KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
I N G O KRUMBIEGEL
Tiere und Tier...
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KULTURKUNDLICHE
HEFTE
I N G O KRUMBIEGEL
Tiere und Tierbilder der Höhlenmenschen Tierkunde der Vorzeit
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU • M Ü N C H E N • I N N S B R U C K • ÖLTEN
Wie Entdeckungen oft eine Sache des Glücks und des Zufalls sind, so ist es auch vielmals bei der Aufdeckung der Lebensspuren vergangener Menschengeschleckter gegangen: Unerwartet traten sie zutage. Die Schauer der Vorzeit erfassen den Menschen, der sich solchen Überresten versunkener Zeitalter plötzlich gegenübergestellt siefit. Beim Ausschachten einer Baugrube erkannte man an emporgeschaufelten Knochenstücken merkwürdige Ritzzeiclmungen. Altersgeschwärzte Tonscherben mit Figuren oder bekritzelte Horngriffe wurden aus dem Boden gegraben. Ders Bau eines Bahndammes schnitt uralte Gräberfelder an, und vor d e n ! erstaunten Augen des Forschers lagen die Skelette einer untergegangenen] Menschenrasse und die Gaben, die sie ihren Toten auf die große ReiseJ mitzugeben pflegte. Beerensu.chende Kinder entdeckten irgendwo im} Dickicht den verborgenen Zugang zu einer steinzeitlichen Wohnhöhle, > die seit Jahrtausenden von keinem Mensdien mehr betreten worden, war. Buben, die beim Indianerspiel in den Felsen ein Versteck suchten, drangen in eine Begräbnisgrotte der Urzeit ein. Einmal fand ein Land-Streicher, der nach einem Obdach für die Hackt Ausschau hielt, ein andermal ein insektensuchender Zoologe eine kostbare vorgeschichtliche ' Fundstätte. Schon das Einpflanzen eines Baumes kann zu ZufaUsentdeckungen führen — wer weiß, wie viele Funde bei solchen Bodenarbeiten hervorgehoben wurden und unbeachtet blieben! Derartige Vorfälle sind gar nicht so selten, wie man glaubt; selten sind nur die Menschen, die das Verständnis für den Wert dieser Kulturschätze haben und rechtzeitig, ohne • die Fundstücke in ihrer Lage zu verändern, die zuständigen Sachverständi- , gen, den Lehrer des Dorfes, das Heimatmuseum, die Heimatzeitung oderj den beauftragten Pfleger für Boden-Altertümer in Kenntnis setzen. Von den erstaunlichsten Altertumsfunden der letzten hundert fahre, von den ältesten Kunstwerken der Mensdiheit plaudert dieses Heft. Es\ erzählt von glücklidten Entdedzern und weitschauenden Gelehrten, vom', Streit der Meinungen und von den großartigen Erfolgen der Forschung.' 2
^ Im Mittelpunkt stehen die merkwürdigen Tiere einer längst vergangenen Zeit, deren fesselndes Lebensbuch in zwanzigtausendjahrealten und oft noch älteren Bildern heute offen vor uns liegt.
„Autos e p h a ! " „Autos epha!", der Meister hat es so gelehrt! Im Altertum hat dieses Wort, das von den Schülern des großen griechischen Gelehrten Aristoteles stammen so]], den Fortschritt der Wissenschaft Jahrhunderte hindurch verzögert. „Autos epha!" — das hieß: So hat Aristoteles über dieses oder jenes Problem geschrieben, also war es müßig, noch weiter darüber nachzusinnen. Was der Meister Aristoteles gelehrt hatte, so glaubte man, das galt für jeden und für immer, und was in seinen Büchern nicht zu finden war, das war eben überhaupt nicht vorhanden; so groß war das Ansehen, das der Philosoph von Stagira unter den Griechen und Römern und selbst noch unter den arabischen und christlichen Gelehrten des Mittelalters genoß. Wer wollte Aristoteles widersprechen? „Autos epha!", der Meister hat es so gelehrt! Das sagte man in der naturwissenschaftlichen Forschung der neueren Zeit Jahrzehnte hindurch auch von dem großen französischen Zoologen Baron George von Cuvier. Wie der um zehn Jahre ältere Schiller hatte Cuvier (geboren 1769) die berühmte Carls-Akademie in Stuttgart besucht. Er war dann Hauslehrer eines normannischen Grafen geworden und hatte hier an der Atlantikküste Gelegenheit gefunden, sich mit den Seetieren und ihren Versteinerungen zu beschäftigen. Dann ging er nach Paris, schuf dort eine der größten naturkundlichen Sammlungen Europas und krönte seine Lebensarbeit mit einem vielbändigen Werk, einer „großartigen Heerschau des gesamten Tierreiches", wie man es genannt hat. Er hat darin in glänzender Sprache von allen Tieren geschrieben, die auf der Erde leben oder in der Vorzeit auf Erden gelebt haben. Cuvier rühmte man nach, daß er in der Lage gewesen sei, „aus einem einzigen Knochen das wahre Bild eines vorweltlichen Tieres mit Haut und Haaren" wiederherzustellen. Dieser Baron von Cuvier nun war der Meinung, der Mensch gehöre nur der jüngsten Zeit der Erdgeschichte an, der Vorzeit aber sei der Mensch fremd gewesen. Fast die gesamte Wissenschaft seiner Zeit beugte sich länger als ein Menschenalter vor diesem Lehrdiktat des weltberühmten Gelehrten.
Phantasten? Aber nun hatte man schon am Ende des 18. Jahrunderts in Südengland zwischen Knochen vorzeitlicher Tiere Werkzeuge entdeckt, die unzweifel3
haft von iVlenschen stammten. 1824 waren in der gleichen englischen Landschaft, zusammen mit den Gerippen von Nashörnern, Mammuten^ Höhlenbären und Wildpferden, weitere geschickt zurechtgehauene menschliche Gerätschaften aus Stein zum Vorschein gekommen. Auch auf der anderen Seite des Ärmelkanals, an der französischen Küste, hatte ein' Zolldirektor aus der Stadt Abbeville in alten Ablagerungen der Somme, im Knochenschutt längst ausgestorbener Nashörner und Mammute, Feuerstein-Werkzeuge ausgegraben, die wieder unzweifelhaft auf den Menschen ' hindeuteten. Aber nach Herrn Cuviers unumstößlicher Lehrmeinung durfte das nicht sein. Er hatte gesagt, daß der Mensch nie mit den großen I Dickhäutern Mammut und Urwaldnashorn zusammengelebt haben könne — also mußten jene englischen Herren und der Herr Zolldirektor von Abbeville Phantasten sein. In England, wo Herrn Cuviers Meinung nichtI ganz so hoch im Ansehen stand wie auf dem Festland, verließ man sich' jedoch mehr auf das, was die eigenen Augen an den Fundstätten gesehen! hatten. Der Mensch, so sagte man sich, dessen Werkzeuge in den gleichen Schichten lagen wie die Skelette der urweltlichen Säugetiere, mußte auch mit diesen Tieren gelebt haben. Ähnliche Funde kamen in der Folgezeit hinzu, vor allem aus den Höhlen Deutschlands und Südfrankreichs, und so ließ sich die kleine Gruppe englischer Wissenschaftler in ihrem Kampf gegen Cuvier durch keinen Angriff irgendwie beirren. Es entstand in England eine neue Wissenschaft, die Prähistorie, d. h. die Geschichte des Menschen vor dem Zeitalter, das man bisher allein für Menschheitsgeschichte gehalten hatte: die Wissenschaft der Vor; geschiente. Sie reichte zurück in die Jahrtausende, aus denen es keine schriftliche Überlieferung gab, weil der Mensch dieses Zeitalters noch keine Buchstaben und keine Schrift kannte, in denen er seine Gedanken hätte niederlegen können.
