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Soldatengeschichten AUS ALLER WELT
Nr. 32
In Gambut war der Teufel los Vom Einsatz eines deutschen Sonderkomma...
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Soldatengeschichten AUS ALLER WELT
Nr. 32
In Gambut war der Teufel los Vom Einsatz eines deutschen Sonderkommandos in Afrika von
Joh. Schulz
ARTHUR MOEWIG VERLAG MÜNCHEN
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Dunkelkirschrot leuchtete die eben aufgehende Sonne am Rande des Horizontes, und ihre ersten Strahlen durchdrangen den in den frühen Morgenstunden in den Wadis liegenden Nebel, daß er wie ein rotseidenes Tuch erschien. Verschlafene Gestalten schälten sich aus ihren Decken und krochen aus den Löchern hervor, die sie sich neben den Lkws gegraben hatten. Flüche wurden laut, Kochgeschirre schepperten, Waffen klirrten metallen, und dann wurden diese immer gleichen Geräusche des morgendlichen Aufbruchs von einer Stimme übertönt: „Alles fertig? Aufsitzen, Jungens!“ Mit dem im Kochgeschirr schwappenden Rest des salzigen Kaffees wurde der letzte Bissen des körnigen Afrikabrotes, auf das die Männer sich den unvermeidlichen „Alten Mann“* gelegt hatten, heruntergepült. Dann standen die Männer auf und gingen zu den englischen Beute-Lastwagen hinüber, deren Motoren — von den Fahrern probeweise angelassen — zu dröhnen begannen. * „Alter Mann“ — Soldatenausdruck für Büchsenfleisch
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„Haben wir auch nichts vergessen?“ Hauptmann Raphael, der Kommandant der kleinen Kampfgruppe, schaute sich nochmals suchend um. Dann sah er zu seinem ersten Truppführer hinüber. „Alles an Bord, Herr Hauptmann!“ Feldwebel Dörner, Führer des ersten Trupps, kam näher und grüßte. Als Hauptmann Raphael die Führer der vier Einsatztrupps um sich versammelt hatte, gab er das Einsatzziel für die ganze KommandoGruppe bekannt. „Also, hört mal her! Wir haben den Auftrag erhalten, durch die Wüste nach Osten vorzustoßen, das britische Hauptquartier bei Gambut zu erreichen und die wichtigsten Stellen dort zu überfallen und zu sprengen. Trupp I übernimmt die Sprengung des Stabs- und Wohnwagens von Generalleutnant Ritchie persönlich. Seine beiden Generale Gott und Norrie werden in der kommenden Nacht zu einer Stabsbesprechung ebenfalls dort sein.
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Trupp II greift den großen Stützpunkt der britischen Kampfflugzeuge, hier an der Hauptstraße, an. Trupp III übernimmt das Stabsgebäude Luftmarschall Coninghams. Trupp IV vernichtet das Hauptbenzindepot.“ In kurzen Worten, die Lagekarte vor sich auf dem Kühler des ersten Wagens liegend, und mit dem Finger die einzelnen Positionen anzeigend, hatte Hauptmann Raphael seinen Truppführern die ihnen übertragenen Sonderaufgaben bekanntgegeben. Die vier Unterführer hatten sich über die Karte gebeugt und gebannt darauf niedergestarrt. Dies war ihr erster großer Sondereinsatz, seit sie in Bomba darauf vorbereitet wurden. Jetzt galt es, sich zu bewähren. „Bis hierher müssen wir fahren“, fuhr Hauptmann Raphael nach kurzer Pause fort. „Bis Gambut sind es dann noch viertausend Meter. Alles läuft wie besprochen ab, nur wenn ich zweimal Doppel Leuchtzeichen Grün schieße, hat jeder Trupp — ganz gleich, ob er seine Aufgabe erledigt hat oder nicht — sofort zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Noch Fragen?“ „Werden Herr Hauptmann im Wadi Telfan bleiben?“ fragte einer der Truppführer. Hauptmann Raphael nickte. „Wir wollen den Funktrupp dort einsetzen, vielleicht gelingt es dem dritten Trupp, von der englischen Funkstelle beim Stabsgebäude Nachricht zu geben, wenn etwas nicht nach Plan läuft, damit ich mit dem Z.b.V.-Trupp dort eingreifen kann, wo es erforderlich ist. Sonst noch etwas?“ Die Männer schüttelten die Köpfe. „Also Hals und Beinbruch!“ Hauptmann Raphael gab jedem von ihnen noch einmal die Hand. Dann gingen sie zu den Wagen hinüber. Als die Türen hinter ihnen zuschlugen, fuhr der erste Wagen an. Die anderen setzten sich ebenfalls in Bewegung, und in den aufwirbelnden Sandwolken schob sich die kleine Kolonne den englischen Linien entgegen, die es zu durchfahren galt, wenn sie Gambut erreichen wollten. Sie waren gestern den ganzen Tag durchgefahren, um die Ausgangsstellung, von der aus sie die größte Gelegenheit hatten, uner-
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kannt nach Gambut zu kommen, zu erreichen. Trotz des einsetzenden Ghibli,* der die Luft in einen brodelnden und wabernden Sandkessel verwandelt hatte, waren sie am vergangenen Abend angekommen, ohne einen Wagen zu verlieren. Der Todfeind der Landser in der Wüste — der staubfeine, höllenheiße Sand — hatte sie nicht aufhalten können. * „Wenn mich nicht alles täuscht, dann werden wir auch heute wieder einen soliden Sandsturm erleben, was meinst du, Kurt?“ Feldwebel Dörner, der zu seinen Kameraden auf die mit einer Plane überzogene Ladefläche des Lkws geklettert war, nickte. „Klar, wenn dieser heiße Wind schon am Morgen aus Süden weht, bekommen wir einen soliden Sandsturm. Doch in diesem Falle kommt er uns ganz gelegen.“ „Gelegen? Bei 60 Grad im Schatten gelegen?“ Obergefreiter Menne schaute seinen Truppführer an, als zweifelte er an dessen Verstand. „Du warst gestern anscheinend zu lange in der Sonne, was?“ Er schüttelte gewollt mitleidig den Kopf, und die drei anderen grinsten belustigt. „Du hast ja sehr viel Masse, Bömmel, aber an einer Stelle besitzt du trotzdem zu wenig, will mir scheinen.“ „Wo denn?“ fiel Heinz, den sie alle in Anbetracht seines Umfanges „Bömmel“ nannten, auf die Anbohrversuche Dörners herein. „Im Gehirn, du Roß!“ Bömmel gähnte gelangweilt. „Dafür haben wir dich ja dabei. Übrigens kannst du dir jetzt zu deinem Reichssportabzeichen noch anderes Blech verdienen.“ „Schon gut, Kleiner“, wehrte Kurt Dörner lachend ab und vertiefte sich in die Kartenskizze. „Wo geht es denn eigentlich hin?“ fragte einer. „Nach Gambut!“
* Ghibli = Wüstensturm. 7
„Nie gehört“, fiel Bömmel ein. „Was gibt es denn dort? Benzindepots, oder gar Verpflegung, wie in Msus?“ Bömmel schnalzte in Erinnerung an das englische Verpflegungsdepot Msus mit„Dir der Zunge. verzeihe ich alles, selbst die betrübliche Tatsache, daß du nicht einmal weißt, daß in Gambut das Hauptquartier der britischen 8. Armee liegt.“ „Was denn“, staunten die Männer, „das englische Hauptquartier?“ „Ihr dürft den Mund ruhig wieder zumachen.“ In dem Augenblick bog der Fahrer von der Hauptstraße ab, und sie rumpelten nun einen Pfad entlang, dessen wenige, kaum ausgefahrene Spuren zeigten, daß hier noch nicht viele Fahrzeuge gefahren sein konnten. „Das wackelt ja nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß...“ Helmut Wilms, das jüngste Mitglied des fünf Mann starken Kampftrupps, unterbrach sich, als mit einem Male der Motor des Wagens tief aufheulte. Der Lkw blieb stehen, und sie konnten spüren, wie sich unter ihnen die Antriebsräder des Wagens wie wahnsinnig im Sand drehten. „Wir sitzen fest!“ „Alle Mann raus und angepackt!“ schrie der Fahrer durch das kleine Rückfenster des Wagens zu ihnen herein. „Auch das noch!“ Sie stiegen fluchend aus, und dann sahen sie, daß der englische Fünftonner bis zu den Achsen im lockeren Sand steckte. „Ach du Scheibe!“ murrte Dörner und begann, mit dem kurzen Feldspaten das Gestrüpp am Wegrand abzuschlagen. „Wenn uns jetzt der Tommy erwischt, sind wir im Eimer!“ „Wenn er uns erkennt, was ich nicht für wahrscheinlich halte. Sehen wir denn nicht wie waschechte Engländer aus?“ Stabsgefreiter Theo Klempzak zeigte auf seine Uniform, die er gleich den anderen Mitgliedern der Kampfgruppe trug, um unangefochten nach Gambut zu gelangen. Sie trugen Uniformen aus den Beutebeständen von Msus: Stiefel, Kniestrümpfe, kurze Khakihosen und offene Hemden, die mit einem Gürtel blusenartig zusammengehalten wurden.
