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.'lj; I = 11'lj;11 = 1, daB 1>'1 = 1 ist. Damit ist wegen (5.12) "0) . (x, >..) = 0 fur aIle x E V und >.. E A* zu Dh(xo) . x = (>"0, D'P(xo) . x) (8.37) aquivalent. Der Tangentialraum an e in Xo ist ker D'P(xo), also folgt aus (8.37), daB hie in Xo einen kritischen Punkt hat. Hat umgekehrt hie einen kritischen Punkt in Xo, dann gilt fur aIle x, die D'P(xo) . x = 0 erfiiIlen, Dh(xo) . x = O. Nach dem Satz uber implizite Funktionen gibt es einen glatten Koordinatenwechsel, der e rektifiziert. Gemeint ist, daB wir unter Verwendung dieses Satzes folgendes annehmen konnen: V = W EBA, Xo = 0, e entspricht (in einer Umgebung von 0) W und 'P ist (in einer Umgebung des Ursprungs) die Projektion auf A. Mit diesen Vereinfachungen besagt die Bedingung (i), daB die erste partielle Ableitung von h verschwindet. Wahle nun >"0 als ein Element aus A* gleich D2h(xo). Dann gilt offensichtlich (8.37). • Wie wir aus der Analysis wissen, lassen sich mit dem Satz uber die Lagrangeschen Multiplikatoren Extremwerte mit Nebenbedingungen gut untersuchen. Er fuhrt uns auch zu einem praktischen Test mit dem wir entscheiden konnen, ob unter dies en Nebenbedingungen Maxima und Minima auftreten. Urn z.B. zu prufen, ob ein Minimum vorliegt, sei a > 0 konstant und (xo, >"0) ein kritischer Punkt von h und betrachte dann die Funktion
((T)..,p1f)(>'
= 21/, (
Es gibt eine konzeptionell einsichtigere aber kompliziertere Herangehensweise an diesem ProzeE, der die allgemeine Reduktionstheorie verwendet. In dem hier gegebenen Beweis wird direkt argumentiert.
162
5. Hamiltonsche Systeme auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
Dies zeigt, daB die Definition (5.12) des hermiteschen inneren Produktes von dem zu dessen Definition ausgewahlten normierten Reprasentanten 'Ij; E ['Ij;] unabhangig ist. Dieses hermitesche innere Produkt ist stark, da es mit dem inneren Produkt auf dem komplexen Hilbertraum (C'Ij;)-L tibereinstimmt. Eine direkte Berechnung (siehe Ubung 5.3.3) zeigt, daB die hermitesche Metrik ftir beliebige 'Ij; E 1-l\ {O} und 'PI, 'P2 E 1-l durch
gegeben ist. Da die rechte Seite von 'Ij; E 1-l\ {O} glatt abhangt und sich diese Formel auf JlD1-l tibertragt, hangt auch (5.12) glatt von ['Ij;] abo 1st U eine unitare Abbildung auf 1-l und [U] die auf JlD1-l induzierte Abbildung, gilt
T[,p][U]·T,p1r('P)=T[,p][U]· !['Ij;+t'P]lt=o = :t[U]['Ij;+t'P]lt=o = dd [U('Ij;+t'P)]1 t
Da 11U'Ij;11
=
11'Ij;11
=
1 und (U'Pj, U'Ij;)
=
t=o
= Tu,p7r(U'P).
0 ist, erhalten wir dann mit (5.12)
(T[,p] [U] . T,p7r( 'PI), T[,p] [U] . T,p7r( 'P2)) = (TU,p7r(U 'PI), TU,p7r(U 'P2)) = (U'PI, U'P2) = ('PI, 'P2) = (T,p7r('Pd, T,p7r('P2)) ' womit die Invarianz der hermiteschen Metrik unter der Wirkung der Transformation [U] bewiesen ist. Teil (ii) ist als Realteil der hermiteschen Metrik (5.12) ofl"ensichtlich. SchlieBlich beweisen wir (iii). Aus der Invarianz der Metrik folgt, daB die Form D ebenfalls unter der Wirkung der unitaren Abbildung invariant ist, d.h., [U]* D = D. Also gilt auch [U]*dD = dD. Betrachte nun die unit are Abbildung Uo auf 1-l, die durch die Beziehungen Uo'lj; = 'Ij; und Uo = -Id auf (C'Ij;)-L definiert ist. Dann folgt aus [Uo]*D = D fUr 'Pl,'P2,'P3 E (C'Ij;)-L
dD(['Ij;]) (T,p7r( 'Pd, T,p7r( 'P2), T,p7r( 'P3))
= dD(['Ij;]) (T[,p] [Uo]· T,p7r('Pd, T[,p] [Uo]· T,p7r('P2) , T[,p] [Uo]· T,p7r('P3))' Es ist jedoch
Dies impliziert aufgrund der Trilinearitat von dD, daB dD = 0 ist. Da die symplektische Form D auf T[,p]JlD1-l, eingeschrankt auf den Hilbertraum (C'Ij;)-L, die zugehorige quantenmechanische symplektische Form ergibt, ist sie stark nichtausgeartet. •
5.3 Komplexe Strukturen und Kahlermannigfaltigkeiten
163
Die obigen Resultate zeigen, daB lPH eine unendlichdimensionale Kahlermannigfaltigkeit ist auf der die unitare Gruppe U(H) durch Isometrien wirkt. Dies kann auf GraBmannmannigfaltigkeiten von endlich- (oder unendlich-) dimensionalen Unterraumen von H und daruber hinaus sogar auf Fahnenmannigfaltigkeiten verallgemeinert werden (vgl. Besse [1987] und Pressley und Segal [1986]).
Ubungen Ubung 5.3.1. Zeige, daB auf en die Beziehung w = ~Im (z, w) ist.
n = -d8 gilt, wobei 8(z) .
Ubung 5.3.2. Sei Peine Mannigfaltigkeit, die sowohl symplektisch mit der symplektischen Form n, als auch Riemannsch mit der Metrik gist. (a) Zeige, daB Peine fast komplexe Struktur ] besitzt, so daB genau dann n(u,v) = g(]u,v) gilt, wenn fUr alle F E F(P)
n(VF,v) = -g(XF,v) ist. (b) Zeige mit der Hypothese aus (a), daB ein Hamiltonsches Vektorfeld X H genau dann lokal ein Gradient ist, wenn £\1Hn = 0 gilt.
Ubung 5.3.3. Zeige, daB fur alle Vektoren rpl, rp2 E H und 1/J f.=. 0 die FubiniStudy-Metrik in der Form
(T,p7r(rpd, T,p7r(rp2))
=
nll1/JII- 2((rpl, rp2) -111/J11- 2 (rpl, 1/J) (1/J, rp2))
2
geschrieben werden kann. SchlieBe daraus, daB die Riemannsche Metrik und die symplektischen Formen durch
2n
2
g[,p](T,p7r(rpd,T,p7r(rp2)) = 111/J11 4Re ((rpl,rp2) 111/J11 - (rpl,1/J) (1/J,rp2)) und
2n
2
n[,p](T,p7r(rpd,T,p7r(rp2)) = -111/J11 4Im ((rpl,rp2) 111/J11 - (rpl,1/J) (1/J,rp2)) gegeben sind.
Ubung 5.3.4. Beweise direkt und ohne die Invarianz unter den Abbildungen [U] zu verwenden, daB auf lPH die Gleichung dn = 0 gilt. U ist ein unitarer Operator auf 1-l. Ubung 5.3.5. Zeige fur den Karte des elPn durch
e
n
+l , daB die Form
n
in einer projektiven
n = (1 + IzI2)-I(dO" - (1 + IzI 2)-10";\ 0') wobei dlzl 2 = 0" + 0' (ausfuhrlich 0" = L7~11 Zidzi) 7r*
bestimmt ist, und 7r : en\{O} -+ elPn die Projektion ist. Zeige damit dn = O. Beachte auch die Ahnlichkeit dieser Formel mit der entsprechenden aus Ubung 5.3.3.
164
5. Hamiltonsche Systeme auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
5.4 Hamiltonsche Systeme Mit der uns nun zur Verfiigung stehenden Geometrie der symplektischen Mannigfaltigkeiten konnen wir die Dynamik Hamiltonscher Systeme untersuchen. Definition 5.4.1. Sei (P, .0) eine symplektische Mannigfaltigkeit. Ein Vektorfeld X auf P wird Hamiltonsch genannt, falls es eine Funktion H : P -t lR gibt, so dafJ (5.16) ix.o = dH, also fur alle v E TzP .oz(X(z) , v)
= dH(z) . v
gilt. In diesem Fall schreiben wir X H fur X. Die Menge aller Hamiltonscher Vektorfelder auf P wird mit XHam(P) bezeichnet. Die Hamiltonschen Gleichungen sind die Evolutionsgleichungen
1m Endlichdimensionalen lauten die Hamiltonschen Gleichungen in kanonischen Koordinaten dqi dt
8H 8Pi '
dpi dt
8H - 8qi .
Vektorfelder und Fliisse. Ein Vektorfeld X wird lokal Hamiltonsch genannt, falls ix.o geschlossen ist. Dies ist aquivalent zu £x.o = 0, wobei wegen £x.o = ixd.o + dix.o = dix.o £x.o die Lieableitung von .0 entlang X ist. Falls X lokal Hamiltonsch ist, folgt aus dem Poincarelemma, daB es lokal eine Funktion H gibt, so daB ix.o = dH ist, also lokal X = X H gilt, womit die Terminologie konsistent ist. Aus Kap. 2 wissen wir, daB dix.o = 0 dazu aquivalent ist, daB DX(z) .0schiefsymmetrisch ist. Demnach ist die Definition eines lokal Hamiltonschen Vektorfeldes eine koordinatenfreie Verallgemeinerung dessen, was wir im Falle der Vektorraume taten. Der FluB
=
gilt. Somit haben wir folgendes gezeigt: Proposition 5.4.1. Der FlufJ
5.4 Hamiltonsche Systeme
165
Ein konstantes Vektorfeld auf dem Torus ']['2 ist ein Beispiel fUr ein lokal Hamiltonsches Vektorfeld, das nicht Hamiltonsch ist. (Siehe Ubung 5.4.1.) Mit dem Rektifizierungssatz (vgl. z.B. Abraham, Marsden und Ratiu [1988, Abschnitt 4.1]) kann man leicht zeigen, daB jedes Vektorfeld auf einer Mannigfaltigkeit geradzahliger Dimension in der Nahe von Punkten, wo es nicht verschwindet, bzgl. einer symplektischen Form lokal Hamiltonsch ist. Es ist jedoch nicht so einfach, ein aIlgemeines Kriterium dieser Art zu finden, das global gilt und auch singulare Punkte berucksichtigt. Energieerhaltung. der Kettenregel
1st X H Hamiltonsch mit dem FluB CPt, dann folgt mit
(5.17) denn n ist schiefsymmetrisch. Also ist H gendes bewiesen:
0
CPt konstant in t. Wir haben fol-
Proposition 5.4.2 (Energieerhaltung). 1st CPt der Fluft von X H auf der symplektischen M annigfaltigkeit P, dann gilt H 0 CPt = H (wo definiert). Die Transformation von Hamiltonschen Systemen. der Vektorraume kommen wir zu den folgenden Resultaten:
Wie im FaIle
Proposition 5.4.3. Ein Diffeomorphismus cP : PI ---+ P 2 zweier symplektischer Mannigfaltigkeiten ist genau dann symplektisch, wenn er
(5.18) fur alle Funktionen H : U ---+ ~ (so daft X H definiert ist) erfullt, wobei U eine offene Teilmenge von P2 ist.
Beweis. Die Gleichung (5.18) besagt, daB fur aIle z E P
also
XH(cp(Z)) = Tzcp· XHocp(z)
gilt. Mit anderen Worten: Es gilt
fur aIle v E TzP. 1st cP symplektisch, so wird daraus
dH(cp(z)) . [Tzcp· v] = d(H 0 cp)(z) . v. Dies folgt mit der Kettenregel. Folglich gilt (5.18), wenn cp symplektisch ist. Die Umkehrung wird genauso gezeigt. •
166
5. Hamiltonsche Systeme auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
Die im unendlichdimensionalen Fall auftretenden technischen Schwierigkeiten, die wir fiir Vektorraume diskutiert haben, treten auch im gegenwertigen Kontext auf. Zum Beispiel ist zu gegebenem H nicht a priori garantiert, daB X H existiert: Fiir gewohnlich gehen wir davon aus und zeigen es in Beispielen. Man kann auch Vektorfelder X H mit dichten Definitionsbereichen anstatt iiberall definierte Vektorfelder untersuchen. Diese technischen Betrachtungen sind wichtig, haben aber auf viele Themen des Buches keinen EinfluB. Der Einfachheit halber werden wir iiberall definierte Vektorfelder betrachten und verweisen den Leser fUr den allgemeinen Fall auf Chernoff und Marsden [1974] und Marsden und Hughes [1983]. Wir werden unsere Aufmerksamkeit ebenfalls stillschweigend auf Funktionen beschranken, die Hamiltonsche Vektorfelder besitzen. Selbstverstandlich verschwinden diese technischen Probleme im endlichdimensionalen Fall. Ubungen Ubung 5.4.1. Sei X ein nichtverschwindendes Vektorfeld mit konstanter Steigung auf dem 2- Torus. Zeige, daB X lokal aber nicht global Hamiltonsch ist. Ubung 5.4.2. Zeige, daB der Kommutator zweier lokal Hamiltonscher Vektorfelder auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit (P, D) global Hamiltonsch ist. Ubung 5.4.3. Betrachte die durch
+ ipZ2 + iz1(aizli2 + biz2i2), = -iW2Z2 + iqZl + iz2(cizli2 + diz2i 2)
Zl = -iWIZl
Z2
gegebenen Gleichungen auf dem (C2. Zeige, daB dieses System genau dann Hamiltonsch ist, wenn p = q und b = c ist mit
Ubung 5.4.4. Sei (P, D) eine symplektische Mannigfaltigkeit und 'P : S ----t Peine Immersion. Die Immersion 'P wird koisotrop genannt, wenn Ts'P(TsS) fiir alle s E S ein koisotroper Unterraum von T
fiir alle s E S ist (vgl. Ubung 2.3.5). Sei nun (P, D) eine stark symplektische Mannigfaltigkeit. Zeige, daB 'P : S --7 P genau dann eine koisotrope Immersion darstell t, wenn fiir alle s E S, alle offenen Umge bungen U von 'P (s) in P und alle glatten Funktionen H : U --7 lR, fiir die Hi'P(S) n U konstant ist, XH('P(s)) E Ts'P(TsS) gilt.
5.5 Poissonklammern auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
167
5.5 Poissonklammern auf symplektischen Mannigfaltigkeiten Wie im Fane der Vektorraume definieren wir die Poissonklammer zweier Funktionen F, G : P --t lR durch
{F, G}(z) = D(XF(Z), Xc(z)).
(5.19)
Aus der Proposition 5.4.3 erhalten wir das folgende Resultat (vgl. den Beweis von Proposition 2.7.3). Proposition 5.5.1. Ein Diffeomorphismus cP : PI symplektisch, wenn {F, G} 0 cP = {F 0 cP, G 0 cp}
--t
P 2 ist genau dann
(5.20)
fur alle Funktionen F, G E F(U) gilt, wobei U eine beliebige offene Teilmenge von P2 ist.
Mit dieser Proposition und der Proposition 5.4.2 erhalt man die folgende Proposition 5.5.2. 1st CPt der FlujJ eines Hamiltonschen Vektorfeldes XH (oder eines lokal H amiltonschen Vektorfeldes) , so gilt
fur alle F, G E F(P) (oder eingeschriinkt auf eine offene Menge, falls der FlujJ nicht uberall definiert ist).
Korollar 5.5.1. Es gilt die folgende Regel fur Ableitungen:
(5.21 ) wobei wir die Notation XH[Fj von XH verwenden.
= £xHF fur die Ableitung von Fin Richtung
Beweis. Differenziere die Beziehung
in t = 0 nach t, wobei CPt der FluB von X H ist. Aus der linken Seite resultiert offensichlich die linke Seite von (5.21). Urn die rechte Seite auszuwerten, beachte man zunachst
D~ [:tlt=o X
dd
t
I
d(cp;F)(z)
t=O
= (dXH[F])(z) = n~(XXH[Fl(z)).
168
5. Hamiltonsche Systeme auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
Folglich ist
Also gilt
dd I {'P;F,'P;G} = dd I DAX
•
Liealgebren und die J acobiidentitat. Die obige Entwicklung wird fur das Verstandnis der Poissonklammern wichtig sein.
Proposition 5.5.3. Die Funktionen F(P) bilden unter der Poissonklammer eine Liealgebra. Beweis. Da {F, G} offensichtlich reell bilinear und schiefsymmetrisch ist, bleibt bloB die Jacobiidentitat nachzuweisen. Aus
{F, G} = iXFD(XG) = dF(XG) = XG[F] folgt
{{F,G},H} = XH[{F,G}]
und somit laut Korollar 5.5.1
{{F,G},H} = {XH[F],G} + {F,XH[G]}
= {{F, H}, G} + {F, {G, H}}.
Dies aber ist die Jacobiidentitat.
(5.23)
•
Die Herleitung gibt uns zusatzliche Information: Die Jacobiidentitiit ist lediglich der infinitesimale Ausdruck dafur, dafJ 'Pt kanonisch ist. Falls D eine nichtausgeartete 2-Form mit der durch (5.19) definierten Poissonklammer ist, kann man in gleicher Weise zeigen, dafJ die Poissonklammer genau dann die Jacobiidentitiit erfullt, wenn D geschlossen ist (siehe Ubung 5.5.1). Der in diesem Beweis hergeleitete Zusammenhang zwischen der Poissonklammer und der Lieableitung
{F,G} = XG[F] = -Xp[G] wird fUr uns nutzlich sein.
(5.24)
5.5 Poissonklammern auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
169
Proposition 5.5.4. Die Menge der Hamiltonschen Vektorfelder XHam(P) ist eine Unterliealgebra von X(P), denn es gilt [XF' Xc]
= -X{F,C}.
(5.25)
Beweis. Die Vektorfelder als Derivationen aufgefaBt und mit der Jacobiidentitiit folgt [XF' Xc][H]
= XFXc[H]- XcXF[H] = XF[{H, G}]- Xc[{H, F}] = {{H,G},F} - {{H,F},G} = -{H, {F, G}} = -X{F,C} [H].
Proposition 5.5.5. Es gilt d dt (F
0
'Pt)
=
{F
0
'Pt, H}
=
{F, H}
0
'Pt,
• (5.26)
wobei 'Pt der FlufJ von X H und F E F(P) ist.
Beweis. Mit (5.24) und der Kettenregel ist
d
dt (F
0
'Pt)(z) = dF( 'Pt(z)) . XH( 'Pt(z)) = {F, H}( 'Pt(z)).
Da 'Pt symplektisch ist, wird aus letzterem {F
0
'Pt, H
0
'Pt}( Z ) .
Dies ist wegen der Energieerhaltung {F0'Pt,H}(z). Damit ist (5.26) gezeigt . Gleichungen in Poissonklammerschreibweise. oftmals kompakter in der Form
P = {F, H}
•
Die Gleichung (5.26),
(5.27)
geschrieben, wird die Bewegungsgleichung in Poissonklammerschreibweise genannt. In Kapitel 1 haben wir die Bedeutung der Formulierung (5.27) erkliirt. Korollar 5.5.2. F E F(P) ist genau dann eine ErhaltungsgrofJe fur X H , wenn {F, H} = 0 ist. Proposition 5.5.6. Seien f, 9 und {f, g} bzgl. des LiouvillemafJes A E [22n(p) auf einer 2n-dimensionalen symplektischen Mannigfaltigkeit (P, [2) integrabel. Dann ist
170
5. Hamiltonsche Systeme auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
Beweis. Da £xJl = 0 ist, folgt £xgA = 0, so daB div(f Xg) = Xg[fl {j, g} gilt. Deshalb gilt nach dem Satz von Stokes
r {f,g}A= }pr div(fXg)A= }pr £fXgA= }pr difXgA= }aP r fixgA,
}p
wobei die zweite Gleichheit aus der Schiefsymmetrie der Poissonklammer folgt. •
Korollar 5.5.3. Seien f, g, h E F(P) Funktionen mit kompaktem Trager oder schnell genug abfallend, so dajJ sie und ihre Poissonklammem bzgl. des LiouvillemajJes auf einer 2n-dimcnsionalen symplektischen Mannigfaltigkeit (P, Q) noch L2-integmbeZ sind. Zumindest eine der Funktionen fund g verschwinde auf 8P, falls 8P i= 0 ist. Dann ist das innere Produkt auf L2 biinvariant auf der Liealgebm (F(P), { ,}). Es gilt also
l
j{g,h}A
Beweis. Aus {hf,g} = h{f,g} 0=
l
{hf,g}A
=
l
{j,g}hA.
+ j{h,g} erhalten wir =
l
h{f,g}A +
l
f{h,g}A.
Wegen Proposition 5.5.6 verschwindet das Integral von {hf,g} tiber P, da f oder g auf 8P verschwindet. Damit folgt das Korollar. •
Ubungen Ubung 5.5.1. Sci Q eine nichtausgeartete 2-Form auf einer Mannigfaltigkeit P. Verwende die Definitionen aus dem symplektischen Kontext, urn Hamiltonsche Vektorfelder und die Poissonklammer zu bilden. Zeige, daB die Jacobiidentitiit genau dann gilt, wenn die 2-Form Q geschlossen ist. Ubung 5.5.2. Sci Peine kompakte, randlose symplektische Mannigfaltigkeit. Zeige, daB der Raum der Funktionen Fo(P) = {f E F(P) I fA = o} eine zu der Liealgebra der Hamiltonschen Vektorfelder auf P isomorphe Unterliealgebra von (F(P), { , }) ist.
Jp
Ubung 5.5.3. Verwende die komplexe Schreibweise zj = qj + ipj und zeige, daB die symplektische Form auf in der Form
en .
Q
=~
n
2: dz k=l
und die Poissonklammer in der Form
geschrieben werden kann.
k
1\ dz k
5.5 Poissonklammern auf symplektischen Mannigfaltigkeiten
171
Ubung 5.5.4. Sei J : ((:2 --+ lR durch
definiert. Zeige, daB
{H, J} = 0
gilt mit H aus Ubung 5.4.3. Ubung 5.5.5. Sei (P, n) eine 2n-dimensionale symplektische Mannigfaltigkeit. Zeige, daB fur eine geeignete Konstante "( die Poissonklammer durch {F, G}nn ="(dF 1\ dG 1\ nn-l
definiert werden kann. Ubung 5.5.6. Sei rp : S --+ Peine koisotrope Immersion (vgl. Ubung 5.4.4). Seien F, H : P --+ lR glatte Funktionen, so daB d( rp* F) (s) und (rp* H) (s) fur alle s E S auf (Ts¢)-l([Tsrp(TsS)]D('P(s))) verschwinden. Zeige, daB rp*{F, H} nur von rp* Fund rp* H abhangt.
6. Kotangentialbiindel
In vielen mechanischen Problemen ist der Phasenraum das Kotangentialbiindel T*Q eines Konfigurationsraumes Q. Es gibt eine natiirliche symplektische Struktur auf T*Q, die in verschiedenen aquivalenten Weisen beschrieben werden kann. Sei Q zunachst n-dimensional und wahle lokale Koordinaten (ql, ... , qn) auf Q. Da (dql, ... , dqn) eine Basis von T;Q ist, k6nnen wir jedes 0: E T;Q als 0: = Pi dqi schreiben. Dieses Vorgehen definiert induzierte lokale Koordinaten (ql, ... ,qn,Pl" .. ,Pn) auf T*Q. Definiere die kanonische symplektische Form auf T*Q durch
f2 = dqi II dPi' Dadurch wird eine offensichtlich geschlossene 2-Form f2 definiert, fiir die zudem gezeigt werden kann, daB sie von der Koordinatenwahl (ql, ... , qn) unabhangig ist. Man beachte, daB f2 dariiber hinaus lokal konstant ist, denn die Koeffizienten in der Basis dqi II dPi, diese sind eins, hangen nicht von den Koordinaten (ql, ... , qn, PI, ... , Pn) der Phasenraumpunkte abo In diesem Abschnitt zeigen wir, wie man f2 in koordinatenfreier Weise konstruiert und untersuchen dann diese kanonische symplektische Struktur ausfiihrlich.
6.1 Der lineare Fall Um eine koordinatenunabhangige Definition von f2 zu motivieren, betrachten wir den Fall, in dem Q ein Vektorraum Wist (der unendlichdimensional sein kann), so daB T*Q = W x W* gilt. Wir haben schon die kanonische 2-Form aufW x W*
f2(w,a)((u,,6),(v,'"()) = ('"Y,u) - (,6, v)
(6.1)
beschrieben, wobei (w,o:) E W x W* der FuBpunkt ist, u,v E W und ,6,,"( E W* sind. Die kanonische 2-Form wird mithilfe der kanonischen I-Form
B(w,a)(u,,6) = (o:,u)
(6.2)
konstruiert. Die nachste Proposition zeigt, daB die kanonische 2-Form (6.1) exakt ist: (6.3) f2 = -dB. Wir untersuchen die Formeln zuerst in Koordinaten. J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
174
6. Kotangentialbiindel
Proposition 6.1.1. 1m Endlichdimensionalen kann die durch (6.1) definierte symplektische Form D in K oordinaten ql, ... , qn auf W und zugehOrigen dualen K oordinaten PI, ... , Pn auf W* in der Form D = dqi /\ dPi geschrieben werden. Die assoziierte kanonische I-Form ist durch 8 = Pi dqi gegeben und es gilt (6.3). Beweis. Sind (ql, ... , qn,Pl,'" ,Pn) Koordinaten aufT*W, dann bezeichnet
;;,0 , ;;,0 , ... , ;;,0 ) (a01'"'' q uqn UPI uPn die induzierte Basis fUr T(w,a) (T*W) und (dql, ... , dqn, dPl,"" dpn) die dazu duale Basis von T(:',a) (T*W). Schreibe
. 0 0 ) (u, (3) = ( uJ oqj' (3j OPj und genauso fur (v, 1'). Damit ist
(dqi /\ dPi)(w,a) ((u, (3), (v, 1')) = (dqi ® dPi - dPi ® dqi)((u,(3), (v, 1'))
= dqi(U,(3)dpi(V,I') - dpi(U,(3)dqi(v,l') = Uil'i - (3iV i . Also gilt D(w,a) (( u, (3), (v, 1'))
= 1'(u) - (3( v) = l'iUi - (3iV i , und folglich ist
Dann ist auch und
8(w,a)(u,(3) = a(u) = aiu i .
Durch einen Vergleich erhalten wir 8 = Pi dqi. Deshalb gilt
•
Urn (6.3) fur den unendlichdimensionalen Fall zu zeigen, zeige man mithilfe von (6.2), der zweiten Gleichung unter Punkt 6 aus der Tabelle am Ende von §4.4 und der Gleichung D8(w,a)' (u,(3) = ((3, .), daB
d8(w,a)((Ul,(31),(U2,(32)) = [D8(w,a)' (Ul,(31)]' (U2,(32) - [D8(w,a)' (U2,(32)]' (u1,(3d = ((31, U2) - ((32, U1)
6.2 Der nichtlineare Fall
175
Um 8 eine koordinatenfreie Interpretation zu verleihen, beweisen wir die Beziehung (6.4) 8(w,a)· (u,(3) = \a,T(w,a) 7rW(u, (3)) , wobei 7rw : W X W* -+ W die Projektion ist. Tatsachlich stimmt (6.4) mit (6.2) uberein, denn T(w,a)7rW : W x W* -+ Wist die Projektion auf den erst en Faktor.
Ubungen Ubung 6.1.1 (Jacobi-Haretu-Koordinaten). Betrachte den Drei-Teilchen-Konfigurationsraum Q = ~3 X ~3 X ~3 mit den durch rl, r2, und r3 bezeichneten Elementen. Nenne die konjugierten Impulse PI, P2, P3 und versehe den Phasenraum T*Q mit der kanonischen symplektischen Struktur D. Es gelte j = PI +P2 +P3 und seien ferner r = r2 - rl und s = r3 - ~(rl +r2). Zeige, daB der Pullback der Form D auf die Niveauflache von j die Gestalt D = dr A d7r + ds A dC! hat, wobei die Variablen 7r und C! durch 7r = ~ (P2 - pd und C! = P3 definiert sind.
6.2 Der nichtlineare FalI Definition 6.2.1. Sei Q eine Mannigfaltigkeit. Wir definieren D = -d8, wobei 8 die analog zu (6.4) definierte I-Form aufT*Q ist, niimlich 8(3(v)
= ((3, T7rQ
. v),
(6.5)
wobei (3 E T*Q, v E T(3(T*Q), 7rQ : T*Q -+ Q die Projektion und T7rQ : T(T*Q) -+ TQ die Tangentialabbildung von 7rQ ist.
Die Berechnungen in Proposition 6.1.1 zeigen, daB (T*Q, D = -d8) eine symplektische Mannigfaltigkeit ist. In lokalen Koordinaten ist mit (w, a) E U x W*, wobei U offen in W und (u,(3),(v,,) E W x W* ist, die 2-Form D = -d8 durch D(w,a)«u, (3), (v,,))
= ,(u) - (3(v)
(6.6)
gegeben. Die Aussage des Satzes von Darboux und seines Korollars k6nnen so verstanden werden, daB jede (stark) symplektische Mannigfaltigkeit in geeigneten Koordinaten lokal wie W x W* aussieht.
Hamiltonsche Vektorfelder. Fur eine Funktion H : T*Q -+ ~ ist Das Hamiltonsche Vektorfeld X H zu einer Funktion H : T*Q -+ ~ auf dem Kotangentialbundel T*Q ist in kanonischen Kotangentialbundelkarten U x W* mit U offen in W durch
(6.7)
176
6. Kotangentialbundel
gegeben. Setzt man XH(w,a)
=
(w,a,v,l') fur alle (u,f3) E W x W*, so ist
dH(w,a) . (u, f3)
=
DwH(w,a) . u
=(
+ DaH(w,a) . f3
:~, u) + (f3, ~~) .
(6.8)
Dies entspricht nach Definition und (6.6)
(6.9) Vergleicht man (6.8) und (6.9), erhiiJt man (6.7). 1m Endlichdimensionalen gleicht (6.7) der vertrauten rechten Seite der Hamiltonschen Gleichungen.
Poissonklammern. Die Formel (6.7) und die Definition der Poissonklammer zeigen, daB in kanonischen Kotangentialbundelkarten {f,g}(w, a)
/5f 59 )
= \5w' 5a
/5g 5 f )
- \5w' 5a
(6.10)
gilt, woraus im Endlichdimensionalen i
{f,g}(q ,Pi)
8f89) = ~(8f89 ~ fii~ - ~fii i=l
q
P.
P. q
(6.11)
wird.
Die Pullbackcharakterisierung. Eine weitere, manchmal nutzliche Charakterisierung der kanonischen I-Form ist die durch die folgende Proposition gegebene. Proposition 6.2.1. 8 ist diejenige eindeutige I-Form auf T* Q fur die a*8 =a
(6.12)
fur alle lokalen I-Formen a auf Q gilt, wobei a auf der linken Seite als eine Abbildung von (einer offen en Teilmenge von) Q nach T* Q angesehen wird.
Beweis. 1st im Endlichdimensionalen a = ai (qj) dqi und 8 = Pi dqi, dann berechnen wir a*8, indem wir Pi = ai(qj) in 8 substituieren. Dies liefert wieder a, also gilt a*8 = a. Allgemeiner Argument man so: 1st 8 die kanonische I-Form auf T*Q und v E TqQ, dann ist (a*8)q' v=8 a (q)' Tqa(v) = (a(q),Ta(q)7rQ(Tqa(v))) = (a(q), Tq(7rQ 0 a)(v)) = a(q) . v, 0 a der Identitiit auf Q entspricht. Urn die Umkehrung zu zeigen, sei 8 eine I-Form auf T*Q, die (6.12) erfullt. Wir werden zeigen, daB sie die kanonische I-Form (6.5) sein muB. 1m
da
7rQ
6.2 Der nichtlineare Fall
177
Endlichdimensionalen geht das direkt: 1st 8 = Ai dqi + Bi dPi fUr Funktionen Ai,B i von (qj,Pj), dann ist
Dies entspricht genau dann a = ai dqi, wenn A· J
0
a
aai + (B". 0 a) . =a. aqJ J
ist. Da dies fUr aIle aj mit konstanten 001, ... ,an gelten mu£, folgt Ajoa also ist Aj = Pj. Daher lautet die resultierende Gleichung
=
aj,
·· Je . d es ai· W"hlt ') , fur a man ai (q1 , ... , qn) = qoi + (i q - qoi) Pi0 (k' eme SummatlOn so ist 0 = (Bj 0 a)(q6, . .. , qo)p~ fur aIle (q~,p~). Deshalb ist Bj = 0 und • folglich 8 = Pi dqi. 1 Ubungen Ubung 6.2.1. Sei N eine Untermannigfaltigkeit von M und bezeichne die kanonischen I-Formen auf den Kotangentialbundeln 1fN : T* N -+ N und 1fM : T* M -+ M durch 8 N und 8 M . Sei 1f : (T* M)IN -+ T* N die durch 1f(an ) = anlTnN definierte Projektion, wobei n E N und an E T~M ist. Zeige, daB 1f*8N = i*8 M gilt, wobei i : (T* M)IN -+ T* M die 1nklusion ist. Ubung 6.2.2. Sei Gleichung
f : Q -+ 8(X)
1
~ und X E X(T*Q). Zeige die Gultigkeit der 0
df = X[f
0
1fQJ
0
df.
1m Unendlichdimensionalen lauft der Beweis etwas anders. Wir werden zeigen, daB falls (6.12) gilt, G lokal durch (6.4) gegeben wird und somit die kanonische I-Form ist. 1st U cEder Kartenbereich im Banachraum E, der Q modelliert, so ist fiir aIle vEE (a*G)u . (u, v) = G(u, a(u)) . (v, Da(u) . v), wobei a lokal durch u f--+ (u, a(u)) fUr a : U -+ E* gegeben ist. Also ist (6.12) aquivalent zu G(u,a(u))' (v,Da(u)· v) = (a(u),v). Dies wiirde (6.4) implizieren und somit auch, daB G die kanonische I-Form ist, wenn wir zeigen konnen, daB es fUr die beschriebenen 'Y, (j E E*, u E U und vEE eine Abbildung a : U -+ E* mit a(u) = 'Y und Da(u) . v = (j gibt. Diese Abbildung wird wie folgt konstruiert: Fiir v = 0 wahle man a(u), urn die Gleichheit mit 'Y fiir aIle u zu erhalten. Fiir v i= 0 findet man nach dem Satz von Hahn-Banach ein
178
6. Kotangentialbiindel
Ubung 6.2.3. Sei Q eine gegebene Konfigurationsmannigfaltigkeit und sei der erweiterte Phasenroum durch (T*Q) x lR. definiert. Erweitere das gegebene zeitabhangige Vektorfeld X auf T*Q zu einem Vektorfeld X auf (T*Q) x lR. durch X = (X, 1). Sei Heine (moglicherweise zeitabhangige) Funktion auf (T*Q) x lR. und setze QH = Q+dH I\dt,
wobei Q die kanonische 2-Form ist. Zeige, daB X genau dann das Hamiltonsche Vektorfeld fur H ist, falls
gilt.
Ubung 6.2.4. Fiihre ein Beispiel einer symplektischen Mannigfaltigkeit (P, Q) an, wobei Q exakt, aber P kein Kotangentialbiindel ist.
6.3 Kotangentiallifte Wir beschreiben nun eine bedeutende Konstruktionsweise fiir symplektische Transformationen auf Kotangentialbiindeln. Definition 6.3.1. Fur zwei Manniglaltigkeiten Q und S und einen Diffeomorphismus I : Q -t S ist der Kotangentiallift T* I : T* S -t T*Q von I durch (6.13)
definiert. Dabei ist
Diese Konstruktion garantiert, daB T* I symplektisch ist. Sie wird oftmals eine "Punkttransformation" genannt, da sie aus einem Diffeomorphismus der Punkte im Konfigurationsraum hervorgeht. Beachte, daB I von T I und 1-1 von T* I iiberdeckt wird. Wir bezeichnen die kanonischen Kotangentialbiindelprojektionen mit 7rQ : T*Q -t Q und trs : T* S -t S. Proposition 6.3.1. Ein Diffeomorphismus cp : T* S -t T*Q erhiilt die kanonischen 1-Formen 8Q und 8s aulT*Q und T* S cp genau dann, wenn T* I der Kotangentiallift eines Diffeomorphismus I : Q -t S ist. Beweis. Man gehe zuerst davon aus, daB f : Q -t S ein Diffeomorphismus ist. Dann ist fiir beliebige (3 E T* S und v E Tf3(T* S)
6.3 Kotangentiallifte
179
((T*J)*BQ)(3·v = (BQ)r'f((3) ·TT*f(v) = (T* f((3), (T7rQ 0 TT* J) . v)
= ((3, T(f 0 7rQ 0 T* J) . v) = ((3, T7rs . v) = B S (3 . v, da f 0 7rQ 0 T* f = trs ist. Sei umgekehrt
(
0
(6.14)
fur alle (3 E T* S und v E T(3(T* S). Da
Beweis. Da FtQ fasererhaltend ist, verlauft VQ tangential zu den Fasern und somit ist T7rQ 0 VQ = o. Daraus folgt mit (6.5) die Gleichung (BQ' VQ) = O. Zum Beweis der zweiten Formel beachte man 7rQ 0 FtQ = 7rQ. Sei a E T;Q, v E Ta(T*Q) und Ba die Bezeichnung fur BQ ausgewertet in a, dann gilt
((FtQ)*8)a . v = 8 FtQ (a) . T FtQ (v)
= (FtQ(a), (T7rQ 0 TFtQ)(v) ) = (e t a,T(7rQoFtQ)(v)) = et (a,T7rQ(v)) = etBa· v, also ist
(FtQ)*B Q = etBQ.
Bilden wir die Ableitung nach t bei t = 0, so erhalten wir die zweite Formel. SchlieBlich folgt aus den beiden Formeln
•
180
6. Kotangentialbtindel
Wir setzen jetzt den Beweis von Proposition (6.15) fort. Beachte, daB mit (6.15)
i'P*vQDs = i'P*vQcp*DQ = cp*(ivQDQ) = -cp*8Q = -8 s = iVsDs gilt. Da Ds schwach nichtausgeartet ist, folgt somit die Beziehung cp*VQ = Vs. Also vertauscht cp mit den Flussen FtQ und FtS , d.h., fUr jedes (3 E T* S gilt cp(e t (3) = et cp((3). Ui£t man in dieser Gleichung t -+ -00 streben, folgt daraus (cp 0 7rs)((3) = (7rQ ocp)((3), denn fur t -+ -00 strebt et (3 -+ 7rs((3) und et cp((3) -+ (7rQ 0 cp)((3). Also ist
= cp 0 7rs oder 10 7rQ = 7rs 0 cp-1. Schlie£lich zeigen wir T* 1 = cp. Fur (3 E T* S und v E T(3 (T* S) fUhrt 7rQ
0 cp
(6.14) auf
(T* 1((3), T(7rQ 0 cp)(v)) = ((3, T(f 0 7rQ 0 cp)(v)) = ((3, T7rs(v)) = (8s)(3· v = (cp*8Q)(3 . v = (8Q)'P((3) . T(3cp(v) = (cp((3), T(3(7rQ 0 cp)(v)). Dies zeigt T* 1 = cp, denn der Wertebereich von T(3(7rQ Tangentialraum von Q an (7rQ 0 cp)((3).
0
cp) ist der gesamte •
1m Endlichdimensionalen, also in Koordinatenschreibweise, kann der erste Teil dieser Proposition folgendermaBen nachvollzogen werden. Schreibe (sl, ... , sn) = 1(q1, ... , qn) und definiere Pj
=
osi oqj ri,
(6.16)
wobei (q1, ... , qn, P1, ... , Pn) Kotangentialbtindelkoordinaten auf T*Q und (s\ ... , sn, r1, ... , r n) auf T* S sind. Da 1 ein Diffeomorphismus ist, bestimmt er die qi in Abhangigkeit der sj, qi = qi (Sl , ... , sn), also sind qi und Pj Funktionen von (s\ ... , sn, r1, ... , rn). Die Abbildung T* 1 ist durch (sl, ... ,Sn,r1, ... ,rn ) r+ (q\ ... ,qn,P1, ... ,Pn)
(6.17)
gegeben. Mit der Kettenregel und (6.16) folgt, daB (6.17) die kanonische 1Form erhiilt: ri ds
Falls
i
osi
= ri oqk
dq
k
= Pk dq
k
.
(6.18)
1 und 9 Diffeomorphismen von Q sind, ist T* (f 0 g) = T* 9 0 T* 1,
(6.19)
d.h., die Kotangentiallifte vertauschen die Kompositionsfolge. Es ist hilfreich, sich T* 1 als die adjungierte Matrix von T 1 vorzustellen, denn in Koordinaten entspricht die Matrix von T* 1 der transponierten Matrix der Ableitung von f.
6.4 Lifts von Wirkungen
181
Ubungen Ubung 6.3.1. Die Lorentzgruppe C ist die Gruppe der invertierbaren linearen Transformationen des ~4 in sieh, die die quadratische Form x 2 + y2 + Z2 - c2 t 2 erhalten, wobei c eine Konstante ist, die Liehtgeschwindigkeit. Beschreibe alle Elemente dieser Gruppe. Ao bezeichne eine dieser Transformationen. Bilde C mit A f-7 AoA auf sich selbst abo Bestimme den Kotangentiallift dieser Abbildung. Ubung 6.3.2. Wir haben gezeigt, daB eine Transformation von T*Q genau dann der Kotangentiallift eines Diffeomorphismus des Konfigurationsraumes ist, wenn diese die kanonische I-Form erhalt. Finde dieses Resultat im Buch von Whittaker.
6.4 Lifts von Wirkungen Eine Linkswirkung einer Gruppe G auf eine Mannigfaltigkeit M ordnet jedem Gruppenelement g E G einen Diffeomorphismus cI> 9 von M zu, so daB cI>gh = cI>g 0 cI>h ist. Folglich ist die Menge der cI>g eine Gruppe von Transformationen von M. Ersetzen wir die Bedingung cI>gh = cI>g 0 cI>h durch I}/gh = I}/h 0 I}/g, so sprechen wir von einer Rechtswirkung. Wir schreiben oftmals cI>g(m) = g. m und I}/g(m) = m· g fUr m E M.
Definition 6.4.1. Sei cI> eine Wirkung einer Gruppe G auf eine Mannigfaltigkeit Q. Der Rechtslift cI>* der Wirkung cI> auf der symplektischen Mannigfaltigkeit T* Q ist die durch die Regel (6.20)
definierte Rechtswirkung, wobei 9 E G, 0: E T;Q und T*cI>g der Kotangentiallijt des Diffeomorphismus cI>g : Q -+ Q ist. Mit (6.19) sehen wir (6.21) also ist cI>* eine Rechtswirkung. Eine Linkswirkung cI>*, die auch der Linkslift von cI> genannt wird, erhalt man, indem man (6.22) setzt. Wegen Proposition 6.3.2 sind in jedem der beiden Falle die gelifteten Wirkungen kanonische Transformationen. Nach dem Studium der Liegruppen in Kap. 9 werden wir auf die Gruppenwirkungen zuriickkommen.
182
6. Kotangentialbundel
Beispiele Beispiel 6.4.1. Fur ein System von N Teilchen im JR3 wahlen wir Q = JR3N als Konfigurationsraum. Fur einen N - Tupel von Vektoren schreiben wir (%) und numerieren mit j = 1, ... , N. Entsprechend werden die Elemente des Impulsphasenraums P = T*JR3N ~ JR6N ~ JR3N X JR3N mit (%, pj) bezeichnet. Die additive Gruppe der Translationen G = JR3 wirke auf Q gemaB (6.23)
Jeder der N Ortsvektoren qj wird durch denselben Vektor x verschoben. Liften wir den Diffeomorphismus Ij)x : Q -+ Q, so erhalten wir eine Wirkung Ij)* von G auf P. Wir behaupten, daB (6.24)
ist. Urn (6.24) zu zeigen, beobachte man, daB Tlj)x : TQ -+ TQ durch (6.25)
erklart ist. Also ist (qi, pj) r+ (qi - x, pj) die zugehi:irige duale Abbildung. Beispiel 6.4.2. Betrachte die Wirkung von GL(n,JR), der Gruppe der invertierbaren (n x n)-Matrizen, oder genauer, der Gruppe der invertierbaren linearen Transformationen des JRn in sich, die auf dem JRn durch (6.26)
gegeben sind. Die Gruppe der induzierten kanonischen Transformationen von T*JRn in sich ist durch (6.27)
gegeben, wie schon gezeigt. Beachte, daB dies auf dieselbe Transformation von q und p fuhrt, falls A orthogonal ist.
Ubungen Ubung 6.4.1. Es wirke die multiplikative Gruppe JR\{O} durch Ij).\(q) auf den JR n . Bestimme den Kotangentiallift dieser Wirkung.
= )..q
6.5 Erzeugendenfunktionen Betrachte einen symplektischen Diffeomorphismus 'P : T*Ql -+ T*Q2' der durch die Funktionen
6.5 Erzeugendenfunktionen
183 (6.28)
beschrieben wird, wobei (qi,pi) und (sj,rj) Kotangentialkoordinaten auf T*Ql und T*Q2 sind. Es gebe also eine Abbildung (6.29) deren Bild der Graph von tp ist. Sei 8 1 die kanonische I-Form auf T*Ql und 8 2 die auf T*Q2' Per Definition ist (6.30) Dies hat angesichts (6.28) zur Folge, daB (6.31) also r*(8 l - 8 2 ) geschlossen ist. Diese Bedingung gilt, falls r*(8 l exakt ist, namlich
-
8 2)
(6.32) fUr eine Funktion S(q, s) gilt. In Koordinatenschreibweise lautet (6.32)
. . as . as . Pi dq' - ri ds' = -a. dq' + -a. ds'. q' s' Dies entspricht
as Pi = aqi'
as ri = - as i .
(6.33)
(6.34)
Man nennt Seine ErzeugendenJunktion fUr die kanonische 'Ifansformation. Mit Erzeugendenfunktionen dieser Art kann man, selbst wenn man die identische Abbildung betrachtet, auf Singularitaten stoBen! Siehe Ubung 6.5.I. Andere Voraussetzungen als (6.28) fiihren zu anderen SchluBfolgerungen als (6.34). Punkttransformationen werden im folgenden Sinne erzeugt. 1st S(qi,rj) = sj(q)rj, so ist
. as s'=ari
as und Pi = aqi'
(6.35)
(Hier schreibt man Pi dqi + Si dri = dS.) 1m allgemeinen betrachtet man einen Diffeomorphismus tp : PI --t P2 von einer symplektischen Mannigfaltigkeit (PI, Dr) zu einer anderen (P2 , D2 ) und bezeichnet den Graphen von tp mit
Sei i
184
6. Kotangentialbiindel
°
ist, wenn i~D = ist. Da 7r1 0 i
und somit gilt genau dann i~D = 0, wenn cp symplektisch ist, denn (7rIlr(cp))* ist injektiv. In diesem Fall nennt man r(cp) eine isotrope Untermannigfaltigkeit von PI x P2 (ausgestattet mit der symplektischen Form D). Da die Dimension von r( cp) halb so groB wie die von PI x P2 ist, ist sie maximal isotrop, bzw. eine Lagrangemannigfaltigkeit. Wir nehmen nun an, daB man eine Form wiihlt, so daB D = -de ist. Dann ist i~D = -di~e = 0, also gibt es auf r( cp) lokal eine Funktion S: r(cp) -+ JR, so daB i*e (6.36)
e
gilt. Dies definiert die Erzeugendenfunktion der kanonischen Transformation cpo Da r( cp) diffeomorph zu PI und auch zu P2 ist, konnen wir S als eine Funktion auf PI oder P2 ansehen. 1st PI = T*Ql und P2 = T*Q2' so konnen wir uns S genausogut (zumindest lokal) als auf QI x Q2 definiert vorstellen. Auf diese Weise reduziert sich die allgemeine Konstruktionsweise der Erzeugendenfunktionen auf den Fall wie in den obigen Gleichungen (6.34) und (6.35). Mit anderen Wahlen fur Q kann sich der Leser andere Erzeugendenfunktionen generieren und Formen, wie z.B. aus Goldstein [1980] oder Whittaker [1927]' reproduzieren. Unser Zugang basiert auf Sniatycki und Tulczyjew [1971]. Erzeugendenfunktionen sind in der Hamilton-J acobi-Theorie, fur die Beziehung der klassischen Mechanik zur Quantenmechanik (wo S die Rolle der quantenmechanischen Phase spielt) und in numerischen Integrationsverfahren fur Hamiltonsche Systeme von besonderer Bedeutung. Wir werden einige dieser Aspekte spater betrachten.
Ubungen Ubung 6.5.1. Zeige, daB
eine kanonische Transformation erzeugt, die fur t
= Odie Identitat ist.
Ubung 6.5.2 (Ein symplektischer Integrator erster Ordnung). Sei H gegeben und Zeige, daB Seine kanonische Transformation erzeugt, die eine Naherung erster Ordnung an den FluB von XH fur kleine t darstellt.
6.6 Fasertranslationen und magnetische Terme
185
6.6 Fasertranslationen und magnetische Terme Impulsshifte. Wir sahen schon, wie man mit Kotangentialliften kanonische Transformationen konstruiert. Fasertranslationen zu verwenden, ist eine zweite Moglichkeit. Lemma 6.6.1 (zum Impulsshift). Sei A eine I-Form auf Q und tA : T*Q -+ T*Q durch OOq f--+ OOq + A(q) definiert, wobei OOq E T;Q ist. Sei 8 die kanonische I-Form aufT*Q. Dann ist
(6.37) wobei
7rQ :
T*Q -+ Q die Projektion ist. Folglich gilt
(6.38) wobei n = -d8 die kanonische symplektische Form ist. Also ist tA genau dann eine kanonische Transformation, wenn dA = 0 ist.
Beweis. Wir beweisen dies mit einer Berechnung im Endlichdimensionalen in Koordinaten. Der Leser wird gebeten, sich als Ubungsaufgabe urn die koordinatenfreie und unendlichdimensionale Version dieses Beweises zu bemiihen. In Koordinaten ist tA die Abbildung
(6.39) Also ist (6.40)
Dies ist die Koordinatenschreibweise fiir 8 iibrigen Behauptungen.
+ 7rQA.
Daraus folgen sofort die •
Insbesondere ist eine Fasertranslation durch das Differential einer Funktion A = df eine kanonische Transformation. Wie im vorherigen Abschnitt beschrieben, induziert f eine Erzeugendenfunktion (siehe Ubung 6.6.2). Die zwei grundlegenden Klassen von kanonischen Transformationen, namlich Lifte und Fasertranslationen, spielen in der Mechanik eine wichtige Rolle. Magnetische Terme. Eine sich von der kanonischen Form unterscheidende symplektische Form auf T*Q wird in folgender Weise erhalten. Sei B eine geschlossene 2-Form auf Q. Dann ist n - 7rQB eine geschlossene 2-Form auf T*Q, wobei n die kanonische 2-Form ist. Urn einzusehen, daB n - 7rQB (schwach) nichtausgeartet ist, verwende man die Tatsache, daB diese Form in einer lokalen Karte am Punkt (w, 00) durch ((u, ,6), (v, 'Y))
gegeben ist.
f--+
h, u) -
(,6, v) - B(w)(u, v)
(6.41 )
186
6. Kotangentialbiindel
Proposition 6.6.1.
(i) Sei
die kanonische 2-Form auf T*Q und 7rQ : T*Q -+ Q die Projektion. 1st Beine geschlossene 2-Form auf Q, dann ist [2
[2B
=
[2 -
7r'QB
(6.42)
eine (schwach) symplektische Form auf T* Q.
(ii) Seien B und B' geschlossene 2-Formen auf Q und angenommen, daft B - B' = dA ist. Dann ist die Abbildung tA (die Fasertranslation durch A) ein symplektischer Diffeomorphismus von (T*Q, [2B) mit (T*Q, [2BI).
Beweis. Teil (i) folgt aus einem ahnlichen Argument wie im Lemma zum Impulsshift. Fur (ii) verwendet man die Formel (6.38) urn
=
[2 -
zu erhalten, so daB wegen
7rQ
t~ [2
7r'QdA = 0
t~([2 -
tA
[2 -
7r'QB + 7r'QB'
(6.43)
= 7rQ
7r'QB') =
[2 -
7r'QB
•
ist.
Symplektische Formen vom Typ [2B treten im Reduktionsproze£ au£.2 1m nachsten Abschnitt erklaren wir, warum der zusatzliche Term 7r'QB ein magnetischer Term genannt wird. Ubungen Ubung 6.6.1. Liefere den koordinatenfreien Beweis von Proposition 6.6.l. Ubung 6.6.2. Sei A = df. Zeige mit einer Rechnung in Koordinaten, daB S(qi,ri) = Tiqi - f(qi) eine Erzeugendenfunktion fur tA ist.
6.7 Ein Teilchen im Magnetfeld Sei Beine geschlossene 2-Form auf dem ffi.3 und sei B = Bxi + Byj + Bzk das zugehOrige divergenzfreie Vektorfeld, d.h., es gilt iB(dx /\ dy /\ dz) = B, 2
Magnetische Terme tauchen im sogenannten Satz zur Kotangentialbilndelreduktion auf, vgl. Smale [1970], Abraham und Marsden [1978], Kummer [1981]' NiH [1983], Montgomery, Marsden und Ratiu [1984], Cozzi und Thacker [1987] und Marsden [1992].
6.7 Ein Teilchen im Magnetfeld
bzw.
B = Bx dy /\ dz - By dx /\ dz
187
+ B z dx /\ dy.
Denkt man bei B an ein Magnetfeld, so sind die Bewegungsgleichungen fur ein Teilchen der Ladung e und Masse m durch die Lorentzkrajt dv dt
m-
mit v =
e
= -vxB
(6.44)
c
(x, y, i) bestimmt. Betrachte die symplektische Form e c
DB = m(dx /\ dx + dy /\ dy + dz /\ di) - -B,
(6.45)
also (6.42) auf dem IR3 x IR3, was hier der (x, v)-Raum ist. Als Hamiltonfunktion verwende man die kinetische Energie (6.46) Mit der Notation XH(u,v,w) = (u,v,w,it,iJ,w) ist die Bedingung (6.47) gleichbedeutend mit
m(xdx + ydy
+ idi) = m( U dx - it dx + v dy - iJ dy + w di - w dz) e - - [Bxv dz - Bxw dy - Byu dz c
und dies entspricht u
=
+ Byw dx + Bzu dy - Bzv dx]
x, v = y und w = i .
mu
zusammen mit den Gleichungen
e
= -(Bzv - Byw), c
.
e
mv = -(Bxw - Bzu), c mw
= '!:..(Byu - Bxv),
mx..
= -e(B· zy - B·) yZ,
my
e -(Bxi - Bzx), c
c
also c
=
(6.48)
e
mz = -(Byx - BxY). c
Dies stimmt aber mit (6.44) uberein. Somit sind die Bewegungsgleichungen fur ein Teilchen in einem Magnetfeld Hamiltonsch mit einer der kinetischen Energie entsprechenden Energie und einer symplektischen Form DB.
188
6. Kotangentialbiindel
1st B = dA, also B = \7 x A mit A P = A, so kann man wegen des Lemmas zum Impulsshift die Abbildung tA : (x, v) f-7 (x, p) mit p = mv + eAjc verwenden, um den Pullback DB der kanonischen Form zu erhalten. Demnach sind die Gleichungen (6.44) auch Hamiltonsch bzgl. der kanonischen Klammer auf dem (x, p )- Raum mit der Hamiltonfunktion HA
1
e
2
= -llp-All· 2m c
(6.49)
Bemerkungen (i) Nicht jedes Magnetfeld kann im Euklidischen Raum als B = \7 x A geschrieben werden. Zum Beispiel kann das Feld eines magnetischen Monopols der Starke 9 =f=. 0, niimlich r
B(r) = 9 Il r 113'
(6.50)
nicht in dieser Weise geschrieben werden, da der FluB von B durch die Einheitssphiire 47rg ist, der Satz von Stokes angewandt auf die 2Sphiire aber Null ergeben wurde, vgl. Ubung 4.4.3. Demzufolge konnte man denken, daB die Hamiltonsche Formulierung, die nur B (also DB und H) einbezieht, vorzuziehen ist. Es besteht aber die Moglichkeit zum magnetische Potential A zuruckzukehren, indem man es als einen Zusammenhang auf einem nichttrivialen Biindel uber ]R3 \ {O} auffaBt. (Dieses Bundel uber der Sphare 8 2 ist die H opffaserung 8 3 --+ 8 2 .) Eine lesbare Darstellung einiger Aspekte hierzu findet man in Yang [1985]. (ii) Untersucht man die Bewegung eines Teilchens in einem Yang-Mills-Feld, so entdeckt man eine schone Verallgemeinerung dieser Konstruktion und verwandte Ideen, die sich der Theorie der Hauptfaserbundel bedienen, vgl. Sternberg [1977], Weinstein [1978a] und Montgomery [1984]. (iii) In Kapitel 8 studieren wir Zentrifugal- und Corioliskrafte und werden einige hierzu analoge Strukturen kennenlernen.
Ubungen Ubung 6.7.1. Zeige, daB sich ein Teilchen in einem konstanten Magnetfeld auf einer Helix bewegt. Ubung 6.7.2. Uberprufe "per Hand", daB ~mllvl12 fur ein Teilchen in einem Magnetfeld eine ErhaltungsgroBe ist. Ubung 6.7.3. Uberprufe "per Hand", daB die Hamiltonschen Gleichungen fur HA die aus der Lorentzkraft resultierenden Gleichungen 6.7.1 sind.
7. Lagrangesche Mechanik
Unser bisheriger Zugang betont die Hamiltonsche Sichtweise. Es gibt jedoch eine hiervon unabhangige Betrachtungsweise, die der Lagrangeschen Mechanik. Diese ist aufVariationsprinzipien begriindet. Die Lagrangesche Mechanik ist wichtig, da sie eine alternative Sichtweise darstellt, fiir manche Berechnungen besser geeignet ist und die kovariante Formulierung relativistischer Theorien mit ihrer Hilfe leicht umgesetzt werden kann. lronischerweise entdeckte gerade Hamilton [1834] die der Lagrangeschen Mechanik zugrundeliegenden Variationsstrukturen.
7.1 Das Hamiltonsche Prinzip der stationaren Wirkung Ein GroBteil der Mechanik ist auf Variationsprinzipien begriindbar. Die Formulierung mithilfe der Variationsprinzipien ist die kovarianteste, was auch fUr relativistische Systeme niitzlich ist. 1m nachsten Kapitel werden wir die Niitzlichkeit der Lagrangeschen Methode bei der Untersuchung rotierender Bezugssysteme erkennen. Sie wird auch fUr die Hamilton-Jacobi-Theorie wichtig sein. Betrachte eine Konfigurationsmannigfaltigkeit Q, den Geschwindigkeitsphasenraum TQ und eine Lagrangefunktion L : TQ ---t JR. Grob gesprochen besagt das Hamiltonsche Prinzip der stationaren Wirkung,
daB
(7.1) ist, wobei iiber die Wege qi(t) in Q mit festen Endpunkten variiert wird. (Wir werden diesen Vorgang in §8.1 etwas sorgfaltiger untersuchen.) Bildet man die Variation von (7.1), so liefert die Kettenregel fUr die linke Seite
(7.2) Integrieren wir den zweiten Term partiell und verwenden die Randbedingungen 8qi = 0 in den Endpunkten des betrachteten Zeitintervalls, so erhalten wir J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
190
7. Lagrangesche Mechanik
J[Z~ - ~ (Z~ )]
Oqi dt = O.
(7.3)
SolI dies fur alle Variationen oqi(t) gelten, so ist
8L _ !i 8L = 8q' dt 8it
o.
(7.4)
Dies sind die Euler-Lagrange-Gleichungen. Wir set zen Pi = 8 L / 8(/, nehmen an, daB die Transformation (qi, qj) r-+ (qi, Pj) invertierbar ist und definieren die Hamiltonfunktion durch
(7.5)
H(qi,Pj)=piqi-L(qi,qi). Man beachte
8H UPi Dies gilt, denn wegen der Kettenregel und (7.5) ist .i
q
=~.
8H .i 8qj 8L 8qj .i - = q +Pj---.·-=q· 8Pi 8Pi 8qJ 8Pi Ebenso ist
. 8H Pi = - 8qi
wegen (7.4) und
8H 8qj -
8qi '8qj
8L 8qj
8L 8qi 8qi 8qj -
8L 8qj .
--p._--------
Mit anderen Worten: Die Euler-Lagrange-Gleichungen sind zu den Hamiltonschen Gleichungen aquivalent. Folglich ist es vernunftig, die Geometrie der Euler-Lagrange-Gleichungen mittels der kanonischen Form auf T*Q, die mit Pi = 8L/8qi auf TQ zuruckgezogen ist, darzustellen. Dies wird im nachsten Abschnitt geschehen und ist ein Standardzugang zur Geometrie der Euler-Lagrange-Gleichungen. Eine andere Moglichkeit besteht darin, das Variationsprinzip selbst zu verwenden. Der Leser wird bemerken, daB die kanonische I-Form Pidqi in Gestalt der Randterme auftritt, wenn wir die Variationen bilden. Dies kann als Grundlage dienen, urn die kanonische I-Form in die Lagrangesche Mechanik einzufuhren. Wir werden dies en Zugang in Kap. 8 entwickeln. Siehe auch Ubung 7.2.2. Ubungen Ubung 7.1.1. Zeige, daB die Euler-Lagrange-Gleichungen auch zu den Hamiltonschen Gleichungen aquivalent sind, wenn L zeitabhangig ist. Ubung 7.1.2. Zeige, daB man auf die Energieerhaltungsgleichung stoBt, wenn man beim Hamiltonschen Prinzip Variationen bzgl. Reparametrisierungen der gegebenen Kurve q(t) wahlt.
7.2 Die Legendretransformation
191
7.2 Die Legendretransformation Faserableitungen. Sei L : TQ -t lR eine Lagrangefunktion. Man definiert die sogenannte Faserableitung lFL : TQ -t T*Q durch
lFL(v) . w =
:s 18=0
L(v + sw)
(7.6)
mit v, w E TqQ. Somit ist IF L( v) . w die Ableitung von L bei v entlang der Faser TqQ in Richtung w. lFL ist fasererhaltend, d.h., sie bildet die Faser TqQ auf die Faser T;Q abo In einer lokalen Karte U x E fur TQ, wobei U offen im Modellraum E fur Q ist, wird die Faserableitung durch die Gleichung
lFL(u, e)
=
(u, D2L(u, e))
(7.7)
bestimmt, wobei D2L die partielle Ableitung von L nach ihrem zweiten Argument ist. Fur endlichdimensionale Mannigfaltigkeiten, wobei mit (qi) die Koordinaten auf Q und mit (qi, qi) die auf TQ induzierten Koordinaten bezeichnet werden, ist die Faserableitung der Ausdruck
lFL( qi ,q.i) = (i OL) ' q, oqi also ist IF L durch
oL
Pi = oqi
(7.8)
(7.9)
gegeben. Die assoziierte Energiefunktion ist durch E(v) = lFL(v)·v-L(v) definiert. In vielen Beispielen resultiert die physikalische Bedeutung der Impulsvariablen aus der Beziehung (7.9). Wir nennen lFL die Legendretransformation. Lagrangesche Formen. Es bezeichne [! die kanonische symplektische Form auf T*Q. Mit lFL erhalten wir die I-Form fh und eine geschlossene 2-Form [!L auf TQ, indem wir
fh = (IFL ) * 8
und
[!L
= (IFL ) * [!
(7.10)
setzen. Wir nennen 8L die Lagrangesche I-Form und [!L die Lagrangesche 2-Form. Da d mit dem Pullback vertauscht, erhalten wir [!L = -d8 L . Mit den lokalen Ausdrucken fur 8 und [! fiihrt eine direkte Berechnung des Pullbacks auf die folgende lokale Formel fur 8 L und [!L: 1st E der Modellraum fur Q, U das Bild einer Karte von Q in E und U x E das zugehOrige Bild der induzierten Karte auf TQ, dann gilt fur (u, e) E U x E und Tangentialvektoren (el' e2), (h, h) in E x E
T(u,e)lFL· (el' e2) = (u, D2L(u, e), el, D l (D 2L(u, e)) . el
+ D2(D2L(u, e)) . e2)
(7.11)
192
7. Lagrangesche Mechanik
Somit ist mit dem lokalen Ausdruck fUr 8 und der Definition des Pullback (7.12) Entsprechend kommt man auf
[h(u, e) . ((el' e2), (11, h)) = D 1 (D 2L(u, e) . el) ·11 - Dl(D2L(u, e) . 11) . el +D2D2L(u, e) . el· 12 - D 2D 2L(u,e)· 11· e2,
(7.13)
wobei Dl und D2 die partiellen Ableitungen nach dem erst en und zweiten Argument bezeichnen. 1m Endlichdimensionalen fiihren die Formeln (7.11) und (7.12) oder ein direkter Pullback von Pidqi und dqi /\ dPi auf [)L
.
8£ = -.dq"
[)q"
und
[h =
[)2 L . . [)2 L . . ~dq" /\ dql + ~dq" /\ dql
uq" uql
uq" uql
(7.14)
(7.15)
(mit einer Summation iiber alle i, j). Dies entspricht einer schiefsymmetrischen (2n x 2n)-Matrix
(7.16)
wobei A die Schiefsymmetrisierung von [)2 L/([)qi [)qj) ist. Aus diesen Ausdriicken folgt, daB fh genau dann (schwach) nichtausgeartet ist, wenn die quadratische Form D 2 D 2 L(u, e) (schwach) nichtausgeartet ist. In diesem Fall sagen wir, daB L eine reguUire oder nichtausgeartete Lagrangefunktion ist. Der Satz iiber implizite Funktionen zeigt, daB die Faserableitung genau dann lokal invertierbar ist, wenn L regular ist. Ubungen Ubung 7.2.1. Sei
Bestimme 8£, [h und die zugehi::irige Hamiltonfunktion. Ubung 7.2.2. Man definiert fiir v E TqQ den vertikalen Lift v l E Tv(TQ) als den Tangentialvektor an die Kurve v + tv in t = O. Zeige, daB 8£ durch
7.3 Die Euler-Lagrange-Gleichungen wJ
193
fh =v l JdL
definiert werden kann, wobei w E Tv(TQ) und w J fh Produkt ist. Zeige auch, daB die Energie
E(v) = vI
J
= iwEh das innere
dL - L(v)
ist. Ubung 7.2.3 (Die abstrakte Legendretransformation). Sei Vein Vektorbundel uber einer Mannigfaltigkeit S und sei L : V --+ R Fur v E V bezeichne oL * W = - Ev
ov
die Faserableitung. Gehe davon aus, daB die Abbildung v Diffeomorphismus ist und sei H : V* --+ JR. durch
M w
ein lokaler
H(w) = (w, v) - L(v) definiert. Man zeige, daB dann
oH ow
V=-
gilt.
7.3 Die Euler-Lagrange-Gleichungen Hyperregulare Lagrangefunktionen. Gegeben sei eine Lagrangefunktion L. Die Wirkung von List die Abbildung A : TQ --+ JR., die durch A(v) = lFL(v) . v definiert ist, und E = A - List die Energie von L, wie schon oben definiert. In Karten wird dies so formuliert:
A(u, e) = D2L(u, e) . e, E(u, e) = D 2L(u, e) . e - L(u, e),
(7.17) (7.18)
und im Endlichdimensionalen lauten (7.17) und (7.18) dann ·i oL ·i i .i) A ( q ,q = q oqi = Piq ,
.. E(q" q')
=
·oL .. q' oqi - L(q" q')
(7.19) =
. .. Piq' - L(q" q').
(7.20)
1st L eine Lagrangefunktion, fur die IF L : TQ --+ T* Q ein Diffeomorphismus ist, so nennen wir L eine hyperreguliire Lagrangefunktion. In diesem Fall set zen wir H = Eo (lFL)-l. Dann sind X H und X E lFL-verwandt, da lFL nach Konstruktion symplektisch ist. Folglich induzieren hyperreguHire Lagrangefunktionen auf TQ Hamiltonsche Systeme auf T*Q. Umgekehrt liiBt sich zeigen, daB hyperreguliire Hamiltonfunktionen auf T*Q aus Lagrangefunktionen auf TQ resultieren (vgl. §7.4 fur Definitionen und Details).
194
7. Lagrangesche Mechanik
Die Lagrangeschen Vektorfelder. Allgemeiner wird ein Vektorfeld Z auf TQ ein Lagrangesches Vektorfeld oder ein Lagrangesches System fur L genannt, falls die Lagrangebedingung [h(v)(Z(v), w)
= dE(v) . w
(7.21)
fur aIle v E TqQ und w E Tv(TQ) gilt. Ware L regular, so daB [h eine (schwach) symplektische Form ist, so gabe es zumindest ein Z, das das Hamiltonsche Vektorfeld von E bzgl. der (schwach) symplektischen Form [h ware. In diesem Fall wissen wir, daB E auf dem FluB von Z erhalten bleibt. Dasselbe Resultat trifft sogar noch zu, falls L regular ist: Proposition 7.3.1. Sei Zein Lagrangesches Vektorfeld fur Lund sei v(t) E TQ eine Integralkurve von Z. Dann ist E(v(t» konstant (in t). Beweis. Mit der Kettenregel und aufgrund der Schiefsymmetrie von
d
[h folgt
.
dtE(v(t» = dE(v(t))· v(t) = dE(v(t))· Z(v(t»
= Sh(v(t))(Z(v(t))), Z(v(t)) = o.
(7.22)
•
Wir nehmen fUr gewohnlich an, daB [h nichtausgeartet ist. Der ausgeartete Fall tritt aber in der Diracschen Theorie der Zwangsbedingungen auf (vgl. Dirac [1950, 1964], Kunzle [1969], Hanson, Regge und Teitelboim [1976], Gotay, Nester und Hinds [1979], dortige Literaturhinweise und §8.5). Gleichungen zweiter Ordnung. Das Vektorfeld Z hat oftmals eine bestimmte Eigenschaft, namlich, daB Z eine Gleichung zweiter Ordung ist. Definition 7.3.1. Ein Vektorfeld V aufTQ wird Gleichung zweiter Ordnung genannt, falls TTQ 0 V die Identitiit ist, wobei TQ : TQ -+ Q die kanonische Projektion ist. 1st c( t) eine Integralkurve von V, so wird (TQ 0 c) (t) die Losungskurve von c(t) genannt.
Man kann leicht einsehen, daB die Bedingung dafUr, daB V von zweiter Ordnung ist, zu der folgenden aquivalent ist: Fur jede Karte U x E auf TQ konnen wir V(u, e) = ((u, e), (e, V2 (u, e))) als eine Abbildung V2 : U x E -+ E darstellen. Foiglich ist die Dynamik durch it = e und e = V2 (u, e) bestimmt, also durch u = V2 (u, it), eine Gleichung zweiter Ordung im gewohnlichen Sinne. Diese lokale Berechnung zeigt auch, daB die Losungskurve durch eine gegebene Anfangsbedingung in TQ in eindeutiger Weise eine Integralkurve von V bestimmt.
7.3 Die Euler-Lagrange-Gleichungen
195
Die Euler-Lagrange-Gleichungen. Aus der Sicht der Lagrangeschen Vektorfelder ist das Hauptresultat fUr die Euler-Lagrange-Gleichungen der folgende Satz 7.3.1. Sei Zein Lagrangesches System Fir Lund auch eine Gleichung zweiter Ordung, dann erfullt eine Integralkurve (u( t), v( t)) E U x Evon Z in einer Karte U x E die Euler-Lagrange-Gleichungen duet) _ () dt - v t ,
d dtD2L(U(t),v(t)). w
= D1L(u(t),v(t)). w
(7.23)
fur alle wEE. 1m Endlichdimensionalen lav,ten die Euler-Lagrange-Gleichungen dqi
di
.i
=q,
! (Z~ ) = Z~,
i
=
1, ... , n.
(7.24)
1st L reguliir, d.h., ist fh (schwach) nichtausgeartet, so ist Z automatisch von zwciter Ordnung, und falls [h stark nichtausgeartet ist, gilt d 2u dv dt 2 = dt
=
[D2D2L(u, v)]
-1
(D1L(u, v) - D1D2L(u, v) . v),
(7.25)
oder im Endlichdimensionalen
.
"J -
q -
82 L 'J.) G']" (8L 8qi - 8qj 8 it q ,
i,j=l, ... ,n,
(7.26)
wobei [Gij] die Inverse der Matrix (8 2 Lj8qi 8rjj) ist. Also sind u(t) und qi(t) genau dann Losungskurven des Lagrangeschen Vektorfeldes Z, wenn sie die Euler- Lagrange-Gleichungen erfullen.
Beweis. Aus der Definition der Energie E ruhrt der lokale Ausdruck DE(u,e)'(e1,e2)
=
D1(D2L(u,e)·e),c1+D2(D2L(u,e)·e)·e2
- DIL(u, e) . e1
(7.27)
her (der Term D 2L(u,e) . e2 wurde weggelassen). In lokaler Schreibweise ist Z(u, e)
=
(u, e, Y1(u, e), Y 2(u, e)).
Mit der Formel (7.13) fur [h wird die Bedingung (7.21) an Z zu D 1D 2L(u, e) . Y 1(u, e)) . e1 - D1(D2L(u, e) . ed . Y1(u, e) +D 2D 2L(u, e) . Y1 (u, e) . e2 - D2D2L(u, e) . e1 . Y 2(u, e)
= Dl (D 2 L(u, e) . e) . el - D1L(u, e) . el + D2D2L(u, e) . e· e2. (7.28)
196
7. Lagrangesche Mechanik
Falls [h eine schwach symplektische Form ist, so ist D2D2L( u, e) folglich schwach nichtausgeartet, weshalb wir Y1(u, e) = e fur el = 0 erhalten, d.h., Z ist eine Gleichung zweiter Ordung. 1njedem Fall wird die Bedingung (7.28), falls Z von zweiter Ordnung ist, zu
fUr aIle el E E. 1st (u(t), v(t)) eine 1ntegralkurve von Z, dann ist it = v und U = Y2 (u,v) (wobei die Punkte Zeitableitungen bezeichnen), also wird aus
(7.29)
nach der Kettenregel. Die letzte Aussage folgt mit der Kettenregel auf der linken Seite der Lagrangegleichung und der Regularitat von L, urn nach v also ijj aufzulosen .
•
Ubungen Ubung 7.3.1. Fuhre ein explizites Beispiel einer nichtregularen Lagrangefunktion L an, die ein Lagrangesches System Z von zweiter Ordnung hat. Ubung 7.3.2. Zeige durch eine direkte Berechnung, daB die Gultigkeit des Ausdrucks (7.24) koordinatenunabhangig ist, also daB die Form der EulerLagrange-Gleichungen nicht von der Koordinatenwahl abhangt.
7.4 HyperreguHire Lagrange- und Hamiltonfunktionen Oben sagten wir, daB eine glatte Lagrangefunktion L : TQ -r lR hyperreguliir ist, wenn lFL : TQ -r T*Q ein Diffeomorphismus ist. Aus (7.13) oder (7.16) folgt, daB die symmetrische Bilinearform D2D2L(u,e) stark nichtausgeartet ist. Wie zuvor sollen 7fQ : T*Q -r Q und TQ : TQ -r Q die kanonischen Projektionen bezeichnen.
Proposition 7.4.1. Sei L eine hyperreguliire Lagrangefunktion aufTQ und H = Eo (lFL)-l E F(T*Q), wobei E die Energie von List. Dann sind das Lagrangesche Vektorfeld Z aufTQ und das Hamiltonsche Vektorfeld X H auf T* Q IF L-verwandt, also ist (lFL) *X H
=
Z.
Daruber hinaus gilt fur Integralkurven c(t) von Z und d(t) von X H mit lFL(c(O)) = d(O)
7.4 HyperreguHire Lagrange- und Hamiltonfunktionen
lFL(c(t))
=
d(t)
und (TQ
0
c)(t) =
(7rQ
0
197
d)(t).
Die Kurve (TQOC)(t) wird die Fundamentallosungskurve von c(t) genannt, und entsprechend ist (7rQ 0 d)(t) die Losungskurve von d(t). Beweis. Fur v E TQ und
W
E
Tv (TQ) ist
D(lFL(v)) (TvlFL(Z(v)), TvlFL(w)) = ((lFL)* D)(v)(Z(v), w) = Ddv)(Z(v), w) = dE(v)· w = d(H 0 lFL)(v) . w = dH(lFL(v)) . TvlFL(w) = D(lFL(v))(XH(lFL(v)) , TvlFL(w)), so daB, da D schwach nichtausgeartet und TvlF L ein Isomorphismus ist,
folgt. Somit ist TlFL 0 Z = X H 0 lFL, also Z = (lFL) * X H. Bezeichnet 'Pt den FluB von Z und 'ljJt den von X H, so ist die Beziehung Z = (lFL) * X H aquivalent zu lFL 0 'Pt = 'ljJt 0 lFL. Fur c(t) = 'Pt(v) ist also
lFL(c(t)) = 'ljJt(lFL(v)) eine Integralkurve von X H, die bei t = 0 durch lFL(v) = lFL(c(O)) lauft, woraus wegen der Eindeutigkeit der Integralkurven von glatten Vektorfeldern 'ljJt (IF L( v)) = d( t) resultiert. SchlieBlich gelangen wir wegen TQ = 7rQ 0 IF L auf
(TQ 0 c)(t) =
(7rQ
0
lFL 0 c)(t) =
(7rQ
0
d)(t).
(7.31)
•
Die Wirkung. Wir behaupten, daB die Wirkung A von L mit dem Lagrangeschen Vektorfeld Z von L durch
A(v) = (Eh(v), Z(v)) ,
v
E
TQ
(7.32)
verwandt ist. Wir beweisen diese Formel unter der Annahme, daB Z eine Gleichung zweiter Ordung ist, sogar falls L nicht regular ist. Es gilt
(fh(v), Z(v)) = (((lFL)*8)(v), Z(v)) = (8(lFL(v)), TvlFL(Z(v))) = (lFL(v) , T7rQ . TvlFL(Z(v))) = (lFL(v) , Tv(7rQ 0 lFL)(Z(v))) = (lFL(v) , TvTdZ(v))) = (lFL(v) , v) = A(v)
198
7. Lagrangesche Mechanik
laut Definition einer Gleichung zweiter Ordung und der Definition der Wirkung. 1st L hyperregular und H = Eo (lFL)-l, so ist (7.33)
In der Tat gilt wegen (7.32), den Eigenschaften des Pushforward und der vorigen Proposition
1st H : T*Q --+ lR eine glatte Hamiltonfunktion, so wird die durch G = (8,XH ) gegebene Funktion G : T*Q --+ lR die Wirkung von H genannt. Also besagt (7.33), daB der Pushforward der Wirkung A von L der Wirkung G von H = Eo (lFL)-l entspricht. Eine Hamiltonfunktion H wird
HyperreguHi.re Hamiltonfunktionen. hyperregliir genannt, falls die durch lFH(a) . (3
=
! 18=0
H(a
+ s(3)
(7.34)
definierte Funktion lFH : T*Q --+ TQ fUr a, (3 E T;Q ein Diffeomorphismus ist. Wir mussen hier voraussetzen, daB entweder der Modellraum Evon Q reflexiv ist, so daB T;*Q = TqQ fur aIle q E Q gilt, oder, was vernunftiger ist, daB lFH(a) in TqQ C T;*Q liegt. Wie im FaIle der Lagrangefunktionen impliziert die Hyperregularitat von H, daB D2D2H (u, a) stark nichtausgeartet ist und daB die Kurve s f--7 00+ s(3 aus (7.34) durch eine beliebige glatte Kurve a(s) in T;Q ersetzt werden kann, so daB
00(0) = a
und
at (0)
= (3
gilt. Proposition 7.4.2.
(i) Sei H
E
F(T*Q) eine hyperreguliire Hamiltonfunktion und definiere
E=H
0
(lFH)-l,
A = Go (lFH)-l
und
L
=A- E
E
F(TQ),
dann ist L eine hyperreguliire Lagrangefunktion und es gilt die Gleichung
IF L = IF H- 1 . Daruber hinaus ist A die Wirkung von Lund E die Energie von L.
(ii) Sei L E F(TQ) eine hyperreguliire Lagrangefunktion und definiere
dann ist Heine hyperreguliire H amiltonfunktion und IF H
= (IF L ) -1.
7.4 Hyperreguliire Lagrange- und Hamiltonfunktionen
199
Beweis. (i) Lokal gilt G(u, a) = (a,D 2H(u,a)), so daB
A(u, D2H(u, a)) = (A 0 IFH)(u, a) = G(u, a) = (a, D2H(u, a)) ist, und deshalb gilt
(L 0 IFH)(u, a) = L(u, D2H(u, a)) = (a, D2H(u, a)) - H(u, a). Sei e = D2(D2H(u, a)) . (3 und e(s) = D 2H(u, a + s(3) eine Kurve, die bei s = 0 durch e(O) = D2H(u, a) geht und deren Ableitung bei s = 0 mit e'(O) = D 2(D 2H(u,a))· (3 = e iibereinstimmt. Dann gilt
((IF L 0 IF H)( u, a), e) = (IFL(u, D2H(u, a)), e)
= : =
1
t 8=0
:t
L(u, e(s)) = dd
18=0 [(a
1
t 8=0
L(u, D2H(u, a + s(3))
+ s(3, D2H(u, a + s(3))
- H(u, a
+ s(3)]
= (a, D2(D2H(u, a)) . (3) = (a, e). Da D2D2H(u,a) stark nichtausgeartet ist, folgt daraus, daB e E E beliebig ist und folglich IF LoIF H der Identitat entspricht. Da IF H ein Diffeomorphismus ist, gilt IFL = (IFH)-l und somit ist L hyperregular. Man beachte, daB mit IFH- 1 = IF Lund der Definition von G die Beziehung
folgt. Damit und mit (7.33) erkennt man, daB A die Wirkung von List. Deshalb ist E = A - L die Energie von L. (ii) Da wir H = Eo (IFL)-l definieren, gilt lokal
(H 0 IFL)(u, e) = H(u, D2L(u, e)) = A(u, e) - L(u, e) = D2L(u, e) . e - L(u, e) und wir verfahren wie zuvor. Sei
wobei fEE und a(s) = D 2L(u,e+ sf) ist, dann gilt
a(O) = D2L(u,e) und daraus folgt
und
a'(O) = a
200
7. Lagrangesche Mechanik
(0:, (lFH 0 lFL)(u, e)) = (o:,lFH(u, D2L(u, e)))
=
! 18=0 H(u, o:(s))
=
!18=0 H(u,D2L(u,e + sf))
= :s 18=0 [(D2L(u, e + sf), e + sf) - L(u, e + sf)]
= (D 2 (D 2 L(u, e)) . f, e) = (0:, e). Weil D2D2L stark nichtausgeartet ist, zeigt dies, daJ3 IF H 0 IF L der Identitat entspricht. Da lFL ein Diffeomorphismus ist, folgt, daJ3lFH = (lFL)-1 gilt und H hyperregular ist. • Jetzt fassen wir die Hauptresultate zusammen.
Satz 7.4.1. Aufgrund der obigen Untersuchungen korrespondieren hyperreguliire Lagrangefunktionen L E F(TQ) und hyperreguliire Hamiltonfunktionen H E F(T*Q) in bijektiver Weise. Das folgende Diagramm ist kommutativ:
T(T*Q)
TlFH
====~.
::;=.
TlFL
T(TQ)
Beweis. Sei L eine hyperregulare Lagrangefunktion und H die zugehOrige hyperregulare Hamiltonfunktion, dann gilt nach Proposition 7.4.1 und 7.4.2
H =E
0
(IF L ) -1
= (A - L) 0 (IF L ) -1 = G - L 0 IF H.
Mithilfe von H konstruieren wir eine Lagrangefunktion L' durch
L' = Go (lFH)-1 - H 0 (lFH)-l = Go (lFH)-1 - (G - L 0 lFH)
0
(lFH)-l = L.
7.4 Hyperregulare Lagrange- und Hamiltonfunktionen
201
1st umgekehrt Heine gegebene hyperregulare Hamiltonfunktion, so ist die zugehOrige Lagrangefunktion L hyperregular und durch
L = G 0 (IF H) -1
-
H
0
(IF H) -1 = A - H 0 IF L
gegeben. Folglich ist die durch L induzierte zugehOrige hyperregulare Hamiltonfunktion
H' = Eo (lFL)-l = (A - L) 0 (lFL)-l = A 0 (lFL)-l - (A - H 0 lFL) 0 (lFL)-l = H. Die Kornrnutativitat der zwei Diagrarnrne ist nun eine direkte Folgerung aus dern Obigen und den Propositionen 7.4.1 und 7.4.2. •
Der U mgebungssatz fiir regula.re Lagrangefunktionen. Wir beweisen nun einen wichtigen Satz ftir regulare Lagrangefunktionen, der eine Aussage tiber die Struktur von Lasungen in der Nahe einer gegebenen Lasung rnacht. Definition 7.4.1. Sei q(t) eine gegebene Losung der Euler-Lagmnge-Gleichungen mit tl ~ t ~ t2. Sei elI = q (tl) und q2 = q (t2). Wir sagen, daft q(t) eine nichtkonjugierte Losung ist, falls es eine Umgebung U der K urve q(t) und Umgebungen Ul C U von ql und U2 C U von q2 gibt, so daft fur alle ql E Ul und q2 E U2 und tl nahe tl, t2 nahe t2, eine eindeutige Losung q(t), h ~ t ~ t2, der Euler-Lagrange-Gleichungen gibt, die die folgenden Bedingungen erfullt: q (td = ql, q (t2) = q2 und q(t) E U. Vergleiche Abb. 7.1.
Abb. 7.1. Der Umgebungssatz.
Urn Bedingungen zu bestirnrnen, die garantieren, daB eine Lasung nichtkonjugiert ist, werden wir die folgenden Beobachtungen verwenden. Sei VI = q(h)
202
7. Lagrangesche Mechanik
und V2 = q(t2)' Sei Ft der FluB der Euler-Lagrange-Gleichungen auf TQ. Wegen der Konstruktion von Ft(q,v) gilt Ft2 (lh,VI) = (q2,V2). Als nachstes versuchen wir den Satz uber implizite Funktionen auf die FluBabbildung anzuwenden. Wir wollen
nach VI aufiasen, wobei wir qI, tI, t2 als Parameter ansehen. Dazu bilden wir die Linearisierung
Wir benatigen, daB WI f-t W2 invertierbar ist. Die rechte Seite dieser Gleichung motiviert, die Kurve
(7.35) zu konstruieren, die die Lasung der linearisierten Gleichung, bzw. der Gleichung der erst en Variation der durch Ft(qI, vd erfiillten Euler-LagrangeGleichungen ist. Wir wollen nun diejenigen Gleichungen in Koordinaten ermitteln, die W(t) := T v1 'ffQFt (qI,VI)' WI als Lasung haben. Wir beginnen mit einer Lasung q(t) der Euler-LagrangeGleichungen
~ 8~ _ 8~ =0. dt 8il'
8q'
Zu der Kurve mit den Anfangsbedingungen € f-t (qI, VI + €wd erhalten wir zugehOrige Lasungen (qe(t), qe(t)), deren Ableitung nach € wir mit (u(t), iL(t)) bezeichnet haben. Leiten wir die Euler-Lagrange-Gleichungen nach € ab, so erhalten wir d ( 82 L
dt
.
8qi8qi' iLJ
82 L
+ 8qi8qi
.)
. uJ
-
82 L . 82 L . 8qi8qi . uJ - 8qi8qi . uJ = O.
(7.36)
Dies ist eine Gleichung zweiter Ordung fur ui . Ausgewertet entlang q(t) wird sie die Jacobigleichung entlang q(t) genannt und von q(tI) bis q(t2) und mit den Anfangsbedingungen
definiert sie die gewunschte lineare Abbildung WI
f-t
W2, namlich W2 = iL(t2)'
Satz 7.4.2. Sei L eine regulare Lagmngefunktion. lst die lineare Abbildung
WI
f-t
W2 ein lsomorphismus, so ist q(t) nichtkonjugiert.
7.4 Hyperregulare Lagrange- und Hamiltonfunktionen
203
Beweis. Dies folgt direkt aus dem Satz iiber implizite Funktionen. Unter der Voraussetzung, daB WI 1-7 W2 invertierbar ist, gibt es Umgebungen U1 von "iiI, U2 von q2 und Umgebungen von II und I2, sowie eine glatte Funktion VI = VI (h, t2, ql, q2), die auf dem Produkt dieser vier Umgebungen definiert ist, so daB (7.37)
erfiillt ist. Dann ist
eine Lasung der Euler-Lagrange-Gleichung mit den Anfangsbedingungen (ql, Vl(t1, t2, ql, q2))
bei t = h·
Wegen (7.37) gilt dariiber hinaus q(t2) = q2. Die Tatsache, daB VI nahe 'ih ist, heiBt, daB die gefundene Geodate in einer Umgebung der Kurve q(t) liegt. • Dies liefert die Umgebung U. Sind sich ql und q2 nahe und unterscheidet sich t2 nicht sehr von tl, dann gilt wegen der Stetigkeit, daB u(t) iiber [tl' t2J naherungsweise konstant ist, also gilt
Folglich ist die Abbildung WI so erhalten wir dann das
1-7 W2
unter diesen Umstanden invertierbar und
Korollar 7.4.1. Sei L : TQ x lR -+ lR eine gegebene reguliire C 2-Lagrangefunktion und sei Vq E TQ und tl E lR, dann ist die Losung der EulerLagrange-Gleichungen mit der Anfangsbedingung Vq bei t = tl fur ein hinreichend kleines Zeitintervall [tl' t2J nichtkonjugiert.
Der Begriff "nichtkonjugiert" stammt aus den Untersuchungen von Geodaten, die im nachsten Abschnitt behandelt werden. Ubungen Ubung 7.4.1. Gebe die Lagrangefunktion und die Bewegungsgleichungen fUr ein spharisches Pendel mit 8 2 als Konfigurationsraum an. Schreibe die Gleichungen mithilfe der Legendretransformation in der Hamiltonschen Form. Finde das zum Drehimpuls urn die Achse der Schwerkraft gehOrende Erhaltungsgesetz und zwar "zu FuB". Ubung 7.4.2. Sei L(q, q) = ~m(q)q2 - V(q) auf TlR, wobei m(q) > 0 und V(q) glatt sind. Zeige, daB zwei beliebige Punkte ql, q2 E lR durch eine Lasung
der Euler-Lagrange-Gleichungen verbunden werden kannen. (Hinweis: Betrachte die Energiegleichung.)
204
7. Lagrangesche Mechanik
7.5 Geodaten Sei Q eine schwach pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit, deren Metrik ausgewertet in q E Q wahlweise mit (-, .), mit g(q) oder mit gq bezeichnet werde. Betrachte auf TQ die durch die kinetische Energie der Metrik gegebene Lagrangefunktion 1
L(v) = 2(v, v)q
(7.38)
bzw. im Endlichdimensionalen
(7.39) Die Faserableitung VOn L fur v, W E TqQ ist durch
lFL(v)· W = (v,w)
(7.40)
gegeben bzw. im Endlichdimensionalen durch
lFL(v)· W = 9ijV iW j ,
d.h.,
Pi = gi)¢.j.
(7.41 )
Aus dieser Gleichung erkennen wir, daB in jeder Karte U fur Q
gilt, wobei ( ,)q das VOn der Karte induzierte innere Produkt auf E ist. Folglich ist L automatisch schwach reguliir. Man bemerke, daB die Wirkung durch A = 2L gegeben und deshalb E = List. Das Lagrangesche Vektorfeld Z wird in diesem Fall mit S : TQ --+ T2Q bezeichnet und Chrisioffelabbildung oder geodiiiischer Spray der Metrik ( ,)q genannt. Folglich ist Seine Gleichung zweiter Ordnung und hat daher in einer Karte fUr Q eine lokale Darstellung der Form
S(q, v) = ((q, v), (v, ,(q, v))).
(7.42)
Urn die Abbildung , : U x E --+ E aus den Lagrangegleichungen zu bestimmen, bemerke man, daB 1
DIL(q, v) . W = 2Dq(v, v)q . W
und
D2L(q, v) . W = (v, w)q
(7.43)
gilt, so daB die Euler-Lagrange-Gleichungen (7.23) die Gestalt
q = v, d -d ((v, w)q) t
1
= -Dq(v, v)q . W 2
(7.44) (7.45)
bekommen. Wird W konstant gehalten und die linke Seite VOn (7.45) ausgeschrieben, so erhalten wir
7.5 Geodaten
Unter Beriicksichtigung von
q= v
205
erhalten wir
(7.47) Daher ist , : U x E -+ E durch die folgende Gleichung definiert:
(7.48)
,(q, v) ist eine quadratische Form in v. Falls Q endlichdimensional ist, definieren wir die Christoffelsymbole rjk' indem wir (7.49) set zen und rjk = r~j fordern. Mit dieser Notation ist die Relation (7.48) aquivalent zu . . k 1 1 agk . k 1 ag'l' 1 k -g' r" vJv w = -_J-vJ v W - _J-vJ w v "l Jk 2 aql aqk .
(7.50)
Unter Beriicksichtigung der Symmetrie von rjk ergibt dies
(7.51 ) Da die Metrik (,) im Unendlichdimensionalen nur schwach nichtausgeartet ist, garantiert (7.48) die Eindeutigkeit von " nicht jedoch ihre Existenz. Sie existiert genau dann, wenn das Lagrangesche Vektorfeld S existiert. Die Projektionen der Integralkurven von S auf Q werden Geodaten der Metrik g genannt. GemaB (7.42) hat ihre grundlegende Bestimmungsgleichung die lokale Darstellung ij
= ,(q, q),
(7.52)
die im Endlichdimensionalen
(7.53) lautet mit i, j, k = 1, ... , n, wobei wie gewohnlich iiber j und k summiert wird. Man beachte, daB die Definition von, in beiden Fallen, im Endlichdimensionalen sowie im Unendlichdimensionalen Sinn macht, wohingegen die Christoffelsymbole rjk genaugenommen nur fiir endlichdimensionale Mannigfaltigkeiten definiert sind. Schreibt man g koordinatenfrei, so kann man Geodaten zu schwach Riemannschen (und pseudo-Riemannschen) Metriken auf unendlichdimensionalen Mannigfaltigkeiten behandeln.
206
7. Lagrangesche Mechanik
Legen wir die Lagrangesche Sichtweise zugrunde, dann erkennen wir, daB die rjk als geometrische Objekte auf T(TQ) operieren, denn sie beinhalten die Information der letzten Komponente des Lagrangeschen Vektorfeldes Z. Schreibt man die Transformationseigenschaften von Z auf T(TQ) in naturlichen Karten, dann ergibt sich die klassische Transformationsregel fur die rjk:
(7.54) wobei (qI, ... , qn), (qI, ... , qn) zwei verschiedene Koordinatensysteme auf einer offenen Menge in Q sind. Wir uberlassen diese Rechnung dem Leser. Der Lagrangesche Standpunkt fiihrt in natiirlicher Weise zu invariant en Mannigfaltigkeiten fiir den geodatischen FluB. Sei z.B. Fur jedes reeIle e > 0
L
e
=
{v
E
TQlllvl1 = e}
das Pseudospharenbundel auf TQ vom Radius y'e. Dann ist Le eine glatte Untermannigfaltigkeit von TQ und invariant unter dem geodatischen FluB. Tatsachlich folgt die Invarianz unter dem geodatischen FluB, d.h. unter dem FluB von Z, aus der Energieerhaltung, wenn wir zeigen, daB Le eine glatte Untermannigfaltigkeit ist. Um zu zeigen, daB Le eine glatte Untermannigfaltigkeit ist, beweisen wir, daB e > 0 ein regularer Wert von List. Dies geschieht lokal durch (7.43):
=
+ D2L(u, v) . W2 "2Du(v,v)u. WI + (V,W2)u
=
(V,W2)u,
DL(u, v) . (WI, W2) = DIL(u, v) . WI 1
(7.55)
da (v, v) = 2e also konstant ist. Weil die Pseudometrik (,) schwach nichtausgeartet ist, zeigt dies, daB DL( u, v) : E x E -+ 1R. eine surjektive lineare Abbildung und e somit ein reguHirer Wert von List. Konvexe U mgebungen und konjugierte Punkte. Wir haben im letzten Abschnitt bewiesen, daB kurze Kurvenbogen von Losungen der EulerLagrange-Gleichungen nichtkonjugiert sind. 1m SpezialfaIl der Geodaten ist eine starkere Aussage moglich, wenn man die Tatsache ausnutzt, daB fur a > 0 mit q(t) auch q(at) eine Losung ist, was aus der quadratischen Eigenschaft von (7.53) folgt. Also kann man Losungen einfach "reskalieren", indem man den Wert der Anfangsgeschwindigkeit andert. Man stellt fest, daB es lokalkonvexe Umgebungen gibt, d.h., Umgebungen U, so daB es fur aIle qI, q2 E U eine (bis auf Skalierung) eindeutige Geodate gibt, die qi und q2 verbindet und in U liegt. In der Riemannschen Geometrie gibt es ein weiteres wichtiges Resultat: Den Satz von Hopf-Rinow, der besagt, daB je zwei Punkte (in derselben Zusammenhangskomponente) durch eine Geodate verbunden werden konnen.
7.5 Geodaten
207
Folgt man einer Geodaten von einem gegebenen Punkt aus, so gibt es einen erst en Punkt, ab dem nahegelegene Geodaten nicht mehr eindeutig sind. Diese hei£en konjugierte Punkte. Sie sind die N ullstellen der schon diskutierten Jacobi-Gleichung. Zum Beispiel sind auf den GroBkreisen einer Sphare gegenuberliegende Punkte konjugiert. Unter gewissen Umstanden kann man das Euler-Lagrange-Problem auf eines fur Geodaten "reduzieren": Siehe dazu die Diskussion der Jacobi-Metrik in §7.7. Kovariante Ableitungen. Wir beziehen nun die obige Methode, Geodaten anhand von Lagrangesystemen zu untersuchen, auf die ublichen Methoden aus der Differentialgeometrie. Definiere die kovariante Ableitung \7:X(Q) xX(Q)-+X(Q),
(X,Y)r+\7xY
lokal durch (\7xY)(u)
= -}'(u)(X(u), Y(u)) + DY(u)· X(u),
(7.56)
wobei X, Y die lokalen Reprasentanten von X und Y sind und }'( u) : Ex E -+ E die durch die Polarisierung von }'(u, v) definierte symmetrische Bilinearform bezeichnet, die eine quadratische Form in v ist. In lokalen Koordinaten geschrieben lautet die letzte Gleichung (7.57) Es ist direkt nachzuprufen, daB diese Definition kartenunabhangig ist und daB \7 die folgenden Bedingungen erfullt: (i) \7 ist IK-bilinear, (ii) fur
f : Q -+ lR gilt \7fxY
= f\7xY und \7xfY = f\7xY +X[j]Y und
(iii) fur Vektorfelder X und Y gilt (\7xY - \7yX)(u) = DY(u)· X(u) - DX(u). Y(u)
= [X, Y](u).
(7.58)
Tatsachlich charakterisieren diese drei Eigenschaften kovariante Ableitungsoperatoren. Die durch (7.51) bestimmte kovariante Ableitung wird LeviCivita-Ableitung genannt 1 . Wenn c(t) eine Kurve in Q und X E X(Q) ist, dann definiert man die kovariante Ableitung von X entlang c durch 1
Der Begriff Levi-Civita-Zusammenhang ist ebenfalls gebrauchlich (Anm. des Ubersetzers) .
208
7. Lagrangesche Mechanik
DX Dt = \luX,
(7.59)
wobei u ein bei c(t) mit c(t) ubereinstimmendes Vektorfeld ist. Dies ist moglich, weil laut (7.56) oder (7.57) \l x Y nur von den Wert en von X in einem Punkt abhangt. Explizit gilt in einer lokalen Karte
DX d Dt (c(t)) = -l'c(t)(u(c(t)),X(c(t))) + dtX(c(t)),
(7.60)
was zeigt, daB DX/ Dt nur von c(t) abhangt und nicht davon, wie c(t) zu einem Vektorfeld erweitert wurde. 1m Endlichdimensionalen gilt
. k d· ( DX)i. Dt = r;k(C(t))C' (t)X (c(t)) + dtX'(c(t)).
(7.61 )
Das Vektorfeld X wird entlang c autoparallel oder parallel transportiert genannt, falls DX/ Dt = 0 gilt. Somit ist c genau dann autoparallel entlang c, wenn c(t) -I'(t)(c(t), c(t)) = 0, also c(t) eine Geodate ist. 1m Endlichdimensionalen bedeutet dies c··i
+ rijkc-;.7·k C
-
0•
Ubungen Ubung 7.5.1. Betrachte die Lagrangefunktion
L€(x, y, z, x, y, z) =
~(X2 + y2 + Z2) 2
21 [1 - (x 2 + y2 f
+ z2)]2
fur ein Teilchen im ~3. Sei I'€(t) die Kurve im ~3, die man durch Losen der Euler-Lagrange-Gleichungen fur L€ erhalt, wobei die Anfangsbedingungen Xo, Vo = 'Y€(O) seien. Zeige, daB lim I'€( t)
€-+o
ein GroBkreis auf der Sphare S2 ist, wenn Xo normiert und Xo . Vo
=
0 ist.
Ubung 7.5.2. Schreibe die Geodatengleichungen ausgedruckt durch qi und Pi und uberprufe, ob die Hamiltonschen Gleichungen erfullt sind.
7.6 Das Kaluza-Klein-Verfahren fiir geladene Teilchen In §6.7 untersuchten wir die Bewegung eines geladenen Teilchens in einem Magnetfeld als Hamiltonsches System. Hier zeigen wir, daB diese Beschreibung Teil eines groBeren und in gewissem Sinne einfacheren Systems, des
7.6 Das Kaluza-Klein-Verfahren fUr geladene Teilchen
209
Kaluza-Klein-Systems ist. 2 Die physikalische Motivation ist die folgende: Da die Ladung eine fundament ale ErhaltungsgroBe ist, wollen wir eine neue zyklische Variable einfuhren, deren konjugierter Impuls die Ladung ist. 3 Fur ein geladenes Teilchen ist das resultierende System tatsachlich in geodatischer Bewegung! In §6.7 zeigten wir, daB zu einem gegebenen Magnetfeld B = V' x A im ~3 die Hamiltonfunktion bezuglich der kanonischen Variablen (q, p) folgendermaBen lautet: (7.62) Zuerst bemerken wir, daB wir (7.62) mittels einer Legendretransformation erhalten konnen, indem wir
L(q,q)
= ~mllql12 + ~A. q
(7.63)
wahlen. Tatsachlich ergibt sich in diesem Fall
8L . eA. p= -. =mq+q 8q c
(7.64)
und
H(q,p) = p.
q-
L(q,q)
= (mq+~A) .q-~mllqI12_~A.q c
2
1 . 2 = 2m 1 II p = 2mllqll
c
e 112 ~A
(7.65)
Somit liefem die Euler-Lagrange-Gleichungen fUr (7.63) wieder die Gleichungen fur ein Teilchen im Magnetfeld. 4 Der Konfigurationsraum sei (7.66) mit den Variablen (q, 8). Definiere eine I-Form A = AP auf dem ~3 und betrachte die folgende als Zusammenhangsform bezeichnete 1-Form auf
QK: 2
3
4
Nachdem der Leser die Reduktionstheorie erlernt hat (siehe Abraham und Marsden [1978] oder Marsden [1992]) ist er in der Lage, diese Konstruktion von einem anderen Gesichtspunkt aus zu betrachten, hier jedoch wird alles auf direktem Wege konstruiert. Dieser ProzeB ist ebensogut auf andere Situationen anwendbar. Zum Beispiel kann man in der Hydrodynamik eine konjugierte Variable zur Massendichte oder Entropie, die ebenfalls ErhaltungsgroBen sind, einfUhren, siehe dazu Marsden, Ratiu und Weinstein [1984a, 1984b]. Wenn auch ein elektrisches Feld E = -\lip vorhanden ist, subtrahiert man einfach eip von Lund behandelt eip wie im nachsten Abschnitt wie eine potentielle Energie.
210
7. Lagrangesche Mechanik
w = A+dB. Definiere die Kaluza-Klein-Lagrangefunktion durch LK(q, q, e, 0)
(7.67)
=
~mllql12 + ~ II \W, (q, q, e, 0)) 112
=
~mllql12 + ~(A. q + 0)2.
(7.68)
Die zugehOrigen Impulse lauten
p = mq + (A . q + O)A und p=
(7.69)
A.q+O.
(7.70)
Da LK quadratisch und positiv definit in q und 0 ist, sind die Euler-LagrangeGleichungen die Geodatengleichungen auf]R3 x S1 fur die Metrik, die LK als kinetische Energie hat. Und weil p zeitunabhangig ist, wie aus den EulerLagrange-Gleichungen fur (e,O) ersichtlich, konnen wir die Ladung e definieren, indem wir e p= (7.71) c setzen. Dann stimmt (7.69) mit (7.64) uberein. Die zugehOrige Hamiltonfunktion auf T*QK, versehen mit der kanonischen symplektischen Form, lautet
Hdq,p,e,p) =
1
2
1
2
2mllp - pAil +"2 P
.
(7.72)
Mit (7.71) unterscheidet sich (7.72) von (7.62) nur durch die Konstante p2/2. Diese Konstruktionen konnen auf den Fall eines Teilchens in einem YangMills-Feld verallgemeinert werden, wo w zum Zusammenhang des YangMills-Feldes wird und die zugehOrige Kriimmung die Feldstarke miBt, welche im Falle eines elektromagnetischen Feldes zu der Beziehung B = V' x A fuhrt. Die Moglichkeit, die Wechselwirkung entweder in die Hamiltonfunktion oder mithilfe eines Impulsshifts in die symplektische Struktur aufzunehmen, fuhrt zu weiteren Verallgemeinerungen. Fur zusatzliche Literaturhinweise und Einzelheiten verweisen wir auf Wong [1970], Sternberg [1977], Weinstein [1978a] und Montgomery [1984]. AbschlieBend wollen wir noch bemerken, daB der relativistische Kontext der naturlichste ist, urn das vollstandige elektromagnetische Feld einzufiigen. Die Konstruktion, die wir fur das Magnetfeld angegeben haben, wird in diesem Zusammenhang sowohl die elektrischen als auch die magnetischen Effekte einschlieBen. Siehe Misner, Thorne und Wheeler [1973] fur zusatzliche Informationen.
Ubungen Ubung 7.6.1. Der Schwingkorper eines spharischen Pendels trage dIe Ladung e, habe die Masse m und bewege sich unter dem EinfluB eines Magnetfeldes B und eines konstanten Gravitationsfeldes mit der Schwerebeschleunigung g. Stelle die Lagrangefunktion, die Euler-Lagrange-Gleichungen und
7.7 Bewegung in einem Potentialfeld
211
das Variationsprinzip fur dieses System auf. Transformiere das System auf Hamiltonsche Form. Finde eine ErhaltungsgroBe unter der Bedingung, daB B symmetrisch bezuglich der Gravitationsachse ist.
7.7 Bewegung in einem Potentialfeld Wir verallgemeinern nun die geodatische Bewegung, indem wir Potentiale V : Q -+ IR berucksichtigen. Wir erinnern daran, daB der Gradient von V das Vektorfeld grad V = V'V ist, das fur aIle v E TqQ durch die Gleichung (grad V(q), v)q = dV(q) . v
(7.73)
definiert ist. 1m Endlichdimensionalen wird diese Definition zu
.
··oV
(grad V)' = g'J~.
(7.74)
uqJ
Betrachte die (schwach regulare) Lagrangefunktion L(v) = ~ (v,V)q - V(q). Eine zu §7.5 ahnliche Berechnung zeigt, daB die Euler-Lagrange-Gleichungen ij
= 'Y(q, q) - grad V(q)
(7.75)
lauten oder im Endlichdimensionalen
OV q··i + r ijkq·j·k q + 9il oql -- 0 .
(7.76)
Die Wirkung von List durch
A(v) = (v, v)q
(7.77)
gegeben, die Energie also durch 1
E(v) = A(v) - L(v) = 2(v, v)q
+ V(q).
(7.78)
Schreiben wir (7.75) als
q = v,
V = 'Y(q,v) - grad V(q),
(7.79)
so erhalten wir also die Hamiltonschen Gleichungen mit der Hamiltonfunktion E bezuglich der symplektischen Form [h. Invariante Form. Es gibt mehrere Moglichkeiten, die Gleichungen (7.79) in invarianter Form zu schreiben. Die vielleicht einfachste ist, die Sprache der kovarianten Ableitungen aus dem letzten Abschnitt zu benutzen und
Dc Dt
=
-V'V
(7.80)
212
7. Lagrangesche Mechanik
zu schreiben, oder, was vielleicht besser ist, b Dc = -dV 9 Dt '
(7.81 )
wobei l : TQ ---+ T*Q die zur Riemannschen Metrik zugehOrige Abbildung ist. Diese letzte Gleichung ist die geometrische Form von rna = F. Eine andere Methode benutzt die folgende Terminologie:
Definition 7.7.1. Seien v, w E TqQ. Der vertikale Lift von w bezuglich v ist durch ver(w, v) = dd
t
I
(v
+ tw)
E Tv(TQ)
t=O
definiert. Der Horizontalanteil eines Vektors U E Tv(TQ) ist TqTQ(U) E TqQ. Ein Vektorfeld wird vertikal genannt, falls sein Horizontalanteil verschwindet.
In Karten besagt diese Definition, daB wenn v = (u, e), w = (u, I) und
U
= ((u, e), (el' e2)) ist,
ver(w, v) = ((u, e), (0, I))
und
TvTQ(U)
= (u, el)
gilt, weshalb U genau dann vertikal ist, wenn el = 0 gilt. Damit folgt: Jeder vertikale Vektor U E Tv(TQ) ist der vertikale Lift eines Vektors w bezuglich v {wobei w in einer natUrlichen lokalen Karte durch (u, e2) gegeben ist). Bezeichnet S den geodatischen Spray einer Metrik \,) auf TQ, so besagen die Gleichungen (7.79), daB das Lagrangesche Vektorfeld Z zu L(v) = (~)\v, v)q - V(q) mit v E TqQ durch
gegeben ist, d.h.,
Z = S - ver(\i'V)
(7.82)
Z(v) = S(v) - ver((\i'V)(q), v).
(7.83)
Bemerkungen. 1m allgemeinen gibt es keinen kanonischen Weg, den Vertikalanteil eines Vektors U E Tv(TQ) ohne eine zusatzliche Struktur zu ermitteln. Eine solehe Struktur ist ein Zusammenhang. 1st Q pseudoRiemannsch, dann kann soleh eine Projektion auf die folgende Art und Weise konstruiert werden: Nehme an, daB in natiirlichen Karten U = (( u, e), (el' e2)) gilt. Definiere wobei ,( u) die zu der quadratischen Form ,( u, e) in e gehOrige symmetrische Bilinearform ist. Wir schlieBen mit verschiedenen Bemerkungen, die die Bewegung in einem Potentialfeld mit der geodatischen Bewegung verbinden. Wir beschranken uns der Einfachheit halber auf den endlichdimensionalen Fall.
