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0 nimmt man zunachst die nachstehende Einteilung der Mach-Zahl-Berei- v%/vx > (v*/vx)miD und 1 < p\lpx < °° einstellt. Ausgehend von (4.22 a) lassen sich fur den Fall der Zustromung aus dem Ruhezustand (Max = 0) heraus unter Einsetzen von (4.51) alle anderen interessierenden kritischen Werte angeben. Sie sind in Tab. 4.1 zusammengestellt. 1 entsprechend Abb. 4.11b eindeutig einander zugeordnet, so stellen sich bei vorgegebener Mach-Zahl-Verteilung (0 S Ma(x) s Maa) gemaB Kurve (1) in Abb. 4.12c die aus den Abhangigkeiten A/Amill =f(Ma) und p/p0 = f(Ma) hervorgehenden Verlaufe A(x) und p(x) als Kurve (1) in Abb. 4.12b ein. In diesem als Auslegungszustand bezeichneten Fall arbeitet die Laval-Duse bei isentroper Zustandsanderung einwandfrei und erzeugt die dem Auslegungsdruckverhaltnis pjpo zugehorige Austritts-Uberschall-Mach-Zahl Maa. Im engsten Querschnitt A^ wird der Laval-Zustand (Stromungsgeschwindigkeit = Schallgeschwindigkeit, d.h. Ma = 1, Laval-Druckverhaltnis p*/p0) erreicht. Den beschriebenen isentropen Auslegungszustand kann man als asymmetrischen Laval-Grenzzustand bezeichnen, da sich die Stromung asymmetrisch zum engsten Querschnitt (Laval-Zustand) verhalt. Der vorliegende Betriebszustand fordert den groBtmoglichen Massenstrom m (x) = m m u . Er berechnet sich nach (4.71b) mit m* = mmax und A* = Amin. In Tab. 4.2 sind fur einige Austritts-Mach-Zahlen die zugehorigen Auslegungsdaten, wie die Laval-Zahl sowie das Druck-, Temperatur- und Querschnittsverhaltnis zusammengestellt. Neben dem asymmetrischen Laval-Grenzzustand gibt es einen symmetrischen Laval-Grenzzustand, fiir den ebenfalls eine isentrope Zustandsanderung moglich ist. Dabei herrschen im Austritt der Druck pa=p* >p* und die Mach-Zahl Maa = Ma *< 1. Diese Losung ist in Abb. 4.12b, c als Kurve (2) dargestellt. Es wird an keiner Stelle der Diise Lfberschallgeschwindigkeit erreicht. Mit Ausnahme des engsten Querschnitts, in dem sich Schallgeschwindigkeit (Laval-Zustand) einstellt, herrscht sowohl im konvergenten als auch im divergenten Teil der Laval-Duse Unterschallgeschwindigkeit. Die Stromung ist symmetrisch zum engsten Querschnitt. In gleich groBen Querschnitten vor und hinter der engsten Stelle hat man nach (4.71a) gleiche Geschwindigkeit (Mach-Zahl) und gleichen thermodynamischen pa> p * , p * > pa > p ' a , Pa>Pa>Pa u n < l Pa > Pa > 0 z u unterscheiden. Bei pa>Pa>P% stellt sich sowohl im konvergenten als auch im divergenten Teil der Diise eine Unterschallstromung (Ma < 1) ein, Kurve (3) in Abb. 12 b, c. Der Laval-Zustand wird im engsten Querschnitt nicht erreicht. Eine solche Diise ist als Venturi-Diise (Venturi-Rohr) bekannt, vgl. Abb. 3.12. Der Vollstandigkeit halber sei erwahnt, daB bei pa = pB keine Stromung durch die Diise erfolgt. Bei Gegendriicken im Bereich p*> pa>pa folgt im konvergenten Teil der Diise die Zustandsanderung des Gases wie bei der einwandfrei arbeitenden Laval-Duse mit Ma < 1. Im engsten Querschnitt wird stets Schallgeschwindigkeit mit Ma = 1 erreicht, womit der Massenstrom immer ma = mmax = const bleibt, unabhangig davon, was im divergenten Teil der Diise geschieht. Hier stellen sich gema'B Kurve (7) zunachst Driicke kleiner als der Laval-Druck (p < p*) sowie Uberschallstromung (Ma > 1) ein, die jedoch weiter stromabwarts abhangig von der GroBe des Gegendrucks pa unstetig mit einem normalen VerdichtungsstoB in Unterschallstromung mit Ma < 1 iibergeht, Kurven (4). Im VerdichtungsstoB andert sich der Gaszustand entsprechend Kap. 4.3.2.6 anisentrop, wahrend weiter stromabwarts hinter dem StoB wieder mit isentroper Zustandsanderung gerechnet werden kann. Fiir den divergenten Teil der Diise, bei dem im engsten Querschnitt bei Gegendriicken p * ^pa^p'a der Laval-Zustand (A = Amin, p = p * , Ma = 1) erreicht wird und Ma S= 1 ist, laBt sich eine bemerkenswerte Beziehung herleiten, die sowohl fiir die stetig verlaufende Stromung, Kurve (2), als auch fiir die mit VerdichtungsstoB verbundene unstetige Stromung, Kurven (4) in Abb. 4.12b, c, gilt. Im vorliegenden Fall betragt der Massenstrom nach (4.71b) stets m = mmax = pvA = ®max^minCoco- Hieraus ergibt sich fiir die Geschwindigkeit in Verbindung mit der thermischen Zustandsgleichung (4.21 b) = 0, was zu zeigen war. = 2a>A. Die letzte Beziehung folgt unter Einsetzen des Inhalts der betrachteten Flache A = (rj - r\) { 1 identisch ist, sind alle Fluidelemente des betrachteten Stromungsgebiets drehungsbehaftet und besitzen den gleichen Wirbelvektor co. b) Konstante Zirkulation. Als Gegenstiick dazu sei jetzt nach Abb. 5.3 b eine Stromung betrachtet, bei der die Stromlinien ebenfalls konzentrische Kreise sind, bei der aber die Umfangsgeschwindigkeiten «i = a/ri und u2 — a/r2 mit a = const sind. Bildet man wieder die Zirkulation langs des Rands einer schraffierten Flache wie in Abb. 5.3a, so wild F=u2r2 (t, x, y, z) d& y = 0 bzw. v = grad<&. Es gilt 2 3 /l> 2 \ /V2\ duB 1 dp _ 1 + 2—(—) + i>-grad(—)+—2 + - - £ = 0. at at \ 2) V2 / dt p dt ,cos ), « > l entstehen nach Abb. 5.12b Stromungen in konkaven Ecken mit Umlenkwinkeln &>0. Fiir \>n> 1/2 liegen nach Abb. 5.12c Stromungen umkonvexe Ecken mit Umlenkwinkeln &<0 vor. Werte n < 1/2 stellen keine Winkel- oder Eckenstrb'mung dar, vgl. Beispiel d.2 mit n = — \. Die konjugiert komplexe Geschwindigkeit erhalt man nach (5.46a) zu w, (z) = azn~x und fiir den Betrag der Geschwindigkeit folgt hieraus \= = 0zuder Beziehung£' = 2/iMM. Es ist V = bE der Volumenstrom, der bei x = oo durch die Hache 2bh(b = Breite der Flache) tritt. Wiirde man bedenkenlos mit (5.39a) rechnen, ergabe sich ein falsches Ergebnis, namlich V = b (W2- %) = 0. Die Ursache beruht darauf, daB sich die Werte fur fbeim Durchgang durch die bei y = ± 0 gelegte Flache sprunghaft andern. Es ist namlich W{ = E fur x>0, 0 , ro = const/r§ fuhrt. Wegen weiterer Aussagen sei auf Beispiel c in Kap. 5.3.2.6 (raumliche Quelle) verwiesen. . Es handelt sich also bei diesem Beispiel um die raumliche Quell- oder Sinkenstromung (Punktquelle oder Punktsinke) im Vergleich zur ebenen Quell- oder Sinkenstromung von Kap. 5.3.2.4 Beispiel b. Die raumliche Quellstromung wurde bereits in Kap. 3.6.2.3 Beispiel e.l auf einfache Weise durch Auswerten der Kontinuitatsgleichung gefunden. Dem Vergleich von (5.87b) und (3.261b) entnimmt man, daB E die Ergiebigkeit der Quelle (E>0) bzw. Sinke ( £ < 0 ) in m3/s ist. Die Geschwindigkeit nimmt im raumlichen Fall nach auBen schneller ab als im ebenen Fall, namlich wie l/r§ statt 1/r. Der Ursprung der raumlichen Quelle oder Sinke (r0 = 0) stellt wie bei der ebenen Quelle oder Sinke wieder eine singulare Stelle dar.
2
4.2 Dichteveranderliche Fluide im Ruhezustand (Aerostatik)
che vor: subsonisch fur 0<Ma < 1, transsonisch fur Ma = 1 und supersonisch fur Ma > 1, vgl. Kap. 1.3.3.4. Hierbei wird vorausgesetzt, daB im allgemeinen Max und Ma2 von etwa gleicher Grossenordnung sind. 1st nun Ma > 1, so spricht man von hypersonischer Stromung, wobei jedoch drei Fallunterscheidungen moglich sind, namlich Ma, P-1 und Ma2 ^ 1 oder Mal §> 1 und Ma2 =S 1 oder Max $ 1 und Ma2^> 1. Solche Stromungen konnen auftreten bei mit Hyperschallgeschwindigkeit (Ma!>5) angestromten Korpern sowie bei mit Hyperschallgeschwindigkeit durchstromten Uberschalldiisen. Zusammenfassende Darstellungen der theoretischen Grundlagen fiir Unterund Uberschallstromungen geben Becker [6], Ganzer [23a], Oswatitsch [41a], Sauer [54] und Zierep [72] sowie Schiffer [55].'
4.2 Dichteveranderliche Fluide im Ruhezustand (Aerostatik) 4.2.1 Ausgangsgleichungen Polytrope Zustandsgleichung. Spielt bei einem Fluid im wesentlichen nur der DruckeinfluB eine Rolle, so laGt sich dieser barotrope Zustand pip) durch die Polytrope (1.5) beschreiben. Tritt auch die Temperatur T auf, so gilt fiir den Zusammenhang von Dichte, Druck und Temperatur zusatzlich bei einem idealen Gas die thermische Zustandsgleichung (1.8) mit p = pRT. Aus (1.5c) und (1.8d) erhalt man die Zusammenhange zwischen dem Dichte-, Druck- und Temperaturverhaltnis zu
wenn (7) und (2) zwei zeitlich oder raumlich festgelegte Gaszustande sind. Es ist n der Polytropenexponent, und zwar wird mit n = 0 die Isobare (p = const), mit n = 1 die Isotherme (T - const) und mit n - re die Isentrope (s = const) wiedergegeben. Der Fall n = °° stellt die Isochore (p = const) dar.2 In Abb. 4.1a, b sind fiir die isentrope Zustandsanderung mit K = 1,4 das Dichte- und Temperaturverhaltnis uber dem Druckverhaltnis jeweils als Kurve (7) dargestellt. Bei Depression (0 fkp2lpx < 1) liegt Verdiinnung (Expansion) bzw. Temperaturabnahme und bei Kompression (p2lp\ > 1) Verdichtung bzw. Temperaturzunahme vor. Vakuum tritt bei p2lpx = 0 mit f>2/Pi = 0 = T2/T} ein. 1 Einschlagiges in Buchform erschienenes Schrifttum ist in der Bibliographie (Abschnitt B) am Ende dieses Bandes zusammengestellt. Im ubrigen enthalten die meisten Lehrbucher uber Fluidmechanik mehr oder weniger ausfiihrliche Abschnitte iiber Stromungen dichteveranderlicher Fluide. 2 Da die angegebenen GroBen nicht nur auf Verbindungslinien zwischen zwei Orten, sondem im ganzen vom Fluid angefilllten Raum konstant sein sollen, miiBte die Vorsilbe iso- richtiger durch homo- (vor Selbstlauten meist is- bzw. horn-) ersetzt werden.
4.2.1 Ausgangsgleichungen
50 100 Abb. 4.1. EinfluB des Druckverhaltnisses bei adiabater Zustandsanderung eines dichteveranderlichen (barotropen) Fluids (Luft, x= 1,4), vgl. Kap. 4.3.2.5 und 4.3.2.6 a Dichteverhaltnis und Entropieanderung; b Temperaturverhaltnis. (i) Isentrope (adiabat-reversible) Zustandsanderung: mit konstanter Entropie stetig verlaufende Stromung (4.1), (2) anisentrope (adiabat-irreversible) Zustandsanderung: mit VerdichtungsstoB (normal oder schief) unstetig verlaufende Stromung (4.57) bzw. (4.159a, b), (1) -4- (2) anisentrope Zustandsanderung: mit mindestens zwei hintereinander angeordneten schiefen VerdichtungsstoBen (o
Die in Abb. 4.1 dargestellte isentrope Zustandsanderang gilt sowohl fur den Ruhe- als auch fur den Bewegungszustand, vgl. (4.49a, b). Aerostatische Grundgleichung. Ausgangspunkt stellt die statische Energiegleichung der Fluidmechanik (2.13) dar. Sie lautet in differentieller Form oder angewendet auf zwei Stellen (1) und (2) des fluidgefullten Raums (2)
dp
dz = 0;
dp m i t
(4.2 a; b, c)
mit i als spezifischem Druckkraftpotential nach (2.5 b). Fur ein Fluid (Gas), welches einer polytropen Zustandsanderung ~ plln gemaB (4.1 a) gehorcht, erhalt man nach Ausfuhren der Integration
4.2 Dichteveranderliche Fluide im Ruhezustand (Aerostatik)
Hierin laBt sich i2 — i\ nach (4.2 b) durch g(zl — z2) ersetzen und so das Druckverhaltnis p2/Pi in Abhangigkeit von der Hochlage (z2-zl) darstellen, vgl. (4.13). Fur n = °° ergibt sich mit p, = p= const die hydrostatische Grundgleichung (2.14). Energiegleichung. Thermodynamische Einfliisse auf das Verhalten eines dichteveranderlichen Fluids lassen sich durch die Warmetransportgleichung (= Energiegleichung der Thermofluidmechanik im mitbewegten Bezugssystem nach Kap. 2.6.3.1) erfassen. Bei einem ruhenden Fluid tritt in (2.192) die Dissipationsarbeit nicht auf (dwD = 0), wahrend die bezogene Volumenanderungsarbeit dwv nach (2.196) gegeben ist.3 Aus (2.192 b) folgt fur die spezifische Enthalpieanderung eines Fluids im barotropen Zustand dh = — + dq = di + da
mit i = —— (adiabat)
(4.4a, b, c)
Jc(p)
als Druckfunktion nach (2.5). Werden mit (7) und (2) Anfang bzw. Ende einer Zustandsanderung gekennzeichnet, so erhalt man durch Integration die massebezogene zu- oder abgefiihrte Warme zu 4 Vi^i^lh-hi-
(i2 - h) = -
_
(i2 - id
(Gas).
(4.5 a, b)
Die letzte Beziehung folgt durch Einsetzen des Zusammenhangs von h nach Tab. 1.2 in Verbindung mit (4.1a) und / nach (4.3 a). Die GroBe (i2-i{) ist als spezifisches Druckkraftpotential durch (4.3) gegeben. Bei isothermer Zustandsanderung (n = 1), gilt q1 _^2 = - (i2 - ix). Wird Warme weder zu- noch abgefiihrt (^i^2 = 0), liegt eine isentrope (adiabat-reversible) Zustandsanderng (n = K) vor. Es ist dann (i2 - /,) die Anderung der spezifischen Enthalpie bei konstanter Entropie. Aus (4.5 b) erkennt man, daB fiir 1 ^ n < K stets qt^2 — (i2 - h) ist. Die von den Druckkraften verrichtete bezogene Volumenanderungsarbeit Wi -»2 erhalt man durch Integration iiber dwy = (p/(P-)dp nach (2.196 b) mit dp = (p/np)dp nach (1.5b) zu
f (i)
3
Es sei besonders vermerkt, daB in (2.192) die Arbeit der Massenkraft nicht auftritt. Die verschiedene Schreibweise der Indizes soil anzeigen, daB hu h2, i\ und i2 die Werte der ZustandsgroBen h und (' in den Systemzustanden (1) und (2) bedeuten, wahrend qx _,2 die Warme und wx _^2 die Volumenanderungsarbeit sind, welche als ProzeBgroBen das System vom Zustand (1) in den Zustand (2) iiberfuhren. 5 Fiir den bei n = K und qx _> 2 auftretenden unbestimmten Ausdruck gilt wx _,2 = cv(T2 - T,). 4
4.2.2 Gasdruck auf feste Begrenzungsflachen
5
Fur ein dichtebestandiges Fluid (isochore Zustandsanderung mit n = °°) folgt, wie zu erwarten, w1^2 = ®- Bei isothermer Zustandsanderung (n = 1) gilt Wx _>2 = - <1\ -> i, was bedeutet, daB die Volumenanderungsarbeit vollstandig in Warme umgewandelt wird. Entropiegleichung. Fiir die Anderung der spezifischen Entropie gilt nach Tab. C.2 sowie mit (4.2a) fiir ein Gas dz) (Gas). Bei ungeanderter Entropie folgen mit ds = 0 die Beziehungen dT g cpdT + gdz = 0, —— = < 0 (isentrop). dz
cp
(4.7 a, b)
(4.8 a, b)
Die in diesem Kapitel zugrunde gelegte Polytrope kann man vorteilhaft zur Beschreibung des Aufbaus der ruhenden Atmosphare in Kap. 4.2.3.1 sowie zur Darstellung der Prozesse in Stromungsmaschinen in Kap. 4.2.3.2 verwenden.
4.2.2 Gasdruck auf feste Begrenzungsflachen 4.2.2.1 Druck in einem abgeschlossenen Behalter In einem nach Abb. 4.2a ringsum geschlossenen, mit einem ruhenden Gas gefiillten Behalter befinde sich bei (1) eine Offnung, durch welche mittels eines langsam verschiebbaren Kolbens eine Druckwirkung auf das Gas ausgeilbt werden kann. Die GroBe des Drucks pi sei bekannt. An einer beliebigen Stelle (2) im Behalter berechnet sich der Druck p2 nach (4.2 a). In vielen Fallen der praktischen Anwendung ist der Druck/^ so groB, daB der EinfluB der Schwere ihr gegeniiber unberiicksichtigt bleiben kann (gz2 ~ gzj). Mit dz —> 0 gilt dann dp ~ 0, p2- P\~p ~ const
(Gas).
(4.9 a, b)
Hieraus folgt, daB in einem im mechanischen Gleichgewicht befindlichen eingeschlossenen Gas bei Vernachlassigung der Schwere an jeder Stelle und nach jeder Richtung der gleiche Druck herrscht. Nach Abb. 4.2b driickt das Gas auf jedes Flachenelement dA\ der Kolbenfache, soweit es mit dieser in
Kolben
Abb. 4.2. In einem abgeschlossenen Behalter unter Druck stehendes ruhendes Gas. a Druck im Behalter, b Druckkraft auf Kolben (Kolbenkraft)
6
4.2 Dichteveranderliche Fluide im Ruhezustand (Aerostatik)
Beriihrung ist, mit der Kiaftp dAt. Die Form des Kolbens sei an der dem Gas zugewandten Seite beliebig vorgegeben. Bezeichnet a den Winkel der Flachennormale gegen die Kolbenachse, so wird die Komponente p dAt in Richtung dieser Achse p dAt cos a. Da aber dAl cos a = dA die Projektion von dA^ auf die zur Kolbenachse normale Querschnittsflache A des Kolbens darstellt, erhalt man unter Beachtung von (4.9 a) die gesamte von dem Gas auf den Kolben in Richtung seiner Achse ausgeubte Druckkraft Fp = \pdA ~pA
(Kolbenkraft).
(4.10a, b)
w Die Kraft ist von der besonderen Form der Kolbendruckflache unabhangig. Bei reibungsfreier Fuhrung des Kolbens muB also zur Erzeugung des Drucks p im Gas auf den Kolben eine auBere Kraft (Kolbenkraft) von der GroBe FK-FP~ pA ausgeiibt werden.
4.2.2.2 Schwebende Korper Schwebebedingung. Ist ein Korper vom Volumen V nur von Gas (Luft) der Dichte pG umgeben, dann ergibt sich der aerostatische Auftrieb nach (2.18) zu FA = gmc = pcgV
(Archimedes)
(4.11a, b)
mit mG als Masse des vom Korper verdrangten Gases. Bei einem dichteveranderlichen Gas ist fiir pG ein Mittelwert der Gasdichte etwa in Hohe des Volumenschwerpunkts einzusetzen. Damit der Korper schwebt, muB in Analogie zur Schwimmbedingung nach (3.14a) der Auftrieb f^gleich dem Kbrpergewicht FK sein. Dies besteht bei einem Gasballon aus den Gewichten der Hiille, der Gondel und des eingeschlossenen Fiillgases. Tragkraft eines Gasballons. Die Tragkraft FT eines Freiballons oder Luftschiffs vom Volumen V ist gleich dem Auftrieb FA nach (4.11) vermindert um das Gewicht des Fiillgases F'G = p'GgV, d.h. FT = (
4.2.3 Beispiele zur Mechanik und Thermodynamik ruhender Gase 4.2.3.1 Ruhende Atmosphare Polytrope Atmosphare. Fiir die Bestimmung des Gleichgewichts eines ruhenden Gases in der Atmosphare bedarf es einer Annahme iiber die Abhangigkeit der Dichte p vom Druck p. Zugrunde gelegt werde die polytrope Zustandsanderung nach (4.1). Fallt der Koordinatenursprung in die Erdoberflache zl = z0 = 0 (Index 0), so erhalt man in einer Hohe z2 = z (ohne Index) nach (4.1a) sowie (4.3) mit (4.2b) das Druck- und Dichteverhaltnis nach Umformung zu Po
\pj
\
n
h)
y
'
Z Po
^ ( L i ) Po
(„=!).
(4.13a, b)
Als Abkiirzung wurde die GroBe h =
g(>0
_P±=RTo=^Zl_cJ, g Kg"
eingefiihrt, wobei beriicksichtigt ist, daB p0 = pttRT0, R = cp-cv und K=cplcv ist. Es hat h die Dimension einer Lange und wird Skalenhohe genannt. Da z = h der Hohe einer Gassaule von konstanter Dichte p^ entspricht, bezeichnet man sie auch als Hohe der gleichformigen Atmosphare.Von besonderer Bedeu-
4.2.3 Beispiele zur Mechanik und Thermodynamik ruhender Gase
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tung ist auch die Temperaturveiteilung in der Atmosphare. Aus (4.1c) findet man in Verbindung mit (4.13 a, c) fiir das Temperaturverhaltnis n-\
z
dT dz
n-\ n
g R
K(n-l) g H(K — 1) cp
(polytrop).
(4.14a, b)
Die Temperatur andert sich linear mit der Hohe. Fiir einen konstant gehaltenen Wert n > 1 besitzt die Atmosphare eine endliche Hohe. An ihrer oberen Grenze z = H, d.h.
=£'
(h = 8,43 km, H = 29,52 km)
(Vakuum)
(4.14c)
ist die Temperatur T = 0 auf den absoluten Nullpunkt zuruckgegangen. Druck und Dichte sind bei diesem Zustand ebenfalls null. Die in (4.14 c) in der Klammer angegebenen Zahlenwerte beziehen sich auf die isentrope Atmosphare (n = K— 1,4). Der Druck p 0 und die Dichte (% entsprechen den Werten der Normatmosphare nach (4.15). Fiir die isotherme Atmosphare (n = 1) ist die Atmosphare nach oben nicht begrenzt, / / = °°. Fiir Werte ° < > > n > l (« = <*>: isochor, n = 1: isotherm) sind die Temperaturgradienten negativ {dTldz < 0). Dies gilt also auch fiir die isentrope (= adiabat) Zustandsanderung mit n = K. Bei adiabater Schichtung der Atmosphare betragt der Gradient der Temperaturabnahme fur Luft (g = 9,8067 m/s2, K = 1,4 undR = 287,2 m7s 2 K) dTldz = - 0,0098 K/m = - 10 K/km, d.h. die Lufttemperatur nimmt auf je 1 km Hohe um rund 10 K ab. Bei isothermer Schichtung ist dTldz = 0. Fiir Werte 1 > n > 0 (n = 0: isobar) sind die Temperaturgradienten positiv (dTldz > 0). Normatmosphare. Luftdichte und Temperatur sind in der Atmosphare standigen Schwankungen unterworfen. Sie andern sich von Tag zu Tag und sind an verschiedenen Orten der Erde im allgemeinen verschieden. Fiir die Zwecke der Flugtechnik hat man daher eine internationale Normatmosphare eingefiihrt. Dieser sind als Bodenwerte folgende GroBen zugrunde gelegt [68]; pa = 1 atm = 1,0133 bar, To = 288,15 K,
p0 = 1,225 kg/m3,
f o =15°C,
c0 = 340,3 m/s,
(dT/dz)0 = ~ 6,5 K/km
(OS z S 11 km).
(4.15)
In Abb. 4.3 a sind fiir die isotherme Atmosphare (n = 1), fiir die isentrope (adiabate) Atmosphare (n = K) SOwie die Normatmosphare (n = 1,235) das Druck- und Dichteverhaltnis fiber der Hohe z als Kurve (1), (2) bzw. (3) dargestellt. Beide GroBen nehmen stark mit der Hohe ab. Fur p = pb = const erhalt man aus (4.13 a) mit n = °° fiir die isochore Atmosphare den linearen Verlauf p/p0 = T/To = 1 - z/h, Gerade (4) in Abb. 4.3a. Stabilitatsbetrachtung. Die statische Stabilitat der Schichtung der Atmosphare beurteilt man aus dem Verhalten einer kleinen Luftmenge (Luftteilchen), wenn man diese vertikal verschiebt. Stabiles Gleich-
Abb. 4.3. Ruhende Atmosphare. a Druck- und Dichteverhaltnis in Abhangigkeit von der Hohe [56]. (i) Isotherme Atmosphare, (2) adiabate Atmosphare, (3) Normatmosphare [68], (4) isochore Atmosphare. b Stabilitatsverhalten
8
4.2 Dichteveranderliche Fluide im Ruhezustand (Aerostatik)
gewicht liegt vor, wenn die bei der Verschiebung auftretende Kraft das Luftteilchen in seine Ausgangslage zurucktreibt. Abb. 4.3 b (oben) zeigt diesen Vorgang schematisch dargestellt. Aufgrund irgendeiner Stoning moge das Luftteilchen aus seiner Ruhelage z = zt mit dem zugehorigen Druck p = p : in die Lage z = z2 geraten. Dabei nimmt das Teilchen den Umgebungsdruck p =p2 an. In der Schicht z = z2 liegt also eine isobare Zustandsanderang vor. Wenn dieser Vorgang schnell genug erfolgt und dissipative Einfliisse unbedeutend sind, andert sich die spezifische Entropie der Luftmenge nicht (Warmeleitvorgange beanspruchen Zeit), s = s^ Bei der Verschiebung des Teilchens Az = z2 - z, geht also seine Dichte von p(Pi> -?i) in p(p2, *i) Uber, wahrend in seiner Umgebung die Dichte p(p2, s2) mit s2^st herrscht. Das Luftteilchen kehrt in seine Ausgangslage zuriick, wenn (>(p2, *i) > (? (p2, s2) ist. Aufgrund dieses Dichteverhaltens lautet die Stabilitatsbedingung Ap=p(p2,s2)-p(p2,sJ)<0,
dp<0
(z = z2).
(4.16)
Eine Aussage iiber die Entropieanderung As = s2 — st bzw. ds erhalt man durch Heranziehen der filr ideales Gas giiltigen Beziehung (4.7b), wonach T ds = cp dT + gdz > 0 ist. Mithin kann man fur die Stabilitatsbedingung auch ^ - = | ^ + — > 0 , —>-— (stabil). (4.16b) dz dz cp dz cp schreiben, wobei der Temperaturgradient dT/dz < 0 eine Temperaturabnahme mit der Hohe bedeutet. MaBgebend ftlr stabiles, indifferentes oder instabiles Verhalten ist also das Vorzeichen des Temperaturgradienten, dT/dz § 0. Unter Einsetzen von (4.14b) fur dT/dz gilt fur die polytrope Atmosphare
^ =_
c
l
mit
c=«<"-j>
(4.17a, b)
dz cp n(ic-l) In Abb. 4.3 b ist die GroBe c uber dem Polytropenexponenten n aufgetragen. Hieraus folgen die Kriterien: c < 1: stabil (0 < n < K), ~\ c= 1: indifferent (« = K), | c> 1: instabil (n> K).
(Stabilitatsverhalten)
(4.17c)
)
Die Schichtung ist urn so stabiler, je geringer die Temperaturabnahme mit der Hohe ist. Die isotherme Atmosphare (n = 1) hat eine sehr stabile Schichtung, wahrend bei der isentropen (adiabaten) Atmosphare (n = K) die Schichtung indifferent (neutral) ist.6 Im letzten Fall wird sich ein Luftteilchen, das um eine bestimmte Hohe gehoben wird, infolge der Expansion gerade so viel abkilhlen, wie es der Temperaturabnahme mit der Hohe entspricht. Das Teilchen nimmt also gerade die Temperatur seiner neuen Umgebung an und ist damit in jeder Hohe in indifferentem Gleichgewicht. Abb. 4.3 b (unten) faBt die gefundenen Ergebnisse zusammen. Fur ein vertieftes Studium sei Eskinazi [18] empfohlen.
4.2.3.2 Quasistatische Arbeitsprozesse bei Gasen Allgemeines. Vorgange in einem thermodynamischen System (Stromungsmaschine), bei denen sich ZustandsgroBen andern, nennt man thermodynamische Prozesse. Ist das Fluid am Ende eines Prozesses wieder im gleichen Zustand wie zu Anfang, so hat es einen KreisprozeB durchlaufen. Beschrankt man sich auf ruhende Fluide, so dient die auBere Arbeit zum Uberwinden der auBeren auf die Oberflache wirkenden Druckkrafte. Die Driicke sind bei langsamen, d.h. quasistatisch verlaufenden Zustandsanderungen gleich dem inneren Druck. Carnot-KreisprozeB. Dies ist der wichtigste thermodynamische VergleichsprozeB, da er zwischen zwei Warmebehaltern mit jeweils konstanten Temperaturen durch eine einfache gedankliche Vorstellung vollstandig reversibel durchgefiihrt werden kann. Zur Ableitung der Beziehungen denkt man sich ein Gas (Arbeitsmedium) in einen Zylinder gebracht, der durch einen reibungsfrei gefuhrten Kolben abgeschlossen ist. Das Gas laBt man bei einem arbeitsgewinnenden ProzeB entsprechend dem p, f-Diagramm nach 6
Bei weiterer Steigerung der Stabilitat, d. h. bei Werten n < 1, dT/dz > 0, handelt es sich um sog. atmospharische Inversionsschichten. Inversionen wirken als Sperrschichten in der Atmosphare, welche die Vertikalbewegungen abbremsen und an denen es zur Anreicherung von Staub und Dunst kommt.
4.2.3 Beispiele zur Mechanik und Thermodynamik ruhender Gase Druck p
/Warmezufuhrl isotherm) Wfirmeabfuhr (isotherm I I 7 Depression (Verdiinnung)
"I
Kompression IVerdichtungl
Abb. 4.4. Zustandsanderungen des reversiblen Camot-Kreisprozesses imp, i>Diagramm. isentrop (n = K), < 7 I - » 2 = 0 = 3->4;
(n-1)
isotherm (n = 1),
spezifisches Volumen v=t
Abb. 4.4 nacheinander folgende Zustandsanderungen in der Reihenfolge (l)-(2)-(3)-(4)-(l) herum durchlaufen:
rechts
(l)—(2): adiabate (isentrope) Kompression (Verdichtung) mit n = K, <7I_»2 = 0 undp2 >P\ bei einerTemperaturzunahme T2>TU (2)—(3): isotherme Depression (Expansion, Verdiinnung) rait n = 1 und p3
= 0 undp 4
r 4
bei der ungeanderten Temperatur Tt = 7\ mit
Die Gin. (4.1) und (4.5 b) in Verbindung mit (4.3 b), sinngemalS auf den Carnot-ProzeB angewendet, liefern fur die isentropen Zustandsanderungen (n = K) und fur die isothermen Zustandsanderungen (n = 1) die Zusammenhange T2\—i
/r3\^i
Pi
Pi
ft
W
pi Pi
(4.18 a) (4.18 b)
Die gesamte wahrend des Kreisprozesses beteiligte massebezogene Warme erhalt man durch Summation der Teilwarmen zu q,^t - q2 _,3 + q4 _,,. Nach (4.6b) betragt mit n = 1 die massebezogene Volumenanderungsarbeit (4.19) Es bedeutet — Wj _,, die beim ProzeB gewonnene Arbeit. Sie ist in bekannter Weise als schraffierter Flacheninhalt des Kurvenzugs 1—2—3—4—1 in Abb. 4.4 dargestellt. Der thermische Wirkungsgrad q, des Kreisprozesses gibt an, welcher Teil der zugefiihrten Warme q2 ^ 3 in Arbeit - w, ^ , = q, _,, verwandelt wird. Es ist
,,= ?Lil = 1-^.^1 = 1-5- <1
(4.20)
unabhangig von der Art des arbeitenden Gases. Der Camot-KreisprozeB hat den hochstmoglichen Wirkungsgrad. LaBt man den reversiblen Carnot-KreisprozeB in der umgekehrten Reihenfolge (4)—(3)—(2)— (l)—(4) links herum durchlaufen, so kehren sich die Vorzeichen der Warme und Arbeit um. Es wird keine Arbeit gewonnen, sondern es muB die Arbeit wt _,t zugefuhrt werden.
10
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase) 4.3.1 Einfuhrung Wahrend in Kap. 3.3 ausfiihrlich iiber die Stromfadentheorie dichtebestandiger Fluide berichtet wurde, soil jetzt die Untersuchung auf die Stromung dichteveranderlicher Fluide erweitert werden 7 . Die Definition und Darstellung eines Strombzw. Kontrollfadens ist unter Bezugnahme auf die Abb. 2.15 und 2.26 in Kap. 3.3.1 gegeben. Abb. 4.5 faBt die in diesem Kapitel benotigten Bezeichnungen nochmals zusammen. Dabei handelt es sich an den betrachteten Stellen (1) und (2) auf der Fadenachse um die Hochlagen zx und z2, die Fadenquerschnitte Ax und A2 bzw. ihre jeweils nach auBen positiv gerichteten Flachennormalen A{ und A2, die Dichten pl und Q, die Driicke px und p2 sowie die in Stromungsrichtung verlaufenden Geschwindigkeitsvektoren vY und v2. Die Verbindungsflache zwischen der Ein- und Austrittsflache ist die Mantelflache (Stromrohre) AY^2 bzw. ihre Flachennormale Al^2- Es gilt die Beziehung Ax + A1_>2 + ^2 = 0.
