INHALTSVERZEICHNIS
Kapitel Dreizehn Avram ...
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INHALTSVERZEICHNIS
Kapitel Dreizehn Avram ............................................................................. 3 Kapitel Vierzehn Chedorlaomer............................................................... 45 Kapitel Fünfzehn Sedom ......................................................................... 71 Kapitel Sechzehn Neue Wahrheiten........................................................ 92 Kapitel Siebzehn Die Minoer ................................................................. 114 Kapitel Achtzehn Die Anbindung ........................................................... 126 Kapitel Neunzehn Hagar........................................................................ 133 Kapitel Zwanzig Yitzhak......................................................................... 140 Kapitel Einundzwanzig Sarah ................................................................ 150 Kapitel Zweiundzwanzig Yitzhak ........................................................... 172 Kapitel Dreiundzwanzig Nationen.......................................................... 183 Kapitel Vierundzwanzig Die Welt dehnt sich aus .................................. 244 Kapitel Fünfundzwanzig Reisen nach Norden....................................... 250 Kapitel Sechsundzwanzig Laban........................................................... 264 Kapitel Siebenundzwanzig Jakobs Werk............................................... 271 Kapitel Achtundzwanzig Heirat .............................................................. 277 Kapitel Neunundzwanzig Hammurabis Krieg ........................................ 303 Kapitel Dreißig Der Minos...................................................................... 309
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Kapitel Dreizehn Avram Dies ist Avrams Geschichte. Drei Jahre, nachdem Eber die Stadt Haran verließ, während des Monats Schewat im Jahr 1943 v.Chr., starb Terah. Terah war 205 Jahre alt, als die atmende Energie seines Geistes verschied. Der Atem, der seine Lebenskraft aufrechterhalten hatte, versagte nun, seinen Blutstrom zu bereichern. Der Geist, der die Zellenvermehrung bewahrte und anregte, kam zum Stillstand. Seine Gedanken und Eindrücke und Überlegungen hörten völlig auf. Sein Herz kam um, ebenso seine Seele. Die Kinder senkten den steifen Körper, der sich aus den lebenden Elementen der Erde und Jahwe erhaltendem Atem des Lebens zusammensetzte, in den Boden. Von Terahs Seele, der Vollständigkeit seiner Persönlichkeit und Terahs Geist, seine Lebenskraft, gingen die Frauen und Kinder davon. Was ihn beunruhigt hatte, spielte länger keine Rolle. Das Einzige, was es für seine umgebenden Gefährten gab, war sich an ihn zu erinnern und in ihren Gebeten Jahwe zu bitten, sich an ihn zu erinnern, damit er seine Persönlichkeit in einem neuen physischen Körper wiederherstellte, um für immer auf einer vollkommenen Erde zu leben. Siebenundsiebzig Jahre vor Terahs Ablauf starb Noah in den Bergen, die das weite Tal überblickten, die zum Zion führten. Shem war 525 Jahre alt, als Terah starb. Arpachschad war 425 Jahre alt. Shelah war 390 Jahre alt. Eber war 360 Jahre alt. Pelug starb 87 Jahre vorher. Siebenundsechzig Jahre vor Terahs Tod wurde Reu auf dem Berg begraben, der das Dorf überblickte. Serug war zu der Zeit von Terahs Tod schon 34 Jahre lang tot. Nahor, Terahs Vater, starb 86 Jahre vorher, 9 Jahre vor Noahs eigenem Tod. Die Handelsprozessionen blieben stehen und die Familie jammerte ihre Trauerschreie durch die Nacht. Die Kinder zerrissen ihre Tuniken und badeten ihr Haar mit dem Staub der Erde. Der Mond mit ungeheuerlichen Wolkenschichten überzogen. „Bekehrte sich Vater je zu Jahwes Namen?“ fragte Nahor, Terahs Sohn, Avram. „Niemals.“ „Wird Eber zur Beerdigung kommen?“ fragte Lot Avram, während Nahor, Terahs Sohn, respektvoll zuhörte. „Nein.“ „Wo ist er?“ fragte Lot wieder. „Bei unserem Patriarchen.“ „Wer könnte älter als er sein?“ fragte Milcah. „Sein eigener Vater: Shem.“ „Du glaubst das wirklich, nicht wahr?“ beharrte Nahor zu wissen. „Warum nicht?“ 3
„Du hast dich verändert, Avram“, wählte Milcah vorsichtig ihre Worte. „Diese intensive Logik und scharfsichtige Verstand von dir scheint sich Ebers Einfluss ergeben zu haben.“ Er ignorierte Milcah und trennte sich von der Familie. Er ging alleine davon und wanderte zu einem der kühlen Bäche, die durch dich großzügigen reichen Länder flossen, die mit Zedern und Föhren bewachsen waren. Der Wohlgeruch der Blumen erfüllte seine Nasenlöcher mit einem überheblichen Duft. Allein in tiefsten Gedanken schritte er den Boden ab, der sich bei jedem Schritt eindrückte. Als er auf die Fußspuren schaute, sickerte Feuchtigkeit hinein und bildete winzige Pfützen. Er ging zum Rand des Baches. Sein Gesicht starrte auf sein Gesicht. Sein Bart war gut gepflegt. Sein Haar wurde vollkommen über seinen Schultern geformt. Seine Tunika war mit reichen Strähnen aus Goldstoff gewebt und seine Robe war mit purpurroter Seide auf grüner Wolle bordiert. Darüber reichten die Äste über die Ufer und berührten die Äste von der anderen Seite. Wie ein Verrückter, der die Kontrolle über seine Handlungen verloren hatte, sprang er in Wasser und rannte unter dem natürlichen Laubbogen, währen das Wasser um seinen Körper spritzte. „Vater, Vater, Vater!“ schrie er. „Jeder stirbt und es gibt kein Entkommen seines dunklen Schlupfwinkels. Jahwe! Hast du keine Lösung für einen solchen Schmerz?“ Die Brise des Windes wiegte die Bäume. Die Baumwipfel tanzten im Kreis, als ob sie Masten auf einem Schiff wären, das grüne Land die Seiten eines Boots. Der Strom bewegte sich schnell unter Avrams Füßen und kleine Kaulquappen schossen um seine Sandalen herum. Mehrere Schritte weit weg lag ein verrotteter Baumstamm in dem Wasserweg. Das herabfallende Wasser floss über den Bruch eines Astes und machte ein Geräusch, das Avrams Aufmerksamkeit erregte. Das Wasser breitete sich in einem weiten Bogen aus. Durch seine klaren Tiefen konnte er den Grund des Flusses sehen, auf dem alte, verrottende Äste verstreut lagen. „Jahwe, bist du wie dieses Wasser? Kann ich dich sehen, dich doch nicht sehen? Schau, ich kann dieses Wasser berühren. Ich kann es an meine Lippen tun und mich damit erfrischen. Bist du derselbe?“ „JAHWE!“ schrie er so laut er konnte und bog seinen Rücken gegen den Wind. „BERÜHRE MICH!“ Für eine Weile stand er still, dann entspannte er seine Arme. Das Wasser tropfte fortwährend von seinen Fingerspitzen und schlug auf den Strom auf. Sein linker Knöchel schuf kleine Wellen, die sich zu Halbkreisen formten. Auf seiner rechten Seite floss das Wasser, als ob nicht geschehen wäre, seinen Lauf zu stören. Er hob seinen Kopf weiter zurück und hielt seine Augen geschlossen. Indem er leicht seine Lippen teilte, hob er langsam seine Arme in die Luft, bis sich über seinem Kopf voll ausgestreckt waren. Augenblicke vergingen. Die Stimmen der Vögel, die einander zuriefen, schienen die Luft zu füllen. Die Wolken schienen sich zu verdichten. Eine 4
feuchte Hülle, zusammengesetzt aus schimmernder, wirbelnder, tanzender, kaskadenförmiger, elektrischer Energie erhob sich nach oben aus der Mitte des Gewässers. Gleichzeitig fielen kleine Lichter aus den Wolken über ihn und umgaben seinen Körper. „Avram“, sprach eine Stimme leise.“ „Wer spricht zu mir?“ „Ich bin Jahwe. Ich bin der, der die Existenz allen Lebens verursachte und die Errichtung des Himmels und der Erde.“ Avram schüttelte sich vor Furcht. Er schloss seine Augen, dann öffnete er sie und erwartete, eine materialisierte Persönlichkeit vor sich zu sehen. Stattdessen sah er nur das Rascheln der Bäume und den Andrang des Wassers unter seinen Füßen. „Warum ist es“, sprach er schließlich aus, „dass der Zustand des Menschen ist, was er ist?“ „Der Mensch hat beschlossen, sich an seinen eigenen Verlauf zu machen, ohne Rücksicht auf die Folgen. Der Mensch wird Beute für die bösen Nachrichten, die Satan ihm zuflüstert. „Warum erlaubst du Böses?“ „Es ist eine Frage der wahren Souveränität.“ „Ist deine Herrschaft über den Menschen wichtiger als unser Wohlergehen? Warum musst du unseren kleinen Missachtungen für deine Gesetze erlauben, uns so ungerecht in den Tod zu führen? Sicherlich, eine Macht wie deine kann uns Unmoral erlauben. Sicherlich kannst du uns unsere kleinen Missgeschicke vergeben.“ „Ich hatte die Menschheit erschaffen, dass sie für immer auf einer paradiesischen Erde lebt. Ich hatte für den Menschen nicht beabsichtigt, dass er stirbt. Es war Satans Verderbtheit und Manipulationen, die den Menschen zu fallen verursachten. Havva war der erste Mensch, der gegen mich übertrat, doch erlaubte ich ihr und Adam Hunderte Jahre lang zu leben, damit sich aus erster Hand sehen konnten, was ihre Handlungen verursachten. Ich habe jedoch einen Plan der ewigen Erlösung für die Menschheit eingesetzt, wobei sie wieder für immer auf einer Erde, gefüllt mit entzückenden Dingen, leben kann, wo alle Menschen Erfüllung und Harmonie finden werden.“ „Wie?“ „Ich verlange eine gleiche Sache für eine gleiche Sache. Adam war ein vollkommener Mensch, der sündigte. Daher verlange ich einen vollkommenen Menschen, um gerecht und gut gegenüber allen Dingen zu bleiben, bis zum Ende seines Lebens.“ „Was für ein Mensch kann so etwas tun?“ „Ich habe von der Erde deinen Vorvater ausgewählt, diesen vollkommenen Menschen hervorzubringen. Jede Generation wird den Samen tragen, bis die richtige Zeit sich für ein Erscheinen nähert.“ „Warum müssen wir warten? Warum können wir diesen Menschen jetzt nicht bei uns haben?“ „Was schlägst du vor?“
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„Eine Reihe von Gesetzen, die uns zur Vollkommenheit führen wird. Eine Reihe von Maßstäben, die für alle Menschen zu wissen und zu befolgen geschrieben wird.“ Jahwes Stimme verstummte. Der Wind rührte die Wolken am Himmel auf und machte sie dichter. Helle Sonnenstrahlen brachen durch sie und strahlten über Avram. „Ich werde eine Gesetzessammlung schreiben lassen. Mehr, ich werde eine gesetzgebende Körperschaft veranlassen, meine Gesetze in Kraft zu setzen. Was auch immer der Mensch für böse Taten vollbringt, ich werde anderen Menschen erlauben zu richten und Bestrafungen gegenüber den Straftäter zu verhängen. Den Menschen wird für eine Weile erlaubt werden, die Macht zu haben, die bösen Dinge der Welt zu korrigieren. Wenn sie versagen, werde ich meinen auserwählten Repräsentanten senden, um die gegen mich begangenen Untaten zu beenden. Mein erwählter Repräsentant wird der ewige Herrscher der Angelegenheiten der Menschen sein. Er wird der höchste Gesetzesmacher und Durchführer sein.“ „Wie lange wird dem Menschen erlaubt sein, die gegen dich begangenen Untaten zu korrigieren?“ „Ich werde dem Menschen zweitausend Jahre erlauben. Wenn er versagt, werde ich meinen Repräsentanten senden. Nachdem er seine Vollkommenheit mir gegenüber ausgeführt hat, werde ich der Menschheit zusätzliche zweitausend Jahre erlauben, um von seinem Beispiel mir gegenüber zu lernen. Falls sie versagt, Gerechtigkeit gegen mich einzusetzen, werde ich meine Armee von Engeln aussenden, um die ungehorsame Menschheit von der Erde zu vernichten. Danach wird mein eigener Repräsentant mit den Angelegenheiten der Menschen umgehen. Ich werde ihm erlauben, höchstens eintausend Jahre zu herrschen, dann werde ich die Menschheit wieder prüfen.“ „Möge sie nicht versagen“, betete Avram. „Was muss ich für dich tun, um das geschehen zu lassen?“ fragte Avram, wie ein Freund einen anderen Freund fragen würde. Jahwe lächelte. Er berührte Avrams Herz und nahm die Gewissensentscheidung des Mannes wahr, sich allen guten Dingen, die Jahwe erfreuen würden, hinzugeben. „Verlasse das Land, in das sich deine Verwandten niederließen. Verlasse das Haus deines Vaters. Wage dich in das Land, das ich dir zeigen werde. Aus dir werde ich eine große Nation erschaffen. Ich werde dich segnen; und ich werde deinen Namen groß machen, und ein Segen wirst du sein. Die, die dich segnen, werde ich segnen – und den verfluchen, der dich verflucht. Und alle Familien auf Erden werden durch dich gesegnet werden.“ 6
Avram senkte seine Hände an seine Seiten. Um sich herum sah er nur die Bäume und die Blumen und die Regungen der kleinen Säugetiere. Er sah die baumlosen Ufer und die gelben und grünen Lilien. Die Brise ruhte. Avram zitterte und ging aus dem Wasser. Zwei Tage später traf sich Avram heimlich mit seiner Familie. „Nahor, Milcah, es ist meine Aufgabe, Haran zu verlassen. Ich besprach das mit Sarai, bevor ich mit euch sprach.“ „Warum?“ fragte Milcah. „Gehst du Eber suchen?“ „Ja und nein. Mein vorrangiger Wunsch ist, mich selbst zu finden. Jahwes Stimme wird mich zu mir selbst führen.“ „Ich will mit dir kommen“, bettelte Lot. „Terah, mein Vater, benannte diese Stadt nach deinem Vater. Du ehrst sie mit deiner Anwesenheit. Ich bitte, dass du in der Stadt Haran bleibst.“ „Ich bin zu jung, um ihr Bürgermeister zu sein. Außerdem Nahor, du bist der Älteste in der Familie. Alle Dinge gehören dir. Was dir gehört, wird an deine Söhne übergehen, nicht an mich, auch nicht an Avram“, sagte Lot. „Ich werde immer zu beiden von euch großzügig sein“, erwiderte Nahor. „Trotzdem will ich mit Avram reisen. Erlaube es mir.“ Avram nickte: „Ich werde darüber nachdenken.“ „Avram“, fragte Nahor, „ist es, weil ich der Älteste bin und du fürchtest, dass du kein Erbe bekommen wirst, dass du dieses Land verlässt, wie Lot sagte?“ „Jahwes Großzügigkeit ruft nach mir, nach Retenu zu gehen: das Land der Kanaaniter.“ „Bald?“ fragte Nahor. „Ja.“ „Eber hat eine unbewegliche Vision in deinen Sinn über das Land gesetzt“, sagte Nahor. „Ich sage, bleibe hier, wo alles eine Gewissheit ist. Wir alle lieben dich. Wer wird dich so weit weg lieben?“ „Jahwe“, antwortete Avram. „Ich muss über diesen Jahwe von dir lernen“, schloss Nahor. Nachdem die Unterhaltung beendet wurde, kehrte Avram zu seinem Zelt zurück. Dort fand er Sarai, die auf seine endgültige Entscheidung wartete. „Also, wir packen.“ „Ja. Und Lot wird uns begleiten.“ „Sarai schaute in seine Augen. Er war entschlossen, ihn als seinen Erben einzusetzen. Sie war zu müde, um mit ihm zu streiten, daher ergab sie sich Avrams Wunsch, dass sie Lot in ihrem Lager akzeptierte. Tage später verließen Dutzende Menschen und Hunderte Schafe und Massen von Eseln, die Zelte und Pflöcke und Wolldecken und ObsidianGegenstände trugen, die Stadt Haran. Das Gefolge reiste von Haran zu den Städten der Gegend von Aleppo, das in der Nähe des Großen 7
Meeres war. Von Aleppo begaben sie sich auf den Weg zu der berühmten Stadt Ebla. Als sie sich der größten Stadt der Region näherten, trafen sie auf Hunderte andere Karawanen ähnlich der ihren. Viele der reichsten Kaufleute brachten ihre Handelswaren aus Ugarit.
Aus der Stadt Ebla zog die babylonische Karawane weiter nach Süden in die Stadt Damaskus. Es war Avrams Onkel, Aram, der den Gründungseckstein der Stadt Damaskus setzte. Jahrzehnte später, während Aram mit Eber reiste, blieb Aram an der natürlichen Kreuzung des Landes stehen. Es war dort in der flachen Ebene, dass er sich die Errichtung eines Handelszentrums vergegenwärtigte. Die Bergketten wuchsen natürlich an verschiedenen Punkten von der Ebene hoch, und alle Pfade führten zu dem flachen Gebiet, das Aram entdeckt hatte. „Eber“, sagte Aram, „ich werde hier bleiben und meine eigene Familielinie errichten. Ich werde einen Außenposten hier für andere Karawanen bauen. Ich und meine Kinder werden dich und jene, die dich repräsentieren, immer willkommen heißen.“ Mehrere Jahrzehnte vor Arams Tod kultivierte er seinen erstgeborenen Sohn Uz zu Führerschaftsverantwortungen. Unter Uz vermehrte sich und gedieh der Wohlstand der Stadt. Die neuesten Karawanen, die durch die Pfade der Antilibanongebirgskette reisten, fügten ihr Reichtum und Wohlstand hinzu. Die umfassenden Berge und die herausragenden Gebirgsketten überblickten die großen Flachländer, jedoch verlangten die Kanaaniter und die Amoriter, sie für sich selbst zu besitzen. Jahre des sinnlosen Zanks vergingen ohne Lösung! Schließlich, nach zahllosen Verträgen und nachdem zahllose aufwändige Scharmützel versagten, die Auseinandersetzungen zu lösen, widerrief Uz seine ehrgeizigen Wünsche, die Pfade zu kontrollieren, die zu der Vorderseite der Gebirgsketten führte. Uz, der dem Kampf zusah, der seine Stadtgeldmittel erschöpfte, genehmigte den Kanaaniter und Amoritern die ansteigenden Hügel des Landes. Mit dem Ende des Kriegs konnte Damaskus nun ohne Einmischung oder Krieg von dem wandernden Hügelvolk gedeihen. „Avram“, verkündete Sarai, „wir müssen unsere Familie hier ausruhen lassen. Wir brauchen frisches Futter und wir müssen unsere Essens- und Gewürzvorräte wieder auffüllen.“ „Ja, Sarai. Ich stimme dir zu. Und bitte, fülle den Vorrat auch mit mehr Linsen auf.“ Als Avram seinen Stab auf einer Brunnenmauer ruhen ließ, näherte sich ihm ein Mann, der in der Stadt aufgezogen worden war, dem führenden Esel. Indem er sein Geschirr prüfte, legte er seine Hände über das Lederzeug. Er schüttelte seinen Kopf, zog an einem Riemen und lockerte die Ladung auf seinem Rücken. „Entschuldige“, sprach er Avram
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mit herablassendem Ton an, „warum fühlst du dich frei, von deiner Last auszuruhen, aber dieses Tier nicht von seiner Last befreist?“ Avram ging zu der Ladung, die der Mann neben den Esel gestellt hatte, und hob sie über seine eigenen Schultern. „Natürlich, du hast Recht.“ Avram trug das Bündel zu einer Stelle, wo er nicht im Weg von jemandem stand. Er ließ sich nieder und begann den Inhalt zu entwirren. Vorsichtig breitete er die Utensilien aus, damit seine Männer die Becher und Pfannen für das Kochen verteilen konnten. „Hast du gegessen?“ beschloss Avram den Fremden zu fragen. „Bevor mir zu essen gegeben wird, oder deinen Männern, wäre es nicht am besten, jene zu belohnen, die euch so weit brachten?“ erwiderte und hielt eine Handvoll Wasser zum Maul des Esels. Es schlürfte es behutsam aus seiner Hand. Avram, beeindruckt durch die Freundlichkeit des Mannes und empfänglicher Aufgeschlossenheit, gab zu: „Ich reiste weiter als ich erwartete, ohne auszuruhen. Mir ist das Futter ausgegangen. Meine Frau und ihre Freunde kaufen welches.“ „Aus welchem Stall?“ „Dem nächsten.“ „Nein. Geht zu denen, die hinter der aufsteigenden Wand verborgen sind. Diejenigen, die am nächsten sind, verrechnen immer das meiste, weil die Leute äußerst bestrebt sind, von ihnen bedient zu werden, statt eine Extrameile zu gehen. Die Gerstenhändler, ob nah oder fern, kaufen von denselben Bauern.“ „Danke, Fremder.“ „Mein Name ist Dammesek Eliezer.“ „Was machst du hier?“ „Ich bin ein Schriftgelehrter und ein Übersetzer. Ich spreche Akkadisch, Ägyptisch, einige örtliche Dialekte und natürlich dein eigenes einheimisches Hebräisch.“ „Also, du reist?“ „Wie der Bedarf aufkommt.“ „Ich bin Avram. Also, Eliezer, sei bitte freundlich. Siehst du dort drüben? Das ist meine Frau. Sie redet mit diesem Kaufmann. Bringe sie und ihre Freunde zu dem anderen Großhändler. Richte ihre Bemühungen zu einem gerechten Handel für mich.“ „Ich werde tun wie du verlangst, weil alle Männer, glaube ich, zu der äußersten Höflichkeit berechtigt sind.“ „Ich pflichte bei. Hinterher kehre zurück und rede mit mir. Ich brauche einen persönlichen Diener und Führer und offensichtlich einen Übersetzer. Außerdem scheinen deine Gedanken viele meiner eigenen Empfindungen widerzuspiegeln.“ Eliezer kehrte zurück und stimmte zu, für Avram zu arbeiten. Während des Verlaufs vieler Jahre verbanden sich die beiden zu einer unzertrennlichen Freundschaft. Während dieser Jahre wurde Lot auf die Freundschaft eifersüchtig, die Sarai immer ermutigte. Eines Tages 9
geschah es, während Eliezer und Avram ihre Genealogien erforschten, sie eine Erbverbindung zwischen sich durch die Linie von Aram, Uz und Terah entdeckten. Lot, als er von der Erbverbindung zwischen seinem Onkel und Eliezer hörte, wurde missgünstiger. „Nun habe ich einen Verwandten, um wegen einem Erbe dagegen zu kämpfen“, dachte er. Dann als er von der direkten Erbverbindung hörte, begann Lot in seinen Bart hineinzumurmeln, wann immer die beiden zusammen auftauchten. Absichtlich machte er Ausreden, um die Herden zu hüten oder sich um die Esel zu kümmern, statt die Gesellschaft seines Onkels mit seinem neu gefundenen Cousin zu teilen. „Eigentlich“, bemerkte Lot, „hätte er nie mehr als ein Diener sein sollen.“ Die Jahre hindurch gingen Avram, Eliezer, Lot, Sarai und ihre hundert loyalen Freunde und Anhänger weiter nach Süden zu der Gegend von Shechem und Moreh. Im Nordosten erhob sich der Berg Moriah deutlich über ihrem Basislager. Von dem steilen Anstieg des Berges Moriah konnten die Reisenden die riesengroßen Strecken von harzreichen Bäumen Reihe um Reihe sehen, die die Arbeiter ständig ernteten, indem sie die schlammige Flüssigkeit aus den Baumstämmen einsammelten, um sie an das Seevolk zu verkaufen. Große Behälter mit Öl standen am Wegesrand und warteten, um für die Annahme der Kaufleute verfeinert zu werden. Und in jeder Stadt sah Avram Gottheiten aus Stein gehauen, die die Anbetung von falschen Göttern der Bürger darstellten. In jeder Stadt, durch die er reiste, sah er weibliche und männliche Tempelprostituierte und Männer und Frauen, die auf den öffentlichen Straßen Sex hatten, ohne Rücksicht, wer sie beobachtete. Avram runzelte die Stirn und wunderte sich über seine Reise.
Während Avrams große Karawane sich von ihren Reisen und Prüfungen ausruhte, leistete sich Avram die Gelegenheit, in einem tiefen Schlaf davonzutreiben. „Keine Wachen heute Nacht gegen Löwen“, lächelte er Eliezer an. Nichts störte ihn in dieser Nacht, denn alles war ruhig. Als er bei den erhellenden gelben Strahlen des Morgens erwachte, fühlte er ein ruheloses Bedürfnis, einen Drang, einen unwiderstehlichen Impuls, von dem geschäftigen Lager davonzugehen, um auf den höchsten Hügel zu klettern, der die Riesenbäume von Moriah überblickte. Er kletterte so schnell auf den Gipfel, dass er nicht bemerkte, dass er dort alleine war, bis er die weiten Ebenen unter sich überblickte. „Ein so schneller Aufstieg“, überlegte er, „und wer ist hier, um seine Vollendung zu sehen.“ Er genoss die Einsamkeit des Ortes. Lange Augenblicke starrte er auf den Baum darunter. Er schüttelte seinen Kopf in Verwunderung. Dann sah er einen flüchtigen Eindruck von 10
spiralenförmigem Rauch und sein Anblick machte ihn traurig. Zwischen den Bäumen des dichten Waldes standen die kanaanitischen Dörfer. Er hatte genug von ihren sexuellen Perversitäten, die er öffentlich auf den Straßen von Damaskus und den Dörfern außerhalb gesehen hatte, wie sie ausgeübt wurden. Avram streichelte nachdenklich seinen Bart. „Also, jemand sagt mir, wer besitzt dieses Land wirklich? Ich oder sie?“ Es war Jahwe, der ihm antwortete. „Dieses Land habe ich schon deinen Nachkommen zugeteilt.“ Als Avram herumwirbelte, sah er nur die Bewegung der Äste der Bäume. Als er nach links blickte, sah er die Büsche im Wind schwanken. „Jahwe sprach sicherlich zu mir“, schrie er freudig zu den Baumwipfeln. „Er bestätigt mir, was er mir früher erklärt hatte!“ Er sammelte die losen und kleinen Steine und legte sie sorgfältig übereinander, wobei er sie so vorsichtig im Gleichgewicht hielt, damit sie niemand umstoßen konnte. Dieser Altar kennzeichnete danach öffentlich den Vertrag zwischen Jahwe und ihm. Der Altar wurde ein festes Zeugnis, ein rechtmäßiges Zeugnis, das die Vereinbarung zwischen Mensch und Geist verband. Von den Höhen von Shechem reiste Avram zwanzig Meilen weiter nach Süden zu der Gegend, die als Bet-El bekannt werden würde. Ein paar Meilen westlich von Bet-El hatte eine Gruppe von Menschen die Gründungssteine für die Stadt Ai errichtet. Während Avram in der Gegend von Bet-El lagerte, nahm er eine weitere Gelegenheit wahr, einen zweiten, stärkeren Altar für Jahwe zu bauen. Nach langen Augenblicken des ernsten Gebets wurde Avram von der Stille müde. Er stand auf und machte einen tiefen Atemzug, dann rief er Jahwes Namen an. „Höre mir zu!“ verlangte Avram. „Ich warte, also sprich mit mir! Inspiriere mich, um weiter in einem Land fortzufahren, mit dem ich nicht vertraut bin! Rechtfertige für mich meine Anwesenheit in einem Land, wo ich überall, wohin ich mich wende, andere Menschen sehe, die es schon bevölkern! Warum bin ich hier?“ Jahwe hörte Avrams Stimme. „Was ich verkündet hatte, habe ich ausgeführt. Dieses Land gehört tatsächlich deinen Kindern. Jene, die das Land besiedelt haben, kamen bewusst unter ihren eigenen Bedingungen, um meinen Absichten Trotz zu bieten. Avram, gehe durch das Land. „Wo auch immer ich gehe, sehe ich feindselige Raubtiere. Wie kommt es, dass du beschlossen hast, diese unmoralische und brutale Umgebung für mich beiseite zu setzen?“ „Ich werde dich die ganze Zeit beschützen. Dir soll nie Schaden zugefügt werden.“ „Das mag sein. Trotzdem will ich nicht in der Nähe von einem solchen Menschen wie die Kanaaniter leben. „Reise weiter nach Süden.“ „Ich werde weiter nach Süden reisen, wie du mir befiehlst. Dies jedoch verlange ich. Wenn ich dein Diener sein soll, muss ich dir dienen, indem 11
ich offen deinen Namen verwende! Wo ich auch bin, will ich, dass alle wissen, dass ich direkt von dir als dein irdischer Repräsentant ernannt bin. Ich habe nicht vor zu sagen, dass ich deinen gesalbten und letzten Maschiach untergraben werde, ich will nur, dass dein Name für immer auf meinen Lippen ist!“ „Es soll sein wie du wünschst. Du bist mein irdischer Maschiach, der meinen Namen repräsentiert. Dieses Privileg verleihe ich dir und deinen Nachkommen.“ Jahwe gewährte hernach Avram seine Erlaubnis, ihm das Land zu widmen. Dann, nachdem Jahwe den Altar göttlich gesegnet hatte, erlaubte er Avram, das Ereignis bei seinen Nachfolgern zu bezeugen. Von dieser Zeit an sprach Avram von sich neben Jahwes göttlichem Namen. Ein Name konnte nicht ohne den anderen erwähnt werden. Beide Namen wurden voneinander untrennbar. Und Jahwe begann Avram zu lieben und erklärte ihn zu seinem persönlichen Freund.
In den Jahren, die folgten, ließ sich Avram in Negeb nieder. Während dieser Zeitleiste der Existenz des Menschen wurden die klimatischen Bedingungen und die Ergiebigkeit des Landes von den Jahreszeiten der früheren Tage des Menschen dramatisch anders. Die fruchtbaren Hochebenengrasländer ernährten leicht Avrams Tausende Schafe und Rinder und Ziegen. Tamarisken wuchsen abgesondert von den Eichen und den Platanen. Die gebogenen Äste der Eichen breiteten sich weit über sanft geschwungene Grashügel aus. Als die Kinder einen hohen, beeindruckenden Maulbeerfeigenbaum entdeckten, spielten sie um seinen großen Umfang herum und versuchten, die Fingerspitzen des anderen zu berühren. Hunderte Quellen und Teiche lagen unter Tausenden schattigen Bäumen. Große Mengen an fruchtbaren Oasen und üppigen Teichen begrüßten die Reisenden und die Pioniere und die Siedler. „Baut für uns so viele Zisternen wie ihr braucht“, wies Avram Lot und Eliezer an. „Die Gegend ist eine endlose Strecke von Gras und Getreide. Wir werden hier alle gedeihen!“ Eines Nachmittags während der „Strecke um die Baumzeit“, gaben Avrams loyale Freunde und Nachfolger einen Alarmschrei von sich. Das herbe Geschrei warnte vor der Möglichkeit, dass sich feindselige Soldaten dem Lager näherten. Eliezer eilte nach vor. Mamre, der amoritische Führer, stand vor einer großen Menge ungewaschener und müder Männer. Hinter den Soldaten stand geduldig eine weitere Versammlung von Frauen und Kindern. Lot hatte nie in all seinen Jahren so dunkelhäutige Menschen gesehen. Ihr dichtes Haar, ihre Farbe, ihre Anwesenheit verängstigte ihn. „Wer sind sie, Eliezer?“ fragte Lot. 12
„Amoriter. Sie stammen direkt von Kanaan ab.“ „Hamitisch?“ „Ja, natürlich“, antwortete Eliezer flüsternd. „Es kommt mir vor, als ob sie gerade von ihrer Jagd zurückkommen. Weiter südlich liegt ein großer Lieblingsplatz der Löwen und Leoparden. Wenn ein Amoriter jagt, jagt die Familie mit ihm. Auf diese Weise können sie sich mit Tierhäuten bekleiden und sich ernähren, ohne die Reste verderben zu lassen. Sie sind sehr wirksame und großzügige Jäger. Sie kämpfen gut und kennen alle Wege der Hügel.“ „Sollten wir Avram holen?“ „Natürlich. Der Führer unseres Volkes sollte sich mit dem Führer der anderen beraten.“ „Ich bin auch“, Lot zog seine Schultern zurück, „ermächtigt zu führen. Viele Menschen, die bei uns anwesend sind, sind Harans Freunde. Das heißt, bevor sie die Freunde meines Onkels wurden.“ „Haran, dein Vater?“ „Ja, mein Vater. Er war es, der diese Reise begann. Avram folgte nur.“ „Es ist wie du sagtest“, weigerte sich Eliezer, der Frieden zwischen ihnen bewahren wollte, zu widersprechen. „Jedoch bring bitte Avram und bringe Wein.“ „Werde ich, denn es ist nicht mein Platz, die Gegenwart meines Onkels zu stürzen“, spottete Lot, der Eliezers besänftigende Taktiken kannte. Als Avram vor den Amoritern stand, übersetzte Eliezer die formelle Begrüßung. Als sie den Verstand und die Absichten des anderen prüften, servierten die jungen Mädchen von beiden Führern Wein und Essen jedem Gast. Während beide Gruppen speisten, setzten sich ihre beiden Führer auf die Friedenswolldecke. Zufrieden mit den Anordnungen küssten die beiden Führer die Wange des anderen. „Die Damaszener, sind sie deine Verwandten?“ frage Mamre. „Ja“, erwiderte Aram. „Durch Uz, der mein Cousin durch den Sohn von Shem ist.“ „Wer ist nicht mit diesem Namen vertraut. Wer sind seine Kinder?“ „Elam, Arpachschad, Aram. Asshur und Lud.“ „Avram, wir haben davon gehört. Sein Sohn Uz war der große Planer und Architekt von Damaskus. Von Elams Kindern haben wir auch gehört. Der König, Chedorlaomer, hat Handelsverträge mit ihnen erzwungen. Seine Soldaten und die Soldaten von Ampraphel und Arioch und Tidal gebieten beeindruckende Tribute. Aber wir, die wir Wanderer sind, sind schwer zu besteuern“, lachte Mamre glücklich bei seinem Scherz. Seine Familienmitglieder fielen sofort in das Gelächter mit ein. „Wir wandern auch“, lächele Avram. „Wir sind hier und suchen unseren Vorvater.“ „Shem?“ „Unser Urgroßvater Eber wohnt genau in diesem Augenblick bei ihm.“
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„Also bist du der Hebräer, von dem ich gehört habe. Es macht nun Sinn, warum du hier bist. Aber natürlich gehört dieses Land nicht dir, weder für dich, um es zu besiedeln, noch um darauf Städte zu bauen. Damit, weiß ich, wirst du übereinstimmen.“ „Ich bin nicht angewiesen worden, Städte zu bauen.“ „Was sind dann diese Altäre, die du errichtet hast?“ „Sie sind Zeugnisse von Kommunikationen zwischen meinem Gott und mir.“ „Bist du ein Mann, der mit Gott spricht?“ „Ich bin ermächtigt, in seinem Namen zu sprechen, ebenso seinen Namen zu gebrauchen – denn es ist mein persönliches Schild gegen Schaden und Terror.“ „Für ein so wohlwollendes Geschenk gegen Feindseligkeiten reise wie du wünschst. Reise in Frieden durch diese Länder“, fiel seine Stimme zu einem leisen Knurren, „denn wer kann es verhindern.“ Seine Stimme nahm schnell zu, indem er den Mann prüfte. „Doch für diese Gunst muss ich wiederum auf eine Gunst bestehen.“ „Wie etwa?“ gab Avram ihm nach. „Stimme gemeinsam mit mir und meinen Freunden überein, dass, sollten Schwierigkeiten aufkommen, du zu unserer Rettung kommen wirst, so wie wir zu deiner Rettung kommen werden.“ Avram dachte schnell über die Idee nach und sah ihre Vorteile. Sofort legte er seine Hand unter Mamres Schenkel. „Es ist abgemacht.“ Durch den Verlauf des Nachmittags erfuhr Avram zufällig, dass Eber früher durch das Land gereist war. „Ein Gerücht besagt“, behauptete sein neuer Freund, „dass er eine geheimnisvolle Stadt namens Salem sucht.“ „Es ist wahr. Ich suche diese Stadt. Weißt du, wo sie ist?“ „Ich glaube, dass die Stadt in den Bergen versteckt ist. Irgendwo, vielleicht zwischen dem Großen Meer und dem kleineren See“, erwiderte Mamre. „Jedes Mal, wenn wir, die Amoriter, versuchen, sie zu finden, wird der Pfad verwirrt. Unsere Mannschaftsführer verirren sich und kehren mit leeren Händen zurück. Wir haben zahllose Tage vergeudet, indem wir über die Berge in weiten Kreisen gewandert sind und nach Salem suchten. Manchmal denke ich, dass es ein Mythos ist.“ Andere, die es hörten, lachten höflich.
Neben seinem Hauptdiener Dammesek Eliezer reiste Avram weiter in die Negeb-Region. Diese Gegend liegt südlich von Be’er Sheva und nördlich von Ägypten und agiert als eine natürliche Landbrücke zwischen Afrika und dem Nahen Osten. Viele Jahre später erstreckte sich die erste große Trockenheit über den fruchtbaren Ländern des Negeb und trocknete sein Land aus. Die große Landmasse Saudi-Arabien verlor ihre lebhaften grünen Felder und
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die einst reichen Ackerländer verdorrten in einem Land von Sanddünen und wasserlosen Gebieten. Das wechselnde Klima der Erde beeinträchtigte diese besondere Region sehr. Die Pflanzen der weiten geschwungenen Hochebene verwelkten. Tausende Pistazienbäume wurden gelb und die Spitzen ihrer Blätter drehten sich ein und fielen von den abstrebenden Ästen. Die Frucht verhärtete und die Hitze verzehrte sie gnadenlos. Die Insekten laugten die Reste ihrer Nährstoffe aus und zerstörten sie. Die Krokusse starben auch. Die hohen Getreidestängel fielen zusammen und starben. Der südöstliche Sand wehte in den Negeb und bedeckte den Boden der Tamarisken und begrub die Oasen und Zisternen. Die zahlreichen Steinböcke, Füchse und andere Tiere, unfähig, sich zu erhalten, kamen um. Avrams Schafe und Esel, die an den trockenen Pfützen mit den Hufen scharrten, brüllen durch die Nacht. Am Morgen fanden die entmutigten Menschen mehrere Tiere auf dem Boden liegen, ihre steifen Gliedmaßen zeigten zu der ausgetrockneten Quelle. Bald trockneten die Ziegenhautzelte und ließen einen faulen Gestank aus. Die unnachgiebige Hitze backte die Erde. Unfähig herumzugehen, ließen viele Männer die Tiere frei zu den wartenden Löwen und Hyänen herumstreifen. „Eliezer“, fragte Avram, der in einem Ratstreffen im Zelt saß, „wohin sollen wir reisen? Wir können nicht nach Norden gehen, denn Chedorlaomers Soldaten stehlen alles. Ich kann Eber oder Shem nicht finden, noch höre ich Gerüchte von ihrem Aufenthalt.“ Die schweigende Gruppe wartete auf Eliezer, dass er sprach. Er blieb still. Ein anderer Mann wagte schließlich zu sprechen. „Wir müssen nach Ägypten ziehen.“ „Können wir uns nicht nach Südosten in Richtung des arabischen Hinterlandes wagen?“ fragte ein anderer, dann zögerte er, denn insgeheim fürchtete er diesen Übergang. „Ich verstehe, dass die tiefste Trockenheit dort hängt“, antwortete Eliezer zur Erleichterung des Mannes. „Sogar die Berge sind baumlos geworden. Was auch immer für Wasserstellen dort waren, sind Sümpfe geworden, und was auch immer für Sümpfe dort waren, sind gebackene und rissige Erde geworden. Um in das Innere zu reisen, würde unser ganzes Vieh und uns ebenso verheeren.“ „Es muss dann Ägypten sein.“ „Können wir nicht nach Babylon zurückkehren?“ warf ein anderer ein. „Ich erinnere mich an die schwarze Erde und den kühlen Fluss und die Höhe des Grases, durch das der Wind wehte.“ „Was für einen Tribut können wir bei Ampraphel entrichten?“ war Avram zu sprechen dran. „Wir haben hier Männer, die wir in seinen Dienst stellen können.“
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„Was du meinst, ist dies: wir haben Männer, die wir an ihn als Sklaven verkaufen können, statt unser Geld herzugeben. Deutlicher, du meinst, Männer für deine eigene selbstgefällige Sicherheit zu versklaven.“ „Ist nicht Wirtschaftlichkeit eine der Gründe, warum wir mit dir kamen? Ehrlich, wagten wir uns nicht fort von Ur in der Hoffnung auf Wohlstand? Sind wir nicht Händler und Kaufleute, die mit Eber gereist sind – und mit Haran? Nun reisen wir nicht mit dir und Lot, damit wir unsere Anteile von dem, was in unseren Geldbeuteln ist, zu vermehren?“ „Ich bin hier, um Jahwe zu dienen. Ich bin hier, weil ich gerufen worden bin, hier zu sein.“ „Sei bei uns kein Heuchler, Avram“, war der zweite Mann an der Reihe zu sprechen. „Während unserer Reise hieltst du dich zurück, den Namen Jahwes zu gebrauchen, bis du dieses Land erreichtest. Deine Verbindung mit Jahwe ist ausschließlich deine.“ „Was er sagt ist wahr“, bekräftigte ein anderer die Worte des Mannes. „Und“, fuhr eine andere Stimme fort, ihre Gedanken einzuwerfen, „was in unseren Besitz kam, kam nicht als dein Talent als Kaufmann, noch als geschickter Händler. Die Tausenden Schafe, die mit dir kamen, hast du leicht mit den Städten verhandelt, die zwischen dort und hier standen. Mehr noch, und das ist die absolute Realität der Dinge, indem du das Geschick deiner Tante und Frau benutzt, handeltest du leicht um Gold und um Silber und um alles, was auf dem Rücken deiner Esel liegt.“ Der Mann stand auf und zeigte grob mit seinem Finger auf Avram. „Aus deinem eigenen Verdienst hast du nichts geleistet.“ „Das ist richtig: ‚Aus meinem eigenen Verdienst habe ich nichts geleistet.’ Es ist Jahwes Verdienst, dass ich alles, was ich erlangte habe, bekommen habe.“ „Einschließlich mehr Esel als sonst jemand?“ „Was für Esel?“ erhob Avram schließlich seine Stimme. „Haben nicht meine so viel wie eure gelitten? Kommen sie nicht so ernsthaft wie eure um?“ „Ja“, unterstützte ein anderer Freund. „Avrams Verluste sind so groß wie unsere! Die Geier fressen seine Kadaver so sehr wie unsere! Diese Reise dient zwei Zwecken: Gott und der Nation!“ „Nein, ihr Zweck ist für uns, Gott zu entdecken. Es steht an uns, seine Intelligenz und seine Bedeutung für uns zu erkennen.“ „Ja, Avram, du hast Recht. Aber auch spricht er ausschließlich mit dir. Wann immer du seine Stimme hörst, errichtest du Altäre, die seinen Namen tragen. Aber wir alle wissen, dass der Zweck der Altäre ist, deine Ansprüche auf dieses Land zu dokumentieren. Schon hast du das Land vom nördlichen Damaskus nach Moreh nach Bet-El ergriffen. Ich bin sicher, dass du beabsichtigst, andere Altäre für deine Landansprüche zu bauen.“ „Jahwe hat die Länder in meine Obhut gesetzt, und in die Obhut meiner kommenden Kinder. Die Länder werden an mich vergeben, weil der Urvater hier wohnte. Dieses Land ist für die heiligsten Männer zur Seite gesetzt worden.“ 16
„Und was ist mit den Menschen, die schon hier wohnen? Sind ihre Arbeit und ihre Opfer nicht ebenso gültig? „Böse Absichten vergoldeten ihre Siedlungen.“ „Wir werden mit dir nicht streiten, Prophet. Trage dies jedoch im Sinn: aus was für einem Grund das sein mag – wir sind hier bei dir. Wir haben unser Leben in deine Obhut gelegt. Wir haben unser Vertrauen in dich gesetzt. Gerade jetzt wissen wir, dass du tun musst, woran du glaubst, es zu tun, und wir respektieren das. Aber wir wollen diese Hungersnot überleben. Ägypten ist das Land, in dem wir überleben werden. Daher bittet dich dieser Rat vereint, Eliezer zu bitten, in das Land zu gehen und uns Berichte darzubringen.“ „Warum Eliezer?“ „Er ist teilweise semitisch, teilweise hamitisch. Die Ägypter werden ihn gerecht behandeln.“ „Er ist mein Cousin durch die Linie Armas.“ „Das ist eine anerkannte Tatsache, Onkel“, brach Lot sein Schweigen und stellte sich auf die Seite der Streitenden. Eliezer stand still unter der Menge! Nach langer Zeit erhob er seine Hände und beruhigte sie. „Erlaube mir, bitte, wenn du willst, zuerst nach Ägypten zu gehen, wie es rechtmäßig vorgeschlagen wurde. Ich werde bis Zoan gehen und was ich sehe, werde ich dir berichten.“ Avram erhob sich von der Wolldecke und machte die Hände hinter seinem Rücken hohl. Beunruhigt verengten sich seine Augen und enthüllten die strahlenförmigen Linien, die sich von seinen Augenwinkeln zu seinen Schläfen erstreckten. „Eliezer“, flüsterte Avram beinahe unhörbar. Seine Augen wurden feucht. Da er nicht wollte, dass sein Gefährte die glitzernden Tränen sah, ging er energisch zu dem Zelteingang. „Merkwürdig“, dachte er, „je trockener der Wind ist, umso intensiver ist seine Kraft.“ Er ergriff das straffe Zeltseil und starrte ziellos auf den Treibsand. „Jenseits der Lagerplätze ähneln die drückend heißen Sanddünen einer rollenden Wolke, die eine Stadt verschlucken kann und alles Leben in ihrem Inneren verzehrt.“ Er schüttelte den Gedanken ab und wandte seine Aufmerksamkeit mehreren großen hinfallenden dehydrierten Pflanzen zu. Die weitläufigen Äste verflochten sich ineinander, wie alle anderen trockenen Pflanzen, die die weite Landstrecke bedeckten. „Reise in Sicherheit, lieber Cousin. Bleibe in der Nähe des Großen Meeres, falls du schnell abreisen musst. Das Seevolk wird dir um einen Preis Zuflucht bieten.“ Avram ging dann zu einem anderen Zelt, während Eliezer dicht hinter ihm folgte. Zufällig beobachtete ein Seemann aus der Ferne die beiden, wie sie miteinander gingen. Für einen Augenblick schien die Szene wie ein Phänomen seiner Einbildungskraft. Die brutale, trockene Hitze und die schimmernden Wellen, die sich aus dem Wüstensand erhoben, tanzten um die beiden Gestalten herum und machten sie zu Verdrehung von zwei Köpfen, die nur einen Körper haben. Drei Beine mit einem Rücken. 17
Durch den unaufhaltsamen Verlauf der Zeit bemerkte derselbe Seemann wie der intensive Aufbau des Sands die Oase überwältigte, die einst die Ankunft seines Schiffs begrüßte. Es erschien ihm, als genau derselbe Sand, der ihn einst von seiner langen Reise begrüßte, nun der Sand war, der boshaft weit ins Inland flog. Der grimmige, heiße Wind schien den beigen Sand des Meeresufers zu verdrängen und trug die pulverisierten Felsen jenseits der Dünen. Es war, als ob die Erde neu gestaltet wurde! Das Einzige, was für den Ozean übrig blieb, war über die Klippen zu steigen, um für sich zu nehmen, was er wollte. „Und warum nicht?“ zuckte der Seemann mit den Schultern. „Die Grenzen des Ozeans gehen dem Land voraus. Und was für ein Land erhob sich nicht aus dem Grund des Meeres?“ Der Seemann hob seine Kleidertruhe auf und wanderte trostlos auf den Stadtstraßen.
Als der wogende Sand die Kaufleute zwang, sich in ihren Zelten zu verstecken, kümmerte sich Avrams Neffe Lot um die Tränkung seiner wenigen übrigen Schafe und seinem einzigen Esel. Er legte einen schützenden Schleier über seine Nase und versuchte, die stechenden Schmerzen von den wehenden Sanddünen zu beruhigen. Indem er die Kleidung fester band, kämpfte er vergebens, um den faulen Gestank, der in dem ganzen absterbenden Land verweilte, zu filtern. Benommen durch die unbeugsame Wut der erstickenden Hitze ging Lot sorgenvoll von dem Brunnen zum Pferch. Als er die Karikatur von einem Wassereimer hochhob, hörte er den Schrei seines Esels. Zuerst glaube er, dass er um Wasser schrie. Der Esel hob seinen Kopf zu der Gegend hinter dem Pferch. Automatisch folgten Lots Augen der Bewegung des Tiers. Aus den wogenden Sandwolken erschien eine dunkle Gestalt. Die tiefbraune Gestalt arbeitete sich ihren Weg zu ihm. Gegen den grimmigen Hintergrund des wogenden Sands konnte Lot nichts erkennen. Ein schützender Arm verbarg die Augen der Gestalt. Ein anderer Arm umklammerte ihre Tunika über ihrem Körper. Minuten später ließ sich die Gestalt in dem größten Zelt nieder. Dort wusch Avram persönlich den angesammelten und festgebackenen Staub von Eliezers Gesicht und Mund. Denn Eliezer war es. Avram teilte den warmen Haferbrei mit seinem besten Freund und engsten Vertrauten. Nach mehreren Stunden der Ruhe rief Eliezer eine Anhörung bei den Männern ein. „Ägypten ist reich an Gerstenbroten und Trauben und Bier. Sie können nicht einmal solche Bedingungen, unter denen wir jetzt leiden, erfassen.“ „Werden sie uns empfangen?“ „Es sind großzügige Menschen. Seid jedoch listig bei ihnen. Sie werden es uns erlauben, aber sprecht nie von Chedorlaomer oder von Ur. Gerüchte erfüllen die Luft mit Invasion und Falschheit.“ 18
„Sicherlich werden sie wissen, dass wir aus Babylon sind. Unser Akzent, unsere Manieren, unsere Kleidung.“ „Wir können unsere Kleidung ändern. Wir können unsere Manieren schulen. Und ihr müsst mir immer erlauben für euch zu reden. Auf diese Weise hören sie nie euren Akzent.“ „Dann werden wir in Ägypten sicher sein?“ wiederholte Avram die Frage. Eliezer wandte sein Gesicht von Avram ab, das Kerzenlicht intensivierte seine Bartspitzen. „Verbirgst du etwas vor mir?“ beharrte Avram, Eliezers abgewandten Blick von seinem Gesicht und seinen Augen zu verstehen. „Sarai, deine Frau“, er wurde still und weigerte sich, die Antwort zu beenden. Avram wurde auch still, indem er Eliezers Haltung verdoppelte. Schließlich, nachdem jeder das flackernde Licht der Kerze auf dem Gesicht des anderen tanzen beobachtete, das spezifische Stärken hervorhob, brach Eliezer das Schweigen. „Erlaube mir, bitte, diese Worte: Sarai ist eine attraktive Frau.“ „Natürlich ist sie es. Darum versprach sie mir Vater – um schöne Kinder zu machen.“ Die Gruppe von Zuhörern lachte. „Ja, du bist ein gut aussehender Mann, mein lieber Cousin. Vielleicht zu gut aussehend.“ „Wieso?“ „Der ägyptische König Amenemher ist von attraktiven Frauen begeistert. Er glaubt, dass sie alle sein Besitz sind. ‚Alle schönen Frauen werden für meinen Haushalt geboren’ prahlt er zu der Welt. Und er hat vor, sie alle in seinen Diensten zu haben.“ „Sarai ist mit mir verheiratet. Wer will eine verheiratete Frau?“ fragte Avram unschuldig. „Die Ägypter sind unmoralisch“, antwortete Eliezer traurig. „Sind nicht die Kanaaniter und Amoriter ihre Nachbarn. Sind sie nicht hamitisch und sind sie nicht an Mehrehen gewöhnt? Sei nicht überrascht, wenn sie eine heilige Bindung nicht für heilig betrachten.“ „Ich kann nicht glauben, dass ein so mächtiger Mann die Frau eines anderen Mannes will.“ „Ich hörte Gerüchte von Leichen der Ehemänner, die zum Großen Meer trieben, ohne ihre Köpfe. Ihre Frauen leben nun mit dem unfruchtbaren ägyptischen König. Ihre Kinder von ihren früheren Ehemännern bebauen die Länder in den oberen Gebieten.“ Lot, der seine Hand hob, rief, um zu sprechen. „Onkel, wir können diese Frage uns nicht hindern lassen, nach Ägypten zu gehen. Eine Lösung wird für Sarais Sicherheit entdeckt werden“ „Ja. Lass sie in Moreh“, schrie ein anderer. „Was!“ Avrams Gesichtsmuskeln spannten sich an. „Die Perisiter verweilen in diesen Häusern – und wenn es stimmt, dass die Ägypter
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unmoralisch sind – wie viel mehr sind sie es? Sarai wird nicht zurückgelassen werden.“ „Jahwe wird sie beschützen“, sprach Lot impulsiv. „Sollen wir nach Ägypten gehen, um Jahwe zu prüfen? Sei vorsichtig, Neffe, wie du seinen Namen anrufst! Erlaube nie, dass es auf manipulierende Weise geschieht, wodurch du versuchst, einen ungerechten Vorteil über einen anderen für eigennützige Prinzipien zu erlangen. „Wir müssen nach Ägypten gehen, um uns vor dem Hungertod zu bewahren“, entgegnete Lot. „Dann, Lot, sage mir, wenn du verheiratet wärest und deine Frau wäre in Gefahr, wie würdest du reagieren?“ „Ich würde es zu einer individuellen Sorge machen. Wonach sich einer richtet, ist es die Handlung dieser einzelnen Person.“ „Dann werde ich mit Sarai reden.“ Während seine Nachfolger die besten Zelte herabließen und während die Frauen sie vorsichtig, geschickt in ihre Schutzzeltleinwand verpackten, begutachtete Avram die Bewegungen seiner Ehefrau. Indem er zögerte, mit ihr zu reden, wartete er am Wegesrand. Augenblicke später zwang ihn der Lärm der jüngsten Männer, die zu der fernen Landschaft rannten, um ihr Vieh einzusammeln, nach seinen Gedanken zu handeln. Als er schließlich genug Mut gefasst hatte, näherte sich Avram Sarai. „Wahrlich, du bist eine außergewöhnlich schöne Frau. Meine Augen tun sich täglich an dir gütlich. Mein Herz rast wie die Antilope, wenn ich in deine Nähe komme. Ich bin nie deiner Gesellschaft müde, noch deinen Umarmungen. Sarai, ich liebe dich sogar heute genauso wie ich es tat, als ich dich das erste Mal in deinen Windeln erblickte. Ich war damals zehn Jahre alt. Vater kam aus dem Zelt gerast und verkündete jedem: ‚Was für ein schönes kleines Mädchen.’ Du bist es noch immer. Seine Worte sind nie wahrer gewesen!“ „Avram“, ihre Hand berührte seine Brust, ihre Lippen näherten sich seinen, „was bringt diese Unterhaltung?“ „Wir werden heute Nachtmittag nach Ägypten reisen. Es gibt ein Gerücht, dass sich der König nach allen schönen Frauen sehnt.“ „Ich bin verheiratet. Ich bin nicht jung.“ „Du hast eine ewige Jugend an dir. Du strahlst mit einer intensiven Glut, die alle Männer dazu bringt, dich zu begehren. Ich bin noch immer in ihrem Bann.“ „Ehemann, ich liebe dich auch.“ „Sarai, bitte, werde sogar liebevoller und außergewöhnlich freundlicher auf unserer Reise nach Ägypten. Bewahre die ganze Zeit einen Schleier über deinem Gesicht und halte dich zurück, mit jemandem zu sprechen. Vermische dich nur mit den Frauen der Schafshirten unserer Zelte. Bitte halte die ganze Zeit dein Haupt zu Boden gesenkt.“ „Warum? Bin ich nicht Sarai, Avrams Ehefrau?“
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„Du bist es tatsächlich. Bitte, Sarai, tue wie ich erbitte. Ich erbitte dies nicht, um deinen Stand zu verunglimpfen, sondern eher, damit ich mein eigenes Leben bewahren möge. Ich habe Angst vor dieser Reise. Ich habe Angst vor den Folgen des lustvollen Benehmens und der Absichten der Ägypter. Ich habe Angst vor ihrer mutwilligen Missachtung des Glaubens anderer Menschen und ihres kulturellen Erbes. Sie handeln wie sie wollen, ohne Rücksicht auf die Schmerzen der Leute. Was sie tun, tun sie in direkter Missachtung von allen anderen. Sie herrschen ohne Bedauern oder Reue oder Moral. Sie herrschen nach ihren Launen ohne Zurückhaltung. Sarai, wir beide stammen vom selben Vater ab. Wahrlich, sind wir nicht Bruder und Schwester? Sage daher, wenn du willst, dass wir Bruder und Schwester sind. Tue dies, damit ich am Leben bleibe, Dank dir.“ „Ich werde handeln wie du willst, dass ich es tue. Du bist immer in mir am Leben. Ich habe mein Leben neben dir verbracht. Terah verkündete der Welt unseren Bund und Eber übte das Ritual aus, das der Welt unsere Liebe füreinander verkündete. Ich beschließe für keinen anderen Mann, bei mir zu sein. Möge Jahwe mir erlauben, vor dir zu sterben, meine liebste Liebe.“
Avrams Gruppe näherte sich langsam den ägyptischen Eintrittswachen. Indem die voll bekleideten Buchführer neben dem tief bronzefarbenen Soldaten mit kurzem Rock standen, schreiben sie auf ihr Papyrus die genauen Bestände der Flüchtlinge. Nachdem die Schriftgelehrten die Buchführung aufzeichneten, folgte eine Teilung der Waren. Rechts von der Straße legten die Schriftgelehrten mit den Schwertern der Wachen einen gleichen Anteil der Waren der Reisenden zum Gebrauch des Königs beiseite. Eliezer, der sich mit dem Oberbuchführer beschäftigte, lenkte die Soldaten ab, Sarais Schleier und die Schleier der anderen Ehefrauen und Töchter hochzuheben. „Warum sollte ich ihre Gesichter nicht sehen? Sind sie so hässlich?“ lachte der Oberbuchführer ihn an. Eliezer zuckte mit den Schultern und lachte auch. „Nomadische Frauen sind grob. Ihre Füße sind ledern so wie ihre Hände. Ihre Gesichter enthüllen die Stiche des Sands. Warum deinen Augen wehtun?“ Eliezer legte einen weiteren Anteil an Silber in die Hand des Buchführers. Der Buchführer fühlte das Gewicht des Geldbeutels und rief den Soldaten zu, von den Frauen und Töchter wegzugehen. Der Beamte lächelte Eliezer an und erlaubte der verminderten Karawane nach Ägypten zur Stadt Zoan zu ziehen.
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Die angeschwemmten Savannen erstreckten sich so weit das Auge sehen konnte. Es schien, als ob die reiche Erde bereitwillig akzeptierte, was die Ackerfräsen in den Boden pflanzten. Was die Bauern anpflanzten, wuchs. Zehntausende Arbeiter säumten die Königsstraße. Beinahe mühelos, methodisch, pedantisch transportierten die Blockmeister auf dem harten Bett des niedergetrampelten Sands große Steinblöcke über abgerundete Balken. Dutzende angespannte Ochsen zogen an den langen, straffen Seilen, indem sie den fieberhaften Schreien ihrer Meister gehorchten. Hunderte andere Sklaventreiber säumten das Bett der Straße und halfen dem religiösen Kult erfolgreich die Blöcke auf den Platz zu manövrieren. Sie vollendeten dies, indem sie Hebstöcke unter die Steine legten und Stützblöcke unter den Steinen verkeilten, als sie hinaufgingen. Sechs Männer hoben den Block und zwei Frauen sausten die Stützblöcke hinein. In weniger als einer Minute konnte ein riesiger Block, drei Fuß mal drei Fuß mal fünf Fuß, taillenhoch hochgehoben werden. Andere Bauarbeiter errichteten schnell Gasthäuser für den ständigen Flüchtlingsstrom, die bereitwillig die Einrittsgebühr bezahlten. Jene, die unglücklich genug waren, kein Erspartes zu haben, versklavten sich freiwillig im Lager der Arbeiter, indem sie Essen, Wasser und Unterkunft der Unabhängigkeit der Hungersnot vorzogen. Als die Höhen der Gebäude zunahmen, bestiegen die Bauingenieure von Zoan große Blöcke, die aus präzise geschnittenen Steinen gehauen waren, mit Hilfe von Gegengewichten an den Enden von langen Stangen. Die Bauarbeiter bauten auch zweioder dreigeschößige Ziegelwohnungen für ihre Schlafquartiere. Das hauptsächliche Fundament enthielt große Vorratsräume, während das obere Stockwerk Reihen von zwei oder drei Stockbetten hatte. Die schmalen Straßen zwischen den Häuserreihen enthielten Ablaufrinnen und ein Abwasserkanalsystem, das sich durch ihre Pfade wand. Die Fenster der sich erhebenden Häuser blickten die Innenstraßen an, während die soliden, hinteren Außenwände leer in die große Ausdehnung der Menschheit blickten, die durch die Tore eintrat. Nur die wartenden Blöcke und die eilig angeordneten Längen an Brettern sahen die bemitleidenswerte Gruppe hereinkommender Reisender. In der ganzen Region blockierten Sandbrustwehre und militärische Wachttürme den Ausblick auf den Horizont. Überall brachen die Beginne der Tempelgründungen und großen Häuser die Ruhe des flachen Landes. Avram und seine Gefährten, vor Ehrfurcht von der Unermesslichkeit der architektonischen Wunder der Erbauer ergriffen, starrten einander an. Jede große architektonische Vollendung erhob sich aus gehauenen Steinen, die gegeneinander passten, ohne den geringsten Fehler. Die Kaufleute-Flüchtlinge konnten nicht umhin, Zoans ewige Steinblöcke mit Babylons schlickgebackene Strukturen und Urs Ziegel- und Bitumenpaläste zu vergleichen. 22
Avrams Gruppe wurde Erlaubnis gegeben, sich auf den entferntesten westlichen Parzellen des Landes hinter den nördlichen Stadthäusern anzusiedeln. Dort richteten die Flüchtlinge schnell Pferche vor ihr Vieh her. Fast sofort kamen sie überein, Eliezer zu ermächtigen, die Güter, die sie aus Ur und aus Ninive und aus Susa und aus Damaskus mitgebracht hatten, in Lebensmittel und Wasser einzutauschen. Lot, der nur seine wenigen Schafe und Esel hatte, verkaufte die Milch seiner Schafe an die anderen neu angekommenen Flüchtlinge. Gelegentlich vermietete er seinen Esel zum Tragen ihrer Güter. Mit seinem Gewinn kaufte Lot ein weiteres Schaf, dann noch eines und dann vier weitere. Dann zehn weitere. Avram, der sich auf seine Verkaufsfähigkeiten konzentrierte, begann auch zu gedeihen. nach und nach wurde Avrams Ruf als ein ehrlicher und gerechter Unterhändler von den Flüchtlingen und von ein paar Höflingen des Königs geschätzt. Und so kam es, dass Avram und seine Freunde ihre Finanzen neu aufzubauen begannen.
Eines Abends in einem unbewachten Augenblick stand Sarai zufällig vor dem Bewässerungsbrunnen zur gleichen Zeit wie ein bedeutender Beamter des Hofs des Königs daneben stand. Dies geschah während des Zenits eines spektakulären Sonnenuntergangs. Das Leben schien für einen kurzen Augenblick die Kürze des Daseins und die Bedeutung der Erregung eines Augenblicks so harmonisch zu verstehen. Als sie sich kurz in diesen Augenblicken der atemberaubenden Schönheit der Wolken entspannte, fiel Sarais Schleier von ihrem Gesicht. Eine Schar von Gänsen flog vor den dunklen Wolken. Die tiefvioletten und orangefarbenen Strahlen, die hinter der Wolkenmasse auftrafen, schwärzten die Gänge gegen die rote Sonne. Sarai erhob ihr Gesicht, um die Gänse anzublicken. Es war dann, dass ihr Schleier sich löste. Als der Botschafter des Königs ihr Gesicht und ihre üppige Figur sah, keuchte er eine hörbare Bewunderung. Drei Tage später in vollkommener Stille umgaben sechs höchst ausgebildete Mannschaften von Soldaten Avrams Lager. Indem sie mit Kriegsäxten, ihren Schwerter schwangen und ihre Speere mit Bronzespitzen in die Kleider- und Strohballen bohrten, weckten sie die Leute aus den Stadthäusern. Achtzehn Soldaten zwangen Dutzende Bewohner in einen Kreis. Eine Ewigkeit lang in verängstigter Zeit höhnten sie über die erschrockene Ansammlung von Flüchtlingen. Als die Trompete blies, standen die Soldaten in Habtachtstellung. Sie standen am Wegesrand, während der persönliche Höfling des Königs die Gestalten der eingeschüchterten Familien inspizierte. „Was für ein Unrecht haben wir gegen jemanden begangen?“ Eliezer übersetzte Avrams hebräische Sprache auf Ägyptisch. 23
„Der Herr des Großen Hauses wünscht der Frau, die die fünfte Behausung belegt, vorgestellt zu werden.“ „Avram“, zeigte Eliezer auf. „Das ist Sarais Platz.“ „Die Frau, die darin wohnt, ist meine Schwester. Ich bin ihr Betreuer! Ich bin für ihre Sicherheit verantwortlich.“ „König Amenemher, in seiner Großzügigkeit, hat von ihrer Schönheit gehört. Er hat mir befohlen, sie in seine Gegenwart zu begleiten. Nun steht es mir zu, sie zu beschützen. Ich werde mich vergewissern, dass sie sicher ankommt.“ „Warum würde Amenemher nach jemanden rufen, dem er nie begegnet ist?“ „Es ist in Übereinstimmung mit seiner Großzügigkeit. Der König wünscht seinen Gästen eines ordentliche Behandlung zu sichern und liebevoll zur Verfügung stellen, was er für ihren Wohlstand tun kann.“ „Hat er auf diese Bitte ein Siegel gesetzt?“ „Es gibt dafür kein offizielles Dokument, nein.“ „Ersuche bitte um die Sicherheitsgewährleistung des Königs.“ „Es besteht dafür keine Notwendigkeit.“ „Mein Ehrenwort an meine Vater und mein Ehrenwort an meine Schwester erfordert das.“ Avrams erster Gefährte, der ihm in die Seite mit seinem Ellbogen stieß, flüsterte: „Provoziere sie nicht. Wir haben keine Waffen. Wir sind nicht vorbereitet, uns zu verteidigen.“ Der Sendbote, der die verängstigen Männer beobachtete, entspannte sich und lächelte. „Ich verstehe deine Angst. Erlaube meiner Position, die Sorgen zu beruhigen. Ich werde in deinem Lager bleiben, während deine Schwester meinen Herrn besucht: euren Gastgeber. „Ich verstehe auch die Kunst der Diplomatie“, erwiderte Avram. „Ich bin nicht hier, um eine Herausforderung zu bieten, noch um die Freundlichkeit deines Herrn schlecht zu machen. Ich bitte vernünftigerweise zuerst um eine Anhörung: ein Dokument mit dem Siegel des Großen Hauses aufgedruckt. Sarai ist, wie du wissen wirst, meine Schwester, die ich beschützen muss.“ „Deine brüderliche Ergebenheit ist stark und bewundernswert.“ Der Sendbote deutete zu dem Palast und ein Soldat schoss sofort davon. Die anderen Soldaten verstärkten ihre Formation und schlossen die Flüchtlinge in ihrem bedrohenden Kreis ein. Avram und der Rest saßen auf einem kargen Boden. Die Stunden schleppten sich dahin. Die Sonne, die ihre Körper aufheizte, trocknete ihre Kehlen aus. Die Soldaten wurden auch durstig. Aus Angst vor den Folgen, wenn sie ihre Ränge durchbrachen, um zu dem Brunnen zu gehen, der neben ihnen gegraben war, litten die Soldaten auf ähnliche Weise die Schmerzen des Dursts. Ein größeres Gefolge kam endlich von dem Palastmauern geeilt. Über den Schultern von mächtigen Kriegern saß ein kleiner Mann steif in 24
einem großen goldenen Stuhl. In der Mitte der Respekt einflößenden Ränge kommandierte ein großer Soldat die Truppen. Der König war überraschenderweise ein junger, gut aussehender, aufmerksam blickender Mann. Sein Brustkorb war fein abgestimmt, so wie sein Bauch. Er hatte einen zeremoniellen Bart unter seinem Kinn. Geflügelte Skarabäen erhoben sich über seinem Kopf. Ein kleines Amulett, exquisit aus reinem Gold geformt, hing um seinen Hals und kennzeichnete seine Macht und seinen Reichtum. Als die Formation stehen blieb, rannte eine Gruppe von Frauen aus den hinteren Reihen in die erste Reihe der Truppen. In harmonischem Rhythmus klopften die Dienerinnen von Ra in den Boden dicke, geschärfte Eichenstangen, die sitzende Katzen obenauf geschnitzt hatten. Die Katzenaugen, exquisit aus roten Rubinen gemeißelt, schimmerten und glühten von den Sonnenstrahlen. Die Lichtbrechung blendete beinahe die Menge, die sich um die hebräische Sippe bildete. Die Wangen der Katzen leuchteten glänzend, unheimlich aus den dünnen eingelegten Goldblättern. Der König weigerte sich zur Menge zu sprechen. Stattdessen hielt der König ein Pergament, einwickelt in purpurroten Seidenbändern, dem Sendboten entgegen. Indem sich der bierbäuchige, betagte Sendbote tief verbeugte, hielt er seine Augen auf seine eigenen Füße gerichtet, als er den verlängerten Wuchs seines Schattens beobachtete. Er ging in eine andere Richtung, wobei er sich vergewisserte, dass sein Schatten nicht den Schatten des Königs beeinträchtigte. Mit schneller werdenden Schritten nach rückwärts kehrte er zu Avram zurück, nachdem er das Dokument des Königs erhalten hatte. Verblüfft ließ Avram die Bänder hinuntergleiten. Sarai, die sich in der Mitte der Flüchtlinge versteckte, positionierte sich neu, damit sie die Ereignisse beobachten konnte. Sie sah Avrams zögernde Hände, die nach dem Pergament griffen. Sie beobachtete, wie der König sich ungeduldig nach vor in seinem Stuhl lehnte. Indem sie sich an dem inneren Kreis vorbeidrängte, ging sie aus dem geometrischen Schutz und der Abgrenzung. Sie ging an Avrams gebeugten Schultern vorbei, direkt zu den Soldaten und stand vor den Bildnissen der Katzen. Sie legte ihre Hand über die Linke und stieß sie zur Seite, wobei sie sie zwang, zu Boden zu stürzen. Die Priesterin hob sie schnell auf und steckte sie zurück in ihr Loch. Herausfordernd ging Sarai an Amenemher ebenso vorbei. Sie starrte in seine Augen und zwang ihn, ihren Bewegungen mit seinem Kopf zu folgen. Ungewohnt an solche Manieren, drehte er hypnotisch seinen Kopf, indem er auf ihre Bewegung reagierte. Durchbohrt, eingeschüchtert durch ihre unglaubliche Schönheit, beobachteten er und alle Männer und Frauen sie, als sie unbegleitet zu den Palasttüren ging. Der ägyptische König drehte sich bei ihren Bewegungen und verlor beinahe sein Gleichgewicht auf seinem Stuhl. Sich schnell umblickend rannten die Truppen hinter Sarai her. 25
In dem großen Palast begrüßten dicke, starke Eichentüren, gesäumt mit Bildnissen von Katzen und Gänsen, die fremde Besucherin. Niemals hatte je ein Ägypter ein so herausforderndes Benehmen an einem weiblichen Gast bezeugt. Sarai, die die Länge des Ganges ging, bemerkte nicht, dass die Innenwände des Ganges wundervolle Bilder von Bauern darstellten, die den Boden bearbeiteten. Großer, gedeihender grüner Wuchs an Gerstefeldern schmückte die Wände des sonst leeren Gangs. In dem tieferen Teil der Stadt stellten blaue und goldene Gemälde elegant dürftig gekleidete Frauen, die aus dem Fluss Wasser schöpften, dar. Ein paar Fuß weit weg streiften geschnitzte Bildnisse von Alligatoren frei in der Nähe des Flussufers herum. Eine Dienerin, die aus dem Eingang schoss, rannte, um vor Sarai zu stehen. Sie verbeugte sich und führte ihre neue Herrin schweigend zu ihrem Zimmer. Außerhalb des kostbaren großen Zimmers bewachte eine Reihe von schwarzen Steinschakalen den privaten Eingang. Hagar wartete geduldig auf ihren neuen Gast, um mit ihr zu sprechen. Sie verbeugte sich wieder, als sie das Zimmer betrat. Hagar erwartete, dass die große Frau sie herzlich empfing, dankbar, in einer so glanzvollen Umgebung zu sein. Stattdessen blieb die Frau merkwürdig still, bitterlich aufgebracht. Verwirrt starrte Hagar auf die unverfrorene Ausländerin. Verblüfft richtete sie ihren Blick auf ihre Figur. sie hatte nie zuvor so große, feste Brüste an einer Frau gesehen. Ihre akut dünne Taille und kurvenreichen Hüften machten sie neidisch. Sarai, die endlich die kleine dunkle Frau bemerkte, erwiderte ihre Verbeugung. Mit schwerem Atem folgte sie Hagar, ihr ernanntes Dienstmädchen, zu den Bädern.
Während des letzten Tags der folgenden Woche, mit dem Nahen des neuen Morgens, begrüßten mehrere Dienerinnen und zwei Schafhirten Avram außerhalb seiner Stadthaustür. Der ägyptische König, im Austausch, ihnen zu erlauben, in Ägypten zu bleiben, verlangte ihre Dienstbarkeit. Hinter ihnen folgte ein Dutzend wohlgenährter, üppiger Schafe. „Das sind Amenemhers Geschenke für dich.“ „Es sind die feinsten Tiere, die ich je gesehen habe.“ „Wir sind auch für dich da.“ „Ich habe Geschenke weder zugelassen noch erwartet. Sagt zu dem König, dass ich diese Geschenke nicht annehmen kann.“ „Es würde uns erfreuen, wenn du zustimmst, nicht nur diese Geschenke anzunehmen, sondern uns auch in deinem Lager annimmst. Wir verpflichten uns in deinen Dienst. Eliezer informierte uns, dass du ein 26
gerechter Mann bist. Wenn du uns ablehnst, würde es dasselbe sein, wie uns zu ewiger, grober Dienstbarkeit unter einem Tyrannen zu verdammen. Wir erbitten Zuflucht.“ „Steht es mir zu, zu geben?“ „Wir verstehen es so.“ „Dann muss ich euch annehmen. Nicht jedoch als verpflichtete Personen. Eher als freie Menschen.“ „Frei?“ „Ja. Aber für die Dauer handelt gemäß meinen Wünschen, damit alle sicher bleiben mögen.“ „Wir werden dir gehorchen.“ In der folgenden Woche erschien eine weitere Gruppe von Frauen und Männern auch an Avrams Tür. Hinter ihnen folgten gemästeten Kälber und auserlesenen Gänse und starke weiße Eseln, deren Augen wachsam und deren Beine stämmig waren. Die Mähne der Esel floss zu ihrem Nacken herab. Goldene Zöpfe baumelten von den Spitzen ihrer Mähne zu den Rändern ihrer Knie. Avram nahm diese Geschenke ebenso an. Bevor die dritte Woche verging, begrüßte eine neue Gruppe von Männern und Frauen Avram an seiner Türstufe. Hinter ihnen folgten große Kamele. Avram deutete Eliezer und bat ihn, sie zu der Stelle zu leiten, wo die anderen Männer und Frauen der Nationen sich vorher versammelten. Eliezer, der mit ihnen redete, organisierte sie in getrennte Unterteilungen von Arbeit und Talent. „Eliezer, informiere Amenemher, dass ich sehr mit seinen Geschenken zufrieden bin, aber es gibt keinen Grund für solche Großzügigkeit. Informiere ihn, bitte, dass ich meine Schwester vermisse, und dass sie vorbereitet werden muss, nach Hause zurückzukehren.“ Eliezer tat wie Avram verlangte und bat um Erlaubnis für eine Audienz beim König. Sie wurde sofort gewährt. In der sagenhaften Halle der mächtigen Säulen verbeugte sich Eliezer vor dem König von Ägypten. „Avram ist ein liebenswürdiger Freund“, antwortete der König Eliezer. „Seine Schwester ist eine liebenswürdigere Freundin. Tatsächlich ist sie unter den tugendsamsten meiner Freunde. Sie lehrt meinen Dienstmädchen Ehrlichkeit und sie spricht offen über alles. Sie ist auch eine Ratgeberin für meine Kinder geworden. Was sie von ihren Lippen hören, teilen sie meinen Ohren mit. Ihre Talente beeindrucken mich zu sehr, um sie wieder mit ihrem Bruder zu teilen.“ Eliezer wurde über die Worte des Königs bestürzt. Seine steife und gebieterische Haltung wurde sanfter und schwächer. Der König klatsche in seine Hände zu seinen Dienern, als er sah, wie bekümmert Eliezer wurde. Das laute Geräusch erklang vibrierend durch die Kammer. „Präsentiere Avram diese zusätzlichen Geschenke.“ Der „König des Großen Hauses“ zeigte zu einer Ansammlung von Gersten- und Weizensäcken und mehreren Fässern Bier.
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In der Privatsphäre der Umgebung des Abends versuchte Avram aus seinen Gedanken alle Gefühle abzuziehen. Isoliert filterten die Sonnenstrahlen durch den offenen Erker, ihre Röte streifte sein Gesicht. Er rieb seine runzelige Stirn. Er massierte seine pochenden Schläfen. Zitternd legte er seine heftig zitternde Hand über seinen Mund. Er seufzte tief und legte seine Arme über seinen Brustkorb. Tränen, trotz all seiner Bemühungen dagegen, bewässerten trotzdem seine Wangen. Er beugte sich plötzlich nach vor und hob sich zu einem leeren Erbrechen. Sein Körper zitterte vor Qual. Schließlich verlor er die emotionale Kontrolle und fügte sich seiner Ängstlichkeit. Ein unkontrollierbarer Tränenstrom überwältigte ihn. Er umklammerte die Decke, die er und Sarai so oft teilten, und wickelte sie um seinen Körper, wobei er versuchte, seine Qual zu verbergen. Im Gegensatz zu seinen Absichten unterwarf er sich tiefer seinen Schmerzen der Einsamkeit und verlorenen Gemeinschaft. „Sarai! Sarai! Sarai! Sarai! Sarai!“ stöhnte er fortwährend durch die tiefer werdende Qual der Tränen, während er hin und her in seine qualvollen Trance schaukelte. In seinem Lager bewegten sich die Leute langsam. Deutlich hörten sie die unterdrückten Tränen. Als sie einander anschauten, wurden ihre Augen auch wässrig. Ihre Emotionen identifizierten sich mit Avrams mentalem Leiden. Ihre Nasenlöcher wurden feucht. Ihr Schniefen schluckten sie. Lot, der nicht wusste, wie er reagieren sollte, verschränkte und spannte seine eigenen Arme über seiner Brust an. Eliezer, der neben ihm war, umarmte plötzlich Lot und die beiden weinten laut ohne zu zögern oder verlegen zu sein. Und Michael der Erzengel, der in Avrams Zelt war, zog sich traurig in den fernen Tiefen des Universums zurück. Nachdenkend kehrte Michael der Erzengel zu dem himmlischen Wohnsitz seines Vaters zurück. Dort näherte er sich respektvoll dem goldenen Thron, wo die beiden heimlich miteinander sprachen. Das sanfte, herabsteigende Zwielicht begegnete leise dem morgendlichen Sonnenaufgang. Die ägyptischen Rinderhirten gingen zu ihren Weiden, indem sie ihre Herden zum Ufer des Flusses führten. Die Kinder spielten fröhlich in dem seichten Wasser. Störche, Schwalben, Bübüls und Gänse flogen von einer Böschung zur anderen, ihre Rufe füllten das Land. Eine Ansammlung von Ibissen ließ sich auf dem fernen Ufer nieder, während ein Falke, der hoch am Himmel flog, die zuckenden Mäuse auf dem Feld beobachtete. Ein einsamer Hund, der den Falken sah, schnüffelte an dem nahe liegenden Pack. Indem der Hund hart nach vor schoss, riss er eine der Feldmäuse in die Hälfte und verzehrte sie schnell, bevor der Falke im Sturzflug herabsausen und sie in seine Klauen kriegen konnte. Sich der Außenwelt unbewusst, bereitete eine Gruppe von hingegebenen Schriftgelehrten ihre Pergament zu, indem sie die Blätter der Pflanze über erhöhte Gestelle trockneten. 28
Die Bauern mit ihren Gemahlinnen leerten große Körbe von neulich geschnittenen Stielen und häuften sie hoch vor den jungen Leuten auf, die die Spreu von dem Saatgut worfelten. Die Beobachter in der Nähe wurden bei dem fliegenden Abfall mit Schmutz bedeckt. Sie wischten den Puder ab und lachten über das Wunder des neuen Tages. Die Schlachter, die zu dem Fleischlagerhaus eilten, ergriffen Scheiben von Schweinefleisch, brieten sie schnell über dem Feuer, während die Bäcker den Hefeteig zu ihren Brötchen klopften und kneteten. Unerwartet erkämpfte sich ein unglaublich heißer, feuchter Nachmittag schnell die Kontrolle über den milden Vormittag. Der Körper des Königs verschmachtete in durchnässendem Schweiß. Seine Diener und Frauen und Konkubinen litten auf ähnliche Weise in einem Schraubstock der unnachgiebigen Hitze. Die geschwächten Diener hoben den verwirrten König von seinem Thron und trugen ihn sanft zu seinen Gemächern. Innerhalb von Augenblicken schob beißende, schwere Luft die ganze kühle Luft fort. Auf geheimnisvolle Weise surrten große Moskitoschwärme im Palast. Gleichzeitig quellten verwüstende Horden von Maden das Schweinefleisch auf. Der einsame Hund, der nach einer Maus jagte, entdeckte eine Armee von Mäusen, die hinter den Getreidesäcken auf ihn zukrabbelten. Indem er in die nicht endende Größe biss, gab er auf und kehrte zu seiner Behausung zurück. Dort entdeckte er eine weitere Armee von Feldmäusen, die in seine Höhle krochen. Der Falke, der am Himmel flog, schoss in die Menge und trug eine Maus davon. Die Köche, die den Falken beobachteten, ignorierten die Fäkalien der Mäuse auf dem geernteten und geworfelten Getreide.
„Sarai, warum ist heute deine Stimme still?“ fragte Hagar. „Ich bin zu lange hier. Jedes Mal, wenn ich versuche mich dem Türausgang zu nähern, hindern mich die Wachen, durchzugehen.“ „Warum möchtest du dort draußen sein? Es ist sicher hier. Es ist schön hier.“ „Ich bin keine, die eingesperrt wird.“ „Die Gefangenschaft ist in deiner Einbildung. Es gibt mehr Segen, Amenemher zu dienen als es sonst etwas gibt.“ „Es gibt einen tieferen Segen.“ „Ja, ich habe gehört, dass du von solchen Dingen zu den Kindern sprichst. Es ist ein Wunder, dass der König deine Stimme nicht zum Schweigen bringt, da du über solche Dinge redest.“ „Der ägyptische König wird nie seine Hand gegen mich erheben! Jedoch sollte er mich noch einmal hindern, dieses erstickende Dasein zu verlassen, wird Jahwe für mich einschreiten.“ Mehrere Tage später senkten die Wachen ihre Schilde gegen Sarais versuchtem Weggang. Amenemher erwachte genau in diesem Augenblick mit einem qualvollen Schmerz in seinem Bauch. Der König 29
eilte zu dem Wachbecken und erbrach sofort seine Abendmahlzeit. Er hob sich immer wieder. Dunkle, schmutzige Flüssigkeiten ergossen sich aus seinem Magen und den Eingeweiden. Indem er die Kontrolle über seine Blase verlor, beschmutzte er sein reich verziertes Gewand. Dann fiel er flach auf sein Gesicht und übergab sich wieder. Seine Ehefrau umklammerte ihre Tunika an ihren Knien und krümmte sich wieder, als ihre Darmbewegungen sich weigerten, aufzuhören. Die Dienstmädchen gerieten in Panik und rannten nach den Priestern und Ärzten. Die verängstigten Ärzte und Priester erflehten ein lauten Opfergebet zu Ra und Osiris: den heidnischen Göttern Ägyptens. Roter und orangefarbener und blauer Weihrauch brannte im Inneren des Palastes. Schwere rote und blaue Rauchwolken stiegen zu Decke hoch und wurden ein Dunst von krankmachend süßem, erstickendem Aroma, der im ganzen Großen Haus hing. Die anmaßende Süße vermischte sich mit den entsetzlichen Gerüchen von Fäkalien und Erbrochenem. Schnell wurde der Haushalt von der unerklärlichen Krankheit angesteckt. Unter dem Haushalt blieb nur Sarai gesund. Die Ärzte brachten sie verwundert in das Gemach des Königs. Dort hoben seine Diener seinen Kopf an, um mit ihr zu sprechen. „Wie kommt es, dass du nicht krank bist? Wie kommt es, dass dein Bauch noch flach ist und deine Stirn noch trocken? Was für einen Zauber besitzt du?“ „Jahwe hat mich vor dem, was dich krank macht, beschützt.“ „Warum würde dein Gott uns schaden? Was haben wir getan, um ihn zu beleidigen? Haben wir uns in seine Weisen eingemischt? Haben wir dich gehindert, ihn anzubeten. Habe ich deine Stimme gegen die Geschichten, die du an meinen Haushalt weitergegeben hast, zum Verstummen gebracht? Tatsächlich fand ich sie selbst angenehm, ihnen zuzuhören! Wichtiger, ich missachtete nie deine Keuschheit. Ich verlangte nie, dass du dein Gewand ablegst, noch bat ich dich, dich neben mich in mein Bett zu legen. Ich bin großzügig zu dir und zu deinem Bruder und zu seinen Freunden gewesen.“ „Deine Großzügigkeit war nicht mehr als Bestechung. Was auch immer du meinem Bruder und seine Freunden anbotest, tatest du, um mich zu zwingen, mich neben dich legen zu wollen. Die Geschenke waren nicht mehr als die Bezahlung von einem Mann für eine Hure.“ „Du bist dann die teuerste Prostituierte!“ „Eine verheiratete Frau, die fest ihrem Ehemann verpflichtet ist, kann nicht eine Prostituierte genannt werden.“ „Verheiratet? Mit wem?“ verlangte der ägyptische Königin ungläubig zu wissen. Zitternd zwang er seinen Kopf, sich höher als die stützenden Hände der Diener es erlaubten, zu erheben. „Mein Bruder.“
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Amenemher öffnete seinen Mund, um ein weiteres Wort zu sprechen. Stattdessen brach er schweigend in seinem Polster zusammen. Er dachte an seine eigene Gemahlin. „Sie ist auch die Schwester durch meinen Vater und meiner Mutter. Manchmal“, überlegte er, „will eine Person vielleicht etwas zu sehr, auch wenn sie weiß, dass es falsch ist, sie akzeptiert es trotzdem wegen der erhofften Belohnungen.“ Er brachte seine Finger an seine spröden Lippen. Der Doktor ging leise zu ihm und tat einen Löffelvoll Bier und in Würfeln geschnittenes Gänse- und Antilopenfleisch in seinen Mund. Sofort tröpfelte die Suppe aus seinem Mundwinkel und beschmutzte seinen Seidenpolster.
Die bronzefarbenen ägyptischen Wachen begleiteten Avram zu dem entfernten Gemach und stellten ihn direkt vor den König. Hinterher blockierten sie die Eingangstüren mit ihren Speeren, indem sie sich vorbereiteten, den manipulierenden, hinterlistigen, undankbaren Babylonier zu erschlagen. „Also, du kamst hierher aus Ur, um unser Vertrauen zu gewinnen. Folglich dachtest du dir aus, uns für die Ankunft von Chedorlaomer zu vergiften.“ „Das ist nicht wahr. Wir kamen um Zuflucht.“ „Aus der Versklavung?“ „Wir sind keine Ausreißer! Wir unterstützen die Freiheit und die Rechte der Menschen, für sich selbst ihren höchsten Grad der Kreativität erfüllen zu können.“ „Ich glaube es anders. Nur die Wenigsten werden geboren, um frei zu sein. Jemand muss zeugen und die Mehrheit führen. Meine Vorväter haben diese Völker für besondere Zwecke ausgebildet und unterworfen. Größe kann nicht ohne die massiven Bemühungen eines einzigen, beherrschenden Hauses reifen.“ „Gottes Haus ist ein Haus von freien Menschen.“ „Darum bist du in Ägypten eingedrungen! Du hast vor, dieses Haus zu verderben und zu vernichten. Hinterher wirst du mein Volk veranlassen, offen eine Bürgerkrieg und eine Rebellion gegen Ägypten zu führen, indem du dich vielleicht als seinen neuen König einsetzt! Zuerst willst du mich vergiften, dann wirst du den Thron stürzen.“ „Werde ich nicht“, verteidigte sich Avram. „Andere jedoch werden kommen, die es tun werden. Sie sind es, gegen die du dich schützen musst. Nicht gegen mich, nicht gegen meine Schwester.“ „Ist Sarai deine Frau?“ milderte der König seine Worte, als er die Sinnlosigkeit seiner Anklagetaktiken erkannte. Amenemher saugte an einem lockeren Zahn. „Ebenso meine Schwester.“ Avram änderte auch den Tonfall seiner Stimme.
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„Ja. Meine Kultur verlangt auch von mir, meine Schwester zu heiraten. Es ist die Weise des ägyptischen Königtums. Aber ich wusste nicht, dass es auch die Weise der Babylonier ist.“ „Mein Vater Terah erlaubte es.“ „War dein Vater ein König?“ „Er hatte es gewünscht.“ „Er vermachte dir seinen Ehrgeiz. Also, statt Chedorlaomers Armeen und Hofintrigen sollte ich sogar mehr deine Gegenwart fürchten. Du bist ein landloser König, der ein Land zu besitzen sucht.“ „Ich bin nicht hier, um Ägypten zu besitzen.“ „Warum bist du dann hier?“ „Die unerschütterliche Weigerung der Wüste, Getreide und Wasser mir zur Verfügung zu stellen, schikanierte mein Vieh und die Loyalität meiner Nachfolger. Ich kam hier nur auf das Drängen meiner Gefährten. Ich bat meine Frau, dass, sollte es geschehen, dass jemand entdeckt, wie schön sie wirklich ist, sie erklären sollte, dass sie meine Schwester ist – denn es ist die Wahrheit.“ „In Retenu, dem Land der Kanaaniter, wäre ich überzeugt, dass du ein Mann bist, der nicht zögern wird, in dein Gemach was auch immer für eine Ehefrau oder Frau zu nehmen, die du für dich selbst forderst. Ich hörte es sagen, dass ‚du nimmst, wen du willst’, sogar bis zu dem ‚Punkt des Ermordens’, wer sich in deine Wünsche einmischt, zu erlangen, was ‚deinen Appetit anregt’.“ „Du bist kühn, mit mir so hasserfüllt zu sprechen. Ich bin kein so scheußlicher Tyrann. Ich bin nicht so unbarmherzig, dass ich alle Männer ermorden würde, damit ihre Frauen mich mit sexuellen Vergnügungen versorgen. Nimm deine Frau – deine Schwester – und verschwinde so schnell wie möglich aus meinem Land.“ „Ich werde gehen. Ich werde auch zurücklassen, was du mir gegeben hast, denn es soll nicht gesagt werden, dass sie ‚durch Manipulation und Verrat verschafft wurden’.“ „Ich will nicht, dass du mir diese dünnen Biester und das matte Metall zurückgibst. Soldaten, kümmert euch darum, dass alle Babylonier vollkommen aus Ägypten verbannt werden. Kümmert euch darum, dass an alle meine Grenzwachen Nachricht gesandt wird, dass diesen Wanderern: ‚diesen einfach aussehenden Typen’ kein Wiedereintritt erlaubt wird.“ Von Unterägypten, von der Stadt Zoan, eskortierte die Sondereinheit Avram und seine Gefährten zurück zum Negeb. Indem sich der Hauptmann der Wache über Avrams Abreise vergewisserte, errichtete er eine Tafel, die Avram und Lot und seinen Gefährten einen Wiedereintritt verbot. Lange beobachteten die eskortierenden Wachen die Menge, wie sie mit dreihundert Stück Vieh und Dutzenden Dienern und Dienerinnen hinüberzogen. Ein paar Wachen, die Avram für seinen Sieg über den
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König bewunderten, fragten sich heimlich, wie es für einen so groben, niedrigen Babylonier möglich war, seine Reichtum zu erlangen.
Das Hügelvolk des Industals, das zufällig zu derselben Zeit durch die Grenzländer der arabischen Halbinsel wanderte, hörte auch von dem listigen Betrug des Babyloniers über den jungen, lüsternen ägyptischen König. Neulich verlor dieses Hügelvolk eine schreckliche, grausame Schlacht gegen die Elamiten. In ihren Siegesfeiern vertrieben die erobernden Elamiten das Hügelvolk aus dem weiten, fruchtbaren Tal. Als die Hyksos-Auswanderer die Randgebiete der scheinbar endlosen ägyptischen Savannen ereichten, beobachteten sie Avrams lange Prozession. Jahrzehnte später verwurzelte sich König Salatis von den Hyksos schließlich in die ägyptische Kultur. Da König Salatis ihre Schwächen kannte, stürzte er den ägyptischen Thron für sich selbst!
Avram kehrte nordwärts zurück in die Gegend zwischen Bet-El und Ai. Sobald Avram dort war, opferte er ein weiteres Schaf auf demselben Altar, den er früher errichtet hatte, und segnete Jahwes Namen für sein Einschreiten in seinem Dilemma.
Mehrere Wochen danach rief Avram Lot vor die große Versammlung der Männer. Vor ihnen beglückwünschte Avram öffentlich Lot zu seinen listigen Fähigkeiten, die Menge seines Viehs so stark zu vermehren. Während der rauen nördlichen Hungersnot waren die zahlreichen Gazellenherden und Wiederkäuer dezimiert worden, indem sie in der ganzen Gegend beinahe ausgestorben waren. Die sanften Schafe, die sich bereitwillig dem Land anpassten, wurden das neue hauptsächliche Fleischerzeugnis der Leute. „Du hast es in Ägypten gut gemacht.“ Avram legte seine Arme um die Arme seines Neffen. Lot strahlte vor Stolz. „Indem ich dir strikte Aufmerksamkeit schenkte, Onkel.“ „Was du erlangtest, tatest du so bewunderungswürdig. Du hast den Erfolg des Tauschhandels gelernt, wo es nichts zu handeln gab, und du hast gelernt für dich zu entwickeln, was für dich zu entwickeln notwendig war.“ „Eliezer wachte über mich. Was er riet, beachtete ich.“ „Also, ist nun Frieden zwischen euch beiden?“ „Ist es. Seit den Tagen von Damaskus sind zu viele Dinge für mich geschehen, um reif zu werden. Ich ließ meine Jugend in Ägypten.“ 33
„Du bist dann bereit, nicht wahr, für die Ehe?“ Lot strahlte vor Freude und nickte schnell.“ „Ich werde aus Nahors Haus um eine Ehefrau senden.“ „Bitte, Onkel“, widersprach Lot Avram. „Darf ich nicht selbst wählen, wen ich zu ehelichen wünsche?“ „Das ist nicht der Brauch“, runzelte Avram die Stirn, wobei seine Stimme unangenehm wurde.“ „Wir sind in einem neuen Land“, argumentierte Lot wieder gegen Avrams Wünsche, „weit weg vom Zuhause meines Onkels. Erlaube mir, ich bitte dich, die Ägypterin zu wählen, die neben meiner Karawane gereist ist.“ „Eine Ägypterin?“ Avram schritt etwas von seinem Neffen weg. Er hatte zwischen den beiden nie eine solche Möglichkeit empfunden. „Wenn es erlaubt ist“, verbeugte sich Lot. Avram drehte sich um, um seine Gefährten und Ratgeber anzuschauen. Er bemerkte ihr Schweigen. Er erhob sich auf seine Zehenspitzen und hoffte, dass jemand gegen die Mischehe Einwände erhob. Niemand tat es. Es gibt keine Einwände aus dem Lager. Jedoch die ägyptischen Dienstmädchen sind an Reichtum und ergötzliche Dinge gewöhnt, und solche Wünsche mögen schließlich eure Mühsal verursachen.“ „Ich bin ein wohlhabender Mann. Beinahe dir gleich.“ Avram nickte und stimmte mit Lots Behauptung überein. Er verweilte einige Augenblicke auf dieser Angelegenheit. „Hast du die Folgen bedacht?“ fragte Avram schließlich Lot. „Es gibt viele Nationalitäten in diesem Lager“, anerkannte er die Tatsache. „Es mag klug sein, sie zu deiner Gefährtin zu wählen.“ Er wurde wieder nachdenklich und wartete, dass jemand Einwände gegen die Hochzeitsanordnungen erhob. „Drei Generationen lang dürfen deine Kinder nur Babylonier heiraten“, durchdrang ein Gedanke unerwartet seinen Sinn. Als er von Angesicht zu Angesicht schaute, sah er, dass sich von keinem die Lippen bewegten. Der Gedanke kam von tief in ihm. Ein heimlicher, nicht zu beseitigender Gedanke. Er gab ihn schnell auf und vergaß, dass eine solche Sache auf geheimnisvolle Weise geschehen war. Wieder hatte keiner gegen die Mischehe Einwände. Endlich fügte er hinzu: „Ich werde es erlauben.“ Kurze Monate später fand das Hochzeitsfest zwischen den üppigen und angenehmen Bäumen statt. Hunderte Gäste brachten Lot und seiner Braut Geschenke. Nachdem die Ehebündniskerzen ausgelöscht wurden, versagte jedoch das Beispiel von Lots Vereinigung mit einer Ausländerin, die anderen Babylonier zu ermuntern, sich mit den anderen Nationalitäten zu verbinden. Die freigekauften ägyptischen Familien, die den brennenden Schmerz des Vorurteils fühlten, forderten auf ähnliche Weise zusammen zu bleiben.
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Ein bitteres Loslösungsbestreben entwickelte sich in Avrams Lager. Er musste zu einem Vergleich kommen, da die ursprünglichen babylonischen Nachfolger beschlossen, einen Erlass herauszugeben und die Mischehe verboten, um ihre ursprünglichen Blutlinien zu bewahren. Die mächtigen Familien weigerten sich, ihre Kinder zu ermuntern, mit den Kindern der früheren ägyptischen Sklaven zu spielen. Eine Sondersitzung wurde einberufen. „Es ist keine Frage der Mischehe“, erklärte ein Mitglied. „Die echte Frage ich über Recht und Macht. Wir sind Babylonier. Sie sind eine Blutvermischung, gezeugt von Kötern.“ „Überdies“, behauptete ein bedeutendes Ratsmitglied in dem Versammlungszelt, „weil diese früheren Ägypter und anderen Nationalitäten keine Zeugen Jahwes sind, können sie seine Gesetze nicht begreifen. Sie können uns verderben. Wir werden durch ihre Worte und Ideen angepasst. Wir sind wenige und sie sind viele.“ Avram verstand diese Bedeutung: „Die ausländischen Fremden unter uns dürfen sich nie über ihren niedrigen Stand unter dem Rest des Lagers erheben.“ Die kleine, aber höchst einflussreiche Gruppe debattierte die ganze Nacht, warum die anderen Nationalitäten niemals als gleich unter den Babyloniern angesehen werden dürfen. „Die Ausländer sind eifersüchtig und versagen unvernünftigerweise zu verstehen, warum wir unseren Wohlstand verdienen. Uns müssen territoriale Rechte für unsere weidenden Herden gewährt werden, und die Ausländer müssen sich um ihre eigenen Angelegenheiten so gut sie können kümmern.“ Grob, arrogant weigerte sich die babylonische Machtbasis, anzuerkennen und hielt an die im Voraus bestimmten Zeiten fest, dass das Vieh von den Ausländern getränkt wurde. Avram hasste die Intensität der Situation. Er schaute Lot und Eliezer und seine Ehefrau Sarai an. „Ich gebe zu, dass die Nationen, die wir aus Ägypten brachten, sich nicht nur voneinander teilten, sondern auch von uns. Um dies zu beheben, müssen wir sie eindeutig informieren, dass sie für uns, noch für irgendeinen anderen Menschen Sklaven sind. Was Jahwe betrifft, müssen wir ihnen beibringen, wer er ist und was er mit uns vorhat. Dadurch werden wir alle gleich werden. In dieser Gleichheit wird die Mischehe zulässig, so wie die Verteilung des Landes und des Wassers.“ „Freiheit für die Ausländer?“ flüsterte Eliezer. „Unter Jahwes leitenden Händen.“ „Erinnere dich, Avram, wir Babylonier sind für unser Vorurteil gegen alle Ausländer bekannt. Nur Lot ist erlaubt worden, eine Außenseiterin zu heiraten, und nur nach einer beachtlichen Debatte und Disharmonie unter unserer Art. Der Rest weigerte sich klugerweise oder unklugerweise. Wenn du Gleichheit unter den Nationen zeigen wolltest, warum hast nicht du, Avram, der Führer unseres Volkes, eine Konkubine aus einer fremden Nation genommen. Durch ein solches Beispiel wäre es leichter gewesen, Frieden unter unseren Gruppen zu bewahren.“ 35
„Jahwe stelle mich neben Sarai“, erwiderte Avram. „Nicht neben sonst jemanden.“ „Falls Vorurteil vollkommen verschwinden soll, musst du für uns ein Beispiel setzen.“ „Habe ich es nicht getan, indem ich Lot erlaubte, eine Ägypterin zu heiraten?“ wiederholte Avram. „Sie ist eine Sklavin. Ihre Beine spreizen sich auf den Befehl ihres Herrn.“ „Eine Sklavin?“ Avram sprach die Bezeichnung aus. Sie schien faul in seinem Mund zu sein. „Warum werden Leute die Sklaven einer anderen Person. „Avram fragte dann Eliezer. Er wollte das Thema von Frauen auf Sklaven wechseln, als Eliezer versagte, den Unterschied zwischen den beiden Dienstzuständen zu unterscheiden. „Krieg, Schulden, zu faul, um sich um sich selbst zu kümmern – oder die völlige Selbstsucht eines Menschen gegenüber eines anderen Menschen?“ fragte Eliezer. „Krieg kann sicher Freiheit besiegen. Faulheit würde einen Mann die Obhut eines stärkeren Hauses suchen lassen. Aber wie du sagtest, was wenn“, Avram setzte dieses Szenario für Eliezer fest, „ein Mann sich verschuldet und seine Dienste eintauschen muss, um die Last zufrieden zu stellen?“ „Wie wir früher sagten, er, und wahrscheinlich seine Familie, wird der Sklave des Herrn“, antwortete Eliezer. „Ein Mann wurde ein Sklave, weil er Geld verdient?“ „Ja, wir redeten darüber schon vernünftig.“ „Und könnte es sein, dass Schulden entweder aus Faulhaut oder vielleicht Unglück entstehen?“ „Natürlich. Landverlust durch Hungersnot oder Flut oder anderen Dingen.“ „Dann wird nicht jeder ein Sklave, weil er faul ist oder von einer stärkeren Macht besiegt wird.“ „Nein“, antwortete Eliezer. „Aber was hat dies mit Mischehen und der niedrigeren Position der Frauen zu tun?“ „Frauen sind Männern nicht unterlegen. Sie ergeben sich ihrem Ehemann, weil Havva der erste Mensch war, der gegen Jahwe eine Übertretung beging. Sarai ist in jeder Hinsicht mir gleich. Der Wunsch des Mannes zu herrschen hat die Frauen zu einem niedrigeren Stand gebracht. Jedoch wünsche ich die Sklaven anzusprechen, die infolge der wirtschaftlichen Notwendigkeit Sklaven wurden. Es gibt viele solche Männer in unserem Lager, und ich will einen Weg ausdenken, um sie von ihren Fesseln zu befeien. Ich benutze unsere Unterhaltung über Frauen und ihren gesetzlichen Status unter uns als eine Ausrede, unsere Unterhaltung zu erweitern, um die anderen Klassifikationen der Sklaverei zu beinhalten.“ „Den Punkt, den du zu machen wünschst, ist?“ drängte Eliezer. „Ich will dies vorschlagen: statt einen Mann und seine Familie beständigen Sklaven werden zu lassen, weil sie jemandem Geld 36
schulden, sage ich, lasst den Schuldner für ein Maximum von sieben Jahren die Schulden abarbeiten. Nicht länger als das wird seine Sklaverei erlaubt sein. Weiters schlage ich vor, während er die Schuld abarbeitet, er Geld und Länder für sich und seine Familie anhäufen darf. Diese werden ihm durch das Recht der Arbeit gehören. Diese Dinge dürfen ihm nicht weggenommen werden.“ „Wer wird solche Weisungen in Kraft setzen?“ „Gerichtshöfe werden das Urteil der Gemeinschaft diktieren. Die Gemeinschaft wird unter Jahwes frei verfügbaren Augen sein.“ „Es gibt nirgendwo eine solche Nation.“ „Ja, gibt es. Diese Nation existiert jetzt. In diesem Land. Wir sind diejenigen, die sich darum kümmern werden. Mit der Zeit wird es in einer lebendigen juristischen Person formuliert; und der Einfluss dieser Nation wird den Sinn von jedem berühren.“ „Noch eine Prophezeiung?“ behauptete Eliezer. „Eine Behauptung, wie Jahwe die Dinge zu sein beabsichtigt“, erwiderte Avram. „Wie gärte diese Idee in deinem Sinn?“ fragte Lot. „Ich erinnere mich an Ebers Lektionen. während der Zeit der Existenz vor der großen Flut lebten die Menschen im dunklen, düsteren, ambitionslosen Abgrund. Keine Regierung kontrollierte sie. Keine Gesetze unterwarfen sie. Chaos schuf die Wünsche des Tags. Abel erhob sich, um ihnen die Bedeutung des Opfers und Gebete zu Jahwe zu lehren, und um uns den Maschiach zu bringen. Seth wurde der Vorvater dieses ‚Samens’. Noah trug den Traum durch die Furcht vor Jahwes Rache gegen Sünde und Unmoral. Eber nahm die Ideologie an und lehrte sie mir. Jahwes leitende Prinzipien bekräftigten den klangvollen Gedanken in meinem Wesen. Wiederum präsentiere ich ihn euch.“ „Ich verstehe es nicht völlig“, bekannte Lot. „Ich werde es in meinen Chroniken dem Wohlstand zuliebe anmerken.“ Danach wandte sich Avram an Sarai und fragte: „Was soll ich bezüglich deines Aufenthalts bei dem ägyptischen König schreiben?“ „Ich werde nicht sprechen, was geschah, noch soll es aufgezeichnet werden.
In den nachfolgenden Jahren zeugten Avrams Nachfolger viele Söhne und Töchter. Ihre wachsenden Zelte griffen auf die Nachbarszelte über und während der privaten Tätigkeiten der Nacht zogen alle Geräusche deutlich in die Vorstellungskraft der Zuhörer. Avram und Lot, besorgt über den moralischen Maßstab ihrer Schützlinge, setzten während des ersten, dritten und fünften Morgens der Woche eine Lernzeit ein, um dem Volk Jahwes Prinzipien beizubringen. Nach und nach über die Zeit hin begannen ein paar der Eltern die 37
Lektionen zu schätzen. Durch Handlung und Übung genossen diese Familien die Konzepte der Freiheit, die die Lehrer ihnen beibrachten. Bald verkörperten sie den neuen Glauben in ihren Haushalten und Persönlichkeiten. Es gab jedoch andere, die von der Wahrheit und den Inspirationen der Lektionen unüberzeugt blieben. Je mehr sie zuhörten, umso verwirrter wurden sie. Die Ideologie von einem einzigen Gott, der einen ewigen Herrscher über die Menschen zu präsentieren suchte, verwirrte sie. Mit der Zeit lehnten sie die Ideologie ab. Gelegentlich wanderten ein paar dieser jungen Männer in die Lager der Perisiter, wo sie sich mit den Töchtern des Dorfes trafen. Angezogen durch ihre leichte Verlockung schlossen sich die jungen Männer diesen Haushalten der Perisiter an. Schließlich geschah in dem Lager der Anspannung und des geteilten Glaubens der letztendliche Streit. Es geschah während eines milden Nachmittags. Die angenehme Brise und das grüne, nahrhafte Tal und der sanfte blaue Himmel waren von spektakulären Wolkenformationen überfüllt. Unter diesem schönen ruhigen Tag braute große Feindseligkeit. Mehrere Gruppen von Männern kämpften gegeneinander. Schreie rissen durch das Tal, als die kühle Luft gegen ihre schweißnassen Gesichter blies. Widersprüche folgten. Die Bäume und Wolken blieben malerisch. Eine Herde von Tieren graste auf den fernen Weiden und wurde gelegentlich von einem Schrei erschreckt. Das Kämpfen hörte auf, als der Tag dunkel wurde. Das blutbefleckte Gras inmitten von einem Ozean von sanften Strömungen leugnete den Angriff. Nur der Geier und der Adler, die in den nahe gelegenen Ästen warteten, um zu schmausen, gestanden das Ereignis ein. Es begann so. Mannschaften von rivalisierenden Familien verlangten, ihre Viehherden zur gleichen Zeit zu tränken. Zwei rivalisierende Familien stritten miteinander und schließlich zwangen sie eine nicht wieder gut zu machende Spaltung in das Lager. „Sollen wir dem Volk der Nationen erlauben, unser Benehmen zu bezeugen?“ wandte sich Avram an Lot. „Wir sind von Tausenden Kanaanitern und Perisitern umgeben. Dieselben Nationalitäten stehen vielleicht auf der Seite von Ampraphel und Arioch. „König Amenemher ist nun von König Tamios ersetzt worden. Von dem, was ich verstehe, ist er bereit, von den Hyksos überwältigt zu werden. Wir müssen uns gegen interne Konfrontationen schützen.“ „Wie soll ich meine Hirten kontrollieren?“ verlangte Lot zu wissen. „Sie streiten endlos über die Zeit des Tages, die ihnen erlaubt sein sollte, um das Vieh zu tränken, und dann streiten sie über das Essen von Hammelfleisch, und dann streiten sie über das Essen von Steak und über das Essen von Gänsen. Niemand kann übereinkommen, ob dunkles Bier oder Bier oder Wein am besten zu gebratenem Lamm serviert wird! Dann wenn es um Rindfleisch geht, pass auf!“
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Avram lächelte matt. Seine Augen strahlten mit mehr Falten. Lot fügte leise hinzu: „Es ist eine mühselige Zurschaustellung, Onkel. Erlaube mir bitte, einen Vorschlag zu machen.“ Lot nickte. „Wir müssen den Frieden unter uns und unter unseren Hirten aufrechterhalten, denn wir haben sie aus Ägypten als Sklaven gebracht und ihnen Freiheit gewährt. Sie mussten seine Bedeutung und Verantwortung lernen, aber sie haben noch nicht ihre Mentalitäten zur vollsten Auswirkung gereizt. Wir können ihnen nicht erlauben, zurückzuschreiten. Was wir vollendet haben, müssen einen Tages die führenden Gesetze der Verfassung eines Landes werden. Überdies sind du und ich direkt miteinander blutsverwandt, und zu einem wahreren Grad durch die Bindung von Jahwes Mission zum Maschiach. Die meisten der Männer, die hier sind, sind wegen ihren emotionalen und wirtschaftlichen Bedürfnisse bei uns geblieben. Ich ziehe jedoch vor, dass sie weiter bei uns wegen ihrem Glauben und ihrer Ergebenheit zu Jahwe bleiben. Realistischerweise jedoch ist es nicht die Wahrheit. Können Menschen zusammen bleiben, ohne vereinter und ergebener Liebe zu Jahwe? Um Jahwe zu lieben, kann das Streiten erlaubt werden, fortzusetzen?“ Lot antwortete: „Wir können es tun, wenn wir eine Stadt mit Mauern bauen und wenn wir für Jahwe einen Tempel bauen.“ „Uns ist eine solche Sache nicht angewiesen worden.“ „Es gibt noch die Stadt Salem.“ „Ich weiß nicht, wo sie zu finden ist.“ „Wird Eber nie wieder zu uns zurückkommen?“ „Ich kann nicht beantworten, was ich nicht weiß.“ „Was machen wir?“ „Lot, wir müssen unser Lager teilen. Es gibt Hunderte Männer hier. Ihre Ehefrauen und Kinder sind zu zahlreich für dieses Stück Land, um sie weiter zu ernähren. Haben wir nicht im Negeb gelernt, dass Land nicht unerschöpflich ist? Und wenn wir hier bleiben, wird das, was du vorschlägst, unsere Realität werden. Wir müssen vielleicht Mauern und Häuser errichten und unsere Energie verwenden, sie einzurichten. Dies zu tun wäre eine direkte Missachtung meines Wortes an meinen Freund Mamre. Hatten wir nicht einen Vertrag mit ihm geschlossen, dass wir hier keine Stadt bauen würden? Wir müssen uns daher trennen.“ „Wohin soll ich gehen?“ bat Lot entsetzt zu wissen. „Wohin auch immer du es auswählst. Ich werde nicht erlauben, dass weitere Zwietracht geschieht. Schau. Siehe, die Welt liegt vor uns. Wenn das nördliche Territorium für dich ist, werden die südlichen Länder mir gehören. Solltest du die südlichen Horizonte vorziehen, wird die nördliche Umgebung mir gehören.“ Lot dachte über die Anlage des Landes nach, dann antwortete er: „Viele der jungen Männer sind ins das Jordantal gegangen. Ich bin dort 39
selbst in vergeblichen Versuchen gereist, um die jungen Männer zu überzeugen, nach Hause zurückzukehren. Das Land ist fruchtbar und es gibt zahllose Seen. Onkel, ich habe mehr Rinder als Schafe. Du hast mehr Schafe als Rinder. Erlaube mir, falls dein Herz mich veranlasst, das Tal Siddim zu wählen. „Die Städte Sedom, Amorah, Zoar und Zeboiim liegen darin.“ „Ich weiß. Meine Frau liebt es, ihre Silbergewichte für deren Seidenkleider einzutauschen.“ Avram brach in Lachen aus. „Siehe, warnte ich dich nicht! Gehe dann, Lot, gehe. Gehe mit meiner tiefsten Liebe und Zuneigung. Gehe mit meinen Tränen auf deinen Wangen, mein liebster Neffe.“
Die nächsten Tage vergingen mit Lots Gefährten, die ihre Zelte abbauten. Nachdem sie ihre Stangen auf den Rücken der Kamele aufstapelten, setzte ihre Karawane nach Süden um die sanft verlaufenden Hügel des Landes fort und reisten, bis sie Beersheba erreichten. Von dort wandte sich Lots Lager nach Osten und stieg in das reiche furchtbare grünte Tal direkt vor ihnen hinab. Als die Leute der Karawane tiefer landeinwärts zogen, pflückten sie die Granatäpfel von ihren hängenden Büschen und zogen aus der Erde Dutzende Kohlköpfe und Trauben. Für den Augenblick schmausten sie und erklärten freudig einander den günstigen Vorteil, in einem so reichen und fruchtbaren Land zu sein. Als sich Lots Karawane der Stadt Sedom näherte, wurden die Hirten bei den Hunderten strahlenden Feuern, die von den höchsten Türmen der Mauer ausgingen, fasziniert. Die wohlriechenden gelben, roten, grünen und violetten Rauchfahnen stiegen in den blauen Himmel auf. Die Farbzusammenstellung vermischte sich ineinander unter der Wolkendecke und malte sie zu einer unheimlichen, schillernden Farbe. Die unterschiedlichen Farben erhoben sich zu den dicken Quellwolken und faszinierten die Kinder noch mehr als die Eltern. Die Stadtingenieure entwarfen absichtlich Schornsteine, um den Rauch hinauszulassen, der sich mit den Wolken vermischte, die fortwährend über sie schwebten. Dies wurde getan, um die Stadt vor den Augen Gottes zu verbergen. Die Erbauer entwarfen auch erfindungsreich die Dämme der Stadt, damit die kühlen Morgen- und Abendbrisen in die Häuser strömten und die Rauchwolken nach oben oder davonbliesen. Viele der Bürger, die die Farbzusammenstellung des Himmels genossen, gestalteten entfernbare Dächer, um die bunten Wolken zu beobachten. Das Mischmasch der reflektierenden Farben jedoch malte eine betrügerische Ruhe über die stillen Gewässer der zahlreichen Seen, die die beiden Städte umgaben. Gelegentlich wagte sich eine Antilope oder eine Kuh oder ein Büffel, die der Stille des Wassers vertrauten, sich zu weit in den einen See hinaus. Dann, während es hinunterglitt, verfingen 40
sich seine Füße in dem Bitumenboden. Das dicke Gel, das sich um die Füße des Tiers legte, zog es immer tiefer in seine Falle. Das brüllende und verängstigte Tier, das gegen den grausamen Sog ankämpfte, sank tiefer in den Teer. Innerhalb von kurzen Augenblicken schloss sich der Körper Hunderten anderen Knochen im Kern der Grube an.
