Hermippos: Die Fragmente Ein Kommentar
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde Der Philologischen Fakultät...
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Hermippos: Die Fragmente Ein Kommentar
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde Der Philologischen Fakultät Der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
vorgelegt von
Christophoros Gkaras aus Athen / Griechenland
SS 2008
Erstgutachter:
Prof. Dr. Bernhard Zimmermann
Zweitgutachter:
Prof. Dr. Andrea Bagordo
Vorsitzende des Promotionausschusses Der Gemeinsamen Kommission der Philologischen, Philosophischen und Wirtschaftsund Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät:
Datum der Fachprüfung: 09. 01. 2009
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Prof. Dr. Ralf von den Hoff
Biographische Daten und Karriere Die Informationen über Hermippos’ Leben sind rar. Die Suda informiert uns, dass er ein Komödiendichter der alten Komödie, und dass er einäugig war (ἑτερόφθαλμος, ε 3044). Sein Bruder hieß Myrtilos (Μύρτιλος, PA 10497) und war auch ein Komiker, sein Vater – dessen Name ebenfalls in der Suda steht, aber im Eintrag seines Bruders, vgl. μ 1460 – Lysis(Λῦσις, PA 9569)1. Mehr Informationen stehen uns jedoch über sein Werk zur Verfügung. Nach der Suda verfasste er 40 Komödien, von denen uns 10 Titel und 94 Fragmente erhalten sind. Die Zahl der verlorengegangenen Stücke ist in der Tat relativ groß und entspricht verhältnismäßig nicht der generellen Tendenz unter den Vertretern der alten Komödie2. Andererseits könnte die Zahl seiner Siege eventuell eher für eine grosse Produktivität sprechen3. Er gewann viermal an den Lenaien; sein Name erscheint in der Lenäensiegerliste nach Pherekrates und vor Phrynichos4. Sein Name steht auch in der Liste der städtischen Dionysien, zwischen jenem des Pherekrates und Aristomenes. Die Zahl seiner Dionysiensiege wissen wir jedoch nicht, weil in der entsprechenden Inschrift nur die ersten drei Buchstaben seines Namens lesbar sind. Aus diesem Grund, d.h. wegen des Vorkommens in der Siegerliste, kann ihm nur ein Sieg mit Sicherheit zugeschrieben werden, wobei es – vor allem wegen der vier Lenäensiege und der Tatsache, dass sein Dionysiensieg am Anfang seiner Karriere errungen wird – logischer ist, davon auszugehen, dass er mindestens noch einmal gewonnen hat. Sein erster Dionysiensieg wurde von Capps, nach der Veröffentlichung der entsprechenden Inschrift im Jahre 1943 auf 436-5 datiert5 und seitdem einstimmig angenommen. Sein Debut dürfte nicht viel früher gewesen sein und ist vielleicht gegen Anfang des vierten Jahrzehntes zu setzen6. Umstritten ist jedoch in der Forschung die Dauer seiner poetischen Laufbahn. Geissler7 schränkte sie anfänglich auf 15 Jahre ein (430-415), da er den ersten Sieg auf das
Über die Theaterfamilien in Athen siehe Sutton 1987, 9-26. D.h. für die anderen Vertreter der alten Komödien erwähnt die Suda eine beträchtlich kleinere Zahl Komödientitel, die fast immer sehr nah an der Zahl der erhaltenen Komödien (oder Komödientitel) steht, z.B. 17 für Pherecrates und Eupolis (genauso viele sind erhalten), und 24 für Theopompos (von denen 20 erhalten sind). Für die anderen Dichter, z.B. Crates, Callias und Phrynichos ist die Zahl kleiner. 3 Man muss natürlich bei solchen Vergleichen vorsichtig sein, z.B. hat Eupolis mit nur 17 Komödien dreimal an den Lenaien und mindestens einmal an den Dionysien gewonnen. 4 Siehe Mette 1977, 213. 5 Siehe Capps 1943, 3. 6 Siehe auch Mensching 1964, 34-5: “Nach seinen 6-7 Siegen zu urteilen, gehört er zu den recht erfolgreichen Komikern, so dass zwischen erster Aufführung und ersten Sieg kein großer Abstand anzunehmen sein dürfte; um 439/38 mag er debutiert haben”. 7 Geissler 1925, 47 Anm. 2. 1 2
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J. 426 legte. Später8, Capps folgend, korrigierte er dieses Datum auf 435, ohne aber eine nochmalige Überprüfung der chronologischen Grenzen vorzunehmen. Nesselrath9 glaubt, dass Hermippos hauptsächlich in den 430ern und 420ern aktiv gewesen ist und bis spätestens 410 Komödien aufführte. Mensching10 setzt den Anfang seiner Karriere auf 439-8 und das Ende auf 410. Seiner Meinung nach dürfte Hermippos mindestens zehn Mal an beiden poetischen Wettbewerben teilgenommen haben, und wenn er nicht jedes Jahr an einem Wettbewerb teilnehmen könnte – besonders um 420, als die Zahl der aufgeführten Komödien von 5 auf 3 eingeschränkt wurde –, müsste die Zahl der doppelten Aufführungen höher gewesen sein. Eine längere poetische Laufbahn, von etwa 40 Jahr vermutet Gilula, die seine Karriere zu Ende des 4.ten Jahrhunderts bringt11. Eine solche Laufbahn ist auch meiner Meinung nach in Hermippos’ Fall passender, wenn natürlich die Zahl der 40 Stücke, die das Lexikon der Suda überliefert, keine falsche Zahl ist. Es ist unnötig zu vermuten, dass Hermippos vom Anfang bis Ende seiner Karriere jedes Jahr an einem Wettbewerb teilgenommen hat, oder dass er sonst 15 Jahre oder noch mehr (d.h. die Hälfte seiner Karriere, nach Mensching und Nesselrath) für beide Wettbewerbe im selben Jahr einen Chor bekam. poetische Laufbahn annehmen muss, nämlich von etwa 40 Jahren. Hermippos dürfte also gegen 438 debutiert haben und bis ungefähr ans Ende des Jahrhunderts tätig gewesen sein. Hermippos steht also zeitlich, wie Körte bemerkt, zwischen Kratinos und Aristophanes (oder Eupolis), Zeitgenosse von Pherekrates, neben dem er, wie schon erwähnt, in beiden Siegerlisten steht. Die Zahl der Siege von Hermippos (sicher 5 und wahrscheinlich 6 oder 7) deutet zweifellos darauf hin, dass er zu den bedeutendsten Komödiendichtern der alten Komödie gehörte. Selbst Aristophanes’ Angriff gegen ihn in Nubes 551-9 (siehe die Einleitung weiter und Komm. zur Komödie Ἀρτοπώλιδες), zusammen mit Eupolis und Phrynichos zeigt zweifelsohne zunächst einmal, dass Aristophanes ihn für einen der wichtigsten Rivalen hielt und bestätigt außerdem gewissermaßen die vorherige Vermutung und die Meinung der Mehrheit der Forscher12. Hermippos’ Anklage wegen ἀσεβεία gegen Aspasia Plutarch berichtet im 32. Kapitel seiner Vita des Perikles von einer γραφὴ ἀσεβείας, die der Dichter gegen Aspasia erhob, wobei er hinzufügt, er habe sie Geissler add. S. ix. Nesselrath 1995, 12. 10 Mensching 1964, 40. 11 Gilula 2000, 77. 12 Zu einer solchen Einschätzung kommt z.B. Storey 1990, 10 n. 28: “Hermippus was one of the major figures in the history of comedy before Eupolis and Aristophanes”, mit der auch Gilula 2000, 76 einverstanden ist. 8 9
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außerdem beschuldigt, als Kupplerin freigeborene Frauen, die mit Perikles Umgang hätten, bei sich aufgenommen zu haben, vgl. Per. 32.1: Περὶ δὲ τοῦτον τὸν χρόνον Ἀσπασία δίκην ἔφευγεν ἀσεβείας͵ Ἑρμίππου τοῦ κωμῳδιοποιοῦ διώκοντος καὶ προσκατηγοροῦντος͵ ὡς Περικλεῖ γυναῖκας ἐλευθέρας εἰς τὸ αὐτὸ φοιτώσας ὑποδέχοιτο. Es liegt die Vermutung nahe, dass dieser Prozess, wie wahrscheinlich auch derjenige gegen Pheidias (Per. 31) und Anaxagoras (Per. 32.), Perikles selbst als indirektes Ziel hatte13. Das hat eine besondere Bedeutung, weil der Politiker in einer Komödie des Dichters, den Μοῖραι, mehrmals – direkt und indirekt – und in manchen Stellen (vgl. Fr. 47) heftig angegriffen wird14. Plutarch erzählt einige Zeilen weiter, wie Perikles sie verteidigte und am Ende ihren Freispruch erreichte, aber nur nachdem er unter vielen Tränen die Geschworenen darum gebeten hatte15. Das Bild des weinenden Perikles wird bei Plutarch auf den Sokratiker Aischines zurückgeführt und ist auch bei Athenaios belegt, der weniger Informationen gibt und außerdem keinen Gewährsmann erwähnt16. Es wird angenommen, dass Aischines ebenso Athenaios’ Quelle ist, siehe auch Stadter 1989, 297 und Ehlers 1966, 66 Anm. 108. Die Frage, die unmittelbar gestellt wird, betrifft die Historizität dieses Prozesses: Hat der Prozess tatsächlich stattgefunden, oder geht es eher um eine fiktionale, wahrscheinlich aus einer Komödie des Dichters stammende, Gerichtsszene, die in der Spätantike als wahre interpretiert wurde? Eine Reihe von weiteren Fragen, die damit eng verbunden sind, taucht gleichzeitig auf: Was ist zunächst unter der Anklage ἀσεβεία genauer zu verstehen? Lässt sie sich mit der zweiten Anklage der προαγωγεία (Kuppelei) kombinieren, und wenn ja, wie? Wie ist die Tatsache, dass der Ankläger ein Komödiendichter ist, und dass sowohl die Angeklagte, Aspasia, als auch der indirekt Betroffene, Perikles, häufige Ziele der Komiker waren, zu bewerten? Wie glaubwürdig ist die Geschichte, die Plutarch über den weinenden Perikles erzählt, und wie vertrauenswürdig ist der Gewährsmann Aischines? Wie eng ist letztendlich der Zusammenhang zwischen dieser Geschichte und dem Gerichtsprozess? Die Tatsache, dass ein Komödiendichter bei seinen Angriffen offene politische Präferenzen zeigt, und gegen seine politischen Gegner auch außerhalb der Bühne kämpft, scheint auf den ersten Blick verdächtig zu sein, sollte aber nicht ohne weiteres zum Schluss führen, dass einem Komödiendichter so etwas nicht erlaubt wäre. Man muss also vorsichtig
So Natorp 1892, 493-4, Ehlers 1966, 69. Siehe Einleitung zu der Komödie Μοῖραι. 15 Per. 32.5: Ἀσπασίαν μὲν οὖν ἐξῃτήσατο͵ πολλὰ πάνυ παρὰ τὴν δίκην͵ ὡς Αἰσχίνης φησίν͵ ἀφεὶς ὑπὲρ αὐτῆς δάκρυα καὶ δεηθεὶς τῶν δικαστῶν. 16 Ath. 13.589e: … καὶ φευγούσης ποτὲ αὐτῆς γραφὴν ἀσεβείας λέγων ὑπὲρ αὐτῆς πλείονα ἐδάκρυσεν ἢ ὅτε ὑπὲρ τοῦ βίου καὶ τῆς οὐσίας ἐκινδύνευε. Dass Aischines ebenso Athenaios’ Quelle ist, ist sehr wahrscheinlich, siehe auch Stadter 1989, 297 und Ehlers 1966, 66 Anm. 108. 13 14
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Plutarchs Informationen untersuchen und die Stärke der in der Forschung gegebenen Argumente abwägen. Die Forschung über die Historizität des Prozesses ist in der Tat höchst uneins. Viele Gelehrte haben dazu Stellung genommen und zahlreich sind auch die Argumente die für17 und gegen18 die Historizität gebracht wurden19. Diejenigen, die ihre Historizität zurückweisen, konzentrieren ihre Argumentation zunächst auf die Unwahrscheinlichkeit, dass Aspasia, die Perikles so viele Jahren lang treu gewesen ist und ihm sogar einen Sohn gebar, eine Kupplerin für Perikles gewesen sein könnte20 und denken, dass die Stelle die – direkten oder indirekten – Vorwürfe widerspiegelt, die in der Komödie einerseits gegen Aspasia so häufig gemacht werden, und andererseits auf diese besondere erotische Lust des Perikles anspielen21. Ihr zweiter Trumpf ist die zweifellose Unzuverlässigkeit des Sokratikers Aischines, der diese Szene aus dem Gerichtsprozess berichtet, wo Perikles unter Tränen um den Freispruch Aspasias bittet und ihn am Ende erreicht22. Die Bezeugung des Aischines ist sicherlich aus vielen Aspekten heraus verdächtig23, wie z.B. die Tatsache, dass er oft über in Tränen ausbrechende Leute erzählt, oder dass ihm schon in der Antike seine Beschimpfungsneigung und die Maßlosigkeit seiner Kritik vorgeworfen wird (vgl. Ath. 5.220a). Es ist deswegen wahrscheinlich, dass seine Bezeugung einen rein anekdotischen Charakter hat24, oder nichts anderes als Klatsch ist, auch wenn sie gewissermaßen die auch in der Komödie oft erwähnte Schwäche des Perikles für Aspasia zeigt, die auch mit dem Vorwurf, dass sie einen starken politischen Einfluss auf ihn ausübte25, verbunden ist26. z.B. Schubert 1994, 115-6, Bauman 1990, 37-40, Stadter 1989, 297-8, Ostwald 1986, 194-6, Mansfeld 1980, 32 und 76-80, Schwarze 1971, 110-113, Frost 1964, 396-8, Gomme 1956, 184-9, Körte RE s.v. Hermippos. Mit einigen Zweifeln auch Carey 1994, 80-81, Ehlers 1966, 68-73, Natorp 1892, 493-4. 18 z.B. Raaflaub 2000, 103-6, Wallace 1994, 131-2, Henry 1995, 15-16 und 24-25, Montuori 1988, 2017, Podlecki 1987, 106-7, Dover 1975, 28, Ehrenberg 1951, 453, Jacoby FGrH III.6, suppl. ii, 167.29, Anm. 113, Rosenberg 1915, 217-19, Klein 1979, 509-10, vielleicht auch Tulli 2007, 311-12 Anm. 33. 19 Gilula 2000, 76-7 präsentiert das Thema ohne explizit zur Historizität des Prozesses Stellung zu nehmen. 20 z.B. Montuori 206. 21 So z.B. Raaflaub 2000, 106, Wallace 1994, 131, ähnlich auch Henry 1995, 24-5, der die interessante Bemerkung macht, dass: “Those allegations attributed to Pericles a personal behavior somewhat counter to the purpose and spirit of his own citizenship law, and if true, intimated that in the matter of sexual appetite, Pericles, like other popular politicians late and and soon, felt himself above or beyond the law“. 22 Wallace 1994, 131-2, Raaflaub 2000, 106. 23 Über diese Aspekte siehe vor allem Wallace 1994, 131-2. 24 Viele von den Gelehrten, die die Historizität des Prozesses annehmen, geben sogar die Problematik Aischines’ Bezeugung zu, oder sie halten sie sogar für anekdotologische Information, siehe z.B. Schwarze 1971, 110-112, Ehlers 1966, 68-9. 25 Die Komödie geht weiter mit dem Vorwurf, dass er den Peloponnesischen Krieg in ihrem Interesse führte, vgl. die Acharner und siehe Wallace 1994, 131. 26 So Podlecki 1987, 106-7, der glaubt, dass die Szene aus einer Komödie stammt, vermutet dass Aspasia hier verspottet wird, “for encouraging Pericles to let Athens be ‘infected’ by new ideas”. 17
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Ein anderes problematisches Thema ist die Anklage wegen ἀσέβεια und ihre sehr allgemeine Bedeutung. Montuori konzentrierte sich hauptsächlich auf die beiden Vorwürfe (ἀσέβεια, die genannt wird und προαγωγεία, die aus dem Kontext zu verstehen ist) und versuchte sie zu dekonstruieren. Er kam am Ende zu dem Schluss, dass Hermippos‘ Anschuldigung entweder keine gerichtliche Anschuldigung war, oder, falls sie doch eine solche war, in einer anderen Weise gemacht wurde, und auf anderen Gründen aufgebaut wurde, als denjenigen, die in Plutarchs‘ Text zu lesen sind. Er hält es deswegen für wahrscheinlicher, wie die große Mehrheit der Gelehrten die gegen die Historizität des Prozesses argumentieren, dass es um eine Gerichtsszene in einer Komödie des Dichters geht, und dass Plutarch von seiner Quelle, die mit erheblicher Freiheit die Anklage und die Verteidigung Aspasias interpretiert hat27, irregeführt wurde28. Nicht weniger sind andererseits die Gelehrten, die die Historizität des Prozesses oder ihre Wahrscheinlichkeit annehmen. Eines der Hauptargumente betrifft die Anklage selbst, die zunächst in der Antike sehr ernst war, und entweder mit Tod oder mit Verbannung bestraft wurde und die Tatsache, dass die Klageformen in Plutarchs‘ Text, die die Prozesse gegen Pheidias und Anaxagoras betreffen, religiöse Konnotationen haben29. Die Anklage der Kuppelei mag auf den ersten Blick auffallend und schwerlich glaubwürdig sein30, könnte sich aber auf Gesetze beziehen, die ehebrecherischen Frauen und Prostituierten – und natürlich auch Kupplerinnen – den Zugang zu Tempeln und heiligen Riten oder Mysterien verboten31. Die Anklage wegen ἀσέβεια ist, wie schon erwähnt, sehr allgemein und könnte nach der Meinung einiger Forscher mit dem atheistischen Denken der Milesierin verbunden sein32. Was Aischines‘ Aussage betrifft, so wird sie, wie schon gesagt, von vielen als eine anekdotische Information betrachtet, zeigt aber gleichzeitig zunächst, dass eine Wahrheit sich doch in der plutarchischen Erzählung befinden könnte33. Auf jeden Fall stellt Aischines’ Aussage dieses intime Verhältnis zwischen Perikles und Aspasia dar und passt auch zum Verspottungsbild seiner – angeblichen
Charakteristisch dafür ist die Meinung von Dover 1975, 28: “…traditions about personages in the late fifth century might be ultimately derived from uncritical reading, or unscrupulous use of comedy … Hermippos may have said something in a parabasis comparable in character with the boasts of Aristophanes in Ach. 633 ff. and Clouds 549 ff., describing ridicule and vilification uttered within a play as if it were action taken in real life”, siehe auch Rosenberg 1915, 218-19. 28 Siehe auch Wallace 1994, 131 und Henry 1995, 24-5. 29 So Bauman 1990, 38: “The charge of asebeia was not well suited to a comic vein and the fact that every item on the list has a religious connotation leads to its credence”. 30 Ostwald 1986, 195 bemerkt dazu, dass ein Teil der von Plutarch gegebenen Informationen “may preserve mere gossip that Aspasia acted as a procuress for Pericles”, siehe auch Bauman 1990, 38. 31 Siehe z.B. Ostwald 1986, 195, Bauman 1990, 38; Stadter 1989, 298. 32 So z.B. Schubert 1994, 115-6. 33 Stadter 1989, 297-8. 27
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oder wahren – erotischen Laszivität34. Perikles’ Reaktion mag natürlich nicht so glaubwürdig sein, und ist, wie Ehlers sie beschreibt, “auffallend und in manchem Sinne anstößig”, war aber im Allgemeinen keine rare Reaktion bei Gerichtsprozessen in Athen und kann gewissermaßen durch seine Schwäche zu ihr erklärt werden, oder könnte vielleicht am Ende doch das einzige Mittel gewesen sein, mit dem Perikles ihren Freispruch hat beschaffen können35. Letztendlich, auch wenn anzunehmen wäre, dass Aischines‘ Bericht kein einziges Körnchen Wahrheit enthält und dass er aus irrelevanten Gründen36 diese Geschichte als wahre überlieferte, braucht die Authentizität des Prozesses nicht total von der Zuverlässigkeit des Berichtes abhängig zu sein. Mit anderen Worten hätte ein Prozess genauso gut in der Wirklichkeit stattfinden können, auch wenn Perikles mit mehr ‘rechtschaffenen’ Mitteln, d.h. ohne Tränen, ihren Freispruch schaffte. Eine gewisse Übereinstimmung in der Meinung der Forscher ist jedoch bezüglich der Datierung des – wahren oder fiktiven – Prozesses zu bemerken. Plutarch selbst informiert uns, dass die Prozesse gegen Aspasia und Anaxagoras “περὶ τοῦτον τὸν χρόνον”, d.h. ungefähr um die Zeit von Pheidias’ Prozess, kurz vor dem Ausbruch des peloponnesischen Krieges, stattgefunden haben (Plut. Per. 31-32.)37. Eine frühere Datierung scheint jedoch plausibler zu sein. Perikles musste seine Affäre mit Aspasia gegen Ende der vierziger Jahre des 4. Jh., angefangen haben38. Ist es anzunehmen, dass das versteckte Ziel Perikles selbst gewesen ist, und dass seine Affäre mit Aspasia, das Mittel war39, einen Angriff gegen ihn durchzuführen, dann wären die ersten Jahre ihrer Beziehung, als ihr Verhältnis noch mehr Gesprächsstoff lieferte, ein viel passenderer Zeitraum – als um 433, als die beiden schon fast 10 Jahre zusammen gewesen wären – für einen Versuch, daraus politisch zu profitieren. Eine Datierung gegen 438/7, die die Mehrheit der Gelehrten vorschlägt40, ist also durchaus möglich. Ein Zusammenhang mit dem vor einem Jahr beendeten samischen Krieg41, über den der Klatsch geherrscht haben musste, Aspasia habe Perikles überzeugt, sich für ihre Heimat, Miletos, einzusetzen, ist vielleicht auch nicht auszuschließen. Der gleiche Zeitraum, d.h. die ersten Jahre von Perikles‘ und Aspasias Affäre wäre auch für einen fiktiven Gerichtsprozess geeignet. Da Hermippos’ erster
Siehe Schwarze 1971, 13 Anm. 21. So Ehlers 1966, 69-70, Schubert 1994, 115-6. 36 Diese Gründe sind mit Aischines’ Unzuverlässigkeit verbunden, siehe oben. 37 Vor dem peloponnesischen Krieg ist der Prozess auch nach Baumans’ Meinung zu datieren. 38 Ihr Sohn, Pericles II, war in 410/9 und musste in der Zeit mindestens 30 Jahre alt gewesen sein, siehe Frost 1964, 395. 39 Ähnlich wie im Fall von Pheidias und Anaxagoras. 40 So z.B. Gilula 2000, 76, Frost 1964, 395-6, Mansfeld 1980, 32 Anm. 30 und S. 79ff, Ostwald 1986, 194ff. und Stadter 1989, 298 (der allerdings das Datum 438/7 zu präzise findet). 41 Vorgeschlagen von Frost 1964, 396. 34 35
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Dionysien Sieg um 435 und sein Debut gegen 438 datiert wird42, kann mann vermuten, dass dieser Prozess entweder seiner folgenden poetischen Karriere Auftrieb gegeben haben dürfte43, oder dass er in seiner ersten erfolgreichen Komödie 435 stattfinden hat. Es ist jedenfalls komisch, dass keine von der erhaltenen Komödien sich um diese Zeit datieren lässt44. Überlieferungsquelle der Komikfragmente Hermippos’ Fragmente sind, wie bei der Mehrheit der Komikfragmente der Fall ist, zum größten Teil in lexikographischen und grammatischen Quellen erhalten. Die wichtigste von denen sind die folgende45: 1) Die Deipnosophisten des Athenaios von Naukrate46, in denen insgesamt 25 Fragmente des Dichters sind. Fünf von diesen sind in der Epitome ohne Komödienangabe. 2) Das Lexikon des Photios (21 Fragmente). 3) Das Lexikon des Pollux (15 Fragmente). 4) Das Lexikon des Antiattizist (5 Fragmente). 5) Das Lexikon des Hesychios (6 Fragmente). 6) Lex. Bachmann (9 Fragmente). 7) Das Lexikon der Suda (6 Fragmente). 8) Die aristophanischen Scholia überliefern 8 Fragmente. 9) 19 Fragmente sind in anderen Quellen erhalten, wie z.B. das Etymologicum Genuinum, die Praeparatio Sophistica des Phrynichos, bei Eustathios, das Lexikon des Zonaras u.a47. Die Bemerkungen von Arnott über die Art der Textüberlieferung der komischen Fragmente48 treffen zum großten Teil auch für Hermippos zu. Die Fragmente sind meistens in gutem Zustand überliefert und nur in wenigen ist der Text korrupt49. Für 65 Fragmente wird der Titel der zugehörende Komödie überliefert, für zwei noch (Fr. 47 und 63) ist die Zugehörigkeit zu einer Komödie (den Μοῖραι und den Φορμοφόροι entsprechend) ziemlich gesichert und noch eins (Fr. 77) darf den Φορμοφόροι zugeschrieben werden50.
Siehe oben in der Einleitung. Siehe Gilula 2000, 76. 44 Darüber siehe auch das entsprechende Kapitel der Einleitung. 45 Über die erste vier Quellen, Athenaios, Pollux, Photios und Antiattizist siehe Arnott 2000, 4-10. 46 Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. 47 Natürlich gibt es Fällen, wo ein Fragment in mehreren Quellen erhalten ist. Das ist der Fall z.B. bei allen Einträgen im Lexikon der Suda und Lex. Bachmann, die oft Einträge des Lexikons des Photios wiederholen. 48 Siehe Arnott 2000, 2-4. 49 Korrupt ist die Überlieferung in Fr. 7, 18, 24, 47, 62, 86. 50 Kassel-Austin behalten jedoch ohne jene Erklärung das Fragment in der Incerta. 42 43
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Themen und Richtungen in Hermippos‘ Dichtung Es wird in den letzten Jahren in der Forschung versucht, die bisher stark geprägte aristophanozentrische Interpretation der Alten Komödie, die ihren politischen Charakter oft überbetonnte und sie als überwiegend – und manchmal rein – politisch betrachtete, in Zweifel zu ziehen51. Es wird also immer haüfiger angenommen, dass schon es in der erste Phase der komische Produktion mehrere Richtungen gab, und das die Themen, die die Komödiendichter behandelten, sich nicht nur auf das Leben des Polis beschränkten52. Die erhaltenten Komödientitel und Fragmente legen die Vermutung nahe, dass Parodien von mythologischen Themen schon in der letzten 20 Jahren des 5. Jh. beliebt waren53. Parodien gab es aber auch nicht nur von Mythen sondern von Tragödien und sind ebenfalls auf das Ende des 4.ten Jh. Oft zu datieren. Eine andere Kategorie bildete die bürgerliche Komödie, die charakteristisch für Krates und Pherekrates zu sein scheint54, Beispiele von der wir aber auch von anderen Dichtern, wie Kratinos (Πυτίνη55) und Phrynichos (Μονότροπος) haben. Diese Richtungen lässt sich auch in Hermippos Komödien beobachten, oder zumindest vermuten. Das politische Element scheint in Hermippos’ Dichtung vorherrschend zu sein. Das athenische Leben dürfte die Komödie Δημόται thematisieren, deren zentraler Plot jedoch schwierig herzustellen ist56. Mehrere Komödien scheinen sich mit politischen Themen zu befassen. Der peloponnesische Krieg steht in mehreren Stücken im Vordergrund: In den Μοῖραι ist ein Angriff gegen die defensive Politik des Perikles zu beobachten, wohingegen die Στρατιῶται oder Στρατιώτιδες, dessen Chor aus effeminierten Soldaten bestand und vielleicht auch die Φορμοφόροι, in der die thalassokratische Macht und das Reichtum Athens gelobt wurde57, heiterere Auffassungen des Kriegs zu sein scheinen. Eine Komödie gehört zu den Demagogenkomödien und richtet sich grundsätzlich gegen Hyperbolos, die Αρτοπώλιδες, auch wenn sie seine Mutter
Siehe z.B. Csapo 2000, 115-7. Siehe Mastromarco 1992, 362-5. 53 Webster rechnete, dass um die Hälfte der Stücke dieser Zeit auf eine Mythosparodie basierte, ein Prozentsatz, der sogar höher als derjenige zwischen 400-350. 54 Die Mehrheit der Titel und der Fragmente der Komödien beider Dichter deuten darauf hin. Über den ersten schreibt Aristoteles (Poet. 1449b), dass er „πρῶτος ἦρξεν ἀφέμενος τῆς ἰαμβικῆς ἰδέας καθόλου ποιεῖν λόγους καὶ μύθους” und Crates scheinen seine Aussage zu bestätigen. 55 Mit dieser Komödie trat Kratinos dem Angriff, mit dem ihm Aristophanes in der Parabase der Ritter zusetzte (vgl. Eq. 526-546), entgegen, und errang in seinem letzten Wettbewerb den ersten Platz, Aristophanes‘ Wolken auf den dritten Platz verweisend. 56 Die Komödie könnte jedenfalls auch eine bürgerliche Komödie sein, zumal keine politische Anspielung in den Fragmenten zu finden ist, siehe auch die Einleitung zum Fragment. 57 Es ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass die Komödie gleichzeitig die imperialistische Stimmung der Zeit in Athen satirisiert haben, siehe die Einleitung zur Komödie. 51 52
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als Protagonistin hatte58. Politische Anspielungen lässt sich weiter in zwei Komödien des Hermippos, die Θεοί und die Κέρκωπες, beobachten, auch wenn ihre Titel nicht auf politischen Themen hindeuten. Die von Hermippos gegen Aspasia erhobene Anklage59, fiktive oder wahre, und die nicht wenige Verspottungen von bekannten – oder gelegentlich weniger bekannten – Persönlichkeiten60 ist eine weitere Bestätigung, dass das Leben der Polis und der Krieg die wichtigsten Inspirationsquellen des Dichters gewesen waren. Eine zweite Kategorie bilden die Komödien, die wahrscheinlich einen mythologischen Plot hatten. Diese sind die Ἀγαμέμνων, Ἀθηνᾶς γοναί, und die Εὐρώπη. Zu diesen könnten auch – vom Titel her – die schon erwähnten Komödien Θεοί und Κέρκωπες gehören, deren Fragmente jedoch keinen mythologischen Plot beobachten lassen, sondern vielmehr den Gedanken erlauben, dass sie doch politische Themen behandelten. Ἀθηνᾶς γοναί ist die erste Komödie einer großen Liste von Komödien, die als Thema den Geburt eines Gottes hatten, ist vielleicht die einzige, die zu der alten Phase der Komödie gehört61. Die Fragmente legen zwar die Vermutung nahe, dass die Geburt der Göttin im Vordergrund stand, es wäre jedoch falsch die Möglichkeit auszuschließen, dass eine Komödie über die Schutzgöttin Athens politische Anspielungen enthalten könnte, oder einen allegorischen Charakter haben, der in der Überlieferung verloren gegangen ist62. Ἀγαμέμνων und Εὐρώπη sind mit größeren Wahrscheinlichkeit als alle andere mythologisch, wobei es auch in ihrem Fall nicht feststellbar ist, ob sie Mythosparodien, oder Parodien der gleichnamigen Tragödien des Aischylos sind. Persönliche Verspottung und Angriffsziele Den Absicht des Dichters politisch zu wirken zeigen auch die Erwähnungen oder die Anspielungen auf Persönlichkeiten der Zeit, in dem Hermippos seine Komödien schrieb. Zwei von denen scheinen, eine besondere Stelle zu belegen, weil sie Angriffziele einer ganzen Komödie sind: Die erste ist Hyperbolos, über den die aristophanischen Scholia schreiben, dass Hermippos‘ Komödie Ἀρτοπώλιδες ihn angegriffen hatte. Er wird namentlich nicht erwahnt, ein Fragment lässt jedoch vermuten, dass er selbst eine Rolle in der Komödie gehabt hat. Die zweite ist Perikles, der in den Μοῖραι – mindestens – in zwei
Csapo 2000, 119 nennt den Plot dieser Komödie, der sich um einen bestimmten komoidoumenos dreht, ad hominem plot. Insgesamt wurden 21 Komödien mit einem solchen Plot gegen das Ende des 5. Jh. aufgeführt, von denen 16 zwischen 424 – 415 zu datieren sind. 59 Siehe den entsprechenden Kapitel der Einleitung. 60 Siehe den entsprechenden Kapitel der Einleitung. 61 Die γοναί Komödien waren besonders beliebt in der mittleren Phase. 62 Es wäre z.B. auch aus den Fragmenten der Komödie Ἀρτοπώλιδες kaum möglich festzustellen, dass sie gegen Hyperbolos richtete, wenn die aristophanische Scholien (und der aristophanische Text) uns diese Information nocht gegeben hätten, siehe die Einleitung zur Komödie. 58
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Stellen angegriffen wird (Fr. 42 und 47). Die anderen Fällen von ὀνομαστὶ κωμῳδεῖν sind die folgende: • Der oligarchische Politiker Peisander (Fr. 7 Ἀρτοπώλιδες), wegen seines groben und ungehobelten Aussehens. • Der Stratege Leotrophides zusammen mit Thumantis, ein bekannter Obdachloser (Fr. 36 Κέρκωπες) wegen ihrer Magerkeit. • Hierokleides (oder Pherekleides, ein Hellenotamias), gennant dort Κολακοφοροκλείδης, wahrscheinlich Steuergeldunterschlagung. • Der Philosoph Diagoras der Melier (Fr. 43 Μοῖραι) als Pedant oder Schwätzer (Τερθρεύς). • Der Tragiker Nothippos (Fr. 46 Μοῖραι) wegen seiner Gefräßigkeit. • Teles, ein unbekannter Feigling (Fr. 47 Μοῖραι). • Perikles (Fr. 47 Μοῖραι), genannt βασιλεὺς Σατύρων, wegen seiner Feigheit und Wollust. • Alkibiades (Fr. 57 Στρατιῶται), als der Ἄβυδος genannt, im Bezug auf sein lasterhaftes Leben, jedoch nicht direkt verspottet. • Der König der Odryser Sitalkes (Fr. 63.7 Φορμοφόροι), ironisch erwähnt wegen der Hilfe, die ihm den Athener versprochen hatte, aber nie kam. • Der Makedonien König Perdikkas II (Fr. 63.8 Φορμοφόροι), wieder ironisch erwähnt, wegen seiner Unzuverlässigkeit und seines unaufrichtigen Verhaltens. • Der Komödiendichter Phrynichos (Fr. 64 Φορμοφόροι) wegen Aneignung von fremdem komischem Material. Der Krieg ist, wie schon gesagt und wie auch die obenerwähnten Verspottungsfälle zeigen, ein sehr wichtiges Thema in Hermippos’ Dichtung. Die effeminierte Soldaten, die wahrscheinlich der Chor der Komödie Στρατιῶται oder Στρατιώτιδες bilden, ist nur zum Teil als ein lustiges Motiv, das einfach zum Lachen bringt, offensichtlich aber war gleichzeitig ein Streitpunkt, im Rahmen der Diskussion, dass es im Krieg Leute gaben, die versuchten, ihre Pflichte zu vermeiden, und so zu sagen, die Last auf andere abzuwälzen. Eine andere Gruppe, die von der Komödie attackiert wird, die Kriegsgewinnler, tritt auch in Hermippos’ Komödie auf, mit Sicherheit in Fr. 52, wo ein Sklavenhänder auf die Bühne kommt, und vielleicht auch in Fr. 29, wenn die Rede dort von einem Wucherer ist. Ein besonderes Interesse scheint außerdem der Dichter an Philosophie gehabt zu haben. Außer der Verspottung des Diagoras (Fr. 46 Μοῖραι) gibt es eine Darstellung einer herakliteischen Theorie über das Jahr (Ἐνιαυτός, Fr. 73), und in noch zwei Fragmente geht es um Wörter, die die philosophische (oder rhetorische) Tätigkeit satirisieren (λεπτολογία Fr. 21 Δημόται ‘spitzfindige Argumentation’, und περιλέγειν, ‘überflüssig reden’, Fr. 89).
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Datierung der Komödien Nur fünf von Hermippos’ erhaltenen Komödien können mit kleinerer oder grösserer Wahrscheinlichkeit datiert werden63. Der Zeitraum dieser Komödien ist der pelopponesische Krieg (430-415), der logischerweise auch der Höhepunkt seiner Karriere kennzeichnen muss. Zwei Komödien sind auf den Auffbruch des Krieges zu datieren. Die älteste von diesen ist wahrscheinlich die Μοῖραι, die im Jahr 430 v. Chr. sollte aufgeführt gewesen sein und die andere ist die Στρατιῶται oder Στρατιώτιδες (430-429). Zeitlich nah zu diesen stehen die Φορμοφόροι (427-425). In der Zeit der Nikias-Frieden wurde die nach dem Demagoge Hyperbolos gerichtete Komödie Ἀρτοπώλιδες (421-417, vielleicht gegen 420/19) auf die Bühne gebracht. In der gleichen Zeit, oder vielleicht etwas später (420-414) würden die Κέρκωπες aufgeführt. Auf inhaltliche Elemente, bzw. auf die Vermutung, dass die Komödie sich auf den Aufruhr in Athen wegen der Hermenverstümmelung und der Verunglimpfung der eleusischen Mysterien gründet sich die Datierung der Θεοί auf 415 v.Chr. Nicht feststellbar ist, mangels jener Erwähnung von Namen oder Ereignisse, der Zeitraum der Aufführung von vier Komödien, Ἀγαμέμνων, Ἀθηνᾶς γοναί, Δημόται und Εὐρώπη. Eine von denen dürfte jedenfalls die erste siegreiche Komödie des Dichters gewesen sein (vielleicht die Ἀθηνᾶς γοναί, siehe unten) die 436/5 in den Dionysien den ersten Platz belegte. Mit einem großen Risiko verbunden ist die Datierung zwei Komödien, auf die erstere Periode seiner Karriere (d.h. in der 40‘ Jahrzehnte), des Άγαμέμνων und der Εὐρώπη, die auch Titel zwei Komödien des Tragikers Aischylos waren, vor allem weil mit Wiederaufführungen der Tragödie des letzteren nach seinem Tod gerechnet werden muss. Andererseits könnten diese Komödien, die auf mythologische Themen hinweisen, Stücke der letzteren Periode der literarischen Produktion des Dichters gewesen (d.h. der letzten 15 Jahren des 4. Jh.). Hermippos könnte in diesem Fall seine Karriere mit politisch geprägten Komödien angefangen haben, woran auch der – wahre oder fiktive – Prozess gegen Aspasia denken lässt64, und später ein Interesse an mythologischen Themen gezeigt haben. Eine ähnliche Vermutung könnte auch für die Komödie Ἀθηνᾶς γοναί gemacht werden, d.h. sie könnte entweder den ersten Sieg des Dichters markieren65, oder sonst ein späteres Stuck sein, und so zeitlich näher zu den anderen γοναί Komödien stehen, die jedenfalls Stücke der mittleren Phase der attischen Komödie sind.
Über die Gründe jeder Datierung siehe die Einleitung zu den Komödien. Siehe den entsprechenden Kapitel der Einleitung. 65 Argumentationspunkte dafür wären, dass diese Komödie mit einer gewissen Neuartigkeit seitens des Dichters verbunden ist, nämlich dass das Mythos des Geburts der Göttin parodiert wird (siehe die Einleitung zur Komödie) und dass sie im Vergleich zu den anderen drei besser erhalten ist. 63 64
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Hermippos als Iambograph Der am besten belegte Fall iambographischer Tätigkeit im 5. Jahrhundert ist Hermippos66. Insgesamt sind 8 Fragmente in den aristophanischen Scholien und bei Athenaios erhalten. Die Zitate werden entweder mit dem Ausdruck ἐν (τοῖς) ἰάμβοις (Fr. 2, 4, 7, 8 West) oder mit der Bezeichnung des genaueren Metrums, d.h. (ἐν τοῖς) τριμέτροις (Sch. Ar. Av. 1150 = Fr. 3 W.) / τετραμέτροις (Sch. Ar. Vesp. 1169 = Fr. 5 W., Sch. Ar. Av. 304 = Fr. 6 W.), eingeleitet. Von besonderer Wichtigkeit sind zwei Stellen: die erste ist Ath. 461e (Fr. 4 W.), wo Athenaios zwei trochaische Tetrameter unter der Bezeichnung ἐν τοῖς ἰάμβοις anführt, was ein schlagender Beweis dafür ist, dass er unter ἰάμβοις das Genre und nicht das Metrum verstand. Die zweite Stelle ist Sch. Ar. Plut. 701 (Fr. 1 W.), in der der einführende Ausdruck ἐν τῳ [πρώτῳ] ἰάμβω τῶν τριμέτρων ist, was die Vermutung nahe legt, dass auf jeden Fall ein getrenntes Werk bekannt war, das den Gesamttitel Ἴαμβοι trug und – mindestens – zwei Bücher umfasste, eines mit den iambischen Trimetern und eines mit trochaischen Tetrametern67. Dadurch erklärt sich auch die Abweichnung ἐν τοῖς τριμέτροις und ἐν τοῖς τετραμέτροις bei Athenaios und den aristoph. Scholien. In den erhaltenen iambischen Fragmenten lassen sich nicht mit Sicherheit die traditionellen Elemente des Genres erkennen, und es ist außerdem weder möglich festzustellen, ob und wie (d.h. bewusst oder nicht) Hermippos die festen iambischen Komponenten für seine persönliche Invektive anwendete, noch inwiefern er Iamben als eine von der Komödie unterschiedliche literarische Gattung zu diesem Zweck verstand68. Persönliche Verspottung könnte man jedoch in Fr. 6 vermuten, in dem der Name des Themistokles vorkommt, das Fragment ist jedoch sehr korrupt überliefert und es ist deswegen schwierig, zu einem plausiblem Schluss über den Inhalt zu kommen. Ähnliches gilt auch für Fr. 5, wo die Rede von einem effeminierten Strategen sein könnte69. Noch ein traditionell iambisches Element ist in der Verwendung der ersten Person im Fr. 4 und wahrscheinlich auch im Fr. 5 zu finden. Über Hermippos‘ iambographische Tätigkeit vermutet West70, dass er die Iamben als Alternative zur Komödie verwendete, entweder während der Zeit des Verbotes des ονομαστί κωμῳδεῖν71, oder als Rückkehr zu einer älteren Schreibweise. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Iamben das Ergebnis eines Experimentierens mit der literarischen Gattung waren, die die Form eines Über die Aufführung von Iamben in Athen siehe Bartol 1992, 65-71. Siehe auch Meineke I S. 96: „… laudantur Hermippi Iambi, Trimetri et Tetrametri, de quibus, ut brevi rem complectar, ita statu ut Hermippum carminum probrosorum (ἰάμβων) volumen edidisse credam, quorum alia trimetris iambicis, alii tetrametris trochaicis composita essent“. 68 Über die Zusammenhänge zwischen Iambus und der (alten) Komödie siehe Rosen 1988, 9-35. 69 Über die vorgeschlagene Identifizierung mit Amynias siehe Kommentar zu Iamb. 5. 70 West 1974, 33. 71 Über das Dekret des Morychides siehe Einleitung zur Ἀθηνᾶς γοναί. 66 67
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eigenen literarischen Produktes annahm. Nicht unwahrscheinlich ist letztlich, dass diese Iamben zur Rezitation in Symposien bestimmt waren. Hermippos als Parodist Nach Polemons Bezeugung schrieb Hermippos Parodien, vgl. Polem. Fr. 45 Preller= Ath. 15.699a: Πεποίηκε δὲ παρῳδίας καὶ Ἕρμιππος ὁ τῆς ἀρχαίας κωμῳδίας ποιητής. In seiner kurzen Schilderung der Parodiegeschichte erwähnt Polemon als Parodieautoren noch zwei Komödiendichter, Epicharm und Kratinos72. Eine zentrale Rolle in seiner Beschreibung nimmt Hegemon ein, bekannt auch durch das Pseudonym Φακῆ (“Linse“), der als erster an Parodiewettbewerben teilnahm. Wie sind aber alle diese vier Fälle von Parodieautoren – und im weiteren Sinne Polemons Informationen – zu bewerten, bzw. wie ist ihre Beschäftigung mit dem parodischen Genre zu interpretieren? Wie sind also ihre Parodien zu verstehen? Waren sie in Komödien einbezogene Stücke, oder selbständige literarische Produkte? Der Fall des Hegemons scheint klar zu sein. Er war höchstwahrscheinlich der erste, der sich professionell und fast ausschließlich73 mit dem parodischen Genre beschäftigte, als erster an Wettbewerben teilnahm und mehrere Siege errang74. Das kann jedoch nicht in den anderen drei Fällen gelten. Polemon selbst scheint auf die erste unserer Fragen eine ziemlich deutliche Antwort für Epicharm und Kratinos zu geben: Parodische Elemente hatte der erste ἐπ΄ ὀλίγον in einem seiner dramatischen Stücke und der zweite in seiner Komödie Ευνείδαις benutzt (im Text: κέχρηται). Die Parodien der zwei früheren Komödiendichter, Epicharm und Kratinos, sind also wahrscheinlich nicht als selbständige literarische Gattung zu verstehen. Sollte jedoch der gleiche Schluss für Hermippos‘ Fall gezogen werden? Householder75, Meineke76 folgend, antwortete positiv auf diese Frage, wohingegen Gilula77 für die Möglichkeit argumentiert, dass Hermippos unter dem Einfluss Hegemons sich mit der Parodie als selbständige literarische Gattung beschäftigte. Auf eine solche Beschäftigung scheint sich meiner Meinung nach auch Polemons‘ Bezeugung zu beziehen. Hermippos wird zunächst getrennt von Epicharm und Kratinos erwähnt, nach Hegemon und Ath. 15. 698c: Κέχρηται δὲ καὶ ὁ Ἐπίχαρμος ὁ Συρακόσιος ἔν τινι τῶν δραμάτων ἐπ΄ ὀλίγον καὶ Κρατῖνος ὁ τῆς ἀρχαίας κωμῳδίας ποιητὴς ἐν Εὐνείδαις. 73 Er hat nämlich auch eine Komödie εἰς τὸν ἀρχαῖον τρόπον geschrieben. 74 Vgl. Ath. 15. 699c: Τούτων δὲ πρῶτος εἰσῆλθεν εἰς τοὺς ἀγῶνας τοὺς θυμελικοὺς Ἡγήμων καὶ παρ΄ Ἀθηναίοις ἐνίκησεν ἄλλαις τε παρῳδίαις καὶ τῇ Γιγαντομαχίᾳ. 75 Householder 1944, 3 Anm. 8: “Most probably the case of Hermippus is analogous to that of Epicharmus and Cratinus mentioned by Polemo in 698c; that is, all three employed the style and form of parodia for longer or shorter passages in their comedies”. 76 Meineke I S. 92: „mihi Hermippus parodias istas fabulis suis intexuisse videtur, Epicharmi Cratini aliorumque exemplum sequutus“. 77 Gilula 2000, 81-82. 72
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ohne jene beschränkende Aussage (wie ἐπ΄ ὀλίγον) oder Komödienangabe. Zweitens ist der Ausdruck πεποίηκε παρωδίας vom Verb κέχρηται, das für Epicharm und Kratinos benutzt wird, zu trennen und deutet eher auf eine selbständige literarische Gattung. Die Verbindung zwischen Hermippos und Hegemon (d.h. dass sie beide Parodien geschrieben hatten) ist dann, außer der Erwähnungsreihe durch das καί festzustellen, siehe oben. Der von Polemon – durch das Wort τούτων, das sich auf die drei anderen Komödiendichter zusammen bezieht – ausgedrückte Unterschied scheint zuletzt lediglich an der Feststellung zu liegen, dass Hegemon an den entsprechenden Wettbewerben teilnahm, wobei das Wort πρῶτος nicht die Möglichkeit einer späteren Teilnahme des Hermippos ausschließen sollte, der älter als die beiden anderen war. Hermippos hat also ein Interesse nicht nur am iambischen, sondern vielleicht auch am parodischen Genre gehabt. Als Experimente mit letzterem Genre könnte man eventuell die Fragmente 63 und 77 betrachten, die gleichzeitig Anlass zur Diskussion geben, ob und wie er parodische Stücke in seine Komödien einbezog. So lässt sich z.B. die Diskussion über die umstrittene Zugehörigkeit der Komödie Φορμοφόροι des Fr. 63 verstehen (siehe Komm. zum Fragment), welche ein ausgezeichnetes Beispiel des parodischen Genres sein könnte. Das andere Fragment (Fr. 77), das auch in Hexametern geschrieben ist, in dem der Gott Dionysos von Weinen berichtet, könnte noch ein zweites Beispiel seiner Parodien sein, zumal es ohne Angabe des Komödientitels bei Athenaios (Epit. I S. 29) erhalten ist. Hermippos‘ Beschäftigung mit unterschiedlichen literarischen Gattungen, wie Iambos und Parodie, hätte also eine eigene Form gehabt haben können, noch wahrscheinlicher wäre es aber, dass er gelegentlich – oder auch systematisch – Stücke von beiden Genren in seine Komödien einbezog.
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Ἀγαμέμνων Im Lexikon Messanense1 (ed. Rabe RhM 47, S. 411) ist das einzige Fragment einer Komödie von Hermippos erhalten, die den Titel Agamemnon trägt. Derselbe Titel ist in der griechischen Literatur nur für zwei Tragödien belegt: Für den ersten Teil der Orestie des Aischylos (458 v. Chr. aufgeführt), die die Rückkehr und Ermordung des Kriegsführers behandelt, und für eine Tragödie Ions, von der nur fünf Fragmente erhalten sind2. Der Gedanke von Kock3, dass Hermippos eine Parodie der oben erwähnten Tragödien geschrieben haben könnte, ist zwar vom Titel her einleuchtend. Es ist aber schwer, wegen des Mangels an anderen Informationen über den Inhalt des Werkes mit Sicherheit festzustellen, ob es sich um eine Parodie des Agamemnonmythos oder einer der oben erwähnten Tragödie handelt. Das einzige erhaltene Fragment, wo eine Szene, die eine Trugvorstellung enthält, parodiert wird, scheint eher auf ersteres hinzuweisen; eine solche Szene ist im Agamemnonmythos in der Rückkehr des Orestes nach Mykene und die Ermordung Klytaimnestras zu finden, wohingegen es in der aischyleischen Tragödie keine gibt4. Die Datierung des Stückes ist unsicher, ähnlich wie bei den anderen Komödien des Dichters, deren Titel auf ein mythologisches Thema andeuten. Es wäre möglich, dass der Dichter entweder am Anfang seiner Karriere, unter dem Einfluss von Kratinos mythologische Komödien schrieb, oder anderseits, dass diese Komödien eher auf das Ende des Jahrhunderts zu datieren wären, siehe auch den Kapitel der Datierung in der Einleitung. Fragment 1 Κάτειπε πόθεν εἶ μηδὲ <τι> ψεύσῃ μάτην. Sag klar woher du kommst, und lüg nicht vergebens. Das Metrum ist ein vollständiger iambischer Trimeter. Die Frage nach der Herkunft einer unbekannten Person ist häufig in der griechischen Literatur. Im Epos ist die Offenbarung der Identität eines Gastes sehr stark mit der Institution der ξενία verbunden und ist auch von großer Bedeutung, weil dadurch die künftige gegenseitige Gastfreundschaft von der Seite des ξένος dem Gastgeber garantiert wird (vgl. Od. 9.16-8). Die Frage wird immer im Rahmen eines oft strengen Rituals gestellt5 und zwar mit einer Formel (τίς πόθεν εἶς ἀνδρῶν; πόθι τοι πόλις ἠδὲ τοκῆες, Od. 1.170, 10.325, 14.187, 15.264, 1
Rabe Rabe 1892, Siehe TrGF I. p. 97ff. 3 Kock 1893, 237f. 4 Siehe auch die Einleitung zu Fr 1. 5 Siehe Reece 1993, 5-47, bes. 25-28. 2
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19.105, 24.298), die nur selten variiert6. Für eine detaillierte Interpretation dieser Formel und ihrer Variationen siehe Webber 1989, 3-13. In der Tragödie wird die Frage nach der Herkunft einer unbekannten Person in dem Moment gestellt, wo diese auf die Bühne tritt. Interessanter ist jedoch die Beobachtung, dass in diesem Fall meistens eine ἀναγνώρισις folgt. Eine ähnliche Frage stellt z.B. Helena dem schiffbrüchigen Teukros (Eur. Hel. 83), Ion der ihm noch unerkannten Mutter Kreusa (Eur. Ion 258-9), und Aigisthos Orestes und Pylades nach dem Botenbericht (Eur. El. 779-80). Die Frage nach der Herkunft der befragten Person könnte jemandem, der vor kurzem in eine Stadt gekommen ist, gestellt werden. Dieser ist wohl kaum ein Bote, weil diese in der Tragödie und der Komödie meistens schon vor dem Anfang ihrer Rede erkannt werden und ihnen sonst keine Frage gestellt wird. Eine Ausnahme bildet S. OT 932-933, wo Iokaste den Boten aus Korinth nach dem Ziel seiner Ankunft fragt. Das Fragment scheint genau diese Frage nach der Herkunft dadurch zu parodieren, dass die gefragte Person davor gewarnt wird, nicht zu versuchen zu lügen. Μάτην deutet wahrscheinlich an, dass eine Lüge zwecklos wäre, da die Wahrheit ans Licht kommen wird. Es ist jedoch schwierig festzustellen, worauf die Sicherheit des Gastgebers beruht. Eine trügerische Verstellung ist jedenfalls an vielen tragischen Stellen zu finden. Orestes (A. Choeph. 674 ff.) stellt sich seiner Mutter als Δαυλιεὺς ἐκ Φωκέων vor, und in der fragmentarisch erhaltenen Tragödie Πηνελόπη, ebenfalls von Aischylos geschrieben, gibt Odysseus eine falsche Herkunft an7. Im Philoktet beschränkt sich das Trugsthema nicht nur auf die Trugvorstellung des Neoptolemos, sondern prägt den gesamten Handlungsverlauf, wie auch in den Choephoren und den Bakchen, wo Dionysos eine menschliche Gestalt annimmt und sich Pentheus und dem Chor als ihr eigener Beauftragter ausgibt8 (). Über den Identitätstrug – und auch über die Formen die Funktion der Trugreden in der altgriechischen Literatur –, der häufig bei Euripides vorkommt, und mehrmals mit einer ἀναγνώρισις verbunden ist, siehe Fuchs 1993 S. 101-4. Theoretisch könnte die Komödie auch den Mord an Klytaimnestra behandelt haben, weil er zum gleichen mythologischen Kreis gehört. In diesem Fall könnte dieses Fragment als Parodie der aischyleischen Trugrede des Orestes betrachtet werden. Eine zweite, weniger wahrscheinliche, Möglichkeit wäre, dass die Frage an Andromache gerichtet wurde, da ihre Identität nicht bekannt war, als sie als Sklave Agamemnons nach Argos kam. κάτειπε: Das Verb im Praesens καταγορεύω bedeutet „erklären“, „kundtun“, oder einfach, wie hier, „sagen“ und kann auch eine indirekte Frage als Objekt
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Vgl. Od. 7.328, 3.71, 9.252. Fr. 187 Radt = 482 Mette: ἐγὼ γένος μέν εἰμι Κρὴς ἀρχέστατον, vgl. Od. 14. 199 8 Eur. Ba. 464-6, siehe Fuchs 1993, 6. 7
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haben (Ar. Pax 20, 657). Aus diesem Grund braucht man den Vorschlag von Kaibel κἆιτ᾿ εἰπὲ nicht anzunehmen. τι: Rabe9 schlägt an dieser Stelle zwei Korrekturen vor: μηδὲ τι oder μὴδ᾿ ἕτι. Kassel-Austin vermuten auch μηδὲ μοι und geben als Beispiele Il. 5. 249 und Plat. Apol. 20e an. Die Verbindung des Verbs mit dem Dativ ist aber selten und in späterer Zeit zu finden (Act. Ap. 5.4), und deshalb ist meinem Erachten nach die Korrektur μηδὲ τι von Rabe vorzuziehen10, wenn wir einen iambischen Trimeter bilden wollen.
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Rabe 1892, 411. Vgl. Ar. Ach. 561, Eccl. 445, Pl. Symp. 214 e 10.
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Ἀθηνᾶς γοναί Hermippos ist der πρῶτος εὐρετής der Θεῶν γοναί Komödien. Diese waren Komödien, die die Geburtsmythen griechischer Götter und Göttinnen dramatisierten und wahrscheinlich satirisch behandelten. Dreizehn oder vierzehn Titel sind uns erhalten1: nämlich vier Ἀφροδίτης γοναί - Komödien, von Philiskos, Polyzelos, Nikophon und Antiphanes, drei Διονύσου γοναί von Polyzelos und Demetrios, zwei Πανὸς γοναί von Philiskos und Araros, und je einmal Διός γοναί, Ἑρμοῦ γοναί2, Ἀρτέμιδος καὶ Ἀπόλλωνος γοναί und Μουσῶν γοναί, die ersten drei von Philiskos, und die letzte von Polyzelos. Es ist interessant, dass Hermippos der einzige Dichter der alten Komödie ist, der eine solche Komödie geschrieben hat. Alle anderen Dichter, Antiphanes, Anaxandrides, Araros, Philiskos, Nicophon, Polyzelos und Demetrios gehören zur mittleren Komödie. Die Datierung des Stückes ist eine schwierige Aufgabe, denn wir haben keinen Hinweis außer dem Titel, der uns zu einer mindestens glaubwürdigen Vermutung führen könnte. Meineke3 dachte, die Komödie sei zur Aufführung innerhalb dieser Jahre gekommen, als die Freiheit der Komiker durch das Dekret des Morychides (439-7) angeblich eingeschränkt wurde. So seien die Komiker gezwungen gewesen nach sichereren, d.h. apolitischen Themen, zu suchen. Von dieser Vermutung ist aber Kock nicht überzeugt. Nach Nesselrath könnte die Komödie in den 430er Jahren aufgeführt worden sein, weil er Hermippos’ poetische Laufbahn von 430 bis höchstens 410 beschränkt4. Beide Vermutungen gründen sich jedoch auf falsche – oder zumindest unsichere – Voraussetzungen und noch zweifelhaftere Belege. Die Historizität z.B. des Morychides-Dekrets wird von vielen Forschern bestritten5. Ganz problematisch ist auch Platonios’ Bezeugung von Aristophanes’ Αἰολοσίκων und Kratinos’ Ὀδυσσεῖς, die Nesselrath selbst nicht ganz akzeptiert, obwohl er eine historische Ähnlichkeit zwischen den drei Werken vermutet6. Noch wichtiger ist es aber, das mit der größtmöglichen Sicherheit abgegebene Urteil über den rein mythologischen und deshalb apolitischen Charakter der θεῶν γοναί-Komödien in Zweifel zu ziehen. Die Fehlen der politischen Satire in den Komödien der mittleren Periode darf uns nicht täuschen und unkritisch zum Schluss führen, dass auch Hermippos’ Komödie, die im Gegensatz zu den
Der Titel von Philiscus’ Komödie Ἕρμοῦ καὶ Ἀφροδίτης γοναί muss wahrscheinlich getrennt werden; die Geburtsgeschichte der zwei Götter ereignen sich in ganz anderen Rahmen und Umgebungen, so dass es unmöglich scheint, eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen. 2 Siehe Fußnote oben. 3 Meineke I. S. 279. 4 Nesselrath 1995, 12: … “he may have produced plays in the years after 420. There is scarcely a possibility to move him further down the timescale (not beyond 410, at any rate)”. 5 S. Halliwell 1991, 58. 6 Nesselrath 1995, 12-3. 1
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anderen der alten Komödie angehören muss, kein politisches Element besaß. Vielmehr muss uns Athenas Auswahl aus allen Göttern Verdacht schöpfen lassen, dass diese Komödie, auch wenn sie einen mythologischen Inhalt gehabt hatte, nicht apolitisch sein könnte, worin sie sich natürlich grundsätzlich von den anderen γοναί Komödien unterscheiden würde. Schließlich wäre es logisch zu vermuten, dass eine Komödie, die die Schutzgöttin der Stadt als Thema hatte, Anspielungen auf das athenische politische Leben und vielleicht auch auf die Politik des Perikles, mit dem der Dichter anscheinend befeindet war (siehe Fr. 47 und Einleitung zur Μοῖραι und vgl. auch Schwarze 1971, 101-5) enthielt. Eine Komödie, die als Thema die Lieblingsgöttin der Athener gehabt hätte, brächte eine Hauptfrage mit sich: Inwiefern und bis zu welchem Punkt – wenn überhaupt – wäre dem Dichter erlaubt gewesen, die Göttin komisch darzustellen? In der aristophanischen Forschung bemerkt man die Tendenz, die Wichtigkeit der Behandlung Athenas durch den Dichter im Bezug auf die Reaktion des Publikums zu unterschätzen. Das Publikum würde sehr gerne komische Darstellungen von Zeus, Poseidon oder Dionysos sehen, gleichzeitig aber würde es die spöttische und respektlose Behandlung Athenas als Beleidigung empfinden, entweder weil ihr immer Hochachtung entgegengebracht wurde oder weil keine komische oder populäre Tradition mit ihr verbunden wurde. Wilamowitz kommt fast ohne Hemmung zum Schluss, „die Athener ertrugen, dass der Mythos ihrer Göttin in das Lächerliche gezogen ward; er musste ihnen schon ein bloßer Mythos sein“7. Anderseits bestreiten einige Forscher, dass Athena die Hauptfigur oder das Hauptthema der Komödie gewesen ist. Nock8 z.B. glaubt, die Komödie sei eine Satire mehr über Zeus als über die verehrte Göttin und Winkler9 behauptet, γοναί solle nicht “Geburt” sondern “Nachkommenschaft” bedeuten, und das Stück könne von Ehe- oder Jungfrauen handeln, die die Arbeit und das Wesen der Göttin veranschaulichten oder pervertierten. Die Meinung Winklers kann nur schwer angenommen werden10, es ist aber trotzdem wahr, dass das Wort γοναί, beziehungsweise der Plural, nicht so einfach zu erklären ist: Die erste Bedeutung des Wortes ist sogar ‘Nachkommenschaft’, auch ‘Rasse’, ‘Familie’, ‘Generation’. Nicht selten aber hat das Wort die Bedeutung ‘Geburt’, und mit dieser Bedeutung wird es am häufigsten im Plural verwendet11. Schließlich dürfte dieser Plural auch als poetisch angenommen werden. Infolgedessen stand im Zentrum der Komödie höchstwahrscheinlich die Geburt Athenas. Daraus folgt, dass die Göttin nicht nur auf die Bühne gebracht Kleine Schriften V 2 S. 423. 8 Nock 1986, 543. 9 Winkler 1982, 138. 10 Fr. 2, wo Zeus den Namen Pallas für die neugeborene Göttin wählt, spricht sogar dagegen. 11 Vgl. Pind. I. 7.7: Ἡρακλείοις γοναῖς, Aesch. 3.111: κατὰ φύσιν γονὰς ποιεῖσθαι. 7
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wurde, sondern auch eine der Protagonisten war. Über Athenas Geburt steht uns ein lukianischer Dialog zur Verfügung (13.8), wo Hephaistos, nachdem er Zeus’ Kopf mit seiner scharfkantigen Axt gespaltet und diese wundersame Geburt verursacht hat, sich sofort in die neugeborene Jungfrau verliebt und sie ohne Erfolg zu verfolgen beginnt12. Da dieser Dialog sicherlich nur zur Rezitation und nicht zur Aufführung bestimmt war, können wir damit rechnen, dass Lukian versucht haben würde, eine solche Szene zu beschreiben, die seine Zuhörer (und seine Leser) sich vorstellen konnten, wo Athena genau nach dem Schlag des Hephaistos bewaffnet aus Zeus’ Kopf entspringt und alle, besonders Hephaistos, in Erstaunen versetzt. Es wäre natürlich unmöglich, diese Szene direkt auf die Bühne zu bringen, und das lässt sich sogar anhand eines erhaltenen Fragments beweisen (Fr. 2). Hermippos hätte sich also wahrscheinlich darauf beschränken müssen, die Ereignisse gerade vor und nach der Geburt auf der Bühne zu präsentieren und die Geburt selbst durch einen Boten erzählen zu lassen. Dass das Ärgernis, das die Geburt Athenas erregte, Teil des Plots war, lässt Fr. 3 vermuten. Außerdem ist eine komische Darstellung der Göttin auf jeden Fall plausibel zu erachten, besonders wenn, wie Anderson überzeugend argumentiert, komische Elemente schon in den wenigen Erwähnungen in Aristophanes zu finden sind13. Eine wichtige Rolle müsste auch die Webkunst gespielt haben, wie Fr. 4 vor allem, aber auch Fr. 5 und 6 denken lassen, und ein Webewettbewerb ist auch nicht total auzuschließen14. Man könnte sich vielleicht vorstellen, wie die Göttin gleich nach ihrem erstaunlichen Auftauchen und vollbewaffnet ihre τέχνη auszuüben beginnt. Fragment 2 ὁ Ζεὺς „δίδωμι Παλλάς“ ἠσὶ „τοὔνομα“. Der Zeus sagt, „Ich gebe (sc. ihr, d.h. dem Mädchen) den Namen Pallas“. Das Fragment ist in drei Lexika enthalten15, die Überlieferung ist aber in allen Handschriften problematisch. Es stammt wahrscheinlich aus einem Botenbericht (siehe auch Einleitung zur Komödie). Der Bote erzählt über die Entscheidung des Zeus, dem aus seinem Kopf gerade herausgesprungenen Mädchen den Namen Pallas zu geben. Interessant ist die Tatsache, dass Hermippos’ Stelle die einzige ist, wo die Namensgebung von Zeus vorgenommen wird16, wobei allerdings die Komödiendichter die Freiheit Über Hephaistos’ Leidenschaft zu Athena und seinen sexuellen Angriff siehe Deacy 2002, 48ff. Anderson 1995, 24-27, 29. 14 An einen Wettbewerb zwischen Athena und Akko dachte Wilamovitz, siehe Komm. zu Fr. 6. 15 Phot. ε 61,22, Etym. Gen. AB (Etym. magnum p. 416,31), Suda η 100. 16 Lukian erwähnt in seinem Dialog nicht den Namen Πάλλας, sondern schreibt nur κόρη. 12 13
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gehabt hätten, Verfahren, die bei den Menschen üblich waren, wie die Namensgebung, in Geschichten über das Leben auf dem Olymp zu übertragen, zumal in einer Komödie, die – zumindest teilweise – eine solche Geschichte zum Thema hatte. δίδωμι Παλλάς: Der Vers ist korrupt überliefert17. Verschiedene Emendationen wurden vorgeschlagen18. Den besten Sinn gibt vielleicht die Korrektur von Porson (auch von K.-A. angenommen), auch wenn die Wendung δίδωμι ὄνομα nicht sehr gebräuchlich ist (siehe Komm. unter τοὔνομα). Παλλάς: Die Verbindung von τοὔνομα mit dem Nominativ scheint auf den ersten Blick unpassend zu sein. Im Altgriechischen aber (wie auch im neugriechischen) ist die Verwendung des Nominativs für die Erklärung eines Wortes, besonders eines Namens, gebräuchlich. Häufig ist sogar der Name mit den Wörtern ὄνομα und ἐπωνυμία oder mit den Ausdrücken ὄνομα ἐστὶ μοι, ὄνομα ἔχω verbunden19. Es ist trotzdem wahr, dass bei einem transitivem Verb, wie z.B. ὄνομα τίθεμαι τινι, häufiger der Akkusativ steht20. Die Etymologie des Wortes Παλλάς ist unsicher, siehe RE s.v. Pallas, Kirk 1993, 52 (zu Il. 5.1) und Hainsworth 1993, 177 (zu Il. 10.245). ἠσί: Photios p. 61,22 = Suda η 100: ἦ δ’ ὅς. οἱ μὲν περὶ Ἐρατοσθένην (Fr. 52 Str.) ἀντὶ τοῦ ἔφη δε ὅς … καὶ ἦν δ’ ἐγὼ ἄντὶ τοὐ ἔφην δὲ ἐγὼ. παρὸ δὴ καὶ Ἕρμιππος ἐν Ἀθηνᾶς γοναῖς ἠσὶν ἀντὶ τοῦ φησὶν. Das selten gebrauchte Verb ἠμὶ wird zweimal von Aristophanes benutzt in der 1. Pers. Singular und zwar im Rahmen einer emphatischen Wiederholung21. Das Verb in der 3. Person ist nur im Hermippos’ Fragment zu finden. Die äolische Form ἦσι ist bei Sappho (Fr. 109) und die dorische ἠτί bei Alkman (PMG 136) belegt. τοὔνομα: Das Verb, das am häufigsten für den Ausdruck ‘einen Namen geben’, benutzt wird, ist τίθημι (oder τίθεμαι), wie Kock22 bemerkt, vgl. Ar. Nub. 65,
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Photios hat διδωνω πολλὰς, Suda und F διδώνω πολλὰς, G und I διδώνω πολὺ, M διδώναι πολλὺ und A hat eine Lücke. 18 Palmer 1883, 336 schlägt δ᾿ ἰδών, ναί, Παλλάς vor, und Headlam 1895, 279 δ᾿ ἰδών νιν (oder αὖ), Πάλλας. Ähnlich ist Kaibels' Korrektur zu δ᾿ ἰδών, ὦ Παλλάς, der den Vers folgenderweise versteht: ‘ὁρθῶς σὺ τοῦτο τὸ ὄνομα ὠνομασμένη’. 19 Vgl. Hdt. 3.85: Δαρείῳ ἦν ἱπποκόμος, τῷ οὔνομα ἦν Οἰβάρης, 7.216: Οὔνομα τῷ ὄρει τούτῳ κεῖται Ἀνόπαια, Aeschin. 2.99: Ἁνὴρ γενόμενος προσείληφε τὴν τῶν πονηρῶν κοινὴν ἐπωνυμίαν συκοφάντης, Xen. Oec. 6.14: ὅπως τοὺς ἔχοντας τὸ σεμνὸν ὄνομα τοῦτο τὸ καλὸς τε κἀγαθὸς ἐπισκεψαίμην. 20 Vgl. Hdt 6.63: Δημάρητον αὐτῷ οὔνομα ἔθετο, Pl. Civ. 369: ταύτῃ τῇ ξυνοικίᾳ ἐθέμεθα πόλιν ὄνομα, siehe Kühner-Gerth Bd. II, S. 45f. 21 Nub. 1145: παῖ, ἠμί, παῖ παῖ, Ran. 37: παῖ, ἠμί, παῖ. 22 Kock I S. 225: „ceterum pater fere ὄνομα τίθεται, non δίδωσιν“.
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Av. 923, Theopomp.Com. Fr. 32.2 Νεμέα. Nichtsdestoweniger ist bei zwei Historikern, Hellanikos23 und Κtesias24, eine ähnliche Verbstruktur zu finden. Fragment 3 τὴν μὲν διάλεκτον καὶ τὸ πρόσωπον ἀμνίου ἔχειν δοκεῖς, τὰ δ᾿ ἔνδον οὐδὲν διαφέρεις δράκοντος Du scheinst die Stimme und den Antlitz eines Lammes zu haben, innerlich aber unterscheidest du dich überhaupt nicht von einer Schlange. Das Fragment dürfte zu einem Gespräch gehören, wo der Redner dem anderen Hinterlist oder Schläue vorwirft. Der Kontext ist viel zu wenig, um festzustellen, wer hier angegriffen wird. Dass die Vorwürfe an Athena gerichtet sind, scheint weniger plausibel zu sein, denn sie wird in der Regel kaum als eine Göttin mit naivem Gesicht dargestellt. Vielleicht wird Hera – von Zeus oder Leto – hier angegriffen, die sicherlich gegen die Geburt Athenas gewesen wäre, oder Leto selbst von Hera. Ein letzter Kandidat ist natürlich Zeus, der sicherlich im Zusammenhang eines amourösen Abenteuers mit mildem Gesicht und verführerischer Sprechweise auftreten würde. Über den Kontrast zwischen ‘Sprache’ und ‘Denken’ vgl. Eur. Hipp. 612, Andr. 452. διάλεκτον: ‘Sprechweise’, ‘Akzent’, vgl. Ar. Fr. 685, D. 37.55. πρόσωπον: Wir haben in der Komödie zwei interessante Parallelen, Kratin. Fr. 314: ἔχων τὸ πρόσωπον καρίδος μασθλητίνης, „im Gesicht rot wie eine Krabbe“, und Teleklid. Fr. 46: δοθιῆνος ἔχων τὸ πρόσωπον, „wie ein Abszess“. ἀμνίου: Genetiv des Diminutivs ἀμνίον, und nicht ἄμνιος, wie das Etym. Gen. überliefert (s.v. ἀρνός = EM 146,23), vgl. Lobeck 1853-62, 430. Ausdrücke mit ἀμνός sind rar in der Komödie. In Ar. Pax 935-6 wird den Athenern geraten, ἀμνοὶ τοὺς τρόπους miteinander zu sein, und πραότεροι (‘freundlicher gesinnt’) den Alliierten (siehe Olson s.v). Ἀμνοκῶν in Ar. Eq. 264 bedeutet wahrscheinlich ‘schlicht’, oder sogar ‘einfältig’. Philippides (Fr. 30) spricht von einem skrupellosen Sykophanten, der aber nach einer Bestechung ἀμνίου μαλακώτερος weggeht (vgl. Ter. Ad. 534: tam placidum quam ovem). Wenn die Phrase διάλεκτον καὶ πρόσωπον ἀμνίου wörtlich zu nehmen ist, dann hätte man sich das Bild einer gelassenen, schlichten, und vielleicht naiven
Vgl. 1a,4,Fr. 132: τοῖς ἀνθρώποις ἔδωκε τὸ ὄνομα καλεῖσθαι Μήδους ἀπ᾿ αὐτῆς Vgl. 3c,688, Fr. 45p: … οἱ καλούμενοι Κυνοκέφαλοι, οἷς τὸ ὄνομα ἔδωκεν ἡ τοῦ σώματος ὄψις τε καὶ φύσις 23 24
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Person vorzustellen (siehe Einleitung), ein Bild, das aber, nach dem nächsten Vers, nur trügerisch sein soll. τὰ δ᾿ ἔνδον: Attraktion, (die Verbindung eines Adverbs – in diesem Fall eines Ortsadverbes – mit einem Artikel), siehe Kühner-Gerth Bd. II 1, S. 546 Anm. 1, vgl. Eur. Orest. 1514, Ar. Lys. 512, Praxilla PMG 754. δράκοντος: Δράκων (nach LSJ austauschbar mit ὄφις) ist besonders häufig bei Homer (nur im Il. 12.208 steht ὄφις, aber 12.202 und 220 δράκοντα, und sonst nur δράκων, vgl. Il. 3.33, 6.181, 11.26, 39 u.a.). Hesiod setzt bei der Beschreibung der Chimaira beide Wörter zusammen (vgl. Theog. 321-4). Über die Etymologie des Wortes siehe RE II, A 1, S. 531 ff. Normalerweise wird δράκων für große Schlangen, besonders Vipern verwendet. Bei Äsop sind viele Mythen mit Schlangen zu finden25. In vielen von diesen wird die Schlange als πονηρός (in Fab. 211 zusammengesetzt mit ὕπουλος) bezeichnet, vgl. Fab. 28, 62, 248 und 211. Der berühmteste von diesen Mythen ist Fab. 62, wo ein Bauer eine durchgefrorene Schlange aus Mitleid an seinem Busen wärmt und dann von ihr tödlich gebissen wird. Aus dieser Geschichte stammt wahrscheinlich auch der Spruch ὄφιν ἐν κόλπῳ τρέφειν (eine Schlange an seinem Busen nähren), vgl. Thgn. 1599-602 und A. Ch. 928. Mit dieser metaphorischen Bedeutung, d.h. ‘schalkhaft’, ‘schelmisch’, wird δράκων auch in Hermippos’ Fragment verwendet, siehe auch Einleitung zum Fragment. Fragment 4 ἀπό τῆς τραπέζης τουτονί τον στήμονα ἄττεσθ᾿ ἐπινοῶ Ich beabsichtige, auf den Tisch zu steigen und diese Kette zu stellen. Das Fragment wird von Photios (α 3129) überliefert. Es spricht von einer der wichtigsten Tätigkeiten der Frauen in der athenischen Gesellschaft, dem Weben. Die überwältigende Mehrheit der Frauen, unabhängig von Alter, sozialem oder familiärem Status, beschäftigten sich für mehrere Stunden am Tag mit dem Weben und dem Spinnen. Die Kleidungstücke, aus Leinen oder häufiger aus Wolle, wurden entweder für die Bedürfnisse der Familien, oder als Gabe an die Götter gebraucht. Athena als Göttin aller Hausarbeiten beziehungsweise als Herrin der Frauenarbeit ist sehr eng mit dieser Tätigkeit verbunden und wurde auch unter anderem als Göttin des Webens angesehen. Diese enge Beziehung lässt sich 25
Mit Δράκων Fab. Apth. Rhet. 28, Fab. 237, 255 und mit ὄφις Fab. 51, 62, 130, 211, 212, 213, 236 und 248.
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durch mehrere literarische Beispiele wie auch archäologische Funde beweisen. In Hes. Op. 60-65 erteilt Zeus Athena den Auftrag, Pandora das Weben einer komplexen Kette beizubringen und in Theogonie 573-5 sorgt die Göttin für die passende Kleidung für das Mädchen. Sehr bekannt war zuletzt auch die Geschichte, die Ovid über den Webwettbewerb zwischen Athena und Arachne erzählt, der die Verwandlung der letzteren in eine Spinne zur Folge hatte (vgl. Ov. Met. 6. 1-146). Der Sprecher ist nicht klar zu bestimmen, weil es sich bei den zwei Verben des Fragments um Infinitiv- bzw. Partizipformen handelt. Über die Vermutung, dass der Satz von der Göttin Athena gesprochen wird, siehe unter ἐπινοῶν. In diesem Fall dürfte die Göttin, in ihrer zuvor genannten Eigenschaft als Herrin der Hausarbeit, andere Frauen oder junge Mädchen die Webkunst lehren wollen oder selbst versuchen, ein Kleidungsstück zu fertigen, das Aufsehen erregen würde. Das Fragment könnte eventuell zu einer Agonszene gehört haben, die dann Athena und eine sterbliche Frau als Protagonisten gehabt hätte, z.B. Arachne oder die in Fr. 6 erwähnte Ακκώ26. Über die Webkunst siehe Blümner 1912, 135ff., über das Verfahren S. 140ff. Über die Geschichte des Webens, die Verbindung mit der Göttin und Athenas peplos siehe Barber 1992, 103-106. ἀπὸ τῆς τραπέζης: Es ist nicht ganz klar, wozu ein Tisch benötigt wird, aber es ist logisch zu vermuten, dass an der Stelle versucht wird, eine längere Kette zu weben. Eine solche Vermutung würde vielleicht das Argument bestärken, dass Athena hier die redende Person ist, weil sie vor allem einen größeren und deswegen prächtigeren Peplos weben würde. Die Konstruktion des Webstuhls lässt sich mit gewisser Sicherheit erschließen, so dass die Kleidungsstücke, die in dieser Weise gewoben wurden, nicht größer als 1,2m bis 1,8m in Länge oder Höhe gewesen sein könnten. Um eine längere Kette zu weben, was schwierig und sicherlich ungewöhnlich gewesen sein sollte, würde man einen – in Länge und Höhe – größeren Webstuhl benutzen müssen. In diesem Fall könnte vielleicht der Webstuhl unseres Fragments dermaßen groß gewesen sein, dass man auf einen Tisch steigen musste, um zu weben. Ein etruskisches Pendulum27 zeigt sogar eine Weberin, die auf einem Balkon sitzt und ein kleiner korinthischer Arybalos, der den Webwettbewerb zwischen Athena und Arachne darstellt, zeigt Frauen, die auf Fußbänken stehen und weben. Außerdem wird die Präposition ἀπό für Handlungen verwendet, die von einem höher gelegenen Ort oder Gegenstand aus geschehen28. Über die Verbindung der Verben, die „hangen, hängen, haften“ bedeuten (=
Auf einen Wettbewerb zwischen Athena und Akko schließt Wilamowitz, siehe Fr. 6. Villanovan bronze pendant, ca 600, Museo Civico Archaeologico, Bologna. 28 Vgl. Hdt. 1.79: ἀφ᾿ ἵππων μάχεσθαι, Xen. An. 1.2.7: ἀφ᾿ ἵππων θηρεύειν, ferner ἄρχεσθαι ἀπό τινος. Siehe Kühner-Gerth Bd. I S. 456 § 1. 26
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κρεμάννυμι, ἅπτομαι, δέω), mit der Präposition ἀπό (und ἐκ), siehe KühnerGerth Bd. I S. 544c. ἄττεσθαι: Ἄττεσθαι war nach Photios (Phot. α 2979) das attische Wort für διάζεσθαι. Nachdem der Webstuhl aufgestellt worden ist, müssen die Fäden aufgezogen werden. Gewichte (ἄγνυθες) werden unten angehangen, um die Fäden straff zu spannen. Mit Hilfe des κανών werden die Fäden in zwei Teile geteilt. Die eine Gruppe wird mit Schlingen an diesem Schlingenstab gebunden, während er vor den anderen liegt, so dass man in ihm die hinteren Fäden nach vorne ziehen kann und so das Fach wechseln. Dieses Verfahren heisst διάζεσθαι oder ἄττεσθαι. Eine Skizze des Webstuhls mit seinen Einzelteilen und eine kurze Beschreibung hat Barber. Blümner nennt als synonyme Wendung στῆσαι τὸν στήμονα und στημονίζεσθαι oder προφορεῖσθαι τὸν στήμονα29. Von ἄττεσθαι und διάζεσθαι stammen auch die Substantive ἄσμα und δίασμα, vgl. Phot. α 2979 (≅ Suda α 4186 ≅ Lex. Bachm. 152, 21) und auch Nonn. Dion. 6. 150, wo das gleiche Verfahren, d.h. das Aufziehen der Fäden, beschrieben wird. Es ist deswegen plausibel, dass στήμων und ἄσμα oder δίασμα Synonyme waren. ἐπινοῶν: Diese Lesart hat Lex. Bachm., während Photios ἐπὶ νοῶν hat. Valckenaer schlug ἐπινοῶ vor, und diese Korrektur nahmen Meineke und Bergk an. Der Letztere kam darüber hinaus zum Schluss, dass Athena in diesem Fragment geredet habe. Es liegt die Vermutung nahe, dass Athena eine der Protagonisten der Komödie gewesen sei, und deswegen scheint es mir auch richtig, ihr diese Verse zuzuschreiben zu dürfen. Siehe auch die Einleitung und unter ἀπὸ τῆς τραπέζης. Fragment 5 καιροσπάθητον ἀνθέων ὕφασμα καινὸν Ὡρῶν λεπτοὺς διαψαίρουσα πέπλους ἀνθέων γέμοντας Ein neulich von den Horen dichtgewobenes geblümtes Gewand (Die Brise) feine mit Blumen ausgeschmuckte Peplos sanft fegend. Zwei getrennte Verse, die zusammen von verschiedenen Lexika (Photios, Suda und Lex. Bachmann) überliefert sind. Ihre zwei Gemeinsamkeiten sind das Wort ἀνθέων, beziehungsweise die Genetivform, und das Metrum, katalektischer iambischer Tetrameter. Über die Funktion des Metrums, das 29
Blümner 1912, 143-4 und 144 Anm. 1 und 2.
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meistens in der Parodos (Wespen, Lysistrate, Ekklesiazusen, Plutos) oder im epirrhematischen Agon einer Komödie vorkommt, siehe Perusino 1968, 41 und Zimmermann I S. 43 und 146. καιροσπάθητον: ‘dichtgewoben’, vgl. TrGF ad. 7, λεπτοσπαθήτων χλανιδίων. Die zweifellos richtige Korrektur des in den Codizes überliefert κηροσπάθητον stammt von Toup (Emend. II p. 482). Καῖρος (oder καίρωμα) hießen die Schlingen, die vermutlich am unteren Ende der Kettenfäden angebunden wurden, und die dazu dienten, dass die letzteren in der Ordnung parallel nebeneinander blieben und nicht in einander gerieten30. Die σπάθη (‘Webeschwert’) war eine flache hölzerne Schneide, mit der die Weber die Fäden schlugen um das Gewebe kompakt und fest zu machen (vgl. Philyll. Fr. 12). Die Σπάθη wurde im aufrechten Webstuhl benutzt, wohingegen im waagerechten das passende Werkzeug die κτείς (‘Kamm’) war. Eine interessante Parallele gibt es in Homer (Od. 7. 107-9: καιροσσέων δ᾿ ὀθονέων ἀπολείβεται ὑγρὸν ἔλαιον). Die Bedeutung von καιροσσέων ist auf jeden Fall nicht klar, jedoch könnten die zwei Adjektive synonym sein. Die homerischen Scholien zum Vers identifizieren, sicherlich irrigerweise, καῖρος mit μίτος. Für mehrere Identifizierungen der zwei Wörter siehe Blümner 1912, 145ff. ἀνθέων: Für die Endung der Genitiv Plural in –έων siehe Alpers 1981, 154-5 (zu Or. Fr. A 9). Die Ausnahmen sind wenige, z.B. Pherecr. Fr. 51 Δουλοδιδάσκαλος, Xen. Kyn. 5.5.4, Pl. Crit. 115a. Aristoteles und Theophrastos benutzen fast ausschließlich ἀνθῶν. ὕφασμα: Das Wort bedeutet nicht nur ‘Stoff’, ‘Gewebe’, sondern auch, wie hier, ‘Gewand’, ‘Kleid’, vgl. Od. 3.274, A. Ch. 231. Ὡρῶν: Die Horen waren die drei Tochter von Zeus und Themis (vgl. Hes. Th. 709) und Wärterinnen der Himmelstore auf dem Olymp (Il. 5.749). Ihre Namen waren Eunomia, Dike und Eirene. Häufig sind sie mit den Χάριτες zusammengebracht (vgl. h.Ap. 194). In Cypria wird von Kleidern berichtet, die die Ὧραι zusammen mit den Χάριτες gemacht und mit Blümen gechmuckt haben31. διαψαίρουσα: Mit dieser Bedeutung wird das Wort nur in diesem Fragment und in Ar. Av. 1716-7 benutzt32. Meineke33 vermutete, dass das Subjekt des
Vgl. Eust. Od. p. 1571.56, Phot. κ 123,15 und EM 498.7. Vgl. Cypr. 1.4: εἵματα μὲν χροῒ ἕστο͵ τά οἱ Χάριτές τε καὶ Ὧραι / ποίησαν καὶ ἔβαψαν ἐν ἄνθεσιν εἰαρινοῖσιν͵ / οἷα φέρουσ΄ ὧραι 32 Ar. Av. 1716-7: θυμιαμάτων δ᾿ / αὖραι διαψαίρουσι πλεκτάνην καπνοῦ. 33 Meineke II, 1 S. 382, mit dem Hinweis auf Ar. Av. 1717. 30
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Partizips ebenfalls αὔρα sei, worin aber Kaibel34 Zweifel setzte, und das Wort zu διακαθαίρουσα (‘gründlich reinigen’) korrigierte. πέπλους: Peplos war ein viereckiges Obergewand für Frauen (schon in Hom. Od. 18.292, das Wort wird ebenfalls auch für ein normales Tuch, eine Decke, oder Leichentuch benutzt, vgl. Il. 24.796, Eur. Tro. 432), meistens aus Wolle, das zunächst in ihrem oberen Drittel einmal umgeschlagen wurde, dann um den Körper so gelegt, dass der gefaltete Teil, das ἀπόπτυγμα, auf Brust und Rücken aufhängte und schließlich auf beiden Schultern mit Nadeln genestelt wurde. Für weitere Informationen über das Anziehen und die Drapierung des Peplos siehe Bieber 1973, 430-5. Für allgemeine Informationen über die Geschichte der griechischen Kleidung bis zu der römischen Kaiserzeit siehe Bieber 1967, 17-45. Über die bestrittene Identifizierung des Peplos mit dem in Herodot (5.87) erwähnten dorischen Gewand, siehe Studniczka, Marinatos und Pekridou-Gorecki 1989, 78-79. Peplos ist auch stark mit dem Kult verbunden, vgl. Paus. 5. 16, über die Hera von Olympia und den Peplos, den 16 Frauen jede fünf Jahre webten und ihr gewidmet. Sehr bekannt war auch das Weben des Peplos für Athena Polias, der anlässlich der Großen Panathenäen neu gewebt und mit einer Darstellung der Gigantomachie verziert wurde, siehe Barber 1992, 104-106 und Fr. 4. Fragment 6 Das letzte Fragment der Komödie ist die Erwähnung einer sprichwörtlich dummen Frau, Ἀκκώ. Die Scholia (vet.) Platonica (Gorgia 497a), auf die Erklärung des Wortes ἀκκίζομαι, ‘Unkenntnis oder Dummheit (oder auch Gleich-gültigkeit) vortäuschen’, führen seine Etymologie auf diese einfältige Frau zurück, und geben die Information, dass Hermippos sie in Ἀθηνᾶς γοναί erwähnte und Amphis eine nach ihr genannte Komödie schrieb. Fragmente aus der letzteren Komödie sind nicht erhalten, es gibt aber einige anekdotenhafte Geschichten über sie. Nach der ersten, von den platonischen Scholien überliefert, war Ἀκκώ so dumm, dass sie ein unvollständig gewobenes Kleid aus dem Webstuhl wegnahm und anzog und außerdem ihr eigenes im Spiegel reflektiertes Bild schaute und zu diesem Bild sprach, als wäre eine andere Frau. In den platonischen Scholien von Arethas (Sch. rec. Gorg. 497a) wird eine ähnliche – und eigentlich in eine rätselhafte Weise geschriebene – Geschichte überliefert. Die dumme Akko wird während des Webens von einer anderen Frau gerufen, und beginnt nach ihrer Rückkehr ein neues unvollendetes Kleidungsstück zu weben. Wilamowitz35 vermutet sogar, dass ein Webewettbewerb zwischen Akko und Athena, ähnlich zu dem vom Ovid in 34 35
Bei K.-A. Bd. V S. 565: “potest mulier dici διακαθαίρουσα πέπλους”. Wilamowitz-Moellendorff 1873, 141.
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den Metamorphosen beschriebenen Wettbewerb zwischen Athena und Arachne (siehe auch Fr. 4), auf die Bühne gebracht worden sei. Um Akko wurde allerdings auch eine ganz verschiedene Tradition entwickelt. Nach ihr war Akko eine Schreckgestalt, die Frauen zur Sprache brachten, um die Kinder am Faulenzen zu hindern, vgl. Plut. Sto. Rep. 15). Gegen diese Tradition argumentierte Winkler 1982, 137-8.