Abb. 4.5. Zum Begriff des Stromfadens (Kontrollfadens) und Erlauterang der auftretenden GroBen
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids 4.3.2.1 Voraussetzungen und Annahmen Die folgenden Ausfiihrungen setzen eine stationare eindimensionale Stromung eines dichteveranderlichen Fluids (Gas) bei Vernachlassigung der Schwere und Reibung (Viskositat, Turbulenz) voraus. Das Gas soil sich vollkommen ideal verhalten, vgl. Kap. 1.2.5.3. Neben den genannten Voraussetzungen kann man an7
Fiir die numerische Behandlung der in diesem Kapitel dargelegten Theorien stehen entsprechende Formelsammlungen und Tabellen zur Verfiigung [3, 5, 8, 14, 15, 25, 27, 29, 32, 62]
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
11
nehmen, daB sich die fluidmechanischen GroBen, wie z.B. die Dichte p, der Druck p, die Temperatur T und die Geschwindigkeit v iiber die Kontrollfadenquerschnitte gleichmaBig verteilen. Im folgenden hangt die Dichte nur vom Druck ab, d.h. es liegt ein Fluid im barotropen Zustand p = p(p) vor, so daB man im vorliegenden Fall auch von einer kompressiblen Stromung im tatsachlichen Sinn sprechen kann, vgl. Kap. 1.2.2.1. Weiterhin soil kein Warmeaustausch des stromenden Fluidelements mit seiner Umgebung stattfinden (= abgeschlossenes thermodynamisches System). Die Stromung verlauft bei adiabater Zustandsanderung. Dies bedeutet nicht notwendigerweise eine adiabatreversible, d.h. isentrope Zustandsanderung. Die gemachte Annahme gilt auch fur eine adiabat-irreversible, d.h. anisentrope Zustandsanderung, wie sie bei unstetig verlaufender Uberschallstromung mit VerdichtungsstoB auftreten kann.8 4.3.2.2 Ausgangsgleichungen der stationaren Fadenstromung Zustandsgleichungen. Fiir thermisch ideale Gase steht die thermische Zustandsgleichung (1.8) mit p = pRT, ^ = ElIl. Pi
Pi T2
_ £ = J ? _ _ T (Gas) p
p
(4.21a, b; c)
T
zur Verfiigung. Diese Beziehungen gelten sowohl fiir isentrope als auch anisentrope Zustandsanderung. Fiir die isentrope Zustandsanderung bestehen dariiber hinaus fiir vollkommen ideale Gase nach (4.1) mit n = K so wie unter Beachtung von (1.11b) fiir die Schallgeschwindigkeit c ~ VT die Zusammenhange
dp 1 dp 1 dT 2 dc -*- = --?- = = r— T^r p K p K-1 T K-1 C
(isentrop).
(4.22 b)
Herrscht an der Stelle (2) Vakuum, dann sind wegen p2 = 0 auch p2 = 0, T2 = 0 und c2 = 0 9 . Die Abhangigkeit des Dichte- und Temperaturverhaltnisses vom Druckverhaltnis ist in Abb. 4.1 a, b jeweils als Kurve (i) dargestellt. Auf die Wiedergabe einer Zustandsgleichung fiir Fliissigkeiten und auf die daraus folgenden Zusammenhange wird verzichtet. Kontinuitatsgleichung. Nach dem Massenerhaltungssatz (Kap. 2.4.2.2) gilt bei normal zur Kontrollfadenachse liegenden Querschnitten nach (2.59) fiir den Massenstrom mA= plviA1
= p2v2A2 = const,
1 p
8
V
1- —— = 0 . A
(4.23a, b)
Die Einflusse der Reibung und eines Warmeaustausches werden in Kap. 4.4 am Beispiel der Rohrstromung dichteveranderlicher Fluide untersucht. 9 Praktisch wird p2 = 0 nicht erreicht werden konnen, weil sich wegen der gleichzeitigen Temperaturabnahme ein reales Gas vor Erreichen von p2 = 0 verfliissigt.
12
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Bezeichnet 0 = (?v die Massenstromdichte (Massenstrom/Querschnittsflache), dann gilt d&/& - - dA/A. Dies besagt, da6 sich bei einer Querschnittsvergrb'Berung eine Abnahme der Massenstromdichte einstellt, wahrend bei einer Querschnittsverkleinerung eine Zunahme der Massenstromdichte erfolgt. Impulsgleichung. Der Impulssatz (Kap. 2.5.2.2) liefert nach (2.83) die Kraftgleichung (p, + plv\)A1 + (p2 + P2vl)A2 = (FA ^ 2 •
(4.24) st
Unberiicksichtigt bleibt die Massenkraft (Schwerkraft). (FA)l_>2 i die Oberflachenkraft auf die Mantelflache des Kontrollfadens. Die Impulsgleichung (4.24) ist eine Vektorgleichung, die keinerlei Einschrankungen hinsichtlich moglicher Unstetigkeiten (VerdichtungsstoBe bei Uberschallgeschwindigkeit), auftretender Stromungsverluste (Reibungswarme) oder zu- bzw. abgefiihrter Warme (Warmeleitung) unterliegt. Sie kann entweder zeichnerisch oder numerisch gelost werden. Oft ist die Komponentendarstellung zu wahlen. Die differentielle Form der Impulsgleichung (4.24) findet man durch Annaherung der Querschnitte Ax und A2. Wegen Aj + A2--dA bzw./j A1 +f2A2 = - d(fA) mit/= (p + pi?) fiir die linke Seite und (FA)l^2 = -pdA fiir die rechte Seite ergibt sich zunachst die Beziehung A dp + d(pvzA) - 0. Die Flache A eliminiert man dadurch, daB man mit v skalar multipliziert und beachtet, daB vA = ± vA sowie V • A = ± vA ist. Da nach der Kontinuitatsgleichung pvA = const ist, folgt mit v • dv = vdv das gesuchte Ergebnis zu dp vdv+ — =0
(reibungslos).
(4.25)
Dies stellt die Energiegleichung der Fluidmechanik bei kompressibler, reibungsloser Stromung mit p = (?(p) dar (Bernoullische Energiegleichung). Energiegleichung. Der Energiesatz (Kap. 2.6.2.3) liefert nach (2.182 a) die Energiegleichung der Thermofluidmechanik fur die kompressible Stromung mit gz - 0 -y +h2= — + hi +qx^2,
vdv + dh = dq
(diabat) .
(4.26a, b)
Es ist h die spezifische Enthalpie, und zwar gilt fur ein vollkommen ideales Gas Tab. 1.2. Mit q\^,2 wird die iiber die Kontrollflache des Kontrollfadens ausgetauschte massebezogene Warme bezeichnet. Der Beziehung (4.26) liegt die Annahme zugrunde, daB die Ersatzleistung (Leistung der Oberflachenkrafte auf den freien Teil der Kontrollflache) nur den druckbedingten Anteil enthalt. Bei adiabater, jedoch nicht notwendigerweise reversibler Zustandsanderung wird mit qi^,2 = 0 fiir das vollkommen ideale Gas 2
K
-l
9 l
2
, - ! * •
2
K-1
2
K-l
Bei adiabat-reversibler (isentroper) Zustandsanderung ist in h - i bzw. dh - di die spezifische Enthalpie bei konstanter Entropie, vgl. (4.5) bzw. (4.4). Es wird also
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
v\ i>§ — +/; = — + i2, 2 2
13
dp vdv + —- = 0 (isentrop).
(4.28 a, b)
Die Enthalpiedifferenz (i2 — ii) ist mit n = K in (4.3 a) angegeben. Im iibrigen kann man (4.28 a) auch herleiten, wenn man die Gleichung fur die isentrope Zustandsanderung (4.22 a) unmittelbar in (4.27) einsetzt. Entropiegleichung. Die Anderung der spezifischen Entropie (s2 - st) erhalt man aus (2.221b) in Verbindung mit (4.21 a) zu, vgl. Tab. 1.2, (Gas)
-
(4
-29a'b)
Nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik muB bei adiabater Zustandsanderung (s2 — Si) is 0 sein, was zu der in (2.222) angegebenen Bedingung fiihrt, vgl. (4.58 a, b). Riicken die Stellen (1) und (2) infinitesimal dicht zusammen, so muB bei stetiger Stromung p2 - px undp 2 = Pi sein. Dies bedeutet, daG nach (4.29a) die spezifische Entropie s2 = st ist, d.h. ein solcher Stromungsvorgang verlauft bei konstant gehaltener Entropie, vgl. (4.22a) und Kap. 4.3.2.5. Schlutibemerkung. Es sei vermerkt, dalJ die Zustandsgleichung (4.21 a, b), die Kontinuitatsgleichung (4.23 a), die Impulsgleichung (4.24), die Energiegleichung (4.26 a) und (4.27) und die Entropiegleichung (4.29) sowohl fur stetig bei ungeanderter Entropie verlaufende Stromungen als auch fur unstetige mit Verdichtungsstofi verbundene Stromungen gelten.
4.3.2.3 Ausbreitungsgeschwindigkeit schwacher Druckstorungen (Schallgeschwindigkeit) Vorbemerkung. Schwache Druckstorungen oder Druckwellen breiten sich, wie schon in Kap. 1.2.2.3 und 1.3.3.4 gezeigt wurde, mit der Schallgeschwindigkeit c aus. Die Kenntnis dieser Ausbreitungsgeschwindigkeit (Fortpflanzungsgeschwindigkeit) ist fur die Behandlung von Stromungen dichteveranderlicher Fluide, insbesondere von Gasen, von grundlegender Bedeutung. Von dem im Stromungsfeld ablaufenden thermodynamischen Prozessen sei angenommen, daB sie stets im thermodynamischen Gleichgewicht sind. Instationare Betrachtung. Nach Abb. 4.6 a moge sich eine freie Druckwelle in Form einer Wellenfront mit der Geschwindigkeit c in ein ruhendes Fluid (Geschwindigkeit v = 0, Druckp und Dichte (?) von rechts nach links hinein bewegen. Hinter der Wellenfront haben sich dabei Geschwindigkeit, Druck und Dichte jeweils geandert und betragen v + Av = Av, p + Ap bzw. g + Af>. Von einem ruhenden Beobachter aus gesehen handelt es sich bei der beschriebenen Wellenbewegung um einen instationaren Vorgang. Die allgemeine Beziehung erhalt man aus der Bewegungsgleichung fur reibungslose Stromung, d.h. der Kontinuitatsgleichung (2.60 a) und der Impulsgleichung (2.98 a), wenn man diese mit Riicksicht auf die schwachen Stb'rungen linearisiert. Auf die theoretische Ableitung in [70]
14
4.3 Strorafadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Welkn front (DrudmelleJ
Kontrollfldche milenfnnt
A- const Abb. 4.6. Zur Ausbreitung von Druckwellen (Wellenfronten), a ruhendes Bezugssystem, b mitbewegtes Bezugssystem, c im Rohr
sowie auf die anschauliche Herleitung in [46, 56] sei verwiesen. Danach gilt fiir das Quadrat der Schallgeschwindigkeit (Gleichgewichtsschallgeschwindigkeit) , = dp = /dp_\ dp \dp/s
=
/dp\ \dp/T
= K
p p
s
(schwache Druckwelle). (4.30 a, b, c, d)10
Schwache Druckstorungen verlaufen bei ungeanderter Entropie, d. h. bei isentroper (adiabat-reversibler) Zustandsanderung, ds = 0. Fiir (4.30 a) ist also genauer (4.30b) zu schreiben. Die Beziehungen (4.30c) und (4.30d) folgen unter Einsetzen von (1.27 a) bzw. (1.29b). Dabei stellt K-cp/cv das Verhaltnis der spezifischen Warmekapazitaten und KS den Isentropenkoeffizienten dar, vgl. Tab. C.I. Da der Druck p, die Dichte p und die Temperatur T bei Stromungsvorgangen im allgemeinen zeit- und ortsabhangig sind, stellt die Schallgeschwindigkeit keine konstante physikalische GroBe dar, vgl. (5.26c). Stationare Betrachtung. Wird der Beobachter mit der Welle mitbewegt, dann kann der Stromungsvorgang stationar betrachtet werden, Abb. 4.6 b. Das Fluid durchstromt die Wellenfront normal, und zwar an der Eintrittsflache A mit der Geschwindigkeit v = c und an der Austrittsflache (A + AA) mit der Geschwindigkeit v + Av. Analoge Aussagen gelten fiir die Druck- und Dichteanderung. Die Druckwelle sei so schwach, daB die Dicke der Wellenfront als sehr diinn angesehen werden kann. Das bedeutet, daB man AA/A ~ dA/A und wegen der schwachen Zustandsanderung Av ~ dv, Ap ~ dp und Ap ~ dp setzen darf. Ausgangsgleichungen fur die Berechnung der Ausbreitungsgeschwindigkeit v = c sind die Kontinuitats- und Energiegleichung der stationaren Stromfadentheorie (4.23b) bzw. (4.28b). Nach dem Quadrat der Geschwindigkeit v2 aufgelost und unter Beriicksichtigung von (4.30 a) mit c2 = dp/dp erhalt man c2
mit
_ p dA ~Adp
£
(4.30 e)
als QuerschnittseinfluB. Da die Beziehung v = c besteht, muB bei der stationaren Betrachtung fiir die sehr diinne Wellenfront £=0, d.h. dA/A ~ 0, angenommen 10
Der Ausdruck fiir die isotherme Schallgeschwindigkeit bei Gasen cT = ••J(dp/dp)T stammt von Newton und wurde spater fiir die isentrope Schallgeschwindigkeit von Laplace in c = V (dp/d(>)s verbessert.
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
15
werden. Hieraus folgt auch, daB die Ermittlung der Schallgeschwindigkeit in einem Rohr konstanten Querschnitts nach Abb. 4.6 c als allgemeingiiltig anzusehen ist, vgl. [23a, 72]. Schallgeschwindigkeit stromender Gase. Fur das vollkommen ideale Gas, bei dem R - const, cp = const und KS - K = const ist, gilt unter Einsetzen der thermischen Zustandsgleichung (4.21 a) in (4.30d) = K— = KRT = (K-
(Gas).
1)CPT,
(4.31 a, b)
Den Zusammenhang zwischen der Schallgeschwindigkeit c und der Strdmungsgeschwindigkeit v erhalt man bei stationarer Strdmung aus (4.27 b) zu K - \
(v\ - v%),
cdc = -
K - \
vdv
(adiabat). (4.32 a, b)
Stellt die Stelle (1) einen Ruhezustand (Kessel, Staupunkt, Index 0) dar, bei dem die Geschwindigkeit vx = v0 = 0 (cj = c0) ist, dann wird fur eine beliebige Stelle (2) (hier ohne Index) fur die ortliche Schallgeschwindigkeit c2 = c (v2 = v) bei stationarer Stromung icn
C =
mit cn-
\K—
= VK/?T 0
(Ruhe) (4.33 a, b)
als Schallgeschwindigkeit des Ruhezustands (u = 0). Die ortliche Schallgeschwindigkeit c hangt von der drtlichen Geschwindigkeit v ab und ist stets kleiner als c0, vgl. Abb. 4.7. Die maximal erreichbare Geschwindigkeit umax stellt sich im Grenzzustand des Vakuums mit c = 0 ein, d. h. c0 (= 2,236 c0) (Vakuum) .
(4.33 c)1
W N
0,8 0,6
\ \
\
0,2 Vt
0,5
11
1,5
2,0
2,5
Abb. 4.7. Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Druckstorung (Schallgeschwindigkeit), Luft (K = 1,4), in Abhangigkeit von der Stromungsgeschwindigkeit
Das Zeichen (=) bedeutet, daB der jeweils folgende Zahlenwert fur Luft mit K = 1,4 gilt.
16
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Laval-Geschwindigkeit. 1st die Geschwindigkeit v gerade gleich der Schallgeschwindigkeit c, so bezeichnet man diesen kritischen Zustand (Schallzustand) nach [57] als Laval-Zustand. Entsprechend fiihrt man die Laval-Geschwindigkeit v = c = cr ein:
(Laval)
-
(4.34a, b)
Im Gegensatz zur zeit- und ortsveranderlichen Schallgeschwindigkeit c nach (4.33 a) ist die Laval-Geschwindigkeit cL nicht vom Stromungsvorgang abhangig. Sie ist wie die Ruhe-Schallgeschwindigkeit c0 nach (4.33b) eine konstante StoffgroGe des betrachteten Gases. Ausbreitungsgeschwindigkeit im elastischen Rohr. Bei nicht starrer, sondern elastischer Rohrwand muB bei der Ermittlung der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Druckstorung die Nachgiebigkeit des Rohrwerkstoffs mitberiicksichtigt werden [28, 46, 47, 59], vgl. Kap. 4.3.3.2. An die Stelle der Schallgeschwindigkeit c im starren Rohr tritt bei Beriicksichtigung der Ringdehnung des diinnwandigen elastischen Rohrs die rechnerische Schallgeschwindigkeit c. Es gilt nach (4.30e)mit v = c C
Vl + £
< 1 mit £=Ejr- — > 0 (elastisches Rohr) Re
(4.35 a, b)
als ElastizitatsmaB. Dabei ist EF der Elastizitatsmodul des Fluids, z.B. Wasser EF ~ 2 • 109 N/m2, und ER der Elastizitatsmodul des Rohrwerkstoffs, z.B. Eisen ER ~ 2 • 10" N/m2 (EF/ER ~ 1/100), sowie D der von zeitlichen Schwankungen abgesehen unveranderliche Durchmesser und e die ebenfalls unveranderliche Wandstarke des Rohrs. Es ist stets c kleiner als c. 4.3.2.4 Kennzahlen und Druckbeiwert der Stromung dichteveranderlicher Fluide Mach-Zahl und Laval-Zahl. Zur Kennzeichnung des Stromungsverhaltens eines dichteveranderlichen Fluids bedient man sich nach Kap. 1.3.2.2 geeignet gewahlter Kennzahlen. Nach (1.47e) nennt man das Verhaltnis von Stromungsgeschwindigkeit v zu Schallgeschwindigkeit c die Mach-Zahl Stromungsgeschwindigkeit v .. Ma = —_ , „ .—. .. . . = — (Definition). Schallgeschwindigkeit c
(4.36)
Die Schallgeschwindigkeit ist nach (4.33) von der Geschwindigkeit v abhangig und damit im allgemeinen eine veranderliche GroBe. Fur ein dichtebestandiges Fluid ist c = oo und damit Ma = 0. Wahrend man bei der Mach-Zahl die Schallgeschwindigkeit c heranzieht, kann man auch mit der Laval-Geschwindigkeit cL eine Kennzahl, namlich die Laval-Zahl Stromungsgeschwindigkeit
La = —
v
T ^ — . .. , . — = — Lavalgeschwindigkeit cL
.
(Definition)
(4.37)
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
17
bilden. Hierbei ist nach (4.34) die Laval-Geschwindigkeit cL als diejenige (kritische) Geschwindigkeit definiert, bei der an einer bestimmten Stelle des Stromungsfelds die Stromungsgeschwindigkeit gerade gleich der dort herrschenden Schallgeschwindigkeit ist. Sie ist fur das ganze Stromungsfeld eine unveranderliche GroBe. Mithin ist also die Laval-Zahl im Gegensatz zur Mach-Zahl ein unmittelbares MaB fur die Stromungsgeschwindigkeit v ~ La. Unter Beachtung der Definitionen fur die Mach- und Laval-Zahl nach (4.36) bzw. (4.37) sowie des Zusammenhangs Ma/La = cjc wird mit (4.33 a) und (4.34a) fur das ideale Gas bei adiabater Zustandsanderung K+l (jc-l)Ma2
La =
Ma , Ma =
K+l-(K-l)La
La.
(4.38 a, b)
Mach-Zahl und Laval-Zahl stimmen fur Ma = 0 = La und Ma = 1 = La iiberein. Wahrend die Mach-Zahl wegen °° i£ c ^ 0 den ganzen Bereich von 0 S Ma S °° durchlaufen kann, ist der Bereich Laval-Zahl nach (4.38 a) auf O i L a i Lamax mit (= 2,449),
Lan
(Vakuum)
(4.38 c, d)
beschrankt. In Abb. 4.8 ist der Zusammenhang von Laval- und Mach-Zahl als Kurve (7) dargestellt. Im Bereich 0 < Ma < 1, d.h. einer Unterschallstromung (subsonisch), ist La > Ma, und im Bereich 1 < Ma < °°, d.h. einer Uberschallstromung (supersonisch), ist La < Ma. Laval- und Mach-Zahl stellen die beiden Kennzahlen fiir Stromungen dichteveranderlicher Fluide dar.12
2.5 La 2.0
1.5 1
1.0
0,5
2,45
A La-Ma = 10 [2] x-U
Abb. 4.8. Zusammenhang von Laval-Zahl La = v/cL, Crocco-Zahl Cr = iViW un
12
Auf eine weitere Kennzahl, namlich die Crocco-Zahl Cr nach (4.67) sei hingewiesen, Kurve (2) in Abb. 4.8.
18
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Die Anderung der Mach- und Laval-Zahl infolge einer Geschwindigkeitsanderung erhalt man wegen dMa — d(v/c) -Maidv/v — dele) in Verbindung mit (4.32 b) bzw. dha = d (v/cL) = La (dv/v) zu dMa / K-1 A dv (1 + —xMa2 — Ma = V 2 """) v ,'
dLa dv —— La = — v
,. , x (adiabat).
„„ , , (4.39 a, b)
/M
Diese Beziehungen besagen, daB bei adiabater Zustandsanderung einer Erhohung der Geschwindigkeit stets eine VergroBerung der Mach- bzw. Laval-Zahl und einer Verringerung der Geschwindigkeit stets eine Verkleinerung der Mach- bzw. Laval-Zahl zugeordnet ist. Einige Mach-Zahl-Abhangigkeiten. Mit vjcx = Max und v2lcx - (CJCY) Ma2 findet man aus der Energiegleichung (4.27 b) bei adiabater Zustandsanderung zwischen den ortlichen Mach-Zahlen und dem Verhaltnis der Schallgeschwindigkeiten bzw. dem Temperaturverhaltnis fur Gase die Zusammenhange cj Ma22 = ^
|(l + ^ M a \ \ ^ - ll.
(4.40b)
In Abb. 4.9 a ist Ma2 tiber Max mit TJTX = (c2/ci)2 als Parameter aufgetragen. Wegen der Allgemeingiiltigkeit der Energiegleichung (4.27) gelten die dargestellten Kurven sowohl fur die stetig mit konstanter Entropie verlaufende Depressions(Expansions-)stromung (gestrichelte Kurven) als auch fur die bei Uberschallstromung unstetige mit VerdichtungsstoB verbundene Kompressionsstromung (ausgezogene Kurven), vgl. Kap. 4.3.2.5 bzw. Kap. 4.3.2.6 und 4.5.3.3.13 Fur sehr groBe Mach-Zahlen (Max > 1, Ma2 > 1) gilt die asymptotische Losung Erfolgt die Zustromung aus einem Kessel, in dem sich das Fluid in Ruhe befindet, oder liegt bei einem umstromten Korper ein Staupunkt vor, in dem das Fluid ebenfalls zur Ruhe kommt, so spricht man vom Kessel-, Ruhe- oder Total(Gesamt-)zustand. Setzt man im ersten Fall Max = 0 , 7\ = To, Ma2 = Ma, T2 = T und im zweiten Fall Max - Ma, Tx = T, Ma2 ~0,T2 = To, so folgt aus (4.40a) fur beide Falle / K— 1 \ To = 1 + —— Ma2)T>T
(adiabate Ruhetemperatur).
(4.41)
Haufig bezeichnet man To auch als Stautemperatur. To (— Totaltemperatur Tt) stellt bei gegebener Mach-Zahl Ma und gegebener Temperatur T die groBtmogliche Temperatur dar. Sie ist ein MaB fur die im System gespeicherte Energie. Herrscht an der Stelle (2) der in Kap. 4.3.2.3 definierte Laval-Zustand (kritischer Zustand, durch Stern * gekennzeichnet), so folgt wegen v2 = c2 = c% bzw. Die Kurven T1/T1 S 1 verlaufen spiegelbildlich zu der Geraden TJTl = 1.
19
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids '-* I
c^ / r^ / 1, 7 '. 7 I 17
7
^
'5
Afe Abb. 4.9. EinfluB der Mach-Zahlen Maj und Ma2 eines dichteveranderlichen Fluids (Luft, K = 1,4) bei adiabater Zustandsanderung auf: a Temperaturverhaltnis nach (4.40 b), b Druckverhaltnis nach (4.49 a) bzw. (4.149), c Dichteverhaltnis nach (4.49 b) bzw. (4.149), d Grenzlinie fur normalen VerdichtungsstoB nach (4.64 a) : Depressions-(Expansions-) stromung, konvexe stetige (isentrope) Umlenkung (Ma2 > Ma^, vgl. Abb. 4.32 c links. : Kompressionsstromung, konkave unstetige (anisentrope) Umlenkung (Ma2 < Ma^, vgl. Abb. 4.32c rechts
Ma2 = Ma% = 1 aus (4.40a) und in Verbindung mit (4.38b)
(1*2 =
(4.42 a, b)
Erfolgt die Zustromung aus einem Kessel, in dem sich das Fluid in Ruhe befindet, d.h. im Ruhezustand (fur Index 1 wird Index 0 gesetzt), dann ergeben sich die ge-
20
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
suchten GroBen (Index 2, hier ohne Index) mit Max = 0 = Lax zu, vgl. (4.34 a) mit = c*. J1* 2 (= 0,833) (Ma* = 1 = La*). (4.43) / K+ 1 Eine weitere Diskussion des Laval-Zustands wird bei der isentrop verlaufenden Stromung in Kap. 4.3.2.5 und Kap. 4.3.2.7 Beispiel a durchgefuhrt. Druckbeiwert. Die Druckanderung Ap — p2 — Pi bezieht man auf den Geschwindigkeitsdruck (— auf Volumen bezogene Geschwindigkeitsenergie) an der Stelle (1) q1 = ^-v2l-j
pxMa\ > 0
(BezugsgroBe)
(4.44)
und schreibt fur den dimensionslosen Druckbeiwert bei einem vollkommen idealen Gas (K = const) AP
-
P2 Pi
- 2
2 ^ l U o KMa\\px
(Definition).
(4.45)
Bei Kompression (p2lp\ > 1) ergibt sich Uberdruck (Ap/^i > 0) und bei Depression (p2/Pi < 1) Unterdruck (Ap/qx < 0). 4.3.2.5 Bei konstanter Entropie stetig verlaufende stationare Stromung Allgemeines. Stetige Stromungsvorgange reibungsloser Fluide ohne Warmeaustausch der einzelnen Fluidelemente untereinander verlaufen bei konstanter Entropie (isentrop = adiabat-reversibel). Sie kommen vor bei Verdiinnungs-(Expansions-) oder Depressionsstromungen sowie bei schwachen Verdichtungs- oder Kompressionsstromungen. Die maBgebenden Zustandsanderungen an zwei Stellen (1) und (2) entnimmt man fur das ideale Gas (4.22). Sind die Verdichtungseinfliisse allerdings starker, so verlauft die Stromung, sofern es sich um eine Uberschallzustromung handelt, nicht iiberall mehr stetig, sondern es treten unstetige Stromungsvorgange mit VerdichtungsstoBen (anisentrop = adiabat-irreversibel) auf. Einflufi des Druckverhaltnisses. Das Dichteverhaltnis 2l 1) logarithmische MaBstabe fiir Abszisse und Ordinate gewahlt. Auf die Bedeutung der Kurven (2) wird in Kap. 4.3.2.6 noch eingegangen. Aus (4.27a) erhalt man in Verbindung mit (4.22 a) die Geschwindigkeiten in Abhangigkeit vom Druckverhaltnis
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
21
Je kleiner das Dmckverhaltnis p2lpi ist, um so groBer wird bei gegebener Geschwindigkeit vx die Geschwindigkeit v2. Diese ist fiir p2lp\ - 0 (Vakuum-Zustand) in ihrer GroBe beschrankt. EinfluB der Zustrom-Mach-Zahl. Das Dmckverhaltnis p2lp\ erhalt man aus (4.46) in Abhangigkeit von der Differenz der Geschwindigkeitsquadrate v2 - v\. In diese Beziehung soil die Mach-Zahl des Stromungszustands an der Stelle (1), d.h. die Zustrom-Mach-Zahl Max = v1/cl eingefiihrt werden. Mit c\ = KpJ^ nach (4.31 a) ergibt sich fiir den Zusammenhang von Dmck- und Geschwindigkeitsverhaltnis
Herrscht an der Stelle (2) Ruhe mit v2 - 0, so wird doit der Druck p2 am groBten. Liegt bei (2) Vakuum mit p2 = 0 vor, dann stellt sich das maximal mogliche Geschwindigkeitsverhaltnis ein: ) Fiir Max = vjcx = 0, d.h. fiir i^ = 0, wird (y2/ci)max = V 2 / ( K - 1) (= 2,236) in Ubereinstimmung mit (4.33c). Ortliche Mach-Zahlen. Wahrend die Abhangigkeit des Temperaturverhaltnisses von den ortlichen Mach-Zahlen Ma1 und Ma2 fiir das ideale Gas bereits in Abb. 4.9 a dargestellt wurde, gewinnt man die entsprechenden Funktionen fiir das Dmck- und Dichteverhaltnis durch Einsetzen von T2ITX aus (4.40a) in (4.22a).
In den Abb. 4.9b und c sind Ma2 iiber Max mit p2lp\ bzw. Q2l(?i als Parameter fiir die mit konstanter Entropie verbundene Depressions-(Expansions-)stromung (0 Si p2lpi < 1) bzw. (0 S (p2l(?\ < 1) als gestrichelte Kurven dargestellt. Die ausgezogenen Kurven stellen die mit VerdichtungsstoB verbundene Kompressionsstromung (pjpi > 1) bzw. (p2/pi > 1) dar, iiber die in Kap. 4.3.2.6 und Kap. 4.5.3.3 berichtet wird. Laval-Zustand. In Kap. 4.3.2.3 wurde ein sogenannter kritischer Zustand definiert, bei dem an einer Stelle (2) die Stromungsgeschwindigkeit gerade gleich der Schallgeschwindigkeit v2 - c2, d.h. Ma2 = 1, ist. Alle an der Stelle (2) sich einstellenden GroBen seien mit einem Stern gekennzeichnet. Bei isentroper Zustandsandemng ergibt sich das kritische Dmckverhaltnis aus (4.22 a) in Verbindung mit (4.42) oder nach (4.49 a) mit Ma2 = Ma% = 1 zu p%
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
22
Fiir Max = 0 — Lax, d.h. bei v1 = 0 (Ruhe- oder Kesselzustand), ergibt sich der kleinste Wert zu
El) JJLPl/min
K-\
(-/ _ 0,528)
(Laval-Drackverhaltnis).
(4.51)
\K+l
Das kritische Geschwindigkeitsverhaltnis erhalt man aus der Definition der Laval-Zahl (4.37), und zwar gilt fiir die Zustrom-Laval-Zahl Lax = vx/cL mit cL = v*. Fiihrt man nach (4.38 a) auch die Zustrom-Mach-Zahl Max ein, so erhalt man v%
(4.52 a, b)
1
Bei Ma[ = °° bzw. Lax — La lmax nach (4.38 c, d) ergibt sich der Kleinstwert fur das kritische Geschwindigkeitsverhaltnis (= 0,408)
(A/a, =
(4.52 c)
Bei Unterschallzustromung (0 < Max < 1) bzw. (0 < Lax < 1) ist °° > v%/vx > 1 und (P*/Pi)mm
Tabelle 4.1. Isentrope Depressions-(Expansions-)stromung von A/a, = 0 (Ruhezustand) auf Ma2 Ma% = 1. (Laval-Zustand = kritischer Zustand, mit * gekennzeichnet) fiir Luft K = 7/5 = 1,4; Ausstromen aus einem Kessel, Abb. 4.11,/)! =po,p%=p*, usw. Druck
(1
Pi
Dichte
Pi
(
Pi
\K+\)
Temperatur
T%
Geschwindigkeit, Schallgeschwindigkeit
v%
Stromdichte
p? ^2,*
2
c,
p, Ci
j - 0,634 5
"VK+1 K / o \ +i / ^ Xjt^D VK+1/
=0,528
>2,5
\~*zl
2 ~ K+l
)'
= 0,833
(5 )' -0,913 \6, v3, 0
(5 )
- 0,579
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
23
Stromfadenquerschnitt. Bei Stromungen dichteveranderlicher Fluide besteht hinsichtlich der Anderung des Stromfadenquerschnitts A mit der Geschwindigkeit v ein grundsatzlicher Unterschied, ob es sich urn eine Unter- oder Uberschallstromung handelt. Die Abhangigkeit der Dichteanderung dplq von der Geschwindigkeitsanderung dv/v findet man aus (4.30 a) in Verbindung mit (4.28 b) und (4.36) sowie die zugehorige Querschnittsanderung dA/A durch Einsetzen von dp/p in die Kontinuitatsgleichung (4.23b) zu, vgl. FuBnote 37, ^ = - M a
2
- § 0 ,
^=-(l-Ma2)—§0
(isentrop). (4.53 a, b)
Unabhangig von der Art des Fluids fiihrt die als Hugoniot-Gleichung [26] bekannte Beziehung (4.53 b) zu der Feststellung, daB sich bei isentroper Zustandsanderung im Unterschallbereich (Ma < 1) wegen (1 —Ma2) > 0 bei einer Geschwindigkeitserhohung (beschleunigte Stromung, dv > 0) eine stetige Stromfadenverengung (dA < 0) und umgekehrt bei einer Geschwindigkeitsverringerung (verzogerte Stromung, dv < 0) eine stetige Stromfadenerweiterung (dA > 0) einstellt. Im Uberschallbereich (Ma > 1) liegen die Verhaltnisse wegen des Vorzeichenwechsels der Klammer (1 - Ma2) < 0 umgekehrt. Es ist also dA S 0 fur dv S 0. Man erkennt als Folge der Dichteanderung des stromenden Fluids das grundsatzlich verschiedene Verhalten fur die Stromfadenquerschnitte bei Unterund Uberschallstromungen. In Abb. 1.19 wurde dieser Tatbestand bereits schematisch dargestellt und im Zusammenhang damit kurz beschrieben. Eine besondere Beachtung verdient der Sonderfall Ma = 1, fur den (4.53 b) die Bedingung dA = 0 liefert. Dies entspricht einem Extremwert des Stromfadenquerschnitts, der nach den vorhergehenden Betrachtungen nur ein Kleinstwert A = Amin sein kann. Dem Wert dA = 0 sind nach (4.53 b) die Bedingungen Ma-I, d.h. v = c, oder dv = 0, zugeordnet. Es stellt sich also im engsten Querschnitt entweder die LavalGeschwindigkeit (kritische Geschwindigkeit) v=c = cL nach (4.34) ein oder die Geschwindigkeit v erreicht an dieser Stelle einen Extremwert. In (4.53 b) laBt sich der Ausdruck fur die Geschwindigkeit dv/v durch eine Beziehung ausdriicken, die nur die Mach-Zahl Ma = v/c enthalt. Durch Einsetzen von (4.39 a) erhalt man fur die Querschnittsanderung bzw. die Querschnittsverteilung selbst 1 /2 + (K-l)Ma2 Ma\ K+1 ," * (4.54 a, b) Die zweite Beziehung ergibt sich aus der ersten durch Integration mit A - Amin bei Ma = 1 als Integrationskonstante.14 Der Verlauf A/Amin =f(Ma) ist in Zusammenhang mit der Untersuchung iiber das Ausstromen aus einem Kessel (Beispiel a.l in Kap. 4.3.2.7) in Abb. 4.11b als Kurve (2) dargestellt. Er bestatigt das bereits besprochene Ergebnis iiber das grundsatzlich verschiedene Verhalten der Stromfadenquerschnitte bei Unter- und Uberschallstromung. dA A
2(1 -Ma2) 2 + (K-l)Ma2
dMa A Ma ' Amin
Es gilt auch A/A^,, = p* v*/pvmit p*/p = (p*lp)VK nach (4.50a) und v*/vnach (4.52b).