Die schwarze Unterlage der Wolken entzückte den König. Die schlichten weißen Kappen der Wolken zwangen ihn zu einem Stirnrunzeln. „Warum kann nicht eine einzige schwarze Wolke über uns sein?“ forderte er die Ingenieure heraus. An diesem besonderen Tag gab er es auf, mit den Schwachsinnigen zu streiten. Resignierend setzte er sich auf den höchsten Turm und beobachtete die zerfahrenen Wolken und die infernalen Sonnenlichtlücken. Während er den aufheiternden Tag verfluchte, entfachte der Klang einer neu ankommenden Karawane sein Interesse. „Bringt mir besseren Wein“, verlangte der stümperhafte König. Ein junger Knabe bereitete sofort den achten Becher Wein des Königs zu. Indem der König durch benommene Augen zuschaute, sah er, wie die kleinen Rinder in der Ferne immer größer und größer wurden. Es war, als ob er durch ein umgedrehtes Teleskop blickte. Lot, der den König nicht sah, konzentrierte sich auf das Eintrittstor der Stadt. Dort waren heute mehr Leute als er sich je erinnerte, dass sie in der Stadt waren. Er blinzelte mit seinen Augen und sah Gestalten von Männern, die neben anderen Männern herumschlenderten. Schamlos legten sie ihre Arme über die Taille des anderen. Indem sie ihre Tuniken absichtlich weit offen hatten, blitzten riesengroße Goldhalsketten. Große Smaragdringe zierten ihre Finger. Schließlich näherte sich Lot dem vorderen Haupttor. Lot schaute vor seine Karawane. Vor mehreren Häusern warteten Dutzende Männer in einer einzigen Reihe und legten in die Hand des Zuhälters, was er für die Gunst der Prostituierten, die drinnen warteten, akzeptieren würde. Er drehte sich herum und sah seine Nachfolger begierig lächeln. „Du akzeptierst das?“ fragte der Mann sofort vor ihm. „Es war dasselbe in Ägypten. Kümmert euch nicht darum.“ „Lot, danke, dass du uns hierher gebracht hast“, behauptete ein anderer Gefährte fröhlich. „Ich fürchte, ich machte ein Fehlurteil“, entschuldigte sich Lot schnell, mehr zu sich als zu seinen Nachfolgern. „Ich kannte nicht das Ausmaß ihrer Bosheit.“ „Was für eine Bosheit? Es ist Festzeit. Genieße es!“ „Gehst du in die Stadt?“ „Höchstwahrscheinlich!“ Lot säuberte seine oberen Zähne mit einem grünen Pflanzenstängel und akzeptierte den Verlust seiner Gefährten. „Ich werde mein Zelt dort
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drüben aufstellen, bei diesen Bäumen. Die Rinder müssen getränkt werden.“ Die Männer weigerten sich, zu den durstigen Rindern zu gehen. „Ich vermute, ich kann sie tränken.“ „Ja, bitte, tue das für uns. Und wenn es dir nichts ausmacht, werden wir Spaß haben.“ Die Männer hinten, aufgeregt durch das helle, intensive Feuer und von dem fröhlichen einladenden Melodien der Musik, begannen die Hinterteile der Rinder zu schlagen und sie zu zwingen, in die Teiche zu sausen. „Junge“, klopfte der König auf die Schulter des jungen Kindes, „pass auf, was passiert.“ Mehrere der führenden Rinder, die von den Rindern hinter ihnen gestoßen wurden, gingen in dem See herum. Andere, die hinterher stolperten, zwangen die Leitkühe weiter in den See. Eine dritte Gruppe durstiger, brüllender Rinder eilte ungehindert in den Teich und zwang die erste Gruppe tiefer hinein. Die Hirten, unbesorgt über die Qual der Rinder, wollten, dass sie so schnell sie konnten fertig tranken. Indem sie die Situation ermunterten, schlugen sie unwissend die hinteren Enden der dritten Gruppe und zwangen den ersten Haufen, sich mehr nach vor zu bewegen. Indem sie es taten, verfingen sich ihre Füße in dem Bitumen. Wieder schlugen die Hirten gefühllos die hinteren Enden der Rinder. Die Rinder hinten, die an die gewalttätigen Grünschnäbel und an die groben Erschütterungen und Geräusche nicht gewöhnt waren, sprangen über die vor ihnen. Das unerwartete Gewicht der dritten und zweiten Gruppe schob die erste Gruppe tiefer in den einfangenden Schlamm. „Was machen die Männer?“ fragte Lot die Frauen, die die Zelte errichteten und die Mahlzeiten zubereiten?“ „Sie eilen mit dem Vieh, um es zu tränken.“ „Warum schreien sie so laut?“ „Siehe selbst“, erwiderten die Frauen, die über die Frage ungeduldig wurden. Der König schrie amüsiert nach den Bürgern, stehen zu bleiben, zuzuschauen, sich zu entzücken. Die Menge, die den Anblick des Viehs sah, das in dem See feststeckte und übereinander sprang und aufs Geratewohl ineinander torkelte, lachte spöttisch. „Die dummen Idioten!“ „Schaut! Das Bitumen hat die Rinder erwischt! Sie ertrinken!“ Außer sich hoben sich die Kuhköpfe und versuchen, was sie konnten, Luft zu kriegen. Das Gewicht der anderen Kühne auf ihnen zwang diejenigen auf dem Grund, sich zu widersetzen. Sinnlos, in äußerster Qual, schrien die Rinder, um den ertränkenden Gewässern zu entkommen. Lot, der zu den Hirten rannte, nahm von dem nächsten Mann den Stab und schlug ihn gegen die letzte Rinderreihe, wobei er ein paar der Kälber zwang, zurückzugehen.
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„Ihr verdammten Narren! Ihr Schwachköpfe! Das Wasser ist eine tödliche Falle! Bringt die Rinder fort von dem Wasser.“ Verwirrt wurden die Männer von der Last der doppelten Befehle gefangen: einer schrie nach vor, ein anderer schrie zurück. Als die Hirten endlich den Schrecken der Gewässer erkannten, brachen sie in die Linien und zwangen das Vieh, was sie konnten, zurückzugehen. Während die Hirten gegen das Gewicht der sich vorwärts bewegenden Rinder ankämpften, fuhren die Sodomiten fort zu lachen. Inspiriert begannen sie das ertrinkende Vieh mit Steinen, die sie finden konnten, zu bewerfen. Die Kinder, die sich der kräftigen Folter der Rinder anschlossen, zielten mit ihren Steinen in die Augen der Rinder. Lot, der das unglaubliche, entsetzliche Ereignis beobachtete, hörte mit seinen Bemühungen auf, die Kühe von dem saugenden Teich zu befreien. Vor Unglauben wie angewurzelt stand er mit gebeugten Schultern und schaute auf die letzte ertrinkende Kuh. Unfähig, von der qualvollen Szene davonzurennen, sah der besiegte Mann, wie die letzte Kuh vergebens ihren Kopf nach oben vor den um sich greifenden Wellen zu drehen. Er sah ihre qualvolle Zunge heraushängen, als das Wasser ihre Kehle hinunterfloss, bis das Tier unter dem Wasser verschwand. „Wie viele haben wir verloren?“ brachte er sich schließlich dazu, in dem Dunkelwerden des Tages zu fragen. „Die Hälfte, glaube ich.“ „Wie konntet ihr keine Achtsamkeit eurer Arbeit schenken?“ „Schiebst du die Schuld auf uns?“ „Tue ich.“ „Du hast mich heute einen Schwachkopf genannt, nicht wahr?“ „Ich tat es aus Wut. Was du getan hast, war töricht und unvernünftig.“ „Es war nicht unvernünftig für dich, in die Stadt zu eilen und für deine besten Freunde, sich bei den Huren einzunisten, nicht wahr? Ich wollte selbst Vergnügen.“ „Auf Kosten deiner Arbeit?“ „Ich bin ein freier Mann, nicht wahr?“ „Ja, bist du.“ „Dann war es meine Entscheidung zu tun, was ich wollte.“ „Du hast versagt, deine Verantwortung zu erkennen.“ „Ich habe keine Verantwortung, außer die ich tun will.“ „Das ist nicht die Bedeutung von Freiheit.“ „Was ist sie dann?“ „Zu kommen und zu gehen, wie man wünscht. Seine Rolle mit einer anderen zu rationalisieren und...“ „Halt! Alles, worum ich mich kümmere, kommen und gehen zu können, wie ich will.“ „Es ist eine Facette.“ „Dann auf Wiedersehen! Kümmere dich selbst um deine Rinder!“ Als andere Mitglieder aus Lots Lager sahen, wie der Haupthirte aus dem Zelt ihres Führers eilte, und nachdem sie die heftige Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern gehört hatten, 43
beschlossen sie auch, dem Haupthirten in das tiefe Tal zu folgen, das zu den vier Städten führte. Viele Leute senkten ihre Zelte und verkauften sie schnell an die nächsten Kaufleute um das, was sie anboten. Sie wollten nicht länger Hirten sein und Lot folgen. So viele handelten mit ihren Gütern und wählten es, in dem harte Lehmhäusern der Städte zu wohnen. „Lot, kehren wir zu Avram zurück“, bettelte Lots Ehefrau. „Nein“, erwiderte er ruhig. „Wir haben noch ein paar Rinder übrig. Heute lernten wir eine bittere Lektion, aber wir sind noch immer sicher. Außerdem, weiß ich nicht, wie man einen tragischen Verlauf positiv macht?“ „Hast du genug Geld, um zu überleben?“ „Mehr als genug. Gehe mir voraus. Fühle dich sicher, deine Halsketten und Kleider zu kaufen. Es ist in Ordnung.“
In der Landstrecke zwischen Bet-El und Ai ging Avram ruhig zwischen den blühenden Blumen der Wiese. Gefesselt von der tiefen Schönheit der gelben und purpurroten und rosaroten Blumen und von der üppigen Weiche der Blütenblätter ließ er seine Handflächen über die Blumenbeete laufen. Für den Augenblick fühlte es sich an, als ob er wieder ein Kind geworden wäre. Es schien, als ob er eine Sache von intensiver Schönheit und des Geheimnisses entdeckt hätte. Die weichen Blütenblätter der Lilien faszinierten ihn. Der schöne weiße Trichter, der weit in ihren Strunk ging. Der lange grüne Stiel, der anmutig den Strunk stützte. „Avram“, erschreckte ihn Jahwes plötzliche und unerwartete Stimme. „Hebe deine Augen. Schau dich um. Alles, was du siehst, gehört dir. Alles Land, das sich vor dir erstreckt: Osten und Westen, Norden und Süden, gebe ich dir und deinen Kindern: für immer. Ich werde deine Kinder so zahlreich wie den Sand des Meeres und so zahlreich wie die Sterne machen. Wenn man die Sandkörner des Ozeans zählen könnte, würde man auch deine Kinder zählen können. Gehe vorwärts! Gehe durch dieses Land. Gehe seine Breite und Länge ab. Ich gebe alles dir.“ Avram montierte angetrieben, aufgeregt sein Zelt von seinem Platz in Bet-El ab. Innerhalb des Nachmittags reiste er nach Süden zu dem Land der Harzbäume. In der unmittelbaren Nachbarschaft seines Freundes und Verbündeten, Mamre, ließ Avram seine Rinderherde an den Randgebieten von Hebron weiden. Avram errichtete sein Zelt auf dem höchsten Grund, dann fuhr er fort, einen weiteren Altar zu bauen. Er streckte seine Hände aus. Der Mann, der sich gegen die untergehende Sonne abhob, bot Jahwe ein weiteres Opfer. Als er nach Norden schaute, fühlte er auf eigenartige Weise die Gegenwart der Stadt Salem. Er beobachtete das Vieh, das sanft das Gras fraß, und fragte sich. Wann würde Salem seinen Kindern gehören? 44
Kapitel Vierzehn Chedorlaomer In der Stadt Elam versammelten sich die Musikanten von König Chedorlaomers großer Armee auf den Brustwehren der Mauer. Die explodierenden Töne ihrer Hörner signalisierten den Beginn der Sklavenprozession, die durch das Tor eintrat. Tausende Menschen drängten sich auf den Straßen. Ihr Jubeln und Schreien übertönte die flehenden Worte der Sklaven. Winzige Kinder, die auf den Schultern ihrer Väter saßen, winkten glücklich, als die Peitschen die nackten Rücken der hageren Männer und Frauen schlugen. Unbarmherzig zwangen die Eskorten die gefangen genommenen Menschen, um die steilen Abhänge hinaufzumarschien. Hinter ihnen zogen Dutzende große Ochsen mit goldenen Seilen die starken Wägen, die Tonnen von Gerste und Feigen und Zedernbretter trugen. Die Ochsen zertrampelten den trockenen Schmutz und schufen Schlaglöcher auf den Straßen, über die die nachfolgenden unaufmerksamen Frauen stolperten. Eine Prozession von mächtigen Soldaten schloss die hinteren Ränge der letzten Sklavengruppe. Über ihre Schultern trugen sie einen geeigneten Tribut: Schwerter und Speere und Kriegsäxte. Sicheln mit langen Griffen ruhten an ihren Seiten. Zwischen den Bannern und Pferden notierten beauftragte Schriftgelehrte das eroberte Inventar. Künstler schlossen sich auch den bedeutenden Gästen des Tages an. Sie waren dort, um den Sieg für die Erben des Königs zu beobachten und ihm zu gedenken. „Alles haben wir! Alles kontrollieren wir!“ prahlte ein General. Chedorlaomer zwang sich zu einem leichten Lächeln, dann klopfte er dem höchsten militärischen Kommandanten auf seine Schulter, indem er ihn gönnerhaft behandelte. Er ging zum Gipfel der Zikkurat und wunderte sich über die saftigen, grünen Wälder, die die sanft geschwungene Landschaft prägten. Er kontrollierte ein Land, reich an natürlichen Bodenschätzen. Ein Land, das Hunderte natürliche und künstliche Wasserwege hatte. Ein Land jedoch, das für immer durstig zu sein schien. Ein Land, dessen Appetit nach Wasser nie aufhörte. Chedorlaomer nickte selbstbestätigend und bedauernd, dass er nicht mehr von dem, was er für sich erlangen wollte, hatte. Sein Land hatte hohe Berge, die ihn immer mit genug Wasser versorgten. Um jedoch sicher zu sein, dass sein Land seine verlangte Abkühlung erhielt, stellte Chedorlaomer Zehntausende Männer zur Arbeit an den Bewässerungskanälen ab. An jedem beliebigen Tag beobachtete er zufrieden, wie sie Pfade in die Erde schnitten. Er genoss es, ihre gebeugten Schultern zu sehen, die sich mit dem Gewicht der Steine abmühten. Er beobachtete jede Platzierung der Grundsteine für die Dämme, die er persönlich zur Kontrolle des Wasserflusses entworfen hatte. 45
Die Zeit kam endlich, als das Bauwerk ihn zufrieden stellte. „Wir haben keinen Bedarf an mehr Kanälen“, verkündete er. „Wohin tun wir diese Sklaven?“ „Lasst sie Mauern bauen. Ich will sie mindestens fünfzig, nein siebzig Fuß hoch!“ „Unsere Armeen sind unsere Mauern“, prahlte der General wieder. Wir werden die Mauern brauchen. Ich beschließe vielleicht Krieg gegen Ägypten.“ Der General senkte überrascht seine Augen, sein Gesicht wurde rot. „Was? Keine Bemerkungen?“ „Wir haben uns zu sehr ausgestreckt, um in ein so mächtiges Land einzumarschieren. Unsere Versorgungslinie ist noch nicht genug gefestigt. Wir sind zu weit weg von Ur, um Reserven zu verlangen, und was für Reserven dort sind, sind nicht genug.“ „Was kümmere ich mich um solche Dinge? Schulden die Könige des Südens uns nicht Loyalität? Wir stellen ihre Armeen neben meine und wir werden gehen, wohin auch immer wir wollen.“ Dann, indem er einen Schwung gehärteter, beschrifteter Tontafeln von seinen privaten Regalen nahm, fügte er hinzu: „Lies diese Berichte. Sie sprechen von einer geheimen Stadt. Eine Stadt des Wohlstands. Eine Stadt von geheimnisvoller Stärke.“ „Ich bin mit diesem Mythos betraut.“ „Ich bin diesem Mythos mein ganzes Leben lang nachgejagt“, erwiderte der König. „Mein Vater ermächtigte einen der Kaufleute, dorthin zu reisen. Er überquerte den Euphrat mit seinen Kindern und ich habe von ihnen seither nichts gehört.“ „Meine Männer versorgen mich fortwährend mit Gerüchten über die Hebräer.“ „Wo sind sie dann?“ „Ich weiß es nicht. Sie bleiben nie still. Sie bleiben nie irgendwo, wo ich sie erwischen kann. Es mag sein, dass sie in dieser geheimen Stadt wohnen. Falls ja, was hat es dann für einen Sinn, sie zu suchen? Niemand kann finden, was verborgen ist.“ Chedorlaomer lachte über die Worte des Generals. „Totengräber finden, was sie wollen! Schau dir diese Sklaven an. Kommen sie nicht aus Damaskus?“ „Ja.“ „Sammelt Ampraphel nicht Tribut von König Shinab ein.“ „Seit zwölf Jahren.“ „Und während diesen zwölf Jahren hat jemand diese mythische Stadt gefunden?“ „Einige Leute jagen nicht törichten Gerüchten nach.“ Augenblicklich bedauerte der General, seine Gedanken laut offen gelegt zu haben. „Meine Worte machen dich krank?“ „Ich entschuldige mich für diese Bemerkung. Es war nicht vonnöten.“ „Aber es ist zu spät für deine Entschuldigung. Daher ist es nun deine persönliche Aufgabe, diese Stadt für mich zu finden. Finde Eber. Finde 46
für mich seine Kinder: diejenigen, die Hebräer genannt werden. Bringe sie alle zu mir. Bringe sie her oder verzichte auf das Leben deiner Familie.“ Der General verbeugte sich und ging rückwärts vom König fort. Genau an diesem Tag eilte der General mit seiner Truppenformation und zog in die südöstlichen Länder ab. Der Marsch war für die tausend Soldaten ereignislos. Die voranschreitenden Späher fanden leicht die Handelsrouten. Indem sie schnell die Kontrolle der Straße übernahmen, zwangen sie die Frauen, die ihre Wäsche wuschen und die Nachmittagsmahlzeiten zubereiteten, ihre Arbeiten zum Vergnügen der sich nahenden Soldaten aufzugeben. Die Karawanenmeister, die den Aufruhr hörten, betrachteten den geheimnisvollen Wolkenstaub genau, zitterten, als sie erkannten, dass es eine heranmarschierende Armee war. Indem die Kaufleute anhielten und am Wegesrand stehen blieben, öffneten sie automatisch ihre Waren für die Soldaten und suchten, ihr eigenes Leben durch friedliche Zusammenarbeit zu schonen. Als die Infanterie und die Reiter vorbeizogen, füllte sich die ungepflasterte Straße mit dem Staub der Pferdehufe. Die Wirte fegten ihre Fußböden, und der Staub, der herausgefegt wurde, wehte zu den Büschen und bedeckte die Blätter mit Staub, die die hinteren Vorratswägen zu Boden trampelten. „Befrage diese Leute über die Hebräer und über die Stadt.“ „Wir wissen nichts über sie“, antworteten die Männer, die in ihrem Rückzug isoliert waren, wahrheitsgemäß. „Was hast du zu sagen?“ fragte ein brutaler Hauptmann einen Kaufmann, der sporadisch zitternd den Gurt des Kamels nicht loslassen konnte. „Ich sah eine gravierte Tafel am Eingangspfosten in Ägypten. Ein geschickter Leser sagte mir, dass sie von einem Mann namens Avram sprach, der Mitgefühl in Ägypten suchte und wiederum Betrug bot. Ich hörte, er sei ein Hebräer, aber ich weiß es nicht wirklich.“ „Warum weißt du es nicht?“ „Ich konnte die Hieroglyphen nicht verstehen.“ „Wer ist Avram?“ „Die Leute von Retenu sagen, dass er der Führer des hebräischen Volkes ist. Ich hörte, dass er gerecht handelt.“ „Die Leute von Retenu sprechen von dem Hebräer? Sie sind mit ihm verbündet? Falls ja, sind sie unsere Feinde geworden?“ Der verängstigte Mann zuckte die Achseln. „Sage mir: Wo lagert der Hebräer? Was für Besitztümer hat er bei sich?“ „Schafe, er hat Schafe. Das ist alles, was ich über ihn weiß.“ „Schafe! Diese verdammten, faulen, untauglichen Plagegeister! Dank den Göttern, dass wir sie vor Jahrzehnten einem törichten Kaufmann aus unseren Ländern aufbürdeten!“
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Der Kaufmann, der ein Lächeln erzwang, begann sich zu entspannen, während seine Hand nun leicht zuckte. „Warum lächelst du? Wieder erschrocken antwortete der Kaufmann: „Ich dachte, dass du einen Scherz machst. Ich hasse auch Schafe.“ Der Hauptmann grinste breit. Er probierte einmal Hammelfleisch, als er verzweifelt hungrig war. Es war fad. Als er lächelte, konnte der Kaufmann den schwarzen Zerfall zwischen seinen Zähnen sehen. Der Soldat erblickte, wie die Augen des Mannes sich weiter öffneten. Er wusste, dass der Kaufmann sein Gesicht von seinen verfaulten Zähnen abwenden wollte. Der Soldat verübelte es jedem, der ihn nicht akzeptierte, ohne Rücksicht auf das Aussehen seiner Zähne. Er wurde wütend und in einem reaktionsfähigen Augenblick tauchte der Hauptmann sein Schwert durch den Bauch des Mannes. Die Spitze der Schwertklinge trat in den Brustkorb des Kamels hinaus. Das Kamel sprang von dem Schmerz und rannte mit den schreienden Mann, der noch an seinen Brustkorb genagelt war, davon. Der Hauptmann brach in Lachen aus. „Soldaten! Tut, was auch immer euch freut!“ Plötzlich herrschte ein gewalttätiges, unerklärliches Blutbad über den Kaufleuten. Breite Schwerter zersplitterten die Schädel der Kaufleute in die Hälfte. Grobe, schwingende Sicheln trennten die Arme der anderen Männer ab, die sich automatisch erhoben, um ihre Gesichter vor den kastrierenden eisernen Instrumenten zu schützen. Entsetzliche Schreie der Qual badeten die Atmosphäre mit dem grausigen Zeugnis der Grausamkeit der Menschen gegenüber den Menschen. Das Blutbad setzte den ganzen Tag und bis in die Nacht fort. Als die Offiziere des Königs ein Gebiet nach dem anderen verwüsteten, plünderten ihre Gehilfen die Überreste der Toten nach Seidentüchern, Zinnbarren, Bleibarren und Blöcken von gehärtetem Salz. Tränen der qualvollen Pein fielen auf taube Ohren. In dem ruhigen Nachspiel dachten die verstummten Soldaten an nichts mehr als an die Nahrung, die die Töchter und jungen Söhne der Erschlagenen für sie zubereitet hatten. Die unterdrückten Tränen der Kinder tropften in die Suppe. Nicht weit von dem Kochfeuer lagen die Leichen ihrer Väter deprimiert in den verfaulten Blutlachen. Rote Ströme schlossen sich einander an. Bei der Morgendämmerung des dritten Tages versammelten sich die Soldaten wieder und setzten ihren Weg nach Ägypten fort, wobei sie die schwelenden Ruinen hinter sich zurückließen. Die Schweine, die aus den Pferchen entkamen, schmausten an dem Blutbad. Herumstreunende Hunde, die die Schreie der letzten Atemzüge der Menschen hörten, begannen an ihren Seiten zu kneifen, indem sie das Fleisch in ihre Mäuler rissen. Andere Rudel trotteten zu ihren Jungen und erbrachen des zerfleischte Fleisch für sie, um daran zu schmausen. Innerhalb von Wochen von diesem unerklärlichen Gemetzel erhoben sich die Bürger vereint in einer offenen Revolte gegen Chedorlaomer. 48
In den mittwestlichen Ebenen von Shinar schlossen sich König Ampraphels Soldaten den Soldaten von König Chedorlaomer von Elam an. Jenseits der syrischen Berge ritten die beiden Armeen in die Stadt Ham, die der Zuzim-Stamm bewohnte. Eingebettet auf den Spitzen der Speere der Soldaten hingen die verfaulenden Köpfe der Kaufleute. Blutdurchtränkte Banner drapierten die Wagenstangen. Sofort jagten die Soldaten die Leute aus ihren Hütten. Die Elamiten und die Babylonier, die die Zuzim zum ersten Mal sahen, keuchten bei ihrer unglaublichen Höhe. „Wie groß sind sie?“ fragte Ampraphels zweiter Hauptmann den General. „Acht, neun Fuß scheint es.“ „Sie sind zu gefährlich für uns. Ziehen wir uns zurück.“ „Wir können nicht. Chedorlaomer ist hinter uns und der ägyptische König ist vor uns. Wir müssen tun, wofür wir herkamen.“ Der Zuzim-Stamm, alarmiert durch die Kriegsschreie der Eindringlinge, eilte aus seinen Häusern. Das Dorf wurde augenblicklich mit den schreienden Tränen von den neugeborenen Babys und jungen Kindern erfüllt. Hunde knurren grimmig die Elamiten an. Die Zuzim, wie gelähmt von dem tropfenden Blut aus den Köpfen auf den Spitzen der Speere der Eindringlinge, hallten ihre verängstigten Sätze untereinander. Erschrocken fielen sie auf die Knie und verbeugten sich vor den Soldaten. „Sie sind Feiglinge“, rief der zweite Hauptmann aus. „So groß wie sie sind, sie haben Angst!“ „Bringt den Dolmetscher her. Schnell, befragt ihn!“ „Der Bürgermeister weiß nichts.“ Der General der Armee schlug den Bürgermeister des Dorfes brutal und schlug ihn zu Boden. Der General lächelte grausam. Er stand auf dem Gesicht des Mannes und stieß es tief in dem schlammigen Boden. „Seht, dieser Mann weigert sich zu widerstehen. Da das der Fall ist, bindend ihn an einen Pfahl. Häutet ihn.“ Ein paar erschauderten, als ein Soldat voranschritt. Der Feigling stöhnte tief in sich. Langsam drang sein stilles Stöhnen immer lauter an die Oberfläche. Die anderen Soldaten schauten weg. „Kastriert ihn“, befahl der General. Dann Augenblicke später fügte er hinzu: „Soldaten, was auch immer euch erfreut, tut.“ Als er seinen Soldaten zuschauten, wie sie den Bürgermeister kastrierten, forderte er Rest seiner Kompanie auf, unter den Überlebenden auszusuchen, um sie zu foltern und zu töten. Während das Morden und Stehlen die Empfindsamkeiten der Soldaten überwältigten, schmiedete der erste Hauptmann mit dem General einen Plan, das heimliche Versteck des Schatzes der Leute zu finden. 49
Indem sie ihre Gedanken koordinierten, beschlossen sie, es aussehen zu lassen, als ob zufällig mehrere kleine Kinder aus ihren unentdeckten Zelten entkamen. Inmitten der Verwirrung erlaubten beide den triefäugigen Kindern aus der Stadt zu entkommen. Hinter den wimmernden Jungen und Mädchen folgten leise die Späher der Generäle.
Während die erste Gruppe von höchst ausgebildeten Spähern den verstörten Kindern folgte, reiste eine zweite Gruppe taktischer Späher zu König Arioch von Ellasar, der in der Nähe der südlichen Handelsroute der arabischen Wüste ruhte. Eine dritte Söldnergruppe marschierte schnell auf den Vereinten Bund der Stämme zu, den König Tidal von Goiim beherrschte. Durch Vertrag schlossen sich alle drei Könige Chedorlaomers Kriegsfeldzug an. Mit der zunehmenden Zahl an Soldaten traf König Chedorlaomer von Elam schließlich auf eine dunkle Rasse von riesengroßen Männern und Frauen. Als die Dorfbewohner von den grausamen Taktiken der Armeen hörten, versammelten sie sich in Kriegsformation bei Ashetorth-karnaim. Die Männer trugen bei sich Schleudern mit kleinen Säcken mit Steinwurfgeschoßen und Gabeln. Nach einer Serie von Schreien zwang König Chedorlaomer von Elam seine Armee, direkt vor den Riesenmännern in einem endlosen Feld mit roten Trauben zu stehen. „Wie interessant“, bemerkte sein General und lachte über das ironische Schlachtfeld. „Wenn wir diese hässlichen schwarzen Riesen erschlagen, können wir unseren Durst stillen.“ Die vier Könige schlossen sich brutal dem Lachen des Generals an. König Arioch ergriff dann eine Handvoll fette Trauben und prüfte sie zwischen seinen Zähnen. „Bemerkenswert köstlich.“ „Gut“, erwiderte Chedorlaomer. „Nun, wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich mit meinem Abschlachten dieser Leute fortfahren.“ König Arioch warf die Trauben über seine Schultern und spuckte sarkastisch die Körner auf seine zwei Pferde. Ihre Schwänze versuchten, die Körner von ihren Hinterteilen zu schnalzen. „Gut, Soldaten“, behauptete Arioch mit hoher, weiblicher Stimme, „tötet die schwarzen Bastarde.“ Der General lachte wieder, als er sein Kriegsbanner herabstieß. Die wartenden Soldaten, als sie das Signal sahen, klatschten ihre Schenkel gegen die Pferde und trieben sie in die Schlacht. „Oh“, sprach er mit seiner sanftesten Stimme, als ob die Konsequenzen seine Talente nicht wert wären, „versucht, mir einen zum Töten aufzusparen.“ Die vereinten Streitmächte, nicht an die Sanftheit der Stimme des Kommandanten gewöhnt, waren verblüfft über die lässigen Methoden des Generals. Sie mochten König Arioch nicht. 50
Chedorlaomer formierte in der Zwischenzeit seine Speerwerfer in einer langen vorderen Angriffslinie. „Zielt mit den Spitzen eurer Speere direkt auf die Kniescheiben der Riesen“, befahl er seinen Hauptmännern. „Schwertkämpfer, schlagt eure Schwerter in ihre Beine, dann in ihren Brustkorb. Spart den letzten Schlag für ihren Nacken auf. Die anderen zwei Armeen, die dem leichten Töten zuschauten, nahmen an dem Blutbad teil. Sie schrien Lobpreisungen zu ihren heidnischen Göttern, bevor sie ihre Waffen in das Fleisch der Feinde schlugen. In zwei Stunden war die Schlacht vorüber.
In den folgenden Wochen setzten die vereinten Streitkräfte fort, Chaos und Verwüstung durch alle südwestlichen Territorien anzurichten. Das „Bündnis der Vier“ besiegte die Emim bei Shaveh-kiriathaim, was etwas westlich vom Mittelpunkt des Toten Meeres ist. Unmittelbar danach traf das „Bündnis der Vier“ auf die verschanzten Streitmächte der Horiter von Seir. Danach hinderten die ständigen Hinterhalte der Horiter Chedorlaomers Vorrücken. Nächtliche Attentate und Partisanenkriegsführung dezimierten einen bedeutenden Teil seiner Truppen. Verärgert über den Mangel an Fortschritt gegen den Feind demonstrierte Chedorlaomer persönlich sein Banner gegen die Horiter. Das „Bündnis der Vier“ überwältigte schließlich den Horiter-Widerstand in den zerklüfteten westlichen Hügeln. Ihre enthaupteten Körper und verstreuten Innereien bedeckten die Gründe aller wichtigen südwestlichen Städte. Nachdem Chedorlaomer die Horiter auslöschte, näherte er sich schnell El-paran am Golf von Aqaba. Nachdem er die Stadt zerstörte, verbrachte er den Rest des Tages mit dem genauen Betrachten der geröteten Wellen, die Dutzende treibende Leichen trugen. Chedorlaomer bedeckte seine Nase gegen den Gestank. „Wir wurden irregeführt. Das ist nicht die Legenden umwobene Stadt.“ Der General warf einen Stein in die aufsteigende Flut. Mehrere Leichen verschwanden hinter einer Welle. „Einige unserer westlichen Späher sage mir, dass es eine große Wassermenge mehrer Tagesmärsche von hier gibt.“ „Größer als das?“ fragte er, überrascht über die Behauptung des Generals. „Wie groß ist diese andere Wassermenge?“ „Schiffe, größer als unsere Kriegswägen, fahren darüber.“ „Was ist ein Schiff?“ „Ein sehr großes Boot“, erwiderte der General unschuldig. „Wer macht solche ‚großen Boote’? Die Ägypter?“ „Ich weiß nicht, wer sie baute. Es gibt Gerüchte von einer großen Insel in der Mitte dieses weiten Meeres, die alle ihre Küsten kontrolliert. Ich hörte, dass der Führer der Insel ‚Minos’ genannt wird.“ „Was? Ist er der Führer der Legenden umwobenen Stadt, nach der ich jage.“ 51
„Es könnte sehr wohl sein.“ „Dann rufe die Männer vorwärts. Wir marschieren wieder.“ Für die nächsten mehreren Tage marschierte die Armee nach Westen durch die Wildnis Paran und in den Negeb. Dort trafen Chedorlaomers Armeen auf eine andere militärische Streitmacht. Die Amalekiter, nach Tagen des Streitens und der Widersprüche und nahe den internen Feindseligkeiten, vereinten ihre Stämme zu einer einzigen Armee. Die amalekitischen Bauern, die sich mit Geräten, die sie aufbringen konnten, bewaffneten, befestigten sich hinter den dicken Mauern von En-mishpat. Indem Chedorlaomer die Stadt belagerte, bombardierte er sinnlos die schlammgehärteten Mauern mit Feuerpfeilen und flammenden Speeren. „Was sollen wir gegen eine solche Verteidigung tun?“ verlangt König Tidal zu wissen. „Schau über deine Schulter“, erwiderte Chedorlaomer. „Was siehst du?“ „Nichts.“ „Darum bin ich der Verantwortliche dieser Armee“, antwortete Chedorlaomer zurück. Er schritt vorwärts und wirbelte Tidal herum. „Was siehst du?“ beharrte er wieder, nachdem er die Frage richtig beantwortet hatte. „Alles, was ich sehe, sind Getreidefelder. „Nicht geerntetes Getreide, du Narr!“ schrie Chedorlaomer. „Verbrennt alles. Ich will, dass jene, die uns widerstehen, verhungern!“ „Oh“, erwiderte König Tidal sanftmütig. „Es war für mich zu offensichtlich.“ „Offensichtlich“, wiederholte er sarkastisch, bevor er einen Gazellenbraten nach ihm warf, der auf seinen Brustkorb klatschte. Verlegen blickte König Tidal König Ampraphel an. „Wie wird er sich aufführen, wenn er die Legenden umwobenen Stadt nicht finden kann?“ „Um unsretwillen und um des Kriegsfeldzugs willen findet er sie lieber.“ „General“, erbettelte König Arioch die Frage, „wie weit weg ist Ägypten?“ „Ein weiterer Vier- oder Fünftagesmarsch.“ „Warum gehen wir nicht stattdessen dorthin? Die Ägypter sind reich? Ihre Hälse bitten darum, für die enormen Mengen an Gold, die sie um sie herum tragen, abgeschnitten zu werden.“ „Chedorlaomer befahl mir, nach Norden zu gehen, nachdem Enmishpat fällt. Ich habe nicht vor, gegen seine Befehle entgegenzuwirken. Ihr?“ „Niemals“, schüttelten beide Könige schnell ihre Köpfe. „Dann ist die Frage erledigt.“
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Drei Wochen später öffneten die Amalekiter ihre Tore Chedorlaomers Truppen. „Verköstigen wir sie?“ fragte König Tidal mit einigem Mitgefühl für die schwächlichen und verhungernden Männer und Frauen. „Nein“, antwortete Chedorlaomer, der nur „Der Führer“ genannt wurde, kalt. „Vergewaltigen, verstümmeln und sie töten. Unsere Soldaten verdienten es.“ „Die Frauen sind dünn. Die Männer sind zu schwach. Die Kinder werden vor Hunger verzehrt. Nehmen wir einfach ihr Gold und ihre Gegenstände und gehen.“ „Gehen?“ schrie er. „Ich werde dir etwas sagen: Besorge mir den Aufenthalt von dem, was ich suche und ich werde friedlich gehen.“ König Tidal nickte. Nach ein paar Augenblicken, als er von Gefangenen zu Gefangenen starrte, näherte er sich einem betagten Krieger. König Tidal brachte den Kopf seines Pferdes, um vor dem alten Mann zu ruhen. Der Atem des Pferdes fiel über das Gesicht des Mannes. „Erhebe deinen Arm nicht gegen mein Tier“, gebot Tidal. „Du bist ein alter, alter Mann. Sage mir, willst du noch älter werden oder heute sterben?“ „Ich will älter werden.“ „Mein König verlangt die Lage der reichsten Stadt auf der Erde zu wissen“, biss er die Zähne zusammen. „Sage mir, was er hören will und ich werde meine Truppen zurückziehen.“ „Die Stadt liegt direkt nördlich von hier in der Nähe des Ufers des großen Salzwassers.“ „Nördlich?“ Tidals Augen weiteten sich. „Ich missverstand den plappernden Narren in Bab edh-Dhra. Ich dachte, er sagte westlich.“ „Und ich dachte, er sagte südlich“, gab Arioch seinen Senf dazu. „Was liegt nördlich von hier?“ „Die reichste Stadt, die ich je gesehen habe. Tausende Kaufleute reisen dorthin. Es ist die Kreuzung der Welt. Männer segeln von der Großen Insel auf dem Großen Meer und die Ägypter bitten um ihre Waren, ebenso die Orientalen. Ihr Land lässt alles, was darauf gepflanzt wird, wachsen.“ „Wenn sie so berühmt ist, warum haben wir eine so harte Zeit, sie zu finden?“ beharrte Chedorlaomer zu wissen. Der betagte, runzelige Mann schüttelte seinen Kopf. Der Führer stieg von seinem Pferd und ergriff den Bart des alten Mannes und zog ihn brutal. Nach ein paar Sekunden erwiderte der Führer: „Ich glaube ihm. Sammelt unsere Truppen nach Norden.“ Er drehte sich wieder dem alten Mann zu und richtete bewusst das Schwert gegen seinen Bauch. Mit der möglichst langsamen Bewegung stach er mit Leichtigkeit das Schwert in den schreienden, entsetzten Mann. Sich vor Schmerzen krümmend, ergriff der Man die scharfen Ränder, als das Schwert ewig durch ihn ging und in seine Hände ebenso
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schnitt. Unfähig, den Eintritt zu verhindern, griffen die blutigen Hände des Mannes nach dem Griff de Schwertes und tauchte es in sich hinein. „Würde!“ behauptete Chedorlaomer. „Der alte Bastard hat Würde.“ Erstaunt nickte er weiter mit seinem Kopf. „Nun, erhebt jemand mir gegenüber Einwände, den Rest der Leute zu töten?“ Tidal wandte sein Pferd herum und ritt zum Tor. „Wen es dich, Großer Führer, erfreut, tue es. Was mich betrifft, es erfreut mich nicht länger.“ „Dann sollst du persönlich derjenige sein, der die ‚Unschuldigen’ abschlachtet. Tue es jetzt, oder ich werde dich persönlich töten. Langsamer und schmerzlicher als du dir je vorstellen kannst.“ Die Worte kamen langsamer aus seinem Mund als das Schwert den alten Mann durchdrang. Tidal zitterte, als er auf die erste Ansammlung von verhungernden Menschen galoppierte. Er zwang sein Pferd, in die Menge der schreienden Männer und Frauen zu trampeln. Er stieß seinen Speer in den nächsten Mann, dann sprang er von seinem Pferd und schnitt mit seinem Schwert in die sich zurückziehende Horde. Er schlug eine Frau tot, dann eine andere, danach tötete er ein weinendes Kind, dann noch ein Kind, dann einen betagten Mann nach dem anderen. Als die hilflosen Opfer zu seinen Füßen fielen, begann Tidal einen grimmigen Hass gegen die Menschlichkeit zu schreien. Die Leichtigkeit des Gemetzels steckte die anderen Soldaten an und sie schlossen sich seinen Schreien an, indem sie Arme amputierten und so viele Opfer sie konnten verstümmelten. Dies war die umfangreichste Ermordung, an der sie sich beteiligt hatten.
Die amoritischen Führer von Hazazon-tamar, Mamre, Aner und Eshkol beobachteten die aufsteigenden Flammen von En-mishpat und fragten sich, wie sie dem angreifenden Feind gegenübertreten würden. Nach einer weiteren Nacht der Debatte versammelten die drei amoritischen Führer ihre Soldaten und formten ihre Divisionen direkt vor dem Bündnis der Vier. Als der Morgennebel hochstieg, prallten die Schreie der duellierenden Armeen aufeinander. Das Kämpfen fegte von Land zu Land, bis die Gegner brutal auf die sich Widersetzenden krachten. Mamre, Aner und Eshkol, zusammen mir ihren Überlebenden, schafften es, in die Dunkelheit der entlegenen Harzbäume zu entkommen. „Wieder weiß niemand etwas über die geheimnisvolle Stadt.“ Chedorlaomer schlug sein Messer in ein Eichenbrett und spaltete es in die Hälfte. „Dieser alte Narr bei unserem letzten Aufenthalt machte einen Narren aus mir. Warum ist es, dass niemand weiß, wo Eber ist?“ „Ist es möglich, dass er ein Boot nach Indien nahm?“ antwortete Ampraphel für den General. 54
„Hebräer in Indien?“ erwiderte Chedorlaomer. „Warum nicht? Die Seevölker haben dort Städte errichtet. Und wenn Eber der große Kaufmann ist, mit dem dein Vater handelte, dann würde er sicherlich das ganze Land kennen – und ja – sogar die Seerouten zu allen Handelspunkten.“ „Wenn das so ist, haben wir unsere Zeit vergeudet. Noch merkwürdiger, Indien ist nur über meine eigenen Berge in Ur.“ „Nein, mein König“, behauptet der unverblümte General. „Eber reiste nicht nach Indien. Dein Vater sandte ihn nach Westen. Aber das war vor Jahrzehnten. Sicherlich ist er bis dahin tot. Trotzdem ist Ägypten Tage von hier entfernt. Amüsieren wir uns ebenso an ihrem Elend.“ „Wie viele Männer haben wir übrig?“ „Genug.“ „Ah, so optimistisch!“ „Bei den Straßen, die gegen Aufrührer sicher sind, Chedorlaomer, mag es am besten für uns sein, in Ägypten einzudringen. Zwei, drei Tage von nun an können wir das Land beherrschen.“ Sein zuverlässiger General stimmte den drei Königen zu, indem er für sie seine Unterstützung nickte. Chedorlaomer schritt im Zelt auf und ab und betrachtete die Männer genau. „Ich brauche euer Bündnis“, begann er eine Rede zu halten. „Ich werde euch nach Ägypten führen und zusammen werden wir es erobern!“ Die Männer, die seine gewaltigen Worte hörten und ihren charismatischen Führer beobachteten, schrien ihre Zustimmung. „Aber ich erbitte nur diese eine letzte Sache. Gehen wir weiter nach Norden. Zwei weitere Tage. Wenn wir die Legenden umwobene Stadt nicht entdecken, werden wir Ägypten vernichten! Ich verspreche euch dies!“ „Warum uns nicht jetzt nach Ägypten wagen?“ „Haben wir nicht schon die Welt erobert? Wir beherrschen alles von Ur bis hierher! Zeigt mir eine Stadt und ich werde sie für euch dem Erdboden gleichmachen. Zeigt mir eine Mauer und ich werde sie zerstören. Zeigt mir einen Fluss und ich werde durch ihn navigieren. Was, sagt mir, ist in Ägypten? Ein paar Schmuckstücke! Hauptsächlich meißeln sie Steine und spielen mit den Krokodilen. Wenn wir nach Ägypten gehen, werden wir uns nach Norden wagen können? Gehen wir dorthin, wohin uns unser Plan zu gehen befiehlt.“ „Es soll sein, wie du befiehlst“, willigte der General ein.
Die Soldaten der vier Könige setzten ihre Reise nach Norden fort, wobei sie jeden Widerstand, der sich gegen sie zusammentat, besiegten. In den ansteigenden Bergen, die vor dem Tal Siddim standen, trafen sich die Armeen der fünf Könige von Retenu. Von fünf separaten Straßen begegneten sich die Armeen der fünf Könige. Fünf Banner, die ihre Nationen symbolisierten, flatterten im Wind. Aus der Ferne sahen sie die Schafhirten. 55
Aus dem Westen kamen zwei Könige, die majestätisch auf ihren prächtig angeordneten Kamelen ritten. Aus dem Osten kam ein weiterer König, der rittlings auf einem eindrucksvollen weißen Esel saß. Aus dem Norden kam der vierte König, der von Sklaven getragen wurde. Aus dem Süden ging der fünfte König neben seinen Männern und trug identische Waffen und eine Rüstung. Fünf Zelte erhoben sich. Fünfhundert Feuerstellen erhellten den Talboden. Fünftausend Stimmen jubelten. Der König von Sedom, der König von Gomorrah, der König von Admah, der König von Zeboiim, der König von Zoar. Fünftausend Soldaten übten fünftausend Opfer während der Nacht aus. Fünf Priester riefen vor ihren Göttern. Fünf Könige zogen Blut aus ihren Armen und vermischten es in einem einzigen Becher. Als die vier Priester ihren Gesang beendeten, tranken die fünf Könige einen kleinen Schluck von der Blutmischung aus dem Bleibecher. Das satte und grüne Tal Siddim schien undurchdringlich von den Soldaten zu sein. Große Eichen und Zedern erhoben sie weit über dem Boden. Scharfes, zackiges Graß, höher als der größte Mann, wartete auf die trampelnden Füße.
Schöne weiße Lilien verwelkten unter den stampfenden Füßen der Soldaten. Der rote Sonnenaufgang färbte die dichten Wolken rot. Die Hügel wurden rot gefärbt. Während des langsamen Dahintreibens und Herabsteigens des roten Abends stiegen die fünftausend Männer in das Tal hinab, wobei sie an den roten Seen und scharlachroten Blumen vorbeizogen, um auf Chedorlaomers Armee zu warten. Der elamitische General, der heimlich zwischen den üppigen grünen Weinreben manövrierte, kennzeichnete die Position der lagernden Feinde. Beeindruckt von dem Wohlstand der Kaufleute und der fruchtbaren Erde und den kraftvoll saftigen Früchten, dachte er schließlich, dass alles vor heute die Qual und die langen Märsche und die Toleranz hochmütiger Anmaßung wert war. „Chedorlaomer, alles ist besser als sich jemand von uns vorstellte. Niemals wieder wird jemand weder deine Weisheit noch deine Führerschaft anzweifeln.“ „Alles ist, wie ich euch gesagt habe! Nun, sobald wir Eber und seine Hebräer finden, können wir gnädige Ewigkeit genießen.“ „Solange wir nicht krank werden, bin ich für die Ewigkeit: solange ich Reichtum, junge Frauen und viel zu trinken haben kann“, prahlte König Arioch. Im Versammlungszelt des düsteren flackernden Lichts studierten der General und seine Hauptmänner den Lageplan des Geländes. Es war flach mit ein paar sanft geschwungenen Hügeln. Zahllose, große Bäume 56
grenzten an zahllose Seen und Teiche. Alles war entweder zu leicht zu verteidigen oder unmöglich zu erobern. „Stille Schnelligkeit wird unseren Tag gewinnen.“ Chedorlaomer teilte seine Streitmächte in drei Hauptgruppen. Den ersten militärischen Teilabschnitt leitete er in die erste Reihe. Dem zweiten Teilabschnitt teilte er zu, links anzugreifen, während der Rest sich nach rechts stürzte. Schweres Atmen beherrschte alle Männer des Lagerplatzes. Jeder schaute den anderen an. Jeder schaute auf die sich auflösenden Wolken. Jeder schaute auf den Boden. Auf ihre Sandalen. Auf ihre Schwerter. Schweiß bedecke die Gesichter einiger Männer. Die Münder der anderen Männer wurden trocken, ausgedörrt. Egal, wie oft sie ihre Lippen leckten, sie blieben trocken. In der Zwischenzeit wurden die Hände der anderen Männer trocken. Es schien, als ob die nassen Handflächen zu fettig wurden, um ein Schwert zu halten, geschweige denn, eine Axt zu schwingen. Sie verbrachten ihre Zeit, indem sie ihre Kriegsschreie sich einprägten, begierig, Schrecken in das Angesicht des Feindes zu schreien. Am Himmel flogen Geier und Adler kamen im Sturzflug herab. Löwen kamen, ebenso Schakale. Der Morgen kam auch. Nachdem sich der elamitische General die Stirn abwischte, riss er seine Kriegsflagge hoch. Die Feuerhüter warfen schnell blauen Staub in das Feuer und signalisierten der Infanterie, gegen die fünf König vorzurücken. Die Reiter winkten brüllend mit ihren Schwertern und stürzten der Infanterie voraus, indem sie die zaghaften Pferde zwangen, auf die stürzenden Männer zu trampeln. Die stärksten Bodensoldaten, die die Zügel der Pferde ergreifen konnten, zogen die Reiter herab. Wann immer eine Öffnung geschah, schlugen die Infanteristen ihre Schwerter in den Nacken der Pferde. Auf dem ganzen Schlachtfeld zogen tapfere Männer Reiter von ihren Pferden zu Boden, wo die wartenden Männer ihre Speere in ihre Augenhöhlen und Kehlen und Brustkörbe stachen. Die tapferen Infanteristen nahmen die Pferde der Reiter für sich selbst und sie eilten auf ähnliche Weise gegen Chedorlaomers Infanterie, nur um das identische Töten zu erleiden. Fliegende Speere erfüllten die Luft. Ein paar trafen zufällig einen Soldaten. Die meisten flogen jedoch ohne Schaden zu Boden und glitten zufällig unter die laufenden Füße eines anderen Kriegers. Ein paar hoben die Speere auf und schleuderten sie zurück auf den Feind, in der Hoffnung, ihn durch jemanden, irgendjemanden, zu stoßen. Soldaten rauften mit Soldaten, wobei jeder seinen Todesschrei rief. Ein Kampf Mann gegen Mann herrschte vor. Wo Hände einst ein Schwert hielten, spuckten nun leere Arme Blut. Tiefe Schnittwunden öffneten die Schenkel und Bäuche vieler Männer. Ihr Fleisch pochte zuckend von pulsierendem Blut. Venen baumelten aus der Haut. Ein paar Männer bei 57
Bewusstsein, die sich zu retten versuchten, versuchten vergebens, den Blutstrom der Halsschlagader mit ihren Fingern zurückzuhalten. Einige, die von dem unerwarteten Schmerz des schlitzenden Metalls getroffen wurden, öffneten spontan weit ihre Augen vor Schrecken; ihre Stimmen versagten, den Todesschrei auszustoßen. Einige, außer sich über Hunderte Leiber, die auf sie zurasten, schwangen wild ihre Schwerter und schlugen jeden vor sich: Freund oder Feind. Nach intensiven, nie endenden Stunden der Kriegsführung begannen Chedorlaomers deckende Soldaten ihre Feinde zu überwältigen, bis sie in den späten Stunden des Nachmittags durch die Ränge der fünf Könige brachen. Panik befiel augenblicklich die fünf Könige. Ihre Soldaten, unfähig weiterzukämpfen, begannen davonzurennen. Die Sieger jagten sie und warfen Speere in ihren Rücken, die Spitzen brachen durch den Brustkorb der Feinde. „Die Seen! Rückzug zu den Seen!“ schrie der sodomitische Könige seinem Gefährten, dem König von Amorah, zu Die beiden Könige tauchten in das Wasser und mit ihnen folgten viele andere Männern. Ariochs Soldaten verfolgten andere Soldaten in das Wasser und folgten ihnen hinterher. Schnell griffen die Männer einander mit ihren Schwertern an. „Ihr verdammten Narren!“ brüllte der sodomitische König. „Bringt sie in die Mitte. Bringt sie zu dem Teer unter Wasser!“ Die Soldaten fuhren fort, gegen die andere Seite zu drängen, bis in der Mitte des Teichs ihre Füße in dem Bitumen gefangen wurden. „Spießt sie auf!“ schrie der elamitische General. „Unsere Männer sind auch dort drinnen!“ weigerte sich ein Hauptmann von Shinar, den Befehlen des Elamiten zu gehorchen. Der General richtete seine Augen auf die Augen des Hauptmanns und starrte, bis der andere seinen Widerstand aufgab. „Soldaten! Tut es!“ gab der Hauptmann aus Shinar seine feste Haltung auf. Zu dieser Zeit überzeugte sich der sodomitische König, dass er Ariochs Männer hereingelegt hatte. Zufrieden mit seiner Verschwörung begann er davonzuschwimmen. Plötzlich ergriff ein Mann fest seine Tunika. Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass es der König von Amorah war. „Lass meinen Umhang los!“ Der König von Sedom schlug ihn auf den Kopf und zwang den anderen toten König, tiefer in das Wasser zu sinken. „Was ist das?“ schrie der König in Panik aus. „Was ist das?“ Als er schaute, sah er das Machtsymbol des anderen Mannes, eine lange goldene Kette, die unentwirrbar um seine Taille gewickelt war. Die Gewalt des Sogs wurde stärker und zog ihn tiefer in das rötende Wasser. Blut, das von dem Rücken seines Freundes floss, drang in seinen Mund und in seine Nase. Bald bedeckte der rote Teich seine 58
Augen. Der obere Teil seines Kopfes trieb unter das wogende Gewässer. Unausweichlich wurden seine Füße in das Bitumen gezogen. Während er schrie, stürzte das Wasser in seine Lunge.
Die müden Überlebenden, zu müde, um zurück ins Lager zu gehen, brachen zusammen, wo sie standen. Durch die lange Nacht fühlten die Überlebenden ein eigenartiges Gefühl, das sie umgab. Ein unvorstellbares flatterndes Geräusch störte ihren Schlaf. Das unerklärliche Gurgeln verängstigte sie. Indem sich die Männer der Furcht der Nacht ergaben, ruhten sie dort, wo sie lagen, und hofften, den Sonnenaufgang des Morgens zu sehen. Bei dem enthüllenden Licht der Morgendämmerung standen die überlebenden Soldaten den Schrecken der Nacht gegenüber. Als sie aufwachten, sahen sie, warum in der Nacht alles zu rucken und zu schieben und zu ziehen schien und ihre Erschöpfung störte. Unersättliche Raubvögel rissen an den Eingeweiden und dem Fleisch ihrer Gefährten und Feinde. Durch den Schrecken der Nacht schmausten die Adler und Geier und Falken der umliegenden Länder an Tausenden und Abertausenden Kadavern, die auf dem ganzen Talboden lagen. Im Inneren des Waldes und in den Tiefen der Wiesen wischten die Löwen und Leoparden und Hyänen ihre Pfoten von dem nächtlichen Mahl sauber. Zerstreute Knochen und verfaultes Fleisch bedeckten die Erde. Der verfaulte Geruch schwoll in den Nasenlöchern der Überlebenden. Einige, die aufstanden, übergaben sich augenblicklich. Die aufwachenden Hauptmänner und Generäle hielten sich ihre Nasen zu. Viele wurden von dem Anblick der Vögel, die die Innereien der Leichen herausrissen, hypnotisiert. Sie konnten sich nicht von dem Blutbad abwenden. Sie schauten zu, wie die Geier das Fleisch aus den früheren Lebenden rissen. Sie sahen ihre Augäpfel und Lungen und Fleisch, das von den Schnäbeln der verzehrenden Vögel hing. Die furchtlosen Löwen schmausten offen an den Kadavern, ebenso die Fliegen und Maden. Erstaunt, schockiert riefen alle Soldaten aller Nationen ihre Freunde und ihre Offiziere, nur um eine schweigende Antwort zu erhalten. „Das ist uns zugestoßen? Uns, der Macht der Welt? Uns, durch die Hände der Homosexuellen und perversen Sittenlosen?“ schrie Chedorlaomer verwirrt seinen General an. „Was ist Moral, großer König?“ erwiderte er leise. Chedorlaomer drehte sich herum, um auf den roten und violetten Rauch der Stadt zu blicken, der sich von den Türmen erhob.“ Moral ist der Preis der Eroberung!“ erwiderte er. „Geht in diese Städte. Nehmt alles fort, was sie haben! Versklavt jeden, den ihr findet.“ In dem Nachspiel der Schlacht entwendeten die siegreichen Überlebenden Gold, vulkanisches Glas, ihre Bronzegeräte von Sedom und Amorah – alles von Wert. 59
Lot, der in dem höchsten Turm stand, verborgen in den Schleiern des blauen Rauchs, taumelte zur Seite der Wand. „Wir verloren die Schlacht“, würgte er. „Mein Volk. Ich muss mein Volk beschützen.“ Er sauste die Wendeltreppe hinunter und ging zu dem Haus seines nahesten Freundes. „Wo ist dein Mann?“ flehte er. „Bei dem Bündnis“, erwiderte dessen Ehefrau. „Seit wann?“ Seine Augen öffneten sich ungläubig. „Ich verbat ihm, mit ihnen zu kämpfen.“ „Alle Männer, die mit uns kamen, schlossen sich dem Kampf an.“ „Aber warum? Wir sind keine Homosexuellen oder Sittenlose, noch haben wir ein erworbenes Recht an diesen Regionen. Wir können jederzeit gehen. Wir können an jeden Ort gehen.“ „Wir können der Tyrannei nie entkommen“, antwortete sie. „Wenn dein Ehemann tot ist?“ „Dann ist es deine Verantwortung, für uns zu sorgen“, flüsterte sie. „Ich werde für euch sorgen“, erwiderte er ruhig ihre Worte und ihren Blick. Der zweite Hauptmann, der als Erster die Stadt betrat, versammelte sofort die Überlebenden in einer Zwangsenklave. Die stärksten Wachen umrundeten sie. Chedorlaomer, unbesorgt über die Überlebenden, plünderte die Stadt und nahm ihr Gold und Silber und ihre Juwelen und Teppiche und Lebensmittel und exotischen Stoffe. „Niemals haben wir solchen Reichtum gesehen! So gewaltige Vorräte! Das ist jetzt unsere Stadt und unser Land!“ „Man kann sein Land verlassen, aber man kann wahrlich nie ein anderes Land besitzen. Oh, wir können vielleicht für den Rest unseres Lebens hier wohnen, aber ist unsere Mission, uns glücklich an einem Ort niederzulassen, oder ist unsere Mission im Leben, auf der ganzen Welt zu wohnen?“ hielt der Führer eine Rede. „Wir werden dieser Region alles entwenden und nach Hause zurückkehren“, antwortete er für jeden. „Dies muss die Legenden umwobene Stadt sein“, schrie ein anderer glücklich. Chedorlaomer starrte ihn an. Er presste seine Lippen zusammen. Der Mann beruhigte sich. „Bist du sicher?“ Der Mann schüttelte seinen Kopf. „Dann schlage ich vor, wir entdecken, was noch hier liegt.“ „Die Männer wollen nach Hause zurückkehren“, flüsterte ein anderer Soldat dem General zu.
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„Wie können wir nach Hause zurückkehren“, antwortete der General heimlich. „Wir verloren drei Viertel unserer Männer. Wir verloren beinahe alle unsere Pferde, und wer von uns ist ein Fachmann bei dem Kamel?“ „Ja“, warf ein anderer Mann ein. „Wohin wir auch reisen, unsere Feinde werden versuchen, von uns zu stehlen, was wir gestohlen haben.“ Chedorlaomer fing den Widerhall des Wunsches der Soldaten auf, nach Hause zurückzukehren, und ihre Befürchtungen, alles zu verlieren, was sie während ihrer langen, harten Eroberung erlangt hatten. Der Führer blickte auf die versammelten Gefangenen und zeigte auf Lot. „Nehmt ihn als euer Schild. Nehmt sie alle als eure Schilde.“
Avram, der neben Sarai lag, berührte sie liebevoll. Außerhalb des abgesonderten Zeltes kümmerte sich Hagar um die gewaschene Wäsche. Gelangweilt dachte sie, dass sie einen schwachen Schrei hörte. Unsicher hörte zu arbeiten auf. Indem sie ihre Ohren spitzte, wandte sie sich den westlichen Ebenen zu. Eliezer, der von der intensiven Exkursion keuchte, legte seine Hände auf seine Knie, wobei er sich selbst stützte. Schmerzvoll keuchend sprach er zwischen Luftzügen: „Avram, Sedom ist an Chedorlaomer gefallen!“ „Lot?“ „Gefangen.“ „Wer bringt uns diese Nachricht?“ „Der Flüchtling ruht sich in meinem Zelt aus.“ „Wie viele andere sind mit ihm entkommen?“ „Viele mehr. Sie verstecken sich in den Hügeln.“ „Warum rannte Lot nicht in die Hügel davon?“ „Er wollte wahrscheinlich bei seinen Schützlingen bleiben, die mit ihm reisten.“ „Ja“, stimmte Avram zu. Er dachte über seinen Neffen nach, dann fragte er plötzlich: „Verfolgt uns Chedorlaomers Armee ebenso?“ „Nein. Ich schaute und ich sandte unsere besten Späher aus.“ „Ist das nicht merkwürdig? Er weiß nicht, dass wir hier sind.“ „Oder er glaubt vielleicht, dass wir nur ein unbedeutendes Volk sind.“ „Eliezer, ruhe dich einen Augenblick aus. Nachdem du verschnauft hast, sende Nachricht an Mamre den Amoriter. Informiere ihn, was geschehen ist. Informiere ihn, dass mein Neffe in Gefahr ist. Informiere ihn, dass ich seine Hilfe brauche. Erinnere ihn, dass ich meinen Vertrag mit ihm gehalten habe. Ich habe weder eine Stadt errichtet, noch ein ständiges Lager irgendwo auf diesem Land. Erinnere ihn auch, wie ich die Brunnen, an denen seine Schafe ihren Durst löschen, grub. Erinnere ihn, dass ich nicht einmal gegen ein vermisstes Tier oder Getreidespeicherverlust protestiert habe. Erinnere ihn, denn ich verlor meinen Neffen und ich beabsichtigte, ihn
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zurückzubekommen.“ Er schlug mit seiner Faust auf die stützende Stange des Zelts.
Mamre und seine Cousins ersten Grades, Eshkol und Aner, bewaffneten sich sofort zusammen mit Avrams Dienern. Avram, der zu seinen Gefährten sprach, enthüllte ihnen die Ernsthaftigkeit der Situation. „Aber Avram, wir sind keine kämpfenden Männer“, protestierte ein reicher Viehhirte. „Wie sollen wir uns verteidigen, geschweige denn eine professionelle Armee angreifen, die noch besiegt werden muss?“ „Mamre der Amoriter hat gegen Chedorlaomer gekämpft. Seine Cousins haben gegen das Bündnis der Vier gekämpft. Sie stehen nun bei uns! Sie werden uns beibringen, wie man kämpft!“ seine energische Stimme schrie über alle anderen protestierenden Stimmen. „Wir haben keine Waffen!“ erwiderte ein anderer wütend. „Es rosten Zehntausende im Tal Siddim“, milderte Avram seine Stimme, indem er sie zwang, sich zu beruhigen, um ihm zuzuhören. „Hebt so viele auf wie ihr wollt. Schärft eure Schwerter, während ich unsere Vergeltungsmanöver vorbereite.“ „Avram, wirst du mit uns ziehen – sogar in deinem hohen Alter?“ erhob sich eine letztendliche Frage aus dem hinteren Teil des Versammlungszeltes. „Ich werde neben euch kämpfen. Ich werde mit denselben Waffen lernen. Es scheint, ich muss beginnen, was nie enden soll: ein Krieg gegen Völker, die danach trachten würden, dieses Land zu übernehmen. Es ist meines. Es gehört mir!“ „Das Land gehört dir!“ schrien die Männer einstimmig, als sie ihre Stäbe in die Luft erhoben, denn sie glaubten an Avrams prophetischen Fähigkeiten und seine Führerschaft. Mamre beobachtete schweigend Avrams Entschluss. Er traf zusammen, um sie zu belehren, in der Hoffnung, dass irgendwie die Waffen, die er seinem Freund und Verbündeten geschenkt hatte, sich nie gegen ihn wenden würden.
Avrams Augen waren benebelt und glitzerten. Er umarmte Sarai zum Abschied. Tapfer drehte er sich herum, um bei seinen Männern zu sein. Und dies war der erste internationale Krieg der Welt gegen die Tyrannei und Welteroberung und gegen die weltweite Herrschaft von bösen, unbarmherzigen Menschen. Drei Nachmittage später stiegen Avram und seine 318 Männer über den letzten Hügel. Zufällig, nachdem sie die Spitze erreichten, begann der jahreszeitliche Regen zu fallen.
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Durch diese bittere, bange Reise brachten die amoritischen Krieger den Hebräern bei, wie man das Schwert führte. Sie brachten ihnen das Fachkönnen des Stichs, des Ausweichens, der Rückwärtsbewegung und augenblicklicher Vorwärtsreaktion bei. Geschickt lehrten sie, wie man ihre Hände an den Handgelenken ergreift und wie man den Feind vorwärts zu dem tief wartenden Schwert zieht. Sie lehrten sie, wie man den Feind zurück in das wartende Schwert eines Gefährten stößt und wie man dem vorstürmenden Spiel eines Feindes mit einem Seitenschritt ausweicht. Durch Beispiel lehrten sie, wie man den rechten Fuß ausstreckt, um den linken Knöchel ihres Feindes stolpern zu lassen, und wie man die Speere tief in das unbarmherzige Herz des Feindes eintaucht.
„Chedorlaomer“, unterbrach der Hauptmann seine Unterhaltung mit den anderen Königen und mit seinem Lieblingsgeneral. „Ja, was ist?“ „Wir werden verfolgt.“ Ungläubig langsam hob Chedorlaomer seinen Augen, um den Mann direkt anzustarren. Er legte seine Hände direkt in die neulich ausgeführten Tonformen der Landschaft und Straßen und grinste. Dann wurde das Grinsen lautes Lachen. „Verfolgt? Von Männern, die uns ihre Nieren für unsere Götter geben wollen? Also, Hauptmann, heißt sie mit euren Speeren willkommen!“ „Ich habe versucht, ihnen auf dem Schlachtfeld zu begegnen. Sie meiden uns.“ „Ich verstehe nicht.“ „Ich rücke vor – sie ziehen sich zurück. Ich bewege mich – sie folgen. Ich gebe meine Männer preis, um sie hereinzulegen, uns anzugreifen. Sie ruhen sich aus und essen. Ich weiß nicht, wie man diese unverantwortlichen Taktiken bekämpft.“ „General?“ „Lasst sie. Es sind Nachzügler, die nach leichter Nachlese suchen. Oder es mag sein, dass unsere Geiseln sie abhalten, uns anzugreifen. Was auch immer der Grund ist, Hauptmann, ich will, dass du deine Soldaten mit unseren neu gruppierst. Wenn wir zusammen bleiben, werden sie zu viel Angst haben, uns anzugreifen.“ „Hauptmann“, fragte Chedorlaomer, „wie viele sind dort?“ Indem er seinen Kopf hin und her bewegte, gab er zu: „Ich bin nicht sicher. Es scheinen ungefähr dreihundert zu sein.“ „Und wir haben?“ „Zehnmal mehr.“ „Also, habe ich irgendetwas, um mir Sorgen zu machen?“ fragte er den General, während er seinen Arm und sein Gesicht kratzte. „Nur die Qualität dieses Weins“, scherzte der General, der dem König einen frischen Becher reichte.
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„Lass jeden ebenso seinen Anteil haben. Morgen werden wir die Verfolger verfolgen. Ich will, dass ihre Penisse um meinen Speer gebunden werden.“
Während dieser Nacht überwältigte ein tiefer Schlaf das feindliche Lager. Avram, der von der merkwürdigen Stille und der Ruhe des Lagers geweckt wurde, erhob sich. Er zitterte. Reichlicher Schweiß bedeckte ihn. „Jahwe“, flüsterte er. „Ich schien stark und bestimmend meinen Männern gegenüber zu sein. Lass mich nicht auseinander fallen und meine Befürchtungen offenbaren. Lass mich nicht selbst beschämen. Lass mich nicht auf den Wegesrand fallen und vor dem feindlichen Schwert um Gnade flehen.“ Avram blickte in die dichte Dunkelheit. Die Sternbilder leuchteten glänzend. „Es sind so viele Menschen gegen mich. Ich bin allein.“ Verzweifelt ging er zu einem einzigartigen merkwürdigen Baum. Es war eine Nacht der Missverständnisse. Der verborgenen Wahrheiten. Er saß in der Nähe der berührenden Übergriffe des Baumes und wischte sich eine sich bildende Träne fort. „Jahwe, ich habe Angst. Ich habe nie gegen einen anderen Mann gekämpft. Wir sind so wenig. Doch erlaube mir bitte sicheren Sieg. Tue dies und ich werde nichts für mich nehmen. Tue dies und was gewonnen wird, werde ich aufgeben.“ Schweigen. „Sage mir dann, Jahwe: Traf ich eine impulsive, nicht ermächtigte Entscheidung? Bist du noch bei mir – oder bin ich wahrlich allein?“ Wieder Schweigen. Avram hörte auf, zu den Sternen zu sprechen. „Avram“, schüttelte ihn ein Mann aus seiner Trance. „Was ist los?“ fragte er. Sein Mund war trocken. „Mamre will dich sehen.“ Er nickte. Er eilte an die Seite seines Freundes und nahm seine Hand in seine. Sein Bruder Eshkol umarmte ihn ebenso. „Chedorlaomers Wachen schlafen.“ „Schlafen?“ „Ja.“ „Die anderen Männer ebenso?“ Aner zuckte die Achseln. „Jeder, scheint es.“ „Eshkol, was denkst du?“ „Avram, wir sollten angreifen.“ „Dann tun wir es schweigend. Wir werden ihre Kehlen so leise wie möglich aufschlitzen. Von Soldat zu Soldat. Von Mann zu Mann.“ „Ihre Kehlen aufschlitzen?“ fragte Mamre. „Ich würde lieber mein Schwert in ihre Herzen stoßen.“ 64
„Und einen Aufschrei riskieren! Hört mir zu: Was für ein Schaf oder Ziege oder Taube schrie auf, wen der Schnitt barmherzig gemacht wurde?“ Aner hob seine Augenbrauen und kicherte sarkastisch. „Wir sollen unsere Feinde barmherzig töten?“
Nacht. Avram führte seine 318 Männer gegen das feindliche Lager. Er näherte sich vorsichtig der ersten Wache. Von hinten erhob Avram sein Schwert. Mit zitternden und zögernden Händen zwang er sich schließlich, die Klinge neben die Hauptschlagader des Soldaten anzusetzen. Einen schnellen Ruck später schlitzte Avram den Hals der Wache auf. Indem er seinen Mund bedeckte, konnte der erschrockene Mann nicht aufschreien. Seine panischen Augen rollten, um tief in Avrams ähnlich verängstigte Augen zu blicken. Sterbend streiften die Zähne der Wache die Handfläche Avrams und ließen kleine Kratzer darauf zurück. In diesem hektischen, schrecklichen Augenblick starb die Wache. Das Blut goss über Avrams Hände und Handgelenke. Es tropfte auf seinen schwarzen Umhang und klebte fest. Aner sauste schnell neben ihn. Ohne nachzudenken, tötete er die zweite Wache. Mamre, auf Avrams Zeichen hin, wich ihm und seinem Cousin geschickt aus und tötete die dritte Wache. Die 318 Männer folgten dementsprechend dem Beispiel. Das leise Töten setzte die ganze Nacht fort. Bis zur Morgendämmerung töteten Avrams Soldaten beinahe ein Drittel von Chedorlaomers Armee. Als sich Avram und seine Männer zurückzogen, betraten sie wieder die Abgeschiedenheit der dicht bewaldeten Hügel.
Die hellen Strahlen der Sonne fielen direkt auf die Augen des Generals. Er warf seinen Arm über seine Augen und er drehte sich auf seine andere Seite. Wieder störte die Sonne seine Augen. „Jemand soll diese verdammte Zeltklappe schließen!“ Sein Mastdarmmuskel spannte sich an und seine Blase stieß hart gegen seine Nieren. „Hört niemand auf mich? Schließt die Klappe!“ Sein Schreien weckte die Könige aus ihrem ruhigen Schlaf. Als die anderen Soldaten den General hörten, wachten sie beinahe gleichzeitig miteinander auf. Erschrocken starrten sie auf die durchgeschnittenen Kehlen und das strömende, bedeckende Blut von Hunderten Leichen, die sie umgaben. „Meine Soldaten! Meine Soldaten!“ schrie Chedorlaomer, als er aus seinem Zelt ging. „Wie konnte so etwas meinen mächtigen Soldaten passieren!“ 65
Der General eilte nach draußen und keuchte über die Ungeheuerlichkeit des Gemetzels. Gleichzeitig fühlte er, wie seine Eingeweide gegen ihn pressten und rannte zu dem Abort hinter dem Wald, während er fluchte, als die Eingeweide seine Fäkalien aus ihm explodieren ließen. Während er im Abort war, erspähten zufällig einige von Avrams Männern sein Banner. Sie zogen hinter den Abort. Während sie sich leise ihren Weg hinter der Ehrenwache bahnten, rangen sich die Männer auf das Stichwort hinter sie und schlitzten ihre Kehlen auf. Vorsichtig ließen sie die Leichen zu Boden fallen. Als der Kriegergeneral jedoch die gedämpften Stürze hörte, verstand er instinktiv, was draußen vor dem Abort vor sich ging. Er hob seinen Speer und grinste unbarmherzig. Indem er geduldig auf eine günstige Zeit wartete, um ihn freizulassen, stellte er sich geschickt direkt in die Mitte des Zeltes. Er beugte seine mächtigen Knie und hievte den Speer hoch. Er nahm einen tiefen Atemzug, indem er seine Angst beruhigte. Der Pfiff eines Mannes hinter ihm zerriss die Stille. Automatisch, mit geschärften Reflexen, wirbelte er herum. Genau in diesem Augenblick traf ihn ein Dolch durch das Auge und drang tief in seinen Schädel ein. Mit dem geringsten Flüstern fiel der elamitische General auf seine Knie. Indem er auf sein Gesicht fiel, treib seine eigene flinke Bewegung den Dolch voll in sein Gehirn. Genau während dieses Augenblicks eilte König Ampraphel zu seinen Männern, nur um zu entdecken, was Chedorlaomer entdeckt hatte. Hunderte ihrer Soldaten waren leise, listig von einem unbekannten Feind niedergemetzelt worden. König Arioch stellte seinen zarten Fuß auf die Brust seines Lieblingshauptmanns und drehte seinen Körper herum. Als er es tat, legte er voll die klaffende Schnittwunde in seinem Bauch frei. Eine Larvenkolonie schwärmte in der dicken, tiefen Blutlache, die aus seinem Körper abfloss. Sein Gesicht war aschfahl. Ein Käferbefall fraß vollkommen seine Zunge weg. Erschrocken durch den entsetzlichen Anblick schrie Arioch. Rennend ergriff er seine Gefährten in Panik. Ihre Hände und Arme tanzten über die Körper voneinander. Auf groteske Weise, wie Karikaturen, hinderten sie ihre intensiven Bewegungen daran, davonzulaufen. Der Rest seiner Soldaten, verstört durch ihre Handlungen, rannte zu den Hügeln. Als sie von dem Lager des eindeutigen Terrors davonrannten, begegneten ihnen die Amoriter und Avrams Männer mit ihren Schwertern. Innerhalb von Augenblicken rissen sie ihre Gesichter und Brustkörbe und Bäuche auseinander. König Arioch beobachtete die unerbittliche und unergründliche Rache. Das Gemetzel verängstigte ihn wie nichts sonst es je hatte. Er zog sich zu seinem Zelt zurück, wo er so viel er von den schweren goldenen Schmuckstücken aus seiner Truhe leeren und sie über seinen Hals und seine Arme und Knöchel legen konnte. Nachdem er, so viel er 66
wahrscheinlich tragen konnte, ergriff, wickelte er sich in einen schweren Umhang, um sein Gold zu verstecken. Das Gewicht zog ihn herunter und verlangsamte seinen Weg zu seinem Pferd. Ein junger Mann, der zufällig vorbeikam, sah den unbeholfenen fetten Mann. Ohne zu zögern schleuderte er seinen Speer durch den Rücken des Mannes. Ohne zu schauen, ob er ihn traf oder nicht, setzte er fort, einen anderen feindlichen Soldaten zu jagen und fällte ihn ebenso. Verwirrt, durcheinander, chaotisch und im äußersten Tumult zog sich der Rest von Chedorlaomers Armee eilig nördlich nach Hobah zurück. Als sie sich Damaskus näherten, schaffte es Chedorlaomer, seine Armee in eine vernünftige Formation zurückzuschlagen. „Wo ist mein General?“ fragte er seinen zweiten Hauptmann. Er schüttelte seinen Kopf. „Wir stehen hier“, beharrte Chedorlaomer. König Tidal, der sich unter den überlebenden Stammesangehörigen des wichtigsten Stammes versteckte, weigerte sich zu gehorchen. Als die Nacht in ihrem Zenit war, versuchte König Tidal aus dem Lager zu schleichen. Unfähig, ein Pferd zu besteigen zu finden, und unfähig, in die schwer bewachten Pferche einzudringen, wählte er den nächsten Esel aus. Als er auf den Rücken des Esels sprang, schrie er laut und alarmierte den zweiten Hauptmann. Er erwischte den desertierenden König. Der Offizier zog ihn nackt aus, dass schlug er ihn flach zu Boden. Indem er vier Speere nahm, knallte er die Spitzen durch die Hände und Knöchel des Königs. Der vierte Speer zerbrach am Knochen. Chedorlaomer ging zu ihm und schüttelte seinen Kopf. „Was für starke Knochen! Keine Sorge, Hauptmann. Ich werde einfach seinen Fuß für dich entfernen.“ Mit diesen Worten schlug Chedorlaomer heftig sein Schwert hinunter und amputierte den linken Knöchel des Königs. Das kurze Blitzen des Schwertes fing Tidals Augen. Er biss die Zähne zusammen und fühlte den brutalen, durchschneidenden Schmerz. Er öffnete seinen Mund und schrie abscheulich und krümmte sich wegen der Speere in seiner vernichtenden Qual. „Jeder, der ein Mitglied des Bündnisses ist, der zu leben wünscht, entferne ein Stück von ihm. Was man entfernt, isst man.“ Jeder Überlebende, der keine solche Brutalität erleiden wollte, zog sein Schwert heraus und schnitt von dem kämpfenden Mann Fleischstreifen heraus, die er verzehrte. Die ganze Nacht schnitt jeder Mann an ihm etwas weg.
Bis zur Mitte des Vormittags erhob sich der Schlachtruf. Pferde krachten gegen Avrams Diener. Da die Diener jedoch die Tricks der Kriegskunst gelernt hatten, fielen sie hin und rollten sich vor die Hufe der Pferde. Die aus dem Gleichgewicht gebrachten Tiere bockten 67
heftig. Die Reiter, die sich nicht festhalten konnten, wurden vom Rücken der Pferde gestoßen und prallten hart auf dem Boden auf. Indem sie ihre Rücken bogen, war die Kavallerie durch ihr unerwartetes Stürzen verblüfft. Der plötzliche, harte Aufprall trieb die Luft aus der Lunge der Reiter. Benommen, unfähig, weitere wiederbelebende Luft zu atmen, vernichteten sie Avrams Männer leicht. Chedorlaomer, der sich an die Kampfausdruckweise seines Generals erinnerte, versuchte, Anweisungen an die sich zurückziehenden Soldaten auszugeben. Die Männer rannten weiter von ihm davon. Frustriert gab er auf und beschloss aufzuhören, neben seinen Soldaten herzulaufen. Er blickte Avrams Männer an. „Ha! Kommt! Versucht mich zu töten“, forderte er heraus. Chedorlaomer fuhr wild die geschärfte Spitze seines Schwertes aus und ließ sie kreisen. Er kauerte sich verteidigend hin und wartete, dass sich der erste Mann auf ihn stürzte. „Kommt schon! Kommt schon“, necke er. Mamre schob furchtlos die zögernden Männer zur Seite und starrte den König von Elam an. In der Zwischenzeit hörte Eshkol, der zufällig den gehäuteten Körper und die ausgestochenen Augen von König Tidal sah, seinen schwachen Atem. Er stieg auf Tidals Handgelenk und zog den Speer aus seiner Hand. Schnell schlug er es in sein freigelegtes, pumpendes Herz. Eshkol ging dann zu Mamre und präsentierte ihm Tidals Speer und Herz. Chedorlaomer schaute auf Tidals abgeschlachteten Brustkorb und wusste, woher das Herz kam. Er betrachtete Mamre schnell. „Du bist ihr Führer?“ verlangte der König hochmütig zu wissen, indem er seine Stirn runzelte. „Bin ich nicht. Avram, der Hebräer, ist ihr Führer.“ „Der Hebräer?“ Als diese Worte widerhallten, flogen Speere auf ihn und trafen ihn voll in der Brust, im Bauch und im rechten Bein. Der Könige wehrte das Gewicht der hinabziehenden Speere ab, aber unfähig, dagegen anzukämpfen, senkte er sich langsam auf sein linkes Knie. Er umklammerte den Speer, der in seiner Brust klemmte, und riss ihn heraus. In dieser schrecklichen Qual weigerte er sich, einen Schmerzensschrei von sich zu geben. Als er ihn voll herauszog, starrte er ihn an und wunderte sich über die Menge Blut, die seine Länge bedeckte. Er schleuderte ihn an den Wegesrand. Als er sein Gesicht hob, hustete er. Blut und Speichel tröpfelte aus seinem Mundwinkel. Er legte seinen Arm auf sein abgebogenes Bein und versuchte sich zu stützen. Er glaubte, dass er gerade stehen müsste, um ein würdiges Aussehen darzustellen. Er wollte nicht, dass sein Körper ungehalten auf dem harten Boden zusammenbrach. Als er aufblickte, sah er eine seltsame weiße Wolke sich hinter Mamre bilden. Sonnenstrahlen spritzten gegen einen großen grauhaarigen Mann, der hinter Mamre stand. Sein silberner und schwarzer Bart wehte bei dem aufsteigenden Wind. Seine schwarze Tunika war dick mit Blut
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beschmutzt. Chedorlaomer hob seinen Kopf höher. Er flüsterte intuitiv: „Avram?“ „Er kennt deinen Namen“, bemerkte Aner verwirrt. Avram ließ sich neben den sterbenden Mann hinab und starrte in seine Augen. „Ich bin Avram“, bestätigte er seine Identität. „Avram, sage mir, bitte? Existiert die geheimnisvolle Stadt? Die Stadt von Eber?“ „Es ist die Stadt von Shem, Ebers Vater, der auch der Vater der Elamiten und der Vater der Assyrier ist. In entferntestem Sinn bin ich dein Bruder.“ „Wie ist der Name der Stadt?“ „Salem.“ „Der Wohnsitz des Friedens und der Gerechtigkeit“, übersetzte Chedorlaomer mit seinem erlöschenden Atem. Ein schreckliches Gefühl der Reue begann Avram zu überwältigen, als er sanft die letzten zwei Speere aus dem Körper des Königs zog. Die Schuld umhülle sein Wesen. Er hob ihn sanft hoch und trug ihn persönlich zu den Randgebieten der Kriegszone. Die Körper der anderen Könige lagen nebeneinander. Nicht weit weg von ihnen wartete ein großer Haufen von Überresten der vereinten Streitmächte auf die Fackelflamme. Eine Schar Geier flog geduldig am Himmel. Avram legte gewohnheitsmäßig seinen Zeigefinger zwischen seine Vorderzähne und schüttelte seinen Kopf in erstaunter Qual. Er faltete seine Arme über seinem Brustkorb, er begann sich vor und zurück zu bewegen. Unbestimmbare Töne gingen aus seiner Kehle hervor. Avram, der sich von den toten Königen nicht zurückziehen konnte, blieb die ganze Nacht und weigerte sich zu schlafen. Lot, der seinen Onkel sah, der bestimmend unbeweglich stand, schärfte seine Augen zu einem intensiven Brennpunkt. Beim morgendlichen Sonnenaufgang erblickte Lot ein seltsames Glühen, das um den Körper seines Onkels filterte. Es war, als ob die Macht der Welt über ihn herabgestiegen wäre. Die leitende Macht von Gottes heiligem Geist beherrschte das Ereignis. Eine Facette von Gottes richterlicher Macht vermachte Avram die Kenntnis, dass das, was getan wurde, von Gott geheiligt wurde. Die Nacht hindurch flehte Avram um Vergebung für das Blut, das er vergossen hatte. Am Morgen vergab ihm Gott. Die Macht des heiligen Geistes wandelte diese Nacht der Gewalt in eine Morgendämmerung der Ruhe um. Lot wollte einen Gruß schreien, ein erkenntliches Danke. Stattdessen zögerte er und bleib still. Mamre, Eshkol und Aner bezeugten auch das Phänomen. Die Männer gingen zu ihm, jeder wechselte sich ab, seinen Hals zu küssen. Lot war der letzte Mann, der seinen Onkel küsste. Als er sich endlich seinem Onkel näherte, wurde sein Gesicht bleich. Indem er sich der Überanstrengung der Tortur ergab, wurden Lots Beine schwach. Avram 69
stützte seinen Neffen, um neben ihm zu sitzen. Lot konnte kaum seinen Onkel wahrnehmen. Das Blutbad machte ihn krank. Es machte ihn schwindelig vor Reue. Er wurde beinahe von dem Geruch ohnmächtig, der aus an Anhäufung der Leblosen ausging, die auf dem Boden um sie herum verstreut waren. Avram sah auf Lots Gesicht ein Spiegelbild seiner eigenen entsetzlichen Erfahrungen über die vergangenen paar Tage. Als er seinen Neffen auf den Boden niederließ, streichelte er zärtlich das Haar seines Neffen. In dieser Zeit erinnerte sich Avram deutlich an seinen Vater und Bruder. Er sah ihr Lächeln, ihre Tränen, die vorübergehenden Augenblicke der Freude und Liebe. Er brach in ein gesteigertes Schluchzen aus. Avram ergab sich der Anspannung der Erinnerung und erlaubte sich, öffentlich zu weinen. Durch die Stunden erschöpften sich seine Tränen. Endlich streckte er seine Beine auf dem Boden aus und legte Lots Kopf in seinen Schoß. Währen des morgendlichen Sonnenaufgang ruhte die Armee vor den verfaulenden Leichen des Königs und beobachteten die Vögel, die herabflogen, um an dem zerfleischten Fleisch schmausten.
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Kapitel Fünfzehn Sedom Der jugendliche Diener des früheren Königs von Sedom füllte einen neuen Bleibecher für seine eigenen Lippen, da er der neue König wurde. Die Priester standen hinter ihm und standen wieder Wache über das bunte Feuer, das sich aus ihren Türmen zum Himmel erhob. Wieder reflektierten die Seen die roten und violetten Wolken. Wieder durchstreiften die Ziegen und Gazellen und Wiederkäuer das reiche, fruchtbare Land. Wieder bearbeiteten die Bauern die produktiven Bauernhöfe. Wieder kamen die Karawanen mit ihren Waren zum Handeln. Die Überlebenden, weil sie die Überlebenden waren, wurden die neuen Grundbesitzer. Indem die neuen Herren die aufgegebenen Führerschaftsrollen übernahmen, arbeiteten sie mit denselben Kreditbelegen, die die früheren wohlhabenden Grundbesitzer kontrollierten. Der Kind-König erlaubte auch den Überlebenden, um ihren Häusern den Handelszylinder der Ratskammer zu zeigen. Und niemand protestierte, noch zweifelte er das Tragen des Bevollmächtigungssiegels um den reich geschmückten Hals an. Innerhalb von Wochen zwangen sich die Überleben auf die leeren Sitze des Rats. Die zurückkehrenden Überlebenden nahmen frei die besten und größten Häuser für sich. Jene, die in den Zelten außerhalb der Stadtmauern gelebt hatten, zogen nun in die frei gewordenen, beinahe baufälligen Häuser der früheren verarmten Familien. Die versammelten Heimatlosen belegten dankbar die verwitterten und zerrissenen Zelte. Die Kriegsflüchtlinge, die die baufälligen Häuser und die verlassenen Zelte sahen, waren begeistert, sie für sich selbst zu haben. Und die Haltung der Überlebenden änderte sich. Jeder nahm für sich, was er wünschte. Wer auch immer protestierte, endete der Streit mit dem Schwert. Die zurückkehrenden Soldaten, indem sie ihre Positionen aufgaben, erlaubten den Leuten, Amok zu laufen. Ziviler Gehorsam brach zusammen. Das Frühere gab der Macht des Neuen nach.
Avram setzte den Haufen Männer in Brand. Er presste seine Lippen fest zusammen und sein Kiefer zitterte leicht. Mamre kratzte seinen Bart, dann drehe er sich um, um mehr Bitumen über die Leichen zu gießen. Alle Männer hielten schwarze Taschentücher um ihren Mund und ihre Nase. Wann immer sie einen Vogel eine Leiche fressen sahen, wurden ihre Augen undurchdringlich bei dem Anblick. Die Löwen fraßen frei, bis sich ihr Bauch wölbte, der sie zwang, neben dem gerissenen Fleisch zu 71
schlafen. Während diesen Augenblicken auskundschafteten Avrams Männer den Wald, von den gefährlichen Geschöpfen unbelästigt. Der siegreiche Feldzug kehrte endlich nach Hause. Absichtlich nahmen sie die am geringsten bereiste Straße, die sie zum Tal der Könige führte. Die Männer, belastet durch die Schlacht, beschämt durch den Sieg, deprimiert durch das, was sie getan hatten, gingen schweigend durch das Land in fünf langen Reihen. Viele Nationalitäten bildeten wahllos die fünf langen Reihen. Die Männer wurden nicht in gemeines Fußvolk geteilt, noch marschierten sie sehr gut. Trotzdem bleiben die unterschiedlichen Nationalitäten zusammen auf dem Weg nach Hause als eine Vertagung zu Avrams Gott. In ihrem Marsch schwankten viele Männer. Viele hielten ihre Köpfe gesenkt. Ein paar, die sich über ihre Kriegsbemühungen stolz fühlten, gingen edel mit geradem Rücken und hochgehaltenem Haupt. Alle, ohne Rücksicht darauf, wie sie marschierten oder dachten oder sich fühlten, hielten ihre Häupter mit Trauertüchern bedeckt.
Avram und seine Männer kämpften sich durch den Morgennebel, der auf geheimnisvolle Weise die aufsteigende Landschaft umarmte. Er schien an diesem Morgen bedeutsam zu sein, als ob er eine tiefe Bedeutung in einem ätherischen Leichentuch hielt. Sein seidiges Aussehen faszinierte Avram. Als sie die letzte Biegung des Tals Shaveh erreichten, weigerte sich Avram, seinen Kopf zu heben. Stattdessen behielt er seine demütige Position bei. Mit seinem zu Boden gesenkten Kopf sah er die begierig wartende Menschenmenge vor sich nicht. Mutlos sah er nicht das ausgebreitete Bankett und die zahlreichen Weinschläuche und dampfenden Brotlaibe. Ernsthaft betrübt bemerkte er nicht die schwindelerregenden Anordnungen der bunten Tuniken und Stolen. Er schnüffelte in der Luft und roch die gebackenen Brote. Als er sich der Biegung der Hauptstraße näherte, sah er zuerst den merkwürdig zertrampelten Pfad. Er hob endlich seine Augen. Zuerst sah er vor sich die Beine der Männer und als er seinen Kopf höher hob, sah er die vollen Körper der Fremden, die den Weg blockierten. Die bestürzte Gruppe von Anhängern, die auch ihre Köpfe zu Boden senkten, missverstanden Avrams Zögern. Sofort knallte jeder Mann hinter Avram in den anderen. Die Karikatur des Ereignisses brachte diejenigen, die zuschauten, zum Lachen. Ungewiss, warum die Fremden ihn und seine Männer auslachten, versteifte sich Avram. Gerade dann näherte sich Eber und kam hinter der Priesterreihe hervor. Avram erkannte ihn augenblicklich und brach in ein lautes, herzhaftes Lachen aus.
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Die beiden umarmten einander schnell und küssten einander auf den Hals. Die Zuschauenden, die wussten, dass alles sicher war, eilten zu der bestürzten Armee und umarmten sie vor Freude. „Lot, du wirst fett!“ scherzte Eber. „Und Avram, schau, wie grau dein Haar geworden ist!“ „Zumindest habe ich es noch“, erwiderte Avram, während er Eber wieder umarmte. „Schnell, komm mit mir. Vater will dich kennen lernen?“ „Vater?“ „Shem.“ Erschrocken flüsterte Avram. „Dann lebt er wirklich.“ Avram lief impulsiv Eber und Lot voraus und benutzte die Äste der Bäume und Rebstöcke und zog sich bestrebt vorwärts, trotz seines müden und erschöpften Körpers und Verstandes. Endlich erreichte er den Gipfel des Hügels. Vor ihm stand die Stadt Salem. Hinter ihm verlief das Tal Shaveh in Richtung des Toten Meers. Keine befestigten Mauern, keine Kriegstürme noch Wachen hinderten seinen Fortschritt auf den Straßen der Stadt. Die Haupteintrittsstraße, gepflegt mit Blumen, die die Bordsteine säumten, führte direkt zum Zentrum. Die Steinhäuser hinter den blühenden Blumen hatten große offene Fenster, die auf die Straßen blickten. Treppen führten zu den kühlen Dächern. Erstaunt über die schöne Stadt nahm Avram ein paar private Augenblicke, um ihre Anordnung genau zu betrachten. Als er die Baueigenschaften der Stadt sah, verstand er bereitwillig, warum niemand je die Stadt gefunden hatte. Aus der Ferne schien sie ein endloser Wald zu sein. Kein Haus erhob sich über fünfzehn Fuß, noch war es breiter als zwanzig Fuß. Kräftig grüne Pflanzen bedeckten jedes Dach. Weinreben krochen entlang der Fenster und Türeingänge. Sobald er in der Mitte der Straße stand, füllte ein unglaublich, die Sinne erweckendes, süßes Aroma seine Nasenlöcher. Als er umherging, bemerkte er, wie jeder frei die Früchte von den Bäumen und das Gemüse aus den reifenden Gärten teilte. Eber und Lot holten schließlich Avram. „Folge.“ Eber berührte Avrams Schulter. Eber bog dann nach links am Scheitelpunkt des Stadtplatzes. die drei Männer schlenderten zu der hinteren Ecke der Stadt. Sie erreichten bald ein abgeschiedenes, einfaches weißes Haus. Vor der Tür stand ein einziger brauner Stuhl, primitiv aus dicken Zedernästen zusammengebaut. Die Rinde des Stuhls blieb noch auf seinen Beinen und auf seinen Latten. Als sie näher zur Tür kamen, deutete Eber Avram und Lot, stehen zu bleiben, woraufhin ein sehr alter Mann aus dem bescheidenen Haus schritt. Er trug bei sich eine rote Decke aus Ziegenbockshaut genäht. „Avram“, deutete er mit seinen Fingern, näher zu treten. „Ich bin dein Ururvorvater. Ich bin Shem, Noahs Zweitgeborener. Nun nennen mich die Leute Malki-Tzedek. Oder Melchizedek.“
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„König der Gerechtigkeit und des Friedens“, mühte sich Avram ab, sich an die Bedeutung des Namens seines Urvaters zu erinnern. Da er sich schließlich in der Gegenwart dieses gebrechlichen, alten Mannes sicher und von seiner Schlacht gegen die entsetzlichen Gedanken, die fortwährend in sein Bewusstsein drangen, erschöpft fühlte, fasste sich Avram. Trotz des eingreifenden Zitterns und intensiven Bebens streckte er dem alten Mann die Hand entgegen, der ihn sofort umarmte. Avram brach in Melchizedeks Armen zusammen. Der alte Mann tröstete Avram in seinem Taumel schrecklicher Tränen und Reue. Durch sein Schluchzen kämpfte Avram seine Worte heraus. „Ich quäle mich. Ich brauche Glück. Ich brauche Freude. Ich muss wieder glücklich sein.“ Indem Melchizedek dass dünne silberne Haar streichelte, nickte er. „Ich weiß. Aber zuerst gibt es Wissen, das du lernen musst. Avram, wir sind in ein neues Zeitalter der Existenz eingetreten.“ „Was für eine Art von Existenz?“ „Ein Zeitalter der Unsichtbarkeiten – wo alles wegen abscheulichem, irreführendem Flüstern und offenem Hass begangen wird. Satan hat alles begangen, um Jahwes Zweck umzustürzen.“ „Ich verstehe nicht.“ „Vor der Flut streiften die Dämonen fei auf der Erde herum, wobei sie sich offen mit der Menschheit vermischten, mit den Frauen schliefen und die Tagesereignisse beherrschten. Keine zentrale Regierung existierte, denn keine wurde gebraucht. Keine einzige Armee erhob sich, um zu erobern, denn alles war schon erobert. Kain Diktator tauchte aus dem Chaos auf, denn alles war in Anarchie und im Chaos. Die Dämonen wohnten direkt neben den Menschen, in Fleisch gekleidet. Sie aßen, sie heirateten, sie unterhielten sich, so wie wir es tun. Dann änderten sie sich. Jahwe entfernte von ihnen die Fähigkeit, sich mit fleischlicher Hülle zu bekleiden. Nun leben die Dämonen unsichtbar neben uns und beeinflussen uns mit ihren leisen Worten und unterbewussten Botschaften. Immer heimtückisch, immer überzeugend. Diese neue Existenz bringt der Menschheit einen spirituellen Krieg, der in der Geschichte beispiellos ist. Was zwischen dir und Chedorlaomer geschah, war eine Vorschau der Dinge, die während des letztendlichen Zeitalters der Menschheit kommen.“ „Was meinst du?“ „Du stelltest symbolisch Jahwe dar, und ‚die Führer’ stellten symbolisch Satan und seine Dämonen dar. Niemals hat eine so entsetzliche und beispiellose Gewalt in so großen Ausmaßen die Menschheit heimgesucht. Niemals ist eine so mutwillige Missachtung gegen den Menschen ausgeübt worden. Was Chedorlaomer jedoch verübte, ist nichts verglichen zu dem, was kommen wird. Obwohl dieser physische Krieg neu und verräterisch und unbarmherzig ist, passiert ein rauer spiritueller Krieg gleichzeitig in Jahwes Wohnsitz.“ „Das – das, was ich durchmachte – war symbolisch?“
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„Des größeren spirituellen und physischen Kriegs, der während der letzten Tage der Menschheit und des Bösen kommt. Viele andere Dinge werden geschehen, die die Ereignisse der letzten Tage prophezeien werden. Ich bin auch die symbolische Darstellung von dem, was kommt. Noah benannte mich so um, damit ich als die symbolische Darstellung des Maschiachs dienen darf, der uns als ein Lösegeld für unsere Sünden erscheinen soll. Mein Zweck ist, König und Priester zu sein – der Kohen – direkt Jahwe verantwortlich und direkt von ihm befehligt, der der höchste Gott ist.“ „Oh, Melchizedek! Hilf mir! Seit meiner Begegnung kann ich meine Augen nicht vom Boden heben. Meine Gedanken sind schwer vor Elend. Ich wundere mich nun über mich selbst! Ich bezweifle alles, außer meine Beziehung zu Jahwe. Ich vertraue nur ihm, doch brauche ich mehr als nur ihm vertrauen zu können. Wie wandle ich mit meinen Mitmenschen? Wie habe ich meinen Bewusstseinszustand beeinträchtigt; zu welchem Grad habe ich meine Ansicht der Menschheit verletzt? Haben wir Menschen die Fähigkeit, uns über die Tiefen unserer Wut und Unmoral zu erheben, oder sind wir alle in einer bösen Tiefe gefangen, die so tief ist, das wir nur entkommen können, indem wir ein Teil davon werden? Kann ich, nun da ich getötet habe, zur Unschuld zurückkehren – falls ich sie je hatte?“ „Was trägst du an deiner Seite?“ „Mein Schwert.“ „Dann werde ich alle deine Fragen auf diese Weise beantworten. Das Schwert ist des Menschen unwürdig, der Jahwe wahrlich liebt. Wirf es fort und setzte Glauben daneben. Trage ihn immer, denn er ist stärker als Metall. Glaube und Liebe sind die Schwerter des spirituellen Schutzes. Glaube und Liebe sind die Schilder gegen das durchdringende Flüstern der Verderbtheit eines Dämons. Lass Jahwes Engel nicht nur gegen die Dämonen Krieg führen, sondern auch gegen alle nationalen Regierungen und alle nationalen Konventionen und angenommener Praktiken. Alle Menschen, die herrschen, herrschen durch die Mächte des Bösen. Satan ist der spirituelle Wirt aller Regierungen und Konventionen. Die Gesalbten müssen geduldig am Wegesrand auf die Gaben des kommenden Königreichs warten. Tue dies, ohne Rücksicht auf die Folgen für dein fleischliches Leben. Folter, Vergewaltigung, Mord sind Dinge, die jeden heimsuchen können. Wie eine Person reagiert, ist das Maß ihres Glaubens. Reagiere durch Nichtreagieren. Um Jahwes vollkommenes Königreich zu betreten, mache die Wahrheit zu einer schützenden Tunika. Mache die Wahrheit zu seiner schützenden Kopfbedeckung. Die Wahrheit kann nicht manipuliert werden. Sie kann verborgen werden. Sie kann nicht verspottet oder verhöhnt werden, obwohl es viele versuchen, um die Zuhörer zu ihrer Sache und Persönlichkeit zu beeindrucken. Wenige werden zur Salbung auserwählt. Man kann es wünschen. Man kann fälschlich prahlen, den Geist empfangen zu haben, aber Jahwe alleine schenkt seine umhüllende Gabe. Ohne Rücksicht darauf, wer du 75
bist, wenn Jahwe einem den Schleier schenkt, darf kein Mensch ihn als wahnhaftes Ereignis anfechten. Wenige Menschen werden Jahwe Vollkommenheit aufnehmen. Nun, Avram, verbeuge dich vor mir.“ Avram, sobald er seine Knie gesenkt hatte, fühlte einen klebrigen Fluss an Flüssigkeit über sein Haar gießen. Instinktiv erhob er seine Hände, um es zu fühlen. „Halte deine Hände an der Seite. Ich gieße Öl über dich. Jahwe beauftragte mich, den Mann zu salben, der eines Tages nach einem siegreichen Feldzug über das Böse in diese Stadt kommen würde. Jahwe erwählte unter den Hundertmillionen Menschen, die die Erde bewohnen, dich, Avram, Sohn von Terah. Heute salbe ich dich als Maschiach unserer Zeit. Durch deine Lenden werden viele gesalbte Könige abstammen. Jeder von diesen Nachkommen wird für die Welt einen neuen Messias errichten. Symbolisch werden sie fortfahren, für die Welt die messianische Hoffnung darzustellen, bis der letztendliche und endgültige Messias kommen wird, um seinen Platz in der Geschichte einzunehmen. Die verfeinerten Eigenschaften unserer Linie werden in den vererbt werden, der uns aus den Schmerzen des Todes erheben wird.“ Indem Melchizedek beide Hände vor Avram erhob, berührten seine Daumen einander, als er seine Finger anordnete, um den englischen Buchstaben V zu formen, der den hebräischen Buchstaben Shin, darstellt, des ersten Buchstaben von Gottes Namen. „Gesegnet sei Avram von dem höchsten Gott“, verkündete er feierlich, „Besitzer des Himmels und der Erde! Gesegnet sei ‚El El-yohn’. Er hat deine Feinde in deine Hände ausgeliefert.“ Melchizedek hob Avram von seinen Knien hoch, dann wischte er die Tränen von Avrams Gesicht fort. Hinterher küsste er ihn auf den Hals. „Was muss ich weiter tun?“ fragte Avram den Vorvater der semitischen Rasse. „Du bist verpflichtest, alles zu lernen, was ich dir bezüglich Jahwe beibringen kann. Du sollst diese Kenntnis deinem Volk übermitteln. Setze deine Reise fort und fahre fort, Altäre zu errichten, denn sie sind unbestreitbare Landmerkmale für die Kinder, die nach dir kommen werden.“ „Habe ich eine Rolle mit Salem?“ „In zukünftigen Generationen wird eines deiner Kinder diesen Ort als Jahwes Hauptstadt einsetzen. Genau diese Stadt ist, wo Jahwes Thron besteht. Von hier wird eine theokratische, konstitutionelle Regierung herrschen.“ Indem der König-Priester Avram auf Armeslänge wegschob, starrte er tief in seine geschwollenen und geröteten Augen. „Avram, schließe deine Augen. Höre darauf, was du fühlst. Und verstehe!“
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Avram gehorchte. Langsam atmete er die wohlriechende Luft ein. Seine Sinne wurden sich akut eines tieferen Wesens um ihn herum bewusst, ein unerklärliches Gefühl der Ruhe und der Zusicherung. Sein Haar prickelte. Sein Verstand raste zu seinem innersten Kern, wo sich alle Realität auf die genaue Verwirklichung der Bedeutung und des Verstehens konzentrierte. Auf geheimnisvolle Weise wurde Avram eins mit Melchizedek. „Männer“, sprach Avram zu seinen Gefährten, nachdem die Trance aufhörte. „Stellt vor diesem großen König und Priester einen Zehnten von allem.“ Seine Freunde schritten hinauf zu Melchizedeks bescheidenem Stuhl und trennten sich von dem zehnten Teil ihrer Güter, wobei der Anteil die Decke füllte, die zwischen ihnen gelegt wurde. „Großer König und Priester“, fragte Avram Melchizedek, „wann darf ich zurückkehren?“ „Bringe zuerst diese Menschen in ihre Städte zurück. Verweile dann bei uns.“
Kurz danach traf sich Avram mit dem Kind-König. Listige Botschafter umgaben den Jugendlichen. „Großer König“, flüsterte ein Ratgeber dem Kind-König zu. „Der Hebräer hat mehr Sklaven als wir. Wenn er weiter Menschen ansammelt, wird er uns stürzen können und unsere Länder und Besitztümer einnehmen.“ „Wir können dagegen nichts tun“, erwiderte ein anderer Ratgeber. „Wir können den Eroberer nicht besiegen. Alles, was er tun muss, ist nach Elam zu gehen. Es gehört ihm durch das Recht des Sieges. Wir gehören ihm auch durch dasselbe Recht.“ „Er weiß dies vielleicht nicht. Ich schlage vor, wir geben auf und stellen ihn zwischen uns. Mit seiner Anwesenheit in unserer Regierung teilt er vielleicht mit uns seine Sklaven. Wir brauchen sie, um zu helfen, unseren Handel gedeihen zu lassen.“ Da Avram ihr Dilemma kannte, weigerte er sich, die Mitgliedschaft in ihrem Rat anzunehmen. „Lot ist der eine für euch.“ Dankbar verbeugten sich die Ratsmitglieder. „Da du nicht wünschst, ein Mitglied unserer Regierung zu sein, darf ich diese Frage stellen, ohne dass du auf mich beleidigt bist?“ „Deine Frage wird mich nicht beleidigen.“ „Die Männer, die du von Chedorlaomer nahmst, werden sie sich um deine Herden kümmern?“ „Sie sind nicht meine Männer. Ich befreite sie, nicht um sie wieder zu versklaven, sondern ihnen freie Wahl und Selbstbestimmung zu erlauben. Sie mögen gehen, wohin sie wünschen.“ „Wir brauchen zusätzliche Leute, um uns zu helfen, die Stadt wieder aufzubauen“, sagte der Hauptfinanzbeamte. „Avram, erlaube uns bitte, 77
wenn es in deinem Herzen ist, die Obhut und Führung dieser früheren Gefangenen. Wiederum werden wir dir erlauben, alle Kriegsschätze für dich zu behalten.“ „Ich machte einen Schwur zu Jahwe, dem höchsten Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, bevor ich gegen Chedorlaomer kämpfte: ‚Ich werde nichts für mich nehmen. Nicht so viel wie die Faser eines Ziegenbocks oder der Sandale eines Kindes.’ Was dir gehört, erlaube bei dir zu bleiben. Du wirst nicht an andere Menschen verbreiten, dass ich durch den Diebstahl am Schatz eines anderen Mannes reich gemacht worden bin. Es soll nicht behauptet werden, dass ich durch Umgang und Manipulation reich geworden bin, wie es von mir gesagt wurde, als ich Ägypten verließ. Ihr Leute von Sedom und Amorah sollt niemandem irgendwo bekannt machen: ‚Ich habe Avram reich gemacht!’ Für mich soll nichts gegeben werden. Ich erbitte jedoch: bitte, teile mit den Kriegern, die uns lehrten. Übergib Mamre, Aner und Eshkol den verdienten Anteil. Was diese anderen Männer betrifft, wie ich behauptet habe, bin ich nicht ihr Herrscher. Geht, wohin ihr wünscht. Denkt, wie ihr wünscht. Ich führte gegen Chedorlaomer Krieg, nicht um die Welt zu erobern oder für mich die Besitztümer der Welt zu nehmen. Ich führte Krieg, weil das Böse dem Guten gegenüberstand und die Dunkelheit versuchte, das Licht zu überwältigen. Da ich dies weiß, da ich dies erfahren habe, bete ich, dass ihr alle dem Licht, dem ich folge, folgen werdet. Es zu ignorieren, ist euch selbst schlimmer als vorher in Gefahr zu bringen.“ Der Kind-König, zusammen mit vielen seiner Botschafter, dachte nur an den wiedererlangten Schatz. Was Avram sprach, fiel auf den Wegesrand.
