ent‐ zog Venedig dem Patriarchat das Recht zur Wahl der Bischöfe und gab dieses zur Vermeidung negativer Reaktionen den Gemeinden 23 . Später versuchte man, eigene Vertrauensmänner auf die vakanten Bischofsstüh‐ le zu lancieren 24 . Diese waren griechische Staatsangehörige Venedigs, die
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Kirche und dem lateinischen Dogma feindlich gesinnt sind, die zerstörerische Saat der Zwie‐ spalt zwischen Griechen und Lateinern insgeheim säen, sooft sie die Beichte abnehmen. Au‐ ßerdem sind die meisten unter ihnen türkische Staatsangehörige und daher höchst suspekt, und man kann von ihnen nichts denn Übel und Taten gegen Eure Serenität erwarten“ (s. Βακαλόπουλος 1973, 481; vgl. Σπανάκης 1958, 93f.). Die Venezianer wussten dem‐ nach schon seit dem Verlust Kretas, dass die Rolle der Priester selbst für die Militär‐ operationen von Bedeutung war, und dass ferner das Beichtsakrament das Mittel war, um die Positionen des Patriarchats von Konstantinopel zu verbreiten. Eine tür‐ kische Eroberung bedeutete für das Patriarchat die Ausbreitung seiner Jurisdiktion und Erhöhung seiner Einkünfte. Wie von Ranke bemerkt, hatten die Venezianer versucht, die Beschlüsse des Patriar‐ chats den päpstlichen Bullen – die aber auf Peloponnes keine eigenständige Geltung hatten – gleichzustellen (s. hierzu von Ranke 1878, 342). Auf diese Weise wollten die Venezianer ihre religionstolerante Politik demonstrieren, die unter dem Vorwand der Gleichbehandlung beider Konfessionen letztlich aber dem Patriarchat von Kon‐ stantinopel schaden musste, dessen Macht auf der Peloponnes mit derjenigen Roms nicht zu vergleichen war. Was der Einfluss des Patriarchats und der Transfer von Geldern an dasselbe für die Venezianer bedeutete, bringt von Ranke auf den Punkt: „Es schien ihnen unerträglich, dass ein fremder Priester so viel Geld aus dem Lande ziehen, daß ein kirchliches Oberhaupt, welches unter dem Einfluss des Sultans stand, das Recht haben sollte, die Bischöfe und Äbte ihres Landes zu setzen“ ( von Ranke 1878, 341). Am 19. Mai 1696 bestimmte der venezianische Senat das Procedere für die Wahl neuer Bischöfe für die vakanten Bischofssitze. Der Beschluss basierte auf den Vor‐ schlägen der Superintendenten, die alle in den venezianischen Besatzungsgebieten bisher angewendeten Verordnungen gründlichst untersucht hatten, wie auch die Abkommen Venedigs mit dem Patriarchat von Konstantinopel und das kanonische Recht der orthodoxen Kirche. Dieser Beschluss sah vor, dass alle Bischofskandidaten a) mindestens 30 Jahre alt, b) venezianische Staatsangehörige, ferner c) tugendhaft, sittlich und von pastoralem Eifer zu sein hatten, und d) alle von den Kanones der or‐ thodoxen Kirche bestimmten Voraussetzungen erfüllen mussten. Die Wahl musste innerhalb von zwei Monaten erfolgen, und die Kandidaten mussten von drei durch den Capitan General Da Mar oder in seiner Abwesenheit durch den Provveditore bestimmten Bischöfen approbiert werden. Dann stellten sich diese den Gemeinderä‐ ten zur Wahl. Die Bischofswahl wurde anschließend durch die Approbation des ve‐ nezianischen Senats besiegelt (hierzu s. Βισβίζης 1957, 1‐3). Diese Maßnahme hatte als erster der Provveditore Corner in seinem Bericht vorge‐ schlagen: „Um diejenigen zu vertreiben, die gesetzeswidrig geweiht wurden und jetzt Wur‐
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aus dessen Herrschaftsgebieten kamen, oder mit den Venezianern kola‐ borierende Priester, wie z.B. die Metropoliten Gregorios von Monemva‐ sia 25 , Christophoros Antonopoulos von Patras 26 , Nikeforos Vavatenis von Elos 27 , Elias Meniates von Kernike 28 , Jeremias Typaldos von Koro‐
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zeln geschlagen haben, wird es mir eine große Hilfe sein, dass in diejenigen Bischofssitze, die nach dem Tod der heutigen Bischöfe vakant bleiben werden, Priester [venezianischer] Staatsangehörigkeit eingesetzt werden, die das durch die heiligen Kanones bestimmte Alter, und ferner Sittlichkeit und zufriedenstellende Bildung haben“ (Λάμπρος 1885, 296; vgl. Τσελίκας 1984, 135). Demgemäß wollten die Venezianer denjenigen Kandidaten zum Bischofssitz verhelfen, die Venedig gegenüber wohlgesonnen waren; dabei wäre die Legalität ihrer Wahl gemäß dem orthodoxen kanonischen Recht besonders zu beachten und hervorzuheben. Dennoch stand die neu eingeführte Wahl der Bischöfe durch die Gemeinden in direktem Widerspruch zum orthodoxen kanonischen Recht. Diesem durchaus entsprechend waren allerdings die genannten, bei einem Bischofskandidaten vorauszusetzenden Qualitäten. Die Venezianer versuchten ihre Kirchenpolitik zu rechtfertigen, indem sie die völlige Gleichgültigkeit des Patriarchats von Konstanti‐ nopel gegenüber den pastoralen Problemen hervorhoben. Wie im Folgenden gezeigt werden soll, war ihr Ziel dabei die kirchliche Abtrennung Moreas vom Patriarchat. Ζερλέντης 1921, 29. Der Sitz des Metropoliten von Patras war höchst wichtig für die Venezianer, wie weiter unten zu sehen sein wird, weil der Metropolit von Patras vom Patriarchat mit der geheimen Eintreibung der Geldbeiträge beauftragt war. Als der Sitz vakant wurde, wollten die Venezianer unbedingt, dass ein Mann ihres absoluten Vertrauens gewählt wird. Und dieser war Christophoros Antonopoulos, der aber früher, am 26. November 1710, vom Provveditore Mocenigo zu dreijähriger Haft verurteilt worden war und nachdem er anschließend entfloh, mit zehnjähriger Verbannung bestraft wurde. Es ist ihm dennoch gelungen, durch die Einzahlung von 600 Realia freigelas‐ sen zu werden, allerdings mit einigen Einschränkungen. Als Christophoros zum Bi‐ schof von Patras gewählt wurde, protestierte sein Gegenkandidat Zacchäus Anto‐ nopoulos, Bischof von Μyra, gegen die Wahl, die er als antikanonisch laut dem genannten Beschluss vom Jahr 1696 betrachtete (s. Anm. 23; über die Einzelheiten der Anklage, die dem Dogen unterbreitet wurde, ihre Argumentation und die Reak‐ tionen des venezianischen Senats s. Βισβίζη 1957, 3ff.). Die Venezianer schienen die Anklage ernst zu nehmen, weil diese ja begründet war – Christophoros war tatsäch‐ lich verurteilt worden ‐, aber auch weil Zacchäus von einem großen Teil des Volkes unterstützt wurde. Dennoch hat Christophoros den Thron behalten. Venedig wollte die Wahl eines eigenen Vertrauensmanns um jeden Preis durchsetzen, auch wenn dies seine scheinbar nur mit dem Maßstab der Kompetenz operierende Intervention in die kirchlichen Angelegenheiten desavouierte, und konnte auf keinen Fall die Wahl eines Mannes des Patriarchats zulassen, der höchstwahrscheinlich die Eintrei‐ bung und Ablieferung der Beiträge fortführen würde. Nach dem Ende der venezia‐ nischen Besatzung hat das Patriarchat Christophoros abgesetzt (zu Christophoros Antonopoulos s. ebd., 4f.; s. auch Γριτσόπουλος 1992, 67f.; Λάμπρος 1927, 368f.). Früher war Vavatenis Kanditat für die Metropolie von Lakedaimonia, wurde aber von den Metropoliten von Patras und Korinth nicht gewählt, wahrscheinlich wegen seiner pro‐katholischen Einstellung; dann wurde er aber Metropolit von Helos dank der Hilfe des Metropoliten von Monemvasia Gregorios, einem engen Freund des Typaldos (s. Bees 1937, 70f.). Meniates ist auf Verwendung des Provveditore Marco Loredano hin gewählt wor‐ den, der der Abstimmungssitzung der Gemeinde persönlich beiwohnte und dabei versuchte, die Wahl des Meniates zu erzielen und die Widerstände gegen diese aus‐
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ne 29 u.a. Venedig sorgte sogar dafür, dass die Bischöfe gebildet und pas‐ toral gerüstet waren; so wollte es dem peloponnesischen Volk demonst‐ rieren, dass das entscheidende Kriterium bei den Bischofswahlen nun‐ mehr die Eignung, und nicht (wie beim Patriarchat von Konstantinopel üblich) die Höhe der von den Kandidaten angebotenen Geldsumme war. Zugleich versuchte Venedig die schon amtierenden, vom Patriarchat gewählten Bischöfe mit verschiedenen Anreizen für sich zu gewinnen. Das Patriarchat verzichtete dennoch nicht auf sein Recht zur Ein‐ treibung von Geldbeiträgen. Von Ranke teilt mit, dass der Metropolit von Patras dem Patriarchen den Beitrag heimlich zukommen ließ, weil er ansonsten die Exkommunikation fürchtete, die ja das wichtigste Druckmittel des Patriarchats darstellte 30 . Mit dem Auftrag, die Geldbei‐ träge einzutreiben, entsandte das Patriarchat als Exarchen Meletios, den späteren Metropoliten von Athen. Obwohl Meletios erst wenige Jahre zuvor wegen seiner Kollaboration mit Venedig abgesetzt worden war, machten ihn seine guten Beziehungen mit den Venezianern jetzt zum geeignetsten Kandidaten. Seine neue Aufgabe meisterte er auch zuräumen. Die Gemeinde wählte dann tatsächlich Μeniates, allerdings unter der Voraussetzung, dass er in Kalavrita leben und dort zwölf Kindern Unterricht ertei‐ len würde und dass die Pfarrer der dortigen Kirchen weiterhin unter den Einheimi‐ schen gewählt werden würden (hierzu s. Καραθανάσης 1972a, 331‐334). Sowohl die Anwesendheit des Provveditore wie auch die durch die Gemeinde gestellten Bedin‐ gungen bestätigen allerdings, dass der Klerus für die Gemeinden höchst wichtig war, und dass die Interventionen Venedigs in die kirchlichen Angelegenheiten gro‐ ßer Umsicht bedurften. Meniates war ein treuer Staatsangehöriger Venedigs. Wäh‐ rend des venezianisch‐türkischen Krieges hatte Meniates sogar im Jahr 1688, damals als Student des Collegio Flanghinis in Venedig, eine Rede gehalten, in der Maria ge‐ beten wird, dass sie die Griechen befreie – offensichtlich durch die Venezianer (die‐ selbe Rede hatte als erster Francesco Skoufos drei Jahre zuvor gehalten, s. Μηνιάτης 1991, 423f.; vgl. Σάθας 1869, 322). Schon während seines Aufenthaltes in Venedig reihte sich also Meniates in dessen Außenpolitik ein: er begleitete den neuen Bot‐ schafter Venedigs, L. Soranzo, nach Konstantinopel und arbeitete als Ratgeber bei der Botschaft, wobei er an mehreren Gesandtschaften teilnahm. Μeniates hat Reden aus Anlass der Abreise der Provveditori Grimani, Loredan, Mocenigo, Molin auf Ita‐ lienisch verfasst und gehalten; diese Reden wurden dann ins Griechische übersetzt und zusammen mit den Διδαχὲς desselben Autors gedruckt (s. die Einleitung des Mazarakis in Μηνιατης 1991, κθ’‐λ’). Auch am Fall des Meniates wird die venezia‐ nische Taktik ersichtlich, Menschen ihres absoluten Vertrauens zu Bischofssitzen zu verhelfen. 29 Jeremias ist zum Bischof von Modon und Navarino gegen 1688 auf Empfehlung seines Bruders Meletios Typaldos geweiht worden (hierzu s. Τσιτσέλης 1904, 755f.). 30 S. von Ranke 1878, 343; der Name des Metropoliten bleibt leider unerwähnt, viel‐ leicht handelt es sich um Germanos (1673‐1683 und 1684‐1687), der vom Patriarchat gewählt war und 1683 vorläufig durch den mit Venedig kolaborierenden Arsenios ersetzt wurde, der allerdings 1687 den Bischofsthron von Patras wieder gewann, wo er dann bis 1711 geblieben ist (für die urkundlichen Zeugnisse seiner Zusammenar‐ beit mit den Venezianern s. Γριτσόπουλος 1992, 66).
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tatsächlich mit Erfolg 31 . Und so wurde der Hauptgrund für Meletios’ frühere Absetzung ausgerechnet zur Ursache seiner Rehabilitierung als Bischof: Diesmal sollten seine guten Beziehungen mit Venedig dem Patriarchat von Konstantinopel dienlich sein 32 . 31 Über Meletios’ Zusammenarbeit mit den Venezianern s. Ἀρχοντίδης 1983, 82f. Zu seiner Absetzung durch das Patriarchat, die sowohl mit einer verspäteten Abliefe‐ rung der Geldbeiträge an das Patriarchat, wie auch mit Beschwerden der Einwohner seiner Metropolie zusammenhing s. Κυριακόπουλὸς 1990, 101‐118. 32 Meletios’ Entsendung auf die Peloponnes war wie gesagt erfolgreich. Dennoch lässt der einschlägige Bericht seines Biographen, der 1728 in der Geographie des Meletios veröffentlicht wurde, einige Fragen aufkommen: „Und von dort aus wurde er durch den Patriarchen von Konstantinopel und die Synode im Jahr 1701 als Exarch und Bevollmächtig‐ ter des Patriarchats auf die Peloponnes gesandt, die damals unter der Aristokratie der Vene‐ zianer war, um die ‚Kirchlichen Rechte’ (d.h. Beiträge) von den dortigen Bischöfen einzu‐ sammeln; als er dort ankam, wurde er von den venezianischen Herrschern der Peloponnes und von allen dort wohnenden Christen wegen seiner Tugend sowie wegen der Überzeugungs‐ kraft und des Anstandes seiner Reden sehr geehrt. Aber die Bischöfe der Peloponnes setzten sich ihm entgegen und wollten die ‚Kirchlichen Rechte’ nicht einzahlen; dennoch wurden ih‐ re Bestrebungen zunichte gemacht, da ihm die Herrscher halfen ‐ und [mit ihnen] alle Chris‐ ten, da er sich durch die Unterweisungen, die er in den Kirchen von Nauplion vorgetragen hatte, einen nicht unbedeutenden Ruf erworben hatte. Denn er war im Lehren tüchtig wie kein Zweiter. Nachdem er also eine ausreichende Geldsumme von den Bischöfen der Peloponnes eingesammelt hatte, kehrte er nach Konstantinopel zurück, und übergab alles Gesammelte der Kirche Konstantinopels“ («κᾀκεῖθεν ἐπέμφθη παρὰ τοῦ Κωνσταντινουπόλεως, καὶ τῆς Συνόδου εἰς Πελοπόννησον ὑπὸ τὴν Ἀριστοκρατείαν τῶν Οὐενετῶν οὖσαν Ἔξαρχος, καὶ Ἐπίτροπος Πατριαρχικὸς ἐν ἔτει ᾳψα’, ὅπως συνάξῃ τὰ ἐκκλησιαστικὰ δίκαια παρὰ τῶν ἐκεῖσε Ἀρχιερέων, ὅπου πορευθεὶς ἐτιμήθη καταπολλὰ παρὰ τῶν ἐν Πελοποννήσῳ Ἡγεμόνων Οὐενετῶν, καὶ παρὰ πάντων τῶν ἐν αὐτῇ κατοικούντων Χριστιανῶν διά τε τὴν αὐτοῦ ἀρετήν, καὶ τὴν τῶν λόγων πειθώ, καὶ εὐπρέπειαν. Ἐναντιωθέντες δὲ αὐτῷ οἱ τῆς Πελοποννήσου Ἀρχιερεῖς, καὶ μὴ βουλόμενοι πλη‐ ρῶσαι τὰ Ἐκκλησιαστικὰ δίκαια, εἰς μάτην ἐκοπίασαν συντρεχόντων αὐτῷ τῶν Ἡγεμόνων, καὶ πάντων τῶν Χριστιανῶν, φήμην οὐ τὴν τυχοῦσαν λαβόντι ἀπὸ τῶν ἐν Ἐκκλησίαις Ναυπλίου ῥηθεισῶν διδαχῶν παρ’ αὐτοῦ. Ἦν γὰρ ἀξιώτατος εἰς τὸ διδάσκειν ὡς οὐδεὶς ἄλλος. Συνάξας οὖν ἱκανὴν χρημάτων ποσότητα παρὰ τῶν ἐν Πελοποννήσῳ Ἀρχιερέων, ἐπανῆλθεν εἰς Κωνσταντινούπολιν, παραδοὺς πάντα τὰ συναχθέντα τῇ ἐν Κωνσταντινουπόλει Ἐκκλησίᾳ», Μήτρου 1728, v‐vi; vgl. Κυρια‐ κόπουλος 1990, 118f.). Aus dem Zitat ergibt sich unmittelbar die Frage, aus welchem Grund die Venezianer Meletios gegen die Metropoliten unterstützt haben könnten, da die Ratio ihrer Kirchenpolitik ja in der Unterbindung von Geldtransfers nach Konstantinopel und der Reduzierung des Konstantinopler Einflusses in Morea be‐ stand. Jede mögliche Interpretation der venezianischen Haltung muss als unsicher gelten, solange nicht bekannt ist, ob Meletios etwa eine konkrete Botschaft des Patri‐ archats mitbrachte (Kooperationsvorschlag? Drohung einer koordinierten Untermi‐ nierung der venezianischen Herrschaft?), wie die Entsendung des pro‐venezianischen Meletios vermuten ließe. Berechtigt ist hingegen die Annahme, dass die Venezianer sich völlig im Klaren darüber waren, dass die Geldbeiträge dem Patriarchat nach wie vor (wenn auch heimlich) entrichtet wurden. Venedig musste einsehen, dass es die Eintreibung der Beiträge mitnichten verhindern konnte, ohne in offenen Konflikt mit dem Volkswillen zu geraten, was letztlich den Verzicht auf seine volksfreundli‐ che Politik bedeutet hätte. So versuchten die Venezianer wohl, sich die missliche Si‐ tuation zunutze zu machen, indem sie einerseits die Geldeintreibung gewähren lie‐
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Aber schon 1688 stellte der Metropolit von Kephallonia in einem Bericht an die venezianischen Behörden über die kirchlichen Angele‐ genheiten die Frage, wie die Entrichtung der Geldbeiträge an den Exar‐ chen des Patriarchats zu handhaben sei, um dann die Antwort zu er‐ halten, diese sei schon seit 1636 verboten 33 . Dasselbe Thema wurde 1693 erneut durch den Metropoliten von Korinth angesprochen, der in einem an die venezianischen Behörden gerichteten Schreiben den Met‐ ropoliten von Kephallonia beschuldigt, im Auftrag des Patriarchats die Geldbeiträge der Peloponnes einzutreiben 34 .
2.3 Die Kirchenpolitik Venedigs und der Plan des Meletios Typaldos Die venezianische Kirchenpolitik auf der Peloponnes stand anscheinend in Zusammenhang mit dem Plan des Meletios Typaldos, alle Bistümer unter venezianischer Herrschaft einer Obermetropolie mit Sitz in Venedig unterzuordnen, um diese später als unierte Kirchen mit der Papstkirche zu vereinen35 . Wie wir sahen, sollten die pastoraltheologischen Werke von Anthrakites ebenfalls diesem Plan dienen. Über die Absichten mancher venezianischer Würdenträger zu einer allmählichen Unterordnung der Griechen unter den Vatikan bemerkt von Ranke: „Bereits im Jahre 1687 forderten sie [sc. die Venezianer] von ihren Staats‐ consultoren ein Gutachten darüber [sc. den Einfluss des Patriarchats]. Die‐ ses Gutachten liegt vor mir. Die Staatsconsulatoren halten es für möglich, die Ernennung, ja auch die Konsecration der griechischen Prälaten nach Venedig zu ziehen: sie führen aus, dass man diese wohl auch alsdann der Aufsicht der lateinischen Kirche unterwerfen könne. Ratschläge, die jedoch viel zu weit gingen, als dass der umsichtige Senat sie hätte billigen sollen.
ßen, um so ihre Herrschaft weniger absolut erscheinen zu lassen. Andererseits konn‐ te dem Volk so zugleich die prinzipienlose Eigennützigkeit der Metropoliten de‐ monstriert werden. Der Bericht Corners zeigt, welch große Bedeutung die Venezia‐ ner der Haltung des peloponnesischen Volkes ihnen gegenüber zugemessen haben: „Ich habe sogar öfter ihr Dogma mit Eifer und Sympathie öffentlich in Schutz genommen, um ihre Liebe für die Religion mit der Liebe für den Fürsten und für Ihre Serenität, die ja die Personifizierung der Religion selbst ist, zu koppeln“ (s. Λάμπρος 1885, 297; vgl. Τσελίκας 1984, 135f.). Zu den Ansichten der Venezianer bezüglich der Geldgier der Metropoli‐ ten s. ebenfalls den Bericht Corners: „Ich muss den verehrten Rat über alles, was ihm be‐ züglich der Tücke der Priester, die ihr persönliches Interesse über alles erstreben, aus Zufall verschwiegen worden war, informieren [...]. Sie weisen offizielle staatliche Urkunden vor, die ihr Verlangen unterstützen, und nehmen große Ländereien in ihrem Besitz, deren Einkünfte schließlich eher zur Bedienung der Priester als zur Renovierung der Kirchen eingesetzt wer‐ den“ (s. Λάμπρος 1885, 297; vgl. Τσελίκας 1984, 136). 33 S. Ἀρχοντίδης 1983, 77, Anm. 5. 34 S. ebd. 35 S.o. 142f.
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Er ergriff einige andere Maßregeln, welche dem Systeme, das er überhaupt befolgte, analoger waren“ 36 .
Dieser Vorbehalt der Staatskonsultoren gegenüber den Unionsaussich‐ ten, der offensichtlich zu einer der wichtigsten Ursachen für Typaldos’ Scheitern wurde, ist durch die schroffe Reaktion der griechischen Ge‐ meinde Venedigs bestätigt worden. Es lassen sich in der venezianischen Kirchenpolitik also zwei Tendenzen ausmachen: Während auf der einen Seite die schrittweise Unterordnung der griechischen Orthodoxen unter die lateinische Kirche angestrebt wurde, hegte man andererseits gegen‐ über einer solchen Perspektive Bedenken und hielt die Fortsetzung der traditionell religionstoleranten Politik, welche den Orthodoxen die Be‐ wahrung ihres Dogmas und ihres Ritus gestattete, für sicherer. Auch wenn Typaldos anscheinend der ersten zuzurechnen ist, ver‐ säumte er dennoch nicht, auch unter den Vertretern der entgegengesetz‐ ten Tendenz Unterstützung zu finden, indem er deren Befürchtungen beruhigte und so seinen Plan voranzutreiben hoffte. Die Frage, ob der venezianische Staat seine Politik an den Empfehlungen seines getreuen Untertans Typaldos ausrichtete (wie sie etwa in Typaldos’ Bericht an Nani dargestellt werden), oder ob es nicht vielmehr Typaldos war, der seine Pläne an den jeweiligen politischen Zielen Venedigs orientierte, lässt sich auf der Grundlage der bislang zugänglichen Quellen nicht beantworten. Dass Typaldos die venezianische Kirchenpolitik in jedem Falle entschei‐ dend mitgestaltet hat, wird vor allem aus der Tatsache ersichtlich, dass die von Venedig auf der Peloponnes neu eingesetzten Bischöfe mehrheit‐ lich Typaldos’ Vertrauensmänner waren, wie zum Beispiel E. Meniates, N. Vatevanes, Gregorios von Monemvasia, aber auch Typaldos’ Bruder Jeremias, der Bischof von Korone wurde. Diese Bischöfe waren bereit, sich einer Union anzuschließen. Typaldos’ Einfluss breitete sich aber auch in den lateinischen Bistümern aus, so zum Beispiel im Bistum Ko‐ rinth, in das er Papadopoulos‐Komnenos als Bischof zu entsenden such‐ te 37 . Es ist am wahrscheinlichsten, dass sich Venedigs Pläne zeitweise einfach mit denen des Typaldos deckten; dabei sollte sich jedoch später herausstellen, dass Typaldos’ ursprünglicher Plan für die Bewahrung der 36 von Ranke, 341f. 37 Diese Auskunft gibt uns Papadopoulos‐Komnenos selbst in einem Brief an Chrysanthos Notaras: „Sie machten einen dominikanischen Bruder zum Metropoliten von Korinth und der Peloponnes, und so entkam ich mit großer Schwierigkeit der Gefahr dieser Würde, denn der Teufel [gemeint ist Typaldos] regte Viele dazu an, mich zum Metropoliten zu machen, damit er mich, den Kenner seiner Betrügereien, nicht in Italien hat“ («ἔκαμαν μητροπολίτη Κορίνθου καὶ Πελοποννήσου ἕνα φράτορα δομινικανόν, καὶ διέφυγα τὸν κίνδυνον ταύτης τῆς ἀξίας μὲ μεγάλην δυσκολίαν, ὅτι ὁ διάβολος ἐπαρακίνει πολλοὺς νὰ μὲ κάμουν, διὰ νὰ μὴ ἔχῃ εἰς τὴν Ἰταλίαν εἰδήμονα τῶν μαργελιῶν του», Παπαδόπουλος 1913, 539).
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venezianischen Interessen nicht bürgen konnte und daher umgestaltet werden musste 38 . Bei allem Wandel der venezianischen Politik blieb jedoch die Intention stets unverändert, für die Bildung und die Anhe‐ bung des geistigen Niveaus des Klerus zu sorgen, um sich so das Wohl‐ wollen des Volkes zu sichern. Die Veröffentlichung von beicht‐ und pas‐ toraltheologischen Werken konnte dieser Politik ebenfalls nur dienlich sein, und so reiht sich in die fünf Handbücher des Anthrakites auch das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas ein.
2.4 Der Zustand der griechischen Kirche auf der Peloponnes nach den Berichten der venezianischen Würdenträger Der Sindico Catasticadore Marin Michiel schrieb in seinem Bericht an den Dogen: „Jetzt beschäftigen sich ihre [sc. der Orthodoxen] Priester und Bischöfe überhaupt nicht mit der Erbauung der ihnen anvertrauten Seelen und empfehlen ihnen nicht einmal die Teilnahme am Gottesdienst und an den Sakramenten. Viele unter ihnen wissen sogar nicht was Beichte bedeutet, weil sie sich völlig ihren privaten Interessen hingeben, nämlich der Eintrei‐ bung eines Betrags von jeder Familie und [der Durchsetzung des] An‐ spruchs an ihre Priester, dass diese die Hälfte ihrer Einkommen dem Patri‐ archen von Konstantinopel zahlen, was sie zur Zeit der Türken taten“ 39 .
Das Zitat macht deutlich, welches Bild Venedig zu evozieren suchte: während das Patriarchat von Konstantinopel auf das Geld seiner Gläu‐ bigen aus ist, geht es Venedig um die pastorale und religiöse Betreuung seiner neuen Untertanen. Wie Marin Michiels Bericht zeigt, konnte der Einfluss des Patriarchats aber nicht endgültig zurückgedrängt werden. Die Bischöfe und Kleriker trieben trotz des Verbots weiterhin die Bei‐ träge ein, was sowohl die Entsendung von Meletios als auch die schon erwähnte Frage des Metropoliten von Kephallonia zeigen. Die praktische Umsetzung der Kirchenpolitik Venedigs wird in den Berichten der Provveditori von Morea geschildert. So schreibt Gritti: 38 Dass Venedig anfangs den Plan des Typaldos unterstützte, ist daraus ersichtlich, dass es eine Politik direkter Zusammenarbeit mit dem Vatikan an den Tag legte, der den Plan Typaldos mittrug. So versuchte Venedig rasch, lateinische Bischöfe in allen Städten einzusetzen, in denen dies möglich war, d.h. in Korone, Modon und im wieder zum Erzbistum erhobenen Korinth (s. von Ranke 1878, 340). 39 „mentre al presente li loro papà e vescovi niente applicano alla coltura delle anime che gli vengono racomandate, non insinuandoli la frequenza delle chiese e de’ sacramenti, molti di loro non sapendo ne meno cosa sia confessione, attendendo puramente alli loro privati interessi, che sono di riscuotere un tanto per famiglia, e dalli suoi papà con titolo di contribuire la metà della riscossione al Patriarca di Constantinopoli, ciò che praticavano al tempo de Turchi“, Λάμπρος 1884, 219f.; vgl. Τσελίκας 1989, 159.
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„Mit großem Bedauern sah ich, dass der Gottesdienst [in Verwahrlosung] gerät, sowohl wegen des geringen Besitzes der Kirchen als auch wegen der Qualität der Pfarrer, die insbesondere auf dem Land und in den Städten des Reiches allesamt mit grober Unwissenheit begabt sind und inzwischen eher wie ländliche Hirten denn wie heilige Diener aussehen. Alle sind mit ihren privaten Angelegenheiten beschäftigt, die meistens im Ackerbau bestehen. Sie vernachlässigen völlig die gebotene Unterweisung in den wahren Dogmen der Kirche, die diese Menschen so nötig hätten, da sie äußerst ungebildet und in der dunkelsten Blindheit versunken sind. Es wäre aber unbedingt erfor‐ derlich, vorbildhafte und tugendhafte Bischöfe in diese Gebiete zu schicken, oder die wenigen, die dort sind, streng zu befehligen, mit aufmerksamster Überwachung ganz besonders dafür zu sorgen, dass kompetente Staatsan‐ gehörige die Priesterweihe empfangen, damit der wahre griechische Ritus wieder aufblühe, der nun im Dunkel des Korans seinen eigenen alten ehr‐ würdigen Glanz fast völlig verloren hat“ 40 .
Um den Klerus zu bilden, konnte ganz im Sinne des Typaldos die Ver‐ öffentlichung von pastoralen Handbüchern der erste wichtige Schritt sein. Aber auch der Provveditore Corner, dessen Vorschläge anscheinend eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der venezianischen Politik spielten, beobachtete den besonders schlechten Zustand des Klerus. Für ihn hing die Zufriedenheit des Volkes mit der venezianischen Politik wesentlich auch davon ab, ob diese wo nötig Bischöfe ersetzt und Kirchen reno‐ viert, ob sie also das christliche kirchliche Leben ausreichend fördert: „Und ich habe tatsächlich gesehen, dass meinem heißen Eifer durch die Gnade Gottes geholfen wurde, so dass heute die meisten Kirchen den ge‐ ziemenden Anstand bewahren, und die Gier des Klerus sehr gemäßigt worden ist, und dadurch das Volk zufrieden ist und die Frömmigkeit des Staates lobt“ 41 .
Venedig zeigte sich weiterhin den orthodoxen Bischöfen gegenüber scheinbar versöhnlich, was bei diesen offenbar die gewünschte Wir‐ kung hervorrief. Der Provveditore Grimani berichtet, dass er gegen‐ 40 „con mio sommo rincrescimento ho veduto giacere il culto divino, tanto nella pocca proprietà delle chiese, quanto della qualità de curati, che particolarmente nelle terre e ville del Regno non sono, se non di crassa ignoranza adotatti e nel’ estrinseco hanno pure più sembianza de villi pastori, che de sacri ministri, tutti applicati a loro particolari interessi, che consistono per il più nella coltura; negligono intieramente il dovuto amaestramento ne’ veri dogmi della Chiesa, che tanto si rende neccessario a quelle genti pur troppo idiotte e nella più oscure cecità involte; sarebbe però indispensabile trasmettere a quelle parte prelati d’ essemplarità e virtù, overo rigorosamente imponere a quelli pocchi che vi sono, che colla più accurata vigilanza patricolarmente nell’ ordinare soggieti d’ habilità procurassero far risorger il vero ritto grecco, che fra le tenebre dell’ Alcorano ha quasi intieramente perduto il proprio antico venerabile splendore”, Toping 1974, 327; vgl. Τσελίκας 1989, 170. 41 Λάμπρος 1885, 296: „e viddi assistito dal favore di Dio l’ ardor del mio zelo, venendo al presente nella maggior parte delle chiese mantenuta la propria decenza, e moderata di molto l’ ingordiggia de’ religiosi con singolare contento de popoli et applauso verso la publica pietà.“; vgl. Τσελίκας 1984, 135.
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über den Bischöfen größte Sanftmütigkeit eingesetzt und diesen die Ehre erwiesen habe, die ihrem hohen Stand gebührt; in jedem Fall hät‐ ten die Bischöfe ihm ihre treueste Ergebenheit erwiesen, und insbeson‐ dere was die Bullen des Patriarchen angeht hätten sie sich den Befehlen des Senats unterworfen 42 . Die Venezianer beabsichtigten also, die religiöse Erbauung der Be‐ völkerung zu fördern, um dadurch die Willkür der Bischöfe und den Einfluss des Patriarchats einzuschränken. Während sich ihre Politik gegenüber den Bischöfen und dem Patriarchat stets flexibel den jeweils neuen Umständen anpasste, blieb ihre Intention, mit dem Willen des Volkes und des niederen Klerus im Einklang zu bleiben, unverändert, denn die Gunst des Volkes bildete das einzige Gegengewicht zur Macht der Bischöfe und des Patriarchats 43 . Der von Venedig stets gefürchtete Volkswille sollte dennoch schließlich das Scheitern der venezianischen Kirchenpolitik bewirken. Wie im Falle des Konzils von Florenz hielt das Volk auch hier seiner Gewohnheit nach an der Orthodoxie fest 44 . Wenn die venezianische Gemeinde sich selbst gegen ihren beliebten 42 Λάμπρος 1900, 465; vgl. Ζερλέντης 1921, 7. 43 Den beiden griechischen Historikern, die sich mit diesem Thema befassten und die Berichte der Provveditori untersuchten, Spyridon Lambros (Herausgeber der Berich‐ te) und Perikles Zerledis, ist es nicht gelungen, die darin enthaltenen Angaben kon‐ gruent zu interpretieren. Laut Lambros ist der Grund, weshalb die Venezianer den Zustand der griechischen Kirche auf der Peloponnes in derart dunklen Bildern schildern, nicht in ihrem Hass gegen diese zu suchen – die Venezianer waren ja tolerant –, sondern darin, dass sie die griechische Kirche an der lateinischen maßen und ihnen deshalb die Armut der Kirchen, Zeremonien und Priester so krass erscheinen musste (s. Λάμπρος 1884, 180ff.). Zerledis dagegen vertritt die Auffassung, die Beschrei‐ bung der Venezianer hätte der Wirklichkeit nicht entsprochen, der Zustand der grie‐ chischen Kirche sei also in Wahrheit zufriedenstellend gewesen. Die Ursache für die venezianische Verdrehung der Tatsachen sucht er in ihrem leidenschaftlichen Hass gegen die griechische Kirche. Die religiöse Toleranz der Venezianer entspringe allein ihrer Angst vor dem Krieg. Zerledis schreibt außerdem: „Darüber hinaus versuchten die venezianischen Provveditori, die Beziehungen der griechischen Kirchen in der Peloponnes mit ihrer fürsorglichen Mutter, der Großen Kirche Christi in Konstantinopel, zu zerstören, indem sie die Briefe des Patriarchen für ungültig erklärten und die Eintreibung der Geldbei‐ träge aus der Peloponnes durch die Kirche Konstantinopels unterbanden“ (Ζερλέντης 1921, 8ff.). Die Positionen der beiden Historiker widersprechen sich, was allerdings daran liegt, dass beide ihren Gegenstand aus einer verengten Perspektive betrach‐ ten. Auf der Grundlage der hier vorgelegten Forschungsergebnisse über Typaldos’ Plan und die venezianische Kirchenpolitik können beide Ansätze jedoch in ein grö‐ ßeres Bild integriert werden und erweisen sich so als partiell durchaus richtig. In dieser weiteren Perspektive können sich die zuvor konträren Ansätze sogar sinnvoll ergänzen: Ganz wie Lambros meint, schildern die Berichte der Venezianer den Zu‐ stand der griechischen Kirche in Peloponnes tatsächlich realistisch und leiden‐ schaftslos; dennoch strebten die Venezianer – wie von Zerledis vertreten – zugleich die Loslösung der Kirchen der Peloponnes vom Patriarchat und ihre Unterordnung unter Rom an – allerdings als Unierte und nicht durch Latinisierung. 44 Von Ranke meint, dass die Venezianer den Geist dieses Volkes kannten (von Ranke 1878, 341).
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Metropoliten gewandt hatte, um wieviel unwahrscheinlicher war es dann erst, dass sich das peloponnesische Volk gegen das orthodoxe Dogma wendete? Die aufgezwungene Unterordnung unter den Papst hatte – wie wir bereits sahen – den Niedergang der bislang blühenden Gemeinde Venedigs zur Folge. Und so wurden Venedigs Pläne schließ‐ lich von seinem gefährlichsten Feind vereitelt, mit dem freilich von Anfang an zu rechnen war.
2.5 Die venezianische Politik nach dem Scheitern von Typaldos’ Plan Wie der Fall des Exarchen Meletios illustriert, war die Kirchenpolitik Venedigs alles andere als starr, sondern bereit, sich neuen Umständen rasch anzupassen. So gaben die Venezianer schon 1700, als der Wider‐ stand der griechischen Gemeinde Venedigs aufflammte, Typaldos’ Plan zumindest in seiner ursprünglichen Form auf. Und während die Veröf‐ fentlichung von Anthrakites’ Handbüchern bis 1700 45 noch Priorität hatte, wurde sie danach vernachlässigt. Wir sahen ja bereits, dass nur die Θεωρίαι noch im Rahmen von Typaldos’ Plan gedruckt wurden. Ande‐ re Teilziele dieses Plans wurden jedoch weiterhin verfolgt; so etwa die Besetzung der Bischofssitze durch griechische Staatsangehörige Vene‐ digs, die gegenüber dem Katholizismus und speziell gegenüber der Perspektive einer Union offen waren. Ein scheinbar aufgegebenes Teilziel war dagegen die Publikation von Büchern. Neue Entwicklungen in Morea sollten die Venezianer jedoch dazu bringen, die Sache noch einmal zu überdenken. Im Jahre 1708 schrieb der Provveditore A. Emo: „Schließlich bekommt der Patriarch unter den heutigen Umständen immer noch seinen Anteil, obwohl die Regierung es geschafft hat, dass der Unge‐ horsam [der Bischöfe] behutsam und gemäßigt wurde. Meiner Meinung nach hat sie die Grenze ihrer Möglichkeiten erreicht; die finanzielle Bürde lastet also ganz auf den Untertanen, eine Bürde, die sowohl lästig als auch
45 Während Typaldos ein enger Mitarbeiter des Vatikans war, wollte Venedig zu Rom Distanz halten. In seinen Berichten an den Papst bittet der Franziskaner Michael An‐ gelos bezeichnenderweise darum, der Papst möge Druck auf den venezianischen Staat ausüben, damit dieser von den griechischen Priestern der St.‐Georg‐Kirche ein ka‐ tholisches Glaubensbekenntnis verlange, wie von Typaldos vorgeschlagen (s.o. S. 134 und Kap. III Anm. 43). Die Tatsache, dass der Plan trotz seiner politischen Unzweckmä‐ ßigkeit durchgesetzt wurde – was einer Art formloser Unterordnung der orthodoxen Kirchen Venedigs unter Rom gleichkam – zeigt, dass der Vatikan in den Ereignissen ein wichtiger Faktor war. Vielleicht verlangte der Vatikan die orthodoxe Kirche Ve‐ nedigs als minimalen Ausgleich für seine Unterstützung von Typaldos’ nunmehr vereiteltem Plan. Auf jeden Fall hatte Typaldos anscheinend von Anfang an in Ver‐ bindung mit dem Vatikan gestanden.
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dazu angetan ist, den Händen der Untertanen zu entgleiten. Denn die Griechen meinen, wenn sie den Bischof und die Kirche bezahlt haben, jede Lizenz erkauft zu haben und die Beichtväter seien dann nachsichtiger bei ihren Räubereien. Wenn es eine Hoffnung auf Heilung der Missbräuche geben soll, kann ich mir diese nicht anders vorstellen, denn als einen gro‐ ßen Hieb gegen die Wurzel“ 46 .
Das oberste Ziel der venezianischen Kirchenpolitik, nämlich den Finanz‐ strom nach Konstantinopel zu unterbinden, war also gänzlich geschei‐ tert. Wie Emo meint, lag dies wohl daran, dass die Gläubigen die Zahlung des Beitrags schlicht als Erfüllung ihrer christlichen Pflicht betrachteten, oder vielleicht sogar als Kauf einer Art „Absolution“, wie das vom Prov‐ veditore verwendete Wort „licenza“ nahezulegen scheint. Die Beobach‐ tung Emos, dass die Bezahlung des Beitrags die Habgier der Beichtväter mäßigte, lässt den Schluss zu, dass die Beichtväter beauftragt waren mit der Eintreibung der Patriarchatsgelder von all denen, die den Beitrag nicht bei dem Bischof zahlten. Dass die Beichtväter eine entscheidende Rolle für die kirchlichen Fi‐ nanzen spielten, wird ferner durch Emos Annahme bestätigt, die vielen Spenden zugunsten von Klöstern, die so ein großes Vermögen ansammel‐ ten, könnten der „Tüchtigkeit der Beichtväter“ zu verdanken sein 47 . An‐ scheinend hatte Venedig eingesehen, wie bedeutsam die Beziehung der Beichtväter zum Volk war: Es war gerade diese Beziehung, die die Ein‐ nahmen des Patriarchats in Morea sicherte. Nach dem Verlust Kretas 48 mussten die Venezianer ein weiteres Mal zusehen, wie die orthodoxe Praxis des Beichtsakraments ihre sorgsam entworfene Kirchenpolitik zunichte machte. So nahmen die Venezianer wahrscheinlich an, dass die Veröffentli‐ chung und Verbreitung eines Beichtbuchs die Willkür der Beichtväter einschränken und die Gewohnheit des Volkes, die Absolution zu erkau‐ fen, erschüttern könnte. Es lässt sich nicht ausschließen, dass die Idee, Bücher zu veröffentlichen, auf den ursprünglichen Vorschlag von Typal‐ dos zurückging, der nach 1700 zunächst für unzeitgemäß erachtet wur‐ de, später von der venezianischen Regierung aber wieder aufgegriffen wurde. Vielleicht wollte man so auf die neu geschaffene Situation reagieren und hielt ein derartiges Vorgehen für sicherer als den Vorschlag Emos, 46 „In somma come sta la facenda in presente il Patriarca, avrà sempre la sua porzione, e se la Publica autorità è arrivata a far cauta e modesta la disubbidienza. La credo a quel segno dove può giungere, l’ aggravio dunque corre intero sopra de i sudditti aggravio quanto pesante, altrettanto pronto ad uscire dalle sue mani, perchè quando i Greci hanno pagato il Vescovo e la Chiesa credono haversi comprata ogni licenza, e trovano i Confessori indulgenti anco nelle stesse rapine. Si vi è speranza di rimedio al’ abuso, non so imaginarla, che in un gran colpo alla radice“, Λάμπρος 1900, 700. 47 Ebd., 701. 48 Hierzu s. Anm. 20.
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das Verbot der Beitragszahlungen nunmehr mit Gewalt durchzusetzen 49 . Es wurde jetzt vielleicht ein Vorschlag erneut erwogen, den Typaldos einst in seinem Bericht an Nani formulierte, als er schrieb, dass „Eure Exzellenz dank ihrem großen Eifer das geeignete Heilmittel mit ihrer Autorität bieten könnte, wenn sie effektiver bewirkte, dass diesem Volk mindestens die ersten Elemente des Glaubens ausgeteilt werden“ 50 .
2.6 Die Abfassung des Beichtbuchs und die Rolle des Iakobos Saloufas Der Wunsch der Venezianer nach einem derartigen Werk hat sicherlich nicht die Form eines Befehls an einen bestimmten Autor angenommen, wie auch die Abfassung der Bücher von Anthrakites nicht auf einen Befehl des Typaldos hin erfolgte. Wahrscheinlich eröffneten die Vene‐ zianer treuen Mitarbeitern ihre Erwägungen über die vorhandenen Probleme sowie die Abhilfe, die ein beichttheologisches Werk leisten könnte. So könnte Saloufas’ Beichtbuch das Ergebnis einer persönlichen Initiative sein, die gleichzeitig die kirchenpolitische Linie der Venezia‐ ner vertrat und auf die in den Berichten der Provveditori geschilderten Probleme antwortete. Iakobos Saloufas gehörte einer Gruppe von Bischöfen an, die zwar schon vor der venezianischen Eroberung inthronisiert worden waren 51 , unterdessen aber für mancherlei Begünstigungen für die Venezianer Partei ergriffen. Seine Zusammenarbeit mit den Venezianern setzt an‐ scheinend schon vor der Eroberung Moreas an. Im Jahre 1689 wurden ihm Privilegien gewährt: „al Monsignor Rev. Giacomo Saluffa vescovo di Zacogna für seine freundliche Gesinnung gegenüber Venedig während des Krieges“ 52 . Während der Operationen für die Wiedereroberung Moreas im Jahre 1684 kämpften viele peloponnesische Griechen, insbesondere die Einwohner der Mani, auf der Seite der Venezianer. Saloufas muss eine bedeutende Rolle bei der Vorbereitung dieser Allianz gespielt haben und wurde jetzt von den Venezianern belohnt 53 . Die veneziani‐ 49 Zum Verbot s. Λάμπρος 1900, 700. 50 S. Μπόμπου, 1996, 150; vgl. Kap. III Anm. 112. 51 Iakobos war schon im Jahre 1680 Bischof von Rheon und Prasto, wie aus einer Schenkungsurkunde hervorgeht, mit der er dem Dimiova‐Kloster ein Feld stiftete (s. Σφυρόερας 1970, 402). Doukakis schreibt, dass Iakobos in diesem Jahr Mönch im selben Kloster war (s. Δουκάκης 1923, 110; vgl. Σακελλαρόπουλος 1923, 298). 52 Λάμπρος 1926, 355. 53 Folgende Abschnitte aus Briefen von Iakobos Saloufas an den Provveditore können ein Bild von der Haltung des Bischofs gegenüber den Venezianern vermitteln: „Auf den Knien verehre ich sie [sc. Ihre Herrschaft] indem ich den Saum Deines Gewandes küsse und Gott den Herrn darum bitte, dass wir sie [sc. Ihre Herrschaft], in einem noch größeren Amt verehren dürften“; „...denn ich habe gekämpft und kämpfe mit meinem Geldbeutel und
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sche Dankbarkeit erschöpft sich aber nicht mit diesen Schenkungen des späteren Dogen F. Morosini im Jahre 1689. Venedig beschenkte Iakobos später erneut, wie er selbst in einem Brief vom 28.11.1699 54 an den Provveditore mitteilt. Die Familie Saloufas war mächtig und wohlha‐ bend 55 , und ihr politischer Einfluss war entscheidend, da die Pelopon‐ nes zum großen Teil durch wenige mächtige Familien kontrolliert wurde. So war Iakobos dank seiner bischöflichen Würde und seinem Einfluss auf seine Familie ein wertvoller Verbündeter für die Venezia‐ ner, und das auch nach der Eroberung. Iakobos Saloufas kannte wohl die Beschwerden der Venezianer über das allgemeine Elend der kirchlichen Seelsorge und über die Missbräu‐ che in der Beichtpraxis. Es ist daher wahrscheinlich, dass er die Veröf‐ fentlichung und Verbreitung eines Beichtbuchs initiierte. Denn dies konnte nicht nur Volk und Klerus sondern auch ihm selbst nutzen, konnte er sich durch eine derartige Initiative den Venezianern als vom Patriarchat gewählter Hirte von Einfluss und Ansehen empfehlen, der der herrschenden Willkür schließlich ein Ende setzte. So scheint der Bischof seinen treuen, ausreichend gebildeten Neffen dazu angeregt zu haben, das Beichtbuch zu verfassen. Indizien für diese Hypothese gibt Theodoretos’ Widmung: Er betont hier, das Buch sei hauptsächlich für den Gebrauch der unter der Jurisdiktion seines Onkels stehenden Pries‐ ter bestimmt, und die Widmung des Buches zugunsten seines Onkels ziele auf die große Verbreitung desselben ab – offensichtlich weil Iako‐ bos’ Ansehen seine Verbreitung und Akzeptanz sichern würde. Die einschlägigen Sätze der Widmung können sogar so gelesen werden 56 , meinem Leib, um meinem durchlauchtigsten Fürsten voranzuhelfen“ («...γονυκλιτῶς τὴν προσκυνῶ ἀσπαζόμενος τὴν ἄκραν τοῦ ἱματίου σου, παρακαλῶντας τὸν αὐθέντη τὸν Θεόν, νὰ τὴν ἐπροσκυνήσωμεν καὶ εἰς μεγαλυτέραν κάρικαν»; «...ὅτι ἐγὼ ὑπερμάχησα καὶ ὑπερμαχῶ μὲ πουγγὶν καὶ μὲ κορμίν μου διὰ νὰ ἀναβατζάρω τὸν γαληνότατόν μου πρίτζιπα...», Γριτσόπουλος 1986, 53f.). 54 Γριτσόπουλος 1992, 455. 55 Dazu schreibt Doukakis: „Diese Familie war sehr groß und reich und kam aus den Pegadia von Aba. Jetzt ist sie untergegangen, und nur ein Brunnen und eine Burg sind zwischen Ka‐ lamos und dem Dorf Gianitsanika zu finden, die bis heute ‚Brunnen des Saloufas’ und ‚ Burg des Saloufas’ genannt werden“ (Δουκάκης 1911, 31 Anm. 2). Im engeren Kreis der Familie sind viele Stifter nachweisbar, v.a. an das Dimiova‐Kloster, (hierzu s. Σφυρόερας 1970, 401f.). Außer drei Bischöfen von Rheon, die der Familie Saloufas zugehörten (Iakobos und zwei Mal Theodoretos), ist ein Voevode Panajiotis Saloufas bekannt, der 1769 in Kalamata einen Aufruf der Ältesten an Katharina II. von Russland zur Befreiung von den Türken unterschrieb (ebd., 402, Anm. 4). 56 „Zu keinem anderen Behufe habe ich dieses Buch zusammengestellt, als dass diejenigen, die zur Seelenführung Deiner Christus verehrenden Herde bestimmt sind, dieses verwenden können; und ich habe dieses mit Deinem hochverehrten Namen deshalb schmücken wollen, damit es furchtlos ans Tageslicht treten kann und die Hände der Priester, die überall die See‐ len nähren, erreichen könne. Dein ist dies, denn auch ich bin Dein“ («Οὐδενὸς ἕνεκεν ἑτέρου τόδε ξυντέθεικα τὸ βιβλίον, εἰ μὴ ἵνα δύναιντο αὐτῷ χρῆσθαι οἱ τῷ Σῷ Χριστοσεβεῖ
Das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas
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dass Theodoretos die Verbreitung der Ausgabe demjenigen anvertraut, der sie auch inspirierte, nämlich seinem Onkel Iakobos. Mit der Abfas‐ sung des Werkes und der Betreuung der Druckarbeiten hatte Theodo‐ retos seine Pflicht gegenüber seinem Onkel erfüllt; dieser musste jetzt das Werk verbreiten.
3. Die Veröffentlichung des Beichtbuches Das Buch wurde 1717 gedruckt, also zwei Jahre nach dem Ende der venezianischen Herrschaft am Anfang der zweiten Periode der Tür‐ kenherrschaft. Dennoch muss das Beichtbuch als Produkt der venezia‐ nischen Herrschaft betrachtet werden. Zum Zeitpunkt der Realisierung der Herausgabe befand sich Theodoretos in Venedig. Über das genaue Datum seiner Reise sind keine Nachrichten erhalten; es ist aber höchstwahrscheinlich, dass diese auf die Zeit vor der Wiedereroberung der Peloponnes zu datieren ist. Der lange Venedigaufenthalt Saloufas’ vor der Realisierung der Herausgabe wird verständlich, wenn der zeit‐ aufwendige Prozess der Betreuung eines Buchdrucks und die vielfälti‐ gen Komplikationen, die eine Veröffentlichung aufschieben konnten, in Betracht gezogen werden 57 . Wie wir bereits mehrfach sahen, konnte ein Werk aus solchen Gründen zuweilen erst viele Jahre nach der ur‐ sprünglichen Initiative zur Publikation gedruckt werden, wenn die eigentlichen Gründe seiner Abfassung längst hinfällig waren. So war es im Falle der Ἐπίσκεψις und des Βοσκὸς von Anthrakites und, wie noch zu sehen sein wird, auch bei den Beichtbüchern von Chrysanthos von Jerusalem und Kallinikos III. von Konstantinopel. Trotz der türkischen Wiedereroberung Moreas war die Publikation des Beichtbuchs aber nicht obsolet, da sie pastoral notwendig war und auch besonders dazu dienen konnte, Iakobos’ Ansehen als Bischof in der neuen Lage zu bestätigen, in der das Patriarchat von Konstantino‐ pel wieder die Hauptrolle spielte. Nach der Rückeroberung von Morea ποιμνίῳ κυβερνᾷν ὡρισμένοι τὰς ψυχάς, καὶ τούτου χάριν τῷ Σῷ Σεβασμιωτάτῳ Ὀνόματι ἠβουλήθην κοσμῆσαι, ὅπως ἀδεῶς δύνηται εἰς φῶς προϊέναι, καὶ προθύμως εἰς χεῖρας ἐλθεῖν τῶν ἁπανταχοῦ ψυχοτρόφων ἱερέων. Σὸν ἐστὶ τοῦτο, ὅτι κᾀγῶ σός...», Σαλούφας 1717, 5). Bezieht man das Wort τοῦτο auf den ganzen letzten Satz (ὅπως ἀδεῶς... ἱερέων), so ergibt sich die vorgestellte Interpretation. Möglich ist je‐ doch gleichfalls, dass sich das Wort τοῦτο nur auf βιβλίον bezieht. In beiden Lesar‐ ten ist allerdings Iakobos Saloufas für die Verbreitung des Buches zuständig. 57 Viele handschriftliche Werke griechischer Autoren sind nie herausgegeben worden, obwohl sie bereits auf dem Weg zum Druck waren, da die Realisierung einer Her‐ ausgabe in aller Regel von einer Vielzahl von Faktoren – und Zufällen – abhing (hierzu s. Παπαδόπουλος, 2004)
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scheint Iakobos Saloufas, der früher an der Weihe von Venedig treuen Bischöfen beteiligt war, jetzt an Weihen von Bischöfen teilgenommen zu haben, die durch das Patriarchat eingesetzt worden waren 58 . Schließlich wurde das Beichtbuch 1717 in Venedig in der Druckerei von Saros gedruckt 59 . Es blieb bei dieser einen Auflage. Das Buch ist heute besonders rar, was sicherlich auf die geschichtlichen Verhältnisse auf der Peloponnes zurückzuführen ist, wo in den Wirren des Orloff‐ Aufstands und der Revolution von 1821 eine große Zahl von Urkunden und Drucken zerstört wurde. Für die Zeit der venezianischen Herrschaft ist es das einzige aus der Peloponnes stammende gedruckte Buch. Eine Region mit nur wenigen Schulen und einem ungebildeten Klerus und Volk hat also als einziges gedrucktes Buch ausgerechnet ein Werk über das Beichtsakrament hervorgebracht.
4. Der Inhalt des Werkes Saloufas teilt sein Beichtbuch in neun kürzere Kapitel ein. Im ersten behandelt er die drei „Gesichter“ des Beichtvaters, nämlich die des Va‐ ters, des Arztes und des Richters 60 , während er im zweiten Kapitel eine allgemeine Einführung des Beichtvaters ins Beichtsakrament unter‐ nimmt, in der er ausführt, wie dieser den Büßer zu empfangen, zu be‐ fragen und zu leiten hat 61 . Anschließend werden im dritten Kapitel die Sünden anhand des Dekalogs besprochen, ferner „die Hauptsünden“ 62 und die „Sieben Gebote der Kirche“, d.h. die Grundkenntnisse und ‐ werke, die einen zum Glied derselben machen 63 . Im vierten Kapitel wird er‐ neut ausgeführt, wie der Beichtvater den Beichtenden zu befragen hat 64 ; Kanon, Bußauflage (ἐπιτίμια) bzw. Satisfaktion (ἱκανοποίησις) – die drei Begriffe sind für Saloufas gleichbedeutend – werden im fünften Kapitel erklärt 65 . Im sechsten Kapitel werden die durch den Beichtvater 58 Βέης 1901, 189, 191. 59 Der vollständige Titel lautet: Ὁ ΠΝΕΥΜΑΤΙΚῸΣ ΠΑΤῊΡ / ἬΓΟΥΝ / Ἑρμηνεία τῶν Πνευματικῶν διὰ νὰ ὑπηρετοῦσι / μὲ ψυχικὴν ὠφέλειαν τῶν χριστιανῶν / τὸ Μυστήριον τῆς ἐξομολογήσεως. / Συντεθεῖσα πόνῳ κ(αὶ) ἐπιμελείᾳ τοῦ / Ταπεινοῦ Πρωτοσυγκέλου Θεοδωρήτου / Σαλοῦφα τοῦ ἐκ Πελοποννήσου / ΚΑῚ ἈΦΙΕΡΩΘΕΙ~ΣΑ / Τῷ Πανιερωτάτῳ κ(αὶ) Λογιωτάτῳ Ἀρχιεπισκόπῳ / τῆς Ἁγιωτάτης Ἀρχιεπισκοπῆς Ῥέοντος / ΚΥΡΊΩ ΚΥΡΊΩ / ἸΑΚΩΒΩ / ἘΝΕΤΊΗΣΙ. ᾳψιζ΄. / Παρὰ Νικολάῳ τῷ Σάρῳ. 60 Σαλούφας 1717, 11‐14. 61 Ebd., 14‐20. 62 Ebd., 21‐30. 63 Ebd., 30ff. 64 Ebd., 32‐40. 65 Ebd., 41‐45.
Das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas
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ausgesprochene Vergebung und das Absolutionsgebet behandelt 66 . Im siebten und achten Kapitel widmet sich Saloufas den Qualitäten des Beichtvaters67 sowie der Art und Weise, in der er mit dem Kranken bzw. dem Todkranken umzugehen hat. Im neunten Kapitel schließlich stellt der Autor fünf Fragen und gibt Antworten darauf: Was die Buße sei; Worin ihre Notwendigkeit bestehe; Was der Christ tun müsse, um zu ihr zu gelangen; Wann es jemand nicht nötig habe, die Absolution zu empfangen; Wie man sich auf die heilige Kommunion vorbereiten müsse 68 .
5. Die Quellen des Werkes An zwei Punkten seines Werkes, in der Widmung und im Vorwort, erklärt Saloufas, dass sein Werk eine aus verschiedenen Quellen zusammenge‐ setzte Kompilation sei: „Dieses heiße Begehren hat mich dazu gezwungen, und so versammelte ich aus verschiedenen Kapiteln der Heiligen Schrift und aus verschiedenen Reden der geisttragenden Väter und auch aus verschiedenen anderen geistlichen und erbaulichen Büchern einige Weisungen, die ich miteinan‐ der verband und so ein Muster arrangierte, nach dem eine die Seele retten‐ de Beichte vollzogen werden kann“ 69 .
Wie fast alle Autoren von Beichtbüchern, gibt auch Saloufas keinen Hin‐ weis auf seine Quellen, noch findet sich ein Indiz, das zu ihrer Auffin‐ dung verhelfen könnte. Die einzige Ausnahme bildet ein etwas vager Hinweis auf das Werk Ἁμαρτωλῶν Σωτηρία 70 .
5.1 Saloufas und Rodinos Hinsichtlich der Frage nach den Quellen von Saloufas’ Beichtbuch konnte ich eine weitgehende Abhängigkeit von Rodinos’ Περὶ ἐξομο‐ λογήσεως und seiner Σύνοψις feststellen. Beide Werke sind Saloufas’ 66 67 68 69
Ebd., 46‐51. Ebd., 51ff. Ebd., 66‐80. «Τοῦτος ὁ ἔνθερμος πόθος μὲ ἐβίασε καὶ ἀπὸ διάφορα κεφάλαια τῆς Θείας Γραφῆς, καὶ ἀπὸ διάφορους λόγους τῶν Πνευματοφόρων Πατέρων, καὶ ἀκόμη ἀπὸ διάφορα ἄλλα Πνευματικὰ καὶ ψυχοφελῆ βιβλία, ἐσυνάθροισα κάποιαις νουθεσίαις ταῖς ὁποίαις σμίγοντας ἀντάμα, ἐδιάταξα ἕνα Τύπον, μὲ τὸν ὁποῖον δύναται νὰ γένῃ μία ψυχοσωτήριος ἐξομολόγησις», Σαλούφας 1717, 7; vgl. «ἐκ ποικίλων πατέρων τὰς ψυχοφελεστάτας συλλέγξας ὑποθήκας, ὁδηγίαν τινὰ ξυνήρμοσα, ἑκάστῳ Πνευματικῷ πατρὶ χρήσιμον, πρὸς τὸ εὐδιϊθύνειν τῶν ἡμαρτηκότων τὰς συνειδήσεις», ebd., 3. 70 Ebd., 40.
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Hauptquellen. Er führt bisweilen Abschnitte daraus unverändert an, fasst seine Quelle jedoch öfter sehr knapp zusammen; in vielen Fällen ergänzt er aus anderen Quellen entnommene Passagen mit einzelnen Sätzen von Rodinos. Textliche Parallelen zur Περὶ Ἐξομολογήσεως des Rodinos habe ich im zweiten Kapitel 71 , im Abschnitt über die Definitionen der Kirche im dritten Kapitel 72 und in den Ausführungen über die Qualitäten des Beichtvaters im siebten Kapitel 73 ausmachen können. In seiner Abhand‐ lung über das Beichtgeheimnis verwendet Saloufas ebenfalls Rodinos’ Text, indem er diesen verhältnismäßig frei zusammenfasst 74 . Im sechsten Kapitel sind Gedanken enthalten, die auch im Περὶ ἐξομολογήσεως und in der Σύνοψις zu finden sind. Es seien hier einige textliche Paral‐ lelen angeführt: Ἔπειτα ἂς τὸν βάλῃ (ἂν δὲν ἠξεύρῃ ἀπὸ λόγου του) νὰ εἰπῇ ταύτην τὴν προσευχήν, μὲ τὴν πρεπούμενην κατάνυξιν ἔμπροσθεν εἰς τὴν εἰκόνα τοῦ δεσπότου Χριστοῦ. Ἐξομολογοῦμαι ὀμπρὸς εἰς τὸν Θεόν, καὶ εἰς τὴν ἁγίαν παρθένον Μαρίαν, καὶ εἰς ὅλους τοὺς ἁγίους, καὶ εἰς ἐσένα Πατέρα Πνευματικέ, ὅτι ἔφταισα πολλὰ τοῦ Θεοῦ, μὲ τὸν νοῦν μου, μὲ τὸν λογισμόν μου, καὶ μὲ τὸ ἔργον μου. Δέομαι καὶ παρακαλῶ Κύριον τὸν Θεόν, νὰ μοῦ συμπαθήσῃ ταῖς ἁμαρτίαις μου, ὁποῦ ἔκαμα, καὶ νὰ μοῦ βοηθήσῃ πλέον νὰ μὴν ἁμαρτέψω. Σαλούφας 1717, 14f.
Ἔπειτα τὸν διδάσκω (ἂν δὲν ἠξεύρῃ ἀτός του) νὰ εἰπῇ αὐτὴν τὴν κατανυκτικὴν εὐχήν, διὰ νὰ τοῦ βοηθήσῃ ὁ Θεὸς νὰ ἐξομολογηθῇ μὲ τὴν πρεπάμενην κατάνυξιν. Ἐξομολογοῦμαι μπροστὰ εἰς τὸν Θεὸν καὶ εἰς τὴν παναγίαν παρθένον Μαρίαν, καὶ εἰς ὅλους τοὺς ἁγίους, καὶ εἰς ἐσένα πατέρα ὅτι ἔφταισα πολλὰ τοῦ Θεοῦ, μὲ τὸν νοῦν μου, μὲ τὸν λόγον μου, καὶ μὲ τὸ ἔργον μου. Δέομαι καὶ παρακαλῶ Κύριον τὸν Θεὸν νὰ μοῦ συμπαθήσῃ ταῖς ἁμαρτίαις μου, ὁποῦ ἔκαμα, καὶ νὰ μοῦ βοήθησῃ πλέον νὰ μὴν ἁμαρτέψω. Ροδινὸς 1671, 21f. 75
71 Σαλούφας 1717, 14‐16; vgl. Ροδινὸς 1671, 22‐24; Σαλούφας 1717, 19f.; vgl. Ροδινὸς 1671, 103‐113. 72 Σαλούφας 1717, 30‐32; vgl. Ροδινὸς 1671, 90‐92. 73 Σαλούφας 1717, 51· vgl. Ροδινὸς 1671, 49. 74 Σαλούφας 1717, 52f.; vgl Ροδινὸς 1671, 39‐45. 75 vgl. «ἐξομολογοῦμαι σοι πάτερ, ποιητὰ οὐρανοῦ καὶ τῆς γῆς, ὅσα ἥμαρτον λόγῳ, ἔργῳ, διανοίᾳ καὶ πάσαις μου ταῖς αἰσθήσεσι, ἤγουν ἐξομολογοῦμαι καὶ ζητῶ συγχώρησιν εἰς ὅσα ἔσφαλα, καὶ ἁμάρτεψα, μὲ τὸν νοῦν μου, ἢ μὲ τὴν γλῶσσαν μου ἐμίλησα, ἢ μὲ τὸ ἔργον μου ἔπραξα ἢ καὶ μὲ ὅλας μου τὰς αἰσθήσεις ἁμάρτεψα ζητῶντας ἐκείνην τὴν μεγάλη ἐλεημοσύνην τῆς ἀφέσεως τῶν ἁμαρτιῶν μου», Πασχαλέας 1622, 146f.
Das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas
Καὶ πρέπει ἐξανάγκης νὰ ἔχῃ τὸ ὀλιγώτερον ἐτοῦτα ὁποῦ ἐδῶ σημειώνομεν: α’. Νὰ εἶναι ἱερέας χειροτονημένος, διότι λαϊκὸς ἢ διάκος δὲν ἔχει ἐξουσία νὰ ἐξομολογήσῃ ποτέ. β’. Νὰ εἶναι ὀρθόδοξος, διατὶ αἱρετικὸς κωλύεται ἀπὸ τέτοιον ἐπάγγελμα. γ’. Νὰ ἔχῃ ἐξουσίαν ἀπὸ τὸν ἐπίσκοπον τοῦ τόπου, νὰ μὴν εἶναι ἀργός, ἢ καθηρημένος, ἢ ἀφορισμένος. δ’. Νὰ εἶναι προκομμένος καὶ ἐπιτήδειος, δηλαδὴ νὰ ἐσπούδαξε, νὰ γνωρίζῃ ποῖα εἶναι τὰ θανάσιμα κρίματα, καὶ ποῖα εἶναι τὰ συγγνωστά, νὰ γνωρίζῃ ταῖς περίστασες, καὶ τοὺς τρόπους τῶν ἁμαρτιῶν, ἤγουν νὰ διακρίνῃ ταῖς ἁμαρτίαις μίαν ἀπὸ τὴν ἄλλην, καὶ νὰ δίδῃ ἀρκετὸν τὸ ἀντιφάρμακον, τουτέστι τὸν κανόνα. ε’. Πρέπει νὰ εἶναι ἐνάρετος ἄνθρωπος, παστρικῆς ζωῆς, τιμημένος, καὶ καλῆς φήμης, τὰ λόγια του ὡς λέγει ὁ Παῦλος, ἅλατι ἠρτυμένα. στ’. Νὰ εἶναι εὔσπλαχνος νὰ συλλυπᾶται μὲ τὸν ἁμαρτωλόν, νὰ τοῦ δίδῃ θάῤῥος νὰ λέγῃ τὰς ἁμαρτίας του, νὰ τὸν παρηγορᾷ νὰ ἔχῃ ἐλπίδα εἰς τὴν εὐσπλαχνίαν τοῦ Θεοῦ, ὅτι ὁ Θεὸς τοῦ συγχωρᾶ μὲ τὸ νὰ κάμῃ τὸν κανόνα ὁποῦ τοῦ δίδει. Σαλούφας 1717, 51f..
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Ἐξαγορευτής: Λέγω ὅτι ὅποιος θέλει νὰ εἶναι ἐξαγορευτὴς πρέπει νὰ ἔχῃ πέντε πράγματα, πολλὰ ἀναγκαῖα· πρῶτον νὰ εἶναι καλῆς ζωῆς ἄνθρωπος καὶ ὅταν ἐξομολογᾶ νὰ μὴν εἶναι ἀφωρισμένος, ἢ καθηρημένος. Δεύτερον νὰ εἶναι προκομμένος διὰ νὰ ἠξεύρῃ ποῖα εἶναι τὰ θανάσιμα κρίματα καὶ ποῖα εἶναι τὰ συγγνωστά, ποίαν ἁμαρτίαν ἠμπορεῖ νὰ λύσῃ καὶ ποίαν ὄχι, καὶ ποία εἶναι μεγαλήτερη ἀπὸ τὴν ἄλλην, νὰ γνωρίζῃ ταῖς περιστάσεις καὶ τοὺς τρόπους τῶν ἁμαρτιῶν. Τρίτον νὰ εἶναι φρόνιμος, διὰ νὰ ἐρωτᾶ τὸν ἁμαρτωλόν, καὶ νὰ τὸν καθοδηγᾶ εἰς τὸν δρόμον τῆς σωτηρίας του, δίδωντάς του θάρρος νὰ λέγῃ ταῖς ἁμαρτίαις του καὶ νὰ ἔχῃ ἐλπίδα εἰς τὴν εὐσπλαγχνίαν τοῦ Θεοῦ καὶ ὅτι ὁ Θεὸς τοῦ συμπαθᾶ. Τέταρτον νὰ εἶναι εὔσπλαγχνος, νὰ συμπάσχῃ μὲ τὸν ἁμαρτωλόν, νὰ τὸν παρηγορᾶ διὰ νὰ κάμῃ τὸν κανόνα ὁποῦ τοῦ δίδει τὸν ὁποῖον πρέπει νὰ τὸν δίδει μὲ εὐσπλαγχνίαν καὶ ὄχι νὰ εἶναι ἀφορμὴ ὅτι ὁ κανόνας νὰ ξεκουμπίζῃ παντάπασι τὸν ἁμαρτωλόν. Πέμπτον νὰ ἔχῃ ἐξουσίαν ἀπὸ τὸν ἐπίσκοπον τοῦ τόπου. Ροδινὸς 1671, 50f.; vgl. Ροδινὸς 1633, 34
Das dritte Kapitel von Saloufas mit dem Titel «περὶ τοῦ ἐξεταστικοῦ μέρους τῆς ἐξομολογήσεως» („Über den prüfenden Teil der Beichte“) ist schlicht eine Zusammenfassung der «ἐξήγησις τοῦ δεκαλόγου» („Aus‐ legung des Dekalogs“) aus der Σύνοψις. Saloufas bezieht sich hier auf die zehn Gebote, die sieben Hauptsünden 76 , und die vier „himmelschrei‐ enden Sünden“ 77 . Seine Zusammenfassung ist hier besonders knapp: während die entsprechenden Themen in der Σύνοψις 80 Seiten in An‐ spruch nehmen, werden sie hier auf nur 9 Seiten abgehandelt, was den 76 S. auch Ροδινὸς 1671, 72‐76. 77 Σαλούφας 1717, 28‐30; vgl. Ροδινὸς 1633, 184ff .
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Nachweis der literarischen Abhängigkeit durch textliche Parallelität natürlich erschwert. Doch die Identität der Inhalte, Ausdrucksweisen und sogar der Reihenfolge der Einzelthemen, zusammen mit den vielen wortwörtlichen Entlehnungen beweisen die Abhängigkeit fraglos. Ana‐ log aufgebaut ist auch der einschlägige Teil der Katechese Bellarmins, der wiederum Rodinos das Material für seine Σύνοψις verdankt. So reproduziert Saloufas die einschlägigen Thesen Bellarmins durch die Vermittlung der Σύνοψις, so dass die nachtridentinische Theologie Bel‐ larmins in einem weiteren Beichtbuch in der Orthodoxie nachwirkt.
5.2 Saloufas’ Beichtbuch und die Ἐπίσκεψις des Methodios Anthrakites Die dritte von Saloufas flächendeckend gebrauchte Quelle ist die Ἐπί‐ σκεψις von Anthrakites. Zusammen bilden diese drei Quellen das gesamte Gerüst für Saloufas’ Beichtbuch und machen so ca. 70% des Werkes aus. Auch in diesem Fall fasst der Autor die verwendete Quelle zusammen, wobei er sowohl den Inhalt wie auch die Struktur von Anthrakites’ Ausführungen komplett übernimmt. Das achte Kapitel über die Beichte von Kranken und Todkranken ist sogar völlig von der Ἐπί‐σκεψις ab‐ hängig. Ausschnitte aus der Ἐπίσκεψις verwendet Saloufas auch im zweiten Kapitel, und zwar in seinen Ausführungen über die bei der Beichte gebotene Freimütigkeit vor dem Beichtiger: Καὶ διὰ νὰ παρακινηθῇ καλλίτερα ὁ ἁμαρτωλὸς νὰ θαῤῥύνῃ, ἂς στοχασθῇ ὅτι δὲν μᾶς ἔδωσεν ὁ Θεὸς ἐξαγορευτὴν κανέναν οὐράνιον ἄγγελον, ἀλλ’ ἕνα ἄνθρωπον γήϊνον, ἄνθρωπον εἰς ἄλλον ἄνθρωπον, ἁμαρτωλὸν εἰς ἁμαρτωλόν, διὰ νὰ μὴν ἐντρέπεται ὁ εἷς πρὸς ἕτερον, διότι δὲν εἶναι ἁμάρτημα, ὁποῦ νὰ τὸ ἔπραξεν ὁ ἕνας, καὶ νὰ μὴν τὸ πράξῃ ὁ ἄλλος· καὶ ποῖον ἀπὸ τὰ δύο ἐκλέγει καλήτερον; νὰ ἐντραπῇ ἐδῶ ἕνα συναμαρτωλόν του διὰ μίαν στιγμὴν καιροῦ, ἢ νὰ ἐλεγθῇ καὶ νὰ φανερωθῇ ὕστερα εἰς ὅλον τὸν κόσμον, ἔμπροσθεν τοῦ Θεοῦ, καὶ πάντων τῶν ἁγίων του, καὶ νὰ
Διὰ τούτην αἰσχύνην ὁ Θεὸς δὲν μᾶς ἔδωσεν ἐξομολογητὴν κανένα οὐράνιον ἄγγελον ἀλλ’ ἕνα ἄνθρωπον, ἄνθρωπον εἰς ἄνθρωπον, καὶ ἁμαρτωλὸν εἰς ἁμαρτωλόν, διὰ νὰ μὴ αἰσχύνονται ὁ εἷς πρὸς τὸν ἕτερον, καὶ ὁ ἕτερος ὡς συναμαρτωλὸς νὰ συμπαθῇ. Διατὶ δὲν εἶναι ἁμάρτημα ὁποῦ νὰ ἔπραξεν ὁ ἕνας, καὶ νὰ μὴν ἠμπορῇ νὰ τὸ πράξῃ καὶ ὁ ἕτερος. Ποῖον ἀπὸ τὰ δύο τοῦ φαίνεται εὐλογώτερον; νὰ αἰσχυνθῇ ἐδῶ εἰς ἕνα ἄνθρωπον μόνον, ἢ μετὰ ταῦτα εἰς ὅλον τὸν κόσμον; Νὰ φανῇ ἁμαρτωλὸς ἐδῶ εἰς ἕναν συναμαρτωλόν του, ἢ εἰς τὴν ἄλλην ζωὴν ἔμπροσθεν τοῦ Θεοῦ καὶ τῶν
Das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas
κολασθῇ αἰωνίως; Καὶ τοῦτο εἶναι μία φανερὰ πλάνη τοῦ διαβόλου, ὁποῦ πάσχει καὶ ἀσυκώνει ὅλην τὴν ἐντροπὴν ἀπὸ τὸν ἄνθρωπον, εἰς τὸ νὰ ἁμαρτήσῃ μὲ κάθε χαρά, καὶ ὕστερα πάλιν τοῦ γυρίζει τὴν ἐντροπὴν πλέον αὐστηρήν, καὶ τὸν κάνει νὰ αἰσχύνεται νὰ ἐξομολογηθῇ, διὰ νὰ κρύψῃ τινὰ ντροπαλὸν ἁμάρτημα, νὰ κολασθῇ καθὼς τὸ ἐδήλωσε καὶ ὁ χρυσοῤῥήμων Ἰωάννης εἰς τὸν λόγον περὶ μετανοίας «τὸ πρᾶγμα ὁ διάβολος μεταστρέφει, τῇ μὲν ἁμαρτίᾳ δίδωσι θάῤῥος, τῇ δὲ ἐξομολογήσει αἰσχύνην». Καὶ μάλιστα ἂν ὁ ἀσθενὴς δὲν φανερώσῃ καταλεπτῶς μὲ παστρικὰ λόγια τὴν ἀσθένειαν καὶ τὴν πληγήν, πῶς ἠμπορεῖ ὁ Ἰατρὸς νὰ εὕρῃ πρόχειρον τὸ ἀντιφάρμακον νὰ ἰατρεύσῃ τὴν ἀσθένειαν, σημάδι ἂν δὲν κάμῃ ἔτζη θέλει μείνῃ ἀγιάτρευτος, καὶ θέλει θανατωθῇ ἀδίκως, γινόμενος ὅλος φονεὺς τοῦ ἑαυτοῦ του.
Σαλούφας 1717, 16ff.