24
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Stromungsumkehr. In Kap. 2.5.3.2 wurde gezeigt, daB man unter bestimmten Voraussetzungen fur die Massenkraft und die Randbedingungen bei der reibungslosen Stromung die Stromungsrichtung umkehren kann, ohne dabei am Druckverhalten in der Stromung etwas zu andern. Fiir die hier behandelte stetige Stromung, die bei isentroper Zustandsanderung ablauft, kann man dies Ergebnis leicht bestatigen, indem man z.B. in (4.47) die Indizes 1 und 2 miteinander vertauscht. Dadurch wird am Stromungsverhalten nichts geandert. 4.3.2.6 Mit normalem VerdichtungsstoB unstetig verlaufende stationare Stromung Allgemeines. Bei den bisherigen Untersuchungen wurden stetig verlaufende Stromungen dichteveranderlicher Fluide mit konstanter Entropie (isentrope Stromung) behandelt. Die Erfahrung hat gelehrt, daB unter gewissen Voraussetzungen jedoch auch unstetig verlaufende Stromungen dichteveranderlicher Fluide mit sprunghafter Dichteanderung, d.h. VerdichtungsstoB bei Uberschallzustromung mit anisentroper Zustandsanderung, auftreten konnen. Solche unstetigen Stromungsvorgange hat erstmalig Riemann [49] theoretisch erkannt. Sie lassen sich experimentell auf optischem Weg durch Beobachtung der Dichteanderung nachweisen (Interferenz-, Schlieren-, Schattenverfahren) [44, 71]. Zur Aufklarung des Vorgangs kann, wie schon bei der Berechnung der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer schwachen Druckstorung in Kap. 4.3.2.3 die Stromung entweder in einem zylindrischen Rohr oder die Ausbreitung einer Druckstorung in einer freien Stromung betrachtet werden. Im ersten Fall denke man sich im Querschnitt A eines Rohrs von konstantem Querschnitt eine sprunghafte Verdichtung des Fluids (Gases), wodurch die vor dem Querschnitt vorhandene Geschwindigkeit Vi unstetig auf den Wert v2 abfallt, wahrend gleichzeitig Druck und Dichte von den Werten px und QX auf p2 bzw. p2 ansteigen. Im zweiten Fall sei in Analogie zu Abb. 4.6b die Storfront festgehalten und mit der Geschwindigkeit t»! beim Druck px und bei der Dichte pt normal (senkrecht) zur Front, d.h. ohne Stromungsumlenkung angestromt. Hinter der Front mogen dann die GroBen v2, p2, p2 herrschen. Die beschriebenen Vorgange konnen hierbei als stationar angesehen werden. Die Untersuchung des unstetigen Stromungsvorgangs moge nach Abb. 4.10a fiir den zweiten Fall gezeigt werden. Die Storfront zwischen den Stellen (1) und (2) sei vereinfacht als Unstetigkeitsflache normal zur Stromungsrichtung angenommen. Stromaufwarts von (1) und stromabwarts von (2) verlauft die Stromung bei isentroper Zustandsanderung jeweils stetig. Durch die sehr diinne, im mathematischen Sinn infinitesimal klein angenommene Storfront hindurch verlauft die Stromung bei anisentroper Zustandsanderung unstetig. Der betrachtete Kontrollfaden wird nach Abb. 4.10b aus den Flachen Au A2 und Al^2 ~ 0 gebildet. Fiir die Flachennormalen gilt Al~-A2. Die Kontrollflache wird also aus (O) = (Ai) + (A2) mit A^ ~ A2 gebildet. Bestimmungsgleichungen. Zur Behandlung der gestellten Aufgabe stehen die thermische Zustandsgleichung sowie die Kontinuitats-, Impuls-, Energie- und Entropiegleichung fiir den Kontrollfaden nach Kap. 4.3.2.2 zur Verfiigung. Aus
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids (11
25
121
Abb. 4.10. Zur Theorie des normalen (senkrechten) VerdichtungsstoBes. a StoBfront (Storfront), b Kontrollfaden
(4.23 a), (4.24), (4.27 a) und (4.29a) erhalt man die StoBgleichungen fur das vollkommen ideale Gas gemaB (4.21b) bei adiabatem Zustand zu Kontinuitatsgleichung:
^ f j = Q2V2 (A1=A2),
(4.55 a)
Impulsgleichung:
px + QXV\ =p2 + p2vj,
(4.55 b)
Pi
v\
K
K - l p,
2
K-l
K
Energiegleichung: Entropiegleichung:
p2
* 9i\pJ
vl
-7T,
(4.55 c)
(4.55 d)
Obwohl im Inneren des VerdichtungsstoBes Reibung und Warmeleitung von Bedeutung sind, treten diese Einfliisse an der Kontrollflache (reibungslose Strbmung, adiabate Zustandsanderung) in (4.55) nicht explizit auf, man vergleiche die Bemerkung am Ende dieses Abschnitts. Eine triviale Losung des obigen Gleichungssystems lautet pi = Q2, pl = p2 und vx = v2. Eine weitere Losung liefert (4.55 d) fur den Fall konstanter Entropie (s2 = Si). Uber diese stetig verlaufende isentrope Stromung wurde bereits in Kap. 4.3.2.5 berichtet. Die dort zugrunde gelegte Zustandsanderung (4.49 a) folgt unmittelbar aus (4.55 d) wegen (s2 - s{) = 0, bzw. In [..] = 0, bzw. [..] = 1. Aus den noch nicht herangezogenen drei Beziehungen (4.55 a, b, c) ergibt sich ein Gleichungssystem fur drei Unbekannte, namlich die Dichte, den Druck und die Geschwindigkeit. Dies System laBt sich elementar auflosen. Einflufi des Druckverhaltnisses. Aus (4.55 a) und (4.55 b) findet man zunachst fiir die Geschwindigkeitsquadrate und
^ f i
(4.56 a, b)
die man durch Einsetzen in (4.55 c) eliminiert. Die Zusammenhange zwischen dem Dichte- und Druckverhaltnis ergeben sich dann zu —
2
Pl K+l+{K_X)Ei
Pl
(4.57 a, b) —
Pi
PI
26
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Damit sind einfache Beziehungen zwischen den ZustandsgroBen p und p vor und hinter der StoBfront gegeben, wobei iiber die eingeschrankten Giiltigkeitsbereiche noch zu berichten ist. Es besteht in gleicher Weise wie bei der stetigen Stromung nach (4.49 a) ein barotroper Zustand p- (?(p), so daB man auch hier im tatsachlichen Sinn von einer kompressiblen Stromung sprechen kann. In Abb. 4.1a ist das Dichteverhaltnis iiber dem Druckverhaltnis als Kurve (2), auch Rankine-Hugoniot-Kurve (StoBadiabate) genannt, aufgetragen [26, 48]. Das Dichteverhaltnis £>2/Pi wachst mit steigendem Druckverhaltnis P2/P1 bis auf den asymptotischen Grenzwert -) 1 /max
=—r(=6,0) *•
{p2lPx ->°°).
(4.57c)
^
Luft kann also in einem normalen (senkrechten) VerdichtungsstoB nicht starker als auf den sechsfachen Betrag des Ausgangswerts verdichtet werden. Das Dichteverhaltnis P2/P1 wurde jeweils fur die Bereiche der Depression (Verdiinnung = Expansion) 0 < p2lpx < 1 sowie der Kompression (Verdichtung) p2lpx > 1 aufgetragen. Bei p2lp\ = 0 errechnet man nach (4.57 a) theoretisch einen endlichen, von null verschiedenen Wert, namlich (ft/pOmin — (K— 1)/(K + 1) (= 0,167), was fluidmechanisch unmoglich ist, da fur diesen Zustand Vakuum mit (J2/Pi — 0 herrschen muB. In Abb. 4.1a ist zum Vergleich das Dichteverhaltnis fur die stetige Stromung nach (4.49 a) als Kurve (1) dargestellt. Bei schwacher Verdiinnung oder Verdichtung p2lp\ ~ 1 stimmen die Ergebnisse der stetig (isentrop — mit konstanter Entropie) und unstetig (anisentrop = mit VerdichtungsstoB) verlaufenden Stromung uberein. Setzt man in (4.49a) und (4.57a) (p2/pi - 1) <§ 1, dann wird bei Beriicksichtigung nur der linearen Glieder von (p2lpl - 1) in beiden Fallen Q2IQX = 1 + (1/K) (pjpi - 1). Daraus folgt, daB auch schwache Verdichtungen stetig, d.h. ohne VerdichtungsstoB vor sich gehen, und dieser Zustand als isentrop verlaufend angesehen werden kann. Beim Durchgang durch den VerdichtungsstoB tritt eine Temperaturerhohung auf. Ausgehend von der Zustandsgleichung (4.21b) findet man fur das Temperaturverhaltnis T2ITX = (pjp^) (pi/p2). Sucht man die Abhangigkeit vom Druckverhaltnis, so ist fur QXIQ2 der Zusammenhang nach (4.57 a) einzusetzen. Das Ergebnis wird in Abb. 4.1b als Kurve (2) mit dem fur isentrope Stromung gemaB Kurve (7) verglichen. Danach ist die Temperaturerhohung hinter einem normalen VerdichtungsstoB groBer, als wenn die Stromung bei konstanter Entropie verdichtet wiirde. Die Darstellung in Abb. 4.1a zeigt, daB im Bereich der Depression (Auftragung in linearem MaBstab) die stetige Verdiinnung kleinere Werte fur das Dichteverhaltnis C2/C1 ergibt als die theoretisch berechenbare unstetige Verdiinnung. Im Bereich der Kompression (Auftragung in logarithmischem MaBstab) ergibt die stetige Verdichtung groBere Werte als die mit einem normalen VerdichtungsstoB verbundene unstetige Verdichtung. Fur sehr groBe Druckverhaltnisse p2/pr strebt im ersten Fall das Dichteverhaltnis ?2/pi einem unbeschrankt groBen Wert zu, wahrend sich im zweiten Fall der Grenzwert nach (4.57 c) ergibt. Sowohl bei der Depressions- als auch bei der Kompressionsstromung waren zwei mogliche Zuordnungen von Dichte- und Druckverhaltnis denkbar. Fluidmechanisch gesehen ist das gleichzeitige Auftreten der Kurven (1) und (2) nicht ohne weiteres vor-
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
27
stellbar. Die Frage, welche Kurve die fluidmechanisch mogliche ist, lafit sich mittels der Entropiegleichung (4.29) beantworten, nach der wegen (s2 — S\) = 0 namlich stets K- 1
.Pi.
fT
=
~
(4.58 a, b)
sein muB. Das heifit, daB bei gleichem Druckverhaltnis jeweils die Kurven mit dem Dichteverhaltnis bei konstanter Entropie (adiabat — reversibel) oder gegebenenfalls einem kleineren Wert nur sinnvoll sind. Bei der Depression bedeutet dies, daB VerdiinnungsstoBe nicht auftreten konnen. Der unbrauchbare Teil der Kurve (2) ist gestrichelt wiedergegeben. Bei der Verdichtung ist der zwischen den Kurven (1) und (2) schraffierte Bereich fluidmechanisch moglich, man vergleiche die Ausfiihrung iiber den schiefen VerdichtungsstoB in Kap. 4.5.3.3. Analoge tiberlegungen gelten fur das Temperaturverhaltnis T2IT\ in Abb. 4.1 b. Die Starke eines VerdichtungsstoBes wird durch die GroBe des Entropiesprungs As = s2 - 5j angegeben. Diesen erhalt man fur die hier angenommene adiabat-irreversibel verlaufende Stromung in Abhangigkeit von p2lpx aus (4.55 d), in die man Q2IQX nach (4.57 a) einsetzt. Das ausgewertete Ergebnis ist in Abb. 4.1a rechts als Kurve (2) dargestellt, und zwar sowohl fur die Depressionsals auch fur die Kompressionsstromung. Man bestatigt hierdurch wieder, daB es keine VerdiinnungsstoBe geben kann. In dem in Frage kommenden Bereich (0 Si PilPx < 1) wtirde eine Entropieabnahme auftreten, was dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik widersprechen wiirde, nach dem (s2 — sx)lcp > 0 sein muB. Bei Depressionsstromung kann, wie bereits gesagt wurde, die Stromung also nur isentrop, d.h. stetig verlaufen. EinfluB der Zustrom-Mach-Zahl. Im folgenden werden die Mach- oder LavalZahl des Stromungszustands vor dem VerdichtungsstoB an der Stelle (1) bei Zustromung mit Uberschallgeschwindigkeit mit Max — vjc^ > 1 bzw. Lai —VJCL > 1 eingefiihrt. Aus (4.56a) erhalt man mit c\ — rcpj^ und Max = vjc^ zunachst PTIP\ = 1 + K,Ma\{\ — f>i/f»2)- Nach Einsetzen von (4.57a, b) ergibt sich das Druck- und Dichteverhaltnis zu
wobei das maximale Dichteverhaltnis nach (4.57c) bei Max = °°bzw. Lax = Lalm3LX nach (4.38c, d) auftritt. Das Temperaturverhaltnis erhalt man wieder aus (4.21b) zu T2/T1 = (p2lpi) (Pi/p2). Unter Beachtung von (4.59a, b) kann man auch den Entropiesprung nach (4.55 d) in Abhangigkeit von der Mach-Zahl Max ermitteln: s2-s1_. Cp
\ [Xi
2
+
K-1]
+
1
ln
\2KMCL\
K-1]
~ [{K+\)Ma\ K+\\ K [~vrr~^ri\-
(4 6U)
-
Es zeigt sich, daB die Entropiezunahme im normalen VerdichtungsstoB um so groBer ist, je groBer Max ist. In Abb. 4.46 sind die gefundenen Ergebnisse als Grenzfall (StoBwinkel a= nil) dargestellt.
28
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Die Druckerhohung hinter einem normalen VerdichtungsstoB Ap -p2-px bezogen auf den Geschwindigkeitsdruck der Zustromung qx - (QJ2)V\ nach (4.44) erhalt man als Druckbeiwert nach (4.45) zu qx
K+l
Ma\
Lai
'
V <7i/max
K+\
( 4 6 1 a b
)
Die maximale Druckerhohung im normalen VerdichtungsstoB ergibt sich asymptotisch bei Max - °° bzw. Lax = Lax max. Neben den GroBen des Drucks, der Dichte, der Temperatur und der Entropie ist haufig auch die Kenntnis der Geschwindigkeit vor und hinter dem VerdichtungsstoB von besonderem Interesse. Aus der Kontinuitatsgleichung (4.55 a) findet man fiir das Geschwindigkeitsverhaltnis v2/vx = Q\l
,
—
i
ac+l
Mai
-
-
^ ,
Lai
/
-/
-
|
\vjmin
, _
.
K+ 1
Bei der vorliegenden Uberschall-Zustromung 1 < Max < °° erstreckt sich das Geschwindigkeitsverhaltnis auf den Wertebereich 1 > v2lvx > {v2lvx)min fur Max = oo. Aus (4.62 a) folgen mit Lax - vJcL die Beziehungen V\V2 = c\=
2
T el = const
(Prandtl),
(4.63)
wobei cL nach (4.34) die vom Stromungszustand nicht beeinfluBte Laval-Geschwindigkeit (kritische Geschwindigkeit) ist. Das in (4.63) erstmalig von Prandtl [43] angegebene bemerkenswerte Ergebnis besagt, daB beim normalen VerdichtungsstoB die Geschwindigkeit vx > cL bzw. Lax > 1 vor dem StoB immer groBer und die Geschwindigkeit v2 hinter dem StoB stets kleiner als die LavalGeschwindigkeit cL ist. Mach-Zahl und Laval-Zahl hinter einem normalen VerdichtungsstoB. Unter Beachtung von
Mai - (^Y= (^f (*) (*Y - (&) ^ ffl
p2
15 Geht man von (4.55b) aus, indem man unter Beachtung von (4.55 a) links und rechts durch QVI bzw. ^2^2 dividiert und den Ausdruck p2/(h mittels (4.55 c) ersetzt, dann folgt nach kurzer Zwischenrechnung
mit Ma] = v\/c\ und c\ = Kpjpi 1
K-
I
1 \u, May
v2
Die Gleichheit v2 = v1 entspricht dem trivialen Fall, bei dem kein VerdichtungsstoB auftritt, wahrend der Wert Null fiir die eckige Klammer zu (4.62a) fiihrt.
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
29
sowie durch Einsetzen von (4.59 a, b) erhalt man die Mach- und Laval-Zahl hinter dem VerdichtungsstoB zu 2 + (K-\)Ma\ A/f 2 Ma2 = ——r-r-^—; 7T < 1 (Ma, > 1), LKMa\ — (K—\)
1 {J La2 = —— < 1 (La, > 1), Lax (4.64 a, b) wobei (4.64 b) unmittelbar aus (4.62 a) mit La2 = v2/cL und Lax - vJcL folgt. Die gefundenen Beziehungen besagen, daB bei Uberschall-Zustromung hinter einem normalen VerdichtungsstoB immer Unterschallstromung herrscht. Die kleinstmoglichen Werte treten bei Max = Max max = °° bzw. Lax = Lax max nach (4.38 c) auf. Sie betragen
Ma2mm= E l (= 0,378), La2min= p ^ j ( = 0,408).
(4.64c, d)
Die Abhangigkeit der Mach-Zahl hinter dem VerdichtungsstoB Ma2 < 1 von der Mach-Zahl vor dem StoB Max > 1 ist in Abb. 4.9 d wiedergegeben. SchluBbemerkung. Die Untersuchungen haben gezeigt, daB bei einem normalen VerdichtungsstoB - die Aussage gilt auch fur schiefe VerdichtungsstoBe - eine irreversible, anisentrope Zustandsanderung vorliegt, d. h. eine Stromungsumkehr mit einem VerdiinnungsstoB ist nicht moglich. Es wurde eine reibungslose Stromung eines vollkommen idealen Gases bei adiabater Zustandsanderung zugrunde gelegt. In Wirklichkeit erfahren die dargestellten Vorgange iiber den VerdichtungsstoB eine mehr oder weniger starke Abwandlung. Eine erste Ursache kann in der Reibung und Warmeleitung gesehen werden. Diese Einfliisse spielen im VerdichtungsstoB selbst eine wesentliche Rolle, da sich nur hieraus die gefundene Entropieerhohung erklaren laBt. Die plotzliche Anderung der ZustandsgroBen im unstetig angenommenen VerdichtungsstoB bedeuten unendlich groBe Gradienten, so daB dort jede noch so kleine Viskositat oder Warmeleitfahigkeit des Fluids eine endlich groBe Energiedissipation zur Folge hat. Tatsachlich findet der Ubergang nicht unstetig, sondern innerhalb eines schmalen Raumbereichs von endlich groBer StoBdicke, welche jedoch nur von der GroBenordnung der freien Weglange der Fluidmolekiile (Gasmolekiile) ist, statt. Uber Untersuchungen der Einfliisse von Reibung und Warmeleitung in einem endlich ausgedehnten StoBbereich mit stetigen Anderungen der StromungsgroBen wird u. a. von Becker [6] berichtet. Hieraus wird erkenntlich, daB man ohne ausdriickliche Bezugnahme auf die Reibung und Warmeleitung den StoB als Unstetigkeitsflache in einem reibungs- und warmeleitungsfreien Stromungsfeld betrachten kann. Eine zweite Ursache kann in dem tatsachlichen Verhalten eines realen Gases gegeniiber dem angenommenen idealen Gas, insbesondere bei hoheren Temperaturen, gesehen werden. Der VerdichtungsstoB ist hierbei als StoBfront mit anschlieBender Relaxationszone aufzufassen, in der bestimmte chemische Reaktionen ablaufen. Man vgl. hierzu wieder [6].
30
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
4.3.2.7 Anwendungen zur stationaren Fadenstrdmung dichteveranderlicher Fluide An einigen einfachen Beispielen sei die Anwendung der in Kap. 4.3.2.5 und 4.3.2.6 gefundenen Beziehungen auf stetig und unstetig ablaufende Stromungen eines dichteveranderlichen und reibungslosen Fluids (Gas) bei adiabater Zustandsanderung gezeigt. a) Stationare Expansionsstromungen a.l) Ausstromen aus einem Kessel. In einem groBen Kessel (Behalter) nach Abb. 4.11 befindet sich ein Gas in ruhendem, barotropem Zustand (Index 0) und moge durch eine kleine Offnung ins Freie ausstromen (GroBen ohne Index). Der Kesselzustand (Ruhezustand) ist durch die unveranderlichen GroBen v0 = 0, p0, p 0 , To, c0 gekennzeichnet; entsprechend gilt fur die veranderlichen GroBen in der Austrittsoffnung v, p, p, 7", c. Ist der Gegendruck/?
Auch diese Beziehung ist in Abb. 4. l l a , und zwar als Kurve (2), dargestellt. Im Laval-Zustand ist v*/c= 1. Wegen c < c0 ist v/c0 < vie. Der aus (4.66) ableitbare Zusammenhang p/po=f(Ma) ist in Abb. 4.11b als Kurve (1) wiedergegeben. Das Geschwindigkeitsverhaltnis v/vma bezeichnet man auch als Crocco-Zahl Cr. Zwischen dieser Kennzahl und der Mach- bzw. Laval-Zahl bestehen die Zusammehange, vgl. (4.38),
"=- = I
Cr = — = I
—
T
"*|2 + ( K l ) M a 2
Ma = I ^ ^ La (Definition).
(4.67 a, b)
" ' -- • '
Fiir den gesamten Kennzahl-Bereich (0 S Ma S <*>, 0 S La S Lamax) ist 0 S Cr S 1, Kurve (2) in Abb. 4.8. Fiir Ma = 0 = La ist Cr = 0. Fiir den in Kap. 4.3.2.3 definierten Laval-Zustand (kritischer Zustand), bei dem Ma =l=La ist, ergibt sich die sog. kritische Crocco-Zahl zu Cr* = / — - (= 0,408) (Laval-Zustand). (4.67c) \ >c+ 1 Den Zusammenhang zwischen dem Druckverhaltnis und den Kennzahlen erhalt man aus (4.66) in Verbindung mit (4.67) zu
Pa
( l + M a ) ~~1 \ 2 /
(l(l \
L i )
l
( l C i ) ^
T
S l
(4.68 a, b,c)
K+1
16 Wegen der hier zugrunde gelegten Theorie der Kontinuumsmechanik ist dies Ergebnis nur bedingt richtig. Bei dem herrschenden stark verdiinnten Gas miiBte richtiger mit der kinetischen Gastheorie (Punktmechanik) gearbeitet werden.
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
31
Die Abhangigkeiten des Dichte- und Temperaturverhaltnisses vom Druckverhaltnis folgen aus (4.22 a) zu, vgl. Abb. 4.1, T Co
(4.69 a, b)
T
Po;
Durch Einsetzen von (4.68) lassen sich diese GroBen auch in Abhangigkeit von den Kennzahlen darstellen. Von besonderer Bedeutung fiir die Beurteilung des Stromungsverhaltens eines dichteveranderlichen Gases bei isentroper Zustandsandemng ist die Kenntnis der Massenstromdichte pv, das ist der auf den Stromfadenquerschnitt A bezogene Massenstrom mA = pvA. Mit p/p0 nach (4.69 a) und v/c0 nach (4.65 a) erhalt man bezogen auf die GroBe p0 c0 das Verhaltnis der Massenstromdichten zu
2 \ — poco
\ jc- 1 \po
K+l
Po
"' (=0,579).
(4.70a, b)
Dieser Zusammenhang ist in Abb. 4.11 a als Kurve (3) eingetragen. Bei p/p0 = 0 und bei plpa= 1 ist 0 = 0. Infolgedessen muB die dimensionslose Massenstromdichte 0 im Bereich 0 < p < p0 einen Extremwert haben. Dieser bestimmt sich aus der Bedingung d(pv)/dp = 0. Fiihrt man die Differentiation pdv/dp + vdp/dp = 0 aus und beriicksichtigt (4.28b) sowie (4.30a), so findet man als Geschwindigkeit, bei der 0 = © ^ ist, zu v — v* = c = cL. Der maximale Wert 0 max = 0 * stellt sich also bei Ma = vie = La = v/cL = 1 ein. Dies entspricht dem in Kap. 4.3.2.3 beschriebenen Laval-Zustand (kritischer Zustand) mit dem fiir Max = 0 = Lax zugehorigen Druckverhaltnis p*lp0 = (p*/pi)min nach (4.51). Aus dem Gefundenen folgt die bemerkenswerte Aussage, daB fiir Driicke p* < p < p0 Unterschallstromung v < c und fur Driicke 0 < p < p* Uberschallstromung v > c herrscht. Die weiteren kritischen Werte entnimmt man Tab. 4.1. Fiir jede Massenstromdichte 0 4= 0 max gibt es bei der zugrunde gelegten isentropen Zustandsanderung zwei Druckverhaltnissep/p 0 >p*/p0 undp/p 0
10
2.5
\v/c = Ma
2.0
15
1.0
1 1
0.8
1
\v/cn \
\ 12)
(3'L
0.5 13).
0
0.2 I-*
13).
0.4
iiberschall —
0.6
0.8
— Unterschall-
10
0
N
1 Unter- i
\V
1
1
0.6 0.52S
/
y
0,2
0 2
4 Uberschallstromung wrsc 3
5 -I
Mo
Abb. 4.11. Ausstromen eines Gases (K = 1,4) aus einem Kessel (Ruhezustand, Index 0). a EinfluB des Druckverhaltnisses p/p0. (1) Ausstromgeschwindigkeit v/c0, (2) Ausstrom-Mach-Zahl Ma = vie, (3) Massenstromdichte 0 = pv/poco, (3') 0 = 0 * (Verblockung). b EinfluB der Mach-Zahl Ma. (1) Druckverhaltnis p/p0, (2) Stromfadenquerschnitt AIA^ = A/A*. Unterschallstromung, Uberschallstromung
32
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
haltnis p/p0 nach (4.68 a) durch die Mach-Zahl Ma ersetzt. Mithin ergibt sich der dimensionslose Massenstrom mJ^c^A = 0 zu (mA A m) m
=Ma
2
/
p o c o A*
Der groBtmogliche Massenstrom, tritt bei Ma = Ma* = l mit 0 max nach (4.70b) ein, d.h. m*/(?ocoA* = 0*. 17 Ftir die KesselgroBen kann man wegen c2, = Kpo/p0 auch schreiben p o c 0 = V)cpoA>- Mit Riicksicht auf die Konstanz des Massenstroms langs des Stromfadens muB m = m* = const sein. Hieraus errechnet sich die Querschnittsverteilung langs der Stromfadenachse zu A/A* = 0*10. Da stets 0 3= 0 * ist, gilt A* I A g 1, d.h. es stellt A* = Amillden kleinstmoglichen Stromfadenquerschnitt dar. Man kann das Querschnittsverhaltnis A/Amia = 0mJ0 = 1 entweder nach (4.70a, b) in Abhangigkeit vom Druckverhaltnis oder in Abhangigkeit von der Mach-Zahl beschreiben, d. h.
^ - ^ J (Ma2-1)1 «-'(=) T^- [l + ^ ( M a 2 - l ) l 3 .
(4,72a, b)
Ma y \_ K + 1 J Ma \_ 6 J In Abb. 4.11b ist p/po-f(Md) als Kurve (7) und AJAmia=f(Ma) als Kurve (2) dargestellt. Fur jedes Querschnittsverhaltnis A 4= Amin gibt es zwei Mach-Zahlen Ma < 1 und Ma > 1. Die Kurven fiir den Unterschallbereich sind ausgezogen und die fiir Uberschallbereich gestrichelt gezeichnet. Aus Abb. 4.11b, Kurve (2), geht hervor, daB sich bei Erhohung der Geschwindigkeit der Stromfadenquerschnitt im Unterschallbereich verengt, im Uberschallbereich jedoch erweitert. Letzteres ist in der Skizze in Abb. 4.11 a gestrichelt angedeutet. Man vergleiche hierzu auch die Ausfiihrungen iiber das Querschnittsverhalten bei stetig verlaufenden Stromungen dichteveranderlicher Fluide in Kap. 4.3.2.5, Gl. (4.54b). a.2) Einfache Diise. Es sei angenommen, daB die Austrittsoffnung (Index a) lediglich aus einer konvergenten Diise besteht, wie sie in der Skizze in Abb. 4.11a angedeutet und in Abb. 4.12a dargestellt ist. Der austretende Massenstrom hangt von dem Mundungsquerschnitt Aa = Amin, den StoffgrOBen des Fluids K, po> Pa (Kesselzustand) sowie dem Druckverhaltnis pa/p0 ab. Aus dem Verlauf 0=f(pa/p<>), Kurve (3) in Abb. 4.11a, geht hervor, daB sich bei pjpa = 0 (Ausstromen ins Vakuum) kein Massenstrom m ~ 0 einstellen wiirde. Es ist leicht einzusehen, daB ein solches Verhalten unmoglich ist. Tatsachlich laBt sich experimentell nachweisen, daB der aus der Miindung einer einfachen Diise austretende Massenstrom eines Gases der theoretischen Kurve fiir die Massenstromdichte 0a =f(pjpo) nur im Bereich Po>pa= P* folgt- Sobald das Maximum, d.h. mmal ~ 0 raax , erreicht ist, andert sich der Massenstrom bei Verminderung des Drucks (p* & pa & 0) nicht mehr, Gerade (3') in Abb. 4.11a. Diese Erkenntnis besagt, daB fiir die Stromung durch eine einfache Diise alle fiir den Bereich O S p . S p * theoretisch gefundenen Abhangigkeiten ohne Bedeutung sind. Hierfiir treffen also die den Gleichungen zugrunde gelegten Voraussetzungen nicht mehr zu. Vielmehr muB man folgern, daB es nicht moglich ist, ein Gas in einer einfachen Diise auf einen Zustand zu entspannen, der einem kleineren Druckverhaltnis als dem Laval-Druckverhaltnis p*/p0 entspricht. Solange po> pa= p* ist, erfolgt vollige Entspannung (Expansion) im Miindungsquerschnitt. Wenn p* s pa g 0 ist, kann im Mundungsquerschnitt nur auf p*(v = c, Ma= 1) entspannt werden. Da im Mundungsquerschnitt die Stromungsgeschwindigkeit v gleich der Schallgeschwindigkeit c ist, kann sich eine Anderung des AuBenzustands stromaufwarts auf den Ausstromvorgang nicht auswirken. Die weitere Entspannung von p* auf den Gegendruck pa erfolgt daher hinter dem Miindungsaustritt. AuBerhalb des Austrittsquerschnitts erweitern sich die Querschnitte des Freistrahls, wobei Uberschallgeschwindigkeit im Strahl erreicht wird, wenn das ruhende Gas neben dem Strahl unter einem Druck pa
Um den Laval-Zustand zu kennzeichnen ist wegen 0A = const zu setzen 0 = 0 * und A = A*.
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
33
• Laval-Duse
Abb. 4.12. Laval-Duse (konvergentdivergentes Rohr zur Erzeugung von Uberschallgeschwindigkeit, AustrittsMach-Zahl Maa > 1), vgl. Tab. 4.2, K= 1,4. a Diisenform (aufgetragen ist die Querschnittsflache). b Druckverteilung langs Diisenachse. c Verteilung der ortlichen Mach-Zahl langs Diisenachse. (7) Asymmetrischer LavalGrenzzustand (= einwandfrei arbeitende Laval-Duse, Auslegungszustand, isentrop, Maa = 2); (2) symraetrischer Laval-Grenzzustand (isentrop, Ma * = 0,37); (3) als Venturi-Rohr arbeitende Laval-Duse (isentrop, 0 < Maa < Ma* < 1); (4) Laval-Duse mit VerdichtungsstoB (anisentrop, Maa < Maa < Maa )
sen vorderes Stuck sich zuerst bis auf einen Kleinstquerschnitt Amin verjiingt (konvergenter Teil = einfache Diise) und sich dann in bestimmter Weise stromabwarts wieder stetig bis auf einen Austrittsquerschnitt A(x = xo) = Aa (Index a) erweitert (divergenter Teil). Das Fluid (Gas) wird der Laval-Duse aus einem Kessel mit dem Ruhedruck p0 zugefuhrt. Die Gr66e des Gegendrucks p (x = xa) =pa
34
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Tabelle 4.2. Charakteristische Austrittsdaten einwandfrei arbeitender Laval-Diisen (isentroper Auslegungszustand bei K— 1,4) Maa
0,5
1,0
1,5
2,0
3,0
5,0
Laa
0,535
1,0
1,365
1,633
1,964
2,236
2,449
Pa Po
0,843
0,528
0,272
0,128
0,0272
0,0019
0
0,952
0,833
0,690
0,556
0,357
0,167
0
1,340
1,000
1,176
1,688
4,235
25,00
oo
Ta %
K
Zustand. Der Laval-Zustand (p=p*t Ma= 1) entspricht dem Verzweigungspunkt, von dem aus sich stromabwarts je nach GroBe des Gegendrucks die symmetrische oder asymmetrische Losung entwickeln kann. Der Massenstrom betragt in beiden Fallen m (x) = mmax = rha. Aus dem Vergleich der bisher behandelten zwei Grenzfalle erkennt man, daB eine Druckabsenkung pa
± c0
= e L
, ^ * > j[ A
p
mit
,_^]
=.
K-\
Ma2
To
nach (4.40a). Mit dem Wert fiir 0 max nach (4.70b) sowie mit Ma = v/c S 1 folgt (4.73) S I (divergenter Diisenanteil). Po Diese allgemeingiiltige Beziehung stellt die Bedingungsgleichung fiir die drei GroBen A//4min, p/p0 und Ma im divergenten Teil einer Laval-Duse, bei der im engsten Querschnitt Ma = 1 ist, dar. Auf eine besondere Diskussion wird verzichtet. Auf ein von Riester [50] entwickeltes Verfahren zur Berechnung der Stromung in Laval-Diisen sei hingewiesen. 18
Englisch: Chocking, choked flow.
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
35
Bei den zwischen den Grenzkurven (1) und (2) vorkommenden Zustanden sowie auch bei einer Nachexpansion hinter dem Diisenaustritt beipa <pa tritt ein sehr verwickeltes unstetiges Strb'mungsverhalten im divergenten Teil der Laval-Diise bzw. im frei austretenden Strahl auf, das durch gerade, schiefe oder auch gegabelte VerdichtungsstoBe sowie schwingungsartiges Verhalten des austretenden Gasstrahls gekennzeichnet ist. Diese Vorgange sowie auch Reibungseinfliisse, die besonders beim Auftreten von VerdichtungsstoBen in der Diise von erheblicher Bedeutung sind, lassen sich mit der dargelegten elementaren Fadentheorie eines dichteveranderlichen Fluids nicht erfassen. Anschauliche Darstellungen, z. T. mit fotografischen Aufnahmen des Stromungsverhaltens, findet man in [44] sowie in den sonstigen einschlagigen Arbeiten, vgl. FuGnote 1 auf S. 2. Laval-Diisen finden in der Windkanal-, Dampfturbinen- und Raketentechnik bevorzugt Verwendung. Fiir die Windkanale sind besonders solche Laval-Diisen wichtig, deren engster Querschnitt variabel ist. Dies wird zwangslaufig durch flexible Wande und einstellbar durch Lageveranderung von Wandelementen erreicht [46, 71]. a.4) Doppel-Laval-Diise. Von besonderem Interesse fur die Windkanaltechnik mit Uberschallstromungen sind auch Doppel-Laval-Diisen, bei denen der Kanalquerschnitt zweimal eingeschniirt wird. Bei geniigend groBem Druckgefalle gelingt es, im Parallelstiick zwischen den beiden Verengungen eine homogene Uberschallstromung zu erzeugen. Dabei miissen nach Abb. 4.13 die Querschnittsverhaltnisse A^IA-i und A2/A3 so gewahlt werden, daB im engsten Querschnitt Al Schallgeschwindigkeit herrscht und im Parallelstiick keine VerdichtungsstoBe auftreten.