Hinterher kehrte Avram, von Sarai begleitet, nach Salem zurück. Indem Avram täglich mit Eber und mit dem Vorvater der semitischen Rasse studierte, lernte er alles, was der König-Priester ihm beibringen musste. Während Avram und Sarai in Salem lebten, wurde Lot von den Sodomiten geehrt. Die Bevölkerung ermutigte ihn, bei ihnen zu bleiben. Sie bauten ein besonderes Haus für ihn und erhöhten sofort seine Handelsverträge. Unter allen Kaufleuten wurde seine Handelsware offiziell als „Erste Bedeutung“ unter den Leuten gekennzeichnet. Seine Ehefrau häufte die weichsten Baumwollstoffe und reichsten transparenten purpurroten Seidenstoffe und die schwersten Goldhalsketten und Juwelenarmbänder an. Die Bürger ehrten ihn und seine Familie so sehr, dass sie zwei Töchtern erlaubten, durch die Befehle des Königs über den Schmerz des Todes unbelästigt blieben. Für alle anderen jedoch traf kein Gesetz der Moral zu. 78
In der Dunkelheit der Stadt Sedom glaubte ein Mann, er wäre vor den Augen eines Zeugen, der zufällig vorbeikam, sicher. Er glaubte nicht, dass die Augen von Michael dem Erzengel und dem Oberbefehl führenden Gabriel neben ihm sein konnten. Ein dritter Engel stand auch in seiner Nähe. Der Mann war unfähig, die Augen des Guten zu erkennen. Seine bösen Taten versengten vor langer Zeit sein Gewissen. Böse Gedanken verboten ihm, die Augen des Guten zu sehen. Als die drei Engel es jedoch sahen, bemerkten sie es. Sie stiegen zurück zum Himmel auf und präsentierten Jahwe ihr Zeugnis. „Bereitet euch für die kommende Nacht der Vertilgung vor“, sagte er zu ihnen. Eine lange Zeit später fiel Avram in eine göttliche Trance. Jahwe sprach: „Fürchte dich nicht, Avram. Ich bin dein Schild! Groß wird deine Belohnung sein!“ Avram, untergetaucht durch die Macht der Trance, unfähig, sich loszureißen, sprach genau, was sein Herz fühlte; ohne Abschreckung, ohne zu zögern, ohne feinsinnige Färbung seiner Meinung. „Souveräner Herr Jahwe, was gibt es mehr, was du mir geben kannst? Ich habe Tausende Schafe! Tausende Ziegen und Zehntausende Rinder. Ich habe die stärksten, flinksten Kamele. Ich habe die erlesensten Esel. Wo ich mich niederlasse, wächst das Gras am grünsten und das Wasser schmeckt am süßesten. Ich bin nie in der Sonne ohne einem beschattenden, überhängendem Baum in der Nähe gelegen, und ohne kühle Brise. Und“, seine Augen wurden traurig, „die Frauen meiner Diener sind unter den fruchtbarsten Frauen in dem Land.“ All dies schenkst du mir. Aber warum? Erkennst du nicht, dass ich kinderlos sterben werde? An wen soll ich eine so große Ansammlung hinterlassen? In meinem Haushalt jedoch gibt es meinen entfernten Cousin, Dammesek Eliezer. Er ist der Hüter meines Anwesens. Da es geschehen ist, dass du mich nicht veranlasst hast, ein Kind hervorzubringen, bitte ich die: erlaube ihm, meine Dinge zu besitzen.“ Jahwe, der sah, dass Avram seine Erklärung vergessen hatte, dass der Same des Maschiachs durch Avrams Gene hervorgehen würde, antwortete: „Eliezer wird nicht der Erbe deiner Besitztümer sein. Niemand sonst, außer deine eigene leibliche Nachkommenschaft, wird deinen Besitz erben. Dein Samen und sein genetischer Inhalt wird dir Nachkommen bringen. Sie selbst werden erben, was dir gegeben worden ist.“ Um Avram weiter zu ermutigen, behauptete Jahwe: „Schreite aus deinem dunklen Zelt. Erhebe die Augen zum Himmel. Versuche die Sterne zu zählen. Kannst du es?“ 79
Avram schüttelte seinen Kopf. „Das ist, wie viele Kinder du haben wirst.“ Avram, der seinen Hals drehte, blickte in das dichte, unzählbare Sternenbild. Vor Ehrfurcht und aufrichtig glaubend, was er hörte, setzte er vollen Glauben an Jahwe. Avram war zu dieser Zeit noch unbeschnitten. Ein langes Schweigen folgte. Die nachhallende Stimme begann wieder: „Ich bin Jahwe! Ich bin der, der dich aus der Stadt Ur der Chaldäer am vierzehnten Tag des Monats Nisan brachte, zweitausenddreiundachtzig Jahre, nachdem Adam zuerst meinen Atem in seiner Seele empfing. Ich gebe dir dieses Land zum Besitz.“ Wieder konnte Avram seine Gedanken nicht zurückhalten. In Selbstverrat rief er aus: „Souveräner Herr Jahwe!“ Seine Stimme wurde angespannt, wütend. „Wie soll ich sicher wissen, dass ich dieses Land besitzen werde?“ Seine Faust ballte sich. Jahwe, der über der feindseligen Forderung nach Beweis nachdachte, verstummte. Am Himmel schienen die Sterne trüb zu werden. Das Universum schien sich leise vom Dasein zurückzuziehen. Endlich antwortete Jahwe. „Bring mir eine dreijährige Färse, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Ziegenbock, eine Turteltaube und einen jungen Vogel.“ „Drei Jahre alt?“ fragte er sich. „Eins und eins“, flüsterte er wieder. „Das sind sicher unvollkommene Zahlen. Wie kann das sein? Ich machte Jahwe wütend“, er presste seine Lippen zusammen, legte seine Hand hohl über seinen Mund und drückte ihn. „Ich wage nicht wieder, seinen Vorsatz in Frage zu stellen.“ Avram gehorchte dem Gebot und ging in das tiefere Zentrum des Lagers, wo die auserlesensten Färsen schliefen. Er band ein Seil um den Hals der jungfräulichen Kuh, die er stolz beiseite getan hatte, um sie mit seinem kostbaren Stier zu paaren. In kurzer Entfernung prüfte er Dutzende Ziegenböcke. Nachdem er ihre Markierungen und Zähne und Zehen untersuchte, fand er einen Schwarzen mit der richtigen Kennzeichnung auf seinen Hörnern. Müde ging er weiter, um eine andere Gruppe von Ziegen genau zu betrachten. Fast bei Morgendämmerung kam er zu den letzten Wenigen und suchte endlich die Richtige aus. Avram legte eine Handvoll Getreide auf den Boden. Innerhalb von Minuten flogen mehrere sanfte und scheue Turteltauben von ihrem Morgenflug herein, um zu fressen. Zu dieser Zeit ließ er ein Vogelfängernetz los, das über die nichts ahnenden Vögel fiel. Er überprüfte es und fand den Besten im hinteren Teil der Schar. Eine Stunde später fing Avram eine Wachtel in dem Gerstenfeld, auf dem er sie in seiner Falle fing. Nachdem alles vollendet war, kehrte Avram zu der genauen Stelle zurück, wo Jahwe mit ihm kommunizierte. Dort hob Avram sein Messer. Kalt, losgelöst von Ehrlichkeit, pries er Jahwe. Schnell, mit einem festen, 80
starken Ziehen schlitzte er eine Kehle nach der anderen auf, bis sich alle vier Kehlen dem Tod ergaben. Er legte die Ziege, die Färse, den Ziegenbock, die Wachtel und die Turteltaube auf ihre Seiten und blieb bei ihnen, als er die aufgehende Sonne genau betrachtete. Er vergaß, unter dem Schatten des Baumes zu sitzen. Schwitzend wischte er sich den Schweiß mit seiner Tunika ab. Es war heißer als gewöhnlich. Beißend. Indem er mit dem Opfer fortsetzte, schnitt er die Färse in die Hälfte, ebenso den Ziegenbock und die Turteltaube. Die Wachtel blieb in einem Stück. Die zerschnittenen Hälften lagen einander auf dem Boden gegenüber. Das Gras nahm das fließende Blut auf. Stunden vergingen. Der Morgentau löste sich auf. Die Hitze nahm zu. Die Nachmittagssonne erreichte den Höhepunkt. Die Erde begann ihren Kreis zum abendlichen Untergang. Die Schaf- und Rinderhirten, die vorbeigingen, fragten sich, warum Avram am Wegesrand saß, in der vollen Sonne, und ruhig auf die Kadaver starrte. Während Avram wartete, traf sich Jahwe mit Michael dem Erzengel, um Avrams bittere Haltung und Jahwes anschließende Bitte, eine unvollkommene Zahl an Tieropfern auf dem Altar darbringen zu lassen, zu besprechen. Michael der Erzengel blickte auf den Menschen und überzeugte Jahwe, mit seinem Rettungsplan für die Menschheit fortzusetzen. Jahwe starrte auf den betagten Mann. „Eine Gleichheit für eine Gleichheit muss ihn besuchen“, beschloss Jahwe. Michael zog sich zufrieden aus den Ratskammern zurück. Bis zum Spätnachmittag, als Avram einzudösen begann, begannen Geier sich schnell auf die beabsichtigten Opfer zu stürzen. Sobald er den Aufruhr hörte, erwachte Avram voll und rannte zu den wilden Geiern. Unter der Schar schwang er mit seinem Stab gegen ihre Flügelspitzen. Ein Geier schaffte es trotzdem, inmitten des heiligen Bodens zu landen. Verärgert trat Avram mit seinem Fuß auf den führenden Geier, als er seine spitzen Flügel gegen ihn ausbreitete. Der Geier zischte Avram für ein paar Sekunden an, bevor er zurück in die Luft flog. Und in der unsichtbaren Welt des Bösen lachten Satan und seine Kohorten. Schließlich wandten sich alle Geier von dem verfaulenden Fleisch ab. Als er Nachtwache hielt, vergingen die Stunden noch langsamer. Er schaute zu, wie die Sonne den Horizont zu einem tiefen Rot färbte und immer größer wurde. „Irgendwie weiß dieses mächtige Feuer die genaue Entfernung, um von der Erde wegzubleiben“, dachte er. „Was würde geschehen, wenn die Sonne ein wenig näher käme, oder vielleicht ein bisschen weiter weg wäre?“ Avram schlief ein. Sich hin und her werfend! Schwitzend! Bilder, unkonzentriert, undeutlich, ungewiss, stiegen in seinen Verstand herab. Explosive Farben beherrschten die Gedanken: Tausend Ketten rasselten in seinem Verstand. Felsbrocken und Holzscheite erschienen. Schlammtänzer 81
kamen und gingen. Sklaventreiber schnalzten boshaft mit ihren stechenden Peitschen in die Luft und drohten, die Männer wieder zu verletzen, deren Fleisch schon aufgerissen war. Das Knallen der Peitsche zerschrammte ihren Rücken. Viele Wunden bluteten ohne zu gerinnen. Überall erfüllten Schreie die Luft. Die Schreie schienen unmöglich aufzuhalten zu sein. Die unerbittlichen Schreie fielen auf die tauben Ohren der Sklaventreiber. Avram schrie am lautesten von ihnen. Der fürchterliche Schrei weckte ihn. Jahwe Stimme besuchte wieder Avram während dieses Augenblicks der unbegreiflichen Furcht. „Als absolute Sicherheit wirst du wissen, dass deine Kinder Fremde in einem Land werden, das sie nicht besitzen werden. Sie werden vierhundert Jahre versklavt und bedrückt. Sei es jedoch auch versichert, dass ich mein Gericht gegen die Nation, die deine Kinder bedrücken wird, ausführen werde. In der Endgültigkeit meines Gerichts sollen deine Nachkommen von ihrer Fessel mit einem gewaltigen Wohlstand an Gütern und Gold und Juwelen befreit werden. Was dich betrifft; du sollst friedlich sterben. Du sollst eine sehr lange Zeit leben. In der vierten Generation werden deine Nachkommen hierher zurückkehren. Während ihrer Abwesenheit werde ich mich mit den Bosheiten der Amoriter befassen.“ Als die Sonne voll untergegangen war, erschien der Mond nicht, ebenso die Sterne. In dieser Zeit der trostlosesten Schwärze, als Avram weder einen Baum von einem anderen, noch sein Zelt von dem der Nachbarn unterscheiden konnte, erschien ein rauchender Ofen, um auf ihn aus einer nicht erkennbaren Entfernung zuzuschweben. Der Ofen setzte fort, an Größe zu wachsen. Er zog in die vorderste Reihe von Avrams Gegenwart. Indem er auf der Seite stand, beobachtete er, wie die Flammen sich aus dem Ofen erhoben. Eine feurigrote und gelbe und blaue Fackel stieg aus der Mitte des Ofens hoch. Indem sie von Opfer zu Opfer zog, verzehrten die flammenden Zungen augenblicklich die Kadaver. „Avram, diesen Vertrag sichere ich unter uns zu: Dieses Land werde ich deinen Nachkommen zuteilen. Vom Nil bis zum Euphrat! Die Orte, die unrechtmäßig besiedelt sind: die Wohnorte der Keniter, der Kenizziter, der Kamoniter, der Hittiter, der Perizziter, der Raphaim, der Amoriter, der Kanaaniter, der Girgaschiter und der Jebusiter. Alle Länder, auf denen sie nun verweilen, sollen dir gehören. Heiliger Krieg soll zwischen deinen und ihren Nachkommen sein, denn sie haben das Land verdorben, wo ich Adam hingestellt und seinen Garten bepflanzt und genährt hatte. 82
Sie errichteten falsche Götter und huldigen bösen Kreaturen. Du hast die Kriegsmethode gelernt. Solange deine Nachkommen tun, was gerecht ist, werden sie nie in der Schlacht von irgendeinem Land oder Könige besiegt werden. Wer gegen sie Krieg führt, führt Krieg gegen mich. Dies schwöre ich zwischen dir und zwischen deinen Nachkommen.“
Als Avram sechsundachtzig Jahre alt war, zeugte er Yishmael. Hagar, die Ägypterin und die Konkubine, die ihm Sarai schenkte, war die Mutter. Yishmael, der völlig Unabhängigkeit und Hochmut ausübte, wurde aus Avrams Lager verbannt, als er vierzehn Jahre alt war, zusammen mit Hagar, seiner Mutter. Da Yishmael einen starken sexuellen Appetit hatte, wurde er Vater von zwölf Söhnen und einer Tochter: Mahalath. Sie wiederum heiratete Esau, Yitzhaks Sohn. Yishmaels Kinder, durch seine ägyptische Ehefrau, waren: Nebaioth, Kedar, Adbeel, Mibsam, Mishma, Dumah, Massa, Hadad, Tema, Jetur, Naphish und Kedemah. Alle Söhne teilten drei Teile hamitische Gene und einen Teil semitische Gene. Sie wurden die ruhelosen Männer der Wüstenebenen und der arabischen Halbinsel. Diese Kinder wurden berüchtigte Männer von den Gebieten wegen ihrer wilden Kriegertätigkeiten. Über eine große Zeitspanne an Jahren verheirateten sich die Kinder von Yishmael mit den Kindern von Avram durch die mütterliche Linie von Keturah. Bis dahin wurde Avram von Jahwe zu Abraham umbenannt.
Keturah wurde Abrahams zweite Ehefrau, mehrere Jahre, nachdem Sarai starb. Mit ihr zeugte Abraham sechs Söhne. Sie waren: Zimran, Mokshan, Medan, Midian, Ishbak und Shuah. Moses Ehefrau, Zipporah, wurde durch die Linie von Midian und die die kanaanitische Linie von Kenit geboren. Durch Abrahams Ehefrau Sarah wurde Yitzhak geboren. Durch Riveka hatte er zwei Kinder: Esau und Jakob. Esau wurde der Vater der Edomiter, mit dem Jahwe einen Vertrag abschloss, für sie das Land Seir zu beschützen. Durch Jakob, dessen Name zu Yisrael nach der langen Nacht des Ringens mit dem Erzengel geändert wurde, wurden zwölf Kinder geboren. Reuben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Zebulun stammten von Leahs Mutterleib ab. Joseph und Binyamin waren von Jakobs zweiter Ehefrau, Rachel. Von seiner Konkubine Bilhah wurden Dan und Naphtali geboren. Von seiner zweiten Konkubine Zilpah wurden Gad und Ascher geboren. 83
Von Jakob kam Yisraels Szepter, das von Binyamin nach einer Zeit des intensiven Bürgerkriegs genommen wurde. Von Levi kamen die Priesterklassen, die sich historisch auf die Seite Judas stellten.
Das ist Yishmaels Hintergrund. Sarai hörte vor Jahrzehnten zu menstruieren auf. In der nächtlichen Umarmung kuschelte sich Avram in ihre Arme, worin sie gegenseitig ihre Körper erforschten und über die Tagesereignisse und Abendgespräche lachten. Die Jahre vergingen. Hunderte Kinder wurden Avrams Gefährten geboren, doch Sarai blieb kinderlos. Avrams Herden nahmen ständig zu. Mehr Männer wurden eingestellt. Wenn es nicht genug Männer für die Arbeit zu finden gab, begann Avram von den Sodomiten und Amoritern und Kenitern Sklaven zu kaufen. Nach sieben Jahren der Sklaverei gab er sie frei, indem er sie voll mit den Rechten seiner Mitmenschen ermächtigte. Im Zwielicht des Abends, als Avram die andere Ecke des Bettes suchte, stand Sarai auf, um neben ihm zu liegen. „Meidest du mich jetzt?“ fragte sie. „Ich hatte nichts Böses vor. Ich bin nur müde.“ „Meiner trockenen Vagina und unfruchtbaren Eierstöcke?“ Avram ließ einen tiefen Atem aus. Er schaute, wie schön sie war und fühlte in seinem Herzen seine tiefe Liebe zu ihr. Avram brachte sie zum Verstummen, als er seinen Zeigefinger auf ihren Mund legte. Sie ging zu ihm hinauf und legte ihre Hand auf seine Wange. Sein Bart fiel weich, der seine Weisheit versicherte, die Stärke seiner Augen war tröstend. „Es ist ein annehmbarer Brauch unter unserem Volk, dass du eine Scheidungsurkunde gegen mich schreiben kannst, da ich versagte, einen Sohn für dich hervorzubringen. Es wird unter allen Männern überall geehrt. Niemand wird dich tadeln, mich aus deinem Zelt zu werfen. „Wie kann dir ein solcher Gedanke in den Sinn kommen?“ „Da Lot die Ägypterin heiratete und sie ihm eine Tochter geschenkt hat, scheinst du isolierter zu werden.“ „Ich habe mich nicht ganz von meinen Kriegszügen gegen Chedorlaomer erholt. Sein Gesicht und die Gesichter von Tausenden suchen mich jede Nacht heim.“ „Jahwe sandte dich gegen ihn. Setzte es nicht Melchizedek mit dem zukünftigen Abbild der Dinge, die kommen, gleich?“ „Ja.“ „Du brauchst ein Kind, um die Qual deiner Albträume von dir zu nehmen. Mehr, du brauchst ein Kind von einer Ausländerin, um die lange verweilenden Vorurteile aus deinem Lager niederzuschlagen. Wie kann ein Lager mit so vielen entzweienden Nationalitäten zusammen bleiben? Erinnere dich, Vorurteile zwangen Lot und seine Anhänger in dem Tal Siddim zu leben.“ 84
„Ich erinnere mich.“ „Dann wähle eine andere Gefährtin für dich. Vorzugsweise eine ausländische Gefährtin.“ „Habe ich nicht nur dich seit dem Tag, als du geboren wurdest, begehrt? Jahwe hat uns ein Kind versprochen und es soll geschehen.“ „Es wird geschehen“, hauchte Sarai leise die Worte. „Und ich weiß, wie es geschehen wird. Ich werde es nur nicht mit dir teilen, denn ich kenne recht wohl die kulturellen Rechte unserer Gesellschaft.“ Sie erhob wieder ihre Stimme. „Du konntest Eliezer nicht wählen, obwohl er entfernt mit dir verwandt ist und als dein Hauptverwalter gedient hat, weil ich, als deine Ehefrau, nicht zugestimmt hatte.“ „Das ist nicht korrekt, Sarai. Es gab einen anderen Grund.“ „Nein, höre mir zu! Als deine Ehefrau habe ich das absolute Recht, an der Wahl deines Erbens teilzuhaben.“ „Ich verstehe das. Ich stimme zu, dass das, was du sagst, wahr klingt.“ „Auch als deine Frau kann ich frei in deine Arme legen, die ich als vernünftige und passende Gefährtin vorschreibe. Durch gebilligten und bezeugten Verkehr zwischen dir und ihr kann ich das Kind, das hervorgebracht wird – durch gesetzmäßiges Recht – als mein eigenes empfangen.“ „Ich kenne die darin beinhaltete Gesetzmäßigkeit.“ „Es ist ein annehmbarer Akt.“ „Viele Männer haben dem zugestimmt und viele Frauen haben die Pflegekinder als ihre eigenen aufgezogen. Aber was hat das mit uns zu tun?“ „Ich habe seit langer Zeit darüber nachgedacht. Avram, ich bitte um deine Geduld und dein Einfühlungsvermögen.“ Avram saß aufrecht. „Höre mir zu, bevor du wieder zu streiten beginnst. Ich wähle Hagar, mein Dienstmädchen, deinen Samen in ihrem Leib zu empfangen. Ich werde mein Kind auf diese Weise haben. Gesetzmäßig, unbestreitbar wird das Kind mir gehören. Alle Nationen werden die Richtigkeit des Aktes anerkennen.“ „Sarai“, beharrte Avram. „Ich werde so etwas nicht tun.“ „In der Leidenschaft der Nacht bewahre deine Gedanken bei mir. Sie, die unter dir liegt, wird nicht anders als ich sein.“ „Hagar ist eine Ägypterin.“ „Lots Frau ist eine Ägypterin.“ „Das geschieht zu schnell. Lass mich darüber nachdenken.“ „Nein. Es ist keine Zeit. Je länger du darüber nachdenkst, umso mehr Zeit vergeht und umso älter werden wir. Ehemann, ich sage dir, tue, was ich sage. Tue dies, damit ich endlich die Schande meines unfruchtbaren Leibs beende.“ „Lass mich darüber nachdenken“, wiederholte Avram, der sich wieder von Sarai abwandte.
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Sarai ruckte plötzlich hoch. Sie ging fort von ihrem Ehemann und ging ein paar Augenblicke auf und ab, dann schoss sie plötzlich aus dem Zelt, indem sie direkt in Hagars Zelt ging. „Steh auf, Hagar. Ich wünsche mit dir zu reden.“ „Ja, Sarai.“ „Ich habe eine Bitte an dich zu richten.“ „Was ist es?“ „Ich wünsche, dass du den Sohn meines Ehemanns empfängst.“ Dann, indem sie schnell hinzufügte, bevor Hagar sprechen konnte, „Avram ist wohlhabend jenseits des Reichtums. Er hat keinen Erben, um ihn ihm zu geben. Denke an alle Schätze, die sein Sohn erben wird. Denke an die Macht, die Geld gebieten wird. Denke an die Männer, die ihm aufwarten werden, Hand an Schulter, und die jedes seiner Gebote befolgen werden.“ „Ich Avram so reich wie der ägyptische König?“ „Sein Erbe wird es sicher sein. Alles Land, das wir vorübergehend bewohnten – weißt du nicht, warum?“ „Um die Rinder und Schafe weiden zu lassen?“ „Avram hat vor, alles für sich selbst zu beanspruchen. Alle Altäre und Brunnen, die er grub, sind gesetzliche Bescheinigungen, die am Hof bezeugen, dass er sich auf dem Land niedergelassen und es bearbeitet hat. Wer kann es bestreiten? Seine Männer sind gut bewaffnet. Er hat Hunderte starke Männer, die in jeder Schlacht in jedem Augenblick kämpfen können. Wer ist mächtiger als Avram in diesem Land? Vernichtete er nicht Chedorlaomer?“ „Was sagt Avram?“ „Ziehe deine Kleider aus. Er wird zustimmen.“ „Was für eine Zusicherung habe ich, dass man sich um mein Kind kümmert? Der ägyptische König des Großen Hauses hat viele Kinder. Die meisten von ihnen beenden ihr Leben in den Gefängnissen und in den Kammern der Pyramiden und in dem hohlen Bauch der Sphinx.“ „Was ich verspreche, soll geschehen, weil das Kind von Avram sein wird. Es gibt keinen besseren Vater für dein Kind als meinen Ehemann.“ „Diese Dinge mögen wahr sein, aber Avram hat Vorurteile. Er toleriert Absonderung. Er beeinflusst keine Eingliederung.“ „Du sagst das, weil uns Lot verließ?“ „Ja.“ „Dann umso mehr Grund für dich, uns zu erlauben, einen Sohn durch dich zu haben.“ „Avram sagte, dass drei Generationen vergehen müssen, bevor sein Sohn eine Ausländerin heiraten kann.“ „Ich hörte nie eine solche Behauptung.“ „Das Flüstern davon ist überall.“ „Ein weiterer Grund dann für dich, dich mit meinem Ehemann zu verbinden. Dein Sohn wird zwei Dinge tun: abträgliche Denkweise abzuschwächen und Eingliederung durch Beispiel zu erzwingen; und zweitens, beschenke ihn mit einem männlichen Erben.“ 86
Hagar stimmte schließlich zu und betrat nach vielen Vorbereitungen Sarais Zelt, wo sie sich neben den schlafenden Mann hinkniete. Sarai half, Hagars Tunika zu entfernen. Sie hob die Wolldecke, die sie über Hager in dem Vorbereitungszelt neben Avram gelegt hatte. „Mann, wach auf“, flüsterte Sarai. Als er seine Augen öffnete, sah er Sarais Gestalt durch das trübe Licht, das durch das Netz des Zeltes drang. „Sarai? Warum weckst du mich?“ „Ich will, dass du meinen Wunsch erfüllst, einen Sohn zu haben.“ „Wir sprechen darüber, wenn die Sonne die Erde gewärmt hat.“ „Hagar liegt neben dir. Sie hat zugestimmt, deine Konkubine zu sein.“ „Was?“ Er zog die Worte sehr langsam heraus. Indem er herumruckte, fühlte er nacktes Fleisch neben sich. Ihre Haut war dunkel, strahlend. Ihre Brüste waren kleiner als die von Sarai, aber ihre Schultern waren breiter. Ihr längeres, schwarzes Haar offenbarte ihre Jugend. „Die Zeit ist jetzt. Tue, was ich erbeten habe. Ich werde zusehen, um es getan zu sehen.“ Sarai, die in die dunkelste Ecke ging, schaute zu, wie Avram bewegungslos blieb. Er wischte den Schlaf aus seinen Augen und starrte Hagar wieder an. Ihr kühler Körper und ihre saftigen, feuchten Lippen erregten seine Aufmerksamkeit. Sie war jung, Unglaublich jung. Hagar legte unbeholfen ihren Arm auf Avrams Rücken. Indem sie unter seine Beine rutschte, zwang sie ihn, sich direkt über ihr zu erheben. Sie griff zwischen seine Beine und liebkoste sanft seinen Penis, bis er erweckt, erregt wurde. Ihre Hände führten seinen pochenden Penis in sich hinein. Sie legte dann ihre Arme an ihre Seiten und hielt sie bewegungslos. Sie hob kaum ihre Beine. Avram schaute Sarai an und er führte seine schmerzliche Erektion tiefer in Hagar ein. Als er seinen Körper auf und ab über Hager bewegte, weigerte er sich, einen Ton aus seiner Kehle zu geben. Mechanisch bewegte er sich vor und zurück. Sobald er zum Höhepunkt kam, stieg er von Hagars Körper. Er bedeckte sich, damit er sein Fleisch ihr gegenüber nicht freilegte, dann ging er aus dem Zelt zu den ruhigen Gewässern, wo er sich badete, während Tränen in seinen Augen verschmachteten. „Hagar, zieh dich an. Du kannst nun unser Zelt verlassen.“ „Soll ich nicht hier bleiben? Der Samen ist vielleicht nicht in meinem Schoß haften geblieben.“ „Er wird es. Avram wird keine weitere sexuelle Begegnung mit dir erlauben.“ „Du kennst ihn so gut?“ „Ich kenne ihn gut genug, dass ich veranlasste, dass dieses Ereignis geschah.“ Tage, nachdem sich Hagar mir Avram vereinte, begann Sarai es ihr übel zu nehmen. Sie mochte Hagars kohlschwarzes Haar nicht. Sie schaute finster auf Hagars glatte Haut. Sie begann ihre vollen Lippen zu 87
hassen. Sie verachtete ihre Jugend. Ihr Körper war dünner als der von Sarai. Obwohl ihre Hüften schmäler waren, war ihr Gesicht nicht annähernd so schön wie das von Sarai. Vor ihrer Vereinigung mit dem Herrn des Lagers ignorierten die meisten Frauen die dunkle Ägypterin. Nun in der Kühle des Morgens grüßten sie sie liebevoll und beschenkten sie oft mit willkommener Hilfe. Wann immer ein besonderer Kuchen gemischt wurde, oder ein wohl wohlriechendes Mahl zubereitet wurde, erhielt Hager die ersten Portionen. Während eines gewissen Morgens wachte Hagar auf und übergab sich. Die Hebamme, die sie untersuchte, entdecke einen verhärteten Klumpen in ihrem Uterus. Innerhalb von Augenblicken ging die Nachricht durch das Lager. „Avram schwängerte Hagar.“ Das Fest dauerte zwei Tage. Mann um Mann beglückwünschte Avram und Hagar. Sarai blieb während dieser Zeit abgesondert in ihrem Zelt. Unfähig, sich auf eine bedeutungsvolle Aufgabe zu konzentrieren, hantierte sie mit einem Tongefäß nach dem anderen. Dann schaute sie auf die Reihen. „Was für eine unnütze Aufgabe“, dachte sie, „sich auszudenken, was wohin zu stellen. Was für einen Unterschied es macht. Es ist bedeutungslos.“ Sarai lenkte ihr Augenmerk auf das Stapeln von Wolldecken übereinander. Diese Ausgabe war schlimmer als die andere. Nach einiger Zeit beschloss sie, alle Tuniken zu falten, die sie seit Monaten in ihrem unordentlichen Zustand plagten. Sarai leerte die vielen Truhen, die Avram mit sich von Mamres Fest vor drei Jahren gebracht hatte, und als sie es tat, entdeckte sie zufällig einen Kamm, den Hagar auf die falsche Stelle gelegt hatte. Er war ausgezeichnet aus Flusspferdhorn geschnitzt. Sobald sie die den schönen Gegenstand sah, weiteten sich ihre Augen. Ihr Gesicht wurde rot. In bitterer Eifersucht schlug sie die Kammzähne in die Truhe und brach sie ab. Während der dritten Nacht weckte Sarai wieder Avram. „Was ist los?“ „Ich will reden.“ „Jetzt?“ „Ich will nicht, dass jemand hört, was ich dir zu sagen habe“, knirschte sie mit den Zähnen. „Sarai“, ergab er sich ihrem Zorn. „Ich höre zu.“ „Hagar hat alle Freude und Aufmerksamkeit der anderen Frauen. Niemand ladet mich in sein Zelt ein. Ich teile nicht einmal die Abendmahlzeiten. Ich erhalte nichts von irgendjemandem.“ „Sie sind für Hagar glücklich.“ „Ich bin es, für die sie glücklich sein sollten!“ schrie sie und spuckte die Worte auf ihn. Ein paar Nachbarn wachten auf. Als die Mütter der Kinder die Streiterei hörten, legten sie ihre Hände über die Ohren ihrer Kinder. „Geht schlafen. Es geht euch nichts an.“ 88
„Warum streiten und raufen unsere Führer immer?“ „Leute mit ähnlichen Persönlichkeiten streiten immer untereinander. Es gibt nichts, das im Gegensatz steht, daher ist ihre einzige Aufregung, die für sie übrig bleibt, miteinander zu streiten. Nun sei still und geh wieder schlafen.“ Im Zelt zündete Avram eine Ölscheibe an. „Was getan worden ist, ist durch dich getan worden. Du hast es schließlich geschehen lassen.“ „Ich? Nein, Avram. Es war dein Angehen! Du warst es, der bettelte und betete und mich um ein Kind anflehte. ‚Das ist der richtige Augenblick, Sarai’, sagtest du und wusstest, dass ich nicht in Stimmung war. ‚Das ist die Zeit und der Ort’, fordertest du und ließest mich für den wichtigen Orgasmus entblößen! Nein, Avram, was getan worden ist, ist als das Ergebnis deines unerträglichen und niemals endenden Drucks auf mich gewesen, um für dich einen Sohn hervorzubringen. Ich legte meine Dienerin unter deinen nackten Körper, und nun, da sie schwanger mit deinem Kind ist, ist meine Hochachtung aufgegeben worden! Möge Jahwe entscheiden, wer Recht oder Unrecht hat!“ „Die Dienerin gehört dir, um zu tun, was du entscheidest. Rufe nicht Jahwes Urteil auf das, was schon geschehen ist. Er hatte keinen Teil daran! Handle mit ihr, wie du es für richtig hältst!“ Sarai, bei jedem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, gebot, dass Hagar zusätzliche Aufgaben im Lager ausführte. Indem sie ihren Status erniedrigte, verlangte Sarai, dass Hagar sinnlos zu dem letzten Zelt am Lagerplatz ging, um ihr eine besondere Wolldecke zu bringen, die zuerst nicht einmal verlangt wurde. „Irgendwie“, begründete Sarai, „ist alles, was Hager auszuführen versucht, nicht richtig. Irgendwie versagt sie bei allem. Ihr mangelt es an notwendigem Vorstellungsvermögen, zum Farbentwurf zu passen, den ich versuche, zu entwickeln. Sie versteht die Bedeutung nicht, den besonderen Topf für mein Kochen und die richtige Nadel für mein Ausbessern zu haben.“ Avram, der entfernt zuhörte, wandte seine Augen zu den fernen Viehhirten. Er wünschte, er würde unter ihnen gehen. „Hagar kann nicht einmal das richtige Maß an Haferbrei in den Topf tun, ganz zu schweigen, ihn auf die richtige Temperatur setzen!“ „Was hat ‚richtiges Maß’ damit zu tun, schwanger zu sein?“ murmelte er, indem er nur die Hälfte ihrer Worte verstand. „Du Schwachsinniger. Es hat alles damit zu tun, wie gut das Essen schmeckt!“ Avram wandte sich von ihr ab, dann nach ein paar Minuten kehrte er an ihre Seite zurück und umarmte sie liebevoll.
Hagar hatte die fortwährende Schmähung satt. Sie näherte sich Avram.
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Als Avram sie auf sich zugehen sah, wandte er sich weg zu den Schafherden, die auf der anderen Seite von Mamres Terebinthen waren. Aber sie kannte seine List und schritt vor ihm zur Seite. „Wer wird mir in dieser Qual helfen?“ flüsterte sie heiser. „Hat jeder vergessen, dass ich Avrams kommende Freude bin? Hat jeder vergessen, dass ich bestochen und versprochen und gezwungen wurde, bei Avram zu liegen?“ Er antwortete ihr nicht. Untröstlich durch seinen Mangel an Interesse an ihr rannte sie zu ihrem Zelt und fiel auf einen Haufen Decken. Große Tränen liefen ihre geschwollenen, geröteten Wangen hinunter. Indem sie die weichste Decke faltete, klemmte sie sie fest unter ihre Brüste. „Ich wurde so nie in Ägypten behandelt!“ schrie sie zu sich selbst, als sie ihre Faust fortwährend auf die Decken schlug. Im Spätnachmittag, während die Schafhirten sich auf dem Boden ausruhten und während die Frauen das Kochen des Tages aufhielten, erhob sich Hagar vom Deckenstapel. Sie warf einen Haufen Nahrung in einen Tragesack. Indem sie nach einer Flasche Wasser griff, verließ sie das Zelt und ging ruhig zum Straßenrand. Indem sie ihren Schritt beschleunigte, begann sie zu laufen.
Hagar folgte der Straße nach Shur und reiste leicht von einem Hügel zum anderen und von dem nahe gelegenen Wald zu der erweiterten Savanne. Der klare, frische Himmel machte sie glücklich. Der behagliche Tag erregte sie. Für ein paar kurze Augenblicke jedoch blieb sie stehen und dachte an Sarai. „Früher, bevor die unbegründete Eifersucht sie verzehrte, war sie freundlich und großzügig zu mir.“ Als sie flott ging, dachte sie an Avram. „Er trotzte einem König und vernichtete einen Eroberer! Er redet mit Gott und stellt Forderungen!“ Sie dachte darüber nach, wohin sie gehen sollte. Sie hatte keine Antwort. Als sie zu einer schnell fließenden Quelle kam, blieb sie stehen, um sich auszuruhen. Hohes Schilf und schöne Blumen umsäumten die Ufer der Quelle. Indem sie das klare, erfrischende Wasser schlürfte, erblickte sie mehrere kleine Fische, die von Pflanze zu Pflanze schossen. Sie knabberten an den Tropfen Nahrung, die ihres Weges kamen. Sie rieb ihre Schenkel. Sie wurde hungrig. Von dem Busch über ihrem Kopf pflückte sie eine Feige, dann noch eine.
Sarai, die eine heiße Schüssel mit Haferbrei wollte, schrie nach Hagar, um ihr eine zu bringen. Hagar antwortete nicht, sie schrie wieder, dieses
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Mal lauter, indem sie die Aufmerksamkeit der Frauen in der Nähe erweckte. Neugierig, wütend peitsche Sarai die Zeltklappe auf. Die Männer hörten mit ihrer Arbeit auf und organisierten einen Suchtrupp für sie. Avram teilte die Gruppen, indem sie sie zu den verschiedenen Stellen in der ganzen Landschaft schickte. Hagar, die das Mittlere der Feige in das Wasser warf, schaute zu, wie ihr Aufprall das Wasser zwang, einen sich ausdehnenden Kreis nach dem anderen in schneller Bewegung zu bilden. Lächelnd über ihre Freiheit warf sie eine zweite Feige in das Wasser. Seine kräuselnden Kreise begegneten auf unerklärliche Weise dem Bildnis eines Mannes, der neben ihr stand. „Mein Herr, ich hörte dich nicht näher kommen“, behauptete sie ein bisschen erschrocken. Dann, als sie die freundlichen Augen, das sanfte Lächeln, das hübsche Gesicht sah, errötete sie. „Hagar“, sprach er, wobei er sie überraschte, „Magd von Sarai, woher bist du gekommen? Wohin gehst du?“ Hagar, die den Mann genau betrachtete, fühlte sich augenblicklich bei ihm behaglich. Sie wusste instinktiv, dass er ihr nicht schaden wollte. Sie gab leichthin zu: „Ich laufe von Sarai, meiner Herrin, davon.“ Jahwes Engel erwiderte beruhigend mit einer beinahe hypnotischen Stimme: „Kehre zu Sarai zurück. Unterwirf dich ihrer gemeinen Behandlung. Viele Kinder werden aus deiner Nachkommenschaft hervorgebracht. Zu viele, um zu zählen. Du wirst ein männliches Kind gebären. Er soll Yishmael genannt werden, denn Jahwe hat dein Flehen erhört.“ Dann verkündete der Engel Jahwes Prophezeiung: „Mit einem wilden Esel eines Mannes soll er verglichen werden. Seine Hand wird gegen die Hand von jedem Krieg führen. Doch soll er neben seinen Brüdern in diesem Land verweilen.“ Im Geburtszelt versammelten sich alle Familienoberhäupter, um den Übergang von Hagars neugeborenem Sohn an Sarai zu bezeugen. Avram, der vor den Männern stand, öffnete seine Arme zu Sarai, als sie sich ihm nährte, indem sie in ihren Armen den neugeborenen Sohn trug. Zwei Tage später rief Hagar Avram in ihr Zelt. „Du hast jetzt deinen Sohn. Halte Sarais Versprechen mir gegenüber.“ Avram nickte und berührte liebevoll ihre Stirn. „Hast du ihn genannt, wie ich dir sagte?“ „Ja, Hagar, habe ich. Unser Sohn ist Yishmael, genau wie die Worte des Engels uns geboten, ihn zu nennen.“ Danach ignorierten Sarai und Avram Hagar. Avram legte Yishmael in ihr Zelt, wo er und Sarai ihn großzogen, während Hagar ihre Jahre von ihnen abgesondert verbrachte. Yishmael lebte 137 Jahre, dann starb er.
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Kapitel Sechzehn Neue Wahrheiten Das ist Yitzhaks Geschichte. Im Jahr 1918 v.Chr., als Avram neunundneunzig Jahre alt war, erschien Jahwe wieder. „Ich bin El Shaddai – Gott der Allmächtige. Wandle fortwährend in den Grenzen meines Gesetzes! Trachte danach, in allen Dingen und in allen Handlungen tadellos zu werden. Tue dies, damit ich meinen Vertrag zwischen uns errichte. Tue diese Dinge und ich werde dich zu einem Vater der Nationen machen! Das soll unser Band festlegen: Da du der Vorvater vieler Länder wirst, wirst du nicht länger Avram genannt werden. Eher sollst du nun Abraham genannt werden. Ich werde dich außerordentlich zahlreich machen: ‚Av Hamon Goyyim’. Ich werde deinen Samen und deine Fortpflanzungskraft bereichern. Könige werden aus deinen Lenden geboren. Heute werde ich meinen Bund zwischen uns erneuern. Ich werde automatisch diesen Bund zwischen mir und deinen Nachkommen bewahren. Es soll ein ewiger Vertrag durch die Jahrhunderte sein! Ich werde mich für immer als deinen Gott und als den Gott deiner kommenden Nachkommen einsetzen! Ich werde dir das Land geben, durch das du gereist bist – dir und deinen kommenden Nachkommen. Alles Land von Kanaan wird dir bis auf unbestimmte Zeit gehören. Ich werde der Gott deiner kommenden Nachkommen sein. Weiter, was dich und deine kommenden Nachkommen betrifft; ihr sollt meinen Bund durch die Jahrhunderte aufrechterhalten. So soll der Bund zwischen mir und dir und deinen kommenden Nachkommen sein. Dieser Vertrag soll eingehalten werden. Jeder Mann unter dir wird beschnitten. Du wirst das Fleisch deiner Vorhaut beschneiden. Dies soll als das Symbol unseres ewigen Vertrags zwischen mir und dir sein. Durch die kommenden Jahrhunderte wird jeder Mann unter euch im Alter von acht Tagen beschnitten werden. Dieser Beschneidungsbund muss auch bei allen männlichen Sklaven angewandt werden, die in deinem Haushalt geboren werden, und sogar bei allen Männern, die außerhalb deines Heims gekauft werden. So soll mein Bund an dem Fleisch deines Penis als ein ewiges Band bezeugt werden. Falls irgendein Mann nicht beschnitten ist, und wenn er das Fleisch von der Vorhaut seines Penis nicht entfernt, dieser Mann soll aus dem Haus seiner Brüder und aus dem Haus seines Vaters ausgelöscht werden. Er hat meinen Bund gebrochen. 92
Was Sarai, deine Frau, betrifft: du sollst sie nicht länger Sarai nennen. Ihr Name wird Sarah werden. Ich werde sie auch segnen. Sicherlich soll sie dir einen Sohn gebären! Sie wird gesegnet und sie soll vielen Nationen Verteilung geben. Große Herrscher werden aus den Vertiefungen ihres Inneren kommen.“ Avram, vertieft in den Umständen der Unterhaltung, fiel auf sein Gesicht und lachte vor großer Freude. Als er sein Gesicht mit seinen Händen bedeckte, sah er die Realität seines betagten und trockenen Fleisches. Als er in die Handflächen starrte, schüttelte er seinen Kopf und stimmte wieder mit Jahwe nicht überein. „Erlaube, bitte, dass Yishmael dein Lieblingssohn wird! Ich bin beinahe hundert Jahre alt. Sarai ist neunzig Jahre alt!“ Jahwe antwortete: „Ohne Rücksicht auf diese Tatsachen soll Sarah für dich tatsächlich einen Sohn hervorbringen. Er wird Yitzhak genannt. Ich werde meinen Vertrag mit ihm und mit seinen kommenden Nachkommen aufrechterhalten. Yitzhak soll mein Lieblingssohn werden.“ An demselben Tag tat Abraham, was Jahwe ihn zu tun anwies. Yishmael war zu dieser Zeit dreizehn Jahre alt. Abraham legte seinen Zeigefinger und seinen Daumen über die Vorhaut, die über den Kopf des Penis gewachsen war, und streckte sie so weit er konnte aus. Mit dem schärften Obsidian schnitt er flink das Fleisch ab. Die anderen Männer, die zuschauten, zuckten zurück bei dem plötzlichen Blutspritzen. Trotzdem gehorchen nacheinander alle Männer.
Wochen später erschien Jahwe wieder Abraham. Dies geschah, während er in der Nähe der Eingangsklappe seines Zeltes saß, das in der Nähe der Harzbäume von Mamre aufgestellt war. Mamre ist derselbe Amoriter, mit den Abraham eine enge Freundschaft verband, und er ist derselbe, der sich und seine Krieger verbündete, um Avram und seine Familie während mühseligen Zeiten verteidigte. An diesem besonders heißen, stickigen, feuchten und stillen Nachmittag lag der Geruch der Schafsböcke und Ziegen und Schafe schwer in den Nasenlöchern der Hirten. Jenseits, auf dem schwindenden Grasteppich, wanderten drei Männer auf Abraham zu. Die Strahlen der Sonne hinderten ihn, sie deutlich zu sehen. Ihre Gestalten erschienen wie eine unkoordinierte Trübung. Nach und nach wurden ihre Formen deutlicher. Abraham wusste, wer sie waren. Er wurde aufgeregt. Er rannte zu ihnen, während er mit seinen Händen winkte und nach ihnen rief, stehen zu bleiben. Als er ihren Pfad erreichte, verbeugte er sich sofort bis zum Boden und wickelte kleine Grasstreifen zwischen seine Finger. „Ich weiß, wer ihr seid“, rief Abraham aus. 93
„Wie kennst du uns?“ fragte der Führer. „Ich kann es wahrnehmen. ein Mann, der mit dem Höchsten Gott verbunden ist, kann alle seine Brüder und Schwestern und alle, die auf seiner Seite stehen, erkennen. Zusammen dienen wir Jahwe.“ Die drei Geistwesen blieben stehen und betrachteten den Menschen genau. „Du“, zeigte er auf den Mittleren, „führst die anderen zwei an. Du bist der Stärkste und wo du gehst, folgen sie. Du bist Michael der Erzengel. du“, er zeigte auf den Engel auf der linken Seite, „befragtest mich intellektuell. Du bist Gabriel. Du“, er zeigte auf den dritten, „hältst dich fern von mir. Doch du beobachtest alles und nimmst alles auf. Was du siehst, erahnst du und handelst demgemäß. Ich kenne deinen Namen nicht.“ „Es ist ein kostbarer Name. Ein Name, der still gehalten wird.“ Abraham nickte. „Ich werde mich auf euch drei kollektiv als Jahwe beziehen.“ Der führende Engel lächelte. „Dann, Jahwe“, richtete er an den führenden Engel, „bitte, gehe nicht an meinem Lager vorbei, ohne meine formelle Begrüßung zu respektieren. Erlaube mir, bitte, dir einen erfrischenden Becher mit Wasser zu kredenzen. Erlaube mir, bitte, deinen Sandalen auszuziehen, damit ich den Schmutz von deinen Füßen waschen kann. Bitte, entspann dich unter dem Schatten meines Baums. Der Wind dort ist kühl, belebend.“ Der führende Engel schaute auf die beiden Engel hinter ihm. Abraham, der ihre Gesellschaft wünschte, fuhr fort: „Ich habe frisch gebackenes Brot. Iss dich voll. Hinterher, wenn es sein muss, setze deine Reise fort. aber zuerst erlaube uns, zusammen zu sein, da ich sehe, dass du schon auf dieser Straße bist und dass mein Zelt schon aufgestellt ist?“ „Das erscheint vernünftig genug.“ Nachdem Abraham zurück zu seinem Zelt eilte, verlangte er von Sarah: „Bitte, mach uns etwas Brot. Du wirst ungefähr zwanzig Quart von unserem auserlesensten Mehl brauchen.“ Abraham eilte zu den Weiden, wo eine Lichtung aus dem Wald geschnitten worden war. In der Nähe erblickte er erstklassiges Kalb. „Junge“, gebot er dem Sohn des Hirten, „bereite dieses Kalb für meine Mahlzeit zu.“ Nachdem er es ihnen bequem unter dem Schatten des Eichenbaums gemacht hatte, servierte ihnen Abraham persönlich seinen erlesensten Wein. Indem er sie ermunterte, herzhaft zu essen, schnitt er die Lenden in große Stücke. Über die Lenden legte er die saftige Rinderzunge. Er ging von Gast zu Gast und reichte ihnen persönlich großzügige Kalbfleischportionen. Wann immer ihre Becher leer zu werden begannen, erfrischte er sich wieder von seiner persönlichen Weinsammlung. Schließlich begannen sich die drei unter den riesigen, kühlenden Ästen der Eiche zu entspannen. Die Gäste saßen auf den feinsten roten
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Decken und hörten Abraham geduldig zu. Mehrere Stunden später fragte der Führer: „Wo ist Sarah, deine Frau?“ „Sie ruht sich in dem Zelt aus.“ Er nickte mit seinem Kopf und schätzte ihre Bemühungen an der Zubereitung des Mahls. „Nächstes Jahr werde ich zu dir zurückkehren. Zu dieser Zeit wird deine Frau Sarah schon ihren Sohn haben.“ Sarah, die die Unterhaltung aus dem nahe gelegenen Zelt belauschte, begann zu lachen, indem sie mit leisem Flüstern sagte: „Ich habe vor langer Zeit zu menstruieren aufgehört. Ich kann nicht länger auf das sexuelle Spiel meines Mannes reagieren, denn ich bin alt. Mein innerer Teil ist trocken und seine Einführung zu schmerzlich für mich, um es zu ertragen.“ Jahwe hörte Sarahs leise Rede. Er fragte: „Warum lachte Sarah?“ Abraham zuckte mit den Schultern und blieb still. Nervös verschob er seine Lage einmal, zweimal, dann wieder. Schließlich stand er auf und ging zu seiner Ehefrau. Mit ihren Augen auf denen des anderen verstanden sie, was der andere dachte. Beide hielten sich zurück, dem Engel zu antworten. „Sarah sagte“, erinnerte sie Jahwes Bote, der darauf bestand, die Absicht der Rede zu klären: „,Fürwahr, werde ich einen Sohn gebären, sogar so alt wie ich bin?’ Abraham, antworte mir: Gibt es etwas auf der Erde, das für Jahwe zu außergewöhnlich ist, es zu vollbringen?“ Abraham blieb wieder still und starrte dieses Mal in die Augen des Engels. Er wandte seinen Blick zu den ausgestreckten Ästen eines Baumes ab, die ineinander wuchsen und sich unter einem dickeren Ast zwangen. „Merkwürdig“, dachte er, „warum wächst der Ast nicht um den Stamm herum, statt zu versuchen, ein Loch durchzustoßen?“ Der Führer ordnete neu seine Worte: „Abraham, tatsächlich werde ich zu dir hier zu genau dieser Zeit nächstes Jahr zurückkehren, und Sarah wird tatsächlich einen Sohn haben.“ Sarah schoss zitternd hinter der Zeltklappe hervor und rannte vor den Engel. Sie hielt ihre Hände an ihre Brust und plärrte eine Lüge hervor: „Ich lachte nicht!“ Der Engel lächelte. Er berührte liebevoll ihre Wangen, wie ein alter Freund die Wangen eines jungen Mädchens berühren würde. Der Engel verstand die Nötigung des Augenblicks. Er verstand ihre Furcht, etwas Kostbares infolge eines unbeabsichtigten Fehlers zu verlieren. „Sarah, du hast gelogen“, sprach er leise, doch fest und entschieden. Er legte seine Finger auf ihre Lippen, dann schüttelte er seinen Kopf, wobei er sie beruhigte, ein weiteres Wort hinzuzufügen. Die anderen zwei Engel erhoben sich von ihren Plätzen und gingen zur Straße, die zum Tal Siddim führte. Abraham begleitete sie. „Abraham“, begann Jahwes persönlicher Bote auf halbem Wege, „soll ich von dir abhalten, was ich zu tun beging? Besonders, wenn ich bedenke, dass du eine große und zahlreiche Nation wirst, und dass alle Nationen der Erde sich durch die Handlung deines Seins segnen sollen? 95
Sie werden alle zugeben. ‚Jahwe hat beschlossen, dass du von allen Menschen der Erde bist, der lehren soll, und der übermitteln soll, und der seinen Kindern und seinem Haushalt kundtun soll, was ich überbringen will.’ Du musst daher in deinem Herzen heilig halten, was gerecht ist, wie von Jahwe bestimmt. Du musst Recht sprechen, wie Jahwe es zu sein bestimmt. Du musst dies alles tun, weil Jahwe dich erwählt, sich und seine Vorsatz für die Rettung des Menschen vor den Todesfallen der Sünde darzustellen. Tue diese Dinge, damit Jahwe dies veranlasst, was versprochen worden ist, tatsächlich zu geschehen.“ „Offenbare mir, was du zu tun beabsichtigst.“ „Die Sünden von Zeboiim, von Sedom und von Amorah sind schrecklich. Ihre Unmoral beleidigt mich! Jeden Tag offenbaren meine Boten mir ihre Übertretungen. Ich werde ihre Sünden gegen mich beobachten. Wenn sie unschuldig sind, werde ich meines Weges gehen.“ „Jahwe“, fragte Abraham, der an die Sintflut dachte, und sich fragte, ob die Aufschreie der guten Engel gegen diese Städte die Vernichtung der Erde verursachen könnten. „Wirst du die Unschuldigen zusammen mit den Schuldigen vernichten?“ Er warf sein langes schwarzes und silbernes Haar zurück aus seinem Gesicht und von seinen Ohren. Seine geflochtenen Schläfenhaare schnalzten zu seinen Augen. Jahwe antwortete nicht. „Jahwe, Melchizedek lehrte mich über die Flut. Er lehrte mich, dass Milliarden Menschen umkamen. Frauen und Kinder und neugeborene Babys ertranken. Bat einer von ihnen um sein Leben? Bot einer von ihnen Reue in der letzten Minute an? Auch wenn sie es nicht hätten, gab es nicht mehr als nur eine gerechte Familie? Sage mir, was, wenn es fünfzig unschuldige Personen in der Stadt gibt? Wirst du sie doch vernichten und wirst du die Sünden der Mehrheit wegen der fünfzig nicht vergeben? Ich kann nicht begreifen, dass du so etwas tust! Wie kannst du die Stadt vernichten, auch wenn es darin fünfzig gute Personen gibt? Das Gute mit dem Bösen gleichstellen! Könnte ein solcher Gedanke wirklich in dir sein? Könnte es sein, dass der Richter der Erde nicht mit Gerechtigkeit handelt?“ Jahwe antwortete wie ein Freund, der mit einem Freund redet: „Wenn ich in der Stadt Sedom oder in der Stadt Amorah oder in der Stadt Zeboiim oder im ganzen Tal Siddim fünfzig unschuldige Personen finde, werde ich der Region und den drei Städten um der fünfzig willen vergeben.“ „Erlaube mir, bitte, ein weiteres Gesuch. Ich weiß, dass ich nicht mehr als Staub und Asche bin. Ich weiß, dass ich nicht zu sagen wagen kann, überhaupt etwas zu verstehen; doch bitte gewähre mir diese Anhörung: Was, wenn es nur fünfundvierzig gute Personen innerhalb von Sedoms Königreich gibt? Wirst du wahrlich die Gegend und die Städte wegfegen, weil fünf von den fünfzig nicht gerecht sind?“ 96
„Ich werde sie nicht vernichten, wenn ich fünfundvierzig gerechte Personen entdecke.“ Von dem Drama der Handlung davongetragen, begann Abraham zu flehen. Seine Gedanken wandten sich seinem Neffen Lot, seiner Ehefrau und zu ihren Töchtern zu. Er dachte an die Babys der Leute. „Wie ist es für ein solches Neugeborenes oder solchen Jugendlichen möglich, schuldig zu sein, Sünden gegen Jahwe begangen zu haben?“ Er dachte an die Alten und Kranken und an jene, die leicht von ihresgleichen beeinflusst wurden. Wieder bestand Abraham darauf, zu sprechen. „Was, wenn es nur vierzig Personen gibt, die deinen Erwartungen entsprechen?“ „Ich werde wegen der vierzig zur Seite treten.“ „Bitte, werde gegen mich nicht wütend, Jahwe, wenn ich das frage: Was, wenn es nur dreißig Menschen gibt, die gut sind?“ „Ich werde die Städte wegen den dreißig nicht vernichten.“ „Wieder, und ich entschuldige mich, lass mich nur fragen, denn ich muss dies wissen. Was, wenn es nur zwanzig Menschen gibt?“ „Ich werde weder die Städte noch die Region um der zwanzig willen vernichten.“ „Ich bin gezwungen zu fragen, denn ich kann nicht aufhören, diese Gedanken zu denken, und dies soll mein letztes Mal sein, dich zu fragen: Was, wenn nur zehn dort gefunden werden?“ Ich werde fortgehen, wenn zehn in dem ganzen Tal Siddim gefunden werden.“
Während Abraham mit Jahwe während des ersten Lichts des Tages sprach, begrüßte Lot seine Hirten während ihrer morgendlichen Aufgaben, sich um die Bedürfnisse der Rinder zu dem Weiden der Schafe zu kümmern. Bis dahin kannten alle Hirten die Routen durch den Wald und wo das versteckte Bitumen unter den Seen lag. Hunderte Rinder weideten zwischen den Bäumen des Tals. Weiter die Hügel hinauf, an den Stellen, wo der Wald zur Savanne wurde, fraßen die Schafe die Gerste bis zu der sandigen Erde hinunter. Im Park des Königs, wo der Wald kleine Gerstenenklaven verbarg, beschlossen ein paar neugierige Hirten aus Amorah, sich von ihrer Arbeit zu entspannen. Während die Schafe faulenzten, tranken die Männer aus ihren Bierschläuchen. Durch den faulen Nachmittag wurden ihre Hemden von den tröpfelnden Bierströmen durchtränkt. Stinkend zogen sich die Schafhirten ihre Tuniken aus. Die Hirten starrten auf die nackten Körper voneinander und der Anblick brachte sie zum Lachen. Dann kam ein böser Gedanke in ihren Sinn, als sie sich in der Gegend umschauten. Als sie die sanften Schafe sahen, rannten ein paar Männer zu ihnen hinauf und banden ein paar an die Bäume. Ohne sich darum zu kümmern, wer auf der Welt zuschaute, hatten die Männer mit den Schafen Geschlechtsverkehr. Als die jungen 97
Kinder sahen, was die älteren Männer mit den Tieren taten, gingen sie in die dunkelsten Wälder, wo sie sich auszogen und die identische Sünde begingen.
Der Knaben-König goss eine Schüssel mit violettem Staub auf das Feuer und lachte, als der Rauch hoch aufstieg und sich mit den Wolken vermischte. Die Priester hinter ihm, die in ihre Hände klatschten, befahlen der Mutter des Jungen, vor ihm zu liegen. Als sie es tat, betraten die Musikanten den Raum. Beim Beginn der Musik tanzten Dutzende nackte, schwer dralle Frauen eine rasende, erweckende, stimulierende Aufführung für ihr Publikum. Bald wurde der Saal in eine Orgie verstrickt. Draußen vor dem Palast wies Lots Frau ihren Hauptverwalter über den Handelspreis für ihr Bitumen und ihre Tierhäute an die ägyptischen Kaufleute an. Nachdem die Verträge abgeschlossen und die Vereinbarungen endgültig festgelegt waren, gab sie sie dem Hauptverwalter des Hauses. Als Nächstes ging sie zu der Hauptstraße der Stadt, zu der Reihe der Kaufleute, die sie kontrollierte. Die Kaufleute, erschöpft von ihrem langen Feilschen mit den Kunden den ganzen Tag, waren nicht glücklich, Lots Ehefrau zu sehen. Indem sich die Kaufleute ihrer privilegierten Position ergaben, zahlten sie ihr die wöchentliche Miete für die Stände. Indem sie von Stand zu Stand ging, überprüfte sie die Kennzeichen der Waren, indem sie sich vergewisserte, dass sie sie bei ihrer Miete nicht betrogen. Zufrieden entließ sie sie. In der Stadt Amorah prostituierten sich junge nackte Männer den eintreffenden Karawanen. Die betagten Homosexuellen, die zwischen den jungen Männern gingen, versagten, die Kunden in mittleren Jahren anzuziehen. Dieser Tag präsentierte zu viele gut aussehende junge Männer für sie, um dagegen zu konkurrieren. Unfähig, Geld zu gewinnen, boten die betagten Homosexuellen den reichen und einflussreichen Karawanenmeistern ihre eigenen Söhne und Töchter an. In Zeboiim waren die Gärten der Straßen üppig schön. Dutzende prächtig gehauene Springbrunnen ließen zahlreiche Wasserströme in die tiefen Teiche stufenförmig herabfließen. Eine große Zurschaustellung von gehauenen, erogenen nackten Frauen, die andere nackte Frauen umarmten, beherrschte den mittleren Platz. Aus ihren Brustwarzen und aus ihren Vaginen floss klares, kühles Wasser. Die Strahlen der Nachmittagssonne spielten mit dem Nebel des Wassers. Die berieselnden Springbrunnen badeten die gehauenen Körper der nackten Mädchen und Jungen in einer überwältigenden Schönheit, die die sexuellen Sinne der Leute, die sie betrachteten, erhöhten. Die Kinder, die die Reisenden versuchten, regten ihren Appetit weiter an, indem sie Essen mit Sex verbanden. Hinter den Statuen wurde in süß duftenden Gasthäusern köstliches Essen gekocht. Die Reisenden, die die Springbrunnen mit den Kindern sahen, die Körbe mit Früchten der Sonne entgegenhielten, betraten die Gasthäuser. 98
Auf den Brunnenstufen, die die Prostituierten verherrlichten, legten sich junge Mädchen und Frauen im Teenageralter und Mütter aus echtem Fleisch und Blut nackt zurück. Die Frauen lehnten sich auf ihren Ellbögen gegen einen Stapel mit weichen Polstern und breiteten ihre Beine weit auseinander. Als die sich nähernden Besucher sie unter den Springbrunnen sitzen sahen, und als sie das Essen rochen, betraten sie die dunklen Gasthäuser. Sobald sie sich hingesetzt und es sich gemütlich gemacht hatten, versuchten die älteren Frauen mit den jüngeren Frauen zu konkurrieren. Die Ältesten unter ihnen boten eilige ihren Mund und Mastdarm zum halben Preis von denen der jüngeren Frauen an. Die jüngeren Frauen, die die Priester beeindrucken wollten, boten den Reisenden ihre Schwestern und Partner zum Preis von einem an. Viele boten sich selbst oder ihre Schwester oder ihren jüngeren Bruder zum selben Preis an. Die Ältesten und Hässlichsten, unfähig zu konkurrieren, boten den Besuchern ihr Zuhause, ihre Eltern, sich selbst und alles, was sie wollten, an, zusätzlich einer Mahlzeit für denselben Preis. Einige Kaufleute schauten auf den Springbrunnen, dann auf die echten Mädchen, und fragten sich, warum die Echten nicht so schön wie die aus Stein sein konnten. In allen drei Städten und auf allen Straßen, die aus dem Tal zu den Städten führten, warteten Fruchtbarkeitsstatuen mit großen Marmorschalen vor ihnen geduldig auf die Besucher. Bunter und verschieden duftender Weihrauch brannte in der Mitte der Schalen. Nach dem siegreichen Feldzug gegen Chedorlaomer brannte Weihrauch ständig in allen Städten. In der Nähe des Eintrittstores standen große phallische Stangen. Die Männer der Gerechtigkeit, die vorbeigingen, verbargen ihre Augen vor dem entsetzlichen Anblick. Die Ehefrauen der Gerechten spuckten sie an. Nicht einer ließ sich in der Stadt nieder. Nicht einer kehrte zurück, um mit den Bürgern Handel zu treiben. Sie erhoben ihre Stimmen im Protest zu Jahwe, der, da er genug hörte, danach trachtete, die Erde der Sünder loszuwerden. Die Sünder ignorierten die Gerechten und lachten sie aus. Dann geschah es eines Tages, dass eine große Feier in der ganzen Region stattfinden sollte. Alle Gerechten verließen die Gegend, als sie von seinem Nahen hörten. Die Hauptbürger des Tales bemalten ihre Gesichter rot und purpurrot, während die Führer ihren Körper mit Schlangen, Löwen, Schweinen oder Wachteln tätowierten. Alle Häuserreihen hatten ihre vorderen Außenmauern golden und purpurrot gefärbt. Die Holzdächer waren grün gestrichen – die Fußböden mit einem strahlenden Blau. Die Innenwände hatten Antilopen, die auf fantastische Weise Sex mit Löwen hatten, und Rinder, die Schafe fraßen, und Schafe, die Schweine fraßen, und Schweine, die die Männer fraßen, die verkehrt von den phallischen Stangen baumelten. Die Zeiten, zu denen sie Kleider trugen, bekleideten sie sich mit den elegantesten Seidenstoffen, mit den farbenprächtigsten Halsketten und Armreifen und Unterarmbändern. 99
Dann mit dem Nahen des Mittags, als die Sonne auf ihrem Zenit stand, zogen sich die fünfzigtausend Bürger des Tals in ihre Häuser zurück, um zu schlafen, indem sie sich auf das nächtliche Fest vorbereiteten.
Lots Töchter, die die Sicherheit ihres Gartens kannten, warteten ungeduldig auf ihre Verlobten, die zu ihnen kamen. Als es geschah, war Lots Haus das größte und reichste in der Stadt Sedom. Sein gepflegter Garten blühte mit Dutzenden Krokussen. Ein schöner Kreis mit gelben und violetten Blumen umarmte einen großartigen Springbrunnen, der die Besucher am Eingangstor begrüßte. Seine zarte Ausgewogenheit mit springenden Fischen gab einen Eindruck von der Gastfreundschaft des Hauses. Ein sogar größerer Springbrunnen in der Mitte des Hinterhofs verkündete dem Betrachter, dass Lots Haus ein sicherer Hafen für den müden Reisenden und eine Zuflucht aus der Heimsuchung der Stadt war. Freigiebige Obstbäume und Gartenlauben mit Weintrauben säumten die nördliche Mauer. Die anderen drei Mauern hatten dornige Pflanzen, die an ihnen wuchsen, um einen Möchtegern-Eindringling zu entmutigen. Alle vier Mauern waren über zwölf Fuß hoch. Vor dem Eingang hielt ein massives Eisentor die Eindringlinge der Nacht davor, einen unwillkommenen Eintritt zu erlangen. Die neugierigen Passanten, die sehen wollten, was sie nicht konnten, blieben immer stehen, um durch die Spalten der Eisenriegel zu blicken. Indem sie ihre Köpfe drehten, konnten sie einen flüchtigen Eindruck von dem Wohnzimmer erhaschen. Draußen vor dem ersten Stock hing ein umständlich gehauener Balkon gefährlich von der Außenmauer. Sein einziger Zweck war, die sorgfältig angeordneten blühenden Weinreben zu halten. Lot kehrte endlich von den Feldern zurück und betrat unbehaglich eine Serie von beinahe menschenleeren Straßen. Die Luft war frisch und die Düfte der Blumen waren berauschend wohlriechend. Als er zu dem ersten Stand am Straßenrand kam, überprüfte er, um sich zu vergewissern, dass er leer von Waren war, die er früher den Kaufleuten zu verkaufen aufgetragen hatte. Von dort ging er weiter zu dem zweiten und dritten Stand. Von jedem Stand steckte er den Tagesgewinn von den Kaufleuten ein. Nahe dem Ende des Tages blieb er vor dem Eisentor stehen, wo er einen Wasserschlauch aus Schafshaut aus dem Beutel seines Esels holte, um seinen Durst zu stillen. Der Abend näherte sich schnell. Die Sonne senkte sich schnell am Horizont. Lot wischte seine Stirn von dem Schweiß sauber und blickte zufällig in die Richtung der drei Engel. Indem er augenblicklich den Führer erkannte, ließ er den Wasserschlauch zu Boden fallen. „Michael“, flüsterte er. Zur selben Zeit senkte er sein Haupt zu Boden in vollem Respekt und in voller Demut. 100
„Gerechter Lot“, erwiderte Michael der Erzengel, „Friede sei mit dir und deinem Haus.“ „Friede sei auch mit dir“, erwiderte Lot den Gruß. „Meine Herren, bitte, folgt mir und genießt die Gastfreundschaft meines Hauses. Verbringt die Nacht mit meiner Familie. Erlaubt uns, eure Füße zu baden und euren Hunger zu erfrischen und euren Durst zu stillen. Am Morgen setzt eure Reise fort.“ „Nein, danke. Wir beabsichtigen, die Nacht in der Mitte der Stadt zu verbringen, in der Nähe des Handelsplatzes.“ „Warum? Diese Nacht ist die nach der gestrigen und morgigen Feierlichkeiten. Warum möchtet ihr in der Mitte eines so erniedrigenden Schauspiels sein?“ „Wir kamen, um die Feier mitanzuschauen.“ „Warum in so Bösem verwickelt sein? Bitte, geht mit mir zu mir nach Hause. Es ist ein sicherer Hafen für euch. Ich habe hohe Mauern und ein Eisentor. Ich habe feinen Wein und Gänse- und Antilopenfleisch. Wenn ihr es vorzieht kann ich Kalbsfleisch oder was ihr wünscht, besorgen. ich bitte euch, mit aller Ernsthaftigkeit, bitte, bleibt bei mir. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihr die Nacht auf dem Handelsplatz verbringt.“ „Wir müssen auf dem Platz sein.“ „Wenn ihr dort sein müsst, muss ich auch mit euch dort sein. Ich werde meine Männer alarmieren, ebenso bei euch zu sein.“ „Es besteht dafür keine Notwendigkeit“, stimmte Michael der Erzengel endlich zu. „Wir werden dich begleiten.“ Die Jugendlichen der Stadt, die die Ersten waren, die von dem Nachmittagsschläfchen erwachten, sahen die drei Fremden, die neben Lot gingen. Keuchend bei ihrem fließenden Haar, bei der Glätte ihrer Haut, bei ihrer Muskelkraft und breiten Höhe und äußerst hübschen Gesichtszügen rannten die Kinder, um es ihren Schwestern zu sagen. Sie wiederum rannten zu ihren Zuhältern, die wiederum rannten, um zu sehen, ob sie logen oder nicht. „Wir können sie anketten und kräftigen Gewinn machen“, sagte der Oberzuhälter zu seinen Männern. „Ja, ihre Ärsche scheinen reif genug zu sein.“ „Holt ein paar weitere Männer. Nicht alle jedoch. Wir wollen, dass diese Freude unter uns bewahrt wird. Für jetzt jedenfalls.“ Die Homosexuellen gingen zu ihren Freunden und flüsterten die Nachrichten über die drei schönen Männer. Sie wiederum verbreiteten die Nachricht an so viele andere wie sie konnten. Jene, die nicht hörten, sahen die wachsende Menge. Neugierig und da sie wissen wollten, ob eine andere Feier im Gang wäre, folgten sie begierig den Männern vor ihnen. Die Zuhälter versammelten sich vor dem Eisentor und drehten ständig ihre Köpfe, um in Lots Wohnzimmer zu sehen. Sie schauten zu, als Lot die Füße der Männer säuberte.
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Seine Hände bewegten sich sanft zwischen den Zehen der Engel und hinter ihren Knöcheln und ihre Waden hinauf. Erregt drängten sich die Zuhälter näher zum Tor. Jeder wollte auf den Anblick schauen. Erregt verhärteten sich ihre Penisse. Die Zuhälter schrien: „Lot, bringe diese Männer zu uns heraus!“ Lot sprang von seinem Platz auf und schaute auf die riesige Menge von Männern und Burschen, die gegen sein Eingangstor drängten. Sie mühten sich mit dem Scharniergelenk ab, bis sie es endlich aus der Wand brachen. Indem die Männer in seinen Hof schwärmten, eilten sie zur Eichentür und hämmerten außer sich daran. „Bring diese Männer zu uns heraus! Kannst du unsere harten Penisse nicht sehen“, schrie einer, als er seine Tunika fallen ließ, um seine riesige, steife Erektion zu zeigen. Die Menge ahmte den Mann auch lachend nach. Die Frauen, als sie den Aufruhr hörten, lachten sie über den Anblick so wie die jungen Leute. „Meine Freunde“, flehte Lot, „bitte, setzte mich nicht in ein solche Lage, meinen Gästen Unrecht zu tun. Viele von euch kennen mich! Viele von euch arbeiten für mich und mieten meine Stände. Ihr wisst, ihr seid immer Gerechtigkeit mit Gerechtigkeit begegnet. Lasst diese Männer in Ruhe. „Lot, wir haben deine dumme Moral satt. Du nennst uns ‚Freund’, doch bist du nie auf dem Platz bei uns. Du isst nie mit uns. Du sagst nie ein einfaches ‚Glückwunsch’ während unseren Geburtstagsfeiern, noch ein ‚Froher Feiertag’, wenn wir unsere heiligsten Tage feiern! Du hast nie unseren Penis geblasen, noch hatte je einer von uns seine Erektion in deinen Hintern gesteckt!“ „Ich handle gerecht mit euch“, behauptete Lot, da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte, als ob seine gerechten Praktiken alles wären, was notwendig war, um den boshaften Kreis niederzuschlagen. „Immer zu deinem Profit. Wer unter uns hat ein so wundervolles Haus? Wer unter uns empfängt so gut aussehende Gäste? Teile sie mit uns und deine Freundschaft wird wahr bei uns sein.“ Lot starrte kurz auf die verbrauchten und elend aussehenden Prostituierten, die sich in seinem Hof drängten. Er ging zu seinen beiden Töchtern. „Ich stehe heute neben mir. Ich weiß nicht, was ich tun kann.“ „Wir pflegen das Gesetz der Gastfreundschaft. Biete uns an, Vater, um ihren Appetit zu stillen.“ „Mutter, stimmst du zu?“ Sie stimmte zu. „Unseren Gästen soll kein Schaden zugefügt werden, ohne dass wir versuchen, es zu verhindern.“ „Sodomiten, ich habe eine Antwort für euch“, erhob Lot seine Stimme. „Ich habe zwei schöne Töchter. Sie sind beide Jungfrauen. Ich weiß, dass viele von euch sie immer begehrt haben. Ich präsentiere sie euch bereitwillig. Tut, was auch immer euch mit ihnen erfreut. Sie werden sich nicht widersetzen. Jedoch schwört mir einen Eid im Voraus: kein Schaden irgendwelcher Art wird diese Männer heimsuchen, die in der Heiligkeit meines Hauses sind.“ 102
„Genug! Wer bist du, außer ein verdammter Ausländer! Du manipulierst uns mit deinen Händlerworten und ziehst die ganze Zeit aus uns Vorteile. In Wirklichkeit denkst du, dass du uns überlegen bist! Du wünschst, dich zum König zu machen! Also, Scheißkerl, nicht nur werden wir ihre Ärsche und die deiner Töchter und deiner Frau vergewaltigen, sondern mehr noch, deinen.“ Der Zuhälter, der hart gegen die dicke Eichentür schob, begann Lot zu überwältigen, indem er sie stets weiter öffnete. Die Engel, die die entsetzten Töchter und die von panischer Angst ergriffene Mutter versammelten, gingen direkt hinter Lot. Indem sie seine Schulter ergriffen, zogen sie ihn schnell hinein. Mit einem mühelosen Stoß schlugen sie die Tür des Hauses zu. „Es tut mir Leid“, behauptete Lot tränenreich zu Michael. Lot drückte seine Ehefrau und seine Kinder an sich. Sie alle kauerten hinter dem Tisch. Michael der Erzengel blickte über den gebrechlichen Balkon, um die Manieren von Hunderten alten Männern und jungen Mädchen und Burschen und betagten Frauen und jungen Männern und älteren Frauen zu sehen. Unter dieser großen Menge nahm er den Knaben-König und seine nackte Mutter und den Rest der jungen Leute wahr, die auf ihn in schierem Spott zeigten. „Was ihr seht, seht nicht mehr“, sprach er. Eine plötzliche Serie an schnellen Blitzen schlug aus Michaels Händen und zuckte augenblicklich vor den Augen der Menge und erhellte den Hof für eine kurze Sekunde. Die Menge grapschte herum und versuchte die Gegenstände mit ihren Fingern zu unterscheiden. Indem sie ineinander rannten und in die Wände und in die scharfen Spitzen des Eisentors, hörten sie auf, sich zu bewegen. „Setzt euch, setzt euch“, flüsterten sie einander zu: benommen, verwirrt, durcheinander. „Wer noch ist mit dir an diesem Ort?“ fragte Michael Lot eilig. „Wer noch?“ wiederholte er unsicher darüber, was gefragt wurde. Indem er seine Ehefrau freiließ und von seinen Töchtern wegschritt, schaute er die Menge an, wobei er versuchte zu verstehen, was gerade geschah. „Du hast zwei Männer, die mit deinen Töchtern verlobt sind?“ „Ja, ja, die Verträge sind unterzeichnet.“ „Noch jemanden?“ „Nein, nein, nein.“ „Das sind acht Leute insgesamt“, zeigte Gabriel zu Michael auf. „Unter zehn“, bestätigte der dritte Engel. „Lot, eile zu ihrem Haus. Bringe sie hierher!“ „Was wird geschehen?“ „Wir werden dieses Tal vernichten. Die Gewalttaten von Zeboiim, von Sedom, von Amorah sind zu groß, um fortzusetzen. Jahwe hat uns hierher gesandt, um die Aufschrie der Gerechten gegen das Böse zu beenden.“ 103
„Werden diese Männer mir keinen Schaden zufügen?“ Michael erwiderte: „Können die Blinden den Sehenden schaden?“ Lot bahnte sich den Weg um die grapschenden Finger und herumfuchtelnden Arme herum und ging von seinem Hof zur Hauptstraße. Merkwürdigerweise schenkten die Leute außerhalb seines Tors seinem Haus keine Aufmerksamkeit. Als ein paar ihn sahen, ignorierten sie ihn und erlaubten ihm, frei durch die Straßen zu dem Haus seines Freundes zu gehen. Die singenden sich unterhaltenden Leute gossen eifrig dunkles Bier übereinander. Die Frauen, die mehrere Männer gleichzeitig umarmten, lachten über den Mann, der eilig vor ihnen sauste. Indem er außer sich an die Tür seines Freundes klopfte, scheuchte er sie aus dem Hinterzimmer auf. „Es ist die dritte Stunde des Abends, Lot. Warum bist du hier? Besonders zu dieser Zeit. Du wagst dich nie aus deinem Zuhause während der Nacht der gestrigen und heutigen Festlichkeiten.“ Lot schrie zu ihm zurück, indem er sich wie ein Besessener bewegte: „Engel sind bei mir zu Hause! Sie haben die ganze Stadt geblendet! Wir müssen von hier heraus! JETZT! JETZT! JETZT!“ „Lot“, schrie der Vater. „Beruhige dich. Wir gehen nicht!“ „Wo sind deine Söhne?“ „Jungs! Kommt hierher!“ rief der Vater aus. „Lot ist hier, um euch zu sehen!“ „Lot?“ „Seid schnell! Er handelt für mich zu abartig, um ihn viel länger zu ertragen. Findet heraus, worüber er redet.“ „Söhne, wir müssen diese Stadt genau in diesem Augenblick verlassen!“ flehte Lot die taumeligen Männer an. „Was sagst du?“ „Die Engel werden die Stadt vernichten!“ Der älteste Sohn begann zu kichern. Sein Vater, der ihn hörte, brach in Lachen aus. „Lot, was für eine komische Art, uns in deiner Familie zu begrüßen. Ich dachte nicht, dass du den Geist des Witzboldes hättest!“ „Wundervoll!“ klatschte die Mutter. Sie hielt ihre Hände an ihren Mund und beugte sich in einem unaufhaltbaren Lachkrampf. „Wundervoll! wundervolle Vorführung.“ „Ich scherze nicht!“ schrie Lot, wobei Spucke am Ende seines Satzes kam. „Umso lustiger. Schaut euch seine Augen an! Du meine Güte, wie sie hervortreten! Wer brachte dir einen solchen Trick bei?“ „Jahwe“, flüsterte er und beendete ihre Schreie. „Er wird alles vernichten.“ „Du und Jahwe“, sprach der jüngste Sohn zwischen seinem Gelächter. „Vater, geh nach Hause. Wir schätzen deinen Scherz bei uns. Gut gemacht!“ Als der Morgen sich zu formen begann, ging Lot langsam durch den Eingang seines Tors. 104
Die Zuhälter und Frauen und Kinder, die in seinen Hof eingefallen waren, waren übereinander eingeschlafen. Seine Ehefrau und Töchter, als sie ihn sahen, rannten, um ihn zu umarmen und auf den Hals zu küssen. „Wo sind unsere zukünftigen Ehemänner? Ihre Mutter und ihr Vater?“ „Ihr Herzenszustand war nicht geeignet, die Gabe des Lebens zu empfangen. Statt einfach anzunehmen, lehnten sie mich ebenso wie Gott ab.“ Die beiden Töchter schauten einander lange Augenblicke an. Die Älteste wollte zu ihrem Mann zurücklaufen. „Lot“, sagte Michael sobald er ihre Füße gegenüber der Straße sah, von wo ihr Vater gerade zurückkehrte, „nimm deine Frau und deine Töchter und verlasse dieses Land. Die Unmoral ist zu groß für diese Stadt, um einen Augenblick länger als notwendig zu bleiben.“ „Ich, ich weiß es einfach nicht. Ich, ich sollte zuerst einige Dinge holen.“ Es gibt nichts für euch, um es fortzutragen, außer euer Leben“, sagte Gabriel. „Mann“, warf seine Ehefrau ein, „was ist mit meinen Kleidern und Goldketten? Meinen Kochtöpfen?“ Michael der Erzengel, unfähig zu warten, ergriff Lots Handgelenk und zwang ihn außerhalb der Stadtmauern. Der zweite Engel ergriff die Hand seiner Ehefrau, während der dritte Engel die beiden Mädchen nahm. Alle wurden nach draußen gebracht. „Rennt! Rennt um die Sicherheit eurer Seelen! Schaut nicht zurück! Bleib wegen nichts irgendwo auf der Straße stehen. Lauft zu den Hügeln! Lauft! Oder kommt um!“ „Nein, mein Herr!“ schrie Lot in Panik. „Du bist zu deinem Diener freundlich und großzügig gewesen. Du hast mir gegenüber schon äußerste Liebenswürdigkeit bekundet, so dass du vielleicht mein Leben rettest, aber ich kann nicht schnell genug zu den Hügeln laufen. Sie sind weit weg von uns und ich werde erschöpft! Ich in meinem Zustand werde zusammenbrechen! Ich werde in den Mächten der Vernichtung gefangen! Schau! Schau nach Südosten. Dort ist eine kleine Stadt! Es ist nicht so weit weg! Bitte, lass uns dorthin laufen!“ „Sie ist auch für die Vernichtung bestimmt.“ „Aber es ist ein so winziger Ort.“ „In Ordnung. Ich werde dir diese Gunst erlauben. Ich werde diesen Ort nicht auslöschen. Aber beeil dich! Ich kann nicht das, was ich tun muss, fortsetzen, bis ihr sicher seid.“ Lot gehorchte dem Engel und begann seine Töchter und seine Ehefrau nach Südwesten zu drängen, wo sich der Wald zu tiefen Graswiesen öffnete. Die Familie ging an den Weingärten mit roten Trauben vorbei und eilte an den Kohlfeldern und an den Schafherden und den sich ausruhenden Rindern vorbei. Sie eilten jenseits der klaren, kühlen Ströme, die in den großen blauen See einspeisten, der sich jenseits der schützenden Kalksteinmauern des Tals Siddim erhob. 105
„Bleib nicht stehen!“ gebot er seiner ältesten Tochter, die aus einem unerklärlichen Grund langsamer geworden war, um einen großen Feigenbaum anzuschauen. Seine Frau fühlte sich merkwürdig außer sich vor Angst. Automatisch rieb sie ihre Stirn, dann bemerkte sie, dass sie ihre Armreifen und Armbänder vergaß. „Wartet! Wir müssen zurückgehen! Ich habe mein Gold und meine Silberbarren vergessen! Wie kann ich die Tagesgeschäfte ohne meine Silberbarren führen?“ Genau in dem Augenblick bebte in der nördlichen Region des Tals Siddim der Bogen mit schneller werdenden Wellen. So wie das Meer sich bewegte, so geschah es über der Landoberfläche. Die fliehende Familie stolperte und fiel gegeneinander. „Lauft weiter!“ befahl Lot. Die Geräusche der Tiere verstummten. Die Erde beruhigte sich. Die Luft stand still. Ein beißender Geruch ging aus der Spalte der Erde hervor. Unmerklich begann die Erde sich zu bewegen. Nach und nach beschleunigte sich das Rollen des Landes, bis es vor Wut rumpelte. Eine entsetzliche Explosion überwältigte augenblicklich das Land. Ein Berg brach aus dem Inneren des blauen Sees aus. Der beißende Geruch, der sich langsam in die Atmosphäre erhoben hatte, spie pünktlich eine krankmachende, magenverkrampfende Kotze aus. Augenblicklich folgte ein ohrenbetäubendes Brüllen. Der Himmel entzündete sich mit blauen Flammen und Schwefelergüssen aus dem Vulkan. Die Schwefelwolke entzündete den Wald und die Graswiesen. Die herabschießenden Flammen landeten auf dem Vieh und auf den Schafen und Schweinen und Gazellen. Die Flammen hafteten fest auf den Häuten des Viehs und auf dem Fleisch der rennenden Menschen.
Als die Morgendämmerung über das satte, fruchtbare Tal fiel, erwachten die Bürger von Zeboiim äußerst aufgeregt. Das gewaltige Schütteln warf viele aus ihren Betten. Viele kämpften, um aufrecht zu stehen. Körper schlugen schnell in die Seitenwände des Hauses. Andere, die auf den Hofdächern schliefen, wurden aus dem Schlaf gerissen. Ungewiss ihrer Schritte fielen sie von den Dächern auf die in Flammen stehenden Straßen. Bevor sie vor Schrecken schreien konnten, fielen die Mauern ihrer Häuser auf sie. Unter den Trümmern und dem Staub der Straßen ruckten zerquetsche Körper für einen Moment. Zerrissenes Fleisch und Eingeweide und freigelegte Lebern und Herzen waren auf dem Boden verstreut. Nieren und Mägen und Gehirne bespritzten die empor gehobenen Steinblöcke. Die Körper kleiner Kinder und die steifen
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Überreste der neugeborenen Babys, die den Hals ihrer Mütter umklammerten, lagen auf den Straßen verstreut herum. Die verängstigten und verwirrten Männer eilten zu den Toren der Stadt von Zeboiim. Dort begegneten sie einem fließen Lavastrom, der über ihre herumfuchtelnden Arme sauste. Andere, die flohen, um sich in den massiven Mauern des Palastes zu verstecken, begegneten dem herabregnenden Feuer, der katastrophal über die fiel. Der Knaben-Junge zog an dem Rock seiner Mutter. Er zitterte in ihren Armen und unfähig, es länger zurückzuhalten, erklang ein entsetzlicher Schrei aus seiner Kehle. Ein schneller Schatten stieg über die Mutter und das Kind herab. Sie dreht sich herum, um das große phallische Monument zu sehen, das direkt auf sie herabfiel. Außerhalb der Stadtmauern stolperte Lots Ehefrau wieder. Sie erhob sich, aber zögerten, bevor sie weiterging. sie dachte auf ihre Freunde und an ihre Vorbereitungen für das Hochzeitsfest ihrer Töchter. Sie dachte an die Geschenke, die sie in ihrem fernen Raum lagerte. Als sie über die Vergangenheit nachdachte, und als sie von der Zukunft träumte, drehte sie sich um. In dem Augenblick sah sie eine Schwefelwolkenkugel, die das Tal bedeckte. In dem kurzen Augenblick sah sie Lots entsetztes Gesicht.
Weit jenseits des Tals Siddim rannten Melchizedek und Eber zu der Lichtung. Die beobachteten die vulkanische Explosion mit Schrecken. Merkwürdigerweise fiel das Schwefelfeuer nur zum östlichen Horizont. Andere Männer schritten neben sie und bezeugten auch Jahwes Zorn, der gegen die Sünder Form annahm. Erstaunt schauten sie zu, wie die Lava in Richtung Sedom und Amorah und Zeboiim raste und sie völlig bedeckt. Sie beobachteten die schnelle Zerstörung des Feuers der Bäume und Wiesen. Sogar von ihren fernen Plätzen konnten sie den knisternden Waldbrand hören. Der Gestank der Vernichtung drang in ihre Nasenlöcher mit einem unabsetzbaren Zeugen des Blutbades. Das tobende Feuer verzehrte den Wald. Die Baumwipfel tanzten mit hungrigen gelben Fingern. Die schwarzgraue Atmosphäre drängte das Sonnenlicht von den Augen der Menschen fort. Die grünen Wiesen wurden schnell zu geschwärzter Asche. Fortwährende Gewitter schlossen sich den Vulkanausbrüchen an und vereinten sich zu einer unausweichlichen Vernichtung für die Bürger der drei Städte. Bis zum Abend bedeckten die Blitze den Horizont mit einem intensiven Lavendelblau. Das kochende Wasser der blauen Seen dampfte und vernebelte das Innere des Tals. Explosionen vibrierten schnell durch das ganze Land. Der Bergzug, der den blauen See über dem Tal Siddim enthielt, spaltete sich entzwei.
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Als sich das Wasser bog, dann sich ergoss, dann in das Tal stürzte, ertränkte es alles in ihren beständigen Wellen. „Noch eine Flut?“ fragte Eber Melchizedek. „Jahwe versprach meinem Vater, es würde nie wieder eine Flut geben.“ „Vernichtung durch Feuer“, schloss Eber und nickte bejahend.
Abraham, Sarah und Eliezer schauten auch der massiven Vernichtung der drei Städte zu. Eine wütende Rauchwolke färbte den morgendlichen Sonnenaufgang und verdunkelte das Land. Nachbeben hielten die Bewohner, die das Tal Siddim umgaben, aus dem Gleichgewicht. Abraham blieb die ganze Nacht wach und beobachtete die drei Städte, wie sie in Flammen aufgingen. „Unter fünfzigtausend nicht einmal fünf gerechte Personen! Unter ihren Babys, ihren Jugendlichen, ihren Jungen, ihren Alten. Unter den Frauen, unter den Männern, nein, nicht einmal fünf!“ Im Morgenlicht hörte er ein Rumpeln und starrte verblüfft, als eine Wasserwand über die Landschaft hereinbrach und alles unter einem Wassermeer begrub. Der natürliche Damm, der das Wasser weit vom Tal hielt, donnerte in einem Stöhnen des Schreckens, als die schäumenden Wellen über die Bäume und das grüne Land rollten und stampften. Das fruchtbarste Land in dem Osten würgte.
Lot ging mittellos von Zoars Hauptstraße zu den Nebenwegen. Indem er die Straßen genau betrachtete, fragte er sich, welches Gasthaus ihn am besten vor dem heulenden Nachtwind schützen könnte. Indem er Zuflucht suchte, erforschte er sorgfältig den Seitenweg. An den Eingangstoren beobachtete eine verängstigte Personengruppe die sich ausbreitende Wolke, die das Tal überwältigte. Eine dicke Aschendecke begrub ihre Straßen. Dutzende und Aberdutzende Dächer stürzten von dem Abfallniederschlag der drei zerstörten Städte ein. Eine Gruppe von Bettlern, die Lot und seine Töchter beobachteten, wie sie sich ihnen jenseits der Hügel des tiefen Tales näherten, wo die Vernichtung stattfand, wich vor ihnen zurück. Hinter Lots dreckiger Gestalt brannte das Talbecken vor unerbittlicher Wut. Als die Leute Lots zerrissene Tunika und die brutalen Abschürfungen auf den Armen und den Gesichtern seiner Töchter bemerkten, keuchten sie. Viele fragten sich: „Wie ist es möglich, dass nur sie die Katastrophe überlebten?“ Schweigend ängstlich starrten sie ihn und seine beide Töchter an. Ihre Augen sahen die zerrissenen Tuniken und beschmutzten Gesichter der drei Überlebenden. Als die drei Überlebenden über die letzte Hürde 108
zogen, zerstreute sich die Menge und erlaubte umfangreichen Platz, um durch ihre Ränge zu gehen. Die Leute weigerten sich, mit Lot und seinen Töchtern zu reden. Als die jüngste Tochter vor einem Brotstand taumelte, schlug eine fette Frau ihr die Tür ins Gesicht und weigerte sich, ihr ein Stück Brot zu geben. Lot konnte nicht einmal seinen Kopf heben, um die Leute anzusehen, die die großen Kratzer auf seinen Knien verfluchten. Seine zerschnittenen und zerschrammten Beine bezeugten das entsetzliche Klettern. Seine blutenden Arme erzählten, wie die drei sich abgemüht hatten, um zu den Felswänden zu rasen. Lot fühlte den intensiven Hass der Leute. Ohne Rücksicht darauf ging er tapfer weiter vorwärts in die Mitte der Stadt. Auf halbem Wege hinein blieb er schließlich stehen, um seine beiden Töchter anzusehen. Sie waren ausgehungert. Ihr einst schönes lockiges Haar verklumpte in feste, schmutzige Strähnen. „Wir können nicht hier bleiben. Wir müssen weitergehen.“ „Wohin?“ Lot zeigte zu den westlichen Hügeln und erwiderte: „Dorthin. Das ist, wo Salem ist. Wir müssen dorthin gehen.“ „Es ist so weit weg“, protestierte seine älteste Tochter. „Wohin schlägst du dann vor, dass wir gehen?“ sickerten die groben Worte langsam aus seinem Mund. Unfähig zu antworten, zuckte sie die Achseln. Dann warf sie ihren Kopf herum und jammerte: „Gut! Gut! Ich vermute, das ist, wohin wir gehen!“ Das Grün von Zoar gab schrittweise dem trockenen Land nach, das zu erscheinen begann. Der Schwefelgeruch stieß die drei zurück. Als Lot das Wasser kostete, spuckte er es aus. Es war bitter. Nach langer Zeit fand die überlebende Familie ein Büschel Beerensträucher. Dort aß die ausgehungerte Familie alle Beeren so schnell sie konnte. Etwas weiter trafen sie zufällig auf Granatäpfel. Lot drückte die Haut und quetschte den Saft in seinen Mund. Bei Einbruch der Dunkelheit erblickte Lots jüngste Tochter die dunkle Öffnung der Höhle. Drinnen errichtete Lot eine Ecke für sich, während die Mädchen Gerste und Stroh sammelten, was sie finden konnten. Depressionen überwältigten die Familie. In dieser Nacht schlief keiner. Am Morgen beschlossen Lot und seine Töchter, den Berg zu erforschen. Je mehr sie die Umgebung durchsuchten, umso verwirrter wurden sie. Lot wurde sich des Bergpfades unsicher. Die drei hamsterten auf einem Weg nach dem anderen, bis Lot eine Gegend mit reifenden Weintrauben entdeckte. In der Nähe des wilden und unkultivierten Weingartens modellierte Lot einen Steinmeißel. Geduldig machte er ein tiefes Becken in einen großen Kalksteinfelsen. Nach langen Stunden stand er dem Tal gegenüber, aus dem er gerade entkommen war. Er sah die sich ausdehnenden Gewässer zu den Höhen seiner Zuflucht erheben. Als er merkwürdige Geräusche 109
hörte, blickte er in den Himmel. Große Gruppen von Geiern tauchten in das trübe Wasser und zogen Fleischstücke für sich heraus. Betäubt trat er in eine tiefe Trance ein. Innerhalb dieser Flucht sah Lot die Augen seiner Ehefrau ihn mit äußerstem Schrecken anstarren. Indem er den Augenblick wiedererlebte, sah er, wie ihr Körper sich von Fleisch zu Salz umwandelte. Ihre Haut und Sehnen verhärteten sich zu Stein. Durchbohrt vom Griff des Albtraums beobachtete er den soliden Stein, der vor Augenblicken seine Ehefrau gewesen war, zerbröckeln, sich auflösen. Die Salzsäule brach auseinander und vermischte sich mit der Asche des einst üppigen Waldes und der einst grünen Wiesen. Bedrückt legte Lot seinen Kopf in seine Arme und begann zu weinen. Die Tränen, die aus seinen Augen fielen, fielen auf die sterbende Erde des Tals. Den ganzen Nachmittag weinte er Tränen der Reue, des Bedauerns und der Buße. Während der Nacht weinte er Tränen der Verwirrung. Während des Morgens weinte er Tränen der Wut. Bis zum Nachmittag weinte er selbstbemitleidende Tränen. Die älteste Tochter, als sie die Weintrauben und die Steine sah, sprach zu ihrer Schwester. „Unsere Verlobten starben in den Griffen des Ausbruchs und des Feuers. Unser Vater ist alt. Er hat vor, uns zu einer Stadt zu bringen, die weit weg von hier ist und wo gesagt wird: ‚die Männer tun nichts als Bücher schreiben.’ Wer ist nun am Leben, wer bei uns, und wer wird uns Freude geben? All diese Jahre beobachtete ich die Frauen, wie sie ihre Brüste für die Männer entblößten. Ich sah zu, wie sie die wartenden Männer bestiegen. Diese Frauen lachten immer mit einem extremen und besonderen Lachen, das ich nie gekannt habe. Also, ich will wissen, wie sich Sex anfühlt! Und Vater ist der Einzige, der mir diese Erfahrung verschaffen kann.“ „Mutter ist tot. Dem kann ich zustimmen. Vater weint um sie. Dem kann ich auch zustimmen. Aber es muss etwas geben, das wir für ihn tun können, und für uns selbst, abgesehen davon, ihn zu besteigen?“ „Die Antwort ist vielleicht der Wein.“ In derselben Nacht füllte Lots älteste Tochter ständig seinen Becher. Unbekümmert über die zahlreichen Becher konsumierte er Flasche um Flasche. Lot, der in dem tiefsten Dunkel der Nacht stöhnte, flehte um seine Ehefrau. Seine älteste Tochter, die seine wimmernden Schreie hörte, ging neben ihn. Impulsiv hob sie seine Tunika über seine Taille und richtete ihre Augen auf seinen Penis. Sie hörte ein Flüstern in ihrem Ohr, das ihr sagte, sie sollte ihre eigene Tunika über ihre Taille heben. Sie gehorchte der Stimme und setzte sich rittlings über Lots Penis. Sie bewegte sich herum und zappelte herum mit seiner Erektion, bis sie es schaffte, ihn in sich zu tun. Leise stöhnend kam sie zum Höhepunkt. „Hast du gesehen, was stattfand?“ „Hast du gesehen, was stattfand?“ fragte sie ihre Schwester am folgenden Nachmittag.
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„Ja, ich schaute zu. Ich hörte die gleichen Geräusche der Nacht, die die anderen Frauen auf den Straßen machten. Ich sah deinen Körper auf so merkwürdige Weise sich bewegen. Warum?“ „Der Sex fühlte sich großartig an. Ich wusste nie, dass sich etwas so anfühlen könnte. Heute Nacht bist du an der Reihe.“ „Ich will nicht.“ „Du musst es tun. Ich tat es. Denke so darüber: Wenn du es nicht tust, wie soll Vater einen Sohn bekommen. Du weißt, dass er einen Sohn will. Mama ist tot. Wer sonst kann ihm einen Sohn verschaffen außer uns?“ Mit der kommenden Nacht berauschte ihn die jüngere Tochter auch. Sie hob auch die Tunika über seine Taille und ihre über ihre Beine und setzte sich rittlings auf ihn. Beim morgendlichen Sonnenaufgang wachte Lot auf und entdeckte eine nasse Stelle neben sich. Neugierig berührte er sie. Er rieb die rote Flüssigkeit zwischen seinen Fingern. Er lehnte sich näher, um die Stelle zu untersuchen. Dann drehte er sich um, um seine Töchter anzuschauen. Er starrte auf sie wie sie auf ihn. Für einen ewigen Augenblick blieben die drei still. Seine Augen blickten auf die Decke der Höhe, wo er mehrere Risse entdeckte, durch die das Sonnenlicht durchdrang. Er grunzte und verließ die Höhle wütend. Lange Augenblicke stand er einfach still. Seine Augen fanden ein paar verbrannte Bäume. Er ging zu ihnen und brach ein Bündel Zweige ab. Damit baute Lot eine Mauer in der fernen Wand der Höhle. Nachdem er fertig war, gebot er seinen Töchtern. „Kommt nicht rüber in meinen Raum. Das ist meine privilegierte Zone. Ich werde eure Privatsphäre nicht verletzen, noch sollt ihr meine verletzen.“
Im Jahr 1918 v.Chr. gebar die ältere Tochter Lot seinen erstgeborenen Sohn. Lot hob ihn eilig zwischen den Beinen seiner Tochter hoch und untersuchte sorgfältig seinen Körper nach Defekten und Abnormalitäten. Als er keine fand, drehte und streckte er die Nabelschnur, bis sie entzwei riss. Erfreut berührte er die Stirn des Jungen mit seinem rechten Daumen und nannte seinen Sohn Moab. Moab wurde der gleichnamige Vorvater der Moabiter. Lot nannte den Sohn seiner jüngeren Tochter Ben-ammi. Er wurde der Vorvater der Ammoniter. Beide waren Cousins von Yitzhak, Abrahams erwähltem Erben. Beide Cousins führten in späteren Jahrhunderten gegen Yisrael Krieg. Und Satan lachte über die Macht seiner eigenen Beeinflussung.
Direkt, nachdem die Rauchsäule das Tal mit Asche und Schwefelwolken bedeckte, schwebte sein beißender Geruch über das Land, als ob ein unvermeidliches Leinentuch die ganze Welt umhüllte. 111
An einem besonderen Tag sah Melchizedek, der das Tal überblickte, zufällig Abraham, der sie auf dem Bergpfad seinem Haus näherte. Indem er einen langen Atemzug seufzte, rief der Priester-König Abraham, um mit ihm zu sprechen. „Ich brauche dein persönliches Zeugnis über das, was geschah.“ Abraham schaute über die neue Wasserausdehnung und nickte. Der scharfe, beißende Geruch von der Katastrophe hing noch immer dick in der Luft. Die verächtliche Atmosphäre der Sodomiten, der Bewohner von Gomorrah und Zeboiim, die ihr moralisches Bewusstsein versengte, hing über den Gedanken der Überlebenden. Abraham deutete mit seiner Hand zu einer schattigen Enklave unter den großen Ästen einer Eiche, wohin die beiden gingen, um sich zu unterhalten. Zusammen besprachen der König-Priester und der Prophet die unmoralischen Praktiken der Bewohner des Landes. Ihre Perversionen waren eine Kostante in ihrem täglichen Leben geworden. Ihre gewohnheitsmäßige Schlechtigkeit steckte jeden Betrachter an. Reisende Kaufleute, die von ihnen lernten, was sie nie von sich aus entworfen hätten, trugen die niederträchtigen Gedanken mit sich zurück in ihre Länder. Dort wiederum auferlegten sie die Praktiken ihren Partnern. So wurden die Praktiken universal. Gott, der die Unmoral hasst, griff persönlich ein, um das Land zu säubern. Nachdem Abraham seinen Bericht über das Ereignis beendete, behauptete Melchizedek nachdenklich: „Danke, Abraham, dass du wegen diesem genauen Bericht zu mir gekommen bist. Fraglos wissen wir jetzt, dass Homosexualität nie durch unsere Gesetze und unsere Gesellschaft toleriert werden kann. Wie müssen sie meiden und aus unseren Lagern ausschließen. Falls die Homosexuellen nicht gehen, dürfen wir durch Jahwes Anweisung sie zu Tode steinigen. Mögen alle Sünder gleichermaßen umkommen.“ Und obwohl die Richter des Landes ermächtigt wurden, den Todeserlass gegen Sünder auszuführen, erließen viele Richter barmherzige Urteilssprüche der Bestrafung. „Sage mir, Abraham“, sagte Melchizedek, „die Sklaven, die du von den Sodomiten kauftest, sind sie niederträchtig oder unschuldig?“ „Viele waren früher praktizierende Homosexuelle. Sie mieden Frauen für Männer. Jedoch nachdem ich ihnen meine Glauben bekundet habe und sie Jahwes genaue Stärke lehrte, nahmen sie seine Gesetze an. Nachdem sie den Gedankengang hinter Gottes Gesetzen verstanden, erlaubten sie mir, sie zu beschneiden. Sie bereuten ihre homosexuellen Weisen und ich nahm sie in der Hürde der Gerechtigkeit auf. Nicht ein Mann in meinem Lager hasst jene, die gesündigt hatten. In meinem Lager gibt es kein Vorurteil. Die Sklaven, die ich kaufte, gab ich frei.“ „Abraham, viele Leute jedoch sind bestürzt über deine Anwesenheit. Du verkauftest viel Fleisch und Wolle und Garn an die Sodomiten und die Bewohner von Gomorrah und Zeboiim.“
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„Das Fleisch nährte sie. Die Wolle und Häute und das Garn kleideten sie. Was für ein Mensch muss nicht essen und Kleider über seinem Fleisch haben?“ „Ja, obwohl du nie unter ihnen lebtest, glauben vielleicht viele Priester nicht, dass du völlig von ihrer Verderbtheit frei bist. Hagar ist ein typisches Beispiel. Du hast sie nie geheiratet und dein Sohn Ishmael zeigt weibliches Benehmen. Die sodomitische Unmoral ist heimtückisch und ansteckend.“ „Wie ich sagte, mein Lager ist frei von Sünde.“ „Kein Lager ist frei von Sünde. Ich rate dies; habe ein sorgfältiges Auge auf deinen Sohn. Kultiviere ihn gegenüber männlichen Aktivitäten.“ Abraham nickte, indem er den Rat respektierte. „Abraham, ich habe deinen Bericht über die Angelegenheit geschrieben. Ich werde in mein Haus zurückkehren. Und du, liebster Sohn, musst zum Stromtal Gerar zurückkehren.“ „Gibt es etwas, was ich für dich tun kann?“ „Es gibt nur das, was getan werden muss. Möge Jahwe deinen Pfad segnen und deinen Geist gerecht halten.“ „Gesegnet ist Jahwes Name“, erwiderte Abraham. Von den Terebinthen von Mamre reiste Abraham durch die grünen Hügel zu den weiten und fruchtbaren Obst- und Olivenhainen und Gerstenweiden von Gerar. Etwas weiter weg von Gerar begannen die Hügel von Judäa anzusteigen. Acht Meilen westlich lag das Meer der Philister.
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Kapitel Siebzehn Die Minoer Gaza, die befestigte Küstenstadt nordwestlich von Salem, schien den minoischen Seeleuten ein willkommenes Juwel von der fernen Wölbung des Meeres zu sein. Die Minoer, die sich in der Gegend ansiedelten, errichteten eine Kolonie direkt vor den Kanaanitern. Schnell wuchs die kleine Festung mit den Besuchen der orientalischen Kaufleute. Wo einst keine Boote segelten, trieben große Schiffe zu den Hafenanlagen. Wo einst nur leere Küstenlinien die einsamen Soldaten willkommen hießen, begrüßten große Lagerhäuser randvoll mit Wolle und Teppichen und Gewürzen und aromatischen Parfüms und Obsidian und Kupfer Dutzende Schiffe. Der Minos, der sich vergewisserte, dass die Küstenstadt unter seiner Herrschaft und Gerichtsbarkeit blieb, ermächtigte einen „Abimelech“, um über die neue Provinz zu herrschen. Der Titel ermächtigte den Herrscher, unabhängig von Minos zu handeln, während er alleinige Autorität über die Gegend aufrechterhielt. Auf ähnliche Weise präsentierte der Minos einen Titel dem militärischen General, indem er ihn „Phikol“ nannte. Von ganz oben auf dem Stein patrouillierten die Soldaten, die die kühlende Brise von der Küste schätzten, wachsam die Ufer und Hafenanlagen und Häuser und Bürger und Kaufleute. Ihre rot und gelb gefederten Kopfbedeckungen und getäfelten Kilts mit herabhängenden Quasten schwankten ständig bei der Gewalt des Windes. Die Korsette, die um ihren Brustkorb gewickelt waren, schienen für die kleinen Kinder eine bedrohende Furcht zu sein. Für die Frauen mit dünner Taille, die die Purpurschnecken sammelten, stellten die Soldaten eine starke Zusicherung dar, dass sie sicher wären. Die älteren Frauen, die den Hals der Weichtiere aufplatzen ließen, drückten die cremige Flüssigkeit in ein großes Gefäß. Die jüngsten Töchter, die zuschauten, wie die Substanz aus der vernichteten Lebensform tropfte, fühlten sich schwindelig, als die Tropfen sich zu einem tiefen Purpurrot änderten. „Was für hübsche Blumen“, bemerkte ein Kind. „Wie viele Schalentiere brauchen wir, um das Gefäß zu füllen?“ fragte ein anderes Kind. „Zehntausende. Wir werden viele Stunden mehr heute brauchen, bevor wir uns ausruhen können.“ Während die Mutter ihren Kindern beibrachte, wie man den Hals der großen Schalentiere aufriss, zerdrückten andere Kinder die kleineren Schalentiere in einem Mörser, um die cremige Flüssigkeit zu gewinnen. Als die Frauen die Wollfäden und die Schafshäute in dem kochenden Wasser bearbeiteten, blickten sie das Meer an, um seine kühlende Liebkosung zu empfangen. „Wie viel wollt ihr uns bezahlen“, schrien sie, als die Kaufleute vorbeigingen, denn nur die Reichsten der Händler konnten sich ihre Arbeit leisten. 114
Links von den Plattformen zum Trocknen warteten Berge von Kermeseichen, um in die kochenden Bottiche getan zu werden, um die Kermessäure freizusetzen, die in ihrem Färbeprozess benutzt wurde. Ein großer Haufen Mandelblätter und gemahlene Grantäpfelhaut und Kurkuma und Safran und Krappwurzel und Indigopflanzen warteten auch, um in der Farberzeugung verwendet zu werden. In den Lagerhäusern warteten hohe Stapel von Arsen und Zinn, das als Beize benutzt wurde, um nach Ägypten verschifft zu werden.
Auf der Insel Kaphtor, das heißt Kreta, brachte der minoische Herrscher seinen besten und mutigsten Forschern seine Dankbarkeit für die reichhaltigen Krüge mit purpurroter Farbe, die seinen Hafen säumten, dar. Eine neue Formel, Zinnober, erschien auch in seiner Farbsammlung. Glücklich, stolz, ging er in seinen Palast. Eine Gruppe von Würdenträgern folgte dicht dahinter. „Was liegt jenseits von Zypern?“ fragte der blauäugige und hellhäutige Herrscher seine tapferen Forscher. „Malta“, antwortete der Obermarineoffizier. „Und darüber hinaus?“ „Unsere Schiffe erkunden es. Wir werden es innerhalb eines Jahres wissen.“ „Wie ist unser nördlicher Außenposten? Der eine direkt über Ägypten?“ „Wir haben die Kontrolle der Küste übernommen. Die Avvim akzeptieren uns.“ „Und die Kanaaniter?“ „Sie akzeptieren uns auch. Ich glaube, wir werden ein Bündnis mit ihnen gegen Ägypten schließen können – das heißt, sollte es notwendig zu kämpfen sein.“ „Gibt es andere Nationen, die unseren Anforderungen entsprechen können? Sollte es notwendig werden, wer kann uns gegen die Avvim und die Kanaaniter beschützen, und zu welchen Kosten?“ „Schlägst du vor, dass wir uns Geheimverträgen verpflichten?“ „Ja. Einen mit jedem Stamm. Was auch immer für Stammeskämpfe mit wem auch immer, wir werden ihnen durch sorgfältige Auswahl der Söldner helfen. Auf diese Weise werden uns alle Nationen in Ruhe lassen. Wann immer sie Hilfe brauchen, werden wir uns erheben und alles für uns nehmen. Niemand wird je wissen müssen, für wen die fremden Soldaten kämpfen, noch, woher das Geld kam. Unsere Handelsrouten mit Indien und dem Fernen Osten und mit dem Süden und Norden werden gewährleistet. Sende Nachricht an den Abimelech und an seinen Phikol, bei den Ortsansässigen großzügig zu sein. Mit der Zeit werden wir dort sein, wo wir sein wollen.“
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Die Handelswinde des Großen Meeres trugen zehn kleine Schiffe zu den Ufern von Gaza. Feuer brannte fortwährend an der Meeresküste. Ein Feuer ausgehen zu lassen, bedeutete den Tod zu erleiden. Große Haufen von Purpurschnecken und eine große Auswahl an geschnitztem Elfenbein füllten die Lagerhäuser. Hinter den Hütten beschützten Dutzende gut bewaffnete Männer Tausende Zedernbretter und –balken. Mit dem Anstieg der Flut krochen die Schiffe langsam an Land. Die Seeleute, die am Bug andockten, machten es augenblicklich am Hafenpfosten fest. Der Kapitän der Flotte, nachdem er an Land gegangen war, wandte seine Nase vom Land weg. Seine Nasenflügel bebten und seine Augen wurden wässrig. „Was ist das für ein Gestank.“ „Es ist Schwefel. Es ist überall. Die Sonnenuntergänge sind merkwürdig bunt.“ „Woher kommt er?“ „Ein Vulkanausbruch südöstlich von hier, scheint es.“ „Vulkanausbruch? Wir scheinen von ihnen verflucht zu sein. Einige der Ägäischen Inseln, die ich vor zwei Jahren erforschte, hatten Asche und Lava, die ins Meer spuckten. Was für ein Anblick! Irgendwie, wenn ich wüsste, wie, muss es einen Weg geben, Waffen aus diesem flüssigen Metall zu modellieren.“ „Was für ein Metall?“ „Ich weiß es nicht. Es ist silbern, wenn es hart wird, aber unmöglich aus der Erde zu gewinnen. Es hält jedoch nie an. Das Wasser frisst es auf.“ „Also, was für einen Sinn hat das Metall?“ „Es ist das Härteste, das ich je gefühlt habe. Es wird ein gutes Schwert abgeben.“ „Ah, nein, nicht wenn es davonrostet.“ Abraham hatte in der Zwischenzeit seine Rinden aus ihren Pferchen gelassen, um frei in Gerar herumzustreifen. Seine Hirten, die mehr Brunnen aushoben, meißelten Abrahams Namen tief in die Oberfläche des Steins, damit niemand sein Recht auf das Wasser und das umliegende Land verletzten konnte. Die Philister, die ihre Karawane tiefer in das Stromtal vorantreiben, hörten die Schreie des Viehs. Als sie es hörten, sahen sie Abrahams Zelte in ganz Gerar aufgestellt. „Berichte dies sofort dem Abimelech“, wies der Kamelmeister seinen Gehilfen an. Die Ehefrauen des Abimelechs, als sie den schreienden Mann hörten, schauten zu, wie die Kamele durch die Sanddünen rasten. Schnell alarmierten sie ihren Ehemann. Er berührte ihre wachsenden Bäuche und lächelte sanft. Alle waren schwanger. Der Abimelech war von der Nachricht beunruhigt, aber er fragte den Boten milde: „Wann errichteten sie ihre Zelte?“ „Während der Woche.“ 116
„Sind sie berechtigt, es zu tun?“ fragte der Phikol. „Wir sind hier nicht lange genug, um zu wissen, wer zu was berechtigt ist. Sie fragen vielleicht dasselbe über uns. Wie wissen wir, dass wir nicht unrechtmäßig ihre Küste überschritten haben?“ „Wir sind jetzt zu lange hier, um davongetrieben zu werden.“ Wir sind vielleicht aneinander das letzte Mal, als sie hier waren, vorbeigezogen. Oder wir haben uns gerade niedergelassen, nachdem sie weggingen wegen anderen Weideländern. Wir müssen herausfinden, wer sie sind und wie stark sie sind. Wie müssen sie vielleicht ausrotten.“ „Nein. Das ist eine zu hastige Entscheidung. Wir brauchen ein Bündnis“, unterbrach der Marinekapitän. „Der Gebieter-Herrscher verlangt es.“ Nachdem die Versammlung zu Ende war, marschierten Hunderte Seeleute Abraham entgegen. Indem sie leicht das Lager fanden, keuchten sie über die große Ansammlung von Rindern und Schafen und Gänsen und über die Tausenden Männer, die sich darum kümmerten – alle mit Schwertern und Eichenstöcken bewaffnet. „Ihr Führer ist eine Nation selbst“, bemerkte der Phikol. „Nähert euch ihm vorsichtig.“ Abraham, der die Kriegskunst und die Errichtung von Lagerverteidigungen von Mamre, dem Amoriter, gelernt hatte, wusste schon über die heranmarschierenden Soldaten Bescheid. Ihre Figuren beeindruckten ihn. Ihre breiten Schultern und starken Brustkörbe bewegten ihn zur Bewunderung. Die Waden ihrer Beine erschienen wie die Eichenstöcke seiner Männer. Ihre rotgefederten Helme erstaunten Abraham, ebenso ihre Kilts. Er hatte nie so viele freigelegte Beine gesehen. Er lächelte über ihre Kleidung. „Lachst du uns aus?“ verlangte der Phikol zu wissen, der eigentlich prüfte, um seine Reaktion zu sehen. „Es ist eure Art der Kleidung. Ich vermute, ihr tragt solche Kleidung, weil ihr so oft rennen müsst.“ „Der Mann scherzt mit uns. Er ruft uns zur Schlacht“, behauptete der Phikol zu seinen Männern. „Hör auf mit diesem lächerlichen Gedankengang. Er hat zehnmal mehr Männer als wir.“ „Also, sollen wir uns wegen den Chancen, die gegen uns stehen, ergeben? Ich werde mich nicht auf solche Weise beschämen!“ „Nein, wir werden mit unsrem Verstand verblüffen.“ Der Abimelech legte das Kriegsbanner in die Hand eines Dieners, dann ging er direkt zu Abraham. „Warum bist du auf unserem Land!“ verlangte er förmlich zu wissen. „Ich kam, um von den Schwefelwolken des Nordostens davonzukommen.“ Die Philister begannen sich zu entspannen. Der Abimelech lächelte auch. „Der Geruch ist schrecklich, nicht wahr?“ „Tatsächlich. Ich werde Abraham genannt. Das sind meine Männer. Das ist mein Vieh.“ „Gehört alles dir? Allein dir?“ 117
„Alles gehört mir.“ „Unglaublich! Einfach erstaunlich!“ „Es ist vom Gehorsam zu Jahwe.“ „Wer ist Jahwe?“ „Er ist die universale Schöpfungsmacht. Jahwe ist der allmächtige Gott, vor dem kein anderer Gott steht.“ „Ich habe nie von ihm gehört. Aber von dem, was ich sehen kann, wird es nicht das letzte Mal sein, dass wir von ihm hören. Sage mir, warum machte er dich so wohlhabend?“ „Ich fragte auch Jahwe, warum er mich so wohlhabend machte“, antwortete Abraham leichthin humorvoll. „Ich vermute, dass er seinen Freund auf Erden glücklich haben will.“ „Du bist Gottes Freund?“ Der Abimelech mochte Abraham augenblicklich, der sympathisch das Lächeln erwiderte. „Bin ich tatsächlich.“ „Ich vermute, Götter könnten menschliche Freunde brauchen. Sie sollten alle nicht blinde Anbetung verlangen. Also, ich denke, mache weiter und genieße die Tugenden deiner Anbetung! Es tut einem Mann gut – und es macht das Leben gut!“ „Ich werde ihm sagen, dass du das sagtest.“ Augenblicklich erschrocken, trat er leicht zurück. „Du sprichst auch mit Gott?“ „Ja, Freunde tun das miteinander, weißt du? Wir mögen einander.“ „Das ist zu viel. Du bist eine ungewöhnliche Person. Einzigartig. Ich traf nie jemanden wie dich. Mensch, würde ich gerne mit Gott reden; wenn auch nur in einem Traum.“ „Ich bin Jahwes Gesalbter“, erwiderte Abraham. „Ich hörte nie von einer solchen Bezeichnung. Ich bin der gewählte König der Küstenländer. Er ist der gewählte General der Küstenländer.“ „Wer wählte euch?“ „Unser großer Gebieter-Herrscher der Lilien von Kaphtor.“ „Er betet Schlangen an?“ fragte Abraham, nachdem der das Schlangenband um den Unterarm des Herrschers und um seine Stirn sah. „Sie stärken die männlichen Genitalien“, erwiderte er wieder mit humorvoller Stimme, nicht beleidigend, nicht bedrohlich. Abraham ignorierte die Bemerkung, indem er vorgab, sie nicht zu hören. „Gut, Prophet, wirst du nicht meine Männer und mich zu einem Mahl einladen? Sei gastfreundlich zu mir und ich werde gleichermaßen großzügig bei dir sein.“ „Vergib mir meine Mangel an Manieren.“ Abraham verbeugte sich leicht. „Erlaube, bitte, deinen Männern, dass sie die Rinder, die sie zu speisen wünschen, aussuchen. Ich erbitte jedoch, dass das Blut der Kuh vollkommen abgelassen wird, bevor es verzehrt wird. Es ist alles, was ich erbitte.“
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„Wir werden tun, wie du bittest. Wir danken dir, sie mit uns zu teilen. Feiern wir.“ „Ohne Berauschung, ja.“ „Wir werden milde feiern.“ Die Soldaten, die wünschten, sich mit dem hebräischen Oberhaupt anzufreunden, wählten die entfernteste Stelle in dem Lager, um ihre Waffen dorthin zu legen. Nachdem sie ihre schweren Waffen abgelegt hatten, suchten sie sorgfältig die Durchschnittskühe aus, um die Hirten nicht zu beleidigen. Abrahams Männer, die schlussfolgerten, dass sie weder unvernünftige Soldaten noch Fresssäcke waren, halfen ihnen, das Blut der Kühe abfließen zu lassen. Während die Hirten eifrig das Hintere viertelten, kneteten die Frauen das Mehl für die Brote. Die Kinder bereiteten in der Zwischenzeit das Gemüse zu. Der Wohlgeruch der köstlichen und feuchten Brote erfüllte die Luft. Die Stunden vergingen schnell mit gegenseitigem Vergnügen. In der Mitte der Feier der Freundschaft sah jedoch Abimelech zufällig Sarah. Ihre schöne Gestalt und ihr Gesicht blendeten ihn, nahmen sein Herz gefangen. „Wer ist sie?“ fragte er. „Sie ist meine Schwester“, erwiderte Abraham wieder, wie er es bei dem ägyptischen König getan hatte. „Prophet, ich hatte nie jemals eine solche Schönheit gesehen! Ich habe fünf Frauen. Alle erwarten Kinder.“ Er klopfte seinem Marineoffizier auf den Rücken. „Er vergaß, seine mitzubringen! Wie töricht in einem Land so weit weg von zu Hause.“ „Man sollte immer mit seiner Frau reisen. Es ist das Richtige zu tun.“ Der König lachte fröhlich laut aus. „Ich mag dich wirklich! Aber ich bin müde! Darf ich heute Nacht in deinem Lager ruhen?“ „Natürlich. Ich werde eure Wertsachen beschützen.“ „Natürlich, ich vertraue dir, dass du unsere Kehlen in dieser Nacht nicht durchschneidest, nicht wahr?“ lachte er wieder. „Ich bin bekannt dafür.“ Als der Abimelech das hörte, lachte er sogar noch lauter. Als er sich wohl fühlte, schlug er gewohnheitsmäßig auf seine Wolldecke mit seinen Händen. Bald überwältigten seine Augen die Dunkelheit. Tief schlafend vermischte sich sein Schnarchen mit den Geräuschen der anderen Soldaten. Er fühlte sich sicher. Er fühlte sich behaglich. Die Schwärze umhüllte ihn. Während der Nacht bewahren seine Lippen ein Lächeln. Am späten Morgen erhob er sich, nicht aufgeregt, nicht erschrocken. Die Mehrheit der Männer stand vor ihm. Sie hatten ihr Frühstück gegessen und ihre Freundschaft zu Abrahams Männern entfacht. Einige spielten gelangweilt mit den Kindern. Andere redeten mit den Hirten. Andere spielten mit den Viehhirten Spiele. Jeder schien zufrieden zu sein. „Wer hätte gewusst, dass dies ist wie es wirklich ist?“ dachte sich der Abimelech. „Könnte dies ihr Land sein und wir die Übertreter? Doch erheben sie nicht ihre Arme gegen uns! Sollten sich die Dinge zwischen uns ändern, sind wir stark genug, um ihrem Angriff zu widerstehen? 119
Vielleicht sollte ich einen Plan formulieren – ein Manifest – nur für den Fall?“ Während er sich über seine neu gefundene Beziehung wunderte, trachtete er danach, mit Abraham zu sprechen, indem er versuchte, mehr über ihn und sein Volk und seine Absichten in dem Land geistig zu verarbeiten. Als er suchte, entdeckte er enttäuscht, dass Abraham auf die andere Seite von Gerar gegangen war. Sarah stand zufällig in der Nähe. Als er sich ihr näherte, dachte er: „Vielleicht kann ich vor ihr erfahren, was ich erfahren muss.“ Er ging direkt zu ihr und fragte heiter: „Bist du wahrlich seine Schwester?“ „Ich bin seine Schwester.“ „Ja, ich kann die Ähnlichkeit der Gesichtszüge sehen. Er ist ein außergewöhnlicher Mann. Ich habe nie solchen Spaß gehabt. Wie lange bist du bei ihm?“ „Mein ganzes Leben.“ Er lachte wieder. „Natürlich. Was für eine dumme Frage. Sage mir dennoch: wann wird dein Bruder zurückkehren?“ „Wenn er beendet, was er tut.“ „Was tut er?“ „Was er tun muss.“ Er legte seine Hand auf ihre Wange und setzte fort, mit ihr zu flirten. „Du bist eine rechte Diplomatin. Tue mir einen Gefallen. Komm mit mir und sieh meine Stadt.“ „Ich habe viele Städte gesehen.“ „Ich bin direkt auf dem Meer zwischen den herrlichsten Sanddünen, die du je in deinem Leben gesehen hast. Die Meeresbrise ergibt sich mir. Die Segel meiner Schiffe kommen direkt zu mir, als ob kein anderer Kurs für sie je existierte. Meine weißen Pferde durchstreifen frei die Küstenlinien. Komm mit mir und besuche meine Ställe. Reite mein Lieblingspferd, wenn du es wünschst. Komm! Ich bestehe darauf. Er ergriff ihre Hand in seine und spielte mit ihren Fingern. Sie möchte die Auswirkung seiner Berührung. „Du bist ein solches Kind“, neckte sie zurück. „Ein Kind kann keinem Erwachsenen wehtun, daher komme mit mir. Ich verspreche auch, dass du vollkommen sicher sein wirst. Komm schon. Du wirst eine Menge Spaß haben.“
Die Wellen des Meeres wuschen Sarahs Füße frei von dem anhaftenden Sand. Die Ehefrauen des Königs beschäftigten sich mit dem Netzwerk und dem Öffnen der Schalen und mit der Zubereitung der Fische. „Ich sehe die Ehefrauen des Königs auch arbeiten.“ Verlegen wurde sein Gesicht rot. „Sie tun es, um die Zeit zu vertreiben. Wir kennen nicht wirklich jemanden hier. Und es macht Spaß.“
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„Es gibt Hunderte von euch hier!“ Sie legte ihre rechte Hand über ihre Stirn und blickte in den fernen Horizont. „Deine Schiffe sind die feinsten, die ich je gesehen habe. Besser als die der Ägypter.“ „Du hast ihre Schiffe gesehen?“ fragte er sich verwirt. „Ja. Das Haus des ägyptischen Königs überblickt den Unteren Nil.“ „Du bist beim ägyptischen König gewesen?“ „Ich bin bei vielen Königen gewesen.“ „Ich bin ein König“, erinnerte er sie kindlich. „Ja, so informiert mich dein Titel.“ Er lachte wieder.