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ἁγίων του ἀγγέλων, καὶ πάντων τῶν ἁγίων. Νὰ καταισχυνθῇ καὶ νὰ συντριφθῇ ἐδῶ πρόσκαιρα εἰς μίαν στιγμὴν καιροῦ, ἢ νὰ κολασθῇ μετὰ ταῦτα αἰώνια; Νὰ αἰσθανθῇ ἐδὼ ὀλίγην πικράδα εἰς τὸ στόμα, ἢ μετὰ ταῦτα πόνον καὶ βάσανον ἀτελεύτητον εἰς τὰ σπλάχνα; Τοῦτο εἶναι (τέκνον) πονηρία τοῦ διαβόλου, ὁ ὁποῖος σηκώνει τὴν ἐντροπὴν ἀπὸ τὸν ἁμαρτωλὸν εἰς τὸ νὰ ἁμαρτήσῃ μὲ εὐκολίαν, καὶ τὸν κάνει νὰ ἐντρέπεται νὰ ἐξομολογηθῇ, διὰ νὰ μὴ σωθῇ. Καὶ πῶς, ἡμεῖς δὲν ἐντρεπόμεθα νὰ πλυθοῦμεν; Ὁ πνευματικὸς εἶναι ἰατρός, ὁ ἁμαρτωλὸς εἶναι ὁ ἀσθενής. Ἂν κρύψῃ ὁ ἀσθενὴς τὴν πληγήν, πῶς ἠμπορεῖ νὰ ἰατρευθῇ; Ἐγὼ ἔχω εἰς χεῖρας τὸ ἔμπλαστρον, δεῖξε μου τὸν πόνον σου, διὰ νὰ τὸ βάλλω ἐκεῖ ὁποῦ πονεῖς. Μὴ λογιάζεις νὰ τὸν κρύψῃς, διατὶ ἔχεις ἕνα Θεὸν ὁποῦ θέλει τὸν φανερώσῃ μετὰ ταῦτα, ἂν ἀπὸ λόγου σου δὲν τὸν φανερώσῃς. Εὔγαλε ἔξω τὸ φαρμάκι, ὁποῦ πά‐ σχει νὰ σὲ θανατώσῃ. Εὔγαλε τὸν ὄφιν ἀπὸ τὴν καρδίαν σου, διὰ νὰ μή σου κατατρώγῃ τὰ σπλάχνα. Ἀνθρακίτης 1780, 30f.
Darüber hinaus entlehnt Saloufas der Ἐπίσκεψις – immer durch Zu‐ sammenfassung – die Ausführungen über Glaube, Liebe und Hoff‐ nung, die in der Mehrheit der Beichtbücher und Katechesen behandelt
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Neue Aktivitäten Venedigs im Osten
wurden 78 , und verschiedene Gebete, wie das Absolutionsgebet 79 ; der Ἐπίσκεψις entstammt schließlich auch der Abschnitt Περὶ Συντριβῆς 80 . Saloufas übernimmt oft einzelne Sätze oder Gedanken, umschreibt sie aber derart frei und gerafft, dass sich eine direkte Abhängigkeit nicht mehr nachweisen lässt.
5.3 Saloufas und das Werk Ἁμαρτωλῶν Σωτηρία Im Gegensatz zu seiner sonstigen Praxis, Quellen zu verschweigen, gibt Saloufas am Ende des vierten Kapitels folgenden Hinweis: „Diese und andere ähnliche [Gedanken], die er in dem verbreiteten, Ἁμαρτωλῶν Σωτηρία [Rettung der Sünder] genannten Buch finden kann, soll der Geistliche bei dem Beichtenden einsetzen“ 81 . Es handelt sich hier um das während der Tür‐ kenherrschaft sehr verbreitete Werk des Agapios Landos (ca. 1599/1600‐ 1656?) 82 . Saloufas hat die ausführlichen Kapitel der Ἁμαρτω‐λῶν Σωτηρία über Buße und Beichte aber anscheinend nicht übernommen. Er verwendet das Werk vielmehr sehr gelegentlich, indem er vereinzelt Sätze und Gedanken adaptiert, ohne dass eine textliche Abhängigkeit nachgewiesen werden könnte. Dennoch sind Stil und Inhalt des vierten Kapitels der Denkweise Landos’ durchaus ähnlich; Landos könnte zudem die Quelle des fünften Frage‐Antwort‐Paares aus dem neunten Kapitel sein83 («πῶς πρέπει νὰ ἑτοιμασθῇ ὁ ἐξομολογημένος διὰ τὴν Ἁγίαν Με‐ τάληψιν;» „Wie soll sich der Beichtende auf die heilige Kommunion vorberei‐ ten?“). Allerdings lässt sich auch in diesem Fall eher eine inhaltliche als eine textliche Abhängigkeit nachweisen.
5.4 Über den Gebrauch der Quellen Alle hier identifizierten Quellen stehen in Einklang mit der römisch‐ katholischen Pastoralunterweisung jener Zeit. Rodinos gibt die nach‐ 78 79 80 81
Σαλούφας 1717, 60ff.; vgl. Ἀνθρακίτης 1780, 45‐51. Σαλούφας 1717, 49‐51; vgl. Ἀνθρακίτης 1780, 35‐37. Σαλούφας 1717, 62‐64; vgl. Ἀνθρακίτης 1780, 59‐62. «ταῦτα καὶ ἄλλα ὅμοια, ὁποῦ εὑρίσκει εἰς τὸ κοινὸν βιβλίον λεγόμενον Ἁμαρτωλῶν Σωτηρία, ἂς μεταχειρισθῇ ὁ Πνευματικὸς εἰς τὸν ἐξομολογούμενον…», Σαλούφας 1717, 40. 82 Das Werk Ἁμαρτωλῶν Σωτηρία ist zum ersten Mal 1641 in Venedig gedruckt wor‐ den und hat bis 1821 25 Neuauflagen erfahren. Es gehört also zu den populärsten Lektüren während der Türkenherrschaft. Das Buch beruht zum großen Teil auf westlichen Vorbildern (hierzu s. Κωστούλα 1983, 85f.). 83 S. Σαλούφας 1717, 76‐79; vgl. Λάνδος 1743, 222‐225.
Das Beichtbuch des Theodoretos Saloufas
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tridentinische römisch‐katholische Theologie Bellarmins wieder, und Anthrakites setzt die Tradition der römisch‐katholischen Handbücher über die Beichte der Kranken bzw. Todkranken fort. Landos dagegen eifert anderen, jedoch ebenfalls westlichen Vorbildern nach, so etwa dem Giardino d´essempi (1594) des Dominikaners Serafino Razzi (1531‐ 1611). Die Forschung konnte allerdings bis heute weder das Maß, noch den Umfang dieser Abhängigkeit klären 84 . Dass Saloufas griechischsprachige Werke mit westlichen Quellen (v.a. Rodinos und Anthrakites) für den Großteil seines Beichtbuches rege benutzt hat, bietet ein weiteres Indiz dafür, dass die Abfassung dieses Werkes mit den (kirchen‐)politischen Zielen Venedigs zusam‐ menhing. Es war Venedig daran gelegen, dass der orthodoxe Klerus in den Herrschaftsgebieten der Serenissima nicht die Unterschiede, son‐ dern die Gemeinsamkeiten zwischen orthodoxer und lateinischer Glaubenslehre hervorhebe, denn schließlich konnte nur eine derartige Haltung die friedliche Koexistenz der beiden Konfessionen fördern und eventuell zu einer Union führen.
84 Vgl. die Dissertation von Κ. Κωστούλα, die die Frage nach den westlichen Quellen von Landos’ besagtem Buch letztlich auch nicht klärt.
Hauptteil C
Die Beichtbücher in der Zeit der Konfesionalisierung der griechischen Theologie
V. KAPITEL Das Beichtbuch von Chrysanthos Notaras (†1731) 1. Der Autor Chrysanthos Notaras 1 , ein Neffe des Patriarchen von Jerusalem, Do‐ sitheos Notaras (1641‐1707), geboren am Anfang der zweiten Hälfte des 17. Jh.s 2 , wurde 1702 zum Metropoliten von Caesarea geweiht 3 . Im Jahr 1707 trat er die Nachfolge seines zurückgetretenen Onkels auf dessen Empfehlung als Patriarch von Jerusalem an. Er blieb auf dem Jerusale‐ mer Thron bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1730, um nun seinerseits der Gewohnheit der Patriarchen von Jerusalem entsprechend den Metropo‐ liten von Caesarea Meletios als seinen Nachfolger zu designieren 4 . Er starb am 7. Februar 1731. Chrysanthos setzte die von seinem Onkel Dositheos für das Patriarchat von Jerusalem entworfene Politik fort, indem er die Bewahrung des orthodoxen Dogmas und die verwal‐ tungsmäßige Unabhängigkeit des Patriarchats von Jerusalem, aber auch aller Orthodoxen bis Transsylvanien, Polen und Russland verteidigte. Chrysanthos war eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der Zeit der Türkenherrschaft, da er große religiöse und politische Macht in seiner Person konzentrierte und so in Weiterführung des Werkes seines Onkels die zeitgenössischen theologischen Richtungen in der orthodoxen Kirche wie auch die ideologisch‐politischen Strömungen bei den orthodoxen Völkern des osmanischen Reichs maßgeblich prägte. Mit seinen Studien in Konstantinopel und Padua zählte er auch zu den höchstgebildeten 1
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Über sein Leben und Werk s. Στάθη 1999; Dies. 1984, 127‐280; Ζαβίρας 1972, 547‐550; Σάθας 1868, 431‐435; Ἀθανασιάδης 1883, 9‐11, 21‐23, 53‐55, 69‐72, 81‐83; Ders. 1883a, 83f., 148‐150; Δημητρακόπουλος 1972, 172; Καλλίστος 1929, 253‐270; Ders. 1929a, 482‐ 496; Παπαδοπούλος 1970, 664‐688; Καραθανάσης 2000, 114‐127; Πατρινέλης 1968, 387‐390; Σκουβαρᾶς 1972, 3‐5; Σωφρόνιος 1932, 535‐550, 561‐596, 625‐633, 689‐697; Δαπόντες 1872, 95‐98; Michel Le Quin 1740, Sp. 525‐527; Drăgan 1961, 691‐693; Knös 1962, 458‐459: Podskalsky 1988, 317‐320. Sein genaues Geburtsdatum steht nicht fest. Ch. Patrinelles schlägt das Jahr 1663 vor (s. Πατρινέλλης 1968, 388), P. Stathe aber die Zeitspanne zwischen 1655 und 1660 (s. Στάθη 1999, 53). Im Jahre 1680 war er zum Diakon und vor dem Jahr 1689 zum Presbyter geweiht worden (s. ebd. 55f.). Δελλικάνης 1904, 490‐493.
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Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griech. Theologie
Griechen seiner Zeit 5 . Er hat 18 Werke zu den verschiedensten Themen‐ bereichen verfasst: Theologie, Kanonisches Recht, Geschichte, Geographie, Astronomie und Mathematik.
2. Der geschichtliche Hintergrund der Entstehung: Chrysanthos und Constantin Bassarab Brancoveanu (1654 −1714) Im Jahr 1697 wurde der Archimandrit Chrysanthos an der Artistenfa‐ kultät 6 von Padua immatrikuliert und ein Jahr später an der Juristi‐ schen Fakultät 7 , wo er zwei Jahre lang die Vorlesungen des Professor Nikolaos Papadopoulos‐Komnenos (1651 −1740) besuchte 8 , mit dem er auch nach dem Abschluss seines Studiums durch Briefwechsel in Kon‐ takt bleiben sollte 9 . Papadopoulos, der zur römischen Kirche konver‐ tiert war, lehrte kanonisches Recht. Bei ihm erwarb sich Chrysanthos die nomokanonische Ausbildung, die er später angesichts seiner Pflich‐ ten auf dem Jerusalemer Thron benötigte. Chrysanthos hat sein Beicht‐ buch mit dem Titel Διδασκαλία ὠφέλιμος περὶ μετανοίας nach dem Abschluss seines Studiums bei Papadopoulos‐Komnenos verfasst, und zwar in der Zeitspanne von Mitte 1699 bis zu seiner Weihe zum Metro‐ politen von Caesarea im Frühjahr 1702. Während bei den meisten sei‐ ner zwischen 1690 und 1702 verfassten Werke eine genaue Datierung schwierig ist, ist dies bei der Διδασκαλία nicht der Fall, weil wir zwei wichtige Indizien haben: Erstens unterzeichnet Chrysanthos das Werk als Archimandrit, was uns erlaubt, es vor seiner Bischofsweihe im April 1702 zu datieren 10 ; zweitens gibt Chrysanthos genaue Hinweise auf die Ὁρθόδοξος Ὁμολογία des Petros Mogilas und Εἰσαγωγικὴ Ἔκθεσις 5
Dies erwähnt M. de Villeneuve in einem Brief (Omont 1902, 695), wie auch die Mön‐ che (abbé) Sévin und Foumont, die in den Orient zur Sammlung von Handschriften gesandt worden waren (ebd., 515). 6 Πλουμίδης 1971, 199 vgl. Drăgan, 1961, 691‐693; über den Unterricht an der Fakultät und die Studenten s. Στεργέλλης 1970, 35‐45. 7 Πλουμίδης 1971a, 120; über die Fakultät und den Unterricht s. Στεργέλλης 1970, 30‐35. 8 Zu Papadopoulos‐Komnenos s.o. S. 105ff.; s. auch Παπαδόπουλος 1913; Σταμάτη‐ Μπόμπου 1999, 175‐178; Drăgan 1961, 691‐693; Legrand 1903, 410‐423; Podskalsky 1988, 300‐303. 9 Zu diesem Briefwechsel s. Σταμάτη‐Μπόμπου 1999, 175‐178; auch s. Παπαδό‐ πουλος 1913, 97‐112, 227‐246, 332‐339, 523‐542. 10 Das genaue Datum seiner Weihe ist der 6. April 1702 (Ostersonntag). Dies lässt sich dem Titelblatt der Ausgabe der Rede über das Priestertum (Λόγος Περὶ ἱερωσύνης) entnehmen, die Chrysanthos bei seiner Weihe zum Metropoliten von Caesarea hielt (s. Νοταρᾶς 1707; vgl. Legrand 1918, 58; Στάθη 1999, 176).
Das Beichtbuch von Chrysanthos Notaras
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von Bessarion Makres 11 . Beide Werke wurden 1699 im Synagobo‐Kloster von Bukarest zusammen in einem Band gedruckt 12 . Chrysanthos’ Διδα‐ σκαλία muss also zwischen Februar 1699 und April 1702 verfasst wor‐ den sein. Der Ort der Abfassung lässt sich nicht so leicht bestimmen, weil Chrysanthos in jener Zeitspanne ständig reiste. Im April 1700 verließ er Padua und reiste nach Paris 13 . Von dort aus wechselte er im Mai 1700 Briefe mit Papadopoulos‐Komnenos, dem er seine Eindrücke von seinen Begegnungen mit den katholischen Theologen Michel Le Quien (1661‐ 1733), Louis Ellies Dupin (1657‐1619) und Natalis Alexander (1639‐ 1724) mitteilt 14 . In Paris nahm Chrysanthos auch Kontakt mit dem Ast‐ ronomen Jean‐Dominique Cassini (1625‐1712) auf und zeigt ein reges Interesse für astronomische Studien 15 und Beobachtungen wie auch für die Herstellung von astronomischen Instrumenten 16 . Schon vor dem 10. September 1700 ist Chrysanthos in die Walachei zurückgekehrt 17 . Im 11 „Obwohl dies alles schon breit und ausführlich [behandelt] bei den Heiligen Lehrern zu finden ist, sowohl bei den alten wie auch bei den späteren, und v.a. im Orthodoxen Bekennt‐ nis und in der Einleitenden Darstellung des Theologielehrers Bessarion, die im Jahr 1699 beide in einem Band in der Walachei gedruckt worden sind, zeichnen wir dies dennoch in Kürze im vorliegenden Συνταγμάτιον auf wegen einer handlichen Benachrichtigung der Beichtväter und v.a. für diejenigen, denen diese und ähnliche Bücher nicht leicht zugänglich sind“ («...aὐτὰ ἂν καλὰ καὶ νὰ εὑρίσκωνται εἰς πλάτος, καὶ διεξοδικῶς ἑρμηνευμένα εἰς τοὺς Ἱεροὺς Διδασκάλους, τόσον τοὺς ἀρχαίους, ὅσον καὶ τοὺς μεταγενεστέρους, καὶ μάλιστα εἰς τὴν Ὀρθόδοξον Ὁμολογίαν, καὶ τὴν Εἰσαγωγικὴν Ἔκθεσιν τοῦ Ἱεροδιδασκάλου Βησαρίωνος ὁποῦ ἐτυπώθησαν εἰς ἕνα Τόμον ἐν τῇ Οὐγγροβλαχίᾳ κατὰ αχϞθ’ ἔτος· χάριν ὅμως προχείρου εἰδήσεως τῶν Πνευματικῶν, καὶ μάλιστα διὰ ὅσους ὁποῦ δὲν εὐποροῦσι τῶν τοιούτων Βίβλων, σημειοῦμεν ἐν τῷ παρόντι Συνταγματίῳ συντόμως ταῦτα», Noταρᾶς 1724, 62). 12 S. Mogilas 1699 und Μακρὴς 1699. 13 Diese Information liefert sein Lehrer Papadopoulos‐Komnenos in einem Brief an Dositheos: „Er ist im April am Montag der Karwoche nach dem italienischen Kalender zu‐ sammen mit dem hochwohlgeborenen Herrn Raducanu aufgebrochen; und indem er sich auf die Reise zu den Kelten [d.h. Franzosen] machte, nahm er mir mit meinem Herzen auch die Lust und den Ruhm der Lehre weg“ («Ἀπῆλθεν οὗτος μετὰ τοῦ εὐγενεστάτου κυρίου Ῥαδουκάνου τῇ μεγάλη δευτέρᾳ Ἀπριλίου κατὰ τὸ ἐν Ἰταλία καλενδάριον, καὶ ἀρξάμενος πρὸς Κέλτας πορείας ἀφεῖλέ μοι μετὰ τῆς καρδίας τὴν ἡδονὴν καὶ τὴν δόξαν μου τῆς διδασκαλίας», Iorga 1915, 328; Παπαδόπουλος 1913, 531). 14 Παπαδόπουλος 1931, 85f.; vgl. Στάθη 1999, 92f. 15 In dieser Zeit verfasst er sein Werk «Εἰσαγωγὴ στὰ γεωγραφικὰ καὶ σφαιρικά», hierzu s. Νοταρᾶς 1716; Zum Astronomen Cassini s. Krafft/Meyer‐Abich 1970, 78f. Über diese Zeit und Chrysanthos’ astronomische Interessen s. Στάθη 1999, 89‐91. 16 „Dieses Instrument [es handelt sich um ein doppeltes Astrolabium] wurde vom Mönch Chrysanthos unter der Leitung von Cassini für seine Brüder in Jerusalem hergestellt, damit diese Gott in seinen Werken anbeten“ («Τοῦτο τὸ ὄργανον κατασκευάσθη ὑπὸ τοῦ μοναχοῦ Χρυσάνθου ὑπὸ τὴν ὁδηγίαν τοῦ Cassini διὰ τοὺς ἀδελφούς του τῆς Ἱερουσαλήμ, ἵνα λατρεύωσι τὸν Θεὸν ἐν τοῖς ἔργοις του», Στάθη 1999, 91 Anm. 2). 17 Παπαδόπουλος 1931, 87, wo ein Teil eines Briefes von Papadopoulos‐Komnenos veröffentlicht wird, in dem Chrysanthos’ Ankunft in der Walachei erwähnt wird.
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Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griech. Theologie
November 1700 befand er sich in der Ukraine 18 und am 5. Juli 1701 in Moskau 19 , wo er dem Zaren Peter dem Großen Briefe des Patriarchen Dositheos aushändigte, die ihn bewegen sollten, sich bei der Pforte für die Rechte der Orthodoxen auf die Grabeskirche zu verwenden, da der unlängst unterzeichnete Vertrag von Karlowitz (1699) keine diesbezüg‐ lichen Regelungen getroffen hatte 20 . Nach dieser Reise begab sich Chry‐ santhos – wann genau, wissen wir nicht – erneut in die Walachei, wo er zum Bischof geweiht wurde. Er verfasste also sein Beichtbuch auf ständigen Reisen; damit hängt vielleicht zusammen, dass er – wie noch zu zeigen sein wird – fast völlig von seinen sechs Quellen abhängig ist. Er plagiiert diese Quellen, sogar ohne ihren jeweiligen Stil vereinheitli‐ chend zu modifizieren, so dass in den verschiedenen Abschnitten des Endtextes der jeweils unterschiedliche Stil der zugrundeliegenden Quelle deutlich erkennbar ist. Da Chrysanthos hochgebildet war, zeigt dies, dass das Beichtbuch in aller Schnelle abgefasst wurde. Es muss allerdings festgehalten werden, dass das Werk bei aller Abhängigkeit von seinen Quellen konsequent strukturiert und thematisch gegliedert ist, wobei diese Systematik auf den lateinischen Vorbildern beruht, die den Quellen des Werkes in ihrer Mehrheit zugrunde liegen. Eine ge‐ nauere Bestimmung des Orts und der Zeit seiner Abfassung ist bei den vorhandenen Nachrichten nicht möglich. Zwischen 1686 und 1696 hielt sich Chrysanthos abwechselnd in der Walachei und in Konstantinopel auf 21 , abgesehen von einigen Reisen in Angelegenheiten der Grabeskirche, wie etwa im Jahr 1688 nach Berlin 22 und im Jahr 1692 nach Moskau 23 . In der Walachei konnte das Patriarchat von Jerusalem in Zusammenarbeit mit deren Fürsten und dank der Aktivitäten des Patriarchen Dositheos ein politisches Machtzentrum aufbauen, das zusammen mit dem Patriarchat von Konstantinopel das Schicksal der orthodoxen Völker des osmanischen Reiches bestimmte 24 . 18 Παπαδόπουλος 1931, 100, wo ein Brief von Chrysanthos an Papadopoulos‐Komnenos mit Datum 29. November veröffentlicht wird. Am 19. Dezember schickt Chrysanthos von der Stadt Baturin der Kosaken einen weiteren Brief an seinen Lehrer. 19 Παπαδόπουλος 1931, 89. 20 Zu Chrysanthos’ Aktivitäten während dieser Russlandreise sowie über die nach dem Vertrag von Karlowitz unternommenen Bestrebungen, den größeren Anteil an der Ver‐ waltung der Pilgerkirchen des Heiligen Landes von der Römisch‐katholischen Kir‐ che zurückzugewinnen, s. Παπαδόπουλος 1970, 642‐660. 21 Ebd., 61. 22 Στάθη 1999, 58 und Anm. 49. 23 Ebd., 60. 24 Die Zusammenarbeit dieser drei Machtzentren war allerdings nicht immer harmo‐ nisch. Das Patriarchat von Konstantinopel hatte z.B. den Fürsten der Walachei, Şer‐ ban Kantakouzenos, exkommuniziert und weigerte sich sogar nach seinem Tod die Exkommunikation aufzuheben, bis auf Verwendung von Dositheos hin ein Absolu‐
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Die Fürsten der Walachei wollten schon seit der Zeit des Loukaris auf die griechische Kirche politischen Einfluss nehmen. So hatte Vasile Lupu (1595‐ 1661) Loukaris vorgeschlagen, gemeinsam eine orthodoxe Akademie in Moldavien zu gründen 25 . Später sollte er die finanzielle Ausweglosigkeit des Patriarchats ausnutzen, um die politische Kontrolle über dasselbe gegen Begleichung seiner riesigen Schulden an sich zu reißen 26 . Der kirchenpo‐ litische Einfluss der Fürsten befand sich während der hier untersuchten Zeit auf seinem Höhepunkt. Chrysanthos war während des größten Teils des Jahrzehnts 1686‐ 1696 an den Höfen der Donaufürstentümer zu Gast, vor allem bei dem Fürsten der Walachei Constantin Bassarab Brancoveanu 27 . Brancovea‐ nu, der des Griechischen mächtig war und eine an griechischen Drucken reiche Bibliothek besaß, gründete schon am Anfang seiner Amtszeit die Fürstliche Akademie von Bukarest 28 und finanzierte darüber hinaus Publikationen29 mit anti‐katholischem30 , aber auch anti‐protestantischem Inhalt 31 . Drei Jahre nach seinem Tod wurde ihm vom Aufseher über die Publikation von griechischen kirchlichen Büchern in Venedig, Fr. Gio‐
25 26 27 28
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30 31
tionsbrief geschickt wurde (Iorga 1915, 268f.). Dositheos seinerseits geriet in Konflikt mit Brancoveanu, als dieser dem Feind des Patriarchen, I. Karyophylles, Unterstüt‐ zung anbot (zu den Beziehungen zwischen den rumänischen Fürsten und Patriar‐ chen von Jerusalem s. Dură 1977, 50‐72). Aber auch Alexandros Maurokordatos, der die Politik des Patriarchats von Konstantinopel lenkte nachdem er die Nachfolge des Karyophylles als Großer Logothetes antrat, stimmte der Initiative von Dositheos nicht zu, sich an Peter den Großen wegen des Problems der Grabeskirche zu wen‐ den. Maurokordatos, der als Vertreter des osmanischen Reiches bei dem Vertrag von Karlowitz die Hauptrolle gespielt hatte, wollte dieses Problem als interne Angele‐ genheit des Osmanenreichs selbst erledigen und war gegen jede ausländische Inter‐ vention, v.a. Peters des Großen. Bârlea 25, 153. Iorga 1915, 146‐152. Über Brancoveanu s. Καραθανάση 2000, 61‐81; s. auch Cernovodeanu‐Constantiniu 1989; Greceanu 1970: Δαπόντες 1872, 158‐162. Auch Şerban Kantakouzenos wird als Gründer der Akademie genannt. Dennoch nennt S. Kymenites, der erster Lehrer der Akademie, Brancoveanu als ihren Gründer. Die Forschungsproblematik hierzu beschreibt Camariano‐Cioran 1974, 21f. Patriarch Kallinikos II. schrieb an Brancoveanu: „…Von heiligem Eifer bewegt…habt ihr dafür gesorgt, dass durch fürstliche Finanzierung und Fürsorge Bücher in verschiedenen Sprachen gedruckt wurden zur Hilfe unserer unglücklichen Nation und zum gemeinsamen Nutzen der Christen, was ein göttliches, lobwürdiges, seliges Werk ist; und Ihr Lohn sollen die himmlischen Gegengaben sein, in dieser sowie in der künftigen Welt“ («...θείῳ ζήλῳ κινούμενος…ἐφροντίσατε νὰ τυπωθοῦν διὰ τῆς αὐθεντικῆς ἐξοδεύσεως καὶ ἐπιμελείας διαφόρων γλωσσῶν βιβλία, εἰς βοήθειαν τοῦ δυστυχοῦς γένους ἡμῶν εἰς κοινὴν ὠφέλειαν τῶν χριστιανῶν, τὸ ὁποῖον εἶναι ἔργον θεῖον, καὶ ἐπαινετόν, καὶ ἀξιομα‐ κάριστον, καὶ θέλετε ἔχει μισθὸν τὰς οὐρανίους ἀντιδόσεις, ἔν τε τῷ νῦν αἰῶνι καὶ ἐν τῷ μέλλοντι», Iorga 1915, 329). S. z.B. Νοταρᾶς 1705. S. z.B. Συρίγος 1690.
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Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griech. Theologie
vanni Maria Bertolli, vorgeworfen, dass er ein Feind der Katholiken und der römisch‐katholischen Kirche gewesen sei und dass er dem griechischen Buchhandel in Venedig – der Stadt, die zweieinhalb Jahrhunderte lang dessen Zentrum war – besonders geschadet habe 32 . Auf Initiative und mit der Finanzierung von Brancoveanu sollte ein für die damaligen Verhältnisse riesiges publizistisches Unternehmen realisiert werden, das Dutzende von Büchern hervorbrachte 33 wie z.B. das Ἐγχειρίδιον... τινῶν τῆς ἐκκλησίας δογμάτων (1697)34 , die Δογματικὴ Διδασκαλία von Kymenites (1703) 35 , die Πανοπλία Δογματικὴ von Zygabinos (1710) 36 . Auf Brancoveanus Anregung und mit dessen Finanzierung wurde auch die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία des Petrus Mogilas zusammen mit der Ἔκθεσις εἰσαγωγικὴ von B. Makres gedruckt 37 . Das Ziel der Herrschaftspolitik Brancoveanus bestand in der Stärkung des orthodoxen Glaubens der Christen im osmanischen Reich wie auch in der Überwindung ihrer Abhängigkeit von anderen christlichen Konfessionen und in ihrer Ver‐ einigung zu einer autonomen religiös‐politischen Existenz zwischen 32 Veloudis 1974, 124. 33 Über die unter Brancoveanu realisierten Publikationen s. Picot 1886, 517‐559; auch s. Οἰκονομίδης 1972, 33‐39; Dură 1977, 237‐256. 34 Παπαδόπουλος 1984, 224 Nr. 3040; vgl. Legrand 1895, 45‐50. 35 Diese Publikation war ursprünglich dem russischen Zaren Peter dem Großen ge‐ widmet. Brancoveanu hatte schon Kontakt mit Peter dem Großen zum Zweck einer politisch‐militärischen Zusammenarbeit aufgenommen, was die angebliche Haupt‐ ursache der späteren Enthauptung des Fürsten und seiner Söhne 1714 in Konstanti‐ nopel war. Wohl um eventuellen Reaktionen der Pforte auf diese Widmung zuvor zu kommen, wurde im gleichen Jahr eine Zweitauflage gedruckt, die diesmal Do‐ sitheos gewidmet war. Papadopoulos‐Bretos bezeichnet diese Tatsache als einmalig in der griechischen Druckgeschichte, anscheinend ohne ihre politischen Ursachen wahrzunehmen (s. Παπαδόπουλος‐Βρετός, 51f.; auch s. Picot 1886, 545f.). Die ur‐ sprüngliche Widmung an Peter den Großen legt die politischen Ziele der publizisti‐ schen Bestrebungen der Druckereien Moldawiens und der Walachei offen, deren Protagonisten Brancoveanu und Dositheos von Jerusalem waren; ein wichtiger Mit‐ arbeiter bei der Durchführung war Anthimos von Iberien. Es ist bezeichnend, dass in dieser Publikation – wie auch in vielen weiteren (s. z.B. das «Ἑλληνοβλάχικον Εὐαγγέλιον» bei Picot 1886, 530) – Brancoveanu als „Durch Gottes Barmherzigkeit Herrscher und Fürst über die ganze Walachei“ («Ἐλέῳ Θεοῦ Αὐθέντης καὶ Ἡγεμὼν Πάσης Οὐγγροβλαχίας») bezeichnet wird, d.h. dass er einen Teil der byzantinischen Kaisertitulatur annimmt, sich selbst dadurch als deren Nachfolger darstellend. Mit dieser Titulatur werden in den Briefen der Patriarchaten fast alle Fürsten Molda‐ wiens und der Walachei angesprochen, allerdings auch der Sultan und die Wesire (vgl. Ohme 1990, 78 Anm. 41). 36 Παπαδόπουλος 1984, 451 Nr. 5979. 37 „…Gedruckt auf Anregung und auf Kosten des überaus frommen, durchlauchtigsten und allergeruhsamsten Herrschers und Fürsten der ganzen Walachei, Herrn Herrn Johannes Konstantin Bassarab, des Voevoden Brancoveanu“ («...Τυπωθεῖσαι προτροπῇ καὶ δαπάνῃ τοῦ Εὐσεβεστάτου Ἐκλαμπροτάτου, καὶ Γαληνοτάτου Αὐθέντου καὶ Ἡγεμόνος πάσης Οὐγγροβλαχίας Κυρίου Κυρίου Ἰωάννου Κωνσταντίνου Μπασσαράμπα, Βοεβόνδα, τοῦ Μπραγκοβάνου», s. Μακρὴς 1699).
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dem Westen und dem Osmanenreich. Im Hinblick auf diese politi‐ schen Ziele lud er an seinen Hof griechische Gelehrte ein 38 und publi‐ zierte Bücher. Chrysanthos war einer dieser Gelehrten. Schon frühzeitig erkannte Brancoveanu, dass der junge Chrysanthos alle Voraussetzun‐ gen mitbrachte, um einen entscheidenden Beitrag zu diesem Vorhaben leisten zu können. Die enge Verbindung des Fürsten mit Dositheos Notaras garantierte außerdem die Aussicht auf eine künftige Mitarbeit. So verbrachte Chrysanthos einen beträchtlichen Teil seines Lebens am Hof von Brancoveanu, der auch sein Studium in Padua finanziert hatte 39 . Während seines Aufenthaltes in der Walachei regte ihn Brancoveanu dazu an, das Werk Περὶ ἀφορισμοῦ 40 zu verfassen sowie die Κεφάλαια παραινετικὰ von Kaiser Basilius I. dem Mazedonier 41 und Περὶ ὀφφι‐ κιαλίων τοῦ Παλατίου Κωνσταντινουπόλεως καὶ ὀφφικίων τῆς Μεγάλης Ἐκκλησίας von Pseudokodinos 42 ins neugriechisch zu übersetzen. 38 S. Καραθανάσης 2000, 28f. 39 Brancoveanu stand in Verbindung mit der Universität Padua und v.a. mit Papado‐ poulos‐Komnenos. Der Fürst schickte Stipendiaten (oft Absolventen der Fürstlichen Akademie) nach Padua, die dort unter der Aufsicht von Papadopoulos‐Komnenos studierten. Chrysanthos war, zusammen mit dem Sohn Brancoveanus, Radu, einer der ersten dieser Stipendiaten (hierzu s. Καραθανάσης 2000, 99‐102; Drăgan 1961, 691‐693; Ders. 1974, 77‐82). 40 „…über die Exkommunikation, auf Bitte des allergeruhsamsten und gottesfürchtigsten Herrschers und Fürsten der ganzen Walachei, Herrn Herrn Konstantin Bassarab Branco‐ veanu Voevode“ («...περὶ ἀφορισμοῦ, κατ’ αἴτησιν τοῦ γαληνοτάτου, καὶ θεοσεβεστά‐ του αὐθέντου καὶ ἡγεμόνος πάσης Οὐγγροβλαχίας κυρίου κυρίου Κωνσταντίνου Βασσαράβα Μπραγκοβάνου βοεβόδα»), Μιχαηλάρης 2002, 43. P. Michaelares datiert Περὶ ἀφορισμοῦ in die Zeit 1697‐1701 mit dem Argument, dass die Verfassung die‐ ses Traktats die kirchenrechtliche und theologische Ausbildung voraussetzt, die sich Chrysanthos in Padua erwarb (ebd., 22‐28). Auch dieses Werk diente den politischen Plänen des Fürsten Brancoveanu. Die Exkommunikation war das übliche Druckmit‐ tel der orthodoxen Kirche und insbesondere des Patriarchats von Konstantinopel. Mitten im Streit zwischen Brancoveanu und dem Patriarchen Kallinikos II., der sich weigerte, die Exkommunikation des Fürsten Şerban Kantakouzenos aufzuheben, bat der Fürst Chrysanthos um die Abfassung der Studie Περὶ ἀφορισμοῦ, damit er sich über den theologischen Hintergrund und die Konsequenzen einer Strafe kundig ma‐ chen könne, die gegen jeden, der von der politischen Linie des Patriarchats gefähr‐ lich abzuweichen schien, ohne weiteres verhängt wurde. Da Chrysanthos von Bran‐ coveanu abhängig war, nahm er die Abfassung der Studie ohne Verzögerung auf; über die Exkommunikationsstrafe im Allgemeinen und über ihre wichtige Rolle zur Zeit der Türkenherrschaft s. Μιχαηλάρης 1997. 41 Zum Werk s. Hunger 1978, 158; Zur Ausgabe der Übersetzung s. Παπαδόπουλος 1984, 73; Στάθη 1999, 173f.. Chrysanthos dichtete auch ein Epigramm an Brancoveanu, s. Legrand 1895, 5f. 42 „Das Vorliegende wurde vom Archimanditen des Herrengrabes, Chrysanthos Notaras, in die einfache Sprache übertragen auf Befehl des höchsten Fürsten der Walachei, Herrn Herrn Jo‐ hannes Bassarab, des Voevoden“ («Τὸ παρὸν εἰς ἁπλῆν μετηνέχθη διάλεκτον παρὰ Χρυ‐ σάνθου Νοταρᾶ καὶ ἀρχιμανδρίτου τοῦ δεσποτικοῦ τάφου, ἀξιώσει τοῦ ὑψηλοτάτου
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Der Fürst wirkte auch bei der Erhebung des Chrysanthos zum Met‐ ropoliten von Caesarea (1702) und später zum Patriarchen von Jerusalem (1707) mit. Danach druckte Brancoveanu die Rede, die Chrysanthos 1702 aus Anlass seiner Bischofsweihe gehalten hatte 43 . Brancoveanu hatte Chrysanthos sogar früher zum Metropoliten der Walachei vor‐ geschlagen 44 . Chrysanthos schrieb seinerseits Epigramme und Lobreden (ἐγκώμια) 45 auf Brancoveanu und blieb mit ihm bis zu seiner Hinrich‐ tung im Jahr 1714 verbunden. Die Beziehung zwischen dem Fürsten und dem Patriarchen von Jerusalem sollte das Vorbild der Beziehung zwischen dem byzantinischen Kaiser und dem Patriarchen von Kon‐ stantinopel reproduzieren 46 . In diesem politisch‐ideologischen Umfeld der Walachei und um dessen Zielsetzungen zu dienen, hat Chrysanthos sein Beichtbuch ver‐ fasst. Diese Arbeit war also nicht ein Produkt seiner in Padua erweiter‐ ten geistigen Interessen, sondern seines Engagements für ein politi‐ sches Unternehmen, das zwar wegen der Instabilität der historischen Verhältnisse nicht zur Entfaltung gelangen konnte, jedoch die Konsoli‐ dierung einer großen orthodoxen Macht nach dem Vorbild von Byzanz intendierte, die anfänglich freilich innerhalb der Grenzen des osmani‐ schen Reiches bleiben, später aber, sollten die Verhältnisse dies zulas‐ sen, die volle Unabhängigkeit anstreben wollte. Eine solche Aussicht ἡγεμόνος Οὐγκροβλαχίας κυρίου κυρίου Ἰωάννου Μπασσαράμπα βεοβόνδα»), Fonkič 1968, 299. Zum Werk s. Hunger 1978, 366. 43 S. Νοταρᾶς 1707. 44 Παπαδόπουλος 1931, 90. 45 Ms 418, 200f. (hierzu s. auch Παπαδόπουλος‐Κεραμεὺς 1899, 395); auch s. Συρίγος 1690, 2v. 46 S. Iorga 1992, 189‐205. Die Auffassung, dass die Fürsten der Walachei als Schutzher‐ ren der orthodoxen Kirche sich an ihren Angelegenheiten aktiv beteiligen dürfen – nach dem Vorbild der Beziehung zwischen byzantinischem Kaiser und Patriarch –, wurde v.a. unter Vasile Lupu (1634‐1653) etabliert, der die Begleichung der riesigen Schulden des Patriarchats übernommen hatte. Die Synode des Patriarchats spricht ihn folgendermaßen an: „frommster, exzellentester, ruhmreichster und christlichster Herr‐ scher über ganz Moldavien‐Walachei, Herr Herr Johannes Basileios Voevod, und Mithelfer der Großen Kirche Christi, wir verehren alle Deine Exzellenz und bitten Gott, dass er ihr [sc. Deiner Exzellenz] Gesundheit, Frieden, Wohlstand und den Sieg gegen sichtbare und un‐ sichtbare Feinde schenken möge, und sie auf ihrem höchsten Thron festigen möge, zum Ruhm und Lob des ganzen Geschlechts der frommen und orthodoxen Christen“ («Εὐσεβέστατε, ἐκλαμπρότατε, ἐνδοξότατε καὶ χριστιανικώτατε Αὐθέντα πάσης Μολδοβλαχίας, κύριε, κύριε Ἰωάννη Βασίλειε Βοεβόνδα, καὶ συναντιλήπτωρ τῆς τοῦ Χριστοῦ Με‐ γάλης Ἐκκλησίας, τὴν Ἐκλαμπρότητά σου προσκυνοῦμεν ἁπαξάπαντες καὶ παρα‐ καλοῦμεν τὸν Θεὸν νὰ τὴν χαρίζῃ ὑγείαν, εἰρήνην, εὐεξίαν, νίκην κατ’ ἐχθρῶν, ὁρατῶν τε καὶ ἀοράτων, καὶ νὰ τὴν στερεώνῃ εἰς τὸν ὑψηλότατόν της θρόνον, εἰς καύχημα καὶ ἔπαινον παντὸς τοῦ γένους τῶν εὐσεβῶν καὶ ὀρθοδόξων χριστιανῶν», en Fürsten Şerban Kantakouzenos ber auch später sollte Dositheos d Iorga 1915, 181). A im Vorwort der Ausgabe der Vita der Heiligen Sergios und Bakchos in ähnlicher Weise loben (s. Bianu‐Hodoş 1903, 277f.).
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auf Unabhängigkeit wurde geweckt durch das dynamische Eingreifen Peters des Großen in diesem geographischen Raum.
3. Die Verzögerung der Publikation und deren Ursachen Obwohl das Beichtbuch unter den genannten Bedingungen in aller Schnelle zu einem konkreten Zweck verfasst wurde, wurde es nicht sofort gedruckt. Der Grund liegt m.E. in der Haltung der dritten Macht, die gemeinsam mit den Fürsten und dem Patriarchat von Jerusalem das Schicksal der Orthodoxen im Osmanenreich lenkte, nämlich der des Patriarchats von Konstantinopel. Dieses war zur Zeit der Fertigstellung der Διδασκαλία unter den Einfluss des Großen Dragomanen der Pforte, Alexandros Maurokordatos (1636‐1709), geraten, der die rumänischen Fürstentümer im Visier hatte. Sein Sohn Nikolaos Maurokordatos (1670‐ 1730) sollte den Fürstenthron der Moldau besteigen und damit die Ära der phanariotischen Fürsten eröffnen. Letzterer war anscheinend auch der Urheber der Verleumdungen, die zur Hinrichtung Brancoveanus und seiner vier Söhne durch die Pforte führten 47 . Anscheinend hat das Patriarchat von Konstantinopel das ganze pu‐ blizistische Unternehmen Brancoveanus verhindert. Am 28. November 1700 antwortete Patriarch Kallinikos II. aus Akarnanien (1688, 1694‐ 1702) als Vertreter der Patriarchatssynode auf einen Brief Brancoveanus, in dem dieser um Erlaubnis gebeten hatte, das Gesamtwerk des The‐ ophylaktos von Achrida (1050‐1108) in einer dem Volk zugänglichen Übersetzung zu drucken. Die Antwort des Kallinikos und der Synode des Patriarchats ist sehr bemerkenswert. Während sie die publizistische Initiative Brancoveanus eingangs lobt, widersetzt sie sich dennoch der Übersetzung und Veröffentlichung des Werkes mit dem Argument, dass diese dem Volk keinen Nutzen bringen würde, denn der gedank‐ liche Inhalt der Texte würde weiterhin komplex bleiben, auch wenn die Sprache vereinfacht würde, so dass das Volk wegen seiner Unfähigkeit, die verschiedenen hermeneutischen Methoden der Lehrer auseinander zu halten, in Verwirrung geriete. Das unwissende Volk solle nur Heiligen‐ viten und Lobreden (λόγοι πανηγυρικοί, die allerdings oft in gelehrter Sprache gehalten waren!) hören; jeder Mensch könne ja nur soviel Wis‐ sen aufnehmen, wie seine intellektuellen Kapazitäten erlaubten, so wie jeder vom Brunnen soviel Wasser schöpfe, wie sein Gefäß aufnehmen könne. Ferner 47 Στάθη 1999, Anm. 133; vgl. auch den Bericht von Dimitrie Cantemir (1673‐1723), der Stephan und Konstantin Kantakouzenos der Hinrichtung Brancoveanus beschuldig‐ te (s. Cantemir 1996, 175ff.).
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„ist die Unwissenheit frech, und so greift sich irgendein Frecher unüberlegt irgendeinen einfältig verstandenen Satz heraus und…wird stur und höh‐ nisch und stiftet Aufruhr“ 48 .
Als Beispiel eines früheren misslungenen Versuchs erwähnt der Patri‐ arch die Übersetzung des Neuen Testaments durch M. Kallipolites, die zwar im Volk verbreitet war, von der offiziellen Kirche aber nicht ak‐ zeptiert wurde und so – nach der hier zugrunde liegenden Denkweise – nutzlos (ἄπρακτη) blieb. Abschließend wird Brancoveanu höflich sug‐ geriert, dass es nicht gut wäre, theologische Werke in neugriechischer Sprache drucken zu lassen (vielleicht mit Ausnahme von Heiligenvi‐ ten); eine eventuelle Publikation von Theophylaktos im Original wäre aber willkommen 49 . Die Aufregung, welche Brancoveanus Intention, theologische Werke in der Volkssprache zu drucken, beim Patriarchat hervorrief, zeigt folgende Bemerkung: „Also, erlauchtigster Herrscher, viel dergleichen wurde auf der gemeinsa‐ men Diskussion gesagt, von dem wir dieses Wenige niedergeschrieben ha‐ ben, damit Eure Durchlaucht verstehe, wie diese Angelegenheit abgelaufen ist“ 50 .
Man muss sich klarmachen, dass zur selben Zeit in Venedig Dutzende von Büchern in neugriechischer Sprache gedruckt wurden und viele Bischöfe der Synode selbst nicht ausreichend gebildet waren, um Texte in gelehrter Sprache zu lesen. In manchen Fällen fehlte ihnen sogar das erforderliche Wissen, um einen theologischen Text in der Volkssprache zu verstehen. Selbst der Patriarch, wie es aus der Sprache des Briefes hervorgeht, verfügte nicht über die sprachliche Ausbildung, die er bei den kirchlichen Lehrern seiner Zeit offensichtlich voraussetzte. Auch Chrysanthos’ Διδασκαλία war zu ihrem größten Teil – je nach der jeweils plagiierten Quelle – in der Volkssprache abgefasst und enthielt die Glaubenslehre über die Buße. Sie zählte damit zu denjenigen Texten, deren Publikation dem Patriarchat von Konstantinopel uner‐ wünscht war. Nach diesem entmutigenden Brief war es zu erwarten, dass Brancoveanu weder die Διδασκαλία druckte noch die weiteren geplanten volkssprachlichen Publikationen realisierte. Von nun an veröffentlichte die Druckerei von Bukarest tatsächlich nur Texte in gelehrter Sprache, die selbst für verhältnismäßig gebildete Leser schwer verständlich waren und überhaupt keinen Einfluss auf das Volk ausüben konnten. 48 «ἡ ἀμάθεια εἶναι θρασύς, καὶ ἔτζη ἄσκεπτα κανένας προπετὴς πιάνει κανένα λόγον κατὰ ἁπλῆν πρόσληψιν, καὶ... πεισματώνει καὶ ἐρεσχελεῖ καὶ κάνει ταραχάς», Iorga 1915, 330. 49 Ebd., 332. 50 «Λοιπόν, Αὐθέντα ἐκλαμπρότατε, εἰς τὴν κοινὴν λογοτριβὴν πολλὰ τοιαῦτα ἐλαλή‐ θησαν, ἀπὸ τὰ ὁποῖα σημειώσαμεν ταῦτα τὰ ὀλίγα, διὰ νὰ καταλάβῃ ἡ Ἐκλαμπρότης σας τὴν ὑπόθεσιν πῶς ἔτρεξε», ebd., 331f.
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Der Brief des Patriarchats ist ein bedrückendes Zeugnis von dessen Mangel an pastoraler Fürsorge. Er legt den Verdacht nahe, dort habe der feste Wille geherrscht, das Volk ungebildet zu lassen, damit das Patriar‐ chat dieses durch vielfältige Mittel – darunter auch die Beichte – je nach seinen politischen und finanziellen Interessen beeinflussen könne. Bran‐ coveanu hingegen gab nie einer machtpolitischen Zielsetzung den Vor‐ rang vor seinen pastoralen und erzieherischen Bestrebungen 51 . Die Publikation der Διδασκαλία sollte so erst ca. 25 Jahre nach ihrer Abfassung unter völlig anderen Bedingungen realisiert werden. Der Autor war nunmehr der alte, kranke Patriarch von Jerusalem. Die Διδασκαλία wurde 1724 in Venedig bei Nikolaos Saros 52 auf der Grundlage des Manuskripts Nr. 70 des Metochion des Jerusalemer Patriarchats in Konstantinopel 53 (Autograph von Chrysanthos) gedruckt. Durch einen Vergleich des Druckes mit der Handschrift konnte ich feststellen, dass die Handschrift getreu reproduziert wurde mit Ausnahme einiger aus‐ gelassener Sätze bzw. Absätze. Das Buch ist auf Kosten des Patriarchats von Jerusalem gedruckt und umsonst verteilt worden, wie aus dem Titelblatt hervorgeht. Es ist auffällig, dass Chrysanthos wie in der Aus‐ gabe der Εἰσαγωγὴ εἰς τὰ γεωγραφικὰ καὶ σφαιρικὰ vom Jahr 1716 54 als Presbyter und Archimandrit unterzeichnete, obwohl er seit 1707 Patriarch war. Er wollte anscheinend, dass die Entstehungszeit dieser Werke erkennbar sei 55 . 51 So hat er etwa trotz seiner Freundschaft mit Dositheos I. Ioannes Karyophylles (ca. 1600‐1693) unterstützt, als dieser vom Patriarchen von Jerusalem und der Synode des Patriarchats von Konstantinopel verurteilt wurde, weil er in der Eucharistielehre den Begriff μεταβολὴ (Wandel) anstelle des Begriffs μετουσίωσις (Transsubstantia‐ tion) vertrat. Brancoveanu erkannte die Übereinstimmung der Position des Kary‐ ophylles mit der orthodoxen Tradition. 52 Der vollständige Titel lautet: ΔΙΔΑΣΚΑΛΊΑ / ὨΦΈΛΙΜΟΣ ΠΕΡῚ ΜΕΤΑΝΟΊΑΣ, / ΚΑῚ ἘΞΟΜΟΛΟΓΉΣΕΩΣ, / ΣΥΛΛΕΧΘΕΙ~ΣΑ ΠΑΡᾺ / ΧΡΥΣΆΝΘΟΥ / ΠΡΕΣΒΥΤΈΡΟΥ, ΚΑῚ ἈΡΧΙΜΑΝΔΡΊΤΟΥ / ΤΟΥ~ ἉΓΙΩΤΆΤΟΥ, ἈΠΟΣΤΟΛΙΚΟΥ~, / ΚΑῚ ΠΑΤΡΙΑΡΧΙΚΟΥ~ ΘΡΌΝΟΥ / ΤΩ~Ν ἹΕΡΟΛΟΣΟΛΎΜΩΝ. / Ἐτυπώθησαν δι’ ἀναλωμάτων τοῦ ἁγίου, κ(αὶ) ζωοδόχου / Τάφου, ὅθεν κ(αὶ) νὰ παρέχωνται δωρεάν. / ἘΝΕΤΊῌΣΙΣΝ, ᾳψκδ’. / Παρὰ Νικολάῳ τῷ Σάρῳ. / CON LICENZA DE’ SUPERIORI, E PRIVILEGIO. 53 Die Handschrift wird heute in der griechischen Nationalbibliothek in Athen aufbe‐ wahrt. 54 S. Νοταρᾶς 1716. 55 Dies geht aus folgendem Abschnitt hervor: „Das Vorliegende habe ich gegen zehn Asla‐ nia vom Erzdiakon von Konstantinopel, Herrn Dionysios Byzantios, in Bukarest gekauft; nach meinem Tod soll es aber ewiger Besitz des Heiligen Grabes sein. Dies sagt Chrysanthos, Archimandrit des Heiligen Grabes. Jetzt aber fügen wir hinzu: wer dieses einmal dem Heili‐ gen Grab wegnehmen sollte, der sei des ewigen Fluches schuldig. Der [Patriarch] von Jeru‐ salem Chrysanthos“ («Τὸ παρὸν ἠγόρασα διὰ δέκα ἀσλάνια παρὰ τοῦ ἀρχιδιακόνου Κωνσταντινουπόλεως κὺρ Διονυσίου Βυζαντίου ἐν Βουκουρεστίῳ: ἔσεται δὲ μετὰ τὴν ἐμὴν τελευτὴν κτῆμα αἰώνιον τῷ Παναγίῳ Τάφῳ. Χρύσανθος, ὁ καὶ ἀρχιμανδρίτης τοῦ Παναγίου Τάφου ἀποφαίνεται. Νῦν δὲ προσέτι λέγομεν; ὁ ἀφαιρησόμενος
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Die zahlreichen in griechischen und ausländischen Bibliotheken er‐ haltenen Exemplare der Διδασκαλία 56 wie auch ihr Einfluss auf die späteren Beichtbücher bezeugen die große Verbreitung sowie die hohe Auflage der Publikation. Interessant ist auch, dass die Διδασκαλία das einzige Werk der Beichtliteratur ist, das als Quartdruck gedruckt wur‐ de, während alle anderen in kleinem Format, meistens als Hexadezi‐ maldruck gedruckt wurden, um ihren alltäglichen Gebrauch zu erleich‐ tern. Die Διδασκαλία beanspruchte nicht nur ein pastorales Handbuch, sondern auch ein dogmatisches Werk über die Buße zu sein. Warum aber wurde die Publikation gerade zu diesem Zeitpunkt unternommen, und zwar auf Kosten des Patriarchats? Es ist m.E. sehr wahrscheinlich – obgleich unbeweisbar – , dass diese Publikation mit der Verurteilung von M. Anthrakites zusammenhängt. Denn im Jahr 1723, also ein Jahr vor der Publikation der Διδασκαλία, wurde Methodios Anthrakites verurteilt 57 und abgesetzt. Er war beschuldigt worden, ein Anhänger des Molinos zu sein. Chrysanthos unterzeichnete die Verur‐ teilung von Anthrakites 58 , obwohl er ihn und seine Werke gut kannte, mit ihm einen Briefwechsel führte und ihn für einen großen Lehrer der Ostkirche hielt 59 . Als Anthrakites nach seiner Verurteilung sich ent‐ schloss, nach Konstantinopel zu reisen um sich dort zu verteidigen, zählte er auf Chrysanthos’ Hilfe, da Letzterer einerseits sowohl sein Werk wie auch – höchstwahrscheinlich – die Lehre des Molinos kannte 60 , ande‐ 56 57 58
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τοῦτο ποτὲ ἐκ τῆς δεσποτείας τοῦ Παναγίου Τάφου ἔστω τῷ αἰωνίῳ ἀναθέματι ὑπόδικος. Ὁ Ἱεροσολύμων Χρύσανθος», s. Iorga 1915, 453). Παπαδόπουλος 1984, 330 Nr. 4430; auch s. Ders. 2000, 95. Δελικάνης 1905, 868‐873. „es wurde gemeinsam mit den hier schon anwesenden seligsten und heiligsten Patriarchen, [nämlich] dem Herrn Athanasios von Antiochien und dem Herrn Chrysanthos von Jerusalem, beratschlagt und beschlossen, diesen [sc. Anthrakites] zur vollständigen Absetzung vom Priesteramt zu verurteilen, und seine besagten bösartigen Hefte dem Bann zu unterziehen“ («μετὰ τῶν συνδημούντων ἡμῖν ἤδη ἐνταῦθα μακαριωτάτων καὶ ἁγιωτάτων πατριαρχῶν, τοῦ Ἀντιοχείας κυρίου Ἀθανασίου καὶ τοῦ Ἱεροσολύμων κυρίου Χρυσάνθου, ἀπεφάνθη καὶ ἐγνωμοδοτήθη κοινῶς, αὐτὸν μὲν καθαιρέσει παντελεῖ τῆς ἱερωσύνης ὑποπε‐ σεῖν, τὰ δὲ ῥηθέντα κακοτετράδια αὐτοῦ ἀναθέματι καθυποβληθῆναι», Ψημμένος 1989, 444). S.u. S. 136 und Kap. III Anm. 50. Chrysanthos bat Papadopoulos‐Komnenos um die Zusendung eines Traktats über Molinos’ Lehre, den er dann auch empfing. In dieser Abhandlung, die im Codex 274 KMHG (f. 29‐44) erhalten ist, werden die von Rom verurteilten Thesen des Molinos behandelt. Weil aber dieser Traktat undatiert ist, können wir nicht wissen, ob Chry‐ santhos sich schon vor Anthrakites’ Verurteilung mit der Lehre der Quietisten bzw. des Molinos beschäftigt hatte oder erst nach der Verurteilung sich bei Papadopou‐ los‐Komnenos einschlägig erkundigen wollte. Es wäre allerdings unwahrscheinlich, dass Chrysanthos über die Spannungen zwischen Rom und den Quietisten und über die Verurteilung Molins völlig uninformiert gewesen wäre, da zur Zeit seines Studi‐ ums in Padua dieses Thema heftig diskutiert wurde.
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rerseits gebildet genug war, um die Ungerechtigkeit und Bildungsfeindlich‐ keit der Verurteilung einsehen zu können. Chrysanthos versprach seiner‐ seits dem Anthrakites, wie Letzterer den Ältesten (πρόκριτοι) von Io‐ annina schrieb, „dass er [sc. Chrysanthos} mich nicht in philosophischen Angelegenheiten prüfen will, sondern nur in [Sachen] des Glaubens, und wenn sich jemand widersetzen sollte, mir im Kampf beistehen wird: kurz und gut, es soll kei‐ ne Untersuchung über die philosophischen Notizen stattfinden, sondern nur über die theologischen, und sollte sich dort etwas finden, dass ihrer Meinung widerspricht, so sollte auch ich dies verwerfen und mit seiner Meinung übereinstimmen, damit keine Konfusion hervorgerufen werde“ 61 .
Obwohl Anthrakites nach den vorhandenen Nachrichten nicht auf‐ grund seiner beichttheologischen Handbücher, sondern ausschließlich wegen des Inhalts seiner philosophischen Vorlesungen verurteilt wurde, ist es folgerichtig, dass im Zug der gewaltsamen Ausschreitungen und Entehrungen, die seine Aufsehen erregende Verurteilung begleiteten, sein gesamtes Werk diffamiert und wahrscheinlich auch beseitigt wurde. Wir können allerdings nicht wissen, inwiefern unter dem Volk bekannt war, dass die beiden von den drei gedruckten pastoraltheologischen Werken des Anthrakites, die anonym veröffentlicht wurden, ihm gehörten. Es lässt sich ferner nicht ausschließen, dass Anthrakites auch wegen seiner Lehre von der Beichte verurteilt wurde; seine Verurteilung als Molinist spricht eher für diese Hypothese, da auch Molinos selbst we‐ gen seiner Thesen zur Beichte verurteilt worden war 62 . Dies würde auch die Tatsache erklären, dass das Recht, die Beichte abzunehmen, Anthrakites selbst nach seiner Rehabilitierung nicht zurückgegeben wurde 63 . Es ist daher wahrscheinlich, dass in diesem Klima das Bedürf‐ 61 «πὼς εἰς ὑποθέσεις φιλοσοφικὰς δὲν θέλει μὲ ἐξετάσῃ, μόνον εἰς τὰ τῆς πίστεως, καὶ πὼς ἂν ἐναντιωθῇ τινας, θέλει σταθῇ ὑπέρμαχος: κοντολογῆς εἰς τετράδια φιλοσοφικὰ δὲν θέλει γίνει ἔρευνα, μόνον εἰς θεολογικά, καὶ ἂν τύχῃ καὶ εὑρεθῇ τι ἐναντίον τῆς γνώμης τους, καὶ ἐγὼ τὸ ἀποστραφῶ, καὶ νὰ συμφωνήσω μὲ τὴν γνώμη του διὰ νὰ μὴ γίνῃ σύγχυσις», Ἀγγέλου 2000, 26; vgl. Ψημμένος 1989, 447. 62 Denziger 1991, 2201‐2269. Diese Vorwürfe haben allerdings, abgesehen von ihrer inhaltlichen Unstimmigkeit (s.o. S. 175f.), m.E. nichts mit den wirklichen Ursachen für die Verurteilung zu tun; diese liegen eher in der Verleumdungsaktion des ehe‐ maligen Schülers des Anthrakites, Ierotheos Iberites (paradoxerweise von der ortho‐ doxen Kirche heilig gesprochen (über seine Tätigkeit und seine Beteiligung an der Verurteilung s. Εὐστρατιάδης 1933, 257‐315), sowie in der allgemein ablehnenden Haltung des Patriarchats von Konstantinopel gegenüber der Einführung neuer wis‐ senschaftlicher Erkenntnisse in das Curriculum der wenigen griechischen Schulen jener Zeit. 63 Anthrakites berichtet: „Nachher verfassen sie [gem. sind die Mitglieder der Synode] ein von mir zu unterzeichnendes Bekenntnis, dass ich durch satanische Mitwirkung und Böswilligkeit und Wahnsinn dazu bewogen wurde, diese [d.h. seine philosophischen Schriften] zu schreiben [und] …dass ich mich nirgendwo als Lehrer betätigen…und von
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nis nach einem Handbuch entstand, das die orthodoxe Lehre von der Beichte autoritativ zum Ausdruck bringen könnte. Chrysanthos könnte dabei an sein vor 25 Jahren verfasstes Werk gedacht und es zum Druck geschickt haben.
4. Gestalt und Quellen der Διδασκαλία ὠφέλιμος περὶ μετανοίας Die Διδασκαλία ist nicht nur als ein Beichtbuch, sondern auch als ein dogmatischer Traktat über das Bußsakrament angelegt. Das Bußsakra‐ ment zerfällt gemäß der Διδασκαλία wie bei den anderen Beichtbüchern in Reue (συντριβή), Beichte (ἐξομολόγησις) und Satisfaktion (ἱκανοποίησις). Chrysanthos folgt damit der römisch‐katholischen Dreiteilung der Bu‐ ße, die mindestens der Form nach der byzantinischen Tradition fremd ist. Dies hat den Autor allerdings anscheinend kaum beunruhigt, denn diese Dreiteilung war schon seit einem Jahrhundert in so hohem Maß bei den orthodoxen Theologen verbreitet, dass sie als selbstverständlich erschien. Chrysanthos prüft ferner die verschiedenen Sünden, wie dies auch die übrigen Beichtbücher tun, auf der Basis des Dekalogs. Darüber hinaus integriert er in sein Werk einen Traktat über die Aneignung der ständigen Gegenwart Gottes (Συνταγμάτιον πρὸς πάντας χρήσιμον καὶ ψυχωφελές), der in keinem direkten Zusammenhang mit der Beichte steht. Auf dem Titelblatt des Beichtbuchs ist zu lesen: Διδασκαλία ὠφέλιμος περὶ μετανοίας καὶ ἐξομολογήσεως συλλεχθεῖσα παρὰ Χρυσάνθου.... Das Wort συλλεχθεῖσα zeigt, dass es sich nicht um ein eigenständiges Werk handelt. Dieser Mangel an Originalität, der auch andere Werke des Chrysanthos auszeichnet, hängt damit zusammen, dass die Abfas‐ sung des Beichtbuchs, wie gesagt, auf die Befriedigung pastoraler und politischer Bedürfnisse der Kirche abzielte. Die Διδασκαλία zerfällt in vier Teile: Im ersten Teil 64 werden die Teile, die „Materie“ und die „Form“ der Buße behandelt, im zweiten 65 Teil die Sünden gegen den Dekalog, gegen den Glauben und die zwölf keinem Christen die Beichte abnehmen darf, und dass ich, wenn ich dies tun sollte, zum ewi‐ gen Bann verurteilt werde“ («Μετὰ ταῦτα συνθέτουν μιὰν ὁμολογίαν νὰ ὑπογράφω, πὼς ἐπαρακινήθην νὰ τὰ γράψω ἐκ σατανικῆς συνεργείας καὶ ἐθελοκακίας καὶ φρενο‐ βλαβείας... νὰ μὴ κάμνω πουθενὰ τὸν διδάσκαλον... οὔτε νὰ ἠμπορῶ νὰ ἐξομολογήσω τινὰ τῶν χριστιανῶν, καὶ ἂν ἤθελε φανῶ, νὰ ἦμαι ὑπόδικος τῷ αἰωνίῳ ἀναθέματι», Ἀγγέλου 2000, 27). 64 Χρύσανθος 1724, 3‐24. 65 Ebd., 24‐72.
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Glaubensartikel und die Hoffnung und im dritten 66 Totsünden und lässliche Sünden. Der vierte Teil mit dem Titel Συνταγμάτιον πρὸς πάντας χρήσιμον καὶ ψυχωφελὲς stellt ein selbständiges Handbuch geistlicher Übung dar, höchstwahrscheinlich römisch‐katholischer Pro‐ venienz, das allerdings mit dem Beichtbuch in keinem direkten Zusammen‐ hang steht und uns daher hier nicht beschäftigen soll. Auf der Basis dieser Gliederung werde ich die Quellen der Διδασκαλία untersuchen.
4.1 Das Συνταγμάτιον des Gabriel Severos Im ersten Teil der Διδασκαλία sind folgende Kapitel zum größten Teil von dem im Jahre 1600 in Venedig gedruckten Συνταγμάτιον περὶ τῶν ἁγίων καὶ ἱερῶν μυστηρίων des Severos abhängig: «Τί ἐστὶ Μετάνοια;» (Was ist die Buße?), «Πόσων λογιῶν εἶναι ἡ Μετάνοια;» (Wieviel Arten der Buße gibt es?), «Ποῖα, καὶ πόσα εἶναι τὰ μέρη τῆς Μετανοίας;» (Welche und wieviel sind die Teile der Buße?), «Περὶ τοῦ γ’. μέρους τῆς Μετανοίας, ἤτοι τῆς Ἱκανοποιήσεως» (Über den 3. Teil der Buße, nämlich die Satisfaktion), «Πόθεν ἐπαραλάβαμεν ταύτην τὴν Ἱκανο‐ ποίησιν;» (Woher wurde uns diese Satisfaktion überliefert?), «Διὰ πόσων τρόπων γίνεται ἡ Ἱκανοποίησις;» (Auf wieviele Weisen geschieht die Satisfaktion?), «Τίς ἐνομοθέτησε τὴν Μετάνοιαν;» (Wer hat die Buße als Gesetz verabschiedet?), «Ἂν εἶναι ἀναγκαία ἡ Μετάνοια εἰς τοὺς ἁμαρτάνοντας» (Ob die Buße für die Sündigenden notwendig ist), «Ποία εἶναι ἡ ὕλη τῆς Μετανοίας;» (Was ist die Materie der Buße?), «Ποῖον εἶναι τὸ εἶδος τῆς Μετανοίας;» (Was ist die Form der Buße?). Chry‐ santhos gibt aber überhaupt keinen Hinweis auf seine Quelle oder auf ihren Autor. Später hat er dieses Werk des Severos zweimal (1714 und 1715) nachdrucken lassen, zusammengebunden in einem Band mit seinem eigenen Συνταγμάτιον, mit Jobs Περὶ τῶν ἑπτὰ μυστηρίων ἐξη‐ γητικὴ θεωρία 67 und einer Homilie des Gennadios Scholarios Περὶ τοῦ μυστηρίωδους σώματος καὶ αἵματος τοῦ Κυρίου 68 . Diese Neuauflagen des Συνταγμάτιον des Severos durch Chrysanthos zeigen, dass für ihn das Werk des Metropoliten von Philadelphia autoritative Bedeutung besaß. So konnte das Werk des Severos, das die theologischen Strömungen des 17. Jh.s nicht sonderlich beeinflusst hatte, auf die theologische Lite‐ ratur des 18. Jh.s Einfluss nehmen. Dies geschah v.a. wegen der Be‐ schränkung eigenständiger geistiger Produktivität in der Zeit nach der 66 Ebd., 72‐85. 67 Zum Werk s. Beck 1959, 677; für die westlichen Einflüsse auf dieses Werkes s. Wen‐ debourg 1982a, 287f. 68 Das Συνταγμάτιον ist noch 1778 zum dritten Mal gedruckt worden.
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Ära Loukaris, die Chrysanthos dazu veranlasste, sich autoritative Dar‐ stellungen der orthodoxen Glaubenslehre unter den ältesten angesehenen gedruckten Quellen auszusuchen. Auf diese Weise wurde ein Werk zwei‐ felhafter Qualität, das ursprünglich keine besondere Wirkung ausgeübt hatte, aktualisiert 69 . Über Chrysanthos sollte das Συνταγμάτιον auch Nikodemos beeinflussen, der den Nachdruck der Διδασκαλία verwendete. Im Folgenden werden einige der charakteristischen Parallelstellen angeführt: Πόσων λογιῶν εἶναι ἡ Μετάνοια; Δύο λογιῶν, ἐσωτερική, καὶ ἐξωτερική. Καὶ ἡ μὲν ἐσωτερικὴ γίνεται διὰ συντριβῆς τῆς καρδίας, καθὼς λέγει ὁ Δαβὶδ, ἐκ βαθέων ἐκέκραξά σοι Κύριε Κύριε εἰσάκουσον τῆς φωνῆς μου, ἡ δὲ ἐξωτερικὴ διὰ δακρύων, γονυκλισίας, καὶ διὰ τῆς κρούσεως τοῦ στήθους ὡς ἔκαμνεν ὁ Τελώνης, καὶ ἄλλοι. Νοταρᾶς 1724, 7
Περὶ τοῦ γ’ μέρους τῆς Μετανοίας, ἤτοι τῆς Ἱκανοποιήσεως. Τὶ πρᾶγμα εἶναι ἡ Ἱκανοποίησις: Ἣ εἶναι [ἡ ἱκανοποίησις] ἔμπρακτος πλήρωσις, καὶ τελείωσις τοῦ Κανόνος, τὸν ὁποῖον δίδει εἰς τὸν ἁμαρτάνοντα ὁ πνευματικὸς Πατὴρ ὁποῦ ἔχει ἐξουσίαν,
Περὶ τοῦ ποσαχῶς ἡ μετάνοια. Ἡ μετάνοια ἐστὶ διχῇ. Ἐστὶ μετάνοια ἔνδον καὶ ἔξω. Καὶ ἡ μὲν ἔνδον, διὰ συντριβῆς καρδίας γίνεται. ὡς ὁ Δαβὶδ φησί· καρδίαν συντετριμμένην ὁ Θεὸς οὐκ ἐξουδενώσει, καὶ τοῦ ἐκ βάθους ἀναστεναγμοῦ, ὡς τὸ ἐκβαθέων ἐκέκραξά σοι, Κύριε εἰσακουσόν τῆς φωνῆς μου ὅτι οἱ ἀναστεγμοί τῶν πενήτων, οὐκ ἀπολοῦνται εἰς τέλος. Ἡ δὲ ἔξω, διὰ δακρύων, διὰ γονυκλισίας, διὰ τῆς τοῦ στήθους κρούσεως, ὡς πάλαι τελώνης, γίγνεται. Σεβῆρος 1600, 39v‐40r
Τὸ δὲ τρίτον μέρος τῆς Μετανοίας ἐστὶν ἡ Ἱκανοποίησις. Ἥτις ἐστὶν ἔμπρακτος πλήρωσις καὶ τελείωσις τοῦ κανόνος, ὅν, ὁ ἔχων τὴν ἐξουσίαν Πνευματικός, ἔδωκε τῷ ἁμαρτήσαντι ὑπὲρ τῶν
69 Hier beziehe ich mich nur auf den griechischen Osten, da Severos’ Werk im Westen als für die orthodoxe Theologie vermeintlich repräsentativ viel gelesen wurde. Fer‐ ner wurde es im 17. Jh. von katholischen Theologen gegen die Protestanten herange‐ zogen, weil es an vielen Punkten mit der römisch‐katholischen Theologie überein‐ stimmt (Jugie 1926, 501f.). George Maloney urteilt über Severos: „a madiocre theologian, zealous to defend Orthodox doctrine against Latin positions, at times not expertly acquainted with that Orthodox doctrine and heavily under the influence of the Latin theology that he proposed to attack“ (Maloney 1976, 118).
Das Beichtbuch von Chrysanthos Notaras
κατὰ τὴν παράδοσιν τῆς ἁγίας Ἐκκλησίας, καὶ τὴν πνευματικὴν ποινὴν τῶν ἱερῶν Κανόνων. Πόθεν ἐπαραλάβαμεν ταύτην τὴν Ἱκανοποίησιν. Καὶ ἀπὸ τὴν ἱερὰν Γραφὴν, καὶ ἀπὸ τοὺς ἁγίους Πατέρας, ἀπὸ μὲν τὴν ἱερὰν Γραφήν, ὅτι διαβάζομεν εἰς τὸ 12. κεφ. τῶν Ἀριθμῶν Ἐδαφ. 15. πῶς ὅταν ἡ ἀδελφὴ τοῦ Μωϋσέως ἐλοιδόρησεν αὐτὸν τὸν ἀδελφόν της Μωϋσῆν, δὲν ἐλευθεροῦτο τῆς λέ‐ πρας ἀνίσως καὶ δὲν ἔκαμνε τὴν ἱκανοποίησιν, καὶ νὰ σταθῇ δι’ ἐπιτιμίου ἑπτὰ ἡμέρας ἔξω τῆς παρεμβολῆς, καὶ ὁ πόρνος ὁποῦ ἦτον εἰς τὴν Κόρινθον, ἂν δὲν ἐπαραδίδετο τοῦ Σατανᾶ, δὲν ἐσώνεται τὸ πνεῦμα του Ι.Κορ. κεφ.5. Ἀπὸ δὲ τοὺς Ἁγίους Πατέρας, διότι ἐδιόρισαν φανερῶς κατὰ τὴν ποσό‐ τητα, καὶ ποιότητα τῶν ἁμαρτημάτων, καὶ τὴν ἱκανοποίησιν, τοὺς ὁποίους πρέπει νὰ διαβάζῃ ὁ πνευματικὸς Πατήρ, εἰς τὸ νὰ καταλάβῃ πῶς πρέπει νὰ διορθώνῃ ἐκείνους ὁποῦ ἐξομολογοῦνται. Νοταρᾶς 1724, 12
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αὐτοῦ ἁμαρτιῶν, κατὰ τὴν τῆς Ἁγίας Ἐκκλησίας παράδοσιν, καὶ τὴν τῶν ἱερῶν κανόνων πνευματικὴν ποινήν. Ταύτην οὐ μόνον οἱ τῆς καθολικῆς ἐκκλησίας θεοκήρυκες καὶ πνευμα‐ τοκήρυκες ἐδίδαξαν ἀλλὰ καὶ ἡ θεία γραφὴ ἐναργῶς κηρύττει. Καὶ γὰρ ἡ ἀδελφὴ Μωϋσέως, ἡ κατ’ αὐτοῦ τὴν γλῶτταν κινήσασα, εἰ μὴ ἑπτὰ ἡμέρας ἔξω τῆς παρεμβολῆς ἀφορισμῷ καθυπεβάλλετο, οὐκ ἂν τῆς λέπρας ἀπαλλάτετο. [Ἀριθμῶν ιβ’.] Καὶ ὁ ἐν Κορίνθῳ πόρνος, εἰμὴ τῷ σατανᾷ παρεδίδοτο, οὐκ ἂν τὸ πνεῦμα αὐτοῦ ἐσώθη. Διὸ καὶ αἱ ἅγιαι Σύνοδοι, καὶ οἱ Θεοφόροι Πατέρες κατὰ μέρος… κατὰ τὴν τῶν ἁμαρτημάτων ποσό‐ τητά τε, καὶ ποιότητα, τὴν ἱκανοποίησιν τοῖς ἁμαρτωλοῖς ἀκριβῶς ὁρίζοντες, ἐπάγουσιν. Σεβῆρος 1600, 42rf.
Wie aus den angeführten Beispielen erkennbar, fand Chrysanthos im Buch des Severos v.a. eine biblische Grundlegung des Satisfaktionsbeg‐ riffs, der Dreiteilung der Buße sowie anderer Elemente westlicher Pro‐ venienz. Das Buch des Severos bot sich für eine solche Verwendung an, da es gleichsam ein Kompendium der ostkirchlichen Sakramentenlehre sein will, das sowohl inhaltlich wie auch strukturell viele Gemeinsam‐ keiten mit den entsprechenden katholischen Handbüchern aufweist, wobei es, wie gesagt, zum großen Teil aus zusammengestellten – theo‐ logisch nicht bearbeiteten – Schriftzitaten besteht. Dank dieser Gestalt war das Werk für diejenigen griechischen Theologen des 18. Jh.s sehr
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praktikabel, die ein Handbuch über die Sakramente von einem ortho‐ doxen Autor brauchten, da ihnen die theologischen Voraussetzungen zum selbständigen Schreiben fehlten. Unter den einschlägigen älteren gedruckten Handbüchern war das Werk des Severos am ehesten geeignet, da die Σύνοψις des Rodinos wegen ihrer Verbindung mit Rom nicht in Frage kam; im Übrigen hatte nur Rom das Recht, das Buch neu zu drucken. Das einschlägige Werk Περὶ Μυστηρίων des Korresios blieb unediert und war überhaupt nicht leicht zu verwenden wegen seines allzu großen Umfangs und seines scholastischen Charakters; Nikodemos wird es dennoch heranziehen. Das einzige weitere gedruckte Buch, das Chry‐ santhos hätte verwenden können, nämlich die Σύνοψις des Gregorios Myrmegusianos 70 , besaß nicht die Autorität, welche Severos’ Ansehen seinem Werk verlieh.