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Αρτοπώλιδες In den Parabase der Wolken (551-559) greift Aristophanes nach einer Sebstlobrede alle komischen Dichter an, die sich mit dem δείλαιον Hyperbolos und seiner Mutter beschäftigen, während er den μέγιστον ὄντα Kleon angegriffen und geschlagen hat. Zwei komische Dichter, die eine Komödie gegen Hyperbolos schrieben, werden genannt, Eupolis und Hermippos1. Merkwürdigerweise wird der Komiker Plato, der eine nach dem Demagogen benannte Komödie schrieb2, in Aristophanes’ Angriffsliste nicht erwähnt, wofür eine logische Erklärung wäre, dass Platons Komödie später zu datieren ist. Aristophanes nennt nur den Titel der Komödie des Eupolis, Μαρικᾶς (Fr. 192 - 217), die Scholien aber geben uns die Information über Hermippos’ Komödie „ἔοικε δὲ τὰ εἰς τὰς Ἀρτοπώλιδας λεχθέντα κατ’ αὐτοῦ σημαίνειν“. Aus den Scholien wird deutlich, dass der Demagoge die hintergründige Zielscheibe des Angriffs des Komikers in dieser Komödie gewesen ist. Die Hauptprotagonistin war jedoch zweifellos seine Mutter, die wahrscheinlich als Brotverkäuferin dargestellt wurde; ihre Kolleginnen mussten den Chor gebildet haben. Als paralleles Beispiel kann man Euripides’ Mutter nennen, die λαχανοπωλήτρια (‘Kohlverkäuferin’) gewesen sein soll. Das komische Potential, das eine Brotverkäuferin besaß, lässt sich durch die verschiedenen Erscheinungen bei Aristophanes beobachten: In Ran. 857-8 rät Dionysos beiden Tragikern davon ab, ὥσπερ ἀρτοπώλιδας zu schimpfen. In Lys. 456-60 sind die Brotverkäuferinnen unter den Alliierten, die Lysistrata drängen, zu schlagen, zu schimpfen und sich schamlos zu benehmen, siehe auch Heath 1990, 153. Über Hyperbolos’ Mutter wissen wir fast nur, was die Komiker über sie schreiben. Eupolis stellte sie als eine versoffene Greisin dar, die den κόρδαξ, einen vulgären Tanz, tanzte (vgl. auch Ar. Nub. 552). Storey3 glaubt – basierend auf προσθείς (Nub. 555) –, dass sie trotzdem keine große Rolle in dieser Komödie spielte. Die Scholia in Pl. 1037 geben uns zwei ziemlich rätselhaften Informationen, zuerst dass Eupolis sie mit einer τηλία (ein Tafel, die die Bäcker benutzten) verglichen hat und dann dass jemand auf die Bühne tritt und sagt, dass die Gebeine von Hyperbolos auf eine τηλία gelegt worden seien. Storey vermutet, es sei sie, die am Ende der Komödie auf die Bühne tritt und in einer paratragischen Szene um ihr Kind trauert und dann den vulgären κόρδαξ tanzt. Außerdem neigt er zur Annahme, dass sie als eine Brotverkäuferin dargestellt wurde, was die Angemessenheit der τηλία erläutern würde, und
Man kann zunächst sagen, dass Aristophanes’ Angriff vielmehr als Ehre für Hermippos zu verstehen ist, denn er beweißt vor allem, wie Gilula 2000, 75 (;) bemerkt, dass Hermippos einer seiner wichtigsten Rivalen war. 2 Auf diese Komödie weisen die aristophanischen Scholien zum Vers 558 hin. 3 Storey 2003, 204-5. 1
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auch ein Vorbild für die Ἀρτοπώλιδες gewesen wäre (siehe auch Sommerstein 2000, 449 n. 35, Camon 1961, 191 und Sonnino 1997, 43-60). Hermippos in unsere Komödie (vgl. Fr. 10 und 12, siehe Meineke I S. 94, Kock I S. 227, Bergk 1838, 313, Lobeck 1843, 148) und Plato im Kleophon (vgl. Sch. Ar. Ran. 681) brachten eine barbarisch sprechende Frau auf die Bühne, vielleicht auch von barbarischer Herkunft, ein Vorwurf, der sowieso Hyperbolos selbst häufig gemacht wurde (Polyzelos Fr. 5, Pl.Com. Fr. 185, vgl. Fr. 183). Über den Inhalt von Hermippos‘ Komödie ist sonst wenig zu sagen. Fr. 8 lässt vermuten, wenn die Verse sich natürlich auf Hyperbolos beziehen, dass er selbst vielleicht irgendwelche Rolle in der Komödie hatte, und zwar dass er in eine schwierige Situation geriet, aus der er aber gerettet wurde. Die Komödie richtete sich sonst auch gegen andere Politiker, nämlich Peisander, der in Fr. 7 verspottet wird. Die Datierung der Komödie von Geissler (p. 46), der ich zustimme, ist auf 420-419. Eupolis’ Μαρικᾶς, im Jahre 421 aufgeführt, gibt uns einen sicheren Terminus post quem, and als Terminus ante quem darf man den Ostrakismos des Politikers kurz vor den Dionysien 417 annehmen. Die Verse in der Parabase der Nubes können sich deshalb auf die Kömodien von 418 spätestens beziehen. Ugolini4 vermutet, Hyperbolos sei in mindestens einer gegen ihn gerichteten Komödie nach seiner Verbannung angegriffen worden. Diese Vermutung, auch wenn sie eine gewisse Ähnlichkeit mit der Tatsache haben könnte, dass auch Kleon nach seinem Tod von den Komikern bzw. Aristophanes verspottet wurde (vgl. Ar. Nub. 591-4), scheint nicht plausibel zu sein und kann jedenfalls durch die Fragmente nicht bestätigt werden. Wir können nicht mit Sicherheit feststellen, worin genau die klar spürbare Ironie der Verse in den Wolken besteht, inwiefern seine häufige Angriffe gegen Kleon sich von anderen Komikern unterscheiden5 und vor allem, warum er tatsächlich auf einen ähnlichen Angriff gegen Kleons Nachfolger verzichtet. Es ist jedenfalls durchaus möglich, dass Neid oder Bedauern dahintersteckt, dass er selbst dieses komische Potential nicht ausgenutzt hatte, und dass er versucht, die Wichtigkeit oder die Originalität der Komödien seiner Rivalen herunterzuspielen. Fragment 7 † ἐνέβαινε σιγῆ Πείσανδρος μέγας αὐτὸς † ὥσπερ Διονυσίοισιν οὑπὶ τῶν ξύλων, † ἐλαίης ἔρεισιν ὄνον κανθήλιον
Ugolini 1928, 279. Ugolini 1928, 279 denkt, die Kühnheit und nicht die Originalität sei die Pointe seiner Verteidigung. 4 5
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Stumm bestieg Peisander der Grosse in Person einen Lastesel, wie der Platzanweiser bei den Dionysien, sich stützend mit einem Stock aus Olivenholz. Das Fragment stammt aus den aristophanischen Scholien (Av. 1556). Seine Überlieferung im ersten und letzten Vers ist problematisch. Der einzige gut erhaltene Vers, d.h. der zweite, ist ein iambischer Trimeter). Die verspottete Person ist Peisander6, ein Politiker in Athen, der in der Zeit des peloponnesischen Krieges aktiv war. Er nahm an den Feldzügen in die Chalkidike im Jahr 429 (Thuc. 2.79) und nach Thrakien im Jahr 422 Teil. Obwohl er als ein scheinbarer Demokrat eine führende Rolle in der Ermittlung bei der Hermenverstümmelung gespielt hatte (415 v. Chr., vgl. And. 1.27, 1.36), zeigte er einige Jahre später großen Eifer für die Vorbereitung der oligarchischen Revolution. Er bemühte sich um Hilfe des persischen Grosskönigs und um die Zurückbeorderung von Alkibiades (Thuc. 8.49, 53). Er klagte darüberhinaus den Strategen Phrynichos an, der aus diesem Grund durch Leon ersetzt wurde. Er gehörte schließlich zu den Anführern des oligarchischen Coups (Thuc. 8.68, Arist. Ath.Pol. 32.2) und war sogar derjenige, der das Regime der Vierhundert vorschlug, das später installiert wurde. Als dieses die Macht verlor, floh er nach Sparta (Thuc. 8.98), und wurde in Abwesenheit wegen Hochverrats verurteilt. Peisander wurde sehr oft in der Komödie angegriffen, eine Demagogenkomödie von Platon trägt seinen Namen7. Die komische Pallette besteht aus Witzen über seine politische Korruptheit (Ar. Lys. 489-91, Fr. 84 Βαβυλώνιοι), seine Feigheit (Eup. Fr. 35 Ἀστράτευτοι, Phryn. Fr. 21 Μονότροπος, Ar. Av. 1556-60, vgl. Suda π 1467: δειλότερος Πεισάνδρου), sein massiges und grobes Äußeres8 (in diesem Fragment, auch Eup. Fr. 195 Μαρικᾶς, Ar. Pax 395, Phryn. Fr. 21 Μονότροπος) und seine Gefräßigkeit (Eup. Fr. 99. 1-4 Δῆμοι9, Ath. 10.415d = Com.Adesp. Fr. 119, gibt die Information, dass er zusammen mit Kleonymos von den Komikern als πολυφάγος dargestellt wird). Über die Implikationen über seine Feigheit und die Diskrepanz zwischen seinem grandiosen oder kriegerischen Bildnis vgl. Sch. Ar. Pax 39510 und siehe Storey 2003, 78. Er behauptet, dass die Verspottung wegen seiner Feigheit später in den 410er Jahren kommt, hält die Stelle in den Vögeln (Av. 1556-8) für Peisandros Glauketou Acharneus (PA11770, LGPN 3, PAA 771270). Platons’ Komödie wird meistens auf 422/421 datiert, siehe Sommerstein 2000, 439ff, Radermacher 1926, 55. Für eine spätere Datierung entscheidet sich Geissler 1969, 51 und Add. xv. 8 Siehe auch unter μέγας und οὐπὶ τῶν ξύλων über seine Darstellung in Hermippos Fragment. 9 Über dieses Fragment gibt es jedoch eine heftige Diskussion, betreffend vor allem der Bedeutung des Verbs διαστρέφειν, siehe Storey 2003, 142ff. 10 Sch. Ar. Pax 395: εἴ τι Πεισάνδρου ἴσως εἰρωνεύεται· ἐπὶ δειλίᾳ γὰρ ἐσκώπτετο παρὰ πολλοῖς. οὗτος φιλοπόλεμος ἦν καὶ πολεμοποιὸς κερδῶν ἰδίων ἕνεκεν. ἦν δὲ δειλὸς καὶ μέγας͵ καὶ ἐκαλεῖτο ὀνοκίνδιος. ἐχρῆτο δὲ τριλοφίᾳ καὶ ὅπλοις ἐπισήμοις ὑπὲρ τοῦ δοκεῖν ἀνδρεῖος εἶναι μὴ ὤν. καὶ ἐν ἄλλοις δὲ ἐπαχθῶς αὐτοῦ λαμβάνεται. 6 7
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die erste, die darauf anspielt und vermutet11, dass irgendein mit der sizilischen Expedition verbundenes Ereignis hinter diesen Spötteleien stecken könnte, z.B. dass er es geschafft hat, die Ableistung des Militärdienstes zu umgehen, um nicht mit nach Sizilien fahren zu müssen, entweder anfänglich, im Jahr 415, oder bei der Truppen-verstärkung im folgenden Jahr. † ἐνέβαινε: Das ist die Lesart der Handschriften. Das Verb ἐμβαίνω ist entweder transitiv (Objekt meistens im Akkusativ oder Dativ) oder wird mit einem präpositionalen Attribut benutzt. Alle Bedeutungen des Verbs, ‘hereinkommen’, ‘rennen’, ‘an Bord gehen’, ‘treten’, ‘wahrnehmen’, passen nicht zu unserer Phrase. Deswegen scheint das Verb ἀναβαίνω (“auf ein Pferd aufsteigen”, Xen. An. 4.1.7, 7.1.3, Theopomp.Hist. 2) in Verbindung mit dem ὄνον κανθήλιον im dritten Vers passender zu sein. Das Verb war außerdem der Terminus technicus in attisch für ‘hinaufsteigen und das Wort ergreifen’ in der Stadtsitzung der Ekklesia. σιγῆ: siehe unten οὑπὶ τῶν ξύλων. vgl. Eur. IA 1560 und 1563-4. μέγας: Die Hinzufügung des Artikels zwischen dem Namen und dem Adjektiv, die Herwerden vorschlug, ist meiner Meinung nach richtig, zunächst weil dieser Gebrauch in Ar. Ach. 853 belegt ist, zumal der Artikel im parallelen Fragment von Eupolis (Fr. 195 Marikas) auch zu finden ist12. Mit demselben Adjektiv wird Peisander im Μαρικᾶς charakterisiert, in einem Fragment, das auch andere Ähnlichkeiten (z.B. das Wort οὑνοκίνδιος, siehe ὄνος) mit Hermippos’ Fragment hat (Fr. 195). Woodhead13 glaubt, dass diese Beschreibungen sich lediglich darauf beziehen, dass er eine gute und nicht fette Figur hatte und dass die Phrase in Hermippos’ Fragment ὁ ἐπὶ τῶν ξύλων zur gleichen Schlußfolgerung führt. Die aristophanischen Scholien, die dieses Fragment überliefern, haben eine eher positive Charakterisierung dafür (Sch. Ar. Av. 1556: ἦν δὲ καὶ τὸ σῶμα εὐεκτὴς, ὡς Ἓρμιππος ἐν Ἀρτοπώλισι). Meiner Meinung nach, ist der Eindruck, den man aus den beiden Fragmenten und den Scholien gewinnt, der eines massigen, starken, aber sicherlich auch groben und ungehobelten Mannes (ähnlich – in Zusammenhang mit seiner angeblichen Feigheit – einem miles gloriosus, wie Storey14 bemerkt) als das eines wirklich fetten oder übergewichtigen. οὑπὶ τῶν ξύλων: Die Vermutung von Meineke, dass ein Angestellter, verantwortlich für die Sitze im Theater, hier gemeint sei, scheint nicht plausibel, besonders weil in diesem Fall σιγῆ ganz schwer zu erklären ist. 11
Der Gedanke stammt von Sommerstein 1985, 51. Metrisch ist der erste Vers sowieso problematisch. 13 Woodhead 1954, 132. 14 Storey 2003, 78. 12
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Πρῶτον ξύλον war die erste Reihe der Sitzplätze des athenischen Theaters, wo die πρυτανεῖς saßen, die deswegen auch πρωτόβαθροι hießen. vgl. Ar. Ach. 25, Vesp. 90. Fritzsche15 macht aber die ansprechende Vermutung, dass hier ein großer Phallos gemeint sei, wie derjenige, der beim dionysischen Umzug auf einer Stange getragen wurde (siehe Csapo 1997, 265-273, R. Parker 2005, 318 ff. und Deubner 1932, 136 und tab. 22). Eine attische schwarzfigurige Tasse (Archaeologico Museo nazionale di Firenze, 3897, Seite A and B) stellt eine Prozession mit sechs nackten Männern dar, die einen Phallos tragen und eine große Stange auf den Schultern haben. Diese Stange wird als Basis für eine zweite, dickere und vielleicht auch etwas längere Stange benutzt, die einen großen Phallos bilden soll. Auf der eine Seite kann man einen riesigen Satyr sehen und auf der anderen ein Geschöpf mit vergrößerten Brust, Bauch und Hinterbacken – das man mit einem ὄνος vergleichen könnte –, auf dem eine männliche Figur sitzt16. Der „große“ Peisander könnte wohl hier mit diesem Satyr oder sogar noch besser mit dieser tierischen Figur verglichen werden, und der ὄνος κανθήλιος bezieht sich vielleicht auf das gleiche Bild. ἐλαίης: Ἐλαία (att. ἐλάα) war der traditionelle athenische Baum, den die Göttin selbst zum ersten Mal in Attika gepflanzt hatte, vgl. Soph. OС 701, Hdt. 5.82. † ἐλαίης ἔρεισιν: Der dritte Vers birgt viele kritische Probleme, die eine plausible Rekonstruktion nicht ermöglichen. Das Wort ἔρεισις bedeutet ‘Stoß’, ‘Schieben’, ‘Drängen’ (τὴν τοῦ πέτρου ἔρεισιν, Dion.Hal. De comp. verb. 20.80) und kann in unserer Phrase kaum einen zufrieden stellenden Sinn ergeben. Was hier wahrscheinlich gemeint ist, ist ein Stock, der zum Stützen benutzt wurde. Das altgriechische Wort dafür wäre ἔρεισμα, vgl. Eur. Herc. 254, 109. Es bleibt trotzdem unklar, wie sich ein Stützstock mit einem Esel kombinieren lässt (siehe auch Komm. unter ὄνον). ὄνον κανθήλιον: Die Phrase könnte sich auf Peisander beziehen. In Eup. Fr. 182 Μαρικᾶς wird er als ὀνοκίνδιος, ‘Maultiertreiber’, charakterisiert. Woodhead17 vermutet, dass diese zwei Charakterisierungen, d.h. bei Eupolis und Hermippos andeuten, dass er ansehnlich großes landwirtschaftliches Eigentum besessen habe. Es wäre aber auch plausibel zu vermuten, dass sie Peisander als Besitzer von Eseln darstellen, die zur Transportierung von Guten dienten. Eine interessante Parallele findet man in Dem. 42.7, wo über einen reichen Φαίνιππος gesagt wird, dass das Holztransportgeschäft mit seinen sechs Eseln 12 Drachmen täglich abwarf18. Peisander ist außerdem einer der vier großen “Affen” (die anderen drei sind Lykeas, Teleas und Exestekides) des Bei K.-A. Bd. V S. 566. Für mehrere Informationen über diese Prozession siehe Csapo 1997, 265-273. 17 Woodhead 1954, 133. 18 Siehe Olson 1991, 417-8. 15 16
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Phrynichos-Fragments (Fr. 20, Monotropos). Die ὄνοι κανθήλιοι waren besondere große Esel, die sich als Lastesel eigneten (vgl. Ar. Lys. 290, Vesp. 170). Die Phrase ist aber auch ein Ausdruck für ‘Idiot’, ‘dumm’ (vgl. Lysipp. Fr. 8, Luc. Jup. Tr. 31, Pl. Symp. 221e). Andererseits wird Peisander anderswo nicht als dumm verspottet (siehe Πείσανδρος), und der Akkusativ macht klar, dass es sich um ein Objekt handelt (vielleicht von ἀνέβαινε). Die ὄνοι tauchen außerdem oft bei Prozessionen auf19, sind eng mit Dionysos verbunden und werden sogar häufig mit erigierten Phalloi dargestellt. Die Darstellung Peisanders auf einem Esel passt also gut zu seinem Gesamtbild in diesem Fragment und seine Darstellung als Dionysos oder als Satyr wäre vielleicht auch nicht auszuschließen (siehe auch unter οὑπὶ τῶν ξύλων). Der eventuelle Besitz von Eseln oder Land könnte letztendlich auch durch eine solche Darstellung vom Dichter zusätzlich angedeutet werden. Fragment 8 φέρε νυν ἀγήλω τοὺς θεοὺς ἰοῦσ’ ἐγὼ καὶ θυμιάσω τοῦ τέκνου σεσωσμένου Nun, lass mich gehen um den Göttern Ehre zu erweisen und Weihrauch zu verbrennen, dafür dass mein Kind gerettet worden ist. Die zwei Verse wurden höchstwahrscheinlich von Hyperbolos’ Mutter gesprochen. Sie will die Götter verehren und ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, weil ihr Sohn gerettet wurde. Hier handelt es sich wahrscheinlich um ein Gebetszene, auch wenn das Verb θυμιάζω, ‘räuchern’, eine Opferszene vermuten lässt. Wir wissen leider nicht, auf welche Gefahr oder Geschichte sich diese Verse beziehen könnten. Eupolis’ Μαρικᾶς (nach den Sch. Ar. Plut. 1037, siehe auch Einleitung zur Komödie) endet mit Hyperbolos’ Eliminierung. Sommerstein20 vermutet sogar, dass der Antagonist ein reicher Athener war, und bemerkt, dass die Fragmente der Komödie viele Bezüge auf einen luxuriösen Lebenstil enthalten. Die Situation ist natürlich bei Hermippos anders, weil Hyperbolos gerettet wird, oder einfach überlebt. Es ist trotzdem möglich zu vermuten, dass diese Verse auch gegen Ende des Stuckes gelegen waren, besonders wenn Hyperbolos selbst eine Rolle in der Komödie gehabt hatte. φέρε νυν: Die Codices überliefern νῦν, die vorgeschlagene Korrektur von Elmsley21 ist aber vielleicht richtiger; die viele Parallelen in der Komödie (Ar. Eq. 113-4, Nub. 731, Vesp. 848, Pl. 768,) ist ein eindeutiger Beweis dafür. Dieses Vgl. die Prozession mit Dionysos und Hephaistos: die Rückkehr des Hephaistos auf den Olymp. Sommerstein 2000 S. 442, 448 Anm.32. 21 Elmsley 1822, 95. 19 20
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νυν ist die enklitische Form von νύν, es wird in einer übertragenen Bedeutung benutzt, ist mit dem Wort ‘nun’ vergleichbar und hat keine temporale Funktion (siehe Kühner-Gerth Bd. I S. 118.4). Νύν übernimmt sehr häufig bei Imperativen oder Konjuktiven der Aufmunterung – wie hier – die Rolle einer leisen folgernden Konjuktion und ist in diesem Fall mit dem lateinischem ‘igitur’ vergleichbar. ἀγήλω: Es ist bemerkenswert, dass das Verb ἀγάλλω (‘Ehre erweisen’) als ein rein attisches Wort betrachtet wird (vgl. Phot. α 164: ἀγῆλαι· τιμῆσαι. τῶν πάνυ δὲ Αττικῶν ἐστιν ἡ λέξις). Das Wort ist in der Komödie immer in rituellem Kontext belegt (vgl. Ar. Pax 396-9, Th. 128, Eup. Fr. 131 Δήμοι, Theopomp.Com. Fr. 48 Πηνελόπη). ἰοῦσ᾿ ἐγὼ: Das ist die Korrektur von Elmsley, der ich mich auch anschließe22. Ein unvollständiges Wort am Ende eines Verses (der nächste Vers beginnt sogar mit Konsonanten) ist sicher nicht gewöhnlich. Der einzige Einwand, den man gegen die letzte Lesart erheben kann, ist, dass ἔσω nie in der Komödie vorkommt, sondern nur εἴσω. Ellendt23 bevorzugt ἔσω, obwohl er die Abwesenheit des Wortes in Aristophanes und Platon zugibt, und ist davon überzeugt, dass es sich um eine Parodie eines tragischen Verses handelt, wo nicht nur ἰοῦσ᾿ ἔσω eben am Ende des Verses stand, sondern auch der nächste Vers des Fragmentes (außer ἀγήλω). σεσωσμένου: Sandbach schlug die Korrektur σεσωμένου vor. Bei Suda steht, dass die Form ohne σ früher und die Form mit σ später ist. Aischylos ist der erste – und der einzige – Tragiker, der die Form ohne σ benutzt. Im 5. Jh. aber herrscht die Form mit σ (vgl. Soph. Ant. 314, Eur. Heracl. 432), Plato benutzt die Form ohne σ, vgl. Pl. Leg. 645b2, 655b1 u.a., einmal aber auch mit σ, vgl. Tim. 23a5), die sowieso weitaus häufiger benutzt wird (vgl. Dem. Phil. 4.74), und deswegen ist sie meiner Meinung nach vorzuziehen. Fragment 9 ὦ σαπρὰ καὶ πασιπόρνη καὶ κάπραινα morsche und Nutte und lüsterne Frau Der Vers in seinem überlieferten Zustand ist drei trochaischen Metren und kann daher nur unvollständig sein. Die Verse könnten von dem Chor oder von Suda und Photios überliefern οἵους ἐγὼ, Lex. Bachmann οἴους ἐγῶ, womit man schwerlich etwas anfangen kann. Die zwei Manuskripte der Scholien zu Euripides, die den ersten Vers erhalten, sind auch nicht einig: Manuskript A hat εἴσω ἰοῦσ᾿, B hingegen hat ἰοῦσ᾿ ἔσω. 23 Ellendt 1872, 543. 22
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Hyperbolos’ Mutter gesprochen werden, oder sonst aus irgendwelcher Rivalin über sie gesagt werden. σαπρὰ: vgl. Ar. Eccl. 884, 1098, Thesm. 1025, Hsch. σ 187). Das Adjektiv hat sicherlich hier eine abwertende Konnotation, auch wenn es gelegentlich auch mit einer neutralen Bedeutung verwendet wird24. πασιπόρνη: Das Adjektiv ist ἅπαξ. Vgl. ἱππόπορνος, Alciphr. 4.14.1, 4.11.8, Suda ι 575. Athenaios (13.594b-d, vgl. Archil. Fr. 331) erzählt eine Geschichte über eine Πλαγγῶν aus der Milet, der die Ionen den Spitznamen Πασιφίλαν gegeben hatten, weil sie sich mit einer anderen Frau, Βακχίς, einen jungen Liebhaber teilte. Das Wort hat höchstwahrscheinlich eine ähnliche Bedeutung, d.h. eine gemeine Prostituierte, die jeder nimmt. κάπραινα: Bedeutet metaphorisch eine lüsterne und vulgäre Frau, siehe Ael. Dion. Fr. κ 9 et 10, vgl. Phryn. Com. Fr. 34 Μοῦσαι: ὦ κάπραινα καὶ περίπολις και δρομάς, Pherecr. Fr. 186: άνδροκάπραινα καὶ μεθύση καὶ φαρμακίς, Ar. Plut. 1024 γραός καπρώσης. Die Endung –αίνα verweist auf verschiedene Tiere (andere Beispiele sind λύκαινα, λέαινα, δράκαινα, ὕαινα) und hat sehr oft eine abwertende Konnotation, vgl. λέαινα Eur. Med. 1342, 1407 (über Medea); A. Agam. 1258 (über Klytaimnestra), siehe Craik 1979, 62. In der Komödie sind Namen mit dieser Endung sehr oft komische Prägungen, in der Form und oder Bedeutung, wie z.B. Σκύθαινα (Ar. Lys. 184, Alex. Fr. 332), μαγείραινα (Pherecr. Fr. 64 Ἴπνος ἤ Παννύχις), ἰχθυοπώλαινα (ib.), ἀλεκτρύαινα (Ar. Nub. 666), κηρύκαινα (Eccl. 713) u.a. Zu komischen Endungen bei den Namen siehe Peppler 1918, 173-183. Über den Unterton dieser Wörter, bzw. des Wortes καταπύγαινα, siehe auch Fraenkel 1974, 147ff. Fragment 10 καὶ τάριχος πίονα Und fettigen geräucherten Fisch. Die Phrase ist grammatisch falsch, weil die Endung des Substantivs mit deren des Adjektivs nicht stimmt. Τάριχος hat zwei Genera im altgriechischen, männlich und sächlich. Infolgedessen kann diese Form entweder Nominativ Singular sein, männlich oder sächlich, oder Akkusativ Singular sächlich. Πίονα andererseits kann entweder Akkusativ Singular männlich, oder Nominativ und Akkusativ Plural sächlich sein. Es liegt die Vermutung nahe, dass diesen Barbarismus von Hyperbolos’ Mutter ausgesprochen wurde (siehe Einleitung zur Komödie). 24
Vgl. Ar. Pax 698, Phot. σ 499: σαπρόν οὐ τὸ μοχθηρὸν καὶ φαῦλον· ἀλλὰ τὸ παλαιόν.
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τάριχος: Bei LSJ steht, es sei festgelegt, dass die männliche Form ionisch und die sächliche attisch ist. Chantraine25 glaubt, dass die männliche Form die originale sein muss, während die sächliche eine kollektive Form ist, die vielleicht unter dem Einfluss vom κρέας gebildet wurde. In der Komödie herrscht die sächliche Form mit wenigen Ausnahmen: Ar. Fr. 200 Δαιταλεῖς, Crates Fr. 17.2 Θηρία, Cratin. Fr. 40 Διονυσαλέξανδρος, Pl.Com. Fr. 49 Ζεῦς Κακούμενος. Über den τάριχος siehe Kommentar zum Fr. 63.5. πίονα: ‘fett’, ‘fettig’. Bei Homer vor allem für Tiere (πίονα μῆλα Il. 12. 319, Od. 9. 217, siehe auch Fr. 63. …; πίονα μήρια Il. 1.40, Od. 4.764), vgl. Antiph. Fr. 184 Παράσιτος: τάριχος ... πῖον, ὀλόλευκον, θερμόν. Auch für Männer, vgl. Ar. Ran. 1092, Pl. 560, Telecl. Fr. 1.15 Ἀμφικτύονες. Fragment 11 Poll. 7.198: γελγοπῶλαι, γελγόπωλις· εἴρηται γὰρ ἡ γελγόπωλις ἐν Διονυσαλεξάνδρωι Κρατίνου (Fr. 51), ὥσπερ ἐν Ἀρτοπώλισιν Ἑρμίππου το γελγοπωλεῖν. Γέλγη waren billige kümmerliche Kleinlichkeiten, Tand oder Kinkerlitzchen, wie Eustathios nach Aelios Dionysios berichtet26. LSJ (Supplementum) gibt für γελγοπωλέω eine positivere – aber meiner Meinung nach falsche – Bedeutung, ‘sell fancy goods’, ‘feine, raffinierte Waren verkaufen’, vielleicht aufgrund einer falschen Interpretation eines Eintrages im Lexikon des Aelios Dionysios27. Γέλγις hieß der Kopf des Knoblauchs (Hsch. γ 295, Suda γ 110) und in Plural, γέλγεις, die Knoblauchzehen (vgl. Thphr. HP. 7.4.12, CP. 1.4.5) eine Bedeutung aber des Verbes γελγοπωλεῖν als ‘Knoblauch verkaufen’ wäre vielleicht nicht anzunehmen. Fragment 12 Hesych. δ 2122 δοκικῶ· ἀντὶ τοῦ δοκῶ. ἔπαιξε δὲ Ἔρμιππος ἐν Ἀρτοπώλισι Das Scholium in der Aldine zu Nub. 552 (τὴν μητέρα· τὴν Ὑπερβόλου, τὴν δοκοῦσαν ἐν ταῖς Ἀρτοπώλισι) und dasjenige zu Nub. 555 (προσθεὶς αὐτῷ γραῦν μεθύσην: τὴν μητέρα Ὑπερβόλου τὴν δοκοῦσαν) in Verbindung mit diesem Fragment brachten einige Gelehrte auf den Gedanken, dass Δοκῶ der
Chantraine 1980, 1094. Eust. Il. p. 927.54: ῥῶπος μέντοι λεπτὸς καὶ εὐτελὴς φόρτος, ὡς δὲ Αἴλιος Διονύσιος λέγει (ρ 14), καὶ ποικίλος. γέλγην δέ, φασίν, αὐτὸν ἔλεγον οι παλαιοί. 27 Ael. Dion. ρ 14: ῥῶπος καὶ γέλγη· ὁ ποικίλος καὶ λεπτὸς φόρτος, ὅθεν ῥωποπώλης καὶ γελγοπώλης 25 26
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wahre Name von Hyperbolos’ Mutter gewesen sein könnte. Bergk28 korrigierte das δοκοῦσαν des ersten Scholiums zu Δοκῶ und die δοκικῶ und δοκῶ des Fragmentes zu Δοκικῶ und Δοκῶ und schloss daraus dass Δοκῶ der Name der Mutter gewesen sei. Kirchner korrigierte in ähnlicher Weise das zweite Scholium: προσθεῖς γραῦν μεθύσην τὴν Δοκῶ μητέρα τοῦ Ὑπερβόλου und kam zum gleichen Schluss wie Bergk. Camon29 steht allen diesen Korrekturen und daran gezogenen Schlüssen auf den Namen skeptisch gegenüber und akzeptiert nur, das Doko die Protagonistin heißen könnte, die Hyperbolos’ Mutter in der Komödie spielte. Wenn aber die Überlieferung der Scholien an der Stelle nicht korrupt ist, besteht kein Grund zu denken, dass die aristophanischen Scholien denjenigen Namen erwähnt haben, den Hermippos für sie benutzte. In einem solchen Fall wäre es außerdem durchaus möglich, dass es bei Hermippos ein Wortspiel mit dem Namen von Hyperbolos’ Mutter, dem Verb δοκώ und seiner ‘barbarische’ Version δοκικώ tatsächlich gab.
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Bergk 1838, 313. Camon 1961, 189.
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Δημόται Über diese Komödie stehen uns leider keine Testimonia oder andere Informationen zur Verfügung, und deswegen sind wir hinsichtlich der Handlung nur auf Vermutungen angewiesen. Eine plausible Datierung ist mangels jeder Erwähnung von Namen oder Ereignissen nicht möglich. Theoretisch könnte die Komödie das bürgerliche Leben in Athen zum Thema haben1. Die zehn Fragmente der Komödie scheinen sich auf verschiedene Szenen des athenischen Lebens zu beziehen, ein zentrales Thema ist jedoch nicht feststellbar. Das Symbolon im Fragment 13 z.B. wurde auf der Agora oder in Gerichtsprozessen gebraucht. In Fr. 14 könnte es um einen Koch gehen (κακκάβη, Fr. 19, ist ebenso ein Utensil zum Kochen). Fr. 15 hat einen militärischen Kontext, das Wort des Fr. 17 bezieht sich auf ein Kleid, das Wort βᾶ (Fr. 18) könnte im Rahmen eines Spiels verwandt worden sein und λεπτολογία (Fr. 21) wird in der Komödie fast ausschließlich zur Verspottung der philosophischen Tätigkeit benutzt. Leider ist die Mehrheit der Fragmente zu kurz (sechs von ihnen sind Einzelwörter), um überhaupt zu einem sicheren Schluss kommen zu können. Die generelle Tendenz der Alten Komödie, Szenen des Alltags darzustellen, legt die Vermutung nahe, dass Komödien aufgeführt wurden, die das athenische Alltagsleben thematisierten. Die Fragmente gewähren uns jedoch leider keinen Einblick darüber, weder welche Struktur eine solche Komödie gehabt haben dürfte, noch wie das Hauptthema integriert werden könnte. Was für einen Chor sollte man von einer Komödie mit dem Titel Δημόται erwarten? Die erste Möglichkeit wäre, dass der Chor aus Bürgern eines Demos gebildet wurde. Man hätte vielleicht in einem solchen Fall den Namen dieses Demos als Titel erwartet (vgl. die Acharner, die Προσπάλτιοι des Eupolis2 und die Ποτάμιοι des Strattis). Eine zweite – vielleicht wahrscheinlichere – Möglichkeit wäre, dass der Chor aus Bürgern verschiedener Demen bestand (vgl. den Chor im Frieden). Whitehead3 erörtert das komische Potential, das sich aus den Namen und Stereotypen verschiedener Demen gewinnen lässt. Eine komische, mit vielen Übertreibungen reich verzierte Darbietung dieser Stereotypen sollte als Thema dieser Komödie nicht ausgeschlossen werden. Über die politische Organisation und die Beteiligung der Demen an der öffentlichen Verwaltung siehe Whitehead 1986, Kap. 3, Milios-Nikolaou 1986, Kap. 2-4. Statistische Informationen über die Zahl der Demen und ihre Vertretung in den politischen Körperschaften Athens bietet Traill 1975, 73-95. Über die Wörter δημόται, δημοτεύεσθαι, δημοτευόμενος und die Einführung An dieser Wahrscheinlichkeit äußert Whitehead 1986, 330 seine Zweifel und führt als Beispiel Eupolis’ Δήμοι, deren Thema die Rückkehr von vier verstorbenen politischen Persönlichkeiten (nämlich Solon, Miltiades, Aristeides und Perikles) nach Athen ist. 2 Siehe Storey 2003, 238-9, der vermutet, dass Προσπάλτη Eupolis’ eigener Demos sein könne. 3 Whitehead 1986, 397-400. 1
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und die Entwicklung des δημοτικόν siehe Whitehead 1986, 77-85, ebenso über seine Erscheinung und Nutzung als komisches Element in der Komödie (S. 327245, vor allem in der alten Komödie S. 327-338). Über die Darstellung des Demos in der alten Komödie im Allgemeinen siehe Reinders 2001, 123-2774. Fragment 13 οἴμοι, τὶ δράσω σύμβολον κεκαρμένος; O weh, was soll ich machen, wie ein Symbolon geschoren? Der Sinn des Fragmentes ist wegen der unsichere Bedeutung des Wortes κεκαρμένος nicht klar. Pollux erklärt das Wort zunächst als ‘abgeschabt’, oder ‘abgeschnitten’. Für σύμβολον κεκάρμενος nimmt LSJ die Bedeutung ‘halfcropped’ (‘halb-geschnitten’) an,. Interessant ist die Interpretation des Verses von Müri5, „Was soll ich tun ohne Symbolon? Man hat sich einen Mann vorzustellen, der um seine Soldmarke oder um einen Schuldschein geprellt worden ist“. Als parallele Stelle für diese Bedeutung des Verbs führt er Herodas 3.39 an (ἀλλὰ τὴν μάμμην, γρηὺν γυναῖκα κὠρφανὴν βίου, κείρει). Bain6 erhebt Einwände gegen diese Erklärung. Er glaubt, dass Pollux, auch wenn er den Text vielleicht missverstanden hatte, darunter eine Art Haarschnitt verstand. Außerdem ist seiner Meinung nach ein Artikel vor dem Substantiv notwendig (vgl. Ar. Ach. 164). Es ist wahr, dass das Verb κείρω häufig mit der Bedeutung “einen Haarschnitt haben“ benutzt wird7. Zwei Stellen in den Thesmophoriazusen geben uns eine Idee, was unter σύμβολον κεκαρμένος zu verstehen wäre: In Ar. Thesm. 838 sagt der Chor, dass die Mutter, die einen unwürdigen Sohn geboren hat σκαφίον ἀποκεκαρμένην sein sollte. Nach Sommerstein (Komm. zu Thesm. 838) war ein solcher Haarschnitt, bei dem die Haare seitlich um den Kopf herum geschnitten wurden, so dass sie eine runde Form oben auf dem Kopf (wie eine Schale) annahmen8, charakteristisch für einen Sklaven (vgl. Ar. Av. 911) und wurde demnach als eine schändliche Demütigung für einen freien Bürger erachtet. Ein noch lustigeres Bild, nämlich von einem halbgeschnittenen Kopf, d.h. einem unvollendeten Haarschnitt, lässt sich in Ar. Thesm. 226-79 vorstellen. Die Szene in Hermippos‘ Fragment könnte man dann folgendermaßen verstehen, dass jemand einen unglücklichen Besuch beim Friseur gehabt hat, oder sogar dass Das zweite Kapitel des Buches (S. 28-70) ist eine Geschichte des Begriffs in der Literatur. Müri 1976, 5. 6 Bain 1982, 9. Er weist auch auf Dobree 1874a, 236 hin. 7 Vgl. Eur. Or. 458, S. Fr. 473: Σκυθιστὶ χειρόμακτρον ἐκκεκαρμένος. 8 Eine solche Frisur würde man heutzutage vielleicht als ‘Pilzkopffrisur‘ beschreiben. 9 Ar. Th. 226-7: Οὔκουν καταγέλαστος δῆτ΄ ἔσει / τὴν ἡμίκραιραν τὴν ἑτέραν ψιλὴν ἔχων; 4 5
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der Friseur weggelaufen ist, bevor er mit dem Haarschnitt fertig war. Die betroffende Person gerät in Panik bei dem Gedanken, dass er jetzt lächerlich aussieht und dass er so nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten oder zu einem wichtigen privaten Anlass gehen kann. οἴμοι: cf. Ar. Nub. 844. Ausruf aus Furcht, Angst, Kummer (wie hier) oder Schmerz, aber auch Zorn (vgl. Ar. Ach. 590) oder Mitleid. σύμβολον: Pollux (9.70), der dieses Fragment zusammen mit Fr. 61 (das zu der Komödie Φορμοφόροις gehört) überliefert, erklärt das Wort als eine Münze oder Halbmünze, die in einem Geschäft benutzt wurde. Nach Pollux wurde entweder nur die eine Seite der Münze geprägt und die andere abgeschabt (κεκάρθαι), oder die Münze wurde geteilt und jeder behielt ein Teilstuck, um festzustellen, dass der eine etwas im Voraus genommen hat und dem anderen noch schulde (siehe auch unter κεκαρμένος). Symbolon war eigentlich in Athen der amtliche Name für Erkennungs-, Eintritts- und Berechtigungsmarken. Eine tiefgründige Studie über die Bedeutungsgeschichte des Wortes ist Müri zu verdanken10. Das Wort kommt zweimal im Bericht des Prozesses des Schöffengerichtes in Arist. Ath. 65.2 und 68.2 vor (siehe Sommerstein zu Ar. Pl. 277-8). Beim Eintritt in den Gerichtshof bekamen die Richter eine Marke, die ihnen wahrscheinlich die Stimmberechtigung gewährte. Vor der Abstimmung mussten sie diese Marke zurückgeben und danach erhielten sie eine neue, die eben σύμβολον hieß. Sofern keine weiteren Stimmkontrollen benötigt wurden, konnten die Richter nach Beendigung der Sitzung mit dieser Marke ihren Sold – der 3 Obolen betrug – bekommen. Ähnliche Marken, die höchstwahrscheinlich auch σύμβολα hießen, wurden zur Teilnahme an der Volksammlung und zum Eintritt ins Theater benutzt (vgl. RE IV, A, 1 S. 1092). κεκαρμένος: Über die in diesem Vers umstrittene Bedeutung des Verbes κείρομαι siehe die Einleitung zum Fr. Fragment 14 νῦν δ᾿ οὐδ᾿ ἀφύην κινεῖν δοκεῖς Du gibt jetzt den Eindruck, nicht einmal Sardellen umrühren zu können. Der Vers ist entweder ein iambischer Dimeter oder – wahrscheinlicher – Teil eines iambischen Trimeters. Im ersten Metrum gibt es einen anapästischen Fuß.
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Müri 1976, 1-44.
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Es handelt sich anscheinend, wie schon Herwerden11 und Taillardat12 bemerkten, um eine Parodie eines Sprichwortes (siehe Komm. unter κινεῖν). Taillardat vermutet außerdem, dass der Ausspruch von einem faulen Koch getan wird. Es ist jedoch meiner Meinung nach wahrscheinlicher, dass die betreffende Person, der wohl ein Koch sein könnte, wegen völliger Unfähigkeit oder Inkompetenz mit einem Vorwurf bedacht wird. ἀφύη: Das Wort deutet nicht auf einen bestimmten Fisch, wie manchmal gedacht – und entsprechend übersetzt – wird, wie z.B. Sardelle, Sardinen, kleine Heringe, Sprotte u.a., sondern war eher ein populärer Ausdruck für ein Pfannengericht von verschiedenen kleinen und jungen Fischen13. Nach Hesychios14 ist nur der Plural im Attischen verwendbar, in Athenaios’ Kapitel aber über ἀφύη (7.22-24) und in der Komödie im Allgemeinen gibt es zahlreiche Belege des Wortes im Singular15. Die Etymologie des Wortes ist nicht sicher16: von ἀφρός, Schaum (vgl. ἀφρίτις Ath. 7.22), oder ἀφ᾿, ὕειν, regnen, oder von ἀ, φύειν (vgl. EM 179,40, Ath. 7.125). Ein berühmtes athenisches Gericht war die Φαληρική ἀφύη, d.h. die kleinen Fische (ἀφύαι) die im Φάληρον gefangen wurden17. Siehe auch Thompson 1947, 21-3. κινεῖν: Bei dem Mimographen Herodas kommen zwei ähnliche Sprichwörter vor, μήδε κάρφος κινεῖν (1.54-5, 3.67) und μηδὲ ὀδόντα κινεῖν (3.49), die wahrscheinlich die gleiche Bedeutung haben. Außerdem hat κινεῖν hier eine die Funktion eines Fähigkeit bezeichnenden Verbs (siehe die Übersetzung), die bei Herondas zu fehlen scheint. Fragment 15 ἔχοντες ἴσον ἀσπίδιον ὀγκίῳ Ein Schildchen haltend, so groß wie ein Korbgeflecht. Das Metrum ist unsicher. Meineke18 liest einen im letzten Fuß gekürzten senarium italicum, wohingegen Kock Päone hört. Um einen iambischen Trimeter (mit zwei aufgelösten langen Silben in den ersten zwei Metren) zu
Herwerden 1903, 20 Fr. 15. Taillardat 1962, 1183. 13 Vgl. Arist. HA 569b22, Pherecr. Fr. 109 Λῆροι. 14 Hsch. α 8804, vgl. Eust. Od. p. 1657,44. 15 Vgl. z.B. Callias Fr. 7 Κύκλωπες, Aristonym. Fr. 3 Ἥλιος ριγῶν, Archippos Fr. 16 Ἰχθύες, Euphron Fr. 11, Machon Fr. 5.36. 16 Siehe Thompson 1947, 22, Frisk 1960, 197 und Chantraine 1970, 148. 17 Vgl. Ar. Ach. 901, Av. 76, Sotad. Com. 1.30 Ἐγκλῃόμεναι. 18 Meineke 1823, 533. 11 12
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erhalten, muss ein Fuss – oder eine lange Silbe – am Ende hinzugefügt werden. Meinem Erachten nach ist aber der Vers vollständig, und wird von zwei Dochmien gebildet. Zur Form der Dochmien siehe Conomis 1964, 23-50. Der Dochmius wird oft in der Komödie in paratragodischen Versen benutzt19, weil er im Allgemeinen als ein tragisches Metrum betrachtet wird. Über den Inhalt des Fragmentes siehe unter ὀγκίον. ἀσπίδιον: vgl. Men. Fr. 675, Thphr. Char. 21.6. Kassel-Austin vermuten, dass eine ἰτέα, ein geflochtener Schild aus Weide, hier gemeint ist20 und verweisen auf Gow 1952, 320 (zu Theocr. 16.79). Hermippos’ Fragment könnte in einem solchen Fall das Bild eines der oben genannten euripideischen Versen21 parodieren. ὀγκίον: Ein homerisches ἅπαξ (Od. 21.61). Ὀγκίον oder ὄγκιον war eine Kiste zur Aufbewahrung von Eisenwerkzeug oder die Widerhaken der Pfeilspitze (ὄγκοι), vgl. Hsch. ο 41. Das Wort bietet einige Schwierigkeiten bezüglich der Betonung22, der Etymologie (entweder aus ἐνεγκεῖν, ‘etwas, das zum hineintragen dient’23, oder aus ὄγκος24, ‘ein Behälter für Pfeilspitzen’, vgl. Eust. Od. 2.245) und des Baumaterials25. Noch schwieriger lässt sich aber die Funktion des Bildes bzw. des Vergleichs feststellen. Der homerische Text spricht zunächst von viel Eisen und Kupfer, die zu diesem ὀγκίον gelagert werden konnte26. Zweitens scheinen alle Beschreibungen27 eine große Kiste zu bezeichnen, und bei einigen ist sogar die Größe besonders betont. Eustathios schreibt z.B. τέως γε μὴν ὄγκιον ἡ θήκη, φασί, τῶν ἀκίδων· καὶ εἴρηται, φασι, παρὰ τὸ ὀγκῶδες εἶναι, und Hesychios erwähnt auch Äxte, die dort hinein gelegt wurden. Man sollte also entweder vermuten, dass es auch kleinere Kisten gab, oder das Bild bei Hermippos als ein Aprosdoketon verstehen.
Siehe Dale 1968, 113, vgl. Ar. Th. 715-6= 723-4 und siehe Zimmermann 1985, 166 (Bd. 1). Vgl. Ar. Fr. 65, Eur. Heracl. 376 (lyr.), Suppl. 695, Tr. 1193, Cyc. 7. 21 z.B. Suppl. 695: Κρέων τὸν ἐνθένδ’, ἰτέαν λαβὼν χερὶ / χωρεῖ. 22 Siehe Chantraine 1933, 54, der für eine Betonung der daktylischen Wörter in der vorletzten Silbe argumentiert. 23 Russo 1992, 154 (zu Od. 21.61), hält die erste Ableitung für plausibler, auch wenn er eine Erklärung des Wortes ὀγκίον als ‘Korb, Kiste mit Handgriffen’ wegen der Ähnlichkeit der letzteren mit diesen gekrümmten Pfeilspitzen vermutet. 24 Siehe auch Frisk s.v. Er nennt zwei Etymologien des Wortes ὄγκος, nämlich eine Kiste mit Haken und eine Kiste als Lastträger. 25 Aus dem Lexikon des Pollux, 10.165, das auch Hermippos’ Fragment überliefert, lässt sich vermuten, dass es sich um ein Korbgeflecht handelt. 26 Vgl. Od. 21. 61-2: ἔνθα σίδηρος / κεῖτο πολύς καὶ χαλκὸς. 27 Nämlich bei Hesychios, Pollux und Eustathios, siehe oben. 19 20
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Fragment 16 οὐ φροντίς Ιπποκλείδηι Es ist Ippokleides egal. Eine ausführliche Geschichte über dieses Sprichwort erzählt Herodot (6.129): Kleisthenes, der Tyrann von Sikyon, wollte seine Tochter Agariste verheiraten und lud zu diesem Ziel alle Verehrer zu einem großem Fest ein. Da gab Ippokleides, einer der Verehrer, einem Flötenspieler den Befehl zu spielen, und fing an zu tanzen. Kleisthenes fand seinen Tanz ungeeignet und dreist, und am Ende zeigte er offensichtlich sein Missfallen, indem er zu ihm sagte, dass er wegen des Tanzes seine Chancen zu heiraten vergeben habe (ἀπωρχήσαο γε μὲν τὸν γάμον). Ippokleides äußerte dann seine Gleichgültigkeit mit diesem Vers, der schließlich ein Sprichwort geworden ist, bezüglich einer Sache, die jemandem belanglos scheint28. Der gleichen Version folgen Zenobios (5.31)29 und Diogenianos30 (7.21). Eine etwas veränderte Geschichte überliefert Photios (p. 363,6): Kleisthenes änderte seine Meinung über die versprochene Heirat wegen des Tanzes und gab stattdessen seine Tochter Megakles zur Braut. Mehrere Abweichungen von beiden Versionen kommen in der Sprichwortsammlung des Codex Koislinianos (395)31 vor, wo Ippokleides, der Kleisthenes’ Tochter heiraten sollte, während des Hochzeitfests die Tochter von Megakles tanzen sah und sich entschied sofort seine Braut zu verlassen und sie zu heiraten. Als Megakles ihn warnte, er würde seine Entscheidung bedauern, antwortete er mit diesem Ausspruch. Der Vers ist unvollständig, könnte aber, wie Kock glaubt, die letzten zwei Metren eines katalektischen iambischen Tetrameters sein. Kassel-Austin32 vermuten eine metrische (ein iambisches Metrum gefolgt von einem Baccheus oder auch inhaltliche Ähnlichkeit zwischen Hermippos’ Vers und eine aristophanische Stelle (Ran. 416ff.). Fragment 17 Poll. 7.89 (ὑποδημάτων εἴδη) αὐτοσχεδὲς εἰργασμένον· Ἕρμιππος εἴρηκεν ἐν Δημόταις.
δὲ
ὑπόδημα
τὸ
ἁπλῶς
Siehe Sch. Luc. 5.8 und vgl. Luc. Apol. 15.17, Ps.-Luc. Philopatr. 29. Gaisford 1836, 350-1. 30 Gaisford 1836, 213. 31 Gaisford 1836, 153f. 32 K.-A. Bd. V, S. 569: „sed possunt versus fuisse quales Aristophanes scripsit Ran. 416sqq., si modo Hermippi ipsa verba servata sunt“. 28 29
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Die Mehrheit der Handschriften überliefert αὐτοσχεδές. Bekker emendiert zu αὐτοσχεδίς und Kock nimmt seine Emendation an. Meineke nimmt die Lesart des Kodexes A αὐτοσχιδές an und verweisst auf Cephisid. Fr. 4.133 und Ammon. Diff. 45834. In LSJ liest man unter dem Eintrag αὐτοσχιδής die Bedeutung ‘simply slit’(=einfach geschlitzt), ‘simple’. Das Wort braucht jedoch nicht zu einem Adverb (αὐτοσχεδίς) emendiert zu werden. Pollux’ Beschreibung bezieht sich wahrscheinlicher auf ein Substantiv oder Adjektiv. Die Lesart αὐτοσχιδές ist plausibel, das Vorkommen aber des Wortes αὐτοσχεδές mit einer ähnlichen Bedeutung bei Hesychios wiederum35 lässt keinen Zweifel daran, dass das Wort richtig überliefert wurde. Fragment 18 Antiatt.36 p. 85,31: [βᾶ] πρὸς τοὺς † κατάρνη ἀναφωνήσαντας εἰώθασιν οἱ ἀντιτιθέντες ἀντεμβοᾶν, καὶ ἔστιν οἱονεὶ σκῶμμα. Ἕρμιππος Δημόταις. Das Lemma, bzw. das Wort βᾶ, hat Meineke aus einer Stelle bei Eustathios ergänzt37. Aus beiden Passagen geht hervor, dass das Wort im Rahmen eines Spiels oder Rituals – oder vielleicht auch außerhalb dieses Rahmens – die Funktion eines lustigen oder spielerischen Widerwortes einnimmt. Die Bezeichnung ἐπίρρημα in Eustathios ist eigentlich unangebracht, weil es sich um eine Interjektion handelt. Ein Zusammenhang mit dem Wort βῆ, das sich auf den Klang vom Blöken der Schafe bezieht38, ist auch nicht auszuschließen. Das Wort, das die größte Schwierigkeit bereitet, ist κατάρνη. Die in den Handschriften überlieferte Form gibt zunächst keinen Sinn. Sicking emendierte zu κάθαρμα39. Plausibler ist die Emendation von Bothe zu καταρνῇ40, mit Hinweis auf S. Ant. 44241. Fragment 19 Antiatt. p. 104, 33 κακκάβη· Ἕρμιππος Δημόταις Cephisid. Fr. 4.1: σανδάλια δὲ τῶν λεπτοσχιδῶν, vgl. auch Phryn. PS 85,10: λεπτοσχιδής· οἷον λεπτῶς ἐσχισμένος καὶ λεπτῶς πεφροντισμένος. 34 Ammon. Diff. 458: σχισταὶ τὰ ὑποδήματα. σχιστὸς δὲ ἁρσενικῶς χιτὼν γυναικεῖος, Eup. Fr. 287: οὐ δεινά † ταῦτα δὲ Ἀργείας φέρειν / σχιστὰς ἐνεργεῖν. 35 Vgl. Hsch. α 8466: αὐτοσχεδές· ὑποδήματος εἶδος γυναικείου. 36 Bekker 1814, 85. 37 Eust. Il. p. 855,20: κεῖται ἐν Ἐπιλογῇ λέξεων ἀρχαίᾳ, ὅτι ἅ ἅ δασυνθὲν γέλωτα δηλοῖ. οὕτω καὶ βᾶ ἐπίρρημα παρὰ Ἑρμίππῳ, ὅπερ εἰώθαμεν ἀντιβοῶντες λέγειν, ὡς καὶ τοῦτό φασιν οἱ παλαιοί. 38 Vgl. Cratin. Fr. 43, Ar. Fr. 642 und andere ähnlich konstruierte Wörter, wie βηβήν, der Schafe, und βήζει, φωνεῖ, vgl. Hsch. β 545-6. 39 Sicking 1883, 62. 40 Bothe bei K.-A.: ‘contra illos qui clamant negas?’ 41 S. Ant. 442: φῆς ἤ καταρνῇ δεδρακέναι τάδε;. 33
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Die Form die in den Attizisten getadelt wird, ist die männliche, vgl. Phryn. Ecl. 400 F.42, Orus B 8143, Moer. 200,1144, Hsch κ 31345. Κακκάβη war ein Utensil, wahrscheinlich ein Kessel oder Topf, das zum Braten benutzt wurde46. Das Etymologicum Magnum (EM 485,1) überliefert eine Etymologie des Wortes aus dem Verb κάμπτω, das in diesem Fall die Bedeutung von κοιλαίνω, ‘aushöhlen’, ‘konkav sein’, hat. Fragment 20 Antiatt. p. 105, 7 κατόχους τινὰς λέγουσιν οἱ παιδοτρίβαι. καὶ κατόχως εἴρηται ἀντί του μνημονικῶς. Ἕρμιππος Δημόταις Auf eine zufrieden stellende Erklärung zu kommen, aus welchem Grund der Antiattizist das Wort κατόχως verteidigen will, ist nicht einfach. Bergk47 vermutete, dass das Wort von Hermippos in einer anderen Bedeutung benutzt wurde, nämlich ‘vom Gott besessen’ oder ‘unter göttlichem Einfluss’, eine Bedeutung, die ebenfalls gut belegt ist48. Κατόχους nannten offensichtlich die Lehrer jene Schüler, die über ein hervorragendes Gedächtnis verfügten. Fragment 21 Antiatt. p. 106,26 = Phot. p. 215,15 ≅ Suda λ 297 λεπτολογία· Ἕρμιππος Δημόταις. Die Technik, spitzfindig zu argumentieren, war, wie Beta49 bemerkt, in jene Kenntnisse einbezogen, über die ein Sophist unbedingt verfügen musste. Den Sophisten vor allem, aber auch den anderen Philosophen, wie Plato und Isokrates, wurde häufig der Vorwurf – in der Komödie sehr häufig in Gestalt einer ironischen oder satirischen Bemerkung – gemacht, dass Philosophie nichts anderes als ἀδολεσχία oder λεπτολογία war50. Diesen Vorwurf zitiert Plato selbst in Rep. 607c (λεπτῶς μεριμνῶντες). Ein besseres Bild lässt sich in den Wolken gewinnen. Sokrates wird in Vers 359 als λεπτοτάτων ληρῶν ἱερεὺς 42
Phryn. Ecl. (Lobeck 1820, 427) κάκκαβον· διὰ τοῦ η κακκάβην λέγε, τὸ γὰρ διὰ τοῦ ο ἀμαθές. καὶ γὰρ Ἀριστοφάνης ἐν Δαιδάλῳ (Fr. 204) διὰ τοῦ η χρῆται 43 Orus B 8 (Alpers 1981, 228-9): κακκάβην δεῖ λέγειν, οὐχὶ κάκκαβον.. 44 Moer. 200,11 (Bekker 1833, 200): κακκάβη Ἀττικοί, κάκκαβος Ἕλληνες 45 Hsch κ 313: κακκάβη· κρίκον. ἤ χύτρα, ἣν ἡμεῖς κάκκαβον. 46 Vgl. Antiph. Fr. 216.3. 47 Bergk 1838, 317. 48 Vgl. Poll. 1.15, III.68, Ael. VH 3.9. 49 Beta 2004, 136. 50 Vgl. Ar. Fr. 506 (gegen Prodikos), Eup. Fr. 386 (gegen Sokrates) und 388, Cratin. Fr. 342, Alex. Fr. 185 (gegen Plato). Über diesen Vorwurf und die Empfindlichkeit mit der die Philosophen darauf reagierten siehe Natali 1987, 235-41.
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angesprochen, Strepsiades äußert seinen Eifer, wie ein echter Philosoph, zu λεπτολογεῖν ... καὶ περὶ καπνοῦ στενολεσχεῖν51, und am Ende der Komödie (v. 1496), antwortet er voller Schadenfreunde und mit äußerster Ironie dem erstaunten Schuler des Sokrates dass er eine spitzfindige Diskussion mit den Balken des Hauses führt (διαλεπτολογοῦμαι ταῖς δοκοῖς τῆς οἰκίας), während er das φροντιστήριον in Brand setzt. Über die Bedeutung des Wortes λεπτολογία vgl. auch Phryn. PS 85.1452 und siehe Denniston 1927, 119. Über die Bedeutung – und die Entwicklung – des Wortes λεπτός siehe E. Reitzenstein 1931, 25-40. Es ist nicht ganz klar, warum das Wort λεπτολογία als falsches Attisch galt; es könnte sein, dass stattdessen das Verb, bzw. der Infinitiv gebräuchlich war, vgl. auch λεπτολόγος Ar. Ran. 876, ὑπολεπτολόγος Crat. Fr. 342. Fragment 22 Phot. p. 3987, 8 (p. 65 Naber) πάρισθι· παραγίνου, παρατύγχανε Alle drei Verben, πάρειμι, παραγίγνομαι und παρατυγχάνω bedeuten „anwesend sein“. In einigen Fällen, z.B. mit dem Wort μάχῃ, scheinen sie sogar austauschbar zu sein, vgl. Od. 4. 497, Pl. Chrm. 153c, Plb. 3.70.7. Πάρειμι wird häufiger mit der Präposition ἐν benutzt (vgl. ἐν λόγῳ Ar. Ach. 513, ἐν ταῖς συνουσίαις Pl. Prt. 335b, aber auch ohne Präposition, vgl. Eur. Hipp. 805), die anderen zwei meistens mit einem Objekt in Dativ (vgl. παρεγένου τῇ συνουσίᾳ, Pl. Symp. 172c, παρατυχῶν τῷ λόγῳ Hdt. 7. 236, aber παρατετύχηκεν ἡμῖν ἐν τοῖς λόγοις, Pl. Prt. 340e).
Στενολεσχῶ ist ein Synonym von λεπτολογῶ, siehe auch LSJ. Phryn. PS 85.14: λεπτολογία· σημαίνει τὸ περὶ τῶν μικρῶν φροντίζειν καὶ ἀδολεσχεῖν. ἢ σημαίνεται ἡ κνιπότης. 51
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Εὐρώπη Eine Komödie, die mit großer Sicherheit zu der Kategorie der mythologischen Travestien gehört, ist die Ευρώπη. Kömodien mit dem gleichen Titel haben Platon (Fr. 43-45) und Eubulos (Fr. 33) geschrieben. Das einzige erhaltene Fragment (Fr. 23) lässt keine Vermutungen über die Handlung zu. Eine gleichnamige Tragödie, für die auch der Titel Κάρες überliefert ist, hat Aischylos geschrieben1. Fr. 99 lässt vermuten, dass das Thema dieser Tragödie der Tod Sarpedons und die Besorgnis seiner Mutter gewesen sei. Dieser Mythos ist auch der Lyrik nicht fremd. Damit befasst sich Archilochos in seinem Gedicht Εὐρώπα (PMG 562), und vielleicht auch Stesichoros in Εὐρώπεια (PMG 195). Die Datierung der Komödie ist eine schwere Aufgabe, könnte sich jedoch daraus ergeben, wenn eine Beziehung zwischen Hermippos’ Komödie and dem aischyleischen Stück anzunehmen ist. Nach Schmid2, dem sich auch Mette3 anschließt, war die Tragödie der erste Teil einer Trilogie, zu der auch Μέμνων und Ψυχοστασία gehörten. West4 geht noch weiter mit der Behauptung, es sei nicht Aischylos, sondern sein Sohn Euphorion gewesen, der diese Trilogie vervollständigt habe, indem er den ersten und den letzten Teil schrieb. In diesem Fall wäre wohl eine spätere Aufführung der Trilogie – in den letzten Lebensjahren des Aischylos’ oder nach seinem Tod (456 v. Chr.) – anzunehmen. Könnte dann vielleicht Hermippos, der eine gewisse Vorliebe für Aischylos gehabt zu haben scheint (vgl. auch seine Komödie Ἀγαμέμνων), diese Komödie in den ersten Jahren seiner poetischen Laufbahn geschrieben haben? Der Mythos von Europa war schon in der Antike sehr bekannt5. Nach der verbreitesten Version ist sie Tochter des Phoinix. Zeus verliebt sich in sie, und nimmt die Gestalt eines schönen und gleichzeitig sanften Stiers an. Das Mädchen, gefesselt von seinem Charme, setzt sich auf seinen Rücken und sofort springt der Stier in die Wogen und bringt sie nach Kreta. Dem Zeus gebiert Europa Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Wenn sie Asterios, den König von Kreta, heiratet, bekommt sie von Zeus drei Geschenke, den Bronzemann Talos, zur Bewachung der Insel, einen Hund, der nie seine Beute verliert, und einen Speer, der nie sein Ziel verfehlt. Nach einer anderen Version ist Agenor ihr Vater, der nach ihrem Verschwinden seine drei Sohne, Kadmos, Phoenix und Kilix und auch seine Gemahlin Telephassa schickt, um sie
Radt 1985, 217-222. Schmid 1934, 189. Ihm schließt sich Mette an. 3 Mette 1963, 108-112. 4 West 2000, 347-50. 5 Für die detaillierte Geschichte, siehe Roscher s.v. Europa. 1 2
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aufzuspüren. Wenn sie aber daran scheitern, entscheiden sie sich nicht zurückzukehren und sich woanders anzusiedeln6. Die mythologischen Komödien sind charakteristisch für die mittlere Phase der altgriechischen Komödie, ihre Produktion hat aber sicherlich in der alten Phase – sogar in der ersten Jahren – angefangen (vgl. die verschiedenen Komödientitel von Kratinos, Kallias und Strattis und siehe Einleitung). Nicht wenige von ihnen sind solche, die die Affären des Zeus parodierten7. Hermippos ist anscheinend der erste, der sich eines solchen Themas annahm. Ihm folgen chronologisch Plato, Archippos, Sannyrion and Apollophanes. Fragment 23 ῥύζων ἅπαντας ἀπέδομαι τοὺς δακτύλους Knurrend werde ich alle meine Finger verschlingen. ῥύζων: Das Verb wird bei Photios (p. 481.13 und 492.3), in der Suda (ρ 21) und Pollux (5.86) bezeugt, bei den ersten zwei zusammen mit dem Verb ῥάζειν (vgl. Kratin. Fr. 26 Δηλίασιν.) und bei Pollux mit dem Verb ἀρράζειν. In allen drei Lexika hat das Wort die Bedeutung ὑλακτέω, ‘knurren’8. Eine kontrahierte Form des Verbs erscheint in der Suda (ῥυζεῖν) und bei Hesychios (ῥυζῶν), wo eine andere, aber ähnliche Bedeutung erwähnt wird (ρ 477: ῥυζῶν· πενθῶν· διὰ τὸ τοὺς πενθοῦντας ἄναυδον τινα ἦχον προφέρειν, vgl. Phot. p. 492,3). Bei Pollux (5.89) und Eustathios (Od. 2.112) kommt eine dritte Form vor, ῥοίζειν, die die Bedeutung ‘schreien’, oder wieder ‘knurren’, haben soll. Über die onomatopoietische Funktion, die auch Beta9 annimmt, siehe Tichy10. Es liegt infolgedessen die Vermutung nahe, dass hinter allen diesen Verbvariationen der Klang des Bellens oder Knurrens zu verstehen ist. Es ist aber meiner Meinung nach nicht sicher, dass das Verb ausschließlich negativ gefärbt ist. Photios und Suda fügen nach Hermippos’ Vers hinzu, dass es ἀπὸ τούτου δὲ ἐπὶ τοὺς πικραινομένους καὶ σκαιολογοῦντας μετηνέχθη. Diese Formulierung (ἀπὸ τούτου ... μετηνέχθη) lässt sich dadurch erklären, dass das Wort ursprünglich nicht unbedingt im Zusammenhang mit πικραίνεσθαι oder σκαιολογεῖν (‘sich unbeholfen ausdrücken’) stand. Vielmehr darf man
Das einzige erhaltene Fragment von Eubulos’ Komödie (Fr. 33) scheint ein Auftrag an Kadmos zu sein (nach Meineke aus einem Orakel, und nach Hunter von einem deus ex machina erteilt), er solle Korinth gründen. 7 Siehe Capps 1904, 73 und Anm. 3. Er erwähnt sechzehn erhaltene Komödientitel, die auf solche Themen weisen. 8 In dieser Bedeutung stimmt auch Beta 2004, 88 zu, und hinzufügt, dass die zwei Verben von den Komikern über Leute benutzt wurden, die mit einer schroffen oder schrillen Stimme redeten. 9 Beta 2004, 88. 10 Tichy 1983, 113. 6
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annehmen, dass der Satz sich auf die nächsten Beispiele bezieht11. In Hermippos’ Vers aber und in Verbindung mit dem Ausdruck ἀπέδομαι τοὺς δακτύλους (siehe unten) ist wohl ein komischer oder spielerischer Ton zu hören. Deswegen scheint plausibel, dass der Redner „jault“, nicht um seine Missbilligung oder Beanstandung, sondern um sein Vergnügen oder seine Zufriedenheit auszudrücken. ἀπέδομαι τοὺς δακτύλους: „die Finger verschlingen“, cf. Ar. Av. 26. Der Witz, eine Mahlzeit wird so lecker sein, dass der Gast aus Gefräßigkeit seine Finger mitverschlingen wird, anscheinend in seinem Versuch, auch den letzten Bissen zu genießen, ist nicht selten in der Komödie, vgl. Alex. Fr. 178 Παννυχίς: θαυμαστὸν ἐμὸν εὕρημα. πάνυ πολὺν δ΄ ἐγὼ / ἐὰν παραθῶ σοι͵ προσκατέδει τοὺς δακτύλους / σαυτῷ γε χαίρων, Aristophon Fr. 9.9-10: κἂν μὴ κατεσθίωσι καὶ τοὺς δακτύλους͵ / ἐθέλω κρέμασθαι δεκάκις; auch Plaut. Pseud. 881-4, vgl. Ar. Ach. 799-809. Wie Gulick bemerkt12, sei das Essen mit den Fingern in einer Gesellschaft, in der die Gabel fehlte, eine normale Tätigkeit gewesen. Trotz der Tatsache, dass eine andere präpositionale Vorsilbe von Alexis und Aristophon benutzt wird – nämlich das Verb (προσ-)κατέδομαι –, scheint es mir klar, dass es sich um das gleiche Bild handelt, siehe auch Kock Ι S. 230 und K.-A. Bd. V S. 571.
Cratin. Fr. 26 Δηλιάδες: ἵνα σιωπῇ τῆς τέχνης ῥάζωσι τὸν λοιπὸν χρόνον, und 27: Ἔρραζε πρὸς τὴν γῆν· ὁ δ᾿ ἠσκάριζε κατεπόρδει 12 Arnott 1996, 526. 11
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Θεοί Von der Komödie mit dem Titel Θεοί sind zwölf Fragmente erhalten. Der Titel bringt uns natürlich auf den Gedanken, dass der Chor aus Göttern bestand. Wilson vermutete, dass es sich um einen “individualisierten” Chor1 handelte. Anderseits sollte nicht ausgeschlossen werden, dass die Götter die Protagonisten der Komödie waren, und in den ersten zwei Fragmenten (Fr. 24, 25, meiner Meinung nach auch in Fr. 32) ist das sogar gut vorstellbar. In diesem Fall wäre vielleicht ein Chor aus anderen niederen Gottheiten zu erwarten. Man könnte sich außerdem eine Komödie vorstellen, wo Götter und Menschen zusammen auf die Bühne gebracht wurden und an gemeinsamen Szenen teilnahmen. Wir können nicht viel mehr wissen, etwa ob alle oder sonst welche Götter beteiligt waren2; Ein komischer Dichter hätte jedenfalls keine Hemmung gehabt, irgendwelche Götter zu Protagonisten in einer Komödie zu machen, sie mit sterblichen Menschen zu vermischen, oder sie sonst in irgendeiner Weise zu verspotten. Die Datierung der Komödie ist nicht sicher. Wilamowitz3 weist die Komödie dem Jahr 429 zu, später aber nimmt er es zurück4, hinzufügend dass es an Fragmenten mangelt, die eine plausible Rekonstruktion einer Szene erlauben, mit der Ausnahme von Fr. 315. Geissler besteht trotzdem auf der Richtigkeit von Wilamowitz‘ Datierung auf 429, auf Athen. 478 b-c und 119 b hinweisend, wo er eine zeitliche Anordnung der erwähnten Komödien erschließt. Aus Geisslers’ Argument könnte man aber meiner Meinung nach im besten Fall einen Terminus ante quem gewinnen und zwar Platons’ Komödie Ζεὺς Κακούμενος, die er zwischen Kratinos’ Διονυσαλέξανδρος und Aristophanes Δαιταλείς datiert, also zwischen 430 und 427. Es handelt sich aber um ein großes Risiko, sich für eine zeitliche Anordnung beider Stellen bei Athenaios zu entscheiden, zumal er oft Stellen von Komödien hintereinander zitiert, die keine chronologische Reihenfolge haben. Es wäre jedoch vielleicht möglich, eine spätere Datierung zu vermuten, und zwar die Periode nach dem großen Aufsehen, das wegen der Profanierung der eleusischen Mysterien erregt worden ist (also nach 415 v. Chr.). Fr. 30 spricht von einem ‘heiligen Gerücht’, was an die Gespräche in der Stadt über die Verunglimpfung der Mysterien oder die Hermenverstümmelung denken lässt. In zwei Fragmenten der Komödie (Fr. 25 und 32) handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Szenen, wo ein religiöses Fest parodiert oder sogar A. M. Wilson 1977, 278 ff. bezeichnet die Chöre, in denen jedes Mitglied eine individuelle Identität hatte, mit dem Begriff “individualized” oder “multiform”. 2 Harvey 2000, 120 n. 47 überlegt sich, ob Apollo zwischen den Chorliedern sein könnte, oder ob die Komiker vermieden – ähnlich wie bei Athena –, ihn zu parodieren. 3 Wilamowitz-Moellendorff, Obs. Crit. S. 25. 4 Wilamowitz-Moellendorff 1873, 140. 5 Über seine Meinung siehe dort. 1
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verunglimpft wird6. Eine Parodie, jedoch keines religiösen Festes, sondern einer sympotischen Szene ist außerdem der Fall in Fr. 24. In allen drei Fragmenten ist eine direkte Teilnahme der Götter wahrscheinlich, wobei es die Götter selbst sind, die versuchen, Feste ins Lächerliche zu ziehen, indem sie sich verkleidet einmischen, um teilnehmende Mädchen zu entführen (Fr. 25), oder sie parodisch nachahmen (Fr. 32), ähnlich wie es Alkibiades und seine Kameraden gemacht hatten. Diese Komödie könnte also solche Elemente aufgewiesen haben, die sich als eine Art von Antwort seitens der komischen Dichtung auf die erschütternden Ereignisse der Zeit betrachten lassen könnten. Fragment 24 ἔπειτ᾿ ὅταν πινώμεθα ἤ διψώμεθα, εὐχόμεθα πρὸς τοῦθ᾿ † ὁ οἶνος ᾦ κέρας γενοῦ οὐκ ἀστου καὶ πηλουγω † φέρω παίζων ἅμα καυθεὶς γεγένηται τοῦτο πέντε καὶ δύο Dann, wenn wir trinken und Durst haben, wünschen wir uns zu diesem „Horn, werde Wein„ und ich bringe es, spielend Schlauch und Beil, und es wird sofort Wein, im Mischungverhältnis vom fünf zu zwei. Das Fragment ist bei Athenaios (10. 426f) problematisch überliefert, vor allem der zweite und der dritte Vers, die in der in den Manuskripten überlieferten Form keinen Sinn ergeben können. Es ist jedenfalls klar, dass es sich um eine Symposiumsszene handelt. Der Redner verspottet in einer ironischen und scherzhaften Haltung den Aberglauben der Menschen bezüglich der bekannten „vita felicissima“ der olympischen Götter, deren Wünsche sofort und mühelos erfüllt werden7. Es wurde suggeriert8, dass der Redner ein Sklave ist, vor allem wegen der zwei barbarisch klingenden Verben des ersten Verses (siehe Kommentar zum Vers). Pütz9 argumentiert dagegen, es sei komisch, dass ein Sklave bei seinem Spott sich selbst in die Gruppe der Symposiasten einschliesst, wie die erste Person Plural des πινώμεθα und διψώμεθα eindeutig zeigt. Stattdessen hält er es für wahrscheinlicher, dass der Redner einer der Symposiasten ist, der selbst geht, den Wein zu kaufen. Attraktiv ist aber auch die andere Vermutung von Bergk, Merkur sei in diesen Versen gemeint10, weil die Erläuterung der Szene – in diesem Fall eine Symposiumszene auf dem Olymp, wie die vielen, von denen Homer berichtet – Eine Parodie, jedoch keines religiosen Festes, sondern einer sympotischen Szene ist vielleicht der Fall im Fr. 24. 7 Vgl. Kaibel ms. in K.-A. 8 Siehe unter πεινώμεθα. 9 Pütz 2003, 206. 10 Κ.-A.: „ Bergio videtur de deorum felicissima vita facere Mercurius aut alius quis (barbarus fortasse) minister.“ 6
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beträchtlich vereinfacht. Die Götter wünschen sich mehr Wein, äußern ihren Wunsch dem κέρας, und während alle erwarten, dass das Horn sofort mit Wein gefüllt wird, greift der Diener der Götter ein, der offensichtlich zu ihrer Gesellschaft gehören muss, und ohne dass sie es bemerken das Horn wieder voll mit Wein bringt. πινώμεθα: Die rare mediale Form des Verbes, in Verbindung vielleicht mit der allgemein schlechten Überlieferung des Textes, führte die Philologen, entweder zur Korrektur11, oder zu dem Schluss, es handelt sich um einen Barbarismus (Kaibel bei K.-A.) und dass die Verse von einem Sklaven gesprochen werden (Bergk, Meineke12, siehe Einleitung). In Wirklichkeit aber ist diese mediale Form mit aktiver Bedeutung im Altgriechischen gut bezeugt, sowohl transitiv13 als auch intransitiv14, weshalb vielleicht kein besonderer Grund besteht, die überlieferte Form zu emendieren. Der erweiterte Sinn ist der folgende: „Wenn wir bei einem Symposium Wein trinken, und dann irgendwann Durst bekommen, da es keinen Wein mehr gibt...“. διψώμεθα: In späteren theologischen und kirchlichen Texten ist eine mediale Form bezeugt, vgl. Rom.Mel. Cant. 19.9.4: Τοῦ ὕδατος γὰρ τούτου ὁ πίνων καθ᾿ ἐκάστην πάλιν διψήσεται, Greg.Naz. Sanct.Bapt. 36.397.30, Carm. mor. 939.1. εὐχόμεθα πρὸς τοῦτ᾿ οἶνος ὦ κέρας γενοῦ: Der Vers ist in den Manuskripten korrupt überliefert15. Die zumeist angenommene Korrektur, der ich auch zustimme, ist von Valckenaer16. Es ist wahrscheinlich, wie auch Bergk bemerkt, dass das Ἀμαλθείας κέρας damit gemeint ist17. Die Verbindung des Verbs εὔχομαι mit der Präposition πρός ist bezeugt18 und deswegen vielleicht unnötig zu korrigieren, auch wenn wir aufgrund des Metrums gezwungen sind, eine Elision genau vor der direkten Rede zu haben. Diese Schwierigkeit wäre jedenfalls durch eine Verbindung mit Dativ – in unserem Satz wäre dies τούτῳ –, eben bezeugt19, zu überwinden. πεινώμεθα Bergk 1838, 317, πεινῶμεν Emperius 1847, 349, das Fragment spricht aber nirgendwo über essen. 12 Meineke 1867, 193 vergleicht den Gebrauch der medialen Form mit einem ähnlichen Barbarismus in Aristophanes’ Frieden, wo Datis, wahrscheinlich ein Sklave, die nicht existierende Form χαίρομαι benutzt (Pax 289): „ὡς ἥδομαι καὶ χαίρομαι κεὐφραίνομαι.“ 13 Vgl. Ibyc. Fr. 17, Pi. O. 6.86 14 Vgl. Nic. Th. 912 und ἐκπίομαι Ar. Ach. 199, ἐμπίομαι Thgn. 1129. 15 Ath. 10. 426f: Eὐχόμεθα πρὸς τοῦθ’ † ὁ οἶνος ωκαιρας γενου. 16 Bestätigt Peppink 1936, 61. Andere Emendationen: Bergk hat auch an οἶνον ὦ κέρας διδοῦ gedacht, was Herwerden in seiner sonst ganz veränderten Version des Fragmentes annahm, siehe Herwerden 1903, 20. Kaibel schlägt τοῦτ᾿· ὦ οἶνος, ὦ κρέας γενοῦ vor und Kock τοῦτ᾿ οἶνον εὖ κεκραμένον. Das ganze Fragment hat außer Herwerden auch Blaydes 1896, 29 wiedergebaut. 17 Bei K.-A. Bd. V S. 572. 18 Xen. Mem. 1.3.2, 4.2.36. 19 Vgl. Pl. R. 545d: εὐχώμεθα ταῖς Μούσαις εἰπεῖν. 11
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ὦ κέρας: Über andere Emendationen für die korrupte Lesart ωκαιρας der Manuskripte, siehe oben. Nach Ovid (Fast. 5.115-128) brach Zeus der ihn nährenden Ziege Amaltheia20 ein Horn ab, gab es den Töchtern des Melisseus und legte in dasselbe einen solchen Segen, dass alles, was man sich wünschte, sich sofort erfüllte. So entstand das Horn des Überflusses, cornu copiae, Symbol materieller Segensfülle, das oft in der Komödie erwähnt wird (Ar. Fr. 707, Cratin. Fr. 261 Χείρωνες, Antiph. Fr. 108 Ἱππεῖς). ἀσκόν τε καὶ πέλεκυν: Der überlieferte Vers der Manuskripte οὐκ ἀστοῦ καὶ πηλουγω gibt keinen Sinn und eine Emendation ist deswegen nötig. Die Korrektur von Bergk κἀς τοῦ καπήλου ist meistens angenommen worden, nämlich von Kaibel, Meineke und Gulick, ist aber nicht überzeugend, weil der Genitiv nach der Präposition εἰς schwerlich begründet werden kann21. Viel interessanter ist aber die vorgeschlagene Korrektur von Viljoen22. Er vermutet, dass im korrupten Text ein Spiel gemeint ist23, das Theophrast auch erwähnt (Char. 5.5), nämlich ἀσκός und πέλεκυς. Die beste Interpretation, welches dieses Spiel sein könne, hat Koujeas gegeben24. Der ἄρεσκος hebt das Kind des Gastgebers und sagt ἀσκός, auf seine Leichtigkeit anspielend, gleich danach aber setzt er es wieder ab, πέλεκυς hinzufügend, als wäre jetzt das Kind schwer zu tragen. Die Analogie ist klar. Während des Tragens von Wein, spielt der Redner das gleiche Spiel. Er hebt das Horn, als wäre leicht wie ein Schlauch, und setzt es wieder ab, als wäre es schwer wie ein Beil. κεὐθύς: Die Konjektur von Bergk für die korrupte Lesart καυθεὶς des Manuskriptes A wurde fast einstimmig angenommen. Die Konjektur καὖθις, von Musaios, gibt meiner Meinung nach einen weniger überzeugenden Sinn. πέντε καὶ δύο: Die gewöhnlichsten Mischungsverhältnisse von Wasser und Wein in der Komödie sind 3:1, 5:2, 2:1. Die in diesem Fragment erwähnte Mischungsverhältnis (vgl. Eup. Fr. 6 Αἶγες, Amips. Fr. 4 Ἀποκοτταβίζοντες und Nicoch. Fr. 2 Ἀμυμώνη ἤ Πέλοψ und 16 Λήμνιαι) ist nur ein bisschen stärker als die anscheinend traditionelle Mischung25, nämlich 3:1. Darüber siehe Pütz 2003, 203-211.
Nach anderen Versionen war Amaltheia eine Nymphe, der Rhea durch Themis den neugeborenen Zeus übergab. 21 Kassel-Austin nehmen diese Korrektur auch nicht an. Emperius schlägt stattdessen die Präposition ἐκ vor (näml. κἀκ), was jedenfalls scheint, syntaktisch richtiger zu sein. 22 Viljoen 1937, 53. 23 Das hat Kock zuerst gedacht, I S. 231: mihi constat neutiquam ... neque quid sit παίζων. 24 Koujeas 1906, 478-80, siehe auch Thumb 1914, 191. 25 Diese Analogie ist schon in Hes. Op. 593 belegt. 20
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Fragment 25 ὥσπερ αἱ κανηφόροι λευκοῖσιν ἀλφιτοῖσιν ἐντετριμμένος. (Β.) ἐγὼ δ᾿ ἐνέκαψα λανθάνων τὴν διφροφόρον Mit weißem Mehl eingerieben, wie die Korbträgerinnen. (B.) Ich aber hab’ das hinuntergeschlungen, ohne dass die Klappstuhlträgerin es bemerkte. Das Fragment stammt aus den aristophanischen Scholien (Sch. Av. 1551). Als Hintergrund sollte man sich einen Umzug im Rahmen einer Feier in Athen vorstellen. Das Gespräch findet zwischen zwei Männern statt, die versucht hatten, sich in den Umzug einzureihen und etwas Unanständiges zu begehen. Man könnte vermuten, dass die Panathenaia hier gemeint sind, an denen die Zahl der Kanephoren und dementsprechend ihrer Helferinnen, der Diphrophoren, bestimmt groß genug gewesen wäre, um sich einfach unter die Leute zu mischen, besonders – wie auch im Text steht – wenn man sich vorher verkleidet hatte. Über die hierbei zugrunde liegende Absicht sind mehrere Vermutungen geäußert worden. Meineke26 denkt, dass das Ziel war, Geld zu stehlen. Kaibel27 weist stattdessen auf Ar. Lys. 646 hin (ἰσχάδων ὁρμαθὸν ἔχων) und glaubt, dass die zweite Person die gestohlenen Feigen verschlang um der Aufmerksamkeit seiner Begleiterin zu entgehen. Wilamowitz28 ruft sich die Verfolgung der Herse durch Hermes während der Panathenaia in Erinnerung (vgl. Ovid. Met. 2.711) und vermutet, dass es sich um die gleiche Szene handelt und dass das Gespräch zwischen Hermes, der die κανήφορος Herse verfolgt, und einem Sklaven, einem Xanthias oder Sosias, der anderseits mit einer Diphrophore vorliebnehmen muss, stattfindet. Kock29 ist skeptisch gegenüber den Vermutungen von Meineke und Wilamowitz, er spricht auch von einem spielerischen Diebstahl oder Betrug („iocoso furto“), ist aber selbst nicht sicher, was sie eigentlich zu stehlen versuchen. Taillardat30 schließlich will Zeus hier als Protagonist in eine seiner häufigen amourösen Abenteuer erkennen. Dass die Protagonisten – oder zumindest einer von der beiden – Götter sind, ist allein vom Titel der Komödie her (Θεοί) wahrscheinlich. Dass sie beide in irgendeine Frauengeschichte geraten sind, scheint auch die plausibelste Vermutung zu sein. Eine komische Darstellung von Zeus, der in diesem Fall nicht allein auf Mädchen jagt, wäre sicherlich interessant. Wer könnte aber sein Begleiter in diesem Abenteuer sein? Ein Gott vielleicht,
Meineke II,1 S. 390. Bei Kassel-Austin, Bd. V, S. 573. 28 Wilamowitz-Moellendorff 1873, 141-2. 29 Kock I S. 231. 30 Taillardat 1959, 67. 26 27
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Hermes oder Apollo, oder warum nicht Herakles, der in seinem Hunger die ἄλφιτα, mit denen er sein Gesicht eingerieben hatte, verschlingt. κανηφόροι: Jungfrauen, die während der Prozessionen bei attischen Festen einen Korb trugen, mit allen zum Opfer notwendigen Gegenständen, wie der Opfergerste, dem Opfermesser, Binden oder, besonders in den Mysterienkulten, die den profanen Augen zu schauen verwehrten ἱερά. Die Kanephoren gehörten offensichtlich zu jedem kleinen oder größeren Opfer – sie sind auch für die Panathenaia bezeugt und ihre Zahl wäre natürlich der Wichtigkeit des Opfers entsprechend groß. Kanephoren konnten nur die Mädchen werden, die aus aristokratischen Athener Familien stammten. Ihre Berufung auf dieses Amt erforderte sicherlich gründliche Vorbereitung und vielleicht auch beträchtliche Kosten seitens der Familie, war aber gleichzeitig natürlich ein Grund zu großem Stolz und Prestige, denn sie war, wie eine aristophanische Stelle (Lys. 641-7) verstehen lässt, der höchste Stand im Dienst der athenischen Göttin, den eine Jungfrau erreichen konnte. Für weitere Informationen siehe Simon 1983, 60ff. und Brelich 1969, 274-290. ἀλφιτοῖσι: Enthülste Gerstenkörner, grobgemahlen im Naturzustand, zu verschiedenen Zwecken benutzt, z.B. zum Braten (cf. Il. 18.560, Od. 14.77) oder um das Opfertier (Od. 14.429) damit zu bestreuen, sie mit Wasser zu mischen und über offenem Feuer in einem Behälter kochen, um das athenische Grundnahrungsmittel μᾶζα vorzubereiten (siehe Arnott 1996, 425), aber auch, wie dieses Fragment beweist, im Ritus. Für allgemeine Informationen über die ἄλφιτα siehe Blümner 1912, 51ff und Amouretti 1986, 123-7, 218ff., 288ff. ἀλφιτοῖσι ἐντετριμμένος: “Mit weißem Mehl eingerieben”. Burkert hat überzeugend nachgewiesen, dass das Bild der mit weißem Mehl bedeckten Kanephoren zu diesem rituellen Rahmen gehört, der die Bedeckung von Jungfrauen mit weißem Schorf auftreten lässt und eine Imitation der grässlichen Verwandlung der Protoiden ist31. Ein ähnliches Bild findet man im Hermeshymnos (h.Merc. 552-6, vgl. auch die Graien im Perseusmythos), wo die Weissagerinnen ‘Thriai’ im Dienst des delphischen Apollon als παρθένοι ... κατὰ δὲ κράτος πεπαλαγμέναι ἄλφιτα λευκά beschrieben werden32. ἐνέκαψα λανθάνων: Das ist die Emendation von Porson für die Überlieferung ἔνεκα ψαλάθων der meisten Handschrifte. Edmonds schlägt ἐνέκαψα διαλαθών, was nach Taillardat besser paläographisch ist. Er selbst aber liest nicht ἐνέκαψα, sondern ἐνέκοψα, mit einer Bedeutung, die man in einer Inschrift auf Thera findet und die in diesem Fragment höchstwahrscheinlich 31 32
Burkert 1997, 191. Über die Protoiden siehe Calame 1977, 214-8. Für andere Beispiele siehe Burkert 1997, 191.