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Die Monate des Afrikaaufenthaltes hatten sie braungebrannt. Sie waren im afrikanischen Sommer mager und sehnig geworden, hatten aber nichts von ihrer Spannkraft und Frische eingebüßt. Mehr denn je waren sie nach den letzten großen deutschen Erfolgen in Afrika bereit, alles zu geben, was sie zu geben vermochten. Trotz Sandstürmen, Sonnenbrand, Wassermangel und Malaria hielten sie durch, ihrem General Rommel folgend, mitgerissen durch das Beispiel der anderen Truppenführer, angefeuert durch die Begeisterung, für eine gute Sache zu kämpfen. Gerade als sie den Lkw wieder flott hatten, stellten sie fest, daß sich inzwischen die Sehweite bis auf wenige hundert Meter verringert hatte. „Na, was sagst du jetzt?“ fragte Bömmel den Truppführer. „Klarer Fall, Sandsturm und für uns die große Chance, unbemerkt durch die englischen Linien zu kommen, die wir bald erreicht haben dürften.“ „Wo sind wir denn jetzt?“ „Ungefähr zehn Kilometer südwestlich von Gambut. Wenn alles klappt, dann können wir selbst bei niedrigster Geschwindigkeit das Wadi Telfan in zwei Stunden erreicht haben.“ „Hoffentlich! Diese Schaukelei geht mir schwer auf den Wecker.“ Die Weiterfahrt der Wagenkolonne wurde immer langsamer. Mühsam bahnten sich die Räder ihren Weg durch Sand und über Geröll, vorbei an hier und da aus dem Boden wachsenden Klippen und Felsen. „Was ist denn jetzt los?“ Im Wageninnern war es fast finster geworden, und mit dem heißen Wind wehte immer mehr Sand durch die Ritzen der Planen herein. „Jetzt hast du deinen Sandsturm“, feixte Willi Pöhler. Und so war es auch. Der fliegende Sand hatte innerhalb kürzester Zeit den ganzen Himmel überdeckt. Riesige Wolken stiegen Hunderte von Metern hoch in die Luft; Sand wirbelte in den Wagen hinein, daß die Männer in Sekundenschnelle mit einer feinen Schicht überdeckt waren. Im Schritt-Tempo fuhren die Lkw weiter. Sie waren nun dicht
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aufgeschlossen. Nur so konnten sie einigermaßen sicher sein, sich nicht zu verlieren. Mit einem Ruck hielt der Wagen plötzlich an. „Was ist los?“ schrie Kurt durch das Brausen des Sturmes zum Fahrer vor. „Irgendwer ist vor uns; ich glaube, es sind Tommies“, rief dieser zurück. Mit einem Satz war Dörner vom Wagen herunter. Der mit großer Geschwindigkeit durch die Luft ziehende Sand peitschte seine nackten Knie, daß es war, als würden sie mit kochendem Wasser überschüttet. Es knirschte zwischen den Zähnen. „Los, langsam folgen!“ Er dirigierte winkend den Fünftonner. Im Schneckentempo rumpelten sie weiter. Schon nach einigen Minuten schien es dem Feldwebel, als sei sein Gesicht von dem kochendheißen Sand zerfetzt worden. Die Augen waren blutunterlaufen, und die Ohren waren dick mit Sand verstopft. Trotzdem hörte er plötzlich dicht vor sich das Rasseln von Raupenketten. Ein englischer Panzerwagen tauchte schemenhaft aus dem dichten Dunst auf und rollte genau auf sie zu. Verzweifelt versuchte der Fahrer den Wagen herumzureißen, vergebens. Keine zehn Meter mehr war der Panzer entfernt, als er eine kleine Schwenkung machte und unmittelbar vor ihnen den Weg querte. Wie ein Gigant rasselte er hochaufragend nahe vor der Kühlerhaube vorbei. Fluchende Stimmen zeigten, daß sie es wirklich mit Engländern Jetzt kamzuestun darauf hatten. an. Jetzt würde es sich zeigen, ob sie echt genug aussahen und ob ihre Sprache sie nicht verriet. Alles in Feldwebel Dörner wurde eiskalt. Auch er stieß einen lästerlichen Fluch aus, als er plötzlich einen wild gestikulierenden Militärpolizisten aus dem dicken, wabernden Brei vor sich auftauchen sah. Der M.P.-Soldat hatte eine Schutzbrille auf, und um den Kopf hatte er sich ein weißes Handtuch wie einen Turban gewickelt. „Wohin?“ fragte er Kurt Dörner kurz. „Gambut, Stabsgebäude der zweiten Panzerbrigade“, stieß der Deutsche im besten Englisch hervor und spuckte den in den Mund eingedrungenen Sand wieder aus.
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„Von woher kommt ihr eigentlich?“ forschte der Militärpolizist weiter. „Wir kommen von Sidi Rezegh; sind von der 5. südafrikanischen Panzerbrigade abkommandiert.“ „Da habt ihr verdammt Schwein gehabt, daß ihr dort raus seid, denn die ,Germans' werden wohl in nächster Zeit Sidi Rezegh angreifen. Acroma ist bereits gefallen, und damit hat dieser damned Rommel alle Festungen westlich von Tobruk in seiner Hand. Na, schließt euch dieser Gruppe an, die will auch nach Gambut-Süd.“ Der Polizist deutete auf eine Kolonne von Verpflegungswagen, die schemenhaft aus der grauen Staubwand auftauchte, im SchrittTempo rechts an ihnen vorüberzog und dann nach Norden zu abdrehte. „Thank you!“ Kurt Dörner grüßte lässig und stieg wieder ein. Langsam setzten sich die fünf deutschen Wagen in Bewegung, scherten in eine sich öffnende Lücke ein und fuhren nun unbeachtet mitten im englischen Geleit weiter, ihrem Ziel entgegen. Aufatmend sicherten Bömmel und Klempzak die beiden LMG, die sie während des kurzen Aufenthaltes schon heimlich schußfertig gemacht hatten, um ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen, wenn sie als Deutsche erkannt worden wären. Nach den geltenden Kriegsgesetzen wären sie bei einer Gefangennahme unweigerlich erschossen worden, weil sie englische Uniformen trugen. Die Luft war während des Sandsturmes voll merkwürdig zarter Farben, die sich unablässig veränderten, je nachdem, wie die einzelnen Sandwirbel ankamen. Grau und Weißgrau wechselten mit Orangerot und einem leuchtenden Hellrot ab. Einmal donnerte eine große Anzahl von Flugzeugen über die Wagen hinweg nach Osten; sie konnten die Maschinen nicht sehen, erkannten aber am Motorengedröhn, daß es Stukas waren. Sie würden die rückwärtigen Linien des Gegners mit Bomben belegen. Dann blieb die ganze Kolonne plötzlich liegen, weil der Sturm nun mit einer solchen Gewalt tobte, daß an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken war. Eine Gruppe von Indern kam vorbei. Es mußte ein Maschinengewehrzug sein, denn jeder dritte Mann trug ein MG
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auf der Schulter und die übrigen Munitionskästen. Sie riefen etwas herüber, und die Männer um Feldwebel Dörner winkten ihnen zu. Sekunden später waren sie schon wieder wie ein Spuk im Sandsturm verschwunden. „Verdammter Mist!“ knurrte Bömmel vor sich hin. „Wenn das so weitergeht, kommen wir nicht mehr rechtzeitig an Ort und Stelle.“ Dörner schaute auf seine Uhr. „Es ist erst gegen fünf Uhr nachmittags. Sobald sich der Sturm gelegt hat, werden wir aus diesem Haufen Tommies ausbiegen und versuchen, das Wadi zu erreichen.“ „Lassen wir uns mal überraschen.“ Wieder donnerten Stukamotoren über sie hin. Kurze Zeit später hörte man durch den Sturm gedämpft grollende Bombendetonationen aus nordöstlicher Richtung herüberdröhnen. „Jetzt sind sie in Gambut. Hoffentlich laden sie nicht gerade ab, wenn wir dort sind.“ Schweigen senkte sich auf den Trupp nieder. Die Feuerwolken des Sandsturms hatten sie ausgedörrt. So sparsam sie auch mit dem Tee umgegangen waren, die Feldflaschen hatten sich dennoch bald geleert. Die Lippen sprangen auf, und zwischen den Zähnen knirschte es. Die glühende Hitze aber machte die Hölle des afrikanischen Tages erst vollständig. Und diese Hölle hielt die Männer in ihrem Glutofen gefangen. Zuerst hatten sie geflucht, dann wurde das Sprechen schwerer und schwerer, und jetzt waren sie alle so apathisch geworden, daß nicht einmal mehr eine englische Militärstreife sie aus ihrer Apathie hätte reißen können. Stunden schon raste der Ghibli über die hitzeflirrende Wüste, und noch war kein Ende des Sturmes abzusehen. * So plötzlich, wie die himmelhohe, glühende Sandwand herangekommen war, so unvermittelt fiel sie wieder in sich zusammen. Es wurde schnell hell und heller, und dann sahen die Landser mit einem Male wieder den strahlenden Sonnenball. Sofort wurde es wieder stechend heiß. 12
„Los, abhauen! Nach rechts ausscheren und nichts wie ab, zum Wadi Telfan.“ Brummend kamen die Motoren wieder auf Hochtouren. Einer nach dem anderen der deutschen Wagen verließ die englische Kolonne und fuhr in nördlicher Richtung weiter. Angespannt starrte Dörner unter der Plane hinweg zurück auf die englischen Fahrzeuge. Würden sie das Ausscheren bemerken? Und wenn sie es bemerkten: würden sie sich darum kümmern? Nichts geschah; und als die britischen Wagen im immer noch wabernden Dunst verschwanden, da atmeten sie alle insgeheim erleichtert auf. Wie leicht konnte doch irgendein kleiner dummer Zwischenfall schon vorzeitig die ganze geplante Aktion zum Platzen bringen. Als die Sonne gegen neun Uhr in blassen Farben unterging, hatte die deutsche Gruppe das Wadi Telfan erreicht. Langsam fuhr sie in die enge, mit dürrem Gestrüpp dicht bewachsene Schlucht ein. „Stop!“ gellte es plötzlich hart entgegen, und aus dem Schatten eines Felsens trat ein Tommy auf den schmalen Weg. Seine MPi, die er an einem Riemen vor der Brust trug, richtete drohend ihren Lauf auf die Brust des Fahrers. „Bist du verrückt geworden“, brüllte Helmut Wilms, der Fahrer des ersten Wagens, den Posten an. „Wo wollt ihr hin“, fragte der Engländer mißtrauisch. „Nach Gambut natürlich!“ „Da seid ihr aber weit vom Wege abgekommen“, spottete der in unverkennbarem Londoner Slang und senkte die Waffe. „Tag, old Fellow, how are you?“ Hauptmann Raphael war vom zweiten Wagen abgesprungen und näherte sich dem Posten. „Darf man fragen, was ihr hier tut?“ „Wir haben Außenstreife! Befehl, etwaige Kommandotrupps der Germans rechtzeitig in Empfang zu nehmen.“ „Kommandotruppen? Damned! Haben sich denn schon mal welche gezeigt?“ Hauptmann Raphael grinste unverschämt. „Das nicht, aber durch Armeebefehl wurde gestern davor gewarnt, und seitdem gehen ununterbrochen Wachpatrouillen durch Gambut, während andere Streifen die Umgebung der Stadt abkämmen.“
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„Wie sollten denn die Germans hier durchkommen?“ „Na hör mal! Genausogut wie ihr hätten doch auch die Deutschen — durch den Sandsturm gedeckt — hier aufkreuzen können. Was meinst du, Harry?“ Der Posten wandte sich einem anderen Tommy zu, der soeben an der Biegung des Wadi erschien und sich gemächlich schlendernd näherte. „Und ihr zwei wollt dann die deutschen Trupps aufhalten?“ „Wir sind mit sechs Mann hier. Die anderen pennen.“ „Dann laß sie nur weiterpennen.“ Hauptmann Raphael gab den Männern seines zweiten Wagens, die sich ebenso gemächlich wie der zweite englische Posten genähert hatten, ein leises Zeichen. Sie warfen sich gleichzeitig auf die beiden Gegner. Stahl blitzte im letzten Licht des scheidenden Tages. Gleich darauf zerriß ein wilder Schrei die Stille des Wadi. Laut kam das Echo von den Felsen zurück. „Volle Deckung!“ zischte Kurt Dörner, der ebenfalls mit seinen Leuten abgestiegen war. Schemengleich ließen sich die Männer zu Boden gleiten. Bömmel hatte in Sekundenschnelle das leichte Maschinengewehr in Stellung gebracht. Das Getrappel benagelter Schuhe wurde laut. Dann kamen rufende Stimmen: „Harry, Bill, zum Teufel, was ist los?“ Halbangezogene Gestalten, die Gewehre in den Fäusten, kamen keuchend um die Biegung gerannt. Bömmel sah sie ganz deutlich vor sich. Er blickte zu Dörner hinüber. „Feuer frei!“ Knarrend ratterte das MG los. Es war, als hielten unsichtbare Fäuste die vorstürmenden Engländer fest, von denen der vorderste keine dreißig Meter mehr entfernt war. Ein Zug unsäglichen Erstaunens lag auf seinem Gesicht. Dann warf er die Arme hoch und stürzte hintenüber. Sekunden später war wieder Stille. Und wenn nicht die regungslosen Gestalten auf dem Grunde der Schlucht gewesen wären, dann hätte niemand auf den Gedanken kommen können, daß vor noch nicht einer Minute sich wieder das Soldatenschicksal an einigen Männern erfüllt hätte.