4.2 Die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία des Petrus Mogilas Folgende Kapitel der Διδασκαλία gehen auf die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία des Petrus Mogilas zurück: «Τί εἶναι ἡ πίστις, καὶ πόθεν λέγεται;» (Was ist der Glaube, und woher kommt das Wort?), «Ποῖον εἶναι τὸ ὄγδοον ἄρθρον;» (Was ist der achte Artikel? [sc. des Glaubensbekenntnisses]), «Πόσα καὶ ποῖα εἶναι τὰ χαρίσματα τοῦ Ἁγίου Πνεύματος;» (Wieviele und welche sind die Gaben des Heiligen Geistes?), «Ποῖοι εἶναι οἱ καρποί, ἤτοι τὰ σημάδια τοῦ Ἁγίου Πνεύματος;» (Welche sind die Früchte, d.h. die Zeichen des Heiligen Geistes?), «Ποῖον τὸ Δωδέκατον, καὶ τὶ φανε‐ ροῖ;» (Was ist der zwölfte [Artikel], und was offenbart er?), «Τὶ ἐστὶν Ἐλπίς;» (Was ist die Hoffnung?), «Μὲ ποῖα πράγματα γίνεται ἡ Ἐλπὶς ἀσφαλής;» (Wodurch wird die Hoffnung sicher?), «Τί ἄλλο εἶναι ἄξιον θεωρίας εἰς τὴν Ἐλπίδα;» (Was noch ist der Betrachtung wert in Bezug auf die Hoffnung?). In diesem Fall weist der Autor auf seine Quelle hin, ohne allerdings den Umfang der entlehnten Passagen anzugeben. Τί εἶναι ἡ πίστις, καὶ πόθεν λέγεται; Ἡ πίστις λέγεται κατὰ τὸ «πείθεσθαι εἰς τί», ἐννοεῖται δὲ ἡ ὀρθὴ πίστις διττῶς, διότι εἶναι πίστις ἐξ ἀκοῆς τοῦ κηρύγματος, καὶ εἶναι πίστις βεβαιο‐ τέρα ἡ τῶν ἐλπιζομένων ἀγαθῶν ἀπόλαυσις. Καὶ τὴν μὲν ἐξ ἀκοῆς
70 Dazu s.o. S. 120ff.
Ἐρώτησις δ’. Τί εἶναι πίστις; Ἀπόκρισις: Πίστις ἐστὶ (κατὰ τὸν μα‐ κάριον Παῦλον «ἐλπιζομένων ὑπόστασις, πραγμάτων ἔλεγχος οὐ βλεπομένων ἐν ταύτῃ γὰρ ἐμαρτυρή‐ θησαν οἱ πρεσβύτεροι» (Ἑβρ 11,1). Ἢ οὕτω πίστις ὀρθόδοξος, καθολική τε
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πίστιν, δύνανται νὰ τὴν ἔχωσι πάντες, τὴν δὲ βεβαιοτέραν πίστιν, οἱ δίκαιοι μόνον· εἶναι λοιπὸν πίστις, κατὰ τὸν μακάριον Παῦλον (Ἑβρ. 11. 1.): «Ἐλπιζομένων ὑπόστασις, πραγμάτων ἔλεγχος οὐ βλεπομένων», πρέπει δὲ ὁ ὀρθόδοξος Χριστιανὸς νὰ κρατῇ διὰ βέβαιον, πῶς ὅλα τὰ ἄρθρα τῆς πί‐ στεως τῆς Καθολικῆς, καὶ Ἀποστολικῆς Ἐκκλησίας, εἶναι παρα‐ δεδομένα ἀπ’ αὐτὸν τὸν Δεσπότην Χριστὸν εἰς τὴν Ἐκκλησίαν διὰ μέσου τῶν Ἀποστόλων του, τὰ ὁποῖα καὶ αἱ Οἰκουμενικαὶ Σύνοδοι τὰ ἑρμήνευσαν, καὶ τὰ ἐδοκίμασαν, καὶ νὰ πιστεύῃ εἰς αὐτά, καθὼς διδάσκει ὁ Ἀπόστολος (Β’. Θεσσαλ. 2. 15)· «Ἄρα οὖν ἀδελφοὶ στήκετε, καὶ κρατῆτε τὰς παραδόσεις ἃς ἐδιδάχθητε, εἴτε διὰ λόγου, εἴτε δι’ ἐπιστολῆς ἡμῶν», καὶ (Α’. Κορ 11. 2.) «Ἐπαινῶ δὲ ὑμᾶς ἀδελφοί, ὅτι πάντα μου μέμνησθε, καὶ καθὼς παρέδωκα ὑμῖν τὰς παραδόσεις κατέχετε», ἀπὸ τὰ ὁποῖα εἶναι φανερόν, πῶς τὰ ἄρθρα τῆς πίστεως ἔχουσι τὸ κῦρος, καὶ τὴν δοκιμασίαν μέρος μὲν ἀπὸ τὴν Ἁγίαν Γραφήν, μέρος δὲ ἀπὸ τὴν ἐκκλησιαστικὴν παράδοσιν, καὶ ἀπὸ τὴν διδασκαλίαν τῶν Συνόδων, καὶ τῶν Ἁγίων Πατέρων. Νοταρᾶς 1724, 61f. Ποῖοι εἶναι οἱ Καρποὶ, ἤτοι τὰ Σημά‐ δια τοῦ ἁγίου Πνεύματος; Ἐννέα ἀπαριθμεῖ ὀ Ἀπόστολος Παῦλος λέγωντας· «ὁ καρπὸς τοῦ Πνεύματος ἐστὶν ἀγάπη, χαρὰ, εἰρήνη, μακροθυμία, χρηστότης,
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καὶ ἀποστολική ἐστι καρδίᾳ πιστεύειν καὶ στόματι ὁμολογεῖν ἕνα Θεὸν τρι‐ συπόστατον, καὶ τὴν αὐτοῦ τοῦ Παύ‐ λου διδασκαλίαν λέγοντος, «καρδίᾳ γὰρ πιστεύεται εἰς δικαιοσύνην, στόμα‐ τι δὲ ὁμολογεῖται εἰς σωτηρίαν» (Ρωμ 10,10). Πρὸς τούτῳ πρέπει νὰ κρατῇ διὰ βέβαιον καὶ ἀναμφίβολον ὁ ὀρθόδοξος χριστιανός, πῶς ὅλα τὰ ἄρθρα τῆς πίστεως τῆς Καθολικῆς καὶ Ὀρθοδόξου Ἐκκλησίας εἶναι παραδε‐ δομένα ἀπὸ τὴν Κύριον ἡμῶν Ἰησοῦν Χριστὸν μὲ τὸ μέσον τῶν Ἀποστόλων καὶ εἰς τὴν Ἐκκλησίαν, καὶ αἱ Οἰκουμε‐ νικαὶ Σύνοδοι τὰ ἑρμήνευσαν καὶ τὰ ἐδοκίμασαν, καὶ νὰ πιστεύει εἰς αὐτά, καθὼς προστάσσει ὁ Ἀπόστολος λέ‐ γων· «Ἄρα οὖν, ἀδελφοί, στήκετε καὶ κρατεῖτε τὰς παραδόσεις, ἃς ἐδιδά‐ χθητε εἴτε διὰ λόγου εἴτε δι’ ἐπιστολῆς ἡμῶν» (Β’ Θεσ 2,15)· καὶ ἀλλαχοῦ, «ἐπαινῶ δὲ ὑμᾶς, ἀδελφοί, ὅτι πάντα μου μέμνησθε, καὶ καθὼς παρέδωκα ὑμῖν τὰς παραδόσεις κατέχετε» (Α’ Κορ 11,2). Ἀπὸ τὰ ὁποῖα λόγια εἶναι φανε‐ ρόν, πῶς τὰ ἄρθρα τῆς πίστεως ἔχουσι τὸ κῦρος καὶ τὴν δοκιμασίαν μέρος ἀπὸ τὴν Ἁγίαν Γραφήν, μέρος ἀπὸ τὴν ἐκκλησιαστικὴν Παράδοσιν καὶ ἀπὸ τὴν διδασκαλία τῶν Συνόδων καὶ τῶν ἁγίων Πατέρων. Mogilas 1699 α’‐β’; vgl. Καρμίρης 1968, 594 Ἐρώτησις πα’. Πόσοι καὶ ποῖοι εἶναι οἱ καρποὶ τοῦ ἁγίου Πνεύματος; Ἀπόκρισις: Καρποὺς τοῦ ἁγίου Πνεύματος, ἢ σημάδια τῆς θείας χάριτος, ὁ ἀπόστολος Παῦλος ἀπαριθμεῖ ἐννέα λέγων οὕτως· «ὁ δὲ
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ἀγαθοσύνη, πίστις, πρᾳότης, ἐγκράτεια» (Γαλ 5,22) εἶναι χρεία ὅμως νὰ ἠξεύρωμεν πῶς, καὶ αἱ ἄλλαι πᾶσαι ἀρεταὶ λέγονται, καὶ εἶναι καρποὶ τοῦ ἁγίου Πνεύματος, διὰ τοῦτο δὲν λέγει ὁ Ἀπόστολος «κατὰ τούτων μόνον οὐκ ἔστι νόμος», ἀλλὰ «κατὰ τῶν τοιούτων» (Γαλ. 5,22), ὡσὰν ὁποῦ εἶναι καὶ ἄλλα ὅμοια τούτοις. Νοταρᾶς 1724, 68
καρπὸς τοῦ Πνεύματος ἐστὶν ἀγάπη, χαρά, εἰρήνη, μακροθυμία, χρηστό‐ της, ἀγαθωσύνη, πίστις, πρᾳότης, ἐγκράτεια» (Γαλ. 5,22). Μὰ πρέπει νὰ πιστεύωμεν πῶς καὶ οἱ λοιπαὶ ἀρεταὶ νὰ λέγωνται καρποὶ τοῦ ἁγίου Πνεύματος, ἐπειδὴ αὐτὸ κα‐ ταβαίνει, καὶ αὐτὸ συνεργεῖ εἰς τὸ νὰ τελειώνουνται ἀπὸ τὸν ἄνθρωπον. Διὰ τοῦτο δὲν λέγει ὁ Παῦλος, «κατὰ τούτων μόνων οὐκ ἔστι νόμος», ἀλλὰ «κατὰ τῶν τοιού‐ των» (Γαλ. 5,22), ὡς ἂν ὁποῦ εἶναι καὶ ἄλλα ὅμοια τούτοις. Mogilas 1699, λα’; vgl. Καρμίρης 1968, 626
Dass Chrysanthos gerade die Ὁμολογία von Mogilas verwendet, ist kein Zufall, sondern Teil eines größeren Versuchs, dieses Werk im grie‐ chischsprachigen Osten zu verbreiten. Die Ὁμολογία 71 des Petrus Mo‐ gilas (1596‐1646) wurde bekanntlich 1642 der Lokalsynode von Jassy 72 71 Für eine gedrängte und inhaltsreiche Vorstellung des Werkes mit einschlägiger Bibliographie s. Podskalsky 1988, 229‐236; s. auch Suttner 1994, 327‐331; Ders 1989, 62ff.; Jugie 1929, 414‐430; Loofs 1898, 165‐171; Παπαδόπουλος 1907, 109‐113; Καρμίρης 1968, 582‐686, wo der Codex Nr. 360 des Konstantinopler Metochions des Heiligen Grabes bewahrt wird, in dem das Autographon der modifizierenden Übersetzung der Ὁμολογία durch Syrigos enthalten ist (vgl. auch Παπαδόπουλος‐Κεραμεὺς 1899, 334). 72 Dositheos von Jerusalem schreibt über die Gründe, deretwegen die Ὁμολογία der Lokalsynode von Jassy zur Billigung unterbreitet wurde: „Weil aber manche in ihren verkehrten Aussagen einige Stellen des Orthodoxen Bekenntnisses verurteilten und dadurch die Gegner eine gewisse Stärke gegen die Orthodoxen gewannen, so hat dieser gute Hirte Pe‐ tros, gelenkt vom göttlichen Geist, den damaligen Fürsten der Moldau, den selig entschlafe‐ nen Voevoden Basileios ewigen Angedenkens, der sowohl bei der höchsten Autorität, von der her er seine Herrschaft hatte, wie auch bei den Polen sehr mächtig war und ferner großen Ei‐ fer und Liebe für die Kirche Christi hatte, darum gebeten, dass er sich dafür einsetze, dass ein Legat der Kirche von Klein‐Russland und einige gelehrte Männer aus Konstantinopel nach Jassy kommen und so eine Synode gehalten werde, damit durch diese Synode der Kirche Russlands vielleicht eine gewisse Hilfe geleistet werden könne“ («Ἀλλ’ ἐπειδὴ πάλιν τινὲς λαλοῦντες διεστραμμένα κατέλεγον ἔν τισι τῆς Ὀρθοδόξου ὁμολογίας, καὶ οὕτω πάλιν ἐλάμβανον οἱ ἀντικείμενοι ἰσχύν τινα κατὰ τῶν ὀρθοδόξων, ὁ καλὸς ποιμὴν οὗτος Πέτρος, θείῳ πνεύματι ὁδηγηθείς, ἐδεήθη τοῦ τότε αὐθεντὸς Μολδοβλαχίας τοῦ ἐν μακαρίᾳ τῇ λήξει ἀοιδίμου Βασίλειου βοεβόδα, μέγα δυνάμενου παρά τε τῇ ὑψηλοτάτῃ ἀρχῇ ἐξ ἧς εἶχε τὴν ἡγεμονίαν, καὶ παρὰ τοῖς Λέχοις, καὶ ἔτι γεμὴν ἔχοντος ζῆλον μέγαν καὶ ἀγάπην ἐν τῇ ἐκκλησίᾳ τοῦ Χριστοῦ, ἵνα ἐνεργήσῃ παρα‐
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und 1643 der Patriarchatssynode von Konstantinopel zur Billigung unterbreitet. Das Werk wurde ins Griechische übersetzt durch Meletios Syrigos (1585‐1663) 73 , der als Vertreter des Patriarchats von Konstanti‐ nopel auf der Synode von Jassy den Text des Mogilas an einigen Stellen modifizierte, um ihn von römisch‐katholischen Einflüssen zu befreien 74 , damit die Synode ihn billigen könne. Die so entstandene griechische Fassung wurde 1666 zusammen mit dem lateinischen Original in Ams‐ terdam gedruckt, nahm aber keinen Einfluss auf die griechische Theo‐ logie, denn das Werk wurde, gemäß einem Zeugnis des Dositheos, nur nach Konstantinopel geliefert und zwar in sehr wenigen, sogar unge‐ bundenen Exemplaren 75 . Schon nach wenigen Jahren, zur Amtszeit des Patriarchen Dositheos, war es schwierig, ein Exemplar dieser Ausgabe zu finden 76 . So konnte die Ὁμολογία trotz ihrer Billigung durch die Synoden von 1642 und 1643 die zeitgenössische griechische Theologie kaum beeinflussen, während ihre lateinische, russische und rumäni‐ sche Fassung sowohl unter diesen orthodoxen Völkern wie auch im Westen verbreitet war und als repräsentative Zusammenfassung des
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γενέσθαι τινὰς λεγάτος ἀπὸ τῆς ἐκκλησίας τῆς μικρᾶς Ῥωσίας, καί τινας λογίους ἄνδρας ἀπὸ Κωνσταντινουπόλεως εἰς Γιάσιον, καὶ συγκροτηθῆναι σύνοδον, ἴσως γένηται βοήθειά τις παρ’ αὐτῆς τῇ ἐκκλησίᾳ Ῥωσίας», Mogilas 1699, 6r). Allgemein zu Syrigos sowie zu seiner Übersetzung der Ὁμολογία des Mogilas und zu den von ihm vorgenommenen Modifizierungen s. v.a. Podskalky, 1988, 207‐213 (dort auch die einschlägige Bibliographie); s. auch Κρίτοπουλος, 1914, 38f.; Συρίγος 1690, 8f., wo eine von Dositheos verfasste Biographie von Syrigos gedruckt ist. Zu den römisch‐katholischen Einflüssen in der Ὁμολογία s. Podskalsky 1988, 233‐ 236; auch s. Bârlea 1948; Loofs 1898, 165‐171; Hotz 1979, 131ff. Dositheos berichtet: „Ungefähr im Jahr 1668 haben die Fürsten von Belgien auf Verwen‐ dung des damaligen Großen Dragomans des Sultans, des verewigten Panagiotes, sie [sc. die Ὁμολογία] gedruckt, aber in wenigen Exemplaren, die in Konstantinopel durch den dama‐ ligen heiligsten Patriarchen von Konstantinopel Methodios im Auftrag des besagten Fürsten ungebunden verteilt wurden“«Περίπου δὲ τὸ ᾳχξη΄ ἔτος ἐτύπωσαν αὐτὴν οἱ πρωτεύοντες ἐν τῇ Βελγικῇ διὰ μεσιτείας τοῦ τότε μεγάλου βασιλικοῦ ἑρμηνέως τοῦ μακαρίτου Παναγιώτου, πλὴν ἐν ὀλίγοις βιβλίοις, ἅτινα λυτὰ ἤτοι ἄδετα ἐμοιράσθησαν ἐν Κωνσταντινουπόλει παρὰ τοῦ τότε ἁγιωτάτου πατριάρχου Κωνσταντινουπόλεως Μεθοδίου ἐκ μέρους τοῦ εἰρημένου ἄρχοντος, Mogilas 1699, 6r). Auf dem Titelblatt werden weder Erscheinungsjahr noch Erscheinungsort angegeben. Im Gegensatz zu Dositheos behauptet Legrand, dass die Publikation im Jahr 1667 realisiert wurde (s. Legrand, 1894a, 202‐208). Nach den Forschungen Rozemonds ist aber die Veröffent‐ lichung ins Jahr 1666 zu datieren (s. Rozemond 1963, 49 bei Podskalsky, 1988, 232, Nr. 962). Diese Publikation wurde vom Dragoman bei der Pforte, Panagiotes Nikou‐ sios, finanziert, der Schüler von Syrigos gewesen und mit diesem eng verbunden war (hierzu s. Δαπόντες 1872, 165). „Aber da die Exemplare, wie gesagt, wenig waren, sind in kurzer Zeit nur äußerst wenige übrig geblieben und wurden fast vernichtet. Und so stand die Gemeinschaft der Orthodoxen in Gefahr, eines dermaßen höchstnotwendigen Guten beraubt zu werden“ (Πλήν, ὡς εἴρηται, ὀλίγα ὄντα τὰ βιβλία εἰς ὀλίγον καιρὸν ὀλίγιστα ἐμείνασι καὶ σχεδὸν ἠφανίσθησαν. Καὶ οὕτως ἐκινδύνευε τὸ κοινὸν τῶν ὀρθοδόξων ἵνα ὑστερηθῇ τοιούτου ἀναγκαιοτάτου καλοῦ»), Mogilas 1699, 6r.
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orthodoxen Glaubens galt. Darüber hinaus widersetzten sich der Theo‐ logie der Ὁμολογία diejenigen griechischen Gelehrten, die Anhänger bzw. Sympathisanten von Loukaris gewesen waren. Zu diesen zählten Theophilos Korydalleus (ca. 1574‐1646), dessen Philosophie die philo‐ sophischen Studien an der Akademie des Patriarchats bestimmen sollte, sowie der Metropolit von Smyrna, Nathanael Konopios, und der Met‐ ropolit von Ephesos Meletios Pantogallos, der noch 1644 berechtigte Hoffnungen auf den Thron Konstantinopels hegte 77 . Patriarch Parthe‐ nios II. sollte sogar während seiner beiden Amtszeiten (1644‐1646/1648‐ 1651) Syrigos aus Konstantinopel verbannen und Exemplare der Über‐ setzung des Neuen Testaments von Kallipolites verbreiten 78 , was seine klare Abgrenzung gegenüber der Theologie von Mogilas‐Syrigos bezeugt. Aber auch in späterer Zeit haben mehrere Theologen ‐ meistens Kory‐ dalleus‐Schüler, wie der Groß‐Logothet des Patriarchats von Konstan‐ tinopel, I. Karyophylles, der Metropolit von Nyssa, Germanos, der Metro‐ polit von Adrianoupolis, Neophytos u.a. – gezeigt, dass sie die Theologie des Mogilas nicht gutheißen wollten. All jene Theologen wurden von Dositheos verfolgt 79 . Syrigos versuchte seinerseits, die Ὁμολογία zu verbreiten und ihr zur Geltung zu verhelfen. Seinen Bestrebungen ka‐ men Dositheos’ Vorgänger, Nektarios von Jerusalem (1605‐1676) und der Dragoman Nikousios (1603‐1672) entgegen, auf deren Initiative die Ausgabe vom Jahr 1666 zurückzuführen ist. Nektarios von Jerusalem stand mit Syrigos in Verbindung, während Nikousios Schüler des Letz‐ teren war. So geht die Ausgabe der Ὁμολογία eher auf eine Initiative des engeren Kreises um Syrigos zurück, spielte aber im 17. Jh. keine besondere Rolle in der Entwicklung der griechischen Theologie. Das Werk seines Vorgängers weiterführend, wollte Dositheos die Ὁμολογία des Mogilas nun als offizielle Bekenntnisschrift des orthodo‐ xen Glaubens auch im griechischen Osten durchsetzen. Mit diesem Versuch wurde schon vor der Ausgabe vom Jahr 1699 begonnen. So schrieb Dositheos z.B. dem Metropoliten von Transsylvanien, Athana‐ sios, er solle seine Predigt und seine Unterweisung an der Ὀρθόδοξος Ὁμολογία ausrichten; und wenn ihm etwa eine Stelle der rumänischen Fassung unklar sein sollte, solle er im „griechischen Original“ nachschla‐
77 Legrand 1896, 520; Eine Abneigung gegen die Ὁμολογία zeigten aus anderen Grün‐ den auch Theologen, die nichts mit dem Kreis des Loukaris zu tun hatten, wie zum Beispiel der zu diesem Zeitpunkt unierte, später orthodoxe Bischof von Gaza, Paisi‐ os Ligarides (s. Pall 1945, 81f.). 78 Ζαβίρας 1972, 446; auch s. Σάθας 1868, 257; Γεδεὼν 1996, 450. 79 Über die Verfolgung der zwei Ersteren durch Dositheos s. Dură 1977, 133‐177; über die Verfolgungen gegen den Metropoliten von Adrianoupolis s. Tsourkas 1970, 86.
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gen 80 . Die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία sollte darüber hinaus wohl auch den Herrschaftsplänen von Dositheos und Brancoveanu bzw. der mit Peter dem Großen kollaborierenden Fürsten Moldaviens dienen 81 , indem sie als gemeinsame Grundlage der griechischen und der russischen Theo‐ logie, die ihrerseits die Ὁμολογία schon rezipiert hatte, dienen konnte. Bezeichnend für die Art und Weise, in der Dositheos die Ὀρθόδο‐ ξος Ὁμολογία zur Geltung zu bringen versuchte, ist deren Präsentation auf dem Titelblatt der Ausgabe von 1699. Dort kommt nämlich der Name des P. Mogilas nicht vor, während das Werk als Glaubensbekenntnis «τῆς καθολικῆς καὶ ἀποστολικῆς ἐκκλησίας τῆς Ἀνατολικῆς» bezeichnet wird. Im Vorwort des Patriarchen wird der synodale Charakter des Werkes betont, die Sprache des Originals und seine Übersetzung ins Griechische aber verschwiegen. Ferner wurde die Ὁμολογία zusammen mit einem exegetischen Kommentar dreifachen Umfangs gedruckt, um seine besondere Autorität zu unterstreichen. All dies zeigt deutlich den Versuch, das Werk von seinem Autor (bzw. seinen Autoren) abzukop‐ peln, um ihm panorthodoxe und übernationale Autorität zu verleihen. Dies ist auch tatsächlich gelungen. Die griechischen Theologen des 18. Jh.s zitieren und betrachten das Werk schließlich als verbindlichen Ausdruck orthodoxen Glaubens. Nie zuvor verfügte die griechische Kir‐ che über eine offizielle Bekenntnisschrift solcher Art, da die Ὁμολογία des Loukaris sowie diejenige des Kritopoulos persönliche Werke ihrer Autoren blieben. Während also Loukaris in seinem Versuch, die grie‐ chische Theologie zu konfessionalisieren, gescheitert war, konnte Do‐ sitheos 60 Jahre später dasselbe Vorhaben durchsetzen, diesmal allerdings mit einem Text, der gerade im Gegensatz zu den theologischen Tendenzen des calvinisierenden Patriarchen verfasst worden war. Um sein Vorhaben zu realisieren und damit auch seine Herrschafts‐ pläne voranzutreiben, musste Dositheos allerdings ernstzunehmende Widerstände überwinden, z.B. durch den erwähnten Groß‐Logotheten 80 Dositheos schrieb an Athanasios: „Um diese Diskussion nicht fortzusetzten, befehlen wir Ihnen, dass Du [sic] die Dogmen, Sakramente und Traditionen der orthodoxen Kirche be‐ wahrst…dies alles wird aber kurz in dem Buch dargelegt, das Orthodoxes Bekenntnis heißt; dieses wurde in rumänischer Sprache publiziert und vertrieben…Sollte es aber ein Wort oder einen Begriff geben, den Deine bischöfliche Würde im rumänischen Text nicht versteht, so suche sie eine Lösung im Original, d.h. im Griechischen“ («Διὰ νὰ μὴν ἐπεκτείνωμεν τὴν συζήτησιν διατάσσωμεν ὑμῖν ἵνα διαφυλάξῃς τὰ δόγματα, τὰ μυστήρια καὶ τὰς παραδόσεις τῆς ὀρθοδόξου ἐκκλησίας... συντόμως δὲ ἐκθέτει ταῦτα τὸ βιβλίον ὅπερ ὀνομάζεται ἡ Ὀρθόδοξος Ὁμολογία, τὸ ὁποῖον προσφάτως ἐξεδόθη καὶ ἐκυκλοφό‐ ρησεν εἰς τὴν ρουμανικήν... Ἐὰν θὰ ὑπάρξῃ δέ τις λέξη ἢ ἔννοια τὴν ὁποίαν δὲν θὰ ἀντιληφθῇ ἐκ τοῦ ρουμανικοῦ κειμένου ἡ Ἀρχιερωσύνη σου νὰ ζητήσῃ λύσιν ἐκ τοῦ πρωτοτύπου, ἤτοι τοῦ ἑλληνικοῦ», Enăcénu 1884, 720f. bei Dură 1977, 121). 81 S. von Hurmuzaki 1884, 413ff.: s. auch Ders. 1885, 51ff.
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des Patriarchats von Konstantinopel, I. Karyophylles, der an Chry‐ santhos über die Ὁμολογία schrieb: „ihr stellt Neuerungen auf und verändert neuerdings, was vor vielen Jah‐ ren beschlossen worden ist, denn ihr wollt euch unnützerweise bemühen, Bekenntnisse und Darlegungen des Glaubens zu schreiben, als ob die Ost‐ kirche zu euren Tagen bedürftig wäre und unbemittelt, und ihr gebt das Vokabular auf, welches die heiligen Lehrer verwendet haben“ 82 .
Karyophylles verurteilte genauso die Bestrebungen von Dositheos und Chrysanthos, die Übersetzung des Syrigos durchzusetzen: „Und wer war denn Syrigos, dass er die Ostkirche, die Säule und die Grund‐ feste des urbildhaften Glaubens, belehre, und sie, zusammen mit zwei, drei unierten Russen führe? Ein „Dominikaner“ (ἄνθρωπος περδικατόρος), ein Ignorant in der wahren Theologie oder nur wenig wissend. Und ihr schämt euch nicht? Ist denn in euren Tagen die Ostkirche dahin gelangt, dass sie von Syrigos und von Russen gestützt wird? Was für eine Gefühllosigkeit!“ 83 .
Da Karyophylles die Würde des Groß‐Logotheten innehatte und somit im Patriarchat sehr einflussreich war, musste Dositheos ihn beseitigen, um die Ὁμολογία des Mogilas und damit die Konfessionalisierung der griechischen Theologie durchsetzen zu können. So erwirkte Dositheos die Verurteilung von Karyophylles durch die Patriarchatssynode im Jahr 1690 mit der Beschuldigung, dass er die Transsubstantiationslehre nicht annehmen wollte, sondern den (traditionell orthodoxen) Wand‐ lungsbegriff vertrat. Brancoveanu aber, der theologisch gebildet war und somit erkennen konnte, dass Karyophylles Recht hatte, nahm ihn an seinem Hof auf und distanzierte sich damit von den Methoden des Dositheos. Sooft Chrysanthos Abschnitte aus der Ὁμολογία anführt, gibt er al‐ le Daten der Ausgabe vom Jahr 1699 (Titel, Ort, Erscheinungsjahr) aus‐ führlich an, was er bei keiner anderen Quelle tut und was unter den zeitgenössischen Autoren überhaupt nicht üblich war. Auf diese Weise wirbt er gleichsam für dieses Buch. Ferner empfiehlt er den Beichtvä‐ tern nachdrücklich, dieses Werk heranzuziehen; er führe nur einen Teil desselben für diejenigen an, die, wie er sagt, es nicht besorgen können 84 . Bis zur Veröffentlichung der Διδασκαλία des Chrysanthos hatte kein 82 «ἐσεῖς νεωτεροποιεῖτε, καὶ τὰ κεκριμένα πρὸ πολλῶν χρόνων ἀρτίως κινεῖτε, θέλοντες νὰ ματαιοπονῆτε, νὰ συγγράφητε ὁμολογίας καὶ ἐκθέσεις πίστεων, ὡσὰν νὰ ἔμεινεν ἡ Ἀνατολικὴ Ἐκκλησία εἰς τὰς ἡμέρας σας ἐνδεής, ἄπορος, καὶ ἀφίκετε τὰς λέξεις ὁποῦ ἐμεταχειρίσθησαν οἱ ἅγιοι διδάσκαλοι...», Παπαδόπουλος 1918, 17. 83 «Καὶ ποῖος ἦτον ὁ Συρίγος, ὁποῦ νὰ διδάξῃ τὴν Ἀνατολικὴν ἐκκλησίαν, τὸν στῦλον καὶ τὸ ἑδραίωμα τῆς ἀρχετύπου πίστεως καὶ νὰ τὴν ὁδηγήσῃ μὲ δύο τρεῖς ρώσσους οὐνιάτας; ἕνας ἄνθρωπος περδικατόρος, ἀμαθὴς ἀπὸ τὴν ἀληθῆ θεολογίαν ἢ ὀλι‐ γομαθής. Καὶ δὲν ἐντρέπεσθε; εἰς τόσον ἔφθασεν εἰς ταῖς ἡμέραις σας ἡ Ἀνατολικὴ Ἐκκλησία νὰ στηριχθεῖ ἀπὸ Συρίγου καὶ Ρώσσους. Ὦ τῆς ἀναισθησίας», ebd. 84 Νοταρᾶς 1724, 62.
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Beichtbuch bzw. bußtheologisches Handbuch die Ὁμολογία als Quelle verwendet. Indem Chrysanthos aber die Ὁμολογία für Teile seines Werkes heranzog, machte er sie damit zu einer Richtschnur auch für die Beichtliteratur. Die beiden späteren gedruckten Beichtbücher des 18. Jh.s des Patriarchen Kallinikos III. und des Nikodemos Hagioreites sollten deshalb die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία als Quelle verwenden, Kalli‐ nikos ausschließlich über die Διδασκαλία 85 , Nikodemos aber sowohl über die Διδασκαλία wie auch anhand der Ausgabe von 1699 86 . Beide Autoren betrachten die Ὁμολογία als eine panorthodoxe Autorität. Durch die große Verbreitung der Διδασκαλία zusammen mit weiteren koordinierten Bestrebungen zur Durchsetzung der Ὁμολογία nahm das Werk des Petrus Mogilas Einfluss auf die gesamte griechische theologi‐ sche Literatur des 18. Jh.s. Diese Tatsache bezeugt nicht zuletzt die Autorität des Chrysanthos, der sowohl von den Autoren der Handbü‐ cher wie auch von den Autoren der übrigen theologischen Werke als authentischer Vertreter der orthodoxen Tradition betrachtet wurde.
4.3 Die Ἔκθεσις Εἰσαγωγικὴ des Bessarion Makres Die Kapitel der Διδασκαλία des Chrysanthos über die zehn Gebote und über die restlichen Artikel des Glaubens sind abhängig von der Ἔκθε‐ σις Εἰσαγωγικὴ des Bessarion Makres (†1699). Chrysanthos schreibt hier keine längeren Passagen ab, sondern ausgewählte Einzelsätze, die im Text von Makres meistens eine längere Ausführung thematisch zusammenfassen. Ferner überträgt Chrysanthos die archaisierende Sprache des Makres in die Volkssprache. Wie auch im Fall seiner Ver‐ wendung der Ὁμολογία teilt Chrysanthos bloß mit, dass er das Werk verwendet, ohne aber anzugeben, welche Stellen er verwendet und in welchen Teil seines Buches er die entliehene Stelle übernimmt. Ich bringe im Folgenden einige Beispiele: Ποῖον εἶναι τὸ ἔννατον ἄρθρον τῆς πίστεως…. Τέσσαρα τινά. Α’. Ὅτι ἡ Ἐκκλησία εἶναι μία, ἁγία, καθολική, καὶ ἀποστολική, διότι καθὼς ὁ Χριστὸς εἶναι ἕνας, οὕτω καὶ ἡ νύμφη αὐτοῦ. Β’. Ὅτι ἡ καθολικὴ Ἐκκλησία δὲν
85 Hierzu s.u. S. 227f. 86 Νικοδήμος 1794, 7, 25, 71.
Ποιόν ἐστι τὸ ἔννατον ἄρθρον;... Ἀπόκρισις: Τέσσαρα.... Ἀπόκρισις: Ὅτι ἡ ἐκκλησία μία ἐστίν, ἁγία, καθολική, καὶ ἀποστολική, ὥσπερ γὰρ ὁ Χριστὸς εἷς ἐστιν, οὕτω καὶ ἡ νύμφη αὐτοῦ μία...... Ὅτι παρ’ οὐδενὸς τόπου ἡ
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ἔλαβε τὸ ὄνομα, μήτε λαμβάνει ἀπὸ κανένα τόπον μερικόν, διότι ᾑ τοπικαῖς Ἐκκλησίαις εἶναι μερικαί, οἷον ἡ ἐν Ἱεροσολύμοις, ἡ ἐν Κωνσταντινουπόλει, ἡ ἐν Ἀντιοχείᾳ, ἡ ἐν Ῥώμῃ, ἡ ἐν Ἐφέσῳ. Νοταρᾶς 1724, 69 Ποία εἶναι ἡ Δευτέρα Ἐντολή; Οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἴδωλον, οὐδὲ παντὸς ὁμοίωμα.... Αὐτὴ ἡ Ἐντολὴ ἂν καλὰ καὶ φαίνεται νὰ ἔχῃ μίαν καὶ τὴν αὐτὴν ἔννοιαν μὲ τὴν πρώτην, ξεχωρίζει ὅμως καὶ διαφέρει, διατὶ ἡ μὲν πρώτη συντυ‐ χαίνει διὰ τὸν ἀληθινόν, καὶ μόνον ἕνα Θεόν, λέγουσα ὅτι ἕνας καὶ μό‐ νος εἶναι ἀληθινὸς Θεὸς καὶ ἄλλος ἔξω ἀπ’αὐτὸν δὲν εἶναι, ἐπειδὴ καὶ ἂν δὲν ἐσήκωνεν ἐκ μέσου τὸ πλῆθος τῶν Θεῶν, ἔμεινεν ἀμφιβολία μήπως καὶ εἶναι πολλοί, καὶ διάφοροι Θεοὶ ἀληθινοί, ὡσὰν πολλοὶ βασιλεῖς εἰς τὸν κόσμον, ἡ δὲ παροῦσα συντυχαί‐ νει διὰ τοὺς ψεύτικους καὶ μηδὲ ὅλως ὄντας Θεούς, καὶ μᾶς προστάσσει, πῶς ὄχι μόνον δὲν πρέπει νὰ προσκυνοῦμεν, καὶ νὰ λατρεύωμεν τοὺς ψεύτικους Θεούς, ἀλλὰ μήτε νὰ προσφέρωμεν εἰς αὐτοὺς θυσίας, ἢ ἄλλο εἶδος εὐλάβειας. Ἁμαρτάνουσι δὲ εἰς αὐτὴν τὴν ἐντολήν: α’. Οἱ εἰδωλολάτραι, ἐπειδὴ ἀφήνουσι τὴν εἰς Θεὸν εὐλάβειαν, καὶ τιμήν, καὶ προσκυνοῦσιν ὡς εἰς Θεὸν τὰ ἀναίσθητα εἴδωλα. Β’. Οἱ πλεονέκται, ὡς εἰδωλολάτραι καὶ αὐτοὶ καθὼς (Κολ 3, 5) λέγει ὁ Ἀπόστολος· «νε‐ κρώσατε τὰ μέλη ὑμῶν τὰ ἐπὶ τῆς
καθολικὴ ἐκκλησία εἴληφε τοὔνομα· αἱ γὰρ τοπικαὶ μερικαὶ εἰσίν, οἷον ἡ ἐν Ἐφέσῳ, ἡ ἐν Φιλαδελφείᾳ, ἡ ἐν Λαοδικείᾳ, ἡ ἐν Ἀντιοχείᾳ, ἡ ἐν Ἱεροσολύμοις, ἡ ἐν Ῥώμῃ, ἡ Ἀλεξανδρείᾳ, καὶ αἱ λοιπαί..... Μακρὴς 1699, 105 Ποία εἶναι ἡ Δευτέρα ἐντολή; Ἀπόκρισις: Οὐ ποιήσεις σεαυτῷ εἴδωλον, οὐ δὲ παντὸς ὁμοίωμα... Τὶ διαφέρει τῆς πρώτης ἡ ἐντολὴ αὕτη; Ἀπόκρισις: Ὅτι ἐκείνης μὲν ὁ λόγος περὶ τοῦ ἑνὸς καὶ μόνου ἀληθινοῦ Θεοῦ ἐστιν, αἱρούσης ἐκ μέσου τοῦ πλῆθους τῶν Θεῶν. Ἡ Δευτέρα δὲ αὕτη διαλαμβάνει, γλυπτὸν εἴδωλον οὐδὲν εἰς τιμὴν ἐκείνων τῶν ψευδωνύμων θεῶν, οὔτε ποιεῖν, οὔτε προσκυνεῖν, οὔτε θυσίας εἰς αὐτὰ προσφέρειν λα‐ τρείας.... Οἱ τὰ εἴδωλα ὡς θεοὺς προσκυνοῦντες, καὶ θυσίας αὐτοῖς προσφέροντες, καὶ πᾶσαν τὴν αὐτῶν ἐλπίδα εἰς αὐτὰ ἀνατιθέμενοι... Οἱ πλεονέκται· ὅτι ἡ πλεονεξία ἐστὶν εἰδωλολατρεία περὶ ἧς ἡ γραφὴ λέγει· Νεκρώσατε οὖν τὰ μέλη ὑμῶν τὰ ἐπὶ τῆς γῆς, πορνείαν,
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γῆς, πορνείαν, ἀκαθαρσίαν, πάθος, ἐπιθυμίαν κακήν, καὶ τὴν πλεονεξίαν, ἥτις ἐστὶν εἰδωλολατρεία. Γ’. Οἱ λαίμαργοι, διὰ τοὺς ὁποίους λέγει ἡ Γραφή, (Φιλ. 3, 19) «ὧν ὁ Θεὸς ἡ κοιλία». Νοταρᾶς 1724, 33
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ἀκαθαρσίαν, πάθος, ἐπιθυμίαν κα‐ κήν, καὶ τὴν πλεονεξίαν, ἥτις ἐστὶν εἰδωλολατρεία.... Οἱ λαίμαργοι περὶ ὧν ἡ γραφὴ λέγει· ὧν ὁ Θεὸς ἡ κοιλία, καὶ ἡ δόξα ἐν τῇ αἰσχύνῃ αὐτῶν, οἱ τὰ ἐπίγεια φρονοῦντες. Μακρὴς 1699, 233f.
Wie man sieht, stützte sich Chrysanthos bei der Analyse des Dekalogs auf Makres. Die Prüfung der Sünden auf der Basis der zehn Gebote 87 stellt einen unverzichtbaren Bestandteil aller Beichtbücher und aller Traktate über die Buße dar. Der Dekalog macht einen großen Teil, un‐ gefähr ein Fünftel, der Διδασκαλία aus. Chrysanthos’ Entscheidung, die Behandlung des Dekalogs dem Werk des Makres zu entleihen, hängt wohl auch mit dem erwähnten koordinierten Versuch zur Durchsetzung bestimmter Texte konfessionalistischen Charakters durch das Patriar‐ chat von Jerusalem zusammen. Denn Bessarion Makres 88 verfasste eine Auslegung zur Ὁμολογία von Mogilas 89 . Im Vorwort der Ausgabe vom 1699 erklärt Dositheos die Gründe, warum die Ἔκθεσις des Makres zusammen mit der Ὁμολογία publiziert wurde: „Nachdem aber der sehr gelehrte Priestermönch und Beichtvater, Herr Bes‐ sarion Makres aus Ioannina, eine einleitende Darstellung über Glauben, Hoffnung und Liebe fleißig verfasste, die nicht nur hinsichtlich der Struk‐ tur, sondern auch hinsichtlich der Unterscheidungen und der Gedanken eine große Ähnlichkeit zum Orthodoxen Bekenntnis aufweist, so wurde auch diese Darstellung seiner Durchlaucht [sc. Brancoveanu] von uns in die Hände gelegt; und er [sc. Brancoveanu] befahl, dass sie zusammen mit dem Orthodoxen Bekenntnis gedruckt werden soll, damit beide Abhand‐ lungen in einem Band seien; dabei soll die eine als orthodoxes Bekenntnis
87 Für einen Überblick der Verwendung des Dekalogs zur Zeit der Türkenherrschaft – allerdings mit bedeutenden Mängeln aufgrund sehr beschränkter Berücksichtigung der Quellen – s. Καλλιακμάνης 1988. 88 Zum Leben und Werk des Makres s. Σαβράμης 1930, 39f. Podskalsky 1988, 281f.; Ἀραβαντινός, 1960, 108‐112; Σάθας, 1868, 384f.; Ζαβίρας, 1972, 205f.; Χαλαστάνης 2005, 649ff. 89 In seiner Widmung an Brancoveanu schreibt Dositheos: „…wobei die eine [sc. Schrift] ein Orthodoxes Bekenntnis der heiligen, katholischen und apostolischen Kirche ist, die andere aber ein Werk eines ehrlichen und guten und unter den orthodoxen Lehrern berühmten Man‐ nes, des Priestermönchs Bessarion Makres aus Ioannina, das ein Kommentar zu diesem Or‐ thodoxen Bekenntnis ist“ («οὔσας τὴν μὲν Ὀρθόδοξον Ὁμολογίαν τῆς ἁγίας καθολικῆς καὶ ἀποστολικῆς ἐκκλησίας, τὴν δὲ πόνημα ἀνδρὸς τιμίου καὶ ἀγαθοῦ καὶ ἐν ὀρθοδόξοις διδασκάλοις περιφήμου, Βησσαρίωνος ἱερομονάχου Μακρῆ τοῦ ἐξ Ἰωαννίνων, ὑπεξήγησιν χρηματίζουσαν τῆς ὀρθοδόξου ταύτης Ὁμολογίας», Mogilas 1699, 3r).
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der heiligen, katholischen und apostolischen Kirche Christi gelesen werden, da sie Richtschnur und Maßstab des orthodoxen Glaubens ist; die andere aber als Auslegung und Kommentar eines einzelnen orthodoxen Theologen“ 90 .
Es ist deutlich, dass Dositheos die Ἔκθεσις des Makres als eine Darle‐ gung von Ansichten des Autors betrachtet, die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία aber als ein repräsentatives Werk, ja als Richtschnur und Maßstab des orthodoxen Glaubens darstellt. Das Verschweigen ihres Autors P. Mogilas ist offensichtlich auf dem Hintergrund dieser Bewertung zu verstehen. Angesichts der besprochenen „theologiepolitischen“ Bestrebungen des Dositheos ist es wahrscheinlich, dass die Ἔκθεσις von Makres nicht bloß vom Patriarchen an Brancoveanu geschickt wurde, wie im obigen Zitat angegeben, sondern vielmehr auf Bestellung des Patriarchen ver‐ fasst worden ist. Es ist m.E. eher unwahrscheinlich, dass Makres eine Auslegung der Ὀρθόδοξος Ὁμολογία aus eigener Initiative und rein zufällig ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt verfasst haben sollte. Durch das Werk des Makres konnte Dositheos vielmehr die Ὁμολογία leichter in die griechische Theologie einführen, indem er sie als einen autori‐ sierten Text darstellte, der wichtig genug war, um durch einen aner‐ kannten griechischen Lehrer und Gelehrten kommentiert zu werden 91 . Dank dieser Publikation und ihrer besonderen Ziele erlangte das Werk des Makres eine weite Verbreitung. Dies zeigt seine Übersetzung sogar ins Karamanische, die allerdings unediert blieb 92 . Viele hielten sogar Makres fälschlicherweise für den Autor der Ὁμολογία, da Mogi‐ las’ Name verschwiegen wurde 93 . Obwohl Chrysanthos in seinem Beichtbuch für dieses Werk wirbt, verwendet er nicht das Kapitel der Ἔκθεσις Εἰσαγωγικὴ über die Buße. Die Ursache könnte darin liegen, dass Makres sich dort von Severos, 90 «Ἐπειδὴ δὲ ὁ λογιώτατος ἐν ἱερομονάχοις καὶ πνευματικοῖς κὺρ Βησσαρίων Μακρῆς ὁ ἐξ Ἰωαννίνων ἐσύνθεσε φιλοπόνως ἔκθεσιν τινὰ εἰσαγωγικὴν περὶ πίστεως, ἐλπίδος καὶ ἀγάπης, οὐ μόνον τῇ τάξει, ἀλλὰ καὶ ταῖς διαιρέσεσι καὶ τοῖς νοήμασι πολὺ τὸ παρεμφερὲς ἔχουσαν τῇ Ὀρθοδόξῳ Ὁμολογίᾳ, ἥτις καὶ αὐτὴ ἀναχθεῖσα δι’ ἡμῶν εἰς χεῖρας τῆς ἐκλαμπρότητος αὐτοῦ, ὥρισεν ἵνα συντυπωθῇ τῇ Ὀρθοδόξῳ Ὁμολογία, ὥστε νὰ εἶναι τὰς δύο πραγματείας εἰς τόμον ἕνα· ἀναγιγνώσκεσθαι μέντοι τὴν μὲν ὡς ὀρθόδοξον Ὁμολογίαν τῆς ἁγίας καθολικῆς καὶ ἀποστολικῆς τοῦ Χριστοῦ ἐκκλησίας, στάθμην καὶ κανόνα τῆς ὀρθοδόξου πίστεως οὖσαν· τὴν δὲ ὡς μερικοῦ ὀρθοδόξου διδασκάλου ἑρμηνείαν τε καὶ ὑποτύπωσιν», ebd., 6v. 91 Sebastos Kymenites schickt dem Werk des Makres folgendes Epigramm voran: «Ἐκ Συνόδου βιβλίων τὸ μὲν ἐκδοθέν, ἐκ δὲ τὸ λοιπὸν / Βησσαρίων Μακρῆς δῶκ’ ἰωαννι‐ νόθεν. Ἀκρεμόνων Ἀρετῶν Τριάδος περὶ θειολογήσας / Πίστεος, Ἐλπωρῆς, ἠδὲ τρίτης Ἀγάπης». Und Johannes Komnenos: «Καὶ ἣν Βησσαρίων νῦν ἔκθετο πολλὰ μογήσας, / Οἷα ζηλωτὴς μυστιπόλος Τριάδος. / Ἐκ Πατέρων ἱερῶν συλλέξας, ὄφρακεν εἴη / Δόγματα Θεολογίης ἔμπεδα θειοσόφως. / Πίστεος, Ἐλπίδος, ἠδ’ Ἀγάπης πέρι θειολογοῦσαν», Μακρὴς 1699, 2v. 92 S. Ms 133. 93 S. z.B. Μπαλάνος 1798, x.
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dem sonst Chrysanthos folgt, distanzierte, insofern er den Satisfakti‐ onsbegriff nicht verwendete 94 .
4.4 Das Werk des Gennadios Scholarios Die Kapitel «Περὶ τῶν θανασίμων, καὶ συγγνωστῶν Ἁμαρτημάτων» (Über die Todsünden und die lässlichen Sünden), «Περὶ τῶν συγγνω‐ στῶν Ἁμαρτημάτων» (Über die lässlichen Sünden), «Τὶ διαφέρει ἡ θανάσιμος καὶ συγγνωστὴ ἁμαρτία κατὰ τὸ τέλος» (Worin besteht der Unterschied zwischen Todsünde und lässlicher Sünde in Bezug auf das Ziel) geben Teile der Schrift «Περὶ διαφορᾶς τῶν συγγνωστῶν καὶ θανασίμων ἁμαρτημάτων» (De differentia inter peccata excusabilia et perniciosa) von Gennadios Scholarios (ca. 1405‐1473) wieder 95 . Chry‐ santhos teilt zwar mit, dass er dieses Kapitel von Gennadios entlehnt, aber ohne Angabe des verwendeten Werkes. Er überträgt die gelehrte byzantinische Sprache des Scholarios in die einfache Volkssprache sei‐ ner Zeit und unterteilt den Text des Scholarios in einzelne Kanones: Περὶ τῶν θανασίμων, καὶ συγγνωστῶν ἁμαρτημάτων. Εἴπομεν ὅτι τὸ τῆς ἐξομολογήσεως Μυστήριον ὁμοιάζει μὲ τὴν ἰατρικὴν ἐπιστήμην. Καθὼς λοιπὸν ἐπὶ τῶν σωματικῶν ἀῤῥωστιῶν, ἢ πληγῶν, ἄλλαι μὲν εἶναι ἰάσιμοι, ἄλλαι δὲ ἀνίατοι, καὶ θανάσιμοι, οὕτως ἔχει καὶ ἐπὶ τῶν ἁμαρτιῶν, αἱ ὁποῖαι εἶναι ἀσθένειαι, ἀῤῥωστίαι, καὶ πληγαὶ ψυχικαὶ καὶ ἄλλαι μὲν ἀπὸ αὐταῖς εἶναι θανάσι‐
Καθάπερ τοίνυν τῶν σωματικῶν ἀρρωστιῶν ἢ πληγῶν αἳ μέν εἰσιν ἰάσιμοι, αἳ δὲ ἀνίατοι καὶ θανάσιμοι, οὕτω δὴ καὶ ἐπὶ τῶν ἁμαρτιῶν ἔχει, αἵτινες ψυχικαὶ ἀρρωστίαι ἢ πληγαί εἰσιν, ὅτι αἳ μὲν αὐτῶν εἰσὶ θανάσιμοι, αἳ δὲ ἀφέσιμοι καὶ
94 Makres vermeidet die Verwendung des Satisfaktionsbegriffs, weil dieser bei den griechischen Vätern, die Makres gut kannte, nicht vorkommt. Er unterteilt dennoch die Buße, wie die meisten Autoren seiner Zeit, in drei Teile, nämlich in Reue, Beichte und einen dritten Teil, der „die vom Geistlichen bestimmten Bußauflagen, wie etwa Gebe‐ te, Almosengaben, Fasten, Pilgerschaft zu heiligen Orten und zu Kirchen, und anderes Ähn‐ liches, das dem Geistlichen recht scheint“ umfasst («τούτῳ δὲ τῷ τρίτῳ τῆς μετανοίας μέρει προσεῖναι χρή, καὶ οὓς ὁ πνευματικὸς ἐπιδίδωσι κανόνας, οἷον προσευχάς, ἐλεημοσύνας, νηστείας, ἐπίσκεψιν ἁγίων τόπων, καὶ ἐκκλησιῶν, καὶ ἄλλα τούτοις παραπλήσια, τὰ τῷ πνευματικῷ δόξαντα», Μακρὴς 1699, 131). Makres umschreibt hier offensichtlich das Wort Satisfaktion, indem er es wohl wie die meisten griechi‐ schen Autoren seiner Zeit mit der Bußauflage identifiziert. 95 Zum Werk des Gennadios s. Tinnefeld 2002, 477‐541 (Literatur); s. auch Podkalsky 1988, 81‐83; Livanos 2006; Φαράντος 1969.
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μοι, ἄλλαι δὲ ἀφέσιμοι, καὶ συγγνω‐ σταί. Ἐπειδὴ ὅμως καὶ κατὰ τοὺς φιλοσοφικοὺς κανόνας, τῶν ἐναντίων ἡ αὐτὴ λέγεται ἐπιστήμη, ὅταν γνωρισθοῦν αἱ πρὸς θάνατον ἁμαρτίαι, γίνονται πασίδηλοι καὶ αἱ συγγνωσταί, αἱ ὁποῖαι ἀναμεταξύ των διαφέρουσι καὶ κατὰ τὸ ὑποκείμενον, καὶ κατὰ τὸ τέλος. Θανάσιμος λοιπὸν ἁμαρτία κοινῶς κατὰ τοὺς ἱεροὺς διδασκάλους, εἶναι κάθε ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου ἐν τῇ ζωῇ ταύτη, κατὰ τὴν ὁποίαν ἐνέργειαν φθείρεται ὁ λόγος τῆς διπλῆς ἀγάπης, δηλονότι τῆς πρὸς τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησίον, ὅθεν καὶ ὁ Κύριος εἶπεν, ὅτι ὁ νόμος ἅπας, καὶ οἱ Προφῆται κρέμανται εἰς τὰς δύο ταύτας ἐντολάς. Ἡ α’. εἶναι, ἀγαπήσεις Κύριον τὸν Θεόν σου καὶ ἡ β’. καὶ τὸν πλησίον σου ὡς σεαυτόν, διότι σκοπός, καὶ τέλος πάσης θείας νομοθεσίας εἶναι, νὰ προσκολληθῇ ἡ ἀνθρωπίνη ψυχὴ εἰς τὸν Θεόν, ὡς ἔσχατον τέλος, καὶ ἔσχατον ἀγαθόν. Καὶ τοῦτο γίνεται διὰ τῆς τηρήσεως τῶν ἐντολῶν, ὅτι ὁ ἀγαπῶν αὐτόν, τὰς ἐντολὰς αὐτοῦ τηρεῖ, αἱ δὲ ἐντολαὶ ἅπασαι συμπεραίνουσι νὰ ἀγαπῶμεν τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησί‐ ον, διότι καὶ πᾶσα τοῦ ἀνθρώπου ἐνέργεια, ἢ πρὸς τὸν Θεὸν ἀμέσως ὁρίζεται, ἢ πρὸς τὸν πλησίον, καὶ δι’ αὐτοῦ πρὸς τὸν Θεόν, καὶ ὅταν ἡ τοιαύτη ἐνέργεια εἰδοποιῆται διὰ τῆς ἀγάπης, εἶναι, καὶ λέγεται ἀρετή, ἀμὴ ὅταν εἶναι χωρὶς τῆς ἀγάπης, καὶ ἀκολούθως ἀποκεχωρισμένη ἀπὸ τὸν Θεὸν καὶ
συγγνωσταί. Φανερωθεισῶν δὴ πρῶτον τῶν θανασίμων, καὶ ὁ περὶ τῶν συγγνωστῶν λόγος εὐθὺς ἔκδηλος ἔσται. Καθόλου μὲν οὖν πρὸς θάνατον ἁμαρτία ἐστὶ πᾶσα ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου ἐν τῇ ζωῇ ταύτῃ, ἐν ᾗ ἐνεργείᾳ φθείρεται ὁ λόγος τῆς διπλῆς ἀγάπης τῆς τῷ Θεῷ δηλονότι ὀφειλομένης καὶ τῷ πλησίον. ... Ἐντεῦθεν εἴρηται ὑπὸ τοῦ Κυρίου, ὅτι ὁ νόμος ἅπας καὶ οἱ προφῆται ἐκ τῶν δύο ἐντολῶν τῆς ἀγάπης ἤρτηνται· «Ἀγαπήσεις γάρ, φησί, Κύριον τὸν Θεόν σου, καὶ τὸν πλησίον σου ὡς σεαυτόν». Πάσης μὲν γὰρ θείας νομοθεσίας σκοπός, τὸ προσκολληθῆναι τῷ Θεῷ τὴν ἀνθρωπείαν ψυχήν, ὅς ἐστιν ἀγάπη, κατὰ τὸν θεῖον Ἀπόστολον, καὶ ἔσχατον τέλος καὶ ἔσχατον ἐφετόν· τοῦτο δὲ γίνεται διὰ τῆς ἀγάπης αὐτοῦ, ἥτις ἐστὶν ἐν τῇ τηρήσει τῶν ἐντολῶν αὐτοῦ· «Ὁ γὰρ ἀγαπῶν αὐτόν, φησί, τὰς ἐντολὰς αὐτοῦ τηρεῖ»· αἱ δὲ ἐντολαὶ πᾶσαι ἢ τὸ ἀγαπᾶν τὸν Θεὸν νομοθετοῦσιν, ἢ τὸ τὸν πλησίον ἀγαπᾶν συμπεραίνουσι, διότι καὶ πᾶσα τοῦ ἀνθρώπου ἐνέργεια ἢ πρὸς τὸν Θεὸν ἀμέσως ὁρίζεται, ἢ πρὸς τὸν πλησίον ἀμέσως, δι’ αὐτοῦ δὲ πρὸς τὸν Θεόν· καὶ εἰδοποιουμένη μὲν διὰ τῆς ἀγάπης ἀρετή ἐστι καὶ λέγεται·
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τὸν πλησίον, εἶναι ἁμαρτία, καὶ πονηρία. Νοταρᾶς 1724, 72f.
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ἐστερημένη δὲ τῆς ἀγάπης, καὶ οὕτω τοῦ Θεοῦ καὶ τοῦ πλησίον ἀπεστραμμένη, ἁμαρτία καὶ πονηρία. Σχολάριος ed. M. Jugie u.a., Bd. 4, 274
Die Verwendung der Schrift des Gennadios über die Todsünden 96 und die lässlichen Sünden verbindet die Διδασκαλία mit den ersten Jahren der Zeit der Türkenherrschaft. Wenn man in Betracht zieht, dass außer Gennadios noch Severos, Mogilas und Makres die Quellen der Διδα‐ σκαλία sind, wird deutlich, dass Chrysanthos eine Auswahl aus dem zeitgenössischen und dem herkömmlichen theologischen Denken ge‐ troffen hat. Dass Chrysanthos aber auch ein Werk von Gennadios aus‐ wählte, ist ebenfalls kein Zufall, sondern hängt mit der theologischen Richtung seiner Umgebung zusammen. So erfahren wir von einem 1672 geschriebenen Brief des Dragomans der Pforte, Panagiotes Nikou‐ sios, der in Verbindung mit dem Patriarchat von Jerusalem stand und die Erstauflage der Ὁμολογία von Mogilas finanziert hatte, dass dieser beabsichtigte, das Werk des Gennadios gegen die Lateiner zu drucken; zugleich bittet er den Adressaten Dositheos um ein Exemplar des Wer‐ kes des Gennadios über die Sakramente (Περὶ μυστηρίων), damit er dieses dem französischen Botschafter in Konstantinopel schenken kön‐ ne 97 . Gennadios wurde von Dositheos und seiner Umgebung als ein 96 Das Werk des Gennadios Über die Todsünden und die lässlichen Sünden war in der Beichtliteratur nicht unbekannt. Es wird etwa in einem wichtigen unedierten beicht‐ theologischen Werk von Nikolaos Malaxos (†ca. 1587), das in Venedig verfasst wor‐ den ist, aufgenommen (Ms 411, 3rf.). Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Text auch von weiteren Autoren handschriftlicher Beichtbücher verwendet wurde, da sich keine direkte Verbindung zwischen der Διδασκαλία und der Handschrift des Malaxos beobachten lässt. Auch Nikodemos und Kallinikos sollten in ihren Beicht‐ büchern diesen Text verwenden, beide allerdings über Chrysanthos. 97 „Was die Bücher angeht, die ich Ihr [sc. Deiner Seligkeit] zum Kopieren gab, bitte ich Sie, mir Bescheid zu geben, welche von diesen schon kopiert worden sind, und ich habe eine gute Gelegenheit, einige zum Druck zu geben. Und ferner bitte ich Sie [sc. Deine Seligkeit], das griechische Werk des Lehrers Syrigos gegen Kyrillos und die Rede des Scholarios über die unbefleckten Sakramente, die am Freitag des Lazarus im unglückseligen Palast gehalten wurde, zu finden, damit einer meiner Leute beide Bücher zusammen dem Botschafter Frank‐ reichs bringt, da ich sie ihm versprochen habe. Das ist nötig, weil ich erkannte, dass dieser Mann gottgeliebt und wahrheitsliebend ist, und ich halte ihn für einen besonders guten Freund. Ich möchte zusammen mit [Deinem] Brief das Werk des Altvaters [sc. Scholarios] gegen die Lateiner empfangen, und mit Gottes Hilfe werden wir es drucken“ («Γιὰ τὰ βιβλία, ὁποῦ τῆς ἔδωσα νὰ ἀντιγράψῃ, τὴν παρακαλῶ νὰ ἠξεύρω ποῖον καὶ ποῖον ἀντε‐ γράφθη, καὶ ὅτι ἔχω καιρὸν καλὸν διὰ νὰ στείλω μερικὰ νὰ τυπωθοῦν. Καὶ ἄλλο, τὴν παρακαλῶ, τὸ κατὰ τοῦ Κυρίλλου, τοῦ Συρίγου τοῦ διδασκάλου πόνημα τὸ ἑλληνικόν, καὶ τὸν λόγον τοῦ Σχολαρίου περὶ τῶν ἀχράντων Μυστηρίων, ὃν ἐξεφώνησεν ἐν
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Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griech. Theologie
Theologe betrachtet, dessen Lehre mit den von dieser Umgebung pro‐ pagierten theologischen Richtungen übereinstimmte. Eine Rolle spielte auch, dass Gennadios’ Name im Bewusstsein des Volkes eine besonde‐ re Autorität besaß. Deswegen hat Dositheos auch die Werke des Gen‐ nadios Περὶ τῆς ἐκπορεύσεως τοῦ ἁγίου Πνεύματος 98 (Über den Aus‐ gang des Heiligen Geistes) und Περὶ τῆς Σιμωνιακῆς αἱρέσεως ἢ ἀπι‐ στίας99 (Über die Häresie oder den Unglauben der Simonie) u.a. in seinem Τόμος χαρᾶς gedruckt 100 . Später druckte dann Chrysanthos in seinem Συνταγμάτιον Gennadios’ Homilie «Περὶ τοῦ μυστηρίωδους σώματος καὶ αἵματος τοῦ Κυρίου» (Über den sakramentalen Leib und das Blut des Herrn) 101 . Auch aus der Heranziehung von Schriften des Gennadi‐ os wird deutlich, dass Chrysanthos in seine Διδασκαλία nur diejenigen Quellen aufnahm, die sein Onkel drucken und durchsetzen wollte.
4.5 Das Kapitel «Περὶ τῶν παλαιῶν ναῶν καὶ τῶν ἐν αὐτοῖς στάσεων» Chrysanthos integrierte überraschenderweise auch ein Kapitel über die Bußstufen in der Alten Kirche in sein Beichtbuch, in dem auch eine Beschreibung des altchristlichen Kirchenbaus enthalten ist. Dieses Ka‐ pitel ist deshalb beeindruckend, weil in keinem anderen gedruckten Beichtbuch etwas Entsprechendes zu finden ist und weil es keine ersichtli‐ che organische Rolle – etwa als historischer Rückblick ‐ in Chrysanthos’ Werk hat. Chrysanthos gibt als Quellen dieses Kapitels den 11. Kanon Gre‐ gors des Wundertäters und den 24. Kanon Basilius’ des Großen sowie – ohne nähere Angaben – Blastares an. Blastares behandelt in seinem Σύνταγμα in einem Kapitel mit dem Titel Περὶ τῶν τῆς μετα‐νοίας τόπων (Über die Orte der Buße) 102 die Bußstufen und führt ganz knapp die Teile des Kir‐ chenbaus auf. Die Beschreibung bei Chrysanthos geht aber anscheinend nicht zur Gänze auf Blastares zurück. Aus dem Σύνταγμα werden in τῷ δυστυχεῖ παλατίῳ τῇ Παρασκευῇ τοῦ Λαζάρου, νὰ τὸν εὕρῃ, καὶ τὰ δύο ὁμοῦ νὰ τὰ ὑπάγῃ ἐμὸς ἄνθρωπος εἰς τὸν πρέσβυν τῆς Φράντζας ὅτι τὰ ἔταξα, καὶ εἶναι ἀναγκαῖον, ἐπειδὴ καὶ ἐγνώρισα τὸν ἄνδρα θεοφιλῆ καὶ φιλαλήθη εἶναι, τὸν ἔχω διὰ ἐξαίρετον φίλον. Τὸ κατὰ Λατίνων τοῦ γέροντος ἤθελα νὰ ἰδῶ μὲ τὴν ἐπιστολήν, καὶ σὺν Θεῷ θέλομεν τὸ τυπώσει», Iorga 1915, 209f. Nikousios bezieht sich damit auf die Ἀντίρρησις des Syrigos gegen die Ὁμολογία des Kyrillos, die einige Jahre später durch Dositheos herausgegebenen wurde; dies zeigt nochmals, dass der Pat‐ riarch und sein Kreis bestimmte Autoren und Werke gezielt als Autoritäten der or‐ thodoxen Theologie durchzusetzen versuchten. 98 Νοταρᾶς 1698, 229‐291 99 Ebd., 307‐312. 100 Ebd. 312‐315. 101 Νοταρᾶς 1715, 134ff. 102 ΡΠ 6, 363f.
Das Beichtbuch von Chrysanthos Notaras
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der Διδασκαλία aber weiterhin noch die Kapitel Περὶ κατηχουμένων (Über die Katechumenen) 103 , Περὶ τῶν τῆς μετανοίας τόπων (Über die Orte der Buße) 104 und Περὶ ἀλογευσαμένων ἤτοι ζωοφθόρων (Über die tierisch Gewordenen, nämlich die Tierschänder) 105 verwendet.
5. Der Einfluss der Διδασκαλία des Chrysanthos auf die spätere Beichtliteratur Die Διδασκαλία des Chrysanthos Notaras hatte bedeutenden Einfluss auf die späteren Beichtbücher des Patriarchen Kallinikos III. und des Nikodemos Hagioreites. Dieser Einfluss wird in den einschlägigen Kapiteln ausführlich untersucht werden. Chrysanthos’ Werk hat aber auch die handschriftliche Tradition beeinflusst, die zu jener Zeit oft auf gedruckte Quellen zurückgriff. Denn obwohl seit Anfang des 17. Jh.s gedruckte Beichtbücher im Umlauf waren, hat dies die Fortsetzung der handschriftlichen beichttheologischen Tradition in keiner Weise been‐ det. So gibt es handschriftliche Beichtbücher bis ins 19. Jh., die oft Ko‐ pien von gedruckten Beichtbüchern darstellen. Manchmal war wegen der Seltenheit der gedruckten Beichtbücher (z.B. ist – wie gesagt ‐ kein einziges katalogisiertes Exemplar der Ausgabe der Ἐπίσκεψις aus dem Jahr 1707 erhalten) die handschriftliche Reproduktion leichter als die Auffindung eines Exemplars. Bei dem Nachklang, den die Διδασκαλία in der beichttheologischen Literatur fand, war es also zu erwarten, dass sie auch die handschriftli‐ che beichttheologische Tradition auf dem Berg Athos beeinflusste. Durch Untersuchung der unedierten akephalischen Handschrift Nr. 78 von Simonopetra habe ich festgestellt, dass im ersten Teil derselben die Kapitel mit den Titeln «Εἶναι χρεία νὰ λέγονται αἱ ἁμαρτίαι μία πρὸς μίαν;» (Ist es nötig, dass die Sünden eine nach der anderen aufgezählt werden?) 106 , «Ἂν εἶναι χρεία νὰ λέγῃ τινὰς ὅλας τὰς ἁμαρτίας;» (Ob es nötig ist, dass einer alle Sünden aufzählt?) 107 eine fast wortgetreue Abschrift der Διδασκαλία darstellen: Ἂν εἶναι χρεία νὰ λέγωνται αἱ ἁμαρτίαι μία πρὸς μίαν;
103 Ebd., 323; vgl. Νοταρᾶς 1724, 87. 104 Ebd., 363f.; vgl. Νοταρᾶς 1724, 85f. 105 Ebd., 78f.; vgl. Νοταρᾶς 1724, 86. 106 Ms 78, 5f. 107 Ebd., 7ff.
Εἶναι χρεία νὰ λέγονται αἱ ἁμαρτίαι μία πρὸς μίαν;
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Βέβαια μία πρὸς μίαν πρέπει νὰ λέ‐ γωνται πρὸς τὸν πνευματικὸν πατέ‐ ρα, καὶ ὄχι γενικῶς, καὶ περιεκτικῶς, καθὼς λέγουσιν οἱ νεωτερισταί, καὶ αἱρετικοί, διότι τὰ πολλά, καὶ διάφορα δέματα ἀδύνατον εἶναι νὰ λυθοῦν μὲ ἕνα λύσιμον, ἀλλὰ καθένα μὲ ἴδιον, καὶ ξεχωριστόν, καθὼς μήτε ὁ ἰατρὸς δὲν δύναται νὰ ἰατρεύσῃ πληγὴν ὁποῦ νὰ μὴν τὴν ἠξεύρῃ. Διὰ τοῦτο λέγει ὁ μέγας Βασίλειος, κακία σιωπηθεῖσα νόσος ὕπουλος ἐστὶ τῇ ψυχῇ, μήτε εἶναι δυνατὸν νὰ γίνεται ἄφεσις ἁμαρτιῶν, ἂν δὲν ἠξεύρουν οἱ πνευματικοὶ τὸ μέγεθος τῶν ἁμαρτημάτων, τὸ εἶδος,... Καὶ τὸ χείριστον ὅτι γίνεται καὶ ἱεροσυλία, ἡ ὁποία εἶναι κακίστη, καὶ θανάσιμος ἁμαρτία σιμὰ εἰς ἄλλας. Νοταρᾶς 1724, 10f.
Βέβαια μία πρὸς μίαν πρέπει νὰ λέ‐ γονται πρὸς τὸν πνευματικὸν πατέρα, καὶ ὄχι γενικῶς, ἤγουν καθόλου καὶ περιεκτικῶς, καθὼς λέγουσιν οἱ νεω‐ τερισταί, καὶ αἱρετικοί. Διότι τὰ πολ‐ λά, καὶ διάφορα δέμματα ἀδύνατον εἶναι νὰ λυθοῦν μὲ ἕνα λύσιμον, καθὼς μήτε ὁ ἰατρὸς δὲν δύναται νὰ ἰατρεύσῃ πληγὴν ὁποῦ νὰ μὴν τὴν ἠξεύρῃ. Διὰ τοῦτο λέγει ὁ μέγας Βα‐ σίλειος, κακία σιωπηθεῖσα νόσος ὕπουλος ἐστὶ τῇ ψυχῇ. Μήτε εἶναι δυνατὸν νὰ γίνεται ἄφεσις ἁμαρτιῶν, ἂν δὲν ἠξεύρῃ ὁ πνευματικὸς τὸ μέ‐ γεθος τῶν ἁμαρτημάτων. ...καὶ τὸ χείριστον, ὅτι γίνεται ἱεροσυλία, ἡ ὁποία εἶναι κακίστη, καὶ θανάσιμος ἁμαρτία σιμὰ εἰς τὰς ἄλλας ἁμαρτίας. Ms 78, 5f.
Nur diese zwei Kapitel der Διδασκαλία allerdings wurden ins hand‐ schriftliche Beichtbuch von Simonopetra integriert. Die kompilatorische Arbeitsweise des Chrysanthos in der Διδασκαλία stellt ein in der beicht‐ theologischen Literatur durchaus übliches Phänomen dar. Genau so freilich arbeiteten der Autor der Handschrift von Simonopetra und Patriarch Kallinikos in seinem Beichtbuch, aber in gewissem Sinne auch Niko‐ demos, der allerdings eine größere Anzahl verschiedener Quellen he‐ ranzog 108 .
108 Zur Auffassung der Autoren der Zeit der Türkenherrschaft über geistiges Eigentum s. Kap. VII Anm. 83.
VI. KAPITEL Das Beichtbuch des Patriarchen Kallinikos III. (1713 − 1791) 1. Der Autor Kallinikos 1 , mit weltlichem Namen Konstantinos Maurikios, wurde im Jahre 1713 in Zagora im Pelion‐Gebirge geboren. Später studierte er an der Patriarchatsschule in Konstantinopel und wurde im Jahr 1743 zum Metropoliten von Proilabos geweiht. Dort blieb er bis 1748 2 , um dann nach Konstantinopel zurückzukehren. Im Jahr 1757 wurde er zum Pat‐ riarchen von Konstantinopel gewählt, aber bereits sechs Monate später wieder abgesetzt und auf den Sinai verbannt. Die Ursachen für seine Wahl und darauffolgende Verbannung sind in seiner Beteiligung am Streit um die Wiedertaufe zu suchen 3 . Auf dem Sinai blieb er vier Jahre lang im Katharinenkloster. Von 1762 bis zu seinem Tod im Jahr 1791 lebte er in seiner Heimat Zagora. Kallinikos hat viele Werke verfasst, die zumeist als Handschriften der Bibliothek von Zagora erhalten sind 4 . Zwei davon sind zu seinen Lebzeiten gedruckt worden, nämlich die „Unterweisung für die Priester und Diakone“ (Διδασκαλία πρὸς τοὺς 1
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Ἀγγέλου 1963, 23‐29; Ἀραβαντινὸς 1960, 76; Βενδότης 1795, 88, 222; Γεδεὼν 1996, 541‐ 543; Ders. 1882, 778‐780; Γεωργιάδης 1883, 601‐604, 617‐621, 633‐634; Γιάγκου 1986, 281‐ 288; Δημητρακόπουλος 1871, 103f.; Δεληγιάννης 1925, 124‐136; 1926, 200‐207; 1927, 76‐ 80; 1928, 61‐64, 162‐165, 326‐337; 1929, 76‐80, 177‐180, 221‐224, 345‐347; Ders. 1936, 70f.; 1937, 155‐158, 269‐272; Ders. 1932, 412‐425; Κριτόπουλος 1915a; Ζαβίρας 1972, 410f.; Καλλινίκος 2004; Λιναρατάκης 1996; Σάθας 1868, 604; Σκουβαρᾶς 1964; Ders. 1970; Χρυσοβέργης 1995; Ders. 2000; Amato 1982, 185‐196; Knos 1962, 465; Papadopoulos 1952, 171ff.; Podskalsky 1980, 203, 332‐334, 380. Zu seiner Amtszeit in Proilabos s. Russo 1939, 265f. Spezielle Forschungen zum Problem der Wiedertaufe von Katholiken und Arme‐ niern, das in der Mitte des 18. Jh.s das Patriarchat von Konstantinopel beschäftigte, stehen noch aus; einen ersten Versuch unternimmt Χρυσοβέργης 2000, 64‐106; s. auch Λιναρατάκης 1996. Der Anlass des Streites war ein Reskript des Patriarchen Kyrillos V. auf die Frage einiger Priester von Galata, ob sie die Katholiken durch Myronsal‐ bung oder durch Wiedertaufe in die orthodoxe Kirche aufzunehmen hätten, antwor‐ tete der Patriarch, dass sowohl die Katholiken wie auch die Armenier wiedergetauft werden müssen. Das Patriarchat wurde daraufhin in Befürworter und Gegner der Wiedertaufe gespalten. Für ein ausführliches Werkverzeichnis s. Κριτόπουλος 1914.
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ἱερεῖς καὶ διακόνους) 5 (1786) und sein Beichtbuch „Unterweisung für Beichtväter“ (Διδασκαλία πρὸς τοὺς πνευματικοὺς πατέρας) 6 (1787).
2. Das Beichtbuch des Kallinikos: Zeit und Ort der Entstehung Nach seiner kurzen Amtszeit als Patriarch (16. Januar − 27. Juli 1757) wurde Kallinikos in das Sinai‐Kloster verbannt, wo er vier Jahre lang in Klosterhaft blieb. Während seines Aufenthaltes in dem nach seinen Berich‐ ten wenig gastfreundlichen Kloster, aus dem er schließlich ausbrach 7 , konnte Kallinikos im Studium in der Klosterbibliothek 8 und durch das 5
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Παπαδόπουλος 1984, 220 Nr. 2982; der vollständige Titel und eine Beschreibung bei Legrand 1928, 454f. Das Werk wurde im Jahr 1791 bei der Druckerei des Lampanit‐ ziotes in Wien zum zweiten Mal gedruckt, und zwar als Anhang zur Ausgabe des Gesamtwerks Symeons von Thessaloniki. Zum vollständigen Titel s.u. Anm. 31. Informationen über Kallinikos‘ Aufenthalt im Sinai, sowie über sein Leben überhaupt, sind aus seiner chronologischen Verserzählung über die Ereignisse aus der Zeit seiner Exilierung bis zu seiner Rückkehr in die Heimat Zagora zu gewinnen. Zur ungastli‐ chen Umgebung im Sinaikloster und zur feindlichen Haltung der Sinaimönche, vor allem des Abtes Serapheim, schreibt er: «Καθήμενοι οὖν εἰς Σινᾶ μὲ θλίψεις καὶ μὲ πόνους / καὶ κακουχίας περισσάς, φίλε, τοσούτους χρόνους / καὶ βλέποντες τὴν ἄμετρον ὠμότητα, κακίαν / ἀγριωτάτου μονιοῦ καὶ τὴν θηριωδίαν / τοῦ τρισβαρβάρου Σεραφεὶμ καὶ ὅτι ἐκινεῖτο / ἀσπλάγχνως πάντα καθ’ ἡμῶν καὶ ἐδιανοεῖτο / βουλεύματα ὀλέθρια, νέας ταλαιπωρίας, / περιφρονήσεις, διωγμοὺς καὶ ἄλλας ἐξορίας...». Die Haltung der Sinaimönche führt ihn zum Ausbruch: «μετὰ ἐξομολόγησιν καὶ συντριβὴν καρδίας / καὶ τὴν φρικτὴν μετάληψιν τῆς θείας Κοινωνίας, / τῇ πρώτῃ καὶ τῇ εἰκοστῇ τοῦ Ἰανουαρίου / ἐκ τῆς μονῆς ἐξήλθομεν καὶ τοῦ μοναστηρίου, / ἀπὸ τοῦ τείχους τοῦ αὐτοῦ διά τινος σχοινίου / ὡς Παῦλος ἐχαλάσθημεν ὑπὸ φίλου γνησίου / καὶ εἰς τὸ ἄρδι πέσαμεν πρώτου τινὸς Ἀράβων / τὰς χεῖρας τὸ νὰ φεύγωμεν πατέρων καὶ τῶν σκλάβων», s. Καλλίνικος 2004, 139‐141. «τὴν ἐν Σινᾷ καὶ Ῥαϊθοῦ καὶ εἰς τὴν ἐρημίαν / ἐκείνην ὄντα, μένοντα, καὶ τέλος τὰ βιβλία ἀρχαῖα / ἅπερ σώζονται ἐν τῇ μονῇ τῇ θείᾳ. / Τόσον δὲ μόνον γράφομεν ἐδῶ καὶ σημειοῦμεν / στενοχωρίαν περισσὴν πῶς σύρνουμεν, τραβοῦμεν», s. ebd., 135. Dass Kallinikos in der Bibliothek des Sinaiklosters studierte und ihre Bücher verwendete, geht auch aus einem Brief mit dem Titel „Antwort über die am Sonntag vollzogenen To‐ tengedenken“ («Ἀπόκρισις περὶ τῶν ἐν Κυριακῇ τελουμένων μνημοσύνων») hervor, in dem er seine Argumentation für den Vollzug des Totengedenkens am Sonntag mit Nachrichten belegte, die er – nach seinen Angaben ‐ in den Codices der Biblio‐ thek des Sinaiklosters entdeckt hatte (s. Τζώγας, 1969, 96f.). Nikodemos bezeichnete später diese Behauptung des Kallinikos als unglaubwürdig: „Und wenn er aber sagt, dass er, als er im Berg Sinai war, diese [Nachrichten] in dicken Codices las…Dann müssten jene dicken Codices, die dies beinhalten, nicht nur im Sinai, sondern auch in den Bibliotheken der heiligen Klöster des Heiligen Berges zu finden sein, die ja viel älter als das Kloster im Si‐ nai sind. Daher hat Herr Kallinikos, weil er dies, was er sagt, nicht anhand der gedruckten byzantinischen Geschichten oder anderer uns zugänglichen Bücher beweisen konnte, uns zum entfernten Sinai geführt, um seine Aussagen wahrscheinlicher zu machen“ («Εἰ δὲ καὶ λέγει, ὅτι εἰς Σινᾶ ὄρος εὑρισκόμενος, ἀνέγνωσε ταῦτα εἰς παχεῖς χάρτας... Ἔπειτα οἱ
Das Beichtbuch des Patriarchen Kallinikos III.