Der A d v o k a t Lartet Im Jahre 1860 gab es eine neue erregende Überraschung. George von Cuvier war seit acht Jahren tot, aber noch immer verharrte die zünftige Forschung des Festlandes zäh auf dem Standpunkt, den der Ver-' storbene bestimmt hatte. In einem südfranzösischen Städtchen aber lebte ein Rechtsanwalt namens Lartet, der dazu bestimmt war, den Bann des großen Meisters zu brechen, durch den jeder weitere Fortschritt zum Stehen gebracht worden war. Ein Arbeiter legte beim Straßenbau eine vorgeschichtliche Höhle mit Tier- und Menschenspuren frei, und Lartet, den man herbeigerufen hatte, schaute sich gründlich darin um. Angeregt, durch dieses Erlebnis, begann er, die Höhlen und Grotten nördlich der kleinen Republik Andorra im Vorland der Pyrenäen zu durchstöbern. Im
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September des genannten Jahres drang er mit Fackeln in eine dieser Höhlen ein und erkannte gleich, daß sie einst von Urmenschen bewohnt worden war. Daran war nicht zu zweifeln, da man große Mengen von verbrannten und zerspaltenen Tierknochen, an denen die Einwirkung von Werkzeugen noch deutlich zu sehen war, die Reste der Mahlzeiten und die Funde von Geräten aus Stein und Hörn, alles Spuren menschlicher Tätigkeit, ans Tageslicht brachte. In einer Bodenschicht, die viele Jahrtausende von keinem Menschen durchgraben worden war, fanden sich zahlreiche Hirschgeweihe, Gehörn geschlachteter Beutetiere. Unter diesen Geweihen — wer beschreibt seine Verblüffung! — fiel Herrn Lartet ein Geweihstück in die Hand, auf dem deutlich, unleugbar, unverkennbar der eingeritzte Kopf eines Höhlenbären sichtbar wurde. Mit der Gründlichkeit eines Wissenschaftlers beschäftigte sich der Rechtsanwalt mit dieser Entdeckung. Es war kein Zweifel: Der Mensch der Urzeit war nicht nur ein Wilder, ein Jäger, er war auch Zeichner — er war Künstler. Diese mit einem scharfen Gerät eingeritzten Umrisse verrieten sogar ein erstaunliches Können. So ist der Advokat Lartet zum Entdecker der vorgeschichtlichen Kunst geworden. Denn er hat als erster über diese urzeitliche Zeichnung eine Arbeit von wissenschaftlichem Rang veröffentlicht, in der er übrigens auch davon Notiz nahm, daß rund fünfzehn Jahre vorher einer seiner Kollegen im Departement Vienne einen 12 cm langen Knochen mit eingeritzten Hirschen gefunden hatte, ein Fund, der unbeachtet geblieben war. Lartets weitere Entdeckungen in den Höhlen und Grotten der Vezere. eines Nebenflusses der Dordogne in Südfrankreich, förderten dann Hunderte von ähnlichen und oft noch wundervolleren prähistorischen Bildern zutage. In Lartets Heimatland Frankreich hielten die Gelehrten diese Ritzzeichnungen (Gravierungen) für Fälschungen. Cuvier hatte gelehrt, daß es in so früher Zeit Menschen noch nicht gegeben habe — niemand wagte es, diesen berühmten Altmeister ins Unrecht zu setzen, selbst jetzt, da so vieles gegen ihn sprach. Die Schrift des Herrn Lartet wurde von der französischen Wissenschaft abgelehnt; der Prophet gilt nicht in seinem Vaterlande, wie man so sagt. Aber in England, drüben, jenseits des Kanals, war man ja längst nicht so autoritätsgläubig. Man verschloß sich dem Neuen nicht, und so fanden Herrn Lartets Entdeckungen und Schlußfolgerungen dort schon bald Gehör, Anerkennung und Zustimmung und, was nicht minder wichtig war, tatkräftige Unterstützung. Das Britische Museum in London ließ seine Fundstücke herüberkommen und veranstaltete eine Ausstellung, die großes Aufsehen erregte. Ein reich gewordener britischer Großkaufmann, Henry Christy, war von der Be5
deutung der Funde so sehr überzeugt, daß er Lartet große Geldsummen zur Verfügung stellte, damit er die Erforschung des Urweltmenschen und seiner Kunst weitertreiben könnte. Ja, Mister Christy fuhr selber in das Vezere-Tal, um nun mit Lartet zusammen eine Höhle nach der anderen zu durchsuchen. In der offenliegenden Felsnische La Madeleine in der Gemeinde Tursal stießen sie 1864 bei der sorgsamen Freilegung der Bodendecke unter vielen vorgeschichtlichen Fundstücken auf einen Mammut-Stoßzahn, und als sie ihn im Licht des Tages genauer untersuchten, trat klar erkennbar das eingeritzte Bild eines Mammuts hervor. Die Zeichnung verriet eine außerordentliche Schärfe der Beobachtung. Mit wenigen lebendigen Strichen war das Charakteristische des riesigen Urzeittieres dargestellt. Da man wußte, in welch frühe Zeit der Erdgeschichte das Mammut zurückreicht, wurde es für die beiden glücklichen Höhlen- I forscher zur vollen Gewißheit, daß auch der Mensch in diesen Frübzeifen i schon gelebt haben mußte. Mensch und Mammut waren einmal Zeit- | genossen gewesen. Das aber war gerade das, was Cuvier so hartnäckig J bestritten hatte. Dieser Fund brach endlich den Bann. Beflügelt von I diesen großartigen Funden, erreichte es Lartet, daß er auf der Weltausstellung von 1867 einen besonderen Saal für die vorgeschichtlichen Alter- "| tümer einrichten konnte. Zum ersten Male wurden hier den Massen, M die aus aller Herren Ländern in Paris zusammengeströmt waren, die I Geheimnisse der Urmenschheit enthüllt: die Tiere, die sie jagten, die 1 Werkzeuge, mit denen sie arbeiteten, die Bilder, die sie ritzten. Auch auf j der nächsten Weltausstellung, die 1878 wieder in Paris stattfand, wurde I eine Vorgeschichtsschau gezeigt, zum Teil mit ganz neuen Funden.
Die Tochfer des Don Marcelino Unter den Besuchern, die sich in die ausgestellten Schätze vertieften, befand sich auch ein spanischer Edelmann, Don Marcelino de Santuola. Im Anblick der großartigen Schaustücke, die dort auf den Tischen und in den Glaskästen lagen, kam es wie eine Erleuchtung über ihn. Gab es in seiner spanischen Heimat nicht Höhlen und Grotten ähnlicher Art, und hatte er nicht in diesen Höhlen einmal seltsame Farbbilder gesehen, die er für Pinseleien streunender Buben gehalten hatte? So kehrte er voller Erregung in seine Pyrenäenheimat zurück. Und bald begann ein emsiges Forschen; zunächst blieb seine ganze Aufmerksamkeit auf die Suche nach vorgeschichtlichen Werkzeugen gerichtet. In der Grotte von Altamira in der Dorfgemarkung von Santillona del Mar bei Santander hatte er die größten Erfolge. Fast täglich vermehrte er seine Sammlung mit Steinbeilen, Horngriffen, Knochenmessern und den Gerippen ausgestorbener Höhlentiere, die auf dem Felsboden aufgeschichtet lagen. Eines Tages 6
machte die kleine Tochter den Spaziergang zur Höhle mit. Wer beschreibt die Freude der Kleinen, als sie an der Felsdecke eines engen Stollens, in den sie sich mutig und mit grusliger Neugier hineingewagt hatte, ein Bild neben dem andern sah! „Sieh mal, Vater, welch bunte Bilder da auf den Steinen!" Das war der Ruf, der zur Entdeckung der großartigsten Fundstätte urmenschlicher Bilder geführt hat. Im Gefühl tiefster Ergriffenheit sah nun auch Don Marcelino, der dem Kinde gefolgt war, die Märchenpracht. Die ganze Felsfläche war mit Zeichnungen zugedeckt, und nun kamen sie auch an anderen Wänden der langgestreckten Höhle zum Vorschein: Darstellungen von Wildstieren, Wisenten, Wildpferden, Wildschweinen und Steinböcken, in Schwarz, Rot und Braun sorgfältig ausgemalt oder in den Umrissen zügig in den Stein eingegraben. Das war ein Glücksfund, wie er bis dahin noch keinem beschieden war. 150 Bilder schmücken die lange Flucht der Höhle von Altamira. Es sind nicht nur Flächenbilder. Die Urmenschenkünstler haben zum großen Teil die Vorwölbungen der Höhlenwände mit verblüffendem Geschick zur Nachbildung der massigen Tierfiguren ausgenutzt. Auf diese Leibesrundungen wurden dann die Farben aufgetragen. Die saugende Kraft des weichen porösen Gesteins band die große Menge der Farben und erhielt sie bis heute leuchtend und frisch. Altamira ist eine Höhle, die uns deshalb die besten Eindrücke von der Farbenfreude des Urzeitmenschen vermittelt. Vielleicht liegt das daran, daß in dieser Kalksteinhöhle Temperatur und Lichtfeuchtigkeit zwanzig Jahrtausende hindurch fast gleichmäßig geblieben sind. Das Wunder dieser Farben hat die Wissenschaft lange Zeit beschäftigt. Pinsel gab es noch nicht, mit denen die Bilder bemalt werden konnten. Anscheinend arbeitete der Künstler mit dem einfachsten und empfindlichsten Instrument, das die Natur ihm gegeben hatte, mit Finger und Handballen. Wir denken an den Altmeister Rembrandt, der in seinen letzten Lebensjahren im Überschwang seines künstlerischen Schaffens oftmals zu dem gleichen Mittel griff und die Farben mit den Händen auf die Leinwand auftrug (vgl. Lux-Lesebogen 10, Rembrandt). Auch der Höhlenmensch mag seine Bilder oft in der Erregung eines Erlebnisses gemalt haben. Da wurden die Farben miteinander verrieben und das trockene Farbpulver auf die naturfeuchte oder angefeuchtete Felsfläche gebracht. Zwischentöne und Schattierungen geschaffen, und die Lichter aus dem felsigen Untergrund ausgespart. Das ist alles mit einer solchen Sicherheit hingesetzt, daß es auch heute noch die höchste Bewunderung findet und sogar manchen Künstlern unserer Zeit wertvolle Anregungen gegeben hat. 7
Aber wie hatte der Höhlenmensch die Finsternis seiner Höhlen aufgehellt? Woher nahm er das Licht, das er bei seinen sorgfältigen Zeichnungen brauchte? Man fand unter den vielerlei Gerätschaften kleine Gefäße, die napfartig aus Steinen herausges,chliffen waren. Anfangs konnte man sich diese flachen Schalen nicht erklären. Waren es Farbtöpfchen, in denen Roteisenstein, eisenhaltiger Ton und der Ruß des Herdfeuers zerrieben und Wasser und Wisentblut hineingemischt wurden? Aber bald erkannte man, daß es Höhlenlämpchen waren, die ersten
Höhlenlämpchen aus der Steinzeit, aus dem Stein herausgeschliffen. Im Schein seines Lichtes malte der Vorzeitkünstler.