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„Sofort je zwei Mann zum Aus- und Eingang des Wadis. Bei jeder feindlichen Annäherung sofort Bescheid geben, damit wir noch rechtzeitig ausrücken können, wenn sie uns einen Besuch abstatten wollen.“ Blitzschnell wurde der Befehl von Hauptmann Raphael ausgeführt. Dann deutete der Hauptmann zu den Gefallenen hinüber. „Legt sie in das Gebüsch und schaufelt Gräber!“ sagte er leise. Wortlos gehorchten die Männer. Am Brunnen des Wadis holten sie dann Wasser und wuschen sich den Sandstaub aus dem Gesicht. Sie tranken sich satt und aßen von den mitgenommenen Vorräten. Wieder röhrte es über sie hinweg. Diesmal konnten sie die Maschinen erkennen. Es waren wirklich Stukas. Klempzak deutete zum Abendhimmel empor, wo die Maschinen — silbern aufblitzernd — entschwanden. „Die sind in zwei Minuten da, und wir werden bestimmt noch zwei Stunden brauchen.“ „Dann kommen wir gerade zurecht, wenn wir in einet halben Stunde aufbrechen.“ Aus Richtung Gambut hörte man wieder das dumpfe Grollen von Bombendetonationen. „Die haben ihre Eier gelegt.“ „Wenn sie uns nur nicht alle Arbeit abgenommen haben. Es wäre doch zu schade, wenn wir hinkämen und feststellen müßten, daß sie uns den englischen General beschädigt haben, den wir vornehmen sollen.“ Die Soldaten grinsten sich verkniffen an und tranken aus der Flasche, die Feldwebel Dörner aus der Vorratskiste geholt hatte. Wärmend lief der Schnaps durch die Glieder. „Wer noch eine rauchen will, soll sich beeilen. In zehn Minuten geht Trupp IV los, der hat den weitesten Weg bis zum Flugplatz. Sind die Sprengkisten bereit?“ Hauptmann Raphael sah sich um. Die einzelnen Trupps nahmen sich ihre Sprengkisten vor, in denen die vorbereiteten Sprengladungen lagen: Je fünfzehn Sprengbüchsen zu einem Kilo Gewicht und drei geballte Ladungen zu drei Kilo, dazu noch einige Handgranaten. Sie schraubten die Zünder ein, und nun brauchte nur abgerissen zu werden.
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* Nacheinander hatten sich die ersten drei Trupps erhoben und waren nach einem kurzen Händedruck in die afrikanische Nacht verschwunden. Dann stand auch Feldwebel Dörner auf. „Alles klar, Dörner?“ fragte Hauptmann Raphael noch. „Trupp I abmarschbereit, Herr Hauptmann!“ „Dann Hals- und Beinbruch. Bei Doppelschuß Grün sofort zrückkommen, verstanden?“ „Jawohl, Herr Hauptmann!“ Hintereinander gingen sie vorsichtig in Richtung auf die Stadt davon. Im Dunkel der Nacht. Über sich die Sterne und ringsum das unendliche Sandmeer der Wüste. Der Feldwebel führte. Bömmel folgte mit dem MG, Klempzak hielt sich mit den Munitionskasten dicht hinter ihm, und den Schluß machten Obergefreiter Willi Pöhler und Stabsgefreiter Otto Seiler, welche die Kiste mit den Sprengmitteln trugen. Auch jetzt noch waren der Sand und die Felsen von der Tageshitze warm, und der nun vom Meer wehende Wind wurde als eine wahre Labsal empfunden. Quer durch das Meer der Sandwellen marschierten die Männer lautlos ihrem Ziel entgegen. Sie konnten höchstens noch zwei Kilometer von Gambut entfernt sein, das zeigten ihnen die Motorengeräusche, die durch die Nacht zu ihnen herüberdrangen. „Volle Deckung“, zischte Dörner plötzlich, als er vor sich das eisenklirrende Rumpeln eines schweren britischen Panzers hörte. Sie gingen zu Boden und preßten sich in den unebenen Sand. Mit angehaltenem Atem blieben sie liegen und starrten auf die sich langsam nähernden Silhouetten von zwei nebeneinander fahrenden Panzern. Keine fünfzig Meter von ihnen entfernt führten sie eine plötzliche leichte Rechtsschwenkung aus, und höchstens zwanzig Meter rollte der linke Panzer an ihnen vorbei. Pöhler und Seiler legten die Sprengmittel, die sie schon in den Händen hielten, wieder in die Kiste zurück. Verstohlen wischte sich Bömmel den Schweiß von der Stirn. Das war eben noch gut gegangen. Wenn sie entdeckt worden wären, dann 16
wäre Feierabend gewesen. Dann hatten sie Gambut erreicht. Links von sich hörten und sahen sie die dunklen Schatten englischer Bomber auf dem großen schwach beleuchteten Flugfeld aufsteigen und im Tiefflug über die wenigen Häuser dahinbrummen. Langsam gewannen die schweren Maschinen an Höhe und versummten in westlicher Richtung. Ihr Weg führte nach Gazala, nach Bir Hacheim und Bengasi, nach Msus und Mechili; alles Orte, die in den vergangenen Tagen vom deutschen Afrikakorps wieder erobert worden waren, nachdem die britische Winteroffensive des Vorjahres die Deutschen bis Marsa el Brega zurückgeworfen hatte. Sieben Monate war es her, seit die 7. und 22. britische Panzerbrigade, die südafrikanische Brigade und die neuseeländische Division am 18. November die Schlacht von Sidi Rezegh gegen die 15. und 21. deutsche Panzerdivision und die 132. italienische Panzerdivision, die „ARIETE“, gewonnen hatten. Und jetzt konnte es nur noch eine Frage von Tagen sein, bis das Afrikakorps dieses Sidi Rezegh wiedererobern würde.
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Damit war der deutsche Angriff vom 21. Januar 1942, der nur das Ziel gehabt hatte, die zu einer letzten, entscheidenden Offensive angetretenen englischen Verbände zu zerschlagen und damit auch die Offensive zu verhindern, zu einem ungeahnten, großartigen Erfolg für das Afrikakorps geworden. Und diesen Erfolg zu vergrößern, war nun auch die KommandoGruppe von Hauptmann Raphael unterwegs. Einzelne englische Lastwagen fuhren an dem Trupp Dörner vorbei, als er in die Stadt eindrang. An der Stelle, wo eine große Zahl von Hinweisschildern die Standorte der einzelnen Stäbe und Kommandostellen kennzeichnete, blieben die Männer einen Augenblick stehen. Suchend fuhr Feldwebel Dörners Blick über die Tafeln, dann hatte er es gefunden: „Hauptquartier der 8. Armee.“ „Folgen, hier entlang!“ Weit auseinandergezogen gingen sie weiter vor. Dörner, der zehn Meter voraus ging, warnte durch Handbewegungen, so oft eine Streife entgegenkam. Die wenigen Häuser waren abgedunkelt, so daß kein Lichtschein herausfiel. Unangefochten kamen sie weiter, indem sie sich völlig unauffällig und so selbstverständlich benahmen, als gehörten sie hierher. Dann tauchte unvermittelt vor ihnen ein niederer, gebäudeartiger Umriß auf, dessen eine Seite fast brusthoch durch eine Sandverwehung vergraben lag. „Das ist der Wohnwagen des Generals!“ flüsterte Dörner. „Ob sie wohl drin sind?“ raunte Bömmel. „Klar, siehst du denn nicht das Licht?“ „Mensch, das ist eine Sache!“ „Wann soll es losgehen?“ Der Feldwebel blickte auf die Uhr. „Wir haben noch zehn Minuten Zeit. Sobald Kampflärm vom Flugplatz oder vom Benzindepot zu hören ist, packen auch wir hier zu.“ Er gab Bömmel ein Zeichen. „Du bringst das MG hinter der niederen Mauer dort drüben in Stellung und hämmerst dazwischen, wenn sich jemand von der anderen Seite nähert.“
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Gerade als sie wieder aufbrechen wollten, um die letzten hundert Meter bis zum Wohnwagen General Ritchies hinüberzurobben, regte es sich auf der Straße, die zu dem Wohnwagen des Generals hinführte, und zwei Engländer, die Maschinenpistolen um den Hals gehängt, gingen drauf zu. Zwei Schatten lösten sich drüben von der einen Seitenwand des Wagens. Eng an den Boden gepreßt, hörten die paar Deutschen gedämpftes Sprechen bis zu sich herüber, dann schlenderten die zwei abgelösten Posten den gleichen Weg zurück, den die anderen gekommen waren. „Verdammt, ein Doppelposten! So ähnlich hab ich mir das vorgestellt“, fluchte Dörner in sich hinein. Zwei Minuten lang sahen sie die beiden Tommies an der Stirnseite des mächtigen Fahrzeugs auf- und abgehen. So oft sie sich begegneten blieben sie stehen, murmelten ein paar gedämpfte Worte miteinander und trennten sich dann wieder. Feldwebel Dörner gab seinen Männern ein Zeichen. Zentimeter um Zentimeter näherte sich der Trupp dem Wohnwagen. Kein Geräusch wurde laut, das sie verraten konnte. Während Dörner und Pöhler den Vordereingang zu erreichen trachteten, schlugen Seiler und Klempzak einen kleinen Bogen, um an die Rückseite des Wagens zu kommen. Immer im Schatten zerzauster Palmen und der niederer. Mauer bleibend, die den Flugsand vom Weg abhalten sollte, waren sie bis auf zehn Meter an den Generalswagen herangekrochen, als mit einem Male die Stille der Nacht von einer dumpf grollenden Detonation zerrissen wurde, der gleich darauf eine zweite mit donnerndem Krachen folgte. Eine Flammensäule stieg weit rückwärts wohl hundert Meter hoch in den Nachthimmel und tauchte alles in unwirklich zuckendes, rötliches Licht. Im gleichen Augenblick setzte knatterndes Maschinengewehrfeuer ein und dazwischen bellten kurz darauf Werfer und Pakgeschütze. In Sekundenschnelle hatte sich die friedliche Nacht in ein wild und böse geiferndes Untier verwandelt. Mit zwei, drei Sprüngen hatten sich Dörner und Pöhler nach vorn
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geworfen. Jetzt galt es zu handeln! „Stop! Wer da? Kennwort!“ brüllte einer der Posten, der gerade wieder auf die Eingangstür zukam. Gleichzeitig bei diesen Worten fuhr schon der Lauf von Pöhlers MPi hoch — ein kurzer Feuerstoß — und der Posten brach zu Boden. Auch auf der Hinterseite des Wohnwagens ratschte eine MPi und ein gellender Schrei zeigte, daß der Tod nach dem zweiten Posten gegriffen hatte. Mit einem Satz übersprang Dörner den einen der zusammengesackten Engländer. Unter seinem Tritt schlug die Tür des Wohnwagens krachend nach innen auf. Aus drei sich öffnenden Türen im Innern des Wagens fiel heller Lichtschimmer auf die beiden vorstürzenden Deutschen. Erregte Offiziere schrien sie an und den Bruchteil einer Sekunde lang sahen sie in die verzerrten Gesichter englischer Stabsoffiziere. Dann warf Pöhler eine geballte Ladung, und Dörner hämmerte das Magazin seiner Maschinenpistole leer. Entsetzt aufgerissenen Mündern entquollen gellende Schreie. Ungläubiges Entsetzen stand in den Augen der Offiziere, denen der Tod so plötzlich entgegenschlug. Schreie, Flüche, Verwünschungen. Karten und Papiere wirbelten von einem langen Tisch herunter. Zwei, drei Arme hoben sich gleichzeitig und hell knallten die Schüsse aus den englischen Pistolen. Dieser ganze wilderregende Vorgang konnte nicht länger als zwei oder drei Sekunden gedauert haben. Dörner spürte, wie sich etwas schmerzhaft stechend in seine Seite bohrte, als er wieder zurücksprang. Er taumelte und stolperte. „Fort“! hörte er Pöhler schreien, der noch eine Sprengbüchse geworfen hatte und schattenhaft an ihm vorüberhuschte. In dem Augenblick, da sie losrannten, brach mit einem ohrenbetäubenden Krachen der Wohnwagen wie eine reife Frucht auseinander. Der Luftdruck der detonierenden Ladungen warf sie nach vorn. Sie fielen zu Boden, und Holz- und Eisenteile wirbelten über sie hinweg. Dörner spürte, wie es warm an seiner Seite herablief. Jagende Angst fiel ihn an.