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Schreiben einen Ausweg aus seiner Melancholie finden 9 . Die Texte, die er im Kloster verfasste, hat er selbst aufgelistet. Diese Liste ist zusam‐ men mit anderen Notizen des Autors in den Handschriften Nr. 35 und Nr. 110 der Bibliothek von Zagora als Autograph enthalten 10 . Kallini‐ kos hatte seine im Sinai verfassten Texte schon dort in sechs Codices gebun‐ den. Der vierte und der sechste Band sind aber bei seiner Rückkehr vom Sinai nach einem abrupten Manöver des Schiffes im Nil verloren ge‐ gangen, wie er selbst erzählt 11 . In dem erwähnten Schriftenverzeich‐ nis 12 finden sich auch weitere Werke, die das Bußsakrament betreffen: „Beichtiger und Beichtender“ («Πνευματικὸς καὶ ἐξομολογούμενος»), „Bischof und Beichtiger“ («Ἐπίσκοπος καὶ Πνευματικός»), „Über die Beichte und Anderes“ («Περὶ ἐξομολογήσεως καὶ ἕτερα»), „Über die Beichte“ («Περὶ ἐξομολογήσεως»), „Weitere Unterweisung über die Beichte in ausführlichen Fragen und Antworten“ («Διδασκαλία ἑτέρα περὶ ἐξομολογήσεως κατ’ ἐρωταπόκρισιν διεξοδικὴ…») sowie ein Ἐγχειρίδιον. Das Interesse am Thema Beichte ist offensichtlich. Sein Beichtbuch verfasste Kallinikos anscheinend während seines Aufenthaltes im Sinai‐Kloster (1757‐1761). Unter den eben angeführten Schriften des Patriarchen hängen die handschriftlich erhaltenen mit dem Beichtbuch zusammen, mit Aus‐ nahme des Ἐγχειρίδιον. Sie stellen entweder Teile oder modifizierte Redaktionen des Beichtbuchs dar 13 . In den Handschriften Nr. 98 (heute verloren) und Nr. 106 ist das erwähnte Ἐγχειρίδιον erhalten, ein zwei‐ tes, knappes Beichtbuch, das nicht veröffentlicht wurde 14 . In zwei wei‐ teren Handschriften (Nr. 91 und 107) finden wir Zusammenfassungen des Beichtbuchs. Dieses selbst ist sowohl in Handschriften zu finden,
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παχεῖς ἐκεῖνοι χάρται οἱ τοῦτα περιέχοντες, δὲν ἔπρεπε νὰ εὑρίσκωνται μόνον εἰς τὸ Σινᾷ, ἀλλ’ ἔπρεπε νὰ εὑρίσκωνται καὶ εἰς τὰς βιβλιοθήκας τῶν ἱερῶν μοναστηρίων τοῦ Ἁγίου Ὄρους, τὰ ὁποῖα εἶναι πολλὰ ἀρχαιότερα ἀπὸ τὸ Μοναστήριον τοῦ Σινᾶ. Ὅθεν ὁ κὺρ Καλλίνικος μὴ ἔχων νὰ ἀποδείξῃ ταῦτα ὁποῦ λέγει ἐκ τῶν τυπωμένων Βυζαντίδων, καὶ ἄλλων βιβλίων ἡμῖν προχείρων, κενὸν μᾶς ἐπῆγεν εἰς τὸ μακρινὸν τόπον τοῦ Σινᾶ, διὰ νὰ κάμῃ πιθανωτέρους τοὺς λόγους του», Νικοδήμος 1819, 43; vgl. u. Kap. VII Anm. 88. Καλλίνικος 2004, 135‐138. Δυοβουνιώτης 1915a, 36; vgl. auch Ders. 1916, 244 Nr. 35; Ders. 1917, 84 Nr. 110. Καλλίνικος 2004, 152f. Δυοβουνιώτης 1915a, 36‐45. Μs 85 (f.1r‐23v); auch Ms 91 (S. 678‐684 ); Ms 97 (S. 241‐331); Ms 98 (f. 1r‐31r), Ms 106 (f. 1r‐27r), Ms 107 (S. 423‐428), hierzu s. Δυοβουνιώτης 1915b, 45; Ders. 1916, 448, 453, 458; Ders. 1917, 82f. Ich konnte dieses handschriftliche Beichtbuch nicht berücksichtigen, weil die Biblio‐ thek, in der es aufbewahrt wird, während meiner Forschung nicht zugänglich war; die benötigte Handschrift ist auch nicht auf Microfiche vorhanden.
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die vor seiner Veröffentlichung entstanden sind, wie auch in späteren Abschriften des gedruckten Buches 15 .
3. Der lange Weg zur Veröffentlichung Schon vom Sinai aus bemühte sich Kallinikos um die Veröffentlichung seines Beichtbuches. Wie er selbst in seinem autobiographischen Werk „Geschehnisse im Exil“ (Κατὰ τὴν ἐξορίαν ἐπισυμβάντα) mitteilt, gab er seine Werke zur Korrektur im Hinblick auf eine künftige Veröffentli‐ chung 16 . Kallinikos wollte zuerst einige Homilien über das Fasten, über die Apostel und zu Festen der Gottesgebärerin drucken lassen 17 . Wahr‐ scheinlich gehört das Beichtbuch zu den Werken, die er als nächste zur Korrektur gab. Er bat die Korrektoren seiner Schriften in einem Ge‐ dicht, diese von eventuellen häretischen Einflüssen zu säubern 18 . Da‐ durch wollte er wahrscheinlich eine förmliche Bestätigung der Ortho‐ doxie seines Werkes durch das Umfeld des Ökumenischen Patriarchats erreichen, wie ein weiter unten zitierter Brief des Autors zeigt. Eine Billigung der Werke durch das Patriarchat sollte sowohl die Veröffent‐ lichung seiner Schriften erleichtern, als auch den guten Namen des verbannten Patriarchen wiederherstellen. Wie wichtig dies Kallinikos war, zeigt die ausführliche Aufführung aller seiner ehemaligen Titel als Patriarch in den Briefen, die seine zur Korrektur geschickten Schriften begleiteten 19 . Mit der Billigung des Patriarchats wäre er imstande ge‐ wesen, seine Werke ohne Weiteres drucken zu lassen, sobald sich ein Geldgeber gefunden hätte. Als dies ihm viel später gelang, berief sich 15 Das Beichtbuch findet sich in den Handschriften Nr. 796 und Nr.1421 der Universi‐ tät Athen (s. Δυοβουνιώτης 1915a, 46), im Ms Nr. 822 der Bibliothek der Rumäni‐ schen Akademie (s. Litzica 1909, 532), im Ms Nr. 173 des Klosters Olympiotissa von Elassona (s. Σκουβαρᾶς 1967, 360) und im 1783 geschriebenen Ms Nr. 68 des Dousi‐ kou‐Klosters (s. Σοφιανός‐Δημητρακόπουλος 2004, 151). Ferner habe ich das Werk mit einer 1771 fertiggestellten unkatalogisierten Handschrift der Bibliothek Kourilas der Universität Ioannina identifiziert. 16 Καλλίνικος 2004, 135‐138. 17 Ebd., 137. 18 «καλῶς νὰ ἐρευνήσητε, νὰ περιεργασθῆτε / μὲ κάθε περιέργειαν, ἔρευναν, προθυ‐ μίαν, / μήπως ὑπάρχῃ ἐν αὐτοῖς ὅπερ τοὺς τὴν ἁγίαν / ὀρθόδοξον καθολικὴν καὶ θείαν Ἐκκλησίαν / ἡμῶν εἶν’ ἀπαράδεκτον ἢ ὅλως μαρτυρίαν / ἢ λέξιν παρὰ τὴν κοινὴν γνώμην θείων Πατέρων / κανονικῶν καὶ τῶν λοιπῶν ἁγίων ἡμετέρων. / Πα‐ ρακαλοῦμεν δὲ ἡμᾶς, τοῦτο ἀπαλειφθήτω / καὶ κατὰ γνώμην εὐσεβῆ αὐτὸ διορθω‐ θήτω», ebd., 136. 19 «Ὁ Κωνσταντινουπόλεως Καλλίνικος ἐλέῳ / Ρώμης ἀρχιεπίσκοπος Νέας γε τῷ ἐνθέῳ / καὶ οἰκουμενικὸς ποιμὴν πρὸς δὲ πατριάρχης / ὀρθόδοξος καὶ εὐσεβής, πιστῶν ὁ ποιμενάρχης / λίβελλον τοῦτον σύντομον, ὅνπερ ἀνέγνων γράφω / χειρὶ ἰδίᾳ τῇ ἐμῇ καὶ πάλιν ὑπογράφω», ebd., 138.
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Kallinikos tatsächlich auf eine solche Billigung 20 . Dennoch ist keine der Schriften, die Kallinikos vom Sinai aus zur Korrektur und Veröffentli‐ chung schickte, sofort in nächster Zeit gedruckt worden. Nach vielen Jahren betrieb Kallinikos erneut die Veröffentlichung seiner Werke, als sich in seinem Dorf Zagora, wo er sich nach dem Exil niedergelassen hatte, eine unerwartete Gelegenheit ergab. Diese bot ihm der in Amsterdam lebende Händler Ioannes Prigos aus Zagora, der selbst zwar nicht studiert hatte, aber von großem Eifer für die Förde‐ rung der Bildung in seiner Heimat beseelt war. Seine Heimatliebe führ‐ te ihn schließlich dazu, in Zagora eine Bibliothek und eine Schule, das sogenannte Ἑλληνομουσεῖον, zu stiften. Bei diesem wohltätigen Ver‐ such einer Förderung der Bildung in seiner Heimat zog Prigos Kallini‐ kos, mit dem er in Briefwechsel stand, zu Rate. Kallinikos fand hier die Gelegenheit, sich als Hirte und Patriarch zu betätigen, nunmehr aller‐ dings im ländlichen Zagora, da er laut einem Beschluss des Patriarchats seinen Titel nur unter der Bedingung beibehalten durfte, dass er sich im Umkreis von Zagora aufhielte. Immerhin hatte Kallinikos durch Prigos nun die Gelegenheit, bei diesen Bildungsmaßnahmen eine füh‐ rende Rolle zu spielen. Es ist auf seinen Einfluss zurückzuführen, dass Prigos seine Stiftungen fast ausschließlich auf Zagora begrenzte. Letz‐ terer fand seinerseits in Kallinikos einen wertvollen Mitarbeiter, der in seiner Heimat dank seinem Titel ein gewisses Ansehen genoss. Lange bevor Prigos seine Verbindungen mit seiner Heimat Zagora erneuerte, um sich schließlich dort für immer niederzulassen, führte ihn sein Eifer für die Bildung und den Glauben seiner unter türkischer Herrschaft lebenden Landsleute dazu, in Amsterdam den Neudruck zweier seiner Meinung nach wichtiger Bücher, nämlich der Πέτρα Σκαν‐ δάλου 21 des Elias Meniates (1669‐1714) und der Ὀρθόδοξος Ὁμολογία 22 20 S.u. Anm. 29. 21 Das Werk wurde 1760 in Amsterdam gedruckt, „auf Kosten des Ioannes Prigos von Zagora in Griechenland. Dieses Buch betrachte ich als nützlich für Viele“ («δαπάνῃ Ἰωάννου τοῦ Πρίγκου ἀπὸ Ζαγορᾶς τῆς Ἑλλάδος. Χρήσιμον ἡγοῦμαι τοῦτο τὸ βιβλίον τοῖς πολλοῖς») s. Legrand 1918, 513 Nr. 556. Die erste Ausgabe des Werkes erfolgte 1718 in Leipzig, s. Παπαδόπουλος 1984, 315 Nr. 4250. 22 S. ebd., 106 Nr. 1433; Prigos widmete diese Publikation seiner Heimat Zagora: „Mei‐ ner allerliebsten…Heimat Zagora, [widme ich] als eine Gegenleistung diese vorliegende or‐ thodoxe und christliche Confessio, die vom gelehrtesten Lehrer und Diakon Herrn Eugenios Voulgaris verfasst worden ist und durch mich gedruckt und publiziert werden wird; Dir [sc. Zagora] biete ich diese [Confessio] als höchstrechtschaffenes und nützliches Geschenk für Deine Jugend…“ («Τῇ παμφιλτάτῳ μοι…πατρίδι ζαγορᾷ, χάριν ἀνταμοιβῆς, τὴν δὲ παρὸν ὀρθόδοξον, καὶ χριστιανικὴν ὁμολογίαν, τὴν παρὰ τοῦ σοφολογιωτάτου διδα‐ σκάλου Ἱεροδιακόνου, κυρίου εὐγενίου τοῦ βουλγάρεως πεπονημένην, καὶ ἐκδοθησο‐ μένην παρ’ ἐμοὶ εἰς τύπον, προσφέρω σοι αὐτὴν ὡς δῶρον χρηστότατον καὶ ὠφέλιμον τῶν νέων σου...»).
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des Eugenios Voulgaris (1716‐1806), zu finanzieren. Das zweite Buch wurde zusammen mit einigen ausgewählten Abschnitten aus dem Werk des Gennadios Scholarios und dem Nicaenoconstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis in einem Band gedruckt. Prigos ließ diese Bücher vor allem auf den ägäischen Inseln kostenlos verbreiten, um die Griechen dort gegen die Aktivitäten der katholischen Missionare zu unterstützen. In diesem Zusammenhang bat er Kallinikos, eine katechetische Unter‐ weisung zu verfassen, die in der Schule von Zagora als Handbuch verwen‐ det werden sollte, und versprach deren Finanzierung 23 . Kallinikos sah in diesem Angebot eine Chance, seine bereits verfass‐ ten Werke zu veröffentlichen. Er schrieb an Prigos nach Amsterdam, dass die in Venedig gedruckten „Christlichen Unterweisungen“ 24 für die Erziehung der Jugend ausreichend seien, und schlug ihm vor, anstatt dessen sein Beichtbuch zusammen mit seiner Auslegung der Göttlichen Liturgie (Ἑρμηνεία τῶν συμβεβηκότων τῆς θείας λειτουργίας) zu dru‐ cken, was Prigos tatsächlich tat. Kallinikos widmet dieses Werk dem Geldgeber 25 . Kallinikos beteiligte sich in den nächsten Jahren aktiv an der durch Prigos finanzierten Gründung einer höheren Schule und unterstützte finanziell sogar selbst die einfache Schule des Hl. Konstantin von Zago‐ ra, die er einst besucht hatte. Kallinikos wollte anscheinend dabei im‐ mer seinen Patriarchentitel demonstrieren. Dieses Interesse macht wohl auch einen beträchtlichen Teil seiner Motivation bei der Verfassung des Beichtbuches aus. Denn so meinte er als Oberhirte die mehrheitlich ungebildeten Beichtväter belehren zu können: wir werden Beichtigern und Priestern das ihnen Zuträgliche beibringen, damit sie nicht für ihre Unwissenheit bestraft werden 26 .
23 Σκουβαρᾶς 1964, 162f. 24 In der hier zu untersuchenden Zeit wurden in Venedig tatsächlich zahlreiche Διδα‐ σκαλίαι gedruckt (z.B. in den Jahren 1761, 1762, 1776, 1768, 1775, 1779, 1798, 1799), meistens allerdings anonym (hierzu s. Παπαδόπουλος 1984, 121, 149). 25 In seiner Widmung erklärte er auch, warum er beide Werke für nützlich hielt: „Wir haben es für vernünftig gehalten, Euer Ehren Vorliegendes zuzuschicken, da dieses nicht Kinder, sondern erwachsene und sogar weißhaarige Männer erzieht, [nämlich] Priester und Beichtiger, da es einiges äußerst Notwendiges enthält, was für ihren Beruf hilfreich ist“ («... ἐκρίναμεν εὔλογον νὰ πέμψωμεν τῇ αὐτῆς τιμιότητι τὰ παρόντα παιδαγωγοῦντα οὐ παῖδας, ἀλλὰ τελείους ἄνδρας, καὶ πεπολιωμένους μάλιστα, ἱερεῖς τε καὶ πνευμα‐ τικούς, ἐπειδὴ περιέχουσιν ἀναγκαιότατα τινὰ συμβάλλοντα τῷ αὐτῶν ἐπαγγέλματι», Σκουβαρᾶς 1964, 163f.). Das Widmungsschreiben findet sich, von Kallinikos selbst kopiert, im Codex 85 der Bibliothek von Zagora. B. Skoubaras, der es entdeckte, konnte feststellen, dass es in zwei Versionen geschrieben wurde. Es ist allerdings unbekannt, ob Kallinikos dem Prigos nur eine Version zuschickte oder aber beide, damit Letzterer nach Belieben eine auswählen könne. 26 «πνευματικοὺς καὶ ἱερεῖς διδάξωμεν τὰ συντείνοντα αὐτοῖς, ἵνα μὴ αὐτοὶ ποινὰς τίσωσι ἀμαθείας» Σκουβαρᾶς 1964, 165.
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Kallinikos pflegte ohnehin Priestern und Beichtvätern bei Gelegenheit Ratschläge zu erteilen; wie er selbst berichtet, wurden einmal einige Sinai‐Mönche gegen ihn handgreiflich, nur weil er ihnen Ratschläge zu geben wagte 27 . Von seinen pastoralen Ambitionen motiviert, hatte Kal‐ linikos schon vor der Publikation seines Beichtbuchs Abschriften davon unter den Priestern und Beichtvätern der Region verbreitet, wie aus einem Brief des Priestermönchs Anthimos Meliotes an Kallinikos her‐ vorgeht, in dem der Absender das Werk lobt 28 . Kallinikos schrieb an Prigos, dass er eine Billigung des Werkes durch die Heilige Synode des Ökumenischen Patriarchats „längst“ – schon während seines Aufenthaltes im Sinai‐Kloster ‐ erlangt habe 29 . Ihm fehle nur noch ein Geldgeber. Gleichwohl sind die beiden Hand‐ bücher des Kallinikos auch diesmal aus unbekannten Gründen nicht gedruckt worden. Die Veröffentlichung sollte erst Jahre später erfolgen: im Jahr 1786 wurde die „Unterweisung für die Priester und Diakone“ («Διδασκαλία πρὸς τοὺς ἱερεῖς καὶ διακόνους»), ein Jahr später auch das Beichtbuch gedruckt. Beide Werke wurden durch Baumeisters Druckerei 30 in Wien gedruckt und von Konstantinos Kalaphates aus Zagora finanziert. Das Beichtbuch ist dem Metropoliten von Demetrias und Bruder des Au‐ tors, Gregorios, gewidmet 31 . Wer war aber dieser Geldgeber, dank des‐ 27 Dies geschah am Ostersonntag: Einige Sinaimönche, deren „Anführer“ der Verwal‐ ter des Klosters Anthimos der Lahme war, griffen ihn mit Messern und Holzstangen an, weil er „sie in väterlicher Weise ermahnte und rügte“ («ἐνουθέτει αὐτοὺς πατρικῶς καὶ ἔλεγχεν...»). Kallinikos exkommunizierte Anthimos, hob aber später die Exkom‐ munikation wieder auf. Die Haltung der Sinaimönche gegenüber Kallinikos war nach seinen eigenen Erzählungen auch vor diesem Ereignis schon nicht gastfreundlich, sondern feindlich. Dass er sie trotzdem ermahnte, zeigt, dass Kallinikos Gefallen am Erteilen von Ratschlägen hatte und darin wohl einen Ausdruck bzw. eine Bestäti‐ gung seines Patriarchentitels sah. Die Sinaimönche waren freilich anderer Meinung (s. Δεληγιάννης 1927 76 ; s. auch Ders. 1928, 164f.). 28 «...πρὸς τὴν βίβλον αὐτοῦ. Πατριάρχου (ἢ ἀρχιθύτου) πολυΐστορος ἔργμα γε ἔπλετο πυκτίον τουτί, ἀνδρὸς ἀριπρεπέος, τοὔνομα Καλλινίκου, πνευματικοὺς διδάσκον, καὶ ἀποφαῖνον, πῶς χρὴ συγχωρεῖν μερόπων. Τῆς ὑμετέρας θεοσόφου παναγιότητος ὅλος ὁ ὑποκλινὴς ὀ ἐν Ἱερομονάχοις... Ἄνθιμος Μηλιώτης», Σκουβαρᾶς 1964, 234. 29 „Nachdem wir sie [sc. unsere Texte] längst der Heiligen Synode unserer Großen Kirche Christi zeigten, und es bezeugt wurde, dass sie gut und orthodox sind, wenden wir uns da‐ mit, bewogen durch väterliche Liebe, an Euer höchst rechtschaffenen Ehren“ («... ἐπειδὴ πρὸ πολλοῦ τῇ Ἱερᾷ Συνόδῳ τῆς καθ’ ἡμᾶς τοῦ Χριστοῦ Μεγάλης Ἐκκλησίας ἐπεδείξαμεν, καὶ ὡς καλῶς καὶ ὀρθοδόξως ἔχοντα ἐμαρτυρήθησαν, ἤδη λοιπὸν καὶ προσφωνοῦμεν ταῦτα τῇ ὑμετέρᾳ χρησιμοτάτῃ τιμιότητι, ἀγάπῃ πατρικῇ πρὸς τοῦτο κινούμενοι...», ebd., 163f.). 30 Zur Druckerei Baumeisters und zur Person des Druckers s. Mayer 1887, 63f.; s. auch Staikos 1995, 40f. 31 Der vollständige Titel lautet: ΔΙΔΑΣΚΑΛΙΑ πρὸς τοὺς ΠΝΕΥΜΑΤΙΚΟῪΣ ΠΑΤΈΡΑΣ ἤτοι Ἑρμηνεία Ἀκριβεστάτη περὶ ἘΞΟΜΟΛΟΓΉΣΕΩΣ λίαν ὠφέλιμος διὰ τοὺς Ἐξομολογούντας, κ(αὶ) Ἐξομολογουμένους· Κατ’ ἐρωταπόκρισιν, Ἐπισκόπου, καὶ
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sen der Traum des Kallinikos, seine Werke zu veröffentlichen, nach 25 Jahren verwirklicht werden konnte? Diese Frage stellt sich schon der Kommentator der Zweitauflage des Beichtbuchs, der Metropolit Samu‐ el von Mesembria: „K. Kalaphates bleibt uns unbekannt, trotz der großen Anstrengungen, diesen Kerl ausfindig zu machen“ 32 .
Wir wissen, dass Kalaphates Sohn des Nikolaos Reizes und der Schwe‐ ster von Gregorios und Kallinikos, Maria, und somit Neffe beider Bi‐ schöfe war 33 . Kalaphates war aber auch mit I. Prigos verwandt, da die‐ ser dessen Schwester und Nichte des Kallinikos, Aikaterine, geheiratet hatte. Die Ehe des fünfzigjährigen Prigos mit der knapp zwanzigjähri‐ gen Aikaterine rief Reaktionen der Einwohner von Zagora hervor, die behaupteten, dass die Familie des Patriarchen diese Ehe guthieß, um des Vermögens von Prigos habhaft zu werden. Es ist aber unbekannt, ob es Prigos war, der Kalaphates das Geld zur Finanzierung der Publi‐ kation gab oder ihn dabei unterstützt hatte. Daraus ergibt sich, dass die Veröffentlichung des Beichtbuchs Produkt einer persönlichen Ambition war, die zur Familienangelegenheit wurde. Die Ausgabe von 1787 war nicht Ergebnis kirchenpolitischer Initiativen, wie es bei den früheren Beichtbüchern der Fall war. Sie war vielmehr Ausdruck der Bestrebung eines untätigen Patriarchen, seiner pastoralen Rolle, die nur durch sei‐ ne Familie 34 und einen Teil der örtlichen Gesellschaft von Zagora bestä‐ tigt wurde, einen gewissen Inhalt zu verleihen. Πνευματικοῦ ΣΥΛΛΕΧΘΕΙ~ΣΑ παρὰ τοῦ Παναγιωτάτου, πρώην Πατριάρχου Κωνσταντινουπόλεως Κυρίου Κυρίου, ΚΑΛΛΙΝΊΚΟΥ Νῦν τύποις ἐκδοθεῖσα ἀναλώ‐ μασι Κωνσταντίνου Καλαφάτη τοῦ ἐκ Ζαγορᾶς κ(αὶ) Ἀφιερωθεῖσα. Τῷ Πανιερωτάτῳ Ἀρχιεπισκόπῳ Δημητριάδος, κ(αὶ) Ζαγορᾶς Κυρίῳ, Κυρίῳ ΓΡΗΓΟΡΊῼ ᾳψπζ. ἐν ΒΙΈΝΝΗ, 1787· / Παρὰ Ἰωσήπῳ τῷ Βαουμεϊστέρῳ. 32 «ἀπορεῖται ὁ Κ. Καλαφάτης, καίτοι σπουδῆς πολλῆς γενομένης εἰς τὴν τοῦ ὑποκειμένου εὕρεσιν», Καλλίνικος 1837, γ’. 33 Konstantinos Kalaphates ist am 16. Juli 1752 geboren (s. Σκουβαρᾶς 1964, 241, Anm. 2 und 3). 34 Die engen Beziehungen des Kallinikos zu seiner Familie bestätigt eine Nachricht aus der Kirchengeschichte (Ἐκκλησιαστικὴ Ἱστορία) des Sergios Makraios. Kallinikos, das Amt des Patriarchen eigennützig missbrauchend, machte aus dem Bistum De‐ metrias eine Metropolie und erhob seinen Bruder Gregorios, der damals noch Laie war, zum Metropoliten: Kallinikos amtierte als Patriarch „für sechs Monate und acht Tage, wobei er vom Anfang an in eine große Wirrnis geriet und die größte Gefahr durch‐ machte; und er konnte nur wenig nützlich werden wegen der allgemeinen Missgunst gegen ihn, die von einer ungerechten Verleumdung bewirkt wurde. Er selbst hat keinen Nutzen ge‐ zogen, außer dass er seinen Bruder vom Laienstand zum Bischof von Demetrias erhob und weihte, und dieses Bistum von [der Metropolie von] Larissa verselbständigte und mit dem [Titel der] Metropolie ehrte; dadurch schien es, dass er seine eigene Heimat begünstigte und sich selbst einen bequemen künftigen Lebenswandel bei seinen Verwandten vorbereitete“ («μῆνας ἓξ καὶ ἡμέρας ὀκτώ, εἰς πολλὴν ἐμπεσὼν κατ’ ἀρχὰς ταραχήν, καὶ κίνδυνον τὸν ἔσχατον διελθών· μικρὰ δὲ ὠφελῆσαι ἴσχυσε διὰ τὴν κοινὴν ἐξ ἀδίκου διαβολῆς
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Dies war jedoch bei der zweiten Auflage nicht der Fall. Denn das Beichtbuch sollte im Jahr 1837 35 auf Initiative des Metropoliten Kosmas von Chios bei der Patriarchatsdruckerei in Konstantinopel zum zweiten Mal gedruckt werden. Auf Anregung des Kosmas wurde diese Auflage vom Metropoliten Samuel von Mesembria 36 kommentiert. Dieser fügte dem Werk einige neue, aus verschiedenen Quellen kompilierte Kapitel hinzu, so dass die Zweitauflage ungefähr den doppelten Umfang der Ausgabe von 1787 hat 37 . Die Auflage vom Jahr 1837 wird allerdings δυσμένειαν, οὐδὲν ὠφεληθείς, εἰ μὴ τὸν ἀδελφὸν αὐτοῦ ἀπὸ λαϊκοῦ προαγαγὼν καὶ χειροτονήσας ἀρχιερέα Δημητριάδος, καὶ τὴν ἐπισκοπὴν ταύτην ἀπὸ Λαρίσσης ἀφελόμενος καὶ ἀρχιεπισκοπὴν τιμήσας, κεχαρισμένα ποιεῖν ἔδοξε τῇ ἰδίᾳ πατρίδι καὶ αὐτῷ ἄνετον τοῦ λοιποῦ βίου τὴν διαγωγὴν ἐν τοῖς οἰκείοις παρασκεύασεν», s. Μακραῖος 1872, 224). 35 Der vollständige Titel lautete jetzt: ΝΕΟΝ / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗΤΑΡΙΟΝ / Φιλοπονηθὲν παρὰ Σοφωτάτου, ἀοιδίμου Πατριάρχου / Κωνσταντινουπόλεως Κυροῦ ΚΑΛΛΙΝΙΚΟΥ, εἰς ἁ‐ / πλῆν φράσιν πρὸς κατάληψιν πάντων. / Ἐπιθεωρηθέν, καὶ ἀκριβῶς ἐπι‐ διορθωθέν τε καὶ σχολια‐ / σθὲν παρὰ τοῦ Πανιερωτάτου ἁγίου πρώην Μεσημ‐ / βρίας κὺρ ΣΑΜΟΥΗΛ, Ἀρχιδιδασκάλου τῆς κατὰ / τὸν Κουρούτζεσμεν Ἑλληνικῆς τοῦ Γένους Σχολῆς, / καὶ παρὰ τῶν λοιπῶν τῆς Ἐπιτροπῆς μελῶν ἐγκριθέν· / Νῦν πρῶτον, ἀδείᾳ τοῦ Παναγιωτάτου ἡμῶν / Δεσπότου, τοῦ Οἰκουμενικοῦ Πατριάρχου Κυρίου / Κυρίου ΓΡΗΓΟΡΙΟΥ, τύποις ἐκδίδοται· σπουδῇ καὶ φιλοτίμῳ δαπάνῃ τοῦ / Πανιερωτάτου ἁγίου Χίου Κυρίου / ΚΟΣΜΑ, πρὸς κοινὴν / τῶν Ὀρθοδόξων / ὠφέλειαν. / Ἐν τῷ τῆς Κωνσταντινουπόλεως Πατριαρχικῷ / Τυπογραφείῳ. / παρὰ Α. καὶ Θ. Ἀργυράμμῳ. / ᾳωλζ’. 36 Bemerkenswert ist, dass der Metropolit Samuel zwar in seinem Kommentar das Beichtbuch des Nikodemos benutzte, in dem dieser das Beichtbuch des Kallinikos als häretisch verurteilt, dennoch aber diese Vorwürfe nicht wahrgenommen zu ha‐ ben scheint [zu den Vorwürfen s.u. 249ff.]. In seinem Kommentar fasst Samuel die Ausführungen des Nikodemos über die lässlichen Sünden zusammen: «Καὶ ἡ μὲν Ζ’ ἁγία οἰκουμενικὴ Σύνοδος ἐν τῷ ε’ αὐτῆς κανόνα λέγει περὶ θανασίμου ἁμαρτήματος ἀλλὰ μερικῶς, μόνον περὶ τῶν προσφερόντων χρήματα αὐτοπροαιρέτως εἰς τὴν Ἐκκλησίαν, ἵνα λάβωσι βαθμόν τινα κλήρου. Ὁ δὲ Μητροφάνης Σμύρνης, καθολικώτερον λέγει θανάσιμον μέν, τὰ ὑπὸ τοῦ παλαιοῦ νόμου θανάτῳ τιμωρούμενα, ὡς τὸν ἀκούσιον φόνον καὶ ἄλλα. Ὁ δὲ Σιναΐτης Ἀναστάσιος λέγει θανάσιμον τὴν ἐν γνώσει γινομένην, καὶ μὴ θανάσιμον τὴν ἐν ἀγνοίᾳ», Καλλίνικος 1837, 33f. Anm. α’; vgl.: «Ὁ μὲν γὰρ Μητροφάνης Σμύρνης λέγει, ὅτι ἁμαρτία πρὸς θάνατον εἶναι, κάθε ἁμαρτία ὁποῦ ἐπαιδεύετο ἀπὸ τὸν παλαιὸν νόμον μὲ θανάτον, καθὼς ἦτον ἡ κατὰ Θεοῦ βλασφημία, ὁ ἑκούσιος φόνος, ἡ κτηνοβατία, καὶ ἄλλα. Μὴ πρὸς θάνατον δέ, ἐκείνη ὁποῦ δὲν ἐπαιδεύετο μὲ θάνατον, ὡσὰν ὁ ἀκούσιος φόνος, καὶ ἄλλα. Ὁ δὲ Σιναΐτης Ἀναστάσιος (ἐρωτ. νδ’.) λέγει, ὅτι πρὸς θάνατον ἁμαρτία εἶναι ἡ ἐν γνώσει γενομένη, μὴ πρὸς θάνατον δὲ ἡ ἐν ἁγνοίᾳ. Ἀλλὰ καὶ ἡ κατὰ Θεοῦ βλασφημία καὶ ἡ ἐν γνώσει μεγάλη ἁμαρτία, οἷον φόνος, μοιχεία, πρὸς θάνατον ἐστίν. Ὁ δὲ ε’. Κανὼν τῆς ζ’. συνόδου, καὶ ὁ Οἰκουμένιος, πρὸς θάνατον ἁμαρτίαν λέγουν τὴν ἀμετανόητον καὶ ἀδιόρθωτον», Νικόδημος 1794, 9 Anm. 1. Der Hinweis des Samouel auf das Werk des Metrophanes von Smyrna Ἑρμηνεία εἰς τὰς καθολικὰς ἐπιστολὰς zeigt, dass der Kommentator hier von Nikodemos abhängig ist, da Letzterer die einzige damals in Athos erhaltene Handschrift dieses besonders raren Werkes verwendet hatte (s. hierzu Νικόδημος 1806, ιστ’; vgl. Λάμπρος 1895, 374f.). 37 Die Kapitel, die er hinzufügt, sind folgende: „Nomokanon aus den Vätern der heiligen sieben Konzilien“ («Νομοκάνων ἐκ τῶν Πατέρων τῶν ἁγίων ἑπτὰ Συνόδων »), „Die Beichte
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bemerkenswerterweise als Erstauflage bezeichnet: «νῦν πρῶτον... τύποις ἐκδίδοται». Ferner wird mitgeteilt, dass sie auf einer vom Metropoliten Kosmas von Chios im Athoskloster Iviron gefundenen Handschrift basiert 38 . Dies weist darauf hin, dass die Editoren der Zweitauflage nichts von der Ausgabe vom Jahre 1787 wussten: in seinem Vorwort schreibt der Drucker das Werk dem Kallinikos aufgrund einer Mutma‐ ßung zu 39 . Ebenfalls durch Hypothesen versucht der Kommentator der Ausgabe, Samouel, den Autor unter den vier Patriarchen der Türken‐ herrschaft mit dem Namen Kallinikos zu finden. Selbst die Widmung des Geldgebers der Ausgabe von 1787, K. Kalaphates, die in der Hand‐ schrift des Ivironklosters abgeschrieben worden war und in der Publi‐ kation von 1837 übernommen wurde, ließ nicht den Verdacht aufkommen, dass das Werk schon publiziert gewesen sein könnte. Diese Widmung erklärte Samuel mit der Hypothese, dass das Werk eventuell zum Druck bestimmt war, aber nicht gedruckt werden konnte 40 . Nur 45 Jahre nach Kallinikos’ Tod wussten also seltsamerweise die Urheber der Ausgabe vom Jahr 1837, die ja von drei Metropoliten unterzeichnet wurde und bei der Druckerei des Patriarchats gedruckt wurde, von der Auflage vom Jahr 1787 nichts mehr. Die Erstauflage war also schon zu jener Zeit besonders rar geworden 41 . Aber auch alle anderen Beichtbü‐ cher und vornehmlich diejenigen, die in vielen Exemplare und in meh‐ reren Auflagen gedruckt wurden, sind außerordentlich selten. Dies ist höchstwahrscheinlich auf ihren intensiven Gebrauch als Handbücher in der Seelsorgepraxis zurückzuführen. Dass die Druckerei des Patriar‐ chats die athonitische Handschrift des Werkes von Kallinikos ohne
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der Frauen“ («Ἐξομολόγησις Γυναικῶν»), „Darüber, wie ein Bischof beichtet“ («Περὶ τοῦ πῶς ἐξομολογεῖται Ἀρχιερεύς»), „Die Beichte der Weltpriester“ («Ἐξομολόγησις κοσμικῶν Ἱερέων»), „Die Beichte der Laienmönche“ («Ἐξομολόγησις ἰδιωτῶν Μοναχῶν»), „9. Ka‐ non der Synode von Laodizea“ («Συνόδου τῆς ἐν Λαοδικείᾳ Κανὼν Θ’»), „Empfehlungs‐ schreiben“ («Συμμαρτυρικὸν γράμμα»), „Interpretation zu Johannes dem Faster“ («Ἑρμη‐ νεία Ἰωάννου τοῦ Νηστευτοῦ»), „Über den Beichtvater“ («Περὶ πνευματικοῦ»), „Über diejenigen, die freiwillig oder nach Folter Christus verleugnet haben“ («Περὶ ἀρνησαμένων τὸν Χριστὸν θεληματικῶς ἢ μὲ βάσανα»), „Gebete, die der Bischof dem Umkehrenden vorliest“ («Εὐχαὶ λεγόμεναι, παρὰ Ἀρχιερέως πρὸς τὸν ἐπιστρέφοντα»), „Verordnung der heiligen und ökumenischen sieben Konzilien“ («Διάταξις τῶν ἁγίων καὶ Οἰκουμενικῶν ἑπτὰ Συνόδων»), „Gottesdienstliche Ordnung für denjenigen, der von den Lateinern zu ei‐ nem orthodoxem Christen werden will, gedruckt durch die Große Kirche“ («Ἀκολουθία τυπω‐ θεῖσα ὑπὸ τῆς Μεγάλης Ἐκκλησίας, διὰ τὸν ἀπὸ Λατίνων μέλλοντα Χριστιανὸν γενέσθαι Ὀρθόδοξον»). Auch dieser Fall bezeugt die Praxis, gedruckte Beichtbücher in Handschriften zu kopieren (hierzu s. S. 163, 241f., 309f., Kap. I Anm. 102 und hierzu Anm. 13. Samuel nahm zu Recht an, dass Kallinikos III. der Autor des Beichtbuchs ist, obwohl er nicht wusste, dass Letzterer einen Bruder hatte, der Bischof war; s. Καλλίνικος 1837, α’, Anm. β’. Ebd. Dasselbe gilt für heute. Papadopoulos führt in seiner Bibliographie nur ein erhaltenes Exemplar auf.
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Weiteres publizierte, bezeugt ebenfalls das Bedürfnis nach Beichtbü‐ chern, das bis in die Mitte des 19. Jh.s fortbestand. Im Unterschied zur Erstauflage war also die zweite Ausgabe die Umsetzung eines Beschlusses des Patriarchats von Konstantinopel. Das Νέον Ἐξομολογητάριον war das zweite Beichtbuch nach demjenigen des Chrysanthos, das durch ein Patriarchat gebilligt und publiziert wurde 42 . Nach der Ausgabe des Beichtbuchs des Nikodemos hörte die Produktion von neuen beichttheologischen Werken auf. Dennoch sollten die theologischen und pastoralen Richtlinien des Patriarchats in den Gebieten unter osmanischer Herrschaft auch angesichts des neuen status quo nach der griechischen Revolution von 1821 unverändert bleiben. Gegen Ende des 19. Jh.s beauftragte das Patriarchat den Metropoliten Basileios von Anchialos mit der Abfassung eines neuen Beichtbuches; dieses Werk sollte aber nicht verwirklicht werden 43 . Die Auflösung des Osmanenreiches markierte auch das Ende der Abfassung von neuen Beichtbüchern, nicht aber die Verwendung der älteren.
4. Gestalt und Quellen des Beichtbuches Am Anfang seines Beichtbuchs 44 schreibt Kallinikos: „Alle heiligen Sakramente unserer heiligen Kirche müssen, o auserwählter Klerus Gottes, von würdigen Presbytern mit großer Frömmigkeit und Got‐ tesfurcht vollzogen werden“.
In seiner Einleitung zum Buß‐ und Beichtsakrament behandelt er die Sünde und ihre Absolution sowie die drei Teile des Sakramentes, Reue, Beichte und Satisfaktion. Ferner bezieht er sich auf die Qualifikationen, die bei einem Beichtvater vorauszusetzen sind. Ziel des Werkes sei, unwissenden Priestern und Beichtvätern zu helfen. Nach der Einleitung wird die Lehre von der Beichte in Form von Fragen und Antworten entwickelt. Der Bischof stellt an den Beichtiger 42 Auf dem Titelblatt steht: „Das vorliegende Beichtbuch, mit kirchlicher Druckerlaubnis herausgegeben, wurde gebilligt, nachdem es mit dem Original verglichen und als unverän‐ dert erfunden wurde, damit es unter allen Frommen frei verbreitet werde, da es nichts bein‐ haltet, was unserem orthodoxen Glauben, der Moral oder der [staatlichen] Macht zuwider ist. Daraufhin wird die vorliegende unterzeichnete Bewilligung gegeben, in Geltung gesetzt durch das patriarchale Siegel“ («Τὸ παρὸν Ἐξομολογητάριον, τὸ ἀδείᾳ Ἐκκλησιαστικῇ τύποις ἐκδοθέν, καὶ παραβληθὲν τῷ πρωτοτύπῳ, καὶ ἀπαράλλακτον εὑρεθέν, ἐνεκρίθη νὰ διαδοθῇ ἐλευθέρως πᾶσι τοῖς Εὐσεβέσιν, ἅτε μὴ ἔχον τι ἐνάντιον τῆς Ὀρθοδόξου ἡμῶν Πίστεως, τῆς Ἠθικῆς, καὶ τῆς Ἐξουσίας. Ἐπὶ τούτῳ δέδοται ἡ παροῦσα ἐνυπόγραφος ἔγκρισις, ἐπικυρωμένη τῆ Πατριαρχικῇ σφραγίδι). 43 S. Γεδεὼν 1916, 87. 44 Eine Darstellung des Inhalts und eine italienische Übersetzung einiger Abschnitte bietet Amato (s. Amato 1982, 180‐241).
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Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griech. Theologie
Fragen zur Beichte, wobei erwartet wird, dass dieser die richtige Antwort geben kann. Die Frage‐Antwort‐Struktur war, wie gesehen, in Katechis‐ men und Bekenntnisschriften üblich. Sie wurde ferner in den Beichtbü‐ chern des Rodinos und des Kritopoulos übernommen, da sie die Inhalte dem Volk zugänglicher machte. Nachdem der Beichtvater auf alle Fragen eine zufriedenstellende Antwort gegeben hat, gibt ihm der Bischof die Beichtbefugnis, lobt ihn für seine Gewissenhaftigkeit und erteilt ihm einige letzte Ratschläge.
4.1. Die Beziehung zum Werk Περὶ ἐξομολογήσεως des Rodinos 4.1.1 Die Art der Benutzung In seinem Vorwort gibt Kallinikos indirekt aber deutlich zu verstehen, dass sein Beichtbuch im Grunde keinen Anspruch auf Originalität erhebt; das Buch sei aus Werken mehrerer Lehrer zusammengetragen worden 45 . Dies hält auch der Geldgeber der Ausgabe, K. Kalaphates, in seiner Widmung fest 46 . Dennoch unterlässt es Kallinikos, seine Quellen an‐ zugeben mit Ausnahme einer Erwähnung der Lehre des Gennadios Scholarios über die Todsünden, des Beichtbuchs des Chrysanthos und der Ὀρθόδοξος Ὁμολογία. Außer Dyobouniotes hat kein Forscher den besagten einführenden Erklärungen des Autors und des Geldgebers die gebührende Aufmark‐ samkeit geschenkt. Nikodemos, der als erster dieses Werk behandelte, stellte fest, dass es ein Plagiat des irrgläubigen Beichtbuches des Rodi‐ nos darstelle, und tadelte Kallinikos dafür 47 . D. Georgakopoulos hat 1869 diese Feststellung des Nikodemos wiederholt und aus denselben Gründen wie der Hagiorit den Beichtigern empfohlen, das Beichtbuch des Kallinikos nicht zu verwenden 48 . Diese Sicht des Nikodemos wur‐ 45 Καλλίνικος 1787, ι’. 46 Kalaphates schreibt vom Autor: „und nachdem er Vieles aus den Heiligen Schriften und Vieles aus den Heiligen Vätern sammelte, Vieles aber auch von der eigenen hohen Betrach‐ tung und Erkenntnis dieser Dinge empfing, fügte er mit seiner großen Geisteskraft die vor‐ liegende zwar kurze, aber der Seele nützlichste Unterweisung sehr klug zusammen und bot sie an zur Heilung derjenigen, die unter dieser Krankheit leiden“ («καὶ δὴ πολλὰ μὲν ἀπὸ τῶν Ἱερῶν Γραφῶν, πολλὰ δὲ ἀπὸ τῶν ἁγίων Πατέρων συλλέξας, τὰ πολλὰ δὲ καὶ ἀπὸ τῆς ἑαυτοῦ ὑψηλῆς πρὸς ταῦτα θεωρίας καὶ γνώσεως παραλαβὼν τῇ ἑαυτοῦ μεγαλονοίᾳ μάλ’ εὐφυῶς συναρμόσας τὴν παροῦσαν σύντομον μὲν, ψυχοφελεστά‐ την δὲ Διδασκαλίαν πρὸς θεραπείαν τῶν ταύτην τὴν νόσον νουσούντων παρέθετο», Καλλίνικος 1787, β’. 47 Νικόδημος 1794, 67 Anm. 1. 48 Γεωργακόπουλος 1869, 155.
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de ferner von A. Demetrakopoulos 49 , B. Georgiades 50 , G. Podskalsky 51 , A. Amato 52 und T. Papadopoulos 53 wiederholt. In der Ausgabe vom Jahr 1837 wird allerdings nichts dergleichen gesagt, obwohl der Her‐ ausgeber das Beichtbuch des Nikodemos in seinem Vorwort erwähnt und Samuel von Mesembria dieses in seinem Kommentar heranzieht. Dyobouniotes behauptete, dass Kallinikos die Schrift Περὶ Ἐξομολο‐ γήσεως des Rodinos nicht plagiiert, sondern zusammen mit der Ἔκθεσις Εἰσαγωγικὴ des Bessarion Makres als Vorlage verwendet habe 54 . Er vertrat ferner die Auffassung, dass das Beichtbuch überhaupt keine häretischen Positionen beinhaltet, und bezeichnete die Vorwürfe des Nikodemos als ungerecht. Dennoch unterlässt es Dyobouniotes, seine These argumentativ zu untermauern, und begnügt sich mit der Be‐ hauptung: „Es erübrigt sich, zu sagen, dass Kallinikos’ Unterweisung über die Beichte nichts Faules oder Häretisches enthält“ 55 .
Angesichts dieser ohne nähere Begründung vertretenen gegensätzli‐ chen Bewertungen scheint eine Klärung nötig. Kallinikos hat tatsäch‐ lich das Werk des Rodinos als Vorlage verwendet. Dies geht schon aus dem Vorwort hervor, in dem er mitteilt, dass seine Διδασκαλία zwecks einer besseren Verständlichkeit in Fragen und Antworten strukturiert wurde. Der „Prüfer“ (ἐξεταστὴς) aus dem Beichtbuch des Rodinos wird bei Kallinikos zum Bischof, während der Antwortende in beiden Werken der Beichtiger ist, der bei Rodinos Ἐξαγοράρης, bei Kallinikos Πνευματικὸς genannt wird. Dennoch beschränkt sich Kallinikos nicht darauf, Rodinos bloß als Vorlage zu verwenden, wie Dyobouniotes meint, auch wenn er nicht im gesamten Beichtbuch ausschließlich von ihm abschreibt, wie Nikodemos und die ihm folgenden Forscher behaupte‐ ten. Vielmehr entnimmt Kallinikos umfangreiche Abschnitte dem Werk des Rodinos und unterzieht sie einer geringfügigen Bearbeitung. Unge‐ fähr zur Hälfte basiert sein Beichtbuch auf dem Werk des Rodinos. Im Folgenden bringe ich dafür einige Beispiele: Ἐπίσκοπος: Τί ζητεῖς πνευματικὲ πάτερ;
49 50 51 52 53 54 55
Δημητρακόπουλος 1871, 103f. Γεωργιάδης 1883, 620 Anm. 2. Podskalsky 1988, 380. Amato 1982, 294f. Papadopoulos 1952, 238f. Δυοβουνιώτης 1915a, 47f. Ebd., 48 Anm. 1.
Ἐξεταστής: Διὰ ποίαν ἀφορμὴν πνευματικὲ ἤλθες ἐδῶ ἐμπροστά μου.
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Πνευματικός: Τὸ ζήτημά μου εἶναι, ἂν εἶναι ὁρισμός σου, νὰ μοῦ δώσῃς θέλημα νὰ ἐξομολογῶ εἰς καμίαν ἐνορίαν, ἢ ἐκκλησίαν τῆς ἐπαρχίας σου. Καλλίνικος 1787, 1 Ἐπίσκοπος: Ἂν τινὰς διὰ τὴν συν‐ τριβήν, καὶ λύπην ὁποῦ ἔχει εὑρίσκεται εἰς τὴν χάριν τοῦ Θεοῦ ἔχει χρέος νὰ ἐξομολογηθῇ; Καλλίνικος 1787, 18 Πνευματικός: Ἀναγκαίως πρέπει ὁ πνευματικὸς νὰ ἐρωτᾷ διὰ τὰς περιστάσεις, καὶ τοὺς τρόπους ἐκεί‐ νους ὁποῦ κάμνουν μίαν ἁμαρτίαν θανάσιμον, νὰ γίνεται καὶ ἄλλως θανάσιμη, ἢ νὰ γίνονται διάφοραις, καὶ ἀκόμι ὅταν εἰς ἕνα καὶ μόνον ἔργον γίνονται πολλαῖς ἁμαρτίαις, ἀμὴ τότε ὅταν ἐκεῖνος ὁποῦ ἐξομολογεῖται δὲν ἠξεύρει νὰ τὰς εἰπῇ μόνος του. Καλλίνικος 1787, 47 Πνευματικός: Τινὲς διδάσκαλοι λέγουσι ὅτι πρέπει νὰ κανονίζονται κατὰ τοὺς κανόνας, ἤγουν νὰ τοὺς δίδεται τόσοι χρόνοι νηστεία, καὶ τόση προσευχὴ κατὰ τὴν ποσότητα τῶν ἁμαρτιῶν τους. Καλλίνικος 1787, 65
Ἐξαγορευτής: Ἦλθα διὰ νὰ μὲ ἐξετάξης ἂν ὁρίζῃς ἡ θεοφιλία σου καὶ νὰ μὲ δοκιμάσης ἂν ἦμαι καλὸς διὰ νὰ ἐξαγορεύω καὶ νὰ μοῦ δώσῃς θέλημα νὰ ἐξομολογῷ κατὰ τοῦ ὁρίζουν οἱ κανόνες τῶν συνόδων. Ροδινὸς 1671, 20 Ἐξεταστής: Ἂν ἴσως καὶ ἕνας ἄνθρωπος διὰ μέσον τῆς συντριβῆς καὶ τῆς λύπης ὁποῦ ἔχει εὑρίσκεται εἰς τὴν χάριν τοῦ Θεοῦ, χρεωστεῖ νὰ ἐξομολογηθῆ; Ροδινὸς 1671, 61 Ἐξαγοράρης: Πρέπει ὁ ἐξαγορευτὴς νὰ ἐρωτᾶ διὰ ταῖς περίστασες καὶ τοὺς τρόπους ἐκείνους ὁποῦ κάμνουν μιᾶς λογῆς ἁμαρτίαν θανάσιμην, νὰ γίνεται θανάσιμη καὶ ἄλλης λογῆς, ἢ νὰ γίνονται διάφοραις, καὶ ἀκόμη ὅταν εἰς ἕνα καὶ μόνον ἔργον γίνονται πολλαῖς ἁμαρτίαις ἀμὴ τότε ὅταν ἐκεῖνος ὁποῦ ἐξομολογᾶται δὲν ἠξεύρει νὰ ταῖς εἰπῆ ἀτός του. Ροδινὸς 1671, 107 Ἐξαγοράρης: Κάποιοι διδάσκαλοι λέγουσιν ὅτι χρεία νὰ κανονίζεται κατὰ τοὺς κανόνας ἤγουν νὰ τοὺς δίδονται τόσοι χρόνοι νηστείας, καὶ τόσοι προσευχῆς, κατὰ τὴν ποσότη‐ τα τῶν ἁμαρτιῶν τους. Ροδινὸς 1671, 127
Sowohl am Anfang des Beichtbuches wie auch am Anfang seiner Διδα‐ σκαλία πρὸς τοὺς ἱερεῖς καὶ διακόνους reproduziert Kallinikos den Anfang des Beichtbuches des Rodinos:
Das Beichtbuch des Patriarchen Kallinikos III.
Τὰ τῆς ἁγίας ἡμῶν Ἐκκλησίας Ἱερὰ μυστήρια, ὦ κλῆρος τοῦ Θεοῦ ἐκλεκτός, πρέπει νὰ ὑπηρετοῦνται ἀπὸ πρεσβυτέρους ἄξιους μὲ μεγάλην εὐλάβειαν, καὶ φόβον Θεοῦ· ἐξαιρέτως δὲ τὸ τῆς μετανοίας καὶ ἐξομολογήσεως μυστήριον εἶναι ἀνάγκη νὰ ἐκτελῆται ἀπὸ Ἱερεῖς ἀξίους, ἐμπείρους, σοφούς, καὶ μερικῶς εἰς αὐτὸ τὸ εἶδος γεγυμνασμένους... Καλλίνικος 1787, 1r
Τὰ τῆς ἁγίας ἡμῶν Ἐκκλησίας Μυστήρια, ὦ κλῆρος τοῦ Θεοῦ ἐκλεκτός, πρέπει νὰ ὑπηρετῶνται ἀπὸ πρεσβύτερους ἀξίους μὲ μεγάλην εὐλάβειαν, καὶ φόβον Θεοῦ· κατ’ ἐξοχὴν δὲ τὸ τῆς θείας Εὐχαριστίας, ἤτοι τῆς θείας λειτουργίας Μυστήριον, εἶναι ἀνάγκη νὰ ἐκτελῆται ἀπὸ λειτουργοὺς ἀξίους, εὐλαβεῖς, σοφούς, καὶ εἰς ἀρετὴν ὑπὲρ τοὺς Ἀγγέλους. Καλλίνικος 1835, 5
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Ἂν καλὰ καὶ ὅλα τὰ μυστήρια τῆς ἐκκλησίας πρέπει νὰ ὑπηρετοῦνται ἀπὸ τοὺς ἱερεῖς εἰς σωτηρίαν τῶν ἀνθρώπων μὲ πολλὴν προσοχήν, καὶ ἐπιμέλειαν, καὶ κάθε ἕνα ἀπ’ αὐτὰ τὰ μυστήρια νὰ ἔχῃ χωριστὰ τὸ τέλος του διὰ τὸ ὁποῖον εἶναι δοσμένον ἀπὸ τὸν Θεόν, ὅμως μοῦ φαίνεται ὅτι ἀπὸ ὅλα τὰ μυστήρια, τὸ μυστήριον τῆς μετανοίας καὶ ἐξομολογήσεως εἶναι πλέον χρεία νὰ ὑπηρετᾶται ἀπὸ ἀνθρώποις προκομμένους, καὶ μερικῶς εἰς ἐτούτην τὴν ὑπόθεσιν δοκιμασμένους. Ροδινὸς 1671, 8
In der gesamten Einleitung schreibt Kallinikos den Text des Rodinos aus. Selbst die Darlegung der Gründe für die Abfassung des Beichtbuchs übernimmt Kallinikos von Rodinos: καὶ νὰ κλαύσῃ τὴν τόσην δυστυχίαν, καὶ ἀμάθειαν τοῦ γένους ἡμῶν, τοῦ ποτὲ τοιούτου εἰς τὴν σοφίαν, καὶ εἰς τὰς ἀρετάς, καὶ εἰς τὸν φόβον τοῦ Θεοῦ. Διὰ τὴν ὁποίαν δυστυχίαν, ἐξ ἀγάπης θείας, καὶ τοῦ γένους ἡμῶν παρακινηθείς, ἠθέλησα διὰ μικρὰν
Ἐτοῦτο [sc. die Unwissenkeit] ἠξεύροντας ἐγὼ καὶ βλέπωντας εἰς πολλοὺς τόπους ὁποῦ ἐπεριπάτησα πεμπάμενος ἀπὸ τὴν ἁγίαν τῶν Θεοῦ ἐκκλησίαν, καὶ θέλωντας εἰς τοῦ νὰ βοηθήσω τὸ κατὰ δύναμιν ἐβάλθηκα καὶ ἐτύπωσα αὐτὸ τὸ μικρὸν ἀμὴ
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βοήθειαν νὰ συλλέξω ἀπὸ διαφόρους διδασκάλους τὸ μικρὸν τοῦτο βιβλιάριον κατὰ τὴν ποσότητα, ἀλλὰ μεγάλον κατὰ τὴν ποιότητα καὶ νὰ τὸ προσφέρω εἰς τοὺς ἁπλούς, καὶ ἀμαθεῖς ἱερεῖς, καὶ πνευματικούς, τὸ ὁποῖον ἐσχεδιάσθη κατ’ ἐρώτησιν, καὶ ἀπόκρισιν, διὰ νὰ τὸ καταλαμβάνουν μὲ εὐκολίαν· καὶ εἶναι ἀναγκαῖον ἔτι καὶ ὠφέλιμον καὶ εἰς τοὺς κοσμικούς, ἐπειδὴ καὶ τοὺς μὲν ἱερεῖς διδάσκει πῶς νὰ ἐξομολογοῦνται, πῶς νὰ ἐξετάζουν τὴν συνείδησίν τους, καὶ πῶς νὰ ἑτοιμάζονται ὅταν θέλουσι νὰ ὑπάγουν εἰς τὸν πνευματικόν… Καλλίνικος 1787, ι’f.
πολλὰ χρειαζόμενον βιβλίον εἰς αὐτὴν τὴν ὑπόθεσιν διὰ τοὺς ἁπλοὺς ἱερεῖς· τὸ ὁποῖον τὸ ἐτυπώσα κατ’ ἐρώτησιν καὶ ἀπόκρισιν διὰ νὰ γροικᾶται μὲ πλέα εὐκολίαν. εἶναι ἀκόμι χρειαζόμενον καὶ διὰ τοὺς κοσμικοὺς ἐπειδὴ τοὺς ἱερεῖς τοὺς διδάσκει πῶς νὰ ἐξομολογοῦν, ἐτούτας πῶς νὰ ἐξομολογοῦνται, πῶς νὰ περιετοιμάζωνται ὅταν θέλωσι νὰ ὑπάγουν εἰς τὸν πνευματικόν τους πατέρα... Ροδινὸς 1671, 14f.
Man darf allerdings nicht vorschnell den Schluss ziehen, dass Kallini‐ kos das Vorwort des Rodinos blind abgeschrieben hat, da er an anderen Stellen seine Vorlage durch Zusätze und Auslassungen modifiziert. Er hat den zitierten Abschnitt aus dem Vorwort des Rodinos wohl vor allem deswegen abgeschrieben, weil seine Zielsetzung mit derjenigen des Rodinos identisch war. Wie gesagt verfasste Kallinikos das Buch für ungebildete Priester, die er selbst als Protosynkellos, Metropolit von Proilavos und Patriarch kennengelernt hatte. Schon während seines Aufenthaltes auf dem Sinai wechselte er Briefe mit dem Patriarchen Matthäus von Alexandrien und beriet ihn in verschiedenen pastoralen Angelegenheiten 56 . Auch von Zagora aus versuchte er durch Briefe, die Unwissenheit der Mehrheit des Klerus zu bekämpfen. In Rodinos und indirekt in Paschaleus, der die Quelle eines Teils des zitierten Abschnit‐ tes aus dem Vorwort des Ersteren ist 57 , fand Kallinikos zwei Gesin‐ nungsgenossen in einem gemeinsamen Kampf. Daher hielt er es wohl für angebracht, das Werk des Rodinos als Hauptquelle seines Buches zu verwenden.
56 Δεληγιάννης 1937, 158 Anm. 1. 57 Καλλίνικος 1787, ι’; vgl. Ροδινὸς 1671, 14; Πασχαλέας 1622, 13.
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4.1.2 Die Sprache Kallinikos schrieb oft Abschnitte aus dem Beichtbuch des Rodinos aus, indem er nur ihre sprachliche Form modifizierte. Sowohl Rodinos wie auch Kallinikos verwandten eine einfache, dem Volk verständliche Sprache, wobei Ersterer in seiner vorbehaltlosen Annäherung an die gesproche‐ ne Sprache für seine Zeit bahnbrechend war. Dies diente freilich auch der Verbreitung der Beichtbücher, die ja als volkstümliche pastorale Handbücher allgemein verständlich sein mussten, sollten sie ihren Zweck erfüllen. Bei Kallinikos ist aber die Verwendung der Volkssprache be‐ sonders bedeutsam, da eigentlich zu erwarten gewesen wäre, dass er als Absolvent der Akademie des Patriarchats, ehemaliger Metropolit von Proilavos und Patriarch von Konstantinopel bei der Verwendung der archaisierenden Sprache verharren würde. Dennoch ergriff Kallini‐ kos Partei für die Volkssprache, in der er seine Schriften und Gedichte verfasste. Sooft er aber Teile des Werkes Περὶ ἐξομολογήσεως über‐ nimmt, modifiziert er die radikal volkstümliche Sprache seiner Vorlage. Rodinos hat in seinen Texten die gesprochene Sprache des Volkes soweit reproduziert, dass er selbst gegen die Regeln der Grammatik verstieß, und zahlreiche umgangssprachliche Wendungen übernahm. Diese Sprache übertrug Kallinikos „in die einfache und allgemeine Sprache“ (εἰς ἁπλὴν καὶ κοινὴν γλῶσσαν) 58 . So wurden bei ihm z.B. die Begriffe des Rodinos «πεδρεμένη» zu «ὕπανδρος», «ἀτός του» zu «μόνος του», «σμίξῃ» zu «εὑρεθῇ», «ἀνάποδος» zu «ἀπειθής», «λογιάσει ἕνα κακό» zu «πονη‐ ρεύεται», «σπούδαξε» zu «ἐγυμνάσθη», «βολὰν» zu «φοράν», «λειχουδίαν» zu «γαστριμαργία», «δι’ ἀγάπην κάνει λωλάδες» zu «διὰ ἀγάπην ἀτα‐ κτεῖ». Ferner führt Kallinikos die Bibelzitate im Original an 59 , während Rodinos sie in die Volkssprache übersetzt – so z.B. die Verse Joh 20,22‐ 23: «ἐπάρτε πνεῦμα ἅγιον· ἐκεινῶν ὁποῦ ἀφήσετε ταῖς ἁμαρτίαις των νὰ εἶναι ἀφημέναις καὶ ἐκεινῶν ὁποῦ ταῖς κρατήσετε, νὰ εἶναι κρατη‐ μέναις» 60 . Kallinikos modifiziert aber nicht nur die Sprache, sondern gegeben‐ falls auch den Inhalt der entlehnten Rodinos‐Abschnitte. So lässt er etwa die Berufung des Rodinos auf eine persönliche Begegnung mit Severos von Philadelphia aus 61 , wie auch dessen Hinweis auf sein Werk Σύνοψις 62 und dessen Verweis auf Paschaleus. Zu Beginn der 58 Καλλίνικος 1787, ιβ’. 59 «λάβετε Πνεῦμα ἅγιον, ἄν τινων ἀφῆτε τὰς ἁμαρτίας ἀφιένται αὐτοῖς, ἄν τινων κρατῆτε κεκράτηνται», Καλλίνικος 1787, 4. 60 Ροδινὸς 1671, 26. 61 „wir hörten [es] aus dem Mund des ehemaligen Bischofs von Philadelphia Gabriel“ («ἀπὸ τὸ στόμα τοῦ πρώην φιλαδελφείας Γαβριὴλ ἠκούσαμεν»). 62 Καλλίνικος 1787, 62; vgl. Ροδινὸς 1671, 114.
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Reihe von Frag‐Antworten führt er einen Abschnitt vom Anfang der Liturgie des Beichtsakramentes an 63 . Er verwendet außerdem oft das Wort ὀρθό‐δοξος bzw. ὀρθοδόξως, das im Beichtbuch des Rodinos überhaupt nicht vorkommt 64 . Ausführlicher als Rodinos entfaltet er das erste, sechste, siebte, achte und neunte Gebot des Dekalogs 65 . Sooft er konkrete Beispiele von Rodinos abschreibt, verändert er einige Kleinig‐ keiten, wie z.B. die darin enthaltenen Zahlen 66 . Im Folgenden sollen die Modifikationen, die Kallinikos an den von Rodinos entlehnten Passagen vornimmt, einer genaueren Betrachtung unterzogen werden.
4.1.3 Die Beichtbefugnis des Bischofs Am Anfang seines Werkes fügt Kallinikos dem vom Rodinos entlehn‐ ten Text eine Vorschrift bezüglich der Beichtbefugnis 67 in einer Frag‐ Antwort hinzu 68 . Rodinos ließ diese Befugnis unerwähnt, obwohl er sie beim Beichtiger voraussetzt. Kallinikos schreibt die Aufzählung der erforderlichen Qualifikationen eines Beichtigers von Rodinos ab, fügt aber die Befugnis hinzu 69 . 63 Καλλίνικος 1787, 2; vgl. Ροδινὸς 1671, 21. 64 Καλλίνικος 1787, 28; vgl. Ροδινὸς 1671, 76f.: Καλλίνικος 1787, 29; Ροδινὸς 1671, 82: Καλλίνικος 1787, 32; Ροδινὸς 1671, 91. 65 Καλλίνικος 1787, 27‐32; vgl. Ροδινὸς 1671,, 76‐84. 66 „Wenn jemand z.B. zehn Sünden hat und willentlich nur die neun beichtet, die eine aber aus Scham versteckt, so kehrt er mit elf [Sünden] zurück“ («Παραδείγματος χάριν, ἐάν τις ἔχῃ δέκα ἁμαρτίας καὶ ἐξομολογηθῇ τὰς θ΄. θεληματικῶς, καὶ κρύψῃ τὴν μίαν ἀπὸ ἐντροπὴν, γυρίσει μὲ ἕνδεκα...», Καλλίνικος 1787, 8); vgl.: „ich will sagen, dass wenn jemand dreißig Sünden hat und neunundzwanzig beichtet und eine aus den dreißig willent‐ lich, weil er sich schämt, [ungebeichtet] lässt, so kehrt er mit einunddreißig [Sünden] zu‐ rück“ («...θέλω νὰ εἰπῶ ὅτι ἂν κανεὶς ἔχη τριάντα ἁμαρτίαις καὶ ἐξομολογηθῆ ταῖς εἴκοσι ἐννέα, καὶ θεληματικάς του διότι ἀντρέπεται ἀφήση τὴν μίαν ἀπὸ ταῖς τριάντα ἐτοῦτο, γυρίζη ὀπίσω μὲ τρίαντα μίαν», Ροδινὸς 1671, 33). 67 „Außer jenen Empfehlungsschreiben, welche die Bischöfe…denjenigen geben, die sie [zu Priestern] ordinieren, stellen sie auch andere Briefe aus für jene Priester, denen sie Erlaubnis geben, die Gedanken der Orthodoxen zu empfangen [sc. die Beichte abzunehmen], wenn diese zur Beichte kommen; diese Briefe werden Beauftragungsbriefe (Ἐνταλτήρια, ἢ Γράμματα Ἐνταλτηριώδη) genannt…und werden, wie Symeon von Thessaloniki sagt, nur Priestern ausgestellt, nicht aber Laienmönchen…“ («Ἔξω ἀπὸ αὐτὰ τὰ Συστατικὰ…γράμματα ὅπου δίδουσιν οἱ Ἀρχιερεῖς…εἰς ἐκείνους ὁποῦ χειροτονοῦσιν, ἀκόμι παρέχουσι καὶ ἄλλα γράμματα εἰς ἐκείνους τοὺς ἱερεῖς ὁποῦ παρέχουσι ἄδειαν νὰ δέχωνται τοὺς λογισμοὺς τῶν ὀρθοδόξων, ὅταν προσέρχωνται εἰς ἐξομολόγησιν, τὰ ὁποῖα λέγονται Ἐνταλτήρια, ἢ Γράμματα Ἐνταλτηριώδη,…τὰ ὁποῖα μόνον ἱερεῦσι δίδονται, ἀλλ’ οὐ μοναχοῖς ἰδιώταις, ὡς Συμεὼν Θεσσαλονίκης λέγει... », Νοταρᾶς 1715, 57). 68 Καλλίνικος 1787, 4. 69 Καλλίνικος 1787, 13f.; vgl. Ροδινὸς 1671, 49‐51.
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Die Beichtbefugnis spielte in den Beichtbüchern des 18. Jh.s eine wichtige Rolle 70 , da sie die verfassungsmäßige Zentrierung der Kirche im Bischofsamt zum Ausdruck bringt. Das Recht, Sünden zu binden und zu lösen, kommt danach allein dem Bischof zu; die Presbyter kön‐ nen dieses Recht nur im Auftrag des Bischofs ausüben. Diese These, die von den Kanones 20 und 7 von Karthago vertreten wird, übernahm auch Symeon von Thessalonike (†1429), der die nomokanonische Lite‐ ratur der Türkenherrschaft im Allgemeinen und, wie noch zu sehen sein wird, das Beichtbuch des Kallinikos im Besonderen beeinflusst hat: „Bezüglich aber der Funktion des Beichtigers steht derjenige, der ohne Be‐ auftragung und Befugnis des Bischofs wirkt, der Sünde nach demjenigen nah, der ungeweiht wirkt“ 71 .
Der Priester empfängt nicht kraft der Weihe das Recht zu binden und zu lösen, sondern benötigt dazu die Bevollmächtigung durch den Bi‐ schof. Rodinos erwähnt diese Befugnis zwar nicht, setzt sie aber vor‐ aus, indem er die Zustimmung des Bischofs als notwendig zum rechten Vollzug der Beichte darstellt. Außerdem verfügte die orthodoxe Kirche zur Zeit des Rodinos kaum über eine administrative Organisation, die eine solche briefliche Bevollmächtigung zu garantieren in der Lage gewesen wäre. Ferner lebte ein großer Teil der Orthodoxen damals unter venezianischer Herrschaft, wo es anstelle von Bischöfen Protopa‐ pades gab. Während der fast zwanzigjährigen Amtszeit des Patriarchen Kyrillos Loukaris übten außerdem einige der von ihm abgesetzten pro‐ katholischen Bischöfe ihr Amt entgegen den Kanones weiterhin aus. Insgesamt war die griechische orthodoxe Kirche während jener Zeit‐ spanne den Einflüssen der beiden großen Konfessionen des Westens dermaßen ausgeliefert, dass es für eine zentrale Kirchenleitung unmög‐ lich gewesen wäre, selbst eine bloß praktische Regelung in der ganzen Kirche durchzusetzen. Nach der Ära des Loukaris und insbesondere zur Amtszeit des Patriarchen Dositheos von Jerusalem verselbständigt sich allmählich die griechische Kirche – mindestens machtpolitisch ‐ gegenüber dem römisch‐katholischen Einfluss, sodass auch die briefli‐ che Bevollmächtigung des Bischofs als Voraussetzung für den Vollzug der Beichte durchgesetzt werden konnte. Hinzu kamen allerdings zahl‐ reiche Fälle von Pseudo‐Priestern bzw. Wanderpriestern unbekannter Vergangenheit, die nach einer effizienteren Überwachung der Tätigkei‐ ten der Kleriker durch strengere Beobachtung der Kanones seitens der Kirchenleitung verlangten. Die Bischöfe missbrauchten allerdings manch‐ 70 S.u. S. 327f. 71 «Περὶ δέ γε πνευματικοῦ λειτουργήματος, ἐγγὺς τοῦ ἀχειροτονήτως ἐνεργοῦντος τῷ ἁμαρτήματι, καὶ ὁ δίχα προτροπῆς ἀρχιερέως καὶ ἐντάλματος ἐνεργῶν.» Re‐ sponsa ad Gabrielem Pentapolitanum, PG 155, 861.
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mal willkürlich ihre Macht, wie etwa im Fall von Methodios Anthraki‐ tes, dem die Beichtbefugnis ohne kanonische Begründung entzogen wurde 72 . Die Durchsetzung der brieflichen Bevollmächtigung hing schließlich auch mit dem Versuch zusammen, der älteren Tradition des Vollzugs der Beichte durch einfache Mönche ein Ende zu setzen.
4.1.4 Das Problem des Vollzugs der Beichte durch Mönche Schon Rodinos kam auf den Vollzug der Beichte durch Mönche zu sprechen. Kallinikos modifiziert diese Stelle, indem er das Wort Mönch (μοναχός) durch Priestermönch (ἱερομόναχος) ersetzt: Ἐπίσκοπος: Διατὶ ζητεῖς τοιαύτην ἐπιστασίαν, τοιοῦτον βάρος· ἡ φροντὶς αὕτη καὶ τὸ χρέος εἶναι τῶν ἐπισκόπων, καὶ τῶν ἱερέων ὁποῦ εὑρίσκονται, καὶ ζῶσιν εἰς τὸν Κόσμον, καὶ ὄχι τῶν ἱερομονάχων ὁποῦ πρέπει νὰ ἡσυχάζουν εἰς τὸ κοινόβιόν τους. Πνευματικός: Οὕτως ἔχει ἡ ἀλήθεια, ὁ ζῆλος ὅμως καὶ ἡ ἀγάπη ὁποῦ ἔχω διὰ τὴν σωτηρίαν τῶν ἀδελφῶν μου χριστιανῶν μὲ ἀναγκάζει νὰ δεχτῶ τοῦτο τὸ βάρος. Καλλίνικος 1787, 2
Ἐξεταστής: Διὰ ποῖαν ἀφορμὴν πατέρα, θέλεις αὐτὴν τὴν ἐξουσίαν καὶ αὐτὸν τὸν κόπον. Ἡ φροντίδα τῶν ψυχῶν τυχαίνει τῶν ἐπισκόπων καὶ τῶν ἱερέων ὀποῦ εἶναι εἰς τὸν κόσμον ὄχι τῶν καλογέρων ὁποῦ πρέπει νὰ κάθονται εἰς τὰ μοναστήρια των. Ἐξαγοράρης: Ἀλήθεια ὁρίζει, ὅμως ὁ ζῆλος καὶ ἡ ἀγάπη ὁποῦ ἔχω διὰ τὴν σωτηρίαν τῶν ἀνθρώπων μὲ ἀναγκάζει νὰ γυρεύω αὐτὴν τὴν ἐξουσίαν· καὶ ἐπείδη σήμερον εἶναι συνήθεια νὰ ἐξομολογοῦν καὶ οἱ καλόγεροι μοῦ ἔδωκεν ὁ ἠγούμενός μου θέλημα νὰ γυρέψω ἀπὸ τὴν θεοφιλίαν σου αὐτὸ τὸ βάρος διὰ ψυχικὴν ὠφέλειαν τῶν ἀνθρώπων. Ροδινὸς 1671, 20f.
Die Stelle bei Rodinos ist schwer zu interpretieren. Der Autor bezeichnet den Vollzug der Beichte durch Mönche als eine bestehende Gewohnheit, obwohl eigentlich „die Seelsorge den Bischöfen und Weltpriestern zukommt“. Es ließe sich annehmen, dass Rodinos mit dem Wort καλόγερος den Priestermönch meint, was sowohl den Ausdrucksgewohnheiten der 72 S.o. S. 221.
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Volkssprache als auch der kirchenoffiziellen Stellung zum Problem entspräche, die Rodinos selber teilte. Er hält nämlich in seinen Werken Σύνοψις und Πανοπλία fest, dass der Vollzug der Beichte weder den Mönchen noch den Diakonen, sondern den geweihten Priestern zu‐ kommt 73 . An einer Stelle seines Beichtbuchs verwendet aber Rodinos für den Priestermönch die normale Bezeichnung ἱερομόναχος, und zwar im gleichen Satz und im Gegensatz zum Wort καλόγερος, das eindeu‐ tig den nicht geweihten Mönch bezeichnet 74 . Das Wort καλόγερος hat zweifellos dieselbe Bedeutung an einer weiteren Stelle des Beicht‐ buchs 75 wie auch an den angegebenen Stellen der Σύνοψις und der Πανοπλία. Folglich bezieht sich Rodinos im zitierten Abschnitt sicher‐ lich auf die von ihm so genannte Gewohnheit, des Vollzugs der Beichte durch ungeweihte Mönche. Seine widersprüchliche Haltung in Σύνοψις und Πανοπλία lässt sich wohl durch die unterschiedlichen Umstände bei der Abfassung beider Werke erklären. Während die letztgenannten dogmatische Abhandlungen sind, die vor der Verwicklung des Rodi‐ nos in den Kampf gegen Loukaris verfasst worden waren, entstand das Beichtbuch mitten in diesem Kampf, um den Zwecken der Propagan‐ dakongregation zu dienen. Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass Rodinos, dessen Mission in Epirus alles andere als unangefochten war, den Konflikt mit einer tief verwurzelten und offensichtlich sehr verbreiteten kirchlichen Gewohnheit vermeiden wollte. Der jesuitische Missionar in der Ägäis, F. Richard, berichtete 1657 in seinem Werk Relation de ce qui s´est passé de plus remarquable à Sant‐Erini isle de l´ archipel... vom Vollzug der Beichte durch Mönche. Da er die Mönche (moines/calogers) von den Priestern (prestres) unterscheidet, lässt sich annehmen, dass er sich auf ungeweihte Mönche bezieht. Dar‐ über hinaus berichtet Richard von der Gewohnheit, auch Diakonen das Recht zum Vollzug der Beichte zu übertragen 76 . In der Tradition der Ostkirche war die Frage über das Recht zum Vollzug des Beichtsakraments von Symeon dem Neuen Theologen (949‐ 1022) mit besonderer Intensität behandelt worden. Symeon schreibt: „Denn nachdem die Inhaber der Throne der Apostel sich als Sarkiker und wollüstig und ehrgeizig offenbarten…, hat sie die göttliche Gnade verlas‐
73 „Man darf nicht vor einem Diakon oder einem Mönch oder vor einem Laien beichten, denn Christus gab weder Diakonen noch Menschen, die keine Priester sind, die Macht zu binden und zu lösen, sondern nur den Priestern“ («Δὲν πρέπει κανεὶς νὰ ἐξομολογηθῇ εἰς διά‐ κον ἢ εἰς καλόγερον, ἢ εἰς λαϊκὸν ἄνθρωπον, διότι ὁ Χριστὸς τὴν ἐξουσίαν τοῦ δεσμεῖν καὶ λύειν, δὲν τὴν ἔδωκε διακόνων, ἢ ἀνίερων ἀνθρώπων, μόνο ἱερέων», Ροδινὸς 1633, 34); vgl. Ροδινὸς 1630, 174‐176. 74 Ροδινὸς 1671, 85. 75 Ebd., 119. 76 Richard 1657, 140; s. auch Ροδινὸς 1633, 175.
