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Alfred Hitchcock
Die drei ??? und die halsbrecherischen Explosionen erzählt von PuemGie
PuemGie-Verlag 3
Für ea...
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Alfred Hitchcock
Die drei ??? und die halsbrecherischen Explosionen erzählt von PuemGie
PuemGie-Verlag 3
Für eason, die uns ohne ihr Wissen seelischen Beistand gab Für Spunky und Hawkeye, unsere beliebten Admins Für Pe, die allerbeste Brieffreundin auf der ganzen Welt Für Mali, den allerbesten Zu-Bett-Bringer, den es gibt Für Kyra und Lamiii, aus städtischen Gründen Für einen Großteil der Community, den wir hier leider nicht weiter ausführen können Umschlagillustration von PuemGie, Kempen. Umschlaggestaltung von Aiga Rasch, Lainfelden-Echterdingen.
Dieses Buch folgt den Regeln der neuen Rechtschreibung. Freiwillige Selbstkontrolle (FSK): 16 Jahre Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Ein Titelsatz für diese Publikation ist leider nicht erhältlich. © 2004, PuemGie-Verlag, Kempen Based on characters created by Robert Arthur. This work published by arrangement with Random House, Inc. Alle Rechte vorbehalten Satz und Herstellung: privat
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Die drei ??? und die halsbrecherischen Explosionen An die sehr geehrten Leser Bob haut ab Die entlaufene Milchkuh Schlacht in der Zentrale Babysitting Bob hängt an der Decke Die Hexe Von Schafen und Steinzeitmenschen Blutiges Messer Rufmord Das Mannsweib Das Schwein in der Hollywoodschaukel Monster müssen in den Sack Ein alter Bekannter Wo ist die Toilette? Das Verhör Letzte Details Alfred Hitchcock hat keine Fragen
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An die sehr geehrten Leser Dieses Vorwort dient lediglich dazu, neu hinzugekommene Leser mit den drei ??? bekannt zu machen. Wer ihnen schon früher begegnet ist, sollte trotzdem weiterlesen, da sich in letzter Zeit viel getan hat. Die drei ??? sind ein nicht mehr allzu tatkräftiges Team jugendlicher Detektive – Amateure, gewiss, aber ab und zu sogar recht erfolgreich im Verfolgen ihrer Ziele, nämlich der Aufklärung rätselhafter Fälle. Justus Jonas hat sich zum Anführer und Kopf des Trios ernannt. Seitdem er einige Alkoholexzesse hinter sich hat, ist seine ihm angeborene Klugheit ein wenig entschwunden. Fett ist er jedoch noch immer. Peter Shaw, der Athlet unter den dreien, ist heute mehr auf Zigaretten und hübsche Frauen aus als auf Aufgaben, die seine Muskelkraft erfordern. Bob Andrews schließlich ist für Recherchen und Archiv zuständig, doch seine Aufmerksamkeit gilt momentan einem ganz anderem Thema, nämlich dem eigenen Geschlecht. Gemeinsam sind die drei Burschen ein unschlagbares Team. Die Jungen wohnen in Rocky Beach, einem Städtchen am Pazifik in der Nähe von Hollywood. Ihr Hauptquartier, die „Zentrale“, ist ein ausgebauter Campinganhänger, der auf dem Schrottplatz der von Justus’ Onkel und Tante betriebenen Firma „Gebrauchtwarenzentrum T. Jonas“ steht. Im Anhänger gibt es ein kleines Büro, ein Labor, eine Dunkelkammer und allerlei Zubehör, das sich die Jungen aus dem Schrottlager geholt und selbst instand gesetzt haben oder neuerdings als Honorar für ihre Arbeit verlangt haben. Die meiste Zeit verbringen die drei Juniordetektive allerdings auf der Partymeile von Los Angeles. Von Kelly und Elizabeth haben sich Peter und Bob mittlerweile getrennt, nur Justus kann sich noch nicht ganz von Lys lösen. Nun wisst ihr alles Notwendige, und ich kehre bis auf weiteres in mein Grab zurück, werde mich allerdings gelegentlich zu Wort melden. Und nun viel Spaß mit dem neuesten Fall unserer Detektive. Alfred Hitchcock
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Bob haut ab „Justus! Justus!?“ Bob Andrews, der dritte Detektiv stand vor der Zentrale, einem alten Campinganhänger auf dem Schrottplatz der Firma T. Jonas und hämmerte auf die verschlossene Türe ein. Aus dem Inneren des Wagens hörte er Justus stöhnen und ächzen. Außerdem wackelte der Campinganhänger bedrohlich. Plötzlich kam Peter Shaw, der zweite Detektiv, um die Ecke gebogen. „Huhu Bob!“ rief er fröhlich. „Hi!“ brummte Bob und wies mit dem Kopf in Richtung Zentrale. „Tut er es schon wieder?“ fragte Peter besorgt. „Jupp... aber so wie es sich anhört, ist er jetzt fertig.“ Mit einem Ruck wurde die Türe der Zentrale geöffnet und Justus Jonas, der erste Detektiv, starrte seine Freunde befriedigt an. Er war ausschließlich mit einem Bademantel bekleidet und im inneren des Bauwagens konnte man seine Freundin Lys erkennen. „Justus...“ begann Peter vorwurfsvoll. „Wie oft haben wir dir schon gesagt, dass du keinen Geschlechtsverkehr in der Zentrale haben sollst? Das ist einfach... ekelhaft!“ Justus grinste verlegen. „Bei meiner gesteigerten und überaus hoch entwickelten Potenz ist es mir leider nicht immer möglich, meine Triebe zu kontrollieren. Außerdem seit ihr viel zu früh hier, wir sind doch erst in 13 Minuten und 25 Sekunden verabredet.“ Plötzlich wurde Justus von Lys aus der Türe des Bauwagens geschubst. Mit hochrotem Kopf rannte Justus’ Freundin zu ihrem Auto, schmiss sich eine Ecstasy-Tablette ein und brauste davon. „Herrje...“ Justus blickte ihr nach. „Immer dasselbe mit ihr. Ich glaube, ich suche mir mal wieder eine neue Braut. Nachdem sie nun schon fünf mal Schluss gemacht hat und wir doch wieder zusammengekommen sind – das reicht mir!“ „Wie du meinst, Just“, entgegnete Bob gelassen. „Am besten wechseln wir einfach mal das Thema, ich habe nämlich einen neuen Fall für uns, Jungs!“ Peter und Justus sahen Bob erwartungsvoll an. „In Mimi’s Dessousladen wurde eingebrochen und man hat Tangas und Büstenhalter im Wert von über 500 Dollar gestohlen und...“ „Bob?“ Justus sah seinen Freund entsetzt an. „Um diesen Fall sollte sich besser die Polizei kümmern, okay? Mit Unterwäsche will ich nichts zu tun haben!“ „Du trägst ja auch keine!“ grinste Peter. „Ja, das auch, aber was mich mal interessieren würde Bob, wie kommst du an diesen Fall?“ „Öhm...“ Bob wurde rot. „Ich musste letztens für meine Mama was besorgen und da hat Mimi mich angesprochen, ob ich nicht für sie...“ „Schon gut, Bob!“ kicherte Peter. „Gib dir keine Mühe, wir wissen Bescheid. Du kaufst dir Dessous – na und!? Machen schließlich viele Frauen!“ Peter hielt sich den Bauch vor Lachen. Bob schaute seinen Freund grimmig an. „Sag doch mal was, Justus! Immer ärgert Peter mich.“ „Na und?“ grinste Justus. „Da gibt es ja auch allen Grund zu.“ Bob war den Tränen nahe. „Ihr seid doof!“ Und damit drehte er sich um und rannte vom Schrottplatz. Schon lange hatte er seinen Freunden sagen wollen, dass er schwul war, doch bisher hatte er nie den Mut zu diesem Bekenntnis gehabt. An diesem Tag hatte er es ihnen mit dem Diebstahl in Mimi’s Dessousladen beichten wollen, doch er konnte den Spott seiner Freunde nicht länger ertragen. Außerdem ahnten sie wahrscheinlich eh schon, was mit ihm los war. Als er die Innenstadt erreicht hatte, fiel er wieder in Schrittgeschwindigkeit. Er war sich sicher, dass seine Freunde ihm nicht folgen würden. 7
In einer Seitenstraße entdeckte Bob eine neue Bar. „Vicky’s Gay Bar“ stand oben auf der Leuchtreklame. Bob strahlte. Eine Gay Bar in Rocky Beach, so was hatte es noch nicht gegeben. Vielleicht würde er in dieser Bar endlich einen festen Freund finden. Erwartungsvoll betrat er die Bar, doch im schwachen Dämmerlicht konnte er nicht viel erkennen. Bob stellte sich lässig an den Tresen und bestellte ein Martini. Mmh... „Vicky’s Gay Bar“? Der Name kommt doch meinen Lesern und mir recht bekannt vor, oder? Hoffen wir, dass sich Bob trotz seines momentan sehr starken Sexualtriebes auf den Namen konzentriert und nicht in eine Falle tappt.
Als Bob den Kellner länger musterte, stellte er erstaunt fest, dass er den Mann schon mal irgendwo gesehen hatte. Er betrachtete den Raum, in dem er sich befand, und überlegte fieberhaft. „Bob?“ fragte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Bob drehte sich blitzschnell um und blickte wieder in das Gesicht des Kellners. „Hugenay? Victor Hugenay?“ Bob verschlug es die Sprache. Nun hatte der den Kellner erkannt. Victor war Gegenspieler in mehreren Fällen der drei ??? gewesen und außerdem war er ein bekannter und berüchtigter Kunstdieb. „Was... was... Sie? Schwul?“ stotterte Bob. Hugenay grinste. „Nach dem Tod meiner Frau, da lernte ich Eugen kennen und... na ja, wir wurden ein Paar. Eugen arbeitet übrigens auch in meiner Bar.“ Diesen Schock musste Bob erst einmal verarbeiten. Er lehrte sein Martini in einem Schluck. „Und wie steht’s bei dir, Bob?“ fragte Hugenay interessiert. „Hast du einen Freund?“ Bob blickte traurig zu Boden „Leider nicht! Ich kenne zwar einen, den ich total süß finde, aber ich weiß nicht, ob er homosexuell ist.“ „Oh...“ Hugenay schaute sichtlich betroffen. „Ich drücke dir beide Däumchen, dass er schwul ist. Kenn ich deinen Schwarm vielleicht?“ Bob wurde rot und wisperte: „Ich glaube nicht... Es ist ein Freund von Peter.“ „Wie heißt er denn?“ „Das geht Sie nichts an!“ Bob legte das Geld für das Martini auf den Tresen und verließ die Bar.
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Die entlaufene Milchkuh Nachdem Bob vom Schrottplatz gerannt war, wurde Justus und Peter klar, dass sie ihren Freund sehr verletzt hatten. Die beiden überlegten, wie sie ihren dritten Mann etwas aufheitern könnten. „Wir können ihn ins Kino einladen!“ schlug Peter vor. „Hm... nee... wir waren ziemlich fies zu ihm, das kann man nicht einfach mit einem Kinobesuch wieder gut machen. Als erstes werden wir uns bei ihm entschuldigen und dann laden wir ihn zu einer Spritztour ins Grüne mit anschließendem Picknick ein. Wie findest du das, Peter?“ „Klingt ganz gut“, meinte Peter missmutig. „Okay, dann halt nicht!“ brummte Justus. „Wenn es nach dir ginge, würdest du ihn wahrscheinlich nach Disneyland einladen, stimmt’s?“ „Joah, zum Beispiel“, grinste Peter „Ich stehe halt nicht so auf romantische Ausflüge ins Grüne, außerdem könnte Bob da ja auf falsche Gedanken kommen.“ „Wie meinst du das denn jetzt?“ fragte Justus verwundert. „Sag bloß, du hast noch nicht mitbekommen, dass Bob sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt!?“ Skeptisch hob Peter eine Augenbraue. „Du checkst doch sonst sofort immer alles.“ „Du hast Recht, Peter, ich kann es nicht länger leugnen, denn die Zeichen sind eindeutig. Wahrscheinlich wollte ich es einfach nicht wahrhaben.“ Seufzend lehnte Justus sich in seinem Sessel zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. Eine Zeit lang herrschte Stille in der Zentrale, bis plötzlich das Telefon klingelte. Justus nahm den Hörer ab. „Ja? Justus Jonas von den drei ???. Was kann ich für Sie tun?“ Während Justus telefonierte, zappelte Peter wie ein Irrer auf seinem Stuhl herum und versuchte dem ersten Detektiv Zeichen zu geben, den Lautsprecher einzuschalten. „Ja selbstverständlich können wir vorbei kommen. Jetzt gleich? Würden Sie mir bitte Ihre Adresse durchgeben?“ Justus kritzelte etwas auf einen Zettel. „Vielen Dank, bis später!“ Er hängte ein und grinste Peter an: „Es gibt Arbeit!“ „Ah ja – und worum geht es?“ fragte Peter gelangweilt. Er hasste es, wenn Justus alles wusste und nicht mit der Sprache herausrücken wollte. „Das wird uns Bauer Joschka sicherlich gleich mitteilen, wir fahren nämlich sofort hin.“ Wenige Minuten später waren Justus und Peter auf dem Weg zu Bauer Joschka. Sie fuhren eine staubige Landstraße entlang, die sie an Weiden und Feldern vorbeiführte. Als sie zum Gehöft des Bauern einbogen, wurden sie bereits von seiner Frau erwartet. Sie winkte fröhlich und kam auf die beiden Detektive zugerannt, als sie aus dem Auto stiegen. „Guten Tag, Mrs. Harrison!“ grüßte Justus höflich. Peter hob nur kurz die Hand zum Gruß. „Hach, bin ich froh, dass ihr hier seid!“ Mrs. Harrison schüttelte Peter und Justus ausgiebig die Hände. „Kommt rein, ihr zwei!“ Mit einer einladenden Geste wies die korpulente Bauersfrau auf die Haustüre. „Mein Mann erwartet euch bereits und wird euch alles erzählen.“ Peter und Justus folgten Mrs. Harrison ins Haus und setzten sich zu Mr. Harrison an den Tisch. „Wie schön, dass ihr da seid!“ freute sich Mr. Harrison. „Meine beste Milchkuh Berta ist nämlich verschwunden und ihr müsst sie unbedingt wiederfinden!“ Den Tränen nahe zog er ein zerknittertes Foto aus der Hosentasche und reichte es den drei Jungen. Auf dem Foto war eine wirklich hübsche Kuh zu sehen, die eine rosa Schleife um den Hals trug, an der eine goldene Medaille prangte. Auf dieser stand: 9
Beste Milchkuh Kaliforniens Berta (4 Jahre) Leistung: 31 Liter am Tag Im Besitz von Bauer Joschka Nationaler Viehverband Peter und Justus blickten sich entsetzt an, bis Justus sich schließlich dazu durchrang, etwas zu sagen: „Nun Mr. Harrison, das tut uns wirklich außerordentlich Leid, dass sie ihre beste Milchkuh verloren haben, aber mit der Suche nach einer Kuh wollen wir unsere Zeit wirklich nicht verschwenden, wir sind da weitaus Besseres gewöhnt.“ Bestürzt blickte der Bauer Justus an. „Ah... ab... aber das könnt ihr doch nicht machen! Ich dachte ihr übernehmt jeden Fall?!“ „Eigentlich schon“, entgegnete Peter. „Aber das haben wir nur zu PR-Zwecken auf unsere Karte geschrieben. Umsonst arbeiten wir übrigens auch nicht mehr, wir kassieren mittlerweile einen Stundenlohn von 50 Dollar oder einen Beitrag zu unserer Detektivausstattung!“ „Raus hier!“ brüllte der Bauer plötzlich los. „Ihr unverschämtes Gesindel, macht das ihr hier wegkommt, ich will euch nie wieder sehen!“ Eilig rannten Peter und Justus aus dem Haus des Bauern und fuhren davon. „Immer das selbe mit den Leuten!“ brummte Peter verächtlich. „Als wenn ich eine entlaufende Kuh suchen würde...“
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Schlacht in der Zentrale Nachdem Bob „Vicky’s Gay Bar“ verlassen hatte, schlenderte er durch die Straßen. Als er bei „Dolce & Gabbana“ vorbeilief, entdeckte er seine Exfreundin Elizabeth, die mit mehreren Tüten den Laden verließ. „Hi Bobby!“ rief Elizabeth vergnügt und schwenkte ihre Taschen. „Hi Liz!“ antwortete Bob niedergeschlagen. „Was ist denn mit dir los, Bob?“ fragte Liz besorgt. „Hast du Liebeskummer? Hast du überhaupt schon wieder eine neue Freundin?“ interessiert baute sich Liz vor Bob auf. Bob beäugte neugierig den Tascheninhalt von Liz. „Darf ich mal reinschnuppern?“ Bob holte ein pinkes Top aus einer der Tüten und hielt es sich vor den Oberkörper. „Schööön!“ schwärmte er verträumt. „Öhm, Bob?!“ fragte Liz besorgt. „Alles klar bei dir?“ „Jo, alles bestens! Sag mal, gibt’s das auch in lila?“ Elizabeth musterte Bob misstrauisch von allen Seiten. „Wirklich alles in Ordnung? Haben dich Peter und Just wieder gemobbt?“ „Na ja...“ Bob wurde verlegen und hielt sich die Hand zwischen die Beine. „Ab und zu machen sie sich lustig über mich – dabei tue ich doch keinem Kaninchen was zuleide.“ „Nein, natürlich nicht“, erwiderte Liz und klimperte nervös mit ihren drei Zentimeter langen Fingernägeln auf einer ihrer vollgestopften Tüten herum. „Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, ob du eine neue Freundin hast.“ „Nein, immer noch nicht“, stotterte Bob verlegen. Sein Blick fiel auf Liz’ schwarze Stöckelschuhe, die er sich schon immer insgeheim gewünscht hatte. Dazu diese knallenge rosa gestreifte Schlaghose – doch das sollte für ihn vorerst nur ein Traum bleiben. „Na dann, wir sehen uns!“ riss Liz ihn aus seinen Gedanken. „Ich muss noch zu meinem Schönheitschirurgen und mir noch mehr Silikon in meine –“ Sie brach ab, lächelte verlegen und humpelte mir ihren hohen Absätzen über die Pflastersteine davon. Bob blickte ihr nach und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Am nächsten Tag fuhr Bob zur Zentrale, in der Hoffnung, Justus und Peter würden ihn nicht wieder ärgern. Doch als er auf dem Schrottplatz ankam, war keiner seiner beiden Freunde zu sehen. Also setzte sich Bob an den Computer in dem engen Campingwagen und verfasste das Protokoll zum letzten Fall, den die drei ??? gelöst hatten. Da fiel sein Blick auf eine rosa CD, die er zwischen seine Notizen gelegt hatte. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und schob die CD in das Laufwerk. Wenig später erschienen heiße Pornobildchen auf dem Bildschirm. Sabbernd blickte Bob auf die beiden nackten Männer, die sich in einer Sauna den Beischlaf schenkten. Plötzlich stürmten Justus und Peter in die Zentrale. Hastig schaltete Bob den Bildschirm aus, holte unauffällig die CD aus dem Computer und grinste seine Kollegen peinlich berührt an. „Hallo!“ stieß er hervor und versuchte, die rosa CD in seiner Handtasche verschwinden zu lassen. „Hi Bob!“ sagten Justus und Peter wie im Chor. „Es tut mir Leid, dass ich dich gestern so geärgert habe“, sagte Peter schuldvoll. „Es wird nie wieder vorkommen, schließlich sind wir doch Partner –“ Peter hielt inne, denn bei dem Wort Partner fiel ihm wieder ein, dass Bob schwul war. „Ähm, ich meine, wir sind Kollegen und da muss man ja zusammenhalten.“ „Ja genau, so sehe ich das auch und es tut mir außerordentlich Leid, dass es soweit kommen konnte.“ Justus schaute reuevoll zu Boden. „Ach, ist schon gut, das habe ich längst vergessen!“ sagte Bob und lächelte schüchtern seine beiden Freunde an. 11
Auf einmal riss das Klingeln des Telefons die drei ??? aus ihrer Konversation. Peter schaltete den Verstärker ein und Justus hob den Hörer ab. „Justus Jonas von den drei ??? am Apparat. Welcher Gesprächspartner am Ende der anderen Leitung ist gewillt mich zu sprechen?“ Peter und Bob wechselten vielsagende Blicke. Justus schaffte es immer wieder, sich komplizierter denn je auszudrücken. „Äh was?!“ drang eine dumpfe Frauenstimme aus dem Telefonhörer. Peter riss Just den Hörer aus der Hand. „Äh... Ja hallo? Entschuldigen Sie bitte, aber mein Kollege drückt sich immer so geschwollen aus, wenn er lange keinen Geschlechtsverkehr hatte.“ Just lief rot an und verpasste Peter einen Tritt in seine Genitalien. Dieser schrie vor Schmerz auf und warf sich auf Justus. Eine wilde Prügelei begann zwischen Justus und Peter, bei der der alte Campinganhänger laut ächzte. Doch Bob hatte die Frau am Telefon nicht vergessen. „Hallo, hier ist der Dritte im Bunde. Nun ja, meine Kollegen sind gerade anderweitig beschäftigt, aber womit kann ich Ihnen –“. Genau in diesem Moment verfing sich Justs Hand im String-Tanga, der aus Bobs Hose herausragte. Justus stürzte zu Boden, riss dabei Bobs Tanga runter, sodass Bob sich schreiend die Hände vor seine jetzt entblößten Schätze halten musste. Peter, der sich gerade auf Justus stürzen wollte, hielt mitten im Sprung inne und starrte auf Bobs Hände, die bis auf einige Haare das Gröbste verdeckten. Doch bevor Peter seinen Sprung vollends abfangen konnte, verhedderte sich sein Fuß im Kabel des Telefons, das daraufhin scheppernd auf Bobs linken Fuß knallte. Bob ließ einen markerschütternden Schrei ertönen und griff mit beiden Händen nach seinem schmerzenden Fuß. So kam es, dass Bob seinen beiden Detektivkollegen endlich mal sein wahres Ich zeigte!