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obszön ist33. Ἑγκόπτω ist sonst ein Synonym von κρούω, πατάσσω, oder τύπτω. Mir scheint trotzdem λανθάνων eine plausiblere Lesart als διαλαθών zu sein. Außerdem ist die Bedeutung von ἐγκόπτω in der Inschrift – überhaupt der einzige Gebrauch des Verbs, der einen Sinn in unserem Fragment ergeben könnte – zumindest rätselhaft. Anderseits ist ἐγκάπτω in der Komödie gut belegt34. Meineke vermutete, dass es sich hier um eine komische Szene handelt, wo man kleine Münzen, die man im Mund oft trug, verschluckt, weil das gleiche Verb an zwei Stellen (Ar. Vesp. 791 und Alex. Fr. 128.7) benutzt wird. Es ist aber fraglich, wie eine solche Szene hierzu passen könnte, und es ist deswegen plausibler, dass die ἄλφιτα des vorangegangenen Verses wieder als Objekt zu verstehen sind, d.h. der zweite Protagonist der Szene gibt zu, die ἄλφιτα, mit denen er seinen Gesicht bedeckt hatte, aus Hunger verschluckt zu haben. διφροφόρον: Die Diphrophoren waren Metökenmädchen, die während der Feste die Aufgabe hatten, Sessel für die Kanephoren zu tragen, ähnlich wie die σκιαδηφόροι, die Schirme zum Sonnenschutz der adligen Athener Mädchen trugen. Auf diese Sessel konnten sich die letzteren während der Wartezeit, zu der sie keinen Dienst hatten, setzen. Da sie anscheinend weniger bedeutend als die Kanephoren waren, war, wie Parke35 bemerkt, ihre Rolle wahrscheinlich nicht so sehr rituell, sondern sie sorgten mehr für den Komfort der aristokratischen Kanephoren während der Feier, die oft unter glühender Sonne stattfand. In der Mitte der östlichen Friese des Parthenons werden zwei Mädchen dargestellt, die Sessel auf ihrem Kopf tragen. Es ist aber umstritten, ob sie mit den Diphrophoren oder den Kanephoren zu identifizieren sind36. Fragment 26 ἐξ ἀγορᾶς δ᾿ έγὼ ὠνήσομαι λύχνον τιν᾿ ἤ στίλβην Vom Markt werde ich eine Lampe oder eine στίλβη kaufen. Das Fragment befindet sich im Lexikon des Photios37. Einen sehr ähnlichen Text gibt es auch beim Komiker Plato, bei Pollux (7. 103) überliefert38. Naber39 und
IG XII. 3. 536: Ἐνπεδοκλῆς ἐνεκόπτετο τάδε ὠρκε(ῖ)το μὰ τὸν Ἀπόλ(λ)ω. Vgl. Ar. Pax 7, Vesp. 791, Strattis Fr. 25 Λημνομέδα, Alex. Fr. 133.7 Λέβης. 35 Parke 1977, 44. 36 Darüber siehe Simon 1983, 67 (und pl. 20) mit weiteren Bibliographieangaben. 37 Phot. σ 538,21 στίλβην· λύχνωι τι ἐοικὸς. Ἕρμιππος Θεοῖς· ἐξ … στίλβην. 38 Fr. 206: Φείδεσθε τοὐλαίου σφόδρ᾿, ἐξ ἀγορᾶς δ᾿ ἐγὼ / Ὠνήσομαι στίλβην τιν᾿, ἥτις μὴ πότις. 39 Naber 1864-5, 23-24 (Prolegomena) gibt trotzdem eine gedämpfte Verwicklung zu. 33 34
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Cobet40 äußerten ihre Zweifel daran, ob man mit Sicherheit darauf schließen darf, dass Plato die Verse von Hermippos übernommen hatte. Cobet führt außerdem mehrere ähnliche Beispiele an, wo Aristophanes Verse von Pherekrates nachahmt41. Die Ähnlichkeit der zwei Verse ist jedenfalls merkwürdig, weil sie nichts besonders Interessantes aufzuweisen scheinen42. στίλβη: Die Lexikographen scheinen nicht zu wissen, wodurch sich eine στίλβη von einem λύχνος unterschied. Photios schreibt, dass die στίλβη einem λύχνος ähnelte und Pollux an einer Stelle, dass es ein Tongefaß war, das statt eines λύχνος benutzt wurde (Poll. 5.103) und an einer anderen, dass sie eine Art von λύχνος war (Poll. 10. 119), vgl. auch Ar. Fr. 573: στίλβη θ΄ ἣ κατὰ νύκτα μοι / φλόγ΄ ἀνασειράζεις ἐπὶ τῷ λυχνείῳ. Hesychios (σ 1860) gibt als Synonyme die Wörter λύχνος, ἐλλύχνιον, φανός und das attische ἔσοπτρον. Fragment 27 καὶ πρὸς κύβους ἕστηκ᾿ ἔχων <τὸ> κήθιον Und stand bei dem Würfelspielplatz, die Würfelschachtel haltend Unter Hinzufügung des Artikels vor κήθιον, der schon in Kodex G ergänzt wurde und auch grammatisch besser ist, kann ein vollständiger iambischer Trimeter gebildet werden. Es ist kaum möglich, das Fragment in irgendeiner Hinsicht in die Handlung einzubeziehen. Der Redner ist unbekannt und es ist auch unklar, ob er über sich selbst spricht oder über jemand anderen. Man kann sich vielleicht nur als Standort einen Platz vorstellen, möglicherweise in der Nähe der Agora, wo die Athener κύβους oder auch andere Spiele spielten. Über das Würfelspiel siehe Fittà 1998, 110-122. κύβους: Es lässt sich nicht bezweifeln, dass mit diesem Wort nicht die Würfel selbst (die κύβοι oder die ἀστραγάλοι) sondern die Lage, wo das betreffende Spiel gespielt wurde, gemeint ist43. Nach Meineke44 ist κύβοι ein Synonym von πεσσοί, vgl. Sch. Eur. Med. 68: πεσσοὺς δὲ, ἐπεὶ ἀπὸ τῶν ἐν τοῖς τόποις ὠνόμαζον τοὺς τόπους, und Cratin. Fr. 7 Αρχίλοχοι; siehe auch Lamer RE XIII 2, 1936, 10sq. Kock überlegte sich, ob ein Artikel zwischen der Präposition und dem Namen hinzuzufügen sei, die Beispiele aber sind überzeugend, was die
Cobet 1840, 64. Vgl. Pher. Fr. 113.29 ≈ Ar. Ran. 515, Pher. Fr. 199 ≈ Ar. Fr. 264.1 Δαναΐδες. 42 Kabel bei K.-A. Bd. V S. 573 bemerkt darüber: „Miror in tam triviale re duorum poetarum consensum, sed dubitare non audeo“. 43 Für mehrere Beispiele dieses metonymischen Gebrauchs siehe Kühner-Gerth Bd. 1 S. 12-13. 44 Meineke II,1 S. 391. 40 41
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Entbehrlichkeit des Artikels angeht45. Viel schwieriger ist trotzdem die Rechtfertigung der Präposition und vor allem des Kasus. Πρός zusammen mit Akkusativ kann im besten Fall die Richtung bezeichnen, was hier wegen ἕστηκα nicht passt. Die Emendation von Herwerden46 auf Dativ κἀν τοῖς κύβοις scheint in die richtige Richtung zu gehen, auf die Präposition πρός aber braucht man nicht zu verzichten47. κήθιον: Diminutiv von κηθίς, -ίδος. Κηθίς war die Schachtel, in der die Würfel (ἀστράγαλοι) enthalten waren (vgl. Hsch. κ 2474), und aus dem sie, wie die aristophanischen Scholien (Vesp. 674b) und Photios (κ 161) berichten, herausgeworfen wurden. Athenaios (11. 477d) und Eustathios (Il. 4.581) etymologisieren das Wort aus dem epischen Verb χανδάνω (fut. χείσεται), “χωρεῖν”, “enthalten”. Eustathios berichtet außerdem, dass die Form κήθιον die ionische Form des Wortes χήτιον ist, die κατὰ τὸ εντεῦθεν ἐνθεῦτεν λέγεται48. Dieses Phänomen, bei der zwei aufeinander folgende „stumme“ Verschlusslaute ihre Aspiration umkehren, d.h. der stimmlose wird aspiriert und die aspirierte stimmlos, erläutert Eustathios an einer anderen Stelle (Il. 2.696) durch mehrere Beispiele, z.B. ἔθαπον – ἔταφον, κιθῶνα – χιτῶνα, κύθρα – χύτρα u.a. Als synonyme Wörter werden κύμβιον und κιβώριον von Athenaios (11. 477d) und κηθάριον von den aristophanischen Scholien (Vesp. 674b) und Hesychios (κ 2474) erwähnt. Fragment 28 ἃ τόθ᾿ ἥσθην, ταῦτα νῦν ἀνήδομαι Woran ich mich damals erfreut habe, bereitet mir jetzt keine Freude. Der Vers, ist im überlieferten Zustand unmetrisch49. Die Hinzufügung einer langen Silbe im ersten Fuss ist deswegen nötig, um die metrischen Schwierigkeiten zu überwinden (siehe unten ἃ τόθ᾿ ἥσθην) und einen iambischen Trimeter bilden zu können.
Vgl. Eur. Med. 68 (πεσσοὺς προσελθών) und Synes. Epist. 45 p. 84,4 Garz. (ἐν τηλίᾳ καὶ κύβοις καὶ καπηλείοις καλινδηθείς 46 Herwerden 1903, 21. 47 Vgl. S. Tr. 371: ταῦτα πολλοὶ πρὸς μέση Τραχινίων ἀγορᾷ συνεξήκουον und S. Ai. 95: ἔβαψας ἔγχος εὖ πρὸς Αργείων στρατῷ. Siehe auch Kühner-Gerth Bd. I S. 517-8, §441. 48 Andere Wortpaare, die nach dieser Wortbildung umgebildet sind, sind φάτνη – πάθνη, χιτών – κιθών, βάτραχος – βάθρακος, vgl. auch Eust. Il. 2.698. 49 Phryn. PS p. 44.7: ἀνήδομαι ἐφ᾿ οἶς ἥσθην· ἀντὶ τοῦ οὐκεθ᾿ ἥδομαι (οὐκ ἐφηδομαι cod., corr. Bekker.) Ἕρμιππος· ἅ τόθ᾿ ἥσθην, ταῦτα νῦν ἀνήδομαι. ἀντὶ τοῦ καὶ τὴν ἐπ᾿ ἐκείνοις γεγενημένην ἀπορρίπτω καὶ ἀποτίθεμαι ἡδονήν. 45
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ἃ τόθ᾿ ἥσθην: Verschiedene Emendationen wurden zur Berichtigung des unmetrischen Anfang des Verses vorgeschlagen, nämlich ἅ <γὰρ> von Valckenaer (zu Eur. Hipp. S. 259 E), ἁγὼ von Bothe, χἄ von Bekker und ὅσα von Kaibel50. Eine Verbindung des Verbes ἥδομαι mit einem Pronomen im Akkusativ ist im Singular belegt, vgl. Ar. Ach. 13: ἕτερον ἥσθην, Ran. 748: τοῦθ᾿ ἥδομαι und sonst nur mit Adjektiv im Νeutrum Plural, vgl. Ar. Ach. 2, Thuc. 3.40. Theodoridis51 führt die Lösung auf den Text von Phrynichos zurück, der, seiner Meinung nach, als Lemma die bei Hermippos vorgefundene Konstruktion ἐφ᾿ οἶς τοθ᾿ ἥσθην mit der bei ihm – und bei anderen Lexikographen auch – gewöhnlichen Umstellung setzte: ἐφ᾿ οἶς τοθ᾿ ἥσθην, ταῦτα νῦν ἀνήδομαι. Seine Emendation ist jedenfalls interessant, vor allem weil der Satz (ἀνήδομαι ἐφ᾿ οἶς τοθ᾿ ἥσθην) fast gleich in beiden Quellen, die dieses Fragment erhalten52 überliefert wird. ταῦτα νῦν ἀνήδομαι: Beispiele, wo das Präfix α(ν)- zur Erzeugung von Verben mit privativer Bedeutung benutzt wird, sind wenige in der griechischen Literatur53, vgl. Theognis 621: πᾶς τις πλούσιον ἄνδρα τίει, ἀτίει δὲ πενιχρόν, die Verben ἀπιθέω und ἀτιμάζω, fast ausschließlich im Epos belegt54, das homerische ἀέλπτοντες und das äolische ἀσυννέτημμι, Alc. Fr. 326.1. Diese unregelmäßige Funktion in der späteren Literatur (in der Regel wird α als Negativpräfix von Verbaladjektiven und Substantiven und nicht von Verben benutzt) lässt sich auch dadurch beweisen, dass mit der Ausnahme der homerischen und äolischen Verben das privative Parasyntheton in den anderen Fällen nahe beim Simplex steht55. Durch die Präsenz von τίω erklärt auch Hudson56 das privative ἀτίω von Theognis’ Vers her, während Boisacq es ‘une création temporaire’ nennt, ‘qui s’ explique par l’ antithèse’57. Die Vermutung von Wackernagel58 schließlich, dass in Hermippos’ Fall die Verben mit ἀναnach Art von ἀνεύχομαι „ein Gebet zurücknehmen“ hineinspielen, ist – auch wenn etwas undeutlich geäußert – ebenfalls möglich, weil die Funktion der Präposition ἀνά in diesen Verben ähnlich ist.
Für die letzten zwei Emendierungen ist noch die Hinzufügung einer Silbe notwendig. Theodoridis 1979, 31. 52 Phryn. PS 44,7 und Photios α 1913. 53 Diese hat Wackernagel 1957, 292 gesammelt. 54 Siehe auch Brugmann 1913, 610, der dieses homerische ἀτιμάζω nicht als eine ‘fehlerhafte Bildung’ versteht, die man aus den homerischen Gedichten herauskorrigieren muss, sondern als eine Umbildung des von ἄτιμος kommenden ἀτιμάζω. 55 Vgl. den Vers von Theognis und Pl. Parm. 156b: ἀνόμοιον γε καὶ ὅμοιον ὅταν γίγνηται, (ἀνάγκη) ὅμοιοῦσθαὶ τε καὶ ἀνομοιοῦσθαι. 56 Hudson 1979, 621. 57 Boisacq 1950, 96 Anm. 2. Aus der Antithese erklärt sich nach Brugmann 1913, 610 auch ἀτίει. 58 Wackernagel 1957, 292. 50 51
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Fragment 29 τόν τε κότυλον πρῶτον ἤνεγκ᾿ ἐνέχυρον τῶν γειτόνων Den Becher habe ich zunächst gebracht, den ich als Pfand von den Nachbarn bekommen habe. Der Vers ist ein trochaischer Tetrameter. Wegen der Elision ist es nicht möglich festzustellen, ob das Verb in der 1. oder der 3. Person steht. Zwei logische Rekonstruktion der Szene sind möglich: Der Sprecher, im ersten Fall ein Geldverleiher – vielleicht ein Wucherer –, kommt auf die Bühne und sagt, dass er diesen κότυλος gebracht hat, den er von den Nachbarn als Pfand genommen hatte, oder umgekehrt, dass er den Becher ihnen als Pfand geben will. Über die ἐνεχυρασία siehe Harrison 1971, 244. Über den rechtlichen Hintergrund des Darlehensrechtes siehe Harrison 1968, 260-2. Über Geldverleih und Zurückzahlen im Altertum im Allgemeinen siehe Millett 1991, 53-84. κότυλον: Ein kleines Trinkgefäß, das die Form eines Bechers oder einer Tasse hatte. Es ist nicht klar, ob die weibliche Form κοτύλη das gleiche Gefäß bezeichnete59, es gibt aber zumindest einen eindeutigen Beleg für einen identischen Gebrauch60 und sonst keinen anderen, wo sich die zwei Wörter deutlich unterscheiden. Athenaios (11. 478e-f) berichtet von zwei Arten von κότυλοι, eine, die keinen Griff hatte, ein εἶδος ποτηρίου, und eine παρὰ τοῖς Αἰτωλοῖς καὶ τισι τῶν Ἰώνων, die gleich aussah, aber einen Griff hatte61. ἤνεγκ᾿: In Antiphon62 ist ἐνέχυρα φέρειν als Synonym von ἐνέχυρα λαμβάνειν zu verstehen, siehe Maetzner 1838, 256. In Hermippos Fragment könnte sich auch ein ähnlicher Sinn ergeben, es ist aber vielleicht einfacher zu vermuten, dass φέρω seine Hauptbedeutung hat, siehe die Einleitung. ἐνέχυρον: ‘Pfand’. Das Wort bezeichnet entweder ein bewegliches Gut, das als Sicherheit für ein Darlehen vom Entleiher angeboten und vom Verleiher angenommen wird (vgl. Ar. Eccl. 755), oder ein Objekt, das aufgrund einer Pfändung sequestriert wird (vgl. Ar. Nub. 34-5, siehe auch Harrison 1968, 254). Es liegt die Vermutung nahe, dass das ἐνέχυρον während des Darlehens in den Besitz des Kreditsgebers gelangte. Nach Harrison63 muss man aber mit großer Im LSJ sind beide Wörter synonym, vgl. Ath. 11.57. Sch. Il. 22. 494, Ariston. Gramm., De sign. Il. 22.494. Darauf bemerkt Friedländer 1853, 325, dass die männliche Form bei Homer nicht belegt ist und dass die Bemerkung an der Stelle nicht vom Grammatiker entstammen ist. 61 Vgl. auch Ath. 11. 478b: τα μόνωτα ποτήρια κότυλοι. 62 Antipho 6.11: ἐνέχυρα βίᾳ φέρων. 63 Harrison 1968, 254. 59 60
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Vorsicht annehmen, wie Harrison bemerkt, dass der Terminus eine bestimmte Art von echter Sicherheit bezeichnete – wie das römische pignus –, deren wesentliche Bedingung genau diese Übertragung des Pfandbesitzes war, denn das Wort wird zumindest in einem Fall benutzt, um ein Objekt zu bezeichnen, das als Pfand für eine πρᾶσις ἐπὶ λύσει angenommen wurde, für eine bestimmte Zeit aber eindeutig im Besitz des Schuldners geblieben war (siehe darüber Harrison 1968, 254 Anm. 1). Fragment 30 φήμης ἱερᾶς ἐξοιγνυμένης ὥσπερ πέπονος δοθιῆνος Ein heiliges Gerücht, das sich wie ein reifer Abszess ausbreitet. Der Vers ist ein katalektischer anapästischer Tetrameter. Das Metrum wird vor allem in Dialogpartien der Komödie benutzt und könnte natürlich auch zu der Parabase des Stückes gehören, auch wenn es noch in anderen Teilen zu finden ist, z.B. in der Parodos der Wolken (v. 314-456). Kock und Blaydes64 emendierten das Wort φήμης zu φωνῆς, bzw. κεφαλῆς und vermuteten beide, dass Perikles hier damit gemeint sei. Es ist aber meiner Meinung nach unnötig, eine Emendation vorzunehmen, besonders an einer Stelle, an der die Handschriften einig sind, oder überhaupt einen Bezug auf Perikles zu bauen zu versuchen. Das Verb ἐξοίγνυμι ist ἅπαξ (siehe unten), und es ist deswegen – wenigstens theoretisch und methodologisch – falsch, einen metaphorischen Gebrauch, also eine Bedeutung in der Richtung von ‘ausbrechen’ oder ‘ausbreiten’, auszuschließen. Der Vers spricht also von einem Gerücht, das eventuell lange Zeit versteckt blieb, wie ein Abszess der langsam wächst, und dann plötzlich zu vielen Leute bekannt wurde, ähnlich einem gereiften Abszess, der aufbricht und Eiter fließen lässt. Interessant ist die Tatsache, dass dieses Gerücht als ‘heilig’ beschrieben wird. Das Adjektiv legt die Vermutung nahe, dass es mit einem heiligen Fest verbunden ist und unterstützt die Hypothese der Einleitung, dass die Komödie als Thema die Aufregung in Athen zur Zeit der Aufdeckung der Profanierung der eleusinischen Mysterien und der Hermokopiden. Der ironische Ton des Fragmentes könnte also am Vergleich dieses ‘heiligen Gerüchtes’ eines so gravierenden Verbrechens mit dem niedrigen Bild eines aufgebrochenes Abzesses liegen. ἐξοιγνυμένης: Außer Hermippos gibt es nur eine Stelle bei Hippokrates (Loc.Hom. 25), an der das Verb ἐξοίγω, mit der Bedeutung von ‘reißen’, ‘einen Einschnitt machen’, viermal – und zwar stets in Partizipform – erscheint. 64
Blaydes 1896, 30.
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πέπων: Das Adjektiv wird für ein Korn oder einen Frucht (Hdt. 4.23, S. Fr. 181, βότρυς X. Oec. 19.19, ἄπιος Alex. 34.5), einen Wein (vgl. Ar. Fr. 688.5), oder in übertragener Sinne für eine Person (vgl. Ar. Eq. 260) verwendet. δοθιῆνος: vgl. Ar. Vesp. 1170-2, Telecl. Fr. 43. Fragment 31 λεπάδας δὲ πετρῶν ἀποκόπτοντες κρεμβαλιάζουσιν Sie schneiden die Napfschnecken von den Felsen ab und spielten rhythmisch die Klapper. Der anapästische Vers ist – wahrscheinlich – am Ende unvollständig. Cobet fügt nach ἀποκόπτοντες das Wort κρούοντες hinzu, und teilt das Fragment in zwei anapästische Dimeter65, die Präsenz von drei Verben – die ersten zwei in der Partizipform – hintereinander in asyndetischer Anordnung jedoch ist eher zu vermeiden. Es ist wohl besser zu vermuten, dass es ein oder mehrere Wörter nach κρεμβαλιάζουσιν gab, oder, dass der Vers in ἀποκόπτοντες endete und ein neuer mit κρεμβαλιάζουσιν begann. Es liegt die Vermutung nahe, aufgrund natürlich auch des Komödientitels, dass die Götter Protagonisten in dieser Szene sind. Wilamowitz66 sah in diesem Fragment eine kriegerische Szene, nämlich die Gigantomachie, die im Phlegraion Feld stattgefunden hatte, ἵν᾿ οἱ Θεοὶ τοὺς Γηγενεῖς ἀλαζονευμένοι καθυπερηκόντισαν. Kaibel äußert seine Zweifel daran und spricht – richtig, meiner Meinung nach – über eine Art von Symposiumszene, bei der die Götter nach dem Essen tanzen und klappern. λεπάδας: Napfschnecke, die sich an Felsen fest setzen, so dass es schwer ist, sie abzuziehen (vgl. Sch. Ar. Pl. 1096, Photios λ 284 und daher über das entsprechende Sprichwort Ar. Vesp. 105: ὤσπερ λεπὰς προσευχόμενος τῷ κιόνι und Ar. Pl. 1095-6: τὸ γρᾴδιον / ὥσπερ λεπὰς τῷ μειρακίῳ προσείχετο). Über die λεπάς im Allgemeinen siehe Thompson 1947, 148. κρεμβαλιάζουσιν: ‘κροταλίζουσι’, ‘die κρέμβαλα (oder die κρόταλα) spielen’. Die κρόταλα waren Schlaginstrumente, die aus zwei hohlen Stücken von Schale, Holz oder Metal in verschiedenen Formen bestanden (vgl. Eust. Il. 10.160, siehe Michaelidis 1978, 179-80). Sie wurden bei den Festen zu Ehren vor allem von Kybele oder Dionysos benutzt, um den Rhythmus der Tänzer zu 65 66
Cobet 1862, 295. Wilamowitz-Moellendorff 1873, 140-1.
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halten (vgl. Hsch. κ 4049), ähnlich wie die Kastagnetten67. Über κροταλίζω und κρεμβαλιάζω siehe auch Cobet 1862, 296, der glaubt, dass sich das zweite Verb auf die Giganten bezieht. Fragment 32 καὶ σὲ τί χρὴ παραταιναρίζειν; Und wozu musst du die Tainaria feiern? Der Vers ist unvollständing. So wie er überliefert ist, hat er eine daktylische Form. Die Tαινάρια war ein lakonisches Fest des Poseidon Ταινάριος, bezeugt von Hesychios (τ 33: ταιναρίας), siehe darüber Nilsson 1995, 67 ff. und RE IV A.2, S. 2027. Es lässt sich nicht bezweifeln, dass das Fest zumindest ursprünglich am Kap Tainaros gefeiert wurde. Ein Heiligtum des Gottes ist aber auch in Sparta bezeugt (vgl. Paus. 3.12.5) und die dort gefundenen Inschriften, die Listen von Ταινάριοι68 enthalten, beweisen, dass eine Feier auch in Sparta stattfand. Die Erwähnung eines σιοφόρος setzt eine Prozession voraus, bei der das Gottesbild getragen wurde. Es ist aber wegen der Distanz unwahrscheinlich, eine Prozession von Tainaron nach Sparta zu erwarten; der Zug ging vielleicht von der Stadtgrenze zum Heiligtum nach Sparta, um die Einkehr des Gottes darzustellen (siehe Wilamowitz zu IG V 1.212). τί: ‘warum’, ‘wozu’, vgl. S. OC 332: “τέκνον, τί δ᾿ ἦλθες;” und Dem. 1.14: “τἰ οὖν ταῦτα λέγεις, siehe auch Kühner-Gerth, Bd. I S. 310 Anm. 6. παραταιναρίζειν: Es ist nicht ganz klar, inwiefern die Präposition παρά die Bedeutung des Verbs verändert. Die Vermutung von Kock, παραταιναρίζειν bedeute παραφρονεῖν oder παραπαίειν, beeinflusst anscheinend von der Erklärung des ähnlich konstruierten Verbes παρασαβάζειν im Photios’ Lexikon69, ist kaum plausibel, und Meineke hat richtigerweise seine Zweifel daran geäußert. Man sollte also nach einer anderen Bedeutung für παραταιναρίζω Ausschau halten. Παρά als Vorsilbe hat verschiedene Bedeutungen, diejenige aber, die vielleicht am besten zu diesem Verb passt, ist ‘ähnlich wie’, ‘leicht verändernd’, ‘nachahmend’70. Das Verb παραταιναρίζω Aus diesem Grund wird auch das Verb κρεμβαλιάζω als ‘mark time with the castanets’ in LSJ erklärt. 68 So hießen die Teilnehmer am Fest, die Hesychios Ταιναρισταί nennt. 69 Phot. p. 383, 15: παρασαβάζειν· παραμαίνεσθαι· ἀπὸ τοῦ σαβοῦ· τοὺς γὰρ παρὰ τῷ Σαβαζίῳ βακχεύοντας καλοῦσι σαβούς· καὶ τὸ βακχεύειν σαβάζειν 70 Παρά hat ziemlich häufig diese Bedeutung von ‘ähnlich wie’, ‘leicht verändernd’, ‘ähnelnd’, ‘imitierend’. Eine solche Bedeutung – neben anderen – wird auch von vielen Forschern dem Wort παρῳδία zugewiesen. 67
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könnte also hier bedeuten “das Fest der Ταινάρια nachahmen”, also feiern ähnlich wie die Ταιναρισταί tun. Man sollte sich in diesem Fall jemanden vorstellen, der versucht hat in Athen die Tainaria zu feiern, obwohl das Fest bekanntlich lakonisch war. Eine andere Person reagiert auf diese Aktion und fragt irritiert, warum er so etwas tun muss. Wenn man in dieser Situation Götter auf der Bühne sehen möchte, dann wäre es logisch zu denken, es ist Poseidon, der mit diesem Satz sein Ärgernis über die Verunglimpfung seines Festes ausdrückt. Andererseits man könnte auch an eine noch lustigere Szene denken, nämlich dass Poseidon selbst ein Element aus der Feier nachahmt, mit dem offensichtlichen Ziel, Gelächter zu erzeugen, und ein anderer fragt scherzend oder vielleicht auch verblüfft nach dem Grund seiner Mimik. Fragment 33 Phot. α 1290 ἀμυλιδωτόν: χιτωνίσκου τι γένος καλοῦσιν. Ἕρμιππος Θεοῖς. Das Wort wird auch von Hesychios ohne die Erwähnung eines Dichters überliefert71 und ist sonst ἅπαξ. Wir wissen nicht, welche besonderen Merkmale dieser χιτωνίσκος oder χιτών haben könnte, und eigentlich wird sonst nicht von anderen εἴδη oder γένη von Chitonen berichtet. Man könnte jedoch vermuten, dass es sich um einen kürzeren Chiton handelte, der bis zur Kniescheibe reichte72. Für weitere Informationen über das Anziehen und die Drapierung des Chitons (und anderer Kleider) siehe Pekridou-Gorecki 1989, 7177, 85-7 und Bieber 1967, 32-34 und 1973, 430-5. Fragment 34 Hsch. μ 1347: μῖλαξ· ἡλικία. ἔνιοι δὲ μέλλαξ. καὶ παρ᾿ Ἑρμίππωι ἐν Θεοῖς, ἀγνοήσας Ἀρτεμίδωρος· ἐκεῖ γὰρ μῖλάξ ἐστιν. δηλοῖ δὲ τὸν δημοτικόν. Das Fragment überliefert auch Herodianos73. Μῖλαξ ist mit der Bedeutung von ‘Alter’ oder ‘Jugend’ an keiner anderen Stelle zu finden74. Μέλλαξ ist stattdessen häufiger belegt75 und ist Synonym von μεῖραξ. Aus diesem Grund ist meiner Meinung nach die Richtigkeit der angegebenen Information im Eintrag des Lexikons in Frage zu stellen, d.h. es ist nicht wahrscheinlich, dass bei Hermippos das Wort μῖλαξ belegt ist. Wenn Artemidoros tatsächlich geiirt hat, wie Hesychios schreibt, dann musste ein anderes Wort gewesen sein, z.B. das Wort μεῖλαξ, wie Kaibel vermutet, das im Hermippos’ Text stand, und das Hsch α 3844: ἀμυλιδωτόν· χιτῶνος εἶδος. Ἐπιμυλλίδα oder μύλη, vgl. Hp. Mochl. 1, Gal. Consuet. 19.99; Ruf. Onom. 120. 73 Hdn. Περὶ Ὀρθογραφίας 3.2.551. 74 Das Wort wird im Attischen statt σμῖλαξ, ‘Steineiche’ oder ‘Winde’, benutzt. 75 Vgl. Hsch μ 636: μέλλακες· νεώτεροι, PΜag. Par. I. 343, CIG 4682 Alexandria, Eg. Louvre 17. 71 72
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Synonym von μεῖραξ wäre76. Der Sinn des letzten Satzes, d.h. die Erklärung des Wortes als δημοτικός ist ebenfall problematisch77 und könnte eventuell mit einem Fehler bei Hesychios verbunden sein, nämlich κ 2171: κέλλικας· δημότας, wozu Lobeck78 vermutet hat, dass κέλλικας durch μέλλικας ersetzen werden sollte. Fragment 35 Poll. 9. 126: τὸ δὲ ρῆμα τὸ πεντελιθίζειν ἔστιν ἐν τοῖς Ἑρμίππου Θεοῖς. Die Handschriften überliefern πενταλιθίζειν, aber eine Stelle im Lexikon von Photios79 zeigt klar, dass die richtige Form diejenige mit ε ist. Πεντάλιθα80 oder πεντέλιθα81 heißt das von Pollux beschriebenε Spiel, bei dem man fünf Steine, ἢτοι λιθίδια ἢ ψήφοι ἢ ἀστράγαλοι, mit dem Handrücken hochwarf und dann mit dem Handteller wiederauffing. Diejenigen Steine, die man nicht geschafft hatte aufzufangen, musste man mit den Fingern aufsammeln. Das Spiel soll nach Pollux besonders beliebt bei Frauen und Kindern sein.
Bei K.-A. Bd. V S. 576: „Aut hoc verum aut μεῖλαξ, quod non diversum videtur a μεῖραξ“. Latte: μῖλαξ = δημοτικός „nondum expeditum“. 78 Lobeck 1837, 12815. 79 Phot. π 411,3. πεντελιθίζειν: διὰ τοῦ ε λέγουσιν. 80 Vgl. Poll. 9.126. 81 Vgl. Ar. Fr. 383: πεντελίθοισί θ᾿ ὁμοῦ λεκάνης παραθραύσμασι. 76 77
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Κέρκωπες Eine weitere Komödie, die einen Titel aus dem mythologischen Bereich trägt, sind die Κέρκωπες. Die Geschichte der Kerkopen wird von verschiedenen Quellen erzählt1. Sie waren zwei Brüder aus der Oichalia2, Schelme, Räuber und Betrüger, die von ihrer Mutter vor Melampygos gewarnt wurden. Als sie versuchten, Herakles auszurauben, entdeckte er ihren Ausschlag und band sie mit den Beinen an einen Tragbalken. Mit den Köpfen nach unten konnten sie Melampygos, von dem ihre Mutter gesprochen hatte, schließlich erkennen. Jedoch amüsiert von ihren spaßhaften Bemerkungen, befreite der Held sie und ließ sie weggehen. Die mythographischen Quellen über die Kerkopen weisen eine große Vielfältigkeit auf, was die Namen der zwei Brüder betrifft. Bei Diotimos heißen sie Olos und Eurybatos. Lukian (Alex. 4) erwähnt vier Namen, Εὐρύβατος, Φρυνώνδας, Ἀριστόδημος und Σώστρατος. In den Scholien des Werkes aber findet man die Namen Σίλλος und Τριβαλλός. Im Lexikon des Harpokration (175) werden die Namen Κάνδουλος und Ἄτλας angeführt3, bei Photios (κ 158) Ἄνδουλος und Ἄτλας. Die Namen Πάσσαλος und Ἄκμων (aus Irrtum wird vielleicht auch Ἀκλήμων überliefert) werden den zwei Brüdern von Nonnos (siehe Anm. 103) gegeben. Verschiedene Namen werden ebenfalls für die Mutter angeführt. Von diesen sind zwei für plausibel zu halten. Bei Zenobios (5.10) und Eustathios (Od. 2.202) heißt sie Theia, Tochter des Okeanos, und in der Suda (κ 1405) findet man den Namen Μεμνονίς. Über Erklärungen, Emendationen und Ergänzungen zu den Namen siehe Röscher S. 1170-1. Die Geschichte der Kerkopen existierte schon in homerische Zeit. Es gab sogar ein παίγνιον mit dem Titel Κέρκωπες unter dem Namen Homers, das die Einträge in der Suda (κ 1406) und Harpokration (174.15) zu schildern scheinen. Das wichtigste Element dieser Erzählungen ist die zum Sprichwort gewordene Warnung der Mutter (μὴ περιτυχεῖν μελαμπύγῳ4, siehe Röscher II,1 S. 1168). Herodotos (7.126) berichtet von den Melampygosfelsen und den ἕδραι der Kerkopen an der Steige Ἀνοπαία. Die griechische Komödie scheint ein lange anhaltendes Interesse am Mythos der Kerkopen gehabt zu haben. Komödien mit dem gleichen Titel haben auch Eubulos5 und Platon6 geschrieben. Kratinos erwähnt sie auch in Ἀρχίλοχοι, und es gibt auch eine Komödie mit dem Titel Κέρκωπες von Menippos, die aber Nonnos, narr. ad Greg. invect. 1,39 p. 140 (Westermann, Mythogr. S. 375), dann in Tzet. Chil. 5.74 ff, Zenob. 5,10 und im Cod. Coinsl. Nr. 177 (Corp. Paroemiogr. 1.119). 2 So berichtet Diotimos, Ἠρακλέους Ἄθλα, vgl. Schol. Luc. Alex. c. 4. 3 Als Gewährsmann wird Αισχίνης ἐν τοῖς ἰάμβοις erwähnt, den Lobeck 1829, 1302 zu Αισχρίων korrigiert. 4 Die ist schon bei Archilochos zu finden (Fr. 178, West 1998, 68, siehe auch Röscher S. 1168). 5 K.-A. V S. 218-9, Fr. 52-3. 6 Ξάνται ἤ Κέρκωπες, K.-A. Bd. VII S. 472-3, Fr. 95-7. 1
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nach Meineke nur auf Verwechslung mit Hermippos beruht7. Stellen in verschiedenen Lexika8 zeigen jedoch deutlich, dass das Wort auch sprichwörtlich als ‘Betrüger’, ‘Schwindler’ benutzt wurde. Deswegen kann man nicht mit Sicherheit für alle Komödien, die diesen Titel trugen, feststellen, ob sie einen rein mythologischen Inhalt hatten, oder ob sich der Dichter in der Komödie gegen verschlagene Schwindler und schlaue Betrüger richtete9. Das erste scheint für die Komödie von Eubulos der Fall zu sein, wo wahrscheinlich auch Herakles auf die Bühne trat, vgl. Eub. Fr. 53. Die wenigen Fragmente der Komödie Platons lassen keine Vermutung zu. Aus Hermippos’ Fragmenten lässt sich eben keine mythologische Ebene erschließen, die erhaltenen Fragmente10 lassen jedoch die Anwesenheit von Betrügern vermuten. Ein plausibler Plot kann jedenfalls wegen der Unzulänglichkeit der erhaltenen Verse nicht rekonstruiert werden, und außerdem ist nicht feststellbar, ob es sich in diesen Fragmenten um Szenen handelt, die im zentralen Plot integriert waren, oder ob sie mit persönlicher Verspottung oder einer Abfertigungsszene zu tun haben. Für die Datierung der Komödie sollten vor allem Fr. 36 und 40 berücksichtigt werden. In Fr. 36 werden Leotrophides und Thumantis erwähnt. Der erste wird in den Vögeln verspottet (414 v. Chr.)11, und der zweite in den Rittern (424). Den Spitznamen Κολακοφοροκλείδης in Fr. 40 gibt es auch in den Κωμασταί von Phrynichos (414). Die vorgeschlagene Identifizierung der Verspotteten mit Pherekleides12, der ich zustimme, ist eine weitere Unterstützung einer etwas späteren Datierung der Komödie, als diejenige, die Geissler vorschlägt (420-15)13, also gegen 414 v. Chr. Fragment 36 νῦν γὰρ πενόμενοι ἀνάπηρά σοι θύουσιν ἤδη βοίδια, Λεωτροφίδου λεπτότερα καὶ Θουμάντιδος Jetzt nämlich, da sie in Not sind, opfern sie dir schon verstümmelte Kälber, dünnere als Leotrophides und Thumantis.
Meineke I S. 94. Suda κ 1410 ≈ Photios p. 157.21: Κέρκωψ· ἀπατεών, Bekker Anecd. 1.271.14: Κέρκωψ· ὁ ἐπὶ πονηρίᾳ κωμῳδούμενος. 9 So Meineke I S. 94. 10 Vor allem Fr. 38 wo ein goldene Trinkglass geklaut wird, und Fr. 39 das der Spitzname Κολακοφοροκλείδης erwähnt, vielleicht auch Fr. 37 und 36. 11 Über die Identifizierung mit dem athenischen Strategen Leotrophides siehe Komm. zum Wort. 12 Siehe Komm. zum Fragment 40. 13 Geissler setzt sowieso das Ende der Karriere von Hermippos auf 415, was aber meiner Meinung nach nicht akzeptiert werden sollte (siehe über Hermippos‘ Karriere in der Einleitung). 7 8
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Die Verse sind iambische Trimeter, von denen der erste nicht komplett ist. Athenaios informiert uns, dass Dionysos hier angesprochen wird14, erwähnt aber nicht den Sprecher. Der Sprechende berichtet scherzend von verarmten Opfernden, die in eine solche Armut gerieten sind, dass sie keine kräftigen Stiere mehr opfern können, sondern nur dürre und magere Kälber. Es gibt natürlich in der Komödie eine Vielfalt von Themen und spöttischen Anspielungen, die mit πενία verbunden sind. Von Aristophanes selbst werden häufig πένητες mit verschiedenem Hintergrund (Aristokraten, pseudoploutoi oder “Nouveau-pauvre”) und aus verschiedenen Gründen verspottet, z.B. für ihre Verwendungssucht und Ausschweifung, die zu der Veränderung ihres damaligen reichen Leben geführt hat, weil sie weiter teure aristokratische Aktivitäten trotz ihrer jetzigen Verarmung übernehmen wollen, weil sie so tun als ob sie reich wären, obwohl sie in Wirklichkeit arm sind, oder auch einfach für ihren ständigen Hunger15. In Hermippos’ Fragment werden Leotrophides und Thumantis für ihre Magerkeit verspottet. Es ist aber sonst nicht sicher, ob es in den ersten zwei Versen überhaupt eine Verspottung gibt. Der Plural πενόμενοι lässt vermuten, dass es um eine größere Gruppe geht, vielleicht die Bürger eines Demos oder einer Stadt. Es wäre möglich zu vermuten, dass die Opfernden mit den kranken Tieren versuchen, den Gott zu betrügen. Es ist aber wahrscheinlicher, dass keine List in diesem Fall dahinstersteckt. Vielmehr könnte man sich vorstellen, dass sich möglicherweise über den Gott selbst lustig gemacht wird, weil ihm der nötige Respekt nicht erwiesen wird. πένομενοι: Bei Homer bedeutet πένομαι ‘arbeiten’, ‘sich abmühen’, vgl. Od. 10.348, 4.64. Nach Homer ist eine Bedeutungsverschiebung zu bemerken, nämlich, hin zu ‘in Armut / Not leben’, vgl. Sol. Fr. 15, Eur. Hec. 1220, Thuc. 2.40. ἀνάπηρα θύουσι βοίδια: Es liegt die Vermutung nahe, dass die Opferung von verkrüppelten16, oder vielleicht einfach verletzten Tieren als Respektlosigkeit gegen die Götter betrachtet wurde. In einer Stelle bei Platon (Alc. 2.149a), wo ein Vergleich zwischen den Athenern und den Spartanern bezüglich des Respekts zu den Götter angestrebt wird, wird den letzteren vorgeworfen, dass sie gelegentlich ἀνάπηρα θύουσιν, und dass sie im Allgemeinen aus einer Veranlagung zur Vernachlässigung den Göttern eine beträchtlich geringere Ath. 12.551a: φησί δ᾿ οὔτως ὁ Ἕρμιππος πρὸς τὸν Διόνυσον τὸν λόγον ποιούμενος. vgl. Plut. Per. 3.7: ὁ δ᾿ Εὔπολις (φησί) ἐν τοῖς Δήμοις πυνθανόμενος περὶ ἑκάστου τῶν ἀναβεβηκότων ἐξ Ἃιδου δημαγωγῶν ὡς ὁ Περικλῆς ὠνομάσθη τελευταίος·, und Pollux 9.102: ὁ γοῦν Ταξιάρχοις Εὔπολις τοῦ Φορμίωνος εἰπόντος (Fr. 269.1) ἀποκρίνεται (worauf Meineke “respondentem fecit Bacchum” schrieb). 15 Für einen Überblick über den Begriff πενία und Beispiele von πένητες in der Komödie siehe Storey 1977, 138-158. 16 Das Adjektiv ἀνάπηρος, ’verstümmelt’, ’verkrüppelt’, wird für Personen (vgl. Lys. 24.13, Pl. Cri. 53a) und Tiere (Pl. Alc. 2. 149a, Thphr. Piet. 12.36, Arist. PA 773a 13) verwendet. 14
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Verehrung bezeugen, obwohl sie als Stadt genauso reich sind. In Hermippos’ Fragment scheint jedenfalls der Fall anders zu liegen, da die Verse wahrscheinlich keinen Vorwurf enthalten, sondern einen Witz über die prekäre ökonomische Lage der betreffenden Bürger17. βοίδια: Die korrekten attischen Diminutivformen von βούς sind βοίδιον und βοΐδιον, während βούδιον als falsches Attisch gilt18. Beim Antiatticista19 wird auch die Komödie von Hermippos erwähnt20. Die verschiedenen Quellen, die das Fragment erhalten haben, sind aber in diesem Punkt uneinig. Alle Handschriften von Athenaios (Ath. 13.551a) überliefern βοΐδια, Kaibel aber und Meineke nehmen in ihren Ausgaben die Korrektur – offensichtlich nach dem Lemma beim Antiatticista – βούδια von Dindorf an. Diese Korrektur übernimmt auch White in seiner Ausgabe der aristophanischen Scholien zu den Vögeln, obwohl alle Handschriften der Scholien βοίδια überliefern. In der Suda (λ 278) trifft man auf die Formen βοίδια21 und βοΐδια22 und bei Eustathios (Il. 4.684), der den Titel der Komödie nicht erwähnt, nur βοίδια. Es lässt sich deswegen nicht einfach entscheiden, welche Form in unserem Text stand, es ist jedenfalls unnötig, die Lesart aller Handschriften, die das Fragment überliefern und die gewissermaßen einig sind, abzulehnen, also βοίδια oder βοΐδια, zumal bei dem Antiatticista zahlreiche Ungenauigkeiten zu finden oder zu verdächtigen sind23. Λεωτροφίδου: Wahrscheinlich mit dem athenischen Strategen Λεωτροφίδης zu identifizieren24, der im Jahre 409, als die Megarer die unter Athens Herrschaft stehende Nisaia eroberten, zusammen mit Timarch gegen die Megarer entsandt wurde, und sie trotz ihrer großen Überzahl besiegte25. Leotrophides wird sonst in der Komödie wegen seiner Magerkeit häufig verspottet. In den Vögeln (v. 1406) figuriert er als ein Choregos von der Κεκροπίς φυλή für eine vermutliche διδασκαλία des ebenfalls sehr dünnen Kinesias. Bei Theopomp wird er als ein sehr großer Mann mit dem Aussehen eines Löwen beschrieben, der aber so ein blasses Gesicht hatte, als wäre er tot26. Lukian schließlich stellt ihn und einen offensichtlich ebenfalls mageren Κόνων zwei Schwergewichtsathleten, Timon und Milon, gegenüber27. Darüber siehe Einleitung zum Fragment. Vgl. Phryn. Ecl. 61: νοίδιον καὶ βοίδιον ἀρχαία καὶ δόκιμα, οὐχὶ νούδιον καὶ βούδιον, διὰ τοῦ υ, Philemon p. 356: βοΐδιον· οὐ βούδιον. 19 Antiatt. p. 85, 29: βούδια· οὐ μόνον βοίδια. Ἕρμιππος Κερκωψι. 20 Die Richtigkeit des Eintrags hat Latte 1968, 615 abgelehnt. 21 Gaisford und Bekker. 22 Küster und Adler. 23 Siehe auch Latte 1968, 613-5. 24 Darüber siehe Davies 1981, 161, vgl. Sommerstein zu Ar. Av. 1406 und Dunbar 1995, 673. 25 Vgl. D.S. 13.65. 26 Fr. 25 Καπήλιδες: εὔχρως τε φάναι καὶ χαρίεις ὥσπερ νεκρός. 27 Vgl. Luc. Hist.Conscr. 34. 17 18
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Θουμάντιδος: Viel weniger ist über Θούμαντις bekannt, der sonst nur in Ar. Eq. 1268-73 erwähnt und wegen seiner πενία verspottet wird. Bei Aristophanes ist Thumantis ein immer hungriger Obdachloser, der bis zum Orakel von Delphi gekommen ist, um bei der Pythia um Befreiung von seiner Armut zu betteln. Über die Einwände, die gegen die Wahrscheinlichkeit eines Zugangs zum Orakel für einen Athener vorgebracht wurden, siehe Van Leeuwen und Sommerstein zu Ar. Eq. 12 1268, vgl. Thuc. 4.118. Fragment 37 ἤδη τεθέασαι κόκκον ἐν χιόνι ῥόας; Hast du schon mal ein Granatapfelkorn im Schnee gesehen? ἤδη τεθέασαι: vgl. Magn. Fr. 1, Ar. Nub. 766, Alex. 273, Eup. Fr. 226 Πόλεις. Eine Reihe von ähnlich formulierten Fragen gibt es außerdem im ersten Teil des Unterrichts zwischen Sokrates und Strepsiades28. Diese Fragen scheinen eine gewisse Typologie zu haben. Das Verb wird normalerweise im Perfekt, aber auch manchmal im Aorist29 gebraucht, der in diesem Fall als Perfekt benutzt wird. Häufig ist auch das Wort πώποτε zu finden30, auch wenn das Wort ἤδη in diesem Kontext schon die gleiche Bedeutung zu haben scheint. Die Satzstellung ist verschieden, die Tendenz ist aber, dass das Verb und ἤδη an der ersten Position stehen31. Am häufigsten wird eine merkwürdige oder lustige Frage gestellt – wie auch beim Hermippos’ Fragment –, die fast immer positiv beantwortet wird. ῥόας: Es gibt eine Reihe von Diskrepanzen bei den Grammatikern, die zunächst die Betonung des Worts auf der letzten oder vorletzten Silbe, zweitens die Synonomie mit dem Wort ῥοιά, und drittens die Gültigkeit des ersten als richtig attisch – wieder in Gegensatz zu dem zweiten – betreffen. Bei Herodianos steht zweimal32, dass ῥοά auf der letzten Silbe betont werden muss. Bei einem Hesychios Lemma (ρ 470) findet man auch ῥοά. Die überwiegende Mehrheit aber der auf der vorletzen Silbe betonten Formen, zumindest in der älteren Literatur, zusammen mit zwei Grammatikerstellen33 Vgl. Ar. Nub. 346, 370, 386. Vgl. Eup. Fr. 226, Ar. Nub. 346, 386 30 Vgl. Ar. Nub. 370, Alex. Fr. 273, Amp. Fr. 27, Eup. Fr. 226. 31 Ausnahmen für das Verb sind Ar. Nub. 370, 386, 767 und für ἤδη Ar. Nub. 370, Amp. Fr. 27 Ὀδυσσεύς, Eup. Fr. 226 Πόλεις. 32 Vgl. 1.301, 2.271: τὰ διὰ τοῦ οα σπάνια καὶ κατὰ πάθος γενόμενα παρ᾿ Ἀττικοῖς προπαροξύνεται, οἴα ὄα, χροία, χρόα. τὰ δ᾿ ἐπενθέσει ὀξύνεται στοιά στοά, ῥοιά ροά nach Arkadius. 33 Choreob., Epim. in Psalm. p. 93 ≈ EM Kall. p. 704,58: Τὰ εἰς α λήγοντα θηλυκά, εἰ μὲν τῷ ο παραλήγεται, παροξύνεται, οἷον χρόα, ῥόα. πόα· εἰ δὲ τῇ οι διφθόγγῳ, ὀξύνεται· οἷον χροιὰ, ῥοιὰ, ποιά. 28 29
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zeigt klar, dass die letztere – auch bei Hermippos stehende – Form bevorzugt werden muss. Die Frage, ob ῥόα richtig attisch war34 ist auch nicht schwierig zu beantworten. Im fünften Jahrhundert ist fast ausschließlich diese Form belegt, in der Komödie wird nur sie benutzt35 und nur im vierten Jahrhundert, bei Aristoteles und Theophrast, fängt auch die andere Form an, zu erscheinen36. Die epische und ionische Form ist ῥοιή37. Viel schwieriger ist trotzdem eine Antwort auf die Frage zu geben, ob ῥοιά und ῥόα als Synonym benutzt wurden. Es ist sicher – und steht auch bei den Grammatikern38 –, dass ῥοιά am Anfang am häufigsten für den Baum und ῥόα für die Frucht benutzt wurde. Das Gegenteil steht jedoch bei Eustathios39. Schon bei Aristoteles40 ist dies nicht mehr so klar und Theophrast, der im Allgemeinen ῥόα bevorzugt, scheint die zwei Wörter als Synonym zu benutzen. Es ist deswegen nicht auszuschließen, dass die zwei Formen späterhin, nämlich ab dem 4. Jh. v.Chr., nicht mehr unterscheidbar waren. Fragment 38 χρυσίδ᾿ οἴνου πανσέληνον ἐκπιὼν ὑφείλετο Nachdem er Wein aus einem goldenen vollmondformigen Trinkgefäss ausgetrunken hatte, nahm er es heimlich mit. Der Vers ist ein trochaischer Tetrameter. Die Szene muss man sich wahrscheinlich folgendermaßen vorstellen: Jemand wird zu einem Symposion eingeladen, das vermutlich von einem reichen Freund organisiert wird. Begeistert von den goldenen Tassen, in die der Wein eingegossen wird, entscheidet er, nachdem er seinen Wein ausgetrunken hat, diese mitzunehmen. Kaibel hat die folgende Interpretation gewagt: Der Vollmond wird hier mit der goldenen Tasse von Zeus verglichen, aus der einer der Kerkopes Wein getrunken und sie dann mitgenommen hat. Das Metrum würde jedoch die Vermutung erlauben, dass der Vers zu der Parabase gehört, wo möglicherweise ein Athener, vielleicht ein πένης, verspottet wird, vgl. auch Fr. 36, wo Leotrophides Thumantis verspottet werden. Ein ähnliches Bild lässt sich in Vgl. Moer. 208.32: ῥοιά Ἀττικοί, ῥόα Ἕλληνες, Thom.Mag. Ecl. ρ p. 322,10: ῥοιά κάλλιον ἤ ῥόα. Schon drei mal bei Aristophanes, Vesp. 1269, Fr. 50, 610. 36 Vgl. Arist. Probl. 923b25, Thphr. HP 1.6.3. 37 Vgl. h.Cer. 371, 412 und Hdt. 4. 143, 7.41. 38 Vgl. Ammon. Diff. 401 ≈ Ptolem. Gramm., De dif. voc. ρ 135: ροιά σύν τῷ ι τὸ δένδρον, ῥόα δὲ ὁ καρπός, vgl. auch Poll 6.80. 39 Eust. Od. 1. 266: ροιὰ δὲ νῦν μὲν τὸ δένδρον. λέγεται δὲ ὁμονύμως αὐτῇ ῥοιὰ καὶ τὸ αὐτῆς καρποφόρημα .... δῆλον δὲ ὀτι καὶ ρόα λέγεται ὁμοίως τῷ, χροιά χρόα.), vgl. auch Hsch ρ 470 und Thom.Mag. Ecl. ρ p. 322.10. 40 Vgl. Arist. Probl. 923b25. 34 35
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einem Fragment des Eupolis (Fr. 395) bebobachten, wo Sokrates bei einer επίδειξιν von Stesichoros eine οἰνοχόη klaute. χρυσίδ᾿: Athenaios berichtet (11. 105), dass die Athener mit dem Begriff χρυσίδας die goldenen Gefäße bezeichneten, mit ἀργυρίδας die silbernen (vgl. Ar. Ach. 74, Pax 425). Das Wort wird auch für andere goldene Dinge benutzt, nämlich für Platten (vgl. Lib. Ep. 22.3), Kleider (vgl. Luc. Nigr. 11) und Schuhe (vgl. Luc. DDeor. 2.3). πανσέληνον: Es gibt verschiedene Interpretationen für das Wort. Villebrune41 übersetzt es als ‘vollmondformig’ und Schweighäuser42 als ‘voll’. Meineke ist nicht zufrieden mit dieser Interpretation, emendiert zu πανσελήνοις, und vermutet heilige Feste, die in der Zeit eines Vollmonds gefeiert wurden43. Es ist fraglich, inwiefern sich ein besserer Sinn aus dieser Emendation ergibt, der größte Einwand gegen diesen Vorschlag ist jedenfalls das Fehlen des Artikels. Der Ausdruck ἐν ταῖς πανσελήνοις oder ταῖς πανσελήνοις kommt zwar sehr häufig vor in der griechischen Texten und es gibt nur ganz wenige Beispiele, wo der Artikel überhaupt weggelassen wird44. Über Kaibels’ Erklärung siehe die Einleitung. Meiner Meinung nach ist die Erklärung von Villebrune, trotz Ermangelung anderer ähnlicher Stellen, zufriedenstellend. ἐκπιών: ‘austrinken’, vgl. Soph. Fr. 483, Pherecr. Fr. 143.9 Τυραννίς. Häufig auch mit metaphorischer Bedeutung, vgl. Ar. Nub. 712, Pl.Com. Fr. 9 Αἰ ἀφ᾿ ἱερῶν, Eur. Hipp. 626, Soph. Ant. 532. ὑφείλετο: Häufig in der Komödie belegt, vgl. Ar. Eq. 744-5, Nub. 179, Ran. 148, 1240, Pl. 1139-40. Auch metaphorisch benutzt, vgl. Aesch. 3.145, 3. 66. Fragment 39 Hsch. κ 3309: Κολακοφοροκλείδης· Ἱεροκλείδης, ὅν ἐπὶ πονηρίαι κωμωιδοῦσιν, Ἕρμιππος μὲν ἐν Κέρκωψι, Φρύνιχος δὲ ἐν Κωμασταῖς. ὁ δὲ Ἀσκληπιάδης Κλεώνυμον εἶναι ὑπέλαβεν, οὐδὲ τὸ τέλειον τοῦ ὀνόματος ἐπιστήσας Das Fragment ist ein Lemma in Hesychios’ Lexikon – stammend wahrscheinlich aus einem Komödienscholion –, das über einen Ἱεροκλείδης berichtet, der ἐπὶ πονηρίᾳ verspottet wird, und zwar von zwei Komikern, Hermippos in den Κέρκωπες und Phrynichos in den Κωμασταί (Fr. 18). Der „ronde comme la pleine lune“, bei K.-A. Bd. V S. 578. Zusammen mit Toup 1790, II 390. 43 Meineke ed. min. p. viii: p. 144 fr. 36: vide igitur an πανσέληνοις scribendum idque de sacris plenilunii tempore celebratis (Intpp. ad Soph. Ö. R. 1090) intellegendum sit. 44 Vgl. A. Th. 389-90, And. 1.38, im Dativ aber ist das Wort nur einmal belegt, Eust. Il. 4.542.22. 41 42
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Spitzname Κολακοφοροκλείδης ist wahrscheinlich eine Erfindung eines der zwei Komiker, den der andere danach auch verwendete, es sei denn, es handelte sich um einen sonst gewöhnlichen Spitznamen, unter dem der Verspottete bekannt war. Im ersten Fall – gewissermaßen aber auch im zweiten – ist eine zeitlich nahe Aufführung der zwei Komödien zu vermuten45. Ein zweites Lemma in Hesychios’ Lexikon46, gibt uns eine variierte Lesart des ersten komischen Namens47. Meineke korrigierte den ersten Spitznamen zu Κολακοφωροκλείδης48, und seine Korrektur wurde danach von den meisten Forschern angenommen49. Das Lemma gibt weiterhin die Information, dass Asklepiades eine Identifikation des Verspotteten mit Kleonymos vermutete. Seine Identifikation, die offensichtlich auf Kleonymos’ Verspottung in Ar. Vesp. 592 zurückgeht50, wird unmittelbar abgelehnt mit der Bemerkung, Asklepiades habe το τέλειον τοῦ ὀνόματος, also den wirklichen Namen der Person, die dahinter steckte, nicht verstanden. Die Tatsache, dass Asklepiades, der Kommentare zu den Vögel und den Frösche schrieb, verschiedene andere Fehler beging51, vor allem in seinem Versuch parodische Anspielungen festzustellen, macht seine Interpretationen insgesamt unzuverlässig52. Auch wenn man mit Sicherheit einen Irrtum des Asklepiades annehmen kann, bleibt die Identifizierung des Verspotteten mit Hierokleides problematisch. Nicht nur wird er in der Komödie sonst nirgends erwähnt, sondern es scheint auch eine vergebliche Aufgabe zu sein, einen plausiblen oder interessanten Kandidaten unter den Trägern dieses Namens in der proposopographischen Forschung auszumachen53. Die Vermutung von Dobree, dass der Verspottete nicht Ἱεροκλείδης, sondern Ἱεροκλής war54, kann nur schwerlich akzeptiert werden, vor allem wegen der geringen Ähnlichkeit zwischen dem wirklichen und dem komischen Namen. Ein interessanter und jedenfalls gut begründeter Vorschlag stammt von Chronopoulos55. Nach seiner Meinung ist der Verspottete mit Pherekleides zu Siehe auch die Einleitung zur Komödie. Hsch. κ 3579: Κορακοφοροκλείδης· ... ἔστι γὰρ Ἱεροκλείδης. 47 In diesem Lemma fehlt die Quelle, die logischerweise wieder die zwei – oder eine der zwei – Komödien sind. 48 FCG II,1 S. 394. 49 Die Korrektur nahm z.B. Latte, Kock I S. 234 und Sommerstein 1996, 347 an. Nur in K.-A. bleibt die überlieferte Form Κορακοφοροκλείδης unverändert. Dobree bevorzugt Κορακοφοροκλείδης, weil Ἱεροκλής in Pax 1125 κόραξ ἐξ Ὠρεοῦ genannt wird. 50 Vgl. Vesp. 592: εἶτ Εὔαθλος χὠ μέγας οὗτος Κολακώνυμος, ἀσπιδαποβλής. 51 Darüber siehe Boudreaux 1919, 87. 52 Siehe auch Wentzel in RE II,2 s.v. Asklepiades. 53 Mögliche Identifikationen wären: PA 7459, LGPN (28): c. 411, PA 7460, LGPN (24): 409, PA 7462, LGPN (25): 425/4, PA 7471, LGPN (18): 400/399. 54 Der χρησμολόγος Ἱεροκλής wird zweimal in der Komödie verspottet, im Frieden 1043-1126, und in Eup. Fr. 231 Πόλεις. 55 Siehe Chronopoulos 2006, 139-143. 45 46
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identifizieren. Pherekleides war 415 πάρεδρος Ἑλληνοταμίων oder Ἕλληνοταμίας, als ihm eine sehr hohe Summe anvertraut wurde, die für die Finanzierung einer militärischen Operation verwandt werden sollte. Es könnte sogar der Fall sein56, dass das Geld vor der Operation gegeben wurde und dass er mit dem Strategen Telephonos mitgefahren ist, um ihn von seinen finanziellen Verantwortungen zu entlassen, was natürlich Anlass zu – mehr oder weniger gerechtfertigten – Gerüchten in Athen gegeben hätte. Die wichtigsten Punkte seiner Argumentation sind die folgenden: Die Datierung beider Stücke57 unterstützt die Identifizierung. Der Name Φερεκλείδης bot sich gut für die Verspottung eines Finanzbeamten58 an und das etymologische Spiel, auf das sich der Spitzname Κολακοφοροκλείδης gründet – außer der Tatsache, dass zwischen beiden Namen eine enge Ähnlichkeit besteht, die bei Ἱεροκλείδης, geschweige denn bei Ἱεροκλής fehlt –, wird bei dieser Identifikation voll entfaltet. An zwei Stellen der Wespen des Aristophanes sind diese Elemente des Verspottungsbildes von Κολακοφοροκλείδης zu erkennen: In Vesp. 1098-1101 werfen die Kämpfer der Perserkriege den νεώτεροι vor, dass sie den nach Athen gebrachten φόρος unterschlagen. Früher, im Agon, wurden diese “Steuerbetrüger” ausführlicher beschrieben (Vesp. 655 ff.), und zwar als die κόλακες des Demos, diejenige die dem Volk versprechen “οὐχὶ προδώσω τὸν Ἀθηναίων κολοσυρτόν, αλλὰ μαχοῦμαι περὶ τοῦ πλήθους ἀεί”. Die Identifizierung mit Pherekleides weist eigentlich nur eine metrische Schwierigkeit auf, denn das Wort Κολακοφοροκλείδης besteht aus 4 kurzen Silben, gefolgt von einer anceps und 2 langen, und kann deswegen schwerlich zu einem Sprechvers gehören. Fragment 40 Athen. 3.123 ef: “οἴδασιν, ὦ φίλτατοι ἀνδρῶν, οἱ ἀρχαίοι καὶ τὴν πάνυν ψυχροῦ πόσιν”. Ἀλἐξις γοῦν ἐν Παρασίτῳ φησί (Fr. 184), … ὀνομάζει δὲ καὶ Ἕρμιππος ἐν Κέρκωψι φρεατιαῖον ὕδωρ οὕτως. Im Hof athenischer Wohnungen befanden sich häufig Brunnen59, die ihren Besitzern sehr nützlich waren, weil das Wasser drinnen immer kühl blieb (im Winter sogar wahrscheinlich eiskalt). Dieses kalte Wasser wurde vor allem zum Kühlen des Weines benutzt, wofür es zwei Methoden gab. Die erste war, den
West argumentiert dafür, siehe Chronopoulos 2006, 141 Anm. 13. Sicher für die Κωμασταί, weil sie den ersten Preis in den Dionysien 414 gewonnen hatten, wahrscheinlich 414 auch für Hermippos, siehe Einleitung. 58 Das Verb φέρομαι war der Terminus technicus für die Steuerbezahlung der Seebundstaaten, siehe Chronopoulos 2006, 142 Anm. 22. 59 Vgl. Alexis Fr. 184 Παράσιτος und siehe Arnott 1996, 548. 56 57
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Wein direkt mit dem kalten Wasser zu vermischen60. Die zweite Möglichkeit war, Weingefäße (ψυγεὺς ἤ ψυκτήρ, Ath. 11.502) im Brunnen kühlen zu lassen und nach Bedarf zu benutzen61. Der Ausdruck φρεατιαῖον ὕδωρ in Hermippos’ Fragment wird also zusammen mit einem Alexis Fragment62 von Athenaios erwähnt, zur Bestätigung, dass die Griechen kaltes Wasser tranken. Ohne Zweifel ist φρεατιαῖον ὕδωρ wörtlich als ‘Wasser aus dem Brunnen’ zu verstehen, und mit dieser Bedeutung wird es häufig im Gegensatz zu ῥυτόν ὕδωρ benutzt63. Auch wenn zu vermuten wäre, dass das Wasser im Brunnen tatsächlich nicht immer kalt bleiben konnte – besonders im Sommer –, scheint es mir klar, dass die Nebenbedeutung von ‘kaltes Wasser’ sehr häufig mitschwang64 und aus diesem Grund wird Alexis von Athenaios an dieser Stelle erwähnt. Es ist außerdem wahrscheinlich, wie Kaibel vermutet, dass Hermippos’ Vers ausgefallen ist, weil in zahlreichen ähnlichen Wortverbindungen (mit einem Verb und οὕτως am Ende des Satzes) bei Athenaios immer ein Beispiel folgt, vgl. Ath. 3.90a, 100d, 7.307b, 9.366c u.a. Fragment 41 Antiatt. p. 88, 29: διαλέγειν· ἀντὶ τοῦ διαλέγεσθαι. Ἕρμιππος Κέρκωψιν. Διαλέγομαι ist in der Komödie fast ausschließlich in der zweiten Person belegt, entweder im Imperativ- διαλέγου65 oder im Indikativform διαλέγει66. Die Hauptbedeutung ist ‘sich mit jmdm. unterhalten’, und es liegt die Vermutung nahe, dass das aktive Verb mit derselben Bedeutung in Hermippos’ Vers benutzt wurde. Es wäre aber auch eine zweideutige obszöne Bedeutung nicht auszuschließen, denn ein solcher Gebrauch des Verbes ist sonst gut belegt, sowohl in der mittleren Form67 als Synonym von ‘Geschlechtsverkehr haben’, als auch in der aktiven68.
Gelegentlich auch gemischt mit Schnee, vgl. Strattis Fr. 60 Ψυχασταί: οἶνον γὰρ πίειν … καὶ χιόνι μεμιγμένον, Machon Fr. 16.276, Alexis Fr. 145.10 Μανδραγοριζόμενη, Xen. Mem. 2.1.30, und siehe Gow 1965, 107 und Arnott 1996, 426. 61 Vgl. Lysipp. Fr. 1 Βάκχαι, siehe auch Broneer 1947, 239, der von ausgegrabenen Brunnen berichtet, wo zerbrochene Weintöpfe entdeckt worden sind, von denen viele gestempelte Handgriffe hatten. 62 Alex. Fr. 184. 63 Vgl. Thphr. CP 2.6.3, Plut. 2.954c, Arist. Mete. 353b26. 64 Vgl. Gal. 11.556, 568, Alex.Aphr. Pr. 1.56. 65 διαλέγου, vgl. Ar. Pax 1061, Ran. 176, Eccl. 890, Men. Sam. 496 66 διαλέγει, vgl. Eccl. 930, Men. Dysc. 345. 67 Vgl. Ar. Eccl. 890, siehe auch Sommerstein s.v., Pl. 1082, Hyp. Fr. 171, Plut. Sol. 20 68 Ar. Lys. 720: διαλέγουσαν τὴν ὀπὴν: ‘das Loch hineinschlagen’, mit ‘Loch’ auch als ‘Vagina’ zu verstehen, siehe auch Henderson 1987, 164). 60
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Μοίραι Die älteste von den erhaltenen Komödien von Hermippos – zumindest von denen, die mit größerer oder kleinerer Wahrscheinlichkeit datiert werden können – sind die Μοῖραι. Die Komödie scheint die Stimmung in Athen in den ersten Jahren des peloponnesischen Krieges, und insbesondere während des Einfalls in Attika zu thematisieren1. Fr. 48 erweckt den Anschein eines vor kurzem angefangenen Kriegs, wo die Männer auf das Kottabosspiel und die Symposien verzichten, und sich für den Kampf ausrüsten müssen. In Fr. 46 gibt der Chor einen Ratschlag, wie die Athener am besten ihre Stadt schützen können, und gleichzeitig die Lakedaimonien am einfachsten vernichten. Ein zweiter wichtiger Punkt, der in zwei Fragmenten auftritt ist ein Angriffsversuch gegen Perikles2. Inwiefern und bis zu welchem Grad dieser Angriff Thema der Komödie gewesen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden, man dürfte jedoch vermuten, auch anhand einiger Elemente in den Fragmenten, dass er in der ganzen Komödie im Hintergrund stand und gelegentlich – mindestens einmal, in Fr. 47 – eine unverhüllte Form annahm. Überraschend ist auf jeden Fall der Titel der Komödie, die Μοῖραι. In der Theogonie (211-220) finden wir sie zunächst als Tochter der Nacht und Schwester des Moros und des Thanatos, eine Genealogie, die stark mit ihrem ursprünglichen chtonischen Charakter verbunden ist und ihre uralte Existenz unterstreicht, die auch in der Tragödie erwähnt wird3. In einer späteren Stelle (900-906) macht sie aber Hesiod zu Töchtern von Zeus und Themis, und dort bilden sie, wie auch die Horen und die Chariten, zum ersten Mal eine Dreiheit (ihre Namen sind Klotho, Lachesis und Atropos). Im neuen Pantheon unter der Vorherrschaft des Zeus übernehmen sie eine neue Rolle. Sie sind nämlich diejenigen, die das Schicksal und die Lebensdauer jedes Sterblichen bestimmen, und, wie Hesiod schreibt4, ihnen das Gute und das Böse verteilen. Von wesentlicher Bedeutung ist aber, dass eine Redefinition ihres Verhältnisses zu den anderen Gottheiten und vor allem zu Zeus zu beobachten ist. Schon Hesiod sagt, dass Zeus ihnen πλείστην τιμήν gab. In einem lyrischen Fragment5 werden sie erwähnt als diejenigen, die am nächsten zu seinem Thron sitzen. Auch wenn sie in der Durchführung ihrer neuen Aufgabe eine gewisse Unabhängigkeit zu haben scheinen, ist es im Allgemeinen anzunehmen, dass ihre Macht bis zu einem gewissen Grad abhängig von seiner Macht ist6. Diese Das lassen vor allem Fr. 42, 46, 47, 48 mehr oder weniger vermuten. Dieser nimmt die Form einer Anspielung mit einem ironischen Ton in Fr. 42 und ist ganz direkt in Fr. 47. 3 Vgl. A. Prom. 895, Eum. 172, Soph. Ant. 987. 4 Vgl. Theog. 905-6. 5 PMG Fr. 1018,1-3 Page. 6 Vgl. Eur. El. 1248. Die Diskussion zum vielumstrittenen Thema der Rolle des Schicksals – vor allem in der homerischen Dichtung, aber auch in der Tragödie, z.B. in Prometheus – weist 1 2
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enge Verbindung lässt sich auch im Kult sehen7, vor allem durch Zeus’ Anrufung als Μοιραγέτης. Die Mächtigkeit der Moirai, als Verwalter des uralten Rechtes, und Spender allen Glücks – nicht nur bei der Geburt, aber auch später, bei der Ehe, denn sie sind auch mit Eileithyia verbunden – ist also gegeben. Ihre Verbindung mit uralten und chthonischen Gottheiten, wie die Nacht, und auch Gaia, Demeter und Persephone8, und vor allem mit den Erinyen, zwischen denen, zumindest im Volksglauben, nicht immer scharfen Grenzen gezogen wurden9, lässt sie unter die finstersten und ehrfurchtgebietendsten Gottheiten klassifizieren. Nichtsdestoweniger wagte sich der Volkshumor auch an sie heran. Das beste Beispiel bietet uns die Geschichte über Admetos – erzählt von Aischylos (Eum. 723ff) und Euripides (Alk. 1232) – wo Apollon beim Hochzeitfest, im Hause des Pheres die Moiren betrunken gemacht hat, so dass Admetos am Leben bleiben durfte, wenn er an seinem Todestag eine Person anin seiner Stelle fand, wenn Hades für ihn käme. In der Galinthiaslegende (Ant.Lib. 29) wurden die Moiren von der Dienerin der Alkmene überlistet; das Ergebnis war die Geburt des Herakles, die die Moiren, nach dem Befehl der Hera, durch Zauberei behinderten. Galinthia wurde danach durch Verwandlung in ein Wiesel bestraft, das durch die Ohren empfing und aus dem Mund gebar. Es lässt sich leider aus den erhaltenen Fragmenten nicht einsehen, welche Rolle die Moirai in Hermippos’ Komödie gespielt haben könnten. Dass sie den Chor bildeten ist unwahrscheinlich, denn dafür würde man mit vierundzwanzig Moiren rechnen müssen10. Es ist vielleicht dann logischer anzunehmen, dass sie direkter, als Protagonisten auf die Bühne, auftraten. Perikles trat ebenso auf die Bühne auf, wie Fr. 47 erschließen lässt. An dieser Stelle wird er als ‘König der Satyrn’ angeredet, während er in Fr. 42 ‘Zeus’ genannt wird11. Trotz dieser Diskrepanz, ist nicht auszuschließen, dass er in der Komödie als Zeus auf die Bühne gebracht wurde, ähnlich wie in Kratinos’ Nemesis (vgl. Fr. 188). Es wäre also möglich, dass Hermippos mit dem Titel auf diese Beziehung zwischen den Moirai und Zeus anspielte, oder dass er versuchte, eine ähnliche Verbindung zwischen Perikles – als Zeus – und ihnen herzustellen. Eine ganz andere Erklärung gab Bergk12, dass der Titel der Komödie auf ein lakedaimonisches militärisches Korps, die μόρα, zurückgehe13. schwierige und Fragen auf. Eine kurze Darstellung findet man in RE XV, S. 2453-2460, in 2463-4 wird auch über Aischylos diskutiert. 7 Alle entsprechenden Fälle, in Athen und in andere Städten, kann man in RE XV S. 2451-2 und LIMC 6.1, S. 636-8 finden. 8 Die wird auch im Kult bezeugt, siehe RE XV S. 2451-2 und LIMC 6.1, S. 636-8. 9 Vgl. z.B. den Kult in Sikyon. 10 Harvey 2000, 105 bemerkt dazu: “It is not very likely that their number was inflated to twentyfour: over-stuffing on this scale would result in an intolerably over-determined world”. 11 Siehe Kommentar zum Fragment und zum Wort. 12 Bergk 1838, 318. 13 Vgl. Xen. HG 2.4.31, Lac. 11.4.
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Skeptisch gegen Bergks’ Vermutung stehen Meineke und Schwarze14. Es besteht kein hinreichender Grund, das Wort μόρα mit einem Wort zu wechseln, das eine so lange Geschichte hat und von einer so großen Wichtigkeit ist wie μοῖρα, vor allem wenn keine Verbindung zwischen dieser Komödie und einem lakaidemonischen Korps festzustellen ist. Eine Tragödie – oder satyrisches Drama – mit dem Titel Μοῖραι, von der nichts erhalten ist, schrieb Achaios. Er wurde 484/3-481/0 geboren, war etwa junger von Sophokles und führte auch Tragödien ab 448/7-445/4 auf, ungefähr in der gleichen Zeit wie Euripides, siehe Suda α 4683. Die Komödie wurde, wie schon erwähnt, am Anfang des Peloponnesischen Kriegs aufgeführt. Noch genauer kann sie mit Hilfe des Fr. 47 datiert werden, dessen Zuschreibung zu den Μοῖραι aber in der Forschung umstritten bleibt. Die Anrede im ersten Vers βασιλεῦ Σατύρων spielt ohne weiteres auf Kratinos’ Διονυσαλέξανδρος an15, wo Perikles auf der Bühne als Dionysos dargestellt wurde16. Da Kratinos‘ Komödie an den Lenäen 430 zur Aufführung gebracht wurde, hatte Hermippos bestimmt genügend Zeit, bis zu den Dionysien des gleichen Jahres diese Anrede passend einzufügen17, wenn die Erinnerung von Perikles-Dionysos noch frisch war. Außerdem war Perikles, der 430 bei beiden Dionysosfesten noch Stratege war, zu diesem Zeitpunkt zur Zielscheibe heftiger Kritik geworden, wohingegen im Winter 430/29, wie Koerte bemerkt, „die Stimmung so stark zugunsten des Perikles umschlug, dass eine wesentlich gegen ihn gerichtete Komödie 429 unzeitgemäß gewesen wäre“ 18. Fragment 42 ὁ Ζεὺς δὲ τούτων οὐδὲν ἐνθυμούμενος μύων ξυνέπλαττε Θετταλικὴν τὴν ἔνθεσιν Zeus aber, nichts davon berücksichtigend, formte mit geschlossenen Augen den thessalischen Bissen zusammen. Die Rede ist wahrscheinlich von Perikles, der häufig mit Zeus in Verbindung gebracht wird, entweder durch typische Adjektive des Göttervaters, oder durch direkte Benennung als Zeus19. Der Ton des Fragmentes ist ironisch, der ganze Sinn der Verspottung ist aber obskur. Perikles bereitet, mit geschlossenen Augen (μύων), ohne sich der Situation wirklich bewusst zu sein (τούτων οὐδὲν Meineke I S. 91, Schwarze 1971, 105. Dafür haben Wilamowitz 1904 S. 665-6 und Croiset 1904, 297 überzeugend argumentiert. 16 Fr. 47 weist eine erweiterte Anlehnung an Kratinos auf, wie Schwarze 1971, 104-5, gezeigt hat. 17 Siehe auch Koerte 1911, 256. 18 Seine Bemerkung betrifft eigentlich Kratinos’ Stück, wäre aber gültig auch für Hermippos’ Komödie, wenn es anzunehmen ist, dass sie auch gegen ihn richtete. 19 Siehe Beispiele im Kommentar. 14 15
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ἐνθυμούμενος), den ‘thessalische Bissen’ vor, also einen anscheinend großen Plan, vielleicht ein bedeutendes Bündnis mit den thessalischen Städten20. Die Verse wurden anscheinend von jemandem gesprochen, der gegenüber der Politik des Perikles misstrauisch war. Schwarze21 erklärt den bei Hermippos ausgedrückten Vorwurf, dass „Perikles den Athenern, wie wir sagen würden, ‘diese Suppe eingebrockt hat’ “. Meiner Meinung nach aber besteht die Ironie eher darin, dass Perikles die schwierige Situation, in der sich Athen in dieser Zeit befand, nicht richtig einschätzte, und bei nicht klarem Verstand22 große, aber gleichzeitig auch zweifelhafte, Pläne schmiedete, um Athen aus dieser Situation zu befreien. Die Passage würde vielleicht auch zu der Parabase passen, das Metrum aber (iambische Trimeter) schliesst nicht andere Möglichkeiten aus. ὁ Ζεὺς: Perikles wird oft in der Komödie mit Zeus verglichen, im Rahmen dieses Tyrannenbildes, das die Komiker ihm häufig vorgeworfen hatten. Den größten Anteil an diesen Angriffen besitzt Kratinos. In Χείρωνες (Fr. 258) wird Perikles zunächst explizit τύραννος genannt, und dann νεφεληγερέτας, ein typisches homerisches Adjektiv von Zeus. In Νέμεσις wird er als Zeus auf die Bühne gebracht23. In ähnlicher Weise tritt er in Θρᾷτται mit der Maske eines “zwiebelköpfigen Zeus” auf die Bühne24. Außer Kratinos wird Perikles, nach Athenaios’ Bericht, von Telekleides in Ἡσίοδοις Ὀλύμπιος genannt. Mit dem gleichen Adjektiv οὑλύμπιος charakterisiert ihn auch Aristophanes in den Acharnern (530-1). Dass Perikles in einem anderen Fragment der Μοῖραι (Fr. 47) als Dionysos, βασιλεῦς Σατύρων, angeredet wird sollte kein Problem aufweisen, denn – wie Schwarze bemerkt – es handelt sich dort um einen bewussten Anklang an den Διονυσαλέξανδρος von Kratinos, der die feste Benennung des Perikles als Zeus überhaupt nicht stört. οὐδὲν τούτων ἐνθυμούμενος: Wahrscheinlich auf die peloponnesische Invasion in Attika zu beziehen und den Schaden, den die Eindringlinge anrichteten, vor allem die Vernichtung der Feldfrüchte, vgl. K-A. Bd. V S. 579 ‘calamitatum ex hostium coortarum’, Meineke II,1 S. 399. μύων: Bergk hält das Wort für korrupt und emendiert aus der Lesart μύρων, die der Kodex P und andere ältere Ausgaben überliefern, zu Μοιρῶν. Er begründet seine – schon von Meineke zurückgewiesene25 – Korrektur damit, dass Μοιρῶν auf das lakedaimonische militarische Korps μόρα anspielt, Siehe Komm. unter Θετταλικὴν τὴν ἔνθεσιν. Schwarze 1971, 107ff. 22 Das zeigen deutlich μύων und οὐδὲν ἐνθυμούμενος. 23 Vgl. Fr. 118: μόλ᾿ ὦ Ζεῦ ξένιε καὶ κάριε. 24 Vgl. Fr. 73: ὁ σχινοκέφαλος Ζεὺς ὅδε προσέρχεται / Περικλέης. 25 Meineke II,1 S. 399. 20 21
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worauf auch der Titel der Komödie zurückgeht26. Das Verb μύω, ‘die Augen schließen’, in Zusammenhang mit οὐδὲν ἐνθυμούμενος, ‘nichts erwägend’, ergibt jedoch einen guten Sinn27, aus welchem Grund hier keine Emendierung notwendig ist. Θετταλικήν τὴν ἔνθεσιν: vgl. Athen. 10.418d: ἔλεγον δὲ καὶ Θεσσαλικὴν ἔνθεσιν τὴν μεγάλην, ähnlich Hsch. θ 422, vgl. Phot. p. 88,11 und Poll. 6.43, ὁ μέγας ψωμός, und Eust. Il. 3. 237.14 ἡ μεγάλη τροφή. Die Thessaler waren bekannt für ihre großen und luxuriösen Bankette28, ihre Gefrässigkeit29 und ihre Gewohnheit, Fleisch in große Stücke zu schneiden30. Darüber siehe auch Taillardat 1962, 171 Anm. 2. Über die Gewohnheiten der Thessaler siehe Goebel 1915, 67-69. Der Vers spielt wahrscheinlich auf die Bemühungen Athens an, an Beziehungen mit den thessalischen Städten anzuknüpfen. Thukydides berichtet von zwei Kontingenten, die den Athenern gesandt wurden, κατὰ το παλαιὸν ξυμμαχικόν (Thuc. 2.22.3), eine von den Larisaiern, von Polymedes und Aristonus befehligt, und eine von den Pharsalern, unter Menon. Die Haltung der thessalischen Städte war häufig schwankend. Der Grund dafür war, dass sowohl die große Mehrheit der Bevölkerung, als auch einige fürstliche Familien mit Athen gute Beziehungen unterhielten, die Ritterschaft aber und der Adel Lakedomonien-freundlich waren. Larisa und Pharsalos sind jedenfalls unter der Alliierten der Athener in 2.9.4 nicht aufgelistet. Somit lässt sich denken, dass ein Umschwung, zumindest in diesen zwei Städten, inzwischen stattgefunden hat, und dass Hermippos’ Vers sich vielleicht doch auf diese Änderung beziehen könnte. Welche Rolle Perikles dabei selbst gespielt hat, ist uns unbekannt, das Fragment lässt jedoch wenig Zweifel daran, dass er daran beteiligt gewesen ist31. Fragment 43 μείζων γὰρ ἢ νῦν δή ΄στι͵ καὶ δοκεῖ γ’ έμοι͵ ἐὰν τοσοῦτον ἐπιδιδῷ τῆς ἡμέρας͵ μείζων ἔσεσθαι Διαγόρου τοῦ Τερθρέως. Er ist nämlich größer als gerade eben und scheint mir, wenn er jeden Tag so weiterwächst, größer als Diagoras, der Sohn des Terthreus, zu werden. Bergk 1838, 318: „Μοιρῶν autem, quod restitui, intellegendum est de moris Lacedaimoniorum, a quibus fabulam nomen traxisse conjicio“. 27 So auch Schwarze 1971, 108, siehe auch Einleitung zum Fragment. 28 Vgl. Ar. Fr. 507 Ταγηνισταί. 29 Vgl. Mnesim. 8 Φίλιππος: τῶν Φαρσαλίων / ἤκει τις, ἵνα καὶ τὰς τραπέζας καταφάγῃ; 30 Vgl. Crates Fr. 21 Λαμία: ἐπεὶ τριπήχη Θετταλικῶς τετμημένα, und Philetaer. Fr. 10 Λαμπαδηφόροι: χειροβαρές σαρκὸς ὑείας θετταλότμητον κρέας. 31 Darüber siehe auch Busolt 1904, 920 und Gomme 1956, 78. 26
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Wir wissen leider nicht, wer spricht, noch, über wen die Rede ist. Kaibel32 vermutete, es sei eine Person gemeint, die von Perikles große Ehre genoss, und mit Diagoras verglichen werden konnte, wie z.B. Damon. Fritzsche33 dachte stattdessen, die Rede sei hier von Kleon, der Perikles in seinen Reden anscheinend immer heftiger angegriffen habe. Seine Vermutung, die offensichtlich auf den letzten Versen des Fr. 44 beruht, wo Kleon als ein bedrohlicher Rivale des Perikles dargestellt wird, wurde – wohl mit Recht – von Jacoby34 abgewiesen. Der Vergleich scheint in eine wörtliche und nicht figurative Ebene gezogen zu werden, und damit gibt es keinen passenden Kontext für eine Anspielung auf Kleon. ἢ νῦν δή ΄στι: Bergks Emendation35 ist wahrscheinlich richtig. Zur Bedeutung von νῦν δη (oft als ein Wort, νυνδή, geschrieben) vgl. Ar. Pax 5, 293, Lys. 327, Plut. 517, Magn. Fr. 6 Τιτακίδης und siehe Denniston 1975, 206-7. καὶ δοκεῖ γέ μοι: Die Handschrifte überliefern δέ oder δή36. Bergk korrigierte zu γ᾿ ἐμοί. Die Partikel γε ist vielleicht richtig, die schwache Form μοι scheint aber hier passender zu sein, zumal diese Verbindung auch an anderer Stelle belegt ist37, im Gegensatz zu allen anderen Verbindungen, die nirgendwo belegt sind. ἐὰν τοσοῦτον ἐπιδιδῷ τῆς ἡμέρας: Der Vers ist korrupt überliefert38. Die von Kassel-Austin gedruckte Version, nämlich nach der Korrektur von Dindorf39 zu τοσοῦτον, und der Beibehaltung der Lesart ἐπιδιδῷ der Suda40, ist sicherlich die beste. Διαγόρου τοῦ Τερθρέως: Die Identifizierung des Verspotteten Diagoras mit dem notorischen Atheisten Diagoras dem Melier, der oft bei Aristophanes verspottet wird41, bleibt in der Forschung umstritten. Die aristophanischen Scholien42 unterscheiden zwischen zwei Diagoras, offensichtlich in der Meinung, dass das Verspottungselement der Größe im Fall von Hermippos Bei K.-A. Bd. V S. 580. Fritzsche 1845, 186. 34 Jacoby 1959, 9. 35 ἤ νῦν δή ᾿ στι Bergk 321: ἦν νῦν δε ἐστι (δ᾿ ἔστι Suda) codd 36 γ᾿ ἐμοί Bergk: δέ μοι Schol. V: δή μοι Suda: μοι Barb: μο Θ 37 Vgl. Xen. Anab. 7.6.40, Pl. Crat. 400b. 38 ἐάν τι τούτων Schol. V: ἐάν τις Suda (praeter cod. V qui ἔτι): τούτων post spat. vac. 5 litt. Θ Barb ἔπιδίδωι τῆς Suda: ἐπιδίδωται Schol. V: ἐπιδίδοται Θ Barb 39 ἐὰν τοσοῦτον Dindorf in add. (vol. III p. 408). 40 Vgl. Pl. Euthd. 271b, Hdt. 2.13, Thuc. 8.24. 41 Vgl. Ar. Av. 1072-5, Ran. 318-20, implizit Nub. 830-1, erwähnt auch – fast sprichwörtlicherweise – bei Lysias 6.17, Κατ᾿ Ἀνδοκίδου. 42 Sch. Ran. 320, vgl. auch Suda ι 15. 32 33
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nicht zu dem Bild des Atheisten Diagoras passen kann. Wäre diese Identifizierung anzunehmen (dafür sind Sommerstein43, Jacoby44, Romer45 und Helm46), würde das bedeuten, dass Diagoras doch viel früher – also nicht 42347 sondern 430, in Athen bekannt war. Gegen die Identifizierung sind, außer den Scholien, Woodbury48 und Winiarczyk49. Meiner Meinung nach liegt Diagoras ὁ Τερθρεύς, also Diagoras der ‘Pedant’, oder der ‘Schwätzer’50, nicht so extrem weit vom Atheisten51 und könnte auf jeden Fall gut zu einem Dichter mit philosophischen Interessen passen, wie Diagoras der Melier vermutlich war, oder zumindest theoretisch gewesen sein könnte. τοῦ Τερθρέως: Aufgrund des Genitivs lässt sich nicht sagen, ob der Name, worauf sich das Wortspiel bezog, ein Patronymikon oder ein Demotikon war. Τερθρεύς Νέστο[ρος] liest man auf einem Ostrakon, das mit einiger Unsicherheit auf 471 datiert wird. Wie aber Brenne52 richtig bemerkt, geht es wohl wieder um einen Scherz oder eine Anspielung auf eine Person, die unter diesem Spottnamen ebenfalls bekannt war. Die antiken Lexika geben λεπτολογία oder φλυαρία als Synonym von τερθρεία53. Die meisten von diesen Lexika überliefern eine sicherlich interessante Ableitung des Wortes aus dem nautischen Begriff τέρθρον, erklärt als σχοινίον τι ἐν τοῖς πλοίοις λεπτόν, oder – im Plural τερθρίοι – οἱ ἔσχατοι κάλοι54, oder im Allgemeinen τό ἔσχατον καὶ ὑψηλόν55. Jacoby56 hält diese komische Etymologie für falsch und bevorzugt nicht, Τερθρέως mit τέρθρον in Verbindung zu setzen, ohne jedoch eine ausreichende Erklärung dafür zu geben. Eine etymolologische Verbindung zwischen den zwei Wörtern ist jedoch ohne Zweifel anzunehmen57 und eine inhaltliche Annäherung der zwei Bedeutungen ist wohl auch möglich zu sehen (σχοινίον λεπτόν, τὸ ἔσχατον, τὸ ὑψηλόν und τερθρεία, τερθρεύομαι: λεπτολογώ, φλυαρῶ, über angeblich wichtige, ὑψηλά, Themen schwatzen). Siehe seinen Kommentar zu Ar. Av. 1073 und Ran. 320. Jacoby 1959, 9-10 45 Romer 1994, 354. 46 Helm 1906, 379. 47 Erste Aufführung der Wolken (423), siehe Romer 1994, 353. 48 Woodbury 1965, 187: „ In the absence of positive evidence, it is prudent to accept the Scholiast’s distinction and dismiss the fragment“. 49 Winiarczyk 1979, 191-213. 50 Siehe auch nächstes Lemma. 51 Vielleicht entwickelte er sogar im Rahmen dieser pedantischen Denkweise ein starkes atheistisches Denken. 52 Brenne 2002, 69. 53 Vgl. Phot. τ 578,12, Hsch. τ 521, Suda τ 344, EM Kall. 752,48. Andere Erklärungen sind λογομαχία, ἀπάτη, φληναφία, περιέργεια, γοητεία, περιπάθεια. 54 Vgl. Sch. Ar. Eq. 440). 55 Vgl. Hsch. τ 526, Sch. (Tr.) Eq. 440. 56 Jacoby 1959, 10. 57 Siehe auch Chantraine 1980, 1107 und Frisk 1970, 789-80. 43 44
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Außerdem ist es ganz klar, dass das Wortspiel in Hermippos’ Fragment beide Bedeutungen verlangt. Im Vordergrund steht die τερθρεία, und durch diese ist er wohl mit Diagoras der Melier zu identifizieren. Das Wort Τερθρέως evoziert aber gleichzeitig die ursprüngliche Bedeutung von ἔσχατον und ὑψηλόν, die sich auf die verspottete Person beziehen, und dadurch findet das Wortspiel seine vollendete Begründung. Fragment 44 oἶσθα νῦν ὅ μοι ποίησον; τήνδε νῦν μή μοι δίδου͵ ἐκ δὲ τοῦ κέρατος αὖ μοι δὸς πιεῖν ἅπαξ μόνον. Weißt du, was du jetzt für mich tun sollst? Gib mir diese jetzt nicht, sondern gib mir nur noch ein einziges Mal wieder vom Horn zu trinken. Das Metrum ist ein trochaischer katalektischer Tetrameter. Die Szene ist wahrscheinlich symposiastisch. Einer der Gäste drückt in einem fast flehentlichen Ton seinen Wunsch aus, dass ihm nicht ein normales und anscheinend kleines Glas gegeben werde, sondern noch einmal die Erlaubnis, vom κέρας zu trinken. Man könnte vermuten, dass das Ἀμαλθείας κέρας, das Horn des Überflusses damit gemeint ist, oder, dass das Horn mit einem besonderen Wein, oder Ambrosia, gefüllt ist und der Gast, vielleicht ein auf dem Olymp eingeladener Sterblicher – und warum nicht Perikles – seinen Gastgeber bittet, ihm zu erlauben, das göttliche Getränk zu kosten. οἶσθα νῦν ὅ μοι ποίησον: Eine gebräuchliche, ohne Zweifel aus der Alltagssprache stammende Formel, die häufig in der Komödie und der Tragödie belegt ist, vgl. Ar. Eq. 1158-9, Av. 54, 80, Pax 1061, Men. Fr. 916, Eur. Cycl. 131, Hec. 225, Heracl. 451, Hel. 1233, S. OT 543. Siehe auch Kühner-Gerth Βd. I S. 239 Anm. 3 und Stevens58 für weitere Bibliographie. τήνδε νῦν: Wahrscheinlich ist das Wort κύλικα zu verstehen, eines der am häufigsten benutzten Weingefäße59. Eine zweite Möglichkeit wäre, dieses Fragment mit dem nächsten (Fr. 45) in Verbindung zu bringen, wo eine λεπαστή erwähnt wird. Meineke emendiert das zweite νῦν des Satzes zu μὲν,
Stevens 1976, 36: These are generally rhetorical questions, followed immediately by a command or entreaty to which they request attention. The corresponding English idiom would sometimes be “Now listen …”, or “I will tell you what …”. Occasionally the interrogative sense of the phrase is revived by an answer before the command is given … It seems probable that in this type of the phrase the more abrupt and emphatic imperative is substituted for a future or some periphrastic form. 59 Vgl. Pherecr. Fr. 45 Δουλοδιδάσκαλος. 58
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wohl mit Recht, zumal gleich danach ἐκ δὲ folgt60. Für das erste νῦν gibt es auch die Lesart νυν61. Das Fragment weist aber sonst keine kritische Schwierigkeit auf, weswegen eine Emendation nicht zwingend nötig ist. ἐκ δὲ τοῦ κέρατος αὖ μοι δὸς πιεῖν: Δίδωμι wird häufig im Kontext von Essen und Trinken verwendet, vgl. Hdt. 4.173: ἐκ χειρὸς διδοῖ πιεῖν, Cratin. Fr. 132 Νόμοι: χρυσίδι σπένδων γέγραφε τοῖς ὄφεσι πιεῖν διδούς, Pherecr. Fr. 75 Κοριαννώ, Ar. Fr. 208 Δαιταλῆς, Eup. Fr. 271. Ταξίαρχοι: δίδου μάσασθαι, Hegem. Fr. 1 Φιλίνη: δὸς καταφαγεῖν. Fragment 45 ἢν ἐγὼ πάθω τι τήνδε τὴν λεπαστὴν ἐκπιών τῷ Διονύσω πάντα τἀμαυτοῦ δίδωμι χρήματα Wenn mir etwas passiert, nachdem ich dieses tiefe Trinkgefäß ausgetrunken habe, gebe ich Dionysos mein ganzes Eigentum. Die zwei Verse sind eine parodische Nachahmung der juristischen Sprache, in der ein Testament geschrieben wird62. Das Metrum sind trochaische Tetrameter, genau wie in Fr. 44. Bergk hat die zwei Fragmente, ‘propter numeri et sententiae similitudinem’, zusammengesetzt63. Ihm schloss sich auch Kaibel an64, der die Szene so erklärte, dass jemand ein kleines Glas ablehnt und nach einem größeren fragt, nämlich einem Horn; Dann aber greift er nach einem noch größeren Becher, einer λεπαστή, und verheißt aus Zufriedenheit in seinem Testament, sein ganzes Eigentum dem Bacchus zu hinterlassen. Meineke lehnt aufgrund der Unterschiedlichkeit der zwei erwähnten Gläser die Zusammensetzung ab, hat aber selbst keinen Zweifel daran, dass beide Fragmente aus der gleichen Szene stammen65. Es ist in der Tat fraglich, ob man die zwei Fragmente in einem kombinieren sollte, weil sowohl die logische Reihenfolge als auch das nötige Bindewort66 am Anfang des zweiten Fragmentes fehlen, inhaltlich aber und metrisch würden sie eventuell zu der gleichen Szene passen. ἤν ἐγὼ πάθω τι: vgl. Ar. Pax 169-172, Vesp. 385-6, Eccl. 1105. Ein häufig in Testamenten vorzufindender Euphemismus, vgl. P Grenf. 1.12, Lond. 2 219. Die Meineke 1867, 220. Über den Gebrauch dieses νυν siehe Fr. 8 und Kühner-Gerth p. 118,4. 62 Siehe auch Kommentar unten. 63 Bergk 1838, 321. Er hat auch im dritten Vers zwischen ἤν und ἐγὼ ein δ᾿ hinzugefügt. 64 Siehe in K.-A. Bd. V, S. 581. 65 Meineke II,1 S. 400. 66 Aus diesem Grund wird es sowieso von Bergk hinzugefügt. 60 61
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typische Formulierung ist die folgende: ἐὰν δὲ τι (ἀνθρώπινον) πάθω, καταλείπω (καὶ δίδωμι) … . Siehe Flinders Petrie Pap. i Index und Blaydes zu Eccl. 1105. λεπαστή: Die Größe und die Form dieses Gefäßes waren schon in der Antike umstritten, wie die lexikographischen Angaben bezeugen. Es ist nämlich unklar, ob λεπαστή eine Art Becher war, ähnlich wie eine κύλιξ, oder ein wesentlich größeres Gefäß, eine οἰνοχόη, aus dem man Wein in die Becher goss. Pollux (10.75) berichtet, dass es nicht nur ein ἔκπωμα war, sondern auch eine οἱνοχόη, und weist auf Ar. Fr. 174 Γηρυτάδης hin67. Eine ähnliche Erklärung findet man bei Hesychios68 und eine etwas unterschiedliche, aber genauso unklare bei den aristophanischen Scholien69. Die zahlreichen antiken Quellen, die Athenaios im entsprechenden Kapitel zitiert70, lassen mehr oder weniger an ein großes Trinkgefäß denken71. Diese Erklärung behält auch Olson72. Die Erklärung von LSJ, “a limpet-shaped drinking cup”, auch wenn sie etymologisch möglich wäre73, bietet kaum eine Lösung für das Problem. Fragment 46 εἰ δ᾿ ἦν τὸ γένος τῶν ἀνθρώπων τῶν νῦν τοιόνδε μάχεσθαι, καὶ βατὶς αὐτῶν ἡγεῖτ᾿ ὀπτὴ μεγάλη καὶ πλευρὸν ὕειον, τοὺς μὲν ἄρ᾿ ἄλλους οικουρεῖν χρῆν, πέμπειν δε Νόθιππον ἑκόντα· εἷς γὰρ μόνος ὤν κατεβρόχθισεν ἄν τὴν Πελοπόννησον ἅπασαν Wenn das gegenwärtige Menschengeschlecht beim Kampf so wäre, und ihr Führer ein gebratener Rochen und eine Lammrippe wäre, dann müssten die anderen in der Stadt zu ihrem Schutz bleiben, und nur Nothippos freiwillig schicken· der würde zwar, obwohl einer allein, die ganze Peloponnes verschlingen. Das Metrum sind anapästischer Tetrameter. Inhaltlich und metrisch gesehen könnte das Fragment aus der Parabase stammen. Nach einer Hypothese ad absurdum, die in den Versen davor begonnen hat74 und die in diesem Fragment im zweiten Vers erweitert wird, gibt der Chor dem Publikum einen Ratschlag, wie man den Krieg am besten durchführen könnte. Die Athener sollten nämlich Λεπαστή wird in seinem Lexikon unter beiden Kategorien aufgelistet, vgl. 6.95 und 6.19. Vgl. Hsch. λ 663-4. 69 Vgl. Sch. Ar. Pax 916 λεπαστήν: εἶδος ποτηρίου μεῖζον ἤ κύλιξ. οὕτως ὁ Σύμμαχος. ὁ δὲ Παλαμήδης το πιθάριον ἐκδέχεται. 70 Ath. 11. 484f - 866a. 71 Vgl. Philyl. Fr. 5 Αὐγή, Antiphanes Fr. 47 Ἀσκληπιός, Pherecr. Fr. 101 Κραπάταλοι. 72 Olson 1998, 244 (zu Ar. Pax 916): “some sort of deep drinking cup”. 73 Vom λεπάς, siehe Komm. zu Fr. 31. 74 Das lässt das Wort τοιόνδε des ersten Vers vermuten. 67 68
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Nothippos allein gegen ihre Feinde senden, weil er mit seinem riesigen Appetit keine Schwierigkeit hätte, die ganze Peloponnes zu verschlingen. τοιόνδε: Kaibel sieht in diesem Wort sowohl eine Anspielung auf Perikles, als auch eine inhaltliche Verbindung mit Fr. 4275 und bemerkt, dass man bei der Wendung τὸ γένος τῶν ἀνθρώπων τῶν νῦν nicht nur an die Athener sondern auch an ihre Feinde denken sollte. βατίς: Ein Plattfisch, wahrscheinlich ein ‘Rochen’, siehe Thompson 1947, 26-8. οἰκουρεῖν: Bei LSJ wird Hermippos’ Stelle mit einer Stelle bei Plutarch76 verbunden, wo das substantivierte neutrale Partizip des Verbs (τὸ οἰκουροῦν) für diejenigen Athener benutzt wird, die – im Gegensatz zu den πλέοντες, den φρουροῦντες und den στρατευόμενοι – aus irgendeinem Grund nicht fähig waren, ihren Militärdienst zu leisten und deswegen in der Stadt blieben. Diesem οἰκουροῦν77 wurden, wie Plutarch erzählt, andere, nicht militärische, Aufgaben beigegeben. Es ist jedoch fraglich, ob das Verb mit der gleichen Bedeutung in Hermippos’ Fragment benutzt wird; die erste Bedeutung des Verbs, ‘schützen’, ‘bewachen’, vgl. A. Ag. 809, Soph. Ph. 1328, Ar. Ach. 1060 (in komischem Kontext benutzt) ist vielleicht hier zu bevorzugen. Νόθιππον: Athenaios (8.344c) listet Nothippos unter den ὀψοφάγοι auf und berichtet, er sei ein Tragiker, der zweimal in der Komödie Erwähnung findet, bei Hermippos in den Μοῖραι und Telekleides in den Ἠσίοδοι (Fr. 17). Die Gleichsetzung mit Gnesippos (vgl. Chionides Fr. 4 Πτωχοί, Cratin. Fr. 104 Μαλθακοί, 104, Eup. Fr. 148 Εἴλωτες, und siehe Storey 2003, 178-9 und Snell TrGF I S. 144), die Wilamowitz vermutete, offensichtlich im Rahmen des Versuches, unbekannte Komoidoumenoi durch bekannte zu ersetzen, kann wenig bringen. Es gibt zunächst, wie Maas78 bemerkt, viele andere Namen, die theoretisch auch passen könnten, und außerdem wird Gnesippos an keiner Stelle wegen seiner Gefräßigkeit oder seine Größe verspottet. Am besten wäre wohl anzunehmen, dass Nothippos ein fetter tragischer Dichter war, von dem wir keine andere Information außer Athenaios’ Stelle haben.