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„Ich will nicht liegenbleiben!“ stöhnte er. Taumelnd kam er wieder auf die Füße, als er das eilige Getrappel englischer Soldaten hörte, die vom Verwaltungsgebäude heranliefen. In der gleichen Sekunde, als er die Tommies hörte, setzte mit heiserem Bellen Bömmels MG ein. „Was ist?“ Pöhler hatte den Feldwebel erreicht. Er faßte ihn unter die Arme. „Los, wir müssen weg, sonst sind wir geliefert. Wenn Bömmel sie nicht mehr aufhalten kann, werden sie uns kaschen.“ „Hau ab!“ wehrte Dörner den Bemühungen Pöhlers, der ihn mitzuzerren versuchte. Langsam brach er in die Knie. „Los, Mensch!“ schrie er noch einmal. Doch Pöhler warf sich den schweren Körper des Feldwebels über die Schultern und stampfte, so schnell er konnte, in die Richtung weiter, aus der Bömmel noch immer zu den in Deckung gegangenen Engländern hinüberfeuerte. Gewehrfeuer flakkerte auf. Einzelne Handgranaten detonierten dicht hinter ihnen.
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Dann hatte Pöhler die niedere Mauer erreicht, hinter der Obergefreiter Menne, genannt „Bömmel“, lag. „Verdammt, es wird höchste Zeit, wenn wir hier noch rauskommen wollen“, knurrte Bömmel heiser und deutete zu dem englischen Verwaltungsgebäude hinüber, wo es aufblitzte. Dumpf dröhnten die Abschüsse von Granatwerfern, krachend zerbarsten die Geschosse. Mit einem Blick zurück, nahm Pöhler das Bild des auseinandergerissenen britischen Stabswagens in sich auf. Wer dort drin war, der war hinüber, soviel stand fest. Sie hatten ihr Ziel erreicht! Hinter dem zertrümmerten Wohnwagen war das Gehämmer der Maschinenpistolen verstummt. Das waren Klempzak und Seiler dort. „Hoffentlich können sie sich zu uns durchschlagen. Verdammt, was für ein Zauber“, knurrte Pöhler. Wieder hämmerte Bömmels MG los. Die Nacht, die noch vor einigen Minuten mit Dunkelheit und Schweigen über Gambut gelegen hatte, hatte sich in einen wahren Hexenkessel verwandelt. Von allen Seiten rannten englische Soldaten zusammen. Zuerst war es ein Maschinengewehr gewesen, das feuerte. Jetzt hatten sich in wilder Panik immer mehr Waffen der sinnlosen Schießerei angeschlossen. Schwere Waffen fielen lostobend in den Feuerzauber ein. Leuchtkugeln stiegen am Himmel hoch and erleuchteten die Umgegend taghell. Dann sahen die drei Mann hinter der Mauer plötzlich eine Gestalt durch den Feuerhagel auf sich zulaufen. „Mensch, Otto, wo ist Theo?“ „Er war... am Wagen... als es losging. Und dann...“ Otto Seiler schwieg. Er sah die Kameraden nicht an. Den Bruchteil einer Sekunde schaute Bömmel in Pöhlers Gesicht, dann setzte er wieder den Kolben seines LMG ein. „Los, ich schleppe Dörner zurück, und ihr deckt den Rückzug“, befahl Pöhler. Die beiden anderen nickten wortlos. Sie brauchten auf Klempzak nicht mehr zu warten. Er würde nie mehr wiederkommen. Verbissen gegen das ihn überkommende Schwächegefühl angehend, schleppte der Obergefreite den bewußtlosen Feldwebel weiter, während Seiler und Bömmel alles herausfeuerten, was nur aus den
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Läufen gehen wollte und so die Briten niederhielten. Pöhler war noch keine hundert Meter weit gekommen, als eine erneute gewaltige Explosion die von zuckenden Flammen und Blitzen erhellte Nacht, vollends in Fetzen riß und eine riesige Feuersäule am Himmel hochwuchs. „Das Benzindepot“! knurrte Bömmel, und Seiler, der darauf antworten wollte, blieben die Worte im Munde stecken, denn das Rasseln, das sie schon seit einer Minute gehört hatten, wurde durch die Raupenketten einiger britischer Panzerwagen verursacht, die sich in breiter Front ihrer Stellung näherten. Ab und zu blieben die Panzer stehen; dann zischten lange feuerrote Strahlen aus den Geschützen, und die Granaten wummerten ziellos über sie hinweg. Es stank nach siedendem Öl und verbranntem Pulver. Hinter den Panzern aber quollen englische Soldaten hervor. Ihre leichten Waffen knatterten ohne Unterlaß. „Abhauen“! gellte Seilers Ruf. Sie sprangen auf und rannten geduckt in Zickzacksprüngen davon. Das Feuer verstärkte sich, und gerade als Bömmel sich hinwerfen wollte, erwischte es ihn. Wie eine brutale Faust stieß ihn die Kugel vorwärts. Er spürte gleich darauf den Geschmack von Blut in der Mundhöhle, dann schlug er auf das Gesicht. Seine Hände krallten sich haltsuchend in den noch von der Hitze des Tages warmen Sand. Vergeblich versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen. Wie mit Bleigewichten hielt es ihn auf der Erde fest, „Bömmel!“ schrie Seiler, der einige Schritte hinter ihm gelaufen war, „Bömmel, was...“ doch der Tod, der ihn in der gleichen Sekunde erreichte, schnitt seine weiteren Worte wie einen Faden ab. Keine zwei Meter neben dem Kameraden stürzte er nieder. Meter um Meter war Pöhler mit dem Feldwebel weitergekommen. Er hörte wie durch eine dicke Wand den Lärm der schweren Waffen vom Flugplatz an der Hauptstraße zu sich herüberdröhnen und wußte, daß auch dort die Kameraden ihres Kommandotrupps kämpften. Der Himmel war im Osten fast taghell erleuchtet. Es mußte das Benzindepot sein, das dort brannte. Ein langgestreckter Schuppen tauchte vor ihm auf. Er überlegte nicht lange, sondern zwängte sich
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an der Hinterseite — Dörner hinter sich herziehend — durch ein herausgerissenes Brett hinein. Der Kampflärm, der in Gambut tobte, wurde schwächer und schwächer, je, tiefer sie sich hinter die aufgestapelten Kisten verkrochen. Im verstecktesten Winkel ließ sich Pöhler mit keuchendem Atem zu Boden fallen. Eine, zwei Minuten lag er mit angehaltenem Atem und lauschte auf die Geräusche vorübereilender Engländer und hörte das Donnern der Panzermotoren. „Wie geht es, Kurt?“ flüsterte Pöhler, als sich seine pumpenden Lungen beruhigt hatten, und tastete nach einem Verbandspäckchen. Doch der Feldwebel gab keine Antwort mehr. Ein eisiger Schreck durchzuckte ihn. Seine Hand tastete zum Freund hinüber, hob dessen Arm und fühlte nach dem Puls. Als er ihn wieder losließ, wußte er, daß Kurt Dörner nie mehr antworten würde. Es war, als hätte den Obergefreiten Willi Pöhler eine würgende Hand an der Gurgel gepackt. Er wußte, daß er nun inmitten des Gegners allein war. Mit fliegenden Händen tastete er die Taschen seiner Bluse ab. Da hatte er die kleine Stablampe. Er umspannte sie mit beiden gewölbten Händen, damit ihr Schein nicht nach draußen dringen sollte. Als er den Druckknopf betätigte, wußte er gleichzeitig, daß er im Begriff war, eine Riesendummheit zu begehen, doch er konnte sich einfach nicht mehr bezwingen. Er mußte sich davon überzeugen, ob Kurt Dörner wirklich tot war. Der gedämpfte Lichtschein fiel auf das wachsbleiche Gesicht des Freundes. Langsam wanderte er weiter nach unten. Die ganze rechte Seite von Kurts Uniform war blutdurchtränkt. Die Augen standen offen und starrten blicklos ins Leere. Es war kein Zweifel möglich. Hier kam jede Hilfe zu spät. Kurt Dörner, Feldwebel und Truppführer einer deutschen KommandoEinheit war nicht mehr. Dumpfes Poltern an der Tür des Schuppens riß Pöhler aus seiner Apathie empor. Hatten ihn die Briten entdeckt? Die Tür sprang auf. Der Schein einer starken Lampe zitterte durch
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den Raum. Stimmengewirr, erst leise noch, verstärkte sich immer mehr, je näher die Suchenden kamen. Als sie sein Versteck fast erreicht hatten, blieben sie stehen. „Du hast geträumt, Donald“, hörte Pöhler keine fünf Meter vor sich eine Stimme. „Wenn ich es dir doch sage. Ich habe das Licht gesehen“, verteidigte sich der andere. Mit einem Male hatte Pöhler sich wieder gefangen. Seine Hand tastete zum Gürtel, wo die letzte Sprengbüchse steckte. Aus der Brusttasche holte er den Brennzünder und schraubte ihn hastig und dennoch vorsichtig ein. Wenn sie ihn fanden, dann ... „Hier!“ hörte er die triumphierende Stimme des zweiten Tommy's. „Damned, das ist ja Blut!“ „Was dachtest du denn?“ höhnte der andere. „Meinst du, die Germans hätten Himbeersaft in den Adern.“ „Vorsicht!“ brüllte der erste, als er ein Geräusch hörte, doch da riß Pöhler schon den Brennzünder ab. Zwei Sekunden hielt er die Sprengbüchse in der Faust, dann warf er sie ganz leicht über den Wall der Kisten hinweg, dorthin, wo die Engländer stehen mußten. Eine Sekunde herrschte Totenstille. Dann schrie der eine Tommy auf, und gleichzeitig zerriß eine ohrbetäubende Detonation die Stille. Eine haushohe Flamme schlug aus dem Vorratsschuppen empor. Männer schrien, und dann detonierten nacheinander die vielen Kisten der hier untergebrachten Leuchtmunition, um als grelle Farbenkaska-
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den in den dunklen Nachthimmel zu verzucken. Der letzte Mann vom Trupp I war nicht mehr. * Die Drahtschere klickte leise, als Unteroffizier Herberts vom Trupp II den Draht des Zaunes durchkniff, der das Flugzeuggelände abschirmte. Noch einmal und noch ein drittes Mal war das gleiche Geräusch zu hören, dann war das Loch groß genug, daß sich alle hindurchzwängen konnten. Der zweite Kampftrupp hatte — ohne erkannt zu werden — den Flugplatz erreicht. Die Männer sahen aus ihrem Versteck, wie ein englisches Bombergeschwader zum Start fertiggemacht wurde. In einer Stunde würden die Maschinen aufsteigen, um die deutschen Linien mit Bomben zu belegen. Auf allen drei Rollbahnen standen sie bereit. Tankwagen fuhren nach vorn, um die Maschinen neu aufzutanken. Das Bodenpersonal hetzte mit den niederen Bombenkarren zu den Maschinen hinüber, um die todbringenden Frachten unter den Rümpfen zu befestigen. Alles dies ging so leise vor sich, daß es den heranschleichenden Männern schien, als seien gespensterhafte Wesen bei der Arbeit. Kaum, daß hin und wieder ein Licht aufflackerte. Auf Händen und Füßen krochen sie weiter, bis sie das Feld der Hurricanes erreicht hatten. Keine hundert Meter vor sich sahen sie die Umrisse der Maschinen, die den deutschen Stukaverbänden so großen Schaden zugefügt hatten. Allein im soeben zu Ende gegangenen Kampf um Bir Hacheim, der zwölf Tage lang tobte, hatten die britischen Hurricanes verwegen die zum Sturzflug über diesem südlichsten Fort der Gazalalinie ansetzenden Stukaverbände angegriffen und viele von ihnen abgeschossen. Aber dies war nun die Stunde ihres Trupps. Die Deutschen hatten die Zelte erreicht, unter denen die Männer der Besatzungen schliefen. Mitten zwischen den Zelten schlichen sie schattenhaft weiter, den Maschinen entgegen. „Die Zeitzündschnüre einsetzen“, zischte Truppführer Herbertz, und Toni Langner, der hinter ihm war, nickte, zum Zeichen, daß er 26