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Babysitting Einige Tage nach dem peinlichen Zwischenfall in der Zentrale trafen sich die drei ???, um das Chaos, das sie angerichtet hatten, zu beseitigen. Während Peter versuchte, das Telefon zu reparieren, ordneten Justus und Bob den Papierkram, der aus den Regalen gefallen war. Als Justus sich nach einem Blatt unter dem Schreibtisch bückte, entdeckte er eine rosa CD. Da er nichts damit anzufangen wusste, steckte er sie nichtsahnend in seine Jackentasche. Ein paar Stunden später erstrahlte die Zentrale in neuem Glanze und die drei Detektive saßen vergnügt an ihren Schreibtischen und ließen sich ein kühles Bier schmecken. „Hach, ist das herrlich in einem so schön aufgeräumten Büro zu sitzen!“ sagte Bob mit einem tiefen Seufzer. „Jupp, richtig gut sieht’s hier aus! Ein seltener Zustand!“ fand Peter. „Da kann ich euch nur zustimmen, meine lieben Kollegen. Das nächste Mal bedarf es wahrscheinlich auch eines so überaus tragischen Zwischenfalls wie der vor drei Tagen, bis hier mal Ordnung einkehrt! Ich finde wir sollten –“. Justus wurde abrupt vom Klingeln des Telefons unterbrochen. „Kein Streit bitte!“ mahnte er seine beiden Freunde vorsichtshalber noch einmal, dann nahm er den Hörer ab. „Jaah? Justus Jonas von den drei Detektiven. Was kann ich für Sie tun?“ Peter stellte rasch den Verstärker ein. „Guten Tag, mein Name ist Angelina Jolie und ich möchte euer Unternehmen gerne beauftragen. Es ist nämlich so, dass ich ganz dringend mal weg muss und da mein Babysitter krank ist brauche ich einen Ersatz. Wäre das nicht für ein paar Stunden machbar? Ich zahle auch sehr gut.“ Angelina Jolie – für alle Kunstbanausen sei hier erklärt, dass die Dame eine berühmte Filmschauspielerin ist und unter anderem in „Tomb Raider“ mitgewirkt hat (Ich liebe diesen Film!). Für ihren Auftritt in „Girl Interrupted“ bekam sie sogar einen Oscar! Ob sich unsere drei Detektive nicht mit solcher Prominenz überfordern? „Es tut mir sehr Leid, Miss“, begann Justus, doch da riss ihm Peter den Hörer aus der Hand. „Ähm, hallo, hier spricht Peter Shaw, ich bin der Zweite Detektiv. Natürlich passen wir ein paar Stunden auf ihr Kind auf.“ Die Formalitäten wurden geklärt und nachdem Peter eingehängt hatte, strahlte er seine beiden Detektivfreunde zufrieden an. „Babysitten bei Angelina Jolie!“ schwärmte er und Sabber lief ihm aus dem Mund. „Das ist das Beste, was mir je passiert ist. Wie steht’s mit euch Kollegen?“ Justus blickte Peter mit hasserfüllten Augen an. „Babysitten...“ brummte er verächtlich. „Unser Unternehmen ist tief gesunken, wenn wir es nun auch noch in Betracht ziehen, auf minderjährige menschliche Erdenbewohner Acht zu geben.“ „Dann kannst du ja hier bleiben! Ich fahre jedenfalls jetzt zu dem Hotel, das Angelina bewohnt und passe auf ihren Knirps auf. Und nebenbei gesagt: wir verdienen 500 Dollar!“ Peter stand auf und sah Bob fragend an. Bob erhob sich widerwillig und verließ mit Peter die Zentrale. Als sie grade mit Peters altem MG losfahren wollten, kam Justus angewatschelt. Er hatte es sich anders überlegt und wollte doch mitkommen. 13
Nach einer halben Stunde standen die drei Detektive vor einem luxuriösen Hotel in der Innenstadt von Los Angeles. Entschlossen ging Peter, gefolgt von seinen beiden Kollegen, in die Eingangshalle des Hotels, wo sofort ein Portier auf die drei zugerannt kam. „Meine Herren, dies ist ein Luxushotel erster Klasse! Was haben Sie hier zu suchen?“ „Ähm, nun ja, wir sind die Babysitter für Miss Jolie“, begann Peter eingeschüchtert. Der Portier runzelte die Stirn. „Miss Jolie hat mich darüber unterrichtet, dass drei Herren auf ihren Sohn aufpassen würden, aber mit einem Lumpenpack wie euch habe ich nun wirklich nicht gerechnet.“ Verächtlich rümpfte der Portier die Nase. Ärgerlich blickte Justus den Portier an. „Würden Sie uns jetzt bitte zu dem Zimmer von Miss Jolie führen?“ „Ja“, brummelte der Portier. „Folgen Sie mir bitte!“ Als sie wenig später vor einer vergoldeten Türe standen, ließ der Portier die drei ??? alleine. Zaghaft klopfte Peter an die Türe. Mit einem Ruck wurde die Türe geöffnet und Angelina strahlte Justus, Peter und Bob freundlich an. „Da seid ihr ja endlich, kommt rein!“ Mit einer einladenden Geste wies sie in ihre Suite. Zögernd betraten die drei Detektive ein luxuriöses Vorzimmer. „Ich bin echt froh, dass ich so schnell noch einen Ersatz für meinen Babysitter gefunden habe. Gleich habe ich nämlich einen echt wichtigen Termin hier in L.A.“ Peter blickte Angelina mit glasigen Augen an und verschlang jedes ihrer Worte förmlich. Justus stieß ihn an und sagte dann: „Seien Sie unbesorgt, wir werden gut auf ihr Kind aufpassen. Wo ist es eigentlich?“ „Maddox spielt grade in seinem Kinderzimmer, aber ich kann ihn ja mal rufen. MADDOX???“ Die drei ??? zuckten zusammen als Angelina ihren Sohn rief. Mit einer so lauten Stimme hatten sie nicht gerechnet. Wenig später kam ein kleiner, etwa zweijähriger Junge in den Vorraum gerannt. In der Hand hielt er ein kleines Spielzeugauto, dass er strahlend Justus in die Hand drückte. „Da bist du ja, mein Schatz!“ Angelina nahm Maddox auf den Arm. „Diese drei jungen Herren werden heute auf dich aufpassen. Sei schön brav, ich komme in etwa fünf Stunden wieder!“ Angelina verabschiedete sich von ihrem Sohn und den drei ??? und verließ dann das Hotel. „Das hast du echt toll hingekriegt!“ schimpfte Justus auf Peter, während Maddox auf ihm herumkletterte. „Wir gehen babysitten und wer hat nun das Baby im wahrsten Sinne des Wortes am Hals? Ich!“ „Du machst das doch prima, Justus!“ grinste Peter und verließ dann mit Bob das Kinderzimmer, in dem sie sich niedergelassen hatten, um den Rest der Suite zu erforschen. „Hier würde ich auch gerne mal eine Nacht verbringen“, meinte Peter und erforschte den Kühlschrank. „Hier gibt es echt alles, das ist einfach Wahnsinn!“ Bob ging in das Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. „Woooaaaah!“ rief er staunend und nahm ein Kleid aus dem Schrank. Peter war hinter Bob getreten und blickte seinen Freund skeptisch, aber verständnisvoll an. Peinlich berührt warf Bob einen Blick zu Peter. „Ähm...“ begann er. „Ich weiß es längst, Bob. Mach dir keine Sorgen!“ Erschrocken blickte Bob Peter an. „Bitte sag es keinem weiter, okay?“ „Ist doch klar, man!“ Peter knuffte seinen Freund freundschaftlich in die Seite. „Möchtest du das Kleid vielleicht mal anziehen?“ Peter grinste. 14
Bob grinste zurück. „Eigentlich würde ich das schon gerne mal testen.“ Mit dem Kleid im Schlepptau ging Bob ins Badezimmer und einige Minuten später erschien er, das Kleid angezogen, wieder bei Peter. Bei dem Anblick den Bob bot, lachte Peter sofort schallend los. Das Kleid war natürlich viel zu eng und somit sah Bob aus wie eine Wurst! „Jetzt fehlen dir nur noch die passenden Schuhe und Make Up!“ keuchte Peter, nachdem er sich halbwegs von seinem Lachkrampf erholt hatte. Bob grinste und ging wieder ins Bad, um sich über Angelinas Kosmetikartikel herzumachen. Da erschien plötzlich Justus mit Maddox auf den Schultern im Schlafzimmer. „Was gibt’s denn hier so zu lachen?“ fragte er. „Warts nur ab, du wirst es gleich sehen“, kicherte Peter. Wenig später kam Bob erneut mit dem Kleid ins Schlafzimmer gedackelt, doch diesmal hatte er obendrein noch versucht, sich zu schminken. Bei diesem herrlichen Anblick lachten Justus und Peter gackernd los. Maddox jedoch blickte Bob ängstlich an und klammerte sich noch fester an Justus. „Hey, macht Bob dir Angst, mein Kleiner? Komm, wir spielen noch was mit deinen tollen Autos!“ Justus und Maddox verließen den Raum wieder. Bob verschwand erneut im Bad und entledigte sich des Kleides und dem Make Up. Als er gerade das Kleid wieder vorsichtig in den Schrank hängen wollte, machte es plötzlich
RUUUUUMMMMMMSSSSSSSSKAAAAWUMMMMMBUMMMMM! Von einer heißen und staubigen Welle erfasst, wurde Bob in die hintere Ecke des Zimmers geschleudert. Peter kam sofort angerannt und half seinem hustenden und ächzenden Freund auf. Auch Justus kam wieder eilig ins Zimmer gestürmt, den kleinen Maddox im Schlepptau. „Was ist passiert?“ riefen Justus und Peter gleichzeitig. Bob blickte etwas benommen in Richtung des Kleiderschrankes. Von dem Schrank war allerdings nicht mehr all zu viel übrig. Die gewaltige Explosion hatte ihn in alle Einzelteile zerrissen. „Ich... ich...“ stammelte Bob verwirrt. „Ich wollte doch nur das Kleid zurückhängen und plötzlich ging diese Explosion los.“ Justus knetete seine Unterlippe. „Das war eindeutig ein Anschlag, wenn nicht sogar ein Mordanschlag. Freunde, ich denke wir haben einen neuen Fall!“
Ach du meine Güte! Nicht schon wieder, hört das denn nie auf? Die tappen auch von einer Scheiße in die nächste... Dumme amerikanische Jugend!
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Bob hängt an der Decke Als Angelina von ihrem echt wichtigen Termin in L.A. zurückkam, war sie höchst entsetzt über die Explosion in ihrem Kleiderschrank. Hysterisch rannte sie im Zimmer auf und ab. „Mein Sohn hätte getötet werden können, wenn er im Kleiderschrank gespielt hätte und ihr hättet auch nicht so verdammt großes Glück haben können und auch ich hätte verletzt werden können und die Reinemachefrau hier im Hotel hätte verletzt werden können... Herrje, wer macht bloß so was und wie ist derjenige überhaupt in meine Suite reingekommen? Habt ihr jemanden reingelassen?“ Angelina funkelte die drei Detektive böse an. „Hätte ich bloß keine Detektive als Babysitter angeheuert, überall wo ihr aufkreuzt stolpert ihr über Rätsel und neue Fälle, das ist doch nicht mehr normal... Ihr seid wirklich –“ „Ruhig!“ unterbrach Justus die aufgebrachte Angelina „Wir werden den Fall lösen, schließlich haben wir bis jetzt jeden Fall gelöst. Jemand wollte eindeutig einen Anschlag auf Sie verüben. Haben Sie in ihrem Umfeld irgendwelche Feinde?“ „Was denn jetzt? Polizeiverhör?“ Angelina warf Justus einen genervten Blick zu. „Also gut, Jungs, es hat wohl keinen Zweck. Wenn ihr erst einmal Lunte gerochen habt, benehmt ihr euch sicherlich wie meine Fans. Da hab ich dann sowieso keine Ruhe mehr.“ Angelina ließ sich auf einem der mit Gold beschlagenen Sessel nieder. „Feinde – von denen habe ich wohl mehr, als ich zur Zeit überhaupt weiß. Natürlich ist die Konkurrenz groß, aber einen größeren Streit mit jemandem aus der Branche habe ich meines Erachtens nicht. Nein, tut mir Leid.“ Bob hatte in der Zwischenzeit sein mit Herzen beklebtes Notizbuch gezückt und schrieb fleißig mit. „Aus welchem Grunde halten Sie sich denn zurzeit in Los Angeles auf?“ fragte Justus. „Nun ja...“ Angelina zögerte. „Eigentlich ist das ja noch geheim. Aber okay, ein wenig kann ich euch erzählen. Das muss aber alles top secret bleiben, haben wir uns da verstanden?“ Alle drei nickten und Justus sagte: „Jegliche Information, welche uns von unseren Klienten anvertraut werden, sind in unserem Gedächtnis versiegelt.“ Peter stöhnte. „Jetzt fängt das schon wieder an...“ murmelte er Bob zu. „Also, schon die ganze Woche über laufen Verhandlungen über einen Werbespot, bei dem ich natürlich mitspielen soll. Da treffen sich dann all meine Agenten, das Produzententeam, das den Werbespot drehen soll, das Management des anzupreisenden Produktes und natürlich die Darsteller, darunter ja auch meine Wenigkeit. Gerade eben erst wurde der Terminplan besprochen.“ Angelina blickte nachdenklich aus dem Fenster. „Um welches Produkt geht es denn überhaupt?“ wollte Peter wissen. „Unterwäsche von H&M. Die müssen wir dann tragen“, antwortete Angelina. „Das heißt, ich muss die Frauenunterwäsche anziehen. Für die Männerunterwäsche ist Orlando Bloom im Gespräch.“ Bob bekam ganz große Augen. „Wow, wie heiß! Orlando Bloom, der sieht so sexy aus mit seinem Knack –“. Bob brach ab. Erst jetzt bemerkte er, dass er zuviel gesagt hatte. Röte stieg im ins Gesicht und eine Träne rollte seine Wange herunter. So blieb er einen kurzen Moment wie angewurzelt stehen, dann – ganz plötzlich – rannte er los und schloss sich heulend im Badezimmer ein. „Bob, mach bitte die Tür auf!“ Peter hämmerte zum x-ten male gegen die wahrscheinlich 100.000-Dollar-teure Badezimmertür. „Es ist doch nicht so schlimm.“ 16
Justus, Peter und Angelina, die Maddox im Arm hielt, hörten ein ohrenbetäubendes Schluchzen. „Wuääh, nicht so schlimm?!“ röhrte Bob verzweifelt. „Hast du eine Ahnung!? Alle machen mir das Leben zur Hölle und du sagst Es ist doch nicht so schlimm.“ Er imitierte Peters Tonfall wie eine Kreissäge, und das Heulen ließ es zwischen vier Oktaven schwanken. „Auf jeden Fall habe ich keine Lust mehr auf dieses dumme Leben! Ich ertränke mich – hier, auf der Stelle!“ Justus trat an die Tür. „Und wer soll uns dann die Akten führen?“ Ein von Peter gezielt gesetzter Schlag in die Nieren ließ ihn verstummen. „Bob!“ rief Peter. „Tu das nicht. Bitte, sei doch vernünftig.“ Doch es war schon zu spät. Bob hatte den silbernen Wasserhahn der Badewanne schon voll aufgedreht. Im selben Augenblick dröhnte das gleiche Geräusch wie bei der Explosion des Kleiderschrankes durch die Suite:
RUUUUUMMMMMMSSSSSSSSKAAAAWUMMMMMBUMMMMM! Die Badezimmertür flog im hohen Bogen durch die Luft. Im inneren des Raumes bot sich für Justus, Peter, Angelina und den zutiefst erschrockenen Maddox ein schrecklicher Anblick: Die Badewanne, deren Edelsteine vorher in allen nur erdenklichen Farben geglänzt hatten, war nun völlig schwarz. Die Spiegel waren zersprungen und eins der Waschbecken war von der Wand gefallen. Wasser spritze aus den abgebrochenen Leitungen. Doch von Bob war keine Spur zu sehen. „Ach du meine Güte!“ keuchte Angelina. „Das ist ja hier wie in einem meiner Filme. Alles ist zerstört!“ Die Schauspielerin besah sich verzweifelt die Schäden. „Aber wo ist denn Bob?“ Als Antwort kam ein leises Murmeln von der Decke. Dort oben, über der Stange, an der die Lampen befestigt waren, hing ein zusammengeklappter Bob mit dem silbernen Wasserhahn in der Hand. „A... A... Alles okay.“ Bob stöhnte auf, als er versuchen wollte, sich von der Stange zu befreien. „Warte, wir helfen dir“, kam ihm Peter zu Hilfe. Zusammen befreiten sie Bob und fünf Minuten später saßen alle zusammen wieder im Wohnzimmer. „Miss Jolie, nun sind Sie Zeuge eines weiteren Anschlags geworden“, stellte Justus fest. „Bisher hatten Sie noch immer Glück, beide Male war Bob an Ihrer Stelle das Opfer und auch er hatte echtes Glück, dass er bei beiden Anschlägen so glimpflich davongekommen ist.“ „Das stimmt!“ pflichtete Bob ihm bei. „Hätte ich mich nicht eben noch einmal kurz zum Spiegel umgedreht, um meine Frisur zu richten und hätte ich mich nicht gebückt, um nachzuschauen, ob mir die Unterwä – ääh... na ja... also ich hatte echtes Glück.“ „Okay Jungs.“ Angelina stand auf und schritt in dem geräumigen Wohnzimmer auf und ab. „Ich kann meine Augen wohl nicht vor der Wahrheit verschließen. Jemand ist allem Anschein nach tatsächlich hinter meinem Leben her.“ Sie blieb stehen und schaute sich misstrauisch ihr Wohnzimmer an. „Überall könnten noch weitere Sprengsätze installiert sein. Ich werde mir wohl eine andere Suite nehmen müssen. Da kann man wohl nichts machen.“ Angelina setzte sich wieder auf das geräumige Sofa und drückte ihren Sohn fest an sich, damit ihm auch ja nichts passieren konnte. „Und was werdet ihr jetzt tun?“ „Nun, ich denke, wir werden uns wohl zunächst die beiden Sprengsätze untersuchen,“ begann Peter, „danach sollten wir uns bei der Hotelleitung erkundigen, wer heute früh und die letzten Tage einen ungehinderten Zugang zu ihrer Suite haben konnte.“ Die drei Detektive sahen sich im Badezimmer und im Schlafzimmer gründlich um, aber sie konnten nichts Verdächtiges entdecken. Der Sprengsatz hatte alle Spuren gründlich beseitigt 17
und bis auf etwas Schwarzpulver und ein paar Drähte entdeckten die drei ??? nichts. Also setzten sie sich wieder zu Angelina und Maddox ins Wohnzimmer und versuchten, weitere wichtige Fakten in Erfahrung zu bringen. „Vielleicht ist dieser Werbespot das Motiv“, überlegte Bob um eine Diskussion in Gang zu bringen. „Wir sollten auf alle Fälle bei Ihren Verhandlungen mit dabei sein und Augen und Ohren offenhalten.“ Angelina schien wieder ein wenig unsicher, doch schließlich sagte sie: „Okay, aber so einfach mitnehmen kann ich euch natürlich nicht. Da müsst ihr euch schon etwas ausdenken.“ „Wie wäre es denn, wenn Sie sich eine Wanze anheften“, schlug Justus vor. „Dann könnten wir Ihren Gesprächen folgen und uns in der Zwischenzeit auf dem Gelände umschauen.“ „Einverstanden! Der nächste Termin ist übermorgen um neun Uhr. Ihr könntet mir dann in einem anderen Auto folgen, so kann ich euch den Weg zeigen. Nur müsstet ihr ein entsprechendes Fahrzeug besitzen, denn Autos von Normalsterblichen fallen sofort auf.“ „Daran soll es nicht scheitern“, meinte Justus, „wir werden mit dem Rolls-Royce pünktlich da sein.“ Er berichtete Angelina von ihrem Gebrauch des Luxuswagens mit Chauffeur. Vor einigen Jahren, als die drei ??? noch ganz unschuldige und brave Kinder waren, hatte Justus bei einem Gewinnspiel teilgenommen, bei dem man die Anzahl der Bohnen in einem großen Topf erraten musste, der in einem Schaufenster ausgestellt worden war. Justus hatte tagelang gerechnet und hatte letztendlich das beste Ergebnis, denn er hatte das richtige Ergebnis nur um eine Bohne verfehlt. Als Gewinn standen den drei ??? die Benutzung des Rolls-Royce samt Chauffeur für einen Monat zur Verfügung. Als diese Zeit um war, verhalf ihnen ein Klient, dessen Fall sie zu diesem Zeitpunkt noch mit Eifer gelöst hatten, aus Dankbarkeit zu der lebenslangen Nutzung des Wagens. Justus stand auf und schlug vor: „Wenn Sie nichts dagegen haben, werden wir uns jetzt in unsere Zentrale zurückziehen und einige Recherchen einholen.“ „Eine Sache wäre noch zu klären!“ erhob Angelina Einspruch und deutete auf Maddox. „Wer passt übermorgen früh auf meinen Sohnemann auf? Ich weiß nicht, ob der Babysitter bis dahin wieder gesund ist. Na ja, zur Not muss ich Mad wohl mitnehmen.“ Die drei Detektive stimmten zu, verabschiedeten sich und verließen gemeinsam die Suite. In der Eingangshalle des Hotels bemerkten Sie den Portier, der sie misstrauisch beäugte und die Nase rümpfte.