Bei K.-A. V S. 400: τοιόνδε i.e. οἷος ὁ Περικλῆς ἐστιν οὐδὲν τῶν κατᾶ χώραν ὑπὸ Λακεδαιμονίων πραττόμενων ἐνθυμούμενος, οἴκοι δὲ καθήμενος Θετταλικὴν ἔνθεσιν συμπλάττων. 76 Plut. Per. 12: ἵνα μηδὲν ἧττον τῶν πλεόντων καὶ φρουρούντων καὶ στρατευομένων τὸ οἰκουροῦν ἔχῃ πρόφασιν ἀπὸ τῶν δημοσίων ωφελεῖσθαι καὶ μεταλαμβάνειν. 77 Früher, an der gleichen Stelle, werden sie ἀσύντακτος καὶ βάναυσος ὄχλος genannt. 78 Maas, RE VII, 18481, 19. 75
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ἑκόντα / εἷς γὰρ μόνος ὤν: Porson zitiert den Vers, zu ἕν ὄντα korrigierend79. Ἑκόντα gibt aber einen guten Sinn, weil es zum Bild des kämpfhungrigen, gefräßigen Nothippos passt. Außerdem wäre ἕν ὄντα eine unnötige Wiederholung, weil der nächste Vers mit den gleichen Wörtern fängt. Εἷς γὰρ μόνος ὤν ist ein rhetorischer Pleonasmus, vgl. Ar. Plut. 948-50, And. 2. 8, Pl. Gorg. 472c, 475e. Fragment 47 βασιλεῦ Σατύρων, τί ποτ᾿ οὐκ ἐθέλεις δόρυ βαστάζειν, ἀλλὰ λόγους μὲν περὶ τοῦ πολέμου δεινοὺς παρέχῃ, ψυχὴ δὲ Τέλητος ὕπεστιν; κἀγχειριδίου δ᾿ ἀκόνῃ σκληρᾷ παραθηγομένης βρύχεις κοπίδος, δηχθεὶς αἴθωνι Κλέωνι König der Satyrn, warum verweigerst du, eine Lanze zu tragen, hältst aber stattdessen gewaltige Reden über den Krieg, während die Seele von Teles dahintersteckt? Du stöhnst schon nur beim Anblick einer Klinge eines kleinen Dolches, der auf hartem Wetzstein gewetzt wird, als wärst du vom feurigen Kleon gebissen. Ein Fragment von sieben anapästischen Dimetern, das metrisch und inhaltlich gesehen aus der Parabase stammen muss, und zwar dem Pnigos des Kommation, hat uns Plutarch in Vita Perikles (§33) erhalten. Die Zugehörigkeit des Fragments zu den Μοῖραι80 ist umstritten, weil in der Quelle keiner Titel angegeben wird. Skeptisch der Zuschreibung zu Μοῖραι gegenüber stehen Gilbert81, Geissler82, Busolt83 und Koerte84, wohingegen Croiset und Schwarze dafür sind85. Die Μοῖραι sind mit relativer Sicherheit auf die ersten Kriegsjahre Porson 1824, xix (Praef.): „Debueram fortasse χρῆν excipere, quod non minus quam ἔχρην in scaena Attica occurit, etiam apud Comicos, quomodo, ut uno exemplo contentus sim, Hermippus Athenaei p. 344 D“. 80 Erst von Bergk 1838, 320 und Meineke II,1 S. 396 vermutet. Kassel-Austin schreiben es auch den Μοῖραι zu. 81 Gilbert 1877, 112: „(die Vermutung von Meineke und Bergk, es seien die Moirai gewesen, entbehrt jeder Stütze)“. Eine weitere Erklärung für seine Ablehnung gibt er jedenfalls nicht. 82 Geissler S. 25 denkt außer Μοῖραι auch an die Στρατιώται, von der zwei Versen auch in der ersteren gestanden hätten, vgl. Ath. 15.668a. Die Στρατιῶται oder Στρατιώτιδες sind mit gewisser Unsicherheit etwas später zu datieren. Über beide Themen siehe die Einleitungen der Komödien. 83 Busolt 1904, 921: „Fr. 46 atmet die Stimmung unmittelbar vor dem Beginn des Kampfes. Auch der Spott des Hermippos über den großen thessalischen Bissen (Fr. 42) passt nur in das Frühjahr 431. Die bei Plut. Per. 33 zitierten Verse gehören dagegen in das folgende Jahr und stammen deshalb nicht aus den Moirai“. 84 Koerte 1911, 255, Anm. 1. 85 Croiset 1904, 309, Schwarze 1971, 101, 79
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(431-30 v. Chr.) zu datieren, wofür auch Fragmente 42, 48 und wahrscheinlich auch 46 sprechen. Fr. 47 bezieht sich ohne Zweifel auf die Defensivstrategie von Perikles nach der peloponnesischen Invasion in Attika86. Außerdem ist die Verbindung mit Διονυσαλέξανδρος – in den Lenaien 430 aufgeführt – durch die Anrede βασιλεῦ Σατύρων gesichert, was noch ein starkes Argument für die Zugehörigkeit ist. Jedenfalls fehlt in den Στρατιώτιδες jeder Hinweis, dass Perikles dort Verspottungsziel des Dichters gewesen ist, während es für die Μοῖραι wenigstens ein Fragment (Fr. 42)87 gibt, in dem die Rede zweifellos von Perikles ist. Hermippos musste sicherlich eine Komödie gegen Perikles geschrieben haben und ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Komödie die Μοῖραι waren, und, dass dieses Fragment, das den wichtigsten Angriff gegen ihn enthält, zu dieser Komödie gehörte. Der Inhalt des Fragments scheint die Form einer Kriegspropaganda zu haben88. Der “Satyrkönig” Perikles wird, wie schon erwähnt, für seine Defensivstrategie angegriffen. Thukydides’ Erzählung über die Entrüstung der Bürger gegen ihn ist sehr erhellend89: Noch präziser über die Reaktionen ist Plutarch90. Es wäre unmöglich, dass die Komödie ein neutraler Zuschauer dieser aufgewühlten Situation blieb, was natürlich auch die Aufführung der Διονυσαλέξανδρος und Μοῖραι zeigt91. Kratinos hatte bekanntlich Perikles zur Zielscheibe seiner Verspottungspfeile gemacht92. Ähnlicherweise scheint eine besondere Feindseligkeit seitens des Hermippos gegen Perikles existiert zu haben. Das zeigt auch Plutarchs Bezeugung vom Prozess, den Hermippos gegen Aspasia geführt haben solle (Per. 32). Unabgesehen davon, ob ihre Historizität angenommen oder zurückgewiesen werden muss93, ist Plutarchs Erzählung als ein Zeichen dieses besonderen Verhältnisses zwischen dem Dichter und dem Politiker. Hermippos’ Fragment ist die erste literarische Quelle für den Auftritt Kleons auf der politischen Bühne Athens, und zwar als ein Rivale des Perikles94. Darüber siehe Kommentar zum letzten Vers. Eine Referenz, auch wenn in implizitere Form, vermutet Kaibel in Fr. 46 (siehe Komm. dort). Meineke vermutet eine Anspielung in Fr. 43, und Kaibel in Fr. 46, siehe Kommentar ad hoc. 88 Schwarze 1971, 107 spricht von einer „konservativen Kriegspropaganda“, ohne jedoch genauer zu erklären, was unter ‘konservativ’ zu verstehen ist. 89 Th. 2.21: παντί τε τρόπῳ ἀνηρέθιστο ἡ πόλις͵ καὶ τὸν Περικλέα ἐν ὀργῇ εἶχον͵ καὶ ὧν παρῄνεσε πρότερον ἐμέμνηντο οὐδέν͵ ἀλλ΄ ἐκάκιζον ὅτι στρατηγὸς ὢν οὐκ ἐπεξάγοι͵ αἴτιόν τε σφίσιν ἐνόμιζον πάντων ὧν ἔπασχον. 90 Plut. Per. 33.6: καίτοι πολλοὶ μὲν αὐτῷ τῶν φίλων δεόμενοι προσέκειντο͵ πολλοὶ δὲ τῶν ἐχθρῶν ἀπειλοῦντες καὶ κατηγοροῦντες͵ χοροὶ δ΄ ᾖδον ᾄσματα καὶ σκώμματα πρὸς αἰσχύνην͵ ἐφυβρίζοντες αὐτοῦ τὴν στρατηγίαν ὡς ἄνανδρον καὶ προϊεμένην τὰ πράγματα τοῖς πολεμίοις 91 Über die enge Beziehung zwischen den zwei Komödien, siehe die Einleitung zu den Μοῖραι. 92 Siehe Schwarze 1971, 169-172. 93 Im zweiten Fall sollte man vielleicht an einen Prozess denken, der in einer Komödie stattfand, ähnlich wie in den Wespen, siehe darüber die Einleitung. 94 In Thukydides tritt er erst im dritten Buch (3.36) in der Mytileneepisode auf, also schon drei Jahren nach Perikles’ Tod. 86 87
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βασιλεῦ Σατύρων: In seinem Διονυσαλέξανδρος bringt Kratinos Perikles als Dionysos auf die Bühne95. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Anrede βασιλεῦ Σατύρων in Hermippos’ Fragment auf Kratinos’ Stuck hinweist96, und dass die zwei Komödien zeitlich nah aufgeführt worden sein97. Die Anspielung gilt ohne Zweifel den zwei verschiedenen Persönlichkeits-merkmalen des Perikles, für die er auch an anderen Stellen ähnlich verspottet wird: seine Feigheit (im Bezug auf den Vorwurf wegen seiner Defensivstrategie am Anfang des Kriegs, vgl. Plut. Per. 33, Thuc. 2.21), und seine Wollust (in Zusammenhang sowohl mit seiner Beziehung zu Aspasia, als auch mit seinen außerehelichen Aktivitäten98). Gilbert ist mit dieser Erklärung nicht zufrieden und versucht, eine andere Verbindung herzustellen99. Er versteht Herakles als König der Satyrn, im Rahmen der Geschichte von seiner Beziehung mit Omphale, worüber auch Satyrdramen – Ὀμφάλη σατυρική von Ion und Alkaios – geschrieben worden sind100. Sein Argument ist zwar interessant, es besteht jedoch meiner Meinung nach kein Grund, weder vom traditionellen Bild des Dionysos als Satyrkönig, noch von der klaren und ebenso gut belegten – und zwar zweideutigen – Verspottung Perikles wegen seine Feigheit und Lüsternheit abzurücken, mit dem Versuch, weniger konventionelle Bezüge herauszufinden. λόγους μὲν / περὶ τοῦ πολέμου δεινοὺς παρέχῃ: Der Sinn ist klar und das Bild von Perikles als einen beredsamen Politiker, der zwar große Reden hält, dessen Taten aber dieser Tapferkeit nicht entsprechen (V. 1-2: τί ποτ᾿ οὐκ ἐθέλεις δόρυ βαστάζειν), ist der Komödie nicht fremd101. Dass unter diesen “formidableren kriegerischen Reden” auch der Vorwurf der Kriegsanstiftung dahintersteckt, ist natürlich nicht auszuschließen102. παρέχῃ: Die Handschriften überliefern παρέχῃ Y und παρέχεις Z. Meineke, gefolgt von Kock, emendiert zu παρέχει, was eigentlich grammatisch Im Schlusssatz der Hypothesis des Stuckes (Z. 44-48) steht: κωμῳδεῖται δ᾿ ἐν τῷ δράματι Περικλῆς μάλα πιθανῶς δι᾿ ἐμφάσεως ὡς ἐπαγειοχὼς τοῖς Ἀθηναίοις τὸν πόλεμον. 96 Siehe Croiset 1904, 309ff., Wilamowitz-Moellendorff 1904, 665. 97 Siehe auch die Einleitung zur Komödie. 98 Vgl. Eup. Fr. 98 Δῆμοι, Telekleid. Fr. 17 Ἡσίοδοι, siehe auch Schwarze 1971, 13 Anm. 21, und 111. 99 Gilbert 1877, 113. 100 Die Verbindung zwischen Perikles und Herakles schließt er aus einer Stelle bei Plutarch (Per. 24), der die Information gibt, dass Aspasia in der Komödie außer als Hera auch als Δηιάνειρα und Ὀμφάλη νέα angeredet worden sei. Das ist für ihn ein Beweis, dass die Komiker die Liebe des Herakles zu Omphale als mythologisches Vorbild des Verhältnisses zwischen Perikles und Aspasia benutzen hatten. 101 Vgl. Cratin. Fr. 300: πάλαι γὰρ αὐτὸ / λόγοισι προάγει Περικλέης, ἔργοισι δ᾿ οὐδὲ κινεῖ, Ar. Vesp. 530-5, Com.Adesp. Fr. 701: δεινὸν κεραυνὸν † ἐν γλώσσῃ φέρει, siehe Schwarze 1971, 171. 102 Siehe darüber Schwarze 1971, 172. 95
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austauschbar mit παρέχῃ ist. Schwarze103 lehnt die Emendation ab und bevorzugt die aktive Form παρέχεις, die, wie er sagt, an die Anrede und die Form ἐθέλεις in Z. 1 anschließt. Bei Thukydides (8.97) und in zwei Inschriften, IG i3 1.9 (510-500) und IG i3 21.11 (450-449), liest man den Ausdruck – wahrscheinlich aus der militärischen Terminologie – ὅπλα παρέχεσθαι, ‘gepanzert einrücken’. Es könnte also auch möglich sein, dass Hermippos hier ein Wortspiel mit diesem militärischen Terminus technicus machen wollte, in Verbindung auch mit dem δόρυ βαστάζειν des zweiten Verses. ψυχὴ δὲ Τέλητος ὕπεστιν: Der Vers ist problematisch überliefert. Die Handschriften überliefern am Anfang ψυχήν und am Schluss ὑπέστη und ὑπέστης, die Sinnverbindung zwischen ψυχή und ὑφίστημι ist aber problematisch. In LSJ wird der Vers so erklärt: ψυχὴν δὲ Τέλητος ὐπέστης, “you promised to be as brave as Teles”. Die Beispiele aber der Verwendung des Verbs mit der Bedeutung von ‘versprechen’ passen nicht gut zu dem Kontext des Fragmentes. Außerdem ist nach den Präsensformen ἐθέλεις und παρέχῃ besser wieder ein Präsens zu erwarten, als ein Aorist. Die Tatsache, dass Teles, offensichtlich ein berüchtigter Feigling, uns total unbekannt ist, sollte sicherlich nicht unbedingt bedeuten, dass dieses Wort auch korrupt ist104. Es gibt ja mehrere Komoidoumenoi in Komikerfragmenten, von denen wir keine anderen Aufschluß haben, vor allem, weil sie nicht in einem aristophanischen Text stehen. Verschiedene Korrekturen sind vorgeschlagen worden105. Die beste stammt meiner Meinung nach von Emperius, ψυχή δὲ Τέλητος ὕπεστιν, ‘die Seele von Teles steckt dahinter’106, der Edmonds und Schwarze gefolgt sind und die sowohl bei K.-A. als auch in den meisten Textausgaben von Plutarchs Perikles gedruckt wird. κἀγχειριδίου … / παραθηγομένης βρύχεις κοπίδος: Korrupt überliefert ist auch der sechste Vers. Die Handschrift Y hat παραθηγομένη βρύχει κοπίδας und S παραθηγομένην βραχεῖ κοπίδας. Beide Sätze sind aus inhaltlichen und syntaktischen Gründen falsch. Die erste logische Emendierung, das Verb βρύχω in der 2. Pers. zu korrigieren, wird von allen Forschern angenommen, weil die Rede offensichtlich immer noch von Perikles ist107. Das Verb βρύχω Schwarze 1971, 102. Zielinski, Iresiones S. 93 (zitiert in K.-A. Bd. V S. 582), hat ihn mit Teleas identifiziert, ein weniger bedeutender Politiker, der von den Komikern für unzuverlässig und hinterlistig gehalten wird (Ar. Av. 168, Pl.Com. Fr. 176 Σύρφαξ). In Pax 1008 wird er wegen seiner Gefräßigkeit verspottet und bei Phrynichos, Fr. 20 Μονότροπος, ist er einer der vier “großen Affen”, vgl. Sch. Av. 168 und Sommerstein Komm. Pax 1008). 105 ψυχὴν δ᾿ ἀτέλεστος ὑπεξίστης Kock (wird von Schwarze 1971, 102 diskutiert): ψυχή δ᾿ ατέλεστος ὕπεστιν Glover 1896, 34: ψυχή δ᾿ ἀτελὴς ὅσ᾿ ὐπέστη Kaibel, siehe K.-A. Bd. V S. 582. In LSJ (im Lemma ὑφίστημι) ψυχὴν δὲ Τέλητος ὑπέστης, “you promised to be as brave as Teles”. 106 Vgl. S. El. 479: ὕπεστί μοι θράσος. 107 Vgl. ἐθέλεις und παρέχῃ. 103 104
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kommt zunächst bei Homer vor und bezeichnet das aus der Tiefe kommende Stöhnen eines Schwerverletzten, kurz vor seinem Tod108 (). Ich schließe mich Schwarze an, dass es sich um ein “dumpfes unterdrücktes Geräusch” handelt, “das laut oder leise sein kann”109. Mit einer ähnlichen Bedeutung wird βρύχω in Verbindung mit ὀδόντας benutzt, ‘mit den Zähnen knirschen’, vgl. Hp. Mul. 1.7, oder auch allein, vgl. Hp. Mul. 2.120. Nach Moeris (p. 192,35) ist βρύκω das attische Wort für βρύχω, während Ammonios (Diff. 112) eine inhaltliche Unterscheidung zwischen den zwei Verben macht, nämlich βρύκω ‘beißen’ und βρύχω ‘knirschen’110. Das erste Verb, βρύκω, bevorzugt Meineke, der βρύκειν κοπίδας, als ‘gladios devorare’ erklärt, auf Timocl. Fr. 12.5 hinweist111 und eine Verspottung des Perikles als eine Art ‘miles gloriosus’ sehen will112. Meinekes’ Korrektur nimmt auch Gilbert113 an, erklärt aber den Text anders, denn seiner Meinung nach, ist unter κοπίδας eine dorische Mahlzeit zu verstehen, die bei bestimmten Festen Besuchern gegeben wurde114. Ein Zusammenhang zwischen diesen lakonischen Festschüsseln und einem fressenden Perikles ist jedoch schwer zu sehen. Die letzten drei Verse scheinen jedenfalls vielmehr über einen Feigling Perikles zu sprechen, als über einen tapferen Redner, und aus diesem Grund bevorzuge ich, mich der letzten Erklärung, nämlich einer Konjektur von Korais, anzuschließen, der auch Bergk, Kock, und Schwarze gefolgt sind115. Korais schlägt κἀγχειριδίου … παραθηγομένης βρύχεις κοπίδος vor und erklärt die Stelle folgenderweise: “καὶ οὔτως δειλὸς εἶ, Περίκλεις, ὥστε βρύχειν τοὺς ὀδόντας, κἄν μόνον αἴσθῃ τὸν ψόφον ἐγχειριδίου κοπίδος (τουτέστι μικροτάτου ἐγχειριδίου) θηγομένης ἐν ἀκόνῃ σκληρᾷ”. Durch diese Wörterverbindung ergibt sich wahrscheinlich der beste Sinn. Βρύχω wird intransitiv gebraucht116, das Partizip παραθηγομένης (Genetivus absolutus) wird mit κοπίδος in Verbindung gebracht und κοπίς ἐγχειριδίου, von Korais als μικρότατον ἐγχειρίδιον erklärt, könnte ein komisches Diminutiv sein117, δηχθείς αἴθωνι Κλέωνι: Hermippos’ Vers ist die einzige literarische Stelle, an der Kleon ausgesprochen als politischer Gegner des Perikles dargestellt wird,
Vgl. Il. 13.393 und 16.486. Schwarze 1971, 103. 110 Diese Unterscheidung wird in LSJ abgewiesen. 111 Timocl. Fr. 12.5: ὁ τοὺς καταπέλτας τὰς τε λόγχας ἐσθίων, wird über Demosthenes gesagt. 112 Meineke: “proverbialem locutionem qua vani fortitudinis iactores significarenti fuisse ratus”. 113 Gilbert 1877, 116, Anm. 15. 114 Vgl. Cratin. Fr. 175 Πλοῦτοι, Eup. Fr. 147 Δῆμοι, Phillyl. Fr. 15 Πόλει. Er übersetzt den Ausdruck folgenderweise: “… verschlingst du Festschüsseln”. 115 Bergk 1838, 320, Kock I 237, Schwarze 1971, 103. 116 Vgl. Hp. Mul. 2.120, auch das homerische βεβρυχώς Il. 13.393, 16.486. 117 Vgl. Ar. Fr. 137 Γῆρας: κοπίδι τῶν μαγειρικῶν. 108 109
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zusammen mit der Stelle bei Plutatch, wo dieses Fragment erhalten ist118. Das Adjektiv αἴθωνι bezieht sich zweifellos auf den homerischen Ausdruck αἴθωνι σιδήρῳ119. Der Zusammenhang steht in der plutarchischen Stelle fest, und es ist meiner Meinung nach ratsam zu versuchen, die Erwähnung des Namens Kleon in diesem Zusammenhang zu interpretieren. Nach der peloponnesischen Invasion in Attika, und den Schwierigkeiten, in die die Bevölkerung geraten war, wurde Perikles mit Vorwürfen von seinen Feinden und der Komikerchören – aber auch mit Ratschlägen von seinen Freunden – überhäuft, dass seine Strategie zu zaghaft war, und, dass sie sogar ihre Feinde begünstigt habe120. Was für eine bessere Gelegenheit hätte es für einen neuen, ehrgeizigen Politiker geben können, um die politische Bühne zu betreten? Das διὰ τῆς πρὸς ἐκεῖνον ὀργῆς τῶν πολιτῶν πορευόμενος ἐπὶ τὴν δημαγωγίαν passt sogar gut zu dem von Thukydides dargelegten Bild des Kleon, der auch in der Mytileneepisode zweimal versuchte, die Athener zu überzeugen, den Mytilenaiern die möglichst strengste Strafe aufzuerlegen, bevor sie über die Situation im klarer Verstand nachdenken konnten121. Viel problematischer – und deswegen gewöhnlich abgewiesen – ist die zweite bezeugte Verbindung zwischen Kleon und Perikles, in der plutarchischen Erzählung von der gegen Perikles eingebrachten Klage (Per. 35), in der Kleon unter den Anklägern – Idomeneos von Lampsakos122 war der Gewährsmann – genannt wird. Wilamowitz123 vermutet, der Grund der falschen Erwähnung Kleons seien Hermippos’ Verse, und Strübing124 schließt Kleon ebenso aus, zunächst aufgrund der mangelnden Glaubwürdigkeit des Gewährsmannes Idomeneos und zweitens, weil er glaubt, dass eine solche Anklage eine “Stockblindheit” seitens Kleons gewesen wäre. Einen Interpretationsversuch über die Beziehung der zwei Politiker hat Lang125 gewagt, der aber nur mit großer Vorsicht gelesen werden sollte. Es ist jedenfalls besser, Kleon als einen Nachfolger des Perikles zu sehen, zumal seine Politik sich eigentlich als gar nicht so unterschiedlich erwiesen hat126. Dass er am Anfang seiner politischen Karriere Gelegenheiten ergreifen musste, um Plut. Per. 33: Ἐπεφύετο δὲ καὶ Κλέων ἤδη διὰ τῆς πρὸς ἐκεῖνον ὀργῆς τῶν πολιτῶν πορευόμενος ἐπὶ τὴν δημαγωγίαν, ὡς τὰ ἀνάπαιστα ταῦτα δηλοῖ ποιήσαντος 119 Vgl. Il. 4.485, 7.473, 20.372, Od. 1.184. 120 Per. 33: ἐφυβρίζοντες αὐτοῦ τὴν στρατηγίαν ὡς ἄνανδρον καὶ προϊεμένην τὰ πράγματα τοῖς πολεμίοις. 121 Vgl. Thuc. 3.38.1, indirekter auch 40.6. 122 Freund und Anhänger von Epikur, schrieb ein Buch über die sokratischen Philosophen und noch eines – oder vielleicht mehrere – über verschiedene athenische Demagogen. Das letzte Werk wird oft bei Athenaios und Plutarch zitiert. 123 Wilamowitz-Moellendorff 1985, 248 124 Müller-Strübing 1873, 573 sq. 125 Lang 1972, 161-167, hält Kleon für einen Politiker oligarchischer Überzeugung und vermutet, dass er der Verfasser des pseudo-xenophontischen Werkes Ἀθηναίων πολιτεία gewesen sei. 126 Darüber siehe auch Mann 2002, 115-7. 118
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seine Gegner zu attackieren ist, wäre doch durchaus vorstellbar, jedoch darüber zu spekulieren, inwiefern sein politisches Denken und seine Ideologie von jener des Perikles unterschiedlich gewesen sein mag, scheint wenig ergiebig zu sein und ist somit eher zu vermeiden. Fragment 48 χλανίδες δ᾿ οὖλαι καταβέβληνται, θώρακα δ᾿ ἅπας ἐμπερονᾶται, κνημὶς δὲ περὶ σφυρὸν ἀρθροῦται, βλαύτης δ᾿ οὐδεὶς ἔτ᾿ ἔρως λευκῆς· ῥάβδον δ᾿ ὄψει τὴν κοτταβικὴν ἐν τοῖς ἀχύροισι κυλινδομένην μάνης δ᾿ οὐδὲν λατάγων ἀίει, τὴν δὲ τάλαιναν πλάστιγγ᾿ ἂν ἴδοις παρὰ τὸν στροφέα τῆς κηπαίας ἐν τοῖσι κορήμασιν οὖσαν Die Wollmäntel werden dann zur Seite hingelegt, jeder schnallt dann sein Panzerhemd an, die Gamasche wird danach um das Fußgelenk gebunden, und es gibt keine Lust mehr auf weiße Symposionsandalen. Du wirst dann den Kottabosstab im Heu sich wälzen sehen, der Manes hört nichts von den Weintropfen, die arme Plastinx aber kannst du vielleicht auf dem Kehrichthaufen neben der Gartentürangel erblicken. Das Metrum sind anapästischer Dimeter, genau wie in Fr. 47. Der letzte Vers ist ein paroemiacus. Meineke127 und Bergk128 vermuteten, dass die zwei Fragmente zum gleichen Lied gehören. Die Abwesenheit aber jeder metrischen Auflösung in beiden Texten (in jedem Fragment gibt es nur einen daktylischen Fuss, in Fr. 47 im zweiten und in Fr. 48 im vorletzten Vers) macht es unwahrscheinlich, dass es sich um lyrische Verse handelt. Zielinski andererseits dachte, sie seien πνῖγος und ἀντίπνιγος des Agons129. Eine gut beweisbare inhaltliche Verbindung zwischen einem Angriff gegen Perikles (Fr. 47) und einer gegensätzlichen Beschreibung des Lebens im Krieg und Frieden (Fr. 48) ist schwierig festzustellen, das Metrum für sich genommen könnte aber eventuell ein Argument für die Zusammensetzung sein. Das Bild, das der Dichter mit diesen Versen zu schildern versucht, ist klar. Wir stehen unmittelbar vor dem Beginn eines Kampfes, oder vielleicht auch des Krieges im Allgemeinen. Die warmen gemütlichen Mäntel werden durch die
Meineke II,1 S. 398. Bergk 1838, 322. 129 Zielinski, bei K.-A. Bd. V S. 584. 127 128
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militärische Ausrüstung ersetzt, während die Soldaten zum Kampf vorbereiten. Keine Zeit, oder sogar, wie Hermippos schreibt, kein ἔρως nach Symposien. Es ist aber ganz klar, dass immer noch an die Genüsse des friedlichen Lebens erinnert wird. Einer von diesen ist auch das Kottabosspiel, das bei Symposien gespielt wurde. Alle Bauteile von diesem Spiel liegen jetzt vergessen oder sogar als Müll weggeschmissen. Die Auswahl des Kottabosspiels ist alles anderes als zufällig. Wie Pütz bemerkt130, stellt oft das Symposium ein fröhliches friedliches Leben in der Texten der Alten Komödie dar, beziehungsweise in den Acharnern, Frieden und Lysistrata, und Kottabos daher, als Teil eines Symposium, hat auch ähnliche Assoziationen. In Ar. Pax 339 wird es zusammen mit anderen Tätigkeiten – vor allem von sexuellem und feierlichem Charakter – erwähnt, die das Volk wieder unternehmen können wird, sobald die Göttin befreit wird131. Später im gleichen Stück gibt Dikaiopolis dem Waffenhändler Hinweise, wie er eine Trompete, eine σάλπιγξ, zu einem κότταβος κατακτός umkonstruieren kann. Der Sinn ist natürlich, dass es keinen Bedarf mehr an militärischer Ausrüstung gibt, jetzt da der Frieden zurückgekehrt ist; die κότταβοι werden stattdessen wieder bei den Symposien nützlich sein, und damit kann der Waffenhändler aus einem nutzlosen Ding doch einen Gewinn haben, wenn auch sicherlich einen nicht so großen, wie er erwartet hätte. Kottabos ist also, genau wie das Symposium, stark mit dem Frieden verbunden und diese Verbindung wird auch in Hermippos’ Fragment durch die Auseinandersätzung mit der Vorbereitung zum Kampf ganz deutlich betont. Diese Auseinandersätzung wird durch zwei andere Elemente hervorgehoben. Die erste ist die besondere Struktur des Fragments132. Jeder Satz wird zunächst mit dem anderen durch die Partikel δέ gebunden, das insgesamt siebenmal und immer an der zweiten Stelle jedes Verses vorkommt. Die ersten vier Verse, wo die Vorbereitung zum Kampf beschrieben wird, sind bemerkenswert ähnlich konstruiert: Das Subjekt – im ersten und vierten Vers die χλανίς und die βλαύτη, die zum friedlichen Leben gehören, und im zweiten und dritten die Panzerplatte und die Gamasche – steht immer zur Emphase am Anfang des Verses, danach kommt immer δέ, die verschiedenen Angaben und das Verb (in der passive Form) steht immer am Ende. Eine kleine Abweichung dieses Schemas ist im vierten Vers zu sehen, der elliptisch (kein Verb) und auch – im Gegensatz zu den anderen – negativ ist. Das Subjekt wird nach wie vor an den Anfang gestellt, hier aber als Hyperbaton, da seine attributive Angabe, das Adjektiv λευκή weit entfernt am Ende des Verses steht. Ein ähnliches Hyperbaton, ist auch im nächsten Vers zu finden, mit dem Subjekt am Anfang, gefolgt von δέ und dem Adjektiv wieder am Ende. Eine Pütz 2003, 234. Ähnliche Tätigkeiten, sowohl auch den Kottabos, werden auch in Nub. 1071-4 erwähnt, aber nur als Lebensgenüsse und nicht in Verbindung mit Frieden. 132 Eine Strukturanalyse des Fragmentes hat Pütz 2003, 325 gemacht. 130 131
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Änderung der Struktur ist aber schon von diesem Vers (5) an zu beobachten, weil das Verb jetzt in der Mitte steht und der nächste Vers ist der erste, der kein δε enthält. Außerdem sind alle Verben ab dem fünften Vers in der aktiven Form. Das entspricht deutlich der inhaltlichen Änderung mit der Beschreibung der verlassenen Kottabosteile. Der siebte Vers hat eine ähnliche Struktur mit den ersten Versen, die folgenden Verse sind aber wieder ganz anders strukturiert. Das Publikum musste in diesem Punkt, wenn nicht früher, bemerkt haben133, dass das Leben seine gewöhnliche Regelmäßigkeit verloren hat. Zusammenfassend ist es klar, dass eine enge inhaltliche und strukturelle Verbindung zu beobachten ist, durch die die verschiedenen Dinge, die stark den Krieg oder den Frieden suggerieren, betont werden. Eine interessante Parallele – wo eine gewisse Normalität bei der Struktur zu beobachten ist – findet man in einem Fragment des Alexis (Fr. 145 Μανδραγοριζένη), wo verschiedene Gegesätzlicheiten des Alltags illustriert werden, siehe Arnott 1996, 422. Das zweite Element sind die homerischen Anklänge, die Silk ausführlich diskutiert hat134. Er hält Hermippos’ Fragment für das einzige und beste Beispiel für einen positiven, nicht parodischen Gebrauch von ‘Paraepismen’ in der Alten Komödie. Es ist deutlich, dass Hermippos versuchte, die Koexistenz zweier gegenseitiger – aber gleichzeitig so charakteristischer – Aspekte der Ilias wachzurufen, nämlich die heroische Kriegserzählung und die Tätigkeiten im Alltagsleben, die in den Similien vorkommen. Diese Homerismen sind sichtbar vor allem im ersten Teil, teilweise aber auch im zweiten Teil des Fragmentes. χλανίδες δ᾿ οὖλαι: Die χλανίς war ein wollenes Obergewand, ähnlich wie die χλαῖνα, oder die χλαμύς, die die letztere später ersetze. Die Etymologie aller drei Kleider ist gleich, nämlich von χλιαίνω, ‘wärmen’. Es ist eigentlich nicht ganz klar, inwiefern sich die χλανίς von der χλαῖνα unterschied135, weil sie beide von der Größe her anscheinend gleich waren136, wahrscheinlich aber war die erstere feiner137, eleganter und luxuriöser138. Eine Bezeichnung des Materials des Kleides gibt es außer bei diesem Fragment beim Komiker Plato139. Die Bezeichnung scheint zwar überflüssig zu sein, – denn es ist kaum logisch, an ein anderes Material als Wolle für ein warmes winterliches Kleidstuck, unabgesehen von seiner Dichtigkeit, zu So Pütz 2003, 236. Silk 2000, 307-8. Seine einzelnen Bemerkungen werden im Kommentar diskutiert. 135 In Hesychios sind sie sogar in zwei Stellen zusammengesetzt, vgl. χ 489, auch δ 577. 136 Das lässt sich zumindest anhand einer Hesychios’ Stelle vermuten (δ 1946: διπλοίδα· διπλούμενη χλανὶς ἐν τῷ φορεῖσθαι), zumal es sonst keine Quelle gibt, die eine Unterschiedlichkeit der Größe bezeugt. 137 Vgl. Poll. 7.47-8, 10.124, Hsch. χ 497. 138 Vgl. Poll. 7.48, auch Ar. Av. 1693, Lys. 1190, Eccl. 848, Dem. 21.133, 36.45, Anaxil. Fr. 18 Λυροποιός, Antiphanes Fr. 35 Ἀνταῖος. Siehe auch Ussher 1973, 193, zu Ar. Eccl. 848: “This latter (d.h. die χλανίς) seems to differ from the χλαίνα as made of better wool. 139 Vgl. Pl.Com. Fr. 13 Αἱ ἀφ᾿ ἱερῶν: μαλλωτὰς χλανίδας. 133 134
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denken (vgl. Hsch. χ 489) –, macht aber deutlicher den Bezug auf das homerische χλαῖνας οὔλας (vgl. Od. 4.50, 299)140. καταβέβληνται: Das Verb wird mit der gleichen Bedeutung in einem Alkaios Fragment benutzt, wo ein interessanterweise umgekehrtes Bild gezeichnet wird, vgl. Alc. Fr. 357.8: θόρρακες τε νέω λίνω κοίλαί τε κὰτ ἄσπιδες βεβλήμεναι. θώρακα δ᾿ ἅπας ἐμπερονᾶται: Noch ein Vers, der homerische Anklänge enthält, vgl. Il. 11.19: δεύτερον αὖ θώρηκα περὶ στήθεσσιν ἔδυνε, 7.145: δουρὶ μέσον περόνησεν. Das Verb ἐμπερονάω – περονάω bei Homer, hier in den mittleren Form ἐμπερονᾶμαι – bedeutet ‘anschnallen’, ‘etwas mit einer Schnalle (oder Stift) befestigen’, vgl. Il. 10.133: ἀμφὶ δ᾿ ἄρα χλαῖναν περονήσατο φοινικόεσσαν, 14.180: χρυσείῃς δ᾿ ἐνετῇσι κατὰ στῆθος περονᾶτο. κνημὶς δὲ περὶ σφυρὸν ἀρθροῦται: Homerische Anklänge enthält auch der dritte Vers, mit der Ausnahme von ἀρθροῦται141, dessen homerisches Äquivalent das Verb ἀραρίσκω ist142. Κνημίς undd σφυρόν sind jedenfalls hauptsächlich epische Wörter143. βλαύτης δ᾿ οὐδεὶς ἔτ᾿ ἔρως λευκῆς: Die βλαῦται waren luxuriöse Sandalen, mit denen die Gäste zu einer Mahlzeit – vermutlich bei einem Symposium – gingen, die sie aber im Haus des Gastgebers im Vorzimmer lassen mussten144. Über ihre luxuriöse Art vgl. Pl. Symp. 174a und siehe Rowe 1998, 130, Anaxil. Fr. 18.2 Λυροποιός. Das Wort steht meistens im Plural, im Singular hier und in Lysipp. Fr. 2 Βάκχαι, und auch bei den Lexikographen oder Kommentatoren145. Hier werden sie, vielleicht zum Zwecke einer zusätzlichen Betonung ihrer luxuriösen Art, als weiß bezeichnet, vgl. Cratin. Fr. 100 Μαλθακοί, wobei es nicht auszuschließen wäre, dass sie auch verschieden gefärbt wurden, siehe Sparkes 1975, 125. ῥάβδον δ᾿ ὄψει τὴν κοτταβικὴν: Dem Bild der Soldatenvorbereitung zum Krieg folgt in sehnsuchtsvollem Ton die Beschreibung der verlassenen Teile eines Kottabos, das als Geschicklichkeitsspiel bei Symposien stark mit dem friedlichen Leben verbunden ist146. Die Teile, die hier erwähnt werden, die κοτταβικὴ ῥάβδος, der μάνης und die πλάστιγξ waren vielleicht die 140
Über die homerische Bezüge und ihre Bedeutung siehe die Einleitung zum Fragment. Vgl. Arist. Phgn. 810a: ὅσοι τὰς κνήμας ἔχουσιν ἠρθρωμένας τε καὶ νευρώδεις καὶ ἐρρωμένας. 142 Vgl. Il. 18.459: καλάς κνημῖδας ἐπισφυρίοις ἀραρυίας. 143 Vgl. Il. 4.147: κνῆμαι τε ἰδὲ σφυρὰ καλ᾿ ὑπένερθε, 518-9: χερμαδίῳ γὰρ βλῆτο παρὰ σφυρὸν ὀκριόεντι / κνήμην δεξιτερὴν. 144 Vgl. Ar. Eq. 889 (in der diminutiven Form βλαυτίον), siehe auch Neil 1966, 127 (zu Eq. 888-9). 145 Vgl. Poll. 7.87, Eust. Il. 3.671, Suda β 324 u.a. 146 Darüber siehe die Einleitung zum Fragment. 141
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wichtigsten, weil sie – genau nur diese drei – auch von Antiphanes genannt werden, der uns eine ziemlich ausführliche Beschreibung des Spiels überlieferte (Fr. 57). In Antiphanes‘ Fragment wird das Kottabosspiel einem ziemlich langsam lernenden Symposiasten beigebracht, der anscheinend, wie Pütz bemerkt, an keinem Symposium vorher anwesend war, oder zumindest an keinem luxuriösen, wo das Spiel wahrscheinlicher gespielt wurde. Auf der Spitze einer leuchterartigen Stange, der κοτταβικὴ ῥάβδος oder λυχνίον, wurde eine Metallscheibe, die πλάστιγξ, aufgelegt. Die Teilnehmer schnellten mit einer Schleuderbewegung147 den Weinrest, die λάταγες, aus einer Schale in die Höhe heraus und versuchten die Plastinx zu treffen. Wenn ihre Bemühungen erfolgreich waren, fiel die letztere auf den μάνης herab, ein in der Mitte der Stange gehangener Klangkörper, und verursachte damit einen starken Schall. Preise für den erfolgreichen Spieler gab es auch, wie verschiedene – in der Mehrheit aber korrupte – Fragmente erschließen lassen148. In Platons Fragment will Herakles für Küsse spielen, sein Gesprächspartner aber, vermutlich ein Bordell-Besitzer, lehnt das ab und schlägt stattdessen etwas anderes vor. Der Sinn des Fragments ist am Ende obskur. Für eine ausführliche Beschreibung des Kottabosspiels siehe Pütz 2003, 223-231. ῥάβδον δ᾿ ὄψει τὴν κοτταβικὴν / ἐν τοῖς ἀχύροισι κυλινδομένην: Diese zwei Verse überliefern auch die aristophanischen Scholien, die aber als Titel der zugeschriebenen Komödie nicht Μοῖραι sondern Στρατιῶται geben149. Das führte Kann zur Vermutung, diese anapästischen Verse seien auch in dieser Komödie entstanden150. Ähnlicherweise schreibt Geissler dazu: “Entweder ist also das eine Stück eine Bearbeitung des anderen oder der Dichter hat jene Verse als noch zeitgemäß in das spätere Stück aufgenommen”. Gleiche Gedanken, also dass die Στρατιῶται eine umfassende Bearbeitung des älteren Stückes seien, machten Bergk151, Meineke152, Kock153 und Wilamowitz154. Schwarze lehnt diese Vermutung ab155, denkt aber selbst, es könne sich um eine Bearbeitung der Parabase handeln und weist auf die Parallele in der Parabase der Wespen (1014 ff.) und der Frieden (729 ff.). Dort aber geht es um eine Reihe von Versen, die in zwei komplett erhaltenen Komödien vergleichbar sind, und hier nur um eine Überlieferung von zwei Versen in eine andere Komödie, die Für eine etwa ausführlichere Beschreibung dieser Bewegung siehe Pütz 2003, 223-4. Vgl. Athen. 15. 667d; Antiph. Fr. 57.3 Ἀφροδίτης γοναί, Eub. Fr. 1 Ἀγκυλίων, Pl.Com. Fr. 46 Ζεῦς Κακούμενος. 149 Vbis Γ Ar. Pax 1242 b: περὶ μὲν τῆς ράβδου καὶ Ἕρμιππος εἶπεν ἐν Στρατιώταις· 150 Kann (bei Kassel-Austin Bd. V S. 584):“Reliquos quoque in Militibus anapaestos eosdem qui in Parcis vel paulo mutatos fuisse”. 151 Bergk 1838, 322. 152 Meineke II,1 S. 95. 153 Kock I S. 239. 154 Obsc. crit. S. 25: “fortasse non audaciore coniectura”. 155 Schwarze 1971, 107 Anm. 15. 147 148
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zeitlich und gewissermaßen auch inhaltlich156 nah steht. Es scheint deswegen wahrscheinlicher, wie Kassel-Austin157 auch bemerken, dass es sich um einen Irrtum der aristophanischen Scholien bei der Überlieferung der Verse handelt, die einfach den falschen Titel angegeben haben. ἐν τοῖς ἀχύροισι κυλινδομένην: Die Kottabos-Stange liegt vergessen während des Krieges im Heu und wälzt sich gelegentlich herum, wenn es windig wird, genau wie die πλάστιγξ auf dem Kehrrichthaufen, als wäre Müll, geworfen ist. Beide Sätze – also V. 5-6 und 8,10 – sind ähnlich strukturiert, um diesen Eindruck der Verkommenheit unterzumauern. Homerische Reminiszenzen sind, nach Silk158, auch hier anwesend, vgl. Il. 5.502: αἱ δ᾿ ὑπολευκαίνονται ἀχυρμιαί159, vor allem das Bild des Priamos αὐλῆς ἐν χορτοῖσι κυλινδόμενος κατὰ κόπρον (Il. 24.640). μάνης: Athenaios gibt eine sehr ungenaue Erklärung über das Wort, 11. 487d: Καλεῖται δὲ μάνης καὶ τὸ επὶ τοῦ κοττάβου ἐφεστηκός, ἐφ᾿ οὗ τὰς λατάγας ἐν παιδιᾷ ἔπεμπον. In einem Sophokles-Fragment (Fr. 494), wird er als χάλκειον κάρα bezeichnet. Über seine Position, die umstritten bleibt, siehe Hayley 1894, 77-82. Manes war außerdem in der Komödie ein typischer Name für einen phrygischen Sklaven, und deswegen fragt der ungeschickte Lehrling des Antiphanes-Fragments (Fr. 57) verblüfft, wenn er dieses Wort hört, ob es auch einen Sklaven bei dem Spiel gibt. Μάνης war letztlich auch eine Becherart, vgl. Athen. 11.487c, und siehe LSJ s.v. ἀίει: Das Verb ἀίω ist fast ausschließlich im Epos und in der Tragödie nur in lyrischen Passagen belegt160. Das Verb bedeutet ‘wahrnehmen’, entweder durch die Ohren, also ‘hören’, vgl. Il. 15.130, 10.532, Pi. Pae. 6.8, A. Ag. 55, Eur. Med. 148, oder seltener durch die Augen, also ‘sehen’, Od. 18.11, S. OC 181. Hier passt ohne Zweifel die erste Bedeutung besser. Der Manes hört natürlich nichts von den Weintropfen, den λάταγες (das Wort ist fast immer in Plural), weil der Kottabos nicht mehr gespielt wird. τὴν δὲ τάλαιναν πλάστιγγ᾿ ἄν ἴδοις: Das Adjektiv τάλας wird in der Komödie benutzt entweder um Selbsterbärmlichkeit zu betonen (vgl. Ar. Ach. 163, Nub. 1504 u.a.) oder, in Anrede, als eine Art milder Beschwerde oder Tadel, vgl. Ar. Lys. 102, Ran. 559, Eccl. 658 u.a. Dreimal wird es auch in In Bezug vor allem auf die kriegerische Atmosphäre, die beide Komödien evozieren. K.-A. Bd. V. S. 584: errore factum videtur quod v. 5 et 6 in Schol. Ar. ex Militibus afferuntur, auch S. 5… nisi errore hoc factum credas, certe non licet alteram fabulam alterius tamquam διασκευήν fuisse colligere. 158 Silk 2000, 308. 159 Als Auslöser sollte man, immer nach Silk, an die βλαύτης … λευκῆς denken. 160 Die einzige Ausnahme ist Soph. OC 304 (im Dialog). 156 157
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Verbindung mit einem Substantiv benutzt, vgl. Ar. Ach. 485: ὦ τάλαινα καρδία, 1203-4: Ὦ συμφορὰ τάλαινα τῶν ἐμῶν κακῶν, Pax 251: Οἵα πόλις τάλαινα διακναισθήσεται. Paratragisch wird das Wort in Ar. Ach. 1203 und Th. 1039 verwendet. Wilson, der die Bedeutungen von τάλας – und ihre Synonyme, wie τλήμων und σχέτλιος – diskutiert, hält Hermippos’ Fragment für ein klares Beispiel von paratragischer Benutzung des τάλας in der Alten Komödie, zusammen mit den zwei oben erwähnten Stellen bei Aristophanes161. Silk anderseits besteht darauf, dass die τάλαινα πλάστιγξ nicht paratragisch sondern doch noch paraepisch ist162. Sein Argument aber, dass τάλαινα, though in effect eminently tragic, is not peculiarly tragic”, oder dass die πλάστιγγα “though in effect personified, is not personified as a tragic heroin”, ist kaum überzeugend. Nicht selten sind sowieso Bespiele in der Tragödie, wo τάλας sich auch auf andere Wörter bezieht, wie z.B. μόχθοι (A. Ch. 1069) πάθος (A. Th. 988), συμφορά (Soph. El. 1179), ἔρις (Eur. Hel. 248) u.a. Τάλας selbst ist nur zweimal bei Homer belegt (Od. 18. 327, 19.379, siehe auch J. R. Wilson 1971, 294-5). Aus diesen Gründen ist hier ein homerischer Einfluss schwerlich zu sehen. Τάλας wird wahrscheinlich im Rahmen des Bildes vom friedlichen Leben benutzt, um einen nostalgischen Ton zu evozieren. στροφέα: Die Angel, um die die Tür sich dreht, metonymisch auch für die Tür selbst, vgl. Ar. Th. 487-8, Fr. 255, Thphr. HP 5.6.4; Ovid. Met. 4.93 “versato cardine”. κηπαῖας: Die Hintertür, die zum Garten führte, siehe Pritchett 1956, 239. Er glaubt – wohl mit Recht – unter Hinweis auf Dem. 47.53163, dass mit diesem Wort keine Pforte gemeint ist, sondern eine normale Tür, die man nur mit Gewalt aufbrechen könnte. Fragment 49 Poll. 10. 135-136: δεῖ δ᾿ ἐπὶ ταῖς ἐσθῆσι καὶ ῥαμμάτων. εἴρηται δὲ τοὔνομα ἐν Πλάτωνος Ἑορταῖς (Fr. 35) … καὶ ἐν Ἑρμίππου Μοίραις· ῥάμμ᾿ ἐπέκλωσας. Das Verb ἑπικλώθω wird nur hier wörtlich verwendet. Es wird sonst in Verbindung mit den Moirai benutzt, für das Schicksal, das sie den Menschen zuweisen164, oder für die Götter, die auf das Leben der Sterblichen Einfluss ausüben165. Es könnte also gut möglich sein, dass ῥάμμα in übertragener J. R. Wilson 1971, 299. Silk 2000, 308. 163 Dort wird es nicht κηπαῖα geschrieben, sondern τὴν θύραν τὴν εἰς τὸν κῆπον φέρουσαν, es gibt aber keinen Grund daran zu denken, dass eine andere Tür damit gemeint ist. 164 Vgl. Callin. 1.8-9: θάνατος δὲ τότ΄ ἔσσεται͵ ὁππότε κεν δὴ Μοῖραι ἐπεκλώσωσ᾿. 165 Vgl. Od. 3.208: οὔ μοι τοιοῦτον ἐπέκλωσαν θεοὶ ὄλβον. 161 162
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Bedeutung für das Schicksal steht, und dass eine der Moiren – oder sogar Zeus oder Perikles – angesprochen wird. Das Wort ῥάμμα ist eine allgemeine Bezeichnung für alles, was genäht werden kann (vgl. Pl.Com. 35 Ἐορταῖς, J. AJ. 3.7.5). Herodianos (Περί παθῶν 3.2.375) überliefert eine komische Paretymologie des Dithyrambos aus dem pindarischen Wort λυθίραμβος (oder λυθίραμμος, Fr. 85), aus den Zeus Worten λῦθι ῥάμμα entstanden, die er während der Geburt schrie. Fragment 50 Poll. 10. 136: προσδεῖ δὲ καὶ ῥαφίδος, ἣν Ἄρχιππος ἐν Πλούτῳ ὠνόμασεν· (Fr. 40) … καὶ βελόνης δὲ τοὔνομα ἐν Εὐπόλιδος Ταξιάρχοις (Fr. 277) … καὶ βελονίδες, ὡς Ἕρμιππος ἐν Μοίραις. Vgl. Poll. 7. 199: τὰς δὲ βελόνας βελονίδας εἴρηκεν Ἕρμιππος ἐν Μοίραις. Gleich nach dem Fragment 49 erzählt Pollux weiter, dass man eine ῥαφίς zum Nähen braucht166. Synonym für ῥαφίς, ‘Nadel’, war die βελόνη. Phrynichos (Ecl. 63) bezeichnet das Wort βελόνη als Altattisch, gesteht aber seine Unwissenheit über die ῥαφίς. Rutherford167 ist trotzdem überzeugt, dass ῥαφίς das ältere Wort ist168. Der Hinweis auf Helladios (p. 17, bei Phot. Bibl. 279.533b), der besser informiert zu sein scheint, ist sein Hauptargument dafür: τὸ μάκτραν καλεῖν ἐν αἷς τὰς μάζας μάττουσιν, Ἀττικὸν καὶ οὐχ, ὡς ἔνιοι δοκοῦσιν, ἰδιωτικόν. ἀλλὰ καὶ ἡ ξύστρα τῆς στλεγγίδος καὶ τοῦ ὀχετοῦ ἡ ὑδρορροὴ καὶ ὁ ἀλετὼν τοῦ μύλου καὶ της βελόνης ἡ ραφὶς παλαιότερον). Außerdem steht bei Bekk. Anecd. 113 – nach einem unbekannten Grammatiker – dass Epicharmos das Wort ῥαφίδα benutzt hat (ῥαφίς,-ῥαφίδα· τὴν βελόνην Ἐπίχαρμος). In Attisch musste ῥαφίς durch βελόνη ersetzten worden sein. Außer einer Stelle bei Archippos, die auch Pollux zitiert (Fr. 40 Πλοῦτος: ῥαφίδα καὶ λίνον λαβὼν / τόδε ῥῆγμα σύρραψον), scheint βελόνη bevorzugt zu werden, vgl. Eup. Fr. 277 Ταξίαρχοι: ἐγὼ δέ γε στίξω σε βελόναισιν τρισίν; auch Aesch. 3.166: ἐπὶ τὰ στενὰ τινες ὥσπερ τὰς βελόνας διείρουσι; auch βελονοπώλης Ar. Plut. 175, Poll. 7.197. Die Form βελονίς ist nur bei Hermippos belegt.
Für mehrere Informationen über das Nähen siehe Blümner 1912, 113. Rutherford 1881, 174.-5. 168 Darüber siehe auch Lobeck 1820, 90. 166 167
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Στρατιῶται oder Στρατιώτιδες Die zweite Komödie nach den Μοῖραι, die ihr Thema dem peloponnesischen Krieg verdankt, sind die Στρατιῶται oder Στρατιώτιδες. Sie sind außerdem die einzige der erhaltenen Komödien des Dichters, für die zwei Titel – oder besser ein Titel in zwei verschiedenen Versionen – überliefert sind. Ein vergleichbarer Fall liegt bei der Komödie Ἀτάλαντος oder Ἀταλάντη des Strattis vor. Die Mehrheit der Quellen überliefert zwar den ersten Titel, der Titel Στρατιώτιδες aber – der nur in einer Quelle überliefert wird1 – entspricht besser dem Inhalt des Stückes2. Der Titel ist zweifach in der altgriechischen Komödie belegt: Στρατιῶται haben auch Telekleides und Menander geschrieben (Fr. 447-8) während Στρατιώτιδες der Titel einer Komödie des Theopompos (Fr. 55-59) ist. Kaibels Vermutung für Theopompos’ Komödie, dass ihr zentrales Argument näher dem bei der Lysistrata und der Ekklesiazusen des Aristophanes sei, d.h. die Demokratie könnte gerettet werden, wenn die Frauen dienten, ist zumindest auf der Basis den erhaltenen Fragmente (vgl. Fr. 56-57), plausibel. Auf jeden Fall scheint die Mehrheit der Fragmente in Theopompos’ Komödie sich auf Frauen zu beziehen, wobei bei Hermippos eher auf effeminierte Männer (vgl. Fr. 54, 57, vielleicht auch 51) angespielt wird. Außerdem ist in den Fragmenten des Hermippos kaum eine feminine grammatische Form zu finden. Man kann also vermuten, dass die Handlung von Hermippos‘ Komödie Ähnlichkeiten zur Kratinos‘ Δραπέτιδες (Fr. 53-68) gehabt haben könnte, wenn weibliche Flüchtige daran teilnahmen3. Der Titel bezieht sich wahrscheinlich auf den Chor der Komödie. Der Chor, dessen Identität umstritten ist, wird in Fr. 57 von jemandem begrüßt, kurz nachdem er seinen Platz in der Orchestra eingenommen hat4. Er besteht aus effeminierten Soldaten, die sich mehr um ihr Aussehen kümmern (vgl. Fr. 57. 36) als um ihre militärischen Pflichten. Ob es sich aber um eine athenische Truppe handelt, die aus Ionien gekommen ist, oder eine ionische, die nach Athen gekommen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden5. Fr. 54, das ein kurzes Gespräch zwischen zwei Ruderern enthält, lässt trotz seines unklaren Sinnes vermuten, dass außer dem Chor auch andere effeminierte Soldaten auf die Bühne traten. Epimer. Hom. alphab. π 141 (An. Ox. I p. 363,19), wo Fr. 52 erhalten ist. Kaibel (bei K.-A. Bd. V S. 585) bemerkt sogar: “Per se enim veri est similius Στρατιώτιδες fabulae nomen quam Στρατιῶται“. 3 Meineke merkt dazu: „titulus fabulae ad viros effeminatos et luxuria diffluentes, qui quum patria profugi frustra Spartanorum opem implorassent, tandem intercedente Pericle ab Atheniensibus impetrarunt, ut et ipsi in patriam restituerentur et nova colonia in Italiam deduceretur“. Siehe Testimonia in K.-A. 4 Dass das Fragment dem Parodos zugeteilt werden muss, haben Whitaker und Zimmermann überzeugend bewiesen, siehe Kommentar zu Fr. 57. 5 Vgl. Fr. 57. 1-2: διαπόντιον στράτευμα, siehe Komm. 1 2
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Στρατιῶται steht in Zusammenhang mit einer anderen Komödie des Dichters, den Μοῖραι. Der Krieg wird in beiden Komödien thematisiert, wenn auch unter verschiedenen Gesichtspunkten. Die Μοῖραι scheinen die Form eines eher ernsteren Angriffs zu haben, während die Fragmente der Στρατιῶται auf eine heiterere Auffassung vom kürzlich ausgebrochenen Krieg deuten. Eine zeitlich nahe Aufführung beider Komödien ist daher ziemlich plausibel. Geissler6 datiert sie sogar auf 430 und 429, weicht aber einer Entscheidung über die Reihenfolge aus. Schwarze7 vermutet eine spätere Aufführung (426 v. Chr.) für die Στρατιῶται, vor allem weil er in Fr. 57 eine Anspielung auf eine wahre athenische Expedition nach Übersee sieht8, s. Verbunden mit dem Problem der Datierung ist eine seltsame Überlieferung von zwei Versen des Fr. 48 (5-6) in den aristophanischen Scholien, die als Titel der Komödie nicht Μοῖραι sondern Στρατιῶται angeben. Zu der daraus enstandenen Diskussion, dass das zweite Stück eine umfassende Bearbeitung der ersten sein könnte, oder dass die Bearbeitung sich auf die Parabase beschränkte9, siehe Komm. zu den den Versen 5-6 in Fr. 48. Fragment 51 οἴμοι τάλας, δάκνει, δάκνει, ἀπεσθίει μου τὴν ἀκοήν Oh weh, es beißt, beißt, ißt mein Ohr ab! Das Fragment hat einen ‘paratragischen’ Ton, evoziert vor allem durch den Ausruf οἴμοι τάλας, der häufig in der Tragödie Selbstmitleid ausdruckt (vgl. Ar. Ach. 163, Nub. 1504, über die Funktion des Wortes τάλας in der Tragödie und Komödie siehe J. R. Wilson 1971, 295-99). Das Fragment besteht aus vier iambischen Metren. Die Trennung des ersten Verses nach δάκνει hat Jacobs10 vorgeschlagen (eine Parallele findet man in Ar. Ach. 163-4). Der Kontext ist uns unbekannt. Jemand beschwert sich über einen anscheinend sehr akuten und wahrscheinlich auch dauernden Klang, den ein Ding oder eine Person produziert. Ἀκοή wird metonymisch für das Ohr verwendet11. Das Verb ἀπεσθίω wird außerdem in übetragenem Sinne in Verbindung mit den Fingern verwendet, ‘die Finger verschlingen’12. Eine Geissler 1925, 25ff. Schwarze 1971, 107-108, Anm. 15. 8 Siehe Komm. zu Fr. 57. 9 So Schwarze 1971, 107. 10 Jacobs 1809, 343. 11 Vgl. Pherecr. Fr. 215, apud Phot. α 399: ἀκοήν· ἀντὶ τοῦ οὖς; auch Sapph. 2.12: ὀππάτεσσι δ᾿ οὖδεν ὄρημ᾿, ἐπιρρόμβεισι δ᾿ ἄκουαι, Arist. Pol. 1287b27: δυσίν ἀκοαῖς κρίνειν. 12 Siehe Kommentar zu Fr. 23. 6 7
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außergewöhnliche Bedeutung, nämlich ‘sich des Essens enthalten’, ist auch beim Komiker Theopompos13, zusammen mit einem entsprechenden Witz belegt, wo der φλυακογράφος Sopatros einen Ulpianos abratet, die κοπτήν14 zu essen, Ulpianos aber versteht das genau umgekehrt und isst sie gleich. Fragment 52 Τίς ἐσθ᾿ ὁ πωλῶν τἀνδράποδ᾿; (B.) ὅδ᾿ ἐγὼ πάρα. Wer ist es, der die Kriegsklaven verkauft?
(B.) Da bin ich schon.
Das Fragment gehört wahrscheinlich zu einer Szene, die eine im Krieg gewöhnliche Situation darstellt, den Verkauf der Kriegsgefangenen als Sklaven. Ἀνδράποδα waren Personen, die während des Kriegs gefangengenommen und danach als Sklaven verkauft wurden, ohne Rücksicht darauf, ob sie früher freie Bürger oder Sklaven waren, vgl. Hdt. 3.125, 129, Thuc. 6.62 u.a. Gelegentlich wird sogar diese Unterscheidung im Bezug auf ihren anfänglichen Status explizit ausgedruckt15. Für einen Überblick über den Gebrauch des Wortes siehe Gschnitzer 1964, 12-16. Der Sklavenhändler gehört zu der Kategorie der Kriegsgewinnler. Beispiele haben wir im Frieden des Aristophanes, vor allem in der Person des Waffenhändlers (ὅπλων κάπηλος), der als Vertreter von Waffenmachern16 – die anderen sind auf der Bühne als stumme Figuren anwesend – versucht, mit Trygaios Geschäfte zu machen, um die nicht mehr benötigten Waren auszuverkaufen17, aber auch früher mit dem Wahrsager Hierokles, der das Opfer an die befreite Göttin verhindern will18. ὅδε: Das Demonstrativpronomen wird hier mit seiner ursprünglichen lokalen Bedeutung bεnutzt, die auf einen Gegenstand hinweist, der sich in der unmittelbaren Nähe des Redenden befindet. Über den Unterschied zwischen ὅδε, οὗτος und ἐκεῖνος siehe Kühner-Gerth I S. 641ff. Diese Grundbedeutung ist am deutlichsten in Homer zu sehen19.
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Fr. 63 Φινεύς: τὰ πετραῖα τῶν ἰχθυδίων ἀπέσθιε. Κόπτη war ein Kuchen mit zerstoßenem Sesam. 15 Vgl. Hdt. 3.125: ὅσοι δὲ ἦσαν ξεῖνοι τε καὶ δοῦλοι τῶν ἑπομένων, ἐν ἀνδραπόδων λόγῳ ποιεύμενος εἶχε, Thuc. 8. 28: παραδόντες καὶ τὰ ἀνδράποδα πάντα, καὶ δοῦλα καὶ ἐλεύθερα; Xen. HG 1.6.15: τὰ ἀνδράποδα τὰ δοῦλα πᾶντα ἀπέδοτο. 16 Darüber siehe Ehrenberg 1951, 123-4 und Olson 1998, 298 (zu Ar. Pax 1207-9). 17 Pax 1207-1264. 18 Pax 1045-1126. 19 Vgl. Od. 21. 207: ἔνδον μὲν δὴ ὅδ᾿ αὐτὸς ἐγώ, 1. 76: ἀλλ᾿ ἄγεθ᾿ ἡμεῖς οἵδε περιφραζώμεθα πάντες / νόστον, ὅπως ἔλθησι. 14
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πάρα: Das Wort wird am häufigsten als eine andere Form für die dritte Person Singular (πάρεστι) und Plural (πάρεισι) des Verbs πάρειμι benutzt. Hier aber – und auch bei Kratinos (Fr. 113 Μαλθακοί) ersetzt es die Form der ersten Person, siehe Epimer. Hom. alphab. π 142. Alle drei Verwendungen von πάρα werden von Herodianos erklärt, Hdn. Gr. 3.2.207,20 (EM 651,25): πάρα: σημαίνει τρία· „τίς ἔσθ΄ ὁ πωλῶν τἀνδράποδα; Β. ὅδ΄ ἐγὼ πάρα” ἀντὶ τοῦ πάρειμι πάρα δ΄ ἀνήρ (Od. 16.45) ἀντὶ τοῦ πάρεστι. „πάρ΄ ἔμοιγε καὶ ἄλλοι” (Il. 1.174) ἀντὶ τοῦ πάρεισί μοι. τίνος ἄρα ἡ ἀποκοπή; ἔστι τοῦ εἰμί καὶ τοῦ ἔστι καὶ τοῦ εἰσί ἀποκοπή. πρὸς τὸ σημαινόμενον καὶ ἀποκοπή. Fragment 53 τῶν φιβάλεων μάλιστ᾿ ἄν τῶν κοράκεων Von den dünnen lieber als von den rabengrauen (sc. Feigen, ἰσχἀδων). Der Vers ist ein iambischer Trimeter, es fehlt aber das Verb, sicherlich – wegen des ἄν – in einer Form des Optativs (siehe Kommentar zu μάλιστ᾿ ἄν). φιβάλεων: vgl. Pherecr. Fr. 85 Κραπάταλοι, Ar. Ach. 802, Sch. Ar. Ach. 802 (= Suda φ 28720): γένος συκῆς ἡ φίβαλις ἐπιτήδειον εἰς ξηρασίαν ἰσχάδων. Die aristophanischen Scholien informieren uns, dass es umstritten war, ob Phibalis, der Ort, woher diese Dörrfeigensorte kam, zu Megara oder Attika gehörte21. In einem – korrupt überlieferten – Fragment des Apollophanes (Fr. 5) ist φιβάλεως auch eine Myrtenart22. Außerdem wurde dieses Wort benutzt, um einen sehr dünnen Mann zu bezeichnen, vgl. Telecl. Fr. 6 Άμφικτύονες. Die Erklärung gibt es wieder bei den aristophanischen Scholien und in der Suda: ἐπεὶ δὲ ἀπὸ τοῦ ἰσχναίνεσθαι ἰσχὰς καλεῖται, καὶ τοὺς ἰσχνοὺς τῶν ἀνθρώπων φιβάλεις καλοῦσιν. μάλιστ᾿ ἄν: Der Superlativ passt nicht gut zu diesem Satz, weil es damit schwierig wird, die beiden Genitive zu erklären. Dobree hat aus diesem Grund das Fragment umgeschrieben und μάλιστα in einem getrennten Vers, nach φιβάλεων gestellt23. Es ist jedoch vielleicht besser anzunehmen, dass ein Vergleich zwischen den beiden Feigesorten gezogen wird, und dass μάλιστα hier anstelle von μᾶλλον benutzt wird,24. Der erste Genitiv φιβαλέων müsste dann von einem Verb abhängig sein, das logischerweise im nächsten Vers Suda überliefert irrtümlicherweise φίβαλις anstatt des richtigen φιβάλεως. Siehe Rogers 1930a, 802: Indeed it seems to have been a debatable ground between the two countries. 22 Vgl. Sch. Ar. Ach. 802. 23 Dobree 1874b, 79 (II. 300). 24 Vgl. Eur. IA 1594: ταύτην μάλιστα τῆς κόρης ἀσπάζεται, A.R. 3.91: ἥρη᾿ Ἀθηναίη τε, πίθοιτό κεν ὔμμι μάλιστα / ἤ ἐμοί. 20 21
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käme, z.B. φάγοιμι25, und κορακέων – vom gleichen Verb abhängig – wäre ein Genetivus Comparativus. κοράκεων: Weniger wissen wir über diese Sorte, die unter diesem Namen nur bei Hermippos vorkommt26, deren Gleichsetzung aber mit einem anderen Sortenamen, κορώνεως27, sehr wahrscheinlich ist. Es liegt vom Namen her die Vermutung nahe, dass diese Feigen eine dunkelgraue28 oder schwarze29 Farbe hatten. Feigen waren in vielfältigen Farben und Formen zu finden30, wie die verschiedenen Sortenbezeichnungsadjektive – die fast immer nach der zweiten attischen Deklination konjugiert werden31 – erschließen lassen, z.B. χελιδόνεως (Epig. Fr. 1), φιβάλεως (siehe oben), λευκερίνεως (Hermipp. Iamb. Fr. 2), δαμαρίππεως (Eup. Fr. 443), ἀμφαρίστεως und βασίλεως (Poll. 6.81). Fragment 54 Α. Β.
ὥρα τοίνυν μετ᾿ ἐμοῦ χωρεῖν τὸν κωπητῆρα λαβόντα καὶ προσκεφάλαιον, ἵν᾿ ἐς τὴν ναῦν ἐμπηδήσας ῥοθιάζῃς. ἀλλ᾿ οὐ δέομαι πανικτὸν ἔχων τὸν πρωκτόν.
A. „Es ist jetzt Zeit, dass du den Riemenstropp und das Kissen mitnimmst und mit mir kommst, um ins Schiff zu springen und daruf loszurudern. B. „Ich habe das Kissen aber nicht nötig, da mein Steiß mit Schwielen bedeckt ist“. Das Metrum sind katalektische anapästische Tetrameter und nur der letzte Vers ist unvollständig32. Es ist ein Gespräch zwischen zwei Matrosen, zwei Ruderern, die bald wieder an Bord gehen müssen. Kaibel33 und Meineke34 vermuteten, dass das Gespräch hier zwischen zwei Doriern durchgeführt wird, siehe auch Komm. zum ῥοθιάζῃς und zum letzten Vers.
So Meineke II,1 S. 406: “genitivi pendere videntur a verbo φάγοιμι, quod in sequentibus adfuerit”. 26 Die Quelle ist Athen. III S. 77A: κοράκεων δὲ σύκων εἶδος Ἕρμιππος ἐν Στρατιῶταις παραδίδωσι διὰ τούτων. 27 Vgl. Ar. Pax 628, Eup. Fr. 460. 28 Bei LSJ: “a fig of raven-grey colour”. 29 Vgl. Pherecr. Fr. 74 und siehe Olson 1998, 200. 30 Vgl. Ar. Fr. 110 Γεωργός. 31 Solche Adjektive werden auch für Weinsorten benutzt, vgl. κανθάρεως, μελάνθεως, μελίνεως. 32 Siehe Komm. zum Vers. 33 Bei K.-A. Bd. V S. 586: „nisi dorice illum locutum esse credas, ut simul corrigendum sit v.1 κωπατῆρα et v.2 ῥοθιάξῃς.“ 34 Meineke 1869, 350: „Dass zwei Doriern redend eingeführt sind, zeigen die Formen ροθιάξῃς und πανικτόν = πηνιστόν“. Auch II,1 S. 404: „Quod vs. 3 legitur πάνικτον sive potius πανικτὸν, cuius causa Hermippi locum attulit Hesychius, indicio esse videtur Doriensem haec loqui hominem.“ 25
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Die Überlieferung des Textes weist einige kritische Probleme auf, deren Lösung aber mehrheitlich einfach ist (siehe den kritischen Apparat bei K.-A). Der Gesamtsinn des Fragmentes, bzw. der Witz, der in der Antwort der zweiten Person liegt, ist jedoch nicht klar. Der Grund dafür ist das unbekannte Wort πανικτός, das nur hier bei Hermippos belegt wird und dessen Etymologie unsicher bleibt35. Verschiedene Emendationen wurden vorgeschlagen, damit das Fragment einen plausiblen Sinn bekommt, siehe Komm. zum letzten Vers. Der attraktivste Vorschlag scheint derjenige von Kaibel zu sein, der das sowieso korrupte ῥοθιάξις zu ῥοθιάξῃς emendiert36, vor allem weil sich dadurch ein guter Sinn mit dem geringsten Eingriff daraus ergibt. Kaibel übernimmt Meinekes Auffassung, was die dorische Herkunft der Protagonisten betrifft, und sieht den Witz in der Verwechslung der Bedeutungen des Wortes προσκεφάλαιον, das nicht nur, wie die Etymologie nahelegt, das Kissen für den Kopf bezeichnet; in der Tat ein Fehler, den ein Dorer einfacher als ein Athener begehen würde. Die Antwort der zweiten Ruderers ist dementsprechend logisch: Er braucht ja kein Kopfkissen, sondern ein Sitzkissen, weil sein After mit Schwielen – oder Furunkeln – gepolstert ist, siehe auch Komm. zum letzten Vers. ὥρα τοίνυν … χωρεῖν: Der Infinitiv in diesem Ausdruck ist fast immer – wie hier – im Präsens, im Aorist nur in Od. 21.428, Soph. Aj. 245, Ar. Ach. 393, siehe auch LSJ. In der Komödie wird häufiger das Verb βαδίζειν benutzt, vgl. Ar. Th. 1189, 1228, Eccl. 30, 352. κωπητῆρα: Die Handschriften überliefern κοπητῆρα, die Emendation stammt von Musaios. Die Bedeutung des Wortes κωπητήρ, die in der Forschung umstritten ist, hat Bergson ausführlich diskutiert37. Das Wort kommt außer an dieser Stelle nur bei dem Historiker Agathias (6 Jh. n. Chr.) vor38, die Bedeutung ist aber an beiden Stellen sicherlich nicht die gleiche. Man kann vielleicht drei Interpretationsrichtungen unterscheiden. Nach der ersten, ist κωπωτήρ synonym zu τροπωτήρ. Τροπωτήρ, ‘Riemenstropp’, waren Lederschlingen, die den Riemen am Pflock festhielten. Diese Bedeutung (vgl. LSJ) nehmen auch Morrison39 und Torr40 an, und sie passt auf jeden Fall gut zu Die Etymologie aus πῆνος, die Meineke vermutet (siehe Komm. zum Vers) entbehrt jeder Stütze. Siehe Komm. zum Wort. 37 Bergson 1957, 120-6. 38 Agath. 5.21 (Keydell 1967, 192): ὡς ἄν δὲ αὐτοῖς πλοϊμώτεραι εἶεν (sc. αἱ σχεδίαι), οἱ δὲ τὰ ἐμπρόσθια τούτων ἠρέμα πρὸς τὸ μετέωρον ἐς πρώρας τύπον περιαγαγόντες καὶ ὑποκάμψαντες καὶ ὥσπερ ἀκροστόλια καὶ προέμβολα εκμιμησάμενοι, κωπωτῆρας ἐφ᾿ ἑκατέρᾳ πλευρᾷ καὶ οἶον παρεξειρεσίας αὐτομάτους ἐμηχανήσαντο. 39 Morrison und Williams 1968, 269: „The tropeter is the equivalent of the Homeric tropos, a leather loop to hold the oar to the tholepin, and kopeter in Hermippus looks like an alternative name for the same thing. 40 Torr 1964, 114. 35
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Hermippos’ Fragment. Dagegen sprechen die lexikographischen Einträge bei Hesychios (κ 4870) und Photios (κ 198), die κωπητήρ als σκαλμός, ‘Dollpflock’, erklären41, wohingegen Pollux anscheinend eine dritte – wenn auch unklare – Bedeutung gibt, als ὁ τόπος ὁ πρὸς ταῖς κώπαις42. Diese Erklärung als σκαλμός ist für Hermippos’ Fragment auszuschließen, passt aber zu der Stelle des Agathias auch nicht so gut. Κωπητήρ bezeichnet wahrscheinlich dort den ganzen Ruderapparat43, hat also eine Bedeutung, die eigentlich der Erklärung des Pollux entspricht, und die auch zu der Bedeutung im Neugriechischen, ’κουπαστή’, ‘Dollbord’44, nah steht. Von Lederschlingen ist zweifellos bei Agathias nicht die Rede, und deswegen ist ein Bedeutungs-wandel des Wortes anzunehmen, da die zwei Passagen sowieso zeitlich sehr weit auseinander stehen. Wichtig für die Erklärung des Wortes ist eine Stelle bei Thukydides45, wo die Ruderer eine Strecke auf dem Land zu Fuss machen müssen. Jeder musste den Riemen, das Sitzkissen (hier ὑπηρέσιον) und den Riemenstropp (τροπωτήρ) tragen. Hermippos spielte ohne Zweifel genau auf diesen Brauch der Soldaten an. Auch wenn der Witz mit dem προσκεφάλαιον unklar ist, ist es jedoch meiner Meinung nach der einzige in diesem Fragment, d.h mit einem zweiten ‘Witz’, der auf einem veränderten – den Zuhörern fremden – oder κατ᾿ ἀπροσδόκητον Gebrauch von κωπητήρ basieren würde, sollte nicht gerechnet werden. Das Wort κωπητήρ war also vielleicht, wie Bergson vermutet46, ursprünglich ein – wahrscheinlich in der Volkssprache benutztes – Synonym von τροπωτὴρ, und wird als solches in Hermippos Fragment verwendet. προσκεφάλαιον: Kopfkissen, vgl. Ar. Pl. 542-3, Lys. 12.18. Das Wort bezeichnet aber auch im Allgemeinen ein Kissen (siehe LSJ), bzw. ein ‘Sitzkissen’ z.B. im Theater, vgl. Thphr. Char. 2.11, oder, hier, auf der Ruderbank. Ein anderes Wort für ein ‘Sitzkissen’ war das ὑπηρέσιον47. Die zwei Wörter waren Synonyme48, und ὑπηρέσιον war vielleicht der Terminus technicus49.