Lampen der Menschheit überhaupt. Da sich so viele dieser Napflämpchen in einzelnen Höhlen fanden, dachte man weiter: Vielleicht wurden diese mit Tierfett genährten Lichter an verschiedenen Stellen des Höhlenbodens verteilt und leuchteten nun, mit ihrem Geflacker gespenstige Schatten werfend, über die Tierbilder hin, um diese toten Gebilde zum Leben zu bringen, man sprach in diesem Zusammenhang sogar von „Höhlenkinos"; doch ist diese Deutung zu kühn. Es gab auch viel wesentlichere Fragen zu klären, und die Höhle von Altamira hat den Forschern ihrer unzählige gestellt. Doch dauerte es Jahrzehnte, bis die Echtheit der Höhlenbilder allgemein wissenschaftlich bejaht wurde. Die ältere Generation von Altertumsforschern traute sich nicht mehr recht zuzugeben, daß es sich um keine Fälschungen, sondern um unerhörte Kunstwerke des frühen Menschen handelte. Erst eine jüngere Generation von Forschern hat alle Vorurteile beseitigt. Es sind hauptsächlich ein Franzose und ein Deutscher gewesen, die seit 1910 am Institut für menschliche Altertumskunde in Paris tätig waren: Henry Breuil und Hugo Obermeier. Diese beiden haben der frühen Menschheitskunst zur endgültigen wissenschaftlichen Anerkennung verholfen. Zwischen den beiden Weltkriegen sind dann vor allem durch den Deutschen Leo Frobenius, der große Teile der südlich vom Mittelmeer gelegenen Erde durchforschte, Unmengen neuer, überraschender, früh8
geschichtlicher Zeichnungen aufgedeckt worden. Es handelt sich dabei meist nicht um Höhlenbilder, sondern um Malereien und Umrißzeichnungen, die er auf den offenen, freiliegenden Felsen der nordafrikanischen Wüstengebiete zu Hunderten und Tausenden entdeckt hat. In dem trockenen und heißen Klima dieser Landschaften haben sich die Kunstwerke unzerstört erhalten. Die Tiergestalten, die sie zeigen, beweisen, daß die nordafrikanische Wüste, die heute unbewohnbar und öde ist, viele Jahrtausende vor unserer Zeit von Menschen und Tieren belebt war. Alle diese Zeichnungen auf Knochen und Werkzeugen, auf Felswänden innerhalb der Höhlen und in der freien Natur stellen zusammen ein riesiges, vorgeschichtliches Tierbilderbuch dar. Blättern wir einmal darin! Wir lesen da, welche Tierarten in der Urzeit gelebt haben, und von Menschen gejagt und im Bilde verewigt wurden.
Mammut und Nashorn Ganz fremd wäre uns unsere Heimat, wenn wir rund 40 000 Jahre zurückwandern könnten; so weit liegt die Zeit der Höhlenbildkultur zurück. Vergebens schauen wir nach den fruchtbaren Feldern und den grünenden Wäldern und Matten aus, wie sie uns von heute her vertraut sind. Mächtige Eisdecken überlagern, von Skandinavien und von den Alpen aus vorstoßend, Nordeuropa bis tief nach Norddeutschland und im Süden das Alpenvorland. Selbst die Sonne der kurzen Sommermonate ist nicht imstande, die Eisschichten zum Schmelzen zu bringen. Über die von Schneestürmen durchtobten Gefilde ziehen gewaltige Gestalten. Die ungefügen Körper sind mit mächtigen, rötlich-braunen Pelzen vermummt. Sie gehören zu jenem verschollenen Tiergeschlecht, das neben dem Ichthyosaurus, dem Fischsaurier, auch dem naturfremdesten Laien mindestens dem Namen nach vertraut ist: dem Mammut (Abb. Seite 10). Dieses überragende Tier der europäischen Eiszeit war der nördlichste Elefant aller Zeiten. Den Einbruch des gemäßigten Klimas hat er nicht erlebt. In gewaltigen Fallgruben wurde das Tier von den Steinzeitjägern gefangen und dann mit Feuerbränden, mit Steinwürfen und Speerstößen getötet. Wir wissen aber nicht, ob diese Verfolgung durch den Menschen oder ob die immer mehr zunehmende Vereisung dem Koloß den Untergang bereitet hat. Obwohl das Mammut ausgestorben ist, zählt es doch zu den wenigen urweltlichen Tierarten, von denen man nicht nur Knochen und Zähne, sondern auch Felle und Weichteile aufgefunden hat. In den Eispackungen Sibiriens, den natürlichen Eiskellern dieses Landes, haben sich Mammute bis zur Gegenwart frisch gehalten. Gelegentlich sind sie sogar an die Oberfläche des Eises hervorgetaut. Die Sibirier hielten die 9
auftauchenden Ungetüme für Tiere der Unterwelt und nahmen an, daß sie erst beim Einatmen der Luft zugrunde gegangen seien. Diese Mammute, die hier nach vielen Jahrtausenden fast lebensfrisch hervorkamen, wurden Wölfen und Hunden zur späten bequemen Beute. Auch auf deutschem Boden sind Mammutskelette bis in die letzten Jahre gefunden worden. Eines der besten Skelette überhaupt kam in einer Kies-
Mammut:
Ritzzeichnung aus der südfranzösischen Höhle C o m b a r e l l e s . lange Behaarung des Mammuts ist deutlich zu erkennen.
Die
grübe zutage, die man in Borna bei Leipzig aufgeschlossen hatte. Alle Funde hat man sorgfältig untersucht und schon früh erkannt, daß das Mammut dem Elefanten von heute im inneren Körperbau durchaus ähnlich war; in den. Eingeweiden der aus dem Eis geborgenen Riesen, die später vor dem Gefressenwerden geschützt wurden, fand man noch die Reste der Pflanzen, mit denen die Tiere sich zuletzt ernährt hatten. Ihre Nahrung bestand aus Gras und Blütengewächsen, wie sie auch heute noch für die Steppe bezeichnend sind. Im ganzen unterschied sich der Speisezettel des Mammuts wenig von dem des heutigen Elefanten. Und 10
doch ist das Mammut kein direkter Urahn unserer Dickhäuter. Es muß vielmehr als ein „Seitenzweig" am Stammbaume der Elefanten bezeichnet werden, als ihr Urvetter sozusagen. Die Familie der Elefanten war nämlich in der Vorzeit weit vielgestaltiger als in der Gegenwart. Heute leben nur noch zwei Gattungen der Sippe, der afrikanische und der indische Elefant. Alle anderen Abkömmlinge sind längst von der Erde verschwunden. Wundervolle Darstellungen dieses gewaltigsten Jagdtieres der Vorzeit sind als geritzte oder farbig getönte Bilder in Höhlen und Felsschluchten entdeckt worden. Unzählige Male hat der Vorzeitmensch das Motiv dieser ebenso gefürchteten wie begehrten Beute mit verblüffender Naturtreue auf die Steinfläche oder auf die schmale Rundung eines Elfenbeinstabes gebannt. Man entdeckte dabei etwas sehr Merkwürdiges, was bei den im Eis gefundenen Tieren nicht mehr zu erkennen war: eine mächtige Polsterung im Genick, die dem Rücken wie ein Hügel aufsitzt und durch die Form des Skeletts nicht erklärt werden kann. Beim Elefanten findet sich dieser Aufsatz nicht. Es ist ein Fetthöcker, der offenbar den Vorrat für die kälteste Jahreszeit enthielt. Der Vergleich mit dem Kamelhöcker drängt sich auf. Wie dem Wüstentier seine „Konserve" in Tagen der Not als Energiequelle dient, so konnte gewiß auch das Mammut in Hungertagen aus seinem fettgefüllten Rucksack zehren. In den großen naturgeschichtlichen Museen der Welt gehören die Mammutskelette zu den begehrtesten Schaustücken der zoologischen Säle. Mit Staunen schauen wir Menschen von heute zu diesem gigantischen Wesen empor, und es ist uns nahezu unbegreiflich, wie die primitiven Jäger der Vorzeit mit diesen Ungetümen fertig werden konnten. Wuchtig und urwüchsig gleich dem Mammut stapfte das Nashorn durch die eisige Landschaft der Vorzeit. Seine wollhaarige Bekleidung überrascht ans, denn heute ist dieses Großtier für uns förmlich zum Vertreter der tropischen Länder geworden. Die kraftvoll gezeichneten Abbilder, die der Steinzeitmensch uns hinterlassen hat, zeigen aber deutlich die strähnige Wolle, die dem Koloß vom Rücken und vom Bauche herunterhängt. In dem sommerlich anmutenden, fast haarlosen Gewand von heute wäre das Nashorn in der frosterstarrten Welt des Eises gleich zugrunde gegangen. Doch auch das Wollkleid hat auf die Dauer nicht als Schutz gegen die grimmige Kälte ausgereicht. Wie das Mammut, so hat auch das Eiszeit-Nashorn das Ende der Vergletscherung nicht überstanden. Es ist auch nicht wie Moschusochse oder Polarhase dem zurückgehenden Eise nach Norden gefolgt, sondern verschwand ganz von der Erde. Von den beiden Nashornarten der Eiszeit war das eigentliche 11
Kurzhaariges N a s h o r n : Höhlenzeichnung in roten Tönen aus dem französischen Vezeretal.
Kurzhaar-Nashorn noch am kältefestesten, das andere trug einen sparsamer behaarten Pelz und tauchte namentlich in den etwas wärmeren sogenannten Zwischeneiszeiten auf, in denen sich die Gletscher in Richtung auf ihre Ausgangsstellungen hin zurückzogen.