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Die Hexe Als die drei Detektive wieder in ihrer Zentrale waren, beratschlagten sie über ihren neuen Fall. „Wer könnte ein Interesse haben, eine Schauspielerin zu töten oder zu verletzen?“ Justus knetete eifrig seine Unterlippe und überlegte. „War der Anschlag überhaupt für Angelina bestimmt gewesen? Wer sich solche Mühe macht und zwei Sprengsätze in einer Suite versteckt, sollte doch sichergehen, dass das Opfer auch zu Hause ist, meint ihr nicht auch?“ Justus sah seine beiden Kollegen fragend an. „Jo, das find ich auch!“ stimmte Peter ihm zu. „Der Täter hat also bestimmt gewusst, dass Angelina heute Mittag nicht da war. Willst du damit etwa andeuten, dass die beiden Sprengsätze uns gegolten haben?“ Peter sah Justus erschrocken an. „Je... jemand will uns um... umbringen!“ Zitternd kaute Peter an seinen Fingernägeln herum. „Ich glaube nicht, dass der Anschlag uns gegolten hat, Peter!“ beruhigte ihn Justus. „Der Täter konnte ja nicht wissen, dass wir für einen krank gewordenen Babysitter einspringen würden. Auf jeden Fall sollten wir uns noch einmal im Hotel umsehen und die Mitarbeiter dort befragen. Das wird sicherlich sehr aufschlussreich sein.“ Nun meldete sich auch Bob, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, zu Wort. „Der Anschlag hätte so vielen Leuten gelten können. Also hat der Täter nicht sorgfältig geplant, oder er handelte aus purer Zerstörungslust. Ich hab mal eine Liste mit allen möglichen Opfern erstellt.“ Bob reichte sein mit Herzen beklebtes Notizbuch an seine beiden Freunde. Mögliche Opfer Angelina Jolie Maddox Putzfrau im Hotel Babysitterin (die aber nie aufgetaucht ist) ??? Å also wir (woher wusste der Täter, dass wir kommen?) „Wenn ich richtig gezählt habe, sind das sieben Leute, denen der Anschlag hätte gelten können“, überlegte Peter eifrig. „Und das sind längst nicht alle!“ meinte Justus nachdenklich. „Um das zu klären, sollten wir morgen noch einmal zu dem Hotel fahren und uns erkundigen!“ Mit Peters altem MG fuhren die drei ??? am Nachmittag des nächsten Tages nochmals zu dem Hotel, um Nachforschungen zu betreiben. In der Hotelhalle wurden die drei von dem misstrauischen Portier beobachtet, während sie zielstrebig auf die Rezeption zugingen. Eine Dame blickte die drei Detektive freundlich an. „Guten Tag, die Herren, was kann ich für Sie tun?“ Erst jetzt bemerkten Justus, Bob und Peter, dass die Frau nur ein Auge hatte. Eine krumme Nase schmückte ihr ansonsten faltenloses Gesicht. Ihre grauen Haare waren zu einem Knubbel geformt und mit zahllosen ockerfarbenen Haarnadeln fixiert. Das Alter der Dame war undefinierbar, da sie einerseits junge Aspekte des Lebens aufwies, aber andererseits sah sie doch recht verwest und angeschimmelt aus. Angewidert trat Peter einen Schritt zurück. „Guten Tag, Madam!“ grüßte Justus höflich. „Wir stellen Ermittlungen zu den Anschlägen in einer ihrer Suiten an. Wären Sie bereit, uns Rede und Antwort auf einige knifflige Fragen zu stehen?“ Verwundert blickte die Dame Justus an und rollte mit ihrem Auge. 19
„Nun ja, eigentlich darf ich nur der Polizei Auskünfte erteilen, aber weil ihr so sexy seid, mach ich mal eine Ausnahme!“ Sie zwinkerte den Dreien mit ihrem Auge zu. „Folgen Sie mir bitte in mein Büro.“ Die Dame stieg von einem hinter dem Rezeptionstisch extra aufgebauten Stuhl und winkte den Detektiven verführerisch zu. Verwirrt erkannten Justus, Peter und Bob, dass die Dame nur einen Meter groß war. Somit reichte sie Peter nur bis zu seinen Hüften. Zudem besaß sie ein Holzbein, das dazu führte, dass sie wie ein Krüppel ging. Insgesamt sah die Dame wie eine kleine schrumpelige Hexe aus. Bäääh, wie kann man so eine Dame nur an der Rezeption eines angesehenen Hotels arbeiten lassen!? Nun ja, wie wir aus schon so vielen Abenteuern mit unseren drei beliebten Protagonisten gelernt haben, sollte man sich niemals von den Äußerlichkeiten beeinflussen lassen. Einigen wir uns darauf, dass wir die Dame mit einem ? versehen? Die „Hexe“ führte die drei ??? zu einem kleinen Zimmer im hinteren Teil des Hotelkomplexes, wo sie alle auf gemütlichen Sesseln Platz nahmen. Erwartungsvoll blickte die Dame in die immer noch sehr verdutzten Gesichter der drei Detektive. „Was wollt ihr denn jetzt von mir wissen?“ „Nun“, begann Justus, „wir haben gestern einigen überaus merkwürdigen Geschehnissen in Ihrem Hotel beigewohnt. Zwei Sprengsätze detonierten in den Räumlichkeiten einer der zu Ihrem Hotel gehörenden Luxussuiten. Wie erklären Sie sich diesen Vorfall? Haben Fremde Zutritt zu diesem Hotel?“ „Öhhh...“ machte die Frau, rollte zweimal mit ihrem Auge und sackte leblos zusammen. Erschrocken sprang Peter auf: „Ach du heilige Scheiße! Jetzt ist die alte Schabracke auch noch gestorben!“ „Halt, Zweiter! Nicht so voreilig, wir müssen das anorganische Objekt genauestens untersuchen.“ Justus stand auf und fühlte der Dame den Puls. Glücklicherweise ließ sich ein Erfolg verzeichnen. Die Frau war nur ohnmächtig geworden! „Komm, fass mit an, Peter“ rief Bob und ergriff die Hände der erschlafften Frau, „wir tragen sie in den Putzschrank, den wir auf dem Flur gesehen haben.“ Zusammen beförderten die drei Detektive den leblosen Körper in den Putzschrank. Dort beseitigten sie ihre Fingerabdrücke mit Hilfe von „Sagrotan – Desinfektionsmittel“ und verdeckten die Hexe mit einigen gelben Putzeimern. Nachdem diese unschöne, aber durchaus ertragbare Arbeit erledigt war, machten sich Justus, Peter und Bob eilig aus dem Staub. Zurück in der Zentrale mussten die drei ??? erst mal ordentlich was trinken, um den Schock der ohnmächtigen Dame zu überwinden. „Du has sie umjenietet mit deinem hochjestochenen Jelaber!“ lallte Peter und nahm noch einen Schluck Wodka aus der Flasche, die er in der Hand hielt. „Ga... ga nisch!“ lallte Justus zurück und lehrte seine Whisky Flasche in einem Zug. Bob, der einen Erdbeerschnaps in der Hand hielt, schüttelte nachdenklich seinen Kopf. „Ich HICKS... weiß nich Freunde HICKS... irjendwas an der Dame ist sel... seltsam. Ich weiß nur HICKS... nich was... Ob se wieda uffjewacht is?“ Bobs Kopf sackte auf seine Brust und er grunzte leise vor sich hin. „Jetz isser einjeschlafen...“ Justus stand auf und holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank der Zentrale. 20
Am nächsten morgen wachte Peter mit stark schmerzendem Kopf auf. Er tastete seine Umgebung ab und stellte fest, dass er nicht in seinem Bett, sondern auf dem Boden der Zentrale lag. Neben ihm schnarchte Justus wie ein Sägewerk. Plötzlich wurde das Licht in der Zentrale eingeschaltet und Peter blickte in Bobs grinsendes Gesicht. „Das Frühstück ist fertig! Aufstehen ihr Faulpelze, um neun Uhr haben wir ein Date mit Angelina. Ihr habt jetzt noch genau eine Stunde Zeit, dann müsst ihr startklar sein!“ Bob brüllte durch die ganze Zentrale, sodass Peters Schädel noch heftiger brummte als zuvor. Justus schien es nicht anders zu gehen, den er stöhnte und ächzte ziemlich laut. Doch nach einer Stunde waren Justus und Peter tatsächlich startklar. Bob hatte ihnen ein deftiges Frühstück zubereitet und nachdem jeder eine Schmerztablette geschluckt hatte, konnte es losgehen. Morton, den sie schon am Tag zuvor engagiert hatten, wartete pünktlich an der Einfahrt zum Schrottplatz der Firma T. Jonas, wo Justus bei seiner Tante und seinem Onkel lebte. Sie fuhren zu dem Hotel, welches Angelina nun bewohnte (aus dem Schreckenshotel war sie selbstverständlich ausgezogen) und folgten kurze Zeit später einem Mercedes, in dem Angelina, Maddox und ihr Fahrer saßen. Nach einer halbstündigen Fahrt erreichten sie ein großes Studiogelände in den Bergen von Hollywood. Angelina hatte die drei Detektive als ihre persönlichen Assistenten bei dem Pförtner, der das Gelände bewachte, angemeldet. Wenige Minuten später saßen die drei ??? neben Angelina an einem großen Konferenztisch, um den Ablauf des Tages zu besprechen. Ein großer hagerer Mann, um die 40, war der Regisseur. Er stellte sich als Mr. J. Pok vor und erklärte grade, wie Orlando Bloom sich in dem Werbespot zu verhalten hatte, als er Bob bemerkte. „Wer sind Sie denn?“ fragte Mr. J. Pok Bob höflich. „Ich bin Bob Andrews, Sir! Persönlicher Assistent von Miss Jolie“, antwortete Bob zügig und wurde rot. „Hmm...“ Mr. Pok rieb die Hand an seinem Kinn. „Du hast viel Ausstrahlung und siehst einfach super aus! Würde es dir was ausmachen, auch noch in unserem Werbespot mitzuspielen? Immerhin geht es bei der ganzen Sache um einen guten Zweck, denn die Einnahmen der Unterwäsche werden an UNHCR gespendet, um Flüchtlingen zu helfen.“ Orlando Bloom warf dem Regisseur einen finsteren Blick zu. Bob jedoch strahlte über das ganze Gesicht. „Natürlich würde ich gerne in Ihrem Werbespot mitspielen, Sir! Mit Vergnügen, Sir!“ „Sehr schön, Bob! Dann gehen Sie jetzt bitte in die Maske. Und Sie, Orlando... Sie können dann gehen, es tut mir Leid!“ Der Regisseur schüttelte Orlando die Hand, der daraufhin grimmig den Raum verließ. Auch Angelina verließ den Raum, um in die Maske zu gehen. Vorher jedoch drückte sie Justus noch Maddox auf den Arm, damit er solange auf ihn Acht geben konnte. Maddox strahlte über das ganze Gesicht, da er nun endlich wieder mit Justus spielen konnte.