Diese Erklärung bevorzugt Alexanderson 1914, 73. Damit wird wohl weder σκαλμός noch τροπωτήρ gemeint, vgl. 1.87: καὶ ὅθεν μὲν αἱ κῶπαι ἐκδέδενται, σκαλμός, ᾧ δὲ ἐκδέδενται, τροπωτήρ. 43 So Morrison 1947, 127: “rowing apparatus on both sides”. 44 Das Dollbord ist der oberste Rand und Abschluss der Bordwand eines offenen Bootes. 45 Thuc. 2.93: ἐδόκει δὲ λαβόντα τῶν ναυτῶν ἕκαστον τὴν κώπην καὶ τὸ ὑπηρέσιον καὶ τὸν τροπωτῆρα πεζῇ ἰέναι ἐκ Κορίνθου επἶ τὴν πρὸς Ἀθῆνας θάλασσαν καὶ αφικομένους κατὰ τάχος ὲς Μέγαρα καθελκύσαντας ἐκ Νισαίας τοῦ νεωρίου αὐτῶν τεσσαράκοντα ναῦς, αἵ ἔτυχον αὐτόθι οὖσαι, πλεῦσαι εὐθὺς ἐπὶ τὸν Πειραιᾶ. 46 Bergson 1957, 124-5. 47 Vgl. Thuc. 2.93, Isoc. 8.48, Hsch. υ 544. 48 Vgl. Hsch υ 544 (auch π 3142), Photios p. 445,22. 49 Vgl. Sch. Thuc. 2.93: ὑπηρέσιον ἐστι τὸ κῶας, ᾧ ἐπικάθηνται οἱ ἐρέσσοντες διὰ τὸ μὴ συντρίβεσθαι αὐτῶν τὰς πυγάς, und Plut. Them. 4: εἰς ὑπηρέσιον καὶ κώπην, ‘zum Ruderdienst’. 41 42
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ῥοθιάζῃς: Ῥοθιάζῃς ist die Korrektur von Blomfield der im Kodex überlieferten Form ῥοθίαξις, die auch von Kock und Kassel-Austin angenommen wurden. Die Form ῥοθιάξῃς ist näher zu der des Kodex, und wäre vielleicht anzunehmen, vor allem wenn, wie Kaibel und Meineke gedacht haben, das Gespräch hier zwischen zwei Doriern durchgeführt wurde50. Das Verb ῥοθιάζω ist eine verstärkte Form von ῥοθέω, ‘sich (schneidig) in die Ruder legen’, vgl. Cratin. Fr. 332, auch für einen Schiff benutzt, vgl. Ar. Fr. 86 Βαβυλώνιοι. In Ar. Ach. 806-7 wird es scherzend für das Geräusch benutzt, das die Schweine machen (in der Wirklichkeit geht es dort aber um Kinder), wenn sie gierig essen. ἀλλ᾿ οὐ δέομαι πανικτὸν ἔχων τὸν πρωκτόν: Der Sinn des unvollständigen Verses und folglich des Witzes ist unklar. Aus diesem Grund wurden verschiedene Ergänzungen vorgeschlagen. Die Ergänzung von Blomfield προσκεφαλαίου am Ende des Verses scheint zunächst attraktiv zu sein und wurde auch von Meineke und Kaibel angenommen. Der zweite Sprecher erwidert auf den Vorschlag, das Sitzkissen mitzunehmen, dass er doch keines braucht. In eine andere Richtung geht Kocks Interpretation. Er emendiert δέομαι zu δύναμαι, vermutet ἐμπηδᾶν μετὰ σοῦ εἰς τὴν ναῦν als logische Ergänzung und will einen von πανικτόν abhängigen Dativ, ἀεὶ φυγέθλοισι oder χιμέτλοισι, am Schluss haben. Blaydes ist mit Kocks erster Emendierung zu δύναμαι einverstanden, möchte aber ἐγώ ῥοθιάζειν ergänzen. Der Sinn der zwei Vorschläge ist, dass die zweite Person sich beschwert, nicht ins Schiff springen und rudern zu können. Es ist jedoch im Wesentlichen das Partizipium Coniunctum πανικτόν ἔχων τὸν πρωκτόν, das die größte Schwierigkeit aufweist. Das Adjektiv πανικτός ist ein hapax. LSJ gibt keine Erklärung dafür51, im Lexikon von Montanari steht: „con foruncoli“, ‘mit Furunkeln’. Meineke vermutet eine Etymologie des Wortes aus πῆνος oder πᾶνος, und leitet mit dem Hinweis auf Celsus V 28 10 das Wort als “corporis tumores postulas et tubercula”, aus der medizinischen Sprache ab. Dementsprechend interpretiert er den Ausdruck πανικτὸν ἔχων τὸν πρωκτὸν „podicem tuberculis obsitum“, ‘Steiß bedeckt mit Schwielen’52, emendiert aber außerdem den Vers zu ἀλλ᾿ οὐ δέομ᾿, οὐ πανικτὸν ἔχων τὸν πρωκτόν, προσκεφαλαίου. Der zweite Sprecher antwortet also, er brauche kein Sitzkissen, weil sein Steiss nicht bedeckt mit Schwielen sei. Einen Witz ist jedoch, wie auch Kock meint, in Meinekes’ Satz kaum zu sehen. Aus Kocks’ Emendation (siehe Paragraph oben), die gerade diese Bedeutungslücke ergänzen will, ergibt sich ein besserer Sinn: Der zweite Ruderer versucht, von seiner Aufgabe befreit zu werden, weil er angeblich eine eitrige Entzündung 50
Siehe Einleitung und Komm. zum letzten Vers. πανικτός: “dubious sense in Hermipp. 54“. 52 Ein ähnliches Bild ist in den Fröschen des Aristophanes zu finden, wo Dionysos sich über die φλυκταίνας beschwert, die er aus dem Rudern gekriegt hat, vgl. Ar. Ran. 236-7. 51
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am Gesäß hat. Der beste Vorschlag jedoch ist meiner Meinung nach derjenige vom Kaibel, der der Witz als eine Verwechslung der Bedeutung des Wortes προσκεφάλαιον versteht, siehe die Einleitung. Fragment 55 Χία δὲ κύλιξ ὑψοῦ κρέμαται περὶ πασσαλόφιν Die Trinkschale aus Chios hängt hoch am Pflock. Das Metrum des ersten Verses ist ein anapästischer Dimeter. Vom zweiten Vers ist ein anapästischer Metrum erhalten. Eustathios, der ebenfalls Hermippos’ Fragment ohne Angabe des Komödientitels überliefert53, berichtet von einem die Frauen verleumdenden Ausdruck des Pherekrates, der mit dem Bild einer κύλιξ verbunden ist, die aus dem Pflock heruntergebracht wird54. Die Anspielung ist an dieser Stelle deutlich, wie Meineke55 und K.-A.56 auch anmerken, auf die notorische Trunkenheit der Frauen. Es wäre möglich, dass eine ähnliche Anspielung in Hermippos’ Fragment dahintersteckt, z.B. dass die Schale hoch hängt, dass man, bzw. die Frauen sie nicht benutzen können. Es gibt jedoch eine zweite Interpretationsmöglichkeit. Kaibel vermutete, dass die Trinkschale hoch hängt, weil es wegen des Krieges keine Möglichkeit und Zeit mehr gibt, sie zu benutzen. Der Titel der Komödie und vor allem Fr. 57 lassen vermuten, dass es um faule Soldaten ging, die als solche sicher auch ihre Pflichten – gelegentlich oder ständig – vernachlässigten und sich auch für anderes, wie z.B. ihr Aussehen (vgl. Fr. 57), mehr interessierten. Eine Gegenüberstellung zwischen Krieg und Frieden findet sich auch in Fr. 56, das dasselbe Metrum hat. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Verse demselben Komödienteil entstammen, siehe auch Kommentar zu Fr. 56. Κύλιξ: Kylix ist das üblicherweise benutzte Weinbecher in der Antike, und scheint der allgemeine Begriff für ein Trinkgefäß zu sein, siehe Brommer 1967, 546. Kylix war durch ihre breite flache Form, die waagerechten Henkel und den hochstieligen Fuß zu erkennen. Es gab mehrere Variationen dieser Trinkschale, die sehr elegant sein konnten, vor allem in Keramikware, oder andere, schwarzfarbige, zur alltäglichen Benutzung gedacht, die einen dickeren konkaven Gießrand hatten, und deswegen fester und weniger zerbrechlich waren. Zu diesen Variationen siehe Sparkes und Talcott 1970, 88-105. Eust. Od. p. 1428,61. Die Hauptquelle ist Ath. 11. 480e. Vgl. Pherecr. Fr. 207: περὶ ἧς ὅτε κατηνέχθη ἐκ τοῦ πασσάλου παίζει ὁ Φερεκράτης ἐπὶ διαβολῂ γυναικῶν. 55 Meineke II,1 S. 344 :“non stetit promissis doctissimus Archiepiscopus. hoc tamen apertum est lusisse Pherecratem mulierum vinositatem, id quod data opera fecit in Tyrannide”. 56 K.-A. Bd. VII S. 203. 53
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περὶ πασσαλόφιν: Die Endung –όφι(ν) ist episch, vgl. Il. 24.268: ἀπὸ πασσαλόφι ζυγὸν ἥρεον, Od. 8.67: ἐκ πασσαλόφι κρέμασεν φόρμιγγα; ζυγόφιν Il. 24.576 u.a, siehe Chantraine 1953, 234-42; auch Heubeck zu Od. 5.59. Der homerische Sprachgebrauch ist ungenau, was den Kasus betrifft. Am häufigsten werden die Präpositionen ἐκ und ἀπό benutzt, vgl. Beispiele oben; ἐκ ποντόφιν Od. 24.83, ἀπ᾿ ὀστεόφιν Od. 14.134, aber auch andere, wie πρός, vgl. Od. 5.433. Auf Pflöcken wurden verschiedene nützliche Sachen aufgehängt, wie Kleider, Waffen u.a., z.B. Chitone Od. 1.440, Bogen Od. 21.53, φόρμιγξ Od. 8.67, vgl. Eust. Il. 4.903. Das ist das einzige Fragment der Komödie, wo eine homerische Sprachform belegt ist. Da aber schon in zwei anderen Fragmenten militärische Tätigkeiten parodiert werden (Fr. 54 und 57), wäre es denkbar, dass auch an anderen Stellen Nachahmungen homerischer Verse oder Szenen hätten benutzt werden können, die zur Parodierung des Soldatenlebens dienten. Fragment 56 νικᾷ δ᾿ ᾤα λιθίνην μάκτραν Es ist ein Lammfell dem steinernen Knettrog überlegen. Das Metrum ist, wie in Fr. 55, ein anapästischer Dimeter. Da in beiden Fragmente von alltäglichen Utensilien gehandelt wird, liegt die Vermutung nahe, dass sie demselben Komödienteil entstammen. Das Fragment wird von Pollux überliefert (10.182), mit dem Hinweis, dass das Lammfell τοῖς δὲ στρατιώταις ἀντὶ μάκτρας ὑπουργεῖ, also dass es während der Kriegszeit von den Soldaten anstelle eines Knettrogs verwendet wurde57. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass ein Lammfell, das auch als Gewand gegen die Kälte gebraucht werden konnte, einfacher als ein Knettrog zu finden war, und dass die Soldaten in Ermangelung eines Troges es aus diesem Grund auch zum Kneten des Brotes benutzten. νικᾷ: Ein transitiver Gebrauch von νικάω mit einem Gegenstand als Objekt ist nur hier belegt, das Verb wird aber mit der gleichen Bedeutung (d.h. ‘bevorzugt werden’) in Verbindung mit Infinitiv verwendet, vgl. Pl. Plt. 303b: ἐν δημοκρατίᾳ νικᾷ ζῆν. ᾤα: μηλωτή, das Fell des Lamms, vgl. Hsch. ω 4 und Poll. 10.182, auch ein Gewand aus diesem Material, das als Badeanzug58 oder bei bestimmten heiligen Riten benutzt wurde, siehe Komm. zu Fr. 76. Bergk 1838, 324: Nam hoc quoque dixit poeta, ut significaret, quanto studio bellandi omnes omnino correpti fuerint, ut rudia militum vasa iam sola vel in pane usurparentur. 58 Vgl. Theopomp.Com. Fr. 37 Παῖδες: τὴν δὲ περιζωσάμενος ᾤαν λουτρίδα / κατάδεσμον ἥβης περιπέτασον, Pherecr. Fr. 68 Ἰπνὸς ἤ Παννύχις: ἤδη μὲν ᾤαν λουμένῳ προζώννυται. 57
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μάκτρα: Ein Trog aus Stein, Ton oder Holz, der zum Kneten von Teig benutzt wird, vgl. Phot. μ 55, Hsch. μ 138; Ar. Ran. 1159, Plut. 545-6. In Ran. 1159 wird es als Synonym von κάρδοπος, einem hölzernen Gefäß, benutzt59. Fragment 57 χαῖρ᾿ ὦ διαπόντιον στράτευμα, τί πράττομεν; † τὰ μὲν πρὸς ὄψιν μαλακῶς ἔχειν ἀπὸ σώματος † κόμῃ τε νεανικῇ σφρίγει τε βραχιόνων (B.) ᾔσθου τὸν Ἄβυδον ὡς ἀνὴρ γεγένηται; Heil Heer von Übersee, wie geht es uns60? † Dem Aussehen nach, scheint ihr eine zarte Figur zu haben †, mit euren jugendlichen Haaren und der Kräftigkeit eurer Arme. Hast du Abydos bemerkt, wie er Mann geworden ist? Das Fragment ist in Telesilleia (akephale Glykoneen) geschrieben, mit einem Reizianum (akephale Pherekrateios) als Klausel. Die Verse stammen wahrscheinlich aus der Parodos der Komödie, wie Whittaker61 und Zimmermann62 überzeugend bewiesen haben. Der Chor, ein Truppenkontingent, tritt auf die Bühne und wird – möglicherweise vom Protagonisten – begrüßt. Danach fängt der letztere an, ihr gepflegtes Aussehen zu loben, ihre sanften Gesichtsmerkmale, die zarte Figur, die schönen Haare und die kräftigen Arme. Es ist nicht klar, ob und bis zum welchen Grad dieses Lob auch Ironie enthält, denn die Identität des Sprechers bleibt im Dunkeln, man kann also nicht sagen, ob er auch ‘effeminiert’ ist wie sie. Es wird aber deutlich, dass ihr Aussehen sich für das Bild eines Soldaten auf keinen Fall ziemt. Zum Eintritt eines Chores, der aus orientalisch aussehenden effeminierten Soldaten gebildet wird, passt auch, wie Zimmermann63 bemerkt, das ionische Metrum, da es anderswo auch 59
Vgl. auch Pherecr. Fr. 145 Πετάλη, wo ein ähnlicher Witz belegt ist. Wörtlich übersetzt: was machen wir? 61 Whittaker 1935, 184: „The greeting given to the chorus indicates that they cannot have been present long and the description of them put in the mouth of an actor is such as might be expected in the parodos“. 62 Zimmermann 2000, 274-6 ordnet die Parodoi nach der Reaktion des Chores zum Plan des Protagonisten in drei Grundkategorien ein. Seiner Meinung nach gehört die Parodos der Στρατιῶται zur dritten Kategorie – zu der auch die Parodos von Wespen und Fröschen gehören –, wo der Chor sich aus einem nicht direkt mit dem Plot verbundenen Grund versammelt, ohne also vom Protagonisten gerufen zu werden und ohne irgendeine Aktion gegen oder für irgendjemandes Pläne unternehmen zu müssen. 63 Zimmermann 2000, 276. 60
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benutzt wird, um Asiaten (wie in den Persern und den Bakchen) und Effeminierte (wie Agathon in Thesm. 101-79 und in Eupolis’ Marikas Fr. 207) darzustellen64. Welche ist aber die Identität dieses überseeischen Truppenkontingents? Das Heer ist gerade aus Ionien65 nach Athen angekommen und wird deswegen als διαπόντιον bezeichnet66. Es lässt sich aber aus dem Gruß nicht genau erkennen, ob es sich um ein athenisches Heer handelt, das gerade von einer Expedition zurückgekommen ist, oder um ein ionisches Truppenkontingent67, das in Athen willkommen geheißen wird. Mit diesem Problem verbunden ist auch die Interpretation vom Wort Ἄβυδον im vorletzten Vers. Der ersten Meinung sind Kaibel, Zimmermann68 und Schwarze69. Kaibel denkt an effeminierte Jungen, keine richtigen Soldaten, die ins Ausland gegangen sind, nicht um zu kämpfen70, sondern um ihren Sinnenlüsten zu frönen. Bei ihrer Rückkehr werden sie aber als Sieger begrüßt71. Eine interessante Parallele findet man im Prolog der Acharner (65-90), die etwa um die gleiche Zeit auf die Bühne gebracht wurden. Eine Gruppe von Gesandten wird vor der athenischen Volksversammlung vorgeladen und berichtet von ihrem quälend luxuriösen Leben, das sie während ihres Aufenthalts am Hof des persischen Königs in Ekbatana haben ertragen müssen. Schwarze72 versucht, eine reale athenische überseeische Unternehmung zu identifizieren und kommt zum Schluss, dass das Fragment auf die Expedition nach Mytilene anspielte, die aber 426 stattfand. Eine Identifizierung ist aber sicherlich nicht nötig. Es könnte sich also bei diesem Fragment genauso gut um irgendeine andere – nicht unbedingt überseeische, oder wohl auch fiktive – Unternehmung handeln. Der letzteren Meinung sind Meineke, Kock, Wilson73 und Harvey74. Meineke sieht Kontingente aus Abydos und anderen ionischen Städten. Kock vermutet, es sei der Chorführer eines überseeischen Bundesgenossen, der im siebten Vers, Der Gedanke, dass Telesilleia besondere weibliche Konnotationen haben, weist L. P. E. Parker 1997, 529, mit Hinweis auf Ar. Eq. 1111ff=1131ff, ab. 65 So lässt sich aus dem vorletzten Vers (siehe Komm. zu τὸν Ἄβυδον) erschließen. 66 Siehe auch Komm. zum Wort. 67 Vielleicht Allierten von Athen, oder eine Söldnertruppe. Über Söldnerheere im 5. B.C. siehe Parke 1933, 14-19. 68 Zimmermann 2000, 274. 69 Schwarze 1971, 107-8 Anm. 15. 70 Zimmermann 2000, 275 erklärt Kaibels’ Aussage “non bellandi causa”, als Versuch ihrem Militärdienst zu entkommen. Harvey (bei Zimmermann 2000, 280) sagt stattdessen, dass Kaibel damit einfach “nicht kämpfen” meinte. 71 Kaibel bei K.-A. Bd. V S. 585: “Chorus non tam milites fuisse videntur quam effeminati quidam iuvenes qui non bellandi causa verum libidinibus ut satisfacerent peregre profecti iam domum reversi tanquam victores salutabantur”. 72 Schwarze 1971, 107-8. 73 A. M. Wilson 1977, 280. 74 Im Antwort zu Zimmermann 2000, 280-1. 64
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nach einem Redewechsel, die Frage stellt. Harvey hält Kaibels Plot75 für unrealistisch. Er denkt, dass es unmöglich wäre – auch für die Komödie eine solche Truppe auf die Bühne zu bringen, d.h. aus Männern, die fähig zu kämpfen wären, und die, nachdem sie Athen in Kriegszeit verlassen hatten, um den Militärdienst zu vermeiden, so unbekümmert und fröhlich zurückkämen. Die Strafen die auf ein solches Delikt (γραφή ἀστρατείας, ‘Wehrdienstentzug’, oder λιποτάξιου, Desertion), wären mit Sicherheit in Kriegszeit besonders hoch gewesen und kein Soldat hätte sie so einfach unterschätzen können. Harvey schließt sich Wilson an76, in der Meinung, dass der Chor aus verbündeten Soldaten aus Ionien bestand, die als schwach und effeminiert dargestellt wurden77. Es ist klar, dass man nicht zu einem sicheren Schluss über die Identität des Chors kommen kann. Das Bild eines athenischen Truppenkontigents mag skandalöser sein als dasjenige eines ionischen, wäre aber vielleicht auch in den Augen der Zuschauer interessanter und würde kein so großes Aufsehen in einer Zeit erregen, wo der Krieg noch gut für die Athener lief. διαπόντιον: ‘überseeisch’, vgl. Xen. Hell. 6.2.16: διαποντίου τῆς στρατείας οὔσης; Thuc. 1.141.3: χρονίων πολέμων καὶ διαποντίων ἄπειροι (wird über die Lakedaimonier gesagt), A. Ch. 352: διαπόντου γᾶς, Antiph. 196.8: διαπόντου λήμματα. Über die Bedeutung im Text siehe Einleitung. τί πράττομεν;: Die Frage in der ersten Pers. Plural ist nicht gewöhnlich78, eine gute Parallele haben wir jedoch in Lysippos, Fr. 1 Βάκχαι: Ἕρμων, τί ἔστι, πῶς ἔχομεν;. Es ist natürlich auf jeden Fall nicht logisch zu denken, dass die Person, die die Soldaten grüßt, zum Truppenkontingent gehört. Die Frage klingt, wie in Lysippos’ Fragment, etwas ironisch79. † τὰ μὲν πρὸς ὄψιν μαλακῶς / ἔχειν ἀπὸ σώματος †: Der Vers ist korrupt überliefert. Das Verb fehlt und eine Ergänzung (z.B. δοκεῖτε oder δοκεῖς) würde mehrere Emendationen – und einen extra Vers – benötigen, um metrisch zu passen. Die Mehrheit der Gelehrten rekonstruierten beide Verse80. KasselAustin setzten sinvollerweise die Lesart der Handschriften in Cruces. Der Sinn Siehe Paragraph oben. Wilson spricht von einem Chor “ composed of Ionian soldiery”. 77 Harvey S. 281: “soldiers from allied states, portrayed as weak and effeminate”. 78 Ich habe keine Parallele an der Prosa finden können. 79 Einen ähnlich ironischen Charakter hat die gleiche Frage in modernen Sprachen, z.B. auf Neugriechisch und Deutsch, „τί κάνουμε;“, „wie geht es uns ?“. 80 Bergk: γ᾿ ἀπὸ σώματος / πρὸς ὄψιν ἔχει καλῶς, Kock: γὰρ ἀπ᾿ ὀμμάτων / δοκεῖτε καλῶς ἔχειν, Kaibel: γὰρ ἀπ᾿ ὄμματος / δοκεῖς μαλακῶς ἔχειν. Meineke in der Athenaios’ Ausgabe, hat die Verse in iambischen Trimeter wiedergeschrieben, die von einer anderen Person gesprochen werden: τὰ μὲν πρὸς ὄψιν μάλα καλῶς ἔχειν <δοκεῖ> / ... ἀπὸ σώματος („nisi ἀπὸ σ. delere praestat Anal. Ath. p. 240) 75 76
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der Verse ist trotz ihres korrupten Zustandes ziemlich klar. Der Sprecher, der vor kurzem die Soldaten begrüßte, lobt ihre zärtliche Figur, die sowohl im Gesicht (sie sind vermutlich auch wie Frauen geschminkt), als auch im Körper bemerkbar ist. Das Lob scheint eher ernst als ironisch zu sein, man kann aber nicht ausschließen, dass der Sprecher sich über ihre effeminiertes Aussehen lustig macht. μαλακῶς ἔχειν: “krank sein”, vgl. Ps. Hdt. Vit. Hom. 34, Luc. DDeor. 12.1, 12.2. LSJ attestiert diese Bedeutung für Hermippos’ Fragment, sie scheint aber hier unpassend zu sein, weswegen die Hauptbedeutung von μαλακός, nämlich ‘weich’, ‘zärtlich’81, an dieser Stelle eher beizubehalten ist. κόμῃ τε νεανικῇ / σφρίγει τε βραχιόνων: Das Lob geht in diesen Versen weiter, das Bild ist aber nicht mehr von effeminierten Soldaten, sondern von jungen Männern mit langen glänzenden Haaren – wie man sich eine νεανική κόμη vorstellen müsste – und kräftigen Händen. Zu κόμη als Zeichen von Vornehmheit und Adel (und Üppigkeit), vgl. Ar. Eq. 580, Nub. 14, Agath. Fr. 3, Athen. 534c (über Alkibiades). Über die Verbindung zwischen σφρίγος und βραχίονες und die Assoziation beider Wörter mit Jugend vgl. Εur. Supp. 478: σφριγῶντ᾿ ἀμείψῃ μῦθον ἐκ βραχιόνων82, 738: νέοι βραχίοσιν, Eur. Andr. 196: τῷ νέῳ τε καὶ σφριγῶντι σώματι. τὸν Ἄβυδον: Ἄβυδος war eine ionische Stadt, ihre Bürger aber, die Kolonisten der Milesier waren, hießen Ἀβυδηνοί. Die Form im Fragment ist also problematisch und vermutlich auch korrupt. Eine Emendation zu Ἀβύδου oder Ἀβύδοθεν ist jedoch aus metrischen Gründen nicht möglich. Die Emendation von Dindorf Ἀβύδοθ᾿ ὡς, die auch Bergk83 angenommen hat, wurde von Meineke und Kassel-Austin als unattisch abgewiesen. Die beste Lösung, wäre vielleicht, Ἄβυδον im Rahmen der Freiheit der Komiker zu erklären, Toponymika zu bilden. Die Schlussverse des Fragmentes sind in zwei verschiedenen Weisen interpretiert worden. Nach Bergk84 und Kaibel85, denen sich auch Zimmermann86 anschließt, beziehen sie sich auf Alkibiades, mit Hinweis auf zwei Anekdoten, die von seinem ausschweifenden Leben während eines Aufenthaltes dort erzählen (vgl. Antiph. Fr. 67 Blass = Athen. 12. 525b87 und Vgl. Soph. Ant. 783, Eur. Med. 1403, Xen. Mem. 3.10.1. Über die etwa seltsame Hypallage zwischen σφριγῶντα μῦθον und ἐκ βραχιόνων siehe Michelini 1994, 138 Anm. 67. 83 Bergk 1838, 324. 84 Bergk 1838, 324-5. 85 Beim K.-A. Bd. V S. 588. 86 Zimmermann 2000, 275. 87 „Ἐπειδὴ ἐδοκιμάσθης ὑπὸ τῶν ἐπιτρόπων, παραλαβὼν παρ᾿ αὐτῶν τὰ σαυτοῦ χρήματα ᾤχου ἀποπλέων εἰς Ἄβυδον, οὔτε χρέος ἴδιον σαυτοῦ πραξόμενος οὐδὲν οὔτε προξενίας 81 82
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Lys. Fr. 8 Sauppe = Athen. 12. 534f88). Harvey weist diese Identifizierung zurück89, weil es weder zu Athenaios’ Einführungssatz90 passt91, noch zum Bild des Alkibiades, der bei Thukydides charakteristisch eifrig bei der Kriegsführung dargestellt wird92. Er behauptet, dass es sich um eine Bemerkung zu einem der Chormitglieder handelt und hält sie für einen Beweis dafür, dass jedes Chormitglied aus einer bestimmten – ionischen – Stadt kam93. Die Erwähnung jedoch eines offensichtlich viel diskutierten Jungen, in Bezug auf sein lasterhaftes Leben, ist aud jeden Fall viel attraktiver als die Auswahl eines Chormitglieds. Das Lob für seine Schönheit, ohne Zweifel aber auch für seinen kräftigen Körper und Aussehen steht nicht unbedingt im Widerspruch zu seiner Kriegslust. Außerdem ist es möglich, dass der Sprecher, vielleicht der Chorführer, wie Kock gedacht hat, hier versucht, einen Unterschied zwischen den anderen effeminierten Soldaten und Alkibiades zu ziehen, der zwar die gleichen Interessen mit ihnen hat, aber im Gegensatz zu ihnen jetzt ein ἀνήρ geworden ist. Alkibiades könnte dann entweder unter den Soldaten gewesen sein, oder der Chorführer, der schon von seiner anscheinend berühmten Schönheit gehört hat, fragt den Hauptsprecher, ob er ihn schon gesehen hat. Fragment 58 Zenob. Ath. I 7294 = vulg. II 23: ἀνερίναστος εἶ· τάττεται ἡ παροιμία παρ᾿ Ἐρμίππῳ ἐν Στρατιώταις. φασί δὲ ὅτι ἐρινεοῦ τῆς ὀλυνθηφόρου ἐν τῷ καρπῷ φύεται θηρίδια ἐμπίσιν ὅμοια, ἅ προσαγορεύουσι ψῆνας. τούτων οἱ γεωργοὶ λαβόντες ἀφάπτουσι τῶν κλάδων ταῖς συκαῖς, ὅπως αὐτῶν ὁ
οὐδεμιᾶς ἕνεκεν, ἀλλὰ τῇ σαυτοῦ παρανομίᾳ καὶ ἀκολασίᾳ τῆς γνώμης ὁμοίους ἔργων τρόπους μαθησόμενος παρὰ τῶν ἐν Ἀβύδῳ γυναικῶν, ὅπως ἐν τῷ ἐπιλοίπῳ βίῳ [σαυτοῦ] ἔχοις χρῆσθαι αυτοῖς“. 88 Ἐκπλεύσαντες γὰρ κοινῇ Ἀξίοχος καὶ Ἀλκιβιάδης εἰς Ἑλλήσποντον ἔγημαν ἐν Ἀβύδῳ δύο ὄντε Μεδοντίδαν τὴν Ἀβυδηνὴν καὶ συνῳκείτην. ἔπειτα αυτόῖν γίγνεται θυγάτηρ, ἥν οὐκ ἔφαντο δύνασθαι γνῶναι ὁποτέρου εἴη. ἐπεὶ δὲ ἦν ἀνδρός ὡραία, συνεκοιμῶντο καὶ ταύτῃ, καὶ εἰ μὲν χρῷτο καὶ ἔχοι Ἀλκιβιάδης, Ἀξιόχου ἔφασκεν εἶναι θυγατέρα, εἰ δὲ Ἀξίοχος, Ἀλκιβιάδου. 89 Ähnlich auch Schwarze 1971, 107 Anm. 15: Worauf hier (d.h. der Hinweis auf Abydos in Z. 7) speziell angespielt ist, bleibt dunkel. 90 Athen. 524f: καὶ Αβυδηνοί … ἀνειμένοι τὴν δίαιταν εἰσιν καὶ κατεαγότες, ὡς παρίστησιν Ἕρμιππος ἐν Στρατιῶταις. 91 Harvey, im Antwort zu Zimmermann 2000, 282: “If Kaibel were right, we would have to suppose that Athenaios completely misunderstood the text”. 92 Zunächst in der Mytilene Diskussion (5.43.2), vor allem in der Debatte vor der Sizilienexpedition (6.16-8), vgl. Thukydides’ Bemerkung in 6. 15.2: ἐνήγε δὲ προθυμότατα τὴν στρατείαν, auch 19.1. 93 A. M. Wilson 1977, 280 hat diese Chore “individualised” genannt. Die bekanntesten Beispiele von diesen Chören sind die Vögel und die Πόλεις von Eupolis. Er selbst äußerte aber seine Zweifel daran, ob der Chor der Στρατιῶται einer von diesen “individualised” Chören gewesen ist (279-80). Der Kontext ist tatsächlich zu wenig, um zu einer solchen Schlussfolgerung zu führen. 94 Bühler 1982, 13ff.
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καρπός μὴ ἀπορρέῃ· ἐνδυόμενον γὰρ εἰς τοὺς φήληκας τὸ θηρίδιον στερεοῖ τούτους καὶ πεπαίνει. διόπερ ἐπὶ τῶν ἅπερ ἄν λάβωσι μὴ διακρατούντων εἰρῆσθαι τὴν παροιμίαν. Das Sprichwort ist auch in anderen Quellen überliefert (Suda α 2308, Et. Magn. 108,11= Et.Gud. 145,12, vgl. Lex. Zon. α 172), nur in Zenobios aber gibt es den Hinweis auf Hermippos’ Komödie. Das Adjektiv wird außerdem in Hsch. α 5086 und Photios α 1933 erklärt. Nicht einig sind jedoch die Quellen betreffend der Form des Adjektivs. Das Etymologicum Magnum, Hesychios und Photios, überliefern ἀνηρίναστος95, während Suda (und Paus. Att. α 121) die Form ἀνερίναστος hat. Die Form ἀνερίναστος ist aber auch bei Theophrast zweimal belegt96. Außerdem heißt das Korn des entsprechenden Baumes (und der Baum selbst, vgl. Il. 22.145. Od. 12.103, siehe Eust. Il. 2.356) ἐρινεός und das daraus stammende Verb ἐρινάζειν97, weshalb es vielleicht plausibler wäre, eine Form mit ε auch für das Adjektiv zu erwarten98. Suda, Photios und Etym. Magnum99 erklären uns das αἴτιον des Sprichwortes. Auf dem Korn des wilden Feigenbaumes wachsen kleine Tierchen, die wie Stechmücken aussehen (θηρία ἐμπίσιν ὅμοια) und die man ψῆνες nennt. Die Bauern ziehen diese Tierchen ab und heften sie den milden Feigenbäumen bei100. Die ψήνες umringen das neue Korn101 wieder und verstärken es, so dass es nicht aus dem Baum fällt102. Dieser Vorgang heißt – nach Suda, Hesychios und Photios – ἐρινάζειν103. Ἀνερίναστος wird als μαλακός καὶ ἄγονος erklärt, und ἀνερίναστος συκῆ diejenige, deren Körner immun gegen Krankheiten sind104. Durch diesen Kontext erklärt sich auch das Sprichwort ἀνερίναστος εἶ. Es bezieht sich nämlich ἐπὶ τῶν ἅπερ ἄν λάβωσι μὴ διακρατούντων105, also auf diejenigen, die nicht behalten können, was ihnen gegeben wird. Die Erklärung der Lexika ist zu generell, weshalb die genauere Bedeutung des Sprichwortes dunkel bleibt. Man könnte vielleicht vermuten, dass der Bezug auf eine Person
Die vulg. hat ἀνερίνεος. Thphr. HP 2.83, CP 2.9.12. 97 Die Bedeutung des Verbes ἐρινάζειν wird weiter im Kommentart erklärt. 98 In K.-A. wird ebenso ἀνερίναστος gedruckt. 99 Der Text des letzteren steht am nächsten zu Zenobios’ Text. 100 Ἡμέροις fehlt in Zenobios, gibt es aber in Etym. Magnum 101 In Etym magn. steht φήληκας, ein kritisches Problem gibt es in Athen. und Vulg., die σφῆκας und σφῆνας entsprechend überliefern, und von Schneidewin zu der ersten Lesart korrigiert werden. Φήληξ wird jedoch als ‘wild fig’ in LSJ erklärt. 102 Im Text: ὅπως αὐτῶν ὁ καρπὸς μὴ ἀπορρέῃ, besser in Eust. Il. 2.356: ὥστε μὴ ἀπορρυῆναι τοῦ δέντρου. 103 Eine etwas unterschiedliche Erklärung hat Eust. Il. 2.356: ἀφ᾿ οὗ κατὰ Παυσανίαν ἐρινάζειν τὸ περιάπτειν ταῖς ἡμέροις συκαῖς ὀλύνθους ἤτοι ἐρινέους φησίν. 104 Vgl. Suda und Photios: ᾗ μὴ προσβέβληνται οἱ ἐρινεοί. 105 Suda hat διακατεχόντων statt διακρατούντων, die Bedeutung ist aber offensichtlich gleich. 95 96
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ist, die aus Schwäche oder Ungeschicklichkeit ein Geschenk, ein Angebot oder eine gute Chance verpasst, oder dass etwas, das im Allgemeinen nützlich ist, dieser bestimmten Person unverwendbar oder nutzlos ist. Fragment 59 Gloss. com. Pap. Ox. 1801 (saec. 1P) βερβινίων· Ἕρμιππος ἐν Στρατιώταις. ξύλα καθηλωμένα ἐξ ὧν τὰς ληκύθους κατήρτων Wenig ist bekannt über diese βερβίνια, die Holzpflöcke waren, an die λήκυθοι (Weinvasen) gehängt wurden vgl. auch Phot. β 128, Hsch. β 157. Hesychios spricht außerdem von einem arkadischen Volk, das Βερβένιοι heißt, über die wir aber keine anderen Aufscluß verfügen. Fragment 60 Athen. X p. 422 E: καὶ ἠρίσταμεν δ᾿ εἴρηκεν Άριστόφάνης ἐν Ταγηνισταῖς (Fr. 513) ... καὶ Ἕρμιππος ἐν Στρατιώταις· ἠριστάναι † καὶ παριστάναι τουτί. Θεόπομπος Καλλαίσχρῳ· ἠρίσταμεν κτλ. Athenaios widmet ein ziemlich großes Kapitel im zehnten Buch verschiedenen grammatischen Formen von ἀριστάω und δειπνέω, die alle in der Komödie – sowohl in der Alten als auch in der Mittleren – vorkommen. Das Interesse wird auf vier Formen ausgerichtet, die anscheinend dichterische Innovationen sind. Die erste Gruppe ist die Form der ersten Person Plural im Perfekt, nämlich ἠρίσταμεν und δεδείπναμεν (Alternativformen von ἠριστήκαμεν und δεδειπνήκαμεν) und die zweite die Infinitive des Perfekts, ἠριστάναι und δεδειπνάναι (Alternativformen von ἠριστηκέναι und δεδειπνηκέναι). Muster aller dieser Bildungen ist offensichtlich das Verb ἵστημι, und zwar die Formen ἕσταμεν und ἑστάναι. Schwyzer106 hält die Form ἠρίσταμεν für eine komische Bildung. Szemerényi hat jedoch überzeugend bewiesen, dass die Komiker diese vier Formen aus metrischen Gründen bildeten, d.h. um die Einschränkungen des iambischen Trimeters zu überwinden107. Nach einer metrischen Analyse – zunächst der “normalen” Grammatikformen und dann ihrer Alternativen – kam er zum Schluss, dass die letzteren mit wenigen Ausnahmen in Fällen benutzt werden, wo die Benutzung der ersteren unmöglich wäre, nämlich am Anfang oder am Ende des Verses. Gelegentlich werden die alternativen Formen aber auch in Fällen bevorzugt, in denen die anderen metrisch ebenso gepasst hätten108, was die Vermutung lässt,
Schwyzer 1953 774 Anm. 1. Szemerényi 1964, 25-27. 108 Vgl. Ar. Fr. 496 Ταγηνισταί, Eub. Fr. 92 Προκρίς. 106 107
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dass die Dichter sich irgendwie gezwungen sahen, dieser besonderen Möglichkeit zu folgen. Außerdem schließt er auf der Grundlage der großen Zahl und vor allem der Ausschlagweite der bei Athenaios erwähnten Komödien, dass der letztere das Ganze der entsprechenden Beispiele, denen er begegnet ist, durchführt. Die Fortsetzung des Satzes bei Athenaios weist unüberwindbare Schwierigkeiten auf. Καὶ παριστάναι τουτί ergibt keinen Sinn. Außerdem passt das Verb παρίστημι weder zu den vorherigen noch zu den nachfolgenden Beispielen, weil es im Gegensatz zu allen anderen im Präsens steht. Die ‘Furcht’ von Dindorf, dass παριστάναι aus ἠριστάναι korrumpiert worden sei109, ist vielleicht der beste Vermutung, die man machen kann. Das einzige Kompositum, das Athenaios erwähnt, kommt kurz danach, das Verb καταριστάω. Es scheint vielleicht logischer, dass man hier ein anderes Kompositum von ἀριστάω haben könnte. Die Form παρηριστάναι wäre in diesem Fall ein logischer Emendationsversuch110, wenn es anzunehmen wäre, dass die Stelle nicht total korrupt ist.
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Dindorf apud K.-A. Bd. V S. 589: “vereor ne illa καὶ παριστάναι ex ἠριστάναι depravata sint”. Das Verb παραριστάω ist jedoch nirgendwo belegt.
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Φορμοφόροι Eine weitere Komödie, die während des Peloponnesischen Kriegs aufgeführt wurde, sind die Φορμοφόροι. Aus den sieben erhaltenen Fragmenten lässt sich nur schwer, ein plausibler inhaltlicher Zusammenhang herstellen. Der Titel der Komödie gibt ebenfalls wenige Anhaltspunkte. Φορμοφόρος kommt außer bei Hermippos nur bei Epikur (bei Ath. 8.50.14), und in der Suda vor (vgl. κ 2166, φ 610) und ist eine Berufsbezeichnung1, ’Korb- oder Lastenträger’2, siehe auch Neumann 88-9; vgl. auch φορμοφορέω, D.C. 52.25.7. Der Titel der Komödie legt nahe, dass sie den Chor des Stückes bildeten, über die Handlung jedoch lässt sich wenig erschließen. Kaibel vermutete, dass ein Wortspiel zwischen φορμοφόροι und φοροφόροι dahintersteckte und dass die Komödie entweder die thalassokratische Macht Athens lobte oder die in Athen herrschende expansionistische Stimmung satirisch angriff3. Seine Vermutung gründet sich offensichtlich auf Fr. 63, das übereinstimmend als ein Lob Athens angesehen wird. Eine andere Möglichkeit wäre, dass diese Lastenträger auch in Häfen arbeiteten und beim Ein- und Ausladen der Waren halfen, d.h. sie nahmen so zu sagen indirekt Teil an dieser Prosperität, die Athen in dieser Zeit erlebte. Van Leeuwen sieht einen Zusammenhang zwischen der Komödie und einem aristophanischen Vers im Frieden4, wo Trygaios den Anhängern des Kriegs verflüchtet, sich nur von Gerste zu ernähren, ein gewöhnliches Nahrungsmittel des einfachen Volks während der Kriegszeit5. Ein Versuch, aus einem Wort und einem Fragment die Handlung der ganzen Komödie zu rekonstruieren, ist zweifellos riskant. Nichtsdestoweniger könnte man vermuten, dass das Ziel dieser Komödie gewesen sein könnte, die athenische Seemacht, und den Reichtum der Stadt darzustellen, um dem Volk entweder Mut einzuflößen und ein optimistisches Gefühl über die Entwicklung des Krieges zu geben, oder umgekehrt für die Vorteile des Friedens, mittels einer Beschreibung des Wohlstands des Volkes in der Friedenzeit zu argumentieren. Epikur gibt uns die anekdotische Information, dass Protagoras ein φορμοφόρος (und ξυλοφόρος) gewesen ist bevor er γραφέας bei Demokrit und dann Philosoph wurde, vgl. Ath. 8.50.14: ἐν δὲ τῇ αὐτῇ ἐπιστολῇ ὁ Ἐπίκουρος καὶ Πρωταγόραν φησὶ τὸν σοφιστὴν ἐκ φορμοφόρου καὶ ξυλοφόρου πρῶτον μὲν γενέσθαι γραφέα Δημοκρίτου· θαυμασθέντα γὰρ ὑπ᾿ έκείνου ἐπὶ ξύλων τινῶν ἰδίᾳ συνθέσει ἀπὸ ταύτης τῆς ἀρχῆς ἀναληφθῆναι ὑπ᾿ αὐτοῦ, καὶ διδάσκειν ἐν κώμῃ τινὶ γράμματα· ἀφ᾿ ὧν ἐπὶ τὸ σοφιστεύειν ὁρμῆσαι. 2 Φορμός war ein Korb zum Tragen von Korn, vgl. Hes. Op. 482, Hdt. 8.71, oder eine Matte, vgl. Ar. Pl. 542, Hdt. 3.98. 3 Kaibel (apud K.-A. Bd. V. S. 590): “dici videntur socii tamquam φοροφόροι, sive praedicabat poeta imperii attici maritimi opes et divitias sive ridebat eos qui etiam longe dissitas civitates imperio adicere cupiebant velut Siceliam et Carthaginem”. 4 Pax 447-9: κεἴ τις δορυξὸς ἤ κάπηλος ἀσπίδων, / … ἐπιθυμεῖ μαχῶν / … ἐσθίοι κριθὰς μόνας. 5 VanLeeuwen zu Ar. Eq. 1101 S. 190 Anm. 9 (nach dem Hinweis auf Ar. Pax 449): “Etiam Hermippi Phormophoros in hoc argumento versatam esse fabulam suspicor”. 1
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Die Datierung der Komödie gründet sich ausschließlich auf die politischen Anspielungen von Fr. 63. Die Erwähnung des thrakischen Königs Sitalkes (Fr. 63.7), der im November des Jahres 424 den Tod fand, stellt zunächst einen sicheren terminus ante quem dar, der von allen Forschern akzeptiert wird6. Ein terminus post quem lässt sich außerdem gewinnen, wenn dieselbe Stelle (Fr. 63.7) auf die Gesandtschaft anspielt, die die Spartaner im Jahr 430 zu ihm sandten, um ihn zu überzeugen, das Bündnis mit Athen aufzukundigen. Dies verriet er den Athenern7. Eine zweite Stelle, die bei der Datierung hilfreich ist, sind die Verse 10-11 desselben Fragments (Fr. 63). Der Fluch gegen die Korkyraier (Fr. 63.10-11), beziehungsweise seine Begründung8, könnte sich auf die Zeit der Stasis in Kerkyra beziehen, die 427 stattfand und im Herbst 425 mit der Beseitigung der Oligarchen zu einem Ende kam. Während dieser Zeit waren sicherlich die Athener von der Treue der Korkyraier ihnen gegenüber nicht überzeugt, und Hermippos’ Verse, auch wenn die Bedeutung nicht ganz klar sein mag, würden auf jeden Fall gut in diesen Zusammenhang passen. Die Komödie kann also mit gewisser Sicherheit auf die Zeit zwischen 427 und Herbst 425 – vielleicht 426 oder 425 – datiert werden9. Gomme kam auch zum gleichen Schluss (d.h. auf 426 oder etwas später), jedoch weil er in ναυσίν ἐπὶ γλαφυραῖς (V. 11) eine Anspielung auf die katastrophale Seeschlacht der Korkyraier gegen die Peloponnesier im Sommer des Jahres 427 (vgl. Thuc. 3.768) sah10. Wilamowitz11 schlug eine etwas spätere Datierung des Stückes (auf 425/4) vor, weil er im dritten politischen ‘Witz’ des Fr. 63, wo die Rede von den Lügen des makedonischen Königs Perdikkas ist (V. 8), eine Anspielung auf die Unterstützung der Expedition von Brasidas auf die Chalkidike im Jahr 424/3 seitens des Makedonienkönigs sah. Wie aber Gilula12 richtig bemerkt, ist die Erwähnung von Perdikkas bei der Datierung kaum hilfreich, weil er mehrmals die Seiten wechselte und noch bis 414 V.Chr König war. Fragment 61 παρὰ τῶν καπήλων λήψομαι τὸ σύμβολον Ich werde von den Einzelhändlern die Schuldverschreibungsmünze bekommen.
So Meineke I S. 92, Kock I 242, Körte in RE VIII S. 845, Wilamowitz-Moellendorff 1870, 35, Geissler 1925, 34, cum add. S. XIII, auch Pellegrino 2000, 197. 7 Darüber siehe Kommentar zum Vers. 8 V. 11: ὁτιὴ δίχα θυμὸν ἔχουσι. 9 Diese Datierung schlagen Mühl und Geissler S. 34 vor, ähnlich auch Schmid 1946, 109 ff: “Das Stück muss bald nach dem Abbruch der Parteikämpfe auf Kerkyra (a. 427) verfasst sein”. 10 Gomme 1956, 362, siehe Kommentar zum Fr. 63.11. 11 Wilamowitz-Moellendorff 1870, 35. 12 Gilula 2000, 79. 6
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Pollux (IX 70) berichtet von verschiedenen athenischen Münzen und erklärt σύμβολον mit βραχὺ νόμισμά τι ἤ ἡμίτομον νομίσματος, also eine kleine oder eine halbe Münze. Diese Bedeutung ist an dem vorliegenden Fragment anzunehmen, vgl. auch Fr. 13 (οἴμοι, τὶ δρὰσω σύμβολον κεκαρμένος;). Dieses σύμβολον wurde in einem Geschäft benutzt und bedeutete in der Hand des Verkäufers, wie Müri13 bemerkt, „eine Schuldverschreibung des Käufers“. Pollux erklärt weiter, dass entweder nur die eine Seite der Münze geprägt und die andere abgeschabt, oder die Münze geteilt wurde, wobei jeder ein Teilstück zur Feststellung der Schulden behielt (siehe auch Fr. 13). Man darf vermuten, dass diese zweifache Erklärung der anfänglichen Doppeldefinition des Wortes entspricht. Auf welche der zwei Arten sich das betreffende Fragment bezieht, ist natürlich nicht festzustellen. Der Sinn des Fragments scheint jedoch klar zu sein. Der Sprecher will zu den Einzelhändlern gehen, um seine Schulden zu bezahlen und damit das entsprechende Symbolon zurückzubekommen, d.h. seine Schuldmarke einzulösen. Müri14 will σύμβολον in diesem Vers mit ‘Schuldschein’ übersetzen, ich glaube aber, dass es doch hier um eine Münze und nicht um einen Papierschein geht. An Marken, die die Schuld bestätigen, denkt auch Gauthier 1972, 70. Es ist wahr, dass eine Diskrepanz zwischen κάπηλοι im Plural und σύμβολον im Singular besteht. Wenn der Sprecher zu mehreren Einzelhändlern gehen musste, ist es doch wahrscheinlich, dass er mehrere Symbola zurückzubekommen hatte. Diese Diskrepanz lässt sich durch zwei Vermutungen überwinden: Entweder bezieht sich der Ausdruck παρὰ τῶν καπήλων auf einen bestimmten Ort auf den Markt, wo die Einzelhändler sich sammelten, oder das Wort σύμβολον ist als ein Kollektivum zu verstehen, d.h. der Sprecher will in der Tat mehrere Symbola bekommen. σύμβολον: Über den Begriff und seine Funktion (und weitere bibliographische Hinweise) siehe den Kommentar zum Wort in Fr. 13. κάπηλος: „Einzelhändler“. Das Wort wird oft im Gegensatz zu ἔμπορος, ‘Händler‘, der einreist und selbst Güter importiert (vgl. Lys. 22.21, Pl. Prt. 313d, R. 371d, Sch. Ar. Pl. 1156), und auch zum αὐτοπώλης, ‘Erzeuger’ (vgl. Pl. Sph. 231d, Plt. 260c) benutzt. Ein ὅπλων κάπηλος, ‘Waffenhändler’, tritt im Frieden des Aristophanes auf (1210 ff.) als Vertreter verschiedener Waffenhersteller, darüber siehe Olson 1998, 298. Fragment 62 τῇδ᾿ ἐξιόντι † δεξιᾷ ὦ λυχνίδιον 13 14
Müri 1976, 6. Müri 1976, 6.
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Das Fragment wird in einem korrupten Zustand von Athenaios, gleich nach einem Fragment aus den Iamben des Dichters (siehe Iamb. 8) überliefert. Der Vers scheint ein iambischer Trimeter zu sein, von dem aber nur die ersten zwei Metren korrekt sind. Die Anrede ὦ λυχνίδιον ist ungewöhnlich, es gibt jedoch eine Parallele am Anfang der Ekklesiazusae des Aristophanes, vgl. Eccl. 1 (Gebetsparodie15): Ὦ λαμπρὸν ὄμμα τοῦ τροχηλάτου λύχνου. Die Verbindung der Wörter ist außerdem problematisch, das Verb ἐξίημι wird z.B. mit dem Genetiv und nicht mit dem Dativ verwendet. Der Sinn ist auch nicht klar, und die vorgeschlagenen Emendationen bieten keine Lösung, die man ohne weiteres annehmen könnte16. Meineke emendiert zu τῆδ᾿ ἐξιόντ᾿ ἐπὶ δεξί᾿, und vermutet, dass der Ausdruck ἄγου με – oder ein ähnlicher – gemeint sein muss17. In Anal. Ath. S. 344 schlägt er stattdessen τῆδ᾿ ἐξιόντι δεῖξον vor. In eine andere Richtung, mit einem starken Eingriff in die überlieferten Verse, geht der Vorschlag von Dobree: „τί δ᾿ εἶχεν ἐν τῇ δεξιᾷ; (B.) λυχνίδιον“18. Kassel-Austin setzen Cruces und bemerken, dass es unmöglich ist, den Vers nach δεξιᾷ zu trennen, weil danach ein trochaisches Metrum ergibt. Fragment 63 Ἔσπετε νῦν μοι Μοῦσαι Ὀλύμπια δώματ΄ ἔχουσαι͵ ἐξ οὗ ναυκληρεῖ Διόνυσος ἐπ΄ οἴνοπα πόντον͵ ὅσσ΄ ἀγάθ΄ ἀνθρώποις δεῦρ΄ ἤγαγε νηῒ μελαίνῃ. ἐκ μὲν Κυρήνης καυλὸν καὶ δέρμα βόειον, ἐκ δ΄ Ἑλλησπόντου σκόμβρους καὶ πάντα ταρίχη· ἐκ δ΄ αὖ Ἰταλίας χόνδρον καὶ πλευρὰ βόεια· καὶ παρὰ Σιτάλκου ψώραν Λακεδαιμονίοισι͵ καὶ παρὰ Περδίκκου ψεύδη ναυσὶν πάνυ πολλαῖς. αἱ δὲ Συράκουσαι σῦς καὶ τυρὸν παρέχουσαι καὶ Κερκυραίους ὁ Ποσειδῶν ἐξολέσειε ναυσὶν ἐπὶ γλαφυραῖς͵ ὁτιὴ δίχα θυμὸν ἔχουσι. ταῦτα μὲν ἐντεῦθεν. ἐκ δ΄ Αἰγύπτου τὰ κρεμαστά ἱστία καὶ βύβλους͵ ἀπὸ δ΄ αὖ Συρίας λιβανωτόν. ἡ δὲ καλὴ Κρήτη κυπάριττον τοῖσι θεοῖσιν, ἡ Λιβύη δ΄ ἐλέφαντα πολὺν παρέχει κατὰ πρᾶσιν, ἡ Ρόδος ἀσταφίδας τε καὶ ἰσχάδας ἡδυονείρους. αὐτὰρ ἀπ΄ Εὐβοίας ἀπίους καὶ ἴφια μῆλα,
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Der geringe Kontext und die schlechte Überlieferung des Fragments erlauben uns nicht, sich für Gebetsparodie zu entscheiden. 16 Siehe den kritischen Apparat bei K.-A. Bd. V S. 590. 17 Der Vers wäre dann folgenderweise zu verstehen: „Bring mich nach rechts draußen von hier, Lampe!“. 18 Außerdem, vermutet er, dass ein Teil des Verses (nämlich τι δεξιόν), der sich zu wiederholen scheint, getilgt, und nur τῇ δεξιᾷ λυχνίδιον gelesen werden müsse. 15
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ἀνδράποδ΄ ἐκ Φρυγίας͵ ἀπὸ δ΄ Ἀρκαδίας ἐπικούρους. αἱ Παγασαὶ δούλους καὶ στιγματίας παρέχουσι. τὰς δὲ Διὸς βαλάνους καὶ ἀμύγδαλα σιγαλόεντα Παφλαγόνες παρέχουσι· τὰ γάρ <τ΄> ἀναθήματα δαιτός. † Φοινίκη δ᾿ αὖ † καρπὸν φοίνικος καὶ σεμίδαλιν, Καρχηδὼν δάπιδας καὶ ποικίλα προσκεφάλαια.
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Erzählt mir, o Musen, die ihr euren Wohnsitz auf dem Olymp habt wie viele Güter, seitdem Dionysos auf dem weinfarbenen Meer segelt, er den Menschen auf seinem schwarzen Schiff hierher brachte. Aus Kyrene Silphiumstiel und Rindsleder, vom Hellespont Makrelen und alle Sorten von geräuchertem Fisch, aus Thessalien grobgemahlene Weizenkörner und Rippenstücke aus Rindfleisch· Von Sitalkes Krätze den Lakedaimoniern, und von Perdikkas Lügen auf vielen Schiffen. Syrakus, das Keiler und Käse liefert, und Poseidon möge die Kerkyraier auf ihren hohlen Schiffen vernichten, weil sie in ihren Absichten unaufrichtig sind. Das von diesen Orten. Aus Ägypten brachte er getakelte Segeltücher und Papyrus, aus Syrien Weihrauch. Das schöne Kreta liefert Zypressen für die Götter, und Libyen bietet viel Elfenbein zum Verkauf an, Rhodos Dörrtrauben und Feigen, die süße Träume mit sich bringen. Außerdem brachte er aus Euboia Birnen und dicke Schafe, Kriegssklaven aus Phrygien und Söldner aus Arkadien. Pagasai liefert Sklaven und gebrandmarkte Ausreißer· Paphlagoner dagegen liefern Zeus-Eicheln und ölige Mandeln. Diese sind Prunkstücke eines Festessens. Und † Phoinike † liefert Palmfrucht und feines Weizenmehl, und Karthago Teppiche und vielfältige Kissen. Das größte Fragment von Hermippos umfasst 23 daktylische Hexameter und ist zum größten Teil eine Liste von Produkten aus verschiedenen Ländern, die nach Athen importiert werden. Athenaios, die einzige Quelle, die das ganze Fragment überliefert19, gibt keinen Titel. Seine Zugehörigkeit zu den Φορμοφόροι – für die Meineke20 und Bergk21 als erste argumentierten und die mit wenigen Ausnahmen22 angenommen wurde23 – geht aber aus drei Stellen hervor, die Wörter und Ausdrücke aus dem Fragment mit Angabe des Titels Φορμοφόροι erwähnen: Hesychios24 spricht von den Διός βαλάνους und den ἀμύγδαλα σιγαλόεντα des zwanzigsten Verses des Fragmentes, und der Antiatticista und Photios von ἀμύγδαλα, vgl. Antiatt. p. 82,19: ἀμύγδαλα· Sporadische Verse sind auch sonst in anderen Quellen erhalten, siehe K.-A. V S. 591. Meineke II, 1 S. 408. 21 Bergk 1838, 327. 22 Gilula 2000, 82 aüßerte z.B. ihren Zweifel daran, siehe auch weiter den Kommentar über den parodischen Charakter des Fragmentes. 23 Siehe z.B. Schmid 1946, 109ff., Kock I S. 243ff., K.-A. Bd. V S. 591ff. 24 Hsch δ 1922: Διὸς βάλανοι. Ἕρμιππος Φορμοφόροις· τὰς δὲ Διὸς βαλάνους καὶ ἀμύγδαλα σιγαλόεντα, τὰ καστάνεια. τινὲς δὲ Ποντικὰ λέγουσιν, <ἤ> Ἡρακλεωτικά. 19 20
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Ἕρμιππος Φορμοφόροις, Phot. α 1286: ἀμύγδαλα δὲ ὡς ἡμεῖς τὸν καρπὸν καὶ Ἕρμιππος Φορμοφόροις. Transporteur dieser Produkte ist Dionysos. Die persona loquens bleibt jedoch im Dunkeln. Weland25 vermutete, es sei der Chor in der Parabase der Komödie, der die Verse spricht. Kock wies diese Vermutung zurück26, dachte stattdessen, es handele sich um ein Gespräch zwischen zwei Personen, und teilte sogar die Verse zwischen den beiden27. Einwand dagegen erhoben KasselAustin28. Wilamowitz29 schließlich ging noch weiter in der Vermutung, der Sprecher sei ὁ πρεσβύτης ὁ λέγων τἄπη, den Aristophanes in einem Vers der Wolken erwähnt (Nub. 541), wo nach den aristophanischen Scholien eine Anspielung auf eine hermippeische Stelle vorliegt30. Es ist vielleicht wegen des Inhalts31 passender zu vermuten, dass die Verse vom Chor gesprochen wurden, und dass sie entweder aus der Parabase oder aus einer lyrischen Partie stammen. Diese Lastenträger könnten ja diejenigen sein, die am Transport dieser Produkte beteiligt waren. Das Fragment stellt eine Liste von Importprodukten dar. Die siebzehn Herkunftsorte, die erwähnt werden, sind ganz verschiedene32: Städte, Inseln, Länderteile, Länder, Provinzen, sowohl in Griechenland (wie z.B. Rhodos, Kreta, Arkadia, Thessalien u.a.) als auch in der ganzen mediterranen Welt (z.B. Libyen, Ägypten, Phoinike, Phrygien, Kyrene u.a.). Die Produkte sind auch verschiedener Art. Zum größten Teil sind es Luxusprodukte, vor allem rare und exquisite Lebensmittel, oder andere – manchmal mit dem Symposium oder der Mahlzeit verbundene – Gegenstände, wie z.B. Weihrauch, Teppiche, Kopfkissen. Gewöhnliche – und zwar in Athen schon bekannte oder reichlich produzierte – Lebensmittel kommen aber auch vor, wie z.B. geräucherter Fisch, Feigen und Trockenobst. Material zum Schiffbau wird auch erwähnt; eine letzte Gruppe bilden Menschen: Sklaven und Söldner. Da es sich um einen komischen Katalog handelt, fehlen die komischen Elemente nicht. Das erste sind die politischen Spötteleien, die in der Erzählung der Güter auftauchen. In der Mitte des Fragments kommen nämlich auch ἀγαθά vor, wie ‘Krätze’ und ‘Lügen’, deren Zielort natürlich nicht Athen, sondern seine Feinde sind33. Das zweite ist die parodische Nachahmung des Weland 1833, 31. Kock I S. 244: “At in parabasi versum heroicum usurpatum fuisse non est verisimile”. 27 Kock I S. 244: “Haec inter duas personas ita distribuendo esse arbitror, ut B accipiat 7. 8. 10. 16. 19. Namque adparet seriis ludica admixta et haec ab altera persona pronuntiata esse”. 28 K.-A. Bd. V S. 594: “Id in comico catalogo nihil ponderis habere manifestum est”. 29 Wilamowitz-Moellendorff 1962, 493 Anm. 1. 30 Vgl. Schol. Nub. 541: ὠς εἰς τοῦτο τὸ μέρος εὐεπίφορον ὄντα τὸν Ἕρμιππον σκώπτει. 31 D.h. wegen der Tatsache, dass das Fragment als ein Lob der thalassokratischen Macht Athens zu verstehen ist (siehe auch die Einleitung zum Fragment). 32 Gilula 2000, 83 hat jedoch versucht einen narrativen, auf – auch wenn nicht ganz eng gefassten – geographischen Kriterien basierenden Zusammenhang herauszufinden. 33 Siehe den Kommentar zu den entsprechenden Versen. 25 26
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homerischen Stils. Die Benutzung des daktylischen Hexameters, der Musenanruf, die zahlreichen homerischen Wörter und Formulae bestätigen die Homernachahmung. Hermippos’ Fragment ist also Parodie, nicht aber eines bestimmten epischen Textes, sondern des homerisch epischen Stils im Allgemeinen. Gilula zieht die Zugehörigkeit des Fragmentes den Φορμοφόροι in Zweifel und hält es für ein getrenntes parodisches Stück34. Über Hermippos‘ Beschäftigung mit dem parodischen Genre siehe das entsprechende Kapitel der Einleitung. Für andere Beispiele von homerichen Anspielungen oder Anklängen in der Komödie siehe Olson 2007, 158. Das Fragment ist aber gleichzeitig ein ἔπαινος für Athen, oder besser eine Parodie der Lobtexte, die die athenische Macht bzw. Thalassokratie verherrlichten. Außerdem, wie Kaibel richtig bemerkt, beziehen sich die Verse auf den außergewöhnlichen Wohlstand und Reichtum, der aufgrund der Thalassokratie den Import von allen möglichen Delikatessen und Luxusartikeln ermöglichte. Das fand auch nach dem Ausbruch des Peloponnesischen Krieges statt, wie Perikles im Ἐπιτάφιος betont.35 Eine ähnliche Bemerkung macht auch der anonyme Verfasser der Ἀθηναίων πολιτεία36. Der Zuwachs der athenischen Macht und Wirtschaft in der Zeit des Perikles führte zu einer beträchtlichen Erhöhung des Lebensstandards, die eine Veränderung auch der gastronomischen Gewohnheiten der Bürger und eine Bereicherung der Ernährung, die sich bis jetzt auf lokale Lebensmittel beschränkte, mit exquisiten Importprodukten, mit sich brachte37. Braund ist jedoch vorsichtiger, wenn er bemerkt, dass sich nur die reichsten Bürger die meisten dieser Luxusartikel leisten konnen38. Diese neue Realität brachte natürlich auch die Komödie zum Ausdruck, mit der offensichtlichen Absicht, sie zu verspotten. Auf diese neue Situation nimmt wahrscheinlich auch eine Komödie von Aristophanes Bezug, die Ὁλκάδες, die im Jahr 423 v.Chr., aufgeführt wurde39. Hermippos’ Fragment, und vielleicht
Gilula 2000, 81-2. Vgl. Thuc. 2.38: ἐπεσέρχεται δὲ διὰ μέγεθος τῆς πόλεως ἐκ πάσης γῆς τὰ πάντα͵ καὶ ξυμβαίνει ἡμῖν μηδὲν οἰκειοτέρᾳ τῇ ἀπολαύσει τὰ αὐτοῦ ἀγαθὰ γιγνόμενα καρποῦσθαι ἢ καὶ τὰ τῶν ἄλλων ἀνθρώπων. ἐπεσέρχεται δὲ διὰ το μέγεθος τῆς πόλεως ἐκ πάσης γῆς τὰ πάντα, καὶ ξυμβαίνει ἡμῖν μηδὲν οἰκειότερᾳ τῇ ἀπολαύσει τὰ αὐτοῦ ἀγαθὰ γιγνόμενα καρποῦσθαι ἤ καὶ τὰ τῶν ἄλλων ἄνθρώπων. 36 Vgl. Xen. Ath. 2.7: Εἰ δὲ δεῖ καὶ σμικροτέρων μνησθῆναι͵ διὰ τὴν ἀρχὴν τῆς θαλάττης πρῶτον μὲν τρόπους εὐωχιῶν ἐξηῦρον ἐπιμισγόμενοι ἄλλῃ ἄλλοις· ὥστε ὅ τι ἐν Σικελίᾳ ἡδὺ ἢ ἐν Ἰταλίᾳ ἢ ἐν Κύπρῳ ἢ ἐν Αἰγύπτῳ ἢ ἐν Λυδίᾳ ἢ ἐν τῷ Πόντῳ ἢ ἐν Πελοποννήσῳ ἢ ἄλλοθί που͵ ταῦτα πάντα εἰς ἓν ἥθροισται διὰ τὴν ἀρχὴν τῆς θαλάττης36, siehe auch Lapini 1997, 178-182. 37 Darüber siehe auch Ehrenberg 1951, 138-140, Gallo 1989, 216-27. 38 Der gleichen Meinung ist auch Gilula 2000, 80. 39 Über diese Komödie siehe Braund 1994, 45. 34 35
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auch die ganze Komödie stellt auf jeden Fall, und zwar trotz ihres parodischen oder utopischen Charakters40, eine klare Darstellung dieser Realität dar. V. 1. ἔσπετε νῦν μοι, Μοῦσαι Ὀλύμπια δώματ᾿ ἔχουσαι: Der Musenanruf ist das zweite Element – das erste ist die Benutzung des daktylischen Hexameters –, das schon vom Anfang an die Verbindung des Fragmentes mit der epischen Literatur verdeutlicht. Der Vers zitiert wortwörtlich den Anfang des homerischen Schiffkatalogs41. Dass diese wörtliche Wiederholung des homerischen Verses eine Parodie des berühmten Schiffkatalogs darstellt, wurde von den meisten Gelehrten vermutet42. Eine Parodie des Schiffkatalogs erschloss auch Kleinknecht43. Seiner Meinung nach besteht diese in der Ersetzung der Aufzählung der am troianischen Feldzug teilnehmenden Schiffe durche eine teilweise ernsthafte, teilweise witzige Aufzählung von Produkten, die aus verschiedenen Ländern nach Athen importiert wurden44. Den gleichen Vers scheint außerdem der Sillograph Timon von Phlius parodiert zu haben, auch wenn an dieser Stelle nicht die Musen angerufen werden, sondern die πολυπράγμονες σοφισταί45. Die Parodie des Musenanrufs im Allgemeinen ist der antiken Literatur alles anderes als fremd. Schon im ersten Beispiel von Gebetsparodie in der Antike überhaupt, in einem Fragment von Hipponax, wird ein großer Fresser verspottet46, in parodischer Nachahmung des Beginns der Odysee. Die gleichen Versen parodiert auch Matron – und zwar näher am Original –, am Anfang seines Ἀττικὸν δεῖπνον, der ebenfalls die Musen anruft, um von den großen Banketten des Xenokles zu erzählen47. Einen Musenanruf gibt es auch am Anfang der Batrachomyomachia, wo nicht nur eine Muse, sondern, offensichtlich wegen der Großartigkeit der Gelegenheit, der ganze Chor der Μουσῶν ἐξ Ἑλικῶνος angerufen wird. Über die Anrufung der Musen im Allgemeinen siehe Murray 1981, 87-100.