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sen, und diese Vollmacht [sc. der Sündenvergebung] ist solchen [Men‐ schen] entnommen worden…, da die Gabe des Geistes auf die Mönche übergegangen ist“ 77 .
Nachdem aber auch der Mönchsstand seine ursprüngliche Identität verlor, gebe es keinen Stand in der Kirche mehr, dem die Vollmacht zum Vollzug der Beichte nur kraft der Weihe zukäme: „Weder also den Mönchen, die dies dem Habit nach sind, noch den Ge‐ weihten, die dem Priesterstand zugerechnet werden, noch aber den mit der Bischofswürde Geehrten, nämlich den Patriarchen, den Metropoliten und den Bischöfen, wird das Vergeben von Sünden einfachhin durch die Weihe allein und durch ihre Würde von Gott gegeben – dies sei fern; denn diesen ist nur der Vollzug des Gottesdienstes zugestanden worden; ich meine aber, dass den meisten unter ihnen selbst dies nicht [zugestanden worden ist], damit sie nicht, da sie Heu sind, von dort [sc. vom Altar] her verbrannt werden, sondern nur denjenigen unter den Priestern, Bischöfen und Mön‐ chen, die aufgrund ihrer Reinheit den Jüngern Christi zuzurechnen sind“ 78 .
Patriarch Johannes Oxeites von Antiochien (1089‐1100) beobachtete, dass der Mönchsstand, nachdem er während des Bilderstreites verfolgt worden war, „von allen Gläubigen verherrlicht und verehrt wurde…, so dass auch die Beichten…der Sünden und die Bußauflagen für diese [Sünden] und…die Absolutionen den Mönchen übertragen wurden, wie wir dies noch heute geschehen sehen“ 79 .
Im 11. Jh. bestätigt Nikephoros Chartophylax das Fortbestehen dieser Gewohnheit. Darüber hinaus versucht er, ihre Entstehung zu erklären: „Ich meine aber, dass die Bischöfe, weil sie von dieser Angelegenheit und vom großen Geräusch der Menge genug hatten, diese Arbeit aus diesem Grund den Mönchen zuwiesen – allerdings [nur] denjenigen, die wahrhaf‐
77 «Ἀφ’ οὗ γὰρ οἱ τοὺς θρόνους τῶν ἀποστόλων ἐπέχοντες σαρκικοὶ καὶ φιλήδονοι καὶ φιλόδοξοι ἀπεφάνθησαν... ἐγκατέλιπεν αὐτοὺς ἡ θεία χάρις καὶ ἡ ἐξουσία αὕτη ἐκ τῶν τοιούτων ἀφῄρηται... τῆς τοῦ πνεύματος δωρεᾶς ἐπὶ τοὺς μοναχοὺς μεταβά‐ σης», Symeon der Neue Theologe, De confessione, 123f.. 78 «Οὔτε οὖν τοῖς τῷ σχήματι μοναχοῖς οὔτε τοῖς κεχειροτονημένοις καὶ εἰς ἱερωσύνης ἐγκαταλεγεῖσι βαθμὸν οὔτε τοῖς τῷ τῆς ἀρχιερωσύνης τετιμημένοις ἀξιώματι, πατριάρχαις φημὶ καὶ μητροπολίταις καὶ ἐπισκόποις, ἁπλῶς οὕτως καὶ διὰ μόνην τὴν χειροτονίαν καὶ τὴν ταύτης ἀξίαν τὸ ἐφιέναι ἁμαρτίας ἀπὸ θεοῦ δίδοται ‐ ἄπαγε· ἱερουργεῖν γὰρ μόνον αὐτοῖς συγκεχώρηται· οἶμαι δὲ οὐδ´αὐτὸ τοῖς πολλοῖς αὐτῶν, ἵνα μὴ χόρτος ὄντες ἐκεῖθεν κατακαυθήσονται, ‐ ἀλλὰ μόνοις ἐκείνοις, ὅσοις ἐν ἱερεῦσι καὶ ἀρχιερεῦσι καὶ μοναχοῖς τὸ συγκαταριθμεῖσθαί ἐστι τοῖς τῶν μαθητῶν τοῦ Χριστοῦ χοροῖς διὰ τὴν ἁγνότητα», ebd. 79 «ὑπὸ πάντων τῶν πιστῶν ἐξεθειάζετο καὶ ἐτιμᾶτο…, ὡς καὶ τὰς ἐξομολογήσεις… τῶν ἁμαρτημάτων, καὶ τὰς ἐπ’ αὐτοῖς ἐπιτιμίας καὶ…λύσεις εἰς τοὺς μοναχοὺς μετατεθῆναι, καθὼς καὶ ἔτι νῦν ὁρᾶται γινόμενον», Gautier 1975, 105.
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tig bewährt sind und Anderen nützlich sein können; denn den Unerfahre‐ nen und den Unwissenden haben sie nichts dergleichen erlaubt“ 80 .
Dieses Phänomen war mindestens bis in die letzten byzantinischen Jahr‐ hunderte zu beobachten, wie das Zeugnis Symeons von Thessaloniki beweist: „Ich habe auch gehört, dass das Abnehmen der Logismoi [sc. der Beichte] auch Laienmönchen von Bischöfen zugeteilt wird“ 81 .
Und auch zur Zeit der Türkenherrschaft blieb diese Gewohnheit bestehen, wie der Nomokanon Isaaks (ca. 1588) zeigt: „…aus diesem Grund, meine ich, gestehen die Bischöfe zu, dass auch Lai‐ enmönchen die Funktion der geistlichen Vaterschaft gegeben wird. Denn angesichts der Seltenheit von frommen Priestern, die würdig sind, Seelen aufzurichten, halten sie es für gerecht, wenn ein solcher Mönch gefunden wird, der in den göttlichen Kanones genug Erfahrung hat und fromm und tugendhaft ist, ihm durch Befugnis die Vollmacht zu geben, die Gedanken (λογισμοί) der Menschen anzunehmen“ 82 .
Isaak scheint sowohl die Lehre Symeons des Neuen Theologen wie auch diejenige Symeons von Thessaloniki, die er als kanonisch anerkennt, gut zu kennen. Er distanziert sich aber von beiden Autoren, da er we‐ der die radikale These Symeons des Neuen Theologen von der Gültig‐ keit ausschließlich der durch würdige Bischöfe, Priester oder Mönche vollzogenen Beichte, noch das absolute Verbot des Vollzugs der Beichte durch Laienmönche durch Symeon von Thessaloniki übernimmt, son‐ dern vielmehr κατ’ οἰκονομίαν die Möglichkeit einer Bevollmächtigung von Mönchen wegen des Mangels an würdigen Priestern einräumt. Dass Isaaks These die Realität seiner Zeit widerspiegelt, bestätigt u.a. das Zeugnis einer zeitgenössischen Heiligenvita, in der ein Laienmönch sogar die Beichte von Priestern abnimmt, kraft einer von drei Metropo‐ liten ausgestellten brieflichen Vollmacht 83 . Dennoch wird in den meis‐ ten Nomokanones aus der Zeit der Türkenherrschaft die These Syme‐ ons von Thessaloniki übernommen. 80 «οἶμαι δὲ διὰ τὸ τοὺς ἀρχιερεῖς ἀποχρῆσαι πρὸς τὸ πρᾶγμα καὶ τὸν πολὺν ἐκ τοῦ πλήθους θόρυβον, καὶ ἐπὶ τούτῳ παραπέμψαι τὴν τοιαύτην ἐργασίαν πρὸς τοὺς μοναχούς, ἀλλὰ τοὺς ἀληθῶς δοκίμους καὶ δυναμένους καὶ ἑτέροις εἶναι χρησί‐ μους· τοῖς γὰρ ἀπείροις καὶ ἀμαθέσιν οὐδὲν τοιοῦτον ἐπέτρεψαν», Γεδεὼν 1916a, 1f. 81 «Ἤκουσται κἀμοί, ὡς μοναχοῖς ἰδιώταις δίδοται παρ’ ἀρχιερέων τὸ λογισμοὺς δέχεσθαι», Responsa ad Gabrielem Pentapolitanum, PG 155, 884f.; vgl. ebd., 864b‐c. 82 «...διὰ τοῦτο, οἶμαι, καὶ τοὺς ἀρχιερεῖς συγκαταβαίνειν καὶ ἰδιώταις μοναχοῖς δι‐ δόσθαι τὸ τῆς πνευματικῆς πατρότητος λειτούργημα. Ἐπειδὴ γὰρ σπάνις εὐλαβῶν ἱερέων ἀξίων εἰς τὸ διορθοῦν ψυχάς, δίκαιον εἶναι νομίζουσιν, εἰ τοιοῦτος εὑρεθῇ μοναχὸς ἔχων πεῖραν ἱκανὴν τῶν θείων κανόνων καὶ εὐλαβὴς ὢν καὶ ἐνάρετος, διδόσθαι αὐτῷ δι’ ἐντάλματος ἐξουσίαν τοιαύτην, ὥστε δέχεσθαι λογισμοὺς ἀν‐ θρώπων», Γιάγκου 2003, 93. 83 Ebd., 73 Anm. 4.
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Vor dem Hintergrund dieser beiden konkurrierenden Traditionen entstand noch eine dritte Tradition, die den Vollzug des Bußsakramen‐ tes nur Priestermönchen zuerkannte. Letztere wird sowohl vom No‐ mokanonon 84 des Manuel Malaxos (†ca. 1581), dem am weitesten ver‐ breiteten nomokanonischen Text aus der Zeit der Türkenherrschaft, als auch von den Antworten (1703) des Patriarchen Gabriel von Konstanti‐ nopel an den ehemaligen Metropoliten von Achris bezeugt 85 . Malaxos stellt die Frage, ob auch die weltlichen Priester die Beichte abnehmen dürfen, und beantwortet sie positiv, während Gabriel das exklusive Recht der Priestermönche, die Beichte abzunehmen, für selbstverständ‐ lich hält und den Vollzug der Beichte durch weltliche Priester nur κατ’ οἰκονομίαν anerkennt 86 . Wie aus der Antwort Nr. 22 des Theodoros Balsamon an den Patriarchen Markos von Alexandrien ersichtlich wird, setzt diese dritte Praxis schon im 12. Jh. ein 87 . Die spätesten unter den wenigen Zeugnissen für den Vollzug der Beichte durch Mönche zur Zeit der Türkenherrschaft, die der bisheri‐ gen Forschung bekannt sind 88 , kommen aus dem 16. Jh. Die oben ge‐ nannten Stellen bei Rodinos und Richard zeigen zum ersten Mal, dass diese byzantinische Praxis mindestens bis in die Mitte des 17. Jh.s wei‐ terhin bestehen blieb und dabei sehr verbreitet war. Anscheinend wur‐ de ihr erst im 18. Jh. ein Ende gesetzt. Die dominante Gestalt des Patri‐ archen Dositheos von Jerusalem und seine tiefgreifende Einwirkung auf die machtpolitischen Entwicklungen in der griechischen Kirche machten eine Weiterführung dieser auf theologischen und nicht nomo‐ kanonischen Traditionen basierenden Praxis, die die ausschließliche Kompetenz der Bischöfe, Sünden zu vergeben, in Frage stellte, anschei‐ nend unmöglich. Eine Kompromisslösung war der Vollzug des Sakra‐ mentes durch Priestermönche, die fast alle vom Berg Athos kamen und zusätzlich mit Bevollmächtigungen des Ökumenischen Patriarchats ausgestattet waren. Mit der Ersetzung des Wortes καλόγερος durch ἱερομόναχος zeigt Kallinikos, dass er jene Praxis entweder für unstatthaft hielt oder über‐ haupt nicht kannte.
84 Γκίνης‐Πανταζόπουλος 1982, 405. 85 Δελικάνης 1905, 815. 86 Dieses Thema ist bisher meines Wissens nicht behandelt worden und bedarf einer eingehenden Untersuchung. 87 ΡΠ 4, 165. 88 Mir ist nur ein kurzer Abschnitt in der Einleitung von Th. Giagou zu dem von ihm edierten Nomokanonon Isaaks bekannt (s. Γιάγκου 2003, 73f.).
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4.1.5 Die Verpflichtung zur jährlichen Beichte und Kommunion Auf derselben Seite seines Beichtbuchs bezieht sich Kallinikos auf ein Gebot der Kirche, demgemäß die Gläubigen viermal jährlich, mindestens aber einmal im Jahr zu beichten haben. Rodinos spricht von mindestens einer jährlichen Beichte 89 . Derselbe Unterschied zwischen Kallinikos und seiner Vorlage findet sich auch an einer weiteren Parallelstelle: Πνευματικός: Ὁ δεσπότης μας Χριστὸς ἐπρόσταξε νὰ ἐξομολογούμεθα, διὰ τοῦτο καὶ ἡ ἐξομολόγησις εἶναι νόμος τοῦ Θεοῦ· τὸ πότε δὲ νὰ ἐξομολογούμεθα, δὲν μᾶς τὸ εἶπεν ὁ Χριστός, διατὶ ἡ νύμφη του Ἐκκλησία διώρισε νὰ ἐξομολογού‐ μεθα τὰς τεσσαρακοστάς, ἢ κἂν τὴν μεγάλην, μὰ νὰ μεταλαμβάνωμεν τὸ Πάσχα· καὶ ὅς τις δὲν φυλάττει τὴν προσταγήν της, ἀλήμονον, διότι ἀθετεῖ τὸν νόμον τοῦ Θεοῦ, καὶ τῆς Ἐκκλησίας. Καλλίνικος 1787, 4f.
Ἐξαγοράρης: Ὁ Χριστὸς ὥρισε νὰ ἐξομολογούμεσθεν καὶ διὰ τοῦτο ἡ ἐξαγοριὰ εἶναι νόμος θεϊκός, ἀμὴ τὸ πότε νὰ ἐξομολογούμεσθαν δὲν μᾶς τὸ εἶπεν ὁ Χριστὸς διὰ τοῦτο ἡ νύμφη του ἡ ἐκκλησία ἐδιώρισε νὰ ἐξομολογούμεσθεν κᾂν τὴν μεγάλην σαρακοστὴν διὰ νὰ κοινωνοῦμεν τὸ πάσχα, καὶ ὅποιος δὲν τὸ κάμνει ἐτοῦτο κακὸν τὸ ἔπαθεν διότι πατεῖ τὸν νόμον τοῦ Χριστοῦ καὶ τῆς ἐκκλησίας. Ροδινὸς 1671, 27
Rodinos hebt die Notwendigkeit der Beichte und des Kommunionemp‐ fangs mindestens einmal im Jahr noch an drei weiteren Stellen seines Beichtbuches 90 und der Σύνοψις 91 hervor. Kallinikos bezieht sich drei‐ mal auf dieses Thema, offensichtlich nur weil Rodinos, dem er folgt, es besonders hervorhebt. Aber auch weitere Autoren dieser Zeit berühren das Thema. Die mindestens einmal im Jahr zu vollziehende Beichte wird von Paschaleus in seinem Beichtbuch, von Saloufas, der darin dem Rodinos
89 Rodinos schreibt allerdings auf Seite 98 seines Beichtbuches, die Beichte mit dem Kommunionempfang verbindend: „Und obwohl wir gemäß göttlichem Befehl einmal im Jahr zu beichten haben (ich meine die Weltleute), muss man trotzdem, wenn man auch in den anderen vierzigtägigen Fastenzeiten die Kommunion empfangen will, zunächst beichten…Es ist besser, dass man stirbt, ohne die Kommunion empfangen zu haben, als dass man stirbt, ohne gebeichtet zu haben“ («Καὶ ἂν καλὰ κατὰ θεῖον πρόσταγμα μίαν βολὰν τὸν χρόνον χρεωστοῦμεν νὰ ἐξομολογούμεσθαν (γροικῶ διὰ τοὺς κοσμικοὺς) μὲ τοῦτον ὅλον καὶ ταῖς ἄλλαις σαρακοσταῖς ἂν θέλῃ κανεὶς νὰ κοινωνήσῃ χρεία πρῶτον νὰ ἐξομολο‐ γηθῇ. ...Κάλια νὰ πεθάνῃ κανεὶς ἀκοινώνητος παρὰ ἀξομολόγητος», Ροδινὸς 1671, 22f.). 90 Ebd., 46‐48, 91, 98, 128. 91 Ροδινὸς 1633, 31, 36.
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folgt 92 , von der Δογματικὴ des A. Moschopoulos (1719‐1801) 93 und von dem handschriftlichen Beichtbuch des Nikolaos Malaxos vorgeschrie‐ ben 94 . Diese jährliche Beichte muss bei den meisten dieser Autoren vor dem österlichen Kommunionempfang stattfinden. Als charakteristisch für die Ostkirche betrachten diese Gewohnheit auch die westeuropäi‐ schen Reisenden, Consuln und Missionare jener Zeit, so etwa François Richard (1612‐1673) 95 , Jean Giraud (ca. 1658‐1687) 96 und Jacques d’ Anjou 97 . Von einer Pflicht zur Beichte mindestens viermal im Jahr ist demgegenüber in den Antworten Gabriels III. 98 , im akephalischen handschriftlichen Beichtbuch des Klosters Simonopetra 99 , in einem weiteren handschriftlichen Beichtbuch der Bibliothek von Tyrnavos 100 , sowie in den Werken des englischen Botschafters T. Smith (1638‐ 1710) 101 und des Kapuzziners de la Croix (1704†) 102 die Rede. Beide Gebote der einmaligen bzw. viermaligen jährlichen Beichte werden zusammen erwähnt in der Ὁμολογία des Mogilas 103 , im Kommentar 92 „Über die 4. Bestimmung, ob er seine Sünden nicht mindestens einmal im Jahr gebeichtet hat. Über die 5. Bestimmung, ob er mindestens einmal im Jahr an den bestimmten Tagen des Osterfestes die Kommunion empfangen hat“ («Περὶ τοῦ δ’ ὁρισμοῦ ἂν δὲν ἐξομολογᾶτο τὰς ἁμαρτίας του κᾂν τὸ ὀλιγώτερον μία φορὰ τὸν χρόνον. Περὶ τοῦ ε’. ὁρισμοῦ ἂν ἐμεταλάμβανε τὸν χρόνον, κᾂν μία φορὰ εἰς τὰς διορισμένας ἡμέρας τοῦ Πάσχα», Σαλούφας 1715, 30f.). Auch an anderer Stelle sagt Saloufas darüber: „Ich wollte diese letzte Frag‐Antwort hinzufügen, damit die Beichtväter sich darum kümmern, die beichten‐ den Christen in einer dermaßen seelennützliche Sache zu belehren und aufzuklären und da‐ mit sie wissen, dass sie die Büßenden zur Inanspruchnahme der Heiligen Kommunion anregen sollen, die die Heilige Kirche mindestens einmal pro Jahr vorschreibt. Einige aber verachten dies jedoch, zu großem Schaden ihrer Seele“ («Τούτην τὴν ὕστερην ἐρωταπόκρισιν ἠθέλησα νὰ τὴν προσθέσω, διὰ νὰ ἐγνοιάζονται οἱ Πνευματικοὶ, νὰ διδασκαλεύουν, καὶ νὰ φωταγωγοῦν τοὺς ἐξομολογουμένους χριστιανοὺς εἰς ὑπόθεσιν τόσον ψυχωφελῆ, καὶ διὰ νὰ ἠξεύρουν νὰ παρακινοῦν τοὺς μετανοημένους νὰ ἀξιώνονται τῆς Ἁγίας κοινωνίας, τὴν ὁποῖαν ἡ Ἁγία ἐκκλησία προστάζει τουλάχιστον ἅπαξ τοῦ ἐνιαυτοῦ, καὶ ὅμως κάποιοι μὲ μεγάλην ζημίαν τῆς ψυχῆς τους, καὶ καταφρο‐ νοῦν», ebd., 78). Dasselbe Thema behandelt der Autor auch auf Seite 65, wobei er aber von Rodinos abschreibt (vgl. Ροδινὸς 1671, 92). 93 Μοσχόπουλος 1851, 466. 94 Ms 411, 27v. 95 Richard 1657, 141. 96 Collignon 1913, 41f. 97 Legrand 1869, 36. 98 Δελλικάνης 1905, 815. 99 „Sag mir, mein Kind, wieviel Zeit ist es, dass du nicht gebeichtet hast? Der Christ ist ver‐ pflichtet, viermal im Jahr zu beichten“ («Εἰπέ μοι τέκνον μου πόσον καιρὸν ἔχεις ὁποῦ δὲν ἐξομολογήθηκες; Τέσσαρες φοραῖς τὸν χρόνον ἔχει χρέος ὁ χριστιανὸς νὰ ἐξο‐ μολογεῖται», Ms 78, 14; hierzu s. auch ebd., 25). 100 Ms 3, 1r. 101 Smith 1680 , 178. 102 De la Croix 1684, 54. 103 Μογίλας 1699, 35 ; vgl. Καρμίρης 1968, 633.
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des Bessarion Makres zur Ὁμολογία 104 und im Ἐγχειρίδιον des Chr. Angellos 105 . In der Σύνοψις des Gregorios Myrmegusianos 106 und in der Rede über die Beichte des I. Kartanos (ca. 1550) 107 sowie im Werk des Paul Ricaut (1628‐1700), The Present State of the Greek and Armenian Churches 108 , werden beide Regelungen an verschiedenen Stellen ge‐ trennt aufgeführt. Dass sich diese Gebote in der Mehrzahl dieser Werke aus der Zeit der Türkenherrschaft finden, die ausschließlich das Bußsakrament be‐ handeln oder diesem ein Kapitel widmen, wie auch deren Fortleben in der kirchlichen Praxis bis in die Gegenwart lässt die Frage nach der Herkunft dieser Regelungen aufkommen, da es weder einen Kanon noch irgendeine alte kirchliche Tradition gibt, die ein konkretes jährliches Minimum für Beichte oder Kommunionempfang vorschreibt 109 . Diese Frage war schon durch V. Damodos (1700‐1752) in seinem zweiten handschriftlichen Beichtbuch gestellt worden 110 , wie auch von dem 104 Μακρὴς 1699, 111f. 105 Ἄγγελος 1619, 19f. 106 „Wir sollen, wie das Bußsakrament gebietet, mindestens einmal im Jahr beichten, damit wir nicht für längere Zeit davon entfernt bleiben – da Gott in seiner Güte uns schenkte, dass wir Buße tun – und damit wir nicht Gott noch zorniger gegen uns stimmen…Wir sollen viermal im Jahr, oder mindestens am Heiligen Osterfest, die Kommunion emfangen, gemäß dem überlieferten Ritus des Sakramentes der Kommunion, damit wir nicht uns für noch mehr Zeit von dieser geistlichen Nahrung fernhalten“ («Νὰ ἐξομολογούμεσθεν καθὼς διατάσσει τὸ Μυστήριον τῆς Μετανοίας κἂν μίαν φορὰν κάθε χρόνον, διὰ νὰ μὴν ξεμακρύνωμεν περισσότερον καιρόν, ὁποῦ ὁ Θεὸς διὰ καλοσύνην του μᾶς ἔδωκε, διὰ νὰ μετανοήσωμεν, καὶ νὰ μὴ τὸν παροργίσωμεν περισσότερον ἐναντίον μας... Νὰ μεταλαμβάνωμεν τέσσαρες φοραῖς τὸν κάθε χρόνον, ἢ ὀλιγώτερον τὸ Ἅγιον Πάσχα, κατὰ τὸν παραδεδομένον τύπον τοῦ Μυστηρίου τῆς Κοινωνίας διὰ νὰ μὴν ξεμακρύνωμεν περισσότερον καιρὸν ἀπὸ ταύτην τὴν πνευματικὴν Τροφήν», Γρηγόριος 1781, 68‐70). 107 Καρτάνος 1557, 232r, 253r. 108 Ricaut 1678, 263f. 109 Es ist bemerkenswert, dass ein handschriftliches griechisches uniertes Beichtbuch vom Jahr 1780, geschrieben in Verona mit lateinischen Buchstaben, folgendes Min‐ destmaß an Beichten bestimmt: „mindestens ein‐ oder zweimal im Monat, wenn du ein Weltlicher bist, und wenn du ein Kleriker bist, dann dürfen niemals acht Tage verstreichen“ («τὸ λιγώτερο…μία ἢ δύο φοραῖς τὸν μῆναν, ἂν ᾖσαι κοσμικὸς καὶ ἂν ᾖσαι Ἐκκλη‐ σιαστικός, μὴν παράσουσι ποτὲ ᾑ ὀκτὼ ἡμέραις»), Schulze 1852, 11. 110 Es ist bezeichnend für die Unklarheit über die Gültigkeit all dieser Regelungen, dass V. Damodos in einem frühen Werk die Pflicht zur jährlichen Beichte und Kommuni‐ on als selbstverständlich betrachtet ( „Daher muss die Kommunion der furchtgebietenden Geheimnisse dem Gebot gemäß am Heiligen Osterfest stattfinden; zu jener Teilnahme kann niemand mit einer Todsünde auf dem Gewissen kommen, es sei denn, er hat vorher gebeich‐ tet“, «Ὅθεν ἡ μετάληψις τῶν φρικτῶν μυστηρίων πρέπει νὰ γίνεται ἐξ ἐντολῆς εἰς τὸ Ἅγιον Πάσχα, εἰς τὴν ὁποίαν δὲν ἠμπορεῖ τινὰς νὰ προσέλθῃ μὲ συνείδησιν θανασίμου ἁμαρτήματος, εἰμὴ προπορευομένης τῆς ἐξομολογήσεως», Μs 2309, 326v), um erst später festzustellen, dass es dazu keinen einschlägigen Kanon gibt („es gibt keinen Kanon eines Konzils, der die Buße gebietet, denn die Kirche hat keine solche Be‐
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Metropoliten Samuel von Mesembria, dem Kommentator der Zweitauf‐ lage des Beichtbuchs des Kallinikos. Samuel bemerkte zu der These des Kallinikos, dass es keine derartige Tradition gebe 111 . Schon früher hatte Loukaris – allerdings in einer sehr unterschiedlichen Perspektive – die Pflicht zur Beichte einmal im Jahr mit folgender Randnotiz in seinem Exemplar der griechischen Übersetzung der Dottrina Christana Bellar‐ mins kommentiert: „man muss mehrmals im Jahr beichten, aber nicht vor Menschen; sondern vor Gott“ 112 . Zur Frage nach der Herkunft dieser Regelungen ist bisher keine zu‐ friedenstellende Antwort gegeben worden 113 . K. Holl, der die ältere Tradition untersucht hat, meinte, dass diese Regelung erstmals bei Mo‐ gilas vorkommt 114 . Die oben vorgestellten Zeugnisse zeigen aber, dass diese Tradition älter ist als Mogilas. Das Thema der Beichtpflicht wird ferner in einem Werk des anglikanischen Theologen Ritchard Simon (1638‐1712) stimmung für nötig gehalten“, «οὐκ ἔστι κανὼν συνοδικῶς προστάσσων τὴν Μετά‐ νοιαν, διότι οὐκ ἐνομίσθη ἀναγκαῖον διωρησθῆναι παρὰ τῆς Ἐκκλησίας», Ms 83, 263r). 111 Καλλίνικος 1837, 8, Anm. α’. 112 «πολλαῖς φοραῖς τὸν χρόνον κάμνει χρεία νὰ ἐξομολογεῖται τινάς, ἀλλ’ οὐκ ἀνθρώ‐ ποις· τῷ Θεῷ δέ», Rozemond 1963, 66. 113 K. Ralles, der in seinem Werk über das Bußsakrament der Frage der Häufigkeit ein Kapitel widmet, empfiehlt zwar die häufige Beichte, führt aber auch die Regelung an, die das Beichten mindestens viermal im Jahr während der großen Fastenzeiten vorsieht. Dabei stützt er sich auf einen einschlägigen Beschluss des Patriarchen Gre‐ gors V. vom Jahr 1807 (s. Ράλλης 1905, 69f.; zum Beschluss Gregors V. s. Γεδεὼν 1889, 114‐121). Die viermalige Beichte pro Jahr betrachtete auch W. Gass als charakteris‐ tisch für die orthodoxe Bußlehre (Gass 1872, 284). Früher hatten die Kollyvaden ver‐ sucht, die erwähnte Regelung auf eine Verfälschung des Kanons des Τόμος Ἑνώ‐ σεως (dazu s. ΡΠ 5, 8), der eine Einschränkung der Zulassung zur Kommunion für die dreimal Verheirateten vorsieht, zurückzuführen. In seinem Werk Über die Kommu‐ nion widmet Nikodemos Hagioreites diesem Thema ein ganzes Kapitel (s. Νικόδημος 2001, 155‐161): der Τόμος Ἑνώσεως sei in einem in Venedig gedruckten Horologion ohne die Angabe, dass er nur die dreimal Verheirateten betrifft, aufgeführt; dies habe dann zur antikanonischen Anwendung des Tomos auf alle Gläubigen geführt. Für ihn ist das Problem erst im letzten Viertel des 18. Jh.s entstanden, als das erwähnte Horologion veröffentlicht wurde. Th. Giagou, B. Kalliakmanes und N. Skretas versu‐ chen ebenfalls, die Regelung auf ein Missverständnis des Τόμος Ἑνώσεως zurückzu‐ führen (s. Γιάγκου 2001, 177f.; Σκρέττας 2004, 310f.; Καλιακμάνης 2000, 203‐207; al‐ lesamt berücksichtigen sie nicht die Regelung, die den Kommunionempfang mindestens einmal jährlich an Ostern vorsieht, sondern nur die Regelungen des drei‐ bzw. viermaligen Kommunionempfanges). Es ist aber m.E. eher unwahrschein‐ lich, dass eine bloße Verfälschung bzw. ein einfaches Missverständnis die kirchliche Praxis in einer so fundamentalen Frage bestimmt haben könnte. Die Nachhaltigkeit der Regelung, die eine Beichtpflicht viermal im Jahr vorsieht, zeigt deren Darstellung als viertes Gebot der Kirche noch im Jahre 1979 durch den rumänischen Patriarchen Jus‐ tinian, dem freilich bekannt war, dass die orthodoxe Tradition keine Bestimmung einer Mindestzahl von Beichten pro Jahr kennt; Justinian folgt hier höchstwahrscheinlich Mogilas (bei Klein 1980, 109; vgl. Μογίλας 1699, 35; Καρμίρης 1968, 633). 114 Holl 1898, 303.
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angeschnitten. Simon führt eine Auflistung der orthodoxen „Abwei‐ chungen“ vom römisch‐katholischen Glauben an, die vom lateinischen Bischof von Korfu, Antonio Cauco 115 , gegen L. Allatios’ These von der dogmatischen Übereinstimmung zwischen beiden Konfessionen 116 verfasst worden ist. Laut dieser Auflistung bestehe in der orthodoxen Kirche überhaupt keine Beichtpflicht 117 . Es ist allerdings festzuhalten, dass das Gebot der pflichtgemäßen Beichte einmal im Jahr auf den 21. Kanon des 4. Laterankonzils zurück‐ geht118 , der vom Konzil von Trient bestätigt wurde 119 . Diese Vorschrift wurde in die griechische Kirche getragen durch die von Matthaios De‐ vares angefertigte griechische Übersetzung der Beschlüsse des Konzils von Trient, die im Jahr 1583 gedruckt 120 und auf Befehl Gregors XIII. zusammen mit einer Katechese in 12.000 Exemplaren gratis verbreitet wurde 121 , so dass sie viele Gebiete der griechischen Theologie tief be‐ einflussen konnte. Zur Übernahme dieser Vorschrift trug aber auch die von L. Philaras angefertigte Übersetzung der Dottrina Cristiana Bel‐ larmins 122 bei, die diese Regelung ebenfalls enthält. Auch dieses Werk wurde gratis verteilt und nahm maßgeblichen Einfluss auf die zeitge‐ nössische griechische Theologie. Ferner spielten dabei auch die im Osten tätigen katholischen Missionare sowie die pro‐katholischen griechi‐ schen Gelehrten eine Rolle. Letztere waren oft Absolventen des Colle‐ gium Graecum in Rom, deren Werke die Theologie des Konzils von Trient bzw. Bellarmins reproduzierten – so etwa Rodinos und Gregori‐ os Myrmegusianos –, oder orthodoxe Absolventen der Universität Pa‐ dua oder anderer italienischer Universitäten, die oft unbewusst diese Vorschrift in den Osten importierten. Besagter Kanon des Konzils von Trient ist schließlich in vielen weiteren Übersetzungen katholischer Werke enthalten, die im griechischen Osten vertrieben wurden, wie z.B. in dem von E. Romanites übersetzten Werk des P. Segneri, Il penitente istruito 115 Bei Aymon 1708, 428. 116 Vgl. Allatius 1648, 1312 Sp. 117 Aymon 1708, 428. 118 Damodos stellt dies in seinem zweiten unedierten handschriftlichen Beichtbuch fest, allerdings ohne den Laterankanon mit dem Konzil von Trient zu verbinden oder die Frage zu stellen, inwiefern und wie dieser Kanon die Ostkirche beeinflusste (Ms 43, 276r). 119 Denziger 1991, 812; vgl. Ders. 1683. Dass die Regelung der Beichte einmal im Jahr mit der entsprechenden Regelung von Trient identisch ist, stellt auch A. Amato fest, ohne sich auf die Frage, ob und wie diese Regelung des Konzils von Trient Kallini‐ kos erreicht haben könnte, einzulassen (Amato 1982, 217). Amato hat ferner nicht beobachtet, dass Kallinikos an drei weiteren Stellen sich auf die Regelung bezieht, die das Beichten mindestens viermal im Jahr vorsieht. 120 S. Κανόνες... ἐν Τριδέντῳ συνόδου, Übers. Μ. Δεβαρής. 121 Gottlob 1885, 46. 122 Bellarmino 1616, 191.
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(Μετανοῶν διδασκόμενος), das vor allem über das von ihm, wie noch zu zeigen sein wird, abhängige Beichtbuch des Nikodemos besonders einflussreich wurde 123 , und das Ἐγχειρίδιον τῶν Ὀρθοδόξων Ρωμαίων des Kapuzziners Paul de Lagny 124 . Die damit zusammenhängende literarische Produktion umfasst viele Bücher. Die zweite Regelung, nämlich die pflichtgemäße Beichte viermal im Jahr, geht ihrerseits höchstwahrscheinlich auf die Tatsache zurück, dass die drei weiteren großen Fastenzeiten im orthodoxen Kirchenjahr, näm‐ lich vor Weihnachten, vor dem Entschlafen Mariens und vor dem Apo‐ stelfest, die alle in jener Zeit strengstens beobachtet wurden, im Volks‐ bewusstsein mit der Quadragesima unmittelbar zusammengehörten. Nachdem also besagte Regelung des 4. Laterankonzils von der ortho‐ doxen Kirche übernommen worden war, war es nur zu erwarten, dass die pflichtgemäße Beichte und Kommunion während der Quadragesima auch auf die drei weiteren Fastenzeiten übertragen werden musste 125 . Hier stellt sich die Frage nach dem Grund der schnellen Übernah‐ me und Verbreitung dieses Kanons. Die Antwort hängt mit den pasto‐ ralen und ekklesiologischen Problemen zusammen, welche die Strenge der Kanones verursachte. Diese schrieben oft einen vieljährigen Aus‐ schluß von der Kommunion als Bußauflage vor, so dass eine genaue Kanonesobservanz den Ausschluß der Mehrheit der Gläubigen vom eucharistischen Leib zur Folge hatte. Der Unwillen der orthodoxen Kirche, dieses große Problem als Problem ihres kanonischen Rechtes anzuerkennen 126 , machte jede Reform der antiken Kanones unmöglich, und zwar selbst derjenigen, die wegen der Veränderung der historischen Verhältnisse obsolet wurden. Dadurch wurde die orthodoxe Kirche – und wird es immer noch! – genötigt, nicht‐kanonische Regelungen in der Praxis zu übernehmen; dies wird dann oft unter Berufung auf die „Oikonomia“ gerechtfertigt. So wird eine Diastase zwischen geltenden Kanones und kirchlicher Praxis verursacht, die freilich in nicht wenigen 123 S. w.u. 310ff.; Segneri 2005, 196. P. Segneri ist, wie auch die anderen hier behandelten Autoren, ein eifriger Vertreter der häufigen Beichte und Kommunion gewesen. 124 „Wenn du mindestens einmal im Jahr gebeichtet hast“ («Ἂν ἐξηγορεύθηκες εἰς τὸ λιγό‐ τερον πᾶσα χρόνον μίαν βολάν...», de Lagny 1668, 156). 125 Die volkssprachliche Übersetzung des Malaxos schreibt für die Gläubigen, die daran nicht durch eine Bußauflage gehindert sind, die Kommunion viermal im Jahr vor. (Σκρέττας 2004, 311 ). Solange es keine kritische Untersuchung der handschriftlichen Überlieferung des Nomokanons gibt, muss die Frage offen bleiben, ob diese Rege‐ lung auf den Archetypus des Nomokanons zurückgeht und somit möglicherweise eine von den Beschlüssen des tridentinischen Konzils unabhängige griechische Tra‐ dition darstellt oder aber ein nachträglicher Zusatz ist. 126 Für eine Behandlung der Probleme des kanonischen Rechtes der orthodoxen Kirche und der Notwendigkeit einer Kodifizierung der Kanones sowie für eine Beurteilung der einschlägigen Stellungnahmen orthodoxer Theologen s. Ohme 1991, 507‐520.
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Fällen Verwirrung stiftet. Die orthodoxe Kirche übernahm also in der Praxis zur Zeit der Türkenherrschaft den Kanon des 4. Laterankonzils (vermittels der Beschlüsse des Konzils von Trient), ohne diesem aller‐ dings kanonische Geltung zu verleihen. Es blieb somit ungeklärt, und zwar aus den oben dargelegten Gründen, ob die pflichtgemäße Beichte und Kommunion einmal (oder viermal) im Jahr auch diejenigen Gläu‐ bigen betreffen sollte, die wegen Bußauflagen von der Kommunion ausgeschlossen waren. Dies war höchstwahrscheinlich in der Praxis der Fall. Kallinikos übernahm die meiner Hypothese entsprechende weiter‐ entwickelte Form des Laterankanons und schrieb die Beichte viermal im Jahr vor. Darin folgte er übrigens der offiziellen Stellungnahme des Patriarchats von Konstantinopel, wie sie in den Reskripten des Patriar‐ chen Gabriel III. zum Ausdruck kommt.
4.1.6 Die Haltung gegenüber der römisch‐katholischen Kirche An einer anderen Stelle seines Beichtbuches fügte Kallinikos einem von Rodinos entlehnten Abschnitt über die Voraussetzungen einer gültigen Beichte die Klausel hinzu, dass weder ein häretischer Priester die Abso‐ lution gewähren, noch ein häretischer Beichtender diese empfangen kann. Πιστή, ἤγουν νὰ ἦναι τεθεμελιωμένη εἰς τὴν πίστιν τοῦ Χριστοῦ τὴν ἁγίαν, τὴν καθολικήν, καὶ ἀποστολικήν, τόσον ἀπὸ τὸ μέρος τοῦ ἐξομολογοῦντος, ὅσον καὶ τοῦ ἐξομολογουμένου διατὶ ὁ αἱρετικὸς δὲν ἔχει δύναμιν νὰ λύσῃ ἁμαρτίας, καὶ τοῦ αἱρετικοῦ ἡ μετάνοια καὶ ἐξομολόγησις, δὲν εἶναι ἐξομολόγησις, ἀμὴ βλασφημία, καὶ παίγνιον. Καλλίνικος 1787, 6f.
Πιστή, ἤγουν νὰ εἶναι θεμελειωμένη εἰς τὴν πίστιν τοῦ Χριστοῦ τὴν καθολικὴν καὶ ἀποστολικήν, τόσον ἀπὸ μέρος ἐκείνου ὁποῦ ἐξομολογᾶ, ὅσον καὶ ἀπὸ μέρος ἐκείνου ὁποῦ ἐξομολογᾶται. Ροδινὸς 1671, 31
Rodinos betrachtete die Ostkirche und die Westkirche zusammen als eine Kirche, während für Kallinikos nur die Orthodoxie die eine katho‐ lische Kirche war. Dies zeigt ein in der Handschrift 122 der Bibliothek
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von Zagora erhaltenes Antwortschreiben des Patriarchen 127 , in dem dieser das Problem des Übertritts von Heterodoxen zur orthodoxen Kirche bespricht: „Die 1. Frage ist, wie wir diejenigen, die von den Armeniern und den La‐ teinern zur katholischen Kirche kommen, zu empfangen haben“ 128 .
Da Kallinikos sich der Wiedertaufe der Katholiken entgegensetzte, hätte man annehmen können, dass er im oben zitierten Abschnitt aus dem Beichtbuch mit der Bezeichnung „Häretiker“ nicht die Katholiken meint. Er bringt aber im besagten Antwortschreiben seine Stellung deutlich zum Ausdruck, indem er auf die Frage, ob „auch die Armenier und die Latei‐ ner wieder zu taufen sind“, die Antwort gibt: „wir haben es für vernünftig gehalten, Dich zu informieren, dass die derar‐ tigen Häretiker nicht wieder getauft werden“ 129 .
Demzufolge ist die römisch‐katholische Kirche für Kallinikos häretisch, und ihre Priester sind somit nicht in der Lage, das Bußsakrament zu vollziehen bzw. die Absolution zu gewähren.
4.1.7 Das Beichtgeheimnis Weiterhin entlehnt Kallinikos von Rodinos 130 die Vorschrift, dass der Beichtiger den Inhalt der Beichte in keinem Fall preisgeben darf, selbst wenn der Bischof ihn dazu nötigt. Kallinikos fügt hinzu: „oder wenn ein Weltlicher seinen Knechten oder anderen ausdrücklich be‐ fehlen sollte, bei einem bestimmten Beichtiger zu beichten, um sich dann bei jenem über deren Wandel zu erkundigen…“ 131 .
Kallinikos verurteilt vehement die Beichtiger, die dabei mitmachen: „Wenn sich ein solch verfluchter Beichtiger findet, ein zweiter Judas der Art nach und ein Simon Magos, der die Sünden der Beichtenden mitteilt, und [die Gläubigen] verdächtigen ihn dessen, so dürfen sie nicht bei ihm beichten…“ 132 .
127 S. Δεληγιάννης 1931, 240‐248. 128 «Τὸ α’. …ζήτημα εἶναι πῶς πρέπει νὰ δεχώμεθα τοὺς ἐξ Ἀρμενίων καὶ Λατίνων προσερχομένους τῇ καθολικῇ ἐκκλησίᾳ», ebd., 240. 129 «...ὅτι πρέπει ν’ ἀναβαπτίζωνται καὶ οἱ Ἀρμένιοι καὶ οἱ Λατῖνοι, ἐκρίναμεν εὔλογον νὰ σὲ πληροφορήσουμεν, ὅτι οἱ τοιοῦτοι αἱρετικοὶ δὲν ἀναβαπτίζονται», ebd., 241. 130 Vgl. Ροδινὸς 1671, 44‐49. 131 «ἢ κοσμικὸς διωρίσῃ τοὺς δούλους του, ἢ ἄλλους νὰ ἐξομολογηθῶσι ῥητῶς εἰς τὸν δεῖνα πνευματικὸν διὰ νὰ μάθῃ παρ΄ ἐκείνου τὸν βίον τους», Καλλίνικος 1787, 10f. 132 «Ὅταν εὑρεθῇ τοιοῦτος κατηραμένος πνευματικός, ἄλλος Ἰοῦδας εἰς τὸν τρόπον, καὶ Σίμων μάγος, καὶ ὁμολογῇ τὰς ἁμαρτίας τῶν ἐξομολογουμένων, καὶ τὸ ὑποπτεύονται τοῦτο, δὲν πρέπει νὰ ἐξομολογηθοῦν εἰς ἐκεῖνον… », ebd., 11.
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Dieses Zeugnis ist deswegen interessant, weil es sich wohl auf reale Fälle bezieht, in denen die Beichte für politische, wirtschaftliche und andere Interessen ausgenutzt wurde. Malaxos berichtet in seinem Nomoka‐ non, dass das weltliche osmanische Gesetz die Übertretung des Beicht‐ geheimnisses mit dem Abschneiden der Zunge bestraft 133 , was auch Rodinos bestätigt 134 . Gerlach erwähnt als zusätzliche Strafe die Blen‐ dung 135 . Metropolit Dionysios von Prastos wurde 1641 abgesetzt, weil er u.a. den Inhalt einer Beichte preisgegeben hatte 136 . Dass Kallinikos auf diesem Punkt besteht, hängt vielleicht mit persönlichen Erfahrungen zusammen. Denn der Priestermönch Auxentios, der bei der Absetzung des Kallinikos und der Erhebung Kyrillos V. (1748‐1751/1752‐1757) zum Patriarchen eine zentrale Rolle spielte, hatte sich gemäß einem Zeugnis des Athanasios Komnenos (geb. 1730) unter dem Volk Konstantinopels den Ruf als Heiliger erwerben können, indem er Informationen, die ihm von einigen Beichtigern zuflossen, nämlich „den Namen und die Heimat und den Beruf und die Sünden des Beichten‐ den (und diese Beichtiger waren nicht wenig, und diese Gläubigen waren sehr zahlreich)“ folgendermaßen einsetzte: „Unmittelbar nach der Beichte, als der Mensch [sc. der Beichtende] zu Auxentios ging, sagte ihm jener al‐ les; und der Mensch, der ja seinen Namen und auch seine anderen Taten und das: ‚halte dich von nun an fern von dieser oder jener Sünde, damit du nicht bestraft wirst’ von einem Menschen hörte, den er vorher nie gesehen hatte, wurde ohne Schwierigkeit betrogen und hielt ihn für einen Prophe‐ ten“ 137 .
Es waren höchstwahrscheinlich seine unangenehmen Erfahrungen mit Auxentios, die Kallinikos dazu veranlassten, dem von Rodinos entlehn‐ ten Text über die Sünden gegen das siebte Gebot die Sünde derjenigen Menschen hinzuzufügen, die „die Ehre anderer Menschen hinterlistig steh‐ len, wie es die falschen Priester und die falschen Asketen“ tun 138 . 133 Γκίνης‐Πανταζόπουλος 1982, 409. 134 Ροδινὸς 1630, 166. 135 Gerlach 1674, 457. 136 S. Γριτσόπουλος 1992, 453. 137 «τὸ τὲ ὄνομα καὶ τὴν πατρίδα καὶ τὸ ἐπάγγελμα καὶ τὰς ἁμαρτίας τοῦ ἐξομο‐ λογηθέντος· (ἦσαν δὲ οὐκ ὀλίγοι οἱ τοιοῦτοι πνευματικοί, πάμπολλοί τε οἱ τοιοῦτοι πιστοί). Εὐθὺς οὖν μετὰ τὴν ἐξομολόγησιν ἀπερχομένῳ πρὸς τὸν Αὐξέντιον τῷ ἀνθρώπῳ ἔλεγεν αὐτῷ ἐκεῖνος τὰ πάντα· ὅστις ἀκούων τὸ ὄνομά του ἀπὸ ἄνθρωπον ὁποῦ ποτὲ πρότερον δὲν εἶδεν, ὁμοίως καὶ τὰς λοιπάς του πράξεις καὶ τό, ἄπεχε τοῦ λοιποῦ τῆς δεῖνος ἁμαρτίας ἵνα μὴ κολασθῇς, εὐκόλως ἀπατώμενος ἐνόμιζεν αὐτὸν προφήτην» Κομνηνός‐Ὑψηλάντης 1870, 365f. 138 «πανούργως κλέπτουσι τὴν τιμὴν τῶν ἄλλων, ὡς οἱ ψευδοϊερεῖς, καὶ ψευδοασκη‐ ταί», Καλλίνικος 1787, 30. Kallinikos konnte die harten Umstände seiner Entthro‐ nung, als er halbtot von osmanischen Soldaten gerettet wurde, nicht vergessen (Δυο‐ βουνιώτης 1915a, 10). Verantwortlich für diese Ereignisse war für Kallinikos vor allem Auxentios, der die Wiedertaufe der Heterodoxen predigte und den Ökumenischen
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4.1.8 Das Problem der Verfälschung der Kanones Es ist ferner bemerkenswert, dass Kallinikos die Feststellung des Rodinos von der Verfälschung der alten Kanones unverändert übernimmt und als Beispiel 139 den Fall der Verfälschung des Nomokanon des Photios hinzufügt 140 . Dieses Zeugnis ist bemerkenswert, weil es die Verbrei‐ Patriarchen Paisios II., einen Gesinnungsgenossen des Kallinikos, samt der Synode des Patriarchats der „lateinischen Gesinnung“ beschuldigte (Σκουβαρᾶς, 1970, 61). Die Taten des Auxentios hatten den Patriarchen zutiefst getroffen, da sie zu seiner Entthronung und Verbannung führten. Kallinikos hat ferner behauptet, dass ein Anhänger des Auxentios ihn während seiner Reise ins Exil zu erwürgen versucht hatte (Καλλίνικος 2004, 84). Als er sein Beichtbuch während des Exils auf dem Sinai verfasste, hatte er Auxentios wohl nicht vergessen. Letzterer wird auch in anderen Werken des Patriarchen erwähnt und als „Mönchlein“ (καλογερίδιον) bzw. „falscher Apostel“ (ψευδαπόστολον) bezeichnet (Δυοβουνιώτης 1915a, 8) 139 „Es gibt viele unter den alten Kanones, die in vielen Nomokanones geschrieben stehen und vielmals abgeschrieben worden sind und sowohl wegen der Unwissenheit der Kopisten ver‐ dorben, wie auch durch die Bosheit der Häretiker verfälscht sind; v.a. der sogenannte Nomo‐ kanon des Patriarchen Photios ist sehr verdorben“ («Οἱ παλαιοὶ κανόνες εἶναι περισσοί, οἱ ὁποῖοι εἶναι εἰς πολλὰ νόμιμα γεγραμμένοι, καὶ μεταγεγραμμένοι πολλῶν λογιῶν, καὶ εἶναι διεφθαρμένοι καὶ ἀπὸ τὴν ἀμάθειαν τῶν γραφέων, καὶ ἀπὸ τὴν κακίαν τῶν αἱρετικῶν νενοθευμένοι, μάλιστα τὸ λεγόμενον τοῦ Φωτίου Πατριάρχου νομο‐ κάνονον εἶναι πολλὰ διεφθαρμένον…», Καλλίνικος 1787, 63). 140 Es handelt sich um den «Νομοκάνονα εἰς ΙΔ’ τίτλους», der auf dem älteren «Σύν‐ ταγμα εἰς ΙΔ’ τίτλους» basiert, das höchstwahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 6. Jh.s in Konstantinopel von einem unbekannten Autor verfasst wurde und in der ersten Hälfte des 7. Jh.s die Gestalt eines Nomokanons annahm. Im Jahr 883 ergänzte Patriach Photios den Nomokanon, indem er diesem die Kanones des Concilium Quinisextum, des 7. Ökumenischen Konzils und der Lokalsynoden der Jahre 861 und 879 in Konstantinopel hinzufügte sowie ein zweites Vorwort verfasste (s. von Lingenthal 1877; s. auch Ders. 1885; Μενεβίσογλου 1999, 55‐73, 83‐91; Πέτροβιτς 1970, 245‐251; ΡΠ 1, 4‐335). Bis zum 19. Jh. wurde Photios als Autor des Nomoka‐ nons betrachtet. Nach G. Heimbach ist sowohl die breite Verwendung dieses Nomo‐ kanons wie auch sein Vorrang gegenüber den anderen nomokanonischen Samm‐ lungen auf die Bedeutung und Autorität des Namens des Patriarchen Photios zurückzuführen (Heimbach 1877, 32). Der Name des Photios sowie die ihm zuge‐ schriebene nomokanonische Sammlung behielten ihre Autorität während der Tür‐ kenherrschaft bei. Damals wurde aber das Werk, so Kallinikos, entweder durch Feh‐ ler der Kopisten oder durch Zusätze, denen man dadurch die Autorität des Namens des Photios verleihen wollte, verfälscht. Dieses Zeugnis des Kallinikos ist sehr wichtig, weil es die Art und Weise der Verwendung dieser byzantinischen nomokanonischen Quelle zur Zeit der Türkenherrschaft beleuchtet. Das Werk wurde fast ausschließlich in Gestalt von Handschriften verwendet. Die europäischen Ausgaben der Jahre 1561 (nur lateinisch), 1615, 1620, 1661 (s. ΡΠ 1, β’‐γ’) waren den Orthodoxen des Osmani‐ schen Reiches unzugänglich; nur das Patriarchat von Konstantinopel konnte gele‐ gentlich einige dieser Publikationen besorgen. Die Zahl der nomokanonischen Sammlun‐ gen, die bis zur Verbreitung von griechischen Druckausgaben der Kanones in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s verfälscht worden sind, ist groß (für einen kurzen Über‐ blick der Druckausgaben und der Verwendung von byzantinischen nomokanoni‐ schen Quellen zur Zeit der Türkenherrschaft s. Πιτσάκης 2003, 267‐282).
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tung verfälschter nomokanonischer Sammlungen bestätigt, und auch den Gebrauch des Nomokanons des Photios durch das Patriarchat von Konstantinopel belegt, als Kallinikos Ökumenischer Patriarch gewesen war. An den dargestellten Beispielen wird deutlich, dass Kallinikos die Teile des Beichtbuches des Rodinos, die er in sein Werk übernahm, tatsächlich modifizierte, indem er durch „Korrekturen“, Zusätze oder Streichungen all dies zu entfernen suchte, was mit der Lehre und der Tradition der Ostkirche, wie er sie verstand, nicht übereinstimmte. Daher sind die späteren Vorwürfe des Nikodemos Hagioreites, Kallini‐ kos habe seine Vorlage überhaupt nicht modifiziert, eher nicht gerecht‐ fertigt 141 . Die Entlehnungen aus dem Beichtbuch des Rodinos, wörtlich abgeschrieben oder modifiziert, machen etwas mehr als die Hälfte des Umfangs des Buches von Kallinikos aus.
4.2 Die Beziehung zur Διδασκαλία ὠφέλιμος περὶ μετανοίας des Chrysanthos
Nach meiner Untersuchung hat Kallinikos ungefähr ein Viertel seines Beichtbuches aus der Διδασκαλία des Chrysanthos abgeschrieben. Hier einige Beispiele: Ἐπίσκοπος: Πόσων λογιῶν εἶναι ἡ μετάνοια; Πνευματικός: Δύο λογιῶν, ἐσωτερική, καὶ ἐξωτερική, καὶ ἡ μὲν γίνεται μὲ συντριβὴν καρδίας, καὶ λύπην, ἡ δὲ ἐξωτερικὴ μὲ δάκρυα, γονυκλι‐ σίας, χαμευνίας, καὶ ἄλλα. Καλλίνικος 1787, 17 Πνευματικός: Θανάσιμος ἁμαρτία κοινῶς κατὰ τοὺς ἱεροὺς διδασκά‐ λους εἶναι κάθε ἐνέργεια, καὶ πρᾶξις τοῦ ἀνθρώπου εἰς τὴν ζωὴν
141 S. dazu u. S. 259ff.
Πόσων λογιῶν εἶναι ἡ Μετάνοια. Δύο λογιῶν, ἐσωτερική, καὶ ἐξωτερική. Καὶ ἡ μὲν ἐσωτερικὴ γίνεται διὰ συντριβῆς τῆς καρδίας, καθὼς λέγει ὁ Δαβὶδ, ἐκ βαθέων ἐκέκραξά σοι Κύριε Κύριε εἰσάκουσον τῆς φωνῆς μου, ἡ δὲ ἐξωτερικὴ διὰ δακρύων, γονυκλισίας, καὶ διὰ τῆς κρούσεως τοῦ στήθους ὡς ἔκαμνεν ὁ Τελώνης, καὶ ἄλλοι. Νοταρᾶς 1724, 7 Θανάσιμος λοιπὸν ἁμαρτία κοινῶς κατὰ τοὺς Ἱεροὺς Διδασκάλους, εἶναι κάθε ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου ἐν τῇ ζωῇ ταύτῃ, κατὰ τὴν ὁποίαν
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ταύτην, καθ’ ἣν φθείρεται ὁ λόγος τῆς διπλῆς ἀγάπης, δηλαδὴ τῆς πρὸς τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησίον, ὅθεν καὶ ὁ Κύριος εἶπεν ὅτι «ὁ νόμος ὅλος, καὶ οἱ προφῆται εἰς τὰς δύο ταύτας ἐντολὰς κρέμανται»· Κάθε γὰρ ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου, ἢ πρὸς τὸν Θεὸν ἀμέσως ὁρίζεται, ἢ πρὸς τὸν πλησίον, καὶ δι’ αὐτοῦ πρὸς τὸν Θεόν, καὶ ὅταν ἡ τοιαύτη ἐνέργεια εἰδοποιῆται διὰ τῆς ἀγάπης εἶναι καὶ λέγεται ἀρετή· ἀμὴ ὅταν εἶναι χωρὶς τῆς ἀγάπης, καὶ ἀκολούθως ἀποκεχωρισμένη ἀπὸ τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησίον, εἶναι, καὶ λέγεται ἁμαρτία· Ἐπειδὴ λοιπὸν ἐγνώσθη ἡ πρὸς θάνατον ἁμαρτία... Καλλίνικος 1787, 19 Ἐπίσκοπος: Τὶ διαφέρουσι δὲ ταῦτα καὶ κατὰ τὸ τέλος; Πνευματικός: Διαφέρουσιν, ὅτι τὰ συγγνωστὰ ἐξαλείφονται καὶ χωρὶς ἱκανοποίησιν, ἐκ τῆς ἀγαθότητος μόνης τοῦ Θεοῦ, καὶ μάλιστα εἰς τοὺς ζῶντας διὰ τοῦ μυστηρίου τοῦ Εὐχελαίου, τῆς ἀρχιερατικῆς εὐλογίας, καὶ τῶν λοιπῶν λεγομέ‐ νων μικρῶν μυστηρίων, εἰς δὲ τοὺς τεθνεῶτας διὰ τῶν συνηθισμένων μνημοσύνων ὁποῦ κάνει ἡ Ἐκκλησία. Ἐπίσκοπος: Τὶ πρᾶγμα εἶναι ἡ ἱκανοποίησις;
ἐνέργειαν φθείρεται ὁ λόγος τῆς διπλῆς ἀγάπης, δηλονότι τῆς πρὸς τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησίον, ὅθεν καὶ ὁ Κύριος εἶπεν, ὅτι ὁ Νόμος ἅπας, καὶ οἱ Προφῆται κρέμανται εἰς τὰς δύο ταύτας Ἐντολάς. Νοταρᾶς 1724, 72 Διότι καὶ πᾶσα τοῦ ἀνθρώπου ἐνέργεια, ἢ πρὸς τὸν Θεὸν ἀμέσως ὁρίζεται, ἢ πρὸς τὸν πλησίον, καὶ δι’ αὐτοῦ πρὸς τὸν Θεόν, καὶ ὅταν ἡ τοιαύτη ἐνέργεια εἰδοποιῆται διὰ τῆς ἀγάπης, εἶναι, καὶ λέγεται ἀρετή, ἀμὴ ὅταν εἶναι χωρὶς τῆς ἀγάπης, καὶ ἀκολούθως ἀποκεχωρισμένη ἀπὸ τὸν Θεὸν καὶ τὸν πλησίον, εἶναι ἁμαρτία, καὶ πονηρία. Ἐπειδὴ λοιπὸν καὶ ἐγνώσθη ἡ πρὸς θάνατον ἁμαρτία... Νοταρᾶς 1724, 73 Τὶ διαφέρει ἡ Θανάσιμος, καὶ Συγγνωστὴ Ἁμαρτία κατὰ τὸ τέλος. Διαφέρουσιν, ὅτι τὰ συγγωστὰ ἁμαρτήματα ἐξαλείφονται καὶ χωρὶς ἱκανοποίησιν, ἐξ ἀγαθότητος καὶ μόνης τοῦ Θεοῦ, καὶ μάλιστα εἰς μὲν τοὺς ζῶντας, διὰ τοῦ Μυστηρίου τοῦ Εὐχελαίου, τῆς Ἀρχιερατικῆς εὐλογίας καὶ τῶν λοιπῶν λεγομένων μικρῶν Μυστηρίων. Εἰς δὲ τοὺς τεθνεῶντας, διὰ μέσου τῶν συνηθι‐ σμένων μνημοσύνων ὁποῦ κάμνει ἡ Ἐκκλησία. Νοταρᾶς 1724, 83 Περὶ τοῦ γ’. μέρους τῆς Μετανοίας, ἤτοι τῆς Ἱκανοποιήσεως.
Das Beichtbuch des Patriarchen Kallinikos III.
Πνευματικός: Ἡ ἱκανοποίησις εἶναι ἔμπρακτος πλήρωσις, καὶ τελείωσις τοῦ κανόνος τὸν ὁποῖον δίδει ὁ πνευματικὸς πατὴρ εἰς τὸν ἁμαρτάνοντα κατὰ τὴν ἐξουσίαν ὁποῦ ἔχει, καὶ νὰ φεύγῃ τὰς αἰτίας τῆς ἁμαρτίας… Καλλίνικος 1787, 22
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Τὶ πρᾶγμα εἶναι ἡ Ἱκανοποίησις. Ἡ Ἱκανοποίησις εἶναι ἐργασία ἀρκετὴ λυτικὴ τῆς ἁμαρτίας, διὰ τῆς τελειώσεως τῶν καλῶν πράξεων, ὁποῦ ὡς κανόνα ἀπαραίτητον δίδει ὁ Πνευματικὸς εἰς τὸν ἐξομολογούμενον. Ἢ εἶναι ἔμπρακτος πλήρωσις, καὶ τελείωσις τοῦ Κανόνος, τὸν ὁποῖον δίδει εἰς τὸν ἁμαρτάνοντα ὁ πνευματικὸς Πατὴρ ὁποῦ ἔχει ἐξουσίαν, κατὰ τὴν παρά‐ δοσιν τῆς ἁγίας Ἐκκλησίας... Νοταρᾶς 1724, 12
Da die „Orthodoxie“ des Chrysanthos weder durch Nikodemos Hagio‐ reites noch durch die Forschung jemals angezweifelt worden ist, er‐ möglicht die weitgehende Abhängigkeit des Beichtbuchs von der Διδασκαλία des Chrysanthos eine Revision der von mehreren For‐ schern übernommenen Vorwürfe des Nikodemos, dass das Beichtbuch in seiner Ganzheit nur das häretische Werk des Rodinos abschreibe und somit selbst häretisch sei 142 . Nikodemos hat jedoch die Abhängigkeit des Beichtbuches des Kallinikos von demjenigen des Chrysanthos nicht wahrgenommen, obwohl er Letzteres selbst als Quelle verwendet hat. Der Hinweis des Kallinikos auf einen im Beichtbuch des Chrysanthos enthaltenen Text des Gennadios Scholarios 143 hätte Nikodemos, der denselben Text des Gennadios im entsprechenden Abschnitt seines Beichtbuches als Quelle verwendet, dazu veranlassen können, die Mög‐ lichkeit einer Abhängigkeit des Werkes des Kallinikos von der Διδασκα‐ λία in Erwägung zu ziehen. Jedoch ist Nikodemos − und mit ihm die spätere Forschung − nicht auf diese Idee gekommen. Nikodemos aber hat die Entwicklung der neueren griechischen orthodoxen Theologie und wissenschaftlichen theologischen Forschung prägend beeinflusst. Dyobouniotes hat als Einziger bisher die Auffassung vertreten, dass das Beichtbuch des Kallinikos nicht ausschließlich von Rodinos, son‐ dern von einer Vielzahl verschiedener Quellen abhängt, dass Kallinikos 142 Hierzu s.u. 323ff. 143 „Um der Kürze Willen übergehen wir diese; und der Neugierige kann darüber bei Gennadios Scholarios oder im Werk περὶ Ἐξομολογήσεως des Chrysanthos von Jerusalem lesen“ («πλὴν διὰ τὴν συντομίαν τοὺς παρατρέχομεν, καὶ ὁ περίεργος ἂς ἰδῇ τὰ περὶ τούτων εἰς Γεννάδιον τὸν Σχολάριον, ἢ εἰς τὸ περὶ Ἐξομολογήσεως τοῦ Ἱεροσολύμων Χρυσάνθου», Καλλίνικος 1787, 21).
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aber keine seiner Quellen plagiiert habe 144 . Als zweitwichtigste Quelle des Beichtbuches betrachtet er die Εἰσαγωγικὴ ἔκθεσις περὶ τῶν τριῶν ἀρετῶν τῆς Πίστεως... des Bessarion Makres 145 . Da Dyobouniotes diese Behauptung überhaupt nicht belegt, kann man nur annehmen, dass er zu dieser Hypothese durch die Aussage des Kommentators der Zweit‐ ausgabe, Metropolit Samouel, verleitet wurde, der schreibt, dass das Werk „auf dem orthodoxen Bekenntnis des Bessarion Makres…basiert und das meiste von dorther kompiliert wurde“ 146 .
An anderer Stelle erwähnt Samouel auch die Εἰσαγωγικὴ Ἔκθεσις des Makres. Dyobouniotes, der natürlich wusste, dass Makres die Εἰσα‐ γωγικὴ Ἔκθεσις und nicht die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία geschrieben hatte, „berichtigte“ die zitierte Behauptung des Samuel, ohne ihn überhaupt zu erwähnen. Samuel seinerseits wurde zu dieser Behauptung durch die viermalige Bezugnahme des Kallinikos auf die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία veranlasst. Da Kallinikos jedoch den Namen des Autors nicht angibt, dachte Samuel wohl, dass auch die Ὁμολογία ein Werk des Makres sei, offensichtlich verleitet durch die Ausgabe dieses Werkes in einem Band zusammen mit der Εἰσαγωγικὴ Ἔκθεσις des Makres im Jahr 1699. Wie gesagt, hatte diese Ausgabe wegen des Verschweigens des Namens des Autors der Ὀρθόδοξος Ὁμολογία dasselbe Missverständnis auch bei anderen Lesern verursacht 147 . Allerdings hat Kallinikos, wie bei der Überprüfung der erwähnten Behauptungen festzustellen war, weder die Ὁμολογία des Mogilas noch die Εἰσαγωγικὴ Ἔκθεσις des Makres direkt als Quellen verwendet, sondern über die Διδασκαλία des Chrysanthos, die Kallinikos abschnittsweise wörtlich abgeschrieben hat:
144 Δυοβουνιώτης 1915a, 47. 145 Zum Leben und Werk des Bessarion Makres s. Σαβράμης 1930, 30f. 146 «τὴν ὀρθόδοξον ὁμολογίαν τοῦ Βησσαρίωνος Μακρῆ... ἔχει βάσιν καὶ τὰ πλεῖστα ἐκεῖθεν ἠρανίσθῃ» Καλλίνος 1837, 53 Anm. α’; 147 S.o. S. 236.
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Πνευματικός: Νὰ τὸν διδάσκῃ νὰ ἔχῃ τὰς τρεῖς ἀρετάς, τὴν πίστιν, ἐλπίδα καὶ ἀγάπην. Νὰ πιστεύῃ δηλαδὴ εὐσεβῶς, καὶ ὀρθοδόξως, νὰ ἔχῃ πάντα τὴν ἐλπίδα του εἰς τὸν Θεόν, καὶ νὰ μὴν ἀπελπισθῇ ποτὲ ἀπὸ τὴν χάριν του, καὶ τὴν πρὸς τὸν Θεόν, καὶ πλησίον ἀγάπην, περὶ ὧν ὁ λόγος εὑρίσκεται πλατύτατα εἰς τὴν Ὀρθόδοξον Ὁμολογίαν. Καλλίνικος 1787, 33
Χρεία ὅμως εἶναι νὰ ἐρευνήσῃ ὁ Πνευματικὸς καὶ εἰς ταύτας, δηλαδὴ τὴν πίστιν, καὶ τὴν ἐλπίδα τὸν ἐξομολογούμενον, ἂν εἶναι βέβαιος καὶ στερεός, ὅθεν λέγομεν καὶ περὶ τούτων σύντομα, καὶ ὅσον μόνον πρὸς εἴδησιν, ἐπειδὴ καὶ πλατύτατα ὁ περὶ τούτων λόγος εὑρίσκεται ἐν τῇ Ὀρθοδόξῳ Ὁμολογία. Νοταρᾶς 1724, 61
ἐννέα, οὓς ἀπαριθμεῖ πρὸς Γαλάτας ὁ ἀπόστολος λέγων· ὁ καρπός τοῦ Πνεύματός ἐστιν Ἀγάπη, Χαρά, Εἰρήνη, Μακροθυμία, Χρηστότης, Ἀγαθωσύνη, Πίστις, Πραότης, Ἐγκράτεια, καὶ ἄλλοι· καὶ ἂς ἰδῇ ὁ βουλόμενος τὴν ἐξήγησιν τούτου εἰς τὴν Ὀρθόδοξον Ὁμολογίαν, καὶ ἐν ἄλλοις. Καλλίνικος 1787, 37 Ἐπίσκοπος: Μετὰ τὴν ἐλπίδα ἡμῶν, ἥτις ἐστὶν ὁ Χριστός, τί ἄλλο εἶναι ἀναγκαῖον νὰ θεωρήσωμεν εἰς αὐτήν; Πνευματικός: Εἶναι ἡ Κυριακὴ προσευχή, ἤγουν τὸ Πάτερ ἡμῶν, καὶ οἱ ἐννέα Μακαρισμοί, τὰ ὁποῖα καὶ αὐτὰ διεξοδικῶς εὑρίσκονται εἰς τὴν Ὀρθόδοξον Ὁμολογίαν… Καλλίνικος 1787, 40
Ἐννέα ἀπαριθμεῖ ὀ Ἀπόστολος Παῦλος λέγωντας (Γαλάτ. 5,22)· ὁ καρπὸς τοῦ Πνεύματος ἐστὶν ἀγάπη, χαρὰ, εἰρήνη, μακροθυμία, χρηστό‐ της, ἀγαθοσύνη, πίστις, πρᾳότης, ἐγκράτεια, εἶναι χρεία ὅμως νὰ ἠξεύρωμεν πῶς, καὶ αἱ ἄλλαι πᾶσαι ἀρεταὶ λέγονται, καὶ... Νοταρᾶς 1724, 68 Τί ἄλλο εἶναι ἁρμόδιον νὰ θεωρή‐ σωμεν εἰς τὴν Ἐλπίδα; Εἶναι ἡ Κυριακὴ Προσευχή, καὶ Μα‐ καρισμοί, τὰ ὁποῖα καὶ αὐτὰ διεξοδικῶς εὑρίσκονται εἰς τὴν Ὀρθόδοξον Ὁμολογίαν... Νοταρᾶς 1724, 70
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4.2.1 Modifikationen und Zusätze des Kallinikos zu den aus der Διδασκαλία entlehnten Passagen Kallinikos hat also die Διδασκαλία des Chrysanthos und mittelbar darüber die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία und die Εἰσαγωγικὴ Ἔκθεσις, die zu ihren Quellen gehörten, verwendet. Chrysanthos wollte dadurch bei der Durchsetzung der Ὁμολογία als autoritativem Ausdruck des or‐ thodoxen Glaubens und der Ἔκθεσις als deren authentischer Interpre‐ tation mitwirken. Dieser gemeinsame Versuch des Chrysanthos und seines Onkels Dositheos fand eine Fortsetzung im Beichtbuch des Kal‐ linikos. Dieser reproduzierte allerdings, da er umfangreiche Abschnitte der Διδασκαλία plagiierte, nicht nur diese beiden Werke, sondern die Mehrheit der Quellen dieses Buches.
4.2.2 Der Satisfaktionsbegriff Kallinikos übernahm von Chrysanthos jene biblische Begründung des Satisfaktionsbegriffs, die dieser seinerseits vom Werk des G. Severos über‐ nommen hatte 148 . Eine demgegenüber viel ausführlichere Begründung bringt V. Damodos in seinem ersten handschriftlichen Beichtbuch 149 : „Und weil wir gegen Gott schuldig geworden sind, der das höchste Gut und der König des Himmels und der Erde ist, und uns seinem heiligen Willen widersetzten und seinen gewaltigen Namen beleidigt haben und das kost‐ bare Blut seines Sohnes, das für uns vergossen wurde, verschmäht haben und für nichts die Gaben und die Heiligung des Hl. Geistes erachtet haben…[so müssen wir] kraft…der Leiden Christi eine kleinste Satisfaktion für die… Sünden [leisten], als Zeichen der Liebe, als Bestätigung von Reue, als Ver‐ gewisserung der Buße und als Zeichen von Demut und Gehorsam“ 150 .
Das zweite handschriftliche Beichtbuch von Damodos hält allerdings ausdrücklich fest, dass die Satisfaktion nach der orthodoxen Tradition kein Teil des Bußsakraments ist:
148 Καλλίνικος 1787, 23; vgl. Νοταρᾶς 1724, 12; Σεβῆρος 1600, μβ´rf.; S.o. S. 223ff. 149 Μs 2039, 309v‐316r. 150 «Καὶ ἐπειδὴ ἐπταίσαμεν τοῦ Θεοῦ, ὁποῦ εἶναι τὸ ἄκρον ἀγαθὸν καὶ ὁ βασιλεὺς οὐρανοῦ καὶ γῆς καὶ ἀντισταθήκαμεν εἰς τὸ ἅγιόν του θέλημα, καὶ ὑβρίσαμεν τὸ φοβερὸν ὄνομά του, καὶ ἀπεῤῥίψαμεν τὸ τίμιον αἷμα τοῦ υἱοῦ αὐτοῦ τοῦ ὑπὲρ ἡμῶν ἐκχυ‐ θέντος, καὶ διὰ οὐδὲν ἐνομίσαμεν τὰς δωρεὰς καὶ ἁγιασμὸν τοῦ ἁγίου πνεύματος… δυνάμει… τῶν τοῦ Χριστοῦ παθημάτων μίαν παραμικρὰν ἱκανοποίησιν διὰ τὰ… ἁμαρτήματα εἰς σημεῖον ἀγάπης εἰς ἀσφάλειαν συντριβῆς, εἰς βεβαίωσιν μετανοίας, καὶ εἰς χαρακτῆρα ταπεινώσεως καὶ ὑποταγῆς», ebd., 310v‐311r.
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„Aber bei uns Griechen sind die wesentlichen Teile der Buße gemäß der Einsetzung Christi zwei: die Reue und die Beichte“ 151 .
Unter den Autoren von Beichtbüchern haben nur die oben genannten die Notwendigkeit einer Begründung des Satisfaktionsbegriffs, der ja in der patristischen und byzantinischen Literatur überhaupt nicht vor‐ kommt, wahrgenommen. Die anderen Beichtbuchautoren verwendeten den Begriff mit einer Unbefangenheit, die zeigt, dass sie ihn für traditi‐ onell hielten. Alle Autoren, Severos inbegriffen 152 , verwendeten aller‐ dings den Begriff synonym mit ἐπιτίμιον (Bußauflage) 153 . Gerade diese Identifizierung ermöglichte seine direkte und fast einstimmige Über‐ nahme durch die ostkirchlichen Theologen 154 . Außer Damodos in sei‐ nem ersten Beichtbuch beziehen sich auch Nikodemos und M. Anthra‐ kites auf die Satisfaktionstheologie der westlichen Tradition, indem beide in je eigener Art und Weise einschlägige Texte des P. Segneri reprodu‐ zieren 155 ; gleichwohl identifizieren beide weiterhin die Satisfaktion mit der Bußauflage. Severos und mit ihm Chrysanthos und Kallinikos ver‐ suchten den Begriff theologisch zu untermauern, indem sie die traditi‐ onelle spätscholastische römisch‐katholische biblische Begründung einfach übernahmen 156 , ohne die dogmatischen Voraussetzungen und Konse‐ quenzen dieses Begriffes zu berühren, wie Damodos es tat. So unterließ es auch Kallinikos, das Wesen des Problems anzuschneiden; offensicht‐ 151 «Καθ’ ἡμᾶς δὲ τοὺς Γραικούς, τὰ οὐσιώδη μέρη τῆς Μετάνοιας κατὰ τὴν διατάξιν τοῦ Χριστοῦ εἶναι δύω· ἡ Συντριβή, καὶ ἡ ἐξομολόγησις», Ms 43, 259v. 152 Damodos vertritt in seinem zweiten Beichtbuch im gleichen Abschnitt, in dem er die Abwesenheit des Satisfaktionsbegriffs in der orthodoxen bußtheologischen Tradition feststellt, die Meinung, dass die Satisfaktion durch die Erfüllung der Bußauflage ge‐ leistet wird (s. Ms 43, 259rf.). Dieses Zusammenfallen von Bußauflage (κανὼν) und Satisfaktion (ἱκανοποίηση) ist auch den ausländischen Beobachtern jener Zeit aufge‐ fallen. So schreibt T. Smith, dass die Beichtväter «are readily obeyed and complied with in the Penances, which they instict according to the practice and Canon of the Church; which is therefore called in the vulgar Greek κανόνας; also τὸ ἐπιτίμιον, because it is exacted in the way of punishment and satifactio» (Smith 1680, 179f.). Aber auch J. Elsner (1692‐ 1750) sollte einige Jahre später feststellen: „Der Griechen Buß‐übungen, welche sie auch Canonische Genugthuungen nennen, scheinen mehr als Betäubung des Fleisches und seiner Begierden, nach dem Befehl des Evangelii, als auf das Verdienen des Himmels gerichtet zu sein“, Elsner 1737, 170. 153 Holl 1898, 147 Anm. 2. In ähnlicher Weise verwendet der Begriff ἱκανοποιΐα Patriarch Jeremias in seinen Antworten an die Tübinger Lutheraner (s. Wendebourg 1986, 309ff.). 154 Die Frage nach der Zeit und dem Weg der Übernahme dieses Begriffes im christli‐ chen Osten, sowie eine detaillierte Untersuchung seiner semantischen Nuancen bei den verschiedenen Autoren wären Gegenstände einer separaten Studie. 155 Nikodemos beschränkte sich darauf, den Text Segneris abzuschreiben, während Anthrakites eine Zusammenfassung der jeweils einschlägigen Gedanken Segneris erarbeitete und sie mit einer eigenen, eher traditionellen Sündenlehre zusammen‐ fügte (s. Νικόδημος 1794, 178‐184; zu Anthrakites s.o. S. 174f). 156 Σεβῆρος 1600, 46f.; vgl. Χρύσανθος 1724, 12f.; vgl. Καλλίνικος 1787, 23f.