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Von Schafen und Steinzeitmenschen Als Angelina und Bob nach einiger Zeit immer noch nicht aus der Maske erschienen, beschlossen Peter und Justus – mit Maddox auf dem Arm – sich ein wenig umzusehen. Das Set war nicht besonders groß, es bestand nur aus einem kleinen Raum, ein paar Stühlen und einem Blue Screen. Somit war nach einer Minute alles erforscht, was es nur zu erforschen gab. „Na ja“, meldete sich Peter zu Wort, „das ist wirklich eine Bruchbude, nicht gerade das, was ich mir unter einem Spitzendrehort vorstelle. Wo wollen die denn hier bloß die Szenen drehen?“ Plötzlich lag eine Hand auf Peters Schulter. „Hier,“ raunte eine Stimme direkt hinter ihm. Peter und Justus drehten sich schlagartig um. Durch ein offenes Fenster sahen sie eine grasende Schafherde. „Oh mein Gott!“ stöhnte Peter. Der Mann, der Peter angesprochen hatte, räusperte sich merklich. Als Justus ihn genauer betrachte, fiel ihm eine besondere Narbe auf der oberen Lippe auf. Sie verlief in einem Uförmigen Bogen und verschwand im linken Nasenloch. „Haben Sie irgendwas an diesem Drehort auszusetzen?“ fragte der Mann argwöhnisch und kräuselte seine Lippen, wobei sich die Narbe schräg verzerrte. „Öhm... ich... nein natürlich nicht“, erwiderte Peter und Röte stieg ihm ins Gesicht. „Ich liebe Tiere, doch wie wollen Sie hier einen Werbespot für Unterwäsche drehen?“ „Nun ja, das werden wir gleich sehen. Wir hatten die Idee, dass die Statisten auf den Schafen um unsere Hauptdarsteller herumreiten. Eigentlich hatten wir ja eine Pferdeherde bestellt, aber auf dem Pferdehof ist vor einem Monat eine Pferdeseuche ausgebrochen. Fast alle Tiere sind verstorben, doch zum Glück konnten wir die Schafsherde da draußen von einem Schlachthof leihen. Ach, und bevor ich es vergesse, mein Name ist Roy Laymond, ich bin der Regie-Assistent.“ „Guten Tag!“ Justus streckte seine Hand aus. „Mein Name ist Justus Jonas und das hier ist Peter Shaw. Wir sind die persönlichen Assistenten von Angelina Jolie.“ „Und wer ist das hier?“ fragte Mr. Laymond und starrte auf Maddox. „Ach so, nun, das hier ist Maddox, Angelina Jolies Sohn.“ Er rüttelte Maddox etwas aufrecht, sodass dieser vergnügt gluckste. Hinter ihnen öffnete sich plötzlich eine Tür und der Regisseur trat ein. „Kommen Sie bitte hier durch diese Tür nach draußen.“ Die beiden Detektive und Roy Laymond traten ins Freie. Justus und Peter schauten sich gründlich um. Neben vielen gewöhnlichen Schafen tollten auch einige kleine Lämmer herum. Ganz in ihrer Nähe schwabbelte ein fettes, ekliges Schaf vor sich hin. „Bah, schau dir mal dieses hässliche Schaf an!“ Die beiden Jungen lachten, worauf das Schaf verächtlich grunzte und davontrabte. Als nächstes erschien Angelina. Ihre Haare waren mit unendlich vielen Klammern zu einem wahren Kunstwerk aufgetürmt. Sie trug einen schwarzen BH und einen schwarzen Tanga. Beide Kleidungsstücke waren mit Peace-Zeichen bestickt. Bei diesem Anblick stieg in Peter große Erregung hoch. Doch als er Bob sah, der hinter Angelina ins Freie trat, verschlug die Erregung in Übelkeit um. Bobs Frisur war im Gegensatz zu Angelinas nicht nach oben aufgebauscht, sondern ihm waren blonde Strähnen verpasst worden und die Vorderpartie seiner Haare bestand aus leichten, schleimigen Löckchen, die wie Schamhaare aussahen und auf seiner Stirn klebten. Seine Unterwäsche bestand aus einer sehr körperbetonten Boxershorts mit bestickten Peace-Zeichen, die seine Geschlechtsteile in allen Einzelheiten erkennen ließ. 22
„Huhu Kollegen!“ kicherte Bob und winkte so sehr, dass sein Hoden bedrohlich wackelte. Als Bob das bemerkte, hielt er verlegen seine Hand vor die Boxershorts und versteckte sich hinter Angelina, die zum Glück nichts mitbekommen hatte. „So Kinder!“ rief Mr. Pok und klatschte in die Hände „Lasset uns beginnen!“ Rund um die Schafsherde hatte sich mittlerweile eine große Gruppe von Kameraleuten, Tonleuten und allerlei anderen Personen versammelt. Angelina starrte voller Entsetzen auf die Crew, die zwischen den Schafen stand. „Was bitteschön machen denn die Schafe hier? Ich dachte wir drehen mit Pferden?!“ „Die Pferde sind leider vor einem Monat alle gestorben...“ entschuldigte sich Mr. Laymond verlegen. „Aber zum Glück haben wir diese Schafe leihen können. Die sind doch niedlich!“ „Ich habe natürlich nichts gegen diese Schafe, aber sieht es nicht etwas lächerlich aus, wenn wir in einem Unterwäschespot auf Schafen reiten?“ Skeptisch blickte Angelina den Regisseur an. „Sie müssen natürlich nicht auf den Schafen reiten. Das machen doch alles die Statisten!“ Mr. Pok wies auf eine Gruppe von Menschen, die aus der Steinzeit zu kommen schienen. Entsetzt starrte Angelina die Steinzeitmenschen an, die sich im hinteren Teil der Wiese befanden. „Entweder sind hier alle total bescheuert, oder ich bin bei „Punk’d gelandet, diese lustige Sendung auf MTV, wo immer die Stars verarscht werden.“ Etwas verschrocken prüfte Angelina die Reaktionen der Umstehenden. Doch weder die drei Detektive, noch die Crew ließen sich etwas anmerken. „Können wir jetzt endlich anfangen?“ Bob, der es gar nicht erwarten konnte, endlich aufzutreten, trat nervös von einem Bein aufs andere. „Bob hat Recht!“ stimmte der Regisseur zu und schob Angelina vor sich her in Richtung Schafherde. „Sie sind nur etwas überarbeitet!“ versuchte Mr. Laymond, der hinter den beiden herlief, die immer noch schnaubende Schauspielerin zu beruhigen. Bob war inzwischen schon bei den Schafen angelangt und knuddelte ein kleines Lamm. Peter, Justus und Maddox sahen aus einer Entfernung zu, was auf der Wiese geschah. Hmm... was soll man davon halten? Anscheinend haben die drei Detektive und Angelina es mit Stümpern zu tun. Einen Werbespot mit Steinzeitmenschen, die auf Schafen reiten... so was hat es noch nicht gegeben, also ist dies entweder intelligent durchdacht oder das Produzententeam hat keine Ahnung. Mr. Pok war in der Zwischenzeit bei den Statisten angelangt und gab ihnen wild gestikulierend die letzten Anweisungen. Ein Steinzeitmensch nach dem anderen setzte sich behutsam auf ein großes Schaf. Der letzte von ihnen, ein großer, bulliger und sehr behaarter Kerl ließ sich auf einem zerbrechlich wirkenden Schäfchen nieder. Das Tier gab einen dumpfen Laut von sich und sackte zusammen. „Stopp! Aufhören, halt!“ Mr. Laymond rannte erschrocken zu dem Steinzeitmenschen und dem am Boden liegenden Schaf. „Wie oft soll ich es denn noch sagen?!“ fauchte er. „Nicht auf die kleinen Schafe!“ Seine Augen funkelten dem Statisten entgegen, der auf dem Boden langsam wegkroch. Dann wandte er sich dem Schäfchen zu und kümmerte sich liebevoll um das Tier. Bob, der die gesamte Szenerie aufmerksam verfolgt hatte, schossen Tränen in die Augen. „Das ist ja Tierquälerei! Sie können doch nicht die armen Schafe so behandeln! Die Belastung eines Menschen ist zu hoch für ein Schaf.“
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„Aber Bob!“ Mr. Pok trat zu ihm und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Diese Schafe werden doch nach den Dreharbeiten sowieso geschlachtet. Wir haben sie direkt aus dem Schlachthof ‚Blutiges Messer’ oben bei Beverly Hills geliefert bekommen.“ Bob blickte den Regisseur entgeistert mit offenem Mund an. „Jaja, ich weiß“, sprach dieser weiter auf Bob ein, „das hört sich jetzt schlimm an. Aber wir versprechen dir, dass wir sie gut behandeln werden. Du kannst sogar nach den Dreharbeiten ein Stück Fleisch abhaben, wenn du möchtest“, fügte er zwinkernd hinzu und ging weiter, um einer Steinzeitfrau auf ein großes Schaf zu helfen, das die Frau immer abschütteln wollte. Bob sah dem Regisseur nach und gesellte sich dann zu Mr. Laymond und Angelina, die in eine heftige Diskussion verwickelt waren. „Da mache ich nicht mit!“ schimpfte Angelina wütend und zeigte dem Regie-Assistenten einen Vogel. „Aber Miss Jolie, das können Sie uns doch nicht antun! Wir brauchen Sie und außerdem wollen Sie doch auch den armen Flüchtlingen helfen, die durch den Verkauf unserer Unterwäsche Spenden erhalten.“ Skeptisch blickte Angelina Mr. Laymond an und hob eine Augenbraue. „Bitte helfen Sie uns! Sie werden sehen, der Werbespot wird wunderbar.“ Verzweifelt redete der Regie-Assistent auf Angelina ein, die mit verschränkten Armen die Schafsherde anstarrte. „Hmm... na gut, ich gebe Ihnen noch eine Chance...“ murrte Angelina. Nur ein paar Minuten später war alles für die erste Szene vorbereitet. Die Steinzeitstatisten saßen auf den Schafen und Angelina und Bob präsentierten im Vordergrund der Herde ihre Unterwäsche, indem sie sich im Kreis drehten.
RUUUUUMMMMMMSSSSSSSSKAAAAWUMMMMMBUMMMMM! Alle Beteiligten sahen sich sofort in Richtung des Knalles um. Einer der Steinzeitmenschen lag blutüberströmt in den Überresten eines Schafes. „Was ist passiert?“ schrie Mr. Pok erschrocken und rannte auf den verletzten Steinzeitmenschen zu. „D... da... das Schaf ist einfach explodiert“, stotterte der Steinzeitmensch verwirrt und versuchte vergeblich aufzustehen. „Ich rufe einen Krankenwagen, bleiben Sie nur liegen“, sagte der Regisseur hastig und rannte auf Bob und Angelina zu, die ebenfalls im Gras lagen und grade versuchten aufzustehen. „Sind Sie beide okay?“ fragte Mr. Pok und wartete erst gar keine Antwort ab, sondern raste weiter, um einen Krankenwagen zu rufen. Justus und Peter hechteten mit angstvollen Gesichtern auf ihren Freund Bob zu, der sich soeben aufgerappelt hatte und versuchte, Angelina wieder auf die Beine zu helfen. Als Angelina endlich wieder stand, bemerkte Bob, wie Justus und Peter sabbernd auf die Schauspielerin starrten. Bob folgte ihren Blicken und entdeckte, dass die linke Brust von Angelina nicht mehr ordnungsgemäß verpackt war. Endlich bemerkte auch Angelina was los war und hielt sich sofort die Hände vor ihren raushängenden Busen. Mit hochrotem Kopf, unfähig sich zu bewegen, starrte sie die drei Detektive an. Bob reagierte sehr schnell und packte Angelinas Brust ohne mit der Wimper zu zucken wieder in den BH. „Machen Sie sich keine Sorgen, das kann ja jedem mal passieren“, tröstete Bob Angelina und klopfte aufmunternd auf ihre Schultern. „Mir zum Beispiel ist letztens der Tanga –“ „Das reicht Bob!“ unterbrach ihn Justus. „Wir müssen jetzt Ermittlungen anstellen und herausfinden, wo dieser Sprengsatz herkommt und wer ihn installiert hat.“ „Sehr richtig“, pflichtete Peter ihm bei. 24
„Mami?“ fragte plötzlich eine piepsige Stimme unter ihnen. Maddox, den sie ganz vergessen hatten, war aufgetaucht und schaute seine Mutter mit weit aufgerissenen Augen an. „Kacka... Hose...“ stammelte er und zeigte auf sein Hinterteil. Angelina lief erneut rot an. „Erst dieser dumme Werbespot, dann die Explosion! Außerdem entblöße ich mich hier und jetzt auch noch ‚Kacka-Hose’.“ Sie fuchtelte wild mit ihren Armen. „Ich haue ab, mir reicht es! Ich rufe euch morgen an. Bis dann.“ Mit diesen Worten entschwand sie in der Umkleidekabine.
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Blutiges Messer Überall liefen Ärzte und Krankenpfleger zwischen den verletzten Steinzeitmenschen und Schafen hin und her. Auch die Polizei war schon angerückt und untersuchte das Schaf, welches explodiert war. Missmutig schauten die drei ??? den Polizisten bei ihrer Arbeit zu. „Haben Sie schon etwas entdeckt?“ fragte Justus einen jungen Polizisten. „Was geht euch das an? Geht nach Hause, ihr habt hier nichts mehr zu suchen!“ „Aber Sir!“ Justus baute sich vor dem Polizisten auf. „Wir sind die Privatdetektive, die in diesem Fall extra eingeschaltet worden sind und wir bestehen darauf, an den Informationen teilzuhaben! Und wenn Sie uns nicht glauben, dann fragen Sie doch Inspektor Cotta, der wird Sie sicherlich gerne über uns aufklären.“ Das Gesicht des Polizisten hellte sich auf. „Ihr seid die drei ???, oder? Ich habe schon so viel von euch gehört, es ist mir wirklich eine Ehre, euch mal persönlich kennen zu lernen.“ Er reichte den verdutzten Detektiven die Hand. „Bitte, nur zu, untersucht das Schaf!“ „Gerne“, antwortete Justus und beugte sich über die Überreste des Schafes. „Just, in dem Darm des Schafes war ja eine Zeitschaltuhr, die es ermöglichte, den Sprengsatz per Fernbedienung zu aktivieren“, meldete sich Peter überrascht zu Wort und begutachtete einige schleimige Gedärme vor sich auf dem Boden. „Ganz Recht, Zweiter! Der Täter konnte das Schaf in einem für ihn günstigen Zeitpunkt detonieren lassen.“ Justus knetete seine Unterlippe. „Bob, weißt du noch, wer dem Schaf zum Zeitpunkt der Explosion am nächsten stand?“ „Das Schaf war genau hinter Angelina und mir, als es explodierte. Wir wurden zu Boden gerissen, aber der Steinzeitmensch, der auf dem Schaf saß, hat natürlich am meisten abbekommen.“ „Hmm... Ja, da hast du Recht, Bob. Der arme Mensch auf dem Schaf hat anscheinend den Druck der Explosion etwas gelindert“, sagte Justus nachdenklich. „Wie wäre es, wenn wir zu dem Schlachthof fahren, von dem die Schafe stammen“, schlug Bob vor. „Ich bin sicher, dass der Sprengsatz schon dort in den Schafskörper eingesetzt worden ist.“ „Das ist eine gute Idee!“ stimme Peter zu und auch Justus nickte überzeugt. Gesagt, getan! Die drei Detektive ließen sich sofort von Morton zum Schlachthof „Blutiges Messer“ in Beverly Hills chauffieren. Schon von weitem strömte ihnen ein fauliger Geruch entgegen, als sie das weiträumige Gelände betraten. Ein großes, rotes Gebäude im Zentrum des Grundstücks zog die Aufmerksamkeit der drei Detektive auf sich. Um das mächtige Gebäude herum gab es mehrere Stallungen und sogar ein kleines Wohnhaus. „Lasst uns als erstes das große Gebäude untersuchen!“ gab Justus Anweisung und ging mit voluminösen Schritten auf den Eingang zu. Bob und Peter folgten ihm vorsichtig. Als sie das Gebäude betraten, wurden sie von einem sehr dünnen Mann in einem schwarzen Anzug empfangen. Er hatte nur wenige Haare auf seinem knochigen Schädel und seine Augen waren winzig und glänzten schwarz. Er schüttelte den drei ??? die Hände und dabei bemerkten diese, dass der Mann nicht nur einen sehr feuchten Händedruck hatte, sondern auch scharfe und sehr lange Fingernägel. „Guten Tag, meine Herren!“ grüßte der seltsam aussehende Mann und grinste, wobei einige wenige gelbe Zähne zum Vorschein kamen. „Mein Name ist Dr. Hype, ich leite das Unternehmen hier. Womit kann ich dienen?“ 26
„Mein Name ist Justus Jonas, und dies sind meine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews“, stellte Justus sich und seine Freunde vor, „hier ist unsere Karte!“ Er zog eine zerknitterte Visitenkarte aus der Hosentasche und reichte sie Dr. Hype: Die drei Detektive ??? Wir übernehmen jeden Fall Erster Detektiv Zweiter Detektiv Recherchen und Archiv
Justus Jonas Peter Shaw Bob Andrews
„Wir möchten ihnen gerne einige Fragen über eine Schafsherde stellen, die ein Filmunternehmen von Ihnen bezogen hat“, begann Justus, nachdem der Doktor die Visitenkarte gelesen hatte. „Kommt mit in mein Büro, in den Akten müsste etwas über diese Herde zu finden sein!“ erwiderte Dr. Hype und ging in leicht gebückter Haltung einen dunklen Gang entlang bis zu einem Büro. „Das sind alle Akten, die wir über Schafe haben!“ Dr. Hype reichte Justus einen riesigen Aktenordner, auf dessen Front ein Bild von einem geschlachteten Schaf prangte. „Vielen Dank!“ Justus schlug den Aktenordner auf und blätterte planlos darin herum, bis er Einträge über eine Schafsherde fand, die von einem Filmunternehmen geliehen worden war. „22 Schafe, drei Böcke und sechs Lämmer – Rasse Fettsteißschaf...“ murmelte Justus nachdenklich. „Dr. Hype“, begann Bob, „wäre es für einen Außenstehenden schwierig, Ihr Grundstück zu betreten und einem Schaf eine Zeitschaltuhr in den Ar... eh... in den After zu schieben?“ „Nun...“ Dr. Hype schien verlegen. „Unsere Anlage ist nicht gerade die Sicherste. Vor einigen Wochen wurde uns am helllichten Tage eine ganze Herde neu eingelieferter Schweine gestohlen. Ich weiß bis heute nicht, wie sie aus dem Schlachthof entwendet werden konnten. Außerdem lag vor ein paar Tagen eines meiner Schafe tot im Gehege. Ihm wurde die Haut und der Kopf entfernt, sodass nur noch die Gedärme im Stroh lagen. Ist das nicht grausam?“ Dr. Hype wischte sich eine Träne weg, und fuhr fort: „Ihr seht, für einen Profi ist es kein Problem, hier einzudringen. Jedoch...“ Dr. Hypes Gesicht hellte sich auf, „verirren sich ab und zu auch Tiere zu uns. Zum Beispiel stand letzte Woche plötzlich eine wirklich wundervolle Milchkuh inmitten der Ziegen. Hätte ich sie nicht persönlich entdeckt, wäre sie vermutlich mit den Ziegen zu Tierfutter eingestampft worden. Wollt ihr vielleicht einen Schluck Milch? Wir melken sie täglich, da ihre Milch so frisch wie unser Fleisch ist.“ Ohne eine Antwort abzuwarten trottete der Schlachthofsbesitzer gefolgt von den drei Detektiven in einen Raum, in dem neben einem Tisch mit einer Kanne und einigen Gläsern eine Kuh an die Wand gekettet war, die Peter und Justus sehr bekannt vorkam. „Das ist doch –“ Peter traute seinen Augen nicht. „Berta! Diese Megakuh vom Bauern Joschka.“ „Ihr kennt diese Kuh?“ Dr. Hype schaute die drei Detektive ungläubig an. „Ja!“ antwortete Justus lässig. „Diese Kuh wurde einem Bauern namens Joschka gestohlen, er hatte uns den Auftrag gegeben nach ihr zu suchen.“ Dr. Hype sah traurig zu Boden. „Wollt ihr mir Berta etwa wieder wegnehmen? Ich habe mich doch schon so an sie gewöhnt und lieb gewonnen. Wäre es vielleicht möglich, dass ihr diesem 27
Joschka nicht erzählt, dass Berta in meinem Besitz ist? Ich werde bestimmt für sie sorgen und wenn ihr wollt, schlachte ich euch ein Schwein.“ „Oh, das wäre wundervoll“, japste Peter gierig und auch Justus nickte lüstern. „Dann können wir eine große Jubelfeier auf dem Schrottplatz veranstalten“, stimmte Bob erregt zu. „Und dann laden wir all unsere Exfreundinnen ein!“ entgegnete Justus begeistert. „Kann Jeffrey nicht auch kommen?“ fragte Bob vorsichtig. „Oder vielleicht noch andere Freunde von dir, Peter?“ „Öhm... na gut, ich werde Jeffrey fragen“, sagte Peter schmunzelnd. „Wollt ihr euch jetzt ein Schwein aussuchen?“ fragte Dr. Hype und stand schon in der Türe. „Ja natürlich! Sie kommen doch dann auch zu unserer Party, oder?“ fragte Justus höflich. „Sicher kommen ich zu eurer Party! Folgt mir jetzt bitte zu den Schweinen.“ Wenig später hatten die drei ??? sich ein kräftiges, fettes Schwein ausgesucht. Dr. Hype versprach, es pünktlich und frisch am Tage der Party zu liefern. Da Dr. Hype den drei Detektiven keine weiteren Dienste erweisen konnte, verabschiedeten sie sich und fuhren zurück zur Zentrale.