Kleingunther spricht von einer doppelten Leseebene des Fragments, eine reale, die den Reichtum Athens durch das Ankommen von ‘Gütern’ preist, und eine irreale, wo der Transport von diesen Gütern “in die mythische Vergangenheit projiziert und auf die Seefahrten des Dionysos bezogen wird”. Auf den utopischen Charakter des Fragmentes macht auch Braund 1994, 44 aufmerksam. Utopische Beschreibungen kommen in der Komödie häufig vor, vgl. Ar. Pax. 1130-9, Ar. Fr. 581 Ὥραι, Antiph. Fr. 177 Ὁμώνυμοι, Eub. Fr. 74 Ὀλβία und siehe Hunter 1983, 164-5. 41 Il. 2.484, kommt außerdem in Il. 11.218, 14.508, 16.112 vor, vgl. auch h.Hom. 32 und 33. 42 Meineke II,1 S. 408, Kock I S. 244, K.-A. V S. 591. 43 Kleinknecht 1937, 114. 44 Über die Anrufung der Musen in Katalogen siehe auch Kleingunther S. 143-51. 45 Vgl Fr. 775: ἔσπετε νῦν μοι ὅσοι πολυπράγμονες ἐστε σοφισταί. 46 Vgl. Hippon. Fr. 77: Μοῦσά μοι Εὐρυμεδοντιάδεα τὴν ποντοχάρυβδιν͵ / τὴν ἐν γαστρὶ μάχαιραν͵ ὃς ἐσθίει οὐ κατὰ κόσμον͵ / ἔννεφ΄͵... . 47 Vgl. Fr. 534: Δεῖπνά μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροφα καὶ μάλα πολλά, / ἅ Ξενοκλῆς ῥήτωρ ἐν Ἀθήναις δείπνισεν ἡμᾶς. Zu dem Ἀττικὸν δεῖπνον des Matros siehe Degani 1995, 413-428. 40
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V. 2. ἐξ οὗ ναυκληρεῖ Διόνυσος ἐπ᾿ οἴνοπα πόντον: Die Erwähnung des Dionysos als Importeur der Güter nach Athen stellte die Forschung vor ein schwieriges Rätsel bezüglich der Rolle des Weingottes in der Passage. Die Anwesenheit des Gottes in der altgriechischen Komödie ist gegeben, weil Dionysos in verschiedenen Stücken auftaucht – nicht selten sogar als Protagonist oder Hauptfigur –, wie z.B. in Kratinos’ Διονυσαλέξανδρος, in den Βαβυλώνιοι und den Βάτραχοι des Aristophanes, den Ταξιάρχοι des Eupolis und die Ἀποκοτταβίζοντες des Ameipsias. Viele Komödientitel beziehen sich außerdem direkt oder indirekt auf ihn48. Hermippos selbst bringt ihn mindestens einmal auf die Bühne. In Fr. 77 stellt Dionysos eine Art Weintheorie durch die Aufzählung von verschiedenen Weinen auf49. Die meisten Interpretationsversuche, die zur Erklärung der Rolle des Gottes unternommen wurden, sind jedoch kaum überzeugend50. Zielinski verstand ihn als Personifikation der athenischen Bevölkerung51, eine Erklärung, die sowohl Pellegrino52 als auch Gilula53 zurückwiesen. Muhl54 vermutete, dass Dionysos der Besitzer eines Handelsschiffes gewesen sei und dass seine Matrosen den Chor der Komödie bildete55. Ähnlich argumentierten Ehrenberg56 und Kerényi57 dafür, dass Hermippos Dionysos als ναύκληρος auf die Bühne gebracht habe. Die Hypothese Ehrenbergs gründet sich auf die Verwendung des Verbs ναυκληρέω als Terminus Technicus für Schiffbesitz58, kann aber nicht ohne weiteres angenommen werden, weil sie jeder weiteren Stütze entbehrt. Kerenyi meint stattdessen, hinter diesem Bild verberge sich „sowohl die Bedeutung des athenischen Handels mit Wein und Weingefäßen, als auch die religionsgeschichtliche Tatsache, dass Athen für Dionysos zum Ausgangspunkt einer größeren Macht wurde, als er je nach dem minoischen und mykenischen Zeitalter besaß. Ähnlich vermutet Edmonds59, dass die Güter in Hermippos’ Fragments solche sind, die Athen im Austausch für seinen Wein bekommt. Eine solche Hypothese würde es uns vielleicht ermöglichen, eine Verbindung mit Fr. Die Komiker, die die betreffenden Komödien geschrieben haben, gehören in alle drei Perioden der griechischen Komödie, z.B. Magnes, Kratinos, Aristomenes, Polyzelos, Anaxandrides, Eubulos, Timokles und Alexandros. 49 Fr. 77 gehört zu den Incerta, wird aber von einigen Forschern, unter Berufung auf metrische und inhaltliche Ähnlichkeiten den Φορμοφόροις zugeschrieben, siehe Komm. zum Fragment. 50 Nur Kock gibt mit Ehrlichkeit zu, er habe nicht feststellen können, was Hermippos’ Referenz tatsächlich bedeutet. 51 Eine ähnliche Erklärung gibt auch Bierl 106 Anm. 198: „Dionysos steht hier fast metonymic für die Stadt Athen“. 52 Pellegrino 2000, 201. 53 Gilula 2000, 81. 54 Muhl 1881, 72. 55 Dagegen spricht sogar der Titel der Komödie, der sich auf Lastträger bezieht. 56 Ehrenberg 1951, 117. 57 Kerényi 1994, 113. 58 Vgl. Ar. Av. 598, Xen. Lac. 7.1, Lys. 6.49. 59 Edmonds 1957, 395. 48
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77 herzustellen, das auch im Stil der Eposparodie geschrieben ist, in dem Dionysos als Weinverkoster seine Meinung über griechische Weine äußert. Kein athenischer Wein wird jedoch dort erwähnt, und ein Hinweis oder eine Anspielung auf Wein fehlt in Fr. 63 auch60. Die vielleicht am besten vorgetragene Hypothese stammt von Slater61. Dionysos wird in verschiedenen Vasen auf einem Schiffwagen in einer Prozession dargestellt, d.h. auf einem Schiff. Die zumeist angenommene Interpretation ist, dass das Schiff, auf dem Dionysos – zum Besuch eines Festes, wahrscheinlich der Anthesteria – nach Athen kommt, das Meer symbolisiert; dasselbe zeigt, nach Simon, auch die bekannte Exekias-Schale. Slater versucht einen Zusammenhang zwischen dem Bild eines Symposiums und dem Meer herzustellen, und vergleicht das Gefühl des Segelns auf dem Meer mit dem Gefühl der Trunkenheit, das der Wein verursacht. Dieser Rausch bringt Illusionen von Reichtum und Erhabenheit mit sich. Er meint also, dass die aufgezählten Güter in Hermippos Fragment jene sind, die der Gott jedes Jahr nach Athen mit seinem Schiff bringt, und dass das Fragment „testifies to a connection of some sort between Dionysus as god of drunkness, the bringer of illusion and Dionysus the importer of good things”. Pellegrino62 schließt sich ihm zunächst an und fügt hinzu, dass οἴνοπα πόντον, ein häufiger homerischer Ausdruck, am Versende genau auf diese abenteurliche Wanderschaft anspielt. Einwände gegen diese Interpretation hat Gilula erhoben63. Weder auf den Vasen noch der Exekias-Schale werden Güter dargestellt. Außerdem gibt es keinen Hinweis, dass die Güter, die in Hermippos’ Fragment aufgelistet werden, irgendwie imaginär und damit nicht echt sind. Οἴνοπα πόντον ist sowieso ein feststehender Ausdruck, der sich auf die tiefrote Farbe der See bezieht, und gehört zu den zahlreichen Homerismen des Fragments. Das Bild der Ankunft des Dionysos auf einem Schiff nach Athen im Rahmen des Anthesterienfestes passt meiner Meinung nach gut zu dem in diesem Fragment dargestellten Bild, und es ist außerdem möglich, dass danach die Beschreibung einer Prozession folgte. Man sollte jedoch vielleicht mit einer Innovation des Dichters rechnen, was die Auflistung der zu Athen ankommenden Güter und die Rolle des Gottes als Transporteur betrifft. ἐξ οὗ, ἐπ᾿ οἴνοπα πόντον: zwei homerische Reminiszenzen. Ἐξ οὗ ist elf Mal bei Homer am Versanfang belegt64.Nur in einem Fall (Od. 2.90) und hier ist der Einzige Ausnahme wäre vielleicht der Ausdruck οἴνοπα πόντον, der aber eine homerische Nachahmung ist und sich auf die dunkelrote Farbe des Meeres bezieht, siehe weiter im Kommentar. 61 Slater 1976, 164. 62 Pellegrino 2000, 202-3. 63 Gilula 2000, 81. 64 Fünf in Ilias und sieben in Odyssee, vgl. Il. 1.6, 8.778, Od. 2.27, 8.539 u.a.. 60
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Verb im Präsens. Οἴνοπα πόντον kommt zehn Mal vor65, immer im Akkusativ, die Präposition ἐπί wird jedoch im epischen Text – wegen des verlorengegangenen Digamma am Anfang des οἴνοπα – niemals elidiert. V. 3. ὅσσ᾿ ἀγαθ᾿ ἀνθρώποις δεῦρ᾿ ἤγαγε νηὶ μελαίνῃ: Noch ein Vers, der mit fast jedem Wort die epische Sprache evoziert. Δεύρ᾿ ἤγαγε kommt dreimal vor, zweimal in der Odyssee (4.312, 24. 299 am Versende) und einmal in h.Ap. 473. Νηὶ μελαίνῃ ist eine häufige Klausel homerischer Verse66. Eine nähere Parallele ist in Od. 15.415-6 zu finden: ἔνθα δὲ Φοίνικες ναυσίκλυτοι ἤλυθον ἄνδρες, / τρώκται, μύρι᾿ ἄγοντες ἀθύρματα νηΐ μελαίνη, wo Eumaios von der Landung der Phoiniker auf der Insel Siria spricht. Ἀγαθόν als Substantiv mit der Bedeutung von Güter kommt erst nur bei Herodot vor67, später auch in der Komödie68. Zwei interessante Parallelen sind aber in der Ilias zu finden, wo Paris von den κτήματα spricht, die er zusammen mit Helena von Argos nach Troia gebracht hat69. Pellegrino hat versucht, eine Verbindung zwischen diesen zwei Versen und einem Fragment des Διονυσαλέξανδρος des Kratinos herzustellen70. Er vermutet, der Sprecher in diesem Fragment sei der Protagonist Dionysos, der irgendwie von den Schätzen spricht, die er aus Argos mitgenommen hat71. Er hält außerdem die Tatsache, dass sich die ταρίχη vom Hellespont (V. 5) unter den erwähnten Gütern befinden, die Dionysos nach Athen importiert, für eine gute Stütze seines Argumentes. Dies ist jedoch zu wenig, um eine solche Verbindung herzustellen, geschweige denn, eine ganze Theorie darauf aufzubauen. Die Erwähnung der ταρίχη in beiden Text spricht höchstens dafür, dass das betreffende Lebensmittel von diesem Ort besonders bekannt und von höherer Qualität war. V. 4. ἐκ μὲν Κυρήνης καυλόν: Das Wort καυλός bedeutet ursprünglich im Allgemeinen ‘Stiel’, lässt sich aber sonst an verschiedenen Stellen in Verbindung mit der Pflanze Silphium belegen72. In Hermippos‘ Fragment wird Silphium nicht erwähnt, eine Identifizierung mit der obenerwähnten Pflanze jedoch – oder besser mit dem Stiel dieser Pflanze – ist aufgrund der Erwähnung des Herkunftsortes Kyrene eindeutig anzunehmen. Plausibel ist ebenfalls die Vermutung von Arnott 1996, 387, wonach das σίλφιον, das häufig zusammen Viermal in Ilias, 2.613, 5.771, 7.88, 23.143 und sechs in Odyssee, 1.183, 2.421, 3.286, 4.474 u.a. Sie kommt bei Homer insgesamt 30 Mal, ohne oder mit verschiedenen Präpositionen, vgl. Il. 8.222, 19.331, Od. 10.502, 571, 11.58 u.a., und einmal bei Hesiod vor, vgl. Op. 636. 67 Vgl. Hdt. 2. 172, das Wort bedeutet im Plural: ‘Schätze’, ‘Reichtum’. 68 Vgl. Ar. Ach. 873: Τί φέρεις; Ὅσ᾿ ἐστὶν ἀγαθὰ Βοιωτοῖς ἁπλῶς. 69 Vgl. Il. 7.363: κτήματα δ᾿ ὅσ᾿ ἀγόμην ἐξ Ἄργεος ἡμέτερον δῶ und einige Verse danach, 389: κτήματα μὲν ὅσ΄ Ἀλέξανδρος κοίλῃς ἐνὶ νηυσὶν / ἠγάγετο Τροίηνδ΄. 70 Fr. 44: ἐν σαργάναις ἄξω ταρίχους Ποντικούς. 71 Zum Plot dieser Komödie, siehe K.-A. IV S. 141, für weitere bibliographische Hinweise siehe Pellegrino 2000, 204. 72 Vgl. Ar. Eq. 894-5, Antiph. 216.13 Φιλοθηβαῖος. 65 66
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mit anderen Pflanzenteilen aufgelistet wird (vgl. Eub. Fr. 18.3-4, Antiph. Fr. 88. 3-4), sich hauptsächlich auf das Samenkorn bezieht. Silphium war eine Gewürz- und Allheilpflanze, die wahrscheinlich zur Gattung der Steckenkräuter (lat. Ferula) aus der Familie der Doldenblütler gehörte. Eine genauere Identifizierung bleibt, trotz der verschiedenen Informationen73, die uns zur Verfügung stehen, umstritten74. Es wuchs einzig in der Gegend von Kyrenaika75. Als Gewürz wird es als ἡδύοσμος, ‘wohlriechend’, beschrieben76. Alle Teile der Pflanze, nämlich das Blatt, das Sammenkorn, der Stiel und ihr Saft wurden verwendet77. Sie galt als ein besonders teures Lebensmittel; der Ausdruck τὸ Βάττου σίλφιον ist zum Sprichwort für Luxus78 oder für einen besonderen Ehrenerweis geworden79. Als Heilmittel war es für seine laxative Wirkung bekannt80. Sein Verschwinden – aufgrund vielleicht von Klimawandel im Wuchsgebiet, das zur Wüste wurde, oder Überernte wegen zunehmender Nachfrage – ist im 1. Jh. n. Chr. anzusetzen. δέρμα βόειον: Meineke hält die Stelle für den einzigen Beweis für die Herstellung von Rindsleder in Kyrene81 und vermutet, dass sich noch eine Stelle bei Hesychios darauf beziehe (vgl. δ 282: δέρμα Λιβυκόν· ὡς κάλλιστον)82. Pellegrino weist außerdem auf eine Stelle bei Herodot (4.183) hin, an der von einer besonderen Kategorie von Ochsen in der Region der Garamanten in Libyen berichtet wird, die er ὀπισθόνομοι nennt, weil ihre Hörner sich nach vorne beugen, und sie deswegen rückwärts laufen. Über ihre Haut schreibt Herodot, dass sie sich durch ihre παχύτης (‘Dicke’, und dementsprechend ‘Robustheit’) und τρίψις (‘Beständigkeit gegen Abnutzung’) auszeichnet. Auf die Robustheit der Rindslederschuhe – auch wenn sie dort als ‘trügerisch’ verspottet wird – bezieht sich auch der Vorwurf, den der Wurstverkäufer gegen den Paphlagonier erhebt (Eq. 316-8), nämlich dass er solche Schuhe verkaufte, die zwar dick und robust aussähen, aber schon vom ersten Tag an sich zu verformen anfingen. Die Benutzung von Rindsleber für die Herstellung von πέδιλα (oder Schuhsohlen) ist schon in homerischer Zeit bekannt, vgl. Od. 14. 23: αὐτὸς δ᾿
Vgl. Theophr. HP 6.3.1-7 und Plin. HN 19.38-45. Für eine Bibliographie zum Thema siehe Pellegrino 2000, 205. 75 Vgl. auch Ar. Pl. 925: τὸ Βάττου σίλφιον, Antiph. Fr. 216.13 Φιλοθηβαῖος: Λίβυς τε καυλός und Eub. 18.3 Γλαῦκος: καυλὸν ἐκ Καρχηδόνος / καὶ σίλφιον. 76 Vgl. Sch. Ar. Av. 535, 1582 und Suda σ 423. 77 Vgl. Sch. Ar. Eq. 895, Sch. Ar. Pl. 925, Suda σ 422. 78 Vgl. Sch. Ar. Pl. 925 und siehe Taillardat 1962, 313. 79 Vgl. Suda β 186, Hsch β 350, Sch. Ar. Pl. 925. 80 vgl. Gal. 1.12.123, Hp. Acut. 10.64, weitere Literaturhinweise bei Pellegrino 2000, 205. 81 Meineke I S. 408: A bubulis tergoribus qui Cyrene commendaverit, praeter Hermippum scio neminem. 82 Meineke V, 1 S. 33: Bubula tergora ex Libya advecta esse constat ex Hesychio. 73 74
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ἀμφὶ πόδεσσιν ἑοῖς ἀράρισκε πέδιλα, / τάμνων δέρμα βόειον ἐϋχροές); auch Hes. Op. 541ff.: ἀμφὶ δὲ ποσσὶ πέδιλα βοὸς ἶφι κταμένοιο / ἄρμενα δήσασθαι. V. 5. ἐκ δ᾿ Ἐλλησπόντου σκόμβρους: Die Makrele, scomber scomber, gehört, zusammen mit dem Thunfisch, der Familie der Scomberidae an. Für allgemeine Informationen siehe Thompson 1947, 243-5. Sie sind gesellige Fische (vgl. Arist. HA 610b7), wandern – als schwächere – vor den Thunfischen (vgl. HA 597a22), paaren sich im Frühjahr (Ende des Monats Ἐλαφηβολιών, Feb.-März) und gebären im Sommer (Anfang des Ἑκατομβαιών, Juni-Juli), vgl. HA 571a12. Sie sind in große Quantität im Bosporos und dem Schwarzen Meer zu finden83. Die Stadt Parion, am Hellespont, hatte den Ruf, die beste Qualität von Makrelen zu liefern, vgl. Euthyd., Xenocr. apud Orib. Coll. Med. 2.58.144, Plin. HN 32.146). Die Meinungen der antiken Diätexperten über ihre kulinarischen Eigenschaften, bzw. ihre Verdaulichkeit stimmen nicht überein. Xenokrates bei (Ath. 2.58.20) beschreibt sie als οὐκ εὐστόμαχοι, κακόχυλοι und δυσέκκριτοι (‘nicht gut für den Bauch’, ‘mit einem ein schlechten Mus’, und ‘schwer beim Ausscheiden’) und an anderer Stelle (Ath. 2.58.143) als δύσφθαρτος (‘fest’), während Diphilos umgekehrt die gute Verdaulichkeit des Fisches unterstreicht84. Dass die σκόμβροι ein typisches Importprodukt in Athen waren, lässt sich anhand verschiedener Komikerstellen vermuten, die sie zusammen mit anderen Fischen oder Lebensmitteln auflisten85. Aristophanes (Eq. 1009) spricht von σκόμβρων νέων (d.h. ‘frisch geräuchert’, νεωστὶ τεταριχευμένων). In Alexis’ Παγκρατιαστής ist Σκόμβρος ein Name, worin Arnott ein “pertly malicious nickname for enfranchised sons of a non-Athenian ταριχοπώλης”, Chairephilos, erkannte86. Er vermutete außerdem, dass der Spitzname σκόμβρος vielleicht auf dieselbe ungehobelte Stumpfheit hinandeutet wie die Spitznamen, die mit τάριχος verbunden sind87, da beide Fische in Salzlake eingelegt werden mussten, eine Tätigkeit, die offensichtlich nur Leute mit einer gewissen Schmutzunempfindlichkeit hatten ausüben können. πάντα ταρίχη: Τάριχος bezeichnet einen Fisch, der durch verschiedene Methoden (gesalzen, mariniert, getrocknet oder geräuchert) konserviert wird. Der τάριχος wurde, wie auch das Fragment zeigt, importiert. Als Herkunftsorte
Vgl. auch Euthydemos apud Ath. 116b, sonst aber auch an den südspanischen Küsten, Karthago, Baetica und Mauretanien, siehe Thompson 1947, 244 und Pellegrino 2000, 207. 84 Bei Ath. 3.121a: ὁ δὲ σκόμβρος κούφως καὶ ταχέως ἀποχωρῶν τοῦ στομάχου. 85 Vgl. Ar. Fr. 430 Ὁλκάδες, Anaxandr. Fr. 42.41 Πρωτεσίλαος, Mnesim. Fr. 4.34 Ἱππότροφος, Philyll. Fr. 26. 86 Arnott 1996, 214. Siehe außerdem 213, 509, 511. Seine Identifizierung basiert auf Fr. 77 Ἐπιδαύριος, wo erzählt wird, dass der Komiker Timokles, in seiner Σάτυροι, die zwei Söhne von Charephilos σκόμβρους nannte. 87 Vgl. Timocl. Fr. 16.5, wo vielleicht ebenfalls eine Anspielung auf die Söhne des Chairephilos gedacht ist. 83
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werden Pontos, Phrygien, Gadara, Ägypten und Sardes erwähnt88. Er wurde zu einem sehr niedrigen Preis verkauft89, musste aber vorher gut mit Wasser gewaschen werden, um seinen starken Geruch zu mildern90. Τάριχος war ein typisches Lebensmittel für Soldaten91 und die ärmeren Leute92. V. 6. ἐκ δ᾿ αὖ Θετταλίας χόνδρον: Die Codices C und E überliefern ἐκ δ᾿ αὖ Ἰταλίας93. Die Lesart haben Dindorf und Meineke angenommen und sie wurde von Olck und von Fantasia94 verteidigt. Die Lesart der Codices hat auch Gilula95 beibehalten. Die Herstellung von χόνδρος in Italien bezeugt erst Strabo (5.4.3) im 1. Jhr. v. Chr., und es ist sehr fraglich, ob man sie um 400 Jahre zurückdatieren darf. Außerdem ergibt sich so kein metrisch korrekter daktylischer Hexameter. Kock emendierte Ἰταλίας zu Θετταλίας. Seine Korrektur löst zunächst die metrische Schwierigkeit und wird von zwei weiteren Komikerstellen unterstutzt96. Sie wurde daher zu Recht auch von Kaibel und Kassel-Austin angenommen. Xόνδρος war ein Getreide, eine Mischung von geschälten Körnern aus Weizen und Gerste. Seine Hauptsubstanz war wahrscheinlich die ζειά97. Jasny98 vermutete, die Körner, die aus enthülstem Weizen stammten, hätten einen so guten Ruf – wie die ζειά gehabt zu haben scheint – nur dann haben können, wenn sie aus Emmerweizen stammten, und dass der außergewöhnliche Geschmack des letzteren zu diesem guten Ruf beigetragen haben musste. Emmer war eine der ältesten Weizenarten, die heutzutage kaum mehr kultiviert wird99. Für mehr Informationen über den χόνδρος siehe Moritz 1958, 147-9 und Fantasia 1994, 156-160). Die χόνδρος-Körner wurden normalerweise in Wasser gekocht100, in reichen Familien aber – und auch im Falle einer Erkrankung101 – wurde es mit Milch Vgl. Cratin. Fr. 44 Διονυσαλέξανδρος, Eup. Fr. 199 Μαρικᾶς, Poll. 6.48, Literaturhineweise bei Pellegrino 2000, 208. 89 Vgl. Nicostr.Com. Fr. 5 Ἅντυλλος, Alex. Fr. 191.5 Πονηρά, sprichwörtlich in Ar. Vesp. 490-2, siehe auch Taillardat 1962, 242. 90 Vgl. Chionid. Fr. 5 Πτωχοί, Ath. 3.121c; metaphorisch auch Ar. Fr. 207 Δαιταλῆς, siehe Taillardat 1962, 242. 91 Darüber siehe Höppener 1931, 75. 92 Vgl. Ar. Fr. 333 Θεσμοφοριάζουσαι Β’. 93 Jacobs 1817, 1027, emendiert zu αὖτ᾿ Ἰταλίας. 94 Fantasia 1994, 152-156. 95 Gilula 2000 S. 85 Anm. 14. 96 Antiph. Fr. 36 Ἄντεια: (B.) ἐν ταῖς τρισὶν χόνδρος ἀγαθὸς Μεγαρικός. / (A.) οὐ Θετταλικὸν τὸν χρηστὸν εἶναί φασι δέ; Alex. Fr. 196 Πονηρά: καὶ χόνδρος ἔνδον ἐστὶ Θετταλικὸς πολύς 97 Vgl. Diosc. 2.96: ὁ δὲ χόνδρος γίνεται μὲν ἐκ τῆς καλούμενης δικόκκου ζέας. Auf Latein alica, vgl. Plin. 18.11.29.112. 98 Jasny 1944, 124-6. 99 Über ihre Eigenschaften siehe Jasny 1944, 46-48. 100 Vgl. Ar. Fr. 208, Matron Fr. 534.102, Men. Fr. 451.10. 101 Vgl. Pherecr. Fr. 113 Μεταλλῆς und Eub. Fr. 89.4 Προκρίς. 88
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gemischt, um eine Art von Brei herzustellen, die als Nachtisch serviert wurde102. Die beste Qualität von χόνδρος stammte aus Megara und Thessalien, worauf das – im ersten Paragraph schon erwähnte – Fragment von Antiphanes (Fr. 36) und eventuell auch unser Fragment schließen lassen. Χόνδρος wird häufig in gastronomischen Katalogen der Komödie aufgelistet103. Er wurde auch zu medizinischen Zwecken benutzt, vgl. Hippocr. Vict. 2.42, siehe auch Amouretti 1986, 123, 127. καὶ πλευρὰ βόεια: Es gibt nur ein Komikerfragment (Com.Adesp. Fr. 696 K), das von einem molossischen Ochsen spricht, von dem aber Ehrenberg vermutete, es beziehe sich mehr auf die Rasse als auf die Herkunft104. Über die Thessalier wissen wir sonst nur von ihrer Gewohnheit, Fleisch in große Stücke zu schneiden105. Rindfleisch kommt in der Komödie bei Pherecrates (Fr. 87 Κραπάταλοι) und Eubulos (Fr. 6.8 Ἀμάλθεια) vor. V. 7. καὶ παρὰ Σιτάλκου ψώραν Λακεδαιμονίοισι: Die Form Σιτάλκους kommt bei Aristophanes (Ach. 134, 141) und in den aristophanischen Scholien sowie einmal in der Anthologia Graeca vor. In allen anderen Fällen – auch bei Thukydides und den thukydideischen Scholien – steht die Form Σιτάλκου. Sitalkes war König der Odryser und herrschte über zahlreiche thrakische Stämme auf der thrakischen Halbinsel sowie in einem Teil des heutigen Bulgarien, der ihm tributpflichtig war106. Im Sommer des Jahres 431 versuchten die Athener, durch Nymphodoros – der mit der Tochter des Sitalkes verheiratet war und deswegen Einfluss auf ihn ausüben konnte – Bündnisse sowohl mit Sitalkes als auch mit Perdikkas, dem König von Makedonien, zu schließen (vgl. Thuc. 2.29.1.4-7). Als das Bündnis mit Sitalkes erfolgreich abgeschloßen worden war, gewährten die Athener auch seinem Sohn Sadokos die Staatsbürgerschaft (vgl. Thuc. 2.29.5). Dieser verriet sogar ein Jahr später an die Athener sechs Botschafter aus der Peloponnes107, die auf den Weg nach Persien waren und am odrysischen Hof rasteten, um zu versuchen, Sitalkes zu überzeugen, das Bündnis mit Athen abzubrechen und ihnen gegen die athenische Belagerung von Potidaia zu helfen. Sitalkes selbst hat Athen wohl nie wirklich geholfen, und obwohl er 429/8 einen gewaltigen Feldzug gegen Perdikkas unternahm, zog er schließlich seine Truppen zurück, als die Verstärkung, die Athen ihm versprochen hatte, nicht eintrat (Thuc. 2.95-6). Sitalkes wurde im Winter 424/3 in einer Schlacht gegen die Triballer getötet (vgl. Thuc. 4.101.5). Seine 102
Vgl. Eph. Fr. 13 Ἔφηβοι. Vgl. Ar. Fr. 428 Ὁλκάδες, Antiph. Fr. 273.2, Anaxandr. Fr. 42.45 Πρωτεσίλαος, Eph. Fr. 13 u.a. 104 Ehrenberg 1951, 139 Anm. 2. 105 Darüber siehe Komm. zu Fr. 42. 106 Vgl. Thuc. 2. 29.2, 96-7. 107 Er verhaftete sie nämlich und übergab sie danach diskret einigen Athenern, die in dieser Zeit auch an seinem Hof waren. 103
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Nachfolge trat nicht Sadokos, sondern Seuthes an. Über Sitalkes im Allgemeinen siehe CAH vi2., über seine Beziehung mit Athen siehe Hornblower 1991, 286ff (zu Thuc. 2.29), ihren Einfluss auf die Beziehungen Athens mit Perdikkas siehe Cole 1974, 58f. Hermippos’ Stelle spielt wahrscheinlich auf die Hoffnungen an, die die Athener auf Sitalkes gesetzt hatten, insbesondere als er die Expedition gegen Perdikkas unternahm. Auf diese vergeblichen Hoffnungen nimmt auch Aristophanes in den Acharnern Bezug (Ach. 134-173). Ein θεωρός berichtet dort von seinem Aufenthalt in Thrakien am odrysischen Hof und vom Verspechen, das ihnen Sitalkes gab. Am Ende jedoch präsentiert er ihnen ein völlig unzureichendes Heer von odomantischen πελτασταί, das natürlich kaum die athenischen Erwartungen erfüllt. Sitalkes verspricht sogar, den Athenern ein so großes Heer zu schicken, das wie ein Schwarm von Heuschrecken aussehen wird, was als eine interessante Parallele zu dem ψώρα (‘Krätze’) in Hermippos’ Vers verstanden werden kann. Welche Verbindung besteht aber zwischen dem ψῶραν des Sitalkes und den Lakedaimoniern? Meineke vermutete dass die Verse auf eine Beleidigung anspielen, die Sitalkes ihnen gegenüber äußerte, als er ihn seine Hilfe verweigerte108. Da aber Sitalkes, wie schon erwähnt, Athen ebensowenig geholfen hatte, ist Jacobys Vermutung plausibler, wonach der Vers sich nicht auf ein wahres Ereignis bezieht, sondern eine spöttische Verwünschhung des Dichters gegen die wichtigsten Feinde Athens darstellt109. V. 8. καὶ παρὰ Περδίκκου ψεύδη ναυσὶν πάνυ πολλαῖς: Der Vers weist strukturelle und inhaltliche Ähnlichkeiten mit dem vorigen Vers auf. Wieder geht es um keine wirklichen ἀγαθά, sondern Lügen (ψεύδη, cf. ψώραν), die diesmal von Perdikkas stammen (παρά Περδίκκου, vgl. παρὰ Σιτάλκου). Dass der Vers auf die charakteristische Unzuverlässigkeit des Königs von Makedonien110 anspielt, ist klar111, der Empfänger der ‘Güter’ wird aber in diesem Fall nicht erwähnt. Eine Möglichkeit wäre, dass Perdikkas’ Lüge nicht in Athen ankommen sollen, sondern zu ihren Feinden112. Ob Perdikkas jedoch angegriffen wird, wie Pellegrino113 vermutete, ist nicht sicher; die Präpositionalangabe παρὰ Περδίκκου scheint jedenfalls nicht in diese Richtung zu deuten (ebenso wie die ψῶρα des vorigen Verses nicht auf Sitalkes, sondern Meineke II,1 S. 408: “Acerbe autem scabiem a Sitalca Lacedaimoniis advectam iocatur, fortasse per legatos, quos misisse videntur Lacedaimonii, ut Odrysarum dynastam potentissimum in suas partes traherent”. 109 Jacoby (apud Meineke V1: “Scabiem poeta Lacedamoniis imprecari videtur, non scabiem a Sitalca Spartae advectam iocari”). Er weist außerdem auf verschiedene Komödienstellen hin, vgl. vor allem Phryn. Com. Fr. 27 Μονότροπος: ψῶρ᾿ ἔχε Συρακόσιον; auch Ar. Pl. 180, Fr. 332.3, Eup. Fr. 206, Pl.Com. 189.22, Anaxandr. Fr. 42.66-9). 110 Über die Ausdehnung seines Reiches vgl. Thuc. 2.99-100. 111 Vgl. dazu Thuc. 1.57, 2.80, 4.79 und siehe Gomme ad loc. 112 Ob Λακεδαιμονίοισι erneut zu verstehen wäre, lässt sich aber nicht erschließen. 113 Pellegrino 2000, 211. 108
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auf die Spartaner zielt). Der Vers scheint eher einen ironischen Ton zu haben; was der Dichter vielleicht damit meint, ist, dass zusammen mit den anderen Produkten auch Perdikkas’ Lügen nach Athen kommen. Die Vielen Schiffe, auf die die Lüge ‘transportiert’ werden, ist eine klare Anspielung auf den Holztransport aus Mazedonien nach Athen. Der Vers enthält homerische Anklänge. Eustathios informiert uns, dass er zwei iliadische Verse nachahmt, nämlich 20.246-7: ἔστι γὰρ ἀμφοτέροισιν ὀνείδεα μυθήσασθαι / πολλὰ μάλ΄͵ οὐδ΄ ἂν νηῦς ἑκατόζυγος ἄχθος ἄροιτο. V. 9. αἱ δὲ Συράκουσαι σῦς καὶ τυρὸν παρέχουσαι: Die etwas abrupte Rückkehr zur Auflistung von gewöhnlichen Produkten führte die Gelehrten dazu, zwischen dem 8. und 9. Vers eine lacuna zu vermuten114. Kaibel115 dachte, dass der verlorene Vers einen Angriff gegen die Syrakuser enthielt. Wilamowitz116, gefolgt von Desrousseaux117, wollte den neunten Vers nach dem dreizehnten umstellen, ihr Vorschlag wurde aber zumeist mit Recht abgelehnt, siehe wieder Kaibel und Pellegrino 2000, 211. Schwein- oder Wildschweinfleisch kommen nicht selten in der Komödie vor118, Jedenfalls galt Schweinfleisch als eine besonders hochgeschätzte und teure Speise. Über die verschiedenen Kochmöglichkeiten siehe Keller 1909, 397ff. und RE II A,1 S. 807-810. Sehr verbreitet war außerdem der Gebrauch des Schweines im Kult, es galt sogar als das älteste Opfertier. Es wurde fast allen Göttern geopfert, vor allem denjenigen, die mit der Fruchtbarkeit verbunden waren, wie Demeter, Persephone und Dionysos, siehe RE A,1 S. 811ff. Die Insel Sizilien war bekannt auch für ihren Käse,119. Antiphanes (Fr. 236) erwähnt τύρος σικελικός zusammen mit anderen typischen Produkten aus verschiedenen Orten, während in den Wespen (836-8) dem Hund Labes vorgeworfen wird, dass er ein Stück sizilischen Käse (τροφαλίδα τυροῦ Σικελικήν) geschnappt und gefressen habe, vgl. auch 910-1: ἀποδρὰς γὰρ ἐς τὴν γωνίαν τυρὸν πολὺν / κατεσικέλιζε κἀνέπληττ᾿ ἐν τῷ σκότῳ120. In Antiphanes’ Κύκλωψ (Fr. 131) kommen beide Produkte vor. Über die Handlung dieser Komödie schlug Kock vor121, dass Kyklops Schweinefleisch K.-A. Bd. V S. 593: Lac. indicavimus Kaibelium ms. secuti. Seinen Ergänzungsvorschlag (siehe nächste Anmerkung) nehmen sie jedoch nicht an. 115 Bei K.-A. Bd. V S. 593, im appar. crit.: „Itaque etiam de Syracusanis acerbi aliquid dictum expectamus velut ναυσὶν δ᾿ ἡμετέραις ἀεἶ κακἆ πράγματ᾿ ὄλοιντο“. 116 Bei K.-A. Bd. V S. 593. 117 Desrousseaux 1956, 64. 118 Vgl. Ecphantid. Fr. 1 Σάτυροι: πόδας ἐπεὶ δέοι πριάμενον καταφαγεῖν ἑφθοὺς ὑός, Pl.Com. Fr. 27 Ἑορταὶ, Antiph. Fr. 170,5 Οἰνόμαος ἢ Πέλοψ. 119 Vgl. Philemon Fr. 79 Σικελικός: Ἐγὼ πρότερον μὲν ᾠόμην τὴν Σικελίαν / ἓν τοῦτ΄ ἀπότακτον αὐτὸ τοὺς τυροὺς ποιεῖν / καλούς. 120 Die Anspielung zielt auf die Unterschlagungsvorwürfe, die gegen Laches während seiner Befehlszeit in Sizilien erhoben wurden. 121 Kock II S. 65-6. Sein Vorschlag wurde auch von K.-A. angenommen, siehe K.-A. Bd. II S. 383. 114
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und verschiedene Käsesorten aus Anlass seines Hochzeitfestes mit Galatea vorbereitet. Über weitere Bibliographie siehe Pellegrino ad loc. V. 10-11. καὶ Κερκυραίους ὁ Ποσειδῶν ἐξολέσειε / ναυσὶν ἐπὶ γλαφυραῖς, ὁτιὴ δίχα θυμὸν ἔχουσι: Am häufigsten wird bei Verwünschungen Zeus angerufen, vor allem mit dem Verb ὄλλυμι oder ἐξόλλυμι122, nicht selten aber auch Poseidon123. Die Anrufung Poseidons, könnte, wie Pellegrino124 vermutete, deshalb erfolgen, weil die Vernichtung der Korkyraier auf dem Meer (ναυσὶν ἐπὶ γλαφυραῖς) zuwege gebracht werden sollte, also im Herrschaftsbereich des Meeresgottes. Gomme125 vermutete außerdem in diesen Versen einen Hinweis auf die schmähliche Seeschlacht im Sommer 427 (vgl. Thuc. 3.76-8), in der die korkyraischen Schiffe von der Peloponnesischen Flotte überwältigt wurden. Es ist jedoch mangels anderer ähnlicher Beispiele fraglich, ob man hier, wie Pellegrino – unter Berufung auf die Tatsache, dass Korkyra einer der traditionellen Kultorte des Poseidon war – meint, ein “unerwartetes ‘karnevalistisches’ Beispiel von der Schilderung einer umgesturzten Welt” erkennen kann126. Homerische Bezüge fehlen auch in diesen Versen nicht. Über ἐξολέσειε siehe oben. Νηυσὶν ἔπι γλαφυρῇσι127 (‘auf gewölbten Schiffen’) ist eine typische homerische Formel und kommt 13 Mal in der Ilias128 vor und zwar, wie hier auch, fast immer am Anfang des Verses129. In der Komödie wird das Wort in einem anderen Zusammenhang mit der Bedeutung von ‘elegant’, ‘raffiniert’ benutzt130. Wäre ein Bezug der Verse auf die obenerwähnte Seeschlacht anzunehmen, dann bekäme der homerische Ausdruck hier einen ironischen – und natürlich paraepischen – Ton, siehe auch Gomme 1956, 362. Der Ausdruck δίχα θυμόν ἔχω ist auch episch und kommt bei Homer131, Hesiod132 und Theognis133 vor. Die Anspielung bezieht sich zweifellos auf die korkyraische στάσις zwischen den Demokraten, Alliierten der Athener, und
Vgl. Od. 4.668, 17.597, Thgn. 851, Ar. Ach. 1151, Pl. 592. Vgl. Ar. Ach. 509-11, Antiph. Fr. 190.3 Ποντικός, Men. Dysc. 112,504. 124 Pellegrino 2000, 212. 125 Wilamowitz folgend, Obs. Crit. 35.6. 126 Pellegrino 2000, 212: “Che negli auspici di Ermippo fosse proprio la divinità marina a causare la fine dei suoi protetti, si spiegherebbe, a mio avviso, come un inatteso, ‘carnevalesco’ esempio di rappresentazione di ‘mondo alla rovescia’”. 127 Einmal kommt auch γλαφυρῇς vor, Il. 9.45. 128 Vgl. Il. 5.327, 8.531, 9.425, 11.274 u.a. Der Ausdruck kommt sonst im Akkusativ Plural (vgl. Il. 3.19, 8.334 u.a.) und auch in verschiedenen anderen Variationen vor. 129 Einzige Ausnahme ist Il. 8.180. 130 Vgl. Ar. Av. 1272 und siehe Taillardat 1962, 569 Anm. 5. 131 Vgl. Il. 20.32: βὰν δ᾿ ἴμεναι πόλεμον δὲ θεοὶ δίχα θυμὸν ἔχοντες 132 Vgl. Hes. Op. 152: διὰ δ᾿ ἄνδιχα θυμὸν ἔχουσιν; vgl. auch Fr. 204.95-6: πάντες δὲ θεοὶ δίχα θυμὸν ἔθεντο / ἐξ ἔριδος. 133 Vgl. Thgn. 910: καὶ δάκνομαι ψυχὴν καὶ δίχα θυμὸν ἔχω. 122 123
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den Oligarchen, Anhängern der Lakedaimonier, die etwa zwei Jahre dauerte (Sommer 427 bis Sommer 425 v.Chr., Thuc. 3.69-75, 81-85, 4.46-8). V. 12. ταῦτα μὲν ἐντεύθεν· ἐκ δ᾿ Αἰγύπτου τὰ κρεμαστὰ: Der Vers in seinem überlieferten Zustand ist im ersten Fuß des zweiten Metrums unmetrisch. Herwerden und Meineke haben anfänglich versucht, den Vers zu korrigieren; Herwenden schlug ἐντεῦθεν μὲν ταῦτα vor134, und Meineke ταῦτα μὲν οὖν ἐντεῦθεν· ἀπ᾿ Αἰγύπτου δὲ κρεμαστὰ135. Meineke schrieb aber später, dass keine Änderung notwendig sei, und dass die kurze Silbe –θεν durch die Interpunktion zu erklären ist136. Zum gleichen – plausibleren – Gedanken tendierte ferner Herwerden137. ἐκ δ᾿ Αἰγύπτου τὰ κρεμαστὰ / ἱστία καὶ βίβλους: Ägypten war in der Antike bekannt für die Herstellung und die Bearbeitung von Segeltüchern138. Das Hauptmaterial, das dafür benutzt wurde, war Leinen. Herodot spricht auch von ἱστίοισι βυβλίνοισι, also von Segeltüchern aus Papyrus. In den aristophanischen Scholien (Ar. Th. 935), im Kommentar zum Wort ἱστιόρραφος (‘Segelnäher’ oder ‘Segelmacher’) werden Ägypter als λινοποιοί erwähnt. Diesen besonderen Papyrusgebrauch für die Fabrikation von Seilen, der schon in homerischer Zeit bekannt war139 erwähnt Herodot an mehreren Stellen140. Morrison und Williams behaupteten außerdem, dass Hermippos’ βίβλοι nicht als Schreib-, sondern als Seilmaterial erwähnt werden141. Ähnlicherweise vermutet Pellegrino, dass der Begriff metonymisch verwendet wird, um die Wanten zu bezeichnen, d.h. die Taue, die zur seitlichen Abstützung der Masten benutzt werden. Auf der Grundlage dieses metonymischen Gebrauchs, bietet er eine andere Interpretation des Verses und der Bedeutung des Wortes κρεμαστά. Er erklärt es als ein substantiviertes Adjektiv, das bei Hermippos als Terminus Technicus benutzt wird142 und eine vorausweisende Funktion zum folgenden Vers, d.h. ἱστία καὶ βίβλους, hat143. Kassel und Austin schließen trotzdem die Möglichkeit nicht aus, dass βίβλους sich doch auf das Schreibmatieral beziehen könnte, und Herwerden 1903, 6. Meineke II,1 S. 409. Andere Vorschläge von ihm sind ἐντεύθενδε oder ἔνθένδε. 136 Meineke 1867, 12: „fortasse nihil mutandum est et brevis syllabae productio interpunctione excusanda“. 137 Herwerden 1903, 6. 138 Über die aus Ägypten importierten Produkte siehe M. M. Austin 1970, 35-6. 139 Vgl. Od. 21.390-1, siehe Pellegrino 2000, 213 für weitere Literatur. 140 Vgl. Hdt. 7.25 zur Befestigung von Brücken, 34, 36, vgl. auch Thphr. HP 4.8.4, und siehe Torr 1964, 96 Anm. 208, Morrison und 2000, 190ff 141 Morrison und Williams 1968, 301. 142 Ähnlich wie in Xen. Oec. 8.12, vgl. auch Poll. 1.94, 10.13. 143 Pellegrino 2000, 214: Non escluderei pertanto che dell’ espressione ἐκ δ᾿ Αἰγύπτου τὰ κρεμαστὰ ἱστία καὶ βὶβλους si possa dare anche la seguenta interpretazione: “Dall’ Egitto, invece, l’ attrazzatura delle navi, e cioè vele e sartie”. 134 135
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weisen – über die Pluralform – auf Hdt. 5.58.3 hin144. Die traditionelle Bedeutung von βίβλοι als Schreibmaterial muss jedoch nicht ausgeschlossen werden. In der Liste von Hermippos werden hauptsächlich die bekanntesten Produkte jedes Ortes erwähnt und es gibt außerdem auch andere Beispiele von ganz unterschiedlichen Produkten, die aus aus dem gleichen Ort kommen, z.B. Silphiumstiel und Rindsleder aus Kyrene (V. 4) und Birnen und Schafe aus Euboia (V. 17). V. 13. ἀπὸ δ᾿ αὖ Συρίας λιβανωτόν: Das Weihrauchharz ist ein körniges getrocknetes Harz, das beim Verglühen einen stark aromatisch duftenden Rauch abgibt und eine röttliche oder gelbliche Farbe hat145. Es wird von der Pflanze des Weihrauchbaumes Boswellia sacra abgesondert, das in Trockengebieten wächst, vor allem in Arabien, Afrika und Indien. Nach Phrynichos sollte das Wort λίβανος für den Baum und λιβανωτόν für die Substanz146 benutzt werden147. Dass Weihrauch im Altertum aus Syrien importiert wurde, wird von vielen Quellen bestätigt148. Der Handel mit ihm lag zum Teil bei den Phoinikern149,. Dass Syrien das Herstellungsland des Weihrauchs war, wurde von Müller abgewiesen150. Er vermutete, dass die Phoiniker Handelsartikel für Landesprodukte ausgaben, um die eigentliche Heimat des Weihrauchs zu verheimlichen und damit Konkurrenz zu vermeiden. Weihrauch wurde von den Griechen zu verschiedenen Zwecken benutzt. Am häufigsten wurde er beim Opfer auf den Altar gelegt151. Er wurde außerdem bei Weinfesten verbrannt152, aber auch im kleineren Kreis, um den Raum mit Wohlgeruch zu erfüllen, besonders gegen Ende der Mahlzeit153. V. 14. ἡ δὲ καλὴ Κρήτη κυπάριττον τοῖσι θεοῖσιν: Die Insel Kreta war im Altertum berühmt für ihre Zypressenbäume154 und galt sogar nach Plinius (HN 16.141) als die Heimat dieser Bäume. Das Holz, das von ihnen stammte, wurde
K.-A. Bd. V S. 593: si de papyro scribendi usui destinata cogitavit Hermippus, plurali numero usus est sicut Hdt. 5.58,3. 145 Vgl. Pind. Fr. 122.3: χλωρᾶς λιβάνου ξανθὰ δάκρη. 146 Diese ‘Regel’ wird oft gebrochen, vgl. Anaxandr. Fr. 42.6, Mnesim. Fr. 4.59, Archestr. SH 192.5. 147 Vgl. Phryn. Ecl. 157: Λίβανον λέγε τὸ δὲνδρον, τὸ δὲ θυμιώμενον λιβανωτόν 148 Vgl. Eur. Ba. 144-5, Anaxandr. Fr. 42.6 Πρωτεσίλαος, Mnesim. Fr. 4.59 Ἱππότροφος, Archestr. SH 192.4-5, Sch. Ag. 1312. 149 Vgl. Hdt. 3.107, Strab. 16.4.14. 150 Siehe RE Suppl. XV p. 709. Dem schließt sich auch Pellegrino 2000, 214-5 an. 151 Vgl. Sappho Fr. 2 (und siehe auch Page 36), Ar. Nub. 426, Vesp. 96, Ran. 871, Antiph. Fr. 162.2-4 Μύστις. Der ‘Terminus technicus’ dafür ist das Verb ἐπιτίθημι. 152 Vgl. Pl.Com. Fr. 71 Λάκωνες ἤ ποιηταί, Men. Sam. 158; auch Xenophanes Fr. 1.7 West und Alciphr. 4.13.5, weitere Literatur bei Pellegrino 2000, 215. 153 Vgl. Nicostr. Fr. 27.4 Ψευδοστιγματίας, Alexis Fr. 225.3 Φιλίσκος und Archestr. SH 192.4-5. 154 Vgl. Thphr. HP. 4.1.3, siehe Hehn 1902, 284. 144
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von den Griechen wegen seiner Widerstandfähigkeit und Beständigkeit hoch geschätzt155, zumal es praktisch gegen Insekten gefeit war und außerdem einen attraktiven Duft hatte (vgl. Od. 5.64). Das Holz fand auf vielfache Weise im Baubereich Verwendung, für die Konstruktion von kleinen Möbeln und Schiffteilen156 und auch im Kult, für die Herstellung von Kultgegeständen157 und beim Tempelbau158. Meiggs159 hält Hermippos’ Vers – zusammen mit einem epigraphischen Zeugnis, einem athenischen Dekret, von dem eine Kopie auf der Insel Karpathos gefunden wurde – für einen Beweis, dass Zypressen für die gewichttragenden Stützbalken des Parthenon benutzt wurden. ἡ δὲ καλὴ Κρήτη: Kreta wird einmal bei Homer καλή genannt, vgl. Od. 19.1723. Das Adjektiv, das sonst häufiger für die Insel benutzt wird, ist εὐρύς (εὐρείη), vgl. Il. 13. 453, Od. 13.256, 260. V. 15. ἡ Λιβύη δ᾿ ἐλέφαντα πολὺν παρέχει κατὰ πρᾶσιν: Mit ἐλέφαντα wird nicht das Tier (erstmal erwähnt bei Herodot, 3.114, 4.191), sondern das Produkt ‘Elfenbein’ bezeichnet. Bei Homer bedeutet das Wort ἐλέφας aussschließlich das Produkt, vgl. Il. 5.583 und siehe Treu 149-58. Über die Etymologie des Wortes siehe auch Laroche 1965, 56-9. Kock160 hielt κατὰ πρᾶσιν für korrupt, und emendierte es zu κατάπριστον, auf den Ausdruck πριστοῦ ἐλέφαντος hinweisend, der dreimal bei Homer vorkommt161. Einwände gegen Kocks Emendierung erhob Kaibel162. Meiner Meinung nach, gibt es keinen ausreichenden Grund, κατά πράσιν als korrupt anzusehen. Bei Herodot kommt zwar der Ausdruck ἐπὶ πρῆσι vor (4.17), die Präposition κατὰ wird aber mehrmals zur Angabe des Zwecks benutzt163. Die Erklärung des Unterschieds zu den anderen Präpositionen, die auch zur gleichen Angabe verwendet werden (μετά und ἐπί) bei Kühner-Gerth Bd. I S. 478, nämlich dass μετά und ἐπί die Absicht des Holens und Empfangens bezeichnen, während κατὰ nur den Zweck ohne jenen Nebensinn ausdrückt164, passt gut zu Hermippos’ Kontext. Über das Elfenbein als Material, seinen Import aus Afrika, seine Verarbeitung und Benutzung in der Herstellung von hochwertigen künstlerischen Gegenständen siehe Blümner 1879, 361-75.
Vgl. Thphr. HP 5.3.7, 5.4.2 und siehe Hehn 1902, 282-3. Siehe Blümner 1879, 257ff. 157 Vgl. Thphr. HP 5.3.7, Xen. Anab. 36.12, siehe Hehn 1902, 283. 158 Vgl. Pind. Pyth. 5.39 ff., Thphr. HP 4.2 und siehe Meiggs 1982, 200-1. 159 Meiggs 1982, 200-1. 160 Kock I S. 244. 161 Vgl. Od. 18. 196, 19. 564; νεοπρίστου 8.403. 162 Apud K.-A. Bd. V S. 594: “Sed ἐλέφαντα κατάπριστον non exportant Libyes”. 163 Vgl. z.B. Thuc. 6.31, siehe Kühner-Gerth Bd. I S. 478ff. 164 Vgl. z.B. Od. 3. 72, Hdt. 2.44, 152, Thuc. 6.31, Luc. 58, Isocr. 17.4, S. Ph. 30 u.a. 155 156
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V. 16. ἡ Ῥόδος ἀσταφίδας <τε> καὶ ἰσχάδας ἡδυονείρους: Getrocknete Weinbeeren oder Rosinen waren schon im Altertum ein beliebtes Lebensmittel der Griechen165 und wurden dazu benutzt, um Gerichten einen süßen Geschmack zu verleihen. In der Komödie werden sie in Listen von Antiphanes (Fr. 140) und Alexis (Fr. 132.4) erwähnt. Dass Rosinen – und Feigen – ein typisches Produkt der Insel Rhodos – beziehungsweise der Stadt Lindos – waren, bestätigt auch Philostratos166,. Sehr beliebt bei den Griechen waren aber auch die Feigen. Sie waren schon in homerischer Zeit bekannt167 und kommen sehr häufig auch in der Komödie vor168. Sie werden zunächst unter verschiedenen Bezeichnungen genannt, z.B. ἐρινάς, ἐρινεός169, ἰσχάς, οἴδαξ, ὄλυνθος, συκῆ, συκίς, σῦκον, φήληξ, φίβαλις, siehe auch Olck RE 2105-8. Verschiedene Sorten werden erwähnt, z.B. χελιδόνεως170, φιβάλεως171, κορώνεως172, λευκερίνεως173, δαμαρίππεως174, ἀμφαρίστεως und βασίλεως (Poll. 6.81), siehe auch Fr. 53. Verschiedene Konnotationen haben auch die Wörter σῦκον, συκῆ, συκίς und ἰσχάς, die in der Komödie175 häufig eine obszöne Bedeutung annehmen, und die Geschlechtsorgane beider Geschlechter bezeichnen176. Eine – schon in der Antike diskutierte – etymologische Verbindung besteht außerdem zwischen σῦκον und συκοφάντης177. Besonders berühmt waren die attischen Feigen, auf die die Athener sehr stolz waren, wie ein Fragment des Alexis erschließen lässt, wo sie τὸ παράσημον τῶν Αθηνῶν genannt werden178. Feigen, die als ein typisches Gericht der armen Leute galten179, waren von früherer Zeit an in Athen so beliebt, dass das Etym. Magnum bezeugt (s.v. ἰσχάς, 479), dass die Athener ἰσχάδες aßen, noch bevor sie sich an Fleischgenuss gewöhnten. Es scheint auf den ersten Blick unlogisch, dass ein so typisches athenisches Produkt unter importierten Gütern aufgelistet wird. Pellegrino versuchte diese Diskrepanz durch zwei Argumente zu lösen: Erstens war die Insel Rhodos ebenfalls
Siehe auch Amouretti 1986, 44. Vgl. Philostr.Jun. Im. 2.24.1: Ῥόδος γὰρ αὕτη ἡ νῆσος, ἧς τὸ τραχύτατον Λίνδιοι, γῆ σταφίδας μὲν καὶ σῦκα ἀγαθὴ δοῦναι. 167 Vgl. Od. 7.116, 11. 590, 24.246,341. 168 Siehe Pellegrino 2000, 217. 169 Vgl. ανερίναστος Hermipp. Fr. 58. 170 Vgl. Epig. Fr. 1. 171 Vgl. Hermipp. Fr. 53, Pherecr. Fr. 85 Κραπάταλοι, Ar. Ach. 802, Sch. Ach. 802. 172 Vgl. Ar. Pax 628, Eup. Fr. 460. 173 Hermipp. Iamb. Fr. 2 W. 174 Vgl. Eup. Fr. 443. 175 Schon bei Archilochos, vgl. συκῆ Fr. 331 W. 176 Vgl. Ar. Ekkl. 708, Antiph. Fr. 196, und siehe Henderson 1975, 117-8, Taillardat 1962, 72. 177 Siehe darüber Chantraine 1980, 1069, Frisk 1970, 218f., Arnott 1996, 551ff. 178 Vgl. Alex. Fr. 122 und siehe Arnott 1996, 345ff. 179 Vgl. Alex. Fr. 167.15. 165 166
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berühmt für ihre Feigen, wie viele Schriftsteller bezeugen180. Zweitens könnte sich das hapax ἡδυονείρους auf eine bestimmte Eigenschaft der rhodischen Feigen beziehen, nämlich dass sie – im Gegensatz zu den anderen, die besonders nach übermässigem Verzehr Bauchschmerzen versursachten – den Mittagsschlaf nicht störten, sondern stattdessen süße Träume brachten. Zu diesen Argumenten könnte man ein drittes hinzufügen, dass der Import eines in Athen schon so verbreiteten Produktes dem Lob ihres Reichtums und ihrer Prosperität dienen könnte, weil es vor allem bestätigen würde, dass sie fähig waren, Güter zu importieren, die sie schon im Übermaß besaßen. V. 17. αὐτὰρ: Eine typische homerische Partikel. In der späteren Literatur wird es durch ἄταρ ersetzt. Ausnahme in der Komödie sind außer Hermippos Fragmentes zwei Stellen bei Aristophanes181, wo αὐτάρ am Anfang eines χρησμός in einer adversativen Bedeutung benutzt wird182. In unserem Fall ist wahrscheinlich eher eine weiterführende Funktion zu bevorzugen, vgl. Il. 2. 218, 465, 5.729. Für mehrere Beispiele und Funktionen siehe Denniston 1975, 55. ἀπ᾿ Εὐβοίας ἀπίους καὶ ἴφια μῆλα: Ἄπιος (oder ἄπιον, siehe Frisk und Chantraine s.v. ἄπιον) ist hier die kultivierte Birne. Das Wort wird auch für den Baum verwendet183. Die wilden Birnen heißen ἀχράς, während ὄ(γ)χνη184 vielleicht beide Sorten bezeichnet, siehe RE 3.492 s.v. Birnbaum und Gow 1952, 161. Es scheint kein anderer Beleg für die Herkuft von Birnen aus Euboia zu existieren, sie werden bei Aristophanes (Fr. 581.3) und Eubulos (Fr. 74.3 Ὄλβια) mit anderen athenischen Produkten aufgelistet und bilden mit Honig, Granatapfel, Trauben und Ananas den Nachtisch im Ἀττικὸν δεῖπνον von Matron185. Die Birnen wurden gewöhnlich in kaltem Wasser serviert, cf. Ath. 14.650c. Pherekrates spielt in den Ἄγριοι auf diesen Brauch an, vgl. Fr. 8 und siehe Arnott 1996, 136. Das Wort μῆλον ist zweideutig und bedeutet sowohl ‘Apfel’, als auch ‘Schaf’. Ἴφια μῆλα, ‘fette Schafe’, ist ein typischer homerischer Ausdruck. Das Wortspiel, das in dieser Doppeldeutigkeit besteht, kommt auch im Convivium atticum vor186, während es bei Straton in einem Gespräch zwischen einem gebildeten Mann und einem Bauer die Form eines Witzes annimmt187. In der Komödie wird es mit der Ausnahme von den oben erwähnten Beispielen Siehe Pellegrino 2000, 219. Pax 1092, Av. 983, siehe auch Dunbar 1995, 549. 182 Vgl. Il. 1. 118, 333, Od. 4. 259. Denniston 1975, 55 (gefolgt von Pellegrino 2000, 219) schreibt, dass der einzige Beleg von αὐτάρ außer den homerischen und, später, den bukolischen Texten, Hermippos’ Stelle sei. 183 Vgl. Arist. HA 552b2, Thphr. HP 1.15.2, Dsc. 1.116. 184 Vgl. Od. 7.120, 11.589, 24. 234 u.a. 185 Vgl. SH Fr. 534. 112), siehe auch Pellegrino 2000, 220. 186 Vgl. SH 534.112: ἐν δ᾿ αὐταῖσιν ἐπῆν ἄπιοι καὶ πίονα μῆλα. 187 Vgl. Strato Com. Fr. 1.19-32 Φοινικίδης. 180 181
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immer für die Frucht benutzt188. In einem anderen Fragment von Hermippos (Fr. 77.3), in dem berühmte Weine beschrieben werden, taucht die Information auf, dass der Wein aus Thasos einen Apfelgeruch verströmt. Für weitere Informationen über die Frucht siehe Pellegrino 2000, 220-1. ἀνδράποδ᾿ ἐκ Φρυγίας: Die ἀνδράποδα waren Kriegssklaven, d.h. Leute, die während des Kriegs gefangengenommen und danach als Sklaven verkauft wurden, ohne Rücksicht darauf, ob sie früher freie Bürger oder Sklaven waren189. Über ἀνδραποδισμός siehe RE I,2 S. 2134 (s.v. ἀνδραποδιστής), über das Verfahren (ἀπαγωγή) gegen die Menschenräuber siehe Hansen 1976, 40-44, 47. Auf Sklaven aus Phrygien, die mit Geld gekauft wurden, spielt Euripides in Alkestis an190. Die euripideischen Verse parodiert Aristophanes in den Vögeln191. V. 18. ἀπὸ δ᾿ Ἀρκαδίας ἐπίκουρους: Die Benutzung von Söldnertruppen, die schon in der archaischen Periode anfing, lebte im 5. und 4. Jh. wieder auf, siehe Hornblower 2003, 162-3. Arkadien war bekannt für seine Söldnersoldaten, worauf Lykomedes mit Stolz in einer anspornenden Rede zu den Arkader anspielt192. Ihr Pflichtbewusstsein und Eifer waren sogar anscheinend sprichwörtlich, worauf der Ausdruck Ἀρκάδας μιμεῖσθαι, der sich auf τῶν ἄλλοις ταλαιπωρούντων bezieht, schließen lässt193. Dieses Sprichwort benutzt auch der Komiker Plato (Fr. 106 Πείσανδρος, siehe K.-A. VII S. 477) mit einem stark selbstironischen Ton, um seine dramatische Tätigkeit zu beschreiben: Genau wie die Arkader sich so sehr beim Kampf bemühten, um fremden Leuten – d.h. denjenigen, die sie bezahlten – den Sieg zu geben, aber einen eigenen Sieg nie errungen hatten, so wollte der Komiker häufig anderen Dichter aus der Not geholfen haben zu gewinnen, während er selbst jedoch wenig Erfolg hatte, wenn er an Wettbewerben teilnahm. V. 19. αἱ Παγασαὶ δούλους καὶ στιγματίας παρέχουσι: Über die Bedeutung und die Konnotation des Begriffes δοῦλος – und seiner Nebenbegriffe – in der Komödie siehe Mactoux 1980, 125-76. Στιγματίες hießen die Sklaven, deren Stirn tätowiert wurde, weil sie entweder auf einem Fluchtversuch wieder festgenommen wurden194, oder für ein gravierendes Vergehen oder schlechtes Benehmen bestraft wurden195. Eine Unterscheidung zwischen den zwei Wörtern Vgl. Ar. Pax 999-1002, Lys. 855-7, Pherecr. 113.26-7 Μεταλλῆς. Siehe Frisk 1960, 104, Chantraine 1970, 87, und Komm. zu Fr. 52. 190 Vgl. Eur. Alc. 675-6: ὦ παῖ, τίν᾿ αὐχεῖς, πότερα Λυδὸν ἤ Φρύγα / κακοῖς ἐλαύνεις ἀργυρώνητον σέθεν; 191 Vgl. Av. 1244: Φέρ᾿ ἴδω, πότερα Λυδὸν ἤ Φρύγα ταυτὶ λέγουσα μορμολύττεσθαι δοκεῖς;. 192 Vgl. Xen. HG 7.1.23: καὶ ἀλκιμωτάτους δὲ αὐτοὺς ἀπεδείκνυε, τεκμήρια παρεχόμενος, ὡς ἐπικούρων ὁπότε δεηθεῖέν τινες, οὐδένας ᾑροῦντο ἀντ᾿ Ἀρκάδων), vgl. auch Thuc. 3.34, 7.57, Hdt. 8.26, siehe auch Gomme 1956, 296 193 Vgl. Phot. α 2817, Suda α 3956 und Eust. Il. 302,27. 194 Vgl. Av. 760, Aesch. 2.79; auch Xen. HG 5.4.24. 195 Vgl. Ran. 1511, Herod. 5.65-79, Eust. Il. p. 623.5, siehe auch Dunbar 1995, 470 (zu Ar. Av. 760-1). 188 189
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gibt es auch in Aristophanes196. Eine Komödie mit dem Titel Ψευδοστιγματίας, von der nur ein Fragment (Fr. 27) erhalten ist, hat Nikostratos geschrieben. Der Titel Στιγματίας ist für eine Komödie von Naevius erhalten, von der aber nur ein Wort erhalten ist. Pagasai war eine antike Hafenstadt in Magnesia, ein Vorort der heutigen Stadt Volos. Für weitere Informationen über die Stadt siehe Stählin und 1934, 163-178. Dass der Sklavenhandel in Thessalien besonders vebreitet war, bestätigt eine aristophanische Stelle197. V. 20-1: τὰς δὲ Διὸς βαλάνους καὶ ἀμύγδαλα σιγαλόεντα / Παφλαγόνες παρέχουσι· τὰ γάρ <τ᾿> ἀναθήματα δαιτός: Sehr dunkel sind die antiken Quellen über den Διός βάλανος, der in den meisten Fällen Kastanien bezeichnet, aber wahrscheinlicher ein Oberbegriff für verschiedene Backobstsorten mit harter, nicht essbarer Schale zu sein scheint, wie die Kastanien, und andere Nüsse, nämlich Wal- und Haselnüsse198, Der Ausdruck ἀμύγδαλα σιγαλόεντα ist nur bei Hermippos belegt, das Adjektiv σιγαλόεις jedoch ist typisch homerisch, wird in Verbindung mit verschiedenen Substantiven benutzt, vor allem mit Gewändern199 aber auch mit Pferdezügeln200 und Möbeln201, und bedeutet ‘prächtig glänzend’, ‘glitzernd’. Eine ähnliche Bedeutung, d.h. ‘ölig’, ‘ölverschmiert’, haben die meisten Herausgeber in ihrer Athenaiosausgabe angenommen202, die auch mit der entsprechenden Eigenschaft der Mandel übereinstimmt203. Nichtsdestoweniger überliefert Eustathios eine andere Erklärung des hermippeischen Ausdrucks, dass die ἀμύγδαλα σιγαλόεντα Mandeln mit dünner Rinde waren, die beim Zerbrechen in der Hand keinen Krach machten204. Dieser Bedeutung folgt auch Bothe und sie könnte genauso richtig sein, wie die erste205.
Vgl. Ar. Lys. 330-1: δούλαισιν ὠστιζομένη / στιγματίαις θ᾿, für weitere bibliographische Hinweise zum Thema siehe Pellegrino 2000, 221-2. 197 Ar. Pl. 520-1: κερδαίνειν βουλόμενός τις / ἔμπορος ἥκων ἐκ Θετταλίας παρ᾿ ἀπλήστων ἀνδραποδιστῶν. 198 Vgl. Thphr. 4.5.1, Diosc. 1.106.3, Ath. 2. 53c, Hesych. δ 1922, κ 986, Phot. δ 654, Poll. 1.233 und siehe Hehn 387-390, 395-8, RE VII S. 2486ff. s.v Haselnuß, RE X S. 2339ff. s.v. Kastanie, Meiggs 1982, 420-2. 199 εἴματα: Il. 22.154, δέσματα: Il. 22.468, ῥήγεα: Od. 6.38, 11.189 u.a., χιτῶνα: Od. 15.60, 19.232. 200 ἠνία, Il. 5.226, 8.116, Od. 6.81 u.a. 201 θρόνος: Od. 5.86, ὑπερώια: Od. 16.449, 18.206 u.a. 202 Siehe Pellegrino 2000, 223. 203 LSJ übersetzen in ähnlicher Weise das Adjektiv in Hermippos’ Kontext als ‘oily’, ‘fatty’. 204 Vgl. Eust. Il. p. 542,30: σιγαλόεντα ... σιγηλά ... ὅθεν ἀστείως καὶ ἀμύγδαλα τις ἔφη σιγαλόεντα τὰ μὴ ψοφητικὰ ἐν τῷ κλᾶσθαι, ἀλλὰ πιεσμῷ δακτύλων ἐνδίδοντα εἰς θραύσιν; Il. p. 728,39: … καθὰ καὶ ὁ φράσας ἀμύγδαλα σιγαλόεντα τὰ λεπτόφλοια καὶ μὴ θορυβοῦντα ἐν τῷ θραύεσθαι; Il. p. 1280, 49: Ἕρμιππος δὲ καὶ ἀμύγδαλα σιγαλόεντα λέγει τὰ εὔθραυστα, ὁποῖα τἀ λεγόμενα Θάσια. 205 So auch Pellegrino, der sie für “non meno profondatamente” hält. 196
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Der Ausdruck τὰ γάρ τ᾿ ἀναθήματα δαιτός (‘Verzierungen des Bankettes’) ist ebenso homerisch206 und kommt immer – wie auch hier – am Ende des Verses vor207. Bei Homer sind aber Gesang (μολπή) und Lyra (φόρμιγξ) oder mimetischen Tanz (ὀρχηστύς) die Ornamente einer Mahlzeit, während hier die Rede von den oben genannten Διὸς βάλανοι und ἀμύγδαλα ist. Der Bezug ist eindeutig auf eine Eigenschaft der Nüsse, nämlich dass es als ein Mittel gegen Betrunkenheit galt,208. Athenaios beschreibt ἀμύγδαλα als ἐπακτικώτατα πρὸς πότον, d.h. es sei ratsam, sie vor dem Trinken zu essen. Er gibt als Beispiel das obenerwähnte Fragment von Eupolis und berichtet danach von einem Arzt in der Zeit des Kaisers Drusus209, der alle in der Zechkunst überbieten konnte, weil er davor Bittermandel aß. Die Mandeln werden jedenfalls sonst häufiger in der Komödie als Nachtisch erwähnt210. V. 22. † Φοινίκη δ᾿ αὖ † καρπὸν φοίνικος καὶ σεμίδαλιν: Der Vers, so wie er bei Athenaios (1. 28a) und Eustathios (Od. p. 1569, 42) erhalten ist, scheint korrupt zu sein, weil es eine überflüssige lange Silbe im ersten Fuß gibt211. Verschiedene Emendationen wurden aus diesem Grund vorgeschlagen: Meineke emendierte Φοινίκη zu Φοῖνιξ, Kaibel (nach Wilamovitz) dachte außerdem an Τυρὸς oder Κύπρος, und Desrousseaux schlug die Lesart Σιδὼν vor. Jacobs212 – gefolgt von Kock213 – strich δ᾿ αὖ. Φοινίκη zu emendieren scheint nicht angebracht zu sein. Auf die Konjunktion zu verzichten ist jedenfalls schwierig, weil sie im ganzen Fragment nur in einem Vers fehlt, zumal es kein Verb in den letzten zwei Versen gibt. Man sollte also annehmen, dass der Vers entweder προκέφαλος214 oder korrupt ist. Die Dattelpalme war, wie der Name schon deutlich macht, der typische Baum der antiken Stadt Phoinike (siehe Hehn 1902, 268), für die Etymologie des Wortes siehe auch Chantraine 1980, 1219 und Frisk 1970, 1032, für allgemeinere Informationen siehe Hehn 266-281 und RE XX 386-404. Dass der Baum zu einem Symbol des Landes geworden ist, zeigt auch die Tatsache, dass
Eustathios bestätigt den homerischen Gebrauch bei Hermippos, vgl. Eust. Od. 1404: Ἰστέον δὲ ὅτι Ἕρμιππος ὁ κωμικὸς εἰπὼν ὡς Διὸς βαλάνους καὶ ἀμύγδαλα σιγαλόεντα Παφλαγόνες παρέχουσιν, ἐπάγει Ὁμηρικῶς τὸ, τὰ γὰρ ἀναθήματα δαιτός. 207 Vgl. Od. 1.152, 21.430; auch IG 14.1390. 208 Vgl. für βάλανοι Nicoch. Fr. 18: εἰς αὔριον δ᾿ ἀντὶ ῥαφάνων ἑψήσομεν / βαλάνιον, ἵνα νῷν ἐξάγῃ τὴν κραιπάλην, und für ἀμύγδαλα Pherecr. 158 Χείρων, Eup. Fr. 271 Ταξίαρχοι: δίδου μασᾶσθαι Ναξίας ἀμύγδαλας, οἶνον τε πίνειν Ναξίων ἀπ᾿ ἀμπέλων, Xenarch. Fr. 3 Δίδυμοι: πίμπλη σὺ μὲν ἐμοί, σοὶ δ᾿ ἐγὼ δώσω πιεῖν· / ἀμυγδαλῆ μὲν παιζέτω παρ᾿ ἀμυγδαλῆν. 209 Als Gewährsmann wird Plutarch der Χαιρωνεύς gegeben. 210 Vgl. Philil. Fr. 18 Φρεώρυχος, Fr. 24, Diphil. Fr. 80 Τελεσίας, siehe auch Pellegrino 2000, 223-4. 211 Kassel-Austin setzen in ihrer Ausgabe die Lesart der Handschriften im ersten Teil des Verses in Cruces. 212 Jacobs 1817, 577. 213 Kock I S. 243-4. 214 Ein Hexameter mit einer extra Silbe am Versanfang. 206
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er auf phönizischen – und später auf karthagischen – Münzen geprägt wurde. Die Frucht der Dattelpalme wird in antiken Texten mit verschiedenen Namen bezeichnet, nämlich βάλανος τῆς φοίνικος215, φοῖνιξ216 und καρπὸς τοῦ φοίνικος217. Die Dattel kommt in der Komödie bei Antiphanes (Fr. 66 Βούσιρις) und Ephippos (Fr. 24.1) vor. Für weitere Informationen über die Frucht siehe Pellegrino 2000, 224. Phoinike war aber im Altertum ebenso berühmt für ihre σεμίδαλις,218. Σεμίδαλις ist ein sehr feines Weizenmehl, das aus einer Sorte von Triticum durum gewonnen wurde, der σιμιγδαλίτης. Über dieses Getreide siehe Jasny 1944, 57-70, 89-94, Blümner 1912, 53 und Amouretti 1986, 126ff. Für eine Übersicht aller Mehlsorten und Informationen zu ihrer Bearbeitung siehe Forbes 94-8. In zwei Fragmenten von Alexis (Fr. 102.4 Ἰσοστάσιον, Fr. 173.3 Παγκρατιαστής) ist Σεμίδαλις ein Spitzname für eine unbekannte Person, siehe Arnott 1996, 272. V. 23. Καρχηδὼν δάπιδας καὶ ποικίλα προσκεφάλαια: Δάπιδες waren luxuriöse und hochwertige Teppiche, die nur reichere Bürger in ihren Häusern benutzten, vgl. Ar. Pl. 527-8, 542-3. Προσκεφάλαια waren vor allem – aber nicht nur – Kopfkissen, über die Bedeutung siehe den Kommentar zu Fr. 54. Das Adjektiv ποικίλος bezieht sich hauptsächlich auf die verschiedenen Stickereien, die diese Kissen auszeichneten. In den Wespen sind sie zusammen mit προσκεφάλαια in der Tributliste der Produkte aufgeführt, die die Bündner Athen liefern mussten. Beide werden außerdem bei luxuriösen Symposien benutzt, vgl. Ar. Ach. 1090, Eccl. 840, Eub. Fr. 119.3 und siehe Macdowell 1971, 224ff, Vetta 1989, 230 und Pritchett 1956, 246. Karthago war im Altertum bekannt für seine Teppiche und für alle Art von raffinierten Konsumgütern aus hochwertigen Textilien, wie ein Werk von Polemon uns mitteilt, für das Athenaios (12. S. 541d) den Titel Περὶ τῶν ἐν Καρχηδόνι πέπλων überliefert. Für allgemeine Informationen über die Teppichkunst siehe RE IV 2251ff. Fragment 64 Sch. Ar. Av. 749: τρίτος Φρύνιχος ὁ κωμικός, οὗ μέμνηται Ἕρμιππος ἐν Φορμοφόροις, ὡς ἀλλότρια ὑποβαλλομένου ποιήματα. Der dritte ist Phrynichos der Komiker, den Hermippos in den Φορμοφόροις erwähnt, dass er Gedichte von anderen als seine eigenen unterschob. Vgl. Xen. An. 3.3.15. Vgl. Ath. 14.651ff., Antiph. Fr. 66 Βούσιρις, Hsch. φ 710. 217 Hier und in Hdt. 1.193. 218 Vgl. Sch. Aesch. Suppl. 555, Antiph. Fr. 36 Ἄντεια, Herodas 2.16-7 (siehe Knox 2001, 77), Eunap. Vit. Soph. 6.2.8. 215 216
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Die aristophanischen Scholien geben uns zu Av. 749 Aufschluss über die vier Personen, die unter dem Namen Phrynichos im Altertum bekannt waren. Gegen den Komiker Phrynichos überliefern sie den von Hermippos gemachten Vorwurf. Dieser Vorwurf wird ohne weitere Angaben, und zwar in einer allgemeinen Weise in den Scholien zu den Fröschen, zusammen mit anderen Verspottungen, wiederholt219. Die Frage ist natürlich, was unter der von den Scholien gegebenen Information genauer zu verstehen ist. Handelt sich es hier um ein Plagiat oder – noch gravierender – um eine widerrechtliche Aneignung der Autorschaft hinsichtlich komischen Materials seitens des Phrynichos, oder sogar um den geistigen Diebstahl einer oder mehrerer ganzer Komödien. Das Wort ποιήματα hilft nicht soweit, die Menge des ‘gestohlenen’ Materials zu eruieren, weil es zu generell ist, und sich deswegen sowohl auf begrenzte Teile, als auch auf ganze Komödien beziehen könnte. Es ist genauso fraglich, ob das Verb ὑποβάλλομαι ein ausschlaggebendes Argument für einen der beiden Möglichkeiten bieten kann. Kyriakidi220, die das Thema der Rivalität zwischen Komödiendichter – insbesondere zwischen Aristophanes und Eupolis – ausführlich behandelt, sieht in der Stelle einen Plagiatvorwurf, bemerkt aber außerdem, dass die Ausdrücke der Scholiasten (siehe oben) bedeuten, dass “Phrynichos fertige Werke oder mindestens Worte von anderen übernahm”. Halliwell221 geht davon aus, dass kein normaler Plagiatvorwurf vorliegt, und vermutet, dass Hermippos Phrynichos vorwirft, dass er unter seinem eigenen Namen Komödien eines anderen Dichters aufführte. Die Bedeutung des Verbes ist von Ziegler diskutiert worden (RE XX 2, 1950, p. 1958, s.v. Plagiat)222. Ihm zufolge wird es benutzt, um „das Unterscheiben fremder Geistesprodukte“ zu bezeichnen. Die Mehrheit der Beispiele, die er durchführt, lässt jedoch zunächst nur eine literarische Nachahmung erkennen223. Der Mangel an genaueren Informationen und vielmehr an Texten, die diesen literarischen ‘Betrug’ aufklären würden, zwingt uns, sich auf Spekulationen zu beschränken224. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass das Verb ὑποβάλλεσθαι nicht lediglich auf eine Verspottung, oder eine einfache
Schol. Ar. Ran. 13: κωμῳδεῖται δὲ καὶ ὡς ξένος, καὶ ἐπὶ φαυλότητι ποιημάτων, καὶ ὡς ἀλλότρια λέγων καὶ ὡς κακόμετρα. 220 Kyriakidi 2007, 159. 221 F. S. Halliwell 1989, 515-28. 222 Der Begriff entstammt aus der verbreiteten Praxis, Neugeborene auszutauschen, um fremde Kinder als eigene auszugeben, vgl. Ar. Th. 340, 407, 565. 223 Totaro 1999, 200-1 bemerkt dazu: “Il verbo impiegato in questo scolio (d.h. in Av. 749), ὑποβάλλεσθαι, potrebbe indicare con pari legittimità tanto il plagio quanto l’usurpazione di paternità da parte di Frinico, su materiale comico composto da altri poeti”. 224 Das wird von den meisten Forschern auch betont, siehe Totaro 1999, 201 Anm. 12, F. S. Halliwell 1989, 524. 219
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Aufspielung auf ein „authorial collaboration“225 weist. Dass es hier um eine illegale Aneignung von fremdem komischem Material geht, ist also nicht auszuschließen und ist jedenfalls plausibler, als ein Plagiat, wo auch andere Verben benutzt werden, wie z.B. συμποιῶ, vgl. Ar. Fr. 596, Eup. Fr. 89, siehe auch Totaro 1999, 199 Anm. 7. Das Ziel des Angriffs ist außerdem klar einzusehen: Die dichterischen Fähigkeiten des Rivalen, vor allem was seine Kreativität und Originalität betrifft, in Zweifel zu ziehen. Fragment 65 Poll. 10.122: τὰ πλείω δὲ τούτων (sc. κεραμέων σκευῶν) καὶ ἄλλης ἄν ὕλης γένοιτο, ἐπεὶ καὶ Ἕρμιππος ἐν Φορμοφόροις τὸν κύαθον καὶ τὴν οἰνοχόην καὶ το λυχνίον καὶ τα τοιαῦτα σκεύη χαλκίδια καὶ χαλκία καλεῖ ὡς ἐκ χαλκοῦ πεποιημένα. κύαθος: Eine becherförmige Schöpfkelle aus Metall oder Ton, die häufig bei Symposien benutzt wurde, um Wein aus dem Krater zu schöpfen. οἰνοχόη: Eine einhenklige Kanne mit kleeblattförmiger oder runder Mündung, von der der schon im Krater mit Wasser gemischte Wein in die Gläser – die κύλικες – geschöpft wurde. λυχνίον: Siehe Komm. zu Fr. 26 und 62. Hier sollte man vielleicht an einen Leuchter aus Koppel denken, oder einen Kandelaber, und nicht an eine einzelne Kerze. χαλκίδια, χαλκία: Ein allgemeiner Begriff für Utensilien aus Kupfer,226. Das Diminutiv ist nur in diesem Fragment belegt. Χαλκία kommt ein weiteres Mal, mit der gleichen Bedeutung in Xen. Oec. 8.19 vor, während χαλκίον in Eup. Fr. 99.41-3 Δῆμοι sehr wahrscheinlich einen Kochtopf bezeichnet, vgl. auch Ar. Ach. 1128-9. Das Wort wird außerdem für andere Dinge aus Kupfer benutzt, wie z.B. Eintrittsmünzen (vgl. Dem. 39.10), oder Geld (vgl. Ar. Ran. 724). Fragment 66 Phot. α 2297 = Suda α 2977 = Lex Bachm. p. 115,19 ἀπεδημηκότες· ἀντὶ τοῦ ἀποδεδημηκότες Ἕρμιππος Φορμοφόροις Das Fragment wird von drei Quellen überliefert. Im Antiatticista (p. 79,26) gibt es auch den Eintrag ἀπεδημηκότος, nicht aber mit Hinweis auf 225 226
Alle solche Fälle hat Halliwell gesammelt und diskutiert. Vgl. Eup. Fr. 272 Ταξίαρχοι, Eub. Fr. 81 Πάμφιλος.
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Hermippos, sondern auf Demosthenes (Κατὰ Λεπτίνου) und Xenophon (das 3. Buch der Ἀπομνημονεύματα). Das Wort ist aber in keinem dieser Texte belegt, und es ist deswegen wahrscheinlich, dass der Name von Hermippos ausgefallen ist, und dass die Namen der oben erwähnten Schriftsteller zu einem anderen Lemma gehören227. ἀποδημέω: Das Verb kann sich auf eine Abwesenheit vom Haus228, von der Stadt – am häufigsten in einem offiziellen Auftrag zum Militärdienst229, oder auch im Allgemeinen230 beziehen. In Eq. 1119-20 wird es auch metaphorisch benutzt: ὁ νοῦς δέ σου / παρὼν ἀποδημεῖ („Dein Geist, auch wenn anwesend, ist doch abwesend“). Fragment 67 Poll. 7. 89: ἕπτυσχλοι δὲ πολυτελὲς ἀνδρεῖον, οὗ Ἕρμιππος ἐν Φορμοφόροις μνημονεύει. Pollux widmet im siebten Buch (7.85-94) einige Paragraphen den verschiedenen Schuhen und Sandalen, die die Griechen trugen. Zur Kategorie der Sandalen gehörten auch die ἕπτυσχλοι, luxuriöse Schuhe, die sieben Schlingen hatten231. Mit Hilfe dieser Schlingen wurden einige der Riemen durch einen zentralen, auf dem Spann oval gelegten Riemen, zusammengehalten. Das Ziel war natürlich, eine größere Bequemlichkeit zu erzielen, denn damit brauchte man beim Anlegen nicht alle Riemen zuzuschnüren, sondern nur die oberen232. Die ἐννήυσκλοι233, Sandalen mit neun Schlingen, waren Schuhe, die die lakonischen Jungen trugen234. Im Lexikon des Photios findet man stattdessen die Wörter πτύσχλοι und πτύχλοι235. Phrynichos aber überliefert auch, wie Pollux, ἕπτυσχλος236 und erklärt, dass, obwohl ὕσχλος aspiriert, das Wort ἕπτυσχλος das π behält, weil es danach einen reiben Konsonant (χ)
So K.-A. Bd. V S. 595: „locos neque mihi neque Lobeckio ad Phryn. p. 598 reperire contigit. itaque suspicor apud Antiatticistam Hermippi nomen excidisse, Demosthenis autem et Xenophontis memoriam ad aliam glossam spectare, quam exquirant velim quibus otium est“. 228 Vgl. Pl. Lg. 954b: ἐὰν δὲ ἀποδημῶν οἰκίας δεσπότης τυγχάνῃ. 229 Vgl. Ar. Lys. 100-1: εὖ γὰρ οἶδ᾿ ὅτι / πάσαισιν ὑμῖν ἀποδημῶν ἀνήρ, auch Ran. 48. 230 Vgl. Ar. Nub. 371. 231 vgl. Hsch υ 827: ὕσκλοι· ἀγκύλαι. βρόχοι, οὓς ἡμεῖς τῶν ὑποδημάτων καὶ τὰς λέγνας τῶν ἱματίων und Phryn. PS 25.20: τὸ ὕσκλος δασύνεται, ἔστι δὲ τῶν ὑποδημάτων, ὅθεν οἱ ἱμάντες ἐξάπτονται πρὸς τὸ συνέχειν τὸν πόδα. 232 Siehe auch RE II, A, 1 S. 743-4. 233 Die überlieferte Form ἐννήϊσκλοι der Handschriften wurde dementsprechend korrigiert. 234 Vgl. Hsch. ε 3206: ἐννήυσκλοι: ὑποδήματα Λακωνικῶν ἐφήβων. 235 Vgl. Phot. π 470: πτύσχλοι· ὑποδημάτιον τι· καὶ κατὰ ἀφαίρεσιν τοῦ σ πτύχλοι. 236 Vgl. auch Hsch. ε 5571: ἔπτυσχλοι· ἀνδρεῖον ὑπόδημα. Die Korrektur der korrupt überliefert ἐπτυσκυ ist von Bekker. 227
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folgt237. Andere Beispiele dafür sind ἀπέφθον, ἀντήλιον, ἀπηλιώτης und ἀπηθεῖν. Lobeck dachte stattdessen, dass ὕσκλος ein äolisches Substantiv war und unaspiert in die Alltagsprache verwendet wurde, ähnlich wie das Wort ὔρχα, ‘Topf’, ‘Glas’238.
Phryn. PS 25.20: ἀπέφθον: διὰ τοῦ π μὲν ἐκφέρουσιν, ὅμως δασύνουσι τὸ ἑφθόν. ἡ δὲ αἰτία, ὅτι τραχὺ μὲν ἔδοξεν αὐτοῖς πρὸ τοῦ φ καὶ τοῦ θ, τῶν δασέων, ἔτι το φ παρενθεῖναι. … ὅθεν καὶ ἔπτυσχλοι, ὤφειλε διὰ τοῦ φ καὶ θ. καὶ γὰρ τὸ ὕσχλος δασύνεται. 238 Lobeck 1837, 34: Sed fortasse ὕσκλος (id est ὄχος habena) nomen aeolicum fuit una cum spiritu leni in dialectum communem transusum ut ὔρχα orca, urceus, quod asperum quidem habet Ar. Vesp. 676. 237
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Incerta fabularum fragmenta Fragment 68 μὰ <τὸν> Δί᾿ οὐ μέντοι μεθύειν τὸν ἄνδρα χρὴ τὸν ἀγαθὸν οὐδὲ θερμολουτεῖν, ἅ σὺ ποιεῖς Bei Zeus, der tüchtige Mann soll sich jedoch weder betrinken noch warm baden, was du beides machst. Die von Porson1 vorgeschlagene Emendierung, bzw. die Hinzufügung des Artikels im ersten Vers, ist nötig, damit sich ein korrekter iambischer Vers (mit einem anapästischen Fuss im zweiten Metrum) ergeben kann. Das Fragment wird von Athenaios (Epit. I p. 18bc) zusammen mit einem Fragment von Antiphanes (Fr. 239) als Beleg für die Schädlichkeit (τὸ βλαπτικόν) des warmen Badens überliefert. Das ausschweifende Leben vieler aristokratischer oder einfach reicher Jungen in Athen kommt sehr häufig in der Komödie zum Ausdruck2. Das Ziel der Komiker ist in diesem Fall nicht – oder nur selten – bestimmte bekannte Personen zu verspotten (wie Kleisthenes, vgl. Ar. Eq. 1373-6 oder Alkibiades3, vgl. Pherecr. Fr. 155, Eup. Fr. 158), sondern vielmehr eine allgemeine Sorge über die beunruhigende Untätigkeit der Jungen und ihre Tendenz zum Luxusleben auszudrücken. Zwei von den verschiedenen Aspekten dieses zügellosen Lebens werden hier erwähnt: sich wiederholt zu betrinken4 und warm zu baden5. Warm zu baden scheint zunächst ein weniger wichtiger Vorwurf oder Grund zur Besorgnis zu sein6 – im Vergleich zumindest zu anderen ‘Verfehlungen’, wie das Trinken, der Verkehr mit Hetären, effeminiertes
Porson und 1814, 42, gefolgt von Erfurdt 1812, 425. Ehrenberg 1951, 104 hat alle Komödienstellen gesammelt, die dieses Leben beschreiben, siehe auch Ginouvès 1962, 216ff. 3 Alkibiades wird jedoch in der plutarchischen Vita Alcibiades als τῇ διαίτῃ λακωνίζων dargestellt, und zwar als ψυχρολουτών, vgl. Plut. Vit. Alc. 23.3: εὐδοκιμῶν δὲ δημοσίᾳ καὶ θαυμαζόμενος, οὐχ ἧττον ἰδίᾳ τοὺς πολλοὺς τότ᾿ ἐδημαγώγει καὶ κατεγοήτευε τῇ διαίτῃ λακωνίζων, ὥσθ᾿ ὁρῶντας ἐν χρῷ κουριῶντα καὶ ψυχρολουτοῦντα καὶ μάζῃ συνόντα καὶ ζωμῷ μέλανι χρώμενον, ἀπιστεῖν καὶ διαπορεῖν εἴ ποτε μάγειρον ἐπὶ τῆς οἰκίας οὗτος ὁ ἀνὴρ ἔσχεν ἤ προσέβλεψε μυρεψὸν ἤ Μιλησίας ἠνέσχετο θιγεῖν χλανίδος. 4 Vgl. z.B. Pherecr. Fr. 34 Αὐτόμολοι: πίνειν ἀεὶ καὶ μεθύειν πρὶν ἀγορὰν πεπληθέναι, Ar. Fr. 225 Δαιταλῆς. 5 Vgl. Com.Adesp. Fr. 133: ὧν ἐστι τὸ ζῆν οὐδὲν ἄλλ᾿ ἤ κραιπάλη / βαλανεῖ᾿, ἄκρατος, ἁμίδες, ἀργία, πότος. 6 Und wie Dover 1990, 201-2 bemerkt, wäre es sicherlich ganz normal in den kälteren Jahreszeiten, siehe auch Ginouvès 1962, 177ff. Plato ‘erlaubt’ das warme Bad in Gymnasien für die älteren und die kränkelnden Leute, vgl. Pl. Leg. 761c. 1 2
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Verhalten u.a. Es wird jedoch im Agon der Wolken zur Diskussion gestellt7. Im Vers 990ff. wird Pheidippides, dem Sohn des Strepsiades, abgeraten, in den βαλανεῖα zu baden. In den Versen 1043-1060 wird das Thema der θερμολουτεῖν ausführlicher diskutiert. Zur Frage des Ἥττων λόγος an dem Κρείττων, welche Schuld er dem warmen Baden gibt, antwortet der letztere, dass es κάκιστόν ἐστι καὶ δειλὸν ποεῖ τὸν ἄνδρα (V. 1046). Warme Bäder wurden jedenfalls von den Asketen und den Philosophen als Luxus oder unmännliche Tätigkeit vermieden (vgl. Ar. Nub. 837), während die Kyniker anscheinend viel extremer damit umgingen, d.h. sie badeten nie oder fast nie, siehe Starkie 1966, 189 (ad Ar. Nub. 837). Sokrates wird z.B. von Aristophanes (Av. 1554-5) als ἄλουτος verspottet8, und auch Plato (Symp. 174a) berichtet über ihn, dass er selten badete und Sandalen (βλαῦτας) trug. μὰ <τὸν> Δί᾿ οὐ μέντοι … χρῆ: vgl. Ar. Vesp. 231. Über das gewöhnliche Hyperbaton bei einem Eid vgl. Ar. Ran. 285, Nub. 652, Lys. 609, 907. Nach Denniston9 wird die Partikel μέντοι benutzt, um Zustimmung durch die Aufnahme eines oder mehrerer Wörter des vorigen Sprechers auszudrücken. Οὐ μέντοι kann entweder vor dem Eid stehen10, oder danach11, hat in solchen Beispielen häufiger einen affirmativen Gebrauch und scheint gleichzeitig ausschließlich die Funktion einer Antwort zu einer Frage oder Bemerkung zu haben, d.h. sie setzt kein vollständiges Argument fort, wie in Hermippos’ Fragment der Fall ist12. Ein adversativer Gebrauch ist jedoch bei Demosthenes belegt, wo οὐ μέντοι zwar auf das μέν des vorigen Satzes antwortet, gleichzeitig aber ein weiteres vollständiges Argument einführt13. Für Hermippos’ Stelle ist wahrscheinlicher einen adversativen Gebrauch – den μέντοι sonst nicht selten hat – anzunehmen. Jemand fängt also an, mit seiner Tapferkeit zu prahlen, wird aber von einem anderen unterbrochen, der ihm zwei Gewohnheiten vorwirft, die zu einem ἀγαθός überhaupt nicht passen. θερμολουτεῖν: Das Verb steht komischerweise beim Antiatticista mit Hinweis auf Alexis’ Ἑλένης μνηστῆρες (99.20 Bekker). Meineke vermutete, dass ein Siehe auch Dover 1990, 201-2 (zu Ar. Nub. 837). Das Adjektiv wird metonymisch zur Beschreibung des Sees verwendet, wo er ἐψυχαγώγει, vgl. Sch. Ar. Nub. 1555: ἄλουτον δὲ εἶπε τὴν λίμνην, καθὸ ἀλουτοῦντες καὶ ρυποφοροῦντες ἐφιλοσόφουν οἱ περὶ τὸν Σωκράτην. 9 Denniston 1975, 401ff. 10 Vgl. Ar. Av. 1688; Pl. Chrm. 154b: Euthphr. 3b, Phd. 65d, 68b u.a., , vgl. Ar. Vesp. 231, 665, Pl. Euthyd. 290e, R. 444a, Xen. Symp. 3.13, 4.33. 11 Vgl. Ar. Vesp. 231, 665, Pl. Euthyd. 290e, R. 444a, Xen. Symp. 3.13, 4.33. 12 Einzige Ausnahme ist vielleicht Ar. Vesp. 231. 13 Vgl. Dem. 4.49 (über Philippos): ἐγὼ δ΄ οἶμαι μέν͵ ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι͵ νὴ τοὺς θεοὺς ἐκεῖνον μεθύειν τῷ μεγέθει τῶν πεπραγμένων καὶ πολλὰ τοιαῦτ΄ ὀνειροπολεῖν ἐν τῇ γνώμῃ͵ τήν τ΄ ἐρημίαν τῶν κωλυσόντων ὁρῶντα καὶ τοῖς πεπραγμένοις ἐπῃρμένον͵ οὐ μέντοι μὰ Δί΄ οὕτω γε προαιρεῖσθαι πράττειν ὥστε τοὺς ἀνοητοτάτους τῶν παρ΄ ἡμῖν εἰδέναι τί μέλλει ποιεῖν ἐκεῖνος· 7 8
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Attizist die Schreibung –λουτρεῖν für richtig attisch hielt. Arnott14 hat jedoch richtig argumentiert, dass es die Anwesenheit und nicht die Abwesenheit des ρ in die –λουτ(ρ)εῖν Komposita ist, die einen Verfall von der attischen Rechtschreibung erkennen lässt15. Es lässt also vermuten, dass es sich um eine irrtümliche – oder zumindest unklare – Registrierung handelt, siehe auch Komm. zu Fr. 19 und 36. Fragment 69 τὴν κεφαλὴν ὅσην ἔχει· ὅσην κολοκύντην … wie groß sein Kopf ist; so groß wie ein Kürbis. Das Fragment besteht aus zwei unvollständigen Versen. Das Metrum ist wahrscheinlich ein iambischer Trimeter, wobei anapästische Füße in beiden Versen auch zu lesen sind. Die Vermutung von Meineke16, es sei Perikles hier, der für seinen rechteckigen Kopf verspottet wird, ist aufgrund des dürftigen Kontextes, weder anzunehmen, noch abzulehnen. Perikles wird jedenfalls bekanntlich für seinen zwiebelförmigen Kopf verspottet17, aus welchem Grund man dieses Fragment zu den Μοῖραι zuschreiben könnte, wo Perikles vor allem verspottet wird. Kassel-Austin weisen außerdem auf Apul. Met. 1.15 hin, wo aber der Verspottete nicht wegen seines großen Kopfes sondern seiner Dummheit mokiert wird18. Ein anderes Bespiel in antiken Texten von einer solcher Anspielung oder metaphorischen Verwendung scheint jedoch nicht zu existieren19. Entweder ist also Hermippos’ Fragment die erste Stelle, an der κολοκύντη diese Nebenbedeutung annimmt, oder die Pointe des Witzes hier beschränkt sich auf die Größe des Kopfes. τὴν κεφαλὴν ὅσην ἔχει· / ὄσην κολοκύντην: Dobree schlug die Streichung des ersten der zwei gleichen Relativpronomen vor und wies auf Leeuwen20 hin. Die Wahrheit ist, dass ὅσην im ersten Satz nicht einfach syntaktisch erklärt oder gerechtfertigt werden kann. Da der Vers unvollständig ist, könnte man vermuten, dass er eine indirekte Frage enthielt, wo ὅσην als InterrogativArnott 1996, 207 (zu Alex. Fr. 75 Ἑλένης μνηστῆρες). Vgl. Ar. Fr. 247 Δαιταλῆς, siehe Arnott für mehrere Beispiele. 16 Meineke II,1 S. 415: „Fortasse Hermippus Periclis caput oblongum et cucurbitae simile his verbis irrisit“. 17 Vgl. Cratin. Fr. 73 Θρᾷτται, Fr. 258 Χείρωνες und siehe Schwarze 1971, 29 und Anm. 57 für mehrere Beispiele. 18 Auf eine naive oder dumme Person spielt das Wort auch in den modernen Sprachen an. 19 Siehe auch Kommentar zum Wort. 20 Jan V. Leeuwen, Komm. zu Ar. Ach. 610. 14 15
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pronomen funktionierte. Die Parallelen von Leeuwen, zusammen mit denen von Starkie, der auch die Korrektur von Dobree annimmt, zeigen aber überzeugend, dass sich ein besserer Sinn aus dem Fragment ergeben kann, wenn die Streichung des ersten ὅσην angenommen wird21. Das syntaktische Phänomen, das hinter diesen Beispielen steckt, ist die Attraktion der Relativpronomen im Akkusativ oder Nominativ22. Das Demonstrativ des Hauptsatzes und das Verb εἶναι des Adjektivsatzes werden nämlich weggelassen und das neben dem Subjekt des Nebensatzes stehende Relativpronomen erleidet die Attraktion aus dem weggelassenen Demonstrativ, also τὴν κεφαλὴν ἔχει ὅσην κολοκύντην = τὴν κεφαλὴν ἔχει τοσαύτην, ὅση ἐστὶ κολοκύντη. κολοκύντη: Phrynichos informiert uns, dass die Form mit η ist die korrekte attische Form ist 23. Athenaios widmet ein ganzes Kapitel (2.53) der κολοκύντη (oder κολοκύνθη) und gibt uns Aufschluss über die verschiedenen Sorten, die Herkunftsorte und ihre Eigenschaften. Er erwähnt verschiedene Komikerstellen – einschließlich dieses Fragmentes – und endet seinen Bericht mit einem Fragment von Epikrates (Fr. 10), das einen anscheinend heftigen ‘akademischen’ Disput in der Antike über ihre Klassifizierung parodiert. Der Ausdruck λημᾶν κολοκύνταις, ‘Augenbutter so groß wie Kürbisse haben’, wird sprichwörtlich für Leute mit einer sehr schlechten Sehkraft benutzt, vgl. Ar. Nub. 327, Hsch. κ 4187, λ 862, und die zahlreichen aristophanischen Scholien zum Ar. Nub. 327. Für mehrere gastronomische Informationen und weitere Bibliographie siehe Pellegrino 2000, 189. Fragment 70 σὺ δὲ τὴν κεφαλὴν ψάθαλλέ μου Und du, kratz mich am Kopf Das Fragment wird von Phrynichos zur Erklärung der Verben ἀναψαθάλλω und ψαθάλλω überliefert24. Ἕρμιππος ἄνευ προθέσεως λέγει ψαθάλλειν Vgl. Ar. Ach. 610-1: νεανίας, δ᾿, οἵους σύ, δεδρακότας, / τοὺς μὲν ἐπὶ Θρᾴκης μισθοφορoῦντας τρεῖς δραχμάς, 703: τῷ γὰρ εἰκὸς ἄνδρα κυφόν, ἡλίκον Θουκυδίδην, Nub. 348-9: κᾆτ᾿ ἤν μὲν ἴδωσι κομήτην / ἄγριόν τινα τῶν λασίων τούτων, οἷόνπερ τὸν Ξενοφάντου, Eccl. 465: ἐκεῖνο δεινὸν τοῖσι ἡλίκοισι νῷν, Thuc. 7.2: ἄνδρας τολμηροὺς οἵους καὶ Ἀθηναίους, Dem. 22.64: καὶ σώζειν ὑμῖν τοὺς τοιούτους, ὦ ἄνδρες Ἀθηναίοι, προσήκει, καὶ μισεῖν τοὺς οἵουσπερ οὖτος, 22.77: οὐδ᾿ ἅν καταράσαινθ᾿ οἱ ἐχθροὶ ποιοῦντες,…, ταῦτ᾿ ἀνέθεσαν, οὐδ᾿ οἵοισπερ σὺ χρώμενοι συμβούλοις ἐπολιτεύοντο 22 Vgl. Thuc. 7.21: καὶ πρὸς ἄνδρας τολμηρούς͵ οἵους καὶ Ἀθηναίους, siehe Kühner-Gerth Bd. II S. 410, § 555.3. 23 Vgl. Phryn. Ecl. (famil. q) 405: κολοκύνθα μὴ λέγε, ἀλλὰ κολοκύντη διὰ τοῦ τ ὥς οἱ Ἀθηναῖοι; auch Ath. 2. 59c: Αττικοὶ δὲ μόνως καλοῦσι αὐτὴν κολοκύντην. 24 Vgl. Phryn. PS 12.4: ἀναψαθάλλειν τὸ πέος· ἀνατρίβειν καὶ ἀνακνῆν καὶ ψηλαφᾶν οἷον πρὸς τὸ πλησιάζειν. 21
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ἀντὶ τοῦ κνῆν·…, ἀντὶ τοῦ ψηλαφᾶ καὶ Πλάτων ἐν Κλεοφῶντι25. Eine ähnliche Erklärung geben auch die Lexikographen26. Der Attizist Moiris (S. 214.8) hält die Form ψαθάλλειν für attisch, und die ψηλαφᾶν für κοινή. Dagegen – d.h. dafür, dass das Wort φηλαφᾶν ebenso attisch ist – argumentierte Reitzenstein27. Seiner Meinung nach sind die Erklärungen der Aelius Dionysios und Phrynichos diejenigen, die die irrtümliche Behauptung des Moiris veranlassten. Fragment 71 ἀλλ᾿ ἐκεῖσε θεῖ Fragmente 71 und 72 werden zusammen von Zonaras (S. 1556) und Oros (A 72) überliefert. West28 hielt sie für getrennte Fragmente, es besteht jedoch kein hinreichender Grund, ihre Einheit auszuschließen. Die inhaltliche Verbindung ist klar, weil sie beide ein Verb im Imperativ enthalten, vgl. auch Luc. Lexiph. 15: πλεῖ καὶ νεῖ και θεῖ κατὰ τοῦ κλύδωνος, wo in einem Satz drei ähnliche Verben (wieder in Imperativ) zusammengebunden sind. Metrisch passen sie zwar nicht in den gleichen Vers, das erste Fragment könnte aber sonst gut am Versende und das zweite am Versanfang stehen29. Schließlich lässt sich so eine gemeinsame Szene vorstellen: Der Sprecher gibt jemandem – z.B. einem Sklaven – den Befehl, zu einem Platz zu rennen und wenn er dort ist, jemanden festzubinden. Das regelmäßig kontrahierte Verb δέω, ‘binden’, (siehe Komm. zu fr. 72) gehört jedenfalls nicht wirklich zu dieser Gruppe der Verben (wie θέω, νέω, πλέω, πνέω, χέω, ῥέω u.a., auch das Verb δέω, ‘ermangeln’, oder unpersönlich ‘es ist nötig’), die nur bedingt – nämlich wenn nach dem ε des Stammes ein ε oder ει folgt – kontrahieren, siehe auch Schwyzer 1953 685ff. Fragment 72 δεῖ τοῦτον Über die Verbindung mit Fragment 72, siehe Kommentar dort. Das Verb δέω, ‘festbinden’, ‘fesseln’ ist – im Gegensatz zum Verb δέω, ‘ermangeln’, unpersönlich (δεῖ) ‘es ist nötig’, siehe Komm. zum Fr. 71 – ein regelmäßiges kontrahiertes Verb. Die Imperativform des Verbs ist nicht selten, vgl. Ar. Lys. Vgl. Pl.Com. Fr. 60: ἐψάθαλλε λεῖος ὤν. Vgl. Hsch. ψ 8: ψαθάλλειν· κνήθειν. ψηλαφᾶν, Suda ψ 1: ψαθάλλειν· το ψηλαφᾶν, και μαλάττειν αἰσχρῶς, ψ 29 (= Ael. Dion. ψ 1): ψαττάλλειν καὶ ψαθάλλειν· το ψηλαφᾶν, και μαλάττειν αἰσχρῶς. 27 R. Reitzenstein 1897, 298. Ψηλαφᾶν ist in einem Zitat des Sophokles belegt, das von Oros überliefert wird, und – seiner Meinung nach – deutlich Hermippos’ Fragment entspricht. 28 West 1983, 21. 29 So druckt sie auch Alpers 1981, 188 in seiner Ausgabe des Lexikon des Oros. 25 26
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434: Ξυλλάμβαν᾿ αὐτὴν κὠπίσω τὼ χεῖρε δεῖ, Eur. Ion 1404: δεῖτε δ᾿ ὠλένας; auch Ar. Ran. 605: ξυνδεῖτε ταχέως τουτονὶ τὸν κυνοκλόπον. Fragment 73 ἐκεῖνος ἐστι στρoγγύλος τὴν ὄψιν, ὦ πονηρέ, ἐντὸς δ᾿ ἔχων περιέρχεται κύκλῳ τὰ πάντ᾿ ἐν αὑτῷ, ἡμᾶς δὲ τίκτει περιτρέχων τὴν γὴν ἁπαξάπασαν· ὀνομάζεται δ᾿ Ἐνιαυτὸς, ὤν δὲ περιφερὴς τελευτὴν οὐδεμίαν οὐδ᾿ ἀρχὴν <ἔχει>, κυκλῶν δ᾿ ἀεὶ τὸ σῶμα οὐ παύσεται δι᾿ ἡμέρας ὁσημέραι τροχάζων Dieser ist dem Aussehen nach kugelförmig, du Schlechter, und dreht sich im Kreis, alles in sich habend, und gebärt uns herumlaufend um die ganze Erde auf einmal. Er heißt Eniautos („Jahr“), und da er kugelförmig ist, hat er kein Ende und keinen Anfang, und den Körper herumwirbelnd, wird er nicht aufhören, den ganzen Tag lang jeden Tag zu laufen. Das Fragment ist in den Eclogae des Stobaeus erhalten (I 8.36, S. 99,8 W.) ohne Angabe des Komödientitels. Das Wort Ἑρμίππου steht am Rand zwischen dem 3. und 4. Vers in einem der zwei Codices. Heeren emendierte die korrupt überlieferten ἀναγέους (P) und ναγενέους (F), die beide wieder am Rand der zwei Handschriften standen30, zu Ἀθηνᾶς γοναῖς. Seine Konjektur wurde von Meineke31 und Kock32 angenommen. Kassel-Austin behalten das Fragment in den Incerta, ohne jene Erklärung für die Zurückweisung von Heerens’ Konjektur. Eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den korrupten Lesarten und dem Titel ist sicherlich erkennbar, sie ist aber nicht groß genug, um uns zu der Zuordnung des Fragmentes zu der vorher genannten Komödie zu führen, zumal keine – zumindest offenbare – inhaltliche Verbindung zwischen den beiden zu bestehen scheint. Für einen Versuch, trotzdem, eine Verbindung herzustellen, siehe unter ὦ πονηρέ. Das Fragment ist im Grunde genommen eine Darlegung – oder, wie Reinhard33 meint, eine Parodie – einer philosophischen Theorie über das Jahr (Eniautos), das als eine Totalität mit verschiedenen Merkmalen beschrieben wird, und weist außerdem eine Reihe von teilweise indirekten teilweise direkten herakliteischen Bezügen auf. Für einen Überblick dieser Bezüge siehe Mondolfo und Tarán 1972, 215-6.
Ιm P etwas höher (S. 99,5), in einem voranstehenden Anonymfragment (ὁ πολὺς χρόνος πάντ᾿ ἐξελέγχει Νικοφῶν) und in F zwischen dem ersten und zweiten Vers (S. 99,9-10). 31 Meineke II,1 S. 381. 32 Kock I S. 225-6. 33 Reinhardt 1942, 230. Siehe Komm. zum ersten Vers. 30
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Das Fragment ist wahrscheinlich – wie der erste Vers schließen lässt – Teil eines Gesprächs, oder besser, eine Antwort auf eine vorige Bemerkung. Inhaltlich und metrisch (iambische Tetrameter) könnte es aus dem Agon stammen. Der einzige Hinweis, den wir über den Sprecher haben, befindet sich im dritten Vers: ἡμᾶς δὲ τίκτει (sc. ὁ Ἐνιαυτός), woraus man vermuten darf, dass eine der Jahreszeiten (Ὥραι) hier über ‘ihren Vater’ spricht. Zielinski34 korrigierte πονηρέ zu πονηρά und vermutete, dass es sich an Akko richtete, die nach Wilamowitz in der Ἀθηνᾶς γοναί mit der Göttin in einem Webenwettbewerb verwickelt wurde35. Eine inhaltliche Verbindung hier mit Akko ist jedoch in diesem Fragment nicht zu sehen. Zielinskis‘ Hypothese kann nur als ein Versuch erklärt werden, eine weitere Unterstützung der vermttlichen – aber meiner Meinung fraglichen – Zuordnung des Fragmentes zu den Ἀθηνὰς γοναῖ anzubieten (siehe oben). ἐκεῖνος ἐστι στρογγύλος τὴν ὄψιν: Die Handschriften überliefern στρογγύλος nach τὴν ὄψιν, woraus sich metrisch kein korrekter iambischer Tetrameter ergibt. Meineke36 änderte mit Recht die Reihe der Wörter und stellte στρογγύλος vor τὴν ὅψην, womit die metrische Schwierigkeit überwunden wurde. Die neue Struktur ist außerdem ebenso gut belegt, vgl. Alex. Fr. 60 Δρωπίδης, Antiph. Fr. 50.2 Αὐλητρίς ἤ Δίδυμαι. Die Kugelförmigkeit des Eniautos kommt auch im vierten Vers (ὤν περιφερὴς) vor, der Unterschied liegt aber hier vielleicht im Akkusativus Relativus τὴν ὄψιν. Unmittelbar wird die Frage gestellt, ob τὴν ὄψιν hier eine besondere Funktion hat. Außerdem, ist die Beschreibung des Eniautos als kugelrund genug, um das Fragment für eine parodische Beschreibung einer herakliteischen Theorie zu halten? Auf diese Frage antwortet Reinhardt37 positiv. Er fragte sich sogar, ob Eniautos selbst auf die Bühne trat und ob man das Fragment mit einer aristophanischen Stelle vergleichen dürfte38. Das Wort ist fast immer stark mit einem optischen Wahrnehmungsvermögen verbunden. Im LSJ steht, dass der Akkusativ abstrakt benutzt wird39. Es ist klar, dass das Wort auch in diesen Beispielen sich auf den Anschein bezieht. Dass das Fragment eine parodische Darstellung einer philosophischen Theorie ist, ist zwar einleuchtend, auch wenn andere – z.B. metrische oder stilistische – Elemente, die auf eine Parodie hindeuten, fehlen. Es ist jedoch fraglich, ob man
Zielinski 1931, 92. siehe Komm. zu Fr. 6. 36 Meineke 1814, 55. 37 Reinhardt 1942, 230. 38 Ar. Av. 287-8: ΕY. Ω Πόσειδον͵ ἕτερος αὖ τις βαπτὸς ὄρνις οὑτοσί. / Τίς ὀνομάζεταί ποθ΄ οὗτος; / ΕΠ. Οὑτοσὶ κατωφαγᾶς. 39 Übersetzt wird in LSJ: ‘in appearance’, vgl. Pi. N. 10.15, Alex. Fr. 60 Δρωπίδης, Pl. Prm. 127b, Antiphanes Fr. 35.2 Ἀνταῖος (im Genetiv). 34 35
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sich das Jahr auf der Bühne vorstellen muss40. Στρογγυλός τὴν ὅψιν kann nur das Ergebnis der Verzerrung eines ‘philosophischen’ Wortes (oder einer Verwandt-theorie) sein und das Ziel des Dichters ist wahrscheinlich, damit den äußeren Eindruck eines kugelförmigen Eniautos zu erwecken. ὤ πονηρέ: Die antiken Grammatiker informieren uns, dass die Attiker zwischen einer proparoxytonen Form πόνηρος, die ἐπίπονος und ἐπίμοχθος bedeutet, und einer oxytonen (πονηρός) unterscheideten, die den κακοήθην oder τὸν κατὰ ψυχὴν φαῦλον bezeichnet41. Dunbar bemerkt richtig, dass die Handschriften konsistent πόνηρος überliefern und weist auf Schwyzer i. 380 hin, nach dem es möglich sei, dass der zurückgezogene vokative Akzent (vgl. πάτερ – πατήρ) durch Analogie auch zu anderen Fällen – wo πονηρός zu erwarten wäre – erweitert wurde. Πονηρός scheint hier eine mitleiderregende, jedoch sanfte, Verachtung auszudrücken, diejenige die ein Kenner seinem ‘einfachen’ Gesprächspartner zeigen würde42. Die wenigen Komödienstellen, wo ein Kontext vorhanden ist, bestätigen jedenfalls diesen Eindruck nicht, das heisst πονηρός hat in allen eine negative Bedeutung43. Über Zielinskis’ Vermutung, dass unter ὦ πονηρέ (bzw. ὦ πονηρά) Akko zu verstehen ist, siehe die Einleitung zum Fragment. περιέρχεται κύκλῳ: vgl. Arist. Cael. 272b, 14-16: Ἀλλὰ μὴν ὅ γ᾿ οὐρανὸς περιέρχεται καὶ στρέφεται ὅλος κύκλῳ ἐν πεπερασμένῳ χρόνῳ, Pl. Ti. 39c: ἐπειδὰν σελήνη περιελθοῦσα τὸν ἑαυτῆς κύκλον ἐπικαταλάβῃ, ἐνιαυτὸς δὲ ὁπόταν ἥλιος τὸν εαυτοῦ περιέλθη κύκλον. Das Verb bezeichnet die periodische interne rotierende Bewegung der Himmelskörper, die einen bestimmten Anfang und ein bestimmtes Ende hat. Es wird auch mit einer temporalen Bedeutung benutzt, und zwar mit dem Wort ἐνιαυτός, vgl. Xen. Cyr. 8.6.19: ἐπεὶ δὲ περιῆλθε ὁ ἐνιαυτός, ‘als das neue Jahr kam’. ἐντὸς δ᾿ ἔχων … τὰ πάντ᾿ ἐν αὑτῷ: Die Handschriften sind in diesem Vers nicht einig44. Der Vers spielt auf die Ableitung des ἐνιαυτός von ἐν ἑαυτῷ an.