verstanden hatte. „Fünfzehn Minuten Verzögerung“, flüsterte er vor sich hin und rechnete sich aus, daß sie dann schon längst wieder das Flugfeld verlassen haben mußten. Herbertz schaute auf die Uhr. „Verdammt!“ entfuhr es ihm. Sie hatten kaum noch zehn Minuten bis zu dem Zeitpunkt, da der IV. Kampftrupp im Benzinlager aktiv werden sollte. Die erste Maschine war erreicht. Sie ließen die Sprengbüchsen durch die zwar niedergelassene, doch einen Spalt breit offene Scheibe ins Innere fallen. Ein dumpfes Poltern war die Antwort. Hastig gingen sie in Deckung, doch nichts regte sich bei den Zelten. Zwei Mann huschten zur nächsten Maschine weiter. „Stop!“ hörte Herbertz plötzlich eine Stimme dicht vor sich, und aus dem Schatten aufgestapelter Bombenkisten trat ein Posten auf ihn zu. „Go to hell!“ fluchte Unteroffizier Herbertz und gähnte herzhaft. „In dieser Hitze ist selbst in der Nacht nicht an Schlafen zu denken“, brabbelte er dann weiter und legte sich — als sei dies die natürlichste Sache von der Welt — neben die Maschine auf die Erde. „Paß nur auf, daß du dich nicht erkältest“, sagte der Posten gemütlich im Weitergehen. „Ich würde mir an deiner Stelle eine Decke holen, denn mit der Nachtkühle ist nicht...“ Weiter kam er nicht. Vom Flugzeugrumpf, den er soeben erreichte, hatte sich ein Schatten gelöst und auf ihn geworfen. Ein dumpfes Röcheln — dann war es still. „Hast du ihn?“ fragte Herbertz. Der Gefreite Bracht nickte. Keine zehn Minuten später hatten sie ihre fünfzehn Sprengbüchsen angebracht, besaßen jetzt nur noch das Leichte Maschinengewehr und die MPis. „Alles fertig?“ fragte Herbertz seine vier Männer. Sie bejahten leise. „Dann los und ab! Jeder Augenblick ist kostbar.“ Herbertz hatte die Worte kaum ausgesprochen, als eine grelle Stichflamme hinter dem Flugplatz in den Himmel schoß. Gleich darauf grollte eine hef-
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tige Detonation über das Flugfeld hin, und die Druckwelle von dem in die Luft geflogenen Benzindepot pflanzte sich bis zu ihnen fort. Eine rauchschwarze, in der Mitte fast weißglühende Feuersäule stand wie ein Wahrzeichen der Vernichtung über dem Depot und wuchs immer höher empor. Wieder donnerte es, und erneut schoß ein riesiger Flammenpilz in den nächtlichen Himmel. Brennende Spritfässer wurden hundert Meter hoch in die Luft geschleudert und kamen als torkelnde Flammenbälle zur Erde zurück. Der Flugplatz war plötzlich taghell erleuchtet. Zwei Scheinwerfer begannen in hektischer Eile auf dem Flugplatzgebäude zu kreisen. Als ihr Licht den Kampftrupp von Unteroffizier Herbertz erreichte, schien es den Männern, als stünden sie plötzlich vollkommen nackt ausgezogen. In dem grellen, kreidigen Licht war es, als sei jedes Sandkörnchen einzeln zu erkennen. Dann hatten sie den Schock überwunden. In langen Sätzen rasten sie in Richtung auf das Flugplatzgebäude zu. Aus den Zelten, denen sie den Rücken gekehrt hatten, kamen Engländer ins Freie gestürzt. Halbbekleidet hatten sie im Laufen ihre Waffen an sich gerissen. „Germans!“ gellte ein Ruf über das Flugfeld. Schon peitschten die ersten Schüsse, aber die Geschosse schlugen weit entfernt von den Deutschen ein. Ein Jeep näherte sich mit heulender Sirene. Kurz vor Herbertz Leuten stoppte er. Die Bremsen kreischten. Der Jeep drehte sich einmal um sich selbst und stand dann keine fünf Meter weit entfernt still. Sie sahen die Offiziersschnüre an der Mütze des neben dem Fahrer sitzenden Mannes. „What's the matter, Fellows?“ grollte die Stimme des britischen Offiziers. Da knallte auch schon Herbertz' Nullacht, und die zur Pistolentasche fahrende Hand des Offiziers erstarrte mitten in der Bewegung. Schweigend hob der Fahrer die Arme in die Höhe. „Aussteigen!“ herrschte Herbertz ihn an. „Dalli, dalli!“ Der Mann sprang aus dem Jeep. Seine Augen waren vor Schreck geweitet, als Herbertz auf ihn zukam. „Keine Angst!“ sagte der, und mit einem gut
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gezielten Kinnhaken streckte er den Mann nieder. Dann sprangen sie auch schon in den Jeep, und kaum daß sie saßen, hatte Herbertz ihn herumgerissen und raste in atemberaubendem Tempo über die Bodenunebenheiten hinweg, beschrieb einen Bogen und donnerte genau auf das Verwaltungsgebäude des Flugplatzes zu. „Völlig verrückt geworden?“ schrien die Landser dem Unteroffizier zu. Doch Herbertz störte sich nicht daran. Er wußte, wo ihre einzige Chance lag, heil aus diesem ganzen Hexenkessel herauszukommen. Er mußte die Hauptstraße erreichen, nur dort hatten sie eine winzige Möglichkeit. Lautes Gebrüll scholl ihnen entgegen. Eine Leuchtrakete stieg zischend in den Himmel, noch eine und wieder eine, bis der Platz vor ihnen in strahlendhelles Licht getaucht war, das in leuchtenden Schleiern und Fächern aus der Luft zur Erde niedertröpfelte. Einige Männer kamen ihnen entgegengestürzt. Sie winkten und gestikulierten wild, als der Wagen, ohne seine Geschwindigkeit zu vermindern, auf sie zugebraust kam. In letzter Sekunde sprangen sie zur Seite. Dann ratterten schon die Maschinenpistolen und das LMG spritzte mit hallenden stotternden Schlägen seine Leuchtspurmunition in die Nacht hinein. „The Germans!“ gellte auch hier der Schreckensruf. Es schien eingetreten, was alle Tommies insgeheim gefürchtet hatten. Die Deutschen griffen völlig überraschend Gambut an, noch ehe sie El Adern und Sidi Rezegh in ihrer Hand hatten. Die ersten Schüsse knallten dem Jeep entgegen, der um nichts seine wilde Fahrt verringerte. Wie verrückt betätigte einer der fünf deutschen Insassen die Sirene, als sie auf das offen stehende Tor zurasten, dem sich von außen her ein riesiger Tankwagen näherte. Den Bruchteil einer Sekunde lang sahen sie das verzerrte Gesicht des Tankwagenfahrers. Dann gab es einen schmetternden Schlag, der sie quer über die Straße wischte. Krachend landeten sie in einem flachen Graben, taumelten hindurch, kamen auf freies Feld und schlingerten langsam aus. Gottlob, der Wagen fuhr noch, er war nur haarscharf an dem Tankwagen entlanggestreift und aus der Bahn geraten. Mit unver-
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minderter Geschwindigkeit hielt Herbertz wieder auf die Straße zu. Noch einmal krachte es, als sie durch den Graben zurückschaukelten, dann spürten sie die dünne Asphaltdecke der Hauptstraße wieder unter sich. Vom Dach des Verwaltungsgebäudes und auch von den Dächern der Flugplatzanlagen begannen Maschinengewehre zu tacken. Flakgeschütze hämmerten dazwischen, doch weit gingen die Geschosse ins Blau der Nacht. Dann hörten die Männer des Kommandotrupps den trockenen Knall eines Pakgeschützes, und die Granate zischte dicht über ihre Köpfe hinweg. Im gleichen Augenblick detonierte die erste Sprengbüchse in einer Hurricane. Fortgesetzt klangen in immer gleichen Abständen die anderen Detonationen. Die Maschinen gingen — eine nach der anderen — in Flammen auf. Da und dort flackerten die Feuer empor. Der Flugplatz schien sich in ein Tollhaus verwandelt zu haben. Verwirrt liefen die Besatzungen der Kampfflugzeuge durcheinander, Befehle wurden gebrüllt, planlos schossen die Briten durcheinander. Niemand wußte, wo der Feind stand und in welcher Stärke er eingebrochen war. Ein unbeschreibliches Durcheinander begann. Die Detonationen der Sprengungen hallten aus allen Richtungen der Stadt, die von den ausbrechenden Bränden mit einem roten Lichtschleier überzogen wurde. In Gambut war die Hölle los. Wilde Gerüchte machten in Windeseile die Runde. „General Ritchie mit seinem ganzen Stabe gefallen“, wanderte es von Mund zu Mund. „Die Funkzentrale Luftmarschall Coninghams zerstört.“ „Das Benzindepot vernichtet!“ so lauteten die einzelnen Meldungen. Und mitten hinein in das ganze losgebrochene Durcheinander dröhnten mit einem Male die Motoren deutscher und italienischer Bomberverbände, die befehlsgemäß die erleuchteten Ziele angriffen. In weit auseinandergezogenen Formationen kamen sie näher und näher. Dann stürzten sich die ersten Maschinen auf ihre Zielt. Bomben
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rauschten zur Erde nieder, und ihr ohrbetäubendes Krachen mischte sich mit dem nervensägenden Heulen des Sturzfluges und zerrte den Männern auf der Erde das Herz aus der Brust. Einschlag auf Einschlag zerriß die Nacht. Viele der startbereiten Maschinen der englischen Bomberverbände wurden getroffen und flogen mitsamt ihrer Bombenlast in die Luft. Um die Menschen, die angstzerrissen in ihren Deckungslöchern lagen, stiegen die turmhohen Explosionswolken empor. Um sie herum zitterte und bebte die Erde in immer neuen Stößen, sausten kreischend riesige Stahlsplitter durch die lärmzerrissene Luft. Immer teuflischer wurde das Inferno in und um Gambut. Alle Waffen schossen auf irgend etwas, das die Briten nur auszumachen wähnten, und was meistenteils Ausgeburten ihrer bis aufs Letzte gereizten Phantasie waren. Immer wieder flogen die Stukas trotz des in voller Stärke entbrannten englischen Sperrfeuers an, stürzten nieder und warfen ihre Bomben ins Ziel. * „Wo wollt ihr denn hin“, hielt der Posten die fünf Männer auf, die sich der Funkzentrale näherten. „Patrouille der Zweiten Neuseeländischen“, antwortete Unteroffizier Ernst Rischel für die Kameraden. „Sollen uns beim Stab Coninghams melden.“ „Was ist denn mit dir?“ In der Stimme des Postens klang Mißtrauen, und er schob vorsichtig seine Maschinenpistole nach vorn. „Was soll denn mit mir sein, du Armleuchter? Wenn du dir auch zwei Tage und Nächte um die Ohren geschlagen hättest, wenn dir die Germans auch so heimgeleuchtet hätten, wie sie uns heimgeleuchtet haben, dann wäre deine Uniform auch nicht mehr so einwandfrei. Aber ihr hier seid ja weit vom Schuß.“ „Schon gut, ich dachte nur... Weißt du, hier ist alles nervös. Hauptmann Graham von der achten Abteilung hat gestern nacht einen Meldefahrer erschossen. Er dachte, es wäre ein deutscher Spion.“ „Da brauchst du es doch nicht unbedingt nachzumachen?“ Der Posten grinste. 31