7.7 Bewegung in einem Potentialfeld
213
Definition 7.7.2. Sei 9 = (,) eine pseudo-Riemannsche Metrik auf Q und V : Q -+ lR nach oben beschriinkt. Falls fur alle q E Q die Ungleichung e > V(q) erfullt ist, definiert man die Jacobimetrikg e durchg e = (e- V)g, so dafJ ge(v,w) = (e - V(q))(v,w)
fur alle v, w E TqQ gilt. Satz 7.7.1. Sei Q endlichdimensional. Die Losungskurven der Lagrangefunktion L( v) = ~ (v, v) - V(q) mit Energie e sind bis auf Umparametrisierung dieselben wie die Geodiiten der Jacobimetrik mit Energie 1. Der Beweis basiert auf der folgenden Proposition, die auch fUr sich genommen interessant ist:
Proposition 7.7.1. Sei (P, D) eine (endlichdimensionale) symplektische Mannigfaltigkeit und seien H,K E F(P). Es gelte E = H-1(h) = K-1(k) fur reguliire Werte h, k E lR von H und K. Dann stimmen die Losungskurven von XH und X K auf der invarianten Untermannigfaltigkeit Evon X H und X K bis auf Umparametrisierung uberein. Beweis. Aus der Beziehung D(XH(Z), v)
= dH(z) . v erkennen wir, daB
das symplektische orthogonale Komplement von TzE ist. Da
ist (s. §2.3) und TzE die Kodimension eins hat, hat auch (TzE)f2 die Dimension eins. Folglich sind die vom NuIlvektor verschiedenen Vektoren XH(z) und XK(Z) an jedem Punkt Z E E ein Vielfaches voneinander. Es existiert also eine glatte, nirgends verschwindende Funktion .\ : E -+ lR mit der die Gleichung XH(z) = .\(Z)XK(Z) fUr aIle Z E E erfullt ist. Sei c(t) die Losungskurve von X K mit der Anfangsbedingung c(O) = Zo E E. Die Funktion
i.pf--t
1
dt o (.\ 0 c)(t) 'P
ist eine glatte monotone Funktion und besitzt deshalb eine Inverse t Fur d( t) = (c 0 i.p) (t) ist d(O) = Zo und es gilt
f--t
i.p(t).
d'(t) = i.p'(t)c'(i.p(t)) = t,ti.p) XK(C(i.p(t))) = (.\ 0 c) (i.p)Xk (d(t))
= .\(d(t))XK(d(t)) = XH(d(t)), also erhiilt man die Losungskurve von X H durch Zo durch Umparametrisierung der Losungskurve von X K durch Zoo •
214
7. Lagrangesche Mechanik
Beweis (von Satz 7.7.1). Sei H die Hamiltonfunktion zu L, es gelte also
H(q,p) =
1
211pW + V(q),
und sei HE die Hamiltonfunktion zur Jacobimetrik:
Der Faktor (e - V(q))-l tritt auf, da die inverse Metrik fUr die Impulse verwandt wird. Naturlich bestimmt H = e dieselbe Menge wie HE = I, also folgt das Ergebnis aus Proposition 7.7.1, falls wir zeigen konnen, daB e ein regularer Wert von H und 1 ein regularer Wert von HE ist. Man beachte, daB p -=f. 0 gilt fur (q,p) E H-l(e), denn fUr aIle q E Q ist e > V(q). Deshalb ist FH(q, P) -=f. 0 fur aIle (q,p) E H-l(e) und somit folgt dH(q,p) -=f. 0, was bedeutet, daB e ein regularer Wert von H ist. Und wegen
zeigt dies auch, daB
und folglich daB 1 ein regularer Wert von He ist.
•
7.8 Das Lagrange-d' Alembertsche Prinzip In diesem Abschnitt untersuchen wir eine Verallgemeinerung der Lagrangegleichungen fur mechanische Systeme mit auBeren Kraften. Eine spezielle Klasse solcher Krafte sind die dissipativen Krafte, die am Ende dieses Abschnitts untersucht werden. Kraftfelder. Sei L : TQ --+ lR eine Lagrangefunktion, Z das zu L gehOrige Lagrangesche Vektorfeld, das eine Gleichung zweiter Ordnung sei, und TQ : TQ --+ Q bezeichne die kanonische Projektion. Ein Vektorfeld Y auf TQ wurde fur TTQ 0 Y = 0 vertikal genannt. Solch ein Vektorfeld Y definiert durch Kontraktion mit [h eine I-Form L\Y auf TQ: L\Y
= -iySh = Y -.J fh.
Proposition 7.8.1. Wenn Y vertikal ist, so ist L\Y eine horizontale 1Form, es ist also L\ Y (U) = 0 fur jedes vertikale Vektorfeld U auf TQ. 1st umgekehrt eine horizon tale I-Form L\ auf TQ gegeben und L regular, so ist das durch L\ = -iySh definierte Vektorfeld Y vertikal.
7.8 Das Lagrange-d'Alembertsche Prinzip
215
Beweis. Die Aussage folgt durch direktes Ausrechnen in lokalen Koordinaten. Wir verwenden einerseits, daB ein Vektorfeld Y (u, e) = (Yi (u, e), Y 2 (u, e)) genau dann vertikal ist, wenn die erste Komponente Y l verschwindet, und andererseits die fruher hergeleitete Formel fur fh:
fh(u, e)((Yl' Y2 ), (Ul, U2 )) = Dl(D2L(u,e)· Y l )· Ul - Dl(D2L(u, e) . Ud· Y l +D2D2L(u, e) . Yi . U2 - D2D2L(u, e) . Ul Dies zeigt, daB (iySh)(U)
= 0 fUr
,12·
(7.84)
aIle vertikalen U zu
aquivalent ist. Falls Y vertikal ist, so ist dies sicher richtig. 1st umgekehrt L regular und die letzte Gleichung erfullt, so ist Y l = 0 also Y vertikal. • Proposition 7.8.2. Jede fasererhaltende Abbildung F : TQ ---t T*Q uber der Jdentitiit induziert eine horizontale I-Form P auf TQ durch (7.85) wobei v E TQ und Vv E Tv(TQ) ist. Umgekehrt definiert die Gleichung (7.85) fur jede horizontale I-Form Peine fasererhaltende Abbildung F uber der Jdentitiit. Ein solches F wird Kraftfeld genannt und demzufolge wird im reguliiren Fall jedes vertikale Vektorfeld Y durch ein K mftfeld induziert. Beweis. Zu einem gegebenen F definiert die Gleichung (7.85) eine I-Form P auf TQ. Wenn Vv vertikal ist, verschwindet die rechte Seite von (7.85), also ist Peine horizontale I-Form. Seien umgekehrt eine I-Form P auf TQ und auch v, W E TqQ gegeben, dann sei Vv E Tv(TQ) mit TvTQ(Vv) = w. Definiere nun F durch die Gleichung (7.85). Also ist (F(v),w) = p(v) . Vv ' Da P horizontal ist, ist F wohldefiniert und die Darstellung in einer Karte zeigt, daB F stetig ist. • Wir werden nun L1Y als die I-Form der auBeren Kraft, die auf ein mechanisches System mit Lagrangefunktion L wirkt, behandeln und die Bewegungsgleichungen aufstellen. Zunachst wiederholen wir die Das Lagrange-d' Alembertsche Prinzip. Definition von Vershik und Faddeev [1981] und Wang und Krishnaprasad [1992]. Definition 7.8.1. Die zu einer Lagmngefunktion Lund einem gegebenen Vektorfeld zweiter Ordnung X (den Bewegungsgleichungen) gehorige Lagrangesche Kraft ist die durch
(h(X)
=
ixfh - dE
(7.86)
216
7. Lagrangesche Mechanik
definierte horizon tale I-Form auf TQ. ZU einer gegebenen I-Form w (mit 1Form der iiuflerern Kraft bezeichnet) besagt das dem Vektorfeld zweiter Ordnung X auf TQ zugeordnete lokale Lagrange-d'Alembertsche Prinzip, dajJ (h(X)+w=O (7.87) ist.
Man pruft leicht nach, daB
Definition 7.8.2. Zu einer gegebenen Lagmngefunktion Lund einem wie in Proposition 7.8.2 definierten Kmftfeld F lautet das Lagrange-d'Alembertsche Integralprinzip fur eine Kurve q(t) in Q:
01b
L(q(t), q(t))dt +
ib F(q(t), q(t)) . Oq dt = 0,
(7.88)
wobei die Variation zu einer gegebenen (in den Endpunkten verschwindenden) Variation oq wie gewohnlich durch
(7.89)
gegeben ist.
Die zwei Formen des Lagrange-d'Alembertschen Prinzips sind tatsachlich aquivalent. Dies wird aus der Tatsache folgen, daB beide in lokalen Koordinaten die Euler-Lagrange-Gleichungen mit auBerer Kraft ergeben (vorausgesetzt, daB Zein Vektorfeld zweiter Ordnung ist); dazu die folgende
Proposition 7.8.3. Sei w die dem vertikalen Vektorfeld Y zugeordnete 1Form der aujJeren Kmft. Es gelte also w = Ll Y = -iyfh, dann erfullt X = Y + Z das lokale Lagmnge-d'Alembertsche Prinzip. 1st umgekehrt L zusatzlich regular, so ist X = Y + Z das einzige Vektorfeld zweiter Ordnung, das das lokale Lagmnge-d 'Alembertsche Prinzip erfullt. Beweis. Der erste Teil ist eine einfache Umformung von L(X) + w = 0. Fur die Umkehrung wissen wir schon, daB X eine Lasung ist, und aus der Regularitat folgt dann auch die Eindeutigkeit. • Urn die zu X wir von w = Ll Y
= Z + Y gehOrende Differentialgleichung herzuleiten, gehen = -iyfh aus und bemerken, daB in Koordinaten Y(q, v) =
7.8 Das Lagrange-d'Alembertsche Prinzip
217
(0, Y2 (q,v)) gilt, da Y vertikal und somit Y1 = 0 ist. Aus der lokalen Formel fur
fh
erhalten wir
w(q, v) . (u, w) = D 2D 2L(q, v) . Y2(q, v) . u.
(7.90)
Mit X(q,v) = (v,X 2(q,v)) ergibt sich
+ DIL(q, v)) . u.
(7.91)
Daher wird aus dem lokalen Lagrange-d'Alembertschen Prinzip (-Dl (D2L(q, v)·) . v - D 2D 2L(q, v) . X 2(q, v)
+ DIL(q, v) + D2D2L(q, v) . Y2(q, v)) = o.
Setzen wir v = dq/dt und X 2(q,v) zusammen mit der Kettenregel
(7.92)
= dv/dt, so ergibt die letzte Beziehung
d
dt D2L(q, v) - DIL(q, v) = D2D2L(q, v) . Y2(q, v),
(7.93)
bzw. im Endlichdimensionalen
(7.94) Die Kraftform .1Y ist somit durch
(7.95) gegeben, und das zugehorige Kraftfeld ist F Y --
(iq, 8ii8ijj 8 2
yj( q, k q.k)) .
(7.96)
Also nimmt die Bedingung an die Integralkurven die Form der Euler-LagrangeGleichungen mit auBeren Kraften an:
!£ (8L) dt 8iji
_ 8L = F Y k .k 8qi "( q ,q ).
(7.97)
Da auch das Lagrange-d'Alembertsche Integralprinzip diese Gleichungen liefert, sind die beiden Prinzipien aquivalent. Von nun an wollen wir beide nur noch als Lagrange-d'Alembertsches Prinzip bezeichnen. Wir fassen die bisher gewonnenen Ergebnisse in folgendem Satz zusammen:
Satz 7.8.1. Sind eine regulare Lagmngefunktion Lund ein Kmftfeld F gegeben, so sind fur eine Kurve q(t) in Q die folgenden Aussagen aquivalent:
218
7. Lagrangesche Mechanik
(a) q(t} erfullt das lokale Lagrange-d'Alembertsche Prinzip.
(b) q(t} erfullt das Lagrange-d 'Alembertsche Integralprinzip.
(c) q(t} ist die Losungskurve der Gleichung zweiter Ordnung Z + Y, wobei Y das vertikale Vektorfeld auf TQ ist, das das Kraftfeld F uber (7.96) induziert, und Z das Lagrangesche Vektorfeld zu L. Das Lagrange-d' Alembertsche Prinzip spielt eine entscheidende Rolle in der nichtholonomen Mechanik, wie z.B. bei mechanischen Systemen mit Zwangsbedingungen bei Rollbewegung. Siehe z.B. Bloch, Krishnaprasad, Marsden und Murray [1996] und die dortigen Verweise.
Dissipative Krafte. Es bezeichne E die durch L gegebene Energie, d.h., E = A - L, wobei A(v) = (lFL(v) , v) die Wirkung von List. Definition 7.8.3. Ein vertikales Vektorfeld Y auf TQ heifJt schwach dissipativ, wenn (dE, Y) :::; 0 in allen Punkten von TQ gilt. 1st die Ungleichung aufJerhalb des Nullschnittes von TQ streng, so heifJt Y dissipativ. Ein dissipatives Lagrangesches System auf TQ ist ein Vektorfeld Z + Y, wobei Zein Lagrangesches Vektorfeld und Y dissipativ ist. Korollar 7.8.1. Ein vertikales Vektorfeld Y aufTQ ist genau dann dissipativ, wenn das von ihm induzierte K raftfeld F Y die Bedingung (F Y (v), v) < 0 fur alle nichtverschwindenden v E TQ erfullt (:::; 0 im schwach dissipativen Fall). Beweis. Sei Y ein vertikales Vektorfeld. Nach Proposition 7.8.1 induziert Y eine horizontale 1-Form Ll Y = -i y 5h auf TQ und nach Proposition 7.8.2 induziert LlY wiederum ein mit TvTQ(Vv) = w und Vv E Tv(TQ) durch (7.98) gegebenes Kraftfeld F Y . Bezeichnet Z das durch L definierte Lagrangesche System, so erhalten wir
(dE· Y)(v)
= (izfh(Y)(v) = [h(Z, Y)(v) = -fh(v)(Y(v), Z(v)) = (FY (v), TvTq(Z(v))) = (FY(v),v),
da Z eine Gleichung zweiter Ordnung ist. Foiglich ist genau dann dE· Y wenn (FY(v),v) < 0 fUr alle v E TQ gilt.
< 0, •
Definition 7.8.4. Zu einem gegebenen dissipativen Vektorfeld Y auf TQ sei F Y : TQ --+ T*Q das induzierte Kraftfeld. Gibt es eine Funktion R : TQ --+ ~, so dafJ F Y die Faserableitung von - R ist, so heifJt R Rayleighsche Dissipationsfunktion.
7.9 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung
219
Wegen der Dissipativitat von Y ist in diesem Fall D 2 R(q, v) > O. Wenn R linear in der Faservariablen ist, nimmt daher die Rayleighsche Dissipationsfunktion die klassische Form (R(q)v, v) an, wobei R : TQ --+ T*Q eine Biindelabbildung iiber der Identitat ist, die eine symmetrische, positiv definite Form auf jeder Faser von TQ definiert. 1st schlieBlich das Kraftfeld durch eine Rayleighsche Dissipationsfunktion R gegeben, so wird aus den Euler-Lagrange-Gleichungen mit auBerer Kraft
! (Z~ ) - Z~ = - z; .
(7.99)
Indem wir das Korollar 7.8.1 mit der Tatsache verbinden, daB das Differential von E entlang Z Null ist, sehen wir, daB unter dem FluB der Euler-LagrangeGleichungen mit Rayleighscher Reibungskraft folgendes gilt: d
dtE(q, v)
= F(v) . v = -lFR(q, v) . v < O.
(7.100)
Ubungen Ubung 7.8.1. Wie lautet die Leistungs- oder Arbeitsratengleichung (siehe §2.1) fUr ein System mit auBeren Kraften auf einer Riemannschen Mannigfaltigkeit? Ubung 7.8.2. Formuliere die Gleichungen fiir eine Kugel in einem rot ierenden Reifen mit Reibung in der Sprache dieses Abschnitts (siehe §2.8). Berechne die Rayleighsche Dissipationsfunktion. Ubung 7.8.3. Betrachte eine Riemannsche Mannigfaltigkeit Q und eine Potentialfunktion V : Q --+ R K bezeichne die kinetische Energie und es gelte w = -dV. Zeige, daB das Lagrange-d'Alembertsche Prinzip fiir K unter Beriicksichtigung der aui3eren Krafte, die durch die I-Form w gegeben sind, die gleiche Dynamik wie die iibliche Lagrangefunktion von der Form "kinetische minus potentielle Energie" liefert.
7.9 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung In §6.5 haben wir die Erzeugendenfunktionen von kanonischen Transformationen untersucht. Hier stellen wir eine Verbindung zu dem FluB eines Hamiltonschen Systems mittels der Hamilton-Jacobi-Gleichung her. In diesem Abschnitt nahern wir uns der Hamilton-Jacobi-Theorie vom Standpunkt des erweiterten Phasenraumes. 1m nachsten Kapitel werfen wir einen Blick auf die Hamilton-Jacobi-Theorie als Variationsproblem, wie sie urspriinglich von Jacobi [1866] entwickelt wurde. Insbesondere werden wir in diesem Abschnitt zeigen, daB grob gesprochen, das Integral der Lagrangefunktion entlang der Losungskurven der Euler-Lagrange-Gleichungen als Funktion der Endpunkte die Hamilton-Jacobi-Gleichung erfiillt.
220
7. Lagrangesche Mechanik
Kanonische Transformationen und Erzeugendenfunktionen. Wir betrachten eine symplektische Mannigfaltigkeit P und bilden den erweiterten Phasenraum P x R Fur unsere Zwecke werden wir in diesem Abschnitt folgende Definition verwenden: Eine zeitabhiingige kanonische Transformation ist ein Diffeomorphismus
p:PxJR-+PxJR der Form
p(Z, t) = (Pt(z), t),
wobei Pt : P -+ P fur aIle t E JR ein symplektischer Diffeomorphismus ist. In diesem Abschnitt werden wir uns auf den Fall des Kotangentialbundels beschranken, man nehme also an, daB P = T*Q fur einen gegebenen Konfigurationsraum Q gilt. Fur jedes feste t sei St : Q x Q -+ JR die Erzeugendenfunktion einer zeitabhangigen symplektischen Abbildung, wie in §6.5 beschrieben. Folglich erhalten wir eine Abbildung S : Q x Q x JR -+ JR, definiert durch S(ql, q2, t) = St(ql, q2). Wie in §6.5 beschrieben, muB im allgemeinen davon ausgegangen werden, daB Erzeugendenfunktionen nur lokal definiert sind, und tatsachlich ist die globale Theorie der Erzeugendenfunktionen und die dazugehOrige globale Hamilton-Jacobi-Theorie komplizierter. Wir werden am Ende dieses Abschnitts (optional) eine kurze Einfuhrung in diese allgemeine Theorie geben. Siehe auch Abraham, Marsden [1978, Abschnitt 5.3] fur weitere Informationen und Verweise. Da unser Ziel im erst en Teil dieses Abschnitts eine einfiihrende Darstellung der Theorie ist, werden wir viele der Rechnungen in Koordinaten durchfuhren. Man erinnere sieh, daB in lokalen Koordinaten die Bedingungen an eine Erzeugendenfunktion wie folgt lauten: Wenn eine Transformation 7./J eine lokale Darstellung 7./J: (qi,Pi, t) r-+ (rj,Pi, t) und eine Umkehrabbildung
¢ : (ii, Pi, t) r-+ (qi, Pi, t) besitzt und wenn S(qi, rj, t) eine Erzeugendenfunktion fur 7./J ist, so gelten die Beziehungen
as
Pi = - aiji
und Pi
as
= aqi·
(7.101)
Aus (7.101) folgt
.
. as . as .
Pi dq" = Pi dij"
+ -a . dq" + a-· dij" q" q"
. as + dS at '
= P- dq-c1, - "
(7.102)
wobei dS das Differential von S in Form einer Funktion auf Q x Q x JR ist:
7.9 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung
dS
.
as
as
.
221
as
= -a .dq' + a-· d1j' + -a dt. qt q' t
Sei K : T*Q x lR -+ lR eine beliebige Funktion. Aus (7.102) erhalten wir die grundlegende Beziehung Pi dqi - K(qi,Pi' t)dt
= Pi dqi - K(qi,pi' t)dt + dS(qi, qi, t),
wobei K(qi,Pi, t) = K(qi,Pi, t)
(7.103)
+ as(qi, qi, t)jat ist. Definieren wir
fh = Pi dqi - Kdt,
(7.104)
so ist (7.103) aquivalent zu 8K
= 'ljJ*8R + 'ljJ*dS,
(7.105)
wobei 'ljJ : T*Q x lR -+ Q x Q x lR die Abbildung (qi,pi' t)
H
(qi, qi(qj ,Pj, t), t)
ist. Bilden wir von (7.103) (oder (7.105)) die auBere Ableitung, so folgt dqi
1\
dPi
+ dK 1\ dt = dqi 1\ dPi + dK 1\ dt.
(7.106)
Dies kann in der Form DK = 'ljJ* DR
(7.107)
geschrieben werden mit DK = -d8K = dqi 1\ dPi + dK 1\ dt. Wie in Ubung 6.2.3 gezeigt wurde, ist bei einer gegebenen zeitabhangigen Funktion K und dem zugehOrigen zeitabhangigen Vektorfeld X K auf T*Q das Vektorfeld XK = (XK' 1) auf T*Q x lR durch die Gleichung iXKDK = 0 (unter allen Vektorfeldern mit einer 1 in der zweiten Komponente) eindeutig bestimmt. Aus der Ietzten Beziehung erhalten wir zusammen mit (7.107)
0= 'ljJ*(ixKD K ) = i1f;.(x K)'ljJ*D K = i1f;.(XK)Di? Da 'ljJ in der zweiten Komponentc die Identitat ist, d.h., die Zeit erhaIt, hat das Vektorfeld 'l/J* (X K ) eine 1 in der zweiten Komponente und daher resultiert aufgrund der Eindeutigkeit solcher Vektorfelder die Gleichung (7.108)
Die Hamilton-Jacobi-Gleichung. Die benatigten GraBen sind die Hamiltonfunktion H und eine Erzeugendenfunktion S wie oben. Definition 7.9.1. Sind eine zeitabhiingige Hamiltonfunktion H und eine Transformation 'l/J mit Erzeugendenfunktion S wie oben gegeben, so sagen wir, dafJ die Hamilton-Jacobi-Gleichung erfiillt ist, wenn I n as as) H ( q , ... , q 'aql"'" aqn ' t
as ( i coi ) + at q ,q ,t = 0
(7.109)
gilt, wobei die aSjaqi in (qi, qi, t) ausgewertet und die qi als Konstanten aufgefajJt werden.
222
7. Lagrangesche Mechanik
Die Hamilton-Jacobi-Gleichung kann als eine nichtlineare partielle Differentialgleichung fUr die Funktion S beziiglich der Variablen (ql, ... , qn, t) in Abhangigkeit von den Parametern (fl, ... , if') angesehen werden.
Definition 7.9.2. Wir sagen, dafJ eine Abbildung 7/J ein Vektorfeld den Gleichgewichtszustand transformiert, falls
X
in
(7.110) gilt.
Transformiert 7/J das Vektorfeld X in den Gleichgewichtszustand, so sind die Integralkurven von X zu den Anfangsbedingungen (qb,p?, to) durch (7.111) gegeben, da die Integralkurven des konstanten Vektorfeldes (0,1) einfach Geraden in t-Richtung im Bildraum sind und das Vektorfeld dadurch "integriert" wurde. Beachte, daB (Pt der FluB des Vektorfeldes im iiblichen Sinne ist, wenn wir mit rjJ die Umkehrabbildung von 7/J bezeichnen. Satz 7.9.1 (Hamilton-Jacobi).
(i) Erfullt S zu einer gegebenen zeitabhiingigen Hamiltonfunktion H die Hamilton-Jacobi-Gleichung und erzeugt Seine zeitabhiingige kanonische Transformation 7/J, so wird XH durch 7/J in den Gleichgewichtszustand transformiert. Demzufolge ist die Losung der Hamiltonschen Gleichungen zu H wie oben beschrieben durch 7/J mittels (7.111) gegeben.
(ii) 1st umgekehrt 7/J eine zeitabhiingige kanonische Transformation mit Erzeugendenfunktion 5, die XH in den Gleichgewichtszustand transformiert, so gibt es eine Funktion S, die sich von S nur um eine Funktion von t unterscheidet, ebenfalls 7/J erzeugt und die Hamilton-JacobiGleichung zu H erfullt. Beweis. Urn (i) zu beweisen, nehme man an, daB S die Hamilton-JacobiGleichung erfiillt. Wie oben erklart, bedeutet dies, daB II = 0 ist. Aus (7.108) erhalten wir Damit ist die erste Aussage bewiesen. Urn die Umkehrung (ii) zu beweisen, nehme man an, daB
gilt und somit wieder mit (7.108)
7.9 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung
223
folgt, was bedeutet, daB H beziiglich der Variablen (qi,Pi) eine Konstante ist (ihr Hamiltonsches Vektorfeld ist zu jedem Zeitpunkt Null) und somit H = f (t) nur eine Funktion der Zeit sein kann. Wir kannen dann statt S die f(s)ds verwenden. Diese unterscheidet Funktion S = S - F mit F(t) = sich von S nur durch eine Funktion der Zeit und erzeugt ebenfalls dieselbe Abbildung 7/J. Aus
t
o = H - f (t) = H + as/at und as/ aqi H erfiillt.
dF / dt
= H + as/at
= as / aqi ersehen wir, daB S die Hamilton-J acobi-Gleichung zu •
Bemerkungen
1. 1m allgemeinen erzeugt die Funktion S bei anwachsender Zeit Singularitiiten oder Kaustiken, so daB sie mit Vorsicht zu verwenden ist. Dieser ProzeB ist in der geometrischen Optik und fUr die Quantisierung fundamental. Zudem muB man darauf achten, in welchem Sinne S bei t = 0 die Identiti:it erzeugt, falls sie singuHires Verhalten in t aufweisen kann. 2. Es gibt einen weiteren Zusammenhang zwischen der Lagrangeschen und Hamiltonschen Sichtweise der Hamilton-Jacobi-Theorie. Definiere S fUr t nahe eines festen Zeitpunktes to durch das Wirkungsintegral
S(qi, fi, t)
=
r
Jto
L(qi(s), (/(s) , s) ds,
wobei qi(s) die Lasung der Euler-Lagrange-Gleichung ist, die 7/ zur Zeit to und qi zur Zeit t gleicht. Wir werden in §8.2 zeigen, daB S die HamiltonJacobi-Gleichung erfiillt. Vergleiche fUr weitere Informationen Arnold [1989, Abschnitt 4.6] und Abraham und Marsden [1978, Abschnitt 5.2]. 3. 1st H zeitabhangig und erfiillt W die zeitabhangige Hamilton-JacobiGleichung
H
(q\. OW) aqi = E,
so erfiillt S(qi,r/,t) W(qi,qi) - tE die zeitabhangige Hamilton-JacobiGleichung, wie leicht zu zeigen ist. Benutzt man diese Bemerkung, so ist es wichtig, sich zu erinnern, daB E nicht wirklich "konstant", aber gleich H(q, 15) ist, der Energie ausgewertet bei (q,15), was evtl. die Anfangsbedingungen sein werden. Wir betonen, daB man die t-Zeitabbildung eher mit S, als mit W zu bilden hat. 4. Die Hamilton-Jacobi-Gleichung ist bei der Untersuchung des in den Internetergi:inzungen zu Kap. 7 beschriebenen Zusammenhanges zwischen klassischer und Quantenmechanik von zentraler Bedeutung.
224
7. Lagrangesche Mechanik
5. Die Wirkungsfunktion S ist im Beweis des Satzes von LiouvilleArnold, der die Existenz von Wirkungs- und Winkelkoordinaten fur vollstandig integrable Systeme garantiert, von ausschlaggebender Bedeutung, siehe Arnold [1989] und Abraham und Marsden [1978] fUr Details. 6. Die Hamilton-Jacobi-Theorie spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von numerischen Integratoren, die die symplektische Struktur erhalten (siehe de Vogelaere [1956], Channell [1983], Feng [1986], Channell und Scovel [1990], Ge und Marsden [1988], Marsden [1992] und Wendlandt und Marsden [1997]). 7. Die Methode der Trennung der Variablen. Es ist manchmal maglich, die Hamilton-Jacobi-Gleichung mittels der oftmals als Trennung der Variablen bezeichneten Methode zu vereinfachen oder sogar zu lasen. Nehmen wir an, daB die Koordinate ql und der Term as/ aql in der HamiltonJacobi-Gleichung gemeinsam in einem Ausdruck f(ql, as/aql) vorkommen, der q2, ... , qn, t nicht beinhaltet. Dies bedeutet, daB wir H fUr glatte Funktionen fund fI in der Form
schreiben kannen. Dann sucht man eine Lasung der Hamilton-Jacobi-Gleichung von der Form i -i t) = S lq,q ( 1 -1) + S-( q, 2 ... ,q,q, n -2 ... ,q-n) S( q,q,
und bemerkt: Falls SI eine Lasung von
fUr eine beliebige Funktion c(7i) und Seine Lasung von - (
H
-1
2
n as
as )
C (q ), q , ... , q , aq2 ' ... , aqn
as + at =0
ist, daB S die ursprungliche Hamilton-Jacobi-Gleichung last. So wird also eine der Variablen eliminiert, und man versucht, diese Prozedur zu wiederholen. Eine sehr ahliche Situation tritt auf, wenn H zeitunabhangig ist und man eine Lasung der Form
sucht. Die resultierende Gleichung fur SI hat die Lasung SI(t) = -Et und die verbleibende Gleichung fUr Wist die zeitabhangige Hamilton-JacobiGleichung wie in Bemerkung 3. 1st ql eine zyklische Variable, hangt also H nicht ausdrucklich von ql ab, dann kannen wir f(ql,pd = PI und entsprechend SI (ql) = C(ql )ql wahlen.
7.9 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung
225
Gibt es k zyklische Variablen q1, q2, ... ,qk, so suchen wir eine Lasung der Hamilton-Jacobi-Gleichung von der Form
S(qi, 'ii, t) =
L Cj(qj)qj + S(qk+l, ... , qn, qk+l, ... , qn, t), k
j=l
wobei Pi = Ci(qi), i = 1, ... , k die konjugierten Impulse zu den zyklischen Variablen sind.
Die Geometrie der Hamilton-Jacobi-Theorie (optional). Wir beschreiben nun kurz und informell einige weitere geometrische Aspekte der Hamilton-Jacobi-Gleichung (7.109). Fur alle x = (qi, t) E Q := Q x lR ist dS(x) ein Element des Kotangentialbtindels T*Q. 1m Augenblick vernachlassigen wir die Abhangigkeit von S von qi, da sie nicht unmittelbar von Bedeutung ist. Wenn x Q durchlauft, ist die Menge {dS(x) I x E Q} eine Untermannigfaltigkeit von T*Q, die in Koordinatenschreibweise durch Pj = as/aqj und P = as/at gegeben ist. Hier sind die zu qi konjugierten Variablen mit Pi und die zu t konjugierten mit P bezeichnet. Wir werden ~i = Pi fUr i = 1,2, ... ,n und ~n+1 = P schreiben. Wir nennen diese Untermannigfaltigkeit das Bild oder den Gmphen von dS (beide Begriffe passen, abhangig davon, ob man sich dS als Abbildung oder als einen Bundelschnitt vorstellt) und verwenden die Bezeichnung graphdS C T*Q. Wegen n+1 n+1 as n+1 a2s '\' dx j 1\ d~· = '\' dx j 1\ d - = '\' dx j 1\ dx k . =0 ~ J ~ ax' ~ axJaxk j=l j=l J j,k=l verschwindet die kanonische symplektische Form von T*Q auf graph dS. Zudem ist die Dimension von graph dS halb so groB, wie die der symplektischen Mannigfaltigkeit T*Q. Solch eine Untermannigfaltikeit wird Lagrangesch genannt, wie wir schon im Zusammenhang mit den Erzeugendenfunktionen (§6.5) erwahnten. Hier ist von Bedeutung, daB die Projektion von graph dS auf Q ein Diffeomorphismus ist und dartiber hinaus sogar die Umkehrung gilt: 1st A C T*Q eine Lagrangesche Untermannigfaltigkeit von T*Q, so daB die Projcktion auf Q in der Umgebung eines Punktes ), E A ein Diffeomorphismus ist, so gilt in einer Umgebung von), und fur eine Funktion tp die Beziehung A = graphdtp. Urn dies zu zeigen, beachte man, daB A (urn ),) eine Untermannigfaltigkeit von der Form (xj,Pj(x)) ist, weil die Projektion ein Diffeomorphismus ist. Damit A Lagrangesch ist, muB auf A
n+1
L dx j 1\ d~j = 0 j=l
sein. Es muB also n+1
L dx j 1\ dpj(x) = 0, j=l
bzw.
226
7. Lagrangesche Mechanik
gelten. Folglich gibt es ein cp, so daB Pj = fJcp / fJxj ist, was A = graph dcp entspricht. Die SchluBfolgerung aus dies en Bemerkungen ist, daB Lagrangesche Untermannigfaltigkeiten von T*Q naturliche Verallgemeinerungen von Graphen von Differentialen von Funktionen auf Q sind. Beachte, daB Lagrangesche Untermannigfaltigkeiten sogar dann definiert sind, wenn die Projektion auf Qkein Diffeomorphismus ist. Vergleiche fur weitere Informationen zu Lagrangemannigfaltigkeiten und Erzeugendenfunktionen Abraham und Marsden [1978], Weinstein [1977] und Guillemin und Sternberg [1977]. Aus der Sichtweise der Lagrangeschen Untermannigfaltigkeiten ist der Graph des Differentials einer Losung der Hamilton-lacobi-Gleichung eine Lagrangesche Untermannigfaltigkeit von T*Q, die in der durch die Gleichung fI := p+H(qi,pi, t) = 0 definierten Flache fIo C T*Q enthalten ist. Wie oben ist p = ~n+1 der zu t konjugierte Impuls. Diese Sichtweise gestattet es, Lasungen mit einzubeziehen, die im gewahnlichen Kontext singular sind. Das ist nicht der einzige Vorteil: Wir erlangen auch eine tiefere Einsicht in die Aussage des Satzes von Hamilton-Jacobi 7.9.1. Der Tangentialraum zu fIo hat eine urn eins kleinere Dimension als die symplektischen Mannigfaltigkeit T*Q und ist durch die Menge der Vektoren X gegeben, fUr die (dp+dH)(X) = 0 gilt. Befindet sich ein Vektor Y in dem symplektischen orthogonalen Komplement von T(x,e) (fIo) , gilt also n+1
2:)dx j ;\ d~j)(X, Y)
=0
j=l
fur aIle X
E
T(x,e) (Ho), so ist Y ein Vielfaches des Vektorfeldes
fJ fJH fJ X-=----+XH H fJt fJt fJp im Punkt (x, ~). Daruber hinaus sind die Integralkurven von X H' projiziert auf (qi,Pi)' die Lasungen der Hamiltonschen Gleichungen fur H. Die wichtigste Beobachtung bzgl. des Zusammenhangs zwischen den Hamiltonschen Gleichungen und der Hamilton-Jacobi-Gleichung ist, daB das Vektorfeld X H' welches offensichtlich tangential zu Ho ist, auch zu jeder in Ho enthaltenen Lagrangeschen Untermannigfaltigkeit tangential ist (wovon man durch eine einfachen Rechnung uberzeugen kann, siehe Ubung 7.9.3). Dies ist aquivalent zu der Aussage, daB eine Lasung der Hamiltonschen Gleichungen fUr fI entweder vollstandig auBerhalb einer in fIo enthaltenen Lagrangeschen Untermannigfaltigkeit liegt oder ganz in ihr enthalten ist. Dies ermaglich, eine Lasung der Hamilton-Jacobi-Gleichung zu konstruieren, die bei einer Anfangsbedingung t = to startet. Dazu benutze man eine Lagrangesche Untermannigfaltigkeit Ao von T*Q und bette sie in T*Q bei t = to mittels
7.9 Die Hamilton-Jacobi-Gleichung
227
ein. Das Ergebnis ist eine isotrope Untermannigfaltigkeit Ao C T*Q, also eine Untermannigfaltigkeit, auf der die kanonische Form verschwindet. Nun nehme man alle Integralkurven von Xii zu den Anfangsbedingungen in Ao. Die Menge dieser Kurven spannt ein Mannigfaltigkeit A auf, deren Dimension urn eins groBer ist als die von Ao. Man erhiiJt sie, indem man Ao entlang Xii fiieBen laBt, d.h., A = UtAt, wobei At = 1>t(Ao) und 1>t der FluB von Xii ist. Da Xii tangential zu fIo und Ao C fIo ist, erhalten wir At C fIo und deshalb ist A C fIo. Da der FluB 1>t von Xii eine kanonische Abbildung ist, laBt er die symplektische Form von T*Q invariant und bildet deshalb eine isotrope Untermannigfaltigkeit in eine isotrope ab, insbesondere ist At eine isotrope Untermannigfaltigkeit von T*Q. Der Tangentialraum von A an ein oX E At ist und des durch Xii erzeugten die direkte Summe des Tangentialraums von Unterraums. Da der erste Unterraum in T)..Ho enthalten ist und der zweite symplektisch orthogonal zu T)..fIo ist, erkennen wir, daB auch A eine isotrope Untermannigfaltigkeit von T*Q ist. Ihre Dimension ist aber halb so groB wie die von T*Q und deshalb ist A eine Lagrangesche Untermannigfaltigkeit, die in fIo enthalten ist, d.h., sie ist eine Losung der Hamilton-Jacobi-Gleichung mit der Anfangsbedingung Ao bei t = to. Mit obiger Sichtweise fallt es leicht, die Singularitaten einer Losung der Hamilton-Jacobi-Gleichung zu verstehen. Sie gehoren zu denjenigen Punkten der Lagrangemannigfaltigkeit, die eine Losung sind, fiir die die Projektion auf Q aber kein lokaler Diffeomorphismus ist. Diese Singularitaten konnen schon in der Anfangsbedingung auftreten (d.h., Ao kann evtl. nicht lokal diffeomorph auf Q projiziert werden), oder sie konnen zu einem spateren Zeitpunkt wegen einer Faltung der Untermannigfaltigkeiten At bei variierendem t auftreten. Die Projektion eines solchen singularen Punktes auf Q nennt man eine Kaustik der Losung. Kaustiken sind von grundlegender Bedeutung in der geometrischen Optik und der semiklassischen Naherung der Quantenmechanik. Fiir weitere Informationen verweisen wir auf Abraham und Marsden [1978, Abschnitt 5.3] und Guillemin und Sternberg [1984].
:it
Ubungen Ubung 7.9.1. Lose die Hamilton-Jacobi-Gleichung fiir den harmonischen Oszillator. Uberpriife fiir diesen direkt die Giiltigkeit des Satzes von HamiltonJacobi (der die Losung der Hamilton-J acobi-Gleichung und den FluB des Hamilton-Jacobi-Vektorfeldes in Zusammenhang bringt). Ubung 7.9.2. Seien W(q, q) und H(q,p)
p2
= 2m
+ V(q)
gegeben, wobei q,p E lR ist. Zeige durch eine direkte Berechnung, daB fiir
polO
228
7. Lagrangesche Mechanik
1 2m
2
-(Wq) +V=E ist und genau dann q = p/m ist, wenn (q, Wq(q, q)) die Hamiltonschen Gleichungen mit der Energie E erfullt. Ubung 7.9.3. Sei (V, Q) ein symplektischer Vektorraum und W linearer Unterraum. Wir wissen aus §2.4, daB W!7
= {v
E V I Q(v, w)
c
Vein
= 0 fUr aIle wE W}
das symplektische orthogonale Komplement von Wist. Ein Unterraum LeV wird Lagrangesch genannt, falls L = L!7 gilt. Zeige, daB fur einen Lagrangeschen Unterrraum LeW die Inklusion W!7 C L gilt. Ubung 7.9.4. Lose die Hamilton-Jacobi-Gleichung fUr ein Zentralkraftfeld. Uberpriife die Giiltigkeit des Satzes von Hamilton-Jacobi auf direkte Weise.
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
In dies em Kapitel werden zwei verwandte Themen behandelt: Lagrangesche (und Hamiltonsche) Systeme mit Zwangsbedingungen und rotierende Systeme. Systeme mit Zwangsbedingungen werden durch das Beispiel eines Teilchens illustriert, daB gezwungen wird, sich auf einer Sphare zu bewegen. Solche Zwangsbedingungen, die Bedingungen an die Konfigumtionsvariablen stellen, werden "holonom" genannt. 1 Bei rotierenden Systemen muB man zwischen Systemen, die aus einem rotierenden Koordinatensystem heraus betrachtet werden (passiv rotierende Systeme) und rotierenden Systemen (aktiv rotierende Systeme - wie z.B. ein Foucaultsches Pendel und Wettersysteme, die sich mit der Erde drehen) unterscheiden. Wir beginnen mit einer detaillierteren Betrachtung der Variationsprinzipien und wenden uns dann einer Version des Satzes uber die Lagrangeschen Multiplikatoren zu, die fur unsere Untersuchungen der Zwangsbedingungen nutzlich sein wird.
8.1 Riickkehr zu den Variationsprinzipien In dies em Abschnitt gehen wir naher auf Variationsprinzipien ein. Technische Schwierigkeiten, die aus unendlichdimensionalen Mannigfaltigkeiten result ieren, hindern uns daran, alles aus dieser Sichtweise zu prasentieren. Hinsichtlich dieser verweisen wir z.B. auf Smale [1964], Palais [1968] und Klingenberg [1978]. Die klassische geometrische Theorie ohne den unendlichdimensionalen Fall findet der Leser z.B. in Bolza [1973]'Whittaker [1927]' Gelfand und Fomin [1963] oder Hermann [1968]. Das Hamiltonsche Prinzip. Wir beginnen, indem wir den Raum der Wege, die zwei Punkte miteinander verbinden, einfuhren. Definition 8.1.1. Sei Q eine Mannigfaltigkeit und L : TQ ---+ IR. eine regulare Lagmngefunktion. Wahle zwei feste Punkte ql und q2 in Q und ein Intervall [a, b], dann definiert man den Wegeraum von ql nach q2 durch 1
In diesem Band werden wir keine "nichtholonomen" Zwangsbedingungen wie z.B. Zwangsbedingungen bei Rollbewegungen diskutieren. In Bloch, Krishnaprasad, Marsden und Murray [1996], Koon und Marsden [1997b] und Zenkov, Bloch und Marsden [1998] werden nichtholonomes Systeme diskutiert und weitere Literaturhinweise gegeben.
J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
230
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
fl(qI' q2, [a, b]) = {c : [a, b] --t Q
I C ist eine C 2
Kurve, c(a) = qI, c(b) = q2}
(8.1)
und die Abbildung 6 : fl(qI' q2, [a, b]) --t lR durch 6(c) =
lb
L(c(t), c(t)) dt.
Wir werden nicht zeigen, daB fl(qI' Q2, [a, b]) eine glatte, unendlichdimensionale Mannigfaltigkeit ist. Dies ist ein Spezialfall eines allgemeinen Ergebnisses aus dem Gebiet der Mannigfaltigkeiten von Abbildungen, worin gezeigt wird, daB Raume von Abbildungen von einer Mannigfaltigkeit auf eine andere glatte, unendlichdimensionale Mannigfaltigkeiten sind. Akzeptieren wir dies, so konnen wir die folgende Proposition leicht beweisen:
Der Tangentialmum Tcfl(qI' Q2, [a, b]) von fl(QI' Q2, [a, b]) an einem Punkt, also eine Kurve c E fl(QI' Q2, [a, b]), ist die Menge der C 2-Abbildungen v : [a, b] --t TQ fur die TQ 0 v = c und v(a) = v(b) = 0 ist, wobei TQ : TQ --t Q die kanonische Projektion bezeichnet.
Proposition 8.1.1.
Beweis. Der Tangentialraum an eine Mannigfaltigkeit besteht aus den Tangentialvektoren an glatte Kurven in der Mannigfaltigkeit. Der Tangentialvektor an eine Kurve CA E fl(QI' Q2, [a, b]) mit Co = c ist v
=
d~ CAl
.
A=O cA(t) ist fur jedes feste t eine Kurve durch co(t) = c(t). Folglich ist
(8.2)
~ CA(t)IA=O ein Tangentialvektor an Q bei c(t). Somit ist v(t) E Tc(t)Q, d.h., TQ 0 v = c. Die Einschrankungen cA(a) = QI und cA(b) = Q2 fuhren auf v(a) = 0 und v(b) = 0, sonst aber ist v eine beliebige C 2 -Funktion. • Man nennt v eine infinitesimale Variation der Kurve c mit fest en Endpunkten und wir verwenden die Schreibweise v = 6c, siehe Abb. 8.1. Nun konnen wir ein Hauptresultat aus der Variationsrechnung in einer auf Hamilton [1834] zuruckgehende Form angeben und den Beweis skizzieren. Satz 8.1.1 (Das Hamiltonsche Variationsprinzip). Sei L eine Lagmngefunktion auf TQ. Eine Kurve Co : [a, b] --t Q, die QI = co(a) mit Q2 = co(b) verbindet, erfullt genau dann die Euler-Lagmnge-Gleichungen
! (~~)
=
~~,
(8.3)
wenn Co ein kritischer Punkt der Funktion 6 : fl(QI' Q2, [a, b]) --t lR ist, also d6(co) = 0 gilt. 1st L reguliir, so sind be ide Bedingungen dazu aQuivalent, dafJ Co eine Losungskurve von X E ist.
8.1 Riickkehr zu den Variationsprinzipien
231
Abb. 8.1. Die Variation 8q(t) einer Kurve q(t) ist ein Feld tangentialer Vektoren an die Konfigurationsmannigfaltigkeit entlang dieser Kurve.
Wie in §7.1 bezeichnen wir mit d6(co)
= 0 die Bedingung
Sib L(co(t),co(t))dt=O,
(8.4)
d.h., das Integral ist stationar, wenn es nach c, aufgefaBt als unabhangige Variable, differenziert wird. Beweis. Wir untersuchen d6(c) . v wie in §7.1. Schreibe v wie in (8.2) als Tangentialvektor an die Kurve c.\ in D(ql, q2, [a, b]). Mithilfe der Kettenregel erhalten wir
Differenzieren wir (8.5) unter dem Integralzeichen und verwenden lokale Koordinaten,2 so erhalten wir
d6(c)·v=
8L.) j (8L. 8 + 81/ dt. b
a
qi V "
i;"
(8.6)
Da van beiden Enden verschwindet, kann der zweite Term aus (8.6) partiell integriert werden. Dies fiihrt auf
d6(c). v =
jb (8L _!i 8~) Vi dt. 8q" dt 8q" a
d6(c) = 0 bedeutet nun, daB d6(c)· v = 0 fur aIle v
E TcD(ql' q2, [a,
(8.7)
b]) gilt,
dies wiederum gilt genau dann, wenn 2
Liegt die Kurve co(t) nicht vollstandig in einem Kartengebiet, so zerlegen wir die Kurve c(t) in eine endliche Anzahl von Stiicken, die alle vollstandig in einer Karte liegt, und wenden dann das untenstehende Argument an.
232
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
%~ - ! (%~) = 0 ist, denn der Integrand ist stetig und v belie big mit Ausnahme von v den Enden. (Die letzte Behauptung wurde im Satz 7.3.1 bewiesen.)
(8.8)
= 0 an •
Dem Leser steht es offen, sich zu vergewissern, daB das Hamiltonsche Prinzip so gut wie unverandert auf zeitabhangige Lagrangefunktionen iibertragen werden kann. Diese Bemerkung werden wir unten ausnutzen.
Das Prinzip der stationaren Wirkung. Als nachstes diskutieren wir Variationsprinzipien, wobei die Energie konstant bleiben solI. Das Intervall [a, b] werden wir aber variabellassen. Definition 8.1.2. Sei L eine regulare Lagrangefunktion und be eine regulare Energiefiache fur die Energie Evon L, d.h., e ist ein regularer Wert von E und es gilt be = E-l(e). Seien ql, q2 E Q und sei [a, b] ein gegebenes Intervall. Mit D(Ql,Q2, [a, b], e) bezeichnen wir die Menge der Paare (r,c), wobei r : [a, b] --+ lR. eine C 2-Abbildung mit i > 0, c : [r(a), r(b)] --+ Q eine C 2 - K urve mit
und
E (c(r(t)), c(r(t))) = e
fur alle t E [a, b]
ist. lndem man wie in Proposition 8.1.1 argumentiert, zeigt man durch die Berechnung der Ableitungen der Kurven (r>., c>.) in D(Ql, q2, [a, b], e), daB der Tangentialraum an D(Ql,q2, [a,b],e) bei (r,c) aus dem Raum der Paare von C 2-Abbildungen 0: :
[a, b] --+ lR. und v: [r(a), r(b)] --+ TQ
mit v(t) E Tc(t)Q,
c(r(a))o:(a) + v(r(a)) = 0, c(r(b))o:(b) + v(r(b)) = 0
(8.9)
und
dE[c(r(t)), c(r(t))]· [c(r(t))o:(t) + v(r(t)), c(r(t))a(t) + v(r(t))] = 0 (8.10) besteht.
Satz 8.1.2 (Das Prinzip der stationaren Wirkung). Sei co(t) eine Losung der Euler-Lagrange-Gleichungen und Ql = co(a) und Q2 = co(b). Sei e die Energie von co(t) und ein regularer Wert von E. Definiere die Abbildung A: D(Ql' Q2, [a, b], e) --+ lR. durch
S.l Riickkehr zu den Variationsprinzipien
A(T, c) =
j
233
T(b)
T(a)
(8.11)
A(c(t), c(t)) dt,
wobei A die Wirkung von List. Dann ist dA(Id, co)
= 0,
(8.12)
wobei Id die Identitiit ist. 1st umgekehrt (Id, co) ein kritischer Punkt von A und hat Co die Energie e, die ein reguliirer Wert von E ist, dann ist Co eine Losung der Euler-Lagrange- Gleichungen. In Koordinaten lautet (8.11)
A(T, c) =
j
T(b) T(a)
8L. 8 ./l dt =
jT(b)
q
T(a)
.
(8.13)
Pi dq"
was das Integral einer kanonischen I-Form entlang einer Kurve "( = (c, c) ist. Als Wegintegral einer I-Form ist A(T, c) von der Parametrisierung T unabhangig. Also kann man sich A als auf dem Raum der (unparametrisierten) Kurven, die ql und q2 verbinden, definiert vorstellen.
Beweis. Hat die Kurve c die Energie e, so ist
Differenziert man A mithilfe der Methode aus dem Satz 8.1.1 nach erhalt man
T
und c,
dA(Id,co)· (a,v)
= a(b) [L(co(b), co(b)) + e] - a(a) [L(co(a), co(a)) + e]
+
lb (Z~
(co(t), co(t))vi(t) +
Z~ (co(t), co(t))iJi(t)) dt.
(8.14)
Durch partielle Integration ergibt sich dann dA(Id, co) . (a, v)
8L. ]b = [a(t) [L(co(t), co(t)) + e] + 8ii (co(t), co(t))v"(t) a
r
b . d 8L .) i + Ja (8L 8qi (co(t), co(t)) - dt 8qJco(t), co(t)) v (t) dt.
(8.15)
Mit den Randbedingungen v = -ca aus der Beschreibung des Tangentialraums T(Id,co)D(ql, q2, [a, b], e) und der Energieeinschrankung (8Lj8qi)c i L = e heben sich die Randterme weg und es bleibt
234
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
dA(Id, co) . (a, v)
=
I (8L b
a
d8L) v dt.
8qi - dt 8qi
i
(8.16)
Dabei ist V frei wahlbar. Man beachte, daB das Vorhandensein von a in der linearisierten Energieeinschrankung bedeutet, daB die Variationen vi auf den offenen Mengen, wo c of. 0 ist, nicht eingeschrankt sind. Daraus folgt die Behauptung. • 1st L = K - V, wobei K die kinetische Energie einer Riemannschen Metrik ist, dann besagt der Satz 8.1.2, daB eine Kurve Co genau dann eine Lasung der Euler-Lagrange-Gleichungen ist, wenn (8.17)
gilt, wobei 6e eine Variation bezeichnet, bei der die Energie und die Endpunkte festgehalten werden, wo die Parametrisierung sich aber andern kann. Dies steht symbolisch fur die in Satz 8.1.2 prazisierte Aussage. Mit K :::: 0 zeigt eine Berechnung der Euler-Lagrange-Gleichungen CObung 8.1.3), daB (8.17) (8.18)
entspricht, d.h., die Bogenlange wird extremal (bei konstanter Energie). Dies ist das Prinzip der "kleinsten Wirkung" in der Form von Jacobi und stellt das Verbindungsglied zwischen der Mechanik und der geometrischen Optik dar, was eine der ursprunglichen Motivationen von Hamilton war. Insbesondere werden Geodaten durch ihre extremale Bogenlange charakterisiert. Mit der Jacobimetrik (vgl. §7.7) gelangt man zu einem weiteren Variationsprinzip.3 Der Phasenraum fUr das Variationsprinzip. Die obigen Variationsprinzipien fur Lagrangesche Systeme fuhren bis zu einem gewissen Grad auf Hamiltonsche Systeme. Satz 8.1.3 (Das Hamiltonsche Prinzip im Phasenraum). Betrachte die Hamiltonfunktion H auf einem gegebenen Kotangentialbundel T*Q. Eine Kurve (qi(t),Pi(t)) in T*Q erfullt genau dann die Hamiltonschen Gleichungen, wenn 6
l
b
[p/./- H(qi,pi)] dt
=0
(8.19)
fur Variationen uber K urven (qi (t), Pi (t)) im Phasenraum gilt, wobei die qi dqi / dt und die qi in den Endpunkten fest sind. 3
=
Von GauE, Hertz, Gibbs und Appell stammen andere interessante Variationsprinzipien. Einen modernen Zugang und weitere Literaturhinweise findet man bei Lewis [1996].
8.1 Riickkehr zu den Variationsprinzipien
235
Beweis. Mit einer Berechnung wie in (8.6) kommt man auf
b[
81 PiQi - H(qi,Pi)Jdt = a
lb [(8PiW +Pi(8qi) a
~~8qi - ~H 8Pi ] dt. q PI
(8.20) Da die qi(t) in den beiden Enden fest sind, ist dort Pi8qi = 0 und folglich kann der zweite Term von (8.20) partiell integriert werden, urn (8.21) zu erhalten. Dieser Ausdruck verschwindet genau dann fiir alle 8Pi, 8qi, wenn die Hamiltonschen Gleichungen erfiillt sind. • Das Hamiltonsche Prinzip im Phasenraum (8.19) auf einer exakten symplektischen Mannigfaltigkeit (P, Jl = -d8) lautet (8.22) wiederum mit geeigneten Randbedingungen. Entsprechend lautet das Prinzip der kleinsten Wirkung unter der Bedingung, daB H konstant ist,
8
I
T
(b)
T(a)
8=0.
(8.23)
Bei Cendra und Marsden [1987], Cendra, Ibort und Marsden [1987], Marsden und Scheurle [1993a, 1993bJ und Holm, Marsden und Ratiu [1998aJ wird gezeigt, wie man auf bestimmten symplektischen Mannigfaltigkeiten, wenn n nicht exakt ist, und sogar auf einigen Poissonmannigfaltigkeiten, die man durch einen Reduktionsproze£ erhiilt, Variationsprinzipien konstruieren kann. Das Variationsprinzip fiir die Euler-Poincare-Gleichungen, das in der Einleitung beschrieben wurde und auf das wir wieder in Kap. 13 sto£en werden, ist ein besonderer Fall dieses Variationsprinzips. Die I-Form 8 H := 8-Hdt in (8.22), aufgefa£t als eine I-Form auf Px~, stellt ein Beispiel einer K ontaktforrn dar und spielt eine besondere Rolle in der zeitabhiingigen und relativistischen Mechanik. Sei
und man beachte, daB das Vektorfeld X H durch die Aussage charakterisiert ist, daB seine Suspension XH = (XH' 1), ein Vektorfeld auf P x ~, im Kern von JlH liegt:
236
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Ubungen Ubung 8.1.1. Zeige, daB fur das Hamiltonsche Prinzip die festen Randbedingungen q(a) und q(b) zu p(b) . oq(b) = p(a) . oq(a) abgeandert werden konnen. Wie lautet die entsprechende Aussage fur das Hamiltonsche Prinzip im Phasenraum? Ubung 8.1.2. Zeige, daB die Gleichungen fur ein Teilchen im Magnetfeld B und einem Potential V in folgender Form geschrieben werden konnen:
o
J
(K - V) dt = -
~
J
oq . (v x B) dt.
Ubung 8.1.3. Zeige explizit die Aquivalenz von
und
8.2 Die Geometrie der Variationsprinzipien In Kapitel 7 haben wir die" Geometrie" der Lagrangeschen Systeme auf TQ hergeleitet, indem wir sie von der Geometrie der Hamiltonschen Mechanik auf T* Q zuruckgezogen haben. Wir zeigen nun, wie die gesamte elementare Geometrie Lagmngescher Systeme direkt aus dem H amiltonschen Prinzip hergeleitet werden kann. Die nachstehende Ausfuhrung basiert auf der Arbeit von Marsden, Patrick und Shkoller [1998]. Ein kurzer Riickblick. Wir erinnern daran, daB wir das Wirkungsfunktional 6 auf C 2 -Kurven q(t), a :s; t :s; b zu einer gegebenen Lagrangefunktion L : TQ -+ lR (in Koordinaten) durch
6(q(·)) ==
l
a
b
L ( qi(t), dd~i (t) ) dt
(8.24)
konstruieren. Das Hamiltonsche Prinzip (Satz 8.1.1) sucht nach den Kurven q(t), fur die das Funktional 6 unter Variationen von qi(t) mit festen Endpunkten zu fest en Zeitpunkten stationar ist. Die Berechnung ergab
d6(q(.)) . rSq(.) = lb oqi (8L a 8q'
_!i 8~) dt + 8~oqilb. dt 8q'
8q'
a
(8.25)
Da oq(a) = oq(b) = 0 ist, verschwindet der letzte Term in (8.25), so daB die Bedingung, daB q(t) fur 6 stationar ist, auf die Euler-Lagrange-Gleichungen
8.2 Die Geometrie cler Variationsprinzipien
8L _ ~ 8L = 0 8q' dt 8it
237 (8.26)
fuhrt. Wir haben L regular genannt, falls die Matrix [8 2 Lj8qi 8qj] uberall nichtsinguHir ist und gesehen, daB die Euler-Lagrange-Gleichungen in diesem FaIle gewohnliche Differentialgleichungen zweiter Ordnung fur die gesuchten Kurven sind. Da die Wirkung (8.24) von der Koordinatenwahl unabhangig ist, sind die Euler-Lagrange-Gleichungen ebenfalls koordinatenunabhangig. Folglich konnen die Euler-Lagrange-Gleichungen koordinatenfrei in der Sprache der Differentialgeometrie formuliert werden. auf dem Man erinnere sich auch daran, daB die kanonische I-Form 2n-dimensionalen Kotangentialbundel T*Q von Q durch
e
definiert ist, wobei G: q E T;Q, wO:q E TO:qT*Q und 'IrQ : T*Q -t Q die Projektion ist. Die Lagrangefunktion L definiert eine fasererhaltende Bundelabbildung lFL : TQ -t T*Q, die Legendretransformation, durch die Faserableitung:
lFL(v q )
• Wq
=
:E IE=o L(v
q
+ EW q ).
(8.27)
Ublicherweise definiert man die Lagrangesche I-Form auf TQ durch den Pullback und die Lagrangesche 2-Form durch fh = -deL. Dann suchen wir ein Vektorfeld X E (das Lagrangesche Vektorfeld) aufTQ, fur das XE..J fh = dE ist, wobei man die Energie E durch
definiert. 1st IF L ein lokaler Diffeomorphismus, was aquivalent dazu ist, daB L regular ist, dann existiert XE, ist eindeutig und die Integralkurven 16sen die Euler-Lagrange-Gleichungen. Die Euler-Lagrange-Gleichungen sind Gleichungen zweiter Ordung aufTQ. Zudem ist der FluB F t von X E symplektisch, d.h., erhalt fh : Ft fh = fh. Diese Ergebnisse wurden mithilfe der Differentialformen und der Lieableitung in den letzten drei Kapiteln bewiesen. Anwendungen des Variationsprinzips. Nicht nur, urn traditionsbewuBt zu sein, arbeitet man auf der "Lagrangeschen Seite", oftmals sprechen auch handfeste Vorteile dafur, den Lagrangeschen Formalismus zu verwenden. Es lassen sich viele Beispiele anfuhren, insbesondere die Theorie der Lagrangereduktion (hier kann man die Euler-Poincare-Gleichungen anfiihren) stellt eines dar. Andere Beispiele sind der von Wald [1993] gegebene direkte Variationszugang zu Fragen der Dynamik schwarzer Locher und die Entwicklung der
238
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Variationsasymptotik (vgl. Holm [1996], Holm, Marsden und Ratiu [1998b] und die dortigen Literaturhinweise). Bei solchen Untersuchungen steht das Variationsprinzip im Mittelpunkt des Interesses. Man beginnt mit der Entwicklung, indem man die Endpunktbedingungen 6q(a) = 6q(b) = 0 aus (8.25) entfernt, aber das Zeitintervall fest liiJ3t. Die Gleichung (8.25) wird dann zu d6(q(·)) . 6q(·)
j
=
a
b 6q'.
(OL - . - -dOL) - . ' dt oq' dt oq'
b
+ -oL.. 6q''I . oq'
a
(8.28)
Die linke Seite wirkt nun aber auf allgemeinere 6q und entsprechend muE der letzte Term auf der rechten Seite nicht mehr verschwinden. Dieser letzte Term in (8.28) ist eine line are Paarung der Funktion oLjoqi, einer Funktion von qi und qi, mit dem Tangentialvektor 6qi. Demnach kann man ihn als eine I-Form aufTQ auffassen, namlich als die Lagrangesche I-Form (OLjoqi)dqi.
Satz 8.2.1. Sei L ein Ck-Lagrangefunktion mit k ;::: 2, dann existieren eine eindeutige C k- 2-Abbildung DELL: Q -+ T*Q, die auf der Untermannigfaltigkeit zweiter Ordnung
. {ddt2q2 (0) E T(TQ)
Q:=
q ist eine C 2-Kurve in Q }
von T(TQ) definiert ist, und eine eindeutige C k- 1 -l-Form 8 L auf TQ, so dafJ fur alle 2 - Variationen qE (t) (in einem festen t- Intervall) von q( t), wobei qo(t) = q(t) ist,
c
d6(q(.)) . 6q(·) =
j
ab
q DELL (d2q) dt 2 . 6qdt + 8 L (ddt ) .lq Iba
(8.29)
gilt. Dabei ist
Die so definierte I-Form wird Lagrangesche I-Form genannt.
Die Eindeutigkeit und die lokale Existenz folgen aus der Berechnung (8.25). Die Koordinatenunabhangigkeit der Wirkung impliziert die globale Existenz von DEL und der I-Form fh. Verwendet man das Variationsprinzip, so ist also die Lagrangesche 1Form fh der "Randteil" der Funktionalableitung von der Wirkung, wenn der Rand variiert wird. Die symplektische Form entspricht der negativen aufJere Ableitung von fh, d.h., [h == -d8 L .
8.2 Die Geometrie der Variationsprinzipien
239
Lagrangesche Fliisse sind symplektisch. DaB die Losungen der EulerLagrange-Gleichungen auf eine symplektische Abbildung fuhren, war eine von Lagranges wichtigsten Entdeckungen. Es war eine seltsame Verdrehung der Geschichte, daB er ohne den Apparat der Differentialformen, dem Hamiltonformalismus oder dem Hamiltonschen Prinzip zu diesem Ergebnis gelangte. 1st L regular, so liefert das Variationsprinzip koordinatenunabhangige gewohnliche Differentialgleichungen zweiter Ordnung. Wir bezeichnen das so erhaltene Vektorfeld auf TQ zeitweilig mit X und dessen FluB mit Ft. Betrachte nun die Einschrankung von 6 auf den Unterraum CL der Losungen des Variationsprinzips. Der Raum CL kann mit den Anfangsbedingungen fur den FluB identifiziert werden. Wir ordnen Vq E TQ die 1ntegralkurve s H Fs (vq), s E [0, tj zu. Der Wert von 6 auf der Losungskurve q(s) = 7rQ(Fs(vq)) wird mit 6 t bezeichnet, also ist (8.30) Dies wird ebenfalls die Wirkung genannt. Wir betrachten 6 t als eine reellwertige Funktion auf TQ. Wegen (8.30) ist d6t!dt = L(Ft(vq)). Aus der grundlegenden Gleichung (8.29) wird
d6 t (vq)· WVq = th(Ft(v q)). :EIE=oFt(Vq + EWVq ) - fh(v q)· WVq ' wobei E H Vq + EWvq symbolisch eine Kurve bei Vq in TQ mit Ableitung WVq darstellt. Man beachte, daB der erste Term auf der rechten Seite von (8.29) verschwindet, da wir 6 auf Losungen eingeschrankt haben. Der zweite Term wird zu dem erwahnten, indem man verwendet, daB 6 t nun als eine Funktion auf TQ aufgefaBt wird. Also bekommen wir die Gleichung (8.31 )
Bildet man die auBere Ableitung von (8.31), so gelangt man zu der grundlegenden Erkenntnis, daB der FluB von X symplektisch ist:
also ist Ft fh = [h. Unter Verwendung des Variationsprinzips haben wir also gezeigt, daft eine symplektische Evolution des Systems der Gleichung d 2 = 0 entspricht, wenn man diese fur die auf den Losungsraum des Variationsprinzips einschriinkte Wirkung explizit ausschreibt. Mit der Gleichung (8.31) erhalt man auch differentialgeometrische Gleichungen fur X. Denn bildet man die Zeitableitung von (8.31), so erhalt man dL = £x8c. Damit ist
X J [h = -X J d8L = -£x8 L + d(X J 8 L ) = d(X J 8 L wobei wir E = X J 8 L Weise X = X E .
-
-
L) = dE,
L definieren. Also erhalten wir auf ganz naturliche
240
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Die Hamilton-Jacobi-Gleichung. Als nachstes leiten wir die HamiltonJacobi-Gleichung aus Variationsprinzipien her. Fur eine zeitabhiingige Lagrangefunktion L zeigte Jacobi [1866]' daB das durch
definierte Wirkungsintegral die Hamilton-Jacobi-Gleichung erftillt, wobei qi(s) die Lasung der Euler-Lagrange-Gleichung zu den Anfangsbedingungen qi(tO) = qi und qi(t) = qi ist. Jacobis Argument setzt mehrere Annahmen voraus: List regular und das Zeitintervall It - to I wird als klein angesehen, so daB nach dem Satz tiber konvexe Umgebungen 8 eine wohldefinierte Funktion der Endpunkte ist. Solange die Lasung q(t) nahe einer nichtkonjugierten Lasung ist, darf It - tol groB sein.
Satz 8.2.2 (Hamilton-Jacobi). Unter den obigen Annahmen erfullt die Funktion 8(q, q, t) die Hamilton-Jacobi-Gleichung
Beweis. In dieser Gleichung wird q festgehalten. Sei vein implizit durch
(8.32) definierter Tangentialvektor in q, wobei Ft : TQ -+ TQ der FluB der EulerLagrange-Gleichungen wie im Satz 7.4.2 ist. Identifiziert man wie zuvor den Lasungsraum CL der Euler-Lagrange-Gleichungen mit der Menge der Anfangsbedingungen also TQ, so erhalten wir
(8.33) als eine reellwertige Funktion auf TQ. Somit ergibt die Gleichung (8.33) mit der Kettenregel und unseren vorherigen Berechnungen fUr St (siehe (8.31))
(8.34) wobei av / at bestimmt wird, indem man q und q fest halt und nur t variiert. Man beachte, daB in (8.34) q und q auf beiden Seiten der Gleichung festgehalten werden; a8/ at ist eine partie lie und keine totale Zeitableitung. Leitet man die definierende Bedingung (8.32) implizit nach tab, so erhalt man av T1fQ . XE(Ft(v)) + T1fQ . TFt · at = o.
8.2 Die Geometrie der Variationsprinzipien
Weil XE(u) eine Gleichung zweiter Ordnung ist, gilt T7rQ . XE(U) somit
OV
241
= U und
.
T7rQ ·TFt · - =-q ot mit (q,q) = Ft(v) E TqQ. Also gilt ) (ov) (Ft*CI 0 L ot
oL ·i = oqi q.
Und weil sich der Basispunkt von v von t unabhangig ist, T7rQ' (ov/ot) gilt 8dov/ot) = O. Folglich wird (8.34) zu oS ot
.
= 0,
oL.
= L(q, q, t) - oq q = -H(q,p, t),
wobei wie ublich p = oL/oq ist. Es bleibt nur oS / oq = p zu zeigen. Dazu leiten wir (8.32) implizit nach q ab und erhalten so T7rQ . TFt(v) . (Tqv· u) = u. (8.35) Dann folgt aus (8.33) und (8.31) TqS(q, q, t) . u
= d6 t (v) . (Tqv· u) = (Ft8d (Tqv· u) - 8dTqv· u).
Wie in (8.34) verschwindet der letzte Ausdruck, da der Basispunkt q von v fest ist. Fur p = lFL(Ft(v)) erhalten wir aus der Definition von 8 L und des Pullbacks mit (8.35)
•
DaB oS/oq = p ist, folgt auch aus der Definition von S und der elementaren Formel (8.28). So wie wir p = oS/oq gezeigt haben, k6nnen wir auch oS / oq = -p herleiten. Mit anderen Worten: S ist die Erzeugendenfunktion fur die kanonische Transformation (q,p) r-+ (q,p). Geschichtliches zu den Euler-Lagrange-Gleichungen. In den £01genden Abschnitten machen wir ein paar historischen Bemerkungen zu den Euler-Lagrange-Gleichungen. 4 Naturlich befaJ3t sich ein GroJ3teil des Textes mit Lagrange. Der Abschnitt V in Lagrange Mecanique Analytique [1788] 4
Viele dieser interessanten historischen Einzelheiten erfuhren wir von Hans Duistermaat, dem wir sehr dankbar sind. Urn weitere interessante historische Informationen zu erhalten, kann man auch einige Standardtexte von Whittaker [1927]' Wintner [1941] und Lanczos [1949] zu Rate ziehen.
242
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
beinhaltet die Bewegungsgleichungen in der Euler-Lagrange-Form (8.3). Lagrange schreibt Z = T - V fUr das, was wir heute die Lagrangefunktion nennen. In dem Abschnitt davor kommt Lagrange zu diesen Gleichungen, indem er nach einem koordinateninvarianten Ausdruck fiir Masse mal Beschleunigung sucht. Sein SchluB ist, daB sie (in Kurzschreibweise) durch (d/ dt) (aT / av) - aT/ aq gegeben sind, was sich unter beliebigen Substitutionen von Ortsvariablen wie eine I-Form transformiert. Lagrange sah nicht, daB die Bewegungsgleichungen zu dem Variationsprinzip 6
J
Ldt = 0
aquivalent sind. Dies wurde nur wenige Jahrzehnte spater von Hamilton [1834] bemerkt. Das Sonderbare daran ist, daB Lagrange die allgemeine Form der Differentialgleichungen fiir Variationprobleme kannte, und tatsachlich kommentiert er Eulers Beweis hierzu. Seine friihe Arbeit dazu im Jahre 1759 wurde von Euler sehr bewundert. Er wandte es sofort an, urn das Prinzip der kleinsten Wirkung von Maupertuis aus den Newtonschen Bewegungsgleichungen abzuleiten. Dieses Prinzip, daB offenbar aus der friihen Arbeit von Leibniz herriihrt, ist insofern ein unnatiirliches Prinzip, als daB nur iiber Kurven konstanter Energie variiert wird. Es ist wieder das Hamiltonsche Prinzip, das man im zeitabhangigen Fall, also wenn H nicht erhalten bleibt, anwenden und dahingehend verallgemeinern kann, daB auch gewisse auBere Krafte beriicksichtigt werden konnen. In der Mecanique Analytique geht diese Diskussion der Untersuchung der Bewegungsgleichungen in allgemeinen Koordinaten voraus. Die Gleichungen sind daher fUr den Fall formuliert, wo die kinetische Energie von der Form 2:i miv; mit positiven Konstanten mi ist. Auch Wintner [1941] ist dariiber verbliifft, daB das kompliziertere Prinzip von Maupertuis dem Hamiltonschen Prinzip vorausgeht. Eine mogliche Erklarung ist die: Lagrange hat L nicht als eine physikalisch relevante GroBe, sondern lediglich als eine Funktion angesehen, mit der man die Bewegungsgleichungen bequem in einer koordinatenunabhangigen Darstellung schreiben kann. Dazu beitragen kann auch der zeitliche Abstand zwischen seiner Arbeit zur Variationsrechnung und der Mechanique Analytique (1788,1808) - er hat vielleicht nicht an die Variationsrechnung gedacht, als er sich die Frage der koordinateninvarianten Schreibweise der Bewegungsgleichungen stellte. Das Kapitel V beginnt mit der Diskussion der Tatsache, daB die Position und Geschwindigkeit zur Zeit t von der Anfangsposition und Anfangsgeschwindigkeit abhangen, die frei wahlbar sind. Dies konnen wir (indem wir der Einfachheit halber keine Indizes an die Koordinaten schreiben) so formulieren: q = q(t, qo, vo), v = v(t, qo, vo) und in der modernen Terminologie wiirden wir von dem FluB im x = (q, v)-Raum sprechen. Beim Lesen der Arbeit von Lagrange hat man das Problem, daB er die Variablen, von denen die GroBen abhangen, nicht explizit hinschreibt. Er fiihrt dann jeweils eine infinitesimale Variation der Anfangsbedingungen durch und betrachtet
8.2 Die Geometrie der Variationsprinzipien
243
anschlieBend die zugehOrigen Variationen von Ort und Geschwindigkeit zur Zeit t. In unserer Notation heiBt das: t5x = (8xj8xo)(t, xo)t5xo. Wir wiirden sagen, er betrachtet die Tangentialabbildung des Flusses auf dem Tangentialbiindel von X = TQ. Jetzt kommt das erste interessante Ergebnis. Er fiihrt zwei Variationen durch, t5x und Llx, und gibt eine Bilinearform w(t5x, Llx) an, die wir als den Pullback der kanonischen symplektischen Form auf dem Kotangentialbiindel von Q mittels der Faserableitung IF L identifizieren. Was er dann zeigt, ist, daB dieses symplektische Produkt eine Funktion ist, die nicht von t abhiingt, was nichts anderes als die Invarianz der symplektischen Form w unter dem FlufJ in TQ ist. Es ist auffallend, daB Lagrange die Invarianz der symplektischen Form auf TQ und nicht auf T*Q erhiilt, wie bei uns im Text, wo diese aus dem Hamiltonschen Prinzip hergeleitet wird. Lagrange betrachtet die Bewegungsgleichungen nicht mithilfe der Transformation IF L im Kotangentialbiindel. Wiederum ist es Hamilton, der bemerkt, daB diese die kanonische Hamiltonsche Form haben. 1m Riickblick erscheint es riitselhaft, denn spater im Kapitel V weist Lagrange sehr ausdriicklich darauf hin, daB es niitzlich ist, mithilfe der Koordinatentransformation lFL zu den (q,p)-Koordinaten iiberzugehen, und er schreibt sogar ein System gewohnlicher Differentialgleichungen in Hamiltonscher Form, aber mit einer sonderbaren Funktion -fl anstelle der Gesamtenergie H. Lagrange verwendet den Buchstaben H zur Bezeichnung eines konstanten Energiewertes, offensichlich in Anlehnung an Huygens. Er verstand auch die Impulserhaltung als eine Folge der Translationssymmetrie. In dem Abschnitt, wo er diese Betrachtungen anstellt, behandelt er den Fall eines gestorten Systems, fiir das er anstatt V(q) das Potential V(q) - fl(q) verwendet. Die kinetische Energie bleibt dabei unverandert. Auf dieses Storungsproblem wendet er sein beriihmte Methode der Variation der Konstanten an, die hier in einem wahrhaft nichtlinearen Kontext vorgestellt wird! In unserer Notation formuliert heil3t das, er erhalt t >-+ x(t, xo) als eine Losung des ungestorten Systems und untersucht dann die Differentialgleichungen fiir xo(t), fiir die t >-+ x(t, xo(t)) eine Losung des gestorten Systems ist. Falls V das Vektorfeld des ungestorten und V + W das des gestorten Systems ist, erhalten wir also
In Worten: xo(t) ist eine Losung des zeitabhiingigen Systems, des sen Vektorfeld durch den Pullback von W mit dem FluB von V zur Zeit t gegeben ist. In dem Fall, den Lagrange betrachtet, ist die dqjdt-Komponente der Storung Null und die dpjdt-Komponente entspricht 8flj8q. Also hat sie eine Hamiltonsche Form. Hier werden keine Legendretransformationen eingesetzt (die Lagrange anscheinend nicht kennt). Er wuBte allerdings schon, daB der FluB des ungestorten Systems die symplektische Form erhiilt, und er zeigt, daB der Pullback seines W unter solchen Transformationen ein Vektorfeld in Hamiltonscher Form ist. Dies ist sogar ein zeitabhangiges Vektorfeld, definiert
244
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
durch die Funktion
G(t, qO,Po) = -rl(q(t, qo,Po)). Eventuell verwirrend ist jedoch die Tatsache, daB er die Bezeichnung -rl verwendet und man dann, wenn er Ausdrucke wie drl / dp verwendet, zunachst meint, daB diese Null sein muBten, denn rl sollte ja nur von q abhangen. Lagrange meint vermutlich
dqo dt
oG opo'
dpo
dt
In den meisten klassischen Lehrbuchern zur Mechanik, z.B. in Routh [1877, 1884], wird zu Recht darauf aufmerksam gemacht, daB Lagrange die Invarianz der symplektischen Form in (q, v)-Koordinaten (anstelle der in (q,p)-Koordinaten) verwendet. Weniger Aufmerksamkeit wird gewohnlich der Gleichung der Variation der Konstanten in Hamiltonscher Form geschenkt. Es muB aber allgemein bekannt gewesen sein, daB Lagrange diese hergeleitet hat, siehe z.B. Weinstein [1981]. Wir sollten anmerken, wie komplex die Frage nach der Linearisierung der Euler-Lagrange- und Hamiltonschen Gleichungen und wie diffizil die Untersuchung der resultierenden mechanischen Struktur ist (siehe z.B. Marsden, Ratiu und Raugel [1991]). AnschlieBend fuhrt Lagrange die Poissonklammem fur beliebige Funktionen ein und erklart, daB man mit ihnen leicht die Zeitableitung beliebiger Funktionen von beliebigen Variablen entlang Losungen eines Systems in Hamiltonscher Form formuliern kann. Er sagt auch, daB xo(t) fUr hinreichend kleines rl in nullter Ordnung konstant ist, und erhalt die Naherung nachster Ordnung durch Integration nach t. Hier finden sich bei Lagrange die erst en Ansatz der sogenannten Mittelungsmethode. Als Lagrange (im Jahre 1808) die Invarianz der symplektischen Form, die Gleichungen der Variation der Konstanten in Hamiltonscher Form und die Poissonklammern entdeckte, war er schon 73 Jahre alt. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daB Lagrange derzeit Poisson an seinen Ideen bzgl. der Klammern teilhaben lieB. Jedenfalls ist klar, daB Lagrange fUr die Entwicklung der symplektischen Darstellung der Mechanik von uberraschend groBer Bedeutung war. Ubungen Ubung 8.2.1. Ausgehend yom Phasenraum des Hamiltonschen Prinzips leite man die Hamilton-Jacobi-Gleichung her.
8.3 Systeme mit Zwangsbedingungen Wir beginnen diesen Abschnitt mit dem Satz uber die Lagrangeschen Multiplikatoren, urn dann damit Systeme mit Zwangsbedingungen untersuchen zu konnen.
8.3 Systeme mit Zwangsbedingungen
245
Der Satz iiber die Lagrangeschen Multiplikatoren. Wir geben den Satz und eine Beweisskizze an, werden aber in technischen Fragen nicht voIlkommen prazise sein (z.B. hinsichtlich der Interpretation der Dualraume). Fur Details verweisen wir auf Abraham, Marsden und Ratiu [1988]. Betrachte zunachst Funktionen, die auf linearen Raumen definiert sind. V und A seien Banachraume und 'P : V -t A sei eine glatte Abbildung. 0 sei ein regularer Wert von 'P, so daB e :=
h(x,>..) = h(x) - (>"''P(x))
(8.36)
definiert.
Satz 8.3.1 (iiber die Lagrangeschen Multiplikatoren fUr lineare Raume). Die folgenden Bedingungen an Xo E e sind aquivalent:
(i) Xo ist ein kritischer Punkt von hie und (ii) es existiert ein >"0 E A*, fur das (xo, >"0) ein kritischer Punkt von h ist.
Beweis (Skizze). Wegen
Dh(xo, >"0) . (x, >..) = Dh(xo) . x - (>"0, D'P(xo) . x) - (>..,
(8.38)
246
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
die bei (xo, AO) ebenfalls einen kritischen Punkt besitzt. Hat ha bei (xo, AO) ein Minimum, so hat offensichtlich hie ein Minimum bei Xo. Diese Beobachtung ist niitzlich, denn man kann den Test mit der zweiten Ableitung fiir Systeme ohne Zwangsbedingungen auf ha anwenden, was auf die Theorie der Hessematrix mit Randbedingungen fUhrt. (Eine element are Diskussion findet man in Marsden und Tromba [1996, S. 220ff].) Zudem kann man bemerken, daB der Satz iiber die Lagrangeschen Multiplikatoren auf den Fall, wo V eine Mannigfaltigkeit aber h weiterhin reellwertig ist, verallgemeinert werden kann. Damit werden wir uns nun beschiiftigen. Sei Meine Mannigfaltigkeit und N c Meine Untermannigfaltigkeit, ferner sei 7r : E -+ M ein Vektorbiindel iiber M,
(i) Xo ist ein kritischer Punkt von hlN und (ii) es gibt einen Schnitt AO des dualen Bundels E*, jur den AO(Xo) em kritischer Punkt der durch (8.39)
definierten Abbildung Ii : E* -+ ffi. ist. In (8.39) bezeichnet Ax ein beliebiges Element von E;. Wir uberlassen es dem Leser, den Beweis des letzten Satzes auf diesen zu ubertragen. Holonome Zwangsbedingungen. Viele mechanische Systeme entstehen durch Hinzufiigen von Zwangsbedingungen aus haherdimensionaleren. Die Bedingung an einen Karper starr zu sein in der Mechanik starrer Karper und die Inkompressibilitat in der Hydromechanik stellen zwei Beispiele dar. Ein freies Teilchen auf einer Sphare ist ein weiteres Beispiel. Typischerweise gliedern sich die Zwangsbedingungen in zwei Klassen: Holonome Zwangsbedingungen sind solche, die an den Konfigurationsraum des Systems gestellt werden, z.B. die im vorangehenden Abschnitt erwahnt wurden. Andere, wie z.B. Zwangsbedingungen fur rollende Korper, stellen auch Bedingungen an die Geschwindigkeiten. Diese Zwangsbedingungen werden nichtholonom genannt. Eine holonome Zwangsbedingung kannen wir fUr unsere Zwecke durch Angabe einer Untermannigfaltigkeit N C Q einer gegebenen Konfigurationsmannigfaltigkeit Q definieren. (Allgemein formuliert, stellt eine holonome Zwangsbedingung ein integrables Unterbiindel von TQ dar.) Mit der natiirlichen Inklusion TN c TQ kann eine Lagrangefunktion L : TQ -+ ffi. auf TN eingeschrankt werden. Die resultierende Lagrangefunktion bezeichnen wir mit LN. Nun haben wir zwei Lagrangesche Systeme, das zu Lund das
8.3 Systeme mit Zwangsbedingungen
247
zu LN geh6rige System. Beide seien regular. Jetzt setzen wir die zugeh6rigen Variationsprinzipien und die Hamiltonschen Vektorfelder in Beziehung. Sei N = rp-l (0) fUr einen Schnitt rp : Q -+ E*, der eine Abbildung in den Dualraum eines Vektorraumbtindels E tiber Q ist. Das Variationsprinzip ftir LN wird folgendermafien formuliert: (8.40) wobei tiber Kurven mit festen Endpunkten variiert wird und die Variation mit der Zwangsbedingung rp(q(t)) = 0 vertraglich ist. Nach dem Satz tiber die Lagrangeschen Multiplikatoren ist (8.40) zu
8 j[L(q(t),q(t)) - (A(q(t), t),rp(q(t)))] dt = 0
(8.41)
aquivalent, fUr eine Funktion A(q, t), die Werte im Btindel E annimmt und wobei tiber q in Q und Kurven A in E variiert wird. 5 In Koordinaten lautet (8.41) (8.42) Die zugehOrigen Euler-Lagrange-Gleichungen in den Variablen
l, Aa
sind (8.43)
und rpa
= o.
(8.44)
Diese werden als Gleichungen in den Unbekannten qi(t) und Aa(qi, t) angesehen. Wenn E ein triviales Btindel ist, so ist >. nur eine Funktion von t. G Obiges fassen wir folgendermaBen zusammen: Satz 8.3.3. Die Euler-Lagrange-Gleichungen fur LN auf einer Mannigfaltigkeit N C Q sind zu den Gleichungen (8.43) mit den Zwangsbedingungen rp = 0 iiquivalent.
Den Term -Aa8rpa/8qi interpretieren wir als ZwangskraJt, da es die Kraft ist, die zum Euler-Lagrange-Operator (siehe §7.8) im Raum ohne Zwangsbedingungen addiert wird, urn die Zwangsbedingungen zu erhalten. 1m nachsten Abschnitt werden wir die geometrische Interpretation dieser Zwangskrafte entwickeln. 5
6
Diese SchluBfolgerung setzt eine gewisse Regularitat des Lagrangeschen Multiplikators >. in t voraus. Indem man, wie im nachsten Satz, >. mit den Zwangskraften in Zusammenhang bringt, laBt sich zeigen, daB diese Annahme gerechtfertigt ist. Die Kombination £ = L-)..a<pa gehOrt zur Routhkonstruktion fUr eine Lagrangefunktion mit zyklischen Variablen, siehe §8.9.
248
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Man beachte, daB [, = L - >..aipa, als eine Lagrangefunktion in q und >.., in >.. nicht regular ist, d.h., die Zeitableitung von>.. tritt nicht auf, so daB ihr konjugierter Impuls tra Null sein muB. Fassen wir [, als in TE definiert auf, so lautet die zugehOrige Hamiltonfunktion auf T* E formal
1-l(q,p, >.., 7r) = H(q,p) + >..aipa,
(8.45)
wobei H die zu L gehOrige Hamiltonfunktion ist. Man muB bei der Interpretation der Hamiltonschen Gleichungen etwas vorsichtig sein, denn [, ist nicht regular. Die allgemeine, sich auf diese Situation beziehende Theorie ist die Diracsche Theorie der Zwangsbedingungen, die wir in §8.5 diskutieren. 1m gegenwartigen Kontext ist diese Theorie ziemlich einfach: Man nennt die durch tra = 0 definierte Menge C c T* E die Primiirzwangsmenge. Sie ist das Bild der Legendretransformation, vorausgesetzt, daB die ursprugliche Lagrangefunktion L regular ist. Die kanonische Form fl ist auf C zuruckgezogen, urn eine prasymplektische (also eine geschlossenen, aber moglicherweise ausgeartete) Bilinearform flc zu erhalten, und man sucht ein X 1{, fur das (8.46) gilt. In diesem FaIle resultiert aus der Ausgeartetheit von flc keine Gleichung fur >.., d.h., die Evolution von>.. ist unbestimmt. Die anderen Hamiltonschen Gleichungen sind zu (8.43) und (8.44) aquivalent, womit in diesem Sinne die Lagrangesche und die Hamiltonsche Darstellung immer noch aquivalent sind. Ubungen Ubung 8.3.1. Bestimme die zweite Ableitung von ha in (xo, >"0) und stelle einen Zusammenhang zwischen dem Ergebnis und der Hessematrix mit Randbedingungen her. Ubung 8.3.2. Leite die Gleichungen fur ein einfaches Pendel mithilfe des Satzes uber die Lagrangeschen Multiplikatoren her und vergleiche diese mit denjenigen, die man mithilfe der verallgemeinerten Koordinaten erhalt. Ubung 8.3.3 (Neumann [1859]).
(a) Leite die Bewegungsgleichungen fur ein Teilchen mit der Masse eins her, das sich unter dem EinfluB eines quadratischen Potentials Aq· q, q E ]R.n auf der Sphare sn-l bewegt. Dabei solI A eine feste, reellwertige Diagonalmatrix sein. (b) Bilde die Matrizen X = (qi qj) und P = (qi qj - qj dotqj). Zeige, daB das System in (a) zu X = [P, X], P = [X, A] aquivalent ist. (Dies wurde zuerst von K. Uhlenbeck entdeckt.) Oder, was gleichbedeutend ist, zeige die Giiltigkeit der folgenden Gleichung:
(- X + P>" + A>" 2)" = [-X + P>" + A>" 2, - P - A>"].
8.4 Bewegung mit Zwangsbedingungen in einem Potentialfeld (c) Zeige, daB
1 E(X, P) = -4Sp(P2)
249
1
+ 2Sp(AX)
die Gesamtenergie dieses Systems ist. (d) Zeige, daB flir k = 1, ... , n - 1
f k (X , P) =
1 2(k + 1) Sp
k
L
i=O
i+j+l=k-1 i,j, l ~ 0
k i - '" ~ AiXA - +
AipAjPA1
auf dem FluB zum Problem von C. Neumann erhalten bleibt (Ratiu [1981b]).
8.4 Bewegung mit Zwangsbedingungen in einem Potentialfeld 1m letzten Abschnitt sahen wir, wie man die Gleichungen fur ein System mit Zwangsbedingungen in der Beschreibung durch die Variablen aus dem umgebenden Raum erhalt. Wir setzen diese Untersuchungen hier fort, indem wir den Spezialfall der Bewegung in einem Potentialfeld untersuchen. Dazu werden wir mithilfe geometrischer Methoden die Zusatzterme bestimmt, also die Zwangskrafte, die zu den Euler-Lagrange-Gleichungen hinzugefligt werden mussen, um zu garantieren, daB die Zwangsbedingungen erfullt sind. Sei Q eine (schwach) Riemannsche Mannigfaltigkeit, N C Q eine Untermannigfaltigkeit und (8.47) lP': (TQ)IN ---+ TN die orthogonale Projektion von TQ auf TN, die punktweise auf N definiert ist. Sei L : TQ ---+ lK eine Lagrangefunktion der Form L = K - V 0 TQ, also von der Form kinetischer minus potentieller Energie. Die zu der kinetischen Energie zugehOrige Riemannsche Metrik ist mit ((,)) bezeichnet. Die Einschrankung LN = LITN ist ebenfalls von der Form kinetischer minus potentieller Energie mit der auf N induzierten Metrik und dem Potential VN = VIN. Wir wissen aus §7, daB fur die Energie EN von LN die Beziehung (8.48) gilt, wobei SN der Spray der Metrik auf N und ver(·) der vertikale Lift ist. Wir wissen schon, daB die Integralkurven von (8.48) Losungen der EulerLagrange-Gleichungen sind. Sei nun S der geodatische Spray auf Q.
250
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Beachte zuerst, daB VVN und VV in sehr einfacher Weise zusammenhangen: Fur q E N ist VVN(q) = IP'. [VV(q)]. Folglich steckt das Hauptproblem im geodatischen Spray.
= TIP' 0 S in Punkten von TN.
Proposition 8.4.1. Es gilt SN
Beweis. Fur diesen Beweis konnen wir das Potential ignorieren und L = K setzen. Sei R = TQIN, so daBIP': R --+ TN ist. Da Seine Gleichung zweiter Ordnung ist, gilt somit
TIP': TR --+ T(TN), Jedoch ist TR
= {w
S: R --+ T(TQ) E T(TQ)
I TTQ(W)
und
TTQ
0
S = Id.
E TN}.
Somit gilt S(TN) c TR und folglich macht TlP'oS in Punkten von TN Sinn. 1st v E TQ und W E Tv(TQ), so gilt Eh(v) . W = ((v, TvTQ(w))). Sei i : R --+ TQ die Inklusion. Wir behaupten: (8.49) Fur v E R und W E TvR erhalt man mit der Definition des Pullbacks 1P'*8 LITN(V) . W = ((JlDv, (TTQ Da auf R die Beziehungen TQ wird aus (8.50)
0
0
TIP') (w))) = ((lP'v, T(TQ
0
1P')(w))).
(8.50)
IP' = TQ und IP'* = IP' gelten und W E TvR ist,
lP'*8 LITN(V)· W = ((lP'v, TTQ(W))) = ((V,lP'TTQ(W))) = 8L{v) . W = (i*8d(v) . w.
= ((v, TTQ(W)))
Bildet man von (8.49) die auBere Ableitung, so erhalt man (8.51 ) Insbesondere gilt dann fur v E TN, W E TvR und z E Tv(TN) und mit der Definition des Pullbacks und (8.51) [h(v)(w, z) = (i* [h)(v)(w, z) = (IP'* DLITN )(v)(w, z)
= DLITN(IP'v)(TIP'(w), TIP'(z)) =
DLITN(V)(TIP'(w), z).
(8.52)
Da S und SN Hamiltonsche Vektorfelder fUr E und EITN sind, gilt jedoch dE(v) . z = DL(V)(S(v), z) = DL1TN(V)(SN(V), z). Aus (8.52) folgt
8.4 Bewegung mit Zwangsbedingungen in einem Potentialfeld
251
DLITN(V)(TlP'(S(v)), z) = Ddv)(S(v), z) = DL1TN(V)(SN(V), z), und da DLITN schwach nichtausgeartet ist, erhalten wir somit die gewiinschte Relation
SN = TlP'o S.
•
Korollar 8.4.1. Mit v E TqN gilt:
(i) (S - SN)(V) ist der vertikale Lift des Vektors Z(v)
E
TqQ zu v,
(ii) Z( v) -.l TqN und (iii) Z (v) = - V'v v + lP'(V'v v) entspricht bis auf ein Vorzeichen dem N ormal-
anteil von V'vV, wozu v in V'vv auf ein zu N tangentiales Vektorfeld auf Q erweitert wird. Beweis. (i) Da TTQ(S(V))
= v = TTQ(SN(V))
ist, gilt
TTQ(S - SN)(V) = 0, also ist (S - SN ) (v) vertikal. Die Aussage folgt nun aus den Bemerkungen im AnschluB an Definition 7.7.l. (ii) Fur u E TqQ ist TlP' . ver( u, v) ver(lP'u, v)
= ver(lP'u, v),
= dd (v + tlP'u) I t
t=O
denn es gilt
= dd lP'( v + tu) I
= TlP' . ver( u, v).
t
t=O
(8.53)
Nach Teil (i) gilt fUr ein Z(v) E TqQ die Gleichung S(v) - SN(V) = ver(Z( v), v), weshalb wir mit der letzten Proposition, (8.53) und lP' 0 lP' = lP' folgendes erhalten: ver (lP'Z (v), v) = TlP' . ver(Z( v), v)
Somit ist lP'Z(v) =
°
= TlP'(S(v) - SN(V)) = TlP'(S(v) - TlP' 0 S(v)) = 0.
und es gilt Z(v) -.l TqN.
(iii) Sei v(t) eine aus Tangentialvektoren an N bestehende Kurve, sei also v(t) = c(t) mit c(t) E N. Dann gilt nach (7.42) in einer Karte
S(c(t), v(t)) = (c(t), v(t), v(t), I'c(t) (v(t), v(t))) . Erweitern wir v(t) zu einem Vektorfeld v auf Q tangential zu N, so erhalten wir in einer Standardkarte laut (7.56)
V'vv = -I'c(v,v)
+ Dv(c)· v =
-I'c(v,v)
+
dv dt
252
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
und damit auf TN
dv
S(v) = dt -ver(\7vv,v). Da dv/dt E TN ist, erhalten wir mit (8.53) und der vorherigen Proposition
und folglich nach Teil (i)
ver(Z( v), v) = S( v) - SN( v) = ver( - \7 vV + JP\7 vv, v).
•
Die Abbildung Z : TN --+ TQ wird die Zangskraft genannt. Wir werden weiter unten zeigen: Falls die Kodimension von N in Q eins ist, entspricht
wobei das Einheitsnormalenvektorfeld n zu N in Q ist, dem Negativen der zur zweiten Fundamentalform von N in Q zugehorigen quadratischen Form. Dieses Resultat stammt von GauB. (Die zweite Fundamentalform, die angibt, wie stark N innerhalb Q "gekrummt" ist, werden wir bald definieren.) Es ist nicht von vornherein klar, daB der Ausdruck JP(\7 vV) - \7 v nur von den Wert en von v in einzelnen Punkten abhangt, dies folgt aber aus der Identifikation mit
Z(v). Urn die obige Aussage zu beweisen, verwenden wir die Tatsache, daB die Levi-Civita-Ableitung fur Vektorfelder u,v,w E X(Q) die Gleichung
W[(u,v)] = (\7 w u,v)
+ (u, \7 w v),
(8.54)
erfullt, wie leicht nachzuprufen ist. Seien nun u und v zu N tangentiale Vektorfelder und sei n das Einheitsnormalenvektorfeld zu N in Q. Die Gleichung (8.54) ergibt dann (8.55) (\7 vu, n) + (u, \7 vn) = O. Die zweite Fundamentalform wird in der Riemannschen Geometrie fur u, v und n wie oben als die Abbildung
(u,v)
f-t
-(\7 u n,v)
(8.56)
definiert. Es ist ein klassisches Ergebnis, daB diese Bilinearform symmetrisch ist und somit eindeutig durch Polarisierung aus ihrer quadratische Form - (\7 vn, v) hervorgeht. In Hinblick auf die Gleichung (8.55) konnen wir diese quadratische Form auch alternativ als (\7 vv, n) schreiben, was nach Multiplikation mit n gerade - Z( v) entspricht. Damit ist das oben Behauptete bewiesen.
8.5 Diracsche Zwangsbedingungen
253
Wir erwahnten schon, daB diese Diskussion der zweiten Fundamentalform auf der Annahme beruht, daB die Kodimension von N in Q eins ist. Unsere Diskussion der Zwangskrafte bedarf jedoch keiner solchen Einschrankung. Interpretiere wie zuzuvor Z (v) als diejenige Zwangskraft, die benotigt wird, damit die Teilchen in N bleiben. Beachte, daB N genau dann total geodatisch ist (d.h., Geodaten in N sind Geodaten in Q), wenn Z = 0 gilt. Interessante Untersuchungen zu dem Problem, wie man die Konvergenz von Losungen im Grenzfall starker Zwangskrafte zeigt, findet man in Rubin und Ungar [1957], Ebin [1982] und van Kampen und Lodder [1984]. Ubungen Ubung 8.4.1. Berechne die Zwangskraft Z und die zweite Fundamentalform fur die Sphare vom Radius R im ]R3. Ubung 8.4.2. Sei L eine regulare Lagrangefunktion auf TQ und N c Q. Sei ferner i : TN -+ TQ die Einbettung von N C Q und fh die Langrangesche 2-Form auf TQ. Zeige, daB i*Sh die Langrangesche 2-Form [2LITN auf TN ist. Zeige unter der Voraussetzung, daB L hyperregular ist, daB die Legendretransformation eine symplektische Einbettung T* N C T*Q definiert. Ubung 8.4.3. Betrachte den
]R3
und die Hamiltonfunktion
mit q = (ql, q2, q3). Zeige, daB die Hamiltonschen Gleichungen im ]R3 automatisch T* S2 erhalten und die Gleichungen fur das spharische Pendelliefern, wenn man sie auf diese invariante (symplektische) Untermannigfaltigkeit einschrankt. (Hinweis: Verwende die Formulierung der Lagrangegleichungen mit Zwangsbedingungen aus §8.3.) Ubung 8.4.4. Wiederhole das Problem von C. Neumann aus Ubung 8.3.3 und lOse es jetzt mithilfe des Korollars (8.4.1) und der Interpretation der Zwangskraft durch die zweite Fundamentalform.
8.5 Diracsche Zwangsbedingungen 1st (P, [2) eine symplektische Mannigfaltigkeit, so wird eine Untermannigfaltigkeit S C Peine symplektische Untermannigfaltigkeit genannt, wenn w := i* [2 eine symplektische Form auf S ist, wobei i : S -+ P die Inklusion ist. Folglich besitzt Seine Poissonklammerstruktur. Ihren Zusammenhang mit der Klammerstruktur auf P spiegelt eine Gleichung von Dirac [1950] wider, die wir in diesem Abschnitt herleiten werden. Die Motivation zur Arbeit
254
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
von Dirac stammt aus der Untersuchung von Systemen mit Zwangsbedingungen, insbesondere relativistischen Problemen, bei denen das System auf einen Unterraum S des Phasenraumes gezwungen wird (Literaturhinweise und Informationen findet man in Gotay, Isenberg und Marsden [1997]). Untersuchen wir nun den endlichdimensionalen Fall. Der Leser mage die koordinatenfreie, unendlichdimensionale Version mithilfe der Bemerkung 1 unten untersuchen. Die Diracsche Formel. Sei dim P = 2n und dim S = 2k. Wahle fur eine Umgebung eines Punktes Zo von S Koordinaten zl, ... ,z2n auf P in denen S durch Z2k+l = 0, ... , z2n =
°
gegeben ist. Also sind Zl, ... ,Z2k lokale Koordinaten fUr S. Betrachte nun die Matrix mit den Eintragen
Seien die Koordinaten so gewahlt, daB cij eine in Zo und somit auch in einer Umgebung von Zo invertierbare Matrix ist. (Es ist leicht einzusehen, daB solche Koordinaten immer existieren.) [Cij (z) 1bezeichne die Inverse von cij. Sei F eine glatte Funktion auf P und FIS ihre Einschrankung auf S. Wir sind sowohl an einem Zusammenhang von X F1s mit X F , als auch ein einen zwischen den Klammern {F, G}IS und {FIS, GIS} interessiert. Proposition 8.5.1 (Die Diracsche Klammerformel). In einer wie oben beschrieben Koordinatenumgebung und fur z E S gilt
2n
XFls(z) = XF(z) -
I:
{F, Zi}Cij(Z)Xzj (z)
(8.57)
i,j=2k+1 und
{FIS,GIS}(z) = {F,G}(z) -
2n
I:
{F,i}Cij(z){zj,G}.
(8.58)
i,j=2k+l Beweis. Um (8.57) zu beweisen, zeigen wir, daB die rechte Seite die Bedingung fUr XF1s(Z) erfullt, namlich daB es ein Vektorfeld auf S ist und daB fUr
v
E
TzS
wz(XFIS(z), v) = d(FIS)z . v
(8.59)
gilt. Da S symplektisch ist, gilt
wobei (TzS)D das orthogonale Komplement bzgl.
[2
ist. Mit
8.5 Diracsche Zwangsbedingungen
255
erhalten wir
TzP 1st
7r z :
TzS EB (TzS)n.
=
(8.60)
TzP ---+ TzS der zugehOrige Projektor, so liiBt sich (8.61 )
zeigen. Also ist (8.57) tatsachlich eine Formel fur 7rz in Koordinaten. Entsprechend ist dann die Projektion auf (TzS)n durch 2n
(Id -
7r
L
z )XF(z) =
{F, i}Cij(z)Xzj (z)
(8.62)
i,j=2k+1
gegeben. Urn (8.62) zu beweisen, mussen wir zeigen, daB die rechte Seite (i) ein Element von (TzS)n ist, (ii) XF(Z) entspricht, falls XF(Z) E (TzS)n ist und
(iii) 0 ist, falls XF(z)
E
TzS ist.
Urn (i) zu beweisen, bemerke man, daB XK(z) E (TzS)n hei:f3t, daB fur alle v E T z S also
dK(z) . v = 0
gilt. Fur K = zj, j = 2k + 1, ... , 2n ist jedoch K == 0 auf S und folglich gilt dK(z) . v = O. Also ist Xzj (z) E (TzS)n und (i) ist gultig. Nun zeigen wir (ii). 1st XF(Z) E (TzS)n, dann gilt
dF(z)·v=O und das insbesondere flir v = 8j8z i , i = 1, ... ,2k. Daher k6nnen wir fur
zES
2n
dF(z) =
L
aj dz j
(8.63)
ajXzj (z)
(8.64)
j=2k+l
und somit
2n
XF(z)
L
=
j=2k+l
schreiben. Die aj sind durch Paarung von (8.64) mit dz i , i = 2k + 1, ... ,2n 2n
- (dzi,XF(z)) = {F,zi} =
L
j=2k+l
2n
aj{zj,zi} =
L
j=2k+l
ajCji,
256
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
bzw.
2n
aj =
L
{F,Zi}Cij
(8.65)
i=2k+l
bestimmt, womit (ii) gezeigt ist. AbschlieBend beweisen wir noch (iii): DaB Xp(z) E TzS = ((TzS)n)n ist, heiBt, daB Xp(z) zu jedem Xzj mit j = 2k + 1, ... ,2n bzgl. [2 orthogonal ist. Daraus resultiert, daB {F, zj} = 0 ist, also die rechte Seite von (8.62) verschwindet. Wir haben die Gleichung (8.62) damit bewiesen. Also gilt auch (8.57). Die Gleichung (8.58) folgt dann mit {FIS,GIS} = w(XPls,Xcls) und durch Einsetzen von (8.57). Damit verschwinden die letzten beiden Terme. • {FIS, GIS}(z) in Gleichung (8.58) ist zu FIS, GIS und S koordinatenfrei. Die Klammer hangt nicht davon ab, wie FIS und GIS von Funktionen auf S auf Funktionen F, G auf P erweitert werden. Fur {F, G}(z) allein stimmt dies allerdings nicht, {F, G}( z) hiingt von den Erweiterungen abo Durch den Zusatzterm in (8.58) hebt sich diese Abhangigkeit wieder auf. Bemerkungen 1. Wir schreiben jetzt (8.58) koordinatenfrei. Sei S = 'IjJ-l(mo), wobei 'IjJ : P --+ Meine Submersion auf S ist. Sei fUr z E S und m = 'IjJ(z)
(8.66) durch (8.67) mit F, G E F(M) gegeben. Sei femer C m invertierbar mit der "Inversen"
dann ist {FIS, GIS}(z) = {F, G}(z) - C;l(Tz'IjJ· Xp(z), Tz'IjJ· Xc(z)).
(8.68)
2. Man kann die Diracsche Formel auf anderem Wege herleiten und formulieren, namlich mithilfe von komplexen Strukturen. Sei ((,)) zein inneres Produkt auf TzP und ]z : TzP --+ TzP eine orthogonale Transformation, die ]; = -Id und, wie in §5.3, fur aIle U,V E TzP (8.69) erfullt. Mit der Inklusion i induziert. Es gelte
S --+ P werden wie oben auf S Strukturen w=
i*[2.
(8.70)
8.5 Diracsche Zwangsbedingungen
257
1st w nichtausgeartet, so definieren (8.70) und die induzierte Metrik eine zugehOrige komplexe Struktur OC auf S. Bilde in einem Punkt z E S gerade ]z den Tangentialraum TzS in sich ab, und sei OC z die Einschrankung von ]z auf TzS. Damit erhalten wir dann in z
Also stimmt die symplektische mit der orthogonalen Projektion iiberein. Mit (8.61) und, wie schon weiter oben beschrieben, mithilfe von Koordinaten, in denen aber auch die Xzj (z) orthogonal sind, kommen wir auf 2n
XF1s(Z) = XF(Z) -
L
(XF(Z),Xzj(z))Xzj(z)
j=2k+1 2n
= XF(z) +
L
!.?(XF(z),r1Xzj(z))Xzj·
(8.71)
j=2k+l
Dies entspricht (8.57) und liefert somit auch (8.58), denn die symplektische Paarung der beiden Seiten von
rl X zj (z)
2n
=-
L
XZi (z)Cij(z)
(8.72)
i=2k+l
mit Xzp ergibt jeweils
c5f.
3. Hinsichtlich des Zusammenhanges zwischen der Poissonreduktion und der Diracschen Formel verweisen wir auf Marsden und Ratiu [1986]. Beispiele
Beispiel 8.5.1 (Holonome Zwangsbedingungen). Holonome Zwangsbedingungen kann man folgendermaBen mithilfe der Diracschen Formel behandeln: Sei N c Q wie in §8.4, also TN c TQ. Mit der 1nklusion i : N -t Q erhalt man (Ti)*fh = fhN' indem man das folgende kommutative Diagramm verwendet: Ti TN TQIN lFLN
1
T*N
llFL Projektion
T*QIN
Dies macht TN zu einer symplektischen Untermannigfaltigkeit von TQ und somit kann dann die Diracsche Formel angewandt werden, womit wir wieder (8.48) erhalten. Siehe Ubung 8.4.2.
258
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Beispiel 8.5.2 (Die KdV-Gleichung). Angenommen 7 man beginnt mit einer Lagrangefunktion der Form
L(vq ) = (a(q), v) - h(q),
(8.73)
wobei a eine 1-Form und heine Funktion auf Q ist. Die Gleichung (8.73) lautet in Koordinaten (8.74) Die zugehOrigen Impulse sind Pi
=
aL
aqi
= ai,
d.h.
P = a(q)
(8.75)
und die Euler-Lagrange-Gleichungen lauten
also ist
aai.j aaj. j _ aqj q - aqi q -
ah aqi .
Dies k6nnen wir auch anders formulieren. Mit vi
(8.76)
= qi gilt (8.77)
1st da nichtausgeartet auf Q, dann definiert (8.77) die Hamiltonschen Gleichungen fUr ein Vektorfeld v auf Q mit der Hamiltonfunktion h und der symplektischen Form DO! = -da. Diese Reduktion von TQ auf Q und die Art, wie man mithilfe den nicht regularen Lagrangefunktionen versucht, auf ein Hamiltonsches System zu kommen, ist fur die Diracsche Theorie charakteristisch. Hier ist die Primarzwangsmannigfaltigkeit der Graph von a. Falls wir auf dieser die Hamiltonfunktion bilden, d.h., die Hamiltonfunktion auf die Primarzwangsmannigfaltigkeit einschranken, so erhalten wir (8.78) also gilt H = h, wie uns (8.77) vermuten lies. Urn die KdV-Gleichung ut+6uux+uxxx = 0 in diesen Kontext zu bringen, sei u = 'lj;x. Also ist 'lj; ein unbestimmtes Integral fur u. Man erkennt, daB die KdV-Gleichung die Euler-Lagrange-Gleichung fUr (8.79) 7
Wir danken P. Morrison und M. Gotay fUr die folgende Bemerkung zur KdVGleichung mit Zwangsbedingungen, siehe auch Gotay [1988].
8.6 Zentrifugal- und Corioliskriifte ist, also liefert 6 J L dt = 0 die Beziehung 'l/Jxt + 6'I/Jx'I/Jxx KdV-Gleichung fUr u entspricht. a ist hier durch
259
+ 'l/Jxxxx = 0, was der (8.80)
gegeben, womit nach Formel 6 aus der Tabelle in §4.4
(8.81 ) also die symplektische Struktur der KdV-Gleichung (3.17) folgt. Zudem liefert (8.78) die Hamiltonfunktion (8.82) die mit der Hamiltonfunktion aus Beispiel (3.2.3) in §3.2 iibereinstimmt. Ubungen Ubung 8.5.1. Leite die Formel (8.48) aus (8.57) her. Ubung 8.5.2. Leite die Diracsche Formel fiir die beiden folgenden FaIle her:
(a) T*8 1 C T*JR. 2 und
(b) T* 8 2 C T*JR.3. In beiden Fallen ist zu beachten, daB die Einbettung von der Metrik Gebrauch macht. Beziehe die Berechnung auf die aus Ubung 8.4.2.
8.6 Zentrifugal- und Corioliskrafte In diesem Abschnitt werden wir in elementarer Weise die Ideen diskutieren, die den Zentrifugal- und Corioliskraften zugrunde liegen. Hier beschreiben wir die Dynamik aus der Sicht eines rotierenden Beobachters und im nachsten Abschnitt aus der eines rotierenden Systems. Rotierende Bezugssysteme. Sei Vein dreidimensionaler orientierter Raum, der mit einem inneren Produkt ausgestattet ist, den wir als den "Inertialraum" ansehen. Sei 'l/Jt eine Kurve in SO(V), der Gruppe der orientierungserhaltenden orthogonalen linearen Transformationen von V nach V, und sei X t das (moglicherweise zeitabhangige) Vektorfeld zum FluB 'l/Jt, d.h.,
(8.83)
260
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
oder dazu aquivalent (8.84) Die Differentiation der Orthogonalitatsbedingung 7/Jt . 7/J[ = Id zeigt, daB X t schiefsymmetrisch ist. Ein Vektor w im dreidimensionalen Raum definiert mithilfe des Kreuzproduktes durch w(v) = w x v eine schiefsymmetrische (3 x 3)-Matrix w. Umgekehrt kann jede schiefsymmetrische Matrix eindeutig in dieser Foem dargestellt werden. Wie wir spater (in §9.2, insbesondere Gleichung (9.11)) sehen werden, ist dies ein fundamentaler Zusammenhang zwischen der Liealgebra der Rotationsgruppe und dem Kreuzprodukt. Diese Beziehung wird auch eine Schlusselrolle in der Dynamik starrer Korper spielen. Insbesondere konnen wir die schiefsymmetrische Matrix X t folgendermaBen darstellen: Xt(v) = w(t) x v, (8.85) wodurch der momentane Rotationsvektor w(t) definiert wird. Sei {el,e2,ed ein festes Orthonormalsystem (bzw. Inertialsystem) in V und {~i = 7/Jt(ei) Ii = 1,2,3} das zugehOrige rotierende Bezugssystem. Sei q = (ql, q2, q3) der zu einem gegebenen Punkt v E V durch v = qiei definierte Vektor im JR3 und sei qR E JR3 der zugehOrige Koordinatenvektor, der die Komponenten des gleichen Vektors v im rotierenden System darstellt. Also ist v = qk~i. Sei ferner At = A(t) die Matrix von 7/Jt bzgl. der Basis ei, = A{ej. Dann gilt d.h.,
ei
(8.86) und in Matrixschreibweise lautet dann (8.84) A
W
= A·t A~l t .