Der Höhlenbär Das größte lebende Raubtier auf der Erde ist der Bär. Aufgerichtet ragen alte Eisbärmännchen oft mehr als zwei Meter hoch. Die Braunbären Innerasiens und Alaskas sind noch größer. Die Höhlenbären, Zeitgenossen des Eiszeitmenschen, übertrafen sie alle an Kraft und Größe. In erstaunlicher Genauigkeit hat uns der Höhlenmensch in vielen Zeichnungen das äußere Bild dieses Raubtiers überliefert: schreitend, den Kopf wie witternd gegen den Boden gerichtet, unheimlich in seiner massigen Wucht — so begegnen wir ihm in den genial beobachteten Darstellungen der Felsbilder. Wir sehen ihn förmlich vor uns, diesen Einzelgänger unter den Raubtieren, wie er auf nackten Sohlen einer Fährte folgt, den Nacken v/ie eine Ramme vorgewölbt, beutegierig und angriffsbereit. Eine erstaunliche Tapferkeit gehörte dazu, diesem Gegner mit Keulen und primitiven Speeren entgegenzutreten. Und doch wurde der Bär wegen seines Fells, Fettes und Fleisches in jenen Zeiten zu Tausenden zur Strecke gebracht. Jeder Beutetag war ein Großfest im Leben des Jägers. In Bärenfesten wurde der Jagdsieg gefeiert. Zuweilen wurde auch 12
ein lebender Bär in einer Fallgrube gefangengehalten und jahrelang gefüttert. Die Höhlenbären sind genau so verschollen wie die ungeheuren Herden der Mammute, unter deren Schritten das Land erdröhnte. Ist der Untergang dieses gewaltigen Wildes auf die Vertilgung durch die Vorzeitjäger zurückzuführen, oder sind sie Opfer anderer Gewalt geworden? Das Rätsel dieses Aussterbens blieb lange Zeit ungelöst, bis man die ungeheuren Grabstätten der Bären genauer zu durchforschen begann. Gab
H ö h l e n b ä r : Ritzzeichnung aus der Höhle Combarelles (Südfrankreich).
es doch Höhlen, in denen die Knochenreste von Tausenden von Höhlenbären vereinigt lagen. So wie sie verendet waren im Ablauf der Generationen, lagerten sie in tiefen Schichten übereinander. Man hat diese Schichten einzeln abgehoben. Vor den Wissenschaftlern lag ein ungeheures Anschauungsmaterial, wie es kein zweites Tier der Vorzeit der Forschung hinterlassen hat, ja wie es kaum ein Tier der Gegenwart bieten kann. Es ergab sich etwas sehr Seltsames: Die Knochenüberreste, die aus den untersten, also den ältesten Skelettlagen hervorgekommen waren, gehör13
ten zu Tieren, die von kerniger Gesundheit gewesen sein müssen. Je jünger die Funde waren, um so mehr fanden sich deutlich Anzeichen für Krankheit und Entartung. Wucherungen, Auftreibungen und Verkrümmungen an- den Gliedmaßen und Pappen verrieten, daß die Höhlenbären der späteren Zeit von Rheuma und Rachitis geplagt waren, jener schreck' liehen Krankheit, die durch Vitaminmangel entsteht und nur durch Vitaminzufuhr und Sonnenbestrahlung geheilt werden kann. Man schloß daraus, daß die Sippe der Höhlenbären ursprünglich gar keine Tiere dunkler Behausungen gewesen sind, sondern Wesen der freien Natur, die ihnen Sonne und vitaminreiche Nahrung zur Genüge anbot. Nur zum Schlafen und Sterben zogen sie sich in die Höhlen zurück. Dann aber vertauschten sie, durch irgendwelche Mächte gezwungen, den gewohnten Lebensraum mit der Finsternis der Felsbehausungen. Trägt der Steinzeitmensch hieran die Schuld? Hat er das Geschlecht der Bären so grausam verfolgt, daß sie im Dunkel der Felsen vor seinen Nachstellungen Zuflucht suchen mußten? Oder zwang sie die grimmige Kälte zum.Rückzug in das Dunkel und die Verborgenheit feuchter Bergklüfte? Wir wissen es nicht. In der selbstgewählten Höhlenwelt, in der das Tier nun den größten Teil seines Lebens verbrachte und seine Jungen großzog, den Winterschlaf schlief und sich zum Sterben niederlegte, verkümmerte im Laufe der Jahrtausende die Lebenskraft der ganzen Gattung — so wie Menschen verkümmern müßten, die ein Geschlecht nach dem andern im dunklen Burgverließ ihr Dasein verbringen. Manche Anzeichen deuten auch darauf hin, daß diese Gefängnisse nicht nur die Verkümmerung der erwachsenen Bären verschuldet haben. Von der Entartung wurde auch der Nachwuchs der Bärenfamilien erfaßt. Durch eine angeborene, krankhafte Verkürzung der Kiefer sind offenbar viele Jungbären mehr und mehr beim Zahnen eingegangen. So verfiel die urwüchsige und kraftstrotzende Rasse der Höhlenbären, von denen noch die Felsbilder eine so eindrucksvolle Vorstellung vermitteln; und eines Tages verlosch mit dem letzten Altbären das ganze Geschlecht. Ein seltsames, unrühmliches Ende für das größte Raubtier aller Zeiten. Noch eine Merkwürdigkeit ergab die Durchforschung der Bärenhöhlen; als man die Skelette der eben zur Welt gekommenen Höhlenbärenjungen untersuchte, war man überrascht über die Winzigkeit dieser Raubtierbabys, und man konnte sich kaum vorstellen, wie sich aus solch kleinen Wesen die ungeschlachten Großbären entwickeln konnten. Wer im zoologischen Garten zum ersten Male die Kinderstube der heutigen Braunbären sieht, der verwundert sich schon über die Winzigkeit des kleinen Braunbärenvolkes, das da herumkrabbelt. Braunbärenkinder sind so klein, daß sie anfangs gar keine rechte Form haben. Bis an die 14
Schwelle der Neuzeit hat sich die mittelalterliche Sage erhalten, das Bärlem komme überhaupt nur als unförmiger Klumpen, als „ungeschleckter Bär" zur Welt, und erst die zärtliche Hilfe der Bärenmutter „schlecke" dieses unbestimmte Etwas zur Gestalt eines richtigen Bärenjungen. Noch unscheinbarer als dieser Braunbärensäugling aber war das Neugeborene des Höhlenbären. Hat das ungesunde Höhlenleben diese Verkümmerung verursacht? Und haben wir hier vielleicht eine weitere Ursache für das Aussterben der Höhlenbären? All diese Überlegungen sind bisher nur Vermutung geblieben. Die Forschung ist von der Gewißheit über die Lebensweise dieser Großtiere der Vorzeit immer noch weit entfernt.
Der Wisent Nicht wenige der eiszeitlichen Geschöpfe haben das Grauen des eiszeitlichen Klimas glücklich überstanden und leben auch heute noch auf unserer Erde, wenn auch oft nicht in den gleichen Zonen wie einst. Wollen wir uns diese Überlebenden der Eiszeit anschauen und vergleichen, ob die Vorzeitkünstler in ihren Zeichnungen Gestalt und Charakter dieser Tiere echt und natürlich getroffen haben, so brauchen wir meist nicht weit zu reisen. Ein Besuch im zoologischen Garten führt uns zu ihnen. Von ihnen ist am seltensten und daher kostbarsten nicht die langhalsige Giraffe, nicht der Elefant oder ein anderes exotisches Tier geworden, sondern ein Wil'drind, der Wisent. Der wilde Geselle, der noch im Mittelalter die Wälder unserer Heimat belebte, stirbt vor unseren Augen aus. Die letzten in Freiheit lebenden Wisente in Polen und im Kaukasus sind den Wirren des letzten Krieges zum Opfer gefallen. Das einst so stolze Tier lebt heute nur noch in einzelnen Gehegen und in zoologischen Gärten, etwa 100 Stück mögen es sein. In der Eiszeit aber fand das kälteliebende Tier noch auskömmliche Lebensbedingungen. Es lebte allenthalben in Rudeln und war eine begehrte Beute des Menschen. Es lieferte nicht nur ein schmackhaftes Fleisch. Der Jäger der Vorzeit wußte auch aus den Haaren, Knochen und Sehnen des Wisents manch Brauchbares anzufertigen. Auch die Häute der Jungtiere waren begehrt, weil man sie leicht zu Gewandstücken verarbeiten konnte. Wir kennen vorzügliche vorzeitliche Wisentbilder aus Mitteleuropa, Frankreich und Spanien. Fast immer sind es erregende Bilder der Jagd: Speere fliegen gegen den kraftvollen Körper. Grimmig peitscht eines der Tiere mit dem Schweif die getroffenen Flanken, ein anderes stürzt tödlich getroffen zu Boden; Blut ergießt sich aus dem Maule eines vierten. Die Zeichnungen zeugen von einer außerordentlichen Schärfe der Einzelbeobachtung (vgl. das Umschlagbild). 15
Der Wisent ähnelt dem nordamerikanischen Bison, dem Indianerbüffel dem Buffalo, von dem im „Lederstrumpf" so manches Mal die Rede ist. Nur ist der Wisent nicht so hochrückig und plump wie der Bison. Er ist viel niedriger gebaut, Dieser Körperbau kommt dem Waldtier sehr zugute; mit der Körpermasse des Bisons käme es im Dickicht nur schwer voran. Die Bullen kämpfen zur Brunftzeit erbittert miteinander, krachend schlagen die mächtigen Schädel zusammen. Manchem dieser Zweikämpfe hat der Urmensch zugesehen und in der Frische dieses eindrucksvollen Erlebnisses dann die Szene in den Fels seiner Wohnhöhle geritzt. Oft
W i s e n t , von Spießen und Pfeilen tödlich getroffen (Schwarzzeichnung aus der Höhle N i a u x , Frankreich).
