DAVID DAUBE GEWALTLOSER FRAUENWIDERSTAND IM ALTERTUM
KONSTANZER UNIVERSITÄTSREDEN
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DAVID DAUBE GEWALTLOSER FRAUENWIDERSTAND IM ALTERTUM
KONSTANZER UNIVERSITÄTSREDEN
KONSTAN·ZER UNIVERSITÄTSREDEN ---tIERAUSGEGEBEN VON GERHARD HESS 47
DAVID DAUBE GEWALTLOSER FRAUENWIDERSTAND IM ALTERTUM
DAVID DAUBE
GEWALTLOSER FRAUENWIDERSTAND IM ALTERTUM
Im Verlag der Druckerei und Verlagsanstalt Konstanz UNIVERSITÄTSVERLAG GMBH
ISBN 3879400547
© Druckerei und Verlagsanstalt Konstanz Universitätsverlag GmbH, Konstanz, 1971 Gesamtherstellung: Druckerei und Verlagsanstalt Konstanz Universitäts-Druckerei GmbH Konstanz Am Fischmarkt
lrmi, Karola und Suzanne
Um 1820 schickte sich Johann Peter Hebel an, eine Antrittspredigt vor einer Landgemeinde zu verfassen. Er hat sie nicht vollendet, aber das Bruchstück enthält wertvolle Rückblicke auf seinen Schicksalsweg, der ihn zwar zu bedeutendem Erfolg führte, jedoch nicht ohne Opfer und Geduldsproben. »Wundert euch nicht, meine Freunde«, so heißt es, »wenn ich zum erstenmal, da ich vor euch auftrete, von mir selbst zu euch rede ... Was ich im zwanzigsten Jahre meines Lebens bald zu erlangen hoffte, gab mir Gott im sechzigsten«.I Das paßt ja ein biß ehen (obwohl die Verwaltung hier leider weiß, daß ich schon zweiundsechzig bin). Ehe ich denn an mein Thema herangehe, möchte ich Ihnen, Herr Rektor Hess, sowie allen Mitgliedern und Mitarbeitern der Universität Konstanz meinen tiefempfundenen Dank für die Aufnahme, die Sie mir gewährten, aussprechen. Ich kann mir keine größere Ehrung denken. Doch mehr noch ist dies: daß Sie mir in meiner alten Heimat eine neue Heimat bereitet haben.
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1.
Der Titel >Gewaltloser Frauenwiderstand im Altertum< bedarf der Erläuterung. Frauen brauche ich wohl nicht zu definieren, gebe jedoch zu, daß ich mir seit dem jüngst in London stattgehabten Prozeß Corbett v. Corbett, alias Ashley, meiner Sache nicht mehr völ~ lig sicher bin.2. Unter Altertum verstehe ich die jüdisch-griechischrömische Welt bis zum Kaiser Justinian im sechsten Jahrhundert. Weniger einfach steht es mit Widerstand. Ich meine damit nicht jedwede Unfreundlichkeit wie etwa einen Korb, sondern nur die Handlung, die dem Gesetz oder zumindest tiefverwurzelter Sitte zuwiderläuft. Aber selbst hier schließe ich rein eigennützige und in der Hoffnung, unentdeckt zu bleiben, verübte Delikte, zum Beispiel Diebstahl einer im Seminarraum liegengebliebenen Handtasche, aus, um mich auf Verstöße, die offen, ja, demonstrativ, im Dienst einer höheren oder vermeintlich höheren Sache erfolgen, zu beschränken. Widerstand in diesem Sinne wäre es, wenn eine Arbeiterin einen eleganten Laden betritt, vernehmlich erklärt, daß sie mehr Anspruch auf Luxus habe als reiche Müßiggänger, und nun die teuerste Handtasche der Auslage an sich rafft; vielleicht auch, wenn eine Kollegin, um ihre Gleichberechtigung zu betonen, meine Rechte ergreift und mit den Worten »Küß die Hand, gnädiger Herr« an die Lippen führt. Die schöne Helena beging zwar Ehebruch, doch nur zu ihrem Vergnügen, fällt also nicht in den Rahmen meiner Betrachtungen. Als Gegenfigur wäre Ibsens Nora denkbar, die Mann und Kinder, ihr Puppenheim, sowohl um ihrer eigenen geistigen Befreiung als auch - so will der Dichter, daß wir es sehen - um der all ihrer Genossinnen willen verläßt und einen entsagungsvollen Alleingang antritt. Auch der Begriff gewaltlos ist nicht ganz unkompliziert. Am vergangenen 2. Februar drangen in San Francisco zwei Dutzend Studentinnen während einer juristischen Vorlesung in den Hörsaal ein und forderten im Chor die Entlassung des Professors, da er die 8
Eignung von Anwältinnen zu wirkungsvollem Auftreten in Strafverfahren angezweifelt hatte.3 Der Zwischenfall verlief völlig gewaltfrei. Angenommen nun, der Professor hätte in Erwartung des Protestes die Türe durch einen mit Blumentöpfen beschwerten Tisch verbarrikadiert und seine Gegnerinnen hätten das Hindernis umgestürzt: würde dies die Angelegenheit zu einer gewaltsamen stempeln? Oder wie wäre es, wenn die Ungeladenen Boxmeisterinnen im Schwergewicht gewesen wären und sich mit drohenden Mienen um den Katheder geschart hätten?4 Ich habe Demonstrationen erlebt, die zwar ohne Blutvergießen vorübergingen, doch dem Geist und den Möglichkeiten nach durchaus nicht milde waren. Für die folgenden Erörterungen ist es am zweckmäßigsten, von Gewaltlosigkeit zu spred1.en, falls keine ernstliche Gefährdung von Leib und Leben oder Sachgütern vorliegt. Medea, die vor Jasons Augen die Kinder, die sie ihm geboren hatte, metzelte, handelte offensichtlich gewalttätig. Den auf Einschüchterung der Regierung angelegten Aufbau eines Waffenlagers reihe ich unter Gewalt ein, auch wenn die Bomben noch nicht explodierten. Dagegen erachte ich die englische Suffragettenbewegung des Jahrhundertbeginns für gewaltlos, obwohl man damals anders über sie urteilte. Das Schlimmste waren ein paar eingeworfene Fensterscheiben; und Miß Pankhurst beschloß ihre Tage als konservative Abgeordnete.s Tempora mutantur. Was in einer Epoche, Schicht oder Lage einen Terrorakt darstellt, gilt in einer andern als recht friedlich. Daß die Grenzen fließend sind, bedarf kaum des Beweises. Die Mafia zum Beispiel pendelt seit je zwischen als berechtigt hingestelltem Rechtsbruch und Banditentum und zwischen gewaltlosen Vergehen und Mord und Totschlag hin und her. Um zusammenzufassen: Mein Thema bilden jene Frauen der Antike, die sich aus eingestandener Überzeugung heraus, doch ohne zerstörerische Mittel über die bestehende Ordnung hinwegsetzten. Diese Auffassung von gewaltlosem Widerstand lehnt sich natürlich an die angloamerikanische civil disobedience an. 6
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2
Der älteste Bericht der Weltliteratur von Mißachtung eines obrigkeitlichen Befehls steht im zweiten Buch Mose. 7 Pharao wies die hebräischen Hebammen an, alle männlichen Neugeborenen sofort umzuhdngen. »Aber die Wehmütter fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte, sondern ließen die Kinder leben.« Beiläufig erwähn~nswert ist, daß die hier zurückgewiesene Verfügung Völkermord bedeutet. 8 Doch in unserem Zusammenhang interessiert das Fehlen vOn Gewalt, die'Anerkennung einer vorrangigen Pflicht - aufs deutlichste zum Ausdruck gebracht: »sie fürchteten Gott und taten nicht, wie der König gesagt hatte«, und über ein Jahrtausend später von Petrus und Johannes wiederaufgenommen, als sie ihrer Botschaft wegen bedroht wurden9 - und vor allem das weibliche Geschlecht der Ungehorsamen. Eine Frau steht auch im Mittelpunkt des Urbildes griechischen Widerstands: Antigone, die ihren als Landesverräter umgekommenen Bruder trotz König Kreons strengem Verbot bestattete. Auch hier keinerlei physischer Angriff, auch hier die Berufung auf eine übergeordnete Instanz: »noch schien mir dein Gebot von solcher Kraft, das sterbliche, daß es das ungeschriebne, untilgbare der Götter übertraf«Io. Daß beide Fälle HeIdinnen vorführen, ist kein Zufall; wenn dies bisher nicht beachtet wurde, so beweist das nur, daß die männliche Gelehrtenwelt keinen Blick dafür hatte. Frauen befinden sich weithin außerhalb der Herrschaftsgefüge, ja, sie gehören im großen und ganzen zu den Unterdrückten der Erde. »Den Stärkeren sind wir untertan, um zu gehorchen, tu' es noch so weh«, lautet es in der Sophokleischen Tragödie. II Tyrannenfeindlichkeit oder vielleicht besser die Fähigkeit, am tyrannischen Diktat vorbeizuleben, entspricht dem Wesen ihrer Stellung. Der König ist sich des Verhältnisses bewußt: »Drum gilts das Ordnung Schaffende zu schützen, vor keines Weibes Willen sich zu beugen«. 12 Ziehen wir fer10