(8.87)
Das N ewtonsche Gesetz fUr rotierende Bezugssysteme. Der Punkt v(t) bewege sich gemaB dem zweiten Newtonschen Axiom mit einer potentiellen Energie U(v) in V. Die zugehorige induzierte Funktion auf dem JR3 sei U(q). Mit ihr formulieren wir das Newtonsche Gesetz
mq =
-\7U(q),
(8.88)
was den Euler-Lagrange-Gleichungen fur L(q,4)
= ; (4,4) - U(q)
(8.89)
oder den Hamiltonschen Gleichungen fur 1
H(q,p) = 2m (p,p)
+ U(q)
(8.90)
8.6 Zentrifugal- und Corioliskriifte
261
entspricht. Urn die Gleichung fiir qR zu £lnden, differenzieren wir (8.86) nach der Zeit und erhalten
(8.91 ) bzw.
(8.92) wobei wir unter MiBbrauch der Notation mit W auch die Darstellung von w im festen Koordinatensystem ei verwenden. Durch Differentiation von (8.92) ergibt sich
q = W x q + w x
q = W x q + w x (w x q) + 2(w x At
(8.93)
Die Winkelgeschwindigkeit im rotierenden Bezugssystem ist (siehe (8.86))
-l WR = A t w,
(8.94)
Differenziert man (8.94) nach der Zeit, ergibt sich
W = AtWR + AtWR = AtAtlW + AtWR = AtWR, denn es gilt AtAtlW so kommt man auf
= w x w = O. Multipliziert man dann (8.93) mit A t l ,
Atlq = WR x qR + wR Da
mq = -VU(q)
(8.95)
X
(WR x qR) + 2(WR x
(8.96)
ist, erhalten wir
(8.97) wobei UR das rotierte Potential ist, welches durch das zeitabhiingige Potential
(8.98) de£lniert wird. Somit ist auch VU(q) = AtVUR(qR). Deshalb wird aus dem Newtonschen Gesetz (8.88) mit (8.97)
mqR + 2(WR x m
X
qR
d.h.,
mqR = - VUR(qR, t) - mWR x (WR x qR) - 2m(wR x
(8.99)
womit die Bewegungsgleichungen vollstandig durch rotierte GraBen ausgedriickt sind.
262
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Die virtuellen Krafte. Es machen sich drei Arten von "ScheinkriiJten" bemekbar, wenn wir versuchen (8.99) mit ma = F zu identifizieren:
(i)
Zentrifugalkraft
(ii)
Corioliskraft
2mqR x WR,
(iii)
Eulersche Kraft
mqR x WR.
Beachte, daB die Corioliskraft 2mw R x qR orthogonal zu W R und mqR wirkt, wahrend die Zentrifugalkraft
in der von WR und qR aufgespannten Ebene liegt. Beachte auch, daB die Eulersche Kraft aus der Beschleunigung der Rotation stammt. Lagrangesche Form. Man machte verstehen, in welchen Sinne (8.99) Lagrangesch oder Hamiltonsch ist. Dazu verwenden wir zunachst den Lagrangeformalismus, der sich als der einfachere herausstellen wird. Wir setzen (8.92) in (8.89) ein, urn die Lagrangefunktion durch rotierte GraBen auszudrticken: L
= ; (w x q + AtqR,w x q + AtqR) - U(q) = ; (WR
X
qR
+ qR,wR
X
+ qR)
qR
- UR(qR, t),
(8.100)
wodurch eine neue (zeitabhangige!) Lagrangefunktion L R (qR, qR, t) definiert wird. Bemerkenswert ist, daB (8.99) genau den Euler-Lagrange-Gleichungen fUr LR entspricht, d.h., (8.99) ist zu d fJL R
fJL R
fJqk
fJqk
dt
aquivalent, wie auch schon gezeigt wurde. Spielt man mit dem Gedanken gleich im Variationsprinzip eine zeitabhangige Transformation durchzufUhren, wird man feststellen, daB dies auch zum Ziel ftihrt. Hamiltonsche Form. Urn zu verstehen, in welcher Weise (8.99) Hamiltonsch ist, ftihrt man die Legendretransformation von LR durch. Der konjugierte Impuls ist fJL R . (8.101) PR=-fJ. =m(wRxqR+qR), qR also ist die Hamiltonfunktion von der Gestalt HR(qR,PR)
= (PR,qR) -LR 1
1
m
m
= - (PR, PR - mWR x qR) - -2 (PR, PR) + UR(qR, t)
=
1 2m (PR,PR)
+ UR(qR,t)
- (PR,WR x qR).
(8.102)
8.6 Zentrifugal- und CorioliskriiJte
263
Folglich entspricht (8.99) den kanonischen Hamiltonschen Gleichungen mit der Hamiltonfunktion (8.102) und mit der kanonischen symplektischen Form. 1m allgemeinen ist HR zeitabhangig. Alternativ erhalten wir mit dem Impulsshift
(8.103) die Hamiltonfunktion
HR(qR,PR):= HR(qR,PR) 1
m
= 2m \PR,PR} + UR(qR) - "211wR x qRII· 2
(8.104)
Dies ist die iibliche Darstellung "kinetische plus potentielle Energie", jetzt wird das Potential aber noch durch das Zentrifugalpotential mllwR x qRI1 2 /2 zum effektiven Potential erweitert und die kanonische symplektische Struktur
wird mithilfe des Lemmas zum Impulsshift oder direkt auf die Form
transformiert, wobei Es gilt
Eijk
der total antisymmetrische Tensor dritter Stufe ist.
(8.105) wobei *w R die zum Vektor W R zugehOrige 2-Form und (8.105) von der gleichen Form wie der entsprechende Ausdruck fUr ein Teilchen im Magnetfeld ist (§6.7). 1m allgemeinen ist der Impulsshift (8.103) zeitabhangig, weshalb bei der Interpretation, in welchem Sinne die Gleichungen fiir jJ R und qR Hamiltonsch sind, Vorsicht geboten ist. Die Gleichungen sollten in folgender Weise bestimmt werden: Sei X H ein Hamiltonsches Vektorfeld auf P und (t : P -+ P eine zeitabhiingige Abbildung mit dem Erzeuger yt. Es gelte also
(8.106) Sei jetzt (t fiir alle t symplektisch. 1st i(t)
= XH(Z(t)) und set zen wir w(t) =
(t(z(t)), so erfiillt w die Gleichung (8.107) also gilt
(8.108) wobei K = H 0 (t- 1 ist. Der zusatzliche Term yt in (8.108) entspricht in dem hier betrachteten Beispiel der Eulerschen Kraft.
264
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Bisher haben wir ein starres System aus der Sicht von verschiedenen rotierenden Beobachtern beschrieben. Analog kann man Systeme betrachten, die seIber einer Rotation unterliegen, wie z.B. das Foucaultsche Pendel. Es ist klar, daB in den beiden Fallen ein unterschiedliches physikalisches Verhalten beobachtet werden kann. Das Foucaultsche Pendel und das Beispiel aus dem nachsten Abschnitt zeigen, daB man reale physikalische Effekte erhalten kann, wenn man ein System rotieren laBt. Naturlich konnen rotierende Beobachter nichttriviale Veranderungen in der "Beschreibung" eines Systems aber keinerlei physikalische Veranderung bewirken. Trotzdem untersucht man rotierende Systeme wie oben gezeigt. Wie wir gesehen haben, stellt die Transformation der Lagrangefunktion die einfachste Herangehensweise dar. Es bietet sich an, als ein einfaches und konkretes Beispiel dafiir, nochmals §2.1O zu lesen. Ubungen Ubung 8.6.1. Verallgemeinere die Diskussion zum Newtonschen Gesetz fur ein rotierendes Bezugssystem zunachst anhand einer direkten Berechnung und dann mit dem Lagrangeformalismus auf den Fall eines sich in einem Magnetfeld bewegenden Teilchens, das von einem rotierenden Beobachter aus gesehen wird.
8.7 Die geometrische Phase fUr ein Teilchen in einem Reifen Diese Diskussion orientiert sich an Berry [1985]. Es werden aber einige kleine (von Marsden, Montgomery und Ratiu [1990] stammende) Veranderungen vorgenommen, urn die Ergebnisse geometrisch interpretieren zu konnen. Die Abbildung 8.2 zeigt einen ebenen Reifen (der nicht notwendigerweise kreisfOrmig ist), in dem eine Perle reibungsfrei gleitet. k
c~ s
Rg q'(s)
Abb. 8.2. Ein gleitendes Teilchen in einem rotierenden Reifen.
8.7 Die geometrische Phase fur ein Teilchen in einem Reifen
265
Wahrend die Perle gleitet, dreht sich der Reifen mit der Winkelgeschwindigkeit w(t) = O(t)k urn einen Winkel e(t) in der Ebene. Bezeichne s die Bogenlange entlang des Reifens, gemessen von einem Bezugspunkt auf dem Reifen, und sei q(s) der Vektor vom Ursprung zum entsprechenden Punkt auf dem Reifen. Dann wird die Form des Reifens durch diese Funktion q( s) festgelegt. Der Einheitstangentenvektor ist q' (s) und die Position des Bezugspunktes q(s(t)) bzgl. eines im Raum fest en Koordinatensystems ist Re(t)q(s(t)), wobei Re die Drehung in der Reifenebene urn einen Winkel e ist. Es gilt .
1
ReR; q = w x q und Rew = w. Die Bewegungsgleichungen. Der Konfigurationsraum ist eine feste geschlossene Kurve (der Reifen) in der Ebene mit Lange f. Die Lagrangefunktion L(s, s, t) entspricht der kinetischen Energie des Teilchens. Wegen
:t Re(t)q(s(t))
=
Re(t)q'(s(t))s(t) + Re(t) [w(t) x q(s(t))],
ist die Lagrangefunktion (8.109) Der zu s konjugierte Impuls ist p = aLias, d.h., p
= mq, . [q,.s + w x q] = mv,
(8.110)
wobei v die Komponente der Geschwindigkeit tangential zur Kurve aus der Sicht des Inertialsystems ist. Die Euler-Lagrange-Gleichungen
d aL dt as
aL as
bekommen die Gestalt d
-[q'. (q's+w x q)] = (q's+w x q). (q"s+w x q'). dt Mit IIq'I1 2 = 1, der Folgerung q' . q" = 0 und durch weitere Vereinfachung erhalten wir s + q' . (w x q) - (w x q) . (w X q') = O. (8.111) Der zweite Ausdruck in (8.111) ist die Euler- und der dritte die Zentrifugalkraft. Da w = Ok ist, konnen wir (8.111) auch folgendermaBen formulieren:
s = 02 q . q' - eq sin 0:, wobei
0:
wie in Abb. 8.2 und q = Ilqll ist.
(8.112)
266
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Die Mittelung.
Aus (8.112) und der Taylorformel mit Restglied erhalten
WIr
S(t) = So + sot +
it
(t -T){8(T)2q(S(T)) . q'(S(T)) - O(T)q(S(T)) sina(S(T))} dT.
(8.113)
Die Winkelgeschwindigkeit 8 und die Beschleunigung 0seien im Vergleich zur Teilchengeschwindigkeit klein, so daB wir nach dem Mittelungssatz (siehe z.B. Hale [1963]) die von S abhiingigen GraBen in (8.113) durch ihre Mittelwerte auf dem Reifen ersetzen kannen:
'ttl ~ ·'0 + ·;ot +
l'
(t - T)
l T)~ l
{O(T)2~ -ii(
q. q'd.,
q(s) ,in a(.,) d., } dT.
(8.114)
Technische Zusatze. Wir werden nun auf das Wesentliche bei diesen Mittelungsprozessen hinweisen. Sei dazu g(t) eine sich schnell andernde Funktion, deren Oszillationen der GraBe nach durch eine Konstante C beschrankt sind, und f(t) eine sich langsam andernde Funktion auf dem Intervall [a, b]. Sei ferner [a, fJ] eine Periode von g. Dann gilt
J:
J:
f(t)g(t) dt
~g
g = fJ -1 a
lf3 g(t) dt
wobei
f(t) dt,
(8.115)
a
der Mittelwert von gist. Die Annahme, daB die Oszillationen von 9 durch C beschrankt sind, heiBt
Ig(t) -
J:
gl :::; C
fur aIle t E [a,fJ]·
Der Fehler in (8.115) ist f(t)(g(t) - g) dt und wir zeigen jetzt, daB sein Absolutbetrag beschrankt ist. Sei M das Maximum von f auf [a, fJ] und m das Minimum. Dann gilt
i(3 f(t)[g(t) - g] dt = J: (f(t) - m)[g(t) - g] dt :::; (fJ - a)(M - m)C :::; (fJ - a)2 DC,
wobei D das Maximum von If'(t)1 fur a:::; t :::; fJ ist. Nun werden diese Fehler in jeder einzelnen Periode uber ganz [a, b] aufsummiert. Da der Erwartungswert des Fehlers das Quadrat von fJ - a als Faktor hat, erhalt man immer noch einen kleinen Wert, wenn die Periode von 9 gegen Null geht. Wir substituieren S fur t in (8.113), mitteln und rucksubstituieren dann.
8.7 Die geometrische Phase fur ein Teilchen in einem Reifen
267
Die Phasenformel. Das erste innere Integral tiber s in (8.114) verschwindet (da der Integrand (dlds)llq(s)112 ist) und das zweite ist 2A, wobei A die von dem Reifen eingeschlossene Flache ist. Partielles Integrieren liefert
(8.116) unter der Voraussetzung, daB der Reifen in der Zeit T eine vollstandige Umdrehung vollftihrt. Setzen wir (8.116) in (8.114) ein, so kommen wir auf 2A·
47fA
s(T) ~ So + soT + -yeoT - -g-'
(8.117)
wobei eo = e(O) ist. Die Anfangsgeschwindigkeit der Perle bzgl. des Reifens ist so, wahrend ihre Komponente entlang der Kurve bzgl. des Inertialsystems (siehe (8.110))
Vo = q'(O)· [q'(O)so +wo x q(O)] = So + wOq(so) sina(so)
(8.118)
ist. Wir ersetzen nun So in (8.117) durch die Formulierung von Vo aus (8.118), mitteln tiber aIle Anfangsbedingungen und erhalten somit 47fA
(s(T) - So - voT) = --g-'
(8.119)
was bedeutet, daB zwischen dem rotierten und dem unrotierten Reifen im Mittel eine Positionsverschiebung von 47f AIg auftritt. Falls eo = 0 ist (der Fall, von dem Berry [1985] ausgeht), dann ist keine Mittelung tiber die Anfangsbedingungen notig. Diese zusatzliche Lange 47f AIg wird manchmal die geometrische Phase oder die Hannay-Berry-Phase genannt. Dieses Beispiel kann auf eine ganze Reihe interessanter klassischer und auch quantenmechanischer Effekte, wie z.B. auf das Foucaultsche Pendel und den Aharonov-Bohm-Effekt angewandt werden. Der Effekt ist als Holonomie bekannt und kann als ein Beispiel ftir eine Rekonstruktion im Kontext von Symmetrie und Reduktion angesehen werden. Ftir weitere Informationen und zusatzliche Literaturhinweise verweisen wir auf Aharonov und Anandan [1987], Montgomery [1988], Montgomery [1990] und Marsden, Montgomery und Ratiu [1989, 1990]. Verwandte Ideen aus der Dynamik der Solitonen findet man in Alber und Marsden [1992].
Ubungen Ubung 8.7.1. Untersuche die Dynamik eines Balls in einem langsam rotierenden, ebenen Reifen, nach der im oben vorgestellten Methode. Betrachte nun eine Rotation des Reifens urn eine Achse, die nicht senkrecht zu der Reifenebene ist, sondern einen Winkel emit der Normalen bildet. Berechne ftir dieses Problem die geometrische Phase.
268
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Ubung 8.7.2. Untersuche die geometrische Phase fur ein Teilchen in einem Reifen von beliebiger Form,s der sich so dreht, daB seine Rotationen eine geschlossene Kurve in SO(3) bilden. Ubung 8.7.3. Untersuche die Dynamik eines Balles in einem langsam rotierenden, ebenen Reifen, wie im Text. Betrachte diesmal ein geladenes Teilchen mit der Ladung e und ein Magnetfeld B = 'V x A in der Nahe des Reifens. Berechne fUr dieses Problem die geometrische Phase.
8.8 Bewegte Systeme Das Teilchen in einem rotierenden Reifen stellt ein Beispiel fur ein rotiertes, oder allgemeiner, ein bewegtes System dar. Weitere Beispiele sind das Pendel auf einem Karussell (Ubung 8.8.4) und eine Flussigkeit auf einer rotierenden Sphare (wie z.B. die Ozeane und die Atmosphare auf der Erde). Wir betonten schon, daB diese Systeme nicht mit solchen verwechselt werden durfen, wo sich die Beobachter drehen! Die Drehung eines Systems kann reale physikalische Auswirkungen wie z.B. Passatwinde und Orkane auf der Erde zur Folge haben. In diesem Abschnitt entwickeln wir eine allgemeine Theorie solcher Systerne. Unsere Absicht ist es, zu zeigen, wie man systematisch die Lagrangefunktionen und die zugehOrigen Bewegungsgleichungen fUr sich bewegende Systeme, wie z.B. Fur "die Perle im Reifen" aus dem letzten Abschnitt, herlei ten kann. Damit werden wir auch denjenigen Leser vorbereiten, der wissen will, wo bei der Untersuchung von sich bewegenden Systemen Phasen auftreten (Marsden, Montgomery und Ratiu [1990]).
Die Lagrangefunktion. Betrachte eine Riemannsche Mannigfaltigkeit S, eine Untermannigfaltigkeit Q und einen Raum M der Einbettungen von Q in S. Sei mt E Meine gegebene Kurve. Bewegt sich ein Teilchen in Q entlang einer Kurve q(t) und unterliegt Q wiederum der Bewegung mt, so wird der Weg des Teilchens in S durch mt(q(t)) gegeben. Demzufolge ist die Geschwindigkeit in S (8.120) wobei Zt(mt(q)) = (djdt)mt(q) ist. Betrachte eine Lagrangefunktion aufTQ von der ublichen Form "kinetische minus potentielle Energie": (8.121) wobei Vein gegebenes Potential auf Q und U ein gegebenes Potential auf S ist. 8
Gemeint ist eine glatte, geschlossene Kurve im R3 (Anm. des Ubersetzers).
8.8 Bewegte Systeme
269
Die Hamiltonfunktion. Wir berechnen nun die zu der Lagrangefunktion gehorige Hamiltonfunktion, indem wir die zugehorige Legendretransformation durchfuhren. Bilden wir die Ableitung von (8.121) nach v in Richtung von W, so erhalten wir
8L mt . W = p' W = \ Tq(t)mt· v + Zt (mt ( ) -8q(t)))T ,Tq(t)mt' W
,
mt(q(t)) (8.122) wobei p. W die ubliche Paarung zwischen dem Kovektor p E T;(t)Q und dem Vektor wE Tq(t)Q ist, \, )mt(q(t)) die Metrik auf Sin mt(q(t)) darstellt und T die mithilfe der Metrik von S in mt(q(t)) orthogonal auf den Tangentialraum Tmt(Q) projiziert. Wir versehen Q mit der durch die Abbildung mt induzierten (moglicherweise zeitabhangigen) Metrik. Mit anderen Worten: Wir wahlen diejenige Metrik auf Q, die mt fur alle t zu einer Isometrie macht. Mit dieser Definition liefert (8.122) V
also ist (8.123) wobei D der Operator ist, der mithilfe der Metrik auf Q den Index in q(t) senkt. Physikalisch heif3t dies: 1st S der IR 3 , dann ist p der Anfangsimpuls (vgl. das Beispiel mit dem Reifen im vorherigen Abschnitt). Der Zusatzterm Zt(mt(q))T gehort zu dem sogenannten Cartanzusammenhang auf dem Bundel Q x M --t M mit dem durch Z(m) I--t (Tm- 1 . Z(m?, Z(m)) definierten Horizontallift. (Bei Marsden und Hughes [1983] findet man einige Aspekte des Cartanschen Beitrags.) Die zugehOrige Hamiltonfunktion (die durch die Standardbeschreibung H = pv - L gegeben ist) bekommt auch einen gemischten Term und erhalt somit die Form (8.124) wobei das zeitabhangige Vektorfeld Zt auf Q durch
Zt(q) = (Tq(t)mt) -1 . [Zt(mt(q)]T definiert ist und P(Zt(q))(q,p) = \P, Zt(q)) und zf die Komponenten senkrecht zu mt(Q) sind. Das Hamiltonsche Vektorfeld dieses gemischten Terms, namlich Xp(Zt) ' stellt die nichtinertialen Krafte dar und wird ublicherweise auch als ein Horizontallift des Vektorfeldes Zt bzgl. eines gewissen Zusammenhanges auf dem Bundel T*Q x M --t M, der sich direkt aus dem Cartanzusammenhang ergibt, aufgefaf3t.
270
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
Bemerkungen zur Mittelung. Sei G eine Liegruppe, die Hamiltonsch aufT*Q wirkt und Ho (definiert durch 2 = 0 und U = 0 in (8.124)) invariant laBt. (Liegruppen werden im nachsten Kapitel diskutiert, deshalb kannen diese Bemerkungen beim erst en Lesen ubergangen werden.) In unseren Beispielen ist G entweder ~, der auf durch den FluB des Hamiltonschen Vektorfeldes auf T*Q wirkt (wie beim Reifen) oder eine Untergruppe der Isometriegruppe von Q, die V und U invariant laBt und durch den Kotangentiallift auf T*Q wirkt (wie beim Foucaultschen Pendel). Auf jeden Fall gehen wir davon aus, daB G ein invariantes MaB besitzt, bzgl. dem wir mitteln kannen. Nach dem "Mittelungsprinzip" (siehe dazu z.B. Arnold [1989]) ersetzen wir H mt durch seinen G-Mittelwert
Fur (8.125) werden wir annehmen, daB der Term ~ (112/112) klein ist und somit vernachHissigt werden kann. Also definieren wir:
H(q,p, t) =
1
"2llpl12 -
{P(Zt)) + V(q) + (U(mt(q)))
= Ho(q,p) - {P(Zt)) + {U(mt(q))).
(8.126)
Betrachte die Dynamik auf T*Q x M, gegeben durch das Vektorfcld (8.127) Das Vektorfeld (8.128) das aus den durch die superpositionierte Darstellung der Bewegung des Systems resultierenden Zusatztermen besteht, kann auf naturliche Weise als der Horizontallift von Zt bzgl. eines Zusammenhanges auf T*Q x M, den man durch Mittelung uber den Cartanzusammenhang erhalt und den CartanHannay-Berry-Zusammenhang nennt, interpretiert werden. Die Holonomie dieses Zusammenhanges ist die Hannay-Berry-Phase eines sich langsam bewegenden Systems mit Zwangsbedingungen. Weitere Details zu dieser Methode lassen sich bei Marsden, Montgomery und Ratiu [1990] finden. Ubungen Ubung 8.8.1. Betrachte ein Teilchen in einem Reifen, wie in §8.7. Dafur identifiziere man alle GraBen in der Formel (8.121) und drucke die Lagrangefunktion (8.109) durch diese Identifikationen aus. Ubung 8.8.2. Betrachte ein Teilchen in einen rotierenden Reifen, der in §2.8 diskutiert wurde. (a) Verwende dazu die Hilfsmittel aus diesem Abschnitt.
8.9 Routhreduktion
271
(b) Angenommen, der Reifen rotiert frei. Konnen dann die Hilfsmittel aus Teil (a) noch verwandt werden? Falls dies der Fall ist, berechne man die neue Lagrangefunktion und zeige inwiefern sich diese beiden Fallen unterscheiden. (c) Untersuche in der Weise wie in §2.8 die Gleichgewichtspunkte des freien Systems. Tritt in diesem System eine Bifurkation auf? Ubung 8.8.3. Formuliere anhand der Ideen aus diesem Abschnitt die Gleichungen flir das Foucaultsche Pendel. Ubung 8.8.4. Betrachte nun wieder das mechanische System aus Ubung 2.8.6, jetzt aber mit einem sphiirischen Pendel am Rotationsarm. Untersuche die geometrische Phase bei einer vollen Umdrehung des Rotationsarmes. (Flihre es vielleicht sogar aus!) 1st der Term IIZt-112 in diesem Beispiel wirklich klein?
8.9 Routhreduktion Eine abelsche Version der Lagrangereduktion kannte schon Routh urn 1860. Ein moderner Zugang wurde spater in Arnold [1988] formuliert und, davon motiviert, geometrisierten Marsden und Scheurle [1993a] die Routhsche Methode und verallgemeinerten sie auf den nichtabelschen Fall. In diesem Abschnitt liefern wir eine element are klassische Beschreibung zur Vorbereitung auf hoherentwickelte Reduktionsprozeduren, wie z.B. die Euler-Poincare-Reduktion in Kap. 13. Sei Q ein Produkt einer Mannigfaltigkeit S mit k Kreisen Sl, gelte also Q = S X (Sl X .•. X Sl). Die Koordinaten von S, den wir den Formenmum nennen, bezeichnen wir mit Xl, ... ,xm und die der anderen Faktoren mit (}1, ... ,(}k. Einige oder sogar alle der Sl-Faktoren konnen wir durch lR ersetzten und, falls benotigt, etwas modifizieren. Wir nehmen an, daB die Variablen (}a, a = 1, ... ,k zyklisch sind, d.h., sie treten nicht explizit in der Lagrangefunktion auf, obwohl ihre Geschwindigkeiten in der Lagrangefunktion vorkommen. Mit dem Wissen aus Kap. 9 konnen wir verstehen, daB die Invarianz von L unter der Wirkung der abelschen Gruppe G = Sl X ... X Sl eine andere Formulierungsmoglichkeit daflir ist, daB (}a zyklische Variablen sind. Diese Sichtweise flihrt schlieBlich zu tieferen Einsichten. Hier jedoch konzentrieren wir uns auf einige grundlegende, explizite Rechnungen in Koordinaten. Eine element are Klasse von Beispielen (zu der auch die Ubungen 8.9.1 und 8.9.2 gehOren) ist die der Lagrangefunktionen L von der Form "kinetische minus potentielle Energie":
272
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
wobei tiber a und f3 von 1 bis m und tiber a und b von 1 bis k summiert wird. Selbst in einfachen Beispielen wie dem doppelten sphiirischen Pendel oder dem einfachen Pendel auf einem Wagen (Ubung 8.9.2) konnen die Matrizen ga(3, gaa und gab von x abhangen. Da die ga zyklisch sind, sind die zugehOrigen konjugierten Impulse Pa
=
aL aiJ a
(8.130)
ErhaltungsgroBen. 1m FaIle der Lagrangefunktion (8.129) sind die Impulse durch Pa
= gaa x·a + gab g·b
gegeben. Definition 8.9.1. Die klassische Routhfunktion ist dadurch definiert,
daft man Pa = /-la konstant hiilt und eine partielle Legendretransformation in den Variablen ga durchfuhrt: R"(x, x)
=
[L(x, x, iJ) - /-laiJ a] I
~
,
(8.131)
Pa~"a
wobei vorausgesetzt ist, daft man die Variable iJa mithilfe der Gleichung Pa /-la eliminiert und /-la als konstant ansieht.
=
Betrachte nun die Euler-Lagrange-Gleichungen d aL dt ax a
aL ax a
----=0.
(8.132)
Wir versuchen Gleichungen ftir eine Funktion zu formulieren, aus der iJa eliminiert wurde, und behaupten, daB gerade die Routhfunktion R" diese Gleichungen erftillt. Urn dies zu zeigen, set zen wir R" in die Euler-LagrangeGleichungen ein und verwenden die Kettenregel: -d
dt
(aR") -ax a
aR" -ax a
Der erste und der dritte Ausdruck verschwinden wegen (8.132) und mit /-la = Pa heben sich dann auch die tibrigen Terme weg. Also haben wir die folgende Proposition bewiesen: Proposition 8.9.1. Euler-Lagrange-Gleichungen (8.132) fur L(x, x, iJ) zu-
sammen mit den Erhaltungsgesetzen Pa = /-la entsprechen den Euler-LagrangeGleichungen fur die Routhfunktion R"(x, x).
8.9 Routhreduktion
273
Die Euler-Lagrange-Gleichungen fur RIl- werden die reduzierten EulerLagrange- Gleichungen genannt, denn der Konfigurationsraum Q mit den Variablen (xa,oa) wurde auf S mit den Variablen x a reduzierl. Hinsichtlich der Notation in den nachstehenden Betrachtungen treffen wir die folgenden Vereinbarungen: gab bezeichne die Komponenten der inversen Matrix der (m x m)- Matrix [gab], entsprechend bezeichne gaf3 die der Inversen der (k x k)-Matrix [gaf3j. Wir werden nicht die Komponenten der Inversen der gesamten Matrix auf Q verwenden, weshalb keine Verwechslungsgefahr besteht. Proposition 8.9.2. Fur die durch (8.129) gegebene Lagmngefunktion List (8.133)
wobei VIl-(x) = V(x)
+ ~gabJ.laJ.lb
das effektive Potential ist. Beweis. Da J.la = gaaxa
+ gabOb ist, gilt (8.134)
Setzen wir dies in die Definition von RIl- ein, so erhalten wir
RIl-(x,x) =
1 2gaf3Xaj;!3
+ (gaaxa) (gacJ.lc -
+ 21 gab (gacJ.lc -
gacgcf3xf3)
gacgcf3xf3) (ldJ.ld _ldgd,,!x"!)
- J.la (gacJ.lc - gacgcf3xf3) - V(x). Die in
x linearen Terme lauten
die in
x quadratischen hingegen
und -VIl-(x) hangt nur von x ab, wie gefordert.
•
Es fallt auf, daB RIl- einen in der Geschwindigkeit linearen Term hinzubekommen hat und sowohl das Potential, als auch die Matrix der kinetischen Energie (die M assenmatrix) modifiziert wurden. Der in den Geschwindigkeiten lineare Term hat die Form A~J.laxa, wobei A~ = gabgba ist. Der Euler-Lagrange-Ausdruck fur diesen Term lautet
274
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
d Aa a A a .{3 _ (aA~ aAi3) .{3 dt OIJLa - axOI {3JLa x ax{3 - axOl JLa X . Wir bezeichnen ihn mit B~{3JLai;f3. Zum Beispiel ist dann B~{3 die auBere Ableitung der I-Form A~dxOI. Die Gr6Ben A~ werden die ZusammenhangskoefJizienten und die B~{3 die K rilmmungskoefJizienten genannt. Fuhren wir die durch Entfernen der in x linearen Terme modifizierte (einfachere) Routhfunktion
~
RJ-" =
(gOl{3 - gaOl gab gb(3) XOI X{3 - VJ.t (X)
ein, so erhalten die Gleichungen die Gestalt
!!... aRP dt axOl
_ aRJ.t _ _ Ba x{3 axOl OI{3f1a,
(8.135)
die eine sinnvolle koordinatenfreie Schreibweise und Verallgemeinerung auf den Fall der nichtabelschen Gruppen darstellen. Die Zusatzausdrucke haben die Struktur von magnetischen und Coriolistermen, auf die wir schon weiter oben bei verschiedenen Betrachtungen gestoBen sind. Obiges weist darauf hin, daB hinter dem scheinbar einfachen ProzeB der Routhreduktion eine ganze Menge Geometrie versteckt ist. Insbesondere spielen die Zusammenhiinge A~ und ihre Krummungen B~{3 eine wichtige Rolle in allgemeineren Theorien, wie z.B. solche, die nichtabelsche Symmetriegruppen (z.B. die Rotationsgruppe) verwenden. Ein anderer Hinweis auf allgemeinere Theorien stellt die Tatsache dar, daB wir den kinetischen Term in (8.133) auch in der folgenden Form
~(XOI 2
'
_Aax<5) (gOl{3 <5 ga{3
90lb) ( x{3. ) gab - A~x'Y '
(8.136)
schreiben k6nnen, wodurch ebenfalls zum Ausdruck kommt, daB er positiv definit ist. Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich Routh sehr fur rotierende mechanische Systeme interessiert, z.B. fUr solche, bei denen der Drehimpuls erhalten bleibt. In diesem Kontext verwendet er den Begriff "steady motion" fur Bewegungen, die einer gleichf6rmigen Rotation urn eine feste Achse entsprechen. Diese konnen wir mit Gleichgewichtszustiinden der reduzierien Euler-Lagmnge- Gleichungen identijizieren. Da der Coriolisterm die Energieerhaltung nicht beeintrachtigt (dies sahen wir schon fruher anhand der Dynamik eines Teilchens in einem Magnetfeld), k6nnen wir den Lagrange-Dirichlet-Test verwenden, urn damit zu folgendem SchluB zu kommen: Proposition 8.9.3 (Das Routhsche Stabilitatskriterium). GleichjOrmige Bewegungen entsprechen kritischen Punkten Xe eines effektiven Potentials Vw 1st d2VJ.t(xe) positiv dejinit, dann ist die gleichjOrmige Bewegung Xe stabil.
8.9 Routhreduktion
275
Wenn allgemeinere Symmetriegruppen auftreten, spricht man eher von einem relativen Gleichgewichtszustand, als von gleichformiger Bewegung, ein Wechsel in der Terminologie, der auf Poincare urn 1890 zuruckgeht. Hier setzt eine hOherentwickelte Theorie der Stabilitat an, die bis auf die in §1.7 kurz dargestellte Energie-Impuls-Methode fUhrt. Ubungen Ubung 8.9.1. Fuhre die Routhreduktion fur das spharische Pendel durch. Ubung 8.9.2. Fuhre die Routhreduktion fur das ebene Pendel auf einem Wagen durch, siehe Abb. 8.3.
m
g
l = Pendellaenge m = Masse des Pendelkoerpers
M
= Masse des Wagen
g = Schwerebeschleunigung -r~~
____
~~
____________
~~'S
Abb. 8.3. Ein Pendel auf einem Wagen.
Ubung 8.9.3 (Das Zwei-Korper-Problem). Berechne das effektive Potential fUr die ebene Bewegung eines Teilchens in einem Zentralpotential V(r). Vergleiche das Ergebnis mit dem "effektiven Potential", das man z.B. bei Goldstein [1980] findet. Ubung 8.9.4. Sei L eine Lagrangefunktion auf TQ und sei
wobei Aa eine IRk -wertige I-Form auf TQ und
f.1
E IRh ist.
(a) Formuliere das Hamiltonsche Prinzip fUr L als ein Lagrange-d'AlembertPrinzip fUr H/'. (b) Sei iII' die zu HP gehOrige Hamiltonfunktion. Zeige, daB die ursprunglichen Euler-Lagrange-Gleichungen fUr L in der folgenden Form geschrieben werden konnen:
276
8. Variationsprinzipien, Zwangsbedingungen und rotierende Systeme
9. Liegruppen
Urn auf die nachsten Kapitel vorzubereiten, stellen wir hier einige grundlegende Tatsachen liber Liegruppen zusammen. Andere Darstellungen und zusatzliche Details findet man in Abraham und Marsden [1978], Olver [1986] und Sattinger und Weaver [1986]. Insbesondere benotigen wir in diesem Buch nur die wichtigsten Teile der allgemeinen Theorie und eine Kenntnis einiger der einfacheren Gruppen wie der Dreh- und der Euklidischen Gruppe. Dies sind einige Beispiele flir das Auftreten von Liegruppen in der Mechanik:
Impuls und Drehimpuls. Der Impuls und der Drehimpuls sind die zu den Gruppen der raumlichen Translationen und Rotationen gehorenden ErhaltungsgroBen. Der starre Korper. Betrachte einen freien, starren Korper, der urn seinen im Koordinatenursprung ruhenden Schwerpunkt rotiert. "Frei" heiBt, daB keine auBeren Krafte auf den Korper wirken, "starr", daB der Abstand zweier beliebiger Punkte des Korpers wahrend der Bewegung unverandert bleibt. Betrachte einen Punkt X des Korpers zur Zeit t = O. Seine Position zur Zeit t sei f(X, t). Aus der Bedingung, daB der Korper starr ist und der Annahme einer glatt en Bewegung folgt, daB f(X, t) = A(t)X mit einer eigentlichen Drehung A(t) ist, also einem Element der eigentlichen Drehgruppe SO(3) des ]R3, den orthogonalen (3 x 3)-Matrizen mit Determinante 1. Wir werden zeigen, daB die Menge SO(3) eine dreidimensionale Liegruppe ist. Da sie jede mogliche Lage des Korpers beschreibt, dient sie als Konfigurationsraum. Die Gruppe SO(3) spielt jedoch auch eine duale Rolle als Symmetriegruppe, da dieselbe physikalische Bewegung beschrieben wird, wenn wir die Koordinatenachsen drehen. Ais Symmetriegruppe fiihrt SO(3) zur Erhaltung des Drehimpulses. Der schwere Kreisel. Betrachte einen starren Korper, der sich mit einem festen Aufpunkt unter dem EinfluB der Schwerkraft bewegt. Der Konfigurationsraum ist hier wieder SO(3), die Symmetriegruppe ist jedoch nur noch die Kreisgruppe S1 der Rotationen urn die Schwerkraftachse. Man sagt, die Gravitation hat die Symmetrie von SO(3) zu S1 gebrochen. Hier flihrt das "Eliminieren" der S1-Symmetrie zunachst unerklarlicherweise zu der groBeren Euklidischen Gruppe SE(3) der starren Bewegungen im ]R3. Dies ist eine Konsequenz der allgemeinen Theorie von semidirekten Produkten (vergleiche J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
278
9. Liegruppen
die Einleitung, wo gezeigt wurde, daB die Gleichungen des schweren Kreisels fur SE(3) als Lie-Poisson-Gleichungen geschrieben werden konnen, sowie Marsden, Ratiu und Weinstein [1984a,1984b]). Inkompressible Fliissigkeiten. Sei D ein mit einer stromenden inkompressiblen Fliissigkeit gefulltes Gebiet im ffi,3, das frei von au£eren Kraften ist. Bezeichne TJ(X, t) die Trajektorie eines Flussigkeitsteilchens, das sich zur Zeit t = 0 bei XED befindet. Fur festes t ist die durch TJt(X) = TJ(X, t) definierte Abbildung TJt ein Diffeomorphismus von D. Da die Flussigkeit inkompressibel ist, gilt sogar TJt E DiffYo1(D), der Gruppe der volumenerhaltenden Diffeomorphismen von D. Also ist der Konfigurationsraum des Problems die unendlichdimensionale Liegruppe Diffyol (D). Die Verwendung von Diffyol (D) als Symmetriegruppe fuhrt zum Thomsonschen Wirbelsatz als einem Erhaltungsgesetz. Vergleiche Marsden und Weinstein [1983]. Kompressible Fliissigkeiten. In diesem Fall bildet die ganze Diffeomorphismengruppe Diff( D) den Konfigurationsraum. Die Symmetriegruppe besteht aus den dichteerhaltenden Diffeomorphismen Diffg(D). Die Dichte spielt hier eine ahnliche Rolle wie die Schwerkraft beim schweren Kreisel und fuhrt wie auch im nachsten Beispiel wieder zu semidirekten Produkten. Magnetohydrodynamik (MHD). Dieses Beispiel ist das einer kompressiblen Flussigkeit aus geladenen Teilchen mit einer dominanten elektromagnetischen Kraft, die von dem durch die Teilchen selbst produzierten magnetischen Feld herruhrt (moglicherweise in Verbindung mit einem au£eren Feld). Der Konfigurationsraum bleibt Diff(D), die Bewegung der Fliissigkeit ist aber mit dem magnetischen Feld (aufgefa£t als 2-Form auf D) gekoppelt. Die Maxwell-Vlasov-Gleichungen. Sei f(x, v, t) die Dichteverteilung eines kollisionsfreien Plasmas. Die Funktion f entwickelt sich in der Zeit im Rahmen einer zeitabhangigen kanonischen Transformation auf dem ffi,6, dem (x, v)-Raum. Die Entwicklung von f kann mit anderen Worten durch ft = TJ; fo beschrieben werden, wobei fo der Anfangswert fur f, It der Wert zur Zeit t und TJt eine kanonische Transformation ist. Also spielt die Gruppe der kanonischen Transformationen Diffkan (ffi,6) eine wichtige Rolle. Die Maxwellsche Gleichungen. Die Maxwellschen Gleichungen der Elektrodynamik sind invariant unter Eichtransformationen, bei denen das magnetische (oder Vierer-)Potential gema£ A H A + 'V tp transformiert wird. Diese Eichgruppe ist eine unendlichdimensionale Liegruppe. Die zu der Eichsymmetrie gehOrende Erhaltungsgro£e ist in diesem Fall die Ladung.
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften Definition 9.1.1. Eine Liegruppe ist eine (Banach-}Mannigfaltigkeit G mit einer Gruppenstruktur, die mit der Struktur als M annigfaltigkeit vertriiglich ist, d.h. fur die die Gruppenmultiplikation
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
JL: G
X
G -+ G,
279
(g,h) r-+ gh,
eine glatte Abbildung ist. Die Abbildungen Lg : G -+ G, h r-+ gh und Rh : G -+ G, 9 r-+ gh heiBen Links- und Rechtstranslation. Beachte
Bezeichnet man mit e E G das neutrale Element, so gilt Le = Id = Re und damit auch (L g )-l = Lg~l und (Rh)-l = Rh~1. Also sind Lg und Rh fur beliebige 9 und h Diffeomorphismen. Beachte weiter, daB Lg 0 Rh = Rh 0 Lg ist, die Links- und die Rechtstranslation also vertauschen. Nach der Kettenregel gilt TghLg-l 0 ThLg = Th(Lg~l 0 Lg) = Id, ThLg ist also invertierbar. Genauso ist TgRh ein Isomorphismus. Wir zeigen nun, daB die Inversion I : G -+ G, 9 r-+ g-l eine glatte Abbildung ist. Wir fassen hierzu die Losung h der Gleichung
JL(g, h) = e als Funktion von 9 auf. Die partielle Ableitung nach h ist gerade ThL g, was ein Isomorphismus ist. Also ist nach dem Satz uber implizite Funktionen die Losung g-l eine glatte Funktion von g. Liegruppen konnen endlich- und unendlichdimensional sein. Beim ersten Lesen dieses Abschnitts kann Gals endlichdimensional angenommen werden. l Beispiele Beispiel 9.1.1. Jeder Banachraum V ist eine abelsche Liegruppe mit den Gruppenoperationen
JL: V x V -+ V,
JL(x,y) = x+y und
I: V -+ V,
I(x) = -x.
Das neutrale Element ist der Nullvektor. Wir nennen eine solche Liegruppe eine Vektorgruppe. 1
Wir weisen darauf hin, daB einige interessante unendlichdimensionale Gruppen (z.E. Diffeomorphismengruppen) keine Banach-Liegruppen im obigen (naiven) Sinn sind.
280
9. Liegruppen
Beispiel 9.1.2. Die Gruppe der linearen Isomorphismen von IR.n nach IR.n ist eine Liegruppe der Dimension n 2 , die wir die allgemeine lineare Gruppe nennen und mit GL (n, IR.) bezeichnen (nach dem Englischen "general linear group"). Sie ist eine offene Teilmenge des Vektorraums L(IR.n,IR.n) aller linearer Abbildungen von IR.n nach IR.n und somit eine glatte Mannigfaltigkeit, denn GL(n, IR.) ist das Urbild von IR. \ {O} unter der stetigen Abbildung A c-+ det A von L(IR.n, IR.n) nach R Fur A, B E GL( n, IR.) ist die Gruppenverknupfung die Komposition f-l: GL(n,IR.) x GL(n,IR.) -+ GL(n,IR.),
die durch (A, B) c-+ A 0 B gegeben ist. Die Inversion
I: GL(n,IR.) -+ GL(n,IR.) ist definiert durch Die Gruppenmultiplikation ist die Einschrankung der stetigen, bilinearen Abbildung
also ist f-l glatt und GL(n, IR.) eine Liegruppe. Das neutrale Element e ist die identische Abbildung auf dem IR.n. Wahlen wir eine Basis im JRn, konnen wir jedes A E GL( n, JR) durch eine invertierbare n x n- Matrix darstellen. Die Gruppenoperation ist dann die Matrizenmultiplikation f-l( A, B) = AB und die Inversion die fur Matrizen ubliche I (A) = A-I. Das neutrale Element ist die (n x n)- Einheitsmatrix. Die Gruppenoperationen sind offensichtlich glatt, da die Formeln fur die Multiplikation und Invertierung von Matrizen glatte (rationale) Funktionen der Matrixelemente sind. Beispiel 9.1.3. Analog zeigt man, daB fur einen Banachraum V die Gruppe GL(V, V) der invertierbaren Elemente in L(V, V) eine Banach-Liegruppe ist. Fur den Beweis, daB GL(V, V) offen in L(V, V) ist, siehe Abraham, Marsden und Ratiu [1988]. Weitere Beispiele werden im nachsten Abschnitt gegeben.
Karten. Zu einer gegebenen lokalen Karte auf G kann man unter Verwendung der Links- (oder Rechts- )translation einen vollstandigen Atlas auf der Liegruppe G konstruieren. Sei z.B. (U,!.p) eine Karte urn e E G und !.p: U -+ V. Definiere dann eine Karte (Ug, !.pg) urn 9 E G durch
und
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
281
Die Menge {(Ug, 'Pg)} bildet einen Atlas, wenn wir zeigen konnen, daB die Kartenwechsel
Diffeomorphismen (zwischen offenen Mengen in einem Banachraum) sind. Dies folgt jedoch aus der Glattheit der Gruppenmultiplikation und der Inversion.
Invariante Vektorfelder. Ein Vektorfeld X auf G wird linksinvariant genannt, wenn L;X = X fUr aIle g E Gist, d.h., wenn fur aIle h E G
gilt. Dann ist das Diagramm in Abb. 9.1 kommutativ. In Abb. 9.2 ist die geometrische Situation skizziert.
TG
G
TLg
-------+
TG
G
Abb. 9.1. Das kommutative Diagramm fUr ein linksinvariantes Vektorfeld.
Abb. 9.2. Ein linksinvariantes Vektorfeld.
Es bezeichne XL(G) die Menge der linksinvarianten Vektorfelder auf G. Fur g E G und X, Y E XL(G) ist dann
282
9. Liegruppen
also [X, Y] E XL(G). Somit ist XL(G) eine Unterliealgebra von X(G), der Menge aller Vektorfelder auf G. Zu jedem ~ E TeG definieren wir ein Vektorfeld XI; auf G durch
Dann gilt XI;(gh)
= TeLgh(~) = Te(Lg
0
Lh)(~)
= ThLg(TeLh(~)) = ThLg(XI;(h)), was zeigt, daB XI; links invariant ist. Die linearen Abbildungen
und (2 : TeG -t XL(G),
erftillen (1 0 (2 = IdTeG und (2 0 (1 TeG als Vektorraume isomorph.
~ r-t XI;
= IdxL(G)' Demzufolge sind XL(G) und
Die Liealgebra einer Liegruppe. durch
Definiere eine Lieklammer auf TeG
mit t;, 'T] E TeG und der Jacobi-Lieklammer [Xt;, X'1)l von Vektorfeldern. Dies macht TeG zu einer Liealgebra. (Liealgebren wurden in der Einftihrung definiert.) Wir haben also die Klammer auf TeG durch linksinvariante Fortsetzung definiert. Beachte, daB nach Konstruktion ftir alle ~, 'T] E TeG
gilt. Definition 9.1.2. Der Vektorraum TeG mit dieser Liealgebrenstruktur wird die Liealgebra von G genannt und mit 9 bezeichnet. Wenn wir die Menge XR(G) der rechtsinvarianten Vektorfelder auf G in analoger Weise definieren, erhalten wir einen Vektorraumisomorphismus ~ r-t YI; mit YI; = (TeRg)(~) zwischen TeG = 9 und XR(G). Auf diese Weise definiert jedes Element ~ E 9 ein Element YI; E XR(G) und ebenso ein Element XI; E XL(G). Wir werden zeigen, daB XI; und YI; durch (9.1) in Zusammenhang stehen, wobei I : G -t G die Inversion I(g) = g-l ist. Da I ein Diffeomorphismus ist, zeigt (9.1), daB 1* : XL(G) -t XR(G) ein
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
283
Vektorraumisomorphismus ist. Um (9.1) zu beweisen, beachte zunachst, daB fur U E TgG und.v E ThG die Ableitung der Multiplikationsabbildung durch
(9.2) gegeben ist. Zusatzlich ergibt die Ableitung der Abbildung 9 r-+ J-l(g,I(g)) = e fur alle U E TgG Dies und (9.2) liefert
TgI(u) = -(TeRg-1 o TgLg-l)(U) fur alle U E TgG. Folglich gilt fUr (I*X~)(g)
~ E
(9.3)
9 und 9 E G
= (TI 0 X~ 0 rl)(g) = Tg_d(X~(g-l)) = -(TeRg 0 Tg_ILg)(X~(g-l)) (nach (9.3)) = -TeRg(~) = -Y~(g) (da X~(g-l) = TeLg-1 (~))
und (9.1) ist bewiesen. Hieraus folgt fUr ~,1] E 9 -Y[~,ryl
= I*X[~,ryl = I*[X~,Xry] = [I*X~,I*Xry] = [-Y~, -Yry] = [Y~, Yry],
so daB Demzufolge ist die durch rechtsinvariante Fortsetzung von Elementen in 9 auf 9 definierte Lieklammer [, ]R
das Negative der durch linksinvariante Fortsetzung definierten, d.h. [~,1]]R:= -[~,1]].
Beispiele Beispiel 9.1.4. Fur eine Vektorgruppe V ist Te V ~ V. Man sieht leicht, daB das durch u E Te V definierte linksinvariante Vektorfeld das konstante Vektorfeld Xe (v) = u fUr alle v E V ist. Demzufolge ist die Liealgebra einer Vektorgruppe V wieder V selbst mit der trivialen Klammer [v, w] = 0 fur alle v, w E V. Wir sagen in diesem Fall, die Liealgebra ist abelsch. Beispiel 9.1.5. Die Liealgebra von GL(n,ffi.) ist der Vektorraum L(ffi.n,ffi.n) aller linearen Transformationen auf dem ffi.n mit der Kommutatorklammer [A,B] = AB - BA.
284
9. Liegruppen
Sie wird meist durch g[(n) bezeichnet. Urn dies einzusehen, erinnere man sich, daB GL( n, JR.) offen in L(JR., JR.) ist, also ist ihre Liealgebra als Vektorraum L(JR.n,JR.n). Urn die Klammer auszurechnen, beachte man, daB fur jedes ~ E L(JR.n, JR.n) durch
ein linksinvariantes Vektorfeld auf GL( n, JR.) definiert wird, denn fur alle B E GL(n, JR.) ist die Abbildung LB : GL(n, JR.)
-t
A H BA
GL(n,JR.),
eine lineare Abbildung und hieraus folgt
Demzufolge erhalten wir aus der lokalen Beziehung
[X, Y](x) = DY(x) . X(x) - DX(x) . Y(x) den Ausdruck
X1)(A) = Ary ist jedoch linear in A, genauso DX1)(I)·B = Bry, und demzufolge gilt und analog DX~(I)
. X1)(I) =
ry~.
Also ist die Lieklammer auf L(JR.n, JR.n) [~, ry]
= ~ry -ry~.
(9.4)
Beispiel 9.1.6. Wir konnen (9.4) auch in Koordinaten berechnen. Nach Wahl einer Basis im JR.n ist jedes A E GL(n,JR.) durch seine Komponenten A; mit (Av)i = A;v j (Summation uber j) festgelegt. Demzufolge hat ein Vektorfeld X auf GL(n, JR.) die Form X(A) = Li,j q(A)(8j8A;). Die Linksinvarianz ist nachgewiesen, wenn man eine Matrix (~;) findet, mit der fur alle A " i k 8 X(A) = 'L..., Ak~j 8Ai.
i,j,k
gilt. Ist Y(A) gilt
J
= Li,j,k A~ryj(8/8A;) ein anderes linksinvariantes Vektorfeld,
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
(XY)[f] =
LAi~; 8~~ [LA~rJ;
-- ~Ai cks;ls;j m 8f ~ k<"j uiumrJp 8Al
p
=
~
.
k
.
8f
~ Ak~j rJ~ 8Ai.
285
:lJ
. Abl't + (zwelte el ungen )
+ (zweite Ableitungen),
J
wobei wir 8A~/8Aj = 5~5!n verwendet haben. Demzufolge ist die Klammer das durch
gegebene linksinvariante Vektorfeld [X, Y]. Dies zeigt, daB wie zuvor die Klammer von Vektorfeldern die gewohnliche Kommutatorklammer von n x nMatrizen ist. Einparametrige U ntergruppen und die Exponentialabbildung. 1st Xe das linksinvariante Vektorfeld zu ~ E g, so existiert eine eindeutige Integralkurve '"Ye : lR -+ G von Xe zum Anfangswert '"Ye(O) = emit '"Y~(t) = Xebe(t)). Wir behaupten
'"Ye(s + t) = '"Ye(she(t), was bedeutet, daB '"Ye(t) eine glatte einparametrige Untergruppe ist. Tatsachlich sind beide Seiten als Funktion von t bei t = 0 gleich '"Ye(s), und beide erfUIlen aufgrund der Linksinvarianz von Xe die Differentialgleichung iJ'(t) = Xe(iJ(t)), also sind sie uberhaupt gleich. Die Linksinvarianz oder auch '"Ye(t + s) = '"Ye (the (s) zeigt daruber hinaus, daB '"Ye(t) fUr aIle t E lR definiert ist.
Definition 9.1.3. Die Exponentialabbildung exp : 9 -+ Gist definiert durch exp(~) = '"Ye(l).
Dann gilt auch exp(s~)
= '"Ye(s),
denn fur festes s E lR erfUllt die Kurve t die Differentialgleichung
t-+
'"Ydts), die bei t = 0 durch e geht,
Da '"Yse(t) dieselbe Differentialgleichung und Anfangsbedingung erfUIlt, folgt '"Yse(t) = '"Ye(ts). Setzt man t = 1, erhalt man exp(s~) = '"Ye(s). Die Exponentialabbildung bildet also die Gerade s~ in 9 auf diejenige einparametrige Untergruppe '"Ye(s) in Gab, die bei e tangential zu ~ ist. Aus
286
9. Liegruppen
der Linksinvarianz folgt, daB der FluB Fti; von Xi; die Bedingung Fhg) gFhe) = g'"'(i;(t) erfullt, es gilt also Fhg)
= gexp(t() = Rexpti;g.
Sei nun ,(t) eine einparametrige Untergruppe von G, insbesondere also ,(0) = e. Dann ist , = 'i; mit ( = ,'(0), denn die Ableitung von ,(t + s) = ,(th(s) bei s = 0 ergibt d,(t)
d
~ = ds
I8=0 L"((t)1'(s) = Te L y(t)1'' (0) = Xi; (!(t)) ,
d.h. , = 'i;, denn beide Seiten sind fur t = 0 gleich e. Mit anderen Worten: Alle einparametrigen Untergruppen von G sind von der Form exp t( fur ein ( E g. Da aIle fur Xi; bewiesenen Aussagen fur Yi; wiederholt werden konnen, hangt die Exponentialabbildung nicht davon ab, ob man die Liealgebra der Liegruppe durch linksinvariante oder durch rechtsinvariante Fortsetzung definiert. Aus der Glattheit der Gruppenoperationen und der glatten Abhangigkeit der Losungen einer Differentialgleichung von den Anfangsbedingungen folgt, daB exp (.) eine Coo-Abbildung ist. Differenzieren der Gleichung exp( s() = 'i; (s) nach s an der Stelle s = 0 liefert To exp = Id g . Demzufolge ist nach dem Satz uber implizite Funktionen exp (.) in einer Umgebung der Null in 9 ein lokaler Diffeomorphismus auf eine Umgebung von e in G. Mit anderen Worten, die Exponentialabbildung definiert eine lokale Karte fur G bei e. 1m Endlichdimensionalen nennt man die zu dieser Karte gehorenden Koordinaten die kanonischen Koordinaien von G. Durch Linkstranslation liefert diese Karte einen Atlas fur G. (Fur typische unendlichdimensionale Gruppen wie z.B. Diffeomorphismengruppen bildet exp nicht lokal surjektiv auf eine Umgebung des neutralen Elements abo Genauso ist es nicht richtig, daB die Exponentialabbildung bei jedem ( i- 0 ein lokaler Diffeomorphismus ist, auch nicht fur endlichdimensionale Liegruppen.) Es stellt sich heraus, daB die Exponentialabbildung nicht nur die glatten einparametrigen Untergruppen charakterisiert, sondern uberhaupt aIle stetigen, wie in der nachsten Proposition behauptet (vgl. Varadarajan [1974] fUr den Beweis).
Proposition 9.1.1. Sei,: ~ --+ G eine stetige einparametrige Untergruppe von G. Dann ist, automatisch glatt und somit, = exp(t() fur ein ( E g. Beispiele Beispiel 9.1.7. Sei G = V eine Vektorgruppe, d.h. Vein Vektorraum und die Gruppenmultiplikation die Vektoraddition. Dann ist 9 = V und exp : V --+ V ist die Identitat.
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften Beispiel 9.1.8. Sei G L(IRn, IRn) ist die durch
287
= GL(n,IR), also g
definierte Abbildung /'A : IR -+ GL(n,IR) eine einparametrige Untergruppe, denn es ist /'A(O) = lund
/'~(t) =
t; 00
ti-
1
.
(i _l),A"
= /'A(t)A.
Also ist die Exponentialabbildung durch
gegeben. Wie ublich werden wir auch
manchmal aber auch eXPG Gruppe gesprochen wird.
9 -+ G schreiben, wenn von mehr als einer
Beispiel 9.1.9. Seien G 1 und G 2 Liegruppen mit Liealgebren gl und g2. Dann ist G 1 x G 2 eine Liegruppe mit Liealgebra gl x g2 und die Exponentialabbildung ist durch
gegeben. Berechnung der Lieklammer. Will man allgemein die Lieklammer der Liealgebra einer Liegruppe berechnen, folgt man diesen drei Schritten: 1. Berechne den inneren Automorphismus
2. Leite Ig(h) nach h bei h = e ab, urn die adjungierten Operatoren
zu bilden. Beachte (vgl. Abb. (9.3))
288
9. Liegruppen
Abb. 9.3. Die Ad-Abbildung ist die Linearisierung der Konjugation.
3. Leite 'Pry(g) erhalten:
= Adg 1] nach g bei e in Richtung von
~ ab, um [~, 1]] zu
(9.5)
Proposition 9.1.2. Durch (9.5) ist tatsiichlich die Lieklammer auf 9 gegeben. Beweis. Bezeichne mit 'Pt(g) gilt
= gexpt~ = RexpU;g den FluB von Xf.. Dann
[~,1]] = [Xf.,Xry](e) = !T
t=O
t
= = =
!
:t :t
Texp tf. Rexp( -tf.) TeLexp tf. 1] I t=O Te(Lexptf.
0
Rexp(_tf.))r{=o
Adexp tf. 1] I t=O
'
•
was gleich (9.5) ist. Eine andere M6glichkeit, (9.5) auszudrucken, ist
d Is=o,t=o' [~, 1]] = dtd dsg(t)h(s)g(t)-l wobei g(t) und h( s) Kurven in G mit g(O) = h(O) = e, gl (0) = sind.
(9.6) ~
und hI (0) = 1]
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
289
Beispiel 9.1.10. Betrachte die Gruppe GL(n, JH.). Der Ausdruck (9.4) folgt auch aus (9.5). Hier ist laB = ABA~l und somit
Leitet man dies beim neutralen Element nach A in Richtung von man [~, 7]]
=
~
ab, erhiiJt
~7] - 7]~.
Gruppenhomomorphismen. Einige einfache Fakten tiber Liegruppenhomomorphismen werden sich als ntitzlich herausstellen. Proposition 9.1.3. Seien G und H Liegruppen mit Liealgebren 9 und ~. Sei f : G ---+ H ein glatter Homomorphismus von Liegruppen, d.h. f(gh) = f(g)f(h) fur aUe g, h E G. Dann ist Tef : 9 ---+ ~ ein Liealgebrenhomomorphis mus, d.h. (Tef)[~, 7]] = [Tef~, Tef7]] fur aUe ~,7] E g. Daruber hinaus ist f 0 expc = exp H oTef. Beweis. fist ein Gruppenhomomorphismus, also gilt f Damit ist Tf 0 TLg = TLf(g) 0 Tf, woraus
0
Lg = Lf(g)
0
f.
folgt, d.h., X~ und XTef(~) sind f-verwandt. Es folgt, daB auch die Vektorfelder [X~,XlJ] und [XTef(~),XTef(lJ)] fur alle ~,7] E 9 f-verwandt sind (vgl. Abraham, Marsden und Ratiu [1988, Abschnitt 4.2]). Daher gilt Te!([~,7]])
= (Tf 0 [X~,XlJ])(e) = [XTe!(~)' X Ye !(lJ)] (e) =
(mit e = ec) (mit
e = eH = f(e))
[Tef(~), Te!(7])].
Also ist Tef ein Liealgebrenhomomorphismus. Beachte, daB zu fest gewahltem ~ E 9 die Abbildungen a : t r--+ f(expdt~)) und (3 : t r--+ eXPH(tTef(~)) einparametrige Untergruppen von H definieren. Daruber hinaus ist 00'(0) = Tef(~) = (3'(0) und somit 00=(3. Insbesondere gilt f(expd~)) = eXPH(Tef(~)) fUr alle ~ E g. •
Beispiel 9.1.11. Wendet man Proposition 9.1.3 auf die Determinantenabbildung an, erhalt man die Gleichheit det(expA)
= exp(SpA)
fur A E GL(n,JH.).
Korollar 9.1.1. Seien h, h : G ---+ H Homomorphismen von Liegruppen und G zusammenhiingend. lst dann Teh = Teh, so gilt h = h.
290
9. Liegruppen
Dies folgt aus Proposition 9.1.3, denn eine zusammenhangende Liegruppe wird von einer beliebigen Umgebung des neutralen Elements erzeugt. Die letzte Aussage kann in folgenden Schritten bewiesen werden: (i) Zeige, daB jede offene Untergruppe einer Liegruppe abgeschlossen ist (denn ihr Komplement ist die Vereinigung ihrer zu ihr homoomorphen N ebenklassen) . (ii) Zeige, daB eine Untergruppe einer Liegruppe genau dann offen ist, wenn sie eine Umgebung des neutralen Elements enthalt. (iii) SchlieBe daraus, daB eine Liegruppe genau dann zusammenhiingend ist, wenn sie von einer beliebig kleinen Umgebung des neutralen Elements erzeugt wird. Aus Proposition 9.1.3 und der Tatsache, daB ein innerer Automorphismus ein Gruppenhomomorphismus ist, erhalten wir das folgende Korollar. Korollar 9.1.2. Es gilt: (i) exp(Adg~)
= g(exp~)g-l fur alle 9 E G und ~ E 9 und
Mehr Ergebnisse tiber automatische Glattheit. Es gibt einige interessante, der Proposition 9.1.3 und der vorhergehenden Diskussion ahnliche Ergebnisse. Ein erstaunliches Beispiel dafiir ist das folgende: Satz 9.1.1. Jeder stetige Homomorphismus von endlichdimensionalen Liegruppen ist glatt. Es gibt eine bemerkenswerte Folgerung aus diesem Satz. 1st G eine topologische Gruppe (d.h. eine, die zusatzlich ein topologischer Raum ist und auf der die Multiplikation und die Inversion stetig sind), konnte es auf G im Prinzip mehrere Strukturen als differenzierbare Mannigfaltigkeit geben, die zwar dieselbe topologische Struktur erzeugen, durch die aber G zu nichtisomorphen Liegruppen wird (d.h., die Strukturen als Mannigfaltigkeit sind nicht diffeomorph). Dieses Phanomen "exotischer Strukturen" existiert fur allgemeine Mannigfaltigkeiten. 1m Hinblick auf den obigen Satz kann dies jedoch im Falle von Liegruppen nicht passieren, denn die identische Abbildung ist ein Homoomorphismus und muB somit auch ein Diffeomorphismus sein. Demzufolge besitzt eine lokal Euklidische topologische Gruppe (d.h. eine, in der eine offene Umgebung des neutralen Elements homoomorph zu einer offenen Kugel im ffi.n existiert) hochstens eine Struktur einer glatten Mannigfaltigkeit, bezuglich derer sie eine Liegruppe ist. Die Existenzaussage dieser Behauptung ist Hilberts beruhmtes funftes Problem: Zeige, daB eine lokal Euklidische topologische Gruppe eine glatte (eigentlich analytische) Struktur besitzt, die sie zu einer Liegruppe macht.
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
291
Die Lasung dieses Problems wurde von Gleason und unabhangig davon von Montgomery und Zippin 1952 gefunden, vgl. Kaplansky [1971] flir eine exzellente Darstellung dieses Beweises. Abelsche Liegruppen. Da zwei beliebige Elemente einer abelschen Liegruppe kommutieren, sind alle adjungierten Operatoren Adg zu 9 E G die Identitat. Also ist die Liealgebra 9 nach (9.5) abelsch, d.h. [~, 1]] = 0 fiir alle ~,1]Eg.
Beispiele Beispiel 9.1.12. Jeder endlichdimensionale Vektorraum ist als eine abelsche Gruppe beziiglich der Vektoraddition eine abelsche Liegruppe. Dasselbe gilt im Unendlichdimensionalen fiir jeden Banachraum. Die Exponentialabbildung ist die Identitat. Beispiel 9.1.13. Der Einheitskreis in der komplexen Ebene SI = {z E I} ist eine abelsche Liegruppe bzgl. der Multiplikation. Der Tangentialraum TeSl ist die imaginare Achse, durch t f-+ 27rit kannen wir IR mit TeSl identifizieren. Mit dieser Identifizierung ist die Exponentialabbildung exp : IR --t S1 durch exp(t) = e27rit gegeben. Beachte, daB exp-l(l) = Z.
q Izl =
Beispiel 9.1.14. Der n-dimensionale Torus Tn = SI x··· X SI (n Faktoren) ist eine abelsche Liegruppe. Die Exponentialabbildung exp : IRn --t Tn ist durch exp (t 1, ... , t n ) -- (e27ritl , ... ,e27ritn) gegeben. Aus SI
= IR/Z folgt
wobei die Projektion IR n --t Tn durch die Exponentialabbildung wie oben gegeben ist. 1st G eine zusammenhangende Liegruppe, deren Liealgebra abelsch ist, ist der von dem Liegruppenhomomorphismus 9 E G f-+ Adg E GL(g) induzierte Liealgebrenhomomorphismus ~ E g f-+ ad~ E gl(g) die Nullabbildung. Demzufolge ist nach Korollar 9.1.1 Ad g fiir alle 9 E G die Identitat auf g. Erneutes Anwenden von Korollar 9.1.1 auf die Konjugation mit 9 in G (von der der Liealgebrenhomomorphismus Ad g induziert wird) zeigt, daB diese die Identitat auf Gist. Also vertauscht 9 mit allen Elementen von G, und da 9 beliebig war, ist G abelsch. Wir fassen diese Beobachtungen in der folgenden Proposition zusammen. Proposition 9.1.4. lst G eine abelsche Liegruppe, so ist auch ihre Liealgebra g abelsch. lst umgekehrt g abelsch und G zusammenhiingend, so ist G abelsch.
292
9. Liegruppen
Das wesentliche Strukturtheorem fur abelsche Liegruppen ist das folgende, dessen Beweis man in Varadarajan [1974] oder Knapp [1996] findet. Satz 9.1.2. Jede zusammenhiingende, abelsche, n-dimensionale Liegruppe G ist isomorph zu einem Zylinder 1['k X JR.n-k fur ein k = 1, ... , n. Unterliegruppen. Es liegt nahe, die Konzepte einer Untergruppe und einer Untermannigfaltigkeit zu vereinen. Definition 9.1.4. Eine Unterliegruppe Heiner Liegruppe Gist eine Untergruppe von G, die gleichzeitig eine injektiv immersierte Untermannigfaltigkeit von Gist. Ist Heine Untermannigfaltigkeit von G, so nennt man H eine regulare Unterliegruppe. Die dicht liegenden einparametrigen Untergruppen des Torus ']['2 sind z.B. Unterliegruppen, die nicht regular sind. Die Liealgebren 9 einer Liegruppe G und f) einer Untergruppe H von G hangen folgendermaBen zusammen: Proposition 9.1.5. Sei Heine Unterliegruppe von G. Dann ist f) eine Unterliealgebra von g. AufJerdem gilt f)
= {~ E 9 I expo t~ E H fur alle t
E
JR.}.
Beweis. Die erste Behauptung ist eine Folgerung von Proposition 9.1.3, die auch zeigt, daB expo t~ E H fur aIle ~ E f) und t E JR. gilt. 1st umgekehrt expo t~ E H fur aIle t E JR., so gilt dd expo t~1 t
t=o
E
f),
denn H ist eine Unterliegruppe. Dies ist jedoch nach der Definition der Ex• ponentialabbildung gleich ~. Die Aussage des folgenden Satzes ist sehr stark und wird haufig zum Finden von Unterliegruppen benutzt. Satz 9.1.3. Ist Heine abgeschlossene Untergruppe einer Liegruppe G, so ist Heine regulare Unterliegruppe. Ist umgekehrt Heine regulare Unterliegruppe von G, so ist H abgeschlossen. Den Beweis dieses Satzes kann man in Abraham und Marsden [1978], Adams [1969]' Varadarajan [1974]' Knapp [1996] oder auch den Interneterganzungen finden. Das nachste Ergebnis wird manchmal als "Lies drittes Fundamentaltheorem" bezeichnet. Satz 9.1.4. Sei G eine Liegruppe mit Liealgebra 9 und IJ eine Unterliealgebra von g. Dann existiert eine eindeutige zusammenhangende Unterliegruppe H von G mit Liealgebra IJ.
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
293
Den Beweis findet man in Knapp [1996] oder Varadarajan [1974]. Wir erinnern den Leser, daB die fur die Hydrodynamik und Plasmaphysik benotigten Liealgebren unendlichdimensional sind. Nichtsdestotrotz gibt es analog zu den letzten Satzen unter geeigneten technischen Voraussetzungen eine Korrespondenz zwischen Liegruppen und Liealgebren. Auf jeden Fall warnen wir den Leser davor, diese Aussagen naiv auf den unendlichdimensionalen Fall zu ubertragen. Fur den Beweis konnen in einzelnen Fallen spezielle analytische Aussagen notig sein. Homogene R§.ume. Zu einer abgeschlossenen Untergruppe H von G bezeichnen wir die Menge der linken Nebenklassen {gHlg E G} mit G/H. Sei Jr: G -+ G/H die Projektion 9 f-7 gH. Satz 9.1.5. G / H besitzt eine eindeutige Struktur als Mannigfaltigkeit, fur die die Projektion Jr : G -+ G / Heine glatte surjektive Submersion ist. (Eine glatte Abbildung wurde Submersion genannt, wenn ihr Differential surjektiv ist, vgl. Kap. 4.) Den Beweis kann man wieder in Abraham und Marsden [1978]' Knapp [1996] oder Varadarajan [1974] finden. Man nennt G/H mit dieser Struktur einen homogenen Raum. Die Maurer-Cartan-Gleichungen. Wir beenden diesen Abschnitt mit dem Beweis der Maurer-Cartan-Strukturgleichungen auf einer Liegruppe G. Definiere die g-wertigen 1-Formen \p E st1(G;g) fur u g E TgG durch
A und p sind also liealgebrawertige 1-Formen auf G, die durch Linksbzw. Rechtstranslation in das neutralen Element definiert sind. Definiere die 2-Form [A,),] durch [\ A](U, v) = [A(U), A(V)]
und analog [p, pl. Satz 9.1.6 (Maurer-Cartan-Strukturgleichungen). Es gilt: dA + [A, A] = 0
und
dp - [p, p] = O.
Beweis. Wir verwenden Beziehung 6 aus der Tabelle in §4.4. Seien X, Y E X(G) und sei ~ = TgLg-l(X(g)) und'f] = TgL g-l(Y(g)) fur festes 9 E G. Dann ist
wobei X E und X 17 die linksinvarianten Vektorfelder zu ~ und 'f] sind. Da A(X17 )(h) = ThL h-l(X17 (h)) = 'f] konstant ist, verschwindet der erste Term und analog der zweite. Der dritte ist
294
9. Liegruppen
und somit gilt Demzufolge ist
(dA + [,\, A]) (Xt;, X1J) = -[~, 77] + [,\, A](Xt;,X1J ) = -[~, 77] + [A(Xt;) , A(X1J)] = -[~, 77] + [~, 77] = o. Dies beweist
(dA + [,\, A]) (X, Y)(g) = O.
Da g E G sowie X und Y beliebig waren, folgt dA + [A, A] = O. Die zweite Beziehung zeigt man genauso unter Verwendung der rechtsinvariant en Vektorfelder Ye, Y1J. Das Vorzeichen des zweiten Terms wechselt dann wegen [Yt;, Y1J] = Y_[t;,1J]' •
Anmerkung. 1st a ein (0, k)-Tensor mit Werten in einem Banachraum E l , (3 ein (0, l)-Tensor mit Werten in einem Banachraum E2 und B : El X E2 ---+ E3 eine bilineare Abbildung, so definiert Gleichung (4.1) durch Ersetzen der Multiplikation durch B einen E3-wertigen (0, k + l)-Tensor auf M. Zu ist dann
k+l [ (k+l)!] k!l! A(a ® (3) E [2 (M, E 3 ),
wie man anhand der Definitionen 4.2-4.4 sieht. Dies wird das zu B assoziierte Dachprodukt genannt und mit a I\B (3 oder B/\(a,{3) bezeichnet. 1st insbesondere El = E2 = E3 = 9 und B = [ , ] die Lieklammer, so folgt fur a,{3 E [21(M;g)
[a,{3t(u,v) = [a(u),{3(v)]- [a(v), (3(u)] = -[(3,at(u,v) fur aIle Tangentialvektoren u, van M. Wir konnen also die Strukturgleichungen auch als
(9.7) schreiben.
Das HaarmaB. Das LebesguemaB auf dem ]Rn ist durch seine 1nvarianz unter Translationen bis auf eine multiplikative Konstante bestimmt. Ahnlich gibt es auf einer lokalkompakten Gruppe ein (bis auf eine nichtverschwindende multiplikative Konstante) eindeutiges linksinvariantes MaB, das als HaarmajJ bezeichnet wird. Fur Liegruppen ist die Existenz eines solchen MaBes besonders leicht nachzuweisen.
9.1 Grundlegende Definitionen und Eigenschaften
295
Proposition 9.1.6. Sei G eine Liegruppe. Dann existiert eine bis auf eine nichtverschwindende multiplikative Konstante eindeutige Volumenform f.L, die links invariant ist. 1st G kompakt, so ist f.L auch rechtsinvariant. Beweis. Wahle eine beliebige nichtverschwindende n-Form f.Le auf TeG und definiere eine n-Form auf TgG durch
Dann ist f.Lg linksinvariant und glatt. Fur n = dim Gist f.Le bis auf einen skalaren Faktor eindeutig, also auch f.Lg. Wahle go E G und betrachte R;of.L = cf.L mit konstantem c. 1st G kompakt, kann diese Gleichung integriert werden und mit der Gleichung fur Variablen• transformationen folgt c = 1. Also ist f.L auch rechtsinvariant. Ubungen Ubung 9.1.1. Zeige durch direkte Berechnung Adg[~, 17] GL(n).
=
[Adg~, Adg 17] fur
Ubung 9.1.2. Sei G eine Liegruppe mit Gruppenoperationen f.L : G x G -+ G und 1 : G -+ G. Zeige, daB das Tangentialbundel TG mit den Gruppenoperationen T f.L : TG x TG -+ TG und 1 : TG -+ TG ebenfalls eine Liegruppe ist, die sogenannte Tangentialgruppe von G. Ubung 9.1.3 (Definition einer Liegruppe durch eine Karte urn das neutrale Element). Sei G eine Gruppe und cp : U -+ V eine injektive Abbildung einer Teilmenge U von G, die das neutrale Element enthalt, auf eine offene Teilmenge V eines Banachraumes (oder einer Banachmannigfaltigkeit). Die folgenden Bedingungen sind notwendig und hinreichend, damit cp zu einer Karte einer Hausdorff-Banach-Liegruppenstruktur auf G wird:
(a) Die Menge W = {(x, Y) E V x V I cp-1(y) E U} ist offen in V x V und die Abbildung (x, y) E W H cp(cp-1(X)cp-1(y)) E V glatt. (b) Fur aIle g E Gist die Menge Vg = cp(gU g-l n U) offen in V und die Abbildung x E Vg H cp(gcp-l(x)g-l) E V glatt. Ubung 9.1.4 (Die Heisenberggruppe). Sei (Z, D) ein symplektischer Vektorraum und definiere auf H := Z X Sl die folgende Operation:
(u,expicp)(v,expiw) = (u+v,expi[cp+W+ h- 1D (u,v)j). (a) Prufe nach, daB H durch diese Operation zu einer nichtkommutativen Liegruppe wird.
296
9. Liegruppen
(b) Zeige, daB die Liealgebra von H dureh f)
= Z x lR mit der Lieklammer 2
[(u,
(c) Zeige, daB [f), [f), f)ll = 0 gilt, f) also nilpotent ist und daB lR im Zentrum der Algebra liegt (d.h., [f), lR] Erweiterung von Z.
=
0 gilt). Man sagt, f) ist eine zentrale
9.2 Einige der klassischen Liegruppen Die reelle allgemeine lineare Gruppe GL( n, lR). 1m vorangehenden Absehnitt haben wir gezeigt, daB GL(n, lR) eine Liegruppe ist, d.h. eine offene Teilmenge des Vektorraums aller linearen Abbildungen des lRn in sieh und daB ihre Liealgebra g[(n,lR) mit der Kommutatorklammer ist. Da sie offen in L(lRn,lRn ) = g[(n,lR) ist, kann die Gruppe GL(n,lR) nieht kompakt sein. Die Determinante det: GL(n,lR) -+ lR ist eine glatte Abbildung und bildet GL(n,lR) auf die zwei Komponenten von lR\{O} abo Also ist GL(n, lR) nieht zusammenhangend. Die Menge GL+(n,lR)
=
{A E GL(n,lR) I det(A)
> O}
ist eine offene (und somit abgesehlossene, vgl. 1. naeh Korollar 9.1.1) Untergruppe von GL(n,lR). Fur GL -(n, lR) = {A E GL(n, lR) I det(A) < O} ist die Abbildung A E GL+(n,lR) f-t IDA E GL-(n,lR) mit der Diagonalmatrix 10 mit Eintragen -I, I, ... ,1 auf der Diagonalen ein Diffeomorphismus. Wir werden weiter unten zeigen, daB GL +(n,lR) zusammenhangend ist, woraus folgt, daB GL +(n,lR) die Zusammenhangskomponente des neutralen Elements in GL(n, lR) ist und daB GL(n, lR) genau zwei Zusammenhangskomponenten besitzt. Urn dies zu zeigen, benotigen wir die Polarzerlegung der linearen Algebra. Man erinnere sieh, daB eine Matrix R E GL(n,lR)orthogonal genannt wird, wenn RRT = RT R = I gilt. Eine Matrix S E g[(n, lR) heiBt symmetrisch, wenn ST = S. Weiter heiBt eine symmetrisehe Matrix S positiv definit, kurz S > 0, wenn fUr aIle v E lR n , v of. 0 (Sv, vI> 0
ist. Beaehte, daB aus S > 0 die Invertierbarkeit von S folgt. 2
Wenden wir diese Beziehung auf den Raum Z = ]R2n der iiblichen p und q an, so sehen wir, daB diese Algebra gerade die durch die Heisenbergschen Vertauschungsrelationen der elementaren Quantenmechanik definierte ist.
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
297
Proposition 9.2.1 (Reelle Polarzerlegung). Fur jedes A E GL(n, JR) existiert eine eindeutige orthogonale Matrix R und positiv definite Matrizen Sl, S2 mit
(9.8)
Beweis. Beachte zunachst, daB AT A als positiv definite symmetrische Matrix eine eindeutige Quadratwurzel besitzt: Sind AI, ... , An > 0 die Eigenwerte von AT A, MBt sich AT A durch AT A
= B diag(A1, ... , An )B- 1
diagonalisieren. Dann definiert man VAT A
= B diag(~, ... , />:::)B- 1 .
Sl = VAT A ist dann positiv definit und symmetrisch. Definiert man weiter R = ASi1, so gilt RT R = S1 1 AT AS1 1 = 1,
denn nach Konstruktion ist Sf = AT A. Da sowohl A als auch Sl invertierbar sind, gilt dies auch fur R, also RT = R- 1 und R ist eine orthogonale Matrix. Zum Beweis der Eindeutigkeit sei A = RS1 = RBI. Dann gilt T
A A
T - -
-2
= SIR RS1 = Sl.
Da jedoch die Quadratwurzel einer positiv definiten Matrix eindeutig ist, folgt Sl = B1 und somit auch R = R. Mit S2 = vA AT zeigen wir genauso, daB A = S2R' mit einer orthogonalen Matrix R' ist. Es bleibt R' = R zu zeigen. Es gilt aber A = S2R' = (R'(R,)T)S2R' = R'((R,)TS2R') und (R,)TS2R' > o. Aus der Eindeutigkeit der erst en Zerlegung folgt also R' = R und (R'f S2R' = Sl. • Nun werden wir mit diesem Satz beweisen, daB GL + (n, JR) zusammenhangend ist. Sei A E GL +(n,JR) mit der Zerlegung A = SR, wobei S positiv definit und R orthogonal mit Determinante 1 ist. Wir werden spater zeigen, daB die Menge aller solcher orthogonaler Matrizen mit Determinante 1 eine zusammenhangende Liegruppe bildet. Also gibt es einen stetigen Weg R(t) von orthogonalen Matrizen mit Determinante 1 von R(O) = 1 nach R(1) = R. Definiere dann den stetigen Weg symmetrischer Matrizen S(t) = 1 +t(S - 1) von S(O) = 1 nach S(l) = S. Fur diesen gilt dann (S(t)v, v)
= ([1 + t(S - I)]v, v) = IIvl1 2 + t(Sv, v) - tllvl1 2 = (1- t)llvl1 2 + t(Sv, v) > 0
fUr alle t E [0,1]' denn (Sv, v) > 0 nach Annahme. Also ist S(t) ein stetiger Weg positiv definiter Matrizen von 1 nach S. Zusammen heiBt dies, daB A(t) := S(t)R(t) ein Weg von A(O) = S(O)R(O) = 1 nach A(1) = S(1)R(1) = SR = A ist, wobei detA(t) > 0 fur alle t E [0,1]. Also haben wir die folgende Aussage bewiesen:
9. Liegruppen
298
Proposition 9.2.2. Die G'f'Uppe GL(n, lR) ist eine nichtkompakte, nicht zusammenhiingende n 2 -dimensionale Liegruppe. Ihre Liealgebra g(( n, lR) besteht aus allen (n x n)-Matrizen mit der Klammer [A,B]
= AB - BA.
Die Zusammenhangskomponente des neutralen Elements ist GL + (n, lR), und
GL(n, lR) hat zwei K omponenten. Die reelle spezielle lineare Gruppe SL(n,lR). Sei det: L(lRn,lRn)--+ lR die Determinantenabbildung. 1m letzten Abschnitt haben wir gezeigt, daB
und somit offen in L(lRn,lRn) ist. Beachte, daB lR\{O} mit der gewohnlichen Multiplikation eine Gruppe und det: GL(n,lR) --+ lR\{O} wegen det(AB)
= (det A) (det B)
ein Liegruppenhomomorphismus ist. Lemma 9.2.1. Die Abbildung det : GL(n,lR) --+ lR\{O} ist glatt und ihr Differential ist D detA ·B = (det A) Sp (A-IB). Beweis. Die Leibnizsche Formel fur die Determinante zeigt, daB det ein Polynom der Matrixelemente und somit glatt ist. Aufgrund der Beziehung det(A + ,\,B) = (det A) det(I + ,\,A- 1 B) genugt es,
d~ det(I + ,\,C)I>.=o = SpC zu beweisen. Dies folgt jedoch aus der Form des charakteristischen Polynoms det(I
+ '\'C) = 1 + '\'SpC + ... + ,\,ndetC.
Die reelle spezielle lineare Gruppe SL( n, lR) ist definiert als SL(n, lR) = {A E GL(n, lR) I det A = I} = det -1(1).
• (9.9)
Aus Satz 9.1.3 folgt, daB SL(n,lR) eine abgeschlossene Unterliegruppe von GL(n, lR) ist. Dies kann man aber auch ohne ein derart tiefliegendes Resultat direkt zeigen, denn aus Lemma 9.2.1 folgt, daB det : GL(n, lR) --+ lR eine
9.2 Einige cler klassischen Liegruppen
299
Submersion ist, also SL(n,~) = det~l(l) eine glatte abgeschlossene Untermannigfaltigkeit und somit eine abgeschlossene Unterliegruppe. Der Tangentialraum von SL(n,~) im Punkt A E SL(n,~) besteht daher aus allen Matrizen B mit Sp (A~lB) = O. Insbesondere besteht der Tangentialraum am neutralen Element aus allen spurfreien Matrizen. Wir haben gezeigt, daB L(~n,~n) = g((n,~) mit der Lieklammer [A,B] = AB - BA die Liealgebra von GL( n,~) ist. Daraus folgt, daB die Liealgebra .5(( n,~) von SL(n,~) aus der Menge aller spurfreien (n x n)-Matrizen mit der Klammer [A,B] =AB-BA
besteht. Sp (B)
= 0 ist genau eine lineare Bedingung an B, also folgt dim [.5((n, ~)]
= n2
-
1.
Es ist beim Umgang mit den klassischen Gruppen hilfreich, das folgende Skalarprodukt auf g((n,~) zu definieren: (A, B)
= Sp (AB T ).
Beachte, daB dann
IIAI12 =
(9.10)
n
L aTj
(9.11)
i,j=l
gitl, so daB diese Norm auf g((n,~) mit der Euklidischen Norm auf ~n2 iibereinstimmt. Wir werden diese Norm verwenden, urn zu zeigen, daB SL(n,~) nicht kompakt ist. Alle Matrizen der Form
t]
10 ... 01 ... 0
[ . '. . . ... .. ' .
00 ... 1 sind Elemente von SL(n, ~), ihre Norm ist jedoch yin + t 2 und t E ~ ist beliebig. Also ist SL(n,~) keine beschrankte Teilmenge von g((n,~) und folglich auch nicht kompakt. Als letztes zeigen wir noch, daB SL(n,~) zusammenhangend ist. Hierzu benutzen wir wieder die Polarzerlegung und die spater bewiesene Aussage, daB die Menge der orthogonalen Matrizen mit Determinante 1 eine zusammenhiingende Liegruppe ist. Zerlege A E SL(n,~) in A = SR mit einer orthogonalen Matrix R und einer positiv definiten Matrix S, beide mit Determinante 1. Als symmetrische Matrix kann S diagonalisiert werden, es gilt also S = B diag(A1, ... , An)B~l mit einer orthogonalen Matrix B und AI, ... , An > O. Definiere dann den stetigen Weg
300
9. Liegruppen
°
fur t E [0,1]. Nach Konstruktion ist det S(t) = 1. S(t) ist symmetrisch und positiv definit, denn die Eintrage von S(t) sind (1 - t) + t>\i > fur t E [0,1]. Au:l3erdem ist S(O) = lund S(l) = S. Sei nun R(t) ein stetiger Weg orthogonaler Matrizen mit Determinante 1 mit R(O) = lund R(l) = R. Dann ist A(t) = S(t)R(t) ein stetiger Weg von A(O) = I nach A(l) = SR = A in SL(n, lR), was zeigt, da:13 SL(n, JR.) zusammenhangend ist. Proposition 9.2.3. Die Liegruppe SL( n, JR.) ist eine nichtkompakte, zusammenhiingende, (n 2 -l)-dimensionale Liegruppe, deren Liealgebra s[(n, lR) aus allen spurfreien (n x n)-Matrizen (bzw. linearen Abbildungen von lRn nach lRn mit verschwindender Spur) mit der Klammer
= AB - BA
[A,B] besteht. Die orthogonale Gruppe O(n).
Sei n
(x, y) =
L
xiyi
i=l
mit x = (Xl, ... , Xn) E JR.n und y = (yl, ... , yn) E lR n das ubliche Skalarprodukt auf dem lRn. Eine lineare Abbildung A E L(JR. n , JR.n) heiBt orthogonal, wenn fur aIle x, y E lR (Ax, Ay) = (x, y) (9.12) gitl. Durch Polarisierung der Norm Ilxll = (x, x) 1/2 sieht man, daB A genau dann orthogonal ist, wenn IIAxl1 = Ilxll fur aIle x E JR.n ist. Definieren wir die Transponierten AT von A durch (Ax, y) = (x, ATy), so ist A genau dann orthogonal, wenn AAT = I gilt. Bezeichne mit O( n) die orthogonalen Elemente von L(JR.n, JR.n). Fur A E O(n) gilt dann 1 = det(AA T )
= (det A) (det AT) = (detA)2
und daher det A = ±1, insbesondere also A E GL(n, JR.). Sind weiter A, B E O(n), so ist wegen (ABx, ABy)
= (Bx, By) = (x, y)
auch AB E O(n). Mit x' = A-Ix und y' = A-ly gilt
(x, y) = (Ax', Ay') = (x', y') , d.h.
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
301
(x, y) = (A-IX, A-ly) und somit auch A-I E O(n). Sei S(n) der Vektorraum aller symmetrischen linearen Abbildungen des JRn in sich und betrachte die Abbildung 'lj; : GL(n, JR) --+ S(n), A H AAT. Wir behaupten, daB I ein regularer Wert von 'lj; ist. Zu A E 'lj;-I(I) = O(n) ist das Differential von 'lj; durch D'lj;(A) . B
= ABT + BAT
gegeben, also surjektiv (zu gegebenem C ist B = CA/2 ein Urbild). Also ist 'lj;-I(I) = O(n) eine abgeschlossene Unterliegruppe von GL(n,JR), die wir die orthogonale Gruppe nennen. Die Gruppe O(n) ist auch beschrankt in L(JRn,JRn): Die Norm von A E O(n) ist namlich
I All =
[Sp (AT A)] 1/2 = (SpI)I/2 =
Vn.
Also ist O(n) kompakt. Wir werden in §9.3 zeigen, daB O(n) nicht zusammenhangend ist, sondern zwei Zusammenhangskomponenten besitzt, von denen auf der einen det = +1 und auf der zweiten det = -1 ist. Die Liealgebra o(n) von O(n) ist der Kern kerD'lj;(I), also die schiefsymmetrischen linearen Abbildungen, versehen mit der iiblichen Kommutatorklammer [A, B] = AB - BA. Die Dimension des Raumes aller schiefsymmetrischen (n x n)-Matrizen ist gleich der Anzahl der Eintrage oberhalb der Diagonalen, also n(n - 1)/2. Demzufolge ist auch dim [O(n)] =
~n(n -
1).
Die spezielle orthogonale Gruppe ist definiert als SO(n) = O(n) n SL(n,JR), d.h. es ist
SO(n) = {A E O(n) I detA = +1}.
(9.13)
SO(n) ist der Kern deC 1(1) von det : O(n) --+ {-I, I}, also eine offene und abgeschlossene Unterliegruppe von O(n) und demzufolge kompakt. Wir zeigen in §9.3, daB SO(n) die Zusammenhangskomponente des neutralen Elementes I in O(n) ist und somit dieselbe Liealgebra wie O(n) hat. Wir fassen die Ergebnisse noch einmal zusammen: Proposition 9.2.4. Die Liegruppe O(n) ist eine kompakte Liegruppe der Dimension n(n - 1)/2. Ihre Liealgebra o(n) besteht aus allen schiefsymmetrischen (n x n)-Matrizen mit der Lieklammer [A, B] = AB - BA. Die Zusammenhangskomponente des neutralen Elementes in O( n) ist die kompakte Liegruppe SO(n), die folglich dieselbe Liealgebra .5o(n) = o(n) hat. Die Liegruppe O(n) besitzt genau zwei Zusammenhangskomponenten.
302
9. Liegruppen
Die ebenen Drehungen 80(2).
81 =
Wir parametrisieren
{x E ]R2 I Ilxll = 1 }
durch den Polarwinkel 0, 0 ::; 0 < 27r. Zu 0 E [O,27r] sei
AIJ = [cos 0- sin 0] sinO cos 0 bzgl. der 8tandardbasis des ]R2. Dann entspricht AIJ E 80(2) einer Drehung im Uhrzeigersinn urn den Winkel O. 1st umgekehrt
speziell orthogonal, zeigen die Beziehungen 2 al
+ a22 = 1,
a~ + a~ = I, ala3
+ a2a4 = 0,
detA =
ala4 -
a2a3
= I,
daB A = AIJ fur ein O. Also kann 80(2) mit 8 1 , d.h. mit den ebenen Drehungen identifiziert werden .. Die diumlichen Drehungen 80(3). Die Liealgebra 50(3) von 80(3) kann folgendermaBen mit dem ]R3 identifiziert werden: Wir definieren den als Hutabbildung bezeichneten Vektorraumisomorphismus A:]R3 -+ 50(3) durch
v =
(Vl,V2,V3)
r--+
v=
[~3
-V2
-;3 ~~ll. VI
(9.14)
0
Dieser 1somorphismus ist durch die Eigenschaft vw
=vxw
eindeutig bestimmt. Es folgt
(uv - vu) w = u(v x w) - v(u x w) = u x (v x w) - v x (u x w) = (u x v) x w = (u x vr· w. Betrachten wir also den ]R3 zusammen mit dem Kreuzprodukt, so wird A zu einem Liealgebrenisomorphismus, wir konnen also 50(3) mit dem ]R3 mit dem Kreuzprodukt als Lieklammer identifizieren. Wir weisen noch darauf hin, daB das 8tandardskalarprodukt dann als V· W
geschrieben werden kann.
= -18p 2
(ATA) v w
= --18p 2
(AA) vw
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
Satz 9.2.1 (Satz von Euler). Jedes Element A E SO(3), A Drehung um einen Winkel 0 um eine Achse w.
=f.
303
I, ist eine
Fur den Beweis benotigen wir das folgende Lemma: Lemma 9.2.2. 1 ist ein Eigenwert fur jedes A E SO(3). Beweis. Die Eigenwerte von A sind die Wurzeln des Polynoms dritten Grades det(A - AI) = O. Wurzeln treten immer in zueinander komplex konjugierten Paaren auf, also ist mindestens ein Eigenwert reell. Sei nun A eine reelle Wurzel und x ein nichtverschwindender reeller Eigenvektor. Aus Ax = AX folgt dann mit
daB A = ±1 sein muB. Sind alle drei Wurzeln reell, mussen sie (1,1,1) oder (1,-1,-1) sein, da detA = 1 ist. Gibt es nur eine reelle und zwei komplex konjugierte Wurzeln, sind diese (1,w,w), wieder wegen detA = 1. In beiden Fallen gibt es also eine Wurzel +1. • Beweis (von Satz 9.2.1). Nach Lemma 9.2.2 besitzt die Matrix A einen Eigenvektor w zum Eigenwert 1, fUr den also Aw = wist. Die von w aufgespannte Gerade ist dann invariant unter A. Sei P die zu w senkrechte Ebene, d.h. P = {y I (w, y) = O}. Da A orthogonal ist, ist A(P) = P. Sei nun el,e2 eine Orthogonalbasis in P. Bezuglich (w, el, e2) hat A dann die Matrixdarstellung
Da
in SO(2) liegt, ist A eine Drehung urn w urn einen bestimmten Winkel.
•
Korollar 9.2.1. Jedes A E SO(3) kann in einer bestimmten Orthonormalbasis durch die Matrix
1
0 0 - sin 0 0 A = [ 01 cos o sinO cos 0 dargestellt werden.
Dies ist die infinitesimale Fassung des Satzes von Euler:
304
9. Liegruppen
Proposition 9.2.5. Identifizieren wir die Liealgebm .50(3) von SO(3) mit der Liealgebm ]R3, so ist exp(tw) eine Drehung um w um den Winkel tllwll mit wE ]R3. Beweis. Urn die Berechnungen zu vereinfachen, wahlen wir im ]R3 eine Orthonormalbasis {e1,e2, e3} mit e1 = w/llwll. Bezuglich dieser Basis hat w die Matrixdarstellung 00 0 ] w = Ilwll [ 00-1 . 01 0
Sei nun
=
c(t)
0 - sin0] tllwll . [10 cos tllwll o sin tllwll
cos tllwll
Dann gilt c'(t)
=
[~ -llwll s~ntllwll -llwll c~stllwll] o
Ilwll costllwll -llwll sintllwll
= c(t)w = TrLc(t)(w) = Xw(c(t)), wobei Xw das linksinvariante Vektorfeld zu wist. Also ist c(t) eine Integralkurve von X w , exp(tw) jedoch ebenfalls und da beide bei t = 0 ubereinstimmen, folgt exp(tw) = c(t) fUr aIle t E R Nach der Matrixdefinition ist c(t) aber gerade eine Drehung urn den Winkel tllwll urn die Achse w. • In Anbetracht des Satzes von Euler ist es sicher angebracht, daran zu erinnern, daB SO(3) nicht als 8 2 x 8 1 dargestellt werden kann, siehe Ubung 1.2.4. Auf Proposition 9.2.5 aufbauend beweisen wir nun die GUltigkeit der Formel von Rodrigues fur exp~ mit ~ E .50(3): , exp[v] = I
(lY)] 2 v,2 .
sinllvll, 1 [sin + ~v + "2 ";11
(9.15)
Die Formel wurde von Rodrigues schon 1840 angegeben, vgl. auch Ubung 1 in Helgason [1978, S. 249] und Altmann [1986] fur einige interessante Punkte zur Geschichte dieser Formel. Beweis (der Formel von Rodrigues). Nach (9.14) ist
v2w = V
X
(v x w)
= (v, wI v - Ilvl1 2w.
Folglich gelten die rekursiven Beziehungen
(9.16)
Einige cler klassischen Liegruppen
9.2
305
Teilen wir die Exponentialreihe in Terme gerader und ungerader Potenz, sehen wir, daB exp[v] =
I + [I _ IIvl13! 2 + IIvl15!
4
-
...
+ (-It+ 1
IIvl1 2n (2n + I)!
+ ... J v
+ [~ _ IIvl1 2 + IIvl1 4 + ... + (_It-lllvlln-2 + ... Jv 2 2!
=
I
4!
6!
(2n)!
sin Ilvll ' 1- cos Ilvll ,2 + TvII v+ IIvl1 2 v,
also folgt die Behauptung aus 2sin2(llvII/2) = 1 - cos Ilvll.
(9.17)
•
Der folgende alternative, zu (9.15) aquivalente Ausdruck ist ofters von Nutzen. 8etze n = v Illvll, so daB Ilnll = 1. Aus (9.16) und (9.17) erhalten wir dann exp[v] = I
+ (sin Ilvll)ii + (1 -
cos Ilvll)[n ® n - I].
(9.18)
Hierbei ist n ® n die Matrix mit den Eintragen nin j , oder als Bilinearform aufgefaBt (n ® n)(o:,;3) = n(o:)n(;3). Also erhalten wir eine Drehung urn den Einheitsvektor n = v/llvil mit Drehwinkelllvil. Die Identitaten (9.15) und (9.18) sind wie ihre quaternionischen Analoga fUr konkrete Berechnungen haufig hilfreich. Wir werden darauf im Zusammenhang mit 8U(2) zuruckkommen, vgl. Whittaker [1927] und Simo und Fox [1989] fur weitere Informationen. Als nachstes zeigen wir eine topologische Eigenschaft von 80(3). Proposition 9.2.6. Die Drehgruppe 80(3) ist diffeomorph zum reellen projektiven Raum lRlP'3. Beweis. Urn dies einzusehen, bilde man die Einheitskugel D im lR 3 auf SO(3) ab, indem man (x, y, z) die Drehung urn (x, y, z) urn den Winkel 7rVX2 +y2 +Z2 zuweist (und (0,0,0) dem neutralen Element). Diese Abbildung ist offensichtlich glatt und surjektiv. Ihre Einschrankung auf das Innere von D ist injektiv. Auf dem Rand von D ist diese Abbildung 2 zu 1, induziert also eine glatte bijektive Abbildung von D mit identifizierten gegenuberliegenden Randpunkten auf 80(3). Die Glattheit der Umkehrabbildung sieht man schnell. Also ist 80(3) diffeomorph zu D, wenn gegenuberliegende Randpunkte identifiziert werden. Die Abbildung
(x, y, z)
f-t
(x, y, z, VI - x 2 - y2 - z2)
ist nun ein Diffeomorphismus zwischen D mit identifizierten gegenuberliegenden Randpunkten und der oberen Halbkugel von S3, wobei hier die gegenuberliegenden Punkte des Aquators identifiziert wurden. Dieser Raum ist offensichtlich diffeomorph zur Einheitssphare S3 mit identifizierten gegenuberliegenden Punkten, welche dann wiederum aquivalent zum Raum aller Geraden durch den Ursprung im lR4 ist, also zu lRlP'3. •
306
9. Liegruppen
Die reelle symplektische Gruppe Sp(2n, lR). Wir nenmen eine Matrix A E L(lR2n ,lR2n ) symplektisch, wenn ATJfA = Jf mit
I]
Jf = [ 0 -10
gilt. Sei Sp(2n,lR) die Menge aller symplektischen (2n x 2n)-Matrizen. Bildet man auf beiden Seiten der Bedingung ATJfA = Jf die Determinante, erhiilt man 1 = detJf = (detA T ). (detAJf)· (detA) = (detA)2. Also gilt
detA = ±1
und somit A E GL(2n, lR). AuBerdem ist zu A, B E Sp(2n, lR) auch (ABfJf(AB) = BT ATJfAB = Jf,
d.h. AB E Sp(2n,lR) und aus ATJfA = Jf folgt JfA = (AT)-lJf = (A-lfJf, also gilt Jf = (A- l ( JfA- l
bzw.
A- l
E Sp(2n,lR).
Kurzum: Sp(2n, lR) ist eine Gruppe. Fur eine Blockmatrix
A=
[~~]
E GL(2n,lR),
gilt (vgl. Ubung 2.3.2)
IDl) A E Sp (2 n,1&
{:}
{aT c und bT d sind symmetrisch und aT d _ cTb = 1.
(9.19)
Definiere 1jJ : GL(2n,lR) -t so(2n) durch 1jJ(A) = ATJfA. Wir wollen zeigen, daB Jf ein reguliirer Wert von 1jJ ist. Zu A E 1jJ-l(Jf) = Sp(2n,lR) ist das Differential von 1jJ D1jJ(A) . B = BTJfA + ATJfB. 1st nun C E so(2n), setze
1
B = --AJfC. 2
Mit Hilfe der 1dentitiit ATJf = JfA-l, JfT = -Jf und Jf2 = -I folgt BTJfA + ATJfB = BT(A-lfJf + JfA-1B
= (A-lBfJf + Jf(A-lB) =
(-~JfCfJf + Jf( -~JfC) 2 2 _ ~CTJfT] _ ~]2C 2 2 -
~C]2 - ~]2C = C 2
2
'
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
307
also D~(A) . B = C. Also ist Sp(2n, lR) = ~-1 (]) eine glatte abgeschlossene Untermannigfaltigkeit in GL(2n, lR) mit der Liealgebra
Die Liegruppe Sp(2n, lR) heiBt symplektische Gruppe und ihre Liealgebra sp(2n,lR) = {A E L (lR2n,lR2n) I AT] +]A = O}
symplektische Algebra. Fur eine Blockmatrix A= gilt
[~~]
E s((2n, lR)
A E sp(2n,lR) {:} d = -aT, c = cT und b = bT .
(9.20)
Die Dimension von sp(2n, lR) berechnet sich somit zu 2n 2 + n. Aus (9.19) folgt, daB aIle Matrizen der Form
symplektisch sind. Die Norm einer solchen Matrix ist jedoch V2n + t 2 n, was fUr t E lR unbeschrankt ist. Also ist Sp(2n, lR) keine beschrankte Teilmenge von g((2n, lR) und demzufolge nicht kompakt. Wir fassen zusammen: Proposition 9.2.7. Die symplektische Gruppe Sp(2n, lR) := {A E GL(2n, lR) I AT]A =]}
ist eine nichtkompakte, zusammenhiingende Liegruppe der Dimension 2n 2 +n. Ihre Liealgebra sp (2n, lR) besteht aus allen (2n x 2n) -M atrizen A mit AT] + ]A = 0, wobei
] = [ ~l~] mit der (n x n) -Einheitsmatrix 1. Wir skizzieren in §9.3, wie man zeigt, daB Sp(2n, lR) zusammenhangend ist. Wir konnen nun die Behauptung aus Kap. 2 beweisen, daB aIle linearen symplektischen Abbildungen die Determinante 1 besitzen. Lemma 9.2.3. 1st A E Sp( n, lR), so gilt det A
= 1.
308
9. Liegruppen
Beweis. Aus AT]A = ] und det] = 1 folgt (det A)2 = 1. Dies liiJ3t leider noch die Moglichkeit det A = -1 zu. Um dies auszuschlieBen, gehen wir wie folgt vor: Definiere durch n(u, v) = uT]v eine symplektische Form n auf ]R2n. Dann hat n bezuglich der gewahlten Basis im ]R2n die Matrixdarstellung ]. Wie wir in Kap. 5 gezeigt haben, ist die Standardvolumenform fJ, auf dem ]R2n bis auf einen multiplikativen Faktor durch fJ, = n /\ n /\ ... /\ n gegeben, oder anders ausgedruckt
Nach der Definition der Determinante einer linearen Abbildung (detA)fJ, = A * fJ, erhalten wir also
(detA)fJ,(vl, ... ,V2n) = (A*fJ,)(Vl, ... ,V2n) = fJ, (AVl, ... , AV2n) = det (n (AVi, AVj)) = det (n (Vi, V j ) ) =fJ,(Vl, ... ,V2n),
denn A E Sp(2n,]R), was aquivalent zu n(Au,Av) = n(u, v) fur alle u, v E ]R2n ist. Wahlen wir als VI, ... , V2n die Standardbasis des ]R2n, folgt det A = 1.
•
Proposition 9.2.8 (Der Satz tiber symplektische Eigenwerte). 1st AO E C ein Eigenwert von A E Sp(2n,]R) mit Vielfachheit k, so sind auch 1/ AO, >'"0 und 1/>'"0 Eigenwerte derselben Vielfachheit k. Sind ±1 Eigenwerte, so haben sie geradzahlige Vielfachheit. Beweis. Da A eine reelle Matrix ist, besagt ein Standardresultat der linearen Algebra, daB zu einem Eigenwert AO von A der Vielfachheit k auch >'"0 ein solcher ist. Zeigen wir also, daB auch 1/ AO ein Eigenwert von A ist. 1st p(A) = det(AAI) das charakteristische Polynom von A, gilt aufgrund von
]A]-1 = (A-l)T, det] = 1, ]-1 = -] =]T und detA = 1 (nach Prop. 9.2.7) dann auch
p(A)
=
det(A - AI)
= det
[](A - AI)r1]
= det(]Ar 1 - AI) = det ((A- 1 - AI)T)
= det ( A -1
-
AI) = det (A -1 (1 - AA))
= det (1 - AA) = det ( A (~1 - A ) ) = A2n det
(~1
-A)
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
= ,\2n(_1) 2n det
= ,\2np (~)
309
(A- ~I) (9.21)
.
Da 0 kein Eigenwert von A ist, ist p(,\) = 0 aquivalent zu p (1/ ,\) = 0 und somit ist auch '\0 genau dann ein Eigenwert von A, wenn 1/,\0 einer ist. Nehmen wir nun an, '\0 habe die Vielfachheit k, es sei also
p('\) = (,\ - '\o)k q(,\) mit einem Polynom q(,\) vom Grad 2n - k, fur das q(,\o) ,\2np(1/'\) schlieBen wir
p(,\) = p
(
:x1 ) ,\2n = (,\ -
Doch
k
'\0) q('\) = ('\'\0)
k ( 1 '\0
"# 0 ist.
-:x1 )
Aus p(,\)
=
k
q('\).
,\~ ,\2n-k q('\)
ist ein Polynom in 1/,\, denn der Grad von q(,\) ist 2n- k mit k ::::; 2n. Also ist 1/,\0 eine Wurzel von p(,\) der Vielfachheit l 2': k. Vertauschen wir die Rollen von '\0 und 1/'\0, konnen wir analog schlieBen, daB k 2': list und somit k = l sein muB. Bemerken wir zum SchluB noch, daB '\0 = 1/,\0 aquivalent ist zu '\0 = ±l. Da alle Eigenwerte von A in Paaren auftreten, deren Produkt 1 ist und da A eine (2n x 2n)-Matrix ist, ist die Anzahl, wie oft +1 und -1 als Eigenwerte auftreten, gerade. Da aber nach Lemma 9.2.3 det A = 1 ist, kann der Eigenwert -1 nur eine gerade Vielfachheit besitzen (falls er uberhaupt auftritt). Also ist die Vielfachheit von 1 als Eigenwert von A ebenfalls gerade (wenn 1 als Eigenwert auftritt). • Abbildung 9.4 zeigt alle moglichen Konfigurationen der Eigenwerte von
A
E Sp(4,lR).
Als nachstes untersuchen wir die Eigenwerte von Matrizen in .sp(2n, lR). Der folgende Satz ist hilfreich fur Stabilitatsuntersuchungen von Gleichgewichtszustanden. Fur A E .sp(2n,lR) ist AT] +]A = 0, so daB fur das charakteristische Polynom p('\) = det(A - '\I) von A gilt:
p('\) = det(A - '\I) = det(](A - '\I)]) = det(]A] + '\I) = det( _AT]2 +'\I)
= det(A T +'\I) = det(A +'\I) =p(-,\). Insbesondere gilt Sp (A) dieser Gleichung:
=
o. Auf die gleiche Art wie vorhin schlieBt man mit
310
9. Liegruppen
y
y
•
x
• Sattelzentrum y
komplexer Sattel
y
x
reeller Sattel
y
generisches Zentrum
y
y
x
degenerierter Sattel
Identitaet degeneriertes Zentrum
Abb. 9.4. Zum Satz tiber symplektische Eigenwerte auf ]R4.
Proposition 9.2.9 (infinitesimale symplektische Eigenwerte). 1st AD E C ein Eigenwert von A E sp(2n, IR) mit Vielfachheit k, so sind auch -AD, );"0 und -);"0 Eigenwerte derselben Vielfachheit k von A. 1st daruber hinaus 0 ein Eigenwert, hat er gerade Vielfachheit. Abbildung 9.5 zeigt die moglichen Konfigurationen der infinitesimalen symplektischen Eigenwerte fUr A E sp( 4, IR). Die symplektische Gruppe in der Mechanik. Betrachte ein Teilchen der Masse m in einem Potential V (q) mit q = (ql, q2, q3) E 1R3. Das zweite Newtonsche Axiom besagt, daB sich das Teilchen entlang einer Kurve q(t) im 1R3 bewegt, fiir die mq = -grad V(q) gilt. Definieren wir nun den Impuls Pi = mii, i = 1,2,3 und die Energie
Dann gilt
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
y
311
y
• • x
x
• • komplexer Sattel y
Sattelzentrum y
x
reeller Sattel y
x
generisches Zentrum y
y (2)
_~_+-..._+.x
(2)
_ _~e-_ _+.x _ _ _+--_ _~x
(4)
(2)
degenerierter Sattel
Identitaet
(2) degeneriertes Zentrum
Abb. 9.5. Zum Satz tiber infinitesimale symplektische Eigenwerte auf ]R4.
8H
-
8Pi
=
1 .i -Pi =q.
rn
Das Newtonsche Axiom F = rna ist also aquivalent zu den Hamiltonschen Gleichungen .i
q Setzen wir z
=
8H
= -;::;--, UPi
i
= 1,2,3.