mag ihm die Kampfbegegnung der beiden Rivalen auch Gelegenheit geboten haben, sich unbemerkt an das begehrte Beutetier heranzuschleichen und es dann mit List und Kühnheit zu überwältigen. Außer dem Menschen hatte der Wisent wohl kaum einen Feind zu fürchten. Allenfalls konnte eine große Meute Wölfe bei hohem Schnee eines der Tiere vom Rudel absprengen und es einzeln anfallen und niederkämpfen; kein anderes Wesen sonst wird sich an das wehrhafteste Urwild unserer Wälder gewagt haben. 16
Wildpferd und Auerochs Eng zusammen mit dem Wisent belebte den Urwald der Vorzeit ein Wild, das heute zu unseren vertrauten Haustieren gehört: das Pferd. Es war kleiner und struppiger als unsere heutigen Pferde vor Wagen und Pflug; es war flüchtig und wehrhaft. Ein Wildhengst ging, in die Enge getrieben, mit Gebiß und furchtbaren Hufschlägen auf seinen Gegner los. Auf den Höhlenbildern der Urmenschen ist gut zu erkennen, worin sich das Wildpferd von unseren Hauspferden unterschied: Die Mähne lag nicht zur Seite über, sie stand senkrecht, bürstenartig in die Höhe. Die Zebras der Steppe zeigen noch dieses Merkmal des unverfälschten, echten Wildlings. Der Urmensch hat ihn (s. Bild), lange ehe er daran dachte, ihn zu zähmen, in Ritzzeichnungen und plastischer Darstellung abgebildet. Der länglich flache Schädel, der nicht wie beim Hirsch und Büffel Hörn oder Geweih trug, ließ sich selbst auf der schmalen Fläche eines Werkzeugs, auf Klingen, Griffen, Stäben, Knochenmessern und Axtschäften trefflich unterbringen. In schnittiger Meißelung oder Ritzung, oft auch in farbiger Malweise, ist der kampfesfrohe Kopf des Urpferdes unvergänglich in diese Gerätschaften hineingearbeitet. Wie Wisent und Bär war auch das Wildpferd als Beute begehrt; es kannte keinen schlimmeren Feind als den Jäger, der in wilder Treibjagd die Herden aufscheuchte und steilen Abhängen zutrieb, wo die Gehetzten die Felsen hinunterstürzten und ihren Verfolgern zum Opfer
W i l d p f e r d : Schwarze W a n d m a l e r e i aus der Höhle N i a u x , Frankreich. Anscheinend w i t t e r n des Tier. Die Bürstenmähne steht empor.
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fielen. Es war nicht schwer, auf diese Jagdweise zu schließen: Man fand am Fuße jäher Abhänge Massen von Knochen und Skeletten der abgestürzten Tiere. Allein unter dem Felsen von Solutre in Frankreich lagen die Gebeine von 100 000 zerschellten Wildpferden. Die Stammform des Wildpferdes ist trotz dieser Massenvernichtungen erst spät den Nachstellungen des Menschen erlegen. Gewisse Abkömmlinge aber haben sich erhalten. So wurde in der Wüste Gobi in Zentralasien ein gelblichbraunes, untersetztes Pferd entdeckt, das man zuerst für ein verwildertes Hauspferd hielt. Als sich dann herausstellte, daß es sich hier um wirkliche Wildtiere handelte, ist dieses Geschöpf eines der wertvollsten Besitztümer der zoologischen Gärten geworden. Wer die Pferdezeichnungen des Urmenschen genau betrachtet, erkennt in jenem Wildling aus dem Fernen Osten den Verwandten des Wildpferdes wieder, das der Höhlenmensch so gern dargestellt hat. Auch in manchen unserer Pferderassen, namentlich in den osteuropäischen Panjepferden, lebt das Blut des Urwildpferdes weiter. Durch mühevolle Rückkreuzungen ist es gelungen, urwildpferdartige Tiere wieder herauszuzüchten, die einigermaßen jenem Wildling der Eiszeit gleichen. Aber nur „einigermaßen"! Das echte Wildpferd ist nicht wiederherzustellen. Denn was in der Natur ausgerottet ist, kann nicht wieder zum Leben erweckt werden, höchstens, daß wir uns von ihm ein annäherndes Abbild erschaffen. Mit einem zweiten Zeitgenossen des Höhlenmenschen hat man ähnliche Wiedererweckungsversuche angestellt. Es ist der Auerochse oder Ur. der im 17. Jahrhundert ausgestorben oder richtiger gesagt, vom Menschen ausgemerzt worden ist. Der Ur als der Stammvater des Hausrindes ist eines der interessantesten Geschöpfe, das auch der Vorzeitmensch gekannt haben muß. Aber er hat es kaum einmal zum Gegenstand seiner zeichnerischen Darstellungen gemacht. Nur ein einziges Bild kennen wir, auf dem vermutlich ein Auerochse zu sehen ist. Ein Tropfstein in der Höhle De la Marie in der Dordogne, Frankreich, trägt eine einprägsame und mit der Sicherheit eines vollendeten Künstlers angelegte Ritzzeichnung zweier Rinder. Das zweite Tier ist offensichtlich ein Ur. Es unterscheidet sich deutlich von der so bezeichnenden Gestalt des Wisent. Das ausschweifend nach vorn gebogene Hörn, das auf der Zeichnung zu sehen ist, kennen wir auch aus Bodenfunden. Es wurde vom Eiszeitmenschen zu Trinkbechern verarbeitet. Ganze Skelette des Auerochsen hat der Boden bisher jedoch nicht freigegeben. Und doch können wir etwas über den Auerochsen der Vorzeit aussagen. Wir wissen, daß er von den Steinzeitmenschen gejagt wurde. Man fand Schädel des Ur, in die steinerne Speerspitzen eingedrungen 18
waren, wie sie für die Steinzeit bezeichnend sind. Aber die Frage bleibt offen, warum der Höhlenmensch den Ur nicht öfter abgebildet hat, so wie er den Wisent darzustellen liebte. Oder sollte es nur ein Zufall sein, daß wir bisher keine Abbilder von ihm im Fels entdeckten? Vielleicht hatte der Vorzeitmensch seine Gründe, wenn er dieses Tier nicht zeichnete. Primitive Menschen haben in besonderen Fällen eine abergläubische Scheu davor, bestimmte Tiere darzustellen. Sie fürchten sich vor ihnen und haben Angst, daß sie durch die Abbildung den Unwillen der in den Tieren wohnenden Dämonen erwecken könnten. Ob auch die „Dämonen" des Ur dem Menschen der Eiszeit so abschreckend und furchterregend erschienen, daß er die Tiere nicht darzustellen wagte? Der Auerochse lebte zuletzt als Wildrind in unseren Wäldern, als die Hausrinder, die man aus ihm gewonnen hatte, längst schon als Nutz- oder Schlachttiere in den Ställen des Menschen standen. Vermutlich lockten die wildlebenden Tiere allzuoft weidende Rinder in die Wälder, wo die Haustiere dann ebenso verwilderten wie ihre Genossen. Der Mensch begann deshalb eine rücksichtslose Jagd auf die Auerochsen. Der letzte lebende Ur wurde im Jahre 1627 getötet. Nur die Namenserinnerung an ihn lebte fort. Man wußte lange Zeit nicht einmal, wie der Geselle auf seiner letzten Entwicklungsstufe ausgesehen hatte, besaß keine Erinnerung mehr an seine Farbe und Gestalt. Die Meinungen darüber gingen weit auseinander. Erst gewisse Angaben in alten Büchern und einige glücklicherweise aufgefundene Zeichnungen machten uns mit dem Tier bekannt. In seinen gezähmten Nachkommen, den Hausrindern, lebt er fort. Die „Auerochsen", auf die einige zoologische Gärten so stolz sind, wurden aus Rückkreuzungen gezüchtet. Aber sie geben uns nur ein annäherndes Bild davon, wie der Auerochse der Vorzeit ausgesehen haben könnte.
Hirsch und Rentier Das stolzeste Wild des Jägers ist seit jeher der Hirsch. Sein Geweih ist zum Symbol für die Jägerei überhaupt geworden; es ziert die Stube eines jeden Nimrods. Während alle anderen Großtiere unserer Heimat, soweit sie nicht ausgerottet wurden oder auswanderten, zu Haustieren und Dienern des Menschen wurden, ist einzig der Hirsch freies Wild geblieben. Er lebt inmitten der kultivierten Länder und wird seinen Platz im Walde behaupten. Eine treffliche Vorzeitzeichnung des Hirschs ist auf den Knochen eines Rentiergeweihs geritzt. Der stolze Kopf des Tieres mit dem aufragenden Geweih ist hoch emporgehoben, der Blick späht in die Weite. 19
Schon damals gellte der Brunftschrei, der Triebschrei des röhrenden Hirsches, dröhnend über Berg und Tal, und die Jäger taten gut daran, solchen kampfgierigen Gesellen aus dem Wege zu gehen; denn der Hirsch ist furchtbar in seiner Brunftwut. In dieser Kampfesstimmung nimmt er ohne weiteres auch den Menschen an, dem er sonst aus dem Wege geht.
Rothirsch, auf ein Stück Rentiergeweih geritzt ( G o u r d a n , Südfrankreich).