ner in Betracht, daß ihnen Erziehung wie Ausrüstung zu körperlicher Machtprobe mangelt, so erweist sich die Angemessenheit gewaltlosen Vorgehens. Die Erzählungen von den Hebammen und von Antigone sind gänzlich unabhängig voneinander: um so gewichtiger ist die gemeinsame Einsicht, die sie bieten. Hier darf ich auch einschalten, daß es dahingestellt bleiben mag, ob diese Ereignisse geschichtlich, legendär oder teilweise dies und teilweise jenes sind. Es genügt, daß sie von der Rolle, die das Altertum den Frauen zuschrieb, Zeugnis ablegen. Mit meiner Deutung stimmt überein, daß noch ein Zug die beiden zeitlich; räumlich und kulturell so weit auseinanderliegenden Begebenheiten verbindet: die dem Despoten zum Trotz vorgenommenen Handlungen sind Liebesdienste elementarer Art - Geburtshilfe und Begräbnis. (Die Übersetzung »sondern ließen die Kinder leben« ist übrigens etwas zu schwach. Das Hebräische weist in die Richtung von »sondern brachten die Kinder zum Leben«, »sondern erhielten die Kinder am Leben«. Das heißt also, sie versahen ihr Amt weiterhin gewissenhaft.) Frauen sind mit Werden und Vergehen inniger verbunden als Männer, daher mehr auf Förderung und Schonung von Leben und Menschlichkeit und weniger auf Vernichtung und Grausamkeit bedacht. »Mitlieben, nicht mithassen ist mein Teil«,ruftAntigone aus. 13 Wie mütterlich ihre Treue verstanden ist und damit wie verwandt der Haltung der Hebammen, zeigt die Schilderung ihres Kummers, als sie entdeckt, daß man die von ihr auf den Toten gehäufte Erde wieder weggefegt hat: »Da ... steht vor uns das Kind und hebt ein Jammern an mit einer Stimme gell wie eines Vogels, sieht er verwaist, der Brut beraubt das Nest«.I4 Furchtbar, daß sie eben ihrer Fürsorge wegen jung, unvermählt und kinderlos auf Geheiß des Herrschers zum Tode geschleppt wird. 1 5 Seine Antwort auf ihr Glaubensbekenntnis ist: »Hinunter denn! Lieb, wenn du lieben mußt, die drunten! Noch gehorch' ich keinem Weibe!«I6 Sinnloser männlicher Stolz treibt ihn zu Entschlüssen, durch die er selbst in gruftgleicher Verödung endet. 17 :1:1
Antigone ist berühmt, die Hebammen sind es nicht. Ich irre wohl kaum, wenn ich annehme, daß von zehn hier Anwesenden, denen Antigone vertraut ist, sich, ehe ich sprach, vielleicht nur einer an die Hebammen erinnerte. Der Grund dafür ist, daß Antigone zu ihrer Tat stand, während die Hebammen sich herausredeten. »Da rief der König in Ägypten die Wehmütter und sprach zu ihnen: Warum tut ihr das, daß ihr die Kinder leben lasset? Die Wehmütter antworteten Pharao: Die hebräischen W~iber sind nicht wie die ägyptischen ... ehe die Wehmutter zu ihnen kommt, haben sie geboren«.I8 Die gefangene Antigone, von Kreon befragt, »war dir bewußt, daß dies verboten war?«, erwidert mutig: »Ja, wie auCh nicht? Das war ja allbekannt<<.I9 Hätte sie statt dessen entgegnet, »bitt' um Verzeihung, hatt' es nicht erfahren«, so wäre ihr nicht viel geschehen,20 und Sie würden so wenig von ihr gehört haben wie von den Wehmüttern. Genaugenommen, leisteten die Hebammen keinen Widerstand gemäß meiner Definition: dazu gehörte eben die Bekanntgabe, die Auflehnung. Allerdings genossen sie auch nicht den Schutz unbeschränkter Geheimhaltung; ihr Verhalten war wenigstens unter den Ihren geläufig, so daß sie doch stets mit Enthüllung und Hinrichtung (denn auf Gnade war nicht zu hoffen) rechnen mußten. Zu vergleichen wären etwa die Priester, die in den Jahren nach 1.926 in Mexiko entgegen den Bestimmungen der Verfassung Schulen leiteten. Wie erklärt sich der Unterschied: Antigones Bestehen darauf, zur Verantwortung gezogen zu werden, der Hebammen schlaues Entkommen? Antigone - man kann auch den Verfasser dafür einsetzen - ist sich gewiß, daß ihr Auftreten gegen den Tyrannen, selbst wenn es ihr den Untergang bringt, nicht vergebens ist. Nicht nur erreicht ihn rasche Vergeltung, indem sein Sohn, Antigones Verlobter, und seine Frau Selbstmord verüben; nicht nur erkennt und bereut er seinen Wahnwitz, wenn auch zu spät; am schwersten wiegt, daß ihre Beharrlichkeit die ganze Grundlage staatlicher Willkür ins Wanken bringt. Dazu kommt ihr Charakter: ihr eig:12
nen unbändige Ehrsucht2I und ein ausgeprägtes Todesverlangen (ich hätte mich nicht von ihr chauffieren lassen), schärfer bestimmt, der Wunsch, Opfer zu werden.~~ In der Grabkammer eingeschlossen, beschleunigt sie noch ihr Ende, indem sie sich erhängt.~3 Bei ihren Familienverhältnissen - sie hatte Ödipus zum Vater~4 - nehmen diese Anlagen nicht wunder. Aus ihnen entspringt auch ihre Gleichgültigkeit dagegen, welches Unheil andern, zum Beispiel ihrem Bräutigam, durch ihre Verwegenheit erwächst: je hochgesinnter, desto rücksichtsloser.~5 Im Gegensatz hierzu ist an eine Erschütterung des pharaonischen Absolutismus nicht zu denken, und vor allem würden sich ja die Hebammen durch ein Geständnis jede Möglichkeit zu fernerer, segensreicher Tätigkeit verbauen.~6 »Ein jegliches hat seine Zeit«, lehrt der Prediger, ~7 »zerreißen und zunähen, schweigen und reden«. Wer unter einem Schreckensregiment lebt und auch wer die darunter Lebenden verstehen oder gar über sie urteilen will, könnte aus der Gegenüberstellung von Antigone und den Hebammen eine Lehre ziehen. In jüdischer und - obzwar in geringerem Maßin christlicher Ethik gilt unnötige Herausforderung des Verfolgers als bedenklich. »Es liegt nicht in der Natur des Menschen, sich zu verderben«, heißt es im Midraschi~8 und Thomas Morus hielt vor seinen Richtern mit seiner Ansicht über gewisse Punkte zurück. Er war entschlossen, seinen Glauben nicht zu verleugnen, auch wenn es ihn das Leben kosten sollte;· dies wäre ein ihm von Gott auferlegtes Martyrium. Doch sich dem Martyrium durch unvorsichtige Äußerungen in die Arme zu werfen, hielt er für Anmaßung. ~9 Meinem Eindruck nach hat ein erheblicher Teil der heutigen Jugend für heroische Gesten wenig übrig und zieht es vor, als stupide empfundenen Vorschriften still und zielstrebig auszuweichen.
:1.)
3
Eines von ganz andersartigem Geist bestimmten biblischen Widerstandsdramas mag kurz gedacht werden: das Buch Esther beginnt mit einem prächtigen, vom persischen Monarchen veranstalteten Fest, an dessen siebtem Tag er in guter Weinlaune nach seiner schönen Gattin sendet, um sie den Gästen vorzuführen. Sie weigert sich zu erscheinen, und aufgebrach~ befragt er den - ausschließlich aus Männern zusammengesetzten - Staatsrat. Die Gefahr, daß das hohe Beispiel an den Fürstenhöfen Nachahmung finden werde, erfordert Schärfe. Die Königin wird abgesetzt, und ein Ukas verkündet in allen Teilen des ausgedehnten Reiches, daß der Mann Herr im Hause sei und seine Sprache den Vorrang habe. Ich kann hier nicht darauf eingehen, wie diese eindrucksvolle Geschichte vom aussichtslosen Bestehen einer Frau auf ihrer Würde zustandekommt. Nur auf eine Besonderheit will ich Sie aufmerksam machen. In der antiken Literatur hören wir erstaunlich selten von den Schwierigkeiten der zweisprachigen Ehe, etwa bei einer griechisch-persischen oder römisch-schwäbischen Verbindung. Von den wenigen Hinweisen ist der vorliegende im Buch Esther einer der frühesten. Hier wird der Sprache des Mannes gesetzlich die Vorherrschaft im Heim zuerkannt: natürlicherweise wäre es bei gleichem Kulturniveau der Gatten umgekehrt,3o
4 Ich möchte Ihre Langmut nicht weiter mißbrauchen und eile zu Lysistrata, einem' Lustspiel, das sich mit dem Shakespeareschen Sturm an Tiefe messen darf und ihn an Zweideutigkeit oder Eindeutigkeit übertrifft. Aristophanes läßt hier Athenerinnen und Spartanerinnen die Beendigung des unseligen Krieges zwischen ihren beiden Städten erzwingen, indem sie sich ihren Gatten - und Liebhabern bis zum Friedensschluß hartnäckig verweigern 3I und dazu noch den Parthenon-Tempel, wo die athenische Staatskasse aufbewahrt wird, besetzen: der erste sit-in, Drinverbleib,32 in der Geschichte. Auch diese Revolte dient dem Schutz des Gedeihlich-Bestehenden, richtet sich gegen unsinnige Verheerung. Die Dialektik der Lage bedingt es, daß die Frauen gerade durch den Ausschluß des Liebesakts ihre Liebe erweisen, die der Krieg dreifach in den Staub tritt: die V·erheirateten bleiben einsam zurück, die Unverheirateten wachsen zu freudlosem Dasein heran, und - ärgster Mißbrauch die Söhne, hingebungsvoll geboren und aufgezogen, 'werden in den Tod geschickt.3 3 Das Wort 50Z0, »retten«, »Heil bringen«, das in griechischer Religiosität auf Erlösung hinweist, kommt mehrere Male vor. 34 Das Ziel (nur im Stück erreicht, nicht in der Wirklichkeit) ist, die Männer - und sei es gegen ihren törichten Willen aus dem end- und zwecklosen Morden, in das sie verstrickt sind, zu befreien35 und in fruchtbarer Freundschaft zu einen.3 6 Es ist bemerkenswert, daß der Name der Spartanerführerin, Lampito, dieselbe Bedeutung hat wie der einer der Hebammen, Schiphra, »die Leuchtende«; und der militante Flügel der Frauenrechtlerinnen wird sich hoffentlich nicht daran stoßen, daß in allen drei Fällen, dem der Hebammen, der Antigone und der Lysistrata, die Frauen sich für Mitglieder des anderen Geschlechts einsetzen: für die männlichen Neugeborenen, den erschlagenen Bruder, die im Feld stehenden Soldaten. Aischylos, von Aristophanes tief verehrt, hatte an Kriegen wie dem Trojanischen (der um Helenas willen ge-