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lich stellte er sich allerdings die Frage nach der Herkunft des Begriffes und führte als Antwort besagte Passage aus dem Werk des Chrysanthos an.
4.2.3 Die erforderlichen Qualifikationen des Beichtigers Auch im Abschnitt über die erforderlichen Qualifikationen des Beichti‐ gers verwendet Kallinikos über Chrysanthos die Ὁμολογία und die Ἔκθεσις. Die Entlehnungen aus der Διδασκαλία setzt er mit Ausschnit‐ ten aus Rodinos’ Buch zusammen. Von dorther stammt die Frage des Bischofs an den Beichtiger:
Ἐπίσκοπος: Τί πρέπει νὰ ἔχῃ ὁ ἱερεὺς διὰ νὰ γένῃ πνευματικὸς νὰ ἐξομολογῇ; Καλλίνικος 1787,12
Ἐξεταστής: ... τὶ πρέπει νὰ ἔχῃ διὰ νὰ γένῃ κανεὶς πνευματικὸς, νὰ ἐξομολογᾶ τοὺς ἀνθρώπους. Ροδινὸς 1671, 48f.
Kallinikos antwortet auf diese Frage mit einer Kompilation von Stellen aus Rodinos und Chrysanthos. Dabei fängt er mit einigen Zeilen des Letzteren an: Πνευματικός: Εἰς τοῦτο νὰ εὑρεθοῦν διωρισμένοι κανόνες εἶναι ἀδύνατον, ὡσὰν ὁποῦ οἱ ἐξομολογούμενοι ὁμοιάζουν μὲ μίαν ὕλην ἀνείδεον, εἰς τὴν ὁποίαν ὁ πνευματικὸς στοχάζεται νὰ εἰσφέρῃ τὸ εἶδος, καὶ ἂν ἐπιθέσῃ οἰκεῖον εἶδος, καὶ πρόσφορον εἰς αὐτὴν εἰδοποιεῖται· ἀμὴ ἂν εἰσάξῃ ἀλλότριον καὶ ἄτεχνον, ἢ μένει καθὼς ἦτον, ἢ γίνεται ἓν τέρας ἀλλόκοτον, ἢ ὁμοιάζουσι μὲ τοὺς ἀῤῥώστους, καὶ πληγωμένους· καὶ ἂν ἐπιθέσῃ εἰς τὰς πληγάς, ἢ δώσῃ φάρμακα ὁποῦ νὰ βοηθοῦν ἰατρεύονται, εἰ δὲ βάλλῃ, καὶ δώσῃ τὰ ἐναντία καὶ μὴ πρόσφορα τοὺς βλάπτουσι·
Καὶ εἶναι ἀδύνατον νὰ εὑρεθοῦν διωρισμένοι Κανόνες, καὶ Ἀξιώματα εἰς αὐτό, ὡσὰν ὁποῦ οἱ ἐξομολογούμενοι ὁμοιάζουσι μὲ μίαν ὕλην ἀνείδεον, εἰς τὴν ὁποίαν ὁ Πνευματικὸς στοχάζεται νὰ εἰσφέρῃ τὸ εἶδος, καὶ ἂν ἐπιθέσῃ οἰκεῖον εἶδος, καὶ πρόσφορον εἰς αὐτήν, εἰδοποιεῖται, ἀμὴ ἂν εἰσάξῃ ἀλλότριον, καὶ ἀνεπιτήδειον, ἢ πάλιν μένει καθὼς ἦτον καὶ πρότερον, ἢ γίνεται ἕνα τέρας ἀλλόκοτον, καὶ παράξενον. Ἢ ὁμοιάζουσι μὲ τοὺς ἀσθενεῖς, καὶ πληγωμένους, τοὺς ὁποίους ὁ Πνευματικὸς Ἰατρὸς στοχάζεται νὰ τοὺς ἰατρεύσῃ, καὶ ἂν ἐπιθέσῃ εἰς τὰς πληγὰς φάρμακα ὁποῦ νὰ βοηθοῦν, ἰατρεύονται, καὶ
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ἐπεννοήθησαν ὅμως τινὲς κανόνες γενικοὶ τοὺς ὁποίους ἀναγκαίως πρέπει νὰ ἠξεύρῃ, καὶ νὰ ἔχῃ ὁ πνευματικός· Καλλίνικος 1787, 12f.
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ἐλευθερώνονται ἀπὸ τὴν ἀσθένειαν. Ἀμὴ ἂν δὲν ἐπιθέσῃ κατάλληλα φάρμακα, τοὺς βλάπτουσι περισσότερον. Ἐπενοήθησαν ὅμως καὶ κάποιοι Κανόνες γενικοί, ὁποῦ ὡφελοῦν κάθε ἐξομολογούμενον, τοὺς ὁποίους ἀναγκαίως πρέπει νὰ ἠξεύρῃ ὁ Πνευματικὸς, καὶ εἶναι τοῦτοι: Νοταρᾶς 1724, 20f.
Kallinikos führt dann neun allgemeine Qualifikationen auf, die beim Beichtiger vorauszusetzen sind, indem er den fünf Qualifikationen bei Rodinos noch vier, die er unter den zwölf Qualifikationen bei Chry‐ santhos ausgewählt hat, hinzufügt. Aber auch bei der Erläuterung der fünf Qualifikationen des Rodinos fügt er Material hinzu, das er von Chrysanthos entlehnt hat: α) νὰ ἦναι καλοῦ βίου, καὶ σεμνοῦ ἄνθρωπος, β) νὰ ἦναι πρακτικός, καὶ σπουδαῖος, καὶ νὰ ἠξεύρῃ τὰς ἱερὰς Γραφάς, καὶ θείους κανόνας, καὶ νὰ διακρίνῃ τὰ θανάσιμα ἁμαρτήματα ἀπὸ τὰ συγγνωστά, ποίαν ἁμαρτίαν δύναται νὰ λύσῃ, καὶ ποίαν ὄχι, καὶ ποία εἶναι μεγαλητέρα τῆς ἄλλης, καὶ νὰ ἠξεύρῃ τὰς περι‐ στάσεις, καὶ τρόπους τῶν ἁμαρτιῶν,
πρῶτον νὰ εἶναι καλῆς ζωῆς ἄνθρωπος καὶ ὅταν ἐξομολογᾶ νὰ μὴν εἶναι ἀφωρισμένος, ἢ καθηρημένος. Δεύτερον νὰ εἶναι προκομμένος Ροδινὸς 1671, 49 πρέπει νὰ ἠξεύρῃ τὴν Ἱερὰν Γραφὴν παλαιὰν καὶ νέαν κᾂν μετρίως, καὶ τοὺς Ἱεροὺς Κανόνας τῶν Ἁγίων Ἀποστόλων, Ἁγίων Συνόδων, καὶ Ἁγίων Πατέρων, Νοταρᾶς 1727, 21 διὰ νὰ ἠξεύρῃ ποῖα εἶναι τὰ θανά‐ σιμα κρίματα καὶ ποῖα εἶναι τὰ συγνωστὰ. ποίαν ἁμαρτίαν ἠμπορεῖ νὰ λύσῃ καὶ ποῖαν ὄχι, καὶ ποία εἶναι μεγαλήτερη ἀπὸ τὴν ἄλλην, νὰ γνωρίζῃ ταῖς περι‐
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γ) νὰ ἦναι φρόνιμος διὰ νὰ ἐρωτᾷ τὸν ἁμαρτωλόν, καὶ νὰ τὸν καθοδηγῇ εἰς τὸν δρόμον τῆς σωτηρίας του δίδω‐ ντάς τον θάῤῥος νὰ λέγῃ τὰς ἁμαρτίας του, καὶ νὰ ἔχῃ ἐλπίδα εἰς τὴν εὐσπλαγχνίαν τοῦ Θεοῦ, δ) νὰ ἦναι εὔσπλαγχνος, νὰ συμπάσχῃ μὲ τὸν ἁμαρτωλόν, νὰ τὸν παρηγορῇ, διὰ νὰ κάμῃ τὸν κανόνα ὁποῦ τοῦ δίδει, τὸν ὁποῖον πρέπει νὰ τὸν δίδῃ μὲ σπλάγχνος, καὶ νὰ μὴ γίνεται ὁ κανόνας ἀφορμὴ νὰ ἀπελπίζηται ὁ ἁμαρτωλός, ε) νὰ ἔχῃ ἄδειαν καὶ ἐνταλτήριον ἀπὸ τὸν ἐπίσκοπον τοῦ τόπου, στ) νὰ ἔχῃ φόβον Θεοῦ εἰς τὴν ψυχήν του, καὶ νὰ μὴν εἶναι ἀμελής, ἀλλὰ νὰ ἐνεργῇ τὴν ἐπιστασίαν του, καὶ τὸ χρέος του χρεωστικῶς διὰ ὄφελος τοῦ ἐξομολογημένου, ζ) νὰ ἔχῃ ἕνα καὶ μόνον σκοπόν, τὴν σωτηρίαν τῆς ψυχῆς τοῦ ἐξομολογουμένου, νὰ μὴν ἀποβλέπῃ εἰς ἄσπρα, ἢ εἰς ἄλλο τι τέλος, διατὶ πλανᾶται ὁ νοῦς του εἰς ἐκεῖνο, καὶ δὲν ἠμπορεῖ μήτε νὰ ἀκούσῃ καλά, μήτε νὰ διορθώσῃ τὸν ἐξομολογούμενον… Καλλίνικος 1787, 13f.
στάσες καὶ τοὺς τρόπους τῶν ἁμαρτιῶν. τρίτον νὰ εἶναι φρόνιμος, διὰ νὰ ἐρωτᾶ τὸν ἁμαρτωλὸν, καὶ νὰ τὸν καθοδηγᾶ εἰς τὸν δρόμον τῆς σωτηρίας του, δίδωντάς του θάρ‐ ρος νὰ λέγῃ ταῖς ἁμαρτίαις του καὶ νὰ ἔχῃ ἐλπίδα εἰς τὴν εὐσπλαγχνίαν τοῦ Θεοῦ καὶ ὅτι ὁ Θεὸς τοῦ συμπαθᾶ. Ροδινὸς 1671, 49f. Η’. Νὰ ἔχῃ τὸν φόβον τοῦ Θεοῦ εἰς τὴν καρδίαν του, καὶ νὰ μὴ εἶναι ὀκνηρός, ἀλλὰ νὰ ἐνεργῇ τὸ ὀφφίκιόν του χρεωστικῶς, διὰ ὠφέλειαν τοῦ ἐξομολογουμένου. Θ’. Νὰ ἔχῃ ἕνα καὶ μόνον σκοπόν, τὴν σωτηρίαν τῆς ψυχῆς τοῦ ἐξομολογουμένου, καὶ νὰ μὴ ἀποβλέπῃ εἰς φιλοχρηματίαν, ἢ εἰς ἄλλο κᾀνένα τέλος, διότι πλανᾶται ὁ νοῦς του εἰς ἐκεῖνο, καὶ δὲν δύναται μήτε νὰ ἀκούσῃ καλὰ, μήτε νὰ διορθώσῃ τὸν ἐξομολογούμενον. Νοταρᾶς 1724, 22
4.2.4 Das Problem der Simonie Kallinikos folgt Chrysanthos auch in seiner Behandlung des Problems der Simonie 157 . Er greift schließlich diejenigen Bischöfe an, die es wa‐ gen, die Beichtbefugnis an unwürdige Priester zu verkaufen 158 . Auch 157 Καλλίνικος 1787, 14f.; vgl. Νοταρᾶς 1724, 23f. 158 „Zu einer wie großen…kirchlichen Strafe sind also diejenigen verurteilt, die den Beruf des Beichtigers unverschämt und gottlos an gewisse Pseudopriester‐Händler, oder besser gesagt an gottlose Beichtiger verkaufen; das unschätzbare Sakrament der heiligen Beichte [verkau‐
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Rodinos bezieht sich sowohl in seinem Beichtbuch 159 , wie auch in der Σύνοψις 160 und Πανοπλία 161 , auf die Simonie. Kallinikos, auch hier Chrysanthos folgend, stellt sich nicht dagegen, dass man dem Priester freiwillig eine Geldsumme gibt, verurteilt aber mit Strenge die Priester, die Geld verlangen, um das Sakrament zu vollziehen. Zur Zeit der Türkenherrschaft war die Simonie offensichtlich ein weit verbreitetes Phänomen und betraf auch das Bußsakrament. Wie der Priestermönch Nektarios Terpos († ca. 1740/41) in seinem Werk Πίστις (1732), das im 18. Jh. sehr populär war, treffend bemerkt: „der Beichtiger verlangt einen Lohn für die Beichte, was für Beichtiger eine hässliche und äußerst unziemliche Tat ist“ 162 .
Aber auch Nikodemos Hagioreites, Zeitgenosse des Kallinikos, bezieht sich in seinem Beichtbuch auf den Fall einer erkauften Absolution, indem er die Kanones heranzieht, die dies unterbinden 163 und den Beichten‐ den von einer solchen Tat abrät 164 . Nikodemos unterweist den Büßer: „Sollte sich irgendein gewinnsüchtiger Beichtiger finden, der dir sagt, dass du ihm Geld geben sollst, und er wird dir vergeben, pass auf, dass du es ihm nicht glaubst, denn in dieser Weise kann er dir nicht vergeben, und so verlierst du nur dein Geld und bleibst unabsolviert“ 165 .
An einer anderen Stelle schreibt Nikodemos im Anschluss an Joseph Bryennios (ca. 1350‐1431), dass dieses Phänomen „die Ursache der Knechtschaft unseres Geschlechts unter den gottlosen Hagarsöhnen ist“ 166 .
fen sie] gegen Geld. Zu all diesen, nämlich den Verkaufenden und den Kaufenden, sagen wir zusammen mit der ganzen Institution unserer heiligen Kirche: ein solch frevelhaftes, simonis‐ tisches und gottloses Geld sei Ihnen zum Verderben und zum ewigen Anathema“ («Πόσης λοιπὸν… ἐκκλησιαστικῆς ποινῆς εἰσὶν ὑπόδικοι, οἱ πωλοῦντες τὴν πνευματικὴν διαγωγὴν ἀναιδῶς, καὶ ἀθέως εἴς τινας ψευδοϊερεῖς καπήλους, ἢ μᾶλλον εἰπεῖν ἀθέους πνευματικούς, τὸ ἀτίμητον μυστήριον τῆς ἱερᾶς Ἐξομολογήσεως διὰ χρήματα, πρὸς τοὺς ὁποίους, τοὺς πωλοῦντας δηλαδὴ καὶ ἀγοράζοντας, λέγομεν μετὰ παντὸς τοῦ συστή‐ ματος τῆς ἁγίας ἡμῶν Ἐκκλησίας, τὸ τοιοῦτον ἀνόσιον σιμωνιακὸν καὶ ἄθεον ἀργύριον, εἴησαν αὐτοῖς εἰς ἀπώλειαν, καὶ ἀνάθεμα αἰώνιον», Καλλίνικος 1787, 14f.). 159 Ροδινὸς 1671, 80f. 160 Ροδινὸς 1633, 33. 161 Ροδινὸς 1630, 361‐374. 162 «Πνευματικὸς εἰς τὴν ἐξομολόγησιν γυρεύει μισθόν, τὸ ὁποῖον εἶναι ἄσχημον καὶ ἀπρεπέστατον ἔργον τῶν Πνευματικῶν», Γαρίτσης 2002, 406. 163 Νικόδημος 1794, 38 Anm. 1. 164 Ebd., 179. 165 «ἂν εὑρεθῇ κᾀνένας φιλοκερδὴς πνευματικὸς, καὶ σοῦ εἰπῇ νὰ τοῦ δώσῃς ἄσπρα, καὶ αὐτὸς σὲ συγχωρεῖ» «πρόσεχε νὰ μὴ τοῦ πιστεύσῃς, διατὶ δὲν ἠμπορεῖ μὲ τοιοῦτον τρόπον νὰ σὲ συγχωρήσῃ, καὶ μόνον τὰ ἄσπρα σου χάνεις, καὶ πάλιν μένεις ἀσυγ‐ χώρητος», ebd., 180. 166 «ὅτι αὐτὴ εἶναι ἡ αἰτία τῆς ὑπὸ τῶν ἀθέων ἀγαρηνῶν σκλαβείας τοῦ γένους μας», ebd., 38 Anm. 1.
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In mehreren Beichtbüchern ist also die Rede von Priestern, die für den Vollzug der Sakramente Geld verlangen. Dieses Phänomen der Simonie erreichte zur Zeit der Türkenherrschaft offensichtlich eine weite Verbrei‐ tung 167 .
4.2.5 Die Unterweisung über die Todsünden Kallinikos entnimmt seine Lehre von den Todsünden dem Beichtbuch des Chrysanthos, wie es auch Nikodemos tat. So konnte die einschlägi‐ ge Unterweisung des Gennadios Scholarios, von der Chrysanthos ab‐ hängt, drei der wichtigsten Beichtbücher des 18. Jh.s beeinflussen. Θανάσιμος ἁμαρτία κοινῶς, κατὰ τοὺς ἱεροὺς διδασκάλους, εἶναι κάθε ἐνέργεια, καὶ πρᾶξις τοῦ ἀνθρώπου εἰς τὴν ζωὴν ταύτην, καθ’ ἣν φθείρεται ὁ λόγος τῆς διπλῆς ἀγάπης, δηλαδὴ τῆς πρὸς τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησίον, ὅθεν καὶ ὁ Κύριος εἶπεν, ὅτι, ὁ νόμος ὅλος, καὶ οἱ προφῆται εἰς τὰς δύο ταύτας ἐντολὰς κρέμανται. Κάθε γὰρ ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου, ἢ πρὸς τὸν Θεὸν ἀμέσως ὁρίζεται, ἢ πρὸς τὸν πλησίον, καὶ δι’ αὐτοῦ πρὸς τὸν Θεόν. Καὶ ὅταν ἡ τοιαύτη ἐνέργεια εἰδοποιῆται διὰ τῆς ἀγάπης εἶναι καὶ λέγεται ἀρετή· ἀμὴ ὅταν εἶναι χωρὶς τῆς
Θανάσιμος λοιπὸν ἁμαρτία κοινῶς κατὰ τοὺς Ἱεροὺς Διδασκάλους, εἶναι κάθε ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου ἐν τῇ ζωῇ ταύτη, κατὰ τὴν ὁποίαν ἐνέργειαν φθείρεται ὁ λόγος τῆς διπλῆς ἀγάπης, δηλονότι τῆς πρὸς τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησίον, ὅθεν καὶ ὁ Κύριος εἶπεν, ὅτι ὁ Νόμος ἅπας, καὶ οἱ Προφῆται κρέμανται εἰς τὰς δύο ταύτας Ἐντολάς:... ... διότι καὶ πᾶσα τοῦ ἀνθρώπου ἐνέργεια, ἢ πρὸς τὸν Θεὸν ἀμέσως ὁρίζεται, ἢ πρὸς τὸν πλησίον, καὶ δι’ αὐτοῦ πρὸς τὸν Θεόν, καὶ ὅταν ἡ τοιαύτη ἐνέργεια εἰδοποιῆται διὰ τῆς ἀγάπης, εἶναι, καὶ λέγεται ἀρετή, ἀμὴ
Καθόλου μὲν οὖν πρὸς θάνατον ἁμαρτία ἐστὶ πᾶσα ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου ἐν τῇ ζωῇ ταύτῃ, ἐν ᾗ ἐνεργείᾳ φθείρεται ὁ λόγος τῆς διπλῆς ἀγάπης τῆς τῷ Θεῷ δηλονότι ὀφειλομένης καὶ τῷ πλησίον. ... Ἐντεῦθεν εἴρηται ὑπὸ τοῦ Κυρίου, ὅτι ὁ νόμος ἅπας καὶ οἱ προφῆται ἐκ τῶν δύο ἐντολῶν τῆς ἀγάπης ἤρτηνται· διότι καὶ πᾶσα τοῦ ἀνθρώπου ἐνέργεια ἢ πρὸς τὸν Θεὸν ἀμέσως ὁρίζεται, ἢ πρὸς τὸν πλησίον ἀμέσως, δι’ αὐτοῦ δὲ πρὸς τὸν Θεόν· καὶ εἰδοποιουμένη μὲν διὰ τῆς ἀγάπης ἀρετή ἐστι καὶ λέγεται·
167 Eine Untersuchung, die die Menge der einschlägigen Zeugnisse, die in kaum einer Quelle der damaligen Literatur fehlen, sammelt und verwertet, steht noch aus.
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ἀγάπης, καὶ ἀκολούθως ἀποκεχωρισμένη ἀπὸ τὸν Θεόν, καὶ τὸν πλησίον, εἶναι, καὶ λέγεται ἁμαρτία. Ἐπειδὴ λοιπὸν ἐγνώσθη ἡ πρὸς θάνατον ἁμαρτία, ἀκόλουθον εἶναι νὰ ἠξεύρωμεν, ὅτι εἴ τι καὶ ἂν κάμη ὁ ἄνθρωπος εἰς τὴν ζωὴν ταύτην, ἢ νόημα εἶναι, ἢ λόγος, ἢ ἔργον. Καλλίνικος 1787, 19f.
ὅταν εἶναι χωρὶς τῆς ἀγάπης, καὶ ἀκολούθως ἀποκεχωρισμένη ἀπὸ τὸν Θεὸν καὶ τὸν πλησίον, εἶναι ἁμαρτία, καὶ πονηρία. Ἐπειδὴ λοιπὸν καὶ ἐγνώσθη ἡ πρὸς θάνατον ἁμαρτία, πῶς εἶναι δηλονότι κάθε ἐνέργεια τοῦ ἀνθρώπου ἐν τῇ ζωῇ ταύτῃ , ἢ νόημα εἶναι, ἢ λόγος, ἢ ἔργον. Νοταρᾶς 1724, 72f.
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ἐστερημένη δὲ τῆς ἀγάπης, καὶ οὕτω τοῦ Θεοῦ καὶ τοῦ πλησίον ἀπεστραμμένη, ἁμαρτία καὶ πονηρία. Ὁρισθείσης δὲ τῆς πρὸς θάνατον ἁμαρτίας, ἑπόμενόν ἐστι σκοπεῖν, ὅτι ὅπερ ἂν ἐνεργήσειεν ἄνθρωπος ἐν τῇ ζωῇ ταύτῃ ἢ νόημά ἐστιν, ἢ λόγος, ἢ ἔργον· Σχολάριος ed. M. Jugie u.a., Bd 4, 274
Die Verwendung der Todsündenlehre des Gennadios durch Kallinikos wie auch die namentliche Erwähnung 168 ihres Autors bezeugten die Autorität, die Gennadios zur Zeit der Türkenherrschaft besaß. Es handelte sich dabei nicht einfach um die Autorität eines Patriarchen oder eines kirchlichen Autors, sondern nahezu um die Autorität eines Kirchenvaters. Aus diesem Grund ließ Loukaris das Σύνταγμα des Gennadios dru‐ cken 169 , während P. Nikousios versuchte, dessen Werk Κατὰ Λατίνων zu publizieren 170 . Ferner veröffentlichte Prigos einige Kapitel aus den Werken des Gennadios171 , Dositheos druckte einige seiner Texte im Τόμος Χαρᾶς 172 , und Chrysanthos gliederte seine Homilie Περὶ Εὐχαριστίας in sein Συνταγμάτιον ein 173 . Schließlich entlehnte Kallinikos der Ὁμολογία des Mogilas, auch diesmal vermittelt durch das Buch des Chrysanthos, die Analyse des Vaterunser, der Seligpreisungen und des Glaubensbekenntnisses 174 .
168 S. Καλλίνικος 1787, 21. 169 S. Μεταξᾶς 1627. 170 S.o. Kap. V Anm. 97. 171 S.o. S. 248; s. auch Παπαδόπουλος 1984, 106 Nr. 1433. 172 Νοταρᾶς 1698, 229‐291. 173 Νοταρᾶς 1715, 136ff. 174 Καλλίνικος 1787, 34‐40; vgl. Νοταρᾶς 1724, 64‐72.
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4.3 Die Art der Verarbeitung der Hauptquellen durch Kallinikos Der Ruhm und die Autorität des Chrysanthos und dessen Onkels Do‐ sitheos waren Kallinikos wohlbekannt. Er bezeichnete Dositheos sogar als ἱερὸς und vertraute völlig dem Beichtbuch des Chrysanthos. Deswegen modifiziert er die Passagen kaum, die er Chrysanthos entnahm, im Gegensatz zu seiner Rezeption des Beichtbuchs von Rodinos. Bezeich‐ nend für seine Hochachtung gegenüber Dositheos und Chrysanthos ist, dass er, als er während seiner Exilszeit auf dem Sinai mit den dortigen Mönchen in Konflikt geriet, sich an die beiden Patriarchen erinnerte, deren Beziehung zu den Sinaimönchen ebenfalls problematisch gewe‐ sen war, und sich mit ihnen identifizierte. Alle Quellen des Beichtbuchs des Kallinikos – Rodinos, Chrysanthos und über diese die Ὁμολογία des Mogilas, die Ἔκθεσις des Makres und Severos’ Συνταγμάτιον – gehören dem 17. Jh an. Demnach kam das Beichtbuch des Kallinikos, obwohl es nach der Mitte des 18. Jh.s verfasst worden ist, mit keinem beichttheologischen Werk des 18. Jh.s in Berüh‐ rung. Die Richtlinien, die Dositheos und Chrysanthos der griechischen Theologie aufoktroyieren wollten, indem sie dem theologischen Den‐ ken bestimmte konfessionelle Schranken setzten, wurden durch Kalli‐ nikos treu befolgt. Eine Ausnahme stellt die Verwendung des Beicht‐ buchs des Rodinos, also eines unierten Priesters, dar; dem Inhalt nach war aber auch dieses Buch der Theologie der Jerusalemer Patriarchen durchaus verwandt. Als Kallinikos die Διδασκαλία verfasste, bestand ein großer Mangel an beichttheologischen Werken. Die Werke des 17. und vom Anfang des 18. Jh.s waren alle sehr selten geworden. Diesen Mangel nahm auch das Patriarchat von Konstantinopel anscheinend wahr. Die Publikation des Beichtbuchs des Paschaleus in Karamanisch vom Jahr 1785 wurde anscheinend von dringenden pastoralen Bedürfnissen des Patriarchats diktiert. Kallinikos, dem dieser Mangel bewusst war, kam im Sinai auf die Idee, ein eigenes Beich tbuch zu verfassen. In derselben Zeit wurde Kallinikos vom Patriarchen Matthäus von Alexandrien, der anschei‐ nend über keine besonderen pastoraltheologischen Kenntnisse verfüg‐ te, um pastoralen Rat gebeten 175 . Der angefochtenen Autorität des Pat‐ riarchen im Exil boten sich so Aussichten auf Anerkennung. Kallinikos hat nur Quellen verwendet, die ihm in der Klosterbiblio‐ thek des Sinai‐Kosters zugänglich waren 176 . Zu diesen Quellen zählte 175 Δελληγιάννης 1928, 335f. 176 Die Beichtbücher des Rodinos und des Chrysanthos sind beide in der Klosterbiblio‐ thek des Katharinenklosters zu finden (s. Μανιατόπουλος 1965, 44). Auffällig ist es, dass nahezu alle Beichtbücher aus der Zeit der Türkenherrschaft, nämlich der
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auch die Διδασκαλία des Chrysanthos, dessen Autorität unangefochten war. Kallinikos sah vielleicht die Abfassung eines eigenen Beichtbuchs als eine Möglichkeit an, sich als eine Art Fortsetzer des Werkes von Chrysanthos darzustellen. Dessen Buch ist auf jeden Fall das Vorbild für Kallinikos gewesen, wie schon der Vergleich der Titelblätter beider Werke zeigt. Allerdings war die Διδασκαλία ein vor allem im Milieu des Patriarchats von Konstantinopel allzu bekanntes Werk, als dass Kallinikos es als einzige Vorlage hätte verwenden können. Das Beicht‐ buch des Rodinos, das sich ebenfalls in der Bibliothek des Sinai‐Klosters befand, war dagegen besonders rar und im Umfeld des Patriarchats damals eher unbekannt. Aufgrund der pastoralen Kenntnisse und der Realitätsnähe war das Werk des Rodinos auch anderthalb Jahrhunderte nach seiner Abfassung noch aktuell, nicht zuletzt weil das pastorale Elend der griechischen Kirche in vielerlei Hinsicht unverbessert geblie‐ ben war. So wurde das Beichtbuch des Rodinos zur Hauptquelle der Διδασκαλία des Kallinikos.
4.4 Weitere Quellen: Bellarmin und Symeon von Thessalonike Die bisher erwähnten Quellen machen fast 80% des Umfangs des Beichtbuches aus. Bei meinen an den übrigen 20% des Werkes durchge‐ führten Untersuchungen stellte ich eine teilweise Abhängigkeit von der durch L. Philaras angefertigten griechischen Übersetzung der Dottrina Cristiana Bellarmins sowie vom Διάλογος des Symeon von Thessaloni‐ ke fest. Diese Quellen verschweigt Kallinikos vollends. Aus der Dottrina Cristiana Bellarmins übernahm Kallinikos den Ab‐ schnitt über die Sünde gegen den Heiligen Geist 177 : Ἐπίσκοπος: Εἶναι ἁμαρτία ὁποῦ νὰ μὴ δέχεται λύσιν, καὶ συγχώρησιν;
Μαθητοῦ ἐρώτησις: Ποίαις καὶ πόσαις εἶναι οἱ ἁμαρτίαις ἐναντίον
Βοσκὸς und die Ἐπίσκεψις des M. Anthrakites, der Πνευματικὸς Πατὴρ des Th. Sa‐ loufas, der Μετανοῶν Διδασκόμενος und der Πνευματικὸς Διδασκόμενος des P. Se‐ gneri in dieser Bibliothek vorhanden sind. Kallinikos berücksichtigte aber diese Beichtbücher nicht. Ferner waren alle Hauptquellen des Beichtbuches des Chrysanthos, das Συνταγμάτιον von G. Severos, die Ὁμολογία des P. Mogilas, die Ἐκθεσις des B. Makres, in der Klosterbibliothek vorhanden und somit Kallinikos zugänglich. Den‐ noch ist der Autor nicht auf die Idee gekommen, diese Quellen direkt zu verwenden. Er übernahm ihre Inhalte nur über das Beichtbuch des Chrysanthos. Dies alles macht deutlich, dass Kallinikos sich mit dem Thema der Beichte aufs Ganze gesehen allzu oberflächlich und mangelhaft auseinandersetzte. 177 Dieses Thema wird auch bei Paschaleus (1622, 133‐135) und Rodinos (1633, 186f.) ausführlich behandelt. Dabei ist die Quelle des Paschaleus Pinelli und Bellarmin ist diejenige des Rodinos (vgl. Bellarmino 1616, 228).
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Πνευματικός: Ναί, ὅσαι εἶναι ἐναντίον τοῦ ἁγίου Πνεύματος, αἱ ὁποῖαι εἶναι ἕξ· νὰ ἀπελπισθῇ τινὰς τὴν σωτηρίαν του· νὰ ἐλπίζῃ ὅτι θέλει σωθῇ χωρὶς καλὰ ἔργα· νὰ γνωρίζῃ τὴν ἀλήθειαν, καὶ νὰ τὴν ἐναντιῆται· νὰ ζηλεύῃ τὴν χάριν ὁποῦ ἔχει ἄλλος· νὰ μὴν θέλῃ νὰ ἀφίσῃ τὴν ἁμαρτίαν, καί· νὰ τελειώσῃ τὴν ζωήν του χωρὶς μετά‐ νοιαν. Ἐπίσκοπος: Διατί τὰς εἶπες ἁμαρτίαις τοῦ ἁγίου Πνεύματος; Πνευματικός: Διατὶ γεννῶνται ἀπὸ καθαρὰν καὶ μόνην κακίαν, καὶ μάλιστα ἡ Τρίτη ἥτις καὶ εἶναι μερι‐ κωτέρα ἐναντίον τοῦ ἁγίου Πνεύμα‐ τος, ἤγουν ὅταν γνωρίζῃ τὶς τὴν ἀλήθειαν, καὶ διὰ πεῖσμα φιλονεικῇ νὰ δείξῃ τὸ ἐναντίον. Νὰ ἁμαρτάνῃ τὶς ἀπὸ κακίαν λέγεται ἐναντίον τοῦ ἁγίου Πνεύματος διατὶ τοῦ ἁγίου Πνεύματος εἶναι δεδομένον ὡς ἴδιον ἡ ἀγαθότης, ἧς ἐναντία ἡ κακοσύνη. Καθὼς ἡ ἁμαρτία ὁποῦ γεννᾶται ἀπὸ ἀμάθειαν λέγεται ἐναντίον τοῦ Υἱοῦ, τοῦ ὁποίου εἶναι δεδομένη ἡ σοφία, καὶ ἡ ἁμαρτία ὁποῦ γίνεται ἀπὸ ἀσθένειαν λέγεται ἐναντίον τοῦ Πατρός, τοῦ ὁποίου δέδοται ἡ δύνα‐ μις. Ἐπίσκοπος: Τί πρᾶγμα ἔχουσιν ἴδιον αὐταὶ αἱ ἁμαρτίαι; Πνευματικός: Τὸ ἴδιόν τους εἶναι νὰ μὴν συγχωροῦνται οὔτε εἰς τοῦτον τὸν κόσμον, οὔτε εἰς τὸν ἄλλον, ὡς λέγει ὁ Χριστὸς εἰς τὸ εὐαγγέλιον.
τοῦ ἁγίου Πνεύματος; Διδασκάλου ἀπάντησις: Εἶναι ἕξ· νὰ ἀπελπισθῇ τινὰς εἰς τὴν σωτηρίαν του, νὰ ἔχῃ θάῤῥος ὅτι θέλει σωθῇ χωρὶς καλὰ ἔργα, νὰ γνωρίζει τὴν ἀλήθειαν καὶ νὰ τὴν ἐναντιᾶται, νὰ ζηλεύῃ τὴν χάριν ὁποῦ ἔχει ἄλλος, νὰ μὴ θέλῃ νὰ ἀφήσῃ τὴν ἁμαρτίαν, καὶ νὰ τελιώσῃ τὴν ζωὴν ἀμετανόητα. Μαθητοῦ ἐρώτησις: Διατὶ κράζονται ἁμαρτίαις ἐναντίον τοῦ ἁγίου πνεύ‐ ματος; Διδασκάλου ἀπάντησις: Διατὶ γεννῶνται ἀπὸ καθαρὰν κακοσύ‐ νην, καὶ μάλιστα τὸ τρίτον, τὸ ὁποῖον μερικώτερον ἀπ’ ὅλα εἶναι ἡ ἁμαρτία ἐναντίον τοῦ ἁγίου Πνεύ‐ ματος, ἤγουν ὅταν γνωρίζει τινὰς τὴν ἀλήθειαν, καὶ ὅμως μὲ πεῖσμα φιλονεικῇ νὰ δείξῃ τὸ ἐναντίον· νὰ ἁμαρτάνῃ τινὰς ἀπὸ κακοσύνην, λέγεται ἐναντίον τοῦ ἁγίου Πνεύ‐ ματος, διατὶ τοῦ ἁγίου Πνεύματος εἶναι δοσμένον ὡσὰν ἴδιον ἡ ἀγαθότης, τῆς ὁποίας εἶναι ἐνάντια ἡ κακοσύνη, καθὼς ἡ ἁμαρτία ὁποῦ γεννᾶται ἀπὸ ἀμαθίαν λέγεται ἐναντίον τοῦ Υἱοῦ, τοῦ ὁποίου εἶναι δοσμένη ἡ σοφία· καὶ ἡ ἁμαρτία ὁποῦ γίνεται ἀπὸ ἀσθένειαν λέγε‐ ται ἐναντίον τοῦ Πατρός, τοῦ ὁποίου εἶναι δοσμένη ἡ δύναμις. Μαθητοῦ ἐρώτησις: Τί πρᾶγμα ἔχουσιν ἴδιον τούταις οἱ ἁμαρτίαις; Διδασκάλου ἀπάντησις: Τὸ ἴδιόν τους εἶναι, νὰ μὴν ἔχουσι συγχώρη‐ σιν οὔτε εἰς τοῦτον, οὔτε εἰς τὸν ἄλλον κόσμον, καθὼς τὸ λέγει ὁ
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Ὅπερ ἐννοεῖται, ὅτι δυσκόλως συγχωροῦνται, διατὶ δυσκόλως συμ‐ βαίνει νὰ μετανοοῦσιν ἀληθῶς, ὅσοι ἔπεσαν εἰς τοιαύτας ἁμαρτίας. Καθὼς λέγομεν ὅτι ἡ ἀῤῥωστία εἶναι ἀνίατος, ὄχι ὅτι δὲν ἔχει θερα‐ πείαν, ἀλλ’ ὅτι δυσκόλως θεραπεύε‐ ται. Ἐπίσκοπος: Ποίαις ἁμαρτίαις φωνά‐ ζουν εἰς τὸν οὐρανόν; Πνευματικός: Ὁ ἑκούσιος φόνος· ἡ παρὰ φύσιν σαρκικὴ ἁμαρτία· ἡ καταδυναστεία τῶν πτωχῶν, ὀρφανῶν καὶ χηρῶν, καί· τὸ νὰ κρατῇ τινὰς τὸν μισθὸν τοῦ δούλου του. Καλλίνικος 1787, 52f.
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Χριστὸς εἰς τὸ εὐαγγέλιον, τὸ ὁποῖον ὅμως γρυκᾶται, ὅτι τούταις οἱ ἁμαρτίαις μὲ δυσκολίαν συγχωροῦνται· διατὶ ὀλίγαις φοραῖς καὶ δύσκολα συμβαίνει νὰ μετανοοῦσιν ἀληθινὰ ἐκεῖνοι ὁποῦ ἔπεσαν εἰς τέτοιας λογῆς ἁμαρτίαις, καθὼς, ὅταν λέγωμεν, ὅτι μία ἀῤῥώστια εἶναι ἀγιάτρευτη, δὲν θέλομεν νὰ εἰποῦμεν, ὅτι δὲν ἔχει ὁλότελα ἱατρείαν, ἀλλὰ ὅτι ὀλίγαις φοραῖς ἰατρεύεται, μάλιστα κατὰ τὸν κοινὸν δρόμον δὲν ἰατρεύεται. Μαθητοῦ ἐρώτησις: Πόσαις καὶ ποίαις εἶναι οἱ ἁμαρτίαις, ὁποῦ φω‐ νάζουσι εἰς τὸν οὐρανόν; Διδασκάλου ἀπάντησις: Τέσσαρες, ἤγουν φονικὸν θεληματικόν· ἁμαρτία σαρκικὴ παρὰ φύσιν· κα‐ ταδυνάστευσις τῶν πτωχῶν, καὶ μάλιστα ὀρφανῶν καὶ χηρῶν· καὶ νὰ κρατήσῃ τινὰς τὴν πλερωμὴν τοῦ δουλευτῆ. Bellarmino 1616, 238‐240
In derselben Art und Weise schrieb Kallinikos von Bellarmin folgende Abschnitte ab: 1) Über die himmelschreienden Sünden 178 ; 2) Wie der Mensch seinen Geist zu den drei letzten Dingen (Tod, Gericht, Hölle und Paradies) hinführen soll, um die Sünde zu vermeiden 179 ; 3) Über die sittlichen Tugenden 180 ; 4) Über das Almosen 181 . Die Verwendung der Übersetzung der Dottrina Cristiana Bellarmins durch Kallinikos ist zwar nicht zufällig, jedoch kein Zeugnis einer pro‐ katholischen Tendenz des Patriarchen. Dieses Buch wurde in der ersten Hälfte des 17. Jh.s im Osten kostenlos verbreitet, um der angestrebten Union zu dienen. Die Union sollte auf der Basis der posttridentinischen Theologie erfolgen, wie sie von Bellarmin zum Ausdruck gebracht wurde. 178 Καλλίνικος 1787, 53; vgl. Bellarmino 1616, 240. 179 Καλλίνικος 1787, 53‐55; vgl. Bellarmino 1616, 240‐244. 180 Καλλίνικος 1787, 50f.; vgl. Bellarmino 1616, 206‐210. 181 Καλλίνικος 1787, 49f. (hier gibt Kallinikos die Ausführungen Bellarmins gedrängt wieder); vgl. Bellarmino 1616, 216.
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Durch ihre große Verbreitung hatte die griechische Übersetzung der Dottrina bedeutende Auswirkungen. Wie schon gezeigt, schickte Lou‐ karis ein mit eigenen Randnotizen versehenes Exemplar des Werkes an den Holländer de le Leu de Wilhelm 182 . Zuvor, im Jahr 1602, hatte I.M. Karyophylles den Kleinen Kate‐ chismus Bellarmins ins Griechische übersetzt 183 . Diese beiden Überset‐ zungen von Karyophylles und Philaras sind in Rom mehrmals nachge‐ druckt worden, vor allem bis zum Ende der Auseinandersetzung um Loukaris im Jahr 1637 184 . Die Verbreitung des Werkes Bellarmins im Osten war das Ergebnis einer koordinierten Initiative Roms, und die unierten bzw. unionsfreundlichen Theologen stützten sich auf Bellar‐ mins Werk, wie wir am Beispiel des Beichtbuchs von Rodinos gesehen haben. Kallinikos rezipiert also die posttridentinische Theologie Bellarmins sowohl indirekt durch die Verwendung des Werkes des Rodinos (dies tut auch Saloufas in seinem Beichtbuch) als auch direkt durch die Ver‐ wendung der Dottrina Cristiana selbst. Das Werk Bellarmins gewann darüber hinaus keinen direkten Ein‐ fluss auf die griechische Theologie des 18. Jh.s. Es ist allerdings zu be‐ zweifeln, ob es überhaupt leicht möglich war, ein Exemplar der Über‐ setzung der Dottrina Cristiana zu finden. Bellarmin beeinflusste aber direkt und prägend die Theologie des 17. Jh.s und dadurch in indirekter Weise letztlich auch die Theologie des 18. Jh.s. Es lag für Kallinikos nahe, die Übersetzung der Dottrina Cristiana zu verwenden, da dieses Werk mit der damals vorherrschenden und von ihm selbst vertretenen Theologie der orthodoxen Kirche mehr oder weniger im Einklang stand. Bekannt‐ lich stand auch das Orthodoxe Bekenntis des P. Mogila unter dem Ein‐ fluss der Cristiana Dottrina 185 . In der Ausgabe der griechischen Überset‐ zung des Katechismus Bellarmins wird der Name des Autors überdies verschwiegen, während der Übersetzer beteuert, dass er das Werk gemäß „der Ordnung und der Gewohnheit der Ostkirche“ übersetzt habe. Die Theologie dieser Übersetzung wich im Wesentlichen von allen weiteren im Beichtbuch des Kallinikos verwendeten Quellen kaum ab. Weiterhin wurden die Unterschiede zwischen orthodoxer und römisch‐katholischer Kirche in dieser Zeit nicht betont, es sei denn, dass es politischen Zwe‐ cken hätte dienlich sein können. Die Machtposition des Patriarchats 182 S. Rozemond 1963; 183 Παπαδόπουλος 1984, 76 Nr. 1011. 184 Zur Verbreitung der Übersetzung der Dottrina Cristiana Bellarmins a.a.O., 99ff.; da wir allerdings von einigen Auflagen kein einziges Exemplar haben, lässt sich bei dem jetzigen Forschungsstand nicht definitiv sagen, wie oft die Übersetzungen des Großen Katechismus durch Philaras (1616, 1633, 1635) und des Kleinen Katechismus durch Karyophylles (1602, 1603, 1635, 1637) nachgedruckt worden sind. 185 Bârlea 1948, 145‐148.
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von Konstantinopel, das die orthodoxe Kirche im Osmanischen Reich gänzlich kontrollierte, ließ der Möglichkeit einer echten theologischen Auseinandersetzung keinen Spielraum. Die Themen des orthodoxen Bekenntnisses gehörten nicht immer zu den Prioritäten des Patriar‐ chats. Denn diese wurden von vornherein als gelöst betrachtet. Wurde das Patriarchat zu einer Stellungnahme genötigt, übernahm man in aller Schnelle eine bestimmte theologische Interpretation, ohne die Konse‐ quenzen zu berücksichtigen. Kallinikos selbst war ein Beispiel dieser Mentalität. Eine weitere Quelle des Kallinikos ist das Werk des Symeon vo n Thessalonike Ἀποκρίσεις πρός τινας ἐρωτήσεις ἀρχιερέως. Anhand folgender Beispiele über die Wirksamkeit der Sakramentsspendung durch unwürdige Kleriker soll dies verdeutlicht werden: Ἐπίσκοπος: Ἀλίμονον βέβαια εἰς ἡμᾶς, ἀλίμονονον εἰπὲ πάτερ εἰ ἀνάξιος τὶς χειροτονηθῆ Ἱερεύς, ἢ διάκονος, δεκτά εἰσι τὰ παρ’ αὐτοῦ γινόμενα, καὶ τελούμενα; Πνευματικός: Δεκτὰ εἰσί, διατὶ οὐ πάντας μὲν χειροτονεῖ τὸ Πνεῦμα τὸ Ἅγιον, διὰ πάντων δὲ ἐνεργεῖ· λοιπὸν ἀρχιερεύς, καὶ ἱερεύς, καὶ διάκονος κανονικῶς χειροτονηθείς, καὶ Θεοῦ ἀληθὴς εἶναι ὑπηρέτης, καὶ τῆς σωτηρίας τῶν ἀνθρώπων διάκονος, καὶ ἁγιασμοῦ μεταδοτικός τε καὶ πλήρης ἀλλὰ μετὰ θάνατον δώσει λόγον τῷ Θεῷ τῆς ἀναξιότητος αὐτοῦ, ἐν ὅσῳ δὲ ζῆ διὰ τῶν προσερχομένων σωτηρίαν ἡ χάρις ἐνεργεῖ, καὶ οἱ χειροτονημένοι παρ’ αὐτῶν
Ὁ ἀναξίως χειροτονούμενος λαμ‐ βάνει χάριν, ἢ οὔ; καὶ εἰ δεκτέα τὰ παρ’ αὐτοῦ. Ὡς οὐ πάντας μὲν χειροτονεῖ τὸ Πνεῦμα τὸ ἅγιον, διὰ πάντων δὲ ἐνεργεῖ. Λοιπὸν ἀρχιερεύς τε καὶ ἱερεὺς καὶ πνευματικόν τις ἔχων λειτούργημα, καὶ πᾶς ἄλλος κληρι‐ κός, κανονικῶς χειροτονηθεὶς καὶ Θεοῦ ἀληθής ἐστιν ὑπηρέτης, καὶ σωτηρίας τοῖς ἀνθρώποις διάκονος, καὶ ἄγγελος ἄλλος Θεοῦ, καὶ ἁγιασμοῦ μεταδοτικός τε καὶ πλή‐ ρης, καὶ ὅλος θείου φωτισμοῦ τε καὶ χάριτος… Εἰ δ’ οὖν, δώσει λόγον τῆς ἑαυτοῦ ἀργίας τῷ Θεῷ… Πᾶς δὲ μὴ κατὰ κανόνας χειροτονηθεὶς ἀρχιερεὺς ἢ ἱερεὺς ἢ κληρικὸς ἢ πνευματικοῦ λειτουρ‐ γήματος ὑπηρέτης, ἐνεργεῖ μὲν ἐν αὐτῷ τῇ χειροτονίᾳ ἡ χάρις, διὰ τὴν τῶν προσερχομένων αὐτῷ σωτηρίαν… Καὶ οἱ χειροτονούμενοι παρ’ αὐτῶν
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χειροτονημένοι εἶναι, καὶ οἱ λυόμενοι τῶν ἁμαρτημάτων, ἢ δεσμούμενοι, λελυμένοι, ἢ δεδεμένοι, καὶ τὰ μυστήρια δὲ ὅλα μυστήρια, οὐ γὰρ ἄνθρωπος ἐνεργεῖ, ἀλλὰ δι’ ὀργάνου ἡ χάρις· οὐαὶ δὲ εἰς τὸ ὄργανον ἐκεῖνο, ἂν παρὰ γνώμην τοῦ ἐνεργοῦντος ἐνεργῇ. Καλλίνικος 1787, 60f.
κεχειροτονημένοι εἰσί, καὶ οἱ λυό‐ μενοι τῶν ἁμαρτημάτων ἢ δεσμού‐ μενοι, λελυμένοι ἢ δεδεμένοι, καὶ τὰ μυστήρια δὲ πάντα μυστήρια. Οὐ γὰρ ἄνθρωπος ἐνεργεῖ, ἀλλὰ δι’ ὀργάνου ἡ χάρις. Οὐαὶ δὲ τῷ ὀργάνῳ ἐκείνῳ, εἰ παρὰ γνώμην τοῦ ἐνεργοῦντος ἐνεργεῖ Symeon von Thessalonike, Responsa ad Gabrielem Pentapolitanum, PG 155, 860
Das gesamte Werk des Metropoliten Symeon von Thessalonike (1416/17‐ 1429) fand zur Zeit der Türkenherrschaft eine breite Verwendung, vor allem unter den Verfassern nomokanonischer Sammlungen 186 . Beson‐ ders verbreitet war das Kapitel 257 des Dialogs mit dem Titel „Darüber, wie derjenige, der die Beichte abnimmt, und der Beichtende sich zu setzen und sich zu geben haben“ («περὶ τοῦ πῶς χρὴ τὸν τὴν ἐξομολόγησιν δεχόμενον καθῆσθαι καὶ διακεῖσθαι, καὶ πῶς τὸν ἐξομολογούμενον») 187 . Dieses Kapitel hat den Ritus des Beichtsakramentes auf dem Weg über die Nomokanones erheblich geprägt. Auch Nikodemos hat in seinem Beicht‐ buch dieses Kapitel wie auch andere Werke Symeons verwendet 188 . Das liturgisch‐kanonistische Werk Symeons, das nicht frei von westlichen Einflüssen ist, passte ganz zu der von Dositheos beförderten theologi‐ schen Richtung. Daher ließ der Patriarch von Jerusalem die Werke Sy‐ meons 1683 in Jassy drucken 189 . Im Jahre 1791 wurden sie in neugrie‐ chischer Übersetzung viermal in Wien und Venedig gedruckt 190 . Kallinikos verwendete also auch diesmal eine Quelle, die durch Dositheos von Jerusalem autorisiert worden war. Das wirkliche Ausmaß des Ein‐ flusses dieses Werkes Symeons vor seiner Edition durch Dositheos lässt sich nicht bestimmen. Auch seine Verwendung durch Kompilatoren von nomokanonischen Sammlungen erlaubt dies nicht. Wenn man von diesen Sammlungen absieht, war das Werk nicht besonders verbreitet. Aber mit der Ausgabe von 1683 gewann der Name Symeons hohe Au‐ torität, so dass sein Werk großen Einfluss auf die Theologie des 18. Jh.s ausübte. Allerdings wurde der Autor oft mit Symeon dem Neuen 186 Hierzu s. Γιάγκου 1993, 90f. 187 PG 155, 481. 188 S. Νικόδημος 1794, 38. 189 S. Συμεὼν 1683. 190 S. Παπαδόπουλος 1984, 409.
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Theologen verwechselt 191 . Als Kallinikos sein Buch verfasste, war die Autorität Symeons auf jeden Fall unangefochten. Der Patriarch fand in der Klosterbibliothek auf dem Sinai die Ausgabe von 1683 vor 192 und gliederte einige ihrer Abschnitte in sein Beichtbuch ein. Der Herausgeber der neugriechischen Übersetzung des Gesamtwerkes Symeons, P. Lampanitziotes, hat dann wohl eher durch Zufall das 1786 ebenfalls in Wien gedruckte Werk des Kallinikos Διδασκαλία πρὸς ἱερεῖς καὶ διακόνους zusammen mit dem Werk Symeons in einem Band vereint193 .
5. Das Beichtbuch des Kallinikos und die Absolutionsbriefe Kallinikos bezieht sich in seiner Διδασκαλία auch auf die Absolutions‐ briefe. Das Problem ihrer theologischen Legitimität spricht er nicht an, da er sie für gegeben hält. Er behandelt nur die Formulierung der in den Absolutionsbriefen gewährten Absolution. So betrachtet er die Ge‐ währung der Absolution für Sünden, die der Gläubige „aus Scham oder aufgrund von Vergesslichkeit ungebeichtet ließ“ («διὰ αἰδῶ, ἢ διὰ λήθην ἔασεν ἀνεμοξολόγητα»), als falsch. Demjenigen, der einige seiner Ver‐ fehlungen aus Scham nicht gebeichtet hat, dürfe weder vom Beichtiger noch durch einen Absolutionsbrief vergeben werden. Diese Gedanken des Kallinikos sind auch deshalb wichtig, weil sie bezeugen, dass die Ge‐ währung der Absolution durch einen Absolutionsbrief für einen Patri‐ archen von Konstantinopel zu jener Zeit selbstverständlich sein konnte. Dieses Urteil des Kallinikos wurde von Ph. Eliou im Zusammen‐ hang seiner eingehenden Forschungen über die Absolutionsbriefe und ihre Verwendung zur Zeit der Türkenherrschaft 194 folgendermaßen kommentiert: 191 Γιάγκου 1993, 90 Anm. 21. 192 S. Μανιατόπουλος 1965, 15 Anm. 208. 193 Ph. Eliou erwähnt ein heute verlorenes Beichtbuch, das ca. 1782‐1790 bei Lampanitziotes in Wien gedruckt wurde (Ἠλιοῦ 1973, 326). Eliou selbst konnte kein Exemplar finden; seine Nachricht geht auf den Nachlass von Legrand zurück. Da Lampanitziotes die Διδα‐ σκαλία πρὸς ἱερεῖς des Kallinikos zusammen mit der Übersetzung des Gesamtwerkes (Ἅπαντα) des Symeon von Thessaloniki 1791 gedruckt hat und offensichtlich Zugang zu den Werken des Patriarchen hatte, da er deren Druckfahnen zusammen mit Baumeisters Druckerei gekauft hatte, lässt sich vermuten, dass dieses unbekannte Beichtbuch eine Neuauflage des Beichtbuchs des Kallinikos gewesen sein könnte. Für eine solche Annahme spricht sowohl das Fehlen irgendeines Hinweises auf die Abfassung eines anderen Beichtbuches als auch die Gewohnheit der damaligen Dru‐ cker, frühere Publikationen der von ihnen gekauften Druckereien neu zu drucken oder die nicht verkauften Bücherbestände, die sie zusammen mit der Druckerei kauften, als neue Publikationen zu vermarkten, indem sie meistens nur das Titelblatt neu druckten. 194 S. Ἠλιοῦ 1983, 35‐84; S. auch Ders. 1985, 1‐44.
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„Kallinikos räumt zwar ein, dass der Beichtende eine Sünde ungewollt ver‐ gessen kann, hält aber fest, dass er keine Sünde ‚aus Scham’ verschweigen darf, ferner, dass es demjenigen, der den Absolutionsbrief gewährt, nicht erlaubt ist, bei einer solchen Verfehlung mitzuwirken, dadurch, dass er diesen Fall einräumt… Mit der einzigen Ausnahme des Absolutionsbriefes, der 1581 195 Th. Zygomalas von Patriarch Michael von Antiochien gewährt wurde, kenne ich keinen Absolutionsbrief, handschriftlich oder gedruckt, der die von Kallinikos zurückgewiesenen Formulierungen beinhalten würde. Dennoch muss es solche Absolutionsbriefe gegeben haben“ 196 .
Wie Eliou feststellt, war die Formulierung „aus Scham oder aufgrund von Vergesslichkeit“ nur bis zum Ende des 16. Jh.s in Gebrauch gewesen. Wie ich gezeigt habe, wurde sie zur Zeit des Severos von Philadelphia aufgegeben 197 . Deshalb lässt die Zurückweisung von solchen Absoluti‐ onsbriefen durch Kallinikos, der ja Ende des 18. Jh.s schreibt, Fragen aufkommen. Gleichwohl ist die Hypothese von Eliou, dass „es solche Absolutionsbriefe gegeben haben“ muss, kaum stichhaltig, weil Kallinikos – was Eliou nicht sah ‐ den ganzen Abschnitt über die Absolutionsbriefe dem Beichtbuch des Rodinos entnahm, wobei er einige Modifikationen vornahm: Ἀπὸ τοῦτο ἠμπορεῖ νὰ γνωρίσῃ καθένας (ἂν θέλη) πόσον ἐσφαλμένος εἶναι ὁ λόγος ἐκεῖνος ὁποῦ γράφεται εἰς τὰ συγχωροχάρ‐ τια· καὶ ὅσα διὰ αἰδῶ, ἢ διὰ λήθην εἴασεν ἀνεξομολόγητα. Ἤγουν ἂν ὁ ἁμαρτωλὸς μετὰ ἱκανὴν συζήτησιν, καὶ ἐξέτασιν τοῦ συνειδότος του ἀλησμόνησε κᾀμμίαν ἁμαρτίαν νὰ τὴν εἰπῇ τοῦ πνευματικοῦ του, νὰ τὴν συγχωρήσῃ καὶ ἐκείνην ὁ Θεὸς ὡσὰν τὰς ἄλλας. Ὅσον διὰ τοῦτο καλῶς ἔχει, καὶ ἐγὼ τὸ ὁμολογῶ, ὁ δὲ ἄλλος λόγος, τὸ δι’ αἰδῶ, ἤγουν διὰ ἐντροπήν, εἶναι ἄτοπον, καὶ πρέπει ἀφαιρεθῇ·
195 Crusius 1584, 104. 196 Ἠλίου 1983, 12 Anm. 166. 197 S.o. S. 115f.
Ἀπὸ ἐτοῦτο ὁποῦ λέγω ἠμπορεῖ κανεὶς νὰ γνωρίσῃ (ἂν θέλῃ) πόσον σφαλτὸς εἶναι ὁ λόγος ἐκεῖνος ὁποῦ εὑρίσκεται βαλμένος εἰς κάποια συγχωροχάρτια ὁποῦ τινὲς δίδουν. Λέγει ἔτζη τὸ συγχωροχάρτιν ἐκεῖνο, ἢ δι’ αἰδῶ ἢ διὰ λήθην. Ἤγουν ἂν ὁ ἀμαρτωλὸς ἄνθρωπος μετὰ ἱκανὴν συζήτησιν τῆς συνειδήσεώς του ἀλησμόνησε καμίαν ἁμαρτίαν νὰ τὴν εἰπῆ τοῦ πνευματικοῦ του, νὰ τοῦ τὴν συμπαθήσῃ ὁ Θεὸς καὶ ἐκείνην ὡσὰν καὶ ταῖς ἄλλαις, ὅσον διὰ τοῦτο, στέκει καλὰ καὶ ἐγὼ τὸ ὁμολογῶ. Ἀμὴ ἐκεῖνος ὁ ἄλλος λόγος ὁποῦ εἶναι βαλμένος, καὶ λέγει ἢ δι’ αἰδῶ ἤγουν διὰ ἐντροπὴν εἶναι παντάπασιν ἄτοπος καὶ χρεία νὰ λείπῃ ἀπὸ τὴν μέσην, καθὼς καὶ ἀπὸ τὸ στόμα τοῦ πρώην
Das Beichtbuch des Patriarchen Kallinikos III.
διατί, ἂν ὁ Θεὸς συγχωρῇ καὶ ἐκείνας τὰς ἁμαρτίας ὁποῦ κάμνομεν, καὶ δὲν τὰς ἐξομολογού‐ μεθα ἀπὸ ἐντροπήν μας, τί ἐμποδίζει νὰ μὴν ἐξομολογούμεθα ταῖς περισσότεραις ἁμαρτίαις, ἢ καὶ ὅλαις; Καλλίνικος 1787, 8f.
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Φιλαδελφείας Γαβριὴλ ἠκούσαμεν, καὶ πολλαῖς βολαῖς διὰ ζώσης φωνῆς μπροστὰ εἰς πολλοὺς ἀνατολικοὺς ἀρχιερεῖς τὸ ἐμιλήσαμεν καὶ ἀτοί τους ὡμολόγησαν πῶς δὲν στέκει καλὰ. Λέγει τὸ λοιπόν, ἢ δι’ αἰδῶ ἀνεξομο‐ λόγητα εἴασε καὶ ταῦτα αὐτῷ συγχωρήσαι ὁ πανοικτίρμων καὶ ἐλεήμων Θεός. Ἤγουν ὅσας ἁμαρτίας ἄφηκε καὶ δὲν ταῖς ἐξομολογήθηκε διότι ἐντράπηκε νὰ ταῖς εἰπῆ, νὰ εἶναι καὶ αὐταῖς συμπαθημέναις, ἑτοῦτο λέγω πῶς εἶναι ἀτοπώτατον. Διότι ἂν ὁ Θεὸς μοῦ συμπαθᾶ καὶ ἐκεῖναις ταῖς ἁμαρτίαις ὁποῦ κάμω καὶ δὲν ταῖς ἐξομολογηθῶ διὰ ἐντροπήν μου, τί ἐμποδίζει νὰ μὴν ἀφήνωμεν ὅλαις ταῖς ἁμαρτιαῖς ἢ ὅσαις πλειότεραις ἀξομολόγηταις. Ροδινὸς 1671, 34‐36
Kallinikos konnte wohl nicht mit Sicherheit wissen, ob besagte Formu‐ lierung in Gebrauch war oder nicht, da alle Patriarchate des Ostens (vor allem das Jerusalemer Patriarchat), aber auch die damaligen Erzbistümer von Achrida und Pekion sowie das Sinaikloster in verschiedenen Dru‐ ckereien des Ostens – in Jassy, Moskau, Moschopolis – vielerlei Absolu‐ tionsbriefe druckten. Daher konnte Kallinikos nicht alle unterschiedlichen Formulierungen der Absolutionsbriefe kennen. Als er von besagter For‐ mulierung bei Rodinos las, hielt er es anscheinend für durchaus glaub‐ würdig, dass eine kirchliche Behörde so formulierte Absolutionsbriefe herausgab, und versuchte Rodinos folgend auf der Basis der ihm bekann‐ ten Formulierung der Absolutionsbriefe des Patriarchats von Konstan‐ tinopel diese Formulierung zu berichtigen. Den Hinweis des Rodinos auf die ihm mündlich mitgeteilten Thesen des Severos198 ließ er freilich weg. Diese Ausführungen des Kallinikos über die Absolutionsbriefe wurden durch den Metropoliten Samuel von Mesembria in der Zweit‐ ausgabe des Beichtbuchs folgendermaßen kommentiert: „Das: ‚aufgrund von Vergesslichkeit’ ist, gemäß dem Urteil des Vaters [sc. des Kallinikos], noch bis heute in den Absolutionsbriefen enthalten. Das:
198 S.o. S. 116.
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‚aus Scham’ ist aber – ich weiß nicht von wem und wann – gestrichen wor‐ den“ 199 .
Kallinikos hat auch nach seiner kurzen Amtszeit weiterhin Absolutions‐ briefe vergeben, und zwar als Patriarch von Konstantinopel, da er den Titel auch nach seiner Absetzung beibehielt. Ein einschlägiges Zeugnis ist in einem Brief des Kaisarios Dapontes (1713‐1784) an Kallinikos aus dem Jahr 1775 erhalten. Der Brief betrifft einen Zeloten vom Athos namens Parthenios, Mönch in Hagia Anna, der erfuhr, dass Patriarch Kallinikos gegen die Wiedertaufe von Heterodoxen war und deswegen aufhörte, ihn „gemäß den Kanones und der Tradition“ zu kommemorieren. Lange nach dem Tod des Parthenios, stellte man bei der Öffnung des Grabes fest, dass sein Körper geschwollen war. Aus diesem Grund bat ein alter Mitbruder des Verstorbenen Kallinikos um Vergebung 200 . Dar‐ aufhin schickte Kallinikos tatsächlich einen Absolutionsbrief für die Sünde des Parthenios. K. Dapontes benachrichtigte anschließend Kalli‐ nikos vom Empfang des Absolutionsbriefes: „Jetzt aber muss ich, mein Gebieter, über den Absolutionsbrief schreiben. Er ist am Gründonnerstag des letzten Jahres zusammen mit Deinem heili‐ gen Brief angekommen. In der Osterwoche wurde das Grab des Gebunde‐ nen geöffnet, die Akolouthia wurde durch die Asketen der [Skete der] Hl. Anna vollzogen, der Absolutionsbrief Eurer Allheiligkeit wurde vorgele‐ sen und der Leichnam wurde erneut begraben; nach zwei Monaten wurde [das Grab wieder] geöffnet und – O Deine Wunder, König Christus! O die Gnade unserer Bischöfe! – derjenige, der vor drei Jahren gebunden und im Fleisch war, wurde völlig gelöst [d.h. vergeben] erfunden. Und wir ver‐ herrlichten alle Gott, der den Menschen eine solche Vollmacht gegeben hat, und wir dankten…Eurer Allheiligkeit“ 201 .
Nur die Beichtbücher des Kallinikos und des Rodinos beziehen sich auf die Verwendung von Absolutionsbriefen. Dies hat allerdings nicht zu bedeuten, dass die anderen Beichtbuchautoren etwas gegen die Abso‐ lutionsbriefe gehabt hätten. Severos z.B. erwähnt sie in seinem Werk Συνταγμάτιον überhaupt nicht, war aber nicht gegen ihre Verwen‐ dung, wie aus dem Zeugnis des Rodinos hervorgeht. Auch Chry‐ 199 «Τὸ μὲν διὰ λήθην, ὡς κρίνει ὁ Πατὴρ ἐμπεριλαμβάνεται ἔτι καὶ ἕως τῆς σήμερον μέσα εἰς τὰ Συγχωροχάρτια. Τὸ δέ, δι’ αἰδῶ, ἀφηρέθη, ὑπὸ τίνος καὶ πότε οὐκ οἶδα», Καλλίνικος 1837, 15 Anm. α’. 200 Δεληγιάννης 1937, 158 Anm. 1. 201 «Νῦν δὲ περὶ τοῦ συγχωροχαρτίου, δέσποτα, γραπτέον. Πέρυσι ἀνήμερα τὴν μεγάλην Πέμπτην μὲ ἦλθεν ὁμοῦ μετὰ τῆς ἁγίας σου ἐπιστολῆς. Τὴν ἑβδομάδα τῆς διακαινι‐ σίμου ἀνοίχθη ὁ τάφος τοῦ δεδεμένου, ἔγινεν ἀκολουθία παρὰ τῶν ἀσκητῶν ἁγιαν‐ νανητῶν, ἀνεγνώσθη τὸ συγχωροχάρτι τῆς ὑμετέρας Παναγιότητος, ἐτάφη πάλιν τὸ λείψανον, μετὰ δύο μῆνας ἀνοίχθη καὶ ὤ τῶν θαυμασίων σου Χριστὲ βασιλεῦ, ὤ τῆς χάριτος τῶν ἀρχιερέων ἡμῶν, εὑρέθη τελείως λελυμένος ὁ πρὸ τριῶν χρόνων δεδεμένος καὶ ἔνσαρκος. Καὶ ἅπαντες ἐδώκαμεν δόξαν τῷ Θεῷ, τῷ δόντι ἐξουσίαν τοιαύτην τοῖς ἀνθρώποις, καὶ εὐχαριστήσαμεν τὴν Παναγιότητά της...», ebd., 157f.
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santhos bezieht sich nicht auf Absolutionsbriefe in seinem Beichtbuch, während er zusammen mit seinem Onkel Dositheos Absolutionsschei‐ ne in großer Zahl – vielleicht mehr als jede andere kirchliche Behörde − gewährte 202 , um ihre Herrschaftspläne zu finanzieren. Dositheos hat sogar das Recht seines Patriarchates auf die Gewährung von Absoluti‐ onsbriefen gegen die Ausschließlichkeitsansprüche der Päpste verteidi‐ gen wollen. Chrysanthos, der die theologische Unhaltbarkeit der Gewäh‐ rung von Absolutionsbriefen vielleicht wahrnahm, versuchte diese Praxis unter Berufung auf den Oikonomia‐Begriff zu rechtfertigen: „Dazu gibt es…auch einige einzelne alte Gewohnheiten, die den Heiligen Kanones nicht widersprechen, sondern in größter Weisheit und gemäß der Oikonomia von Männern göttlichen Sinnes erfunden worden sind… Eine solche ist, dass der besagte Patriarch von Jerusalem die Absolutionsscheine überall gewährt“ 203 .
Chrysanthos hat außerdem als Verfasser des Glaubensbekenntnisses (Ὁμολογία Πίστεως) der Synode des Patriarchats von Konstantinopel vom Jahr 1727, das von den Patriarchen von Konstantinopel, von Anti‐ ochien und von allen Metropoliten der Synodos Endemousa unter‐ zeichnet worden ist, die Verwendung und Gewährung von Absoluti‐ onsbriefen gebilligt: „[über] die Vollmacht zur Sündenvergebung, die, insofern sie den From‐ men schriftlich gewährt wird, von der Östlichen Kirche Christi Absoluti‐ onsbriefe (συγχωροχάρτια) genannt wird, während die Lateiner sie indul‐ gentiae (ἰντουλγκέντζας) nennen, ist zu bekennen, dass sie in der Heiligen Kirche von Christus gegeben werden und die Verwendung derselben eine höchst erlösende Zuflucht für die Gläubigen ist; und dass diese Absoluti‐ onszettel auch von den vier Patriarchen von Konstantinopel, von Alexand‐ rien, von Antiochien und von Jerusalem in der gesamten katholischen Kir‐ che gewährt werden… Die Behauptung aber, dass ausschließlich der Papst von Rom allein die Vollmacht hat, diese zu gewähren, ist eine offensichtli‐ che Lüge und gehört zur unsinnigen Neuerungssucht der Lateiner“ 204 .
202 S. Στάθη 1984, 260f., wo Reisenotizen des Chrysanthos veröffentlicht sind, in denen er schreibt, dass er selbst gegen ein „Grosi“ (osmanische Währung) Absolutionsbriefe ausstellte. Allein auf Chios hatte Chrysanthos bei einer seiner Reisen 222 Absoluti‐ onsscheine ausgegeben. Folgende Angabe zeigt das Ausmaß des Vertriebs von Ab‐ solutionsbriefen: Das Patriarchat von Jerusalem ließ im Jahr 1776 4.000 Absolutions‐ briefe drucken, und schon nach neun Monaten schickte es den Druckereien Venedigs eine neue Bestellung, weil die 4.000 bereits vergriffen waren (Ἠλιοὺ 1985, 15f.). 203 «συνεξυφίστανται... καί τινες σποράδην παλαιαὶ συνήθειαι, μὴ ἀντικείμεναι μὲν τοῖς Ἱεροῖς Κανόσι, πανσόφως δὲ καὶ οἰκονομικῶς ὑπὸ Θεοφρόνων ἀνδρῶν ἐφευρε‐ θεῖσαι...οἷον ἐστὶ τὸ τὸν αὐτὸν Πατριάρχην τῶν Ἱεροσολύμων διανέμειν πανταχοῦ τὰ συγχωροχάρτια...», Δελικάνης 1904, 478f. 204 «τὴν ἐξουσίαν ὑπὲρ τῆς ἀφέσεως τῶν ἁμαρτιῶν, ἣν ἐγγράφως διδομένην τοῖς εὐσε‐ βέσιν ἡ μὲν Ἀνατολικὴ τοῦ Χριστοῦ Ἐκκλησία ὀνομάζει συγχωροχάρτια, Λατῖνοι δὲ ταῦτα καλοῦσιν ἰντουλγκέντζας, ὁμολογεῖν δίδοσθαι μὲν παρὰ Χριστοῦ ἐν τῇ ἁγίᾳ
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Schließlich hat auch Nikodemos Hagioreites, der in seinem Beichtbuch die Absolutionsbriefe überhaupt nicht erwähnt, den Metropoliten Pai‐ sios von Stagai gebeten, dass er einen Absolutionsbrief für einen leben‐ den Mönch, ebenfalls namens Nikodemos, vom Patriarchat von Kon‐ stantinopel besorge 205 . F
F
Ἐκκλησίᾳ, καὶ τὴν αὐτῶν χρῆσιν τοῖς πιστοῖς σωτηριωτάτην εἶναι καταφυγήν, δίδοσθαι μέντοι τὰ τοιαῦτα συγχωροχάρτια ἐν ὅλῃ τῇ Καθολικῇ Ἐκκλησίᾳ καὶ παρὰ τῶν τεσσάρων Πατριαρχῶν, τοῦ Κωνσταντινουπόλεως, τοῦ Ἀλεξανδρείας, τοῦ Ἀντιοχείας καὶ τοῦ Ἱεροσολύμων… Τὸ δὲ λέγειν ἀποκεκληρωμένως ἔχει τὴν ἐξουσίαν τοῦ διδόναι ταῦτα μόνος ὁ Ῥώμης Πάπας, ψεῦδός ἐστι προφανὲς καὶ τῆς τῶν Λατίνων ἀτόπου καινοτομίας», Καρμίρης 1968, 867f. 205 Ἀντωνιάδης‐Παπαϊωάννου 1964, 583.
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VII. KAPITEL Das Beichtbuch des Nikodemos Hagioreites (1749 − 1809) 1. Der Autor und der theologiegeschichtliche Hintergrund der Entstehung seines Beichtbuches Nikodemos Hagioreites 1 , mit seinem weltlichen Namen Nikolaos Kal‐ livourtzis, wurde 1749 auf Naxos geboren und war Schüler an der Εὐαγ‐γελικὴ Σχολὴ von Smyrna. Im Jahr 1775 wurde er Mönch im Kloster Dionysiou des Hl. Berges Athos, wo er mit Ausnahme eines kurzen Aufenthalts (1782−1783) auf der unbewohnten Insel Skyropoula bis zu seinem Tod im Jahr 1809 bleiben sollte. Sein großes schriftstelle‐ risches Werk, das aus 69 veröffentlichten und 95 unveröffentlichten Schriften besteht 2 , wie auch seine Teilnahme an der Bewegung der Kollyvaden hat die orthodoxe Theologie seiner Zeit, aber auch in der Gegenwart, maßgeblich beeinflusst. Das Beichtbuch des Nikodemos steht in Verbindung mit der Ent‐ wicklung der Bewegung der Kollyvaden, die die griechische Kirche von der Mitte des 18. bis zum Anfang des 19. Jh.s erschütterte. Diese Bewegung wurde durch einen Streit über den rechten Zeitpunkt des wöchentlichen Totengedenkens (μνημόσυνον) ausgelöst, erhielt aber in kurzer Zeit die Dimensionen einer breiten theologischen Strömung, die die Erneuerung der griechischen Kirche auf der Grundlage einer strengen Verankerung im kanonischen Recht und in der patristischen Tradition anstrebte. Trotz der Fülle der einschlägigen, vor allem grie‐ chischen, Literatur sind die Gründe für die Entstehung und Verbreitung 1
2
Zu Nikodemos’ Leben und Werk s. z.B. Ζαβίρας 1972, 500‐502; Σάθας 1868, 624‐626; Εὐστρατιάδης 1940, 38‐57; Καρπαθίου 1935, 50‐53; Κολιτσάρας 1953, 449‐454, 510‐515; Ders. 1955, 327‐329; Νικολοπούλος 2000, 361‐667; Παπουλίδης 1966, 294‐314, 390‐415, 576‐590; Ders. 1967, 95‐118, 301‐313; Ders. 1970, 23‐33; Ders. 1971, 167‐173; Σπυρίδων Λαυριώτης 1921; Τζώγας 1969, 46‐51; Τσακίρης 2005, 29‐58; Φραγκίσκος 1993, 102‐135; Ders. 2001, 173‐190; Amato 1982, 256‐342; Citterio 1987; Ders. 2001, 103‐131; Ders. 2002, 905‐997; Grumel 1931; Marnellos 2002; Knös 1962, 521f.; Haertel 1982, 303f.; Podskalsky 1988, 377‐382; Viller 1924, 174‐177. S. Νικολόπουλος 2000.