„Dann macht man zu! Dort geht es lang. Das zweite Gebäude.“ Sie trotteten an ihm vorbei. Der letzte der fünf Deutschen vom Trupp III geriet ins Stolpern. Hilfreich sprang der Posten hinzu. Auch der Vordermann drehte sich um. Doch der Engländer war eher bei dem Gestürzten. Er beugte sich über ihn, und ehe er es sich versah, umklammerten die Hände des Liegenden seinen Hals. Unter Aufbietung aller Kraftreserven versuchte sich der Posten freizumachen, doch der andere war schon neben ihm. Blitzschnell holte er zum Schlag aus. Der Posten riß entsetzt den Kopf zur Seite und versuchte, sich aus der stählernen Umklammerung zu befreien. Er öffnete den Mund, um einen Warnungsschrei auszustoßen, doch einen Sekundenbruchteil früher traf ihn der stählerne Lauf der Maschinenpistole. Die hinzuspringenden Männer fingen den zusammensackenden Posten auf und ließen ihn im Schatten der niederen Mauer niedergleiten. „Was jetzt?“ flüsterte einer von ihnen. „Zuerst wollen wir zur Funkstelle, um zu versuchen, Hauptmann Raphael zu erreichen, dann müssen wir weiter zum Stab.“ „Und wenn es in der Funkstelle nicht klappt, dann sind die anderen gewarnt und können uns mit der gebührenden Aufmerksamkeit empfangen, was?“ Hastig hatte der Obergefreite Ernst Bach es herausgestoßen. „Außerdem haben wir nicht mehr viel Zeit. Es kommt darauf an, daß alle Aktionen zu gleicher Zeit gestartet werden, damit die Tommies nicht zur Besinnung kommen.“ „Dann müssen wir uns eben teilen“, flüsterte Unteroffizier Rischel. „Zwei Mann genügen für den Funkwagen. Walbert und Scholl gehen mit mir zum Stab. In genau fünf Minuten schlagen wir los.“ Bach und Zehntner näherten sich — den kleinsten Schatten als willkommene Deckung benutzend — dem großen Funkwagen. Als sie bis auf dreißig Meter herangekommen waren, sahen sie einen Lichtschimmer aus einer Ritze fallen. Das Klirren von Metall auf Metall ließ sie lautlos und blitzschnell zur Erde sinken. Regungslos verharrten sie im Schatten einer kümmerlichen Palme. Stimmen klangen auf. „Eine Streife!“ wisperte Bach. „Wenn sie uns sehen, müssen wir
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sofort loslegen, auch wenn es noch drei Minuten zu früh ist.“ Immer näher kam die aus vier Männern bestehende Streife. Vor dem Eingang des Funkwagens blieben sie stehen. Einer von ihnen riß die Tür auf und rief etwas ins Innere hinein. Brüllendes Gelächter, das bis zu den versteckt liegenden Deutschen herüberklang, war die Antwort. Der andere Streifenposten zündete sich eine Zigarette an. Bach konnte deutlich das genießerische Ausatmen hören. In der Ferne heulte ein Schakal. Die beiden deutschen Soldaten spürten, wie ihnen das Blut prikkelnd durch den Körper jagte. Wenn die Streife nicht sofort wieder verschwand, dann mußte sie gleich das Feuer aus dem Stabsgebäude hören. Noch immer vor sich hinlachend, schoben die Tommies weiter. Sie gingen in höchstens zehn Meter Entfernung vorbei, doch keiner warf auch nur einen forschenden Blick zur Seite. „Los!“ Der Obergefreite Bach huschte zur Tür des Funkwagens hinüber. Während er sie mit der Linken aufriß, hielt die Rechte die MPi. Mit einem Satz war er im Innern des Wagens. Zehntner folgte ihm und stieß die Tür mit dem Fuß wieder hinter sich zu. Verblüfft schauten die vier im Raum anwesenden Funker auf die Eindringlinge. „Seid ihr verrückt geworden? Wir fallen auf diese faulen Scherze nicht mehr herein“, knurrte der Mann böse, der an der Schlüsselmaschine saß und in schnellem Tempo einen der eben eingegangenen Sprüche entschlüsselte. Bachs Blick ging von einem der Engländer zum anderen. Die MPi im Anschlag, hielt er sie in Schach, während sein Kamerad schon zum Sender stürzte und die Kilohertzzahl einstellte, auf welche der Funkhorchempfänger Hauptmann Raphaels eingestellt war. Der Funkgast I wollte sich ihm entgegenstellen, doch eine unmißverständliche Handbewegung Bachs hielt ihn auf seinen Platz gebannt. Der Funkwagen, von dem aus der Haupttastverkehr mit Kairo durchgeführt wurde, war wie ein supermodernes Büro eingerichtet. Eine Längswand des Wagens wurde von einem großen Schaltbrett
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eingenommen. Sender und Empfänger standen auf einem Tisch. Sie waren angeschraubt. Auf dem Platz des Schlüßlers lagen Codeschlüssel und Signaltafeln. Daneben stand ein Telefon, und über den ganzen Tisch des Funkwachleiters verstreut lagen die Papiere in wirrem Durcheinander. Gerade, als Zehntner zu tasten beginnen wollte, erklang eine Stimme, die sie herumfahrend in die eine leere Ecke des Funkwagens starren ließ. Bachs Maschinenpistole fuhr zur Seite, dann aber zuckte ein amüsiertes Lächeln über sein Gesicht. Die Stimme kam aus einem der drei nebeneinander angebrachten Lautsprecher, welche den Sprechfunk aus den vordersten Linien übermittelten.
„Achtung, Achtung, Einflug deutscher Bomber-Verbände Richtung Gambut.“ Noch einmal wurde der Spruch wiederholt. Der vierte Mann im Funkraum griff zu einem der Spruchblocks, um die Meldung aufzuschreiben. „Stop!“ schrie Bach ihn an. In diesem Augenblick erscholl hell
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und deutlich vernehmbar das Gehämmer einer deutschen Maschinenpistole. Gleich darauf erschütterte eine gewaltige Detonation den Wagen in seinen Fugen. Nur den Bruchteil einer Sekunde hatte Bach den Blick von den vier Engländern gelassen. Eine schnelle, schattenhafte Bewegung ließ ihn herumschnellen. Er sah noch, wie der Funkwachleiter von der Hüfte aus schoß, dann hatte auch er den Abzug seiner MPi durchgerissen. Die Augen seines Gegenübers weiteten sich in starrem Entsetzen. Das Gesicht, das grimmige Entschlossenheit ausgedrückt hatte, verzog sich wie in grenzenloser Verwunderung. Dann drehte sich der Mann einmal um sich selbst, fiel krachend auf den Kartentisch und rollte von dort auf den Boden. Gleich dem Funkwachleiter hatten nun auch die anderen Männer erkannt, was los war und sich deckend niedergeworfen. Zehntner hatte die Taste fahrengelassen und auch seine MPi. hämmerte los. Dünn klangen dagegen die Pistolenschüsse der drei Gegner. Ein wildes Gebrüll erfüllte den Raum. Bach fühlte, wie sich etwas wie eine Eisenspitze in seinen Unterleib fraß. Geschosse rissen Holz- und Metallfetzen aus der Innenbekleidung des Wagens heraus. Zehntner sprang in einem hohen Satz über den Tisch hinweg. Noch in der Luft wirbelte es ihn herum und wie ein Sandsack klatschte er schwer zu Boden. Eine Sekunde lang — es schien dem sich krümmenden Bach, als sei es eine ganze Ewigkeit — herrschte Stille im Funkwagen. Nur aus dem Kopfhörer an dem einen Empfänger erklang das quäkende Geräusch, mit dem die Funkstelle Gambut aus Kairo gerufen wurde. Er konnte noch das: „kommen, kommen, kommen“ hören. Da wurde die Tür aufgerissen. Der Gefechtslärm, der draußen die Nacht erfüllte und der erst wie aus weiter Ferne kommend an Bachs Ohren gedrungen war, tobte mit lauter Heftigkeit. Er sah Gestalten im Türrahmen auftauchen. Noch einmal hob er die MPi. Unter Aufbietung des letzten Quentchens Energie, die noch in ihm war, riß er erneut den Abzug durch. Doch nur ein mattes Klicken war die Antwort. Das Magazin war leergeschossen. Er zog noch eine Handgranate ab — dann war Nacht
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um ihn. * Die anderen drei Männer des III. Trupps hatten sich nach der Trennung von Bach und Zehntner so schnell wie möglich an das englische Stabsgebäude herangeschlichen. Nichts war von einer Wache zu sehen. Der Eingang lag verödet in der Nacht. Nur die Fenster des Obergeschosses waren erleuchtet, und als sie emporblickten, sahen sie die Schatten einiger Männer hin- und herwandern. „Die werden nicht schlecht Dampf aus Kairo bekommen haben. Ihr Oberkommandierender, General Auchinleck, ist ein verdammt scharfer Bursche.“ „Was sie wohl jetzt ausbrüten mögen? — — Wenn sie wüßten, was ihnen bevorsteht!“ Franz Scholl, mit seinen 19 Jahren der Jüngste der Drei, spürte, wie ihn ein würgendes Gefühl ergriff. Schemenhaft zogen plötzlich die Bilder von zu Hause an seinem Geist vorüber. Was sie dort jetzt wohl tun mochten? Ob sie an ihn dachten, wie er jetzt an sie? „Verdammt, so paß doch auf!“ zischte sein Vordermann, der Gefreite Heinz Walbert ihm zu, auf den er aufgelaufen war. „Siehst du jemanden?“ fragte Scholl leise, als der an der Spitze gehende Truppführer plötzlich stehenblieb. „Nein, aber dort bei dem Gebäude hinter den Lastwagen, die daneben parken, scheint jemand zu liegen“, gab Unteroffizier Rischel kaum hörbar zurück. „Dann los, damit er nicht noch aufwacht.“ Sie rannten lautlos auf ihren dicken Gummisohlen auf den Eingang des Stabsgebäudes zu. „Stop, Men!“ fuhr ihnen da ein Ruf entgegen und mit einem Male standen sie mitten im Lichtkegel eines aufblendenden Scheinwerfers, der sie so stark anstrahlte, daß sie geblendet die Augen schließen mußten. Automatisch warfen sie sich zu Boden. Noch im Fallen hatte Rischel seine Waffe in Anschlag gebracht. Die stotternden Feuerstöße trafen mit prasselnden Garben das Blech des Lastwagens, auf den der Scheinwerfer aufmontiert war. 36