führt wurde) bemängelt, daß Männer für Frauen fallen: die hinter· solcher Kritik stehende Höherschätzung des Mannes ist unverkennbar. 37 In der uns hier beschäftigenden Komödie lehnen sich die Frauen gegen ihre Entrechtung eben deshalb auf, weil sie das Wüten der Männer gegeneinander nicht mehr mitansehen können. Als Hauptfeinde betrachten sie Greise 38 und Politiker39, beide wahrem, wannem Leben abhold, die einen vertrocknet, die andem hab- und ämtergierig 40 . Dementsprechend sind auch ihre Gesetze hart und bitter. 41 Der Ratsherr, der die Aufrührerinnen eines Bessern belehren will, wird statt dessen von ihnen mit Kranz und Binde als Leiche ausstaffiert: Symbol der Herrschaftsklasse42 . Sie halten sich den Männem an Verstand für ebenbürtig, an Unterscheidungsvermögen zwischen Wesen und Wahn überlegen. 43 Es gibt schon Werte, um die sich ein Kampf lohnt: Hellas gegen die Perser zu verteidigen, wäre gerechtfertigt,44 und die Frauen selbst schlagen die Polizei, die sie aus dem Tempel zu werfen versucht, erfolgreich zurück: »Ist dir nicht bekannt«, höhnen sie den Ratsherrn, der den Angriff leitete, »daß Weiber auch Galle haben?«45. Aber Männer verfallen rohem, wahllosem Dünkel, der sich auf die unwahrscheinlichsten Gebiete erstreckt; so stolzieren sie sogar in der Heimat in Uniform herum: »Das ist doch zum Lachen, wenn ein Mann da kommt mit dem Gorgoschild und um Heringe feilscht mit dem Marktweib! Ja, ich sah es, bei Zeus, wie ... ein Reiteroberst zu Pferd sich von einer alten Frau in den ehernen Helm ließ schütten gebackene Eier, und ein andrer ... schüttelte wild ... Tartsche und Wurfspieß, und der Hökerin macht' er entsetzlich Angst«.46 Die Taktik der Verschwörung setzt zwei Fronten voraus, die private, insofern die einzelne Athenerin und Spartanerin sich mit ihrem Gatten oder Freund auseinandersetzen muß, und die öffentliche, wo es um Behauptung im Tempel und -letzten Endes - um Erreichung eines grundsätzlichen Kurswechsels im athenisch-spartanischen Verhältnis geht. Was die Privatfront anlangt, so haben sich die Frauen möglichst verführerisch zu kleiden, so daß ihr Nein
um so mehr schmerzt. Will ein Mann die Widerstrebende mit Gewalt in die Kammer zerren, so soll sie sich am pfosten festhalten. Wenn er sie zu prügeln beginnt, so darf sie nachgeben, doch derart mißmutig, daß es ihm keinen Spaß macht. 47 Ein überaus wirksames Verfahren, einem leidenschaftlichen Gatten klarzumachen, was ihm durch den Streik entgeht, wird in einer Szene vorgeführt,4 8 die ich nicht zu beschreiben wage: ich kann es eben bei all meinem modernen Radikalismus nicht verleugnen, daß ich im erzbischöflichen Freiburg großgeworden bin. So begnüge ich mich mit der Andeutung, daß, verglichen mit dem, was diesem Ärmsten angetan wird, die Qualen des Tantalus, der bis zum Kinn im Wasser stehend dürstet, da dieses schwindet, sowie er sich zum Trinken neigt, und der hungert, da die sein Haupt berührenden Fruchtzweige vom Wind entführt werden, wenn er sich nach ihnen reckt, ein Kinderspiel sind. An der öffentlichen Front geht es ziemlich heftig zu, doch nicht wesentlich schlimmer als in den Suffragettenjahren oder im Berkeley von 1.964, als die Parteien sich noch nicht durch eine Kluft getrennt fühlten. Lysistrata ist ja ein Lustspiel, so daß es keine Toten oder Schwerverletzten geben darf. Der Parthenon-Tempel wird durch List eingenommen: ältere Damen versammeln sich dort unter dem Vorwand zu opfern und lassen dann all die andern herein; hernach werden die Tore verrammelt.49 Ein Haufen entrüsteter Bürger in vorgerückten Jahren kommt nun schweratmend mit Glutpfannen und glimmenden Holzblöcken an, um die Insassinnen auszuräuchern - entspricht heutigem Vorgehen mit Tränengas - und wenn nötig durch Feuer kleinzukriegen. Der Rauch beißt hauptsächlich die Angreifer, und die Brandstiftung wird durch ausgezeichnetes Zusammenarbeiten der Verteidigerinnen vereitelt. Die Männer stehen wasserbegossen da/ 50 als endlich ein Ratsherr mit Gehilfen erscheint. Es kommt zum Handgemenge, doch die Ordnungshüter, den Frauen zahlenmäßig weit unterlegen und schlecht geführt, ziehen den kürzeren. 51 (In Berkeley ist man allge1.7
mein der Ansicht, daß es vor allem deshalb gelang, den voriges Jahr unternommenen sit-in in Moses Hall verhältnismäßig reibungslos auszuheben, weil zum gegebenen Zeitpunkt ein gewaltiges Aufgebot von Polizei mit genauesten Weisungen einschritt.) Der ganze Ablauf ist von Aristophanes höchst überzeugend dargestellt - his in die Einzelheiten wie den plötzlich unter den Bürgern auftauchenden Verdacht, die Rebellinnen seien durch Männer angestiftet, und zwar von außen her, durch Spartaner ;5 2 oder die zum Schluß, nachdem gegenseitige Zuneigung und Vernunft gesiegt haben, geäußerte Erkenntnis, daß Staatsmänner guttun würden, ihre Geschäfte nicht in nüchternem Zustand, der Kleinlichkeit und Argwohn begünstigt, zu versehen, sondern ein wenig aufgedreht, turned on. 53 Etwa zwanzig Jahre nach der Lysistrata schrieb Aristophanes die Weibervolksversammlung. Hier sind die Frauen der Mißwirtschaft in Athen überdrüssig, begeben sich als Männer verkleidet frühmorgens, ehe sich der Hauptteil der wirklichen Männer einfindet, zur Gesetzesberatung und erreichen, daß man die Regierung den Frauen überträgt. Die ganze Stadt soll nun ein einziger großer Haushalt werden, in welchem es weder Privateigentum noch Privatehe gibt: man speist gemeinsam und umsonst, alle Güter stehen jedermann zur Verfügung, und zwischen den Geschlechtern herrscht Promiskuität. 54 Eine Utopie, doch wiederum stehen die Frauen auf seiten von Leben, allgemeiner Förderung und Freude. Besondere Vorkehrungen werden getroffen, damit die Freiheit des Beilagers keine Benachteiligung der häßlichen Männer und Frauen mit sich bringt;H und an einer amüsanten Szene 56 offenbart sich des Dichters Empfinden dafür, daß die alternde Frau es schwerer hat als der alternde Mann.5 7
1.8
5 Gehen wir zu Rom über, so begegnen uns keine den griechischen Widerständlerinnen ebenbürtigen Gestalten. Dies liegt jedoch nicht etwa an zärtlicherer Weiblichkeit der Römerinnen, sondern im Gegenteil an ihrer Maskulinität: sie stellten sich mehr auf den Boden männlicher Lebensbetrachtung, machten sich die männliche Wertskala stärker zu eigen. Ich habe selbstredend die Frauen im Auge, von denen die Literatur berichtet, hauptsächlich somit bessere Damen. Lukretia, die gefeierte adlige Schöne der römischen Frühzeit, verkörpert die vorherrschende Haltung. 58 In Abwesenheit ihres Gemahls wurde sie vom Sohn des hochmütigen Königs Tarquinius Superbus aufgesucht. Er bedeutete ihr, falls sie sich ihm versage, werde er sie samt einem ihrer Sklaven töten, sie beide nackt nebeneinanderlegen und angeben, er habe sie bei frevlerischem Tun ertappt und auf der Stelle niedergehauen. Die Drohung war juristisch durchaus plausibel, da er als naher Verwandter ihres Mannes befugt gewesen wäre, flagranten Ehebruch unverzüglich zu ahnden. 59 Sie willfahrte ihm; doch sobald er sich entfernt hatte, sandte sie nach Vater und Gatten, teilte ihnen den Greuel mit, forderte sie zur Rache auf und erstach sich. Der Vorfall endete mit der Abschaffung der Monarchie. Hier kämpft also eine Frau gegen die Willkürherrschaft. Aber abgesehen davon, daß ihr Schänder, nicht sie, sich der Rechtsverletzung schuldig macht - wofür opfert sie sich? Um für die Tugendhaftigkeit, die Hörigkeit der Frauen den denkbar strengsten Maßstab festzulegen. Ihre letzten Worte sind: »Keine unkeusche Frau soll je durch Lukretias Beispiel am Leben bleiben«. Unkeuschheit bedeutet, sich dem ausschließlichen Besitz des Gatten zu entziehen. Ja selbst wenn - wie in diesem Fall - keine moralische Schuld vorliegt,6° darf eine Entehrte ihrem Gatten ein nunmehr im Wert gesunkenes Eigentum fernerhin nicht zumuten. Die Ausdruckswei-
se, deren sie sich bedient, als sie ihren Mann über den Vorgang unterrichtet, ist aufschlußreich: »Die Spur eines Fremden ist in deinem Bett«. Ihr Hauptanliegen ist, als zuverlässige Hüterin des von ihr verwalteten Hortes erfunden zu werden. Wäre ihr die ehebrecherische Umarmung selbst ganz und gar unerträglich gewesen, hätte sie· sie ja vermeiden können, indem sie sich zusammen mit einem Sklaven erschlagen ließ. Damit hätte sie jedoch das Bild einer niedrigen, des Vertrauens ihres Gemahls unwürdigen Frau hinterlassen. So fügt sie sich dem Erpresser und nimmt sich das Leben. Die biblische Susanna entschied sich für den andern Weg, wofür sie ein Zweizeiler des achtzehnten Jahrhunderts preist: Casta Suzanna placet: Lucretia cede Suzannae.l Tu post, illa mori maluit ante scelus. 6r Susanna, keuscher Frauen Zier,/beschloß zu sterben, ehe ihr!die Schmach geschah. Lukretia stach/den Dolch sich in die Brust - danach. Lukretia paßte ebensowenig ins alte Athen wie Lysistrata "ins alte Rom. Valerius Maximus, der zur Zeit des Tiberius schrieb, bedenkt sie mit »männlicher Gesinnung, durch einen mißgünstigen Irrtum des Schicksals einem weiblichen Körper zugeteilt«6z. Dies besagt allerdings nicht, daß griechische Autoren wie Diodorus Siculus63 Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts - von ihrer Geschichte nicht tief beeindruckt gewesen wären. Diese innere Angleichung an die Männerwelt führte zu ziemlichem Wettbewerb zwischen den Geschlechtern. Livius macht eine bezeichnende Bemerkung. 64 Als Coriolan im Begriff war, seine undankbare Vaterstadt mit einem mächtigen Volskerheer anzugreifen, wurde er von Mutter und Gattin zum Rückzug bewogen, worauf Rom zur Erinnerung an die Retterinnen der weiblichen Glücksgöttin einen Tempel errichtete. Hier erklärt nun Livius, daß die Männer jener Zeit den Frauen den ihnen gebührenden RuhJU nicht mißgönnten. Zu der von mir vertretenen Anschauung stimmt es, daß die römischen Frauen ihre Stellung im Rechtsleben mehrfach ohne Aufsehen, geschweige denn Widerstand, durch kluge, juristische, 20