Deshalb ist der Brunfthirsch im Betrieb des zoologischen Gartens mehr gefürchtet als ein Löwe. Die Jäger der Vorzeit gingen dem Rotwild mit ungefügen Waffen zuleibe. Ein Anschleichen war ihnen kaum möglich, denn der Hirsch ist außergewöhnlich scharfsinnig. Vielleicht überraschten sie die vorbeiziehenden Rudel aus Fels- oder Baumverstecken. Nicht immer ist es leicht, aus den Ritzzeichnungen das dargestellte Tier zu erkennen. Oft fehlen wichtigste Körperteile, manches ist nur unvollkommen herausgebracht. Beim Hirsch aber sind wir besser daran: Das Geweih ist unverkennbar; eine Verwechslung mit einem Horntier ist gar nicht möglich. Der Hirsch trägt nämlich kein Hörn auf dem Kopfe, sondern echten blanken Knochen, der alljährlich abgeworfen und alljährlich wieder erneuert wird. Das neue Geweih, das noch von der Haut (dem „Bast") überzogen ist, wird dann an Stämmen und Ästen abgescheuert, „gefegt", wie der Fachausdruck der Jägersprache lautet. Der kleinere Vetter unseres Rothirsches, der Damhirsch, trägt eine eigenartige Verbreiterung am Geweih, die wir als Schaufel bezeichnen. Er ist ein wärmeliebendes Tier. Bis zur Eiszeit war er in Mitteleuropa heimisch. Bald mit dem Einsetzen der Kälteperioden ist der Damhirsch aus unseren Zonen verschwunden und nach Süden verdrängt worden. Durch die Römer 20
Rentier auf der W e i d e : G r a v i e r u n g auf einem Stück Rentiergeweih, aus der G e g e n d um Schaffhausen (Schweiz).
oder noch später kam er wieder zu uns, vermutlich weil er als Jagd- und Schmuckwild gefiel. Er ist aber bei uns mehr oder weniger Parkwild geblieben. Der Damhirsch der Vorzeit trug ein einheitlich „wildfarbiges", bräunlichschwarzes oder einfarbiges Kleid, das sich im Sommer etwas ins Braungelbliche und Weißgefleckte verfärbte. Das Damwild muß zeitweise noch mit den eiszeitlichen Menschen zusammengelebt haben, bevor es der Frost in wärmere Zonen trieb. Es finden sich in den Wohnhöhlen dieser Zeit manche bedeutende Wiedergaben; unverkennbar ist auf den Zeichnungen sein wunderbares Schaufelgeweih. Diese Darstellungen und die Geweihfunde lassen auf einen kräftigen, wehrhaften Hirsch schließen, der viel größer war als der heute bei uns lebende Damhirsch. Doch alle diese Bilder werden in den Schatten gestellt von den Abbildungen jenes Hirsches, der in allen Gefilden der Eiszeit verbreitet war, und später, als es wieder wärmer wurde, nach Norden wanderte, weil er die Kälte liebte. Es ist das Rentier, das von allen Hirscharten am häufigsten auf den Bilderwänden der Höhlen anzutreffen ist. In allen Stellungen ist es hier abgebildet. Da finden wir ziehende Rentiere, die in langer Reihe hintereinander gehen, wie die Rentiere es auf ihren alljährlichen Wanderungen auch heute noch tun, wenn sie zu Beginn der strengsten Kälte südwärts streben oder sich im Steinbock, in eine Speerschleuder geritzt. Kennzeichnend sind Gehörn und Z i e g e n b a r t . Fundort Höhle Mas d ' A z i ! in Frankreich.
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Frühjahr wieder nach Norden wenden. Wundervoll beobachtet ist ein am Boden weidendes Rentier: Das vielgeästelte Geweih ist deutlich herausgebracht. In größter Wirklichkeitstreue ist eine Szene dargestellt, in der das Rentiermännchen ein Weibchen beschnuppert. Ein andermal ist eine ganze Herde des geselligen Tieres auf einen Vogelknochen geritzt: eine Miniaturarbeit, die uns vor der Geduld und Kunstfertigkeit des Vorzeitmenschen Achtung abnötigt. Geradezu meisterlich ist die Art, wie der Künstler die große Menge der Tiere andeutet: Die Geweihe der im Hintergrunde auftauchenden Tiere werden durch Striche wiedergegeben. Besser könnte auch heute kein Künstler das bunte Tiergewimmel anschaulich machen. Am packendsten aber sind wohl zwei elfenbeingeschnitzte Rentiergestalten: Der Kopf ist hoch erhoben, das Geweih in den Nacken gelegt; es soll am Geäst keinen Widerstand finden. Mit höchster Naturtreue ist hier der Ausdruck einer rasenden Flucht festgehalten.
Alpentiere von heute Gerade vom Rentier ließe sich noch vieles sagen; denn das ganze Leben dieses Tieres der Schneelandschaften liegt in den Lirweltbildern offen vor uns ausgebreitet. Aber es ist nur wenig verschieden von den Lebensgewohnheiten des heute im Norden lebenden Rens. Wenden wir uns lieber einigen Genossen des Rentiers zu, die in der Eiszeit mit ihm zusammen in unseren Breiten lebten und heute wieder mit ihm gemeinsam im Norden beheimatet sind! Den Schneehasen, die Polareule und den kälteliebenden Lemming, eine Wühlmaus, die durch ihre Massenvermehrung und die anschließenden geheimnisvollen Lemmingszüge besonders in Schweden und Norwegen berühmt ist, hat der Steinzeitkünstler nicht übersehen. Reste des Lemmings sind in Spanien gefunden worden, und auch in Mitteleuropa gibt es noch einige kleine Asyle, in denen er vorkommt; dieses Vorkommen in Nord- und Südeuropa kann als Beweis für die Rückwanderung des Eises in Nord- und Südrichtung angesehen werden. A.uch der genannte Schneehase ist ein lebendiger Zeuge für den auseinanderstrebenden Rückzug des Eises. Er kommt heute im Hohen Norden vor, aber auch in den Alpen; hier in einer nur ganz geringfügig abgeänderten Rasse: als Reliktform, wie die Wissenschaft derartige Überbleibsel der Eiszeit bezeichnet. Auch zwei andere stolze Alpenbewohner, die zu den Bergen gehören wie die Gletscher und das Edelweiß, hat der Urmensch der Eiszeit gekannt und dargestellt: die Gemse und den Steinbock. Die Gemse (Seite 23) ist auf einem Rentiergeweih zu sehen. In der dargestellten 22
Gemsengruppe lugt ein weiterer, ganz allerliebster Bergbewohner zwischen den Köpfen hervor, ein Murmeltier. Heute kommt die Gemse nur noch in den Alpen, in den Karpaten und in anderen Gebirgszügen vor. In Urzeiten aber fand sie sich auch in Südfrankreich; aus den französischen Pyrenäen stammt jenes prachtvolle Gemsbild mit dem Murmeltierkopf. Der Höhlenmensch war schon ein Könner, nicht nur als Zeichner und Maler, auch als Schnitzer. Welche selbstbewußte schöpferische Begabung gehörte dazu, die ungefüge Gestalt eines Steinbocks mit seinen weitgeschweiften Hörnern in dem Rundstab einer Speerschleuder plastisch,
Gemsen, in ein Rentiergeweih geschnitten. Dazwischen der Kopf eines Murmeltiers ( G o u r d a n , Südfrankreich).
d.h. körperlich-anschaulich, unterzubringen! Und wie vollendet ist das hier gelungen (s. Seite 21). Der Ziegenkörper — denn eine echte Wildziege ist der Steinbock — fügt sich trefflich der länglichen Form des Gerätes an, nicht verzerrt, sondern schmiegsam und unverkrampft. Wir kennen ähnliche Tierplastiken heute in Stock- und Gerätegriffen; vielleicht sind uns auch die großartigen Leistungen chinesischer Elfenbeinschnitzer bekannt, jener Meister in der künstlerischen Auswertung von Zähnen, Kernen und Wurzelknoten. Der Altsteinzeitkünstler steht ihnen darin. kaum nach. Das Steinwild war ursprünglich im Mittelgebirge zu Hause. Der jagende Mensch hat es immer höher in die Einsamkeit unwirtlicher Hochgebirge gehetzt. Das begann, als die große Schneezeit den Menschen zum Jäger machte, der Steinbock wurde gejagtes Wild. Ein Urkünstler zeichnete es mit einer Speerspitze auf dem Schulterblatt in den Fels. Der Steinbock überstand die Klimakatastrophe, blieb aber bis heute verfemt und verfolgt. Heute zählt er zu den aussterbenden Tieren, es sei denn, daß die Hege der letzten Reste des Wildes dem endgültigen Erlöschen Einhalt gebietet. 23
Giraffe und Elefant in der Sahara Gewaltiges Aufsehen erregte es, als man vor einigen Jahrzehnten auch auf afrikanischem Boden Höhlen und Felsen mit den herrlichsten vorgeschichtlichen Zeichnungen entdeckte. Die Bilderfunde brachten in die frühgeschichtliche Forschung dieses Erdteils ganz neues Licht. Wo jetzt die unermeßliche Wüste Sahara in dörrender Sonnenglut liegt, breiteten sich einst grünende Wälder aus, die von einer vielgestaltigen Tierwelt belebt waren. Wo heute nur an den Wüstenrändern der scheue Sandfuchs und die Gazelle vorbeihuschen, dröhnten einst die Tritte gewaltiger Elefantenherden. Mitten in der Wüste, die fast tierlos geworden ist und nur von Karawanen durchzogen wird, weideten Antilopen und Giraffen: Tiere also, die zum Leben Wasser und Pflanzenwuchs brauchen. *) In aufgereckter Haltung, hochragend jeden Feind von weitem erspähend, ist das höchstgewachsene Tier der Gegenwart, die Giraffe, in den Stein nordafrikanischer Felsen geritzt: Diese Steinplatten haben länger Bestand gehabt als die grünenden Wälder der Alt-Saharazeit und künden noch jetzt von den Lebenstagen des riesigen Tieres im nördlichsten Afrika. Wir finden die Giraffe sogar in Verbindung mit dem Menschen, dem Vorzeitjäger, der mit seinen Waffen den Tieren nachstellt. Viele Giraffen-Jagdbilder auf afrikanischen Wüstenfelsen zeigen seltsame Räder oder Schlingen, die bisher noch niemand recht deuten konnte (Seite 25). Sollten diese netzartigen Gebilde Lassos sein oder Fallen oder Sonnenräder oder vielleicht die Sonne selbst? In urwüchsiger Kraft ist auf den Felsflächen der Wüste auch der afrikanische Elefant zu finden, das schwerste Landtier der Gegenwart. Deutlich ist er wiederzuerkennen an dem großen Ohr, durch das sich der afrikanische vom indischen Elefanten leicht unterscheiden läßt; auch die Länge der verhältnismäßig dünnen Säulenbeine und der dünne Rüssel verraten den Afrikaner. Durch diese Körperverhältnisse erscheint der afrikanische Elefant unschöner als der indische. Wundervoll ist vor allem ein Felsbild, auf dem eine Elefantenkuh mit ihrem Jungen dargestellt wird. Ein Raubtier steht zum Sprung bereit, um das Junge zu reißen. In Abwehrstellung spreizt sich das Muttertier und birgt den Sprößling schützend unter dem Bauche. Eine packende Szene ist dem Künstler gelungen. Das Gegeneinander des angreifenden Räubers und der wehrhaft sich reckenden Elefanten ist voll dramatischer Spannung. Auf manchen dieser Felsbilder begegnen uns Elefanten und Giraffen in friedlicher Nachbarschaft. Eine solche Freundschaft oder besser eine *) V g l . Lux-Lesebogen N r . 39 Schiffers.