Die Nacht kam schneller als Sarah erwartete. Sie hatte die Stunden vergessen. Beim Experimentieren mit den verschiedenen Mischungen der purpurroten Farbe vergaß sie, in die Nähe der Außentür zu gehen, um den Anblick des Sonnenuntergangs zu sehen. „Ich brauche eine Eskorte zurück zu meinem Lager“, sagte sie dem König. „Bleibe hier. Es ist viel zu dunkel, um zu deinem Lager zurückzukehren“, flehte er sie milde an. Noch sanfter fügte er hinzu. „Außerdem ist kein Mond da, der hilft, dass meine Pferde die Wege sehen. Schlafe hier heute Nacht. Meine Frauen werden dich umgeben und werden verhindern, dass dich jemand belästigt.“ „Ich werde die Nacht bleiben“, lächelte sie zurück, als sie in die blauen Augen des Mannes und auf sein schlichtes blondes Haar blickte. „Gut. Gut für dich.“ Sie legte ihren Kopf auf ihren gebogenen Unterarm und dachte an ihren Ehemann. Gleichzeitig mit seiner Ehefrau näherte sich Abraham seiner Decke. Er starrte auf den dunklen Himmel. Er begann die hellen Sterne zu zählen. Er starrte in die tiefe der Sternbilder. „Wo, in all dieser unermesslichen Weite, liegt die Erde?“ Sofort schlief er ein.
Am neuen Morgen war Eliezer der erste Mann im Lager, der erwachte. Er ging zu seinen Arbeitern und weckte sie aus ihrem Schlaf. Die Männer gingen dorthin, wohin Eliezer ihnen befahl, und bei diesem Treffen wies er sie über die Bautechniken des neuen Bewässerungsbrunnens an. „Du kannst reden, was du willst, aber ich muss ein Bild davon sehen“, sagte ein Arbeiter. Eliezer skizzierte einen Umriss in den Staub und fuhr fort, ihm die Prinzipien des Entwurfs des Brunnens beizubringen. An diesem späten Vormittag folgten die Männer Eliezers Zeichnung. Eine Woche später erschöpften sich die Männer. 121
Eliezer inspizierte den Bau und schüttelte entsetzt seinen Kopf. „Kein Wasser ist gefunden worden“, sprach sein Konstruktionsleiter verbittert seine Gedanken aus. Eliezer befeuchtete seine Lippen. „Wir werden noch eine Woche bleiben“, sagte er. „Danach werden wir woanders graben müssen.“ „Wird Abraham nichts dagegen haben?“ „Nein, er wird nichts dagegen haben. Er liebt seine Brunnen. Je mehr wir graben, ums mehr könne wir seinen Namen auf den Grundsteinen einmeißeln. Je mehr Steine seinen Namen eingehauen haben, umso erfreuter ist er. Also, morgen werden wir wieder graben.“
Ein weiterer Tag verging. Im Verlauf des Tages mochte der König Sarah immer lieber. Sein Getändel nahm zu. Während des üblichen Spaziergangs bei Sonnenuntergang blieb er in geringer Entfernung von Sarah. Als die Stunden vergingen, unterhielten sie einander mit mannigfacher und einsichtiger Konversation. Jede Stunde, jede neue Erkundung eines neuen Themas brachte ihn näher an ihre Seite. Bis Sonnenuntergang streifte seine Hand oft neben ihrer. Der dritte Tag kam und verging. Dann ein vierter. Dann ein fünfter. Mitten in der Nacht störte die Oberherrin seines Hauses seinen Schlaf. „König Abimelech. Deine Lieblingsfrau hat gerade eine Fehlgeburt erlitten.“ „Ist sie sicher?“ „Ist sie. Aber sie schämt sich über ihr Versagen. Sie denkt, dass du dich von ihr scheiden lässt.“ „Wie kann ich, wenn es hier keinen Schriftgelehrten gibt?“ versuchte er humorvoll zu sein. Er stieg aus seinem Bett und ging an ihre Seite. Mit einem Herzen voller Liebe nahm er sie in seine Arme und wischte ihre Stirn mit dem Ärmel seines Nachthemdes sauber. „Es ist in Ordnung, Liebste. Du bist hier sicher.“ „Mann, ich versagte, dir einen Sohn zu verschaffen.“ „Oh gut, es gibt hier vier andere Ehefrauen, um dir zu helfen, für mich einen Sohn zu gebären. Sei zufrieden, Liebste. Lass das Leben gut für dich sein. Du bist noch immer hier bei mir, um an ihrer Erziehung teilzuhaben.“ Am späten Nachmittag desselben Tages bat ihn der Diener seines zweiten Generals, ihn in seinem zweiten Haus zu treffen. Darin warteten der zweiten General und viele andere Männer bange auf ihn. „König Abimelech, meine Sklavin vertrocknete! Sie begann ihre Menstruation; dann Stunden später hörte sie zu fließen auf! Es ist unerklärlich.“ „Warum sagst du mir das?“ „Dasselbe passiert mit allen Sklavinnen. Alle, die ihre Periode beginnen, vertrocknen plötzlich! Unsere Fruchtbarkeitsriten werden nicht erhört.“ 122
„Etwas muss im Essen sein.“ „Scherzt du wieder?“ „Halb. Ich weiß nicht, warum die Frauen vertrockneten.“ Der Marinekapitän verbeugte sich vor ihm und wartete um Erlaubnis, aufzustehen und zum König zu sprechen. „Es muss wegen der Ausländerin sein, die du in unser Lager brachtest. Sie ist die Einzige, die unseren Fruchtbarkeitsgöttern nicht opfert.“ „Warum bestehst du darauf, sie eine ‚Ausländerin’ zu nennen. Wir sind die ‚Ausländer’, nicht sie.“ „Die ganze Menschheit ist ein Ausländer“, erwiderte der Marinekapitän. „Ist es dir nie in den Sinn gekommen, dass keiner von uns von dort herstammte, woher er sagte. Sogar von den Ägyptern wird gesagt, dass sie von irgendeinem geheimnisvollen Vorvater abstammten. Und erinnere dich, sogar Abraham ist ein Babylonier! Und wer erinnert sich, wer zuerst an das Ufer von Kreta geschwemmt wurde? Oder Zypern! Oder Malta?“ Indem er seine Stirn mit seinen Fingerspitzen berührte, dachte er ein paar Augenblicke nach. Jeder, der den Augenblick respektierte, blieb still. „Ich werde mich in mein erstes Heim zurückziehen. Ich werde mich darauf konzentrieren, eine Antwort zu finden.“ In dieser Nacht bat er das Sklavenmädchen seiner dritten Ehefrau mit ihm zu schlafen. Sie nickte und folgte ihm in sein Schlafzimmer. Sie ließ ihr dünnes Kleid von ihrer Schulter fallen. Er legte sich auf sie und arbeitete sanft seinen Penis zu ihrer Vagina. Er versuchte, in sie einzudringen, aber ihre, aber ihre Vaginalflüssigkeiten weigerten sich, feucht zu werden. Endlich, als er einen jämmerlichen, höchst unzufrieden stellenden Höhepunkt erreichte, untersuchte er sich. Nur ein paar Samentropfen tröpfelten heraus. „Ich bin auch beeinträchtigt!“ flüsterte er zu sich selbst. „Was ist der Grund dafür?“ In den Unterbrechungen seines Schlafs zitterten seine Augen schnell. Ruhelos bewegte sich sein Körper in seinem Bett und hielt ihn wach. Seine Lippen begannen zu beben. Seine Arme zitterten. Jahwe, der in seinen Schlaf drang, flüsterte: „Die Frau, die du für dich genommen hast, ist verheiratet. Weil du gewählt hast, dass sie eins mit dir wird, wirst du sicherlich sterben.“ „Bist du Jahwe – Gott von Abraham?“ „Bin ich.“ „Jahwe, wirst du eine unschuldige Nation bezwingen? Er sagte zu mir: ‚Sie ist meine Schwester.’ Sie sagte zu mir: ‚Er ist mein Bruder.’ Meine Einladung ist untadelig. Meine Hände sind sauber! Ich habe sie nicht sexuell belästigt.“ Jahwe erwiderte im Traum des Königs: „Ich weiß, dass du tadellos bist. Weil du unschuldig bist, kam ich, um dich zu warnen, nicht gegen mich zu irren. Ich spreche zu dir, um einen unsichtbaren Einfluss zu verhindern, den du begehst, um Sarah zu entkleiden. 123
Abraham ist mein Prophet. Gib ihm seine Ehefrau zurück. Bitte ihn, für dich zu vermitteln, damit deine Lebenskraft weiterlebe. Solltest du versuchen, mir zu widerstehen, wisse sicher, dass du sicher sterben wirst. Du und jeder mit dir!“ Seine lauten stöhnenden Geräusche alarmierten seine Wachen. Besorgt schüttelten sie ihn energisch wach. „Ich träumte von Jahwe! Der Marinekapitän hatte Recht. Sarah hält uns hilflos vor Gott.“ „Dann eskortiere sie zurück zu ihrem Lager“, verlangte der General. „Ich muss mehr als das tun. Ich muss einen Fürbitter für meine Sünden haben.“ „Was ist ein Fürbitter?“ „Abraham!“ Der Phikol führte seine Soldaten am südlichen Ende von Gerar vorbei und benutzte die gegrabenen Brunnen, um die Propheten zu finden. Indem der General auf ihn zukam, brachte er ihm einen Aufruf, der seine sofortige Rückkehr verlangte. Vor der Versammlung von Seemännern und Soldaten und Frauen und Kindern wartete der Abimelech auf Abraham. Er wollte ein öffentliches Verfahren. Die breiten Blätter der Eichen beschatteten die Sitzfläche des Königs. „Abraham“, befragte er ihn. „Was hast du uns angetan? Ich begünstigte dich über allen Männern. Ich verleumdete nie deinen Gott und ich stellte mich nie über deinen. „Ohne Rücksicht darauf, wie unterschiedlich unser Glauben sein mag, ich suchte nie eine unvernünftige Ausrede gegen dich, um Kummer zwischen uns zu schaffen. Nun will ich, dass jeder weiß, dass ich kein Dieb der Frau eines anderen Mannes bin.“ Abraham senkte sein Gesicht und blieb still. „Abraham, warum hast du mir das angetan?“ Beschämt senkte Abraham seinen Kopf. Nach ein paar Augenblicken des Schweigens bekannte er schließlich: „Ich bedaure, was ich gegen dich vollführte. Ich dachte, du hättest keine Furcht vor dem wahren Gott in deinem Herzen. Ich dachte, du würdest eine Ausrede suchen, um mich zu ermorden, damit du meine Frau für dich gewinnen könntest. Doch Sarah ist wahrlich meine Schwester. Obwohl wir denselben Vater hatten, hatten wir verschiedene Mütter. Als Gott mich bat, in den Ländern zu reisen, dachte ich, es wäre eine kluge Vorsichtsmaßnahme für Sarah, meine Frau, jedem zu erklären: ‚Ich bin seine Schwester’.“ „Sarah ist schön“, erwiderte er, als er auf ihre üppige Figur und ihr schönes Gesicht blickte. „Ich habe nie eine so schöne Frau gesehen. Ich halte nichts gegen dich, Prophet! Ich habe keine Arglist noch Zorn noch Rachsucht gegen einen von euch. Um meine Aufrichtigkeit zu zeigen und dich und deinen Gott um Vergebung anzuflehen, wünsche ich öffentlich, dir und Sarah die Gabe meines feinsten weißen Hengstes zu übergeben. Nimm auch meine geschätzten Steinböcke und meine stärksten Ochsen. Ich vertraue dir
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auch ihre Hüter an. Und mehr als diese Gaben, nimm in dein Lager diese Sklaven und Sklavinnen. Sie werden sehr geschätzt. Sogar mehr, reise wie du wünschst, ohne Hindernis in diesem Land. Dies schenkte ich Sarah.“ Er klatschte in seine Hände. Vier starke Männer trugen schnell eine große Zederntruhe vor sie und stellten die reichliche Gabe vor ihre Füße. Die starken Männer öffneten sie weit und offenbarten den reichen Inhalt. „Ich vertraue deinem Bruder tausend Silberstücke an. Dies wird dich rechtfertigen vor allen, die in deinem Lager sind. Du wirst öffentlich als unschuldig erklärt!“ Abraham legt seinen Eichenstab zur Seite und ließ sich auf den Boden nieder, wo er sich voll ausstreckte. Seine Hände streckten sich nach Westen und Osten aus. Er betete leise, so dass niemand ihn hören konnte. In seinem Gebet flehte er Jahwe an, für den König und für seinen Haushalt zu vermitteln, indem er ihre Unschuld bezeugte. Sofort begannen die Frauen wieder zu menstruieren. Der König, erstaunt über die Freude der Frauen, bracht wieder in lautes Lachen aus: „Genießt! Genießt das Leben!“ schrie er. „Lasst das Leben gut sein! Abraham, lieber Freund. Was für einen außergewöhnlichen Gott du anbetest. Er ist bei dir in allem, was du tust. Bitte, erlaube mir, mich mit dir zu verbinden. Schließen wir liebevoll einen gegenseitigen Vertrag des gerechten Handelns miteinander. Schwöre mir deinen heiligsten Eid, dass du nie falsch mit mir und meinen Verwandten umgehst. Schwöre auf deinen loyalsten Eid, dass du immer mit mir und mit ihnen und mit den Angelegenheiten des Landes aus loyaler Liebe handeln wirst.“ „Ich werde einen solchen Eid schwören. Liebe wird unter uns sein.“ „Dann genieße! Genieße das Leben!“ Abraham reiste schließlich vor der Küstenstadt fort und kehrte nach Gerar zurück. Kurz danach, in dem genauen Zeitrahmen, der von Michael dem Erzengel prophezeit wurde, wurde Yitzhak geboren. Jeder teilte die Freude und lachte mit Sarah. Es war das Lachen des Stolzes und der großen vollendeten Tat!
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Kapitel Achtzehn Die Anbindung Dies ist die Geschichte von Akeda. Yitzhak wurde im Jahr 1918 v.Chr. geboren. Dieses Jahr kennzeichnete den Beginn der 400 Jahre des Leidens, die Jahwe für Abrahams Nachkommen erklärte. Bis dahin war Noah 102 Jahre tot gewesen. Reu starb vor 118 Jahren, während Serug 59 Jahre vorher starb. Terah, Yitzhaks Großvater starb 25 Jahre bevor Yitzhak geboren wurde, und Arpachschad starb 13 Jahre, nachdem Terah starb. Shem begrub Arpachschad, seinen Erstgeborenen, während des Sonnenaufgangs in der Nähe des Olivenhains, der der Stadt des Friedens gegenüberlag. Shem, nun Melchizedek genannt, war 550 Jahre alte. Vierhundertzweiundfünfzig Jahre waren vergangen, seit die Sintflut alle Länder der Erde bedeckte. Eber wurde in dem Jahr, in dem Yitzhak geboren wurde, 385 Jahre alt. Abraham war 100 Jahre alt. Sarah, Yitzhaks Mutter und Abrahams Ehefrau, wurde 90 Jahre alt. Yishmael, der an Abrahams Seite stand, keuchte vor Verwunderung, als er Yitzhak aus Sarahs Mutterleib zum Vorschein kommen sah. Abraham griff nach dem Baby und umarmte das Neugeborene zärtlich. Melchizedek näherte sich dem Neugeborenen und lächelte das Baby strahlend an. Melchizedek hob die Nabelschnur auf, durchtrennte sie und band einen kleinen Knoten auf Yitzhaks Bauch. Melchizedek gab einen Teil der Nabelschnur Sarah und den anderen Teil Abraham. „Als die Eltern des Kindes dürft ihr ihn nie verlassen, euch wenn er euch verlassen sollte. Die Liebe ist ewig.“ Yishmael war vierzehn Jahre alt, als Yitzhak geboren wurde.
Fünf Jahre später, als Yishmael neunzehn Jahre alt war, wurde die nährende Milch von Sarahs Brüsten Yitzhaks Lippen fortgenommen. Die Entwöhnungszeit rief nach einer großen Feier. Eber, Melchizedek, Michael der Erzengel, der Philisterkönig, ebenso der große General von Sidon erschienen zu dem Fest. Die ersten Familienmitglieder, die ankamen, waren Lot und seine beiden Töchter, ebenso die beiden Söhne, die er durch seine beiden Töchter zeugte. Eine reiche, freudige Atmosphäre drang durch das Lager. Vor den tausend Gästen lagen hundert geviertelte Jährlinge über fünfhundert Häute. Die umliegenden Dörfer, die von dem Fest hörten, teilten frei in der Verteilung die gekochten Roggenkuchen. Jeder trank allen Wein, den er wollte. Leise begann das Lied der Leier. Geschickte und talentierte Hände streiften die Haut der Trommel. Die Flöte, einstimmig mit der Leier, 126
sandte ihre musikalische Kaskade an die Zuhörer. Die Gerüche des rauchenden Fleisches erfüllten die Menschen mit freudigem Wohlgeruch, als der aufsteigende Rauch sich mit den Wolken des Nachmittags vermischte. Sarah, umgeben von ihren Freunden, hörte den Festsängern zu. Als sie den Tänzerinnen und Tänzern aus dem mittleren Ehrenzelt zuschauten, war sie von den jonglierenden Schwertern fasziniert, die vorzüglich und genau zwischen den akrobatischen Sensationsdarstellern flogen. Dann, als der Wein die Zungen der Frauen loste, ging Klatsch von dem Flüstern hinter den Ohren zum Austausch vor dem Gesicht. Yishmael, der von Erwachsenem zu Erwachsenem ging, stieß seine Worte in ihre Unterhaltungen. Ein eigensinniger Satz folgte dem anderen und beleidigte die Gäste. „Mutter“, zog sich Yishmael zu Hagar zurück, „niemand hört mir zu. Mag mich niemand?“ „Sie schenken alle Yitzhak Aufmerksamkeit.“ „Warum ihm? Ich habe meinen Bogen und ich will zeigen, wie ausgezeichnet ich den Pfeil, worauf ich immer ich ziele, abschießen kann.“ „Ja, du hast das Auge eines Jägers und das tapfere Herz eines Soldaten.“ „Warum sagt mir niemand sonst es?“ „Es ist Yitzhaks Fest – nicht deines.“ Eifersüchtig ging Yishmael zu seinem Vater. Genau zu dieser Zeit reichte Melchizedek Yitzhak ein Geschenk. Yishmael sah den Austausch und eilte, um das Geschenk aus Yitzhaks Händen zu schnappen. „Lass mich sehen! Lass es mich zuerst öffnen.“ „Yishmael“, Abraham streckte seine Hand nach dem Päckchen aus, „das gehört Yitzhak.“ „Ich weiß. Ich wollte nur sehen, was es ist.“ „Es ist zuerst für Yitzhaks Augen“, sprach Melchizedek leise, indem er sorgfältig seine Worte in eine formelle Struktur setzte. „Wenn er wünscht, bin ich sicher, wird er dir erlauben, es zu sehen.“ Yitzhak löste begierig, kichernd mit seinen winzigen Fingern die Leinenhülle. In der Hülle rollte ein winziger Olivensamen auf seine Handfläche. Ein gebogenes Scheibchen aus purpurrotem Papyrusblatt mit keilförmigen Schriftzeichen ballte die schwachen Wurzeln zusammen. „Was bedeutet die Schrift?“ prüfte Eber Yitzhak, indem er fragte. „Es ist das Tetragrammaton. Jahwe brachte meine Geburt in Gang.“ „Was für eine wundervolle Antwort“, erwiderte Melchizedek. Michael der Erzengel näherte sich Yitzhak und lächelte. „Bist du mein Engel, von dem ich gehört habe?“ „Ich bin derjenige, der bei dir ist, sogar bevor du ins Dasein kamst.“ „Bist du ewig?“ „Nur der Schöpfer ist ewig.“ „Wirst du immer bei mir sein?“ 127
Michael blickte liebevoll Abraham, dann Melchizedek, dann Eber an. Er erwiderte. „Ich werde immer bei dir sein. Dann in späteren Jahren werde ich bei deinen Kindern ebenso sein.“ „Wirklich“, Yitzhak war mit weit offenen Augen in dem mystischen Augenblick zwischen Mensch und spirituellem Wesen gefangen. Mit diesem Wort, herausgezogen wie nur ein Kind es konnte, geblendet von dem außergewöhnlich schönen Engel, blinzelte er mit seinen Augen. Dann, bevor er sie öffnen konnte, verschwand der Engel. Yishmael nahm den kleinen Zweig von Yitzhaks Hand. „Es ist nur ein Stock. Was für einen Sinn hat er?“ „Er gefällt mir“, bemerkte Yitzhak fasziniert von der purpurroten Farbe. „Es ist ein Olivenbaum“, bemerkte Eber. „Es ist, was unser Patriarch der Sintflut von der Taube zurückbekam, die er aus der Arche freigelassen hatte“, fügte Melchizedek hinzu. „Wenn ich meinen Pfeil hätte, wette ich, dass ich diese Taube vom Himmel schießen könnte!“ unterbrach Yishmael. Abraham schaute Yishmael streng an und räusperte sich. „Für einen Mann, der auf zwanzig zugeht, glaube ich, dass du dich manchmal jünger aufführst.“ „Ist es nicht, wie du willst, dass ich mich aufführe?“ entgegnete Yishmael wiederum. „Schau, wie du immer mit Yitzhak spielst. Du hast seit langer Zeit meine Hand nicht genommen. Ich bin mit dir seit fünf Jahren auf keiner Reise gewesen – seit Yitzhak geboren wurde.“ Abraham nickte und lehnte sich hinüber, um Yishmael auf den Hals zu küssen. „So sehr wie ich Yitzhak liebe, liebe ich auch dich. Geh, genieße den Abend. Nimm Yitzhak mit dir!“ „Warte“, deutete Melchizedek und sein förmliches Gebot hielt Yishmael still. Er hob Yitzhak hoch und während er das Kind über seinen Kopf hob und über die Menge, schrie er: „Yitzhak! Yitzhak! Sohn Abrahams! Fleisch von meinem Fleisch! Wachse, um stark zu sein für Nationen von Königen, die aus dir kommen werden!“ Sarah schnappte die prophetischen Worte auf und lächelte. Hagar wandte sich ab, rempelte gegen Sarah und stieß sie beinahe um. Am nächsten Tag nahm Yishmael Yitzhak zum Planschteich mit. Beide zogen sich aus und schwammen in die Nähe des hohen Schilfs, das sie vor der Welt versteckte. Yishmael, der vorgab, er würde einen Fisch fangen, hielt seine Hände hohl und zuerst vorsichtig, dann nach und nach kühner, griff er absichtlich nach Yitzhaks Hoden und drückte sie fest. „Warum tust du mir dauernd so weh!“ schrie Yitzhak. „Alle kanaanitischen Väter bringen ihren Kindern so Gehorsam bei. Du musst lernen, dass du mich nie vor unseren Gästen in Verlegenheit bringen darfst!“ „Es waren meine Gäste, nicht deine!“ Als Antwort griff Yishmael nach Yitzhaks Penis und riss hart daran, indem er obszöner in seinem Spiel wurde. „Ich sagte, hör auf!“ 128
Yishmael bracht ein Schilf ab und richtete die scharfe Spitze direkt über Yitzhaks Pupille. „Willst du weiter die Welt sehen?“ „Spiele nicht in der Nähe meiner Augen! Ich mag es nicht!“ „Es stört dich, nicht wahr?“ „Ich mag nicht, wenn du diese Dinge mit mir machst!“ Yishmael klammerte seine Hand um Yitzhaks Nacken und straffte seinen Griff. Yitzhak kämpfte und ruckte energisch, bis er es schaffte, sich aus dem schmerzlichen Griff loszureißen. Mit einem schnellen Sprung aus dem Teich fand Yitzhak Yishmaels Bogen. Indem er dachte, er würde ihn vor Yishmaels ungewollter Berührung schützen, zog Yitzhak die Saite zurück. Unerwartet schnappte das straffe Seil nach vor und ließ Yishmaels sadistisches Lachen zurück. Sarah wusste mit einem Blick, was geschah und wer für Yitzhaks Schmerz verantwortlich war. „Abraham!“ schrie sie. „Dieser wilde Junge hat Yitzhak wieder misshandelt. Schau dir die Beule in seinem Gesicht an!“ „War das von der Bogensaite?“ „Ja, Vater.“ „Ich hatte auch von der Bogensaite Beulen in meinem Gesicht. Es ist eine Lektion, die alle Männer durchmachen.“ „Es war mehr als das. Unser Sohn sagte mir, dass Yishmael seinen Penis berührt! Er tut unserem Sohn dieselben schrecklichen Dinge an, die die Kanaaniter ihren Kindern antun!“ „Das ist eine ernste Anschuldigung.“ „Es ist die Wahrheit. Ich erfinde es nicht. Du, als der Führer unseres Volkes musst genau in unsere Geschichte schreiben, was Yishmael getan hat. Mildere nicht diese grobe Handlung.“ Obwohl Abraham ihre Worte hörte, als er darüber zu Melchizedek sprach, wurde der Bericht wiedergegeben, bloße Eifersucht widerzuspiegeln. Sarah fuhr fort: „Um unseren Sohn zum Schweigen zu bringen, macht Yishmael ihm absichtlich Angst! Diese Ägypterin ermutigt ihren Sohn, meinem weh zu tun!“ „Mein Sohn ging aus dieser Ägypterin hervor!“ schrie Abraham zurück und wurde genauso wütend wie sie. Aber dann, indem er sich beruhigte, hörte er auf, um über seine Worte nachzudenken. „Wenn das, was du sagst, stimmt, stimme ich zu, dass es obszön ist.“ Sarah, beruhigt durch das ernste Gesicht ihres Ehemanns, fügte hinzu. „Ich weiß, dass ich einen Fehler machte, dich zu bitten, dich zu Hagar zu legen. Ich bereue tief, dies getan zu haben. Aber wir sind trotzdem reine Babylonier! Unsere Linie ist rein vom Shems Linie bis zu Terahs Linie. Yitzhaks Blut ist makellos! Er ist dein offenkundiger Erbe! Bringe diese ägyptische Frau fort von mir und aus diesem Lager! Entferne sie und entferne Yishmael von uns!“ „Yishmael entfernen? Sarah, er ist mein Sohn. Wohin ist dein Mitgefühl und Verständnis gegangen?“
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„Dies wird nicht nach deiner Weise gehen, Abraham. Ich bin dir aus Ur hierher gefolgt, wo ich mich nicht einmal in einem Steinhaus niederlassen kann, geschweige denn einer Holzhütte. Viel zu oft errichten und bauen wir unser Zelt ab! Wenn ich kein Zuhause haben kann, dann, wo auch immer ich bin, soll dieser Ort freudig und behaglich so gut wie möglich sein! Hagar bekümmerte mich und sie beeinträchtigt meine Freude.“ Sie presste ihre Lippen zusammen. „Ich werde dies nicht wieder sagen: wenn ich morgen aufwache, erwarte ich, dass ihr Zelt abmontiert ist! Wenn ich mich im See wasche, erwarte ich nicht, sie neben mir zu sehen!“ Betrübt ging Abraham fort von seiner Ehefrau. Er drückte sich dicht an die Terebinthen und verweilte in stiller Qual unter ihren Ästen. Viele Stunden später kam Gottes Stimme zu ihm. „Abraham. Bleibe nicht betrübt über den Jungen deiner Dienerin. Tue, wie Sarah verlangte, denn es wird durch Yitzhak sein, dass deine Nachkommen den Samen der letztendlichen Gerechtigkeit hervorbringen werden. Yishmael wird nicht den Samen der Gerechtigkeit tragen – nur den Samen der Falschheit. Doch in Anbetracht deiner Liebe zu Yishmael und da er aus deinem Samen hervorging, wird er auch eine Nation werden. Aber für das, was er gegen Yitzhak begangen hat, sollen andere Nationen fortwährend gegen ihn Krieg führen. Seine Kinder werden nie Frieden haben, und in den letzten Tagen der Menschheit werden seine Kinder, wenn sie nicht bereuen und Yitzhak als den wahren Träger des Samens, und diesen Samen als die Gnade der Menschheit akzeptieren, von der Oberfläche der Erde umkommen. Die Kinder Yishmaels werden nicht das Paradies betreten, egal wie sehr sie an meine Tür um Vergebung klopfen mögen, wen sie nicht den ewigen Bund zwischen dir und mir anerkennen. Es wird geschehen, dass Yitzhaks Nachkommen Yishmaels Nachkommen überwältigen werden.
Bevor die Morgendämmerung den Hahn zu krähen veranlasste, weckte Abraham Hagar aus dem Schlaf. „Ich durchdachte diese Sache. Du und Yishmael müsst gehen!“ „Also, endlich wandte dich Sarah gegen uns. Sie hat dies seit Jahren geplant. Sie wollte uns immer fort von dir. Warum ist es, dass du uns jetzt nicht beschützen kannst, wie du es vorher getan hast?“ „Yishmael ist nun neunzehn. Es ist prophezeit worden, dass er der Vorvater einer eigenen Nation sein muss.“ „Wie dumm! Es ist, weil seine Mutter eine Ägypterin ist! Du hast Vorurteile! Du bist einmal bei mir gelegen und hast mich nie wieder ausgezogen! Ist meine Haut zu dunkel für dich? Sind meine Augen zu schwarz? Mein Haar zu steif?“
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„Vorurteile sind bei mir nicht möglich. Bald werden andere Nationen ein Teil des Abstammungsaufbaus des Maschiachs sein; wahrscheinlich sogar die Kanaaniter. Durch meine Fürbitte werden vielleicht sogar Ägypter in mein direktes Erbe heiraten.“ „Du versuchst bloß, mich zu besänftigen. Du bist Babylonier. Deine Eltern sind Babylonier! Ich würde nicht anzweifeln, dass sogar dein Gott Babylonier ist!“ „Pst, Hagar!“ „Sage mir ja nicht, dass ich den Mund halten soll! Ich höre genug davon von Sarah! Ich war eine Jungfrau, als du meinen Körper benutztest und missbrauchtest! Meine Vagina war nicht mehr als eine Samenlagerstätte für dein Sperma! Ich genoss niemals diese Nacht, als du herzlos in mich gestoßen hast und mit dem Atem eines Stiers keuchtest! Deine zwei Minuten Schweiß wurden meine zwanzig Jahre des Leidens!“ „Hagar, liebe Hagar. All deine gefühllosen Worte sind voller rachsüchtiger und verletzter Gefühle. Ich kann nicht ändern, was ich dir erklärt habe. Was entschieden worden ist, ist mit Tränen und Herzeleid entschieden worden. Nimm diese Flasche Wasser und diese Brotlaibe.“ „Das ist alles, was du mir anbietest?“ „Gott, nicht ich, hat dich von den Gerechten ausgestoßen. Um meiner Liebe zu Yishmael willen hat Gott ihm erlaubt zu leben. Wiederum gebe ich dir das Beste aller Dinge: nahrhaftes Essen und das Wasser des Lebens.“ „Wohin soll ich gehen?“ „Nach Gaza. Es sind nur acht Meilen von hier. Geh und lass dich dort nieder. Ich werde immer zur Besuch kommen können! Der König wird dich dort beschützen. Du wirst ein bequemes Leben führen.“ „Wenn ich hier weggehe, werde ich nach Ägypten gehen!“ „Zu welchem Zweck?“ „Hast du vergessen? Ich stammte aus Ägyptens großem Haus ab. Ungleich deinen Fantasien, ein König zu werden und ein Königreich zu errichten, habe ich ein ‚Großes Haus’, um dorthin zu gehen!“ „Du bist es, die vergessen hat. Nicht ich, nicht irgendjemand aus deinem Haushalt, noch jemand, der in meinem Dienst ist, darf nach Ägypten zurückkehren. Dein großer Herr brachte es am Grenztor an. Gehe nach Gaza, wo ich Einfluss habe und wo du bequem leben kannst.“ „Ich werde dorthin gehen, wo es mich freut!“ „Sei dickköpfig. Es ist immer dein Wesenszug. Deine Hände erheben sich immer gegen meine Belange. So soll es auch bei Yishmael sein. Trotzdem werde ich für dich und für meinen Sohn fürbitten. Jahwe wird dich beschützen, weil ich es von dir erbitte – nicht, weil du aus dem Haus Ägyptens abstammst.“ Abraham ging zur Tür des Zelts. Er hielt inne, seine herabhängenden Schultern waren mehr gebeugt. Er zwang sich gerade, indem er seinen breiten, starken Rücken enthüllte.
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„Komm, Yishmael“, lud Abraham, aus Sorge und Vergebung heraus, seinen Sohn zurück in seine Gnade ein, „umarme und küsse mich zum Abschied.“ „Nein, Vater. Ich werde dich nie wieder küssen!“ lehnte Yishmael die Einladung ab. „Ich werde ständig verdrängt! Ein Sohn eines Wanderers ist absolut wertlos. Ich werde jeden als meinen Feind haben, und es wird deine Schuld sein.“ „Jahwe hat dir Länder versprochen und das Recht, diese Länder zu beherrschen.“ „Mutter hat Recht! Du bist von einer falschen Fantasie besessen! Vater, du bist nur ein König für kleine Kinder. Ich bin jetzt erwachsen, und die Krone, die ich über deiner Stirn sehe, ist nicht mehr als ein nebeliges Ding, das schnell verpufft. Vater, ich fühle Mitleid für dich.“ „Wie ich sagte, ich werde für dich bei Jahwe fürbitten. Geht, geht fort, bevor die Dämmerung dieses Lager erhellt.“ Indem sie ihre Hände hielten, wandten sich die Mutter und der Sohn ab; ihre Köpfe und Schultern beugten sich zueinander. Abraham stand am Rand des Zeltes und schaute zu, als sie davongingen. Tränen begannen seine Wangen hinunterzulaufen. Als er auf seine Knie fiel, wie ein abgezehrter alter Mann es würde, verschränkte er seine Arme über seiner Brust und weinte laut in tiefster Qual um die Vertreibung seines geliebten Sohns, bis er, erschöpft vor Reue, vor Kummer umkippte. Als ihre Gestalten vor der aufgehenden Sonne verschwanden, fühlte Sarah ihr Herz sich zusammenziehen. Sie rannte zu Yitzhaks Bett. Er schlief ruhig. Der Morgenwind wehte die Klappentür auf. Sie sah, dass die Männer Hagars Zelt vor dem Anbruch der Morgendämmerung heruntergelassen hatten. Indem sie Yitzhak umarmte, begann sie zu weinen.
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Kapitel Neunzehn Hagar Hagar reiste eine Viertelmeile nach Südosten. Als sie einen kleinen Hügel erreichte, stand sie auf seinem Gipfel, um das Land genau zu betrachten, das zu der fernen Straße führte, die sich durch die Sanddünen in Ägypten wand. Sie begann nachzudenken: „Vielleicht in zwei, vielleicht drei Tagen, wird Abraham Eliezer nach Gaza senden, um mich zu überprüfen. Aber nein, ich werde nicht dort sein!“ Sie lächelte und neckte sich dazu, ihren Gedanken zu glauben. „Noch werde ich in Ägypten sein. Der Handel hat diese Route zu wohlbekannt gemacht. Süden wieder? Nein. Alle Kaufleute kennen diese Routen! Nach Osten? Ja, aber nur über die Vorberge.“ Als sie entlang der neuesten Straße der Gegend wanderte, ging sie bald an Abrahams zuletzt errichtetem Wasserbrunnen vorbei. Jenseits von diesem arbeiteten die Männer an einem anderen. Bis dahin war die Mühe sinnlos. „Das Loch ist trocken“, dachte Hagar. „Nicht lohnend. Ein sinnloser Versuch, seine Anrechte auszudehnen! Sein Anteil! Er wird es hier nicht mehr versuchen. Also, ich werde auf der Route reisen, wo der Brunnen versagte. Gut!“ Mitte des Vormittags wurde Mitte des Nachmittags, dann später Abend. In der vollen Dunkelheit zitterte sie, wobei sie unruhig neben ihrem Sohn schlief. Er zog seinen Bogen fest an sich und hielt einen Pfeil vorbereitet gegen Raubtiere der Nacht. Sie wachten beide auf. Ihre Münder waren trocken, ihre Lippen ausgedörrt. Hagar nahm einen kleinen Schluck Wasser aus der leer werdenden Fellflasche. Yishmael schenkte dem schwindenden Vorrat keine Aufmerksamkeit. Er nahm einen großen Schluck. Dann nahm er schnell noch einen Schluck Wasser. Hungrig aßen sie beide mehrere trockene Brote, die ihren Durst vergrößerten. Sie schluckten mehr von dem Getränk. Am Nachmittag aßen sie beide wieder. Dann am Abend wickelten sie das gesalzene Rindfleisch aus. Bis zum Morgen des dritten Tages hatten sie ihren Lebensmittelvorrat aufgegessen. „Ich kann ein Tier jagen“, tröstete Yishmael seine Mutter. „Und mich hier alleine lassen? Nein, wir werden zusammen jagen.“ „Wir werden auf diesem Kurs bleiben“, behauptete Yishmael. „Vater erzählte mir einmal, dass alle Wege schließlich zum Wasser führen.“ „Gehen wir weiter.“ Als die Ferne zunahm, dachte Hagar wieder an Eliezer, wie er nach Gaza geht und nach ihrem Aufenthalt fragt. „Wie lustig es sein wird, wenn sie herausfinden, dass wir nicht dort sind. ‚Wohin sind sie gegangen?’ werden sie fragen. ‚Ich weiß es nicht’, wird die Antwort sein. ‚Sucht sie!’ werden sie rufen. ‚Wo?’ ‚Osten?’ ‚Westen?’ Dann ‚Süden! Norden!’ Abraham wird verlangen: ‚Bringt sie zu mir zurück! Nein, nein!’ wird er mich bitten. ‚Bleibt für immer bei mir. Verlasst 133
mich nie wieder!’ Lasst Abraham mich bitten, was er will! Ich werde ihn leiden lasen. Ich werde Sarah am meisten leiden lassen. Lasst sie mich stattdessen bitten, zu bleiben. Lasst sie beide meinen Sohn bitten, zu bleiben.“ Sie setzte ihre feindseligen Gedanken fort und schenkte der zunehmenden Hitze des Tages und der Abnahme der Vegetation des Landes keine Aufmerksamkeit. Der Boden wurde heißer. Die Wiesen dünner. Die Blätter wurden hohe Gräser. Mit der bestehenden Entfernung wurde das Land trockener, die Büsche weniger und weiter auseinander. Sie ging in einem Zustand abwesend von der Realität, konzentrierte sich auf wahnhafte Wünsche, so dass sie völlig vergaß, wohin sie ihre Füße trugen. Dann im Nu fand sie sich an einem fernen, unbekannten Ort. Als sie sich umschaute, fragte sie sich, wie sie zu der Stelle gewandert war, wohin sie kam. Der vierte Tag verging. Ihr Hunger und ihr Durst nahmen zu. Der fünfte Tag verging auch. Dann der sechste. Dampf schien mystisch aus dem Boden zu steigen. Hitzeschwaden umgaben die beiden. Schleier dichter Verwirrung begannen über ihnen zu verweilen. Hungrig, deprimiert, durstig verlor Yishmael seine Fähigkeit, die wenigen Büsche voneinander zu unterscheiden. Als ein Tier schließlich vorbei rannte, verfehlte sein Pfeil sein Ziel und steckte tief im Boden. „Mutter, ich kann nicht weitergehen.“ „Was soll ich tun?“ „Lass mich hier für einen Augenblick, um mich auszuruhen.“ Hagar berührte seine feuchte Hand und fühlte mir ihren Fingerspitzen seine ausgetrockneten Lippen. Sie schaute in die geröteten Augen und streiften den Staubaufbau von seiner Stirn. Besorgt kniff sie ihre Lippen fest zusammen. „Komm! Nur ein paar Schritte mehr.“ „Lass mich unter diesem schattigen Busch. Er kühlt meinen Körper.“ Hagar schob die dünnen Blätter zusammen und versuchte ein dichteres Zelt aus seinen Ästen zu machen. Sie sprangen immer in ihre ursprüngliche Position zurück. Indem sie den mittleren Ast fest bog, brachte sie ihn in die entsprechende Form, die sie wollte. „Ich muss deinen Pfeil wieder finden. Es ist der Letzte, der übrig ist. Wir brauchen ihn vielleicht.“ „Ja, Mutter. Geh! Bringe mir den Pfeil zurück.“ Verzweifelt zwang sie sich vorwärts und konzentrierte ihre Gedanken und ihre Energien auf den Pfeil. Sie schwankte und ihre Arme prickelten. Dann erreichte sie endlich den Pfeil. Als sie an ihm riss, entdeckte sie, dass der Pfeil fest auf dem Boden haftete. Unfähig, ihre Kraft für die Aufgabe zu sammeln, ergab sie sich ihrem müden Zustand. Sie setzte sich direkt neben den Pfeil und fühlte eine Woge der Tränen, die sie überwältigte, als sie sich auf ihre rechte Hand lehnte. „Jahwe“, rief Yishmael aus. „Erlaube uns zu sterben. Ich bin hilflos vor dir!
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Die Sünden, die ich gegen meine Bruder verursacht habe; es tut mir Leid, sie begangen zu haben. Erlaube mir jedoch, wenn du kannst, einen Weg zu finden, mir zu vergeben. Wenn ich sterben muss, dann lass es so sein. Meiner Mutter jedoch erlaube zu leben.“ Jahwe hörte sein Gebet und schaute in sein Herz. Er sah, dass Yishmael tatsächlich reuevoll für das, was er gegen Yitzhak getan hatte, war. Die Winde der Güte rührten sich. Weit über Hagar rollte eine dichte Wolke über ihre Gestalt und beschattete sie vor den Sonnenstrahlen. Eine kühlende Brise kam auf sie und bewegte ihr Haar. Eine Stimme sprach zu ihr von jenseits der Wolken. „Hagar, warum bist du beunruhigt?“ „Ich habe mich verirrt!“ schrie sie zu der Stimme, verängstigt, dass sie nicht für sie sichtbar war. „Habe keine Angst. Gott hat die Qual deines Sohnes gehört. Hilf Yishmael aufrecht zu stehen, denn ich habe Abraham versprochen, dass ich mich um Yishmaels Verlauf kümmern werde. Nimm die Hand deines Sohnes und führe ihn zu dem Brunnen, von dem Abraham dachte, er sei trocken. Er enthält tatsächlich Wasser! Trinkt davon, du und dein Sohn.“
Mehrere Tage später geschah es zufällig, dass Abrahams Kamele zu dem trockenen Brunnen zur selben Zeit kamen, als Abimelechs Forschungskarawane eintraf. Hagar und Yishmael schliefen hinter der Einfassung, als sie sich näherten. Abrahams Männer, die hintern den Kamelen rannten, sahen den Brunnen zur gleichen Zeit wie die Männer des Königs ihn sahen. Beide hetzten auf den Brunnen zu, indem jeder versuchte, den anderen zu überholen. „Zurück von diesem Brunnen!“ verlangte der Karawanenführer. „Wir waren zuerst hier.“ „Nein, dieses Kamel war zuerst hier. Jedoch hat es kein Brandmal. Wie soll ich wissen, wem es gehört.“ „Abraham besitzt das Kamel!“ „Was du behauptest, behauptest du nur mit deinem Wort. Aber geh voran, nimm das Kamel. Ich gebe es dir zurück. Dieser Brunnen jedoch gehört uns.“ „Wie kannst du das sagen?“ „Da ist kein Zeichen darauf. Und wir alle wissen, dass Abraham seinen Namen tief in die Steine von seinen Brunnen meißelt.“ „Abraham muss ihn nicht fertig gegraben haben.“ „Wie könnte das sein, es ist Wasser drinnen!“ „Dann steckst du ihn als dem des Königs ab?“
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„Wir wissen nicht, ob unser König ihn grub oder nicht. Aber wir sind hier durch die Macht seines Titels und seiner Position. Es ist unser Brunnen.“ Die beiden Lager rückten näher zueinander. Jeder Mann spannte seine Hand um seine Waffen. Das laute Gezänk weckte Hagar und Yishmael. Sie stand auf und erschreckte die Männer. „Leute, wartet!“ fuhr Hagar dazwischen. „Dieser Brunnen wurde tatsächlich von Abrahams Männern gegraben, aber sein Wasser kam von Gott! Es war ein trockener Brunnen. Gott lockerte die zusammengepresste Erde. Ich trank zuerst davon. Seht! Schaut meine Wasserschläuche an! Sie wurden von diesem Brunnen gefüllt.“ Zuerst schauten sie die Männer zornig an, dann als sie Yishmael erblickten, der seinen Bogen und Pfeil hob und ihn zuerst auf die Viehhirten Abrahams, dann auf die Kaufleute richtete, zögerten die beiden Lager, einander ohne Umschweife anzugreifen. „Der Brunnen ist ein Wunderbrunnen“, flüsterte einer der Kaufleute dem anderen zu. „Ihre Haut ist perfekt. Ihre Kleidung scheint zu weiß zu sein.“ „Lass mich dieses Wunder kosten“, erwiderte der Mann. Er hielt seine rechte Hand von dem Schwert weg und näherte sich langsam der Frau. „Sage uns, wie war dein Zustand, als du den Brunnen entdecktest?“ „Wir waren beide dem Tode nahe. Unsere Lippen waren von der Hitze unserer Körper zerrissen. Unsere Kleider waren schmutzig! Unser Haar zerzaust und trocken! Die Stimme eines Engel war ermächtigt, Jahwes Worte zu uns zu sprechen: ‚Trinkt das Wasser aus dem Brunnen. Es ist ein süßes Wasser. Kristallklar und kühl. Ihr dürft trinken, was ihr wollt.’“ Beide Lager näherten sich vorsichtig dem Brunnen. Die tapfersten Männer hielten ihre Köpfe über die Steinmauer. Zitternd schluckte der erste Mann hart über das, was er sah. Er hatte eine dunkle Nische erwartet, voller geheimnisvoller Furcht. Stattdessen schwappte das Wasser weniger als eine Armeslänge gegen die Steinmauer. Der kostete das Wasser und lächelte. Als die Männer den zufriedenen Mann sahen, tauchten sie auch ihre Finger in das Wasser, dann in ihren Mund und prüften den Geschmack. „Es ist köstlich“, anerkannten beide Lager. „Eure beiden Völker dürfen ihre Flaschen füllen“, sagte Hagar. „Wir werden diesen Brunnen von dir kaufen, Frau!“ bot der Philister an. „Ich kann nicht verkaufen, was ich nicht besitze.“ „Du sagtest, ein Engel stellte dir dieses Wasser zur Verfügung, nicht wahr?“ „Ich sagte es, ja.“ „Wir bieten die Silbergewichte und Kleider an, die du von unserer Karawane wünschst.“ Hagar blickte auf die Gewichte, dann drehte sie sich herum, um die anderen Männer anzuschauen. „Abrahams Männer, verlasst diesen Brunnen. Durch gewisse Rechte gehört mir dieser Besitz.“ 136
„Du kannst es nicht ernst meinen!“ schrie ein Viehhirte. „Du selbst bist aus Abrahams Haushalt! Yishmael ist sein Sohn! Durch welche Ermächtigung tust du dies?“ „Durch die Ermächtigung dieser anderen Männer.“ „Du hast vor, gegen das Haus deines Besitzers zu rebellieren?“ „Der Besitzer hat uns hinausgeworfen! Nun geht oder bedauert zu bleiben!“ Abrahams Haupthirte klatschte auf den Hals seines Kamels. Als das Tier sich von seinen Knien erhob, schlug er auf sein Hinterteil und brachte das Kamel dazu, zurück zu Abrahams Lager zu sausen.
Innerhalb einer Stunde von der Rückkehr des Kamels bestiegen der Befehlshaber und das Oberhaupt Abraham sein Pferd und führte fünfhundert Männer nach Gaza. Der Staubsturm, der von dem wilden Lauf des Kamels zum minoischen Hauptquartier verursacht wurde, verängstigte die Bürger. „Ich habe keine Ahnung von dem, worüber du redest!“ erwiderte der Abimelech, als er Abraham Einlass zu seiner Hofkammer erlaubte. „Lass den Phikol dies vorher ermitteln, bevor deine Männer etwas Bedauerliches und Schändliches begehen.“ „Wir werden alle zu dem Brunnen gehen. Was für eine Wahrheit dort ist, wird auf uns dort warten.“ Zwei Tage später begegneten Abraham und der Abimelech Hagar. Beide Führer verhörten Hagar und verglichen ihre Worte miteinander. Abraham und der Abimelech zogen sich zum Zentrum ihres Lagers zurück, um zu besprechen, wie sie die Krise lösen könnten. Während beide Führer auf der frisch gewebten roten Decke aus der Wolle des Schafsbocks saßen, saßen andere auf ihren abgetragenen, staubigen Decken. Den langen, mühseligen Nachmittag hindurch setzten die Verhandlungen fort. Bis zur Stunde des dunkel werdenden Himmels war der Friedens- und Handelsvertrag beinahe fertig. Um zu feiern, sandte Abraham Eliezer zurück zum Lager, um mit Geschenken zurückzukehren, um den letzten abschließenden Paragraphen zu besiegeln. „Es ist“, entgegnete der Abimelech dem Rat, nachdem Eliezer wegging, „eine gewisse Tatsache, dass du diesen Brunnen gegraben hast, Abraham. Es ist eine gewisse Tatsache, dass meine Männer wünschen, ihn für ihr Vorbeiziehen zu den östlichen Handelsrouten besitzen zu wollen. Überdies ist das Wasser das feinste, das ich je gekostet habe. Es ist ein Wunderbrunnen.“ „Da es anerkannt wird, dass meine Männer tatsächlich den Brunnen gegraben haben, muss ich dich bitten, deine Soldaten aus der Gegend zurückzuziehen. Auch musst du mir erlauben, meinen Namen in die Steine zu meißeln. Durch diese Geste wird förmlich anerkannt, dass mein
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Gott Jahwe veranlasste, dass die gehärtete Erde sich lockerte, so dass das Wasser sich erheben konnte, um unseren Durst zu stillen.“ Der Phikol keuchte. Abraham bemerkte seinen Ausdruck. Er fuhr diplomatisch fort. „Doch da wir hier sind, um unsere trockenen Kehlen zu löschen und nicht, um gegeneinander Krieg zu führen, entspannen wir uns beide. Deine Männer haben diesen Brunnen tapfer für mich bewacht! Ich muss dich und deine Männer gastfreundlich mit diesen Gaben beschenken. Nimm für dich mehrere Schafe und zwölf Ochsen.“ „Das ist eine großzügige Geste“, der Phikol verbeugte sich. „Was beabsichtigst du für meinen König?“ „Zuerst für uns, mehr von diesem Wasser zu trinken!“ beruhigte Abraham die gärenden Spannungen zwischen ihnen. „Danach lass uns eine Weile warten. Sehen wir, ob die Zeit nicht dein Herz gegenüber meinem Geschenk wärmt.“ Stunden später kam Eliezer zurück über den Nebenweg und überraschte den Abimelech und den Phikol. Der General sagte flüsternd: „Sie kennen eine Nebenroute! Eine große Armee lauert vielleicht dort. Abraham ist schon stark genug, um uns zu vernichten. Er besiegte Chedorlaomers Legionen. Was sind wir verglichen zu seiner Stärke?“ Der Phikol nickte. „Wie verhandeln wir einen Vertrag, wo unser Gebieter-Herrscher zufrieden sein wird und nicht unseren Hals in der Mitte von Kreta aufhängt?“ fragte er den General. Der König starrte Eliezer an. Seine Augen verrieten sein Erstaunen über die Qualität der Mutterschafe, die hinter ihm folgten. „Was für außergewöhnliche Schönheiten! Ihr Fell ist prächtig!“ „Die sieben weiblichen Schafe gehören dir“, deutete Abraham mit seinem Arm zu ihnen. „Sie sind wahrlich ein wundervolles Geschenk. Das Vlies ist beinahe golden!“ „Indem du die sieben Mutterschafe annimmst, wirst du den Vertrag festigen, dass ich diesen Brunnen gegraben habe und besitze.“ „Ich nehme deine Gaben an, Abraham. Unser Gebieter-Herrscher wird mit diesem goldenen Vlies zufrieden sein. Der Wunderbrunnen gehört dir!“ „Dann werde ich dieses Land Be’er-sheva nennen. Hagar, du und Yishmael nehmt die Zahl an Schafen und Gazellen, die ihr wünscht. Behaltet die Silbergewichte der Kaufleute. Dann gehorcht mir diesmal strikt“, gebot er. Dann genauso schnell milderte er seinen Ton und fügte hinzu: „Ich bitte euch, nordöstlich nach Paran zu reisen“ „Ich werde tun wie du verlangst. Ich habe meine Lektion gelernt.“ „Diesmal, Yishmael, wirst du mich umarmen und mich küssen?“ Yishmael nickte und küsste seinen Vater. Er war dankbar, eine Anzahl an Tieren erlangt zu haben und vertraute auf das Silber, sein Unternehmen zu errichten. Die folgende Woche kehrte Abraham zu dem Brunnen an der Spitze von mehreren hundert Rindern und Schafen zurück. Sein letztes Kamel 138
trug eine Tamariske, deren Stamm knorrig zu werden begann. Nachdem er das federartige Immergrün pflanzte, widmete Abraham die Stelle Jahwe. Viele Jahre später, als die Philisterkarawanen durch Be’er-Sheva zogen, erinnerten sie die weiß blühenden Blüten der Pflanze an den Pakt. Als Reisende das erfrischende Wasser kosteten, bemerkten sie die Gravur auf den Steinen. Die Kinder, die fragten, erfuhren von dem Pakt zwischen ihnen und den Kindern Abrahams. Dreitausend Jahre später pflanzten Abrahams Kinder wieder Hunderte Tamarisken genau in demselben Land. Die Tamarisken brachten die trostlose Wildnis wieder zu ihrem frühren Grün.
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Kapitel Zwanzig Yitzhak Als Yitzhak fünfundzwanzig Jahre alt war, hielt Jahwe eine Ratsversammlung zwischen Michael dem Erzengel und sich selbst ab. „Du weißt, unter der Ganzheit der Menschheit wählte ich Abraham aus, um der Erwählte zu sein, aus dem der ‚Same der Gerechtigkeit’ hervorkommen wird, als ein Loskaufopfer für Adams Übertretung gegen mich. Durch diese Linie werden die vollkommenen genetischen Eigenschaften verkörpert, damit der Fürst des Friedens unter dem Volk wandeln möge, um ihm meine Gesetze und Werte und Erwartungen zu lehren. Weil Abraham mein Freund ist, werde ich, was ich ihm versprochen habe, erfüllen.“ Michael, der zuhörte, fragte: „Werden die Sünden der ganzen Menschheit durch die Mission des Maschiachs vergeben werden?“ „Ohne zu zögern.“ „Wie wirst du das vollbringen?“ „Zuerst werde ich Gesetze errichten, wodurch die Menschheit sich von der Sünde befreien möge, ohne das Selbstopfer eines Fürsprechers. Es wird besondere Gebote geben, die, wenn ihnen voll gehorcht wird, sie völlig von der Sünde zu befreien. Sollte es geschehen, dass niemand nach dem Maßstab des Gesetzes leben kann, dann muss ein vollkommenes Geistwesen – ein Engel, der zum Menschen umgewandelt wird – es auf sich nehmen, alle Sünden der Welt in sich aufzunehmen. Dieses vollkommene Geistwesen, das zum Menschen umgewandelt wird, muss gewillt sein, gefoltert zu werden, und muss gewillt sein, durch die Launen und den entarteten Missbrauch anderer Menschen zu leiden. Das vollkommene Geistwesen, das zum Menschen ungewandelt wird, muss vollkommen gewillt sein, seinen himmlischen Wohnsitz aufzugeben, um unter der Menschheit zu wohnen, den genauen Wünschen und Versuchungen und der eingeschränkten Vernunft unterworfen. Ich schlage vor, dass dieses vollkommene Geistwesen, das zum Menschen umgewandelt wird, zu menschlichen Schwächen herabgesetzt wird. Er muss auf seine himmlische Stärke verzichten, damit er den menschlichen Versuchungen gegenüber verwundbar wird. Ich schlage dies vor, damit der rebellische Engel nicht sagen kann: ‚Ein vollkommenes Geistwesen hat die Menschheit losgekauft!’ Dies muss so werden, weil ich das ‚Gesetz der Gleichheit’ in Kraft gesetzt habe. Was ich getan habe, muss gerettet werden genau wie es geschehen war.“ „Ich, Großer Schöpfer, wünsche das Geistwesen, das zum Menschen umgewandelt wird, zu sein, der die Menschheit für dich zurückkauft. Erlaube mir, der eine zu sein, der zu ihnen gesandt wird, um für ihre Sünden geopfert zu werden.“ 140
„Du bist mein Ersterschaffener. Wir berechneten und setzten unseren Verstand in Kraft, um alles zu bilden, das existiert. Du wünschst nun, der eine zu sein, der für ihre Übertretungen stirbt? Bevor du antwortest, erkenne, deiner Mission wird nicht garantiert, Erfolg zu haben. Du wirst jedem Laster und jeder Verderbtheit unterworfen, mit denen die Menschheit kämpft. Du wirst kein übernatürliches Wesen sein, bis zu den letzten Jahren deiner Mission. Du wirst dich nicht im Augenblick der Gefahr umgestalten können. Du wirst bluten und du wirst hungern und du wirst dürsten und du wirst die Hitze der Nachmittagssonne und die bittere Kälte des Bergwindes spüren. Der rebellische Engel wird dich töten können, während du in menschlicher Gestalt bist.“ Michael blickte seinen Vater an. „Ich nehme es an. Was auch immer mich heimsucht, ich werde es umgehen.“ „Bevor ich die universalen Heerscharen über deine Entscheidung informiere, wünsche ich wieder, die Menschheit zu prüfen. Wenn ich meinen Erstgeborenen zum Folterpfahl schicke, will ich sehen, ob Abraham genau dasselbe für mich tun wird.“
Einige Zeit sprach Jahwe wieder mit Abraham. „Ich bin hier“, antwortete Abraham Jahwe. „Nimm deinen Lieblingssohn, dein geliebtestes Kind, Yitzhak, und gehe nach Moriah. Ich will, dass du mir deinen geliebten Sohn auf einem Brandaltar opferst. Ich werde den Ort wählen, von dem du ihn für mich verbrennen wirst.“ „Dir Yitzhak opfern?“ Abraham, der vor Schrecken torkelte, krümmte sich zu Boden. Er legte seine Hände über seinen Augen und weinte bitterlich. Seine Hände zogen an seinem Haar. Er versuchte, die merkwürdige und grausame Forderung logisch zu durchdenken. „Es muss einen Zweck für ein solches Gebot geben, sonst wäre es nicht gemacht worden.“ Aber Jahwes Stimme antwortete nicht. „Großer Gott und Schöpfer, ich werde Yitzhak zum Berg Moriah bringen, wie du wünschst.“
Abraham schaute ständig auf die dahintreibenden Wolken. Unter den blendenden gebirgigen weißen Karikaturen glaubte er, dass er die Gesichter von Männern sah, die er einst vertraut kannte. Als er in die wogenden Formen blickte, überlistete er seine Augen und seinen Verstand zu sehen, was er sehen wollte. Dann glitten zwischen den Wolken Vogelscharen dahin. „Sie sind frei von all dieser Mehrdeutigkeit und der Belastung.“ Seine Augen blickten auf die schwankenden Gräser. Seine Gedanken trieben zu den zahllosen Schafsherden und –hürden, die auf den 141
Hunderten Morgen1 vor ihm grasten. Er drehte sich herum und schaute seine Zelte an. Sarah leitete eifrig die Frauen bei ihrem Stopfen und dem Weben neuer Kleider und dem Reinigen und Färben der Häute für den Handel an. Er blickte auf seine bewaffneten Männer, die augenblicklich für ihn auf seinen Befehl sterben würden. Sie hielten ihre Äxte und Speere und Bögen an ihren Seiten, immer in leichter Reichweite. Sogar die Philister hatten vor ihnen Angst, ebenso die Amoriter und Kanaaniter. Abrahams militärische Stärke und List hatte die umliegenden Nationen sehr beeindruckt. Er konnte für sich nehmen, was er wollte. Manchmal offenbarte sein Temperament diese verborgenen Gedanken seinen Gästen. Ein anderes Mal überlegte er schweigend, was die Möglichkeiten der Eroberung wären. „Aber warum“, analysierte er wieder schnell diese Versuchungen. „Bin ich Chedorlaomer? Soll ich Jahwes Belange den Nationen durch das Schwert darbringen? Andere werden nach mir kommen, die ihre Glauben durch was auch immer für Mittel anzuhängen verlangen werden. Um dies auszugleichen, muss ich meinen Glauben mit Güte mildern. Ich muss die Wichtigkeit der klaren individuellen Bereitwilligkeit betonen, um ein Teil dieser neuen Organisation zu werden.“ Die umliegenden Nationen, die nicht Krieg gegen einen so mächtigen, einsichtigen Mann führen wollten, unterzeichneten Dutzende Friedensund Kooperationsverträge mit ihm. Die verhandelten Unterschriften und die Symbole der umliegenden Könige und Regierungskörperschaften wurden in einer großen Zederntruhe gesammelt, die beim Eingangszelt der privaten Zusammenkünfte stand. Die ursprünglichen Zielsetzungen der Verträge waren für die Könige, seinen Brunnen und seinen Besitz anzuerkennen. Jede Parzelle, jeder Brunnen, erklärten die Könige, gehörten Abraham durch Kaufsrechte, Verdienste und Tauschhandel.
Yishmael war zu dieser Zeit fünfundvierzig Jahre alt, während Yitzhak einunddreißig war. „Es ist Zeit für dich zu heiraten“, sprach Hagar zu ihrem Sohn. „Ich bin bereit“, erwiderte er. „Dann werde ich zurück nach Ägypten gehen und eine ägyptische Ehefrau für meinen Sohn erwerben.“ Nach Wochen der Befragung möglicher Haushalte wählte sie für ihren Sohn eine Gefährtin. Als der Hochzeitstag kam, besuchte Abraham aus Liebe das Hochzeitsfest, ebenso Sarah und Yitzhak. Inmitten der Feier dachte Abraham ständig über Jahwes Gebot nach. Statt über die Hochzeit seines Sohnes glücklich zu sein, verzweifelte er. Yitzhak näherte sich seinem Vater. „Was ist los mit dir? Du tanzt nicht. Du trinkst nicht.“ 1
1 Morgen = 4.048 m2
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„Meine Gedanken verweilen, dass innerhalb eines weiteren Jahres Yishmael vielleicht einen Sohn zeugt. Seine Familienlinie wird zunehmen, während ich vielleicht niemanden haben, den ich mein eigen nennen kann.“ „Yishmael wird tatsächlicher ein schneller Erzeuger von Kindern sein. Sein Haus wird über deinem Haus zahlenmäßig überlegen sein, aber der Same der Gerechtigkeit wird immer in deinem Haus sein – nicht in seinem.“ Vater, ich will heiraten. Bin ich nicht bereit, Vater?“ „Ja, das wäre nett.“ „Wäre. Was meinst du?“ „Ich habe dich vielleicht nicht länger in meinem Leben.“ Abraham schüttelte sich, als er die Worte aus seinem Mund freiließ. Er umarmte ihn liebevoll. „Was sagst du?“ Während der nächsten Stunde erklärte Abraham seinem Sohn Jahwes Pläne. „Stimmst du dieser Handlung zu?“ „Jahwe ist entschlossen, es auszuführen. Also muss ich gehorchen“, erwiderte Yitzhak. „Nicht notwendigerweise. Du kannst davonlaufen. Du kannst dich in den Bergen oder in den Städten verstecken. Du kannst auf dein Erbe verzichten und leicht durch Täuschung entkommen.“ „Ich kann nichts von diesen Dingen tun“, antwortete Yitzhak. „Du, mein Vater fragst, ob ich Jahwes Forderung gehorchen werde. Ich sage dir, ich werde dir bereitwillig gehorchen, egal, was du von mir verlangst.“ Später in den privaten Augenblicken des Tages erfuhr Yishmael von der Unterhaltung zwischen Abraham und Yitzhak. Er näherte sich seinem Vater. „Welcher Sünde ist Yitzhak schuldig?“ „Es ist keine Sünde“, erwiderte Abraham. „Es ist die Liebe des Gehorsams und der Bereitwilligkeit, diese Liebe auszuüben, die Yitzhak sein Opfer erlaubt.“ „Zu lieben ist dasselbe wie Opfer?“ „Ja“, sagte Abraham. „Die Sünde der Übertretung ist auf allen. Alle geborenen Menschen sind Erben des Todes! Einige früher als andere. Die Sünde Adams braucht einen Erlöser, um sie zu korrigieren. Vielleicht ist Yitzhak ein solcher Mann.“ Yishmael schaute auf seine Braut und seine Mutter. Er trat nach einer imaginären Gestalt. „Also muss er immer der Erste vor mir sein, sogar in solchen Dingen.“
Während der Nacht quälte sich Abraham mit den Gedanken an das Opfer seines Erben. Er entwickelte eine Ausrede nach der anderen, um die Tat zu rechtfertigen, die er dabei war zu begehen. Hoffnung um Hoffnung kam und verschwand. Beim Anbruch des Morgens, ohne 143
Widerruf Jahwes, bereitete Abraham den Sattel seines Esels vor. Bevor seine Ehefrau erwachte, ging er zu dem fernen Wegrand des Lagers, wo er Feuerholz einsammelte. Er nahm eine Axt und er spaltete es brutal in kleine Teile. Vor die Morgendämmerung das Lager weckte, gingen er und Yitzhak davon in Richtung Berg Moriah. Eliezer und sein Freund folgten dicht hinter den beiden verzweifelten Gestalten. Eliezer wusste, was Abraham zu tun angewiesen worden war, ebenso sein Freund. Yitzhak, sich auch voll bewusst, dass er bald auf dem Opferhügel sterben würde, schaute seinen Vater an. „Wann werden wir den Berg Moriah erreichen?“ fragte Yitzhak. Abraham antwortete nicht. Er hielt seine nebeligen Augen auf dem Boden. „Wir werden direkt bei Eber und Melchizedek vorbeigehen.“ „Ja, aber wir werden sie nicht begrüßen. Die Angelegenheit muss so schnell wie möglich beendet werden.“ „Darf ich meinen Urvorvätern nicht auf Wiedersehen sagen, bevor ich sterbe?“ „Kein Mann kann zu denen, die er liebt, auf Wiedersehen sagen, wenn er dem Tod gegenübertritt. Ich frage mich, ob er je zu sich selbst auf Wiedersehen sagen kann.“ „Vater, was wirst du tun, sobald ich fort bin?“ Abraham schüttelte seinen Kopf. „Ich vermute, du und Mutter könnt einen anderen Sohn zeugen. Ich werde darum beten, dass es euch passiert.“ „Warum eilen wir so schnell?“ schrie Eliezers Freund verwirrt durch die Hast für einen Vater, seinen Sohn zu töten. „Es ist eine notwendige Sache, die getan werden muss“, antwortete ihm Abraham. „Ich kann aus was auch immer für einen Grund nicht zaudern. Es zu tun, wird vielleicht meine Schande werden.“ „Vater, ich verstehe deinen Sinn nicht. Von welcher Schande sprichst du?“ „Ja, mein Sohn. Du hast Recht in dem, was du sagst. Es ist keine Schande, Jahwe zu gehorchen. Was auch immer sein Gebot sein mag, es ist eine Ehre, ihm zu gehorchen. Die Schande ist, dass man will, dass die Pflicht von den eigenen Händen zu anderen geht, oder nie die Pflicht an erster Stelle zu tun.“ Mit diesen Worten brach Abraham emotional verausgabt an der Seite des Esels zusammen und weinte hart. Indem Yitzhak seinen Vater umarmte, streichelte er sein Haar. „Vater“, beharrte Yitzhak, „egal, was er erbittet, übe es gerecht aus.“ „Was auch immer er als Schöpfer von allem verlangt, ist an sich gerecht“, behauptete Abraham ruhig. „Stimmst du, Yitzhak, dem zu?“ „Ja, Vater, ich stimme zu. Du hast immer gelehrt, dass es so ist. Melchizedek und Eber haben behauptet, dass es so ist. Ich habe es nie sonst in Frage gestellt. Gesegnet ist der Name Jahwes!“ „Dann laufe zu dem Haufen trockener Eiche. Spalte sie in kleinere Stücke, damit wir mehr für das Feuer haben zu verzehren. Ich will die trockensten Äste, um das heißeste Feuer zu machen.“ 144
Der breitschultrige und mächtige muskulöse einunddreißigjährige Mann, dessen Stärke legendär im ganzen Lager war, gehorchte seinem Vater. Yitzhak war vor langer Zeit größer als sein Vater geworden. Alle Männer nahmen ihn deutlich wahr, wenn er auf seinem Pferd über die Hügel ritt. Seine lange, verschwenderisch bestickte Tunika wehte hinter ihm, als ob sie auf die Schultern eines Königs gehörte. Sein langes dichtes schwarzes Haar wehte im Wind und vermischte sich mit der schwarzen Mähne seines Pferdes. Seine intensiven, prächtigen braunen Augen spiegelten seinen scharfen Verstand wider. Sein gerades, gemeißeltes Kinn und die starke Nase, die von seiner Stirn entsprang, setzten mit der Fülle seinen gemeißelten Lippen fort. Abraham, der ihn ständig beobachtete, prahlte ständig über ihn. Niemals hatte er einen besser aussehenden Mann gesehen. Ein wahrer Stammvater von Königen und Nationen! Im Nu hatte Yitzhak das zusätzliche Holz gespalten und geviertelt. Sie zogen durch Be’er-Sheva und wandten sich den westlichen Abhängen unter der Stadt Salem zu. Als sie sich der Stadt näherten, nahmen die vier Männer die Höhen des zerklüfteten Berges Moriah wahr. „Ist nicht dieser Hügel ein Teil von Salems Grenzen?“ fragte Yitzhak. „Ist er.“ „Sollten wir nicht Melchizedek um Erlaubnis bitten, einen Altar auf diesem Land zu bauen?“ Yitzhak versuchte wieder eine Ausrede zu finden, um den König-Priester und Urvater der Familienlinie zu besuchen. „Seit wann habe ich jemanden um Erlaubnis gefragt, einen Altar zu bauen oder einen Brunnen zu graben!“ Abraham blaffte grimmig Yitzhak an und überraschte die drei Männer. „Niemals, Vater“, erwiderte Yitzhak widerstandslos, erschrocken durch den Angriff. „Eliezer, bleibe hier mit deinem Freund. Yitzhak und ich gehen den Rest des Weges allein. Nachdem wir unsere Anbetung beendet haben, werden wir beide zu euch zurückkehren“, behauptete Abraham, indem er sich an seinen Glauben klammerte, dass irgendwie bis zum Ende des Tages alles sicher gemacht werden würde. „Der Esel kann vielleicht nicht durch den zerklüfteten Pfad gehen“, sagte Abraham. „Die Felsbrocken sind eng zusammen am Fuß des Hügels.“ „Lege das Holz auf Yitzhaks Rücken. Er ist stärker als der Esel!“ bemerkte Eliezers Freund. Er versuchte zu lächeln. Seine beinahe vollkommenen weißen Zähne zeigten sich durch seinen gequälten Humor. „Ja, ich kann es tragen. Immerhin bin ich ein erwachsener Mann.“ „Bloß weil du einunddreißig bist, bedeutet es nicht, dass du ein erwachsener Mann bist“, versuchte Eliezer auch das Ereignis zu erleichtern, aber vergebens. „Merkwürdig“, dachte er, „warum verlangt Jahwe ein Menschenopfer. Warum verlangt er Abrahams Lieblingssohn? Besser Yishmael opfern als Yitzhak!“ 145
Eliezer spuckte auf den Boden. Verwirrt schüttelte er den Kopf. „Hast du das Seil gebracht?“ fragte Abraham den Gefährten. „Es ist hier.“ „Yitzhak, darf ich es um dich binden?“ „Gut, Vater“, versuchte Yitzhak auch zu scherzen wie Eliezer es vorher getan hatte, „wie sonst soll ich all diese Stöcke tragen!“ „Es ist mir egal wie!“ blaffte er wieder und zwang die drei Männer, mit ihren unvollkommenen Humorversuchen aufzuhören. Sie banden nun schweigend das Holz um Yitzhaks Rücken herum. Dies deutete auf das Yeshuas Tragen des Folterpfahls zweitausend Jahre später in Jerusalem hin. „Eliezer, bringe mir meinen Feuerstein und mein Messer! Yitzhak, komm schon. Beenden wir, was wir beenden müssen“, sprach er grob. Auf halbem Weg hinauf blieb Yitzhak stehen, um die Ladung zu verschieben. Ihr Gewicht begann zu schmerzen und seinen Rücken zu zerkratzen. Nicht weit weg von ihnen wurden die neuen Türme von Salem sichtbar. Die meisten Kaufleute mieden noch immer die Stadt. Sie war voller Priester und Schriftgelehrte. Sie war zu langweilig, um sie zu genießen. Viel zu friedlich!
Melchizedek saß in der Zwischenzeit auf einem roten Widderfell. Er fühlte ein eigenartiges Gefühl ihn überwältigen. Eine prickelnde, nervenpulsierende Kühle verweilte über seinem Körper. Die mystischen, energischen Empfindungen erhoben sich zu bis den Haarspitzen. Er zitterte heftig. Sein rechter Fuß trat zufällig gegen die Tonschale und verstreute ihren Inhalt an der Wand. „Was ist los?“ fragte Eber durch die unerwartete Bewegung erschrocken. „Abraham und Yitzhak sind in der Nähe.“ Die merkwürdigen Empfindungen gingen durch seinen ganzen Körper. Kurz blieb die eigenartigste elektrische Festsetzung in der Nähe seines rechten Auges. Seine rechte Stirn begann ein leises, schwankendes Summen zu hören. Die Empfindung ging sein Rückgrat hinunter und löste sich plötzlich auf. Tränen überwältigten das Sehvermögen seiner Augen. Er wischte die trübenden Tränen fort, aber mehr davon bildeten sich schnell. Sein Körper zitterte von den umsäumenden Berührungen eines kalten Windes. Er blinzelte ständig mit seinen Augen. Alles vor ihm wurde nebelhaft, nicht erkennbar. Indem er den Schweiß von seiner Stirn wischte, taumelte er zu Boden. Eber eilte an seine Seite. „Vater, liebster Vater! Was geschieht mit dir?“ „Abraham, Abraham“, würgte Melchizedek heraus. Seine Nasenlöcher waren nass. Seine Augen rollten nach hinten in seinem Kopf. In einer ohnmächtigen Trance sah er den Urenkelsohn seines Sohnes mit seinem eigenen Urururenkel zu dem Gipfel des Berges Moriah gehen. 146
„Vater.“ Er hörte Ebers Stimme genau zu der Zeit, als er Yitzhaks Stimme in den innersten Tiefen seiner übersinnlichen Betrachtung hörte. Ebers Gesicht verwandelte sich in Yitzhaks Gesicht und der Hintergrund der Steinmauern wurde der Hintergrund der Landschaft Moriahs. „Was ist los, Yitzhak?“ hörte Melchizedek und sah Abraham seinem Sohn antworten. „Wir haben den Feuerstein. Wir haben das Holz. Irgendwie, wenn ich mich umschaue, hoffte ich, dass Jahwe seine Meinung ändern würde. Wo, bitte ich, ist das Schaf für das Brandopfer?“ „Sohn, Jahwe wird ein Schaf für sein Brandopfer zur Verfügung stellen.“ Yitzhak betrachtete die Landschaft genau und enttäuscht schüttelte er seinen Kopf. „Ich bin vorbereitet, auf dem Altar zu liegen.“ „Bist du in solcher Eile zu sterben?“ „Seit du mir von Jahwes Absicht für mich bei Yishmaels Hochzeit erzähltest, habe ich mich vorbereitet zu sterben. Darum bin ich mit dir hierher gegangen. Also, lass es mit mir nun geschehen.“ „Jahwe verschafft doch noch ein Schaf für das Brandopfer.“ Das Wahrnehmungsvermögen des König-Priesters fuhr fort, das Paar den steilen Abhang hinaufgehen zu sehen. Er schaute zu, als er die losen Steine sammelte. Er sah sie sorgfältig die Steine anordnen, um einen starken, stabilen Altar zu bilden. Er schaute zu, wie Abraham sich absichtlich Zeit ließ, Ast um Ast übereinander zu legen, damit die Flammen schnell Feuer fangen und verzehren würden, was über das Holz gelegt wurde. Abraham wusste, wie man die heißesten Flammen erzeugte, indem er so die Zeit der Verzehrung verringern würde. „Jahwe“, betete Abraham. „Gibt es noch immer kein Schaf? Soll ich noch immer meinen Sohn ermorden?“ Die Luft schien faul zu sein und still zu stehen. Es gab keine Schönheit in den Wolken am Himmel. „Vater, wo ist das Lamm?“ schrie Yitzhak beinahe aus. „Yitzhak“, seufzte Abraham schwer. Er blickte wieder auf die Wolken und hoffte auf einen Engel, der mit einem Lamm in seinen Armen erschien. Die Wolken wurden nur dichter und dunkler. Er blickte in die Tiefen des Holzstapels, den sie in einer vollkommenen logischen Struktur geformt hatten. Er blickte auf Yitzhaks breite Schultern. Er schaute tiefer in die Augen seines Sohnes. „Du bist das Lamm.“ Nach ein paar ruhigen Augenblicken zwang sich Yitzhak zu fragen: „Vater, was für ein Vergehen habe ich gegen Jahwe begangen?“ Abraham zuckte mit seinen Schultern. Yitzhak starrte in sie wässrigen Augen seines Vaters. Er senkte seinen Kopf, um den Boden abzusuchen und nach ein paar Minuten schaute Yitzhak über Abrahams Schultern auf den Pfad, der zurück nach Salem führte. In diesem Augenblick bemerkte er, wie alt sein Vater aussah. Er war beinahe hundertfünfundzwanzig Jahre alt. Sein Haar war vollkommen silbern. Seine Augen waren völlig runzelig, ebenso seine Stirn. Das 147
Fleisch seines Halses hing locker. Sein Kinn hing herab. Doch sein stolzer Vater blieb stark! Ein wahrer Führer. „Ich bin das Kind dieses Mannes“, sagte er zu sich. „Dieser Mann ist Jahwes Freund, für den er Ur verließ.“ Er schaute zurück auf seinen Vater und versuchte seinen nahenden Tod zu begründen. „Vater, wenn ich geopfert werden soll – was soll erreicht werden?“ „Gehorsam.“ „Vater, ich habe nicht nur jedes Wort, das du mir gabst, befolgt, sondern ich habe mich dir auch völlig anvertraut. Wenn es geschehen muss, dass ich durch deine Hand geopfert werden soll, nehme ich es bereitwillig an.“ Yitzhak kletterte dann auf die Stöcke. Ein paar Spitzen des Holzes stachen ihn. Er zuckte zusammen bei den Splittern, die seine Haut durchstießen und durchstachen. „Sohn, ich muss dich binden.“ Yitzhak nickte ruhig. Nachdem er den muskulösen, starken jungen Mann gebunden hatte, legte er seine Hand über die Augen seines Sohnes und schloss sie. Indem er mit seinen erfahrenen Händen auf Yitzhaks Halsschlagader zielte, hob er sein Messer, wobei er sich vorbereitete, schnell, sauber die Vene zu durchtrennen und den Tod so schnell er konnte zu beschleunigen. Michael der Erzengel, der genau in diesem Augenblick als Tatsache wusste, dass Abraham entschlossen war, Jahwes Anweisungen, seinen geliebten Yitzhak zu opfern, zu befolgen, schrie aus: „Abraham! Abraham!“ „Ich bin hier“, erwiderte Abraham und lockerte den Griff an seinem Messer. „Füge deinem Sohn keinen Schaden zu“, sprach Jahwe durch Michael. „Begehe keine Bosheit gegen Yitzhak. Ich weiß gewiss, dass du mich respektierst! Du hast dein Versprechen gehalten und hast nicht dein Fleisch, dein begehrtestes Kind, mir vorenthalten!“ Gleichzeitig mit dem Senken seines Feuersteinmessers erschreckten die Schreie eines Widders Abraham. Das Horn des Widders hatte sich fest in dem Dickicht verfangen, wo er versucht hatte, das saftige Gras, das unter dem grünen Schatten war, zu fressen. Abraham schnitt Yitzhaks Fesseln ab, dann hob er den Widder hoch. Abraham trug ihn sanft zu dem Altar. Zu seinem Sohn sagte er: „Yitzhak, dieser Ort soll Adonai-yireh, genannt werden, was bedeutet: ‚Es gibt Visionen auf Jahwes Berg.’“ Wieder verkündete Jahwes Oberengel Michael Abraham die Worte des Schöpfers. „Was ich zu dir sage, schwöre ich. Jahwe selbst erklärte, das es erfüllt wird: ‚Da du diese Tat ausgeführt hast, indem du deinen Sohn, den du am meisten liebst, nicht vorenthalten hast, werde ich dir meinen Segen verleihen. Deine Nachkommen werden so zahlreich wie die Sterne des Himmels sein, und so zahlreich wie die Sandkörner des Meeres. Deine Kinder werden die Tore ihrer Feinde ergreifen! 148
Jede Nation der Erde wird sich segnen wegen deiner Nachkommen und weil du mein Gebot befolgt hast.’“ Indem Abraham und Yitzhak den Altar und den aufsteigenden Rauch des Körpers des Widders zurückließen, kehrten sie zu Eliezer zurück, der neben seinem Gefährten und mehreren anderen Personen, die sich ihnen angeschlossen hatten, stand. Melchizedek und Eber, die Angst vor den Visionen hatten, die sie quälten, gingen zum Berg Moriah. Als die beiden Väter Yitzhak sahen, rannten sie zu ihm und küssten ihn auf den Hals.
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Kapitel Einundzwanzig Sarah „Wie ist es für meinen Körper möglich, so sehr weh zu tun?“ Sarah konnte kaum sprechen, als ihre Augen liebevoll in die von Abrahams drangen. Er schüttelte seinen Kopf und hielt ihre Hand fester in seiner. Ohne Verlegenheit, ohne Scham oder Bedauern vorgeben zu müssen, emotional stärker als seine Hirten oder sein Sohn Yitzhak zu sein, beugte der große Führer seine Schultern zum Gesicht seiner Ehefrau und erlaubte seinen Tränen, auf ihre Lippen zu fallen. Ihre Zunge kostete die salzigen Tropfen. Sie erlaubte ihnen, auf ihrem Gesicht zu verweilen. Ihre zitternden Hände mühten sich ab, sein runzeliges Gesicht zu berühren. Seine Stiefschwester und Ehefrau widmete ihr Leben, ihn zu lieben. Sie diente seinem Großvater Eber und seinem Vater Terah, den Brüdern ihres Ehemanns: Nahor und Haran, und ihrem einzigen Kind, das sie sehr liebte, Yitzhak. „Abraham“, kämpfte sie mit den Worten. „Ich habe Schmerzen. Ich habe Schmerzen.“ Er beugte sich zu ihr so weit er konnte. Das Licht der Kerze im Zelt flackerte und enthüllte die sanften Schatten von Sarahs Dienstmädchen. Die Älteste hielte ihre hohlen Hände an ihren Mund und unterdrückte ein Stöhnen. Sie wollte zu Sarah eilen, um Abraham aus ihren Armen zu stoßen, um sie zu ergreifen und bis zu ihren letzten Augenblicken des Lebens zu halten. Wo war ihr Ehemann, als sie diese vergangenen fünf Tage litt? Er und Yitzhak verkauften und kauften immer Rinder und Schafe und Stoff. Indem sie immer hier und dort herumgingen oder ihre Esel über die felsigen Hügel und erweiterten Täler ritten und prahlten, dass jeder Quadratzoll des Landes, das sie berührten, ausschließlich ihnen gehörte. Über alles, was sie sahen, so weit sie sehen konnten, prahlten sie, dass Gott es ihnen verhieß. Die anderen Hirten der anderen Stämme, mit denen sie oft redete und mit ihnen handelte, bekannten ihr heimlich ihren Groll über dieses babylonische Eindringen in ihre Länder. Aber Abrahams Wachen waren mächtiger als die vereinte Stärke all ihrer Krieger. Abraham hatte sich selbst in der Schlacht erwiesen und viele Verträge mit den Königen ringsherum unterzeichnet, die ihm Weide- und Wasserrechte in ihren Ländern erlaubten. Nach allem, sagten die Könige, als sie ihre Augen auf die Erde hielten, vernichteten nicht Abrahams Soldaten den Rat der Vier? Hielt nicht seine Armee die Eindringlinge fern? Die Leute, die das Land lange vor Abraham besiedelten, deren Vaters Väter in dem ganzen Land begraben waren, konnten nicht mehr tun als von den Weiden fortzuwandern, wann immer Abraham kam, um seine Tiere zu füttern. Jeder fürchtete ihn. 150
Sarah liebte ihn. Sie schloss ihre Augen und dachte für einen Augenblick über Yitzhaks Liebe zu seinem Vater nach. Sie erinnerte sich deutlich, wie vor zwölf Jahren Abraham einen heiligen Pakt mit Jahwe, dem Schöpfer des Universums, schloss. Sie lächelte ihr kleines sardonisches Lächeln, das sie nach der Episode entwickelte, als ihr Ehemann ihren einzigen Sohn nahm, damals ein junger, reifer Mann, um ihn ihrem Gott als Opfer darzubringen. Dieser Umstand wurde der Beginn ihrer Krankheiten. Sie mühte sich um mehr Atem ab, als sie in ihrem Sinn ihren Ehemann sah, wie er sein Steinmesser hob, um es bitterlich in die Brust ihres Kindes zu tauchen und sein Herz zu zerreißen. Sie zitterte. Yitzhak kam in dem Augenblick durch die Zelttür. Er blickte von einer Seite zur anderen, fühlte sich unbeholfen, aber trotzdem ging er an die Seite seines Vaters. Er hatte Angst, das Zelt seiner Mutter zu betreten. Er wollte so tun, als ob sie nur eine weitere Phase durchmachte, einen weiteren Gang, der verschwinden würde. Aber ihr Husten weigerte sich, aufzuhören. Sie übergab sich und hob sich hoch und der trockene Husten ihres Körpers störte das Lager. Jeder verstummte in Erwartung des Todes. Yitzhaks Augen waren mit Tränen gefüllt. Sein eigener Körper zitterte, als er seine Mutter umarmte. Seine Augen bedecken auf ähnliche Weise ihr Gesicht und beide Männer hatten Angst, einander anzusehen, indem sie versuchten, eine Vortäuschung der emotionalen Beherrschung in diesem Zelt des verzweifelten Ablebens aufrechtzuerhalten. Dasselbe Zelt, wo sie einst lachten und den Flötenspielern zuhörten und die Qualität der Wolle, die ihre Anhänger webten, zu prüfen, und wo Stunden der Unterhaltung über Abrahams Träume folgten. Sowohl Mutter als auch Sohn saßen sprachlos, als sie den Worten des großen Führers zuhörten. Yitzhaks Nasenlöcher füllten sich mit Feuchtigkeit. Die Flüssigkeit floss zu seinem Schnurrbart und Bart. Sarah blickte auf unbelasteten Emotionen ihres Sohnes. An ihrem Bett rieb Abraham ihre Schulter und beugte sich wieder vor, um ihre Stirn von dem Schweißtropfen trocken zu tupfen. Er teilte dasselbe Tuch mit seinem Sohn, um seinen Bart sauber zu wischen. Indem sie sie anblickte, ohne ihre Augen von einem der Männer abzuwenden, kämpfte sie, um ihre Arme zu heben, um beide Männer näher an ihre Lippen zu ziehen. Sie küsste zuerst ihren Ehemann, dann ihren Sohn. Wieder mühte sie sich ab zu sprechen: „Abraham, ich will einen beständigen Ort für meine Begräbnisstätte. Ohne einen Augenblick zu zögern reiste ich mit dir von Ort zu Ort. Sogar wie ein Vagabund. Sogar wie ein verlorener Wanderer. Sogar wie eine entrechtete Person reiste ich neben dir. Ich sondere mich von meiner Familie und von meinem Bruder Nahor ab. Nachdem ich mit dir fortging, sah ich nie meine Nichten und Neffen. Ich traf niemals weder Uz noch Buz noch Bethuel noch Laban noch die anderen Kinder der zwei Ehefrauen meines Bruder.
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Versprich mir, dass du für meine Überreste ein Zuhause errichten wirst! Tue dies, damit wir in Frieden zusammen begraben werden mögen. Tue dies, damit meine Kinder einen Platz haben, um ihre Gebeine darin auszuruhen.“ Abraham nickte. Er legte seinen Arm um seinen Sohn und schaute sein Profil an. Sein Kinn war stark, hübsch. Seine Augen kehrten zu seiner gebrechlichen Ehefrau zurück. Sie, die so mächtig in ihren Meinungen gewesen war, so dominierend in ihrem Glauben. So klingend in ihren Entscheidungen. „Teuerste Liebe“, seine zitternden und schmerzlichen Worte fanden einen Weg aus seinem Mund zu sprechen, „ich verspreche, dass ich ein beständiges Heim für deine Gebeine errichten werde. Meine eigenen Knochen werden neben deine gelegt, wie es der Fall für unsere Söhne sein wird.“ Yitzhak nickte auch, als er sich näher zu ihr vorbeugte. Eine Person, die an diesem bekümmerten Zelt vorbeiging, sah zwei Männer als einen. Sie erkannte den breiten und gebeugten Mann und den schlanken und gradschultrigen Mann. Das Dienstmädchen scheuchte sie davon, als sie ihren Schatten in das Zelt kriechen sah. Der Schatten näherte sich Sarahs Füßen. „Mutter“, weinte Yitzhak. Da er nicht wusste, was er sagen sollte, platze er durch einen Tränenstrom hervor: „Lass mich dir Wasser aus dem Brunnen bringen, aus dem Hagar trank.“ Sarah lachte leise. „Nein. Es gibt weder wundertätige Wasserströme noch Zauberbrunnen. Hagar starb vor Jahren, also erwies sich das Wasser selbst als nutzlos für sie, wie es das für mich wird. Und schau deinen Halbbruder Yishmael an. Schau, wie alt er ist. Alle seine wundervollen Fähigkeiten beim Jagen und alle seine Romanzen und die Zahl seiner Kinder weigerten sich, ihn jung zu halten. Dieser schlimmer werdende Zustand des Menschen ist die Schuld unseren Urvaters und unserer Urmutter: Adam und Eva. Du, mein Sohn, wird der Vater von dem, der kommen wird, um diesen Todesschmerz von uns allen fortzunehmen.“ Yitzhak schaute Abraham an. „Offenbarte dir dies Gott?“ Sie lächelte wieder. Gerade dann zitterte ihr Körper leicht, als ob ein kalter Wind über sie fegte. Sie schaute auf die Öffnung des Zelts, um kurz auf den hellen Tag zu blicken. „Wie merkwürdig“, dachte sie, „einen so schönen Tag zu sehen, während mein Körper vor Schmerzen sich abrackert.“ Ihre Worte kehrten zu ihrem Sohn zurück. „Ich bin sicher“, sagte sie leise, „dass Nahor bis dahin auch schon dahingeschieden ist.“ Ihre Hand berührte den Hals ihres Ehemanns. Sie zog seine Ohren näher an ihre Lippen. „Kümmere dich darum, dass unser Sohn Nahors Enkeltochter heiratet.“ Er nickte.
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Sarah erhob dann ihre Arme zu ihrem Sohn. „Yitzhak, küss mich. Lass unsere Umarmung sagen, was unsere Herzen wissen. Sohn meines hohen Alters, niemals habe ich so viel Freude und Zufriedenheit gehabt wie wenn ich bei dir war. Du bist ein hervorragendes Kind. Du, Yitzhak, bist tief von mir geliebt worden – und von deinem Vater.“ Ihre Augen, die glitzerten, behielten noch immer ihre intensive Schönheit bei. Ihr Gesicht reflektierte noch immer die Gründe für die Leidenschaft des ägyptischen Königs, sie zu seinen Ehefrauen zu zählen. Die Tiefe der Schönheit trotzte noch immer ihrem Alter und zeigte noch immer die Gründe für Abimelech, der sie so sehr wie der ägyptische König wollte. Ihr schönes Gesicht, obwohl etwas runzelig, konzentrierte sich wieder auf die Augen des Mannes, der sie wirklich besaß. „Abraham, mein liebster Ehemann. Wie groß meine Liebe zu dir gewesen ist. Du bist mein Leben, meine Leidenschaft. Wie ich es bedaure, dir nicht all die vielen Söhne, die du haben wolltest, gegeben haben zu können.“ Abraham ergriff ihre Hand, als sie sanft seinen Bart streichelte. „Was für ein gut aussehender Mann du noch immer bist. Dein Bauch tritt ein wenig hervor“, sie lache leise, ihre Augen glitzerten sogar mehr, „aber du bist noch immer ein Beispiel, wie Männer sein sollten. Kein Wunder, dass unser Sohn so prächtig ist!“ Ihr magnetisches Lachen brachte Abraham auch zum Lächeln. „Abraham, ich erinnere mich noch, als ich dich das erste Mal sah. Du warst damals Avram und ich war Sarai. Wie lange, lange her ist das gewesen? Doch die Jahre sind viel zu schnell vergangen. Warum werde ich jetzt Sarah genannt? Ja, ja, ich kenne die Antwort. Abraham, sage mir wahrheitsgemäß, ohne es mit dem unmöglichen Traum unseres Vaters auszuschmücken, ein König zu sein: Bin ich wahrlich einen Königin?“ „Du bist die größte Königin aller Zeiten“, erwiderte Abraham, wobei seine Worte manchmal würgten. „Aus dir werden große Könige hervorgehen. Aus dir werden große Nationen gesegnet werden, da du am Leben gewesen bist und Jahwes Liebe und Vertrauen in deinem Herzen bewahrst. aus dir wird der größte König aller Zeiten hervorgehen – der Maschiach! Ohne deinem Glauben, wie könnte es für eine andere Frau möglich sein, nach dir zu kommen, um die messianische Mission zu erfüllen?“ Er rieb ihre Schulter immer wieder, irgendwie in dem Gedanken gefangen, dass er sie reiben musste, um Sarah atmen zu lassen. „Ich bin die Königinmutter des Maschiachs“, flüsterte sie und wandte ihre Augen Yitzhaks Gesicht zu. „Aus mir werden große Könige kommen.“ Indem sie Abrahams Tunika ergriff, zwang sie sich, aufrecht in ihrem Bett zu sitzen. Indem sie ihren Arm hob und mit ihrem Finger geradeaus zeigte, sagte sie zu Yitzhak: „Öffne alle Klappen meines Zelts. Lass mich den Sonnenuntergang sehen.“ Schnell gehorchend lösten ihre Dienstmädchen alle Lederriemen und ließen den schweren Stoff zu Boden fallen. Als ob Gottes Herz ihren Wunsch gehört hätte, färbte die untergehende Sonne die Wolken des 153
Himmels tieforange und violett. Die Tamarisken wurden schwarze Gestalten faszinierender Formen mit wandernden Ästen, seitlich zum Himmel gebogen. Sarahs Augen schlossen sich, wobei ihr Atem aus ihrer Lunge zischte. „SARAH!“ schrie Abraham, beide Hände schleuderten nach ihr und versuchten ihre entfliehende Lebenskraft einzufangen und sie zurück in ihren Körper zu geben. Indem er ihre schlaffe Gestalt fest an seine Brust hielt, stöhnte er: „Oh großer Jahwe! Sarah ist tot! Sarah ist tot.“ Yitzhak der sich neben seinen Vater drängte, zerriss seine Tunika. Mit lauten Schreien badete er sein Haar mit dem Staub des Bodens. Die Männer, Frauen und Kinder, als sie das Schluchzen hörten, erinnerten sich an die Zeiten draußen vor dem Haus des großen ägyptischen Königs. Als sie zuhörten, brachen sie auch in entsetzliche, klagende Tränen aus. Intensives Herzeleid ergriff das Lager und umschloss es in einem Vakuum universalen Kummers. Die Engel, die alles beobachteten, weinten auch. Und Michael der Erzengel blickte seinen Vater an und beugte seine Schultern, wobei seine Tränen die Wolken veranlassten, dunkel zu werden. „Wann wird meine Zeit sein, die Last des Todes von ihnen zu heben?“ Sein Körper brach in den empfangenden Armen seines Vaters zusammen. Jahwe streichelte das Haar seines einzig gezeugten Sohnes. Sein Körper spannte sich vor Kummer an, so wie der Abrahams und Yitzhaks. Er seufzte und der Atem, der aus dem Schöpfer ausging, rührte alle Äste und Pflanzen der Erde. „Sarah wird während des Gerichtstags zu einem gerechten Gericht auferweckt“, flüsterten Jahwes Worte Abraham zu. Und der Widerhall der Tränen drang durch das Lager. Der Widerhall der Qual und verzagter Sinnlosigkeit wurde an die Ufer von Gaza getragen. Der Abimelech, der von dem Ursprung der Tränen erfuhr, weinte auch unbeschämt. Die Trauer wurde sogar über Be’er-Sheva hinaus getragen und über die aufsteigenden Abhänge der Berge. Die ansteckenden Tränen verrieten es Melchizedek so wie seinem Haushalt. Zehntausend mal zehntausend Männer und Frauen und Kinder weinten, ihre Tränen vertieften das Verlustgefühl, das ihre Herzen fühlten. Hundertsiebenundzwanzig Jahre, nachdem ihre Augen das erste Mal Abraham sahen, schlossen sich ihre Augen zum letzten Mal, wieder mit Abrahams Gesicht in ihnen eingeätzt. Yitzhak war zu dieser Zeit siebenunddreißig Jahre alt.
Stöhnend, hin und her wiegend verbrachte Abraham die Nacht mit Sarah in seinen Armen und weiter den Tag hindurch und die folgende Nacht, indem er sich weigerte, sich von ihr zu trennen. Sie, die er mit seinem ganzen Herzen seit hundertsiebenundzwanzig Jahren liebte, starb 1881 v.Chr. Er drückte sie ständig fest, indem er irgendwie glaubte, dass er die Macht hätte, ihren Atem zurück in ihren Körper zu bringen, 154
oder vielleicht, um sie irgendwie in seinen eigenen Körper zu drücken, indem er dadurch ihr erneut Leben verschaffte. „Der Maschiach, der Maschiach“, flüsterte er mehrere Male während den letzten Stunden, die er sie in seinen Armen hielt. „Warum konnte er nicht jetzt hier bei uns sein, um uns vor den ungastlichen Übergriffen zu befreien?“ Die Sonne des dritten Tages ging auf. Noch immer weigerten sich die Lagermitglieder sich von den Trauerstellen zurückzuziehen. Schließlich näherte sich Eliezer Abraham. „Ihr Körper verfault. Wir müssen sie begraben.“ „Wie können wir? Ich habe keinen Grund, um sie hineinzulegen.“ „Was meinst du? Unsere Toten werden überall begraben.“ „Ich versprach ihr eine beständige Beerdigungsstätte. Ein Ort, wo wir alle begraben werden können.“ „Wie ist das möglich. Wir besitzen kein Land.“ „Aber meine Brunnen bezeugen, dass wir es tun. Meine Altäre bezeugen, dass wir es tun.“ „Alles, was du gegraben und abgesteckt hast, sind Ansprüche für deine Kinder. Alle Verträge, die du den Herrschern der umliegenden Städte bewilligtest, verbieten dir, Länder zu besitzen oder Städte zu bauen.“ „Was soll ich tun?“ „Du hast zwei Alternativen. Du hast die mächtigste Armee und die am besten ausgebildeten Krieger, die dir dienen. Keine Stadt oder Armee kann dich vernichten. Du alleine besiegtest Chedorlaomer. Du alleine lässt die Herrscher zittern. Daher kannst du jetzt alle diese Stadtherrscher und Streitmächte angreifen, die du willst, dass sie dir gehören, um tatsächlich dein zu werden. Doch Abraham, wenn du diesen Kurs verfolgst, wirst du jeden Vertrag und jedes Prinzip übertreten, für das du stehst. Daher, um deine Würde und Integrität zu dem einen Gott aufrechtzuerhalten, den du repräsentierst, musst du alle Verträge ehren, was bedeutet, dass du weiter ohne Land sein wirst. Jedoch in dieser Krise, um deine Ehefrau zu begraben, musst du einen anderen Vertrag unterzeichnen. Biete mehr als ein anderer, um einen kleinen Teil dieses Landes zu besitzen. Lass es dein Friedhof werden, denn was für ein König kann nein zu einem Ort des Gedenkens sagen? Daher rate ich dir, diese Sache zu tun und schnell diese zweite Alternative zu verfügen. Sie suchen oft deinen Rat und handeln in Übereinstimmung mit deinem Wort. Sie haben dich im Handel nie betrogen oder fälschlich eines der streunenden Tiere von deinen Herden als ihr eigenes gekennzeichnet. Also, Abraham, rede mit Ephron. Was ist ein kleines Landstück für den Mann, der die Gegend besitzt? Ich glaube, er ist so vernünftig wie wohlhabend.“ „Organisiere ein Treffen“, stimmte Abraham mit Eliezers sorgfältigem, vernünftigem Rat. „Tue es, bevor der Tag vorübergeht.“
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In der unmittelbaren Nachbarschaft des Versammlungstors, das sich hoch vor der Stadt Koriath-arba erhob, kam Ephron, Sohn von Zohar vom Stamm Heth aus seinem Haus, um sich mit Abraham zu treffen. Vor dem Versammlungstor versammelten sich andere Einwohner, denn es war nicht oft, dass der berühmte Prophet und Patriarch sie besuchen kam. „Ich bin ein Ausländer in eurem Land“, begann Abraham. „Ich trage Dokumente, die meinen Wohnsitz in eurem Land bevollmächtigen“, er legte sie vor die Menge, „ich stehe vor euch allen und ohne Wut oder Zuschaustellung von Macht bitte ich demütig die Bürger dieses Landes, meine Sache einem der Bewohner dieses Landes, Ephron, vorzubringen. Erlaubt mir, mich ihm zu nähern, um ihn zu bitten, mir eine kleine Landparzelle zu verkaufen, die ich beständig behalten kann, um meine Toten darin zu begraben.“ „Großer Herr, höre auf unsere Antwort“, redete der Meister der Kammern. „Wir wissen, dass du Gottes auserwählter Repräsentant bist. Obwohl wir viele Verträge unter uns abgeschlossen haben, die dir verbieten, eigenes Land zu besitzen, und die abhalten, beständige Gebäude zu bauen, fühlen wir mit deinem Verlust mit und heben ihn hervor. Wir werden daher einen kleinen Teil unseres Vertrages mit dir aufheben. Wir stimmen einstimmig überein, dir zu erlauben, einen Landfleck zu haben, wo du frei und ungehindert deine Ehefrau begraben kannst. Nicht einer von uns wird etwas dagegen haben, noch es verhindern zu geschehen. Nicht einer von uns wird die Heiligkeit deiner Begräbnisstätte übertreten.“ „Ich danke euch für eine solche Rücksichtnahme. Aber, großzügige Leute von Kiriath-arba, helft mir bitte, Ephron, Sohn von Zohar, zu überzeugen, mir die Höhle von Machpelah zu verkaufen, die er besitzt. Erlaubt ihm bitte, sie mir für den vollen Wert zu verkaufen, damit ich eine beständige und unbestreitbare Begräbnisstätte für meine Ehefrau und für mich und für meinen Sohn habe.“ „Großer Herr“, sprach Ephron für sich, „höre mir zu: Ich wünsche die Höhle und das Land in deine Hände zu legen. Ich wünsche es vor allen, damit sie Zeugnis für diese überschriebene Handlung tragen. Also, Schriftgelehrter und gesetzlicher Schreiber der Gesetze, entwirf einen Vertrag zwischen mir und diesem großen Führer und setze ihn sofort in Kraft! Geh, Abraham. Begrabe deine Tote in Frieden!“ Abraham verbeugte sich und streckte seinen Körper voll auf dem Boden aus. Indem er respektvoll seinen Kopf leicht von der Erde hob, sprach er laut, damit jeder ihn hören konnte: „Höre zu, was ich zu sagen habe! Erlaube mir bitte, den vollen Wert des Landes zu bezahlen. Nimm dieses Zeichen von mir an, damit ich dort meine Tote begraben kann.“ Ephron, der sich mit seinem Buchführer beriet, erhob auch seine Stimme, damit jeder den Geschäftsvorgang bezeugen konnte. „Großer Herr! Höre mir zu! Was sind vierhundert Schekel Silber zwischen uns? Geh! Begrabe deine Ehefrau.“ 156
Eliezer, der sich vor dem Buchführer verbeugte, legte vierhundert Silberschekel in seinen Beutel. Jeder, der den Kauf des Landes bezeugte, anerkannte die Gerechtigkeit des Geschäftsvorgangs, den Abraham und Ephron abschlossen. Auf diese Weise erhielt Sarah ihre beständige Begräbnisstätte. Die Höhle ging von Abraham an Yitzhak an Yisrael und an Joseph.