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Rufmord Am Dienstagmorgen klingelte schon in aller Herrgottsfrühe das Telefon. Justus, der alleine in der Zentrale war, nahm den Hörer ab. „Justus Jonas von den drei Detektiven.“ „Hallo Justus, ich bin es, Angelina.“ „Oh, Miss Jolie, wie geht es Ihnen?“ fragte Justus. „Haben Sie den gestrigen Schock gut überstanden?“ „Gut überstanden? Das soll wohl ein Witz sein!? Du wirst es nicht glauben“, brüllte Angelina in den Hörer, „aber es ist eine Katastrophe.“ „Was denn?“ Justus hatte nicht die geringste Ahnung, wovon die Schauspielerin sprach. „Die Zeitung – die Los Angeles Post! Ein ganzseitiger Bericht über mein Entblößung in der Öffentlichkeit.“ Justus langte über den Schreibtisch und griff nach der soeben eingetroffenen Zeitung. Schon auf der zweiten Seite fand er den besagten Artikel. Über einem großen Foto, auf dem Angelinas Busen hinter einem schwarzen Balken noch zur Hälfte hervorlugte, prangte die Überschrift: Angelina Jolie – Unheilbringende Exhibitionistin?! „Es ist eine Unverschämtheit!“ schrie Angelina weiter. „Ich kann mich nie mehr in meinem ganzen Leben in der Öffentlichkeit blicken lassen.“ Während Angelina dem Ersten Detektiv ihr Herz ausschüttete, las dieser den Artikel: „Die berühmte Hollywoodschauspielerin Angelina Jolie (28) scheint das Unglück geradezu anzuziehen. Auf dem Gelände einer hier ansässigen Filmgesellschaft ereignete sich am gestrigen Tage während ihrer Anwesenheit eine Katastrophe. Aus noch ungeklärter Ursache detonierte ein Sprengkörper in einem Schaf (!), der einige Anwesende schwer verletzte. Die Schauspielerin und das Filmteam gaben bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellungnahme ab. Aus diesem Grunde bleibt vorläufig noch ungeklärt, was in den Bergen von Hollywood gedreht wurde, warum für die Dreharbeiten Schafe verwendet wurden (auf denen außerdem geritten wurde), und warum eines der Schafe explodiert ist. Aber anscheinend haben der Tod des Tieres und die Verletzungen des ‚Schafreiters’ (verkleidet als Steinzeitmensch!) Angelina Jolie nicht sehr mitgenommen, denn schon kurz darauf entblößte sie ihre Brüste vor drei Minderjährigen und kam ihnen dabei recht nahe, denn sie zwang einen der drei Jungen, ihre Busen anzufassen, worauf sie vor Entzückung schrie. Als die Schauspielerin dann die Presse bemerkte, war sie peinlich berührt und rannte davon. In welche Machenschaften ist unser beliebter Star aus ‚Tomb Raider’ hier verwickelt? Gehört sie möglicherweise einer Sekte an oder ist sie mit dem Teufel im Bunde? Wir wissen es nicht, aber wir werden Sie auf dem Laufenden halten.“ F. Kryse „Justus? Justus! Hörst du mir überhaupt noch zu?“ Hysterisch redete Angelina auf den ersten Detektiv ein. „Ihr müsst mir helfen, jemand will meine Karriere ruinieren!“ „Jetzt regen Sie sich doch nicht so auf, wir –“ „Nicht aufregen?! Was würdest du denn machen, wenn ein Nacktfoto von dir in der Zeitung erscheinen würde und man dich als Exhibitionist, unheilbringend und pädophil bezeichnet, hä?“ 29
„Nun ja...“ Justus räusperte sich. „Ich würde mich wohl erst mal bei dem Schreiber dieses Artikels beschweren und dann Anzeige erstatten.“ „Dann mach das bitte mal, denn ich habe keine Zeit und außerdem bin ich viel zu aufgeregt!“ Mit diesen Worten hängte Angelina den Hörer ein. Justus seufzte genervt und nachdem er sich von dem Telefonat erholt hatte, bestellte er Peter und Bob zu sich in die Zentrale. „Und beeil dich!“ rief er bei Peter noch in den Hörer, denn seit zwei Monaten hatte dieser die Angewohnheit, auf dem Weg zum Schrottplatz am neuen Kiosk Süß zu kaufen. „Das schadet nur deiner Figur“, pflegte Justus immer zu sagen, und Bob ergänzte oft: „Du wirst irgendwann mal so dick wie Justus.“ Während Justus so auf die beiden wartete, fiel ihm ein, dass die drei ??? bei ihrem Ausflug zum Drehort des Werbespots gar nicht die von ihm reparierten Wanzen zum Abhören benutzt hatten. „Zu dumm“, flüsterte er sich selbst zu, denn er überlegte, wo er die Wanzen überhaupt verstaut hatte. Zunächst suchte er seine Hosentaschen ab, fand dort jedoch nichts, außer fünf benutzten Taschentüchern und einem schon angekauten Kaugummi. In der Jackentasche hatte er jedoch Erfolg; er fand die Wanzen unversehrt in einer Plastiktüte. Doch neben den Wanzen war noch ein anderer Gegenstand in der Jackentasche. Vorsichtig zog er eine rosa CD heraus, die er nicht einzuordnen wusste. Er konnte sich nicht entsinnen, wie dieses Medium in seinen Besitz gelangen konnte. Kurzerhand schob er die CD in den Rechner. Dem aufmerksamen Leser wird hier vielleicht auffallen, dass diese CD schon einmal in Aktion getreten ist, nur hatte sie damals noch einen anderen Besitzer. Falls ihr euch nicht erinnert: Justus wird sicherlich gleich nachschauen, was auf der CD zu finden ist. Hoffentlich behält er die Nerven... Muahahaha!!! Justus erblickte circa zwei Dutzend Videodateien. Als er die erste öffnete, wurde dem ersten Detektiv abwechselnd heiß und kalt. Er hatte gerade eine Porno-CD entdeckt! Doch plötzlich musste er mit Entsetzen feststellen, dass der Mann sein Geschlechtsteil nicht in den After einer Frau, sondern in den eines Mannes gleiten ließ. Sein steifes Glied schrumpelte wieder in sich zusammen... Peter hielt sich den Bauch vor lachen und deutete immer wieder auf den Zeitungsartikel, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. „Das ist wirklich zu komisch!“ kicherte er vergnügt. „Schade, dass sie uns nicht wirklich gezwungen hat, ihre Titten anzufassen. Man man...“ Lachend haute Peter auf seine Oberschenkel. „Kennst du diesen Schreiberling, Bob?“ Peter deutete auf den Autor des Zeitungsartikels. „Nee, F. Kryse kenn ich nicht, aber ich kann ja mal meinen Vater nach dieser Person fragen.“ „Tu das bitte!“ forderte Justus Bob auf. „Aber nicht jetzt, denn wir müssen ja noch unsere Party planen und das ist wichtiger.“ Die drei ??? vereinbarten, dass die Party am kommenden Freitag um acht Uhr auf dem Schrottplatz stattfinden sollte. Und dann luden sie mittels einer Telefonlawine einen Haufen Leute, darunter auch Lys, Kelly und Elizabeth, ein.
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Das Mannsweib Der Tag der Party rückte immer näher. Den Mittwoch nutzten die drei ??? für weitere Ermittlungen im Falle Jolie. Bob hatte herausgefunden, dass der besagte Autor des Textes F. Kryse in der Abteilung „Prominenz und Hollywood“ arbeitete, die unter den Kollegen der Zeitung auch unter dem Namen „Gerüchteküche“ weit verbreitet war. Bobs Vater hatte den drei Detektiven die Büroanschrift des Journalisten gegeben, und so fuhren die drei mit Bobs altem Käfer, den er vor kurzer Zeit pink lackiert hatte, in die Plimothstreet 1497. Auf einem Schild an der Eingangstür zum Bürogebäude stand in einer langen Liste verschiedener Journalisten der Name Fabienne Kryse. „Das ist eine Frau?!“ Peter erstarrte. „Ich hatte mit einem Mann gerechnet.“ Justus begann mit einem Moralvortrag: „Diese Voreinschätzung haben immer noch viele Leute. Die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts liegt zwar schon über ein halbes Jahrhundert zurück, doch ist die Auffassung, dass das allgemeine Berufswesen maskulin ist, weit verbreitet. Doch mittlerweile hat die Frau die Berufswelt fast vollständig erobert. Wie wir selbst gut wissen, wird auch bei Kriminaldelikten der Mann als Täter vorgezogen. Die Menschheit muss weiter daran arbeiten, die Frau vollständig zu integrieren.“ Bob und Peter konnten es nicht länger ertragen und schubsten Justus in das am nächsten liegende Blumenbeet. Der Erste Detektiv landete inmitten von Tulpen, Rosen und Nelken. Seine Kleidung wurde mit Erde und Dreck besudelt und in seiner Hose klaffte ein großes Loch. Justs Gesicht verformte sich zu einer zornigen Fratze. „Ihr verdammten Blödmänner!“ Er raffte sich mühsam ächzend auf und rannte davon. Bob und Peter zuckten achtlos die Schultern und wandten sich wieder ihrem Gesprächsthema zu. „Mein Vater hat mir nichts gesagt, er kannte diesen Mann – äh... die Frau gar nicht. Er hat nur in seinem PC die Auflistung der Angestellten aufgerufen. Da stand anscheinend kein Vorname oder mein Vater hatte es einfach nicht beachtet.“ „Na ja, egal“, meinte Peter, „wir gehen jetzt einfach mal rein.“ Die beiden Detektive schritten in das große Bürogebäude. Im achten Stock befand sich das Büro von Fabienne Kryse. Als sie vor der Bürotüre standen, klopfte Bob zaghaft an. „Herein!“ ertönte eine kräftige Stimme aus dem Inneren des Raumes. Peter und Bob betraten das Büro. Vor ihnen an einem Schreibtisch saß eine muskulöse Frau mit maskulinen Gesichtszügen. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht und sie klimperte erregt mit ihren langen Wimpern, als sie Bob und Peter erblickte. „Guten Tag, was kann ich für euch tun?“ fragte sie höflich mit ihrer rauchigen Stimme. „Hallo!“ rief Bob und winkte Mrs. Kryse beschwingt zu. Peter nickte nur kurz. „Wir möchten Sie gerne ein wenig über ihre Arbeit aus- äh befragen“, plauderte Bob drauf los. „Dieser Artikel über den Anschlag bei Dreharbeiten in Hollywood interessiert uns sehr. Können Sie uns weitere Details verraten?“ Mrs. Kryse lächelte verführerisch und zündete sich eine Zigarette an. Dann bot sie auch Peter und Bob einen Glimmstängel an. Bob lehnte dankend ab, Peter jedoch nahm sich eine Zigarette und ließ sie sich von der Journalistin anstecken. „Ihr wollt also mehr Details, ja?“ Mrs. Kryse blies einen großen Rauchring in die Luft. Peter sog den Rauch gierig ein, Bob jedoch blickte angewidert aus dem Fenster. „Dürfte ich vielleicht zuerst erfahren, wer ihr überhaupt seid?“ 31
„Oh Verzeihung, das haben wir ja ganz vergessen! Wir kommen von der Schülerzeitung und wollen einen Artikel über Angelina Jolie schreiben und da interessiert uns natürlich auch Ihre kompetente Meinung“, sagte Peter und lächelte charmant. „So ist das also! Und warum legt ihr ausgerechnet auf meine Meinung Wert? Ich bin doch nur eine ganz gewöhnliche Journalistin.“ „Das stimmt“, meldete sich Bob zu Wort. „Aber wir haben Ihren Artikel in der Los Angeles Post gelesen, und der kommt uns recht – ja wirklich recht verdächtig vor. Wenn Sie sagen, dass sie eine ach so gewöhnliche Journalistin sind, woher wissen Sie dann die ganzen Einzelheiten?“ Bob verschränkte die Arme und setzte eine siegessichere Miene auf. Die Journalistin hingegen erschrak und die Zigarette fiel ihr aus dem Mund. „Ähm, nun ja“, stotterte sie, „das... das ist ein Berufsgeheimnis. Das geht euch überhaupt nichts an.“ Mrs. Kryse sah nun gar nicht mehr gutmütig aus. Ihr roter Schmollmund bebte extrem. „Ich könnte euch ja auch fragen, warum ihr bei den Dreharbeiten ward.“ Sie blickte die beiden Jungen herausfordernd an. „Was? Aber wie... wo... woher wissen Sie, dass wir da waren.“ Peter blickte entsetzt zu Bob und dann wieder zu der Journalistin, die nun hämisch grinste. „Machen wir uns doch nichts vor! Ich war genauso da, wie ihr es ward und jetzt erklärt mir bitte, was ihr wirklich von mir wollt!“ Bob zögerte. „Okay, wir wissen ja jetzt, dass Sie bei den Dreharbeiten anwesend waren. Wir hatten eine Berechtigung dort zu sein, doch erklären Sie uns, wie Sie Zutritt zu dem gesperrten Drehort bekommen haben? Denn die ganze Angelegenheit war top secret!“ „Das ist ganz allein meine Angelegenheit!“ Die Journalistin geriet in Panik. „Oh nein“, sagte Peter, „da wird die Polizei ganz anders drüber denken. Entweder sagen Sie uns jetzt alles, was Sie wissen oder Sie werden erneut Besuch erhalten – dann aber nicht von uns, sondern von der Polizei.“ Mrs. Kryse wurde fuchsteufelswild. „Ihr verlasst sofort mein Büro!“ Sie griff sich eine große Porzellanvase und warf sie in Richtung der beiden Detektive, die sich erfolgreich duckten, sodass die Vase gegen eine große Vitrine mit Pokalen krachte. Glas splitterte und die Vitrine fiel laut in sich zusammen. Pokale mit Titeln wie „Bester Artikel im Monat Mai“ oder „Erfolgreichstes Gerücht“ hinterließen tiefe Kratzer im Parkett. „Wuääh! Meine Pokale!“ Die Journalistin stürzte sich auf den Boden. „Ihr werdet mir alles bezahlen!“ schrie sie die beiden Jungen aufgebracht an. Doch Bob und Peter waren in der Zwischenzeit längst verschwunden. Während Peter und Bob der Journalistin Mrs. Kryse einen Besuch abstatteten, wollte Justus auf dem schnellsten Wege nach Hause. Aufgebracht lief er durch die dunkelsten Gassen von Rocky Beach, um ja nicht aufzufallen. Doch plötzlich klopfte ihm jemand von hinten auf die Schultern. „Justus? Bist du das?“ ein ergrauter älterer Herr blickte Justus freundlich an. In der Hand hielt er einen pinken Kulturbeutel. „Hugenay?“ erstaunt blickte Justus den Meisterdieb an. „Was für eine Überraschung, Sie wieder zu sehen! Wie geht es Ihnen?“ „Mir geht es prima!“ Hugenays Gesicht strahlte. „Komm doch mit in meine Bar!“ Ohne eine Antwort abzuwarten packte er Justs Schultern und schob ihn ein paar Meter weiter bis zu dem Eingang seiner Bar „Vicky’s Gay Bar“. Widerwillig setzte Justus sich an den Tresen und ließ sich einen Whisky einschenken. „Was hast du denn all die Jahre gemacht, die wir uns nicht gesehen haben? Ich muss sagen, du siehst extrem gut aus!“ Interessiert blickte Hugenay zu Justus und leckte sich über die Lippen.