auf Umgehung und schließliches Außerkrafttreten lästiger Gesetze gerichtete Ausnutzung bestehender Verfahren verbesserten. Ein bekanntes Beispiel liefert der Kunstgriff, womit die Frau einen ihr genehmen Vormund erlangen konnte. 65 Durch coemptio fiduciaria begab sie sich pro forma in die ehemännliche Gewalt eines Dritten, der sie alsbald dem von ihr zum Vormund Gewünschten unterstellte; dieser gab nun seinerseits seine Herrschaft über sie auf und bekam als ihr Freilasser automatisch die Vormundschaft. Gegen Ende der Republik tauchte offenbar die Gefahr von Anwältinnen auf. Im allgemeinen ließ eine Frau, sogar wenn sie selbst prozessierte, einen Schutzherrn vor dem Beamten für sich reden. 66 Es gab jedoch Ausnahmen, und einer gewissen Maesia67, die sich selbst mit Erfolg verteidigte, zollt Valerius Maximus Bewunderung: 68 wie Lukretia zeichne sie sich durch »männliche Gesinnung« aus. Eine Zeitgenossin von ihr namens Afrania 69 verdarb das Geschäft. Valerius Maximus zufolge war sie nicht nur prozeßsüchtig, sondern obwohl sie männliche Vertreter hätte finden können, plädierte sie auch jedesmal anstößigerweise selbst und machte dabei den Behörden viel Scherereien. (Ihrem Gatten, den wir nur als solchen kennen, wurde der Spitzname »Klotzkopf« beigelegt. 70 Valerius Maximus notiert nur ihr Todesjahr, »da man bei einem solchen Ungeheuer eher das Datum, da es verendete, als das, da es auftrat, verzeichnen soll«.) Als Vorbeugungsmaßnahme nahm nun der Praetor einen Paragraphen in sein Edikt auf, der Frauen vom Erscheinen für jemand anderen ausschloß.7 I Ich hätte also damals nicht, wie heute Abend, die Präsidentin einer Anwaltskammer unter meiner Hörerschaft haben können. Natürlich finden sich in den Quellen zahlreiche Berichte von weiblicher Unerschrockenheit und Hingebung inmitten einer kalten, männlichen Umwelt, aber es handelt sich dabei nicht um Widerstand in dem hier zugrunde gelegten Sinn. Das soeben gegründete Rom litt an Frauenmangel, weswegen bei einem auch von den Nachbarstämmen besuchten Volksfest die Junggesellen sich sa21.
binischer Mädchen bemächtigten und sie zur Ehe nötigten. Daraufhin drang ein sabinisches Heer in die Stadt ein, doch die Geraubten, die sich inzwischen mit ihrer Lage ausgesöhnt hatten, stürzten sich zwischen die Kämpfenden und überredeten sie, vom Streit abzulassen. 72 Ebenso berühmt ist die Erzählung von dem Abkommen zwischen Rom und Alba, daß ein Zweikampf zwischen drei römischen und drei albanischen Drillingsbrüdern entscheiden solle, welchelTI Volk die Herrschaft über das andre gebühre. Zwei Römer waren schon gefallen, als der letzte alle drei Albaner zu Boden streckte. Bei seiner siegreichen Rückkehr jedoch brach seine Schwester, die mit einem der Feinde verlobt gewesen war, in Wehklagen aus, und empört durchbohrte er sie mit dem Schwert. 73 Weiterhin wären die Frauen anzuführen, welche die in Haft befindlichen und zum Hungertod verurteilten Eltern, Vater oder Mutter, denen sie keine Speise bringen dürfen, mit ihrer eigenen Milch ernähren,74 Ich könnte diese Liste noch lange fortsetzen.
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Hie und da, wenn auch selten, kam es tatsächlich zu gewaltlosem Widerstand. Wir wissen von zwei Anlässen, da Frauen sich auf das Forum wagten, um dort Gesetzgebung, die sie betraf, in ihnen genehme Bahn zu lenken: 1.95 v. Chr. fühlten sie sich durch Beschränkungen in bezug auf Kleidung und Schmuck beschwert,75 42 v. Chr. durch eine Sonderabgabe76 • Man kann die beiden Fälle auf einen gemeinsamen Nenner bringen: begüterte Damen fochten darum, ihren (obzwar oft indirekt ausgeübten) Einfluß in der politisch-sozial maßgebenden Schicht beizubehalten. Beide Male hatten sie Erfolg. Beginnen wir mit 1.95 v. Chr. Während des Zweiten Punischen Krieges legte man eine Höchstgrenze für weiblichen Luxusaufwand fest. 77 Als ein paar Jahre nach Friedensschluß die Abschaffung dieses Statuts vorgeschlagen wurde, erhoben die Spießer Einspruch. Die Verhandlungen zogen sich tagelang hin, und entgegen allem Brauch sprachen weibliche Angehörige der geachtetsten Familien auf die sich zum Forum begebenden Bürger ein Und belagerten zuguterletzt selber die Ämter der zwei sich der Neuerung widersetzenden Tribunen, bis diese nachgaben. Livius enthält eine rückständige Ansprache Catos und eine fortschrittliche von Ludus Valerius (er verdiente einen Platz auf der Ehrentafel der Frauenrechtsidee), beide größtenteils erdichtet - was ihrem Wert für uns kaum Abbruch tut: sie geben uns Kunde von den Überlegungen, die sich im alten Rom an diese Auseinandersetzung knüpften. Zumindest eine Vermutung in der frauenfreundlichen Rede trifft wohl die Wahrheit: daß die römischen Damen durch den Anblick auffallender Ausländerinnen, die der gesetzlichen Beschränkung nicht unterlagen, zu ihrem unerhörten Vorgehen getrieben wurden. Ludus Valerius hob auf diese Ursache ab, um damit Catos Vorwurf zu entkräften, die Unzufriedenen hätten im Sinn, sich gegenseitig durch kostspieliges Auftreten auszustechen. Es war
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eine Epoche wirtschaftlicher und kultureller Ausweitung, die die Neigung zu verfeinerten und teueren Genüssen förderte. Die Quellen lassen durchblicken, daß gar mancher Aristokrat sich besser mit einer gebildeten, eleganten, fremden Gattin oder Geliebten verstand als mit einer einfachen Einheimischen. 78 Mehrere. der von Cato angestellten Erwägungen gehören zum· Dauer-Repertoire dieser Richtung. Hat eine Frau etwas vorzubringen, möge sie es zu Hause ihrem Mann mitteilen; und selbst da soll sie sich nicht über Staatsgeschäfte auslassen. Nur weil sich die einzelnen Männer ihren Frauen gegenüber nicht gehörig behaupten, kann es überhaupt zu einer allgemeinen Empörung kommen. Wenn Frauen sich verschwören, muß man der schlimmsten Folgen bis zum Gattenmassenmord gewärtig sein. Die gegenwärtigen Ausschreitungen sind wahrscheinlich von männlichen Politikern im eigenen Interesse angezettelt (dies erinnert an den gegen Lysistratas Revolte erhobenen Verdacht79 ). Fängt man einmal an, den Frauen Zugeständnisse zu machen, so werden sie zum Schluß die Gleichberechtigung verlangen. Cato nennt das Unternehmen der Frauen Aufruhr, seditio, ja Abfall, Abwanderung, secessio, den bekannten Auszügen der Plebejer aus Rom ähnlich, die die Patrizier zum Nachgeben zwangen. Aufruhr ist »die UnbotmäßigkeIt einer zusammengerotteten Menge gegenüber der Magistratur« 80 ; Abfall ist eine Spielart davon. BI Bei dieser Gelegenheit von Aufruhr, seditio, zu sprechen, geht schon etwas weit; der Vorwurf des Abfalls, secessio, ist offene, rednerische Übertreibung - allerdings durch die etymologische Bedeutung von sed-itio, »Weggang«, »Auseinandergang«, unterstützt8z : von diesem Gesichtspunkt aus ist eben jeder Aufruhr, seditio, zugleich eine Abwanderung, secessio. Jedenfalls ist es für Ludus Valerius ein leichtes, der Beschuldigung durch den Hinweis auf weibliche Hilflosigkeit zu begegnen: er betont, daß gerade die übermächtige Stellung der Männer zur Mäßigung verpflichtet. Eine weitere Beschwerde Catos ist, daß die Frauen nicht einer religiösen
oder sonstigen edlen Sache, sondern ihrer eigenen Belange wegen solchen Eifer an den Tag legen. Ludus Valerius antwortet, daß dies völlig natürlich und in nichts vom üblichen Benehmen der Männer unterschieden sei. 83 Ein bon11!ot, das Plutarch Cato zuschreibt,84 mag auf diese Ereignisse zurückgehen: »Alle andern Männer beherrschen ihre Frauen; wir beherrschen alle anderen Männer; und unsre Frauen beherrschen uns.« Man weiß ja, welche Art von Mann auf diese Weise über das weibliche Joch seufzt. Übrigens wäre noch hinzuzufügen, daß Livius die Affäre, die 195 v. Chr. so sehr die Gemüter bewegte, als in Wirklichkeit geringfügig bezeichnet: 85 hier spricht wiederum der Mann.