(q, p), so ist
und die Hamiltonschen Gleichungen werden zu i =]". gradH(z). Sei nun
und setze w = J(z). Erflillt z(t) die Hamiltonschen Gleichungen
312
9. Liegruppen
i =.Jr. gradH(z), so erfullt w(t) = f(z(t)) die Gleichung 'Ii; = AT i mit der Jacobimatrix AT [awi/az j ] von f. Nach der Kettenregel ist dann 'Ii;
=
= AT.Jr grad z H(z) = AT.JrAgradw H(z(w)).
Demzufolge haben die Gleichungen fur w(t) genau dann die Form der Hamiltonschen Gleichungen mit der Energie K(w) = H(z(w)), wenn AT.JrA = .Jr, d.h. A symplektisch ist. Eine nichtlineare Transformation f heiBt kanonisch, wenn ihre Jacobimatrix symplektisch ist. Betrachten wir als einen Spezialfall die lineare Abbildung A E Sp(2n, JR.) und setzen w = Az. Sei H quadratisch, d.h. von der Form H(z) = (z, Bz) /2 mit einer symmetrischen (2n x 2n)-Matrix B. Dann gilt grad H(z) . Oz =
2'1 (oz, Bz) + (z, Boz) 1
= 2' «(oz, Bz) + (Bz, oz)) = (oz, Bz) , also grad H (z) = B z und die Bewegungsgleichungen werden zu den linearen Gleichungen i = .JrBz. Weiter ist 'Ii;
= Ai = A.JrBz = .Jr(AT)-l Bz = .Jr(AT)-l BA- 1Az = .JrB'w,
wobei B' = (AT)-l BA -1 symmetrisch ist. Als neue Hamiltonfunktion erhalten wir
H'(w) =
~ (w, (AT)-l BA- 1 w) = ~ (A-1w, BA- 1 w)
= H(A- 1 w) = H(z). Also ist Sp(2n, JR.) die lineare Invarianzgruppe der klassischen Mechanik. Die komplexe allgemeine lineare Gruppe GL(n, C). Viele wicht ige Liegruppen bestehen aus komplexen Matrizen. Wie im reellen Fall ist die Menge GL(n, C) der komplexen, invertierbaren (n x n)-Matrizen eine offene Menge in der Menge L( C n , C n ) der komplexen (n x n)- Matrizen }. Offensichtlich ist GL(n, q eine Gruppe bezuglich der Matrizenmultiplikation. Also ist GL(n, q eine Liegruppe und hat die Liealgebra gt(n, q = {komplexe (n x n)-Matrizen} = L(C n , cn). Also hat GL(n, q die komplexe Dimension n 2 , d.h. die reelle Dimension 2n 2 . Wir zeigen weiter unten, daB GL(n, q zusammenhangend ist (1m Gegensatz zu GL(n, JR.), die zwei Zusammenhangskomponenten besitzt). Wie im reellen Fall werden wir dafUr eine Polarzerlegung benotigen. Eine Matrix U E GL(n, q heiBt unitiir, wenn UU t = UtU = I mit Ut := UT gilt. Eine Matrix P E gt(n, q heiBt hermitesch, wenn pt = P ist. Eine hermitesche Matrix P heiBt positiv definit, kurz P > 0, wenn (Pz, z) > 0 fUr aIle z E Cn , z i- 0 ist, wobei (,) das innere Produkt auf Cn bezeichnet. Beachte, daB aus P > 0 folgt, daB P invertierbar ist.
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
313
Proposition 9.2.10 (Komplexe Polarzerlegung). Zu jeder Matrix A E GL(n, CC) existieren eine eindeutige unWire Matrix U und positiv definite hermitesche Matrizen PI, P2 mit
Der Beweis ist identisch mit dem der Proposition 9.2.1 mit den notigen Anpassungen. Die einzige zusatzlich verwendete Eigenschaft ist, daB die Eigenwerte hermitescher Matrizen reell sind. Wie im Beweis fUr den reellen Fall benotigt man, daB der Raum der unitaren Matrizen zusammenhangend ist (was in §9.3 bewiesen wird), urn insgesamt folgende Proposition zu beweisen: Proposition 9.2.11. Die Gruppe GL(n, CC) ist eine komplexe, nichtkompakte, zusammenhiingende Liegruppe der komplexen Dimension n 2 und der reellen Dimension 2n 2 . Ihre Liealgebra 9 [( n, CC) besteht aus allen komplexen (n x n) -M atrizen mit der K ommutatorklammer.
Auf g[(n, CC) wird das innere Produkt durch (A, B)
= Sp (ABt)
definiert (vgl. (9.11)). Die komplexe spezielle line are Gruppe. Diese Gruppe ist definiert durch SL(n, CC) := {A E GL(n, CC) I det A = I}
und wird wie im reellen Fall abgehandelt. Urn zu beweisen, daB sie zusammenhangend ist, benutzt man die komplexe Polarzerlegung und die Tatsache, daB jede hermitesche Matrix durch Konjugation mit einer geeigneten unitaren Matrix diagonalisiert werden kann. Proposition 9.2.12. Die Gruppe SL(n, CC) ist eine komplexe, nichkompakte Liegruppe der komplexen Dimension n 2 -1 und der reellen Dimension 2 (n 2 1). Ihre Liealgebra $[( n, CC) besteht aus allen spurfreien komplexen (n x n)Matrizen mit der Kommutatorklammer.
Wir verwenden auf en das hermitesche in-
Die unWire Gruppe U(n). nere Produkt
n
(x, y) =
L xifi i=O
mit x = (xl, ... ,xn) E konjugierten fi. Sei
en,
y
= (yl, ... ,yn)
E
en
und den dazu komplex
U(n) = {A E GL(n, CC) I (Ax, Ay) = (x, y) }. Die Orthogonalitatsrelation (Ax, Ay) = (x, y) ist aquivalent zu AAt = AtA = I mit At = .iF, d.h. (Ax,y) = (x,At y ). Also ist IdetAI = 1 und
314
9. Liegruppen
det wird zu einer Abbildung von U(n) in den Einheitskreis Sl = {z E C I Izl = I}. Wie zu erwarten, ist U(n) eine abgeschlossene Unterliegruppe von GL( n, C) mit der Liealgebra u(n)
= {A = {A
E L(cn,cn ) E gt(n,C)
I (Ax,y) = -
I At = -A}.
(x,Ay)}
Der Beweis verlauft genauso wie der fiir O(n). Die Elemente von u(n) heiBen schiefhermitesche Matrizen. Da die Norm von A E U(n) durch
gegeben ist, ist U(n) abgeschlossen und beschrankt, also kompakt in GL(n, C). Aus der Definition von u(n) folgt direkt, daB die reelle Dimension von U(n) gleich n 2 ist. Obwohl die Eintrage der Elemente von U(n) komplex sind, ist U(n) eine reelle Liegruppe. 1m Fall n = 1 ist eine komplexe lineare Abbildung cp : C --+ C die Multiplikation mit einer komplexen Zahl z und cp ist genau dann eine Isometrie, wenn Izi = 1. Auf diese Weise konnen wir U(l) mit dem Einheitskreis Sl identifizieren. Die spezielle unitiire Gruppe SU(n)
= {A E U(n) I detA = I} = U(n) n SL(n,C)
ist eine abgeschlossene Unterliegruppe von U(n) mit Liealgebra su(n)
= {A
E L(C n, cn)
I (Ax,y) = -
(x, Ay) und SpA = O}.
Also ist SU(n) kompakt und hat die (reelle) Dimension n 2 - 1. Wir werden spater zeigen, daB U (n) und SU (n) zusammenhangend sind. Proposition 9.2.13. Die Gruppe U(n) ist eine kompakte, reelle Unterliegruppe von GL( n, C) der (reellen) Dimension n 2 . Ihre Liealgebra u( n) ist der Raum aller schiefhermiteschen (n x n)-Matrizen mit der Kommutatorklammer. SU(n) ist eine abgeschlossene reelle Unterliegruppe von U(n) der Dimension n 2 - 1, deren Liealgebra su(n) aus allen spurfreien schiefhermiteschen (n x n)-Matrizen besteht. In der Interneterganzung zu diesem Kapitel beweisen wir Sp(2n,lR)
n O(2n,lR) = U(n).
Wir besprechen auch einige interessante Verallgemeinerungen dieser Beziehung.
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
315
Die Gruppe SU(2). Diese Gruppe verdient besondere Beachtung, da sie in zahlreichen physikalischen Anwendungen auftritt, wie z.B. bei den Cayley-Klein-Parametern des freien starren Korpers und in der Konstruktion einer (nichtabelschen) Eichgruppe fur die Yang-Mills-Gleichungen in der Elementarteilchenphysik. Aus der allgemeinen Formel fur die Dimension von SU(n) erhalten wir dim SU(2) = 3. Die Gruppe SU(2) ist diffeomorph zur 3-Sphare S3 = {x E ]R4 I Ilxll = 1 }, wobei der Diffeomorphismus explizit durch x
o
1
2
3
3
4
= (x ,x ,x ,x ) ESC]R
M
[XX02 -- zxzx.. 31 - xx 20 +- zxzx.. 31] E SU(2)
(9.22)
gegeben ist. Also ist SU(2) zusammenhangend und einfach zusammenhangend. Nach dem Satz von Euler 9.2.1 ist jedes Element von SO(3) (auBer das neutrale Element) durch Angabe eines Vektors v als Drehachse und eines Drehwinkels () eindeutig festgelegt. Hierbei konnen wir v als Einheitsvektor wahlen. Allerdings reprasentieren die Paare (v, ()) und (-v, -()) dieselbe Drehung und es gibt keine konsistente Moglichkeit, eines dieser beiden Paare stetig fUr die ganze Gruppe SO(3) auszuwahlen. Eine solche Wahl heiBt in der Physik die Wahl eines Spins. Dies laBt einen sofort an eine doppelte Uberlagerung von SO(3) denken, die hoffentlich wieder eine Liegruppe ist. Wir werden nun zeigen, daB SU(2) diese Forderungen erfUllt.3 Die Grundlage hierfur bildet die folgende Konstruktion. Bezeichne mit aI, a2, a3 die durch
a1
[01]
= 1 0 ' a2 =
[0i -i] 0
definierten Pauli-Spinmatrizen und sei ( j = (aI, a2, a3). Man rechnet einfach nach, daB sie die Vertauschungsrelationen
[aI, a2] = 2ia3
(plus zyklische Vertauschungen)
erfullen, weswegen die Abbildung
mit X· ( j = x 1a1 + x 2a2 + x3a3 ein Liealgebrenisomorphismus zwischen ]R3 und den schiefhermiteschen, spurfreien (2 x 2)-Matrizen (der Liealgebra von SU(2)) ist, d.h. es gilt [x, y] = (x x yf Beachte - det(x. 3
(j)
= IIxl1 2 und Sp (xy) = -~x. y.
Anm.d.Ubers.: Jede SO(n) besitzt eine einfach zusammenhangende doppelte Uberlagerung, die sogenannte Spingruppe Spin(n).
316
9. Liegruppen
Definiere den Liegruppenhomomorphismus 7r : 8U(2) -+ GL(3, lR) durch (9.23) Eine direkte Rechnung zeigt unter Verwendung von (9.22), daB ker7r ist. Also ist genau dann 7r(A) = 7r(B), wenn A = ±B ist. Aus 117r(A)xI1 2 =
= {±I}
- det((7r(A)x) . IT)
= -det(A(x'lT)A- 1 ) = - det(x. IT) = IIxl12 folgt 7r(8U(2))
c
0(3).
Als stetiges Bild eines zusammenhiingenden Raumes ist 7r(8U(2)) jedoch zusammenhangend und somit gilt 7r(8U(2))
c
80(3).
Zeigen wir nun, daB 7r : 8U(2) -+ 80(3) ein lokaler Diffeomorphismus ist. 1st namlich a E .5u(2) , so gilt
(Te 7r(a)x) . IT = (x· IT)a t + a(x· IT) = [a, x . lTl = 2i[a, xl = 2i(a x xf = (a x x) . IT
= (ax) . IT, d.h., Te 7r(a)
=
a. Demzufolge ist T e 7r : .5u(2) ----+ .50(3)
ein Liealgebrenisomorphismus und 7r somit ein lokaler Diffeomorphismus in einer Umgebung des neutralen Elementes. Als Liegruppenhomomorphismus ist 7r dann auch ein lokaler Diffeomorphismus urn jeden Punkt. Insbesondere ist dann 7r(8U(2)) offen und damit auch abgeschlossen (das Komplement ist eine Vereinigung von offenen Nebenklassen in 80(3)). Da es nichtleer und 80(3) zusammenhiingend ist, folgt 7r(8U(2)) = 80(3). Also ist 7r : 8U(2) -+ 80(3) eine zweifache Uberlagerung. Wir fassen die 8ituation in dem kommutativen Diagramm in Abb. 9.6 zusammen. Proposition 9.2.14. Die Liegruppe 8U(2) ist eine einJach zusammenhiingende zweiJache Uberlagerung von 80(3).
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
317
8U(2)
j
2 1
80(3)
Abb. 9.6. Der Zusammenhang zwischen 8U(2) und 80(3). Quaternionen. Der Divisionsring (oder in leichtem SprachmiBbrauch der nichtkommutative Korper) IHI der Quaternionen wird tiber den reellen Zahlen durch die drei Elemente i, j, k mit den Relationen
i 2 =j2=k2 =_1, ij = -ji = k, jk = -kj = i, ki = -ik =j erzeugt. Die Multiplikation von Quaternionen erfolgt auf gewohnliche Art und Weise (wie die von Polynomen) unter Berticksichtigung dieser Relationen. Wir zerlegen a E IHI durch
in einen skalaren und einen vektoriellen Anteil der Quaternion mit as, a;, a~, a~ E R Quaternionen mit verschwindendem skalaren Anteil werden auch reine Quaternionen genannt. Mit diesen Bezeichnungen erhalt die Multiplikation von Quaternionen die Form
Zusatzlich definieren wir zu jeder Quaternion a = (as, a v ) die konjugierte (as, -av ), d.h. die reellen Zahlen bleiben bei der Konjugation erhalten und I = -i,3 = -j, sowie k = -k. Beachte, daB ab = ba gilt. Jede Quaternion a =I- 0 besitzt ein durch a-I = allal 2 gegebenes Inverses, wobei die Norm durch
a :=
gegeben ist. Insbesondere bilden die Einheitsquaternionen, die als Menge gleich der Einheitssphare S3 in JR4 sind, eine Gruppe unter der quaternionischen Multiplikation. Proposition 9.2.15. Die Einheitsquaternionen S3 = {a E IHI I lal = I} bilden eine zu SU(2) tiber den Isomorphismus (9.22) isomorphe Liegruppe.
318
9. Liegruppen
Beweis. Wir haben schon darauf hingewiesen, daB (9.22) ein Diffeomorphismus von S3 nach 8U(2) ist, es verbleibt also nur noch zu zeigen, daB er auch ein Gruppenhomomorphismus ist, was man jedoch direkt nachrechnet. • Die Liealgebra von S3 ist der Tangentialraum an die 1 und somit isomorph zu den reinen Quaternionen ]K3. Wir wollen zunachst die adjungierte Wirkung von S3 auf ihre Liealgebra bestimmen. 1st a E S3 und b v eine reine Quaternion, ergibt sich das Differential der Konjugation zu
1st also a(t) = (1, tav ), so gilt a(O) = 1, a'(O) = a v und die Lieklammer auf den reinen Quaternionen ]K3 ergibt sich zu
Also ist die Liealgebra von S3 der ]K3 mit [x, y] = 2 x x y als Lieklammer. Das Differential des Liegruppenisomorphismus (9.22) ist
x E]K
3
f-t
[-zx-zx.+3x -zx. zx1-3 x 2] = 2x_ E su(2) . 1
2
.
und ist demzufolge ein Liealgebrenisomorphismus von]K3 mit dem Zweifachen des Kreuzproduktes als Klammer nach su(2), d.h. nach (]K3, x). Kehren wir nun zu dem kommutativen Diagramm in Abb. 9.6 zuriick und bestimmen explizit die zweifache Uberlagerung S3 --+ 80(3) die einer Quaternion a E S3 C 1HI die Drehmatrix A E 80(3) zuordnet. Zu a E S3 sei
mit a = (as, a v ) = (as, a;, a~, a~). Nach (9.23) ist die Drehmatrix dann durch A = Jr(U) gegeben, also durch
(Ax) . (T
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
319
as + ia~ a~ + ia~ ] x [ -a 2+·za 1 as - za . 3 v v v [(a; + (a~)2 - (a~)2 - (a~)2) Xl + 2(a~a~ - asa~)x2 +2(asa~
+ a~a~)x3] 0'1
+ [2 (a~a~ + asa~) Xl + (a; - (a~)2 + (a~)2 - (a~)2) x 2
+2 (a;a~ - asa~) x 3] 0'2 + [2 (a~a~ - asa;) xl + 2 (asa~ + a~a~) x 2
+ (a; - (a~)2 - (a~)2 + (a~)2) x 3] 0'3. Beachtet man a; + (a~)2 + (a~)2 + (a~)2 den Ausdruck
=
1, erhalt man fUr die Matrix A
2(asa~+a~a~) 1 [ 2a;+2(a~)2-12(-asa~+a~a~) 2(asa~ + a~a~) 2a; + 2(a~)2 - 1 2( -asa~ + a~a~) 2( -asa~ + a~a~) 2(asa~ + a~a~)
2a; + (a~)2 - 1
= (2a; - 1)1 + 2a sav + 2av IS! a v,
(9.24)
wobei av IS! a v die symmetrische Matrix mit den Eintragen ata~ ist. Die Abbildung a E S3 r--+ (2a; - 1)1 + 2a sav + 2av IS! a v heiBt Euler-Rodrigues-Parametrisierung. Gegeniiber der Parametrisierung durch die Eulerschen Winkel, die eine Singularitat besitzt, hat diese den Vorteil, global definiert zu sein. Dies ist von entscheidender Bedeutung fiir numerische Berechnungen (vgl. z.B. Marsden und Wendlandt [1997]). Wir wollen zuletzt die Formel von Rodrigues (9.15) mit Hilfe der Einheitsquaternionen ausdriicken. Sei
a = (as, a v ) = (cos ~, (sin ~) n) mit einem Winkel w > 0 und einem Einheitsvektor n. Wegen :il2 = n IS! n - 1 erhalten wir aus (9.15) exp(wn) = 1 + (sinw):il + 2 (sin 2 ~) (n IS! n - 1)
= (1- 2sin2 *) 1 +2cos*sin*:il+2 (sin2 *) nlS!n
= (2a; - 1) 1 + 2a s av + 2av IS! avo Dieser Ausdruck ordnet dann jeder Einheitsquaternion a eine Drehung zu. Dariiber hinaus hat Rodrigues durch diese Parametrisierung 1840 eine schOne Methode gefunden, urn das Produkt zweier Rotationen exp(wlnd ·exp(w2n2) durch diese Angaben auszudriicken. Dies war eine friihe Entdeckung der Spingruppe! Wir verweisen hierfiir auf Whittaker [1927, Abschnitt 7], Altmann [1986], Enos [1993], Lewis und Simo [1995] und die dort angegebenen Referenzen fUr weitere Informationen.
320
9. Liegruppen
Konjugationsklassen der SU(2) und die Hopffaserung. Als nachstes bestimmen wir aIle Konjugationsklassen von 8 3 ~ SU(2). Zu a E 8 3 ist a-I = a und eine direkte Rechnung liefert aba- 1
= (b s , 2(av . bv)av + 2a s (a v x b v ) + (2a; - l)b v )
fUr beliebiges b E 8 3 . 1st bs = ±1, d.h. b v = 0, so folgt aus obiger Beziehung aba- 1 = b fUr aIle a E 8 3 , d.h. die Klassen von 1 und -1 mit 1 = (1,0) bestehen beide aus nur einem Element und das Zentrum von SU(2) ~ 8 3 ist
{±I}.
1m folgenden set zen wir bs "I- ±1 bzw. b v "I- 0 voraus, und £lxieren dieses b E 8 3 fur den ganzen nachsten Abschnitt. Wir werden zeigen, daB wir zu gegebenem x E IR3 mit Ilxll = IlbvI ein a E 8 3 £lnden, fur das 2(a v . bv)av + 2a s (a v x b v ) + (2a; - l)b v = x
(9.25)
gilt. 1st x = cb v fur ein c "I- 0, erfuIlen a v = 0 und 2a; = 1 + c die Beziehung (9.25). Nehmen wir nun an, x und b v sind nicht kollinear. Fur das Skalarprodukt von (9.25) mit b v erhalten wir
°
°
1st IlbvI1 2 +x· b v = 0, folgt aus b v "I- 0, daB a v' b v = und as = ist. Kehren wir zuruck zu (9.25), folgt -bv = x, was ausgeschlossen war. Demzufolge ist x·bv+llb vI1 2 "I- 0, und wir erhalten auf der Suche nach a v E IR3 mit av·bv =
°
°
Bilden wir nun des Kreuzprodukt von (9.25) mit b v , erhalten wir mit der Annahme a v . b v = und somit
bv x x a = 2a s llb v l1 2 ' v
°
was wegen b v "I- 0 und as "I- wohlde£lniert ist. Beachte, daB fur das so bestimmte a = (as, a v) die Annahme a v. b v = erfullt ist und wegen Ilxll = Ilbvll dann
°
gilt. Proposition 9.2.16. Die Konjugationsklassen von 8 3 Zweisphiiren {b v E IR3 IIIbvl1 2 = 1- b;}
C:o'
SU(2) sind die
zu bs E [-1,1], die am Nord- und 8udpol (±1,0,0,0) zu einem Punkt degenerieren. Diese Pole bilden das Zentrum von SU(2).
9.2 Einige der klassischen Liegruppen
321
Der obige Beweis zeigt, daB jede Einheitsquaternion in 8 3 zu einem Quaternion der Form as + a~k mit as, a~ E lR konjugiert ist, was in Matrizen und dem Isomorphismus (9.22) ausgedriickt besagt, daB jede Matrix in SU(2) zu einer Diagonalmatrix konjugiert ist. Die Konjugationsklasse von kist die Einheitssphare 8 2 und die Abbildung
ist die sogenannte Hopffaserung. Die Untergruppe
ist eine abgeschlossene, eindimensionale, abelsche U nterliegruppe von 8 3 , durch (9.22) isomorph zur Menge der Diagonalmatrizen in SU(2) und daher der Einheitskreis 8 1 . Beachte, daB der Stabilisator von k in 8 3 gerade H ist, wie man mit (9.25) leicht zeigt. Da der Orbit von k diffeomorph zu 8 3 / H ist, sind somit die Fasern der Hopffaserung die linken Nebenklassen aH flir a E 83 . Zuletzt wollen wir noch einen Ausdruck der Hopffaserung durch komplexe Variablen angeben. Setze in der Darstellung (9.22)
und beachte, daB im Fall
zu aka die Matrix X O -iX 3 -X 2 -iX 1 ]
[-iO]
[X O +iX 3
X 2 +iX 1 ]
ix 1 xO + ix3 0 i _x 2 + ix 1 xO - ix3 = [-i(lxO+iX312_lx2+iXlI2) -2i(x 2 +ix 1) (xO-ix 3) ] -2i(x 2 - ix 1 )(x O+ ix 3) i (lx O+ ix 3 12 -lx 2 + ixll2) [
x2
-
gehort. Betrachten wir dann den Diffeomorphismus
so nimmt demzufolge die obige Wirkung auf dem Orbit, also die Hopffaserung, die folgende Form an
322
9. Liegruppen
Ubungen Ubung 9.2.1. Beschreibe die Menge der symmetrischen Matrizen in SO(3). Ubung 9.2.2. Zeige, daB zu A E Sp(2n, lR) auch AT E Sp(2n, lR) liegt. Ubung 9.2.3. Zeige, daB sp(2n, lR) als Liealgebra isomorph zum Raum der homogenen quadratischen Funktionen auf lR 2n mit der Poissonklammer ist. Ubung 9.2.4. Eine Abbildung f : lRn -+ lRn , die den Abstand zwischen zwei Punkten erhiiJt, fur die also Ilf(x) - f(y) I = Ilx - yll fur aIle x, y E lRn gilt, heiBt eine Isometrie. Zeige, daB f genau dann eine den Ursprung erhaltende Isometrie ist, wenn f E O(n) ist.
9.3 Wirkungen von Liegruppen In diesem Abschnitt entwickeln wir einige grundlegenden Tatsachen uber Wirkungen von Liegruppen auf Mannigfaltigkeiten. Eine der wichtigsten Anwendungen wird spater die Beschreibung von Hamiltonschen Systemen mit Symmetriegruppen sein.
Grundlegende Definitionen. Wir beginnen mit der Definition der Wirkung einer Liegruppe G auf eine Mannigfaltigkeit M. Definition 9.3.1. Sei Meine Mannigfaltigkeit und G eine Liegruppe. Eine (Links-) Wirkung der Liegruppe G auf Mist eine glatte Abbildung P : G x M -+ M mit:
(i) p(e, x) = x fur alle x (ii)
E
M und
=
E
M.
Eine Rechtswirkung ist eine Abbildung l[f : M x G -+ M, fur die l[f(x,e) = x und l[f (l[f (x , g), h) = l[f(x,gh) gilt. Wir verwenden manchmal die Notation g. x =
9.3 Wirkungen von Liegruppen
323
Beispiele Beispiel 9.3.1. SO(3) wirkt auf lR 3 durch (A, x) r-+ Ax. Diese Wirkung liiBt die Sphare S2 invariant, also definiert dieselbe Beziehung eine Wirkung von 80(3) auf S2. Beispiel 9.3.2. GL(n, lR) wirkt auf lRn durch (A, x) r-+ Ax. Beispiel 9.3.3. Sei X ein voIlstandiges Vektorfeld auf M, d.h. eines, dessen FluB F t fur aIle t E lR definiert ist. Dann definiert Ft : M -+ Meine Wirkung von lR auf M. Orbits und Stabilisatoren. 1st Peine Wirkung von G auf M und x E M, so ist der Orbit von x definiert durch Orb(x) = {Pg(x) I 9 E G} eM. 1m Endlichdimensionalen kann man zeigen, daB Orb(x) eine immersierte Untermannigfaltigkeit von Mist (Abraham und Marsden [1978, S. 265]). Zu P ist der Stabilisator (oder die Isotropie- oder Symmetriegruppe) von x E M durch G x := {g E G IPg(x) = x} c G gcgeben. Die durch pX(g) = p(g, x) definierte Abbildung px : G -+ Mist stetig, Gx = (px)-l(x) ist eine abgeschlossene Untergruppe und somit eine Unterliegruppe von G. Die Mannigfaltigkeitsstruktur auf Orb(x) ist durch die Forderung definiert, daB die bijektive Abbildung [g] E GIG x r-+ g·x E Orb (x) ein Diffeomorphismus ist. DaB G IG x eine glatte Mannigfaltigkeit ist, folgt aus der weiter unten diskutierten Proposition 9.3.2. Eine Wirkung heiBt: (i) transitiv, wenn sie nur einen Orbit besitzt, d.h. wenn fur aIle x, y E M ein 9 E G mit 9 . x = y existiert, (ii) treu (oder effektiv) , wenn 9 ist und
=
e fur Pg
= Id M , d.h. 9
r-+ Pg bijektiv
(iii) frei, wenn sie keinen Fixpunkt besitzt, d.h. aus Pg(x) = x fur ein x schon 9 = e folgt bzw. fur jedes x E M die Abbildung 9 r-+ Pg(x) injektiv ist. Beachte, daB eine Wirkung genau dann frei ist, wenn G x = {e} fur aIle x E M gilt und daB jedc freie Wirkung treu ist. Beispiele Beispiel 9.3.4 (Linkstranslation). Lg : G -+ G, h r-+ gh definiert eine transitive und freie Wirkung von G auf sich selbst. Beachte, daB die Rechtstranslation Rg : G -+ G, h r-+ hg keine Linkswirkung definiert, da 9 r-+ Rg
324
9. Liegruppen
wegen Rgh = Rh 0 Rg ein Antihomomorphismus ist. 9 f-t Rg definiert daher eine Rechtswirkung. Durch 9 f-t Rg-l kann man aber auch durch Multiplikation von rechts eine Linkswirkung von G auf sich selbst definieren. Beispiel 9.3.5. Betrachte die Wirkung 9 f-t 19 = Rg-l 0 Lg von G auf sich durch Konjugation. Die durch h f-t ghg- I gegebene Abbildung 19 : G --+ G heiBt der inn ere Automorphismus zu g. Die Orbits dieser Wirkung sind die Konjugationsklassen (die im Fall von Matrixgruppen auch Ahnlichkeitsklassen genannt werden). Beispiel 9.3.6 (Die adjungierte Wirkung). Differenziert man die Konjugationsabbildung im neutralen Element, erhiilt man die adjungierte Darstellung von G auf g: Adg := Te1g : TeG = 9 --+ Te G = g.
Die adjungierte Wirkung von G auf gist explizit durch Ad: G x 9 --+ g,
Adg(~)
= Te(Rg-l
0
Lg)~
gegeben. Fur 80(3) gilt z.B. 1A(B) = ABA-I, durch Differenzieren nach B am neutralen Element erhiilt man also AdA v = AvA-I. Es gilt aber (AdA v)(w) = Av(A-Iw) = A(v x A-Iw) = Av x w,
also ist (AdA v)
= (Avr
Identifizieren wir 50(3) ~ ]R3, so erhalten wir AdA v
= Av.
Beispiel 9.3.7 (Die koadjungierte Wirkung). Die koadjungierte Wirkung von G auf g*, dem Dualraum der Liealgebra 9 von G, ist folgendermaBen definiert. 8ei Ad; : g* --+ g* die zu Adg duale Abbildung, definiert durch
fur a E g* und
~ E
g. Dann ist die Abbildung 1>* : G x g* --+ g*,
(g, a)
f-t
Ad;-l a
die koadjungierte Wirkung von G auf g*. Die zugehOrige koadjungierte Darstellung von G auf g* wird mit
bezeichnet. Wir werden die Einfuhrung eines weiteren * vermeiden, indem wir (Adg-l)* oder einfach Ad;-l schreiben, wobei * die ubliche duale Abbildung der linearen Algebra bezeichnet, statt Ad*(g), worin * Teil der Bezeichnung der Funktion Ad* ist. Jede Darstellung von G auf einem Vektorraum V induziert analog eine kontragrediente Darstellung von G auf V* .
9.3 Wirkungen von Liegruppen
325
Quotientendiume (Orbitraume). Eine Wirkung
-t
MIG,
x r-t Orb (x)
die kanonische Projektion. Betrachte auf MIG die Quotiententopologie, die dadurch definiert ist, daB eine Menge U c MIG genau dann offen ist, wenn 7f-l(U) offen in Mist. Damit der Orbitraum MIG auch die Struktur einer glatten Mannigfaltigkeit besitzt, sind weitere Forderungen an die Wirkung notig. Eine Wirkung
.p: G x M
-t
M x M,
(g,x) r-t (x,
eine eigentliche Abbildung ist. 1m Endlichdimensionalen heiBt dies, daB zu einer kompakten Menge K C MxM auch .p-l(K) kompakt ist. 1m allgemeinen bedeutet es, daB zu in M konvergenten Folgen {x n } und {
Proposition 9.3.1. 1st
fur den
<{Jy 0 Wx,y
=
<{Jx
gilt.
Beispiele Beispiel 9.3.8. G =
~
wirkt auf M =
~
durch die Translationen
326
9. Liegruppen
p( s, x)
P : G x M -t M,
x + s.
=
Dann ist Orb(x) = IR fur aIle x E IR. Also besteht MIG aus einem einzigen Punkt und die Wirkung ist transitiv, eigentlich und frei. Beispiel 9.3.9. G = 80(3), M = 1R3 (~50(3)*). Betrachte die durch PAX = Ax gegebene Wirkung von A E 80(3) auf x E 1R3. Dann ist Orb(x) = {y E 1R3 Illyll = Ilxll } = eine 8phare mit Radius Ilxli. Also ist MIG ~ IR+. Die Menge IR+ = { r E IR I r ~ 0 } ist keine Mannigfaltigkeit, denn sie enthalt den Endpunkt r = O. Die Wirkung ist tatsachlich nicht frei, denn 0 E 1R3 ist ein Fixpunkt. Beispiel 9.3.10. 8ei G abelsch. Dann ist Ad g die adjungierten und koadjungierten Orbits von einpunktigen Mengen {O und {o:}.
= Idg , Ad;-l = Idg * und ~ E
9 bzw.
0: E
g* sind die
Wir werden spater sehen, daB die koadjungierten Orbits auf naturliche Art zu Phasenraumen von mechanischen 8ystemen wie dem starren K6rper werden. Insbesondere ist ihre Dimension immer geradzahlig. Infinitesimale Erzeuger. Wir kommen als nachstes zur infinitesimalen Beschreibung einer Wirkung, die eines der entscheidenden Konzepte in der Mechanik darstellt. Definition 9.3.2. Sei
~ E
gist die
= P(expt~,x)
definierte Abbildung pf. : IR x M -t Meine Wirkung von IR auf M, d.h., Pexptf. : M -t Mist ein Fluj1 auf M. Das durch
~M(X) := ddt I
Pexptf.(x)
t=O
gegebene Vektorfeld auf M nennen wir den zu ~ gehOrenden infinitesimalen Erzeuger der Wirkung.
Proposition 9.3.2. Der Tangentialraum in x an einen Orbit Orb(xo) ist die Menge TxOrb(xo) = {';M(X) I.; E g}, wobei Orb(xo) mit einer Struktur als Mannigfaltigkeit versehen ist, die GIGxo -t Orb(xo) zu einem Diffeomorphismus macht.
9.3 Wirkungen von Liegruppen
327
Die Beweisidee ist die folgende: 8ei (j~(t) eine Kurve in G mit (j~(0) = e, die bei t = 0 tangential zu ~ ist. Dann ist die Abbildung
dd I
~M(X)
ein Tangentialvektor an Orb(xo) in x. Da Tangentialvektoren Aquivalenzklassen solcher Kurven repriisentieren, liiBt sich jeder Tangentialvektor auf diese Weise erhalten. Die Liealgebra des Stabilisators G x , x E M nennt man die Stabilisator(oder Isotropie- oder Symmetrie-) Algebra in x. 8ie ist nach Proposition 9.1.5 gx = {~E 9 I ~M(X) = O}. Beispiele Beispiel 9.3.11. Die infinitesimalen Erzeuger der adjungierten Wirkung berechnet man folgendermaBen: 8ei
Wir berechnen den zu Definition gilt
~
E 9 gehOrenden infinitesimalen Erzeuger ~g. Per
~g (1)) = Nach (9.5) ist dies gleich
[~, 1)].
(:t) It=o
Ad exp
t~(1)).
Also folgt fur die adjungierte Wirkung (9.26)
Diese Operation verdient einen eigenen Namen. Wie definieren den adOperator ad~ : 9 -+ 9 durch 1) f--t [~, 1)]. Es gilt also (9.27)
Beispiel 9.3.12. Wir veranschaulichen uns das letzte Beispiel fUr die Gruppe 80(3) folgendermaBen. Sei A(t) = exp(tC) mit C E so(3). Dann ist A(O) = lund A'(O) = C. Also gilt fur B E so(3)
dd I (AdexptcB) = dd I (exp(tC)B(exp(tC))-l) t t=o t t=O
= dd I t
(A(t)BA(t)-l)
t=O
= A'(0)BA-1(O) + A(O)BA-v(O). Differenzieren wir A (t) A -1 ( t) = I, so er hal ten wir
328
9. Liegruppen
also ist insbesondere
A-l/(O)
= -A'(O) = -C.
Die vorhergehende Gleichung wird damit wie erwartet zu
dd
I
t t=o
(AdexptCB) = CB - BC = [C,B].
Beispiel 9.3.13. Sei Ad* : G x 9* -t 9* die koadjungierte Wirkung (g,o:) HAd;-lO:. Zu ~ E 9 berechnen wir fUr 0: E 9* und 1] E 9
(~g*(O:),1]) = \ !It=o Ad:xp(_t~)(O:),1])
-t~) (0:),1]) = !
= ! It=O \ Ad:xp ( = \0:, ! It=o
-t~) 1])
It=O (0:, Adexp (
Adexp(-t~)1])
= (0:, -[C 1]J) = - (0:, ad~(1])) = - (ad€(o:), 1]). Also ist ~g*
= -ad€ bzw.
~g*(O:)
= - (0:, [~,.J).
(9.28)
Beispiel 9.3.14. Identifizieren wir -50(3) ~ (]R3, x) und -50(3)* ~ ]R3* mit Hilfe der durch das gewohnliche Euklidische Skalarprodukt gegebenen Paarung, wird (9.28) fur l E -50(3)* und ~ E -50(3) zu ~so(3)* (l)
= -l . (~ x·).
Fur 1] E -50(3) gilt dann (~SO(3)*(l),1])
= -l·
(~x 1])
= -(l
x~)'1]
= -(l x
~,1]),
d.h.,
6dl)
= -l x ~ = ~ x l.
Wie erwartet ist ~l!l.3(l) E TzOrb(l) tangential zu Orb(l) (vgl. Abb. 9.7). Variiert ~ in -50(3) ~ ]R3, erhalten wir gemaB Proposition 9.3.2 ganz TIOrb(l). Aquivarianz. Eine Abbildung zwischen zwei Raumen ist aquivariant, wenn sie Gruppenwirkungen auf diesen Raumen erhalt. Prazise formuliert heiBt dies:
9.3 Wirkungen von Liegruppen
Abb. 9.7.
M
M
~ll!.3 (l)
f
f
329
ist tangential an Orb(l).
N
N
Abb. 9.8. Kommutatives Diagramm zur Aquivarianz.
Definition 9.3.3. Seien M und N Mannigfaltigkeiten und G eine Liegruppe, die auf M durch if> 9 : M -+ M und auf N durch lfig : N -+ N wirkt. Eine glatte Abbildung f : M -+ N heijJt iiquivariant bzgl. dieser Wirkungen, wenn fur alle 9 E G (9.29) f 0
exp(t~)
t = 0 die Beziehung Tf ~M'
Beachte auch, daB eine aquivariante Abbildung f : M -+ N eine glatte Abbildung fe : M/G -+ N/G induziert, wenn M/G und N/G beide glatte Mannigfaltigkeiten und die kanonischen Projektionen glatte Submersionen sind.
Mittelung iiber die Gruppe. Ein niitzliches Werkzeug zur Konstruktion von invariant en GraBen ist die Mittelung. Es wirke z.B. eine kompakte Gruppe G auf eine Mannigfaltigkeit M und 0: sei eine Differentialform auf M. Dann bilden wir
330
9. Liegruppen
wobei JL das Haarsche Mal3 auf Gist. Man pruft nach, dal3 a invariant unter der Wirkung von Gist. Dieselbe Konstruktion lal3t sich fur andere Tensoren wie z.B. Riemannsche Metriken auf M durchfuhren, urn aus ihnen invariante GraBen zu erhalten.
Die Klammer von Erzeugern. Wir kommen nun zu einer wichtigen Formel, die die Jacobi-Lieklammer zweier infinitesimaler Erzeuger mit deren Liealgebraklammer in Verbindung setzt. Proposition 9.3.3. Die Liegruppe G wirke von links auf die Mannigfaltigkeit M. Dann ist die Abbildung ~ f--t ~M des infinitesimal en Erzeugers von der Liealgebra 9 von G in die Liealgebra :reM) der Vektorfelder von M ein Liealgebrenantihomomorphismus, d.h., fur alle ~,ry E 9 und a, bE IR gilt
und Urn dies zu beweisen, benatigen wir das folgende Lemma:
Lemma 9.3.1. ist
(i) Sei c(t) eine Kurve in G, c(O) = e, C'(O) = ~
~M(X) =
dd I
t t=O
E
g. Dann
(ii) Fur alle g E Gist (Adg~)M
=
Beweis. (i) Sei
(Adg~)M(x) = :t It=o
I
t t=o
!!.-I dt
t=O
(nach Korollar 9.1.2)
(
= T<[>gl(x)
•
Beweis (von Proposition 9.3.3). Die Linearitat folgt aus ~M(X) = Te
9.3 Wirkungen von Liegruppen
331
exp( -try)
ist jedoch der FluB von -ryM, also ergibt die Differentiation der rechten Seite bei t = 0 die Klammer [~M' ryM]. Die der linken Seite ist bei • t = 0 [ry, ~]M nach Beispiel 9.3.11. In Hinblick auf diese Proposition definiert man eine Linkswirkung einer Liealgebra auf eine Mannigfaltigkeit M als einen Liealgebrenantihomomorphismus ~ E 9 r--t ~M E x(M), fur den die Abbildung (~,x) E 9 x M r--t ~M(X) E TM glatt ist. Sei : G x G ---+ G die Wirkung von G auf sich selbst durch Linkstranslation (g, h) = Lgh. Zu ~ E 9 sei y~ das zugehOrige rechtsinvariante Vektorfeld auf G. Dann ist und analog ist der infinitesimal Erzeuger der Rechtstranslation ein linksin-
variantes Vektorfeld 9 r--t TeLg (~). Ableitungen von Kurven. Es ist nutzlich, Formeln fur die Ableitung von Kurven im Zusammenhang mit der adjungierten oder koadjungierten Wirkung zur Verfugung zu haben. Seien zum Beispiel g(t) und ry(t) (glatte) Kurven in G und 9. Wir schreiben die Wirkung als Produkt:
g(t)ry(t) = Adg(t)ry(t). Proposition 9.3.4. Mit den obigen Bezeichnungen gilt:
d dtg(t)ry(t) = g(t) { [~(t), ry(t)]
+ dry} dt
(9.30)
mit
Beweis. Es gilt
:t It=to
it It=to {g(to) [g( to)-lg(t)]ry(t)} = g(to) itlt=to {[g(tO)-lg(t)]ry(t)} ,
Adg(t)ry(t) =
wobei das erste g(to) die Ad-Wirkung bezeichnet, die linear ist. g(tO)-lg(t) ist eine Kurve durch das neutrale Element bei t = to mit Tangentialvektor ~(to), also wird obige Beziehung zu
•
332
9. Liegruppen Analog schreiben wir fur die koadjungierte Wirkung
und man beweist wie oben
!
[g(t)JL(t)] = g(t) { -ad~(t)JL(t) +
d:} .
Indem wir unsere Produktnotation auch fUr Liealgebrenwirkungen ubernehmen, konnen wir dies auch als
!
[g(t)JL(t)] = g(t)
{~(t)JL(t) + d:}
(9.31 )
mit ~(t) = g(t)-lg(t) schreiben. Fur Rechtswirkungen werden diese Beziehungen zu
! !
und
[1J(t)g(t)] = { 1J(t)((t) +
~~ } g(t)
(9.32)
[JL(t)g(t)] = {JL(t)((t) +
d: }g(t),
(9.33)
wobei entsprechend ((t)
1J(t)g(t)
= g(t)g(t)-l,
= Adg (t)-l1J(t)
und
1J(t)((t)
= -[((t), 1J(t)],
sowie ist. Zusammenhangseigenschaften emlger der klassischen Gruppen. Zu Beginn zwei Eigenschaften von homogenen Raumen:
(i) 1st H ein abgeschlossener Normalteiler einer Liegruppe G (d.h., zu h E H und 9 E Gist ghg- 1 E H), so ist der Quotientenraum G/H eine Liegruppe und die kanonische Projektion 7r : G --+ G / H ein glatter Gruppenhomomorphismus. (Dies folgt aus Proposition 9.3.1, vgl. auch Satz 2.9.6 in Varadarajan [1974, S. 80].) Sind zusatzlich H und G / H zusammenhangend, so ist auch G zusammenhangend. Sind H und G / H einfach zusammenhangend, so ist es auch G. (ii) G, M seien endlichdimensional und erfullen das zweite Abzahlbarkeitsaxiom, P : G x M --+ M sei eine transitive Wirkung von G auf M und zu x E M sei G x der Stabilisator von x. Dann ist die Abbildung gG x r-+ Pg(x) ein Diffeomorphismus von G/G x auf M. (Auch dies folgt aus Proposition 9.3.1, vgl. Satz 2.9.4 in Varadarajan [1974, S. 77].)
9.3 Wirkungen von Liegruppen
333
Die Wirkung
if> : GL( n, JR.) x JR.n -+ JR. n ,
if>(A, x)
=
Ax
induziert eingeschrankt auf O(n) x sn-l eine transitive Wirkung. Der Stabilisator von O(n) bei en E sn-l ist O(n -1). Offensichtlich ist O(n - 1) eine abgeschlossene Untergruppe von O(n), wenn man jedes A E O(n - 1) durch
- [A010]
A=
EO(n)
einbettet, und die Elemente von O( n -1) lassen en invariant. Auf der anderen Seite gilt fur A E O(n) mit Aen = en auch A E O(n - 1). Also folgt aus der zweiten der beiden Aussagen oben, daB die Abbildung O(n)/O(n - 1) -+ sn-l,
A· O(n - 1)
f--t
Aen
ein Diffeomorphismus ist. Mit einem ahnlichen Argument beweist man die Existenz eines Diffeomorphismus
sn-1 ~ SO(n)/SO(n - 1). Die kanonische Wirkung von GL( n, q auf en induziert analog einen Diffeomorphismus von s2n-1 C JR.2n auf den homogenen Raum U(n)/U(n -1). Daruber hinaus erhalten wir s2n-1 ~ SU(n)/SU(n - 1). Da SU(l) nur aus der 1 x 1-Einheitsmatrix besteht, ist insbesondere S3 diffeomorph zu SU(2), wie wir schon am Ende von §9.2 gezeigt haben. Proposition 9.3.5. Die Liegruppen SO(n), SU(n) und U(n) sind fur n ~ 1 zusammenhiingend. O(n) hat genau zwei Zusammenhangskomponenten. Die Gruppe 8U(n) ist einfach zusammenhiingend. Beweis. Die Gruppen 80(1) und SU(l) sind zusammenhangend, da sie beide nur aus der 1 x 1-Einheitsmatrix bestehen, U(l) ist zusammenhangend, denn es ist U(l) = {z E C Ilzl = I} = S1. DaB SO(n), SU(n) und U(n) fur aIle n zusammenhangend sind, folgt dann durch Induktion uber n aus der ersten obigen Aussage unter Verwendung der Spharen als homogene Raume. Da jede Matrix A in O(n) die Determinante ±1 besitzt, kann die orthogonale Gruppe folgendermaBen als Vereinigung zweier nichtleerer, disjunkter, zusammenhangender und offener Teilmengen dargestellt werden: O(n) = SO(n) U A . 80(n) mit A = diag(-l, 1, 1, ... ,1). Also hat O(n) zwei Zusammenhangskomponenten. •
334
9. Liegruppen
Wir skizzieren noch kurz die allgemeine Strategie zur Untersuchung der klassischen Gruppen hinsichtlich ihrer Zusammenhangseigenschaften. Vergleiche z.B. Knapp [1996, S. 72]. Diese Argumentation gilt z.B. fiir Sp(2n, IR) (und fiir die Gruppen Sp(2n, q, SP*(2n), die in den Interneterganzungen besprochen werden). Sei G eine Untergruppe von GL(n, IR) (bzw. GL(n, q), definiert als die Menge der Nullstellen einer Familie von reellwertigen Polynomen (der Real- und Imaginarteile) der Matrixeintrage. Sei G abgeschlossen unter Adjunktion (vgl. Ubung 9.2.2 fiir den Fall Sp(2n, IR)). Sei K = GnO(n) (bzw. U(n)) und j:l die Menge der hermiteschen Matrizen in g. Mit der Polarzerlegung zeigt man dann, daB (k,~) E
K x j:l
f-7 kexp(~) E
G
ein Homoomorphismus ist. Da ~ in einem zusammenhangenden Raum liegt, ist G somit genau dann zusammenhangend, wenn K zusammenhangend ist. Fiir Sp(2n,IR) zeigen unsere Ergebnisse von oben, daB U(n) zusammenhangend ist, also ist auch Sp(2n, IR) zusammenhangend. Beispiele Beispiel 9.3.15 (Isometriegruppen). Sei E ein endlichdimensionaler Vektorraum mit einer Bilinearform (,). Sei G die Gruppe der Isometrien von E, d.h. der Isomorphismen F von E nach E mit (Fe, Fe') = (e, e') fiir alle e und e' E E. Dann ist G eine Untergruppe und eine abgeschlossene Untermannigfaltigkeit von GL(E). Die Liealgebra von Gist
{K E L(E) I (Ke,e')
+ (e,Ke') = 0 fUr aIle e,e'
E E}.
(9.34)
Beispiel 9.3.16 (Die Lorentzgruppe). Sei (,) die Minkowskimetrik auf dem ]R4, d.h. (x, y)
=
L xiyi - x4y4. 3
i=l
Dann heiBt die Gruppe der linearen Isometrien dieser Metrik die Lorentzgruppe L. List sechsdimensional und hat vier Zusammenhangskomponenten. Mit
s= [~ ~1]
gilt
E GL(4,IR)
L = {A E GL(4,IR) I ATSA = S},
die Liealgebra von List also
Die Zusammenhangskomponente des neutralen Elementes von List
9.3 Wirkungen von Liegruppen
{A ELI det A > 0 und A44 > O}
=:
335
Lt-
Lund Lt sind nicht kompakt. Beispiel 9.3.17 (Die Galileigruppe). Betrachte die (abgeschlossene) Untergruppe G von GL(5, JR), die aus allen Matrizen mit der folgenden Blockstruktur besteht: R va] { R, v, a, T} := [ 0 1 T o0 1
mit R E SO(3), v, a E JR3 und T E R Diese Gruppe heiBt die Galileigruppe. Ihre Liealgebra ist die Unteralgebra von L(JR5 , JR5), die aus den Matrizen der Form
{w,u,a,e}:=
uaJe ,
w [ 00
000
e
mit w, u, a E JR3 und E JR besteht. Offensichtlich wirkt die Galileigruppe auf naturliche Weise auf JR5. Daruber hinaus wirkt sie so auch auf JR4, der folgendermaBen als G-invariante Teilmenge in den JR5 eingebettet werden kann:
mit x E JR3 und t E JR. Die Wirkung von {R,v,a,T} auf (x,t) ist konkret durch (x, t) H (Rx + tv + a, t + T) gegeben. Die Galileigruppe bewirkt also einen Wechsel des Bezugssystems (der die "absolute Zeitvariable" unverandert laJ3t) durch Rotationen (R), raumliche Translationen (a) und Zeittranslationen (T) zu einem bewegten Bezugssystem, oder sie bewirkt einen Boost von (v). Beispiel 9.3.18 (Die unitare Gruppe eines Hilbertraumes). Ein anderes grundlegendes Beispiel einer unendlichdimensionalen Gruppe ist die unitare Gruppe U(1l) eines komplexen Hilbertraumes 1l. Ist G eine Liegruppe und p : G -+ U(1l) ein Gruppenhomomorphismus, so nennen wir peine unitiire Darstellung. Mit anderen Worten: p ist eine Wirkung von G auf 1l durch unitare Abbildungen. Wie bei der Diffeomorphismengruppe mussen Fragen der Glattheit im Zusammenhang mit U(1l) mit Umsicht behandelt werden, und wir werden daruber in diesem Buch nur einen kleinen Ausblick geben. Ein erster Grund hierfiir ist, daB man es dann auf jeden Fall mit partiellen Differentialgleichungen zu tun hat statt mit gewohnlichen und nicht aIle Annahmen in Beweisen auch fur partielle Differentialgleichungen ihre Giiltigkeit behalten, so daB weitere Voraussetzungen notig sein konnen. Fur eine unitare Darstellung nimmt
336
9. Liegruppen
man z.B. an, daB fUr alle 'ljJ, ep E H die Abbildung g M ('ljJ, p(g)ep) von G nach
e stetig ist. Insbesondere existiert fur G = lR. der Begriff der (stark) stetigen,
einparametrigen Gruppe U(t), fur die U(O) die Identitat ist und
U(t + s) = U(t)
0
U(s).
Der Satz von Stone besagt, daB wir diese in einem geeigneten Sinn als U(t) = etA darstellen k6nnen, wobei A ein (unbeschrankter) schiefadjungierter Operator mit dichtem Definitionsbereich D(A) c H ist. Vergleiche z.B. Abraham, Marsden und Ratiu [1988, Abschnitt 7.4B] fur den Beweis. Andererseits definiert jeder schiefadjungierte Operator eine einparametrige Untergruppe. Also liefert der Satz von Stone die prazise Formulierung der Aussage, daB die Liealgebra u(H) von U(H) aus den schiefadjungierten Operat oren besteht. Die Lieklammer ist der Kommutator, wobei jedoch auf die Definitionsbereiche zu achten ist. 1st peine unit are Darstellung einer endlichdimensionalen Liegruppe G auf H, so ist p(exp(t~)) eine einparametrige Untergruppe von U(H), also existiert nach dem Satz von Stone eine Abbildung ~ M A(~), die jedem ~ E g einen schiefadjungierten Operator A(~) zuordnet. Formal gilt [A(~),
A(7])] =
A([~, 7]]).
Ergebnisse wie dieses werden von einem Satz von Nelson [1959] unterstutzt, der die Existenz eines dichten Teilraums Dc c H garantiert, so daB (i) A(~) auf Dc wohldefiniert ist, (ii) Dc durch (iii)
A(~)
[exptA(~)]'ljJ
durch
A(~)'ljJ
wieder auf Dc abgebildet wird und
fur 'ljJ E Dc glatt in t ist, wobei das Differential in t = 0 gegeben ist.
Dieser Raum wird ein wesentlicher G-glatter Anteil von H genannt, und auf Dc gilt die obige Kommutatorrelation und die Linearitat A(a~
+ (37]) =
aA(~)
+ (3A(7]).
Daruber hinaus verlieren wir durch den Ubergang zu Dc kaum Information, da A(~) durch seine Wirkung auf Dc eindeutig definiert ist. Wir identifizieren U(l) mit dem Einheitskreis in e, und jede solche komplexe Zahl definiert als Multiplikationsoperator ein Element von U(H). Also betrachten wir U(l) c U(H). Als solche ist sie ein Normalteiler (denn Elemente von U(l) kommutieren mit Elementen von U(H)), also ist der Quotientenraum eine Gruppe, die projektive unitiire Gruppe von H. Wir bezeichnen sie mit U(lP'H) = U(H)jU(1). Elemente von U(lP'H) bezeichnen wir mit [U], aufgefaBt als Aquivalenzklasse von U E U(H). Die Gruppe U(lP'H) wirkt durch [U] [ep] = [U ep] auf den projektiven Hilbertraum lP'H = Hje wie in §5.3 beschrieben.
9.3 Wirkungen von Liegruppen
337
Einparametrige Untergruppen von U(lP'H) sind von der Form [U(t)] mit einer einparametrigen Untergruppe U(t) von U(H). Dies ist ein besonders einfacher Fall des von Bargmann und Wigner im allgemeinen untersuchten Problems des Zuruckholens von projektiven Darstellungen, einem Thema, zu dem wir spater zuruckkehren. Dies bedeutet auf jeden Fall, daB wir als Liealgebra u(lP'H) = u(H)/ilR erhalten, wobei wir die zwei schiefadjungierten Operatoren A und A + Ai fur reelles A identifizieren. Eine projektive Darstellung einer Gruppe Gist ein Homomorphismus T : G -+ U(lP'H) , fur den 9 E G r-+ 1(1j;, T(g)ep) I E
Satz 9.3.1 (Duflo und Vergne). Sei g eine endlichdimensionale Liealgebra mit Dualraum g* und sei r = min {dim gl' I f.t E g*}. Die Menge {f.t E g* I dim gl' = r} ist offen und dicht in g*. 1st dim gl' = r, so ist gl' abelsch. Ein einfaches Beispiel ist die Drehgruppe SO(3), in der der Stabilisator bezuglich der koadjungierten Wirkung an jedem Punkt auBer dem Ursprung die abelsche Gruppe Sl ist, wohingegen er fur den Ursprung die ganze nichtabelsche Gruppe SO(3) ist. 2. Mehr iiber unendlichdimensionale Gruppen. Wir konnen eine leichte Uminterpretation der Formeln in diesem Abschnitt verwenden, urn die Liealgebrastruktur einiger unendlichdimensionaler Gruppen zu berechnen. Wir werden dieses Thema hier nur formal behandeln, d.h. wir gehen davon aus, daB die auftretenden Raume Mannigfaltigkeiten sind und geben die Topologie als Funktionenraum nicht naher an. Fur formale Berechnungen werden diese Strukturen nicht gebraucht, der Leser sollte sich aber der Auslassungen bewuBt sein. (Vgl. Ebin und Marsden [1970] und Adams, Ratiu und Schmid [1986a, 1986b] fUr weitere Informationen.) Zu einer gegebenen Mannigfaltigkeit M bezeichne Diff(M) die Gruppe aller Diffeomorphismen von M. Die Gruppenoperation ist die Komposition. Die Liealgebra von Diff(M) besteht als Vektorraum aus den Vektorfeldern auf M, denn der FluB eines Vektorfeldes ist eine Kurve in Diff(M) und der Tangentialvektor daran ist bei t = 0 das gegebene Vektorfeld. Urn die Klammer der Liealgebra zu bestimmen, betrachten wir die Wirkung einer beliebigen Liegruppe G auf M. Soleh eine Wirkung von G auf
338
9. Liegruppen
M kann als ein Homomorphismus tP : G -+ Diff (M) aufgefaBt werden. Nach Proposition 9.1.2 soUte die Ableitung beim neutralen Element TetP ein Liealgebrenhomomorphismus sein. Anhand der Definition eines infinitesimalen Erzeugers sehen wir TetP . ~ = ~M. Aufgrund von Proposition 9.1.2 konnte man [~M,l7M]Lie
= [~,l7]M
vermuten. Nach Proposition 9.3.3 ist aber [~, l7]M = -[~M' 17M]' Also gilt
Damit wird plausibel, daB die Lieklammer auf X(M) das Negative der JacobiLieklammer ist. Ein anderer Weg, urn zu diesem SchluB zu kommen, ist die Berechnung der Lieklammer nach dem Schema von §9.1. Dazu berechnen wir zunachst im erst en Schritt den inneren Automorphismus
GemaB Schritt zwei leiten wir dies nach
= (TeIry)(X) = TeIry =
~I
dt t=o
[! It=o
! It=o
Iry(
(l70
Also ist Adry(X) = l7*X. Demzufolge ist die adjungierte Wirkung von Diff(M) auf ihre Liealgebra gerade der Pushforward auf den Vektorfeldern. Zuletzt berechnen wir in Schritt drei die Lieklammer durch Differenzieren von Adry(X) nach 17. Durch die Charakterisierung der Klammer als Lieableitung und aufgrund der Tatsache, daB der Pushforward die Umkehrung des Pullback ist, erhalten wir denselben Ausdruck fUr die Klammer. Also kommt man auf beiden Wegen zur gleichen SchluBfolgerung: Die Lieklammer auf Diff(M) ist das Negative der Jacobi-Lieklammer von Vektorfeldern.
Man kann auch sagen, daB die Jacobi-Lieklammer eine Rechts- (im Gegensatz zur Links-) Liealgebrastruktur auf Diff (M) definiert. Schrankt man sich auf die Gruppe der volumenerhaltenden (oder symplektischen) Diffeomorphismen ein, ist die Lieklammer wieder durch das Negative der Jacobi-Lieklammer auf dem Raum der divergenzfreien (oder lokal hamiltonschen) Vektorfelder gegeben. Wir geben noch drei Beispiele von Wirkungen von Diff(M) an. Zunachst wirkt Diff(M) auf M durch Auswertung an einem Punkt. Diese Wirkung
9.3 Wirkungen von Liegruppen
339
cfJ: Diff(M) x M -+ Mist durch cfJ(cp, x) = cp(x) gegeben. Als zweites zeigen unsere Berechnungen fUr AdT/' daB die adjungierte Wirkung von Diff(M) auf ihre Liealgebra durch den Pushforward gegeben ist. Als drittes konnen wir den Dualraum X(M)* durch Integration mit den 1-Form-Dichten identifizieren. Dann zeigt die Substitutionsregel, daB die koadjungierte Wirkung durch den Pushforward auf den 1-Form-Dichten gegeben ist. 3. Der aquivariante Satz von Darboux. In Kap. 5 behandelten wir den Satz von Darboux. Es liegt nun nahe, sich zu fragen, in welchem Sinn dieser Satz bei Existenz einer Gruppenwirkung giiltig bleibt. Nehmen wir also an, eine Liegruppe G (z.B. eine kompakte) wirkt symplektisch auf eine symplektische Mannigfaltigkeit (P, D) und diese Wirkung laBt einen Punkt Xo E P invariant (man kann auch den allgemeineren Fall einer invariant en Mannigfaltigkeit betrachten). Wir fragen uns nun, in welchem Rahmen man die symplektische Form auf aquivariante Weise in die kanonische Form bringen kann. Diese Frage beantwortet man am besten in zwei Teilen. Die erste ist, ob man eine lokal aquivariante Darstellung findet, in der die symplektische Form konstant ist. Dies gilt immer und kann dadurch gezeigt werden, daB man einen aquivarianten Diffeomorphismus zwischen der Mannigfaltigkeit und ihrem Tangentialraum an Xo aufstellt, auf dem die durch D auf TxoP gegebene konstante symplektische Form definiert ist. Dies zeigt man, indem man nachpruft, daB der Beweis von Moser aus Kap. 5 in jedem Schritt aquivariant gefuhrt werden kann (vgl. Ubung 9.3.5). Etwas schwieriger ist es schon, die symplektische Form auf aquivariante Weise in kanonische Form zu bringen. Hierfur muB man zunachst die aquivariante Klassifikation von Normalformen fur symplektische Strukturen untersuchen. Dies geschieht in Dellnitz und Melbourne [1993]. Fur die damit zusammenhangende Frage der Klassifikation von aquivarianten Normalformen von linearen hamiltonschen Systemen siehe Williamson [1936], Melbourne und Dellnitz [1993] und Hormander [1995]. Ubungen Ubung 9.3.1. Die Liegruppe G wirke linear auf einen Vektorraum V. Definiere durch (gl,vd· (g2,V2) = (glg2,glV2 +Vl)
eine Gruppenstruktur auf G x V. Zeige, daB damit G x V eine Liegruppe wird, genannt das semidirekte Produkt und bezeichnet durch G@V. Bestimme dessen Liealgebra g @ V. Ubung 9.3.2.
(a) Zeige, daB die Euklidische Gruppe E(3) als 0(3)@lR3 im Sinne der vorhergehenden Ubung dargestellt werden kann.
340
9. Liegruppen
(b) Zeige, daB E(3) zur Gruppe der (4 x 4)-Matrizen der Form
mit A E 0(3) und b E ]R3 isomorph ist.
Ubung 9.3.3. Zeige, daB die Galileigruppe als semidirektes Produkt G = (80(3)@]R3)@]R4. dargestellt werden kann. Berechne explizit das Inverse eines Gruppenelementes und die adjungierte und koadjungierte Wirkung. Ubung 9.3.4. Zeige, daB das Tangentialbundel TG einer Liegruppe G (als Liegruppe) isomorph zuG@g ist (vgl. Ubung 9.1.2). Ubung 9.3.5. Nehme in dem relativen 8atz von Darboux (Ubung 5.1.5) zusatzlich an, daB eine kompakte Liegruppe G auf P wirkt, daB Seine Ginvariante Untermannigfaltigkeit ist und sowohl no als auch n1 G-invariant sind. 8chlieBe daraus, daB der Diffeomorphismus
L+
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Wie schon Lie [1890, Abschnitt 75] gezeigt hat, ist auf dem Dualraum g* einer Liealgebra g durch
mit JL E g* eine Poissonklammer gegeben. Wie wir in der Einleitung gesehen haben, spielt diese Lie-Poisson-Klammer eine wichtige Rolle in der Hamiltonschen Beschreibung vieler physikalischer Systeme. Diese Klammer ist keine zu einer symplektischen Struktur auf g* assoziierte Klammer, sondern ein Beispiel fur das allgemeinere Konzept einer Poissonmannigfaltigkeit. Wir werden aber in Kap. 13 und 14 sehen, wie diese Klammer mit einer symplektischen Struktur auf koadjungierten Orbits und der kanonischen symplektischen Struktur auf T*G zusammenhangt. Kapitel 15 vertieft dies dann am Beispiel des starren Korpers.
10.1 Die Definition einer Poissonmannigfaltigkeit In diesem Abschnitt wird der Begriff der symplektischen Mannigfaltigkeit soweit verallgemeinert, daB wir gerade noch die fur die Beschreibung von Hamiltonschen Systemen notigen Eigenschaften der Poissonklammern erhalten. Die Geschichte der Poissonmannigfaltigkeiten wird dadurch kompliziert, daB der Begriff mehrmals unter verschiedenen Bezeichnungen wiederentdeckt wurde. Sie erscheinen in den Arbeiten von Lie [1890], Dirac [1930, 1964], Pauli [1953], Martin [1959], Jost [1964]' Arens [1970], Hermann [1973], Sudarshan und Mukunda [1974]' Vinogradov und Krasilshchik [1975] und Lichnerowicz [1975b]. Die Bezeichnung Poissonmannigfaltigkeit wurde von Lichnerowicz gepragt. Weitere historische Anmerkungen findet man in §1O.3. Definition 10.1.1. Eine Poissonklammer (oder Poissonstruktur) auf einer Mannigfaltigkeit P ist eine bilineare Abbildung {,} auf F(P) = COO (P), fur die gilt:
(i) (F(P), { , }) ist eine Liealgebra und J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
342
10. Poissonmannigfaltigkeiten
(ii) {,} ist in jedem Eingang eine Derivation, d.h., es gilt
{FG,H} = {F,H}G+F{G,H} fur alle F, G und HE F(P). Eine Mannigfaltigkeit P, fur die F(P) mit einer Poissonklammer ausgestattet ist, heijJt Poissonmannigfaltigkeit .
Eine Poissonmannigfaltigkeit wird mit (P, { ,}) oder einfach mit P bezeichnet, wenn dadurch keine Verwechslung moglich ist. Beachte, daB man auf jeder Mannigfaltigkeit durch {F, G} = 0 fUr alle F, G E F( P) die triviale Poissonstruktur definieren kann. Gelegentlich betrachten wir zwei verschiedene Poissonklammern {, h und {, h auf derselben Mannigfaltigkeit. Die so entstehenden verschiedenen Poissonmannigfaltigkeiten bezeichnen wir dann mit (P, {, h) und (P, {, h)· Falls Verwechslungen auftreten konnen, werden wir auch die Bezeichnung { , }p fur die Klammer auf P verwenden. Beispiele Beispiel 10.1.1 (Symplektische Klammer). Jede symplektische Mannigfaltigkeit ist eine Poissonmannigfaltigkeit. Die Poissonklammer wird wie in §5.5 uber die symplektische Form definiert. Bedingung (ii) in der Definition ist erfullt, da Vektorfelder Derivationen sind und somit
{FG,H} = XH[FGj = FXH[Gj + GXH[Fj = F{G,H} + G{F,H} (10.1) gilt. Beispiel 10.1.2 (Lie-Poisson-Klammer). 1st 9 eine Liealgebra, so ist ihr Dualraum g* bezuglich jeder der beiden fUr /1 E g* und F, G E F(g*) durch
(10.2) definierten Lie-Poisson-Klammern {,}+ und {,}_ eine Poissonmannigfaltigkeit. Man pruft leicht, daB diese die Eigenschaften fUr Poissonklammern erfullen. Die Bilinearitat und Schiefsymmetrie sind offensichtlich. Die Derivationseigenschaft der Klammer folgt aus der Leibnizregel fur Funktionalableitungen
8(FG) = F( )8G 8/1
/1 8/1
8F G( )
+ 8/1
/1.
Die Jacobiidentitat folgt fur die Lie-Poisson-Klammer aus der fur die Liealgebraklammer und der Formel
(10.3)
10.1 Die Definition einer Poissonmannigfaltigkeit
343
wobei wir daran erinnern, daB fUr ~ E £I wie im letzten Kap. definiert adE : £I -t £I die Abbildung adE(ry) = [~, ry] und ad~ : £1* -t £1* die dazu duale Abbildung ist. In Kap. 13 fuhren wir einen anderen Beweis, daB (10.2) eine Poissonklammer ist. Beispiel 10.1.3 (Die Klammer des starren Korpers). Betrachten wir das letzte Beispiel fur den Spezialfall der Liealgebra der Drehgruppe 's0(3) ~ ~3 und identifizieren wir ~3 und (~3)* uber das ubliche Skalarprodukt, so erhalten wir die folgende Poissonstruktur auf dem ~3:
{F, G}_(17) = -II·
C'v F
x \7G),
(10.4)
wobei II E ~3 ist und der Gradient \7 F von F bei II ausgewertet wird. Die Poissonklammereigenschaften konnen in diesem Fall durch direktes Nachrechnen gezeigt werden, vgl. Ubung 1.2.1. Wir nennen (10.4) die Klammer des starren K orpers. Beispiel 10.1.4 (Die Klammer der idealen Fliissigkeit). Betrachte die Lie-Poisson-Klammer fUr die Liealgebra XdivU?) der divergenzfreien, zu 8S? tangentialen Vektorfelder auf einem Gebiet S? im ~3 mit dem Negativen der Jacobi-Lieklammer als Lieklammer. Wir identifizieren x;'liv(S?) mit Xdiv(S?), indem wir die L2-Paarung
(v, w)
=
Lv. W d3 x,
(10.5)
mit dem gewohnlichen Skalarprodukt v . w des ~3 verwenden. Also ist die (+ )- Lie-Poisson-Klammer
{F,G}(v)=-
r
In V·
[8F 8v' 8G] 8v d 3 x,
(10.6)
wobei die Funktionalableitung 8F/8v das durch . -1 [F(v + c8v) - F(v)] = 18F hm ~. 8vd3 x. c n uV
0--+0
(10.7)
definierte Element von Xdiv(S?) ist. Beispiel 10.1.5 (Die Poisson-Vlasov-Klammer). Sei (P, {,} p) eine Poissonmannigfaltigkeit und F(P) die Liealgebra der Funktionen mit der Poissonklammer. Identifiziere F(P)* mit den Dichten Den(P) auf P. Dann hat die Lie-Poisson-Klammer fur f E Den(P) die Form
r
{F,G}(f) = Jpf
{8F 8G} 8f' 8f p.
(10.S)
344
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Beispiel 10.1.6 (Die eingeschrankte Lie-Poisson-Klammer). Fixiere v E g* und definiere zu F, G E F(g*) die Klammer (10.9) Man pruft die Eigenschaften einer Poissonklammer wie bei der LiePoisson-Klammer, der einzige Unterschied ist, daB (10.3) durch
ersetzt wird. Diese Klammer ist vor aHem hilfreich, wenn man die Lie-PoissonGleichungen in einem Gleichgewichtspunkt linearisiert. 1
Beispiel 10.1.7 (Die KdV-Klammer). Sei S = [Sij] eine symmetrische Matrix. Definiere auf F(ffi.n, ffi.n) die Poissonklammer
-1
{F, G}( u) -
00
-00
n
ij;l S
ij
[8F d (8G) d (8G) 8F] 8ui dx 8u j - dx 8u j 8ui dx
(10.11)
fur Funktionen F, G mit 8F/ 8u und 8G / 8u --+ 0 fur x --+ ±oo. Dies definiert eine bei der Untersuchung der KdV-Gleichung und in der Gasdynamik verwendete Poissonstruktur (vgl. Benjamin [1984]).2 1st S invertierbar und S-l = [Sij], so ist (10.11) die zu der schwachen symplektischen Form
[([Yoo ui(x) dX) vj (y) - ([Yoo Vj(X)dX) ui(y)] dy
(10.12)
assoziierte Poissonklammer. Dies sieht man leicht ein, wenn man beachtet, daB XH(u) durch (10.13) gegeben ist.
Beispiel 10.1.8 (Die Klammer des Todagitters). Sei
p = { (a, b)
E ]R2n I ai
> 0, i = 1, ... ,n }
und betrachte folgende Klammer 1 2
Vergleiche z.B. Abarbanel, Holm, Marsden und Ratiu [1986]. Dies ist ein Spezialfall von Beispiel 10.1.6 mit den Pseudo-Differentialoperatoren vom Grad:::; -1 auf der reellen Achse als Liealgebra und mit v = dS/dx.
10.1 Die Definition einer Poissonmannigfaltigkeit
{F,G}(a, b) wobei
(oF/oaf
~ [(~~f. (~:rl w [~fl
der Zeilenvektor
w = [ -A 0 A] 0
(oF/oal, ... , of/oan) l
mit A = [ a '.
o
01
'
345
(10.14)
usw. ist und
(10.15)
an
In den Koordinatenfunktionen ai, bj ausgedruckt ist die Klammer (10.14) durch {ai,a j } =O,{biY} =0, { ai, bj } = { 0a i
fUr i i= j und furi=j
(10.16)
gegeben. Man zeigt schnell, daB diese Poissonklammer zu der symplektischen Form (10.17) gehOrt. Die Abbildung (a, b) r-t (log a-I, b) ist ein symplektischer Diffeomorphismus von P nach ]R2n mit der kanonischen symplektischen Struktur. Diese symplektische Struktur nennt man meist erste Poissonstruktur des nichtperiodischen Todagitters. Wir werden dieses Beispiel in diesem Buch nicht weiter vertiefen, weisen jedoch darauf hin, daB diese Klammer die Einschriinkung einer Lie-Poisson-Klammer auf einen bestimmten koadjungierten Orbit der Gruppe der unteren Dreiecksmatrizen ist. Den interessierten Leser verweisen wir fur weitere Informationen auf §14.5 von Kostant [1979] und Symes [1980, 1982a, 1982b].
Ubungen Ubung 10.1.1. Zeige, wie man zu zwei Poissonmannigfaltigkeiten PI und P 2 auf ihrem Produkt PI x P 2 ebenfalls die Struktur einer Poissonmannigfaltigkeit definieren kann.
Ubung 10.1.2. Zeige direkt die Giiltigkeit der Jacobiidentitiit fUr eine LiePoisson-Klammer. Ubung 10.1.3 (Eine quadratische Klammer). Sei A = [Aij] eine schiefsymmetrische Matrix. Definiere Bij = Aijxix j (keine Summation!) auf ]Rn. Zeige, daB die folgende Gleichung eine Poissonstruktur definiert:
{F,G} =
~
6
i,j=1
Bij
~F ~G.
ux" uxJ
346
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Ubung 10.1.4 (Eine kubische Klammer). Definiere zu x = (xl, x 2 , x 3 ) E lR 3
{X\X2} = Ilx11 2 x3 , {x 2 , x 3 } = Il x l1 2 x\ {x 3 , Xl} = Il x 1 2 x2 . Fur i
< j und i, j = 1,2,3 sei Bij = {xi, xj}. Setze Bji = - Bij und definiere
Prufe nach, daB dadurch lR 3 zu einer Poissonmannigfaltigkeit wird.
Ubung 10.1.5. Sei iP : g* ---+ g* eine glatte Abbildung und definiere zu F, H : g* ---+ lR
{F, H}p (fl) = (iP(fl) ,
[~:, ~:]) .
(a) Zeige, daB dies genau dann eine Poissonklammer auf g* definiert, wenn iP fur alle ~,77, ( E 9 und fl E g* die folgende Identitat erfullt:
(DiP(fl) . ad,(fl), [77,~]) + (DiP(fl) . ad~iP(fl), [~, (])
+ (DiP(fl) . adEiP(fl), [(,77]) = o. (b) Zeige, daB diese Gleichung erfUllt ist, wenn (fl) = fl oder (fl) = v fur ein festes Element von g* ist, wodurch man die Lie-Poisson-Struktur (10.2) bzw. die linearisierte Lie-Poisson-Struktur (10.9) auf g* erhalt. Zeige, daB sie ebenfalls fUr iP(fl) = afl + v mit fest em a E lR und v E g* gilt. (c) Sei K, : 9 X 9 ---+ lR eine schwach nichtausgeartete invariante Bilinearform auf 9 und identifiziere g* durch K, mit g. Zeige, daB zu einem glatten !If : 9 ---+ 9 {F, H}.p (~) = K,(!lf(~), [\7 F(~), \7 H(~)]) genau dann eine Poissonklammer ist, wenn
K,(D!lf(>.) . [!If(>.) , (], [77, W+ K,(D!lf(>.) . [!If(>.) , 77], [~, (D + K,(D!lf(>.) . [!If(>'),~], [(,77D = 0 fur alle >.,~, 77, ( E 9 gilt. Hierbei sind \7 F(~), \7 H(~) E 9 die Gradienten von Fund H bei ~ E 9 bezuglich K,. Folgere wie in (b), daB diese Beziehung gilt, wenn !If(>.) = a>. + X fur ein a E lR und ein X E gist.
10.2 Hamiltonsche Vektorfelder und Casimirfunktionen
347
(d) Sei in (c) I]f (A) = V 1jJ (A) fur eine glatte Funktion 1jJ : 9 -+ lEt Zeige, daB { , }I/i genau dann eine Poissonklammer ist, wenn
D 21jJ(A)([V1jJ(A), (], [1], W- D21jJ(A) (V1jJ(A) , [(, [1],~]]) +D21jJ(A)([V1jJ(A), 1]], [~, (]) - D21jJ(A) (V1jJ(A) , [1], [~, (]]) +D21jJ(A) ([V1jJ(A), ~], [(,1]]) - D21jJ(A)(V1jJ(A), [~, [(,1]]]) = 0 fur alle >.,~, 1], ( E 9 gilt. Insbesondere gilt diese Beziehung, falls D21jJ(A) fUr alle A eine unter der adjungierten Wirkung von G auf 9 invariante Bilinearform ist. Fur 9 = $0(3) und 1jJ beliebig ist diese Bedingung ebenfalls erfullt (vgl. Ubung 1.3.2).
10.2 Hamiltonsche Vektorfelder und Casimirfunktionen Hamiltonsche Vektorfelder. Zunachst wollen wir den Begriff des Hamiltonschen Vektorfeldes auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit auf Poissonmannigfaltigkeiten ubertragen. Proposition 10.2.1. Sei Peine Poissonmannigfaltigkeit. 1st HE F(P), so gibt es ein eindeutiges Vektorfeld X H auf P mit (10.18)
fur alle G E F(P). Wir nennen X H das Hamiltonsche Vektorfeld zu H.
Beweis. Dies ist eine Folgerung aus der Tatsache, daB jede Derivation auf F(P) durch ein Vektorfeld dargestellt werden kann. Fur festes H ist die Abbildung G f-7 {G, H} eine Derivation und bestimmt somit ein eindeutiges X H , fur das (10.18) gilt. (1m Unendlichdimensionalen braucht man einige zusatzliche technische Bedingungen fur diesen Beweis, die wir hier der Kurze wegen iibergehen, vgl. Abraham, Marsden und Ratiu [1988, Abschnitt 4.2].)
•
Beachte, daB (10.18) mit unserer Definition von Poissonklammern im symplektischen Fall ubereinstimmt, ist also die Poissonmannigfaltigkeit P symplektisch, ist das hier definierte X H mit dem in §5.5 definierten identisch.
Proposition 10.2.2. Die Abbildung H f-7 X H von F(P) nach X(P) ist ein Liealgebrenantihomomorphismus, d.h., es gilt
[XH,XK] = -X{H,K}' Beweis. Unter Verwendung der Jacobiidentitat erhalten wir
[XH' XK][F] = XH[XK[F]]- XK[XH[F]] = {{F,K} , H} - {{F,H} ,K} - {F,{H,K}}
= - X{H,K} [F].
(10.19)
•
348
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Die Bewegungsgleichungen in Poissonklammerschreibweise. Ais nachstes stellen wir die Gleichung P = {F, H} fur Poissonstrukturen auf. Proposition 10.2.3. Sei 'Pt ein FlufJ auf einer Poissonmannigfaltigkeit P und H : P -+ lR eine glatte Funktion auf P. Dann gilt:
(i) Fur jedes F
E
F(U) mit U offen in P ist
oder kurz
P = {F, H}
fur jedes F E F(U), U offen in P,
genau dann, wenn 'Pt der FlufJ von X H ist. (ii) 1st 'Pt der FlufJ von X H , dann gilt H
Beweis. (i)
0
'Pt
=
H.
Sei z E P. Dann ist
und Die zwei Ausdrucke sind nach dem Satz von Hahn-Banach genau dann fur jedes F E F(U) mit U offen in P gleich, wenn gilt
Dies ist aquivalent dazu, daB t f-t 'Pt(z) die Integralkurve von X H zur Anfangsbedingung z ist, 'Pt ist also der FluB von X H . 1st umgekehrt 'Pt der FluB von X H , so gilt
so daB nach der Kettenregel folgt d
dt F( 'Pt(z))
= dF('Pt(z))
. X H ('Pt(z))
= dF('Pt(z)) . Tz'Pt(XH(z)) = d(F 0 'Pt)(z) . XH(z) = {F 0 'Pt, H}(z). (ii)
Fur den Beweis von (ii) setze H
= F in (i).
•
10.2 Hamiltonsche Vektorfelder und Casimirfunktionen
349
Korollar 10.2.1. Sei G, H E F(P). Dann ist G genau dann entlang der Integralkurven von X H konstant, wenn {G, H} = 0 gilt. Beide Aussagen sind dazu aquivalent, dafJ H entlang der Integralkurven von Xc konstant ist. Unter den Elementen von F(P) gibt es Funktionen C, fur die {C,F} = 0 fur aIle F E F(P) ist, C also entlang des Flusses eines jeden Hamiltonschen Vektorfeldes konstant ist. Dies ist aquivalent zu Xc = 0, d.h. dazu, daB C die triviale Dynamik erzeugt. Solche Funktionen heiBen Casimirfunktionen der Poissonstruktur. Sie bilden das Zentrum der Poissonalgebra. 3 Diese Terminologie wird z.B. in Sudarshan und Mukunda [1974] verwendet. H. B. G. Casimir war ein bekannter Physiker, der seine Dissertation (Casimir [1931]) bei Paul Ehrenfest uber die Quantenmechanik des starren Korpers schrieb. Ehrenfest wiederum war es, der in seiner Dissertation an der Variationsstruktur von idealen Flussen in Lagrangescher oder materieller Darstellung gearbeitet hat. Beispiele Beispiel 10.2.1 (Symplektischer Fall). Auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit P ist jede Casimirfunktion konstant auf den Zusammenhangskomponenten von P. Dies gilt, da im symplektischen Fall mit Xc = 0 auch dC = 0 gilt und somit C lokal konstant ist. Beispiel 10.2.2 (Casimirfunktionen des starren Korpers). Setze in Bsp. 10.1.3 C(II) = IIIII1 2/2. Dann ist VC(II) = II und nach den Eigenschaften des Spatprodukts gilt fur jedes F E F(JR3)
{C,F} (II) = -II· (VC x VF) = - II· (II x VF) = - V F . (II x II) = o. Dies zeigt, daB C(ll) = Argument zeigt, daB auch
111l11 2 /2
eine Casimirfunktion ist. Ein ahnliches
(10.20)
eine Casimirfunktion ist, wobei Peine beliebige (differenzierbare) Funktion einer Variable ist. Dies zeigt man mit
VCp(II) = p'
(~IIIII12) II.
(10.21)
Beispiel 10.2.3 (Helizitat). In Beispiel 10.1.4 ist die Helizitiit
C(v) = Lv. (V x v) d3 x eine Casimirfunktion, falls 3
aD = 0
(10.22)
ist.
Das Zentrum einer Gruppe (oder Algebra) ist die Menge der Elemente, die mit allen anderen Elementen der Gruppe (oder Algebra) kommutieren.
350
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Beispiel 10.2.4 (Poisson-Vlasov-Casimirfunktionen). In Beispiel 10.1.5 ist zu einer gegebenen differenzierbaren Funktion
=
J
(10.23)
definierte Abbildung C : F(P) --+ ~ eine Casimirfunktion. Hierbei wahlen wir Pals eine symplektische Mannigfaltigkeit und kiirzen das LiouvillemaB mit dq dp = dz ab, was wir dann verwenden, urn Funktionen und Dichten zu identifizieren.
Ein wenig zur Geschichte der Poissonstrukturen. 4 Das allgemeine Konzept einer Poissonmannigfaltigkeit basiert auf den am Ende von §8.1 beschriebenen Arbeiten von Lagrange und Poisson und sollte Sophus Lie im Kapitel iiber "Funktionengruppen" seiner Abhandlung zu Transformationsgruppen zugeschrieben werden, die er urn 1880 verfaBte. Lie verwendet das Wort "Gruppe" sowohl fUr Gruppen als auch fiir Algebren, insbesondere sollte man hier wohl eher "Funktionenalgebren" statt "Funktionengruppen" iibersetzen. Auf Seite 237 definiert Lie, was wir heute eine Poissonstruktur nennen. Der Titel von Kap. 19 ist "Die koadjungierte Gruppe", die auf S. 334 eingefiihrt wird. In Kapitel 17 wird auf den Seiten 294-298 eine lineare Poissonstruktur auf dem Dualraum einer Liealgebra definiert, welche heute LiePoisson-Struktur genannt wird und "Lies drittes Theorem" fiir die Menge der regularen Elemente bewiesen. Auf Seite 349 wird unter Verwendung einer Bemerkung auf S. 367 gezeigt, daB die Lie-Poisson-Struktur auf natiirliche Weise auf jedem koadjungierten Orbit eine symplektische Struktur induziert. Wie wir in §11.2 nochmals hervorheben werden, findet man bei Lie auch schon viele der Grundideen der Impulsabbildungen, die wir dort definieren. Diese Arbeiten scheinen fUr viele Jahre vergessen gewesen zu sein. Aufgrund des oben skizzierten geschichtlichen Hintergrundes pragten Marsden und Weinstein [1983] die heute allgemein iibliche Bezeichnung der "Lie-Poisson-Klammer". Nicht klar ist jedoch, ob Lie schon verstanden hat, daB die Lie-Poisson-Klammer durch einen einfachen ReduktionsprozeB entsteht, namlich von der kanonischen Poissonklammer auf dem Kotangentialbiindel T*G durch den Ubergang zu g* aufgefaBt als Quotient T*G/G induziert wird, wie wir in Kap. 13 ausfUhrlich erklaren werden. Die Verbindung zwischen der Geschlossenheit der symplektischen Form und der Jacobiidentitat ist ein wenig schwieriger direkt nachzuvollziehen, einige Bemerkungen dazu findet man in Souriau [1970], der sie Maxwell zuschreibt. Lies Arbeit beginnt mit der Betrachtung von Funktionen F 1 , ... ,Fr auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit M mit der Eigenschaft, daB Funktionen Gij von r Variablen existieren, fUr die 4
Wir danken Hans Duistermaat und Alan Weinstein fUr ihre Hilfe zu diesem Abschnitt. Der interessierte Leser beachte auch die Arbeit von Weinstein [1983a].
10.2 Hamiltonsche Vektorfelder und Casimirfunktionen
351
ist. Zu Lies Zeiten wurden aIle betrachteten Funktionen stillschweigend als analytisch angenommen. Die Ansammlung aller Funktionen ep von F 1 , ... , Fr bildet die "Funktionengruppe", die mit der Klammer
[ep, ¢J
=
L Gijepi¢j
(10.24)
ij
mit
o¢
und ¢j = of. J
ausgestattet ist. FaBt man F = (Fl."" Fr) als eine Abbildung von M in einen rdimensionalen Raum P und ep und ¢ als Funktionen auf P auf, kann man sagen, daB [ep, ¢J eine Poissonstruktur auf P mit der Eigenschaft
F*[ep,¢J = {F*ep,F*¢} ist. Lie berechnet die aus der Antisymmetrie und der Jacobiidentitat fur die Klammer {,} auf M folgenden Gleichungen fur die Gij . Dann stellt er die Frage, ob ein gegebenes System von Funktionen Gij in r Variablen wie oben von einer Funktionengruppe von Funktionen von 2n Variablen erzeugt wird, wenn es diese Gleichungen erfiillt und zeigt, daB dies unter geeigneten Bedingungen an den Rang der Matrix Gij tatsachlich der Fall ist. Wie wir weiter unten sehen werden, ist dies ein Vorlaufer vieler der fundamentalen Ergebnisse uber die Geometrie von Poissonmannigfaltigkeiten. Offensichtlich ist (10.24) eine Poissonstruktur in einem r-dimensionalen Raum, wenn das System Gij die von Lie formulierten Gleichungen erfullt. Umgekehrt erfullen fur jede Poissonstruktur [ep, ¢J die Funktionen
Gij = [Fi' FjJ diese Gleichungen. Lie fahrt dann mit einigen nicht immer ganz ausformulierten Bemerkungen uber lokale Normalformen von Funktionengruppen (d.h. von Poissonstrukturen) mit geeigneten Rangbedingungen fort. Diese ergeben zusammen, daB eine Poissonstruktur von konstantem Rang das gleiche wie eine Blatterung mit symplektischen Blattern ist. Gerade diese Charakterisierung verwendet Lie, um die symplektische Form auf den koadjungierten Orbits zu erhalten. Andererseits wendet er sie nicht auf die Darstellungstheorie an. Die Untersuchung der Darstellungstheorie von Liegruppen wurde erst spater von Schur fur GL(n) begonnen und von Elie Cartan fur halbeinfache Liealgebren und in den dreiBiger Jahren von Weyl fur kompakte Liegruppen fortgesetzt. In den Arbeiten von Kirillov und Kostant wurde die symplektische Struktur auf koadjungierten Orbits dann mit der Darstellungstheorie in
352
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Verbindung gebracht. Immerhin hat Lie die Poissonstruktur auf dem Dualraum eincr Liealgebra verwendet, urn zu beweisen, daB jede abstrakte Liealgebra als eine Liealgebra von Hamiltonschen Vektorfeldern oder als Unterliealgebra der Poissonalgebra der Funktionen auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit realisiert werden kann. Dies ist "Lies drittes Fundamentaltheorem" in seiner ursprunglicher Formulierung. In der Geometrie befassten sich z.B. Engel, Study und insbesondere Elie Cartan intensiv mit den Arbeiten von Lie und sorgten fur ihre Verbreitung. Dennoch erscheint im Ruckblick Lies Beitrag zu Poissonstrukturen in der Mechanik nicht gebuhrend beachtet geworden zu sein. Obwohl Cartan selbst sehr wichtige Arbeiten zur Mechanik verfasst hat (z.B. Cart an [1923, 1928a, 1928b]), scheint ihm z.B. nicht klar geworden zu sein, daB die Lie-PoissonKlammer ein zentrales Objekt zur Hamiltonschen Beschreibung einiger der von ihm untersuchten rotierenden fiussigen Systeme ist. Andere wie z.B. Hamel [1904, 1949] beschaftigten sich mit den Arbeiten von Lie und verwendeten diese auch, urn wesentliche Beitrage und Erweiterungen zu liefern (wie fur die Untersuchung von nichtholonomen Systcmen, einschlief31ich den Zwangsbedingungen bei Rollbewegungen), viele andere aktive Arbeitsgruppen schienen sie jedoch zm ubergehen. Umso erstaunlicher ist der Beitrag von Poincare [1901b, 1910] zum Lagrangeschen Aspekt des Themas, zu dem wir in Kapitel 13 kommen. Ubungen Ubung 10.2.1. Prufe explizit die Beziehung [XH,XK Klammer des starren K()rpers. Ubung 10.2.2. Zeige, daB
C(f)
=
]
=
-X{H,K} fur die
J
tJ>(f(q,p)) dqdp
eine Casimirfunktion der Poisson-Vlasov-Klammer ist. Ubung 10.2.3. Sei Peine Poissonmannigfaltigkeit und sei M c Peine zusammenhangende Untermannigfaltigkeit mit der Eigenschaft, daB fUr jedes v E TxM ein Hamiltonsches Vektorfeld X H auf P existiert, so daB v = XH(x) gilt, TxM also durch die Hamiltonschen Vektorfelder aufgespannt wird. Zeige, daB jede Casimirfunktion auf M konstant ist.
10.3 Eigenschaften von Hamiltonschen Fliissen Hamiltonsche Fliisse sind Poissonsch. In §5.4 hatten wir gesehen, daB der FluB cines Hamiltonschen Vektorfeldes auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit aus symplektischen Transformationen besteht. Wir beweisen nun die analoge Aussage fur den Poissonfall.
10.3 Eigenschaften von Hamiltonschen Fliissen
353
Proposition 10.3.1. lst!.pt der FlujJ von XH, so gilt
es ist also {F, G}
0
!.pt = {F
0
!.pt, G 0 !.pd .
DemzuJolge erhiilt der FlujJ eines Hamiltonschen VektorJeldes die Poissonstruktur. Beweis. Dies ist sogar fiir zeitabhangige Hamiltonsches Systeme richtig, wie wir spater sehen werden, hier werden wir die Aussage jedoch nur fiir den zeitunabhiingigen Fall beweisen. Seien F, K E F(P) und sei !.pt der FluB von X H . Sei u = {F 0 !.pt, K 0 !.pt} - {F, K} 0 !.pt.
Aufgrund der Bilinearitat der Poissonklammer gilt dann
du d } + { FO!.pt, dtKo!.pt d } - dt d {F,K} dt = { dtFo!.pt,Ko!.pt
0
!.pt.
Mit Proposition 10.2.3 wird daraus
du dt = {{ F
0
!.pt, H} , K
0
!.pd + {F
0
!.pt, {K
0
!.pt, H}} - {{F, K}
0
!.pt, H} ,
woraus sich mit der Jacobiidentitat dann
du dt = {u,H} = XH[U] ergibt. Ut = Uo 0 !.pt ist die eindeutige Lasung dieser Gleichung. Aus erhalten wir u = 0, was zu zeigen war.
Uo
=0 •
Wie im symplektischen Fall, mit dem das hier gesagte natiirlich konsistent ist, erkennt man an dies em Argument die Bedeutung der Jacobiidentitat. Poissonabbildungen. Eine glatte Abbildung J : PI --+ P2 zwischen zwei Poissonmannigfaltigkeiten (PI, {, L) und (P2 , {, }2) nennt man kanonisch oder eine Poissonabbildung, falls fiir aIle F, G E F(P2 )
j* {F, G}2 = {f* F, j*GL gilt. Proposition 10.3.1 zeigt, daB der FluB eines Hamiltonschen Vektorfeldes aus kanonischen Abbildungen besteht. Wir haben bereits in Kapitel 5 gesehen, daB fiir zwei symplektische Mannigfaltigkeiten PI und P2 eine Abbildung J : PI --+ P2 genau dann kanonisch ist, wenn sie symplektisch ist.
354
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Eigenschaften von Poissonabbildungen. Die nachste Proposition zeigt, daB Poissonabbildungungen Hamiltonsche Flusse in Hamiltonsche Fliisse uberfuhren. Proposition 10.3.2. Sei f : P l -+ P2 eine Poissonabbildung und H E F(P2 ). 1st !.pt der FlufJ von X H und '!f;t der FlufJ von XHof, so gilt
!.pt
° f = f ° '!f;t
und Tf
° XHof = X H ° f.
1st umgekehrt f eine Abbildung von Pl nach P2 und sind fur aUe H E F(P2 ) die Hamiltonschen Vektorfelder X Hof E X(Pd und X H E X(P2 ) f-verwandt, gilt also Tf ° XHof = X H ° f, so ist f kanonisch. Beweis. Fur jedes C E F(P2 ) und z E Pl folgt aus Proposition 10.2.3 (i) und der Definition einer Poissonabbildung, daB
d
d
dt C ((f ° '!f;t)( z )) = dt (C 0 f) ('!f;t (z ))
= {C ° f,H ° f}('!f;t(z)) = {C,H} (f ° '!f;t)(z) gilt. (f ° '!f;t)(z) ist also eine Integralkurve von X H auf P2 durch den Punkt f(z). Da (!.pt O f)(z) ebenfalls eine solche Kurve ist, folgt aus der Eindeutigkeit von Integralkurven (f ° '!f;t)( z) = (!.pt ° f) (z ) . Die Beziehung T f ° XHoj = XH 0 f folgt aus f ° 'lj;t = !.pt ° f durch Ableiten nach der Zeit. Sei umgekehrt Tf ° XHof = X H ° f fUr jedes H E F(P2 ). Nach der Kettenregel gilt dann
XHof [F ° f] (z) = dF(f(z)) . Tzf(XHof(Z)) = dF(f(z)) . XH(f(z)) = X H [F] (f(z)) und somit X Hof [f* F]
{C, H}
°f =
und fist kanonisch.
= f*(X H [Fl). Also folgt fur C
E F(P2 )
f*(XH [C]) = X Hof [f*C] = {C ° f, H
° f},
•
Ubungen Ubung 10.3.1. Weise direkt nach, daB eine Rotation R : ~3 -+ ~3 eine Poissonabbildung fUr die Klammer des starren K6rpers ist. Ubung 10.3.2. Zeige, daB fUr Poissonmannigfaltigkeiten Pl und P2 die Projektion 1fl : Pl X P2 -+ Pl eine Poissonabbildung ist. Gilt die entsprechende Behauptung fur symplektische Abbildungen?
10.4 Der Poissontensor
355
10.4 Der Poissontensor Definition des Poissontensors. Die Poissonklammer ist eine Derivation und der Wert der Klammer {F,G} bei z E P (und somit genauso XF(z)) hangt von F nur tiber dF(z) ab (vgl. Theorem 4.2.16 in Abraham, Marsden und Ratiu [1988] fUr derartige Argumente). Also gibt es einen kontravarianten antisymmetrischen 2- Tensor B : T* P x T* P -+ lR,
so daB mit dF(z) = OOz und dG(z) = {3z E T; P. Diesen Tensor B nennt man eine kosymplekiische oder auch eine Poissonsirukiur. In lokalen Koordinaten (zl, ... , zn) ist B durch seine Matrixelemente {zl, zJ} = B lJ (z) gegeben und die Klammer wird zu IJ 8F 8G {F,G}=B (z)8z l 8 z J"
(10.25)
Sei BU : T* P -+ T P die zu B assoziierte Vektorbtindelabbildung
1m Einklang mit unseren frtiheren Bezeichnungen P = {F, H} ist das Hamiltonsche Vektorfeld durch XH(z) = B~ . dH(z) gegeben, denn p(z) = dF(z) . XH(Z) und es ist
{F,H} (z) = B(z)(dF(z),dH(z)) = (dF(z),BU(z)(dH(z))). Ein Vergleich dieser beiden Ausdrticke liefert die Behauptung.
Koordinatendarstellung. Die Darstellung {zl, zJ} = B lJ (z) ist eine ntitzliche Art, eine Klammer im Endlichdimensionalen anzugeben. Die Jacobiidentitat folgt dann aus den Spezialfallen
die zu den folgenden Differentialgleichungen aquivalent sind:
BLI8BJK + BLJ8BKl + BLK8BlJ = 0 8z L 8z L 8z L (die Terme sind zyklisch in I, J, K). Schreiben wir XH[F] dinaten aus, erhalten wir
(10.26)
= {F, H} in Koor-
356
10. Poissonmannigfaltigkeiten
und somit XI
H
= B IJOH ozJ·
(10.27)
Nach diesem Ausdruck sollten wir uns B IJ als die negative Inverse der symplektischen Matrix denken, was im nichtausgearteten Fall auch v6llig richtig ist. Schreiben wir namlich
in Koordinaten aus, erhalten wir d.h., Bezeichnet [flIJ] das Inverse von [flIJ], ergibt dies
(10.28) Ein Vergleich von (10.27) und (10.28) liefert B IJ
=
_flIJ.
Denken wir daran, daB die Matrix von fl~ die Inverse von der von flb und die Matrix von flb die negative von der von fl ist, erhalten wir B~ = fl~. Beweisen wir dies abstrakt. Der grundlegende Zusammenhang zwischen dem Poissontensor B und der symplektischen Form fl ist die Tatsache, daB sie auf dieselbe Poissonklammer {F,H}
= B(dF,dH) = fl(Xp,X H )
fUhren, d.h., daB gilt. Doch wegen gilt weiter
XH
=
fl~dH.
Also ist B~dH = fl~dH fUr alle H und demzufolge
10.4 Der Poissontensor
357
Koordinatendarstellung von Poissonabbildungen. Wir haben gesehen, daB die Matrix [BI J] des Poissontensors B das Differential dH
8H
= 8zIdz
I
einer Funktion in das zugehorige Hamiltonsche Vektorfeld uberfuhrt, wie auch schon in Kap. 1 skizziert. Es macht ebenfaIls Sinn, das grundlegende Konzept der Poissonabbildung in Koordinaten auszudrucken. Sei J : P 1 ---+ P 2 eine Poissonabbildung, d.h. {F 0 J, G 0 JL = {F, G}2 0 f. Schreiben wir in Koordinaten zI auf P1 und w K auf P2 die Abbildung J als w K = w K (zI), wird diese Gleichung zu
N ach der Kettenregel ist dies aquivalent zu
Da Fund G beliebig waren, ist
J genau dann eine Poissonabbildung,
wenn
L B IJ( )8wK 8w = BKL( ) 1 z 8zI 8z J 2 w gilt. Fassen wir Bl (z) als eine Abbildung Bl (z) : T; P1 x T; P1 ---+ lR auf, heiBt dies koordinatenfrei ausgedruckt (10.29)
mit a w , (3w E T~P2 und J(z) = w. In Analogie mit dem Begriff fur Vektorfelder nennen wir Bl und B2 J-verwandt, kurz Bl "'1 B 2, wenn (10.29) gilt. Somit ist J genau dann eine Poissonabbildung, wenn (10.30)
Die Lieableitung des Poissontensors. Die nachste Proposition ist aquivalent zu der Aussage, daB der FluB von Hamiltonschen Vektorfeldern aus Poissonabbildungen besteht. Proposition 10.4.1. Fur jede Funktion H E F(P) gilt £xHB Beweis.
Nach der Definition des Poissontensors gilt B(dF,dG) = {F,G} = Xc[F]
fUr aIle lokal definierten Funktionen Fund G auf P. Also ist £XH
(B(dF, dG))
=
£XH
{F, G}
= {{F, G}, H}.
=
O.
358
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Da die Lieableitung eine Derivation ist, gilt mit der Jacobiidentitat
£xH(B(dF, dG)) = (£xHB)(dF, dG) + B(£XHdF, dG) + B(dF, £xHdG) = (£xHB)(dF, dG) + B(d {F, H}, dG) + B(dF, d {G, H}) = (£xHB)(dF, dG) + {{F,H} ,G} + {F, {G,H}} = (£xHB)(dF, dG) + {{F, G}, H}. Somit folgt (£xHB)(dF, dG) = 0 fUr alle lokal definierten Funktionen F, G E F(U). Da jedes Element von T; Pals dF(z) fUr ein F E F(U) mit U offen • in P dargestellt werden kann, folgt £xHB = O.
Der Satz von Pauli-Jost. 1st der Poissontensor B stark nichtausgeartet, definiert er fur alle z E P einen Isomorphismus Brt : dF(z) f-t Xp(z) von T; P auf TzP. Dann ist P symplektisch und die symplektische Form D ist fur lokal definierte Hamiltonsche Vektorfelder X p und Xc durch D(Xp , Xc) = {F, G} gegeben. Aus der Jacobiidentitat erhiilt man dD = 0, vgl. Ubung 5.5.1. Dies ist der Satz von Pauli-Jost, nach Pauli [1953] und Jost [1964]. Man ist versucht, die obige Bedingung der Nichtausgeartetheit in einer etwas schwacheren Form zu formulieren, die sich nur auf die Poissonklammer bezieht: Sei V eine offene Teilmenge von P. Fur FE F(V) gelte dF = 0 auf V, F sei also konstant auf den Zusammenhangskomponenten von V, wenn {F, G} = 0 fur aUe G E F(U) und aUe offen en Teilmengen U von V ist. Aus dieser Bedingung folgt jedoch noch nicht, daB P symplektisch ist, wie das folgende Gegenbeispiel zeigt: Sei P = ]R2 mit der Poissonklammer
OFOG OFOG) { F, G} (x, y) = y ( ox oy - oy ox . 1st {F, G} = 0 fUr aIle G, dann muB F auf der oberen wie auf der unteren Halbebene und wegen der Stetigkeit dann auch auf ganz ]R2 konstant sein. ]R2 mit dieser Poissonstruktur ist jedoch offensichtlich nicht symplektisch.
Die charakteristische Distribution. Die Teilmenge Brt (T* P) von T P nennt man die charakteristische Distribution der Poissonstruktur. 1m allgemeinen muB es kein Unterbundel von T P sein. Beachte, daB die Schiefsymmetrie des Tensors B aquivalent zu (Brt)* = - Brt ist, wobei (Brt)* : T* P --+ T P die duale Abbildung zu Brt ist. 1st P endlichdimensional, definiert man den Rang der Poissonstruktur in einem Punkt z E Pals den Rang von Brt(z) : T; P --+ TzP. In lokalen Koordinate ist dies der Rang der Matrix [BI J (z)]. Da der FluB eines Hamiltonschen Vektorfeldes die Poissonstruktur erhiilt, ist der Rang entlang eines solchen konstant. Eine Poissonstruktur, deren Rang uberall gleich der Dimension der Mannigfaltigkeit ist, ist nichtausgeartet und somit symplektisch.
10.4 Der Poissontensor
359
Poissonsche Immersionen und U nterpoissonmannigfaltigkeiten. Eine injekiv immersierte Untermannigfaltigkeit i : S ---+ P nennt man eine Poissonsche Immersion, wenn jedes auf einer offenen, i(S) enthaltenden Teilmenge von P definierte Hamiltonsche Vektorfeld in jedem Punkt i(z) fUr z E S im Bild von Tzi liegt. Dies ist aquivalent zu der folgenden Behauptung: Proposition 10.4.2. Eine Immersion i : S ---+ P ist genau dann Poissonsch, wenn die folgende Bedingung erfullt ist. Sind F, G : V C S ---+ lR, wobei V offen in S ist, und sind F, G : U ---+ lR Fortsetzungen von F 0 i-I, G 0 i-I: i(V) ---+ lR auf eine offene Umgebung U von i(V) in P, dann ist {F, G}li(V) wohldefiniert und von der Fortsetzung unabhiingig. Die immersierte Untermannigfaltigkeit S ist somit mit einer induzierten Poissonstruktur ausgestattet, und i : S ---+ P wird zu einer Poissonabbildung. Beweis. so gilt
1st i : S ---+ Peine injektiv immersierte Poissonmannigfaltigkeit, {F, G}(i(z))
= dF(i(z)) . Xc(i(z)) = dF(i(z)) = d(F 0 i)(z) . v = dF(z) . v,
. Tzi(v)
wobei v E TzS der eindeutig bestimmte Vektor ist, der Xc(i(z)) = Tzi(v) erfiillt. Also ist {F, G}(i(z)) von der Fortsetzung F von F 0 i-I unabhiingig. Aufgrund der Schiefsymmetrie der Klammer ist diese ebenfalls von der Fortsetzung G von Go i-I unabhangig. Man kann also eine Poissonstruktur auf S definieren, indem man fur jede offene Teilmenge V von S
{F, G} = {F, G}li(V) setzt. Auf diese Weise wird i : S ---+ P zu einer Poissonabbildung, da nach der obigen Rechnung Xc(i(z)) = Tzi(Xa) ist. ErfUllt die Klammer umgekehrt die oben formulierte Bedingung und ist H : U ---+ Peine auf einer offenen, i(S) schneidenden Teilmenge U von P definierte Hamiltonfunktion, so ist S nach dem schon bewiesenen eine Poissonmannigfaltigkeit und i : S ---+ Peine Poissonabbildung. Da i Poissonsch ist, gilt fur z E S mit i(z) E U
und demzufolge liegt XH(i(z)) im Bild von Tzi, wodurch gezeigt ist, daB i : S ---+ Peine Poissonsche Immersion ist. • 1st S c Peine Untermannigfaltigkeit von P und die Inklusion i Poissonsch, nennen wir Seine Unterpoissonmannigfaltigkeit von P. Beachte, daB die einzigen immersierten Unterpoissonmannigfaltigkeiten einer symplektischen Mannigfaltigkeit solche sind, deren Bild offen in P ist, denn fur jede (schwach) symplektische Mannigfaltigkeit P gilt
360
10. Poissonmannigfaltigkeiten
TzP = {XH(z) I HE F(U), U offen in P}. Beachte ferner, daB jedes Hamiltonsche Vektorfeld zu einer Unterpoissonmannigfaltigkeit tangential sein muB und daB die einzigen Unterpoissonmannigfaltigkeiten einer symplektischen Mannigfaltigkeit P deren offene Teilmengen sind.
Symplektische Stratifizierungen. Wir kommen nun zu einem wicht igen Ergebnis, das besagt, daB jede Poissonmannigfaltigkeit eine Vereinigung von symplektischen Mannigfaltigkeiten ist, von denen jede eine Unterpoissonmannigfaltigkeit ist. Definition 10.4.1. Sei Peine Poissonmannigfaltigkeit. Zwei Punkte Zl, Z2 E P befinden sich auf demselben symplektischen Blatt von P, wenn es eine stuckweise glatte K urve in P gibt, die Zl und Z2 verbindet und deren Abschnitte Trajektorien von lokal definierten Hamiltonschen Vektorfeldern sind. Dies ist offensichtlich eine Aquivalenzrelation. Die zugehOrigen Aquivalenzklassen heifJen symplektische Blatter. Das symplektische Blatt, das den Punkt z enthalt, wird mit Ez bezeichnet. Satz 10.4.1 (Symplektische Stratifizierung). Sei Peine endlichdimensionale Poissonmannigfaltigkeit. Dann ist P die disjunkte Vereinigung seiner symplektischen Blatter. Jedes symplektische Blatt in P ist eine injektiv immersiene Unterpoissonmannigfaltigkeit und die auf dem Blatt induzierte Poissonstruktur ist symplektisch. Die Dimension des Blattes durch einen Punkt z ist gleich dem Rang der Poissonstruktur in diesem Punkt, und der Tangentialraum an das Blatt im Punkt z ist die Menge
B#(z)(T; P)
= {XH(z) I HE F(U), U offen in P}.
Wir zeigen in Abb. 10.1 das Bild, das man sich von den symplektischen Blattern machen sollte. Man beachte insbesondere, daB die Dimension der symplektischen Blatter durch einen Punkt nicht konstant sein muB. Die Poissonklammer auf P kann man dann auch folgendermaBen beschreiben.
Um die Poissonklammer von Fund G in z E P zu berechnen, schrankt man Fund G auf das symplektische Blatt E z durch z ein und berechnet dann deren Klammer in z auf E z (im Sinne der Klammer auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit). Beachte auch, daB Casimirfunktionen auf symplektischen Blattern konstant sind, da die charakteristische Distribution im Kern ihres Differentials liegt. Urn ein Gefiihl fiir den geometrischen Inhalt des Satzes iiber die symplektische Stratifizierung zu erhalten, wollen wir ihn zunachst unter der zusatzlichen Voraussetzung beweisen, daB die charakteristische Distribution ein glattes Untervektorbiindel von T P ist. Dies ist der urspriinglich von Lie [1890] untersuchte Fall. 1m Endlichdimensionalen ist dies z.B. erfiillt, wenn der Rang
10.4 Der Poissontensor
361
Spann der Hamiltonschen Vektorfelder XH (z) ein zweidimensionales symplektisches Blatt L: p
~ nulldimensionale symplektische Blaetter (Punkte) Abb. 10.1. Die symplektischen Bliitter einer Poissonmannigfaltigkeit.
der Poissonstruktur konstant ist. Nach der Jacobiidentitat ist die charakteristische Distribution involutiv und nach dem Satz von Frobenius somit integrabel. Also ist Pin injektiv immersierte Untermannigfaltigkeiten geblattert, deren Tangentialraum in jedem Punkt mit dem von allen in z ausgewerteten Hamiltonschen Vektorfeldern aufgespannten Raum ubereinstimmt. Also ist jedes solche Blatt E eine immersierte Unterpoissonmannigfaltigkeit von P. Definiere auf E durch
n(z)(XF(z), Xc(z)) = {F, G} (z) eine 2-Form n fur Funktionen F, G, die auf einer Umgebung von z in P definiert sind. Beachte, daB [2 wegen der Jacobiidentitiit geschlossen ist (Ubung 5.5.1). 1st
0= n(Z)(XF(Z),XC(z))
=
dF(z)· Xc(z)
fur aIle lokal definierten G, so gilt nach dem Satz von Hahn-Banach
dF(z)ITzE = d(F 0 i)(z) = O. Demzufolge ist
0= XFoi(Z) = Tzi(XF(z)) = XF(z) ,
denn E ist eine Unterpoissonmannigfaltigkeit von P und die Inklusion i E -+ P ist eine Poissonabbildung, was zeigt, daB n schwach nichtausgeartet ist und den Satz fur diesen Fall konstanten Ranges somit beweist. Der allgemeine Fall wurde von Kirillov [1976a] bewiesen und ist wesentlich schwieriger, da fur differenzierbare Distributionen, die keine Unterbundel sind, Integrabilitat und Involutivitat nicht aquivalent sind. Wir beweisen diesen Fall in den Interneterganzungen.