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„Ich ähm... wir haben uns doch letztes Jahr noch gesehen und ja öhm... ich habe die Schule abgeschlossen und nun mache ich eine kreative Pause.“ „Also, wenn du möchtest, kannst du gerne als Kellner hier in meiner Bar anfangen, denn mein Freund Eugen arbeitet hier auch nur nebenberuflich. Und mit einer schicken Lederhose“, überlegte Hugenay und betrachtete Justus ausführlich. „da lässt sich noch richtig was aus dir machen!“ „Ich weiß dieses Angebot wirklich sehr zu schätzen, aber da ich nicht homosexuell bin, halte ich das nicht für eine so gute Idee.“ „Okay, ich verstehe schon.“ Traurig wischte sich Hugenay mit dem Handrücken eine Träne aus dem Auge und spülte einige Biergläser. „Warten Sie, ich mache Ihnen ein Angebot“, sagte Justus rasch, als er sah, wie enttäuscht Hugenay war, „ich lade Sie zu unserer Party am Freitag Abend ein. Aber nur unter einer Vorraussetzung!“ „Welche?“ fragt Hugenay rasch, „ich bin zu allem bereit...“ „Dass Sie keine kriminellen Geschäfte mehr abschließen.“ „Och, von diesem Beruf hab ich mich schon vor langer Zeit getrennt. Bilder stehlen und verkaufen, das ist auf Dauer nichts für mich. Ich bin wirklich clean. Meine Bar floriert gut – ich verdiene zwar nicht mehr so viel wie früher, aber das ganze Geld von damals hab ich als Rentenvorsorge angelegt.“ Hugenay gluckste zufrieden. „Das freut mich! Also, die Party beginnt um acht auf dem Schrottplatz.“ „Einverstanden!“ „So, ich muss dann mal aufbrechen!“ Justus erhob sich. „War echt toll, dass wir uns noch mal getroffen haben. Bis übermorgen!“
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Das Schwein in der Hollywoodschaukel Gegen Abend trafen sich die drei Detektive nochmals in der Zentrale. Justus hatte glücklicherweise den Streit mit Peter und Bob vom Vormittag vergessen, da das Glas Whisky in „Vicky’s Gay Bar“ ihm sehr zugesetzt hatte. Peter und Bob berichteten ausführlich von ihrer Begegnung mit Fabienne Kryse und dem anschließenden Streit. Trotzdem entschieden die drei ???, die Dame zu ihrer Party am Freitag einzuladen, um für Stimmung zu sorgen. Überdies wollten Bob und Peter die Gelegenheit nutzen, um sich bei der Journalistin für ihr Verhalten zu entschuldigen. Außerdem luden sie Angelina Jolie zu ihrer Party ein. Zwar bezweifelten sie, dass die Schauspielerin kommen würde, doch versuchen konnten sie es ja mal. Für den nächsten Tag vereinbarten die drei Freunde eine Einkaufsorgie, um alles für die Party am kommenden Freitag fertig zu haben. „Nehmen wir nun fünf oder sechs Flaschen Wodka?“ Peter stand im Supermarkt vor dem Getränkeregal und sah seine Freunde Bob und Justus ratlos an. „Also ich trinke bestimmt eine Flasche ganz alleine... und du, Bob?“ „Ich trinke lieber Erdbeerschnaps.“ Bob griff nach einer Flasche und legte sie in den Wagen. „Und ich bin für Whisky und Bier!“ meldete sich Justus zu Wort. „Hmm okay, dann reichen drei Flaschen Wodka aus“, entschied Peter und legte den edlen Tropfen in den Einkaufswagen. Dann kauften die drei Detektive noch zehn Kästen Bier, sechs Kilo Chips und vier Kilo Erdnüsse. Für Salate und andere Speisen würde Tante Mathilda sorgen, dachte sich Justus. Sorgfältig hatten die drei ??? ihre Beute nach dem Einkauf in der Zentrale aufgebaut. Justus lehnte sich in seinem Sessel zurück und seufzte zufrieden. „Ich glaube, mit diesen Massen können wir drei Partys veranstalten!“ „Sag das mal nicht, wir haben mittlerweile so viele Leute eingeladen, dass ich mir schon Sorgen mache, ob wir überhaupt genug haben“, entgegnete Peter. „Wir hätten doch fünf Flaschen Wodka kaufen sollen.“ „Du immer mit deinem Wodka!“ ärgerte sich Bob. „Nicht jeder trinkt dieses Gesöff so gerne wie du!“ „Pah, man kann es doch noch mit Cola und anderen Getränken verfeinern!“ Peter streckte Bob die Zunge heraus. „Na und?“ Bob brachte nun auch seine Zunge zum Vorschein. „Es schmeckt dadurch auch nicht besser!“ „Kollegen!“ Justus breitete die Arme aus, um seine beiden Freunde zu beschwichtigen. „Hört auf zu streiten! Wir sollten jetzt besser auf den Schrottplatz gehen und für die Party einiges an Mobiliar heraussuchen.“ Gemeinsam suchten die drei Juniordetektive in den Bergen von Trödel nach brauchbaren Tischen und Stühlen. Nach drei Stunden hatten sie 12,5 Tische und 36 Stühle gefunden. Justus wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wir haben viel zu wenige Stühle!“ „Ach nee, das sehe ich auch“, motzte Peter ärgerlich. „Lass mich raten, wir müssen noch welche bauen?“ „Ach was“, sagte Justus. „Dazu hab ich jetzt auch keinen Bock, wir suchen einfach ein paar Teile raus, auf denen man auch sitzen kann!“ „Wie zum Beispiel diesen Liegestuhl hier?“ Bob zeigte auf einen halb verrotteten Liegestuhl mit einem mottenzerfressenen Kissen obendrauf. „Ja genau, sehr gut, Bob!“ lobte Justus. 34
Nach weiteren zwei Stunden hatten die drei Freunde genügend Ausrüstung für die Party beisammen. Einige Tonnen, Kisten, Truhen und alte Sofas dienten als weitere Sitzmöglichkeiten. Als Grill verwendeten die drei ??? eine umgebaute Hollywood-Schaukel. Unter das Metallgestell hatte Justus bereits einen Haufen Kohle und kleine Holzstückchen gelegt. Die Sitzfläche, auf der selbstverständlich keine Kissen mehr lagen, fungierte als Grillrost. „Und wehe, da setzt sich jemand drauf!“ drohte Justus immer wieder, der sehr stolz auf diesen riesigen „Grill“ war. Der Tag der Party war gekommen. Den Vormittag nutzten Justus, Peter und Bob, um alles für die Party herzurichten. Sie stellten die Stühle, Kisten, Truhen und was sie sonst noch rausgesucht hatten, in einer ordentlichen Formation auf. Außerdem hatten die drei Jungen zu ihrer eigenen Überraschung Tante Mathilda ohne Probleme die Zubereitung der Speisen aufhalsen können, sodass diese schon in aller Herrgottsfrühe in der Küche stand und kochte. Onkel Titus hatte sich freiwillig zum Kellner erklärt, in der Hoffnung, viele alkoholische Getränke für den eigenen Bedarf zu sichern. Somit war zu diesem Zeitpunkt alles noch in bester Ordnung. Doch das sollte sich bald ändern... Wenn ich nicht schon tot wäre, würde ich ja auch total gerne zu dieser Party gehen. Doch andererseits macht mich diese Ankündigung, dass die beste Ordnung nicht lange anhält, sehr ängstlich. Na ja, dann bleib ich wohl in meinem Sarg liegen! Mit einer einstündigen Verfrühung erschien Kelly auf dem Schrottplatz. Justus, der grade dem Grill ordentlich einheizte, blickte sie verwundert an. „Was machst du denn schon hier? Die Party fängt doch erst in einer Stunde an.“ „Ich weiß, ich weiß“, entgegnete Kelly, „aber ich dachte, ich könnte mich eventuell vorher noch einmal mit Peter aussprechen...“ „Mmh, ich glaube nicht, dass das jetzt so eine gute Idee ist. Habt ihr denn euren Streit immer noch nicht beigelegt?“ „Ich versuch es ja andauernd, aber jedes Mal, wenn ich ihn anrufe, rülpst er ins Telefon und legt auf.“ Kelly war den Tränen nahe. „Und dabei bin ich noch nicht mal Schuld an diesem Desaster!“ „Ja, ja. Es war Peter – er ist mit Roxanne aus diesem Maskenladen fremdgegangen“, versuchte Just sie zu beruhigen, „aber er konnte die Veränderung an dir einfach nicht ertragen.“ Er schaute sich Kelly nochmals von oben bis unten an. Das damals so schlanke und attraktive Mädchen, das immer als draufgängerisch und wild galt, hatte sich zusehends verändert. Nun war sie ein echter Ökotyp; sie hängte sich Blumenkränze über ihren pummeligen Körper und außerdem trug sie nur noch Klamotten aus Hanf. „Peter steht nun mal auf schlanke und gut aussehende Girls, die viel Haut zeigen“, ergänzte Justus. „Nichts gegen dich, aber unter diese Kategorie fällst du einfach nicht mehr.“ In diesem Augenblick traten Bob und Peter aus der Freiluftwerkstatt. Während Bob Kelly stürmisch begrüßte, grummelte Peter vor sich hin. „Ich hab euch doch gesagt, ich will diese dumme Öko-Schlampe nicht auf unserer Party“, flüsterte er Bob und Justus ins Ohr. „Hallo Peter...“ würgte Kelly heraus. „Wie, eheh... geht, eheh... es eheh... dir?“ stotterte sie schnell hinterher. 35
„Gut!“ sagte Peter mürrisch und drehte sich weg. Er wollte nichts mehr mit Kelly zu tun haben. Kelly nahm dies traurig zur Kenntnis und wendete sich wieder Justus zu. „Ich habe euch noch ein paar Kleinigkeiten für die Party mitgebracht. Wartet, ich hole sie aus dem Auto.“ Kelly ging zu ihrem kleinen grünen Solarauto, welches sie vor dem Schrottplatz geparkt hatte. Sie öffnete den Kofferraum und holte einige kleine Tupper-Dosen und eine Flasche aus dem Wagen. „Ich habe euch Sonnenblumenkerne, Pinienkerne und Sesam mitgebracht. Außerdem habe ich frisch gepressten Orangensaft!“ Sie hielt die Flasche hoch und strahlte. Die drei ??? warfen sich vielsagende Blicke zu. „Ähm, danke...“ presste Bob hervor und stellte die Dosen zu den Chips und den Nüssen. Die Flasche Orangensaft stellte er in die hinterste Ecke des Kühlschranks. „Kann ich euch noch was helfen?“ fragte Kelly höflich. „Öhm... du kannst gerne zu Tante Mathilda in die Küche gehen und ihr beim Zubereiten der Speisen helfen“, sagte Justus rasch. „Okay, bis gleich dann“, antwortete sie und ging in Richtung Küche. „Puuh...“ machte Peter und zündete sich erleichtert eine Zigarette an. „Was habt ihr denn?“ Bob schaute seine Kollegen verständnislos an. „Ich finde sie total lieb.“ „Sie war früher so ein heißes Teil, aber jetzt? Zum Glück hast du dich von Liz getrennt, Bob, dann kann ich mich heute Abend an sie ran machen.“ Peter sabberte gierig. „Wie du meinst...“ sagte Bob. „Sie war eh nicht mehr mein Typ, ich stehe mittlerweile mehr auf...“ „Männer!“ riefen Peter und Justus automatisch. „Weißt du was, Bob“, sagte Peter, „heute Abend kommt doch auch Jeffrey, soll ich dich mit ihm verkuppeln?“ „Jeffrey ist schwul?“ Bob blickte überrascht auf. „Was nicht ist, kann ja noch werden“, grinste Peter und ging zurück in die Freiluftwerkstatt. „Hallöööööle!“ Kurz vor acht Uhr erschien Dr. Hype freudig winkend auf dem Schrottplatz. Er zeigte auf seinen kleinen weißen Transporter, den er auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt hatte. „Kann mir mal jemand mit dem Schwein helfen?“ „Selbstverständlich!“ antwortete Justus, der am Buffet stand und sich grade heimlich ein paar belegte Brote krallen wollte. Zusammen trugen Justus und Dr. Hype das Schwein auf die Hollywoodschaukel. Dr. Hype bereitete das Schwein zum Grillen vor und Justus sah interessiert dabei zu. Bob, Kelly und Tante Mathilda brachten währenddessen die restlichen Speisen und stellten sie auf den Buffettisch.
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Monster müssen in den Sack Gegen acht Uhr trudelten die ersten Gäste ein, unter ihnen auch Elizabeth und Lys, die Exfreundinnen von Bob und Justus. Elizabeth war wie gewohnt sehr edel und hübsch gekleidet, doch ihre Nase zierte ein Gipsverband. Peter, der sich schon auf einen viel versprechenden Abend im Beisein von Liz gefreut hatte, starrte diese entsetzt an. „Was ist denn mit dir passiert? Hattest du einen Unfall?“ „Aber nein, mach dir keine Sorgen!“ Elizabeth klimperte verführerisch mit ihren langen Wimpern. „Ich habe nur eine kleine Korrektur an meiner Nase vornehmen lassen. Dieser winzige Hubbel hat mich einfach gestört.“ Sie versuchte zu lächeln, doch man konnte Liz anmerken, wie schwer ihr dies fiel. „Vielleicht helfen dir meine neuen Brüste ja über den kleinen Schönheitsmakel in meinem Gesicht hinweg!“ Elizabeth zwinkerte verzückt und stöckelte dann in Richtung Buffet davon. Justus, der die ganze Szenerie mitbekommen hatte, grinste breit. „Das ist mindestens Doppel D, also greif zu heute Abend!“ „Ay ay, Sir!“ Peter hob die Hand und grinste ebenfalls. Doch plötzlich kam eine seltsam aussehende Frau auf Peter und Justus zugestöckelt. Erschrocken starrten die beiden Detektive das missratene Geschöpf an. Sie konnten sich nicht entsinnen, dieses Weib eingeladen zu haben. „Na, wie geht’s euch?“ fragte die hässliche Evastochter. „Kennen wir uns?“ Justus wich ängstlich zurück. „Hihihi, erkennt ihr mich etwa nicht mehr?“ Die Frau nahm den Schleier ab und dann auch die Haare! „Bob!!!“ Peter und Justus schrieen entsetzt auf. Peter reagierte blitzschnell und zerrte Bob in eine dunkle Ecke. „Wie zum Donnerwetter kamst du auf die Idee, diesen schrecklichen Fummel anzuziehen? Das ist absolut grauenhaft!“ „Mir gefällt es“, lächelte Bob und setzte die Perücke mit den langen blonden Haaren wieder auf. Darüber legte er einen kleinen weißen Schleier. Seinen übrigen Körper bedeckte er mit einem langen violetten Kleid, welches mit weißen Spitzen verziert war. An den Füßen trug Βob rote Lackschuhe. „Uarghs!“ machte Justus und rümpfte die Nase. „Das ist doch peinlich, Bob! Du machst unser ganzes Unternehmen lächerlich“ „Ach, Quatsch mit Soße!“ grinste Bob. „Wenn noch nicht mal ihr mich in diesem wunderschönen Outfit erkennt, dann wird das auch kein anderer tun. Ich kann mich also getrost der Öffentlichkeit präsentieren.“ Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und schwebte elegant davon. Ein Hauch von Parfüm wehte Peter und Justus ins Gesicht. Während sie ihrem Kollegen noch hinterher schauten, wurden Justus und Peter plötzlich von hinten gepackt und in einen Sack gestopft. Eine Frauenstimme begann schrill zu kichern. „Lys, lass uns sofort aus dem Sack raus!“ brüllten Peter und Justus wie aus einem Munde. „Monster müssen in den Sack!“ fing Lys an zu singen. „Und Vampiiiiire auch... Und Vampiiiiire auch...“ „Oh mein Gott! Was ist denn jetzt schon wieder mit ihr los. Hat sie wieder eine neue Droge entdeckt?“ flüsterte Just seinem Kollegen zu. „Warte mal, ich habe hier in meiner Jackentasche ein Taschenmesser, damit können wir uns befreien.“ 37
Triumphierend machte sich Peter an die Arbeit, den Sack aufzuschneiden, während Lys laut schreiend ein weiteres Lied über Dracula anstimmte. „So, das hätten wir!“ Peter kämpfte sich aus dem Sack und half dann Justus, der wegen seines Gewichts nicht alleine aufstehen konnte. „Huuhuu, ihr kleinen Monsterschnuggel“, rief Lys und gab Peter einen Kuss. „Ähm Lys!?“ Justus schaute seine Exfreundin entsetzt an. „Alles okay bei dir?“ „Was soll denn schon saaaaiiin?“ Sie kotzte neben Justus auf den Boden, fing dann aber abrupt an, Peters Hose zu öffnen. „Was ham wir denn daaaa?“ gluckste sie und stupste mit ihrem Zeigefinger auf Peters Ausbeulung in der Boxershorts. Peter errötete, stieß Lys von sich und schloss schnell seine Hose. „Sag mal, geht’s dir wirklich gut? Du kommst mir ein wenig high vor“, bemerkte Peter ernst. „Tuzzi tuzzi tuuu!“ Lys hockte auf dem Boden und streichelte einen Stein. „Miaaa geht’s gut!“ Sie hob den Stein auf und legte ihn Peter in die Hand. „Pass bitte auf mein Baby auf. Ich muss weg!“ Hastig torkelte Lys in Richtung Buffet davon und warf sich im gehen noch eine Tablette ein. „Sie hat langsam ein wirklich ernstzunehmendes Drogenproblem“, sagte Justus trübsinnig. „Ein paar Pillen schmeißt sich ja jeder mal ein, aber sie übertreibt wirklich maßlos.“ „Hoffentlich kotzt sie nicht unser ganzes Buffet voll.“ sorgte sich Peter. Ach herrje, das ist ja wirklich schlimm mit der Lys. Da es mit ihrer Filmkarriere nicht geklappt hat, versuchte sie sich mit Drogen zu trösten. Doch mittlerweile ist sie wirklich stark abhängig. Wir können nur hoffen, dass unsere drei Hobbydetektive neben ihrer Arbeit noch Zeit finden, sie von diesem Gift abzubringen. Inzwischen war der Schrottplatz voller Menschen, die von den drei Detektiven begrüßt werden mussten. Justus und Peter trafen Bob bei der Musikanlage, wo er gerade seine Lieblingsmusik für die Party aufgelegte. Die von Justus vor etlichen Jahren selbst gebastelten Boxen waren so laut, dass sie nicht nur den Schrottplatz, sondern mindestens die ganze Stadt, mit dem neuesten Lied der „Gay Boys“ beschallten. Während die Gäste so langsam zu tanzen begannen, schüttelten die drei ??? allen reihum die Hand. Zu ihrem Erstaunen war auch Fabienne Kryse erschienen, die sich rauchend mit Lys vergnügte. Zusammen waren sie gerade dabei, eine der Musikboxen mit Kleister an einen Laternenmast zu kleben. Bob hielt schon den ganzen Abend lang Ausschau nach Jeffrey. Gegen neun Uhr traf dieser dann auch endlich ein. Stürmisch begrüßte Bob ihn. „Jeffrey! Da bist du ja endlich, wie geht es dir?“ Höchst befriedigt besah sich Bob Peters Kumpel von oben bis unten. Jeffrey trug einen roten Satinanzug und schwarze Lackschuhe. „Bob? Bist du das?“ Jeffrey bestaunte Bobs Kleid und das lange blonde Haar. „Gut schaust du aus!“ Arm in Arm schlenderten die beiden in Richtung Buffet davon, um sich gegenseitig mit Erdbeeren und Sahne zu verführen. Unterdessen begrüßten Peter und Justus die weiteren Gäste nur noch zu zweit. Neben vielen Klassenkameraden waren auch der Chauffeur Morton, die Praktikantin Lesley Dimple, die Psychologin Clarissa Franklin, welche mittlerweile aus der Psychiatrie „Best Hope“ geflohen war, und die inzwischen 15-jährige Allie Jamison, die auf ihrem Schimmel durch die Menschenmasse ritt, gekommen. In einer Ecke entdeckten sie zudem Inspektor Cotta und Victor Hugenay, die sich fortwährend stritten und auch zu prügeln begannen. 38
Und dann kam der Star des Abends. Auf einmal war der gesamte Schrottplatz in gleißendes Licht gehüllt, als eine weiße Limousine die Einfahrt hinaufglitt. Der Chauffeur des Wagens, der ganz in schwarz gekleidet war, öffnete die hintere Tür, aus der Angelina Jolie entstieg. Sie trug eine schwarze Lederhose und ein enges gleichfarbenes Top. Alles verstummte jäh und man hörte nichts mehr außer Lys, die irgendwo auf den Schrottplatz kotzte. „Ähm... hallo?“ stotterte Angelina und schaute irritiert in die Runde. Drei Sekunden lang geschah nichts, alle starrten nur die Schauspielerin an. Doch dann, ganz plötzlich, brach tosender Beifall aus und alles stürmte mit frisch gezückten Notizblöcken und Stiften auf Angelina zu, um ein Autogramm zu erhaschen. Gelassen gab sie all ihren „Möchtegern-Fans“ Autogramme und lächelte verführerisch in die Runde.
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Ein alter Bekannter Nachdem sich der Aufruhr um Angelina gelegt hatte, ging die Party ausgelassen und fröhlich weiter. Es wurde getanzt, getrunken und gevögelt. Die drei Detektive hatten soviel Spaß, dass sie alles um sich herum vergaßen. Doch als Justus sich das dreißigste Pizzastück holte und dabei eine Flasche Bier über seinen Körper vergoss, entdeckte er einen jungen Mann, der vor dem Tor des Schrottplatzes stand und von einem Bein aufs andere hüpfte. „Peter, Bob“, flüsterte er seinen beiden Kollegen, die zufällig neben ihm standen, so unauffällig wie möglich zu, „vor dem Tor steht jemand. Es könnte der Täter sein.“ „Okay, schon verstanden“, antworte Bob, der mittlerweile Jeffreys Satinanzug trug, da die beiden ihre Kleidung im zärtlichen Einverständnis getauscht hatten. „Wie gehen wir vor?“ „Ganz einfach! Du stellst dich unbemerkt neben das Tor. Peter und ich verlassen das Grundstück über das rote und grüne Tor und überrumpeln ihn dann von hinten.“ „Okay!“ lallte Peter und torkelte durch das grüne Tor auf die Straße. Justus ging durch das rote Tor und gesellte sich dann wieder zu Peter. „Wir überrumpeln ihn jetzt ganz vorsichtig von hinten, kapiert?“ schärfte Justus Peter ein, obwohl er bezweifelte, dass der zweite Detektiv bei den Unmengen an Wodka, die er getrunken hatte, überhaupt noch etwas mitbekam. Die beiden Freunde schlichen vorsichtig los. Doch als sie nur noch zwei Meter von der unbekannten Person entfernt waren, stolperte Peter plötzlich über einen Stein und fiel der Länge nach hin. Dabei riss er den jungen Mann mit zu Boden. „Hilfe!“ schrie der Unbekannte erschrocken und sprang wieder auf die Füße. „Was wollt ihr von mir? Justus, Peter, seid ihr das?“ „Ach herrje, das ist ja Skinny Norris, das schreckensbleiche Nervenbündel“, stieß Peter genervt hervor. „Bist du aus deinem Heim ausgebrochen?“ Die drei Detektive wussten, dass ihr langjähriger Erzfeind in einem Internat wohnte, jedoch jede Sommerferien bei seinen Eltern in Rocky Beach verbrachte, um dort bislang den drei ??? das Leben zur Hölle zu machen. „Nenne mich nicht so!“ Skinny war den Tränen nahe. „Ich will nicht, dass alle mich ärgern. Im Internat werde ich immer gehänselt: mal sind es meine Sommersprossen, mal meine Pickel und mal mein kleiner Schwanz.“ Tränen rollten über Skinnys Wangen. „Und jetzt bin ich mal raus aus diesem Internat“, heulte er, „und dann macht ihr mich genauso fertig. Das finde ich gar nicht nett von euch!“ „Höää? Was geht’n mit dir ab?“ lallte Peter. „Du bist doch derjenige, der uns immer geärgert und gehänselt hat. Wie kommt es zu deinem plötzlichen Sinneswandel?“ Justus war höchst verwundert. „Nun ja, das ist so: Ich habe neuerdings eine Freundin und die ist sehr katholisch und deswegen habe ich jetzt auch zum Glauben gefunden. Die zehn Gebote sind die wichtigsten Regeln in meinem Leben!“ „Wat bist’n du für ne Memme geworden?“ kicherte Peter. Skinny ignorierte Peters Einwand und fuhr fort: „Das Neue Testament habe ich schon größtenteils auswendig gelernt. Also ich identifiziere mich am meisten mit Paulus.“ Justus tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Du spinnst ja völlig! Komm mit auf unsere Party und trink erstmal einen, dann geht’s dir besser!“ Mit diesen Worten schob Justus Skinny auf den Schrottplatz und händigte ihm ein Bier aus.