Abb. 4.13. Doppel-Laval-Diise
Ausfiihrlicher iiber die Wirkungsweise und ilber die Moglichkeit des Auftretens eines normalen VerdichtungsstoGes in einer Doppel-Laval-Diise berichtet Oswatitsch [41a]. a.5) Quellstromung bei dichteveranderlichem Fluid.19 In engem Zusammenhang mit den bisher besprochenen Anwendungen stehen die ebene und raumliche Quell- oder Sinkenstromung nach Abb. 4.14. Ausschnitte solcher Strb'mungen kommen in keil- oder kegelformigen divergenten und konvergenten Diisen vor. Aus einem geraden, normal zur Stromungsebene stehenden zylindrischen Rohr der Breite b oder aus einem kugelformigen Korper moge sich eine ebene bzw. raumliche Quellstromung eines dichteveranderlichen Gases radial nach aufien ausbreiten. In einem Abstand r vom Ursprung aus gemessen betragen die durchstromten Oberflachen A(r) = 2nbr bzw. A(r) = 4nr2. Auf solchen Flachen sind alle fluid-
7
19
8
Abb. 4.14. Geschwindigkeitsverteilung (Laval-Zahl La = v/vL mit v* = vL = const) der ebenen und raumlichen Quellstromung eines dichteveranderlichen Fluids (Gas, K- 1,4). Ebene Stromung: m = 1, raumliche Stromung: m = 2. (1) Unterschallstromung Ma < 1 (—); (2) Uberschallstromung Ma > 1 ( ); (2') asymptotischer Wert zu Kurve (2), Ma = °°,La = Lama; (3) dichtebestandiges Fluid
Obwohl es sich bei diesem Beispiel um ebene oder raumliche Stromungen handelt, konnen diese Falle mittels der Stromfadentheorie beschrieben werden.
36
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
mechanischen GroBen jeweils gleich groB. Nach der Kontinuitatsgleichung (4.23 a) ist der durchtretende Massenstrom m = p(r) v(r)A (r) = const von r unabhangig. Nach A (r) = A aufgelost, ist A = C/0 mit C = m/pbco als festem Wert und 0 = pu/p o c o als dimensionsloser Massenstromdichte nach (4.70). Nach Abb. 4.11a, Kurve (3), besitzt 0 beim Laval-Zustand (kritischer Zustand) ein Maximum 0 = 0*, was bedeutet, daG bei diesem Zustand die durchstromte Oberflache ein Minimum A* = Amin = C/0* = rh/p* v* annimmt. Daraus ergeben sich die zugehorigen Radien r* = rmin zu *"
I
(Zylinder),
in
rmln =
(Kugel).
(4.74a, b)
Es sind p* und v* = c* = cL die Dichte bzw. Geschwindigkeit (= Schallgeschwindigkeit = Laval-Geschwindigkeit) fiir r = rmin. Das Oberflachenverhaltnis A/Amin wird von (4.54b) beschrieben. Nach Einfiihren der Laval-Zahl La = v/cL entsprechend (4.38 b) findet man dann nach dem Radienverhaltnis aufgelost " ^ g l
(Gas).
(4.75a)
Fiir die ebene Stromung ist m = 1 und filr die raumliche Stromung m = 2 zu setzen. Danach ist die Quelloder Sinkenstromung eines dichteveranderlichen Fluids nur auBerhalb des Kreiszylinders bzw. der Kugel r a rmin moglich. In Abb. 4.14 ist die Geschwindigkeitsverteilung in der Form der Laval-Zahl La = v/cL auf einem Quellstrahl r/rmin dargestellt. Am Quellkem (Grenzzylinder, Grenzkugel) r = rmin ist La = 1 = Ma, wahrend im Stromungsfeld auBerhalb des Kerns die Laval- und Mach-Zahl mit wachsendem Abstand bei r —¥ °° entweder als Kurve (1) auf La = 0 = Ma abnimmt, oder als Kurve (2) bis auf La = Lamax nach (4.38 c) bzw. Ma = °° zunimmt. Von der Oberflache des Grenzzylinders oder der Grenzkugel stromt das Fluid (Gas) mit Schallgeschwindigkeit ab. Da jeder Stromfaden in der Quellstromung wie eine divergente Diise durchstromt wird, ist die Quellstromung je nach der Druckdifferenz zwischen der Quelle und dem Unendlichen entweder eine reine Unterschallstromung, in der das stromende Fluid auf Ma = 0 verzogert wird, eine reine tjberschallstromung, in der es auf Ma = ~ beschleunigt wird, oder eine gemischte Uberschall-Unterschallstromung, in welcher das stromende Fluid zunachst stetig auf tiberschallgeschwindigkeit beschleunigt, dann in einem VerdichtungsstoG unstetig auf Unterschallgeschwindigkeit abgebremst und stetig weiter auf Ma = 0 verzogert wird. Es besteht also ein enger Zusammenhang mit der bereits als Beispiel a.3 besprochenen Stromung durch eine Laval-Diise. Auch das in Abb. 1.19 dargestellte Verhalten iiber die Stromfadenquerschnitte bei Unter- und Uberschallstromung dichteveranderlicher Fluide findet man bestatigt. Zum Vergleich sei noch die Quellstromung eines dichtebestandigen Fluids betrachtet. Mit p = p 0 = const als Dichte in sehr groBem Abstand von der Quelle (Ruhezustand) gilt bei gleichem Massenstrom m= povA = p* v*A*, was mit v* = cL sowie den Beziehungen fiir A ~ rm und A* ~ r™in zu
La = ^ f l = V = (-?—) TZl f-^-T (= 0,634 (^-) ") (p = const) Co\r/
\K+V
\ r ) \
(4.75 b)20
\ r} I
fiihrt, wobei der Wert fiir p*/p 0 Tab. 4.1 zu entnehmen ist. Dieser Zusammenhang ist in Abb. 4.14 als Kurve (3) wiedergegeben. In Ubereinstimmung mit den Ausfuhrungen in Kap. 3.6.2.3, Beispiel e.l, ist die Quellstromung eines dichtebestandigen Fluids im ganzen Bereich 0 < r < °° definiert. Fur r > 2 rmin weicht sie nur wenig von der Kurve (2) fiir die Unterschallstromung ab. Auf die mit der ebenen Quellstromung in engem Zusammenhang stehende Stromung eines ebenen Potentialwirbels wird fur den Fall des dichteveranderlichen Fluids in Kap. 5.4.4.1 eingegangen. b) Stationare Kompressionsstrdmungen Staupunktstromung eines dichteveranderlichen Fluids. Bei der Umstromung eines vorn stumpfen Korpers tritt nach Abb. 3.10 ein Staupunkt (Index 0) auf, in dem die Geschwindigkeit ortlich zu null wird, v = v0 = 0, Ma0 = 0, und sich die ankommende Stromlinie teilt. Diese Aussage gilt sowohl fiir Unter- als auch Uberschallanstromung des Korpers (Index •>=), wobei sich im letzteren Fall nach Abb. 1.18b vor dem Korper ein abgehobener VerdichtungsstoB ausbildet. Die Berechnung der fluidmechanischen GroBen im Staupunkt erfordert also besondere Aufmerksamkeit, je nachdem, ob es sich um eine UnterGl. (4.75 b) folgt auch aus (4.75 a) als Entwicklung fiir kleine Werte von La
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
37
oder Uberschallanstromung handelt, Max $ 1. Bei Unterschallanstromung befindet sich der Bezugszustand sehr weit (theoretisch unendlich weit) vor dem Korper, wahrend bei Uberschallanstromung der Bezugszustand mit dem Zustand bis vor den VerdichtungsstoB iibereinstimmt. Die Stromung erfolge bei adiabater Zustandsanderung (adiabate Kompression) eines reibungslosen Fluids (Gas). b.l) Stetige Staupunktstromung. Es werde zunachst vereinfacht angenommen, daB sich die Entropie langs der auf den Staupunkt fiihrenden Stromlinie nicht andert. Fur eine solche isentrop (adiabat-reversibel) verlaufende Stromung erhalt man nach (4.49b), wenn man die Stelle (1) fur den Anstromzustand und die Stelle (2) fur den Staupunkt wahlt, fur das Dichteverhaltnis im Staupunkt Mal)~s = 1 + - Ma 2 . + ••• & 1 . (4.76a) p / 2 Bei Ma^ = 0,2 ergibt sich po/p» = 1,020, und bei Mam = 0,3 wird po/p» = 1,045. Hieraus folgt die bereits aus (3.24) gezogene Feststellung, wonach die Mach-Zahl Ma^ ~ 0,3 die obere Grenze darstellt, bei der das stromende Gas gerade noch als dichtebestandig angenommen werden kann. Fur das Druckverhaltnis gilt nach (4.49 a) — = M + ^ l l Mai) " ^ a i
(po = Staupunktdruck).
(4.76b)
Im vorliegenden Fall wird das Gas bei isentropem Zustand stetig zur Ruhe gebracht. Den bei einer isentropen Kompression auf den Ruhezustand entstehenden Druck (Ruhedruck) definiert man als Totaldruck p0 =p,, man vergleiche (3.23a) fiir die Stromung eines dichtebestandigen Fluids. Der nach (4.76b) berechenbare Totaldruck stellt den groBtmoglichen Ruhedruck dar. Er wird von einer mit VerdichtungsstoB bei anisentroper Kompression ablaufenden Kompressionsstromung jedoch nicht erreicht, man vergleiche hierzu Abb. 4.16 und die hiermit im Zusammenhang gemachte Ausfiihrung. Fiir den Druckbeiwert gilt nach (4.45) mit Ap0 =p0 — p . als reduziertem Staupunktdruck (nicht Staudruck, vgl. Bd. 1, S.198,Fu6note9)
2
xMai
[f
? z l \ l 5 ]
l
+
}_Mal + - - - ^ l
(4.77 a, b)
mit gM = (p./2) u2 nach (4.44) als Geschwindigkeitsdruck der Anstromung (= auf Volumen bezogene kinetische Energie der Anstromung). Gl. (4.77b) erhalt man bei binomischer Reihenentwicklung nach kleinen Werten von [(K— l)/2] Mai,
— - = *—— Mai (=0,2 Mai).
(4.78a, b)
Die Temperaturerhohung infolge isentroper Kompression AT0 = TO-TX nimmt quadratisch mit der Mach-Zahl der Anstromung Ma^ zu. Dies Verhalten ist in Abb. 4.15 b dargestellt. Nach Einfuhren der Enthalpie h = cpT mit cp = const kann man nach (4.26a) wegen cpT0 = vL/2 + cpT«, auch AT0 = vl/2cp schreiben.21 b.2) Unstetige Staupunktstromung. Bei Uberschallanstromung bildet sich vor einem stumpfen Korper entsprechend Abb. 4.15 a ein gekriimmter VerdichtungsstoB aus, dessen Form, Lage zum Korper und Starke im allgemeinen nicht einfach zu berechnen sind. Ist der Korper symmetrisch zur Anstromrichtung, so kann man annehmen, daB die auf den Staupunkt hinfiihrende Stromlinie den VerdichtungsstoB normal (senkrecht) trifft, ihn ohne Ablenkung durchschreitet und geradlinig auf den Staupunkt weiterlauft. Entsprechend einem Vorschlag von Prandtl [46] sei die Losung in zwei Teilaufgaben vorgenommen. Die ankommende ungestorte Uberschallstromung (Index «>) erfahrt am Ort des VerdichtungsstoBes 21
Auf die Temperaturerhohung infolge Wandreibung, die bei warmeundurchlassiger Wand etwa so groB ist wie diejenige durch adiabate Kompression, wird in Kap. 6.3.2.3 eingegangen, vgl. (6.70).
38
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase) 3,0 2,5
"GO
A.
D\
F
.
s \jsentrop
a 2,0
2,0
r
Sto /
^—
1.5]
15
u
{3
K
^2a)
>
(2') — r \2)
L
\05
Abb. 4.15. Staupunktstromung eines dichteveranderlichen Gases, K = 1,4. a Druckbeiwert Apolqx. b Temperaturerhohung durch Kompression ATO/TX. (/), (V) stetige, mit konstanter Entropie ablaufende Kompression; (2), (2') unstetige, mit normalem VerdichtungsstoB ablaufende Kompression bei Uberschallanstromung; (2a) Temperaturerhohung unmittelbar hinter dem VerdichtungsstoB ATJT^; (3) Naherung fur Druckbeiwert nach Newton
einen unstetigen Stromungsverlauf mit anisentroper (adiabat-irreversibel) Zustandsanderung. Der Zustand unmittelbar hinter dem normalen VerdichtungsstoB (Index s) wird durch die Beziehung aus Kap. 4.3.2.6 beschrieben. Mit den GroBen dieses Zustands, der jetzt einer Ausgangsstromung mit Unterschallgeschwindigkeit entspricht, verlauft der Vorgang bis zum Staupunkt (Index 0) als stetige Stromung mit isentroper Zustandsanderung entsprechend den Beziehungen aus Kap. 4.3.2.5. Das Zusammenfiigen beider Falle ergibt dann die gesuchten GroBen im Staupunkt. Wahrend bei der stetigen Staupunktstromung der Druck im Staupunkt (Ruhedruck = Totaldruck) mit p0 bezeichnet wurde, soil der Druck im Staupunkt bei der unstetigen Staupunktstromung mit/50 gekennzeichnet werden. Eine entsprechende Unterscheidung gilt auch fur die anderen physikalischen GroBen. Der VerdichtungsstoB bewirkt nach (4.59a) eine Erhohung des Drucks von p{ =/?„ auf p2 =ps und nach (4.64 a) eine Erniedrigung der Mach-Zahl von Mal = Max > 1 auf Ma2 = Mas < 1. Mithin sind bekannt pjpx =f(Ma^) und Mas =f(MaJ). Durch die isentrope Verzogerung hinter dem StoB ergibt sich hinter dem Ausgangszustand (Index s) nach (4.47) mit P\=ps, MaY = Mas und v2 = 0, p2 = pa das Druckverhaltnis pjps =f(Mas). Das gesuchte Druckverhaltnis im Staupunkt po//>» erhalt man dann aus der Beziehung po/px = (pjp^) (A)/A)> w a s nach elementarer Zwischenrechnung filr Ma_ & 1 zu El P~
K+ 1 -Ma;
I" (K+lfMai \l[2KMal-(K-:
"]-J^
(p0 = Staupunktdruck)
(4.79)
fiihrt [54]. Das Druckverhaltnis pjpa mit p0 nach (4.76b) bezeichnet man als Drosselfaktor; es ist in Abb. 4.16 als Kurve (1) iiber der Mach-Zahl Mam a 1 aufgetragen. Bei gleichem Anstromzustand ist der Ruhedruck bei Vorhandensein eines normalen VerdichtungsstoBes p0 stets kleiner als der Ruhedruck ohne VerdichtungsstoB p0 (= Totaldruck p,). In Abb. 4.15 a ist der Druckbeiwert Apo/qx gemaB (4.45) mit polp^ nach (4.79) in Abhangigkeit von der Zustrom-Mach-Zahl Ma» £ 1 fur die unstetige, mit normalem VerdichtungsstoB ablaufende Stromung als Kurve (2) aufgetragen. Man erkennt, daB der Druckbeiwert fur groBe Anstrom-Mach-Zahlen (Ma«, —> <=o) bei Vorhandensein eines normalen VerdichtungsstoBes einem Grenzwert, namlich
\
n-h
/A
K-\
4K
(4.80 a, b)
zustrebt. Die zweite Beziehung gibt das zugehorige Dichteverhaltnis im Staupunkt an. Dies gewinnt man in ahnlicher Weise wie das Druckverhaltnis. Fur K = 1,4 errechnet man die Zahlenwerte (Apa/q^)m!a = 1,839 und (A>/p»)max = 6,438, wahrend die Werte unmittelbar hinter dem StoB in (4.61b) und (4.57c) mit (ApJqJ)mm = 1,667 bzw. (e,/f-)m» = 6.0 angegeben werden. Eine naherungsweise Berechnung der Druckerhohung im Staupunkt erhalt man, wenn man nach Newton annimmt, daB die stromenden Huidelemente ohne vom Korper stromaufwarts beeinfluBt zu sein, diesen unmittelbar im Staupunkt treffen. Nach der Impulsgleichung (4.55b) wird mit
4.3.2 Stationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
39 2
v2 = 0 der Druck im Staupunkt p0 =p_ + p^vi, woraus sich mit Mai = (vjcj) Druckbeiwert
und d = Kpjp^ der
— - = 2 (Newtonsche Naherung) (4.81) a«, errechnet. Dieser Wert ist nicht viel groBer als der bei sehr groBer Mach-Zahl Max nach (4.80 a) fiir Luft (K= 1,4) ermittelte Wert von 1,839. Mit K= 1 liefert (4.80 a) exakt das Ergebnis von (4.81). Der Druckbeiwert im Staupunkt eines vorn stumpfen Korpers ist also fur den gesamten Bereich von kleiner zu groBer Geschwindigkeit (0 S= Max % °°) bei einem Gas durch die Werte 1 S= Apjq^ S 2 begrenzt. Die Temperaturerhohung im Staupunkt bei einer Uberschallanstromung mit VerdichtungsstoB konnte man grundsatzlich ahnlich berechnen, wie es bei der Druckanderung durch Zusammenfiigen geschehen ist, d.h.fjT^ = (TJTJ (TJTS). Man kommt aber schneller zum Ziel, wenn man beachtet, daB die Energiegleichung (4.41), aus der sich die Staupunkttemperatur berechnen laBt, sowohl den stetigen als auch den unstetigen Stromungsverlauf beschreibt. Mithin gilt auch hier (4.78) sowie Kurve (1) und (2) in Abb. 4.15b mit T0 = T0. Kurve (2a) gibt den EinfluB der Temperaturerhohung durch den VerdichtungsstoB ATJT,, = TJTX - 1 wieder. Es zeigt sich, daB bei groBeren Uberschall-Mach-Zahlen die isentrope Temperaturerhohung nach dem VerdichtungsstoB, Unterschied zwischen Kurve (2) und (2 a), nur gering ist. Es sei erwahnt, daB bei groBeren Mach-Zahlen Max > 5 die Temperaturerhohungen so groB werden, daB die physikalischen Voraussetzungen eines idealen Gases als nicht mehr erfiillt anzusehen sind, sondern hier die Einfliisse eines realen Gases Beriicksichtigung finden miissen. Die Abnahme des Drosselfaktors mit steigender Mach-Zahl, Kurve (1) in Abb. 4.16, ist die Folge der Entropieerhohung durch den VerdichtungsstoB. Aus (4.29b) erhalt man die Entropieanderung gegeniiber dem Anstromzustand s0 - sm > 0 bzw. gegeniiber der Stromung ohne VerdichtungsstoB s0 - i_ = 0 mit f0 = To und TJTX =
cp
!.*[\
[Tx \pj
J
K
\p0
(Drosselfaktor).
(4.82a, b)
Dies Ergebnis ist in Abb. 4.16 als Kurve (2) wiedergegeben. c) Kompressible Stromung kleiner Stbrung Bei der Umstromung eines quer zur Anstromrichtung nur maBig ausgedehnten Korpers, d.h. eines schlanken Korpers (Fliigelprofil), hat man es mit einer Stromung kleiner Stoning zu tun. Bezeichnet die Stelle (1) den Anstromzustand und die Stelle (2) einen Punkt auf der Korperkontur, dann werde fiir die ortliche Geschwindigkeit v2 = u, + AD oder Av = v2 - v, mit | Au/u,| <8 1 gesetzt. Wegen der angenommenen kleinen Stoning gilt fiir das Geschwindigkeitsverhaltnis v2/vt ~ 1, fur das Druckverhaltnis • 1 und fiir das Dichteverhaltnis p2/Pi ~ 1- Dies bedeutet nach der Ausfiihrung im AnschluB an
10 /
\ s DrosseiWar \
\ /
y \
/ ^fnfrop/eanderung Abb. 4.16. Druck- und Entropieverhalten im Staupunkt eines mit Uberschallgeschwindigkeit Max> 1 angestromten vorn stumpfen Korpers; Vergleich der Stromungen ohne und mit VerdichtngsstoB (durch " gekennzeichnet). (1) Drosselfaktor, (2) Entropieanderung
40
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
(4.57 c), daB die Stromung sowohl bei einer schwachen Druckabnahme (Depression, Verdiinnung = Expansion) als auch bei einer schwachen Druckzunahme (Kompression, Verdichtung) bei konstanter Entropie stetig verlauft. Fiir stationare Stromungen gelten somit die in Kap. 4.3.2.5 angegebenen Beziehungen. c.l) Druckbeiwert. Die auf den Geschwindigkeitsdruck der Anstromung bezogene Druckanderung berechnet man nach (4.45) mit dem Druckverhaltnis nach (4.47). Bei binomischer Reihenentwicklung nach kleinen Werten von [ ( K - l)/2] [1 - (vjv,)2]Ma\ < 1 erhalt man zunachst 1 + A (\ - (}*) ~\ Ma\ + • • -1 (isentrop). (4.83 a) 4 \ \vj J J Man erkennt, daB die Anstrom-Mach-Zahl Max gegeniiber dem Geschwindigkeitsverhaltnis u2/i>i erst in zweiter Linie von EinfluB ist und daB der Wert K iiberhaupt nicht auftritt.22 Bei kleinen Storungen und nicht zu groBen Mach-Zahlen kann man weiter vereinfachen. Benutzt man jetzt fur die GroBen des Anstromzustandes (Index 1) den Index °° und fiir die GroBen am Ort der Korperkontur (Index 2) den Index K, so erhalt man den Druckbeiwert bei stetiger Depressions- oder Kompressionsstromung kleiner Storungen
wobei Av= vK — v^ die klein gegeniiber i>«, angenommene Geschwindigkeitsanderung ist.23 Der Geschwindigkeitsdruck ist nach (4.44) mit qx = (pJ2) vl gegeben. Fur die Stromung eines dichtebestandigen Fluids (inkompressible Stromung) ist (4.83b, c) in Ubereinstimmung mit (3.25a, b). Fiir die Stromung eines dichteveranderlichen Gases (kompressible Stromung) gilt (4.83b, c), wenn es sich um die Umstromung eines schlanken Korpers (kleine Storung) handelt. Unter dieser Voraussetzung gilt (4.83 c) sowohl fiir die Unterschall- als auch fiir die Uberschallanstromung mit Max 5 1. In Kap. 4.3.2.3 und 4.3.2.5 wurde der Fall, bei dem ortlich die Stromungsgeschwindigkeit gleich der Schallgeschwindigkeit ist, als kritischer Zustand (Lavalzustand) definiert. Das zugehorige Druckverhaltnis ist durch (4.50 a) gegeben. Da im Rahmen der Theorie kleiner Storung p%/pi ~ 1 ist, muB I [(K - 1)/(K + 1)] [1 - Ma2,] | < 1 sein. Fiihrt man in (4.50a) eine binomische Reihenentwicklung nach dieser GroBe durch und setzt das Ergebnis in (4.45) ein, so erhalt man fiir den kritischen Druckbeiwert24 c*=
An* ~ qx
2 1-Mai K+ 1 Mai,
(| Ai>* |/i>«, *$ 1),
(4.84)
wobei die Indizes wie in (4.83 b, c) gewahlt sind. Bei Unterschallanstromung (Ma^ < 1) ist c* < 0, was einem kritischen Unterdruck entspricht. In Abb. 4.17 ist der kritische Druckbeiwert iiber der Mach-Zahl bei Unterschallanstromung als Kurve (7) aufgetragen. Zum Vergleich ist die exakte Losung nach (4.50 a) in Verbindung mit (4.45) als Kurve (la) wiedergegeben. c.2) Umstromung eines Fliigelprofils mit Unterschallgeschwindigkeit. Wird ein Fliigelprofil (schlanker Korper) mit einer Geschwindigkeit u_ angestromt, so stellt sich etwa an der Stelle der groBten Profildicke die maximale Umstromungsgeschwindigkeit uKmal = vx + Avm,x mit Avmax > 0 als Ubergeschwindigkeit ein. Hierzu gehort der groBtmbgliche Unterdruck pmin bzw. Unterdruckbeiwert Apmin/qx < 0. Bei kleiner Unterschall-Mach-Zahl der Anstromung MaM ist die Umstromungsgeschwindigkeit vK zunachst immer kleiner als die ortliche Schallgeschwindigkeit c, d.h. vK < c. Steigert man die Anstrom-Mach-Zahl gegeniiber diesem Zustand, so kann die maximale Umstromungsgeschwindigkeit den Wert der Schallgeschwindigkeit erreichen. Dies entspricht dann dem in c.l beschriebenen kritischen Zustand. Fiir die Druckbeiwerte gilt dann Apmijq«, = Ap*/<7«. Die zugehorige Machzahl wird kritische Anstrom-Mach-Zahl Mai genannt. Sie erhalt man aus (4.84) zu 1
22
'"""""'
(4.85a, b)
Mit v2/vt = 0 liefert diese Beziehung den in (4.77 b) fiir den Staupunkt bei Unterschallanstromung angegebenen Druckbeiwert. 23 Da im Staupunkt vK = 0 bzw. Au/u. = - 1 ist, ist die Voraussetzung kleiner Storung fiir den Stromungsbereich in der Umgebung des Staupunkts nicht erfiillt. Gl. (4.83 b) kann somit fiir diesen Fall nicht angewendet werden. 24 Wegen Ap*/qx = 1 - (v*jvj2 nach (4.83a) folgt diese Beziehung auch aus (4.52b).
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
\ -O.i
do)\ (2)
-0.2
,
K
—I
-0.1 0 0.5
/ / V /% \ V
0.6
0.7 0,8 Moa
41
0.9
10
Abb. 4.17. Zur Bestimmung der kritischen Mach-Zahl Ma*, eines mit Unterschallgeschwindigkeit angestromten schlanken KSrpers (Fliigelprofil) mittels der Theorie kleiner Stoning. (/) Kritischer Druckbeiwert nach linearer Theorie, (la) kritischer Druckbeiwert nach exakter Theorie, (2) groBter Unterdruckbeiwert nach (5.133) mit (Ap/qJmln = - 0,15 bei Ma«, = 0
Wegen Apmin < 0 ist stets Mat < 1. Der Begriff der kritischen Mach-Zahl spielt eine wichtige Rolle fur Fliigelprofile, die mit hohen Unterschallgeschwindigkeiten angestromt werden. In Abb. 4.17 ist die grafische Ermittlung der kritischen Anstrom-Mach-Zahl gezeigt. Fur ein gegebenes Profil ist Apmijqx = f(MaJ) entsprechend (5.133) als Kurve (2) aufgetragen. Der Schnittpunkt mit Kurve (1) liefert die gesuchte Mach-Zahl Mat. Nach Uberschreiten der kritischen Mach-Zahl Max > Ma* treten am Profil ortlich Uberschallfelder auf, bei denen im allgemeinen die LFberschallgeschwindigkeit mittels eines VerdichtungsstoBes in Unterschallgeschwindigkeit zuriickkehrt. In solchen VerdichtungsstoBen andern sich nach Kap. 4.3.2.6 Druck und Dichte unstetig bei gleichzeitiger Entropieerhohung. Der starke Druckanstieg im VerdichtungsstoB fuhrt zur Ablosung der wandnahen Reibungsschicht und damit zu einer erheblichen Veranderung des Stromungsfelds um das Profil. Erste systematische Versuche iiber die Beeinflussung von VerdichtungsstoB und Reibungsschicht von Ackeret, Feldmann und Rott [2] sowie von Liepmann [36], bei denen die Reynolds-Zahl und die Mach-Zahl unabhangig voneinander verandert werden konnen, haben mancherlei Aufklarung iiber diese verwickelten Vorgange gebracht. Einen Ubersichtsbeitrag (iber die neueren Erkenntnisse gibt Green [36]. Der kritische Zustand (Erreichen der ortlichen Schallgeschwindigkeit) stellt den Grenzzustand dar, bis zu dem mit stetiger Stromung bei ungeanderter Entropie (isentrop) gerechnet werden kann.
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids 4.3.3.1 Voraussetzungen und Annahmen Die instationare Stromung eines dichtebestandigen Fluids nach der Stromfadentheorie bei reibungsloser Stromung wurde in Kap. 3.3.3 besprochen. Die Anwendungen in Kap. 3.3.3.3 erstrecken sich auf die instationare Bewegung von Fliissigkeitsspiegeln in oben offenen Gefa'Gen, und zwar auf die Fliissigkeitsschwingungen in einem kommunizierenden GefaB (Beispiel b) und auf den zeitlichen AusfluB einer Fliissigkeit aus einem GefaB (Beispiel c).25 Es soil jetzt die Stromfadentheorie fur die instationare Stromung eines dichteveranderlichen Fluids beDer EinfluB der Reibung wird bei der Rohrstromung in Kap. 3.4.5.3 (Beispiel b und c) untersucht.
42
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
handelt werden. Da auch hier reibungslose Stromung angenommen wird, handelt es sich bei der folgenden Untersuchung lediglich um die Erfassung der Dichteanderung des Fluids (Kompressibilitat). Zu den instationaren Stromungen dichteveranderlicher Fluide (Gase) gehoren neben zeitlich monoton ablaufenden Vorgangen besonders Schwingungsvorgange, bei denen die Ausbreitung, Reflexion und Uberlagerung von Druckwellen von groBer Bedeutung sind. Mathematisch treten Systeme gewisser nichtlinearer partieller Differentialgleichungen von hyperbolischem Typ auf. Da neben den Ortskoordinaten auch die Zeit als unabhangige Veranderliche vorkommt, hangen die einzelnen Losungen auBer von den (ortlichen) Randbedingungen von den (zeitlichen) Anfangsbedingungen ab. Bei kleinen Druckunterschieden kann man die Gleichungen auf lineare Differentialgleichungen zuriickfuhren (lineare Wellenausbreitung). Bei groBen Druckunterschieden bleiben die Gleichungen jedoch nichtlinear und erfordern einen recht erheblichen mathematischen Aufwand. Eine ausfiihrliche Darstellung dieses Fragenkreises ohne Beriicksichtigung der Reibung, der Warmeleitung und des Einflusses von Massenkraften wird von Sauer [54] gegeben, vgl. [37, 42, 52, 60, 61, 65, 72]. Im allgemeinen konnen die geometrischen und fluidmechanischen GroBen von der Zeit t und von der Koordinate langs der Kontrollfadenachse x abhangen.26 Dies gilt fur den Fadenquerschnitt A (t, x), die Geschwindigkeit v(t, x) sowie alle ZustandsgroBen, wie z.B. den Drackpit, x), die Dichte p(t, x) und die spezifische Entropie s (t, x). Die Geschwindigkeiten, Driicke und Dichten seien iiber die Fadenquerschnitte gleichmaBig verteilt. Es wird eine horizontalliegende Rohrleitung zugrundegelegt. Fiir die gesuchte Wellenausbreitung spielt eine veranderliche Hochlage keine wesentliche Rolle. Der Stromungsvorgang soil adiabat und reversibel, d.h. bei isentroper Zustandsanderung der Fluidelemente ablaufen. VerdichtungsstoBe werden also ausgeschlossen.
4.3.3.2 Lineare Theorie der instationaren Fadenstromung Ausgangsgleichungen. Zur Berechnung der Ausbreitung stetig verlaufender eindimensionaler Druckwellen stehen (2.56b), (2.94a) bzw. (2.217a) zur Verfiigung: dp dv g dA Kontinuitatsgleichung: -f^ + p-^—I" x —f - 0 ,
26
(4.86a)
Impulsgleichung:
dv 1 dp — + —— = 0
(4.86b)
Entropiegleichung:
ds — = 0.
(4.86c)
Um Verwechslungen mit der spezifischen Entropie s auszuschlieBen, wird die Koordinate langs der gegebenenfalls auch gekriimmten Kontrollfadenachse mit x bezeichnet.
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
43
Fur die substantiellen Anderungen d/dt gilt (2.41a) mit d/dt= d/dt + v(d/dx). Gl. (4.86c) sagt aus, daB jedes Fluidelement langs seiner Bahn keine Entropieanderang erfahrt und daher einen adiabat-reversiblen ProzeB durchlauft. Unter Beachtung dieser Aussage gilt fur die Dichteanderung gemaB p = p(p, s) do
/dp\ dp
= {i)J
(dp\ ds
/dp\ dp
+
= {i)J = ^I'
{i)
I dp
o_
(4.87a, b,c)
wobei c die Schallgeschwindigkeit nach (4.30 b) ist. Handelt es sich bei der Fadenstromung um die Stromung durch ein Rohr im unbelasteten Zustand mit konstantem Querschnitt A = const, so erfaBt dA/dp 4= 0 das elastische Verhalten der Rohrwandung. Die infolge Druckanderung dp auftretende Ringdehnung des Rohrs findet man durch Anwenden des Hookeschen Gesetzes der Elastizitatstheorie. Es gilt fur ein Rohr mit kreisformigem Querschnitt A = nR2 die Beziehung dA/A = (D/e) (dp/ER) mit D = 2R als Rohrdurchmesser, e als Wandstarke des Rohrs und ER als Elastizitatsmodul des Rohrwerkstoffs. Mithin kann man fur die Querschnittsanderung in (4.86a) schreiben, vgl. (4.30e) und (4.35 b), p dA A dt
e dp c1 dt
pc2 D ER e
.
EFD ER e
oo
u^
Die zweite Beziehung fur e gilt fur eine Fliissigkeit, bei der nach (1.10a) naherungsweise c2 - EF/p mit EF als Elastizitatsmodul des Fluids gesetzt werden kann. Nach Einsetzen von (4.87c) und (4.88 a) in (4.86a) sowie Heranziehen von (4.86 b) stehen jetzt die zwei quasilinearen Gleichungen dv \-pc2-~- = 0 , |^ =0
(4.89 a) (4.89b)
fur die gesuchten Funktionen v(t, x) undp(f, x) der beiden unabhangigen Veranderlichen t und x zur Verfiigung. Die Anfangs- und Randbedingungen miissen der jeweiligen Aufgabenstellung angepaBt werden. Auf die Wiedergabe von Losungen der angegebenen mathematisch schwierigen Differentialgleichungen muB hier verzichtet werden, man vgl. wieder [54]. Linearisierung. Einer stationaren Grundstromung mit der konstanten Geschwindigkeit v - const und daraus folgend konstanten Werten fur den Druck/7 = const und die Dichte p - const sei eine instationare Storstromung v(t, x) iiberlagert, d.h. es gilt fur die Geschwindigkeit, den Druck und die Dichte v(t, x) - v + v(t, x), p(t, x) = p + p(t, x),
p(t,x) = p + p(t, x). (4.90 a, b, c)
44
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Durch Einsetzen in (4.89 a, b) erhalt man zur Berechnung der Storstromung das Gleichungssystem (p + p) c2 ^
(1 + e ) ^ + (v + v ) ^ +
=0 ,
(4.91a)
Dabei sind die GroBen der Storstromung gegeniiber denen der Grundstormung als klein anzusehen. Lineare Wellengleichung der eindimensionalen Storstromung. Durch vollstandige Linearisierung (die StbrgroBen treten nur linear auf) erhalt man zur Berechnung der Storstromung das Gleichungssystem -^- + v^-~ + PC2^- = 0 mit dt dx v dx
^
v ^
+
+
c= , = const, VT+7
l^-=0.
(4.92a)
(4.92b)
dt dx p dx Dies ist u. a. auch die mathematische Grundlage der Akustik (schwingende Saite). In Anlehnung an die Akustik werden die Storung der Fluidgeschwindigkeit v haufig als Schallschnelle und die Druckstbrung p als Schalldruck bezeichnet. Die Gin. (4.92 a, b) gelten fiir das ruhende Bezugssystem. Sie lassen sich bei paralleler Grundstromung durch eine Galilei-Transformation auf ein mit der Geschwindigkeit v = const bewegtes Bezugssystem zuriickfiihren. Es gelten hierfiir die Transformationsformeln t = t',
x = x'+vt';
|
=^
-
^
,
|
=|>.