362
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Proposition 10.4.3. 1st Peine Poissonmannigfaltigkeit, E C P ein symplektisches Blatt und C eine Casimirfunktion, so ist C auf E konstant. Beweis. Ware C nicht lokal konstant auf E, so musste ein Punkt z E Emit i= 0 fur ein v E TzE existieren. TzE wird jedoch von den Xk(z) mit k E F(P) aufgespannt und somit ist dC(z)· Xk(Z) = {C, K}(z) = 0, woraus dC(z) . v = 0 folgt, was ein Widerspruch ist. Also ist C lokal konstant auf E und somit auch global, da die Blatter zusammenhangend sind. •
dC(z)· v
Beispiele Beispiel 10.4.1. Sei P = ]R3 mit der Klammer des starren Korpers. Dann sind die symplektischen Blatter Spharen urn den Ursprung. Der Ursprung selbst ist ein singulares Blatt in dem Sinne, daB die Poissonstruktur dort den Rang Null hat. Wie wir spater sehen werden, gilt allgemein, daB die symplektischen Blatter in g* mit der Lie-Poisson-Klammer die koadjungierten Orbits sind. Beispiel 10.4.2. Symplektische Blatter mussen keine Untermannigfaltigkeiten sein, und man kann auch nicht schlieBen, daB die Poissonstruktur nichtausgeartet ist, wenn alle Casimirfunktionen Konstanten sind. Betrachte z.B. den 3-Torus ']['3 mit einer Blatterung der Kodimension 1 mit dichten Blattern, wie man sie erhalt, wenn man die Blatter als das Produkt von ']['1 mit einem Blatt des irrationalen Flusses auf ']['2 wahlt. Das gewohnliche Flachenelement definiert eine symplektische Form auf diesen Blattern und somit eine Poissonstruktur auf ,][,3, indem man diese Blatter als die symplektischen definiert. Dann ist jede Casimirfunktion konstant, obwohl die Poissonstruktur ausgeartet ist. Der Satz von Poisson-Darboux. 1m Zusammenhang mit dem Satz von der symplektischen Stratifizierung gibt es ein Analogon des Satzes von Darboux. Urn dieses zu formulieren, erinnern wir zunachst an Ubung 10.3.2, in der wir auf dem Produkt PI x P2 zweier Poissonmannigfaltigkeiten PI und P2 eine Poissonstruktur definierten, indem wir forderten, daB die Projektionen 1f1 : PI x P 2 -t P und 1f2 : PI x P2 -t P2 Poissonabbildungen und 1fr(F(Pd) und 1f2(F(P2 » kommutierende Unteralgebren von F(PI x P2 ) sind. Gelten in Koordinaten die Relationen {zI, zJ} = BI J (z) und {wI, w J } = C IJ (w) auf PI bzw. P2 , so definieren diese eine Klammer auf den Funktionen von ZI und w J , wenn wir zusatzlich die Relation {ZI, w J } = 0 fordern. Satz 10.4.2 (Lie-Weinstein). Sei Zo ein Punkt einer Poissonmannigfaltigkeit P. Dann gibt es eine Umgebung U von Zo in P und einen Isomorphismus 'P = 'Ps X 'PN : U -t S x N, wobei S symplektisch und N Poissonsch ist und der Rang von N in 'PN(ZO) verschwindet. Die Faktoren S und N sind bis auf lokale Isomorphismen eindeutig. 1st daruber hinaus der Rang der Poissonmannigfaltigkeit um Zo konstant, so gibt es Koordinaten
10.4 Der Poissontensor
363
(ql, ... , qk, Pl, ... ,Pk, yl, ... , yl) um zo, die die kanonischen Vertauschungsrelationen
erfiillen. 1m Beweis dieses Satzes kann man die Mannigfaltigkeit S als das symplektische Blatt von P durch Zo und N lokal als eine beliebige Untermannigfaltigkeit von P wahlen, die transversal zu S liegt und fur die S n N = {zo} gilt. In vielen Fallen ist die transversale Struktur auf N eine Lie-Poisson-Struktur. V gl. Weinstein [1983b] fUr den Beweis dieses Satzes und verwandte Ergebnisse. Der zweite Teil des Satzes geht auf Lie [1890] zuruck. In den wichtigsten Beispielen in dies em Buch benotigen wir keine genauere lokale Untersuchung ihrer Poissonstruktur, weshalb wir auf eine vertiefte Betrachtung der lokalen Struktur von Poissonmannigfaltigkeiten verzichten.
Ubungen Ubung 10.4.1. Sei Peine Poissonmannigfaltigkeit und H E F(P). Zeige, daB der FluB i.pt von X H die symplektischen Blatter von P erhalt. Ubung 10.4.2. Sei (P, { , }) eine Poissonmannigfaltigkeit mit Poissontensor BE [h(P). Sei B~ : T* P -+ TP, B~(dH) = X H die induzierte Bundelabbildung. Wir bezeichnen die auf den Schnitten induzierte Abbildung mit demselben Symbol B~ : [21(p) -+ X(P). Per Definition ist B(dF,dH) = (dF,B~(dH)) = {F,H}. Definiere a~ := B~(a) und fUr a, (3 E [21(p)
(a) Zeige, daB gilt, wenn die Poissonklammer auf P durch eine symplektische Form induziert ist, d.h. falls B~ = [2~ ist. (b) Zeige, daB fur alle F,G E F(P)
{Fa, G(3} = FG {a, (3} - Fa~ [G](3 + G(3~ [F]a gilt.
[2
364
10. Poissonmannigfaltigkeiten
(c) Zeige, daB fur aIle F, G
E
F(P)
d{F,G} = {dF,dG}
gilt. (d) Zeige, daB {a,,8} = d(B(a,,8)) ist, wenn a,,8 E ftl(p) geschlossen sind. (e) Verwende £xHB
= 0, urn zu zeigen, daB {a,,8}U = -[a#,,8#]
ist.
(f) Zeige, daB (ftl(p), { , }) eine Liealgebra ist, also die Giiltigkeit der Jacobiidentitat. Ubung 10.4.3 (Weinstein [1983b]). Sei Peine Mannigfaltigkeit und X, Y zwei linear unabhangige kommutierende Vektorfelder. Zeige, daB {F, K} = X[F]Y[K]- Y[F]X[K]
eine Poissonklammer auf P definiert. Zeige weiter, daB X H = Y[H]X - X[H]Y
gilt. Zeige, da:B die symplektischen Blatter zweidimensional sind und ihre Tangentialraume durch X und Y aufgespannt werden. Zeige, wie man durch diese Konstruktion Beispiel 10.4.2 erhiilt.
10.5 Quotienten von Poissonmannigfaltigkeiten Wir steIlen in diesem Abschnitt die einfachste Version einer allgemeinen Konstruktion von Poissonmannigfaltigkeiten auf Grundlage vorhandener Symmetrien vor, die die ersten Schritte des Verfahrens der Reduktion bildet. Der Satz zur Poissonreduktion. Sei G eine Liegruppe, die auf eine Poissonmannigfaltigkeit durch Poissonabbildungen wirkt, d.h. jede Abbildung qJg : P --+ P sei Poissonsch. Die Wirkung sei weiterhin als frei und eigentlich angenommen, so daB der Quotientenraum PIG eine glatte Mannigfaltigkeit und die Projektion 7r : P --+ PIG eine Submersion ist (vgl. die Diskussion zu diesen Punkten in §9.3). Satz 10.5.1. Unter obigen Annahmen gibt es eine eindeutige Poissonstruktur auf PIG, so dafl7r eine Poissonabbildung ist. (Vgl. Abb. 10.2.) Beweis. Nehmen wir zunachst an, daB auf PIG eine Poissonklammer existiert und zeigen die Eindeutigkeit. DaB 7r Poissonsch ist, bedeutet, daB fur zwei Funktionen f, k : PIG --+ ffi.
10.5 Quotienten von Poissonmannigfaltigkeiten
365
jx
Abb. 10.2. Der Quotient einer Poissonmannigfaltigkeit nach einer Gruppenwirkung ist auf natiirliche Weise eine Poissonmannigfaltigkeit.
(10.31 ) gilt, wobei die Klammer jeweils die auf PIG und P ist. Die Funktion 1 = J07r ist diejenige eindeutige G-invariante Funktion, die auf J projiziert wird. 1st [z] E PIG eine Aquivalenzklasse, wobei g1 . Z und g2 . z aquivalent sind, set zen wir also 1(g . z) = J([ z]) fur aIle 9 E G. Offensichtlich ist dadurch 1 eindeutig definiert und 1 = J 0 7r. Anders ausgedruckt heiBt dies, daB 1 dem ganzen Orbit G· z den Wert J([z]) zuordnet. Wir konnen (10.31) umschreiben zu
{J, k}
07r
= {1, k}.
7r surjektiv ist, bestimmt dies {f, k} eindeutig. Wir konnen (10.31) auch verwenden, urn {f, k} zu definieren. if>g ist Poissonsch und 1 und k sind auf den Orbits der Wirkung konstant, also gilt
Da
{1, k}(g . z) = ({1, k} 0 if> g) (z) = {1o if>g, k 0 if>g}(z)
=
0, k}(z).
Also ist 0 ,k} ebenfalls auf den Orbits konstant und definiert somit {f, k} eindeutig. Es verbleibt zu zeigen, daB das so definierte {f, k} die Eigenschaften einer Poissonstruktur erfullt. Diese folgen jedoch aIle direkt aus den analogen Eigenschaften auf P. So erhalten wir z.B. aus der Jacobiidentitat auf P
0= {{1, k}, I}
+ {{I, i}, k} + {{k, I}, f}
366
10. Poissonmannigfaltigkeiten
direkt nach der Konstruktion der Klammer auf PIG 0= {{j, k} 071", l 071"} + {{l, f} 071", k 0 71"} + {{k, l} 071", f 0 71"} = {{j, k}, l} 071"+ {{l, f}, k} 071"+ {{k, l}, f} 071", und somit gilt die Jacobiidentitiit aufgrund der Surjektivitiit von 71" auch auf PIG. • Diese Konstruktion ist nur eine von vielen, urn neue symplektische und Poissonmannigfaltigkeiten aus gegebenen zu erhalten. Fur Verallgemeinerungen verweisen wir auf Marsden und Ratiu [1986] und Vaisman [1996].
Reduktion der Dynamik. 1st Heine G-invariante Hamiltonfunktion auf P, definiert sie eine zugehOrige Funktion h auf PIG mit H = h071". Da 71" eine Poissonabbildung ist, bildet sie X H auf P auf X h auf PIG ab, es gilt also T71" 0 X H = X h 071". Anders ausgedruckt, X H und X h sind 71"-verwandt. Man sagt, daB das Hamiltonsche System X H auf P zu dem auf PIG reduziert wird. Wie wir im niichsten Kapitel sehen werden, kann die G-Invarianz von H mit einer ErhaltungsgroBe J : P -+ ~ assoziiert werden. 1st diese ebenfalls G-invariant, ist die zugehOrige Funktion j auf PIG eine ErhaltungsgroBe fur X h , da {h,j} 071"= {H, J} = 0 und somit {h, j} = 0 gilt.
Beispiel 10.5.1. Betrachte die folgenden Differentialgleichungen auf C 2 :
ZI = -iWIZl + iEPZ2 + iz1(snlzl12 + SI2Iz212), Z2 = -iW2Z2 + iEqZl - iZ2(S211z112 + S22Iz212).
(10.32)
Verwende die gewohnliche Hamiltonsche Struktur, die man erhiilt, indem man Real- und Imaginiirteil von Zi als konjugierte Variablen verwendet. Wir schreiben z.B. zl = ql + iPl und fordern ql = aHlapl und PI = -aHlaQl. In Kapitel 5 haben wir die in diesem Zusammenhang nutzliche Darstellung Zk = -2i8Hlazk der Hamiltonschen Gleichungen in komplexer Schreibweise besprochen. Damit findet man (siehe Ubung 5.4.3), daB das System (10.32) genau dann Hamiltonsch ist, wenn S12 = -s21 und P = q ist. In diesem Fall konnen wir folgende Hamiltonfunktion wiihlen:
Beachte, daB in (10.32) mit E = 0 zwei Kopien von SI auf ZI und Z2 unabhiingig wirken. Die zugehOrigen ErhaltungsgroBen sind IZ112 und IZ212. Fur E =J 0 ist die Symmetriewirkung
10.5 Quotienten von Poissonmannigfaltigkeiten
367 (10.34)
mit der ErhaltungsgroBe CUbung 5.5.4) (10.35)
Sei r/J = (7f/2) - B1 - B2 mit Zl = T1exp(iB1) und Z2 = T2exp(iB2). Wir wissen, daB die durch (10.32) gegebene Hamiltonsche Struktur auf ((:2 eine Hamiltonsche Struktur auf ((:2 I Sl induziert (auBer in Punkten, in denen T1 oder T2 verschwindet), und daB die zwei Integrale der Bewegung (die Hamiltonfunktion H und die oben genannte ErhaltungsgroBe J) wie auch die Poissonklammer auf den Quotientenraum iibertragen werden konnen. ((:2 I Sl kann durch (T1,T2,r/J) parametrisiert werden. Dadurch kann der ProzeB der Ubertragung auf den Quotientenraum sehr einfach konkret angegeben werden. 1st F(Zl, Z2) = F(T1, B1, T2, B2) ni:i.mlich Sl-invariant, so kann es (eindeutig) als eine Funktion f von (T1, T2, r/J) geschrieben werden. Die Poissonklammer kann nach Satz 10.5.1 auf den Quotienten iibertragen werden. Demzufolge konnen die Gleichungen in den Variablen (T1,T2,r/J) beziiglich der induzierten Poissonklammer in Hamiltonsche Form j = {f, h} gebracht werden. Diese Klammer erhi:i.lt man durch Anwendung der Kettenregel, urn von den komplexen Variablen auf Polarkoordinaten iiberzugehen. Es ergibt sich
(10.36) Die (nichtkanonische) Poissonklammer (10.36) ist natiirlich die Reduktion der urspriinglichen kanonischen Poissonklammer auf dem q-p-Raum, ausgedriickt in den neuen Variablen der Polarkoordinaten. Satz 10.5.1 zeigt, daB die reduzierte Klammer automatisch die Jacobiidentiti:i.t erfiillt. (Vgl. Knobloch, Mahalov und Marsden [1994] fiir weitere Beispiele dieses Typs.) In Kap. 13 werden wir sehen, daB ein entscheidendes Beispiel fiir die durch Satz 10.5.1 gegebene Poissonreduktion das ist, in dem P = T*G ist und G auf sich selbst durch Linkstranslation wirkt. Dann ist PIG ~ g* und die reduzierte Poissonklammer ist nichts anderes als die Lie-Poisson-Klammer!!
Ubungen Ubung 10.5.1. Betrachte]H.3 mit der Klammer des starren Korpers und die Wirkung von G = Sl auf P = ]H.3 \ {(a, 0, z)T} durch Rotationen urn die z-Achse. Berechne die induzierte Klammer auf PIG.
368
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Ubung 10.5.2. Berechne fiir das im Text beschriebene Beispiel explizit die reduzierte Hamiltonfunktion h und iiberpriife direkt, daB die Gleichungen fUr 1'1,1'2, ¢ die Hamiltongleichungen auf C 2 beziiglich der Hamiltonfunktion h sind. Zeige ferner, daB die durch J induzierte Funktion j eine Konstante der Bewegung ist.
10.6 Die Schoutenklammer Das Ziel dieses Abschnitts ist es, den geometrischen Inhalt der Jacobiidentitiit fiir eine Poissonstruktur in Analogie zu dD = 0 fiir symplektische Strukturen auszudriicken. Dazu werden wir eine auf den kontravarianten, antisymmetrischen Tensoren definierte Klammer verwenden, die die Lieklammer von Vektorfeldern verallgemeinert (vgl. z.B. Schouten [1940]'Nijenhuis [1953], Lichnerowicz [1978], Olver[1984, 1986], Koszul [1985], Libermann und Marle [1987], Bhaskara und Viswanath [1988], Kosmann-Schwarzbach und Magri [1990], Vaisman [1994] und die dort angegebenen Verweise). Multivektoren. Ein kontravarianter, antisymmetrischer q- Tensor auf einem endlichdimensionalen Vektorraum V ist eine q-lineare Abbildung
A: V* x V* x ... x V* (q Faktoren) ---+ JR., die in jedem Paar von Eingiingen antisymmetrisch ist. Den Raum aller solcher Tensoren bezeichnen wir mit I\q(V). Jedes Element von I\q(V) ist also eine endliche Linearkombination von Termen der Form VI 1\ ... 1\ Vq mit VI, ... ,Vq E V und wird ein q- Vektor genannt. Ist Vein unendlichdimensionaler Banachraum, definieren wir I\q (V) als den Spann aller Elemente der Form VI 1\ ... 1\ Vq mit VI, ... , Vq E V, wobei das auBere Produkt wie ublich bezuglich einer schwach nichtausgearteten Paarung ( ,) : V* X V ---+ JR. definiert ist. Also ist l\o(V) = JR. und 1\1 (V) = v. Ist Peine glatte Mannigfaltigkeit, so ist
/\ (P) = q
U/\ (TzP)
zEP q
ein glattes Vektorbiindel, wobei die Faser iiber z E P gleich I\q(TzP) ist. Seien Dq(P) die glatten Schnitte von I\q(P), die Elemente von Dq(P) also glatte kontravariante antisymmetrische q-Tensorfelder auf P. Sei D*(P) die direkte Summe der Riiume Dq(P) mit Do(P) = F(P). Beachte
Dq(P) = 0 fiir q > dim(P) und Ist Xl"'" Xq E X(P), so nennen wir Xl ein Multivektorfeld.
1\ ... 1\
Xq ein q- Vektorfeld oder
10.6 Die Schoutenklammer
369
Betrachte eine (q + p)- Form n und einen kontravarianten, antisymmetrischen q- Tensor A auf einer Mannigfaltigkeit P. Das innere Produkt iAn von A mit n ist folgendermaBen definiert. 1st q = 0, also A E ffi., sei iAn = An. 1st q ~ 1 und A = VI/\···/\ Vq mit Vi E TzP, i = 1, ... , q, definiere iAn E DP(P) durch (10.37) fiir beliebige Vq+I, ... , v q+p E TzP. Man priift nach, daB die Definition nicht von der DarsteIlung von A als q-Vektor abhangt, also ist iAn durch lineare Fortsetzung auf I\q(P) wohldefiniert. In lokalen Koordinaten erhalten wir fUr endlichdimensionales P
(10.38) wobei die Indizes ungeordnet sind. 1st P endlichdimensional und p = 0, definiert (10.37) einen Isomorphismus von Dq(P) mit Dq(P). 1st Peine Banachmannigfaltigkeit, dann definiert (10.37) eine schwach nichtausgeartete Paarung von Dq(P) mit Dq(P). 1st A E Dq(P), so wird q der Grad von A genannt und mit deg A bezeichnet. Man priift nach, daB
(10.39) gilt. Die Lieableitung £x ist eine Derivation beziiglich /\, d.h., es ist
=
£x(A /\ B)
(£xA) /\ B
+A
/\ (£xB)
fiir aIle A,B E D*(P). Die Schoutenklammer. mer fiir Multivektoren.
Der nachste Satz liefert eine interessante Klam-
Satz 10.6.1 (Satz zur Schoutenklammer). Es gibt eine eindeutige lokale (im Sinne von Proposition 4.2.4 (v)) bilineare Operation [,] : [2* (P) x [2*(P) --+ [2*(P), genannt die Schoutenklammer, die die folgenden Eigenschaften besitzt:
(i) Sie ist eine Biderivation vom Grad -1, also bilinear, es gilt deg[A, B] = degA + degB -1,
(10.40)
und fur A, B, C E D*(P) [A, B /\ C]
=
[A, B]/\ C + (_l)(de g A+1)deg B B /\ [A, C].
(ii) Auf F(P) und X(P) ist sie bestimmt durch (a) [F,G] = 0 fur alle F,G E F(P),
(10.41)
(b) [X, F] = X[F] fur alle F E F(P), X E X(P), (c) [X, Y] fur alle X, Y E X(P) ist die gewohnliche Jacobi-Lieklammer von Vektorfeldern.
370
10. Poissonmannigfaltigkeiten
(iii) [A,B] = (_l)de g Ade g B[B,A]. Zusiitzlich erfullt die Schoutenklammer die graduierte Jacobiidentitiit
(_l)de g AdegC [[A, BJ, 0] + (_l)de g Bde g A[[B, OJ, A]
+ (_l)de g Cde g B[[O,AJ,B] = O.
(10.42)
Beweis. Der Beweis verlauft in der ublichen Art und Weise und ahnelt dem der Charakterisierung der auBeren oder der Lieableitung durch ihre Eigenschaften (vgl. Abraham, Marsden und Ratiu [1988]): Auf Funktionen und Vektorfeldern ist die Klammer durch (ii) gegeben. Dann ist sie durch (i) und die Linearitat auf allen schiefsymmetrischen, kontravarianten Tensoren im zweiten Eingang und Funktionen und Vektorfeldern im ersten definiert. GemaB Punkt (iii) k6nnen die Eingange vertauscht werden und mit (i) folgt die Definition auf beliebigen Paaren schiefsymmetrischer, kontravarianter Tensoren. Die so definierte Klammer erfullt dann nach Konstruktion (i), (ii) und (iii). Die Eindeutigkeit erhalt man aus der Tatsache, daB die auBere Algebra der schiefsymmetrischen, kontravarianten Tensoren lokal durch die Funktionen und Vektorfelder erzeugt wird, und auf diesen ist die Klammer durch (ii) eindeutig festgelegt. Die graduierte Jacobiidentitat pruft man fur beliebige q-, p-, und r-Vektoren unter Verwendung von (i), (ii) und (iii) und der Trilinearitat der 1dentitat. • Eigenschaften der Schoutenklammer. Wenn man mit der Schoutenklammer explizit rechnet, sind die folgenden Formeln hilfreich. 1st X E X(P) und A E r2p(P), zeigt man durch 1nduktion uber den Grad von A und unter Verwendung der Eigenschaft (i) [X,A]
=
£xA.
(10.43)
Eine direkte Konsequenz dieser Beziehung und der graduierten Jacobiidentitat ist, daB die Lieableitung eine Derivation bezuglich der Schoutenklammer ist, d.h. (10.44) £x[A,B] = [£xA,B] + [A,£xB] fUr A E r2p(P), B E r2q (P) und X E X(P) gilt. Durch 1nduktion uber die Zahl der Vektorfelder kann man mit (10.43) und den Eigenschaften in Satz 10.6.1 zeigen, daB r
gilt, wobei Xl,'" ,Xr E X(P) sind und Xi bedeutet, daB Xi ausgelassen ist. Die letzte Formel kann man zusammen mit der Linearitat als Definition der Schoutenklammer verwenden und daraus Satz 10.6.1 herleiten, vgl. Vaisman [1994] fur diesen Zugang. 1st A = YI /\ ... /\ Ys mit YI , ... , Y,. E X(P), ergibt die obige Formel zusammen mit der Derivationseigenschaft der Lieableitung
10.6 Die Schoutenklammer
r
371
s
(10.46) i=l j=l
/\X r
/\
Y1
/\ ... /\
lj /\ ... /\ Ys '
Sind schlie£lich A E Dp(P), B E Dq(P) und Formel
0:
E
DP+q-l(p), kann man die (10.47)
(die eine direkte Konsequenz von (10.46) und Cartans Formel fiir do: ist) als Definition von [A, B] E Dp +q - 1 (P) verwenden. Dies ist der urspriinglich in Nijenhuis [1955] beschriebene Weg.
Formeln in Koordinaten. Mit 0/ OZi = Oi folgt aus den Gleichungen (10.45) und (10.46) in lokalen Koordinaten:
(i) Fiir jede Funktion fist
wobei das Symbol - iiber einem Term bedeutet, daB dieser ausgelassen ist, und (ii) [Oil /\ ... /\ Oi p' Oh /\ ... /\ OjJ
= O.
1st A=Ait ... i pO'1· /\"'/\0'p
und
B=Bj1 .. ·jq O·J1 /\"'/\0Jq'
erhalten wir demzufolge [A, B]
=
ARi1 ... i£-li£+1 ... ipo£Bjl .. ·jqOil /\ ... /\ Oi£_l /\ Oi£+l /\Ojl /\ ... /\ Ojq
+(-l)P B£jl ... j£-rJ£+1 .. ·jqooAir ... ipO·'1..1 /\ ... /\ o·'l.p .{. /\Ojl /\ ... /\ OJ£_l /\ OJ£+l /\ ... /\ Ojq
(10.48)
oder etwas kiirzer
(10.49) wobei die Indizes ungeordnet sind. Hierbei ist
372
10. Poissonmannigfaltigkeiten
das K roneckersymbol: Dieses verschwindet fur (iI, ... , ip+q) #- (j1, ... ,jp+q) und ist 1 (bzw. -1), wenn j1, ... ,jp+q eine gerade (bzw. ungerade) Permutation von iI, ... ,ip +q ist. Nach §10.6 erfuIlt der Poissontensor B E [h(P) zu einer Poissonklammer {,} auf P die Beziehung B( dF, dG) = {F, G} fur aIle F, G E F(P). Daraus erhalten wir mit (10.38)
{F, G} = iB(dF /\ dG)
(10.50)
oder in lokalen Koordinaten
{ F G} = BI J of oG ,
ozI ozJ·
Drucken wir B lokal als Summe von Termen der Form X /\ Y fur X, Y E X(P) aus und ist Z E X(P) beliebig, erhalten wir mit (10.37) fur aIle F, G, HE F(P)
iB(dF /\ dG /\ dH)(Z) = (dF /\ dG /\ dH)(X, Y, Z) dF(X) dF(Y) dF(Z)J
= det [dG(X) dG(Y) dG(Z)
dH(X) dH(Y) dH(Z) fdF(X) dF(Y)l
fdH(X) dH(Y)l
= det ldG(X) dG(Y)J dH(Z) + det ldF(X) dF(Y)J dG(Z) fdG(X) dG(Y)l
+det ldH(X) dH(Y)J dF(Z)
= iB(dF /\ dG)dH(Z) + iB(dH /\ dF)dG(Z) + iB(dG /\ dH)dF(Z), d.h.,
iB(dF /\ dG /\ dH)
= iB(dF /\ dG)dH + iB(dH /\ dF)dG + iB(dG /\ dH)dF. (10.51) Die Jacobi-Schouten-Identitat. (10.51) folgt
Aus den Gleichungen (10.50) und
{{F,G} , H} + {{H,F}, G} + {{G,H}, F} = iB(d {F, G} /\ dH) + iB(d {H, F} /\ dG) + iB(d {G, H} /\ dF) = iBd(iB(dF /\ dG)dH + iB(dH /\ dF)dG + iB(dG /\ dH)dF) = iBdiB(dF /\ dG /\ dH)
=
~i[B,Bl(dF /\ dG /\ dH),
wobei die letzte Gleichung eine Konsequenz von (10.47) ist. Wir fassen zusammen, was wir bewiesen haben.
10.6 Die Schoutenklammer
373
Satz 10.6.2. Es gilt: {{F,G} ,H} + {{H,F} ,G} + {{G,H} ,F}
~i[B,B](dF 1\ dG 1\ dH).
=
(10.52)
Dieses Ergebnis zeigt, daB die Jacobiidentitat fur {, } aquivalent zu = 0 ist. Demzufolge ist eine Poissonstruktur eindeutig durch einen kontravarianten, antisymmetrischen 2-Tensor definiert, dessen Schoutenklammer mit sich selbst verschwindet. Die lokale Formel (10.49) wird zu
[B, B]
[B B]IJK ,
= ~ (BLKOBIJ L...J
ozL
L=1
+
BLIOBJK ozL
+
BLJOBKI) ozL'
was mit dem friiher hergeleiteten Ausdruck (10.26) iibereinstimmt.
Die Lie-Schouten-Identitat. Es gibt eine andere interessante Identitat, die die Lieableitung des Poissontensors entlang eines Hamiltonschen Vektorfeldes angibt. Satz 10.6.3. Es gilt: (10.53) Beweis. In Koordinaten ist (£xB)IJ = XKoBIJ _ BIKOXJ _ BKJOXI, ozK ozK ozK
mit X I = BI J (oH / ozJ) erhalten wir also (£x B)IJ = BKLOBIJ oH H ozK ozL
_BIK~ ozK
(BJL OH ) ozL
+BJK ~ (BIL OH) ozK ozL =
(BKLOBIJ _ BIKOBJL _ BKJOBIL) oH ozK ozK ozK ozL
= [B,B]
LIJ oH ozL
=
(. )IJ i[B,B]dH ,
•
woraus (10.53) folgt.
Diese Identitat zeigt, wie die Jacobiidentitat [B, B] = 0 direkt verwendet werden kann, um zu zeigen, daB der FluB CPt eines Hamiltonschen Vektorfeldes aus Poissonabbildungen besteht. Die obige Herleitung zeigt, daB auch der FluB eines zeitabhangigen Hamiltonschen Vektorfeldes aus Poissonabbildungen besteht, denn in diesem Fall gilt
!
(cp;B)
= cP; (£xHB) = cp; (i[B,B]dH) = O.
374
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Ubungen Ubung 10.6.1. Beweise nach der im Text gezeigten Methode folgende Formeln: (a) Fur A E ilq(P) und X E X(P) gilt [X, A]
=
txA.
(b) Fur A E ilq(P) und Xl"'" Xr E X(P) gilt r
i=l
(c) Sind Xl"'" Xn Y I ,··., Ys E X(P), so gilt [Xl /\ ... /\ Xn YI r
/\ ... /\
Ys ]
s
i=l j=l
/\ ... /\ Xr /\ YI (d) 1st A E ilp(P), BE ilq(P) und i[A,BjO:
/\ ... /\ 0:
E
lj /\ ... /\ Ys '
ilp+q-1(P), so gilt
= (-l)q(PH)iAd iBo: + (-l)PiBd iAO: - iBiAdo:.
Ubung 10.6.2. Sei Meine endlichdimensionale Mannigfaltigkeit. Ein kVektorfeld ist ein schiefsymmetrisches, kontravariantes Tensorfeld A(x) : T;M x ... x T;M -+ ITt (k Faktoren). Sei Xo EM ein Punkt mit A(xo) = O. (a) Zeige, daB fUr X E X(M) die Lieableitung (txA)(xo) nur von X(xo) abhangt und somit eine Abbildung dxoA : TxoM -+ TxoM /\ ... /\ TxoM (k Faktoren) definiert, die koordinatenfreie Ableitung von A bei Xo genannt wird.
eine nichtausgeartete Paarung zwischen T; M /\ ... /\ T; M und TxM /\ ... /\ TxM definiert. SchlieBe daraus, daB diese zwei Raume dual zueinander sind, daB der Raum ilk(M) der k-Formen dual zu dem der kkontravarianten, schiefsymmetrischen Tensorfelder ilk (M) ist und daB die Basen und
/\ ... /\ ~ I i < ... < ik } {~ aX'l aX'k 1
dual zueinander sind.
10.7 Allgemeine Eigcnschaften von Lie-Poisson-Strukturen
375
(c) Zeige, daB die duale Abbildung
durch
(d xo A)*(a1/\"'/\ ak) = d(A(a1"'" ak))(xO) gegeben ist, wobei aI, ... ,ak E .0 1(M) beliebige 1-Formen sind, deren Werte bei Xo gleich aI, ... ,ak sind. Ubung 10.6.3 (Weinstein [1983b]). Sei (P, { , }) eine endlichdimensionale Poissonmannigfaltigkeit mit Poissontensor B E D2 (P). Sei Zo E P mit B(zo) = O. Definiere zu a, (3 E T;oP die Klammer
wobei d zo B die koordinatenfreie Ableitung von B und a, ~ E .0 1 (P) so gewiihlt sind, daB a(zo) = a und ~(zo) = (3. (Vgl. Ubung 10.6.2.) Zeige, daB (a, (3) f-+ [a, (31B eine bilineare, schiefsymmetrische Abbildung T;oP x T;oP -+ T;oP definiert. Zeige, daB aus der Jacobiidentitiit fur die Poissonklammer folgt, daB [ , lB eine Lieklammer auf T;oP ist. Da (T;oP, [ , lB) eine Liealgebra ist, triigt ihr Dualraum TzoP auf naturliche Weise die induzierte LiePoisson-Struktur, die sogenannte Linearisierung der Poissonklammer bei zoo Zeige, daB die Linearisierung in lokalen Koordinaten die Form { F G} ( ) ,
V
= aBij (zo) aF aG az k
a'a'v v' vJ
k
fUr F, G : TzoP -+ lR und v E TzoP annimmt. Ubung 10.6.4 (Magri-Weinstein). Auf einer endlichdimensionalen Mannigfaltigkeit P seien eine symplektische Form .0 und eine Poissonstruktur B gegeben. Definiere K = B~ 0 DO : TP -+ TP. Zeige, daB (Do)-l + B~ : T* P -+ T P genau dann eine neue Poissonstruktur auf P definiert, wenn D° 0 Kn fur aIle n E N auf Peine geschlossene 2-Form ist (eine sogenannte priisymplektische Form).
10.7 Allgemeine Eigenschaften von Lie-Poisson-Strukturen Die Lie-Poisson-Gleichungen. Wir beginnen mit der Formulierung der Hamiltonschen Gleichungen fur die Lie-Poisson-Klammer. Proposition 10.7.1. Sei G eine Liegruppe. Dann Lauten die Bewegungsgleichungen zu einer Hamiltonfunktion H bezuglich der (±)-Lie-PoissonKlammem auf g* (10.54)
376
10. Poissonmannigfaltigkeitcn
Beweis. Sei F E F(g*) eine beliebige Funktion. Nach der Kettenregel gilt dann dF / 6F) (10.55) ill = DF(ft) . it = \it, 6ft mit
(10.56) Da die Paarung nichtausgeartet ist und F beliebig war, folgt daraus die Behauptung. • Eine Warnung. 1m Unendlichdimensionalen ist mit g* nicht unbedingt der Dualraum von 9 im funktionalanalytischen Sinn gemeint, sondern vielmehr ein Raum, der uber eine (nichtausgeartete) Paarung dual zu gist. Auch bei der Definition von 6F /6 ft treten in diesem Fall eventuell technische Schwierigkeiten auf. Nach (10.54) ist das Hamiltonsche Vektorfeld auf g"l: zu H : g*
--t
lR durch
(10.57) . gegeben. Fur G
= SO(3) z.B. liefert (10.4) fur die Lie-Poisson-Klammer (10.58)
Eine geschichtliche Bemerkung. In Band 2 der Mecanique Analytique widmet Lagrange der Untersuchung von rotierenden mechanischen Systemen einige Aufmerksamkeit. In Gleichung A auf Seite 212 gibt er die reduzierten Lie-Poisson-Gleichungen auf SO(3) fur eine ziemlich allgemeine Lagrangefunktion an. Diese Gleichung stimmt im wesentlichen mit (10.58) uberein. Seine Herleitung verHiuft genau so, wie man sie heute fuhren wurde, durch Reduktion von der Materialdarstellung zur raumlichen Darstellung. In Formel (10.58) wird 9 mit g* identifiziert und deren Unterscheidung wird dadurch umgangen. Lagrange hat die Gleichungen jedoch so formuliert, daB sie eher wie ihr Gegenstuck auf 9 aussehen, die sogenannten Euler-PoincareGleichungen. Wir werden auf diese in Kap. 13 zu sprechen kommen und dort weitere historische Informationen angeben. Formeln in Koordinaten. 1m Endlichdimensionalen definieren wir die Strukturkonstanten C~b bezuglich einer Basis ~a, a = 1,2, ... ,l fUr gals (10.59) wobei uber d summiert wird. Die Lie-Poisson-Klammer wird dann zu
10.7 Allgemeine Eigenschaften von Lie-Poisson-Strukturen
of oK
d
{F, K}± (J.L) = ±J.Ld-;;-~Cab' UJ.La UJ.Lb
377
(10.60)
wobei J.L = J.La~a, {~a} die zu {~a} duale Basis von g* ist und tiber alle doppelt auftretenden Indizes summiert wird. Sind Fund K Komponenten von J.L, wird (10.60) zu (10.61 ) {J.La, J.Lb} ± = ±C~bJ.Ld. Die Bewegungsgleichungen zu einer Hamiltonfunktion H werden zu
. J.La =
~J.Ld
Cd
oH
(10.62)
ab~·
UJ.Lb
Po is so nab bildungen. In dem Satz zur Lie-Poisson-Reduktion in Kap. 13 werden wir zeigen, daB die durch a g f--ct T: Lg . a g (bzw. a g f--ct T: Rg . a g) definierten Abbildungen von T*G nach g~ (bzw. g'jJ Poissonabbildungen sind. 1m nachsten Kapitel werden wir zeigen, daB dies eine allgemeine Eigenschaft von Impulsabbildungen (siehe Kap, 11) ist. Nun kommen wir zu einer anderen Klasse von Poissonabbildungen, die sich ebenfalls als Impulsabbildungen herausstellen werden. Proposition 10.7.2. Seien G und H Liegruppen und g und ~ die zugehOrigen Liealgebren. Sei a : g -+ ~ eine lineare Abbildung. Die Abbildung a ist genau dann ein Homomorphismus von Liealgebren, wenn die duale Abbildung a* : ~± -+ g± eine (lineare) Poissonabbildung ist. Beweis. Seien F,K E F(g*). Urn 6(Foa*)j6J.L zu berechnen, set zen wir v = a* (J.L) und erhalten unter Verwendung der Definition der Funktionalableitung und der Kettenregel
\8:
(F 0 a*), 6J.L) = D(F 0 a*)(J.L) . 6J.L = DF(a*(J.L)) . a*(6J.L)
= (a*(6J.L),
~~) = (6J.L,
a·
~~).
(10.63)
Demzufolge gilt
~ (F 0 a*) = a . 6F. 6J.L
(10.64)
6v
Weiter ist
{Foa*,Koa*}+(J.L) = \J.L, [L(Foa*), 6:(K o a*)])
= \J.L, [a.
:~,
a·
~~]).
(10.65)
Der Ausdruck (10.65) ist aber genau dann fUr alle Fund K gleich (10.66) wenn a ein Liealgebrenhomomorphismus ist.
•
378
10. Poissonmannigfaltigkeiten
Dieser Satz kann auf den Fall a = TeO" fUr einen Liegruppenhomomorphismus 0" : G -+ H angewandt werden, wie man sieht, wenn man das Reduktionsdiagramm in Abb. 10.3 betrachtet (und sich klarmacht, daB 0" kein Diffeomorphismus sein muB).
T*O"
T;C ...- - - - - - T;(g)H
Rechtstranslationj in das neutrale Element
j Rechtstranslation in das neutrale Element
9't ...- - - - - -
~'t
Abb. 10.3. Liegruppenhomomorphismen induzieren Poissonabbildungen.
Beispiele Beispiel 10.7.1 (Die Poissonabbildung von den Impulsvariablen eines Plasmas auf die einer Fliissigkeit). Sei G die Diffeomorphismengruppe einer Mannigfaltigkeit Q und sei H die Gruppe der kanonischen Transformationen von P = T*Q. Die Topologie von Q sei derart, daB jedes lokal Hamiltonsche Vektorfeld auf T*Q global Hamiltonsch ist. 5 Die Liealgebra ~ besteht dann aus den Funktionen auf T*Q (modulo Konstanten). Ihren Dualraum identifizieren wir uber das durch das Integral bezuglich des LiouvillemaBes dq dp auf T* Q definierte L 2 -Skalarprodukt mit ihr selbst. Sei 0" : G -+ H der Gruppenhomomorphismus 7] f-7 T*7]-l und sei a = TeO" : 9 -+ ~. Wir behaupten, daB a* : F(T*Q)/JR -+ g* durch
a*(F) =
J
pf(q,p) dp
(10.67)
gegeben ist, wobei wir g* als den Raum der 1-Form-Dichten auf Q auffassen und das Integral die Integration tiber die Faser fur ein festes q E Q bezeichnet. a hebt ein auf Q gegebenes Vektorfeld X auf das auf T*Q definierte Vektorfeld XP(X). Also ist a als Abbildung von X(Q) nach F(T*Q)/TR durch X f-7 P(X) gegeben. Die dazu duale Abbildung ist durch
(a*(f),X) = (f,a(X)) = LfP(X)dqdP
= L f(q,p)p· X(q) dqdp 5
Dies gilt z.B., wenn die erste Kohomologie Hl (Q) trivial ist.
(10.68)
10.7 Allgemeine Eigenschaften von Lie-Poisson-Strukturen
379
gegeben und somit a*(F) wie behauptet durch (10.67). Beispiel 10.7.2 (Die Abbildung von den Dichten eines Plasmas auf die einer Fliissigkeit). Fasse G = F(Q) als abelsche Gruppe auf und sei (J" : G -t Diffkan(T*Q) die Abbildung, die einem cp die 'Translation entlang einer Faser durch dcp zuordnet. Eine ahnliche Rechnung wie oben liefert die Poissonabbildung
a*(f)(q) =
J
f(q,p) dp
(10.69)
von F(T*Q) nach Den(Q) = F(Q)*. Das Integral in (10.69) bezeichnet die Integration von f (q, p) entlang einer Faser zu fest em q E Q. Lineare Poissonstrukturen sind Lie-Poissonsch. Ais nachstes zeigen wir, daB die Lie-Poisson-Klammern gerade auf die linearen Poissonstrukturen fuhren. 8eien also V* und V Banachraume und sei (,) : V* x V -t lR eine schwach nichtausgeartete Paarung von V* mit V. Wir fassen Elemente von V als lineare Funktionale auf V* auf. Eine Poissonklammer auf V* wird linear genannt, wenn die Klammer zweier linearer Funktionale auf V* wieder linear ist. Diese Bedingung ist aquivalent dazu, daB der zugehorige Poissontensor B(J.L) : V -t V* linear in J.L E V* ist. Proposition 10.7.3. Sei ( ,) : V* X V -t lR eine (schwach) nichtausgeartete Paarung der Banachriiume V* und V und auf V* eine lineare Poissonklammer gegeben. Die Klammer von zwei linearen Funktionalen auf V* liege fur alle J.L E V* im Bild von (J.L, . ) (diese Bedingung ist automatisch erfullt, wenn V endlichdimensional ist). Dann ist V eine Liealgebra und die Poissonklammer auf V* die zugehOrige Lie-Poisson-Klammer.
Beweis. Zu x E V sei das Funktional x' auf V* durch x'(J.L) = (J.L,x) definiert. Nach den Voraussetzungen des 8atzes ist die Poissonklammer {x', y'} wieder ein lineares Funktional auf V* und wird durch ein Element in V reprasentiert, das wir mit [x,y], bezeichnen. Es ist also {x',y'} = [x,y]'. (Das Element [x, y] ist eindeutig, da (,) schwach nichtausgeartet ist.) Nun pruft man direkt nach, daB die so definierte Klammer [,] auf V eine Lieklammer ist. Also ist V eine Liealgebra und man rechnet dann leicht nach, daB die Poissonklammer die Lie-Poisson-Klammer fur diese Algebra ist. • Ubungen Ubung 10.7.1. 8ei (J" : 80(3) -t GL(3) die Inklusionsabbildung. Identifiziere 50(3)* = lR 3 mit der Klammer des starren Korpers und gt(3)* mit gt(3) durch (A, B) = 8p (AB T ). Berechne die induzierte Abbildung a* : gt(3) -t lR3 und zeige durch direktes Nachrechnen, daB sie eine Poissonabbildung ist.
11. Impulsabbildungen
In diesem Kapitel zeigen wir, wie man aus Symmetrien von Lagrangeschen und Hamiltonschen Systemen ErhaltungsgroBen gewinnt. Dies erfolgt nach dem Konzept der Impulsabbildung, die eine geometrische Verallgemeinerung des klassischen Impulses und Drehimpulses darstellt. Es handelt sich hierbei nicht einfach urn eine mathematische Umformulierung der Idee des allseits bekannten Noethertheorems, sondern stellt eine eigenstiindige, in der modernen geometrischen Mechanik fast iiberall auftretende Konstruktion dar, die in vielen Bereichen der Mechanik und Geometrie zu iiberraschenden Einsichten gefiihrt hat.
11.1 Kanonische Wirkungen und ihre infinitesimalen Erzeuger Kanonische Wirkungen. Sei Peine Poissonmannigfaltigkeit, G eine Liegruppe und P : G x P -+ Peine glatte Linkswirkung von G auf P durch kanonische 'Ifansformationen. Schreiben wir die Wirkung als g. Z = Pg(z), ist also P g : P -+ P, so nennen wir die Wirkung kanonisch, wenn fiir alle H,F2 E F(P) und g E G
P; {F1 ,F2 }
= {P;Fl,P;Fd
(11.1)
gilt. 1st Peine symplektische Mannigfaltigkeit mit der symplektischen Form D, so ist die Wirkung genau dann kanonisch, wenn sie symplektisch ist, also p;D = D fiir alle g E Gist. Infinitesimale Erzeuger. In Kapitel 9 iiber Liegruppen haben wir den infinitesimalen Erzeuger der Wirkung zu einem Element ~ E 9 der Liealgebra als das Vektorfeld ~p auf P definiert, das man erhiilt, wenn man die Wirkung im neutralen Element nach g in Richtung von ~ differenziert. Nach der Kettenregel folgt
~p(Z) =
dd
t
[exp(t~)· zl!
t=O
.
(11.2)
1m folgenden benotigen wir zwei allgemein giiltige Beziehungen, die beide in Kap. 9 bewiesen wurden. Die erste besagt, daB der FluB des Vektorfeldes ~p durch J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
382
11. Impulsabbildungen 'Pt =
(11.3)
([> exp ti;
gegeben ist. Die zweite ist (11.4) bzw. in differentieller Form (11.5) Die Drehgruppe. Urn diese Beziehungen zu veranschaulichen, betrachten wir die Wirkung von 80(3) auf den JR.3 durch Drehungen. Wie in Kap. 9 erklart, kann die Liealgebra so(3) von 80(3) mit dem JR.3 identifiziert werden, wobei die Lieklammer in das Kreuzprodukt ubergeht. Der infinitesimale Erzeuger von w E JR.3 ist dann WjR3
(x) = W x x = w(x).
(11.6)
Gleichung (11.4) wird somit zu
(Aw x x) = A(w x A-Ix)
(11. 7)
mit A E 80(3), wahrend (11.5) die Jacobiidentitat fUr das Vektorprodukt darstellt. Poissonsche Automorphismen. Kehren wir zum allgemeinen Fall zuruck, so erhalten wir aus (11.1) durch Differentiation nach g in Richtung von ~ (11.8) ~P[{FI' F2}] = {~P[FI], F2} + {F1' ~p[F2]}. 1m symplektischen Fall ergibt die Differentiation von £i;p[2
([>;[2
= 0,
=
[2
(11.9)
~p ist also lokal Hamiltonsch. Fur Poissonmannigfaltigkeiten nennen wir ein Vektorfeld, das (11.8) erfullt, einen infinitesimalen Poissonschen Automorphismus. 80leh ein Vektorfeld muB nicht unbedingt lokal Hamiltonsch (d.h. lokal von der Form X H ) sein. Betrachte z.B. die Poissonstruktur
{F H} = x (OF oH _ oH OF)
,
ax oy
ax oy
(11.10)
auf dem JR.2 und X = %y in einer Umgebung eines Punktes der y-Achse. Wir sind an dem Fall interessiert, in dem ~p global Hamiltonsch ist, was eine starkere Bedingung als (11.8) darstellt. Es gelte also (11.11) fur ein J(~) E F(P). 1st J(~) durch diese Gleichung schon eindeutig festgelegt? Augenscheinlich ist dies nicht der Fall, denn wenn J 1 (~) und h(~) beide (11.11) erfullen, so folgt daraus nur
11.2 Impulsabbildungen
383
wobei wir mit C(P) den Raum der Casimirfunktionen auf P bezeichnen. 1st P symplektisch und zusammenhangend, so ist J(~) durch (11.11) bis auf eine Konstante festgelegt. Ubungen Ubung 11.1.1. Uberprufe die Giiltigkeit von (11.4), also P;-l~P = (Ad g ~)p und ihrer differentiellen Form (11.5) [~p, 7]p] = - [~, 7]]p fur die Wirkung von GL( n) auf sich selbst durch Konjugation. Ubung 11.1.2. Es wirke Sl auf S2 durch Drehungen urn die z-Achse. Berechne J(~).
11.2 Impulsabbildungen Da die rechte Seite von (11.11) linear in ~ ist, konnen wir im endlichdimensionalen Fall unter Verwendung einer Basis e1, ... , er von 9 immer durch ](~) = ~a J( ea ) ein ](0 konstruieren, das linear in ~ ist und ebenfalls die Bedingung (11.11) erfullt. In der folgenden Definition der Impulsabbildung konnen wir die Linkswirkung einer Liegruppe durch eine kanonische Linkswirkung ihrer Liealgebra ~ f--t ~p ersetzen. "Kanonisch" bedeutet in diesem Zusammenhang im Fall einer Poissonmannigfaltigkeit, daB (11.8) und im Fall einer symplektischen Mannigfaltigkeit, daB (11.9) erfullt ist. (Man erinnere sich, daB fur eine Linkswirkung einer Liealgebra die Abbildung ~ E g f--t ~p E X(P) ein Liealgebrenantihomomorphismus ist.) Wir definieren also: Definition 11.2.1. Eine Liealgebra 9 wirke kanonisch (von links) auf die Poissonmannigfaltigkeit P. Es existiere eine lineare Abbildung J : 9 -+ F(P), so dajJ fur alle ~ E 9
(11.12) ist. Die durch (J(z),~)
fur alle
~ E 9
=
J(~)(z)
(11.13)
und z E P definierte Abbildung J : P -+ g* heijJt Impulsab-
bildung der Wirkung. Der Drehimpuls. Betrachte den Drehimpuls eines Teilchens im dreidimensionalen Euklidischen Raum als Funktion J (z) = q x p mit z = (q, p). Sei ~ E ]R3 und betrachte die Komponente von J in Richtung von (, also (J (z),~) = ~ . (q x p). Man pruft leicht nach, daB die Hamiltonschen G leichungen zu dieser Funktion von q und p infinitesimale Drehungen urn die ~-Achse beschreiben. Die definierende Bedingung (11.12) ist eine Verallgemeinerung dieser elementaren Eigenschaft des Drehimpulses.
384
11. Impulsabbildungen
Impulsabbildungen und Poissonklammern. Unter Verwendung der Beziehung X H [F] = {F, H} k6nnen wir (11.12) auch folgendermai3en durch die Poissonklammer ausdrucken: Fur jede Funktion F auf P und jedes ~ E g gilt
{F, J(~)} = ~p [F].
(11.14)
Gleichung (11.13) definiert einen Isomorphismus zwischen dem Raum der glatten Abbildungen J von P nach g* und dem Raum der linearen Abbildungen J von g nach F(P). Wir fassen die Menge der Funktionen J(~) als Komponenten von J auf, wobei ~ die Liealgebra g durchlauft. Wir bezeichnen mit (11.15) 1-l(P) = {Xp E X(P) I F E F(P) } die Liealgebra der Hamiltonschen Vektorfelder auf P und mit
die Liealgebra der infinitesimalen Poissonschen Automorphismen von P. Nach (11.8) gilt ~p E P(P) fUr beliebiges ~ E g. Die Angabe einer Impulsabbildung Jist demzufolge aquivalent zur Wahl einer linearen Abbildung J : g ---+ F(P), fUr die das Diagramm in Abb. 11.1 kommutativ wird.
F(P)
F f--+ XF
P(P)
~ ~'P 9
Abb. 11.1. Das kommutative Diagramm zur Definition einer Impulsabbildung.
Da sowohl ~ f--t ~p als auch F sind, erhalten wir fur ~,1] E g
f--t
Xp Liealgebrenantihomomorphismen
es gilt also die grundlegende Beziehung (11.18) Bis zu diesem Punkt haben wir uns nur mit der Definition der Impulsabbildung beschaftigt, nicht jedoch damit, wie man diese in konkreten Fallen berechnet. Wir werden diese Frage in Kap. 12 ausfuhrlich behandeln.
11.2 Impulsabbildungen
385
Auf dem obenstehenden kommutativen Diagramm aufbauend werden wir in Abschnitt §11.3 noch einen alternativen Zugang zur Definition einer Impulsabbildung besprechen, der jedoch im weiteren nicht verwendet wird. Wir werden stattdessen die fUr spatere Anwendungen wichtigsten Beziehungen herleiten. Den interessierten Leser verweisen wir auf Souriau [1970], Weinstein [1977], Abraham und Marsden [1978], Guillemin und Sternberg [1984] und Libermann und Marle [1987] fUr weitere Informationen. Einiges zur Geschichte der Impulsabbildungen. Man kann Impulsabbildungen schon im zweiten Band von Lie [1890] finden, bei dem sie im Zusammenhang mit homogenen kanonischen Transformationen auftreten und als Kontraktion der kanonischen I-Form mit dem infinitesimalen Erzeuger der Wirkung ausgedrlickt werden. Auf Seite 300 wird gezeigt, daB Impulsabbildungen kanonisch sind und auf S. 329, daB sie aquivariant bzgl. einer linearen Wirkung sind, deren Erzeuger auf S. 331 angegeben sind. Auf Seite 338 wird bewiesen, daB das Bild einer Impulsabbildung Ad* -invariant ist, wenn sie konstanten Rang hat (eine Bedingung, die in allen Arbeiten von Lie auf diesem Gebiet implizit vorausgesetzt zu sein scheint), und auf S. 343 klassifiziert er Wirkungen durch Ad* -invariante Untermannigfaltigkeiten. Wir geben nun einen Oberblick liber die moderne Entwicklung der Theorie der Impulsabbildungen auf Grundlage der Informationen und Literaturverweise, die wir von B. Kostant und J.-M. Souriau erhalten haben, fUr deren groBe Hilfe wir uns an dieser Stelle bedanken wollen. In seinen 1965 in Haverford gehaltenen Phillips-Vorlesungen (die Mitschrift wurde von Dale Husemoller angefertigt) und auf dem amerikanischjapanischen Seminar im gleichen Jahr (vgl. Kostant [1966]) fUhrte Kostant die Impulsabbildungen ein, urn einen Satz von Wang zu verallgemeinern und klassifizierte mit ihnen alle homogenen symplektischen Mannigfaltigkeiten. Dies wird heutzutage als "Satz von Kostant liber die Oberlagerung von koadjungierten Orbits" bezeichnet. Diese Vorlesungen enthielten auch schon die Schllisselidee der geometrischen Quantisierung. Souriau flihrte die Impulsabbildung 1965 in den Skripten seiner Marseille-Vorlesung ein und in veroffentlichter Form in Souriau [1966]. AbschlieBend erhielt die Impulsabbildung ihre formale Definition und die auf der physikalischen Interpretation beruhende Bezeichnung in Souriau [1967]. Souriau untersuchte ebenfalls ihre Aquivarianzeigenschaften und formulierte den Satz liber die koadjungierten Orbits. Kostant verwendete die Impulsabbildung als wesentliches Hilfsmittel in seinen Vorlesungen liber Quantisierung (vgl. z.B. Theorem 5.4.1 in Kostant [1970]) und Souriau [1970]liefert eine umfassende Darstellung in seinem Buch. Kostant und Souriau erkannten ihre Wichtigkeit im Zusammenhang mit linearen Darstellungen, was von Lie scheinbar libersehen wurde (Weinstein [1983a]). Unabhangig davon arbeitete auch A. Kirillov liber Impulsabbildungen und den Satz liber die Oberlagerung von koadjungierten Orbits, vgl. Kirillov [1976b]. Dieses Buch wurde zuerst 1972 veroffentlicht und auf S. 301 wird erwahnt, daB seine Arbeiten zum Klassifikationssatz schon flinf
386
11. Impulsabbildungen
Jahre zuruckliegen. Die moderne Formulierung der Theorie der Impulsabbildungen wurde im Zusammenhang mit der klassischen Mechanik von Smale [1970] entwickelt, der sie ausgiebig in seiner topologischen Behandlung des ebenen N-Korper-Problems anwendet. Marsden und Weinstein [1974] und andere Autoren nutzten bald die Fulle der moglichen Anwendungen dieser Ideen.
Ubungen Ubung 11.2.1. Zeige, daB die Hamiltonschen Gleichungen zu der Funktion (J (z),~) = ~ . (q x p) die infinitesimalen Erzeuger von Drehungen urn die ~-Achse beschreiben. Ubung 11.2.2. Zeige, daB fur den Drehimpuls J([~, 1]]) = {J(~), J(1])} gilt. Ubung 11.2.3. (a) Sei Peine symplektische Mannigfaltigkeit, G eine Liegruppe, die kanonisch auf P wirkt, J : P ---+ g* die zugehOrige Impulsabbildung und Seine symplektische Untermannigfaltigkeit von P, die invariant unter der Wirkung von Gist. Zeige, daB die Wirkung von G auf Seine durch Jis gegebene Impulsabbildung besitzt. (b) Finde eine Verallgemeinerung von (a) fUr den Fall, daB Peine allgemeine Poissonmannigfaltigkeit und Seine immersierte G-invariante Unterpoissonmannigfaltigkeit ist.
11.3 Eine algebraische Definition der Impulsabbildung Dieser Abschnitt stellt einen alternativen Zugang zu den Impulsabbi1dungen vor und kann beim erst en Lesen ubersprungen werden. 1 Ausgangspunkt ist das kommutative Diagramm in Abb. 11.1 und die Beobachtung, daB die fo1gende Sequenz exakt ist, (d.h., daB das Bi1d einer jeden Abbildung der Kern der folgenden ist):
o ---+
C(P) ~ F(P) ~ P(P) ~ P(P)/1i(P) ---+ O.
Hierbei ist i die Inklusionsabbildung,
7r
die Projektion, H(F)
= X F , und
H(P) bezeichnet die Liealgebra der global Hamiltonschen Vektorfelder auf P. Wir wollen nun Bedingungen finden, unter denen eine Linkswirkung einer Liealgebra, also ein Antihomomorphismus p : 9 ---+ P(P), durch H von einer 1inearen Abbi1dung J : 9 ---+ F(P) herruhrt. Wie wir schon gesehen haben ist 1
Wir set zen in diesem Abschnitt einige Kenntnisse in Topologie und ein wenig mehr Lietheorie voraus, als wir behandelt haben. Nichts davon wird im weiteren benotigt werden.
11.3 Eine algebraische Definition der Impulsabbildung
387
dies aquivalent dazu, daB J eine Impulsabbildung ist. (Die Forderung, daB J ein Liealgebrenhomomorphismus ist, wird spater erlautert werden.) 1st H 0 J = p, so folgt 7r 0 P = 7r 0 H 0 J = O. 1st umgekehrt 7r 0 P = 0, so gilt p(g) c H(P), also gibt es eine lineare Abbildung J : 9 -+ F(P), so daB H 0 J = P ist. Also ist es die Eigenschaft 7r 0 P = 0, die der Existenz von J im Weg steht. Wenn P symplektisch ist, so stimmt P(P) mit der Liealgebra der lokal Hamiltonschen Vektorfelder uberein und P(P)/H(P) ist demzufolge isomorph zur erst en Kohomologie H l (P), aufgefaBt als abelsche Gruppe. 1m symplektischen Fall ist also genau dann 7r 0 P = 0, wenn die induzierte Abbildung p' : g/ [g, g] -+ Hi (P) verschwindet. Hier ist eine Liste von Fallen, in denen 7r 0 P = 0 ist: (i) P ist symplektisch und g/[g, g] = O. Nach dem erst en Lemma von Whitehead ist dies erfullt, wenn 9 halbeinfach ist (vgl. Jacobson [1962] und Guillemin und Sternberg [1984]). (ii) P(P)/H(P) = O. Wenn P symplektisch ist, ist dies aquivalent dazu, daB die erste Kohomologie Hi (P) verschwindet. (iii) P ist exakt symplektisch, es gilt also unter der Wirkung von g, es gilt also
[l
= -d8, und 8 ist invariant (11.19)
Fall 3 tritt zum Beispiel auf, wenn P = T*Q und die Wirkung ein Lift ist. In diesem Fall gibt es eine explizite Formel fur die Impulsabbildung. Aus (11.20)
folgt (11.21)
das innere Produkt von ~p mit 8 erfiillt also (11.12), und die 1mpulsabbildung J : P -+ g* ist so mit durch (J(z),~)
= (il;p8) (z)
(11.22)
gegeben. Schreiben wir in Koordinaten 8 = Pi dqi und definieren Aja und Baj durch (11.23)
wird (11.22) zu (11.24)
Das folgende Beispiel zeigt, daB p' nicht immer verschwindet. Betrachte den Phasenraum P = 8 1 X 8 1 mit der symplektischen Form [l = d(h /\ d(h, die Liealgebra 9 = ]R2 und die Wirkung
388
11. Impulsabbildungen {)
P(XI' X2)
{)
= Xl 8fh + X2 {)()2 .
(11.25)
In diesem Fall ist [g, g] = 0 und p' : ffi.2 -+ HI (8 1 X 8 1 ) ein Isomorphismus, wie man leicht nachpruft.
11.4 Impulsabbildungen als ErhaltungsgroBen Ein Grund fur die Bedeutung der Impulsabbildungen in der Mechanik ist die Tatsache, daB sie ErhaltungsgroBen sind:
Satz 11.4.1. [Hamiltonsche Version des NoethertheoremsJ 8ei J : P -+ g* eine Impulsabbildung fur eine kanonische Wirkung der Liealgebra 9 auf die Poissonmannigfaltigkeit P und H E F(P) eine g-invariante Hamiltonfunktion, es gelte also ~p [H] = 0 fur alle ~ E g. Dann ist J eine Konstante der Bewegung zu H, d.h., es gilt
J
0
CPt = J,
wobei CPt der FlufJ von X H ist. Ruhrt die Liealgebrenwirkung von der kanonischen Linkswirkung
Beweis. Aufgrund der Bedingung ~p [H] = 0 verschwindet die Poissonklammer von H mit J(~), der Hamiltonfunktion fur ~p, es ist ala {J(~), H} = O. Daraus folgt, daB J(~) fur jedes Liealgebrenelement ~ eine ErhaltungsgroBe entlang des Flusses von X H ist. Dies bedeutet, daB die Werte der zugehorigen g* -wertigen Impulsabbildung J erhalten bleiben. Die letzte Behauptung des Satzes ergibt sich durch Differentiation der Bedingung H 0
Beispiele Beispiel 11.4.1 (Die Hamiltonfunktion). Betrachte die ffi.-Wirkung des Flusses eines vollstandigen Hamiltonschen Vektorfeldes XH auf einer Poissonmannigfaltigkeit P. Dann ist Heine zugehOrige Impulsabbildung J : P -+ ffi. (wobei wir ffi.* wie ublich mit ffi. identifizieren).
Beispiel 11.4.2 (Der Impuls). In §6.4 haben wir das N-Teilchensystem besprochen sowie den Kotangentiallift der Wirkung von ffi.3 auf ffi.3N (durch Translation in jedem Faktor) auf das Kotangentialbundel T*ffi.3N ~ ffi.6N, der durch
1l.4 Impulsabbildungen als ErhaltungsgroBen
x· (qi, pj)
= (qj + x, pj),
j
= 1, ... , N
389
(11.26)
gegeben ist. Wir zeigen nun, daB diese Wirkung eine lmpulsabbildung besitzt und berechnen sie anhand der Definition. 1m nachsten Kapitel werden wir sie einfacher unter Verwendung der dann entwickelten Methoden berechnen. Sei ~ E 9 = ]R3. Der infinitesimale Erzeuger ~p ist in einem Punkt (%, pj) E ]R6N = P durch die Ableitung von (11.26) nach x in Richtung von ~ gegeben: (11.27) Auf der anderen Seite besitzt nach der Definition der kanonischen symplektischen Struktur D auf P jede in Frage kommende Abbildung J(~) ein Hamiltonsches Vektorfeld, das durch j
_
XJ(~)(qj,p) gegeben ist. Aus
XJ(~) = ~p
(8J(~)
8J(0)
(11.28)
8pj ,- 8qj
folgt dann
1:::; j:::;
N.
(11.29)
lntegriert man diese Gleichungen, wobei man die Integrationskonstanten zu Null wahlt, damit J linear wird, erhalt man N
also
J(qj,pj) = Lpj.
(11.30)
j=1
Diesen Ausdruck nennt man den Gesamtimpuls des N-Teilchensystems. Fur dieses Beispiel kann das Noethertheorem folgendermaBen direkt abgeleitet werden. Man bezeichne mit Ja., q'j und P!c. die o:-te Komponente von J, qj und pj, 0: = 1,2,3. Zu einer gegebenen Hamiltonfunktion H erhalten wir aus den Hamiltongleichungen fUr die Evolution des N - Teilchensystems (11.31) Die Klammer auf der rechten Seite der Gleichung ist ein Operator, der die Veranderung der skalaren Funktion Hunter einer raumlichen Translation angibt, also unter der Wirkung der Translationsgruppe ]R3 auf jede der N Koordinatenrichtungen. Offensichtlich bleibt Ja. erhalten, wenn H translationsinvariant ist, was gerade die Behauptung des Noethertheorems ist. Beispiel 11.4.3 (Der Drehimpuls). Betrachte die durch
390
11. Impulsabbildungen
berechnen diese. Fur (q, v) E TqIR3 gilt zunachst Tq
(A. (q,p) , (Aq, v)) = ((q,p) ,A-I. (Aq, v))
= (p, A-IV) = (Ap, v) = ((Aq, Ap), (Aq, v)), also gilt
A· (q,p) = (Aq,Ap).
(11.32)
Leiten wir dies nach A ab, erhalten wir fUr den infinitesimalen Erzeuger zu ~
= wE 50(3)
wp(q,p) =
(~q,~p)
= (w x q,w x p).
(11.33)
Urn die Impulsabbildung zu finden, suchen wir wie im vorhergehenden Beispiel eine in ~ lineare Lasung J(O der Gleichungen
8~~~)
=
~q
und
_
8~~0
=
~p.
(11.34)
Eine solche Lasung ist durch J(~)( q,
p) =
(~q)
. p = (w x q) . p = (q x p) . w
gegeben. Als Impulsabbildung erhalten wir
J(q,p) = q x p.
(11.35)
Gleichung (11.35) ist naturlich die ubliche Gleichung fUr den Drehimpuls eines Teilchens. In diesem Fall folgt aus dem Noethertheorem, daB fur eine unter Drehungen invariante Hamiltonfunktion die drei Komponenten von J Konstanten der Bewegung sind. Dieses Beispiel kann wie folgt verallgemeinert werden:
Beispiel 11.4.4 (Der Impuls fUr Matrixgruppen). Sei G C GL(n,IR) eine Untergruppe der allgemeinen linearen Gruppe des IRn. G wirke auf den IR n durch Matrizenmultiplikation von links, also durch A (q) = Aq. Wie im vorhergehenden Beispiel ist die auf P = T*IRn induzierte Wirkung durch (11.36) gegeben und der infinitesimale Erzeuger zu ~p(q,p)
~ E
g durch
= (~q,-ep)·
Urn die Impulsabbildung zu finden, lasen wir die Gleichungen
(11.37)
11.4 Impulsabbildungen als ErhaltungsgroBen
oJ(() _ Op
C
-<"q
Eine Lasung ist durch J(O(q,p)
un
d
oJ(O _
oq
CT
-<" p.
391
(11.38)
= ((q). p gegeben, es gilt also
(J(q,p),() = ((q). p.
(11.39)
1m Fall n = 3 und G = SO(3) ist (11.39) aquivalent zu (11.35). In Koordinaten gilt ((q) . P = (iiqipi und somit
Identifizieren wir 9 und g* liber (A,B) = Sp(ABT), so ist J(q,p) die Projektion der Matrix qipi auf den Untervektorraum g. Beispiel 11.4.5 (Der kanonische Impuls auf g*). Die Liegruppe G mit der Liealgebra 9 wirke durch die koadjungierte Wirkung auf g*, ausgestattet mit der (±)-Lie-Poisson-Struktur. Da Adg-l : 9 ---+ 9 ein Liealgebrenisomorphismus ist, ist die duale Abbildung Ad;-l : g* ---+ g* nach Proposition 10.7.2 kanonisch. Wir wollen dies auch direkt beweisen. Zuniichst berechnet man (11.40)
woraus folgt, daB
gilt. Also ist die koadjungierte Wirkung von G auf g* kanonisch. Aus Proposition 10.7.1 folgt, daB das Hamiltonsche Vektorfeld zu H E F(g*) durch (11.41 )
gegeben ist. Da der infinitesimale Erzeuger der koadjungierten Wirkung zu = -ad~ gegeben ist, muB die Impulsabbildung der koadjungierten Wirkung (falls sie existiert) die Gleichung
( E 9 durch (g*
(11.42)
392
11. Impulsabbildungen
fUr jedes /-l E g* erfUllen, also J(f.)(/-l) =
± (/-l, f.) und somit
J = ± Id g *
(11.43)
gelten. Beispiel 11.4.6 (Die duale Abbildung eines Liealgebrenhomomorphismus). Die Poissonabbildung von den Impulsvariablen eines Plasmas auf die einer Flussigkeit und die Mittelung uber eine Symmetriegruppe einer Flussigkeitsstromung sind duale Abbildungen zu Liealgebrenhomomorphismen und stellen interessante Beispiele von Poissonabbildungen dar (vgl. §1.7). Wir wollen nun zeigen, daB aIle diese Abbildungen Impulsabbildungen sind. Sind H und G Liegruppen, A : H -+ G ein Liegruppenhomomorphismus und a : I:J -+ g der induzierte Liealgebrenhomomorphismus, so ist dessen duale Abbildung a* : g* -+ I:J* eine Poissonabbildung. Wir behaupten, daB a* daruber hinaus eine Impulsabbildung ist. Betrachte dazu die durch
gegebene Wirkung von H auf g't, es gelte also (11.44)
Differenzieren wir (11.44) nach h im Punkt e in Richtung von 'T/ E I:J, so erhalten wir fur den infinitesimalen Erzeuger ('T/g* (/-l), f.) = - (/-l, ad a (1J)
f.)
= - \
ad~(1J) /-l, f.) .
(11.45)
Mit J(/-l) = a*(/-l) gilt dann (11.46)
und wir erhalten
8J('T/) _ () ----r;;- a 'T/ ,
auf g't gilt also (11.47) und die Behauptung ist gezeigt. Beispiel 11.4.7 (Impulsabbildungen fUr Unteralgebren). Sei J g : P -+ g* eine Impulsabbildung einer kanonischen Linkswirkung der Liealgebra g auf eine Poissonmannigfaltigkeit P und I:J C g eine Unteralgebra. Dann wirkt I:J ebenfalls kanonisch auf P und diese Wirkung besitzt eine Impulsabbildung J ~ : P -+ I:J*, die durch
11.4 Impulsabbildungen als ErhaltungsgroBen
Jl)(Z)
Jg(z)lfJ
=
393
(11.48)
gegeben ist, denn fur TJ E fJ gilt TJp = XJ g (7))' da die Wirkung von 9 die Impulsabbildung J g besitzt und TJ E gist. Demzufolge definiert Jl)(TJ) = Jg(TJ) fUr aIle TJ E fJ die induziertc fJ-Impulsabbildung auf P. Dies ist aquivalent zu
(Jl)(Z), TJ) = (Jg(z), TJ) fur aIle
Z
E P und
TJ E g, womit (11.48) gezeigt ist.
Beispiel 11.4.8 (Impulsabbildungen fiir projektive Darstellungen). Dieses Beispiel behandelt die Impulsabbildung fUr die Wirkung einer endlichdimensionalen Liegruppe G auf einen projektiven Raum, die von einer unitaren DarsteIlung auf dem zugrundeliegenden Hilbertraum induziert wird. In §5.3 wurde gezeigt, daB die unit are Gruppe U(H) symplektisch auf lP'H wirkt. Aufgrund der Schwierigkeiten mit der Definition der Liealgebra von U(H) (vgl. Bsp. (9.3.18)) k6nnen wir die Impulsabbildung nicht fUr die ganze unit are Gruppe definieren. Sei p : G -+ U(H) also eine unitare DarsteIlung von G. Wir k6nnen die infinitesimale Wirkung ihrer Liealgebra 9 auf lP'Vc, dem wesentlichen G-glatten Anteil von lP'H, durch
(11.49) definieren, wobei der infinitesimale Erzeuger A(~) in §9.3 definiert wurde, ['lfiJ E lP'Vc ist und 7f : H\ {O} -+ lP'H die Projektion bezeichnet. Sei <.p E (C'lfi)J. und 11'lfi11 = 1. Wegen A(~)'lfi - (A(~)'lfi, 'lfi)'lfi E (C'lfi)J. gilt (ie~1iD)(T,p7f(<.p))
= -2liIm(A(O'lfi - (A(~)'lfi,'lfi)'lfi,<.p) = -2lilm(A(~)'lfi, <.p).
Definiert man andererseits J : lP'Vc -+ g* durch (11.50) so ergibt eine kurze Rechnung fur <.p E
(C'lfi)J. und 11'lfi11 = 1
d(J(O)(['lfi])(T,p7f(<.p)) =
=
!
J(O(['lfi + t<.p])lt=o
-2liIm(A(~)'lfi,
<.p).
Dies zeigt, daB die in (11.50) definierte Abbildung J eine Impulsabbildung der Wirkung von G auf lP'H ist. Wir weisen darauf hin, daB diese Impulsabbildung nur auf einer dichten Teilmenge der symplektischen Mannigfaltigkeit definiert ist. Man beachte, daB ein ahnlicher Effekt in der Diskussion des Drehimpulses in der Quantenmechanik in §3.3 auftrat.
394
11. Impulsabbildungen
Ubungen Ubung 11.4.1. Zeige, daB J = (IZlI2 - IZ212)/2 eine Impulsabbildung fur die durch ei8 (zl,Z2) = (ei8z1,e-i8z2)
gegebene Wirkung von Sl auf ((:2 ist. Zeige, daB die durch (10.33) gegebene Hamiltonfunktion unter der Wirkung von Sl invariant ist und somit Satz 11.4.1 angewandt werden kann. Ubung 11.4.2 (Von Untergruppen induzierte Impulsabbildungen). Betrachte eine Poissonsche Wirkung einer Liegruppe G auf eine Poissonmannigfaltigkeit P mit einer Impulsabbildung J. Sei Heine Unterliegruppe von G, i : I) -t g die Inklusionsabbildung der zugehOrigen Liealgebren und i* : g* -t 1)* die duale Abbildung. Uberpriife, daB die induzierte Wirkung von H auf Peine durch K = i* 0 J gegebene Impulsabbildung besitzt, d.h., daB K = JII) gilt. Ubung 11.4.3 (Die Euklidische Gruppe der Ebene). Die spezielle Euklidische Gruppe SE(2) besteht aus allen Transformationen des ~2 der Form Az + a, wobei z, a E ~2 und A E SO(2), also von der Form
A=
[C?S e- sin e] sme cose
(11.51 )
ist. Diese Gruppe ist dreidimensional und die Gruppenoperation durch (A, a) . (B, b) = (AB, Ab + a)
(11.52)
gegeben, das neutrale Element ist (rd, 0) und die Inversion durch (A, a)-l = (A-I, -A-1a) . Wir betrachten die durch (A, a) . z = Az + a gegebene Wirkung von SE(2) auf den ~2. Seien z = (q,p) Koordinaten auf ~2. Wegen detA = 1 erhalten wir p(A,a)(dq /\ dp) = dq /\ dp, SE(2) wirkt also kanonisch auf die symplektische Mannigfaltigkeit ~2. Zeige, daB J(q,p) (_~(q2 + p2),p, _q) eine Impulsabbildung fUr diese Wirkung ist.
11.5 Aquivarianz von Impulsabbildungen Infinitesimale Aquivarianz. Kehren wir zu dem kommutativen Diagramm in §11.2 und den Beziehungen (11.17) zuruck. Da zwei der in dem Diagramm auftretenden Abbildungen Liealgebrenantihomomorphismen sind, liegt die Frage nahe, ob J ein Liealgebrenhomomorphismus ist. Man kann diese Frage auch auf eine andere, aquivalente Weise stellen. Beachte dazu zunachst, daB wegen XJ[(,ry] = X{J(~),J(ry)}
11.5 Aquivarianz von Impulsabbildungen
395
eine Casimirfunktion auf P und somit konstant auf jedem symplektischen Blatt von P ist. Als eine Funktion auf 9 x 9 mit Werten in dem Vektorraum C(P) der Casimirfunktionen auf P ist E bilinear, antisymmetrisch und erfullt fur aIle ~,7], ( E 9 die Gleichung E(~, [7], (])
+ E(7], [(, W+ E((, [~, 7]]) = O.
(11.53)
E ist also ein C(P)-wertiger 2-Kozykel von g, vgl. Souriau [1970] und Guillemin und Sternberg [1984, S. 170] fur weitere Informationen. Nun lautet die Frage, ob E(~, 7]) = 0 fUr aIle ~,7] E 9 gilt. Dies ist im allgemeinen nicht der Fall, daher wollen wir nun mehr uber diese Invariante erfahren. Wir werden eine hierzu aquivalente Bedingung dafur herleiten, daB J: 9 -+ F(P) ein Liealgebrenhomomorphismus ist, daB also E = 0 gilt, oder aquivalent dazu, daB die folgenden Vertauschungsrelationen erfUllt sind: J([~, 7]])
=
{J(~),
J(7])}.
(11.54)
Leiten wir (11.13) nach z in Richtung von V z E TzP ab, erhalten wir (11.55) fUr aIle z E P,
VZ
{J(~),
E
TzP und
~ E
g. Also gilt fUr
J(7])} (z) = XJ(1))
= (TzJ·
[J(~)]
C 7] E 9
(z) = d(J(O)(z) . XJ(1))(z)
XJ(1))(z),~)
= (TzJ·
7]p(z),~).
(11.56)
(ad; J (z),~)
(11.57)
Beachte, daB J([~, 7]])(z)
= (J (z),
[~, 7]])
= - (J (z), ad1)~) = -
gilt. Also ist J genau dann ein Liealgebrenhomomorphismus, wenn fUr aIle 7]Eg
(11.58) ist. Demzufolge sind (11.54) und (11.58) aquivalent. Impulsabbildungen, die (11.54) (oder (11.58)) erfullen, werden infinitesimal iiquivariante Impulsabbildungen genannt. Kanonische (Links- )Wirkungen einer Liealgebra, die infinitesimal aquivariante Impulsabbildungen besitzen, heiBen Hamiltonsche Wirkungen. Mit diesen Bezeichnungen konnen wir das oben Bewiesene in folgendem Satz zusammenfassen:
Satz 11.5.1. Eine kanonisehe Linkswirkung einer Liealgebra ist genau dann Hamiltonseh, wenn es einen Liealgebrenhomomorphismus 'ljJ : 9 -+ F(P) gibt, fur den X,p(f;,) = ~p fur alle ~ E 9 gilt. Existiert soleh ein 'ljJ, ist dureh J = 'ljJ eine infinitesimal aquivariante Impulsabbildung J gegeben. 1st umgekehrt J infinitesimal aquivariant, konnen wir 'ljJ = J wahlen.
396
11. Impulsabbildungen
Aquivarianz. Wir wollen nun die Bezeichnung "infinitesimal aquivariante Impulsabbildung" rechtfertigen. Betrachte eine kanonische Linkswirkung der Liealgebra 9 auf P, die von einer kanonischen Linkswirkung der Liegruppe G auf P induziert wird, wobei 9 die Liealgebra von Gist. Wir nennen J iiquivariant, wenn fUr alle g E G
Ad;-l
0
J
= J 0 tP g ,
(11.59)
also das Diagramm in Abb. 11.2 kommutativ ist.
P
P
J
g*
J
Abb. 11.2. Aquivarianz von Impulsabbildungen.
Die Aquivarianz der Impulsabbildung konnen wir auch durch die Beziehung
J(Ad g O(g· z) =
J(~)(z)
(11.60)
fur aIle g E G, ~ E 9 und z E P ausdrucken. Eine kanonische (Links-)Wirkung einer Liegruppe heiBt global Hamiltonsch, wenn sie eine aquivariante Impulsabbildung besitzt. Leiten wir (11.59) nach g im Punkt g = e in Richtung von TJ E gab, so sehen wir, daB aus der .Aquivarianz die infinitesimale .Aquivarianz folgt. Wir werden in Kurze zeigen, daB man in allen vorhergehenden Beispiele (auBer dem in Ubung 11.4.3) aquivariante Impulsabbildungen findet. Ein anderer interessanter Fall tritt in der Yang-Mills-Theorie auf, wo der 2-Kozykel Emit der Anomalie zusammenhangt (vgl. Bao und Nair [1985] und die dortigen Verweise). Die umgekehrte Frage, in welchem Fall aus der infinitesimalen Aquivarianz die Aquivarianz folgt, wird in §12.4 behandelt. Impulsabbildungen fUr kompakte Gruppen. 1m nachsten Kapitel werden wir sehen, daB viele in Beispielen auftretende Impulsabbildungen aquivariant sind. Der folgende Satz zeigt, daB man eine Impulsabbildung im FaIle einer kompakten Gruppe immer aquivariant wahlen kann. 2 Satz 11.5.2. Sei G eine kompakte Liegruppe, die auf kanonische Weise auf die Poissonmannigfaltigkeit P wirkt und die Impulsabbildung J : P ---t g* 2
Ein relativ allgemeiner Zusammenhang, in dem nichtaquivariante Impulsabbildungen unumganglich sind, wird in Marsden, Misiolek, Perlmutter und Ratiu [1998] behandelt.
11.5 Aquivarianz von Impulsabbildungen
397
besitzt. Dann kann J durch Addition eines Elements von L(g,C(P)) so veriindert werden, dafJ die entstehende Abbildung eine iiquivariante Impulsabbildung ist. 1st P symplektisch, so kann J insbesondere durch die Addition eines Elementes von g* auf jeder Zusammenhangskomponente so veriindert werden, dafJ die entstehende Abbildung eine iiquivariante Impulsabbildung ist. Beweis. Fur jedes 9 E G definieren wir Jg(z) = Ad;_lJ(g-l.z), was aquivalent zu Jg(O = J(Adg-l~) Oif>g-l ist. Dann ist Jg ebenfalls eine Impulsabbildung fur die Wirkung von G auf P. 1st namlich z E P, ~ E g und F : P -+ JR, so gilt
{F, Jg(~)}(z)
= -dJg(~)(z)
. XF(z)
= -dJ(Adg_l~)(g-l . z) . Tzif>g-l . XF(z) = -dJ(Adg-l~)(g-l. = -dJ(Adg_l~)(g-l
z)· (if>;XF)(g-l. z)
. z) . Xq;~F(g-l . z)
= {if>;F, J(Adg_l~)}(g-l . z) = (Adg-l~)p[if>;F](g-l . z)
z) {F, J(~)}(z).
= (if>;~p)[if>;F](g-l. =
dF(z) . ~p(z)
=
Es folgt {F, Jg(~) - J(~)} = 0 fur aIle F : P -+ JR, und Jg(~) - J(~) ist somit fur jedes 9 E G und ~ E g eine Casimirfunktion auf P. Definiere nun
(J) =
fa
Jg dg,
wobei dg das Haarmafi auf G bezeichnet, das wir so normalisieren, dafi das Gesamtvolumen von G auf 1 normiert ist. Anders ausgedruckt besagt diese Definition, daB
(J)(~) =
fa Jg(~)
dg
fur jedes ~ E g gilt. Mit der Linearitat der Poissonklammer in jedem Eingang folgt
{F,
(J)(~)} =
fa
{F, Jg(~)} dg =
fa
{F, J(~)} dg = {F, J(~)}.
Also ist (J) ebenfalls eine Impulsabbildung fiir die Wirkung von G auf P und (J)(~) - J(~) ist fur jedes ~ E g eine Casimirfunktion auf P, es gilt also (J) - J E L(g,C(P)). AuBerdem ist die Impulsabbildung (J) aquivariant, denn aus
398
11. Impulsabbildungen
folgt unter Verwendung der Ttanslations- und Inversionsinvarianz des HaarmaBes auf G, daB fUr jedes h E G mit der Substitution g = hk in der dritten Gleichheit
(J)(h. z) =
fa
Adh_lJh-1g(z) dg = Adh-,
= Adh-,
fa
fa
Jh-'g(z) dg
Jk(z) dk = Adh-, (J)(z).
(11.61)
• Ubungen Ubung 11.5.1. Zeige, daB die durch (x, y, z) 52 --+ IR eine Impulsabbildung ist.
f-t
z gegebene Abbildung J :
Ubung 11.5.2. Zeige direkt, daB der Drehimpuls eine aquivariante Impulsabbildung ist, wahrend die Impulsabbildung in Ubung 11.4.3 nicht aquivariant ist. Ubung 11.5.3. Zeige, daB die durch (11.22) gegebene Impulsabbildung
aquivariant ist. Ubung 11.5.4. Sei V (n, k) der Vektorraum der komplexen (n x k)- Matrizen (n Zeilen, k Spalten). Zu A E V(n, k) bezeichnen wir mit At die zugehOrige hermitesch adjungierte (transponierte und komplex konjugierte) Matrix.
(i) Zeige, daB
(A, B) = Sp (ABt)
ein Hermitesches inneres Produkt auf V(n, k) definiert. (ii) Folgere daraus durch Angabe einer symplektischen Form, daB V(n, k) ein symplektischer Vektorraum ist. (iii) Zeige, daB die Wirkung (U, V)· A
= UAV- 1
von U(n) x U(k) auf V(n, k) kanonisch ist. (iv) Berechne die infinitesimalen Erzeuger dieser Wirkung.
11.5 Aquivarianz von Impulsabbildungen
399
(v) Zeige, daB die durch
definierte Abbildung J : V(n, k) -+ u(n)* x u(k)* eine Impulsabbildung dieser Wirkung ist. Identifiziere nun u(n)* mit u(n) tiber die Paarung
(6,6) = -Re[Sp (66)] = -Sp (66), und analog auch u(k)* J(A)
~
=
u(k). Folgere dann
1 . 2(-~AAt,AtA) E u(n) x u(k).
(vi) Zeige, daB J aquivariant ist.
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
1m letzten Kapitel haben wir die allgemeine Theorie der Impulsabbildungen behandelt. In diesem entwickeln wir Techniken, urn sie explizit zu berechnen. Einer der wichtigsten Falle ist der, in dem wir eine Gruppenwirkung auf ein Kotangentialbundel untersuchen, die durch einen Kotangentiallift von einer Wirkung auf die Basis induziert ist. Solche Transformationen heiBen erweiterte Punkttmnsformationen. Wir werden fUr diesen Fall eine explizite Formel fur die Impulsabbildung herleiten und zeigen, daB sie immer aquivariant ist. Viele der in praktischen Anwendungen und Beispielen auftretenden Impulsabbildungen sind von diesem Typ.
12.1 Impulsabbildungen auf Kotangentialbiindeln Impulsfunktionen. Wir beginnen mit der Definition einer Abbildung P : X(Q) -+ F(T*Q), die Vektorfeldern auf einer Mannigfaltigkeit Q Funktionen auf dem zugehOrigen Kotangentialbundel zuordnet. Wir set zen dazu fur q E Q und Cl: q E T;Q
Mit (,) bezeichnen wir hier die Paarung zwischen Kovektoren Vektoren. Wir nennen P(X) die Impulsfunktion zu X. In Koordinaten ergibt sich
Cl:
E T;Q und
(12.1)
Definition 12.1.1. Sei Q eine Mannigfaltigkeit. Dann bezeichnen wir mit £(T*Q) den Raum der glatten Funktionen F : T*Q -+ ffi., die auf den Fasem von T* Q linear sind.
1m endlichdimensionalen Fall konnen wir in Koordinaten die Funktionen F, HE £(T*Q) als n
n
i=l
i=l
J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
402
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
mit geeigneten Funktionen Xi und yi schreiben. Die kanonische Poissonklammer {F, H} ist wieder linear auf den Fasern: Mit Summation tiber wiederholte Indizes ist
_ 8F 8H 8H 8F _ 8X i k j {F,H}(q,p)--8·-8 --8·-8 - - 8·Pi Y 6k qJ Pj qJ Pj qJ
8yi qJ
. PiX -8-
k
j 6k
und somit gilt (12.2) Also ist C(T*Q) eine Unterliealgebra von F(T*Q). Ist Q unendlichdimensional, kann man einen ahnlichen Beweis fUhren, der kanonische Kotangentialbtindelkarten verwendet. Lemma 12.1.1. Die Liealgebren
(i) (X( Q), [,]) der Vektorfelder auf Q und (ii) die der Hamiltonschen Vektorfelder X F auf T*Q mit F E C(T*Q) sind isomorph. AufJerdem sind beide antiisomorph zu (C(T*Q), {,}). Insbesondere gilt
{P(X), P(Y)} = -P([X, Y]).
(12.3)
Beweis. Da P(X) : T*Q ---+ IR linear auf den Fasern ist, bildet P die Vektorfelder X( Q) auf C(T*Q) abo Die Abbildung P ist linear und erfUllt (12.3), da aus
folgt, daB
8Xi . 8y i .) -P([X, Y]) = ( 8qj yJ - 8qj XJ Pi
ist, was nach (12.2) mit {P(X), P(Y)} tibereinstimmt. (Wir tiberlassen die Ausarbeitung des Beweises fUr den unendlichdimensionalen Fall dem Leser.) Ferner folgt aus P(X) = 0 mit dem Satz von Hahn-Banach, daB auch X = 0 gilt. SchlieBlich k6nnen wir zu jedem F E C(T*Q) (vorausgesetzt, X(Q) ist reflexiv) X(F) E X(Q) durch
(a q , X(F)(q)) = F(a q ) ftir alle a q E T;Q definieren. Dann ist P(X(F)) = Fund P ist auch surjektiv, womit gezeigt ist, daB (X( Q), [,]) und (C(T*Q), { , }) antiisomorphe Liealgebren sind. Die Abbildung F f-t X F ist nach (5.25) ein Liealgebrenantihomomorphismus von der Algebra (C(T*Q), {,}) nach ({ X F I F E C(T*Q) }, [,]). Diese Abbildung ist nach ihrer Definition surjektiv. Ist zusatzlich X F = 0, so ist F konstant auf T*Q. Da Faber linear auf den Fasern ist, muB F konstant Null scin. •
12.1 Impulsabbildungen auf Kotangentialbtindeln
403
In der Quantenmechanik wird der Impulsfunktion P(X) nach der Dimcregel der Differentialoperator
X= ~xj~ i
(12.4)
8qJ
zugeordnet (Dirac[1930, Absch. 21 und 22]). Definieren wir Px liefert (12.3) ih{Px, Py}
= ih{P(X), P(Y)} = -ihP([X, Y]) = p[X,Yj'
P(X), (12.5)
Man kann (12.5) noch erweitern, indem man Lifts von Funktionen auf E F(Q) sei j* = f 0 1fQ, wobei 1fQ : T*Q --t Q die Projektion auf den FuBpunkt bezeichnet. j* ist also konstant auf den Fasern. Damit ergibt sich {j*,g*} = 0 (12.6)
Q hinzunimmt. Zu f
und {f*, P(X)}
= XU]·
(12.7)
Der Hamiltonsche FluB !.pt von X f* ist die Fasertranslation mit -t df, d.h. die Abbildung (q,p) r--t (q,p - tdf(q)). Der Hamiltonsche FluB einer Impulsfunktion. ist durch die folgende Proposition gegeben:
Der FluB von Xp(X)
Proposition 12.1.1. 1st!.pt der FlufJ von X E X(Q), so ist T*!.p_t der FlufJ von Xp(X) auf T*Q. Beweis. Bezeichnen wir mit 1fQ : T*Q --t Q die kanonische Projektion, so erhalten wir durch Differentiation der Beziehung 1fQ 0 T* !.p-t = !.pt 01fQ bei t
=
0 die Gleichung T1fQ
0
Y
= X 0 1fQ
(12.8) (12.9)
mit (12.10) Also ist T*!.p_t der FluB von Y. Da T*!.p_t die kanonische I-Form 8 aufT*Q erhalt, ist £y8 = 0 und daher iyf?
= -iy d8 = diy 8.
(12.11)
Nach der Definition der kanonischen I-Form ist i y 6>(a q )
= (6)(a q ), Y(a q )) = (a q , T1fQ(Y(a q ))) = (a q , X(q)) = P(X)(a q ),
also iyf? = dP(X) und somit Y = XP(X).
(12.12)
•
404
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Aufgrund dieser Proposition nennt man das Hamiltonsche Vektorfeld Xp(X) auf T*Q den Kotangentiallift von X E X(Q) auf T*Q. Wir verwenden auch die Notation X' := Xp(X) fur den Kotangentiallift von X. Aus X{F,H} = -[XF,XHJ und (12.3) erhalten wir [X', Y'J = [Xp(X) , Xp(y)J = -X{P(X), P(Y)}
= - X-P[X,YJ = [X, Y],.
(12.13)
1st Q endlichdimensional, so gilt in lokalen Koordinaten X' := Xp x = i
~ (oP(X) ~
() {;t
OPi
0
0
OXi
oqZ
_ oP(X) ~) oqZ OPi
(12.14)
= X oqi - oqj Pi Opj .
Impulsabbildungen auf dem Kotangentialbiindel. Der folgende Satz ist vielleicht der wichtigste fur die Berechnung von Impulsabbildungen. Satz 12.1.1 (Impulsabbildungen fUr geliftete Wirkungen). Gegeben sei eine Linkswirkung der Liealgebra g auf die Mannigfaltigkeit Q. Dann wirkt g durch die kanonische Wirkung ~p = ~Q auch auf P = T*Q, wobei ~Q der K otangentiallift von ~Q auf P und ~ E gist. Diese Wirkung von g auf P ist Hamiltonsch mit der durch (12.15) gegebenen infinitesimal iiquivarianten Impulsabbildung J : P -+ g*. 1st g die Liealgebra einer Liegruppe G, die auf Q und somit uber den Kotangentiallift auch auf T*Q wirkt, so ist J iiquivariant.
In Koordinaten qi,pj auf T*Q und ~a auf g lautet (12.15)
wobei mit ~b = ~a Aia die Komponenten von ~Q bezeichnet sind. Foiglich gilt (12.16) Beweis. Fur den Fall einer Liegruppenwirkung folgt direkt aus Proposition 12.1.1, daB der infinitesimale Erzeuger durch ~p = Xp(f.Q) und somit eine Impulsabbildung durch J(~) = P(~Q) gegeben ist. Fur den Fall einer Liealgebrenwirkung mussen wir zuerst noch uberprufen, daB der Kotangentiallift tatsiichlich eine kanonische Wirkung liefert. Fur ~,1] E g ergibt (12.13) [~,1]lp
=
[~,1]lQ
=
-[~Q,1]Q]'
=
-[~Q,1]Ql
=
-[~p,1]pl
12.1 Impulsabbildungen auf Kotangentialbiindeln
405
und ~ H ~p ist somit eine Linkswirkung der Algebra. Diese Wirkung ist auch kanonisch, denn fUr F, H E F(P) gilt nach der Jacobiidentitat fur die Poissonklammer ~p[{F,H}l
= XP(~Q)[{F,H}l = {XP(~Q)[F],H} + {F,Xp(~Q)[HJ} = {~p[F], H} + {F, ~p[H]}.
1st i.pt der FluB von ~Q' so ist T*i.p_t der FluB von ~Q = XP(~Q)' Foiglich gilt ~p = XP(~Q)' und J(~) = P(~Q) definiert eine Impulsabbildung fur die Wirkung von 9 auf P. Nun zur Frage der Aquivarianz. Da ~ E 9 H P(~Q) = J(O E F(P) nach (11.5) und (12.13) ein Liealgebrenhomomorphismus ist, ist J eine infinitesimal aquivariante Impulsabbildung (Satz 11.5.1). Die Aquivarianz unter G zeigt man auf folgende Art und Weise direkt. Fur jedes g E G gilt
(J(g. CXq),~) = (g. CXq'~Q(g· q)) = (cx q, (Tg.qtfJ;l 0 ~Q 0 tfJ g) (q))
= (a q, (tfJ;~Q)(q)) = (a q, (Adg-l~)Q(q)) = (J(cx q ), Adg-l~) = (Ad;-l(J(CXq)),~).
(nach Lemma 9.3.1(ii))
•
Bemerkungen
1. Die Liegruppe G = Diff(Q) wirke durch den Kotangentiallift auf T*Q. Dann ist Xp(X) nach Proposition 12.1.1 der infinitesimale Erzeuger von X E X(Q) = 9 und die zugehOrige Impulsabbildung J : T*Q -+ X(Q)* ist demzufolge durch J(X) = P(X) aus den obigen Berechnungen bestimmt.
2. Impulsabbildung der Fasertranslation. Fasertranslation mit df auf T*Q, d.h. durch
G = F( Q) wirke durch
f . cx q = cx q + df(q)·
(12.17)
Da der infinitesimale Erzeuger von ~ E F(Q) = 9 der vertikale Lift von d~(q) im Punkt cx q und dies wiederum das Hamiltonsche Vektorfeld - X~07fQ ist, sehen wir, daB die Impulsabbildung J : T*Q -+ F(Q)* durch J(~)
=
-~
0
(12.18)
1rQ
gegeben ist. Diese Impulsabbildung ist aquivariant, da Fasern ist.
1rQ
konstant auf den
406
3.
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Die Vertauschungsrelationen {P(X), P(Y)} = -P([X, Y]), {P(X), ~07rQ} = -X[~] 07rQ und {~07rQ' 1J07rQ} = 0
(12.19)
bedeuten, daB das Paar (J (X), J (f)) eine Impulsabbildung flir das semidirekte Produkt Diff(Q)@F(Q) bildet. Dies spielt eine wichtige Rolle in der allgemeinen Theorie von semidirekten Produkten. Wir verweisen den Leser auf Marsden, Weinstein, Ratiu, Schmid und Spencer [1983] und Marsden, Ratiu und Weinstein [1984a, 1984b]. Der Begriff der erweiierien Punktiransformaiion tritt nun folgendermaBen auf. Sei tJ> : G x Q -+ Q eine glatte Wirkung und betrachte ihren Lift tP : G x T*Q -+ T*Q auf das Kotangentialblindel. Die Wirkung tJ> bewegt Punkte im Konfigurationsraum Q, und tP ist ihre natlirliche Fortsetzung auf den Phasenraum T*Q. In Koordinaten induziert die Wirkung auf die Konfigurationspunkte qi r-+ qi die folgende Wirkung auf Impulse: Pi r-+ Pi
8-qj
= ~Pj· uq'
(12.20)
Ubungen Ubung 12.1.1. Was sind die den Vertauschungsrelationen (12.19) {P(X), P(Y)} = -P([X, Y]), {P(X), ~
0 7rQ} = -X[~] 07rQ
{~07rQ' 1J07rQ}
und
=0
entsprechenden Beziehungen flir Rotationen und Translationen im IR3? Ubung 12.1.2. Beweise {P(X), P(Y)} mensionalen Fall.
= -P([X, Y]) flir den unendlichdi-
Ubung 12.1.3. Beweise Satz 12.1.1 als eine Folgerung von (J(z),~) (i Ep 8) (z) und Ubung 11.5.3.
=
12.2 Beispiele von Impulsabbildungen Wir beginnen diesen Abschnitt mit der Untersuchung von Impulsabbildungen auf Tangentialblindeln.
12.2 Beispiele von Impulsabbildungen
407
Proposition 12.2.1. Gegeben sei die Linkswirkung einer Liealgebra 9 auf die Mannigfaltigkeit Q und eine regulare Lagrangefunktion L : TQ -+ JR, die invariant unter der Wirkung von gist. Wir versehen TQ mit der symplektischen Form [h = (IF L) * [!, wobei [! = -de die kanonische symplektische Form auf T* Q ist. Dann wirkt 9 durch
t=o kanonisch auf P
= TQ.
Hierbei bezeichnet 'Pt den FlufJ von
~Q'
Die durch
(12.21 ) definierte Abbildung J : TQ -+ g* ist eine infinitesimal aquivariante Impulsabbildung. 1st 9 die Liealgebra der- Liegruppe G und wirkt G auf Q und somit fiber den TangentialliJt auf TQ, so ist J aquivariant.
Beweis. Der Beweis folgt entweder aus (11.22), einer direkten Berechnung oder im Fall einer hyperregularen Lagrangefunktion L mit dem folgenden Argument: Da IF L ein symplektischer Diffeomorphismus ist, ist ~ H ~p = (IF L) * ~T* Q eine kanonische Linkswirkung einer Liealgebra. Also ist die Komposition von IF L mit der Impulsabbildung (12.15) die Impulsabbildung der Wirkung von 9 auf TQ. • In Koordinaten (qi,qi) aufTQ und (~a) auf 9 lautet (12.21)
..
Ja(q" q2)
=
8L·
8qi A2a(q),
(12.22)
wobei mit ~b(q) = ~a Aia(q) die Komponenten von ~Q bezeichnet werden. Wir kommen nun zu einer Reihe von Beispielen von Impulsabbildungen.
Beispiele Beispiel 12.2.1 (Die Hamiltonfunktion). Eine Hamiltonfunktion H : P -+ JR auf einer Poissonmannigfaltigkeit P mit einem vollstandigen Vektorfeld X H ist eine aquivariante Impulsabbildung fur die Wirkung von JR., die durch den FluB von X H gegeben ist. Beispiel 12.2.2 (Der Impuls). Wir berechnen unter Beibehaltung der Bezeichnungen aus Beispiel 11.4.2 erneut den Impuls eines N-Teilchensystems. Da der JR3 auf den Punkt (ql,"" qN) in JR3N durch x· (qj) = (qj +x) wirkt, ist der infinitesimale Erzeuger der Wirkung (12.23)
« ql, ... , qN) bezeichnet dabei den FuBpunkt und (~, ... ,~) (N Faktoren) den Tangentialvektor.) Demzufolge ist nach (12.15) durch
408
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen N
J(~)(qj,pj)
N
= Lpj .~,
d.h.,
J(qj,pj) = Lpj
j=l
(12.24)
j=l
eine aquivariante Impulsabbildung J : T*]R3N -+]R3 gegeben. Beispiel 12.2.3 (Der Drehimpuls). Betrachte die durch Matrizenmultiplikation A . q = Aq gegebene Wirkung von 80(3) auf den ]R3. Der infinitesimale Erzeuger dieser Wirkung ist durch WjR3 (q) = wq = w x q mit w E ]R3 gegeben. Nach (12.15) ist somit durch (J(q,p),W) = p. wq = also J(q,p)
W·
(q x p),
=q xp
(12.25)
eine aquivariante Impulsabbildung J : T*]R3 -+ 50(3)* ~ ]R3 gegeben. Die Aquivarianz ist in diesem Fall durch die fUr jedes A E 80(3) erfullte Beziehung AqxAp = A(qxp) des Kreuzproduktes gegeben. Fur A E 0(3)\80(3), also z.B. fUr eine 8piegelung, ist diese Beziehung nicht erfullt, die rechte 8eite wechselt dann das Vorzeichen, was manchmal dadurch ausgedruckt wird, daB man sagt, der Drehimpuls sei ein Pseudovektor. Betrachtet man andererseits die Wirkung von 0(3) auf den ]R3 durch Matrizenmultiplikation, so ist J durch dieselbe Formel gegeben und die Impulsabbildung der gelifteten Wirkung ebenfalls, diese ist aber immer aquivariant. Dies stellt auf den ersten Blick einen Widerspruch dar. Dessen Auflosung besteht darin, daB die adjungierte Wirkung und der Isomorphismus ': ]R3 -+ 50(3) auf der Zusammenhangskomponente von -Id in 0(3) durch AxA- 1 = -(Ax)" verwandt sind. Daher ist J (q, p) tatsachlich wie oben beschrieben aquivariant (und man benotigt keine neuen Bezeichnungen wie die des "Pseudovektors"). Beispiel 12.2.4 (Der Impuls fUr Matrixgruppen). Wir verwenden in diesem Beispiel die Notationen von Beispiel 11.4.4. Betrachte die Wirkung einer Liegruppe G c GL(n,]R) auf den ]Rn durch Matrizenmultiplikation A . q = Aq. Der infinitesimale Erzeuger dieser Wirkung zu ~ E gist ~jRn (q)
= ~q,
wobei wir die Liealgebra 9 von Gals Unteralgebra von 9 c gl(n,]R) auffassen. Nach (12.15) besitzt der Lift der Wirkung von G auf den ]Rn auf T*]Rn eine aquivariante Impulsabbildung J : T*]Rn -+ g*, die durch (J(q,p),~)
= p.
(~q)
(12.26)
gegeben ist, was mit (11.39) ubereinstimmt. Beispiel 12.2.5 (Die duale Abbildung eines Liealgebrenhomomorphismus). Aus Beispiel 11.4.6 folgt, daB die duale Abbildung eines Liealgebrenhomomorphismus a : ~ -+ 9 eine aquivariante Impulsabbildung ist, die
12.2 Beispiele von Impulsabbildungen
409
nicht zu einer aus erweiterten Punkttransformationen bestehenden Wirkung gehOrt. Beachte, daB eine line are Abbildung a : fJ --+ 9 genau dann ein Liealgebrenhomomorphismus ist, wenn ihre duale Abbildung a* : g* --+ fJ* eine Poissonabbildung ist. Beispiel 12.2.6 (Von Untergruppen induzierte Impulsabbildungen). Besitzt die Wirkung einer Liegruppe G auf Peine aquivariante Impulsabbildung J und ist Heine Unterliegruppe von G, so ist mit den Bezeichnungen von Ubung 11.4.2 i* 0 J : P --+ fJ* eine aquivariante Impulsabbildung der induzierten Wirkung von H auf P. Beispiel 12.2.7 (Wirkungen aufProduktmannigfaltigkeiten). PI und P2 seien Poissonmannigfaltigkeiten und PI x P2 die mit dem Produkt der Poissonstrukturen versehene Produktmannigfaltigkeit. Zu F, G : PI X P2 --+ JR ist also {F,G}(Zl,Z2) = {FZ2 , Gz2 L (zd + {FZIl G Z1 L(Z2), wobei { , h die Poissonklammer auf Pi und FZl : P2 --+ JR die durch Fixieren von ZI E PI gewonnene Funktion ist (FZ2 : PI --+ JR analog). Die Liealgebra 9 wirke kanonisch auf PI und P2 mit den (aquivarianten) Impulsabbildungen J 1 : PI --+ g* und J 2 : P2 --+ g*. Dann ist
eine (aquivariante) Impulsabbildung der kanonischen Wirkung von 9 auf das Produkt PI X P2 . Dies verallgemeinert man auf offensichtliche Weise auf den Fall des Produktes von N Poissonmannigfaltigkeiten. Beachte, daB Beispiel 2 einen Spezialfall hiervon mit G = JR3 und T*JR3 als Faktoren der Produktmannigfal tigkei t darstell t. Beispiel 12.2.8 (Der Kotangentiallift auf T*G). Die Impulsabbildung fiir den Kotangentiallift der Wirkung von G auf G durch Linkstranslation ist nach (12.15) gleich
es gilt also (12.27) Analog ist die Impulsabbildung fiir den Kotangentiallift der durch die Rechtstranslation gegebenen Wirkung von G auf G auf T*G gleich (12.28) Beachte, daB J L rechtsinvariant ist, wahrend J R links invariant ist. Beide sind aquivariante Impulsabbildungen (J R beziiglich Ad;, welche eine Rechtswirkung ist) und somit Poissonabbildungen. Wir fassen die Situation durch das Diagramm in Abb. 12.1 zusammen. Dieses Diagramm ist ein
410
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen T*G
J L = Rechtstranslation
J R = Linkstranslation
nach e
nach e
Abb. 12.1. Impulsabbildungen fUr die Links- und Rechtstranslation.
Beispiel eines dualen Paares, durch welche der Zusammenhang zwischen der Beschreibung von starren K6rpern oder Fliissigkeiten in raumlich fest en und der in mitbewegten Bezugssystemen klar gefaf3t werden kann. Vergleiche Kap. 15 fiir weitere Informationen. Beispiel 12.2.9 (Die Impulstranslation auf Funktionen). Betrachten wir nun P = F(T*Q)* mit der in Beispiel 10.1.5 gegebenen Lie-PoissonKlammer. Mit dem Liouvillemaf3 auf T*Q k6nnen wir F(T*Q)* mit F(T*Q) iiber die L2-Paarung identifizieren, wenn wir voraussetzen, daB die Elemente von F(T*Q) im Unendlichen schnell genug abfallen. Betrachte nun die Wirkung von G = F(Q) (mit der Addition als Gruppenoperation) auf P, die durch (12.29) (cp. J)(a q ) = f(a q + dcp(q)), in Koordinaten also durch
gegeben ist. Der infinitesimale Erzeuger ist (12.30)
wobei IF f die Faserableitung von
f bezeichnet. In Koordinaten lautet
(12.30)
Da G eine Vektorgruppe ist, ist ihre Liealgebra ebenfalls F( Q), und wir identifizieren F( Q)* mit den I-Form-Dichten auf Q. Fiir f, g, h E F(T*Q) gilt nach Korollar 5.5.1
r
JT*Q
f{g, h} dq dp =
r
g{ h, f} dq dp.
JT*Q
Beachte weiter, daB fiir F, H : P = F(T*Q) -+ lR'. wegen (12.31)
(12.31 )
12.2 Beispiele von Impulsabbildungen
411
r
8H} dqdp XH[F](f) = {F, H}(f) = jT'Q f {8F 8f' Ti
r
8F {8H } = jT'Q 8f Ti' f dqdp
(12.32)
gilt. Auf der anderen Seite erhalten wir mit (12.30) ~p[F](f)
r
8F
= jT'Q 8f (lFf· (d~ 0 7fQ)) dqdp,
(12.33)
was nahelegt, J durch
(J(f),~) =
r
jT'Q
f(ooq)~(q) dq dp
(12.34)
zu definieren. Nach (12.34) gilt namlich 8J(~)/8f = ~ 0 7fQ, so daB
und somit mit (12.32)
gilt, was mit (12.33) tibereinstimmt. Damit ist bewiesen, daB das durch (12.34) gegebene J eine Impulsabbildung ist. Die Impulsabbildung ist also in dies em Fall das Faserintegral
J(f) =
r
jT'Q
f(q,p) dp,
(12.35)
tiber (12.34) als eine 1-Form-Dichte auf Q aufgefasst. Diese Impulsabbildung ist infinitesimal aquivariant. Sind namlich ~,1] E F(Q), so gilt fUr f E P
{J(~), J(1])} (f)
= l'Q f { 8~j~), =
r
jT'Q
8~j1])} dq dp
f{~07fQ,1]o7fQ}dqdp=O = J([~,1]])(f).
Beispiel 12.2.10 (Mehr fiber Impulstranslationen). Betrachte nun die Gruppe Difhan(T*Q) der symplektischen Diffeomorphismen von T*Q und wie oben die Wirkung von G = F(Q) auf T*Q durch Translation mit df entlang der Faser, also durch f· OOq = OOq + df(q). Da die Wirkung der additiven Gruppe F(Q) Hamiltonsch ist, wirkt F(Q) auf Diffkan(T*Q) durch
412
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Komposition von Rechts mit Translationen, also durch (j, i.p) E F( Q) x Difhan(T*Q) r+ i.p 0 PI E Difhan(T*Q) mit PI(OOq) = OOq + df(q). Der infinitesimale Erzeuger dieser Wirkung ist fiir ~ E F( Q) = 9 durch (12.36) gegeben (vgl. den Kommentar vor (12.18)), so daB die durch (12.15) gegebene aquivariante Impulsabbildung J : T*(Difhan(T*Q)) --t F(Q)* der gelifteten Wirkung in diesem Fall (12.37) ist, wobei die Paarung auf der rechten Seite die zwischen Vektorfeldern und 1-Form-Dichten ooep ist.
Beispiel 12.2.11 (Die Divergenz des elektrischen Feldes). Sei A der Raum der Vektorpotentiale A auf dem ]R3 und P = T* A, des sen Elemente wir mit (A, -E) bezeichnen, wobei A und E Vektorfelder sind. Betrachte die durch i.p . A = A + \li.p gegebene Wirkung von G = F(]R3) auf A. Dann ist der infinitesimale Erzeuger Somit ist (12.38) eine Impulsabbildung (sofern wir einen ausreichend schnellen Abfall im Unendlichen voraussetzen, urn partiell integrieren zu konnen). Also ist J(A, -E)
= divE
(12.39)
eine aquivariante Impulsabbildung.