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dieser Bewegung sowie ihre eigentlichen Ziele immer noch nicht aus‐ reichend geklärt worden, weil die Quellen zum großen Teil immer noch unerforscht oder gar unediert sind 3 . Die Protagonisten dieser Bewegung, in deren Reihen sich viele Mönche und Priestermönche befan‐ den, waren Neophytos Kausokalyvites (ca. 1713‐1784), Athanasios Pa‐ rios (1725‐1813), der Metropolit von Korinth, Makarios Notaras (1731‐ 1805), und Nikodemos Hagioreites. Die vom Patriarchat von Konstan‐ tinopel 1776 beschlossene Verurteilung 4 , durch die die Kollyvaden und unter ihnen Athanasios Parios exkommuniziert wurden, führte zu ihrer Marginalisierung. Neophytos hatte den Berg Athos schon gegen 1759 vielleicht aufgrund eines Beschlusses des Patriarchats verlassen 5 und landete nach mehrjährigen Aufenthalten in Chios und Adrianopel in den rumänischen Landen. Dort lebte er in Bukarest und im transsylvani‐ schen Brasov zurückgezogen von kirchenpolitischen Streitigkeiten 6 . Der Metropolit von Korinth, Makarios, hatte seine Metropolie verloren, weil er an dem „Orlovschen Abenteuer“ (1770) teilgenommen und sich somit der durch das Patriarchat von Konstantinopel unterstützten os‐ manischen Regierung entgegengestellt hatte. Nikodemos dagegen wurde weder verurteilt noch – wie es bei den allermeisten Kollyvaden der Fall war – vom Berg Athos vertrieben, weil er in der kritischen Zeit nicht offen für die Kollyvaden Partei ergriffen hatte und sich nach dem Verurteilungsbeschluss zur Versöhnung bereit zeigte. Trotz der Verurteilung und der anschließenden Schwächung der Bewegung wollten die Kollyvaden Präsenz zeigen und sich in der grie‐ chischen Kirche, die sie ausgewiesen hatte, wieder Gehör verschaffen. Dabei waren Makarios von Korinth und Athanasios Parios die Haupt‐ akteure. Letzterem gelang es, einen Weg zur Versöhnung mit dem Patri‐ archat zu finden, so dass dieses seine Verurteilung aufhob. In der Panik, die der ägyptische Feldzug Napoleons (1798/99) und seine Manifeste zur Befreiung der Völker und die Propagierung der Demokratie bei der Hohen Pforte und dem Patriarchat von Konstantinopel auslösten, erwie‐ sen sich die anti‐aufklärerischen Ideen des Parios als sehr nützlich für das Patriarchat 7 , dessen neu gegründete Druckerei die Ἀπολογία des 3 4 5 6 7
Ein Teil dieser Quellen hat Τζώγας berücksichtigt (S. Τζώγας 1969). Meyer 1894, 237f. Τζώγας 1969, 19 Anm. 19. Mehr zu Neophytos ebd., 16‐28. Im Jahre 1797 forderte die Pforte die Unterstützung des Patriarchen ein: „Du sollst dich unablässig darum bemühen, Mittel zur Erhaltung der Ordnung in deinem Millet zu sammeln; und du sollst es nicht unterlassen, die Reichs‐Raya durch deine Ratschläge und Ermahnungen über ihre Gehorsamspflichten zu belehren“ («νὰ φροντίζεις ἀδιαλείπτως εἰς τὸ νὰ συνάζῃς μέσα περιποιητικὰ τῆς εὐταξίας τοῦ μιλλετίου σου, καὶ νὰ μὴ λείπῃς μὲ συμβουλὰς καὶ παραινέσεις σου νὰ διδάσκῃς πάντας τοὺς βασιλικοὺς ραγιάδες
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Parios herausgab 8 . So war der Autor und mit ihm die Bewegung der Kollyvaden – vorläufig – rehabilitiert worden. Makarios sollte einen anderen Weg einschlagen. Er reiste durch alle griechischen Regionen und versuchte, Handschriften solcher Werke zu sammeln und herauszugeben, auf die sich die Theologie der Bewegung stützen konnte. Für dieses Ziel benötigte er einen Mitarbeiter, der entwe‐ der die Editionen als bloßer Lektor vorbereiten, oder aber gegebenfalls die herauszugebenden Texte den theologischen Zwecken der Bewe‐ gung anpassen sollte. So beauftragte er Nikodemos mit der Vorbereitung der Ausgabe der Φιλοκαλία und des Εὐεργετινός, sowie mit der Zweit‐ ausgabe des Werkes des Neophytos Kausokalyvites Περὶ Συνεχοῦς Μετα‐ λήψεως, das Nikodemos durch umfangreiche Zusätze erweiterte. In der Folgezeit sollte Makarios Nikodemos stets mit der Vorbereitung weiterer Publikationen beauftragen. Im Jahr 1784 besuchte Makarios Notaras den Berg Athos, wo er Ni‐ kodemos zum zweiten Mal (das erste Mal war 1777) Handschriften zur Vorbereitung für den Druck übergab. Diesmal aber enthielten die von Notaras mitgebrachten Handschriften nicht nur orthodoxe Quellen, wie die Φιλοκαλία und den Εὐεργετινός, sondern auch Werke von Jesui‐ ten des 17. Jh.s, vor allem von P. Segneri (1624‐1694) und P. Pinamonti (1632‐1703), die durch E. Romanites († ca. 1758) aus Patmos aus dem Italienischen übersetzt worden waren 9 . Zusammen mit den Handschriften hatte Makarios höchstwahrscheinlich auch ein gedrucktes Beichtbuch mitgebracht 10 , ebenfalls eine Übersetzung des E. Romanites, mit dem Titel Μετανοῶν Διδασκόμενος (Il penitente istruito) – ein Werk des Pao‐ lo Segneri. Das Buch war 1742 anonym in Venedig gedruckt worden, gleichzeitig mit einem weiteren Werk desselben Autors, dem Πνευμα‐ τικὸς Διδασκόμενος (Il confessore istruito), das ebenfalls von E. Romanites übersetzt worden war 11 . Die jesuitischen Werke, deren Handschriften Makarios dem Nikodemos übergab, sollten unter den Titeln Γυμνάσμα‐ τα Πνευματικὰ (Exercicios Spirituales des Ignatius von Loyola, erweitert τὰ τῆς ὑπακοῆς των χρέη», s. Ἀποστολόπουλος 1989, 27ff., 71, wo die kirchenpoli‐ tische Zusammenarbeit des Parios mit dem Patriarchat dargestellt wird; vgl. Ἀπο‐ στολόπουλος‐Παΐζη 2003, 295f. 8 S. Πάριος 1798. 9 Hierzu ausführlich Τσακίρης 2005, 11‐17, 46‐54; s. auch Φραγκίσκος 1993, 112ff. 10 Ich stelle diese Hypothese aufgrund folgender Beobachtung auf: Während im älteren Katalog (aus dem Jahr 1769) der Drucke der Klosterbibliothek von Patmos Exemplare beider Werke Segneris aufgeführt werden (s. Φραγγίσκος‐Φλωρεντὴς 1993, 331), lässt sich im Katalog, den Notaras selbst 1793 zusammenstellte, nur ein Exemplar des Πνευματικὸς διδασκόμενος finden (ebd., 336). Es ist also sehr wahrscheinlich, dass dieses fehlende Exemplar von Makarios auf den Athos mitgenommen wurde. 11 Zu den Einzelheiten der Publikation und ihren Verknüpfungen mit politischen bzw. kirchlichen Faktoren s. Τσακίρης 2005, 11‐24.
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durch P. Pinamonti) und Ἀόρατος Πόλεμος (Combattimento Spirituale des L. Scupoli) 12 gedruckt werden, während ein großer Teil der handschrift‐ lichen Übersetzung des Werkes La filosofia morale derivata dall’ alto fonte del grande Aristotele Stagirita (Ἠθικὴ διδασκαλία) des Emanuele Tesauro (1592‐1675) 13 dem Συμβουλευτικὸν Ἐγχειρίδιον einverleibt wurde 14 . Diese Bücher haben einen bis in die Gegenwart andauernden Erfolg genossen und die traditionalistische Bewegung der Kollyvaden in pa‐ radoxer Weise mit der jesuitischen Literatur des 17. Jh.s verbunden 15 . Im Jahr 1784, als Marakios diese Handschriften Nikodemos übergab, begann dieser mit der Abfassung seines Beichtbuchs 16 , wobei er das Beichtbuch Segneris als Hauptquelle verwendet.
12 Für die Identifizierung der Werke s. Viller, 1924; s. auch Παπουλίδης 1970; Ders. 1971; über die Verbindung zwischen diesen Werken und den handschriftlichen Über‐ setzungen von Romanites, die Notaras aus Patmos mitbrachte, s. Φραγκίσκος 1993, 112ff. Der Ἀόρατος Πόλεμος ist 1796 in Venedig gedruckt worden, die Πνευματικὰ Γυμνάσματα 1800 in derselben Stadt. 13 Citterio 2001, 119. Das Originalwerk von E. Tesauro wurde 1670 in Turin gedruckt. 14 Ein Teil des Werkes hat E. Frangiskos mit der handschriftlichen Übersetzung von Romanites identifiziert (s. Φραγγίσκος 1993, 123‐126). Dennoch bleibt das Ausmaß der Abhängigkeit des Συμβουλευτικὸν Ἐγχειρίδιον des Nikodemos von der Über‐ setzung der Ἠθικὴ διδασκαλία Ε. Tesauros ein Gegenstand weiterer Forschung. A. Parios hatte erkannt, dass Nikodemos in diesem Werk ein anderes Handbuch plagi‐ iert, und schalt Nikodemos folgendermaßen: „Wann aber und wo hast du diese wunder‐ bare Anatomie studiert? Etwa im Collegium von Skyropoula, als du dahin gingst mit jenem unvergesslichen Arsenios? Oder an der Universität des Athos? O mein guter Herr Nikodemos, Mönch, Asket, Einsiedler, was soll diese neue, oder vielmehr leere, und paradoxe Angeberei von dir? Aber rege dich nicht auf! Ich habe ja einen guten und rechten Grund, dich freundlich zu schelten, und dir diese ungewöhnliche und dir völlig fremde Angeberei vor Augen zu stellen“ («ἀλλὰ πότε καὶ ποῦ ἐσπούδαξας τὴν θαυμασίαν ταύτην ἀνατομικήν; τάχα εἰς τὸ Κολλέγιον τῆς Σκυροπούλας ὅτε ἐκεῖσε μετέβης μετὰ τοῦ ἀλήστου ἐκείνου Ἀρσε‐ νίου; ἢ εἰς τὴν Οὐνιβερσιτὰν τοῦ Ἄθωνος; ἀλλ’ ὦ καλέ μοι κὺρ Νικόδημε, μοναχέ, ἀσκητά, ἐρημίτα, τίς ἡ καινὴ μᾶλλον δὲ κενή, καὶ παράδοξος αὐτή σου ἡ ἐπίδειξις; ἀλλὰ μὴ θορυβηθῆς. Ἔχω γε ἀφορμὴν εὔλογόν τε καὶ δικαίαν, νὰ σὲ ἐλέγξω φιλικῶς καὶ νὰ παραστήσω κατὰ πρόσωπόν σου τὴν ἀνοίκειον καὶ πάντῃ ξένην σου ταύτην ἐπίδειξιν...», s. Κουμαριανοῦ 1968, 3). 15 S. Τσακίρης 2005, 48 Anm. 150. 16 Euthymios, der Verfasser der Biographie des Nikodemos, schreibt: „Im Jahr 1784 kam der Heilige [d.h. Metropolit] von Korinth zum zweiten Mal, und er [sc. Nikodemos] kor‐ rigierte und verbesserte das Buch des Heiligen Symeon des Neuen Theologen, und verfasste auch das erste Beichtbuch…“ («Εἰς τοὺς 1784 ἦλθε τὸ δεύτερον ὁ Ἅγιος Κορίνθου, καὶ πάλιν ἐδιόρθωσε καὶ ἐκαλλώπισε τὸ βιβλίον τοῦ ἁγίου Συμεὼν τοῦ νέου θεολόγου, ἐσύνθεσε καὶ τὸ πρῶτον ἐξομολογητάριον», Σπυρίδων Λαυριώτης 1921, 212, 214).
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2. Das Beichtbuch Das Beichtbuch 17 des Nikodemos ist dann 1794 erschienen und hat bis 1868 sieben weitere Auflagen erfahren, alle in Venedig. In Athen wurde es zum ersten Mal 1895 nachgedruckt 18 . Bis heute zählen seine Neuauf‐ lagen mehr als zwanzig. Fünf Jahre nach der Erstausgabe wurde ferner eine Übersetzung ins Karamanische gedruckt 19 . Der zweiten Ausgabe vom Jahr 1804 wurde eine Rede Περὶ Μετανοίας (Über die Buße) hin‐ zugefügt, die nach E. Citterio vom zweiten Kapitel des Werks des P. Pinamonti La via del cielo abhängig ist 20 ; diese Rede war erstmals zu‐ sammen mit der Ἐπιτομὴ ἐκ τῶν Προφητανακτοδαβιτικῶν Ψαλμῶν (1799) gedruckt worden 21 . Das Beichtbuch gliedert sich in drei Teile: Der erste beinhaltet eine „kurze und praktische Unterweisung an den Beichtiger“ («διδασκαλίαν σύν‐ τομον καὶ πρακτικὴν πρὸς τὸν πνευματικόν»), der zweite die Kanones von Johannes dem Faster 22 und der dritte eine „feine und kurze Beratung für den Büßenden“ («συμβουλὴν γλαφυρὰν καὶ σύντομον πρὸς τὸν μετα‐ νοοῦντα»). Das Werk des Nikodemos ist im Grunde das letzte Werk der Beichtliteratur aus der Zeit der Türkenherrschaft, aber auch der Endpunkt dieser Gattung in der griechischen Literatur überhaupt, da das im Jahr 1837 gedruckte Νέον Ἐξομολογητάριον auf der Ausgabe des Beichtbuchs des Kallinikos vom Jahr 1787 beruht 23 . Die einzige Aus‐ nahme könnte das Beichtbuch des Phanouel Petalas aus dem Jahr 1845 sein 24 , das aber ein gänzlich andersartiges, von der Tradition der Zeit 17 Der vollständige Titel lautet: ΒΙΒΛΙΟΝ ΨΥΧΩΦΕΛΕΣΤΑΤΟΝ / ΔΙΗΡΗΜΕΝΟΝ ΕΙΣ ΤΡΙΑ ΜΕΡΗ. / ΩΝ / ΤΟ ΜΕΝ ΠΡΩΤΟΝ ΠΕΡΙΕΧΕΙ / ΔΙΔΑΣΚΑΛΙΑΝ ΣΥΝΤΟΜΟΝ ΚΑΙ ΠΡΑΚΤΙΚΗΝ / ΠΡΟΣ ΤΟΝ ΠΝΕΥΜΑΤΙΚΟΝ, ΠΩΣ ΝΑ / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗ ΜΕ ΚΑΡ‐ ΠΟΝ. / ΤΟ ΔΕΥΤΕΡΟΝ. / ΤΟΥΣ ΚΑΝΟΝΑΣ ΤΟΥ ΑΓΙΟΥ ΙΩΑΝΝΟΥ / ΤΟΥ ΝΗ‐ ΣΤΕΥΤΟΥ ΑΚΡΙΒΩΣ ΕΞΗΓΗΜΕΝΟΥΣ, / ΜΕΤΑ ΚΑΙ ΤΙΝΩΝ ΑΛΛΩΝ ΑΝΑΓΚΑΙΩΝ. / ΤΟ ΔΕ ΤΡΙΤΟΝ. / ΣΥΜΒΟΥΛΗΝ ΓΛΑΦΥΡΑΝ ΚΑΙ ΣΥΝΤΟΜΟΝ / ΠΡΟΣ ΤΟΝ ΜΕΤΑΝΟΟΥΝΤΑ, ΠΩΣ ΝΑ / ΕΞΟΜΟΛΟΓΗΤΑΙ ΚΑΘΩΣ ΠΡΕΠΕΙ. / ΕΚ ΔΙΑΦΟ‐ ΡΩΝ ΔΙΔΑΣΚΑΛΩΝ ΣΥΝΕΡΑΝΙΣΘΕΝ, / ΚΑΙ ΕΙΣ ΑΡΙΣΤΗΝ ΤΑΞΙΝ ΤΑΧΘΕΝ / ΠΑΡΑ ΤΟΥ ΟΣΙΟΛΟΓΙΟΤΑΤΟΥ / ΕΝ ΜΟΝΑΧΟΙΣ ΚΥΡΙΟΥ / ΝΙΚΟΔΗΜΟΥ / ΚΑΙ ΝΥΝ / ΠΡΩΤΟΝ ΤΥΠΟΙΣ ΕΚΔΟΘΕΝ, ΕΙΣ ΚΟΙΝΗΝ / ΤΩΝ ΑΝΑΓΙΝΩΣΚΟΝΤΩΝ ΩΦΕΛΕΙΑΝ. / ᾳψϞδ΄. ΕΝΕΤΙΗΣΙ, 1794. / Παρὰ Νικολάῳ Γλυκεῖ τῷ ἐξ Ἰωαννίνων. / Con Licenza de’ Superiori. 18 Über die Ausgaben des Beichtbuchs s. Νικολοπούλος 2000, 489‐497, wo aber viele Mängel und Ungenauigkeiten zu konstatieren sind. Dennoch bleibt diese Studie der einzige Versuch, alle Ausgaben der Werke des Nikodemos zu verzeichnen. 19 Salaville‐Dalleggio 1958, 102‐104 Nr. 27. 20 Citterio 1987, 120. 21 S. Νικόδημος 1799, 1‐53. 22 Zu Johannes dem Faster s. Ohme 2001, Sp. 522f., dort auch die einschlägige Biblio‐ graphie; s. ferner Holl 1898, 289‐298. 23 S. Καλλίνικος 1837; dazu s.o. S. 251f. 24 S. Πεταλᾶς 1847.
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der Türkenherrschaft völlig geschiedenes Werk ist. Das Beichtbuch des Nikodemos ist bis in unsere Tage im Gebrauch. Nikodemos versuchte, die vielfältigen Elemente zu integrieren, die die beichttheologische Tradition während der Türkenherrschaft ausmachten. Er verband die nomokanonische Tradition mit den Beichtbüchern, und zwar sowohl mit denjenigen, die entweder Übersetzungen von Werken westlicher Provenienz 25 oder Reproduktionen von westlichen Vorbil‐ dern 26 waren, wie auch mit denjenigen, die durch eine Aneignung von Elementen beider Traditionen selbständig verfasst wurden 27 . Nikodemos wollte alle bisher bekannten Texte über die Beichte berücksichtigen. Dies zeigen die fast 200 Hinweise und Fußnoten der Ausgabe vom Jahr 1794 – eine für damalige Verhältnisse beeindruckend große Zahl. Diese ‚wissenschaftliche’ Arbeitsweise des Nikodemos verleiht seinem Werk einen besonderen, unter den anderen Werken der Gattung einzigartigen Charakter.
3. Die Quellen des Nikodemos Nikodemos ist der einzige Autor eines Beichtbuchs, der gelegentlich Hinweise auf die von ihm benutzten Beichtbücher gibt 28 . Diese sind die handschriftlichen athonitischen Beichtbücher 29 , die beiden Übersetzun‐ gen des Romanites, die Ἐπίσκεψις des Anthrakites und das Beichtbuch des Chrysanthos. Die Beichtbücher von Kallinikos und Rodinos erwähnt er nur, um sie zu verwerfen. Nikodemos las zwar alle ihm zugänglichen30 beichttheologischen Texte, wählte aber die zu verwendenden Quellen nicht nur nach inhaltlichen Kriterien aus. Auch der jeweilige historische Rahmen der Abfassung dieser Quellen sowie seine eigenen Vorurteile bezüglich der Orthodoxie ihres jeweiligen Autors spielten dabei eine wichtige Rolle. 25 26 27 28
S. Segneri 2005; Segneri 2005a. S. Ροδινὸς 1671; Ροδινὸς 1633. S. Ἀνθρακίτης 1780; Ἀνθρακίτης 1708. Die einzige Ausnahme ist ein unbestimmter Hinweis von Kallinikos (s. Καλλίνικος 1787, 21). 29 Einige dieser Handschriften sind von gedruckten Beichtbüchern abhängig; s. z.B. Ms 78 und Ms 26. 30 In der Zeit der Türkenherrschaft war der Zugang zu Büchern selbst für Gelehrte mit guten Kontakten sehr schwer, vor allem wegen des Mangels an Bibliotheken. So erfah‐ ren wir z.B., dass der Metropolit von Athen und Verfasser einer Kirchengeschichte, Meletios Metrou, den Patriarchen Chrysanthos von Jerusalem bitten musste, dass dieser ihm die Antworten des Patriarchen Jeremias an die Tübinger Theologen und die Kirchengeschichte des Nikephoros Xanthopoulos von Konstantinopel aus zu‐ schicke (s. Καμπούρογλου 1890, 285).
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3.1. Die handschriftlichen athonitischen Beichtbücher Für Büßende, die viele Sünden begangen haben, vertrat Nikodemos die Ansicht, dass die Dauer der Bußauflage nicht vom Tag der Beichte, sondern vom ersten Tag der Enthaltung des Büßenden von seiner Sün‐ de gerechnet werden müsse. Diese Regelung führte er auf die „genaues‐ ten“ handschriftlichen athonitischen Beichtbücher zurück 31 . Mit der Bezeichnung „genaueste“ grenzt er diese Beichtbücher gegenüber manch anderen ab, die er im Πηδάλιον als χυδαιονομοκάνονες (vulgäre No‐ mokanones) bezeichnet. Die Menge solcher Nomokanones stellte einen der Gründe für die Edition des Πηδάλιον dar 32 . Nikodemos beobachtet auch, dass alle erfahrenen athonitischen Beicht‐ väter gerade diese ‚genauesten’ handschriftlichen Beichtbücher verwende‐ ten33 . Die große Verbreitung und Bedeutung dieser handschriftlichen Werke beweist auch die Tatsache, dass sie besonders zahlreich in den Bibliotheken des Heiligen Berges erhalten sind 34 . Diese Kopien sind viel zahlreicher als die in athonitischen Bibliotheken erhaltenen Exemplare von gedruckten Beichtbüchern35 . Allerdings sind, wie gezeigt, große Partien von ihnen aus den gedruckten Beichtbüchern abgeschrieben und in die handschriftlichen Werke integriert worden, so dass viele dieser Werke zum großen Teil von gedruckten Beichtbüchern abhängig sind. Die athonitischen handschriftlichen Beichtbücher haben nicht nur auf das Beichtbuch des Nikodemos, sondern auch auf sein Πηδάλιον großen Einfluss ausgeübt. Mit der Abfassung seines Beichtbuchs wollte 31 «Ταῦτα διορίζουν νὰ γίνωνται τὰ ἀκριβέστερα χειρόγραφα τοῦ Ἁγίου Ὄρους Ἐξο‐ μολογητάρια, τὰ ὁποῖα μεταχειρίζονται μὲ καρπὸν», Νικόδημος 1794, 68. 32 „Wir konnten es nicht aushalten, ihr Lieben, diese göttlichen und heiligen Kanones in vielen vulgären handschriftlichen Nomokanones, die von vielen Beichtvätern geschrieben wurden, zersplittert, verfälscht, durch Pseudepigraphie gefälscht, völlig entstellt zu sehen; die [sc. die handschriftlichen Nomokanones] verdorbene und missverstandene Interpretationen ent‐ halten und seltsame, falsche Dinge lehren“ («Δὲν ὑποφέραμεν, ἀγαπητοί, νὰ βλέπωμεν εἰς πολλὰ πολλῶν πνευματικῶν χυδαιονομοκάνονα χειρόγραφα κατακερματισμένους τοὺς θείους τούτους καὶ ἱεροὺς κανόνας, νενοθευμένους, ψευδεπιγράφους, ἄλλους ἀντ’ ἄλλων, καὶ τὰς ἑρμηνείας ταύτας περιέχοντα, διεφθαρμένας, παρεξηγημένας, καὶ ἀλλόκοτά τινα καὶ ἐσφαλμένα διδασκούσας», Νικοδήμος 1864, λβ’). Die Tatsa‐ che der Verfälschung der nomokanonischen Sammlungen wird auch von Rodinos und Kallinikos bestätigt (s. Ροδινὸς 1671, 115; Καλλίνικος 1787, 63). 33 „…die genauesten handschriftlichen Beichtbücher des Heiligen Berges, die alle bewährten Beichtväter des Heiligen Berges in fruchtbarer Weise verwenden“ («...τὰ ἀκριβέστερα χει‐ ρόγραφα τοῦ ἁγίου Ὄρους Ἐξομολογητάρια, τὰ ὁποῖα μεταχειρίζονται μὲ καρπὸν, ὅλοι οἱ δόκιμοι τοῦ ἁγίου Ὄρους πνευματικοί»), Νικόδημος 1794, 69; Nikodemos be‐ ruft sich bei der Bestimmung von Bußauflagen oft auf „die sich auf dem Heiligen Berg be‐ findenden Nomokanones“ («τὰ ἐν ἁγίῳ ὄρει εὑρισκόμενα Νομοκάνονα», ebd., 60). 34 S. Λάμπρος 1895; s. auch Ders. 1900; Lamberz‐Λίτσας 1978; Σπυρίδων Λαυριώτης 1925; Εὐστρατιάδης‐Ἀρκάδιος 1924. 35 S. Παπαδόπουλος 2000, 60, 85, 95, 106, 181, 184, 199, 213.
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Nikodemos diese lokale handschriftliche Tradition in ihrer Gesamtheit in einem beichttheologischen Handbuch von besonderem Ansehen erfassen, womit er die „genauesten“ unter ihnen bestätigen und die ungenauen aus‐ scheiden wollte. So entschied er sich dafür, das Kanonikon des Johan‐ nes des Fasters in sein Buch als zweiten Teil aufzunehmen. Während die gedruckten Beichtbücher auch zu dem Zweck entwickelt wurden, der Gewohnheit der Beichtväter, sich bei der Beichte nach den hand‐ schriftlichen Werken zu richten, ein Ende zu setzen, sollten bei Niko‐ demos beide Gattungen einen Raum der Koexistenz finden.
3.2 Paolo Segneris Πνευματικὸς Διδασκόμενος und Μετανοῶν Διδασκόμενος Wie ich an anderer Stelle bereits nachgewiesen habe, besteht mehr als ein Drittel des Beichtbuchs aus wortwörtlich übernommenen oder leicht modifizierten Abschnitten der beiden Übersetzungen des Roma‐ nites von Segneris Πνευματικὸς Διδασκόμενος und ‐vorwiegend‐ des Μετανοῶν Διδασκόμενος 36 . Hier seien nur einige Belege der textlichen Abhängigkeit aufgeführt: Τοῖς ἐν Χριστῷ ἀδελφοῖς χαίρειν. Ὁ Θεός, καθὼς εἰς τὴν τάξιν τῆς φύσεως, δὲν ἐπρονόησε μόνον τὸ νὰ γεννώμεθα εἰς τὴν ζωὴν ὑγιεῖς, ἀλλ’ ἐπρονόησεν ἀκόμη καὶ τὸ νὰ ἀναλαμβάνομεν πάλιν τὴν ὑγείαν, ὅταν σωματικῶς ἀσθενήσωμεν, μὲ λουτρά, καὶ ἰατρικὰ διάφορα. Νικόδημος 1794, 147
Εἰσαγωγὴ πρὸς κατά‐ ληψιν τοῦ ἔργου. Δὲν αὐταρκήθη ἡ θεία πρόνοια πῶς ἔκαμε νὰ γεννᾶται ὁ ἄνθρωπος, ἀλλὰ διατὶ ἐγνώρισεν ὅτι γεννηθείς, δὲν ἤθελε περικρατῆται πολὺν καιρὸν ὑγιής, ἐσπούδασε παρομοίως εἰς τὸ νὰ τὸν προμηθεύσῃ ἀπὸ τὰ ἰατρικὰ εἰς τὰ μέ‐ ταλλα, εἰς τὰ χόρτα, καὶ εἰς ἄλλα μικτά· Segneri 2005, 73
La Provvidenza divina non fu contenta di far nascer l’ uomo; ma perchè connobe, che nato, non si sarebbe lungamente venuto a mantenere sano, fu parimente sollecita in provvederlo di medicina nell’ erbe, ne’ minerali, e negli altri misti. Segneri 1733a, 676
36 Für den vollständigen Nachweis der Abhängigkeit im Einzelnen s. Τσακίρης 2005, 32‐39 und 56‐58. Dort werden die beiden Werke Segneris vorgestellt, wie auch der historische Rahmen ihrer Abfassung und Übersetzung ins Griechische und ihrer Publikation; ferner wird auch ihre Beziehung zum Ἐξομολογητάριον des Nikodemos thematisiert (s. ebd., 7‐60).
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Α’. Κακὸν εἶναι, ἡ στέρησις τῆς χάριτος τοῦ Θεοῦ, ἡ ὁποία εἶναι ἕνας μαργαρίτης τόσον πολύτιμος, ὁποῦ ἐξόδευσεν ὁ Κύριος ὅλον του τὸ αἷμα, διὰ νὰ σοῦ τὸν ἐξαγοράσῃ. Τὸν ὁποῖον ἐσὺ ταλαίπωρε ἀλλάζεις μὲ ἕνα οὐδέν, καὶ κάνεις ἀφρονέστατα ἀπὸ ἕνα νήπιον, ὁποῦ ἀλλάζει ἕνα διαμάντι μὲ ἕνα μόνον καρύδι. Χωρὶς αὐτὴν τὴν χάριν ἡ ψυχή σου ἀδελφὲ μένει τόσον ἄσχημος, ὁποῦ δὲν εἶναι δυνατὸν νὰ τὴν ἰδῇ τινὰς καθὼς εἶναι, καὶ νὰ μὴν ἀποθάνῃ. Καὶ πόθεν τοῦτο εἶναι φανερόν; Ἄκουσον. Φαίνεται εἰς τὰς Ἐκκλησιαστικὰς Ἱστορίας, ὅτι μία παρθένος ὀνόματι Αἰκατερίνα εἶδεν ἕνα δαίμονα, ὁ ὁποῖος εἶχε τόσην ἀσχημάδα, ὁποῦ αὐτὴ ἔταξε νὰ προτιμήσῃ καλλίτερα νὰ περιπατῇ μία στράταν γεμάτην ἀπὸ ἀναμμένα κάρβουνα, καὶ πυρωμένα σίδερα, καὶ νὰ τὴν περιπατῇ μὲ γυμνὰ πόδια ἕως τῆς συντέλειας τοῦ Κόσμου, παρὰ νὰ ἰδῇ ἄλλην μίαν φορὰν τοιοῦτον ἀνυπό‐ φορον θέαμα καὶ μ’ ὅλον
Τὸ πρῶτον ἀποτέλεσμα ὁποῦ αἰτιᾶται τὴν ἁμαρτίαν, εἶναι ἡ στέ‐ ρησις τῆς χάριτος τοῦ Θεοῦ, μαργαρίτου οὕτως τιμίου, ὁποῦ ὁ Κύριος ἐξόδευσεν ὅλον του τὸ αἷμα διὰ νὰ μᾶς ἐξαγοράσῃ. Αὐτὸν τὸν πολύτιμον θησαυρὸν ῥίπτει ὁ ἁμαρτωλὸς μὲ μεγαλητέραν μωρίαν, ἀπὸ ἐκείνην ὁποῦ ἤθελε κάμῃ ἕνα νήπι‐ ον, ἀλλάσσοντας ἕναν ἀδάμαντα, μὲ ἕνα κά‐ ρυον. Χωρὶς αὐτὴν τὴν χάριν μένει οὕτως ἄσχημη ἡ ψυχή, ὁποῦ δὲν ἤθελεν εἶσται δυνατὸν νὰ τὴν ἰδῇ τινάς, καὶ νὰ μὴν ἀποθάνῃ. Φαίνεται εἰς τὰ Ἐκκλησιαστικὰ Χρονικὰ ὅτι μία ἁγία παρθένος ὀνομαζομένη Αἰκατερίνη νὰ εἶδεν ἕνα δαίμονα, ὁ ὁποῖος εἶχε τόσην ἀσχημίαν, ὁποῦ αὐτὴ διεμαρτύρα‐ το ὅτι διὰ νὰ μὴν τὴν ἰδῇ ἄλλην φοράν, ἤθελεν ἐκλέξῃ νὰ περιπατῇ μὲ γυμνοὺς πόδας διὰ μιᾶς ὁδοῦ σκεπασμένης μὲ ἀναμμένους ἄνθρακας, καὶ μὲ πεπυρωμένα σίδηρα, καὶ νὰ περιπατῇ ἕως εἰς τὴν ἡμέραν τῆς κρίσεως. Καὶ ὅμως τῆς
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Il primo effetto, che cagiona il peccato, è la perdita della grazia di Dio, perla tanto preziosa, che il Signiore vi spese tutto il suo Sangue per comperarcela. Questo tesoro inestimabile getta via il peccatore, con pazzia molto più solenne di quella, che commetterebbe un bambino a cambiare un diamante con una noce. Senza questa grazia rimane un’ anima tanto deforme, che non sarebbe possibile vedersi, e non morire. Santa Caterina da Sienna vidde un Demonio, com’ ella narra ne’ suoi Dialoghi, e vidde tanta brutezza, che per non tornarla a veder’ un’ altra volta, havrebbe eletto di camminar’ a piedi ignudi per una strada coperta di carboni accesi, e di lastre infocate, e camminarvi per infino al dì del Giudizio; e pure, come le disie il Signiore, non haveva ella veduto la brutezza del Demonio com’ è in se stesso, ma ne
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τοῦτο ὁ Θεὸς τῆς εἶπεν ὅτι δὲν εἶδεν ὅλην τὴν ἀσχημάδα τοῦ δαίμονος, καθὼς εἶναι, ἀλλὰ μόνον μίαν εἰκόνα ἐκείνης. Ἂχ καὶ ἂν μία μοναχὴ θανάσιμος ἁμαρτία ἐπροξένησεν εἰς τὸν δαίμονα μίαν τόσον τε‐ ρατώδη ἀσχημάδα, καὶ ἀπὸ λαμπρὸν τοῦ οὐρανοῦ ἀστέρα, τὸν ἔκαμε δαυλὸν τοῦ ᾅδου, πόσην ᾆρα γε ἀσχημάδα ἀπόκτησεν, ἀδελφέ, ἡ ἐδική σου ψυχὴ διὰ τόσας καὶ τόσας ἁμαρτίας; τίς ἠμπορεῖ νὰ καταλάβῃ πόσον εἶναι αὐτὴ συγχαμερὴ ἐμπρὸς εἰς τὰ μάτια τοῦ Θεοῦ καὶ πό‐ σην βρῶμαν εὐγάνουν ᾑ πληγαῖς της; Καὶ ἂν ἡ αὐτὴ παρθένος αἰσθάνετο τὴν βρῶμαν τῶν ἁμαρτωλῶν, καὶ δὲν ἐδύνετο νὰ ὑποφέρῃ, πόσον τάχα βρωμερὸς εἶσαι ἐσύ, ὁ κατασεσαθρωμένος ἀπὸ τὰς ἁμαρτίας, ἐμπρὸς εἰς τὸν Θεόν;
εἶπεν ὁ Θεὸς πῶς αὐτὴ δὲν εἶδε τὴν ἀσχημίαν τοῦ δαίμονος καθὼς εἶναι καθ’ αὑτήν, ἀλλὰ μόνον εἶδε μίαν εἰκόνα. Αὐτὴ λοιπὸν ἡ τερα‐ τώδης ἀσχημία ἐγεννήθη ἀπὸ μίαν ἁμαρτίαν μόνην θα‐ νάσιμον, καὶ μόνη αὐτὴ μετέβαλεν εἰς δαυλὸν τοῦ ᾅδου ἐκεῖνον, ὁποῦ ἦτον ἕνας οὕτω λαμπρὸς ἀστὴρ τοῦ στερεώματος. Συλλογίσου τώρα εἰς ποταπὴν στάσιν εὑρίσκεται μία ψυχή, ὁποῦ ὄχι διὰ μίαν ἁμαρτίαν, ἀλλὰ διὰ τόσας καὶ τόσας εἶναι ἐχθρὸς τοῦ Θεοῦ. Τίς θέλει δυνηθῇ ποτὲ νὰ γνωρίσῃ πόσον νὰ εἶναι φρικτὴ ἐμπρὸς εἰς τοὺς ὀφθαλμοὺς ἐκείνης τῆς ἄκρας καθαρότητος, καὶ πόσον ἀκόμι αἱ πληγαὶ αὐτῆς νὰ εἶναι σεσαθρωμέναι, νὰ εἶναι δυσώδεις; Βε‐ βαιώνει ἡ ἄνωθεν ἁγία ὅτι εὑρισκομένη εἰς τὴν πόλιν τῆς Σιέ‐ νης αἰσθάνετο τὴν φρικτὴν δυσωδίαν τινῶν ἁμαρτωλῶν, ὁποῦ ἐκατοικοῦσαν εἰς τὴν ῾Ρώμην, καὶ δὲν ἐδύνετο νὰ τὴν
haveva veduta una immagine. Ora questa mostruosità è nata da un solo peccato mortale: e questo solo ha mutato in un tizzone d’ Inferno quello, ch’ era una Stella del Firmamento sì luminosa. Considerate adesso in che stato si truovi un’ anima, che non per un sol peccato, ma per tanti, e tanti è nimica di Dio. Chi potrà mai conoscere, quanto sia orribile avanti a gli occhi di quella somma purità, e quanto ancora le sue piaghe sian fracide, sian fetenti? Afferma la me‐ desima Santa, ricordata di sopra, che stando in Siena sentiva la puzza orribile di alcuni peccatori dimoranti in Roma, e che non poteva soffrirla, tanto era questa eccessiva.
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Βεβαιότατα κᾀνένα ἑρπετόν, κᾀνένας δράκων, κᾀνένα θηρίον δὲν εἶναι τόσον μισητὸν ἐμπρὸς εἰς ἐσένα ἁμαρτωλέ, ὅσον εἶσαι ἐσὺ μισητὸς ἐμπρὸς εἰς τὸν Θεὸν μὲ τὴν ἁμαρτίαν. Καὶ μὲ ὅλον τοῦτο ἐσὺ ὁ ταλαίπωρος δὲν βλέπεις τὴν βρωμισμένην σου ψυχήν, καὶ νὰ λυπῆσαι, ἀλλὰ ὡσὰν τὸ παγῶνι χαίρεσαι, ἢ εἰς τὰ εὔμορφα ῥοῦχα ὁποῦ φορεῖς, ἢ εἰς τὸ ὡραῖον σου πρόσωπον, ἢ εἰς τὰς ἄλλας ἐξωτερικὰς ἐπιφανείας σου. Διὸ καὶ ὁ Κύριος μὲ κάθε δίκαιον ὠνόμασε σὲ καὶ τοὺς ὁμοίους σου τάφους ἀσβεστωμένους, οἱ ὁποῖοι ἔχουν ἔξωθεν μὲν ἕνα ὡραῖον μάρμαρον, ἢ μίαν ἐπιγραφὴν εὔμορφην, μέσα δὲ εἶναι γεμάτοι ἀπὸ κόκκαλα βρωμισμένα (Ματθ. ιγ’. 27). Νικόδημος 1794, 210f.
ὑποφέρῃ· τόσον ἦτον ὑπερβολική. Λόγιασαι λοιπὸν ἐσὺ ἐκεῖνο ὁποῦ θέλουσι εἶσται ἐνώπιον τοῦ Θεοῦ τόσοι ἁμαρτωλοὶ σεσαθρωμένοι εἰς τὴν κακίαν. Βέβαιον εἶναι ὅτι οὐδένα ἑρπετόν, οὐδένας δράκων, ἠμπορεῖ νὰ εἶναι οὕτω μισητὸς ἔμπροσθέν τους, καθὼς αὐτοὶ εἶναι ἐνώπιον τοῦ ἰδίου Δεσπότου. Καὶ μετὰ ταῦτα ὡσὰν τὸν ταών, ἤγουν τὸ παγόνι, χαίρουσι τόσον εἰς ἕνα εὔμορφον φόρεμα, εἰς μίαν ὡραίαν ὄψιν, εἰς μίαν εὐπρεπῆ παρουσίαν; Αἴ, καὶ νὰ ἐθέλασι βλέπῃ ἐκείνας τὰς δυσώδεις ψυχάς, ὁποῦ βαστάζουσιν ἐνταφιασμένας μέσα εἰς τὸ σῶμα τους, πῶς ἐθέλασιν ἔλθῃ εἰς φρίκην ἀκόμι καὶ τοῦ ἑαυτοῦ τους; Μὲ δίκαιον τοὺς ὠνόμασεν ὁ Κύρι‐ ος, τάφους κεκονισμέ‐ νους, ἔξωθεν ἔχοντας ἕνα ὡραῖον λίθον, μίαν ὡραίαν ἐπιγραφήν, καὶ ἔσωθεν ὄχι ἄλλο, παρὰ ὀστᾶ σεσαθρωμένα.
Segneri 2005, 175f.
Or pensate voi ciò, che debano esser’ innanzi a Dio tanti peccatori marciti nella malizia. Certo è, che nessun Rospo, nessun Dragone può mai trovarsi sì odioso al cospetto loro, come sono essi a quello del loro Signiore. E poi si pavoneggiano tanto di un bell vestito, d’ una bella chioma, d’ una bella presenza? O’ se si vedessero quell’ anime puzzolenti, che portano seppellito dentro il loro corpo, come verrebbono in orrore ancora a se stessi! Con ragione li chiamò il Signiore sepolture imbiancate: di fuori una bella lapide, una bella inscrizione, e dentro non altro, che fracidume.
Segneri 1733a, 712f.
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Diese Abhängigkeit schränkt die Originalität des Werks erheblich ein, ohne allerdings seinen Wert als ein wichtiges kompilatorisches beichttheo‐ logisches Werk zu schmälern. In seinem Beichtbuch bezieht sich Nikodemos ausdrücklich auf die übersetzten Werke jeweils fünf Mal 37 , öfter als er dies mit seinen anderen Quellen tut. Allein diese Tatsache macht das Ausmaß der Beeinflussung deutlich. Im ersten Teil des Beichtbuchs entlehnt Nikodemos den beiden Werken sowohl Anleitungen für den Beichtvater zum Vollzug der Beichte als auch umfangreiche Abschnitte, in denen die sexuellen Sünden beson‐ ders hervorgehoben werden. Ferner verwendet er zahlreiche vorbildliche Berichte von Menschen, die in geziemender Weise gebüßt oder gebeichtet haben. Der dritte Teil des Beichtbuchs stellt fast zur Gänze eine treue, leicht modifizierte Wiedergabe des Μετανοῶν Διδασκόμενος dar 38 . Merk‐ würdigerweise wird in einer Fußnote auf Seite 220 ein kurzes Zitat aus diesem Werk mit einem genauen Hinweis versehen 39 ; ein weiterer Hinweis findet sich auf Seite 177, diesmal ohne Seitenangabe. Dass Nikodemos für zwei kurze Zitate, die sich noch dazu nur in den Fuß‐ noten seines Werkes befinden, auf den Μετανοῶν Διδασκόμενος hin‐ weist, während er fast im gesamten dritten Teil seines Beichtbuchs dieses Werk abschreibt, stellt seine Aufrichtigkeit als Schriftsteller in Frage. Die Forschung sollte deshalb m.E. die schriftstellerische Praxis des Ni‐ kodemos und die Originalität seiner Werke erneut untersuchen. Die Werke Πνευματικὸς Διδασκόμενος und Μετανοῶν Διδασκόμενος sind pastoraltheologische Handbücher bzw. Ratgeber und enthalten in aller Regel keine explizit dogmatischen Thesen; so war ihr Gebrauch in dieser Hinsicht scheinbar harmlos. Dennoch beinhalten sie Gedanken und Lehren, die ohne die Gestalt dogmatischer Aussagen zu haben theologische Positionen voraussetzen, die von der orthodoxen Dogma‐ tik und der patristischen Tradition signifikant abweichen 40 . Nikodemos übernimmt in seinem Plagiat des Μετανοῶν Διδασκόμενος auch derar‐ tige Gedankengänge. Charakteristisch dafür ist der Gebrauch der Beg‐ riffe ἐπιτριβή (attritio) als Bezeichnung eines Aspekts der Buße und
37 Zum Πνευματικὸς Διδασκόμενος s. Νικόδημος 1794, 4, 27, 48, 50, 88; zum Μετανοῶν Διδασκόμενος s. ebd., 11, 69, 102, 177, 220. 38 S. Τσακίρης 2005, 32‐40. 39 Νικόδημος 1794, 220. 40 S. z.B. u. Anm. 90.
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βλάβη (für lat. offensa) im Sinne der Beleidigung Gottes als Bestim‐ mung der Sünde, die beide auf die Scholastik zurückgehen 41 . Dem Begriff ἐπιτριβὴ wird im Beichtbuch des Nikodemos ein Un‐ terkapitel gewidmet 42 ; er wird folgendermaßen definiert: „auch sie (sc. wie die συντριβή) ist eine Traurigkeit und ein unvollkom‐ mener Schmerz des Herzens, der nicht entsteht weil der Mensch mit seinen Sünden Gott betrübt hat, sondern weil er der göttlichen Gnade beraubt wurde“ 43 .
In der Väterliteratur ist das Wort ἐπιτριβὴ synonym zu συντριβή, hat aber mancherorts auch die Bedeutungen Steigerung, Intensivierung, Er‐ regung 44 . In den Übersetzungen des Romanites wird mit ἐπιτριβὴ das Wort attrizione wiedergegeben, die italienische Form des lateinischen Begriffes attritio, der nach A.M. Landgraf zum ersten Mal in den Theo‐ logicae Regulae des Alein de Lille (1120‐1202) von der contritio (griech. Entsprechung: συντριβή) terminologisch unterschieden wird 45 . Niko‐ demos ist der einzige Autor eines gedruckten Beichtbuchs, der den scholastischen Begriff attritio verwendet; dieser Begriff war allerdings nicht völlig unbekannt in der theologischen Literatur der Türkenherr‐ schaft 46 . Der durch die menschliche Sünde Gott zugefügten βλάβη (Beleidi‐ gung) widmet Nikodemos ebenfalls ein Unterkapitel 47 . Mit βλάβη über‐ setzte Romanites das italienische Wort offesa (lat. offensa). In der scho‐ lastischen Theologie bezeichnet der Begriff offensa/offensio einen zentralen Aspekt der Sünde. Wie Thomas von Aquin mit Bezug auf Augustin sagt, „wird die Sünde von den Theologen vornehmlich als Verletzung [der Ehre] Gottes betrachtet“ 48 . Segneri adaptierte diesen scholastischen Beg‐ riff den Bedürfnissen seiner Rhetorik und Nikodemos entlehnte ihn von Segneri, indem er dessen Buch passagenweise abschrieb 49 . 41 Für eine ausführliche Behandlung der Rezeption scholastischer Termini im Beichtbuch des Nikodemos im Vergleich zum Vorkommen derselben Termini in anderen theo‐ logischen Texten der Zeit der Türkenherrschaft s. Τσακίρης 2005, 41‐46. 42 Νικόδημος 1794, 155, 157, 161‐163, 166; vgl. Segneri 2005, 112‐114, 128; vgl. Segneri 2005a, 102. 43 Νικόδημος 1794, 155. 44 Stephanus 1835, Sp. 1859f. 45 Landgraf 1955, 152ff., 264ff.; vgl. Regula 85, PL 210, 664. Eine ausführliche Darlegung der terminologischen Unterscheidung unternahm Albertus Magnus in dem Kapitel Quae sit differentia inter contritionem et attritionem seines Werkes De Sacramentis, S. 83). 46 Dieser Begriff wird im ersten handschriftlichen Beichtbuch des V. Damodos (s. Ms 2309, 298vff.) wie auch im Katechismus des Nikolaos Voulgaris ausführlich behan‐ delt (s. Βούλγαρις 1681, 12). 47 Νικόδημος 1794, 158ff. 48 «A theologis consideratur peccatum praecipue secundum quod est offensa contra Deum» (Thomas von Aquin, S. Th. 321‐q LXXI, a.6). 49 S z.B. Segneri 2005, 167; vgl. Νικόδημος 1794, 201.
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3.3 Nikodemos und das Beichtbuch des Rodinos Während Nikodemos den Beichtigern einige Beichtbücher empfiehlt, die er für nützlich hält, rät er von der Verwendung des Beichtbuchs des Rodinos 50 und deshalb auch desjenigen des Kallinikos (das er für des‐ sen Plagiat hält) ab. Er hielt diese Werke für häretisch und den heiligen Kanones zuwider 51 . Dieses Urteil formuliert Nikodemos in einer Fuß‐ note, wo er die Meinung vertritt, dass die Bußauflagen auf der Basis der Kanones von Johannes dem Faster und keineswegs auf der Basis dieser zwei Beichtbücher bestimmt werden müssen. Die dogmatischen Fehler des Beichtbuchs des Rodinos verortet Ni‐ kodemos in drei Bereichen: a) in der Bestimmung der Selbstgeißelung als Bußauflage 52 , b) in der Ansicht des Rodinos, dass diejenigen Kano‐ nes, die Bußauflagen von sieben, neun oder zehn Jahren vorsehen, da‐ mit nicht den Ausschluss von der Kommunion, sondern Gebet, Fasten und Satisfaktion im Allgemeinen meinen 53 ; c) dass er das Absolutions‐ gebet in der ersten Person formuliert 54 . 50 In den athonitischen Bibliotheken ist kein Exemplar von Rodinos’ Beichtbuch erhalten. Das Werk findet sich allerdings in der akephalischen Handschrift Nr. 1160 des Pan‐ tokrator‐Klosters. Der genaue Hinweis des Nikodemos auf das Beichtbuch des Rodinos (Νικόδημος 1794, 67 Anm. 1) zeigt aber, dass er ein gedrucktes Exemplar besessen haben muss. 51 „Die den erwähnten Beichtbüchern [sc. Rodinos und Kallinikos] innewohnende Denkweise sollst du weder annehmen, noch anwenden. Denn einerseits ist sie gottlos, da sie das Heilige den Hunden vorwirft…anderereits aber den Heiligen Kanones zuwider“ («Τὸ δὲ φρόνημα αὐτὸ ὁποῦ περιέχουν τὰ ῥηθέντα ἐξομολογητάρια, οὔτε νὰ τὸ δέχεσαι, οὔτε νὰ τὸ μεταχειρίζεσαι. Διατὶ αὐτὸ εἶναι, ἀσεβὲς μεν, διατὶ ῥίπτει τὰ ἅγια εἰς τοὺς κύνας... Ἐναντίον δὲ εἰς τοὺς Ἱεροὺς κανόνας», Νικόδημος 1794, 68). 52 „Wenn es sich um einen Menschen handelt, der nicht etwa ein Schwächling ist und körperliche Strafe aushalten kann, dann würde ich ihm als Bußstrafe auferlegen, sich selbst so viele Male mit einem nassen Seile zu peitschen, wie er die Sünde begangen hat, jedes Mal ungefähr eine halbe Stunde lang, dabei sagend: Gott, erbarme dich meiner“ («Ἂν εἶναι ἄνθρωπος ὁποῦ δὲν εἶναι τίποτες ἀχαμνὸς καὶ ἠμπορεῖ νὰ δεχθῇ εἰς τὸ κορμί του παίδευσιν, τὸν ἐκανόνιζα ὅτι ὅσαις βολαῖς ἔκαμεν τὴν ἁμαρτίαν τόσες βολαῖς νὰ δείρῃ τοῦ λόγου του γυμνὸν μὲ ἕνα βρεμένο σχοινὶ ὡς μισὴν ὥραν τὴν βολὰν λέγωντας τὸ ἐλέησέ με ὁ Θεός», Ροδινὸς 1671, 135). 53 Ebd., 128. 54 «Λύωσε ἀπὸ ταῖς ἁμαρτίαις σου, ἢ συγχωρῶ σου ταῖς ἁμαρτίαις σου εἰς τὸ ὄνομα τοῦ Πατρὸς καὶ τοῦ Υἱοῦ καὶ τοῦ Ἀγίου Πνεύματος...», Ροδινὸς 1671, 16; «Ὁ Κύριος ἡμῶν Ἰησοῦς Χριστὸς καὶ Θεός…ἐξ ὕψους παρίδοι σοι πάσας τὰς ἁμαρτίας σου καὶ τὰ πλημμελήματά σου· ἐγὼ δὲ ὁ ἀνάξιος αὐτοῦ δοῦλος ἐξ ἐκείνων λαβὼν τὰς ἀφορμὰς τὸ αὐτὸ ποιεῖν ἀπολύω σε ἀπὸ παντὸς ἀφορισμοῦ, καθόσον δύνομαι καὶ σθένω καὶ σὺ χρείαν ἔχεις. Ἔτι ἀπολύω σε ἀπὸ πασῶν τῶν ἁμαρτιῶν σου, ὅσας ἐξομολογήσω ἐνώπιων τοῦ Θεοῦ, καὶ τῆς ἐμῆς ἀναξιότητος, εἰς τὸ ὄνομα τοῦ πατρός, καὶ τοῦ υἱοῦ, καὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος», ebd., 148; «Διατὶ πρῶτα τὸν λύης ἀπὸ τὸν ἀφορισμὸν... λέγοντας λύωσε ἀπὸ παντὸς ἀφoρισμοῦ, ἔπειτα λύωσε ἀπὸ τῶν ἁμαρτιῶν σου·», ebd. 150f.
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Was den ersten Punkt angeht, muss beachtet werden, dass die im Westen verbreitete Selbstgeißelung 55 durch den 9. Kanon des Konstan‐ tinopler Konzils von 861 (Prima‐Secunda) verboten worden war 56 . In allen zur Zeit der Türkenherrschaft zirkulierenden und von mir unter‐ suchten Kanonensammlungen wird die Geißelung an keiner Stelle als Bußauflage vorgeschrieben 57 . Sie überlebte jedoch als Form der Askese des frühen Mönchtums bis in die Zeit der Türkenherrschaft und auf dem Berg Athos sogar bis in die Nachkriegszeit des 20. Jh.s hinein, blieb allerdings eine Randerscheinung. Während der Türkenherrschaft war diese Praxis z.B. auf Melos und Zakynthos sowie in Smyrna ver‐ breitet, wohl wegen des Einflusses der dortigen katholischen Bevölke‐ rungsanteile 58 . Diese Praxis war Nikodemos offensichtlich bekannt, weil sie auf dem Athos fortlebte und auch weil sie in einem Text aus dem Werk Νέον Ἐκλόγιον, dessen Ausgabe er selbst als Lektor betreut hatte, erwähnt wird 59 . Nikodemos präsentiert die Bestimmung der Selbstgeißelung als Buß‐ auflage aus dem Kontext herausgerissen, so dass dem Leser der Eindruck vermittelt wird, Rodinos schreibe sie als einzige Bußauflage für Homo‐ sexuelle vor und weiche somit von der kanonistischen Tradition gänz‐ lich ab 60 . Tatsächlich aber sieht Rodinos zusätzlich zur Selbstgeißelung auch weitere Bußauflagen vor, die den „traditionellen“ Bußauflagen sehr ähneln, welche von Johannes dem Faster für solche Fälle vorge‐ schrieben worden waren. Dennoch versucht Nikodemos an derselben Stelle, Rodinos als einen Gegner des Fasters darzustellen. Beide, Rodinos und Johannes, schreiben als Bußauflage für Homosexuelle Xerophagie vor 61 . Während aber der Faster den dreijährigen Ausschluss von der Kommunion und zweihundert Kniebeugen pro Tag vorschreibt, schlägt Rodinos stattdessen Almosen, Wiederholungen des Vaterunsers mit dem Rosenkranz, Psalmengebet und Teilnahme an den Gottesdiensten vor. Nikodemos’ Kritik hat polemischen Charakter, denn er isoliert ein charakteristisch westliches Element, von dem er weiß, dass es dem orthodoxen Leser befremdlich erscheinen muss, da derartige Bußaufla‐ 55 Diese Praxis war im westlichen Mittelalter unter Mönchen und Laien verbreitet (s. Kober 1875, 64ff.); vgl. Petrus Damianus, De laude flagellorum, PL 145, Sp. 679‐686. Besonders vom 13. bis zum 15. Jh. verbreitete sich die Bewegung der flagellantes (auch flagellatores oder se verberantes), die allerdings von Papst Clemens VI. verurteilt wurde (Bulle Inter sollicitudines, 20. Oktober 1349), s. Segl 1984, 162‐169. 56 ΡΠ 2, 679‐682. 57 Dies bestätigt auch Elssner (Elssner 1737, 169). 58 Βακαλόπουλος 1968, 429. 59 Νικόδημος 1863, 216, 255. 60 Νικόδημος 1794, 67 Anm. 1. 61 Ροδινὸς 1671, 135; vgl. Νικόδημος 1794, 75.
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gen tatsächlich im Osten niemals allgemeine Praxis geworden waren. Was jedoch meiner Meinung nach Nikodemos wirklich gestört hat, war die Tatsache, dass bei Rodinos auch in diesem Fall keine Rede von einem Ausschluss von der Kommunion ist. Dies aber ist sein Haupteinwand gegen Rodinos. Wie die älteren Kanones der Kirchenväter, so bestimmt auch das Κανονικὸν Johannes des Fasters eine der jeweiligen Sünde entspre‐ chende Zeit des Ausschlusses von der Kommunion 62 . Diese Bußauflage kommt in allen zur Zeit der Türkenherrschaft zirkulierenden nomoka‐ nonischen Sammlungen vor, die Kompilationen byzantinischer Quellen waren. Nikodemos versuchte sogar, den Grund für den Ausschluss von der Kommunion durch die Väter zu bestimmen 63 . Rodinos seinerseits interpretierte die langjährigen («δέκα εἵκοσι ἐτῶν») Bußauflagen tat‐ sächlich nicht als die Zeitdauer der Exkommunikation, sondern des Fastens, Gebetes und der Buße. Die Väter, so Rodinos, hätten damit einen vieljährigen Ausschluss von der Kommunion nicht meinen können, denn es sei unmöglich, dass diese sich dem Gebot der Kirche (gemeint wird der 21. Kanon des 4. Laterankonzils), demzufolge der Christ einmal jährlich die Kommunion empfangen muss, widersetzt hätten 64 . Rodinos versucht also, die Kanones zu interpretieren, da er nicht zu verstehen 62 S. z.B. can. 9. und 24. der Synode von Ankyra; can. 60. 61. 53. 54 des Concilium Quinisextum; can. 2 Gregors von Nyssa; can. 22. 23. 25. 26. 30. 41. 50. 83 Basilius des Großen; can. 2. 15 des Petros von Alexandrien; can. 3. 74. 80 der Synode von Caesarea; can. 16. 18. 20 Johannes des Fasters. 63 „Der Grund, weshalb die Väter den in eine Sünde Gefallenen als Strafe allein den Ausschluss von der Kommunion auferlegt haben, ist, wie ich meine, dass die damaligen Christen eine solche Liebe für den Empfang der Kommunion hegten, dass sie es als größten Verlust be‐ trachteten, der Kommunion zu ermangeln. Deswegen konnten die Väter keine anderen Mittel finden, um sie an der Sünde zu hindern, als die Enthaltung von der Kommunion“ («Ἡ Αἰτία ὁποῦ ἐδιωρίσαν οἱ πατέρες εἰς τοὺς ἁμαρτήσαντες διὰ ἐπιτίμιον τὴν ἀποχὴν τῆς κοινωνίας μόνην, εἶναι, ὡς νομίζω, διατὶ οἱ τότε χριστιανοὶ εἶχαν τόσην ἀγάπην νὰ μεταλαμβάνουν, ὥστε ὁποῦ ἐλογίαζαν μεγαλωτάτην ζημίαν, τὸ νὰ ὑστερηθοῦν τῆς κοινωνίας. Διὰ τοῦτο καὶ οἱ τότε πατέρες δὲν εὑρῆκαν ἄλλο τί, διὰ νὰ τοὺς ἐμποδί‐ σουν ἀπὸ τὴν ἁμαρτίαν, παρὰ τὴν ἀποχὴν τῆς κοινωνίας», Νικόδημος 1863, 98). 64 „Einige wenig Gescheite verstehen die so oder so viele Jahre dauernde Bußauflage als Ausschluss von der Kommunion; dies aber stimmt nicht, denn das wäre eher ein Verderben als die Be‐ stimmung einer Bußauflage; aber auch die Väter sind nicht dieser Meinung, denn es ist eine Bestimmung der Kirche, dass die Christen einmal jährlich die Kommunion empfangen müssen, nachdem sie gebeichtet haben, und die Väter können nichts anderes sagen als das, was Gott und die Kirche gebieten“ («Τινὲς ὀλίγον προκομμένοι γροικοῦσι τὸ κανόνισμα τόσων καὶ τόσων χρόνων, τὸ νὰ κρατοῦν τὴν ἁγίαν κοινωνίαν, ἀμὴ ἐτοῦτο δὲν εἶναι ἔτζη διότι πλιὰ γλήγορα εἶναι ἀπώλεια παρὰ κανόνισμα, ἀλλὰ μήτε γροικοῦσιν ἐτοῦτο οἱ πατέρες πῶς εἶναι ὁρισμὸς τῆς ἐκκλησίας νὰ κοινωνοῦν οἱ Χριστιανοὶ μίαν βολὰν τὸν χρόνον ἀφόντις ἐξομολογηθοῦσιν, καὶ οἱ πατέρες δὲν βολεῖ νὰ λέγουσιν ἄλλο παρὰ ἐκεῖνο ὁποῦ ὁρίζει ὁ Θεὸς καὶ ἡ ἐκκλησία.», Ροδινὸς 1671, 128). Rodinos untermauert diese These mit einer ausführlichen Argumentation in der Πανοπλία, s. Ροδινὸς 1630, 176‐181.
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vermag, wie ein Christ zehn oder zwanzig Jahre lang von der heiligen Kommunion ausgeschlossen bleiben kann. So schlägt er strenge Buß‐ auflagen vor, nicht aber den Ausschluss von der Kommunion. Dieser Auslegungsversuch war für Nikodemos freilich unannehmbar. Das Problem der richtigen und wirksamen Anwendung dieser Kano‐ nes hat die Kirche schon seit ihrer Festlegung beschäftigt. So heben can. 8 Gregors von Nyssa und can. 84 Basilios´ d. Gr. hervor, dass die zeit‐ liche Dauer des Ausschlusses von der Kommunion auch vor dem Hin‐ tergrund der Intensität der Buße zu bestimmen ist. Die Möglichkeit einer derartigen Modifizierung der Dauer der Bußauflage wird auch durch can. 3 der Synode von Neocaesarea, can. 12 und 13 des Konzils von Nicaea, can. 74 und 7 Basilios´ d. Gr. und durch can. 4 und 7 Gregors von Nyssa eingeräumt. Von Anfang an machte sich also ein Geist der Nachsicht bemerkbar, und eine Reduzierung der Bußauflage im Fall einer tätigen Buße wurde ermöglicht. Der Ausschluss von der Kommuni‐ on galt als die schwerste Bußauflage. Justinians Novelle 123 (546) 65 schreibt vor, dass der Bischof bzw. der Priester nur dann einen Gläubi‐ gen von der Kommunion ausschließen dürfe, wenn bewiesen sei, dass dieser tatsächlich Kanones übertreten hat, die eine solche Strafe vorse‐ hen. Dies zeigt das Gewicht des Ausschlusses von der Kommunion. Wie can. 28 des Patriarchen Nikephoros (ca. 758‐829) zeigt, muss sogar noch in dieser Zeit der Ausschluss von der Kommunion manchmal mit dem Verbot des Eintritts in die Kirche einhergegangen sein 66 , was al‐ lerdings bedeutet, dass diese Bußauflage den Büßer in eine (auch sozi‐ al) schwierige Situation brachte. Demzufolge bestand von Anfang an das Bedürfnis nach einer Reduzierung der Dauer des Ausschlusses von der Kommunion. Ein Versuch in diese Richtung stellte nach Karl Holl auch die Reform Johannes des Fasters dar 67 , der bei Nikodemos fast evangelische Autorität genießt. Aber auch in Werken aus der Zeit des Nikodemos, sogar in solchen vom Athos, wird eine zeitliche Reduzie‐ rung der Exkommunikation vertreten. So schreibt Theokletos Karatzas (geb. 1728) unter Berufung auf can. 1, 4 und 8 Gregors von Nyssa in seinem handschriftlichen Nomokanon: „Bei denjenigen aber, die von Herzen Buße tun und von nun an tugendhaft wandeln, darf ihr Beichtvater die Dauer der Bußauflage verkürzen und ih‐ nen schneller die Kommunion gewähren“ 68 .
65 66 67 68
N. 123, 11 (Justinianus 546), Corpus Iuris Civilis, Bd. 3, edd. R. Schoell – G. Kroll, 603f. ΡΠ 4, 429. Zur öffentlichen Buße in der Alten Kirche s. Ohme 1998, 387‐391. Holl 1898, 289‐298. «Εἰς ἐκείνους δὲ ὁποὺ ἐκ καρδίας μετανοοῦν καὶ ἐναρέτως εἰς τὸ ἑξῆς πολιτεύονται, ἔχει ἄδειαν ὁ ἐξομολογῶν αὐτοὺς νὰ συντέμνῃ τὸν καιρὸν τοῦ ἐπιτιμίου καὶ ὀγλη‐ γορώτερα νὰ τοὺς μεταλαμβάνῃ», Γιάγκου 1999, 76.
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Im Rahmen dieser Tendenz der zeitlichen Abkürzung der Exkommu‐ nikation zum Zweck der Wiederherstellung der Verbindung des Gläubigen mit dem eucharistischen Leib Christi bewegt sich auch der theologische Gedanke des Rodinos. Er hebt die restlichen Bußauflagen keineswegs auf, kann aber nicht akzeptieren, dass ein wahrhaft Büßender langfristig von der heiligen Kommunion getrennt wird. Die wegweisenden Kanones der Kirchenväter, die dem Beichtvater die Möglichkeit einer Reduzie‐ rung der Bußauflage zubilligten, sahen freilich keine konkreten Vor‐ aussetzungen für eine solche Reduzierung vor. Sie waren deshalb für die Beichtväter der Zeit des Rodinos nur sehr schwer oder gar nicht umzusetzen, was der Autor deutlich wahrnahm: „sie [sc. die Beichtiger] nehmen ihnen [sc. den Gläubigen] die Beichte ab, nicht um ihre Seelen zu korrigieren, wie es die Kirche will, sondern sie schweifen herum mit irgendwelchen ungeprüften Nomima, Erfindungen unwissender Menschen, die vom ersten Besten nach eigenem Gutdünken geschrieben und abgeschrieben worden sind; und sie [sc. die Beichtiger] schließen die Menschen fünfzehn und zwanzig Jahre von der Kommunion aus. Sie sind Mörder, und zwar schlimmer als diejenigen, die im Wald um‐ her streichen“ 69 .
Daran wird ersichtlich, dass Rodinos einem konkreten Problem eine Lösung zu geben versuchte. Dieses bestand in der immer wieder be‐ klagten Unfähigkeit der Priester, die Beichte angemessen zu vollziehen, wegen des allgemein zugegebenen Mangels an Bildung und Spirituali‐ tät. Die Priester nahmen die Beichte ausschließlich auf der Basis der in hohem Grad interpolierten Nomokanones ab und zwangen den Gläu‐ bigen die in diesen vorgeschriebenen Bußauflagen unterschiedslos auf, ohne deren ekklesiologische Konsequenzen auch nur entfernt erahnen zu können. Angesichts dieser Situation schrieb Rodinos im Rahmen seiner freien Interpretation der Bußauflagen im Sinne von can. 21 des 4. Laterankonzils den Empfang der heiligen Kommunion am Osterfest durch alle Gläubigen nach vorheriger Beichte vor. Rodinos war sich freilich bewusst, dass er die herrschende Handhabung des Beichtsakraments nicht von Grund auf verändern konnte, wollte aber nichtsdestoweniger eine Lösung des ekklesiologischen Problems vorschlagen, das durch die beschriebene Handhabung verursacht wurde. Das Problem der Exkommunikation hat auch Nikodemos besonders beschäftigt. Im Beichtbuch bezieht er sich 27 Mal auf dieses Thema, 69 «δὲν τοὺς ἐξομολογοῦν, καὶ νὰ διορθώνουν ταῖς ψυχαῖς των, καθὼς θέλει ἡ ἐκκλησία, μόνον περιπατοῦσιν ἐδῶ καὶ ἐκεῖ μὲ κάποια νόμιμα ἀδόκιμα ἀμαθῶν ἀνθρώπων εὑρήματα τὰ ὁποῖα γράφουν καὶ μεταγράφουν ὅποιος θέλει καὶ ὡς θέλει, καὶ κωλύουν τοὺς ἀνθρώπους ἀπὸ τὴν κοινωνίαν ιε΄. καὶ εἴκοσι χρόνους· ἐτοῦτοι εἶναι φονιάδες ἀπὸ ἐκείνους ὁποῦ περιπατοῦσιν εἰς τὸν λόγγον χειρότεροι», Ροδινὸς 1671, 79f.
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dem er sogar zwei Kapitel widmet 70 . Dennoch ist er nicht selbst der Urheber dieser Fragestellung gewesen: Das Problem wurde durch die Bewegung der Kollyvaden aufgenommen, und zwar von deren Anfüh‐ rer Neophytos Kausokalyvites in seinem 1777 veröffentlichten Werk «Περὶ τῆς συχεχοῦς θείας μεταλήψεως» (Über den ständigen Emp‐ fang der heiligen Kommunion). Nikodemos hat dieses Werk tiefgrei‐ fend überarbeitet und 1783 erneut, diesmal anonym, herausgegeben. Das Werk rief heftige Reaktionen hervor und wurde anfänglich (1785) vom Patriarchat verurteilt, um allerdings nach wenigen Jahren rehabili‐ tiert zu werden 71 . In ihm werden die Gläubigen ermuntert, die Kom‐ munion möglichst oft zu empfangen, während diejenigen, die aus vermeintlicher Pietät davon fernbleiben, angeklagt werden 72 . Bei aller Betonung der Notwendigkeit des Kommunionempfangs für das christ‐ liche Leben wird dennoch zugleich unterstrichen, dass niemand die Kommunion empfangen darf, wenn die Kanones dies nicht erlauben 73 . Die Tatsache, dass nach den überstrengen Kanones höchstwahrschein‐ lich die große Mehrheit der Christen vom Kommunionempfang ausge‐ schlossen war, scheint weder Neophytos noch Nikodemos zu beschäf‐ tigen. So wird die Möglichkeit einer Reform der Kanones mit einer Verkürzung der Dauer des Ausschlusses von der Kommunion nicht einmal in Betracht gezogen, denn für Nikodemos stellen die Kanones die einzig sichere Bürgschaft der Authentizität des christlichen Lebens dar, so dass ihre uneingeschränkte Geltung nur in konkreten Fällen
70 S. die Kapitel „Ratschlag an den Büßenden, damit er selbst den Ausschluss von der Kommunion annehme“ («Συμβουλὴ πρὸς τὸν μετανοοῦντα διὰ νὰ δεχθῇ καὶ τὴν ἀποχὴν τῆς κοινω‐ νίας»), Νικόδημος 1794, 79; „Dass der Büßende den Ausschluss von der Kommunion beachten muss“ («Ὅτι ὁ μετανοῶν πρέπει νὰ φυλάττῃ τὴν ἀποχὴν τῆς κοινωνίας», ebd., 181. 71 Zu den Beschlüssen des Patriarchats, durch die das Buch zunächst verurteilt und dann rehabilitiert wurde, s. Γεδεὼν 1888, 269‐274. Festzuhalten ist, dass das Patriarchat nur die durch Nikodemos erweiterte und publizierte Auflage verurteilte, die es fälschlich dem Metropoliten von Korinth, Makarios Notaras, zuschrieb; die Erstausgabe des Werkes durch seinen Autor Neophytos Kausokalyvites war dem Patriarchat anscheinend unbekannt. 72 Νικόδημος 2001, 72; Νεόφυτος 1992, 42ff. 73 „Jedes Mal – ich meine nicht jeden Tag, sondern die allgemeine oder die hochgepriesene eucharistische Versammlung – müssen die versammelten Gläubigen an den göttlichen Sak‐ ramenten teilnehmen (außer denjenigen, die gemäß den Kanones von einer Bußauflage daran gehindert sind)“ («καθ’ ἑκάστην, οὐ λέγω τέως τὴν ἡμέραν, ἀλλὰ κοινὴν εἴτ’ οὖν μεγα‐ λώνυμον σύναξιν μεταληπτέον τοῖς συναγομένοις πιστοῖς τῶν θείων μυστηρίων (παρεκτὸς τῶν κατὰ τοὺς κανόνας ἐν ἐπιτιμίῳ συνεστώτων)», Νεόφυτος 1992, 32); „nicht nur aus den schon besagten Gründen ist jeder Christ, der nicht daran gehindert ist, dazu verpflichtet, ständig die Kommunion zu empfangen“ («ὄχι μόνον ὅσα ἕως τώρα εἴπωμεν ὑποχρεοῦσιν ἕκαστον Χριστιανὸν μὴ κωλυόμενον, συνεχῶς νὰ μεταλαμβάνῃ...», Νικόδημος 2001, 76).
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κατ’ οἰκονομίαν aufgehoben werden kann 74 . Ferner scheint er das gro‐ ße ekklesiologische Problem, das sich daraus ergibt, nicht wahrzuneh‐ men: Denn der Beichtende müsse die Bußauflage des Ausschlusses von der Kommunion von ganzem Herzen akzeptieren 75 . Rodinos wagte es, die Kanones nicht nur als Kanonist zu interpre‐ tieren. Er stützte sich ja nicht auf Einzelanalysen bestimmter Kanones, sondern suchte ihren Geist. Er zog auch nicht die Geltung der Kanones im Allgemeinen in Zweifel, sondern nur im Fall der Bußauflage eines mehrjährigen Ausschlusses von der Kommunion. Nikodemos setzte dagegen einfach die absolute Geltung der Kanones voraus. Während Rodinos Kanones und Bußauflagen theologisch betrachtete, baute Ni‐ kodemos seine Theologie kanonistisch auf. Der Unterschied zwischen beiden ist auffällig. Es war daher nur konsequent, dass Nikodemos den Versuch von Rodinos als häretisch verwerfen musste. Was die indikative Formulierung des Absolutionsgebetes in der ersten Person angeht, so folgte Rodinos darin der römisch‐katholischen Tradition (Ego te absolvo). Diese Formulierung ist Ergebnis einer Ent‐ wicklung des 13. Jh.s 76 und wurde nie von der Ostkirche offiziell über‐
74 Nikodemos blieb der Begriff der Oikonomia – zumindest in ihrer praktischen Um‐ setzung – unbekannt. In seinem Beichtbuch verteidigt er das Kanonikon Johannes‘ des Fasters gegenüber der kanonischen Antwort (κανονικὴ ἀπόκριση) des Patriarchen Nikolaos Grammatikos, die das Werk als zu nachsichtig zurückweist (s. Νικόδημος 1794, 94 Anm. 4; vgl. ΡΠ 4, 425; der Text dieser Antwort ist allerdings nach K. Holl tendenziös verfälscht: Die ursprüngliche schriftliche Äußerung des Nikolaos, die das Werk des Fasters positiv bewertete, sei von Balsamon zu einer Verwerfung desselben entstellt worden, s. Holl 1898, 292). Auf die Oikonomia bezieht sich Nikodemos aus‐ drücklich in seiner Ὁμολογία, wo er schreibt, „dass es in der Heiligen Kirche Christi zwei Arten der Leitung gibt: Die erste heißt Genauigkeit (Ἀκρίβεια), während die andere Oikonomia und Nachsicht heißt“ («ὅτι δύο εἴδη κυβερνήσεως εὑρίσκονται ἐν τῇ τοῦ Χριστοῦ Ἁγίᾳ Ἐκκλησίᾳ· τὸν μὲν πρῶτο εἶδος, Ἀκρίβεια ὀνομάζεται, τὸ δὲ ἄλλο, ὀνομάζεται Οἰκονομία, καὶ συγκατάβασις», Νικόδημος 1819, 32). Dennoch verwen‐ det er hier den Begriff nur mit dem Ziel, eine Art von Kompromiss mit dem Patriarchat von Konstantinopel über das Problem des Vollzugs der Totenandachten zu finden, wie dies auch Athanasios Parios früher getan hatte. In einem solchen Kontext formuliert er die zitierte Definition. In der Theologie des Nikodemos hat der Oikonomia‐Begriff eigentlich keinen Platz. 75 „Und vor allem sollst du den so oder so viele Jahre langen Ausschluss von der Kommunion, den [der Beichtvater] vorschreiben wollte, von ganzem Herzen annehmen; denn durch diese geringe Zucht besänftigst du den großen Zorn, den Gott gegen dich hegt. Durch diese vorü‐ bergehende Bußauflage entkommst du der immerwährenden Höllenstrafe“, («Καὶ πρὸ πάντων νὰ δέχεσαι ὁλοψύχως τὴν ἀποχὴν τῆς κοινωνίας εἰς τόσους χρόνους ὁποῦ ἤθελε νὰ διορίσῃ διατὶ μὲ αὐτὴν τὴν ὀλίγην παιδείαν ἡμερώνεις τὴν μεγάλην ὀργὴν ὁποῦ ἔχει ὁ Θεὸς κατ’ ἐπάνω σου· μὲ αὐτὸν τὸν πρόσκαιρον κανόνα γλυτώνεις ἀπὸ τὸν παντοτινὸν κανόνα τῆς κολάσεως», Νικόδημος 1794, 178. 76 Morinus 1682, 364‐375.
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nommen bei aller Vielfalt der in Gebrauch stehenden Absolutionsgebete77 . An diesem Punkt tritt der unierte Hintergrund des Rodinos deutlich hervor.