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Etwa hundertfünfzig Jahre später lehnten sich die Geknechteten erneut auf. Frauen wurden damals.in der Regel nicht besteuert. 86 Die Triumvirn Markus Antonius, Oktavian und Lepidus jedoch legten vierzehnhundert besonders reichen Gattinnen oder nahen weiblichen Verwandten ihrer geächteten Gegner eine gewaltige Abgabe auf, unter Androhung schwerer Strafen für Nichtbefolgung. In ruhigen Zeiten hätte sich ein angesehener Bürger der Belange. der Betroffenen angenommen; aber unter den damaligen Umständen war kein Mann Manns genug, für sie einzutreten;87 sie mußten schon selbst handeln. Zunächst baten sie, wie es die Sitte vorschrieb, die weiblichen Angehörigen der Triumvirn um Fürsprache. Doch während zunächst Oktavians Schwester und die Mutter des Antonius Verständnis zeigten, erteilte ihnen des letzteren harte Gemahlin Fulvia eine endgültige Absage. In dieser 'Notlage entschlossen sie sich, den Zugang auf das Forum zu erzwingen. Die versammelte Menge und selbst die Wachen wichen zurück und ließen sie durch. Sie bestimmten Hortensia, die Tochter des großen Redners Hortensius 88 , zur Sprecherin, und sie setzte den Triumvirn die Einwände gegen die Verordnung auseinander. Die Triumvirn wurden höchst erbost und befahlen den Liktoren, den Dienern, die Eindringlinge hinauszuwerfen. Dagegen aber begann das Volk lärmenden Protest zu erheben, und die Büttel wurden unschlüssig. Die Triumvirn kündigten nun an, sie würden die Angelegenheit kurz überdenken. Am folgenden Tag setzten sie sowohl die Zahl der zur Sonderlast Verpflichteten wie auch die geforderte Leistung wesentlich herab; Hervorhebung verdient, daß das so entstehende Defizit durch eine von wohlhabenden Männern zu erbringende Extraauflage ausgeglichen wurde. Hortensia macht geltend, da den Frauen keine Teilnahme an den Verfehlungen der männlichen Familienglieder nachgewiesen sei, hätten sie auch keine Buße zu erlegen. Zu umfassenderer Betrach-
ttlng fortschreitend, gibt sie zu bedenken, daß die staatlichen Machtstellungen und Ehren den Männern vorbehalten seien, die Frauen daher von allen Beitragsforderungen verschont bleiben müßten - um so mehr als die freie Frau ohne sicheren Grundbesitz nicht leben könne. Selbst im auswärtigen Krieg sollten die Frauen nicht besteuert werden, und bestimmt verspürten sie keinerlei Neigung, eine Partei im Bürgerkrieg zu unterstützen. Die Triumvirn, die schon durch die ihnen gegenüber an den Tag gelegte Kühnheit als solche verärgert waren - von ihrem Standpunkt aus war es eine Unverschämtheit -, entrüsteten sich anscheinend noch besonders über die 'Weigerung der Widerspenstigen zuzugeben, daß sie dafür, daß sie nicht wie die Männer im Heer dienten, wenigstens Geld liefern sollten. Der Ablauf des Vorfalles ist lehrreich. Eine Gruppe von Marktweibern wäre nicht bis zu den Oberbeamten vorgedrungen; diesen Damen der hau te volee gelang es. Als ihnen Entfernung durch Brachialgewalt drohte, stellte sich die Menge, einschließlich der Liktoren, auf ihre Seite. Die Triumvirn, deren Versuch, durch Festigkeit zu siegen, auf Schwierigkeiten stieß, lenkten soweit ein, daß der Widerstand friedlich beigelegt wurde. Im letzten Viertel des ersten Jahrhunderts n. ehr. bemerkt Quintilian, daß Hortensias Rede noch immer gelesen werde, »und nicht nur als Kompliment für ihr Geschlecht« 89. Weibliche Konkurrenz auf dem Gebiet rhetorischer Schriftstellerei ist also willkommen doch gewiß nur mit Maßen. Die Männer fühlen sich offensichtlich völlig sicher, und die angeführte Notiz klingt recht herablassend: die echte Vortrefflichkeit der Rede ist eine Überraschung. Johnson war erstaunt, daß eine Frau überhaupt predigte, Quintilian, daß sie es ordentlich tat. 90
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Anhangsweise möchte ich betonen, daß eine auf Gewaltlosigkeit beschränkte Darstellung ein überaus unvollständiges Bild vermittelt. Dies zu erhärten, brauche ich nur an ein paar wohlbekannte blutige Szerien zu erinnern. Medea war die zauberkundige Tochter des Herrschers von Colchis in Asien. Nur durch ihren Beistand vermochte <;ler griechische Prinz Jason ihrem Vater das Goldene Vlies zu entwenden. Mit ihr als Gattin trat er nun die Rückreise an, und um ihren Vater behn Nachjagen aufzuhalten, tötete sie ihren kleinen Bruder und warf seine Gliedmaßen stückweise dem Verfolger in die Bahn. Zehn Jahre lebte das Paar in Korinth, dann gab ihr Jason den Laufpaß, um die Tochter des dortigen Königs zu heiraten. Die Verlassene sandte der Braut ein Prachtgewand, das sie verbrannte, vor Jasons Augen schlachtete sie die eigenen Kinder ab, und danach flog sie auf einem Drachenwagen in die Ferne. Alles ein wenig extrem, doch zumindest zwei allgemein-menschliche Erfahrungen lassen sich herausschälen: a) Oft stammt die erste Frau, die dem Mann beim rauhen Aufstieg opferwillig hilft, aus einfachen Verhältnissen oder - wie Medea - aus der Fremde; wenn er auf dem Gipfel angelangt ist, wird sie ihm lästig; und er ersetzt sie durch eine Vornehme, die zur nunmehr erreichten Stellung paßt. Napoleons Josephine und Marie-L~uise sind dafür typisch. b) Der gegen den Ehepartner gerichtete Haß äußert sich häufig darin, daß man aus den Kindern - und sei es um den Prds ihrer Vernichtung- etwas macht, was den Gehaßten verletzt. Die Mutter ist religiös: eben deshalb predigt der Vater dem Kinde Atheismus. Der Vater findet, das Kind eigne sich zum Arztberuf : eben deshalb steuert es die Mutter in die Vergnügungsbranche. Medea erscheint auf der griechischen, römischen, mittel al terlichen und modernen Bühne; zweieinhalb Jahrtausende erblicken in ihrem Tun und Leiden eine tiefe Aussage über die Beziehungen zwischen Mann und Frau.
Klytemnaistra legte sich während Agamemnons zehnjähriger Abwesenheit vor Troja einen Liebhaber zu und leistete ihm, als ihr Gemahl zurückkehrte, Beihilfe zum Mord. Auf einer gewissen Stufe dieser Sage führt sie zur Entlastung ins Feld, daß, als Agamemnon seinen Feldzug antrat, er, um die Götter günstig zu stimmen, Iphigenie, die Tochter, die er mit ihr gezeugt hatte, opferte. 91 Ursprünglich berücksichtigte die Sage die Gefühle und Rechte der Mutter nicht. Der allmählich erstarkende Gedanke, daß Agamemnons Handlung ihr gegenüber eigenmächtig und eigensüchtig ist, stellt eine wichtige Entwicklung dar. 92 Es zeigt sich, wie künstlich es ist, gewaltlosen Widerstand gesondert zu behandeln. Im vorliegenden Fall wird dies um so deutlicher, als ein ähnlicher Fortschritt (nennen wir es so!) im Judentum sich ohne Bluttat vollzieht. In der Bibel heißt Gott Abraham seinen Sohn auf dem Berge Morija darbringen, und Abraham macht sich unverzüglich gehorsam mit Isaac auf den Weg dahin. 93 Die Mutter, Sara, wird mit keinem Wort erwähnt: ihre Haltung spielt keine Rolle. Die nachbiblischen Rabbinen füllen die Lücke aus. Eine Legende läßt sie während der Abwesenheit der beiden vor Gram sterben. 94 Noch einen Punkt möchte ich streifen. Daß Klytemnaistra nur assistiert, während der tödliche Streich von ihrem Buhlen geführt wird, ist bedeutsam. Bei gewaltsamem Vorstoß gegen die Unterdrückung läßt sich die Frau naturgemäß gern durch einen auf ihrer Seite stehenden Mann vertreten. Das Zusammenspiel der Geschlechter ist aber auch bei gewaltfreiem Widerstand oft von entscheidender Tragweite. Wiederum muß man beide Gebiete gleichermaßen beachten, denn was auf dem einen vorkommt, wirft Licht auf das andre. Antigones Bräutigam, Sohn des Königs, versucht in langer Hin- und Widerrede seinen Vater zur Rücknahme des Todesurteils zu bewegen. Nach dem Tod seiner Braut begeht er in halber Umnachtung einen Mordversuch an seinem Vater, ehe er sich selbst umbringt. 95 Kürzlich wurde Mae West von einer jungen Journalistin eine lange Reihe Fragen vorgelegt. Allmählich ermü-
dete die achtundsiebzigjährige Künstlerin, doch sie sollte sich noch zur Emanzipation der Frau äußern, Sie murmelte: »Ich bin für gleiche'Löhne, gleiche Rechte«, »Würden Sie für die Rechte der Frau auf die Barrikaden gehen?«, wollte die Besucherin wissen, Da wurde Mae West noch einmal hellwach: »Natürlich, Kindchen - aber so etwas würde ich einen Mann für mich machen lassen«9 6 ,