Beispiel 12.2.12 (Die virtuelle Arbeit). Ublicherweise denken wir bei Kovektoren an zu Konfigurationsvariablen konjugierte Impulse. Kovektoren konnen aber auch die Rolle einer Kraft spielen. 1st OOq E T;Q und Wq E TqQ, so nennen wir
\OOq, w q) = Kraft x infinitesimale Verriickung die virtuelle Arbeit. Wir geben nun ein Beipiel einer Impulsabbildung in diesem Kontext. Betrachte ein Gebiet 8 C ]R3 mit Rand 88. Sei C der Raum der Abbildungen 'P : 8 --t ]R3. Wir fassen T;C als den Raum der Belastungen auf, also der Paare von Abbildungen b : 8 --t ]R3, T : 88 --t ]R3, die mit einem Tangentialvektor V E TepC durch
12.2 Beispiele von Impulsabbildungen
413
gepaart sind. Betrachte nun die Wirkung von A E GL(3, JR) auf C durch cp f--t Aocp. Der infinitesimale Erzeuger dieser Wirkung ist ~c(cp)(X) = ~cp(X) mit ~ E g((3) und X E B. Wir paaren g((3, JR) mit sich selbst durch (A, B) = ~8p (AB). Die induzierte Impulsabbildung J : T*C -t g((3, JR) ist durch (12.40) gegeben. (Dies ist die sogenannte "astatische Belastung", ein Begriff aus der Elastizitatstheorie. Vergleiche z.B. Marsden und Hughes [1983].) Fur die Wirkung von 80(3) statt von GL(3, JR) erhalten wir den Drehimpuls. Beispiel 12.2.13 (Impulsabbildungen fUr unWire Darstellungen auf projektiven Raumen). Wir zeigen nun, daB die Impulsabbildung aus Bsp. 11.4.8 aquivariant ist. Am Ende von §9.3 haben wir in Beispiel 9.3.18 gezeigt, daB man fur eine unit are Darstellung p einer Liegruppe G auf einem komplexen Hilbertraum H jedem ~ E 9 einen schiefadjungierten Operator A(~) zuordnen kann, der linear von ~ abhangt und p(exp(t~)) = exp(tA(O) erfullt. Bildet man in der Formel
p(g)p(exp(tO)p(g-l) = exp(tp(g)A(Op(g)-l) die Ableitung nach t, so erhalt man A(Adg~)
= p(g)A(~)p(g)-l.
(12.41 )
Unter Verwendung von (11.50), also der Beziehung (12.42) folgt
J(AdgO([1/I]) = -in (1/1, p(g)~~li;(g)-11/l)
= J(~)([p(g)-11/l]) = J(O(g-l . [1/1]), was zeigt, daB J : lP'H
-t
g* aquivariant ist.
Ubungen Ubung 12.2.1. Zeige direkt aus dem Hamiltonschen Variationsprinzip, daB das durch
gegebene J eine ErhaltungsgroBe ist. (80 leitete Noether ursprunglich ErhaltungsgroBen her.)
414
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Ubung 12.2.2. 1st L von einer der Koordinaten qi unabhangig, so folgt aus den Euler-Lagrange-Gleichungen, daB Pi = fJL/fJi/ eine Konstante der Bewegung ist. Leite dies aus Proposition 12.2.1 abo Ubung 12.2.3. Berechne h und JR fUr G = SO(3). Ubung 12.2.4. Berechne die durch die raumlichen Translationen und Rotationen gegebenen Impulsabbildungen fur die Maxwellschen Gleichungen. Ubung 12.2.5. Wiederhole Ubung 12.2.4 fUr die Elastizitatstheorie (wie in Bsp. 12 beschrieben). Ubung 12.2.6. Sei Peine symplektische Mannigfaltigkeit und J : P --+ g* eine (aquivariante) Impulsabbildung fUr die symplektische Wirkung einer Gruppe G auf P. Sei :F der Raum der (glatten) Funktionen auf P, der durch Integration mit seinem Dualraum identifiziert und mit der Lie-PoissonKlammer versehen wird. Definiere J : :F --+ g* durch
wobei J-l das LiouvillemaB bezeichnet. Zeige, daB pulsabbildung ist.
J eine (aquivariante) Im-
Ubung 12.2.7. (i) Betrachte die durch die Konjugation gegebene Wirkung von G auf sich selbst. Berechne die Impulsabbildung des Kotangentiallifts dieser Wirkung. (ii) Sei NeG nun ein Normalteiler. Dann wirkt Gauch auf N durch Konjugation. Berechne auch fur diese Wirkung die Impulsabbildung des Kotangentiallifts.
12.3 Aquivarianz und infinitesimale Aquivarianz In dies em optionalen Abschnitt untersuchen wir die Aquivarianz von Impulsabbildungen noch ein wenig genauer. Wir haben schon gezeigt, daB aus der Aquivarianz einer Impulsabbildung ihre infinitesimale Aquivarianz folgt. In dies em Abschnittt zeigen wir unter anderem, daB auch die Umkehrung gilt, falls G zusammenhangend ist.
Eine Familie von Casimirfunktionen. Fry : G x P --+ lR durch
Wir definieren die Abbildung (12.43)
Aus
12.3 Aquivarianz und infinitesimale Aquivarianz
r'1,g(z)
:=
r'1(g, z)
(p;J(1]») (z) - J (Adg-l1]) (z)
=
415
(12.44)
folgt unter Verwendung von (11.4)
X r '1,g
= X p ;J('1) -
X J (Ad g _l'1)
= p;XJ('1) -
(Ady-l1]) P
= P;1]p - (Adg-l 1]) P = O.
(12.45)
Also ist r'1,g eine Casimirfunktion auf P und somit konstant auf jedem symplektischen Blatt von P. Da die Abbildung 1] I---t r'1(g, z) fur jedes g E G und z E P linear ist, k6nnen wir die Abbildung a : G ---+ L(g,C(P» von G in den Vektorraum aller linearen Abbildungen von 9 in den Raum der Casimirfunktionen C(P) auf P durch a(g) '1] = r'1,g definieren. a verhalt sich folgendermaBen unter der Gruppenmultiplikation: Fur ~ E g, z E P und g,h E G gilt
(a(gh) .~) (z)
(J (Pgh(Z» ,~) - (Ad(9h)-1 J(z), ~)
=
r(,(gh, z)
=
(J (pg (Ph(Z») ,~) - (Ad;-l J((Ph(Z» ,~)
=
+ (J (Ph(Z»
,Ady-l~) - (Ad~-l J(z),Adg-l~)
+ rAdg_ldh, z) = (a (g) .~) (Ph(Z» + (a(h) . Adg-l~) (z).
= r(, (g, Ph(Z»
(12.46)
Wirkungen zusammenhangender Liegruppen, die eine Impulsabbildung besitzen, erhalten die symplektischen Blatter. Dies liegt daran, daB G von einer Umgebung des neutralen Elementes erzeugt wird, in der jedes Element die Form expt~ hat. Da aber (t, z) I---t (expt~) . zein Hamiltonscher FluB ist, liegen z und Ph(Z) auf demselben Blatt. Also gilt (a(g)
.~)
(z) = (a(g)·
0 (Ph(Z»,
da Casimirfunktionen auf den einzelnen Blattern konstant sind. Es folgt
a(gh)
=
a(g)
+ Ad~_l a(h),
(12.47)
wobei Ad~ die von der adjungierten Wirkung durch (12.48) fUr g E G, ~ E 9 und A E L(g,C(P» induzierte Wirkungvon G auf L(g,C(P» bezeichnet. Kozykeln. Abbildungen a : G ---+ L(g, C(P»); die sich unter der Gruppenmultiplikation wie in (12.47) verhalten, werden L(g,C(P»-wertige 1Kozykeln der Gruppe G genannt. Ein 1-Kozykel a heiBt 1-Korand, wenn es ein A E L(g, C(P» gibt mit
a(g)
= A - Ad~_l A fur aIle g E G.
(12.49)
416
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Der Quotientenraum der 1-Kozykeln nach den 1-Koriindern wird die erste L(g, C(P) )-wertige Gruppenkohomologie von G genannt und mit HI (G, L (g, C(P))) bezeichnet. Die Elemente bezeichnen wir mit [a'], wobei o ein 1-Kozykel ist. Auf der Ebene der Liealgebra heiBt eine bilineare, schiefsymmetrische Abbildung E : 9 X 9 ---+ C(P), die die der Jacobiidentitiit iihnliche Beziehung (11.53) erfullt, ein C(P)-wertiger 2-Kozykel von g. Ein Kozykel E heiBt Korand, wenn es ein >. E L(g,C(P)) gibt mit E(~,Tj)
=
>'([~,Tj])
fur alle CTj E g.
(12.50)
Der Quotientenraum der 2-Kozykeln nach den 2-Koriindern wird die zweite Kohomologie von 9 mit Werten in C(P) genannt und mit H 2(g,C(P)) bczeichnet. Ihre Elemente werden wieder mit [E] bezeichnet. Mit diesen Notationen haben wir die erst en zwei Teile der folgenden Proposition bewiesen: Proposition 12.3.1. Die zusammenhiingende Liegruppe G wirke kanonisch
a'uf die Poissonmannigfaltigkeit P und besitze die Impulsabbildung J. Definiere fur 9 E G und ~ E 9 (12.51 )
Dann gilt:
(i) rf"g ist fur alle
~ E
9 und 9 E G eine Casimirfunktion auf P.
(ii) Definieren wir 0 : G ---+ L(g,C(P)) durch o(g) . ~ = rf"g) so gilt die
Beziehung
o(gh) = o(g)
+ Ad;_l o(h).
(12.52)
(iii) Definieren wir 01] : G ---+ C(P) durch 01] (g) := o(g) . Tj fur Tj E g, so gilt Teo1](~) = E(~, Tj) := J([~, Tj])
- {J(~), J(Tj)}.
(12.53)
Aus [0] = 0 folgt [E] = O.
(iv) Sind J 1 und J 2 zwei Impulsabbildungen derselben Wirkung mit K ozykeln 01 und (2) so ist [01] = [02]. Beweis. Differenzieren von o1](g)(z) = e ergibt
= J(Tj)(g. z) - J(Adg-l Tj)(z)
im Punkt
9
Teo1](~)(z)
=
dJ(Tj)(~p(z))
+ J([~, Tj])(z)
= XJ(f,) [J(Tj)](z) + J([~, Tj])(z) = - {J(~), J(Tj)} (z) + J([~, Tj])(z).
(12.54)
12.3 Aquivarianz und infinitesimale Aquivarianz
417
Damit ist (12.53) bewiesen. Die zweite Behauptung in (iii) folgt direkt aus der Definition der A.quivalenzklassen. Fiir den Beweis von (iv) beachte zunachst
Doch J 1 und J 2 sind 1mpulsabbildungen derselben Wirkung und somit erzeugen J 1 (0 und h(~) auch dasselbe Hamiltonsche Vektorfeld fUr aIle ~ E g. Also ist J 1 - J 2 als Element von L(g,C(P)) konstant. Bezeichnen wir dies Element mit A, so gilt (12.56) und
0"1 -
0"2
•
ist ein Korand.
Bemerkungen. 1. Tcil (iv) der Proposition gilt auch fUr Liealgebrenwirkungen mit 1mpulsabbildungen, wobei aIle 0" durch E ersetzt werden. Es gilt namlich
da J 1 (0 -
h(~)
und J 1 (7]) - J 2 (7]) Casimirfunktionen sind.
2. 1st [E] = 0, so kann die 1mpulsabbildung J : P ---+ g* der kanonischen Wirkung der Liealgebra 9 auf P immer infinitesimal aquivariant gewahlt werden, wie Souriau [1970] fiir den symplektischen Fall gezeigt hat. Urn dies zu zeigen, beachte man zunachst, daB 1mpulsabbildungen nur bis auf Elemente von L(g,C(P)) definiert sind. Wenn daher A E L(g,C(P)) das durch die Bedingung [E] = 0 definierte Element ist, ist J + A eine infinitesimal aquivariante 1mpulsabbildung. 3. Die Kohomologieklasse [17] hiingt nur von der Liealgebrenwirkung p : 9 ---+ X(P), nicht aber von der Wahl der 1mpulsabbildung abo Da J niimlich nur bis auf die Addition einer linearen Abbildung A : 9 ---+ C(P) bestimmt ist, ki:innen wir E)J~,
7])
:=
(J
+ A)([~, 7]]) -
{(J + A)(~), (J + A)(7])}
(12.57)
definieren, so daB E).,(~,
7])
7]]) + A([~, 7]]) = E(~, 7]) + A([~, 7]])
= J([~,
{J(~),
J(7])} (12.58)
gilt und somit [E).,] = [E]. Bezeichnen wir diese Kohomologieklasse mit pi E H 2 (g,C(P)), so ist J genau dann infinitesimal aquivariant, wenn pi verschwindet. Es gibt einige FaIle, in denen das Verschwinden von pi garantiert ist:
418
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
(a) P ist symplektisch und zusammenhangend (und somit C(P) = ~) und es gilt H2(g,~) = o. Nach dem zweiten Lemma von Whitehead (siehe Jacobson [1962] oder Guillemin und Sternberg [1984]) ist dies der Fall, wenn 9 halbeinfach ist. Also sind halbeinfache symplektische Liealgebrenwirkungen auf symplektischen Mannigfaltigkeiten stets Hamiltonsch. (b) P ist exakt symplektisch, also -d8
= fl
und es gilt (12.59)
Der Beweis der Aquivarianz verlauft in diesem Fall folgendermaBen: Nehme zunachst an, die der Liealgebra 9 zugrundeliegende Liegruppe G laBt () invariant. Aus (Adg-l () P =
= (i~p8) (g.
z)
= (i(Adg_l~)p 8)
(z)
= J (Adg-l() (z).
(12.60)
Den Beweis ohne die Annahme der Existenz der Gruppe G erhalt man, indem man die obige Gleichungskette nach 9 im Punkt 9 = e differenziert. Ein einfaches Beispiel, in dem p' 01 0 ist, wird durch die Phasenraumtranslationen auf dem ]K2 gegeben, also durch 9 = ]K2 = {(a, b)}, P = ~2 = {(q,p)} und (12.61 ) Diese Wirkung hat eine durch (J(q,p), (a,b)) bildung, und es ist
= ap - bq gegebene
Impulsab-
17 ((aI, bd, (a2' b2)) = J ([(aI, bl ), (a2' b2)]) - {J (aI, bl ), J (a2' b2 )} = - {alP - blq, a2P - b2 q} (12.62) Wegen [g, g] = {a} ist Null der einzige Korand und somit p' Beispiel werden wir in Beispiel 12.4.2 noch erweitern.
01 o.
Dieses
4. P sei symplektisch und zusammenhangend und a ein 1-Kozykel der Wirkung von G auf P. Dann gilt: (a) g. f.l
= Ad;-l f.l + a(g)
definiert eine Wirkung von G auf g* und
(b) Jist aquivariant bzgl. dieser Wirkung. Da P symplektisch und zusammenhangend ist, folgt namlich C(P) und somit a : G -+ g*. Nach Proposition 12.3.1 gilt dann
=
]K
12.3 Aquivarianz und infinitesimale Aquivarianz
(gh) . p, = Ad(gh)-l
+ ()(gh) = Ad;-l Adh-l P, + ()(g) + Ad;-l dh) = Ad;-l (h· p,) + ()(g) = g. (h· p,),
419
P,
(12.63)
woraus Behauptung (a) folgt. (b) folgt direkt aus der Definition. 5. P sei symplektisch und zusammenhangend, J : P -+ g* eine Impulsabbildung und E der zugehOrige reellwertige 2-Kozykel der Liealgebra. Dann wird die Impulsabbildung J infinitesimal aquivariant, indem man 9 durch die durch E definierte zentrale Erweiterung vergroBert, in diesem Fall kann die infinitesimal aquivariante Impulsabbildung also explizit angegeben werden. Beachte dazu, daB die durch E definierte zentrale Erweiterung die Liealgebra g' := 9 EB ]R mit der durch [(~, a),
(T), b)] =
([~, T)],
E
(~, T)))
(12.64)
gegebenen Klammer ist. g' wirke nun durch p(~, a)(z) = ~p(z) auf P. Sei dann J' : P -+ (g')* = g* EB ]R die induzierte Impulsabbildung, die also die Gleichung (12.65) erfilllt. Dann ist J'(~,
wobei
£(~,
a) - J(O = £(C a),
a) auf P konstant und linear in
(~,
(12.66)
a) ist. Demzufolge gilt
J' ([(~, a), (T), b)]) - {J' (~, a), J' (T), b)} = J' ([~, T)], E (~, T))) - {J(~) + £(~, a), J(T)) + £(T), b)} = J ([~, T)]) + £ ([C T)], E(~, T))) - {J(~), J(T))} = E(~, T)) + £([(~, a), (T), b)]) = (,\ + £)([(~, a), (T), b)]) (12.67) mit ,\(~, a) = a. Also ist der reellwertige 2-Kozykel der Wirkung von g' ein Korand und somit kann aus J' eine infinitesimal aquivariante Impulsabbildung konstruiert werden. Damit ist nun J'(~,
a) = J(O - a
(12.68)
die gesuchte infinitesimal aquivariante Impulsabbildung von g' auf P. Die Wirkung von ]R2 auf sich selbst durch Translationen besitzt zum Beispiel die nichtaquivariante Impulsabbildung P(q,p), (~, T))) = ~p - T)q mit dem Gruppen-1-Kozykel ()(x, y). (~, T)) = ~y - T)X. Hierbei betrachten wir den ]R2 mit der kanonischen symplektischen Form dq 1\ dp. Die zugehOrige infinitesimal aquivariante Impulsabbildung der zentralen Erweiterung ist durch (12.68) gegeben, also durch den Ausdruck
(J'(q,p), (f" T), a)) =
~p
- T)q - a.
420
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Fur weitere Beispiele siehe §12.4. Betraehte die Situation fur die zugehOrige Wirkung der zentralen Erweiterung G' VOn G auf P mit G = E, einem topologisehen Vektorraum, aufgefaBt als abelsehe Liegruppe. Dann ist 9 = E und TlJry = IJry naeh der Linearitat von 1J'rJ" Also ist E(~, 'r)) = IJ(~) . 'r), wobei wir ~ auf der reehten Seite als ein Element der Liegruppe G aufIassen. Man definiert die zentrale Erweiterung G' VOn G dureh die Kreisgruppe 8 1 als diejenige Liegruppe, die als Mannigfaltigkeit E x 8 1 ist und deren Multiplikation dureh
gegeben ist (vgl. Souriau [1970]). Das neutrale Element ist dann (0,1) und das inverse Element
(q, ei!ir1 = (_q, e-i!i) .
Dann ist die Liealgebra von G' der Vektorraum g' = E ffi ~ mit der dureh Klammer (12.64) und somit hat die dureh (q,ei!i)·z = q·z gegebene Wirkung VOn G' auf Peine dureh (12.68) gegebene aquivariante 1mpulsabbildung J. 1st E = ~2, so ist die Gruppe G' die Heisenberggruppe (vgl. Aufgabe 9.1.4).
Globale Aquivarianz. Sei J ein 1 Liealgebrenhomomorphismus. Da rry,g fur jedes g E G und 'r) E 9 eine Casimirfunktion auf P ist, hangt rrylG x 8 nieht VOn z E 8 ab, wobei 8 ein symplektisehes Blatt ist. Bezeichne diese Funktion, die nur VOn dem Blatt 8 abhiingt, mit G --+ R Ralten wir z E 8 fest und bilden die Ableitung der Abbildung g r-+ r;(g, z) bei g = e in Riehtung von ~ E g, erhalten wir
r; :
(-(ad~)* J(z), 'r)) -
also Ter;
=
0 fur aIle
'r)
(TzJ . ~p(z), 'r)) = 0,
(12.70)
E g. Naeh Proposition 12.4.1 (ii) gilt (12.71)
I
Bilden wir die Ableitung VOn (12.71) naeh h in Riehtung VOn ~ in h dem Blatt 8, erhalten wir mit Ter; = 0
=e
auf
(12.72) Also ist rry auf G x 8 konstant (man erinnere sieh, daB sowohl Gals aueh die symplektisehen Blatter naeh Definition zusammenhiingend sind). Aus rry(e, z) = 0 folgt, daB rrylG x 8 = 0 fUr jedes Blatt 8 ist und somit rry = 0 auf G x P gilt. Doeh rry = 0 fur jedes 'r) E gist aquivalent zur Aquivarianz. Zusammen mit Satz 11.5.1 beweist dies den folgenden Satz:
Satz 12.3.1. Gegeben sei eine kanonische Linkswirkung der zusammenhiingenden Liegruppe G auf die Poissonmannigfaltigkeit P. Dann ist die Wirkung
12.3 Aquivarianz und infinitesimale Aquivarianz
421
von G genau dann global Hamiltonsch, wenn es einen Liealgebrenhomomorphismus 1/J : 9 -+ F(P) gibt, so daft X,p(f,) = ~p fur aUe ~ E gist, wobei ~p der infinitesimale Erzeuger der Wirkung von Gist. 1st J die aquivariante Impulsabbildung dieser Wirkung, konnen wir 1/J = J wahlen.
Die umgekehrte Frage nach der Konstruktion einer Gruppenwirkung, deren Impulsabbildung gleich einer gegebenen, unter Klammerbildung abgeschlossenen Menge von ErhaltungsgroBen ist, wird in Fong und Meyer [1975] diskutiert. Vergleiche auch Vinogradov und Krasilshchik [1975] und Conn [1984] fUr die zugehOrige Frage, wann Poissonsche Vektorfeldern (bzw. ihre Keime) Hamiltonsch sind.
Ubungen Ubung 12.3.1. Sei G eine Liegruppe, 9 ihre Liealgebra und g* ihr Dualraum. Sei ;\k(g*) der Raum der k-linearen und schiefsymmetrischen Abbildungen 0: : g* x ... x g* (k Faktoren) ----+ R Definiere fur jedes k :2: 1 die Abbildung
durch
dO:(~o,6""'~k) =
L
(-l)i+jO:([~i,~j],~o""'€i, ... ,€j""'~k)'
O~i<j"5,k
wobei €i bedeutet, daB ~i ausgelassen ist. (a) Finde zu
0:
E (\1(9*) und
0:
E (\2(9*) einen expliziten Ausdruck fur do:.
(b) Zeige, daB dO: L die linksinvariante Fortsetzung von do: ist, also dO: L = (do:h gilt, wenn wir 0: E ;\k(g*) mit seiner linksinvarianten Fortsetzung O:L E [lk(G) identifizieren, die durch
mit
VI, ... , Vk
E TgG gegeben ist.
(c) SchlieBe daraus, daB do: E ;\ k+ 1 (g*) gilt, wenn dod = 0 gilt. (d) Sei Zk(g)
= ker (d:
0:
E ;\ k (g*) ist und daB
;\k(g*) ----+ ;\k+l(g*))
der Unterraum der k-Kozykeln und
422
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Bk(g) = 1m
(d: ;\k-l(g*)
----+ ;\k(g*))
der Raum der k-Korander. Zeige, daB Bk(g) C Zk(g) gilt. Der Quotientenraum Hk(g)/ Bk(g) ist die k-te Liealgebrenkohomologiegruppe von 9 mit reellen Koeffizienten. Ubung 12.3.2. Berechne die Gruppen- und Liealgebrenkozykeln fur die Impulsabbildung der Wirkung von SE(2) auf]R,2 aus Ubung 11.4.3.
12.4 Aquivariante Impulsabbildungen sind Poissonsch Wir zeigen nun, daB aquivariante Impulsabbildungen Poissonabbildungen sind. Dies liefert eine fundamentale Methode, urn kanonische Abbildungen zwischen Poissonmannigfaltigkeiten zu finden. Dies wird teilweise schon in Lie [1890] behandelt, implizit in Guillemin und Sternberg [1980] und explizit in Holmes und Marsden [1983] und Guillemin und Sternberg [1984]. Satz 12.4.1 (Kanonische Impulsabbildungen). 1st J : P --t g* eine in-
finitesimal aquivariante lmpulsabbildung einer Hamiltonschen Links1Virkung von 9 auf eine Poissonmannigfaltigkeit P, so ist J eine Poissonabbildung: (12.73)
es gilt also
{Fl' F2}+ 0 J = {FlO J, F2
0
J}
fur alle F1,F2 E F(g*), 1Vobei {,}+ die (+)-Lie-Poisson-Klammer bezeichnet. Beweis. Die infinitesimale Aquivarianz bedeutet, daB J([~, 7]]) = {J(~), J(7])} gilt. Fur F1, F2 E F(g*) sei z E P, ~ = JFI/J/-l und 7] = JF2/J/-l ausgewertet in dem speziellen Punkt /-l = J (z) E g*. Dann ist
/ [JFl J * {Fl,Fd+(z) = \/-l, J/-l' JF2]) J/-l =(/-l,[~,1]])
= J([~, 1]])(z) =
{J(~),
J(1])} (z).
Doch fur beliebiges z E P und Vz E TzP ist
d(Fl
0
J)(z)· Vz = dF1(/-l)' TzJ(v z ) = (TzJ(Vz), =
dJ(~)(z)
J~l )
. Vz
und (FlO J)(z) und J(~)(z) haben somit die gleiche Ableitung nach z. Da die Poissonklammer auf P nur von den Wert en der ersten Ableitungen in einzelnen Punkten abhangt, schlieJ3en wir daraus
{FlO J, F2 0 J} (z) =
{J(~),
J(1])} (z).
(12.74)
•
12.4 Aquivariante Impulsabbildungen sind Poissonsch
423
Satz 12.4.2 (iiber die kollektive Hamiltonfunktion). Sei J : P ---+ g* eine Impulsabbildung, z E P und M = J(z) E g*. Dann gilt fur ein beliebiges FE F(g+) (12.75) Beweis. Ftir jedes H E F(P) ist
XFoJ[H](z) = - XH[F 0 J](z) = -d(F 0 J)(z) . XH(z) - dF(M)(TzJ· XH(z)) = - \ TzJ(XH(Z)), - dJ
(~:) (z) . XH(z) =
-XH
~:)
[J (~:)] (z)
= XJ(OF/O!") [H](z). Damit ist die erste Gleichung in (12.75) gezeigt. Die zweite folgt aus der Definition der Impulsabbildung. • Funktionen auf P der Form F 0 J heiBen kollektiv. Beachte, daB sich (12.75) auf XJ(~)(z) = ~p(z), also die Definition der Impulsabbildung reduziert, wenn F die durch ~ E 9 definierte line are Abbildung ist. Urn die Beziehung zwischen den bewiesenen Aussagen zu verdeutlichen, wollen wir noch Satz 12.4.1 aus Satz 12.4.2 herleiten. Sei M = J(z) und F, H E F(g+). Dann gilt: J * {F,H}+ (z) =
= {F,H}+ (J(z)) = \J(z),
[~:, ~~])
J([ ~:, ~~]) (z) = {J (~:) ,J (~~) }(z) (wegen der infinitesimalen Aquivarianz)
= XJ(OH/OM)
[J (~:)] (z) = XHoJ [J (~:)] (z)
(nach dem Satz tiber die kollektive Hamiltonfunktion)
= -XJ(oF/o!")[H 0 J](z)
=
-XFoJ[H 0 J](z)
(wieder nach dem Satz tiber die kollektive Hamiltonfunktion)
= {FoJ,HoJ}(z).
(12.76)
Bemerkungen. 1. Es bezeichne i : 9 ---+ F(g*) die nattirliche Einbettung von 9 in ihren Bidualraum durch i(~) . M= (M, ~). Aus l5i(~)/I5M = ~ folgt, daB i ein Liealgebrenhomomorphismus ist, daB also
424
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
(12.77) gilt. Dann ist eine kanonische Linkswirkung der Liealgebra 9 auf eine Poissonmannigfaltigkeit P genau dann Hamiltonsch, wenn es einen Poissonalgebrenhomomorphismus X : F(g't) -+ F(P) gibt, so daB X(xoi)(e) = ~p fUr aIle ~ E 9 gilt. 1st die Wirkung namlich Hamiltonsch, so k6nnen wir X als den Pullback J* wahlen. Die Behauptung folgt dann aus der Definition der Impulsabbildung. Die Umkehrung beruht auf folgendem Umstand: Seien M, N endlichdimensionale Mannigfaltigkeiten und sei X : F(N) -+ F(M) ein Ringhomomorphismus. Dann existiert eine eindeutige glatte Abbildung r.p : M -+ N mit X = r.p*. (Eine ahnliche Aussage gilt auch fur unendlichdimensionale Mannigfaltigkeiten unter einigen technischen Zusatzvoraussetzungen, siehe Abraham, Marsden und Ratiu[1988, Anhang 4.2C].) 1st also ein Ringund Liealgebrenhomomorphismus X : F(g't) -+ F(P) gegeben, gibt es eine eindeutige Abbildung J : P -+ g* mit X = J*. Doch fur ~,J1, E g* gilt
[(X
0
i)(~)l(z)
= J*(i(~))(z) = i(~)(J(z)) = (J(z),~) = J(~)(z),
(12.78)
also ist xoi = J. Da X nach Voraussetzung ein Liealgebrenhomomorphismus ist, ist somit J ebenfalls ein solcher. Da wieder nach Voraussetzung XJ(O = ~p gilt, ist J eine infinitesimal aquivariante Impulsabbildung. 2. Wir haben in diesem Abschnitt stets uber Linkswirkungen gesprochen. Ersetzt man in allen Behauptungen Linkswirkungen durch Rechtswirkungen und die (+)- durch die (- )-Lie-Poisson-Struktur auf g*, so bleiben die Aussagen richtig. Beispiele Beispiel 12.4.1 (Phasenraumrotationen). Sei (P, S?) ein linearer symplektischer Raum und G eine Untergruppe der linearen symplektischen Gruppe, die auf P durch Matrizenmultiplikation wirkt. Der infinitesimale Erzeuger zu ~ E gist in z E P (12.79) ~p(z) = ~z,
wobei ~z die Matrizenmultiplikation bezeichnet. Dieses Vektorfeld ist Hamiltonsch mit der Hamiltonfunktion S?(~z, z)/2 nach Proposition 2.7.1. Also ist 1 (12.80) (J(z),~) = 2S?(~z,z) eine Impulsabbildung. Fur S E Gist die adjungierte Wirkung Ads~
und somit gilt
= S~S-l
(12.81 )
12.4 Aquivariante Impulsabbildungen sind Poissonsch
(J(Sz), S~S-l) =
425
~ D(S~S-l Sz, Sz) 1
= "2
D(S~z,
1 Sz) = "2
D(~z,
z)
(12.82)
und Jist aquivariant. Die infinitesimale Aquivarianz ist eine Umformulierung von (2.72). Beachte, daB diese Impulsabbildung kein Kotangentiallift ist. Beispiel 12.4.2 (Phasenraumtranslationen). Sei (P, D) ein linearer symplektischer Raum und G eine Untergruppe der Translationsgruppe von P, wobei wir 9 mit einem linearen Unterraum von P identifizieren. Offensichtlich gilt in diesem Fall ~p(z) =~.
Wie man schnell sieht, ist dieses Vektorfeld Hamiltonsch mit der linearen Abbildung (12.83) J(~)(z) = D(~, z) als Hamiltonfunktion. Diese ist somit eine Impulsabbildung der Wirkung, aber nicht aquivariant. Die Wirkung von ]R.2 auf]R.2 durch Translation ist ein Spezialfall dieses Beispiels, siehe Bemerkung 3 von §12.3. Beispiel 12.4.3 (Geliftete Wirkungen mit magnetischen Termen). Eine andere Stelle, an der Nichtaquivarianz von Impulsabbildungen auftritt, ist bei dem Lift von Kotangentialwirkungen, bei denen die symplektische Form die kanonische ist, die jedoch durch die Addition eines magnetischen Terms gestort ist. Versehen wir z.B. P = T*]R.2 mit der symplektischen Form
wobei Beine Funktion von ql und q2 ist. Betrachte nun die Wirkung von ]R.2 auf den ]R2 durch Translationen und den Lift davon zu einer Wirkung von ]R.2 auf P. Beachte, daB diese Wirkung DB genau dann erhalt, wenn B konstant ist, was von nun an vorausgesetzt sei. GemaB (12.83) ist (12.84) eine Impulsabbildung. Diese Impulsabbildung ist nicht aquivariant. Da ]R2 abelsch ist, ist ihr Liealgebren-2-Kozykel durch
gegeben. Von nun an sei B ungleich Null. Durch die Wahl geeigneter Koordinaten wird die Form DB die kanonische, die Wirkung von ]R.2 bleibt jedoch eine Translation durch eine kanonische Transformation. Wir gehen dazu zu neuen Koordinaten P = p und R = (ql - p2/ B, q2 + pI! B) tiber. Die physikalische Interpretation dieser Koordinaten ist die folgende: P ist der Impuls des Teilchens, R hingegen der Mittelpunkt des kreisformigen Orbits, auf dem sich
426
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
ein Teilchen mit Koordinaten (q, p) im Grenzfall eines starken Magnetfeldes bewegt (Littlejohn [1983, 1984]). In diesen Koordinaten hat DB die Form
und die Wirkung von ~2 auf T*~2 besteht aus Translationen in der RVariable. Die Impulsabbildung (12.84) wird zu (12.85)
was wieder ein Spezialfall von (12.26) ist. Die Kohomologieklasse [17] ist ungleich Null, wie das folgende Argument zeigt. Ware 17 exakt, gabe es ein lineares Funktional A : ~2 -+ ~, so daB 17(~, 7)) = A([~, 7)]) = 0 fUr aIle ~,7) ware, was sicherlich nicht richtig ist. Also kann J nicht zu einer aquivarianten Impulsabbildung umgeformt werden. Nach Bemerkung 5 von §12.3 kann man sich jedoch behelfen, indem man zur zentralen Erweiterung von ~2 ubergeht. Sei also G' = ~2 X 8 1 mit der durch (a, eiil)(b, ei'P) = (a+ b,ei(II+'P+B(alb2-a2bl))) (12.86) gegebenen Multiplikation und wirke G' wie zuvor auf T*~2 durch
(a, eiii ). (q, p) = (q + a, p). Dann ist die Impulsabbildung J : T*~2 -+ 9'* = ~3 durch (12.87)
gegeben. Beispiel 12.4.4 (Der Satz von Clairaut). Sei Meine Rotationsflache im ~3, die durch die Rotation des Graphen r = f (z) einer glatten, positiven Funktion f urn die z-Achse entsteht. Schranken wir die gewohnliche Metrik des ~3 auf M ein, so bleibt diese invariant unter Rotationen urn die z-Achse. Betrachten wir nun den geodatischen FluB auf M. Die Impulsabbildung zu der 8 1-Symmetrie ist wie ublich J: TM -+ ~ mit (J(q,v),~) = ((q,V)'~M(q)). Hierbei ist ~M das Vektorfeld auf ~3, das aus einer Rotation mit der Winkelgeschwindigkeit ~ urn die z-Achse hervorgeht, d.h. es ist ~M(q) = ~k x q. Dann ist (J(q, v),~) = ~rllvll cose, wobei r den Abstand zur z-Achse und e den Winkel zwischen v und der horizontalen Ebene angibt. Da Ilvll aufgrund der Energieerhaltung ebenfalls eine ErhaltungsgroBe ist, bleibt r cos e entlang den Gcodaten auf einer Rotationsflache erhalten, eine als Satz von Clairaut bekannte Aussage.
12.4 Aquivariante Impulsabbildungen sind Poissonsch
427
Beispiel 12.4.5 (Die Masse eines nichtrelativistischen, freien, quantenmechanischen Teilchens). Wir zeigen hier im Rahmen eines Beispiels die Beziehung zwischen projektiven unitaren Darstellungen und der Nichtaquivarianz der Impulsabbildung der Wirkung auf dem projektiven Raum. Dies erganzt die Diskussion in Beispiel 12.2.13, wo wir gezeigt haben, daB die Impulsabbildung fUr unit are Darstellungen aquivariant ist. Sei G die in Beispiel 9.3.17 eingefUhrte Galileigruppe, also die Untergruppe von GL(5,~) der Matrizen der Form 9
= [Rval 0 17
o0 1
,
wobei R E 80(3), v, a E ~3 und 7 E ~ sind. 8ei 1l = L2(~3; q der Hilbertraum der (bzgl. des LebesguemaBes) quadratintegrablen komplexwertigen Funktionen auf dem ~3. 8ei m i= 0 eine feste reelle Zahl. Definiere nun fUr jedes 9 den folgenden unitaren Operator auf 1l:
(Um(g)f)(p) = exp
(i C~ Ipl2 + (p + my) . a)) f(R-
1
=
{R, v, a, 7} E G
(p + my)). (12.88)
Wir k6nnen durch direktes Nachrechnen iiberpriifen, daB (12.89) gilt, wobei (mit der Bezeichnung gj a(gl,g2)
1
2
= {R j , Vj, aj, 7j})
= "2IVll 72 + (R 1V2)' (V172 + ad
(12.90)
ist. Beachte, daB a(e,g) = a(g, e) = 0, a(g,g-l) = a(g-l,g) und Um(g-l) = exp( -ima(g, g-l) )Um(g)-l gilt. Aus (12.89) ersehen wir, daB die Abbildung 9 f---t Um(g) kein Gruppenhomomorphismus ist, da ein globaler Phasenfaktor aus 8 1 auftritt. Jedes e i ¢ E 8 1 definiert den unitaren Operator f f---t ei ¢ f auf 1l = L2(~3; q. Diese Abbildung, die jedem Element von 8 1 einen unitaren Operator auf 1l zuordnet, ist ofl"ensichtlich ein injektiver Gruppenhomomorphismus. Wir fassen die Kreisgruppe 8 1 als auf diese Weise in U(1l) eingebettet auf und bemerken, daB sie ein Normalteiler von U(1l) ist (da jedes Element von 8 1 mit jedem Element von U(1l) vertauscht). Definiere nun wie in Beispiel 9.3.18 die projektive unWire Gruppe von 1l durch U(lP1l) = U(1l)/8 1 . Dann induziert (12.89) einen Gruppenhomomorphismus 9 E G f---t [Um(g)] E U(lP1l) , wir erhalten also eine projektive unitiire Darstellung der Galileigruppe auf 1l = L2(~3; q. Man sieht schnell, daB diese Wirkung von der Galileigruppe G auf 1P'1l symplektisch ist (mit der Formel in Proposition 5.3.1).
428
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Als niichstes berechnen wir die infinitesimalen Erzeuger dieser Wirkung. Beachte, daB fur jedes glatte f E H = L2(JR3;q die Abbildung g f--t Um(g)f ebenfalls glatt und V := COO (JR3; q somit invariant unter der Gruppenwirkung ist. Man kann daher fur jedes f E V (12.91 ) definieren, wobei e die Einheitsmatrix in G und ~ E g beliebig ist. Diese Beziehung zeigt, daB a(~) linear in ~ ist und folglich einen linearen Operator a : V = COO (JR3; q ---+ H = L2(JR3 ; q definiert. Da Um(g) unitiir ist und Um(e) die 1dentitiit aufH, ist a(O fur beliebiges ~ E g formal schiefadjungiert auf V. 1st ~=
ual
w [ 000 000
(vgl. Beispiel 9.3.17), so erhalten wir
0 ) of (a(t;)f)(p) = i ( 2m Ipl2 + p. a f(p) + (mu - w x p) . op'
(12.92)
oder fUr w, u, a, und 0 einzeln ausgedruckt
(a(w)f)(p) = -w·
(p x ~~) , of
(a(u)f)(p) = mu· op'
(a(a)f)(p) = i(a· p)f(p) und (a(O)f)(p) = iOl!f f(p). 2m
Aus diesen Formeln ersehen wir, daB a(~)f fUr f E V wohldefiniert ist und daB V fur ~ E g invariant unter a(~) ist. Demzufolge ist a(~) als unbeschriinkter schiefadjungierter Operator auf H eindeutig bestimmt. Nach dem Satz von Stone (siehe Abraham, Marsden und Ratiu [1988]) ist [expta(~)lf
=
Um(expt~)f
(12.93)
glatt in t und fur f E V ist die Ableitung in t = 0 a(~)f. Durch den Ubergang zu Aquivalenzklassen k6nnen wir a(~) auf offensichtliche Weise auf JlDV definieren und die Bedingungen (i), (ii) und (iii) von Beispiel 9.3.18 am Ende von §9.3 sind erfullt. Demzufolge ist JlDV ein wesentlicher G-glatter Anteil von JlDH. Die 1mpulsabbildung zu der projektiven unitiiren Darstellung der Galileigruppe G auf JlDH kann somit auf JlDV definiert werden. N ach Beispiel 11.4.8 ist diese 1mpulsabbildung von der Wirkung von G auf H induziert und hat folglich die Form
12.4 Aquivariante Impulsabbildungen sind Poissonsch
J(~)([j]) =
_i (1, a(~)f) 2
11/112
fur
11=0.
429 (12.94)
Obwohl (12.94) und (11.50) auBerlich sehr ahnlich aussehen, haben die zugehorigen Impulsabbildungen dennoch sehr unterschiedliche Eigenschaften, da sich die infinitesimalen Erzeuger a(O anders als die A(~) verhalten: A(~) ist in (11.50) durch ~ eindeutig bestimmt, hier jedoch ist a(~) durch die projektive Darstellung nur bis auf ein lineares Funktional auf 9 gegeben. Noch entscheidender ist, daB die Aquivarianzbeziehung (12.41) fur die unitare Darstellung erfullt ist, fur die projektive Darstellung hingegen nicht. Urn dies zu sehen, zeigen wir, daB (12.95)
gilt, wobei 11-£ die Identitat auf 1-l und r~ (g-l) E lK eine weiter unten explizit berechnete Zahl ist. Beachte dafUr, daB mit (12.93) und (12.89) eta(Adg~)
=
Um(exptAdg~)
=
Um(g(expt~)g-l)
= Um(g)Um(expt~)Um(g)-l exp(im"((g, t~))
(12.96)
folgt, wobei (12.97)
ist. Beachte, daB ,,((g, 0) = 0 gilt. Leiten wir (12.96) nach t bei t = 0 ab und verwenden den Satz VOn Stone, erhalten wir (12.95) mit (12.98)
Mit der Notation in §9.3, (12.90) und (12.97) gilt also fUr ~={w,u,a,e}
und
g={R,v,a,T} (12.99)
woraus unter Verwendung von
folgt, daB (12.100)
gilt.
430
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Der durch die Impulsabbildung (12.94) definierte g*-wertige Gruppen-1Kozykel ist somit durch J(~)(g.
[iD -
J(Adg-l~)([JD
= rf,(g)
gegeben, was im Einklang mit der Notation von Proposition 12.3.1 steht. Der reellwertige Liealgebren-2-Kozykel ist dann
E(~, 17) = Ter'l(~) = =m - (u·a I
2
dd
I
t t=O
r'l(c(t))
I ) -u·a
(12.101)
(siehe (12.53)), wobei ~ = {w,u,a,O}, 17 = {wl,ul,al,O'} und c(t) = {etw , tu, ta, to} ist. Dieser Kozykel auf der Liealgebra ist nicht trivial, seine Kohomologieklasse verschwindet also nicht (vgl. Ubung 12.4.6). Also liefert die Masse eines Teilchens ein MaB dafUr, wieviel die Impulsabbildung in H2(g, JR) von der A.quivarianz trennt (bzw. die projektive Darstellung von der unitaxen).
Ubungen Ubung 12.4.1. Priife direkt nach, daB der Drehimpuls eine Poissonabbildung ist. Ubung 12.4.2. Was sagt der Satz iiber die kollektive Hamiltonfunktion fiir den Drehimpuls aus? 1st diese Aussage auch ohne ihn ersichtlich? Ubung 12.4.3. Sei z(t) eine Integralkurve von X FoJ . Zeige, daB J-l(t) = J(z(t)) die Gleichung f.1 = ad 8F / 8 /lJ-l erfUllt. Ubung 12.4.4. Betrachte einen Rotationsellipsoid im JR3 und eine Geodate, die mit einem Winkel a zum "A.quator" auf diesem startet. Finde mit Hilfe des Satzes von Clairaut eine obere Schranke dafiir, wie hoch die Geodate auf der Ellipse steigen kann. Ubung 12.4.5. Betrachte die in Ubung 11.4.3 beschriebene Wirkung von SE(2) auf den JR 2. Da diese Wirkung nicht als ein Lift definiert war, kann Satz 12.1.1 nicht angewandt werden. In Ubung 11.5.2 wurde auch gezeigt, daB diese Impulsabbildung nicht aquivariant ist. Berechne den durch diese Impulsabbildung definierten Gruppen- und Liealgebren-Kozykel. Finde die zentrale Erweiterung der Liealgebra, durch die die Impulsabbildung aquivariant wird. Ubung 12.4.6. Zeige unter Verwendung von Ubung 12.4.1, daB fUr die Galileialgebra jeder 2-Korand von der Form
).(C() =
X·
(w
X Wi)
+y. (w x u' -Wi
X
u) +z· (w
X
a ' -Wi x a+uO' -u'O)
12.5 Poissonsche Automorphismen
431
fur ein x, y, z E lli.3 mit ~
= {w, u, 0:, B}
und
e = {w', u', 0:', B'}
ist. SchlieBe daraus, daB der Kozykel E in Beispiel (12.4.5) (siehe (12.101)) kein Korand ist. (Es kann gezeigt werden, daB H2(g, lli.) ~ lli., also eindimensional ist, dies erfordert jedoch einigen algebraischen Aufwand (Guillemin und Sternberg [1977, 1984]).)
Ubung 12.4.7. Leite die Formel fur die Impulsabbildung in Ubung 11.5.4 (v) aus (12.80) in Beispiel (12.4.1) her.
12.5 Poissonsche Automorphismen In diesem kurzen Abschnitt tragen wir noch eine Reihe verschiedener Aussagen uber Poissonsche Automorphismen, symplektische Blatter und Impulsabbildungen zusammen. Wir definieren fur eine Poissonmannigfaltigkeit P die folgenden Unterliealgebren von X(P):
• Infinitesimale Poissonsche Automorphismen. Sei P(P) die Menge der X E X(P) mit
• Infinitesimale, die symplektischen Bliitter erhaltende Poissonsche Automorphismen. Sei p.c(P) die Menge der X E P(P) mit X(z) E TzS, wobei S das symplektische Blatt durch z E P ist. • Lokal Hamiltonsche Vektorfelder. Sei CH(P) die Menge der X E X(P), fur die es zu jedem z E Peine offene Umgebung U von z und ein F E F(U) mit XIU = XFIU gibt. • Hamiltonsche Vektorfelder. Sei H(P) die Menge der Hamiltonschen Vektorfelder X F mit FE F(P). Dann gelten die folgenden Aussagen (falls der Beweis nicht unmittelbar klar ist, werden Literaturhinweise gegeben):
(i) H(P) c .cH(P) c p.c(P) c P(P). (ii) 1st P symplektisch, so gilt .cH(P) gilt .c1-l(P) = H(P).
= p.c(P) = P(P), ist H 1 (P) = 0, so
(iii) Sei P die triviale Poissonmannigfaltigkeit, die Poissonklammer also durch {F, G} = 0 fUr alle F, G E F(P) gegeben. Dann gilt P(P) i=p.c(P).
432
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
(iv) Sei P = 1R. 2 mit der Klammer {F,C}(x,y)
=x
8C 8C 8F) ( 8F 8x 8y - 8x 8y .
Dies ist sogar eine Lie-Poisson-Klammer. Das Vektorfeld X(x, y)
8
= xy 8y
liefert ein Beispiel fur ein Element von P£(P), das nicht in CH(P) liegt. (v) H.(P) ist ein Ideal in jeder der drei Liealgebren, in denen es enthalten ist, denn fUr Y E P(P) und H E F(R) ist [Y, X H ] = XY[H]' (vi) 1st P symplektisch, so folgt [£H.(P) , £H.(P)] c H.(P). (Die Hamiltonfunktion fur [X, Y] ist -D(X, Y).) Dies gilt fur allgemeine Poissonmannigfaltigkeiten nicht. Fur symplektisches P haben Calabi [1970] und Lichnerowicz [1973] gezeigt, daB [£H.(P) , £H.(P)] = H.(P) gilt. (vii) Existiert fur die Liealgebra 9 eine Impulsabbildung auf P, so ist gp H.(P).
c
(viii) Sei C eine zusammenhangende Liegruppe. Besitzt die Wirkung eine Impulsabbildung, so erhalt diese die symplektischen Blatter von P. Den Beweis hierfur haben wir in §12.4 gefuhrt.
12.6 Impulsabbildungen und Casimirfunktionen In dies em Abschnitt kommen wir wieder auf die in Kap. 10 behandelten Casimirfunktionen zuruck und stellen eine Verbindung zu den Impulsabbildungen her. Dies werden wir im Zusammenhang mit den Poissonmannigfaltigkeiten der Form PIC tun, die in §10.7 diskutiert wurden. Ausgangspunkt sei eine Poissonmannigfaltigkeit P und eine freie und eigentliche Poissonsche Wirkung einer Liegruppe C auf P, die eine aquivariante Impulsabbildung J : P -+ g* besitzt. Wir suchen nach einem Zusammenhang von J mit einer Casimirfunktion C : PIC -+ IR.. Proposition 12.6.1. Sei tfJ : g* -+ IR. eine unter der koadjungierten Wirkung invariante Funktion. Dann gilt:
(i) tfJ ist eine Casimirfunktion fur die Lie-Poisson-Klammer. (ii) tfJoJ ist C-invariant auf P und definiert somit eine Funktion C : PIC -+ IR., fur die tfJ 0 J = Co 7r gilt, vgl. Abb. 12.2.
12.6 Impulsabbildungen und Casimirfunktionen
433
p
;/~
P/G~
/."
Abb. 12.2. Casimirfunktionen und Impulsabbildungen. (iii) Die Funktion C ist eine Casimirfunktion auf P / G. Beweis. Fur den Beweis des erst en Teils schreiben wir die Bedingung der Ad* -Invarianz folgendermaBen urn: (12.102)
Leiten wir diese Beziehung nach g in g = e in Richtung von wir fUr aIle 7] E 9 (vgl. (9.28))
o=
:t I
t=O
7]
tJ> ( Ad:xp ( -try) IL) = - DtJ>(IL) . ad;lL.
ab, erhalten
(12.103)
Also gilt nach der Definition von otJ> / oIL fur aIle ry E 9 0= ( ad; IL, 1:) = (IL' adry1:) =
-(ad6P/O~ IL, ry).
Anders ausgedriickt ist ad6P/O~ IL
= 0,
nach Proposition 10.7.1 folgt X p = 0 und somit ist tJ> eine Casimirfunktion. Fur den zweiten Teil beachte zunachst, daB aufgrund der A.quivarianz von J und der Invarianz von tJ>
tJ>(J (g . z)) = tJ>(Ad;-l J (z)) = tJ>(J (z)) gilt. Also ist tJ> 0 J G-invariant. Fur den dritten Teil schlieBlich verwenden wir den Satz uber die kollektive Hamiltonfunktion 12.4.2 und folgern fUr IL = J(z)
Also gilt T z 7r . XpoJ(z) = 0, da infinitesimale Erzeuger tangential zu den Orbits liegen und daher unter 7r auf Null projiziert werden. 7r ist aber eine Poissonabbildung und es folgt
434
12. Berechnung und Eigenschaften von Impulsabbildungen
Also ist C eine Casimirfunktion auf PIG.
•
Korollar 12.6.1. 1st G abelsch und <J> : g* ---+ IR eine beliebige glatte Funktion, so definiert <J> 0 J = C 0 7r eine Casimirfunktion C auf PIG.
Dies folgt daraus, daB fur abelsche Gruppen die Ad* -Wirkung trivial ist und somit jede Funktion auf g* Ad* -invariant ist.
Ubungen Ubung 12.6.1. Zeige, daB <J>(II) 50(3)* ist.
IIIII12
eme invariante Funktion auf
Ubung 12.6.2. Finde unter Verwendung von Korollar 12.6.1 die Casimirfunktionen fUr die Klammer (10.36). Ubung 12.6.3. Zeige, daB eine linksinvariante Hamiltonfunktion H : T*G ---+ IR bezuglich der Impulsabbildung fur eine Rechtswirkung kollektiv ist, dies jedoch fUr die Impulsabbildung eine Linkswirkung nicht der Fall sein muB.
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
Neben der Poissonstruktur auf einer symplektischen Mannigfaltigkeit ist die Lie-Poisson-Klammer auf dem Dualraum g* einer Liealgebra das vielleicht wichtigste Beispiel einer Poissonstruktur. Sie wird folgendermaBen konstruiert. Sind zwei glatte Funktionen F, H E F(g*) gegeben, definieren wir zunachst ihre Fortsetzungen F L , HL (bzw. F R , H R ) durch Links- (bzw. Rechts- )translation auf ganz T* G. Dann bildet man die Klammer {FL, H d (bzw. {FR' H R}) in der kanonischen symplektischen Struktur n auf T*G und schrankt abschlieBend das Ergebnis wieder auf g* (als Kotangentialraum an das neutrale Element aufgefaBt) ein. Wir werden zeigen, daB die so definierte Klammer {F, H} tatsachlich die Lie-Poisson-Klammer ist. Den hier vollzogenen ProzeB nennt man Lie-Poisson-Reduktion. In §14.6 zeigen wir, daB die symplektischen Blatter dieser Klammer gerade die koadjungierten Orbits in g* sind. Wir werden auch einen anderen Zugang behandeln, in dem nicht Poissonklammern, sondern Variationsprinzipien die Objekte der Reduktion sind, die sich dann auf 9 statt auf g* abspielt. Der Ubergang von einem Variationsprinzip auf TG zu einem auf 9 wird als Euler-Poincare-Reduktion bezeichnet.
13.1 Der Satz zur Lie-Poisson-Reduktion Wir wollen als erstes den Zusammenhang zwischen der kanonischen Poissonklammer auf T*G und der Lie-Poisson-Klammer auf g* untersuchen. Satz 13.1.1 (zur Lie-Poisson-Reduktion). lndem wir die Menge der Funktionen auf g* mit der Menge der links- (bzw. rechts- )invarianten Funktionen auf T*G identifizieren, definieren wir auf g* die Poissonstrukturen (13.1)
Wir bezeichnen den Raum g* mit dieser Poissonstruktur mit g~ (bzw. g't-). 1st die Wahl zwischen Links- oder Rechtsinvarianz aus dem Zusammenhang klar, lassen wir den Index + bzw. - an {F, H} _ und {F, H} + aus. J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
436
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
In der von Marsden und Weinstein [1983] eingefUhrten Bezeichnung nennt man diese Klammer auf g* die Lie-Poisson-Klammer. Sie ist schon in Lie [1890, S. 204] explizit angegeben. Siehe Weinstein [1983a] und §13.7 unten fur weitere historische Informationen. Es gibt sogar bei Jacobi [1866, S. 7] erste Hinweise auf diese Struktur. Sie wurde spater vielfach wiederentdeckt, findet sich z.B. explizit in Berezin [1967] und steht in engem Zusammenhang mit den Ergebnissen von Arnold, Kirillov, Kostant und Souriau in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Aussage des Satzes. Bevor wir den Satz beweisen, wollen wir einige in seiner Aussage verwendete Begriffe erklaren. Zunachst wollen wir noch einmal aus Kap. 9 wiederholen, wie die Liealgebra einer Liegruppe G gebildet wurde. Wir definieren 9 = TeG, den Tangentialraum im neutralen Element. Zu ~ E 9 definieren wir ein linksinvariantes Vektorfeld ~L = Xe auf G durch (13.2) wobei Lg : G -+ G die Linkstranslation mit g E G bezeichnet, die durch Lgh = gh definiert ist. Zu ~,'f) E 9 definieren wir weiter (13.3) wobei die Klammer auf der rechten Seite die Jacobi-Lieklammer fUr Vektorfelder ist. Durch die Klammer (13.3) wird 9 eine Liealgebra, d.h., [,] ist bilinear, antisymmetrisch und erfUllt die Jacobiidentitat. 1st G z.B. eine Untergruppe von GL(n), der Gruppe der invertierbaren (n x n)-Matrizen, identifizieren wir 9 = TeG mit einem Vektorraum von Matrizen und wie in Kap. 9 berechnet ist (13.4) [~,'f)] = ~T) - 'f)~ der gewohnliche Kommutator zweier Matrizen. Eine Funktion FL : T*G -+ lK heiBt linksinvariant, wenn fur alle g E G (13.5) gilt, wobei T* Lg den Kotangentiallift von Lg bezeichnet, T* Lg also der punktweise gebildete zu T Lg adjungierte Operator ist. Den Raum aller glatten linksinvarianten Funktionen auf T*G bezeichnen wir mit :FdT*G). Analog definiert man rechtsinvariante Funktionen auf T*G und den Raum :FR(T*G). Zu F : g* -+ lK und CY g E T*G sei (13.6) wobei J R : T*G -+ g*, J R(CY g) = T; Lg . CY g die Impulsabbildung des Lifts der Rechtstranslation auf Gist (siehe (12.29). Die Funktion FL = F 0 J R heiBt linksinvariante Fortsetzung von F von g* auf T*G. Analog definiert man die rechtsinvariante Fortsetzung durch
13.1 Der Satz zur Lie-Poisson-Reduktion
437
wobei J L : T*G --+ g*, JL(a g ) = T; R g · a g die Impulsabbildung des Lifts der Linkstranslation auf Gist (siehe (12,28)). Die Komposition mit J R (bzw. J L) von rechts definiert somit einen Isomorphismus F(g*) --+ FL(T*G) (bzw. F(g*) --+ FR(T*G)), dessen Umkehrung die Einschrankung auf die Faser T;G = g* ist. Da T* Lg und T* Rg symplektische Abbildungen auf T*G sind, sind FL(T*G) und FR(T*G) abgeschlossen unter der kanonischen Poissonklammer auf T*G. Eine mogliche Formulierung der Aussage des Satzes zur LiePoisson-Reduktion ist daher die, daB die obigen Isomorphismen von F(g*) mit FL(T*G) bzw. FR(T*G) auch Isomorphismen von Liealgebren sind, also (13.8) und (13.9) gilt, wobei {,}± die Lie-Poisson-Klammer auf g* und {,} die kanonische Klammer auf T*G ist. Eine andere Moglichkeit werden wir in §13.3 behandeln.
Beweis (des Satzes zur Lie-Poisson-Reduktion). Die Abbildung J R : T*G
--+ g~
ist nach Satz 12.4.1 eine Poissonabbildung, es gilt also
Schranken wir diese Gleichung auf g* ein, so erhalten wir (13.8). Auf ahnliche Weise zeigt man (13.9), wobei man verwendet, daB die Abbildung J L : T*G --+ 9+ Poissonsch ist. • Dieser Beweis setzt voraus, daB wir die Formel fur die Lie-PoissonKlammer bereits kannten. In §13.3 werden wir einen zweiten Beweis liefern, der Impulsfunktionen und die Faktorisierung nach G verwendet (siehe §1O.7). In diesem wird dann auch die Formel fUr die Lie-Poisson-Klammer als Teil des Beweises mit hergeleitet. In den nachsten zwei Abschnitten fUhren wir weitere konstruktive Beweise dieses Satzes fur einige Spezialfalle, urn ihn so besser zu verstehen.
Ubungen Ubung 13.1.1. Definiere zu u, v E ]R3 die Funktion F U : $0(3)* ~ ]R3 --+ ]R durch Fu(x) = (x, u) und analog die Funktion FV. Sei FE: T*SO(3) --+]R die linksinvariante Fortsetzung von F U , analog FL' Berechne die Poissonklammer
{FE,FL}.
438
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
13.2 Der Beweis des Satzes zur Lie-Poisson-Reduktion fur GL(n) Wir beweisen den Satz zur Lie-Poisson-Reduktion nun fiir den Spezialfall der Liegruppe G = GL(n) der reellen invertierbaren (n x n)-Matrizen. Dies stellt zwar eine rein padagogische Ubung dar, da wir den Satz ja schon allgemein bewiesen haben, der Verlauf des Beweises fiir Spezialfalle kann jedoch neue Einsichten in die Struktur des Satzes liefern. In den Interneterganzungen beweisen wir den Satz auch noch fUr den Fall der Gruppe der volumenerhaltenden Diffeomorphismen und fiir die Gruppe der symplektischen Diffeomorphismen. Die Linkstranslation mit U E Gist durch die Matrizenmultiplikation gegeben: Lu A = U A. Identifizieren wir den Tangentialraum an G im Punkt A mit dem Vektorraum aller (n x n)-Matrizen, so gilt fiir BE TAG ebenfalls
da Lu A linear in A ist. Der Kotangentialraum kann iiber die Paarung (13.10) mit dem Tangentialraum identifiziert werden. JrT ist hierbei die Transponierte von Jr. Der Kotangentiallift von Lu ist somit durch (T*LuJr,B)
gegeben, es gilt also
=
(Jr,TLu' B)
= Sp(JrTUB)
T* LUJr = UT Jr.
(13.11)
Zu zwei gegebenen Funktionen F, G : g* -+ lR seien (13.12) ihre linksinvarianten Fortsetzungen. Nach der Kettenregel gilt mit f-l = AT Jr
(13.13) Die kanonische Klammer ist demzufolge
(13.14) 1m neutralen Element A = Id ist JFL/JJr = JF/Jf-l mit Jr = f-l. Also wird die Poissonklammer (13.14) mit (13.13) zu der (- )-Lie-Poisson-Klammer:
13.3 Lie-Poisson-Reduktion uber Impulsfunktionen
439
Diese Herleitung kann auch auf den Fall anderer Matrixgruppen ubertragen werden, z.B. der Drehgruppe SO(3). In diesem Fall muB man jedoch sehr genau auf die richtige Behandlung der Orthogonalitatsbedingung achten.
Ubungen Ubung 13.2.1. FL und GL seien von der Form (13.12), so daB man FL und G L auf T*SO(3) einschranken kann. 1st die Klammer dieser Einschrankungen durch die Einschrankung von (13.14) gegeben?
13.3 Lie-Poisson-Reduktion iiber Impulsfunktionen T* G / Gist diffeomorph zu g*. In diesem Abschnitt flihren wir einen konstruktiven Beweis des Satzes zur Lie-Poisson-Reduktion unter Verwendung von Impulsfunktionen. Zunachst zeigen wir, daB T*GjG diffeomorph zu g* ist. Beachte dafUr, daB die durch
gegebene Trivialisierung von T*G durch Linkstranslationen den liblichen Kotangentiallift der Linkstranslationen auf G in die fur g, h E G und p, E g* durch (13.16) g. (h, p,) = (gh, p,) gegebene Wirkung von G auf G x g* transformiert. Also ist T*GjG difIeomorph zu (G x g*)jG, was wiederum gleich g* ist, da G nicht auf g* wirkt (siehe (13.16)). Also konnen wir JR : T*G -+ g* als die kanonische Projektion T*G -+ T*GjG auffassen, und als eine Folgerung aus dem Satz zur Poissonreduktion (siehe Kap. 10) ist auf g* eine Poissonklammer gegeben, die wir vorlibergehend mit { , }_ bezeichnen wollen und die eindeutig durch die Bezichung (13.17) fUr Funktionen F, H E F(g*) definiert ist. Ziel dieses Abschnitts ist eine explizite Berechnung der Klammer {, } _, aus der dann folgen wird, daB es sich urn die (- )-Lie-Poisson-Klammer handelt.
440
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
Bevor wir mit dem Beweis beginnen, wollen wir noch darauf hinweisen, daB die Poissonklammer {F, H} _ fUr F, H E F(g*) nur von den Differentialen von Fund H in jedem Punkt fUr sich abhangt. Also k6nnen wir fUr die Bestimmung der Klammer {, } _ auf g* oBdA annehmen, daB Fund H lineare Funktionen auf g* sind. Beweis (des Satzes zur Lie-Poisson-Reduktion). Der Raum FdT*G) der linksinvarianten Funktionen auf T*G ist (als Vektorraum) isomorph zu F(g*), dem Raum aller Funktionen auf dem Dualraum g* der Liealgebra 9 von G. Ein 1somorphismus ist explizit durch F E F(g*) +-t FL E FdT*G) mit (13.18) gegeben. Da FdT*G) abgeschlossen unter der Klammerbildung ist (was daraus folgt, daB T* Lg eine symplektische Abbildung ist), ist F(g*) mit einer eindeutigen Poissonstruktur ausgestattet. Wie wir kurz zuvor angemerkt haben, k6nnen wir F durch seine Linearisierung in einem gegebenen Punkt ersetzen, ohne die Klammer zu iindern. Dies bedeutet, daB es gentigt, den Satz zur Lie-Poisson-Reduktion fUr lineare Funktionen auf g* zu beweisen. 1st F linear, k6nnen wir F(J-i) = (J-i,8F/8J-i) schreiben, wobei 8F/8J-i auf 9 konstant ist. Mit J-i = T; Lg . a g erhalten wir also
Fdag) = F(T;Lg· a g) = \ T;Lg· ag, ~:)
= \ ag,TeLg·
~:) = p (( ~:t) (a g),
(13.19)
wobei ~dg) = TeLg(~) dasjenige linksinvariante Vektorfeld auf Gist, des sen Wert im neutralen Element ~ E gist. Also folgt aus (12.3), (13.19) und der Definition der Lieklammer wie gefordert
(13.20) Wegen
F 0 J R = FL
und
H 0 J R = HL
ergibt sich mit den Beziehungen (13.17) und (13.20)
{F,H}_(J-i) = {FL,Hd(J-i) = - \J-i,
[~:, ~~]),
13.4 Reduktion und Rekonstruktion der Dynamik
441
die Klammer {, }_, die wir durch die Identifizierung von T*CjC mit g* eingefUhrt haben, ist also die (- )-Lie-Poisson-Klammer. Der Beweis fur die (+ )-Struktur folgt analog, wobei man die rechtsinvariante Fortsetzung von linearen Funktionen verwendet, da die Lieklammer zweier rechtsinvarianter Vektorfelder gleich dem Negativen der Lieklammer ihrer Erzeuger ist. •
13.4 Reduktion und Rekonstruktion der Dynamik Reduktion der Dynamik. In den letzten Abschnitten haben wir uns auf die Reduktion der Poissonstruktur von T*C nach g* konzentriert. Genauso stellt sich aber die Frage nach der Reduktion der Dynamik einer gegebenen Hamiltonfunktion, die im nachsten Satz behandelt wird und besonders in Beispielen wichtig ist. Satz 13.4.1 (zur Lie-Poisson-Reduktion der Dynamik). Sei G eine Liegruppe und H : T* C ---+ lR eine links- (bzw. rechts-) invariante Funktion. Dann erjullt die Funktion H- := Hlg* (bzw. H+ := Hlg*) auj g* die Gleichung H = H- 0 J R , es gilt also jur alle a g E T;C, wobei J R : T*C ---+ H+ oJ L und
g"-
durch JR(a g)
=
(13.21 )
T*Lg' a g gegeben ist (bzw. H = jur alle a g E T;C,
(13.22)
9+
wobei J L : T* G ---+ durch J d a g) = T* Rg . a g gegeben ist). Der FlufJ Ft von X H auj T* G und der FlufJ Ft- (bzw. Ft) (bzw. X H +) auj g"- (bzw. g+) erjullen
JR(Ft(a g )) = Ft-(JR(a g )),
(13.23)
h(Ft(a g )) = Ft(h(a g )).
(13.24)
Eine linksinvariante Hamiltonfunktion auf T*G induziert also eine LiePoisson-Dynamik auf g"-, wahrend eine rechtsinvariante eine Lie-Poisson Dynamik auf g+ induziert. Dieser Satz folgt direkt aus dem Satz zur Lie-PoissonReduktion und der Tatsache, daB eine Poissonabbildung Hamiltonsche Systerne und ihre Integralkurven in Hamiltonsche Systeme uberfuhrt. Links- und Rechtsreduktion. Wir hat ten oben gesehen, daB eine Linksreduktion durch eine Rechtsimpulsabbildung umgesetzt wird, daB also H und H- und auch X H und X H - miteinander JR-verwandt sind, wenn H linksinvariant ist. Wir ki:innen weitere Informationen erhalten, wenn wir ausnutzen, daB J L eine Erhaltungsgri:iBe ist.
442
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
Proposition 13.4.1. Sei H : T*G -+ lR linksinvariant und H- wie oben die Einschriinkung auf g*. Sei a(t) E T;(t)G eine Integralkurve von X H , p(t) = JR(a(t)) und v(t) = h(a(t)), so dafJ v zeitlich konstant ist. Dann gilt (13.25) Beweis. Dies folgt aus v = T; Rg(t)a(t), p(t) = T; Lg(t)a(t), der Definition der koadjungierten Wirkung und dem Umstand, daB JL eine ErhaltungsgroBe .. ist.
v und p(t) legen g(t) durch (13.25) schon bis zu einem gewissen Grade fest. Filr 80(3) folgt z.B., daB g(t) den Vektor p(t) in den fest en Vektor v rotiert. Die Rekonstruktionsgleichung. Differenzieren wir (13.25) nach t und verwenden die Formeln zur Differentiation von Kurven aus §9.3, erhalten wir
0= g(t) . {~(t) . p(t) mit ~(t)
= g(t)-l!J(t) und ~. f.l = -
+
dt}
ad~p.
Mt) erfilllt aber die Lie-Poisson-Gleichungen
und somit folgt also ad(_W)+OH- jo!')p(t)
Eine hinreichende Bedingung hierfilr ist, daB nannte Rekonstruktionsgleichung
=
o.
~(t)
= bH- /bp, also die soge-
(13.26)
gilt. Daher ist anschaulich klar, daB wir a(t) aus p(t) rekonstruieren konnen, indem wir zuniichst (13.26) mit geeigneten Anfangsbedingungen lOs en und dann (13.27) setzen. Dies liefert eine Umkehrung der Reduktion von T*G nach g*, wie in Abb. 13.1 dargestellt. Wir betrachten als niichstes den Vorgang der Rekonstruktion noch ein wenig genauer und von einem leicht anderen Blickwinkel aus.
13.4 Reduktion und Rekonstruktion der Dynamik
443
Lie-Poisson-Reduktion g*
T*G
Lie-Poisson-Rekonstruktion Abb. 13.1. Lie-Poisson-Reduktion und -Rekonstruktion.
Linkstrivialisierung der Dynamik. Die nachste Proposition beschreibt das Vektorfeld X H in der Linkstrivialisierung von T*G als G x g*. Sei A : T*G ---+ G x g* der durch (13.28)
definierte Diffeomorphismus. Man zeigt leicht, daB A aquivariant bezuglich des KotangentiaBifts der Linkstranslationen auf G und der fUr g, h E G und f.1 E g* durch (13.29) gegebenen Wirkung von G auf G x g* ist. Sei PI : G x g* --t G die Projektion auf den erst en Faktor. Beachte, daB PI 0 A = 7r gilt, wobei 7r : T*G --t G die kanonische Projektion des Kotangentialbundels ist.
Proposition 13.4.2. Fur 9 E G und f.1 E g* ist der Pushforward von X H durch A auf G x g* das durch (13.30) mit H-
= Hlg* gegebene Vektorfeld.
Beweis. Wie wir bereits gezeigt haben, kann die Abbildung J R : T*G ---+ g* als die Standardprojektion auf den Quotientenraum T*G ---+ T*GjG fur die Linkswirkung angesehen werden, so daB die zweite Komponente von A*X H die Lie-Poisson-Reduktion von X H und somit gleich dem Hamiltonschen Vektorfeld X H - auf g*- ist. Nach Proposition 10.7.1 ki:innen wir schlieBen, daB (13.31 )
gilt, wobei X/1 E X( G) ein Vektorfeld auf Gist, das glatt von dem Parameter f.1 E g* abhangt. Mit H ist auch X H linksinvariant und aufgrund der Aquivarianz des Diffeomorphismus A gilt noch A;A*XH = A*X H fur jedes 9 E G. Dies ist wiede rum aquivalent zu TghLg-IX/1(gh) = X/1(h) fUr aBe g, h E G und f.1 E g*, also folgt (13.32)
444
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
In Anbetracht von (13.31) und (13.32) ist die Proposition bewiesen, wenn wir zeigen, daB (13.33) ist. Beachte dafiir zunachst XJl(e)
= T(e,Jl)Pl(A*XH(p,)) = (T(e,Jl)Pl 0 TJlA)XH(p,) = TJl(Pl 0 A)XH(p,) = TJl7r(XH(p,)).
(13.34)
Fiir ein festes v E g* definieren wir den FluB (13.35) der die Fasern von T*G invariant laBt und somit ein durch VV(oo g ) = dd I (OO g t t=o
+ tT; L g
-1
(v))
(13.36)
gegebenes vertikales Vektorfeld Vv auf T*G definiert (d.h. eines, fUr das T7r 0 Vv = 0 ist). Die Bestimmungsgleichung ixwf? = dH von XH ergibt im Punkt p, in Richtung Vv (p,)
(13.37) so daB wir unter Verwendung von
[l
= -d8 (13.38)
erhalten. Wir berechnen die Terme auf der linken Seite von (13.38) einzeln. Da Vv vertikal ist, gilt T7r 0 Vv = 0 und mit der definierenden Gleichung fiir die kanonische I-Form 8(Vv ) = 0, der erste Term verschwindet also. Fiir den zweiten erhalten wir mit der Definition von 8 und (13.34) Vv[8(XH )](p,)
=
~ It=o 8(XH )(p, + tv)
= dd I
t t=O
(p, + tv, TJlHv7r (XH(p, + tv)))
=!il \p,+ tv,XJlHV(e)) dt t=o = (v, XJl(e)) + (p"
:t
It=o XJlHV(e)).
(13.39)
Zur Berechnung des dritten Terms benutzen wir erneut die Definition von 8, vertauschen die Reihenfolge von TJl7r und d/ dt, was wegen der Linearitat von
13.4 Reduktion und Rekonstruktion def Dynamik
TJ.L'if moglich ist, verwenden dann die Beziehung erhalten
'if 0
F[ =
'if
445
und (13.34) und
8([XH' Vv])(JL) = (JL,TJ.L'if. [XH' Vv](JL)) - (JL,TJ.L'if. - (JL'
! It=o
- (JL' :t - (JL'
:tlt=o ((F[)*XH)(JL)) TJ.L'if.
TJ.LHvF~t(XH(JL + tv)))
It=o TJ.LHV('if F~t)(XH(JL + tV)))
! It=o
0
TJ.L+tv'if· XH(JL
+ tV))
- / JL, ~I XJ.LHV(e)). \ dt t=O
(13.40)
Die Addition von (13.39) und (13.40) liefert mit (13.38)
/ ----r;;6H-) (v, XJ.L(e)) = \v,
.
•
Es folgt (13.33) und die Proposition ist bewiesen.
Der Rekonstruktionssatz. eben bewiesenen Proposition.
Der folgende Satz ist eine Konsequenz der
Satz 13.4.2 (zur Lie-Poisson-Rekonstruktion der Dynamik). Sei G eine Liegruppe und H : T*G --+ lK eine linksinvariante Hamiltonfunktion. Sei H- = Hlg* und JL(t) die Integralkurve der Lie-Poisson-Gleichung
dJL
*
dt = ad 15H - /15J.LJL
(13.41 )
zu der Anfangsbedingung JL(O) = T: LgO (ago). Dann ist die Integralkurve a(t) E T;(t)G von X H zur Anfangsbedingung a(O) = agO durch (13.42)
gegeben, wobei g(t) die Losung der Gleichung g-lg = 6H- 16JL ist, also (13.43)
mit der Anfangsbedingung g(O) = go gilt. Beweis. Die Kurve a(t) ist genau dann die durch die Anfangsbedingung a(O) = agO eindeutig bestimmte Integralkurve von XH, wenn
446
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
A(CX(t))
= (g(t),T;Lg(t)cx(t)) = (g(t),JR(cx(t))) =: (g(t), f-L(t))
die Integralkurve von A*X H zu der Anfangsbedingung
ist, was wegen (13.30) aquivalent zu der Aussage des Satzes ist. Fur rechtsinvariante Hamiltonfunktionen H : T*G Die Lie-Poisson-Gleichung lautet
--t
df-L dt
lR ist H+
•
= Hlg*.
(13.44)
die Rekonstruktionsgleichung
a(t) = T;(t)Rg(t)-lf-L(t),
(13.45)
und die Gleichung fUr g(t) ist gg-l = oH+ /Of-L bzw. (13.46)
mit unveranderten Anfangsbedingungen.
Lie-Poisson-Rekonstruktion und Lagrangefunktionen. Oftmals ist eine Hamiltonfunktion H auf T*G aus einer Lagrangefunktion L : TG --t ~ durch eine Legendretransformation IF L erhalten worden. Viele der Konstruktionen und Beweise sind in solchen Fallen im Lagrangeschen Formalismus einfacher. Sei z.B. L linksinvariant (bzw. rechtsinvariant), es gelte also fUr aile 9 E G und v E ThG L(TL g . v) = L(v) (13.47) bzw.
L(TRg · v)
= L(v).
(13.48)
Differenzieren wir (13.47) und (13.48), so erhalten wir
lFL(TL g . v) . (TL g . w)
= lFL(v) . w
(13.49)
lFL(TRg . v) . (TR g . w)
= lFL(v) . w
(13.50)
IF LoTLg
= IF L
(13.51 )
IF LoTRg
= IF L.
(13.52)
bzw. fUr aile v, wE nG und 9 E G. Es gilt also
T* Lg
0
bzw.
T*Rg
0
13.4 Reduktion und Rekonstruktion der Dynamik
447
Beachte, daB die Wirkung von L ebenfalls links- (bzw. rechts-)invariant ist, also A(TLg . v) = A(v) (13.53) bzw.
A(TRg . v) = A(v)
(13.54)
gilt, denn (13.49) zufolge ist
A(TLg . v) = FL(TLg . v) . (TLg . v). = FL(v) . v = A(v). Damit ist aber die Energie E = A - L auf TG links- (bzw. rechts-)invariant. 1st L hyperregular, so ist FL : TG -+ T*G ein Diffeomorphismus und H = Eo (FL)-l ist auf T*G links- (bzw. rechts-)invariant.
Satz 13.4.3 (zur Lie-Poisson-Rekonstruktion, zweite Form). Sei L : TG -+ IR eine hyperreguliire Lagrangefunktion, die aufTG links- (bzw. rechts)invariant ist. Sei H : T*G -+ IR die zugehOrige Hamiltonfunktion und H- : g"'- -+ IR (bzw. H+ : g+ -+ IR) die induzierle Hamiltonfunktion auf g*. Sei f.L(t) E g* eine Integralkurve zu H- (bzw. H+) mit der Anfangsbedingung f.L(0) = T;Lgo· agO (bzw. f.L(0) = T;Rgo· ago) und sei ~(t) = FL-1f.L(t) E g. Setze Vo = TeLgo . ~(O) E TgoG. Dann ist die Integralkurve des Lagrangeschen Vektorfeldes zu L mit der Anfangsbedingung (go, vo) durch (13.55)
bzw.
VR(t) = TeRg(t) . ~(t)
(13.56)
gegeben, wobei g(t) die Gleichung g-lg = ~ erfiillt, also dg dt = TeLg(t) . ~(t), gilt bzw. g-lg
= ~
g(O) = go
(13.57)
g(O) = go·
(13.58)
und damit dg dt = TeRg(t) . ~(t),
Die zugehOrige Integralkurve von X H aufT*G mit der Anfangsbedingung agO' die f.L( t) iiberdeckt, ist (13.59)
bzw. (13.60)
448
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
Beweis. Dies folgt aus Satz 13.4.2 durch Anwendung von lFL- 1 auf (13.42) bzw. (13.45). Da das Lagrangesche Vektorfeld X E eine Gleichung zweiter Ordnung darstellt, gilt
bzw.
• Zu gegebenem ~(t) lost man zunachst (13.57) fur g(t) und konstruiert dann Vdt) oder a(t) aus (13.55) und (13.59). Wie wir in den Beispielen sehen werden, gibt es hierfUr eine naturliche physikalische Interpretation. Der letzte Satz besitzt die folgende Verallgemeinerung fUr allgemeine Lagrangesche Systeme. Satz 13.4.3 ist dann ein Korollar des folgenden Satzes: Satz 13.4.4 (zur Lagrangeschen Lie-Poisson-Rekonstruktion). Sei
L : TG
-t
lR.
eine linksinvariante Lagrangefunktion, deren Lagrangesches Vektorfeld Z E 1:. (TG) eine Gleichung zweiter Ordnung darstellt und gleichfalls linksinvariant ist. Sei Zo E 1:.(g) das auf (TG)/G ~ 9 induzierte Vektorfeld und ~(t) eine lntegralkurve von Zo. 1st get) E G die Losung der nichtautonomen gewohnlichen Differentialgleichung get) = TeLg(t)~(t), so ist
V(t) =
g(O) = e,
9 E G,
TeLg(t)~(t)
die lntegralkurve von Z mit V(O) = TeLg~(O) und die Projektion von V(t) ist ~ (t ), es gilt als 0 TLr(V(t))-l V(t) = ~(t), wobei T : TG
-t
G die Tangentialbiindelprojektion ist.
Beweis. Sei V(t) die 1ntegralkurve von Z mit V(O) = TeLg~(O) fur ein gegebenes Element ~(O) E g. Da ~(t) die 1ntegralkurve von Zo ist, deren FluB zu dem FluB von Zuber Linkstranslation konjugiert ist, gilt
TLr(V(t))-l V(t) = ~(t). 1st h(t)
= T(V(t)), so ist V(t) = h(t) = TeLh(t)~(t)
und
h(O) = T(V(O)) = g,
13.4 Reduktion und Rekonstruktion der Dynamik
da Z eine Gleichung zweiter Ordnung ist. Set zen wir also g(t) erhalten wir g(O) = e und
Damit ist g(t) eindeutig durch
~(t)
=
449
g-lh(t),
bestimmt und es gilt (13.61 )
•
Diese Berechnungen legen nahe, daB man eher den Lagrangeschen (als den Hamiltonschen) Aspekt auch fiir sich allein betrachten sollte, was wir auch in Kiirze tun wollen.
Die Lie-Poisson-Hamilton-Jacobi-Gleichung. Da sich Poissonklammem und die Hamiltonschen Gleichungen auf natiirliche Weise von T*G auf g* iibertragen lassen, liegt die Frage auf der Hand, ob dies auch mit anderen Strukturen moglich ist, wie z.B. denen der Hamilton-Jacobi-Theorie. Wir untersuchen diese Frage nun, wobei wir fiir die Beweise und weiterfiihrende Bemerkungen auf die 1ntemetergiinzungen verweisen. Sei Heine G-invariante Funktion auf T*G und sei H- die zugehOrige linksreduzierte Hamiltonfunktion auf g*. (wir gehen hier natiirlich wieder von Linkswirkungen aus, man kann iihnliche Aussagen fiir rechtsreduzierte Hamiltonfunktionen formulieren.) 1st S invariant, so gibt es eine eindeutige Funktion S- mit S(g,go) = S-(g-lgO). (Man erhiilt eine leicht andere Darstellung fiir S, wenn man g-lgo durch golg ersetzt.) Proposition 13.4.3 (Ge und Marsden [1988]). Die linksreduzierte Hamilton-Jacobi-Gleichung zu einer Funktion S- : G -+ lR lautet (13.62) und wird Lie-Poisson-Hamilton-Jacobi-Gleichung genannt. Der LiePoissonsche FlujJ der Hamiltonfunktion H- wird durch die Losung S- von (13.62) in dem Sinne erzeugt, dajJ der FlujJ d'urch die folgendermajJen definierte Poissontmnsformation fIo f---t fI von g* gegeben ist: Lose die Gleichung
(13.63) nach g E G auf und setze dann fI
= g . fIo = Ad;-l fI o.
(13.64)
Die Wirkung in (13.64) ist die koadjungierte Wirkung. Beachte, daB (13.64) und (13.63) zusammen fI = - T R; . dS- (g) ergeben.
450
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
Ubungen Ubung 13.4.1. Stelle die Rekonstruktionsgleichungen fur die Gruppe G SO(3) auf.
=
Ubung 13.4.2. Stelle die Rekonstruktionsgleichung fur G = Diffvol(f?) auf. Ubung 13.4.3. Stellee die Lie-Poisson-Hamilton-Jacobi-Gleichung fur SO(3) auf.
13.5 Die Euler-Poincare-Gleichungen Ein wenig zur Geschichte der Lie-Poisson- und Euler-PoincareGleichungen. Wir schlieBen nun an die geschichtlichen Bemerkungen uber Poissonstrukturen an, die wir in §1O.3 begonnen hatten. Wir hat ten dort schon darauf hingewiesen, daB man in den Arbeiten von Lie uber Funktionengruppen vor 1890 schon viele der wesentlichen Ideen allgemeiner Poissonmannigfaltigkeiten findet und er insbesondere explizit die Lie-Poisson-Klammer auf dem Dualraum einer Liealgebra untersucht hat. Die bis zu diesem Punkt in diesem Kapitel entwickelte Theorie stellt die Ubertragung der Strukturen der Hamiltonschen Mechanik auf den Dualraum einer Liealgebra dar. Diese Theorie hatte ohne weiteres kurz nach Lies Arbeiten entstehen konnen, wurde hingegen erst von Pauli [1953], Martin [1959], Arnold [1966a], Ebin und Marsden [1970], Nambu [1973] und Sudarshan und Mukunda [1974] auf den starren Korper oder ideale Flussigkeiten angewandt. All diese und scheinbar selbst Elie Cartan kannten interessanterweise Lies Arbeit uber die Lie-Poisson-Klammer nicht. 1m Fall von Cartan sollte man jedoch nicht vergessen, auf wie vielen Gebieten er zu dieser Zeit arbeitete. Nichtsdestotrotz ist das AusmaB der Wiederentdeckungen und Verwirrung bezuglich dieses Themas verbluffend. Auf diese Situation trifft man aber in der Mechanik noch an mehreren Stellen. Wie Arnold [1988] und Chetaev [1989] inzwischen bemerkten, kann man die Gleichungen auch direkt auf der Liealgebra formulieren, indem man die Lie-Poisson-Gleichungen auf dem Dualraum betrachtet. Die resultierenden Gleichungen wurden fur eine allgemeine Liealgebra zuerst von Poincare [1901b] ausgeschrieben und werden bei uns die Euler-Poincare-Gleichungen genannt. Wir werden sie im nachsten Abschnitt in der heutigen Sichtweise entwickeln. Poincare [1910] untersuchte dann den EinftuB der Deformation der Erde auf ihre Prazession und erkannte die entstehenden Gleichungen als Eulersche Gleichungen auf einer Liealgebra, die ein semidirektes Produkt ist. Uberhaupt ist der EinfluB von Poincare auf dieses Gebiet hochst beeindruckend und wird in seiner Zeit von niemand anderem auBer vielleicht noch von Riemann [1860, 1861] und Routh [1877, 1884] erreicht. Es ist auch bemerkenswert, daB es in Poincare [1901b] keine Literaturverweise gibt, so daB
13.5 Die
Euler-Poincan~-Gleichungen
451
es schwer ist, seine Gedankengange und Quellen zu verfolgen. Man vergleiche dies mit dem Stil von Hamel [1904]! Vor allem gibt uns Poincare keinerlei Hinweis darauf, daB er die Arbeiten von Lie zur Lie-Poisson-Struktur verstanden hat, aber ohne Zweifel hat Poincare den Umgang mit Liegruppen und -algebren meisterhaft beherrscht. Unsere Herleitung der Euler-Poincare-Gleichungen im nachsten Abschnitt basiert auf der Reduktion eines Variationsprinzips, nicht auf der einer symplektischen oder einer Poissonstruktur, wie fUr einen Dualraum ublich. Wir zeigen auch, daB die Lie-Poisson-Gleichungen uber die "Faserableitung" mit den Euler-Poincare-Gleichungen im Zusammenhang stehen, genau wie man von den gewohnlichen Euler-Lagrange-Gleichungen auf die Hamiltonschen Gleichungen kommt. Auch wenn dies ziemlich trivial erscheint, ist es bis jetzt noch nicht explizit ausgeschrieben worden. In der Dynamik idealer Flussigkeiten gibt es eine Verbindung zwischen dem resultierenden Variationsprinzip und den sogenannten "Lin-Zwangsbedingungungen" (vgl. auch Newcomb [1962] und Bretherton [1970]). Diese haben auch fUr sich alleine wieder eine interessante Geschichte, die auf Ehrenfest, Boltzmann und Clebsch zuruchgeht, doch wieder hatte das Erbe von Lie und Poincare (wenn iiberhaupt) nur einen geringen EinfluB auf dieses Gebiet. Einer der wenigen, der die Arbeiten von Lie und Poincare gut kannte, war Hamel. Welche Rolle spielt nun Lagrange? In Mecanique Analytique, Band 2, Gl. A auf S. 212 sind die Euler-Poincare-Gleichungen fur die Rotationsgruppe und eine ziemlich allgemeine Lagrangefunktion explizit aufgestellt. Lagrange schrankt sie zwar letztlich auf die Gleichungen des starren Korpers ein, wir soIl ten aber nicht vergessen, daB Lagrange genauso das entscheidende Konzept der Lagrangeschen Darstellung der Bewegung einer Flussigkeit entwickelt hat. Es ist allerdings ungewiB, ob er auch verstanden hat, daB beide Systeme Spezialfalle einer einzigen Theorie sind. Lagrange benotigt einen guten Teil des ganzen zweiten Bandes fur seine Herleitung der Euler-PoincareGleichungen fur SO(3). Sie ist nicht so durchsichtig wie wir sie heute aufschreiben wiirden, aber immerhin im Einklang mit der Grundidee der Reduktion, denn er versucht, die Gleichungen aus den Euler-Lagrange-Gleichungen auf TSO(3) durch den Ubergang auf die Liealgebra zu erhalten. 1m Hinblick auf die oben geschilderte historische Situation scheint die Bezeichnung "Euler-Lagrange-Poincare-Gleichungen" angemessen zu sein. Da Poincare die Verallgemeinerung auf beliebige Liealgebren ausgearbeitet und auf interessante Probleme fUr Flussigkeiten angewandt hat, ist klar, daB sie nach ihm benannt wurden, in Anbetracht der anderen Verwendungen des Begriffes "Euler-Lagrange" scheint jedoch "Euler-Poincare" eine vernunftige Wahl. Marsden und Scheurle [1993a, 1993b] und Weinstein [1996] untersuchten eine allgemeinere Version der Lagrangeschen Reduktion, bei der man die Euler-Lagrange-Gleichungen von TQ aufTQ/G iibertragt. Dies ist eine nichtabelsche Verallgemeinerung der klassischen Methode von Routh und fUhrt
452
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
auf einen sehr interessanten Zusammenhang zwischen den Euler-Lagrangeund den Euler-Poincan~-Gleichungen, den wir im nachsten Abschnitt kurz skizzieren werden. Dieses Problem wurde auch von Hamel [1904] im Zuge seiner Arbeit tiber nichtholonome Systeme untersucht (vgl. Koiller [1992] und Bloch, Krishnaprasad, Marsden und Murray [1996] ftir weitere Informationen). Die gegenwartige Aktualitat der Mechanik und der Untersuchung ihrer Grundlagen ist bei ihrer langen Geschichte und Entwicklung ziemlich bemerkenswert. Sie resultiert aus einer intensiven Wechselwirkung mit der reinen Mathematik (von Topologie und Geometrie bis zur Darstellungstheorie) und durch neue und und unerwartete Anwendungen in Gebieten wie der Kontrolltheorie. Es ist vielleicht noch bemerkenswerter, daB einige absolut fundamentale Punkte fast ein Jahrhundert fUr ihre Vollendung benotigten, wie z.B. eine klare und unzweideutige Ausarbeitung des Zusammenhangs von Lies Arbeit tiber die Lie-Poisson-Klammer auf dem Dualraum einer Liealgebra und Poincares Arbeit tiber die Euler-Poincare-Gleichungen auf der Liealgebra selbst mit den grundlegendsten Beispielen in der Mechanik wie dem starren Korper und der Bewegung von idealen Fltissigkeiten. Die Lehre, die man daraus tiber die Kommunikation zwischen reiner Mathematik und den anderen mathematischen Wissenschaften ziehen kann, ist hoffentlich offensichtlich. Die Dynamik des starren Korpers. Urn diesen Abschnitt zu verstehen, wird es hilfreich sein, die Grundlagen der Dynamik des starren Korpers aus der Einleitung etwas zu vertiefen (weitere Details werden in Kap. 15 gegeben). Wir betrachten ein Element R E SO(3), das die Konfiguration des Korpers als eine Abbildung von einer Referenzkonfiguration B C ]R3 auf die aktuelIe Konfiguration R(B) angibt. Die Abbildung R verschiebt einen Referenzoder Markierungspunkt X E B auf den aktuellen Punkt x = RX E R(B). Vergleiche Abb. 13.2.
",.-
R
~------::o
momentane Konfiguration Abb. 13.2. Die Drehung R bildet die Referenzkonfiguration auf die aktuelle Konfiguration abo
13.5 Die Euler-Poincare-Gleichungen
453
1st ein starrer Korper in Bewegung, so ist die Matrix R zeitabhiingig und die Geschwindigkeit eines Punktes des Korpers durch x = RX = RR-1x gegeben. Da Reine orthogonale Matrix ist, sind R- 1R und RR- 1 schiefsymmetrische Matrizen und es gilt (13.65) wodurch der Vektor der riiumlichen Winkelgeschwindigkeit w definiert wird. wist durch Rechtstranslation von R in die Identitiit gegeben. Die zugehOrige korpereigene Winkelgeschwindigkeit ist durch (13.66) definiert, so daB n die Winkelgeschwindigkeit in Bezug auf ein korpereigenes Bezugssystem ist. Beachte, daB
R- 1RX = R- 1RR-1x = R- 1(w X x) = R-1w X R-1x = n x X
(13.67)
gilt, so daB n durch Linkstranslation von R in die Identitiit gegeben ist. Die kinetische Energie erhiilt man durch Aufsummation von mllxl1 2 /2 tiber den ganzen Korper: (13.68) wobei peine gegebene Massendichte in der Referenzkonfiguration ist. Wegen IIRXII = Ilw x xii = IIR-1(w x x)11 = lin x xII, ist K eine quadratische Funktion von
n. Durch (13.69)
wird der Triigheitstensor IT definiert, der eine positiv definite (3 x 3)-Matrix oder besser gesagt eine quadratische Form ist, wenn der Korper nicht zu einer Geraden degeneriert ist, Diese quadratische Form kann diagonalisiert werden und dies definiert die Haupttriigheitsachsen und -momente. In dieser Basis schreiben wir IT = diag( h,I2, h). Die Funktion K wird als Lagrangefunktion des Systems auf TSO(3) verwandt (und tiber die Legendretransformation erhalten wir die zugehOrige Hamiltonsche Beschreibung auf T*SO(3)). Beachte, daB man in (13.68) direkt sieht, daB K links- (nicht rechts- )invariant auf TSO(3) ist. Es folgt, daB die zugehOrige Hamiltonfunktion ebenfalls links invariant ist. Dynamik auf der Gruppe und Dynamik auf der Algebra. Vom Lagrangeschen Standpunkt sieht die Beziehung zwischen der Bewegung im R-Raum und der im Raum der Winkelgeschwindigkeit des Korpers (bzw. n-Raum) folgendermaBen aus:
454
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
Satz 13.5.1. Die Kurve R(t) E SO(3) erfullt genau dann die Euler-LagrangeGleichungen fur die Lagrangefunktion des starren Korpers L(R, R) = wenn das durch R- 1 Rv schen Gleichungen
=
~
2
JrB p(X)IIRXI1
fl x v fur aile v E
2
]R3
d3 X,
(13.70)
definierte fl(t) die Euler-
[n = [fl x fl.
(13.71)
erfullt. Ein indirekter, aber instruktiver Beweis dieses Satzes besteht darin, zum Hamiltonschen Formalismus uberzugehen und die Lie-Poisson-Reduktion durchzufuhren. Ein direkter Weg ist die Verwendung eines Variationsprinzips. Nach dem Hamiltonschen Prinzip erfullt R(t) genau dann die EulerLagrange-Gleichungen, wenn 5
J
Ldt = 0
ist. Sei l(fl) = ~([fl). fl, so daBl(fl) = L(R, R) ist, wenn R und fl wie oben zusammenhangen. Urn zu sehen, wie wir das Hamiltonsche Prinzip transnach R und formieren sollen, differenzieren wir die Beziehung R- 1 R = erhalten -R- 1 (5R)R- 1 R + R- 1 (5R) = W. (13.72)
n
Definiere die schiefsymmetrische Matrix
E durch (13.73)
und den zugehOrigen Vektor E wie ublich durch
Ev = E x v. Beachte, daB
(13.74)
E = _R- 1 RR- 1 5R + R- 1 5R und somit (13.75)
gilt. Setzen wir (13.75) und (13.73) in (13.72) ein, so ergibt sich hE = W und somit
-Eh+E+
W = E + [h, E].
(13.76)
Er ist wegen der Jacobiidentitat fUr das Kreuz-
Die Gleichung [h, E] = (fl x produkt erfUllt und somit gilt
5fl =
E+
fl x E.
Durch diese Berechnung haben wir den folgenden Satz bewiesen:
(13.77)
13.5 Die Euler-Poincare-Gleichungcn
455
Satz 13.5.2. Das Hamiltonsche Variationsprinzip b 8i Ldt
=0
(13.78)
auf TSO(3) ist iiquivalent zu dem reduzierten Variationsprinzip b 8i ldt
=0
(13.79)
auflR. 3 , wobei die Variationen Ml von der Form (13.77) mit 17( a) sind.
= 17(b) = 0
Beweis (von Satz 13.5.1). Es gentigt, die zum reduzierten Variationsprinzip (13.79) aquivalenten Gleichungen auszuarbeiten. Da l(n) = (lIn, n)/2 und 1I symmetrisch ist, erhalten wir 8ibldt= i
b b (lIn,8n)dt= i (lIn,i;+nx17)dt
= ib [( - :tlIn,17) = ib (-
+ (lIn,n x
.E)] dt
~lIn+lIn x n,17)dt,
wobei wir partiell integriert und die Randbedingungen 17(b) = 17(a) = 0 verwandt haben. Da 17 ansonsten beliebig war, ist (13.79) aquivalent zu den Eulerschen Gleichungen d - dt (lIn) + lIn x
n = o.
•
Euler-Poincare-Reduktion. Wir verallgemeinern diese Prozedur nun auf den Fall einer beliebigen Liegruppe und werden spater einen direkten Zusammenhang zu den Lie-Poisson-Gleichungen herstellen.
Satz 13.5.3. Sei G eine Liegruppe, L : TG -+ lR. eine linksinvariante Lagrangefunktionund l : 9 -+ lR. ihre Einschriinkung auf das neutrale Element. Fur eine Kurve g(t) E G sei ~(t) = g(t)-l . g(t), also ~(t) = Tg(t)Lg(t)-lg(t). Dann sind die folgenden A ussagen iiquivalent:
(i) g(t) erfullt die Euler-Lagrange-Gleichungen fur L auf G. (ii) Fur Variationen mit festen Endpunkten gilt das Variationsprinzip
8
J
L(g(t),g(t))dt=O.
(13.80)
456
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
(iii) Es gelten die Euler-Poincare-Gleichungen d 6l dt 6~
(iv) Das Variationsprinzip
6
* 6l
(13.81 )
= ad( 6(
Jl(~(t))
dt = 0
(13.82)
gilt auf g fur Variationen der Form
(13.83) wobei rJ an den Endpunkten verschwindet.
Beweis. Die Aquivalenz von (i) und (ii) gilt auf dem Tangentialbundel einer beliebigen Konfigurationsmannigfaltigkeit Q, wie wir aus Kap. 8 wissen. Urn die Aquivalenz von (ii) und (iv) zu zeigen, muJ3 man die Variation 6~ von ~ = g-lg = TLg-lg berechnen, die durch eine Variation von 9 induziert wird. Wir werden dies fUr Matrixgruppen tun, siehe Bloch, Krishnaprasad, Marsden und Ratiu [1996] fur den allgemeinen Fall. Fur diese Berechnung differenzieren wir g-lg in Richtung einer Variation 6g. Gilt 6g = dg/dE bei E = 0, wobei 9 zu einer Kurve g, erweitert ist, dann ist
6~ = :E
(g-l !g)
1,=0 =
-
(g-1 6gg -1)
9 + g-l
~2:E 1,=0'
wahrend im Fall rJ = g-16g
.
rJ
d g) = dtd ( 9 -1 "d E
iJ
1
E=O
ist. Die Differenz 6~ - ist somit der Kommutator [~, rJ]. Urn den Beweis zu vollenden, zeigen wir die Aquivalenz von (iii) und (iv). Unter Verwendung der Definitionen und durch partielle Integration erhalten wir 6
Jl(~)dt= J \:~,6~) dt= J \:~,(iJ+ad(rJ)) dt =
J\[- :t (:~) + ad~ :~] 'rJ)
dt,
woraus die Behauptung folgt. Es gibt naturlich eine rechtsinvariante Version dieses Satzes, in dem gg-l ist und (13.81) und (13.83) durch einen Vorzeichenwechsel zu d 6l _ d* 6l dt 6~ - -a (6~
un
d 6c <"
= iJ -
~
•=
[C] <", rJ
werden. In Koordinaten lautet (13.81) d al b d at dt a~a = Cda~ a~b·
(13.84)
13.5 Die Euler-Poincare-Gleichungen
457
Euler-Poincare-Rekonstruktion. Vom Lagrangeschen Standpunkt aus ist die Rekonstruktion sehr einfach und beruht auf der Rekonstruktionsgleichung, die fur linksinvariante Systeme g(t)-lg(t)
=
~(t)
(13.85)
lautet. Fur den starren Korper ist dies einfach die Definition der korpereigenen Winkelgeschwindigkeit n (t): R(t)-l R(t)
=
n(t).
(13.86)
Die Rekonstruktion sieht man in Satz 13.5.3 wie folgt: Proposition 13.5.1. Sei Vo E TgoG, ~o = golvO E 9 und ~(t) die Losung der Euler-Poincare-Gleichung zu der Anfangsbedingung ~o. Lose die Rekonstruktionsgleichung (13.85) fur g(t) mit g(O) = go. Dann ist die Losung der Euler-Lagrange-Gleichung mit der Anfangsbedingung Vo die durch v(t)
= g(t) =
g(t)~(t)
(13.87)
gegebene Kurve v(t) E Tg(t)G.
Wir haben schon fruher darauf hingewiesen, daB fur die Losung der Rekostruktionsgleichung in Beispielen oft die Verwendung des Erhaltungsgesetzes hilfreich sein kann, was wir fur den Fall des starren Korpers in Kap. 15 auch tun werden. Die Legendretransformation. Da im hyperregularen Fall die EulerLagrange- und die Hamiltonschen Gleichungen auf TQ und T*Q aquivalent sind, sind es die Lie-Poisson- und die Euler-Poincare-Gleichung ebenfalls. Urn dies direkt zu sehen, fiihren wir die folgende Legendretransformation von 9 nach g* durch:
Wenn wir voraussetzen, daB die Abbildung 9 nach g* ist, gilt
~
r-+ f.L ein Diffeomorphismus von
woraus klar wird, daB die Lie-Poisson-Gleichungen zu den Euler-PoincareGleichungen aquivalent sind. Die Virasoroalgebra. Wir beenden diesen Abschnitt mit der Darstellung der periodischen KdV-Gleichung (siehe Beispiel 3.2.3) Ut
+ 6uu x + U xxx = 0
458
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Rcduktion
als Euler-Poincare-Gleichung auf einer bestimmten Liealgebra, der sogenannten Virasoroalgebra tJ. Dies wurde fUr den Kontext der Lie-PoissonGleichungen von Gelfand und Dorfman [1979]' Kirillov [1981]' Ovsienko und Khesin [1987] und Segal [1991] entwickelt. Siehe auch Pressley und Segal [1986] und die dortigen Verweise. Wir beginnen mit der Konstruktion der Virasoroalgebra tJ. Identifiziert man Elemente von X(S1) mit periodischen Funktionen der Periode 1, versehen mit der Jacobi-Lieklammer [u, v] = uv' - u'v, so definiert man den Gelfand-Fuchs-Kozykel durch den Ausdruck
E(u, v) = "(
10
1
u'(x)vl/(x)dx,
wobei "( E lR eine Konstante ist (die gebra X(S1) der Vektorfelder auf dem den Gelfand-Fuchs-Kozykel bestimmte zufolge (vgl. (12.64) in Bemerkung 5 tJ:= {(u,a) I u E X(S1), a E lR} durch
spater bestimmt wird). Die LiealKreis besitzt eine eindeutige durch zentrale Erweiterung mit R Demvon §12.3) ist die Lieklammer auf
[( u, a), (v, b)] = ( -uv' + u'v, "(
10
1
U' (x)vl/ (x) dX)
gegeben, da die durch linksinvariante Fortsetzung definierte Lieklammer auf X(S1) durch die negative Jacobi-Lieklammer fur Vektorfelder gegeben ist. Identifiziere den Dualraum von tJ uber das L 2 -Skalarprodukt
((u, a), (v, b)) = ab +
10
1
u(x)v(x) dx
mit tJ. Wir zeigen nun, daB die koadjungierte Wirkung ad(u,a) durch
ad(u,a) (v, b)
= (b"(u lll + 2u'v + uv', 0)
gegeben ist. Fur (u,a), (v,b), (w,e) E tJ gilt namlich
\ ad(u,a) (v, b), (w, e))
= ((v, b), [(u,a), (w,
em
= \(v,b), (-uw' +u'w,"( 10 U'(X)wl/(X)dX)) 1
= b"( 10 1u'(x)wl/(x) dx -
10 1v(x)u(x)w'(x) dx + 10 1v(x)u'(x)w(x) dx.
Durch zweifaches partielles Integrieren des erst en und einfaches des zweiten Termes, wobei die Randterme aufgrund der Periodizitat verschwinden, wird dieser A usdruck zu
13.5 Die Euler-Poincare-Gleichungen
b,
11
ulll(x)w(x) dx +
=
11
(b,ulll(x)
11
(v(x)u(x))'w(x) dx +
11
459
v(x)u'(x)w(x) dx
+ 2u'(x)v(x) + u(x)v'(x))w(x) dx
= ((b,u"' + 2u'v + uv', 0), (w, c)). Die Euler-Poincare-Form der KdV-Gleichung. tung von F : tJ -+ lR bzgl. der L2-Paarung ist durch
Die Funktionalablei-
8F (8F aF) 8(u, a) - 8u ' aa gegeben, wobei 8F/8u die tibliche L 2-Funktionalableitung von F bei festgehaltenem a E lR ist und aF/ aa die gewohnliche partielle Ableitung von F bei festgehaltenem u. Die Euler-Poincare-Gleichungen fUr rechtsinvariante Systeme mit einer Lagrangefunktion I : tJ -+ lR bekommen dann die Form
~ _8_1_ = -ad* _8_1_ dt8(u, a) (u,a) 8(u, a)" Nun gilt aber * 81 ad(u,a)8(u,a) =
*
ad(u,a)
(81 az) 8u' aa
az u"' + 2u, 8u 81 + u ( 8u 81 )' ,0 ) , = ( 'aa so daB die Euler-Poincare-Gleichungen zu dem System
daz dt aa = 0,
~~ dt 8u
= _,!!iu'" - 2u' ~ - u aa
werden. 1st
l(u,a) = so gilt az/aa und
~ (a 2 +
8u
11
(~)' 8u
u2 (X)dX) ,
= a, 81/8u = u und die obigen Gleichungen werden zu da/dt = 0 du dt = -,au"" - 3u u.
(13.88)
Da a konstant ist, erhalten wir Ut
+ 3uxu + ,aulll = o.
(13.89)
Diese Gleichung ist bis auf eine Reskalierung der Zeit und eine geeignete Wahl der Konstanten a zur KdV-Gleichung aquivalent. Ist namlich u(t, x) = V(T(t), x) fUr T(t) = t/2, so gilt U x = Vx und Ut = vT /2, so daB (13.89) umgeschrieben werden kann zu VT + 6vv x + 2,avxxx = 0, was mit a = 1/(2,) die KdV-Gleichung ist (siehe §3.2).
460
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincan§-Reduktion
Die Lie-Poisson-Form der KdV-Gleichung. Klammer ist durch
{j,h}(u,a) = \(u,a), [8(:a)'
Die (+ )-Lie-Poisson-
8(~~a)])
~ J[u ((!~)' ~:: - ~~ G:)') +ao G~), U:),,] dx gegeben, so daB die Lie-Poisson-Gleichungen
j = {j,h} zu dajdt = 0 und
du = -u' (8h) _ 2u (8h)' _ a'"'( (8h)'" dt 8u 8u 8u werden. Mit
h(u, a) =
~a2 + ~ 2
2
(13.90)
r u2(x) dx
Jo
1
erhalten wir 8hj8a = a und 8hj8u = u, so daB (13.90) zu (13.89) wird, was zu erwarten war und auch direkt durch eine Legendretransformation berechnet werden kann. Die Folgerung hieraus ist, daB die KdV-Gleichung eine Darstellung der Geodatengleichung in raumlichen Koordinaten auf der Virasorogruppe V ist, wenn man diese mit der rechtsinvarianten Metrik ausstattet, deren Wert im neutralen Element das L 2 -Skalarprodukt ist. Wir wollen an dieser Stelle nicht genauer auf die Virasorogruppe eingehen, die eine zentrale Erweiterung der Diffeomorphismengruppe auf 3 1 ist, sondern verweisen den Leser auf Pressley und Segal [1986]. Ubungen Ubung 13.5.1. Man iiberpriife die Koordinatenform der Euler-PoincareGleichungen. Ubung 13.5.2. Zeige, daB die Eulerschen Gleichungen fUr eine ideale Fliissigkeit Euler-Poincare-Gleichungen sind. Finde das Variationsprinzip (13.82) in Newcomb [1962] und Bretherton [1970]. Ubung 13.5.3. Leite die Eulerschen Gleichungen des starren Korpers iI = II x n direkt aus der Impulserhaltung ir = 0 und der Gleichung 7r = RII her.
13.6 Die Lagrange-Poincare-Gleichungen Wie wir bemerkt haben, konnen die Lie-Poisson- und die Euler-PoincareGleichungen nicht nur fUr die Beschreibung des starren Korpers, sondern auch
13.6 Die Lagrange-Poincare-Gleichungen
461
fUr die vieler anderer Systeme verwendet werden, wie z.B. in der Hydrodynamik und Plasmadynamik. Fur viele andere Systeme wie z.B. ein rotierendes Molekiil oder ein Raumschiff mit beweglichen Teilen im Inneren muJ3 man mit einer Kombination der Euler-Poincare- und der Euler-Lagrange-Gleichungen arbeiten. 1m Hamiltonschen Formalismus wurde dies recht eingehend untersucht, im Lagrangeschen Formalismus ist diese Vorgehensweise jedoch auch sehr interessant und wurde erst vor kurzem unter anderem von Marsden und Scheurle [1993a, 1993b], Holm, Marsden und Ratiu [1998a] und Cendra, Marsden und Ratiu [1999] ausgearbeitet. In dies em Abschnitt geben wir ein paar Einblicke in diese allgemeine Theorie. Das allgemeine Problem besteht darin, die Euler-Lagrange-Gleichungen und die Variationsprinzipien von einem allgemeinen Geschwindigkeitsphasenraum TQ auf den Quotientenraum TQ / G bzgl. der Wirkung einer Liegruppe G auf Q zu ubertragen. 1st L eine G-invariante Lagrangefunktion TQ, so induziert diese eine reduzierte Lagrangefunktion l auf TQ/G. Dieser Abschnitt ist eine kurze Vorschau der allgemeinen Theorie. Das dargestellte Material kann auch als eine Motivation fur die allgemeine Theorie der Zusammenhange dienen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit ist die Einfuhrung eines Zusammenhanges A auf dem Hauptfaserbundel Q -+ S = Q/G, wobei wir voraussetzen, daJ3 dieser Quotient nirgends singular ist. Man kann z.B. den mechanischen Zusammenhang (siehe Kummer [1981]' Marsden [1992] und die dortigen Verweise) fur A wahlen. Dieser Zusammenhang erlaubt es, die Variablen in einen horizontalen und einen vertikalen Anteil zu trennen. Seien xC< Koordinaten fUr den Formraum Q/G, auch "interne Variablen" genannt, und 'f)a Koordinaten fur die Liealgebra 9 bzgl. einer gewahlten Basis, sei l die Lagrangefunktion, die wir als Funktion der Variablen xC<, i;C<, 'f)a auffassen, und seien Cdb die Strukturkonstanten der Liealgebra 9 von G. Schreibt man die Euler-Lagrange-Gleichungen auf TQ in einer lokalen Hauptfaserbundeltrivialisierung mit Koordinaten xC< auf der Basis und r-,a in der Faser, so erhalt man das folgende System der Hamelgleichungen:
~~-~=O
dt 8i;C< 8x c< d8l 8l ad dt 8'f)b - 8'f)a Cdb'f)
'
= O.