(4.93a, b)«
Als Ergebnis erhalt man fur die lineare Wellenbewegung (StorgroBen) im mitbewegten Bezugssystem zunachst die beiden simultanen Differentialgleichungen dp
dv
3?=-*ca?'
dv
1 dp
W = -?dx->-
(4 94a b)
-
'
Durch jeweilige partielle Differentiationen von (4.94a, b) nach t' und x' sowie entsprechende Zusammenfassungen findet man schlieBlich zwei getrennte Differentialgleichungen fiirp(t', x') und v(t', x') W2 11
28
= £2 1
d x^'
dY2~=£2'd72~
(Wellengleichungen) •
(4.95a, b)
Man beachte folgende Regeln fiir t = t (t\ x') und x (»', x'). d dt' d dx' d dt' dx' —= 1 mit — = 1 und — = — v, dt dt dt' dt dx' dt dt d dt' d dx' d dt' dx' 3 - = 3 - 377 + -5- -5-7 mit — = 0 und — = 1 . dx dx dt dx dx dx dx
Fur v= 0, d.h. bei der Wellenausbreitung in einem ruhenden Grundzustand, sind (4.92a, b) und (4.94 a, b) mit t' = t und x' = x identisch.
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
45
Dies sind lineare Differentialgleichungen zweiter Ordnung von hyperbolischem Typ fur den Stordruck (Schalldruck) und die Storgeschwindigkeit (Schallschnelle) in Longitudinalwellen eines mitbewegten Bezugssystems. Die allgemeinen Losungen wurden bereits von Riemann [49] angegeben:29 F (12)],
v(t',x') = c [/(''" 7) -f(t' + £)] = c [f(S)-F(q)] .
(4.96a) 30
(4.96b)
Die dimensionslosen Funktionen/und F sind zunachst willkiirliche, noch unbekannte Funktionen der Argumente § = t' — x'/c bzw. q = t' + x'/c, wobei t' und x'/c linear miteinander gekoppelt sind. Die Kurvenscharen £, = const und q = const heiBen Charakteristiken (Machlinien) der hyperbolischen Differentialgleichungen. Man bezeichnet sie auch als rechts- bzw. linkslaufige charakteristische Veranderliche. Auf ihnen sind die Funktionen/und F und damit die Geschwindigkeiten v und die Driickep jeweils unveranderlich, Abb. 4.18 a. Aus (4.96 a, b) gewinnt man die sog. Vertraglichkeitsbedingungen in folgender Form:
Ohne die Funktionen/und F im einzelnen zu kennen, konnen jedoch bereits Aussagen iiber die physikalische Bedeutung der durch sie beschriebenen fortschreitenden Wellen gemacht werden. Es seien die Funktionen/und F fur sich betrachtet, und zwar zunachst der durch / gegebene Storvorgang. Fur t' — x'lc = const bleibt die Stoning konstant. Aus c dt' - dx' = 0 ergibt sich die Geschwindigkeit dx'jdt' = c, mit der die Welle nach Abb. 4.18 b in positiver jc'-Richtung fortschreitet. Jede Stoning/breitet sich stromabwarts mit der Schallgeschwindigkeit c aus. Dabei bleibt die Wellenform stets die gleiche. Eine entsprechende Aussage gilt fur die durch F beschriebene Wellenausbreitung, wobei jetzt die Bewegung nach Abb. 4.18b in Richtung der negativen x'-Achse, d.h. stromaufwarts, erfolgt. Demnach muB z.B. der an der Stelle x' = x'o und zur Zeit t' = t'o durch/oder F festgelegte Zustand nach der Zeit t' = t'o + At' an den Stellen x' = x'o ± Ax' mit Ax' = c(t' - t'o) = cAt' angekommen sein. Die durch die Funktion/oder F allein beschriebene Druckanderung p sei als einfache Druckwelle bezeichnet. Man spricht von einer Uberdruckwelle, wenn p > 0 ist (/ > 0 bzw. F > 0), und von einer Unterdruckwelle, wenn p < 0 ist 29
Im folgenden soil bei den konstanten StoffgroBen p , c auf die Kennzeichnung durch tfberstreichen verzichtet werden. 30 Von der Richtigkeit dieser Ansatze iiberzeugt man sich durch Bilden der partiellen Differentialquotienten nach t' und x' sowie Einsetzen in (4.94a, b). Es ist
f mit / = — dE,
und
F = — . dr\
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
46
t
6x' -c if /
lit \
/
\
\
\
/
/
\/
/
/
A\ A \
/ \ \
•
\
/
\
/
\
\ S/
' ^
\
/
\
/
\
\ \
/
v
- =+ c \
y
A x'/c A \ / / \
c
Storting f. f
tk-W
cUt'
c
[S.
c ar
•
X'
.
Storung F -c\t'-
/
-chfAbb. 4.18a, b. Fortschreitende, geradlinig verlaufende lineare Wellen nach (4.96). a CharakteristikenDiagramm in der Weg-Zeit-Ebene C, = t' — x'/c — const, / = const, rechtslaufige Welle (Machlinie), r\ - f + x'/c = const, F = const, linkslaufige Welle (Machlinie). b Wellenbewegung der einzelnen Wellen / bzw. F
( / < 0 bzw. F < 0). Das Vorzeichen bestimmt also den Sinn der Druckwelle (gleichsinnig, gegensinnig). Weiterhin spricht man bei der Geschwindigkeitsanderung von einer Beschleunigungswelle, wenn v > 0 ist ( / > 0 bzw. F < 0) und von einer Verzogerungswelle, wenn v < 0 ist (f< 0 bzw. F > 0). In diesem Fall bestimmt das Vorzeichen die Art der Welle. Eine Geschwindigkeitsanderung v > 0 vergroBert den Volumenstrom V = vA - (v + v) A im Rohr, wahrend v < 0 ihn verkleinert. Die vier moglichen Typen sind in Tab. 4.3 zusammengestellt. Die vollstandige Losung besteht aus der Uberlagerung zweier im allgemeinen verschiedener, aber mit gleicher Geschwindigkeit c nach entgegengesetzter Richtung fortschreitender Wellen. Die gleichsinnigen Typen (1) und (2) sowie (3) und (4) verstarken sich beziiglich der Druckanderung untereinander, wahrend sich beziiglich der Geschwindigkeitsanderung die gleichartigen Typen (1) und (3) sowie (2) und (4) einander unterstiitzen. Die Ausbreitungsrichtung der Druckwelle stimmt jedoch nur fiir die Typen (1) und (4) mit der Richtung der Grundgeschwindigkeit v iiberein [37].
Abb. 4.18c. Weg-Zeit-Diagramm, (1), (2) rechts- bzw. linkslaufige Mach-Linie, (3) Bahnlinie der Grundstromung
47
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids Tabelle 4.3. Verhalten einfacher Druckwellen nach der linearen Wellentheorie [37] Sinn der Welle
tjberdruckwelle
Art der Welle
Beschleunigungswelle
Verzogerungswelle
Beschleunigungswelle
Verzogerungswelle
Wellenfunktion
/>o
/=o
/=o
/
F =0
F> 0
F <0
F =0
Richtung der Welle, x
—>
<—
Druckanderung, p
T
T
i
i
Geschwindigkeitsanderung,v
T
i
T
i
Volumentstrom V
T
i
T
i
Typ
(i)
(2)
(3)
(4)
Unterdruckwelle
—>
Durch Riicktransformation entsprechend (4.93 a) mit t' = t und x' = x - vt geht (4.96 a, b) iiber in (4.98.) (4.98 b) Im Weg-Zeit-Diagramm nach Abb. 4.18c stellen die Gerade 1 mit xx - (v + c)t — const die rechtslaufige und die Gerade 2 mit x2 — (v — c) t = const die linkslaufige Machlinie dar. Die Gerade 3 ist mit x3 - vt - const die Bahnlinie der stationaren Grundstromung. Fiir die zugehorigen Geschwindigkeiten gilt Ausbreitungsgeschwindigkeit der Stoning (dx/dt)l2 =v±c,
(4.99 a)
Fluidgeschwindigkeit der Grundstromung (dx/dt}3 = v .
(4.99 b)
Die analytischen Ausdriicke fiir / und F sowie ihre gegenseitige Verkniipfung konnen erst mit Hilfe der Grenzbedingungen, d.h. der Anfangs- und Randbedingungen bestimmt werden. Treten nur Anfangsbedingungen auf, so hat man es mit einer Anfangswertaufgabe zu tun. Kommen sowohl Anfangs- als auch Randbedingungen vor, so ist eine Anfangsrandwertaufgabe zu losen. Druckschwankungen in Rohrleitungen. Die drei wesentlichen fluidmechanischen Erscheinungen, die eine rechnerische Behandlung der instationaren Fadenstromung beeinflussen, sind die Dichteanderung und die Reibung des Fluids sowie gegebenenfalls die Elastizitat der Rohrwand. Entsprechend den getroffenen Voraussetzungen soil die Reibung vernachlassigt werden. Bei einem dichtebestandigen Fluid und einer starren Rohrwand verhalt sich die Fluidmasse in der Rohrleitung wie ein starrer Korper, was bedeutet, da6 die Ausbreitungsgeschwin-
48
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
digkeit einer Druckwelle in dem Fluid unendlich groB ist. Eine beschleunigte oder verzogerte Storbewegung ware sofort und gleichzeitig an alien anderen Punkten des Rohrleitungssystems wahrnehmbar. Es leuchtet ein, daB eine solche Annahme im allgemeinen den tatsachlichen Verhaltnissen stark widerspricht. Nimmt man jedoch ein dichteveranderliches Fluid und gegebenenfalls eine elastische Rohrwand an, so breiten sich die Druckwellen in der vom Rohr eingeschlossenen Fluidmasse mit endlicher Geschwindigkeit aus. Die Geschwindigkeit dieser Druckwellen ist bei unelastischem Rohr gleich der Schallgeschwindigkeit des Fluids c und bei elastischem Rohr gleich c = c nach (4.35). Je nach dem Grad der getroffenen Voraussetzungen und Annahmen entspricht das ermittelte Ergebnis dem wirklichen Verhalten mehr oder weniger gut. Bei Druckschwankungen in zylindrischen Rohren kann es sich nach Abb. 4.19 a um folgende Aufgaben mit den zugehorigen Anfangs- und Randbedingungen handeln: (1) links und rechts unendlich langes offenes Rohr, (2) links unendlich langes offenes Rohr und rechts endlich langes offenes Rohr (freier Austritt), (3) links unendlich langes offenes Rohr und rechts geschlossenes Rohr (feste Wand, (4) links und rechts geschlossenes Rohr. In alien vier Fallen befinde sich das Fluid (Gas) zunachst in Ruhe (v = 0). Das Aufbringen einer kleinen Stoning (p, v) fiihrt zu einer Anfangswertaufgabe: gegeben im betroffenen Rohr/? (f + e, x) -po(x), v(t + e,x) = vo(x) sowie gesucht p (t, x), v(t, x). In den Fallen (2) und (3) verhalten sich die Randdaten an der Stelle x = 0 verschieden, und es sind Anfangsrandwertaufgaben zu losen. In Abb. 4.19b sind die Randdaten unter der Annahme einfacher Wellen/bzw. F dargestellt. Bei dem offenen Rohrende tritt mehr oder weniger stark Druckausgleich mit dem auBeren Umgebungsdruck ein, was bedeutet, daB dortp {t, x = 0) ~ 0 sein muB. Bei dem geschlossenen Rohrende muB die Geschwindigkeit ver-
(F < 0, f-l..(f) ° F = J f (2)-
(2)-
(3)
(F > 0 ,
(4
(f
> 0,
°F
f-
--
(3)
--F-
p~
0)
=
Abb. 4.19. Druckschwankungen in zylindrischen Rohren. a mogliche Falle (1) bis (4). b Wellenreflexion, (2) offenes Rohrende, (3) geschlossenes Rohrende
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
49
schwinden, was bedeutet, daB bei stationar ruhendem Fluid v = 0 auch v(t, x = 0) = 0 sein mu6. Es gilt somit: offenes Rohr:
p = 0 (dynamische Randbedingung),
(4.100 a)
geschlossenes Rohr: v = 0 (kinematische Randbedingung). (4.100 b) Aus den Randbedingungen fur das offene Rohrende mit/= — F und fur das geschlossene Rohrende m i t / = F ergibt sich folgender Satz: Eine ankommende tiberdruckwelle (/ > 0) wird im ersten Fall als zuriicklaufende Unterdruckwelle (F < 0) und im zweiten Fall wieder als zuriicklaufende Uberdruckwelle umgewandelt (reflektiert). Eine entsprechende Aussage gilt fur eine ankommende Unterdruckwelle (/< 0). Im Fall (4) eines auf beiden Seiten geschlossenen Rohrs erfolgt die Reflexion an zwei festen Wanden und Uberlagerung der reflektierten Wellen. 4.3.3.3 Anwendungen zur instationaren Fadenstromung dichteveranderlicher Fluide Die in Kap. 4.3.3.2 dargestellte lineare Theorie kleiner Storungen soil an zwei technischen Beispielen instationarer Druckschwankungen in Rohrleitungen erlautert werden. Dabei befaBt sich der erste Fall mit der Gasstromung in einem StoBwellenrohr und der zweite Fall mit der Fliissigkeitsstromung in der Druckrohrleitung einer Wasserkraftanlage. a) StoBwellenrohr In der experimentellen Hochgeschwindigkeitsaerodynamik hat sich das StoBwellenrohr als Versuchseinrichtung mit intermittierender Arbeitsweise bewahrt. Dabei wird das stationare Stromungsgebiet eines instationaren Stromungsvorgangs fiir Modelluntersuchungen verwendet. Ein StoBwellenrohr besteht in der einfachsten Form aus einem an beiden Enden geschlossenen Rohr konstanten Querschnitts, welches durch eine gasdichte Membran in einen Hochdruck- und in einen Niederdruckraum unterteilt ist. Im Hochdrackraum vor der Membran befindet sich hinter einer Laval-Diise die MeBstrecke mit dem zu untersuchenden Modellkorper. Vor dem Versuch werden in den beiden Teilrohren die gewiinschten Driicke durch Hinein- bzw. Herauspumpen des Gases (Luft) eingestellt. Wird die Membran plbtzlich zerstort (SchnellschluBventil), so wird ein Drucksprung (VerdichtungsstoB) erzeugt. Durch den Druckausgleich findet ein Stromungsvorgang statt, bei dem der Drucksprung in das Gas niederen Drucks lauft und dies verdichtet, erhitzt und in Bewegung setzt. In der MeBstrecke herrscht dabei zeitweilig eine Ausgleichsstromung konstanter Geschwindigkeit. Kennt man die Druck-, Dichte- und Temperaturerhohung, dann liegt damit die fiir die MeBeinrichtung charakteristische Geschwindigkeit hinter der Druckwelle fest. Je nach Wahl der Lange des Rohrs, des verwendeten Gases und des eingestellten Druckverhaltnisses ergibt sich die zur Vergugung stehende MeBzeit (10~2 bis 10"1 s). Wegen der Kiirze dieser Zeit miissen besondere KurzzeitmeBtechniken angewendet werden. Einen ersten Einblick in die Wirkungsweise eines StoBwellenrohrs vermittelt die nachstehende Betrachtung der Ausbreitung eines schwachen Drucksprungs in einem beidseitig geschlossenen Rohr. StoBwellenrohr in Iinearisierter Behandlung. Zur Berechnung der Ausbreitung schwacher Druckund Geschwindigkeitswellen in einem StoBwellenrohr stehen (4.98 a, b) zur Verfugung. Nach (4.90 a, b) bedeuten dabei p (t, x) und v(t, x) die instationaren StorgroBen gegenuber einem stationaren Ausgangszustand v und p. Der Ausgangszustand sei ein Ruhezustand mit V = 0, so daB v(t, x) = v(t,x) = 0 ist. Als Vorbereitung zur Losung der gestellten Aufgabe sei zunachst die Ausbreitung eines in einem unendlich langen Rohr nach Abb. 4.20 am Ort x = xa zur Zeit t = t0 vorgegebenen schwachen Drucksprungs A/? untersucht. Da keine Randbedingungen vorgegeben sind, handelt es sich um eine reine Anfangswertaufgabe. Abb. 4.20 a, b zeigt die Entwicklung der Druck- und Geschwindigkeitswelle p{t, x) bzw. v(t, x) im Weg-Zeit-Diagramm. Nach (4.98 a, b) ist die Druckwelle proportional der Summe und die Geschwindigkeitswelle proportional der Differenz der beiden Stb'rfunktionen/und F, und zwar gilt p = pc2(f+ F) bzw. v = c(f—F). Es s e i e n / = a u n d F = a stiickweise konstante Funktionen mit a > 0
50
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
Abb. 4.20. Ausbreitung eines schwachen Drucksprungs in einem unendlich langen beidseitig offenen Rohr bei zunachst ruhendem Fluid (i7 = 0) [54] (t < t0: einfache Wellen, t > t0: uberlagerte Wellen). aDruckwelle/T(f, x) = p c 2 ( / + F ) . b Geschwindigkeitswelle v(t, x) = c(f-F). Rechtslaufige Charakteristik ( ): Verdichtung, linkslaufige Charakteristik ( ): Verdiinnung
als Amplitude der Storungen. Bei t = ta soil im ganzen Rohr v = 0 sein, d.h. es muB d o r t / = F sein. Man kann sich die Ausbreitung der Wellen fur / S /„ am einfachsten klarmachen, wenn man vom Zustand t < t0 ausgeht, bei dem sich die Wellen/und F noch nicht iiberlagert haben. Unter Beachtung der auf den Charakteristiken (Machlinien) dargestellten Pfeile gelangt man vom Zustand t < t0 iiber den Zustand t = t0 zum Zustand t > t0, indem man die zugehorigen Uberlagerungen beriicksichtigt. Bei einem solchen Vorgehen kann auf eine analytische Behandlung der Aufgabe verzichtet werden. In Tab. 4.4 sind die Zustande fur die mit (1), (2) und (3) gekennzeichneten Gebiete angegeben. Der Drucksprung im Gebiet (1) betragt bei ruhendem Fluidp = Ap = p c 2 ( / + F) = IQC1 a > 0, wahrend im Gebiet (2), welches weder von der Welle/noch von der Welle F beriihrt wird, sowohl der Druck als auch die Geschwindigkeit null sind. Im Gebiet (3) sinkt der Druck auf den halben Wert des vorgegebenen Drucksprungs p = QC2 / = pc2a = Ap/2 > 0, und die nach rechts gerichtete Geschwindigkeit nimmt den Wert v = c / = ca — Av an. Der Stromungsvorgang ist fluidmechanisch so zu verstehen, dafi langs der ausgezogenen Geraden f = const, d. h. t = t0 + (x - xo)/c, eine Verdichtung lauft, die einen Druckanstieg in das ruhende Fluid hineintragt, wahrend langs der gestrichelten Geraden q = const, d.h. t = t0 - (x - xo)/x, eine Verdiinnung lauft, die den vorgegebenen Drucksprung auf den halben Wert abbaut. Nachstehend wird ein nach Abb. 4.21 auf beiden Seiten geschlossenes Rohr betrachtet. Das Rohr habe die Lange / = x2 - xl. Bei einem zur Zeit t = t0 zunachst ruhenden Fluid v = 0 = v werde im Bereich
Mach -Linie Zeit
Druck
Geschwindigkeit
links
p/QC1
v/c
1/
f \
f+F
f-F
a
a
2o
i °
0 a
0 o
1 I
a
0 0
a
J
0 a
0 a
0
o
\
6 7
0
a a
a
a
2a
f
o
1
8
0
0
0
•
a
;
Gebiet
1 2 3 4 /=>/„
5
rechts
i
'•
2c
-a
Tabelle 4.4. Ermittlung der Druck- und Geschwindigkeitswellen in einem an beiden Enden geschlossenen Rohr (Stofiwellenrohr) nach der linearen Wellentheorie, Abb. 4.21, [54]. Eingerahmtes Feld: Anfangsbedingung (t = t0); gestrichelt eingerahmtes Feld: unendlich langes Rohr, Abb. 4.20; schraffiert eingrahmte Felder: Randbedingung (Reflexion an Rohrenden
51
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
=
•*-x
*m*
v,=0
a
c
b
Abb. 4.21. Ausbreitung eines schwachen Drucksprungs in einem beidseitig geschlossenen Rohr bei zunachst ruhendem Fluid (StoBwellenrohr) [54] a zur Erstellung von Tab. 4.4. b Druckschwankungen. c Geschwindigkeitsschwankungen
X[ £ x S x0 ein schwacher Drucksprung der Starke p(ta, x) = Ap = const erzeugt. An den Rohrenden x = xx und x = x2 muB im Verlauf der Zeit t > t0 jeweils die kinematische Randbedingung (4.100 b) mit v(t, Xj) = 0 = v(f, x2) erfiillt werden. Im vorliegenden Fall handelt es sich also um eine Anfangsrandwertaufgabe. Diese kann als linearisierte Behandlung des Stromungsverlaufs in einem sog. StoBwellenrohr angesehen werden. Die Reflexion an den Rohrenden (feste Wande) liefert wegen v(t, xl) = 0= v(t, x2) nach (4.98b) mit v = 0 die Verkniipfungen \
(4.101a)
Nach Einsetzen in (4.98 a) folgt hieraus fiir die Druckanderung an den Rohrenden p(t,xh2) = 2pc2f(t,x12)
= 2(>c2F(t,xli2) •
(4.101b)
Bei der Reflexion an der Wand wird also der Wert der ankommenden Druckstorung einer einfachen Welle, d.h. p = pc2foderp = pc 2 F, verdoppelt. Abb. 4.21 zeigt die zeitliche Entwicklung der Druck- und Geschwindigkeitswellen p(t, x) bzw. v(t, x) in einem Weg-Zeit-Diagramm. Fiir das vorliegende beidseitig geschlossene Rohr sind die Anfangsbedingungen bei t = t0, d. h. auf der Abszisse mit v = 0 fiir ^ S i S ^ sowie p = Ap > 0 fiir x1Sx 5= x0 und p = 0 fiir x0 3= x ^ x2 vorgegeben. Durch den Verlauf der Charakteristiken (Machlinien) / = const und F-= const entstehen gebietsweise homogene Stromungsbereiche analog Abb. 4.20. Unter Zuhilfenahme von Abb. 4.21 a wird in Tab. 4.4 die numerische Auswertung vorgenommen. Dort sind
52
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
gemaB (4.98 a, b) die dimensionslosen GroBen p /p c2 = / + F und 07c =/— F zu entnehmen, wobei/und F jeweils durch die Werte-a, 0, +a gekennzeichnet sind.31 In den in Abb. 4.21b, c mit (1) bis (8) numerierten Gebieten (Maschen) sind die Druck- und Geschwindigkeitsschwankungen jeweils konstant bzw. null. Durch horizontale Pfeile oder durch ihr Fehlen wird zum Ausdruck gebracht, ob in den betreffenden Teilen des Rohrs das Fluid mit der Geschwindigkeit v = Au nach rechts oder links stromt oder das Fluid sich in Ruhe befindet. Wenn man das Charakteristikennetz (Machnetz) bei konstanter Zeit t = const im Sinn wachsender Werte xlS xS x2 durchlauft, kann man sofort feststellen, wann der Druck p wachst oder abnimmt. Hat man die Druckschwankungen p(t, x) bestimmt, so kann man z.B. filr ein vollkommen ideales Gas unter Heranziehen der Isentropenbeziehung (4.22) auch die Dichte-, Temperatur- und Schallgeschwindigkeitsschwankungen angeben. Da es sich jeweils um schwache Storungen handelt, kann man (4.22 b) mit dp = p, dp= (T, dT = T und dc = c"benutzen, und manerhalt
l
p
J
p
^
f
^
K— 1 1
?
(4.102a, b,c)
K— 1 C
mit p, p,T und c als GroBen des Ruhezustands t = t0. Die vorstehend beschriebene lineare Theorie zur Berechnung von Druck- und Geschwindigkeitswellen in einem StoBwellenrohr beruht auf der Annahme kleiner Storungen in einer isentrop verlaufenden eindimensionalen Stromung. Man kann die vorgenommenen Untersuchungen auf groBere Storungen bei weiterhin isentroper Stromung erweitern, indem man die lineare Theorie raum-zeitlich lokal anwendet. Dies fiihrt zur nichtlinearen Theorie der eindimensionalen Druckwellen mit isentroper Zustandsanderung. Da auch solche Untersuchungen den tatsachlichen Stromungsablauf in einem StoBwellenrohr noch nicht vollstandig wiedergeben, sind im Rahmen der nichtlinearen Theorie auch VerdichtungsstoBe bei anisentroper Zustandsanderung zu beriicksichtigen. Uber die verschiedenen Berechnungsmethoden berichten Sauer [54] und Zierep [72]. Auf Einzelheiten der Wirkungsweise von StoBwellenrohren sowie auf die verschiedenen Ausfuhrungsmoglichkeiten sei hier nicht naher eingegangen. Man beachte hierzu besonders die umfangreiche Darstellung von Oertel [41]. b) Druckrohrleitung einer Wasserkraftanlage Bei einer Wasserkraftanlage nach Abb. 3.52 wird der Kraftstation (Turbine) das Wasser vom hoher gelegenen Stau- oder Speicherbecken durch eine sogenannte Druckrohrleitung zugefuhrt. Bei stationarem Betriebszustand (= Beharrungszustand) entspricht der Druck des in die Turbine eintretenden Wassers der hydrostatischen Druckhohe. Der zuflieBende Wasserstrom mufi regelbar sein, d. h. die Rohrleitung muB z.B. durch eine Regelvorrichtung (Regelorgan) geschlossen oder geoffnet werden konnen. Beim SchlieBen des Schiebers entstehen zunachst Druckerhohungen und beim Offnen zunachst Druckerniedrigungen, die sich uber die ganze Rohrleitung ausbreiten und die Rohrwandung entsprechend beanspruchen, man vergleiche hierzu die Ausfiihrungen iiber die WasserschloBschwingungen in Kap. 3.4.5.3 Beispiel c. Dabei interessiert in erster Linie die entstehende Druckwelle; besonders deren Spitzenwert, z.B. bei schnellem SchlieBen (Druckwellen kurzer Periode = Wasserschlag).32 Fiir kilrzere, insbesondere horizontale Rohrleitungen kann man die Druckwelle im allgemeinen in einem WasserschloB auffangen, wahrend man fiir langere, unter hohem Innendruck stehende Leitungen eine besondere Berechnung des
31
Dargestellt sind in Abb. 4.21 a die rechts- und linkslaufigen Charakteristiken/, (ausgezogen) bzw. Fn (gestrichelt) fiir n = 1 bis n = 8. Fiir die Anfangsbedingungen bei t = t0 gilt/, = a = Fi und/ 2 = 0 = F2. An den geschlossenen Rohrenden fiir n = 4, 5, 7, 8 werden die Geschwindigkeitswellen reflektiert; dort muB nach (4.100b) wegen v = 0 sein/, = Fn. Wenn man die Charakteristiken beginnend in den Punkten n = 1 und n = 2 im Verlauf der Zeit; unter Beachtung der jeweiligen Reflexion verfolgt, kommt man zu folgender Darstellung: / , = / 3 = / 5 A F 5 = F 6 = F 7 A/ 7
= a,
f2 A F2 = F, = F4 A / 4 = / 6 = / 8 A F , = 0 .
DaB Reflexion erfolgt, wird durch das Zeichen A gekennzeichnet. In den Punkten n = 3 und n = 6 iiberschneiden sich die rechts- und linkslaufigen Charakteristiken. Hier gilt/, = a, F3 = 0 bzw./ 6 = 0, F6 = a. Alle gefundenen Ergebnisse sind in Tab. 4.4 zusammengestellt. Die den Punkten zugeordneten Gebiete sind in Abb. 4.21 a markiert. 32 Haufig wird anstelle des Worts ,,Druckwelle" auch der Ausdruck ,,DruckstoB" verwendet. Da im folgenden die lineare Theorie kleiner Stoning nach Kap. 4.3.3.2 zugrunde gelegt werden soil, bei der VerdichtungsstoBe ausgeschlossen sind, wird die Bezeichnung "DruckstoB" weitgehend vermieden.
53
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
sm
5o Totalreflexion (p = 0) , Rohronfang (s = -l) 0,=const e - const ^Druckrohrleitung = const Regelorgan '.Sit)
h =const
i S(t)
Jim Offnen 1
1
I
5-
0 vt It) Rohrende
Abb. 4.22. Zur Berechnung der Druckwellen in der Druckrohrleitung einer Wasserkraftanlage, Bezeichnungen. a Anordnung. b Regelgesetze X = SISmax (SchlieBen: j\ = S/So, Offen: r/ = S/SJ)
instationaren Vorgangs durchfiihren muB. Als erster hat sich mit dieser Aufgabe theoretisch AUievi [4] beschaftigt. Seine Theorie bildet die Grundlage fur die Darstellungen in [16, 22, 28, 37,47, 59]. Von diesen Arbeiten sei besonders das Buch von Lowy [37] hervorgehoben. In Abb. 4.22 a ist eine Druckrohrleitung schematisch dargestellt. Ein einfaches geneigtes Rohr (Fallleitung) der Lange / mit der unveranderlichen Querschnittsflache A = const sowie mit der konstanten Wanddicke e mundet mit dem oberen Ende in ein Speicherbecken (Wasserfassung) ein und besitzt am unteren Ende die Regelvorrichtung (Schieber) mit der zeitlich veranderlichen Querschnittsflache S = S (t). Der Offnungsgrad der Regelvorrichtung zu einer bestimmten Zeit (SchlieB- oder Offnungsgesetz) werde durch (4.103)
) = - l i S 1 (Regelgesetz)
beschrieben mit Smra als groBtmoglichem Regelquerschnitt. Lineare Regelgesetze fur SchlieBen oder Offnen sind in Abb. 4.22 b dargestellt. Es empfiehlt sich, den Koordinatenursprung in den Ort zu legen, wo die hydraulische Stoning erzeugt wird; das ist die Regelvorrichtung. Somit gilt filr den Rohranfang s = — I und fur das Rohrende s = 0.33 Die GroBen im Rohr unmittelbar vor der Regelvorrichtung, d.h. am Rohrende (s = 0 - e) mit £ —> 0, werden mit dem Index e und die GroBen unmittelbar hinter der Regelvorrichtung, d. h. am Austria (s = 0 + £), mit dem Index a gekennzeichnet. Handelt es sich um GroBen des instationaren Betriebsvorgangs (t is t0), so wird dies jeweils durch fkt(t) vermerkt, wahrend im stationaren Betriebszustand (t = t0) die GroBen ohne einen besonderen Zusatz verwendet werden. Fur die instationare Druckanderung im Rohr am Ort vor der Regelvorrichtung giltpc(f) und ftir die Austrittsgeschwindigkeit va{i) bzw. va. Die Austrittsgeschwindigkeit va (i) berechnet man unter der Annahme einer quasistationaren Stromung aus der Torricellischen AusfluBformel (3.28b), vgl. (3.59b), zu — p,(t) - Vl + a(i)va
va(t) =
mit
va = V 2gh = const
(s = 0 + £) • (4.104 a, b)
Hierin ist h = const der Hohenunterschied zwischen dem Wasserspiegel im Speicherbecken und der Regelvorrichtung, pe(i) der bei der instationaren Stromung vor der Regelvorrichtung zusatzlich herrschende Druck sowie o(t) =
Pe(t) (p/2)v2a
2pe(t)
= 0-e)
Anstelle von x wird jetzt wieder 5 verwendet, vgl. FuBnote 26, S. 42.
(4.105)
54
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
der mit dem Geschwindigkeitsdruck der Austrittsgeschwindigkeit qa = (p/2) v2a gebildete zeitabhangige dimensionslose Druckbeiwert.34 Auch die Stromung durch die Regelvorrichtung kann man als quasistationar ansehen. Unter Beachtung der Kontinuitatsgleichung (3.41a) fur den Volumenstrom ve(t)A = va(t)S(t) ergibt sich fiir die Geschwindigkeit vor der Regelvorrichtung in Verbindung mit (4.103) und (4.104) ve(t) = — - va(t) = - ^ Vl + a(t)X{t)va (Reglercharakteristik). (4.106a, b) A A Am Rohranfang (offenes Rohr) herrscht ein der Wassertiefe im Becken entsprechender konstanter Druck; es treten dort wegen der dynamischen Randbedingung (4.100 a) keine Druckanderungen auf, p(t, -I) = 0. Die von der Regelvorrichtung ausgehende Druckwelle wird nach Durchlaufen der Rohrlange an der Einmiindungsstelle des Beckens reflektiert und kehrt mit umgekehrten Vorzeichen an ihren Ausgangspunkt zuriick, vgl. Abb. 4.19b. Man nennt diesen Vorgang eine Totalreflexion. Die Zeit eines solchen vollstandigen Hin- und Riicklaufs einer Welle heiBt die Reflexionszeit (Laufzeit) und umfaBt die sog. erste Phase. Sie betragt tr=— (Reflexionszeit). (4.107 a) c Da die Rohrlange / mit eingeht, ist tT eine fiir jede Anlage charakteristische GroBe. Meistens betrachtet man die Wellenausbreitung zu den sog. Hauptzeiten t = ti = to + itr mit 1 = 0 , 1 , 2 , . . .
(Hauptzeit).
(4.107b)
Es bedeutet i = 0, d.h. t = t0, den Beginn des instationaren Stromungsvorgangs und i =g 1 das Ende der ersten und der darauffolgenden Phasen. Die durch (4.96 a, b) beschriebenen Losungsansatze enthalten zwei Wellen, deren eine, namlich F, mit der Geschwindigkeit c stromaufwarts und deren andere, namlich/, mit derselben Geschwindigkeit c stromabwarts lauft, vgl. Abb. 4.18 b.35 Bei Totalreflexion am Rohranfang erhalt man mitp (t, - /) = 0 aus (4.96a) die Verknupfung/(f + l/c) = -F(t- l/c), vgl. Abb. 4.19b (Bild 2). Auf diese Weise bestimmt die Eintrittsoffnung bei s =— I den Zusammenhang zwischen den Funktionen/und F. Zur Zeit ttrifft am Rohranfang eine Druckwelle p = pc 2 F ein, die zur Zeit t - lie am Rohrende (s = 0) entstanden ist. Sie wird in voller absoluter GroBe am Rohranfang (s = - /) reflektiert und in eine mit umgekehrtem Vorzeichen versehene Druckwelle p = - pc 2 /umgewandelt. Diese erreicht das Rohrende zur Zeit t + lie. In .? = 0 sind also zwei Druckwellen iiberlagert, deren Laufzeit gleich der Reflexionszeit tr = 2l/c ist. Nimmt man eine Nullpunktverschiebung der Zeit vor, indem man / durch t ± l/c ersetzt, so wird fiir alle Stellen - / S s S O f(t) = -F(t-tr),
f(t + tr) = -F(t)
(dynamisches Reflexionsgesetz).
(4.108)
Die durch/dargestellte Druckwelle lauft um die Reflexionszeit /, vor oder hinter der durch F dargestellten Druckwelle her. Diese sehr wichtige Eigenschaft der Wellenreflexion, die jedoch nur bei Totalreflexion am offenen Rohranfang auftritt, beherrscht das Problem der Ausbreitung von Druckwellen in einfachen Leitungen. Wahrend eine am Austritt (Rohrende) durch die Regelung entstandene Druckwelle am Eintritt (Rohranfang) vollstandig und gegensinnig reflektiert wird, wird eine im Druckrohr absteigende Druckwelle am Austritt entweder gleichsinnig oder gegensinnig und ferner entweder vollstandig, teilweise oder gar nicht reflektiert. MaBgeblich fiir GroBe, Sinn und Art der reflektierten Welle in bezug auf die ankommende Welle sind Vorzeichen und Absolutwert des sog. Reflexionsfaktors/(f + x/c)IF (t — x/c). Druck und Geschwindigkeit am Ende der Rohrleitung unmittelbar vor der Regelvorrichtung sind die Unbekannten der Aufgabe. Dies trifft insbesondere fiir die durch die instationare Stromung hervorgerufene Druckanderung p, (t) zu. Fiir die Zeit t erhalt man aus (4.96 a, b) Pe(i) = pc 2 [/ e (0 +Fc(0] ,
ve(i) = c [fM-FM]
•
(4.109a)
Schreibt man die Druck- und Geschwindigkeitsanderungen jetzt auch fiir die Zeit (t — tr) auf, so findet man unter Beachtung des Reflexionsgesetzes (4.108) den Zusammenhang zwischen den Druck- und 34 Im Wasserbau ist es iiblich, mit Druckhohen statt mit Druckbeiwerten zu rechnen, und zwar gelten hierftir die Zusammenhange he(i) =pe(t)/(>g bzw. a(i) = he(t)lh. 35 Zugrundegelegt wird ein mitbewegtes Bezugssystem, bei dem t' A t gesetzt wird.