3.4 Die Polemik des Nikodemos gegen das Beichtbuch des Kallinikos Nikodemos hat als erster entdeckt, dass Kallinikos in seinem Beichtbuch Rodinos plagiierte. Er fordert sogar jeden, der seine Feststellung an‐ zweifeln sollte, auf, die beiden Texte einander gegenüberzustellen 78 . Dennoch klagt er Kallinikos nicht nur aus dem Grund an, dass dieser den Text des Rodinos abgeschrieben und unter seinem eigenen Namen veröffentlichte, sondern vor allem, weil er dies tat, „ohne [das Werk] von seiner häretischen Gesinnung zu reinigen“ 79 . Die für Nikodemos häreti‐ schen Inhalte, die das Beichtbuch des Kallinikos von Rodinos entliehen hat, sind die oben besprochenen 80 . Was nun den Vorwurf angeht, Kallinikos habe die Verfasserschaft des Werkes in Anspruch genommen, so ist Nikodemos anscheinend nicht aufgefallen, dass das Buch schon auf dem Titelblatt als eine Kom‐ pilation des Kallinikos (συλλεχθὲν) bezeichnet wird 81 . Und wie oben 77 Charakteristische Absolutionsgebete sind folgende: «πρόσδεξαι Κύριε, τὸν δοῦλον σου παρορῶν τὰ αὐτῷ πεπραγμένα», «πρόσδεξε τὴν ἐξομολόγησιν τοῦ δούλου καὶ συγχώ‐ ρησον», «παράσχου αὐτοῖς συγγνώμην τῶν ἁμαρτιῶν ἱλασμὸν ἀνομιῶν, ἄφεσιν παρα‐ πτωμάτων καὶ διαλλάγηθι αὐτοῖς», «ἐλέησον τοὺς δούλους σου καὶ πρόσδεξαι αὐτῶν τὴν μετάνοιαν, συγχώρησον αὐτούς», «ἄνες, ἄφες, συγχώρησον τὸν δοῦλον σου», «ἐλευ‐ θέρωσον, Κύριε τὸν δοῦλον σου τοῦ ἐπικειμένου δεσμοῦ»; für weitere Beispiele s. Κουμαριανὸς 1998, 19‐21; s. hierzu auch Arranz 1992, 23‐82; Kraienhorst 2003, 303ff.; Goar 1730, 536‐544. Über die von Nikodemos empfohlenen Absolutionsgebete s.u. S. 327f. 78 „dass dieses [Beichtbuch] dasselbe wie das des Rodinos ist, abgesehen von geringen Modifi‐ kationen in der Wortwahl, kann, wer möchte, die [zwei Bücher] gegenüberstellen, wie wir es gemacht haben, und er wird herausfinden, dass wir die Wahrheit sagen. Und es ist nicht verwerflich, das Gute und Rechte bei den Widersachern auszuwählen – nicht aber das Faule und Häretische zu entlehnen“ («Ὅτι δὲ αὐτὸ εἶναι τὸ ἴδιον τοῦ Ῥοδινοῦ, πλὴν ὀλίγων τινων παραλλαγῶν κατὰ τὰς λέξεις, ἂς τὰ παραλάβῃ ὅποιος ἀγαπᾷ, ὡς καὶ ἡμεῖς τὰ παρεβάλομεν, καὶ θέλει εὕρῃ τὸν λόγον μας ἀληθῆ. Καὶ τὸ νὰ διαλέγῃ τινὰς τὰ καλὰ καὶ ὀρθὰ ἀπὸ τοὺς ἐναντίους, τοῦτο δὲν κατηγορεῖται ἀλλ’ ὄχι καὶ τὸ νὰ δανείζεται τὰ σαθρὰ καὶ κακόδοξα», Νικόδημος 1794, 67 Anm. 1). 79 «χωρὶς νὰ καθαρίσει ἀπὸ μέσα τὸ κακόδοξον αὐτοῦ φρόνημα», ebd.; über diese Position vgl. Νικόδημος 1836, 53 Anm. 1. 80 S.o. S. 316ff. 81 In seinem Vorwort sagt Kallinikos ausdrücklich: „Von der Liebe zu Gott und zu unserer Nation bewegt, wollte ich aus verschiedenen Lehrern – damit es eine kleine Hilfe sei – dieses kleine Büchlein zusammenstellen, das zwar klein der Quantität nach, groß aber der Qualität nach ist, und dies den einfachen, ungelehrten Priestern anbieten“ («ἐξ ἀγάπης θείας, καὶ τοῦ γένους ἡμῶν παρακινηθείς, ἠθέλησα διὰ μικρὰν βοήθειαν νὰ συλλέξω ἀπὸ διαφό‐ ρους διδασκάλους τὸ μικρὸν τοῦτο βιβλιάριον κατὰ τὴν ποσότητα, ἀλλὰ μεγάλον
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Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griech. Theologie
dargelegt 82 stellt das Beichtbuch des Kallinikos tatsächlich eine Kompi‐ lation von Auszügen bzw. längeren Textpassagen mehrerer Werke dar. Die Aufdeckung der Beziehungen zwischen Kallinikos und Rodinos setzte freilich eine gewissenhafte Lektüre beider Werke voraus, die Nikodemos zweifellos unternahm. Es ist ihm aber nicht aufgefallen, dass Kallinikos schon von der zwölften Seite an mit der getreuen Re‐ produktion von Περὶ ἐξομολογήσεως des Rodinos aufhört, um einen Teil der Διδασκαλία von Chrysanthos, den auch Nikodemos selbst in seinem Werk ausführlich verwendet, aufzunehmen. Ebensowenig ist ihm der ausdrückliche Verweis des Kallinikos selbst auf Chrysanthos und auf die einschlägige Unterweisung des G. Scholarios oder die Ent‐ lehnungen aus Symeon von Thessaloniki aufgefallen, den Nikodemos selbst ebenfalls verwendet. Es lässt sich also sagen, dass Kallinikos im Vergleich zu der übli‐ chen editorischen Praxis seiner Zeitgenossen 83 , aber auch im Vergleich zur schriftstellerischen Praxis des Nikodemos selbst, der, wie gezeigt, die Quelle des dritten Teiles seines Buchs vorsätzlich verbirgt 84 und diesen Teil als eigenes Werk ausgibt, ehrlicher war. Demzufolge ist der Vorwurf des Nikodemos unbegründet und ungerecht. Die Substanz der Kritik des Nikodemos liegt jedoch in dem Vor‐ wurf, dass das Beichtbuch des Kallinikos von der häretischen Gesinnung nicht geläutert worden sei. Ihm zufolge hätte Kallinikos das Werk des Rodinos sehr wohl unter der Voraussetzung abschreiben dürfen, dass er es dabei von häretischen Inhalten reinigt – was Nikodemos selbst mit den von ihm herausgegebenen Werken westlicher Provenienz zu ma‐ chen versuchte 85 . Wie im Kapitel VI gezeigt, hat Kallinikos aber den Inhalt des Beicht‐ buchs von Rodinos, sooft dieser seines Erachtens von der orthodoxen Tradition abweicht, sehr wohl modifiziert. Seine dahingehende Intenti‐ on geht aus seinem erwähnten Brief hervor, in dem er darum bittet, dass sein Werk auf seine „Orthodoxie“ überprüft werde 86 . 82 83
84 85 86
κατὰ τὴν ποιότητα καὶ νὰ τὸ προσφέρω εἰς τοὺς ἁπλούς, καὶ ἀμαθεῖς Ἱερεῖς...», Καλλίνικος 1787, ι’). S.o. S. 253‐297. E. Fragiskos schreibt darüber: „die Regeln des schriftstellerischen und editorischen Ethos waren, je nach dem Gewissen [des jeweils Betroffenen], flexibel, und es lassen sich nicht selten Fälle beobachten, wo die Autoren nicht bloß ihre Quellen verschweigen, sondern sich auch unveröffentlichte Werke von verstorbenen Gelehrten aneignen – was allerdings nicht heißt, dass solche Taten, einmal aufgedeckt, einfach ohne Kommentar hingenommen wurden“ (Φραγκίσκος 1993, 130). Dies tut Nikodemos in vielen seiner Werke, jeweils in unterschiedlichem Grad. S.o. Anm. 79; vgl. Ders. 1836, 584 Anm. 1. S.o. S. 249.
Das Beichtbuch des Nikodemos Hagioreites
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Nikodemos’ Kritik an Kallinikos wird nun jedoch verständlicher, wenn die Beziehung zwischen beiden Männern mit in Betracht gezogen wird. Denn Nikodemos kam nicht zum ersten Mal in Kontakt mit Kal‐ linikos, als er dessen Beichtbuch überprüfte. Die Auseinandersetzung zwischen beiden geht auf den Streit um die Totenandachten (Μνημόσυνα) zurück, der die ganze damalige orthodoxe Welt erschütterte. Kallinikos, der die Position des Patriarchats vertrat, hatte während seiner Exilzeit eine Schrift verfasst, in der er der Position der Kollyvaden, wonach der Vollzug des Totengedenkens am Sonntag eine unannehmbare Neuerung darstel‐ le, eine Menge kirchengeschichtlicher Belege dieser Praxis entgegenhielt, die er aus Codices der sinaitischen Bibliothek sammeln konnte 87 . Diese Belege versetzten Nikodemos und die Kollyvaden in Verlegenheit, wie aus der Ὁμολογία des Hagioreiten hervorgeht, wo dieser mitteilt, dass die Belege unter den Gegnern der Kollyvaden breite Verwendung fanden. Dies veranlasste Nikodemos dazu, die ihm zugänglichen Bücher zu unter‐ suchen, um festzustellen, dass – wie er sagt – die von Kallinikos aufge‐ führten Belege unzutreffend seien 88 . Dass Kallinikos für Nikodemos ein ernst zu nehmender Gegner war, ist schon daraus ersichtlich, dass er ihm fünf Seiten seiner Ὁμολογία widmet. Gerade aus diesem Grund hat Nikodemos meiner Meinung nach das Beichtbuch des Kallinikos demjenigen des Rodinos gegenüberge‐ stellt und es als häretisch verurteilt. Seine Abneigung gegen Kallinikos bringt Nikodemos offen zum Ausdruck, wenn er sagt: „wahrlich wundere und frage ich mich, wie der Gute (sc. Kallinikos) dies mit solcher Naivität machen konnte“ 89 .
Dass gerade diese Feindschaft der Hauptgrund für die Kritik des Ni‐ kodemos am Werk des Kallinikos ist, völlig unabhängig davon, ob sie berechtigt war oder nicht, wird meiner Meinung nach durch die Beo‐ bachtung bestätigt, dass Nikodemos die weiteren von ihm verwende‐ ten Quellen keiner derartigen Überprüfung unterzieht, obwohl sich in ihnen unvergleichlich wichtigere theologische Probleme feststellen ließen. So schreibt er z.B. den phantasievollen Gedanken Segneris ab,
87 S. Ms 530,279vff.; vgl. Ms 122, 79ff. 88 Νικόδημος 1819, 42f. Es war nicht meine Aufgabe, die von Kallinikos vorgebrachten Belege zu überprüfen. Die Behauptung des Nikodemos, dass er diese nicht bestätigen konnte, hat allerdings keinen besonderen Wert, da er selbst mitteilt, dass er (nur) eine Quellenedition zur byzantinischen Geschichte herangezogen hat. Er ist in historischen Fragen im übrigen wenig zuverlässig, wie etwa seine im selben Kontext geäußerte Behauptung zeigt, die athonitischen Klöster „sind viel älter als das Kloster des Sinai“ («εἶναι πολλὰ ἀρχαιότερα ἀπὸ τὸ μοναστήριον τοῦ Σινᾶ», ebd., 43; vgl. Kap. VI Anm. 8). 89 Νικόδημος 1794, 67 Anm. 1.
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Die Beichtbücher in der Zeit der Konfessionalisierung der griech. Theologie
dass zur Verwirklichung der Inkarnation alle Homosexuellen auf der Erde von Engeln getötet wurden 90 . Während Nikodemos alle Angaben zur Ausgabe des Beichtbuchs des Kallinikos mitteilt, vermeidet er es merkwürdigerweise, den Na‐ men des Autors zu erwähnen, und begnügt sich mit der Angabe, dass es sich um einen „Menschen mit großem Namen“ (ἄνθρωπος μεγάλου ὀνό‐ ματος) handelt 91 . Was sind die Ursachen für dieses Schweigen? Nach ihrer Verurteilung wurden die Kollyvaden vom Berg Athos vertrieben, und die meisten fanden auf den ägäischen Inseln Zuflucht. Nikodemos allerdings, der während der ersten Phase des Streites sich nicht offen zur Bewegung der Kollyvaden bekannte, obwohl er alle ihre Positionen teilte, durfte weiterhin auf dem Athos bleiben. Wegen seiner Angst vor einer eventuellen Ausweisung wurde er aber noch vorsichtiger 92 . So vermied er, aus Angst vor möglichen Reaktionen, die seinen weiteren Aufenthalt im Berg Athos hätten gefährden können, Kallinikos nament‐ lich zu erwähnen. Als er gegen Ende seines Lebens auf dem Athos etabliert war, konnte er in seiner Ὁμολογία ungehindert den bereits verstorbenen Kallinikos offen angreifen.
3.5 Nikodemos und das Beichtbuch des Chrysanthos Die Διδασκαλία des Chrysanthos stellte für Nikodemos eines der Vor‐ bilder dar, auf deren Grundlage er sein Beichtbuch verfassen wollte. Ausdrücklich weist er achtmal auf die Διδασκαλία 93 und zweimal auf das Συνταγμάτιον hin 94 . Für Nikodemos, wie auch für Kallinikos, war Chrysanthos eine Persönlichkeit von unbezweifelbarem Ansehen. Niko‐ demos empfiehlt seinen Lesern sogar die Διδασκαλία als Vorbild und Quelle rechter Beichttheologie 95 . So beabsichtigte Nikodemos − wie auch Chrysanthos − in seinem Werk Exzerpte aus der Hl. Schrift und der 90 Ebd., 60: «τὴν νύκτα ἐκείνην ὅπου ἐγεννήθη ὁ Χριστὸς ἔστειλεν ἕναν ἄγγελον καὶ ἐθανάτωσε ὅλους τοὺς ἀρσενοκοίτας ὁποῦ ἦσαν εἰς τὸν κόσμον. Ἔπειτα ἐγεννήθη διὰ νὰ μὴν εὑρεθῇ τότε εἰς τὴν γῆν τοιαύτη παράνομος ἁμαρτία»; vgl. Segneri 2005a, 146: «ἐκείνην τὴν νύχτα ὁποῦ ἐγεννήθη, ἔκαμε νὰ ἀποθάνουν εἰς ὅλα τὰ μέρη τοῦ κόσμου ἐκεῖνοι, ὁποῦ εὑρίσκοντο μεμολυσμένοι ἀπὸ οὕτω μιαρὰν νόσον μὴ ὑποφέρωντας νὰ ἔχῃ μὲ αὐτοὺς οὔτε κᾂν τὸν ἀέρα»; vgl. Antonino 1740, 671. 91 Νικόδημος 1794, 67 Anm. 1. 92 Euthymios, der Biograph von Nikodemos, schreibt nach einer Schilderung der kirchlichen Sanktionen gegen die anderen Kollyvaden, dass „Nikodemos geschwiegen hat, weil er sich davor fürchtete, dass auch ihm Ähnliches wie das Obige zustoßen könnte“ («...καὶ φοβούμενος ὁ Νικόδημος νὰ μὴ πάθῃ ὅμοια τῶν ἄνωθεν ἐσιώπησεν», Σπυρίδων Λαυριώτης 1921, 216). 93 Νικόδημος 1794, 7, 8, 9, 55, 84 (zweimal), 88, 174 94 Ebd., 51, 54, 55; einmal verwendet er das Werk, ohne darauf hinzuweisen. 95 Ebd., 88.
Das Beichtbuch des Nikodemos Hagioreites
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Väterliteratur mit den Kanones und den Werken ihrer Kommentatoren, wie auch mit der zeitgenössischen Theologie, zusammen darzustellen. In seinen Ausführungen über Todsünden und lässlichen Sünden 96 folgt Nikodemos Chrysanthos treu, der seinerseits diese Ausführung, wie oben dargelegt, von Gennadios Scholarios übernommen hatte. Ferner verwendet er die Ὀρθόδοξος Ὁμολογία und die Ἔκθεσις von Makres, die gleichfalls zu den Quellen des Beichtbuches von Chrysanthos gehören. So kam Nikodemos mittels der Διδασκαλία des Chrysanthos in Kon‐ takt mit der Theologie des 17. Jh.s. Wie Chrysanthos und Kallinikos, so misst auch Nikodemos dem bi‐ schöflichen Beglaubigungsschreiben des Beichtvaters 97 besondere Be‐ deutung zu. Chrysanthos ist auch seine Quelle der Ausführungen über das Empfehlungsschreiben des Bischofs für den künftigen Priester 98 . Während Nikodemos einen Abschnitt des im Euchologion von J. Goar (1601‐1653) edierten Absolutionsgebets übernimmt99 , unterlässt er es nicht, auch das bei Severos und Chrysanthos vorkommende Absolutionsge‐ bet 100 zusätzlich anzuführen. Dabei schlägt er dem Beichtvater sogar vor, dieses nach dem traditionellen Absolutionsgebet zusätzlich vorzu‐ lesen: So will er zwei verschiedene Traditionen zusammenfügen. Das bei Severos und Chrysanthos vorkommende Gebet stellt wahrscheinlich einen Versuch der Anpassung des römisch‐katholischen Absolutions‐ gebetes an die orthodoxe Tradition dar. Dies zeigt der große formale Unterschied zu den entsprechenden byzantinischen Absolutionsgebe‐ ten 101 , aber auch der Nachdruck auf die nur vermittelnde Rolle des Priesters, was Ergebnis einer bewussten Antwort auf die indikative Formel Ego te absolvo zu sein scheint. Die enge Beziehung zwischen dem bei Severos und Chrysanthos erwähnten und dem römisch‐katholischen Absolutionsgebet scheint sich auch dadurch zu bestätigen, dass Kalli‐ nikos in seinem Beichtbuch beide Gebete anführt: „denn das übliche Gebet ist fehlerhaft, und [die Beichtenden] empfangen [durch es] keine Vergebung; stattdessen soll [der Priester] sagen: „Die Gnade des allheiligen Geistes hat dir durch mich, den Unwürdigen, Abso‐ lution und Verzeihung gewährt von allem, was du vor mir gebeichtet hast“; oder: „ich gebe dir die Absolution von den gebeichteten Sünden im
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Ebd., 8, 9. Auf dieses Schreiben bezieht er sich dreimal; s. ebd., 36, 54, 55. Ebd., 54 S. Goar 1730, 537; Nikodemos gibt die Quelle dieses Gebets nicht an. Er hat jedoch Goars Werk benutzt, wie auch Chrysanthos Notaras, der das Werk als «ἑλληνολατι‐ νικόν» erwähnt (Νοταρᾶς 1724, 30). 100 «Ἡ χάρις τοῦ παναγίου Πνεύματος διὰ τῆς ἐμῆς μετριότητος, ἢ ταπεινότητος, ἔχει σε λελυσμένον, καὶ συγκεχωρημένον», Σεβῆρος 1600, 44r; vgl. Χρύσανθος 1724 16; vgl. Νικόδημος 1794, 84; s. auch Kraienhorst 2003, 321‐324. 101 S. Anm. 77.
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Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“; oder das in einigen Euchologien erhaltene Gebet“ 102 .
Die große Vielfalt der Absolutionsgebete der griechischen Kirche, wie auch ihre Verwandtschaft mit dem römisch‐katholischen, fiel auch dem Kappuziner de la Croix auf 103 . Während Nikodemos offensichtlich wusste, dass das bei Severos und Chrysanthos vorkommende Gebet der byzantinischen Tradition unbekannt war, führt er es trotzdem an, weil er dem Ansehen beider Autoren vertrau‐ te. Dies zeigt deutlich, dass der Versuch von Dositheos und Chrysanthos, der griechischen Theologie bestimmte Werke als maßgeblich aufzu‐ zwingen, dermaßen erfolgreich war, dass die Bewegung der Kollyvaden (oder zumindest Nikodemos), deren angebliches Ziel die Rückkehr zur Tradition der Kirchenväter war, diese Werke nicht in Frage stellten, ob‐ wohl sie an einigen Stellen fremden Einflüssen erlegen waren.
3.6 Nikodemos und die Ἐπίσκεψις von Anthrakites An einer Stelle empfiehlt Nikodemos seinen Lesern auch die Ἐπίσκεψις des Anthrakites als ein spezielles Buch über die Beichte bei Schwerkran‐ ken. Nikodemos erwähnt es als ein kürzlich gedrucktes (νεωτύπωτο) Buch 104 . Dies zeigt, dass ihm die Ausgabe von 1707, die zu seiner Zeit 102 «διότι ἡ εὐχὴ ὁποῦ συνηθίζεται εἶναι λάθος, καὶ δὲν πέρνουν συγχώρησιν, ἀλλὰ νὰ λέγῃ, ἡ χάρις τοῦ παναγίου Πνεύματος δι’ ἐμοῦ τοῦ ἀναξίου σὲ ἔχει λελυμένον, καὶ συγκεχωρημένον εἰς ὅσα ἐξομολογήθης ἐνώπιόν μου, ἢ λύω σου τὰς ἐξομολογηθείσας ἁμαρτίας εἰς τὸ ὄνομα τοῦ Πατρὸς καὶ τοῦ Υἱοῦ, καὶ τοῦ Ἁγίου Πνεύματος, ἢ τὴν εὐχὴν ὁποῦ μερικὰ εὐχολόγια σώζεται», Καλλίνικος 1787, ια’. 103 „Die Formulierungen, mit denen die Griechen die Absolution gewähren, sind von denjenigen der Lateiner unterschieden, aber von demselben Geist durchdrungen und haben denselben Sinn und dasselbe Ergebnis. Die Griechen sagen nicht in der ersten Person: „Ich vergebe dir“, wie es die Lateiner tun, und zwar aus Furcht, dass sie so vergessen könnten, was sie eigentlich sind, und die ihnen anvertraute Macht ausnutzen und das Eigentum Gottes usurpieren könnten. Aber nicht alle Griechen verwenden dieselbe Formulierung des Absolutionsgebets. Einige sagen: „Durch die Vollmacht zum Lösen und zum Binden, die Gott den Aposteln gegeben hat und die dem Bischof übertragen wurde, von dem ich sie empfing, wurde dir vergeben; und du bist frei und rein von all deinen Sünden, durch den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist“. Andere wiederum sagen: „Vergib Deinem Knecht seine Sünden, versöhne Dich mit ihm durch mich, Deinen demütigen und unwürdigen Priester, nimm seine Buße entgegen, bring ihn zum Schoß Deiner Kirche zurück, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Die griechische Kirche akzeptiert diese Vielfalt in der Formulierung, weil sie glaubt, dass es nicht die Worte sind, die die Absolution der Sünden gültig machen, sondern die Ehrlichkeit des Herzens, die wahre Zerknirschung und das Gehorsam des Beichtenden“, de la Croix 1684, 56f. 104 „Über den Besuch bei Kranken lies aber öfter das kürzlich gedruckte Beichtbuch über die Kranken, und da wirst du Ausführlicheres über diese lernen können“ («Ἀλλὰ περὶ τῆς
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schwer zu finden war, nicht bekannt war. So verwendete er eine der beiden Ausgaben von 1780 bzw. 1781, die beide auf dem Athos wohl leicht zugänglich waren, wie die große Zahl der heute in athonitischen Bibliotheken erhaltenen Exemplare zeigt 105 . Die Ausgabe von 1780 hat kein Vorwort, während im Vorwort derjenigen von 1781 der Autor Methodios Anthrakites unerwähnt bleibt. Es ist demzufolge so gut wie sicher, dass Nikodemos nichts über die Verfasserschaft des Werkes wuss‐ te. Das Kapitel seines Beichtbuchs, das der Beichte bei Kranken gewid‐ met ist, stellt eine Zusammenfassung der Ἐπίσκεψις dar. Für weitere Informationen verweist Nikodemos den Leser auf das Werk selbst 106 . Dass Nikodemos die Ἐπίσκεψις so selbstverständlich verwendet, bestä‐ tigt die breite Rezeption des Werkes von Anthrakites.
3.7 Die Beziehung zwischen dem Beichtbuch des Nikodemos und dem Συνταγμάτιον des G. Severos Nikodemos weist viermal auf G. Severos’ Werk Συνταγμάτιον hin; es handelt sich allerdings immer um unbestimmte Hinweise ohne Angabe einer Seitenzahl 107 . Die beiden ersten Hinweise betreffen das Absoluti‐ onsgebet und die Definition der Todsünden. Die zwei weiteren betreffen die Satisfaktionslehre. Nikodemos pflegt bei den Ausführungen zu einem Thema möglichst viele Auszüge aus der Schrift, den Kirchenvätern, den Kanones und zeitgenössischen Quellen einzubringen. Bei seiner Begründung der Not‐ wendigkeit der Satisfaktion verwendet er aber ausschließlich Severos, indem er sogar ein unmodifiziertes Zitat aus seinem Werk anführt 108 . In diesem Punkt ist, wie gezeigt, auch das Beichtbuch des Chrysanthos und über dieses auch dasjenige des Kallinikos dem Severos gefolgt. Nikode‐ mos interessierte sich also für den theologischen Inhalt dieses Begriffs im Rahmen der westlichen Tradition genauso wenig wie alle anderen erwähnten Autoren und verwendete ihn als Synonym für die Bußauf‐ lage (ἐπιτίμιον). ἐπισκέψεως τῶν ἀσθενῶν διάβαζε συχνάκις τὸ περὶ τῶν ἀσθενῶν νεοτύπωτον ἐξομο‐ λογητάριον, καὶ ἐκεῖ θέλει μάθῃς τὰ περὶ τούτων πλατύτερον», Νικόδημος 1794, 65). 105 S. Παπαδοπούλος 2000, 181, 185. 106 Νικόδημος 1794, 65. 107 Ebd., 7, 84, 178, 181 108 «οἷς ὁ μὴ πεισθεὶς (τοῖς κανόσι δηλ.) ἀνάγκη τοῖς ἐκεῖσε δικαστηρίοις πεμφθήσεσθαι, καὶ λόγον δώσει ὧν ἔπραξεν ἀνοσιουργημάτων, ὡς τοὺς θεσμοὺς τῆς ἁγίας Ἐκκλησίας ἀθετήσας», ebd., 181· vgl Σεβῆρος 1600, 42v.
Zusammenfassung Die Entwicklung der neuen theologischen literarischen Gattung der grie‐ chischen gedruckten Beichtbücher steht in direktem Zusammenhang mit den kirchenpolitischen Verhältnissen ihrer Zeit. Im Rahmen dieser Verhält‐ nisse sollten die Beichtbücher vielerlei Rollen spielen, die zum großen Teil auch ihre Quellen bestimmten. Die Hauptergebnisse meiner Untersuchung sind folgende: Das erste Beichtbuch, geschrieben von Nikephoros Paschaleus, wurde 1622 gedruckt, um dem Versuch des Metropoliten von Philadelphia, Theophanes Xenakes, zu dienen, seine Rolle als Exarch des Patriarchats und kirchliches Oberhaupt aller Orthodoxen der venezianischen Besat‐ zungsgebiete durchzusetzen und dadurch diese Gemeinden der Auf‐ sicht Roms als dessen Verbündeter zu unterstellen. Xenakes hegte, wie auch sein treuer Mitarbeiter N. Paschaleus, zugleich die Hoffnung, durch die Publikation des Beichtbuchs seine Position gegenüber den Angriffen des Patriarchen Kyrillos Loukaris zu untermauern. Letzterer wollte den römisch‐katholischen Einfluss auf den venezianischen Herrschaftsge‐ bieten ausschalten und sie dem Einflussbereich des Patriarchats von Konstantinopel anschließen; diesem Ziel sollte die Versetzung seines engen Mitarbeiters Nikodemos Metaxas auf den Bischofsstuhl von Kephal‐ lonia dienen. Ein weiteres Ziel der Publikation des Beichtbuches bestand in der Verbreitung der römisch‐katholischen Lehre von Buße und Beichte. Ge‐ mäß seiner Politik der Toleranz verbot Venedig auf seinem Territorium sowohl den Vertrieb der Publikationen Roms als auch die der Druckerei des Loukaris. Da Venedig das lateinische Dogma natürlich begünstigte, solange dies keine heftigen Reaktionen seitens seiner orthodoxen Un‐ tertanen hervorrief, war das Beichtbuch des Paschaleus das optimale Mittel zu dem erwähnten Ziel, da es von Orthodoxen verfasst und vertrieben wurde. Einem ähnlichen Plan, ebenfalls im Rahmen der pro‐katholischen venezianischen Kirchenpolitik, sollten die Beichtbücher des M. Anthra‐ kites und des Th. Saloufas dienen. Die Inhalte des Buchs des Paschaleus sind fast in ihrer Gesamtheit im Beichthandbuch des Jesuiten Luca Pinelli zu finden. Dennoch reichen die textlichen Parallelen kaum aus, um das Abhängigkeitsverhältnis zu beweisen, höchstwahrscheinlich, weil Paschaleus in seinem knappen Werk lediglich bündige Zusammenfassungen seiner Quelle bietet. Auf
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jeden Fall steht fest, dass das Beichtbuch des Paschaleus, auch wenn es nicht von Pinellis Buch abhängig sein sollte, ein römisch‐katholisches Beichtbuch, das auch Pinelli vorgelegen hat, getreu reproduziert. Im Rahmen des großen kirchenpolitischen Konflikts zwischen Rom und Loukaris wurde auch das zweite griechische Beichtbuch verfasst, das acht Jahre nach demjenigen des Paschaleus gedruckt werden sollte (1630), als der Kampf gegen Loukaris seinen Höhepunkt erreichte. Dieses Werk wurde von dem unierten zypriotischen Missionar Neophytos Rodi‐ nos auf Anregung der Congregatio de Propaganda Fide hin verfasst. Die Werke des Rodinos gehören zu den ersten Publikationen der neugegrün‐ deten griechischen Druckerei der Propagandakongregation, die dadurch eine Antwort auf die von Loukaris realisierten Publikationen von antipa‐ pistischen und antikatholischen Büchern in England und danach auch in Konstantinopel geben wollte. Das Beichtbuch des Rodinos, wie auch seine weiteren Werke ‐ insbesondere die Σύνοψις und die Πανοπλία – sollten zu einer der wichtigsten Waffen in den Händen der orthodoxen pro‐katholischen Partei werden. Die Handbücher des Rodinos sollten ferner die pastorale Fürsorge Roms demonstrieren und die Gleichgül‐ tigkeit des Patriarchats von Konstantinopel unterstreichen. Durch ihre große Verbreitung sollten sie die Idee der einen katholischen Kirche unter dem Papst propagieren. Die Bücher wurden gratis verteilt, oft durch Rodinos selbst, der sich dem Kampf gegen Loukaris gänzlich verschrieben hatte. Aber auch Loukaris verfolgte Rodinos und schränkte seine Akti‐ vitäten ein, so dass die Verfassung des Beichtbuchs für den Autor den Charakter einer persönlichen Antwort auf den Patriarchen hatte. Es lag für Rodinos nahe, westliche Quellen zu verwenden; allerdings nennt er diese überhaupt nicht. Das Beichtbuch besteht größtenteils aus einer Paraphrase der Πανοπλία und der Σύνοψις, die ihrerseits eine Kom‐ pilation von Abschnitten der Πανοπλία darstellt. Letztere weist inhalt‐ liche oder sogar textliche Parallelen mit der durch Leon Philaras ange‐ fertigten neugriechischen Übersetzung der Dottrina Cristiana Bellarmins auf. Die breite Rezeption der Werke des Rodinos durch spätere Beicht‐ bücher und andere theologische Werke wurde dadurch zu einem Weg der Einflussnahme der posttridentinischen Theologie Bellarmins auf den griechischen Osten. Die Bücher des Rodinos sind weiterhin reich an durchaus objektiven Informationen über die Gewohnheiten und die Sitten seiner Zeit, und liefern u.a. der bisherigen Forschung unbekannte Nachrichten über die Praxis der Absolutionsbriefe. Zur Zeit des Kampfes gegen Loukaris stellte die Beichte die Basis für das Eindringen der westlichen Orden in den Osten dar, aber auch eine
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beachtliche Einkommensquelle für die Kirche. Daher versuchten beide feindlichen Parteien, das Sakrament für ihre eigenen Zwecke einzusetzen. Innerhalb der Loukaris‐Partei war es der enge Mitarbeiter des Pat‐ riarchen, der damalige Archimandrit Metrophanes Kritopoulos, später Patriarch von Alexandrien, der sich vornahm, eine Antwort auf die Veröffentlichung und Verbreitung des Beichtbuchs von Rodinos durch Rom zu geben. Er hatte auch eine Widerlegung der Πανοπλία des Ro‐ dinos mit dem Titel Ἀντιπανοπλία verfasst. In seinem Beichtbuch legte Kritopoulos die üblichen Inhalte eines Katechismus in der Form von Frage‐und‐Antwort dar; dabei vertritt er protestantisierende Thesen, die in hohem Maß mit der Confessio Belgica und – primär – mit dem Heidelberger Katechismus übereinstimmen, aber zugleich auf die „un‐ diskutierbaren“ Positionen der orthodoxen Theologie Rücksicht nehmen, wie es die Prinzipien für die geplante Kirchenunion von Calvinisten und Orthodoxen vorsahen, die bei den Verhandlungen von Kritopou‐ los mit dem Genfer Consistorium formuliert wurden. Die ersten drei Beichtbücher sind also Produkte der Auseinander‐ setzung zwischen Protestantismus und Katholizismus im osmanisch beherrschten orthodoxen Osten. Die Werke des N. Paschaleus und des N. Rodinos zielten auf die Verbreitung des Katholizismus, dasjenige des M. Kritopoulos auf die Verbreitung von protestantisierenden Thesen. Die nächsten Beichtbücher, die Werke des M. Anthrakites, wurden erst nach vielen Jahren gegen Ende des 17. Jh.s verfasst und veröffent‐ licht. Wie in der Loukaris‐Ära, so war die Abfassung von Beichtbü‐ chern auch in diesem Fall Teil eines ambitionierten kirchenpolitischen Planes. Das Endziel dieses Planes war, genauso wie im Fall des durch die Beichtbücher des Paschaleus und des Rodinos mitgetragenen Pla‐ nes, die Union von orthodoxer und katholischer Kirche voranzutreiben. Urheber dieses Planes war der Metropolit von Philadelphia, Meletios Typaldos. Er hegte die Ambition, die Kirchen des durch Venedig neu eroberten Morea und der venezianischen ionischen Inseln der Metropolie von Philadelphia zu unterstellen und in einer zweiten Stufe mit Hilfe Roms, Venedigs und Frankreichs die Kathedra Konstantinopels zu besteigen, um die Kirchenunion effizient voranzutreiben. Sein Plan ist freilich gescheitert. Die Beichtbücher und die weiteren pastoralen Handbücher des Anthrakites, der dem engen Kreis des Typaldos angehörte, sollten dem ungebildeten orthodoxen Klerus der venezianischen Herrschaftsgebiete pastorale Kompetenz vermitteln und vor allem die Rolle des Metropoliten von Philadelphia als fürsorglichen Hirten der orthodoxen Kirchen unter venezianischer Herrschaft demonstrieren. Dies konnte v.a. durch einen Vergleich zwischen den drei erhaltenen gedruckten Handbüchern des Anthrakites und dem Bericht des Typaldos an den Provvidetore von
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Morea, Paolo Nani, über die Situation der orthodoxen Kirchen im ve‐ nezianischen Herrschaftsgebiet, festgestellt werden. Dieser Vergleich hat gezeigt, dass die Handbücher des Anthrakites mit der Kritik des Typaldos an der Situation der griechischen Kirche und mit seinen Ver‐ besserungsvorschlägen völlig übereinstimmen. Die Handbücher sind alle drei die ersten ihrer jeweiligen Gattung in der gedruckten griechischen literarischen Produktion und zum großen Teil von westlichen Vorlagen abhängig. Zwei dieser Werke, die Θεωρίαι Χριστιανικαὶ und der Βοσκὸς λογικῶν προβάτων, sind von Texten des Jesuitenpredigers Paolo Segneri abhängig, ohne irgendeinen Hinweis auf ihre Quellen zu geben. Diese Feststellung beweist einerseits die Ein‐ flussnahme der römisch‐katholischen pastoral‐ und beichttheologischen Literatur auf die entsprechende Literatur des orthodoxen Ostens, und zwar am Fall von zwei ihrer anerkanntermaßen theologisch kompeten‐ testen Exponenten; andererseits belegt sie, zusammen mit der späteren (1742) Übersetzung zweier Beichtbücher desselben Autors ins Neugriechi‐ sche und der Rezeption dieser Übersetzungen durch Nikodemos Hagi‐ oreites, den besonderen Einfluss dieses zu seiner Zeit sehr berühmten Jesuitentheologen. Den Handbüchern des Anthrakites folgte im Jahr 1717 die Publikation des Beichtbuchs des Theodoretos Saloufas. Dieses Buch ist auf Anregung des Bischofs von Rheon, Iakobos Saloufas, des Onkels des Autors, verfasst worden. Letzterer war ein enger Mitarbeiter der Venezianer, denen Morea seit 1685 gehörte. Eine wichtige Sorge der venezianischen Politik im neu‐ eroberten Morea bestand darin, die üblichen Geldzahlungen der ortho‐ doxen Bischöfe an das Patriarchat von Konstantinopel einzugrenzen. In den Rahmen dieser Bestrebung, an der auch Iakobos Saloufas beteiligt war, fällt die Verfassung des Beichtbuchs, dessen Adressaten, nämlich die Beichtiger, die effizientesten Sammler der genannten Gelder waren. Sein Autor reproduzierte größtenteils Kapitel der Σύνοψις und des Ἐξομολογητάριον von N. Rodinos sowie der Ἐπίσκεψις von M. Anthraki‐ tes, die ihrerseits von römisch‐katholischen Quellen abhängig sind. Das nächste Beichtbuch wurde zwischen 1699 und 1701 vom dama‐ ligen Archimandriten Chrysanthos Notaras verfasst, der später Patriarch von Jerusalem wurde. Dieses Beichtbuch sollte den Herrschaftsplänen des Fürsten C. Brancoveanu dienen, der in Verbindung mit dem Onkel des Chrysanthos, dem Patriarchen Dositheos von Jerusalem, und dem Patriarchat von Konstantinopel die Politik und die Theologie der gesamten orthodoxen Kirche im Osmanenreich maßgeblich beeinflusste. Den‐ noch ist die geplante direkte Publikation des Beichtbuches nicht reali‐ siert worden, weil die Initiative Brancoveanus, theologische Werke in neugriechischer Sprache zu veröffentlichen, vom Patriarchat von Konstan‐
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tinopel abgelehnt wurde. Das Werk sollte erst nach 23 Jahren im Jahre 1724 gedruckt und gratis vertrieben werden, möglicherweise um die beichttheologischen Werke des mittlerweile durch die Synode des Pat‐ riarchats verurteilten Anthrakites zu ersetzen. Das Beichtbuch des Chrysanthos, in aller Schnelle zwischen Reisen abgefasst, stellt eine Kompilation verschiedener Quellen dar, die er sogar wörtlich abschreibt, ohne zu versuchen, die stilistisch heterogenen Ent‐ lehnungen sprachlich zu vereinheitlichen. Die wichtigsten Quellen des Werkes sind die Ὁμολογία des Petrus Mogilas, die Ἔκθεσις des Bessarion Makres, das Περὶ θανασίμων ἁμαρτημάτων des Gennadios Scholarios, das Συνταγμάτιον des Severos und das Συνταγμάτιον des Matthaios Blastares. Die Auswahl dieser Quellen war nicht zufällig, sondern hing zusammen mit einem Versuch – sein Hauptkoordinator war Dositheos von Jerusalem –, bestimmte theologische Autoren und Werke als authen‐ tische Vertreter des orthodoxen Glaubens durchzusetzen und zugleich andere theologische Richtungen auszuschalten. Unter den durchzuset‐ zenden Werken nahm die Ὁμολογία des Mogilas eine besondere Stelle ein und wurde trotz aller Reaktionen als Richtschnur der Orthodoxie dargestellt. Das Beichtbuch des Chrysanthos hat die späteren beicht‐ theologischen Werke des Kallinikos und des Nikodemos zutiefst beein‐ flusst. Im Unterschied zu allen anderen Werken dieser Gattung wurde das Beichtbuch Kallinikos’ III. nicht im Rahmen eines kirchenpolitischen Planes verfasst. Es war vielmehr Ergebnis eines persönlichen Versuchs des entthronten Patriarchen, wurde während seiner Exilzeit im Sinai abgefasst und erst nach vielen Jahren veröffentlicht, als Kallinikos in seinem Dorf Zagora als Privatmann lebte. Die Zweitauflage des Werkes durch das Patriarchat von Konstantinopel wurde im Unterschied zur Erstauflage von den pastoralen Bedürfnissen des Patriarchats diktiert. Das Werk kann als repräsentativ für die theologische Linie des Patriarchats betrachtet werden, da es von einem Ökumenischen Patriarchen verfasst und viele Jahre später von der Druckerei des Patriarchats neu aufgelegt wurde. Dieses kompilatorische Beichtbuch stimmt ferner mit der von Dositheos und Chrysanthos durchgesetzten theologischen Richtung völlig überein, insofern es Texte orthodoxer Theologen wie des Patriarchen Chrysanthos selbst reproduziert, die einerseits tief von der römisch‐ katholischen Theologie beeinflusst sind, andererseits aber sich als dezidiert orthodox darstellen; der Autor konnte allerdings auch römisch‐katholische Werke wie den Katechismus Bellarmins und das Beichtbuch des Rodinos bedenkenlos rezipieren, denn er erkannte, dass ihr Inhalt dem für ihn autoritativen Werk des Chrysanthos kaum widersprach.
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Ausgehend von den einschlägigen Bezugnahmen des Kallinikos wurde festgestellt, dass die verbreitete Vorschrift einer jährlichen Beichtpflicht auf den entsprechenden Kanon des 4. Laterankonzils zurückgeht; ferner wurde die Fortsetzung der byzantinischen Tradition des Vollzugs der Beichte durch ungeweihte Mönche bis in die Zeit der Türkenherrschaft beleuchtet, wie auch die Verbreitung der Absolutionsbriefe zur Zeit des Kallinikos. Das Beichtbuch des Nikodemos ist das letzte seiner Gattung aus der Zeit der Türkenherrschaft. Es ist wiederholt nachgedruckt worden und bis in die Gegenwart in Gebrauch geblieben. Das Werk wurde auf Anregung des Bischofs von Korinth, Makarios Notaras, verfasst, der zu den Protagonisten der rigoristischen Bewegung der Kollyvaden zählte. Ziel seiner Abfassung war, die theologische Linie dieser Bewegung, die jahrzehntelang die orthodoxe Kirche herausforderte, zu verbreiten. Obwohl es eine traditionalistisch‐orthodoxe Buß‐ und Beichttheologie vertritt, stellt dieses Werk zum großen Teil ein Plagiat des Werkes des Jesuiten Paolo Segneri dar, der auch Methodios Anthrakites besonders beeinflusst hatte. In geringerem Ausmaß hat Nikodemos auch die Ἐπίσκε‐ ψις des Anthrakites und das Beichtbuch des Chrysanthos, dessen theo‐ logische Richtung er genauso wie Kallinikos folgte, verwendet. Die harte Kritik des Nikodemos an Kallinikos geht auf persönliche Gründe zurück. Die Beichtbücher wurden zu einer Zeit verfasst, als der Einfluss westli‐ cher, vor allem römisch‐katholischer theologischer Strömungen auf die griechische orthodoxe Literatur seinen Höhepunkt erreicht hatte. Der Prozess der Einflussnahme hatte schon in den letzten beiden byzantini‐ schen Jahrhunderten eingesetzt 1 . Die Untersuchung der Quellen der Beichtbücher vermittelt ein charakteristisches Bild dieser kulminierenden Einflussnahme: Die Beichtbücher des Paschaleus, des Rodinos, des Anthra‐ kites und des Kritopoulos kamen in direktem Kontakt mit westlichen Quellen zustande, die drei ersten mit italienischen und lateinischen römisch‐katholischen Werken, während die Beichtbücher des Saloufas, des Chrysanthos, des Kallinikos und des Nikodemos römisch‐katholische Vorbilder aus zweiter Hand reproduzieren, indem sie entweder grie‐ chische Übersetzungen italienischer Werke abschreiben oder ältere Beichtbücher bzw. andere von römisch‐katholischen Quellen abhängige griechische theologische Werke reproduzieren. Somit beschränken sich die direkten Kontakte mit der westlichen Beichttheologie auf die Beichtbü‐ cher des 17. Jh.s. Zu dieser Zeit gehören die Werke des Rodinos und des Anthrakites, die sowohl durch ihre theologische Kohärenz wie auch ihre 1
Diese Einflussnahme schlägt sich auch im Briefwechsel des Patriarchen Jeremias II. mit den Tübinger Lutheranern nieder; dazu s. Wendebourg 1982a, 273ff; Dies. 1986, 174ff.
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pastorale Anpassung an die schwierigen Verhältnisse des osmanisch beherrschten orthodoxen Ostens herausragen. Die Beichtbücher des 18. Jh.s sind dagegen Werke beschränkten Formats und kaum originell. In diesen Werken verlischt zusammen mit dem direkten Kontakt zur westlichen Theologie auch das Bewusstsein dieses Kontaktes. Gedanken und Begriffe, die in manchen Fällen erst vor wenigen Jahrzehnten impor‐ tiert worden waren, werden als selbstverständliche Elemente der orthodo‐ xen Tradition dargestellt. Diese Bücher wurden damals – einige werden es immer noch – als orthodox empfunden. Die Auseinandersetzung von protestantischen und katholischen Mäch‐ ten im Raum des griechischen Ostens, die im Streit um Kyrillos Loukaris ihren Höhepunkt erreicht und intensive theologische Gärungsprozesse angebahnt hatte, führte die griechische Theologie zu einer schnellen Entwicklung nach westlichen Vorbildern. Als die westeuropäischen Mächte nach Loukaris’ Tod ihr Interesse am orthodoxen Osten im Wesentlichen verloren, geriet die griechische Theologie in Stagnation. Die beschriebene kurzfristige Entwicklung der Theologie basierte größtenteils auf der organisatorischen, bildungspolitischen und finanziellen Unterstützung der westeuropäischen Mächte, deren wichtigste Form in der Ermöglichung von Bücherpublikationen bestand. Dennoch war diese Unterstützung fast ausschließlich auf politische Ziele hin orientiert und wurde nur gewährt unter bestimmten Bedingungen; sie intendierte nicht, eine freie Entwick‐ lung von Theologie und Kirche zu ermöglichen, sondern eine meistens nur vorgetäuschte Mitarbeit der Orthodoxen zu erzwingen. Als die Hilfeleis‐ tungen nach der Entschärfung des Konflikts auf ein Minimum reduziert wurden, hinterließen sie den Orthodoxen eine unbestimmte Abneigung gegen alles Westliche, die ihren Ausdruck in der Konfessionalisierung des 18. Jh.s fand, deren Theologie paradoxerweise auf pro‐katholische Quellen zurückging. Die orthodoxe Hierarchie zeigte sich ihrerseits unfähig und unwillig, die Entwicklung einer selbständigen Theologie anzustreben und be‐ schränkte sich auf die Ausübung der Macht, die ihr im Rahmen des osma‐ nischen Staates zukam. Es muss schließlich festgehalten werden, dass die theologischen Autoren dieser Zeit, die die Orthodoxe Hierarchie oder ihre westlichen Geldgeber vertraten, um ihr Überleben in großer Unsicherheit kämpfen mussten. Diese Unsicherheit ist nicht ausschließlich auf die os‐ manische oder venezianische Herrschaft zurückzuführen, sondern auf die gesamte soziale Wirklichkeit, die ja bis in den einfachen Alltag hinein von weitgreifender Korruption und Amoralität gekennzeichnet war. Die Einbindung der Autoren in dieses soziale Umfeld prägte auch ihre Theologie, manchmal bis in ihre Details.
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Ungeachtet der kirchenpolitischen und sozialen Koordinaten ihrer Entstehung fanden die Beichtbücher eine einmalige Akzeptanz und Verbrei‐ tung. Wie ich gezeigt habe, war dies deshalb der Fall, weil ihre Buß‐ bzw. Pastoraltheologie der Bußpraxis der griechischen Kirche und der Stellung des Bußsakramentes in dem Leben ihrer Gläubigen direkt entsprach. Demnach scheint die Pseudomorphosis‐These George Florovskys, die eine Spaltung im orthodoxen kirchlichen Bewußtsein zwischen einer westlich beeinflussten Theologie und dem orthodoxen kirchlichen Leben der nachbyzantinischen Jahrhunderte postuliert, im Fall der Beichtbücher nicht zuzutreffen 2 . Mit der einzigen Ausnahnme des unierten Rodi‐ nos konnten die Autoren der Beichtbücher den westlichen „Einfluss auf‐ nehmen, ohne der Meinung zu sein, die Orthodoxie zu verlassen, ja vielmehr in der Absicht, ihr zu dienen“ 3 . In diesem Selbstverständnis wurden die Auto‐ ren aber sowohl von der offiziellen Kirche wie auch vom Volk bestä‐ tigt.
2 3
S. Florovsky 1939, 220ff.; für eine kritische Sicht der Pseudomorphosis‐These s. Wendebourg 1996, 566ff. Ebd., 586.
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ΔΕΓΕ ΕΑ ΕΕ ΕΑΙΕΔΑΑ EETNΣΝΟΕ ΕΦ ΕΦΣΚ ΕΦΣΠ ΗΧ ΚΧ ΜΕΕ ΜΝΕ ΝΕ ΝΣ ΡΠ ΠΙ ΧΤ HLB
Δελτίον Ἐραλδικῆς καὶ Γενεαλογικῆς Ἑταιρείας Ἐκκλησιαστικὴ Ἀλήθεια Ἑῷα καὶ Ἑσπέρια Ἐπετηρὶς τοῦ Ἀρχείου τῆς Ἱστορίας τοῦ Ἑλληνικοῦ Δικαίου τῆς Ἀκαδημίας Ἀθηνῶν Ἐπιστημονικὴ Ἐπετηρίδα τοῦ Τμήματος Νομικῆς τῆς Σχολῆς Νομικῶν καὶ Οἰκονομικῶν Ἐπιστημῶν Ἐκκλησιαστικὸς Φάρος Ἑλληνικὸς Φιλολογικὸς Σύλλογος Κωνσταντινουπόλεως Ἐπετηρὶς Φιλολογικοῦ Συλλόγου Παρνασσοῦ Ἠπειρωτικὰ Χρονικὰ Κρητικὰ Χρονικὰ Μεγάλη Ἑλληνικὴ Ἐγκυκλοπαίδεια Μεσαιωνικὰ καὶ Νέα Ἑλληνικὰ Νέος Ἑλληνομνήμων Νέα Σιὼν Γ.Ράλλη‐Μ.Ποτλῆ, Σύνταγμα τῶν θείων καὶ ἱερῶν κανόνων, Bd. 1‐6, Ἀθῆναι, 1852‐1859 Περὶ Ἱστορίας Χρονικὰ τῶν Τσακώνων Harvard Library Bulletin
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B. Moderne Autoren und Sekundärliteratur Die verwendete Literatur wird in zwei getrennten Gruppen aufgeführt, ja nachdem, ob der Autorname auf dem Deckblatt mit griechischen oder mit lateinischen Buchstaben geschrieben steht.
Ἀγγέλου 1963: Ἀγγέλου, Ἄλκης, „Καλλινίκου Δ’: Συμπλήρωμα στὴν «Ἐπα‐ ρίθμηση» τοῦ Δημητρίου Προκοπίου“, Ἐρανιστὴς 1 (1963) 23‐29 Ἀγγέλου 2000: Ἀγγέλου, Ἄλκης, Τῶν Φώτων. Ὄψεις τοῦ Νεοελληνικοῦ δια‐ φωτισμοῦ, Ἀθήνα 2000 Ἀθανασιάδης 1883: Ἀθανασιάδης, Κ., „Χρύσανθος Νοταρᾶς“, ΕΑ 4 (1883) 9‐11, 21‐23, 53‐55, 69‐72, 81‐83 Ἀθανασιάδης 1883a: Ἀθανασιάδης, Κ., „Ἐπιστολαὶ καὶ ἔγγραφα ἀναγόμενα εἰς τὴν βιογραφίαν τοῦ ἀοιδίμου Χρυσάνθου“, ΕΑ 4 (1883) 83‐84, 148‐150 Ἀντωνιάδης‐Παπαϊωάννου 1964: Ἀντωνιάδης, Γ.‐Παπαϊωάννου, Μ. (Hg.), Ἰωάν‐ νου Οἰκονόμου Λαρισσαίου 1783‐1842. Ἐπιστολαὶ Διαφόρων, Ἀθήνα 1964 Ἀποστολόπουλος 1978: Ἀποστολόπουλος, Δημήτρης, Τὸ Μέγα Νόμιμον, Ἀθήνα 1978 Ἀποστολόπουλος 1989: Ἀποστολόπουλος, Δημήτρης, Ἡ Γαλλικὴ Ἐπανάσταση στὴν τουρκοκρατούμενη ἑλληνικὴ κοινωνία, Ἀθήνα 1989 Ἀποστολόπουλος 2003: Ἀποστολόπουλος, Δημήτρης, Γιὰ τοὺς Φαναριῶτες, Ἀθήνα 2003 Ἀποστολόπουλος‐Παΐζη 2003: Ἀποστολόπουλος, Δημήτρης‐Ἀποστολοπούλου, Παΐζη Μάχη, „Ἡ ὀρθόδοξη ἐκκλησία στὴν ὀθωμανικὴ αὐτοκρατορία 1770‐ 1821“, in: Ἱστορία νέου Ἑλληνισμοῦ, Bd. 2, Ἀθήνα 2003 Ἀραβαντινὸς 1856: Ἀραβαντινός, Παναγιώτης, Χρονογραφία τῆς Ἠπείρου, Bd. 2, ἐν Ἀθήναις 1856 Ἀραβαντινὸς 1861: Ἀραβαντινός, Παναγιώτης, „Μεθόδιος Ἀνθρακίτης“, Πανδώρα 11 (1861) 86‐89 Ἀραβαντινὸς 1960: Ἀραβαντινός, Παναγιώτης, Βιογραφικὴ συλλογὴ λογίων τῆς Τουρκοκρατίας, Ἰωάννινα 21960 Ἀραβαντινὸς 1986: Ἀραβαντινός, Παναγιώτης, Ἱστορία τῆς ἑλληνικῆς παιδείας παρ’ Ἕλλησιν, Ἰωάννινα 21986 Ἀρβανιτάκης 1999: Ἀρβανιτάκης, Δημήτριος, „Ὁ Νικόδημος Β’ Μεταξᾶς μεταξὺ ἐκκλησιαστικῶν καὶ κοινωνικῶν ἀντιθέσεων (1628‐1639)“, Thesaurismata 29 (1999) 287‐326 Ἀρχοντίδης 1983: Ἀρχοντίδης, Ἀστέριος, Ἡ Βενετοκρατία στὴ Δυτικὴ Ἑλλάδα, Θεσσαλονίκη 1983 Βακαλόπουλος 1968, 1973: Βακαλόπουλος, Ἀπόστολος, Ἱστορία τοῦ νέου Ἐλληνισμοῦ, Θεσσαλονίκη, Bd. 3: 1968, Bd. 4:1973
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Balanos, Kosmas, 166 Anm. 177 Balanos, Vasilopoulos, 125 Anm. 2, 126, 159 Balsamon, Theodoros, 266, 322 Anm. 74 Bandini, Ottavio, 46 Anm. 18, 60 Barbaregos, Jeremias, 47 Anm. 25, 49‐52, 60, 98 Anm. 257 Barberini, Antonio, 46 Anm. 18 Barberini, Francesco, 94, 105, 181 Anm. 11 Basileios der Größer, 109, 240, 319 Basileios I. der Mazedonier, 215 Basileios (Metropolit von Anchialos), 253 Bellarmin, Roberto, 102 Anm. 286, 104, 117, 202, 205, 271, 291, 293f., 332, 335 Beniamin (Bischof von Paronaxia), 48 Anm. 26, Bentivoglio, Guido, 47 Anm. 25 Bernegger, Matthias 77 Anm. 143 Bernhard von Clairvaux, 54 Anm. 51 Bertolli, Giovanni Maria, 214 Birtachas, Stathis, 142 Anm. 70 Bizyenos, Georgios, 67 Anm. 108 Blastares, Mathaios, 240, 335 Bobou, Vasiliki, 3, 144 Anm. 79 Brancoveanu Bassarab, Constantin, 153 Anm. 117, 210, 213‐219, 231f., 235f., 334 Brancoveanu, Radu, 215 Anm. 39 Brotbecker, Johannes, 21 Anm. 41 Bryennios, Joseph, 287 Caietanus, Thomas de Vio, 38 Cândea, Virgil, 4f., 120 Anm. 344 de Canillac, François de Montboissier, 48 Anm. 26, 60 Cano, Melchior, 38 Cantemir, Dimitrie, 217 Anm. 47 Cassini, Jean‐Dominique, 211 Cauco, Antonio, 291 Choidas, Petros, 144 Anm. 79 und 80 Chrysanthos Notaras (Patriarch von Jerusalem), 3, 9, 67, 116 Anm. 331, 119 Anm. 341, 127 Anm. 17, 128
372 Anm. 22, 129ff., 136, 138, 140f., 143 Anm. 74 und 76, 154f., 160f., 167, 180 Anm. 4, 181, 189 Anm. 37, 197, 209‐242, 253f., 277‐291, 301, 308, 324, 326ff., 334ff. Citterio, Italo, 4f., 307 Clemens VI. (Papst), 317 Anm. 55 Clemens IX. (Papst), 134 Corner, Jacomo, 183 Anm. 19, 184 Anm. 24, 188 Anm. 32, 191 Coronello, Cursin, 48 Anm. 26 de la Croix, 268, 328 Crusius, Martin, 43 Anm. 4, 66, 116, 118 Damaskenos Stoudites, 15, 29 Anm. 71 Damodos, Vikentios, 163, 269, 271 Anm. 118, 282f. Daponte, Nicolò, 148 Dapontes, Kaisarios, 300 Davey, Colin, 90 Anm. 217 Delikanis, Konstantinos, 4 Demarkes, Petros, 68 Anm. 111 Demetrakopoulos, Andronikos, 255 Devares, Matthaios, 97, 271 Dionysios Byzantios, 219 Anm. 55 Dionysios (Metropolit von Herakleia), 61 Dionysios (Metropolit von Rheon und Prastos), 275 de Dominis, Marco Antonio, 82 Anm. 165, 85 Dositheos II. (Patriarch von Jerusalem), 9, 119 Anm. 341, 181, 211‐216, 219, 228 Anm. 72, 229‐232, 235f., 239ff., 261, 266, 282, 289f., 290, 296, 301, 328, 334f. Doxaras, Parthenios, 30, 98 Dukas, Apostolis, 59 Anm. 119 Dupin, Louis Ellies, 211 Dyobouniotes, Konstantinos, 72, 254f., 279f. Elian, Alexandru, 4f. Eliou, Philippos, 115 Anm. 327, 160 Anm. 137, 297f. Elsner, Jacob, 283 Anm. 152 Emo, Angelo, 144 Anm. 80, 193f. Eudaimonogiannes, Andreas, 32 Anm. 87, 55 Anm. 53
Register Eustratios, Leontios, 44 Euthymios (Biograf von Nikodemos Hagioreites), 306 Anm. 16, 326 Anm. 92 Euthymios (Mönch‐Archimandrit), 22, 51f., 75 Anm. 134 Foumont, 210 Anm. 5 Fragiskos, Emmanuel, 324 Anm. 83 Furcy, 49 Anm. 26 Gabriel III. (Patriarch von Konstantino‐ pel), 89, 155, 266, 268, 273 Gedeon, Manuel, 4, 142 Anm. 70, 166 Anm. 177, 180 Anm. 8 Gennadios II. Scholarios, 51 Anm. 32, 223, 237, 239 Anm. 97, 240, 248, 254, 279, 289, 324, 327, 335 Georgakopoulos, D., 254 Georgiades B., 255 Gerasimos I. Spartaliotes (Patriarch von Alexandrien), 56, 72, 94 Anm. 234 Gerganos, Zacharias, 15f., 53‐56, 87, 98, 101 Anm. 273, Gerlach, Stephan, 66, 118 Anm. 340 Germanos (Metropolit von Nyssa), 230 Germanos (Metropolit von Patras), 186 Anm. 30 Giagou, Theodoros, 266 Anm. 88, 270 Anm. 113 Ginetto, Carlo, 30, 32 Giovanni Battista da Todi, 99 Giraud, Jean, 114 Anm. 318, 268 Giustiniani, Raphael, 100 Anm. 266 Glykys, Michael, 127 Anm. 11, 130, 162 Anm. 146 Glykys, Nikolaos, 14 Anm. 9, 33f. Goar, Jacobus, 327 de Gontaut Jean, baron de Salagnac, 48 Anm. 26 de Granada, Luis, 51 Anm. 32, 99 Gregor der Großer, 53 Gregor der Wundertäter, 240 Gregor III. (Papst), 97 Gregor XV. (Papst), 46 Gregor XIII. (Papst), 47, 271
Register
Gregor V. (Patriarch von Konstantino‐ pel), 270 Anm. 113 Gregor von Nazianz, 167ff., 172f. Gregor von Nyssa, 318 Anm. 62, 319, Gregorios (Metropolit von Demetrias), 249f. Gregorios (Metropolit von Monemva‐ sia), 185 Grimani, Francesco, 183, 186 Anm. 28, 191 Gritti, Domenico, 190 Guillier, Dénis, 53 Anm. 45 de Guise, Charles, 128 Anm. 20 Haga, Cornelis, 45, 71f., 89‐92, 94 Anm. 234, 96 Anm. 243, 97 Anm. 243, 118 Heinrich IV. (französicher König], 48 Anm. 26 Hering, Gunnar, 4, 21 Anm. 40, 45 Hofmann, Georg, 50 Anm. 29, 62 Anm. 82 Holl, Karl, 270, 319, 322 Hommius, Festus, 91 Iakovos (Metropolit von Smyrna), 48 Anm. 26 Ierotheos Abbatios, 93 Ierotheos Iberites, 126, 175, 221 Anm. 62 Ignatios (Priestermönch), 73 Anm. 129 Ignatius von Loyola, 305 Ingoli, Francesco, 52 Anm. 36, 53 Anm. 43 und 45‐46, 56, 59, 94 Anm. 237, 99, 107 Ioannikios (Metropolit von Ankyra), 34 Ioannikios II. (Patriarch von Konstanti‐ nopel), 29 Iorga, Nicolae, 4 Isaak (Metropolit von Chalkedon), 57 Anm. 61 Isaak (Mönch), 265f. Jeremias II. Tranos (Patriarch von Konstantinopel, 6 Anm. 31, 66, 77 Anm. 145, 81 Anm. 161, 118, 283 Anm. 153, 308 Anm. 30, 336 Anm. 1 Johannes Chrysostomus, 109, 157 Anm. 130, 167, 169, 172 Johannes Damascenus, 82 Johannes der Faster, 307, 310, 316ff., 319, 322 Anm. 74
373
Johannes V. Oxeites (Patriarch von Antiochien), 264 Johannes von Paramythia (Presbyter), 54 Anm. 47 Joseph (Jesuit), 48 Anm. 26 Joseph (Kapuziner), 61 Anm. 80 Juliani, Andrea, 130 Anm. 29 Justinian (Patriarch von Rumänien), 270 Anm. 113 Kaisareios, Andreas, 34 Kalaphates, Konstantinos, 249f., 252, 254 Kalliakmanes, Vasileios, 270 Anm. 113 Kallinikos II. (Patriarch von Konstanti‐ nopel), 142 Anm. 73, 213 Anm. 29, 215 Anm. 40, 217 Kallinikos III. (Patriarch von Konstan‐ tinopel), 5ff., 9, 67, 76, 83, 96, 114, 122, 129 Anm. 23, 162f., 197, 233, 241f.,243‐302, 307ff., 316, 323‐327, 329, 335f. Kallivourtzis, Nikolaos (=Nikodemos Hagioreites), 304 Kantakouzenos,Konstantin, 217 Anm. 47 Kantakouzenos, Şerban, 212 Anm. 24, 213 Anm. 28, 215 Anm. 40, 216 Anm. 46 Kantakouzenos, Stephan, 217 Anm. 47 Kapadochos, Demetrios, 28 Anm. 70 Karalevskij, Cirillo, 3 Karatzas, Theokletos, 319 Kartanos, Ioannikios, 15 Anm. 12, 269 Karyophylles, Ioannes, 213 Anm. 24, 219 Anm. 51, 230, 232 Karyophylles, Matthaios Ioannes, 50, 55, 71, 98, 107, 294 Kastaniolas, Vikentios, 48 Anm. 26 Katanes, Thomas, 159 Anm. 135 Khlesl, Melchior, 46 Anm. 18 Kigalas, Matthaios, 21 Anm. 41 Komnenos, Johannes, 236 Komnenos‐Ypselantes, Athanasios, 275 Konopios, Nathanael, 93ff., 230 Kontares, Kyrillos, s. Kyrillos II. Korresios, Georgios, 50 Anm. 29, 105 Anm. 294, 106 Anm. 294f., 121f., 236 Korydalleus, Theophilos, 230
374
Register
Kosmas (Metropolit von Chios), 251f. Koursoulas, Nikolaos, 117 Anm. 335 Koutouvalis, Sophronios, 132 Anm. 35 Kritopoulos, Metrophanes, s. Metro‐ phanes (Patriarch von Alexandrien) Kyminites, Sebastos, 213 Anm. 28, 214, 236 Anm. 91 Kyrillos I. Loukaris (Patriarch von Konstantinopel), 2, 4, 9, 15‐32, 43‐101, 106, 115, 117‐122, 181, 213, 224, 230f., 261, 263, 270, 289, 294, 331ff., 337 Kyrillos II. Kontares (Patriarch von Konstantinopel), 49 Anm. 26, 52 Anm. 36, 57 Anm. 61, 63 Anm. 86, 68 Anm. 111, 94 Anm. 236, 95 Anm. 237, 96, 122, 132 Kyrillos V. (Patriarch von Konstantino‐ pel), 244 Anm. 3, 275 de Lagny, Paul, 272 Lambros, Spyridon, 3, 192 Anm. 43 Lampanitziotes P., 244 Anm. 5, 297 Landgraf, Artur Michael, 315 Landos, Agapios, 130 Anm. 29, 204f., Léger, Antoine, 71ff., 82 Anm. 165, 85, 89, 91‐94, 118, 122 Anm. 352 Léonard (Jesuit), 48 Anm. 26 Liases, Markos, 17‐20, 26 Ligarides, Paisios, 230 Anm. 77 Loredano, Marco, 185 Anm. 28 Loukaris, Kyrillos, s. Kyrillos I. Ludovisi, Ludovico, 46 Anm. 18 Ludwig XIII. (französischer König), 48 Anm. 26 Lupu, Vasile, 94 Anm. 236, 213, 216 Anm. 46, 228 Anm. 72 Magalotti, Lorenzo, 46 Anm. 18 Makraios, Sergios, 250 Anm. 34 Makres, Bessarion, 125, 211, 214, 233‐237, 239, 255, 269, 280, 290f., 327, 335 Malaxos, Manuel, 266, 272 Anm. 125, 275 Malaxos, Nikolaos, 128 Anm. 20, 169 Anm. 189, 239 Anm. 96, 268 Mancinus, Iacobus, 164 Manousakas, Manousos, 3, 72f., 132 Anm. 35, 180 Anm. 5
Margounios, Maximos, 43 Markos Eugenikos, 109 Anm. 310 Markos III. (Patriarch von Alexand‐ rien), 266 Martin, Francesco, 49 Anm. 27, 68 Anm. 111 Matthäus (Patriarch von Alexandrien), 258, 290 Maurikios, Konstantinos (= Kallini‐ kos II.), 243 Maurokordatos, Alexandros, 68 Anm. 111, 213 Anm. 24, 217 Maurokordatos, Nikolaos, 217 Mauroudes, Kosmas, 100 Anm. 266 Maximos Kallipolites (= Maximos Rodios), 72‐75, 89, 93, 218, 230 Maximos von Peloponnes, 109 Μayer, Georg, 53 Anm. 45 Medina, Bartolomaeus, 39 Meletios (Metropolit von Caesarea), 210 Meletios I. Pegas (Patriarch von Ale‐ xandrien), 109, 118, 181 Menevisoglou, Paulos, 160 Anm. 137 Meniates, Elias, 142 Anm. 73, 185f., 189, 247 Mertzios, Konstantinos, 127 Anm. 11 Metallinos, Georgios, 5, 7f. Metrophanes Kritopoulos (Patriarch von Alexandrien), 7 Metrophanes III. (Patriarch von Kon‐ stantinopel), 116 Anm. 36, 9, 21 Anm. 41, 25, 71‐96, 101, 128 Anm. 22, 231, 254, 333, 336 Metrou, Meletios, 128 Anm. 22, 130 Michaelares, Panagiotes, 215 Anm.40 Michajlovič, Alexej (russischer Zar), 119 Anm. 342 Michiel, Marin, 190 Millini, Giovanni Garzia, 46 Anm. 18 Mocenigo, Alvise, 186 Anm. 28 Mogilas, Georgios (Metropolit der Walachei), 138 Anm. 338 Mogilas, Jeremias, 118 Anm. 338 Mogilas, Petrus, 210, 214, 226‐233, 235f., 239, 268, 270, 280, 289ff., 335, 220f. Molin, Antonio, 145 Anm. 81, 186 Anm. 28 Molin, Francesco, 97 de Molinos, Miguel, 126, 156, 175f.
Register
Morosini, Aloisius, 141 Morosini, Francensco, 196 Moschonas, Th., 90 Anm. 217 Moschopoulos, Antonios, 268 Myrmegusianos, Gregorios, 120ff., 226, 269, 271 Nani, Polo, 144, 146, 149, 189, 195, 334 Napoleon Bonaparte, 304 Natalis, Alexander, 211 Navarrus (Martin Aspilcueta), 38 Nektarios (Metropolit von Chalkedon), 57 Anm. 61 Nektarios (Patriarch von Jerusalem), 230 Neophytos Kausokalyvites, 304f., 321 Neophytos (Metropolit von Adrianou‐ polis), 230 Neophytos (Metropolit von Arta), 138f., Nikephoros Chartophylax (16./17. Jh.), 43 Nikephoros Chartophylax (11. Jh.), 264 Nikephoros I. (Patriarch von Konstan‐ tinopel), 319 Nikodemos Hagioreites, 1, 4‐9, 76, 83f., 96, 114f., 129 Anm. 23, 162f., 224, 226, 233, 239 Anm. 96, 241f., 244 Anm. 8, 251 Anm. 36, 253ff., 270 Anm. 113, 272, 277, 279, 283, 287f., 296, 302, 303‐329, 331, 334ff. Nikolaos III. Grammatikos (Patriarch von Konstantinopel), 322 Anm. 74 Nikousios, Panagiotes, 229 Anm. 75, 230, 239f., 289 Notaras, Chrysanthos, s. Chrysanthos (Patriarch von Jerusalem) Notaras, Dositheos, s. Dositheos II. Notaras, Makarios, 304ff., 321 Anm. 71, 336 Novati, Giovanni Baptista, 164 Paisios (Metropolit von Nikomedien), 140 Paisios (Metropolit von Stagai), 302 Paisios II. (Patriarch von Konstantino‐ pel), 276 Anm. 138 Pantogallos, Meletios, 23 Anm. 49, 63ff., 67‐70, 73, 94 Anm. 233, 230 Papadopoulos, Chrysostomos, 3, 94 Anm. 236, 166 Anm. 177, 210ff., 215 Anm. 39, 220 Anm. 60
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Papadopoulos, Theodoros, 255 Papadopoulos, Thomas, 14 Anm. 9, 53 Anm. 39, 252 Anm. 41 Papadopoulos‐Kerameus, A., 4 Papadopoulos‐Komnenos, Nikolaos, 3, 75, 136ff., 140f., 143 Anm. 74, 189, 210ff., 215 Anm. 39, 220 Anm. 60, Papadopoulos‐Vretos, Andreas, 167 Anm. 177, 214 Anm. 35 Paolini, Stefano, 47 Anm. 22 Parios, Athanasios, 158 Anm. 131, 304ff., 322 Anm. 74 Parthenios (Metropolit von Ioannina), 56 Parthenios (Metropolit von Rheon und Prastos), 180 Parthenios (Mönch), 300 Parthenios II. (Patriarch von Konstan‐ tinopel), 28, 93, 230 Paschaleus, Nikephoros, 1, 9, 13‐42, 61, 74, 83, 108f., 128 Anm. 20, 161f.,183, 258f., 267, 290, 291 Anm. 177, 331ff., 336 Patellaros, Athanasios, s. Athanasios III. Patellaros, Neophytos, 183 Anm. 20 Patousas, Georgios, 138f. Patrinelles, Chistos, 210 Anm. 2 Paul III. (Papst), 135 Anm. 43 Pegas, Meletios, s. Meletios I. (Patriarch von Alexandrien) Petalas, Phanouel, 307 Peter der Große, 135, 212ff., 217, 231 Petrus de Soto, 38 Philaras, Leon, 97, 102, 271, 291, 294, 332 Philippe de Harlay, Comte de Césy, 22, 24 Anm. 52, 32 Anm. 91, 45‐50, 57 Anm. 61, 60 Phloros, Gregorios, 32 Phloros, Theodosios, 26f., 31f. Photios I. (Patriarch von Konstantino‐ pel), 109 Anm. 310, 276f. Pinamonti, Giovanni Pietro, 305ff. Pinelli, Antonio, 13‐16, 29 Anm. 71, 33 Pinelli, Luka, 38f., 291 Anm. 177, 332 Podskalsky, Gehard, 4 Anm. 16, 54 Anm. 51, 82 Anm. 166, 100 Anm. 266, 255 Polancus, Ioannes, 164 de Polla, Ambrosio, 46f.
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Register
da Ponte, Luis,164 Porphyrios, Anastasios, 135 Anm. 43 Porphyrios (Metropolit von Para‐ mythia), 56 Possevino, Antonio, 51 Anm. 32, Prigos, Ioannes, 247‐250, 289 Pringileus, Nikephoros, 109 Anm. 310 le Quien, Michel, 211 Raducanos, 211 Anm. 13 von Ranke, Leopold, 4, 145 Anm. 81, 182 Anm. 14, 184 Anm. 21‐22, 186, 192 Anm. 44 Rartouros, Alexios, 15 Anm. 12 Razzi, Serafino, 205 Reğeb, 57f. Reizes, Nikolaos, 250 Revius, Jacobus, 91ff. Ricaut, Paul, 269 Richard, François, 35, 99 Anm. 266, 113 Anm. 317, 119 Anm. 341, 263, 266, 268 Rodinos, Neophytos, 3, 6, 9, 15 Anm. 12, 21 Anm. 41, 22, 31, 34f., 43‐122, 149, 163, 181 Anm. 11, 199ff., 204f., 226, 254‐263, 266ff., 271, 273‐277, 279, 284f., 287, 290f., 294, 298ff., 308f., 316‐320, 322‐325, 332‐336, 338 Roe, Thomas, 45, 97 Romanites, Emmanouel, 1 Anm. 1, 5, 271, 305f., 308, 310, 315 Rosses, Kanakes, 46, 53 Anm. 45, 59f. Sabbatianos Nomophylax, 68 Anm. 109 Sagredo, Αgostino, 27 Anm. 64 de Salagnac, s. de Gontaut de Sales, François, 53 Saloufas, Iakobos, 179ff., 195‐198, 334, Saloufas, Theodoretos, 9, 83, 96, 122, 163, 179‐205, 267f., 294, 331, 334 Samouel (Metropolit von Mesembria), 7 Anm. 35, 251 Anm. 36, 252, 280, Sapori, Eugenio, 164 Anm. 156 Saros, Nikolaos, 130, 198, 219 Schmid, Johann Rudolf, 57 Anm. 61, 94ff. Scholarios Gennadios, s. Gennadios II. (Patriarch von Konstantinopel)
Scupoli, Lorenzo, 306 Seberos, Gabriel, 15 Anm. 12, 105, 116f., 128 Anm. 20, 132 Anm. 35, 133 Anm. 39, 139, 148 Anm. 93, 223‐226, 236, 239, 259, 282f., 290f., 298, 300, 327ff., 335, 336 Segneri, Paolo, 1 Anm. 1, 5f., 8, 138, 157ff., 168ff., 172, 174ff., 271f., 283, 291 Anm. 176, 305f., 310‐315, 325, 334, 336 Serapheim (Abt vom Sinaikloster), 244 Anm. 7 Serapheim (Mönch aus Mytilene), 89 Serapheim I. (Patriarch von Konstanti‐ nopel), 180 Serino (Franziskaner), 84 Anm. 183 Sévin (Mönch), 210 Anm. 5 Sfyroeras, Vasileios, 179 Anm. 1, 180 Anm. 5 Simon, Ritchard, 270f. Skoubaras, B., 248 Anm. 25 Skoufos, Francesco, 186 Anm. 28 Skretas, N., 270 Anm. 113 Smith, Thomas, 268, 283 Anm. 152 Soranzo, Lorenzo, 142 Anm. 73, 143 Anm. 74, 186 Anm. 28 Sougdouris, Georgios, 125 Sozomenos, Iason, 44 Spartaliotes, Gerasimos, s. Gerasimos I. (Patriarch von Alexandrien), Stamiris, G., 179 Anm. 1 Suarez, Franciscus, 38 Symeon der Neue Theologe, 263, 265, 306 Anm. 16 Symeon Metaphrastes, 54 Anm. 48 Symeon von Thessaloniki, 14 Anm. 9, 84, 163, 244 Anm. 5, 260 Anm. 67, 261, 265, 291, 295ff., 324 Syrigos, Meletios, 60 Anm. 78, 93 Anm. 232, 228 Anm. 71, 229f., 232, 239 Anm. 97 Terpos, Nektarios, 287 Tesauro, Emanuele, 306 Theophanes III. (Patriarch von Jerusa‐ lem), 59 Anm. 71, 118 Theophylaktos von Achrida, 217f. Thomas (Jesuit), 49 Anm. 26 Thomas von Aquin, 39, 159, 315
van Tilen (=Kapuzinerpater Joseph), 61 Anm. 80 Timotheos II. (Patriarch von Konstanti‐ nopel), 17 Anm. 22, 23 Anm. 47, 64f. Trivizos, Nikolaos, 133 Anm. 39, 135, 185f., 189 Tsitselis, Elias, 3, 144 Anm. 79 und 80 Typaldos, Jeremias, 189 Typaldos, Meletios, 3, 29, 30 Anm. 77, 130‐155, 162, 167 Anm. 278, 176f., 185f., 188‐195, 333f. Urban VIII. (Papst), 45 Anm. 14, 181 Anm. 11 Vaboi (Jesuit), 48 Anm. 26 Varolio, Michele, 47 Anm. 25 Vavatenis, Nikeforos, 179 Anm. 4, 185, Veloudos, Ioannes, 3f., 13 Anm. 7, 127 Anm. 11, 128 Anm. 20, 134, 135 Anm. 46, 140 Vlachos, Gerasimos, 133
Register
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Vlastos, Meletios, 23 Anm. 49 Voulgaris, Christodoulos, 145 Anm. 80 Voulgaris, Eugenios, 247 Anm. 22 Voulgaris, Johannes, 125 Anm. 5, 138, 139 Anm. 58 Voulgaris, Nikolaos, 315 Anm. 46 Wendebourg, Dorothea, 3 Anm. 16 de Wilhelm, David, 82, 85 Anm. 192, 294 Xanthopoulos, Nikephoros, 308 Anm. 30 Xenakes, Theophanes, 13, 15‐32, 52 Anm. 36, 74, 331 Yannaras, Christos, 8 Zanetti, Bartolomeo, 51f., 100, 105 Zaviras, Georgios, 14 Anm. 9, 33, 160 Zerledis, Perikles, 4, 192 Anm. 43, Zygomalas, Theodosios, 68 Anm. 109, 116, 118 Anm. 340, 298