„ W ü s t e o d e r Paradies?"
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von Dr. Heinrich
Dieses G i r a f f e n b i l d f a n d man auf einer Felsfläche im G e b i e t von Fezzan in Tripolis ( N o r d a f r i k a ) . Auf den Fels war ein ganzes Rudel Giraffen gezeichnet. Die Giraffe ist aus diesem heutigen Wüstengebiet längst verschwunden. Die Bilder beweisen uns a b e r , daß die Wüste einst begrünt gewesen sein muß. Für d i e Kreise und Ringe seitlich des Tieres hat man noch keine Erklärung g e f u n d e n .
Afrikanischer Elefant von A i n Safsal, Ritzzeichnung auf einem Felsen. Das Muttertier schützt sein Junges gegen ein angreifendes Raubtier.
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solche Kameradschaft ist unter Tieren nicht ungewöhnlich. Bei den Giraffen und Elefanten findet man sie auch heute noch. Die beiden Tiere grasen oft im gleichen Weideraum, weil sie sich gegenseitig etwas zu geben haben: Der Elefant duldet die Giraffe gern in seiner Nähe, weil der aufgereckte Hals der Hochgewachsenen ein einzigartiges „Schauinsland" ist. Von dort kann sie viel weiter Ausschau halten und Gefahr viel früher erspähen als jedes andere Bodentier der Umgebung. Die Giraffen andererseits sind fast schutzlos; deshalb fühlen sie sich bei den wehrhaften Elefanten aufs beste geborgen. Das weit spähende Auge der Giraffe und die scharfe Witterung des Dickhäuters unterstützen sich gegenseitig bei der Sicherung des Weideplatzes. Manchmal gesellt sich in den Felsenbildern noch ein dritter Partner zu Elefant und Giraffe: der Sattelstorch, der heute noch in Afrika lebt. Giraffe und Elefant sind längst aus dem Raum der Wüste verschwunden. Als der nordafrikanische Feldherr Hannibal gegen das Weltreich Rom zu Felde zog, war der Elefant jedoch in ganz Nordafrika beheimatet. Das Aufgebot an Elefanten, die der Karthager auf seinem Feldzug mit sich führte, um sie als Panzer in die feindlichen Schlachtreihen zu jagen, war aus den Herden Nordafrikas zusammengestellt. Noch an der Schwelle der Jetztzeit besiedelten diese Großtiere ganz Afrika bis nach Ägypten und Marokko. Heute kommt der afrikanische Elefant nur noch südlich der Sahara vor. Die Giraffe hatte sich schon viel früher dorthin zurückgezogen. Als besonders stolzes Huftier aus dem nordafrikanischen Bereich sei noch der Träger der großartigsten Jagdtrophäe erwähnt, ein Tier mit unbeschreiblich schönem Gehörn: der Kudu (s. Abb.). Diese riesige Antilope ist in Felszeichnungen aus dem französischen Sudan erhalten. Es wäre auch verwunderlich, wenn der urweltliche Künstler diese grandiose Tiergestalt nicht der Nachbildung für wert erachtet hätte. Der Zusammenschluß der Giraffen und Elefanten zu gemeinsamem Nutzen wurde schon erwähnt. Ein solches Zusammenhalten von Tie- Großer Kudu: Felszeichnung aus dem ren verschiedener Art bezeichnet ' r a n z - Sudan. Auffällig ist das mächtige man als Gemeinschaftsleben oder Gehörn. 26
„Symbiose". In sehr enger Weise halten mit manchen Vögeln Antilopen und andere Huftiere zusammen. Die Vögel „reiten" auf ihnen, um ihnen die Zecken und anderes quälendes Ungeziefer abzusuchen. Die Vierfüßler lassen sich diesen Liebesdienst gern gefallen, denn dadurch werden sie ihre Plagegeister los. Wenn Feinde nahen, fliegen die Vögel sogleich unter Alarmrufen hoch. Sie werden dann auch zu Warnern. Unter dem Schutze solcher Wächter kann sogar das schwerfällige Nashorn gemütlich
Buschbock mit reitendem Madenhacker. Älteste Felszeichnung aus der Gegend von Assuan (Nordostafrika), vielleicht das älteste b i o l o gische Bild der W e l t .
und sorglos der Mittagsruhe pflegen, während auf Elefanten und Büffeln oft die großen weißen Reiher mitreiten, wie bei uns die Stare auf dem Rücken der grasenden Schafe. Mitunter werden die Reiter aber lästig, wenn sie ihrem Wirte den Rücken blutighacken. Doch im allgemeinen sind sie von dem Getier, wie gesagt, gern gesehen. Schon der vorgeschichtliche Mensch hat das Treiben dieser gefiederten Reiter gekannt: Auf einem Fels bei Assuan, in der wohl ersten Abbildung eines derartigen genossenschaftlichen Zusammenhaltens zweier verschiedener Tierarten, ist ein Buschbock zu sehen, dem ein starähnlicher Madenhacker auf dem Rücken hockt. Die Anwesenheit von Tieren auf den Felszeichnungen ist, wie man sieht, für die wissenschaftliche Forschung überraschend aufschlußreich gewesen. Die Urmenschen haben uns mit solchen Bildern viel über das tierische und pflanzliche Leben ihrer Zeit verraten. Gibt es zum Beispiel einen anschaulicheren Beweis für das Wasservorkommen in einer Gegend als die Anwesenheit des Sattelstorchs? Da er, wie gesagt, auf den Felsbildern Nordafrikas zu finden ist, dem Vorzeitbewohner des 27
Landes also nahe gewesen sein muß, dürfen wir auch daraus mit Recht Schlüsse ziehen auf das einstige Vorhandensein von Gewässern in diesen Landstrichen. Müssen wir nicht zugleich auf ein gutes Pflanzenwachstum schließen, wenn so viele Wald- und Steppentiere die Umwelt der frühen Saharabewohner bevölkerten? Wir erkennen also, daß die so liebevoll gezeichneten Tierbilder nicht bloß eine bedeutende künstlerische Hinterlassenschaft der damaligen Menschheit sind; sie sind auch für die Tierund Naturforschung späterer Geschlechter oft die einzigen aufschlußreichen und gültigen Hinweise.