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Noch ein Wort zu Skinny: Kann man ihm trauen? Ich habe diesen Jungen noch gut als Taugenichts in Erinnerung. Und diese Erklärung erscheint mir doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Andererseits hat er die Erklärung glaubhaft rübergebracht. Na ja, ich bleibe skeptisch – und ihr?
„Wos’n Bob?“ fragte Peter, nachdem sie Skinny alleine am Buffet zurückgelassen hatten, doch während Justus noch überlegte, blieb Peters Blick an Liz hängen, die ihn verführerisch anlächelte. „Na du!“ sagte sie mit einer erotischen Stimme, die die beiden Jungen von ihr noch gar nicht kannten. Sie ging auf Peter zu und zog ihn am Kragen ganz nah an sich ran. „Hättest du Lust, mir Gesellschaft zu leisten?“ „Klaro, du geile Schnecke!“ hickste er und schlurfte mit Liz im Schlepptau über die Party. „Na super, und wer bleibt für mich übrig?“ Einsam und verlassen kämpfte Justus sich durch die Menschenmassen um sich herum. Jeder schien irrsinnigen Spaß zu haben, war betrunken oder turtelte mit einer Frau rum. Mrs. Kryse war mittlerweile dazu übergegangen, den überdimensionalen Lautsprecher mit Hammer und Meißel zu bearbeiten. „Hey Justus!“ rief plötzlich eine bekannte Stimme direkt vor ihm. Doch Justus sah nichts und sprach zu sich selbst: „Häh? Wo denn? Bin ich schon so besoffen, dass ich Halluzinationen habe?“ „Nein! Hier unten!“ Und da sah er sie: Jelena, das Mädchen im Rollstuhl, die Einzige, die ihm in seiner gesamten Detektivkarriere jemals das Wasser reichen konnte. Und weil sie Justus so ähnlich war, konnte er Jelena nicht leiden. Doch jetzt, wo er von allen anderen verlassen vor ihr stand, bemerkte er ihre unglaubliche Schönheit und Ausstrahlung. „Was ist?“ fragte sie ihn und er schreckte aus seinen Gedanken auf. „Habe ich einen Pickel auf der Nase, oder warum glotzt du mich so an?“ „Tut mir leid, ich war in Gedanken versunken! Wie geht’s dir denn so? Amüsierst du dich?“ „Um ehrlich zu sein: ich finde die Party ziemlich öde und niveaulos, aber da du ja nun da bist, wird sich das sicherlich ändern.“ Sie schmunzelte überlegen. „Möchtest du mir ein wenig Gesellschaft leisten? Ich habe bis vor ein paar Minuten noch eine interessante Konversation mit Angelina über die Atomspaltung geführt, aber leider ist sie eben gegangen, weil sie die Toilette aufsuchen wollte. Allerdings gebe ich mich nun auch mit dir zufrieden.“ „Das freut mich!“ lächelte Justus und dann schob er Jelena in eine ruhige Ecke. Er konnte seinen Blick kaum von Jelenas tiefem Ausschnitt abwenden und er bemerkte, wie sein Geschlechtsorgan anschwoll. „Was hast du denn in letzter Zeit so getrieben?“ wollte Justus wissen. „Ich habe ein Studium begonnen und ich wohne jetzt in einer kleinen Wohnung in der Innenstadt von L.A.“ Auch Jelena blickte Justus lustvoll an. „Hättest du Lust, mit mir mal kurz die Party zu verlassen, um ein paar Straßen weiter ein wenig die Ruhe zu genießen?“ „Gerne“, hechelte Justus und ging neben Jelena her, die darauf bestand, ihren Rollstuhl selber zu fahren. Während Justus neben Jelena herging, versuchte er, seinen Ständer zu verbergen, was ihm jedoch nicht sonderlich gelang. Auch Jelena schien den Ständer bemerkt zu haben, denn sie warf ab und zu flüchtige Blicke auf das Prachtteil. In einer heruntergekommen, unbeleuchteten Straße konnte Jelena ihre Lust nicht länger zurückhalten und zog Justus am Hemd zu sich herunter, um mit ihm einen langen und intensiven Kuss auszutauschen. Bei dieser Gelegenheit fasste Justus an Jelenas Brüste und 41
diese an seinen Phallus. Hinter Mülltonnen versteckt wurde es für die beiden der schönste Moment ihres Lebens...
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Wo ist die Toilette? Während Justus sich mit Jelena vergnügte, hatten sich Bob und Jeffrey in die Zentrale verzogen, wo sie zusammen mit Peter und Liz Strippoker spielten. Peter war bereits bis auf die Boxershorts entblößt und hielt zitternd seine Spielkarten in der Hand. Auch die drei anderen Jugendlichen zeigten schon sehr viel Haut. „Ich fühle mich so beobachtet“, stotterte Peter. Wahrhaftig standen draußen einige Leute, unter anderem Hugenay, Skinny und direkt am Fenster Mrs. Kryse. Liz, die nur noch einen roten Tanga trug, streichelte beruhigend über Peters Oberschenkel. „Du brauchst dich nicht schämen, Peter. Wenn wir gleich ganz nackt sind, verziehen wir uns in Justus’ Zimmer, okay?“ hauchte sie in sein Ohr. Peter bekam eine Gänsehaut und grinste siegessicher. Doch plötzlich klopfte es an die Tür des alten Wohnwagens und Angelina trat ein. „Verzeihung! Ich suche schon seit einer Viertelstunde die Toilette. Könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen?“ Bob lachte laut auf. „Die Toilette haben wir versteckt!“ antwortete er. „Niemand weiß, wo sie ist, denn wir haben nur ein ziemlich abgewracktes Dixiklo von einer Baustelle ergattern können. Das muss ja nicht jeder zu Gesicht bekommen. Aber Ihnen können wir ja sagen, wo es ist: Also, Sie müssen hinter der kaputten Holztür links vorbei am Ofen, dann müssen Sie unter dem Wellblechzaun durchkriechen und dann finden Sie rechts neben dem Torpfosten das rosafarbene Dixiklo. Da vorne ist die kaputte Holztür, da geht’s lang.“ Bob zeigte durch das Fenster, wo inzwischen zu Peters Erleichterung niemand mehr stand. „Das ist mir aber jetzt viel zu kompliziert!“ meinte Angelina leicht verwirrt. „Oder nehmen Sie den Eimer hier!“ Bob reichte Angelina einen blauen Eimer und wandte sich dann wieder seinen Karten zu. „Ähm, ja, danke.“ Angelina drehte sich in Richtung Türe und wollte die Zentrale wieder verlassen, als sie bemerkte, dass die vier Jugendlichen bis auf die Unterwäsche entblößt waren. „Was macht ihr denn da?“ Angelinas Augen verformten sich zu schmalen Schlitzen. „Nun ja“, stotterte Bob, „wir spielen gerade Strippoker, doch bis jetzt hat noch keiner verloren. Leider!“ Trübselig schaute er auf Jeffreys Boxershorts. „Tja, dann will ich euch nicht weiter stören, außerdem drückt es bei mir schon“, grinste die Schauspielerin in die Runde und humpelte mit dem Eimer davon. „Komm Peter“, flüsterte Liz ihm zu, „wir testen mal die Belastbarkeit von Justs Bett.“ Sie stand auf und zog Peter hinter sich her. Bob und Jeffrey bekamen davon gar nichts mehr mit, da sich Bobs Zunge in Jeffreys Mund verirrt hatte. Langsam zogen sie sich die restliche Kleidung aus, und begannen dann mit dem für sie etwas anderen Akt der Liebe. Peter und Liz waren mittlerweile in dem Zimmer des Ersten Detektivs angekommen. Auf dem Bett gaben sie ihrer Lust freien Lauf. Unterdessen hockte Angelina mit dem blauen Eimer hinter einem riesigen Schrotthaufen und hoffte, unbemerkt zu bleiben. Vorsichtig ließ sie eine Kackwurst nach der anderen in den Eimer gleiten. Als sie ihr Geschäft vollendet hatte, fiel ihr ein, dass sie weder Klopapier, noch ein Taschentuch bei sich trug. Mit einer Hand wühlte sie im Schrott nach einem brauchbaren Ersatz, doch sie fand nichts. Auf einmal näherten sich ihr Stimmen. Panisch hielt Angelina sich ein neben ihr befindliches Blechschild vor ihren unteren Bereich und rannte schnell davon, gradewegs in die Arme der 43
Personen, die sich ihr zu nähern beabsichtigt hatten, wegen des unangenehmen Geruchs aber wieder umgekehrt waren. „Was machen Sie denn hier?“ fragte Clarissa Franklin, die zusammen mit Charles Barron über den Schrottplatz schlenderte. „Öhm... ich habe dieses überaus tolle Blechschild gefunden und wollte es gerne kaufen“, stammelte Angelina verlegen. Sie schaute sich das Blechschild aufmerksam an und erkannte eine Werbung für Seife. „Äh ja, Seife fand ich schon immer sehr... äh... ansprechend.“ Doch zu weiteren unsinnigen Erklärungen kam die Schauspielerin gar nicht mehr, denn plötzlich machte es:
RUUUUUMMMMMMSSSSSSSSKAAAAWUMMMMMBUMMMMM!
Och nee, nicht schon wieder!
Alle drei schreckten hoch. „Was war das?“ Mrs. Franklin schaute sich beängstigt um. „Was das war?“ fragte Mr. Barron ungläubig. „Das war eindeutig ein Anschlag. Da wollte jemand das gesamte System Amerikas lahm legen. Kommunisten! Anarchisten! Pack!“ „Ach was, das war doch bloß ein ganz harmloser Anschlag, das kommt in meiner Gegenwart seit neustem öfters vor!“ Angelinas Augen funkelten und in einem Moment, in dem sie sich unbeobachtet fühlte, zupfte sie ein Blatt von einer hinter ihr stehenden Palme ab, um sich den Hintern abzuwischen. Als dies erledigt war, zog sie ihre Hose schnell wieder hoch und legte das Blechschild beiseite. Mrs. Franklin starrte verwirrt auf das mit Fäkalien beschmierte Palmenblatt, welches plötzlich vor ihren Füßen lag. „Schnell, wir müssen gucken, ob jemand verletzt worden ist!“ Angelina rannte in Richtung des Knalles davon. Doch die umstehenden Menschen schienen unverletzt zu sein, sie gerieten noch nicht einmal in Panik, da sie die Explosion für einen Partygag hielten. „Wo sind denn unsere drei Helden, die uns mit diesem billigen Knall erschrecken wollten?“ fragte Allie Jamison, die mit ihrem Pferd um den Grill galoppierte. „Da kommen sie ja!“ lachte Hugenay und zeigte auf Justus, Peter und Bob, die halbnackt aus verschiedenen Richtungen angestürmt kamen. „Was ist geschehen?“ fragte Justus voller Panik und zog sich hastig seine Unterhose zurecht. „Eine weitere Explosion!“ gab Angelina gelassen Auskunft. „Ich habe allerdings keine Ahnung, wo der Sprengkörper detoniert ist. Als es passierte, war ich grade auf der Suche nach... ähm äh, einem Blechschild und als ich eins gefunden hatte, traf ich auf diese beiden Herrschaften.“ Sie wies auf Charles Barron und Clarissa Franklin. „Ja ja, sehr richtig!“ donnerte Mr. Barron, doch da trat seine Frau neben ihn und gab ihm zu verstehen, dass er leise sein sollte. „Hallo Justus!“ sagte Mrs. Barron freundlich. „Ich habe schon die Antwort auf all eure Fragen. Die Retter vom Planeten Omega sind da hinten auf einem Schrotthaufen gelandet. Ob das elektrische Feld schon zusammengebrochen ist?“ „Aber Ernestine, du weißt doch immer noch nicht, was ein elektrisches Feld ist“, unterbrach sie ihr Mann.
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Das Verhör Plötzlich dröhnte eine laute Stimme über den gesamten Schrottplatz. Inspektor Cotta stand breitbeinig mit einem Megaphon auf einem mitgebrachten Polizeiwagen. „Niemand rührt sich von der Stelle! Dies ist eine Anweisung der Polizei. Wer sich dagegen auflehnt, kommt in Sicherheitsverwahrung. Und jetzt übernimmt Justus das Wort.“ Cotta überreichte Justus das Megaphon, der in Unterhose bekleidet mühsam das Auto bestieg. „Meine Damen und Herren! Zunächst einmal war der Knall keiner unserer Partygags. Dafür wäre er viel zu gut gemacht gewesen. Aber jetzt zum Ernsten: Seit einiger Zeit wird Angelina Jolie, die ich hiermit nochmals grüßen möchte, von seltsamen Explosionen verfolgt. Eben jene, die gerade zu hören war. Man kann nur von Glück sprechen, dass bis jetzt noch niemand schwer verletzt wurde.“ Er grinste in die Runde. Währenddessen stiegen auch Bob und Peter auf das Auto. „In der Zwischenzeit hat mein Kollege Bob Andrews den Explosionsort ausfindig machen können. Wo ist er, Bob?“ Bob nahm das Megaphon und sagte: „Dixiklo.“ Das erstaunt dreinschauende Publikum fing an zu tuscheln und Allie Jamison rief in ihrer unbefangenen Art: „Wieso hat mir keiner gesagt, dass es hier ein Klo gibt? Ich musste deswegen mein Pferd zum Stuhlgang zu uns nach Hause führen.“ Doch die anderen Gäste zuckten bloß mit den Schultern, da sie ihre Notdurft in dem Glauben, es gäbe kein Klo, in den Büschen verrichtet hatten. „Wir alle wussten es nicht“, meinte Kelly, „aber so ein Dixiklo ist auch nicht gerade umweltfreundlich. Da benutzt man den Kot doch besser als Dünger.“ „Bitte beruhigt euch wieder!“ rief Bob in das Megaphon. „Wir ihr nun alle festgestellt habt, war fast keinem von euch die Existenz des Dixiklos bekannt. Somit können wir diesen Aspekt benutzen, um den Täter zu fassen!“ Vereinzelter Beifall ertönte von den Gästen. „Wir sind stets logisch vorgegangen. Niemand konnte das Klo alleine ausfindig machen, somit kann man nur von uns Dreien die Wegbeschreibung zum Dixiklo bekommen haben. Hier kommen nur zwei Personen in Frage, doch eine von beiden hat Dank Peter ein im wahrsten Sinne des Wortes handfestes Alibi.“ „Wie, echt?“ Justus konnte Bobs Erklärungen nicht länger folgen. „Ja, das stimmt.“ Peter schritt zum Megaphon, in seiner linken Hand hielt er einen blauen Eimer, der einen üblen Geruch verströmte. „Dieser vollgeschissene Eimer gehört Angelina Jolie! Bob hat ihr, großzügig wie er nun mal ist, den Weg zum Dixiklo erklärt, da er jedoch sehr kompliziert ist, zog Angelina es wohl vor, in diesen Eimer zu defäkieren. Zwar war sie von diesem Augenblick bis zu dem Zeitpunkt, wo Clarissa Franklin und Mr. Barron sie getroffen haben, alleine und hätte mühelos eine Bombe installieren können, aber durch eine umgehende DNA-Analyse können wir den Zeitpunkt des Stuhlgangs berechnen. Somit ist Angelina von jeder Schuld frei.“ Diesmal ertönte grandioser Beifall und manche Gäste wollten ein weiteres Autogramm, doch Angelina hatte sich mit hochrotem Kopf hinter einem Busch verkrümelt. „Nun kommen wir zur einzigen anderen Person, die von dem Dixiklo wusste“, erklärte Bob, der wieder das Megaphon an sich genommen hatte. „Diese Person hatte die Wegbeschreibung, die ich Angelina gegeben habe, mitbekommen. Also musste sich dieser Jemand neben unserem Büro befinden. Insgesamt haben wir drei Personen durch unser Fenster beobachten können. Zwei von diesen Personen waren aber zu weit entfernt, als dass sie mich hätten reden hören können.“ Peter riss das Megaphon wieder an sich und verkündete: „Somit sind Victor Hugenay und Skinny Norris entlastet. Herzlichen Glückwunsch!“ 45
Die Menge jubelte. „Und wer ist jetzt der Täter?“ wollte Justus wissen. „Ich hab keine Ahnung, wie ihr das alles rausgefunden habt.“ „Der Täter ist...“ Peter atmete tief durch. „Mit 100%iger Wahrscheinlichkeit: Mrs. Fabienne Kryse.“ Buh-Rufe ertönten. Die Journalistin, die mitten in der Menge gefangen war, wurde mit Blechstücken beschmissen und angespuckt. Inspektor Cotta hatte seine Handschellen gezückt und nahm die heulende Dame in Gewahrsam. Ich hab es doch gewusst! Hab ich es nicht immer gesagt? Nur ist mir noch nicht ganz klar, wie sie die anderen Anschläge verübt hat. Aber Justus wird – äh... hmm, Bob und Peter werden das sicherlich gleich aufklären. Mal sehen, welches Motiv sie dazu verleitet hat. Unter den Rufen der Gäste wurde Mrs. Kryse auf einen Podest gestellt, um sie dort vor den Augen aller verhören zu können. Inspektor Cotta besorgte ein zweites Megaphon, damit die umstehende Meute auch die Worte von der Täterin verstehen konnten. „Die Frage, die uns alle sicherlich am meisten interessiert“, begann Bob, „ist das Motiv dieser Übeltäterin! Was hat Sie dazu bewogen, unschuldigen Menschen solch ein Leid zuzufügen?“ „Meine Attentate waren berechtigt!“ schrie Fabienne aufgebracht. „Diese dumme Schlampe hat mir meinen Freund ausgespannt!“ „Welche Schlampe?“ fragte Peter verwundert und schaute in die umstehende Menge, bis sein Blick an Kelly hängen blieb. „Nein, nicht dieses Öko-Mädchen, du dummer Junge! Ich meine die Frau, die sich da hinten hinter einem Busch versteckt, weil sie sich schämt, in einen Eimer gekackt zu haben! Mein Plan war so perfekt, wenn sie auf das Dixiklo gegangen wär, dann wäre ihr fetter Hintern jetzt nur noch Matsche!“ Die Journalistin lachte lauthals auf. Es war ein grelles, fürchterliches und dreckiges Lachen, das alle zusammenzucken ließ. „Also, Angelina hat Ihnen den Freund ausgespannt?“ probierte Bob das Gespräch wieder auf den Punkt zu bringen. „Und was geschah dann?“ „Ja was wohl? Die beiden wurden ein Paar und dann habe ich die dumme Schlampe aus den Augen verloren. Aber jetzt, wo sie so berühmt ist und beabsichtigte, in dem Hotel zu wohnen, wo meine Mutter arbeitet – da sah ich den Zeitpunkt der Rache gekommen.“ „Ist diese Hexe etwa Ihre Mutter?“ Justus schaute Mrs. Kryse, die nickte, skeptisch an. „Ähm... hehe... wie geht es denn Ihrer Mutter?“ „Sehr gut! Nachdem man sie vor fünf Tagen in einem Putzschrank fand, von dem sie nicht wusste, wie sie dort hinein gelangt war, sind ihre Rückenprobleme wie weggeblasen. Nur ihr Auge rollt noch so seltsam. Ich glaube, ich muss die Dosis für die Augentropfen erhöhen.“ „Und wie ging es nun weiter mit Ihrem Rachefeldzug?“ wollte Bob wissen. „Wie haben Sie es geschafft, die Bomben in der Hotelsuite zu installieren?“ „Ach das war doch ganz easy! Meine Mutter hat mir den Schlüssel zu der Suite besorgt und als die dumme Trulla nicht da war, habe ich mir Zugang verschafft. Ich konnte in aller Ruhe einen Sprengsatz im Kleiderschrank und einen im Badezimmer installieren. Leider seid ihr Bengel mir in die Quere gekommen.“ „Allerdings!“ grunzte Bob verärgert und wies auf einen dicken blauen Fleck auf seinem rechten Oberschenkel. „Aber jetzt erklären sie uns mal, wie sie sich Zugang zu den Dreharbeiten für den Werbespot verschafft haben.“ 46