Ein englisches Maschinengewehr begann zu tacken und gleich darauf schien die Nacht in vielen ohrenbetäubenden Detonationen auseinanderzubersten. Ringsum wurde es lebendig. Es hämmerte und dröhnte, zischte und krachte, daß jeder andere Laut verschluckt wurde. Die ersten Brände leuchteten auf. Der Gestank verbrannten Pulvers zog Walbert in die Nase, während er versuchte, robbend aus dem Feuerbereich der Engländer zu kommen. Der Scheinwerfer erlosch mit dem klirrenden Splittern von Glas. Dunkle Gestalten stürmten auf die am Boden liegenden Männer zu. Mit den so oft geübten Bewegungen zog Walbert den Brennzünder der Sprengbüchse ab. Sich mit halbem Oberkörper aufrichtend, schleuderte er die Ladung in Richtung auf den dreißig Meter entfernten Lastwagen, von dem aus immer noch die Leuchtspurgeschosse wie Sternschnuppen auf ihn und seine Kameraden zugeschossen kamen. Krachend detonierte die Sprengbüchse und keine Sekunde später stand der Lastwagen in hellen Flammen. Eine glühende Flammenzunge auslaufenden und brennenden Benzins kam genau auf den weiter vorn liegenden Truppführer zugeflossen. Keine zehn Meter waren die gierig leckenden Feuerspitzen noch von ihm entfernt. Wenn sie ihn erreichten, würden sie ihn in Brand setzen wie ein Stock Holz. Er mußte zurück. Sein Körper spannte sich zum entscheidenden Sprung — doch im gleichen Augenblick begann Gewehr- und MG-Feuer aus dem Gebäude auf sie niederzuprasseln. Unteroffizier Rischel, der aufgesprungen war und nach rückwärts schnellen wollte, schrie gellend auf und fiel platt auf das Gesicht, mitten in die sogleich an ihm emporzüngelnden Flammen hinein. Scholls Herz klopfte rasende Wirbel. Er spürte es wie den Schlag eines Vorhammers in seiner Brust. „Aufspringen, vorwärts!“ rief er sich selber zu. Doch er blieb, so oft er auch innerlich einen Anlauf dazu nahm, flach an die Erde gepreßt liegen. Zwei, drei Sekunden kämpfte er verzweifelt gegen seine Furcht
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an, die ihn wie mit gewaltigen Fäusten in den warmen Sand preßte und seinen Willen erdrosselte. Sein Gesicht war verzerrt. Mit aufgerissenen Augen starrte er hingeduckt in das Aufblitzen des Mündungsfeuers aus dem Stabsgebäude. Zwischen seine zusammengebissenen Zähne preßte sich ein Stöhnen. Wieder versuchte er, den Körper zu bewegen. Aber wie mit gewaltigen Gewichten — unüberwindlich lastend — lag der Dämon der Angst auf seinen Schultern. Er begann zu röcheln. Der Speichel lief ihm aus dem Mund über die Hand, die um die Schulterstütze der MPi geklammert lag. Plötzlich wurde es taghell um ihn. Zwei Leuchtkugeln stiegen über die Nacht empor, segelten ein wenig zur Seite — vom leichten, vom Meer herkommenden Wind getrieben — und verlöschten dann hinter ihm. Mit einem Male stand er. Er sah, wie Walbert, der dritte Mann ihres Trupps, vor ihm dem Eingang des Gebäudes zulief. Da bewegte auch er in rasendem Wirbel seine Beine; sie stampften durch den lockeren, fingertiefen Sand und gebückt rennend kam er hinter Walbert zum Eingang. Die Treppe hallte wider vom Getrappel ihrer Füße. Walbert hielt eine zweite Sprengbüchse in der Hand. Da öffneten sich nach dem ersten Treppenabsatz die Türen und spien bewaffnete Männer aus. Walbert hob die Hand zum Wurf, doch eine Kugel aus der Pistole eines britischen Offiziers ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren. Eine Sekunde sah es aus, als könnte er sich noch auf den Beinen halten. Dann aber fiel er hintenüber, krachte gegen Scholl und gemeinsam stürzten sie beide die Treppe hinunter. Der 19jährige Scholl spürte noch die brennenden Schläge, die ihn an Kopf, Schulter und Oberschenkel trafen. Dann fühlte er einen wahnsinnigen Stich in der Brust. Eine große, kreisrunde Sonne kam auf ihn zugeflogen. Sie kam immer näher. Sie hatte ihn erreicht, drang lohend und sengend in ihn ein und nichts blieb zurück. *
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Die Männer vom Trupp IV hatten sich bis auf wenige hundert Meter dem Hauptbenzindepot genähert, als sie auf eine englische Patrouille stießen, die sie zwang, in Deckung zu gehen. Sie zogen sich in den tiefen Schatten eines der wenigen Backsteinhäuser zurück, dessen Dach nicht mehr vorhanden war und dessen eine Seite durch eine Fliegerbombe wie eine Puppenstube offen stand. Vorsichtig schoben sie sich über die Trümmer in das Haus hinein. „Ihr wartet hier, ich will versuchen, die Tommies wegzulocken, damit wir durchkommen können“, sagte der Truppführer, Unteroffizier Wendel, als nur noch einige Minuten bis zum vereinbarten Zeitpunkt des Losschlagens blieben. „Quatsch! Die hauen gleich wieder von selber ab. Was willst du dich umsonst in Gefahr bringen!“ „Wenn an einer anderen Stelle der Tanz zuerst beginnt, dann können wir einpacken“, wehrte er ab. „Dann schwirr schon ab“, meinte der lange Ernst Pantow trocken. Langsam ging Wendel über die Straße, genau auf die Streife zu. Als er gesehen wurde, riefen ihn die Engländer an. Ohne seine Schritte zu beschleunigen, kam er auf sie zu. „Hört mal zu, Boys, ich glaube, drüben beim Verpflegungsdepot ist etwas nicht in Ordnung, dort machen sich ein paar Männer an der Hinterwand zu schaffen, die allem Anschein nach ohne Ausgabebescheinigung einkaufen wollen.“ „Und wo kommst du denn her? Kannst uns wenigstens die Parole sagen?“ fragte der Streifenführer mißtrauisch. „Nein“, gab Wendel zu. „Ich bin nämlich ein verkleideter German“, setzte er den begonnenen Satz fort. Die anderen lachten schallend. Doch dann fixierte der Streifenführer ihn scharf. „Auf jeden Fall kommst du mit zur Kommandantur, dort kannst du ja erzählen, weshalb du mitten in der Nacht allein hier herumläufst.“ Wendel erschrak innerlich, ohne es sich jedoch anmerken zu lassen. Wenn sie ihn dort näher besahen und genau prüften, war er aufgeschmissen. „Ihr seid wohl verrückt? So was von Dämlichkeit!“ machte er sei-
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nem scheinbaren Ärger Luft. „Langsam, Freund!“ Bei den Engländern war es vorbei mit dem Spaß. Sie nahmen ihn in die Mitte und gingen der Kommandantur zu, und machten damit den Weg für die vier übrigen Männer des Trupps frei. Wendel wußte, daß er ihnen um jeden Preis entwischen mußte, wenn er hoffen wollte, mit heiler Haut davonzukommen. Sein Hemd war in dieser einen Minute klatschnaß geworden und klebte an seinem Rücken. Die Zähne schlugen ihm wie im Fieber aufeinander. Noch nie hatte er richtige Furcht empfunden, aber nun wußte er, daß er sich fürchtete, obgleich er schon in schlimmeren Situationen gewesen war. Aber hier war jede Chance zu gering, um ungeschoren herauszukommen. Als ihm einer der Streife eine Zigarette anbot, zitterte er am ganzen Körper. „Na, Junge, was ist denn mit dir los“, fragte der Tommy und sah ihn besorgt an. „Fieber?“ „Du kannst mich mal...!“ fuhr Wendel ihn an und zog in tiefen Zügen den Rauch der Zigarette ein. „No“, antwortete der Posten, „das kannst du selber machen...“ „Hör mal, Willie, warum sollen wir ihn durch ganz Gambut mitschleppen? Lassen wir ihn doch laufen“, schlug der gleiche Mann, der ihm die Zigarette gegeben hatte, vor. „Wir sind sowieso bald da und — — —“ Mitten in die Worte des Streifenführers krachte die erste Detonation. Eine Leuchtrakete zischte über ihre Köpfe hinweg und verlosch irgendwo in der Nacht. Sie hatten sich hingeworfen, wo sie gerade standen. „Danmed, was ist denn da los? Spielen wieder ein paar verrückt, oder sind die Germans schon hier?“ fluchte der Streifenführer. „Jetzt muß ich zu meiner Einheit!“ rief der verkappte Deutsche, als er hörte, daß irgendwo das Alarmzeichen gegeben wurde. „Na, dann hau schon ab!“ Während Wendel in die Richtung auf das Benzindepot rannte, dröhnte vor ihm eine ganze Reihe hallender Explosionen. Ihr rollendes Echo hallte laut durch das einsetzende Gebelfer der verschieden-
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sten Waffen. Männer rannten planlos an ihm vorbei. Er hörte verworrene Zurufe. Lastwagen dröhnten durch die Straßen. Die peitschenden Schläge von Panzerkanonen mischten sich mit dem dumpfen plop, plop der Granatwerfer und dem knatternden Stakkato der Maschinengewehre. Dazwischen knallten heller Karabinerschüsse. Von allen Seiten kam das Gelärme des Kampfes. Krachend brach eines der Häuser zusammen. Rauch- und Flammenpilze stiegen hoch. Der Nachthimmel rötete sich mehr und mehr. Eine Panzerabteilung rasselte vorüber, dem Westausgang Gambuts entgegen. Ihr folgten Wagen auf Wagen in aller Eile aufgesessener Infanterie. Alles schrie durcheinander, jeder fragte den anderen, ob die Deutschen schon kämen und wo sie eigentlich wären. Nach dem Grad des Feuerzaubers, mußten starke deutsche Einheiten sich schon in Gambut festgesetzt haben. Unteroffizier Wendel wich den Fahrzeugen aus, so gut er konnte. Als er das Benzindepot fast erreicht hatte, sah er eine kleine Gruppe im Laufschritt direkt auf sich zukommen. Seine MPi fuhr nach vorn. Der Finger am Abzug begann sich zu krümmen, da erkannte er den vordersten der Männer. „Befehl ausgeführt, Benzindepot gesprengt!“ meldete ihm der erste keuchend. Es war Ernst Pantow. „Mensch, ich dachte schon, ich würde euch nie mehr wiedersehen!“ Würgend stieg es Wendel in der Kehle hoch. Dann wandte er sich entschlossen ab. „Wir müssen so schnell wie möglich aus diesem Hexenkessel rauskommen. Das beste ist, wir organisieren uns ein Fahrzeug.“ „Wenn sie uns nur nicht dabei schnappen!“ „Ach was, wie die jetzt aufgeregt durcheinanderlaufen. Die haben mit sich selber viel zu viel zu tun, als daß sie sich auch noch um uns kümmern könnten.“ Sie sahen, wie die Briten in wilder Bestürzung zwischen den Häusern hin- und herliefen, wie sie Geschütze feuerbereit machten und mit Handfeuerwaffen blindlings in die Nacht hineinschossen.