Sofort ließ sich eine dunkle Depression in Yitzhaks Herz nieder. In seiner unbewältigten Trauer zog sich Yitzhak von seinen Freunden zurück und kümmerte sich halbherzig um seine Aufgaben. In der Stille der Nacht weckten ihn seine Tränen aus seinem Schlaf; seine Gedanken konzentrierten sich auf seine Mutter. Traum um Traum steckten seine Nächte an, als Fantasie in die Realität eindrang, die beiden fortwährend verwirrte, bis die Klarheit des Nachmittags die Wahrheit der Einsamkeit offenbarte. Verzweiflung wog schwer gegen seinem Herzen und zerbröckelte seinen Widersand gegen die anderen Bildnisse, die immer in seinen Verstand einzudringen schienen, wo er sich auch hinwandte. Durch diese erbärmliche Erfahrung stöhnte er und blies Trübsal, indem er die Annäherung all seiner Freunde aussonderte. Es geschah eines Tages, dass Abraham Sarahs Zelt abbauen lassen und ihre Besitztümer an die anderen Mitglieder seiner Gruppe verschenken wollte. Als Yitzhak davon hörte, eilte er zu ihrem Zelt und stellte sich vor seinen Vater und die Arbeiter. „Nein, Vater, bitte tue nicht diese Sache. Warte eine Weile länger.“ „Es ist nur richtig, dass ich ihre Sachen an jene, die sie brauchen, verteile.“ „Bitte, Vater. Für eine Weile länger lass sie hier bleiben. Sie werden nicht getrübt oder verschwinden. Ich werde alles persönlich bewachen.“ Abraham seufzte tief und nickte. Mit einer leichten Bewegung seiner Hand kehrten die Arbeiter an die anderen Aufgaben zurück. Die beiden Männer starrten einander kurz an. Keiner wusste, was er sagen sollte oder wie er die merkwürdige, belastende Atmosphäre, die sie umgab, zerstreuen sollte. Abraham ging davon, während Yitzhak ständig auf das Zelt blickte. Langsam ging er darauf zu. Er zögerte, bevor er das stagnierende Zelt betrat. Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit anpassten, ging er zum Frisiertisch seiner Mutter. Ein Stapel Decken lag daneben. Er ließ seine Finger durch die Wolle laufen und schloss seine Augen für einen Augenblick. Als er sich in dem Raum umblickte, bemerkte er die Vorbereitungsgegenstände seiner Mutter. Er berührte den ägyptischen Elfenbeinkamm und ließ seine Finger über ihre Haarnadeln laufen. Die glatte Berührung erfreute ihn. Er erinnerte sich, wie Hager sie benutzte, um Mutters hochgebundene Zöpfe anzuordnen und ihr langes fließendes Haar zu flechten. Unerträglich eilten ihre Bilder vorwärts und bohrten sich in seine Gedanken. Er verließ schnell das Zelt, 157
aber bald begann er eine nicht zu entfernende Traurigkeit zu verspüren, wann immer jemand etwas über seine Mutter sagte. Oft war nur eine leichte Geste oder eine Wort in Bezug darauf genug, um eine Rückblende zu erschaffen. Wenn der Druck des Handels zu groß war zu verstehen, versteckte er sich in den Nischen seines Zelts. Mit geschwollenen Augen, bebenden Nasenflügeln und laufendem Nasenschleim schrie er: „Mama, Mama.“ Abraham wurde bei Abschluss des dritten Jahres des Todes seiner Ehefrau, als Yitzhak vierzig Jahre alt war, schmerzlich besorgt um den geistigen Zustand seines Sohnes. Nacht um Nacht ging Abraham zu dem Zelt seines Sohns. Leise, heimlich kauerte er sich hinter die Lederzelttür. Als er horchte, hörte er die gequälten Tränen seines Sohns, der die Umarmung seiner Mutter erflehte. Als Abraham horchte, legte er seinen Kopf zwischen seine Arme. Er ging zur Seite des Zelts, berührte sein festes Gewebe und weinte leise. „Eliezer“, beschloss er schließlich, sich einer Lösung seiner Qual zuzuwenden. In der Verschwiegenheit des Abhangs während der Zeit der Viehtränke, näherte er sich seinem geschätzten Freund. „Du bist mein vertrauenswürdigster Freund“, sagte Abraham. „Du bist mein Cousin und ein direkter Nachkomme von Aram, der von Noah abstammte. Überdies stammte deine Familienlinie von Shem, so wie meine, ab. So wissend, dass wir tatsächlich verwandt sind und dass wir einander nicht betrügen dürfen, sage mir: die Tränen der Nacht, die ich glaube, dass du sie auch hörst, wecken sie dich?“ „Immer, Abraham.“ „Ich bin in einer Leere gefangen“, gab Abraham zu. „Eine große Schwärze schwebt über meinem Leben. Ihr verzweifelter Morast verweigert mir einen Ort, um zu entkommen. Mein Herz spannt sich in meinem Brustkorb an. Meine Leber explodiert wässrige Substanzen aus meinen Gedärmen. Ich will nicht mit meinem Leben weitermachen. Yitzhak ist hier. Jahwe hat sein Versprechen gehalten. Ich habe einen Sohn. Einen wahrlich wundervollen und starken Sohn. Seine Gedanken jedoch denken nur an seine Mutter. Eliezer, bitte lege deine Hand unter meine rechten Oberschenkel.“ „Was für einen Vertrag sollen wir begründen?“ „Schwöre mir bei Jahwes Namen, dem Schöpfer der Erde und des Himmels, dass, sollte ich sterben oder logischem Denken beraubt werden, oder sollte jemand irgendwie versuchen, mich in meinem Zustand der Depression zu manipulieren, wirst du mich hindern, einen Ehevertrag zwischen Yitzhak und dem Volk der Nationen zu unterzeichnen.“ „Ich schwöre es bei Jahwes Namen.“ „Weiters schwöre mir dies: solltest du das Oberhaupt meines Hauses werden, wirst du unter keinen Umständen Yitzhak erlauben, eine Kanaaniterin zu heiraten.“ „Jahwe soll ein Zeugnis zu einem solchen Eid tragen.“
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„Ich erbitte einen dritten Gefallen. Du bist den nördlichen Handelsrouten sachkundig. Unter all meinem Volk erinnerst du dich am besten an das Land von Asshur und an das Land von Haran und an das Land von Paran.“ „Ja, ich erinnere mich gut an diese Länder.“ „Meine vierte Bitte ist dies: reise wieder auf denselben nördlichen Handelsrouten. Reise in mein Heimatland. Dort suche eine Ehefrau für Yitzhak.“ „Eine babylonische Frau?“ „Ja, denn bin ich nicht ein Babylonier?“ „Hagar hatte von deinem Vorurteil gesprochen. Doch da du so viele Mischehen durchgeführt hast, bezweifelte ich die Realität ihrer Worte. Nun beabsichtigst du, es öffentlich kundzutun! Warum nicht eine Frau aus Damaskus? Sie sind genauso schön, genauso willig, genauso reif.“ „Aus demselben Grund wie ich eine Philisterin und eine Ägypterin ablehne: das Blut des Maschiachs, der verheißen wird, aus meiner Familienlinie abzustammen, darf nicht mit genetischen Unreinheiten verdorben sein. Ich bin der Auserwählte über allen anderen. Mein Vater und der Vater meines Vaters und sein Vater und der Vater seines Vaters kamen alle aus einer Abstammungslinie.“ „Da du stark an das glaubst, was du sagst, und da du mein liebster Freund und Blutsverwandter bist, werde ich für dich nach Norden reisen. Aber was, wenn die Frau, die ich finde, sich weigert, hierher zu kommen? Soll ich zurückkehren und Yitzhak hinauf nach Norden bringen, um bei ihr zu sein?“ „Unter keinen Umständen sollst du eine solche Sache tun, nicht einmal eine solche Anordnung andeuten. Jahwe wird Michael den Erzengel senden, um deine Kamel zu leiten. Jahwe wird dich vor Schaden bewahren, wie er es mit meinem Kind und mit seinen Kindern und deren Kindeskindern tun wird. Jahwes Engel wird dich zu der Person führen, die er meinem Sohn verschaffen wird; genau wie Jahwe mich mit Sarah verlobte. Sollte es jedoch geschehen, dass die Frau sich weigert, mit dir zurückzukommen, macht nichts. Du bist entlastet. Wieder muss ich betonen, dass unter keinen Umständen Yitzhak dieses Land verlassen soll!“ Eliezer legte seine Hand unter Abrahams Oberschenkel, indem er den feierlichen Vertrag zwischen ihnen band. Auf den Rücken von zehn von Abrahams feinsten Kamelen machte Eliezer Goldhalsketten, prächtige Stoffballen, Widderhäute, Lederwaren, Bronzeäxte und Eisenpflüge fest. Brandneue Zelte verbargen den Inhalt der Schätze. Die Frauen des Lagers verbrachten Monate, die Zelte mit buntem Gewebe an ihren Umrandungen anzuordnen. Als die talentierten Frauen das Weben beendeten, bedeckten sie die Säume mit einer weiteren Lederschicht, um den Faden vor dem Verfaulen zu schützen. Zusammen mit den zehn wertvollsten Kamelen begleiteten dreißig von Abrahams besten und loyalsten Kämpfern Eliezer. 159
Von den abgerundeten Hügeln zu den flachen Ebenen zu den Gebirgsgegenden zu dem Wald und zu den Bauernhöfen und zu den Wiesen reiste Eliezer. Monatelang steuerte seine Karawane durch dichte Wälder und hohe Waldländer und hohe Gräser. Sie reisten durch die Hitze des Nachmittags in die Kühle der Nacht. Sie zogen von dem mild temperierten Grasebenen auf die kalten Berggipfel. Die gut angeworbene Karawane und die höchst disziplinierten Soldaten reisten von Be’er-Sheva nach Shechem; von Dan nach Qatna; von Elba nach Aleppo. Schließlich zog die müde Karawane nach Karkemisch. Von dort reisten sie zu dem Land von Aram, das zwischen dem Euphrat und Tigris lag. Ein Jahr, nachdem Eliezer seine Reise begann, erreiche die Karawane endlich die Randgebiete der Stadt Nahor. Die Stadt ähnelte allen anderen Städten, durch die er gezogen war. Sie hatten dasselbe Aussehen ihrer Mauern. Die Häuserreihe hatte dasselbe Aussehen und das Innere schien von dem Dorf, das er letzten Monat hundert Meilen weit weg gesehen hatte, genommen zu sein. Sogar die Marktplätze schienen bemerkenswerterweise gleich zu sein. Die Farben und Aromen jeder Stadt waren zusammengestellt. Die Welt ist in Wirklichkeit eine Gruppierung, getrennt durch launische Fantasien von Unterschieden. Alle sahen für Eliezer gleich aus. Sogar die Gerüche und die Nahrungsmittel schienen identisch zu sein. Der einzige Unterschied war der Stil der Kleidung, den die Leute trugen. Als seine Karawane eintraf, war die Sonne tief am Himmel. Vor ihm umgab eine Ansammlung von Frauen den Hauptwasserbrunnen. Kaufleute und Politiker und Soldaten versammelten sich auch um den Brunnen herum. Mit den Jahren war der Ort ein Zentrum für Handelsvertragsabschlüsse und dem Planen von militärischen Feldzügen geworden. Die Kamele knieten sich auf den Boden. Eliezer, der nicht wusste, wo er Abrahams Verwandte finden sollte, betete zu Jahwe, indem er sagte: „Jahwe, Gott meines Freundes und Gefährten, Gott Abrahams, gewähre mir bitte diese Gunst: Ich stehe hier bei dem Wasserbrunnen. Gewiss werden die Töchter dieser Männer an meiner Karawane vorbeiziehen, um Wasser für ihre Familien zu schöpfen. Lass eine von ihnen sich mir nähern. Lass sie zu mir sagen, nachdem ich mich vorgestellt habe: ‚Trinke aus meinem Becher. Lass mich auch bitte deine Kamele tränken, bis sie voll sind.’ Lass die Frau die eine für Yitzhak sein. So werde ich gewiss wissen, dass sie klug gewählt worden ist.“ Er hatte kaum zu sprechen aufgehört, als eine schöne, zarte Frau sich ihm näherte. Sie hatte üppiges, weiches, schwarzes Haar mit dunklen langen Wimpern und dazupassenden Augenbrauen. Über ihrer linken Schulter trug sie einen bemalten Krug. 160
Von ihr fasziniert, indem er ihren zuversichtlichen Gang, ihr freundliches Gesicht beobachtete, folgte er ihr zu dem Brunnen, gezwungen, sie durch den mystischen Augenblick zu prüfen. „Darf ich bitte etwas von deinem Wasser benutzen?“ Mit einem süßen Lächeln senkte sie ihren Krug an seinen Becher. Eine andere Frau hielt es für eigenartig, dass sie Wasser aus ihrem Krug in seinen Becher goss, wenn der Mann genauso leicht sich selbst mit dem Gemeinschaftseimer, der neben ihm stand, bedienen konnte. „Trinke, mein Herr.“ Als er den Becher leer getrunken hatte, füllte sie ihn sofort wieder auf. Vor ihr kniete seine Karawane noch immer. Neben den Kamelen standen dreißig Männer fortwährend Wache. „Bist du für diese Karawane verantwortlich?“ „Bin ich. Sie und meine Männer sind durstig. Aber sie haben Angst, ihre Stelle zu verlassen, denn wir sind hier Fremde und wir sind uns der Gastfreundschaft der Stadt nicht sicher.“ „Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Einige von uns erinnern sich noch an Jahwes Namen. Ich werde mehr als glücklich sein, mich um deine Karawane zu kümmern. Ihr Männer solltet euch ausruhen.“ „Wir müssen uns um die Tiere kümmern.“ „Ich werde persönlich sehen, dass man sich um die Tiere kümmert.“ Die junge Frau betrachtete die Situation und die müden Männer. Sie spitzte den Mund, nickte, lächelte und beschloss sofort, von der letzten Gruppe zur ersten Gruppe zu arbeiten. Ohne weiteres Zögern trug sie ihren Krug Wasser zu dem letzten Kamel und seiner Mannschaft von drei Wachen. Sie rannte hin und her zu dem Wassertrog und ging zur neunten Gruppe, dann zu der achten Gruppe und so weiter. Augenblicklich bahnte sie sich ihren Weg zu der dritten Gruppe, die dankbar und voll Respekt ihre Hilfe annahm. Das kühle Wasser befriedigte ihren Durst. Wie eine Bürgerliche fuhr sie fort, über die dreißig Männer und zehn Kamele zu arbeiten. Mit starker Energie und ohne Klage goss sie den Inhalt ihres kleinen Behälters in die größeren aufnehmenden Fässer, bis sie zufrieden war, dass die Kamele und alle Männer nicht länger durstig waren. Erst dann entließ sie sich aus ihrer freiwilligen Aufgabe. Die Stärke einer Frau, die zu einer Aufgabe geschalten wurde, die sie allein ernannte, enthüllte ihr inneres Wesen. Sie erfreute Eliezer augenblicklich. Es dauerte beinahe eine Stunde, die Karawane zu tränken. Während sie die Kamele tränkte, betrachtete Eliezer genau ihre Bewegungen. Er blickte auf ihre Figur und auf ihr Gesicht und auf ihre Manieren. Er legte Wert darauf, ihre Unterhaltung mit seinen Männern zu erfassen. Sie hatten einen akuten Sinn für Humor, indem sie leicht mit den Soldaten scherzte wie sie scherzten, wobei sie eine ruhige Erleichterung von der mühseligen Reise verschaffte. Dann fragte er sich: „Ist dies wahrlich Jahwes Wahl für Yitzhak?“ „Mädchen“, Eliezer näherte sich ihr, als sie davonging. „Wie heißt du?“ „Riveka.“
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„Hier, bitte nimm diesen goldenen Nasenring für dich. Er wiegt einen halben Schekel. Ich habe auch zwei Goldbänder für dich.“ „Sie sind schwer.“ „Jedes wiegt ungefähr zehn Schekel.“ „Du bist mehr als großzügig für eine so kleine Aufgabe.“ „Er lächelte sie an. Eine emotionale Schwellung berührte sein Herz. Eine Träne bildete sich. „Bitte sage mir, wessen Tochter du bist?“ „Bethuel ist mein Vater. Er ist der Sohn von Nahor, durch Harans Tochter, Milcah, die die Schwester von Lot ist. Nahor war der Bruder von Abraham, der irgendwo südlich von uns ist. Er ist vielleicht jetzt ein König, oder er ist vielleicht tot. Ich weiß nicht, was.“ Eliezers Augen wurden feucht, als er sie den Namen seines Freundes erwähnen hörte. Er wandte seinen Kopf ab und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Kinder, die auf der Straße spielten. Er kratzte seinen Nacken und zog an seinem Gewand. „Darf ich weiter fragen: Hat dein Vater Bethuel ein Zimmer in seinem Haus, um mich als Gast zu empfangen?“ „Er hat viel Stroh und er hat Platz für dich und für deine Männer und Kamele.“ „Dann, Riveka, laufe und informiere deinen Vater, dass er heute Nacht viele Gäste haben wird.“ Sie hielt es für eigenartig, dass der Fremde solche Emotion zeigte. Immerhin tränkte sie nur seine Kamele und scherzte mit seinen Männern. Alles in allem hatte sie mit ihnen eine gute Zeit. Als ihre geschmeidige Gestalt vorauseilte, deutete Eliezer seinen Männern, die Kamele vorwärts zu Bethuels Haus zu bringen. Als die Karawane sich ihren Weg an ihm vorbei bahnte, traten die Kamele den losen Staub hoch. Eliezer flüsterte heimlich in der Staubwolke, die über ihn sickerte, sein Gebet: „Gesegnet ist Jahwe, Gott Abrahams, der seine unerschütterliche Treue nicht von meinem Herrn zurückgezogen hat. Jahwe hat meine Aufgabe geleitet, sogar bis zu der Türstufe von Abrahams Neffen.“
Riveka, fasziniert von dem sentimentalen Mann und seiner Karawane aus der entlegenen südwestlichen Region des Landes, rannte zum Hof des großen Anwesens ihres Vaters. Die Mauern erhoben sich hoch über ihren Häuptern und beschützen die Ställe und Gersten- und Mehlspeicher. Schriftgelehrte zählten schnell die Brot- und Obst- und Wurzelkörbe und kennzeichneten die Gewichte der Krüge. Laban, Rivekas Bruder, überwachte den Vorgang. „Es ist so wie du eine solche Sache tust“, bemerkte Laban zu seiner Schwester. „Aber Laban, schau diesen Nasenring an und schaue diese zwei Armbänder an. Fühle, wie viel sie wiegen.“ 162
„Sie sind tatsächlich schwer.“ Indem er das Band zwischen seine Zähne steckte, biss er hinein. „Es ist solides Gold!“ „Sagte ich es dir nicht!“ „Wo ist dieser Mann?“ „Seine Karawane ist hinter mir.“ Laban eilte hinaus auf seinen Hof und ermunterte den Mannschaftsmeister, in den Hof einzutreten. „Wo ist dein Führungsmeister?“ „Er bleibt in der Nähe des Brunnens“, erwiderte ein Soldat. „Möge Jahwes Namen gesegnet sein“, rief er aus, als er Eliezer fand. „Und warum bist du noch draußen, besonders, nachdem ich mein Haus für deinen Aufenthalt vorbereitet habe und meine Ställe für deine Männer und Kamel hergerichtet habe? Komm, komm, komm“, drängte Laban. Indem er keinen weiteren Augenblick vergeudete, ergriff Laban Eliezers Ärmel und zog ihn vorwärts. „Siehe, die Füße deiner Männer werden gewaschen und siehe, sie essen voller Zufriedenheit!“ Als Laban in seine Hände klatschte, brachte der Koch schnell einen Tisch und Teller für Eliezer. Er saß vor dem einladenden, dampfenden Linsen und der Haferschleimsuppe. Doch als Laban und Riveka und Bethuel deuteten zu essen, blieb Eliezer bewegungslos. „Eliezer“, Bethuel legte seinen Holzlöffel zurück auf den Tisch, „wir können nicht essen, bis du isst.“ Riveka legte ihr Kinn in die Mitte ihrer Handfläche, den Ellbogen auf den Tisch, und lächelte. Ihre Herzlichkeit, die Intensität ihrer Augen, das Wunder ihrer Attraktivität brachte Eliezer unerwartet zum Weinen. „Was ist los?“ fragte Bethuel einfühlsam. „Ich kann nicht essen, bis ich diese Last von meiner Brust hebe. Bitte, höre meine Geschichte an.“ „Ja, sprich davon. Ich bin neugierig.“ „Ich werde zu dir von Abraham, Sohn von Terah, gesandt. Ich bin sein engster Freund. Jahwe hat ihn enorm gesegnet! Er ist der wohlhabendste lebende Mann! Er hat Tausende Ringer und Hunderte Schafe. Er hat Hunderte und Aberhunderte Dienerinnen und Diener. Er hat Kamelherden und Esel. Er handelt mit Häuten, Wolle, Garn, Fleisch und Farbe. Er hat Handelsstände in allen Städten um ihn herum. Sarah, Abrahams Schwester und Ehefrau, hatte ihn bemerkenswerterweise in ihrem 90. Lebensjahr mit einem Sohn aus dem Inneren ihrer eigenen Vertiefung beschenkt. Alles, was er besitzt, hat er seinem Sohn gegeben. Heute vor einem Jahr schwor ich ihm den feierlichsten Eid, als er mir befahl: ‚Du darfst meinem Sohn keine Ehefrau unter den Menschen der Nationen, in deren Land wir leben, bringen. Du musst in das Land meiner Väter gehen, zur Stammlinie meines eigenen Bruders, und für meinen Sohn eine Ehefrau von ihnen verschaffen. Du sollst nicht von dieser eidlichen Versicherung befreit sein, außer mein Bruder verweigert meine Bitte.’ 163
Daher, wie du verstehst, kann ich mich von meiner eidlichen Versicherung nicht befreien, außer du befreist mich ausschließlich davon.“ „Unglaublich“, rief Laban aus. „Da ist mehr“, beharrte Eliezer darauf, mit seiner Geschichte fortzusetzen. „Heute, als meine Karawane sich eurem Stadtbrunnen näherte, prüfte ich Jahwes Absichten. Ich betete ein heimliches Gebet zu ihm. Ich erbat: ‚Gewähre mir an diesem Tag Erfolg. Da ich bei dem Wasser stehe, lass eine Tochter von diesen Männern zu mir kommen und lass sie freiwillig meine Karawane ohne Bezahlung oder wiederum um einen Gefallen zu erbitten, tränken.’ Sobald ich mein stilles Gebet beendet hatte, kam Riveka zu mir, indem sie genau meine Prüfung erfüllte! Folglich ist es Zeit für mich, dich zu fragen: Wirst du meinen Herrn freundlich behandeln? Falls nicht, informiere mich genau in diesem Augenblick. Ich muss es wissen, denn ich muss mich vergewissern, ob ich die rechte Straße oder die linke Straße nehmen.“ Laban antwortete mit einem durchdringenden Blick in die Augen seines Vaters: „Die Verfügung ist schon durch Jahwe selbst in Gang gesetzt worden. Wir können nicht schlecht oder gut über Riveka zu dir sprechen. Trotzdem nimm sie, denn sie ist es, die du für Yitzhak wünschst. Tue dies, denn Jahwe hat es so veranlasst.“ Augenblicklich legte Eliezer sein Gesicht auf den Boden. Er streckte sich aus und dankte Jahwe. Nach seinem Dankgebet erhob er sich und deutete seinem zweiten Führer. Der Kamelgehilfe dankte auch, dann deutete er mit seinen Händen den anderen dreißig Männern. Auf das Stichwort hin eilten sie zu den Kamelen und luden alle Packstücke ab. In vollkommener Formation rollten sie die Wolldecken auf. Die neugierigen Familienmitglieder, die wünschten, so viel sie konnten von den Gaben zu sehen, keuchten in Verwunderung, als die Hüllen der Geschenke herabfielen. Große Reichtümer waren in den verwitterten Tüchern versteckt. Am nächsten Morgen klopfte Eliezer an Bethuels Tür. Laban machte auf. „Ich bitte, dass ich die Erlaubnis deines Vaters zur Abreise erhalten möge.“ „So bald? Aber du bist erst letzte Nacht angekommen!“ „Ich muss dringend zurück nach Hause.“ „Bitte, bleibe weitere zehn Tage. Wir müssen uns von unserer Tochter und Schwester verabschieden. Sie muss sich von ihren Freunden und Eltern und Brüdern und Nichten und Neffen ebenso verabschieden. Es ist nur vernünftig, dass du eine kleine Weile länger bleibst.“ „Ich verstehe deine Bitte. Aber halte mich jedoch nicht auf. Meine Aufgabe ist nur insofern beendet, wie ich sie gefunden habe. Ich muss zurückkehren, um meine Anforderung zu erfüllen.“ „Vater“, wandte sich Laban an Bethuel, „fragen wir Riveka, was sie denkt.“ 164
Ihre Dienerin, die zu dem Hinterzimmer ging, brachte sie vor die drei. „Bist du gewillt, mit Eliezer in diesem Augenblick fortzugehen?“ „Ich bin bereit, ja.“ „Eliezer, es scheint, dass sogar ihre Gedanken für dich in Gang gebracht worden sind. Reise mit unserer tiefsten Liebe und Anteilnahme.“ Bethuel berührte ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu seinem. Er umarmte sanft seine arbeitsame und zuverlässige Tochter und sagte: „Nimm mit dir dein privates Kindermädchen und nimm mit dir dein Gefolge.“ Laban beugte sich herab, um sie liebevoll auf die Wange zu küssen. „Meine Schwester“, prophezeite er: „Mögest du in Tausende Myriaden wachsen! Mögen deine Kinder die Tore ihrer Feinde erobern!“ Hundertfünfzehn Jahre danach sah Laban seine eigene Prophezeiung erfüllt, als Jakob, bevor er zu Yisrael umbenannt wurde, ihn in Haran ausmanövrierte.
Während der einjährigen Reise zu Abrahams Lager sah Riveka die neuen Länder und Flüsse und Festungen und große Savannen. Sie wunderte sich über die dahintreibenden Wolken und die grünen Wiesen. Jeden Tag überprüfte sie die Dinge bezüglich der Reise und wie alles an der göttlichen Hand der Inspiration zu geschehen schien. Als der Regen kam und das Herz der Männer traurig wurde, lachte sie und heiterte sie auf, wobei sie sie erinnerte, wie bald sie alle bei ihren Familien zu Hause sein würden. Sie bei ihren alten, sie selbst bei ihrer neuen. Ein Jahr später kehrte Eliezers Karawane schließlich zurück aus Paddan-aram zu den Gebieten, wo Abraham siedelte. Am Tag vor seinem überraschenden Erscheinen kehrte Yitzhaks Karawane von einer Handelsmission in der Nähe von Beer-lahai-roi, in der Gegend des Negebs, zurück. Dort schliff Yitzhak seine Tauschfähigkeiten und diplomatisches Geschick fein. Drei Jahre waren gekommen und vergangen seit dem Tod seiner Mutter. Er dachte noch immer über Bildnisse, die Mutter und Kind während seiner siebenunddreißig Jahre teilten, nach und fragte sich, nun, da er vierzig Jahre alt war, mit wem er seine Bildnisse teilen würde. Yitzhak sonderte sich von seinen Männern ab. Ruhig ging er durch die Blumeninsel. „Wenn sie mich nur jetzt sehen könnte“, dachte er über seinen Erfolg nach, wo auch immer er seinen Vater beim Ratshandelstreffen repräsentierte. Dann als er Kamelfüße hörte und die Soldaten, die ihre Kamele ermunterten, schneller zu traben, hob er seinen Kopf. „Ha! Was ist das? Eine rasende Herausforderung!“ Als er seine mutlosen Augen hob, sah er Riveka, die ihn zur selben Zeit sah. Er ging schweigend auf sie zu, inmitten des Chaos und der Aufregung. Je näher er zu der Karawane kam, umso dichter wurde die Willkommensmenge. Sein trauriges Antlitz verschwand, als er auf die dreißig Männer blickte, die so lange zu einem fernen Land reisten, um eine Braut zurückzubringen. Ein weiches Lächeln begrüßte seine Lippen. 165
Das Lächeln wurde größer so wie sein Wunsch, seine alten Freunde zu treffen. Augenblicklich beschloss er, der erste Mann zu sein, der die Karawane begrüßte. Lachend mit einer Energie, die ihm lange verweigert wurde, schossen seine Füße vorwärts und beschleunigten. Andere begannen auch mit ihm zu lachen und schlossen sich ihm in der Jagd, die Karawane zuerst zu begrüßen, an. Das Wettrennen aus dem Stegreif entwickelte sich zu einer fröhlichen und harmonischen Herausforderung, wo sich die Besten und Schnellsten dem Sohn des großen Führers in einem Wettrennen anschlossen, wo der Preis und die Belohnung war, zuerst Eliezer, die dreißig Männer und die Frau, die neben ihm reiste, zu begrüßen. „Eliezer“, rief Riveka aus, „schau, wie schnell dieser große Mann zu uns rennt! Kein anderer kann mit ihm Schritt halten! Wer ist er?“ „Er, Riveka“, lachte Eliezer, „ist Yitzhak.“ Indem sie bescheiden ihr Gesicht mit ihrem Schleier bedeckte, stieg sie vom Rücken des Kamels zu Boden, in die hilfreichen Arme eines Soldaten. Sie blickte schnell die Männer an, die zu ihnen eilten, und aus Respekt erlaubte sie Eliezer und seinen dreißig Männern, ihre Familien und Freunde zu begrüßen. Als alle einander umarmten und vor Freude schrien, ging sie auf die linke Seite des Platzes. Sie wollte die Begeisterung der Männer und Frauen nicht hemmen. Sie stand am Wegesrand, als Eliezer eilig Yitzhak die Ereignisse, die während der vergangenen drei Jahre geschehen waren, erzählte. Abrahams weißer Hengst ritt bald herauf. Abraham, der aufrecht saß, strahlte die kleine Gestalt an, die neben dem Kamel stand. Als sein Pferd sich aufbäumte, wunderte sie sich über den Mann und sein Geschick. „Du musst mein Großonkel Abraham sein“, nickte sie und lächelte ihn strahlend an. „Und du bist meine Großnichte“, erwiderte er ihre Begrüßung. „Wahrlich, du bist so schön wie Sarah schön war. Ich sehe Nahors Augen in deinen. Bist du seine Tochter?“ „Bethuel ist mein Vater, der der Sohn von Nahor durch Milcah ist.“ „Lots Schwester?“ „Dieselbe.“ „Auf deiner Reise hattest du eine Gelegenheit, ihn zu grüßen?“ „Nein“, schüttelte sie ihren Kopf. „Wir sandten einen Boten zu ihm, aber er weigerte sich, ihn zu empfangen.“ Abraham übernahm traurig die Nachricht. „Er kann sich nicht vergeben, was mit seiner Frau geschah und dass er durch seine Töchter Söhne hat.“ „Abraham“, lächelten ihre Augen. „Heute entlasse solche Gedanken. Lache mit dem Rest von uns.“ Abraham schaute tief in ihre prächtigen braunen Augen und auf ihre dunkle Haut und ihr langes schwarzes Haar. Sie war die schönste Frau, die er seit seiner Ehefrau gesehen hatte. Er lachte laut und seine Augen funkelten wieder nach drei Jahren des düsteren Elends. 166
„Nahor hatte zwei Ehefrauen!“ schrie er. „Jetzt erinnere ich mich! Jahwes Bote informierte mich über eine solche Sache.“ Dann begierig zu sehen, ob sein Sohn und Riveka miteinander einverstanden waren, fragte er: „Also, Kinder, lasst mich nicht zappeln! Sagt mir! Mögt ihr einander?“ „Dein Sohn ist ziemlich gut aussehend! Ich habe nie so breite Schultern an einem Mann gesehen!“ Ihre Unschuld amüsierte sowohl den Vater als auch den Sohn. Sie wandte sich an Yitzhak und fragte: „Wie groß bist du?“ „Mein Sohn ist der Größte in dem Land“, antwortete Abraham an seiner Stelle. „Ich weiß nicht, wie er so groß wurde. Ich vermute, seine Mutter pflanzte einige Bäume in seine Beine.“ Abraham lachte wieder. „Yitzhak“, fragte sie sanft, „führt dein Vater immer das Gespräch?“ Yitzhak nickte, während sein Gesicht rot vor Verlegenheit wurde. „Warum bist du so ruhig?“ „Er hat eine Zurückgezogenheit an sich entwickelt“, sagte Eliezer leise und erinnerte sich an den Tag, als er und Abraham und Yitzhak zu dem Berg Moriah reisten, um ihn auf den Opferaltar zu legen. Seit diesem Tag hatte Yitzhak selten mit seinem Vater geredet. Nachdem seine Mutter starb, vergrub er sich tiefer in seine Abgeschiedenheit. „Aber“, fühlte Eliezer ein Bedürfnis, ihn zu verteidigen und zu stärken, „Yitzhak ist stark über gewissen Angelegenheiten! Alle werden sich bewusst, wenn sie sich von ihrer unterscheidet!“
In dieser Nacht reiste Melchizedek in das Lager. Vor dem Lagerplatz wurden Yitzhak und Riveka in die Ehe gegeben. Während den drei Jahren, in denen Eliezer und seine dreißig Männer in die Stadt Haran reisten, bauten Abraham und seine ausgewählten Handwerker ein großes Hochzeitszelt zusammen. Begierig, Riveka das Zelt zu zeigen, ging Abraham dem Mann und der Ehefrau voraus und öffnete behutsam die Klappentür für sie. Das neu vermählte Paar blieb, wo es war, unsicher, ob es eintreten sollte oder nicht. Keturah, Abrahams Hauptmagd, und ihre Freundinnen hatten das Hochzeitsbett angeordnet und warteten, dass das Paar hereinkam. Für einen kurzen Augenblick dachte Abraham an seine eigene Hochzeitsdecke vor vielen Jahren, nun lange vorbei. Er erinnerte sich an Sarais wartende Arme. Er sah ihr Bildnis in seinen Gedanken. „Wie sehr sie mich tröstete und bezüglich aller Dinge mich beruhigte“, flüsterte er zu sich selbst. Für einen Augenblick war sie deutlich in seinem Sinn. Dann verblasste die Vision. Als er seinen Sohn, dann seine neue Tochter, umarmte, lachte Abraham wieder. Der Abimelech, der seine Freunde beobachtete, bemerkte zu Eber. „Er ist zu lange in Gaza gewesen. Er lacht so oft wie ich.“ Keturah und Eliezer und Abraham schlossen das locker gewebte Tuch, das das Hochzeitsbett vom Zeugenraum trennte. Das Paar schaute einander an und teilte ein schwaches, verlegenes Lächeln. Yitzhak 167
schaute seinen Vater und seine beiden Gefährten an, als sie beide ihre Kleidung auszogen. Die Eltern und die Zeugen blieben in der Hochzeitskammer, bis der eheliche Akt vollführt wurde. Hinterher lachten Abraham und der Rest augenblicklich in der geteilten Freude der Erfahrung, dann verließen sie das Zelt, um das blutige Tuch über ihren Köpfen zu halten, wobei sie den Beweis dem versammelten Lager brachten, dass Riveka eine Jungfrau und geeignet für die Ehe mit seinem Sohn war. Die Lagermitglieder feierten die ganze Nacht und einen Teil des folgenden Tages. Mit den vorbeigehenden Monaten lernte Yitzhak Riveka sehr zu lieben. Sie wiederum liebte ihn genauso sehr. Mit den vorüberziehenden Monaten begannen Yitzhaks Erinnerungen an seine Mutter zu verblassen, so wie bei Abraham.
Zwei Jahre später fand eine andere Hochzeitszeremonie statt. Wieder besuchte das Land den kostspieligen Empfang. Wieder rösteten die Kadaver Hunderter geviertelter junger Kälber über dem knisternden Feuer, das die ganze nächtliche Festlichkeit hindurch anhielt. Abraham, der Keturah anschaute, schlug mit seinen Händen auf seine Knie. „Komm, setz dich hierher für ein paar Augenblicke.“ Als sie es tat, ließ sie ihre Finger durch sein dünner werdendes weißsilbernes Haar laufen. „Liebst du mich so sehr wie Sarah?“ „Du solltest nicht nach einem solchen Vergleich fragen. In diesen Tagen der Mehrehe müssen wir einander mit dem Verständnis des Augenblicks begegnen. Wir sollten nie darüber nachdenken, was gewesen ist. Denke nur an das, was sein könnte – nicht, was sein sollte. Konzentriere dich auf die individuellen Eigenschaften, die du besitzt, und treibe sie mit Jahwes Vorsätzen an. So musst du mit mir umgehen.“ „Sarah war eine Königin, nicht wahr?“ Abrahams Lippen öffneten sich. Er dachte an sie in dem Großen Haus der Ägypter. „Sie war mehr als eine Königin. Sie ist die Mutter einer großen Nation!“ „Was ist mit unseren zukünftigen Kindern. Wie wird es ihnen ergehen? Wie wird es mir ergehen?“ „Ich dachte, wir hätten das beglichen, bevor wir heirateten?“ „Lies mir unseren Ehevertrag vor. Ich will ihn wieder hören.“ „Unsere voreheliche Vereinbarung, wie von Melchizedek bezeugt, sagt aus, dass für die Kinder, die wir haben, finanziell gesorgt wird. Sie werden in den östlichen Ländern jenseits des Nordens leben. Yitzhak wird unbestreitbar als mein alleiniger Erbe eingesetzt. Alle uns geborenen Kinder müssen ein Gelöbnis unterzeichnen, auf ihre Ansprüche auf meine Brunnen und Altäre zu verzichten. Weiters können sie nicht meine Verträge neu verhandeln, um gegen Yitzhak zu handeln.“ „Ja, die Vereinbarung ist besiegelt. Da Jahwe für mich sorgt, möge er auch für unsere Kinder sorgen.“ 168
Zehn Jahre nach Yitzhaks Hochzeit mit Riveka und acht Jahre, nachdem Abraham Keturah heiratete, im Jahr 1878 v.Chr., erhielt Eliezer eine Nachricht von den nördlichen Provinzen Kanaans. Als er beklommen das Siegel überprüfte, sah er, dass es von Eber kam. Zwei Wochen später standen Abraham und Yitzhak vor Salems neuen Steinturm. Indem sie ihre Reittiere festhielten, keuchten der Vater und der Sohn heftig. Die vorbeigehenden Betrachter, die starrten, sahen zwei mächtige Männer, die auf großen Pferden saßen, deren Fleisch weiß von ihrem schweren, unnachgiebigen Wettlauf zu der heiligen Stadt schäumte. Als Abraham und Yitzhak Eintritt erlangten, gingen sie in den großen Durchgang des Palastes der Stadt. Die rot und gelb verputzten Wände glühten bei den eintretenden Strahlen der Sonne. Tief eingeätzte Blumenmuster und geometrische Symbole bedeckten den Gang. Weißer Marmor bedeckte den Boden. Die blau bemalte Decke erinnerte die Besucher an den Himmel. Goldränder begegneten den einätzenden Schnitzarbeiten. Das elegante Muster erstaunte beide Männer. Inmitten der Eleganz lag der König-Priester ruhig auf seinem Bett. Er rief Yitzhak, sich ihm zu nähern, und deutete schwach, dass er sich neben seine Knie setzte. Er legte seine Hand über seinen Kopf und veranlasste Yitzhak, seinen Kopf nach vor zu beugen. Yitzhak schaute auf die zitternden Hände des alten Mannes und begann selbst zu zittern. Abraham, der neben ihnen blieb, beobachtete, wie die Diener vorsichtig ein besonderes Ölfläschchen öffneten. Indem der Hauptverwalter das Fläschchen in Melchizedeks Hand legte (der einst Shem genannt wurde, der gesegnete Sohn Noahs), schritt er von dem sterbenden Mann fort. Melchizedeks (Shems) Hände wurden plötzlich ruhig. Ohne weitere Mühe goss er das geheiligte Öl über Yitzhaks Haupt. „Du bist der Gesalbte, der nach deinem Vater kommt“, sprach Melchizedek. „Ich, der gesegnete Sohn Noahs, der einst Shem genannt wurde, bestätigte, dass du der Vater bist, durch dessen Lenden der Maschiach abstammen wird. Ich bin der Vater der Assyrier, der Chaldäer, der Lydier, der Aramäer und der Hebräer. Ich zeugte Arpachschad zwei Jahre, nachdem das Wasser sich von der Erde senkte, und ich zeugte Elam und Asshur und Lud und Aram und mehrere Töchter. Mein Sohn Aram zeugte Uz und Hul und Gether und Mash. Unter den Kindern meines Vaters: Japheth, mein ältester Bruder; und Ham, mein jüngerer Bruder, erreichte der Segen Noahs meine Ohren und mein Herz. Und durch mich brachte ich den Segen deinem Ururgroßvater Eber dar. Und Eber gab diesen Segen durch Terah, deinem Großvater, an Abraham, deinen Vater, weiter, und Abraham wird diesen Segen an dich weitergeben, wie wir alle es bei unseren ausgewählten Kindern haben.“ 169
Yitzhak starrte auf den ältesten lebenden Mann auf Erden. Er war 600 Jahre alt. Der alte Mann existierte beinahe 100 Jahre vor der Flut und bezeugte persönlich Nimrods Aufstieg zur Macht und seinen Sturz und die Geburt und den Bund zwischen Jahwe und Abraham. Er war ein König und ein Priester. Der einzige Mann, der je beide Titel hielt. Der alte Mann sprach wieder mit Yitzhak. „Gibt es etwas, überhaupt etwas, das ich dir bezüglich Jahwe offenbaren kann?“ „Ich studierte jahrelang über ihn. Doch kannst du mir sagen, soll ich Kinder haben oder soll ich kinderlos bleiben?“ „Riveka wird empfangen.“ „Aber warum nicht jetzt!“ Yitzhak verlor die Beherrschung und schlug auf das Krankenbett. „Yitzhak“, Eber legte seine Hände auf seine Schultern. „Dies ist nicht die Zeit für die Art von Ausbruch. Unser Vorvater stirbt.“ Yitzhak schaute seinen Vater an und wimmerte wieder unkontrollierbar. „Tod und Sterben! Tod und Sterben! Ich habe es verdammt satt. Zwanzig, dreißig, vierzig, hundert oder tausend Jahre leben, doch kommen wir um – und wofür? Um die Maden zu füttern!“ „Wie kannst du so reden?“ fragte Eber. Yitzhak kratzte seinen Hals und schüttelte seinen Kopf, verwirrt durch seinen eigenen Ausbruch. „Ich weiß nicht, warum. Ich bin einfach müde. Ich bitte jeden um Vergebung.“ „Ich sage dir das jetzt“, fügte Melchizedek hinzu, „durch dich und durch deinen auserwählten Sohn wird eine Gott-Mensch herabsteigen. Er wird Barmherzigkeit und göttliches Mitgefühl und ewige Führerschaft und Macht präsentieren, der größer als ich ist, nicht nur für unsere Kinder, sondern für alle Kinder von allen Menschen für jede Generation.“ Yitzhak starrte ihn ungläubig an. Er schüttelte seinen Kopf und wunderte sich, warum er so etwas sagte. „Sohn“, flüsterte Abraham, „bitte, warte draußen.“ „Ich wollte dich nicht beschämen. Ich werde draußen warten.“ Melchizedek, nachdem Yitzhak ging, rief Abraham an seine Seite und gab ihm einen Rat: „Es kämpft eine Dualität in ihm. Er ist so seit dem Tag, als du ihn auf den Opferaltar legtest. Ein solches Ereignis zeichnete seinen Geisteszustand. In meinen Lebensbeschreibungen habe ich kaum etwas über ihn zu sagen.“ Melchizedek schüttelte seinen Kopf. „Diese Schwierigkeiten werden sich in einem bitteren und freudigen Drama zwischen seinen kommenden Kindern abspielen.“ Abraham und Eber drehten sich um, um aus dem Türeingang zu schauen, durch den die Sonne schien, die einen Säulenschaft tanzender Staubpartikel schuf. „Trotzdem“, fuhr Melchizedek (Shem) fort, „hat Yitzhak ganz Recht in dem, was er sagte: Der Tod und das Sterben sind zu belastend, um es immer wieder zu bezeugen. Ich bezeugte den Tod von Milliarden, die geboren wurden, bevor ich geboren wurde, und ich habe lange genug gelebt, um den Tod von Tausenden zu bezeugen, die in diesem neuen Zeitalter geboren wurden. 170
Ich zittere über den Verlust des Lebens, der dem letzten Zeitalter vorangehen wird, das durch die Macht Gottes eingeleitet wird. Folglich, Abraham, ist es nun Zeit für dich, dich Yitzhak zu unterwerfen. Er ist der Gesalbte. Wie du der Maschiach für dieses Zeitalter warst, erlaube ihm, der Maschiach seiner Generation zu sein. Lass dies den letzten Maschiach symbolisieren, das vom Schöpfer des Universums kommen wird. Dein Sohn wird sich um dich kümmern.“ Abraham verbeugte sich, dann verließ er das Schlafgemach. Eber blieb zurück bei Shem, der von seinem Vater Noah vor seinem Tod zu Melchizedek umbenannt worden war. „Sohn“, sprach Abraham feierlich steif. „Wir kehren zu unserem Lager zurück.“ „Was ist mit dem König-Priester?“ „Sein Tod ist eine Privatangelegenheit“, würgte er seine Tränen zurück. Indem er seinen Kopf zu den Wolken hob, seufzte Abraham schwer. „Er tat, wozu er sich zu tun aufmachte. Du bist der Gesalbte. Reite vor mir. Ich werde nun folgen.“ Yitzhak nickte. Er führte seinen Vater hinunter durch den grünen Pfad, wo überhängende Äste die Seiten der Pferde streiften. Die Büsche des Pfades gaben unter ihren Hufen nach. Augenblicke, nachdem sie den neuen Pfad erreichten, der zum Tal führte, hörten sie das Widderhorn hinter sich blasen. Sein hoher, schriller Ton drang durch das ganze Land. Beide, die seine Todesankündigung kannten, blieben still, die Gesichter heimwärts gerichtet.
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Kapitel Zweiundzwanzig Yitzhak Dies ist Yitzhaks Geschichte. Zehn Jahre, nachdem Shem starb, zwanzig Jahre nach Yitzhaks Hochzeit, blieb Riveka noch immer unfruchtbar. Abraham hatte bis dahin durch seine zweite Ehefrau, Keturah, sechs weitere Söhne. Während Abrahams letzten paar Jahre wurde Midian der Vater anderer Söhne, so wie Jokstan, indem sie Abraham zum Großvater machten.
Abraham hatte ebenso andere Konkubinen. Sie alle gebaren ihm Söhne.
Ein Tag kam, als Yitzhak sich Abraham näherte. „Vater“, fragte Yitzhak Abraham, „wird meine Frau mir Kinder geben?“ „Ja, wird sie. Was die Zeit betrifft, die weiß ich nicht. Als ich ein junger Mann war, war die Gebärmutter deiner Mutter versiegelt. Wir beide marterten uns und beteten zu Jahwe bezüglich ihrer Unfähigkeit, Erben für mich zu verschaffen. Wir beide missverstanden, warum sie nicht empfangen konnte, und wir beide machten ernste Fehler in Bezug darauf, wie Gottes Wort auszulegen ist. Seine Bedeutung bleibt am besten ungelöst und akzeptiere ihre Erfüllung, wenn die Zeit kommt und sich dir erklärt. Wir beide wussten, dass eines Tages wir zusammen ein Kind hervorbringen würden. Oft bezweifelten wird die Glaubwürdigkeit. Heute weiß ich als unbestreitbare Tatsache: eines Tages werden viele Könige und Nationen von dir und Riveka abstammen.“ „Wie sollen Könige aus uns kommen, wenn wir selbst keine Könige sind?“ „Jahwe hat uns gesalbt. Wir repräsentieren den letzten Maschiach, der kommt. Heute dienen wir beide als Beispiele des Maschiachs.“ „Niemand hier erkennt unsere symbolische Darstellung dieses geheimnisvollen Maschiachs.“ Abraham lächelte seinen Sohn an. „Vielleicht“, wurde Abraham sarkastisch, „nehmen diese Kanaaniter unsere Kronen nicht wahr, weil sie von einem unsichtbaren Gott kamen.“ Yitzhak lächelte auch bei der Herzlichkeit und Zartheit, die sein Vater immer öffentlicher zeigte, da er im Alter vorrückte. „Es ist einfach, da unsere Kronen unsichtbar sind. Du, Yitzhak, und ich, Abraham, sind die Könige der Welt. Terah, mein Vater und dein Großvater lehrte mich das immer.“ „Sollte ich eine andere Ehefrau nehmen?“ 172
„Nein. Das war eine Quelle der Auseinandersetzung zwischen Sarah und mir und Hagar und Yishmael.“ Yitzhak erinnerte sich an das sexuell missbräuchliche Ereignis in dem Teich während seiner Entwöhnungstage und wurde rot. „Es ist über fünfzig Jahre her, dass ich Yishmael gesehen habe. Doch ich weiß, dass seine Kinder überall laufen. Sie werden von jedem davongejagt.“ Abraham nickte. „Solche Vorkommnisse geschehen, weil er seinen Kindern sein missbräuchliches Spiel beibringt. Doch ich flehe dich an, lerne zu vergessen, was er gegen dein Fleisch verübte. Auch wenn er dich sexuell missbrauchte, liebe ich Yishmael noch immer. Ich denke noch immer auf freundliche Weise.“ „Warum besuchst du dann nie seine Zelte?“ Das Bekenntnis seines Vaters ärgerte ihn und machte ihn eifersüchtig. „Es zu tun, wäre dasselbe wie zuzugeben, dass ich zwischen euch zwei geteilt bin. Er war mein Erstgeborener, aber er ist nicht der Erbe der genetischen Vollkommenheit, die für die Ankunft des Maschiachs benötigt wird.“ „Muss mein Kind ebenso eine Babylonierin heiraten?“ „Dein wahrer Erbe muss es, ja.“ „Und sein Kind ebenso?“ „Das bleibt für die Zeit zu bestimmen. Aber dein Sohn darf in keine andere Sippe heiraten. Wird das verstanden?“ „Ich werde deinen Worten gehorchen. Ich kenne keine andere Weise, als sie zu befolgen.“ „Du bist jetzt der Gesalbte. Erachte meine Worte als eine geteilte Erfahrung; nicht die Diktate einer befehlenden Person.“ Später in dieser Nacht und durch die folgenden Monate flehte Yitzhak fortwährend Jahwe an, für ihn zu vermitteln: sein Sperma zu bereichern und Rivekas Fortpflanzungsflüssigkeiten ebenso zu bereichern.
Satan, der in Jahwes Reich ging, flehte Michael den Erzengel um eine Audienz bei dem Höchsten Schöpfer an. Sie wurde ihm gewährt. „Yitzhak betet um einen Sohn, nicht wahr?“ „Ich habe seine Gebete gehört.“ „Er will Könige.“ „Ich hatte es versprochen.“ „Es ist eine vergeudete Mühe. Warum mühst du dich mit einer solchen Anstrengung ab. Verkünde einfach, dass es so ist, und es wird getan. Yitzhak wird über die Erde herrschen, wenn du es wünschst. Abraham hat eine mächtige Armee! Er hat genug Reichtum, um jede Kriegsmaschinerie, die er wünscht, zu fördern. Er ist ein erfahrener Befehlshaber. Also, sage mir: Warum wartest du? Warum spielst du mit ihm dieses lächerliche Spiel? Warum verspottest du ihn?“
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Jahwe antwortete, indem er sagte: „Ich habe einen besonderen Plan beschlossen, der in präzisen Einzelheiten organisiert ist. Ich werde tun, was ich beschlossen habe.“ „Für einen Erlöser, um das, was ich in deinem vollkommenen Garten zu geschehen veranlasste, loszukaufen?“ spottete Satan. „Schau dir die Menschheit an. Ich beherrsche sie! Sie wollen, was ich ihnen anbiete. Ich habe für sie Tausende Götter erschaffen und erhöre alle ihre Gebete. Ich verschaffe Reichtum, schöne Frauen, gut aussehende Männer, Länder und ja; ich mache und vernichte Könige und Regierungen nach Wunsch. Ich kann hundert verschiedene Mächte auf Erden haben, die gleichzeitig für mich herrschen, also warum kannst du nicht nur eine haben, die sie alle übernimmt – wenn dein Plan so brillant ist?“ „Was du vollendetest, schufst du um des Chaos willen – nicht für Einheitlichkeit oder guter Beständigkeit. Was ich beabsichtige, soll für immer sein.“ „Wann?“ Jahwe blieb still. Satan beruhigte sich auch. Nach einer Weile sprach er wieder. „Ich fordere dich heraus, dies zutun: lass Rivekas Höhle sich öffnen. Erlaube Yitzhaks Sperma, in ihren Eierstöcken zu schwimmen und lass zwei Zellen einander umarmen und von diesen Zwillingen lass mich in die Ohren von einem flüstern.“ „Flüstere in die Ohren von beiden“, erwiderte Jahwe, „denn ich verstehe deine Absicht. Du glaubst, dass du die Stammlinie und Reaktionen des letzten kommenden Maschiachs bestimmen kannst. Ich werde erlauben, dass es geschieht, und nach deinem eigenen Maßstab wirst du sehen, das die genetische Güte nicht verdorben werden kann.“ „Wir werden sehen!“ „Ich habe schon den Ausgang gesehen“, antwortete Jahwe. Als er sprach, stand Satan bewegungslos. Für die kürzeste Sekunde wollte er irgendwie einen Weg finden, um zu Gottes Hürde zurückzukehren. Die Idee zerstreute sich schnell. Höhnend verließ er die Gemächer.
Nacht um Nacht umarmten sich Yitzhak und Riveka. Morgen um Morgen vereinigten sie sich wieder. Als ihre Periode kam, zog sie sich in ihrem privaten Zelt zurück, um die Tage weiterzuzählen und die Regelblutung und Färbung zu beobachten. Indem sie die Tage zählte, betrat sie wieder Yitzhaks Zelt und umarmte ihren Ehemann. Die Tage vergingen, die Vormittage flossen in den Nachmittag, und die Sonnenuntergänge färbten den Horizont karmesinrot mit einer Aura von königlichem Violett. Als die Zeit ihres normalen Flusses wiederkehrte, verließ sie Yitzhaks Zelt, um alleine zu sein. Ihre Mägde brachten ihre privaten Wasserbehälter, um darin zu baden. Während sie auf dem bestickten Stoff saß, legten die Mägde ihre besondere Menstruationskleidung an 174
den Wegesrand. Diese verbrannten sie während des morgendlichen Sonnenaufgangs. Als sie badete, brachte sie ihre Hände zwischen ihre Beine. Sie bemerkte, dass ihre Periode nicht floss. Am nächsten Morgen erschien ihre Periode wieder nicht. In ihrem dritten Monat hob sie sich, um zu erbrechen und hatte ernsthafte Krämpfe. „Yitzhak! Hilf mir!“ Hinter ihm folgten die Mägde, die Salbenkrüge und Salze und frischen Knoblauch trugen. „Was fehlt dir?“ fragte Yitzhak, der verängstigt war, sich hilflos und beunruhigt fühlte. Eine Magd, die um Yitzhak herum griff, fühlte entlang von Rivekas Bauch. „Sie ist schwanger“, erwiderte sie und Tränen schwollen in ihren Augen hoch. „Du bist schwanger?“ Yitzhaks Augen wurden auch feucht. „Jahwe hat unsere Verzweiflung gesehen und ist uns zu Hilfe gekommen. Gesegnet sei der Name Jahwes!“ Riveka, die seine Worte hörte, schloss sich ihren Tränen und ihrer Freude an. Tage später wurden die Krämpfe schmerzlicher, intensiver in ihrer Ernsthaftigkeit, indem sie länger dauerten. Indem sie fest ihre Knie ergriff, schrie sie wieder. Und die Schreie nahmen die Wochen hindurch zu. „Jahwe! Jahwe! Warum muss ich einen solchen Schmerz ertragen? Was für eine andere Frau leidet wie ich? Warum wurde ich in dieses Leben gebracht? Um so schrecklich zu leiden? Wäre es nicht besser für mich gewesen, wenn ich nie geboren worden wäre? Jahwe antwortete ihr durch Michael: „In deiner Bauchhöhle liegen zwei Nationen. Zwei separate Völker werden aus deiner Gebärmutter austreten, und ein Volk soll stärker als das andere sein. Der Jüngere soll über dem Ältesten herrschen.“ Riveka blieb fasziniert durch die Worte bewegungslos. Als sie ihre Sinne wiedererlangte, eilte sie aus ihrem Zelt, um Yitzhak zu finden. Als sie ihn auf den fernen Feldern wahrnahm, beobachtete sie ihn, wie er sich über ein neugeborenes Kalb beugte. Sie beobachtete ihn, wie er es aufhob. Ihr Ehemann, fasziniert durch die neue Geburt, wusch persönlich die Plazenta weg. Bewegt durch die jüngste Geburt und die liebevolle Zärtlichkeit ihres Ehemanns bei dem Kalb rannte sie in seine Arme und umarmte ihn. Sie teilte Michaels göttliche Neuigkeit mit ihrem Ehemann. „Ich muss Vater informieren“, antwortete er. Er berührte sanft ihre Stirn und seine Hand floss ihren Arm zu ihrer Hand hinunter. Beide Hände verweilten ineinander. „Bitte, lade ihn ein, bei uns zu leben, bis das Kind geboren wird.“ 175
„Er ist bei Eber. Ich muss ihm Nachricht senden. Vielleicht, wenn du deiner Zeit näher bist, wird er kommen und eine Weile bei uns wohnen können.“ Sie stimmte zu. Sie vermisste seit langer Zeit das großzügige Lächeln ihres Schwiegervaters. Seit Melchizedek/Shem starb, beschäftigten Abraham und Eber ihr Leben damit, indem sie die Schriften der Geschichte und genealogischen Aufzeichnungen, die Melchizedek/Shem so sehr schätzte, erweiterten.
Während sie zusammen in der Stadt Salem lebten, beschlossen sowohl Abraham als auch Eber, durch das Land zu reisen. Beide betagten Männer reisten an die Meeresküste. Nach einer Weile reisten sie von dort zum Negeb. An der Grenze in der Nähe von Ägypten studierten die beiden Historiker die Hyksos-Unterwanderung in den Haushalt des ägyptischen Königs. Von Flüchtlingen erfuhren sie, wie die Hyksos das Große Haus mit Intrige und Gegenintrige und falschen Manipulationen und hoffnungsvollen Manipulationen korrumpierten, bis das ganze Haus in sich selbst rebellierte. Seine tatsächliche Unfähigkeit gab den ausländischen Schafhirtenkönigen nach. Durch Geduld, indem sie auf die Zeit und der schrittweisen Anpassung vertrauten, rückten die Hyksos in allen Machtstellungen voran. Eber und Abraham analysierten die Ereignisse. Indem sie den Verlauf der politischen und geographischen Besitztümer verfolgten, beobachteten sie weiter die Hyksos-Diplomaten, die auf ihren Kamelen zu den asiatischen Bergen ritten, wo sie Friedens- und Kooperationsverträge mit den Hurriern schlossen. Jahre früher sammelte dieses Volk seine Armeen in ganz Mitanni zusammen. Dort besiegten die Hurrier schließlich die Stadt. Indem sie das Land umgaben, zwangen sie ihren Einflussbereich, politische und kulturelle Politik zu beherrschen. Die Hurrier wie die Hyksos wurden aus Armenien verdrängt. Mit den neulich verhandelten Verträgen waren beide Nationalitäten für den Augenblick mit ihren Besitztümern zufrieden. Indem sie sich sicher fühlten, erlaubten die Hurrier den asiatischen Sippen, sicher durch ihre Länder nach Ägypten zu reisen.
Als Abraham hundertsechzig Jahre alt wurde, und als Eber vierhundertfünfundvierzig Jahre alt war, und als Yitzhak sechzig Jahre alt war, bekam Riveka Wehen. Sarah war dreiundzwanzig Jahre vorher verstorben. Historisch war das aufgezeichnete Jahr 1858 v.Chr. Durch die unbarmherzige Hitze des Nachmittags bis zur Feuchtigkeit der Mitternacht lag Riveka in Wellen krampfartiger Schmerzen in Wehen. Ihre Hände spannten sich an. Ihre Muskeln verkrampften sich. Ihr Atmen wurde schwer. Die Mägde und Hebammen kümmerten sich um ihre 176
Bedürfnisse, während die Männer draußen vor dem Zelt warteten und um das große, laut knisternde Feuer schweigsam blieben. Asche flog hoch über den Köpfen und verschwand in den Sternen. Im Schmerzenszelt spielte das flackernde Feuer auf den Gesichtern der Frauen und verdunkelte kurz ein Gesicht, dann ein anderes, dann noch eines. Zuerst enthüllte das Licht die Stirn der Krankenpflegerin, dann ihre Nase, dann ihre linke Seite; dann die rechte Schläfe und das Ohr einer anderen. Beruhigende, methodische Finger spreizten Rivekas Beine und untersuchten die Scheidenwände und säuberten die fließenden Flüssigkeiten. Zwei stützen Riveka auf ihren Hüften. Zwei andere hielten ihre Arme, während zwei andere ihr Gewicht über dem Gebärstuhl stützten. Bei der späten Wache verlangte die Oberhebamme, dass ihre Tochter die Öllampen höher hielt. Schließlich erschien ein kleiner roter Arm, ähnlich einem haarigen Mantel, aus Rivekas Bauchhöhle. Dann mit einer winzigen Hand, die fest um die Ferse des ersten Kinds, das auftauchte, griff, folgte augenblicklich ein zweites Baby. Das Erste nannten sie Esau, nach seinem roten Haar. Das Jüngere nannten sie Jakob, denn seine Hand ergriff die Ferse seines Bruders. Abraham, der die Nachricht erhielt, traf Stunden nach der Geburt der Zwillinge ein. Eber redete mit den Krankenpflegerinnen und schrieb sofort nieder, was in dem Zelt geschehen war, indem er die Echtheit bezeugte. Am achten Tag beschnitt Abraham beide Kinder. Im zweiten Jahr kehrte er mit Keturah zurück, um ihnen alles, was er konnte, über Jahwes Bund zu lehren. In seinem zehnten Jahr, fragte Jakob, während er Wache über seine Lieblingsschafe hielt, Abraham: „Wie kommt es, dass Esau so sehr wie ich im Aussehen ist, aber in seinen Gedanken völlig anders ist?“ „Es wurde prophezeit, dass du eines Tages über ihn herrschen wirst.“ „Soll ich ein König werden?“ „Eines Tages wird einer deiner Nachkommen ein König werden.“ „Warum kann ich keiner sein.“ „Sei mit dem Szepter deines Sohnes zufrieden.“ „Werde ich gegen meinen Bruder Krieg führen müssen?“ „Erhebe nie deine Hand gegen deinen Bruder. Liebe ihn immer. Benutze deinen Verstand. Analysiere die Augenblicke. Empfange logisch den wahren Gedanken durch schlussfolgerndes Denken. Sei langsam zum Sprechen und sprich immer mit Bescheidenheit.“ „Esau spricht, was er will und sagt, was er denkt. Vater spricht kaum.“ Abraham lächelte traurig. „Also, was geschah, als er fünfundzwanzig Jahre alt war, verweilt noch immer in seinem Herzen.“ „Was geschah?“ „Ich ermordete ihn beinahe!“ Riveka, die sich den beiden näherte, klatschte in ihre Hände und signalisierte für Jakob, in ihre wartenden Arme zu eilen. „Großvater versuchte Papa zu töten?“ „Eliezer und Eber erklärten dir, warum, nicht wahr?“
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„Ja, ich vermute, ich erinnere mich etwas daran. Aber Papa muss zu uns nicht immer so schweigsam sein.“ „Die Manieren deines Vaters sprechen laut genug für uns. Wir gehorchen seinen Augen und Händen, nicht wahr?“ „Ja, Mutter.“ Indem sie Abrahams berührte, ergriff sie sie fest. „Den Weg der Dinge verstärken – oder versuchen, einen Weg der Dinge zu schaffen?“ „Riveka, nachdem ich fort bin, muss die Salbung an Jakob weitergegeben werden – nicht an Esau. Schon sehe ich zu viele Unbeständigkeiten in Esau, die es für ihn unpassend machen, der Gesalbte zu werden: seine Ehe mit ausländischen Frauen, seine anmaßenden Manieren, seine manchmal übermäßige Sorge, gegen andere zu kämpfen.“ Yitzhak liebt Esau am meisten. Niemals hat sich Yitzhak so behaglich bei jemandem gefühlt.“ „Du kennst in deinem Herzen den Verlauf der Dinge.“ „Was könnte es schaden, Esau zu salben? Spielt es wirklich eine Rolle?“ „Du denkst, weil beide Babylonier sind, ist alles mit eurer Familie gut? Das ist nicht so. Durch die Jahrzehnte habe ich begonnen, meine Vorurteile zu erkennen. Ich kann mich nun wohl fühlen in den Gedanken, dass eines Tages ein Enkelsohn von mir – ja, sogar der, der der genetische Träger des Maschiachs ist, sich mit einer Kanaaniterin verheiraten könnte. Vielleicht sogar mit einer Philisterin. Vielleicht so bald wie Jakobs Kinder?“ „Warum sagst du das?“ „Die menschliche Rasse ist aus zwei Eltern geboren worden. Wir haben alle das gleiche Blut. Eine Zeit wird wieder kommen, wenn sich die hamitischen und japhetischen Rassen mit dem semitischen Volk vermischen werden. Der kommende Maschiach wird weder Vorurteil noch Frömmelei tolerieren. Freiheit des Hasses mit klarem Verständnis unterschiedlicher Kulturen erlaubt uns allen, in dem Rettungsplan angenommen zu werden.“ „Keturah, beeinflusst sie dich?“ „Nein. Yishmael ist halb Ägypter. Seine Kinder sind zu drei Viertel Ägypter. Ich finde meine anderen Söhne, sich mit seinen Töchtern verheiraten. Niemand spaltet sich von der Vereinigung ab. Also, vielleicht kann es zustande kommen. Ich bin für den Gedanken empfänglich.“ „Ich nicht!“ überraschte Riveka Abraham. „In deinem hohen Alter akzeptierst du viele Dinge, gegen die du in deiner Jugend kämpftest. Du schicktest Eliezer auf eine zweijährige Reise, um mich für deinen Sohn zu erlangen. Meine Kinder sollen auch babylonische Frauen heiraten, direkt aus der Stammlinie meines Vaters! Sage mir, warum ist es, dass die Philosophien einiger alter Männer, die konservativ waren, aufweichen – während andere alte Männer, deren Doktrinen liberal waren, sich verhärten?“
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Abraham lachte. „Jahwe ändert sich nie. Vertraue gänzlich auf ihn. Dein Pfad kann nie abirren.“
Krieg suchte wieder die Welt auf. Während die Armeen der Hyksos die Armeen Ägyptens überwältigten, führten die Hurrier Krieg gegen die Hittiter. Verträge und Gegenverträge und Übereinstimmungspakete brachen über die Sippen und Stämme von Mesopotamien herein. Während eine Armee nach der anderen vorrückte und sich zurückzog und wieder gruppierte und angriff und sich wieder zum Gegenangriff zurückzog, errichtete die minoische Marine mehr Seehäfen in Unterägypten. Indem sie sich nach Westafrika wagte, erforsche die minoische Marine die Küstenländer und erreichte endlich Spanien und seine Silberbergwerke. Die Maritimen, die ihren territorialen Wachstum erneuern wollten, vergrößerten Gaza. Der Abimelech und der Phikol aus Abrahams Zeit starben. Die minoischen Mächte ersetzten ihn mit einem anderen Abimelech, dann mit einem anderen, dann mit einem vierten. Im Jahr 1843 v.Chr. rief Abraham alle seine Kinder in sein Zelt. Eber, der das Ereignis bezeugte, schrieb die Verträge. In diesem Jahr erfüllte Abraham sein Versprechen an Keturah, seiner zweiten Ehefrau. „An Zimran, reise nach Osten mit deinem Erbe. Anerkenne Yitzhak als den wahren Erben.“ „Ich anerkenne es.“ „An Joktan, reise nach Osten mit deinem Erbe. Anerkenne Yitzhak als den wahren Erben.“ „Ich anerkenne es.“ „Jokstan, lass es auch so mit meinen Enkelkindern aus deiner Sippe sein: Sheba und Deban.“ „Deine Enkelkinder aus meinen Lenden werden Yitzhak als den wahren Erben anerkennen.“ „Medan?“ „Ich werde den Vertrag befolgen.“ „Midian, stimmen du und deine Kinder: Ephah, Enoch und wer auch immer danach kommt, zu?“ „Wir werden Yitzhak und Jakob und seine Nachkommen immer beschützen. Wenn wir es anders tun, möge unsere Sippe wie das trostlose Ödland werden.“ „Ishbak und Shuah?“ „Wir werden nach Südarabien zu den Küsten des Roten Meeres gehen. Wir werden Yitzhak nie Schaden zufügen.“ „Das sind dann eure Gaben. Nun ihr alle, küsst mich, dann geht fort von mir. Tut es mit Zuneigung. Tut es mit Liebe. Tut es, indem ihr euch an die Verheißung des letzten Maschiachs erinnert, der kommen soll, um das Böse aus unserer Mitte zu 179
vernichten, das in euren Gedanken eingraviert ist, genau wie die Amulettsiegel in eurem Sinn eingraviert sind, die ich für euren Gebrauch im Handel und der sicheren Reise ermächtigt habe.“ Er hielt Keturahs Hand und wandte seine Stimme an Yitzhak. Jakob und Esau standen hinter ihrem Vater. „Yitzhak, hast du Yishmael vergeben?“ „Ich habe vor langem vergessen, was im Teich geschah.“ „Wer ist dein Gott?“ Es gibt nur einen Gott auf Erden und im Himmel. Es gibt nur einen Jahwe. Es gibt keinen anderen Gott vor ihm.“ „Es ist so! Es wird immer so von ewiger Zeit zu ewiger Zeit sein. Sage mir, wirst du noch immer von dem Drama des Todes und des Sterbens angewidert?“ „Ja. Ich werde damit nie zufrieden sein.“ „Auch solltest du es nicht. Durch dich und durch deine Kinder wird der Erlöser des Todes auf die Erde kommen. Der Maschiach wird deine Bildnisse von dem, was nun mit der Verschlechterung der Menschheit stattfindet, erleichtern.“ Abraham erhob sich, um zwischen Keturah und Eber zu stehen, und schleuderte seine Stimmer heraus: „Yitzhak, alles, was bei mir bleibt, gehört dir. Alle meine Brunnen, alle meine Altäre, die Bestattungshöhle von Machpelah, alle meine Rinder, meine Ochsen, meine Schafe, meine Kamele und jene Diener, die bei dir zu bleiben wünschen, um sich um dich zu kümmern. Nun ruhe dich aus. Erlaube der Erinnerung deiner Mutter heute Nacht zu dir zu kommen, damit wir uns an ihre liebenswürdige Zärtlichkeit und Liebe und Disziplin für uns alle erinnern. Wenn du mit deinen Kindern und Enkelkindern sprichst, erzähle ihnen von meiner Reise von der Stadt Ur durch die Stadt Haran und wie es ist und warum es war, dass wir uns in dem Land zwischen diesen verschiedenen Stämmen, die uns hassen, niederließen. Am Morgen lege mich neben Sarah.“ Nickend betrat Yitzhak das alte Zelt seiner Mutter, das Abraham hinter seinen Schlafgemächern beschützt aufbewahrte. Während der Nachtwache brannte nicht ein Feuer. Nicht eine Person hielt Wache. Jeder in dem Lager zog sich in sein Zelt zurück und verweilte in völliger Dunkelheit. Abraham, im tiefsten Inneren des stillen Lagers, starrte durch die offene Klappe seines Zelts, um in die tiefsten Teile der Sternenkonstellationen zu blicken. Verwirrt fragte er: „Jahwe, wo ist dein Zuhause? Bist du in den östlichen Spiralen oder in den westlichen Lichtwirbeln? Ich habe nie dein Gesicht gesehen. Doch weiß ich, dass du mein engster Freund bist. Lange, nachdem mein Körper verfault ist und von der Natur der Dinge verzehrt worden ist, erinnere dich an meine Persönlichkeit in deinem Gedächtnis. Wenn du die Augen meiner Kinder siehst und ihre Rufe hörst, erinnere dich, dass sie von mir abstammten. Wenn sie ihre Untaten und Übertretungen gegen dich begehen, erinnere dich bitte, dass sie meine 180
Kinder sind. Ich habe nicht deine Verfügung der Heimsuchung, die sie durchmachen müssen, vergessen, aber wenn die Zeit abläuft und sie von ihren Ketten frei werden, erinnere in ihren Herzen, wer ich war. Jahwe, erinnere dich an meine Auferstehung.“ Als die Sonne die Dunkelheit von der Erde erhellte, war Jakob der Erste, der aufwachte. Als er das Zelt seines Großvaters betrat, beobachtete er ein merkwürdiges Glühen, das über Abrahams Körper schwebte. Eine traurige, allwissende Gegenwart verweilte in dem Zelt bei ihm. Das Licht wurde heller, verschwand dann augenblicklich. Eber kam hinter ihm herauf. „War Großvater ein echter König?“ fragte Jakob. „Wie könntest du ein König sein, wenn er es nicht war?“ erwiderte Eber.
Die folgende Woche traf eine neue Karawane in Mamre ein. Indem sie sich durch die quälenden Sandstürme und die wütende Hitze des Nachmittags quälte, näherte sich die Karawane endlich den sanft abfallenden Hügeln des Dorfes. Als sie den Platz auf der Straße erreichte, wo alle Karawanen zur militärischen Inspektion stehen blieben, näherte sich ein einsamer, betagter und unbewaffneter Mann dem Mannschaftsführer der Karawane. Eine braune Trauertunika bedeckte seinen Körper. „Es ist Yishmael“, flüsterte Eber Yitzhak zu. „Darf ich neben dir reisen, Yitzhak?“ fragte er nur einmal, nachdem er die Trauerkarawane erreichte. Ohne zu sprechen schritt Yitzhak vor seinen Halbbruder. Indem er seine Arme öffnete, umarmten sie einander und küssten leidenschaftlich den Hals des anderen. Ein merkwürdiges elektrisches Strahlen ging durch Yitzhaks Körper und übermittelte sich auf ähnliche Weise an Yishmael. „Du bist tatsächlich der Gesalbte“, gab Yishmael schließlich zu. „Für diese Worte vergebe ich dir alles, was du je gegen mich getan hast. Komm mit uns. Hilf mir, unseren Vater zu begraben.“ Nach der privaten Beerdigung fühlte Yitzhak eine Gegenwart über ihm in das tiefste Innere des Herzens eines Menschen herabsteigen, wo alle wahren Dinge durch die Schalen der Qual freigelegt werden. Die Empfindung umhüllte ihn gänzlich in einer mystischen, durchscheinenden Blase, worin er Jahwes direkten Vorsatz verstand. Eber, der Yitzhak berührte, fühlte das spirituelle Band. Er schritt zurück und Eber starrte in Yitzhaks Augen. Yitzhak konzentrierte sich akut auf die Bestattungshöhle. „Jahwe spricht zu eurem Vater“, informierte Eber Esau und Jakob. „Lassen wir sie in Ruhe.“ Hinterher in der Ruhe des Nachmittags trennten sich Yitzhak und Yishmael für immer.
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Vier Jahre später, während Yitzhak in dem Land Beer-lahai-roi lebte, wartete er zufällig außerhalb der Stadtmauern, als ein alter, zahnloser, beinahe blinder Mann auf ihn zuging. Hinter diesem zerlumpten Mann folgte ein alter, klappriger Esel. Ein sehr altes, außerordentlich abgetragenes und zerlumptes Tuch lag über dem Rücken des Esels. Yitzhak wurde neugierig, daher ging er dem Mann und seinem Tier entgegen. „Wer bist du?“ fragte Yitzhak den weiß und purpurrot gekleideten Mann. „Ich suche nach Ebers Urenkel, Yitzhak.“ „Du hast ihn gefunden, Alter“, lächelte Yitzhak. „Eine Karawane mit Papyrusrollen folgt mir aus Salem. Die historischen Dokumente werden in deine Obhut übergeben. Eber sendet diese Nachricht der Karawane voraus. Du sollst sie vor mir lesen.“ Indem der zitternde alte Mann bedenklich zu dem Esel ging, riss er das purpurrote Leinen über dem Behälter des Esels zurück. Unter dem Tuch war eine alte und kleine Zederntruhe unterhalb von Ebers Handelszylinder. Yitzhak keuchte und fragte sich über die Bedeutung davon. Als er die Truhe öffnete, ließ Yitzhak seine Finger über die eingekratzten Schriftzeichen auf der trockenen Lehmtafel laufen. Er schaute den alten Mann an, der ihn wiederum kaum sehen konnte. Aber der alte Mann, der Yitzhaks starrende Augen auf sich fühlte, legte seine zitternde Hand auf Yitzhaks Schulter. Das heftige Zittern hörte plötzlich auf. Als er die Tafel las, wurden Yitzhaks Augen feucht. Erinnerungen sausten über ihn. Unfähig, den Schmerz zu ertragen, der vor langer Zeit in dass Innerste der Geschichte verschwand, ließ er die Lehmtafel fallen. Mit langsamer Bewegung fiel die Tafel zu Boden und zerschmetterte augenblicklich bei dem Aufprall. Yitzhak brüllte einen gequälten, tiefkehligen Schrei. Alles Schweigen, das er je zurückgehalten hatte, brach aus seiner Kehle hervor und überflutete den Schmerz mit seiner Reue und Liebe. Er faltete seine Hände über seinen Schultern und brach auf seinem Knie zusammen. Sein Gesicht fiel nach vor zu Boden, wo seine Tränen auf die Stücke der zerschmetterten Lehmtafel fielen. Er ergriff eine Handvoll Erde und rieb die groben Körnchen auf seine Wange und Stirn. Die Kiesteilchen häuteten sein Fleisch. Dieses Ereignis geschah vier Jahre nach Abrahams Tod. Eber verschied im Jahr 1839 v.Chr., nachdem er vierhundertvierundsechzig Jahre gelebt hatte.
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Kapitel Dreiundzwanzig Nationen Die Morgenbrise alarmierte die Gruppe über das Ende der Nacht. Der Planet Venus leuchtete hell durch die östliche Dämmerung und begrüßte die Sonnenstrahlen. Die Erde drehte sich weiter auf ihrer geneigten Achse und bekundete, dass nur für eine kurze Zeitspanne die Dinge gleich bleiben konnten. Der Dieb legte die gestohlenen Schriftrollen hin. Er starrte in die haselnussbraunen Augen des Diebs. Er bemerkte sein graues Haar. Zum ersten Mal erkannte der Dieb die gefährliche Stärke des Führers. Am Morgen, wenn das Dämmerungslicht alles in seinen sanftesten Kontrasten enthüllt, gab die Wahrheit der Narben und Gesichtsfalten und breiten Schultern und den mächtigen Bizeps des Mannes Zeugnis darüber, in wessen Zelt die Diebe gerade die Nacht verbracht hatten. Er verschob schnell seine Augen zum Rest des Publikums. Die sechs Dutzend Männer schienen ein merkwürdiges, sanftes Echo zu seufzen. Sie rieben an ihren Tuniken ihre Hände trocken. Ihre Gesichter waren charakteristisch unterschiedlich voneinander. Irgendwie jedoch waren sie kurz durch denselben Gedanken vereint. Der Augenblick löste sich schnell auf. „Das zu Lesende gab mir einige Gedanken zu verdauen“, sagte der griechische Kaufmann schließlich zu den beiden Dieben. Als er seine Schulter zurück bog, öffnete sich seine Tunika leicht. Der Dieb setzte sich wieder hin. Irgendwie während des nächtlichen Lesens hatte er die Größe des Mannes nicht bemerkt. „Aber nun, da du in den Schriftrollen gelesen hast, warum würden wir sie kaufen wollen?“ „Um sie an jemand anderen zu verkaufen?“ erwiderte der Dieb unterwürfig. Fast komisch fügte er hinzu. „Sicherlich kommt ihr an Gelehrten und religiösen Tempeln vorbei, wo Priester und Intellektuelle interessiert wären, diese Schriften zu erlangen.“ „Ich pflege nie mit ihnen Umgang. Ich saß geduldig hier während der Nacht und hörte deinen Geschichten zu, denn wir Griechen sind an Geschichtenerzählern und Wein gewöhnt. Wir haben Herkules und Zeus und viele andere großartige Geschichten, die uns helfen, die Nacht zu vertreiben.“ „Diese Geschichten sollten dann ein gutes nochmaliges Durchlesen geben.“ „Bist du nicht albern? Ein Lesen ist genug. Der Handel der Geschichtenerzähler hängt vom neuen Publikum ab, nicht dieselben Ohren immer wieder. Danke für dein Vorlesen. Wir werden uns erinnern, was wir hörten und in Zukunft sollte jemand uns gegenüber etwas Ähnliches behaupten, haben wir eine Vergleichsgrundlage. Auf diese Weise werden wir die Wahrheit von deiner Perspektive und die Wahrheit von ihrer Perspektive unterscheiden.“ 183
Der Dieb lehnte sich nach vor und knirschte mit seinen Zähnen. „Ich will einen Verkauf.“ Der Grieche spannte sein Kiefer wiederum an und höhnte: „Von wie vielen anderen Zelten hast du einen Verkauf gesucht?“ Der Dieb schaute seinen Partner an. Beide schüttelten ihre Köpfe. Hinter ihnen schob sich ein stämmiger Kamelmeister in vorderster Reihe der Zuhörer. Als er die Schriftrollen betrachtete, fragte er mit leiser Stimme: „Sind wir fertig?“ „Nein“, erwiderte der Dieb scharf. „Wir haben nur das Wenigste der Schriften angerührt.“ „Ich bin müde. Lies uns heute Nacht wieder vor.“ „Deine Karawane ist bereit, noch eine Nacht hier zu bleiben?“ „Natürlich nicht. Aber ihr könnt neben uns folgen.“ „Wohin?“ „China.“ „Wie lange ist diese Reise?“ „Ein Jahr dorthin. Ein Jahr zurück.“ „Und während dieser Zeit erwartest du von uns, dass wir euch jede Nacht vorlesen?“ „Nicht jede Nacht. Nur wenn das Lied des Geschichtenerzählers benötigt wird.“ Der zweite Dieb sprang unerwartet auf, seine Hände zu Fäusten geballt. „Ich habe das Lesen satt. Und ich werde gewiss nicht Nacht um Nacht den ganzen Weg nach China, dann wieder hierher zurück weiter lesen! Zahlt uns eine Summe Silber und behaltet sie, um zu lesen oder zu verkaufen oder als Brennstoff zu verbrennen oder für Exkremente einzuwickeln! Nur gebt mir Geld!“ Empört über seinen Ausbruch stürzte sich der stämmige Mann allein auf den Dieb. Seine riesigen Arme legten sich um ihn. In der kürzesten Sekunde hob er den Dieb von seinen Füßen quetschte ihn. „Warte!“ schrie sein Partner. „Lass ihn los!“ Augenblicklich frei, fiel der Dieb auf seine Knie, seine Schulter vorgebeugt wie ein besiegter Hund, der seinen Überlegenen anjault. Die anderen Männer, die sich begierig während der nächtlichen Geschichtenerzählzeit versammelt hatten, lehnten sich zueinander und flüsterten. Erregt durch die unerwartete Ernsthaftigkeit des Griechen begannen sie fortzugehen. „Wartet!“ schrie der erste Dieb den davongehenden Zuhörern zu. „Zumindest spendet etwas, etwas für uns, für unsere Mühe vorzulesen.“ „Spenden?“ spottete der griechische Führer. „Für gestohlene Worte? Wie absurd!“ „Du dummer Possenreißer!“ schrie er mit zitternder Stimme zurück, viel zu schnell, um an die Gefahr, in der er war, zu denken. „Ihr ungewaschenen, ignoranten Griechen denkt noch immer, ihr besitzt die Welt und dass sie auf jede Forderung reagieren muss! Also, wir verlangen etwas Silber!“
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Mit der ruhigsten, düstersten vorstellbaren Stimme behauptete der Grieche: „Dann scheint es, dass wir den römischen Soldaten die Mühe ersparen müssen, euch zwei Drahtzieher zu verhaften!“ Und mit ruhiger Stimme, die direkt der Größe der Gefahr widersprach, fügte er hinzu: „Ergreift sie.“ Und die Sanftheit des Flüsterns entsetzte die beiden Diebe. In einem schnellen Handgemenge fingen und banden die Griechen die beiden Diebe. Grob, gewalttätig warfen die Griechen die beiden Diebe in die Mitte des Zelts. Dort warf das Licht der Morgendämmung mystisch seine Schatten über das Gesicht des Führers. Diesmal jedoch konnte der erste Dieb, der es wagte, den größeren Griechen anzusehen, seine Gesichtszüge nicht unterscheiden. Es war, als ob die Gesichtszüge des Führers plötzlich hinter einer dunklen Maske verdeckt wurden. Während er darauf starrte, bemerkte er eine Gruppe Männer nicht, die sich hinter ihn und seinen Gefährten schlichen. Zusammen ergriff die Gruppe fest die Arme der beiden Diebe. Gefangen in einem unentrinnbaren Schraubstock geriet der erste Dieb in Panik und weinte. Der stämmige Kamelmeister, der über dem weinenden Dieb stand, wurde über seine Schwäche zornig. Indem er das wimmernde Weinen nicht tolerierte, schlug ihn der stämmige Kamelmeister ins Gesicht. Der Klang vibrierte durch das Zelt. „Weiter! Breitet seine Arme weiter aus“, wies dieselbe ruhige Stimme die Handlung an. Indem sie den ersten Dieb praktisch von seinen Füßen hoben, durchbohrte die unbesiegbare Gruppe seine Arme. Bevor der Dieb keuchen konnte, stieß der Karawanenmeister das stumpfe Schwert durch die Arme des Diebs und schnitt sie ab. Mit weiten Augen, entsetzt, unfähig, sich von den fangenden Griffen zu lösen, schaute der Dieb zu, wie das eiserne Schwert eine helle Widerspiegelung der aufgehenden Sonne aufleuchten ließ und die Gesichter der Männer einfing, die ihn hielten. Das Schwert schlug durch sein Fleisch und seine Knochen. Beide Hände spannten sich zum letzten Mal an. Die Gruppe, müde der Schreie und des Weinens des Diebs, ließ seinen sich krümmenden Körper zu Boden fallen, wo sie ihn zur Seite traten. Der zweite Dieb sah das Blut aus den hervortretenden Armknochen speien. Seine Sinne gefroren bei dem Anblick der amputierten Gliedmaßen seines Gefährten. Die steif werdenden Arme widerten ihn an. Der schreiende, sich windende Körper, der nichts um sich herum ergreifen konnte, quälte ihn. Das Gesicht seines Gefährten wurde eine Verzerrung von allem Hässlichen, das er je gesehen hatte. Er trat seine Füße nach den Männern vor sich und versuchte sich seinen Weg nach draußen zu erzwingen. Indem er weit herumstieß und wild schrie, versuchte er die Aufmerksamkeit eines Retters auf sich zu lenken. Niemand kam. Keiner mischte sich ein. Die Griechen umklammerten seinen Körper fest in ihrem Griff. Indem sie ihn in die Mitte des Zeltes warfen, lachten die Griechen, als sie den 185
zweiten Dieb direkt über den schreienden und kreisenden Körper des ersten Diebs hielten. Die stärksten Männer zwangen den Körper des Opfers gerade zu dem abtrennenden Schwert. Dann warfen die unbarmherzigen Griechen sie hinaus und verließen sie, um zu Tode zu bluten. Und durch den unerträglichen Schmerz bluteten sie zu Tode, als die Sterne über ihren sich windenden Körpern leuchteten. Das faszinierende Blut goss aus ihrem Armhöhlen und bildete eine gerinnende rote und braune Pfütze, die ein paar der losen herumfliegenden Schriftrollen einfing. Die glühende Sonne backte das Blut zu einem tiefen, feuchten Braun, als es sich über die Erde und zu den Rändern der losen Schriftrollen ausbreitete. Geier setzten sich gelegentlich auf die Männer und rissen das Fleisch heraus. Ameisen kamen zu Tausenden, ihre lange militärische Linie schmauste an den Überresten. Maden wuchsen von mikroskopischer Größe zur vollen Größe und verzehrten die verfaulenden Weggeworfenen. Hunderte zerstreute Schriftrollen lagen um die stillen Körper herum. Einige verfingen sich im Dickicht der Wälder und Weinreben. Eine rollte sich über die Körper als ein vorübergehendes Schild gegen die höher steigende Sonne. Einige flogen vollkommen von dem Lager fort und verfingen sich unter einem Busch. Der Wind schob andere Schriftrollen in das Gras. Einige, die dem Stoßen und Ziehen des Windes widerstanden, blieben genau dort, wo die gewaltsamen Handlungen sie zerstreuten. Als gerollte Blumen erschienen sie über der Grasebene. Wie Zylinderblumen erschienen sie unter den Büschen. Als verlängerte Blumen, die sich um die Baumstämme erhoben, erschienen sie. Sie hatten ein getrenntes Dasein. Sein separates Leben. Einen nicht wahrnehmbaren Atem, den niemand hören konnte, sondern nur in seinem intellektuellen Besitz gehütet werden konnte. Die bösen Geister lachten, als die verstreuten Schriftrollen über den verwüsteten Zeltplatz flogen. Die Engel weinten. Die abmontierten Karawanenzelte ließen keinen Beweis ihrer Lage zurück. Die Leute gingen. Die kleinen Tiere huschten herum. Die karmesinrote Sonne ging am Horizont unter. Andere Karawanen begannen sich auf den Straßenkreuzungen zu begegnen. Indem sie ihren Durst stillten, ignorierten die ersten Gruppen die beiden Leichen. Die Kamelhufe trabten sorglos über die Schriftrollen. Ein wenig später ging eine zweite Gruppe von Männern vorbei, die ihre Esel zum Wasser führten. Die Missionarsgruppe reiste in langen, losen weißen Gewändern. Eine weitere dicke Schicht Wolle war um ihre Hüften gewickelt. Geflochtene Schnüre baumelten von ihren Hemden, als sie gingen. Lange schwarze Haarsträhnen hingen von ihren Schläfen von ihren Köpfen und verbargen ihre Ohren. Hinter ihnen folgten andere Männer. Ihre Bauchgurte hielten andere Schnüre mit geflochtenen Wollschnüren. Ihre Füße hatten keine Sandalen. 186
Als ein paar der Männer die Leichen erblickten, wandten sie ihre Augen ab. Indem sie ihre Nasen bedeckten, versuchten sie zu vermeiden, den Übelkeit verursachenden Gestank einzuatmen. „Berühre sie nicht“, warnte das älteste Mitglied den jüngsten Neuling. „Ich bin neugierig auf die Schriftrollen.“ „Ja, ich auch“, gab sein Freund nach einer kurzen Pause zu. „Überprüfen wir sie.“ „Vergeudet eure Zeit nicht. Sie sind wahrscheinlich Buchhaltungsaufzeichnungen.“ „Nein. Sind sie nicht!“ „Was sind sie dann? Geschichtsbücher? Wissenschaftsbücher?“ „Sogar bedeutender!“ antwortete er und strahlte, nachdem er ein paar der Schriftrollen untersuchte. „Sie enthalten religiöse Elemente. Ja, sie sind heilige Schriften!“ „Was?“ rief der Führer aus. Die Essener, im Augenblick der Entdeckung gefangen, standen schweigsam und starrten einander an. „Sammelt sie ein“, unterbrach der Führer die Trance. Sie stopften sie vorsichtig in ein purpurrotes Leinentuch. Hinterher trennten sie sich von der anderen Karawane, mit der sie reisten, um zum Rand des schrumpfenden Waldes zu ziehen, der einst zu den Sanddünen des Ozeans gereicht hatte. In ihrer eiligen Flucht von dem quälenden Lagerplatz wurden die Essener von der Anspannung des Augenblicks verängstigt. Nervös stellten sich ein paar eine bewaffnete Expedition römischer Soldaten vor, die hintern ihnen herjagte und die Schriftrollen für sich beanspruchten. „Was für eine überzeugende Botschaft enthalten diese Schriftrollen?“ fragte ein junges Mitglied seinen Freund. „Was für schädliche Offenbarungen sind darin? Was offenbaren sie?“ Sie erlaubten ihrer Vorstellungskraft zu Ausmaßen verschiedener Szenarien zu reisen. Ein paar flüsterten untereinander: „Wie kamen die Schriften dorthin, wo sie waren? Was für ein Unrecht begingen die beiden Personen, um einen so schrecklichen Tod zu erleiden?“ Vorsichtig errichteten die Essener ihr Nachtlager unter dem Baldachin der leuchtenden Sterne. Da sie nicht wagten, noch eine Schriftrolle aufzurollen, warteten sie auf die Andeutung des Lichts, um sie zu enthüllen. In diesem unmittelbaren Augenblick reisten sie ab und gingen zu ihren Enklaven. Sie reisten durch die sich ausdehnende Wüste, bis sie endlich die zerklüfteten Gipfel der sanft ansteigenden Berge erreichten. Die Sonne war grimmig. Die Reise mühselig. Das Fleisch ihrer Sohlen war ledern von den langen Reisen. Die scharfen Spitzen der Felsen schoben sich in ihre Haut. Sie hatten sich erzogen, das Klima zu ertragen. Sich mit dem Mangel an materiellen Besitztümern abzufinden. Sich von Frauen zurückzuziehen. Sie genossen den Besitz an Kenntnis. Sie wünschten, vollkommen die religiösen Gedanken ihrer Sekte zu verstehen. Täglich 187
suchten sie überlegt ein analytisches Eigentum der Mission des Maschiachs. In ihren Versuchen zum völligen Verständnis schufen die Essener ein biblisches Unternehmen und eine Einrichtung für die Wahrnehmung der Schriften der Propheten. Nur der religiös Scharfsinnigste konnte sich mit ihnen verbinden. Nur jene, die im Vorsatz mit der Mission des Maschiachs geleitet werden, konnten ihrer Sekte anhaften. Sobald sie ihre Enklave erreichten, ernannte der Führer der Essener die Vertrauenswürdigsten und Kenntnisreichsten unter seiner Obhut, die entdeckten Schriftrollen zu studieren. Die vorüberziehenden Tage enthielten große Erwartungen. Die wenigen Auserwählten, die sich mit den wenigen, die die griechische Sprache verstanden, berieten, bildeten eine begeisterte Bemühung, die Schriftrollen in ihrer ursprünglichen chronologischen Reihenfolge wieder zusammenzustellen. Die ausgesuchten Gelehrten, die endlich die Aufgabe vollendeten, reichten ihr Werk dem Führer der Essener. Indem er das große Werk schätzte, begann er die wieder zusammengestellten Schriftrollen den versammelten Missionaren vorzulesen. Als er die Worte las, dachte er an die Zeiten, als sein eigener Vater ihm die Geschichte von Moses vorlas, und später, wie seine Lehrer die Geschichten der Propheten und des Gesetzes vorlasen. Nach mehreren Nächten fand er die Schriftrolle, wo der Dieb zu lesen aufhörte. Er nickte. Er wusste von den abgerissenen Rändern, dass dies das Letzte war, was der Dieb las. Als ob er übernehmen müsste, begann er laut zu lesen.
Yitzhaks Geschichte setzt sich fort. Während der vorübergehenden Jahre bestärkte Esaus Fertigkeit als Jäger ihn als den besten Führer unter Yitzhaks Männern. Er bildete sich selbst aus, die Fußabdrücke in der Erde zu lesen und andere in den tiefen Wald zu führen. Er bestimmte leicht die Art der Beute und die Geschwindigkeit ihres Laufs von der übrigen Spur. Aus den Exkrementen der Gejagten bestimmte er die Stunde, in der es sich ausgeruht hatte, und die Entfernung, die es gelaufen war. Esau zog vor, lieber unter den Sternbildern zu schlafen als in den stickigen Zelten. Draußen in der Nachtluft lachten er und seine Freunde und tauschten Geschichten über die große Jagd und das Töten aus. Ihre Lieder hallten durch das Lager und ihr Lagerrauch signalisierte den Frauen einen weiteren erfolgreichen Fang. Jakob, achtsam auf den aufsteigenden Rauch aus den Tiefen des Waldes, wandte sich ab und ging in sein Zelt. „Esau hat immer alle Aufmerksamkeit!“ sagte Jakob zu sich selbst. „Und warum sollte er nicht“, antwortete er sich selbst. „Was für ein Mann jagt besser und was für ein Mann verschafft uns mehr?“ Er setzte sich und machte eine der Schriftrollen aus der Sammlung, an der Melchizedek und Eber gearbeitet hatten, auf. Die keilförmigen 188
Schriftzeichen waren eindeutig unterschiedlich von den ägyptischen Hieroglyphen, die er zu lesen und auszulegen gelernt hatte. Die Schriftzeichen waren nicht so intensiv geformt wie die Keilschrift der Hittiter, die er auch zu lesen und zu schreiben gelernt hat. Die linearen Schriftzeichen, die sein Ururgroßvater sich ausgedacht hatte, waren kompakter, leichter zu verdauen, zu übersetzen, zu schreiben. Das Alphabet wurde wegen der Hunderten Geschichten und Hunderten Genealogien, die er brauchte, um zu bezeugen, geschaffen. Nach und nach übertrugen die Schriftgelehrten, die Melchizedek und Eber in ihrer Methodologie ausbildeten, ihre Fähigkeiten an die wachsende Bevölkerung, die sich in den libanesischen Gebieten in der Nähe des Mittelmeers niederließen. Jakobs Intellekt nahm ständig zu. Dann, als sein Vater sich an Esaus großem Jagdsieg gütlich tat, wandte Jakob seine Gedanken westwärts.
Von den Klippen der Insel Kreta stand der Gebieter-Herrscher und Prinz der Lilien am Rand seines Balkons und ließ seinen Falken auf die herankommende Beute los. Indem er flink zu dem fliehenden Rebhuhn glitt, ergriffen es die Klauen des Falken, wobei er seinen Schnabel in seinen Schädel stieß. Zufrieden durch seine Leistungen stand der Prinz der Lilien mit seinen Händen, die nach der Steinumrandung des Balkons griffen. Der Minos, denn so wurde er genannt, blickte jenseits seines ihn mehreren Reihen arrangierten Palastes mit Säulen. Demokratisch von der minoischen Bevölkerung auf Lebenszeit gewählt, residierte er in dem Palast als der Repräsentant der Nation für die Welt. Der Prinz der Lilien, nachdem er den wichtigsten Mitgliedern seines Rats zugehört hatte, sprach den Willen des Volkes und den Verlauf zu den anderen Nationen. Der riesengroße weiße, rote und blaue Palast stand am Fuß des aufsteigenden Hügels. Die eingestellten Bauarbeiter konstruierten eifrig den Palast, um einen harmonischen Lebensstil der Freiheit und des Muts widerzuspiegeln. Ihr schöner Palast erhob sich sanft, um dem saftigen und dicken, immergrünen Zedern- und Eichenwald und den Maulbeerbäumen, die zum Berg Juktas führten, zu begegnen. Die lebhaften Freskenwände des Palastes stellten sanfte blaue Delfine dar, die von schaumigen Wellen sprangen und die Schiffe mit einem Willkommenslächeln begrüßten. Greife mit großen Flügeln bewachten die Eingangstüren. Die Wände der angrenzenden Räume enthielten Fresken von Stierkämpfen: das Heroische, das den Angriff des Todes besiegt. Die schmalen Taillen der Ausführenden verstärkten ihre breiten Schultern. Die geschmeidigen, schlanken, muskulösen Männer standen den großbrüstigen kaukasischen Frauen gegenüber. Politisch, ökonomisch und militärisch glich jeder Status dem anderen. Von der Hafenstadt Knossos blickte der Minos auf die Zykladeninsel Thea, die siebzig Meilen nördlich von seinem Palast lag. An den klaren 189
Tagen konnte er die Rauchwolke, die aus dem Vulkan aufstieg, sehen. Bei seltenen Gelegenheiten fühlte er die Erde unter seinen Füßen beben. „Wir haben einen neuen Posten in Korinth und in Pylos errichtet“, informierte der große Marinekommandant den Minos, wobei er in der Luvium-Sprache sprach, ein protogriechischer Dialekt. Der Minos starrte in die tiefblauen Augen seines Marinekommandanten. Seine leicht gebräunte Haut hob sich von dem sonnenverbrannten Fleisch des Minos ab. Legenden hatten von vergangenen Zeiten erzählt, als seine Vorfahren aus dem Inneren des Herzlands des großen Kontinents kamen: den kaukasischen Bergen. Seine Vorfahren waren die Kinder von Yefet: die Javaner, die Elishah, die Rodanim und die Tiras. Die arische Rasse fand es leicht, die Wasser von dem Hauptland zu der größeren Insel zu befahren. Das Wasser war damals nicht so tief. Die Inseln waren größer. Mit dem Ablauf der Zeit stieg das seichte Meer und bedeckte den einst fernen Berg bis zu seiner Taille. Die steigenden Wasser löschten vor den Augen der Menschen die flachen willkommen heißenden Ebenen. Was große Berghöhen gewesen waren, wurde vorstehende Spitzen. Der Minos ließ seinen persönlichen Buchführer rufen. „Was ist heute aus unseren Kolonien hereingebracht worden?“ „Unsere Pithois sind mit neuem Getreide und frischem Wein und Olivenöl gefüllt. Silberbarren sind aus Spanien gekommen und unsere Schiffe kehren von dem nördlichsten Hafen von Anatolien ein. Eine neue Siedlung wird dort überlegt.“ „Der Name der Siedlung?“ „Troja.“ „Halte es auf ein Minimum. Unser Handel mit den Mitanniern ist nicht so groß wie früher. Ich ziehe einen größeren Außenposten auf Thera vor.“ „Es ist eine Vulkaninsel. Wir sollten uns auf das griechische Hauptland konzentrieren.“ „Wo die Mykenier leben? Korinth ist dort schon für diesen ausdrücklichen Zweck.“ Der arische Marinekommandant blickte auf den Buchführer. „Es tut mir Leid. Ich hatte nicht vor, deine Autorität in Frage zu stellen.“ Der Minos lächelte großzügig. „Ich brauche immer jemanden um mich, der keine Angst hat, mich zu korrigieren.“ Dann redete er ernster mit dem Marinekommandanten. „Die Seevölker bedrohen noch immer unseren Handel. Was soll getan werden, um damit umzugehen?“ „Unsere Marine erweitert sich. Wir schaffen neuere, stärkere, schnellere Schiffe, um sie zu bekämpfen. Einer unserer Fachleute hat ein Kielschiff entwickelt, das ein Ruder hat. Er hat eine Kriegsgaleere geschaffen, die ein nach außen gewölbtes Heck hatte. Es kann eine Doppelreihe von Seeleuten tragen. Es hat einen geschärften Rammbalken, der an seinem Bug gesichert wird. Zusammen mit unseren 190
Muschelbooten sollten wir diese Seeräuber besiegen. Soweit haben wir ihre Aktivitäten zum Delta von Ägypten eingeschränkt.“ „Wie ergeht es den Palastu? Halten sie gegen die Seevölker?“ „Den Philistern ergeht es gut. Ich hörte, dass sie Verträge mit ihnen gemacht hatten und verheiraten sich tatsächlich mit ihnen.“ „So wie mit den Kanaanitern?“ „Warum nicht? Die Pussi ist dieselbe?“ „Ich frage mich“, lachte der Minos aufrichtig, „weiße Haut auf schwarzer Haut. Spaß Haben! Genießen!“ „Muss ziemlich aufregend sein“, theoretisierte der Marinekommandant. „Persönlich mag ich unsere langbeinigen Frauen.“ Der arische Minos nickte selbstzufrieden. Seine Gedanken verschoben sich zurück zum Hafen. „Baue für mich eine Stadt auf den südlichen Abhängen von Thera. Nenne sie Akrotiri. Wir werden sie als Handelszentrum einrichten, um der ionischen Küstenlinie und der neuen Kolonie Troja zu dienen. Unser Türkis- und Kupfergeschäfte können dort profitieren.“
Während der Marinekommandant seine Pläne kundtat, die Schiffe der Seeräuber zu zerstören, die in der Nähe von Ithaka vor Anker lagen, fuhren die Kähne mit flachen Boden ihre Kaphtor-Cousins vorsichtig aus dem Nil. In diesen Kähnen verließen sich die Kaufleute darauf, sicher das gegenüberliegende Ufer mit ihren Goldbarren und Weizenscheffel zu erreichen. Sie koordinierten ihre Bemühungen mit dem Angriff des Marinekommandanten und zusammen landeten sie an dem tyrischen Ufer. Dort sahen sie die leidenschaftlichen Flammen, die die Segel der Seeräuber in Brand setzten. Der Horizont floss vor Rot mit Tod und Vernichtung über. Eine zweite Gruppe, die nicht die Bedeutung der beängstigenden Helligkeit des Horizonts verstand, stand mit ihren Segeln unten. Indem sie Wache standen, krümmten sich die Seeleute nach vor, als eine Truppe ägyptischer Soldaten sich ihrem Lager näherte. Ein paar Männer hoben ihre Waffen in ungewisser Erwiderung auf den nachfolgenden Staub der schnell galoppierenden Pferde. „Haltet eure Äxte!“ rief ein Ägypter aus. „Wir sind hier, um euren Kapitän zu sehen.“ „Unsere Überfahrten sind beglaubigt worden“, sagte der nervöse Kapitän. „Wir sind nicht hier um euren Reisepassierschein zu prüfen. Wir sind hier, um euch zu sagen, dass der große Minos seine Feinde besiegt hat!“ Erstaunt öffnete der Cherethiter, die mit den Philistern verwandt war, seinen Mund und brüllte vor lachen. „Unser Kahn ist sicher?“ „Für heute! Und für kommende Generationen.“ „Dann kommt hier herüber und helft uns, den großen Sieg unsers Minos zu feiern!“ 191
Die beiden Nationalitäten feierten die kurze Nacht hindurch die kretische Eroberung ihres gefürchteten Feindes. Sofort entsandten die Ägypter Botschafter nach Kaphtor, die zu den Nachkommen Hams zählten, beladen mit Elfenbein und Juwelen. Während der nächsten Anbauzeit kultivierten die Bauern das Land des Niltals zu seinem Höchstpotenzial. Die Handelsschiffe trugen sicher das überschüssige Getreide zu den Ionischen Inseln von Rhodos. Von dort transportierte die wachsende Kaufmannsklasse das Getreide zu den Hittitern. Die hittitischen Kaufleute wiederum handelten mit dem Getreide bei den Mitanniern und den Assyriern.
Die Abrahamiten, die sich auf der arabischen Halbinsel niederließen, bebauten intensiv ihre weiten Getreidefelder. Ungewohnt und unerfahren wie sie jedoch waren, beschleunigten die Abrahamiten in der Methodologie der Bewässerung den Tor ihres Mutterbodens. Hochmütig weigerten sie sich, die ägyptischen Arbeiter einzustellen, die sich in ihrem Land niederließen, bereitwillig, ihnen ihre Anbaupraktiken zu lehren. Während des zwanzigsten Jahres der Bearbeitung und Kultivierung ihrer Bauernhöfe, zerstörten die Kinder Abrahams und Keturahs völlig ihr Land. Die Winde, die folgten, krochen über ihre Felder und trugen den Mutterboden zu den Ländern der Philister und zum Tal Sharon. Andere Windstürme ergriffen den Mutterboden weiter und wehten seine braunen Wolken in das Rote Meer und in den Persischen Golf. Die Erde wurde rissig und der Kohl und die Karotten vertrockneten und der Weizen trocknete und fing Feuer. Die folgenden Feuerstürme tobten durch die arabischen Siedlungen. In einem Versuch, die Verwüstung zu beruhigen, brachten die in Panik geratenen Arbeiter irrtümlich Salzwasser auf die Felder und verschlimmerten die Situation.
Yitzhak, der seine Rinder nicht tränken oder füttern konnte, sah ihnen zu, wie sie langsam umkamen. Die Monate hindurch verlor er beinahe seine Herde. Finanziell ruiniert, unsicher, zog er sich in den Schatten seines Zelts zurück. Voller Selbsttadel isolierte er sich von jedem. „Es ist, weil ich den Opferaltar überlebte, dass ich alles verloren habe. Ich verlor die kostbaren Ochsen meines Vaters, seine besten Schafe, seine feinsten Rinder. Es ist besser, in voller Gnade zu sterben, als in den trostlosen Nebeln der Qual zu leben. Satan verhöhnt mich, dass ich überlebt habe. Vielleicht sollte ich seinen Sieg erlauben, um mich zu verschlingen und diese Episode zu beenden.“ „Was meinst du?“ fragte Riveka. „Redest du darüber, dein eigenes Leben zu nehmen?“
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„Mein Leben ist mir schon genommen worden. Was bin ich jetzt? Ich diente bloß, um dir Samen zu verschaffen, um die Geburt der beiden Kinder herbeizuführen, die ständig über alles streiten. Sie sind schlimmer als Yishmael und ich!“ „Sie sind keine Homosexuellen oder von der Norm Abweichende! Trotz ihrer ständigen Auseinandersetzungen lieben sie einander.“ „Wie Kain Abel liebte?“ Sie klatschte ein Tuch in sein Gesicht und schlug ihn fest. „Erschöpfe diese Depression von dir. Du hast alles verloren, was dir dein Vater gab, aber wir sind noch am Leben. Wir haben noch immer zwei starke und höchst intelligente Söhne. Wir haben noch immer Männer und Frauen, die dir loyal folgen. Erlaube ihnen niemals, dich in tiefen, depressiven Schatten zu sehen.“ „Werde ich nicht. Noch werde ich mit ihnen etwas zu tun haben. Besser für mich, still zu sein, als sie wissen zu lassen, wie viel weniger ich ein Mann als mein Vater bin.“ Später in diesem Monat rief Yitzhak seine Familie für eine private Unterredung zusammen. In dem hell erleuchteten Zelt fragte er sie um ihren Rat. „Wir können nach Haran gehen“, schlug Riveka vor, nachdem jeder nichts Lohnendes vorschlug. „Ja“, bekräftigte Jakob die Strategie seiner Mutter. Indem er sie in seinen Armen hielt, strahlte er: „Wir haben dort Familie, die glücklich sein wird, uns zu essen zu geben und uns auf ihren Ländern weiden zu lassen.“ „Ich kann nicht“, sprach Yitzhak leise und kniff seine Oberlippe zwischen seinen Daumen und Zeigefinger, während sein Daumennagel zwischen seinen beiden Vorderzähnen spielte. „Vater“, fragte Esau, „warum nicht?“ „Ich schwor meinem Vater, dass ich nie dieses Land verlassen würde“, seine Worte klangen fast feige. „Wollt ihr, dass ich dies ebenso verliere?“ „Sicherlich sah er nie diese Hungersnot voraus!“ „Wie kommt es, dass du die Nötigung seiner Zeiten vergessen hattest?“ sagte Jakob seine Meinung, verlegen über den Mangel seines Vaters an Führerschaft und Geltendmachung. „Großvater machte auch die Zeiten einer Hungersnot durch und überstand sie. Wir können es auch.“ „Wie weißt du das?“ beharrte Esau. „Ich lese darüber in den Geschichten.“ „Du verbringst zu viel Zeit mit Lesen. Es wäre besser für dich und für uns, wenn die die Kunst der Jagd lernen würdest. Zwei von uns im Wald könnten zweimal so viel Nahrung mitbringen.“ Ihre Mutter unterbrach sie. „Jakob experimentiert mit einem Linsenfeld. Sie scheinen gegenüber den trockenen Bedingungen des Erdbodens widerstandsfähig zu sein. Die Pflanzensamen können uns ernähren und ebenso Futter für das Vieh werden.“ „Wo hast du solche Dinge gelernt?“ fragte Yitzhak Jakob. 193
„Ich habe es beobachtet.“ „Beobachtung? Das ist eine recht ausgeprägte Heldentat“, strahlte er. Esau ging zu dem Tür des Zelts. Sein Kiefer war angespannt. „Bohnen anzubauen dauert zu lange. Nahrung wird jetzt gebraucht! Ich werde jagen, während er beobachtet!“ spottete er. „Jakob, setzte mit deinen Linsen fort“, machte Yitzhak seine patriarchalische Rolle geltend, indem er mit seinem zweiten Sohn mit einem fernen Ton sprach: „Esau“, sein Lächeln wurde breiter, liebevoll berührte er seinen Erstgeborenen auf dem Ellbogen, „jage weiter. Bringe etwas köstliches Fleisch zurück.“ „Werde ich, Vater. Als dein Erstgeborener werde ich dein Lieblingsfleisch bringen.“ „Geht dann“, Yitzhak erhob schnell seinen Finger, dann ruckte er augenblicklich hinunter. Diese Geste war bei ihm gewohnheitsmäßig, ebenso das Verabschieden, Heben und Senken seiner Hände. Die beiden Brüder verließen ihre Eltern, um in der hellen, intensiven Nachmittagssonne zu wandern. Die brutale Hitze backte den Boden hart. Heiß! Verzweifelnd heiß. Gnadenlos heiß! Die wenigen überlebenden Rinder, die versuchten, der entsetzlichen Hitze zu entgehen, ruhten sich unter dem dürftigen Schatten der Eichen aus. Bald schwand der große runde Wasserteich zu einem seichten, schlammigen See. Innerhalb von Wochen wurden die taillentiefen Wasser knöcheltief. Die Vegetation verschwand in einem wehenden Wind. Das knöcheltiefe Wasser verdampfte völlig und ließ gehärtete, rissige Erde zurück!
Die beiden Brüder schauten einander an. In diesem einzigartigen Augenblick, wo alle Visionen zur Vergangenheit zurückkehrten, fluteten Erinnerungen zärtlich und wundervoll. Sie entließen die Feindseligkeit der Minute und streckten ihre Arme zueinander aus. Beide Brüder umarmten sich und drückten einander fest für eine ewige Sekunde. Jakobs Kleidung wickelte sich um Esaus Beine und Esaus Umhangärmeln drapierten sich über Jakobs Schultern. Beide küssten einander den Hals. Über den beiden Brüdern trieben ein paar Wolken und warfen eine kurzfristige Flucht vor der Hitze der Sonne aus. „Wie kommt es, dass es immer diese lächerlichen Auseinandersetzungen zwischen uns gibt?“ fragte Jakob. „Geschwisterrivalität“, antwortete Esau mit einem gefährlichen Hauch von Sarkasmus. „Esau“, Jakobs Augen wurden liebevoll, nass, enthüllten seine Liebe und Bewunderung für seinen Bruder, „pass auf dich auf! Möge Gott deine Jagd leiten.“
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„Lass ihn sich damit beschäftigen, Regen zu machen – nicht meinen Pfeil zu führen“, schnitt Esau ab, indem er zu einem streitsüchtigen Zustand zurückgriff. Jakob lächelte ihn nur an und beobachtete mit stillen Augen, wie Esau und seine Jägerbande in die empfangenden Arme der Äste des Waldes zurückkehrte. Für lange Zeit stand Jakob dort, wo er war, fasziniert von dem Spiel des Sonnenlichts über ihren Körpern, als sie durch den Wald drangen. Die verblassenden Farben ihrer Kleidung schimmerten dann verschwommen, bis sie schließlich untrennbar in den absterbenden Wald eintauchten. Einst, vor nicht zu langer Zeit, wäre er unfähig gewesen, sie an einem so entfernten Ort zu sehen, aber die Blätter verwelkten und fielen ab. Die dicken Büsche vertrockneten. Die grünen Schlingpflanzen wurden braune, spröde Schnüre. „Der Tod, der sich auf den Menschen stürzt“, dachte Jakob, „ergreift das Leben der Menschen schneller als das Vorüberziehen des Tages.“ Er schluckte hart. Die trockene Luft schmerzte. Jakob nickte dem vorüberziehenden Wind zu und ging südwärts zu seinem Linsenfeld. Die blassblauen Blumen dekorierten prächtig das Land. Yitzhaks Männer und Frauen kultivierten die Felder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Vordringlich stellten sie ihre Körbe mit Erbsen in den Bienenstockspeicher, den sie errichtet hatten. Ein anderes Mal arbeitete Jakob die kühle Nacht durch, um die Zeit des Pflanzens mit dem Pflanzen von Samen in der heißen Sonne zu vergleichen. Indem er Pflanze um Pflanze untersuchte, schauten die geschickten Männer nach Anzeichen von zerstörerischen Insekten. Als sie Schwärme fanden, die gierig die Stängel fraßen und unter den Blättern sich fortpflanzten, setzten die Landwirte die Felder in Brand. Ohne Rücksicht auf die vergebliche Mühe begannen die Männer sofort, ein anderes Feld über dem Weg von dem ersten Feld zu bebauen. Schnell wurde die Parzelle so wertlos wie die Erste. Nach dem fernen Osten mühte sich ein drittes Feld gegen die Hitze des Tages ab. „Nehmt die stärksten Getreidekörner und werft die Schwachen weg“, sagte Jakob zu seinen Gefährten. „Wir sind vielleicht doch imstande, hitzebeständiges Getreide zu züchten.“ „Du solltest lernen, hitzebeständige Schafe zu schaffen“, bemerkte ein Freund. „Ich ziehe vor, das Vieh meines Großvaters zu bewahren“, erwiderte er. „Du beeilst dich lieber, wenn man bedenkt, wie wenig wir übrig haben.“ Nickend kehrte Jakob zu dem Linsenfeld zurück.