Lassen Sie mich mit einer Scheffelschen Strophe schließen, die sich zum Motto der vier Zugvogelprofessuren unserer Universität eignet: »Schwarzwaldluft und Rheineswelle / strömen stets gesund und rein, / und ein freudiger Geselle / darf auch lang zu Gaste sein!«97, Auf einer persönlicheren Ebene könnte ich eine andere Stelle dieses Dichters zum Ausklang zitieren: »Im Goldland zu Kalifornigen / kam ich in großen Zornigen; / grub da Tag und Nacht: / hab's, doch zu nichts gebracht, / denn für ein einziges Räuschlein mußt' ich 2000 Dollar bezahlen« ,9 8
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S. Johann Peter Hebels Werke, hrsg. von Wilhelm Altwegg, 2. Aufl., Bd. 1., S. 27,55°-552. Weekly Law Reports, 26. 6.1.970, S. :1)06-:1)28. S. San Francisco Chronicle,). 2. :197:1, S.). Die Szene spielte sich im Hastings College of the Law ab. Die Rädelsführerin hat sich inzwischen an die School of Law, University of California, Berkeley, umimmatrikuliert. Allerdings ist es noch nicht allzulange her, daß sich Professor Camera in Stanford als amerikanischer Fußballspieler auszeichnete. Währet:td englische Konversationslexiken (Encyclopaedia Britannica, Chambers) keinen Eintrag >Suffragetten< aufweisen,findet sich ein solcher in deutschen und französischen (Brockhaus, Larousse). Diese Kämpferinnen, an die man sich in England rasch gewöhnte, erschienen dem Festland als ein typisch britisches - Kuriosum. S. z. B. SANFORD JAY ROSEN, George Washington Law Review, Bd. )7 : :1, :1968-69, S. 4)5-46). Meine auf Oktober dieses Jahres angesetzten Messenger Lectures an der Cornell University in Ithaca haben >Civil Disobedience in Antiquity< zum Gegenstand, und einer der sechs Vorträge, >Women<, wird sich weitgehend mit dieser Antrittsvorlesung decken. :1.:15 ff. »Eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören: (a) Tötung von Mitgliedern der Gruppe ... (d) Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind«: Artikel II der Konvention vom 9. 2. :1948 über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes. S. FRIEDRICH BERBER, Völkerrecht, Dokumentensammlung, Bd.:1, :1967, S. 928. »Richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen denn Gott ... man muß Gott mehr gehorchen denn den Menschen«, Apostelgeschichte 4.:19, 5.29. S. meine Erörterung in California Law Review (Kelsen Festschrift), Bd. 59 :), :197:1, S. 789-792. 45) ff. übersetzung von KARL REINHARDT, Sophokles, Antigone, ). AufL, :19 6:1, S. 49. 6) f., REINHARDT, S. 2:1. 677 f., REINHARDT, S. 67. »Noch gehorch' ich keinem Weibe!«, 525, REINHARDT, S. 55; »Laß drum, mein Sohn, dich keine Lust am Weibe verlocken, deinen Vorsatz abzuwerfen!«, 648 f., REINHARDT, S. 67; »0 der Verworfenheit, in Weibes Fron!«, 746, REINHARDT, S. 7); »Weibshöriger, woll' mich nicht noch beschwatzen!«, 756, REINHARDT, S. 7).
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5 23, REINHARDT, S. 55. Vgl. 73, REINHARDT, S. 2:1: »Dann lieg' ich ihm zur , Seite, lieb dem Lieben«. 14 423 ff., REINHARDT, S. 47. Der Schrei ist allerdings zugleich an die Götter gerichtete Bitte um Radle: 427 f., »und wünschte des Himmels Fluch auf den, der das getan«. S. die Ausführungen meines Bruders BENJAMiN DAUBE, Zu den Rechtsproblemen in Aischylos' Agamemnon, S. 99-:102. 15 »Und jetzt heißt er mich ziehen so von Fäusten geführt, unbräutlich, unhochzeitlich, ohne mein Teil der Ehe noch der Kindes-Wartung«, 9:16 ff., REINHARDT, S. 87. 16 524 f., REINHARDT, S. 55. Der Schlußteil wurde schon oben, Anm. :12, zitiert. 17 »Schafft mich fort, Nichtigen als wär' ich nie!«, :1324 f., REINHARDT, S. :1:17. 18 2. Buch Mose :1.:18 f. 19 448 f., REINHARDT, S. 49. 2,0 Ober solchen Irrtum als Entschuldigung s. meinen Artikel in Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur, Bd. 79, :196:1, S.6:1. 2I »Konnt' ich mir rühmlicheren Ruhm erringen?« 502 f., REINHARDT, S. 53. Bedeutsam auch ihre heftige Ablehnung des Versuchs Ismenes, sich als mitschuldig verurteilen zu lassen, 536 ff. 22 »Denn zu sterben, ist nur schön«, 72, REINHARDT, S. 2:1; »Leid ich doch so Schlimmes nicht, daß ich nicht tapfer stürbe«, 96 f., REINHART, S. 23; »und sterb ich vor meiner Zeit, acht' ich es nur Gewinn«, 46:1 f., REINHARDT, S. 49 i »was also zögerst du?«, 499, REINHARDT, S. 53; »du lebst, doch meine Seele starb schon längst«, 559 f., REINHARDT, S. 59. Trotzdem kommt ihr am Ende die Fragwürdigkeit ihres Weges schauerlich zu Bewußtsein: 808 ff. 23 :122:1 f. 24 In Ödipus auf Colonos (lange nach der Antigone gedichtet) geleitet sie ihn treulich nach seinem Sturz beim Umherirren als blinder Bettler. Zwischen ihr und ihrem Bruder besteht ein inniges Verhältnis, und in Voraus ahnung seines unglücklichen Endes bittet er sie, ihm Bestattung zu gewähren. 25 »Was schert mich Weib, was schert mich Kind! / Ich trage weit bessres Verlangen; / laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind, - / mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!« Heinrich Heines Sämtliche Werke, hsrg. von Ernst Elster, Bd. :1, S. 40 (Die Grenadiere). 26 Die Unerbittlichkeit des Königs wird durch das von ihm nun erlassene, neue Edikt bestätigt: das ganze Volk wird angehalten, männliche hebräische Neugeborene zu ertränken. 2. Buch Mose :1.22. 27 3.:1,7. 28 Bereschith Rabba ZU:1. Buch Mose 35.:17. S. meine Abhandlung in Theology, Bd·7 2,:19 69,S.29:1-3 0 4· 29 S. CHRISTOPHER HOLLIS, Thomas More, :1934, S. 23:1 i RAYMOND WILSON CHAMBERS, Thomas More, :1935, Neudruck :1962, S. 339. 3 0 Mit daher rührt der Ausdruck Muttersprache. Der Text von :[,22 bietet 13
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einige Schwierigkeiten, doch halte ich den Inhalt für gesichert. (Ein politischpropagandistisches Ziel des Estherbuchs stelle ich in Jewish Quarterly Review, N. F., Bd. 37, :1946, S. :139-:147, heraus, doch ohne den Zusammenhang mit der Sprachenfrage zu behandeln.) In Nehemia :13.24 wird mit Entsetzen vermerkt~ daß aus den ohnehin verdammenswerten Ehen mit fremden Frauen Kinder hervorgehen, die nicht hebräisch sprechen. Mütter und Kinder werden verstoßen. Die griechischen Konkubinen der Pelasger in Herodot 6.:138, die ihre Kinder griechisch erzogen, sahen ihre heimatliche Kultur selbstredend als der pelasgischen weit überlegen an. Die Pelasger brachten Mütter und Kinder um. Der Schwarm für eine kleine Donaueschingerin verklärt bei einem Mann in meinem Alter alles: Ausonius war sogar von dem barbarischen Namen >Bissula< entzückt (4. Gedicht, 4 f.). Immerhin hatte sie Latein erlernt (3. Gedicht,:1o f.). Laut de~ San Francisco Chronicle vom 7. :12. :1970 soll eine Reihe von Frauen der in Birmingham in England streikenden Autoarbeiter den Männern den zulaß zum Schlafzimmer verwehrt haben, um ihnen das Haus zu verleiden und sie zur Rückkehr in die Fabrik zu bewegen. Die wörtlichere Übersetzung >Drinnensitz< oder >Drinnesitz< ist wohl weniger ansprechend. >Selbsteinquartierung< wäre zu erwägen; der Vorzug von >Drinverbleib< ist, daß man Ausdrücke wie teach-in, love-in analog wiedergebenkann. 589 ff. Die an der Handlung Beteiligten sind alle verheiratet. Ihre Mütterlichkeit läßt sie besonderes Mitgefühl mit den zur Ehelosigkeit verurteilten Mädchen empfinden. Zum Beispiel 4:1, 497 ff.,525. »Und wir werden dich retten, auch wenn du dich sträubst! ... « - »Bei Demeter, das wird nicht geduldet!« - »Ja, wir retten dich doch!«, 499 ff., Übersetzung von LUDWIG SEEGER, Aristophanes, Sämtliche Komödien, Bd. 2, :1953, S. :13 6 . »Artemis ... chum jiz zem Friedensbündnis ... Loh geng ues leben i Freundschaft und Frieden u Herrlichkeit«, :1262 ff.; »Rufet die Götter all', daß sie Zeugen sei'n, ewig gedenksame, dieses gesegneten, Herzen erfreueriden Bundes, den gnädig uns Kypris gestiftet«, :1283 ff., SEEGER, S. :136. S. BENJAMIN DAUBE, op. eit., S. 84, :139. 325, 652. Man darf dies nicht auf die Goldwaage legen: es gibt auch ältere Herren, von denen man lernen kann, :1:126. 489,577. Nach Platon entstehen .Kriege aus Gewinnsucht: Phaidon 66 C ff., Staat 2. 373 D (s. BENJAMIN DAUBE, op. cit., S. 69). Die Frauen teilen diese Ansicht: »Ist denn das Geld Ursache des Krieges? - Und die Ursach' aller Verwirrung! Nur damit sich Peisandros besacken kann und die Stellenjäger, drum rühren Stänk'reien sie auf!«, 489 ff., SEEGER, S. 'l.0:1. 324, 703 H.