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Von hinten schlichen sich die fünf Männer des Kampftrupps IV an den großen Parkplatz hinter der Kommandantur heran. Alles war hier in Bewegung. Keine halbe Minute hatten sie auf der Lauer gelegen, als ihre Gelegenheit kam. Einer der Fahrer hatte seinen Jeep aus dem wirren Knäuel der Wagen herausmanöveriert und fuhr langsam vor dem Eingang des Stabsgebäudes vor. Als diejenigen, die er wahrscheinlich erwartete, nicht kamen, stieg er fluchend aus und sprang in das Gebäude hinein. „Los, den nehmen wir!“ Die paar Deutschen rannten auf den Wagen zu, dessen Motor noch immer lief, schwangen sich hinein und fuhren los. Als sie in eine Nebenstraße einbogen, gab Wendel Gas. Heulend sauste der Wagen über die schlechten Straßen. Haarscharf ging es an entgegenkommenden Fahrzeugen vorbei. Zischend fegten Leuchtspurgeschosse über sie dahin, hallend rollten die Echos von Abschüssen herüber, und das Knirschen und Knistern der Flammen hörte sich an, als würden riesige Fahnen vom Sturm flatternd gepeitscht. Unversehens verstärkte sich der Höllenlärm in Gambut. Die ersten Stukas kreisten über dem Ort und stießen nieder. Mit widerlichem Heulen fielen die Bomben der Erde entgegen. Donnernd toste der Hall der Detonationen. Riesige tiefschwarze Rauchpilze schossen aus dem Boden empor. Holztrümmer, Stahlfetzen und tonnenschwere Sandmassen gingen auf das nächtliche Städtchen nieder. Menschen schrien und suchten Deckung. Vor ihnen wurde ein Lkw von einem Volltreffer erfaßt. Der Wagen wirbelte empor, und dann war nichts mehr von ihm zu sehen. Die Wucht der Druckwelle schleuderte den leichten Jeep quer über die Straße gegen eine Hauswand. Krachend wurde die eine Seitenwand des Wagens zusammengepreßt. Einer aus der Gruppe der Fünf schrie auf. Wendel hatte blitzartig das Gas weggenommen. Als er nach der nur Sekunden währenden Betäubung des Zusammenpralls wieder klar zu denken vermochte, versuchte er, den Wagen wieder zu starten. Der Motor heulte auf.
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Langsam fuhren sie weiter. Dort, wo der englische Lastwagen getroffen worden war, hatte die Bombe einen zehn Meter tiefen Krater gerissen. Vorsichtig umfuhr Wendel das Loch, kam vom Weg ab, fuhr querfeldein und hatte dann den Weg wieder erreicht. Das Grollen der Bombenwürfe wurde schwächer, je mehr sie sich von Gambut entfernten. Dann zischte es mit einem Male dicht über ihre Köpfe hinweg. „Panzer voraus!“ schrie einer der im Wagen hockenden Deutschen. Umrißhaft tauchte ein Panzer vor ihnen auf. Rechts davon stand noch einer. Unteroffizier Wendel riß das Steuer des Wagens herum. In wilden Sprüngen ging es nun über unebenen Sandboden. Ein MG begann zu hämmern. Sie hörten, wie einige Geschosse in den Wagen einschlugen. Der Jeep begann zu schlingern und zu schaukeln. „Die Kerle haben uns einen Reifen zerschossen.“ Auf den Felgen fuhren sie weiter, bis der Motor nach hundert Metern mit dumpfklopfendem Geräusch aussetzte. „Raus!“ Fast gleichzeitig warfen sie sich aus dem Jeep und rasten gebückt auf niederes Kameldorngestrüpp zu, hinter dessen ausgedörrten Ästen sie sich hinwarfen und weiterrobbten, bis sie eine kleine Mulde erreichten, die es ermöglichte, ungesehen weiterzukommen. Die Männer vom IV. Trupp hörten noch, wie hinter ihnen der Benzintank des Jeep explodierte, dann liefen sie. Sie liefen, liefen, liefen... Hinter ihnen blieb die Hölle zurück. Brände lagen über dem Ort, der das Hauptquartier der 8. englischen Armee beherbergte. Die deutschen Bomber hatten abgedreht. Zwei Maschinen waren durch das immer stärker werdende englische Flakfeuer als brennende Fakkeln vom Himmel gestürzt und hatten die vielen Feuer in der Runde noch um zwei vermehrt. Erst allmählich wurde es ruhiger. Die Engländer brachten Ordnung in den aufgescheuchten Haufen ihrer rückwärtigen Stabsteile. Das Abwehrfeuer aus allen Waffen verstummte nach und nach, und betretenes Schweigen herrschte, als bekannt wurde, daß weder größe-
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re feindliche Kräfte in Richtung Gambut im Anmarsch waren, noch daß sie etwa gar schon in Gambut eingedrungen seien, sondern daß es sich nur um den verwegenen Überfall einer kleinen deutschen Kommandoeinheit gehandelt hatte. Und dieses Kommando-Unternehmen war überaus erfolgreich gewesen, wenn auch das Hauptziel: die Generale Ritchie, Norrie und Gott bei der ausgekundschafteten Besprechung zu überraschen, nicht erreicht worden war. Und nur deshalb, weil diese Besprechung — entgegen den sonstigen Gepflogenheiten — im großen Verwaltungsgebäude von Gambut geführt wurde und nicht in General Ritchies Wohn- und Kommandowagen. Von den ausgeschickten vier Kampftrupps zu je fünf Mann kehrten insgesamt sieben Männer zum Wadi Telfan zurück. Auch sie waren mehrfach verwundet, doch sie lebten. Die anderen aber hatten dieses tollkühne Unternehmen mit ihrem Tode bezahlt oder waren verwundet in die Hand der Briten gefallen. Zurück ließen sie die zerstörte Funkstelle, ein gesprengtes Benzindepot und fünfzehn vernichtete Flugzeuge. Die Stukas aber hatten die Häuser des Fleckens Gambut zu Staub zermahlen. Tiefgestaffelt waren sie durch das — wegen der durch Trupp III verhinderten Alarmnachricht von ihrem Anflug — nur spärlich einsetzende Abwehrfeuer der Engländer geflogen, hatten sich — über Gambut angekommen — auf den Kopf gestellt und waren auf die Ziele niedergestürzt. In dem vielfachen Getöse der Bombenexplosionen, der wild und regellos blaffenden leichten und schweren Flak und den Detonationen der Sprengtrupps zur Erde, hatten sie ihre Maschinen wieder hochgerissen und waren zurückgeflogen, zerstörte Häuser, Lager, Lastwagen und Panzer hinter sich lassend. * Dies Kommandounternehmen gegen Gambut war der Auftakt des großen Angriffsschlages des Deutschen Afrikakorps im Frühsommer 1942. Es war eine Stätte der Verwüstung und Verwirrung, die von der Kampfgruppe zurückgelassen worden war, ein zerschlagener Ort mit Stäben, Offizieren und Soldaten, die nervös mit einem jederzeit 44
sich neu wiederholenden Überraschungsschlag der Deutschen rechneten. Der tollkühne nächtliche Handstreich einer Handvoll verwegener Männer einer deutschen Kommando-Einheit hatte die Engländer verwirrt und lähmte ihre Kampfkraft, so daß sie bald überall wie Gespenster deutsche Soldaten hinter ihren Linien und in ihrem Rücken vermuteten und glaubten. Wie reife Früchte fielen die befestigten Stellungen der Briten Schlag auf Schlag in deutsche Hand. Acroma war gefallen. El Adem folgte. Sidi Rezegh wurde nach einem Angriff deutscher Panzerverbände vom Gegner geräumt, und die Engländer zogen sich nach der Festung Tobruk zurück, die sich allein noch hielt. Nur die britische Luftwaffe unter Luftmarschall Coningham blieb noch zwei Tage in Gambut. Trotz der Schlappe, die ihr beigebracht worden war, hielten Bodenpersonal und Piloten aus, bis die deutschen Panzerspitzen sie aus Gambut vertrieben. General Ritchie mit seinem Stabe hatte kurz vorher Gambut verlassen, die Stätte, die ihm beinahe zum Grabe geworden wäre. Damit war Tobruk abgeschnitten. Deutsche Panzer stießen bis zum Grenzzaun von Sidi Omar vor. Die britische 8. Armee ging auf Bardia und Sollum zurück, alles Namen, die mit den Kämpfen des Deutschen Afrikakorps eng verbunden sind. General Ritschies Hauptquartier richtete sich vorläufig in Sidi el Barani ein. Die Briten glaubten, daß nun das Deutsche Afrikakorps sogleich weiter nach Ägypten vorgehen würde, doch General Rommel machte eine Schwenkung nach Nordwesten und griff zuerst Tobruk an. Als der glühende Sonnenball im Westen in die Tiefe der Nacht hinabsank und der 20. Juni sich seinem Ende zuneigte, war Tobruk in deutscher Hand. Die schon einmal vergeblich belagerte Festung war in genau einem Tage nach harten Kämpfen gestürmt worden. Die große Küstenstraße nach Ägypten lag offen vor den Kämpfern des Deutschen Afrikakorps. *
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Als Hauptmann Raphael mit den Männern seiner Sondergruppe den Frontfriedhof in Gambut betrat, sahen sie neben vielen anderen auch einige frisch aufgeworfene Hügel mit kleinen schmucklosen Kreuzen, auf denen immer der gleiche Satz stand: „Hier ruht ein deutscher Soldat. Gefallen in der Nacht zum 15. Juni bei einem Kommandounternehmen.“ Sie hatten die Kameraden wiedergefunden, mit denen sie ausgezogen waren nach Gambut. Sie hatten das wiedergefunden, was von ihnen sterblich war. Sie wollten sie nie vergessen. Sie würden im Geist immer bei ihnen sein, die Soldaten jenes Himmelfahrtskommandos, die hier — ihrem Soldateneid getreu — ihr Leben gegeben hatten. Als sich die Männer stumm abwandten, um wieder zu ihren Fahrzeugen zurückzugehen, sahen sie einander nicht an. Keiner von ihnen wollte dem anderen Zeigen, was in aller Augen brannte. ENDE
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