Wochen später brachte Jakobs Feld eine große Ernte an gesunden Linsen hervor. Als er durch den Wuchs ging, glitten seine Hände über die Spitzen der Feldfrüchte. Die kleinen Blätter kitzelten sanft seine Handgelenke. In der Zwischenzeit fand Esau, während er jagte, die Abdrücke einer Antilope. Seine Finger erforschten behutsam den Abdruck 195
und seine Augen folgten fachmännisch der Spur der abgebrochen Zweige. Zufrieden, dass er genau ihren Standort vermutet hatte, pfiff Esau nach seinen Männern und machte sie auf ihren Aufenthalt aufmerksam. „Jagen wir.“ „Führe an.“ Aufgeregt rannte die Jägergruppe durch den ausgedünnten Wald. Die kleinen Bäume teilten sich leicht, als sie an den Ästen der Bäume vorbeirannten. Die braunen Blätter knackten unter ihren Füßen und die Zweige schnappten laut, als sie von Stelle zu Stelle sprangen. Esau ging über seine Kraft hinaus. Er blieb stehen. Er beugte sich nach vor und kämpfte mit seiner Atmung, indem er in seinen Lungen die heiße, trockene Luft aufnahm. „Schnell, gebt mir etwas zu trinken.“ Er schluckte das Wasser hinunter und trocknete seine Lippen mit seinem Handrücken, das Haar darauf vermischte sich mit winzigen Wassertropfen. „Fahren wir fort, aber nicht so laut!“ Der Nachmittag wurde zum Abend. Die Spuren wurden leichter zu finden. Die erfahrenen Jäger verschoben ihre Richtungen, so dass der Wind ihren Geruch von dem Wild wegwehte. Schließlich hörten sie die Geräusche der Tiere. Die Jäger machten ihre Bögen und Pfeil und Speere und Schlingen bereit. Sie rückten vorsichtig vor und näherten sich lautlos dem Dickicht. Was sie fanden, war der gestürzte Kadaver der Antilope. Ihre Naselöcher füllten sich mit dem Geruch von verfaulendem Fleisch. Ein Fliegenschwarm tanzte in den Gedärmen, während eine Sippe von Löwenjungen an der Jagd ihrer Mutter schmauste. Die Jäger senkten ihre Waffen. Lautlos gingen sie nach rückwärts und überließen die Beute der Löwin ihren Jungen. Nachdem sie mehrere hundert Meter zurückgegangen waren, dehnten sie ihre Jagd für eine weitere Stunde aus. Mit dem vollen Untergang der Sonne errichteten sie das Lager. Die folgende Woche brachte dieselben düsteren Zeichen. Die Löwen, die Schakale, die Hyänen wetteiferten mit den Männern um dieselbe Nahrung. Also führte Esau seine Männer über die Grenzen des Waldes hinaus. Stunden, nachdem sie eintauchten, beklagten sich ein paar. „Wir sind nie so weit hinausgegangen“, sprach ein müder Jäger grob zu Esau. „Ich glaubte nicht, dass die Hungersnot sich so weit ausdehnte“, antwortete Esau. „Wir wären besser daran, Kadaver zu rauben, als ehrlich nach Nahrung zu jagen“, fuhr der Jäger verbissen fort. „Jäger sind keine Räuber!“ tadelte Esau scharf. Dann fügte er hinzu. „Männer, die ehrlich jagen, müssen nie zu bedeutungsloser Gewalt Zuflucht suchen oder sich weigern, die Bürde eines anderen Jägers zu teilen.“ „Meine Bürde ist groß“, scherzte ein Kamerad, als er die Sohlen seiner mit Blasen übersäten Füße untersuchte.
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„Darum sollten wir eine Räuberbande werden“, beharrte der andere wieder. Esau weigerte, sich Angelegenheit weiter zu verfolgen. Er stritt genug mit seinem Bruder Jakob. Er wollt mit keinem anderen streiten. Besonders, da jeder müde war und dazu neigte, unpassende und hastige Bemerkungen zu machen. „Liebe, Hass! Hass, Liebe!“ Er schüttelte seinen Kopf. „So sehr ich nicht um Jakob herum sein möchte, fällt mir niemand anderer ein, bei dem ich lieber sein würde“, dachte er sich wieder. Schließlich sagte er zu den anderen: „Wir kehren nach Hause zurück.“ „Dann nehmen wir die Abkürzung.“ „Diese Route wird mich zu dem Feld meines Bruders bringen.“ „Na und? Er hat vielleicht etwas für uns zu essen.“ „Es wird sicher kein Fleisch sein“, neckte ein anderer Jäger verspielt den ersten Jäger. „Halt den Mund!“ blaffte Esau und dachte sich verbittert: „Ich kann nie von ihm wegkommen.“ Indem er laut aussprach, bellte er: „Wenn wir dorthin gehen, dann gehen wir dorthin.“ Die geraden Schultern der Jäger, nach einer langen Flucht durch die scharfen, kratzenden Zweige und Äste des ausgetrockneten Waldes, sanken am Ende des Pfades tiefer ab. Als sie in die Nähe der Lichtung kamen, rochen sie den Linseneintopf über den offenen Flammen. Als die Landwirte die zurückkehrende Jagdgesellschaft sahen, schauten sie sofort nach der Beute. Sie schauten beständig, als die Jäger sich näherten, und als sie in die Nähe der Grenze der wachsenden Felder kamen, schritten die Landwirte zur Seite und hofften, dass vielleicht die letzte Gruppe von Männern den Fang zwischen ihnen gebunden hatten. Stattdessen tauchten diese Männer aus dem nichtigen Wald mit leeren Händen auf. Die Jäger pressten stolz ihre Lippen zusammen und zwangen ihre schmerzenden Schultern gerade. Jene, die erlaubten, dass die Enden ihrer Speere auf dem Rückweg nachzogen, hoben sie nun gerade hoch und schlugen mit den Spitzen in die Luft, als sie sich den Landwirten näherten. Ein paar schrien sogar ihr Kriegsgeschrei und führten Szenen einer vorgegebenen Jagd auf. Esau wurde schnell von der Darstellung müde. Er hörte seinen Magen knurren. Seine Beine taten ihm so sehr wie sein Rücken weh. Er ging direkt zu Jakob und befahl: „Gib meinen Männern zu essen. Sie sind hungrig.“ „Die Jagd war erfolglos?“ wählte Jakob sorgfältig seine Worte. Er wollte keine weitere feindselige Konfrontation zwischen ihnen schaffen. „Nein!“ Er wurde wütend über das offensichtliche Versagen bei der Jagd. Sicher, dass Jakob sarkastisch war, wurde sein Gesicht rot. „Kannst du nicht die Dutzenden Gazellen und Wiederkäuer sehen, die wir töteten?“ „Esau, es tut mir Leid. Ich hatte nicht vor, etwas Schlechtes anzudeuten.“
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„Halt einfach den Mund und gib mir und meinen Männern etwas zu essen!“ schrie Esau. Jakob schritt von den Köchen weg und richtete einen beständigen Blick auf Esau und sagte fest: „Ich verstehe die Sinnlosigkeit deiner Jagd, aber komme nicht schreiend auf meine Felder und beschimpfe mich!“ Esau senkte seinen Ton und schüttelte seinen Kopf. Die vergebliche Jagd machte ihn müde. Das Versagen machte ihn wütend gegen jeden, die ihren Erfolg gegen die grausame Aufgabe des Landes zeigten. Er war zu müde, um die Worte zu finden, sich zu entschuldigen. Er konnte es nicht. Daher behauptete er einfach: „Wir sind hungrig!“ „Ich werde deinen Männern zu essen geben“, lächelte Jakob ihn an und berührte seinen Oberarm. Er ging zu dem Hauptlandwirt und befahl ihm, mehr Linsen zu kochen und hinzuzufügen, was die Jäger wollten. Wieder lächelte Jakob Esau an. „Entspann dich. Wasche deine Füße.“ Die Jäger ließen augenblicklich ihre Speere und Bögen fallen und bildeten einen Kreis um das Lagerfeuer. Mehrere andere begannen ein weiteres Feuer mit den weggeworfenen Stängeln der verfehlten Ernte des letzten Monats, die Jakob zu mahlen und mit dem Dung der Rinder zu vermischen plante, um es als Dünger zu verwenden. Die Gruppe von Männern entspannte sich und scherzte miteinander über die lange Jagd und wie das Land unfähig zu sein schien, sich selbst zu heilen. Kadaver und Geier beherrschten, was von dem Wald übrig war. „Es ist das Ende unserer Zeiten“, bemerkte ein Jäger zu einem der Landwirte. Jakob, als er dies hörte, sagte zu Esau. „Das ist nicht das Ende unserer Zeiten. Diese Trockenzeit wird enden und der Regen wird zurückkehren.“ „Du denkst es“, erwiderte Esau. Jakob schaute auf den wolkenlosen Himmel. Die Sonne malte die Welt gelb. „Ja, Esau, tue ich.“ „Und warum sollte Gott es wieder regnen lassen? Denkst du nicht, Jakob, dass Gott wieder auf die Menschen wütend ist und dass er diesmal vorhat, sie zu verbrennen? Esau lachte halb über seinen versuchten Humor. „Nein, Gott wird die Menschheit nicht wieder überfluten, noch wird er sie zu Tode rösten“, lachte Jakob auch halb mit seinem Bruder. Esau rückte näher zu Jakob. „Also sage mir, wie wird es enden?“ „Lange, nachdem der bestimmte und wahre Maschiach erscheint und die Auseinandersetzung zwischen Böse und Gut begleicht.“ „Es ist immer ein Zank zwischen zwei Mächte. Der Schakal gegen die Löwin. Der Geier gegen den Adler. Das Pferd gegen das Maultier. Nanu, wir kämpfen sogar gegeneinander.“
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„Esau“, Jakob berührte wieder seinen Arm. „Es muss zwischen uns kein Kampf sein. Akzeptiere mich als den Erstgeborenen und wir werden die Weisheit deiner Entscheidung feiern.“ Esau schüttelte wieder seinen Kopf. „Dieses verdammte, dumme Prinzip der Geburtsrechte und Erstgeborenenrechte sind berühmtberüchtigt nutzlos. Es ist eine klägliche Last.“ Jakob lehnte sich zurück. Er analysierte Esaus Form. Esau schien verwirrt zu sein. Verloren im Sumpf des Versagens. Eine Sache, die unmöglich zu begreifen war. Jakob drehte sich um, um Esaus ausgehungerte Jäger zu prüfen. Zum ersten Mal seit Jahren saßen sie getrennt von ihrem Führer, dachte Jakob über die Gelegenheit nach. Seit Jahrzehnten hatte Jakob den Geschichten seiner Mutter über sein Geburtsrecht zugehört. Er überlegte sorgfältig ihre Worte. Esau schnappte sein Geburtsrecht von ihm, während er im Leib seiner Mutter war. Sogar als sie in ihr waren, kämpften sie gegeneinander. Indem er beim Geburtsereignis zu fest hinunterdrängte, schob ihn Esau zur Seite und sauste an ihm vorbei, um das Licht zu finden, das seinen Weg durch die Vagina ihrer Mutter bahnte. Jakob ergriff die Ferse seines Bruders und weigerte sich, ihn loszulassen. Er starrte auf Esaus Fuß, dann starrte er auf seine Hände. Er hatte nie losgelassen! „Esau, erleichtere dich der Last des Geburtsrechts“, platzte er heraus. „Wie? Indem ich mich umbringe?“ „Verkaufe es mir.“ „Werden wir nun wie die Menschen der Welt?“ „Du schätzt es nicht. Es gibt eine Hungersnot im Land, also musst du dir keine Sorgen darüber machen, deinen doppelten Anteil an mich zu verlieren. Also, verkaufe es mir.“ „Was wirst du mir dafür bezahlen?“ „Alle Linsensuppe, die du essen kannst“, lächelte Jakob. Er streckte seine Hände aus. „Schau auf mein Feld. Nirgendwo gibt es ein prächtigeres und produktiveres Feld. Ich werde es dir verkaufen und damit deine Bande von Jägern und ihre Familien ernähren. Nimm die Landwirte mit dem Feld. Sie werden dir gehorchen.“ Esau starrte seinen Bruder an. Er blickte tief in seine ernsten Augen. Esau lachte plötzlich und rückte so nahe zu Jakob, dass sie die Herzen voneinander rasen hörten. Er ergriff ihn in einem festen Schulterdrücken: „Manchmal, Jakob, hasse ich dich mehr als irgendeinen lebendigen Menschen. Ein anderes Mal liebe ich dich so sehr, dass ich Vater eifersüchtig mache. Komm, küsse deinen älteren Bruder.“ Esaus Lachen nahm zu, ebenso das Lachen seiner Männer und das Lachen der Landwirte. „Liebster Bruder – bringe die Linsensuppe! Erleichtere mich meiner Last!“ „Das Geburtsrecht gehört mir?“ „Tut es! Aber füge dem Eintopf etwas Wein hinzu!“
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Indem er mit seinem Zeigefinger deutete, befahl Jakob, dass die Köche schnell die Tonschalen mit dem Eintopf füllten und sie jedem Mann reichten. Stunden später schliefen die müden Jäger ein. Esau, der neben Jakob ruhte, drückte ihn fest an seinen Brustkorb. „Was für eine unsinnige Sache, die Geburtsrechtsstreiterei. Sei jetzt zufrieden, lieber Bruder.“ Der Sonnenaufgang entdeckte Esau zufrieden, harmonisch neben Jakob schlafend. Die Landwirte und Jäger, die das Paar nebeneinander liegen sahen, wie in dem Mutterleib, gingen leise um sie herum. Eine Woche später welkte das Linsenfeld dahin.
„Wir können hier nicht länger bleiben“, versuchte Riveka mit ruhiger, doch fester, sachlicher Stimme Yitzhak zu überzeugen, Beer-lahai-roi zu verlassen. „Ich muss bleiben. So sehr ich darüber nachgedacht habe, weiß ich einfach nicht, wie ich gegen meinen Eid zu Jahwe verstoße.“ „Vater“, meldete sich Jakob leise zu Wort, „ich kenne die Antwort. Großvater errichtete überall Brunnen.“ „Ich weiß das.“ „Er grub sie auch in Mamre und sogar in Gaza. Unsere Landrechte sind von Jahwe erlaubt worden, sich bis zu den Ufern des Großen Meeres auszudehnen.“ Esau fügte kichernd hinzu: „Ich würde nicht zweifeln, dass er sie selbst in Ägypten grub.“ „Esau!“ tadelte Yitzhak. „Sprich nie wieder so gefühllos von meinem Vater! Er war Jahwes persönlicher und tiefster Freund. Du beleidigtest nicht nur deinen Bruder, sondern mich ebenso. Schlimmer, du beleidigtest Jahwe.“ Beschämt über seine Worte zog Esau seinen Sarkasmus zurück. „Vater, ich bitte um Vergebung. Und die von Jakob, ebenso die von Jahwe. Ich hätte weder gegen meinen Großvater noch gegen Jahwe sarkastisch sein sollen.“ Yitzhak lächelte sofort. „Komm, mein kostbarer Sohn. Küss mich auf meinen Hals. Ich weiß, dass deine Worte nicht beabsichtigt waren, uns zu schaden.“ Esau umarmte seinen Vater und schaute Jakob direkt mit einem Grinsen auf seinem Gesicht an. Jakob zog sich in die fernste Ecke des Zeltes zurück und ergab sich dem Drama. „Wir können als Kompromiss nach Gerar gehen“, fuhr Riveka fort. „Das können wir tun“, stimmte das Oberhaupt der Familie schließlich zu. „Kinder, packt am Morgen unsere Sachen.“
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Als Yitzhak neunzig Jahre alt wurde, wurden seine grollenden Zwillinge dreißig Jahre alt. Im Jahr 1828 v.Chr. reiste die hebräische Sippe nach Gerar. Die entsprechenden, kaum ernährenden Weideländer erstreckten sich vor der kleinen, wandernden Gruppe. Als sie das halbtrockene Stromtal erreichten, machte sich die Familie sofort daran, einen so tiefen Brunnen zu graben wie sie an ihrem ersten Tag in dem Land konnten, um das festgehaltene Wasser für ihre Tiere freizusetzen. Nicht weit weg von ihrem Lager lebte die zunehmende Bevölkerung, die aus Kaphtor kam, in der neu errichteten Stadt Gaza. Vor ihrer Ausschiffung, Entdeckung und Urbarmachung der Region musste man mit den ursprünglichen Ansiedlern, den Pelethitern und den Cherethitern, auf entsprechende Weise umgehen. Sie Seeleute hatten über die Jahre hin die Stammesfrauen der Gegend geheiratet. Um die Ehe auszugleichen, forderte der Gebieter-Herrscher, dass alle neuen Ehen mit einem entgegengesetzten Stamm und niemals innerhalb desselben Stammes ausgeübt werden mussten. Erzwungene Integration wurde gültig und milderte die Rassentrennung, das Vorurteil und die rassische Engstirnigkeit. Innerhalb einer Generation wurden die Kinder als die Palastu identifiziert. Indem sie sich weiters mit den einheimischen Kanaanitern verheirateten, schafften es die Minoer, sich in der Gegend anzupassen. Schnell akzeptierten die Kanaaniter ihre Anwesenheit und nannten sie Philister.
Der Abimelech, der vierte ernannte König der Philister durch die Anweisung des Minos von Kaphtor, wartete geduldig am Scheitelpunkt der Königsstraße. Durch Vertrag bauten die Ägypter und Pelethiter die Straße, damit die Kaufleute der Welt sicher von Ägypten nach Syrien, nach Babylon und schließlich nach Indien reisen konnten. Weiße Esel zogen die Kriegsstreitwägen des Abimelechs. Eine steife runde und gelbe Pferdehaarmähne schmückte die Spitze seines Helms. Der Phikol stand neben ihm so wie Ahuzzath, der Botschafter des Minos. Sie wählten diesen Tag, um Yitzhak und sein kleines, beinahe unbedeutendes Gefolge zu begrüßen. „Wir heißen dich willkommen wie deinen Vorfahren vor hundert Jahren.“ „Wie kommt es, dass ihr euch an ein solches Ereignis erinnert?“ fragte Yitzhak. „Es ist in unseren Geschichten. Wir benutzen noch immer die Brunnen, die er grub. Sein Name ist so tief in den Grundsteinen gemeißelt, dass sogar die Sandstrahlen von hundert Jahren versagt haben, es auszulöschen.“ Indem der König aus dem Streitwagen stieg, ging er zu Yitzhak.
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Yitzhaks Kopf berührte bei der Umarmungszeremonie kaum die obere Schulter des Herrschers. Der König und der militärische General und sogar die niederrangigen Soldaten waren größer und stärker als Esau. Die blau- und haselnuss- und grau- und grünäugigen Menschen mit ihrem blonden und hellbraunen Haar faszinierten die Wanderer. Jakob erinnerte sich, über ihre merkwürdig helle Haut und eigenartig gefärbten Augen gelesen zu haben. „Niemals wieder werde ich anzweifeln, was ich las“, sagte er zu sich. Esau lächelte den einen rothaarigen Seemann an, der zufällig die Soldaten begleitete. Der König war von der kleinen Anzahl an Männern überrascht. Die hebräische Sippe beeindruckte seine Fantasie. Er hatte nie so intensives und dichtes schwarzes Haar zuvor gesehen. „Sind diese Männer die Kinder des Volkes von Indien?“ dachte er. Er betrachtete sie weiterhin genau. Er sah ihre außergewöhnlich konzentrierten braunen Augen. Was auch immer die Männer anschauten, sie blickten es an, bis sie jede Einzelheit kannten, worauf sie starrten. Dieses akute Starren nervte den Phikol und den Abimelech. Beide Männer starrten gleichzeitig Jakob an. Sie blickten auf seine Manieren und wie die anderen Männer ihn anschauten. Er war eindeutig der Intelligenteste unter ihnen. Jakob wiederum betrachtete den Phikol und den Abimelech eingehend. Für lange Augenblicke standen sie einfach dort und lächelten und tauschten kleine höfliche Bemerkungen aus. Jakob erwiderte mystische Antworten auf ihre Fragen über das Leben und die Reisen und das Bedürfnis des Körpers nach Nahrung. Jede Aussage, die Jakob dem Botschafter gegenüber tätigte, endete mit einem fragenden Blick. Schließlich zuckte Jakob mit seinen Schultern und ging davon. Der hohe Botschafter und der König schauten einander an, als Jakob ihnen seinen Rücken zuwandte. „Du fragst ihn, wie die Reise ging und er antwortete ‚Mit Gott.’ Du fragst ihn über die Hungersnot und er antwortet: ‚Gott füllt wieder die Erde mit Gedanken des inneren Wesens, die zur göttliche universale Gnade für die ganze Menschheit beabsichtigt sind.’ Wagen wir ihn zu fragen, was er über Könige und ihre Untertanen denkt?“ „Nein“, sagte der Phikol. „Wer weiß, ob seine Antwort uns beleidigen oder erleuchten wird.“ Später während der Stille der Nacht, als die Sterne die Erde mit ihrem glänzenden Licht erfüllten, probte der Phikol die Unterhaltung, die zwischen ihm und Jakob stattfand und fragte sich über tiefere und größere intellektuelle Fragen und Antworten, um Jakob damit herauszufordern. Im Verlauf der dunklen Nacht verängstigten ihn Bildnisse von gefallenen Königen und zerstörten Ländern, die in Ruinen schwelten. Eine Stadt, größer als sonst etwas, das je irgendwo auf der Oberfläche der Erde existierte, kam in seine Gedanken. Dann, als die Sonne kam, um über dem Rand des Horizonts vorzudringen, fühlte sich der Phikol besonders albern, die Nacht mit solchen Gedanken und 202
Szenarien zu verschwenden. Die Verbindung zwischen Größe und Torheit war durch welches wahre Ausmaß zu messen? Der König fühlte sich während der neuen Morgendämmerung verpflichtet, zu seiner Schönheit mit Fragen zu erwachen, die etwas sagen würden, irgendetwas, um den Halt zu brechen, den Jakobs Intellekt über ihn hielt. Doch erinnerte er sich schwach an die merkwürdigen Bilder von Zehntausenden Menschen, die durch die Straßen der großen Stadt gingen, die mit Gold und Juwelen gesäumt war, und Leute in weißen Gewändern, die so wie die Sonne schimmerten. „Die hebräische Sippe besitzt Magie“, dachte er. „Also, was auch immer für extreme Kontraste zwischen unseren Völkern existieren, sind unbedeutend“, suchte er Zeit zu gewinnen. „Für unsere Aufzeichnungen“, sprach er später mit einer Miene des wirkungsvollen, kultivierten Hochmuts, nachdem er Jakob und seinen Vater begrüßte, „wie viele Generationen seid ihr von Abraham entfernt?“ „Ich bin sein legitimer Erstgeborener.“ „Ist dies wahr?“ fragten seine verblüfften Worte die Zwillinge. „Großvater hatte andere Kinder durch Keturah, seiner zweiten Ehefrau“, bestätigte Jakob die Wahrheit der Behauptung seines Vaters. „Er hatte auch andere Söhne durch seine anderen Konkubinen. Unser Vater, Yitzhak, jedoch ist der Erbe von Abrahams Segen. Er ist der Erstgeborene von Abraham und Sarah.“ „Und wie alt war er, als du geboren wurdest?“ „Er war hundert Jahre alt“, antwortete Yitzhak. „Dann musst du...“ „Ich bin neunzig Jahre alt.“ „Einfach unglaublich!“ Dann fragte er Esau: „Wie alt war dein Großvater, als er starb?“ „Ich und mein Zwillingsbruder waren fünfzehn Jahre alt, als er starb. Das war vor fünfzehn Jahren. Großvater war hundertfünfundsiebzig Jahre alt, als er starb.“ „Dies ist einfach erstaunlich! Unsere Fruchtbarkeitsgötter müssen eure Fruchtbarkeitsgötter kennen lernen!“ „Wir haben keine Fruchtbarkeitsgötter“, warf Yitzhak ein. „Oh, ja, ich vergaß. Aber es ist nicht unsere Natur, jemanden zu beleidigen. Wir sind die größten Kaufleute der Welt. Wir handeln auf den Ägäischen Inseln und in ganz Ägypten und bis zum Hals von Afrika und Europa. Wir benannten beide Kontinente aus unseren Erforschungen! Sogar halten sich unsere Schiffe dicht an die nördlichen Küstenlinien der Ionischen Inseln, und ja, sogar genau diese Küstenlinie. Wir werden bald neue Städte in den tiefen Häfen der libanesischen Küste bauen.“ „Ich kenne dieses Land“, drang Jakob wieder in die Unterhaltung ein, indem er auf eine Zuhörerschaft für sich selbst bestand. „Die Kanaaniter wohnen hier. Sidon, Kanaans Erstgeborener, nach dem er die Stadt benannte, war ihr Vorfahre.“ „Du lebtest in Sidon“, fragte der Herrscher Jakob fasziniert. „Wie lange lebtest du dort?“ 203
„Nanu, niemals.“ „Wie kommt es dann, dass du so viel über ihre Gründer weißt?“ „Mein größter Vorvater, der sowohl König als auch Priester war, schrieb ihre Genealogien und Geschichten auf. Wir haben die intakten Geschichten von jeder Familie.“ „Wie ist dies möglich?“ „Forschung und Offenbarung.“ „Forschung verstehe ich. Offenbarung ist für mich zu mystisch zu begreifen.“ „Jahwe hat uns alle Geheimnisse kundgetan.“ „Uns“, wiederholte er verwirrt die Phrase. „Ich spreche von der Fähigkeit meines Vaters.“ Der Ahuzzath, der vertrauliche Freund und autorisierte Sprecher des Abimelechs, der ihn begleitete, wohin er auch ging, legte seine Hand auf Yitzhaks Schulter und bestand darauf, Yitzhak zu fragen: „Bist du ein Prophet?“ „Ich bin mehr“, antwortete er sofort und überraschte Riveka mit der Schnelligkeit seiner Antwort. Sie erwartete, dass er sich davonschlich, sich unter dem Tisch versteckte. Die Stärke seiner Jugend kehrte zu ihm während des nächtlichen Mahls zurück. „Ich bin Jahwes Gesalbter. Ich bin die symbolische Repräsentation des kommenden Maschiachs. Ich bin der heutige Maschiach.“ „Was ist ein Maschiach?“ fragte der Phikol. „Heute stellte es die wahre kommende Führerschaft dar. Er wird über die Welt in einer Herrschaft des Friedens herrschen.“ „Über die ganze Welt?“ „Ja.“ Als der Ahuzzath Yitzhak hörte, schritt er von ihm weg und ging zum Phikol und flüsterte: „Wir haben einen Verrückten zu unserer Verfügung. Verweigere ihnen allen den Eintritt nach Gerar.“ Der Phikol schaute seinem vertrauensvollen Gefährten und Ratgeber an. Er schloss seine Augen und erinnerte sich an Teile seines Traums. Er beschloss, die Bemerkung seines Freundes zu ignorieren. Der Phikol bemerkte: „Also, die Nördlichen werden Sidonier genannt. Siehe, Ahuzzath, statt auf teure Galeeren nordwärts an Bord zu gehen, ist alles, was wir tun müssen, den Sohn dieses Manns zu fragen, der lebt, wo er will und liest, was er will, und jeden über alles genau informiert.“ Der Abimelech, beeindruckt durch die Ganzheit dieser Ereignisse, ging direkt zum Ahuzzath hinauf. Indem er sein Flüstern zurückwies, fragte der König weiter: „Yitzhak, beabsichtigst du, hier zu bleiben?“ „Nein, du solltest nicht!“ machte der Ratgeber nun seine Ansichten allen bekannt. „Ich empfehle Ägypten. Das Delta ist reich. Die ägyptischen Könige bauen ständig. Es gibt reichlich Beschäftigung dort. Große Gelegenheiten für die richtige Familie, um enorm wohlhabend und mächtig zu werden. Die Hyksos bewiesen dies sicher! Und es ist dort unten so konservativ! Nichts scheint sich je zu ändern: weder zum Guten noch zum Schlechten. Ägypten schleppt sich einfach in 204
dem Zeitrahmen dahin. Eine Person, die so lange wie du gelebt hat, wird eine solche Einrichtung verstehen. Du wirst ein willkommener Segen für die ägyptischen Könige sein. Und natürlich, indem du dort lebst, kannst du uns eine gewaltige Hilfe sein. Unser Minos kann dich zu einer erhabenen Position ernennen. Ich bitte dich nur, uns gelegentlich die wichtigen Dinge zu schreiben, die du dort geschehen siehst.“ „Ja“, der eifersüchtige Botschafter sah eine Gelegenheit, Yitzhak zu verspotten. „Du kannst die Grabräuber abhalten!“ Gefangen in seinem eigenen Scherz, kicherte er laut so wie die Soldaten hinter ihm. „Pst“, tadelte der König seine Männer milde. „Wie ich mich erinnere, haben wir einen Vertrag zwischen uns. Du darfst hier bleiben! Oder, wenn du es vorziehst, werden wir dich sicher nach Ägypten eskortieren. Niemand wird dir in Avaris Schaden zufügen. Die Hyksos-Dynastie liebt unseren Minos zu sehr, um deine Familie zu verärgern.“ „Ich werde darüber schlafen – symbolisch“, erwiderte Yitzhak und richtete seine letzten Worte ausschließlich auf die Ohren des Ratgebers. Eine plötzliche Kälte durchdrang den eifersüchtigen Mann. Er schüttelte die Empfindung ab und schritt schnell von Yitzhak fort. Ein sofortiges Zittern überkam ihn wieder. Er starrte den Hebräer an und bekam vor ihm Angst. Eine unerklärliche Essenz umgab und durchdrang diesen Mann. Verwirrt durch seine rätselhafte Furcht, verbarg er seine Gedanken in seinem Verstand. „Was?“ neckte ihn der König, der das Schweigen des Botschafters bemerkte. „Ich dachte, nur die Katzen klammern die Zungen der Ägypter fest! Ich sehe, dass sie deine ebenso haben.“ Dann zu Yitzhak. „In der Tat, überschlafe deine Antwort. Auf jede Weise werde ich deine Bitte ehren. Aber wahrlich, Ägypten ist der Ort, um darin zu sein. Und wie ich mich erinnere, besuchte es dein Vater auch, und korrigiere mich, wenn ich Unrecht habe, er wurde dort unten ein wohlhabender Mann. Hat etwas mit seiner Ehefrau zu tun, vermute ich.“ Yitzhak, der sich umdreht, um seine Kinder anzublicken, weigerte sich zu antworten. „Oh gut. Gerüchte und Geschichte und Spekulation. Wer kann was in was teilen? Genieße! Genieße das Leben!“
Yitzhak fühlte eine intensive Ermüdung ihn überwältigen. Er rieb seinen Nacken und seine Schultern. Er warf sich auf seinem Bett hin und her und zwang Riveka, das Bett zu verlassen. Sie schlief augenblicklich tief und fest im anderen Bett ein. Lange nach Mitternacht fiel er schließlich in einen tiefen Schlummer. In dieser tiefen Privatsphäre der Nachtruhe sprach Jahwes Stimme zu ihm. „Gehe nicht nach Ägypten. Bleibe in dem Land, das ich für dich ernannt habe. Lebe voll in diesem Land. Ich werde dich segnen und ich werde bei dir sein.“
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Hingerissen in einer mystischen Vision betrachtete Yitzhak das Land, das seine Kinder besitzen werden. Yitzhak sah die Berge, die Flüsse, die Täler, die Weingärten, die Wälder, die weiten Strecken an Getreidefeldern, die Wiesen und die Küstensanddünen. Vom südlichen Nebenfluss von Ägypten bis zum Euphrat an Mesopotamien angrenzend. Alle diese Länder teile ich dir und deinen Nachkommen zu. Diesen selben Eid vereinbarte ich mit deinem Vater. Ich vereinbare ihn mit dir. Ich werde die Vollständigkeit deiner Erben so zahlreich wie die Sterne des Himmels vermehren. Alle deine Kinder werden diese Länder erhalten, so dass alle Nationen der Erde durch die Handlungen deiner Erben gesegnet werden. Ich tue dies, weil dein Vater mir gehorchte und meinen Vertrag aufrecht hielt. Du musst meinen Geboten gehorchen. Du musst meine Gesetze aufrechterhalten. Du muss dich an mich und an meine Lehren erinnern.“ Der neue Morgen fand Yitzhak als Ersten unter dem Haushalt erwachen. In der ruhige Zeit vor der Morgendämmerung, wenn der Wind sich rührt, wenn die Äste sich bewegen, wenn die Sterne matt werden und das aufsteigende Licht die Pfade des anderen Landes beleuchtete, suchte Yitzhak in der tiefen Unterlage seines Daseins eine Antwort. Er verstand deutlich seinen Platz im Universum. Er wusste eindeutig, wo er in seiner Beziehung zu allem und jedem stand. Seine Selbstzuversicht schwang sich empor! Seine zaghafte Bescheidenheit, Unentschiedenheit und depressiv/glücklichen Stimmungsschwankungen zerstreuten sich. Er weckte die Schlafenden und wies die Leute an, sich um ihn zu versammeln. „Wir werden in Gerar bleiben.“ Als der Abimelech die Verkündigung hörte, lud er sie ein, die Küstenstadt zu besuchen.
Begierig, die neue Siedlung zu erforschen, räumten seine Familie und sein Haushalt ihr Lager. Das Gefolge mit seiner Sammlung an Tieren ging eilig auf das neue Gebiet zu. Während dieser Reise fragten sich die Männer und Frauen über ihren neuen Bestimmungsort. Die Anordnung des Landes, die Wasserqualität und wie anbaufähig die Erde war. Jeder Schritt brachte sie näher zur bestimmten Fläche, und jeder Schritt erhöhte ihre Erwartungen, etwas Wundervolles zu sehen und zu genießen. Ihr Herz schwoll vor Freude, als sie sich dem letzten Hügel näherten. Als sie sich dem letzten Hügel näherten, blickten sie augenblicklich zurück auf das Land, über das sie gerade gereist waren. Der Größte unter ihnen starrte über den Gipfel des Hügels und das Lager stieg zusammen den sanft ansteigenden Hügel hinauf. Der erste Mann, der den Gipfel erreichte, stand wie angewurzelt. Nicht schreiend, nicht winkend, sich nicht bewegend blieb der Mann einfach 206
dort stehen, als ob er sich in einen lange ausgestorbenen Baum verwandelt hätte, der einst wuchs, wo er stand. Als Yitzhak ihn einholte, blickte er mit dem Mann über den letzten Hügel hinaus. Yitzhak versuchte die architektonischen Wunder der Stadt, die vor ihnen lag, zu begreifen. Hohe Türme und mehrgeschößige Steigungen beherrschten den Horizont der Küstenstadt. Yitzhak stand so angewurzelt wie der Mann neben ihm. Als die anderen aufholten, starrten sie auch ungläubig auf die Stadt. Sie beobachteten Hunderte Männer, Frauen und Kinder, die in den Wohnblöcken ein und aus gingen, in denen die Leute lebten. Als sich die Hebräer sammelten, ging das Willkommenskomitee der Stadt vor einer großen Prozession. Bunte Tücher winkten und Hörner ertönten und große Jubelrufe unterbrachen das verblüffte Starren der Hebräer. „Wie hoch sind diese Häuser?“ fragt Yitzhak den führenden Bürger. „Fünf Stockwerke“, erwiderte er. „Einige sechs. Einige sieben. Jeder will eine Wohnung am Meer. Dies war die einzige Art, die ich kannte, um sie zufrieden zu stellen. Aber beobachtet den Wind. Er ist wild in den obersten Stockwerken.“ „Wie verhindert ihr es, dass sie herunterfallen?“ „Balken kreuz und quer zu Balken und Zedern mit Zedern verbunden. Wie unsere Schiffe mächtig sind, so sind es unsere hohen Wohnblöcke. Wir haben über zehntausend Personen, die an dieser kleinen Küstenlinie leben. Jenseits dieser Sanddünen erhält uns eine hinreichende Menge an fruchtbarem Land. Einst konnte diese Stelle unser Heimatland unterstützen. Aber diese Hungersnot hat uns ebenso wie euch beeinträchtigt.“ „Zumindest könnt ihr noch Feldfrüchte auf eurem Land anbauen. Wir können auf unseren nichts anbauen.“ „Also, nicht nur konkurrieren wir mit dem, was zwischen uns am besten ist, wir konkurrieren auch mit dem, was zwischen uns am schlimmsten ist.“ Er lächelte und genoss Yitzhaks Gesellschaft. „Aber was spielt es für eine Rolle? Genieße! Genieße das Leben!“ „Vater“, fragte Esau, „wo werden wir leben? Dort oben?“ „Nein, nein“, behauptete der König. „Die oberen Stockwerke sind für meine königlichen Stabsmitglieder und reichsten Kaufleute und größten Seekapitäne. Nehmt die unter Stockwerke für eure Familie.“ „Kann ich ein Seekapitän sein?“ fragte Esau. „Damit du auf dem obersten Stockwerk wohnen kannst?“ fragte der König sanft. „Um des Handels willen.“ „Gute Antwort, junger Mann! ;Um des Handels willen!’ Sei ein Kaufmann! Werde reich!“ „Ja“, bemerkte Esau leise mehr zu sich als zu sonst jemanden. „Ich werde tatsächlich ein wohlhabender und mächtiger Mann werden!“
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Riveka, die ihr Haus einrichtete, erlaubte ihrem Schleier zu fallen und ihr weichen Wangen und die Lippen, die strahlend lächelten, enthüllen. Ihre Ohrläppchen hielten kostbare Juwelen und ihre Augen sprachen tausend Liebeslieder. Als die Sonne aufging, wenn ein Mann sich zu einem bestimmten Grad drehte, konnte er leicht die kurvenreichen Umrisse ihres Körpers erkennen. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Drinnen im Haus machte sie es sich gemütlich. Sie hatte vergessen, dass von der Küste Seemänner durch die offenen Fenster sehen konnten. Es geschah eines Tages, dass ein Seemann, der sie erspähte, beschloss, kühn an ihre Tür zu klopfen. „Wer bist du?“ fragte er sie. Seine Augen waren von ihrer Figur und ihrer königlichen Haltung verwirrt. Yitzhak, der den Ohrring des Seemanns auf seiner Nase und die gehämmerten, soliden Goldsymbole, die von seinem Hals hingen und eine heidnische Göttin darstellten, bemerkte, antwortete kurz und bündig: „Sie ist meine Schwester.“ Der Seemann nickte und kehrte zu seinen Freunden zurück, um sie zu informieren, was Yitzhak gerade gesprochen hatte. Riveka wandte sich an ihren Ehemann und sagte: „Warum sagtest du ihnen, dass ich deine Schwester bin?“ „Mein Vater tat dies, als er sich in Ägypten bedroht fühlte. Diese Aussage rettete wahrscheinlich sein Leben.“ „Was haben wir hier zu fürchten?“ „Heiden und sexuelle Raubtiere.“ Der Abimelech, neugierig darüber, warum die Seeleute ständig absichtlich vor Yitzhaks Wohnung gingen, zwang sich schließlich dazu, an seine Tür zu klopfen. „Was geht hier vor sich?“ Aber bevor Yitzhak antworten konnte, sah er Rivekas Gesicht. Die Morgensonne enthüllte ihre innere Gestalt in ihrer Seidenbedeckung. „Kümmere dich nicht um die Antwort. Ich kenne sie schon. Ist dies deine Frau?“ „Sie ist meine Schwester“, erwiderte Yitzhak. „Also, das ich ein Glück für dich. Aber lassen wir deinen Haushalt in die Nähe meines Hochhauses übersiedeln. Es gibt dort eine eingeschößige Behausung. Sie ist größer als diese. Sie wird euch mit größerer Privatsphäre versorgen. Sie hat einen netten Hof in der Mitte davon und einen doppelten Eingang. Mir gefällt dieser Stil sehr.“ „Warum lebst du dann nicht dort?“ „Weil ich der Abimelech bin. Mein Titel verlangt, in der höchsten Wohnung zu leben. Geh und genieße es. Es ist ein großes Haus.“ Yitzhak stimmte dem König zu. Während der nächsten paar Tage überstellten er und seine beiden Söhne ihre Habseligkeiten auf den Eseln und gingen zufällig an einem Bruch in den Sanddünen vorbei, der jenseits von ihnen das sich abmühende Grün des Ackerlands enthüllte.
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„Jakob“, rief er aus. „Diesen Samen, mit dem du experimentiertest, hast du zufällig welchen mitgebracht?“ „Ich erinnerte mich, ja.“ „Wie werden sie sich in dieser Salzluft gedeihen?“ „Diese Erde war früher die prächtigste rundherum. Mit ein paar frischen Brunnen sollte das Getreide gedeihen. Ich vertraue darauf, dass es wächst.“ „Esau, warum suchst du und Jakob nicht nach Land für uns zu kaufen? Experimentieren wir mit diesem Samen.“ „Vater, ich bin Jäger.“ „Esau, was gibt es hier zu jagen? Fische?“ „Ja. Ich kann ein Seekapitän werden.“ „Nun, das wird nicht geschehen. Du bist an dieses Land gebunden, so wie ich daran gebunden bin. Außerdem solltest du lernen, wie man das Land bestellt. Ein Experiment ist ein Experiment. Und wie der König uns jeden Tag befiehlt: ;Genieße! Genieße das Leben!’“ Esau umarmte seinen Vater und lachte fröhlich. „Für dich, Vater, werde ich das Land bestellen. Vorübergehend!“ zog er das letzte Wort langsam heraus. Nachdem er Erlaubnis erlangte, mehrere angrenzende Grundstücke zu bearbeiten, begannen Yitzhak und seine Zwillingssöhne und sein Haushalt den Boden mit ihren Kupfergeräten zu brechen. Während sie den Boden bestellten und die Bewässerungsgräben für das Frischwasser gruben, beschäftigten sich die Frauen mit dem Weben von Flachs in lange, breite Tücher. Sie benutzten zwei Muster: das geschlossene Geflecht und das offene Geflecht. Die Frauen stanzten Löcher in die Elfenbeinhaken der hintereinander angeordneten Stangen, die sich zwischen sechs Stühlen erstreckten und die Stepparbeit ausübten, indem sie lange Fischgräten benutzten, um auf dem ganzen Stoff Muster zu machen. Während die Frauen arbeiteten, begannen die jungen Männer ihr neulich gekauftes Land zu bearbeiten. Die Philister, die zufällig vorbeigingen, blieben stehen, um die harte Landwirtschaftsarbeit zu beobachten. Als die Tage vergingen, wunderten sich jene, die vorbeigingen, als die rissige Erde zu heilen begann und zu einem prächtigen schwarzen Erdboden wurde. Die zarten Weizenschösslinge brachen durch die Erde und breiteten sich auf den ganzen Feldern aus und erzeugten neuen Wuchs, der schnell dichter wurde. Nachdem Yitzhak das Getreide drosch, verkaufte er es an die Seeleute und an die vorbeikommenden Kaufleute. Die übrigen Stiele verkaufte er an die Kamelkarawanen. Esau diktierte den endgültigen Preis für das Futter und Getreide. Innerhalb von zwei Jahren wurde Yitzhak einer der wohlhabendsten Männer in der Stadt. Riveka erhöhte in der Zwischenzeit die Produktivität der Bemühungen der Frauen zur gleichen Zeit. Ihre Webarbeiten wurden die Besten im
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Land. Die Seekapitäne waren von den starken Stoffen beeindruckt und bestellten bei ihr Segel für ihre Galeeren. Jeder, der an ihrem Haus vorbeiging, blieb stehen. Wenn sie sie zum ersten Mal sahen, konnten sie ihre Augen von ihrem Gesicht nicht abwenden. Schließlich begann sich die Familie mit den Bürgern der Stadt zu vermischen. Eines Tages, während Esau auf dem Marktplatz einkaufte, saß er zufällig eine Gruppe von Männern, die miteinander rangen. Er saß beim Wasserbrunnen und verbrachte den Nachmittag damit, ihre Armbewegungen, die Stellung ihrer Füße, das Ergreifen des Nackens des anderen und wie sie die Hebelkraft an ihren Körpern einsetzten, um ihre Gegner aus dem Gleichgewicht zu bekommen. Er hörte dem jubelnden Publikum zu und wurde von den erobernden Fähigkeiten der Ringer fasziniert. Sobald die Ringer ihren Wettkampf abschlossen, rannten die Leute zu ihnen und kauften ihnen Lebensmittel und Obst und beschenkten sie mit geflochtenen Körben und neuen Sandalen. „Ich werde das lernen“, sagte sich Esau. Von diesem neuen Morgen an versammelten sich Esau und seine vertrauenswürdigsten Freunde bei der hinteren Scheune und übten, was sie sahen, und nach und nach verbesserten sie ihre Fähigkeiten in der neuen Sportart. Und obwohl die Philister körperlich größer, stärker, höher und breiter waren als die Hebräer und noch immer Esau besiegen konnten, bestanden die Hebräer drauf, an den Spielereignissen teilzunehmen. Indem sie ihren Stolz und ihre Integrität bewahrten und niemals Zuflucht nahmen, die Finger der Ausländer zu brechen oder ihre Hoden zu quetschen, errichteten die Hebräer einen Ehrenplatz unter den Bürgern für ihre Gerechtigkeit und gutem sportlichem Benehmen. Gleichzeitig verbesserte sich drastisch ihr Landwirtschafts- und Handelsgeschick. Bald wurden die Hebräer im Kaufen und Verkaufen besser als die Philister. Ein Reisender in die Stadt der Philister starrte oft auf den Anblick eines großen, blondhaarigen und blauäugigen Seemanns, der seinen Kopf nach unten beugte, um mit einem kleineren Hebräer zu sprechen. Die Hebräer wiederum mussten auf besonderen Bänken stehen, um Auge in Auge den arischen Seeleuten gegenüberzustehen, wenn die endgültige Verhandlung es verlangte. Der Reisende blickte die großen Arier an und wunderte sich über die Stärke der Hebräer, die keine Furcht vor solchen Riesen hatten.
Zu einer späteren Zeit ging der Abimelech zufällig bei seinem Fenster zur selben Zeit vorbei, als Yitzhak und Riveka frei in ihrem Hof umhergingen. Erstaunt über ihre großen, festen Brüste und aufregend dünnen Taille starrte er aus seinem Fenster, um sie zu beobachten. Er sah sie zu Yitzhak gehen. Fasziniert von ihrer Gestalt beobachtete er sie, wie sie zu ihrem Bruder ging. Während er an seinem Wein nippte, blickte
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er sie fortwährend an. Irgendwie hoffte er, er würde ihren Blick erhaschen. Stattdessen erhaschte sie den liebevollen Blick ihres Bruders. Als sie sich auszog, schluckte der Abimelech. Zur selben Zeit zog sich Yitzhak aus. Da er nicht glaubte, was er sah, lehnte sich der Abimelech weiter auf seinem Fensterbrett hinaus. Er sah sie auf dem Boden liegen. Er schaute zu, als Yitzhak sich direkt auf seine Schwester legte! Er schaute zu, wie Yitzhak mit ihr Sex hatte! Außer sich vor Wut stieß er eine Pflanze um. Der Topf rollte zum Rand der Wand und zerbrach. „Dieser verdammte Lügner“, knirschte er mit den Zähnen. „Dieser manipulierende Betrüger!“ ballte er seine Fäuste. „Die Flüche der Götter legte er über seinen Haushalt!“ Als er hinausstürmte, stiegen dunkle Wolken direkt über der Küstenlinie auf. Der König rief eine Mannschaft von Soldaten, um ihm zu folgen. Der König platzte durch die Hoftüren und sauste hinauf zu den beiden Liebenden. Yitzhak und Riveka, noch immer nackt, drehten sich um, um den König anzublicken. Verlegen kleideten sie sich an. Jeder, indem er den anderen anstarrte, beruhigte sich. Eine tiefe Stille fiel über die Gruppe. Verwirrt, erschrocken starrten die Soldaten und der König weiter auf die zitternden Gestalten der Liebenden. Schließlich sprach Riveka. „Ehemann, frage sie, was sie wollen.“ „Oh Gott! Ihr zwei seid verheiratet!“ platzte der König gekränkt heraus. „Yitzhak, warum hast du uns betrogen, indem du uns sagtest: ‚Sie ist meine Schwester’?“ „Ich hatte Angst, etwas anderes zu sagen. Alle deine Männer, einschließlich dir, sind Riesen verglichen zu uns. Ihr alle seid größer und stärker als wir. Ihr seid alle ausgebildete Kämpfer. Wir nicht. Eure Gesichtszüge sind für uns merkwürdig. Mit eurem blonden Haar und mit euren blauen Augen. Ich war nicht ganz sicher, wie ich in deiner Gegenwart reagieren sollte.“ „Was für eine Ausrede ist das? Was, wenn einer meiner Seeleute deine Frau vergewaltigt hätte? Wir, durch unseren Brauch als Seemänner, hätten nicht von einer solchen Möglichkeit abgehalten werden können. Sie ist äußerst begehrenswert, und es wäre nur eine Angelegenheit der Zeit gewesen, bevor einer von uns sie in unser eigenes Schlafgemach genommen hätte. Wie hätten wir dann mit einer solchen Schuld leben können? Wir sind Seeleute. Wir sind monatelang ohne Gesellschaft einer Frau, und ja, manchmal werden wir durch unsere Begierden gezwungen, uns zu nehmen, was wir wollen. Unsere Kapitäne bestrafen nie jemanden für Vergewaltigung, aber unsere Ethik verlangt für uns, die Integrität eines Ehebandes zu ehren. Wir sind keine gewaltsamen Nehmer von Ehefrauen anderer Männer! Aber wer hier wusste, dass sie deine Ehefrau war?“ Geschichte spielte sich selbst nicht wieder. Der König wandte sich an seine Soldaten und befahl: „Verbreitet diese Nachricht an alle: Jeder, der diesen Mann oder seine Ehefrau belästigt, soll auf der Stelle hingerichtet werden!“ „Danke, großer Abimelech!“ 211
„Oh, jetzt bin ich groß“, bemerkte der König. „Vorher war ich bloß ich. Das ist, was mir an dir so gefiel. Du kümmertest dich nie, dass ich ein König war, legal von unserem Minos ernannt. Du schienst immer in deine eigenen Probleme vertieft zu sein, als ob irgendwo in dir ein geheimes Königreich liegt, das wartet, auf uns hereinzubrechen. Es verwirrt mich wahrlich. Nun...“ „...Ich weiß“, unterbrach Yitzhak. „Genieße das Leben!“
Mit der Zeit verbreitete sich die Nachricht an die anderen Bürger, dass Riveka in Wahrheit Yitzhaks Ehefrau war. Als sie seine wachsende Rinderherde und das Wachsen seiner Schafsherde und das Einstellen seiner vielen Schaf- und Rinderhirten sahen, wurden die Philister eifersüchtig. Wie um Feuer ins Öl zu gießen hatte Yitzhak die schönste Frau in dem Land als seine Ehefrau! An den fernen Horizonten, wo Schatten mit Schatten sich vermischten, manövrierten die Philister heimlich ihren Weg zu den Brunnen, die Abraham vor Jahren grub. In Eile schleuderten die eifersüchtigen Männer große Steine in die Brunnen. Dann, um vollkommen den Wasserfluss zu blockieren, warfen sie boshaft Dutzende Eimer mit lockerer Erde in den tiefen Brunnen. Während der Nacht versiegten die anderen Brunnen und hinderten jegliches Wasser aufzusteigen. Der Abimelech hörte die Nachricht davon und untersuchte die vordersten Brunnen persönlich. Er ließ einen Soldaten in den tiefen Brunnen hinab und schrie: „Kannst du einen der Steine lockern?“ „Sie sind ineinander gedrückt. Es ist wie ein einziger Stein hier unten geformt.“ „Eine unumstößliche Auswirkung“, sprach er formell zu sich. „Nicht nur haben sie Yitzhak geschadet, sie schadeten uns ebenso schlimm.“ Sein engster Freund und am meisten begünstigte Ratgeber, der Ahuzzath, blickte in den dunklen Brunnen. „Was sollen wir tun? Yitzhak ist dafür die Schuld zu geben.“ „Hat er seine eigenen Brunnen verstopft? Nein, ich denke nicht. Er dehnte jedoch, nicht wahr, seine Geschäfte besser aus als wir. Und benutzte er nicht unsere eigenen Methoden gegen uns? Die Herden, die er erlangte, erlangte er durch unsere Regeln und Führungsmaßstäbe. Nun in unserer eigenen Eifersucht werden wir vor Durst sterben. Sage dem Marinekommandanten, dass es uns für die Zwischenzeit Wasser verschiffen soll. Dann errichte ein Arbeitsprojekt, um für uns neue Brunnen zu graben. Was Yitzhak betrifft, sende ihn zu mir.“ Yitzhak arbeitete auch, um die eingeklemmten Steine zu befreien. Er hörte auf, als der Bote vor ihm stand. Schwerer Schweiß bedeckte sowohl den Boten als auch Yitzhak. Jakobs Finger waren geschwollen, so wie die von Esau. Yitzhak gehorchte der Weisung und erschien vor dem König im siebenten Stock seines Hochhauses. Der Wind wehte grimmig vom Meer 212
und warf um, was auf dem Fensterbrett stand. Die dunklen Himmel zogen fortwährend vorbei. Aus dem Fenster konnte Yitzhak die dahintreibenden Kähne und die Getreidemassen und Stoffe und Geräte sehen, die die Arbeiter auf ihren Decks sicher machten. „Für alle diese Dinge bin ich verantwortlich“, zeigte der König zu den Hafenanlagen, den Schiffen, den Waren und Gütern. Meine Gegenstücke in den anderen Städten tragen dieselbe Verantwortung. Wir sind alle Untertanen des Minos und dienen ihm zum Besten unserer Fähigkeiten. Du, weiß ich, trägst deine eigenen Sorgen bezüglich deiner eigenen persönlichen Tagesordnung. Du kümmerst dich weder um unseren Minos, noch um unsere Stadt oder ihre Einwohner. Wenn wir an Armut leiden würden, hättest du dich hier angesiedelt? Ich denke nicht.“ „Ich handle gemäß den Wünschen meines Gottes“, erwiderte Yitzhak. „Wer ist dieser Gott, der dir solche Autorität gewährt hat? Ich kenne ihn nicht.“ „Ich habe es dir gesagt. Meine Autorität kommt von Jahwe.“ „Ich erinnere mich an diese besondere Unterhaltung. Schließlich muss es wahr sein. Du hast Hunderte Rinder, Hunderte Schafe, Speicher voller Weizen und ein Lagerhaus mit dem festesten Segelgewebe, das ich je in meinem Leben gesehen habe. Du als du hier ankamst, kamst du her mit ein paar spärlichen Rindern und einer verhungerten Familie zusammen mit ein paar elenden Dienern.“ Er schüttelte seinen Kopf in absoluter Verwunderung. „Doch hießen wir dich mit offenen Armen und mit Fanfare willkommen. Wir bliesen unsere Trompeten und rollten unsere Flaggen für dich aus. Die Dinge haben sich jedoch geändert. Es ist nun schwierig für mich, ‚Genieße das Leben’ zu sagen, wenn es so viele Menschen rundherum gibt, die nicht das ‚Leben genießen’. Also, Yitzhak, ich muss diese Dinge sagen: Falls deine Familie weiterhin bleibt, befürchte ich, dass ein oder zwei Dinge geschehen werden. Du wirst reicher und mächtiger als ich werden. Mit diesem extremen Reichtum wirst du meine Stadt für mich fordern können. Und mit Gaza in deiner Kontrolle wirst du dein eigenes Königreich errichten können! Das zweite Szenario: genau dein Erfolg wird einen zivilen Aufstand in meiner Stadt verursachen! Du und deine Frau und deine Kinder und dein Haushalt werdet von meinen eifersüchtigen Untertanen massakriert. Wiederum wird dein rachsüchtiger Gott beständig vergessen, diese Hungersnot zu beenden. Du, Yitzhak, mein liebster Freund, musst gehen, weil du so erfolgreich geworden bist.“ Indem Yitzhak die Wahrheit anerkannte, reiste er aus der Stadt ab.
Yitzhak reiste auf derselben Route, auf der sein Vater einst reiste. Nach einer Weile traf Yitzhak auf denselben Brunnen, der er vor Jahrzehnten seinem Vater zu graben geholfen hatte. Er entfernte seinen 213
Umhang und kehrte an die Aufgabe zurück. Tagelang arbeitete er und entfernte die eingebetteten Steine und den verhärteten Lehm. Die vorüberziehenden Karawanen, als sie die Entfernung der Steine sahen, berichteten es den Philistern, die wiederum hinter dem Anstieg der Berge auf Yitzhak warteten, um die Säuberungsaufgabe zu vollenden. Augenblicke, nachdem seine Gefährten durch das letzte Hindernis brachen, strömte das Wasser heraus und floss wieder frei. Sofort näherte sich eine große Gruppe bewaffneter Hirten dem Brunnen. „Yitzhak!“ Sie waren feindselig. Esau sah ihre schimmernden Dolche und griff nach seinem eigenen Schwert. „Dieses Wasser gehört uns.“ „Wie kann das sein? Mein Vater und ich gruben diesen Brunnen vor Jahrzehnten. Ich habe gerade beendet, ihn von diesem idiotischen Missbrauch zu befreien.“ „Behalte das Wasser, komm mit dem Wasser um.“ „Gehen wir“, mischte sich Riveka ein. „Wir werden woanders Wasser finden.“ „Ja“, sagte Yitzhak. „Gehen wir. Behaltet dies, was ich Esek nannte, für euch.“ Dasselbe Drama geschah in Sitnah.
In der Mitte des Abends, als der Sonnenuntergang den Horizont zu einem gedämpften Lavendel malte, eilte ein kleines Kind zu dem Wasserbrunnen, um einen Eimer für die Wäsche seiner Mutter hochzuheben. Als das Kind das Seil fallen ließ, hörte es einen merkwürdigen pochenden Klang. Eine andere Frau, die das Geräusch hörte, eilte sofort zum Brunnen. Als sie sich über die taillenhohe Mauer lehnte, war sie über die Entdeckung erschrocken, dass der Brunnen ausgetrocknet war.
Tage später in Rehoboth ließen die Philister Yitzhak in Ruhe. Nachdem seine Männer die Rinder- und Schafherde getränkt hatten, errichteten die Männer und Frauen ihre Zelte. In dieser Nacht ruhte das Lager friedlich. Diese Nacht schien frei von Feindseligkeiten und Bedrückung zu sein. Für eine Weile blieb er in dem Land. Nach ein paar Monaten wurde er aufgeregt, unerklärlicherweise nervös, er wurde besessen, umzuziehen und er überzeugte schließlich jeden, die Zelte abzubauen. Mit dem Anstieg dieses Nachmittags kehrte er nach Be’erSheva zurück. Genau in dieser Nacht sprach Jahwe wieder zu Yitzhak. „Habe vor nichts Angst. Ich bin der Gott deines Vaters, Abraham. Ich bin ‚El Shaddai’, Gott der Allmächtige. Ich bin der ‚Elohim’ Gott der Schöpfung: die Summe und Substanz der unendlichen Macht. Ich bin ‚El-roi’, der allsehende Gott. Ich bin ‚El Elyon’, der Höchste Gott. Ich bin Jahwe-Ser214
Jihweh: Er bringt ins Dasein, was ins Dasein kommt. Ich bin die Höchste Souveränität. Zukünftige Generationen sollen mich als ‚Eh-yeh’ ‚Asher’ ‚Eh-yeh’ kennen: Ich werde erweisen zu sein, was ich zu sein erweisen werde. Dies wird meinen Vorsatz deinen Generationen vermitteln. Yitzhak, ich bin bei dir. Ich bin bei deinen Kindern. Ich werde dich segnen und ich werde deine Nachkommen um meines Freundes Abraham willen vermehren.
Genau an derselben Stelle begannen Yitzhaks Diener einen Brunnen zu graben. Während sie die Felsen und die Erde entfernten, ertönte eine Karawane ihr Widderhorn aus der nahe gelegenen Lichtung im Wald. Durch den Pfad des sich erneuernden Wuchses konnten sich die Reisenden leicht die Stängel und Äste vorstellen, die vor Knospen und unentwickelten kleinen grünen Blättern brannten. Auf dem ganzen Himmel näherten sich Flüge von Zugvögeln dem dichter werdenden Wald. Aus diesem sich regenerierenden Grün ritten der Abimelech, der Phikol und der Ahuzzath inmitten einer mächtigen, bunten Prozession. Esau bereitete eilig seine Männer vor. Indem sie ihre Verteidigungsstellung hinter den Bäumen und Felsen aufnahmen, zielten sie mit ihren Bögen und Speeren in die Ränge der Prozession. Yitzhak näherte sich nervös den Philistern. „Warum seid ihr hierher gekommen? Sucht ihr mich von diesen Gewässern wegzutreiben, obwohl ihr die Gesetzmäßigkeiten über die Eigentümerschaft meines Vaters kennt – und meine ebenso?“ „Yitzhak, wir haben uns gegen dich geirrt“, der König legte die Spitzen seiner Finger übereinander. „Wir versiegelten deine Brunnen und übertraten den Vertrag zwischen deinem Vater und den Repräsentanten des Minos. Für einen so großen Schaden entschuldigen wir uns.“ „Warum?“ „Wir haben den Schaden, den mein Volk verursachte, bereinigt, doch die Brunnen sind noch immer trocken. Wo du gräbst, springt belebendes Wasser hoch. Die Brunnen, die du neulich grubst, und die mein Volk aus Neid von dir stahl, sind auch trocken geworden. Wir wissen, dass du Gottes Diener bist, und wir haben gegen seinen Maschiach übertreten. Also, Yitzhak, ich musste dies mir gegenüber zugeben! Wie sollen wir das Leben genießen, wenn wir vor Durst sterben? Sogar unsere Weingärten sind verdorben. Was für Wasser wir aus dem Nildelta importieren, wird stinkend. Wir hatten Unrecht, dich zu beleidigen. Wir anerkennen vor der Welt und ja, wir bezeugen sogar schriftlich, dass du ein wahrer Prophet bist. Du dienst Jahwe.“ Yitzhak war an seinen Erfahrungen gereift. Er nickte ruhig. Er blieb still, wahrnehmend, beobachtend. Er hatte nun gelernt, Aufmerksamkeit zu schenken und seine heimlichen Gedanken zu verbergen.
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„Folglich wünschen wir, einen neuen Vertrag zwischen uns zu schwören“, fuhr der König fort. „Schwöre uns, dass du uns keinen weiteren schaden zufügen wirst. Wir wiederum schwören dir keinen weiteren schaden. Immerhin, schickten wir dich nicht in Frieden fort? Daher, bitte, tue diese Tat zwischen unseren Völkern, denn wir wissen gewiss, dass du Jahwes Gesegnetster bist.“ Esau blickte Yitzhak an. Er signalisierte dann seinen Männern, ihre Waffen zu senken. Jakob wies er die Auswahl der erlesensten Rinder zu, für das Lager und die Besucher der Feier des Verständnisses zuzubereiten. Am nächsten Tag unterzeichneten die beiden Parteien förmlich neue Friedensverträge miteinander. Stunden später geschah es, dass Yitzhaks neueste Grabung mit frischem Wasservorrat durchbrach. Yitzhak, der es kostete, schmatzte freudig mit seinen Lippen. „Nennt diesen Brunnen Shibah.“ Hinterher im Land Be’er-Sheva setzte Yitzhaks Wohlstand fort. Während derselben Zeit errichtete Esau neue militärische Kontrollpunkte auf der Königsstraße. Jede vorüberziehende Karawane, um friedlich auf der Straße zu reisen, musste in Esaus Hände eine Schutzgebühr legen. Seine besten Krieger eskortierten die Kamele, indem sie ehrbar ihren Schutz gegen die überfallenden Horiter aufrechterhielten, indem sie immer wieder die Diebe und Lebenszerstörer besiegten. „Sechsmal stand ich dem Feind gegenüber“, prahlte Esau. „Sechsmal vernichtete ich ihn.“ Und sein Ruf als mächtiger und mutiger Krieger verbreitete sich im ganzen Land. Am Nachmittag der äußersten Klarheit und der hellen Himmel näherten sich bewundernde Männer Yitzhaks Zelt und lobten Esaus Namen. Und wann immer Jakob die Leute für seinen Bruder jubeln hörte, zog er sich tiefer in die Winkel seines Zeltes zurück und las mehr Schriftrollen.
Einige Zeit später, während ein gewisses Gefolge das Lager in der Nähe von Ebal (eine Stadt in der Nähe des Großen Meeres, nördlich von Libanon) errichtete, vereinten vier separate Kaufmann-Meister aus dem nördlichen Mitanni und Subartu und Anatolien ihre Einheiten mit den Hittitern. Die vereinten Verbündeten bildeten den mächtigsten Kamelzug, der je gesehen wurde. Vom Beginn ihres Unternehmens beschäftigten sie Hunderte Wachen. Jedoch im Gegensatz zu ihren Plänen und Absichten versagten die vereinten Kräfte, den angreifenden plündernden Banditen zu widerstehen. Jede folgende Woche sah mehr und mehr Söldner, die getötet wurden. Schnell wurden die Verteidigungsfähigkeiten der Karawane schwach. Opportunistische Diebe griffen fortwährend die Spitze ihres Karawanenzugs an. Die Angriffe begannen auf diese Weise: Im harschen 216
Aufstieg der Dämmerung eilten die Banditen, nachdem sie eine Serie tödlicher, langer, scharfer Speere schleuderte, gegen das mittlere Lager. Mit einem großen Schrei und einem schrecklichen Trommelschlagen schufen die Banditen eine massive Verwirrung unter den Kaufleuten. Schlecht organisiert, verwirrt, in großer Panik wurde das Herz des tapfersten Söldners schwach. Die Banditen erhöhten ihre Angriffe. „Wann werden sie uns in Ruhe lassen?“ fragte eine junge Ehefrau ihren Ehemann. „Nur, nachdem sie vollkommen die Karawane unterworfen haben, werden ihre Kriegsgeschreie aufhören.“ In der Zwischenzeit im hinteren Bereich der Karawane schossen Schleudern wild Steine auf die Helme und Brustkörbe der bezahlten Krieger und fällten sie zu Dutzenden. Hoch am Himmel folgten Geier der Karawane. „Wer ist stark genug, um uns gegen die Kanaaniter zu beschützen?“ schrie Beeri. Judith starrte ihren Vater zur gleichen Zeit an, als der Routen-Meister ihn anstarrte. Bekümmerte antwortete der hittitische Kaufmann-Führer auf die Blicke: „Wir sind in der Nähe vom Zelt eures Esaus.“ Er drehte sich um und blickte den Karawanenführer an. „Er ist der Beste und Ehrenwerteste der Eskorten. Ich werde ihn persönlich überzeugen, uns Schutz für den Rest unserer Reise zu bieten.“ „Wie viele Männer hat er?“ fragte der Karawanenmeister. „Er braucht nur sich selbst“, sagte Judiths Vater. Er grinse und legte sein krankes Zahnfleisch frei. „Sicherlich ist kein Mann so stark?“ machte sich sein Partner, Elon, über die Bemerkung lustig. „Kinder strahlen, wenn er vorbeikommt. Alte Männer laufen, um in seine Augen zu schauen. Junge Männer sterben für ihn. Sein Vater ist der geliebte Mann von Jahwe, ebenso sein Prophet. Esaus Bruder ist ein Intellektueller. Ein beobachtendes Genie. Es gibt keinen feineren Mann, um uns irgendwo zu beschützen, als Esau.“ „Es ist unbedingt erforderlich, dass wir Ägypten mit dieser Karawane intakt erreichen. Rufe diesen Riesen von einem Krieger – sonst wird Salatis unsere Köpfe auf seinen Stangen haben.“ „Beeri, wie kannst du sagen: ‚Rufe ihn’, wenn wir schon unsere bereitgestellten Geldmittel für diese anderen Söldner ausgegeben haben?“ „Wir werden eine Weise finden, ihn zu bezahlen. Was für eine andere Wahl haben wir? Die ägyptischen Priester von Sutekh verlangen diese Geräte und Myrrhe.“ Während die Karawane sich schnell drei Reihen tief einkreiste, ging der Routen-Meister davon und suchte Esau. Die Söldner, unsicher über das Territorium, stellten sich verteidigend in bestimmten Intervallen auf und hielten einen wachsamen Stand. Intensive Stunden später ging der Routen-Meister zurück zu ihnen.
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Hinter ihm folgten hundert Krieger. Sie marschierten ruhig mir langen Speeren, die sie starr an ihren Seiten hielten. Lange Schwerter baumelten von ihren Taillen. „Sie reiten wie die Amoriter!“ behauptete Judith, die Tochter von Beeri, zu Basemath, die Tochter von Elon. Adah, die jugendliche Schwester von Basemath, starrte mit weiten Augen neugierig auf die sich nähernden Männer. Die Pferde der schweigsamen, merkwürdigen Streitmacht verrieten ihre Gegenwart mit einer Staubwolke, die sich hinter ihren Pferdehufen erhob. Irgendwie schien es passend: große Krieger, die aus einer mysteriösen Wolke herauskamen. Elon und Beeri, die nebeneinander auf einem roten Widderfell saßen, warteten auf sie. Nachdem die beiden Hittiter abstiegen, taumelten Elon und Beeri überrascht zurück. Die Männer waren viel kleiner als sie erwartet hatten. Kleiner als die plündernden Diebe von Libanon. Schneller als das eilige Vorrücken der schreienden Dämonen von den Hügeln und Tälern jenseits von Damaskus. Doch sie waren stämmig! Sie waren stark! Breite Schultern! An ihrem Gang bezeugte ihre Behändigkeit ihre Kriegserfahrung. Elon war zufrieden. Aus ihren Rängen versuchte Beeri den Führer zu unterscheiden. Er starrte auf die hundert Männer. Seine Augen gingen von bärtigen Gesichtern zu glatten Gesichtern zu rauen Gesichtern. Niemand schien mächtiger als die anderen zu sein. Verzweifelt gab er schließlich auf. Verlegen über seine Unfähigkeit, Esau zu erkennen, sprach er mit dem Routen-Meister, indem er die akkadische Sprache benutzte. „Wer ist der Führer?“ Ein Mann ergriff schnell den Arm eines rothaarigen Mannes, dessen sonnenverbrannte Haut und sommersprossiges Gesicht den Sprecher überraschte. Der Routen-Meister stellte ihnen Esau vor. Elon erhob sich und betrachtete ihn genau. Er beobachtete seine Augen, seine Gesten. Er schaute auf sein Schwert und nahm Hinweise von Kerben auf seinen Rändern wahr. Er schaute die anderen Männer an. Sie umstanden lässig die Pferde, indem sie getrennt von der Karawane blieben, wobei sie den Kreis der Neutralität respektierten. „Wie eigenartig für einen so kleinen Mann, so furchtlos zu handeln“, dachte er. „Du scheinst ein wahrer Krieger zu sein“, zwang sich Judith ihren Weg zu dem Ratsplatz, wobei sie mit Esau redete. Sie schaute den Routen-Meister an und wartete begierig, dass er ihre Worte Esau übersetzte. Wiederum antwortete Esau gutmütig auf Hebräisch. „Ich verteidige die Straßen.“ Die Sanftheit seiner Stimme überraschte sie. Basemath, Judiths Schwester, kam auch vorwärts. „Aber du bist überhaupt kein großer Mann“, sagte sie mit einer netten neckenden Stimme. Die beiden Mädchen bezauberten Esau. Besonders ihre jüngste Schwester, Adah, die an der Seite ihres Vaters blieb. 218
Die anderen Männer starrten auch auf die drei schönen Frauen und gaben untereinander zu, wie begehrenswert sie waren. „Esau zieht immer ihre Augen auf sich“, flüsterte sein bester Freund Nebaioth, Yishmaels erstgeborener Sohn, einem anderen Freund zu. Der Rest, der zuhörte, lachte. Die Hittiter wurden verärgert, denn sie verstanden ihre Sprache nicht und wandten ihre Töchter von dem Treffen und von den starrenden Augen der Nachzügler ab. „Wir brauchen deine Dienste“, übersetzte der Routen-Meister die akkadische Sprache des Hittiters auf Hebräisch. „Wir können dich jedoch nur bei der sicheren Vollendung unserer Reise in Ägypten bezahlen. Der Hyksos-König Salatis wird dich und deine Männer belohnen.“ Esau hob seinen Kopf, um auf die schnell vorüberziehenden Wolken zu blicken. Er überlegte sorgfältig die Worte des Mannes. Er starrte in die Augen von beiden Mädchen. Plötzlich schüchtern, blickte er den Boden für ein paar Augenblicke an. Er trat einen kleinen Kieselstein zur Seite. „Ich kann nicht nach Ägypten gehen. Ich musste es meinem Vater schwören. Ich werde euch jedoch bis zu den Grenzen des Landes beschützen. Wenn du einen Boten zu dem Großen Haus sendest, kann uns eine Eskorte an der Grenze ablösen.“ „Der Bote wird Silbergewichte für euch dort warten haben“, behauptete Elon. „Ich stimme zu.“
Genau an diesem Nachmittag sandte Esau die ismaelitischen Spurenleser vorwärts. Die erfahrenen Späher nahmen schnell die verräterischen Anzeichen des Feindes wahr. Indem sie sie den ganzen Vormittag und den ganzen Nachmittag verfolgten, sahen die Ismaeliten schließlich am fernen Horizont eine große Ansammlung von Dieben. Indem sie flink handelten, umzingelten die Krieger die Feinde. Innerhalb von Augenblicken der Erhebung des Kriegsgeschreis töteten Esaus Soldaten sechzig Plünderer. Zwei Wochen später folgte ein weiteres kleines Scharmützel. Esau, der seine hundert Männer anführte, konfrontierte die Karawanenräuber in einem Angriff. Ein Kampf Mann gegen Mann folgte. Beide Linken wankten, bis die dunklen Wolken in einen wütenden Regensturm ausbrachen. Indem Esau sich weigerte, sich zurückzuziehen, verfolgte er den Kampf und jagte durch den donnernden Sturm. Bei jedem Blitz fiel ein weiterer Feind. Indem Esaus Krieger nicht aufgaben, um sich auszuruhen, löschten sie jeden Plünderer aus. Nass, blutend schleppten sich die übrigen Krieger in das eingekreiste Lager. Der wilde Sturm glich dem wilden Kampf. Als Esau das Zelt des Karawanenmeisters betrat, warf Esau sein Schwert zur Seite und brach in einem dicken Haufen von Wolldecken zusammen. Am Nachmittag
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wachte er auf und entdeckte Judith und Basemath, die nackt neben ihm lagen. Ein schimmernder, durchscheinender Vorhang umgab die drei Liebenden. Draußen vor dem Vorhang saßen die beiden Väter und beobachteten sie. Adah war draußen vor dem Zelt und spielte. „Was geht hier vor sich?“ fragte Esau den Routen-Meister. „Ihre Töchter sind deine Bräute. Sie werden hier warten, bis deine Ehe vollzogen ist. Die Lumpen mit deinem Samen werden vor dem Lager ausgebreitet, um die Ehezeremonie zu bezeugen.“ „Ich hörte nie von einer solchen Sache.“ „Es ist ihr Brauch. Niemand kann dann den Vollzug leugnen. Mach schon. Vollführe den Verkehr. Es ist nichts befriedigender als eine morgendliche Umarmung.“ „Während sei zuschauen?“ „Es ist das Gesetz. Weigere dich und du entehrst sie. Du entehrst mich. Du entehrst deine Familie. Wenn du wünschst, eile schnell hindurch.“ Esau, der nicht glaubte, was er hörte, überlegte einen Augenblick. Dann brach er in Lachen aus. Als die anderen ihn hörten, begannen sie auch zu lachen. Das Lachen ging durch das ganze Lager. Zufrieden mit der Anordnung, bestanden die Eltern der Mädchen auf eine Hochzeitsfeier und luden das Lager ein, die Vereinigung zu feiern.
Tage später erhielt Yitzhak die Nachricht von einem von Esaus Läufern. Riveka zerriss den Papyrus und zerknüllte es, indem sie es ins Feuer warf, das es vorläufig erstickte, bis die Ränder das Papier entflammten. Yitzhak starrte auf die intensive blaue Flamme. „Er übertrat unsere Wege, indem er diese hittitischen Frauen heiratete.“ „Aber er ist noch immer dein Lieblingssohn“, bemerkte Jakob verbittert. Riveka, die ihre Arme um Jakobs Unterarm legte, brachte ihn zum Schweigen. „Vermehre den Zorn deines Vaters nicht. Er wird ihn nur näher zu Esau ziehen. Er fühlt sich immer gezwungen, ihn zu verteidigen. Und je mehr er ihn verteidigt, umso mehr liebt er ihn.“ „Je mehr er ihn liebt, umso weniger wahrscheinlich wird man sich während der Hinterlassung seines Vermögens an mich erinnern.“ „Ich werde ihm nicht erlauben, dich mit weniger als für dich zur Seite getan worden war zu versorgen. Sohn, überlasse mir das Reden. Ich weiß, wie man es besser macht als sonst jemand. Er wird bei mir nie seine Geduld verlieren.“ Rivekas Augen leuchteten in den Augen ihres Sohnes. Er tätschelte ihre Hand. Riveka wandte sich an ihre anderen drei Söhne und führte sie vor sich hinaus. Die vier gingen zu Yitzhak. Mit ihren drei jüngsten Kindern, die als Schilde agierten, beschloss Riveka, seiner Qual ein wenig zusätzlichen 220
mentalen Schmerz beizufügen, indem sie seine Absichten prüfte. „Also, hundert Jahre alt und dein vierzig Jahre alter Sohn wagt es, außerhalb unserer Rasse zu heiraten.“ „Es ist vielleicht, dass Jahwe seine Richtung für unsere Linie mildert, um Mischehen einzugehen. Immerhin ging Yishmael eine Mischehe ein, so wie die Philister. Nanu, sogar Lot heiratete eine Ägypterin.“ „Und was geschah jedem von ihnen?“ „Sie alle hatten Probleme. Aber bevor du ein weiteres auseinandersetzendes Wort hinzufügst, ihre Probleme kamen zustande, nicht weil sie in eine andere Rasse heirateten, sondern weil sie in einen falschen religiösen Glauben heirateten. Ein Glaubenssystem ist nicht einem anderen Glaubenssystem gleich, nur weil beide Systeme sagen, dass sie denselben Gott anrufen.“ „Für das gegenwärtige Zeitalter“, stand seine Ehefrau überlegt vor ihm, „kann der wahre Träger der messianischen Hoffnung nicht mit verdorbenem Blut belastet werden. Wir sind reine Babylonier. Deine fünf Söhne sind reinblütig. Wir können nichts anderes sein.“ „Yishmael, mein Stiefbruder, wiederhole ich, ist halb Ägypter. Seine Kinder sind mit uns verwandt und sie sind zu drei Viertel Ägypter. Lieben wir sie weniger, weil ihre Haut und ihr Haar anders als unseres sind? Ich wünsche, dass dieses Vorurteil aufhört. Ich werde mit Jahwe darüber reden.“ „Erinnere ihn auch, dass wir noch einen zweiten Sohn haben – einen gehorsamen, pflichtbewussten zweiten Sohn.“ „Warum bedrängst du mich? Ich weiß, dass ich einen zweiten Sohn habe. Einen prächtigen, gelehrten Sohn. Einen, der immer alles unter der Sonne liest. Das erinnert mich, dass ich extrem hungrig bin. Geh und koche. Ich habe mich um persönliche Angelegenheiten zu kümmern.“ Sie lächelte und legte ihre Hand auf seine Wange. „Du bist ein gut aussehender Mann. Wir haben zwei hübsche erwachsene Söhne und drei wundervolle Geschwister. Sage mir, da ich es wissen will, liebst du Jakob so sehr wie ich ihn liebe?“ Überrascht durch ihre Fragte, schaute er sie an. „Bin ich heute noch immer so schüchtern wie ich es als Kind war?“ Sie nickte energisch mit ihrem Kopf. Ein jungendliches Funkeln glühte noch immer in ihren betagten Augen. „Ich werde dir antworten. Ich liebe Esau, weil er geworden ist, was ich immer werden wollte. Esau ist stark. Energisch. Beliebt. Jeder deutet immer, in seiner Nähe zu sein. Ich wollte immer genau wie Jakob sein. Ich wollte alle Genealogien und die Geschichten lernen, wie Jakob es getan hat. Ich will Akkadisch und Ägyptisch und Aramäisch sprechen, genau wie Jakob es gemeistert hat.“ Er berührte sanft die Schulter seiner Ehefrau. „Ja, ich liebe Jakob so sehr wie ich ihn liebe. Aber Riveka, wäre es nicht nett, wenn er nur einmal eine Gazelle für mich fangen könnte. Bloß ein köstliches Mahl für mich zubereitet! Was für ein Segen das wäre!“ Er 221
legte beide Hände an sein Gesicht, indem er die Freude des Augenblicks betonte. Als er in ihre Augen blickte, schienen sie für den Augenblick von ihm zurückzuweichen. Ere rieb seine eigenen Augen. Merkwürdig, kein Schmerz. Doch sie schien leicht verschwommen zu sein – ihre Gesichtszüge nebelig. Aber die Farben waren lebhaft, hell. Er schaute in die Ferne, wo eine Gruppe von Männern sich dem Lager näherte. „Was soll diese verwirrende Unordnung?“ Riveka, die zum Horizont blickte, erkannte augenblicklich die Männer. „Es sind Esaus Soldaten, die Ismaeliten. Winke Esau zu. Er winkt dir.“ Verlegen winkte Yitzhak, ungewiss, wem er winkte. Er rieb seine hundert Jahre alten Augen. Die Männer tauchten merkwürdig aus dem Brennpunkt. Wie eine schimmernde Hitzwelle, die aus dem heißen Wüstenboden aufstieg. Riveka fing den merkwürdigen Blick ihres Ehemanns zu den Männern, die auf sie zukamen, auf. Sie beobachtete ihn, wie er nach einem Augenblick des Zögerns nach vor schritt. Seine unsicheren Bewegungen überraschten sie. „Yitzhak“, fragte sie, „kannst du deinen Liebling nicht erkennen? Oder blenden dich die beiden Frauen neben ihm?“ Yitzhak lächelte. „Nur eine schöne Frau wie du kann mich blenden.“ „Hundert Jahre alt und du denkst noch immer an Sex!“ Er lächelte sie an, dann tätschelte er die Köpfe seiner drei jüngeren Söhne. „Pst. Lass unsere Söhne ein paar Kühe für die Mahlzeit aussuchen. Ich glaube, Esau ist ziemlich hungrig.“ Die Gruppe von Freunden, als sie von den Grenzen Ägyptens zurückkehrte, begrüßte Yitzhak, seine Ehefrau und Esaus vier andere Brüder. Wie die Tradition es verlangte, blieb die Gesellschaft von Männern über Nacht, um das Willkommensfest zu genießen. Als Yitzhak den Widder auf den Altar für das Opfer legte, kreischte Adah, das jüngste Kind von Elon: „Was machst du?“ Erschrocken antwortete Esau. „Vater ehrt unsere Rückkehr. Wir opfern Jahwe das Beste von unseren Zuteilungen, indem wir ihn preisen, dass er für uns sorgt.“ „Wie fürchterlich! Wir töten nie lebendige Tiere für unsere Götter – nicht wahr, Basemath?“ „Nein.“ „Was macht ihr für eure Götter?“ fragte Yitzhak. „Am Tag der Reife, wenn wir vierzehn Jahre alt sind, gehen wir in die Stadt und suchen einen Mann aus, um bei ihm zu liegen. Was er uns gibt, geben wir der Priesterschaft. Wir tun dies jedes Jahr.“ „Jedes Jahr!“ schrie Riveka mit ihrer lautesten Stimme. „Ihr wart keine Jungfrauen, als Esau euch heiratete?“ „Nur Adah ist eine Jungfrau. Was für ein ungesunder Zustand, darin zu sein. Es ist eine Verschwendung an spiritueller Energie, seinen Körper nicht dem Vergnügen hinzugeben!“ „Ich kann nicht glauben, was ich höre!“ stöhnte sie. Yitzhak legte die Klinge hin und fragte: „Esau, wie kommt es, dass du das nicht wusstest?“ 222
„Wie sollte ich es wissen? Niemand erklärte mir je etwas.“ „Du wusstest nicht, dass sie Prostituierte waren?“ „Wie? Ich hatte nie zuvor eine Frau!“ „Wir sind keine Prostituierten!“ sprang Judith auf und schrie die bestürzten Eltern an. „Ich nehme es übel, dass du uns als Huren beschuldigst!“ „Nun, wie nennt ihr eure Aktivitäten?“ „Ich nenne unsere Aktivitäten eine Demonstration von gutem Willen gegenüber der Ausübung und Respekt für unseren Glauben.“ „Bringt diese Götzenanbeter und Prostituierten aus meinem Lager!“ schrie Riveka wieder und schlug mit ihrer Faust auf den Tisch. Die Gruppe von Männern blieb still und weigerte sich zu essen. „Wenn sie gehen“, brach Esau schließlich die um sich greifende Stille, „muss ich auch gehen. Ich kann sie nicht durch einen solchen Bürgerrechtsentzug entehren.“ Riveka senkte ihre Augen. Niemand in dem Lager wagte während des Familienstreits zu sprechen. Esaus Mutter löste wieder ihre Zunge. „Bist du in ihnen zum Höhepunkt gekommen?“ „Ja, ich denke schon.“ „Dann verfluche ich sie, damit sie keine Kinder von dir haben werden. Kein Enkelkind von mir soll aus diesen beiden dämonischen Huren hervorgehen! Lasst es sein, wie ich gesprochen habe!“ „Mutter?“ Sie hob einen Kohlkopf auf und schleuderte ihn nach Esau und traf ihn auf der Brust. „Yitzhak, es wird heute Nacht kein Opfer geben.“ Die Bitterkeit, die unerwartete Enttäuschung wog schwer auf ihr. Indem sie sich von ihnen zurückzog, überkam sie ein wütender Tränenstrom. Jakob eilte zu seiner Mutter und begleitete sie zu ihrem privaten Zelt – das eine, das aus der Zeit der Isolation vor ihrem Ehemann errichtet wurde. „Sie hat ihre Menstruation“, versuchte Esau vergeblich zu scherzen.
Jahrzehnte später bezeugte Jakob, der mit den zwölf Erben Rat hielt, lebhaft die folgenden genealogischen Geschichten: „Das Land Seir, durch Jahwes Anweisung, ging gesetzlich an die Edomiter. Von vierzig bis dreiundsechzig Jahren blieb Esau mit Basemath und Judith verheiratet. Da er mit ihnen keine Kinder bekommen konnte, wurden die Friedensverträge zwischen den Hittitern und den Hebräern unsicher und wurden beinahe aufgelöst. Esau wählte Adah zu heiraten. Sie wurde sofort mit Eliphaz schwanger. Diese Neuigkeit half, den Friedensvertrag zwischen den Hittitern und den Hebräern aufrechtzuerhalten. Von Eliphaz erhoben sich die Sippen von Teman, von Omar, von Zepho, von Kenaz, von Korah, von Gatam und von Amalek, um in dem Land Edom zu herrschen (das dasselbe wie das Land Seir ist). 223
Eliphaz zeugte durch seine Konkubine Amalek. Ich hatte noch nicht geheiratet. Esau mochte während dieser dreiundzwanzig Jahre Yishmael und seinen erstgeborenen Sohn Nebaioth immer lieber. Basemath (nein, Simon, das ist nicht dieselbe wie die Tochter von Elon) und Mahalath waren seine Schwestern. (Ja, Levi, Esau hatte zwei Ehefrauen mit demselben Namen.) (Reuben, wie ich zweimal zuvor sagte, war Basemath, die Tochter von Yishmael, die Schwester von Nebaioth und Mahalath, die Zweite mit diesem Namen. – Darf ich fortfahren? Danke!) Diese zweite Basemath gebar Reuel. Reuel zeugte Nahath, Zerah, Shammah und Mizzah. Zerah zeugte Jobab, der schließlich der König der Stadt Dinhabah wurde, die von Bela, dem Sohn von Beor, errichtet wurde. Jahrzehnte später wurde Husham, ein direkter Nachkomme aus der Linie von Teman, ein Sohn von Eliphaz, König der Stadt Dinhabah. „Oholibamah, Esaus sechste Ehefrau, war die Tochter von Anah, die die Tochter von Zibeon war, der von den Hivitern abstammte. Mit ihr zeugte Esau Jeush, Jalam und Korah. Jeder der Söhne Esaus durch Adah, Basemath und Oholibamah wurden die Führer ihrer spezifischen Familiensippe. Mit Rivekas Fluch, der über ihnen hing, gebaren Judith und Basemath keine eigenen Kinder. Mahalath weigerte sich, Kinder zu haben. Ich bezeugte diese Tatsachen in meine Schriften. Ich sprach ohne Scham von den Ereignissen und Umständen, die meine Kinder und mich umgaben. Ich sprach von ihrem Glauben und von ihren menschlichen Schwächen. Die Ahnenaufzeichnung meiner Eltern und meiner Kinder sind unbestreitbar. Ich sprach davon, woher wir kamen und sagte zu allen, dass wir viele gesetzliche Verträge mit vielen Königen geschlossen hatten, dass wir ein Recht haben, uns in den Ländern niederzulassen, in denen Abraham seine Herden großzog und auf denen mein Vater seine Brunnen grub. Keine Nation, kein Volk wird uns erobern. Wir sind die wahren Kinder Gottes, ausgewählt unter allen Familien der Welt, um der Erde den letzten Maschiach darzubringen. Folglich besiegle ich, Jakob, nachdem ich alle diese Dinge bezeuge und es bestätige, diese Aufzeichnung.“
Im Jahr 1795 v.Chr. starb Yishmael. Er war hundertsiebenunddreißig Jahre alt. Er starb wie er gelebt hatte: streitsüchtig, indem er gegen alle Stämme kämpfte, die ihn umgaben. Nur Esau und Nebaioth besuchten das Begräbnis. Yitzhak hielt in der Privatsphäre seiner Zurückgezogenheit Riveka zärtlich in seinen Armen. „Yishmael belästigte mich sexuelle als Kind. Meine Liebe zu ihm war groß, aber ich war zu jung, um die Obszönitäten seiner Berührungen zu verstehen. Nun besucht Esau sein Begräbnis. 224
Esau schmaust mit seinen Kindern. Esau bildet sie als seine Verbündete aus. Was soll aus Esau werden?“ „Solltest du nicht fragen: ‚Was soll aus Jakob werden?’“ „Jakob ist immer hier. Jakob ist zuverlässig. Solide. Ich mache mir nie um Jakob Sorgen. Es gibt nie gegen ihn irgendwelche Kümmernisse.“ „Ein Mann, der so viel liest, sollte von seinem Vater ermuntert werden, uns hin und wieder zu besuchen. Na schau, wie hell seine Haut geworden ist und wie er in der Nachmittagssonne brennt.“ „Er wählte, die Schriftrollen zu studieren. Das Leben, das er führt, wählte er für sich.“ „Yitzhak, du bist hundertdreiundzwanzig Jahre alt. Ich weiß, dass dein Augenlicht dir versagt. Täglich beobachte ich dich, wie du die Nadeln immer näher an deine Augen hältst. Täglich beobachte ich dich, wie du dich den Kuheutern immer dichter näherst, wenn du sie melkst. Ich habe gesehen, wie deine Füße gegen Steine stolpern, die groß genug sind, um sie zu ignorieren, und ich habe dich direkt in die überhängenden Äste rennen sehen.“ „Ja, all diese Dinge sind wahr. Ich bin alt. Ich bin schrecklich kurzsichtig.“ „Du bist völlig blind, mein Lieber. Nicht kurzsichtig.“ Seine leeren Augen starrten sie an. Er sah nur schwarz. „Ich bin blind.“ „Wisse dies, lieber Ehemann, führe die Salbung jetzt an deinem Sohn aus. Überreiche ihm den Segen.“ „Ich habe Zeit genug dafür.“ „Niemand weiß, wie viel Zeit er übrig hat. Wir alle, sogar du, Liebling, sind den Umständen und dem Zufall unterworfen.“ „Riveka, hätte ich Yishmaels Begräbnis besuchen sollen?“ „Zu welchem Zweck? Sogar seine Kinder weigerten sich.“ „Um ihn zu informieren, dass ich ihm vergeben hatte.“ „Du sagtest ihm schon vor Jahrzehnten, dass du ihm vergabst.“ „Ja“, erinnerte er sich, „das ist wahr. Jedoch lud ich ihn nie ein, in unserem Lager zu leben. Ich schrieb ihm nie, noch er mir.“ „Was spielte es für eine Rolle. Esau hielt immer Kontakt mit ihm, so wusstet ihr beide immer, was der andere tat. Lass die Angelegenheit für immer aus deinen Gedanken verschwinden.“ „Obwohl Yishmael halbägyptisch und halbbabylonisch geboren wurde, war er trotzdem ein Kind Abrahams, der aus den Lenden von Eber und Shem war. Daher, trotz all seiner Torheiten, ist Yishmael noch immer ein Hebräer. Sein Gesicht verzerrte sich und er ließ einen langen Schrei der Bedauerns und des Kummers aus. Seine Ehefrau umarmte zärtlich ihren schluchzenden Ehemann. Sie sagte einfach: „Yishmael ist tot. Mögen seine Kinder wissen, dass, als er starb, Yitzhak um ihn weinte.“
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Tage später, nachdem Esau von den nördlichen Hügeln mit seinem Gefolge, das dicht dahinter folgte, zurückkehrte, rief ihn Yitzhaks persönlicher Gehilfe zur Seite. „Dein Vater verlangt deine Anwesenheit!“ „Um sich wieder über meine Ehefrauen zu beklagen?“ „Etwas Erfreulicheres“, erwiderte er. Neugierig ließ er die Zügel seines Pferdes in die Hände des Gehilfen fallen. Yitzhak, der in der Mitte des Zeltes saß, horchte genau, als Esau hereinkam. Indem er seine Schritte und schroffen Töne hörte, hieß ihn Yitzhak willkommen. Riveka saß auf der anderen Seite, indem sie sich absichtlich von den beiden distanzierte. Als sie ihren Sohn ins Zelt kommen beobachtete, erinnerte sie sich an die vergangenen drei Tage, worin Ehemann und Ehefrau unaufhörlich über Esau und Jakob gestritten hatten. „Esau ist ein Krieger“, erinnerte sie sich an die Worte. „Wie Welt respektiert ihn. Die Welt zittert vor ihm. Er ist der Mann, der uns zum Sieg gegen alle Widersacher führen kann! Er kann uns davor bewahren, von den umliegenden Stämmen integriert zu werden.“ „Hör deiner törichten Logik zu. Wer ist integrierter unter uns als Esau? Seine Kinder geben sich mit den Kanaanitern und mit den Hittitern ab. Esau reist frei nach Gaza und sogar hinauf bis zu den ägyptischen Grenzen.“ „Mein Vater sagte, dass dieses Land mir gehört. Esau ist der Einzige unter uns, der stark genug ist, um es so zu machen. Mit meinen Besitztümern in seiner Kontrolle kann er eine größere Armee aufstellen als die eine, die er hat, und er kann für sich das Land nehmen, das rechtmäßig uns gehört.“ „Woher kommst du?“ entgegnete seine Ehefrau. „Abrahams Armee war größer und mächtiger als die von Esau! Doch marschierte Abraham gegen die umliegenden Stämme? Er besiegte den Eroberer der Welt, doch hielt er Frieden mit allen seinen Nachbarn. Wir sollen nicht durch Kämpfen erlangen. Wir sollen durch Gehorchen erlangen.“ Yitzhak schüttelte seinen Kopf. „Was für eine Frau versteht es?“ entschuldigte er sich. „Diese Frau verstehet es“, beantwortete sie sein Seufzen. „Ich werde nicht zuhören“, bemerkte er. „Also werden deinen Ohren so nutzlos wie deine Augen? Ich hoffe, wenn du heute Abend betest, dass dein Mund nicht so blind wie der Rest von dir wird!“ Wütend ging sie hinaus. In den dunklen Grenzen seines Zelts und seiner Augen verdunkelte sich sein Verstand auf ähnliche Weise. Er rang seine Hände und beugte sich zum Gebet. „Esau“, flüsterte eine stimme. „Esau“, flüsterte eine andere Stimme. „Esau“, flüsterte eine dritte Stimme.
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Michael der Erzengel, der neben diesen manipulierenden dämonischen Engeln erschien, brachte sie zum Schweigen. „Jahwe erlaubt mir, ihn zu beeinflussen“, tadelte Satan Michael für seine Einmischung. „Dann flüstere ihm weiter zu. Ich wiederum werde in andere Ohren flüstern.“ Satan winkte ihn ab, indem er ihn auslachte. Als Riveka das Zelt betrat, setzte sich Michael neben ihr Bett. „Erinnere dich an Abrahams Worte“, sprach er nur einmal. Riveka erwachte aus ihrer Erinnerung und beobachtete hellsichtig das Drama, das sich in Yitzhaks Zelt entfaltete. „Esau“, erhob sich Yitzhaks Stimme lauter als üblich, „küsse mich auf den Hals.“ Esau umarmte seinen Vater und küsste ihn herzlich. „Esau, ich bin bedauerlich alt. Ich bin unsicher darüber, wie viel Zeit ich zu leben übrig habe. Wegen meines körperlichen Zustands und geistigen Zwangs bin ich jetzt gewillt, dies von dir zu erbitten: Nimm deine Waffen und gehe in die Savanne, wo sich die Rebhühner verstecken. Ich will, dass du für mich das beste Mahl zubereitest, das du je unternommen hast. Ich will es saftig und erinnerungswürdig. Tue dies für mich, damit ich dir den Segen geben, bevor ich sterbe.“ Riveka erhob sich leise von ihrem Platz und verließ das Zelt. Als sie davonging, erinnerte sie sich deutlich an Michaels Worte zu ihr. Dann erinnerte sie sich, wie oft sie mit Abraham sprach und wie er immer Jakob mit liebevollen und zärtlichen Augen blickte. Ihre Erinnerungen ließen ihr keine Wahl. Sie beschloss, die Angelegenheit in ihre eigenen Hände zu nehmen. Satan, mit Yitzhak beschäftigt, bemerkte nicht Rivekas Gegenmaßnahmen gegen ihn. Sie fand Jakob die Schafe hüten und näherte sich ihm leise. Sie betrachtete genau das Terrain, um sich absolut zu vergewissern, dass niemand sie mit ihm reden sah. „Jakob, triff mich schnell in meinem Zelt. Es ist dringend für dich, es zu tun, jetzt!“ Er gehorchte ihr und folgte ihr aus der Ferne. Niemand schenkte dem Drama, das stattfand, Beachtung. „Dein Vater bereitet sich geistig darauf vor, den Segen zu geben. Er ist genau in diesem Augenblick in Trance. Wenn er daraus erwacht, werden seine Begabungen leicht beeinträchtigt sein. Zu dieser Zeit präsentiere dich ihm für den Segen.“ Ohne darüber nachzudenken, erwiderte Jakob: „Was muss ich tun?“ „Bringe mir die beiden besten Ziegen, die du hast. Ich werde sie zart über dem langsamsten Feuer mit Kohl und Karotten kochen. Ich werde den Eintopf mit Salz und anderen Gewürzen würzen. Bringe ihm das Mahl. Gehe, damit der Geruch seine Nasenlöcher füllen wird. Lass den Segen über dir stattfinden.“
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„Wie soll ich Vater zum Narren halten, wenn er mich berührt? Hast du vergessen, dass meine Haut glatt ist? Esau hat grobes Haar auf seinem ganzen Körper. Vater wird erkennen, dass ich versucht habe, ihn zu betrügen und zu manipulieren. Statt eines Segens ist es ein Fluch, den ich empfangen werde.“ „Möge ein solcher Fluch auf mich fallen, mein Sohn. In der Zwischenzeit tue genau, wie ich dich angewiesen habe, denn ich tue dies, um meinen Schwur gegenüber deinem Großvater Abraham zu erfüllen.“ Während der Hitze des Nachmittags brachten die Hirten die Rinder zu der fernsten Quelle des Landes. Bis zu dieser Zeit hatten die Seen ihren Wasserspiegel wieder erlangt. Als die Strahlen der Sonne in der Ferne schimmerten, verschworen sich Riveka und Jakob gegen Yitzhak. „Ich lehrte Esau, ein großartiger Koch zu sein, und dann, wie es gewesen hätte sein sollen, begann er meine Fähigkeiten zu übertreffen. Aber heute habe ich Salz und ich habe Gewürze.“ „Aber sogar dieses wundervolle Aroma wird nicht meine Körpergerüche und meine glatte Haut tarnen.“ „Ich habe darüber nachgedacht. Für einen so gescheiten Mann bin ich überrascht, dass es dir selbst nicht einfiel. Ziehe Esaus Kleider an. Dann bedecke deine Hände und Arme und deinen Hals mit den Fellen des Zickleins. Ich habe sie schon abgezogen, so werden sie sich wie Esaus eigene Haut und sein Haar anfühlen. Zieh sie an.“ „Bist du sicher?“ „Was ich dich zu tun zwinge, darüber bin ich sicher. Jetzt gehe, bevor Esau zurückkehrt.“ Jakob tat wie ihm gesagt wurde, dann verließ er das Zelt seiner Mutter. Er weigerte sich, seinen Kopf nach rechts oder nach links oder hinter sich zu drehen. Sie ging geradeaus und zwang sich, die ersonnene Verschwörung auszuführen. Seine Atemschmerzen nahmen zu. Sein Herz raste. Sein Gesicht wurde rot. Sein Mund trocken. Seine Handflächen wurden nass. Unfähig, zu schwitzen aufzuhören, begann der Essteller aus seinen Händen zu rutschen. Der Pfad, den er so oft ging, schien nur ewig weiterzugehen. Dann, wie es geschehen musste, erreichte er den Eingang des Zeltes. „Vater?“ Yitzhak, der die zitternde Stimme hörte, kam wacklig aus seiner Trance. Als er aus der Macht davon taumelte, wurde er ohnmächtig. Er rieb seine Augen und versuchte, sich auf die Gestalt, die vor ihm stand, zu konzentrieren. Unfähig, die grobe verschwommene Gestalt zu erkennen, und ungewiss über die Stimme, fragte er: „Welcher meiner beiden Söhne bist du?“ „Ich bin Esau“, betrog Jakob manipulierend seinen Vater. Dann, indem er seine Behauptung klarstellte, damit sie eine prophetische Antwort werden würde, fügte Jakob hinzu: „Ich bin dein Erstgeborener.“ Und die Spannung in dem Satz verwirrte Yitzhak.
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Jakob versuchte die Spannung zu mildern und die Fragen im Gesicht seines Vaters abzuwenden und zu vermeiden, beim Betrug erwischt zu werden, indem er fortwährend sprach. „Ich tat, wie du verlangtest. Setz dich nun auf, Vater, und iss das Mahl, ich bin bereit für deinen Segen.“ „Sage mir“, beharrte Yitzhak zu verstehen, was in seinem Zelt geschah, „wie war es für dich möglich, mein Mahl so schnell zuzubereiten?“ „Dein Gott, Jahwe, erlaubte es.“ Yitzhak schnüffelte in der Luft und neigte leicht seinen Kopf. Er hörte auf das schwere Atmen, auf das Klopfen des Herzens des Mannes. Yitzhak spürte einen inneren Kampf in dem Mann. Verwirrt überlegte er kurz. Er wünschte mehr Zeit, um aus seiner Trance aufzuwachen. Doch merkwürdigerweise beharrte sein Sohn anderweitig darauf. „Vielleicht hatte mein Sohn schon zu lange gewartet?“ folgerte Yitzhak in sich selbst. Sein Zögern und seine Zweifel missachtend, sprach er: „Hier stimmt etwas nicht. Bitte, Sohn, komm näher zu mir. Du bist im direkten Sonnenlicht. Ich kann dich überhaupt nicht wahrnehmen. Ich will dich berühren.“ „Du hast mich tausendmal berührt.“ „Aber deine Lippen sind nicht auf meinem Hals wie sie es immer sind, wenn du mich begrüßt. Deine Stimme zittert. Sie ist vorher nie unsicher gewesen. Ist es für mich unvernünftig, die Gegenwart meines erstgeborenen Sohns zu überprüfen?“ „Natürlich nicht, Vater. Berühre mich.“ Sobald Jakob näher rückte, ergriff Yitzhak seine Hände und zog ihn näher. Der alte Mann streichelte die Arme seines Sohnes und prüfte das Haar seines Sohns. Die Augen, die so deutlich versagten, jedes Bild zu erkennen, prüften den Hals seines Sohnes, indem er ihm einen langen, verweilenden Kuss in der Nähe seines Ohrläppchens gab. Noch immer unsicher, prüfte der Vater des Sohnes den Geruch der Kleidung, die er trug. Und die ganze Zeit pumpte Jakobs Herz wild in seine Ohren. Sein Gesicht wurde rot. Seine Knie schwach. „Ich verstehe das nicht“, sagte Yitzhak. „Dein Körper ist wie der von Esau, aber deine Stimme ist wie die von Jakob.“ „Ist es nicht, weil wir Zwillinge sind? Es ist die Angst des Augenblicks. Ich habe mein ganzes Leben auf die Salbung und Verkündung, wer ich bin, gewartet. Dein Segen ist mein zu empfangen.“ Yitzhak zögerte wieder. Er war beunruhigt. „Bist du wirklich Esau, mein Sohn?“ „Ich bin wahrlich dein Erstgeborener.“ „Dann füttere mich mit dem Essen, das so köstlich duftet. Könnte es sein, dass der Geruch mich so sehr verwirrte, dass ich über deine Identität zweifelte? Wahrlich, ich habe nie ein feineres Mahl gerochen.“ „Koste es“, Jakob tauchte einen Kupferbecher in die Kupferschüssel, den sein liebster Ururgroßvater ihnen aus Assyrien gebracht hatte. 229
Yitzhak spielte mit dem Geschmack des Essens und rieb seine Zunge zwischen seinen Lippen. Zufrieden genoss er es schmatzend. Yitzhak lächelte breit. „Salz und Gewürze. Wie wundervoll? Und was für einen Wein brachtest du mir?“ „Koste ihn. Nimm so viel du wünschst.“ Er atmete das Bouquet in seine Nasenlöcher. Yitzhak lächelte wieder. „Er ist babylonisch! Wie passend! Ich wusste nicht, dass wir welchen übrig hatten.“ Impulsiv machte er einen tiefen Atemzug, dehnte seinen Brustkorb und ließ ein lautes Rülpsen heraus! „Erstaunliche Kochkunst! Aber warum hast du mich noch nicht geküsst? Sicherlich, so wichtig wie dies ist, ist nicht ein Kuss auf meinen Hals wichtiger?“ Jakob stand auf und küsste den Hals seines Vaters wie Esau es immer getan hatte. „Ja, es ist wahr. Der Geruch meines Sohns ist genau wie der Geruch von Feldern, die Jahwe gesegnet hat.“ Yitzhak griff hinter sich und holte denselben Krug hervor, den Shem ihm an dem Tag seiner eigenen Salbung gegeben hatte. Er beugte das Haupt seines Sohnes hinunter und goss frei das Öl über sein Haar und erlaubte es, von seinen Schläfen zu seinen Wangen zu tropfen. Große Tröpfchen fielen auf seine Knie. In dem plötzlichen Zwielicht der Emotionen verschwammen Yitzhaks Augen mit Tränen so wie die von Jakob. Mit fester Stimme, einer Stimme, die mit der heiligen Umarmung der Prophezeiung ertönte, erklärte Yitzhak: „Möge der wahre Gott dir den Tau des Himmels und den fruchtbaren Erdboden der Erde geben. Möge der wahre Gott dir eine Fülle an Wein und Getreide gewähren. Lasst die Menschen dir dienen. Lasst Nationen sich tief vor dir verbeugen. Ein Herr über alle deine Brüder wirst du werden! Folglich lasst es werden, dass alle Söhne deiner Mutter sich tief vor dir verbeugen werden. Verflucht sind jene, die dich verfluchen. Gesegnet sind sie, die dich segnen.“ Als Yitzhak die Prophezeiung aussprach, umarmte eine prickelnde Empfindung beide Männer. Jakob wusste in dem Augenblick eindeutig, dass er den richtigen Sohn gesalbt hatte. Jakob starrte auf den kleinen Krug, den Melchizedek Yitzhak gegeben hatte, und in diesem Augenblick fühlte er eine andere Gegenwart in dem Zelt. Aus Angst verließ er schnell das Zelt und versteckte sich.
Innerhalb der Stunde geschah es, dass Esau auch im Zelt seines Vaters erschien. 230
Yitzhak war bis dahin eingeschlafen, als Esau in das Zelt ein frisch zubereitetes Mahl brachte. „Vater, steh auf! Auf! Auf! Auf“, neckte er ihn und streckte die Hand aus, um ihn an den Zehn zu ergreifen. „Was?“ fragte Yitzhak. Sein Verstand und seine Empfindungen waren nun angeschlagener als das letzte Mal. Sein Magen und seine Sinne schwammen vom Essen seiner letzten Mahlzeit und dem vollen Trinken des Weines, den ihm Jakob verschafft hatte. „Wer bist du?“ Esau, verletzt durch den Ton seines Vaters und Mangel an Begeisterung und Reaktion, erwiderte: „Ich bin Esau! Ich bin dein erstgeborener Sohn!“ „Wwwwwaaasss! Aaaaabbbeer, aber du warst gerade hier!“ Dann wie ein Epileptiker hatte er einen Krampf. Sein Kopf und Oberkörper begannen zu zittern! Indem er sich heftig schüttelte, traten seine Augen hervor. Seine Zunge hing aus seinem Mund! Sein Gesicht wurde tiefrot. Esau nahm seinen Vater in seine Arme. Liebevoll wischte er den schweren Schweiß von Yitzhaks Stirn. „Was ist los, Vater? Was geschieht mit dir?“ Er war erschrocken, aber er versuchte trotzdem seine Stimme zu beherrschen. Doch sein Ton verriet die Hilflosigkeit in seinem Herzen. Yitzhak kam mit Esaus Fürsorge zu sich. „Wen habe ich mit dem heiligen Ausgießen des Öls gesalbt? Wer brachte mir das Essen, das ich verzehrte, bevor du herkamst?“ „Wie soll ich es wissen? Was genau sagst du zu mir?“ Esau kämpfte um Beherrschung in seiner Stimme. „Esau“, Yitzhak, der nun als absolute Tatsache wusste, was geschehen war, und wusste, dass Jahwe die Quelle des Dramas war, behauptete einfach. „Ich habe deinen Bruder gesalbt. Nun muss er der Gesalbte bleiben. Der wahre Maschiach unserer Familie. Durch ihn wird der letzte Maschiach der Menschen abstammen! Es gibt kein Wasser rein genug auf der Oberfläche der Erde, um das heilige Öl wegzuwischen, das ich über Jakobs Haupt gegossen habe. Keine Menge Wein, keine Menge dunkles Bier wird von ihm nehmen, was in ihn eingedrungen ist. Der Geist Gottes wird seine Seele nie verlassen.“ Esau zog einen langen, tiefen Atemzug ein. Er hob seine Fäuste an seinen Mund. Sein Gesicht verspannte sich. Seine Augen wurden nass. Er warf seinen Kopf zurück. Seine Brust füllte sich mit Wut. Er streckte blind seine Hand aus und zog seinen Vater zu sich, indem er sich an ihm so fest er konnte anhielt. Es hatte keinen Sinn. Esau weinte! Er schluchzte wie ein Kleinkind. Aber es war die volle Leidenschaft der innersten Tiefen eines erwachsenen Mannes, die aus ihm brach. Es war, als ob ein verborgener Sumpf plötzlich vor seinem Gesicht ausbrach. Eine Sache so verachtenswert, die er wiederholt vor dem Anblick und dem Gedanken und der Handlung verborgen hatte. Ein Hass, der nun verlangte, gesehen zu werden, füllte seine Gedanken und Leidenschaften.