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
55
Geschwindigkeitsanderungen zu den Zeiten t und (t - tr) als Vertraglichkeitsbedingung, vgl. (4.97), pe(t-tr)+pe(t) = pc[ve(t-tr)-ve(t)]
(s = 0-e).
(4.109b)
Wegen (4.90a) darf anstelle der Differenz der Geschwindigkeitsanderungen ve(t - tr) - ve(i) die Differenz der Gesamtgeschwindigkeiten ve(t-tr)ve(t) geschrieben werden. Nach Einsetzen der Druckbeiwerte gemaB (4.106 b) fur t und (t - tr) erhalt man fur die Berechnung der Druckwellen die Rekursionsformel a(t-tr)-X(t-tr)-'Jl
(4.110)
Hierin stellt neben der Reflexionszeit t, nach (4.107 a) der Ausdruck k =2
~
mit va = \flgh
(Rohrcharakteristik)
(4.111)
eine fiir jede Anlage typische GroBe dar. Es ist c A c/Vl + £nach (4.35) in Verbindung mit (4.88 b) die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Dmckwelle. Sie erfaBt sowohl den EinfluB der Dichteanderung des Fluids als auch die Elastizitat der Rohrwand. Zu den Hauptzeiten tt entsprechend (4.107b) kann man mit <j(t,) = a{t0 + itr) = o; usw. fiir (4.110) schreiben o,_i +ffi= t [ V l + o-,-_, • A,_, - V 1 + a, • A,]
(4.112)
Nach Abb. 4.23 a werden zwei Regelgesetze A, = A(f,) ausgehend von t, = ta betrachtet. Die Regelung moge als teilweises SchlieBen oder Offnen der Regelvorrichtung bei i = 0 beginnen. Die Druckverlaufe Oi = a (f,-), auch Allievi-Driicke genant, sind jeweils in Abb. 4.23 b schematisch gezeigt. Am Ende der ersten Phase (;' = 1) kann die Druckwelle a, g 0 (Oberdruck beim SchlieBen oder Unterdruck beim Offnen) entweder wieder ab oder auch weiter zunehmen. Im ersten Fall stellt a, = oma > 0 bzw. cjmin < 0 einen Extremwert und im zweiten Fall nur einen Zwischenwert dar. Die durch den SchlieBvorgang erzeugte Uberdruckwelle kommt vom Rohranfang als Unterdruckwelle zuriick (fiir den Offnungsvorgang gilt die entgegengesetzte Aussage). Wahrend der zweiten Phase uberlagem sich beide Wellen, wodurch der instationare Druck geringer wird, als wenn die Riicklaufwelle nicht eintreffen wiirde. Bei ihrer Ankunft am Rohrende wird diese Riicklaufwelle ihrerseits reflektiert, und zwar entweder als Unterdruckoder als Uberdruckwelle. Diese Welle wird aber erst dariiber entscheiden, ob der Druck im Verlauf der zweiten Phase noch weiter iiber den Wert oi hinaus ansteigt oder unter diesen Wert absinkt. Aus den Darstellungen in Abb. 4.23 liest man ab, daB A_, = Ao und a_l = a0 = 0 ist.
;=o
-1
i= 0
r
min<0
Abb. 4.23. Zur Berechnung der Druckwellen in der Druckrohrleitung einer Wasserkraftanlage nach Abb. 4.22 (schematische Darstellung). a Einfache Regelgesetze: teilweises SchlieBen oder teilweises Offnen. b Mogliche Druckwellen (oszillierend, monoton): Uberdruck- bzw. Unterdruckwellen
4.3 Stromfadentheorie dichteveranderlicher Fluide (Gase)
56
,
t
Abb. 4.24. Druckwellen am Ende der Druckrohrleitung einer Wasserkraftanlage bei schnellem vollstandigem SchlieBen. a Regelgesetze: plotzlicher oder beliebiger SchlieBvorgang innerhalb der ersten Phase, b Zeitlicher Verlauf der Druckwellen am Rohrende (direkte Druckwelle)
Mit i = 1 beginnend bezeichnet man (4.112), in der hier etwas abgewandelten Form, als die Allievischen Kettengleichungen, weil es sich hierbei um eine Serie von gekoppelten Gleichungen (Rekursionsformeln) fur die verschiedenen durch i jg 1 beschriebenen Phasen handelt. Mittels dieser Gleichungen kann zu irgendeiner Zeit die instationare Druckanderung am unteren Rohrende kurz vor der Regelvorrichtung schrittweise berechnet werden, wenn das Regelgesetz X(t) nach (4.103) sowie der Druckbeiwert
Tabelle 4.5. Ermittlung des instationaren Druckbeiwerts d = a(tj) am Ende einer plotzlich vollstandig geschlossenen Druckrohrleitung nach der linearen Wellentheorie, Abb. 4.24 SchlieOgesetz
0 1 8! O
2
3
I % % 0 0
/
/ / / /
/
Druckwelle
h
a
"0
0
/
0
0 0 0
0
,
+ kX0 - kl0
/
+
kfa
4.3.3 Instationare Fadenstromung eines dichteveranderlichen Fluids
57
zelnen Phasen dem Betrag nach konstant. Sie wechseln von Phase zu Phase das Vorzeichen (Uber- bzw. Unterdruckwelle). Sie stellen die groBtmoglichen Druckwellen am Ende der einfachen Rohrleitung nach Abb. 4.22 a dar. Der maximale instationare Druckanstieg (maximale Druckwelle), auch direkter Sto8 Oder Joukowsky-StoB genannt, betragt mit (4.111) und (4.105) (direkte Druckwelle) .
(4.113a, b)
Beim Fall des kontinuierlichen vollstandigen SchlieBens innerhalb der ersten Phase 0 S { ( , - 1 0 ) S tr tritt die direkte Druckwelle ebenfalls auf. Es erfolgt noch keine Uberlagerung mit der reflektierten Welle. Betrachtet man jetzt die Zeitpunkte nach dem AbschluB f & ( , mit A ( ( g ts) = 0, so leitet man hierfiir aus (4.110) die Rekursionsformel
a(ts + itr)=-a(ts + ( i - IK)
(t a ts, i = 1, 2, ...)
(4.114)
ab. Nach vollstandigem SchlieBen pendelt also die Druckwelle entsprechend den gestrichelten Linienziigen in Abb. 4.24 b mit positiven und negativen Druckanderungen gleicher absoluter Starke zwischen den Hauptzeiten hin und her. Es stellt sich eine alternierende Druckschwingung mit der Periode 2tr ein. In Wirklichkeit klingen die Amplituden im wesentlichen als Folge des reibungsbedingten fluidmechanischen Energieverlusts im Rohr mehr oder weniger stark ab. Langsamer SchlieBvorgang. 1st die SchlieBzeit (ts - t0) > tr, so tritt vom Zeitpunkt t = to + tr, bei welchem der Regelvorgang noch nicht vollstandig abgeschlossen ist, Uberlagerung mit den reflektierten Druckwellen ein, so daB der Wert der direkten Druckwelle amax nicht erreicht werden kann. Am SchluB der ersten Phase (tt = t0 + tr) ist der Druckbeiwert am Rohrende nach (4.112) mit a0 = 0 und in Verbindung mit (4.113 a) durch (4.115a, b) gegeben mit rj, = AJA0 = S(r,)/S(t 0 ) als SchlieBgrad zur Zeit f=(, vgl. Abb. 4.22b. Gl. (4.115b) bestatigt, daB fiir den vorliegenden FallCT,
(4.116)
Dabei ist a0 = a(ts) der Druckbeiwert am Ende des SchlieBvorgangs. Wie beim schnellen SchlieBen stellt sich bei geschlossener Rohrleitung eine alternierende Druckschwingung ahnlich wie in Abb. 4.24 ein.
Abb. 4.25. Druckwelle am Ende der Rohrleitung bei langsamem linearem SchlieBvorgang [16] 36
DaB die diskreten Werte o; = a(t,) nicht durch Geraden, sondern durch leicht gekriimmte Kurven miteinander verbunden sind, hangt mit der Berechnung des vollstandigen Verlaufs a(t) zusammen.
58
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
Bei teilweisem SchlieBen tritt nach AbschluB des Regelvorgangs entweder eine alternierende, jedoch abklingende Druckschwingung oder eine aperiodisch abklingende Druckschwingung auf. Vorgang des Offhens. Der Vorgang des Offnens laBt sich in analoger Weise wie beim SchlieBen mittels (4.112) behandeln. Filr den Fall des plotzlichen vollstandigen Offnens lautet das SchlieBgesetz \{t = t0 - e) = 0 und \(t = t0 + e) = Xm. Mit Ao = 0 und a0 = 0 folgt aus (4.112) die Beziehung fur den Wert der Druckwelle innerhalb der ersten Phase ax = — kX. V 1 + oi mit der Losung
ax=-ie\
F / / k ' \
2
k'l
c S
/ l + f-^r) --=- <0 mit kr = kX. = 2—-?-. L\ \ 2/ 2J va A
(4.117a)
Im Gegensatz zum SchlieBen, bei dem in der ersten Phase eine instationare Uberdruckwelle auftritt, bildet sich jetzt eine instationare Unterdruckwelle aus. Fiir k'/2 < 1 nimmt ajk' einen negativen Extremwert an. Es gilt also CT,>c7lmin = - U M = - 2 — 4 ^ . (4.117b) va A Verglichen mit (4.113 a) erkemit man fiir So = SM (vgl. Abb. 4.22 b), daBCT,min den gleichen Betrag wie die direkte Druckwelle annimmt.
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen 4.4.1 Einfiihrung AUgemeines. In Kap. 3.4 wurde die Stromung dichtebestandiger Fluide (Fliissigkeiten) in Rohrleitungen besprochen. Diese Untersuchungen sollen im folgenden auf dichteveranderliche Fluide (Gase) ausgedehnt werden. Je nach Verwendungszweck kommen nicht-warmeisolierte Leitungen, z.B. lange unterirdische Fernleitungen, bei denen das stromende Gas die Umgebungstemperatur annimmt (Warmeaustausch durch die Rohrwand), oder gut-warmeisolierte Leitungen, die z.B. dem Transport heiBer oder kalter Gase dienen (kein Warmeaustausch durch die Rohrwand), vor. Kurze Rohrleitungen verhalten sich ahnlich wie warmeisolierte Leitungen. Stromungsverhalten und thermodynamischer Zustand. Die Rohrstromung eines dichteveranderlichen Fluids bewirkt nicht nur eine Anderung des Drucks stromabwarts, sondern auch Anderungen der Dichte und Temperatur. Als stromendes Fluid wird ein vollkommen ideales Gas angenommen, welches der thermischen Zustandsgleichung (4.21) gehorcht und konstante Warmekapazitat sowie vernachlassigbar kleine Warmeleitfahigkeit besitzt. Es wird eine stationare eindimensionale Rohrstromung (gleichmaBige Verteilung der ZustandsgroBen iiber die Rohrquerschnitte) zugrunde gelegt. Neben dem Auftreten von Verlusten an fluidmechanischer Energie (Geschwindigkeits- plus Druckenergie) durch Reibungseinfliisse (laminar, turbulent) spielt bei der Fortleitung des Gases die Art des Warmeumsatzes durch Warmezufuhr bzw. Warmeabfuhr (negative Warmezufuhr) eine wesentliche Rolle. Sie kann entweder von auBen durch Warmeiibertragung iiber die Rohrwand mittels
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren
59
Konvektion oder Strahlung oder durch Warmeerzeugung im Inneren des Rohrs mittels Verbrennung oder chemischer Umsetzung erfolgen, wobei letztere wie von auGen zu- bzw. abgefiihrte Warme wirkt. Bei der Warmeubertragung hangen die thermodynamischen Zustandsanderungen von der technischen Ausfiihrung der Rohrleitung ab. Wahrend der Fall einer gut-warmeisolierten Leitung naherungsweise als Grenzfall einer adiabaten Zustandsanderung angesehen werden kann, stellt sich im Fall einer nicht-warmeisolierten Leitung eine isotherme Zustandsanderung ein. Im ersten Fall handelt es sich also um eine adiabate Rohrstromung mit Reibung und im zweiten Fall um eine diabate Rohrstromung, bei der bei konstant gehaltener Temperatur sowohl Reibung als auch Warmeumsatz auftreten. Die letzte Feststellung gilt allgemein fur geheizte und gekiihlte Leitungen, bei denen die Zustandsanderung mit einer Temperaturanderung verbunden ist. Vernachlassigt man die Reibung gegeniiber dem Warmeumsatz, so ist dieser Fall praktisch nur bedingt zu verwirklichen. Eine solche diabate Rohrstromung mit Warmezufuhr bzw. Warmeabfuhr stellt somit einen theoretischen Grenzfall dar. Ahnlich wie in Kap. 3.4.3 wird in Kap. 4.4.2 die Stromung von Gasen in geradlinig verlaufenden Rohren mit konstantem Querschnitt behandelt, und zwar die reibungslose Rohrstromung mit Warmezufuhr (Rayleigh-Stromung) in Kap. 4.4.2.2, die adiabate Rohrstromung mit Reibung in Kap. 4.4.2.3 (Fanno-Stromung) und die Rohrstromung bei konstanter Temperatur in Kap. 4.4.2.4 (isothermer Zustand). Mit solchen Untersuchungen haben sich Shapiro und Hawthorne [63] sowie [13, 19, 20, 24, 31, 38, 64, 69] befaGt. Auf die Darstellungen in einigen Lehrbiichern [9, 14, 21, 42, 51, 62, 65] sei hingewiesen. Fur die numerische Behandlung der in diesem Kapitel dargelegten Theorien stehen entsprechende Formelsammlungen und Tabellen zur Verfugung [3, 5, 7, 8, 14, 15, 25, 27, 29, 32, 62].
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren 4.4.2.1 Grundlagen zur Berechnung der Gasstromung in Rohrleitungen Allgemeines. Zur Beschreibung der Rohrstromung werden die Ausgangsgleichungen bei stationarer, eindimensionaler Bewegung sowie einige daraus zu ziehende Folgerungen sowohl in differentieller als auch in integraler Form bereitgestellt. Geometrie. Langs einer geradlinig oder nur schwach gekrummt vorausgesetzten Rohrachse x besitzte das Rohr nach Abb. 4.26 zwischen dem Rohranfang (Rohreintritt, Zustromzustand) an der Stelle (1) und dem Rohrende (Rohraustritt, Ausstromzustand) an der Stelle (2) die Lange L = x2 - xl. Die Querschnittsflache sei ungeandert A(x)=A = const. Ein nichtkreisformiger Querschnitt wird durch den gleichwertigen Durchmesser nach (3.77) erfaBt, D = 4A/U. Die Rohrleitung sei horizontal in x-Richtung verlegt, so daB der SchwereeinfluB unberiicksichtigt bleibt.
60
4.4 Stromung didhteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
Abb. 4.26. Zur Berechnung der Gasstromung in einem Rohr der Lange L. Kessel (Index 0), Ausstromraum (Index b). a Unterschall-Zustromung, konvergente Diise. b Uberschall-Zustromung, konvergent-divergente Diise (Laval-Diise)
RohranschluB. Das Rohr sei nach Abb. 4.26 a, b an einen Kessel (Index 0) angeschlossen und endet vor Austritt (Index 2) in den Ausstromraum (Index b). Infolge des Druckgefalles pb /p0 < 1 bildet sich die Stromung im Rohr aus. Soil am Rohranfang (Index 1) Unterschallgeschwindigkeit (Mal < 1) herrschen, so geniigt beim AnschluB des Rohrs,an den Kessel eine einfache konvergente Diise nach Abb. 4.26 a. Soil dagegen die Stromung am Rohranfang mit Uberschallgeschwindigkeit {Max > 1) erfolgen, so ist zwischen Kessel und Rohrleitung eine konvergent-divergente Diise (Laval-Diise) entsprechend Kap. 4.3.2.7 Beispiel a.3 einzubauen. Dabei kann eine solche Diise nur der Erzeugung einer bestimmten Uberschall-Machzahl Max > 1 dienen. Soil sie fiir verschiedene UberschallMach-Zahlen genutzt werden, ist sie entsprechend mit variabler Geometrie'auszustatten. Das fiir die Aufrechterhaltung der Rohrstromung erforderliche Druckgefalle betragt bei Annahme eines reibungslosen und adiabaten (isentropen) Stromungszustands nach (4.68 b) mitp A Pi und Ma 4 Max < 1 (Druckgefalle).
Po
(4.118a)
Fiir den der Rohrleitung aus dem Kessel (Index 0) zugefiihiten Massenstrom rhA gilt in dimensionsloser Darstellung nach (4.71) mit Ma 4 Max mA
= MaA\
JC-1
Ma\ I 2
(Massenstrom),
(4.118b)
Es ist (>oco = V ^ f o P o e m e StoffgroBe des Kesselzustands. Fiir Max — 1 ergibt sich mit K = 1,4 der Wert mA/pocoA = 0,579. Mach-Zahl. Da das stromende Gas als dichteveranderliches Fluid angesehen werden soil, sind neben den Bilanzgleichungen auch die Stoffgleichungen mit heranzuziehen. Zugrande gelegt wird ein vollkommen ideales Gas, vgl. Tab. 1.2. Da die Reynolds-Zahl nicht explizit auftritt, kommt als maBgebende Kennzahl nur die Mach-Zahl Ma = v/c vor. Fiir sie und ihre Anderung gilt mit c2 nach (4.31 a)
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren
v2
dMa
61
=
dv
1 dT
^ (^iy^r' -mr -v-i^r-
(4 119a b)
-
'
Rohrreibung. Es sei angenommen, daB die Stromung bereits vom Rohranfang an tiber den gesamten Rohrquerschnitt von der Reibungswirkung erfaBt wird. Es handelt sich somit im Sinn von Kap. 3.4.3.2 um eine vollausgebildete Stromung. Die durch die Reibung bei der Fortbewegung des Gases verrichtete irreversible Dissipationsarbeit hat eine Verminderung der fiir den Stromungsverlauf zur Verfiigung stehenden Energie zur Folge. Das Ergebnis der in Kap. 3.4.3.2 fiir die vollausgebildete Rohrstromung durchgefiihrten Energiebetrachtung la'Bt sich nach (3.87c, d) folgendermaBen darstellen: dwr = 0, dwR = - dwD .
(4.120 a)
Es ist dwD die reibungsbedingte Dissipationsarbeit und dwR die von der Reibungskraft verrichtete Schlepparbeit. Dabei handelt es sich um massebezogene Arbeiten in J/kg = m2/s2 fiir ein Rohrelement vom Durchmesser D und von der Lange dx. Die GroBe (?dwD hat die Dimension eines Drucks N/m2. Es wird deshalb hierfiir die Bezeichnung dpe mit ,,e" als Index fiir fluidmechanischen Energieverlust, auch Totaldruckverlust genannt, eingefiihrt. In Verbindung mit (3.87d) laBt sich mit ds A dx und vm A v = dx/dt fiir (4.120 a) schreiben dwD = -^=A—
— = —dC,>0 (dC, = Xdx/D)
(4.120b)
mit v als mittlerer Geschwindigkeit, dC, als Verlustbeiwert des Rohrelements, vgl. (3.64a) und A als Rohrreibungszahl, iiber die anschlieBend berichtet wird. Nach Messungen von Frossel [23] an gasdurchstromten glatten Rohren mit konstantem Durchmesser stimmen die Werte fiir A bei Unter- und Uberschallgeschwindigkeit (die Nahe der Schallgeschwindigkeit sei ausgenommen), d.h. bei Ma $ 1 mit denjenigen bei Ma —> 0 (dichtebestandiges Fluid) praktisch iiberein. Hieraus folgt, daB die Rohrreibungszahl hinsichtlich ihrer Abhangigkeit von der Mach- und Reynolds-Zahl naherungsweise durch A (Ma, Re) ~ A (Re) dargestellt werden kann. Nach Keenan und Neumann [33] ergeben sich bei der Uberschallstromung fiir A Abweichungen in Richtung kleinerer Werte gegeniiber der vorgeschlagenen Naherung. Fiir die Reynolds-Zahl gilt Re = vD/v = puD/q. Bei konstantem Rohrequerschnitt (D = const) und konstanter Massenstromdichte (tpv = const) hangt die Rohrreibungszahl A ~ X(Re) somit nur von der dynamischen Viskositat r\ ~ r\(T) nach Abb. 1.4 d.h. nur noch von der Temperatur ab. Spielt dariiberhinaus die Rauheit der inneren Rohrwand k/D (k = Rauheitshohe, vgl. Tab. 3.4) eine Rolle, dann wird fiir die Rohrreibungszahl A = X(Ma, Re, k/D ~ X (T, k/D) angenommen. Fiir ein Rohr der Lange L = x2 — xx ergibt sich der Rohrverlustbeiwert durch Integration iiber x zwischen den Stellen (1) und (2) zu (2)'
J ^ = A ^ ^ = A - ^ - > 0 (i)
(A = const).
(4.120c)
62
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
Hierin gilt die zweite Beziehung fiir ein Rohr mit konstantem Durchmesser D unter der Annahme einer mittleren Rohrreibungszahl A = const, vgl. (3.82b). Warmeumsatz. Die Warmezufuhr (Heizen) bzw. die Warmeabfuhr (Kiihlen) erfolgen bei reversibler ProzeBfuhrung und zwar betragt nach (2.191b) sowie duB = 0 laut Voraussetzung, dwr = 0 nach (4.120 a) und dh-cpdT nach Tab. 1.2 der Warmeumsatz
dq=vdv + cpdT=cpdTt
mit Tt = (l + *^-Ma2)
T.
(4.121a, b)
Es wird als Abkiirzung die Totaltemperatur (adiabate Ruhetemperatur) Tt nach (4.78 a) eingefiihrt. Ausgangsgleichungen in differentieller Form. Der jeweilige Gaszustand gehorcht unabhangig davon, ob ein Warmeumsatz iiber die Rohrwand erfolgt, der thermischen Zustandsgleichung (4.21c). Als StoffgroBe spielt neben der Dichte p=p(p, T) die Schallgeschwindigkeit c nach (4.31) eine wichtige Rolle. Die Kontinuitatsgleichung (4.23 b) kann unverandert ubernommen werden. Die Energiegleichungen der Fluid- und Therrnofluidmechanik folgen aus (2.190b) und (2.191 b) mit duB = 0, dwr = 0 und dwD = - dwR sowie dh = cpdT. Zur Losung der Aufgabe in differentieller Form steht also das folgende auch fiir veranderlichen Rohrquerschnitt A (x) giiltige Gleichungssystem zur Verfiigung: dj> p
+
dT_dp= T p
vdv+ — +dwD = 0,
d? + dv + p v A
d_A=Q
vdv+cpdT=dq .
„
(4.122c, d)
Unter Beachtung von (4.119a) und (4.120b) kann man fiir (4.122c, d) auch schreiben: dv v
1 dp X dx . dv dT dq (K-l)Ma2—v + — KMa1— p =-^-FT> 2 D T = -^r. (4.122e,f) p 2 D v T cT Wahrend in (4.122 c) die durch die Rohrwand von auBen reversibel zu- oder abgefiihrte Warme dq nicht auftritt, ist in (4.122d) die von der Reibung des Fluids hervorgerufene irreversible Dissipationsarbeit dwD nicht enthalten. +
37 Aus (4.122a, b, e, f) erhalt man bei veranderlichem Rohrquerschnitt A = A(x) eine Beziehung fiir dA/A bei Variation der Geschwindigkeit, der Reibung und des Warmeumsatzes langs der Rohrachse. Nach der Kontinuitatsgleichung pvA = const ist die Querschnittsanderung dA/A gleich der negativen Anderung der Massenstromdichte d(pv)/pv. Es gilt
dA
(do —
~A~~~ \
4
dv\ dv 2 A dx ) = - ( 1 -Ma 2) V + KMa vJ ~~2~D
dq S0. cpT
—
Bei einer reibungslos und adiabat (isentrop) verlaufenden Stromung geht diese Beziehung mit (X = 0 = dq) in die fur die Anderung des Stromfadenquerschnitts nach (4.53 b) abgeleitete Beziehung iiber.
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren
63
Ausgangsgleichungen in integraler Form. Nachdem in (4.122) die Staff- und Bilanzgleichungen in differentieller Form bereitgestellt und anschlieBend einige Folgerungen daraus gezogen wurden, soil jetzt die entsprechende Darstellung in integraler Form gebracht werden. Die Ausgangsgleichungen gewinnt man durch Integration von (4.122 a, b, c, d) zwischen den Stellen (1) und (2) langs der Rohrachse. Zugrunde gelegt wird ein geradlinig verlaufendes Rohr mit gleichbleibendem Querschnitt (At = A2). Mithin folgt das Gleichungssystem: — - — —- (Zustand), fi
Pi +2
Q2 V2 = ^ vi
(Pe)i-,2 •qi^2
(A = const),
[N/m 2 ],
(4.123 a, b) (4.123 c) 38
[m2/s2] .
(4.123d)
Die Energiegleichung der Fluidmechanik (4.123 c) gilt fur reibungsbehaftete Stromung (mit Reibung), jedoch nicht notwendigerweise fur einen adiabaten Zustand. Die Energiegleichung der Thermofluidmechanik (4.123 d) gilt fiir eine diabate ProzeBfiihrung (mit Warmeumsatz), jedoch nicht notwendigerweise fiir eine reibungslose Stromung und entspricht (4.26a). Moglicher Stromungsablauf. Zur Beurteilung der thermodynamisch moglichen Zustandsanderung ist die Aussage des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik (Entropiegleichung) heranzuziehen. Hieriiber wurde ausfiihrlich in Kap. 2.6.4 berichtet. Nach (2.211) und (2.215b) gilt fiir die Anderung der spezifischen Entropie ds = — (dq + dwD) = dsa + dst ^ dsa
(4.124 a, b)
mit dsa als von auGen zu- oder abgefiihrter Entropie und dst als im Inneren erzeugter Entropie, man vgl. Tab. 2.14. Da der Warmeumsatz nach Kap. 4.4.2.1 reversibel erfolgen soil und damit keinen Beitrag zur inneren Entropie liefert, ist dsa = dq/T und dst - dwD/T. Wahrend die Anderung der auBeren Entropie durch die Art des Warmeumsatzes beim Durchstromen des Rohrs gegeben ist, laBt sich fiir die Anderung der inneren Entropie in einer Rohrstromung nach Einsetzen von (4.120b) in Verbindung mit (4.119 a) ein Ausdruck herleiten, der das Reibungsgesetz enthalt. Im einzelnen wird dq dsa=Y~$
0,
dst = 0 (Warmeumsatz),
dSi = (K- 1)cpMa2 - — S O ,
dsa = 0
(Reibung).
(4.125 a) (4.125b)
Dabei gilt in der letzten Beziehung das Gleichheitszeichen fiir den Fall reibungsloser Stromung (A = 0). Tritt bei adiabater Zustandsanderung (dsa = 0) ein un38
Bei der Integration von (4.122c), was zu (4.123c) filhrt, beachte man, daB pv = const nach (4.123b) und J p dwD = J dpe = (pe)[ _,2 nach (4.120b) ist.
64
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
stetiger Ubergang von einer Uberschall- zu einer Unterschallstromung in Form eines irreversiblen VerdichtungsstoBes auf, dann muB nach (4.125 b) die Entropie ds > 0 zunehmen. dsa = 0, ds > 0 (VerdichtungsstoB)
(4.125 c)
Ein unstetiger Ubergang von einer Unter- zu einer Uberschallstromung mit einem sog. ,,Verdunnungssto8" ist wegen ds < 0 thermodynamisch nicht moglich. Die Differenz der spezifischen Entropien zwischen zwei Stellen (1) und (2) langs der Rohrleitung kann nach (4.29 a) ermittelt werden, wenn man dort die Zustandsgleichung (4.123a), die Kontinuitatsgleichung (4.124b) sowie die MachZahlen Max = vjc1 und Ma2 = v2/c2 mit (cjc^2 = T2/Tx einsetzt. Man erhalt
Bei adiabat verlaufender Stromung muB stets s2- s^O
sein.
4.4.2.2 Reibungslose Rohrstromung mit Warmeumsatz (Rayleigh) Annahmen. Wahrend in Kap. 4.3.2.5 die reibungslose Fadenstromung ohne Warmeumsatz (dwD = 0 4= dq) ausfuhrlich behandelt wurde, soil im folgenden ebenfalls bei reibungsloser Stromung der EinfluB einer Warmezufuhr (Heizen) und einer Warmeabfuhr (Kiihlen) (dwD — 0 4= dq) untersucht werden. Die hier betrachtete diabate Rohrstromung erfolge bei reversibler ProzeBanderung (ds = dsa $ 0) und wird als Rayleigh-Stromung bezeichnet. Die folgende Untersuchung sei auf Stromungen in einem Rohr von gleichbleibendem Querschnitt (A = const) beschrankt. Der Warmeumsatz kann gemaB Abb. 4.26 zwischen den Stellen (1) und (2) langs der gesamten Rohrlange L = x2 — xl mit ql _,2 oder auch zwischen den Stellen (1) und (2) langs eines begrenzten Rohrabschnitts der Lange AL = xi-x; innerhalb einer sog. Reaktionszone mit (?i_>2 erfolgen. Da auBerhalb der Zone weder Reibung noch Warmeumsatz stromauf- und stromabwarts auftreten, bestehen zwischen den Stromungszustanden an den Stellen (1) und (1) sowie (2) und (2) keine Unterschiede, was bedeutet, daB q\^i =qi->2 ist. Ein Sonderfall mit einem ganz bestimmten reibungsbedingten Warmeumsatz stellt die isotherme Rohrstromung dar, tiber die in Kap. 4.4.2.4 berichtet wird. Zustandsanderungen. Durch einen Warmeumsatz werden die ZustandsgroBen in bestimmter Weise geandert. Diese Anderungen sollen in Abhangigkeit von der Mach-Zahl Ma und der zu- oder abgefiihrten dimensionslosen Warme d/c,,rdargestellt werden. Aus (4.122a, b, e, f) und (4.119b) erhalt man mit dA = 0 und dwD = 0 = X die in Tab. 4.6a (Spalte 1) mitgeteilten Zusammenhange, wobei die GroBen dzjz mit z = p, p, ... wiedergegeben werden. Fur die Entropieanderung gilt (4.125a), und damit nach Tab. 4.6 a (Spalte 1) ds _dq cp cpT
_2{lMa)dMa 1 + KMO1 Ma
"
Bei Ma = 1 ist ds = 0, und die Entropie nimmt einen maximalen Wert (Grenzzustand) an. Alle Ergebnisse werden in Tab. 4.7 a diskutiert, wobei durch einen aufwarts gerichteten Pfeil eine Zunahme und durch einen abwarts gerichteten Pfeil eine Abnahme der ZustandsgroBe gekennzeichnet wird. Man erkennt, daB sich die Anderungen der ZustandsgroBen mit Ausnahme der Entropie, Temperatur- und Totaltemperaturanderung, vgl. (4.130 a), bei Unter- und Uberschallstromung (Ma g 1) entgegengesetzt verhalten. Von dieser Feststellung weicht die Temperaturanderung im Mach-Zahl-Bereich Ma' < Ma < 1 mit Ma' = 1/VK (= 0,845) ab. Hier ergibt sich das bemerkenswerte Ergebnis, wonach eine Warmezufuhr eine Temperaturabnahme und eine Warmeabfuhr eine Temperaturzunahme bewirkt. Im Unterschallbereich (Ma < 1) entsteht durch Warmezufuhr (dq > 0) eine beschleunigte Stromung (dv > 0), wahrend durch Warmeabfuhr eine verzogerte Stromung auftritt. Im Uberschallbereich (Ma > 1)
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren
65
Tabelle 4.6. Gasstromungen durch ein Rohr von konstantem Querschnitt (A = const) bei konstanter Massenstromdichte ((>v= const). a) Zustandsanderungen infolge Warmeumsatz und ReibungseinfluB39 b) ZustandsgroBen, auf Grenzzustand Ma* = 1 bezogen, (4.128 a, b) (1) reibungslos, mit Warmeumsatz (Rayleigh) (2) reibungsbehaftet, ohne Warmeumsatz (Fanno) (3) reibungsbehaftet, konstante Temperatur (isotherm) (4) isentrope Stromung (pvA = const), zum Vergleich nach Kap. 4.3.2.5 a)
(2)
(1)
dp
e
1 l-Ma2
p dT T
1 - KMa2 dq l-Ma2 cpT
dv
1 l-Ma2
V
KMa2
dq cp
KMa2 dq l-Ma2 cpT
dp
(3)
2
l-Ma
X
KMa2 X dx 1 - KMa2 2 D
dx
2 D
, l + (K-l)Ma2 1 — Ma'
X dx 2 D
1 dq ( K - l)Ma 2 cpT
K(K- l)Ma* X dx l-Ma2 2 D
dq cpT
o
KMa2 X dx l-Ma2 2 D
KMa2 X dx 1 - KMa2 2 D
dMa Ma
1 + KMa2 dq 2{I-Ma2) cpT
K , 2 + (K-l)Ma 2 X dx Ma 2 l-Ma2 2 D
1 (K-l)Ma2
b)
(1)
(2)
(4) 2
2
1 p + (x:-l)Ma ~U
f
K+1
r
K+1
dq cpT
P p*
1 + KMa (K+ l)Ma2
Mai
p p*
K+ 1 1 + KMa2
1 T K+1 U MaL2 + (K-l)Ma 2 J
T T*
UK+ l)Mal 2 [ 1 + KMa2 J
K+l
K+ 1
2 + (K-l)Ma2
2 + (K~1)MO2
r K+1 -U • a[2 + (K-l)Ma2\
1" K+1 "U ' a L 2 + (K-l)Ma 2 J
V
(K+l)Ma2
V*
1 + KMa2
s-s*
ml l W\l ln Ma
C
P
K+1
V^
+ KMa2)
il nn U ^ f H
K+1
Irr
[2 + (K-l)Ma2J
J
K+1
1 ^
L2 + (K-l)Ma 2 J
'
*]
\2 + (K-l)Ma2/
0
sind die Verhaltnisse umgekehrt. Eine Zu- oder Abfuhr von Warme wirkt auf die Anderung der Stromungsgeschwindigkeit im gleichen Sinn wie eine Verengung bzw. Erweiterung des Stromfadenquerschnitts bei adiabater Stromung (dq = 0). In Analogie zur Laval-Diise nach Kap. 4.3.2.7 Beispiel a.3 spricht man daher bei einem Rohr mit Warmeumsatz von auBen von einer Warmediise, vgl. [30], ZustandsgroBen. Fiir zwei durch (1) und (2) gekennzeichnete Stellen langs der Rohrleitung findet man die Verhaltniswerte der zugehorigen ZustandsgroBen zjzx mit z = p, p, ... in Abhangigkeit von den 39
Um die Abhangigkeiten der ZustandsgroBen z und ihrer Anderungen dz nur von der Mach-Zahl Ma bzw. dMa, d.h. dz/z =f(Ma, dMa), zu erhalten, sind die Zustandsanderungen dz/z =f(dq/cpT) bzw. dz/z =f(Xdx/2D) aus Tab. 4.6a (Spalte 1 bzw. 2) mit den GroBen dq/cpT=f(Ma) bzw. {X dx)/2D =f(Ma) zu multiplizieren.