Gegen Reinhardts Vermutung spricht außerdem das Pronomen ἐκεῖνος, wohingegen das direkte Demonstrativpronom οὖτος in einem solchen Fall zu erwarten wäre, wie auch in Ar. Nub. 288. 41 Vgl. Hdn. 3.1.197. 19-21, Ammon. Diff. 405, siehe Dover 1993, 299 (zu Ar. Ran. 852) und Dunbar 1995, 134 (zu Ar. Nub. 3). Die gleiche Regel gilt auch für das Adjektiv μοχθηρός, siehe Kerkhecker 1999, 77, Anm. 73. 42 Siehe auch Einleitung zum Fragment. 43 Vgl. Ar. Fr. 26 Ἀμφιάραος, Apollod. Car. Fr. 1 Ἀμφιάρεως, weniger klar vielleicht nur in Theognet. Fr. 1.7 Φᾶσμα ἤ Φιλάργυρος. 44 Der Kodex F hat τὰ παρ᾿ ἐν αυτῶ und P τὰ περὶ ἐν αὐτῶ. Gaisford emendiert zu τὰ περὶ ἑαυτοῦ, Meinekes Emendation τὰ πάντ᾿ ἐν αὑτῷ aber, die auch von Kassel-Austin übernommen wird, ist zweifellos die beste, weil sie von parallelen Stellen (siehe weiter im Kommentar) gut unterstutzt wird. 40
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Diese Ableitung führt Stobaeus auf Skythinos (4. Jh.) zurück45, sie ist jedoch im 5. und 4. Jh. schon bekannt46 und wird auch später wiederholt47. Alle diese Stellen weisen klare Anspielungen auf Heraklit auf48 und zeigen vor allem, wie Kirk49 bemerkt, dass es in der Antike den allgemeinen Glauben gab, das Jahr ein Zyklus war, der aus vier Phasen – den Jahreszeiten – bestand. ἡμᾶς δὲ τίκτει: Die Vermutung von Kock, dass unter ἡμᾶς die Ὧραι zu verstehen sind, ist plausibel. Eine der Ὧραι könnte also die Rednerin sein, die eine herakliteische Theorie auslegen will, siehe auch Einleitung zum Fragment. Kock schreibt weiter, er könne nicht feststellen, welche von ihnen die Sprecherin ist, was jedoch nicht so wichtig ist. Vermutlich wären sie sowieso alle auf der Bühne gewesen, wenn sie eine Rolle in dieser Komödie gehabt hätten. Sprechend über den ἥλιος charakterisiert Heraklit (Fr. 100) die Ὥραι als Τοtalitäten, αἱ πάντα φέρουσι50. περιτρέχων τὴν γὴν ἁπαξάπασαν: Meineke wollte ein τ᾿ nach γὴν hinzufügen51, um eine syntaktische – und inhaltliche – Verbindung mit dem zweiten Vers (und vor allem mit ἔχων πάντα ἐν αὐτῷ) herzustellen. Es ist eigentlich nicht ganz klar, ob das Verb περιτρέχω hier tatsächlich eine Bewegung bezeichnet, oder eine mehr statische Situation dargestellt wird, in welchem Fall man es vielleicht als ‘umgeben’ übersetzen sollte52. Es ist vielleicht besser, die ursprüngliche Bedeutung des Verbes zu behalten, zunächst weil Eniautos in diesem Fragment als eine dynamische Totalität dargestellt wird, und weil das ἅπαξ (‘auf einmal’) des ἁπαξάπασαν auch auf diese Richtung deutet. Eniautos macht also zwei periodische Bewegungen, eine innere in sich und eine externe, um die ganze Erde herum. Diese Eigenschaft des um die Erde herumlaufenden Eniautos wird nur hier belegt. Inwiefern die Geburt der Ὧραι (wenn sie hier zu verstehen sind) mit dieser Bewegung in Zusammenhang steht, bleibt im Dunkel.
vgl. Stob. Ecl. 1.8.43: Ἐκ τοῦ Σκυθίνου Περὶ φύσεως. Χρόνος ἐστὶν ὕστατον καὶ πρῶτον πάντων καὶ ἔχει ἐν ἑαυτῷ πάντα καὶ ἔστιν ἐν ἀεί. Siehe auch Kirk 1954, 297. 46 vgl. Eur. Fr. 862: ὁθούνεκα ἐν <αὐτὸς> αὑτῷ πάντα συλλαβὼν ἔχει46, Pl. Crat. 410d: ὁ δὲ ὅλος λόγος ἐστὶν τὸ ἐν ′ἑαυτῷ ἐτάζον′ τοῦτο προσαγορεύεσθαι ἕν ὄν δίχα, ὥστε δύο ὀνόματα γεγονέναι, ′ἐνιαυτόν′ τε καὶ ′ἔτος′ ἐξ ἑνὸς λόγου. 47 Vgl. Plut. 416a: οὐκ ἐνιαυτὸς ἀρχὴν ἐν αὐτῷ καὶ τελευτὴν … κέκληται; 48 Darüber siehe Reinhardt 1942, 229 und Kommentar zum 4. Vers und die Einleitung zum Fr. 49 Kirk 1954, 297. 50 Die Quelle ist Plutarch, Plat. Quaest. 1007 D. 7: ὧν ὁ ἥλιος ἐπιστάτης ὤν καὶ σκοπὸς ὁρίζειν καὶ βραβεύειν καὶ ἀναδεικνύναι καὶ ἀναφαίνειν μεταβολὰς καὶ ὥρας, “αἵ πάντα φέρουσι” καθ᾿ Ἡρἀκλειτον, οὐ φαύλων οὐδὲ μικρῶν ἀλλὰ τῶν μεγίστων καὶ κυριωτάτων τῷ ἡγεμόνι καὶ πρώτῳ θεῶ γίγνεται συνεργός. Vgl. auch Plut. De def. orac. 416A und siehe Kirk 1954, 297 und Reinhardt 1942, 229. Siehe auch Komm. zum 4. und 5. Vers. 51 Ihm schloß sich auch Zielinski 1931, 92 an. 52 Vgl. A.R. 3.676: περιδέδρομεν ἅψεα νόσος, D.P. 41: οὕτως ὠκεανός περιδέδρομε γαῖαν ἅπασαν. 45
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ὀνομάζεται δ᾿ Ἐνιαυτὸς, ὤν δὲ περιφερὴς τελευτὴν / οὐδεμίαν οὐδ᾿ ἀρχὴν <ἔχει>: Nach der Erwähnung des Namens der bezogenen Totalität, die erst im vierten Vers kommt, folgt die deutlichste Anspielung auf Heraklit53, auf die Reinhardt54 aufmerksam machte, und die Kirk55 – mit gewisser Zurückhaltung – auch annahm. Mondolfo56 bemerkte weiter, dass die Möglichkeit einer bestehenden Anspielung ein Argument für die Authentizität des herakliteischen Ausdrucks ἐπὶ κύκλου περιφερείας anbietet, die Wilamowitz als Heraklit fremd ablehnte57, und die Gigon58 verteidigte. Hippokrates macht die gleiche Bemerkung wie Heraklit, d.h. dass es im Kreis weder Anfang noch Ende gibt, und findet sie auch für den Humankörper anwendbar59. Das Zyklusmotiv als Beispiel der coincidentia oppositorum (ἀρχή – τελευτῆ), kommt, wie Kirk60 und Mondolfo61 bemerken, auch an zwei anderen Stellen des hippokratischen Corpus vor, die herakliteische Einflüsse aufweisen62. κυκλῶν δ᾿ ἀεὶ τὸ σῶμα: Die Beschreibung des Eniautos geht weiter mit einer neuen Eigenschaft des Eniautos, die nur Hermippos erwähnt. Eniautos umgibt sich immer mit dem Menschenkörper und hört nie auf zu laufen. Welche Verbindung nach Hermippos zwischen Eniautos und dem Humankörper besteht ist nicht klar. Hippokrates’ Bemerkung63, dass der Körper wie der Kreis weder Anfang noch Ende hat, was Hermippos auch für das Jahr sagt, wäre eine mögliche Erklärung. Eine andere – vielleicht bessere – wäre, dass der Vers sich auf die vielfältige und fortlaufende Wirkung bezieht, die die Zeit lebenslang auf den Körper hat, d.h. wie man wächst, die Veränderungen, die die Zeit in unserem Körper verursacht, und natürlich auch das Altern und den Tod. Eine letzte Interpretationsmöglichkeit wäre, dass Eniautos seinen eigenen Körper herumwirbelt, was in Zusammenhang mit der früheren körperlichen Darstellung des Jahres (vgl. στρογγύλος τὴν ὄψιν) stehen würde, wobei in einem solchen Fall vielleicht auch ein Reflexpronomen (d.h. τὸ ἑαυτοῦ σῶμα) zu erwarten wäre. Vgl. Heraclit. Fr. B 103. Die Quelle ist Porphyr. Quaest. Homer. ad Il.: τῆς δὲ ὅλης τοῦ κύκλου περιφερείας οὐκέτι [sc. ἔστι τὸ πόθεν ποῖ]· πᾶν γὰρ ὅ ἄν τις ἐπινοήσῃ σημεῖον, ἀρχή τέ ἐστι καὶ πέρας· ξυνόν γὰρ ἀρχὴ καὶ πέρας ἐπὶ κύκλου περιφερείας κατὰ τὸν Ἡρἀκλειτον. 54 Reinhardt 1942, 229. 55 Kirk 1954, 113: “A possible reminiscence of the fragment occurs in Hermippus Fr. 4”. 56 Mondolfo und Tarán 1972, 215-6. 57 Hermes 1927, S. 276: “alienum ab Heraclito”. 58 Gigon 1935, 100. 59 Vgl. Loc.Hom. 1: Ἑμοὶ δοκέει ἀρχὴ μὲν οὖν οὐδεμία εἶναι τοῦ σώματος, ἀλλὰ πάντα ὁμοίως ἀρχὴ καὶ πάντα τελευτή· κύκλου γὰρ γραφέντος ἀρχὴ οὐχ εὑρέθη. 60 Kirk 1954, 114. 61 Mondolfo und Tarán 1972, 216. 62 Vgl. Hp. Vict. 19: Πλοκέες ἄγοντες κύκλῳ πλέκουσιν, ἀπὸ τῆς ἀρχῆς ἐς τὴν ἀρχὴν τελευτῶσι· τοῦτο περίοδος ἐν τῷ σώματι, ὁκόθεν ἄρχεται, ἐπὶ τοῦτο τελευτᾷ, Alim. 9: Άρχὴ δὲ πάντων μία καὶ τελευτὴ πάντων μία καὶ ἡ αὐτὴ τελευτὴ καὶ ἀρχή. 63 Loc.Hom. 1, siehe oben. 53
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οὐ παύσεται δι᾿ ἡμέρας ὁσημέραι τροχάζων: Bergk hat vielleicht Recht, παύσεται zu παύεται zu emendieren, weil Präsens als die passende Zeitform in einer Theoriedarlegung gilt, zumal alle anderen Verben des Fragmentes im Präsens stehen. Das Partizip κυκλῶν des vorigen Verses ist syntaktisch mit dem Verb παύω verbunden, die Verbindung scheint aber inhaltlich nicht eng zu sein64, d.h. der letzte Vers ergibt meiner Meinung nach einen neuen – auch wenn ähnlichen – Sinn. Αußerdem bezieht sich τροχάζω vielleicht nicht auf den vorletzten Vers, bzw. auf das Wort σῶμα, sondern es ist intransitiv. Das Fragment schließt also mit einer allgemeinen Bemerkung, die den ewigen Charakter des Eniautos noch einmal betont. Das wird vor allem durch den Ausdruck δι᾿ ἡμέρας ὁσημέραι65 (‘tagtäglich, jeden Tag’, vgl. auch Ar. Nub. 1053: τῶν νεανίσκων ἀεὶ δι᾿ ἡμέρας λαλούντων, Amph. Fr. 43: πίνουσ᾿ ἑκάστης ἡμέρας δι᾿ ἡμέρας) erzielt. Fragment 74 ἐγώ σου τήμερον τύπτων τὸ πρόσωπον <νὴ Δί᾿> αἱμορρυγχιᾶν ποιήσω Ich werde dich heute, bei Zeus, ins Gesicht schlagen und deine Nase bluten machen. Das Fragment ist in Photios erhalten, das Lemma ist aber kein Verb, sondern ein Substantiv (αἱμορρυγχία)66. Wichtig sind hier zunächst die Bezeichnung τοὔνομα, sowie die Phrase πλὴν καὶ Ἕρμιππος ἐχρήσατο τῇ φωνῇ, und die Tatsache, dass Phrynichos τὴν φωνήν zurückweist. Es lässt sich daraus schließen, dass Hermippos nicht das Substantiv αἱμορρυγχίαν, sondern das Verb αἱμορρυγχιᾶν benutzt hat. Das Verb ist auch bei Hesychios (α 1964) mit der gleichen Erklärung (καθῃμάχθαι τὸ ῥύγχος) ohne Angabe der Quelle belegt. Die Stellen werden analytisch im Kommentar diskutiert. Die Verse enthalten eine Drohung, die in einer ganz typischen Struktur ausgedrückt wird67. Das Fragment ist außerdem zum Teil korrupt überliefert und weist verschiedene metrische Schwierigkeiten auf. Um korrekte iambische Metren zu haben, müssen zunächst zwei Silben (eine lange, die einer kürzen folgt) nach πρόσωπον hinzugefügt werden. Meineke schlug verschiedene Eine ähnlich lose Verbindung ist vielleicht auch im 3. Vers zu bemerken. Ὁσημέραι ist nach Moeris (p. 209,13) korrekt attisch: ὁσημέραι Ἀττικοί, καθ᾿ ἡμέραν Ἕλληνες. 66 vgl. Phot. α 624= Lex. Bachmann p. 51,18: αἱμορρυγχία· Δώριον ἔστι τοὔνομα, πλὴν καὶ ὁ Ἀττικὸς Ἕρμιππος ἐχρήσατο τῇ φωνῇ εἰπών· ἐγώ σου σήμερον τύπτων τὸ πρόσωπον αἱμορρυγχίαν ποιήσω. σημαίνει δὲ καθῃμάχθαι τὸ ῥύγχος. Φρύνιχος (vgl. Phryn. PS Fr. 11) μέντοι οὐκ ἐγκρίνει τὴν φωνήν. 67 Für Parallele siehe Komm. unter τήμερον und ποιήσω. 64 65
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Emendationen vor, um diese metrische Schwierigkeit zu überwinden68. Die beste ist vielleicht νὴ Δί᾿, die auch Kassel-Austin annehmen69. Eine schwierige Aufgabe ist außerdem die Teilung der Verse. Meineke schlug in diesem Fall zwei Lösungen vor: entweder drei iambische Dimeter (von denen nur der dritte katalektisch ist) oder – nach neuen Emendationen im ersten Vers, ἐγὼ δὲ τήμερόν σου / τύπτων … – zwei iambische Tetrameter (der erste Vers ist dann unvollständig). Kassel-Austin wählen die Lösung der Dimeter, die zur Trennung des Wortes αἰμορρυγχιᾶν zwingt, eine Trennung, die jedenfalls im Fall der Tetrameter vermieden werden kann. Den ersten Vers drucken sie ohne Emendierung als das Ende eines akatalektischen iambischen Verses. τήμερον: Τήμερον ist Meinekes Emendation für die in den Handschriften überlieferten σήμερον. Moeris informiert uns, dass das korrekte attische Wort τήμερον ist70. Σήμερον ist tatsächlich im Attischen sehr selten71. Τήμερον wird bei Drohungen sehr häufig benutzt72, und zwar auch sehr häufig zusammen mit ποιήσω (oder ποήσω), für Beispiele siehe Komm. zum Wort. αἰμορρυγχιᾶν: Die Handschriften sind an der Stelle nicht übereinstimmend. Photios’ Handschrift z überliefert αἱμορυγχία, und Lex. Bachmann αἱμορυχία. Theodoridis emendiert zu αἱμορρυγχίαν. Bei Hesychios wird stattdessen das Verb belegt73. Offensichtlich bezieht sich Hesychios’ Lemma auch auf Hermippos’ Stelle, denn das Wort ist hapax. Meineke emendiert zur Hesychios’ Form αἱμορρυγχιᾶν, und diese Form drucken auch Kassel-Austin in ihrer Ausgabe, mit der Erklärung, dass bei Drohungen nur der Infinitiv passt74. Bei LSJ wird es noch komplizierter, denn es gibt das Verb als Lemma, aber mit der Bemerkung zu Hermippos’ Fragment “better taken as Subs. –ίας, ου, ὁ, reading –ίαν for –ιᾶν”75. Aus den drei Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, nämlich αἱμορρυγχίας (als Person), αἱμορρυγχία (als Ergebnis einer Aktion) und αἱμορρυγχιᾶν (als Verb) ist– anhand vor allem der Parallelstellen in der Komödie76 – die Verbform zu bevorzugen77. Meineke II,1 S. 414. Meineke dachte auch an ἅπαν oder ὅλον. 70 Vgl. Moer. p. 210,16: τήμερον Ἀττικοί σήμερον Ἕλληνες. 71 Vgl. Eur. Rh. 683, Aeschin. Ep. 10.8, siehe auch den kritischen Apparat in Philem. Fr. 112.3. 72 Vgl. z.B. Ar. Av. 1045: Πικροὺς ἐγώ σοι τήμερον δείξω νόμους, Pax 243: ὠς ἀπολεῖσθε τήμερον, Th. 729: Κἀγώ σ᾿ ἀποδείξω θυμάλωπα τήμερον, Cratin. Fr. 129 Νόμοι: οὐκ ἀπερρήσεις σὺ θᾶττον; ἀποτιλῶ σε τήμερον. 73 Vgl. Hsch. α 1964: αἱμορρυγχιᾶν· καθῃμάχθαι τὸ ῥύγχος. 74 K.-A. Bd. V S. 599 : “apparet talibus minis unice convenire infinitivum, quem in Hermippo Hesychii cum glossa Phrynichea consensus tuetur”, vgl. Photios‘ Eintrag. 75 Die Erklärung ist zweifellos mit Reitzensteins’ Emendierung von Photios’ Eintragswort αἱμορρυγχία zu αἱμορρυγχίας verbunden. 76 Siehe Komm. unter ποιήσω. 77 Siehe auch K.-A Bd. V S. 599. 68 69
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ποιήσω: Die Form ohne ι (ποήσω) wird im Allgemeinen genauso häufig wie diejenige mit ι benutzt. Das Verb wird häufig bei Drohungen benutzt, oft in Verbindung mit τήμερον oder mit dem Ausdruck δίκην δοῦναι, vgl. Ar. Vesp. 643: ἦ μὴν ἐγώ σε τήμερον σκύτη βλέπειν ποιήσω, Nub. 1491: κἀγώ τιν᾿ αὐτῶν τήμερον δοῦναι δίκην / ἐμοί ποήσω, Av. 1464-5: Πτερῶ μὲν οὖν, / οἷσι σε ποήσω τήμερον βεμβικιᾶν, Lys. 683-4: … καὶ ποήσω τήμερον τοὺς δημότας βωστρεῖν σ᾿ εγὼ πεκτούμενον, Plut. 433: Ἥ σφὼ ποήσω τήμερον δοῦναι δίκην / ἀνθ᾿ ὧν ἐμὲ ζητεῖτον ἐνθένδ᾿ ἀφανίσαι., 946-7: τοῦτον τὸν ἰσχυρὸν θεὸν / ἐγὼ ποήσω τήμερον δοῦναι δίκην, ohne τήμερον Th. 570: τὸν σησαμοῦνθ᾿ ὅν κατέφαγες, τοῦτον χεσεῖν ποήσω. Fragment 75 ὥστε Μαραθῶνος τὸ λοιπὸν ἐπ᾿ ἀγαθῷ μεμνημένοι πάντες ἐμβάλλουσιν ἀεὶ μάραθον ἐς τὰς ἁλμάδας Zur ehrenvollen Erinnerung also an Marathon werfen alle von jetzt an immer Fenchel in die gesalzenen Oliven. Das Metrum ist ein trochäischer Tetrameter. Metrisch – und vielleicht auch inhaltlich – gesehen, könnte das Fragment aus der Parabase stammen. Bergk78 hielt das Epirrhema oder Antepirrhema für einen passenden Komödienteil, eine Möglichkeit, die jedenfalls nicht auszuschließen ist. Es wird sofort deutlich, dass der Witz in diesem Fragment auf ein Wortspiel zwischen dem Ort Μαραθών und dem Gemüse μάραθον basiert. Dass die Benennung des Ortes mit dem Fenchel irgendwie verbunden sein könnte ist jedoch unsicher, weil es dafür keine Bezeugung gibt. Die Vermutung also79, dass Marathon nach seinen Fenchelfeldern heißen könnte80, auch wenn sie ziemlich attraktiv sein mag, beschränkt sich nur auf die Ähnlichkeit der zwei Wörter und auf den Witz in Hermippos‘ Fragment. Die Zurückführung des Ortsnamens auf einen gleichnamigen lokalen Heros, die Plutarch und Pausanias überliefern81, ist jedoch nicht unbedingt mehr überzeugend als die erste Hypothese. Über die Etymologie des Wortes siehe auch Frisk 1970, 173. Bergk vermutete, dass die Verse vom Chor gesprochen werden, der die glorreichen Siege gegen die Perser in Marathon und Salamis in die Erinnerung zurückrufen will, um dem Volk Kriegslust einzuflößen. Dass der Chor hier sprechen könnte ist zwar möglich, besonders wenn der Vers aus der Parabase stammt, es ist aber fraglich, ob die Verse ein kriegerisches Signal enthalten. Man könnte stattdessen in den Versen einen leicht ironischen Ton spüren, denn Bergk 1838, 321. Siehe auch RE s.v. Fenchel. 80 vgl. Strabo 3.4.9. 81 Vgl. Plut. Thes. 32.5 und Paus. 1.15.3, bei Plutarch wird außerdem der Name Μάραθος erwähnt. 78 79
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eine so triviale Praxis, wie sie das Fragment beschreibt, kann kaum der Wichtigkeit und der Pracht des Marathonsieges entsprechen. ἐπ᾿ ἀγαθῷ μεμνημένοι: ‘zur ehrenvollen, gebührenden Erinnerung’, vgl. Polyb. 2.61.6: τὸν ἔπαινον καὶ τὴν ἐπ᾿ ἀγαθῷ μνήμην τῶν ἀξιόλογων προαιρέσεων, 6.39.3: κἄν τι κατὰ τὸν βίον αὐτοῖς ἄλλο συνυπάρχῃ τῆς ἐπ᾿ ἀγαθῷ μνήμης ἄξιον, 16.22.7: τὸν αὐτὸν τρόπον χρὴ καὶ κοινῇ τῶν πόλεων τὴν ἐπ᾿ ἀγαθῷ ποίησασθαι μνήμην, 22.20.2. Sonst ‘im jmds. Interesse’, ‘zum Vorteil / Wohle’ mit Genetiv82 oder Dativ83, häufig auch abstrakt benutzt, ‘mit guten Absichten’84. μάραθον: ‘Fenchel’, Foeniculum vulgare. Das Genus des Substantivs variiert: ist normalerweise neutrum (vgl. Dem. 18. 260, Anaxandr. Fr. 42.58 Πρωτεσίλαος, Theophr. HP 1.12.2), zweimal aber auch maskulin, ὁ μάραθος (vgl. Python Fr. 1.13 Snell, Orib. 8.32.4) und einmal sogar feminin (vgl. Lyd. Mag. 1.42). In unserem Fragment ist das Genus nicht feststellbar. Fenchel ist ein Doldengewächs (Umbelliferae), das in der Antike als Gewürz oder als Gemüse benutzt wurde. Er wird mit gewisser Sicherheit in einem Linear-B-Täfelchen als ma-ra-tu-wo /* μάραθϜον85 identifiziert und zusammen mit Koriander, und Kreuzkümmel erwähnt, doch gibt es, wie Dalby86 bemerkt, keine anderen Zeugnisse seines Gebrauchs aus der prähistorischen Zeit, weder in Griechenland noch anderswo. Viele seiner Eigenschaften werden bei Theophrast erwähnt: Er gehört nämlich zu den γυμνοσπέρματα (HP 1.11.2), den τριχόφυλλα (4.6.3), den ἐννευρόκαυλα (6.1.4, 6.2.9) und den λαχανηρά (CP 6.9.3). Eine kurze Beschreibung des Gemüses gibt es auch bei Galen (6.641. Περὶ μαράθου.) In der Komödie wird er in einem Alexis’ Fragment zusammen mit anderen Gemüsen und Gewürzen erwähnt87. Dass es üblich war, Oliven in Salzlake mit Fenchel zu konservieren, bestätigt auch Coraes88. Fenchel, bzw. sein Saft, fand auch Anwendung in der Augenheilkunde89. Über den Zusammenhang mit dem Ort Marathon siehe die Einleitung zum Fragment.
Vgl. Thuc. 5.27, Xen. Cyr. 7.4.3: ἐπ᾿ ἀγαθῷ τῷ Κύρου καὶ τῶν Περσῶν, Xen. HG 5.2.35. Vgl. Ar. Eq. 1226: ἐγὼ δ᾿ ἔκλεπτον ἐπ᾿ ἀγαθῷ γε τῇ πόλει, Ran. 1487-9: ἐπ᾿ ἀγαθῷ μὲν τοῖς πολίταις, / ἐπ᾿ ἀγαθῷ δὲ τοῖς ἑαυτοῦ / ξυγγενέσι τε καὶ φίλοισι 84 Vgl. Thuc. 1.131: οὐκ επ᾿ ἀγαθῷ τὴν μονὴν ποιουμένος, Thuc. 4.87.2: μάρτυρας μὲν θεοὺς καὶ ἥρως τοὺς ἐγχώριους ποιήσομαι ὡς ἐπ᾿ ἀγαθῷ ἥκων οὐ πείθω, Ar. Pl. 888: οὐκ ἐπ᾿ ἀγαθῷ γὰρ ἐνθάνδ᾿ ἐστὸν οὐδενί. 85 Siehe auch Chadwick und Baumbach 1963, 219. 86 Dalby 1998, 83. 87 Vgl. Alex. Fr. 129.5 Λέβης Für eine Liste von Gemüsearten, die als Gewürz, als Kräuter und Samen, und nicht so sehr als Nahrungsmittel an sich verwendet wurden, siehe Dalby 1998, 127. 88 Siehe Schweighäuser 1801, 379: „Olivas feniculo condire etiamnum apud Graecos sollenne est. Has foeniculo et muria conditas olives appellant κολυμβητὰς ἐλαίας, vocabulo paulum deflexo a veterum κολυμβάδες“. 89 Vgl. Plin. HN 20.54 und siehe RE s.v Fenchel. 82 83
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ἁλμάδας: Eine Olivensorte. Sie heißen auch κολυμβάδες ἐλαῖαι90. Νach Moeris und Phrynichos ist ἁλμάδες das korrekte attische Wort,91. Sie waren salzig, fest92, gut verdaulich93, und wurden am beliebsten – im Gegensatz zu anderen Olivensorten – ohne Brot, in ihrer Salzlake als Vorspeise gegessen94, Fragment 76 ὥρα μάττειν ἐπὶ τοῖς ἱεροῖς καὶ τὴν ᾤαν περιδεῖσθαι περὶ τὴν ὀσφύν Es ist Zeit, im Rahmen der heiligen Riten zu kneten und sich die Schaffellschürze um die Lende zu binden. Das Metrum ist anapästischer Tetrameter. Das Fragment könnte also in metrischer Hinsicht aus der Parabase der Komödie stammen und der Inhalt, ein Aufruf zur Vorbereitung von Backopfern im Rahmen eines heiligen Festes, schließt diese Möglichkeit nicht aus. Meineke95 (gefolgt von Kock96) weist das Fragment, aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Fr. 54 den Στρατιῶται zu und vermutet, dass es sich auf die Opfergegenstände bezieht, die die Soldaten vor ihrer Mission den Göttern anboten. Kassel-Austin lehnen diese Zuweisung als unzulänglich ab und bemerken weiter, dass das Wort ᾤα, das auch in Fr. 56 der vorgenannten Komödie vorkommt, kein ausreichendes Argument dafür bieten kann, weil es dort mit einer anderen Bedeutung benutzt wird. Der Kontext ist in der Tat zu dürftig, um einen gemeinsamen Zusammenhang herzustellen. Die Verse könnten sich auf irgendein heiliges Ritual oder Fest beziehen. Da aber beide Fragmente eine ähnliche Syntax aufweisen (vgl. ὤρα μάττειν … καὶ περιδεῖσθαι ≈ ὥρα μέτ᾿ ἐμοῦ χωρεῖν), wäre es auch möglich, dass dieses Fragment (wie Fr. 54) aus einem Gespräch und nicht aus der Parabase stammt. ὥρα μάττειν ἐπὶ τοῖς ἱεροῖς: vgl. Fr. 54.1: ὥρα τοίνυν μετ᾿ εμοῦ χωρεῖν. Ὥρα wird häufig mit Infinitiv verbunden, am häufigsten im Präsens97, seltener auch im Aorist98, abwechselnd in Philyll. Fr. 3 Αυγή99. Vgl. Suda α 1302. Vgl. Moer. 190.6 Bekker, Phryn. Ecl. 87. 92 στιφράς, vgl. Ar. Fr. 148 Γῆρας. 93 εὐστομαχωτέρας καὶ κοιλίας στατικάς, vgl. Ath. 2.56b. 94 Vgl. Galen 6.609, Περὶ ἐλαίων: ἐσθίουσι δ΄ οἱ ἄνθρωποι ταύτα μὲν σὺν ἄρτῳ μᾶλλον͵ ἄνευ δ΄ ἄρτου τὰ ἁλμάδας τε καὶ κολυμβάδας ὀνομαζομένας ἕνεκα γατρὸς ὑπαγωγῆ μετὰ γάρου πρὸ τῶν σιτίων. 95 Meineke Bd. II,1 S. 405. 96 Kock I 239-40 (Fr. 53 K). 97 Vgl. Ar. Vesp. 346: ἀλλ᾿ ἐκ τούτων ὥρα τινά σοι ζητεῖν καινὴν ἐπίνοιαν, Th. 1189-90, Eccl. 3031, 285, 351 u.a. 98 Vgl. Od. 21.428, Soph. Aj. 245, Ar. Ach. 393: Ὥρα ᾿στὶν ἆρα καρτερὰν ψυχὴν λαβεῖν. 99 Philyll. Fr. 3 Αυγή: ἀλλ᾿ ἀφαιρεῖν / ὥρα ᾿στὶν ἤδη τὰς τραπέζας, εἶτα παρακορῆσαι, / ἔπειτα κατὰ χειρῶν ἑκάστῃ καὶ μύρον τι δοῦναι 90 91
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Kuchenopfer waren selbstverständlich Teil eines jeden Festes, siehe Deubner 1932, 260 (s.v. Kuchen, Opfer). Hermippos’ Verse beziehen sich ohne Zweifel auf die Vorbereitung dieser Kuchen. Der Ausdruck ἐπὶ τοῖς ἱεροῖς100 könnte ein Terminus Technicus sein101,. ᾤαν: Ein Gewand aus Schaffell, bzw. eine Schürze, benutzt beim Baden102, aber auch, wie Hermippos’ Stelle uns belehrt, bei religiösen Festen, oder vielleicht einfach beim Teigkneten. Das Wort bezeichnet auch das Material selbst, siehe Komm. zu Fr. 56. Siehe auch die Einleitung zum Fragment. περιδεῖσθαι: Das Verb wird häufiger in der mittleren Form benutzt (‘sich etwas binden‘), vgl. Hdt. 4.176, Ar. Ran. 1038, Eccl. 100, 122, als in der aktiven, vgl. Hdt. 1.193, Ar. Eccl. 127. Über das Verb δέω, ‘binden’, siehe Komm. zum Fr. 72. ὀσφύν: Die Lende, der untere Teil des Rückens103. Eustathios’ Handschriften sind in der Überlieferung nicht einig: Eust.1 hat ὀσφύν und Eust.2 ὀσφῦν. Die Rechtschreibung des Wortes ist problematisch, weil beide Formen überreichlich belegt sind und mehrmals sogar beide beim gleichen Autor vorkommen104. Die Lexikographen wählen jedoch deutlich die Zirkumflexform aus105. Fragment 77 † Μενδαίω μὲν ἐνουροῦσι καὶ † θεοὶ αὐτοὶ στρώμασιν ἐν μαλακοῖς. Μάγνητα δὲ μειλιχόδωρον καὶ Θάσιον, τῷ δὴ μήλων ἐπιδέδρομεν ὀδμή, τοῦτον ἐγὼ κρίνω πολὺ πάντων εἶναι ἄριστον τῶν ἄλλων οἴνων μετ᾿ ἀμύμονα Χῖον ἄλυπον. ἔστι δὲ τὶς οἶνος, τὸν δὴ σαπρίαν καλέουσιν, οὗ καὶ ἀπὸ στόματος στάμνων ὑπανοιγομενάων ὅζει ἴων, ὄζει δὲ ῥόδων, ὄζει δ᾿ ὑακίνθου Kock hielt es für korrupt und emendierte zu ἐπὶ ταῖσι θύραις. Es gibt jedoch absolut keine Notwendingkeit, zu irgendeiner Emendierung des Verses zu kommen. 101 vgl. Theopomp.Ηist. 2b, Fr. 285a: προσεύχεσθαι τῇ θεῷ καὶ ὕστερον ἐπὶ τοῖς ἱεροῖς παρεῖναι, Machon 11.134-5: Αὐλεῖν ἐπὶ τοῖς ἱεροῖσιν αὐλητοῦ κακοῦ / μέλλοντος, D.H. 2.22.1: … ἐκ τῶν ἄλλων οἴκων τοὺς χαριεστάτους καταλεγέντας ἐξ ἑκάστης φράτρας, κόρον καὶ κόρην, τὸν μὲν ἕως ἥβης ὑπηρετεῖν ἐπὶ τοῖς ἱεροῖς, τὴν δὲ κόρην ὅσον ἄν ᾖ χρόνον ἁγνὴ γάμων. 102 Vgl. Theopomp.Com. Fr. 37 Παῖδες: τὴν δὲ περιζωσάμενος ᾤαν λουτρίδα / κατάδεσμον ἥβης περιπέτασον. 103 Vgl. Ar. Vesp. 225-6 (wird über die Vespen und durch Analogie über die γέροντες gesagt103): ἔχουσι γὰρ καὶ κέντρον ἐκ τῆς ὀσφύος / ὁξύτατον, ᾧ κεντοῦσι. 104 z.B. Aristophanes, vgl. Fr. 29 Ἀμφιάραος und Vesp. 740, auch Menander, Galenus, Hippokrates. 105 vgl. Hdn. 2.936-7: πρόσκειται δὲ τῷ κανόνι “ἀρσενικόν” διὰ τὸ ὀφρῦς περισπώμενον θηλυκόν, ἔτι δὲ καὶ τὸ ὀσφῦς, Arc. 92.11 Barker: Τὰ εἰς ῡς θηλυκὰ ἐκτείνοντα τὸ ῡ ὀξύνεται, πληθὺς, ἐδητὺς, ὀϊζὺς, ἐριννὺς, ίξὺς ἡ ῥάχις. τὸ δὲ νυδῦς ποιητικῇ ἀδείᾳ συστέλλεται. σεσημείωται δὲ ἐν τοῖς θηλυκοῖς τὸ ὀφρῦς καὶ ἡ ὀσφῦς, ἡ ράχις, περισπώμενα 100
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ὀσμὴ θεσπεσία, κατὰ πᾶν δ᾿ ἔχει ὑψερεφὲς δῶ, ἀμβροσία καὶ νέκταρ ὁμοῦ. τοῦτ᾿ ἐστὶ τὸ νέκταρ, τούτου χρὴ παρέχειν πίνειν ἐν δαιτὶ θαλείῃ τοῖσιν ἐμοῖσι φίλοις, τοῖς δ᾿ ἐχθροῖς ἐκ Πεπαρήθου † Mit mendäischen Wein lassen † die Götter selbst Wasser in die sanften Bettdecken. Den magnetischen Wein aber, der angenehm geschenkt wird, und den thasischen, den ein Apfelduft umgibt, diesen halte ich für viel besser als alle anderen Weine, nach dem hervorragenden harmlosen Chier. Es gibt aber einen Wein, den sie Saprias nennen, bei welchem aus dem Mund der geöffneten Kanne ein erhabener Duft nach Veilchen, Rosen und Hyazinthen strömt, und Ambrosia und Nektar zugleich füllen den ganzen hochgewölbten Saal. Das ist der Nektar, von diesem muss man meinen Freunden bei reichlichen Banketten zu trinken besorgen, den Feinden aber vom Wein von Peparethos. Das Fragment ist, wie Fr. 63, in daktylischen Hexametern geschrieben und ist auch eine Parodie des homerischen und epischen Stils. Athenaios, der in epit. I S. 29 das Fragment ohne Angabe des Komödientitels überliefert, informiert uns, dass der Sprecher Dionysos ist, der eine Reihe von Weinen erwähnt, während in Fr. 63 von Produkten berichtet wird, die der Weingott auf sein Schiff bringt. Diese Ähnlichkeiten zwischen den zwei Fragmenten hielten Meineke und Bergk für Beweise der Zugehörigkeit des Fragments zu derselben Komödie, den Φορμοφόροι106. Kock107 ist jedoch von diesen Ähnlichkeiten nicht überzeugt und behält es in in den Incerta, was ebenso Kassel-Austin machen, ohne eine weitere Erklärung ihrer Entscheidung zu geben. Er bemerkt dazu, dass die metrischen Ähnlichkeiten nicht entscheidend sind, weil es ganz normal ist, in einer Parodie von Homer Hexameter zu erwarten. Andererseits ist aber die Anwesenheit des Gottes in beiden Fragmenten interessant, und es wäre möglich, dass der ναύκληρος Dionysos (Fr. 63.2) in einem weiteren Punkt selbst das Wort ergriff, um über sein ‘Lieblingsthema’ zu sprechen. Athenaios leitet das Fragment mit dem folgenden Satz ein: Ἕρμιππος δὲ που ποιεῖ τὸν Διόνυσον πλειόνων (οἴνων) μεμνημένον. Im Text geht es aber nicht nur bloß um eine Erwähnung von Weinen, sondern der Weingott nimmt eine ihm so passende Rolle an, nämlich diejenige des Weinverkosters oder Weinexperten. Er berichtet von verschiedenen Weinen und gibt zum größten Teil – zumindest für die bekanntesten von ihnen – subjektive Informationen über ihren Geschmack und ihre Wirkungen. Eine interessante Rankierung der erwähnten Weine fehlt auch nicht und wird sogar auf eine fortschreitend Die Zugehörigkeit des Fr. 63 selbst zu dieser Komödie ist zwar umstritten, doch sehr plausibel, siehe Kommentar zum Fragment. 107 Kock I S. 250: “At argumenti similitudo nulla est, siquidem Fr. 63 de Dionyso nescio quis narrat, Fr. 82 Dionysus ipse loquitur. cf. Athenaei verba. metro autem heroico in quavis comoedia poeta uti poterat. 106
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subjektive Weise erzielt. Der Μενδαῖος ist leicht, der Μάγνης ist angenehm beim Trinken, den Θάσιος hält er zunächst für den besten, aber nur nach dem hervorragenden (ἀμύμονα im Text) Χῖος. Nichtsdestoweniger bevorzugt er selbst den ausgereiften σαπρίας, den er ausführlicher und im deutlichen Gegensatz zu den vorigen in einer übertriebenen Weise beschreibt, und lässt am Ende den Wein aus Πεπάρηθος für seine Feinde. Zwei weitere Bemerkungen sind für Dionysos’ Erzählung von Bedeutung. Erstens ist einer der erwähnten Weine total unbekannt, nämlich der Μάγνης108 und zweitens fehlt bei der Erzählung mindestens noch ein sehr berühmter Wein, der Λέσβιος. Wein war jedenfalls für viele Städte in der Antike das Hauptexportprodukt, z.B. Chios, Kerkyra, Knidos, Kos, Lesbos, Mende, Paros, Rhodos, Sinope und Thasos, wie sich aus zahlreichen Exportamphoren und Inschriften schließen lässt. Über den Weinhandel im alten Griechenland siehe Koehler 1996, 323-337. Von griechischen Weinen berichtet außerdem Pollux, vgl. 6.15ff. Über das mit Wein und Trinken verbundene Vokabular siehe Thiercy 1997, 169-174. † Μενδαίω μὲν ἐνουροῦσι καὶ † θεοὶ αὐτοὶ: Der Vers ist korrupt überliefert und verschiedene Emendationen wurden aus diesem Grund vorgeschlagen: Dobree schlägt Μενδαῖον oder Μενδαίου vor109, Bergk110 emendiert zu Μενδαῖον μὲν <ἐφ᾿ ᾦ> καὶ ἐνουροῦσιν, Hermann111 (gefolgt von Kock112) zu Μενδαῖον, <τοῦ> μὲν καὶ θεοὶ ἐνουρούσιν und Herwerden113 zu Μενδαῖον μὲν ἐνουροῦσιν μακάρες. Meineke114 folgt Casaubon, der die Lesart Μενδαῖῳ ohne eine weitere Konjektur im Vers behält, und K.-A drucken den Vers in Cruces. Die Dativform, die die Funktion eines Dativus Kausalis oder Modalis hier annehmen könnte, ist nicht störend und es besteht keine Notwendigkeit, sie zu einem Genetiv oder Akkusativ zu emendieren. Mende war eine an der Westküste der Halbinsel Pallene auf der Chalkidike liegende Stadt, die mit dem heutigen Kalandra identifiziert wurde. Sie wurde von eretrischen Siedlern, wahrscheinlich während des 9. Jh. gegründet. Aufgrund ihrer Holzproduktion und der Silber-, Gold- und Bleiminen, über die sie verfügte, entwickelte sie sich schnell, und gehörte schon im 6. Jh zu den Städten, die die Handelswege zur thrakischen Küste kontrollierten. Sie war außerdem bekannt für ihren Wein, den sie im Übermaß exportierte. Demosthenes’ Bericht von einem Anleihevertrag, der den Versand von 3000 Siehe Komm. zum Vers. Dobree Adv. II S. 295. 110 Bergk 1838, Rel. p. 325. 111 Hermann 1842 p. 508. 112 Kock I S. 249-50. 113 Herwerden 1855, 20. 114 Meineke II,1 S.411: Existimasse videtur οὐρεῖν οἴνῳ graece dici posse ut ὕειν, quod quum fieri nequeat, videndum est ne aut Μενδαῖον aut Μενδίου scribendum sit. 108 109
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Amphoren von diesem Wein betraf, (vgl. D. 35.10-13) ist ein handfester Beweis dafür, und die Darstellung des Dionysos auf ihren Münzen, der zurücklehnend einen Kantharos in seiner Hand hält, zeigt ebenfalls die Wichtigkeit der Weinherstellung für die Stadt. Der mendäische Wein kommt in der Komödie häufig vor. Bei Kratinos wird er als ἀπαλὸς καὶ λευκὸς charakterisiert115. In einem Fragment des Eubulos (Fr. 123) kommt jemand nach dem Konsum von diesem Wein βεβρεγμένος καὶ κεκωθωνισμένος und in Menander (Fr. 224 Μέθη) wird er zusammen mit thasischen Wein erwähnt. Die Sanftheit des Weins, von der auch Kratinos spricht, liegt nach Phainias von Eresos an der Tatsache, dass ihre Weintrauben mit dem Saft der Spitzgurke (Ecballium Elaterium) durchnässt werden116. Hier scheint sich jedoch der Vers nicht unbedingt – oder nicht nur – auf die Sanftheit des Weines zu beziehen. Casaubon erklärt den Vers folgenderweise: Die Götter trinken den Wein – offensichtlich wegen seiner hohen Qualität – bis zu diesem Punkt, wo er sie zum Wasser lassen zwingt117. Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Bezug eben auf diese μαλακότης ist, die den Wein süffig macht, so dass man unbewusst mehr trinkt. Die laxative Wirkung des Weins wird sogar von Hippokrates deutlich bestätigt, der ihn bei verschiedenen Nierenstörungen mehrmals empfiehlt (Int. 16, 17, 18, 24) und ihn als ὑδαρέστερον ὡς πλεῖστον (18), ἥδιστον ὑδαρέα (24) und empfehlenswert in einer διαίτῃ διαχωρητικοτάτῃ (16) beschreibt. Da in diesem Fragment – teilweise zumindest – von objektiven Weineigenschaften die Rede ist, sollte eine wörtliche Erklärung des Verses nicht ausgeschlossen werden, d.h. er könnte auf eine objektive Eigenschaft des Mendaios Weines anspielen. ἐνουροῦσι καὶ † θεοὶ αὐτοὶ / στρώμασιν ἐν μαλακοῖς: Homerische Bezüge sind hier deutlich erkennbar118. Bei Aristophanes gibt es auch das komische Bild des Zeus, der Regen verursacht, indem er durch ein Sieb uriniert119. Nass und betrunken vom mendäischen Wein ist auch der Sprecher in einem EubulosFragment (Fr. 123, siehe oben). Zu ἐνουρέω vgl. auch Ar. Lys. 402. Μάγνητα δὲ μειλιχόδωρον: Der Wein Μάγνης ist nur hier erwähnt und Magnesia als Weinherstellungsort ist ebenfalls unbekannt. Außerdem scheint der Satz aufgebrochen zu sein, weil gleich danach der thasischen Wein erwähnt wird und das Wort τοῦτον im vierten Vers sich nur auf den zweiten Wein bezieht. Es ist aus diesem Grund wahrscheinlich, dass zwischen dem zweiten Cratin. Fr. 195 Πυτίνη: νῦν δ᾿ ἄν ἴδῃ Μενδαῖον ἡβῶντ᾿ ἀρτίως / οἰνίσκον, … / οἴμ᾿ ὡς ἀπαλὸς καὶ λευκός· ἆρ᾿ οἴσει τρία; 116 Vgl. Ath. 29f :… Μενδαίους τοὺς βότρυς ἐπὶ τῃ ἀμπέλῳ βαίνειν τῷ ἐλατηρίῳ· διὸ γίνεσθαι τον οἶνον μαλακὸν. 117 Bei Meineke II,1 S. 410-11: „Vinum Mendaeum tam diu bibere deos, donec illud meiere cogantur“. 118 Vgl. Il. 9.497: στρεπτοὶ δέ τε καὶ θεοὶ αὐτοί, εὐνῇ ἐνι μαλακῇ Il. 9.618, 22.504, Od. 22.196, κώεσιν ἐν μαλακοῖσιν Od. 3.38. 119 Vgl. Ar. Nub. 373: καὶτοι πρότερον τὸν Δί᾿ ἀληθῶς ᾤμην διὰ κοσκίνου οὐρεῖν. 115
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und dritten Vers zumindest noch einer existierte, der vielleicht eine Bemerkung über diesen unbekannten Wein enthielt, und der ausgefallen ist. Die Lesart μειλιχόδωρον der Athenaios Handschriften, die das Wort abgekürzt überliefern ist umstritten: Desrousseaux emendierte zu μειλιχόδρυμιν, Wilamovitz (bei Kaibel) zu μειλιχοδωδόν, und Kaibel selbst zu μειλιχόνειρον120. Μειλιχόδωρος ist sonst bei Proclus121 und Stobaeus122 belegt, jedoch in Bezug auf Personen. Scherrans123 vergleicht μειλιχόδωρος mit dem Wort ἠπιόδωρος, das auch bei Homer belegt ist124. Die homerischen Scholien (zu Il. 6.251), Eustathios (Il. 2.302), Hesychios (η 691) und Suda (η 434) erklären ἠπιόδωρος als ἤπια, χρηστή und προσηνῆ δωρουμένη. καὶ Θάσιον, τῷ δὴ μήλων ἐπιδέδρομεν ὀδμή: Eine der bekanntesten griechischen antiken Weine war der Wein aus Thasos. Der thasische Wein hatte eine dunkle rote Farbe125 und ein hervorragendes, besonders süßes Aroma126. Dionysos definiert dieses Aroma hier genauer, nämlich als ‘riechend nach Apfel’, τῷ δὴ μήλων ἐπιδέδρομεν ὀδμή. Ein Wortspiel auf diesen Apfelgeruch vermutete auch Henderson im Wort μηλοσφαγοῦσαι in Ar. Lys. 195127. Theophrast informiert uns außerdem, dass seine Süße durch das Einsetzen von mit Honig verknetetem Teig in den Topf verstärkt wurde128. Thasischer Wein, der sonst mehrmals in antiken Texten gepriesen wird129,, gehörte offensichtlich zu der besten griechischen Weinen aus welchem Grund auch Dionysos in diesem Fragment ihn für den Zweitbesten – nach dem Chier Wein – hält130. Dass der thasische Wein von hoher Qualität gewesen sein muss, deutet vielleicht auch die Tatsache an, dass die Insel strenge Regelungen betreffend des Exports und Verkaufs des Weines auferlegte (siehe darüber Daux 1926, 214ff., RE s.v. Thasos und Pouilloux 1954, 130f). Die Exportamphoren mussten mit dem Namen des Händlers und des Eponymos Archon gestempelt und gesiegelt werden, siehe Bon und Bon 1957, 26 - 44). Vgl. Fr. 63.16: ἰσχάδας ἡδυονείρους. Vgl. Procl. H. 1.21-2: σῆς δ᾿ ἀπὸ μειλιχόδωρος ἀλεξικάκου θιασείης / Παιήων βλάστησεν) 122 Vgl. Stob. Anth. 1.1.31a: πρεσβίστας τε θεᾶς Ὑγιείας μειλιχοδώρου 123 Scherrans 1893, 15. 124 Vgl. Il. 6.251: ἐνθά οἱ ἠπιόδωρος ἐναντίη ἤλυθε μήτηρ. 125 Vgl. Ar. Fr. 364.6: μέλανος οἴνου ἀκράτου. 126 Vgl. Lys. 206: καὶ μὰν ποτόδδει γ᾿ ἁδὺ ναὶ τὸν Κάστορα, Eccl. 1118: πολύ δ᾿ ὑπερπέπαικεν αὖ / τούτων ἁπάντων τὰ Θάσι᾿ ἀμφορείδια·, 1123-4: εὐφρανεῖ τὴν νύχθ᾿ ὅλην / ἐκλεγομένας ὅ τι ἂν μάλιστ᾿ ὀσμὴν ἔχῃ, Pl. 1020-1: ὄζειν τε τῆς χροιᾶς ἔφασκεν ἡδύ μου, / [ΧΡ.] εἰ Θάσιον ἐνέχεις, εικότως γε, νὴ Δία. 127 Henderson 1987, 93 (zu Ar. Lys. 196). 128 Thphr. Od. 51: Ἐμβάλλουσι γὰρ εἰς τὸ κεράμιον σταῖς μέλιτι φυράσαντες, ὥστε τὴν μὲν ὀσμὴν ἀπ᾿ αὐτοῦ, τὴν δὲ γλυκύτητα ἀπὸ τοῦ σταιτὸς λαμβάνειν τὸν οἶνον. 129 Vgl. Antidot. Fr. 4, Archestr. Fr. 190.15ff: ἐστι δὲ καὶ Θάσιος πίνειν γενναῖος ἐὰν ᾖ, / πολλαῖς πρεσβεύων ἐτέων περικάλλεσιν ὥραις, Ar. Lys. 196-8, Antiph. Fr. 238, Men. Kol. 48. 130 Die zwei Weine kommen sogar häufig zusammen vor, vgl. Eub. Fr. 121: Θάσιον ἢ Χῖον λαβὼν, Epil. Fr. 7: Χῖος καὶ Θάσιος ἠθημένος, Machon 266: παρῆν ἔχων δύο Χῖα, Θάσια τέτταρα. 120 121
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τῷ δὴ μήλων ἐπιδέδρομεν ὀδμή: Über das Aroma des Weines, siehe oben. Homerische Anspielungen sind auch hier anwesend, vgl. Od. 6.45: λευκὴ δ᾿ ἐπιδέδρομεν αἴγλη, 20.356: κακὴ δ᾿ ἐπιδέδρομεν ἀχλύς; außerdem ὀδμή am Versende, vgl. Il. 14.415, Od. 4.442, 5.59. τοῦτον ἐγὼ κρίνω πολὺ πάντων εἶναι ἄριστον / τῶν ἄλλων οἴνων μετ᾿ ἀμύμονα Χῖον ἄλυπον: Die Struktur ist homerisch: Ein Superlativ wird von einer präpositionellen Angabe gefolgt (das Adjektiv ἀμύμων bezieht sich im homerischen Text auf Achilles), die etwas überraschend aufkommt und dem vorgenannten Attribut in gewissem Sinne widerspricht131. ἀμύμονα Χῖον ἄλυπον: Sehr berühmt, wie der thasische Wein, war in der Antike auch der Wein aus Chios. Athenaios bezeichnet ihn als χαριέστατος, ‘am angenehmsten’ (1.32) und beschreibt seine allgemeinen Charakteristika: Er ist verdaulich, nahrhaft, Erzeuger guten Bluts, besonders lieblich, sättigend durch seine volle Kraft132. Er berichtet außerdem von drei Sorten, eine trockene (αὐστηρός), eine liebliche (γλυκάζων, auch als ἀριούσιος bekannt) und eine mittlere Sorte, die er αὐτόκρατος nennt. An einer anderen Stelle, spricht er von zwei Sorten, einem λευκός οἶνος, der mild und leicht ist133, und einem κιρρός, ‘gelblich’, der trockener und deswegen verdaulicher ist134. Der Chier Wein galt jedenfalls mit Sicherheit als einer der besten griechischen Weine der Antike, und es ist deswegen keine Überraschung, dass der Weingott ihn in diesem Fragment auf den ersten Platz stellt. Etwas überraschend ist jedoch die Tatsache, dass er nicht so häufig – im Vergleich zumindest zu seinen ‘Konkurrenten’, vor allem dem Thasios – in der Komödie erwähnt wird. Eine Erklärung dafür wäre vielleicht, dass er zu den ‘edleren’ Weinen gehörte, wie es aus mindestens zwei Fragmenten zu schließen ist: In den Δαιταλεῖς des Aristophanes wird der schlecht erzogene Sohn als eine Junge bezeichnet, der an üppigen Banketten teilnimmt und Chier Wein trinkt135. Wein aus Chios zu trinken kommt außerdem in einer ausführlichen Beschreibung der Gewohnheiten eines Reichen in einem Fragment des Komikers Anaxilas (Fr. 18 Λυροποιός) vor und wird schießlich in einem anderen Fragment von Aristophanes (Fr. 546 Τελεμησσῆς) zusammen mit μύρον erwähnt, vgl Fr. 531: οἴνου τε Χίου στάμνον ἥκειν καὶ μύρον. 131
Vgl. Il 2.673: Νιρεύς, ὅς κάλλιστος ἀνὴρ ὑπο Ἴλιον ἦλθε / τῶν ἄλλων Δαναῶν μετ᾿ αμύμονα Πηλεΐωνα, Od. 11.469-70: Αἴαντός θ᾿, ὅς ἄριστος ἔην εἶδός τε καὶ δέμας τε / τῶν ἄλλων Δαναῶν μετ᾿ ἀμύμονα Πηλεΐωνα; ähnlich auch 17.279-80: Αἴας, ὅς περὶ μὲν εἶδος, περὶ δ᾿ ἔργα τέτυκτο / τῶν ἄλλων Δαναῶν μετ᾿ ἀμύμονα Πηλεΐωνα 132 Ath. 1.32: κοινῶς δ᾿ ὁ Χῖος πεπτικός, τρόφιμος, αἵματος χρηστοῦ γεννητικός, προσηνέστατος, πλήσμιος διὰ τὸ παχὺς εἶναι τῇ δυνάμει 133 Er wäre vielleicht mit dem Αριούσιον identifizierbar. 134 Vgl. Ath. 1.26c: ὁ δὲ λευκὸς οἶνος ἀσθενὴς καὶ λεπτός. ὁ δὲ κιρρὸς πέττει ῥᾷον ξηραντικὸς ὤν. 135 Vgl. Ar. Fr. 225: Συρακοσίαν τράπεζαν / Συβαριτίδας τ᾿ εὐωχίας καὶ Χῖον ἐκ Λακαινᾶν.
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Interessant ist auch die Information des Historikers Theopompos (FGrHist II B, 115, Fr. 276), dass Einwohner der Insel angeblich die ersten waren, die dunkelroten Wein produzierten, und Weinberge pflanzten und kultivierten, eine Kunst, die Οἰνοπίων, der Sohn des Dionysos, ihnen beibrachte, als er zusammen mit ihnen auf der Insel wohnte. Der Wein wird hier als ἀμύμων und ἄλυπος charakterisiert. Das erste Adjektiv ist, wie schon gesagt, eine klare Anspielung auf Homer, siehe den Kommentar oben. Nicht klar ist jedoch, wie ἄλυπον interpretiert werden muss. Eine interessante Parallele, wo die Bedeutung des Adjektivs ebenfalls umstritten ist136. Wird der Wein hier oder an der euripideischen Stelle als ‘harmlos’ oder ‘causing no grief’, ‘innocent’ bezeichnet137, in Bezug natürlich auf seine Sanftheit, eine Eigenschaft, die auch der thasische Wein hatte? Oder bezieht sich das Wort auf ein bekanntes Charakteristikum, das dem Wein im Allgemeinen zugeschrieben wird, nämlich dass er Kummer und Sorge besänftigt oder wegnimmt138? Für die erste Erklärung, die näher an der ‘normalen’ Bedeutung des Wortes ist, spricht auch Eur. Fr. 897.5-6139. Für die zweite – von Seaford140 angenommen – sprechen ein sophokleisches Fragment141 und die Bemerkung, die Phrynichos für diese Stelle macht142. Beide Erklärungen sind gut gestützt und scheinen auch für Hermippos’ Stelle passend zu sein. Man könnte vielleicht jedoch der ersten einen knappen Vorsprung geben, weil sie im Einklang mit der festgestellten Leichtigkeit des Weines steht, zumal die objektiven Eigenschaften im Fragment vorzuherrschen scheinen143. ἔστι δέ τις οἶνος, τὸν δὴ σαπρίαν καλέουσιν: Die Struktur und die Metrik – vgl. den Einfluss des F bei τις οἶνος – sind homerisch144. Über die relativische Funktion des Artikels, bzw. des demonstrativ-anaphorischen Pronomens ὁ/ἡ/τό bei Homer siehe Chantraine 1953, 166-7 (§248) und Monro 1891, 231 (§262). Den Artikel als Relativpronomen benutzen auch die Tragiker, die Komiker aber nicht145. Vgl. Eur. Ba. 421-3: ἴσαν δ᾿ ἔς τε τὸν ὄλβιον / τόν τε χείρονα δῶκ᾿ ἔχειν / οἴνου τέρψιν ἄλυπον So wird es in LSJ s.v. ἄλυπος erklärt. Diese Bedeutung nimmt auch Dodds 1960, 127-8 an. 138 Vgl. Eur. Ba. 772: τὴν παυσίλυπον ἄμπελον δοῦναι βροτοῖς; auch 280f, 381f, und Astydam. Fr. 6 Sn. (TGF I S. 206): τὴν ἀκέσφορον λύπης … ἄμπελον. 139 Eur. Fr. 897.5-6 (über Eros gesagt): καὶ γὰρ ἄλυπον τέρψιν τιν᾿ ἔχων / εἰς ἐλπίδ᾿ ἄγει. Siehe auch Dodds 1960, 127-8, der über Hermippos’ Stelle bemerkt: “When the comic poet Hermippus calls Chian ἄλυπος he presumably means that ‘there isn’t a headache in a hogshead” 140 Seaford 1996, 185 (zu Eur. Ba. 423). 141 Vgl. S. Fr. 172: πόθεν ποτ᾿ ἄλυπον ὧδε ηὗρον ἄνθος ἀνίας? Ἄλυπος wird in LSJ an dieser Stelle als ‘setting free from the pain of sorrow of wine’ erklärt. 142 Vgl. Phryn. PS 153.23: εἰ θέλεις εἰπεῖν ἐπί τινος πράγματος ὅ λύπης ἀπαλλάττει, οὕτως ἄν χρήσαιο. 143 Darüber siehe auch Komm. zum ersten Vers. 144 vgl. Il. 2.811-3: ἔστι δέ τις προπάροιθε πόλιος αἰπεία κολώνη, / … / τὴν ἤτοι ἄνδρες Βατίειαν κικλήσκουσι; auch Il. 11.722-4, Od. 4.844, Od. 5.273: Ἄρκτον θ᾿, ἣν καὶ ἄμαξαν ἐπίκλησιν καλέουσιν, 24.316: μόρφνον θηρητῆρ᾿ ὃν καὶ περκνὸν καλέουσιν. 145 Vgl. A. S. 37, Soph. OT 1055, Eur. Andr. 810 und siehe Kühner-Gerth Bd. I S. 587-8. 136 137
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Der größte Teil der Weinbeschreibung von Dionysos wird einem Wein gewidmet, den der Gott σαπρίας nennt. Das Wort bezeichnet keine bestimmte Herkunft, sondern bezieht sich auf die Weinherstellungsart, bei der überreife Trauben verwendet werden, siehe darüber auch Olson 1998, 190 (zu Ar. Pax 554); über das Wortspiel mit alten Leuten und Wein siehe Arnott 1996, 506-7 (zu Alex. Fr. 172.4-5). Platnauer vergleicht diesen Wein mit der deutschen Spätlese, dessen ‘Verderbtheit’ Edelfäule heisst146. Der Begriff σαπρίας ist nur bei Hermippos belegt, dieser alte und ausgereifte Wein wird sonst mit dem Adjektiv σαπρός bezeichnet147. In Philyl. Fr. 23 wird σαπρός in Bezug auf den Chier Wein benutzt (Χῖος σαπρός) und Aristophanes in Plut. 1086 spricht von κομιδῇ τρὺξ παλαιὰ καὶ σαπρά148. Es liegt also die Vermutung nahe, dass der Gott hier keinen bestimmten Wein meint, sondern einen allgemein alten und reifen Wein in Erwähnung zieht, und seine Vorliebe – am Fragmentende – für diesen Wein ausdrückt. Einen interessanten Vergleich finden wir in den Frieden, wo Frieden an diesen alten reifen Wein angeglichen wird149. Die Beschreibung dieses Weins ist im Gegensatz zu den anderen Weinen ziemlich übertrieben, was jedenfalls die Vorliebe des Weingottes für ihn erklärt. Sein Bukett zeichnen vor allem wohlriechende Blumen aus, nämlich Veilchen, Rosen und Hyazinthen. Er ähnelt dem Gottesgetränk – im 10. Vers ist es sogar τὸ νέκταρ – und sein starkes Aroma ist fähig, auch einen hohen Saal zu überfluten. οὗ καὶ ἀπὸ στόματος στάμνων ὑπανοιγομενάων: Die Struktur ist nicht selten im Epos, allerdings wäre τοῦ – statt der attischen Form oὗ – hier passender150. Στάμνος war ein irdenes Einmachglas, worauf Wein abgezogen wurde151. Seine Form und Gestalt sind umstritten, es ist aber wahrscheinlich, dass das Wort in einem weiteren Sinne gebraucht wurde und nicht eine bestimmte Gefäßart bezeichnet. Für weitere Informationen, bzw. Vermutungen zum Thema, siehe Amyx 1958, 190-95. Die überlieferte Form ἀνοιγομένων der Handschriften ist unmetrisch. Die bei K.-A. gedruckte Form ὑπανοιγομενάων ist die Emendation von Casaubon,
Auf Französisch heißt der Wein Sauternes und seine Verderbtheit pourriture noble, siehe Platnauer 1964, 117. 147 Vgl. Alex. Fr. 172.4, siehe auch Taillardat 1962, 53 (§ 56). 148 Vgl. auch Suda σ 104: σαπρὸν· οὐ τὸ μοχθηρὸν καὶ φαῦλον, ἀλλὰ τὸ παλαιὸν. 149 Pax 554: ὡς ἅπαντ᾿ ἤδη ᾿στι μεστὰ τἀνθάδ᾿ εἰρήνης σαπρᾶς, siehe auch Sommerstein und Olson ad loc. 150 vgl. Il. 1.249 (über Nestor): τοῦ καὶ άπὸ γλώσσης μέλιτος γλυκίων ῥέεν αὐδή·, h.Dem. 12-3: τοῦ καὶ ἀπὸ ῥίζης ἑκατὸν κάρα ἐξεπεφύκει, / κὦζ᾿ ἥδιστ᾿ ὀδμή, Hes. Sc. 7: τῆς καὶ ἀπὸ κρῆθεν βλεφάρων τ᾿ ἄπο κυανεάων, Th. 910-1 (über die Χάριτες): τῶν καὶ ἀπὸ βλεφάρων ἔρος εἴβετο δερκομενάων / λυσιμελής. 151 Vgl. κατασταμνίζειν, Poll. 7.162. 146
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die die passendste zu sein scheint152. Bergk stattdessen schlägt die Lesart ἐξοιγνυμενάων vor, und Kaibel ἀναοιγνυμενάων. ὄζει ἴων, ὄζει δὲ ῥόδων, ὄζει δ᾿ ὑακίνθου: vgl. Soph. OT 312-3: ῥῦσαι σεαυτὸν καὶ πόλιν, ῥῦσαι δ᾿ ἐμὲ, / ῥῦσαι δὲ πᾶν μίασμα τοῦ τεθνηκότος, A. Fr. 70: Ζεύς ἐστιν αἰθήρ, Ζεὺς δὲ γῆ, Ζεὺς δ᾿ οὐρανός; ähnliche Struktur gibt es, wie Kaibel153 bemerkt, auch bei Homer, vgl. Il. 6.181: πρόσθε λέων, ὄπιθεν δὲ δρἀκων, μέσση δὲ χίμαιρα. Über diese Funktion der Partikel δέ siehe Denniston 1975, 163. ὄζει … ὀσμὴ θεσπεσία: Die Handschriften überliefern – im Gegensatz zu dem ὀδμή des dritten Verses – hier ὀσμὴ. Die Form ὀσμή ist attisch, während ὀδμή ionisch ist 154. Bei Homer ist nur ὀδμὴ belegt, vgl. Il. 14.415, 4.406, 442 u.a. Dindorf schlug eine Angleichung der zwei Formen vor, ohne sich für eine zu entscheiden155. Wäre sein Vorschlag anzunehmen, dann ist es vielleicht besser, die Form ὀδμὴ zu bevorzugen, da sie zu der Nachahmung des homerischen Vokabulars passt, zumal es bei Homer eine gute Parallele gibt156. Zu einer solchen Nachahmung orientiert sich außerdem die Emendierung von θεσπεσία zu θεσπεσίη, die Dobreevorschlägt157. κατὰ πᾶν δ᾿ ἔχει: Nachahmung der homerischen Tmesis. ‘sich erstrecken’, ‘bedecken’, vgl. Od. 13.269: νῦξ δὲ μἀλα δνοφερὴ κάτεχ᾿ οὐρανόν, Ar. Nub. 571-3: ὅς ὑπερ- / λάμπροις ἀκτῖσιν κατέχει / γῆς πέδον, Cratin. Fr. 143 Ὀδυσσῆς: τίνες αὐ πόντον κατέχουσ᾿ αὖραι; ὑψηρεφὲς δῶ / ἀμβροσία καὶ νέκταρ ὁμοῦ: Ὑψερεφὲς δῶ ist in Homer, wie hier, immer am Versende, vgl. Od. 10.111, 15.424, 15.432. Δῶ ist eine gekürzte epische Form für δῶμα (siehe LSJ). Der Geruch eines Weins nach ἀμβροσία καὶ νέκταρ ist wieder eine homerische Reminiszenz, vgl. Od. 9.359, wo Polyphem den Wein des Odysseus als ἀμβροσίης καὶ νέκταρος … ἀπορρώξ beschreibt. Nach ihnen beiden riechen auch die dreissigjährigen Trankopfer, die Trygaios erfolgreich bringt158. Für weitere Beispiele von Ambrosia und Nektar als außergewöhnlich süße oder köstliche Substanzen siehe Olson 2002, 132 (zu Ach. 196) und 1998 S. 215 (zu Ar. Pax 723-4). τοῦτ᾿ ἐστὶ τὸ νέκταρ, / τούτου χρὴ παρέχειν πίνειν: Das zweite Vorkommen des Wortes νέκταρ wurde von vielen Gelehrten für korrupt gehalten, und 152
Vgl. Ephipp. Fr. 8.2 Ἔφηβοι: φοινικικοῦ βῖκός τις ὑπανεῴγνυτο. Bei K.-A. Bd. V S. 601. 154 Vgl. Phryn. Ecl. 62: Ὀσμὴ χρὴ λέγειν διὰ τοῦ σ· διὰ γὰρ τοῦ δ, ὀδμή, Ἰώνων. 155 Apud K.-A. Bd. V S. 600, im appar. crit.: ‘Aut hic oportuit ὀδμή, aut v. 3 ὀσμή. 156 Vgl. Od. 9.210-1: ὀδμὴ δ᾿ ἡδεῖα ἀπὸ κρητῆρος ὀδώδει, / θεσπεσίη; h.Dem. 13: κὦζ᾿ ἥδιστ᾿ ὀδμὴ. 157 K.-A. Bd. V S. 600, im appar. crit. 158 Vgl. Ar. Ach. 196: αὗται μὲν ὄζουσ᾿ ἀμβροσίας καὶ νέκταρος. 153
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deswegen schlagen Meineke und Kock eine Reihe von Emendationen und Änderungen der Interpunktion vor, siehe Meineke II,1 S. 411: ἀμβροσία καὶ νέκταρ ὁμοῦ τοῦτ᾿ ἐστί· τὸ νέκταρ τουτὶ χρὴ παρέχειν159. Ähnlicherweise schlägt Kock160 eine erweiterte Emendierung, nämlich ἀμβρόσιον καὶ νεκτάρεον τοῦτ᾿ ἐστὶν ὄνειαρ, und eine einfachere, νέκταρ zu νᾶμα, vor. Die Wiederholung des Wortes νέκταρ ist tatsächlich störend, der von den Handschriften überlieferte Text kann jedoch behalten werden. Dionysos will seine Vorliebe für den Saprias deutlich ausdrücken, und die Wiederholungen sowohl in der wörtlichen (νέκταρ) als auch in der strukturellen (τοῦτ᾿ / τούτου) Ebene (vgl. auch den siebten Vers) zielen ebenso darauf. Außerdem bildet das erste Wort νέκταρ mit ἀμβροσία eine Einheit (ἀμβροσία καὶ νέκταρ ὁμοῦ), und wenn das Ganze nicht als Apposition zu ὀσμὴ θεσπεσία angenommen wäre, sondern als Subjekt zu dem vorigen Satz (κατὰ πᾶν δ᾿ ἔχει ὑψηρεφές δῶ)161, würde die Wiederholung noch weniger stören. ἐν δαιτὶ θαλείῃ: ‘bei üppigem Bankett’, vgl. Od. 8.76: ὥς ποτε δηρίσαντο θεῶν ἐν δαιτὶ θαλείῃ; auch 3.420: ἥ μοι ἐναργὴς ἦλθε θεοῦ ἐς δαῖτα θάλειαν, 8.99, Il. 7. 475: τίθεντο δὲ δαῖτα θάλειαν. Das andere typisch homerische Adjektiv für δαῖτα ist ἐρικυδέα, vgl. Od. 3.66, 10.182, 13.26, 20.280. τοῖσιν ἐμοῖσι φίλοις, τοῖς δ᾿ ἐχθροῖς ἐκ Πεπαρήθου: Als letztes wird im Fragment der Wein aus Peparethos erwähnt. Peparethos, das heutige Skopelos, ist eine Insel, die nah an der thessalischen Küste liegt162, und gehört zusammen mit Skiathos, Allonisos und Skyros, zu der Inselgruppe Σποράδες163. Skylax (GGM I 58.18) berichtet, dass sich drei Städte auf der Insel befanden. Die Insel Peparethos war bekannt für ihren Wein, der jedoch nicht so oft, im Vergleich zu anderen erwähnt wird. Bei Demosthenes wird er zusammen mit den Weinen aus Kos, Thasos und Mende als Importprodukt und bei Aristophanes (Fr. 334) zusammen mit dem Πράμνιος, dem Χῖος und dem Θάσιος erwähnt. Der alexandrinische Physiker Apollodoros zeichnete ihn jedoch den anderen Weinen gegenüber aus und bemerkte, dass sein weniger guter Ruf seiner Qualität nicht entsprach, weil er erst nach sechs Jahren Vollkommenheit erreichte164. Dionysos scheint jedenfalls hier den Πεπάρηθος nicht zu schätzen, da er ihn seinen Feinden empfiehlt, ohne eine Erklärung für
Später emendiert er nur νέκταρ zu πῶμα, siehe Meineke 1867, 14. Kock I S. 250. 161 In diesem Fall wäre natürlich das Komma am Ende des Verses zu löschen. 162 Nur Skiathos liegt näher zu Magnesia. Die Insel Euboia liegt auch nahe an den zwei Inseln. 163 Der Name kommt erst in Aristoteles Mu. 393a vor, auch in A.R. 4.1711 und dann in Strabo. 164 Apud Plin. 14.76: Apollodorus medicus in volumine, quo suasit Ptolemaeo regi quae vina biberet, Italicis etiam tum ignotis laudavit in Ponto Nasperceniten, mox Oreticum, Oeneaten, Leucadium, Ambracioten et, quod cunctis praetulit, Peparethium, sed minoris famae esse dixit, quoniam ante sex annos non placere. 159 160
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seine Aussage zu geben. Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob die Erzählung hier reibungslos zu Ende kommt165, oder ob sie aufgebrochen wird, d.h. ob Verse folgten, die die Meinung des Gottes über diesen Wein begründeten, z.B. dass der Wein besonders alkoholhochprozentig war, oder – im Zusammenhang mit Apollodoros’ Meinung – ganz neu, und deswegen noch sauer, oder andererseits irgendwie widerlegten (mit einem ähnlichen Vers wie in Ar. Fr. 334: οἶνον δὲ πίνειν οὐκ ἐἀσω …). Fragment 78 Poll. 7.194: Ἕρμιππος δὲ ἐπὶ τοῦ προσπιστευθέντος ἄνευ ἀργυρίου ἐκ καπηλείου πρόδοσιν πίνειν εἴρηκεν Die Handschriften sind in der Überlieferung nicht einig: Die Codices FS überliefern πρόδοσιν und der A προδόσει. Cobet emendiert zu προδόσεις und verweist auf Lys. Fr. 1 S. 171,46 S.166. Das Wort πρόδοσις ist noch einmal bei Demosthenes belegt und bedeutet dort ‘Vorbezahlungen’167. In Hermippos’- als auch in Lysias’ Fragment deutet πρόδοσις eher einen Kredit an, als eine Vorbezahlung. Wenn das Wort πρόδοσιν direktes Objekt (zu πίνειν) ist, dann bezeichnet es offensichtlich das Getränk, das der Gast bekommt, ohne es direkt zu bezahlen. Im zweiten Fall wäre προδόσει als ein dativus modi (‘auf Kredit trinken’, siehe auch LSJ s.v. πρόδοσις) zu verstehen. Über das Wort πρόδοσις siehe auch Bühler 1999, 57. Der Sinn des Fragmentes ist ziemlich klar. Die Stammkunden einer Kneipe (καπηλεῖον) – jedenfalls diejenige, die in die Kategorie der προπιστευθέντων fielen, wie Pollux schreibt168, mussten nicht bei jedem Besuch bezahlen, sondern sie konnten eine Art von Kredit bekommen, und einen gesamten Betrag regelmäßig bezahlen. Dass der Vorgang nicht umgekehrt (d.h. durch Vorausbezahlung) gewesen sein könnte, bestätigt vor allem Lysias’ Stelle (Fr. 1.3), wo dem Angeklagten vorgeworfen wird, dass er diese προδόσεις bekam aber nicht zurückbezahlte. Fragment 79 Phot. (Gal.) α 345: ἀδηφάγοι· ... ἔφη δὲ καὶ ἀδηφαγοῦσα Σοφοκλῆς καὶ ἀδηφαγεῖν Ἕρμιππος
In einem solchen Fall wäre der Vers als ein Aprosdoketon zu verstehen. Lys. Fr. 1 S. 171,46 Sauppe: οὐχ οἱ μὲν κάπηλοι οἱ ἐγγὺς οἰκοῦντες, παρ᾿ ὧν προδόσεις λαμβάνων οὐκ ἀποδίδωσι, δικάζονται αὐτῶ συγκλῄσαντες τὰ καπηλεῖα 167 Vgl. Dem. 50.12: καὶ ἀντὶ τῶν ἀπολιπόντων μὲν ναυτῶν ἑτέρους ἐμισθωσάμην ναύτας, δωρεὰς καὶ προδόσεις αὐτοῖς διδοὺς μεγάλας. 168 Siehe oben, vgl. S.E. P. 1.116, M. 8. 122, 261. 165
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Das Verb ἀδηφαγέω, das durch Analogie zum Adjektiv ἀδηφάγος gebildet wird, ist selten und ist außer bei Hermippos nur bei Sophocles (Fr. 976 R.) und Isokrates169 in der Partizipform belegt. Bei Isokrates bezieht es sich auf Pferde, und bedeutet nicht ‘gierig’, sondern bezeichnet, wie das Adjektiv, ausgewachsene Pferde, die geeignet zum Rennen waren, und die wahrscheinlich auch die teuersten und anspruchvollsten waren170. Den gleichen Bezug vermutete auch Pearson171 für Sophokles’ Fragment172, der ξυνωρίς, der ἵππος ergänzte173, und nahm auch LSJ an. Über diese Bedeutung des Adjektivs ἀδηφάγος vgl. Phot. α 345: ἀδηφάγοι· ἀγωνισταὶ ἱπποὶ οὕτως ἐκαλοῦντο, ὡς Ἀριστοφάνης (Fr. 758) καὶ Φερεκράτης (Fr. 212), Hesych. α 1110: αδηφάγοι· τοὺς τελείους ἵππους οὕτως ἔλεγον Ἀθηναῖοι καὶ Βοιωτοὶ πρὸς τὴν τῶν πώλων διάκρισην, Eust. Od. 1.24.26: ἄδην͵ Ἀττικοὶ τὸ δαψιλῶς. ὅθεν καὶ ἀδηφάγοι ἵπποι οἱ τέλειοι. καὶ ἀδηφάγον ἅρμα͵ διὰ τοὺς κατ΄ αὐτὸ τελείους ἵππους174, Poll. 1.181: ἵπποι ἀθληταὶ καὶ ἀγωνισταὶ καὶ ἀδηφάγοι. Auch wenn der Zusammenhang zwischen ἀδηφάγος und Pferden unbestreitbar ist, und ein ähnlicher Zusammenhang auch für das Partizip zu bestehen scheint, ist es fraglich, ob man an eine solche Bedeutung für ἀδηφαγεῖν denken sollte. Es ist deswegen sinnvoller, zu vermuten, dass das Verb auf die ursprüngliche Bedeutung des Adjektivs (‘gierig’, ‘gefräßig’) zurückgeht175 und mit dieser Bedeutung könnte es auch ein hapax sein, wenn Jebbs Konjektur nicht falsch ist. Eine Idee über einen möglichen Kontext gibt uns ein Fragment des Komikers Alkaios (Fr. 21), wo ἀδηφάγος zusammen mit λύχνους gesetzt wird, um ‘ölfräßige’ Lampen zu bezeichnen. Ein Fragment des Lysias (Fr. 32) spricht außerdem von einer ἀδηφάγον τριήρην, wo man sich vielleicht eine Trireme vorstellen sollte, deren komplette Ausrüstung, Bemannung und Instandhaltung – wegen ihrer Größe – besonders teuer war, vgl. auch Ael. Dion. α 36, Phot. α 342. Fragment 80 Phot. α 386: ἄδρατα· ἀποίητα. Ἕρμιππος. Die Codices des Photios Lexikons überliefern ἄδραστα und dieselbe Form – die aber nicht, wie in Photios’ Lemma, das Unbewirkte, sondern das
Vgl. Isocr. 6.55: ἀλλὰ ζεύγη μὲν ἵππων ἀδηφαγούντων ἔτι καὶ νῦν ὁρᾶσθαι τρέφοντας. Siehe Mathieu und Brémond 1956, 190 (zu Isoc. 6.55), wo das Wort ‘dispendieux’, ‘sehr teuer’, ‘aufwendig’ übersetzt wird. 171 Pearson 1963, 127. 172 Siehe auch Radt 1977, 601 (zu. Soph. Fr. 976). 173 Von diesen Ergänzungen wäre jedenfalls vielleicht besser πῶλος,– aufgrund Hesychios’ Erklärung, siehe oben – auszulassen. 174 Vgl. Ael. Dion. α 37: ἀδηφάγον ἅρμα· τὸ τέλειον καὶ μέγα, und Phot. α 341. 175 So auch LSJ, ‘to be greedy’. 169 170
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Unbewirkbare bezeichnet – ist auch bei Hesychios belegt, vgl. α 1193 ἄδραστον· ἄπρακτον, ὃ οὐκ ἄν τις πράξειεν. Bei Phrynichos wird stattdessen die Form ἄδρατος überliefert176, die wahrscheinlich auch die richtige ist, weil ἄδραστος (ionisch ἄδρηστος) als Wort schon existiert und eine andere Bedeutung hat, nämlich ‘nicht flüchtend’, ‘ohne Tendenz zu flüchten’177. Fragment 81 Phot. α 788 = Lex. Bachmann p. 57,20 = Phryn. PS Fr. 114: ἀκολουθοῦντε· ἀντὶ τοῦ ἀκολουθούσα δυϊκῶς. οὕτως Ἕρμιππος. καὶ γὰρ κέχρηνται ταῖς ἀρσενικαῖς μετοχαῖς ἀντὶ θηλυκῶν πολλάκις. Das Fragment betrifft eine grammatische Bemerkung über die feminine duale Form des Partizips Präsens, die auch andere alte Grammatiker gemacht hatten178. Diese duale Form (Endung in –αι) wird nämlich im Nominativ und Akkusativ durch die entsprechende maskuline Form (die der Stamm –ντ und die Endungen –ε hat) ersetzt, siehe auch Lautensach 1921, 248-251. Zahlreich sind die Beispiele im Epos179 und Drama180. Die gleiche Ersetzung findet genauso häufig bei den femininen Dualformen (-α, -αιν) beim Artikel, den Pronomen und Adjektiven statt, siehe Meyer 1896, 479-80 (§ 383). Selten ist trotzdem, wie Lautensach bemerkt, der Gebrauch der Maskulin- für die Feminindualform im Genetiv und Dativ181. Fragment 82 Phot. α 1904: ἀνεψιαδαῖ· Ἀριστοφάνης (Fr. 775) καὶ ἀνεψιαδοῦς Φερεκράτης (Fr. 221) καὶ Ἕρμιππος ἀνεψιαδοῦν. καὶ Δημοσθένης ἐν τῷ Περὶ Ἁγνίου κλήρου (43,57) παρατίθεται νόμον, ἐν ᾦ γέγραπται· „καὶ πενθεροὺς καὶ
Vgl. Phryn. PS 9,2: ἄδρατα· ἀποίητα. ἃ γὰρ πεποίηται, δέδραται. Vgl. Hdt. 4.142: τοῦτο δέ͵ ὡς δούλων Ἰώνων τὸν λόγον ποιεύμενοι͵ ἀνδράποδα φιλοδέσποτά φασι εἶναι καὶ ἄδρηστα μάλιστα·, PLond 2.251.14; metaphorisch benutzt (‘unbeweglich’) in D.Chr. 37.10: μένουσι μέντοι οὗτοι πάντες κατὰ σχῆμα καὶ χώραν͵ κἂν μή τις αὐτοὺς μετακινήσῃ͵ τό γε ἐπ΄ αὐτοῖς εἶναι χαλκὸς ἄδραστος. 178 Vgl. Eust. Il. p. 723,15, Sch. Soph. OC 1676. 179 Vgl. Il. 8. 838: γηθήσει προφανέντε ἀνα πτολέμοιο γεφύρας, 455: οὐκ ἄν ἐφ᾿ ὑμετέρων ὀχέων πληγέντε κεραυνῷ (von Athene und Here), Hes. Op. 199-200: προλιπόντ᾿ ἄνθρώπους / Αἰδὼς καὶ Νέμεσις·. 180 Vgl. Soph. El. 978-83, 1003-4: ὅρα, κακῶς πράσσοντε μη μείζω κακὰ / κτησώμεθα, 1005-6: οὐδ᾿ ἐπωφελεῖ / βάξιν καλὴν λαβόντε δυσκλέως θανεῖν (von Electra und Chrysothemis), OC 1112-3: Ἐρείσατ᾿, ὦ παῖ, πλευρὸν ἀμφιδέξιον ἐμφύντε τῷ φύσαντι …, 1675-6: ἐν πυμάτῳ δ᾿ ἀλόγιστα παροίσομεν / ἰδόντε καὶ παθούσα180 (Antigone und Ismene), Eur. Alc. 900-2, Ar. Eccl. 1087. 181 Vgl. S. OT 1473 (von Antigone und Ismene): τοῖν φίλοιν δακρυρροούντοιν, sonst wird aber die letztere Form bevorzugt, vgl. Soph. Ant. 3: νῷν ἔτι ζώσαιν, OC 445: ἐκ ταῖνδε δ᾿ οὔσαιν παρθένοιν, 1111: σφῷν παρεστώσαιν ἐμοί. 176 177
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ἀνεψιαδοῦς“. καὶ ἀνεψιότης ἐν τῷ αὐτῷ (43,63). κέχρηται δὲ τῇ λέξει Πλάτων (Leg. 871b), Ξενοφῶν καὶ Λυσίας (Fr. 299 S.). Das Wort Ἀνεψιαδοῦς, gebildet nach ἀδελφιδοῦς, Sohn des Bruders182 oder der Schwester183, ist der Sohn des Cousins oder der Cousine184. Das Wort kommt mehrmals bei Demosthenes185, zweimal bei Isaios186, und sonst nur in Fragmenten oder Lexika vor187. Noch seltener ist die weibliche Form ἀνεψιαδῆ188. Eine Stelle bei Pollux überliefert einen anderen Gebrauch des Wortes, nämlich dass es auch für Cousinen zweiten Grades benutzt wird189. In LSJ steht zunächst, dass diese Bedeutung sich auf eine Missinterpretation einer demosthenischen Stelle stützt190, im Supplementum wird jedoch diese Vermutung zurückgezogen und Demosthenes’ Stelle mit anderen Beispielen zusammengebracht. Zu Pollux’ Stelle wird bemerkt: “first cousin once removed (not always dist. Fr. second cousin)”. Demosthenes’ Stelle ist einerseits klar, und wenn es dort um keinen Text- oder Interpretationsfehler geht191, kann sie als Beweis dafür angenommen werden, dass ἀνεψιαδοῦς auch im Rahmen einer angeheirateten Verwandschaft verwendet werden kann. Andererseits scheint Pollux, einen Fehler begangen zu haben. Ἀνεψιαδοῦς wird – soweit zumindest die anderen Stellen schließen lassen – im Verhältnis zu dem Cousin oder der Cousine gesagt, und es ist deswegen fraglich, ob die Kinder der Cousinen miteinander (ἀλλήλοις im Pollux Text) ἀνεψιαδοῖ hießen, also ob das Wort auch die Cousinen zweiten Grades bezeichnet, wie bei LSJ steht. Cousine zweiten Grades werden übrigens als ἀνεψιῶν παῖδες erwähnt192. Vgl. Hdt. 1.65, 6.94, Thuc. 2.101. Vgl. Hdt. 4.147, Str. 10.5.6. 184 Vgl. Hsch α 5022: ἀνεψιαδοῦς· ἐκ τοῦ ἀνεψιοῦ γεγονώς, ἢ τῆς ἀνεψιᾶς; vgl. auch Arist. Gramm. Fr. 10: Ἀδελφιδοῖ λέγονται οἱ παῖδες τῶν ἀδελφῶν͵ ἀνεψιοί δὲ οἱ ἐξάδελφοι· ὥστε ὁ μὲν ἀνεψιὸς πρὸς ἀνεψιὸν λέγεται͵ ὁ δὲ ἀδελφιδοῦς πρὸς θεῖον. Καὶ ἀνεψιαδοῦς͵ ὥσπερ ἀδελφιδοῦς͵ ὁ τοῦ ἀνεψιοῦ υἱός· καὶ ἀνεψιαδῆ ὁμοίως· ἐξανέψιοι δὲ οἱ τῶν ἀνεψιῶν παῖδες͵ οὓς νῦν λέγομεν δισεξαδέλφους 185 Vgl. Dem. 43.62, 44.26, 54.4, 57.68 u.a. 186 Is. 9.12: Ἔστι γὰρ ὁ Κλέων οὑτοσὶ ἀνεψιὸς Ἀστυφίλῳ πρὸς πατρός, ὁ δὲ ὑὸς ὁ τούτου, ὃν εἰσποιεῖ ἐκείνῳ, ἀνεψιαδοῦς, 11.12. 187 Siehe die Beispiele oben. 188 Vgl. Ar. Fr. 775 (Phot. α 1904) ἀνεψιαδαῖ (Das ist die Korrektur von Dindorf für die ἀνεψιάδαι der Kodexe), Phryn. PS 24,18: ἀνεψιαδῆ: ὅμοιόν ἐστι τῷ ἀδελφιδῇ, ἀνεψιοῦ καὶ ἀδελφοῦ θυγάτηρ, Arist. Gramm. Nom. aet. 12. 189 Vgl. Poll. 3.28: οἵ γε μὴν ἐκ τῶν ἀνεψιῶν φύντες ἀλλήλοις ἀνεψιαδοῖ͵ ἄν τ΄ ἐκ δύο θηλειῶν ἀνεψιῶν ὦσιν͵ ἄν τ΄ ἐκ δύο ἀρρένων͵ ἄν τ΄ ἐκ θηλείας τε καὶ ἄρρενος͵ ἄν τ΄ αὐτοὶ δύο ἄρρενες ὦσιν͵ ἄν τε θήλεια καὶ ἄρρην͵ ὁ μὲν ἀνεψιαδοῦς ἡ δ΄ ἀνεψιαδῆ· ἂν δὲ δύο θήλειαι͵ ἄμφω ἀνεψιαδαῖ. 190 Dem. 45.54: ἔστι γὰρ ἡ τούτου μήτηρ καὶ ὁ τῆς ἐμῆς γυναικὸς πατὴρ ἀδελφοί͵ ὥστε τὴν μὲν γυναῖκα τὴν ἐμὴν ἀνεψιὰν εἶναι τούτῳ͵ τοὺς δὲ παῖδας τοὺς ἐκείνης καὶ τοὺς ἐμοὺς ἀνεψιαδοῦς. 191 Es gibt nämlich Kodexe, die die Lesart ἐκείνου statt ἐκείνης überliefern, deren Annahme natürlich den Sinn total ändern würde. 192 Vgl. Is. 7.22, 11.2, D. 43.51, siehe LSJ Supplementum s.v. ἀνεψιός. 182 183
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Fragment 83 Phot. α 2774: ἀργέλοφοι: ποδεῶνες μηλωτῆς καὶ τῶν ἀσκῶν. δοκεῖ δὲ Ἰώνων εἶναι καὶ [ἡ φωνή] οὐκ Ἀττικῆς συγγραφῆς ὁ ποδέων, τῷ μέντοι ἀργέλοφοι Ἀριστοφάνης (Vesp. 672) καὶ Ἕρμιππος κέχρηνται, τῷ δε ποδεών Αἰσχίνης. Eine Erklärung des Wortes, das die Füße eines Schaffelles bezeichnet und nur im Plural benutzt wird, ist an drei weiteren Stellen zu finden193. Der Attizist Phrynichos bestätigt, dass das Wort ἀργέλοφοι im Gegensatz zum ionischen ποδεών194 attisch ist195. Die aristophanischen Scholien informieren uns außerdem, dass ἀργέλοφοι zur Bezeichnung von etwas Unnötigem und Nutzlosem benutzt wird, genau wie die Füße des Schaffelles nutzlos sind196. Photios’ Eingang weist sonst verschiedene kritische Schwierigkeiten auf. Kassel-Austin haben wahrscheinlich Recht, die Lesart τῇ φωνῇ zu löschen. Für einen ausführlichen kritischen Apparat siehe Theodoridis 1982, 254. Fragment 84 Phot. (z) α 3315. 3316 = Lex. Bachmann p. 170,30.31: ἀφεῖσαν· συνεχώρησαν. [ἀφεῦσαν]· ἀφῆκαν. Πλάτων (Fr. 266) καὶ Ἕρμιππος Der erste Eintrag im Lexikon des Photios (α 3315: ἀφεῖσαν· συνεχώρησαν) lässt keinen Zweifel über seine Richtigkeit. Das Verb ἀφίημι wird oft mit der Bedeutung von ‘erlauben’ benutzt197, eine Bedeutung, die auch συγχωρέω oft hat198. Die Verbindung mit Akk. Pers. und Infinitiv ist bei beiden Verben belegt. Der zweite Eintrag ist jedoch korrupt überliefert. Ἀφεῦσαν ist ohne Zweifel falsch. Das Verb ἀφεύω bedeutet ausbrennen, und wird sogar von Photios als ἀποκαῦσαι, περιφλέξαι erklärt (α 3330: αφεῦσαι·). Es gibt zwei Möglichkeiten: Die erste ist, ἀφεῦσαν wegzulassen und die zwei Einträge zusammenzulegen, um die alphabetische Ordnung nicht zu stören. Diese Lösung schlägt Kaibel vor, und ihm folgen Kassel-Austin in ihrer Ausgabe zu beiden Fragmenten199. In der Photios-Ausgabe von Theodoridis wird das Wort in Cruces gesetzt. Meinekes einfache und logische Emendation von ἀφεῦσαν zu ἀφεῖσαν bietet Vgl. Bachmann p. 141,21: ἀργέλοφοι: ποδεῶνες μηλωτῆς. In Theoc. 22.5 belegt: ἄκρων δέρμα λέοντος ἀφημμένον ἐκ ποδεώνων. 195 Vgl. Phryn. PS 11.1: ἀργέλοφοι (Ar. Vesp. 672) Ἀττικῶς. σημαίνει δὲ τοὺς ποδεῶνας τῶν κωδίων καὶ τῶν ἀσκῶν. τὸ δὲ ποδεών Ἰωνικῶς. 196 Vgl. Sch. Ar. Vesp. 672 τοὺς ἀργελόφους: τὰ περιττὰ καὶ ἄχρηστα. ἀργέλοφοι γὰρ εἰσὶ τῆς μηλωτῆς οἱ πόδες, οὓς ποδεῶνας καλοῦσιν, καὶ οὗτοι ἄχρηστοι und siehe Macdowell 1971, 223 (zu Vesp. 672). 197 Vgl. Hdt. 3.25: τοὺς Ἕλληνας ἀπῆκε ἀποπλέειν, 6.62, siehe LSJ s.v. ἀφίημι IV: suffer, permit one to do a thing. 198 Vgl. Hdt. 2.2, Pl. Thd. 100a, siehe LSJ s.v. συγχωρέω: ‘accede, assent to, allow that’. 199 Hermipp. Fr. 84 und Pl.Com. Fr. 266. 193 194
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jedoch vielleicht die beste Lösung für das Problem. Zwei logische Fragen tauchen auf: Warum fangen zwei verschiedene Lemmata mit dem gleichen Wort an? Und warum braucht man ἀφεῖσαν durch ἀφῆκαν zu erklären, da beide Formen dem gleichen Verb gehören200? Die Antwort zu beiden Fragen ist die folgende: Αφεῖσαν wird in ein zweites Lemma gestellt, weil es bei diesen Dichtern eine andere Bedeutung hat. Dass ἀφίημι bei beiden Dichtern nicht ‘erlauben’, sondern ‘freilassen’ bedeutet, lässt sich mit mit großer Wahrscheinlichkeit aus einem oberen Eintrag des Lexikons schließen201. Fragment 85 Phot. δ 110 = Suda δ 318 δειλοκομπήσας· ἐξαπατῆσας. Ἕρμιππος Hesych. δ 469 δειλοκοπήσας· ἐξαπατήσας, ἐκφοβήσας Sehr umstritten ist die Forschung betreffend der Auswahl der richtigen Form zwischen δειλοκομπήσας und δειλοκοπήσας. Die Lesart δειλοκοπήσας bei Hesychios ist in keiner Handschrift belegt, ist aber die Emendation von Latte für die korrupte δειλοκαμπήσας der Handschrift p. Ebenso korrupt ist ein zweiter Eintrag im Lexikon, wo anscheinend das gleiche Wort erklärt wird202. Die Forschung tendiert trotzdem dahin, die überlieferte Form δειλοκομπήσας abzuweisen: Theodoridis203 stellt in seiner Photios Ausgabe δειλοκομπήσας in Cruces und hält Hesychios’ Lesart für richtig. Δειλοκοπήσας bevorzugen auch Meineke und LSJ, während Kassel-Austin δειλοκομπήσας drucken. Anderer Meinung ist nur Kaibel, der außerdem bemerkt, dass die –κοπεῖν Κomposita eine andere Struktur und Bedeutung haben204. Eine vorsichtigere Untersuchung der κοπ- und κομπ- Komposita kann in gewissem Maße Licht ins Thema bringen, bietet jedoch keinenfalls eine endgültige Lösung. Die zahlreichen -κοπέω Komposita sind meistens in späteren Texten belegt und mit dem Verb κόπτω verbunden, z.B. βωλοκοπέω, νευροκοπέω, θυροκοπέω, ῥινοκοπέω, usw., und nur in wenigen Beispielen fehlt diese Verbindung oder ist mindestens weniger deutlich, z.B. in δημοκοπέω, ‘das Volk umwerben’, δοξοκοπέω, ‘sich um Popularität bemühen’, und ἐλπιδοκοπέω, ‘jmdn täuschend hoffen lassen’,205. Das letzte Beispiel scheint vielleicht Kaibels Argument über die Verschiedenheit der
Die sind nämlich die Formen der 3. Pers. Plur. der zwei Aoriste (ἀφεῖσαν des zweiten und ἀφῆκαν des ersten) des Verbs ἀφίημι. 201 Vgl. Phot. α 3314: ἀφεῖτε· β᾿ σημαίνει: παρὰ μὲν Θουκυδίδῃ (1.139,3) ἀφήκατε, παρὰ δὲ Δημοσθένει (3. 5) συνεχωρἠσατε 202 Vgl. Hsch. δ 1544: †διειλοκομπάσας202· σκιᾷ καὶ κόμπῳ ἐξηπατήσας. 203 Theodoridis 1982, 381 (zu Phot. δ 110). 204 Kaibel bei K.-A.: “aliter enim comparata δημοκοπεῖν δοξοκοπεῖν βωλοκοπεῖν θαλαττοκοπεῖν et formatione et significatu diversa”. 205 Vgl. S.E. M. 6.26, Eust. Il. 4.293, Od. 2.173. 200
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κοπεῖν-Komposita zu widerlegen, zumindest was die Bedeutung betrifft. Nichtsdestoweniger scheint der Kontext der -κομπέω (‘prahlen’, ‘brüsten’) Composita am ehesten der von den Lexika gegebenen Erklärung des δειλοκομπήσας zu entsprechen. Aristophanes spricht in Eq. 696 von ψολοκομπίαις, die die antiken Scholien als μεγαλοδοξίαις, ἀυθαδοκομπίαις καὶ ψευδολογίαις erklären206. Das Betrugselement207 kommt noch einmal im Wort προδωσίκομπος vor, das nach Suda eine Person bezeichnet, die gerne Versprechen gibt, ohne aber vorzuhaben, sie einzulösen208, und vermutlich auch im Wort γλωττοκηλοκόμπης, erklärt als τὸν τῇ γλώσσῃ κηλοῦντα (‘beruhigend’) καὶ τοῖς κόμποις209. Ähnlicherweise könnte δειλοκομπέω ‘jmd. mit leerer Prahlerei einschüchtern’ bedeuten. Es lässt sich schließlich aus ἐκφοβήσας bei Hsch δ 649 vermuten, dass das Verb transitiv war. Fragment 86 Hsch λ 1255 = λολλοῦν· τὰ παιδία τῶν θεῶν. κέχρηται τῇ λέξει Ἕρμιππος. Das Fragment wird auch im Lexikon des Photios etwas verändert – bzw. ebenso korrupt – erhalten210. In anderen Einträgen der zwei Lexika sind auch ähnliche Wörter erklärt211. Dass λολλοῦν das gleiche Nahrungsmittel, d.h. geschnittene Feigen gemischt mit Traubenkernen212, bezeichnet ist wegen der Anwesenheit der παιδία an mehreren Stellen (Phot. λ 461, Hsch. λ 1505) plausibel213. Aus den verschiedenen Namen, die in diesen Lemmata erwähnt werden, lässt sich jedenfalls vermuten, dass entweder diese Stellen korrupt überliefert sind, oder dass der Begriff dieses βρῶμα umstritten war, oder, dass es unter verschiedenen ähnlichen Namen bekannt war. Der letzte Gedanke könnte uns vielleicht zu einer weiteren Hypothese führen, nämlich dass die verschiedenen Benennungen dialektale Varianten sein könnten. Erster Hinweis dafür ist eine der Photios-Stellen (λ 461), die den Ar. Eq. 696: ῞Ησθην ἀπειλαῖς͵ ἐγέλασα ψολοκομπίαις, Sch. Ar. Eq. 696: ψολοκομπίαις· αἰθαλοκομπίαις͵ μεγαλοδοξίαις͵ ψευδολογίαις, und danach: ἔπαιξε ψολοκομπίαις εἰπών͵ ἤγουν αὐθαδοκομπίαις καὶ ψευδολογίαις; vgl. auch Hsch. ψ 655 und Suda ψ 123. 207 Siehe darüber auch Beta 2004, 247. 208 Vgl. Suda π 2371 = CAF 1125: ὁ ὑποσχετικός͵ ὁ τὰς ἑαυτοῦ ὑποσχέσεις ἐν οὐδενὶ τιθέμενος͵ ἀλλὰ προδιδούς. 209 Phot. γ 155 = CAF 86; auch Eust. Od. 1.422. 210 Vgl. Phot. λ 394: λολλοῦν· τὰ παιδία τὸν θεὸν. οὕτως Ἕρμιππος. 211 Vgl. nämlich Phot. λ 461 λυλω· βρῶμα τι παιδίων ἐν Εὐβοίᾳ, γινόμενον ἐκ γιγάρτων καὶ σύκων κεκομμένων, λ 504: λωλώ· σῦκον μετὰ γιγάρτων κεκομμένων ἐμφερὲς παλασίοις, und Hsch λ 1505: λῶλον· βρῶμα, ἐκ γιγάρτων καὶ σύκων γενομένον, παιδίοις πεφωσμένον, λ 1506 λωλώ· ὅταν σῦκα μετὰ γιγάρτων φωσθῇ; vgl. auch Poll. 6.76: αἷς δὲ ἄνθρωποι χρῶνται μάζαις, τούτων τα ὀνόματα ἄνθεμα, θριδακίνη, … λωλοδιακόνιον. 212 Zu γίγαρτον vgl. Simon. Fr. 24; Thphr. HP 1.2.6, cf. 3.17.6; CP 1.19.2; Archestr. SH 135.9. 213 So denkt auch Kaibel (apud. K.-A. Bd. V S. 603): “Videtur bellariorum genus dici λολλώ vel λωλώ vel λωλόν, indeque quartus casus λολλοῦν. 206
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Verzehr dieses βρῶμα auf Euboia beschränkt, und der zweite ist die merkwürdige Endung –οῦν unserer Stelle. Diese Akkusativform auf -οῦν ist eine ionische Variante der attischen, nach dem Nominativ gebildeten, Endung in –ώ der femininen zweistämmigen Substantive in –ώ, gen. -οῦς214. Von den betreffenden dialektalen Variationen berichtet der Grammatiker Choeroboscos215. Eine tiefere Analyse der zwei λολλοῦν Einträge kann nur zu fraglichen Ergebnissen führen, weil sie beide entweder korrupt überliefert sind, oder ihre Erklärungen sehr dichtgedrängt gegeben werden. Kaibels216 Interpretation, der Name stamme aus der Sprache der Götterkinder, ist zumindest zweifelhaft. Noch weiter gehen die Vermutungen von Bergk, der das Fragment der Komödie Θεοὶ zuschreibt und außerdem einen gemeinsamen Zusammenhang mit einem anderen korrupten Eintrag des Hesychios herstellen will (λ 1254: λονηῦ αὐτὸς ἄν ἀνιστῶν), den er folgends wiederschreibt: λολλοῦν αὐτὸς ἄν έστιῶν. Die vielleicht plausiblere Erklärung ist diejenige, die LSJ für λολλοῦν geben, “a child’s word for anything ‘divinely nice’”. Fragment 87 Phot. p. 2815,15: ναικισήρεις· καὶ παρὰ Φερεκράτῃ (Fr. 256) καὶ Ἑρμίππῳ. τουναντίον δὲ σημαίνει τῷ ἀληθεύειν. Ausführlicher und präziser ist die Erklärung bei Hesychios, wo aber die Form ναικισσήρεις belegt wird217. Ναικισσήρης bezeichnet also jemanden der vorgibt, mit einer anderen Person einverstanden zu sein, ohne dass es tatsächlich so ist, oder jemanden der ein falsches Versprechen gibt. Eine andere Richtung schlagen LSJ bei der Erklärung des Wortes ein, “one who sneers (‘spottisch lächeln’) or carps (‘nörgeln’)”. Welche von den überlieferten Formen zu bevorzugen ist, ist schwierig zu entscheiden. Die Photios Kodexe überliefern ναικισηρεις ohne Akzent. KasselAustin218 drucken ναικισήρεις, als die nach Ihnen allgemein benutzte Form. Vgl. Λητοῦν Hdt 2.156, Herod. 2.98, Ιοῦν Hdt. 1.1, 1.2., Μητροῦν Herod. 6.45, πειθοῦν 6.74. Περὶ ὀρθογραφίας 311: Ἰστέον δὲ ὅτι εὑρίσκεται καὶ ἄλλη αἰτιατικὴ εἰς ουν͵ οἷον τὴν Λητοῦν καὶ Σαπφοῦν͵ ἥτις Ἰωνική ἐστιν. Λέγει δὲ ὁ Ρωμανός͵ ὅτι ἐστὶ τὴν Σαπφών καὶ τὴν Λητών ἡ αἰτιατική͵ καὶ κατὰ τροπὴν Ἰωνικὴν τοῦ ω εἰς τὴν ου δίφθογγον γίνεται τὴν Σαπφοῦν καὶ τὴν Λητοῦν. Ἰστέον δὲ ὅτι οἱ Αἰολεῖς καὶ διὰ τοῦ ων λέγουσι τὴν αἰτιατικὴν τῶν εἰς ω θηλυκῶν καὶ βαρύνουσιν͵ οἷον τὴν Λήτων͵ τὴν Σάπφων; vgl. auch Eust. Od. 1.204: καὶ ὅτι τὴν Καλυψὼ καθὰ καὶ τὴν Ἰὼ͵ Καλυψοῦν καὶ Ἰοῦν οἱ πλείονες Ἴωνες γράφουσι. τὴν Καλυψὼ δὲ εἰπεῖν͵ καὶ τὴν Ἰὼ Ἀττικόν ἐστιν, siehe Meister 1893, 839 und Bechtel 1924, 147ff 216 Bei K.-A VII S. 213 (ad Pherecr. Fr. 256): “Nomen ex infantum sermone petitum fortasse deorum, si recte Photii Hesychiique nimiam brevitatem interpretor” 217 Vgl. Hsch. ν 22: ναικισσορεύοντας· ἐπίτηδες διασύροντας καὶ ἐξευτελίζοντας. τινὲς δέ φασι ναικισσήρεις λέγεσθαι ἐπὶ τοῦ ἐμφαίνοντος ὁμολογεῖν καὶ μὴ ὁμολογοῦντος. τῶν κατεψευσμένων ἡ λέξις. 218 K.-A. Bd. VII S. 213, zu Pherecr. Fr. 256. 214 215
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Rehrenboeck emendiert es zu ναικισσηρεῖς, d.h. zur 2. Pers. des Verbes ναικισσηρέω. Dagegen spricht jedoch das bei Hesychios überlieferte Partizip ναικισσηρεύοντας, das auf das unkontrahierte ναικισσηρεύω hinweist. Valckenaer vermutete, dass das Verb das Adverb ναί, bzw. ναίχι oder ναίκι219 als Kompositum hat und wies außerdem auf das ähnlich gebildete Verb τίζειν, erklärt in Phot. τ 588.13 als τί λέγειν, hin. Kaibel hielt Valckenaers Vermutung für unwahrscheinlich, und den ganzen Kontext für unklar220. Da σσήρειν oder -σήρειν keine Endung von Verben Komposita ist, bleibt nur die Frage, ob diese Form selbst eine Bedeutung haben könnte. Das einzige Verb, das vielleicht einen – zur Hesychios’ Erklärung passenden – Sinn ergeben könnte ist σαίρω221, ‘grinsen’, ‘grinsend lachen’, auch wenn diese Bedeutung eigentlich besser zu der Erklärung des Partizips (Hsch. ν 22), bzw. zum ἐπίτηδες χλευάζοντας καὶ ἐξευτελίζοντας, als zu dieser des Adjektives passt. Fragment 88 Phot. p. 339,22: ὀξίνην· τὸν οἶνον, οὐκ ὀξίναν· καὶ Ἕρμιππος καὶ Φιλωνίδης (Fr. 14) καὶ οἱ ἄλλοι. Ὀξίνης οἶνος oder nur ὀξίνης war wahrscheinlich der Hauptbegriff für sauren Wein222. Das könnte Wein von schlechter Qualität sein, oder Wein, der nach Ablauf der Zeit sauer geworden ist. Ein anderes Wort dafür war ὄξος, das normalerweise den Essig bezeichnete und sich in zwei plutarchischen Stellen deutlich vom Wein unterscheidet223. Alexis spricht trotzdem von vier κοτύλας Δεκελικοῦ ὄξου, vgl. Alex. Fr. 286 und siehe Arnott 1996, 783. In Eup. Fr. 355 wünscht jemand trotz der Anwesenheit von Wein ὄξος πιεῖν224, und in einem skurrilen Fragment von Eubulus (Fr. 65 Μυλωθρίς) muss jemand sauren Wein zusammen mit Essig trinken225. In einigen Komödienstellen ist es schließlich nicht feststellbar, ob sich ὄξος auf Wein oder Essig bezieht,226.