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Neben ihm weinten auch die Dämonen über ihren erfolglosen Versuch, Gottes Plan zu vereiteln. Und in den fernsten Teilen des Himmels ging Michael der Erzengel zu seinem Vater und legte seinen Kopf in seinen Schoß. Da er nicht mit den Ungeheuern in ihm und den Ungeheuern außerhalb von ihm von Angesicht zu Angesicht kommen wollte, weinte Esau und schrie ein lang verborgenes Epigraph heraus. Kein geschmiedetes Schwert existierte, das mächtiger war, um seine begehrte Rache zu besiegen! Kein Wort existierte, dass sanft genug war, um seine Gedanken der Vergeltung zu überwinden! Kein Gedanke existierte, der intensiv genug war, um seinen Hass zu lindern. Kein Lied. Kein Gedicht. Keine Musik, die harmonisch genug war, existierte! Nichts existierte, das stark genug war, um die Leidenschaften der Realität von dem, was geschehen war, zu zermalmen. Indem er sein Gesicht an der Schulter seines Vaters vergrub, drangen die qualvollen Tränen sogar durch die Kleidung seines Vaters und machten ihn nass. Unfähig, sich auf Worte zu konzentrieren, goss Esau fortwährend die Intensität seines Leidens in den Armen seines Vaters aus. Und niemals hatte eine Person einen solchen Aufruhr und solche Pein von einem anderen gesehen, und niemals hatte es ein Vater von seinem eigenen Sohn. „Vater“, schaffte Esau zwischen dem Schluchzen zu sagen, „segne mich auch. Jakob mit schlauer Verschwörung stahl deinen Segen.“ Esau schaffte es wieder zu sagen: „So ist die Wahrheit seines Namens: Jakob, der Verdränger! Zweimal nahm er von mir, was mein hätte sein sollen. Als ein junger Mann, als ich von der Jagd zurückkam, als ich müde und hungrig war, manipulierte er mich, um ihm mein Geburtsrecht für eine Schüssel Linsensuppe zu verkaufen. Nun, da ich siebenundsiebzig Jahre alt bin, stiehlt er meine Salbung. Niemals hat ein Man mich so sehr missbraucht wie mein eigener Bruder!“ Als Esau Kontrolle über seine Emotionen erlangte, konnte er über die Ereignisse nachdenken: „Vater, wurden diesen separaten Dramen absichtlich gegen mich gerichtet?“ Er rieb die Rückseite seiner Schulter, dann versuchte er die Spannung von seinem Nacken zu erleichtern. Er wurde ruhiger. Sein Weinen wurde weniger. In einem Augenblick der Ruhe fragte er: „Vater, hast du einen Segen für mich aufgehoben? Sicherlich musstest du dir irgendwie über Jakobs prophetischen Vorsatz gegen mich bewusst gewesen sein. Sicherlich legtest du etwas für mich weg, um meine Last zu erleichtern.“ „Esau, mein geliebtestes Kind“, antwortete Yitzhak, der versuchte, die Feindseligkeiten zu besänftigen. „Ich habe Jakob zu deinem Herrn gemacht. Er hat nun die Verantwortung für alle Haushaltsaufgaben. Er hat vollständige Rechte für alle Verheißungen Jahwes. Nicht nur du, sondern deine drei Brüder, müssen auch unter ihm dienen. Du und sie 232
müssen für ihn den Wein und das Getreide bereit machen. Jedoch muss es etwas anderes geben, was ich für dich tun kann, mein geliebtes Kind.“ „Ich will keinen Reichtum von dir. Keine Besitztümer irgendwelcher Art. Keine Versprechungen von Land. Ich will der anerkannte Vorvater des Maschiachs sein! Lass den Wahren aus meinen Lenden abstammen!“ „Eine so mächtige Erklärung! Ein so kühner Wunsch! Offensichtlich stand es nicht mir zu, dem zu geben, den ich wählte. Jahwe lenkte die messianische Wahl.“ „Dann gibt mir irgendeinen Segen! Erlaube mir nicht ohne eine Art von historischer Anerkennung umzukommen. Ich kann nicht in den Winkeln der Vergessenheit leben, noch in dem Fluss des unergründlichen Abgrunds! Soll mein Leben so vergeblich sein, dass ich nicht einmal eine Erinnerung für jemanden werden kann?“ Yitzhak schloss seine Augen. Seine Arme erhoben sich mit seinen Wangen. Er spreizte seine Finger auseinander und bildete ein V-Zeichen mit beiden Händen. Mit seinem Daumen, der zu seinen Schläfen zeigte, wurde er hypnotisiert. Wieder erschien eine elektrische Bindung in dem Zelt. Der Geist der Vereinigung, des Vorsatzes kam dorthin, wo Yitzhak war. Esau fühlte den Strom seinen Körper durchdringen. Er entspannte sich und erlaubte der ruhigen Brise der Durchführung in sein Unterbewusstsein zu wandern. „Nimm diese Prophezeiung auf: „Dein Land des Wohnsitzes soll fort von hier sein, sogar fort von dem Funken der Himmel. Du wirst durch die Macht deines Schwertes leben. Du wirst deinem Bruder dienen; aber wenn du ruhig wirst und die innere Ruhe deines Lebens entdeckst, wirst du in diesem Augenblick sein Joch von deinem Nacken brechen.“ Esau stieß sich weg von seinem Vater und suchte tief in seine Augen. Sie konnten seinen Blick nicht erwidern. Er rieb die Haare auf seiner Brust und wurde verwirrt. Er wiederholte die Worte eines Vaters immer wieder zu sich selbst. Mit geweiteten Augen schrie er plötzlich: „Ich soll Jakob dienen! Nicht einmal du kannst ein solches Zerrbild rückgängig machen? Mit dem Schwert? Soll ich wie Yishmael sein? Muss ich ständig mit jemandem im Krieg sein? Was für eine Art Segen ist das?“ „Es ist einer, der eine Verheißung des Friedens für dich hat.“ „Frieden? Ich bat um Erinnerung, aber nicht auf diese Weise.“ „Berühre die Ruhe, die ich dir gegeben habe. Ich, wegen meiner tiefsten Liebe zu dir, habe sie an dich gegeben. Gib sie nicht auf, denn es ist für einen Mann fast unmöglich, die innere Harmonie seines Bewusstseins zu ergreifen. Es ist ein weit größerer Segen, in Frieden zu sein, als der Herr zu sein, der eines Tages die Welt bezwingen muss.“
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„Vater, ich liebe dich, aber ich kann nicht länger Jakob lieben. Lass den Frieden in dir selbst bleiben. Ich will nur Hass besitzen. Hass und Rache!“ Esau flüsterte dann zu sich selbst: „Bitte, beschleunige den Tod meines Vaters, damit ich meinen Bruder Jakob ermorden kann!“
In derselben Nacht, als Esau ins Zelt ging, saß er alleine grübelnd und intensivierte seinen Hass gegen Jakob. Adah, Elons dritte Tochter, brachte Eliphaz, Esaus Erstgeborenen in das Zelt, um neben ihm zu sitzen. „Vater, warum bist du so beunruhigt?“ Seufzend legte Esau seinen Arm über den Nacken seines Sohnes. „Du bist dreißig Jahre alt. Ein Mann. Und ich habe kein Erbe, um es an dich zu geben. Jakob, wie immer, raubt mir alles.“ Jakob ist der gesalbte Maschiach?“ „Ja. Er hat gewonnen.“ „Aber meine Frau ist schwanger! Was sollen wir erhalten?“ „Nichts, denn mir ist nichts gegeben worden.“ „Wird Jakob uns erlauben zu bleiben?“ „Ich werde Jakob töten. Also, ja, wir werden bleiben können.“ „Jakob ermorden?“ Eliphaz' wütende Gedanken zerstreuten sich augenblicklich. Er dachte über die Worte seines Vaters nach. Vor Jahren fühlte er die Zärtlichkeit und Sorge und das Mitgefühl und das Interesse seines Onkels an allem, was er zu vollbringen suchte. Sein Onkel lehrte ihn zu lesen, so wie sein eigener Vater ihn zu jagen lehrte. „Vater, ich mag Jakob“, sagte er zu seinem Vater. „Niemals, unter keinen Umständen, werde ich dir erlauben, eine so schreckliche Sache deinem eigenen Bruder anzutun. Jakob, trotz all seiner List und seinen Manipulationen, hat ein mitfühlendes Herz. Er weiß, wie man freundlich lächelt und wie man lacht. Er schaut nie finster. Von den Männer in diesem Lager mag ich ihn am liebsten.“ Vergebens versuchend, bei dem emotionalen Trauma mit seinem Vater vernünftig zu reden, fügte er hinzu: „Jakob ist ein Intellektueller – kein Krieger.“ „Sein Intellekt ist gefährlicher als ein Schwert. Er ist hinterlistig, hochmütig, manipulierend listig hat er mich ruiniert!“ „Jakob wird sich um uns kümmern.“ „Ein toter Mann kann sich nicht um die Lebenden kümmern! Wie kann ein kinderloser, unverheirateter Mann der Gesalbte werden? Ich habe Ehefrauen! Ich habe Kinder! Ich habe Verantwortung! Er sitzt! Er liest! Er denkt nach! Und was nützt es?“ „Eliphaz, geh zu deinem Onkel. Bringe ihn zu meinem Zelt.“ Als er das sagte, zog er seinen Dolch heraus. „Ich werde keinen Augenblick mehr warten. Lasst meinen blinden Vater zu dem, was ich dabei bin zu begehen, blind sein.“ Eliphaz sauste aus dem Zelt. In Eile berichtete er die genauen Worte seines Vaters seiner Großmutter Riveka. 234
In Panik bestieg sie ihren Esel und ritt zu Jakobs Versteck. „Es macht Frieden mit sich selbst, indem er deinen Tod plant. Du musst tun, wie ich befehle.“ „Werde ich, Mutter.“ „Lauf fort von hier! Laufe nach Haran. Suche meinen Bruder Laban auf. Bleibe bei ihm, bis die Wut deines Bruders nachlässt. Bleibe dort, bis Esau dir für das, was du ihm angetan hast, vollkommen vergibt. Ich verspreche, dass ich dir Nachricht senden werde, wenn das geschieht.“ „Wie weißt du, dass bei meinem Bruder eine solche Vergebung möglich ist?“ „Sein Vater ist ein Mann der inneren Harmonie. Sicherlich ist in dem Zelt der Aussprache Esau eine solche Harmonie vermacht worden. Niemals hat ein Mensch einen solchen Zustand wie Esau in diesem Augenblick gebraucht. Falls Esau dich tötet, wird er sicher auch sein eigenes Leben verlieren. Ich kann nicht zwei Söhne an einem einzigen Tag verlieren.“ „Mutter, ich kann nicht gehen, außer Vater erlaubt es mir. Er hat mich an das Land gebunden, wie er Esau gebunden hat. Wie kann ich einen solchen Schwur brechen?“ „Ich werde mir etwas ausdenken. In der Zwischenzeit gehe tiefer in den Wald. Esau würde sich nie vorstellen, dass du dich an einem solchen Ort versteckst.“ „Ich habe mich nie vor dem Wald gefürchtet. Die dicht gedrängten Bäume sagten mir bloß nie zu.“ „Sohn, ich habe immer gewusst, dass du vor nichts Angst hast. Einige zeigen ihren Mut in verschiedenen Anzeichen. Für jetzt lass mich gehen. Ich muss Yitzhak überzeugen, dir zu erlauben, deinen Schwur ihm gegenüber zu brechen, damit du dieses Land verlassen darfst.“
Während des ersten Morgens seiner Wut drang Esau in die Privatsphäre von jedem ein. Seine Augen füllten sich mit Zorn, als er die Habseligkeiten der Leute herumschleuderte und hinauswarf, die in dem Lager wohnten. Da er versagte, Jakob hinter einem Bündel Kleidung oder in einem Paket von Waren oder in den Tiefen der Truhen zu finden, rief er seine feinsten Späher, die Jagd nach Rache fortzusetzen! Sieben Mannschaften kamen scharenweise zu dem umliegenden Wald, wo sie viele erfolglose Pläne, Jakob zu fangen, ausdachten. Ein paar Tage später hatten die Mannschaften von Esau es satt. Die Späher fanden Jakob auch nicht. Während des späten Abends des sechsten Tages beschloss Esaus bester Freund, nach Jakob durch die Rinder- und Schafherden zu jagen. Der Plan versagte auch. Angewidert kehrte sein Freund zu seinen Ehefrauen zurück. Esaus Gemahlinnen, unfähig, seine Aufmerksamkeit zu ihren Betten zu erlangen, bedauerten es, seinen Hass gegen Jakob geschürt zu haben. 235
Am siebenten Tag verstummten Esaus Ehefrauen, isoliert und von Riveka verspottet, mit ihr Flehen nach Rache gegen Jakob. In dieser Nacht umringten ihn seine Ehefrauen und umarmten ihn in zärtlicher Liebkosung. Eine Stunde später entspannte Esau schließlich seine Jagd nach Jakob.
Am neuen Morgen des achten Tages, mit seinen erschöpften Energien, beschloss Esau, geduldig auf Jakob zu warten. An diesem neuen Morgen beruhigte sich sein Ärger. Die Stunde des menschlichen Zitterns endete. Behaglich zwischen seinen Ehefrauen sprach Esau vernünftig. „Früher oder später wird er mir seine Ankündigung machen. Ich werde seine Flanke bloßlegen. Ich werde auf diese Aufdeckung warten. In diesem Augenblick, wenn die Nacht den Tag entfernt, und wenn der Ast verdorrt, und wenn der Luftzug das Gras trocknet, genau in dem Augenblick werde ich Jakob töten! Sogar vor meinem Vater, wenn es sein muss, werde ich ihn töten!“ Er hob seine Hände, um darauf zu schwören. Zögernd blickte er auf die vorbeitreibenden Wolken. „Merkwürdig“, dachte er, „ich habe nie in meinem ganzen Leben auf etwas geschworen – außer in diesem Land zu bleiben.“ Er ging davon.
Riveka brachte ihrem Ehemann noch eine warme Mahlzeit und legte die Schüssel auf ihren Schoß. Sie fütterte liebevoll das Mahl an seine Lippen. „Dieses Fleisch schmeckt genauso wie das, das Jakob mir servierte.“ „Das ist, weil ich diejenige war, die es zubereitete.“ Yitzhaks Atem fing sich. Unsicher begann er von seinem Platz aufzusehen. Unsicher hielt er sich zurück. Seine Hand begann sich nach ihr auszustrecken. Sie sah seine Bewegung und streckte die Hand aus, um seine Hand zu berühren. Bevor sich ihre Hände begegnen konnten, zog Yitzhak sie zurück und umhüllte sie in seinem Umhang. „Du?“ flüsterte er erstaunt. „Ich war gezwungen, mich einzumischen“, flehte sie. „Du hattest die Worte deines Vaters vergessen.“ „Was hat mein Vater damit zu tun, was ihr gegen mich heute verschworen habt?“ „Dein Vater sagte mir, dass Jakob der erwählte Sohn wäre, um den Samen des Maschiachs zu tragen.“ „Mein Vater sagte das zu dir?“ „Und mehr.“
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Sie legte ihre Hand sanft auf seinen langen, grauen Bart und zog sanft daran. „Sage mir“, fragte sie“, „irrte ich mich zu tun, wie ich es tat?“ „Auf die Weise, wie du es tatest – ja! Doch“, er streckte wieder seine Hand nach ihr aus. Diesmal begegneten sich beide Hände, die sich zärtlich in ihrer Liebe zueinander umarmten, „als ich das Öl über Jakobs Haupt goss, wusste ich, dass der Mann, den ich salbte, tatsächlich der richtige Mann war. Doch du irrtest gegen mich. Du versagtest, meinem Urteil zu trauen.“ „Ehemann, dein Urteil war vor Günstlingswirtschaft befangen. Du bist bildlich so blind wie physisch. Du erachtetest nie, dass unsere zwei Söhne das gesellschaftliche Gleichgewicht der Welt symbolisieren. Esau repräsentiert die Nationen, die durch den Maschiach gerettet werden, wohingegen Jakob die Menschenklasse darstellt, die der Menschheit einen ewigen Segen des Wohlstands und guten Willens unter einem vereinten und einzigen Gesetz präsentiert, das sich gleich an alle Menschen aller Nationalitäten wendet. Das wahre Gesetz ist gut. Es wird nie gebeugt, noch durch ein korruptes Gesetz beeinflusst werden. Eine gute Handlung wird immer eine böse Handlung besiegen. Falls das Böse auf der Erde triumphiert, wird es nur für eine kurze Weile sein. Himmlisches Eingreifen wird geschehen und alle Ungerechtigkeiten werden zu guten und ewigen Dingen ausgeglichen werden.“ „Meine Liebe“, erwiderte Yitzhak. „Obwohl böse Handlungen angeglichen werden können, dürfen die guten Handlungen nie kompromittiert werden. Es mag für unwissende Augen erscheinen, dass sich eine gute Person gelegentlich dem Bösen beugt, aber wahrhaftig, wenn sie sich erhebt, hat die Wahrheit keine Obergrenze. Alle Dinge liegen unter dem Schatten des Gesetzes.“ Seine Ehefrau fügte hinzu: „Diese Sache, die auf der Erde geschah, ist nur eine kleine Darstellung, die himmlische Handlungen gegen alle bösen Mächte darstellt. Yitzhak lächelte. Er nickte. Für eine Sekunde fühlte er eine innere Zufriedenheit, dass das, was zwischen ihm und Jakob geschehen war, geschehen musste, um die Abstammung des letztendlichen Maschiachs zu erlauben, in die Welt mit der richtigen Beschaffenheit in seinen Genen geboren zu werden, wie von Jakob aus der Linie von Abraham und Eber und Shem geerbt wurde. Er sprach: „Ich hätte mich erinnern sollen, dass keine von Esaus Frauen aus der Linie von Shem ist. Der Stammbaum schrie gegen Esaus Salbung. Sein Erstgeborener, Eliphaz, würde nun vor seinem Vater stehen und um das Öl bitten, dass es über seine Locken gegossen werde. Könnte Eliphaz wahrlich den Segen erhalten?“ Yitzhak wurde schweigsam. Er überlegte seine eigene Frage. Er fügte langsam hinzu, als ob er sich selbst antwortete: „Jahwe hat keine Vorurteile. Ich habe keine Vorurteile. Vielleicht“, überlegte er über eine ferne Zeit, „wollte ich nicht den Fragen der Trennung während meines Lebens gegenübertreten, wie man Vater ihnen gegenübertrat.“
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„Ich“, erhob sie ihre Stimme, „weiß von diesen Fragen Bescheid. Trotzdem habe ich Vorurteile! Nicht gegen ihre rassischen Wesenszüge, aber eindeutig gegen ihre Religion. Nach diesen langen Jahren haben sie sich nicht Jahwes Gesetzen und Prinzipien unterworfen. Sie verbeugen sich vor Steinbildnissen und sagen merkwürdige Worte zu Felsen und Bäumen und verbrennen Kuhmist. Diese Dinge machen mich sehr voreingenommen. Wer auch immer sagt, dass wir diese falschen Steinbildnisse bewahren müssen, weil sie Kultur und das Talent des Menschen darstellen, vergisst Gottes Worte: ‚Es gibt keinen anderen Gott vor mir.’ Daher egal wie schön ein Stein gemeißelt sein mag und wie elegant er gemacht werden mag, er muss völlig zerstört werden. Und weil Esaus Ehefrauen und Kinder Jahwes Gegenwart in ihren Herzen nicht tolerieren können, kann ich nicht länger ihre Gegenwart in meinem Herzen tolerieren. Hittiterin sind sie, und sie bleiben es!“ „Ja“, dachte Yitzhak, „es ist wahr. Esau lehrte seinen Frauen nicht Jahwes Prinzipien. Obwohl seine Kinder den Großen Namen kennen, verstehen sie die Bedeutung und den Vorsatz hinter dem Namen nicht. Nur sein Gesalbter kann in Jahwes Aufgabe wirken und den Menschen von der falschen Anbetung und vorgegeben Dingen reinigen.“ „Yitzhak“, sagte Riveka, dann hielt sie inne und fuhr fort, „was, wenn Jakob eine Hittiterin heiratet? Wie viel mehr wäre das Leben für uns unerträglich, wenn es geschähe?“ „Ja, die Hittiterinnen weigern sich, ihre Herzen gegen Jahwes Barmherzigkeit anzupassen“, bestätigte es sich Yitzhak, indem er die Sorge seiner Ehefrau wiederholte. „Sei weigern sich, seine Geschichte zu lernen. Sie wollen mit Legenden und mit Hörensagen spielen. Sie lesen oberflächlich und was sie sehen, setzen sie für die Schöpfung eines anderen beiseite – oder Bildung aus der eigenen Macht durch Zeit und Bewegung. Sie machen nicht in sich die notwendigen Herzensbedingungen für eine Person, Gott nahe zu kommen. Durch beabsichtigte Anweisung stellen sie sich auf sie Seite gegen Jahwes anvertraute Mission. Indem sie es tun, werden sie mit Dämonen und mit Satan verbündet.“ Er ließ die Hand seiner Ehefrau los. Er stellte das Mahl zur Seite und wischte sein Kinn ab. „Ich muss mit Jakob sprechen. Weißt du“, neckte sie ihr Ehemann mit einem Schimmer in seinem Lächeln, „wo Jakob ist?“ Sie bewegte ihren Kopf so leicht auf ihre linke Seite. Sie erwiderte sein Lächeln. „Ich kann ihn vielleicht finden.“ „Bringe ihn morgen zu mir. Tue es, wenn die Sonne auf ihrem vollen Zenit ist. Niemand erwartet, dass Jakob in dieses Lager während des Lichts des Nachmittags schreitet.“
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Mit dem vollen Aufstieg der Sonne, als das Lager unter den Aufgestellten Zelten lag, um der stechenden Hitze zu entfliehen, berührte Jakobs Schatten die Grundlage des Zeltes seines Vaters. Yitzhak, der die Schritte seines Vaters erkannte, hieß ihn willkommen. „Sind deine Arme wieder glatt?“ „Sind sie.“ „Und bist du sicher, dass du der bist, von dem du sagst, dass du es bist?“ versuchte Yitzhak humorvoll zu sein. „Ich bin Jakob.“ „Du bist mehr als Jakob“, flüsterte Yitzhak zur Stimme seines Sohnes zurück. „Du bist der Maschiach, der den letzten Maschiach repräsentiert, der durch deine Lenden kommt. Du bist eher die Verkörperung einer größeren symbolischen Idee, als das bloße Einfangen von Fleisch und Namen. Doch ist es eigenartig, dass du noch kinderlos und noch immer unverheiratet bist. Hast du je über das Thema nachgedacht?“ „Es gibt hier für mich keine babylonischen Frauen zum Heiraten.“ „Muss sie eine Babylonierin sein?“ „Von dem Kontext meines Verständnisses, ja.“ „Von meinem auch“, schienen sich die Augen seines Vaters für einen Augenblick zu erhellen, als ob er seinen Sohn wirklich wieder sehen könnte. „Ungleich Großvater sandtest du nie einen Diener nach Haran, um eine Ehefrau für mich zu holen. Und schlimmer noch, ich bin siebenunddreißig Jahre älter als du, als du heiratetest. Ich bin siebzehn Jahre älter als du warst, als Esau und ich geboren wurden.“ „Ich weiß, wie alt du bist“, erwiderte Yitzhak herb. Indem er sich entschuldigte, denn es gab keine Notwendigkeit, überhaupt zornig zu werden, senkte er den Ton seiner Stimme. „Ich hatte vor, nach einer Ehefrau für dich zu senden. Nachdem Yishmael starb, beabsichtigte ich es zu tun, aber Dinge kamen mir immer dazwischen. Doch wir beide wissen das als absolute Gewissheit: unter keinen Umständen darfst du eine Kanaaniterin heiraten!“ „Oh?“, spielte Jakob mit den Emotionen seines Vaters. „Sollte ich stattdessen eine Ägypterin heiraten?“ „Niemals!“ protestierte Yitzhak. „Vielleicht dann eine Horiterin? Vielleicht sogar eine Philisterin? Sie haben immerhin so exquisit blonde Haar und so tiefe, grüne Augen. Ihre Brüste sind herrlich. Und sie sind so groß! Wäre es nicht nett, große Enkelkinder zu haben?“ „Hör damit auf, Jakob. Deine Mutter hatte Recht. Du musst heiraten. Zuerst jedoch muss dich ich dich von deinem Schwur befreien – aber nur vorübergehend.“ Yitzhak ging behutsam im Zelt umher. Er wusste genau, wo jeder Polster in dem matt erleuchteten Raum war. „Jakob“, wurde seine Stimme barmherzig, zart: „Ich“, seine Augen begannen vor Tränen zu schwellen, „muss dich tatsächlich von unserem Zuhause fortsenden. Esau ist bitterlich wütend auf dich. Wenn sich Esaus 239
Wut beruhigt, kehre nach Hause zurück. Kehre zu deiner Mutter und deinem Vater zurück. Kehre zurück, wohin du gehörst.“ Yitzhak deutete mit seiner Hand. Jakob, der verstand, kniete sich vor seinen Vater hin. „Jakob, du hast meine Erlaubnis und meinen Segen, nach Norden nach Paddan-aram zu reisen. Gehe zum Haus von Bethuel.“ „Der Großvater meiner Mutter?“ „Ja. Gehe den Vater deiner Mutter besuchen. Frage Laban, den Bruder deiner Mutter, und natürlich dein Onkel, ob er vielleicht eine Tochter für dich zum Heiraten erübrigen kann. Hier“, sein Vater überreichte ihm ein Paket, „habe ich schon die notwendigen Dokumente der Vorstellung vorbereitet. Nun, mein erstgeborener Sohn, beuge schnell dein Haupt vor mir.“ Indem er auf seinen Knien vor seinem Vater rutschte, beugte Jakob sein Haupt. Yitzhak legte seine Hand über seinen Kopf und sagte: „Möge El Shaddai dich segnen. Er möge dich fruchtbar machen, damit dir zahlreiche Kinder geboren werden. Möge er an dich und an deine Kinder den abrahamischen Bund übertragen. Möge es für dich so werden, dass du die Länder, durch die wir reisten, besitzen wirst. Es ist richtig, dies zu tun, denn Gott hat alle diese Länder Abraham zugeteilt, von ihm an mich an dich und an deine Kinder.“ Jakob nahm nichts für seine lange Reise, nicht einmal einen Esel. Jakob reiste nach den nördlichen Ländern, nachdem er sich von seiner Mutter und Deborah, dem Kindermädchen, verabschiedete.
Eine Woche später ging Esau in das Zelt seines Vaters. Als er vor seinem Vater auf und ab ging, kämpfte er, seine Wut zurückzuhalten. „Ich kann Jakob nirgendwo finden, weder ich noch meine amoritischen Krieger. Wie listig ist mein Bruder, dass er sich so erfolgreich vor mir und meinen ismaelitschen Spurenlesern verstecken kann?“ „Ich sandte Jakob zu seinem Onkel Laban“, gab Yitzhak schnell zu. Seine blinden Augen erhoben sich, um in die von Esau zu starren. Esaus Körper zitterte plötzlich. Er schritt von seinem Vater davon. Verwirrt kämpfte er um seine Fassung und zwang seine Tränen zurück. Eine schreckliche, unerwartete Einsamkeit durchdrang seinen Körper. Er ließ die Worte, die versuchten, aus seinem Mund auszubrechen, zurückzuhalten. Er erkannte, dass das, was er die ganze Zeit vermutete, richtig war. Doch wollte er nicht der letztendlichen Erkenntnis gegenübertreten, dass es tatsächlich geschehen war. Riveka, die die plötzliche Ruhe hörte, schauderte.
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Sie eilte in das Zelt und nahm ihre drei anderen Söhne mit sich. Esau starrte auf seine drei Brüder. Er wollte zu ihnen etwas Böses sagen, aber fand keine Worte, um sie gegen sie zu sagen. „Merkwürdig“, flüsterte er, „ich zog ihre Existenz nie in Erwägung, noch die Bedeutung ihrer Namen, noch ihre Umstände. Wird man sich je an sie erinnern?“ Er schluckte seine Bitterkeit fort aus seinem Sinn. Er kratzte seine Stirn und zog an seinem Ohrläppchen. Er beruhigte sich. Die Wut zerstreute sich. „Nach Haran?“ Esau schüttelte seinen Kopf, indem er wissentlich die Gedanken seines Vaters und die unausgesprochenen Worte wiederholte. „Ja“, antwortete Yitzhak. „Das ist so weit weg“, flüsterte Esau. „So weit im Norden.“ Erstaunt über seine eigenen mitfühlenden Worte, verstummte Esau wieder. In diesen wenigen nachdenklichen Augenblicken erinnerte sich Esau an ihre Kindheit. Er erinnerte sich, wie oft sie einander an der Hand hielten, als sie die Höhen und die nahe liegenden Wiesen erforschten. Er erinnerte sich, wie sie die langen Schwänze der Rinder fingen, die sie wie Peitschen gegen die Rückseite der Kuh peitschten. Er erinnerte sich, wie ruhig sie die Fischbewegungen in den klaren Bächen studierten. Er erinnerte sich wieder, wie Jakob geduldig versuchte, die luftzugresistente Linse zu erfinden, uns sein Versagen, die Erbse zu vervollkommnen, die ihn den Verkauf seines Geburtsrechts kostete. Die große Hungernot kostete Jakob nicht nur seine Zuversicht an seine Fähigkeit zu schaffen, sie kostete Esau seine Salbung. Dann erinnerte sich Esau an die Dinge, die er las, er las nur, weil Jakob ihm die Bedeutung der Schriftzeichen und die Entzifferung beibrachte. Als er sich erinnerte, fühlte er seine Hand prickeln. Er beugte seinen Kopf, um auf seine Finger zu schauen und sah wieder eine ferne vergangene Zeit, als er vorsichtig die Seile hielt, die Jakob mitten in der Luft in der Mitte eines tiefen, gefährlichen Brunnens hielten. Er senkte seinen Bruder so vorsichtig in die Tiefe des trockenen Brunnens. Sobald Jakob in der tiefen Grube war, hatte er den gepackten Lehm studiert und eine Weise erfunden, die Verstopfung freizulegen. Immer so sanft, erinnert sich Esau, die Seile hochgezogen zu haben, damit sich sein Bruder seinen Kopf nicht gegen die heraustretenden Steine stieß. Er erinnerte sich an die Kraft seiner Hände und die Trockenheit seines Mundes, aus Angst, seinen Griff zu lockern. Er befeuchtete seine Lippen. Esau erinnerte sich, neben seinem Bruder zu sitzen, während sein Vater ihnen die großen Geschichten über ihre Abstammung erzählte. Er sah wieder das Entfachen des Feuers und hörte die knisternde Asche. Liebevoll zuhörend wiederholten beide das Vorgelesene ihres Vaters. Seine Augen wurden ganz feucht. „Wird Jakob endlich heiraten?“ „Ja. Wie wusstest du es?“
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„Ich folgerte es. Siehe, ich kann so logisch wie Jakob sein. Ich glaube, dass er dorthin gegangen ist, weil, da er der Gesalbte geworden ist, von ihm verlangt wird, eine Babyloniern zu heiraten.“ „Das ist wahr“, antwortete Riveka ihrem Sohn. Yitzhak, überrascht über die ehrliche Beurteilung seines Sohnes, nickte. „Mutter“, Esau schaute sie direkt an, „du liebtest nie meine Ehefrauen, nicht wahr?“ „Ihre Weisen und Manieren und ihr Glaube sind nicht passend für uns, nein.“ Die sanften Erinnerungen an seinen Bruder zerstreuten sich. Wütend peitschte er sein grün und blau gestreiftes Gewand hinauf zu seinen Schultern. Seine erneuerte Wut schwoll an. Er knurrte seine Mutter an: „Aber sie wissen, wie sie mich als Mann fühlen lassen! Und es macht ihnen nichts aus zu vollführen, was ich sie zu tun bitte! Sie schlucken Eimer von meiner Flüssigkeit, wenn ich es verlange!“ Yitzhak stand schockiert auf. Sein Bein stieß in den Krug daneben. Als er davonrollte, schlug er gegen die Zeltstange und zerschmetterte. Seine Mutter schrie: „ESAU!“, während sein Vater brüllte: „Hochmütig und grob!“ Bevor einer von ihnen ein weiteres Wort finden konnte, floh Esau aus dem Zelt zu seinem wartenden Pferd. Er sprang auf seinen Rücken und drückte seine Seite, als er sich nach vor lehnte und veranlasste, davonzusausen. Nach einer Entfernung ging er zu seinem Zelt und stieß sich vorbei an seinen Ehefrauen zu der Truhe, die in der fernsten Ecke stand. „Ehemann“, sagte Basemath, „warum nimmst du unsere Silberstücke?“ „Mit wem redest du? Und seit wann hat eine von euch je etwas besessen?“ Er kletterte zurück auf sein Pferd und ritt die Straße entlang, bis er ihre Gabelung erreichte. Er nickte und peitschte grausam die Seite seines Pferdes, das wütend auf Nebaioths Haus zugaloppierte.
Als er die letzte steile Böschung hinunterstürmte, glitt Esau von seinem Pferd und warf die Zügel einem Diener zu, der zu dem Besucher rannte. „Dein Herr?“ Der Diener zeigte unterwürfig zu dem fernen Zelt. „Bring mir diesen Sack Gewichte.“ Der Diener folgte schnell dem großen Jäger. „Esau!“ begrüßte Nebaioth seinen besten Freund. „Diese Gewichte Silber gehören dir.“ „Warum ein so großzügiges Geschenk?“ „Ich biete für deine Schwester einen Ehevertrag.“ „Für Mahalath? Du hast schon drei Ehefrauen.“ 242
„Ich bin mit ihnen zu viele Jahre verheiratet. Ihre Haut ist runzelig geworden. Die Haut deiner Schwester ist glatt. Ihre Brüste hängen nicht hinunter. Ich will sie!“ „Da mein Vater starb, braucht sie einen Ehemann“, prüfte er die großen Silbergewichte, als er sprach. „Wer ist besser für sie als mein bester Freund?“ schrie er jubelnd, als er seine Arme um Esaus Schultern legte. „Heirate sie, Esau! Sie gehört dir!“
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Kapitel Vierundzwanzig Die Welt dehnt sich aus Jakob streifte sein langes Haar aus seinen Augen. Große Schweißperlen bedeckten seine Stirn. Seine nassen Kleider fühlten sich klebrig und verschwitzt an. Er rieb seine Augen klar von dem tropfenden, feuchten Schweiß. Seine Nase fühlte sich ölig an. Er wischte sein Gesicht sauber, indem er seinen Umhang schmutzig machte. Er rieb seinen Schnurrbart von seinem Mund fort und als er die lange Reise der Straße beobachtete, dachte er über deren Pfad nach. Nordwärts lagen die großen Städte der Königsstraße. Während des Tages und bis zum Sonnenuntergang zogen ägyptische und minoische Soldaten an ihm vorbei. Das Trampeln ihrer Füße gegen die Straße zerdrückte das Gras und ließ es verwelken. „Wie sehr sie das Gras zertrampeln, trampeln Menschen übereinander“, überlegte er, als er ging. „Die westlichen Zivilisationen dehnen sich aus. Indien und Mesopotamien scheinen nun enger zueinander zu sein. Wie viel näher sind sie tatsächlich zueinander, als mein Urvorvater die Handelswege für die Kaufleute und Könige markierte? Zehn Meilen mögen dieselbe Entfernung sein, aber die mentale Erkennung ihrer Existenz und die Handelsgüter, die zwischen ihnen ausgetauscht werden, verringern die Bedeutung der Entfernung. Das Meer? Was für ein Geheimnis ist Nebel heute? Die Minoer haben keine Angst vor dem Meer. Ich muss innerhalb meines Bewusstseins diese Tapferkeit entwickeln. Um dies zu tun, muss ich meinen Körper stärken. In der Kraft meines Körpers muss ich eine vorlaute Kühnheit verkörpern. Ich muss diesen Appell mit richtigen Handlungen bestätigen. Ich muss mich bestärken und festigen, damit sich die Menschen nicht von mir entfernen, sondern sich mir mit Verständnis, Aufmerksamkeit und Loyalität nähern werden. Die Ägypter in ihren Verträgen mit den Minoern kolonisierten die unteren und oberen Abschnitte ihres gewaltigen Flusses. Ich muss auf meiner Reise die Verwirklichung persönlicher Besiedlung schüren und zur Vollkommenheit bringen. Ich muss Methoden formen und entwickeln, wobei ich der Erste in meiner Familie sein kann, um tatsächlich in dem ganzen Land, das Gott mir und meinen Nachkommen versprochen hat, Land zu besitzen. Ich werde kein Wanderer einer dritten Generation sein. Bevor die minoischen Seeleute das Kap von Afrika umrunden, werde ich ein großer Landbesitzer!“
Zu der Zeit von Jakobs Reisen entwickelte sich ein Zeitalter der intensiven Forschung und Mythologie unter den Nationen. Die ägyptischen Priester studierten die Himmel und luden die babylonischen Mathematiker in ihr Land ein, um genaue Berechnungen für ihre 244
neuesten Bauprojekte zu formulieren. Die ägyptischen Seeleute, die von den minoischen Seeleuten lernten, beschlossen, ihren südlichen Fluss hinunterzufahren, um seine Breite und Länge zu kartographieren. Diese Forscher schufen die Städte mit Patriotismus, indem sie sich nicht nur besiedelten, um Handel zu treiben, sondern auch, um sich direkt der Hyksos-Regierung zu widersetzen. Schließlich entdeckten sie bei ihrer tapferen Eroberung den tiefen, südlichen Mutterbrunnen. Ägypten, das eifersüchtig wurde, behütete sein Handelsgeheimnis. Nur die vertrauenswürdigsten Kapitäne zogen die Landkarten des Flusses zu Rate. Als sie die Geheimnisse des Flusses erobert hatten, fühlten sich die Priester leer und beraubt. Die minoische Marine, abgehalten durch jüngste Verträge, die Tiefen des Nils zu betreten, machte sich auf, den Rest der Welt zu entdecken. Die Ägypter konnten keinen anderen Flussablauf von der anderen Seite des gigantischen Sees finden. Sie fanden sich von ihrer eigenen Hast betrogen, einen Vertrag mit dem Minos zu sichern. „Wo können wir segeln?“ forderte ein Priester heraus. „Was ist für uns übrig zu vollenden, wenn der Minos uns in einem engen Landbett eingesperrt hält, geteilt von einem Fluss, der nirgendwohin geht?“ „Ist alles entdeckt?“ entgegnete ein anderer Priester wichtigtuerisch. „Ist alles erfunden?“ Die Priester verbrachte Tage zusammengekauert in einer Geheimkonferenz, als sie versuchten, diese herausfordernde Frage zu beantworten. „Viele von uns sind zu alt, um unser System aufrechtzuerhalten. Viele der jungen Männer, die in unseren Rängen sind, weigern sich zu akzeptieren, was wir für sie darstellen. Wir betreten einen chaotischen Aufstand. Es ist für uns am besten, heute zu sterben, statt der Ungewissheit von morgen entgegenzublicken.“ „Ja, aber wer wird uns ersetzen? Wir werden alle bald sterben. Verschwinden. Vergessen werden. Wie bestehen wir fort? Was können wir tun, damit man sich an uns erinnert?“ „Städte! Ja! Wir werden Städte bauen!“ „Städte bewahren Zivilisationen!“ Indem sie ihre verschiedenen Ideologien übertrafen, vereinigten sich die Priester zu einer geheimen Sippe. Der ägyptische König griff ihre Ambitionen auf, indem er sich selbst als die Verkörperung von allem Tatsächlichen und Möglichen in der ägyptischen Kultur kodifizierte. Er rief sich als den wahren Repräsentanten des Volkes für die Götter aus. Die Priester folgten dem König und seither bezeugten sie die Wahrheit ihrer Religion und Ideologien dem Volk gegenüber. Die Zivilisation beugte sich dem Willen des Königs. Das Volk von Ägypten akzeptierte die Worte. Es handelte seine begrenzte Sterblichkeit gegen die Unsterblichkeit der Ziegelsteine ein. Das langzeitige Bestehen der Ziegelsteine überwog alle anderen Überlegungen. 245
Die Bürgerlichen, die die Himmelskörper betrachteten, überlegen: „Innerhalb der Lichtausdehnung der Sterne pulsieren unsere eigenen physischen Energien. Die Himmelskörper symbolisieren unsere Götter! Die Sterne messen genau die Entfernung der Stellung aller Dinge. Indem wir den hellsten Sternen folgen, können wir unser Land vermessen und planen und die genauen Örtlichkeiten bestimmen, wo unsere neuen Gebäude stehen und ewig sein werden.“ Alle Priester nickten zustimmend.
Jakob wurde von seiner langen Reise müde. Nach vielen einsamen Wochen beschloss Jakob, außerhalb der Grenzen der Stadt Luz anzuhalten. Die Nacht stieg herab. Er legte sich auf die feste Erde. Er hatte keine Decke, keine andere Besitztümer. Zuerst versuchte er, seinen Arm als Polster zu benützen. Aber sein Arm wurde unbehaglich und weckte ihn. Als er herumging und seinen Arm ausschüttelte, um das scharfe Prickeln zu beseitigen, fand er einen passenden Felsen, um sein Haupt darauf zu legen. Das funktionierte und sein Körper gewöhnte sich augenblicklich daran. Er gähnte ein zweites Mal und schlief ein.
Mystische Bilder, wirbelnde Farben, umwerfende Muster. Geometrische, kreisförmige, grüne und brauen und gelbe und rote und violette Blumen. Westliche Berge, östliche Gebirgskämme: zerklüftet, felsig, die in steile, tiefe Täler scharf abfielen, gefüllt mit schattigen Orten und Strömen. Nicht endende saftig grüne, dichte Wälder begrüßten seine Träume. Dann verschwand alles. Eine Klarheit ungleich einer, die er je erfahren hatte, kam über ihn herab. Eine weite Leere, wo keine Farbe existierte, bedeckte ihn! Kein Licht konnte der Leere entkommen, die Jakob in ihrer Mitte gefangen nahm. Kein Licht existierte und die schreckliche Leere, die herabstieg, umhüllte seinen Körper mit gefürchteter Dunkelheit. Furcht durchdrang seine Gedanken! Keine Gedanken! Keine Worte! Keine Bilder! Ein Zustand der totalen Ergebenheit für den Augenblick, worin absolutes Bewusstsein vollkommen einer anderen willentlichen Kontrolle übergeben wird, nahm von ihm Besitz. Völlig Klarheit, wie in einem Vakuum der Unsichtbarkeit, ergriff von ihm Besitz. Absolutes Nichts nahm von ihm Besitz. In diesem Zustand, wo sein Verstand zu den fernsten Stellen der Notwendigkeiten sehen konnte, wurde das Wesen der Existenz real. 246
Farben bildeten sich. Grün, Braun, Blau, Gelb erschienen zusammengestellt übereinander, bis die Helligkeit ihres inneren Kerns sich auslöschte und undurchdringliches Schwarz in ihrem Kielwasser zurückließ. Von den inneren Nebeln der vorrückenden und sich zurückziehenden Bilder wurde alles ruhig. Stille. Seine Augen suchten vorwärts, rasten flink. Akut konzentrierte er sich auf scheinbare ferne Gegenstände. Die weichen, verschwommenen Formen schienen zu tanzen, indem sie sich zu einem Geheimritual wanden, das nur dem höchsten Wesen des Lebens bekannt war. Nach und nach wurden die nebeligen Bilder deutlicher. Nach und nach waren die undeutlichen Bilder deutlich wahrzunehmen. Er erkannte, als er die Bilder klar sah, dass er in der Mitte ihrer dreidimensionalen Landschaft stand. Eine graslose Landschaft, auf der gigantische Felsbrocken und kleine Felsen verstreut waren. Inmitten dieses Reichs stieg eine einzige Rampe aus den kleinen Landneigungen zu den weiten Wolkenansammlungen über dem Planeten an. Auf der steilen Rampe ging eine Vielzahl an Engeln aneinander vorbei, indem sie eilig hin und her ging. Einige stiegen hinauf, andere hinunter. Jakob sah sich selbst auf der untersten Rampenstufe und wartete, sich innerhalb ihrer Ränge anzuschließen. Er wünschte, neben ihnen zu gehen. Er fühlte einen intensiven, inneren Drang, der ihn rief, sich von dort, wo er saß, zu erheben, um unter den besuchenden Engeln zu reisen. Er wusste, dass, wenn er nur den Mut hätte, er mit wem er wollte, hinaufsteigen könnte. Er fühlte das magnetische Ziehen seines tiefsten Wünsche, die ihn nach vor deuteten. Es war, als ob er zu der Menschenklasse gehörte, der eines Tages erlaubt werden würde, die Treppe zu den Wolken hinaufzusteigen. Doch im tiefsten Inneren seines Herzens und Sinns verstand er deutlich, dass es ihm verboten war, auf die Rampe zu steigen. Er bekam Angst und sein Körper zitterte. Unfähig, still zu stehen, bebte er. Als er zuschaute und betrachtete, indem er alles sah, wurde er sich des geringsten Geräusches bewusst. Sein Herz schmerzte vor Sehnsucht nach einer angenehmen Ausrede, um das Leben jenseits dieses unglaublichen Augenblicks aufzugeben. „Was kann danach damit verglichen werden?“ Jakob hob seinen Kopf hoch und verstand instinktiv, dass der Anstieg der Rampe eine prophetische Offenbarung der zukünftigen Treppe für die gesalbten Kinder war, die das Nachspiel der Mission des Maschiachs überlebten. Eine sanfte Brise wehte sein Haar aufwärts und teilte seine Strähnen. Er band sein langes Haar zurück und fühlte eine andere Gegenwart direkt neben sich stehen. Er zitterte und drehte sich herum. 247
„Ich bin Jahwe“, erklärte das Bildnis Gottes Worte dem Menschen mit majestätischer Stimme. Jakob hörte zu, mehr mit seinem Verstand als mit seinen Ohren. Er erkannte, dass er eine sanfte Serenade hörte. Ein musikalisches Entzücken, das seine Sinne kitzelte. Die Stimme, die direkt zu Jakob sprach, war nicht die von Jahwe, sondern die Stimme von Michael dem Erzengel, der die Worte seines Vaters in vollkommener harmonischer Ausgewogenheit sprach. Es war, als ob der Repräsentant genau jeden Gedanken, der dabei war, vom Schöpfer des Universums ausgesprochen zu werden, kannte. „Ich bin“, fuhr die Stimme fort, die Worte seines Herrn an den von Ehrfrucht ergriffenen Mann zu verkünden, „der Gott deines Vaters Abraham und der Gott von Yitzhak. Die Erde, auf der deine Füße stehen, habe ich dir und deinen Kindern zugeteilt. Deine Nachkommen sollen wie der Staub der Erde sein. Du wirst dich bis zum Meer und darüber hinaus ausbreiten. Nach Osten. Nach Westen, Nach Norden. Zum Negev. Alle Familien der Erde werden profitieren und Segnungen wegen dir und wegen deinen Nachkommen empfangen. Merke dir, ich bin immer bei dir! Ich werde dich immer beschützen, wo auch immer du gehst. Ich versichere dir, du wirst in dieses Land zurückkehren, denn es gehört dir. Ich werde dich nicht verlassen“, fuhr Jahwes Sprecher fort, die göttlichen Worte dem Menschen zu übersetzen, „bis ich vollendet habe, was ich beschlossen habe, um zu werden, was dir verheißen worden ist.“ Ein kleines knisterndes Geräusch explodierte zwischen seinen Ohren. Ein kleiner blauer Lichtblitz funkelte zwischen Jakobs Augen. Jakob erwachte. Nervös, ängstlich, überwältigt von der Gewaltigkeit der außergewöhnlichen Erfahrung schrie er trotzdem jubelnd: „Jahwe existiert wahrlich! Dieser Ort bezeugt seine Gegenwart!“ Er ergriff eine Handvoll Erde und schleuderte sie hoch in die Luft. Als die Erde über ihn und in sein Haar fiel und sich mit seiner Kleidung vermischte, fügte er etwas beschämt über sich selbst hinzu: „Ich hatte dies vorher nicht gewusst. Alle Bücher, die ich las, alle Sprachen, die ich lernte, alle meine Studien in den Angelegenheiten und dem Wesentlichen der Dinge, aber von dem, der alles erschuf, wusste ich wenig.“ Er wurde still, dann schrie er wieder freudig: „Wie fantastisch dieser Ort ist! Dieses Land ist nicht weniger als das Haus Gottes! Dieser Aufstieg nicht weniger als die Himmelstreppe!“ Mit dem Hinweis auf die Erde, die sich zu den Sonnenstrahlen drehte, nahm Jakob genau denselben Stein, auf dem er geschlafen hatte, und baute unterhalb einen Altar. Nachdem er das starre Monument mit dem Polsterstein bedeckte, schaute er sich in der Gegend um. Auf seiner linken Seite stand ein Olivenbaum von mittlerer Größe. Indem er große Mengen an Früchten pflückte, pulverisierte er sie, bis sie aus ihrer Substanz eine ausreichende Menge für seine Aufgabe entließen. Indem er über der Lache mit wohlriechendem Öl betete, bat er Gott, ihn zu 248
segnen. Indem er den mittleren Teil in die hohle Hand nahm, goss er das Salbungsöl über den Altar. Indem er seine Hände nahm, rieb er heftig das beruhigende Öl in die Spitze des Polstersteins ein. „Dies Land, das einst ‚Luz’ genannt wurde, soll jetzt als ‚Bet-El’ bekannt sein.“ Er hob beide Hände zum Himmel und das Öl tropfte von seinen Handgelenken zu Boden. So laut er konnte, erklärte Jakob: „Dies schwöre ich“, indem er einen verbalen Vertrag mit Jahwe schuf, „dass erstens, falls Gott wahrlich fortwährend bei mir bleibt; und falls zweitens er mich wahrlich während dieser Reise beschützt, die ich unternehme, und dass drittens mir wahrlich Brot und Wasser gegeben wird, um mich zu nähren, und Kleidung, um über mein nacktes Fleisch zu legen: und falls, zuletzt, aber am wichtigsten, - ich wahrlich sicher zum Haus meines Vaters zurückkehren soll – dann wird Jahwe für immer mein Gott sein!“ Indem er zuversichtlich den Polsterstein streichelte, starrte Jakob in das Angesicht der vorüberziehenden Wolke. „Dieser selbige Stein, den ich auf dieser Säule errichtet habe, soll meine Erklärung bezeugen: Dieser Ort ist tatsächlich Gottes Haus!“ Jakob legte beide Handflächen über seine Unterarme. „Dies schwöre ich weiters: alles, was du mir verschaffen wirst, von dem werde ich zehn Prozent für dich beiseite legen.“ Das Angesicht der Wolke zerstreute sich. (Bemerkenswerterweise Hunderte Jahre, bevor Moses die Wichtigkeit über die Bedeutung von Jahwes Namen verstand, verstand Jakob sofort das tiefste Wesen von Jahwes Charakter.)
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Kapitel Fünfundzwanzig Reisen nach Norden Jakob reiste nach Norden hinter der minoischen Karawane von Bet-El nach Shechem. Er prüfte genau das Gebiet, auf dem er reiste. Ihr hartes Äußeres widersetzte sich jeder Art des Wachstums von Gräsern auf der Straße. „Nur Jahwe kann diese Route mit dem Wuchs der Gräser fruchtbar machen“, sinnierte Jakob. „Jahrhunderte von jetzt, nachdem das Grün die Routen mit dichten Wäldern bedeckt, wer wird zufällig diesen Pfad wieder entdecken?“ Die Hufe der Kamele stampften den Boden härter bei jeder durchziehenden und ankommenden Reise. Auf der ganzen Länge der Straße errichteten Unternehmer Raststätten und Gasthäuser, wo die ägyptischen und philistischen Soldaten ruhig und friedlich ihre Mahlzeiten teilten. Gelegentlich winkte ein ausländisches Banner. Keiner kümmerte sich während dieser Reisen, wer zu welchem Land gehörte. Der Umsatz war wichtiger. Der Handel zu kostbar. Die Reise war zu schwierig, um einen anderen Kaufmann zu beleidigen, weil er zufällig in der Nähe eines Flusses fern von der Gebirgskette geboren wurde. Friedlich betraten die verschiedenen Kaufleute die Gasthäuser, indem sie sich für Nacht hinbetteten. Jakob, mittellos, trennte sich von den Kaufleuten und blieb draußen. Nicht an einen armen Lebensstil gewöhnt, weigerte er sich, die Bettlerrolle zu spielen. Jakob lehnte sich gegen die Eiche, deren Äste sich am Verbindungspunkt der Helligkeit der Sterne teilten. Er nickte. „Mittellos? Na und! Für jetzt machen mich die Sternbilder wohlhabend.“ Während er die Bewegungen der Sterne beobachtete, sah er deutlich ihre Pfade und verstand ihre Drehungen. Vor langer Zeit hatte er die Fakten von den Mythen getrennt. Der Diener des Kaufmanns, der zufällig an ihm vorbeiging, blickte Jakob augenblicklich an. „Ein solcher Mann mit so königlicher Kleidung“, dachte er sich. „Was sieht er oben?“ Neugierig setzte sich der Mann neben Jakob. „Hallo.“ „Und gute Grüße an dich“, beugte Jakob seinen Kopf. Die beiden Männer blieben still nebeneinander. Beide betrachteten genau das durchfilternde Licht der Sterne, das zwischen den Ästen der großen Eiche sich durchwand. Als sie eine lange Wolkenspur einholte, die ihren Blick auf die Sterne verbarg, fragte der Diener: „Du musst recht zufrieden sein.“ „Warum sagst du das?“ „Lass mich raten: du bist ein reicher Mann, der sich vor der Welt versteckt, damit dich niemand identifizieren kann?“ Jakob lächelte. Er wandte seinen Kopf weg und weigerte sich zu antworten. Unerschrocken setzte der Diener seine Frage fort. „Oder du bist ein Prinz auf der Suche nach Wahrheit.“ Er hob eine Handvoll Erde 250
auf und ließ sie durch seine Finger filtern. „Es gibt so viele Prinzen, die genau das tun. Ererbte Macht scheint einen mittellos zu machen. Besser, alleine seine Größe erlangen, als so geboren zu werden.“ Jakob schaute den Diener freundlich an. Eine kleine Narbe lief von seinem Ohr zum Winkel seines Auges. „Oder“, bestand der Mann darauf zu wissen, „du bist auf einer religiösen Suche nach innerer Enthüllung.“ Der Mann schoss hoch. „Und ich habe viele von diesen Typen ebenso getroffen. Es scheint, dass viele Männer Mystiker werden wollen. Es ist alles über Kontrolle – genau wie ein Prinz es würde tun wollen.“ Jakob streckte sich, wobei er andeutete, dass er allein gelassen werden wollte. Der Mann betrachtete Jakob für ein paar weitere Augenblicke genau. Er schaute auf die Sandalen des Mannes. Sie waren dreckig. Er war weit gegangen. Der Boden seines Umhangs löste sich auf. Die Fäden waren der der magnetischen Anhaftung der Straße dreckverkrustet. „Oder du bist wirklich ein Bettler, der sich noch nicht vorbereitet hat, von mir zu betteln! Oder könnte es sein, dass du gerade gegessen hast; vielleicht sogar ein Silbergewicht in deine Hand bekommen hast?“ „Tatsächlich“, antwortete Jakob schließlich dem Mann, „sind keine deine Vermutungen richtig.“ Das Gesicht des Mannes wurde traurig. Jakob hatte seine Gefühle verletzt. Als er dies sah, versuchte Jakob es wieder gutzumachen. „Dann wieder mag es sein, dass alles, was du über mich vermutetest, tatsächlich korrekt war.“ Der Mann lächelte großzügig. Jakob erwiderte das Lächeln. Der Diener schien gutmütig zu sein. Jakob beschloss zu bekennen, indem er die Ehrlichkeit des Mannes prüfte. „Dann besteht die Möglichkeit, dass ich ausgehungert und dass ich pleite bin.“ Die Augen des Dieners weiteten sich. Was für eine Gelegenheit, kühn zu sprechen! „Dann musst du zu faul sein, um zu betteln und zu beabsichtigen, an Hunger zu sterben!“ „Wie kann ein Mann an Hunger sterben, wenn Obstbäume um uns herum wachsen und das Getreide in der Nähe gedeiht? Was Faulheit anbelangt, ich verstehe nicht ihr Konzept. Muss nicht eine Person aufwachen und zum Rand des Lagers gehen, um sich zu erleichtern? Ja, und mehr. Nein, ich bin nicht faul. Ich bin zufrieden.“ Der Diener lächelte weiter. Er mochte den Fremden in königlicher Kleidung. „Pleite, hungrig, doch zufrieden? Unglaublich?“ Sogar nachgiebiger, leuchtete das Mitgefühl des Mannes. Er sprach weiter. „Ich bin der Gehilfe des Routenmeisters dieser Karawane. Du scheinst kein Bettler zu sein. Du sprichst sicher nicht wie ein ungebildeter Mann. Deine Manieren sind beeindruckend, auch wenn du klein zu sein scheinst.“ „Ich bin ungefähr fünf Fuß drei Zoll groß. Mein Zwillingsbruder ist ungefähr einen Zoll größer als ich. Niemand kann es erkennen außer wir. Unsere Augen blicken wahrlich niemals ineinander, wenn wir gegenüberstehen. Es ist manchmal humorvoll.“ Jakob ließ seinen Atem lange, langsam heraus.
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„Ahh, also hast du eine Familie! Hast du dich von ihnen verirrt? Bist du vielleicht ein vorangehender Späher für sie?“ „So schnell stellst du mir so viele Fragen. Schreibe sie für mich auf, damit ich mir Zeit nehmen kann, sie zu lesen. Ich werde sie in meiner Freizeit beantworten.“ „Schreiben? Ich kann nicht schreiben. Darum bin ich nur ein Gehilfe. Oh, ich habe es geschafft, die Symbole der Zahlen auswendig zu lernen, und ich kann die Zeichen der Städte unterscheiden, aber ich kann keinen Satz schaffen.“ „Es ist nicht so schwierig. Ich kann in jeder Sprache schreiben, der ich begegnet bin.“ „Ja“, anerkannte der Diener die Möglichkeit, „es ist offensichtlich, dass du gut Akkadisch sprichst, doch habe ich deinen Akzent zuvor nicht gehört.“ „Ich reiste aus dem Süden.“ „Wohin gehst du?“ „Nach Norden.“ „Elba?“ „Darüber hinaus.“ Der Gehilfe beobachtete Jakob weiter, während sie redeten, und nickte nachdenklich. „Ich weiß nicht, warum ich stehen blieb, um neben dir zu sitzen, aber ich bin froh, dass ich es tat. Wir können immer einen Schriftgelehrten brauchen. Sage mir, kennst du diese Route?“ „Ich kenne alle Routen.“ „Du musst ein großer Reisender sein.“ „Ich bin nie über meinen Heimatboden hinaus gereist. Was ich meine, ist: Ich habe alle Landkarten studiert und lernte die Lage jeder bekannter Stadt“, behauptete Jakob bescheiden. Doch sein Verhalten zeigte, dass er nicht hochmütig war. Jakob sprach in einem sachlichen Ton. Dem Mann gefiel der Stil des Fremden. Seine echte Selbstbeherrschung. Sein sorgfältiger, genauer Ton der Stimme. „Was hältst du davon, dich uns anzuschließen?“ „Wenn dein Meister es erlaubt, werde ich es tun.“ Eine Stunde später traf der Routenmeister selbst Jakob. „Kannst du Buchführung?“ „Ich kann Mathematik. Ich weiß, wie man mit den Symbolen der Zahlen arbeitet.“ „Ich spreche selbst mehrere Sprachen. Aber dann natürlich sprechen alle Routenmeister mehrere Sprachen. Wir müssen nicht nur die Sprachen der Länder, mit denen wir handeln, sprechen, wir müssen auch die Gesetze von jedem Fürstentum und die Buchführungsmethoden, die sie benutzen, verstehen.“ „Ebenso die Straßenbiegungen und den Standort der Sterne“, unterbrach der Gehilfe des Routenmeisters. An dieser Stelle prüfte der Routenmeister Jakob mit den Sprachen. Jakob bewies, dass er sie alle eindeutig verstand. Der Routenmeister war beeindruckt. „Schreibe meinen Namen“, befahl er in einem weiteren Test. 252
Jakob vollführte das Schreiben auf der lockeren Erde auf der Straße. Er schrieb den Namen des Mannes zuerst in seiner einheimischen Keilschrift-Sprache, dann auf Hebräisch. „Euer Stil ist einfacher als unserer“, bemerkte der Routenmeister. „Er ist linear und präzise.“ Er kann für jedes Wort oder jeden Satz benutzt werden. Er kann in der Schrift jede Vorstellung, die existiert, darstellen. Mein Urururgroßvater Shem brachte den Stil meinem Vater bei und er meinem Bruder und mir.“ „Schließe dich meiner Karawane an und lehre mir deine Schrift. Ihre Einfachheit ist erstaunlich!“ Jakob stimmte zu, bei der Karawane zu bleiben. Sie reisten nach Norden. Sie reisten eifrig durch Damaskus, wo sie handelten und zusätzliche Geschäfte abschlossen. Der Handel ging besser als erwartet. Mit der wertvollen Fracht reiste die große Karawane Hunderte Meilen weiter in Richtung Elba. In der Nähe lag ihre Schwesterstadt Ugarit. Jakob überblickte die Zwillingsstädte und studierte die massiven Brustwehren und Festungen, die Elba und Ugarit umgaben. Elbas Glacis waren zwanzig Fuß dick. Angrenzende Gräben, Wallgräben genannt, widerstanden taktisch den Rammböcken der Feinde der Stadt. Weiters behinderten die Gräben die Kriegsangriffe der von Pferden gezogenen Streitwägen ihrer Feinde. Elbas intensiver Handel faszinierte Jakob. Dreißigtausend ständige Einwohner lebten in der Stadt. Jakob bemerkte ihre Kleidung und die Stoffe anderer minoischer Kaufleute, ebenso wie ägyptische und assyrische und mitannische. Die Hurrier, ungleich dem Rest, trugen breite Äxte und Schwerter bei sich. Sie weigerten sich zu verhandeln, wobei sie massive Nachlässe von den Kaufleuten verlangten. Der Routenmeister hatte die Forderungen der Hurrier und seine schnellen Verluste satt. An demselben Tag verließ er Elba. Die Karawane zog weiter zu der Stadt Karkemisch, die zwischen dem hittitischen Einflussgebiet und den Mitanni-Provinzen lag. Jakob blieb bei der Karawane. Durch eine Handelsserie und Diskussionen traf der Karawanenmeister schließlich auf den Ensis der Stadt. Als er von der Reise der Karawane durch Elba und von den Belästigungen der Hurrier hörte, verlangte der Ensis, den Karawanenmeister zu treffen. Als die Kaufleute sich ihren Weg durch die gedrängten und bunten engen Straßen bahnten, weideten sich ihre Augen an allen Waren, die die anderen Kaufleute von den fernen Ländern zu diesem Marktplatz brachten. Schließlich und widerwillig bahnten sich die Kaufleute ihren Weg zum Haus des Ensis. Dort gingen sie durch die hart gebackenen Blöcke, die den Türeingang bildeten. Der Karawanenmeister und Jakob begegneten sofort einer großen Versammlung, die die Neuigkeiten über die Hurrier diskutierten. Vor der Ankunft der Karawane erfuhren mehrere Spione, dass die Aggressivität der Hurrier das Ergebnis der hittitischen Vormärsche in ihr Gebiet war. Verdrängt von den Hittitern, verschafften sich die hurrischen 253
Flüchtlinge Eintritt in Ugarit und Elba. Bald würde auch Karkemisch die Zielscheibe der Hittiter sein. Die plötzliche Verdrängung ließ minoischen Einfluss und Bestechung vermuten. „Wir haben keine Marine, um gegen sie zu kämpfen“, entgegnete der andere. „Wo werden wir die geschickten Männer erlangen, um eine Schiffsbesatzung zusammenzustellen?“ „Seeleute können gekauft werden, ebenso Bauholz.“ „Die Philister werden uns kein Bauholz verkaufen.“ „Wir können es von den östlichen Ländern kaufen. Wir werden den Seeleuten, die für uns arbeiten, erlauben, auf unseren Straßen nach Indien und weiter östlich nach Asien zu reisen.“ „Diese Straßen sind das Lebensblut unseres Reichtums. Wenn wir Ausländern erlauben, auf ihnen zu reisen, dann werden sie es der ganzen Welt erzählen. Sicherlich wird das Problem mit den Hittitern klein erscheinen, verglichen mit dem Ansturm der Habgier, der uns überwältigen wird.“ „Wenn wir nicht das Bauholz aus dem Osten bringen, wird uns schließlich der Feind überwältigen! Wenn wir nichts tun – und nehmen wir für einen Augenblick an, dass die Hittiter uns vergessen – denkt ihr, dass die Ägypter uns vergessen? Der König des Großen Hauses will alles; besonders seit der Minos ihm so beständige Überfälle im Nordwesten erlaubt.“ Der Sprecher des Hauses beschwichtigte die Aufschreie der demokratischen Versammlung. „Wir werden abstimmen, was wir tun“, behauptete er. Jakob, der es ruhig mit ansah, sprach zu dem Karawanenmeister: „Was, wenn sie günstig für die Sanktionierungen abstimmen?“ „Dann wird ein Kriegführer, ein Lugar, aus den stärksten Männern gewählt. Dann wird eine andere Wahl unternommen, in Bezug darauf, was zu tun ist.“ „Ich hatte über solche Regierungsvorgehensweisen gelesen, aber ich hatte nie den Vorgang bezeugt. Trotz aller Stimmen, die gehört werden, wird jedoch die wahre Stimme Gottes nicht gehört. Solche Entscheidungen sollten an ihn verwiesen werden.“ „Gott betritt keine demokratische Gesellschaft. Wie unter unseren Hunderten verschiedenen Glaubensrichtungen können wir eine Stimme bitten, absolute Politik auszudrücken?“ Bevor Jakob antworten konnte, beendete der Ensis die Stimmenzählung. Indem er den Wunsch der Versammlung aufzeichnete, verließ er den Raum. Ein paar Augenblicke später erschien er wieder mit einem Gefolge von Kriegern. „Wählt den General. Denjenigen, den ihr wählte, dem werde ich meine Macht übergeben.“ Gerade als er dabei war, wieder zu gehen, bemerkte er schließlich den Karawanenmeister und seinen Gast. 254
„Willkommen zurück, Freund! Möge dein Reichtum fortfahren zu wachen! Möge deine Gesundheit nie schwinden!“ „Danke für deine offenen Tore“, erwiderte der Mann seinen Gruß. „Erlaube bitte immer meiner Karawane, ohne Schaden durch deine Provinz zu ziehen.“ Er öffnete seinen Gewandgürtel und zog einen kleinen Lederbeutel heraus. „Dies, mein Freund, ist ein kleines Zeichen, das meine Wertschätzung für meinen sicheren Durchzug demonstriert.“ Indem er ihm den Beutel mit Silbergewichten überreichte, wartete er auf die Annahme des Mannes. Indem er an einem anderen Teil seines Gürtels zog, brachte er noch ein Geschenk hervor. „Und dies“, er legte einen Rhython in seine Hände, der einem gestreiften Stier glich, der über einen felsigen Anstieg ritt, eingeritzt auf einer Sauciere. Er schenkte seinem Freund einen Krug und ebenso eine Pyxis. „Was für exquisite Miniaturen!“ rief der Ensis aus. „Nun, was ist mit deinem Freund?“ Jakob bot ihm ein Bündel von drei Schriftrollen an und verbeugte sich höflich. „Was ist das? Eine Schatzkarte für Zinnerz und Kupferminen?“ „Tausendmal besser. Unendlich bedeutender“, bemerkte der Karawanenmeister stolz in Jakobs Namen. Er nahm das Päckchen aus Jakobs ausgestreckten Händen und legte es begeistert direkt auf den Boden. Der Ensis bückte sich, um die Dokumente zu prüfen. Er ließ seine Finger über die Keilschriftzeichen laufen und nickte vertraut bei dem Siegel. Er berührte die Hieroglyphen und nickte. Er verstand sie kaum. Er studierte die hebräischen Schriftzeichen für kurze Zeit, dann schob er die Schriftrollen fort von sich. Er schätzte den einfacheren Stil. Er floss leichter. Nachdem er die drei Schriftrollen verglich, entdeckte er Ähnlichkeiten und Unterschiede. Die wahre lineare Schrift beeindruckte ihn tief. Die Schriftzeichen, wenn sie kombiniert wurden, schufen jeden Klang, jedes Wort, jeden Gedanken und jede Idee, die eine Person zu bemerken wünschte. „Ich habe nie eine so einfache Methode der Kommunikation gesehen. Ich muss nicht Hunderte Schriftzeichen auswendig lernen. Wie bist du auf diese Methode gekommen?“ „Ich erfand sie“, behauptete Jakob. „Sie basiert auf Geräusche. Es ist mein Geschenk an dich.“ „Wahrlich?“ „Benutze sie für deine Geschäftstätigkeiten und für deine Geschichten.“ „Warum nicht für dein eigenes Volk?“ „Ich werde meinen Kindern die linearen Schriftzeichen beibringen, die Shem, mein Urvorvater, mir verschaffte. Das soll unser Kommunikationsmittel sein. „Absolut erstaunlich! Was für ein Geschenk kann ich dir im Austausch für ein so kühnes Unternehmen geben?“ Ohne zu zögern, antwortete Jakob leichthin: „Überhaupt kein Geld! Ich bitte nur um meinen sicheren Durchzug zu und von deiner Provinz. Ich muss vielleicht für eine kurze Zeit hier wohnen, dann wieder muss ich 255
vielleicht lange Zeit hier wohnen. Die Umstände werden es mir nicht erlauben, zu erraten, war. So oder so, ich wünsche, dass die Straße sicher für mich ist.“ „Die Straßen werden immer sicher für dich und deine Familie sein.“ Er klatschte in seine Hände und ein Diener schoss schnell durch die Türöffnung. Weitere zwei Diener trugen einen Tisch zwischen sich. Der Schriftgelehrte, der eine frische Lehmmasse in den Halterahmen klatschte, bereitete seinen Kupferfederkiel vor. „Schreibe einen Passierschein.“ Als der Schriftgelehrte es getan hatte, drückte der Statthalter sein Zylindersiegel in den Lehm und bezeugte allen Nationen die Echtheit der Platte. „Reise, Jakob. Reise mit der größten Behaglichkeit.“ Jakob verließ die Stadt und drehte sich um, um wieder auf die merkwürdigen Säulen zu blicken, die Hunderte Bauarbeiter im ganzen Land errichteten. Er wunderte sich augenblicklich darüber, dann bemerkte er, dass ihre glatten Schächte mit einer kegelförmigen Spitze endeten. Er war von den phallischen Symbolen angewidert. Die goldenen Stiere, die Menschenköpfe auf ihren Schultern geschnitzt hatten, waren nicht besser. Er fragte sich, warum die Leute solche Dinge schnitzten. Als er weiter fort zog, sah er die Priester nicht, die sich vor den phallischen Symbolen verbeugten. Sie zogen sich aus und öffentlich masturbierten die Priester, bis sie ejakulierten und die Stangen mit ihrem Samen bedeckten. Die nackte Priesterin, die sich orgastisch vor der wachsenden Menge aufführte, brachte große Mengen der Samenhülsen zu den feuchten Stangen. Die nackte Frau warf dann die Hülsen auf die Stangen. Die Frauen wiederholten das Schleudern der Hülsen, bis ein paar an dem Samen hafteten. Jüngere Priesterinnen rieben dann diesen Samen in die Stangen, bis sie pulverisierten. Auf diese Weise tauften die Priester und Priesterinnen die Samenhülsen für das Pflanzen der Bauern. Wiederum beteten die Bauern die Priester und Priesterinnen an, indem sie ihnen Gerste und Tiere und Metallgeschenke gaben.
Der territoriale Statthalter brachte Jakobs Geschenke lächelnd in das Hinterzimmer seines Hauses und schenkte die Schriftrollen dem Lugar. „Diese Werke sind die bedeutendsten, die ich je gesehen habe. Ihr Wert ist größer als unsere Stadt. Und es kam zu uns als ein Geschenk von einem Fremden, der von uns nur sicheren Durchzug will. Interessant, nicht wahr?“ Der Lugar schaute kurz auf die Schriftzeichen. Er fand es nicht interessant, aber er bemerkte: „Bringe diese ‚Geschenke’ zu der neuen Stadt Byblos. Benutze sie als einen Austausch für uns, um fest unseren Freundschaftsvertrag mit ihnen zu binden. Ihr Handel wird diese Erfindung weit mehr als unser Handel verlangen. Tue dies schnell, bevor wir uns in einer Stadt von Flammen gefangen finden, mit nichts für unser Leben zu handeln.“ 256
Die vorüberziehenden Wochen hindurch labte Jakob seine Augen an neuen Sehenswürdigkeiten und Klängen und Kulturen. Die Dinge, die er las und studierte, waren überholt. Alles war anders und die Geschichten würden erweitert werden müssen. „Die Männer, die vor mir schrieben, hatten es nur mit ein paar Abstammungslinien zu tun, mit den Namen von ein paar Örtlichkeiten, und es verlangte wenig wissenschaftliche Kenntnis. Die Männer, die mir folgen, werden weitaus mehr Kenntnis und weitaus mehr Namen verlangen, um darüber zu schreiben, als ich je werde wissen müssen. Die Geschichte schreitet fort und lässt alles in ihrem Kielwasser zurück.“ Seine Augen wandten sich dann der sanft ansteigenden, prächtig grünen Landschaft zu, die die Karawane näher zum Anwesen seines Onkels führte. Die Wochen schienen zu schnell zu vergehen. Alles erregte ihn. Der Sohn des Ostens kehrte nach Hause zurück. Eine Gruppe Kinder, die um den Hauptwasserbrunnen von Haran herumtollte, ignorierte die sich nähernde Karawane. Jeden Tag traf irgendeine Karawane an ihrem Brunnen an. Die Vielfalt faszinierte nicht länger die Kinder so sehr wie früher. Sie gewöhnten sich daran, die Rücken der Kamele und Esel zu sehen, die mit Gewürzsäcken beladen waren, und Wägen, beladen mit kostbaren Metallen, und Kamele, die dicke Stoffballen transportierten. Militärische und zivile Wägen überquerten ständig Harans Straßen. Die Kinder spielten nun beim Hufschmied und schauten ihm zu, wie er die Räder formte und das Holz bog, um es ausgezeichnet zu formen. Die bunten Banner und ausgezeichneten Gewänder der Nationen verblassten in den Augen der Kinder zu einem gewöhnlichen Vorkommnis. Den Übergang von diesem Tag zum nächsten verbrachten die Kinder oft damit, einander zu jagen. Die schwarzhaarigen, braunäugigen Kinder mit tiefer kupfergetönten Haut fuhren fort, fröhlich Fangen zu spielen und zu schreien und zu lachen, als der Karawanenmeister den Schweiß von seiner Stirn wischte. Die Mütter der Kinder, die zusätzliches Geld wollten, rannten schnell zum Brunnen und schöpften Eimer mit Wasser für die Reisenden. Eine große Katzenmusik an Geräuschen erfüllte den Stadtplatz. Mütter, die ihre Kinder anschrien, Kinder, die ihre Haustiere anschrien, die Kaufleute, die ihre Waren anschrien, der Karawanenmeister, der seinen Männern Befehle erteilte.
Bei dem nahen Wegesrand von Harans Stadttoren wartete eine Ansammlung von Rindern innerhalb eines abgeschlossenen Pferchs. Während die fetten Kühe an dem braun werdenden Gras knabberten, umsäumten Mannschaften an Käufern die Zäune und warteten, dass die Versteigerung begann. Eine zweite und größere Ansammlung von Ziegen 257
stand zusammen am grüneren Wegesrand. Eine dritte und noch größere Ansammlung von Schafen strömte auf dem besten Weideland herbei. Die drei Viehgruppen versammelten sich an dem konstruierten Wasserausschnitt. Wichtiger als der Durst und das Schreien der Tiere waren die Nahrung und das Tränken und die Bedürfnisse der Unterkunft der außerordentlich chaotischen Versammlung von Männern und Frauen und Kindern und Priestern und Kaufleuten und Dienern. Ihre Anwesenheit brachte Silber und Gold und kostbare Steine. Ihre Rohstoffe kauften militärische Waffen und bezahlten den Sold der Soldaten. Nachdem die eintreffenden Gäste ihren Durst löschten, zog der Verwalter die Wassertore für die Herden hoch, das den trockenen Wasserlauf überflutete. Die Kühe und Ziegen und Schafe, die das rauschende Geräusch hörten und die feuchte Luft rochen, drängten sich am Wasserweg. Jakob, bezaubert durch das Spiel der Ziegen, das Kämpfen und heftige Treiben gegeneinander, lachte. Als er zuschaute, nahm ein mystischer Augenblick seine Aufmerksamkeit gefangen. Inmitten der gedrängten Pferche sprang eine einzig schwarze Ziege am höchsten und schnellsten zu dem Wasserweg. „Eine schwarze Ziege?“ sprach er leise zu seinem Freund. „Ja. Sie sind sehr selten. Sehr teuer.“ „Sie wären nicht so teuer, wenn sie gezüchtet würden, um mehr ihrer Art hervorzubringen.“ „Nur ein Narr versucht zu züchten, was die Natur von dem Rest absondert. Ziegen sind keine Hunde.“ „Hunde? Mein Volk züchtet keine Hunde! Sie sind für uns abscheulich.“ „Wer bewacht dann die Herden?“ „Großartige, mitfühlende Männer tun es“, antwortete Jakob. „Unsere Schafhirten und Hirten und Ziegenhirten führen wohl überlegt ihre Verantwortung aus.“ „Diese langen Monate haben ich dich beobachtet, wie du deine Verantwortung ausführtest. Du bist für mich und meinen Männern ein wahrer Freund gewesen. Möge dein Gott immer mit dir reisen, Jakob.“ Jakob blickte seinen lieben Freund an und streckte ihm seine Arme entgegen. Sie umarmten einander liebevoll und küssten einander auf den Hals. „Wann immer sich unsere Pfade kreuzen, meine Zelttüren werden für dich immer offen sein.“ „Wenn sich unsere Pfade kreuzen, wird die Tür meines Hauses vorbereitet sein, dir zu dienen“, erwiderte Jakob. „Mein Freund“, flehte der Karawanenmeister, „bist du sicher, dass du in Haran bleiben willst? Da ist Ur im Osten, dann Babylon! Wir können nach Indien und dann nach China reisen! Komm mit mir. Da ist wirklich nichts für dich in Haran.“
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„Das Gesetz meines Vaters ist für mich hier. Er sagte: ‚Gehe nach Haran und verschaffe dir eine Ehefrau aus dem Haus deiner Mutter.’ Er ermächtigte mich nicht, nach Babylon zu reisen, geschweige denn einen Fuß über diese Provinz hinaus.“ „Was für einen merkwürdigen, unnachgiebigen Gehorsam du zu deinem Vater hast. Ich wurde ein Karawanengeher, um meine Eltern zu entkommen. Später wurde ich ein Karawanengehilfe, um meinen Meistern zu entkommen. Nun leite ich meine eigene Karawane. Lass diese Karawane deine, ebenso wie meine, werden!“ „Das ist ein großartiges Angebot. Wenn ich wähle, mit dir zu gehen, wer weiß, was für einen Pfad ich vernachlässigen würde? Wer kann sagen, welche Straße einem Reisenden am besten passt?“ „Kannst du mir sagen, warum du mein großzügiges Geschenk ablehnst?“ „Eine Situation geschah bei meinem Großvater und seinem Neffen. Eine Wahl wurde gegeben und eine Wahl wurde ausgeführt. Der Neffe wählte, das reichste Tal, den grünsten Weg, die wohlhabendsten Städte zu suchen, um dort zu leben. Mein Großvater wählte das trockenere Klima, die weniger einladende Landschaft. Lots Probleme wurden legendär! Mein Großvater rettete ihn einmal aus einer Katastrophe, dann retteten ihn drei Engel vor einer größeren Katastrophe. Die Handlung schilderte eine große symbolische Schlacht! Die erste Rettung war eine Befreiung von bösen Fesseln. Die zweite Rettung war eine völlige Freiheit vor der Gefangenschaft des Bösen.“ Der Karawanenmeister lächelte seinen Freund an. „Musst du immer himmlische Handlungen in allem lesen? Warum nicht akzeptieren, was geschieht, als etwas, das durch die Natur unserer Torheit geschieht?“ Jakob lachte. „Meine Torheit wartet dann hier auf mich. Reise gut, mein Freund.“ Der Karawanenmeister ließ seine Hand über seinen Umhang gleiten. Er wollte eine weitere Aussage hinzufügen, eine weitere angenehme Geste. Es gab nichts mehr zu sagen. Kein anderes Gesicht darzustellen. Als er davonschritt, erneuerte er seine Reise. Jakob stand still und blieb dort, wo er stand, bis die Karawane seines Freundes sich völlig mit dem Horizont vermischte. Als er sie nicht mehr sehen konnte, wandte er sich ab. „Drei?“ fragte sich Jakob. „Was hat die Zahl drei mit mir zu tun?“ Er hockte sich hin und zeichnete Zahlen in die Erde. „Sie repräsentieren meinen emotionalen Daseinszustand“, antwortete er sich selbst. „Wo, vor mehr als einem Jahrhundert, begrub mein Großvater seinen Vater? Wie eigenartig? Es erscheint, dass mein neues Leben dort beginnen muss, wo mein Großvater die Ambition seines neuen Lebens begann. Haran, Haran! Eine Stadt von Eber benannt, seinem Lieblingskind. Er erinnert sich heute daran? Jeder? Niemand?“ Indem Jakob trauriger wurde, fuhr er fort, auf den Horizont zu starren. Seine Fingerspitzen spielten in der Erde. „Wohin gehe ich von hier? Norden? Osten? Die Straße neben mir oder zu der Straße hinter mir?“ 259
Jakob seufzte. Unfähig, seine eigene Frage zu beantworten, erhob er sich, um das Gebiet zu überblicken. Ohne weitere Gedanken begann er auf der Straße vor sich zu gehen. Stunden später begegnete er mehreren Hirten, die sich in der Nähe versammelten. Da er durstig war, näherte er sich ihnen. Seltsamerweise schliefen alle Hirten, während die Rinder lose herumstreunten. Die Männer wurden von dem unwillkommenen Nahen des Fremden geweckt. Da sie dachte, er wolle um Essen und Wasser von ihnen betteln, wandten sie sich zur Seite. Jeder Mann bedeckte sein Gesicht mit seiner Decke. Als er näher kam, konfrontierte eine knurrende Dogge Jakob. Mehrere andere große braune Hunde beäugten den Durchreisenden. Die Hunde knurrten, hielten sich aber zurück und warteten auf ein Zeichen von ihren Herren, den sich nähernden Außenseiter anzugreifen. Die größere Dogge jedoch, da sie ungeduldig und über das nicht zögernde Näherkommen des Mannes alarmiert wurde, senkte ihren Kopf und bereitete sich vor, sich auf ihn zu stürzen. Mit seiner vibrierenden Oberlippe zeigte der sabbernde Hund seine scharfen Zähne. „Beruhige dich, Kotzefresser“, befahl Jakob. Die Dogge gab ihr bedrohendes Verhalten auf. Stattdessen ging der Hund zu ihm und leckte seine Hand und rieb sein Fell gegen Jakobs Bein. „Beiß mich oder liebe mich, aber entscheide dich“, grinste Jakob. „Ich vermute, du willst, dass ich dich streichle“, fügte er hinzu. Als Jakob ihn auf dem Rücken streichelte, setzte sich der Hund. „Schau, was der Fremde mit unserem Hund macht!“ sagte ein erstaunter Hirte zu seinem Gefährten. Sie standen auf und eilten zu dem Fremden. Sobald sie den Hund erreichten, ergriff der größte Mann den Hund am Nacken und zog ihn von Jakob fort. „Das ist ein gefährliches Tier, Fremder!“ „Das kann man wohl sagen!“ erwiderte Jakob. „Seine Zunge ist groß genug, um einen Mann darin zu ertränken.“ „Warum griff dich der Hund nicht an?“ flüsterte der Gefährte. „Er ist nie zu Fremden freundlich. Nur die Familie kann sich ihm nahen.“ Der Eigentümer zuckte die Achseln. „Sagt mir, Freunde“, sprach Jakob wieder, „woher seid ihr beide?“ Erstaunt über seine Dreistigkeit, antworteten sie trotzdem. „Aus Labans Haus.“ „Der Sohn von Nahor?“ „Wir dienen dem Haus, ja.“ Jakob hob seine Augenbrauen und schaute sich um. Das Land war dicht mit Gras. Hunderte kultivierte Bäume säumten die Grenzen des Landes. Jakob schüttelte seinen Kopf und erinnerte sich an die Geschichte, wie sein Vater eine Braut aus dem Haus Nahor erlangte. Wie Abrahams Diener Jahwe herausforderte und verlangte: „Bringe mich direkt zu ihr.“ Sobald er gesprochen hatte, geschah es.
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Jakob blickte in die sich anhäufende Wolkenformation und forderte heraus: „Gott, bringe meine Ehefrau direkt zu mir.“ Sobald er seine Worte gedacht hatte, kam ein Schafhirte über den letzten Grat und führte eine große Schafherde an. „Das ist die vierte Gruppe von Tieren, der ich heute begegnet bin“, sinnierte er. „Drei Gruppen in Haran, eine weitere hier. Drei plus eins macht vier. Gibt es etwas Bedeutendes an der Zahl vier für mich? Ja“, zögerte er, dann nahm er das Denken auf, „die Zahl vier symbolisiert die perfekte Vollkommenheit von Jahwes Versprechen an mich.“ „Mann“, der Hirte schüttelte Jakobs Arm und zerstreute seine Gedanken. „Dieses Mädchen ist tatsächlich Labans Tochter.“ „Wirklich?“ brach Jakobs Trance. Er sah die rechte Schulter des Mädchens, bevor er ihre Augen sah. Er konzentrierte sich auf ihre zarten Brüste. Ihre empfindlichen Nippel wölbten sich vor und streckten ihr Gewand aus. Aber dann nahm ihr außergewöhnliches Gesicht ihn gefangen. Erregt durch alles, atmete er tiefer. Er fragte: „Ihr Name ist?“ „Rachel.“ Unfähig, seine Augen von ihr zu nehmen, beobachtete er sie sorgfältig, wie sie zu einem riesengroßen runden Stein ging, der die Mündung einer Grotte blockierte. Er wandte sich an die Hirten. Niemand bemühte sich, zu der Blockade zu gehen. „Wer wird jetzt den Stein von der Schafstränke wegrollen?“ dachte er sich. Er setzte sich auf das Gras. Der Hund saß neben ihm. Als die beiden Männer das sahen, entspannten sie sich. Die Frau erreichte den Stein und schaute sich um. Niemand bot an, ihr zu helfen. Jakob mutmaßte die Situation. Die Arbeiter, die alles, was die stärksten Mitglieder des Haushalts des Herrn sagten, wiederholten, forderten sie heraus, alleine erfolgreich zu sein. Jakob schämte sich bald für die Männer und beschloss, sich von ihnen abzusondern. Sobald er aufstand, folgten ihm die Augen der Männer. Er lächelte sie kaum an. Er nickte ihr zu und lächelte herzlich, indem er versuchte, sie zu beeindrucken. Dann schoss er impulsiv los und raste an die Seite des Mädchens. Mehrere Doggen, aufgeregt durch den rennenden Mann, folgten. Die beiden Männer rannten hinter den Hunden her. Andere, die das seltsame Ereignis bemerkten, rannten auch, um nachzusehen. Als er direkt vor den Männern stand, ließ Jakob seine Brust anschwellen. Er legte seine Hand auf seine Hüften und starrte die Gruppe an. Nicht an einen so befehlenden Blick gewöhnt, schauten die Männer weg. Jakob drehte sich herum, um die Wolken des Himmels zu betrachten. Die Sonne hatte ihren Zenit überschritten. Die Örtlichkeit des Landes drehte sich der Mitte des Nachmittags zu. „Warum ruht ihr Männer euch von euren Arbeiten aus?“ verlangte er zu wissen. Überrascht von der Herausforderung des Fremden konnten sie nicht antworten. Indem Jakob die Situation beherrschte, erhob er wieder seine Stimme, wobei er seine neu gefundene Autorität geltend machte – eine
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Fähigkeit, die er nie zuvor ausgedrückt hatte. „Da ist reichlich Sonnenlicht übrig! Es ist viel zu früh, um auf euren Decken zu schlafen.“ Mehrere Männer schauten ihre Gefährten an. Einer begann automatisch seine Decke aufzurollen. Rachel, die zwischen ihren Schafen stand, war von dem Fremden beeindruckt. Die Männer, verwirrt durch ihre Schwäche, schauten sie um ihre Anweisungen an. Sie widersetzte sich dem Fremden nicht. „Sammelt das Vieh zum Tränken!“ befahl ihnen Jakob. „Dann bringt sie zu den Weiden.“ Der stärkste Mann unter ihnen wollte sich ihm zuerst widersetzen, aber als er die anderen sah, wie sie mit dem Fremden kooperierten, zögerte er. Nach einem langen Augenblick wurde er schließlich mutig genug, ihn herauszufordern. „Wir können sie in diesem Augenblick nicht zur Weide bringen. Es ist unsere Methode, uns auszuruhen, damit wir unsere Kraft sammeln können, um den Stein von der Grotte zu rollen. Hinterher tränken wir sie und lassen sie in unserer Freizeit weiden.“ „Eure Freizeit ist nicht die Freizeit der Schafe. Sie sind nicht hier, um misshandelt zu werden! Jahwe verschaffte sie euch, damit ihr euch um sie kümmert. Ihr, indem er sie auf eurer Weide akzeptiert, akzeptiert die Verantwortung für ihr fortwährendes Wohlergehen. Diese sanften Tiere vertrauen euch. Kümmert euch um sie.“ „Wie du sehen kannst“, erwiderte der starke Mann, „hindert uns dieser große Block, sie zu tränken. Er hat sich fest in seiner Rille verkeilt und kann von unserer Anzahl nicht bewegt werden. Wir brauchen hier zweimal so viele Männer.“ Jakob untersuchte den Stein. Sein abgeflachter Rand war in einer tiefen Rille fixiert, der seine Grundlage gegen den Felsen zwängte. Jakob schaute Rachel an und presste die Lippen zusammen. Er weigerte sich, in seinem Entschluss besiegt zu werden, die Kontrolle über diese Männer zu behaupten und aufrechtzuerhalten. Nachdem Jakob das Problem genau betrachtete, deutete er dem stärksten Mann und rief ihn nach vor. „Bringe mir deinen Eichenstab.“ Der Mann ging vorwärts, aber er hielt sich an seinem Stab fest. Stattdessen beugte er sich so leicht vorwärts und balancierte sein Gewicht gegen sein Hinterbein. Indem Jakob schnell den Eichenstab ergriff, zog er ihn aus den Händen des starken Mannes. Erstaunt durch die kühne Bewegung, gab der Mann dem Zerren Jakobs nach. Jakob ging zu dem großen Stein und untersuchte ihn wieder. Er war glatter als er erwartet hatte. Keine Greiflöcher, keine Gegentaktstangen. Ja, die Vorderseite der festhaltenden Rille neigte sich leicht und gab einen möglichen Eintritt für die Anstrengung nach vorwärts. Nachdem er das Gefälle analysierte, nahm er einen mittelgroßen Stein und legte ihn direkt hinter den großen Stein. Über den mittelgroßen Felsen rammte er den Eichenstab und verkeilte die Stelle unter dem Block. Ohne zu zögern sprang Jakob mit seinem vollen Gewicht auf den Stock und zwang ihn so 262
fest er konnte nach unten. Es funktionierte. Der Stein, der die Höhle blockiert hatte, rollte am Eingang der Grotte vorbei. „Gibt es andere Ausreden? Nein? Dann tränkt das Vieh und bringt es zu den Weiden zurück. Beeilt euch damit.“ Die Macht seiner Stimme und die Klugheit seines Verstandes überwältigten die brummenden Diener. Da sie glaubten, er wäre ein Prinz oder ein großer Meister der einen oder anderen Art, gaben sie nach und gehorchten ihm. „Wer bist du“, fragte Rachel. Ihre Augen waren sanft und ihr Haar wallte im Wind. Jakob, der seine Hand ausstreckte, zwang sie, ihre in seine zu legen. „Ich bin Jakob, der Neffe deines Vaters durch seine Schwester Riveka.“ Als er dies sagte, brach sein äußerer Anstrich an Stärke zusammen. Er beugte sich hinunter. Seine Stimme verriet seine Emotionen, als er Rachel ins seine Arme nahm und sie fest hielt. „Ein solcher Mann“, dachte sie sich, „so klug, doch so zärtlich.“ Sie zog sich zurück und küsste ihn auf den Hals. „Laufe voraus“, sagte er. „Sage deinem Vater, dass ich hier bin.“ „Als ich ihn zum ersten Mal sah“, bekannte Rachel eine Woche später zu ihrer Schwester, „erschien er von den anderen Männern. denen ich je begegnete, anders zu sein. Er, wie andere vor ihm, befahl bereitwillig. Doch seine Befehle stellten eine größere Autorität dar als ich gewöhnt zu hören gewesen bin. Dieser Mann“, überlegte sie, „hat eine unerklärliche, doch wundervolle Fähigkeit, einzuschätzen und auszuführen.“ Von dieser Zeit an liebte sie ihn sehr.
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Kapitel Sechsundzwanzig Laban Laben hörte auf, die Schaffelle zu zählen, die in verschiedenen Qualitätskontrollhaufen vor ihm getrennt waren. Müde rieb er seine Augen, dann säuberte er das braune Wachs aus seinem Ohr und schnipste es zu Boden. „Dort ist Rachel, die wieder rennt. Eines Tages wird sie hinfallen und sich schlimm abschürfen“, bemerkte Laban zu Leah, Rachels ältere Schwester. Leah hielt ein jüngst geborenes Lamm in ihren Händen und spielte mir ihren Fingern durch das lockige weiße Vlies. Gelegentlich rieb sie das Lanolin durch ihr eigenes Haar, damit es die Weiche des Lammes simulierte. Als Laban sah, wie intensiv sie ihre Finger durch die Lammwolle streichelte, bemerkte er. „Reibe nicht zu viel darauf. Es ist ein zartes Tier. Kein Spielzeug.“ „Papa“, erwiderte sie unschuldig. Ihre kleine Stimme verriet ihren erwachsenen Körper. Ihr Verstand wanderte für einen Augenblick. Unfähig, sich zu konzentrieren und anzupassen, was ihr Vater sagte, starrte sie auf die energisch rennende Gestalt. Als sie das unbeholfene Wanken der Läuferin beobachtete, sie glaubte, dass sie etwas sagen sollte, irgendetwas: „Ich falle nie hin, wenn ich renne.“ Laban streifte das Haar seiner Tochter aus ihren Augen und erwiderte liebevoll: „Das ist wundervoll, Liebling. Aber trotzdem, erlauben wir Rachel zu laufen, wohin sie will. Du jedoch gehst weiter. Auf diese Weise schürfst du dir nie deine Knie auf.“ „Vater! Vater!“ schrie Rachel, als sie sich der Mitte des vorderen Tors näherte. Dann, als sie ihre dünne Schwester erblickte, die mit dem neusten kleinen Lamm spielte, befahl Rachel: „Leah, sei vorsichtig mit diesem Ding. Lass es nicht fallen.“ Leah stellte es sanft auf den Boden und ließ es los. „Sie war vorsichtig damit“, ermahnte Laban Rachel. „Hör auf, so kritisch zu deiner Schwester zu sein. Sie muss über diese Dinge lernen.“ „Vater, du weißt, wie dämlich Leah ist.“ Als Laban bemerkte, dass Rachels Aufregung sie überwältigte, hörte er mit allem, was er tat, auf. Der 150 Jahre alte Mann wartete auf seine verwöhnte, jüngere Tochter, um zu sprechen. „Dein Neffe aus dem Süden ist gerade angekommen. Rivekas Junge ist hier!“ „Welcher?“ fragte er, erschrocken über die Nachricht. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie und zuckte mit ihren Schultern. Ihre Art entzückte ihn: „Dummes Mädchen!“ Er blickte über ihre Schulter, aber sah niemanden hinter ihr. „Also, wo ist er?“ Sobald er die Worte sprach, erschein Jakob über dem Anstieg und stieg anmutig den steilen Abhang zum Herrenhaus hinunter. 264
Leah, als sie den Mann beobachtete, zog sich von ihrem Vater weg. Der Mann erschien so hoch auf dem Anstieg des Berges! Sein scheckiges halblanges graues Haar fiel über seine Schläfen. Sein Gesicht hatte eine ganz schillernde Eigenschaft. „Vielleicht Schweiß“, dachte sie sich. Doch das Funkeln seiner weißen Schläfenhaare vermischte sich mit den kohlrabenschwarzen Haaren, die ihre Aufmerksamkeit anzogen. Sie starrte direkt auf den Mann, als er die Pfad hinunterging. Sogar als sie schließlich zu erkennen begann, dass er viel kleiner war als er erschien, verlor sie nie aus ihrem Verstand das Bild eines riesengroßen Mannes, der vor ihr stand. Als Leah neben ihrem Vater stand, erreichte Jakobs Kopf kaum Labans Nase. „Bereitet ein Festmahl für uns zu!“ befahl Laban seinen Dienern. Jakob, der das dünne Mädchen bemerkte, das neben Laban stand, sprach zuerst zu ihr, bevor er mit ihrem Vater gesprochen hatte. „Hallo. Ich sah dich mit dem neugeborenen Lamm spielen. Ich mag kleine Mädchen, die wissen, wie man mit seinen Haustieren umgeht.“ Sie seufzte und zog sich schüchtern von Jakob zurück, um sich hinter ihrem Vater zu verstecken. Als sie um seinen Rücken herum guckte, lächelte sie Jakob an. Ihr Gesicht wurde rot. Die Stimme des Fremden war fest, befehlend. Mehr als die ihres Vaters. Doch die Qualität seiner Stimme zwang die Leute, zu ihm vorwärts zu kommen, damit sie mehr von seinen Worten hören mochten. Irgendwie hatte seine Stimme die Macht, über die normale Stimme des Mannes hinauszugehen. Sein Gesicht schien, als ob er alles verstehen könnte. Sie zog am Gewand ihres Vaters und deutete mit ihrem Zeigefinger. Laban beugte sich vor, um ihrem Flüstern zuzuhören. „Ich will ihn für meinen neuen Papa“, behauptete sie unschuldig. „Du meinst: ‚Ich will ihn heiraten?’, flüsterte er zurück. „Ja, Papa. Das ist, was ich meine.“ Jakob, von der Szene fasziniert, grinste freundlich. Leahs Augen fingen Jakobs herzliches Lächeln auf. Ihr Gesicht wurde tiefer rot. „Komm“, wechselte Laban das Thema, „reden wir drinnen im Haus.“ Rachel legte dann ihre Hand auf Leahs Rücken und schob sie weg. „Geh und beende deine Arbeiten.“ „Aber ich will zuhören.“ „Warum? Du verstehst nichts, was jemand je zu dir sagt. Bis du den gesprochenen Satz verstehst, ist jeder bei einem anderen Absatz. Also, was für einen Unterschied macht es?“ „Ich verstehe. Du sprichst nur zu schnell.“ Bis zu dieser Zeit drehte sich die Örtlichkeit des Landes von der Sonne fort und nahm die karmesinroten Farben des Abends an. Am Abendessenstisch erfuhr Laban die vollständige Geschichte von Jakobs ereignisreicher Reise. Er schüttelte seinen Kopf und überlegte, wie er diesen intelligenten Mann auf seinem Anwesen benutzen konnte.
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Im ersten Monat, den Jakob bei Laban lebte, beschloss er, sich für den Haushalt als unentbehrlich zu erweisen. Bevor die Sonne ihre Strahlen auf die Landschaft schien, erhob sich Jakob, um sich um die Felder zu kümmern. Bevor Labans sechs Söhne die Schafsherde zu dem Wasserbrunnen führten, säuberte Jakob die Tröge und vergrub die Exkremente der Schafe. Als er von Außenposten zu Außenposten ging, wies er die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Arbeiter an, sogar bevor Labans Söhne die benötigten Befehle des Tages ausgeben konnten. Innerhalb dieses ersten Monats begannen die Pächter Jakob zu erwarten, statt Labans Söhne, um sie aus ihrem Schlaf zu wecken. Sie freuten sich darauf, dass Jakob ihnen die Tätigkeiten des Tages vorlegte. Die Männer begannen einen Zweck in ihren Arbeiten zu sehen. Die täglichen Aufgaben wurden bedeutungsvoll. Sie begannen die Notwendigkeit der Tagesoperation zu verstehen und wie wichtig der Tag war für die Erfüllung der morgigen Arbeit. Die Pächter schätzten Jakobs klare Befehle. Bei Jakob gab es weder Widersprüche noch Änderungen seiner Meinung auf halbem Weg der Arbeit, ungleich der Weise, wie es bei Labans Söhnen war. „Logisches Denken siegt immer über unvernünftige Vorgänge“, erklärte Jakob Leah, die stumm mit ihrem Kopf nickte. Die Männer gehorchten Jakob, indem sie vollkommen ausführten, was er ihnen zu tun befahl.
Jeden neuen Morgen des zweiten Monats nahm es Leah persönlich auf sich, Jakobs Frühstück zuzubereiten. Doch später, während desselben Vormittags war es hauptsächlich Rachel, die neben ihm ritt. Aufmerksam hörte sie seinen abenteuerlichen Geschichten zu. Leah, die gelegentlich hinter den beiden ritt, hörte auch begierig Jakobs Geschichten zu. Irgendwie wurden die Worte, die er sprach, in ihrem Bewusstsein eingebettet. Eines Tages geschah es, dass Laban und seine Söhne ebenso neben ihm ritten. Lachend bei jeder Einzelheit, stachelten die sechs Söhne um mehr abenteuerliche Geschichten an. „Ein wahrer Führer wie du muss es bedauern, auf dem Feld zu arbeiten“, sprach schließlich Labans ältester Sohn, was er die ganze Zeit schon hatte sagen wollen. „Ich habe es immer genossen, auf den Feldern zu arbeiten“, erwiderte Jakob gelassen. „Ich sitze nicht einfach und lese den ganzen Tag. Ich arbeite.“ Laban, der die Eifersucht sah, die sich unter seinen Söhnen gegen Jakob entwickelte, sagte: „Weder ich noch meine Söhne lesen viel. Ich hörte, wie dein Ururgroßvater las und alles, was er konnte, aufschrieb. Natürlich wissen wir über Shem Bescheid, der Melchizedek genannt wurde, und die große Bibliothek, aber das war eine ferne Zeit und ein ferner Ort. 266
„Ungleich dem Vater deines Vaters wählen wir es, in Haran zu bleiben. Wir sind eine realistische Familie, nicht den Fantasien von Größe hingegeben. Wir bearbeiten das Land und wir lieben das Land. Es dient uns, es vertreibt unsere Zeit mit bedeutungsvollen Stunden.“ „Meine Arbeit“, unterbrach Jakob, „bindet mich an Jahwe.“ Laban presste seine Lippen zusammen. „Mein Vater erzählte mir von der Suche deines Großvaters. Er hatte diese nicht zu entfernende Vision, dass nur er unter allen Menschen gesegnet war, der Welt die letztendliche Lösung für echten Frieden und nicht endendem Wohlstand zu präsentieren. Als Terah starb, erzählte er meinem Vater, dass nur er und seine Kinder die letztendliche Verheißung der Welt bringen könnte. Das war eine ziemlich eitle Aussage von einem alten Mann, der damals keine Kinder hatte.“ „Aber er begann, viele Kinder zu haben.“ „Ja. Arme Sarai. Was hätte sie gedacht, wenn sie ihren Mann hätte sehen können, wie er von Keturah Kinder hatte?“ „Großmutter hätte es akzeptiert. Akzeptierte sie nicht Yishmael?“ „Ich glaube nicht, dass sie es tat“, antwortete Labans ältester Sohn. „Und ich glaube nicht, dass deine Mutter Esaus Frauen akzeptiert.“ „Du hast wahrscheinlich bei beiden Aussagen Recht“, gab Jakob nach. Laban wechselte wieder das Thema. „Zumindest hast du in dir den Glauben an einen Gott enthalten: Jahwe. Wir andererseits, obwohl wir seinen Namen kennen und seine Existenz akzeptieren, rufen so viele Götter wie wir können an. Wir besänftigen die Bevölkerung und ziehen Vorteil aus ihr. Wir sind nicht so steif in unserer Denkweise wie du. Wir machen Kompromisse und wir gedeihen. Wann“, Laban brannte seine Augen in die von Jakob, „wirst du gedeihen?“ „Ich gedeihe jeden Tag. Esse ich nicht? Bin ich nicht gekleidet? Ist meine Gesundheit armselig?“ „Gute Aussagen“, sprach Labans nächster Sohn. „Doch Cousin, du hast härter als sonst jemand von uns während diesen vergangenen vierzig Tagen gearbeitet, aber du verlangtest nicht einmal einen Lohn von Vater. Es ist offensichtlich, dass du ein intelligenter Mann bist, sogar mehr als sonst jemand von uns, also, was ist es, was du von uns erlangen willst?“ „Ja“, fragte ein dritter Sohn, „ich weiß, dass das, was du sagst, du tun wirst, du wirst es vollkommen ausführen. Doch frage ich mich auch: Was ist es, das du von uns willst?“ Jakob hörte auf, sich vorwärts zu bewegen. „Onkel“, richtete er seine Stimme an Laban, indem er seine Cousins ignorierte, „wie ich zu dir gesagt hatte, als ich dich das erste Mal sah: ich bin hier um eine Braut. Vor Jahrzehnten ließ mein Vater Yitzhak mich schwören, in dem Land der Heiden zu bleiben. Jedoch als er der Tatsache gegenüberstand, dass nicht eine einzige ‚reine’ Babyloniern in unserem Lager war – weil, wie du wohl weißt, Abraham schließlich die königliche Blutlinie überzeugte, 267
Mischehen einzugehen – befreite er mich vorübergehend von meinem Schwur. Diese vorübergehende Befreiung erlaubt mir, eine Frau aus deinem Haushalt zu suchen. Sobald ich es tue, muss ich nach Hause zurückkehren.“ „Es wäre eine Schande, dich zu verlieren. Schon sind meine Taschen schwerer mit Silbergewichten und mein Haus ist reicher mit Besitztümern wegen deinem guten Handelsverstand. Aber verstehe dies: Vor Jahrzehnten, als Eliezer, Abrahams Diener und Blutsverwandter, genau zu diesem Haus reiste und um eine Ehefrau für Yitzhak bat, wurde es ihm gewährt. Eliezer kam jedoch mit zehn Kamelen voll mit Schätzen und wertvollen Waren. Ungleich deinem Vater vergeudeten wir nicht den Reichtum. Wir hegten ihn und gleich den Ästen eines Baumes wuchs er, um und unter einer schützenden Wölbung zu beherbergen. Jakob“, forderte Laban heraus, als er seine Augen auf die seines Neffen konzentrierte, „wo sind deine zehn Kamele, geschweige denn eines? Wo an deiner Person ruht ein einziges Zeichen, um mich damit zu beschenken? Als du dich meinem Haus nähertest, womit nähertest du dich mir? Einem Lächeln, ja. Guten Manieren, absolut! Ja, du besitzt einen Verstand über allem hinaus, was ich je erfahren habe. Aber du hast kein Geld. Keine Besitztümer. Nicht einmal einen Nasenring.“ „Vater ‚verschwendete’ Großvaters Reichtum nicht. Er ‚hegte’ ihn, damit wir die große Hungersnot überleben konnten. In de Stromtal von Gerar kehrte der Reichtum zu ihm zurück. Bei meiner Salbung ging er von ihm auf mich über.“ „Salbung?“ „Ich bin der Maschiach meines Volkes“, entgegnete Jakob. „Was für ein Volk! Esau hätte dich getötet, wenn du nicht vor ihm davongerannt wärest! Abrahams Vision ist eine Fantasie, die wahnsinnig wird! Erkenne diesen Unsinn von dir und lasse dich zur Realität nieder.“ „Meine Realität ist Jahwes Diktat.“ „Wieder! Esau beherrscht deine Flucht und er beherrscht deine Rückkehr. Jahwe, heißt es, rief Terah aus Ur fort; doch hier bist du und versuchst, zurück nach Ur zu laufen!“ „Ich werde nicht über Haran hinaus reisen. Was auch immer sein wird, das ist so weit östlich wie ich reisen werde. Außerdem kam ich hierher, nicht um vor Esau zu fliehen, sondern, um dich zu besuchen. Mein Wohlstand ist intakt.“ „Nur, solange Yitzhak lebt“, quälte ihn der älteste Sohn. „Es“, unterbrach Laban die wachsende Feindseligkeit seines Sohnes, „mag sein, wie du sagtest: du bist ein ‚wohlhabender Mann’. Trotzdem ist es auch so, wie mein Sohn sprach: ‚Dein Reichtum bleibt bei deinem Vater, der noch lebt’.“ „Die Dinge werden sich selbst berichtigen.“ Laban streckte seine Hand aus. „Ich mag dich, Jakob. Ich liebe meine Söhne. Ich liebe meine Töchter mehr. Sage mir, Intellektueller, wie kann
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ich mit dir einen Ehevertrag verhandeln, wenn sogar mein ärmster Diener tausendmal reicher als du ist?“ „Der Reichtum meines Großvaters, war er nicht groß genug für seinen Sohn und ebenso seinem Enkelsohn?“ „Er war groß genug für zehn kommende Generationen. Aber, und das ist der Punkt, er war nur für die Ehefrau eines Sohnes versprochen. Nicht zehn oder sogar zwei.“ „Dann lass das der Fall sein“, antwortete Jakob zurück, indem er die Explosion kontrollierte, die von seinen Lippen hervorbrechen wollte. „Jedoch sage mir, haben je irgendwelche deiner Männer oder Freunde oder Söhne meinen Verstand besessen?“ „Nein.“ „Hat jemand von ihnen meine Arbeitsethik?“ „Nein.“ „Hat jemand von ihnen meine Fähigkeiten?“ „Nein.“ „Was haben sie für dich?“ „Sie haben ihre Arbeitskraft, jedoch mit Unzulänglichkeiten gefüllt, es mag sein.“ „Das ist dann, wie ich dich für eine Braut bezahle. Ich werde für sie arbeiten.“ „Ein Schuldner bleibt mit seiner Verpflichtung sieben Jahre lang. Es ist das Gesetz deines Großvaters.“ „Ich werde mich Großvaters Gesetz verpflichten. Sieben Jahre lang werde ich für eine Ehefrau aus deinen direkten Lenden arbeiten.“ „Ich habe zwei Töchter. Beide reiten hinter dir. Leah ist die Älteste. Rachel, die Jüngste. Für welche verpflichtest du dich?“ „Rachel?“ „Die Jüngste?“ „Sie ist meine Wahl.“ Laban, der nachdachte, antwortete nach ein paar Augenblicken: „Ich würde sie lieber mit dir verheiratet sehen, als mit einem fremden außerhalb unserer Rasse. Doch muss ich zu dem Thema über meine älteste Tochter zurückkehren. Leah ist beschränkt. Sie kann jedoch begreifen, wenn sich jemand die nötige Zeit nimmt, ihr die in Frage stehenden Dinge zu erklären. Jakob, da du mehr als ein Freund bist, hilf ihr, die Art der Dinge zu lernen. Es würde mich sehr erfreuen.“ „Die Freude deines Herzens soll die Freude meines Herzens werden. Ich werde Lea beibringen zu lesen und zu zählen und über die Herde zu wachen. Ich erinnere dich jedoch, ich wünsche einen Ehevertrag der Verpflichtung für Rachel. Ist das annehmbar?“
An diesem Freitag wurde das gesetzliche Band durch den besonderen Magistrat des Landes übertragen. Der Schriftgelehrte, der für die 269
Dokumente Zeugnis trug, präsentierte Jakobs Vertrag, dass er ihn prüfte. Jakob akzeptierte das Dokument und studierte die tief eingeätzten Schriftzeichen sorgfältig. „Unterzeichne das Dokument“, sagte Laban wieder. „Deine Unterschrift bezeugt deinen Schwur mir gegenüber.“ Er nickte und unterzeichnete den Vertrag. Schnell verbarg er die Übereinkunft in einem flachen Tonbehälter. Ein untergeordneter Diener, der die Tafel von Jakob nahm, trug den Behälter vorsichtig zu dem wartenden Schriftgelehrten. Als er ihn erhielt, goss er eine dünne Schicht mit nassem Schlamm über den Behälter und versiegelte ihn gegen den Zahn der Zeit. Hinterher drückte Jakob sein Zylindersiegel über die nasse Tonhülle. Auf diese Weise bezeugten die beiden Männer öffentlich den Abschluss der Vereinbarung. Jakob legte nun die Vereinbarung in den offiziellen Beutel des Kuriers. Bevor der neue Sonnenaufgang verging, legte der Kurier den niedrigen Behälter in den heiligen Bündnisraum des Regierungsgebäudes. Jakob stieß nach allem einen langen Atemzug aus. Er hatte sich soeben sieben Jahre der Versklavung hingegeben: die Zahl sieben symbolisierte totale Vollständigkeit, totale Vollkommenheit. Durch diese Weise wurde Jakob von numerischen Symbolen umgeben und erlangte das Versprechen einer Bestechung.
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Kapitel Siebenundzwanzig Jakobs Werk Als Jakob seinen ersten Siebenjahreszyklus der Verpflichtung Laban gegenüber, seinem Onkel, begann, beschäftigten sich die Bauern der umliegenden Stadtstaaten mit dem Einsammeln von Getreide und ihrem Dreschen. Nachdem sie die massiven Weinstöcke ernteten, legten die Leute die Trauben in primitive Steinmühlen, Handmühlen genannt. Indem die Braumeister die wochenlange Arbeit vervollständigten, lagerten sie den Wein für den Handel mit den südlichen Hauptstädten. Während die Weinmacher ihre Zuteilungen beendeten, modellierten die Tongießer Hunderte Steingutwaren. Geschickt, künstlerisch pinselten sie verschiedenfarbige Deckglasuren über die Tongegenstände. Kleine Kinder legten das Steingut in einen ausgehöhlten Steinhochofen. Das Feuer härtete das Handwerk in den Öfen. Nach dem Abkühlen sammelten sie die Kaufleute für den Handel mit den südlichen Königreichen, die begierig das Steingut für ihre Tempel kauften. „Die Nachbildung des Stiers ist so beliebt wie die Nachbildung der Löwen und Krieger“, erklärte Laban die Bildnisse Jakob. „Ich habe Bildnisse von Aschtoret und Aschera und Anath in meinem Haus. Sie bedeuten Erbschaftsrechte.“ „Und diese?“, zeigte Jakob zu den anderen Schnitzereien. „Dieses ist Baal. Seine Beliebtheit wächst jeden Tag.“ „Warum?“ „Er ist der Gott der männlichen Fruchtbarkeit. Sein Samen macht unsere Erde fruchtbar.“ „Wer brachte Baal nach Haran?“ „Die Armenier. Sie vermehren ihren Landbesitz in unserer ganzen Gegend fortwährend. Ihr Einfluss erstreckte sich sogar zu den fernen Ländern von Anatolien.“ „Armenier? Ich habe nie von ihnen gehört.“ „Sie trieben herein aus Indien und gingen Mischehen mit der blondhaarigen und blauäugigen Rasse ein. Ihre Kinder reisten zu den äußerst westlichen Ländern. Der Minos nennt dieses Land Europa.“ Danach erforschte Jakob die umliegenden Gegend, um so viel er konnte über die Leute zu lernen. Oft peitschten Jakob und Laban ihre Kamele zu dem äußersten Grenzstein. „Was ist jenseits dieser Stelle?“ „Die Kurden! Ihre Hauptstadt, Hattusas, ist nicht weit weg von meine Weideländern.“ „Was ist so besonders an ihnen?“ „Sie spezialisieren sich auf Waffen. Ihre neue Kriegserfindung, die von Pferden gezogenen Kriegsstreitwägen, überwältigt leicht unsere von Eseln gezogenen Streitwägen. Der Staub ihrer Truppen kommt ständig in die umliegenden Städte. Ihre Soldaten essen das Gemüse, das von den 271
Bauern an den Ecken ihres Landes nach der Ernte beiseite gelegt wird. Wir nennen es Nachlese.“ „Pferde? Warum um alles in der Welt ziehen sie Pferde den Eseln vor?“ Laban, der Jakobs Schulter berührte, erinnerte ihn: „Jakob, Abraham ritt Pferde, nicht wahr?“ „Er liebte sie.“ „Wie die Kurden, war es in seinem Charakter, genau die Dinge zu lieben, die alle anderen ablehnten. Es scheint jetzt, dass das, was er zuerst in den Pferden sah, nun jeder auch in ihnen sieht. Sie sind schneller und leichter zu kontrollieren. Nahor, mein Vater, zog den Esel vor. Er gab ein wundervolles Lasttier ab, aber es ist kein gutes Kriegstier. Für Nahor war das reinste Tier auf der Oberfläche der Erde der weiße Esel. Intelligent, stark, zuverlässig. Das Pferd schien Nahor dumm, nicht auszubilden, unfähig in den Wüsten zu überleben und unfähig, das lange Schleppen der Karawanenreise zu vollenden.“ „Dinge und Ansichten ändern sich.“ „Ich weiß“, antwortete Laban. „Schau unsere eigene Geschichte an. Einst, vor langer Zeit, hielt mein Vater Yitzhak Tausende Tiere. Jetzt hat er viel weniger. Nanu“, Jakob benutzte diese Taktik, um seinen Onkel zu beeindrucken und ihn auf seine Seite zu gewinnen, „du hast zwanzig Schafe für jede Kuh, die mein Vater hat. Fünf Ziegen für jedes Schaf, das er hat. Das ist wundervolle Landwirtschaft!“ „Danke, Jakob“, Laban liebte es, Jakobs Kompliment zu hören. Jakob lehnte sich nach vor und fragte wie ein kleiner Junge fragen würde: „Wie hast du so viele Tiere erlangt?“ Laban lachte. „Weißt du nicht?“ „Nein“, gab er vor. „Als der König von Ur Terah hinausjagte, machte Eber es zu einem Punkt, alle Schädlinge – die Schafe – mit sich zu nehmen. Alle Bauern wurden sie an ihn los. Nach und nach tauschte er sie ein. Die gängige Rate war zwanzig Schafe pro Kuh, sechzig pro Stier, fünf pro Ziege. Was einst eine Plage gewesen war, nachdem die Weber lernten, wie man spinnt und ihr Haar verarbeitet, wurde schnell eine Ware. Eber vergaß, in das zu schauen!“ lachte Laban wieder. „Er begann sich für Geschichte zu interessieren“, verteidigte Jakob. „Du kanntest ihn?“ „Ich war neunzehn, als er starb. Ich spielte mit Deborah, dem treuen Kindermädchen unserer Mutter, als sich eine Eskorte dem Zelt meines Vaters näherte und in seine Obhut die Ganzheit der Geschichte des Menschen legte. Ich las alles.“ „Also, so lerntest du deine Buchführungsfähigkeiten so gut. Eber brachte es dir bei.“ Jakob nickte. Unfähig, sich zurückzuhalten zu fragen, platzte Laban heraus: „Bist du wahrlich der Maschiach?“ „Vater salbte mich mit dem heiligen Öl.“ 272
Laban nickte schweigend. „Also, Terahs Traum, ein König zu werden, steckte Abrahams Haushalt an! Doch ich bin neugierig, hast du nie vermutet, dass die Salbung wirklich an meinen Vater ging? Schau dir das an: mein Großvater, Abrahams Bruder, war so wohlhabend wie er. Na, eine Stadt erhob sich, in der er das Volk regierte! Mein Vater war auch ein wohlhabender Mann – natürlich – die zehn Kamele deines Großvaters halfen, diesen Reichtum zu festigen – doch denke daran – dein Großvater beschenkte uns mit Wohlstand als ein bescheidenes Zeichen unserer Überlegenheit deiner Familie gegenüber! Sogar dieser Gott, den du anbetest, unterwirft sich meinen. Ich bin wohlhabend. Ich bin bedeutend. Ich habe viele großartige, gesunde Söhne, die in Frieden und in Harmonie mit mir leben. Sie sind nicht ungehorsam, noch streiten sie mit mir, noch untereinander, wohingegen deine ganze Familie imstande ist, es zu tun! Also, wenn es so etwas wie einen ‚Gesalbten’ gibt, und dass ‚derjenige’ aus den Lenden von Terah kommen soll – dann muss sicherlich ich dieser Mann sein! Nein?“ Jakob war beleidigt. Er wandte sein Gesicht ab. Laban redete weiter. „Was für ein Wahnsinn, an einem so kranken Gedanken weiterzuführen! Jakob, lass es aus deinem Verstand. Lass das Öl aus deinem Bewusstsein verdampfen. Arbeite die sieben Jahre. Heirate Rachel wie wir vertraglich vereinbarten. Dann lege es in dein Herz, hier zu wohnen.“ „Ich schwor, in mein Land zurückzukehren.“ „Was für ein Land? Das der Kanaaniter, der Jebusiter, der Horiter und nun leben die Philister dort. Die Philister errichten Städte im Libanon, die Ägypter bauen Straßen hindurch, die Elamiten üben dort ihre Kriegstechniken aus, die Hurrier umgeben es und machen Pläne, es zu kontrollieren. Wer bist du, um einen so unglaublichen Traum träumen zu wagen?“ „Ich bin der eine, der als der Mann bestimmt worden ist, die Gene des letztendlichen Maschiachs zu tragen. Durch die Kinder meiner Kinder wird die Macht der Abrechnung auf die Erde kommen“, beharrte er fest. „Ich beobachte dich, seit du hier bist. Du planst sorgfältig deine Rückkehr. Du erfindest für dich ein neues Selbst. Ich beobachtete dich, wie du dich selbst wieder erfindest. Eine Persönlichkeitsumwandlung. Absichtlich. Wohlüberlegt. Doch du sprichst nicht öffentlich, Armeen oder Waffen zu erheben oder Geld für deine Sache aufzubringen. In diesem Land, weil du ein Mitglied des Hauses Haran bist, bist du berechtigt, genau das zu tun. Du musst keine Wahl führen, was du auch berechtigt zu tun bist. Also, ohne einer Armee oder einem politischen Amt, wie schlägst du vor, die Kontrolle von Kanaan für dich zu erringen?“ „Jahwe hat sich schon diesem Plan ergeben. Anders als das bleibe ich neutral von allen politischen Dingen.“ „Ah, ja, Jahwe. El Khalil. Aber er ist auch Nahors Gott und ich bin sein direkter Nachkomme. Bitte, vergiss nie diese Punkt der absoluten, scharf behaupteten Tatsache.“
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Jakob verteidigte sich. Irgendwie erwartete er nie, dass Laban ihn für den möglichen Träger der Gene hielt, um das Versprechen des Erlösers der Welt zu halten. „Ich wählte mich nicht für die Salbung.“ „Jakob“, wurde Laban ernst, „lüge mich nie in meinem Zuhause an. Du hast listig geplant und manipuliert, um Yitzhaks Erbrechte für dich zu bekommen. Ich frage mich, ob ich es bedauern werde, mit dir einen verpflichtenden Vertrag geschmiedet zu haben? Hoffen wir nicht.“
Innerhalb von mehreren Jahren begannen die Hurrier aus den Hochländern von Armenien das politische System der Mitanni zu unterwandern, wie die Hyksos es in Ägypten getan hatten. Die Banner und die Götter der armenischen Hurrier ersetzten langsam die früheren ägyptischen Götter. Wann immer ein Mitglied der ‚Alten Älteren’ Einwände hatten, entsandten die Hurrier eine bewaffnete Eskorte zu dem Haus und brachten ihm eine unwiderstehliche Bestechung. Um die Öffentlichkeit zu beschwichtigen, erlaubten die HurrierHerrscher den stets zunehmenden Reisezirkussen, zusätzliche Vorstellungen in ihren Städten aufzuführen. Öffentliche Arenen wurden gebaut, die die Vorstellungen unterbrachten. Die Zirkusmeister, um bevorrechtigte Daten in diesen Arenen zu erhalten, erlaubten der hurrischen politischen Maschinerie Spione in ihre Karawane zu setzen, während sie fortsetzten, das Land zu bereisen. Um eine privilegierte soziale Klasse von Priestern und Anbetern zu hindern, sich innerhalb der kontrollierten Städte zu entwickeln, befahlen die Hurrier, dass alle Tempel für alle Reisenden geöffnet wurden. Um die Interessen des Volkes zu kontrollieren, erlaubte die hurrische Herrscherklasse, dass tägliche Bankette in der ganzen Gegend stattfanden. Tafeln mit Datteln und Teller mit Gänsen und Enten hießen die Bürger willkommen, ebenso die willigen Umarmungen der sich prostituierenden Priesterinnen. Wie von der hurrischen Hierarchie vorhergesagt, verlor die Gesellschaft nach und nach ihre Fähigkeit, ihre Repräsentanten frei zu wählen. Schließlich löste sich das Oberhaus auf. Die Elitegesellschaft degenerierte in eine Feudalgesellschaft von Maryannu und Khupshu (Das ist die militärische Elite und die getreidefreien semitischen Landbesitzer).