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
66
Tabelle 4.7. Fluidmechanisches und thermodynamisches Verhalten bei Gasstromungen durch ein Rohr von konstantem Querschnitt, Ma' = 1 / V K ( = 0,845) Verdunnung: pj,; Verdichtung: pf; Depression (Expansion): pj,; Kompression pf; Verzogerung: v],, Mai,; Beschleunigung: vf, Ma^: Warmeabfuhr (Kiihlung) q\,\ Warmezufuhr (Heizen): q^ a) reibungslos, mit Warmeumsatz (Rayleigh)
T
C
p
i
i
T
T
T
Ma < Ma' Ma<\ Ma' < Ma < 1 Ma> 1
Warmeabfuhr, dq<0
Warmezufuhr, dq>0
Mach-Zahl-Bereich
Ma> 1
L T
T,
V
Ma
s
P
1
T
T
T
t
T
T
i
-I
t
i
4
b) reibungsbehaftet, ohne Warmeumsatz (Fanno)
T
T ±
T,
V
Ma s
i
i
I
i
i
T T
i
c) reibungsbehaftet, konstante Temperatur (isotherm)
Mach-Zahl-Bereich
9
p
T
u
Ma< 1
i
i
i
T T
T Ma < Ma'
i
Ma> 1
T
T
T
i
T Ma > Ma'
t
Ma
LI
Ma
i
T
T
T T
T
i
i
i
Mach-Zahl-Bereich P
s
i
Mach-Zahlen Ma^ = fi/c, und Ma2 - v2/c2 aus (4.123 a, b, c) mit (p e ), _,2 = 0 in Verbindung mit (4.119a). Die Entropiedifferenz s2 - s, =f(MauMa2) erhalt man aus (4.126) durch Einsetzen von r 2 /r,. In Tab. 4.6b (Spalte 1) sind die auf den Grenzzustand (Ma* = 1, z* = p*, /?*, ...) bezogenen GroBen z = p, p, ... in der Form z/z* bzw. z — z* = (s — s*)cp in Abhangigkeit von der Mach-Zahl Ma wiedergegeben.40 DaB in den angegebenen Beziehungen die zu- oder abgefuhrte Warme q, _,2 nicht explizit auftritt, hangt damit zusammen, daB von (4.123 d) noch kein Gebrauch gemacht wurde. Alle Werte lassen sich in einfacher Weise numerisch bestimmen und tabellarisieren. Benutzt man diese normierten Werte, so erhalt man das Verhaltnis oder die Differenz zweier ZustandsgroBen zt, z2 an den Stellen (1) und (2), fiir welche die Mach-Zahlen Ma : und Ma2 gegeben sind, durch folgende Rechenregeln: z2 - z, = (z - z*)2 - (z - z*), =f(Ma,,
Ma2).
(4.128 a, b)
Die Kombination der Beziehungen fiir T2/r, und (s2 — sx)lcp gestattet fiir eine vorgegebene ZustromMach-Zahl Mat, die Aufstellung eines Temperatur-Entropie-Diagramms (Temperatur-Entropie-Diagramm).
(4.129)
Solche Diagramme sind in Abb. 4.27 a, b fiir eine Unterschall-Ausgangsstromung (Mal = 0,5) bzw. fur eine Uberschall-Ausgangsstromung (Ma, = 2,0) dargestellt. Die gestrichelten Kurven bezeichnet man als Rayleigh-Kurven. Dabei gelten die oberen Kurven fiir Unterschall- und die unteren Kurven fiir Uberschallstrb'mung (Ma2 S 1). Die Entropiedifferenz und das Temperaturverhaltnis besitzen bei Ma2 = Ma* = 1 bzw. Ma2 = Ma' = 1/\[K ihre Hochstwerte. Warmeumsatz. Die der Stromung zu- oder abgefuhrte Warme erhalt man in differentieller Form nach (4.121a, b)zu
= cpdT,~dTt^Q 40
mit T, = (l +
Ma2JT
(4.130a)
Zu den ZustandsgroBen z/z* =f(Ma) in Tab. 4.6b (Spalte 1) kommt man auch durch Integration der
GroBen jdz/z=f(Ma).
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren 10 i
1 1
1
,f
1
1
67 10
frf
7,5
/
Unterschallstrdmung
^
-? ^
7.5 -
W
r
K
L/<S2 1
' / • Verdichtungsstofl
/Ma"=l
, Jf<^ .... , T^
r
J4/\
\ 1
Ma' Unterscha llstrdmung
tr W ^
>"/ 05
Ma\ ^ ^
"*"„ Verdunn jngsstofl"
^
^
05
ss
0 -050
nn
Uberschall
iiberscha llstrdmung
strdmung
-ds—
-ds—
-025
-025
0
025
0,50
Abb. 4.27. Temperatur-Entropie-Diagramme fur Gasstromungen (K = 1,4) in einem Rohr von konstantem Querschnitt. a Unterschall-Zustromung (Ma, = 0,5), b Uberschall-Zustromung (Mat = 2,). : Reibungslose Rohrstromung mit Warmeumsatz (Rayleigh), Ma* = 1, Ma' — 1/VK (= 0,845); : adiabate Rohrstromung mit Reibung (Fanno), Ma* = I, Ma' —> 0. Zustromzustand: Mau T, s,; stromabwarts gelegener Zustand: Ma2, T2, s2; unstetige Zustandsanderung: Ma, —> Ma" (Ma, = 0,5, Ma" = 2,646, entspricht VerdiinnungsstoB, wegen s2 < s, nicht moglich; Ma, = 2,0, Ma" = 0,577, entspricht normalem VerdichtungsstoB, wegen s2 > ^i moglich) als Totaltemperatur.41 Die bezogene Warme dq/cpTin Abhangigkeit von der Mach-Zahl Ma ist Tab. 4.6a (Spalte 1) zu entnehmen. ZusammengefaBt gilt fur den Warmeumsatz beim Heizen und Kiihlen Heizen Grenzzustand \ dq~ dT, ~ ds ~ (1 — Ma2) dMa § 0 . Kuhlen
(4.130b)
Mitangegeben sind die Einfliisse der Entropie gemaB ds = dq/T und der Mach-Zahl Ma gemaB (4.127) und (4.130a). Mit ds = 0 wird der bereits erwahnte Grenzzustand fiir die Entropiedifferenz (s* — Si)/cp bei Ma* = 1 beschrieben, vgl. Abb. 4.27 a. In integraler Form erhalt man fiir den Warmeumsatz zwischen den Stellen (1) und (2)
a-T,,) = [^- - 1 c.7], =f(Ma,,Ma2) S 0 .
(4.131a)
Es hangt 1^2/^,! wieder nur von den beiden Parametern Mai u n ( l Ma2 ab. Fiir z/z* = TJT,* liegen in den genannten Quellen tabellarische Werte vor. Die Untersuchungen haben gezeigt, da6 man sowohl die Verhaltnisse der ZustandsgroBen z2lzi als auch den Warmeumsatz q, _»2 als Funktionen der Mach-Zahlen Ma, und Ma2 darstellen kann. Hieraus folgt, daB man bei gegebenen Werten an einer Stelle (1), d. h. Ma, und zx, die ZustandsgroBe an einer Stelle (2) durch die Abhangigkeit z2 = z, • f(May, q, _,2) beschreiben kann, vgl. (4.123 d). Das von einem Zustromzustand am Rohranfang Ma - Ma, bis zum Erreichen der Grenz-MachZahl Ma = Ma* = 1 auftretende Warmeaufnahmevermogen (Warmezufuhr) erhalt man aus (4.131a) mit T,, =f(Mau T,) und Ta =f(Ma%, T%) nach (4.130a) sowie Tf/T, nach Tab. 4.6b (Spalte 1) zu 2(K+\)Ma2 41
a2 = Ma*2=\).
(4.131b)
Ein Vergleich der spezifischen Warmekapazitat bei konstantem Druck cp in (4.130 a) mit der globalen spezifischen Warmekapazitat cF in der kalorimetrischen Gleichung (1.22 b) liefert fur das Verhaltnis der beiden Warmekapazitaten cFlcp = dTJdT = (1 - Ma2)/(\ - KMa1).
68
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
Die maximal erreichbare (kritische) Warmezufuhr q*->2 = qnax stellt sich bei dq = 0 ein, d.h. nach (4.130b) bei A/a, = 1. Im Unterschallbereich (Max < 1) kann man gmax vergroBern, indem man die Zustrom-Mach-Zahl A/a, erniedrigt, wahrend man im Uberschallbereich (A/a, > 1) einen groBeren Wert qma durch Erhohen der Zustrom-Mach-Zahl A/a, erreicht. Bei A/a, = 1 ist keine Warmezufuhr moglich,
s
s\ J
(Totaltemperatur-Entropie-Diagramm).
(4.132)
In Abb. 4.28 a ist das Verhaltnis der Totaltemperatur TJTf iiber der Entropiedifferenz (s — s*)/cp nach Tab. 4.6b (Spalte 1) mit der Mach-Zahl Ma als Parameter aufgetragen. Es ergeben sich fur den Unter- und Uberschallbereich (Ma S 1) zwei getrennte Kurven, die fur die Grenz-Mach-Zahl {Ma* = 1) bei s - s* = 0 den groBtmoglichen Wert T, = T* annehmen. Bei stetiger Annaherung an Ma = 1 nimmt die Totaltemperatur zu (dT, > 0), was nach (4.130 a) einer Warmezufuhr (dq > 0) und entsprechend (4.125 a) einer Entropieerhohung (ds - dsa > 0) entspricht. Beim stetigen Entfernen von Ma = 1 liegt Warmeabfuhr (dq < 0) mit entsprechender Entropieabnahme (ds < 0) vor. Wahrend fiir Ma —> 0 die Totaltemperatur den Wert T, = 0 annimmt, strebt bei Ma —> °= das Verhaltnis der Totaltemperaturen dem Wert (TJT,*)mia = (K2 — 1)/K 2 (= 0,490) zu, was dem Zustand des Vakuums mit T = 0 entspricht. Es seien zwei Stellen (1) und (2) langs der Rohrleitung betrachtet (voller bzw. leerer Punkt). Die thermodynamisch zulassigen Prozesse sind in Abb. 4.28 a schematisch dargestellt, vgl. auch Abb. 4.27. Eine Unterschallzustromung (Afa, < 1) kann stetig durch Kiihlen auf kleinere Mach-Zahlen (Ma2 S Ma ?i MaY) und durch Erwarmen mit qma = q*^2 bi s z u r Grenz-Mach-Zahl (Ma* = 1) gebracht werden. Beim Kiihlen ist bei ungeandertem Zustromzustand die abgefiihrte Warme theoretisch unbegrenzt. Bei einer Warmezu- oder -abfuhr nur in einer Richtung kann man eine Unterschallstromung nicht in eine Uberschallstromung iiberfiihren, da hierzu wegen ds < 0 gemaB (4.125 c) ein thermodynamisch nicht moglicher ,,VerdiinnungsstoB" erforderlich ware. Eine Unterschallzustromung laBt sich jedoch stetig in eine Uberschallstromung iiberfiihren, wenn man zunachst im Bereich A/a, S Ma s l das Huid mit dq>0 erwarmt und anschlieBend im Bereich 1 S= Ma ^ Ma2 > 1 mit dq<0 wieder abkiihlt. Bei Ma = 1 ist die Stromung wegen des dort vorliegenden adiabaten Zustands (dq = 0) nicht ohne weiteres in der Lage, Warme aufzunehmen oder abzugeben. Um diesen Stromungszustand zu ,,iiberbriicken", bedarf es zusatzlicher MaBnahmen, etwa indem der Querschnitt ortlich etwas erweitert und wieder eingeengt wird, damit an dieser Stelle der Ubergang vom beheizten zum gekiihlten Rohrteil vollzogen werden kann. Eine tiberschallzustromung (Ma1 > 1) kann stetig durch Kiihlen auf groBere Mach-Zahlen (Ma2 > Mai) u n d durch Erwarmen mit „,„ bis zur Grenz-Mach-Zahl (Ma*= 1) gebracht werden. Bei sehr starkem Kiihlen nimmt die Totaltemperatur den asymptotischen Wert (7;2)min an. Kleinere Werte fiir Tl2 Iassen sich durch stetiges Abkiihlen nicht erreichen. Diese kann man jedoch erhalten, wenn man zunachst im Bereich Mai = Ma £ 1 erwarmt und dann bei Unterschallstromung 1 =S Ma g Ma2 wieder abkiihlt. Bei adiabater Zustandsanderung (dq = 0 = dTt) kann eine Uberschallstromung, wie in Abb. 4.28 a, vgl. Abb. 4.27 b gezeigt, mittels eines VerdichtungsstoBes unstetig (adiabat-irreversibel) in eine Unterschallstromung ubergehen, was mit einer Entropieerhohung (ds > 0) verbunden ist. Diese ist gerade so groB, wie der Entropieunterschied zwischen den beiden Kurven fiir Ma > 1 und Ma < 1 bei T, = const. Den Nachweis fiihrt man folgendermaBen: Ist an der Stelle (1') die Zustrom-Mach-Zahl Mav, bekannt, so stellt sich an der Stelle (2') die durch den VerdichtungsstoB nach (4.64a) verkleinerte Mach-Zahl Mav ein. Mittels der Beziehung fiir die Entropieanderung (s — s*)/cp nach Tab. 4.6b (Spalte 1) berechnet man
42
Englisch: Thermal shocking.
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren
69
BrenzMach-Zahl
Verdichtungsstof) Uberschallstromung
1.4
-0..J5
-1.2
-C.JO
-1.0
-0.25
-0.8
-0.6
-0,20 -0.15 (s-s*)/cf •
-0,4
-0.10
-0.2
-0.05
0
0
Abb. 4.28. Verhalten von Gasstromungen in einem Rohr (K= 1,4): moglicher Stromungsablauf (7) —> (2). a Reibungslose Rohrstromung mit Warmeumsatz (Rayleigh). b Reibungsbehaftete Rohrstromung ohne Warmeumsatz (Fanno). • Ausgangszustand; O stromabwarts gelegener Zustand; © Grenzzustand (Index*), Ma = Ma* = 1;
die den beiden Mach-Zahlen Mav und MaT zugeordnete Entropieerhohung As' = s2- - sv = (s - s*)r (s - s*)r. Diese GroBe vergleicht man mit der Entropieerhohung durch den VerdichtungsstoB nach (4.60) As' — sT — sv und findet bestatigt, daB As' = As' ist.
4.4.2.3 Adiabate Rohrstromung mit Reibung (Fanno) Annahmen. Wahrend in Kap. 4.4.2.2 die reibungslose Rohrstromung mit Warmeumsatz (dwD = 0 4= dq) behandelt wurde, soil im folgenden die reibungsbehaftete Rohrstromung ohne Warmeumsatz (dwD + 0 = dq) untersucht werden. Die jetzt betrachtete adiabate Rohrstromung erfolgt bei irreversibler Zustandsanderung (ds = dsi > 0) und wird als Fanno-Stromung bezeichnet. Wegen q, _, 2 = 0 gilt nach (4.123 d) an jeder Stelle der vorliegenden Rohrstromung v2/2 + cpT=cpT,const. Die folgende Untersuchung sei wiederam auf die Stromung in einem Rohr von gieichbleibendem Querschnitt (A = const) beschrankt. Ein Sonderfall einer reibungsbehafteten Stromung bei konstanter Temperatur (isotherm) wird in Kap. 4.4.2.4 besprochen. Zustandsanderung. Durch die beim Durchstromen des Rohrs auftretende Wandreibung andern sich die ZustandsgroBen in bestimmter Weise. Diese Anderungen sollen in Abhangigkeit von der Mach-Zahl Ma und dem die Wandreibung bestimmenden Rohrverlustbeiwert Adx/D > 0 dargestellt werden. Aus (4.122a, b, e, f) und (4.119b) erhalt man mit dA - 0 und dq = 0 die in Tab. 4.6a (Spalte 2) mitgeteilten
70
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
Zusammenhange. Fiir die Entropieanderung gilt (4.125b) und damit nach Tab. 4.6a (Spalte 2) unter Beachtung der FuBnote 39 ds
„ A dx
— = (tc-l)Ma2 cp
2 D
X-Ma1
2(K-1)
= —:
K
dMa
2 + (x-l)Ma2
r
Ma
>0.
(4.133)
Alle Ergebnisse werden in Tab. 4.7 b diskutiert. Man erkennt, daB sich die Anderungen samtlicher ZustandsgroBen mit Ausnahme der Entropieanderung bei Unter- und Uberschallstromung entgegengesetzt verhalten. Ein Vergleich der adiabaten Rohrstromung mit Reibung mit der reibungslosen Rohrstromung mit Warmeumsatz ergibt hinsichtlich des Verhaltens bei Unter- und Uberschallstromung fiir p, p, v, Ma und s das gleiche Ergebnis. Bei der Temperatur T gilt diese Aussage nur fiir den Mach-Zahl-Bereich 1 / V K < Ma < 1 bzw. Ma > 1. Die Entropiedifferenz besitzt wie bei der reibungslosen Rohrstromung mit Warmeumsatz wegen ds = 0 bei Ma2 = Ma* = 1 ihren Hochstwert (Grenzzustand). Zustandsgrolien. Fiir zwei durch (1) und (2) gekennzeichnete Stellen langs der Rohrleitung findet man die Verhaltniswerte der ZustandsgroBen z2/z, mit z = (>, p, ... in Abhangigkeit von den Mach-Zahlen Ma, und Ma 2 aus (4.123 a, b, d) mit<ji^ 2 = 0 in Verbindung mit (4.119 a). Die Entropiedifferenz s2 - s, = f(Ma,, Ma2) erhalt man aus (4.126) durch Einsetzen von T2/T,. In Tab. 4.6b (Spalte 2) sind die auf den Grenzzustand (Ma* — 1) bezogenen GroBen wiedergegeben, vgl. hierzu die Ausfiihrung in Kap. 4.4.2.2 und Tab. 4.6a (Spalte 1). DaB in den angegebenen Beziehungen die Reibung (p,),^2 nicht explizit auftritt, hangt damit zusammen, daB von (4.123c) noch kein Gebrauch gemacht wurde. Auf (4.128a, b) wird hingewiesen. Die Kombination der Beziehungen fiir T2/T{ und (s2 — s,)/cp gestattet, wie schon in Kap. 4.4.2.3 erwahnt, fiir eine vorgegebene Mach-Zahl Ma, die Aufstellung eines Temperatur-Entropie-Diagramms (T, s). In Abb. 4.27 a und b sind fiir die Unterschallzustromung (Ma, = 0,5) bzw. fiir die Uberschallzustromung (Ma, = 2,0) solche Diagramme dargestellt. Die ausgezogenen Kurven bezeichnet man als Fanno-Kurven. Die oberen Kurven stellen Unter- und die unteren Kurven Uberschallstromungen dar. Nach Abb. 4.27 a, b stimmen die Fanno-Kurven mit den Rayleigh-Kurven im Schnittpunkt (1), d.h. bei der vorgegebenen Mach-Zahl Ma, 5 1 iiberein. Die Kurven schneiden sich dariiber hinaus noch ein zweites Mai, namlich bei Ma" S 1. Da die Punkte Ma, und Ma" sowohl einer Rayleighals auch einer Fanno-Kurve angehoren, herrscht in ihnen eine reibungslose, adiabat verlaufende Stromung. ReibungseinfluB. Den Zusammenhang zwischen dem Rohrverlustbeiwert C,, _^2 nach (4.120c) sowie den Mach-Zahlen Ma, und Ma2 findet man durch Integration der in Tab. 4.6 a (Spalte 2) fiir dMa/Ma = f(dQ = Adx/D) angegebenen Beziehung. Man erhalt das Ergebnis, vgl. (4.123 c) =A D
= D
( — 1 2 , Mai)
K\Ma
\ \_2 + (re- i)Ma2, \Ma
2K
=f(Ma,,Ma2).
(4.134a)
Fiir Ma, = Ma und Ma2 - Ma* = 1 sowie x2 = x* und x, = x bzw. x* - x = L* erhalt man x*-x
L*
1-Ma2
K+l
[
(K+
(4.134b)
In Abb. 4.29a ist f* =/(Ma) aufgetragen. Bei Ma = 1 gilt Q* = 0. Im Unterschallbereich (0 < Ma < 1) ist ~ > £* > 0, wahrend im Uberschallbereich (1 < Ma < °=) die Werte C,* begrenzt sind, namlich 0 < C,* < CX (= 0,822). Sind an den Stellen (1) und (2) langs der Rohrleitung die Mach-Zahlen Ma, und Ma2 gegeben, dann gilt in Analogie zu (4.128b) die Rechenregel
S^2 = A ^ = A^p-AX-^p
= f,-?2.
(4.134c)
Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, daB man sowohl die Verhaltnisse der ZustandsgroBen z2/z, als auch den Rohrverlustbeiwert £ t _,2 als Funktionen der Mach-Zahlen Ma, und Ma2 darstellen kann. Hieraus folgt, daB man bei gegebenen Werten an einer Stelle (1), d.h. Ma, und z,, die ZustandsgroBe an einer Stelle (2) durch die Abhangigkeit z2 = z, -f(Ma,, C,, _,2) beschreiben kann. Mogliches Stromungsverhalten. Ahnlich wie fiir die reibungslose Rohrstromung mit Warmeumsatz (Rayleigh-Stromung) in einem Totaltemperatur-Entropie-Diagramm nach Abb. 4.29 a laBt sich auch fiir die adiabate Rohrstromung mit Reibung (Fanno-Stromung) der mogliche Stromungsablauf aus dem Ver-
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren •?l
1—l
1
1
1
1
71 3
L = A — = f*, - (,% in Abhangigkeit von der Mach-Zahl Ma (K = 1,4). a Adiabate Stromung (Fanno), b isotherme Stromung Abb. 4.29. Rohrverlustbeiwert Q* = X
halten der Entropieanderung erklaren. In Abb. 4.28 b ist in einem Reibungsverlust-Entropie-Diagramm der Rohrverlustbeiwert C* iiber der Entropiedifferenz (s - s*)/cp) nach Tab. 4.6b (Spalte 2) aufgetragen: (Reibungsverlust-Entropie-Diagramm) .
«*=/
(4.135)
Wie in Abb. 4.28 a ergeben sich wieder zwei getrennte Kurven fiir den Unter- und Uberschallbereich (Ma S 1), die sich beide bei der Grenz-Mach-Zahl (Ma* = 1) treffen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine irreversible Stromung (ds = ds, > 0) bei adiabater Zustandsanderung (dsa = 0), was nach (4.124b) besagt, daB in Stromungsrichtung stets ds > 0 sein muB. Dies bedeutet, daB alle von einer bestimmten Mach-Zahl Ma § 1 ausgehenden Stromungen dem Wert Ma = 1 zustreben. Es werden jetzt wieder zwei Stellen (1) und (2) langs der Rohrleitung betxachtet (voller bzw. leerer Punkt). Die thermodynamisch zulassigen Prozesse sind in Abb. 4.28 schematisch dargestellt. Eine Unterschallzustromung (Mat < 1) verlauft im Mach-Zahl-Bereich Afa, s Ma < Ma2 < 1 stetig. Ein Ubergang in eine tfberschallstromung Ma2 > 1 ist auszuschlieBen, da dies einen nicht moghchen ,,VerdiinnungsstoB" mit negativer Entropieanderung (ds < 0) zur Folge haben mtiBte, vgl. auch Abb. 4.27 a. Eine tjberschallzustromung (Ma, > 1) kann sich stromabwarts sowohl stetig als auch unstetig entwickeln. Im ersten Fall bleibt sie dabei eine stetig verlaufende Uberschallstromung Ma, s Ma > Ma2 > 1, wahrend sie im zweiten Fall unstetig mittels eines normalen VerdichtungsstoBes im Bereich der Mach-Zahlen May > 1 bis Ma2- < 1 in eine Unterschallstromung Ma2 < 1 iibergeht, vgl. auch Abb. 4.27b. Der tfbergang von der Uberschall- zur Unterschallstromung bedarf noch einer besonderen Erlauterung. An der Stelle (1') ist der Mach-Zahl vor Beginn des VerdichtungsstoBes Mar > 1 nach (4.134b) ein bestimmter Wert Q% =f(Mav) zugeordnet. Diesem entspricht nach Tab. 4.6b (Spalte 2) die Entropiedifferenz (sv - s*)/cp. Durch den VerdichtungsstoB erfahrt die Entropie sv bei festgehaltem Wert (,% = const gemaB (4.125c) eine Erhohung As' = s2- - sv > 0, die man nach (4.60) bestimmt. An der Stelle (2') betragt die durch den VerdichtungsstoB bedingte Entropiedifferenz also s2. -s* = (sv~ s*) + As'. Nach einfacher Zwischenrechnung erhalt man = In
/[2KMa2r-(K-
1)] « • [2 + ( K - I) Mai]"
(4.136)
Diese Beziehung ist bei jeweils konstanten Werten f*. =f(Mav) = const in Abb. 4.28b als StoBkurve dargestellt. Sie erstreckt sich im Bereich 1 < Mav < °° von 0 > (sT - s*) > - 0,139 bzw. von 0 < ?y < 0,822 mit K= 1,4. Es zeigt sich, daB der reibungsbedingte Entropiesprung von der Uberschall- zur Unterschallstromung bei £* = const groBer ist als der durch den VerdichtungsstoB verursachte Entropiesprung, d.h.
72
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
As' > As'. Nach Abb. 4.28 b geht jetzt der weitere Ubergang zur Unterschallkurve bei ungeanderter Unterschall-Mach-Zahl (Mach-Zahl hinter dem VerdichtungsstoB) entsprechend der StoBkurve isentrop vor sich, bis der Punkt (2') erreicht wird. Von hier ab kann sich die Stromung nur in Richtung auf die Grenz-Mach-Zahl (Ma* = 1) entwickeln. Die bisherige Betrachtung hat gezeigt, daB sich die GroBe C, * = A (L*/D) bei dem mit VerdichtungsstoB verbundenen Stromungsvorgang vergroBert hat. Bei der Beurteilung des Stromungsverhaltens der reibungsbehafteten Rohrstromung eines dichteveranderlichen Fluids spielt daher die zur Verfiigung stehende Rohrlange L $ L* eine wichtige Rolle. Zusammenhang von Rohrlange und Mach-Zahl. Werden mit (1) und (2) der Rohranfang bzw. das Rohrende bezeichnet, dann errechnet man den Rohrverlustbeiwert des endlich langen Rohrs nach (4.134 a). Bei gegebenem Rohrdurchmesser D - const und bekannter mittlerer Rohrreibungszahl A = const, ist £, _, 2 = A(L/D) nach (4.120c) ein unmittelbares Ma6 fiir die Rohrlange L = x2 — xx. Bei konstant gehaltenem Wert f n 2 wirkt sich eine z. B. durch Rauheit der Rohrinnenwand hervorgerufene vergroBerte Rohrreibungszahl A wie eine rechnerische Rohrverkilrzung aus. Die gleiche Aussage gilt bei einer Verkleinerung des Rohrdurchmessers. Bei gegebenen Werten A und D sind die Grenzlangen L* = x* - x, bei kleiner Unterschallgeschwindigkeit (Ma —> 0, £2 —> ~) wesentlich groBer als bei Uberschallgeschwindigkeit (Ma —> °°; Q* —> 0,822). Aus den bisherigen Betrachtungen hat sich gezeigt, daB bei adiabater Stromung mit Reibung in einem Rohr konstanten Querschnitts die Stromung sowohl bei einer Unter- als auch bei einer Uberschall-Zustrom-Mach-Zahl Ma, § 1 stromabwarts dem Grenzzustand (Ma* = 1) zustrebt. Die Grenzlange L*(Mat) ist dadurch gekennzeichnet, daB am Rohrende Ma2 = Ma* = 1 ist, vgl. Abb. 4.29 a. Bei Unterschallzustromung (Mai - 0,5) wird nach Abb. 4.30a das Rohr der Lange L
' K 1
=f(Mau Ma2) (Unterschall).
(4.137 a)
M
Dabei stelltp^po < 1 das nach (4.118a) zur Erzeugung der Rohrstromung in der Diise benotigte Druckverhaltnis undp 2 /Pi < 1 das nach Tab. 4.6 b (Spalte 2) durch Reibung bedingte Druckverhaltnis dar. Wie bereits gezeigt wurde, strebt die Mach-Zahl im Rohraustritt dem Grenzwert Ma2 = Ma* = 1 zu. Fiir diesen Zustand gilt also nach (4.137 a) ftir das Druckverhaltnis
—VMa,fl PQ
KT
-t- 1/
+— \
2
MII|)"^:!'<1
(Ma2=l).
(4.137b)
/
Durch Absenken des Drucks im Ausstromraum pb < p0 nimmt die Mach-Zahl im Rohraustritt Ma2 < 1 zunachst kontinuierlich auf den Wert Ma2 = Ma* = 1 zu und erreicht dort den Grenzdruck p2—P*- In diesem Fall stimmen die Drucke im Rohraustritt und im Ausstromraum uberein, pb=p2 = p2, und es laBt Englisch: Frictional shocking.
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren
73
1,00
Anpassungszustand (Bntritts-Machzahl)
Abb. 4.30. Zusammenhang von Rohrlange L = x2 - x , und Mach-Zahl (Mau Ma (x), Ma2) bei reibungsbehafteter Stromung ohne Warmeumsatz ( K = 1,4). a Unterschall-Zustrom-Mach-Zahl Ma\ = 0,5 mit Anpassungszustand Mal < 0,5 fiir L > L*. b UberschaU-Zustrom-MachZahl Mai = 3,0 mit Anpassungszustand (VerdichtungsstoB) fiir L > L* U/0-
sich das Druckverhaltnis pjpo =f(Mal, Ma2) nach (4.137 a) berechnen. Bei einer weiteren Absenkung des Drucks im Ausstromraum gilt pb < p2 < p*, wobei sich das Druckverhaltnis p%lpa =f(Ma,) nach (4.137 b) berechnen laUt. In diesem Fall ist also stets Ma2 = 1, woraus man folgern kann, daB sich bei gegebener Mach-Zahl Mai fur den Druckbereich p*>ph>0 das Stromungsverhalten im Rohr (einschlieBlich des Rohraustritts) nicht iindert und damit gleich dem Zustand bei pb = p\ ist. Es sei noch eine Bemerkung zu den Begriffen Druckabfall, Druckanstieg und Totaldruckverlust gemacht: Der auf die Rohrlange dx bezogene Totaldruckverlust betragt nach (4.120b) unter Beachtung von (4.119a) mit
(Gesamtdruckverlust),
(4.138 a)
und die ebenfalls auf die Rohrlange dx bezogene reibungsbedingte Druckanderung erhalt man nach Tab. 4.6a (Spalte 2) in Verbindung mit (4.138a) zu dp dx
l + (K-l)Ma 2 dp, < 0, Druckabfall (Ma < 1) I-Ma1
lU
> 0, Druckanstieg (Ma > 1)
(4.138 b)
Bei der vorliegenden adiabaten Rohrstromung mit Reibung andert sich das Vorzeichen bei Ma = \. Druckabfall liegt bei Unterschallstromung in ahnlicher Weise wie bei der Stromung eines dichtebestandigen Fluids (Ma = 0, dpldx = - dpjdx) vor, wahrend bei Uberschallstromung Druckanstieg auftritt. Massenstrom. Zur Berechnung des bei Unterschallstromung Mai < Ma2 < 1 auf die GroBe PocoA bezogenen Massenstroms der adiabaten Rohrstromung mit Reibung mA steht (4.118b) mit mA/poc0A =f(Mat) zur Verfugung. Weiterhin gilt nach (4.137) fur das Druckverhaltnis p2lp0=f(Mau Ma2) und nach (4.134a) fur den Verlustbeiwert (Rohrlange) ^ _ 2 = X(L/D) =f(Malt Ma2). Aus den letzteren beiden
4.4 Stromung dichteveranderlicher Fluide (Gase) in Rohrleitungen
74
Beziehungen laBt sich Ma2 eliminieren, und man erhalt Max senstrom kann man also schreiben
=f(p2/p0,
). Fiir den bezogenen Mas-
(4.139 a) ±-) (P2>p%). DJ p0 Um diese Beziehung auszuwerten, geht man folgendermaBen vor: Fiir einen gewahlten Wert 0 < mj QQCQA < 0.579 (Ma{ = 1, K= 1,4) wird mittels (4.118b) Mat < 1 bestimmt. Fur einen vorgegebenen Wert 0 < A(L/D) < <*> nach (4.134a) sowie Einsetzen des bereits bestimmten Werts Max berechnet man Ma2 < 1. Mit den Werten Ma, und Ma2 findet man schlieBlich nach (4.137 a) den Wert p2/p0 > p*/p0 (Ma2 = 1). Fiir den Massenstrom im Grenzzustand (Ma2 = 1> Index *) erhalt man durch Einsetzen von (4.118 b) in (4.137 b) die einfache Beziehung K+l
(4.139 b) Pa
Aus der Feststellung im AnschluB an Gl. (4.137 b) fiber das Druckverhalten im Rohraustritt und im Ausstromraum, p2 bzw. pb, folgt, daB im Bereich pb < p% bei gegebenem Wert A (L/D) der groBtmogliche konstante Massenstrom mf = m, _„ auftritt. Man kann also schreiben • = const
(0
(4.139 c)
p*).
In Abb. 4.31 ist der dimensionslose Massenstrom mJ(>ocoA fiber dem Dmckverhaltnis p2/p0 mit dem Verlustbeiwert A(L/D) als Parameter dargestellt. Dabei sind die beiden Bereiche 0 < pb < p2 < p* und p*
0,1
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
Abb. 4.31. Adiabate Rohrstromung mit Reibung bei Unterschallgeschwindigkeit (konvergente Diise). Massenstrom mA/(>0c0A als Funktion des Druckverhaltnisses pjpo mit dem Verlustbeiwert (~ Rohrlange) A(L/D) als Parameter. Zustandsgr68en des Kesselzustandes Poi co,po; Druck im Rohraustritt p2; Druck im Ausstromraum pb (K = 1,4), vgl. [42]
4.4.2 Gasstromung in geradlinig verlaufenden Rohren
75
4.4.2.4 Rohrstromung bei konstanter Temperatur (isotherm) Annahmen. In Kap. 4.4.2.2 wurde die reibungslose Rohrstromung mit Warmeumsatz (dwD = 0 =t= dq) und in Kap. 4.4.2.3 die adiabate Rohrstromung mit Reibung (dq = 0 4= dwD) untersucht. Es soil jetzt die reibungsbehaftete Stromung in einem Rohr von gleichbleibendem Querschnitt (A = const) mit Warmeumsatz behandelt werden, bei der die zu- oder abgefiihrte Warme jeweils so groB ist, daB die Temperatur ungeandert bleibt (T = const). Es liegt also eine isotherme Rohrstromung (dT = 0, dwD =f= 0 # dq) vor. Bei dieser Stromung hangt die Rohrreibungszahl X, wie in Zusammenhang mit (4.120b) gezeigt wurde, nur von der Rauheit der Rohrinnenwand ab, d. h. X = X (k/D). Im allgemeinen andert sich das Verhaltnis k/D nicht, so daB mit X = const gerechnet werden kann. Zustandsanderungen. Aus (4.122 a, b, e, f) und (4.119 b) findet man mit dA = 0 und dT — 0 die in Tab. 4.6 a (Spalte 3) angegebenen Anderungen der ZustandsgroBen. Diese Ergebnisse werden in Tab. 4.7 c diskutiert. Bei der reibungslosen Rohrstromung mit Warmeumsatz (Rayleigh) in Kap. 4.4.2.2 und der adiabaten Rohrstromung mit Reibung (Fanno) in Kap. 4.4.2.3 wurde jeweils ein Grenzzustand bei Ma = 1 gefunden, der besagt, daB dort die Entropie ihre Hochstwerte erreicht (ds = 0). Um festzustellen, ob im vorliegenden Fall auch ein solcher Grenzzustand vorliegt, muB man das Verhalten der Entropie naher untersuchen. Fuhrt man in (4.125a) den Warmeumsatz dq/cpTund in (4.125b) den ReibungseinfluB Xdx/2D in ihren Abhangigkeiten von der Mach-Zahl Ma gemaB Tab. 4.6 a (Spalte 3) ein, dann wird (4.140a, b) ^ S 0 , ( 1 K M a ^ > 0 .. Ma cp K Ma Die letzte Beziehung zeigt nun, daB wegen dst > 0 nur die Zuordnungen xMa2 < 1, dMa > 0 und KMa2 > 1, dMa < 0 physikalisch moglich sind. Durch dieese Uberlegung wird somit ein Grenzzustand festgelegt, der sich fur jede Mach-Zahl Mat bei Ma2 = l/V/c(= 0,845) einstellt. Die gesamte Entropieanderung ds = dsa + dst ergibt sich zu ds/cp = [(K— 1)/K] (dMa/Ma). p
ZustandsgroBen. Fiir zwei durch (1) und (2) gekennzeichnete Stellen langs der Rohrleitung findet man mit T2/Tl = 1 die Verhaltniswerte der zugehorigen ZustandsgroBen p, p und v aus (4.123 a, b). Man beachte, daB nach (4.119a) Ma1IMai = v2/v1 ist. Es gilt Pi
p,
v2
Ma2
Die Entropiedifferenz folgt unmittelbar aus (4.126). Warmeumsatz. Um eine konstante Temperatur aufrecht zu erhalten, ist nach (4.122d) bzw. (4.123 d) mit dT - 0 bzw. T = const in Verbindung mit (4.119 a, b) der erforderliche Warmeumsatz ql^2='^r^(Ma22-
^
Ma\>cpT
(T = const).