Vgl. Ar. Th. 1183, siehe C. Austin und Olson 2004, 342. Bei K.-A. Bd. V S. 603: “Obscura omnia et ne illud probabile quod Valckenarius coniecit ab ναίχι vel ναίκι vocabulum factum esse”. 221 Von diesem Verb ist nur das Perfekt σέσηρα gebräuchlich, vgl. Ar. Vesp. 901, Pax 620, u.a. 222 vgl. auch Diphil. Fr. 83, Thphr. HP 9.11.1, 9.20.4; HP. Vict. 2.52 (im Plural). 223 Vgl. Plut. Mor. 732b: οὕτω γὰρ οὔτ΄ ὄξος ὀξίνου φήσομεν διαφέρειν οὔτε πικρότητα στρυφνότητος οὔτε πυρῶν αἶραν οὔτε μίνθον ἡδυόσμων, 1047e: Τῶν πρεσβυτέρων τινές͵ ἃ τῷ τὸν ὀξίνην ἔχοντι συνέβαινε μήθ΄ ὡς ὄξος ἀποδόσθαι δυναμένῳ μήθ΄ ὡς οἶνον. 224 Pütz 2003, 200 vermutet, dass die Verse entweder auf ein unbekanntes Sprichwort anspielen, oder einfach ein Witz über die komischen Wünsche der betreffenden Person sind. 225 Siehe darüber Hunter 1983, 150-1 (ad Fr. 65) 226 Vgl. Ar. Ach. 35 und siehe Olson 2002, 79, Diphil. Fr. 18 Ἀπολείπουσα. 219 220
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Dass Wein, der sauer geworden ist, überhaupt nicht beliebt war, lässt sich anhand weiterer Stellen deutlich sehen227. Über die Bedeutung von ὀξὺς im Allgemeinen siehe Chadwick 1996, 211-17, in Verbindung mit Wein, 200ff. Über Ausdrücke mit Wein siehe Pütz 2003, 200ff. Die Lesart ὀξίναν scheint falsch zu sein und die von Meineke vorgeschlagene Emendierung zu ὄξινον ist wahrscheinlich richtig228. Fragment 89 Poll. 2. 125: Ἕρμιππος δὲ ὁ κωμικὸς καὶ περιλέγειν εἴρηκε τὸ περιέρχεσθαι τῷ λόγῳ καὶ οἷον περισσὰ λέγειν. Vgl. Hsch. π 1748: περιλέγειν· τὰ περισσὰ φράζειν. Die ursprüngliche Bedeutung des Verbes, wie sie uns Pollux (2.125) überliefert, περιέρχεσθαι τῷ λόγω, scheint neutral zu sein, ‘durch Wiederholungen und umständliche Formulierungen etwas erklären’, ‘ein Thema durch verschiedene Aspekte betrachten’. Die negative Connotation ist sicherlich im zweiten Teil der Erklärung des Pollux anzusehen (περιττά λέγειν oder φράζειν, ‘überflüssig sprechen’), vielleicht aber schon auch im ersten· περιέρχεσθαι τῷ λόγῳ könnte genauso gut ‘weitschweifig reden’, ‘Umschweife beim Reden machen’, bedeuten, d.h. etwas mit einer Rede umkreisen, ohne zum eigentlichen Thema zu kommen. Die zwei Interpretationsrichtungen werden gut in den zahlreichen Erklärungen des Substantivs περίλεξις (vgl. Ar. Nub. 317-8: αἵπερ γνώμην καὶ διάλεξιν καὶ νοῦν ἡμῖν παρέχουσιν / καὶ τερατείαν καὶ περίλεξιν καὶ κροῦσιν καὶ κατάληψιν) in den aristophanischen Scholien zum Vers bestätigt, wo die Tätigkeit mit philosophischen Themen parodiert wird229. Περίλεξις wird dort einerseits als ‘περιττῶς καὶ περιέργως περιτείνεσθαι διὰ λόγων’, ‘εὐπορίαν καὶ περιττότητα λόγων’, ‘περισσὴν λέξιν,…, περίφρασιν, φλυαρίαν’, ‘μακρηγορίαν͵ πολυλογίαν’, ‘εὐτραπελίαν͵ περισσὴν φράσιν, … περισσολογίαν’ erklärt, andererseits aber auch als ‘περίφρασιν’, ‘διαλεκτικήν͵ συλλογισμοὺς καὶ καλλιφράδειαν’. Interessant ist außerdem die – auch in die
Vgl. Ar. Ach. 193ff, wo Dikaiopolis den – mit Wein parallelgesetzten – zehnjährigen Friedensvertrag ablehnt, weil er ihn ὀξύτατον findet, Alex. Fr. 145.12 Μανδραγοριζομένη: καὶ τὸν μὲν ὀξὺν οἶνον ἐκπυτίζομεν, Apollod.Com. Fr. 30 Προικιζομένη ἤ Ἱματιοπώλης: πλὴν τό γ΄ οἰνάριον πάνυ / ἦν ὀξὺ καὶ πονηρόν͵ ὥστ΄ ᾐσχυνόμην. 228 Vgl. Phryn. PS 92: ὄμφακας βλέπειν οἷον αὐστηρὸν καὶ δριμύ͵ ὄμφακες γὰρ τὰ ἄωρα τῶν βοτρύων καὶ ὄξινα, Gp. 6.4.2: κάλλιον δὲ πισσοῦν͵ ὅταν ἢ ὄξινος γένηται͵ ἢ ἀποῤῥυῇ ἡ ἐγκειμένη πίσσα. 229 Über die parodische Benutzung von Wörtern mit der Endung –σις bei Aristophanes siehe Handley 1953, 129-142. 227
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Suda (π 1196) aufgenommene – Bemerkung, dass das Wort auf die Definition der ρητορεία zurückgeht230. Zwei andere Wörter in Aristophanes‘ Palette der Parodie der philosophischen Sprache und Tätigkeit sind mit περιλέγειν und περίλεξις verbunden. Das erste ist περιλαλεῖν, ‘grenzenlos schwatzen’231. Das zweite ist περίπατος232, dessen erste Bedeutung natürlich ‘Spaziergang’ ist, das aber in einem dichterischen oder philosophischen Kontext auch die Bedeutung von περίφρασις annehmen konnte233. Fragment 90 Poll. 3.125: κάπηλος, πρατήρ, μεταβολεύς, πωλητής. Ὑπερείδης δὲ καὶ πράτην εἴρηκε ἐν τῷ Συνηγορικῷ, πωλήτριαν δ᾿ Ἕρμιππος ὁ κωμικός. Πωλήτριαν ist die Lesart der Hanschriften F und S (II), während A πωλητήριον234 hat. Zu πωλητῆρα emendiert Hemsterhuis235 und wird von Bekker236 und Kock237 angenommen. Die Lesart πωλήτριαν bevorzugt Boethe, wird von Fraenkel238 angenommen und drucken auch Kassel-Austin in ihrer Ausgabe. Da vorher im Pollux-Text Bezeichnungen von Verkäufern erläutert werden, ist selbstverständlich nach πράτης noch ein ähnlicher Begriff zu erwarten, aus welchem Grund die Lesart πωλητήριον meiner Meinung nach ausgeschlossen werden muss. Die Auswahl muss dann zwischen πωλήτριαν und πωλητῆρα getroffen werden. Die Tatsache, dass alle anderen Begriffe im Pollux-Text männliche Verkäufer bezeichnen, spricht zunächst für πωλητῆρα. Das Wort πωλητήρ ist aber selten, paläographisch nicht sehr wahrscheinlich, und kommt erst viel später, in Ph. Jud. 1.161 vor (vgl. auch SIG 4.426 i 9), wohingegen die Endung –τρία zur Bezeichnung von femininen Berufsnamen (und zwar von spezifischen πωλήτριαι) umfangreiche Beispiele umfasst, siehe darüber Fraenkel 1913, 388-401 und Silk 1985, 239-246. In Ar. Th. 387 wird z.B. die Mutter des Euripides λαχανοπωλήτρια genannt239 und in Pollux’ Lexikon kommen außerdem die Begriffe ἀλφιτοπωλήτρια (6.37), στεφανοπωλήτριαι Vgl. Sch. Ar. Nub. 318c: περίλεξιν περιττολογίαν͵ περίφρασιν λεληθότως δὲ δείκνυσιν͵ ἐκ πόσων συνέστηκε ῥητορεία· δεῖ γὰρ πρῶτον νοῆσαι͵ εἶτα ἑρμηνεῦσαι τὸ νοηθέν· ὅπερ ἐστὶ λοιπὸν ἔργον τοῦ τῆς ἐξηγήσεως λόγου. 231 Vgl. Ar. Fr. 392 Νεφέλαι α΄: Εὐριπίδης δ΄ ὁ τὰς τραγῳδίας ποιῶν / τὰς περιλαλούσας οὗτός ἐστι τὰς σοφάς, Eccl. 230; auch Ran. 839 (von Euripides über Aischylos gesagt) ἀπεριλάλητον. 232 Vgl. Ar. Ran. 941-2: καὶ τὸ βάρος ἀφεῖλον / ἐπυλλίοις καὶ περιπάτοις καὶ τευτλίοισι λευκοῖς. 233 Siehe Del Corno 1985, 213 (zu Ran. 941) und Beta 2004, 129-30. 234 Diese Lesart behält Meineke in seiner Ausgabe. 235 Hemsterhuis 1825, 167. 236 Bekker 1846, 136 (Poll. 3.125). 237 Kock I, 252 (Fr. 93). 238 Fraenkel 1913, 400, Anm. 16. 239 Vgl. auch Phot. σ 516 = Hsch. σ 844 = Suda σ 536. 230
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(7.199) und λαχανοπωλήτριαι (ib.) vor. Deswegen ist vielleicht die feminine Form diejenige, die Hermippos benutzte und Pollux in Gegenüberstellung mit den männlichen Formen erwähnte. Fragment 91 Poll. p. 508,3: σέων· σητῶν. οὕτως Ἕρμιππος Vgl. Hsch. σ 471. Das heteroklitische Substantiv σῆς, ‘Motte’, hat im Plural die Form σέες, Gen. σέων und die spätere Form σῆτες, Gen. σητῶν. Die erste Form, die auch bei Aristophanes belegt ist240, ist nach der Bezeugung vieler Attizisten die attische, und die spätere (vgl. Men. Fr. 538,5 σῆτες) die griechische241. Über die Deklination siehe Kühner Blass Bd. I S. 506sq; vgl. Choerob. 406, 33: σεύς, σεός, σέες, σέων (σημαίνει δὲ τοὺς σκώληκας); 406, 28: σής, σητός, σῆτες, σητῶν. Fragment 92 Sch. vet. (VAld) Ar. Vesp. 361a: σκοπιωροῦνται: κατοπτεύουσι καὶ παραφυλάττουσιν. Ἕρμιππος δὲ καὶ ἐπὶ τοῦ ἀπὸ τῆς σκοπῆς θεωρεῖν. Sch. Tr. (Lh) Vesp. 361bc: σκοπιωροῦνται] κατοπτεύουσιν͵ σκοποῦσιν͵ φυλάττουσιν. Ἕρμιππος τὸ σκοπιωρεῖν καὶ ἐπὶ τοῦ ἀπὸ σκοπιᾶς θεωρεῖν τάττει· ἐνταῦθα δὲ ἐπὶ τοῦ σκοπεῖν καὶ φυλάττειν τέτακται. Die aristophanischen Scholien zu Vesp. 361 überliefern einen Gebrauch des Verbes σκοπιωροῦμαι von Hermippos, sind aber nicht einig, was das Genus Verbi betrifft. Die Scholia vetera behalten die früher erwähnte – und sonst gut belegte, vgl. Xen. Cyn. 9.2., Philostr. Im. 1.12.8; Hsch. σ 1097, – mittlere Form σκοπιωροῦνται, während die Trikliniusscholien eine neue, hapax belegte, aktive Form σκοπιωρεῖν überliefern. Beide Scholia geben sonst die gleiche Bedeutung für den Gebrauch des Verbes bei Hermippos, nämlich ἐπὶ τοῦ ἀπὸ σκοπιᾶς θεωρεῖν τάττει242, ‘aus einem hohen Ort anschauen’. Die Trikliniusscholien bemerken außerdem, dass das Verb in der aristophanischen Stelle ἐπὶ τοῦ σκοπεῖν καὶ φυλάττειν verwendet wird und scheinen durch das
Vgl. Lys. 729-30: ἔρια … Μιλήσια / ὑπό τῶν σέων κατακοπτόμενα. Vgl. Orus B 145 Al.: σέες· οὐχὶ σῆτες. καὶ αἱ πτώσεις σέων, σῆσιν, σέας. οὕτως Ἀριστοφάνης, Moer. 208,24 Bk.: σέες Ἀττικοί, σῆτες Ἕλληνες, Thom.Mag. σ 329: σῆτες δὲ καὶ σῆτας Ἑλληνικὸν ἀπὸ τοῦ σής σητός. 242 Die Lesart σκοπῆς der Sch. vet. ist sicherlich falsch, die richtige Form kommt aber in den triklinianischen Scholia vor. Über die Bedeutung von σκοπιά vgl. Hsch. σ 1095, 1096, Phot. σ 524, Suda σ 657. 240 241
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Elements des Wachens (φυλάττειν) eine inhaltliche Differenzierung in der Benutzung des Wortes in den zwei Stellen zu belegen. Die wichtigste Frage ist natürlich, ob Hermippos die aktive Form, die hapax ist, oder die mittlere benutzt hat. Für die aktive Form spricht vielleicht die Tatsache, dass θεωρῶ häufiger transitiv benutzt wird (siehe LSJ s.v), während σκοπιωροῦμαι in allen Stellen intransitiv ist, wobei bei der Erklärung für Hermippos’ Stelle nicht endgültig feststellbar ist, ob es um einen transitiven oder intransitiven Gebrauch geht. Die Lexika-Einträge bei Photios und Suda243 komplizieren den Interpretationkontext weiter, weil sie praktisch die zwei Erklärungen der aristophanischen Scholien vermischen. Es ist vielleicht wahrscheinlicher, dass Hermippos die aktive Form σκοπιωρεῖν benutzte. Die Erwähnung seiner Stelle in den Scholien ist eher mit einer grammatischen als mit einer inhaltlichen Differenzierung zu begründen, auch wenn in den Trikliniusscholien eine doppelte Differenzierung angedeutet wird, die jedenfalls nicht so stark zu sein scheint.
Fragment 93 Moer p. 209,19 Bk.: σωδάριον Ἕρμιππος, τὸ ὑφ᾿ ἡμῶν σουδάριον Der Attizist Moiris bezeugt eine merkwürdige Benutzung des Wortes σωδάριον von Hermippos. Das Wort σουδάριον stammt aus dem lateinischen ‘sudarium’, kommt erst am 1. Jh. v. Chr. in evangelischen Texten vor244, und bezeichnet ein Handtuch oder eine Serviette, die benutzt wird, um den Schweiß abzuwischen245. Pollux berichtet, dass καψιδρώτιον, das in der mittleren Komödie belegt ist, die gleiche Bedeutung hatte246. Es ist deswegen überraschend, dass Hermippos so viel früher dieses Wort benutzt hat, und aus diesem Grund haben verschiedene Gelehrte ihre Zweifel geäußert, z.B. Salmasius247, I. G. Vossio248, Schmidt (wegen des ω, siehe Kommentar weiter) und Herwerden, der vermutet, dass κωδάριον statt σωδάριον bei Hermippos vorkommt249. Pierson und Meineke halten σωδάριον für korrekt. Pierson250 bemerkt, dass Wörter von lateinischer Abstammung bei Epicharm oft vorkommen; Hermippos sei es kaum möglich gewesen, solche Wörter, die nur wenige Athener verstehen würden, in seinen Texten einzuschließen, deswegen Bei Photios (σ 524) und Suda (σ 661): σκοπιωροῦνται· φυλακτικῶς σκοποῦσιν ἀπὸ μετεώρου. Vgl. Ev.Luc. 19.20, Ev.Jo. 11.44. 245 Siehe auch Ginouvès 1962, 155 Anm. 2. 246 Poll. 7. 71: τὸ ἐν τῃ μέσῃ κωμωδίᾳ καψιδρώτιον καλούμενον, ὅ νῦν σουδάριον ὀνομάζεται. 247 Plin. Exerc. II (1629) p. 1211 D, apud Pierson 1759, 348 : “quae profecto mira sunt”. 248 Apud Pierson 1759, 349: “Sed metuo, ne Moeris fallat fallaturque”. 249 Apud K.-A. Bd. V S. 604 : “Herwerden coniecit κωδάριον revera apud Hermippum fuisse”. 250 Pierson 1759, 350. 243 244
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habe er wahrscheinlich einen Dorier auf die Bühne gebracht. Meineke denkt ähnlicherweise, dass entweder der Name des Hermippos durch den des Epicharms zu ersetzen ist, oder zu vermuten ist, dass Hermippos einen Sizilianer auf die Bühne brachte, der dieses Wort benutzt hat. Fragment 94 Phot. p. 656, 22: ψῦχος· τὸ ῥῖγος. Ἡρόδοτος (4.28 u.a.)· ἀλλὰ καὶ Ἕρμιππος Herodotos benutzt das Wort nur im Plural (ψύχεα), ‘Fröste’, ‘Kälte’ und fast immer im Bezug auf das Wetter251. Im Singular ist ψῦχος zweimal bei Aristophanes belegt252. Photios’ Eintrag sollte vielleicht dann so erklärt werden, dass Hermippos das Wort ψῦχος ebenso im Plural mit der gleichen Bedeutung benutzte, es ist aber schwierig, eine Antwort auf die Frage zu geben, warum Photios das Wort im Singular überliefert.
Vgl. Hdt. 4.28, 4.29: ἐν δὲ τοῖσι ἰσχυροῖσι ψύχεσι ἢ οὐ φύει κέρεα τὰ κτήνεα ἀρχὴν ἢ φύοντα φύει μόγις, 4.30: Ἐνθαῦτα μέν νυν διὰ τὰ ψύχεα γίνεται ταῦτα, 4. 129: οὐδὲ ἔστι ἐν τῇ Σκυθικῇ πάσῃ χώρῃ τὸ παράπαν οὔτε ὄνος οὔτε ἡμίονος διὰ τὰ ψύχεα, 5.10: ἀλλά μοι τὰ ὑπὸ τὴν ἄρκτον ἀοίκητα δοκέει εἶναι διὰ τὰ ψύχεα 252 Vgl. Ar. Eccl. 539: ψῦχος γὰρ ἦν͵ ἐγὼ δὲ λεπτὴ κἀσθενής, Plut. 896. 251
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Iamb. Fr. 1 Sch. Ar. Pl. 701: εἰ δὲ καὶ τὴν Ἰασὼ Ἀσκληπιοῦ θυγατέρα͵ ὥσπερ καὶ τοῦ Ἀμφιαράου͵ ἄξιον ἀπορεῖν· ἐπεὶ καὶ Ἕρμιππος ἐν τῷ [πρώτῳ] ἰάμβῳ τῶν τριμέτρων Ἀσκληπιοῦ καὶ Λαμπετίας τῆς Ἡλίου λέγει Μαχάονα καὶ Ποδαλείριον καὶ Ἰασὼ καὶ Πανάκειαν καὶ Αἴγλην νεωτάτην. ἔνιοι δὲ προστιθέασιν Ἰανίσκον καὶ Ἀλεξήνορα. Zwei genealogische Versionen sind für Ἰασώ (‘Heilung’, vgl. Sch. Ar. Pl. 701: παρὰ τὸ ἰᾶσθαι; auch Hsch ι 90) bekannt. Nach der ersten, der nach den Scholien auch Hermippos folgte, war sie die Tochter des Heilgottes Asklepios und der Epione und Schwester der Machaon, Podaleirios, Aglaia, Panakeia und Hygieia, vgl. PMG 934, 7-17, Suda η 435: Ἠπιόνη γυνὴ Ἀσκληπιοῦ. καὶ θυγάτηρ αὐτῆς Ὑγεία͵ Αἴγλη͵ Ἰασώ͵ Ἀκεσώ͵ Πανάκεια. Asklepios wird in Ar. Pl. 639 sogar als εὔπαις gepriesen. Die Scholien erklären die Charakterisierung folgendermaßen: εὔπαιδα λέγει τὸν Ἀσκληπιὸν ὡς καλλίστους ἔχοντα παῖδας͵ Μαχάονα͵ Ποδαλείριον͵ Ἰασὼ καὶ Πανάκειαν (früher wird auch Ὑγείαν erwähnt), doch ist die Erklärung von Rogers1 besser: “But probably the allusion goes beyond the actual children, and embraces all the race of the Asclepiads, of whom the most prominent representative at this moment was the celebrated Hippocrates of Cos, τῶν Ἀσκληπιαδῶν ὁ ἄριστος, as the Emperor Julian calls him in his 59th letter”. Iaso zusammen mit ihrer Schwester Panakeia werden sogar weiter in der Szene als Begleiter des Asklepios dargestellt (vgl. Ar. Pl. 701), die im Gegensatz zum Heilgott viel empfindlicher gegenüber dem übelriechenden Furz des Sklaven Karions sind. Nach der zweiten genealogischen Version ist Iaso Tochter des Amphiaraos. An der seinen Namen tragenden Komödie des Aristophanes ist sie irgendwie beteiligt, wie es aus der aristophanischen Scholien (zu Ar. Pl. 701) zu schließen ist, vgl. Ar. Fr. 21 Ἀμφιάραος: ἀλλ΄ ὦ θύγατερ ἔλεξ΄͵ Ἰασοῖ͵ πρευμενής2; Suda ι 90: Ἰασώ· παρὰ τὸ ἰᾶσθαι· φησὶ δὲ Ἀριστοφάνης καὶ Ἀμφιαράου θυγατέρα εἶναι Ἰασώ. Ihre Verbindung mit Amphiaraos ist auch im Kult zu sehen. Pausanias (1.34.2) berichtet, Iaso hatte im Heiligtum des Amphiaraos in Oropos, wo er als Heilgott verehrt wurde, zusammen mit Aphrodite, Panakeia, Hygeia und Athene Paioneia einen Teil des Altars in Besitz. Iamb. Fr. 2 τὰς λευκερίνεως δὲ χωρὶς ἰσχάδας außer der weißen Feigen Rogers 1907, 71 (zu Ar. Pl. 369). Kaibel (apud K.-A. Bd. III2 S. 44) vermutet, dass im Fragment ein ‘senex’ von seinem Traum erzählt, in dem er Amphiaraos sprechen hört. 1 2
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Athenaios widmet ein Kapitel verschiedenen Feigensorten und erwähnt dort den λευκερίνεως genannten Feigenbaum, über den er außerdem vermutet, dass er weiße Feigen trug3. Ἐρινεὸς heißt eigentlich, wie Eustathios erklärt4, sowohl die Frucht des Baumes5, als auch der Baum selbst6. Feigen waren anscheinend in vielfältigen Farben und Formen zu finden (vgl. Ar. Fr. 110 Γεωργός), wie die verschiedenen Sortenbezeichnungsadjektive schließen lassen, z.B. χελιδόνεως (Epig. Fr. 1), φιβάλεως, κορόνεως (Hermipp. Fr. 58, siehe auch Kommentar dort), δαμαρίππεως (Eup. Fr. 443), ἀμφαρίστεως und βασίλεως (Poll. 6.81). Alle diese Adjektive werden nach der zweiten attischen Deklination konjugiert, was keinen Zweifel lässt, dass λευκερίνεως die richtige Form – zumindest für Frucht – sein muss7. Die Quellen sind jedoch bei der Überlieferung des Wortes, bzw. des Baumnamens uneinig. Λευκερινεός ist in Ath. Epit. 2.1.4 (Text von Peppink) und in Eust. Od. 1205.5 belegt. Kaibel behält in seiner Athenaios-Ausgabe die in den Handschriften erhaltene Lesart λευκερινεώς für beide Stelle (d.h. für Athenaios Einleitungssatz und für Hermippos Fragment), wohingegen Gulick zu λευκερίνεως in beiden Fällen emendiert. Meineke unterscheidet stattdessen zwischen λευκερινεός (Baum) und λευκερινεώς (Frucht). Gulicks Emendierung folgt auch Latte im Eintrag in Hesychios’ Lexikon (vgl. λ 724: λευκερίνεως· εἶδος συκῆς). West8 druckt λευκερινεὼς und schreibt: fort. λευκερινέω vel -ὼν (gen. sg. / pl.), et nescio an pro quadrisyllabo legendum sit cum <ˉ>δε vel δ᾿<ˉ˘>. Iamb. Fr. 3 ξύνεστι γὰρ δὴ δεσμ<ί>ῳ μὲν οὐδενί, τοῖσι δ᾿ ὑπαγωγεῦσι τοῖς ἑαυτοῦ τρόποις Er ist durch kein Bindematerial zusammengehalten, auf seine eigene Art und Weise aber ist er wie der Lehm . Das Lexikon der Suda9 bietet im Eintrag ὑπαγωγεύς eine Reihe von Bedeutungserklärungen und belegt die letzte Bedeutung durch zwei Beispiele,
Vgl. Ath. 3.76c: λευκερινεὸς δέ τι εἶδος συκῆς, καὶ ἴσως αὕτη ἐστὶν ἡ τὰ λευκὰ σῦκα φέρουσα. Komm. Il. 2.356: ἐρινεὸς δὲ κατὰ μέν τινας καὶ ἡ ἀγρία συκῆ καὶ ὁ καρπὸς αὐτῆς, ὥσπερ καὶ ἐλαία το τε φυτόν καὶ ὁ καρπός 5 Vgl. Suda α 204: ἐρινεὸς δέ ἐστι τῆς ἄγριας συκῆς ὁ καρπὸς. 6 Vgl. Il. 22.145. Od. 12.103. 7 Diese Form haben auch Meineke I S.97, Kock I S. 246 (Fr. 68). 8 West II S. 68. 9 Suda υ 142: Ὑπαγωγεύς ἐργαλεῖόν τι τεκτονικόν· ὥς τινες σιδηροῦν͵ οἷον πτυΐδιον͵ ᾧ χρῶνται οἱ κονιαταί. οἱ δὲ ἐργαλεῖον οἰκοδομικόν͵ ᾧ ἀπευθύνουσι τὰς πλίνθους πρὸς ἀλλήλας· ὅ τινες παράξυστον καλοῦσιν. οἱ δὲ πηλόν τινα· καθὼς καὶ Ἕρμιππος· … καὶ Ἀριστοφάνης Ὄρνισι. 3 4
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Hermippos’ Stelle (ohne irgendeine andere Angabe) und Ar. Av. 1149. Die aristophanischen Scholien zum Vers geben mit wenigen Änderungen dieselben Erklärungen, und überliefern bei Hermippos’ Beispiel zwar nicht die Verse, fügen aber die Angabe ἐπὶ τοῖς Τριμέτροις hinzu10. Das Fragment ist korrupt, unmetrisch, und wahrscheinlich auch unvollständig überliefert. Zahlreiche Emendationen und entsprechende Interpretationen sind aus diesem Grund vorgeschlagen worden: Meineke11 emendierte das erste τοῖσι des zweiten Verses zu τουτοῖσι und ἑαυτοῦ zu αὐτοῦ und vermutete – mit dem Hinweis auf Hesychios–, dass ὑπαγωγεύς den Lehm bezeichnete, den die Maurer zum Zusammenbinden von Steinen verwendeten. Dindorf12 wies die Zugehörigkeit der Verse zu Hermippos zurück, ohne jedoch einen weiteren Vorschlag über die Autorschaft zu machen. Kock schließlich gab zu, die Verse nicht wiederherzustellen zu können. Die wichtigste Frage ist natürlich, was unter ὑπαγωγεῦσι τοῖς τρόποις zu verstehen ist. Dunbar13 erklärte es folgenderweise: “his own character is his mortar (or straightening tool?)”. Bernhardy vermutete, dass die Verse sich auf eine Person mit leichten Prinzipien beziehen, die das Recht verachtet und schlechten Umgang hat14. Es könnte sich tatsächlich hier um die Beschreibung von einer Person handeln, die sich von Regeln und Pflichten frei fühlt, und die sich häufig diplomatisch je nach Situation benimmt, vermutlich mit der Absicht, jemanden zu betrügen. Sein Benehmen wird dann mit dem Lehm verglichen, der durch die Steine fließt und den Zwischenraum füllt15. ξύνεστι γὰρ δὴ δεσμ<ί>ῳ μὲν οὐδενί: Hermann emendierte δεσμῷ zu δεσμίῳ und Bernhardy zu ᾿ναίσιμῳ (und ἑαυτοῦ zu ταυτοῦ). Δεσμῷ wird auch zur allgemeinen Bezeichnung von ‘Binden’, ‘Fesseln’ oder ‘Halten’ benutzt16, und könnte auch einen guτen Sinn geben, Hermanns Emendation ist jedoch nötig, um einen metrisch rιchtigen iambischen Trimeter bilden zu können. ὑπαγωγεῦσι: Nach den zwei Quellen zu schließen, existieren vier Bedeutungen für ὐπαγωγεύς: 1) ein Gipserwerkzeug, wie ein kleiner Spaten aussehend 2) Sch. Ar. Av. 1150: ὁ δὲ ὑπαγωγεὺς͵ ὥς τινες͵ σιδηροῦν τι οἷον πτυΐδιον͵ ᾧ χρῶνται οἱ κονιαταί. οἱ δὲ͵ ἐργαλεῖον οἰκοδομικὸν͵ ᾧ ἀπευθύνουσι τὰς πλίνθους πρὸς ἀλλήλας. τινὲς δὲ αὐτὸ παράξυστον καλοῦσιν. εἰ μὴ ἄρα πηλόν τινα ὑπαγωγέα καλοῦσι. τοιοῦτον γάρ τι καὶ Ἕρμιππος ἐν τοῖς Τριμέτροις ἐμφανίζει. 11 Meineke I S. 97: „De luto quo utuntur caementarii ad lateres coagmentandos interpretatur etiam Hesychius. Videtur id autem figurate dixisse Hermippus“. 12 Zu Sch. Ar. Av. 1150). 13 Dunbar 1995, 601-605 (zu Ar. Av. 1148-51). 14 Bei Kock I 246: „Hominem significari dicens moribus dissolutis, qui spreta legum sanctitate et bonorum consuetudine cum sordibus suique similibus versetur“. 15 Das Verb ἔοικα, das vielleicht hier zu verstehen wäre, würde auch den Dativ ὑπαγωγεῦσι erklären. 16 Siehe auch LSJ s.v. 10
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eine Mauererkelle, d.h. ein Werkzeug, mit dem der Maurer Steine in eine Wand einfügt oder auch Putz an eine fertig gemauerte Wand anbringt 3) ein Werkzeug zum Schleifen, auch παράξυστον genannt und 4) eine Art von Lehm oder Ton. Die letzte Bedeutung wird durch einen Hesychios-Eintrag weiter gestützt und wurde auch von Meineke angenommen, der vermutete, dass ὑπαγωγεύς den Lehm bezeichnete, den die Maurer zum Zusammenbinden von Steinen verwendeten. Dunbar17 diskutierte diese Interpretationsmöglichkeiten für die aristophanische Stelle – auch anhand von weiteren Stellen aus Inschriften – ausführlich, konnte sich jedoch am Ende für keine endgültig entscheiden. Es liegt die Vermutung nahe, wie Dunbar selbst bemerkt, dass die antiken Scholiasten die genauere Bedeutung des Wortes nicht wussten. Die Frage ist, ob wir ihnen Glauben schenken sollen, dass Hermippos das Wort in seinem Fragment mit der letzten Bedeutung (‘Lehm’, ‘Ton’, πηλόν τινα) benutzt hat. Das Fragment selbst hilft wenig, ein schlagkräftiges Argument vorzubringen, geschweige denn, zu entscheiden, ob die gegebene Bedeutung als richtig anzusehen, oder eine von den anderen auszuwählen ist. Dafür sprechen zwei Gründe: Der hohe Korruptheitsgrad und die Tatsache, dass ὐπαγωγεύς, zumindest in diesem überlieferten Zustand, im Rahmen eines Vergleichs benutzt zu werden scheint (siehe auch die Einleitung), wo ein metaphorischer Gebrauch eventuell nicht auszuschließen wäre. Iamb. Fr. 4 εἰς τὸ Κυλικράνων βαδίζων σπληνόπεδον ἀφικόμην· εἶδον οὖν τὴν Ἡράκλειαν καὶ μάλ΄ ὡραίαν πόλιν Auf der Wanderschaft kam ich zum keilförmigen Land der Kylikraner; ich sah dann Herakleia, in der Tat eine sehr schöne Stadt. Der erste der trochaischen Tetrametern ist wieder bei Athenaios (11.461e) erhalten, der in der Einleitung des Fragmentes schreibt: κυλικηγορήσων ἔρχομαι͵ οὐ τῶν Κυλικράνων εἷς ὑπάρχων͵ οὓς χλευάζων Ἕρμιππος ὁ κωμῳδιοποιὸς ἐν τοῖς Ἰάμβοις φησίν·. Die erste Person bezieht sich möglicherweise auf den Dichter selbst, d.h. Hermippos sagt, dass er bei den Kylikraner angekommen ist, um “zum Geleit von Wein“ eine Rede zu halten, obwohl er selbst nicht zu ihnen gehört. Κυλικηγορῶ wird einige Zeilen weiter von Athenaios erklärt, vgl. Ath. 11.480b: καὶ τὸ κυλικηγορεῖν͵ ὅταν ἐπὶ τῇ κύλικί τις ἀγορεύῃ18.
Dunbar 1995, 602-4. Vgl. auch Eust. Od. 1. 346.24: καὶ εἴρηται τὸ κυλικηγορεῖν ἀστείως πρὸς ὁμοιότητα τοῦ δημηγορεῖν. ἵνα καὶ κυλικηγόρος ᾖ ὡς δημηγόρος͵ ὁ πρὸς κύλικα λαλῶν ἤτοι ὁ ἐν τῷ συμπίνειν λάλος ὤν.
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Eine erste Ebene in der Verspottung ist also in der Form eines Wortspiels zwischen κυλικηγορώ und Κυλικράνων zu sehen. Es gibt aber sicherlich auch eine zweite Ebene, worin der Spott des Hermippos besteht. Athenaios gibt an der Stelle unter verschiedenen Gewährsmännern Aufschluss über die Beziehungen zwischen den Kylikranern und den Herakleoten. Anscheinend hielten die Herakleoten die Kylikraner für fremd und ausländisch, obwohl sie eigentlich die Urbevölkerung in der Gegend waren. Stählin19 erklärt den Spott folgendermaßen, dass der Dichter hier die Herakleoten selbst unter den Kylikranern versteht, weil sie sich von Sparta hatten helotisieren und lakonisieren lassen. Seine Vermutung ist plausibel, erklärt sie aber eigentlich wenig, warum Hermippos die Kylikraner verspottet, wie Athenaios deutlich sagt. Die Kylikraner sind unterdrückt in ihrem eigenen Land, und zwar von einer spartafreundlichen Bevölkerung, die selbst im Kriegszustand mit ihren Nachbarn ist, siehe darüber RE VIII, 1, S. 425-6. Wenn Hermippos also kommt, um zusammen mit den Kylikranern Wein zu trinken und zu plaudern, sieht er die Stadt Herakleia, die ihm sehr gefällt. Κυλικράνων: Die Informationen, die uns über die Kylikraner zur Verfügung stehen, stammen alle aus Athenaios’ Bericht, wo auch Hermippos’ Verse erhalten sind, stimmen aber nicht miteinander überein. Nikander aus Thyateira erzählt, dass die Kylikraner, ursprüngliche Einwohner in Oite, Herakleiotai waren, die ihren Namen auf einen Kylix zurückführten, einem Mitkämpfer des Herakles lydischer Abstammung20. Die gleiche Information ist bei Hesychios zu finden, vgl. Hsch κ 4496: Κυλικράνων· … οἱ δὲ τοὺς ὑπὸ τῇ Οἴτῃ Ἡρακλεώτας ἀπό τινος Κύλικος Λυδοῦ ὠνομάσθαι. Scythinos aus Teos stattdessen belehrt uns, dass Herakles Eyrutos, König von Oichalia, und seinen Sohn festnahm und umbrachte. Danach eroberte er die Kylikraner, die von Plünderungen lebten, und baute dort die trachinische Stadt Herakleia auf21. Stahlin22 bemerkt dazu, dass diese Sage ursprünglich trachinisch gewesen sein musste und erst nach 426 auf Herakleia übertragen war. Diese Verbindung zwischen den Kylikranern und Eurytos ist durch die Grenzinschrift Hypata-Lamia (XIL III 586, 12306) belegt, die von einem monumentum Euryti in der dortigen Gegend spricht, siehe auch RE s.v. Κυλικρᾶνες. Ihre Abstammung aus Lydien bestätigt auch Polemon, der berichtet, dass sie aus Lydien gekommen sind und, wie auch die
RE XI, 2 S. 2452-3. Ath. 11.461e: Ἡρακλεῶται δ΄ εἰσὶν οὗτοι οἱ ὑπὸ τῇ Οἴτῃ κατοικοῦντες͵ ὥς φησι Νίκανδρος ὁ Θυατειρηνός͵ ὀνομασθῆναι φάσκων αὐτοὺς ἀπό τινος Κύλικος γένος Λυδοῦ͵ ἑνὸς τῶν Ἡρακλεῖ συστρατευσαμένων. 21 Ath. 11.461f: Μνημονεύει δ΄ αὐτῶν καὶ Σκυθῖνος ὁ Τήιος ἐν τῇ ἐπιγραφομένῃ Ἱστορίῃ λέγων οὕτως· Ἡρακλῆς λαβὼν Εὔρυτον καὶ τὸν υἱὸν ἔκτεινε φόρους πρήσσοντας παρ΄ Εὐβοέων. Κυλικρῆνας ἐξεπόρθησε λῃζομένους καὶ αὐτόθι πόλιν ἐδείματο Ἡράκλειαν τὴν Τρηχινίαν καλεομένην. 22 RE XI, 2 S. 2452. 19 20
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Athamaner, in Oite und Trachis ansiedelten. Die Kylikraner waren anscheinend eine Art von Penesten23, die die Malier und später die Ötaer als Landarbeiter benutzten. Ihnen beiden gewährten aber die Herakleiotai kein Bürgerrecht, weil sie sie für ἀλλοφύλους hielten24. Polemon gibt danach eine offensichtlich paretymologische Erklärung ihres Namens, nämlich aus ihrem anscheinend unhellenischen Brauch, sich am Oberarm κύλικας zu tatöwieren25. σπληνόπεδον: Das Wort ist ein hapax und seine Bedeutung ist außerdem unklar. Gulick übersetzt es als ‘spongy-soiled’, (‘mit schwammigem Boden’). Schweighäuser emendiert zu σκληρόπεδον, ‘harter Boden’ (d.h. schwer kultivierbar), das ebenfalls hapax wäre. LSJ gibt keine Erklärung sondern hält es für eine falsa lectio für – auch hapax – σφηνόπεδον, ‘keilförmiges Land’. Die vorgeschlagenen Emendationen scheinen einen besseren Sinn als das skurrile σπληνόπεδον zu geben. Es ist jedoch nicht sicher feststellbar, ob Hermippos hier vielleicht ein Wortspiel mit Κυλικρᾶνες26 und οἰνόπεδον (‘Weinberg’) machen wollte. Das Wort οἰνόπεδον wird von Eustathios (Il. 2.182) als ἀμπέλων γῆν πεδινήν erklärt, ist gut belegt27 und würde auch zum Partizip κυλικηγορήσων passen, siehe auch die Einleitung. Ἡράκλειαν: Die Stadt Herakleia haben die Lakedaimonier 426 auf Bitten der in der Zeit von den Oitaiern bedrängten trachinischen Malier und Dorier gegründet. Die Auswahl des Namens ist mit dem oben genannten trachinischen Mythos verbunden, der Herakles als Gründer der Stadt erwähnt, siehe Anm. 502. Der Neugründung widersetzten sich die Thessaler und die nichttrachinischen Malier, weswegen eine lange Zeit von Kriegen und allgemeinem Aufruhr folgte, in der die Lakedaimonier die Herakleoten fast immer unterstützten, siehe RE VIII, 1 S. 425-6. Hermippos’ Verse müssen, zeitlich gesehen, zu dieser turbulenten Zeit gehören, es ist jedoch nicht klar, ob und wie sie diese Situation widerspiegeln könnten. Iamb. Fr. 5 ὕστερον δ΄ αὐτὸν στρατηγόν͵ οὕς ἀνειλωτημένην καὶ κασαλβάζουσαν εἶδον καὶ σεσαλακωνισμένην Die Penesten waren eine unfreie bäuerliche Bevölkerung in Thessalien, die für den Adel das Vieh hütete. 24 Ath. 11.462a: Πολέμων δ΄ ἐν τῷ πρώτῳ τῶν πρὸς Ἀδαῖον καὶ Ἀντίγονόν φησιν οὕτως· τῆς δ΄ Ἡρακλείας τῆς ὑπὸ τὴν Οἴτην καὶ Τραχῖνος τῶν οἰκητόρων μεθ΄ Ἡρακλέους τινὲς ἀφικόμενοι ἐκ Λυδίας Κυλικρᾶνες͵ οἳ δ΄ Ἀθαμᾶνες͵ ἀφ΄ ὧν οἱ τόποι διαμένουσιν· οἷς οὐδὲ τῆς πολιτείας μετέδοσαν οἱ Ἡρακλεῶται συνοικοῦσιν͵ ἀλλοφύλους ὑπολαβόντες. 25 Vgl. Ath. 462a: Κυλικρᾶνες δὲ λέγονται͵ ὅτι τοὺς ὤμους κεχαραγμένοι κύλικας ἦσαν, vgl. auch Hsch. κ 4496. 26 Das Wort κύλιξ ist natrülich klar im Wort zu sehen. 27 Vgl. Il. 9.579, Thgn. 892, Thecr. 24.130, Plut. 2.604c. 23
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Danach habe ich ihn als Strategen gesehen, als sie sich wie eine Helotin und eine Dirne benahm und mit einem effeminierten Gang lief. Die Scholia zu Ar. Vesp. 1169 überliefern zwei trochaische Tetrameter, deren Sinn, aufgrund der unklaren syntaktischen Verbindung der Wörter – zumindest auf den ersten Blick – unklar zu sein scheint. Da die Verse metrisch richtig und komplett sind, ist keine Ergänzung von Wörtern oder Silben notwendig. Das größte Problem weist der Relativsatz, bzw. das Relativpronomen οὕς auf. Die einfachste – und vielleicht die beste – Lösung ist das Pronomen mit der ersten Silbe des nächsten Wortes (αν) zusammenzufügen, um das Partizip οὖσαν zu bilden, das dann von εἶδον abhängen könnte, siehe auch Kommentar zur Stelle. Meineke schlug die obenerwähnte Emendation vor, korrigierte aber auch στρατηγόν zu στρατηγῶν, und vermutete, dass eine Verbindung zwischen dem vorherigen Fragment (Iamb. 4) und diesem besteht, bzw. dass die Partizipien hier sich auf die in Iamb. 4 erwähnte Stadt Herakleia beziehen28. Als eine zweite Möglichkeit schlug er vor, dass die Stadt Λέπρεον – die zwischen Lakonien und Heleia lag – hier zu verstehen wäre, wo nach Thykudides’ Bericht die Lakedaimonier die befreiten Heloten, die auf der Seite des Brasidas gekämpft hatten, ansiedelten. Kaibel wies – wohl mit Recht – Meinekes Vermutungen zurück, und hielt es für unwahrscheinlich, dass Hermippos, als Stratege, eine Stadt zunächst lobt (vgl. καὶ μάλ᾿ ὡραίαν πόλιν, Iamb. 4) und sie dann wegen der Ausschweifung ihrer Bürger kritisiert29. Er selbst emendiert αὐτὸν zu αὐτὴν und vermutet, dass die Verse sich auf Amynias beziehen, der 423/2 Stratege war. Seiner Konjektur schließt sich auch MacDowell30 an. Der komische Spott gegen Amynias bei Aristophanes enthält tatsächlich unverkennbare Ähnlichkeiten: In den Wespen (474-6) wird er als Liebhaber der Monarchie (μοναρχίας ἐραστὰ) beschrieben, der mit Brasidas verkehrt (ξυνὼν Βρασίδᾳ), was als Anspielung auf eine heimliche Kollaboration angesehen werden könnte, und was jedenfalls seine prooligarchischen Gefühle andeutet. In den Wolken wird er als effeminiert – sogar als Frau, vgl. Nub. 691 – dargestellt, und es wird über ihn im femininen Geschlecht gesprochen31, was charakteristische Ähnlichkeiten mit der Beschreiburg in Hermippos Fragment hat32. Er wird außerdem als ein extrem armer Mann dargestellt, der früher reich war und immer noch gelegentlich von seinen reichen Freunden eingeladen Meineke I S. 99: „… de Cylicranum civitate intellegenda esse suspicor, quam ex quo tempore Lacedaemonii colonis auxerint (οὖσαν εἱλωτημένην) in luxum et mollitiem prolapsam esse dicit“. 29 Kaibel 1895, 441. 30 Macdowell 1965, 50-51. 31 Vgl. Nub. 691-2 ὁρᾶς; γυναῖκα τὴν Ἀμυνίαν καλεῖς. / οὔκουν δικαίως, ἥτις οὐ στρατεύεται; 32 Deswegen muss vielleicht αὐτὸν nicht unbedingt emendiert werden, weil die Nichtübereinstimmung zwischen αὐτὸν und den Partizipien (anfangend mit οὖσαν) irgendwie im Rahmen dieses Wortspiels zu der Erzielung eines lustigen Effektes dienen könnte. 28
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wird (vgl. 1267-74), worauf ὕστερον und vielleicht auch κασαλβάζουσαν in Hermippos’ Fragment anspielen könnten. Eine Identifizierung des weiblichen oligarischen Strategen in Hermippos’ Fragment mit Amynias ist aus diesem Grund auf jeden Fall plausibel, was auch die Vermutung erlauben würde, dass die Verse etwa zeitgleich mit den Wespen geschrieben wurden, siehe auch Kaibel 1895, 441-5 und Macdowell 1965, 50. οὓς ἀνειλωτημένην : Die Überlieferung der Handschriften ist problematisch, weil das Bezugswort des Relativpronomens nirgendwo steht und der Text in seinem überlieferten Zustand scheint, keinen guten Sinn zu ergeben. Άνειλωτημένην ist höchstwahrscheinlich auch korrupt, weil die Partizipform des Perfekts auf ein kontrahiertes Verb (ἀν)ειλωτέω zurückzuführen wäre, wobei das einzige belegte Verb εἰλωτεύω ist 33. Das bedeutet, dass noch ein Verb aus demselben Stamm existierte, nämlich εἰλωτίζομαι, dessen Bedeutung vielleicht nicht ‘Sklave sein’ war, sondern ‘sich wie ein Sklave benehmen’34. Außerdem ist das Präfix ἀν wahrscheinlich mit οὕς zusammenzuschreiben, um das Partizip οὖσαν zu formen, das als Prädikativum zu εἶδον zu verstehen wäre35. Über die Nichtübereinstimmung zwischen αὐτὸν und der femininen Partizipformen siehe die Einleitung. κασαλβάζω: Das Verb ist sonst nur noch einmal bei Aristophanes belegt, vgl. Ar. Eq. 355: κασαλβάσω τοὺς ἐν Πύλῳ στρατηγούς. LSJ unterscheidet – wohl richtig – zwischen einem transitiven, an Aristophanes’ Stelle, ‘abuse someone in a trumpet fashion’, und einem intransitiven Gebrauch, an Hermippos Stelle, ‘behave like a strumpet’, ‘sich wie eine Dirne benehmen’. Die aristophanischen Scholien erklären κασαλβάζω als λοιδορέω (vgl. auch Suda κ 448), Rogers aber (und LSJ) sieht im Wort eine heftigere Bedeutung36. Außer dem Verb ist das Substantiv κασαλβάς, ‘Metze’, ‘Dirne’ belegt37. σεσαλακωνισμένην: Diese ist die von allen angenommene Emendation von Schneider für das korrupte σεσαλωκισμένην der Handschriften. Die Form und Bedeutung des Verbes sind in den lexikographischen Quellen höchst Vgl. Isoc. 4.131, Suda ει 133. Im Suda Lexikon wird aber auch die Partizipform κατειλωτισμένος belegt, vgl. κ 1033: κατειλωτισμένος· καταδεδουλωμένος. ἐκ τοῦ εἴλως εἴλωτος͵ ὃ σημαίνει τὸν δοῦλον, auch ει 132: … τὸ δὲ κατειλωτισμένος σεσημείωται εἰς τὴν συναλιφήν. 34 In LSJ wird εἰλωτίζομαι als ‘to be helotized’ erklärt. 35 So Kaibel (siehe krit. App. bei West) und Meineke, der aber zu einem anderen Schluss kommt. 36 Rogers 1930b, 51 (zu Ar. Eq. 355) : But he word implies something more than than ordinary abuse … κασαλβάζειν is the equivalent of our vulgar expression “to blackguard a person”. 37 Vgl. Ar. Eccl. 1105-6: ὅμως δ΄ ἐάν τι πολλὰ πολλάκις πάθω / ὑπὸ τοῖνδε τοῖν κασαλβάδοιν δεῦρ΄ ἐσπλέων und Sch. Ar. Eq. 355a (≈ Sch. Αr. Eccl. 1106 ≈ Suda κ 447): κασαλβάδες ἑταῖραί εἰσιν͵ αἱ ἀεὶ ἐπὶ τῶν οἰκημάτων ἑστῶσαι γυναῖκες͵ ἐπὶ μισθῷ παρέχουσαι τοῖς βουλομένοις ἑαυτάς. κασαλβάδες δὲ εἴρηνται ἀφ΄ οὗ ποιοῦσι. καλοῦσι μὲν γὰρ οὐκ ἔχουσαι τοὺς ἐραστάς͵ σοβοῦσι δὲ τοὺς ὄντας͵ ἵνα ἄλλους λάβωσιν. 33
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umstritten. Die aristophanischen Scholien (Vesp. 1169), die Hermippos’ Fragment erhalten, berichten, dass auch die Formen διασαλακωνίζω, σαλακωνεύεσθαι, διαλυκώνισον38 und διαλακώνισον in Gebrauch waren und schreiben die Existenz der verschiedenen Formen der Eigentümlichkeit des Wortes zu. Σαλακωνίζω scheint jedoch hier die richtige Form zu sein. In den Scholien (Vesp. 1169c) wird σαλακωνίζω als ἁβρῶς καὶ μαλθακῶς σαυτὸν διακίνησον erklärt, anspielend auf einen Σαλάκωνος τρυφηλοῦ und anderswo als τὸν πρωκτὸν αἰσχρῶς κινῆσαι. Ähnlich ist die Erklärung in zwei Hesychios–Einträgen39. Diese ist die Bedeutung, die hier anzunehmen ist, denn sie passt gut zu den anderen Charakteristika dieses merkwürdigen Strategen. In den Lexika des Photios (σ 497.15) und Suda (σ 45) wird jedoch σαλακωνίζω als ἀλαζονεύεσθαι erklärt, siehe auch LSJ. Die gleiche Bedeutung, nämlich ἀλαζονεία ὑπὲρ τὸ δέον, wird in den obengenannten Stellen auch für das Substantiv σαλακωνεία gegeben. Das Element der Armut fügt Hesychios hinzu, vgl. Hsch. σ 99: σαλακωνία· ἡ ἐν πενίᾳ ἀλαζονεία, während in Zonaras’ Lexikon die etwa allgemeinere Erklärung als βλακεία zu finden ist, vgl. Zon. Lex. α 180.7, auch EM 707. 57. Das Adjektiv σαλάκων scheint irgendwie alle obengenannten Bedeutungen zu haben. In Hsch. σ 98 ist σαλάκων ein armer Arrogant (ὁ πτωχὸς ἀλαζών), in Photios (σ 497.18) und Suda (σ 44) ein Armer, der vorgibt reich zu sein, (προσποιούμενος πλούσιος εἶναι͵ πένης ὤν), in Hesychios (σ 100, δ 1304) ein effeminierter Mann (διαθρυπτόμενος). Hesychios überliefert schließlich eine neue Bedeutung für σαλάκων, nämlich jemand, der unbesonnen ausgibt (οὗ μὴ δεῖ δαπανῶντα)40. Iamb. Fr. 6 Sch. Ar. Av. 304: κεβλήπυρις: μήποτε οὐχ ἕν ἐστιν ἀλλὰ δύο, φησὶν ὁ Σύμμαχος. καὶ ἐν τοῖς Καλλιμάχου γἆρ ἀναγέγραπται κέβλη, εἶτα μύρμηξ. <ἀλλὰ καὶ ἐν τοῖς> Ἑρμίππου τετραμέτροις, καὶ Θεμιστοκλέους τὸν πρωνός τις ὤν , κεβλήπυρίς τις ὀνομάζεται, ὥστε ἐνθάδε ἤ ἐκεῖ ἡμάρτηται τὸ ἕν παρὰ τῇ γραφῇ. Ἄλλως. οὐ δύναται δύο εἶναι͵ διὰ τὸν ἀριθμὸν τῶν εἰκοσιτεσσάρων. Die aristophanischen Scholien in den Vögeln (Av. 304) erhalten ein Fragment in sehr korruptem Zustand, wo Themistokles, mit einem Vogel, der Wortspiel auf Λύκων, Vater des Αὐτόλυκος, der als μαλακός beschrieben wird. vgl. Hsch. σ 100: σαλακωνίσαι· σαλακωνεῦσαι … ἀπὸ τοῦ ἁβρῶς καὶ μετὰ θρύψεως βαδίζειν, auch δ 1304 διασαλακώνισον. 40 Vgl. auch Arist. EE 1221a und MM 1.26.1: ὁ γὰρ σαλάκων τοιοῦτός ἐστιν͵ ὁ ἐν ᾧ μὴ δεῖ καιρῷ ἐνδεικνύμενος τὴν ἑαυτοῦ εὐπορίαν. 38 39
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κεβλήπυρις heißt, in Verbindung gebracht zu werden scheint. Das Metrum ist, nach der Angabe der Scholien ein trochaischer Tetrameter, was jedoch von der metrischen Analyse des Verses wegen seiner Korruptheit nicht bestätigt werden kann41. Die Scholien geben uns auch die Information, dass Symmachos zwei Vögel im Vers erkannt hat und dass bei Kallimachos das Wort κέβλη zu finden ist (Fr. 422 Pf.)42. In Hermippos ist aber das Wort κεβλήπυρις belegt, welches nach den Scholien, nur einen Vogel bezeichnen kann, damit die Zahl der erwähnten Vögel (24), die den Chor in der Komödie bildeten, sich als richtig erweist43. Die Identifikation des Vogels κεβλήπυρις ist in der Forschung umstritten. Κεβλή ist eine synkopierte Form für κεβαλή, bzw. κεφαλή44. Es liegt also die Vermutung nahe, dass ein Vogel damit bezeichnet wird, dessen Merkmal eine rote Farbe am Teil des Kopfes ist. Dunbar identifiziert ihn mit dem Rotkopfwürger (Lanius senator)45, einem auffälligen, unverwechselbaren Vogel mit rostrotem Oberkopf und Nacken, Sommerstein und Rogers mit dem Sommer- oder Wintergoldhähnchen (Regulus ignicapillus oder Regulus regulus)46, einem winzigen Vogel mit hellorangem (Männchen) oder hellgelbem (Weibchen) Seitenstreifen und einem weißen Überaugenstreif, Arnott mit dem Stieglitz (Carduelis carduelis)47, der eine charakteristische kräftig rote Gesichtsmaske hat, aber sonst einen weißen Kopf mit weißen Halsseiten und Kakridi mit dem Birkenzeisig (Carduelis flammea oder Fringilla linaria)48, einem kleinen Vogel mit einem karminroten Vorderscheitel und einem undeutlichen weißen Überaugenstreif. Hermippos’ Vers ist leider zu korrupt, um uns zu einem sicheren Schluss betreffend der bestehenden Verbindung zwischen diesem Vogel und dem seit langer Zeit gestorbenen Politiker und Strategen zu führen. Eine erste – einfachere – Ebene dieser Verbindung ist vielleicht in der Farbe des Kopfes zu erkennen. Themistokles war bekanntlich der rothaarige Sohn einer angeblich thrakischen Mutter. Κεβλήπυρις könnte in diesem Fall als eine Anspielung auf seine nichtathenischen Herkunft verstanden werden49. Dunbar glaubte eine Nur der erste Fuss ist ein richtiger trochaischer Tetrameter. Sch. Ar. Nub. 304: μήποτε οὐχ ἕν ἐστιν ἀλλὰ δύο, φησὶν ὁ Σύμμαχος. καὶ ἐν τοῖς Καλλιμάχου γἆρ ἀναγέγραπται κέβλη, εἶτα μύρμηξ. 43 Sch. Ar. Nub. 304: … <ἀλλὰ καὶ ἐν τοῖς> Ἑρμίππου τετραμέτροις καὶ Θεμιστοκλέους τὸν πρωνός τις ὤν, κεβλήπυρίς τις ὀνομάζεται, ὥστε ἐνθάδε ἤ ἐκεῖ ἡμάρτηται τὸ ἕν παρὰ τῇ γραφῇ. Ἄλλως. οὐ δύναται δύο εἶναι͵ διὰ τὸν ἀριθμὸν τῶν εἰκοσιτεσσάρων. 44 vgl. Zon. Lex. κ 1189: Κέβλη. ἡ κεφαλή. κατὰ συγκοπὴν καὶ τροπὴν τοῦ φ εἰς β γέγονε κέβλη, EM 498.42: Κέβλη· Ἐκ τοῦ κεφαλὴ γίνεται κατὰ συγκοπήν, siehe auch Frisk s.v. κεβλή und κεβλήπυρις. 45 Dunbar 1995, 252. 46 Sommerstein zu Ar. Av. 304, Rogers 1906, xxxiv-xxxvi. 47 Arnott 1988, 212. 48 Kakridi 1987, 74. 49 Siehe auch Dunbar 1995, 253. 41 42
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zweite Ebene erkannt zu haben, nämlich im auffalend räuberischen Verhalten des Rotkopfwürgers (siehe oben), der wie alle Würger, seine Beute wachsam beobachtet, auf den richtigen Moment wartend, in dem er zum Angriff übergeht, und danach sie oft auf Dornbüsche aufgespießt speichert. Dieses Verhalten vergleicht er mit der bekannten Raublust des Themistokles und seine Prestigeausgaben. Iamb. Fr. 7 Ath. 667d: ὅτι δὲ ἆθλον προὔκειτο τῷ εὖ προεμένῳ τὸν κότταβον προείρηκε μὲν καὶ ὁ Ἀντιφάνης· ᾠὰ γάρ ἐστι καὶ πεμμάτια καὶ τραγήματα. ὁμοίως δὲ διεξέρχονται Κηφισόδωρος ἐν Τροφωνίῳ καὶ Καλλίας ἢ Διοκλῆς ἐν Κύκλωψι καὶ Εὔπολις, Ἕρμιππός τε ἐν τοῖς Ἰάμβοις. Athenaios informiert uns in Rahmen seiner Beschreibung des Kottabosspieles, dass es Prämien für die Spieler nach einem erfolgreichen Schuss gab. Die Preise, die auch κοττάβεια genannt sind50, waren vor allem essbar, Eier, Teigtaschen, Dörrfrüchte und Süßigkeiten. Athenaios überliefert danach eine Reihe von Komikerstellen, die diese Prämien erwähnen51, von denen die meisten aber uns nur als indirekte Quellen nützlich sein können, weil der Text in allen fehlt und kein anderer Preis sonst erwähnt wird. Ausnahme ist ein Antiphanes-Fragment, in dem eine Szene des Spieles beschrieben wird52, wo die Rede von Eiern als Prämien ist, die Stelle ist aber leider korrupt. Über die vorgeschlagenen Konjekturen und Emendationen, siehe K.-A. Bd. II S. 341 und Pütz 2003, 231. Ein ebenso korruptes Fragment von Eubulus, belegt auch an einer anderen Stelle bei Athenaios – ohne jedoch die Angabe, dass es um Gewinnprämien geht –, erwähnt gebackene Güter als Preise53. Eine Art von Wettbewerb scheint der Fall bei einem Fragment des Komikers Plato zu sein, wo Herakles für Küsse spielen will (περὶ φιλημάτων), womit sein Gesprächspartner, wahrscheinlich ein Bordellinhaber, nicht einverstanden ist, und deswegen den Gegenvorschlag macht, die Stiefel eines der anwesenden Mädchen und Herakles’ κότυλον als κοττάβεια (‘Gewinnpreise’) auszusetzen.
50
Vgl. Pl.Com. Fr. 46.7 Ζεῦς κακούμενος, Eub. Fr. 15 Βελλερεφόντης, Call. Fr. 2 P. Cephisod. Fr. 5 Τροφώνιος, Call. Fr. 12 Κύκλωπες, Eup. Fr. 399, und unser Fragment, sehr allgemein auch in Cratin. Fr. 124 Νέμεσις 52 Antiph. Fr. 57 Ἀφροδίτης γοναί, siehe auch Hermipp. Fr. 48. 53 Eub. Fr. 1 Ἀγκυλίων: καὶ γὰρ πάλαι πέττει τὰ νικητήρια / … / ἐξεπήδησ΄ ἀρτίως πέττουσα τὸν χαρίσιον. 51
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Iamb. Fr. 8 Ath. 700d: Ἕρμιππος δὲ ὁ κωμῳδιοποιὸς ἐν ἰάμβοις τὸ στρατιωτικὸν λυχνεῖον σύνθετον οὕτως ὀνομάζει. ἐν δὲ Φορμοφόροις δράματι “τῇδ᾿ ἐξιόντι δεξιᾷ ὦ λυχνίδιον ”. Dem iambischen Fragment folgt Fr. 62, ohne dass jedoch eine klare Verbindung zwischen den beiden besteht. Λυχνεῖον ist nach Phrynichos das richtige attische Wort für λυχνίαν,54. Es ist nicht klar, wie Hermippos das Wort in den Iamben benutzte. Eine Vermutung wäre, dass das einzelne Wort λυχνεῖον in diesem Fragment anstelle eines Kompositums (σύνθετον), im Sinne von στρατιωτικὸν λυχνεῖον, belegt ist. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Hermippos das Wort λυχνεῖον (und nicht z.B. λυχνία) beim Ausdruck στρατιωτικόν λυχνεῖον benutzte55. Schweighäuser emendierte σύνθετον zu σύνδετον und wies auf ein Antiphanes-Fragment hin56. Συνδοῦντες ist jedoch dort nicht mit λυχνείῳ sondern mit τρία (und ἀκοντίων) in Verbindung zu bringen. Ein στρατιωτικόν λυχνεῖον könnte eine Art von Lampe sein, die die Soldaten bei Nachtaktivitäten benutzten.
54
Vgl. Phryn. Ecl. 288: λυχνίαν· ἀντὶ τούτου λυχνεῖον λέγε ὡς ἡ κωμῳδία, vgl. Pherecr. Fr. 90 Κραπάταλοι, Diphil. Fr. 2 Ἄγνοια, Ar. Fr. 573.3, Antiph. Fr. 57.2, 109, siehe auch Threatte 1980, 316, Anm. 29. 55 So West II S. 69: “fort. dicit Athenaeus Hermippum “στρατιωτικὸν λυχνεῖον” sic quasi composito nomine vocavisse”. 56 Antiph. Fr. 109 Ἱππεῖς: τῶν δ᾿ ἀκοντίων / συνδοῦντες ὀρθὰ τρία λυχνεῖῳ χρώμεθα.
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Inhaltsverzeichnis Biographische Daten und Karriere ............................................................................................................. 1 Hermippos’ Anklage wegen ἀσεβεία gegen Aspasia ............................................................................... 4 Überlieferungsquelle der Komikfragmente ................................................................................................ 9 Themen und Richtungen in Hermippos‘ Dichtung ................................................................................ 10 Persönliche Verspottung und Angriffsziele ................................................................................................ 11 Datierung der Komödien ............................................................................................................................ 13 Hermippos als Iambograph ....................................................................................................................... 14 Hermippos als Parodist ............................................................................................................................. 15 Ἀγαμέμνων .......................................................................................................................................... 17 Fragment 1 ................................................................................................................................................. 17 Ἀθηνᾶς γοναί ...................................................................................................................................... 20 Fragment 2 ................................................................................................................................................. 22 Fragment 3 ................................................................................................................................................. 24 Fragment 4 ................................................................................................................................................. 25 Fragment 5 ................................................................................................................................................. 27 Fragment 6 ................................................................................................................................................. 29 Αρτοπώλιδες ........................................................................................................................................ 31 Fragment 7 ................................................................................................................................................. 32 Fragment 8 ................................................................................................................................................. 36 Fragment 9 ................................................................................................................................................. 37 Fragment 10............................................................................................................................................... 38 Fragment 11............................................................................................................................................... 39 Fragment 12............................................................................................................................................... 39 Δημόται ................................................................................................................................................. 41 Fragment 13............................................................................................................................................... 42 Fragment 14............................................................................................................................................... 43 Fragment 15............................................................................................................................................... 44 Fragment 16............................................................................................................................................... 46 Fragment 17............................................................................................................................................... 46 Fragment 18............................................................................................................................................... 47 Fragment 19............................................................................................................................................... 47 Fragment 20............................................................................................................................................... 48 Fragment 21............................................................................................................................................... 48
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Fragment 22............................................................................................................................................... 49 Εὐρώπη .................................................................................................................................................. 50 Fragment 23............................................................................................................................................... 51 Θεοί......................................................................................................................................................... 53 Fragment 24 ............................................................................................................................................... 54 Fragment 25............................................................................................................................................... 57 Fragment 26............................................................................................................................................... 59 Fragment 27............................................................................................................................................... 60 Fragment 28............................................................................................................................................... 61 Fragment 29............................................................................................................................................... 63 Fragment 30............................................................................................................................................... 64 Fragment 31............................................................................................................................................... 65 Fragment 32............................................................................................................................................... 66 Fragment 33............................................................................................................................................... 67 Fragment 34............................................................................................................................................... 67 Fragment 35............................................................................................................................................... 68 Κέρκωπες .............................................................................................................................................. 69 Fragment 36............................................................................................................................................... 70 Fragment 37............................................................................................................................................... 73 Fragment 38............................................................................................................................................... 74 Fragment 39............................................................................................................................................... 75 Fragment 40............................................................................................................................................... 77 Fragment 41............................................................................................................................................... 78 Μοίραι ................................................................................................................................................... 79 Fragment 42............................................................................................................................................... 81 Fragment 43............................................................................................................................................... 83 Fragment 44............................................................................................................................................... 86 Fragment 45............................................................................................................................................... 87 Fragment 46............................................................................................................................................... 88 Fragment 47............................................................................................................................................... 90 Fragment 48............................................................................................................................................... 96 Fragment 49............................................................................................................................................. 102 Fragment 50............................................................................................................................................. 103 Στρατιῶται oder Στρατιώτιδες ..................................................................................................... 104
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Fragment 51............................................................................................................................................. 105 Fragment 52............................................................................................................................................. 106 Fragment 53............................................................................................................................................. 107 Fragment 54............................................................................................................................................. 108 Fragment 55 ............................................................................................................................................. 112 Fragment 56............................................................................................................................................. 113 Fragment 57............................................................................................................................................. 114 Fragment 58............................................................................................................................................. 118 Fragment 59............................................................................................................................................. 120 Fragment 60............................................................................................................................................. 120 Φορμοφόροι ....................................................................................................................................... 122 Fragment 61............................................................................................................................................. 123 Fragment 62............................................................................................................................................. 124 Fragment 63............................................................................................................................................. 125 Fragment 64............................................................................................................................................. 148 Fragment 65............................................................................................................................................. 150 Fragment 66............................................................................................................................................. 150 Fragment 67............................................................................................................................................. 151 Incerta fabularum fragmenta ........................................................................................................... 153 Fragment 68............................................................................................................................................. 153 Fragment 69............................................................................................................................................. 155 Fragment 70............................................................................................................................................. 156 Fragment 71............................................................................................................................................. 157 Fragment 72............................................................................................................................................. 157 Fragment 73............................................................................................................................................. 158 Fragment 74............................................................................................................................................. 163 Fragment 75............................................................................................................................................. 165 Fragment 76............................................................................................................................................. 167 Fragment 77............................................................................................................................................. 168 Fragment 78............................................................................................................................................. 178 Fragment 79............................................................................................................................................. 178 Fragment 80............................................................................................................................................. 179 Fragment 81............................................................................................................................................. 180 Fragment 82............................................................................................................................................. 180 Fragment 83............................................................................................................................................. 182
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Fragment 84............................................................................................................................................. 182 Fragment 85............................................................................................................................................. 183 Fragment 86............................................................................................................................................. 184 Fragment 87............................................................................................................................................. 185 Fragment 88............................................................................................................................................. 186 Fragment 89 ............................................................................................................................................. 187 Fragment 90............................................................................................................................................. 188 Fragment 91............................................................................................................................................. 189 Fragment 92............................................................................................................................................. 189 Fragment 93............................................................................................................................................. 190 Fragment 94............................................................................................................................................. 191 Iamb. Fr. 1 ............................................................................................................................................ 192 Iamb. Fr. 2 ............................................................................................................................................... 192 Iamb. Fr. 3 ............................................................................................................................................... 193 Iamb. Fr. 4 ............................................................................................................................................... 195 Iamb. Fr. 5 ............................................................................................................................................... 197 Iamb. Fr. 6 ............................................................................................................................................... 200 Iamb. Fr. 7 ............................................................................................................................................... 202 Iamb. Fr. 8 ............................................................................................................................................... 203 Bibliographie. ...................................................................................................................................... 204 Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................................. 220
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