Während die Hurrier ihre Machtgrundlage in Mitanni festigten, wurde Hammurabi, der Sohn von Sin-muballit, ein Amoriter, die politische Wahl der Elamiten der Stadt Larsa, um das babylonische Territorium zu beherrschen. Seine Prozession zog zu den großen Ruinen der geheimnisvollen Zikkurat, die vierhundert Jahre vorher der Wendepunkt der Vielsprachigkeit gewesen war.
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„Wer veranlasste ein so prächtiges Gebäude zu bestehen?“ fragte er seinen Gastgeber. „Wir erinnern uns an ihn nur als Marduk. Es wurde während der Zeit der großen Flut errichtet.“ „Die Legende von Gilgamesch? Utnaphishtim war ein rechter Held! Marduk muss ein großer Gott gewesen sein, wenn er einen solchen Gott wie den Gott der Flut herausforderte!“ „Das Alter seines Namens ist so groß, viele, ja – viele beten ihn als Gott an.“ „Rekonstruiere diesen Tempel“, verlangte er aufgeregt, „ich habe endlich einen Gott gefunden, um ihn als meinen eigenen anzubeten! Widme ihm diese Stelle. Man wird sich an Marduks Namen erinnern. Ein solches Genie hatte einen Zweck. Es liegt an uns, ihn zu entdecken.“ „Ein solches Ereignis wird die Wut der Elamiten wecken.“ „Bin ich von Elam?“ „Nein, großer Herrscher.“ „Ich habe vor, dieses Land zu kontrollieren. Flüstern kommt an meine Ohren, die meine großen Fähigkeiten bezeugen. Diesen Tempel wieder erbauen. Wieder die Kanäle öffnen. Den Karawanen erlauben, ungehindert durchzuziehen. Dann, wenn wir dem Vertrauen des Kamelmeisters zuversichtlich sind, alle Schwerter und Äxte von ihnen kaufen, die wir können. In ein paar Jahren plane ich, die Stadt Marie für mich einzunehmen. Marduk braucht es.“
Innerhalb von ein paar höchst aktive und energische Monate erhoben sich Hammurabis Kriegsmaschinen gegen die Elamiten. Zuerst fiel die Stadt Larsa! Dann fiel die Stadt Isin. Die gekettete Bevölkerung war über die Flammen bekümmert, die ihre Städte einhüllten. In allen mitannischen Provinzen nahm der Hass des Volkes gegen die Babylonier zu. Gerüchte über brutale Eroberungen und gnadenloses Gemetzel zirkulierten. Hurrische Spione unterwanderten die nördlichen Provinzen. Wann immer Laban von ihrer Anwesenheit in seiner Nachbarschaft hörte, änderte er seine nationale Zugehörigkeit. Zu den hurrischen Soldaten, die eine Volkszählung durchführten, dokumentierte er: „Ich bin Aramäer.“ „Und die anderen von deinem Haushalt.“ „Was sonst könnten sie sein? Dokumentiert uns alle als Aramäer. Und“, Laben reichte ihm heimlich einen Beutel mit Lapislazulisteinen, „erlaube dies, deine Handschrift zu trösten. Ich weiß, dass es eine mühselige Aufgabe ist.“ Der Hauptmann schnippte mit seiner Hand und nickte: „Also soll es dokumentiert sein. Jedoch will ich, dass du dies weißt“, lächelte der Hauptmann ein selbstsüchtiges, habgieriges Lächeln, als ob er seinen verhasstesten Feind überwältigt hätte! Als ob er nicht warten konnte,
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jemanden ins Gesicht zu spucken, bevor er sein Schwert in seinen Bauch tauchte. „Deine Nachbarn haben dir schon Loyalität bekundet. Ich verstehe sogar, dass du von dem Gründer der Stadt Haran abstammst.“ „Bin ich tatsächlich“, prahlte Laban, der die Grausamkeit der Absicht des Hauptmanns vermisste. „Also, dann ist keine Bestechung notwendig. Wir wissen, dass du Aramäer bist. Wir wollten nur die Mitglieder deines Haushalts zählen.“ „Der Schmuck war keine Bestechung. Es war eine Steuer im Voraus bezahlt.“ „Ich werde ihn in meine Obhut legen“, zwinkerte der Hauptmann mit seinen Augen. „Laban, der Aramäer?“ erinnerte ihn Jakob an die Unterhaltung Augenblicke, nachdem die militärische Gruppe sein großes Anwesen und Herrenhaus verließ. „Es ist politisch korrekt. Ich wäre ein Narr zu prahlen, dass meine Vorväter Babylonier sind. Ist das nicht dieselbe List, die du aufgeführt hättest?“ „Sie war gut konstruiert. Du bemerktest einmal zu mir: ‚Ich beobachte dich’, nun, ich beobachte dich auch schweigend.“ „Und was siehst du?“ verlangte Laban zu wissen. „Ein Mann, der vor mir steht.“ „Immer antwortest du mit den umsichtigsten Antworten. Eines Tages werde ich dich überlisten. An dem Tag wird das meiste sein, was du können wirst, meine Bedingungen zu akzeptieren. Ich freue mich auf diese Zeit.“
Die ersten sechs Jahre vergingen schnell. Die folgenden sechs Monate langsam. Die letzten sechs Monate schienen eine Ewigkeit. Die heißen feuchten Nächte endeten kaum, als die kalten Monate kamen, die die eisigen Winde brachten. Mit der herabsteigenden Kälte wurden die Löwen tapferer und griffen die Schafe und Ziegen an, wobei sie hin und wieder ein paar töteten. Als er die blutigen Überreste entdeckte, verbrannte Jakob die Leiche und ersetzte das in Verlust geratene Tier mit einem anderen Neugeborenen, indem er Laban eine Zunahme in der Zahl versicherte, ohne Rücksicht auf Umstände und Katastrophe.
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Kapitel Achtundzwanzig Heirat Im Jahr 1774 v.Chr., als Jakob vierundachtzig Jahre alt war, befahl Laban, dass ein großes Fest begann, wobei sie den Ehevertrag zwischen Jakob und seiner zwanzigjährigen Tochter feierten, ebenso die gleichzeitige Vollendung seines neuesten Herrenhauses. Die Tamburinund die Leier- und die Flötenspieler harmonisierten ihre Musiknoten mit den tanzenden Gästen. Die lange Nacht hindurch verteilte Laban frei seine feinsten Weine an alle. Leah, geistig unkonzentriert, benommen durch die große Emotion der Gelegenheit, richtete ihre Augen auf den Boden, um zu vermeiden, dass jemand mit ihr sprach. Sie wanderte durch die klatschenden Arme der Feiernden, indem sie ihre Lustbarkeit störte. Niemand wagte, sie zur Seite zu schieben. Schließlich, nachdem hundert Stimmen in ihren Ohren schrien, versuchte sie auf die Worte von jedem zu hören, sie wurde verwirrter bei den unbegreiflichen Sätzen. In ihrem benommenen Zustand geriet sie jedem in den Weg. Rachel wurde frustriert und wütend. „Aber ich tanzte nicht mit Vaters Gästen!“, protestierte Lea. „Schwester!“ knirschte Rachel mit den Zähnen. „Vaters Gäste wollen nicht, dass sie mit dir tanzen. Du bringst uns alle in Verlegenheit.“ Sie ergriff sie am Unterarm und begleitete sie zu den inneren Kammern der Diener, aber als sie zurück auf das kleine gehärtete Lehmhaus blickte, das sich zwischen die Palmen schmiegte, fühlte sich Rachel schuldig, dass sie sie an dieser feuchten und heißen Stelle abgesondert hatte. „Zilpah, würde es dir etwas ausmachen, bei Leah zu bleiben?“ „Nein, sie benimmt sich bei mir.“ „Dann komm mit mir!“ Die zwölfjährige Dienerin rannte hinter der schnell gehenden Frau in die unordentlichen Unterkünfte. Zilpah schaute Leah und ihr zerzaustes Haar an. Sie griff nach einem Elfenbeinkamm und verbeugte sich vor Rachel. „Ich werde sie hübsch machen.“ Rachel schaute ihre Schwester an, dann auf die dünne, zerzauste Dienerin. Sie stürmte aus dem Haus und rannte mit ihrem Vater zusammen. „Halte Leah von dem Fest fern! Sie ruiniert alles!“ „Wie das, Rachel?“ „Sie ist dein kostbares Kind. Geh und frage sie.“ Laban betrat die Unterkünfte der Diener, wo er Zilpah entdeckte, die die Knoten aus Leahs Haar kämmte. „Wie bist du in eine solche Unordnung geraten, Liebling?“ „Der Wind weht ständig durch mein Haar, wenn ich mich herumdrehe. Ich versuchte es, mit meinen Fingern zurückzutun, aber sie verfingen sich darin.“ „Komm, gehen wir zurück nach Hause.“ 277
In dem neulich erbauten großen Anwesen starrte Laban auf Leahs Spiegelbild in dem polierten Bronzespiegel. Als sie seinen Blick auffing, platzte sie heraus: „Papa, warum bekommt Rachel Jakob zum Heiraten? Warum nicht ich?“ Überrascht drückte Laban seine Tochter an sich: „Warum willst du Jakob heiraten? Er ist ein alter Mann. Du bist erst dreiundzwanzig.“ „Du bist ein alter Mann.“ „Ja, ich bin sehr alt.“ „Du bist älter als Jakob.“ „Ja, das bin ich“, lächelte er. Eine Träne fiel von seinem Auge, als er in das gepeinigte Gesicht seiner Tochter starrte. „Aber du wusstest immer, dass ich Jakob heiraten wollte. Du wusstest es von dem ersten Tag an, als ich ihn sah. Ich glaube, dass du ihn mir versprachst. Ist es nicht darum, dass er mich unterrichtet, damit ich lernen konnte, seine Ehefrau zu sein?“ „Hat er dich gut unterrichtet?“ „Ich kann den Namen von allen schreiben und ich kann sie ebenso gut buchstabieren. Ich kann dein ganzes Vieh zählen.“ „Jakob hat dir das alles beigebracht?“ „Hat er. Also, warum sollte ich nicht seine Frau sein? Immerhin bin ich älter als Rachel.“ „Du schienst vorher nie über deine erstrangige Stelle verärgert zu sein.“ „Das ist, weil ich vorher nicht damit rechnete. Jakob erzählte mir, wie wichtig der Erstgeborene ist. Er sagte, dass er darum keine Schuld fühlte, der Maschiach statt Esau zu sein.“ „Also, der Verschwörer fühlt keine Schuld.“ Laban, als er seinen liebevollen Griff auf ihr bemerkte, ging auf die dicken, schweren, exquisit geschnitzten Eichentüren zu. Stiere zierten seinen Durchgang, wie sie so viele andere elegante Häuser in den Provinzen schmückten. Jenseits seines Durchgangs, auf der gepflasterten Straße, die zu seinem neuen großartigen Herrenhaus führte, lag sein Gasthaus am Wegesrand. Geschnitzte heidnische Bilder säumten die Hecken. Wie die Hurrier setzte er sein Vertrauen auf mehrere Götter. Einmal hatten er und Jakob über sie gestritten. Jakob wollte die heidnischen Bilder zerstören, genau wie sein Großvater die heidnischen Darstellungen in der Stadt Ur zerstört hatte. Laban erinnerte Jakob wohl überlegt an den Ursprung seiner Familie. „Nicht alle deine Vorfahren stellten sich auf die Seite Jahwes.“ Indem er es mit aufgezeichneten Fakten bewies, verstummte Jakob seine Argumente. „Wahrhaftig“, beharrte Laban darauf, die Auseinandersetzung zu gewinnen, „vor dreihundert Jahren, bevor Abraham seine Familie nach dem verheißenen Land verließ, um seinen Thron zu suchen, betete Terah Sin, die Mondgöttin, an. Terah überquerte den Euphrat mit Eber und half, seine große Handelsstadt zu errichten. Aber Terah verleugnete seinen Glauben.“ „Dein Vater, Bethuel, war ein Zeuge Jahwes.“
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„Ja, das ist wahr. Aber die Jahre in Haran nutzten langsam seinen Glauben ab. Irgendwie ersetzten neue Gedanken alten Konservatismus.“ Als er die Spaß habenden Gäste überall in seinem Hof herumtollen und seinen großen importierten Springbrunnen umstehen und in seinem geräumigen Haus essen sah, drehte er sich herum, um Leah wieder anzublicken. „Ihre dünnen Knochen und schmalen Schultern beunruhigen mich. Ihre Augen sind gesenkt. Niemand hat mir je für sie ein Geschenk angeboten. So sehr ich wünsche, für sie einen Ehevertrag zu unterzeichnen, nähert sich ihr niemals jemand. Niemand will sie in seinem Ehebett.“ Laban schritt auf dem glatten und polierten Fußboden umher. Geometrische Muster begrüßten seine Füße. „Zilpah“, wies Laban an. „Setze das stärkste Getränk Jakob vor. Erlaube nie, dass sein Becher leer wird.“ Zilpah rannte zur Mitte des Hofs, wo die Diener das Fleisch und Obst und Gemüse verteilten, und nahm einen großen Becher dunkles Bier von ihnen, den sie in Jakobs Hand drückte. „Nun, Leah, tue dies und Jakob wird dein Mann. Ich werde dich zu seinem Zelt bringen. Liege neben ihm. Was er mit dir tun will, erlaube es. Sage nicht ein einziges Wort, egal wie sehr du es willst. Wenn er nackt ist, sei auch nackt. Wenn er sich über dich legt, bleibe still. Leiste keinen Widerstand. Wenn du einen Schmerz in dir fühlst, lass den Schmerz in Ruhe. Es ist die richtige Art von Schmerz. Wenn du zuhörst und genau tust, was ich dir zu tun sage, wird Jakob dein Mann.“ Leah nickte und lächelte. Laban schaute ihr glühendes Gesicht an und erwiderte ihr Lächeln. „Du bist nie hübscher gewesen.“ Er ging, um das Haus zu durchschreiten. Dort suchte er nach seiner jüngeren Tochter. Endlich fand er Rachel, die mit ihren engsten aramäischen Freundinnen sich unterhielt. Grob unterbrach er sie. „Rachel, darf ich mit dir sprechen?“ „Ich hoffe, du hast Leah endlich den Kopf zurechtgesetzt.“ „Das ist, worüber ich mit dir reden will.“ „Bitte, keinen weiteren Vortrag über Verantwortung und Sorge. Das ist meine Hochzeitsnacht. Lass sie ihre eigene Hochzeitsnacht haben, wo sie tun kann, was sie will.“ „Rachel, sage mir“, begann Laban seine Verschwörung zu planen, „wie sehr liebst du Leah?“ Überrascht durch die Frage, hob sie ihre Augenbrauen. „Du weißt, dass ich nicht zu ihr gemein sein will. Ich liebe sie so sehr wie eine Schwester eine Schwester lieben kann.“ „So sehr wie Jakob?“ „Jakob ist die personifizierte Weisheit. Er hat ein befehlendes Wesen, so wie ich es nie zuvor gefühlt habe. Leah ist, also, du verstehst.“ „Leah ist langsam. Ja, trotzdem ist Jakob freundlich zu ihr und geduldig mit ihr gewesen. Sie kann schreiben, sie kann lesen, sie kann zählen. Je mehr sie bei ihm bleibt, umso sicherer bin ich wegen ihrem Wohlergehen.“
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„Aber sie kann nicht für immer bei uns bleiben. Sie hat dich, der für sie sorgt.“ „Für wie viel länger?“ Rachel wurde still. „Das ist mein Problem. Niemand will sie. Bald, ob heute oder in zehn Jahren von jetzt an, oder sogar zwanzig oder dreißig Jahren von jetzt an werde ich tot sein – und sie wird vielleicht von jenen ermordet, die solche Leute wie sie um sich herum nicht ertragen können.“ „Ermordet?“ „Du hast tausendmal davon gehört. Wir töten unser schwaches Vieh und unsere lahmen Ziegen und Schafe. Leute haben es bei ihren eigenen Kindern getan. Wer kann Leah beschützen?“ „Ich kann sie beschützen.“ „Wie?“ „Ich werde für sie sorgen.“ „Wie?“ „Sie wird bei mir bleiben.“ „Wie?“ „Na, in meinem Haus. Wohin ich gehe, wird Leah gehen.“ „Wie kann ich glauben, dass das wahr ist. Ist es nicht unser Brauch, dass sich eine Familie von einer Familie trennen muss? Wer würde eine alte Jungfer mit sich reisen haben wollen? Also, betrachte deine Kinder. Würden sie freundlich zu einer beschränkten alten Tante sein?“ „Nein, würden sie nicht.“ Sie schritt zur Seite und dachte darüber nach, was sie für ihre Schwester tun sollte. Minuten vergingen. Die Geräusche der Feier wurden völlig aus ihren Ohren und Augen ausgelöscht. Sie sah nichts anderes als die Probleme von Leah. „Vater, ich habe die Antwort.“ „Was ist es, mein liebstes Kind?“ „Wir können Jakob zwingen, ihr Fürsorge zu schwören. Ein formeller Vertrag.“ „Jakob ist der listigste Mann, dem ich je begegnet bin. Er kennt die Rechtmäßigkeiten des Gesetzes, und wenn er deine Schwester satt hat, wird er sich an die Bettelecke stellen. Wir brauchen etwas Bindenderes. Etwas, das rechtlich nicht ohne Androhung eines schlimmen Prozesses gebrochen werden kann.“ „Nur ein Ehevertrag ist so bindend.“ Laban lächelte. Seine Augen schimmerten. Er hatte Erfolg, sie so wie er beabsichtigte zu manipulieren. „Nanu, Rachel! Wie außergewöhnlich! Natürlich hast du Recht! Eine Ehevertrag zwischen Leah und Jakob!“ Erschrocken schrie sie: „Was sagst du? Ich hatte nicht vor, eine solche Sache anzudeuten!“ „Na, ich dachte, es wäre eine prächtige Idee. Ein liebevoller und sorgender Gedanke.“ Rachels Gesicht senkte sich beschämt.
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„Es ist meine Hochzeitsnacht“, löste sich ihre mürrische Stimme in Tränen auf. Sie wurde kaum zu hören. „Jakob wird eine solche Vereinbarung, sobald er mich hat, nicht besiegeln.“ „Wieder hast du Recht in deiner Beurteilung.“ Indem Laban seinen Komplott fortsetzte, rief er aus: „Aber warte! Jetzt habe ich eine Idee. Nachdem die Feiernden sich beruhigen, erlaube dir, hierher zurück zu kommen. Ich werde Leah zum Hochzeitszelt bringen. Nachdem die Nacht vorüber ist, wird der Vertrag zwischen ihnen legal sein – und unantastbar.“ „Papa! Hörtest du nicht, was ich sagte? Das ist meine Hochzeitsnacht!“ „Ja, es tut mir Leid. Ich wurde davongetragen, indem ich an Leah dachte. An sie zu denken, wie sie hilflos im Misthaufen liegt. An die Jungen zu denken, die sie schlagen, vergewaltigen und verfluchen werden.“ „Hör auf!“ „Es tut mir Leid. Ich werde dich jetzt alleine lassen.“ Indem er sich abwandte, ging er zum Hof. „Warte. Glaubst du wirklich, wir können damit davonkommen?“ „Unser Gesetz wird es binden. Und Jakob beabsichtigt, eine neue Persönlichkeit zu formen, und was für bessere Zutaten, um in ihm sich zu verkörpern außer Ehre.“ „Aber was ist mit mir?“ „Mein liebstes Kind, tue dies für mich. Tue dies für deine Schwester, Leah, und ich verspreche, dass du auch mit Jakob verheiratet wirst.“ „Wann?“ „Nachdem Jakob mir bewiesen hat, dass er deine Schwester akzeptieren wird.“ „Eine Woche. Vater, versprich es mir! Eine Woche!“ „Für dieses Opfer verspreche ich es.“
Laban, der Jakob völlig betrunken fand, begleitete ihn in das Hochzeitszelt. Er befahl seinen Dienern, alle Lichter im Hof auszulöschen. Nicht einmal eine kleine Kerze oder Öllampe flackerte innerhalb der Zeltwände. Das einzige Licht kam von einer hellen Fackel, die an der mittleren Wand des Hofs hing. Gnädig flackerte ihr warmes Glühen entlang den Schnitzereien eines falschen Gottes. Die fließende Flamme brachte die Bäume durch die Steinwände, wie fingernde Hindernisse zu erscheinen. Die Wand trat zurück und wankte, was genau war, wie sich Jakobs Kopf fühlte. Er stolperte über seinen eigenen Fuß. Laban lachte, als die beiden stärksten Söhne Jakob ins Zelt trugen. Augenblicke später hörte Jakob die Geräusche einer anderen Person, die das Zelt betrat. „Gehe auf meine Stimme zu“, rief er.
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Die Person, die in die Ecke der flauschigen Decken fiel, stolperte und fiel in seine Arme. Als er den geschmeidigen Körper fühlte, wurde er augenblicklich erregt. Schnell streifte er seine Kleidung ab. Seine nervösen Hände fühlten zuerst ihre Schultern, dann ihre festen Brüste. Sie waren größer, härter als er sich erinnere. Sanft schob er sie flach über die Decken. „Breite deine Beine weiter aus“, sagte er zu ihr, überrascht von ihrer Unwissenheit über den Akt. „Bereitete dich niemand dafür vor?“ Aber bevor sie antworten konnte, schaffte er es, seinen Penis in sie einzuführen. Indem er ihn langsam eintauchte, hörte er ihr Stöhnen. Abgelenkt von seinen eigenen Begierden fühlte er die inneren Muskeln ihrer Wände, die gegen seinen Schaft rieben. Erregt kam er augenblicklich zum Höhepunkt. Eine mächtige, sich hingebende Ejakulation brach aus seinem Penis hervor. Er fühlte nie etwas so Wundervolles, so Überwältigendes. Sie lag einfach still. Ihre Arme ruhten an ihren Seiten. Bald danach fielen beide in einen tiefen Schlaf. Als Jakob schlief, hielt Laban Rachel sanft in seinen Armen und tröstete ihre Tränen, als seine Familie sich draußen vor dem Zelt ausruhte und den Eingang wachsam beobachtete. „Du verstehst, nicht wahr, Liebling, Kind, warum ich dies tue?“ „Meine Schwester braucht einen Ehemann. Niemand wird sie nehmen.“ „Du liebst deine Schwester, nicht wahr?“ fragte Laban wieder. „Ja“, wiederholte sie. „Dann ist das, was ich tat, nicht durch die Forderungen unserer Bräuche?“ „Bräuche sollten nicht Gottes Gesetze überwiegen. Der Mensch muss aufhören, Gottes Wahrheit zu verfälschen, um sein arrogantes Benehmen zu moralisieren.“ „Es ist so.“ „Ja, ist es. Ich bitte, möge dieser Betrug nicht Jakob dazu bringen, mich zu hassen.“ „Mein liebes Kind, das ist kein Betrug. Das ist sich um deine Schwester nach den Bestimmungen des Gesetzes zu sorgen. Jakob könnte dich nie hassen.“ „Der Morgen wird diese Frage beantworten“, bemerkte Rachel ruhig, wobei sie in seinen Armen ihre Tränen verbarg.
Jakob erwachte aus seinem Schlaf. Er blickte sanft über die geschmeidige Gestalt. „Merkwürdig“, dachte er sich, „wie kommt es, dass, wenn jemand nackt ist, so viel kleiner erscheint?“ Er starrte auf ihre dünnen Beine. „Komisch, ich bemerkte vorher nie, wie dünn und zerbrechlich sie ist.“ Seine Augen spielten über ihren schmalen Rücken. Er beugte sich über sie und küsste zärtlich ihre Schulterblätter. Sie drehte sich herum und als sie es tat, sah er, dass die nackte Frau neben ihm 282
Leah war: Rachels Schwester! „Was machst du in diesem Zelt?“ Seine zitternde Stimme zögerte, als er eine Antwort verlangte. „Ich bin deine Frau“, erwiderte sie. Ungläubig schnappte er die Decke von ihr weg und schaute zwischen ihre Beine. Seine Augen sahen das getrocknete Blut auf dem Leintuch. Eine kleine Schicht trocknete auch auf seinen Hoden. Er warf seine purpurrote und goldene Bräutigamstunika über seine Schulter und riss die Vorhangstür herunter. Vor ihm wartete Labans Familie. Zilpah sauste in das Zelt. Innerhalb von Sekunden tauchte sie mit dem blutigen Laken auf. Sie präsentierte es Laban und er hielt es über den Kopf für die Familie, um die Bindung zu bezeugen. „Die Ehe ist vollzogen!“ Freudige Rufe erfüllten die Luft. Die Nachricht verbreitete sich schnell im ganzen Hof. Rachel, die die beschmutzte Decke in ihren Händen hielt, weigerte sich, Jakob anzublicken. Er ging zu ihr und berührte sanft ihre Wange, die mit Tränen bedeckt war. „Ich wusste es nicht“, erwiderte er, beschämt über seine Unfähigkeit, eine Schwester von der anderen zu unterscheiden. „Vater erhöhte dein Getränk. Er machte dich zum Opfer. Er heckte einen Betrug aus.“ „Du bist auch schuldig, aber ich liebe dich zu sehr, um dich für das, was du tatest, zu hassen.“ Jakob wandte sich dann an Laban und verlangte zu wissen: „Warum hast du mich betrogen? Ich arbeitete diese vergangenen sieben Jahre für Rachel – nicht für Leah.“ „Jakob, Jakob“, schüttelte er seinen Kopf. „Wie konntest du in diesem Land so viele Jahre wohnen und noch immer nicht unseren Brauch kennen? Wann hat irgendein Vater die jüngere Tochter in das Brautzelt gelegt, während die Älteste ungebunden blieb?“ „Ich glaube, falls die Wahrheit bekannt ist, hattest du sie mir vor sieben Jahren versprochen. Jeder wusste es außer mir. Deine Arglist ist erfolgreich gewesen. Aber wie kannst du als sichere Tatsache wissen, dass ich zu einer Frau, die durch absichtlichen Betrug in mein Zelt gelegt worden ist, ein liebenswürdiger und freundlicher Ehemann sein werde?“ „Was deutest du an? Sicherlich könntest du Leah nie Schaden zufügen. Sie ist geistig langsam, und eine solche braucht deine Weisheit und deinen Verstand, um sie zu führen. Warte! Lass mich offen sein. Ein Mann mit deinen Fähigkeiten kann sicherlich meine Älteste in die Welt des Lernens und Verstehens führen. Du bist ein geduldiger Mann. Ein sanfter Mann.“ Er bekam Angst, dass seine Verschwörung nach hinten losgehen könnte. Nach ein paar weiteren Augenblicken des Nachdenkens darüber beschloss er, den Vertrag zu festigen. „Sorge für Leah und du sollst auch Rachel haben.“ Jakob, der in Labans Augen blickte, glaubte ihm. Doch prüfte er ihn: „Wann?“ „Versichere mir, dass Lea von dir geschwängert wird. Wenn der Beweis offenkundig ist, werde ich Rachel an dich übergeben.“ 283
„Wenn du mich zwingst, neun Monate zu warten, werde ich diesen Fall zu den Gerichten bringen.“ „Ich habe nicht vor, dass du neun Monate wartest. Ich meine, dass du nur sieben weitere Tage wartest. Jede Nacht und jeden Morgen genieße das Ehebett. Wir werden draußen vor dem Zelt warten und den Verkehr bezeugen. Am Ende der Woche wird Rachel in dein Zelt gelegt.“ „Ich stimme zu.“ „Aber“, warf Laban ein, wobei er von seinem Selbstvertrauen in Anspruch genommen wurde. Er wusste, dass er Jakob übervorteilt hatte. Nun, indem er aus der Macht von Jakobs erwiesener Liebe einen Vorteil zog, wagte er, zu seinem Eheeinverständnis eine Ergänzung zu verlangen. Laban sprach weiter: „Verstehe dies; du hast jetzt zwei meiner Töchter durch die Rechte unserer früheren Vereinbarung“, Labans Worte wurden langsamer, sorgfältiger gesprochen. Jakob nahm jedes Wort in seinem Bewusstsein auf. Er traute Laban nicht sehr. Jakob horchte ständig nach einem Gedanken, einem Wort, einem Hinweis, was ihm schließlich erlauben würde, Laban in seinem eigenen Betrug zu schlagen. Laban, der Jakobs Konzentration verstand, fuhr fort, jedes Wort genau richtig unhörbar mit den Lippen zu formen, damit kein Missverständnis geschehen konnte. Er ersann einen konkreten, unbestreitbaren Vertrag mit Jakob, indem er ihn gesetzlich zurückhielt, seinen Haushalt zu verlassen. „Ich verlange von dir zusätzliche sieben Jahre des Dienstes.“ „Sieben mehr?“ erwidert Jakob, indem er nicht einmal seine Stimme erhob. Überrascht durch seine eigene Ruhe starrte Jakob fortwährend Rachel an, wobei er an nichts anderes dachte als sie zu besitzen. „Und warum nicht? Die Territorien werden von Intrige und Brutalitäten heimgesucht. Krieg und Kriegsgerüchte werden überall gehegt. Mein neues Haus ist im Frieden. Wir sind eine Familie und du weißt voll, wie sehr Esau dich verachtet. Also, macht es keinen Sinn, hier bei mir weitere sieben Jahre zu bleiben?“ Er dachte an seine Worte. „Weitere sieben Jahre mögen Esaus Wut beruhigen. Vater wird seinen Schwur an mich nicht aufgeben, egal was passiert.“ Jakob ergriff Rachels Hand und nickte. „Dann gehe zurück in das Hochzeitszelt. Deine Frau wartet auf dich“, er zeigt geradeaus, „dort drinnen.“ Als die sieben Tage vergingen, erfüllte Laban sein Versprechen. Zusammen mit Rachel, trat Bilhah, ihre persönliche Dienerin, ebenso in Jakobs Haushalt ein, so wie Zilpah.
In seiner ersten Nacht mit Rachel erwartete er eine intensivere Ejakulation. Ein größeres Pochen seines Penis. Ein größeres Rauschen seiner Sinne. Stattdessen war der Höhepunkt sanft. Enttäuschend tröpfelte sein Samen kaum heraus. Sie, ungleich Leah, wurde ekstatisch! Ihr Körper zitterte bei seiner Berührung. Sie zitterte, wenn er in sie 284
eindrang. Indem sie ihn fest an ihre Brüste drückte, hob sie ihren Körper gegen seinen, wobei er mehr Drücken, mehr Umarmungen verlangte. Ihr Körper wand sich unkontrollierbar. Rachels Stimme erfüllte das Zelt, ohne Rücksicht auf die Nachbarn. Sie, die es hörten, lachten. Je mehr sie lachten, umso mehr erfüllte sie die Luft mit ihrer Ekstase! Ihre Schreie jedoch taten Jakobs Ohren weh. Doch hatte er die schönste Frau in der Provinz. Ihre Gegenwart entzückte ihn. Er besaß sie voll und rechtmäßig. Eine so unglaublich schöne Frau in seinem Schlafgemach zu haben! Er war der Neid der Welt. Jakob war glücklich. Während der vergangenen Wochen lernte Jakob, sich Zeit mit Rachel zu nehmen, indem er seiner Erektion erlaubte, bei ihr, solange er konnte, fest zu bleiben. Er trainierte seinen Körper, sich nach ihren Umarmungen zu sehnen. Er hielt sie sanft in seinen Armen. Während des Tageslichts neckte er sie liebevoll in seinen Armen und zeigte jedem seine Liebe zu ihr. In der Nacht des Teilhabens stieß Jakob seine Hüften schnell bei Leah hin und her. Er ejakulierte augenblicklich. Sein Orgasmus war immer bei Lea intensiver als bei Rachel. Nachdem er von Leah herunterstieg, verließ er ihr Bett, um neben Rachel zu schlafen. Während des Tages ging er an Leah vorbei, indem er ihre Anwesenheit kaum anerkannte. „Jakob“, versuchte Leah ihren Ehemann zu beeindrucken, „ich machte diesen Wollmantel für dich, um dich während der Nacht warm zu halten.“ Er starrt ihn ein paar Sekunden lang an. Er nickte und nahm ihn in seine Hände. Der Faden war uneben, die Reihen armselig geschnitten. Das Haar aufgeraut. Ohne Wertschätzung ließ er es auf den Boden fallen. Schweigend ging er an der enttäuschten Gestalt vorbei. Leah war verheert durch seine öffentliche Zurückweisung ihres Geschenks. Sie fiel neben der langen, mühseligen Arbeit hin und weinte. Zilpah streichelte ihr Haar aus ihren Augen. „Mein Mann liebt mich nicht“, krächzte Leahs Stimme durch ihre Tränen. „Zumindest schlägt er dich nicht.“ „Er tut viel Schlimmeres! Seine Augen sehen mich nie! Sein Verstand vergisst, dass ich hier neben ihm bin. Doch wenn er mit mir schläft, weiß ich, dass er tief in sich großen Trost für mich hat. Wenn ich nur wüsste, wie man diese Augenblicke des Trostes nimmt und sie beständig über ihn legt.“ „Rede mit deinem Vater darüber.“ „Er ist entzückt, mich los zu sein. Wenn ich Jakob beleidigte, könnte eine Scheidungsurkunde gegen mich geschrieben werden. Ich werde mir niemals, niemals erlauben, Jakob unzufrieden zu machen. Was auch immer er von mir will, soll er haben. Meine Freude ist bei ihm.“ „Ich werde dir mit allem, was ich kann, helfen“, versprach ihr Zilpah.
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Neun Monate später gebar Leah Reuben. Während ihr Bauch an Größe zugenommen hatte, blieb der von Rachel flach. Als Leahs Periode trocknete, floss die von Rachel fortwährend. Der Haushalt versammelte sich um Leahs Zelt und wartete auf die Geburtschreie des Säuglings. Als die durchdringenden Schreie ihre Ohren begrüßten, feierte der Haushalt sehr. Leah, die Jakob neben sich rief, hielt ihm seinen Erstgeborenen entgegen. „Jakob, habe ich es richtig für dich getan?“ „Ja, Leah. Du brachtest mir einen starken, kraftvollen Sohn. Einen reinen Babylonier!“ „Jakob, liebst du mich jetzt?“ Erschrocken über die Einfachheit ihrer Frage schaute er sie an. Da er nicht wusste, was er anderes sagen sollte, antwortete er: „Ich bin nie gemein zu dir gewesen. Ich habe dir sogar meine Bücher vorgetragen.“ „Du trägst sie dir selbst vor, indem du dein Auswendiglernen über das, was du vor langer Zeit gelesen hattest, bekräftigst“, behauptete Zilpah wütend. „Kümmere dich, Kind, nicht um diese Familienangelegenheit.“ „Ich bin ein Teil dieser Familie.“ „Junge Jungfrau“, erwiderte Jakob boshaft, „halte deinen Mund so fest geschlossen wie deine Beine geschlossen sind.“
Ein Jahr später, als Jakob fünfundachtzig Jahre alt und Rachel vierundzwanzig Jahre alt war, gebar Leah Simeon. Im folgenden Jahr wurde Levi geboren. Leah umgab sich mit ihren drei Söhnen und strahlte! Sie prahlte öffentlich über sie. Wann immer eine andere Peson vorbeikam, stellte sie sie vor sich, indem sie Jakobs wunderbare Potenz bezeugte! „Diese drei beweisen der Welt, dass Jakob mich liebt! Wie sonst, ohne der Eigenschaft der Liebe, könnte ich diese Söhne für Jakob gebären?“ Jakob, als er ihr Prahlen hörte, blieb stehen, um seine drei Söhne anzustarren. Sie hatte Recht. Sie waren unglaublich hübsch, stark, energisch. Ihr Spiel umringte das Haus mit Lachen und mit Glück. Als Labans Söhne die energischen Aktivitäten von Jakobs Söhnen sahen, beklagten sie sich. Laban lächelte, es stimmte! Jakobs Söhne waren der Neid der Welt! Jakob hob seinen Finger, um Leah für ihr Prahlen zu schelten, aber er wurde von dem Anblick seiner drei Söhne aufgehalten. Er berührte alle drei kurz auf dem Kopf. „Wie ist dies möglich? Eine so intelligente Bemerkung von einer so Einfachen?“ Seine Augen begegneten denen von Leah. Ihre erhellten sich nie. Sie glühten nie. Aber ihre Brüste blieben fest. Ihr Bauch robust. Ihre Beine mächtig. „War sie nicht einst schwach und dünn? Wann war das?“
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Er berührte ihre Wange. Sie ergriff seine Hand in ihre. Sie wollte, dass seine Hand für immer in ihren blieb. Verlegen zog Jakob seine Hand fort. Er wandte seinen Rücken zu und ging zu Rachels Bett. „Rachel, Rachel. Unfruchtbare Rachel.“ Sanfte Tränen bildeten sich in seinen Augen.
Eines Tages geschah es, dass die Familienmitglieder zu einem Picknick gingen. Jakob und Rachel, die Leah mit den Kindern zurückließen, bummelten zum Gipfel des Hügels. Sobald sie dort waren, lehnten sie sich gegen einen großen Eichenbaum. Während des Sonnenuntergangs wanderte Leah in der Nähe, doch stand etwas weiter weg. Sie wusste, dass Rachel sie nicht bei sich haben wollte. Aber die Farben der Sonne vertieften sich am Himmel. Eine prächtige und tiefe Silhouette umriss die fernen Berge an einem wunderbaren Horizont. Leah zwang sich, zu ihnen hinaufzugehen. Sie saß an Jakobs linker Seite und zitterte. Jakob und Rachel schauten sie an. Sie lächelte schüchtern. Unbeholfen legte sie ihren Kopf auf seine Schulter. Indem er sie ignorierte, drückte er Rachel fester. „Sie macht mich immer nach.“ „Was für ein größeres Kompliment kann sie dir machen“, verteidigte Jakob Leah. „Leahs Leidenschaft nahm zu. Sie starrte auf den schwarz werdenden Himmel. Sie bemerkte: „Einige Frauen denken, dass mein Dasein für sie schädlich ist. Einige sollten Mitleid für mich haben.“ Jakob war überrascht und drehte sich herum, um sie anzustarren. „Was für Worte du gesprochen hast! Erkennst du, was du gesagt hast?“ „Ich habe sie gesprochen, nicht wahr?“ „Was für einen Einfluss hat dieser Sonnenuntergang auf dich?“ „Jakob“, wurde Rachel eifersüchtig, „schenke mir Aufmerksamkeit!“ „Werde ich, aber du hast nicht gesprochen, Leah schon.“ Das reichte. Sie schnappte Leah an: „Leah, du hast drei Söhne zu stillen. Halte einen an jede Zitze und halt den Mund!“ Leah konnte es nicht ertragen. Sie ließ die beiden alleine. Rachel fuhr fort: „Seit wann hast du je auf Leahs Worte gehört?“ „Sie lernt zu unterscheiden. Manchmal sagt sie die wundervollsten Dinge. Tiefgründig, einsichtsvoll.“ „Sie sagt nichts, was du ihr nicht beigebracht hast. Sie wiederholt nur dieselben Dinge. Sie nimmt dich in sich auf. Ich weiß, dass du diese Worte gerne zu ihr sagt, damit sie sie dir aufsagen kann, wann immer du willst. Ein sprechender Spiegel ist alles, was sie ist. Ein kaltes Spiegelbild.“ „Manchmal höre ich ursprüngliche Worte. Sie reift.“ „Du färbst auf sie ab.“
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Er nickt. Er dachte über die Angelegenheit nach. „Es ist gut, dass ich sie heiratete.“ Er wurde stolz. „Ich sehe, dass ich lehren kann, und dass meine Lehre Wirkung hat.“ „Jakob!“ Rachel riss sich frei von seiner Umarmung. Die Sonne war untergegangen. Die nicht wahrnehmbaren Wolken verschwommen ineinander. „Verliebst du dich in meine Schwester? Bist du nun von ihr so eingenommen, dass du mich vergessen hast?“ „Du bist und wirst immer meine Lieblingsfrau sein.“ „Du sagst das nur, um heute Nacht in meinem Bett zu sein. Aber ich sehe, wie du Tag für Tag näher zu ihren Kindern gezogen wirst. Ich denke, Jakob, du liebst mich nicht länger weil ich unfruchtbar bin.“ „Meine Mutter war unfruchtbar, bis sie viel älter als du warst, und meine Großmutter war unfruchtbar, bis sie wirklich alt war. Du wirst für mich Kinder hervorbringen, wenn die Zeit für die kommt, sie hervorzubringen.“ Rachel stand auf und schaute auf Jakobs dunkle Gestalt hinunter. „Unser Brauch und unser Gesetz sagt, dass, wenn dir ein Kind durch eine Frau geboren wird, die ich dir gebe, dieses Kind auch mir gehört.“ „Ich kenne das Gesetz. Großmutter tat dasselbe mit Hagar. Diese Anordnungen enden gewöhnlich nicht so gut.“ „Ich bat dich nicht um einen Vortrag oder Behauptungen. Tatsächlich, Jakob, verletzt du meine Moral, indem du dich weigerst, mir einen rechtmäßigen Erben durch meine bestimmte Trägerin zu geben.“ Sie erhob ihre Stimme. „Ist das nicht so?“ „Es ist das Gesetz. Es ist der Brauch.“ „Heute Nacht wirst du daher bei Bilhah schlafen. Ungleich Hagar ist ihre Blutlinie nicht unrein. Sie ist Babyloniern.“ „Aramäisch, solltest du sagen.“ Sie lachte und fiel neben ihn auf ihre Knie. Er drückte seinen Kopf dicht an ihre Brüste, als sie bemerkte: „Ich sage es. Nun gib mir einen Sohn.“
Als Jakob achtundachtzig Jahre alt war, zeugte er durch Rachels Magd Bilhah Dan. Sie war vierzehn, sie sie ihren Erstgeborenen gebar. Am Morgen ihrer Geburtsschmerzen saß die vierzehnjährige Dienerin auf Rachels ausgebreiteten Beinen und gebar Dan. Rachel schrie, als sie schrie und wischte ihren Schweiß so sanft sie konnte ab. „Zumindest bin ich gerechtfertigt“, flüsterte Rachel Jakob zu. „Gott hat mein qualvolles Flehen gehört und hat es wahrlich erhört.“ Als die Woche verging, erfüllten Dans neugeborene Schreie den Haushalt. Jakob, der den Boden mit seinem Sohn auf und ab ging, lachte neben Rachel: beide waren mit ihrem neugebornen Kind zufrieden.
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„Jedes Kind brachte ich hervor, um Jakob zu verherrlichen“, behauptete Leah eifersüchtig zu Zilpah. „Jeden Sohn, den ich empfing, tat ich für Jakobs Liebe und Zuneigung. Für eine solche Hingabe ist mir Unrecht getan worden. Ich wünsche nicht, ein Kind in diese Welt zu bringen und zu hoffen, dass es meinen Mann beständig an mich bindet – um ihn irgendwie zu zwingen, sich hoffnungslos in mich zu verlieben. Nein, das nächste Kind, das ich hervorbringe, werde ich Jahwe weihen. Nur er kann mich für immer lieben. Nur er kann die tiefe Faser meines Herzens berühren.“ In demselben Jahr, während Jakob noch immer achtundachtzig Jahre alt war, empfing Leah Yehuda. Leah weihte Yehuda Jahwe.
Als Bilhah fünfzehn Jahre alt war, wurde sie schwanger und gebar Naphtali.
Dann wurde Leah unfruchtbar. „Wie Bilhah ihre Liebe zu Rachel bewiesen hat, beweise deine Liebe zu mir.“ „Ich bin nur ein junges Kind!“ protestierte Zilpah. „Du bist ein Jahr älter als Bilhah. Ihr Gebären ging gut. Ihr Schmerz verging. Sie ist wieder schön.“ „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst.“ „Mein Vater sagte mir, dass ich vor meiner ersten Nacht mit Jakob keine Angst haben sollte. Ich verspreche dir, es ist keine so schlimme Sache.“ Als die Nacht das Haus voll mit seinem schwarzen Schleier umschloss, ging Leah in Jakobs Schlafgemach und brachte Zilpah mit. „Sie ist für dich, Ehemann.“ „Soll ich ebenso bei diesem Kind liegen?“ „Dasselbe wie du für Rachel tatest, musst du für mich tun.“ „Wirst du bleiben und zuschauen so wie Rachel zuschaute?“ Sie schüttelte ihren Kopf und senkte ihre Augen zu Boden. „Wenn du nicht zusieht, wie ich in sie eindringe, werde ich deine Bitte nicht ausführen.“ „Du bist nie gemein zu mir gewesen. Warum bist du es jetzt?“ Ihre einfachen Worte trafen ihn. Tränen befeuchteten seine Augen, als er Leah anblickte. Er sah ihre gebeugte Haltung und ihre kauernden Schultern und er wusste, dass er sie falsch behandelt hatte, indem er sie ignorierte. „Wenn ich sie an meine Seite winke, ist es nur, um ihr zu sagen, etwas für mich zu suchen. Um sie von mir und Rachel beschäftigt fernzuhalten. Wenn sie darauf besteht, an meiner Seite zu sein, gehe ich von ihr fort. Oft sage ich ihr, dass sie nicht so dicht hinter uns gehen soll,
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wenn Rachel und ich durch das trübe Zwielicht des Abends durch die blühenden Wiesen bummeln.“ Seine Schuld verstärkte sich. „Ich isoliere sie“, gab Jakob zu. „Rachel und ich delegieren immer die Aufgabe, auf die Kinder aufzupassen, an sie. Während sie die langweilige Aufgabe ausführt, auf die Kinder aufzupassen, genießen Rachel und ich den kühlen Aufgang des Tages. Wir rasen, ohne Voraussicht, durch das Tal zum Gipfel des Hügels und tanzen im Frost des Taus.“ Jakob betrachtete seine Schuld, dann nickte er sanft Leah zu. Er streckte seine Hand ihr entgegen und schämte sich über sich selbst, ihre Bitte ablehnen zu wollen. „Leah“, wurde seine Stimme vernünftig, sanft, „du musst nicht zuschauen. Ich werde sie für dich schwängern. Lächelnd liefen Tränen ihre Wangen hinab. „Jakob, danke. Danke.“ Als sie sich aus dem Raum zurückzog, vermischte sich ihr Lächeln mit ihren Tränen. Und ihre Liebe setzte für ihn fort.
Als Jakob neunundachtzig Jahre alt war, im Jahr 1770 v.Chr., gebar Zilpah, Leahs Magd, Gad. Bei seinem Austritt aus ihrem Mutterleib wischte Leah das Neugeborene sauber und lachte. „Was für ein Glück!“ rief sie immer wieder im ganzen Haus und zeigte ihn jedem.
Im Monat Sivan (ungefähr Mitte Mai), als Reuben ein wenig über fünf Jahre alt war, ging er hinaus, um alleine hinter dem Lager zu spielen. Während er in der Nähe des Anstiegs einer abgeschiedenen Böschung spielte, kam er zufällig zu einer Gruppe purpurroter Blumen. Fasziniert durch die schönen, länglichen dunkelgrünen Blätter, die vor ihm wuchsen, ging er zu dem Fleck. Er roch das süße Aroma und erforschte die prächtig gefärbten gelblichroten Alraunen, die ungefähr die Größe einer Pflaume hatten. Ihre Pfahlwurzeln fächerten unterhalb des Gestrüpps des Bodens heraus. Reuben unbekannt, glaubten die Frauen des Landes, dass das winterharte Kraut aphrodisische Kräfte hatte und die Alraunen begehrten. Die reisenden Kaufleute, die die Mythologie ermunterten, kauften die Kräuter, um als Rauschmittel verarbeitet zu werden und um es als krampflösend zu benutzen. Er biss in eine und seine Augen wurden weit bei dem köstlichen Geschmack. „Das wird Mami glücklich machen!“ rief er aus. Indem er mit einem Armvoll rannte, schrie er seiner Mutter zu, sie solle kommen und seine neu gefundene Süßigkeit sehen! Rachel, müde von dem Schreien, zusammen mit dem ständigen Lärm von den anderen undisziplinierten Kindern, brach einen Stock von dem nahe stehenden Baum ab, um ihn zu verhauen. „Dieser abscheuliche Balg“, zischte Rachel zwischen ihren Zähnen. Leah, in genauem
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Gegenteil, war stolz auf die Energie seiner übermütigen Zurschaustellungen. Reuben begann langsamer zu werden, als er Rachel warten sah. Er sah den Stock hinter ihrer Tunika schwingen. Das hielt ihn völlig an. Leah kam bald auf die Bildfläche und näherte sich Rachels rechter Seite. Sie sah den bestrafenden Stock nicht. „Was sind das für hübsche Dinge?“ fragte sie ihren Sohn. „Ich weiß es nicht“, erwiderte er. „Darum brachte ich sie dir. Sie sind köstlich!“ Als Rachel einen Blick auf die purpurroten Blumen warf, ließ sie den Stock fallen und trat ihn geschickt auf die andere Seite. „Es sind Alraunen“, antwortete sie für Leah. Sie rieb ihre Hände trocken auf ihrer Tunika und ging zu den beiden. Sie kniete sich neben Lea und rieb sanft Reubens Unterarm. „Wo hast du sie gefunden?“ „Ich erinnere mich nicht. Irgendwo.“ „Wie viele waren dort?“ „So viele“, nickte er mit seinem Kind zu dem Haufen in seinen Händen. „Du hast sie alle gepflückt?“ „Ja.“ „Was wirst du mit ihnen tun?“ „Mami glücklich machen.“ Sie lachte, dann blickte sie Leah an. Sie legte ihre Hand auf ihren Arm und deutete ihr aufzustehen. „Leah, ich habe einen besonderen Zweck für sie. Darf ich sie haben?“ „Du willst alles, was ich habe!“ Ihr Gesicht wurde rot. „Du hast die nächtlichen Umarmungen meines Mannes von mir genommen. Er schläft immer mit dir und mit den beiden anderen Mädchen. Aber er schläft nicht mit mir.“ „Willst du ihn?“ „Ja. Ich vermisse es, wenn er mit mir keinen Sex hat.“ „Also, warum sollte er? Alles, was du tust, ist still liegen. Du umarmst ihn nie oder wirst erregt. Du liegst einfach da wie eine Wolldecke.“ „Ich mag einfach, was er mit mir tut. Und warum sollte ich mich nicht mit ihm hinlegen? Ich sage nie nein zu ihm. Er ist derjenige, der nein zu mir sagt.“ „Gib mir Reubens Alraunen und ich verspreche dir, dass er mit dir heute Nacht Sex haben wird.“ „Reuben, gib sie mir.“ Er gehorchte seiner Mutter und sie klopfte ihm auf den Rücken. Als Leah sah, dass ihr Sohn eine kurze Strecke fortgegangen war, wo er nicht sehen konnte, was sie tat, gab sie die Alraunen Rachel. „Dein ungebärdiges Kind hatte heute Glück!“ verspottete Rachel Leah. Leah ging davon und blickte für einen Augenblick auf den weggeworfenen Stock auf dem Boden. Indem sie schnell vergaß, dass er dort war, ging sie in ihren Privatraum.
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Als die Erde sich auf ihrer Achse von der Sonne fortdrehte, wurde ein anderer Teil der Erde erhellt. Ein müder Jakob kehrte von seiner Nachtwache über die Rinder und Ziegen zurück. Die Nacht war schwierig, lästig! Sein Verstand überdachte ständig die Vision der schwarzen Schafe, schwarzen Ziegen und getupften und gefleckten Herden. Besorgt untersuchte er das Vieh und fragte sich, warum er es ständig in seinem Traum sah. Frustriert über seine Unfähigkeit, die Vision zu verstehen, schüttelte er den Traum ab und vergrub ihn tief in seinem Unterbewusstsein.
Leah, die einen Krug mit Wasser trug, begegnete ihm auf der Straße. „Leah, wie nett von dir, mir entgegenzugehen. Ist dieses Wasser für mich?“ Stolz auf sich, strahlend lächelnd nickte sie. „Rachel sagte, dass du mit mir heute Nacht Sex haben sollst. Ich bezahlte für dich mit Reubens Alraunen.“ „Du bezahltest für mich? Alraunen? Du meine Güte! Ich habe eine ganze Weile keine Alraunen gekostet. Hast du welche für mich aufgehoben?“ „Nein. Sie gehören alle Rachel.“ Er legte seine Hand auf ihre Wange und erwiderte ihr Lächeln. „Gut, ich kann dir garantieren, dass sie für mich auch keine aufhob. In Ordnung, gehen wir in dein Zimmer.“ Als Jakob seine Erektion in ihre Vagina stieß, bat sie um Empfängnis. Gott, der hörte, erhörte ihre Gebete. Als Jakob ejakulierte, nahm sein Atem zu, sein Penis pochte hart. In diesem großartigen Augenblick erinnerte er sich lebhaft, wie unter den vier Frauen nur Leah ihn dazu bringen konnte, einen so intensiven Orgasmus zu erreichen. Er schaute sie an. Ihr Körper blieb noch immer jugendlich, trotz der Zahl an Söhnen, die sie ihm schenkte. Rachels Bauch wölbte sich nun, wo er einst flach gewesen war. Die beiden Teenagerbrüste hingen herab, wohingegen Leahs Körper fest blieb. Er lachte und drückte sie fester an sich. In dieser Nacht schlief Jakob tief und fest neben seiner ersten Ehefrau Leah.
Als Jakob neunundachtzig Jahre alt war, zeugte er Issachar. Dann durch Zilpah zeugte er Ascher. Als Jakob neunzig Jahre alt war, erneuerte er wieder seine sexuelle Beziehung zu Leah. Zebulun wurde neun Monate später geboren.
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Als Leah schließlich lernte, wie sie auf die Leidenschaft ihres Ehemanns reagieren sollte, umarmte sie ihn fest und drückte ihn jedes Mal, wenn er zum Höhepunkt kam, fest. Diese neue Erregung in ihr ermutigte Jakob, Nacht um Nacht in ihr Schlafzimmer zurückzukommen. Es geschah, dass Leahs siebentes Kind ein Mädchen war. Dinah wurde geboren, als Jakob einundneunzig Jahre alt war. Er hielt sie in seinen Armen und küsste sie zärtlich auf ihre Stirn. „Leah, du gabst mir eine Tochter. Sie rechtfertigt dich.“
In Jakobs vierzehntem Jahr des Dienstes für Laban betete Rachel inbrünstig zu Jahwe. „Liebster Herr, bitte vergib mir für mein Benehmen gegenüber meiner Schwester.“ Jahwe hörte ihrem Gebet zu und öffnete ihren Mutterleib in derselben Nacht, in der Jakob mit ihr sexuellen Verkehr hatte. Sein Samen reiste tief in ihre Höhle und befruchtete sie. Die Kriegerzellen bekämpften die gegnerischen Zellen und töteten sie, bis die richtige Spermazelle einen klaren Pfad durch die Membran schaffte. Die richtigen Zellen schlossen sich augenblicklich zusammen. Neun Monate später reiften die sich verbindenden Zellen und brachten seinen elften Sohn hervor. Das männliche Kind war Rachels erstes. Während Jakob noch einundneunzig Jahre alt war, zeugte er Joseph.
Bald danach, als Rachel ihre volle Stärke wiedererlangte, wandte sich Jakob an Laban und ersuchte um eine Entlassung aus seinem Haushalt. „Ich habe dir lange genug gedient. Mein Vertrag ist erfüllt. Ich muss dich jetzt verlassen, um zu meinem eigenen Vater und meiner Mutter zurückzukehren.“ Laban geriet in Panik und schaute seine Männer an. Ein neues Lagerhaus erhob sich hoch über ihren Köpfen. Vor seinen Arbeitern öffnete sich Labans prächtiger neuer Hof in eine weite Landschaft. Große Mengen an Leinensäcken wölbten sich mit dem geernteten Getreide. Die schweren Säcke bedeckten den Hof und stiegen bis zum oberen Teile der Seitenmauern. Gerstenkörner, Roggenkörner, Widderhäute und Wollfäden bedeckten die Gesamtheit seines Palastes. „Jakob“, begann Laban nach ein paar schweigsamen Augenblicken, „vor langer Zeit akzeptierte ich dich als die Person, als die du dich mir offenbartest. Sogar heute habe ich kein Problem, dich als den offenbarten und gesalbten Maschiach anzuerkennen. Sicher hat alles, was du mir getan hast, hat meinen Glauben an dich bekräftigt. „Ich bin wohlhabend. Ich werde respektiert. Die Hurrier lassen mein Haus in Ruhe. Sie besteuern mich leicht. Die Karawanen kaufen mein Getreide, meine Wolle und meine Lebensmittel. Ich habe nie eine Seuche erlitten, noch habe ich an Wasserknappheit gelitten. 293
Und jetzt, Jakob“, Laban wurde kurz angebunden, „habe ich ein großes Problem. Ich und meine Söhne haben uns an den Lebensstil gewöhnt, den du uns frei gegeben hast. Ich will nicht, dass dieses Glück mich verlässt.“ Laban ergriff Jakob am Arm. Er starrte eindringlich in seine Augen und flüsterte heiser: „Jakob, sage mir, damit ich es weiß: Wie hält ein bloßer Sterblicher an einem Gott fest?“ Jakob schüttelte seinen Griff ab und erwiderte seinen Blick. „Du kannst nicht beherrschen, was nicht dir zu beherrschen gehört. Was deinen Wohlstand betrifft – ich weiß, dass du sagtest, dass es ich für dich möglich machte, einen solchen Materialismus zu erlangen, um mich zu besänftigen, aber wahrlich, ich weiß, dass du denkst, dass ich es zu deinem eigenen Verdienst tat. Du hast mich nie als den Maschiach akzeptiert. Du glaubst innerlich, dass du es bist und dass das Öl niemals wirklich über mein Haar gegossen wurde. Was meinen Gott anbelangt, ich weiß, dass du denkst, er ist niedriger als deine Götter. Du erinnert mich oft – mit Wort und Tat – an diesen Glauben.“ „Es mag sein wie du sagst, oder es mag sein wie ich es sage. Aber so viel ist sicher: Ich bezeugt nie, wie das Öl über dein Haupt gegossen wurde, nicht einmal von deinem Vater, nicht einmal von Abraham. Ohne Rücksicht auf diese Dinge jedoch weiß ich, dass du weiterhin dich mir unterwerfen wirst.“ „Was macht dich so zuversichtlich, dass ich wieder für dich einen dritten Siebenjahresvertrag dienen werde?“ „Die Macht der Liebe garantiert mir mehr als einen weiteren Siebenjahresvertrag. Er garantiert mir eine lebenslange Knechtschaft. Also, was sonst brauche ich?“ Er streckte seine Hände aus und beide Töchter Labans gingen zu ihm. Automatisch folgten die Enkelkinder ihren Müttern. „Schau, siehe, wie sehr deine Familie mich liebt! Siehe, wie sehr sie dieses Haus lieben! Was für eine Last würde es für sie und für dich sein – und ja, sogar für mich – wenn eines Tages du und sie hier leben sollten! Aber ich werde heute nicht mit dir streiten. Also sage mir, Jakob, was für einen Lohn sollte ich dir zahlen, dass du bleibst?“ Jakob zögerte zu antworten. Er erhob sich von seinem Hörstuhl, der in der Mitte der großen Empfangshalle stand. Er ging hinter den Gerichtsstuhl und starrte tief in Labans Augen. Die beiden Männer standen einander gegenüber und starrten aufeinander herab. Schweigen. Sogar die Kinder blieben still. Endlich, als Bilhah zum Rand des Hofes ging, um Reuben von seinem verwirrenden Herumwinden zu beruhigen, gab die Distanzierung nach. „Laban“, erwiderte Jakob, „du weißt sehr wohl, dass ich dir in völligem Gehorsam gedient habe. Für deine Freundlichkeit und durch das Gesetz unserer vertraglichen Vereinbarung schenkte ich dir alle meine Talente. Deine Rinder haben zugenommen. Deine Ziegen sind fett. Deine Schafsböcke sind der Neid der Welt. Deine Schafswolle ist die dickste und weichste im Land. Ich lehrte deinen Frauen den breiten Stoff zu
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weben, wie mein Vater es mir von den Händen seiner Mutter gelehrt hatte. Jahwe hat dich beachtlich gesegnet, seit ich in deinem Haus lebe.“ Eine weitere Zeitspanne des Schweigens folgte. Jakob fügte schließlich hinzu: „Also, antworte mir dies: Wann soll mein eigenes Haus gedeihen?“ Laban, der nicht wusste, wie er diese große Frage beantworten sollte, wiederholte seine kleinere: „Was sollte ich dir bezahlen, um dich zufrieden zu stellen?“ Jakob ging wieder um den Stuhl herum. Die Kinder begannen sich aufzuführen. Eines begann zu weinen. Dann ein anderes und noch eines. Sie gerieten außer Kontrolle. „Bringt sie zu den Feldern“, befahl Jakob. „Nein, lass sie hier“, entgegnete Laban Jakobs Befehl. „Sie sind ein Teil meines Haushalts. Sie müssen dies bezeugen.“ „Die Kinder müssen draußen spielen.“ „Lass sie in diesem Hof spielen. Es wird mir nichts ausmachen.“ „Was, wenn sie deine Krüge oder Porzellan zerbrechen?“ „Sie haben schon so viel zerbrochen. Ein oder zwei mehr wird keine Rolle spielen.“ „Lasst sie spielen“, erhob Jakob seine Stimme und machte die Bitte zu seinem eigenen Befehl. „Laban, es erscheint, dass du darauf bestehst, die Oberhand zu bewahren. Ich anerkenne dies in deinem Haus. Ich erkläre öffentlich: Ich stimmte zu, unter deinem Namen und deinen Titeln zu dienen. Ich behaupte frei: Was auch immer ich vollführt habe, ich tat es für deine Wertsteigerung. Es musste so sein, weil ein vertraglich verpflichteter Mann seinem Auftragsnehmer voll dienen muss. Daher lass diesen neuen Schwur zwischen uns stattfinden. Wie vorher bezahle mir nicht für meine Dienste für dein Haus. Doch“, er erhob seine Arme, indem er seine Worte betonte, „musst du wiederum dies für mich tun. Erstens werde ich zur Pflicht meines Schafhütens und den Aufgaben als Viehhirte zurückkehren. Ich werde weiterhin der bitteren Kälte und Feuchtigkeit und Hitze des Sommers gegenübertreten. Ich werde gegen die Löwen und Diebe kämpfen! Ich werde weiterhin für jedes verlorene Vieh mit einem Ersatz Rechenschaft ablegen. Deine Buchführung wird sich niemals verringern! Zweitens, erlaube mir dafür, durch deine Herde zu gehen. Heute werde ich mich verpflichten, von ihnen jedes getupfte und jedes gesprenkelte und jedes dunkelfarbige Schaf für mein eigenes Lager zu entfernen. Drittens, dasselbe wird bei jeder gesprenkelten und dunkelfarbigen und getupften Ziege geschehen. Das wird mein Lohn sein. Weiters lass keine Missverständnisse über uns vorherrschen! Daher lass uns beide unseren neuen Vertrag klarstellen. Lass nicht ein einziges Wort der Verwirrung zwischen uns fallen. Ich behaupte dies, weil ich wünsche, dass meine Ehrlichkeit ungetrübt vor dir und deinen
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Söhnen und deinem Haushalt und deinen Dienern bleibt. Ich habe immer meine Ehrlichkeit dir und deinen Söhnen und deinem Haus bewiesen. Daher lass dies bekannt werden: Sollte es geschehen, dass ein nicht getupftes oder nicht gesprenkeltes Schaf oder eine Ziege auf meinem Zeltplatz auftauchen, sie dorthin durch den Diebstahl eines anderen kamen! Ich bezeuge und schwöre“, Jakob legte seine Hand über sein Haupt und erhob seine andere Hand zum Himmel, „alle weißen Schafe und Ziegen gehören gesetzlich und rechtmäßig dir. Ich habe nicht mit ihnen zu tun!“ Jakob hielt seine rechte Hand zum Himmel erhoben und wartete auf Laban, seine Geste anzuerkennen. Laban dachte darüber nach und legte sein Kind auf seine offene Hand. Er lehnte sich nach vor und lächelte, wobei er fast grinste. Laban schaute die Kinder an und dachte: „Sie prügeln sich immer miteinander herum. Sie sind verwöhnt. Sie sind sorglos mit den Dingen. Meine eigenen Söhne wiederum respektieren alles in meinem Haus. Sie rannten nie durch das Haus. Schrien nie. Berührten nie, was ich oder meine Diener auf den Tisch stellten. Jakob bestraft nie seine Kinder!“ Laban schaute seine beiden Töchter an und trotz ihrer Unfähigkeit, die elf Kinder zu kontrollieren. „Wie gefährlich diese verwöhnten Kinder sind! Doch falls jemand ihre Energie anschirren und kanalisieren könnte, wer könnte sie erobern? Doch wie hält man elf verschiedene Häuser vereint?“ Laut erwiderte Laban: „Ich stimme zu. Lass den Vertrag zwischen uns entwerfen.“ Nachdem er sein Siegel über den feuchten Ton setzte, schrie Jakob mit voller Lautstärke, als ob er Labans Gedanken hatte lesen können: „Reuben, Simeon, Levi, Dan, Yehuda, Naphtali! HÖRT AUF ZU SPIELEN! Wir müssen arbeiten!“ „Aber Jakob“, entgegnete Laban, „sie sind erst fünf und sechs Jahre alt. Was für eine Arbeit kannst du womöglich von diesen Babys verlangen?“ „Alles sind beschnittene Männer. Also lass sie wie Männer handeln, ohne Rücksicht auf ihre Jugend! Kinder, Mütter, sondert das ab, was mir gehören soll von dem, was ihm gehört!“
Vom Vormittag bis zur Zeit der Dunkelheit arbeitete die Familie auf den Feldern und entfernte aus Labans Herden die schwarzen und mehrfarbigen Ziegen und Schafe. An diesem Abend trafen sich Jakob und Laben mit dem Friedensrichter. Unter dem sanften Glühen der Kerzen finalisierten die beiden einen gesetzlichen Erbvertrag. Mit diesem Erlass wurden Jakobs Kinder die verantwortlichen Eigentümer der Herde. Diese Eigentümerschaft übten die Kinder aus, bis Jakob zum Haus von Yitzhak zurückkehrte. Sobald sie über der kanaatischen Grenze wären, würde die 296
Eigentümerschaft der Herden an Jakob übergehen. Auf diese Weise, falls Jakob ein Schaden zugefügt werden würde, würde der Besitz der Familie beim ältesten Sohn bleiben, wobei er Labans Ansprüche vereitelte. Die Ratsmitglieder legten das Gesetzeswerk in den Tempel der Stadt.
Vor Tagesanbruch versammelte sich Jakobs Haushalt. In der aufrührenden Morgenbrise standen Jakobs zwei Ehefrauen und zwei Konkubinen hinter den Jungen. Über ihren Schultern begann die Sonne aufzugehen. Die Strahlen bemalten die Erde mit ihren Myriaden Farben, aber Jakob sah nur seine Söhne und nicht die Schönheit der bunten, erwachenden Erde. Vor seinen jungen Frauen warteten seine drei und vier und fünf und sechs Jahre alten Söhne. Jakob stand einfach dort und betrachtete sie. Die Jungen schauten die alte Person an und fragten sich, warum er sie so hart anstarrte. Leah, gefangen in dem Blick ihres Ehemanns, versuchte zu lächeln. Rachel versteifte ihren Rücken, während die beiden Dienerinnen wegschauten. Jakob ging zu Rachel und ergriff ihre Hand in seine. Zusammen begannen die beiden ihren langen Weg fort von Labans großem Herrenhaus. Der Rest folgte unsicher. Durch den schnell abnehmenden Tag reiste die Familie zur Stadt Karkemisch. Die nächsten zwei Tage vergingen auch schnell! Innerhalb von zweiundsiebzig Stunden reiste das Gefolge sechsunddreißig Meilen von Labans Haus weg. Indem Jakob sich sicher fühlte, lagerte er. „Rachel, bleibe hier bei den Jungen“, wies er an. „Lehre sie, was ich ihnen beigebracht habe. Fürchte nie die Nacht wegen Fremden. Erinnere dich immer daran: Jahwes Engel reisen mit uns. Sie umgeben uns. Jede zweite Woche werde ich zurückkehren, um für eine Woche bei euch zu bleiben.“ „Das macht für mich keinen Sinn. Bringen wir alle Schafe und Ziegen zurück zu Vater. Du musst nicht dickköpfig sein!“ „Und unter der Unterjochung seines Hauses zu bleiben? Soll ich sein Erbe oder seinen Segen erhalten? Ich bin der Herr meines eigenen Hauses! Willst du, dass ich der lebenslange Diener deines Vaters werde, und dann der der Diener deiner Brüder bis ich sterbe?“ „Ich, Ehemann“, meldete sich Leah tapfer zu Wort, „will, dass du dein eigener Herr bist. Du sollst nie jemand anderem als Jahwe unterworfen sein.“ „Leah“, behauptete Jakob bewundernd, „sechs Söhne gehören dir! Lass es sein wie du sagst!“ Rachel beneidete Leah für ihre richtige Antwort, aber stimmte schweigend zu. „Wie lange werden wir hier bleiben?“ fragte Rachel. „Bis jede von euch Hebräisch lernt und nachdem meine Herden ausreichend groß geworden sind, dass wir zu meinem Zuhause zurückkehren.“ 297
„Warum werden wir Hebräisch sprechen lernen?“ „Weil niemand Akkadisch spricht, wo wir hingehen.“ Daher sprach während der nächsten paar Jahre, während Jakob auf Labans Anwesen arbeitete, jeder Hebräisch. Leah hatte erstaunlicherweise wenige bedeutende Schwierigkeiten, die Sprache zu lernen. Die Kinder nahmen schnell die neuen Klänge auf. Wenn Leah sich verschlechterte, korrigierte sie Reuben liebevoll, indem er die neue Sprache wieder in ihren Verstand zwang. Nach einer Weile verbot Jakob vollkommen die akkadische Sprache im Lager. Nach den ersten zwei Wochen in dem neuen Lager beschloss Jakob, zu Labans Lager zurückzukehren. Zuerst ging er zu seiner Herde und suchte eine einzige Ziege aus. Damit ging Jakob alleine zurück zu Labans Haus. Als die Entfernung zwischen Jakob und seiner Familie zunahm, materialisierten sich Jahwes Engel um das Lager, um es gegen boshaftes Eindringen zu bewachen. Und für die nächsten paar Jahre ging alles gut.
Als Jakob Labans Anwesen erreichte, stattete er den Schafhirten eine Aufsichtsbesuch ab und überprüfte ihre Obhut der Herden. Dann, indem er seinen getrennten Weg ging, reiste er zu dem Hügelland, wo er geduldig auf das Erscheinen eines Pferdes wartete. Erst neulich hatten Pferde begonnen, in Haran beliebt zu werden. Jahrzehnte der Tradition hatten eine Vorliebe für Esel eingeführt. Nachdem er sich lange versteckt hatte, erlaubte er seiner Kleidung und seinem Haar und seinem Körper, die Gerüche des umliegenden Landes anzunehmen, und als er sich mit dem Wind versteckte, sah Jakob ein Pferd, das auf die Weide wanderte. Jakob handelte. Die Natur blockierte die drei Seiten des kleinen, steilen Tals. Zufrieden grasend bemerkte das Pferd die langen Äste nicht, die die Person über das Feld schleppte und es in die Falle lockte. Über die nächsten paar Tage redete Jakob geduldig mit dem Tier und erlangte nach und nach sein Vertrauen. Seine Hand fütterte das Pferd und begann es zu streicheln, wobei er zufrieden seine Nase und seinen Hals berührte. Am Ende der Woche bestieg Jakob das Pferd, wobei er beschloss, sein Herr zu sein. Nachdem er es unterwarf, bildete er es aus, seinen Fußbewegungen zu gehorchen. Bald reagierte es auf ihn wie Abrahams Pferd auf ihn reagiert hatte. Jakob kehrte wieder zu seinem Lager zurück. Er erforschte den spärlichen Wald und fand in seiner Mitte einen Hain mit Mandelbäumen. Die lieblich leuchtenden rosaroten gezackten Blüten strahlten in Paaren von den Ästen. Als er sie genau betrachtete, raste sein Verstand zu den Tiefen seines Intellekts, wo er sich wieder an den merkwürdigen Traum vor so langer Zeit erinnerte. Die Bedeutung des Traums wurde für ihn deutlicher. Aus seinen heimlichen Tiefen filterte er die Auslegung heraus 298
und handelte danach. Er brach Dutzende Äste ab und brachte sie zu den Trinktrögen, wo er sie auf den Boden legte. Nicht weit weg von seinem Lager wuchsen die stattlichen Platanen sechzig Fuß hoch. Die weit ausgebreiteten Äste warfen beschützende, herausfordernde Schatten auf die Erde. Nachdem er Dutzende dicke Äste abhackte, beseitigte Jakob die dunkelgrünen weinrebenähnlichen Blätter. Er transportierte dann die Sammlung von Ästen zu den Wassertrögen. Nachdem er seiner Vision gehorchte, reiste er zu den fernen und trockenen Hügeln des Landes. Aus der verkrusteten Erde wuchsen Dutzende biegsame Zweige des Styraxbaumes. Seine wohlriechenden weißen Blätter erfüllten ihn mit Entzücken. Besessen von den verschiedenen Sammlungen an Ästen schützte Jakob sie unter seinem Körper, während er einschlief. Rachel, verwirrt durch diese Handlung, bekam Angst, ihn aus seinem Schlaf zu stören. „Vielleicht wenn er aufwacht, werden seine Sinne zu ihm zurückkehren.“ Sechzehn Stunden später näherte sich ihm Leah. „Er hat nie so lange geschlafen. Es ist Zeit für ihn aufzuwachen“, sagte sie zu Reuben. „Ist es gescheit, Papa zu wecken?“ „Du weckst ihn“, lächelte sie ihren Sohn an. Er nickte und schüttelte die Schulter seines Vaters. Angeschlagen stöhnte er. „Ging ich nicht gerade zu Bett?“ „Du hast lange Zeit geschlafen“, sagte Leah. Er blickte in ihre Augen. Neulich schienen sie heller, intelligenter zu sein. Er schaute seinen Sohn an. Er lächelte, dann streckte er sich. „Papa, wofür sind diese Stöcke?“ Jakobs Lächeln nahm zu. Er ergriff den nächsten Ast und begann die Blätter von den Zweigen zu streifen. „Ihr beide, setzt euch neben mich und helft mir.“ „Wenn du denkst, dass ich damit umgehen kann“, sagte Leah. „Natürlich kannst du es.“ Sie lächelte und machte sich daran, ihm so viel sie konnte zu helfen. Den ganzen Nachmittag und den späten Abend lachten die drei, als sie arbeiteten. Am nächsten Morgen wachten sie neben einem großen Haufen auf. Tage später mischte er die verschiedenen Blätter zusammen. Nachdem er sie zu einer feineren Mischung zerstampfte, trug er sie zu den Wassertrögen, wo er mehrere Handvoll in das klare Trinkwasser schleuderte. Er kehrte zu den nackten Ästen zurück und fuhr fort, aus ihnen lange Rindenstreifen zu schneiden. Als er seine Arbeit beendet hatte, ließ er seine Ehefrauen und Konkubinen rufen. „Ich will, dass meine Herde diese Äste anblickt, wenn sie aus dem Trog trinken“, wies er sie an. „Ich will, dass ihre Augen nur diese anschauen“, er hielt die Äste hoch in die Luft. Die beiden Ehefrauen gehorchten Jakobs merkwürdigen Befehlen, während seine beiden Konkubinen zu den Pferchen gingen. Die Kinder lachten über die ‚Bemühungen ihrer Mütter, als sie die Ansammlung von 299
Ziegen zusammentrieben und sie dazu brachten, die vermischten abgeschälten Äste anzuschauen. Als die Frauen die Späne sahen, hatten sie Angst, hinaufzusteigen. „Was für ein Fluch lag in dem Wohlgeruch?“, dachte eine. „Was für ein Ägypter reiste in der Nähe, als sie schliefen? Was für ein Mystiker sprach mit Jakob? Hat sein gewaltiger Intellekt schließlich seinen gesunden Hausverstand beeinträchtigt? Ist er vollkommen verrückt?“ Jakob ging hinauf zu den lachenden Kindern und setzte sich zu ihnen. Er lachte auch die Frauen an, die hart an seinem Projekt arbeiteten. „Papa“, fragte Reuben, „warum spielen sie dieses Spiel?“ „Es ist ein Spiel, das ich erfand, um die Leute zu narren, die zufällig vorbeikommen. Sie werden denken, dass ich Magie treibe und werden nicht erkennen, dass ich Zuchtmethodologie ausführe.“ „Zuchtmetho-was?“ „Ich werde es dir später erklären“, umarmte Jakob seinen Sohn. „Gleich jetzt muss ich gehen, um ihnen zu helfen, dieses Spiel zu seinem Abschluss zu bringen.“ Bis zur ersten Stunde, nachdem die Sonne am höchsten stand, blickten die Augen von jedem Schaf und jeder Ziege direkt die Tröge an, wo die gefleckten Zweige und Äste lagen: ganz weiß gegen braun. Zufrieden mit der gewaltig harten Bemühung seiner Familie führte Jakob selbst jede Ziege zum Wassertrog. Dort zwang er ihre Augen, zuerst die abgeschälten und fleckigen Zweige und Äste anzuschauen. Ein paar Sekunden später ließ er sie die Blattmischung aus dem Trog trinken. Nachdem alle ein paar Schlucke von dem Gebräu tranken, brachte Jakob ein anderes Tier zum Trog. Er wählte dann die robustesten gefleckten und gestreiften Ziegen aus. Diese fütterte mit der Laubmischung, die er nicht mit Wasser verdünnt hatte. Ein Beobachter, der am fernen Wegesrand stand, wunderte sich über den Aufruhr. Er stand daneben und schaute müßig einer alten Person zu, die hässliche Ziegen zwang, ein faul riechendes Gebräu zu trinken. Aber er blickte erstaunt, als die freigelassenen Böcke augenblicklich eine Gefährtin suchten, um sich fortzupflanzen. „Irgendwie“, dachte der Beobachter, „werden die Böcke von sexuellen Begierden erregt, wenn sie das Wasser kosten.“ Der Zuschauer beobachtete die Tiere, wie sie sich bei den Gerten und Stäben der Mandelbäume und Platanen und Styraxbäume paarten. Jakob fuhr mit seiner Aufgabe fort und folgte dem Lauf des Traums, den ihm Gott anvertraute. Als er die Einzelheiten seines Traums ausführte, erkannte er, dass, wann immer sich ein mehrfarbiges Tier mit einem anderen mehrfarbigen Tier paarte, ihre Nachkommen dieselben Eigenschaften wie die Eltern trugen. Indem sie sich innerhalb derselben Familie mit denselben Eigenschaften paarten, glichen die Kinder ihren Eltern. Wenn ihre Nachkommen die Zeichen der Eltern zeigten, würden es auch deren Nachkommen. Sobald er wahrnahm, was geschehen würde, machte er sich begierig die ganze Nacht daran, sich zu vergewissern, dass sich alle seine Tiere auf ähnliche Weise fortpflanzten. 300
So geschah es, dass Jakob seine eigene besondere Ziegenklasse entwickelte.
Monate später geschah es, dass ein vorüberziehender Kaufmann seine reisende Karawane an Jakobs Lager anhielt. Jakob und der Kaufmann erkannten einander sofort und umarmten einander freudig. Der stämmigere Kaufmann küsste seinen alten Freund auf den Hals. „Alle diese Kinder gehören dir?“ „Ja!“ „Diese vier Frauen auch?“ „Die zwei in der Mitte sind meine Ehefrauen. Die anderen zwei sind meine Konkubinen.“ „Bist du sicher, dass du nicht hinter mir nach China reistest?“ Die beiden verbrachten den Abend lachend. Fasziniert von der schönen und ungewöhnlichen Färbung von Jakobs Herde bestand der Kaufmann darauf, bevor er zur westlichen Seeküste abreiste, dass Magie diese Wirkung verursachte. „Jeder übt sie in Indien aus.“ „Jahwe hasst Zauberer“, sagte Jakob. „Sie dienen Satan, nicht der Wahrheit.“ „Wie schafftest du es dann, so ungewöhnlich schöne Tiere zu züchten?“ Jakob lachte. „Mein Wissen, lieber alter Freund, kam nicht aus Magie. Eher kam sie aus einer Vision, die mir von Gott gegeben wurde.“ „Gott? Oh, du meinst den Gott, über den du früher mit mir redetest.“ „Jahwes Wahrheit“, erinnerte ihn Jakob, „ist immer Wahrheit. Seine Wahrheit kann immer aus genauen Beobachtungen und aufrichtigem Zuhören herausgefiltert werden.“ „Wonach lausche ich?“ „Einem Flüstern in der Nacht.“ Der Kaufmann horchte, aber begriff nicht, was Jakob meinte. „Macht nichts“, sagte er schließlich. „Trotzdem, Freund, egal wie die große Leistung ins Dasein kam, ich bestehe darauf, so viele bunte Ziegen und Schafen zu kaufen, die du mir verkaufen wirst.“ Bevor er seine Reise fortsetzte, erreichte der Kaufmann eine gegenseitige und zufrieden stellende Vereinbarung. Der Kaufmann bezahlte glücklich für die Tiere mit Gold. „Für deine zweite Flucht“, strahlte sein Freund. Die beiden Männer umarmten sich herzlich, dann trennten sie sich für immer.
Jakob erfand eine separate Taktik für die Schafe. Indem er dem Impuls seiner Vision folgte, nahm er die bunten Tiere während ihrer Hitzezeit und stellte sie von Angesicht zu Angesicht mit den nicht bunten 301
Herden, die in Labans Lager gewesen waren. Jakob überraschte wieder die beobachtenden Hirten. Das stärkste Vieh pflanzte sich mit dem stärksten fort. Die Bunten blieben bei den Bunten. Das schwächste einfärbige Junge stellte er zu Laban. Innerhalb von Monaten nahm seine Herde so sehr zu, dass er aus Labans Arbeitskräften andere geschickte aramäische Hirten einstellte. Er betrog sie auch mit dem Trick der Stöcke und dem Gebräu, indem er vor ihnen die Wahrheit des Genetikprinzips verbarg. Einige, die glaubten, dass die abgeschälten Styrax- und Mandelbäume und Platanen eine besondere Chemikalien in ihren Ästen enthielten, versuchten dasselbe mit ihren ganz weißen und ganz schwarzen Tieren zu tun. Sie versagten. Bis zum dritten Jahr war sein Lager so groß geworden, dass er die ganz schwarzen Felle und das überschüssige Vieh für Kamele und Esel eintauschen konnte. In der Mitte seines dritten Jahrs stellte er Dutzende Diener und Dienerinnen ein. Bald wurde die bemerkenswerte Färbung der Tiere der moderne Wunsch der Gesellschaft, die in der Provinz wohnte. Die wohlhabenden und herrschenden Klassen bestanden darauf, die einzigartig schönen Tiere für sich zu kaufen. Die Hirten, die aus diesen Wünschen profitieren wollten, versuchten weiter, ihre eigenen bunten Ziegen zu züchten, aber die einfärbigen Tiere weigerten sich, sich mit den bunten Nachkommen zu paaren. Innerhalb von Monaten schoss der Verkaufspreis für die geheimnisvoll schönen Tiere in die Höhe und machte Jakob zu dem wohlhabendsten Züchter in der Provinz.
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Kapitel Neunundzwanzig Hammurabis Krieg Hammurabi blickte über die luxuriösen Mauern seines Palastes hinaus und sehnte sich danach, die Grenzen seiner Stadt zu verlassen. Er war gelangweilt. Beängstigend gelangweilt. Reizbar, energisch, unfähig, sich zurückzuhalten, ging er energisch die Brustwehre seines neulich renovierten Palastes ab. Er erhob sich aus Nimrods ursprünglichen Grundsteinen. Die Mauern waren fest mit Chedorlaomers Ambitionen verankert. Er gestaltete sich selbst nach den letzten zwei Herrschern und hatte für sich den größten Thron auf der Welt errichtet. Große gebackene Blöcke von gehärteten und bemalten Tonfresken umgaben den Palast. Die verstärkten Mauern befestigten die neu erbaute Stadt Babylon. Die großen Mauern erhoben sich sechzig Fuß hoch. Die Mitglieder einer eintretenden Karawane, die durch die dreiarmigen Wachtürme und zwei schweren Tore durchzogen, waren von Ehrfurcht ergriffen, als sie auf die gemusterten, schwer mit Blumen bestreuten Stadtstraßen trafen. Massive Springbrunnen standen an Hauptkreuzungen. Die hohen Springbrunnen waren mit kleinen Öffnungen oben geformt, die dem Wasser erlaubten, gegen das Gesicht der Besucher zu laufen. Als die Reisenden in einer verblüfften Trance bei der Architektur der Stadt und ihren Brunnen standen, zogen die trägen Nachmittage unaufhörlich vorbei. Ein junges Mädchen, das die gehärteten hell bemalten Lehmblöcke berührte, schüttelte seinen Kopf vor Kummer. „Solche Schönheit. Solche Schönheit“, hörte ihr Vater sie zu sich selbst flüstern. Über dem glatten Verputz malten höchst geschickte und respektierte Kunsthandwerker herrliche Fresken, die von Hammurabis Leistungen der Welt gegenüber prahlten. Unter ihren wackelnden Leitern schrien Mannschaftsführer forsch Befehle und drängten die Kunsthandwerker, die übrigen Aufgaben zu vollenden. Hammurabi, immer begierig zu prahlen, lud die Welt zu einem Fest mit ihm zur Wiedergeburt der Stadt ein! „Bei dieser großen Feier will ich, dass sich der eroberte Herrscher der Stadt Larsa öffentlich vor meinem Thron verbeugt. Ich will, dass er mich als die höchste Autorität der Welt anerkennt!“ Hammurabi lachte und saß in der Mitte des blattvergoldeten Ratssaals. „Nur ich von allen Menschen der Welt bin stark genug, die Larsa-Dynastie zu erniedrigen! Durch meine eigenen Verdienste und mein Geschick und meinen Verstand. Ich bezwang den herrschenden Sohn von Rim-Sin I gründlich. Alle Lobpreisungen und Verherrlichungen kommen zu mir!“ Ein zitternder Diener, der zufällig an Hammurabi vorbeiging, zuckte zusammen. Hammurabi, dem das feige Zusammenzucken nicht gefiel, blieb stehen und starrte ihn an. „Warum hast du Angst vor mir?“ „Alle niederrangigen Männer müssen vor höherrangigen Männern Angst haben“, zitterte die Stimme des Dieners heraus. 303
„Warum?“ „Es ist die Art der Dinge.“ „Ich kam von demselben Hintergrund wie du. Ich zittere nie aus Furcht vor etwas oder jemandem. Es ist vielleicht das, was uns trennt.“ „Nein, Großer Herrscher. Was uns trennt, ist die Ungleichheit des Gesetzes.“ Der königlich gekleidete Mann berührte seine Lippen, als er den schäbigen Diener genau betrachtete. „Gesetze?“ flüsterte er.
Im Jahr 1768 v.Chr. beherrschte Ishme-Dagan I die Stadt Ashur. An der zivilisierten östlichen Front begannen die Kassiten ihren unausgereiften Aufstand, während an den unbewohnten westlichen Grenzen in Anatolien von der kirgisischen Steppe aus die Hurrier eindrangen. Alle stammten von Yefet ab. Schließlich wanderten diese Stämme nach Germanien, Persien, Russland, Indien; vom Altai-Gebirge wanderten die Menschen in das Tarim-Becken und nach China. Nach mehreren Jahrhunderten der Unruhe kehrten Überreste der Städte zu Kaspischen Meer zurück. Neu bevölkert, wiederbestärkt kehrten die Kinder ihrer Kinder zurück nach Europa, Indien und China.
Die westlichen Mächte hatten vor Hammurabis militärischen Ausdehnungsintrigen Angst. Sie stimmten zu, dem privaten Treffen mit Zimri-Lim von Mari beizuwohnen. Der Minos von Kreta, der offensichtlich über Hammurabis Imperialismus besorgt war, trat Arm in Arm mit dem ägyptischen Botschafter zur Konferenz der vereinten Nationen ein. In dem höchst geschmückten Saal warteten andere Könige von verschiedenen Stadtstaaten auf sie. Respektvoll verbeugte sich die Versammlung von Königen vor dem stärksten und reichsten Souverän, als er eintrat. Der Minos, der die Verbeugungen annahm, applaudierte ihnen wiederum. Die Diener, benommen durch die unermessliche Macht des Minos’, erhaschte vor Ehrfurcht ergriffene Blicke von jeder Bewegung, die er machte, während sie arbeiteten, um den Gästen der beiwohnenden Nationen köstliche Früchte und exotische Weine aufzutischen. Sie stellten große Obstschüsseln aus solidem Gold und exzellente Biergefäße auf die Tische. Die Delegierten schmausten und prahlten laut untereinander über ihre Fähigkeit, gegen Hammurabi zu stehen.
Gleichzeitig zu dem geheimen Treffen schritt Hammurabi die Brustwehr seiner großartigen Zikkurat auf und ab und hielt seine eigene Versammlung ab. 304
„Wie sollen wir Rim-Sins Niederlage gedenken?“ fragte sein Hauptverwalter. Hammurabi starrte auf das große Tal, das sich vor ihm erstreckte, und antwortete, indem er die Hoffnung des Verwalters um eine Prozession in eine unerwartete Richtung lenkte. „Dieses große Gebäude brach einst zuvor zusammen. Sicherlich tut es das vielleicht wieder. Nur ein paar erinnern sich heute an den ursprünglichen Namen des Mannes, der diese Zikkurat inspirierte. Marduk mag vielleicht heute der Gott sein, aber sogar das ändert sich vielleicht gemäß den Launen des Menschen. Schon ist der Gott der Sonne, Shamash, ein mächtiger Gott. Unsere Karawanen tragen seine Gedanken sogar nach Ägypten! Wie diese von Menschen gemachten Götter und fantastischen Erfindungen des Priesters möchte ich eine mächtige Erinnerung an mich, die das Bewusstsein des Volkes durchdringt. Ich will, dass etwas Ewiges von mir gemacht wird, damit mein Name niemals von der Oberfläche der Erde verschwindet.“ „Ist nicht Krieg gegen die Welt genug, um die Menschen sich an dich erinnern und vor dir zittern zu lassen? Großer Souverän, was für ein Königreich flüstert nicht deinen Namen?“ „Das ist wahr“, meldete sich ein anderer General zu Wort, der seine Position in der Machthierarchie behaupten wollte. „Du hast schon die Elamiten geschlagen und der Krieg verläuft günstig gegen die Hurrier.“ „Wenn der Krieg vorüber ist und ich die Welt erobert habe, was dann? Ich werde einfach sterben. Wie lange wird mein gehauenes Bildnis andauern vor dem Angriff des Sandes und dem Zahn der Zeit?“ Der Oberschriftgelehrte kam nach vor. „Die öffentliche Bibliothek hat deine Geschichte in Akkadisch und Sumerisch aufgezeichnet. Alles große Wissen der Intellektuellen ruht dort.“ „Die Mathematik- und Wissenschaftsbücher?“ „Und die Astrologie- und Astronomiewerke.“ „Alle sind mir gewidmet?“ „Alle.“ Hammurabi ging auf der offenen Terrasse des größten Tempels der Welt auf und ab und schaute sich um. Sein großes Königreich erstreckte sich vom Fuß seines von Menschen gemachten Ziegel- und Mörtelberges zu den Ebenen des südöstlichen Meeres zu den teilenden Bergen jenseits von Indien. „Babylon ist zweimal vor mir wiedererbaut worden. Mein dritter Wiederaufbau soll der letzte Wiederaufbausein. Ungleich Babylons anderen zwei Vorgängern wird man sich an mich ewig erinnern! Während ihren Eroberungen vergaßen beide etwas zurückzulassen, woran man sich erinnert. Das soll nicht mein Fehler sein!“ Er ging zu dem Hauptbibliothekar und nahm die Buchführungstafeln aus seinen Händen. Nachdem er sie überprüfte, wandte er sich an den Mann. „Es ist eine Schande, dass niemand weiß, wie man die Klänge von Musik schreibt. Dieser Teil fehlt in meiner Bibliothek.“
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„Wie kann jemand musikalische Töne schreiben?“ bemerkte der Schriftgelehrte, dann fragte er sich, ob es nicht besser für ihn gewesen wäre, seine Zunge im Zaum zu halten. „Sieh!“ schrie der Herrscher aus und schmetterte die Tafeln zu Boden. Der zerschmetterte Ton flog überallhin. „Klänge verschwinden! Bildnisse zerbrechen! Ich bin im Rahmen der Zeit gefangen! Ich kann ihn nicht überschreiten. Mein Magen tut weh, wenn ich meine Sterblichkeit erkenne. Ich will, dass man sich an mich erinnert!“ weinte er beinahe. „Jeder kennt deinen Namen“, bestätigte der Priester wieder. Hammurabi blickte von seinem Balkon hinaus und wandte seine Aufmerksamkeit den fernen Pachtbauern zu. Sie schienen wie Mitglieder eines organisierten Bienenstocks zu sein. Jedes menschliche Wesen kultivierte das Land richtig wie es getan werden muss. Jeder kannte seine Verantwortung dem Herrscher gegenüber. Die Bewässerungsarbeiter, die Viehhirten, die Schriftgelehrten, die Soldaten, die Diplomaten, die Kunsthandwerker! Alle! Hammurabi wirbelte herum zu dem Schriftgelehrten und zeugte auf den Bienenstock von Menschen und fragte: „Wer ist ihr Herr und Gebieter?“ „Du bist Herr und Gebieter von allen.“ „Sind sie mir gegenüber loyal?“ „Falls nicht“, warf der große General ein, „wird mein Schwert sie dazu bringen.“ „Ja, loyal durch das Schwert“, bemerkte er mehr zu sich als zu ihnen. „Tun wir das für sie, denn ich weiß aus sicherer Tatsache, dass sie es sind, die von Generation zu Generation die Verehrung eines Menschengottes tragen. Die Generäle und die Oberpriester und die großen Schriftgelehrten formulieren nur für heute, was sie wünschen, um die Belohnung des Ehrgeizes für sich zu erlangen.“ „Wir sind loyal“, verbeugten sich alle. „Ich habe in meiner Bibliothek eine Sammlung von Gesetzen gesammelt und gelegt, dass, wenn sie befolgt werden, sie die Gesellschaft anregen und beherrschen können. Die Menschen sollten nicht so frei von dem Gesetz sein, dass sie einander willkürlich antun können was sie wollen. Es muss eine vorbeugende Maßnahme und ein System geben, die Gesetze der Regierung zu überwachen. Folglich lasst uns Ur-Nammus Kodexe in unsere eigenen Kodexe einfügen. Ihre Auswirkung mag die notwendige Angelegenheit sein, die uns zusammenbindet. Vereint in einer solchen Angelegenheit können wir vielleicht unsere Angriffe schneller und besser gegen die Hurrier durchsetzen. Folglich lasst dies geschehen: Stellt auf den hohen Punkten der Haupthandelsstraßen die Gesetze auf, die ich mit euch teilen werde. Haut diese Gesetze in Dioritstelen. Aus dieser Bemühung werde ich einen unsterblichen Namen erlangen. „Sind wir wie die Arbeiter diesen Gesetzen unterworfen?“ fragte der Priester.
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Nach einer kurzen Pause antwortete Hammurabi: „Ich habe nie einen Priester gekannt, der sich den Gesetzen eines Menschen unterworfen hat.“ Der Priester, der breit grinste, verschränkte seine Arme. „Aber du sollst der Erste sein“, schloss Hammurabi seine Konversation.
Gleichzeitig mit dem dritten Wiederaufbau der Stadt Babylon der Amoriter (der erste durch Nimrod, der zweite durch Chedorlaomer), errichteten die Hittiter ihre neue Stadt Hattusas. Während derselben Zeitlinie entdeckten die Minoer den Wasserbruch zwischen dem afrikanischen und europäischen Kontinent. Indem sie am Abgrund vorbeiruderten, wandten die Minoer ihre Schiffe südwärts. Ein paar tapfere Schiffe, die auf Kurs blieben, entdeckten die Azoren. Als sie nach Kreta zurückkehrten, berichtete der Kapitän der Expedition das Ereignis dem Minos. Als die reichen Karawane weiter durch die östlichen Reiche zogen, wobei sie jenseits des Gelben Flusses von China und in das tiefe östliche Indien zum äußerst westlichen Thailand reisten, beschlossen die Hurrier, Hammurabis abscheuliche Gegenwart und Herausforderung zu beenden.
Während die neue Philisterstadt Byblos in Phönizien sich aus den Vorstellungen des fruchtbaren Verstandes zur konstruierten Realität erhob, handelten die Kanaaniter, die aus der Anwesenheit der Philister einen Vorteil zogen, mit ihnen ihre Gemüse und Getreide. Die philistischen Seeleute fuhren fort, Mischehen mit den Kanaanitern einzugehen und im Nu wurden ihre Nachkommen die großen Seeleute des Mittelmeers.
Genau zu derselben Zeit bereicherten sich die Kanaaniter, indem sie die Kriegspanik gegen die östlichen Tyrannen nutzten und propagierten, an den Handelstischen und in den Basaren. Jantin-hamu, der philistische Bürgermeister von Byblos, der eine Gelegenheit verspürte, seine Macht auszudehnen und seine Position zu festigen, verhandelte und finalisierte wieder eine weitere Handelsvereinbarung mit dem Minos von Kreta. Die Schriftgelehrten schrieben die Abmachung auf ausführliche Tafeln. Der Minos-Botschafter versiegelte sie mit einem offiziellen Stempel. Der Bürgermeister, der sie seinen Freunden präsentierte, schwor erneuerte Loyalität dem Minos. Er schuf den unmöglichen Vertrag. Offiziell würden die kanaanitischen und philistischen Nachkommen die ausschließlichen
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Träger der Purpurfarbe aus den Purpurschneckenschalen zu den äußeren Häfen der Welt werden. Die Holzlieferanten von Phönizien wiederum versprachen, mit dem Handel von Zedernbrettern beim ägyptischen König aufzuhören. Als der ägyptische Repräsentant protestierte, starrte der Repräsentant des Minos’ auf ihn herab. „Um diesen Krieg zu gewinnen, muss alles Bauholz ausschließlich für den Minos verfügbar sein! Oder ziehst du es vor, dass der Minos Ägypten vergisst?“ „In diesem internationalen Krieg gegen Hammurabi von Babylon nimm alle Zedern, die du braucht“, willigte er ein. Dreihundert Jahre später waren die Wälder des Landes verschwunden.
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Kapitel Dreißig Der Minos Die Philister entsandten ihre geschickten Metallurgen nach Arabien und dort führten sie vorbereitende Prüfungen für Kupferadern in der südlichen Verbindung von Seir durch. Die Keniter (die direkt von Abraham und Keturah abstammten) erlaubten die Untersuchung, aber folgten dicht hinter ihnen, um richtige Vorgehensweisen zu sichern. Sie reisten zusammen und erforschten verschiedene Lager. Nachdem die Philister alles erfuhren, was sie konnten, zeichneten sie detaillierte Landkarten. Im folgenden Monat handelten sich um die ausschließlichen Kupferbergwerksrechte in dem Land und der Flussmündung zum Roten Meer. Die Straßen, die sich aus dem Inneren von Arabien zu dem weiten westlichen Meer wanden, beschützte Esau. Vierhundert Soldaten dienten tapfer seinem Banner, wobei sie ihre Ehefrauen und Kinder mitbrachten. Ingesamt lebten 2.500 Personen unter Esaus beschützender Obhut. Nahe der gegabelten Wasserspitze, die zum Roten Meer führte, lag der Golf von Aqaba. Am Scheitelpunkt des Wasserweges errichteten die Keniter die größte Kupferschmelzanlage der Zivilisation. Abrahams geschickte Nachkommen schmiedeten Kupferschwerte und Streitäxte und mehrschichtigen Metalluniformen. Während die Kinder von Abraham ihre neuen Kriegswaffen schmiedeten, erreichte ein minoischer Ozeanreisender die südwestliche Insel von Indien. In Sri Lanka schloss der Kapitän des Schiffs persönlich eine Handelsvereinbarung mit den Bewohnern, um alle Zinnbarrengewichte zu kaufen, die die malaysischen Bergleute aus dem Inneren der östlichen Erde brachten. Als die Schiffe zur Hafenstadt im Golf von Aqaba zurückkehrten, mischten die Keniter das Zinn mit dem Kupfer und formten Schwerter und andere Kriegswaffen aus gehärteter Bronze.
In Kreta beglückwünschte der Minos dem Marinekommandanten zur großen Entdeckung und den siegreichen Expeditionen. Er untersuchte die Männer von Sri Lanka mit dem weichen gewellten Haar und der dynamisch schwarzen Haut und wurde von ihnen bewundert. „Ihr seid unser entfernter Verwandter. Eure arischen Wurzeln sind nicht zu leugnen! Reist mit meinen Männern in ihren Schiffen. Wir werden euch zu den fernen westlichen Ländern und zu fernen Horizonten der Welt transportieren.“ Die Bewohner von Sri Lanka unterzeichneten die Vereinbarung. Der Minos wandte seine Aufmerksamkeit nach Mesopotamien und schloss die Tür zu seinem Konferenzraum. „Sendet Bestechungen in die Stadt Mari. Lasst König Zimri-Lim seine Augen und Gedanken gegenüber unseren Söldner schließen.“ 309
„Ich bitte dich, mein Eindringen zu vergeben“, bat ein anderer Forscher um Erlaubnis, seine Ansichten auszudrücken, „aber sind wir keine freien Männer, um zu sprechen, was wir glauben?“ „Ja. Es ist durch eine solche Ermächtigung, dass wir die Welt beherrschen.“ „Erlaube mir dann, dies vorzuschlagen: Erlaube den mesopotamischen Nationen, den Krieg unter sich selbst zu kämpfen. Erlaube uns, uns friedlich zu konzentrieren, die Länder vor Afrika zu erforschen. Wer weiß, was wir vielleicht entdecken, wen wir uns dem großen Atem des Ozeans hingeben?“ „Warum nach Westen fortfahren?“ forderte der Minos heraus. „Schon unsere europäischen Provinzen sind der Neid der Welt. Wie viel mehr die Länder westlich von Europa? Lasst den Osten beim Osten bleiben.“ „Wenn wir uns nicht auf die Seite der Orientalen stellen, werden sich die Mesopotamier ihren Weg nach Anatolien erzwingen, dann weiter nach Griechenland, dann weiter zu uns. Wie trockenes Gras wird das Königreich zerbröckeln. Dann müssen wir alleine stehen. Das ist nicht ökonomisch.“ „Wie immer versteht der Minos unsere ökonomische Situation am besten.“ „Und ich muss es. Das große Utopia von uns soll andauern“, fügte er hinzu. Die beiden Marinekommandanten waren stolz auf die Weisheit des Minos: die siebente Generation, um in der gewählten Position zu dienen. „Es ist wahr“, behauptete der neulich mit einem Orden ausgezeichnete Kommandant zu seinem Admiral. „Keine Armut existiert irgendwo auf unserer Insel. Wie haben keine ummauerten Städte. Keine stehende Armee. Keine Polizisten. Nur die Seeleute tragen lange Waffen.“ „Unsere wohlhabende Insel mag der Neid der Welt sein“, bemerkte der Admiral, „aber unser luxuriöser Lebensstil verdirbt uns. Unsere Wähler, die den Luxus lieben, den unsere Handelsschiffe ihnen präsentieren, frönen in Freuden, die sie wünschen.“ „Ja, und warum sollten sie es nicht? Was für ein anderes Land hat die anziehende Verlockung, so viele fremde und schöne Frauen der Welt zu zwingen, zu unserer Insel zu kommen?“, lächelte er. „Die zarten, weißhäutigen Aristokraten heiraten so viele wie wir importieren können.“ Der Admiral grinste. „Diese ausländischen Frauen pflanzen sich zu gut fort. Unsere Bevölkerung nimmt zu schnell zu. Die Eltern müssen ihre Haushalte auf das Festland ausdehnen, bevor wir uns selbst aus dem Paradies drängen.“ Der Mann mit niedrigerem Rang lachte. „Wer will hier fortgehen? Jede Person der spezifischen Generation hat große Anhäufungen von Gold und Silber und Juwelen und Land und Verschiffungsbewilligungen. Jeder lebt wie er wünscht.“ „Mit was für einem Ergebnis? Langweiliges und uninteressantes Leben. Luxuriöse Existenz bedeutet nur das. Schaut euch um! Der 310
müßige Reiche erfindet neue Spiele und Sportarten. Der neue Zeitvertreib beherrscht sein Leben.“ „Admiral“, lächelte der gut aussehende junge Kommandant, „genießt du es nicht, den Akrobaten zuzuschauen, wenn sie mit den Stieren spielen?“ „Es ist unnötig gefährlich!“ „Solange man sich an die Kodexe des Prinzen der Lilien hält, gedeiht jeder, und ist es nicht das, was wirklich für uns zählt?“
Der Prinz der Lilien schaute auf die Streitäxte des Stiers, die sein Reich auf der ganzen Welt darstellten. Jahrhunderte später würde eine abgeänderte Version dieser Streitaxt das universale Symbol der heidnischen Christenheit sein: das Kreuz! Indem der Minos seine Pläne in Mesopotamien ausführte, sandte er eine Delegation zu Zimri-Lim. Die lange Karawane leerte in seinem Palast Körbe mit Gewürzen, eingeritzte Goldringe und Armspangen, Brot und Halsketten, verzierte Glasochsen und Stierprägungen aus. Hammurabi, der sein ehemaliger Verbündeter heimlich eine Allianz zu den westlichen Mächten suchte, führte einen Kriegsfeldzug, frührer als erwartet, gegen den Westen an und erwischten die Marier unvorbereitet. Unerwartet bewegte sich der Atem des neuen Morgens über lange, ungebrochene Linien der disziplinierten Krieger. Bei der Trompete, die ertönte, griffen sie an. Ihre von Pferden gezogenen Streitwägen trampelten die unvorbereitete Armee nieder und bezwangen die unfähigen Verteidiger. In dem siegreichen Nachspiel füllte Schweigen das gefrorene Schlachtfeld. Diese bedrohliche Ruhe wurde durch die Schreie von Tausenden Geiern ersetzt, die auf das Schlachtfeld flogen, um die Überreste Zehntausender Leichen zu verzehren. Die Brise hörte zu wehen auf. Offene Augen starrten in einen Abgrund des völligen Nichts.
Als die Nachricht über die schnelle Eroberung die Hurrier erreichte, kauften die Ehemänner und Väter und Söhne wie verrückt so viele Messingwaffen wie sie von den Kaufleuten des Minos bekommen konnten. Ein Notfallstreffen wurde einberufen. Der philistische Repräsentant schritt vor dem Minos auf und ab. „Wir haben nicht genug Schiffe oder Männer, um unsere Ufer zu verteidigen, geschweige denn, dass wir unsere Krieger von den Küsten Afrikas zurück zu unsren Ländern transportieren können. Wir flehen dich an, großer Prinz der Lilien, deine Marine zu senden, um uns zu helfen, unsere Krieger zurück nach Hause zu bringen, damit wir uns verteidigen können.“ 311
„Wenn wir unserer Marine erlauben, eure Krieger zurück zu eurem Land zu transportieren, was werdet ihr uns gewähren?“ Der Repräsentant hörte auf, hin und her zu gehen. Er behauptete einfach: „Wir gewähren unsere Hafenstädte unseren minoischen Cousins.“ Der Minos lächelte. Er zeigte mit seinem Finger auf die Tontafel. Der Repräsentant rollte seinen Vollmachtszylinder über den nassen Ton. Nach einer langen Pause erklärte er offiziell mit gespreizter Sprache: „Wieder für eure Großzügigkeit“, sagte der Minos, „verspreche ich deinem Volk vollkommene politische Autonomie für die inneren Länder, nachdem die Krise sich legt.“ Die beiden Männer nickten und besiegelten die Verträge. Von allen Häfen an der westlichen Küste hielten die Häfen Gaza, Tyrus und Sidon die tiefsten und breitesten Wasserwege. Die minoischphönizische Allianz, die einen Angriff von Hammurabi fürchtete, baute neue Verteidigungsmilitärstellungen entlang den Küstenländern des Libanons. Bei der beinahe Fertigstellung der tiefen Festungen an der Seeküste wollte die wiedererrichtete Kolonie in der Stadt Sidon jedoch zusätzliche Überlebenszusicherungen. Indem sie ein Treffen mit dem Minos verlangten, hämmerten die Botschafter einen neuen Handelsvertrag, wobei die Sidonier dem Minos ihren Tiefwasserhafen als eine ewige Hafenstadt für die Karawanen und die Flotte des Minos’ wiederum für sein Versprechen der Handelsroutenbewilligungen in Mesopotamien und in Indien gewährten. Während die politischen und kommerziellen Debatten in den Ratskammern stattfanden, setzten die örtlichen Hafenmeister und Ingenieure fort, die Städte zu bauen und zu festigen. In der Zwischenzeit drängten in den nahe gelegenen nördlichen Provinzen die besiegten, ungewissen und verängstigten Flüchtlinge der östlichen Provinzen in die Stadt Ugarit. Die Kaufleute, die einen enormen Gewinn aus der Panik erkannten, debattierten mit dem König die Frage, das Tor beständig für die Flüchtlinge offen zu halten. Als die Entscheidung getroffen wurde, es zu öffnen, wurde Ugarit die größte Metropole auf der Welt: 45.000 Personen, die jede Woche des Monats kamen und gingen. Bald danach erzwangen die Botschafter des Minos eine Handelsvereinbarung von der kleinen Militärstellung Troja und von den Etruskern, die begannen, nach Italien aus Indien einzudringen.
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