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599 ff. 1.1.24 ff. 44 1.1.33 f. Wie Amos im Alten Testament erklärt Lysistrata ihre Landsleute für nicht weniger schuldig als die Gegner. Alle haben sich vergangen, alle müssen nachgeben. Doch wenn es um die Barbaren geht, hat sogar· ihre. Friedensliebe eine Grenze (vgl. BENJAMIN DAUBE, op. eit., S. 91. ff.). S. auch die nächste Anmerkung. 45 464 f., SEEGER, S. 1.00. Der vorangehende Satz lautet: »Du glaubst wohl, nur ein paar Mägde (Sklavinnen) hier vorzufinden?« Bei aller von Lysistrata gepredigten, an die Propheten gemahnenden Brüderlichkeit zwischen Vollbürgern und Beisassen, Mutterstadt und Kolonien, reich und arm (579 ff.) ändert sich an Sklaverei nichts. Vgl. unten, Anm. 54. 46 559 ff., SEEGER, S. 1.06 . .47 1.49 ff. 4 8 829 ff. Es ist übrigens bezeichnend, daß homosexuelle Betätigung keinen Ausweg darstellt. Bis auf einen kurzen Scherz, der sich über einen reichen Päderasten lustig macht (1.092), wird ihrer überhaupt nicht gedacht (s. OITO SEEL, Aristophanes oder Versuch über Komödie, 1.960, S. 44). Sie war eben auf die Oberschicht beschränkt und selbst dort Champagner, nicht täglidler Tafelwein. Ein Frauenstreik würde auch in North Beach in San Franciseo schwer ertragen werden. 49 1.75 ff., 240 ff. 50 254 ff. 51 424 ff. 52 61.9 ff. Vgl. unten, S. 24, zu Catos Rede. n 1.228 ff. 54 Sklaverei allerdings bleibt voll bestehen, 651.. Vgl. oben, Anm. 45. 55 61.4 ff. 56 877 ff. Sie wäre gefühllos, würde sie einem weiblichen Publikum dargeboten. In der Regel wohnten jedoch Frauen Lustspielaufführungen nicht bei. S. VrCTOR EHRENBERG, Aristophanes und das Volk von Athen, aus dem Englischen übertragen von Grete FeIten, 1.968, S. 395-396. 57 Unmittelbar ausgesprochen in Lysistrata 593 ff. V gl. auch Plutos 959 ff. 58 Livius 1..58. S. FRIEDRICH MÜNZER, Pauly-Wissowa, Bd. 1.3 :2,1.927, S. 1.692. Zu einer ihren Selbstmord angehenden Einzelheit, die hier unerörtert bleibt, s. mein The Linguistics of Suicide (voraussichtliches Erscheinen 1.972). 59 So schon Diodorus Siculus 1.0.20.2; vgl. CHARLES APPLETON, Revue historique de droit fram;ais et etranger, 4. F., Bd. 3, 1.924, S. 257. Man braucht es natürlich bei einer derartigen Legende nicht allzu genau zu nehmen. 60 Augustinus allerdings, Gottesstaat 1..1.9, erwägt, ob Lukretia vielleicht doch ein klein wenig Vergnügen empfand und deshalb ein schlechtes Gewissen hatte. Erinnert an Kleists Epigramm Die Marquise von 0 ... : »Dieser Roman ist nicht für dich, meine Tochter. In Ohnmacht! / Schamlose Posse I 42
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Sie hielt, weiß ich, die Augen bloß zu« (Heinrich von Kleists sämtliche Werke, hrsg. von Eduard Grisebach, Bd. 2, S. 389). Von ApPLETON op. dt., S. 239, 262, aus dem Nouveau Dictionnaire historique, 1.785, s. v. Luereee, zitiert. Auch in der Erzählung von Verginia, die schon Livius mit der von Lukretia vergleicht (3.44.1.), wird der Schein dem Sein nicht vorgezogen. Ihr Vater tötet sie, bevor es zur Schändung kommt, da sich kein andrer Ausweg bietet. Zwischen den beiden Geschichten bestehen noch weitere, öft zu wenig beachtete Unterschiede. 6.1..1. Virilis animus kehrt 8.3.1. mit Bezug auf Maesia wieder, auf deren Leistung ich sogleich zu sprechen komme. V gl. auch unten, Anm. 71.. 1.0.21.. S. MÜNZER, op. eit., S. 1.694. 2.40.1.1. f. Gaius 1..1.1.4 f. Vgl. unten, S. 26, zu Valerius Maximus 8.3.3. S. MüNzER, Pauly-Wissowa, Bd. 1.4 : 1.,1.928, S. 282. 8.3.1. - obgleich die Einleitung des Kapitels 8.3 (die unten, Anm. 90, angeführt wird) öffentliches Reden der Frau in Bausch und Bogen verurteilt. S. MÜNZER, Pauly-Wissowa, Bd. 3,1.899, S. 1.589. Bucco; s. MÜNZER, Pauly-Wissowa, Bd. 1.3 :1., 1.926, S. 232. Diese Darstellung von Valerius Maximus, mit der D. 3.1..1..5 (Ulpian 6 ad edietum) übereinstimmt, ist ganz glaubhaft. Valerius Maximus erwähnt noch eine dritte, höchst begabte Rednerin aus der ausgehenden Republik, Hortensia (5. MÜNZER, Pauly-Wissowa, Bd. 8 :2, 1.91.3, S. 2481.-2482); ich handle über sie unten, S. 26 f. In D. 3.1..1..5 scheint der Abschnitt, der mit ne contra beginnt, Eingriffe erlitten zu haben; s. Index Interpolationum. Eine Wortvergleichung mit Valerius Maximus ergibt: D. contra pudicitiam, V. M. impudentiai D. virile officium, V. M. virilis animus (in 8.3.1., Maesia betreffend - vgl. 6.1..1., oben, Anm. 62, zitiert); D. improbissima femina, V. M. improbae feminaei D. inverecunde, V. M. verecundia (in der Einleitung von 8.3). OTTO LENEL, Zeitschrift der Savigny-Stiftung, Bd. 39, 1.91.8, Rom. Abt., s. 1.30, hält die erste Begründung (ne contra - immisceant) für unecht. Die Florentinische Handschrift bietet nec contra. Vielleicht also (nec) wurde dieser Gedanke zunächst an zweiter Stelle interpoliert und rückte erst später an die erste auf. Aber das c kann selbstverständlich auch aus Versehen doppelt geschrieben sein. Livius 1..1.3; vgl. unten, Anm. 83, zu der gekünstelten Benutzung dieses Vorgangs als eines Präzedenzfalles durch Ludus Valerius in Livius 34.5.8. Aus Dankbarkeit nannte Romulus Kurien nach den Retterinnen; damit ist die Nachricht im 2. Buch Mose 1..20 f. zu vergleichen: »Darum tat Gott den Wehmüttern Gutes ... und baute ihnen Häuser.« Livius 1..24 ff. Valerius Maximus 3.4.7, ext. 1., Plinius, Naturgeschichte 7.36.1.21.. Livius 34.1. ff.
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Valerius Maximus 8.3.3, Quintilian 1..1..6, Appian, Bürgerkriege 4.5.32 ff. In Roman Law, 1.969, S. 1.24-1.28, behandle ich eine bestimmte Seite des allgemeinen Hintergrundes der Luxusgesetze. 7 8 über den damaligen Zeitgeist s. Polybios 31..25.4; vgl. WILHELM KROLL, Die Kultur der Ciceronischen Zeit,Bd. 2, 1.933, S, 43. 79 61.9 ff. S. oben, S. 1.8. 80 So THEODOR MOMMSEN, Römisches Strafrecht, 1.899, S. 562. 81 Seditio wird oft für die plebejischen Auszüge verwandt, z. B. Livius 2.32.1. f., 33.2, 3~50.1.4; ebenso stasis in Dionysios 7.1.3.2, 1.5.2. 82. Vgl. Cicero, De Re Publica 6.1..1.. 83 Als einen der Präzedenzfälle für das Erscheinen weiblicher Gruppen auf dem Forum führt er die mutigen Sabinerinnen an, die - wie oben, S. 22, erwähnt - sich zwischen die auf dem Forum kämpfenden Römer und Sabiner' . warfen: eine ziemlich am Buchstaben klebende Behandlung der Frage. 84 Genauer: von dem er sagt, daß Cato es von Themistokles übernommen habe; Cato maior 8.2 f., Themistokles 1.8.5. S. AGOSTINO PASTORINO, Plutarco, Detti e vita di Catone Maggiore, 1.951., S. 1.32. 85 34. 1..3: res parva dictu. 86 S. MOMMSEN, Römisches Staatsrecht, Bd. 3, Abt. 1.,1.887, S. 236-237. 87 Valerius Maximus : nec quicquam virorum patrocinium eis accommodare auderet. . 88 Sowohl Valerius Maximus als auch Quintilian heben dies Verwandtschaftsverhältnis hervor. Es ist bemerkenswert, daß 55 v. Chr. eine Rede ihres Vaters die Konsuln von einem Luxusgesetz, das sie planten, abbrachte: Dio Cassius 39.37.3 f. Valerius Maximus erzählt, daß Hortensius »in seiner weiblichen Nachkommenschaft wieder ins Leben trat«, und »wären seine männlichen Nachkommen nur gewillt gewesen, seinem Vorbild nachzueifern, so wäre ... ein solches Erbe nicht mit einem einzigen Plädoyer einer Frau abgerissen«. Der Sohn des Redners sowie die märu:llichen Nachfahren dieses Sohnes brachten es in der Tat nicht weit; s. MÜNZER, Pauly-Wissowa, Bd. 8 :2,1.91.3, S. 2468-2469, PETER VONDER MUEHLL, S. 2478-2479' Valerius Maximus deutet an, daß sie selbst schuld daran waren. Damit will er vielleicht dem von Tiberius geäußerten Tadel zustimmen - Tacitus, Annalen 2.37 f., vgl. Valerius Maximus 3.5.4, 5.92 f., Suetonius, Tiberius 47. Das Werk von Valerius Maximus ist ja Tiberius gewidmet. 89 Non tantum in sexus honorem. 9 0 Sir, a woman's preaching is like a dog's walking on his hin der legs. It is not done well, hut you are surprised to find it done at all. »Mein Herr, wenn eine Frau predigt, so ist es, wie wenn ein Dackel auf den Hinterbeinen einhergeht. Sie tun es ungeschickt, aber es ist überraschend, daß sie es überhaupt tun.« (BOSWELL, Ufe of Johnson, hrsg. von George Birkbeck HilI, neubearb. von Lawrence Fitzroy Powell, Bd. 1., 1.934, S. 463, Eintrag vom 31.· 7· 1.763.) Valerius Maximus befaßt sich in Kapitel 8.3 mit »Frauen, denen 76
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weder naturgegebene Anlage noch herkömmliche weibliche Schamhaftigkeit das Schweigen auf dem Forum und vor Gericht beizubringen vermochte«, quas condicio naturae et verecundiae stolae ut in foro et iudiciis tacerent cohibere non valuit. Appian 4.5.34 schildert den Ärger der Triumvirn darüber, daß »während 'die Männer schwiegen, die Frauen sich erdreisteten zusammenzukommen«, gynaikes andron hesychazonton thrasynountai te kai ekklesiasousi. In der Weibervolksversammlung von Aristophanes, die uns oben, S. 1.8, beschäftigte, trägt die HeIdin den Namen Praxagora, >die in der Versammlung oder auf dem Marktplatz Tätige<. Viele derartige Stellen müssen berücksichtigt werden, will man 1.. Korinther 1.4.34 gerecht werden: hai gynaikes en tais ekklesiais sigatosan, »die Frauen sollen in den Versammlungen schweigen«: gewöhnlich auf Lateinisch und in der Einzahl zitiert, mulier taceat in ecclesia (Luther hat die Frauen in der Mehrzahl, die Versammlungen in der Einzahl - »lasset eure Weiber schweigen in der Gemeinde«). 9 1 Von der wunderbaren Rettung Iphigenies weiß ja in diesem Augenblick noch niemand. 9~ S. BENJAMIN DAUBE, op. cit., S. 1.59, 1.64-1.66. 93 1.. Buch Mose 22. 94 Bereschith Rabba zu 1.. Buch Mose 23.2. 95 631. ff.,1.231. ff. 9 6 FLORENTINE PROBST im Stern vom 1.4.3.1.971., S. 40. 97 Scheffels Werke, hrsg. von Friedrich Panzer, Bd. 2, S. 1.94 (Zur dritten Auflage [des Trompeter von Säckingen]). 9 8 Daselbst, Bd. 1., S. 225 (Neu es Handwerksburschenlied) .