(13.91) (13.92)
Diese Darstellung der Gleichungen macht jedoch nur in lokalen Koordinaten Sinn, nicht aber global und koordinatenfrei (auJ3er wenn Q -+ S einen global flachen Zusammenhang besitzt). Dieses Problem wird nun durch die EinfUhrung eines Zusammenhanges gel6st, durch den man koordinatenfrei und global das ursprungliche Variationsprinzip in horizontale und vertikaIe Variationen trennen kann. Der Wechsel von einer Form auf die andere ist durch den Geschwindigkeitsshift gegeben, bei dem 'f) durch den vertikalen Anteil bzgl. des Zusammenhangs ~a = A~i;C< + 'f)a ersetzt wird. Hierbei sind A~
462
13. Lie-Poisson- und Euler-Poincare-Reduktion
die lokalen Koordinaten des Zusammenhangs A. Dieser Koordinatenwechsel wird aus der Mechanik motiviert, da die Variablen ~ die Interpretation einer fest en Winkelgeschwindigkeit haben. Daraus ergeben sich die folgenden Lagrange-Poincare- Gleichungen:
(13.93) (13.94) In diesen Gleichungen sind B~(3 die Koordinaten der Kriimmung B von A, d.h. B d", = CbdA~ und B b", = - B~b' Man kann die Variablen ~a als den starren Anteil der Variablen auf dem urspriinglichen Konfigurationsraum ansehen, wahrend x'" interne Variablen sind. Wie in Simo, Lewis und Marsden [1991] beschrieben, hat die Trennung der Variablen in einen internen und einen starren Anteil weitreichende Konsequenzen fiir die Stabilitats- und die Bifurkationstheorie, wobei hier wieder Entwicklungen fortgesetzt werden, die ihren Ursprung in den Arbeiten von Riemann, Poincare und anderen haben. Der Weg zu dieser neuen Einsicht besteht im wesentlichen aus einer wohlgewahlten Trennung der Variablen mit dem (mechanischen) Zusammenhang als einer der wichtigsten Zutaten. Diese Trennung bringt die zweite Variation der erganzten Hamiltonfunktion in einen relativen Gleichgewichtspunkt und die symplektische Form in die "Normalform". Es ist etwas verwunderlich, daB es moglich ist, beide gleichzeitig in eine einfache Form zu bringen. Dies vereinfacht die Untersuchung der Eigenwerte der linearisierten Gleichungen und die Hamiltonsche Bifurkationstheorie betrachtlich, siehe z.B. Bloch, Krishnaprasad, Marsden und Ratiu [1996]. Eines der wichtigsten Resultate der Hamiltonschen Reduktionstheorie besagt, daB die Reduktion eines Kotangentialbiindels T*Q durch eine Symmetriegruppe G ein Biindel iiber T* S ist, wobei S = Q/G der Formraum und die Faser entweder der Dualraum g* der Liealgebra von G oder ein koadjungierter Orbit ist, je nachdem, ob man Poissonsche oder symplektische Reduktion betrachtet. Wir verweisen auf Montgomery, Marsden und Ratiu [1984], Marsden [1992] und Cendra, Marsden und Ratiu [1999] fiir Details und Verweise. Die Lagrange-Poincare-Gleichungen liefern das Analogon dieser Struktur auf dem Tangentialbiindel. Bemerkenswerterweise ahneln die Gleichungen (13.93) formal sehr stark den Gleichungen fiir ein mechanisches System mit klassischen nichtholonomen Geschwindigkeitszwangsbedingungen (siehe Naimark und Fufaev [1972] und Koiller [1992]). Als Zusammenhang wahlt man in diesem Fall die I-Form, die die Zwangsbedingungen ergibt. Dies wird in Bloch, Krishnaprasad, Marsden und Murray [1996] genauer ausgefiihrt. Dariiber hinaus erscheint diese Struktur in verschiedenen Problemen der Kontrolltheorie, vor allem dem von
13.6 Die Lagrange-Poincare-Gleichungen
463
Bloch, Krishnaprasad, Marsden und Sanchez de Alvarez [1992] betrachteten Problem der stabilisierenden Steuerung. Flir Systeme mit einer Impulsabbildung J, die auf einen fest en Wert p, eingeschrankt ist, liegt der Schllissel zur Konstruktion eines reduzierten Lagrangeschen Systems im Ubergang von der Lagrangefunktion L zur Routhfunktion R'"', welche man aus der Lagrangefunktion durch Subtraktion der Paarung des mechanischen Zusammenhangs mit dem Wert p, der Impulsabbildung erhalt. Auf der anderen Seite ist der Geschwindigkeitsshift in der Lagrangefunktion ein wichtiger Bestandteil der Lagrange-Poincare-Gleichungen, wobei der Shift durch den Zusammenhang bestimmt ist und somit der Lagrangefunktion mit dem Geschwindigkeitsshift die Rolle zukommt, die die Routhfunktion in der Theorie mit Zwangsbedingungen spielt.
14. Koadjungierte Orbits
In diesem Kapitel beweisen wir unter anderem, daB die koadjungierten Orbits einer Liegruppe symplektische Mannigfaltigkeiten sind. Diese symplektischen Mannigfaltigkeiten sind die symplektischen Blatter fur die Lie-PoissonKlammer. Dieses Ergebnis wurde von Kirillov, Arnold, Kostant und Souriau Anfang bis Mitte der sechziger Jahre entwickelt und verwendet, obwohl die Grundideen bis auf die Arbeiten von Lie, Borel und Weil zuruckgehen. (Siehe Kirillov [1962, 1976b], Arnold [1966a], Kostant [1970] und Souriau [1970].) Hier werden wir einen direkten Beweis dieses Satzes angeben, man kann aber auch einen Beweis fUhren, der die allgemeine Reduktionstheorie verwendet, siehe z.B. Marsden und Weinstein [1974] und Abraham und Marsden [1978]. In Kapitel 9 definierten wir die adjungierte Darstellung einer Liegruppe G durch Ad g = TeIg : 9 -+ g, wobei Ig : G -+ G der innere Automorphismus Ig(h) = ghg- 1 ist. Die koadjungierte Wirkung ist durch * Ad g-l
:
9 * -+ 9 *
gegeben, wobei Ad;-l die duale Abbildung der linearen Abhildung Ad g -1 ist, also (Ad;-l (fL),~) = (fL, Ad g -1 (~)) gilt, wobei fL E g* und ~ E gist und (,) die Paarung zwischen g* und 9 bezeichnet. Der koadjungierte Orbit Orb (fL) durch fL E g* ist die durch
definierte Teilmenge von g*. Wie jeder Orbit einer beliebigen Gruppenwirkung ist Orb (fL) eine immersierte Untermannigfaltigkeit von g*, und fur kompaktes Gist Orb (fL) eine abgeschlossene, eingebettete Untermannigfaltigkeit. 1 1
Die koadjungierten Orbits sind auch eingebettete (aber nicht notwendigerweise abgeschlossene) U ntermannigfaltigkeiten von 9 *, wenn G eine algebraische Gruppe ist.
466
14. Koadjungierte Orbits
14.1 Beispiele von koadjungierten Orbits Beispiel 14.1.1 (Die Drehgruppe). Wie wir in §9.3 gesehen haben, ist die adjungierte Wirkung fUr 80(3) einfach durch AdA (v) = Av gegeben, wobei A E 80(3) und v E IR3 S:: 50(3) ist. Identifiziere 50(3)* uber das gewohnliche 8kalarprodukt mit IR3, so daB fur II, v E IR3 (II, v) = II· v gilt. Demzufolge gilt fur II E 50(3)* und A E 80(3)
(AdA-l (II), v) = (II, AdA-l (v)) = (II, (A-IV)) = II· A-IV
= (A- 1 fII.v=AII.v,
(14.1)
da A orthogonal ist. Wenn wir 50(3)* mit IR3 identifizieren, ist AdA-l = A und somit Orb (II) = {AdA-l (II)
I A E 80(3) } = {All I A E 80(3) },
(14.2)
was eine 8phare im IR3 mit Radius IIIIII ist. Beispiel 14.1.2 (Die affine Gruppe auf IR). Betrachte die Liegruppe der Transformationen von IR der Form T(x) = ax + b mit a#- O. Identifiziere G mit der Menge der Paare (a, b) E IR2 mit a#- O. Wegen
(TI
0
T2)(X) = a1 (a2x + b2) + bl = aIa2X + a1b2 + bl
und T- 1 (x) = (x - b)/a ist die Gruppenmultiplikation
(a1' bd . (a2' b2) = (a1 a2, a1 b2 + bd·
(14.3)
Das neutrale Element ist (1,0) und das Inverse von (a, b) ist
(a, b) -1 =
(1 - b) . ~'
(14.4)
~
Also ist G eine zweidimensionale Liegruppe. 8ie ist ein Beispiel fur ein semidirektes Produkt (siehe Ubung 9.3.1). Als Menge ist die Liealgebra von G g = IR2. Urn die Klammer auf g zu berechnen, gehen wir von der adjungierten Darstellung aus. Die inneren Automorphismen sind durch
I(a,b)(c,d) = (a,b)· (c,d)· (a,b)- 1 = (ac,ad+b)·
= (c, ad - be + b)
(1
b)
~,-~
(14.5)
gegeben. Differenzieren wir (14.5) nach (c, d) im neutralen Element in Richtung von (u, v) E g, ergibt sich Ad(a,b)(U,V)
= (u,av - bu).
(14.6)
14.1 Beispiele von koadjungierten Orbits
467
Differenzieren wir (14.6) nach (a, b) in Richtung von (r, s), so erhalten wir die Lieklammer [(r, s), (u, v)] = (0, rv - su). (14.7) Ein alternativer Zugang ist die Darstellung von (a, b) als Matrix
Die Gruppenmultiplikation ist dann durch die Matrizenmultiplikation gegeben. Identifiziert man die Liealgebra mit den Matrizen
ist die Lieklammer der gewohnliche Kommutator von Matrizen. Der adjungierte Orbit durch (u, v) ist {u} x JR, wenn (u, v) -=I- (0,0) ist und {(O, O)} fur (u, v) = (0,0). Der adjungierte Orbit {u} x JR kann nicht symplektisch sein, da er eindimensional ist. Fur die Berechnung der koadjungierten Orbits bezeichnen wir die Elemente von g* durch Spaltenvektoren
und verwenden die Paarung (14.8) urn g* mit JR2 zu identifizieren. Dann gilt
= au + f3av - f3bu. Demzufolge ist * Ad(a,b)
(a) f3 =
(a f3a- f3b) .
(14.9)
(14.10)
Fur f3 = 0 ist der koadjungierte Orbit durch (a, f3f ein einzelner Punkt. Fur -=I- 0 ist der Orbit durch (a, f3f der JR2 ohne die a-Achse. Es ist bisweilen nutzlich, den Dualraum g* mit g, also mit den Matrizen der Form
f3
uber die Paarung von g* mit 9 zu identifizieren, die durch die Spur des Matrizenproduktes eines Elementes von g* mit dem hermitesch adjungierten eines Elementes von g gegeben ist.
468
14. Koadjungierte Orbits
Beispiel 14.1.3 (Orbits in XdiJ. Sei G = Diffvo1(D) die Gruppe der volumenerhaltenden Diffeomorphismen eines Gebietes D im JR:n mit der Liealgebra Xdiv(D). In Beispiel 10.1.4 haben wir Xdiv(D) mit Xdiv(D) uber die L2-Paarung auf den Vektorfeldern identifiziert. Hier beginnen wir damit, eine andere Darstellung des Dualraumes Xdiv(D) zu finden, die sich besser fUr die explizite Berechnung der koadjungierten Wirkung eignet. Dann kehren wir zu der obigen Identifizierung zuruck und suchen einen Ausdruck fUr die koadjungierte Wirkung auf Xdiv(D). Das im folgenden wichtigste technische Hilfsmittel ist der Hodgesche Zerlegungssatz fur Mannigfaltigkeiten mit Rand. Wir stellen hier nur die fur den weiteren Verlauf wichtigen Aussagen vor. Eine k-Form a heiBt tangential zu 8D, wenn i*(*a) = 0 gilt. Sei Df(D) die Menge aller zu 8D tangentialen k-Formen auf M. Einer der Hodgeschen Zerlegungssatze besagt, daB es eine L 2-orthogonale Zerlegung
gibt. Daraus folgt, daB die durch (14.11)
definierte Paarung
(,): {a
E DI(D) I Ja
= O} x Xdiv(D) -+ JR:
schwach nichtausgeartet ist. 1st namlich M E {a E DI(M) I 6a = O} und (M, X) = 0 fur alle X E Xdiv(D), so folgt (M, B) = 0 fur alle B E {DI(D) I JB = O}, da der Operator ~ zu der Metrik auf D einen Isomorphismus zwischen Xdiv(D) und {a E rlf(D) I JB = O} induziert. Nach der oben erwahnten L 2-orthogonalen Zerlegung ist daher M = df und somit M = o. 1st analog X E Xdiv(D) und (M,X) = 0 fur alle ME {a E rlf(M) I 6ct = O}, so folgt (M,Xb) = 0 fUr alle solchen M und wie zuvor ist X b = df, d.h. X = 'V f. Daraus folgt jedoch X = 0, da Gradienten von Funktionen nach dem Satz von Stokes L 2-orthogonal zu Xdiv(D) sind. Wir identifizieren also (14.12)
Die koadjungierte Wirkung von Diffvo1(D) auf Xdiv(D) berechnet man folgendermaBen: In Kapitel 9 haben wir gezeigt, daB Adcp(X) = 'P*X fur 'P E Diffvo1(D) und X E Xdiv(D) gilt. Also ist nach der Substitutionsregel
Damit gilt weiter
14.1 Beispiele von koadjungierten Orbits Ad~-lM
= ip*M
469
(14.13)
und somit Wir wollen als niichstes zu der Identifizierung von Xdiv(.!?) mit Xdiv(.!?) uber die L2-Paarung fur Vektorfelder (14.14) zuruckkehren. Die Helmholtzzerlegung besagt, daB jedes Vektorfeld auf fl eindeutig in die Summe des Gradienten einer Funktion und eines divergenzfreien, zu afl tangentialen Vektorfeldes zerlegt werden kann, wobei die beiden Summanden orthogonal sind. Diese Zerlegung ist iiquivalent zur weiter oben besprochenen Hodgezerlegung von 1-Formen. Dies zeigt, daB (14.14) eine schwach nichtausgeartete Paarung ist. Fur ip E Diffvol(fl) sei (Tip)t die adjungierte Abbildung von Tip : Tfl -+ Tfl bzgl. der Metrik (14.14). Nach der Substitutionsregel ist
(Ad~-l Y, X) =
(Y, Ad
1
Y . ip* X dnx
= lY.(Tip-10XOip)dnx= l((Tip-l)toYOip).XdnX, d.h., (14.15) und (14.16) Dieses Beispiel zeigt, daB verschiedene Paarungen verschiedene Ausdrucke fur die koadjungierte Wirkung ergeben und die Wahl des Dualraums von der spezifisch gegebenen Anwendung bestimmt wird, die man betrachtet. Die Paarung (14.14) ist z.B. fur die Lie-Poisson-Klammer auf Xdiv(fl) in Beispiel 10.2.4 geeignet. Viele Berechnungen, in denen die koadjungierte Wirkung vorkommt, werden jedoch vereinfacht, wenn man (14.12) als Dualraum wiihlt, d.h. (14.11) als Paarung.
Beispiel 14.1.4 (Orbits in Xkan ). Sei G = Diffkan(P) die Gruppe der kanonischen Transformationen einer symplektischen Mannigfaltigkeit P mit H1(P) = O. Sei k eine Funktion auf P, X k das zugehOrige Hamiltonsche Vektorfeld und ip E G. Dann gilt (14.17) Identifiziert man also 9 mit F(P) modulo Konstanten oder iiquivalent dazu mit den im Mittel verschwindenden Funktionen auf P, erhiilt man Ad
470
14. Koadjungierte Orbits
rp*k = k 0 rp-l. Auf dem Dualraum, der tiber die L2-Paarung mit F(P) (modulo Konstanten) identifiziert wird, zeigt man durch eine direkte Rechnung, daB Ad~-lf = rp*f = f 0 rp-l (14.18) gilt. Man spricht bisweilen davon, daB Orb (f) = {f 0 rp-l aus den kanonischen Umordnungen von f besteht.
I rp E Difhan(P)}
Beispiel 14.1.5 (Der Todaorhit). Ein anderes interessantes Beispiel ist der Todaorbit, der in der Theorie der vollstandig integrablen Systeme auftritt. Sei g = die Liealgebra der reellen (n x n)-Matrizen von unterer Dreiecksform mit verschwindender Spur und
G = die unteren Dreiecksmatrizen der Determinante eins und identifiziere g* uber die Paarung (~,p,)
fur
~ E g und p, E g* A~A-l erhalten wir
= Sp(~p,)
mit den oberen Dreiecksmatrizen. Wegen AdA ~
=
(14.19) wobei P: sr(n,lR) -+ g* die Projektion ist, die eine Matrix auf ihren oberen Dreiecksanteil abbildet. Setze dann
p,=
010 .. ·00 001 .. ·00 000 .. ·00
E g*.
(14.20)
000 .. ·01 000 .. ·00 Man zeigt, daB Orb (p,)
= { P( Ap, A-I) I A E G} aus Matrizen der Form
L=
b1 al 0 o ... Ob2 a 2 0 .. · 0 o b3 a3 ... 0 0 o b4 ...
0 0 0 0
0 0 0 0 ... bn -
0 0 0
o ...
0
0 0 0 0
(14.21)
1 an-l
bn
mit L: bn = 0 besteht. Siehe Kostant [1979] und Symes [1982a, 1982b] fur weitere Informationen.
14.1 Beispiele von koadjungierten Orbits
471
Beispiel 14.1.6 (Koadjungierte Orbits, die keine Untermannigfaltigkeit sind). Dieses Beispiel stellt eine Liegruppe G vor, deren generische koadjungierte Orbits in g* keine Untermannigfaltigkeiten sind. Es stammt von Kirillov [1976b, S. 293]. Sei a eine irrationale Zahl und definiere G
=
eit 0 Z] { [ ~ e;t ~
t E lK, z, wE C
}
.
(14.22)
Beachte, daB G diffeomorph zu lK 5 ist. Als Gruppe ist G das semidirekte Produkt von
mit C2 , wobei die Wirkung durch Multiplikation von links von Vektoren in C2 mit Elementen H gegeben ist (vgl. Ubung 9.3.1). Das neutrale Element von Gist demzufolge die (3 x 3)-Einheitsmatrix und das inverse [
Z]-1
eit 0 o eiod w o 0 1
Die Liealgebra 9 von Gist
t E JR, x,y E C }
(14.23)
mit dem gewohnlichen Kommutator als Lieklammer. Identifiziere g* tiber die nichtausgeartete Paarung
(A, B) = Re (Sp (AB)) in g(3, q mit
0 0]
is g* = { [ ~ i~S ~
(14.24)
Die adjungierte Wirkung von auf ist durch Ad g ~
is 0
~
is 0 X] = [ 0 ias y
o
eitx - isz ]
= [ 0 ias eiOdy - iasw
o
0
0 0
0
(14.25)
472
14. Koadjungierte Orbits
gegeben. Die koadjungierte Wirkung desselben Gruppenelements 9 auf
ist durch
iu'
Ad;-lJL = [ O.
0 0]
iau' 0
ae- zt be-zoot 0
gegeben mit U'
1 ·t . t Z z + be- UJi aw). = U + ---Im(ae2 1 +a
(14.26)
(14.27)
Fur a, b i= 0 ist der Orbit durch JL zweidimensional. Er ist eine zylindrische Flache, deren Erzeuger die u'-Achse und deren Grundlinie die Kurve in ([:2 ist, die durch t t-+ (ae- it , be- iod ) parametrisiert wird. Diese Kurve ist aber der auf dem Torus mit den Radien lal und Ibl dicht liegende irrationale FluB und die zylindrische Flache somit keine Untermannigfaltigkeit des ]R5. Beachte weiter, daB der AbschluB dieses Orbits die dreidimensionale Mannigfaltigkeit ist, die aus dem Produkt der u'-Achse mit dem zweidimensionalen Torus der Radien lal und Ibl entsteht. Wir kommen auf dieses Beispiel noch in den Interneterganzungen zuruck.
Ubungen Ubung 14.1.1. Zeige, daB fUr JL
E
9*
gilt.
Ubung 14.1.2. Formuliere (14.10) in Matrixschreibweise.
14.2 Tangentialvektoren an koadjungierte Orbits 1m allgemeinen sind die Orbits einer Liegruppenwirkung zwar fur sich genommen Mannigfaltigkeiten, nicht jedoch Untermannigfaltigkeiten der Mannigfaltigkeit, auf der die Gruppe wirkt, sondern nur injektiv immersierte Mannigfaltigkeiten. Eine wichtige Ausnahme bildet der Fall einer kompakten Liegruppe. In diesem sind alle ihre Orbits abgeschlossene eingebettete Untermannigfaltigkeiten. Die koadjungierten Orbits bilden in diesem Punkt keine Ausnahme, wie wir in den vorangegangenen Beispielen gesehen haben. Wir sollten sie immer als injektiv immersierte Untermannigfaltigkeiten betrachten, die diffeomorph zu G / GI-' sind, wobei GI-' = {g E G I Ad; JL = JL } der Stabilisator der koadjungierten Wirkung in einem Punkt JL des Orbits ist.
14.2 Tangentialvektoren an koadjungierte Orbits
473
Wir beschreiben nun Tangentialvektoren an koadjungierte Orbits. Sei ~ E 9 und sei g(t) eine Kurve in G, die bei t = 0 tangential zu ~ ist, z.B. g(t) = exp(t~). Sei 0 ein koadjungierter Orbit und p, E O. 1st 7] E g, so ist
p,(t) = Ad;(t)-lp, eine Kurve in 0 mit p,(0)
(14.28)
= p,. Differenzieren wir die Gleichung (14.29)
nach t bei t = 0, so erhalten wir
und somit (14.30)
Demzufolge gilt (14.31 )
Diese Rechnung zeigt auch, daB der infinitesimale Erzeuger der koadjungierten Wirkung durch (14.32) gegeben ist. Die folgende Beschreibung des Tangentialraumes an einen koadjungierten Orbit ist 6fters von Nutzen: Sei gfL = {~ E 9 I ad~ p, = O} die koadjungierte Stabilisatoralgebra von p" also die Liealgebra des koadjungierten Stabilisators G fL
= {g
E G I Ad; p,
= p, }.
Proposition 14.2.1. Sei (,) : 9* x 9 ---+ lR eine schwach nichtausgeartete Paarung und 0 der koadjungierte Orbit durch p, E 9*. Sei weiter g~ := {
v E g* I (v, 'T))
0 fur alle
=
'T) E
gfL }
der Annihilator von gfL in g*. Dann ist TfLO C g~. 1st 9 endlichdimensional, so gilt TfLO = g~. Dieselbe Gleichheit gilt, wenn 9 und g* Banachriiume sind, TfLO abgeschlossen in g* und die Paarung stark nichtausgeartet ist. Beweis. Fur jedes
~ E
9 und
(ad~ p" 'T))
'T) E
= (p"
gfL gilt [~, 'T)])
= -(ad; p,,~) = 0,
was die 1nklusion TfLO C g~ beweist. 1st 9 endlichdimensional, so gilt die Gleichheit wegen dimTfLO = dimg - dimg fL = dimg~. Sind 9 und g* unendlichdimensionale Banachraume und ist ( ,) : g* X 9 ---+ lR eine starke Paarung, k6nnen wir oBdA annehmen, daB es die kanonische Paarung zwischen einem Banachraum und seinem Dualraum ist. 1st g~ # TfLO, wahle v E g~ so, daB vol 0 und v rf. TfLO ist. Nach dem Satz von Hahn-Banach gibt es ein 7] E 9 mit (v,7]) = 1 und (ad~ p" 7]) = 0 fur alle ~ E g. Die letzte Bedingung ist aquivalent zu 'T) E gIL' Aus v E g~ folgt andererseits auch (v,7]) = 0, was ein Widerspruch ist. •
474
14. Koadjungierte Orbits
Beispiele von Tangentialvektoren Beispiel 14.2.1 (Die Drehgruppe). Identifiziere (50(3), [','J) ~ (lR 3 , x) und 50(3)* ~ lR 3 iiber die durch das Euklidische Skalarprodukt gegebene natiirliche Paarung. Gleichung (14.32) lautet dann fUr II E 50(3)* und 'Tl E 50(3) (14.33) (eso(3)* (II), 'Tl) = -II· (e x 'Tl) = -(II x e) . 'Tl,
e,
so daB eso(3)* (II) = -II x e = e x II gilt. Wie zu erwarten ist eS O(3)* (II) E TrrOrb (II) tangential an die Sphare Orb (II). Variiert man in 50(3) ~ lR 3 , erhalt man ganz TrrOrb (II).
e
Beispiel 14.2.2 (Die affine Gruppe auflR). Sei (u,v) E 9 und betrachte den koadjungierten Orbit durch den Punkt
Dann wird (14.32) zu
(u,V)g*
(~) = ((~) ,[.,(u,v)l).
(14.34)
Es ist jedoch
((~) ,[(r,s),(u,v)l) = ((~) ,(o,rv-su)) =rv/3-su/3 und somit gilt (14.35) Fiir /3
i= 0 spannen diese Vektoren tatsachlich g* = lR2
auf.
Beispiel 14.2.3 (Die Gruppe Diff vo1 ). Fiir G = Diffvol und M E Xdiv erhalten wir die Tangentialvektoren an Orb (M) durch Differenzieren von (14.13) nach cpo Es ergibt sich TMOrb (M) = { -£vM I v ist divergenzfrei und tangential zu
an}. (14.36)
Beispiel 14.2.4 (Die Gruppe Diffkan(P)). Fiir G TfOrb (f)
= { -{J, k}
= Diffkan(P) gilt
IkE F(P) }.
(14.37)
Beispiel 14.2.5 (Das Todagitter). Der Tangentialraum an die Todaorbits besteht aus den Matrizen derselben Form wie L in (14.21), da diese Matrizen einen linearen Raum bilden. Der Leser kann nachpriifen, daB (14.31) dasselbe Resultat liefert.
14.3 Die symplektische Struktur auf koadjungierten Orbits
475
Ubungen Ubung 14.2.1. Zeige, daB fUr die affine Gruppe auf lR. die Lie-PoissonKlammer durch 8 f 8g 8f 89 ) {f, g}( 0:, /3) = /3 ( 80: 8/3 - 8/3 80:
gegeben ist.
14.3 Die symplektische Struktur auf koadjungierten Orbits Satz 14.3.1 (Der Satz fiber koadjungierte Orbits). Sei G eine Liegruppe und 0 c g* ein koadjungierter Orbit. Dann definiert (14.38) fur J-l E 0 und ~,7) E 9 zwei symplektische Formen auf O. Wir nennen w± die koadjungierten symplektischen Strukturen und bezeichnen sie bei der Gefahr einer Verwechslung mit
w5.
Beweis. Wir beweisen den Satz fiir w-, der Beweis fUr w+ verlauft ahnlich. Zunachst zeigen wir, daB durch (14.38) eine wohldefinierte Form gegeben ist, daB also die rechte Seite unabhangig von den spezieIlen ~ E 9 und 7) E 9 ist, die die Tangentialvektoren ~g* (J-l) und 7)g* (J-l) definieren. Dazu beachte man, daB aus ~g*(J-l) = ~~*(J-l) die Beziehung -(J-l, [~,7)]) = -(J-l, W,7)]) fiir aIle 7) E 9 folgt. Damit ist
und w- ist wohldefiniert. Ais nachstes zeigen wir, daB w- nichtausgeartet ist. Da die Paarung (,) nichtausgeartet ist, folgt aus w-(J-l)(~g*(J-l),7)g*(J-l)) = 0 fiir aIle 7)g*(J-l) auch -(J-l, [~, 7)]) = 0 fiir alle 7). Dies bedeutet aber 0 = -(J-l, [~,.J) = ~g* (J-l). Zuletzt zeigen wir, daB w- geschlossen ist, also dw- = 0 gilt. Dafiir definieren wir zuerst fiir jedes v E g* die I-Form VL auf G durch
fiir 9 E G. Es wurde schon gezeigt, daB die I-Form VL linksinvariant ist, also L;VL = VL fiir aIle 9 E G gilt. Sei ~L das zu ~ E 9 gehOrende linksinvariante Vektorfeld auf G, so daB vd~d eine konstante Funktion auf Gist (deren Wert in jedem Punkt (v,~) ist). Wahle v E 0 und betrachte die durch 9 f-t Ad;-l(v) definierte surjektive Abbildung ipv : G -+ 0 und die 2-Form (]" = ip~W- auf G. Wir zeigen, daB
476
14. Koadjungierte Orbits
cr =
(14.39)
dVL
gilt. Dafiir bemerken wir zunachst, daB (14.40)
ist, so daB die surjektive Abbildung lPv bei e eine Submersion ist. Nach der Definition des Pullbacks ist cr(e)(~, ry) gleich (lP~w-)(e)(~,
ry) = w-(lPv(e))(TelPv .~, TelPv . ry) = w- (v)(~g* (v), ryg* (v)) = -(v, [~, ry]).
(14.41)
Somit gilt (14.42)
Wir benotigen nun die Beziehung cr(~L' ryd = -(VL' [~L' ryL]) fUr jeden Punkt von G. Dazu beweisen wir erst zwei Lemmata. Lemma 14.3.1. Die Abbildung Ad;-l : 0 -+ 0 liijJt w- invariant, es gilt also
(Ad;-l)*w- = W-.
Beweis. Fiir den Beweis greifen wir auf zwei Gleichungen aus Kap. 9 zuriick. Erstens zeigten wir dort (14.43)
was man beweist, indem man wahlt, die Beziehung Ad g
tangential zu einer Kurve h(E) bei E
~
~=
=
0
(14.44)
!9h(E)9-1!0=0
verwendet und beachtet, daB (Ad g
~)g* (JL) =
dd Ad(gh(o)g-l )-IJL! E 0=0
= dd
Ad;-IAd~(o)_IAd;(JL)1
E
0=0
(14.45)
gilt. Als zweites benotigen wir die Gleichung (14.46)
die durch Differenzieren der Beziehung (14.47)
nach h und k, ausgewertet im neutralen Element, folgt.
14.3 Die symplektische Struktur auf koadjungierten Orbits
477
Wert en wir (14.43) in v = Ad;-lfL aus, so erhalten wir (14.48) da Ad;-l linear ist. Also gilt: ((Ad;-l)* w-) (fL )(~g' (fL), rJg' (fL))
=w-(v)(TJLAd;-l ·~g·(fL),TJLAd;-l ·rJg·(fL)) = w- (v) ((Ad g Og. (v), (Ad g rJ)g· (v)) (nach (14.48)) = - (v, [Ad g C Ad g rJ]) (nach der Definition von w-) = - (v,Adg[~,rJ])
(nach (14.46))
= - (Ad; v, [~, rJ]) = - (fL, [~, rJ]) = w- (fL)(~g' (fL), rJg' (fL))·
(14.49)
Lemma 14.3.2. Die 2-Form (J ist linksinvariant, d.h., es gilt L;(J
•
= (J fur
alle g E G. Beweis. Mit der Aquivarianzgleichung
0
Lg = Ad;-l
0
(14.50)
• Beweis. Beide Seiten sind linksinvariant und im neutralen Element nach (14.42) gleich. •
Die auBere Ableitung da einer I-Form a laBt sich mit der JacobiLieklammer durch (da)(X, Y) = X[a(Y)]- Y[a(X)]- a([X, Y])
(14.51 )
ausdriicken. Da Vd~L) konstant ist, folgt rJdvd~d] = 0 und ~dvdrJL)l = 0, so daB aus Lemma 14.3.3 die Beziehung (14.52) folgt. 2 2
Auf jeder Liegruppe ist ein natiirlicher Zusammenhang gegeben, der von der Linksmultiplikation (oder Rechtsmultiplikation) induziert wird. Die Rechnung (14.51) ist im wesentlichen die Berechnung der Kriimmung dieses Zusammenhangs und eng mit den Maurer-Cartan-Gleichungen verbunden (siehe §9.1).
478
14. Koadjungierte Orbits
Lemma 14.3.4. Es gilt die Beziehung
(14.53)
Beweis. Wir beweisen, daB fur alle Vektorfelder X und Y o-(X, Y) = (dvd(X, Y) gilt. 1st 0- namlich linksinvariant, folgt o-(X, Y)(g)
=
(L~_lo-)(g)(X(g), Y(g))
= o-(e)(TLg-l . X(g), TLg-l . Y(g))
= o-(e)(~,ry) (mit ~ = TLg-l . X(g) und ry = TLg-l = o-(~L' ryd(e) = (dvd(~L' ryd(e) (nach (14.52)) = (L;dvd(~L' ryd(e) (da VL linksinvariant ist) = (dvd(g)(TLg · ~L(e), TLg ·ryL(e)) = (dvd(g)(TLg ·~,TLg .ry) = (dVL)(g)(X(g), Y(g)) = (dvd(X, Y)(g).
. Y(g))
•
Da nach Lemma 14.3.4
0-
o = dip~w- = ip~dw-. Aus ipll
= dVL gilt, ist do- = ddvL = 0 und somit
Lg = Ad;-l 0 ipll folgt, daB die Submersivitat von ipll in e aquivalent zur Submersivitat von ipll in allen 9 E Gist, d.h. dazu, daB ipll eine surjektive Submersion ist. Daher ist ip~ injektiv und demzufolge gilt dw- = O. • 0
Da koadjungierte Orbits symplektisch sind, erhalten wir die folgenden Korollare: Korollar 14.3.1. Die koadjungierten Orbits einer endlichdimensionalen Liegruppe sind M annigJaltigkeiten gemdzahliger Dimension. Korollar 14.3.2. Sei Gil = {g E G I Ad;-l V = v} der Stabilisator der koadjungierten Wirkung von v E g*. Dann ist Gil eine abgeschlossene Untergruppe von G und der Quotientenmum G/G II demzuJolge eine glatte MannigJaltigkeit mit einer glatten Projektion n : G --+ G/G II , 9 f--t g. Gil. Wir identijizieren G/G II ~ Orb (v) uber den Diffeomorphismus p: g. Gil E G/G II f--t Ad~-l(v) E Orb (v). Damit ist G/G II symplektisch mit der symplektischen Form w-, die durch dVL gemiijJ
(bzw. dVR
= n* p* w+)
induziert wird.
Wie wir in Beispiel 14.5.1 sehen werden, ist w- im allgemeinen nicht exakt, selbst obwohl es n* p*w- ist.
14.3 Die symplektische Struktur auf koadjungierten Orbits
479
Beispiele Beispiel 14.3.1 (Die Drehgruppe). Betrachte Orb (II), den koadjungierten Orbit durch II E ]R3. Dann ist ~JR3(II)
und
= ~ x II
TJJR3(II) = TJ x II
E
Trr(Orb(II))
E Trr(Orb
(II)),
so daB sich mit der ublichen Identifizierung von 50(3) mit ]R3 die (-)koadjungierte symplektische Struktur zu
(14.54) ergibt. Der orientierte Flacheninhalt des (ebenen) Parallelogramms, das zwei Vektoren v, w E ]R3 aufspannen, ist bekanntlich durch v x w gegeben (betragsma£ig ist der Flacheninhalt Ilv x wll). Demzufolge ist der orientierte Flacheninhalt, den ~JR3 (II) und TJJR3 (II) aufspannen, (~
x II) x (TJ x II) =
[(~
x II) . II] TJ -
[(~
x II) . TJ] II
= II(II . (~ x TJ)). Das Flachenelement dA auf einer Sphare im]R3 ordnet jedem Paar (v, w) von Tangentialvektoren die Zahl dA( v, w) = n· (v x w) zu, wobei n die auBere Einheitsnormale ist (dA(v, w) ist die Flache des Parallelogramms, das von v und w aufgespannt wird, wobei sich ein positives Vorzeichen ergibt, wenn v, w, n eine positiv orientierte Basis bilden und ansonsten ein negatives). Fur eine Sphare mit Radius IIIIII und Tangentialvektoren v = ~ x II und w = TJ x II gilt dA(~
II
x II, TJ x II) = IIIIII . ((~ x II) x (TJ x II)) =-
II
. ((~ x II) . II)TJ -
IIIIII = IIIIIIII· (~ x TJ).
((~
x II) . TJ)II)
(14.55)
Also ist
(14.56) Die Bezeichnung "dA" fur das Flachenelement ist naturlich etwas miBverstandlich, da diese 2-Form nicht exakt sein kann. Analog ist
w+(II) =
II~II dA.
(14.57)
Beachte, daB w+ /IIIIII = (dA)/IIIII12 der feste Winkel ist, der durch das Flachenelement dA festgelegt wird.
480
14. Koadjungierte Orbits
Beispiel 14.3.2 (Die affine Gruppe auf ]R). Fur
auf dem offenen Orbit 0 wird (14.38) zu
W-(/1) ((r, s)g* (/1), (u, v)g* (/1)) = - \
(~) ,[(r, s), (u, v)])
= -(3(rv -
su).
(14.58)
Verwenden wir die Koordinaten (0:, (3) E ]R2, bedeutet dies (14.59)
Beispiel 14.3.3 (Die Gruppe Diff vo1 ). Fur einen koadjungierten Orbit von G = Diffvol(J?) ist die (+ )-koadjungierte symplektische Struktur in einem Punkt M (14.60)
wobei [v, w] die Jacobi-Lieklammer ist. Beachte das Minuszeichen auf der rechten Seite von (14.60), das dadurch begrundet ist, daB [v, w] die negative Lieklammer ist. Ubungen Ubung 14.3.1. Sei G eine Liegruppe. Finde eine Wirkung von G auf T*G, fUr die die Abbildung J(~)(vL(g))
= -(vL(g), ~L(g)) = -
(v,~)
eine aquivariante Impulsabbildung ist. Ubung 14.3.2. Stelle die Verbindung zwischen den Rechnungen in diesem Abschnitt und den Maurer-Cartan-Gleichungen her. Ubung 14.3.3. Finde einen zweiten Beweis fur dw± = 0, in dem zunachst gezeigt wird, daB die Hamiltonschen Vektorfelder XH bzgl. w± mit denen bzgl. der Lie-Poisson-Klammer ubereinstimmen und somit die Jacobiidentitat gilt. Ubung 14.3.4 (Die Gruppe Diff kan ). Zeige fUr einen koadjungierten Orbit fur G = Diffkan (P), daB die (+)-koadjungierte symplektische Struktur durch
w+(L)({k,j},{h,j}) = Lf{k,h}dqdP gegeben ist.
14.4 Die Klammer auf dem Orbit und die Lie-Poisson-Klammer
481
Ubung 14.3.5 (Das Todagitter). Uberpriife, daB die symplektische Struktur auf dem Todaorbit durch (14.61 )
gegeben ist.
Ubung 14.3.6. Beweise (14.59), also
14.4 Die Klammer auf dem Orbit als Einschrankung der Lie-Poisson-Klammer Satz 14.4.1 (fiber die Vertraglichkeit der Lie-Poisson-Klammer und der koadjungierten symplektischen Struktur). Die Lie-PoissonKlammer und die koadjungierte symplektische Struktur sind im folgenden Sinne vertraglich: Fur F, H : 9* -+ IR und einen koadjungierten Orbit 0 in 9* gilt (14.62) Hierbei ist die Klammer {F, G} + die (+) -Lie-Poisson- Klammer und die Klammer auf der rechten Seite von (14.62) die Poissonklammer zu der (+)koadjungierten symplektischen Struktur auf 0 ist. Analog ist (14.63)
1m folgenden Abschnitt ist der wesentliche Inhalt des Satzes zusammengefaBt.
Zwei Sichtweisen der Lie-Poisson-Klammer Es gibt zwei verschiedene Wege, die Lie-Poisson-Klammer {F, H} _ (bzw. {F, H} +) auf 9* herzuleiten.
Die Methode der Erweiterung: (i) Wahle F, H : 9* -+ R (ii) Erweitere F, H zu F L , HL : T*G -+ IR durch Links- (bzw. Rechts-) translation.
482
14. Koadjungierte Orbits
(iii) Bilde zuerst die Klammer {F£, Hd bzgl. der kanonischen symplektischen Struktur auf T* G und (iv) dann wieder die Einschrankung
{F£, Hdlg* = {F,H}_ (bzw. {FR, HR}lg*
= {F, H}+).
Die Methode der Einschrankung:
(i) Wahle F, H : g* --+ lR. (ii) Bilde die Einschrankungen FlO, HIO auf einen koadjungierten Orbit und (iii) berechne die Poissonklammer {FlO, HIO} - bzgl. der (-)- (bzw. (+)-) koadjungierten symplektischen Struktur w- (bzw. w+) auf dem Orbit 0: Fur fJ, E 0 ist
{FIO,HIO}-(fL) = {F,H}_(fL) (bzw. {FIO,HIO}+(fL)
= {F,H}+(fL))·
Beweis (von Satz 14.4.1). Sei fL E O. Nach Definition gilt (14.64)
Andererseits ist (14.65)
wobei X F und X H die Hamiltonschen Vektorfelder auf 0 zu den Funktionen FlO und HIO sind und w- die (- )-koadjungierte symplektische Form ist. Das Hamiltonsche Vektorfeld X F auf g"'.. ist durch (14.66)
mit ~ = 8F j8fJ, E 9 gegeben. Dies motiviert das folgende Lemma: Lemma 14.4.1. Mit der koadjungierten symplektischen Form w- gilt fur
fLEO (14.67)
14.4 Die Klammer auf dem Orbit und die Lie-Poisson-Klammer
Beweis.
Sind~, rJ
483
E g, so ergibt (14.38) (14.68)
Setzen wir
~
= of/oJL und ist
rJ beliebig, erhalten wir
(14.69) Demzufolge gilt wie behauptet XF1o(JL)
•
= ad:5F/
Urn den Beweis von Satz 14.4.1 zu vollenden, beachte man, daB
{FlO, HIO} -(JL) = w-(JL)(XF1o(JL), XH1o(JL))
= W- (JL)(ad:5F/
[~:, ~~]) =
{F, H}_(JL)
(14.70)
•
(i) Fur H E F(g*) bleibt die Tmjektorie von X H durch den Punkt JL in Orb (JL). (ii) Eine Funktion C E F(g*) ist genau dann eine Casimirfunktion, wenn oC/OJL E giL fur alle JL E g* gilt. (iii) 1st C E F(g*) Ad* -invariant (konstant auf den Orbits), so ist C eine Casimirfunktion. Wenn alle koadjungierten Orbits zusammenhiingend sind, gilt auch die Umkehrung. Beweis. Teil (i) folgt aus dem Umstand, daB XH(v) tangential zu dem koadjungierten Orbit 0 fUr v E 0 ist, da XH(v) = ad:5H/
484
14. Koadjungierte Orbits
die invariant unter der koadjungierten Wirkung (A, II) eine Casimirfunktion ist. Ein weiteres Beispiel liefert G das Funktional
Cp(f)
:=
l
f-t
=
All und somit Diffkan(P) und
tJ>(f) dqdp,
wobei dq dp das LiouvillemaB und tJ> eine beliebige Funktion einer Veranderlichen ist. Dieses ist eine Casimirfunktion, da es nach der Substitutionsregel Ad* -invariant ist. 1m allgemeinen ist die Ad* -Invarianz von C eine starkere Eigenschaft als die, eine Casimirfunktion zu sein. 1st C namlich Ad* -invariant, so ergibt sich durch Differentiation der Beziehung C(Ad;-ljt) = C(jt) nach jt statt nach 9 wie im Beweis von (iii) (14.71) fUr aIle 9 E G. Wahlen wir 9 E GIL' so wird diese Beziehung zu 8Cj8jt = Adg (8Cj8jt), also gehort 8Cj8jt zum Zentralisator von GJ-! in g, d.h. zu der Menge 1st
Zent(gJ-!' g) := {~ E 9 I [17, ~l = 0 fur alle 17 E gJ-! }
der Zentralisator von gJ-! in g, erhalten wir durch Differenzieren der definierenden Gleichung von Zent( GJ-!' g) nach 9 im neutralen Element, daB Zent( GJ-!' g) c Zent(gJ-!' g) gilt. 1st C Ad* -invariant, dann ist demzufolge
wobei Zent(gJ-!) das Zentrum von gJ-! ist. Also schlieBen wir daraus die folgende Proposition:
Proposition 14.4.1 (Kostant [1979]). 1st C eine Ad* -invariante Funktion aufg*, so liegt 8Cj8jt sowohl in Zent(GJ-!,g) als auch in Zent(gJ-!). 1st C eine Casimirfunktion, so liegt 8C j 8jt im Zentrum von gl-'" Beweis. Die erste Behauptung folgt aus den vorhergehenden Betrachtungen. Die zweite Behauptung leitet man folgendermaBen her: Sei Go die Zusammenhangskomponente des neutralen Elementes in G. Da die Liealgebra von G mit der von Go ubereinstimmt, ist eine Casimirfunktion C von g* konstant auf den Go-koadjungierten Orbits, da diese zusammenhangend sind (siehe Korollar 14.4.1 (iii)). Demnach ist nach dem ersten Teil 8Cj8jt E Zent(gJ-!). •
14.4 Die Klammer auf dem Orbit und die Lie-Poisson-Klammer
485
Nach dem Satz von Duflo und Vergne [1969] (siehe die Interneterganzungen zu Kap. 9) ist der koadjungierte Stabilisator g/-, fur generische J-L E g* abelsch und somit im generischen Fall Zent(g/-,) = gl-'" Das obige Korollar und die obige Proposition lassen prinzipiell die Moglichkeit von nicht-Ad*invarianten Casimirfunktionen auf g* zu. Dieser Fall ist jedoch fur Liegruppen mit zusammenhangenden koadjungierten Orbits ausgeschlossen, wie wir fruher gesehen haben. 1st G : g* -+ ffi. eine Funktion, fUr die 8G/8 J-L E g/-, fUr aIle J-L E g* ist, es aber mindestens ein v E g* gibt, so daB 8G/8v ~ Zent(gv) ist, so ist G eine Casimirfunktion, die nicht Ad* -invariant ist. Dieses Element v E g* muB ein nichtgenerisches sein, dessen koadjungierter Orbit unzusammenhangend ist. Wir kennen kein Beispiel einer solchen Casimirfunktion. Andererseits liefern die obigen Aussagen leicht nachzupriifende Kriterien fur die Form oder die Nichtexistenz von Casimirfunktionen auf den Dualraumen von Liealgebren. Besitzt g* z.B. offene Orbits, deren Vereinigung dicht liegt, kann es keine Casimirfunktionen geben. Jede solche Funktion ware namlich auf den zusammenhangenden Komponenten jedes Orbits konstant und somit wegen ihrer Stetigkeit auch auf ganz g*. Ein Beispiel einer solchen Liealgebra ist das der affinen Gruppe auf der Geraden aus Beispiel 14.1.2. Dasselbe Argument zeigt, daB Liealgebren mit mindestens einem dichten Orbit keine Casimirfunktionale besitzen. In den Interneterganzungen bestimmen wir die Casimirfunktionen fur Beispiel 14.1.6 und zeigen mit ihnen, daB Casimirfunktionen nicht immer die generischen koadjungierten Orbits trennen mussen. Ein mathematischer Grund fur die Wichtigkeit der koadjungierten Orbits und der Lie-Poisson-Klammer ist die Tatsache, daB Hamiltonsche Systeme mit Symmetrien oft die Uberlagerung eines koadjungierten Orbits sind. Dies wird weiter unten gezeigt. Sind X und Y topologische Raume, nennt man eine stetige surjektive Abbildung p : X -+ Y eine Uberlagerung, wenn jeder Punkt in Y eine offene Umgebung U besitzt, so daB p-l (U) eine disjunkte Vereinigung offener Mengen in X ist, der sogenannten Decks uber U. Beachte, daB jedes Deck uber p homoomorph zu U ist. 1st p : M -+ N eine surjektive eigentliche Abbildung von glatten Mannigfaltigkeiten, die zusatzlich ein lokaler Diffeomorphismus ist, so ist sie eine Uberlagerung. SU(2) (die Spingruppe) bildet z.B: eine Uberlagerung von SO(3) mit zwei Decks uber jedem Punkt, und SU(2) ist einfach zusammenhangend, SO(3) hingegen nicht (vgl. Kap. 9). Transitive Hamiltonsche Wirkungen wurden von Lie, Kostant, Kirillov und Souriau auf folgende Weise charakterisiert (siehe Kostant [1966]): Satz 14.4.2 (Satz von Kostant iiber die Uberlagerung von koadjungierten Orbits). Sei Peine Poissonmannigfaltigkeit und <J> : G x P -+ P eine transitive, Hamiltonsche Linkswi'!'kung mit de'!' iiquiva'!'ianten Impulsabbildung J : P -+ g*. Dann gilt:
486
14. Koadjungierte Orbits
(i) J : P -+
g+
ist eine kanonische Submersion auf einen koadjungierten Orbit von G in g*.
(ii) 1st P symplektisch, so ist J ein lokaler symplektischer Diffeomorphismus auf einen koadjungierten Orbit mit der (+ )-koadjungierten symplektischen Struktur. 1st J zusiitzlich eigentlich, so ist sie eine Uberlagerung. Beweis. (i) DaB J eine kanonische Abbildung ist, wurde schon in §12.4 gezeigt. Da tP transitiv ist, ki:innen wir ein festes Zo E P wahlen und jedes z E P kann dann als z = tPg(zo) fur ein 9 E G dargestellt werden. Also gilt wegen der A.quivarianz
J(P) = {J(z) I z E P} = {J(tPg(zo)) I 9 E G}
= {Ad;-lJ(ZO) I 9
E G}
= Orb (J(zo))·
Fur z E P gilt wieder aufgrund der A.quivarianz TzJ(~p(z)) = -ad~ J(z), was jedoch die Form eines allgemeinen Tangentialvektors an den Orbit Orb (J(zo)) in J(z) hat. Also ist J eine Submersion. (ii) 1st P symplektisch mit der symplektischen Form D, so ist J eine symplektische Abbildung, wenn der Orbit mit der (+ )-koadjungierten symplektischen Form betrachtet wird: w+ (p)(ad~p, ad~p) = (p, [~, 1]]). Dies sieht man folgendermaBen ein: Wegen der Transitivitat der Wirkung ist TzP = {~p(z) I ~ E g} und somit gilt (J*w+)(z)(~p(z), 1]p(z))
=
w+(J(z))(TzJ(~p(z)), T zJ(1]p(z)))
= w+ (J(z) )(ad~ J(z), ad~ J(z)) = (J(z), [~, 1]]) = J([~, 1]])(z) = {J(~), J(1])}(z) (wegen der A.quivarianz) = D(z)(XJ(O(z), XJ(1)) (z)) = D(z)(~p(z), 1]p(z)),
(14.72)
was zeigt, daB J*w+ = D gilt, also J symplektisch ist. Jede symplektische Abbildung ist eine Immersion, also ist J ein lokaler Diffeomorphismus. 1st J zusatzlich eigentlich, ist sie nach dem oben Behandelten eine symplektische Uberlagerung. • 1st J eigentlich und die symplektische Mannigfaltigkeit P einfach zusammenhangend, so ist die Uberlagerung in (ii) ein Diffeomorphismus. Dies folgt aus den klassischen Satzen uber Uberlagerungen (Spanier [1966]). 1st tP nicht transitiv, so ist J(P) offensichtlich die Vereinigung von koadjungierten Orbits. Siehe Guillemin und Sternberg [1984] und Grigore und Popp [1989] fur weitere Informationen.
14.5 Die spezielle lineare Gruppe der Ebene
487
Ubungen Ubung 14.4.1. Zeige, daB {F,K}c = C{F,K} eine zweite Poissonstruktur ist, wenn C eine Casimirfunktion auf einer Poissonmannigfaltigkeit ist. Zeige, daB ein Hamiltonsches Vektorfeld XH ftir {,} auch Hamiltonsch bzgl. {,}C mit der Hamiltonfunktion CH ist. Ubung 14.4.2. Kann man den Satz tiber die Uberlagerung von koadjungierten Orbits immer auf Gruppenwirkungen auf Kotangentialbtindel tiber den Kotangentiallift anwenden?
14.5 Die spezielle line are Gruppe der Ebene Wir wahlen in der Liealgebra 5((2, JR.) der spurfreien reellen (2 x 2)-Matrizen die Basis
e=[~~], f=[~~], h=[~~l].
Es gelten die Vertauschungsrelationen [h, e] = 2e, [h, f] = -2f und [e, f] = h. Identifiziere 5((2, JR.) durch ~ :=
xe + yf + zh E 5((2, JR.)
r-+
(x, y, z)
E
JR.3
(14.73)
mit dem JR.3. Die nichtverschwindenden Strukturkonstanten sind Cf2 = 1, cb = -2 und C§3 = 2. Wir identifizieren den Dualraum 5((2, JR.) * tiber die nichtausgeartete Paarung (14.74) mit 5((2, JR.). Die zu {e,f,h} duale Basis ist dann {f,e, ~h} und wir identifizieren auch 5[(2, JR.) * unter Verwendung dieser Basis durch 1
0: = af + be + c"2h r-+ (a, b, c)
E
JR.3
(14.75)
mit dem JR.3. Die (±)-Lie-Poisson-Klammer auf 5((2, JR.) * ist dann durch
gegeben, wobei
\ 60:,
~:) = Sp (60: ~:) = DF(o:)· 60:
=ddlt t=O F(0:+t60:) of oa
of ob
of
= -6a+ -6b+ -6c 8c
488
14. Koadjungierte Orbits
und und
bF
boo =
[OF oc of oa
of _ of ob
1
OC
ist. In Koordinaten ist die Lie-Poisson-Klammer somit durch
8F 8C 8F 8C) (8F 8C 8F 8C) {F,C}±(a,b,c) = =r=2a ( 8a 8c - 8c 8a ± 2b 8b 8c - 7k8b ±c (8F 8C _ 8F 8C)
8a 8b
(14.76)
8b 8a
gegeben. Da 8L(2,~) zusammenhiingend ist, sind die Casimirfunktionen die Ad*invariant en Funktionen auf 5[(2,~)*. Wegen Adg~ = g~g-l fur 9 E 8L(2,~) und ~ E 5[(2,~) folgt * Ad g-la = gag -1 fur a E 5[(2, ~)*. Die Determinante von
ist offensichtlich invariant unter der Konjugation. 8tatten wir daher den ~3 mit der (±)-Lie-Poisson-Klammer von 5[(2, ~)* aus, ist jede Funktion der Form (14.77)
mit einer C 1 -Funktion 1> : ~ -+ ~ eine Casimirfunktion. Die symplektischen Blatter sind die 8chalen des Hyperboloids
Co(a, b, c)
:=
~ (ab + ~C2)
= konstant
i= 0,
(14.78)
die zwei Halften (ohne die 8pitze) des Kegels
und der Koordinatenursprung. Man kann dies direkt uberprufen, indem man von Ad;-la = gag- 1 ausgeht. Die koadjungierte symplektische 8truktur auf diesen Hyperboloiden ist durch
w-(a, b, c) (ad(x,y,z) (a, b, c), ad(x',y',z') (a, b, c)) = -a(2zx' - 2xz') - b(2yz' - 2zy') - c(xy/ - yx/) 1
IIV'Co(a, b, c) I
(Flachenelement des Hyperboloids) (14.79)
14.6 Die Euklidische Gruppe der Ebene
489
gegeben. Urn die letzte Gleichung in (14.79) zu beweisen, verwendet man die Gleichungen
b, c) = (2az - cy, ex - 2bz, 2by - 2zx), adCx,y,z) (a, b, c) x ad(xf,yf,zf) (a, b, c) = (2bc(xy' - yx') + 4b 2(yz' - zy') + 4ab(zx' - xz'), 2ac(xy' - yx') + 4ab(yz' - zy') + 4a 2(zx' - xz'), c2 (xy' - yx') + 2bc(yz' - zy') + 2ac(zx' - xz'))
ad{x,y,z) (a,
und die Tatsache, daB \7(ab + ~c2) = (b, a, ~c) ein Normalenfeld auf dem Hyperboloid ist, und erhiilt wie in (14.56)
dA(a, b, c) (ad(x,y,z) (a, b, c), ad(xf,yf,zf) (a, b, c))
(b,a,~c)
*
*
II(b, a, ~c)11 . (ad(x,y,z) (a, b, c) x ad(xf,yf,zf) (a, b, c)) =
-II\7Co(a, b, c)ll· w-(a, b, c) (ad(x,y,z) (a, b, c), ad(xf,yf,zf) (a, b, c)).
Ubungen Ubung 14.5.1. Verwende die Spur, urn eine Casimirfunktion fur sr(3,~)* zu finden.
14.6 Die Euklidische Gruppe der Ebene Wir verwenden die Bezeichnungen und Notationen aus Ubung 11.4.3. Die dort definierte Gruppe SE(2) besteht aus den Matrizen der Form
a]
(Re,a):= [ Re 0 1 '
(14.80)
wobei a E ~2 und Re die Drehmatrix
R = [cos e- sin e] e sine cos e
(14.81)
ist. Das neutrale Element ist die (3 x 3)-Einheitsmatrix und das inverse ist
a]
[ Re o1
-1
= [R-e -R_ea] 0
1
.
(14.82)
Die Liealgebra sc(2) von SE(2) besteht aus (3 x 3)-Blockmatrizen der Form (14.83)
490
14. Koadjungierte Orbits
mit
1]
Jf=[O
(14.84)
-10
(beachte, daB wie tiblich JfT = Jf- 1 = -Jf ist) und dem Kommutator als Lieklammer. Identifizieren wir .5e(2) tiber den Isomorphismus
v]
[ -wJf o 0 E .5e(2)
r--t
(w, v) E ~ 3
(14.85)
mit dem ~3, wird der Ausdruck fUr die Lieklammer
[(w, VI, V2), ((, WI, W2)] = (0, (V2 - WW2, WWl - (vd = (0, wJfTW - (JfT v),
(14.86)
wobei v = (Vl,V2) und w = (Wl,W2) ist. Die adjungierte Wirkung von
a]
(Re, a) = [ Re 0 1
auf
v]
-wJf (w, v) = [ 0 0
ist durch die Konjugation (14.87)
oder in Koordinaten durch Ad(Re,a)(W,v) = (w,wJfa+Rev )
(14.88)
gegeben. In der Rechnung haben wir die Beziehung ReJf = JfRe verwendet. Identifizieren wir .5e(2)* tiber die nichtausgeartetete Paarung, die durch die Spur des Produktes zweier Matrizen gegeben ist, mit den Matrizen der Form
[ pa
0]0 '
(14.89)
so ist .5e(2)* tiber (14.90)
isomorph zum ~3, so daB in diesen Koordinaten die Paarung zwischen .5c(2)* und .5e(2) zu ((f.L, a), (w, v)) = f.LW + a· v, (14.91) also dem gewohnlichen Skalarprodukt im ~3 wird. Die koadjungierte Wirkung ist somit (14.92)
14.6 Die Eukliclische Gruppe cler Ebene
491
Mit (14.82), (14.84), (14.88), (14.91) und (14.92) erhalten wir namlich (Ad(Re,a)-l (J-l, a), (w, v))
= (J-l, a), Ad(R_e,-R_ea)(w, v)) = (J-l, a), (w, -w]R-ea + R-ev)) = J-lw - wa . ]R-ea + a . R-ev = (J-l - a . R-e]a) w + Rea· v = (J-l- Rea· ]a, Rea), (w, v)).
Koadjungierte Orbits in se(2)*. Gleichung (14.92) zeigt, daB die koadjungierten Orbits die Zylinder T* S~ = {(J-l, a) Illall = konstant} fUr a =I- 0 und die Punkte auf der J-l-Achse sind. Die kanonische Kotangentialbundelprojektion, die wir mit 1f : T* S~ ---+ S~ bezeichnen, ist durch 1f(J-l, a) = a definiert. Da SE(2) zusammenhangend ist, folgt aus Korollar 14.4.1 (iii), daB die Casimirfunktionen mit den unter der koadjungierten Wirkung (14.92) invarianten Funktionen zusammenfallen, also alle Casimirfunktionen von der Form (14.93) mit einer glatten Funktion
if> :
[0, (0) ---+ JR. sind.
Die Lie-Poisson-Klammer auf se(2)*. Als nachstes bestimmen wir die (±)-Lie-Poisson-Klammer auf se(2)*. Fur F : se(2)* ~ JR. x JR.2 ---+ JR. ist die Funktionalableitung (14.94) wobei (J-l, a) E se(2)* ~ JR. x JR.2 ist und 'VaF den Gradienten von F bzgl. a bezeichnet. Die (±)-Lie-Poisson-Struktur auf se(2)* ist dann durch (14.95) gegeben. Es kann nun direkt nachgewiesen werden, daB die durch (14.93) gegebenen Funktionen tatsachlich Casimirfunktionen fUr die Klammer (14.95) sind.
Die symplektische Form auf den Orbits. von se(2) auf se(2)* ist durch
Die koadjungierte Wirkung (14.96)
gegeben. Auf dem koadjungierten Orbit, der einen Zylinder um die J-l-Achse darstellt, ist die koadjungierte symplektische Struktur
492
14. Koadjungierte Orbits
W(fL, a) (adce,u)(fL, a), ad C7l ,v)(fL, a))
= ±(Oa . v - 1]]a . u) = ±(Flachenelement dA auf dem Zylinder)/llall.
(14.97)
Die letzte Gleichung beweist man folgendermaBen: Da die auBere Einheitsnormale an den Zylinder (0, a)/llall ist, ergibt sich mit (14.96) fur das Flachenelement dA dA(fL, a)(( -]a· u, ~]a), (-]a . v, 1]]a))
.
= M' [((-]a· u,Oa) x (-]a· u,Oa)] ~,a)
=
Ilall(~]a·
v -1]]a' u).
Wir zeigen nun, daB die symplektische Form Iiallw~ auf dem Orbit durch (fL, a) die kanonische symplektische Form des Kotangentialbundels T* 5; ist. Wegen 7r(fL,a) = a folgt aus (14.96), daB T(IL,a)7r (
adC~,u) (fL, a)) = Oa
ist (aufgefaBt als Tangentialvektoren an 51 in a). Die Lange dieses Vektors ist 1~lllall, so daB wir ihn mit dem Paar Wlall, a) E Ta5; identifizieren. Die kanonische I-Form ist durch
8(fL, a) . ad(~,u) (fL, a) = (fL, a) . T(IL,a)7r
(ad(~,u) (fL, a))
= (fL, a) . (~llall, a) =
fL~llall·
(14.98)
gegeben. Urn die kanonische symplektische Form D auf T* 51 in dieser Notation zu berechnen, erweitern wir die Tangentialvektoren adce,u)(fL,a)
und
ad C7l ,v)(fL,a) E
T(IL,a)
(T*5;)
zu Vektorfeldern
und erhalten adC~,u)(fL, a) .
[8(Y)](fL, a) = d8(Y)(fL, a) . ad(~,u)(fL, a) =
! It=o
8(Y)(fL(t), a(t)),
wobei (fL(t),a(t)) eine Kurve in T*5; ist, fur die
(fL(O), a(O)) = (fL, a)
und
(11'(0), a'(O)) = adCe,u)(fL, a)
14.6 Die Eukliclische Gruppe cler Ebene
gilt. Wegen 1100(t)11
=
493
110:11 folgern wir, daB dies gleich
:t It=o
/L(t)1)llo:ll
= JL'(0)1)110:11 =
(14.99)
-]0:. U1)llo:ll
ist. Analog ist ad(T/,v)(/L, 0:) . (8(X))(/L, 0:) = -]0:. v(llo:ll. Aus X
= ((, U)se(2)*
und Y
=
(1), V)se(2)* folgt
[X, Y](/L, 0:) = -[((, u), (1), V)]se(2)* (/L, 0:) = -(0, OT V -
=
(14.100)
1)]T U)se(2)*
(/L, 0:)
-ad(o,t;Fv-T/Fu) (/L, 0:)
und mit (14.98)
8([X, Y])(/L, 0:) = O.
(14.101)
Wir erinnern auch an die allgemeine Beziehung
d8(X, Y) = X [8(Y)] - Y [8(X)] - 8([X, Y])
(14.102)
aus Kap. 4. Damit und mit (14.100) und (14.101) erhalten wir
[l(/L, 0:) (ad(t; ,u) (JL, 0:), ad(T/,v) (/L, 0:) )
= -d8(X, Y)(/L, 0:) =
-ad(t;,u)(/L,o:)· [8(Y)](/L,0:) +ad(T/,v)(/L, 0:) . [8(X)](/L, 0:) + 8([X, Y])(/L, 0:)
=
-110:11 (00: . v - 1)]0:. u),
was zeigt, daB
[l = 110011w- = -(Flachenelement auf dem Zylinder mit Radius 110:11) ist. Deformationen einer Liealgebra. Die Poissonstrukturen von so(3)*, s[(2, lH.)* und sc(2)* lassen sich in einer groBeren Poissonmannigfaltigkeit zusammenfassen. Weinstein [1983b] betrachtet fur jedes c E lH. die Liealgebra 9" mit der abstrakten Basis Xl, X 2, X3 und den Vertauschungsrelationen (14.103) Fur c
> 0 definiert
Xl H JE(I, 0,
die Abbildung
Or,
X 2 H JE(O, 1,
or
und
X3 H (0,0,
lr
(14.104)
einen Isomorphismus von 9" mit so(3), wahrend fur c = 0 die Abbildung
494
14. Koadjungierte Orbits Xl N
(0,0,-1),
X2N
(0,-1,0) und
X3 N
(-1,0,0)
(14.105)
einen Isomorphismus von go mit sc(2) und fUr c < 0, die Abbildung Xl N
F [10] -20 -1 '
X2
N
F2
[01] 10
und
1[0 -1]
X3 N"2
1 0
einen Isomorphismus von gc mit s((2, ffi.) definiert. Die (+ )-Lie-Poisson-Struktur von g; ist durch die Vertauschungsrelationen
(14.106) der Koordinatenfunktionen Xi E g; = ffi.3, (Xi, Xj) = Oij gegeben. Betrachte im ffi.4 mit den Koordinatenfunktionen (Xl, X2, X3, c) die obigen Vertauschungsrelationen zusammen mit {c,xd = {c,X2} = {C,X3} = O. Dies definiert eine Poissonstruktur auf ffi.4, die keine Lie-Poisson-Struktur ist. Die Blatter dieser Poissonstruktur sind aIle zweidimensional im Raum (Xl, X2, X3) und die Casimirfunktionen sind aIle Funktionen von xi + x~ + cx~ und c. Die Inklusion von g; in ffi.4 mit der obigen Poissonstruktur ist eine kanonische Abbildung. Die Blatter von ffi.4 mit der obigen Poissonstruktur sind fur die verschiedenen Bereiche von c in Abb. 14.1 dargesteIlt. fL
",
c=O jI
a-b
/---
-----
Abb. 14.1. Die koadjungierte Struktur fUr .50(3)*, .5e(2)* und .51(2, JR)*.
14.7 Die Euklidische Gruppe im dreidimensionalen Raum
495
14.7 Die Euklidische Gruppe im dreidimensionalen Raum Die Euklidische Gruppe, ihre Liealgebra und deren Dualraum. Ein Element von SE(3) ist ein Paar (A, a) einer Matrix A E SO(3) und eines Vektors a E JR.3. Die Wirkung von SE(3) auf JR.3 ist eine Drehung A, gefolgt von einer Translation durch den Vektor a und somit durch (A, a) . x
= Ax + a
(14.107)
gegeben. Unter Verwendung dieser Beziehung sieht man, daB die Multiplikation und die Inversion in SE(3) durch (A, a)(B, b) = (AB, Ab + a)
(A, a)-l = (A-I, -A-1a)
und
(14.108)
fUr A, B E SO(3) und a, b E JR3 gegeben sind. Das neutrale Element ist (Id, 0). Beachte, daB SE(3) durch die Abbildung
(A, a)
~ [ ~ ~]
(14.109)
in SL( 4; JR.) eingebettet werden kann und man somit durch diese Einbettung SE(3) als eine Matrixgruppe behandeln kann. Insbesondere ist die Liealgebra .se(3) von SE(3) isomorph zu einer Unterliealgebra von .s(( 4; JR) mit Elementen der Form (14.110) und dem Kommutator von Matrizen als Lieklammer. Dies zeigt, daB die Lieklammer auf .se(3) durch [(x,y), (x',y')] = (x
X
x',x
X
y' - x' x y)
(14.111)
gegeben ist. Wegen
und
ist die adjungierte Wirkung von SE(3) auf .se(3) durch Ad(A,a)(x,y) = (Ax,Ay - Ax x a)
(14.112)
gegeben. Die (6 x 6)-Matrix von Ad(A,a) ist durch (14.113)
496
14. Koadjungierte Orbits
gegeben. Identifizieren wir den Dualraum von se(3) uber das Skalarprodukt in jedem Eingang mit ]R.3 x ]R.3, so ist die Matrix von Ad(A,a)-l durch die Inverse der Transponierten der (6 x 6)-Matrix (14.113) gegeben, also gleich
aA] [A oA .
(14.114)
Also hat die koadjungierte Wirkung von SE(3) auf se(3)* = ]R.3 x ]R.3 den Ausdruck (14.115) Ad(A,a)-l (u, v) = (Au + a x Av, Av). (Diese Liealgebra ist ein semidirektes Produkt und aIle hier speziell hergeleiteten Gleichungen sind Spezialfalle von allgemeineren Gleichungen, die man in Arbeiten uber semidirekte Produkte findet. Siehe z.B. Marsden, Ratiu und Weinstein [1984a, 1984b]. ) Koadjungierte Orbits in sc(3)*. Sei {e1,e2,e3,f1,f2,fJ} eine Orthonormalbasis von se(3) =]R.3 x]R.3 mit ei = fi' i = 1,2,3. Die dazu bzgl. des Skalarproduktes duale Basis von se(3)* ist wieder {el' e2, e3, f1' f2, f3}. Seien e und f zwei beliebige Vektoren mit e E span{e1, e2, e3} und f E span {f1' f2' f3}. Fur die koadjungierte Wirkung ist der einzige nulldimensionale Orbit der Koordinatenursprung. Da se(3) sechsdimensional ist, kann es auch zwei- und vierdimensionale koadjungierte Orbits geben. Diese treten tatsachlich auf und lassen sich in drei Klassen einteilen. Typ I:
Der Orbit durch
(e,O)
ist die 2-Sphiire vom Radius
Ilell
SE(3) . (e, 0) = { (Ae, 0) I A E SO(3) } = S~ell'
(14.116)
Typ II: Der Orbit durch (0, f) ist das Tangentialbundel der 2-Sphiire mit Radius Ilfll
SE(3) . (0, f) = { (a X Af, Af) I A E SO(3), a E ]R.3 }
= {(u,Af) I A E SO(3), u 1. Af} = TS~fll' (14.117) Beachte, daB der Vektoranteil im ersten Eintrag steht. Typ III:
Der Orbit durch (e, f) mit e, f
=/=-
0 ist
SE(3) . (e, f) = {(Ae + a x Af, Af) I A E SO(3), a E]R.3}.
(14.118)
Wir werden weiter unten zeigen, daB dieser Orbit zu T S~fll diffeomorph ist. Betrachte die glatte Abbildung e . f ) E TS 2 , c.p: (A,a) E SE(3) r-+ ( Ae+a x Af - TIf1j2Af,Af 11fll
(14.119)
14.7 Die Euklidische Gruppe im dreidimensionalen Raum
497
die rechtsinvariant unter der Wirkung des Stabilisators SE(3)(e,f) = {(B, b) I Be + b x f = e, Bf = f}
(14.120)
ist (vgl. (14.115)), so daB rp((A,a)(B, b)) = rp(A,a) fUr alle (A, a) E SE(3) und (B, b) E SE(3)(e,f) gilt. Daher induziert rp eine glatte Abbildung rp : SE(3)/SE(3)(e,f) --+ TS~fll' Die Abbildung rp ist injektiv, denn aus rp(A, a) = rp(A', a') folgt
(A, a)-l(A', a') = (A- 1 A', A-1(a' - a)) E SE(3)(e,f), wie man leicht sieht. Urn zu sehen, daB rp (und somit auch rp) surjektiv ist, sei (u, v) E TS~fll' d.h. Ilvll = Ilfll und U· v = O. Wahle dann ein A E SO(3) mit Af = v und setze a = [v x (u - Ae)l/llfI12. Man zeigt dann mit (14.119) direkt, daB rp(A, a) = (u, v) ist. Also ist rp eine bijektive Abbildung. Da die Ableitung von rp in (A, a) in Richtung von T(I,O)L(A,a) (x, y) = (Ax, Ay) gleich
T(A,a)rp(Ax,Ay) = dd I t
=
rp(Aetx,a+tAy)
t=O
(A(x x e + y x f) + a x A(x x f) e·f -llfl1 2 A(x x f), A(x x f))
(14.121)
ist, besteht ihr Kern aus den Elementen, die durch Linkstranslation von
{ (x, y) E se(3) I x x e + y x f = 0, x x f = O}
(14.122)
mit (A, a) entstehen. Bilden wir jedoch die Ableitungen der definierenden Relationen in (14.120) in (B, b) = (Id, 0), sehen wir, daB (14.122) mit se(3)(e,f) ubereinstimmt. Dies zeigt, daB <j5 eine Immersion ist und somit wegen dim(SE(3)/SE(3)(e,f)) = dimTS~fll = 4 folgt, daB <j5 ein lokaler Diffeomorphismus ist. Also ist <j5 ein Diffeomorphismus. Urn den Tangentialraum an diese Orbits zu bestimmen, verwenden wir Proposition 14.2.1, nach der T!-,O der Annihilator der koadjungierten Stabilisatorunteralgebra bei f.L ist. Die koadjungierte Wirkung der Liealgebra se(3) auf ihren Dualraum se(3)* berechnet sich zu
ad(x,y)(u, v) = (u x x
+v
x y, v x x).
(14.123)
Also ist die Stabilisatorunteralgebra se(3)(u,v) wieder durch (14.122) gegeben, d.h. die Menge { (x, y) E se(3) I u x x + v x y = 0, v x x = O}. Sei o ein nichttrivialer koadjungierter Orbit in se(3)*. Dann kann man den Tangentialraum an einen Punkt in 0 fur die einzelnen der drei Typen von Orbits folgendermaBen charakterisieren:
498
14. Koadjungierte Orbits
Typ I:
Wegen
ge(3)(e,O) = {(x,y) E ge(3) I e
X X
= O} = span(e)
X
lli.3
(14.124)
ist der Tangentialraum an 0 in (e, 0) der Tangentialraum an die Sphare mit Radius Ilell an den Punkt e im erst en Faktor. Typ II:
Wegen
ge(3)(O,f) = {(x, y) E ge(3) I f x y = 0, f x x = O} = span(f) x span(f) (14.125)
ist der Tangentialraum an 0 in (0, f) gleich f1- x f1-, wobei f1- die zu f senkrechte Ebene bezeichnet. Typ III:
Wegen
ge(3)(e,f) = {(x, y) E ge(3) I e x x + f x y = 0 und f x x = O}
= {(clf, cle + c2f) I Cl, C2
E lli.}
(14.126)
ist der Tangentialraum in (e, f) an 0 das orthogonale Komplement des Raumes, der von (f, e) und (0, f) aufgespannt wird, also gleich { (u, v) I u . f + v . e = 0 und v . f = 0 }. Die koadjungierte symplektische Form auf den Orbits. Sei 0 ein nichttrivialer Orbit von ge(3)*. Wir betrachten die verschiedenen Typen von Orbits wie oben getrennt. Typ I: Enthalt 0 einen Punkt der Form (e, 0), so ist der Orbit 0 gleich S~ell x {O}. Die (- )-koadjungierte symplektische Form ist
w-(e, O)(adCx,y)(e, 0), adCXf,yf)(e, 0))
-e· (x x x').
=
(14.127)
Also ist die symplektische Form auf 0 in (e, 0) das Flachenelement der Sphare mit Radius Ilell multipliziert mit -l/llell (vgl. (14.54) und (14.56)). Typ II: Enthalt 0 einen Punkt der Form (O,f), so ist 0 gleich T S~fll. Sei (u, v) EO, also Ilvll = Ilfll und u 1- v. Die symplektische Form ist in diesem Fall
w- (u, v) (adCx,y) (u, v), adCxf,yf) (u, v))
= -u· (x
X
x') -
V·
(x
X
y' - x'
X
y).
(14.128)
Wir zeigen, daB diese Form exakt, d.h. w- = -de gilt mit
e(u, v) . adCx,y)(u, v) =
U·
x.
(14.129)
14.7 Die Euklidische Gruppe im dreidimensionalen Raum
499
Beachte zunachst, daB 8 tatsachlich wohldefiniert ist, denn aus ad(x,y)(U, v) = ad(x/,y/)(U, v) folgt mit (14.123) (x - x') x v = 0, also x - x' = cv fUr eine Konstante c E ffi. und wegen u.l v folgt daraus, daB U· x = U· x' ist. Urn nun d8 zu berechnen, verwenden wir die Beziehung d8(X, Y) = X[8(Y)] - Y[8(X)] - 8([X, Y]) fUr Vektorfelder X, Y auf O. In dieser wahlen wir X und Y als X(U,v) = (x,Y)se(3)*(U,V) = -ad(x,y)(U,v),
Y(u, v) = (x', y')se(3)* (u, v) = -ad(x/,y/)(U, v) fur feste x, y, x', y' E ffi.3. Zur Berechnung von X[8(Y)](u, v) betrachten wir den Weg (U(E), V(E)) = (eEXu - E(V x y), eEXv), fur den (u(O), v(O)) = (u, v) und (U'(O), v'(O)) = -(u x x + v x y, v x x) = -ad(x,y)(u, v) = X(u, v) gilt. Dann ist
X[8(Y)](u, v) = :E IE=o 8(Y)(U(E), V(E)) =
~I dE
E=O
-U(E)·X'=(uxx+vxy)·x'.
Analog folgt Y[8(X)](u, v) = (u x x' + v x y') . x. SchlieBlich ist
[X, Y](u, v) = [(x,Y)se(3)*,(X',y')se(3)*](U,v) = -[(x, y), (x', y')]se(3)* (u, v) = -(x x x',x x y' -x' x y)se(3)*(U,V) = ad(xxx/,xXy/_X/XY)(u, v). Demzufolge gilt -d8(u, v)(ad(x,y)(u, v), ad(x/,y/)(U, v)) = -X[8(Y)](u, v) + Y[8(X)](u, v) + 8([X, Y])(u, v) = -(u x x + v x y) . x' + (u x x' + v x y') . x + U· (x x x') = -u· (x x x') - V· (x x y' - x' x y), was mit (14.128) ubereinstimmt. Die durch (14.129) gegebene Form 8 ist die kanonische symplektische Struktur, wenn wir TS~fll uber die Euklidische Metrik mit T* S~fll identifizieren.
500
14. Koadjungierte Orbits
Typ III: Enthalt 0 den Punkt (e, f) mit e -=f. 0 und f -=f. 0, so ist 0 folgendermaBen diffeomorph zu T*SITfll: Die durch (14.119) gegebene Abbildung r.p : SE(3) --t T* SITfll induziert einen Diffeomorphismus "q? : SE(3) /SE(3)(e,f) --t T* SITfli. Auf jeden Fall ist der Orbit 0 durch (e, f) diffeomorph zu SE(3)/SE(3)(e,f), wobei ein Diffeomorphismus durch
(A, a)
1-7
Ad(A,a)-l (e, f)
(14.130)
gegeben ist. Demzufolge ist der Diffeomorphismus P : 0 --t T* SITfl1 durch p(Ad(A,a)-l (e, f)) = P(Ae + a x Af, Af) =
e·f (Ae + a x Af - 11£11 2 Af, Af)
(14.131)
gegeben. Ist (IT, v) EO, so ist die koadjungierte symplektische Struktur durch (14.128) gegeben, wobei IT = Ae+a x Af, v = Af fUr ein A E SO(3) und ein a E ]R3 ist. Sei
e· f e· f U = Ae + a x Af - IIfl12Af = IT - IIfl12 v, v=Af=v
(14.132)
das Paar von Vektoren (u, v), das ein Element von TSITfl1 reprasentiert. Beachte Ilvll = Ilfll und u . v = O. Dann kann ein Tangentialvektor an TSITfll in (u, v) als ad(x,y)(U, v) = (u x x + v x y, v x x) dargestellt werden, so daB mit (14.131) T(u,v)p-l(ad(x,y)(u, v)) = :E IE=O p-l(e-EXu + E(V x y), eEXv) d
I
= dE E=O
(-EX ( e U+ E V
= (U x x + v x y + = (IT
X
Y
)+
e . f -EX -EX) 11/112 e v, e v
~f·ll~ (v x x), v x x)
x x + V x y, V x x)
= ad(x,y) (IT, v) gilt. Damit ist der Pushforward der koadjungierten symplektischen Form wauf TSITfl1 (P*w-)(u, v)(ad(x,y)(u, v), ad(x',y') (u, v)) = w-(IT, v) (T(u,v)p-l (ad(x,y)(u, v)), T(U,V)p-l (ad(x',y') (u, v))
w-(IT, v) (ad(x,y) (IT, v), ad(x',y') (IT, v)) = -IT· (x x x') - V· (x X y' - x' X y)
=
= -u· ( x x x ') -
V·
(
. f V· (X x x y I - x I x y ) - eIIfl12
X
') (14.133 ) x.
14.7 Die Euklidische Gruppe im dreidimensionalen Raum
501
Die erst en zwei Terme stellen die kanonische symplektische Struktur auf TS~fll dar (uber die Euklidische Metrik mit T*S~fll identifiziert), wie wir in der Untersuchung der Orbits vom Typ II gesehen haben. Der dritte ist die folgende 2-Form auf TS~fll:
,6(u, v)
(ad(x,y) (u, v), ad(xf,yf) (u, v)) = - ~f·ll~ v . (x X x').
(14.134)
e
Wie im Fall von fur die Orbits vom Typ II sieht man schnell, daB durch (14.133) eine wohldefinierte 2-Form auf TS~fll gegeben ist. Sie ist abgeschlossen, da sie die Differenz von P*w- und der kanonischen 2-Form auf TS~fll ist. Die 2-Form ,6 ist ein magnetischer Term im Sinne von §6.6. Es sei noch angemerkt, daB die Theorie der semidirekten Produkte von Marsden, Ratiu und Weinstein [1984a, 1984b] in Verbindung mit der Reduktionstheorie auf Kotangentialbundeln (siehe z.B. Marsden [1992]) einen alternativen Zugang zu der Berechnung der koadjungierten symplektischen Formen liefert. Wir verweisen auf Marsden, Misiolek, Perlmutter und Ratiu [1998] fUr Details.
Ubungen Ubung 14.7.1. Sei K eine quadratische Form auf ~3 und K die zugehOrige symmetrische (3 x 3)-Matrix. Sei weiter {F,L}K = -\lK· (\IF x \lL).
Zeige, daB dies die Lie-Poisson-Klammer fur die Liealgebrenstruktur
[u, VlK = K(u x v) ist. Was ist die zugrundeliegende Liegruppe?
Ubung 14.7.2. Bestimme die koadjungierten Orbits fUr die Liealgebra in der vorhergehenden Ubung und berechne die koadjungierte symplektische Struktur. Spezialisiere dies auf den Fall SO(2, 1). Ubung 14.7.3. Klassifiziere die koadjungierten Orbits von SU(I,I), der Gruppe der komplexen (2 x 2)-Matrizen mit Determinante 1 der Form
Ubung 14.7.4. Die Heisenberggruppe ist wie folgt definiert: Gehe von der abelschen Gruppe ~2 mit der symplektischen Standardform w aus, die durch
502
14. Koadjungierte Orbits
die gewohnliche Volumenform auf der Ebene gegeben ist. Bilde die Gruppe H = ]R2 E8 ]R mit der Multiplikation
(u,o:)(v,,8) = (u+v,o:+,8+w(u,v)). Beachte, daB das neutrale Element (0,0) und das Inverse von (u, 0:) durch (u,0:)-1 = (-u, -0:) gegeben ist. Berechne die koadjungierten Orbits dieser Gruppe.
15. Der freie starre Korper
Als eine Anwendung der von uns entwickelten Theorie wollen wir nun die Bewegung eines freien starren Karpers urn einen festen Punkt behandeln. Wir beginnen mit der Kinematik der Bewegung des starren Karpers. Unsere Beschreibung der Kinematik starrer Karper verwendet einige Begriffe und Konventionen der Kontinuumsmechanik, wie sie in Marsden und Hughes [1983] vorgestellt werden.
15.1 Materielle, raumliche und korpereigene Koordinaten Betrachte einen starren Karper, der sich frei im 1Il3 bewegt. Eine Referenzkonfiguration 13 des Karpers ist der AbschluB einer offenen Menge im 1Il 3 mit einem stuckweise glatten Rand. Die Punkte in 13 bezeichnen wir mit X = (X l ,X 2 ,X 3 ) E 13 bzgl. einer Orthonormalbasis (E l ,E 2 ,E3 ) und nennen sie materielle Punkte und die Koordinaten Xi, i = 1,2,3 materielle Koordinaten. Eine Konfiguration von 13 ist eine Abbildung cP : 13 -+ 1Il3 die (in unserem Rahmen) stetig differenzierbar, orientierungserhaltend und auf ihrem Bild umkehrbar ist. Punkte im Bild von cP nennen wir riiumliche Punkte und bezeichnen sie mit kleinen Buchstaben. Sei nun (el' e2, e3) eine rechtshandige Orthonormal basis des 1Il3. Die Koordinaten fur raumliche Punkte wie x = (xl, x 2 , x 3 ) E 1Il3 , i = 1,2,3, bzgl. der Basis (el,e2,e3) hei£en riiumliche Koordinaten, vgl. Abb. 15.1. Dazu dual kann man materielle GroBen wie auf 13 definierte Abbildungen betrachten, z.B. Z : 13 -+ R Aus diesen kann man durch Komposition raumliche GraBen bilden: Zt = Zt 0 CPt l . Raumliche GraBen werden auch Eulersche Grofien und materielle GraBen werden auch Lagrangesche Grofien genannt. Eine Bewegung von 13 ist eine zeitabhangige Familie von Konfigurationen, die wir als x = cp(X, t) = CPt(X) oder kurz als x(X, t) oder Xt(X) schreiben. Raumliche GraBen sind Funktionen von x und werden meist mit Kleinbuchstaben bezeichnet. Durch Komposition mit CPt, werden aus raumlichen GraBen Funktionen der materiellen Punkte X. Ein staTTer Korper ist dadurch gekennzeichnet, daB der Abstand zwischen je zwei Punkten des Karpers bei der Bewegung des Karpers unverandert J. E. Marsden et al., Einführung in die Mechanik und Symmetrie © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2001
504
15. Der freie starre Korper
Abb. 15.1. Konfigurationen, diumliche und materielle Punkte.
bleibt. Wir nehmen an, daB keine auBeren Krafte auf den Korper wirken und der Schwerpunkt immer im Koordinatenursprung ruht (vgl. Ubung 15.1.1). Da jede Isometrie des ]R3, die den Koordinatenursprung fest laBt, eine Drehung ist (ein Satz aus dem Jahre 1932 von Mazur und Ulam), ergibt sich
x(X, t) = R(t)X,
d.h.,
Xi
= R}(t)xj,
i,j
= 1,2,3, Summation uber j,
wobei Xi die Komponenten von X bzgl. der im Raum festen Basis ell e2 , e3 sind und [R) 1die Matrix von R bzgl. der Basen (E l , E 2, E 3) und (ell e2, e3) ist. Die Bewegung wird als stetig angenommen und R(O) ist die Identitat, so daB det(R(t)) = 1 gilt und somit auch R(t) E SO(3), der speziellen orthogonalen Gruppe. Demnach kann der Konfigurationsraum fur die Drehbewegung eines starren Korpers mit SO(3) identifiziert werden. Der Geschwindigkeitsphasenraum des freien starren Korpers ist also TSO(3) und der Impulsphasenraum das Kotangentialbundel T*SO(3). Meistens parametrisiert man SO(3) durch die Eulerschen Winkel, die wir in §15.6 einfuhren werden. Zusatzlich zu den materiellen und den raumlichen Koordinaten gibt es noch ein drittes besonders ausgezeichnetes Koordinatensystem, die mitgefiihrten oder korpereigenen K oordinaten. Diese Koordinaten beziehen sich auf eine bewegte Basis, und die Beschreibung der Bewegung des starren Korpers wird in dies en von Euler eingefiihrten Koordinaten besonders einfach. Sei wie zuvor E l , E 2, E3 eine in der Referenzkonfiguration feste Orthonormalbasis. Definiere die zeitabhangige Basis ~ l' ~2' ~3 durch ~i = R( t )Ei' i = 1,2,3, so daB sich ~l' ~2' ~3 mit dem Korper mitbewegt. Die korpereigenen Koordinaten eines Vektors im ]R3 sind seine Komponenten bzgl. ~i. Fur einen im Ursprung verankerten rotierenden starren Korper stellen wir uns (el,e2,e3) als eine im Raum feste Basis vor, wahrend (~l'~2'~3) eine am Korper feste und mit ihm mitbewegte Basis ist. Daher bezeichnen wir (el,e2,e3) als riiumliches Koordinatensystem und (~l'~2'~3) als korpereigenes Koordinatensystem, vgl. Abb. 15.2.
15.2 Die Lagrangefunktion des freien starren Korpers
505
~3
- 7 1 L - - - - -- E 2 \ el Ein raeumlich festes Bezugssystem Ein koerpereigenes Bezugssystem
Abb. 15.2. Raumliche und korpereigene Koordinatensysteme.
Ubungen Ubung 15.1.1. Leite den Konfigurationsraum 80(3) des starren K6rpers aus dem Konfigurationsraum 8E(3) durch "Ausreduzieren" (siehe §10.7, und die 8atze zur Euler-Poincare- und Lie-Poisson-Reduktion) der Translationen her.
15.2 Die Lagrangefunktion des freien starren Korpers Die Trajektorie eines materiellen Punktes X E B des K6rpers im Raum ist x(t) = R(t)X mit R(t) E 80(3). Die materielle oder Lagrangesche Geschwindigkeit V(X, t) ist durch
V(X, t) =
ax~, t) = R(t)X
(15.1)
definiert, die riiumliche oder Eulersche Geschwindigkeit v(x, t) hingegen durch
v(x, t) = V(X, t) = R(t)R(t)-lx.
(15.2)
Die korpereigene oder mitgefiihrte Geschwindigkeit V(X, t) resultiert daraus, daB wir die X als zeitabhangig und die x als fest betrachten, also X(x, t) = R(t)-lx schreiben und dann
V(X, t) = -
aX(x t) . at' = R(t)-l R(t)R(t)-lX
= R(t)-l R(t)X = R(t)-l V(X, t) = R(t)-lv(x, t)
(15.3)
506
15. Der freie starre Korper
V(X. t) = R(t)-lv(x. t)
V(X. t) = v(x. t)
Abb. 15.3. Die materielle Geschwindigkeit V, raumliche Geschwindigkeit v und korpereigene Geschwindigkeit V.
definieren, siehe Abb. 15.3. Die Massenvertei1ung des K6rpers sei in der Referenzkonfiguration durch ein DichtemaB POd3 X mit kompaktem Trager gegeben, welches in Punkten auBerha1b des K6rpers verschwindet. Dann ge1ten fUr die durch die kinetische Energie definierte Lagrangefunktion die fo1genden Ausdriicke, die durch Variab1entransformation und die Beziehung IIVII = IIVII = Ilvll auseinander fo1gen:
L=
~ { Po(X)IIV(X, t)112 d3 X 2
JB
= ~ {
2 JR(t)B
(materielle Darstellung)
po(R(t)-lx)llv(x, t)112 d3 x
(raum1iche Dstg.)
= ~ (po(X)IIV(X,t)11 2 d3 X (k6rpereigeneDstg.). 2
JB
(15.4) (15.5) (15.6)
Durch Differenzieren von R(tf R(t) = Id und R(t)R(t)T = Id nach t sieht man, daB sowoh1 R(t)-l R(t) a1s auch R(t)R(t) - l schiefsymmetrisch sind. Weiter fo1gt mit (15.2), (15.3) und der k1assischen Definition
v = w x r = wr der Winkelgeschwindigkeit, daB die durch
und
wet) = R(t)R(t)-l
(15.7)
net) = R(t)-l R(t)
(15.8)
definierten Vektoren wet) und net) in IR3 die riiumliche und die mitgefuhrte Winkelgeschwindigkeit des K6rpers darstellen. Beachte, daB wet) = R(t)n(t) gilt, bzw. in Matrixschreibweise
15.3 Lagrange- und Hamiltonfunktion in korpereigener Darstellung
507
Wir wollen zeigen, daB L : TSO(3) -+ ~ aus (15.4) linksinvariant ist. Ist niimlich B E SO(3), so ist die Linkstranslation mit B
also gilt
L(TLB(R, R)) =
=
~
2
isrPo(X)IIBRXI1
2
d3 X
~ lpo(X)IIRXI1 2 d3 X
= L(R,R),
(15.9)
da R orthogonal ist. Durch eine Lie-Poisson-Reduktion der Dynamik (siehe Kap. 13) induziert das zugehorige Hamiltonsche System auf T*SO(3), welches ebenfalls linksinvariant ist, ein Lie-Poisson-System auf 50(3)* und dieses System liiBt die durch 111I11 = konstant gegebenen koadjungierten Orbits invariant. Durch den alternativen Zugang der Euler-Poincare-Reduktion der Dynamik erhalten wir ein System von Gleichungen fUr die korpereigene Winkelgeschwindigkeit auf 50(3). Die Rekonstruktion der Dynamik auf TSO(3) besteht einfach darin, R(t) E SO(3) zu einem gegebenen n(t) aus
R(t) = R(t)n(t),
(15.10)
also (15.8), zu bestimmen, was eine zeitabhangige line are Differentialgleichung fur R(t) ist.
15.3 Die Lagrangefunktion und die Hamiltonfunktion des starren Korpers in der korpereigenen Darstellung Mit (15.6), (15.3) und (15.8) aus dem vorhergehenden Abschnitt ergibt sich die Lagrangefunktion des starren Korpers zu (15.11) Fuhren wir ein neues Skalarprodukt
((a, b))
:=
l
po(X)(a x X) . (b x X) d3 X
ein, in welches die Dichteverteilung po(X) des Korpers eingeht, wird (15.11) zu (15.12) L(il) = ~((il, il)).
508
15. Der freie starre Korper 1m weiteren benotigen wir die folgende Beziehung fur Vektoren (a x X) . (b x X) = (a· b)IIXI1 2
(a· X)(b· X).
-
Definiere durch I a . b = ((a, b)) fiir a, b E ]R.3 einen linearen 1somorphismus I : ]R.3 -+ ]R.3. Dies ist moglich und bestimmt I eindeutig, da sowohl das Skalarprodukt als auch ((,)) nichtausgeartete Bilinearformen sind (wenn der starre Korper nicht auf einer Geraden liegt). Es ist offensichtlich, daB I symmetrisch bzgl. des Skalarproduktes und positiv definit ist. Sei (El' E 2 , E 3 ) eine Orthonormalbasis fiir materielle Koordinaten. Die Matrix von I ist dann i
=I j,
i =j,
was der klassische Ausdruck fur die Matrix des Triigheitstensors ist. 1st c ein normierter Vektor, so ist ((c, c)) das (klassische) Triigheitsmoment urn die Achse c. Da der Tragheitstensor I symmetrisch ist, kann er diagonalisiert werden. Eine Orthonormalbasis, in der er diagonal wird, bilden die H aupttriigheitsachsen des Korpers. Die Diagonalelemente h, h, h nennt man die Haupttriigheitsmomente des starren Korpers. 1m folgenden arbeiten wir mit einer Basis (Eb E 2 , E 3 ) aus Haupttragheitsachsen in der Referenzkonfiguration und in den korpereigenen Koordinaten. Da 50(3)* und ]R.3 iiber das Skalarprodukt (nicht iiber ((,))) identifiziert werden, wird das lineare Funktional ((n, .)) auf 50(3) ~ ]R.3, das die Legendretransformierte von n ist, mit In := II E 50(3)* ~ ]R.3 identifiziert, denn es gilt II· a = ((n, a)) fiir aIle a E ]R.3. Mit I = diag(h, h h) definiert (15.12) eine Funktion
K(II) =
! (II; IIi II§ ) 2
h
+
12
+
13
(15.13)
'
die den Ausdruck fur die kinetische Energie auf 50(3)* darstellt. Beachte, daB II = gIn der korpereigene Drehimpuls ist. Fiir jedes a E ]R.3 ergeben namlich die Beziehung (X x (n x X)) . a = (n x X) . (a x X) und der klassische Ausdruck des Drehimpulses im korpereigenen Bezugssystem
l
(X x V)Po(X) d3 X
die Gleichung
(l
(X x V)po(X) d3 X) . a
=
=
l
l
(15.14)
(X x (n x X)) . apo(X) d3 X (n x X) . (a x X)po(X) d3 X
= (( n, a)) =
In· a
=
II . a,
15.3 Lagrange- und Hamiltonfunktion in korpereigener Darstellung
509
also stimmt (15.14) mit fl uberein. Der riiumliche Drehimpuls besitzt den Ausdruck 7r
=
r
(x x v)p(x) d3 x,
JR(B)
(15.15)
wobei p(x) = Po(X) die riiumliche Massendichte und v = w x x die raumliche Geschwindigkeit ist (siehe (15.2) und (15.7)). Fur jedes a E ]R3 gilt 7r .
a=
r r
(x x (w x x)) . ap(x) d3 X
JR(B)
= Substitutieren wir x
JR(B)
(w x x)· (a x x)p(x)d3 X.
(15.16)
= RX, wird (15.16) zu
is (w x RX) . (a x RX)po(X) d3 X
= is(RTw
X
X)· (RTa x X)po(X)d 3 X
= (( n, RT a)) = 7r . RT a = Rfl . a, d.h., es gilt 7r
= Rfl.
(15.17)
Da das durch (15.12) gegebene L auf TSO(3) linksinvariant ist, definiert die auf so(3)* durch (15.13) gegebene Funktion K die Lie-PoissonGleichungen der Bewegung auf so(3)* bzgl. der Klammer des starren Korpers
{F,H}(fl) = -fl· (\IF(fl) x \lH(fl)). Wegen \l K(II) Korpers
=
(15.18)
I-I fl erhalten wir aus (15.18) die Gleichungen des starren
iI = -\lK(II) x II = II x rl II,
(15.19)
also die klassischen Eulerschen Gleichungen
. h -13 Ih = hh II2 Ih,
iI2 --
13 - h II II
hh 1 3 . h-h II3 = hh II 1 II2 ·
und
(15.20)
DaB diese Gleichungen die koadjungierten Orbits erhalten, lauft in dies em Fall auf die leicht nachzupriifende Tatsache hinaus, daB
(15.21 )
510
15. Der freie starre Karper
eine Konstante der Bewegung ist. In der Sprache der koadjungierten Orbits sind diese Gleichungen Hamiltonsch auf jeder Sphare in lR 3 mit der Hamiltonfunktion K. Die Funktionen (15.22) sind fUr alle tjj : lR --7 lR Casimirfunktionen. Die aus der Linksinvarianz resultierende ErhaltungsgroBe ist der riiumliche Drehimpuls (15.23) 7r = RII. Unter Verwendung der Linksinvarianz oder durch eine direkte Berechnung zeigt man, daB 7r zeitlich konstant ist: ir
= (RII)" = RII + RiI = w x RII + RiI = Rfl x RII + RiI = R( -II x rl II + iI) = o.
Die FluBlinien sind durch die Schnittmengen des durch K = konstant gegebenen Ellipsoids mit den koadjungierten Orbits gegeben, welche die 2-Spharen sind. Fur verschiedene Tragheitsmomente h > h > 13 oder h < h < h besitzt der FluB auf der Sphare in (0, ±II, 0) Sattelpunkte und in (±II, 0, 0), (0,0, ±II) Zentren. Die Sattelpunkte sind wie in Abb. 15.4 skizziert durch vier heterokline Orbits verbunden. In §15.10 beweisen wir den
Abb. 15.4. Der FluB fUr den starren Karper auf den Drehimpulssphiiren fUr den Fall II < h < h.
folgenden Satz:
15.4 Kinematik auf Liegruppen
511
Satz 15.3.1 (Stabilitatssatz fUr den starren Korper). In der Bewegung eines freien starren K orpers sind Rotationen um die lange und die kurze Achse (Ljapunov-)stabil, Rotationen um die mittlere Achse jedoch instabil. Obwohl wir die Gleichungen des starren Korpers im korpereigenen Bezugssystems vollstandig gelost haben, kennen wir noch immer nicht seine aktuelle Konfiguration, also seine Lage im Raum. Diese werden wir in §15.8 bestimmen. Man muB auch sehr genau zwischen der Bedeutung von Stabilitat in der raumlichen, der materiellen bzw. der korpereigenen Darstellung unterscheiden. Die Eulerschen Gleichungen konnen auf sehr allgemeine Probleme angewandt werden. Der n-dimensionale Fall wurde von Mishchenko und Fomenko [1976, 1978a], Adler und van Moerbeke [1980a, 1980b] und Ratiu [1980, 1981, 1982] im Zusammenhang mit Liealgebren und algebraischer Geometrie untersucht. Die russische Schule hat diese Gleichungen auf eine groBe Klasse von Liealgebren verallgemeinert und in einer 1978 begonnenen, langen Reihe von Veroffentlichungen gezeigt, daB es sich urn vollstandig integrable Systeme handelt. Siehe die Abhandlung von Fomenko und Trofimov [1989] und die dortigen Verweise.
15.4 Kinematik auf Liegruppen Wir verallgemeinern nun die fur den starrer Korper entwickelten Begriffe auf den Fall einer beliebigen Liegruppe. Diese Abstraktion vereinigt 1deen aus der Theorie des starren Korpers, der Hydro- und Plasmadynamik in einer gemeinsamen Sprache. 1st G eine Liegruppe und H : T* G ---+ lR eine Hamiltonfunktion eines mechanischen Systems, so nennen wir die Beschreibung des Systems materiell. Fur a E T;G ist des sen riiumliche Darstellung durch as = T; Rg(a)
(15.24)
definiert, wahrend seine korpereigene Darstellung durch a B = T;Lg(a}
(15.25)
gegeben ist. Eine ahnliche Bezeichnung wird auch fUr TG verwendet. Fur V E TgG ergibt sich (15.26) und (15.27) Damit erhalten wir folgendermaBen 1somorphismen zwischen der raumlichen und der korpereigenen Darstellung: kiirpereigene Darstellung
Links-
G x g* (
Rechts-
T*G - - - - - » G x g* translation
translation
riiumliche Darstellung
512
15. Der freie starre K6rper
Demzufolge gilt (15.28) und (15.29) Aus einem Teil der allgemeinen Theorie von Kap. 13 folgt, daB eine links(bzw. rechts-)invariante Hamiltonfunktion H aufT*G ein Lie-Poisson-System auf g":. (bzw. g'i-) induziert. Ubungen Ubung 15.4.1 (Cayley-Klein-Parameter). Wir erinnern daran, daB die Liealgebren von SO(3) und SU(2) identisch sind und daB SU(2) durch (komplexe) Matrixmultiplikation symplektisch auf ((:2 wirkt. Leite damit eine Impulsabbildung J : ((:2 -+ su(2)* ~ ]R3 her. (a) Stelle J explizit auf. (b) Uberprufe direkt, daB J eine Poissonabbildung ist. (c) Berechne HCK
= H 0 J fur die Hamiltonfunktion des starren K6rpers.
(d) Formuliere die Hamiltonschen Gleichungen fur HCK und diskutiere den Satz uber die kollektive Hamiltonfunktion in diesem Zusammenhang. (e) Vergleiche die Behandlung dieses Themas in den Standardwerken (Whittaker, Pars, Hamel oder Goldstein z.B.) mit unserer Formulierung.
15.5 Der Satz von Poinsot In §15.3 wurde gezeigt, daB der Vektor 7r des raumlichen Drehimpulses unter dem FluB fur den freien starren K6rper konstant ist. 1st also w die raumliche Winkelgeschwindigkeit, so ist
w . 7r =
n . II = 2K
(15.30)
eine Konstante. Daraus folgt, daB sich win einer auf dem Vektor 7r senkrecht stehenden (affinen) Ebene bewegt, der sogenannten invarianten Ebene. Der Abstand des Ursprungs zu dieser Ebene betragt 2K/II7rII. Also ist diese Ebene durch die Gleichung u . 7r = 2K gegeben, vgl. Abb. 15.5. Das Triigheitsellipsoid in der korpereigenen Darstellung ist durch
definiert. Das Triigheitsellipsoid in riiumlicher Darstellung ist
15.5 Der Satz von Poinsot
513
invariante
Ebene
Abb. 15.5. Die invariante Ebene ist orthogonal zu
R(f:)
= {u E lR.3
1
U·
RIR-1u
7r.
= 2K},
wobei R = R(t) E 80(3) die Konfiguration des Korpers zur Zeit t bezeichnet.
Satz 15.5.1 (von Poinsot). Das Triigheitsellipsoid in riiumlicher Darstellung roZZt schlupffrei auf der invarianten Ebene.
Beweis. Beachte zunachst, daB w E R(f:) gilt, wenn w die Energie Khat. Als niichstes bestimmen wir die Ebenen, die senkrecht zu einem festen Vektor 7r und tangential zu R(f:) sind, vgl. Abb. 15.6. Beachte dafiir, daB R(f:) die Niveaumenge der Funktion
ist, so daB in w
V'lP(w) = RIR-1w = RID = RII
= 7r
gilt. Demzufolge ist die zu R(f:) in w tangentiale Ebene die invariante Ebene. Da der Bertihrpunkt die momentane Drehachse wist, ist seine Geschwindigkeit Null, so daB das Tragheitsellipsoid schlupffrei auf der invariant en Ebene rollt. •
514
15. Der freie starre Karper invariante Ebene
Traegheitsellipsoid
Abb. 15.6. Zur Geometrie des Satzes von Poinsot.
Ubungen Ubung 15.5.1. Beweise die folgende Verallgemeinerung des Satzes von Poinsot auf eine beliebige Liealgebra g. Sei I : g --7 IR eine quadratische Lagrangefunktion, d.h. eine Abbildung der Form
l(~) = ~ (~, A~) mit einem (symmetrischen) 1somorphismus A : g --7 g*. Definiere das Energieellipsoid zum Wert Eo als
So = {~ 1st
~(t)
E
g Il(~) = Eo }.
eine Lasung der Euler-Poincan§-Gleichungen und
mit g(O)
= e, so ist
St = g(t)(So)
das Energieellipsoid zur Zeit t. Sei p, = A~ der 1mpuls in karpereigener Darstellung und p,S = Ad;-lp, der raumliche 1mpuls. Definiere die invariante Ebene als die affine Ebene
15.6 Die Eulerschen Winkel
T = ~(O)
wobei
~(O)
515
+ {~ E g I (p,S,~) = O},
die Anfangsbedingung ist.
(a) Zeige, daB die raumliche Geschwindigkeit e(t) in T liegt, T also invariant ist.
=
Adg(t)~(t) fUr aIle t
(b) Zeige, daB ~s (t) E Ct ist und daB die Flache Ct in diesem Punkt tangential zu T verlauft. (c) Zeige, daB Ct schlupffrei auf der invariant en Ebene roIlt. Achte dabei auf eine genaue Definition hiervon.
15.6 Die Eulerschen Winkel 1m folgenden verwenden wir die Bezeichnungen von Arnold [1989], Cabannes [1962]' Goldstein [1980] und Hamel [1949]. Diese weichen von denen der britischen Schule (Whittaker [1927] und Pars [1965]) abo Seien (xl, x 2, x 3) und (xl, X2, X3) die Komponenten eines Vektors in den Basen (eI, e2, e3) bzw. (el' e2' 3)· Wir betrachten nun einen Basiswechsel von der Basis (el,e2,e3) zu der Basis (el,e2,e3) durch drei aufeinanderfolgende Drehungen gegen den Uhrzeigersinn (vgl. Abbildung. 15.7). Zuerst rotieren wir (eI, e2, e3) urn den Winkel 'P urn e3 und bezeichnen die entstehende Basis und Koordinaten durch (e~,e~,e~) bzw. (x~,x~,x~). Die neuen Koordinaten (x ll , X'2, x '3 ) werden durch die alten Koordinaten (xl, x 2, x 3) desselben Punkts gemaB
e
(15.31)
ausgedriickt. Dann drehen wir (e~, e~, e~) urn den Winkel () urn e~ und bezeichnen die entstehende Basis und das Koordinatensystem mit (e~, e~, e~) bzw. (x"l,x,,2,x,,3). Die neuen Koordinaten (x"l,x,,2,x,,3) werden durch die alten Koordinaten (x ll , X '2 , X '3 ) gemaB X"l [ x"2
x,,3
1= [1 cos0 ()
0 () 0 sin 0 - sin () cos ()
1
(15.32)
ausgedriickt. Die e~-Achse, d.h. der Schnitt der (el,e2)-Ebene mit der (e~, e~)-Ebene, heiBt Knotenlinie und wird mit ON bezeichnet. Zum SchluB rotieren wir urn den Winkel 7jJ urn e~. Die dann resultierende Basis ist (el' e2, e3) und die neuen Koordinaten (xl, X2, X3) werden durch die alten Koordinaten (X"I, X,,2, x,,3) durch
516
15. Der freie starre Korper
z 3
".............
Abb. 15.7. Die Eulerschen Winkel.
(15.33) ausgedriickt. Bezeichne die Matrizen in (15.31), (15.32) und (15.33) mit R 1 , R2 und R 3. Die Rotation R, die (xl, x 2, x 3) auf (xl, X2, X3) abbildet, wird dann durch die Matrix P = R3R2Rl beschrieben, die durch cos'lji cos
cos'lji sin
sinOSin'lji] sinO cos'lji . cosO
(15.34) gegeben ist. Also ist X = Px. Da L~=l Xi~i und L~=l xiej zwei Darstellungen desselben Punktes sind, erhalten wir
oder kurz
3 ej
= LPijei,
(15.35)
i=l
und P ist somit die Matrix des Basiswechsels zwischen der gedrehten Basis (~1>~2'~3) und der raumlich festen Basis (el,e2,e3)' Andererseits stellt
15.7 Die Hamiltonfunktion des freien starren K6rpers
517
e
(15.35) den Matrixausdruck der Drehung RT dar, die j auf ej abbildet. pT ist somit die Matrix [Rl~ von R in der Basis (el' e2' e3 ): 3
[Rl~ = pT,
Rei =
d.h.,
L Pijej .
(15.36)
i=l
Folglich ist die Matrix [Rle von R in der Basis (el,e2,e3) durch P gegeben: 3
[Rle = P,
i.e.,
Rej =
L Pijei.
(15.37)
i=l
Durch eine direkte Rechnung zeigt man, daB es fUr
o ::; tp < 27r,
0::; 'Ij;
< 27r,
0::;
e < 7r
eine bijektive Abbildung zwischen den Variablen (tp, 'Ij;, e) und 80(3) gibt. Diese bijektive Abbildung definiert jedoch keine Karte, da ihr Differential verschwindet, z.B. in tp = 'Ij; = e = O. Das Differential ist fur
o < 'P < 27r,
0
< 'Ij; < 27r,
0
< e < 7r
ungleich Null, und auf diesem Gebiet bilden die Eulerschen Winkel auch eine Karte.