Zauberzweck der Tierbilder Was aber trieb den Steinzeitmenschen, nach der Farbe oder dem steinernen Ritzmesser zu greifen und die altheimischen Tiergestalten auf den Felsen zu malen oder in die Rundung eines Elfenbeinrohres einzugraben? Was trieb den Menschen dazu, gerade das Jagdwild im Bilde einzufangen? War es der Drang, das tagsüber Geschaute am Abend zur eigenen Erinnerung oder zur Freude der übrigen im Bilde vorzuführen? War es der Stolz über die erlegte Beute, die Genugtuung über die überstandenen Abenteuer, die Zufriedenheit mit dem Erfolg, die den am Wildfleisch Gesättigten zum zeichnenden und malenden Künstler machte? War es allein die Freude am Entfalten eines kraftvollen künstlerischen Triebes? Man glaubt, diese Kunstschöpfungen ganz anders erklären zu können. Bei primitiven Völkern, die mit den ausgestorbenen Rassen der Urmenschen vieles gemeinsam haben, ist auch heute noch der Glaube lebendig, daß man Macht über jemanden habe, wenn man nur sein Bild besitze, ja, daß der Abgebildete leiden oder gar sterben werde, wenn man sein Abbild schädige oder es an seiner verwundbarsten Stelle verletze. Ein Stich ins Herz des Bildes sei gleichbedeutend mit dem Tode des Dargestellten. Und so nimmt man an, daß auch die Zeichner jener frühesten Jagdbilder in diesem Glauben gelebt haben. Mit der Darstellung seiner Beutetiere hoffte der Steinzeitjäger Macht über diese Tiere zu gewinnen. Ein afrikanischer Zwergneger, ein Pygmäe, so erzählt Leo Frobenius, der Wildbret für den Mittagstisch besorgen wollte, begann den Tag damit, vor Aufgang der Sonne eine Antilope in den Sand zu zeichnen. Als dann der erste Sonnenstrahl das Bild berührte, schoß er seinen Pfeil ab, der zitternd in der Zeichnung steckenblieb. Der tödliche Schuß, den der Eingeborene bei der anschließenden Jagd dann auf das verfolgte Wild abgab, saß an derselben Stelle wie auf dem Bilde. Andere Negerstämme umtanzen das abgebildete Wild, während sie mit den 28
Speeren nach ihm stoßen. So glauben sie, daß nachher das Jagdtier in gleicher Weise ihren Waffen ausgeliefert sein werde. Vielleicht wurde auch auf die Felsbilder mit Pfeilen geschossen oder mit Speeren gestoßen. Manche Forscher schließen das aus den Absplitterungen im Fels, die auf einzelnen Höhlenzeichnungen zu erkennen sind. Der Vergleich mit den heutigen Naturvölkern ist also recht aufschlußreich und deutet darauf hin, daß die Tierzeichnungen der Urmenschen vielleicht „magische" Handlungen waren, Handlungen, die der Mensch unternimmt, um ein anderes Wesen in seine Macht zu bringen, indem er sich seines Bildes bemächtigt oder es verzaubert. Ist aber diese Vermutung richtig, dann läßt sich auch die Lebenswirklichkeit dieser Bilder verstehen. Sie zeigen nicht „den Elefanten", „den
Dornschwanzechse, Fisch und Wasserinsekt: Der Sleinzeitmensch zeichnete auch niedere Tiere. Das Wasserinsekt aus der G e g e n d von Tragant (Nordwestafrika) ist ein Beweis für das einstige Wasservorkommen in dieser Wüstenlandschaft.
Wisent", „die Antilope", versuchen nicht, eine bestimmte Tierart im Bilde festzuhalten; es sind stets Abbildungen einzelner, vom Jäger und Künstler ausgemachter Tiere. Im benachbarten Talgrund hat er einen Bären ausgekundschaftet, den will er erlegen. An der Quelle ließ sich ein Hirsch sehen, also zeichnet er ihn ab, wie er ihn in diesem bestimmten Augenblick beobachtet hat. Ja, er zeichnet gar schon die Einschußstellen ein, die auftreffenden Speerspitzen. Oder gar den Todeskampf des Wisents, so wie er sich ihn erhofft. Jeder Moment ist gleichsam vorbeobachtet: Der seelische Todeskampf in Auge und Schweifschlag, das Niederbrechen des Riesen, die äsenden, witternden, fliehenden Tiere. Audi sich selbst schildert der Steinzeitmensch bei der erfolgreichen Jagd: Da sehen wir Jäger, die mit gespannten Bogen die Tiere anschleichen. Einer hat sich den Kopf eines Hornraben aufgesetzt, um sich unkenntlich, zu machen, und steht so wurfbereit inmitten einer Herde von Zebras und Antilopen. 29
So ist die erste Kunst wohl keineswegs aus dem bloßen „interesselosen Wohlgefallen" hervorgegangen, das der große Philosoph Kant als das Wesen des Schönen und der Künste beschrieb; diese Bilder standen oder sie standen wenigstens zunächst unmittelbar im Dienst der Erhaltung des Lebens. Der Urzeitjäger zeichnete und malte vermutlich Tiere zuerst, um ihrer Herr zu werden. Erst später wird sich die „zwecklose", die reine Freude am Schönen daraus entwickelt haben. Dann malte er auch Tiere, die ihm nicht zur Speise dienten, deren Formen nachzuzeichnen ihm aber Freude machte: Schmetterlinge, Käfer, Schlangen, Würmer. Im Bereich der Wüste sind es der Gürtelschweif, eine gefährlich aussehende, doch harmlose Eidechse, eine Libelle, ein Skorpion, ein Tausendfuß, ein Fisch (vgl. die Zeichnungen auf S. 29). Die diese Bilder schufen, waren im großen und ganzen Menschen wie wir. Etwas untersetzter gebaut vielleicht als der Mensch der Gegenwart, struppiger im Haarwuchs, sehniger und ausdauernder. Der europäische Mensch war auf jener Entwicklungsstufe im wesentlichen schon ausgebildet. Auch das Antlitz war ungefähr das des Jetztzeitmenschen. Es war nicht entstellt durch hervortretende Augenwülste, die den Menschen früherer Stufen noch eigen waren. Wir wissen all diese Einzelheiten, seit man in der französischen Höhle von Cro-Magnon und dann an vielen anderen Fundstätten Körperreste des Eiszeitmenschen entdeckt hat. Und dann lernte man ihn noch viel näher kennen. In einer mährischen Höhle barg man aus dem Schutt eine Menge buntgemischter Farbpasten. Es waren nicht die Farben, mit denen die Wandbilder gemalt sind, sondern Körperfarben, mit denen der Vorzeitmensch sich die Haut schützte und zierte — schützte gegen die Plagegeister der Sümpfe, zierte aus den gleichen Gründen, aus denen auch heute sich die Menschen gern herausputzen. In der wärmenden Höhle wird er ohne Kleidung gelebt haben, draußen aber trug er den Fellumhang aus Rentierhäuten. Darauf deuten die Schabmesser, mit denen er Leder zu bearbeiten verstand, und die durchlöcherten und verzierten Gewandspangen aus Knochen, eben jene Knochen- und Geweihstücke, auf denen man die herrlichen Ritzzeichnungen erkannte (siehe die Bilder auf den Seiten 20, 21 und 23). Aus Leder waren auch die Zelte gebaut, in denen er auf längeren Jagdzügen hauste. Drei dieser mit Stangen gestützter Zelte führt uns eine Felszeichnung aus der Höhle La Fonde de Gaume in der Dordogne vor. Die Waffen des Eiszeitmannes waren Lanzen mit Knochenspitzen, Speere, die mit Speerschleudern geworfen wurden (siehe Bild Seite 21), Speere, die in schmalen Furchen mit Giften besetzt waren, Wurfschleudern, vielleicht auch schon Bogen und Pfeil. Er freute sich an Bergkristallen, an bemalten Bachkieseln, drolligen Versteinerungen, blitzenden Tierzähnen, 30
durchbohrten Muscheln, die er an Tiersehnen band und sich umhängte. Ja, auch Jagdpfeifen, aus den Zehenknochen des Rentiers geschnitzt, kannte er, und Harpunen und Angeln zum Fischfang. All das läßt UM erkennen, daß jene Menschen mehr waren als Wilde; dafür zeugen abe' immer wieder die Werke ihres Kunstschaffens, die wir auf den vorhergehenden Seiten kennengelernt haben. Sie vor allem sind sein Lebensbuch und das Bilderbuch der Tiere, die ihn umgeben. Dieses Buch ist weit aufgeschlagen, wir brauchen nur darin zu blättern.
Bild auf der zweiten Umschlagseite: Französische Höhlenlandschaft an d e ' Lesse. Bildleiste Seite 2 nach einer steinzeitlichen Ornamentzeichnung a u ! einem Rehgeweih.
TJmschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky L u x - L e s e b o g e n 38 ( N a t u r k u n d e ) - H e f t p r e i s 25 Pt Natur- und kulturkundliche Hefte - Bestellungen (viertel]'. 6 Hefte DM 1,50; durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt - Verlag Sebastian Lux, Murna : (Oberb.), Seidlpark - Druck: Greven & Bechtold, Köln - Printed in German;. 31
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Beim Lesen von Zierers abendländischer Geschichte öffneten sich immer wieder Ausblicke in d i e Räume jenseits der weitgezogenen Grenzen des A b e n d l a n d e s und ließen die Ausstrahlungen der abendländischen W e l t auf d i e Reiche des Orients, Asiens, Afrikas und Amerikas sichtbar w e r d e n . Diesen außereuropäischen Großräumen ist
eine neue Buchreihe von Otto Zierer gewidmet, d i e d i e Geschichte und Kultur der gelben Rasse, des Islams, Indiens, A f r i k a s , Ostasiens und des amerikanischen Kontinents f a r b i g und anschaulich schildert. Als erstes abgeschlossenes W e r k erscheint d i e
Geschichte Indiens und des Islams 1. Band „ V ö l k e r aus Steppen und W ü s t e n " (2500 vor Chr. bis 700 nach Chr.) 2. Band „Kaiser und K a l i f e n " (700 bis 1500} 3. Band „ D i e g o l d e n e n T e m p e l " {1500 bis 1760) 4. Band „ G o u v e r n e u r e und Rebellen" (von 1760 bis zur Gegenwart) Jeder Band enthält Kunstdrucktafeln, historische Karten und im A n h a n g Anmerkungen, ausführliche Begriffserkiärungen, Zeittafeln, Q u e l l e n - und Literaturnachweise. Die Buchreihe entspricht im Format und Umfang den Bänden der abendländischen Serie „ B i l d der Jahrhunderte", ist aber in der Einbandfarbe und in der Umschlaggestaltung deutlich a b g e h o b e n . Jeder Band in Ganzleinen 9,— D M , in Lux-Luxuseinband 10,50 D M . Prospekte in jeder Buchhandlung und beim V e r l a g .
VERLAG
SEBASTIAN
LUX
MURNAU • MÜNCHEN • INNSBRUCK • OITEN