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DAvID DAUBE ~ im Jahr '1.966 zum Ständigen Gastprofessor an der Universität Konstanz im Fachbereich Geschichte ernannt - wurde am 8. 2. '1.909 in Freiburg i. Br. geboren. Er studierte in Freiburg, Göttingen und Cambridge Rechtswissenschaft. Von '1.9.38 bis '1.946 war er Fellow am Gonville and Caius College in Cambridge, von '1.946 bis '1.95'1. Lecturer in Law in Cambridge, von '1.95'1. bis '1.955 Professor of Jurisprudence in Aberdeen und von '1.955 bis '1.970 Regius Professor of civil Law und Fellow des All Souls College in Oxford. Seit '1.970 ist er Professor-in-Residence an der School of Law der Universität von Kalifornien in Berkeley. Als Direktor der Robbins Hebraic and Roman Law Collection ist er für den Aufbau eines Instituts für Recht und Religion mitverantwortlich. Daube ist Dr. jur. (mit Auszeichnung), Göttingen, Ph. D., Cambridge, und M. A. und D. C. L. (by decree), Oxford; außerdem Hon. L1. D., Edinburgh und Leicester, und Dr. h. c., Sorbonne, Paris. Dazu kam im Juni '1.97'1. der Dr. Hum. Lett. h. C.i Hebrew Union College, Cincinnati. Er ist Fellow der British Academy in den drei Klassen Rechtswissenschaft, Alte Geschichte und Theologie, Fellow der American Academy of Arts and Sciences in der Klasse Gesellschaftslehre-Recht, Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Philos.-Hist. Kl.) und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München (Philos.-Hist. Kl.), ferner Ehrenmitglied der Kgl. Irischen Akademie zu Dublin (in der Kl. Literatur). Im Jahre '1.957 war er Präsident der Socit~te Internationale d'Histoire des Droits de l' Antiquite. Daube lehrte gastweise als Senior Fellow der Law School der Yale University in New Haven und als Ford Professor of Governmental Affairs an der PolitischWissenschaftlichen Fakultät der Universität von Kalifornien in Berkeley. Er war u. a. Gifford Lecturer in Edinburg (zweimal), Jordan Lecturer in London, Gray Lecturer in Cambridge, Riddell Lecturer in Newcastle, Olaus Petri Lecturer in Uppsala, Pope John XXIII Lecturer an der Catholic University of America in Washington und Lord Cohen Lecturer in Jerusalem. Im Oktober '1.97:1 wird er die Messenger Lectures an der Cornell University in I thaca, N ew York, halten. Er gehört zum Direktorium des Institute of Jewish Studies in London und des Institutum Judaicum Delitzschianum in Münster; außerdem zum Beirat der Zeitsduiften American Journal of Jurisprudence, Journal for the Study of Judaism, Journal of Jewish Studies, Jura und Tulane Law Review. Er war und ist Mitglied verschiedener mit juristischen Fragen der modemen Medizin und Genetik befaßter Komitees. Neben zahlreichen Aufsätzen veröffentlichte Daube die Bücher »Studies in Biblical Law« ('1.947, Neudr. '1.969), »Forms of Roman Legislation« ('1.956), »The New Testament and Rabbinic Judaism« ('1.956), »The Exodus Pattern in the Bible« ('1.96,3), »The Sudden in the Scriptures« ('1.964), »Collaboration with Tyranny in Rabbinic Law« ('1.965) und »Roman Law« ('1.969). Der hier wiedergegebene Text ist die leicht überarbeitete Fassung der öffentlichen Antrittsvorlesung an der Universität Konstanz vom 22. März '1.97'1..
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KONSTANZER UNIVERSITÄTSREDEN HERAUSGEGEBEN VON GERHARD HESS
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Gerhard Hess: Probleme der deutschen Hochschule und die Neugründungen
2.
Waldemar Besson: Die großen Mächte
3. Hans Robert Jauß: Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft
4. Hans Aebli: Natur und Kultur in der Entwicklung des Menschen 5. Friedrich KambarteI: Was ist und soll Philosophie? 6. Ralf Dahrendorf: Die Soziologie und der Soziologe - Zur Frage von Theorie und Praxis 7. Franz Georg Maier: Archäologie und Geschichte· Ausgrabungen in Alt-Paphos (Zypern) 8. Horst Sund: Evolution und Struktur der Proteine 9. Manfred Fuhrmann: Die Antike und ihre Vermittler· Bemerkungen zur gegenwärtigen Situation der klassischen Philologie 1.0.
Peter Hemmerich: Anorganische Aspekte des Lebens
1.1..
Wolfgang pfleiderer: Organische Chemie - gestern, heute, morgen
1.2.
Dirk Pette: Zellphysiologie des Stoffwechsels
1.3.
Wolfgang Preisendanz: Über den Witz
1.4.
Herbert Nesselhauf: Der Ursprung des Problems »Staat und Kirche«
1.5.
Jurij Striedter: Dichtung und Geschichte bei Pu~kin
1.6.
Gerhard Hess: Die Universität Konstanz - Reform als ständige Aufgabe
1.7.
Arno Borst: Geschichte an mittelalterlichen Universitäten
1.8.
Rolf-Richard Grauhan: Modelle politischer Verwaltungsführung
1.9.
Frederic Vester: Planung, Forschung, Kommunikation im Team
20.
John Francis Embling: Die neuen britischen Universitäten als Instrumente der Reform
21.. Horst Rabe: Autorität - Elemente einer Begriffsgeschichte
22. Wolfgang Brezinka: Über Absicht und Erfolg der Erziehung' Probleme einer Theorie der erzieherischen Wirkung 23. Karl-Heinz Flechsig: Die technologische Wendung in der Didaktik
24. Detlef Kantowsky: Indien - am Vorabend der Revolution? 25. Fritz Scharpf: Demokratietheorie zwischen Utopie und Anpassung
26. Eberhardt Weiler: Immunitätsforschung und das Dogma der molekularen Biologie 27. Gerhard Neubauer: Kalkül und Figur - Von Descartes zu Hilbert 28. Wolfgang Iser: Die Appellstruktur der Texte' Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa 29. Ulrich Gaier: Form und Information Klangmittel
Funktionen sprachlicher
30. Hubert Schleichert: Logik und Denken 31.. Josef Schrenk: Zum Größeninventar einer Theorie des Satzes 32. Wolf-Dieter Stempel: Linguistische Aspekte des Verstehens
33. Peter Hartmann: Aufgaben und Perspektiven der Linguistik
34. Friedrich Sixtl: Die Gültigkeit von Prädiktoren bei den identifizierbaren Merkmalsträgern 35. Gerold Adam: Die Steuerung des Ionentransportes durch die Zellmembran 36. Hans Batzer: Über die Bedeutung synthetischer Makromoleküle 37. Wolrad Vogell: Struktur und Funktion der Zelle 38. Rudolf Klein: Quantenflüssigkeiten 39. Rudolf Cohen: Zum Begriff der Angst in der Differentiellen Psychologie
40. Kurt Badt: Das Spätwerk Cezannes 41.. Friedrich Kübler: Juristenausbildul1.g im Zielkonflikt
42. Ernst Florey: Aufgaben und Zukunft der Biologie 43. Peter Läuger: Die Photosynthese der grünen Pflanzen
44. Werner Bos: Zur Axiomatik des Arithmetischen Mittels 45. Heinz Dehnen: Über den Endzustand der Materie
46. Alexander Demandt: Geschichte als politisches Argument im Altertum 47. David Daube: Gewaltloser Frauenwiderstand im Altertum 48. Reinhard Bendix: Der Glaube an die Wissenschaft 49. Rainer Martin: Riesenneurone und schnelle Reizübermittlung
Die Reihe Konstanzer Universitätsreden wird fortgesetzt.