„Hihihi!“ lachte Fabienne Kryse überlegen. „Meine Mutter hatte zu Angelinas Zimmerreservierung gleich einige ihrer Unterlagen zugeschickt bekommen. Darunter waren auch die Informationen über diesen Dreh. Schlau, wie ich nun mal bin, habe ich mir diese Akten kopiert. Für mich als Journalistin sind solche Informationen sehr wichtig. Durch meine Mutter bin ich so schon sehr oft an Informationen über Stars gekommen. Zwar war nicht geplant, auch bei dem Dreh eine kleine Bombe detonieren zu lassen, aber vorsichtshalber habe ich doch meine Vorkehrungen getroffen, falls vorher alles schief gehen würde. Und leider ist ja auch alles schief gegangen.“ „Ja aber wie sind sie jetzt an den Drehort gekommen?“ drängte Peter ungeduldig. „Ein weiterer gut geplanter Schachzug von mir!“ triumphierte Fabienne. „Ich habe mich als Schaf verkleidet unter die Herde gemischt.“ Peter unterbrach sie: „Waren Sie etwa das fette, hässliche Schaf, was uns angegrunzt hat?“ „Äh... ja!“ sagte sie und fuhr fort: „So gelang es mir auch unbemerkt, einem der Schafe einen Sprengsatz mit Fernauslöser in den Darm zu schieben. Als sich das ausgewählte Schaf in der Nähe von Angelina befand, löste ich die Explosion aus. Leider hat der Reiter des Schafes die Explosion abgefangen und wieder kam die dumme Schlampe ohne einen Kratzer davon. Das hat mich so wütend gemacht, dass ich diesen überaus genialen Artikel für die Los Angeles Post geschrieben habe!“ Angelina, die noch immer hinter dem Busch hockte, konnte das Gerede von Mrs. Kryse nicht länger ertragen und stürmte nach vorne, um sich auf die Journalistin zu stürzen. Doch Victor Hugenay und Mr. Barron gelang es grade noch, die aufgebrachte Schauspielerin, die wie wild zappelte, festzuhalten. „Jetzt erklär mir bitte mal, welchen Mann ich dir ausgespannt haben soll! Ich kenn dich noch nicht einmal!“ Angelina schnaubte wie ein Amok laufendes Rhinozeros. „Das weißt du nicht mehr?!“ Fabienne versuchte sich aus Inspektor Cottas Griffen zu befreien, doch dieser hielt sie eisern fest. „Mein halbes Leben lang plane ich, wie ich mich an dir rächen kann und du dummes Miststück erinnerst dich noch nicht mal daran, was damals geschehen ist? Vor genau 14 Jahren, drei Monaten, zwölf Tagen und... ähm... drei Stunden hast du mir meinen Freund Jack Walter ausgespannt!“ „Was?“ schrie Angelina ungläubig. „Du warst doch nie mit Jack Walter zusammen!? Und schon gar nicht, als ich mit ihm zusammengekommen bin!“ „Ich war aber kurz davor mit Jack Walter zusammenzukommen. Und du kamst mir dabei in die Quere. Vielleicht erinnerst du dich noch an die kleine schmächtige Ruth Cample, auf der immer alle rumgehackt haben? Das war ich! Und als du mir meine erste und einzige Liebe ausgespannt hast, habe ich mit Krafttraining angefangen und eine Menge Hormone geschluckt. Sieh dir nur an was jetzt aus mir geworden ist...“ schluchzte Fabienne. „Ich habe mich mein ganzes Leben lang auf eine Rache vorbereitet, die mir nie gelungen ist. Und Jack Walter ist mittlerweile tot! Alles deine Schuld, du dumme Schlampe!“ Mrs. Kryse brach in sich zusammen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. „In Wahrheit bin ich immer eifersüchtig auf dich gewesen! Dein Vater war ein Star, du bist ein Star, und dein Aussehen konnte ich auch nie übertrumpfen. Und du hättest jeden Mann haben können. Armer Jack Walter, warum musstest du ausgerechnet ihn nehmen?“ „Woran ist er denn gestorben?“ fragte Angelina zaghaft. „Doch nicht, weil ich Schluss gemacht habe, oder?“ „Er hat sich eine Überdosis Heroin gespritzt. Nach dem du weg warst, hat er sich mit den Junkies angefreundet. Ich habe so oft versucht ihm zu helfen, aber auf mich hat er nicht gehört. Du allerdings hättest ihn sicherlich retten können, denn er hat noch so oft von dir gesprochen!“ Fabiennes Gesicht war mittlerweile angeschwollen und rot. „Ich kann doch auch nichts dafür, dass wir nach New York gezogen sind. Und auf die Entfernung hätte unsere Beziehung eh nicht überleben können. Am besten machst du eine
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Therapie und gehst danach in die Klapse! Ich habe nämlich keinen Bock mehr auf dein jämmerliches und krankes Gelaber.“ „Wo sie recht hat, hat sie recht!“ stimmte Bob zu.
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Letzte Details Nachdem Fabienne Kryse vor allen Partygästen ihre unglaubliche Rachegeschichte erzählt hatte, ging die Party ausgelassen und fröhlich weiter. Inspektor Cotta sperrte die Journalistin in seinen Wagen und begab sich dann erneut auf die Tanzfläche, um mit Mrs. Franklin Disco Fox zu tanzen. Auch die anderen Gäste tanzten weiter und die Stimmung konnte nicht besser sein. Niemand ließ sich durch das Geschehene von seinem Spaß an der Party abbringen – auch nicht Angelina Jolie. Sie hatte in Kelly eine neue Freundin gefunden, da sie untereinander einige Gemeinsamkeiten festgestellt hatten. Auch Justus und Peter vergnügten sich weiterhin mit ihren neuen Freundinnen und Bob bekannte sich auf der Feier zu seiner homosexuellen Veranlagung und verkündete darüber hinaus seine Verlobung mit Jeffrey, der glücklich und zufrieden mit Bob Händchen hielt. Und so ging die Party noch tief bis in die Nacht hinein... Am nächsten Morgen wachte der gesamte Besuch verkatert, aber überglücklich auf. Niemand war nach der riesigen Party nach Hause gefahren, sondern hatte es sich irgendwo in einer Ecke des Schrottplatzes bequem gemacht. Die drei ??? waren unter den ersten, die aufstanden, um den Grill wieder anzuschmeißen und um Tante Mathilda zu beauftragen, die Gäste zu bewirten. Dann gingen die drei Detektive erhobenen Hauptes auf die schlafende, im Polizeiauto gefesselte Fabienne Kryse zu, um noch die restlichen Details zu dem Fall zu erfahren. Auf dem Weg zu Mrs. Kryse stahlen Justus, Peter und Bob die Autoschlüssel von Inspektor Cotta, der noch schlummerte und leise „Ich will dich, Clarissa!“ nuschelte, und setzten sich anschließend neben die Gefangene. „Was wollt ihr denn noch von mir?“ fragte die Journalistin unwirsch. „Wir hätten da noch einige Fragen!“ begann Justus, „denn ich habe diesen Fall überhaupt nicht verstanden.“ „Zum Beispiel würde uns interessieren, wo sie das Schafskostüm herhaben? Das musste natürlich echt aussehen und ein Halloween-Kostüm macht sich da sicherlich nicht so gut“, meldete sich Bob zu Wort. „Ach das, hihi.“ Fabienne kam wieder etwas in Stimmung. „Das hab ich mir bei Dr. Hype besorgt. Natürlich war ich so gewichst, dass er es nicht bemerkt hat.“ „Ich wusste gar nicht, dass Dr. Hype Kostüme näht.“ Peter war verdutzt. „Nein, natürlich nicht. Ich habe eines seiner Schafe enthauptet und dem Tier die Haut abgezogen. Dann habe ich die Haut auf einen Latexanzug geklebt und angezogen. Aus dem Schafskopf habe ich die Innereien entfernt und auf eine Auswölbung des Latex-Anzuges geklebt. Selbstverständlich habe ich noch eine Luftröhre von meinem Mund zum Schafsmund gelegt. Toll, nicht wahr?“ Mrs. Kryse grinste die Jungen überlegen an. „Oh ja, Sie sind wirklich bewundernswert!“ stimmte Justus zu. „Nur nicht ganz so brillant wie ich“, grinste er. „Na klar bin ich das! Und ich bin noch viel besser! Denn ich musste mir ja noch eine Strategie ausdenken, um diesen ollen Dr. Hype abzulenken. Ansonsten hätte der im schlimmsten Falle was von meiner Schafslynchaktion bemerkt.“ „Und wie haben Sie das angestellt?“ plapperte Bob dazwischen. „Da ich die gesamte Aktion schon im Voraus geplant hatte, habe ich Dr. Hype schon einige Tage zuvor observiert. Und da habe ich etwas recht sonderbares festgestellt. Dr. Hype ging jeden Tag zur Nachbarskoppel und kuschelte mit den Kühen. Er selber besitzt nämlich gar keine Kühe auf seinem Schlachthof. Seine Spezialitäten sind Schafe, Schweine und Ziegen. 49
Aus diesem Grunde kam ich dann auf die Idee, dass er nur eine eigene Kuh benötigte, damit er den ganzen Tag bei ihr blieb und seinen Schlachthof total vernachlässigte.“ „Aha“, rief Peter aufgeregt, „jetzt weiß ich was Sie gemacht haben!“ „Ja?“ frage Justus, „ich weiß es nicht.“ „Och Justus!“ Bob stöhnte auf. „Das ist doch ganz klar: Mrs. Kryse hat die Milchkuh von Bauer Joscka gestohlen und sie in den Schlachthof transportiert.“ „Du hast Recht, Bob“, musste Justus zugeben. „Da hätte ich wirklich drauf kommen können.“ „Ich bin darauf gekommen“, gluckste Mrs. Kryse zufrieden. „Ich habe dem Ehepaar Joscka ganz einfach eine Überdosis Schlafmittel in die Kuhmilch geschüttet und schon sind Sie beim Düngern eingeschlafen. So konnte ich unbemerkt die Kuh mit einem Nylonseil an die Anhängerkupplung binden und so zum Schlachthof schleifen. Außer ein paar Schürfwunden ist der Kuh zum Glück nichts weiter passiert.“ „Wahnsinn! Sie sind wirklich gerissen“, befand Peter, doch dann grinste er. „Trotzdem sind Sie etwas zu übermütig geworden in ihrem Handeln. Ich bin sehr froh, dass wir Sie überführen konnten, bevor Sie noch etwas wirklich Schreckliches anstellen konnten.“ „Ich bin darüber – wie ihr euch vielleicht denken könnt – nicht sehr erfreut“, seufzte Fabienne. „Aber ich sehe ein, dass ich Scheiße gebaut habe, vielleicht muss ich dann ja nicht so ganz lange in den Knast.“ „Wir werden sehen“, sagte Justus und kletterte aus dem Wagen. „Ich wünsche Ihnen noch ein angenehmes restliches Leben und hoffe, dass wir uns nie wieder begegnen.“ Peter hob die Hand zum Abschied und Bob winkte fröhlich. „Kommt Ihr mich denn wenigstens mal im Gefängnis besuchen?“ fragte Mrs. Kryse mit betrübter Miene. „Nein, tut uns Leid, wie schon gesagt: mit Ihnen möchten wir nichts mehr zu tun haben“, antwortete Bob und die drei ??? ließen die enttäuschte Journalistin alleine.
Ich bin froh, dass dieser Fall nun endlich geklärt ist. Jetzt kann ich mich beruhigt zurück in mein Grab legen und weiterschlafen!
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Alfred Hitchcock hat keine Fragen Am nächsten Tag fuhren die drei ??? zum Friedhof von Hollywood, um die Gedenkstätte ihres alten Freundes Alfred Hitchcock aufzusuchen und um mit ihm wie immer die letzten Unklarheiten ihres abgeschlossenen Falles zu besprechen. Nach einer Stunde Fahrt standen die drei Jungen vor dem großen und imposanten Grabstein des ehemaligen Regisseurs. Sie setzten sich in einem Halbkreis vor die Ruhestätte und hielten sich an den Händen. „Alfred, wir rufen Sie!“ begann Justus in einem ruhigen, aber bestimmenden Ton. „Bitte melden Sie sich bei uns!“ bat Bob höflich. „Ich glaube, sein Geist ist jetzt bei uns“, flüsterte Peter und legte eine rote Rose auf den Stein. „Dann lasset uns beginnen.“ Justus erhob beschwörend die Hände. „Der Fall begann damit, dass wir eine entlaufene Kuh suchen sollten. Das war uns jedoch viel zu dumm und durch einen Zufall erhielten wir einen weitaus besseren Auftrag. Die berühmte Hollywoodschauspielerin Angelina Jolie wurde nämlich von schrecklichen Explosionen heimgesucht“, berichtete Justus. Bob zog seine Hose runter und hielt einen großen blauen Fleck in Richtung des Grabsteins. „Ich habe allerdings meistens die Explosionen abbekommen“, seufzte er. „Zum Glück haben wir die Täterin auf unserer Party am Freitag überführen können. Sie wollte sich an Angelina rächen, weil diese ihr angeblich den Freund ausgespannt hat!“ „Womit sie aber im Unrecht war“, platzte Peter dazwischen. „Angelina hat niemandem den Freund ausgespannt.“ „Ja genau!“ bestätigte Justus. „Haben Sie bis hierhin Fragen, Mr. Hitchcock?“ Es herrschte Stille. Nur das Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter im Wind waren noch zu hören. „Ich schätze, er hat alles kapiert“, meinte Peter nach einer Minute. „Genau wie ihr!“ Justus grinste seine beiden Kollegen an. „Ihr habt wirklich ganze Arbeit geleistet! Ich hätte es nicht besser machen können, doch ich wollte euch natürlich auch einmal die Chance geben, euer Können unter Beweis zu stellen. Selbstverständlich habe ich von Anfang an gewusst, dass Fabienne Kryse die Täterin ist.“ „Wer’s glaubt, wird selig, Just“, kicherte Bob. „Es muss dir nicht peinlich sein, dass die ganzen Alkoholexzesse deine Gehirnzellen zerstört haben. Wir mögen dich auch so total verblödet, wie du jetzt bist.“ Und Peter ergänzte: „Jelena übrigens auch!“ „Ach ja, genau“, räusperte sich Justus, „wir drei haben zudem neue Partnerschaften gefunden, Mr. Hitchcock. Ich habe meine alte Rivalin Jelena Charkov glücklich gemacht, Peter hat sich mit Liz in meinem Bett vergnügt und Bob hat sich mit Jeffrey verlobt. Und das alles ist zur gleichen Zeit passiert – verrückt, oder?“ Die drei Detektive lachten lauthals auf. Sie lachten und lachten eine ganze Weile. Doch plötzlich räusperte sich direkt hinter ihnen jemand. Justus, Peter und Bob drehten sich schlagartig um und blickten in ein widerliches Gesicht, in dessen Mitte ein Auge hin- und herrollte. Es war die verschimmelte, aber faltenlose Visage der „Hexe“, der Mutter von Fabienne Kryse. „Ah guten Tag, Mrs. Kryse! Wie geht es Ihnen? Ich hoffe Sie erinnern sich noch an unseren Besuch bei Ihnen im Hotel, wo es uns doch so gut gefallen hat.“ Peter grinste zaghaft. „Ooh ja, natürlich! Das war sehr amüsant.“ „Wie Sie vielleicht wissen, wurde Ihre Tochter Fabienne Kryse eines Verbrechens überführt. Es war unsere Detektei, die diese mysteriösen Explosionen um die Schauspielerin Angelina Jolie aufgedeckt hat. Dabei war es leider unumgänglich, Ihre Tochter einer hohen Gefängnisstrafe auszusetzen. Wir hoffen jedoch, dass Sie uns diese Vorgehensweise nicht 51
übel nehmen. Aber wir müssen natürlich auf der Seite der Gerechtigkeit stehen. Oder sehen Sie das anders?“ „Öhhh...“ machte die Frau, rollte zweimal mit ihrem Auge und sackte leblos zusammen. Erschrocken sprang Peter auf: „Ach du heilige Scheiße! Jetzt ist die alte Schabracke schon wieder ohnmächtig geworden!“ „Stimmt, Zweiter! Aber zur Vorsicht überprüfe ich noch mal den Puls.“ Doch dieses Mal ließ sich kein Erfolg verzeichnen. Die Frau war ohne jeden Zweifel tot! „Oh, mein Gott! Was haben wir – äh… was hat Justus getan?“ rief Bob erschrocken. „Kommt, fasst mit an, Kollegen“, befahl Justus und ergriff die Hände des anorganischen Objekts, „wir hieven sie hier auf diese alte Eiche neben dem Denkmal von Alfred Hitchcock.“ Zusammen klemmten die drei Detektive die Leiche zwischen zwei starke Äste des großen Baumes. Dann beseitigten sie ihre Fingerabdrücke mit Hilfe von Wasser aus einem Brunnen, der sich ein paar Schritte entfernt befand, und versuchten die Hexe mit einigen Blättern und Laub zu verdecken, was aber nicht ganz funktionierte. Nachdem diese unschöne, aber durchaus ertragbare Arbeit erledigt war, sagten Justus, Peter und Bob Alfred Hitchcock Adieu und machten sich eilig aus dem Staub. Diesmal keiner Schuld bewusst, lachten die drei ??? laut und lange...
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