15.7 Die Hamiltonfunktion des freien starren Korpers in der materiellen Beschreibung durch die Eulerschen Winkel Urn die kinetische Energie durch die Eulerschen Winkel auszudrucken, wahlen wir die Basis E l , E 2 , E3 von ~3 in der Referenzkonfiguration als die Basis (el,e2,e3) von ~3 des raumlichen Koordinatensystem. Dann ist die Matrixdarstellung von R(t) in der Basis e2,e3 durch p T mit dem P aus (15.34) gegeben. Auf diese Weise haben w und n in der Basis el,e2,e 3 die folgende Form:
ell
w =
1, n = [ -88cossin'Ij;'Ij;++cpcpsincos.'Ij;'Ij; sinsinee1
8cos tp + ~ sin tp sin e [ esin tp - 7/J. cos tp sin e cp + 'Ij; cose
Aus der Definition von II folgt
(15.38)
cpcose + 'Ij;
1
h (cp sin esin 'Ij; + 8cos 'Ij; ) II = [ 12 (cp sine cos 'Ij; - ~sin'lj;) . h (cp cos e+ 'Ij;)
(15.39)
518
15. Dcr freie starre Karper
Dadurch wird II in den Koordinaten auf TSO(3) ausgedruckt. Identifizieren wir TSO(3) und T*SO(3) uber die Metrik, die sich durch die linksinvariante Fortsetzung der Metrik ((,)) im neutralen Element ergibt, so sind die zu (cp,'ljJ,B) kanonisch konjugierten Variablen (P
= oK/ocp, PIjJ = oK/o,¢ und Po = oK/oiJ
gegeben, wobei man den Ausdruck der kinetischen Energie auf TSO(3) durch Einsetzen von (15.39) in (15.13) erhalt. Es ergibt sich P
= h (cp sin Bsin 'ljJ + iJ cos 'ljJ) sin Bsin 'ljJ + 12 (cp sin Bcos cp - iJ sin 'ljJ) sin Bcos 'ljJ
'¢) cosB, = h (cp cos B + '¢ ), = h (cp sin Bsin 'ljJ + iJ cos 'ljJ) cos 'ljJ +h(cpcosB +
PIjJ Po
- I 2 ( cp sin Bcos 'ljJ - iJ sin 'ljJ) siwlj!
und hieraus mit (15.39)
(15.40)
1
((P
II = [ ((P
(15.41 )
Aus (15.13) ergibt sich dann der Ausdruck der kinetischen Energie in den materiellen Koordinaten: K(
"I.B )_~{[(p
+
[(P
P~ }
+-
13
.
(15.42)
Dieser Ausdruck fur die kinetische Energie besitzt eine invariante Darstellung auf dem Kotangentialbundel T*SO(3). Es gilt namlich (15.43) wobei aR E TRSO(3) durch (a, Rv) = ((il, v)) fur alle v E ]R3 definiert ist. Die Bewegungsgleichung (15.19) kann auch folgendermaBen direkt hergeleitet werden, ohne die Lie-Poisson- oder Euler-Poincare-Reduktion einzubeziehen: Die kanonischen Hamiltonschen Gleichungen . oK cp = oP
15.8 Die analytische Lasung des freien starren Karpers
.
oK
P
.
oK
p,;,=- o'IjJ'
.
519
oK
p(}=--
oe
werden in einer durch die Eulerschen Winkel gegebenen Karte nach einer Substitution und einer etwas langeren Rechnung zu
ll=IIxfl. Fur Funktionen F, G : T*SO(3) -+~, in einer durch die Eulerschen Winkel gegebenen Karte also fUr Funktionen von (cp,'IjJ,e,p
Durch die Substitution
wird dies nach kurzer Rechnung zu
{F,G}(II) = -II· (VF(II) x VG(II)),
(15.45)
also der (- )-Lie-Poisson-Klammer. Dies zeigt direkt die Gultigkeit des Satzes zur Lie-Poisson-Reduktion aus Kap. 13 fur dies en Fall. Also de£lniert (15.41) eine kanonische Abbildung zwischen Poissonmannigfaltigkeiten. Die bei dieser Rechnung sich scheinbar zufallig ergebenden Vereinfachungen sollten dem Leser die Vorteile der allgemeinen Theorie verdeutlichen.
Ubungen Ubung 15.7.1. Uberprufe die Richtigkeit von (15.45), d.h. von
{F,G}(II) = -II· (VF(II) x VG(II)), durch eine direkte Berechnung unter Verwendung von Substitutionen und der Kettenregel aus den kanonischen Klammern in ihrer Darstellung durch die Eulerschen Winkel.
15.8 Die analytische Losung des freien starren Korpers Wir wollen nun eine analytische Lasung der Eulerschen Gleichungen £lnden. Die hier behandelten Gleichungen sind z.E. bei der Behandlung von zu Chaos fuhrenden Starungen mit Hilfe der Poincare-Melnikov-Methode hilfreich, wie in Ziglin [1980a,1980b], Holmes und Marsden [1983] und Koiller [1985] beschrieben. Fur den letzten Teil dieses Abschnitts sollte der Leser mit den
520
15. Der freie starre K6rper
Jacobischen elliptischen Funktionen vertraut sein, siehe z.B. Lawden [1989]. Wir verwenden zur Vereinfachung die folgenden Bezeichnungen:
h-h
-a1 h -I 3>- 0 ,
h-h hh - ,
---<0 a2 -
wobei wir h 2: h 2: 13 > 0 voraussetzen. Damit werden die Eulerschen Gleichungen iI = II X I-I II zu ih Ih ll3
= a1 IhIh, = a2IhIh, = a3 IhIh
(15.46)
Fur die folgenden Untersuchungen ist es wichtig, nochmals darauf hinzuweisen, daB der riiumliche Drehimpuls fest ist und daB die momentane Drehachse des Karpers in den karpereigenen Koordinaten durch den Vektor der Winkelgeschwindigkeit n gegeben ist.
Fall 1: II = I2 = I 3 • In diesem Fall ist al = a2 = a3 = 0 und sowohl II als auch n somit konstant. Also rotiert der Karper mit konstanter Winkelgeschwindigkeit urn eine feste Achse. In Abb. 15.4 werden aIle Punkte der Sphare Fixpunkte. Fall 2: II = 12 > 13 • Damit ist a3 = 0 und a2 = -al' Aus a3 = 0 folgt mit (15.46), daB II3 konstant ist. Setzen wir dann A = -a l II3 , erhalten wir a2II3 = A. Also wird (15.46) zu III
+ AII2 = 0, = O.
ll2 - AlII
In Abhangigkeit von einer Anfangsbedingung zum Zeitpunkt t = 0 ist eine Lasung hiervon durch III
= III (0) cos At - II2(0) sin At,
II2
=
II2(0) cos At + III (0) sin At
gegeben. Diese Gleichungen besagen, daB die Symmetrieachse OZ des Karpers bzgl. des Korpers mit der Winkelgeschwindigkeit A rotiert. Man rechnet direkt nach, daB 0 Z, n und II in einer Ebene liegen und daB II und n konstante Winkel mit OZ bilden und somit auch miteinander. Wegen h = h gilt zusatzlich
15.8 Die analytische Lasung des freien starren Karpers
521
Also haben die zugehOrigen raumlichen Gr6Ben Oz (die Symmetrieachse des Tragheitsellipsoids im raumlichen Bezugssystem), w und 7r dieselben Eigenbildet einen konstanten Winkel schaften und die Drehachse des Korpers mit dem raumlichen Vektor des Drehimpulses. Somit durchlauft die Drehachse im Uhrzeigersinn einen Kegel mit konstantem Offnungswinkel im Raum. Gleichzeitig bildet die Drehachse des K6rpers einen konstanten Winkel mit Oz und folgt somit einem zweiten Kegel im K6rper, vgl. Abb. 15.7.
n
n
1t
Oz = Symmetrieachse des Traegheitsellipsoides
Abb. 15.8. Die geometrische Darstellung der Lasung der Eulerschen Gleichungen.
Foiglich kann die Bewegung als die RoUbewegung eines Kegels mit konstantem Offnungswinkel im K6rper auf einem zweiten, im Raum festen Kegel mit konstantem Offnungswinkel beschrieben werden. Ob der Kegel im K6rper auf der Innen- oder auf der AuBenseite des Kegels im Raum roUt, hangt von dem Vorzeichen von A abo Da Oz, w und 7r wiihrend der Bewegung in einer Ebene bleiben, rotieren w und Oz urn den fest en Vektor 7r mit derselben Winkelgeschwindigkeit, der Komponente von w in Richtung von 7r bei der Zerlegung von w bzgl. 7r und der Oz-Achse. Diese Winkelgeschwindigkeit ist die Winkelgeschwindigkeit der Prazession. Sei e der Einheitsvektor in Richtung von Oz und schreibe w = a7r + /3e. Dann ist
und /3
= -a2 I h,
so daB a = 1/h und /3 = -a2II3 gilt. Also ist die Winkelgeschwindigkeit der Priizession II s / h.
522
15. Der freie starre Karper
Auf der 11-Sphiire reduziert sich die Dynamik auf zwei Fixpunkte, die von zwei gegensiitzlich orientierten Breitengraden umrundet werden und durch einen Aquator von Fixpunkten getrennt sind. Ahnliche Resultate ergeben sich fur den Fall h > h = h
Fall 3: 11 > 12 Drehimpulses
>
13 ,
Die zwei Erhaltungsgr6£en der Energie und des
(15.47) und
(15.48) mit positiven Konstanten a = 111111 2 /(2h), b = II3 durch II2 auszudrucken. Es ergibt sich
2h/II111I
erlauben es, Ih und
(15.49) und
(15.50) wobei a und j3 positive, durch
j32 = ah(h - a)b 2
und
h-h
(15.51)
gegebene Konstanten sind. Nach der Definition von a gilt h 2': a 2': 13 . Die Endpunkte des Intervalls [h,I3] sind leicht zu behandeln. 1st a = h, so folgt II2 = II3 = 0 und die Bewegung ist eine gleichf6rmige Rotation um die 11-Achse mit der k6rpereigenen Winkelgeschwindigkeit ±b. 1st a = h, so folgt analog III = II2 = O. Also k6nnen wir h > a > 13 voraussetzen. Das Quadrat von (15.46) wird mit diesen Bezeichnungen zu
(15.52) es gilt also
t-
j
II2
II2(O)
du
Jala3(a2 -
U 2)(j32
- u 2)'
(15.53)
was zeigt, daB II2 und somit auch III und II3 elliptische Funktionen der Zeit sind. Hat der quartische Ausdruck unter der Wurzel doppelte Nullstellen, ist also a = j3, so kann das Integral in (15.53) explizit durch elementare Funktionen ausgedruckt werden. Aus (15.51) folgt
15.8 Die analytische Losung des freien starren Korpers
Also ist a = /3 aquivalent zu a = h was wiederum a = 1111112 = 2hh voraussetzt. Somit wird (15.52) zu
/3 = ab =
523
Illlll und (15.54)
Aus der Bedingung 1111112 = 2hh folgt, daB der Schnitt der Sphare mit konstantem Drehimpuls Illlll mit der elliptischen Flache konstanter Energie 2h aus zwei GroBkreisen auf der Sphare die 1I2-Achse in den Ebenen
besteht. Anders ausgedriickt besteht die Lasung von (15.54) aus vier heteroklinen Orbits und den Werten [J2 = ±llllll. Gleichung (15.54) last man, indem man 1I2 = Illlll tanh () setzt. Gehen wir der Einfachheit halber von 1I2 (0) = 0 aus, ergibt sich fUr die vier heteroklinen Orbits
lIi(t) = ±llllllJ ~~2 sech(-ya la31Illllt), nj:(t) = ±lllllltanh (-y a la3 Illl lit),
(15.55)
lIt(t) = ±llllllJ ~;2 sech(-ya la31Illllt), wenn
ist und
lI1 (t) = lIt(-t), lI:;(t) = nj:(-t), lI;;(t) = lIt (-t), wenn
ist.
1st a i=- /3, so folgt a i=- 12 und die Integration muB mit Hilfe der Jacobischen elliptischen Funktionen erfolgen (vgl. Whittaker und Watson [1940, Kap. 22] oder Lawden [1989]). Die elliptische Funktion sn u vom Modul kist z.B. durch
1 1 23 45 snu=u--(I+k)u +-(1+14k2 +k)u -'" 3! 5! gegeben und ihre Umkehrfunktion ist sn-Ix
= foX
io
)(1 -
1
t 2 )(1 - k 2 t 2 )
0::; x ::; 1.
dt ,
524
15. Der frcie starre Karper
Fur h > 12 > a > 13 oder iiquivalent 0: < (3 ergibt die Substitution der elliptischen Funktion Ih = 0: sn u vom Modul k=o:/(3=
[(h- I 2)(a- h )]1/2 (h - a)(h - 13 )
in (15.53) it,2 = ab 2(h - a)(h - I 3)/(hhI3) = J-l2. Wir benotigen noch die folgenden Beziehungen, die die Funktionen cn u und dn u definieren: und
d dx sn u = cn u dn u.
Mit der Anfangsbedingung II2 (0) = 0 ergibt dies
II2 =
0:
sn (J-lt).
(15.56)
Also bewegt sich II2 zwischen 0: und -0:. Durch geeignete Wahl der Zeitrichtung konnen wir oBdA ll2(0) > 0 annehmen. Beachte, daB nach (15.49) III fur II2 = ±o: verschwindet, III hingegen nach (15.50) seinen maximalen Wert
h(h - h) ((32 _ 0: 2) = I 3 (I2 - a)ab 2 I 2 (h - h) (h - h) annimmt. Der minimale Wert von III tritt fUr II2 nach (15.50)
(15.57)
= 0 auf. Er betriigt wieder (15.58)
Das Vorzeichen von II3 bleibt also wiihrend der Bewegung konstant, sagen wir positiv. Unter dieser Annahme ergibt sich mit iI2(0) > 0 und a2 < 0, daB III (0) < 0 ist. Losen wir (15.47) und (15.48) nach III und II3 auf und beachten III (0) < 0, so ergibt sich III(t) -"/cn(J-lt) und II3(t) = Sdn(J-lt), wobei S durch (15.58) gegeben und (15.59)
ist. Beachte, daB (3 > 0: > "/ ist und wie ublich die Werte von "/ und S positiv gewiihlt sind. Die Losung der Eulerschen Gleichungen ist dann (15.60)
wobei 0:, ,,/, S durch (15.51), (15.58) und (15.59) gegeben sind. Bezeichnet K, die Periodeninvariante der Jacobischen elliptischen Funktionen, so haben III und II2 die Periode 4K,/ J-l und II3 die Periode 2K,/ J-l. Ubungen Ubung 15.8.1. Setze dies en IntegrationsprozeB fort und finde explizite Formeln fur die Stellungsmatrix A(t) als Funktion der Zeit mit A(O) = Id und zu gegebenem korpereigenen Drehimpuls (oder Geschwindigkeit).
15.9 Die Stabilitat des starren Korpers
525
15.9 Die Stabilitat des starren Korpers Wenn wir Schritt fur Schritt der Energie-Casimir-Methode (siehe Einleitung) folgen, mussen wir zunachst die Gleichungen
.
dII dt
II=-=IIxn
(15.61 )
betrachten, in denen n E ~3 die Winkelgeschwindigkeit und II E ~3 der Drehimpuls des K6rpers ist, beide im k6rpereigenen Koordinatensystem. Der Zusammenhang zwischen II und n ist durch JIj = I j [2j, j = 1,2,3 gegeben, wobei I = (h,!2,!3) die positiven Eigenwerte des Tragheitstensors sind. Dieses System ist in der Lie-Poisson-Struktur (15.18) von ~3 Hamiltonsch mit der kinetischen Energie
1 2
H(II) = -II·
1 3 JI2 n = _2~ ~ L
_t
i=l
(15.62)
t
als Hamiltonfunktion. GemaB (15.22) ist dann (15.63) fur jede glatte Funktion .:p : ~ --+
~
eine Casimirfunktion.
1. Die erste Variation. Wir suchen nun eine Casimirfunktion Ccp, fUr die H c ", := H + Ccp in einem gegebenen Gleichgewichtspunkt von (15.61) einen kritischen Punkt besitzt. Solche Punkte treten auf, wenn II parallel zu n ist. Wir k6nnen oBdA annehmen, daB II und n in Ox-Richtung zeigen. Nach einer eventuell notigen Normalisierung konnen wir weiter annehmen, daB die Gleichgewichtslosung II e = (1,0,0) ist. Die Ableitung von
ist
DHc", (II) . 8II = ( n + .:pI Diese verschwindet in
II e =
(~IIIII12 ) II) ·8II.
(15.64)
(1, 0, 0), wenn (15.65)
ist.
526
15. Der freie starre Korper
2. Die zweite Variation. Mit (15.64) ergibt sich die zweite Ableitung von Hcq, in dem Gleichgewichtspunkt II e = (1,0,0) zu
D2Hcq,(lle)· (t5ll,t5ll) = =
Ml·t5ll+p'
t
(t5Ili )2 _
i=l
Ii
(~lllleI12) lIt5ll11 2+ (lle· t5ll )2 p ll (~lllleI12) IIt5ll11 2 + pll (~) (t5Ill? h
2
2+ ( h1 - h1) (t5Il3) 2+ p
1 - h1) (t5Il2) = ( 12
3. Definitheit. wenn
II
(1) 2 (15.66) "2 (t5Ild·
Diese quadratische Form ist genau dann positiv definit,
pll
(~)
>0
(15.67)
und (15.68) gilt. Dann erfiillt
p(x)
=
1 ( 1)2
--x + x - h 2
die Gleichung (15.65) und macht die zweite Ableitung von Hcq, in (1,0,0) positiv definit. Es gilt also: Eine stationiire Drehung um die kurzeste Achse ist (Ljapunov-) stabil. Die quadratische Form ist negativ definit, wenn
pll
(~)
<0
(15.69)
und (15.70) gilt. Offensichtlich k6nnen wir eine Funktion P finden, die (15.65) und (15.69) erfiillt, z.B. p(x) = -(1/ h)x - (x - %)2. Dies beweist: Eine Drehung um die liingste Achse ist (Ljapunov-) stabil. Die quadratische Form (15.66) ist indefinit, wenn (15.71) ist oder die umgekehrte Ungleichung gilt. Wir k6nnen mit dieser Methode nicht beweisen, daB Drehungen urn die mittlere Achse instabil sind, sondern miissen dazu die Eigenwerte des linearisierten Systems untersuchen. Die Linearisierung von (15.61) in II e = (1,0,0) ergibt das folgende line are System mit konstanten Koeffizienten:
15.9 Die Stabilitat des starren K6rpers
527
- h HI h - 12 oil ) ( 0, hI3h 3, hI2 2 0
o
[o
0
h-h 0-hI2
0 13 -h
oil.
(15.72)
Auf dem Tangentialraum im Punkt lIe an die Sphiire mit Radius IllIell = 1 ist die Matrixdarstellung des durch dieses linearisierte Vektorfeld definierten linearen Operators der untere rechte (2 x 2)-Block, dessen Eigenwerte 1
± Jhli,V(h - 12)(13 - h) h hh sind. Beide sind wegen (15.71) reell und einer ist streng positiv. Also ist lIe spektral instabil und somit instabil. Wir fassen die Ergebnisse in folgendem Satz zusammen: Satz 15.9.1 (zur Stabilitiit des starren Korpers). In der Bewegung eines freien starren K orpers sind Drehungen um die langste und kurzeste Achse (Ljapunov-) stabil und Drehungen um die mittlere Achse instabil. Es ist wichtig, die Casimirfunktionen so allgemein wie moglich zu wahlen, da sich anderenfalls (15.65) und (15.69) widersprechen konnten. Hatten wir einfach
1 ( 1)2
cI>(x) = --x + x - h 2 gewahlt, ware (15.65) erftillt, nicht aber (15.69). Nur durch die Wahl von zwei verschiedenen Casimirfunktionen konnen wir die zwei Stabilitatsaussagen beweisen, auch wenn die Niveauflachen dieser beiden Casimirfunktionen tibereinstimmen. Bemerkungen 1. Wie wir gesehen haben, sind Drehungen urn die mittlere Achse instabil und dies sogar fUr die linearisierten Gleichungen. Die instabilen homoklinen Orbits, die die zwei instabilen Punkte verbinden, haben interessante Eigenschaften. Sie sind nicht nur wegen der chaotischen Losungen durch die Poincare-Melnikov-Methode interessant, die in verschiedenen gestorten Systemen auftreten (siehe Holmes und Marsden [1983], Wiggins [1988] und die dortigen Verweise), sondern auch der Orbit selbst ist bemerkenswert, denn ein urn seine mittlere Achse angedrehter starrer Korper wird eine interessante halbe Drehung ausftihren, wenn der entgegengesetzte Sattelpunkt erreicht ist, obwohl die Drehachse wieder die ursprtingliche ist. Der Leser kann dieses unterhaltsame Experiment leicht selbst durchftihren. Siehe Ashbaugh, Chicone und Cushman [1990] und Montgomery [1991a] fUr mehr Informationen.
528
15. Der freie starre Ki:irper
2. Denselben Stabilitatssatz kann man auch tiber die zweite Ableitung entlang der koadjungierten Orbits in ~3, also der 2-Sphare beweisen, siehe Arnold [1966a]. Bei dieser Methode wird die Instabilitat der Drehungen urn die mittlere Achse auch plausibel, aber nicht bewiesen 3. Wir haben nun die dynamische Stabilitat auf der ll-Sphare dargestellt. Wie steht es aber mit der Stabilitat der Dynamik des starren Korpers, die wir sehen? Man kann sie aus dem herleiten, was wir gezeigt haben. Der vielleicht beste Weg daftir verwendet den Zusammenhang zwischen der reduzierten und der unreduzierten Dynamik. Vgl. Simo, Lewis und Marsden [1991] und Lewis [1992] fUr weitere Informationen. 4. Vollftihrt der korpereigene Drehimpuls eine periodische Bewegung, so ist die wirkliche Bewegung des starren Korpers im Raum nicht periodisch. In der Einleitung haben wir die zugehOrige geometrische Phase beschrieben. 5. Siehe auch Lewis und Simo [1990] und Simo, Lewis und Marsden [1991] ftir ahnliche Untersuchungen von deformierbaren elastischen Korpern (pseudo-starren Korpern). Ubungen Ubung 15.9.1. Sei B ein gegebener fester Vektor in ~3 und die Zeitentwicklung von M durch M = M x B gegeben. Zeige, daB dies eine Hamiltonsche Bewegung ist. Bestimme die Gleichgewichtspunkte und ihre Stabilitatseigenschaften. Ubung 15.9.2 (Doppelklammerreibung). Betrachte die folgende Modifikation der Eulerschen Gleichungen:
iI = II x n + all x (ll x n), wobei a eine positive Konstante ist. Zeige, daB: (a) Die Spharen IIlll12 invariant bleiben, (b) die Energie auBer in Gleichgewichtspunkten stets abnimmt und (c) die Gleichungen in der Form
P = {F,H}sk + {F,H}sym geschrieben werden konnen, wobei die erste Klammer die gewohnliche Klammer des starren Korpers und die zweite die symmetrische Klammer
{F,K}sym = a(ll x "VF)· (ll x "VK) ist.
15.10 Die Stabilitat des schweren Kreisels
529
15.10 Die Stabilitat des schweren Kreisels Die Gleichungen des schweren Kreisels lauten
dII
dt = II x
n+Mglr x X,
(15.73)
dr
n
(15.74)
dt
=
r
x
mit II,r,X E ~3. Hierbei sind II und n der Drehimpuls und die Winkelgeschwindigkeit in der k6rpereigenen Darstellung. Diese sind tiber den Tragheitstensor I = (h, h, h), Ii > 0, i = 1,2,3 durch IIi = IJ2i miteinander verkntipft. Der Vektor r beschreibt die Bewegung des Einheitsvektors in Richtung der 0 z- Achse wie sie vom K6rper aus gesehen wird, und der konstante Vektor X ist der Einheitsvektor entlang der Strecke der Lange l, die den Aufpunkt des Kreisels mit seinem Schwerpunkt verbindet. Mist die Gesamtmasse des K6rpers und 9 der Betrag der Schwerebeschleunigung, welche in Richtung von Oz abwarts wirkt. Dies ist ein Hamiltonsches System bzgl. der in der Einleitung definierten Lie-Poisson-Struktur von ~3 X ~3, wobei die Hamiltonfunktion des schweren Kreisels 1 (15.75) H(II, r) = "ill. n + Mglr· X ist. Die Poissonstruktur laBt (mit
IIIIII = 1) schon die von
T*SO(3)/8 l
durchscheinen, wobei 8 1 durch Drehungen urn die Achse der Schwerkraft wirkt. DaB man hier die Lie-Poisson-Klammer eines semidirekten Produktes von Liealgebren erhalt, ist ein Spezialfall der allgemeinen Theorie der Reduktion und der semidirekten Produkte (Marsden, Ratiu und Weinstein [1984a, 1984b]). Die Funktionen II· r und IIrl12 sind Casimirfunktionen und somit auch jedes (15.76) C(II, r) =
·
III · II2
·
II3
h -13 = --I-II2 II3 + Mgln, h 3 I 3 -h = ---IhIh - M glrl und hh h -12 = - - - I Il II2 . hh
530
15. Der freie starre Korper
Wegen h = h ist ih = o. Also ist lI3 und somit auch jede Funktion cp(lI3) von lI3 eine ErhaltungsgroBe. 1. Die erste Variation.
Wir untersuchen die Gleichgewichtslosung
IIe = (0, 0, lI~),
re = (0,0,1)
mit lI~ =f=. 0, welche die Drehung eines symmetrischen Kreisels in aufrechter Lage beschreibt. Zunachst betrachten wir ErhaltungsgroBen der Form Hp,
IlrI12)r) . JII +[MglX +
DHp,
= 8p/8(II . r) und P' (II e, r e) verschwindet die erste Ableitung von Hp,
mit
~: +
Mgl +
gelten. Die ubrigen Gleichungen fur die Indizes 1 und 2 sind trivialerweise erfullt. Losen wir nach
p'(lIO 1) = 3'
(~+ CP'(lI~)) lI O I3
lI~
~ (~+ CP'(lI~)) 2
h
lI~
(15.77)
3,
(lIO)2 3
~Mgl. 2
(15.78)
2. Die zweite Variation. Wir werden die zweite Variation von Hp,'P in dem Gleichgewichtspunkt (IIe,re) auf ihre Definitheit untersuchen. Zur Vereinfachung der Bezeichungen setzen wir
b = 4p"(lIO3' 1) , und
d = 2
Damit wird die Matrix der zweiten Ableitung in (lIe, re) zu
1/h
0
0 0
(15.79)
15.10 Die Stabilitat des schweren Kreisels
531
mit und a66
= 2c[>' (JIg, 1) + b + (JIg)2c + JIgd.
3. Definitheit. Die Berechnungen fur diesen Teil werden wir mit Hilfe der folgenden Beziehung aus der linearen Algebra durchfuhren: Ist
eine
UP + q) x (p + q) )-Matrix und die (p x p)-Matrix A invertierbar, so gilt det M = detA det(D - CA- 1 B).
Ist die durch (15.79) gegebene quadratische Form definit, so kann sie nur positiv definit sein, da der (I, 1)-Eintrag positiv ist. Wegen h = h haben die sechs Hauptdeterminanten die folgenden Werte:
L,
}r' }r (L +a+c),
~ (~ + a + c) II 13
(~ c[>1(JIg, 1) -
(!c[>I(JIg, 1) - t:l>(JIg, 1)2) , II
t:l>(JIg, 1)2) 2
(}3 + a + c)
und
2 I 30 ,1)-C[>(JI . 1 +a+c) -a 36 2] . ( hC[>(JI 30 ,1) 2) 2 [a66 ( 13 Also ist die durch (15.79) gegebene quadratische Form genau dann positiv definit, wenn 1
h +a+c > 0,
(15.80)
!q/(JI O 1) - t:l>(JI O 1)2 > 0
(15.81 )
II
und a66
3'
3'
(}3 + a + c) - (t:l> (JIg, 1) + JIg c+ df > 0
(15.82)
ist. Die Bedingungen (15.80) und (15.82) konnen durch eine geeignete Wahl von a, b, c und dimmer erfiillt werden, z.B. a = c = d = 0 und b ausreichend groB und positiv. Also ist das entscheidende Kriterium fur die Stabilitat die Bedingung (15.81). Mit (15.77) und (15.78) wird diese zu
~ [(~ +
13
II3
h
II3
(15.83)
532
15. Der freie starre K6rper
Wir k6nnen cpl(JIg) so wahlen, daB 1
h+
cp' (JIg)
JIg
=e
jeden vorgegebenen Wert annimmt. Die linke Seite von (15.83) ist ein quadratisches Polynom in e, dessen fiihrender Koeffizient negativ ist. Damit dies fiir geeignete e positiv wird, muB die Diskriminante
(JIg)4
4(JIg)2Afgl
h
~-
positiv, also (JIg)2 > 4Afglh sein, was die klassische Stabilitatsbedingung fUr einen schnellen Kreisel ist. Wir haben somit den erst en Teil des folgenden Satzes bewiesen:
Satz 15.10.1 (zur Stabilitat des schweren Lagrangeschen Kreisels). Ein aufrechter rotierender Lagrangescher Kreisel ist stabil, wenn seine Winkelgeschwindigkeit echt grofler als 2-/Afglh /13 ist. Er ist instabil, wenn die Winkelgeschwindigkeit kleiner als dieser Wert ist. Den zweiten Teil dieses Satzes beweisen wir wie in §15.9 durch eine Untersuchung der Eigenwerte der linearisierten Gleichungen
(8iI) = 8II x [1 + IIe x 8[1 + Afgl8r x (81')
=
8r x !J+re x 8[1
x,
(15.84) (15.85)
auf dem Tangentialraum des koadjungierten Orbits in se(3)* durch (IIe, re), der durch
{ (8II, 8r) E ~
ffi.3 X ffi.3
I 8II . r e + II e . 8r = 0 und 8r . r e = 0 }
{(8II l , 8II 2 , 8r l , 8r 2 )} = ffi.4
(15.86)
gegeben ist. Die Matrix des linearisierten Gleichungssystems auf diesem Raum berechnet sich zu 0
JIg h-h
-----
h
h
0
1 II
JIg h
- 13
h
h
----
0
Afgl
0
-Afgl
0
1
h 0
0
IIo3 13
lI3o
h
0
Die Matrix (15.87) besitzt das charakteristische Polynom
(15.87)
15.11 Der starre Karper und das Pendel 4
A +
+
If1 1
If
533
JI0)2 - 2Mglh1A [(II + (h - h)) (1; 2
[
2
(h - h)
JIg
(1;)
2
3
2
2
+ Mgl
]
(15.88)
,
dessen Diskriminante als quadratisches Polynom in A2 durch 1 (2h - h)2 It
O (JII:O)2 ((JI I~ I: )2 -
4Mglh )
gegeben ist. Diese Diskriminante ist genau dann negativ, wenn JIg < 2J M glh ist. Unter dieser Bedingung sind die vier Nullstellen des charakteristischen Polynoms von der Form fUr ein AO E C mit
ReAo"l- 0 und ImAo"l- 0 und insbesondere verschieden. Damit haben mindestens zwei dieser Nullstellen einen echt positiven Realteil, woraus folgt, daB (II e, r e) spektral instabil und somit instabil ist. Fur h = h + Emit einem kleinen E ist 3 ) keine ErhaltungsgraBe mehr. In diesem Fall ist ein ausreichend schneller Kreisel immer noch linear stabil und die nichtlineare Stabilitiit kann durch die KAM-Theorie gezeigt werden. Andere Gebiete des Phasenraums zeigen in diesem Fall eine chaotische Dynamik (Holmes und Marsden [1983]). Fur weitere Informationen zur Stabilitat und Bifurkation fur den schweren Kreisel verweisen wir auf Lewis, Ratiu, Simo und Marsden [1992].
cp(JI
Ubungen Ubung 15.10.1.
(a) Zeige, daB if(II, r) = H(II, r) + Ilr11 2 /2 mit H aus (15.75) dieselben Bewegunggleichungen (15.73) und (15.74) erzeugt. (b) Zeige durch durch Berechnung der Legendretransformierten if, daB diese Gleichungen in Euler-Poincare-Form geschrieben werden kannen.
15.11 Der starre Korper und das Pendel In diesem letzten Abschnitt wollen wir noch einen Zusammenhang zwischen dem starren Karper und dem Pendel vorstellen, wie er in Holm und Marsden [1991] ausgearbeitet ist.
15. Der freie starre K6rper
534
Die Eulerschen Gleichungen konnen in Vektorform als (15.89)
ausgedruckt werden, wobei H die Energie H _
II?
IIi
III
- 2h + 2h + 2h'
(15.90) (15.91 )
der Gradient von H und L das Quadrat des korpereigenen Drehimpulses (15.92)
ist. Da sowohl H als auch L ErhaltungsgroBen sind, findet die Bewegung des starren Korpers auf der Schnittmenge der Niveaufiachen der Energie (Ellipsoide) und des Drehimpulses (Spharen) im JR.3 statt. Die Mittelpunkte der Energieellipsoide und der Drehimpulsspharen fallen zusammen. Daraus folgt zusammen mit der (Z2)3-Symmetrie des Energieellipsoids, daB die zwei Mengen von Niveaufiachen in JR.3 in auf der Drehimpulssphare diametral entgegengesetzten Punkten kollineare Gradienten besi tzen (z. B. in Beruhrpunkten). In diesen Punkten folgt aus der Kollinearitat der Gradienten von H und L, daB eine stationare Drehung, also ein Gleichgewichtszustand vorliegt. Die Eulerschen Gleichungen fur den starren Korper konnen auch als d dt II = V' N x V' K
(15.93)
geschrieben werden, wobei K und N Linearkombinationen von Energie und Drehimpuls von der Form
(~)=[~~](1)
(15.94)
mit reellen Konstanten a, b, e und d mit ad - be = 1 sind. Urn dies zu sehen, beachte man zunachst
1st also h = 12 = h, so folgt K = 0, wenn wir e = -dh wahlen, und (15.93) wird fur jede Wahl von N zu iI = 0, was gerade die Gleichung II = II x n fur h = h = h ist. Fur h -/=- I2 = 13 erhalten wir mit der Wahl e = -dI2' d-/=-O
15.11 Der starre Korper und das Pendel
1st nun
N =
~ (II2 + II2) 2hd 2 3'
so wird (15.93) zur Gleichung des starren Korpers h < 12 < h und wahlen wir c = 1,
1
d=--
h'
a
535
iI = II x n. 1st schlieBlich
hh h I < 0, = - - - < 0 und b = - I 13 - h 3 1
(15.95)
so ergibt sich
(15.96) und N
= 13(12 - h) II? + ~II5.
(15.97)
2
212(13 - 11 )
n.
Dann entspricht (15.93) der Gleichung des starren Korpers iI = II x In diesem Rahmen werden die Orbits der Eulerschen Gleichungen fur die Dynamik des starren Korpers zu Bewegungen entlang der Schnittlinien zweier orthogonal orientierter elliptischer Zylinder, von denen der eine die Niveauflache von K mit der Translationsachse entlang II3 ist (wo K = 0 gilt) und der zweite die Niveauflache von N mit der Translationsachse entlang III (wo N = 0 ist). Fur eine allgemeine Wahl von K und N treten Gleichgewichtspunkte in den Punkten auf, in denen die Gradienten von K und N kollinear sind. Hierfur konnen die Niveauflachen tangential (und die Gradienten beide ungleich Null) sein oder einer der Gradienten verschwinden. 1m oben behandelten Fall der elliptischen Zylinder sind diese zwei Falle die Punkte, in denen die elliptischen Zylinder tangential sind, und Punkte, in denen die Achse des einen Zylinders die Oberflache des anderen senkrecht durchstoJ3t. Die elliptischen Zylinder sind in einem Z2-symmetrischen Paar von Punkten auf der II2-Achse tangential. Der zweite Fall tritt in zwei anderen Z2-symmetrischen Paaren von Punkten auf der II1 - und der II3 -Achse auf. Wir wollen das Bild der elliptischen Zylinder noch etwas ausbauen. Wir fuhren nun eine Variablensubstitution in den Gleichungen des starren Ki::irpers innerhalb einer Niveauflache von K durch. Urn die Bezeichnungen etwas zu vereinfachen, definieren wir zunachst die drei positiven Konstanten i = 1,2,3, indem wir in (15.96) und (15.97)
k;,
IIi IIi K = 2k2 + 2k2
2
1
fur
1 k 12
1
1 13 '
---
h
1 k 22
1
und
(15.98)
3
1 13 '
---
h
IIi 1 2 N = 2k2 + 2II3 1 k 32
13(12 - h) I 2 (h
- h)
(15.99)
536
15. Der freie starre Korper
setzen. Auf einer NiveaufHiche von K definieren wir mit r Variablen B und p durch
Ih = k1r cos B,
Ih = k2rsinB,
II3
= V2R die neuen
= p.
(15.100)
Mit diesen neuen Variablen werden die ErhaltungsgroBen zu
K=
1 :t
2
(15.101)
und
Aus Ubung 1.3.2 folgt, daB
{F1 ,F2 }K = -\1K· (\1Fl x \1F2 )
(15.102)
eine Poissonklammer auf ]R3 ist, fUr die K eine Casimirfunktion ist. Man priift dann direkt nach, daB die symplektische Struktur auf dem Blatt K = konstant durch die folgende Poissonklammer auf dies em elliptischen Zylinder gegeben ist (vgl. Ubung 15.11.1):
{F, G}EllZyl =
1
kl k2
(OF oG of OG) op oB - oB op .
Insbesondere ist
1
(15.103)
(15.104)
{p, BhllZyl = k1 k2 '
Die Einschrankung der Hamiltonfunktion H auf den elliptischen Zylinder K = konstant ist nach (15.91)
H= krK
h
+~ h
[!p2+ fj(12-h) r2sin2B] = krK +~N 2 2(h - 1 )(h - h) h h' 2
wir k6nnen also N / h als Hamiltonfunktion auf diesem symplektischen Blatt wahlen. Beachte, daB N / h die Summe einer kinetischen und einer potentiellen Energie ist. Die Bewegungsgleichungen lauten somit
d {N} B, h d {N} -d p= P'-I dt B = t
3
1
EllZyl
1
EllZyl
oN 1 oN 1 I k2r k~ ~B = -kk
(15.105)
= klk213 op = - klk2h p,
=k k I
1 2 3 u
1 2 3
3
2
•
smBcosB.(15.106)
Zusammen ergeben diese Bewegungsgleichungen (15.107) oder durch die urspriinglichen Parameter des starren K6rpers ausgedriickt
d 2
K(II). h - 12 sm2B.
dt 2B = - 15
Wir haben also folgendes bewiesen:
(15.108)
15.11 Der starre Korper und das Pendel
537
Proposition 15.11.1. Die Bewegung des starren Korpers kann auf eine Pendelbewegung auf den Niveaufiachen von K reduziert werden. Dies kann man auch folgendermaBen ausdrucken: Man stelle sich den Drehimpulsraum des starren Korpers als die Vereinigung der Niveauflachen von K VOL Dann kann man die Dynamik des starren K6rpers auf jeder dieser Niveauflachen einzeln untersuchen und erhalt eine Dynamik, die aquivalent zu der eines einfachen Pendels ist. In diesem Sinne haben wir folgendes gezeigt:
Korollar 15.11.1. Die Dynamik eines starren Korpers im dreidimensionalen korpereigenen Drehimpulsraum ist eine Vereinigung der zweidimensionalen Phasenportrats eines einfachen Pendels. Schranken wir uns auf eine Niveauflache von K ein, auf der K nicht verschwindet, so wird das Paar von Gleichgewichtspunkten des starren Korpers auf der 1I3 -Achse ausgeschlossen. (Dieses Paar von Gleichgewichtspunkten kann miteinbezogen werden, indem man die Indizes der Tragheitsmomente vertauscht.) Die anderen zwei Paare von Gleichgewichtspunkten auf der 1I1 - und der 1I2 -Achse liegen in der Ebene mit p = 0 bei = 0, 'if /2, 'if und 3'if /2. Da K positiv ist, wird die Stabilitat der einzelnen Gleichgewichtspunkte durch das Verhaltnis der Haupttragheitsmomente bestimmt, welches das Vorzeichen der rechten Seite der Pendelgleichung insgesamt festlegt. Aus diesem Vorzeichen ersieht man in Verbindung mit den Stabilitatseigenschaften der Gleichgewichtszustande des Pendels wieder die bekannte Stabilitat der Gleichgewichtsdrehungen urn die kurzeste und die langste Haupttragheitsachse und die Instabilitat der Drehungen urn die mittlere Achse. Fur K > 0 und h < 12 < h ist das Vorzeichen negativ, so daB die Gleichgewichtspunkte bei = 0 und 'if (auf der 1I1-Achse) stabil sind, die bei = 'if/2 und 3'if/2 (auf der 1I2-Achse) aber instabil. Der Faktor 2 im Argument des Sinus in der Pendelgleichung erklart sich aus der Z2-Symmetrie der Niveauflachen von K (oder genausogut aus ihrer Invarianz unter r--+ + 'if). Bei dieser diskreten Symmetrieoperation werden die Gleichgewichtspunkte bei e = 0 und 'if /2 mit denen bei e = 'if und 3'if /2 vertauscht, wahrend die elliptische Niveauflache von K linksinvariant ist. Durch ihre Konstruktion ist die Hamiltonfunktion N / h in den reduzierten Variablen e und p ebenfalls invariant unter dieser diskreten Symmetrie. Der starre K6rper kann somit als ein linksinvariantes System auf den Gruppen O(K) oder SE(2) angesehen werden. Der spezielle Fall von SE(2) ist derjenige, in dem die Orbits Kotangentialbundel sind. DaB man in dieser Situation ein Kotangentialbundel erhalt, ist ein Spezialfall des Satzes zur Kotangentialbundelreduktion unter Verwendung des Satzes zur Reduktion von semidirekten Produkten, siehe Marsden, Ratiu und Weinstein [1984a, 1984b]. Fur die Euklidische Gruppe besagt dieser Satz, daB man die koadjungierten Orbits der Euklidischen Gruppe der Ebene durch die Reduktion des Kotangentialbundels der Drehgruppe der Ebene durch die triviale Gruppe erhalt,
e
e
e
e e
538
15. Der freie starre Korper
wodurch das Kotangentialbiindel eines Kreises mit seiner kanonischen symplektischen Struktur (bis auf einen Faktor) entsteht. Dies ist die abstrakte Erklarung dafiir, daB im FaIle der elliptischen Zylinder die Variablen und p bis auf einen Faktor kanonisch konjugiert waren. In diese allgemeine Theorie paBt auch, daB die Hamiltonfunktion N / h die Summe von kinetischer und potentieller Energie ist, denn man erhalt bei der Kotangentialbiindelreduktion immer eine Hamiltonfunktion dieser Form, wobei das Potential durch die Addition einer Korrektur zu dem effektiven Potential wird. 1m Fall der Pendelgleichung ist die urspriingliche Hamiltonfunktion die reine kinetische Energie und somit gehOrt der Potentialterm (k~r2 /(2k5h)) sin 2 e in N/ h vollstandig zur Korrektur. In Verbindung mit den Ubungen 14.7.1 und 14.7.2 ergibt sich der folgende Satz:
e
Satz 15.11.1. Die Eulerschen Gleichungen fur einen freien starren Korper sind die Lie-Poisson-Gleichungen zur Hamiltonfunktion N auf der Liealgebra deren Liegruppe die orthogonale Gruppe von Kist, wenn die quadratische Form nichtausgeartet ist, und die Euklidische Gruppe der Ebene, wenn K die Signatur (+, +, 0) besitzt. Insbesondere tritt jede der Gruppen SO(3), SO(2,1) und SE(2) auf, wenn die Parameter a, b, c, und d sich iindern. (lst der Korper ein Lagrangescher Korper, tritt auch die Heisenberggruppe auf.)
lRk,
Eine genauso reichhaltige Hamiltonsche Struktur besitzt das MaxwellBloch-System, wie in David und Holm [1992] dargestellt ist (siehe auch David, Holm und Tratnik [1990]). Wie im Fall des starren Korpers, kann die Bewegung im lR 3 fUr das Maxwell-Bloch-System als Bewegung entlang der Schnittlinie zweier orthogonal orientierter Zylinder dargestellt werden. Hier ist jedoch einer der Zylinder im Querschnitt parabolisch, wahrend der zweite kreisformig ist. Durch Ubergang zu parabolischen Zylinderkoordinaten kann man das Maxwell-Bloch-System auf die ideale Duffinggleichung reduzieren, wahrend man in gewohnlichen Zylinderkoordinaten die Pendelgleichung erhalt. Die SL(2, lR)-Matrixtransformation liefert fiir das MaxwellBloch-System eine parametrisierte Familie von (versetzten) Ellipsoiden, Hyperboloiden und Zylindern, auf deren Schnittmenge die Bewegung im lR 3 stattfindet. Ubungen Ubung 15.11.1. Betrachte die Poissonklammer
mit K(II) =
[J2
[J2
1
2
2k~ + 2k;
15.11 Der starre Karper und das Pendel
539
auf dem ]R3. Uberpriife, daB die Poissonklammer auf den durch K = konstant gegebenen zweidimensionalen Bli:ittern dieser Klammer den Ausdruck 1 {B,P}EllZyl = - klk2 mit P = II3 und B = tan-l (klII2/(k2IId) besitzt. Wie sieht die symplektische Form auf diesen Bli:ittern aus?
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Sachverzeichnis
I-Form, 79, 135 der auBere Kraft, 216 horizontale, 214 kanonische, 173, 237, 403 Lagrangesche, 191, 237, 238 2-Form, 135 kanonische, 173 Lagrangesche, 191, 237 2-Kozykel, 395, 416 2-Sphare, 135 2-Tensor, 355 3-Mannigfaltigkeit, 56 3-Sphare, 315 Abbildung aquivariante, 328 Christoffel-, 204 differenzierbare, 130 Hut-, 302 Impuls-, 13, 14, 26, 383, 413 kanonische, 13, 75 Poincare-, 99 Poisson-, 13, 353, 377 Reduktions-, 53 symplektische, 73, 75, 156 volumenerhaltende, 146 Abbildungen Raume von, 230 ABC-FluB, 41 abelsch, 283 abgeschlossene U ntermannigfaltigkeit lokal, 131 Ableitung, 130 auBere, 138 Faser-, 191, 237 Funktional-, 4, 11 koordinatenfreie, 374 kovariante, 207, 211 Levi-Civita-, 207 Lie-, 88, 143, 144 Richtungs-, 88, 143 Variations-, 4
abstrakte Legendretransformation, 193 Wellengleichung, 119 Achse kiirzeste, 32, 526 langste, 32, 526 mittlere, 32, 526, 527 Achsen Haupttragheits-, 453 Ad* -Invarianz, 484 ad-Operator, 327 adjungierte Darstellung, 324, 465 Matrix, 180 adjungierte Wirkung infinitesimale Erzeuger, 327 affine Gruppe, 466, 474, 480 Ahnlichkeitsklasse, 324 aktiv rotierendes System, 229 Algebra, 150 Galilei-, 430 Isotropie-, 327 Lie-, 10, 89, 149, 168 Poisson-, 349 Stabilisator-, 327 Symmetrie-, 327 symplektische, 307 Virasoro-, 458 algebraische Geometrie, 62 Sektoren, 108 algebraische Definition der Impulsabbildung, 386 algebraischer Zugang zur Lieableitung, 145 allgemeine Hamiltonsche Gleichungen, 78 lineare Gruppe, 280, 296 alternierend, 135 Alternierungsoperator, 136 amoboide Fortbewegung, 54
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Sachverzeichnis
Analysis Integralsiitze der, 148 analytische Lasung des freien starren Karpers, 519 Anfangsbedingung, 31 Anholonomie, 54 Annihilator, 473 Anomalie, 396 Anteil skalarer, 317 vektorieller, 317 Antihomomorphismus, 347 Antikommutativitiit des Dachproduktes, 137 iiquivalente Kurven, 128 iiquivariante lmpulsabbildungen sind Poissonsch, 422 iiquivarianter Diffeomorphismus, 329 Satz von Darboux, 155, 339 Aquivarianz, 396, 414 einer Abbildung, 329 globale, 420 infinitesimale, 14, 394, 414 von lmpulsabbildungen, 394, 396 Arbeit virtuelle, 412 Arbeitsratengleichung, 66 Argument Konvexitiits-, 39 Arnolddiffusion, 105 Arnoldmethode, 41 Assoziativitiit des Dachproduktes, 137 astatische Belastung, 413 Atlas maximaler, 128 iiuBere Ableitung, 138 iiuBere Kraft, 214, 504 I-Form, 216 Pendel,49 Automorphismus innerer, 324 Poissonscher, 382 autoparallel, 208 Axiom zweites Newtonsches, 2, 3, 65 Ball in einem langsam rotierenden ebenen Reifen, 267 Banach-Liegruppe, 279, 280 Basis Dual-,67 kanonische, 72
Bedingung Lagrange-, 194 Resonanz-, 103 Beispiel Resonanz-, 34 von Cherry, 35 Beispiele lmpulsabbildungen, 406 koadjungierte Orbits, 466 Tangentialvektoren, 474 Belastung, 412 astatische, 413 Benjamin-Ono-Gleichung, 104 Beschleunigung, 65 Beschreibung materielle, 511 Eulersche, 19 Lagrangesche, 19 bewegliche Zusatzgeriite, 61 bewegtes System, 268 Bewegung, 19, 503 der Eigenwerte, 47 geodiitische, 3 Pendel-, 537 periodische, 528 von Robotern, 57 Bewegung unter Zwangsbedingungen in einem Potentialfeld, 249 Bewegungsgleichungen, 17, 93, 242 in Poissonklammerschreibweise, 169 in kanonischer Hamiltonscher Form, 243 in Poissonklammerschreibweise, 348 Newtonsche, 242 schwache Form der, 112 Beziehungen fUr Vektorfelder und Formen, 149 Bezugssystem festes, 93 rotierendes, 259 Bianchi-lX-Modell, 104 Biderivation, 369 Bifurkation, 45, 95, 533 Hamiltonsche, 43, 62 Poincare-Andronov-Hopf-, 31 Resonanz-, 47 subharmonische, 105 Bilinearform, 67 Pullback einer, 75 Pushforward einer, 76 schiefsymmetrische, 81 Bilinearitiit des Dachproduktes, 137 Blatt
Sachverzeichnis symplektisches, 360, 362 Blatterung, 147 Blockdiagonalform, 42 Boltzmann, 9 Brechen der Symmetrie, 45 Bundel Einheitskreis-, 9 Kotangential-, 5, 134, 173 Pseudospharen-, 206 Tangential-, 3, 129 Cartan-Hannay-Berry-Z usammenhang, 270 Cartans magische Formel, 145, 151, 371 Cartanzusammenhang, 269 Casimir, 8 Casimirfunktion, 8, 22, 36, 349, 414, 415, 434, 484, 487, 510, 529, 536 der zweidimensionalen Flussigkeit, 37 des starren Karpers, 36, 349 Impulsabbildung, 432 Poisson-Vlasov-, 350 Cayley-Klein-Parameter, 315, 512 Cayleytransformation, 84 Cayleytransformierte, 85 Chaos, 49, 519 Hamiltonsches, 62 chaotische Dynamik, 31, 105 Lasung,527 charakteristische Distribution, 358 Cherry Beispiel von, 35 Christoffelabbildung, 204 Christoffelsymbole, 205 Clairaut Satz von, 426 Clebsch-Monge-Darstellung, 22 Clebschpotential, 6, 21 Corioliskraft, 259, 262 Coriolisterm, 274 Dachprodukt, 136 Darboux Satz von, 154 Darstellung, 322 adjungierte, 324, 465 Clebsch-Monge-, 22 koadjungierte, 324 kontragrediente, 324 Koordinaten-, 355 karpereigene, 511 projektive, 337
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projektive unitare, 427 raumliche, 511 unitare, 335, 413 Darstellungstheorie, 351 de Rham-Kohomologie, 149 Decks, 485 Deformation einer Liealgebra, 493 Derivation, 16 Derivationseigenschaft der Schoutenklammer, 370 Determinante, 298 Diagonalform Block-,42 Dichte, 112 Ladungs-, 24 Dichtefunktion, 71 Diffeomorphismengruppe, 278, 322, 337 Diffeomorphismus aquivarianter, 329 kanonischer, 157 lokaler, 130 Differential, 134 Differential- und Integralrechung Hauptsatz der, 148 Differentialform, 135 yom Grad k, 135 Differentialgleichungen partielle, 147 differenzier bare Abbildung, 130 n-Mannigfaltigkeit, 127 Struktur, 128 Diffusion Arnold-, 105 Diracregel, 403 Diracsche Klammerformel, 254 Theorie der Zwangsbedingungen, 194 Zwangsbedingung, 253 Dissipationsfunktion Rayleighsche, 218 dissipativ schwach, 218 dissipatives Lagrangesches System, 218 Distanz,31 Distribution charakteristische, 358 Divergenz, 141, 146 des elektrischen Feldes, 412 Doppelklammerreibung, 528 Doppelpendel ebenes,49 spharisches, 30
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Sachverzeichnis
Drehbewegung, 376 Drehgruppe, 382, 466, 474, 479 eigentliche, 277 Drehimpuls, 7, 121, 124, 125, 203, 277, 383, 389, 398, 408, 430 fUr die Schrodingergleichung, 124 fUr die Wellengleichung, 124 in der linearen Elastodynamik, 125 korpereigener, 17, 508 raumlicher, 509, 510 Drehimpulssphare, 58 Drehung, 303, 386 ebene,302 halbe,527 infinitesimale, 383 raumliche, 302 stationare, 526 Drei-Korper-Problem, 49, 105 Drift gyroskopischer, 60 drittes Fundamentaltheorem von Lie, 352 Druck, 20, 27 Dualbasis, 67 duale Abbildung eines Liealgebrenhomomorphismus, 392, 408 duales Paar, 410 Dualitat Vektorraum-, 71 Duffinggleichung, 98, 538 Duffinggleichung mit auBerer Kraft gedampfte, 102 Duflo-Vergne Satz von, 337 durchgehende Eigenwerte, 48 Dynamik chaotische, 31, 105 einer Fliissigkeit, 20 einer geometrischen Phase, 55 in Mikroorganismen, 56 Lie-Poisson-Reduktion der, 441 Lie-Poisson-Rekonstruktion der, 445 Linkstrivialisierung der, 443 Reduktion der, 366, 441 Rekonstruktion der, 441, 507 Rotations-, 6 starrer Korper, 452, 537 von Gelenkverbindungen, 56 von Unterwasserfahrzeugen, 62 Wirbel-, 62, 104 Dynamik starrer Korper, 452, 537 Phasen in der, 57 dynamische
Definition der Lieableitung, 143 Phase, 55 dynamisches System, 12, 31 Ebene Euklidische Gruppe der, 394, 489 invariante, 512, 514 spezielle lineare Gruppe der, 487 ebenes Pendel auf einem Wagen, 275 effektive Wirkung, 323 effektives Potential, 263, 273, 274, 538 Ehrenfest, 8 Eichgruppe, 278 Eigenschaften von Hamiltonschen Fliissen, 352 von Poissonabbildungen, 354 eigentliche Drehgruppe, 277 Wirkung, 325 Eigenwerte, 85 Bewegung der, 48 durchgehende, 48 infinitesimale symplektische, 310 sich trennende, 48 Einbettung, 132 quasi-regulare, 133 Eindeutigkeit von Losungen, 126 eindimensionale Transportgleichung, 117 einfaches Pendel, 248 eingeschrankte Lie-Poisson-Klammer, 344 eingeschranktes Vier-Wirbel-Problem, 104 Einheitskreisbiindel, 9 Eins-zu-eins-Resonanz, 52 Einschrankung der Lie-Poisson-Klammer, 481 Methode der, 482 Elastizitatskonstante, 113 Elastizitatstensor, 119 Elastizitatstheorie, 414 Elastodynamik, 120 lineare, 11 9 elektrisches Feld, 24, 25, 209 Divergenz, 412 elektromagnetisches Feld,210 Ellipsoid Energie-, 58, 514, 534 elliptische Funktion der Zeit, 522 Jacobische, 520, 523 elliptischer
Sachverzeichnis Punkt, 106 Zylinder, 535 Energetik, 40 Energie, 193, 211, 237, 243 der reduzierten Trajektorie, 58 Gesamt-, 66, 113 kinetische, 66, 113, 518 potentielle, 65, 113 Energie-Casimir-Methode, 38, 525 Energie-Impuls-Methode, 40, 41, 275 Energieellipsoid, 58, 514, 534 Energieerhaltung, 5, 81, 165 Energiefunktion, 78, 191 erganzte Hamiltonfunktion, 41 Erhaltung des Gesamtdrehimpulses, 8 Energie-, 5, 81, 165 Impuls-, 243 ErhaltungsgroBe, 121 Erhaltungssatze, 3 erste Mode, 103 Poissonstrukturdie, 345 erste Variation, 38, 525, 530 Gleichung, 86 erstes Lemma von Whitehead, 387 Erwartungswert, 115 erweiterte Punkttransformation, 406 erweiterter Phasenraum, 178, 220 erweitertes System, 99 Erweiterung Methode der, 481 zentrale, 296, 419, 426, 458 Erzeugendenfunktion, 182-184, 241 Erzeuger infinitesimaler, 326, 381 Klammer, 330 Euklidische Gruppe, 18, 339, 495 der Ebene, 394, 489 spezielle, 394 Euler-Lagrange-Gleichungen, 2, 66, 190, 195, 211, 216 Geschichte der, 241 reduzierte, 273 Euler-Poincare-Form der KdVGleichung, 459 Euler-Poincare-Gleichungen, 7, 10, 376, 450, 456 Geschichte der, 450 Euler-Poincare-Reduktion, 455 der Dynamik, 507 Euler-Poincare-Rekonstruktion, 457
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Euler-Rodrigues-Parametrisierung, 319 Eulersche Beschreibung, 19 Geschwindigkeit, 505 Gleichungen, 6, 19, 20, 27, 509 GraBen, 503 Kraft, 262 Winkel, 6, 515 exakte k-Form, 139 Sequenz, 386 Existenz einer Losung, 126 Existenz- und Eindeutigkeitssatz, 133 exponentiell klein, 105, 106 ext erne Variable, 56 Fahnenmannigfaltigkeit, 163 Fahrzeug Unterwasser-, 60 fallende Katze, 56 Faser, 129 Faserableitung, 191, 237 Faseroptik, 54 Fasertranslation, 185 Impulsabbildung der, 405 Faserung Hop~, 53, 188, 320, 321 fast komplexe Mannigfaltigkeit, 159 Struktur, 159 Feld, 3, 111 elektrisches, 24, 25, 209 clektromagnetisches, 210 Kraft-, 215 rnagnetisches, 24, 25 Multivektor-, 368 q-Vektor-, 368 Vektor-, 133 Yang-Mills-, 188, 210 Feldtheorie Hamiltonsche, 111 klassische, 111 festes Bezugssystem, 93 Flache Rotations-, 426 Flachwasserwellen, 117 Flat, 141 FluB, 85, 133 Hamiltonscher, 85 kompressibler, 27 linearer, 86 nichtlinearer, 86 FluBeigenschaft, 133 zeitabhangige, 134
580
Sachverzeichnis
Fliissigkeit, 19, 278 auf einer drehenden Sphiire, 268 Dynamik einer, 20 inkompressible, 19, 278 Kinematik einer, 19 kompressible, 278 starrer Karper in einer, 61 Variationsprinzip, 62 Fliissigkeitskonfiguration, 19 Fliissigkeitstropfen, 43 rotierender, 45, 47 Form Bilinear-, 67 Differential-, 135 kanonische, 71 Kontakt-, 235 Normal-, 351 Poisson-, 69 symplektische, 70 Volumen-, 142, 146 Zusammenhangs-,209 formal instabil, 40 formalstabil, 38 Formel Cartans magische, 145, 151 Phasen-, 267 von Rodrigues, 304 Formenraum, 271 Formvariable, 56 fortpflanzende Welle, 117, 121 als Lasung, 11 7 Fortsetzung linksinvariante, 282, 436 rechtsinvariante, 283, 436 Foucaultsches Pendel, 53, 267, 271 freie Wirkung, 323 freier starrer Karper, 32 analytische Lasung, 519 Lagrangefunktion, 505 symmetrischer, 60 freies Randwertproblem, 43, 61 Frobenius Satz von, 146 Fubini-Study-Metrik, 161, 163 Fundamentalform zweite, 252 Funktion Casimir-, 8, 22, 36, 349, 414, 415, 434, 484, 487, 510, 529, 536 der inneren Energie, 27 Energie-, 78, 191 Erzeugenden-, 182-184, 241
Hamilton-, 25, 78 Impuls-, 401 kollektive, 423 Lagrarige-, 25, 66 linksinvariante, 436 Poincan3-Melnikov-, 50, 99 Pullback einer, 75 Pushforward einer, 75 Wellen-,73 Funktional Wirkungs-, 236 Funktionalableitung, 4, 11 partielle, 80, 112 Funktionengruppe, 350, 351 Funktionenraum, 88 G-glatter Anteil wesentlicher, 336, 337 Galileialgebra, 430 Galileigruppe, 335, 340, 427 GauB Satz von, 148 GauB-Bonnet Satz von, 60 gebrochene Symmetrie, 96 gediimpfte Duflinggleichung mit auBerer Kraft, 102 erzwungene sin-Gordon-Gleichung, 104 gekoppelte starre K6rper, 48 gekriimmter Stab, 103 geladene Teilchen, 208 Gelfand-Fuchs-Kozykel, 458 geliftete Wirkung, 425 Impulsabbildung fur eine, 404 Geodate, 204, 205 geodatisch total,253 geodatische Bewegung, 3 geodatischer Spray, 204, 249 Geometrie algebraische, 62 der Hamilton-Jacobi-Theorie, 225 Poisson-,5 symplektische, 5 geometrische Phase, 52, 53, 55, 264, 267 Dynamik,55 Gesamtdrehimpulserhaltung, 8 Gesamtenergie, 66, 113 Gesamtimpuls, 389 Geschichte der Euler-Lagrange-Gleichungen, 241 der Euler-Poincan3-Gleichungen, 450
Sachverzeichnis der Impulsabbildungen, 385 der Poissonstrukturen, 350 geschlossene k-Form, 139 Geschwindigkeit Eulersche, 505 korpereigene, 505 Lagrangesche, 505 mitgefiihrte, 505 raumliche, 505 Winkel-, 261, 506 Geschwindigkeitsfeld materielles, 19 raumliches, 19 Geschwindigkeitsphasenraum, 3, 504 Geschwindigkeitsvektor, 130 Geschwindigkeitszwangs bedingungen nichtholonome, 462 gewohnliche Differentialgleichung, 133 Gitter Toda-, 474, 481 GL(n,lR),280 GL(n,C),312 Gleichgewichtslosung, 95 Gleichgewichtszustand, 31 relativer, 41, 275 Transformation in den, 222 Gleichung Arbeitsraten-, 66 der ersten Variation, 86 Duffing-, 98, 538 Hamilton-Jacobi-, 219, 221, 240 Jacobi-, 202 KdV-, 23, 30, 42, 115, 258, 457 Klein-Gordon-, 114 Pendel-,94 Rekonstruktions-, 442, 457 Schrodinger-, 83, 87, 114 sin-Gordon-, 119, 120 Transport-, 117 Wellen-, 113, 119 zweiter Ordnung, 194 Gleichungen Euler-Lagrange-, 2, 66, 190, 195, 211, 216 Euler-Poincare-, 7, 10, 376, 450 Eulersche, 6, 19, 20, 27, 509 Hamel-, 461 Hamiltonsche, 69, 80, 81, 164 Lagrange-Poincare-, 460, 462 Leggett-, 102 Lie-Poisson-, 11, 12 linearisierte, 32 Maurer-Cartan-, 477
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Maxwell-Vlasov-, 278 Maxwellsche, 25, 278, 414 Poisson-Vlasov-, 25 global Hamiltonsche Wirkung, 396 globale Aquivarianz, 420 glob ales Poincarelemma, 143 Grad,369 Gradient, 141, 211 graduierte Jacobiidentitat, 370 GraBmannmannigfaltigkeit, 163 Gravitation, 92 Gravitationsrichtung, 17 Green Satz von, 148, 152 GroBe Erhaltungs-, 121 Eulersche, 503 Lagrangesche, 503 Gruppe affine, 466, 474, 480 allgemeine lineare, 280, 296 der kanonischen Transformationen, 27, 278 der volumenerhaltenden Diffeomorphismen, 278 der volumenerhaltenden Transformationen, 19 Diffeomorphismen-, 278, 322, 337 Dreh-, 382, 466, 474, 479 Eich-, 278 Euklidische, 18, 339, 495 Funktionen-, 350, 351 Galilei-, 335, 340, 427 Heisenberg-, 295, 420, 501, 538 Isometrie-, 334 Isotropie-, 323 komplexe allgemeine lineare, 312 komplexe spezielle lineare, 313 Lie-, 278 Lorentz-, 181, 334, 340 orthogonale, 300 projektive unitare, 427 reelle symplektische, 306 spezielle lineare, 298 spezielle orthogonale, 301 spezielle unitare, 314 Symmetrie-, 277, 323 symplektische, 76, 307 Transformations-, 350 unendlichdimensionale, 337 unitare, 313 Vektor-, 279
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Sachverzeichnis
Gruppenkohomologie, 416 Gruppenvariable, 56 gyroskopische Instabilitiit 47 gyroskopischer Drift, 60 ' gyroskopisches System, 40 HaarmaB, 397 halbe Drehung, 527 Hamelgleichungen, 461 Hamilton-Jacobi Satz von, 222 Hamilton-Jacobi-Gleichung, 219 221 240 ' , in Lie-Poissonscher Form, 449 Hamilton-Jacobi-Theorie, 184 Geometrie der, 225 Hamiltonfunktion, 4, 25, 78, 190, 407 des schweren Kreisels, 18 ergiinzte, 41 fUr kompressible Fltissigkeiten, 27 hyperreguliire, 198 KdV-, 126 Maxwell-Vlasov-, 29 schwerer Kreisel, 529 Hamiltonsche Bifurkation, 43, 62 Feldtheorie, 111 Form der Bewegungsgleichungen, 243 Heugabelbifurkation 45 95 Krein-Hopf-Bifurkation,, 47 Mechanik,1 Wirkung, 395 Hamiltonsche Gleichungen, 4 69 80 81, 164 ' , , allgemeine, 78 in kanonischen Koordinaten 80 in komplexer Schreibweise 68 kanonische, 67, 112 ' klassische, 80 Hamiltonscher FluB, 85 Eigenschaften, 352 einer Impulsfunktion, 403 Hamiltonsches Chaos, 62 Prinzip, 2, 229, 236, 242 Variationsprinzip, 2, 230 Hamiltonsches Prinzip der stationiiren Wirkung, 189 im Phasenraum, 234 Variations-, 455 Hamiltonsches System Transformation, 165 Hamiltonsches Vektorfeld, 12, 68, 78, 90,164,169,175,347,376,431
lineares, 81 Hannay-Berry-Phase, 267, 270 Hannay-Berry-Zusammenhang, 55 Hannaywinkel, 55 harmonischer Oszillator, 69 Hauptsatz der Differential- und Integralrechung, 148 Haupttriigheitsachsen 453 508 Haupttriigheitsmome~te, 4'53, 508 Heisenberggruppe, 295, 420, 501, 538 Helizitiit, 349 hermitesche Matrix, 312 Metrik, 159 hermitesches inneres Produkt, 72, 82 Hertzsches Prinzip der kleinsten Krtimmung, 9 Hessematrix mit Randbedingungen 246 ' Heugabelbifurkation Hamiltonsche, 45, 95 Hilbertraum, 158 komplexer, 83, 87, 160 unitiire Gruppe, 335 Hille-Yosida Satz von, 126 Himmelsmechanik, 25, 62 Hodgeoperator, 139, 141 Hodgescher Zerlegungssatz, 468 holonome Zwangsbedingung 229 246 257 ' , , Holonomie, 54, 267 homogener Raum, 293, 333 homokliner Orbit, 98, 99, 106, 118 Homomorphismus, 377 Homotopicoperator, 142 Hopf-Rinow Satz von, 206 Hopffaserung, 53, 188, 320, 321 Horizontalanteil eines Vektors, 212 horizontalc I-Form 214 Hufeisen, 99 ' Hutabbildllng, 302 hyperbolischer Sattelpllnkt, 99 hyperregllliir, 196 hyperreguliire Hamiltonfunktion, 198 Lagrangefllnktion, 193 ideale Fltissigkeit, 460 Klammer, 21, 343 idealer FluB, 41
Sachverzeichnis Identitat graduierte Jacobi, 370 Jacobi-, 6, 9-11, 89,149,168,170 Jacobi-Schouten-, 372 Lie-Schouten-, 373 Immersion, 131 injektive, 132 koisotrope, 166 Poissonsche, 359 regulare, 133 Immersionssatz, 132 Impuls, 121, 124, 277, 388, 407 Dreh-, 7, 124, 125, 203 fUr Matrixgruppen, 390 Gesamt-, 389 in der linearen Elastodynamik, 125 kanonischer, 391 konjugierter, 4, 262 Impulsabbildung, 13, 14, 26, 383, 392, 413 algebraische Definition, 386 als ErhaltungsgraBe, 388 A.quivarianz, 394, 396 auf Kotangentialbiindeln, 401 Beispiele, 406 Casimirfunktion, 432 der Fasertranslation, 405 der Links- und Rechtstranslation, 410 Diagramm, 384 fiir geliftete Wirkungen, 404 fUr kompakte Gruppen, 396 fUr projektive Darstellungen, 393 fUr Unteralgebren, 392 Geschichte, 385 infinitesimal aquivariante, 395 kanonische, 422 von Untergruppen induzierte, 394 Impulserhaltung, 243 Impulsfunktion, 401 Hamiltonscher FluB, 403 Impulsphasenraum, 154, 182, 504 Impulsshift, 185, 263 Lemma zum, 185 Impulstranslation, 410, 411 Inertialsystem, 66, 265 infinitesimal aquivariante Impulsabbildung, 395 infinitesimale A.quivarianz, 14, 394, 414 Drehung, 383 Starung, 33 symplektische Eigenwerte, 310
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symplektische Transformation, 82 Variation, 230 infinitesimale Erzeuger der adjungierten Wirkung, 327 lokal Hamiltonsche, 382 infinitesimaler Erzeuger, 326, 381 Poissonscher Automorphismus, 382, 431 injektiv immersierte Untermannigfaltigkeit, 132 injektive Immersion, 132 Injektivitatssatz lokaler, 132 Inkompressibilitat, 246 inkompressible Fliissigkeit, 19, 278 innerer Automorphismus, 324 inneres Produkt, 79, 138, 369 hermitesches, 72, 82 Raum, 71 instabil, 527 formal,40 instabile Mannigfaltigkeit, 100 Instabilitat durch Reibung induzierte, 40, 43 gyroskopische, 47 integrabel, 146 Integrabilitat, 23 integrable Systeme, 15, 62 Integral Wirkungs-, 66, 223, 240 Integral einer n- Form, 147 Integrale der Bewegung, 63 Integralinvariante, 157 Integralkurve, 133 Integralprinzip Lagrange-d' Alembertsches, 216 Integralsatze der Analysis, 148 Integrator symplektischer, 184 interne Variable, 56 invariant links-, 281 invariante Ebene, 512, 514 Invariantes Vektorfeld, 281 Invarianz Ad*-, 484 der symplektischen Form, 243, 244 Invarianzgruppe der klassischen Mechanik, 312 Inversion, 279 Involution, 88, 146 Isometrie, 322
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Sachverzeichnis
Isometriegruppe, 334 isotrop, 77, 125 maximal, 78, 184 isotrope Untermannigfaltigkeit, 184 Isotropiealgebra, 327 Isotropiegruppe, 323 J acobi-Haretu-Koordinaten, 175 Jacobi-Lieklammer, 20, 89, 144 Jacobi-Schouten-Identitat, 372 Jacobideterminate, 146 Jacobigleichung, 202 Jacobiidentitat, 6, 9-11, 89, 149, 168, 170 Jacobimatrix, 75 Jacobimetrik, 213 Jacobische elliptische Funktionen, 519, 523 Jacobisches Prinzip der kleinsten Wirkung, 234 k-Form, 135 exakte, 139 geschlossene, 139 Integral einer, 147 tangentiale, 468 k-linear, 135 Kahlermannigfaltigkeit, 160 starke, 160 Kaluza-Klein-Lagrangefunktion, 210 Kaluza-Klein-System, 209 KAM-Theorem, 37 KAM-Theorie, 533 KAM-Tori, 105 kanonische I-Form, 173, 237, 403 2-Form, 173 Abbildung, 13, 75, 156, 353 Basis, 72 Form, 71 Hamiltonsche Gleichungen, 67, 112 Impulsabbildung, 422 Klammer, 88 symplektische Form, 71, 173 Transformation, 73, 74, 220, 312 Umordnung, 470 Vertauschungsrelationen, 88 Wirkung, 381 kanonische Koordinaten, 155 Hamiltonsche Gleichungen in, 80 kanonische Transformationen Gruppe, 27, 278 kanonischer
Diffeomorphismus, 157 Impuls, 391 Karte, 127 auf Liegruppen, 280 Karten vertragliche, 127 Katastrophe Spitzen-, 97 Katze fallende, 56 Kaustik, 227 KdV-Gleichung, 22, 30, 42, 115, 258, 457 Euler-Poincare-Form der, 459 Lie-Poisson-Form der, 460 symplektische Struktur der, 115 KdV-Hamiltonfunktion, 126 KdV-Klammer, 123, 126, 344 keltischer Wackelstein, 43 Kern verallgemeinerter, 85 Kettenregel, 130 Kickboard, 43 Kinematik auf Liegruppen, 511 einer Fli.issigkeit, 19 kinetische Energie, 66, 113, 518 des starren Korpers, 7 Klammer der idealen Fliissigkeit, 21, 343 der Magnetohydrodynamik (MHD), 24 des schweren Kreisels, 18 des starren Korpers, 343, 367, 509 des Todagitters, 344 fUr geladene Fliissigkeiten, 23 fUr kompressible Fli.issigkeiten, 28 Jacobi-Lie-, 20, 89, 144 kanonische, 88 KdV-, 123, 126, 344 kubische, 346 Lie-, 282 Lie-Poisson-, 11, 341, 342, 436 Maxwell-Poisson-, 26 Maxwell-Vlasov-, 23, 29 Pauli-Born-Infeld-, 26 Poisson-, 5, 68, 87, 121, 167, 176, 244 Poisson-Vlasov-, 27, 343 quadratische, 345 Schouten-, 368 Schrodinger-, 122 symplektische, 342 von Erzeugern, 330
Sachverzeichnis IClammerformel Diracsche, 254 IClasse Ahnlichkeits-, 324 ICohomologie-, 417 IConjugations-, 320, 324 klassische Feldtheorie, 111 Hamiltonsche Gleichungen, 80 Liegruppe, 296 Mechanik, 123 Routhfunktion, 272 Vertauschungsrelationen, 14 klassische Gruppen Zusammenhang, 332 klassische Mechanik Invarianzgruppe, 312 klassischer Satz von Stokes, 148 IClein-Gordon-Gleichung, 114 ICnotenlinie, 515 koadjungierte Darstellung, 324 symplektische Form, 498 Wirkung, 324, 465 koadjungierte symplektische Struktur, 475 Vertriiglichkeit mit der Lie-PoissonIClammer, 481 koadjungierter Orbit, 14, 465, 509, 510 Beispiele, 466 der keine Untermannigfaltigkeit ist, 471
Satz, 475 Tangentialvektor, 472 Uberlagerungssatz, 385, 485 koadjungierter Stabilisator, 337, 473 ICoeffizienten ICriimmungs-, 274 Zusammenhangs-, 274 ICohomologie de Rham-, 149 zweite, 416 ICohomologieklasse, 417 koisotrop, 77 koisotrope Immersion, 166 kollektive Funktion, 423 ICommutator, 123 von Operatoren, 91 kommutieren Poisson-, 8, 88 kompakte Gruppe Impulsabbildung, 396 komplexe
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allgemeine line are Gruppe, 312 nichtlineare Schrodingergleichung, 121 Schreibweise der Hamiltonschen Gleichungen, 68 spezielle lineare Gruppe, 313 Variable, 68 komplexe Mannigfaltigkeit, 159 fast, 159 komplexe Struktur, 158, 256 fast, 159 komplexer n-dimensionaler Raum, 72 projektiver Raum, 160 komplexer Hilbertraum, 83, 87, 160 projektiver, 54 IComponenten, 67, 129 kompressible Fliissigkeit, 278 Hamiltonfunktion fiir, 27 IClammer fUr, 28 kompressibler FluB, 27 IConfiguration, 2, 452, 503 Fliissigkeits-, 19 Referenz-, 452, 503 IConfigurationsmannigfaltigkeit, 189 IConfigurationsraum, 154, 277, 504 IConjugation, 288 IConjugationsklasse, 320, 324 konjugierte Punkte, 206, 207 Variablen, 73 konjugierter Impuls, 262 konjugierter Impuls, 4 IConstante der Bewegung, 14 IConstruktion Routh-, 247 IContaktform, 235 IContinuumsmechanik, 113 kontragrediente Darstellung, 324 IContraktion, 138 kontravarianter, antisymmetrischer q- Tensor, 368 IControlltheorie, 52, 62 konvexe Umgebung, 206 IConvexitiitsargument, 39 ICoordinaten Jacobi-Haretu-, 175 kanonische, 155 korpereigene, 504 materielle, 503 riiumliche, 14, 503 sphiirische, 128, 135
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Sachverzeichnis
Koordinatendarstellung, 355 von Poissonabbildungen, 357 koordinatenfreie Ableitung, 374 Koordinatensystem k6rpereigenes, 504 raumliches, 504 Korand, 415, 416 K6rper pseudostarrer, 42 starrer, 6, 246, 277, 503 k6rpereigene Geschwindigkeit, 505 Koordinaten, 504 Winkelgeschwindigkeit, 453 k6rpereigene Darstellung, 511 Tragheitsellipsoid, 512 k6rpereigener Drehimpuls, 508 k6rpereigenes Koordinatensystem, 504 Korteweg-de Vries-Gleichung, 115 Kostant Satz iiber die Uberlagerung von koadjungierten Orbits, 485 kosymplektische Struktur, 355 Kotangentialbiindel, 5, 134, 173 Impulsabbildung auf einem, 401 Kotangentialbiindelreduktion Satz zur, 186 Kotangentiallift, 178, 404, 409 kovariante Ableitung, 207, 211 Kozykel, 415 Gelfand-Fuchs-, 458 Kraft, 65 auBere, 214, 504 Coriolis-, 259, 262 Eulersche, 262 Lagrangesche, 215 Lorentz-, 24 virtuelle, 262 Zentrifugal-, 259, 262 Zwangs-, 93, 252 Kraftfeld, 215 Krein-Hopf-Bifurkation Hamiltonsche, 47 Kreisel Lagrangescher, 529 schwerer, 16, 42, 47, 104, 277 Kreuzprodukt, 141, 302 Kriterium der zweiten Variation, 118 Lagrange-Dirichlet-, 37 Routh-Hurwitz-, 45
kritische Rotationsrate, 95 kritischer Punkt, 41, 131 Wert, 131 Kroneckersymbol, 372 Kriimmung,210 Kriimmungskoeffizienten, 274 kubische Klammer, 346 Kugel in rotierendem Reifen, 219 Kurve Integral-, 133, 134 L6sungs-, 194, 197 Kurven aquivalente, 128 kiirzeste Achse Rotationen urn die, 32, 526 L 2 -Paarung, 343 L6sung chaotische, 527 Gleichgewichts-, 95 nichtkonjugierte, 201 Solitonen-, 118 L6sungskurve, 194 Ladung, 24, 210, 278 Ladungsdichte, 24 Lage,58 Lagrange-d' Alembertsches Integralprinzip, 216 Lagrange-d'Alembertsches Prinzip, 214, 217 lokales, 216 Lagrange-Dirichlet-Kriterium, 37 Lagrange-Dirichlet-Satz, 37 Lagrange-Poincare-Gleichungen, 460, 462 Lagrangebedingung, 194 Lagrangefunktion, 2, 25, 66, 189 des freien starren K6rpers, 505 des starren K6rpers, 7 hyperregulare, 193 Kaluza-Klein-, 210 nichtausgeartete, 192 regulare, 192 regulare, 237 starrer K6rper, 454, 507 Lagrangemannigfaltigkeit, 184 Lagrangesch, 77 Lagrangesche 1-Form, 191, 237, 238 2-Form, 191, 237 Beschreibung, 19 Geschwindigkeit, 505 Gr6Ben, 503
Sachverzeichnis Kraft, 215 Lie-Poisson-Rekonstruktion, 448 Mechanik, 1, 189 U ntermannigfaltigkeit, 225 Lagrangescher Kreisel, 529 Unterraum, 228 Lagrangescher Multiplikator Satz, 245 Lagrangesches System, 194 dissipatives, 218 Lagrangesches Vektorfeld, 194, 237 langste Achse Rotationen urn die, 32, 526 Legendretransformation, 191, 237, 457 abstrakte, 193 Leggettgleichungen, 102 Leibnizregel, 11, 342 Leistungsgleichung, 66, 219 Leistungssystem, 105 Lemma Poincare-, 139, 142, 150 zum Impulsshift, 185 Lemma von Whitehead erstes, 387 zweites, 418 Levi-Civita-Ableitung, 207 Levi-Civita-Zusammenhang, 207 Lie-Poisson-Form der KdV-Gleichung, 460 Lie-Poisson-Gleichungen, 11, 12 Lie-Poisson-Hamilton-J acobiGleichung, 449 Lie-Poisson-Klammer, 11, 341, 342, 436 eingeschrankte, 344 Einschrankung der, 481 Vertraglichkeit mit der koadjungierten symplektischen Struktur, 481 Lie-Poisson-Reduktion, 435 der Dynamik, 441, 507 Satz zur, 435 tiber Impulsfunktionen, 439 Lie-Poisson-Rekonstruktion, 447 der Dynamik, 445 Lagrangesche, 448 Lie-Schouten-Identitat, 373 Lie-Weinstein Satz von, 362 Lieableitung, 88, 143, 144 Lieableitung des Poissontensors, 357 entlang eines Hamiltonschen Vektorfeldes, 373
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Liealgebra, 10, 89, 149, 168, 282 einer Liegruppe, 282 Deformation einer, 493 Linkswirkung einer, 383 Wirkung einer, 331 Liealgebrenhomomorphismus duale Abbildung, 392, 408 Liegruppe, 277, 278 Banach-, 279, 280 Karte, 280 Kinematik auf, 511 klassische, 296 Liealgebra einer, 282 unendlichdimensionale, 279 Lieklammer, 282 Lies drittes Fundamentaltheorem, 352 Lift Kotangential-, 178 Links-, 181 Rechts-, 181 vertikaler, 192, 212, 251 Lin-Zwangsbedingungen, 21, 62, 451 lineare Elastodynamik, 119 Poissonklammer, 379 Transformation, 67 linearer FluB, 86 lineares Hamiltonsches Vektorfeld, 81 linearisierte Gleichungen, 32 linearstabil, 32 Linie Knoten-, 515 Links- und Rechtstranslation Impulsabbildung der, 410 linksinvariante Fortsetzung, 282, 436 Funktion, 436 linksinvariantes Vektorfeld, 281 Linkslift, 181 Linksreduktion, 441 Linkstranslation, 279 Linkstrivialisierung der Dynamik, 443 Linkswirkung, 181, 322 einer Liealgebra, 383 Liouville-Arnold Satz von, 224 LiouvillemaB, 155, 169, 378 Liouvillesche Volumenform, 155 Ljapunov Satz von, 34 lokal abgeschlosse Untermannigfaltigkeit, 131
588
Sachverzeichnis
Hamiltonsche infinitesimale Erzeuger, 382 Hamiltonsches Vektorfeld, 164, 165, 431 lokaler Diffeomorphismus, 130 Injektivitiitssatz, 132 Operator, 138 Surjektivitiitssatz, 131 lokales Lagrange-d'Alembertsches Prinzip, 216 Lorentzgruppe, 181, 334, 340 Lorentzkraft, 24, 187 Losungskurve, 197 MaB Liouville-, 155, 169, 378 magische Formel von Cartan, 145, 371 Magnetfeld, 24, 25, 209 Teilchen im, 186, 236 magnetischer Monopol, 152, 188 Term, 185, 186, 274, 425, 501 Magnetohydrodynamik (MHD), 278 Klammer der, 24 Magri-Weinstein, 375 Mannigfaltigkeit, 127 Fahnen-, 163 GraBmann-, 163 instabile, 100 Kiihler-, 160 komplexe, 159 Lagrange-, 184 orientierbare, 146 Poisson-, ll, 12, 341, 342 stabile, 100 symplektische, 153 Volumen-, 155 Martin, 15 Masse, 24, 65, 427 Massendichte riiumliche, 509 Massenmatrix, 3, 273 materielle Beschreibung, 5ll Koordinaten, 503 Punkte, 503 materielles Geschwindigkeitsfeld, 19 Matrix, 67 Jacobi-,75 Massen-, 3, 273 obere Dreiecks-, 470
orthogonale, 296 positiv definite, 296, 312 schiefhermitesche, 314 Stellungs-, 524 symmetrische, 296 symplektische, 68, 76, 306 unitiire, 312 Matrixgruppe Impuls fUr eine, 390 Maupertuis Prinzip von, 242 Maurer-Cartan-Gleichungen, 477 maximal isotrop, 78, 184 maximaler Atlas, 128 Maxwell-Bloch-System, 538 Maxwell-Poisson-Klammer, 26 Maxwell-Vlasov-Gleichungen, 278 Maxwell-Vlasov-Hamiltonfunktion, 29 Maxwell-Vlasov-Klammer, 23, 29 Maxwell-Vlasov-System, 22 Maxwellsche Gleichungen, 24, 25, 278, 414 Mecanique Analytique, 241, 242, 451 Mechanik Hamiltonsche, 1 Kontinuums-, ll3 Lagrangesche, 1, 189 nichtholonome, 218 Melnikovmethode, 97 Melnikovvektor, 105 Meson, ll4 Methode Arnold-,41 der Einschriinkung, 482 der Erweiterung, 481 Energie-Casimir-, 38, 525 Energie-Impuls-, 40, 41, 275 Melnikov-, 97 Mittelungs-, 244 Poincare-Melnikov-, 49, 50, 98, 519, 527 Metrik,31 Fubini-Study-, 161, 163 hermitesche, 159 Jacobi-, 213 Mikromotor, 54 mitgefUhrte Geschwindigkeit, 505 Winkelgeschwindigkeit, 506 Mittelung, 62, 266, 329 tiber Zusammenhiinge, 54 Mittelungsmethode, 244 Mittelungsprinzip, 270
Sachverzeichnis Mittelungssatz, 266 mittlere Achse Rotationen um die, 32, 526, 527 Mode erste, 103 Molekulardynamik, 54 Moment Tragheits-, 6, 508 momentaner Rotationsvektor, 260 Momente Haupttragheits-, 453 Monopol magnetischer, 152, 188 Morsetheorie, 52 multisymplektische Geometrie, 62 Multivektoren, 368 Multivektorfeld, 368 musikalischer Isomorphismus, 67 N-Korper-Problem, 386 N - Teilchensystem, 388 natiirliche Projektion, 129 C. Neumann Problem von, 253 Newtonsche Bewegungsgleichungen, 242 Newtonsches Axiom zweites,65 Newtonsches Gesetz fUr rotierende Bezugssysteme, 260 nicht zentralsymmetrisch rotierender Reifen,96 nichtausgeartete Lagrangefunktion, 192 nichtausgeartete Bilinearform, 70 schwach, 70 stark, 70 nichtholonome Geschwindigkeitszwangs bedingungen, 462 Mechanik, 218 Systeme, 62, 352 Nichtintegrabilitat, 104 nichtkonjugierte Losung, 201 nichtlineare Schrodingergleichung, 120, 121 Stabilitat, 30 Wellen, 62 nichtlinearer FluB,86 Oszillator, 69 nichtperiodisches Todagitter, 345 nilpotent, 296
589
Noethertheorem, 13, 388 Normalform, 351 Normalteiler, 332 numerische Analysis, 62 Integration, 62 numerischer Algorithmus, 84 Integrator, 224
O(n), 300 obere Dreiecksmatrix, 470 und untere Abschatzungen, 107 Operator ad-, 327 Alternierungs-, 136 Hodge-, 139, 141 Homotopie-, 142 lokaler, 138 Operatoren Kommutator von, 91 Orbit, 323 homokliner, 98, 106 koadjungierter, 14, 465, 510 Tangentialraum, 326 Toda-, 470 Orbitraum, 325 orientierbare Mannigfaltigkeit, 146 orientierte Volumenform positiv, 146 Orientierung, 146 orthogonale Gruppe, 300 Matrix, 296 orthogonale Gruppe, 300 spezielle, 504 orthogonales Komplement symplektisch, 76, 213 Orthogonalzerlegung, 21 Ortsvektor, 182 Oszillator harmonischer, 69 nichtlinearer, 69 Paar duales, 410 parabolische Zylinderkoordinaten, 538 Parallel transport , 208 Parameter Cayley-Klein-, 512 Cayley-Klein-, 315 Parametrisierung Euler-Rodrigues-, 319
590
Sachverzeichnis
partielle Differentialgleichungen, 62, 147 Funktionalableitung, 80, 112 passiv rotierendes System, 229 Pauli, 15 Pauli-Born-Infeld-Klammer, 26 Pauli-Jost Satz von, 358 Pauli-Spinmatrizen, 315 Pendel, 105 auf einem Karussell, 268 Bewegung, 537 Foucaultsches, 53, 267, 271 rotierendes, 94 sphiirisches, 105, 203, 253, 271, 275 starrer Karper, 533 unter iiuBerer Krafteinwirkung, 49 Pendelgleichung, 94 periodische Bewegung, 528 Permutation Vorzeichen der, 136 Phase dynamische, 55 geometrische, 53, 55, 264, 267 Hannay-Berry-, 267, 270 in der Dynamik starrer Karper, 57 Rekonstruktions-, 56 Phasenformel, 267 fUr den starren Karper, 58 Phasengeschwindigkeit, 114 Phasenportriit, 96 Phasenraum, 31, 67, 154, 173 erweiterter, 178, 220 Geschwindigkeits-, 3, 504 Hamiltonsches Prinzip im, 234 Impuls-, 154, 182, 504 Phasenraumrotationen, 424 Phasenraumtranslationen, 425 Phasensymmetrie, 123 Phasenverschiebung, 53 tp-verwandt, 144 Phillips-Vorlesungen, 385 Planckschen Wirkungsquantum, 115 Plancksches Wirkungsquantum, 72 Plasmaphysik, 22 Plasmateilchenzahldichte, 24 PoincarE), 7 Poincare-Andronov-Hopf-Bifurkation, 31 Poincare-Melnikov Satz von, 100 Poincare-Melnikov-Funktion, 50, 99
Poincare-Melnikov-Methode, 49, 50, 98, 519,527 Poincareabbildung, 99 Poincarelemma, 139, 142, 150 globales, 143 relatives, 143 Poincaresphiire, 9 Poinsot Satz von, 512 Poinsotkonstruktion, 60 Poisson-Darboux Satz von, 362 Poisson-kommutieren, 8, 88 Poisson-Vlasov-Casimirfunktionen, 350 Poisson-Vlasov-Gleichungen, 25 Poisson-Vlasov-Klammer, 27, 343 Poissonabbildung, 13, 353, 377 Eigenschaften einer, 354 Koordinatendarstellung einer, 357 Poissonalgebra, 349 Poissonform, 69 Poissongeometrie, 5 Poissonklammer, 5, 68, 87, 121, 167, 176,244 des starren Karpers, 8 lineare, 379 Poissonklammerschreibweise der Bewegungsgleichungen, 169, 348 Poissonmannigfaltigkeit, 11, 12, 341, 342 Poissonreduktion, 257, 364 Poissonsche Immersion, 359 Poissonscher Automorphismus, 382, 431 infinitesimaler, 382, 431 Poissonstruktur, 68, 341, 355 Geschichte der, 350 Rang einer, 358 triviale, 342 Poissontensor, 355 Lieableitung, 357 Poissontransformation, 74 Poissonuntermannigfaltigkeit, 359 Polarwanderung, 60 Polarzerlegung komplexe, 313, 340 reelle, 297 positiv definite Matrix, 296, 312 positiv orientierte Volumenform, 146 Potential Clebsch-, 6, 21 effektives, 263, 273, 538 rotiertes, 261
Sachverzeichnis Zentrifugal-, 263 Potentialfeld Bewegung mit Zwangsbedingungen in einem, 249 potentielle Energie, 65, 113 prasymplektische Form, 375 Prazession Winkelgeschwindigkeit, 521 Primiirzwangsmenge, 248 Prinzip der kleinsten Wirkung von Jacobi, 234 der stationaren Wirkung, 189, 232 Hamiltonsches, 2, 229, 236, 242 Lagrange-d'Alembertsches, 214, 217 Mittelungs-, 270 Variations-, 66 von Maupertuis, 242 Problem Drei-Korper-, 49, 105 Resonanz-, 60 von C. Neumann, 253 Zwei-Korper-, 275 Produkt Dach-, 136 inneres, 79, 138, 369 Kreuz-, 141, 302 semidirektes, 23, 339, 466, 496 Skalar-, 141 Tensor-, 136 Produktregel, 138 Projektion natiirliche, 129 projektive Darstellung, 337 Impulsabbildung, 393 unitare, 427 projektive unit are Gruppe, 336, 427 projektiver Raum, 413 projektiver komplexer Hilbertraum, 54 projektiver Raum, 160 komplexer, 160 Pseudospharenbiindel, 206 pseudostarrer Korper, 42 Pseudovektor, 408 Pullback, 137, 144 einer Bilinearform, 75 einer Funktion, 75 eines Vektorfeldes, 75 Pullbackschreibweise, 75 Punkt elliptischer, 106 kritischer, 41, 131
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materieller, 503 raumlicher, 503 regularer, 131 Punkte konjugierte, 206, 207 Punkttransformation, 178 erweiterte, 401, 406 Pushforward, 137, 144 einer Bilinearform, 76 einer Funktion, 75 eines Vektorfeldes, 75 q-Tensor kontravarianter, antisymmetrischer, 368 q-Vektor, 368 q- Vektorfeld, 368 quadratische Klammer, 345 Quantenmechanik, 123, 403 quantenmechanische symplektische Form, 72 quantenmechanisches Tei1chen, 427 quasi-regulare Einbettung, 133 Quaternion, 317 reine, 317 Quotienten von Poissonmannigfaltigkeiten, 364 Quotientenraum, 325 Randbedingungen Hessematrix mit, 246 Randwertproblem freies, 43, 61 Rang einer Poissonstruktur, 358 Raum Formen-, 271 Funktionen-, 88 Hilbert-, 158 homogener, 293, 333 Konfigurations-, 154, 277, 504 mit innerem Produkt, 71 Orbit-, 325 Phasen-, 67, 154 projektiver, 160, 413 Quotienten-, 325 Tangential-, 129 Wege-, 229 Raume von Abbildungen, 230 raumliche Darstellung, 511 Geschwindigkeit, 505 Koordinaten, 14, 503 Massendichte, 509 Punkte, 503
592
Sachverzeichnis
raumliche Darstellung Tragheitsellipsoid, 512 raumliche Winkelgeschwindigkeit, 506 Vektor,453 raumlicher Drehimpuls, 509, 510 raumliches Geschwindigkeitsfeld, 19 Koordinatensystem, 504 Rayleighsche Dissipationsfunktion, 218 rechtsinvariante Fortsetzung, 436 rechtsinvariante Fortsetzung, 283 rechtsinvariantes Vektorfeld, 282 Rechtslift, 181 Rechtsreduktion, 441 Rechtstranslation, 279 Rechtswirkung, 181, 322 Reduktion, 13, 364 der Dynamik, 366, 441 eines mechanischen Systems, 54 Euler-Poincare-, 455, 507 Lie-Poisson-, 435, 507 Links-,441 Poisson-, 257 Rechts-, 441 Routh-,271 Reduktionsabbildung, 53 reduzierte Euler-Lagrange-Gleichungen, 273 reduziertes Variationsprinzip, 455 reelle symplektische Gruppe, 306 reeller projektiver Raum, 305 Referenzkonfiguration, 452, 503 Regel Leibniz-, 11, 342 Produkt-, 138 regulare Immersion, 133 regulare Lagrangefunktion, 192, 194, 237 Umgebungssatz,201 regularer Punkt,131 Wert, 131 regularer Wert Satz, 131 Reibung, 40, 92 Doppelklammer-, 528 reibungsinduzierte Instabilitat, 40, 43 Reifen,92 rotierender, 45 Teilchen im, 98 Teilchen in einem, 264
reine Quaternion, 317 Rekonstruktion, 267 der Dynamik, 441, 507 Euler-Poincare-, 457 Lie-Poisson-, 447 Rekonstruktionsgleichung, 442, 457 Rekonstruktionsphase, 56 Rekonstruktionssatz, 445 relativer Gleichgewichtszustand, 41, 275 Satz von Darboux, 156, 340 relatives Poincarelemma, 143 Relativitatstheorie, 62 Resonanz, 34, 52 Eins-zu-eins-, 52 Resonanzbedingung, 103 Resonanzbeispiel, 34 Resonanzbifurkation, 47 Resonanzproblem, 60 Retraktion, 142 Richtung der Gravitation, 17 Richtungsableitung, 88, 134, 143 Roboterbewegung, 57 Rollbewegung Zwangsbedingungen bei, 218, 352 Rollen schlupffreies, 513 rollende Scheibe, 43 Rotation, 77, 141, 354 Phasenraum-, 424 Rotationsdynamik, 6 Rotationsellipsoid, 430 Rotationsfiache, 426 Rotationsgruppe, 53 Rotationsrate kritische, 95 Rotationsvektor momentaner, 260 rotierende fiilssige Systeme, 352 rotierender Flilssigkeitstropfen, 47 rotierender Flussigkeitstropfen, 45 rotierender Reifen, 45 Kugel, 219 Teilchen, 91 rotierendes Bezugssystem, 259, 260 Newtonsches Gesetz in einem, 260 rotierendes Pendel, 94 rotierendes System, 264 aktiv, 229 passiv,229 rotiertes Potential, 261 Rotoren,61 Routh- Hurwitz-Kiterium, 45
Sachverzeichnis Routhfunktion, 463 klassische, 272 Routhkonstruktion, 247 Routhproblem, 43 Routhreduktion, 271 Routhsches Stabilitatskriterium, 274 Rtickkopplungsgesetz, 61 Sard Satz von, 131 Satellit mit Rotor, 60 Satellitendynamik, 62 Satz tiber die Lagrangeschen Multiplikatoren, 245 aquivarianter von Darboux, 155, 339 Existenz- und Eindeutigkeits-, 133 Hodgescher Zerlegungs-, 468 Immersions-, 132 koadjungierte Orbits, 475 Lagrange-Dirichlet-, 37 Mittelungs-, 266 Rekonstruktions-, 445 symplektische Stratifizierung, 360 tiber die kollektive Hamiltonfunktion, 423 tiber symplektische Eigenwerte, 308 tiber die Uberlagerung von koadjungierten Orbits, 385 vom regularen Wert, 131 von Clairaut, 426 von Darboux, 154 von Darboux, relativer, 156, 340 von der offenen Abbildung, 70 von der Umkehrabbildung, 130 von Euler, 303 von F'robenius, 146 von GauE, 148 von GauE-Bonnet, 60 von Green, 148, 152 von Hamilton-Jacobi, 222 von Hille-Yosida, 126 von Hopf-Rinow, 206 von Kostant tiber die Uberlagerung von koadjungierten Orbits, 485 von Lie-Weinstein, 362 von Liouville-Arnold, 224 von Ljapunov, 34 von Pauli-Jost, 358 von Poincare-Melnikov, 100 von Poinsot, 512 von Poisson-Darboux, 362 von Sard, 131
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von Schur-Horn, 15 von Stokes, 147, 148, 170 von Stone, 126 zur Kotangentialbtindelreduktion, 186 zur Lie-Poisson-Reduktion, 435 zur Poissonreduktion, 364 zur Schoutenklammer, 369 zur Stabilitat des schweren Kreisels, 532 zur Stabilitat des starren Korpers, 527 Scherstromung stratifizierte, 30 schiefhermitesche Matrix, 314 Schiefsymmetrie der Lie-PoissonKlammern, 11 schiefsymmetrische Abbildung, 135 Bilinearform, 81 schlupffreies Rollen, 513 Schockwellen, 112 Schoutenklammer, 368 Satz zur, 369 Schreibweise Pullback-, 75 Schrodingergleichung, 83, 87, 114 nichtlineare, 120, 121 Schrodinger klammer, 122 Schur-Horn Satz von, 15 schwach dissipativ, 218 nichtausgeartet Bilinearform, 70 schwache Form der Bewegungsgleichungen, 112 schwerer Kreisel, 16, 42, 47, 104, 277 Hamiltonfunktion, 18, 529 Klammer, 18 Satz zur Stabilitat, 532 Stabilitat, 529 Schwerpunkt, 504 SE(2), 394, 489 SE(3), 495 Selbstadjungiertheit, 115 semidirektes Produkt, 18, 23, 339, 406, 466, 496 Separatrixaufspaltung, 105 Separatrizen sich transversal schneidende, 49 Sequenz exakte, 386 Sharp, 141
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Sachverzeichnis
Shift Impuls-, 185, 263 sich transversal schneidende Separatizen, 49 sich trennende Eigenwerte, 48 sin-Gordon-Gleichung, 119, 120 skalarer Anteil, 317 Skalarprodukt, 141 SL(n,IR),298 SO(n),301 SO(2),302 SO(3),302 Solitonen, 62, 118 Stabilitat von, 30, 42 spektralstabil, 33, 40 spezielle Euklidische Gruppe, 394 orthogonale Gruppe, 301, 504 unit are Gruppe, 314 spezielle lineare Gruppe, 298 der Ebene, 487 komplexe, 313 Sphare Drehimpuls-, 58 Poincare-, 9 spharische Koordinaten, 128, 135 spharisches Doppelpendel, 30, 48 Pendel, 105, 203, 253, 271, 275 Spin, 315 Spingruppe, 315 Spinmatrizen Pauli-, 315 Spitzenkatastrophe, 97 Spray geodatischer, 204, 249 Stab,103 stabil, 31 formal-,38 linear-, 32 stabile Mannigfaltigkeit, 100 Stabilisator, 323 koadjungierter, 337, 473 Stabilisatoralgebra, 327 Stabilisierung, 62 Stabilitat, 533 des schweren Kreisels, 529 des starren Korpers, 32 des starren Korpers, 525 nichtlineare, 30 Spektral-, 40 von Solitonen, 30, 42 Stabilitatskriterium
Routhssches, 274 Stabilitatssatz fur den starren Korpers, 511 stark nichtausgeartete Bilinearform, 70 symplektische Mannigfaltigkeit, 153 symplektischer Vektorraum, 70 starke Kahlermannigfaltigkeit, 160 starrer Korper, 6, 246 in einer Fliissigkeit, 42, 61 mit internen Rotoren, 60 Phasenformel, 58 Stabilitat, 32 starrer Korper, 277 Casimirfunktionen, 349 Dynamik, 452, 537 Klammer, 367 Klammer des, 343, 509 Lagrangefunktion, 454, 507 Pendel, 533 Satz zur Stabilitat, 511, 527 Stabilitat, 525 starrer Korper, 503 stationare Drehung, 526 stationare Wirkung Prinzip, 189, 232 Stellungsmatrix, 524 Steuerung, 61 Stokes klassischer Satz von, 148 Satz von, 147 Stone Satz von, 126 Starung infinitesimale, 33 Stnib gekriimmter, 103 stratifizierte Scherstromung, 30 Stratifizierung symplektische, 360 Strom, 24 Struktur difIerenzierbare, 128 komplexe, 158, 256 Poisson-, 68, 341, 355 symplektische, 69 SU(n), 314 SU(l, 1), 501 SU(2),315 subharmonische Bifurkation, 105 Submersion, 131 Substitution Variablen-, 149
Sachverzeichnis Summationskonvention, 134 superfiuides 3He, 102 Suprafiuiditat, 23 Supraleitung, 24 Surjektivitatssatz lokaler, 131 Symbole Christoffel-, 205 Symmetrie, 115 gebrochene, 96 Phasen-, 123 Teilchenumbenennungs-, 20 Translations-, 243 Symmetriealgebra, 327 Symmetriebrechung, 18, 45 Symmetriegruppe, 277, 323 symmetrische Matrix, 296 symmetrischer freier starrer Ki.irper, 60 symplektisch orthogonales Komplement, 76, 213 symplektische Abbildung, 73, 75, 156 Algebra, 307 Geometrie, 5 Gruppe, 76, 307 Klammer, 342 Mannigfaltigkeit, 153 Matrix, 68, 76, 306 Stratifizierung, 360 Untermannigfaltigkeit, 253 symplektische Form, 70 Invarianz, 243, 244 kanonische, 71, 173 koadjungierte, 498 quantenmechanische, 72 symplektische Struktur, 69 der KdV-Gleichung, 115 koadjungierte, 475 symplektische Transformation, 74, 156 infinitesimale, 82 symplektischer Fall, 349 Integrator, 184 Vektorraum, 153 symplektischer Vektorraum, 70 stark, 70 symplektisches Blatt, 360, 362 System bewegtes, 268 dynamisches, 12, 31 erweitertes, 99 gyroskopisches, 40 Inertial-, 66, 265
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integrables, 15, 62 Kaluza-Klein-, 209 Lagrangesches, 194 Maxwell-Bloch-, 538 Maxwell-Vlasov-, 22 N-Teilchen-,388 nichtholonomes, 62, 352 rotierendes, 264 Tangentialbiindel, 3, 129 tangentiale k-Form, 468 Tangentialraum, 129 an einen Orbit, 326 Tangentialvektor, 129 an koadjungierte Orbits, 472 Beispiele, 474 technische Einzelheiten zu unendlichdimensionalen Systemen, 126 Teilchen, 182 geladene, 208 im Magnetfeld, 186, 236 im Reifen, 46, 98, 264 im rotierenden Reifen, 91 quantenmechanisches, 427 Teilchenumbenennungssymmetrie, 20 Tensor, 135 Elastizitats-, 119 Poisson-, 355 Tragheits-, 453, 508 Tensorprodukt, 136 Term Coriolis-, 274 magnetischer, 185, 186, 274, 425, 501 Theorem KAM-,37 Noether-, 13 Theorie der 3-Mannigfaltigkeiten, 56 KAM-,533 Thomsonscher Wirbelsatz, 21, 37, 278 Todagitter, 474, 481 Klammer, 344 nichtperiodisches, 345 Todaorbit, 470 Torus, 165 KAM-,105 total geodatisch, 253 Tragheitsellipsoid ki.irpereigene Darstellung, 512 raumliche Darstellung, 512 Tragheitsmoment, 6, 508 Tragheitstensor, 453, 508 Transformation Cayley-,84
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Sachverzeichnis
Hamiltonscher Systeme, 165 in den Gleichgewichtszustand, 222 kanonische, 73, 74, 220 Legendre-, 191, 237, 457 lineare, 67 Poisson-, 74 Punkt-, 178 symplektische, 74, 156 Transformationsgruppe, 350 Transformierte Cayley-,85 transitive Hamiltonsche Wirkung, 485 Wirkung, 323 Translation, 411 Faser-, 185 Impuls-, 411 Links-,279 Phasenraum-, 425 Rechts-, 279 translationsinvariant, 389 Translationssymmetrie, 243 Transportgleichung, 117 transportieren parallel, 208 Trennung der Variablen, 224 treue Wirkung, 323 triviale Poissonstruktur, 342 U(n), 313 Uberlagerung, 485 zweifache, 316 Umgebung, 128 konvexe, 206 Umgebungssatz fUr regulare Lagrangefunktionen, 201 Umordnung kanonische, 470 Umparametrisierung, 213 unendlichdimensionale Liegruppe, 279, 337 unitare Abbildung, 87 Darstellung, 335, 413 unitare Gruppe, 313 eines Hilbertraumes, 335 projektive, 336 unitare Matrix, 312 Unteralgebra induzierte Impulsabbildung, 392 Untergruppe induzierte Impulsabbildung, 409
Unterliealgebra, 90 Untermannigfaltigkeit, 131 injektiv immersierte, 132 isotrope, 184 Lagrangesche, 225 lokal abgeschlossene, 131 Poisson-, 359 symplektische, 253 zweiter Ordnung, 238 Untermannigfaltigkeitseigenschaft, 131 Unterraum Lagrangescher, 228 Unterwasserfahrzeug, 42, 60 Dynamik,62 van der Waals-Fliissigkeit, 104 Variable externe,56 Form-,56 Gruppen-, 56 interne, 56 komplexe, 68 zyklische, 224, 271 Variablen konjugierte, 73 Variablensubstitution, 149 Variation der Konstanten, 243 erste, 38 infinitesimale, 230 zweite, 38, 526, 530 Variationsableitung, 4 Variationsprinzip, 66, 111, 229 fiir den starren Karper, 7 fUr Fliissigkeiten, 62 Hamiltonsches, 2, 230, 455 reduziertes, 455 Vektor Melnikov-, 105 Orts-, 182 Tangential-, 129 Vektorbiindelabbildung, 355 Vektorfeld, 31, 133 Hamiltonsches, 12, 68, 78, 90, 164, 169, 175,347,376,431 invariantes, 281 Lagrangesches, 194, 237 linksinvariantes, 281 lokal Hamiltonsches, 164, 165, 431 Pullback, 75 Pushforward, 75 rechtsinvariantes, 282 vertikales, 212 vollstandiges, 323
Sachverzeichnis zeitabhangiges, 133 zweiter Ordnung, 216 Vektorgruppe, 279 vektorieller Anteil, 317 Vektorraum symplektischer, 70, 153 Vektorraumdualitat, 71 Vektorrechnung und Differentialformen, 139 verallgemeinerter Kern, 85 verbundene starre Korper flache, 56 Vertauschungsrelationen, 395, 406 kanonische, 88 klassische, 14 vertikaler Lift, 192, 212, 251 vertikales Vektorfeld, 212 vertragliche Karten, 127 vibrierende Antennen, 41 Virasoroalgebra, 458 virtuelle Arbeit, 412 Kraft,262 vollstandig integrables System, 63 vollstandiges Vektorfeld, 323 volumenerhaltend, 157 volumenerhaltende Abbildung, 146 Diffeomorphismengruppe, 278 volumenerhaltende Transformationen Gruppe, 19 Volumenform, 142, 146 Liouvillesche, 155 positiv orientierte, 146 Volumenmannigfaltigkeit, 155 Vorzeichen der Permutation, 136 Wagen ebenes Pendel auf einem, 275 Wegeraum, 229 Wellen Flachwasser-, 117 nichtlineare, 62 sich fortpflanzende, 117 Wellenfunktion, 73 Wellengleichung, 113, 119 abstrakte, 119 Wert kritischer, 131 regularer, 131 wesentlicher G-glatter Anteil, 336, 337 Whitehead erstes Lemma von, 387
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zweites Lemma von, 418 Winkel Eulersche, 6, 515 Winkelgeschwindigkeit, 261, 506 korpereigene, 453 mitgefiihrte, 506 Prazession, 521 raumliche, 506 Wirbeldynamik, 62, 104 Wirbelsatz Thomsonscher, 21, 37, 278 Wirbelstreckung, 41 Wirkung, 193, 197, 198, 211, 239 einer Liealgebra, 331 auf Produktmannigfaltigkeiten, 409 effektive, 323 eigentliche, 325 geliftete, 425 global Hamiltonsche, 396 Hamiltonsche, 395 kanonische, 381 koadjungierte, 324, 465 Links-, 181, 322 Rechts-, 181, 322 transitive, 323 transitive Hamiltonsche, 485 treue, 323 Wirkungsfunktional, 236 Wirkungsintegral, 66, 223, 240 Yang-Mills-Feld, 188, 210 Yang-Mills-Teilchen, 56 Yang-Mills-Theorie, 62 zeitabhiingig, 190 zeitabhangige FluBeigenschaft, 134 zeitabhangiges Vektorfeld, 133 zentrale Erweiterung, 296, 419, 426, 458 Zentralisator, 484 Zentrifugalkraft, 259, 262 Zentrifugalpotential, 263 Zentrum, 349, 484 Zerlegung Orthogonal-, 21 Zusammenhang, 210, 212 Cartan-, 269 Cartan-Hannay-Berry-, 270 der klassischen Gruppen, 332 Hannay-Berry-, 55 Levi-Civita-, 207 Zusammenhangsform, 209 Zusammenhangskoeffizienten, 274 Zustand,31 Gleichgewichts-, 31
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Sachverzeichnis
Zwangsbedingung Diracsche, 253 holonome, 229, 246, 257 Zwangsbedingungen bei Rollbewegungen, 218, 352 Diracsche Theorie der, 194 Lin-, 21, 62, 451 Zwangskraft, 93, 252 Zwei-Korper-Problem, 275 zweifache Uberlagerung, 316 zweite Fundamentalform, 252 Kohomologie, 416
Variation, 38, 526, 530 zweiter Ordnung Gleichung, 194 Untermannigfaltigkeit, 238 Vektorfeld, 216 zweites Lemma von Whitehead, 418 Newtonsches Axiom, 2, 3 zyklische Variable, 224, 271 Zylinder, 154 elliptischer, 535 Zylinderkoordinaten parabolische, 538