(4.142 a, b)
2
Hieraus geht hervor, daB bei VergroBerung der Mach-Zahl Warme zu- und bei Verkleinerung der MachZahl Warme abgefiihrt werden muB. Reibungseinflul). Den Zusammenhang zwischen dem Rohrverlustbeiwert ^ _,2 nach (4.120c) sowie den Mach-Zahlen Max und Ma2 findet man durch Integration der in Tab. 4.6a (Spalte 3) fiir dMa/Ma = d Ma2/2Ma2 gegebenen Beziehung. Man erhalt das Ergebnis D
D
K
\Ma\
Ma2
^ l )
2 0
(r
= const),
(4.143a)
Fur Mat = Ma und Ma2 = 1/VK sind die Werte
in Abb. 4.29 b iiberMa fur K= 1,4 aufgetragen. Bei Ma' = 1/VK ist £* = 0. Im Gegensatz zu (Abb. 4.29 b) besitzt [,* fiir Ma —> <x> keinen asymptotischen Wert. Sind an den Stellen (1) und (2) langs der Rohrleitung die Mach-Zahlen Mal und Ma2 gegeben, so gilt zur Ermittlung von fi _,2 die Rechenregel (4.134 c). Auf eine weitergehende Behandlung der isothermen Rohrstromung, die in enger Anlehnung an diejenige der adiabaten Rohrstromung mit Reibung von Kap. 4.4.2.3 erfolgen kann, sowie auch der Rohrstromungen, bei denen Einflusse der Reibung und des Warmeumsatzes gleichzeitig auftreten, wird hier verzichtet, man vgl. Michalke [40 a].
76
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe 4.5.1 Einfiihrung Bei einem mit Uberschallgeschwindigkeit stationar angestromten Korper werden die Stromlinien, wie in Abb. 1.18 gezeigt, in schrag zur Anstromrichtung liegenden, mehr oder weniger starken schiefen Storfronten (Wellen-, StoBfront) umgelenkt. Dabei treten hinter der Front stetige oder unstetige Anderangen der vor der Front herrschenden fluidmechanischen und thermodynamischen GroBen auf. In Abb. 4.32 sind einige typische Falle einfacher Stromungsumlenkungen zusammengestellt. Konvexe Umlenkungen (linke Seite) werden durch negative Umlenkwinkel ( # < 0) und konkave Umlenkungen (rechte Seite) durch positive Umlenkwinkel (&> 0) beschrieben. Die GroBen vor der Front, Stelle (1), werden mit dem Index 1 und diejenigen hinter der Front, Stelle (2), mit dem Index 2 gekennzeichnet.44 Bei der Umlenkung um eine schwach geknickte Wand (flache Ecke) (| &\ —> 0) wird die Storfront nach Abb. 4.32a aus einer einzigen geraden Machwelle gebilMachivelle Ma-,
Machwelle Ma-,
v///////////////; Ma-, Verdiinnungsfacher
Ma, L^rtV^Verdichtungsfoche'r
7/77/////////
ferdunnungsfacher
Yertf/Wungs-
i
Abb. 4.32. Umlenkungen von Uberschallstromungen (yx > c t ). a Schwach geknickte Wand, b gekrummte Wand, c stark geknickte Wand. Links: konvexe Umlenkung, Verdunnung (= Expansion), Depression: t?< 0, v2 > vup2
Fur die numerische Behandlung der in diesem Kapitel dargelegten Theorie stehen entsprechende Formelsammlungen und Tabellen zur Verfugung [3, 5, 14, 25, 27, 32].
4.5.1 Einfuhrung
77
det, die nur eine schwache, stetig verlaufende Anderung der StromungsgroBen hervorruft. Bei der konvexen Umlenkung erfahrt die Stromung eine Verdiinnung (P2 < P\) und bei der konkaven Umlenkung eine Verdichtung (p2 > fi)- Die Neigung der Machwelle (Machlinie) gegeniiber der Richtung der Zustromgeschwindigkeit u, wird durch den Machwinkel pi gemessen, der sich nach (1.52) aus i
< 1, tan/ii = -j=^= (Max > 1) (4.144a, b) Ma lM\1 berechnen laBt. Langs einer Machlinie sind alle fluidmechanischen und thermodynamischen GroBen ungeandert. Bei allmahlich vor sich gehender Umlenkung um eine gekrummte Wand nach Abb. 4.32b bestehen die Storfronten aus mehreren hintereinander angeordneten Machwellen, die man bei konvexer Umlenkung als Verdunnungsfacher und bei konkaver Umlenkung als Verdichtungsfacher bezeichnet. Auch hierbei andern sich die StromungsgroBen beim Durchgang durch die Fronten stetig. Bei konkaver Umlenkung kann jedoch der Verdichtungsfacher in einiger Entfernung von der Wand in einen unstetigen VerdichtungsstoB iibergehen. Bei einer stark geknickten Wand nach Abb. 4.32c bildet sich bei konvexer Umlenkung ahnlich wie in Abb. 4.32 b ein Verdunnungsfacher aus. An der Knickstelle entsteht ein zentrierter Facher mit stetiger Anderung der StromungsgroBen. Bei starker konkaver Umlenkung stellt sich der VerdichtungsstoB gegeniiber Abb. 4.32b bereits an der Knickstelle ein. Es entsteht ein schiefer (schrager) VerdichtungsstoB mit unstetiger Anderung aller StromungsgroBen hinter der StoBfront.45 In Abb. 1.18 wurde auf das Entstehen von Wellen- und StoBfronten bei mit Uberschallgeschwindigkeit angestromten Korpern kurz eingegangen. In diesem Zusammenhang wurden die Begriffe des geraden und gekrummten sowie des anliegenden und abgehobenen VerdichtungsstoBes erlautert. In Abb. 4.33 wird dies fluidmechanische Verhalten weitergehend besprochen, und zwar wird gezeigt, welche Formen VerdichtungsstbBe bei Korpern annehmen konnen, die mit verschiedener Mach-Zahl Max > 1 angestromt werden. Abb. 4.33 a zeigt einen vorn spitzen Korper {&K —» 0), bei dem sich ein schwacher VerdichtungsstoB in Form einer Machwelle ausbildet. In Abb. 4.33 b ist dargestellt, wie sich bei gleicher Korperkontur (&K — const) durch VergroBerung der Anstrom-Mach-Zahl Mai Machwelle und VerdichtungsstoB voneinander unterscheiden. Bei sehr groBer Mach-Zahl Mai unterschneidet die Machwelle die Korperkontur, was zeigt, daB nicht die Machwelle, sondern der anliegende schiefe VerdichtungsstoB den Bereich der vom Korper gestorten Stromung stromaufwarts abgrenzt. Aus Abb. 4.33 c geht die Bedeutung des Vorderkantenwinkels {S-K —> 7r/2) auf die Ausbildung des abgehobenen gekrummten VerdichtungsstoBes bei festgehaltener Anstrom-Mach-Zahl Mai hervor. Die verschiedenen Moglichkeiten der Stromungsumlenkung bei Uberschallstromungen seien im folgenden weitgehend gemeinsam behandelt, und gesonderte Untersuchungen erst dann vorgenommen, wenn dies unumganglich wird. 45
Zwischen den Machwellen (I) und (II) wilrde sich eine physikalisch nicht denkbare riicklaufige Stromung ergeben, wodurch sich die Unstetigkeit auch erklaren laBt.
78
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe VerdkMungsstof) a Moch-Welle
V
Verdkhtungs-
Much-Welle
stoO \
J
Verdkhtungs- . sfofi Y
/ May [ Ma, = const)
\ .
Abb. 4.33. Erlauterung des Unterschieds von Machwelle und VerdichtungsstoB bei mit Uberschallgeschwindigkeit angestromten keilformigen Korpern. a Schwache Stoning (# K —> 0). b Wachsende Anstrom-Mach-Zahl, anliegender VerdichtungsstoB. c Wachsender Vorderkantenwinkel i \ , abgehobener VerdichtungsstoB
4.5.2 Schiefe Storfront 4.5.2.1 Voraussetzungen und Annahmen In Abb. 4.34 a ist eine Storfront (Wellen- oder StoBfront) dargestellt. Ihre Lage im Raum wird durch den Normalvektor n beschrieben, wahrend der Tangentialvektor t in der Ebene der Storfront liegt. Die Storfront wird von den Flachen At,A2 und A, _>2 begrenzt. Sie sei wie beim normalen VerdichtungsstoB nach Abb. 4.10 als sehr diinn, d.h. mathematisch als UnstetigkeitsflachemitAj^^OundA! ~A2 ~ A vorausgesetzt und werde schrag mit der Geschwindigkeit i>i(t>in, vlt) stationar angestromt. Beim Durchgang durch die Front andert sich die Geschwindigkeit V2(v2n, v2t) nach Richtung und GroBe. Die Stromung erfahrt durch die schiefe Storfront eine Umlenkung. Es sei die reibungslose Stromung eines dichteveranderlichen Fluids (Gases) bei adiabater Zustandsanderung angenommen. 4.5.2.2 Grundlegende Erkenntnisse Ausgangsgleichungen. Unter den getroffenen Voraussetzungen und Annahmen gelten bei schrag durchstromten Querschnittsflachen nach (2.52), (2.80a) und
4.5.2 Schiefe Storfront
79 Storfront .
Storfront
Storfront j /
y
x
Abb. 4.34. Mit Uberschallgeschwindigkeit schief angestromte Storfront (Wellen- oder StoBfront). a Storfront und Geschwindigkeitsebene, b, c Geschwindigkeiten und Winkel in der Umlenkebene, konvexe Umlenkung: & < 0, konkave Umlenkung: t? > 0
(4.27 a) die Ausgangsgleichungen Masse:
plvl • At
Impuls:
piAt +
Energie:
(4.145 a) p^xiv • A,) + p2A2 + Q2v2(v2 • A2) = 0 , Pi
2
V\
K-\
K
p2
(4.145 b) (4.145 c)
Wegen Ax=-nA und A2-+ nA sowie vln = n • vx und u2n = « • u2 lassen sich die in (4.145 a, b) auftretenden skalaren Produkte in den Formen y, • A, = - v]nA und v2 • A2 = v2nA schreiben. Nach Einsetzen hebt sich die Flache A heraus, und es wird (4.146 a) =p2n + Q2v2nv2.
(4.146b)
Die vorstehende Impulsgleichung ist eine Vektorgleichung, die man als Komponentengleichungen fur die n- und ?-Richtung anschreiben kann. Umlenkebene. Die Impulsgleichung fur die ?-Richtung lautet Q\Vlnvu = (p2v2nv2l. Wegen (4.146a) folgt hieraus, daB vu = v2l ist. Dies bedeutet, daB die Geschwindigkeitskomponenten in der Ebene der Storfront vlt und v2, vor und hinter der Front gleiche Richtung und gleiche GroBe haben: v
u = v2, = v, = const.
(4.147)
Die Umlenkung erfolgt also in der vom Geschwindigkeitsvektor vx und dem Normalvektor n aufgespannten Ebene. Fur die Umlenkung ergibt sich somit das in
80
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
Abb. 4.34b, c gezeigte Bild einer ebenen Stromung. Bei der konvexen Umlenkung ( # < 0) ist i>2 > Vi, was einer Verdiinnungsstromung (Expansionsstromung) entspricht, und bei der konkaven Umlenkung ( # > 0) ist v2 < v1, wodurch eine Verdichtungsstromung (Kompressionsstromung) entsteht. Bestimmungsgleichungen. Wahrend zur Festlegung der Umlenkebene von der Impulsgleichung bereits die Komponentengleichung in ?-Richtung verbraucht wurde, verbleibt fur die weitere Behandlung von (4.146 b) nur noch die Komponentengleichung in ra-Richtung. Beriicksichtigt man, daB v\ = v\n + v\, und v2 = vln + Vlt m i t vu = V2t ist, dann erhalt man das Gleichungssystem zur Berechnung einer schiefen Storfront (StoGgleichung) Kontinuitatsgleichung:
(4.148 a)
Impulsgleichung:
(4.148 b)
Energiegleichung:
K-l
K-l
(J,
^ +^ .
(4.148c)
Analogie zum normalen VerdichtungsstoB. Bei der dargestellten Front handelt es sich um eine gerade schiefe Storfront, die man sich aus der geraden normalen Front durch Uberlagerung einer in der Frontebene wirksamen konstanten Tangentialgeschwindigkeit v, = const entstanden denken kann. Diese Moglichkeit ist fvir den schiefen VerdichtungsstoB in Abb. 4.35 gezeigt. Vergleicht man die Gleichungen (4.148 a, b, c) mit denjenigen des normalen VerdichtungsstoBes (4.55 a, b, c), so stellt man Ubereinstimmung fest, wenn man in den Gleichungen fur den normalen VerdichtungsstoB V\ durch vln und v2 durch v2n ersetzt. EinfluB des Druckverhaltnisses. Eliminiert man in (4.148 a, b, c) die Geschwindigkeiten vu und v2n, so erhalt man die gleichen Abhangigkeiten zwischen Druck und Dichte vor und hinter der Storfront wie in (4.57 a, b) fur die normale Storfront. Es gilt somit die Auftragung fur Q2l(?i =f(p2lp\) in Abb. 4.1a, Kurve (2), ebenfalls filr die schiefe Storfront, bei der sich die StromungsgroBen unstetig andern. Bei einer stetigen Anderung der StromungsgroBen Q2lQi = 1 + dp/p und
^normale Storfront
schiefe Storfront~
. 90°
"In
"Jn
Abb. 4.35. Zur Behandlung des schiefen VerdichtungsstoBes. a Normaler VerdichtungsstoB, Abb. 4.10a. b Mit Tangentialgeschwindigkeit v, = const bewegtes Koordinatensystem. c Schiefer VerdichtungsstoB, Abb. 4.34c
4.5.2 Schiefe Storfront
81
P2IP1 - 1 + dplp ergibt sich nach Einsetzen in (4.57 a) sowie Linearisierung dqlQ- (l/K)(dp/p) und nach Integration p/pK = const. Dies ist die Beziehung fiir die Isentrope. Die in Kap. 4.3.2.6 gemachten Aussagen iiber die jeweils physikalisch moglichen Zustande gelten auch hier. Danach liegt als Kurve (1) fiir 0 < p2/pi < °° eine stetig verlaufende, nur durch Machwellen konvex oder konkav umgelenkte isentrope Stromung vor. Fiir 1 < p2lpx < °° verlauft die durch einen schiefen VerdichtungsstoB konkav umgelenkte Kompressionsstromung unstetig entsprechend Kurve (2). Wird die Druckerhohung durch mehrere hintereinanderliegende schwache schiefe VerdichtungsstoBe, bei denen jeweils eine isentrope Verdichtung erfolgt, bewirkt, dann kann man von der Kurve (2) zur Kurve (/) gelangen. Es sind also Verdichtungsstromungen in dem schraffierten Bereich denkbar. Da das Temperaturverhaltnis T2/T1 nach (4.21b) und die Entropieanderung (s2 - Si)lcp nach (4.29a) nur vom Druck- und Dichteverhaltnis bestimmt werden, konnen auch die diesbeziiglichen Auftragungen in Abb. 4.1a, b fiir die schiefe Storfront iibernommen werden. Ortliche Mach-Zahlen. Ahnlich wie fiir die stetige Depressions-(Expansions-)stromung in Kap. 4.3.2.5 laBt sich auch fiir die unstetige Kompressionsstromung das Temperate-, Druck- und Dichteverhaltnis in Abhangigkeit von den MachZahlen vor und hinter dem StoB, Max = vjcl bzw. Ma2 = v2/c2, darstellen. Fiir T2ITX wurde die Beziehung bereits mit (4.40 a) angegeben und das Ergebnis in Abb. 4.9a dargestellt. Ausgehend von (4.21b) erhalt man zunachst T-ilT\ - (PIIP\)(Q\IQ2) unter Einsetzen von (4.57 a). Aus (4.40b) ergibt sich dann fiir die Abhangigkeit des Druckverhaltnisses von den ortlichen Mach-Zahlen K-\
Mal =
2
+{K+\)— Pi
K-l
(4.149)
Pi In ahnlicher Weise laBt sich auch eine Beziehung fiir das Dichteverhaltnis ft/pi herleiten. Die Ergebnisse fiir p2lp\ =f(Mau Ma2) und p 2 /?i -f(Malt Ma2) sind in Abb. 4.9b, c dargestellt.
4.5.2.3 EinfluB des Umlenk- und Frontwinkels Die Lage der Storfront t gegeniiber der Zustromrichtung v{ sei nach Abb. 4.34 durch den Frontwinkel a und die Umlenkung zwischen der Abstromrichtung v2 und der Zustromrichtung V\ durch den Umlenkwinkel d- gegeben (konkav t? > 0, konvex •& < 0). Bei normal durchstromter Front (a- n/2) ist va = vt2 = vt = 0, d.h. es tritt keine Umlenkung auf (•&= 0). Handelt es sich bei der Storfront um eine Machwelle, so ist der Frontwinkel gleich dem Machwinkel, 0= p. In Abb. 4.36a und b sind eine konvexe bzw. eine konkave Umlenkung mit ihren Geschwindigkeitsdreiecken einander gegeniibergestellt. Fiir die Betrage der Zu- und Abstromgeschwindigkeit soil vx = \ u,| bzw. v2=\v2\ geschrieben werden. Unter welchen physikalischen Voraussetzungen solche Stromungen auftreten konnen, wurde bereits in den obigen Ausfiihrungen gesagt. Aus den Geschwindigkeitsdreiecken findet man unmittelbar die trigonometrischen Beziehungen cos o- vxjvu tan 0= vxjvlt, cos (a - &) = v2t/v2 und
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
82
Storfront
Sibrfront
Abb. 4.36. Geschwindigkeitsdreiecke vor und hinter einer durch eine Storfront bedingten Umlenkung. a Konvexe Umlenkung (& < 0), Verdiinnung, Beschleunigung. b Konkave Umlenkung (& > 0), Verdichtung, Verzogerung
tan(a - ti) = v2n/v2t. Hieraus folgen wegen vu= v2l nach (4.147) fur das Geschwindigkeitsverhaltnis v2lvx und die Geschwindigkeitsanderung At» = v2 - i>i bezogen auf Uj sowie wegen Q2I\ = v]n/v2n nach (4.148 a) fur das Dichteverhaltnis die nur von den Winkeln a und ti- abhangigen Beziehungen V2
COSCT
cos(a-i?)'
Av v}
cos a (1 -cos &)- sin a sin & cos a cos i? + sin a sin •&
(4.150a, b)
1 + tan a tan ti tana (4.150c) (?! tan (a— ti) tan a— tan ti Im folgenden sollen jetzt die Falle der konvexen und konkaven Umlenkung durch Machwellen oder VerdichtungsstoBe bei schwacher und starker Umlenkung im einzelnen besprochen werden. 4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstrdmung 4.5.3.1 Schwache Umlenkung bei supersonischer Stromung (lineare Theorie) Linearisierung. Es sei der Umlenkwinkel sehr klein angenommen und mit & = At? bezeichnet. Es gilt also IAi?l —> 0, was bedeutet, daB in (4.150b) cos &=l und sin &~ Ai?gesetzt werden darf. Bei der angenommenen schwachen Umlenkung, auch flache Ecke genannt, stellt sich ein stetig verlaufender isentroper Stromungsvorgang ein. Die Storfront ist nach Abb. 4.32 a eine Machwelle, was bedeutet, daB der Frontwinkel gleich dem Machwinkel der ankommenden Stromung ist, d.h. a-yLx. Beachtet man die gemachten Annahmen, dann vereinfacht sich (4.150 b) und fiihrt zu Av
oder
tan ju, A& = —
Av/vl + Au/t>i
Wegen der angenommenen schwachen Umlenkung handelt es sich im Sinn von Kap. 4.3.2.7 Beispiel c um eine Stromung mit kleiner Storung, fur die |Ai>/u,| < 1 ist.46 Fur die bezogene GeschwindigkeitsWegen |Ai>/i»,| <S 1 ist auch jtan^A^I <« 1.
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
83
anderung sowie fiir den Druckbeiwert nach (4.83b) wird mit (4.144b) Av _
Ad-
Ap _
2
v,
\/Ma -l
'
2Ad-
q,
- Ad- (Ma, > 1),
(4.151a, b)
-4Ma\-
wobei Av=v2v,, Ap = p2 - p, und q, = (d/2) v\ ist. Diese einfache in AS lineare Beziehung wurde erstmalig von Ackeret [1] gefunden. Sie gilt voraussetzungsgemaB nur fiir eine Uberschallzustromung mit Ma, > 1 und besagt, daB bei konvexer Umlenkung (AS < 0) eine Geschwindigkeitserhohung (Av > 0) und eine Druckerniedrigung (Ap < 0) sowie bei konkaver Umlenkung (AS> 0) eine Geschwindigkeitserniedrigung (Av < 0) und eine Druckerhohung (Ap > 0) auftreten. Unter einer supersonischen Stromung soil eine reine Uberschallstromung v, > c, und v2 > c2 mit c als Schallgeschwindigkeit verstanden werden. Bei der angenommenen schwachen Stoning kann c2 = c, gesetzt werden. Giiltigkeitsbereich. Gl. (4.151) verliert ihren physikalischen Sinn, wenn an der Stelle (2) bei konvexer Umlenkung (AS< 0) Vakuum (p2 = 0) und/oder bei konkaver Umlenkung (AS> 0) Schallgeschwindigkeit (Laval-Zustand, v2 = c2) erreicht wird. Bei gegebener Mach-Zahl Ma, > 1 lassen sich so maximal zulassige konvexe bzw. konkave Umlenkwinkel (Ad' < 0, AS" > 0) angeben. Es gilt unter Beachtung von (4.45) 2 q,
KMa\ \p,
Av v,
v2 v,
„
c 1 c, Ma,
IAS' AS" sjMa2,-l
(u2 = c2)
mit c2/c, nach (4.42). Aufgelost nach AS' bzw. Ad" erhalt man Ad-' = - -
:
KMU1,
< 0,
AS-" = 1 -
1 Ma,
2 K-1 -+ -Ma? K+ 1 K+ 1
In Abb. 4.37 sind die Grenzkurven iiber der Mach-Zahl Ma, als Kurven (1) und (2) dargestellt. Wahrend die Winkel Ad-' bei Af«! = ~J2 einen Maximalwert mit I At?max| = 1/2K (= 0,357 = 20,5°) annehmen, steigen die Winkel Ad-" mit wachsender Mach-Zahl an. Der Giiltigkeitsbereich der linearen supersonischen Theorie wird fiir 1 <Ma, < 1,6 durch die Kurve (2) und fur Ma, > l,6durchdieKurve (1) bestimmt. Der Giiltigkeitsbereich ist auch hinsichtlich der Mach-Zahlen einzuschranken. Die Begrenzung des supersonischen Geschwindigkeitsbereichs la'Bt sich folgendermaBen abschatzen: Herrscht an der Stelle (1) die Uberschallgeschwindigkeit v, > c, und an der Stelle (2) die Schallgeschwindigkeit v2 = c2~ c, (transsonische Stromung), dann lautet wegen v2= v, + Av mit Av < 0 die erste Beziehung c,/v, ~ 1 + Aviv,. Fiir den Fall, daB die Zusatzgeschwindigkeit Av = c2 ~ c, (hypersonische Stromung) erreicht, folgt die zweite Beziehung c,/v, ~ Aviv,. Mit Ma, = v,/c, und e = \Av/v, I <* 1 als MaG fiir die Stoning erhalt man den gesuchten Geschwindigkeitsbereich zu < Ma, < — (supersonischer Machzahl-Bereich) .
1.0 47
1,5
20
2.5
3.0
3.5
(4.152)
Abb. 4.37. Giiltigkeitsbereich der supersonischen Theorie nach Ackeret ( K = 1,4). (7) Maximaler konvexer Umlenkwinkel bei Expansion ins Vakuum, (2) konkaver Umlenkwinkel bei maximal zulassiger kleiner Geschwindigkeitsstorung
Auf die Behandlung der angestellten ebenen Platte nach der supersonischen Ahnlichkeitsregel in Kap. 5.3.3.4, Abschn. a (S. 179) wird hingewiesen.
84
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
Mit einem willkiirlich angenommenen Wert fur £ = 0,25 errechnet man die Zahlenwerte A/a, = 1,33 bzw. Ma, = 4,0. Nach dieser Abschatzung ist der Bereich der supersonischen Stromung durch 1,33 < Ma, < 4,0 festgelegt. In Abb. 4.37 ist der Giiltigkeitsbereich fur die supersonische Stromung schraffiert dargestellt. Beispiele zur Uberschalltheorie kleiner Storung. Die Beziehung (4.151b) kann man in einfacher Weise zur Berechnung der Druckverteilung und der resultierenden Stromungskraft an flachen ebenen Korpern, z.B. Profilen, die mit maBiger Uberschallgeschwindigkeit angestromt werden, benutzen. Dies beruht darauf, daB die Druckanderung Ap proportional dem Umlenkwinkel A-8- ist. Auf die grundlegende Arbeit von Busemann [11] sei hingewiesen. a) Angestellte ebene Platte.47 Als einfachstes Beispiel einer schwachen Umlenkung sei nach Abb. 4.38 a die unter dem konstanten Winkel a angestellte ebene Platte bei Anstromung mit maBiger Uberschall-Mach-Zahl behandelt.48 Auf der Plattenoberseite erfolgt eine konvexe Stromungsumlenkung mit A-& = — a, d. h., dort herrscht Depressions-(Expansions-)stromung, wahrend auf der Plattenunterseite wegen der konkaven Umlenkung mit At? = + a Kompressionsstromung vorliegt. Von der Plattenvorderkante geht infolgedessen auf der Oberseite eine Verdunnungs-Machwelle und auf der Unterseite eine Verdichtungs-Machwelle aus. An der Plattenhinterkante liegt die Verdichtungswelle oben und die Verdiinnungswelle unten. Hinter der Platte ist die Geschwindigkeit gleich der Anstromgeschwindigkeit u, und der Druck gleich />„ wie vor der Platte. Die Stromung geht somit hinter der Platte ungestort weiter, und die Storung ist auf den Streifen zwischen den von der Vorder- und Hinterkante der Platte stromabwarts laufenden Machwelle beschrankt. Die Storung klingt in diesem Streifen nicht ab, und die Stromlinien verlaufen tangential zur Platte. Die GroBe der Stromungsumlenkung an der Plattenhinterkante bestimmt sich aus der Bedingung, daB in der dort von der Plattenober- bzw. Plattenunterseite ausgehenden Stromlinie der gleiche Druck pa=pu bzw. Ap0 = Apu herrschen muB. Nach (4.151b) ist Ap ~ A-& § 0. Hieraus folgt, daB die Abstrombedingung nur erfiillt werden kann, wenn At?- = 0 ist und die Stromlinie mit einem Knick in die Richtung der Anstromrichtung umgelenkt wird. GemaB (4.151b) verteilen sich die Driicke jeweils konstant liber die Ober- und Unterseite. Die resultierende Druckverteilung beider Seiten (pu - p0) betragt bezogen auf den Geschwindigkeitsdruck der Anstromung g_ = (p«/2) vi Plt P
~ <> =
a
= const
(a = const).
(4.153)
Die hieraus filr die Platte der Breite b und der Tiefe / resultierende Kraft R steht normal zur Platte und hat den BetragR = bl(pu~p0). Ihr Angriffspunkt befindet sich wegen der konstanten Druckverteilung uber die Plattentiefe im Abstand 1/2 von der Plattenvorderkante. Zerlegt man die Kraft R in den Auftrieb A (normal zur Anstromrichtung) und in den Widerstand W (parallel zur Anstromrichtung), so hat man fur kleine Anstell winkel A~R bzw. W = Ra~ Aa. Fuhrt man fur den Auftrieb und den Widerstand dimensionslose Beiwerte ein, dann wird (4.154a)
(4.154 b) Der Auftriebsbeiwert ist proportional dem Anstellwinkel, wahrend der Widerstandsbeiwert proportional dem Quadrat des Anstellwinkels oder des Auftriebsbeiwerts ist. Da der Widerstand eine Folge der durch die Machwellen gestorten Stromung ist, nennt man ihn Wellenwiderstand. b) Symmetrisch angestromtes endlich dickes Profil.48 Als Beispiel einer Uberschallstromung um einen flachen ebenen Korper sei die symmetrische Umstromung eines endlich dicken Profils mit scharfer Nase beim Anstellwinkel a = 0 kurz besprochen. Ersetzt man das Profil naherungsweise durch ein Polygon nach Abb. 4.38b, so wird die Aufgabe auf die Berechnung der Stromung um flache Ecken zuriickgeftihrt. An der Vorder- und Hinterkante sind die Ecken konkav, wahrend alle iibrigen Ecken konvex 48
Uber eine genauere nichtlineare Behandlung wird in Kap. 4.5.3.3 Beispiel b (S. 100) bzw. c (S. 101) berichtet.
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
85
Verdiinnung Verdichtung
*
Virdunnung \ Verdichtung
Abb. 4.38. Profiltheorie bei maBiger Uberschallanstromung (supersonische Theorie). a Angestellte ebene Platte. b Symmetrisch angestromtes, endlich dickes Polygon-Profil
sind. Von den Ecken gehen im Sinn der linearen Theorie kleiner Stoning Machwellen unter dem konstanten Machwinkel fi aus, wobei man es an der Vorder- und Hinterkante mit je zwei Verdichtungswellen und an den iibrigen Ecken mit Verdiinnungswellen zu tun hat. In Analogie zu (4.154b) liefern die an der Profiloberflache angreifenden Druckkrafte einen in Anstromrichtung wirkenden Wellenwiderstand. Dieser ist proportional dem Quadrat des Dickenverhaltnisses (d/l)2. Aus dieser Erkenntnis erklart sich, daB der Wellenwiderstand von Uberschall-Profilen erheblich vermindert werden kann, wenn die Profile moglichst diinn sowie vorn und hinten spitz ausgebildet sind. Auf weitere Einzelheiten der Anwendung der linearen supersonischen Theorie auf schlanke, endlich dicke und gewolbte Profile sei hier verzichtet und auf das einschlagige Schrifttum verwiesen, z.B. [56].
4.5.3.2 Starke stetige Umlenkung (konstante Entropie) In Kap. 4.5.3.1 wurde nach der linearen supersonischen Theorie kleiner Stoning die Uberschallstromung bei konvexer und konkaver Umlenkung behandelt. Im folgenden soil jetzt der allgemeine Fall der starken Storung, d. h. bei starker Umlenkung einer Uberschallstromung besprochen werden. Wie bereits in Kap. 4.5.1 gezeigt wurde, tritt bei konvexer Umlenkung eine mit konstanter Entropie verbundene, stetig verlaufende Depressions-(Expansions-)stromung auf, wahrend bei konkaver Umlenkung eine im allgemeinen mit einem schiefen VerdichtungsstoB verbundene, unstetige Kompressionsstromung vorliegt. In diesem Kapitel wird zunachst die stetige Umlenkung und anschlieBend in Kap. 4.5.3.3 die unstetige Umlenkung behandelt. Umlenkwinkel. Eine Uberschallstromung erfahre nach Abb. 4.39 a zwischen den Stellen (1) und (2) eine konvexe Umlenkung langs einer gekriimmten Wand um den Winkel & < 0. Dies entspricht nach Abb. 4.32b (links) einer durch einen Facher von Machwellen stetig umgelenkten homentropen Expansionsstrbmung. Die mit der Geschwindigkeit v^ parallel ankommende Stromung wird an der Machwelle Mai > 1 abgelenkt und geht an der Machwelle Ma2 > Mal wieder in
86
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
eine parallel verlaufende Stromung mit der Geschwindigkeit v2 > vY iiber. Die konvexe Umlenkung kann auch von einer am Ort (O) geknickten Wand ausgehen, vgl. Abb. 4.32c (links). Die zwischen den beiden in Abb. 4.39a strichpunktiert dargestellten Machwellen verlaufende Stromung ist als Prandtl-Meyersche Eckenstromung bekannt [40, 44]. Dieser Stromungstyp stellt eine exakte Losung der nichtlinearen Potentialtheorie einer Uberschallstromung dar. Sie wird haufig als ebene Stromung unter Benutzung von Polarkoordinaten berechnet, vgl. Kap. 5.3.3.2 Beispiel c.
150° Vm <-13 120°
/
90°
^hyperson 'sche -•6 nox Naherung 60°
-i /
30°
O'l
/
^ -
.May
Mo2 Ma-
10
20
Abb. 4.39. Prandtl-Meyersche Eckenstromung (K = 1,4). a Bezeichnungen, Stromlinienbild, Ma, > 1. b Umlenkung ins Vakuum, Ma, - 1, Ma2 = •*>. c Prandtl-Meyer-Winkel v(Ma) nach (4.156), hypersonische Naherung nach (4.169)
Ausgangspunkt ftir die weitere Behandlung ist die Stromung bei einer schwachen Umlenkung nach Kap. 4.5.3.1. Von einer infinitesimal kleinen Umlenkung dd- gelangt man durch entsprechende Integration zu der gegebenen endlich groBen Umlenkung &. Nach (4.151a) gilt in differentieller Form dv v
(rc-l)Ma
2
d(Ma2) Ma2
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
87
wobei die zweite Beziehung durch Einsetzen von dv/v nach (4.39 a) folgt. Nach Ausfuhren der Integration zwischen den Stellen (1) und (2) wird fiir den Umlenkwinkel _ & = _ &2 + #, = v(Ma2)- v(Ma{) = v2-vl (4.155) mit v{Ma) als Prandtl-Meyer-Winkel, auch Prandtl-Meyer-Funktion genannt. Fiir sie errechnet man /I \ v(Ma) = k arctan I — si Ma2 - 1 I - arctan {siMa2 - 1 ) ^ 0 \ K
(4.156a)
1
mit k = V ( K + 1 ) / ( K - 1) > 1. Sie ist in Abb. 4.39 c dargestellt. Die Kurve strebt mit groBer werdender Mach-Zahl dem asymptotischen Wert - 1) ^ (= 130,5°)
(Ma = «>)
(4.156b)
zu. In Abb. 4.39c ist als Beispiel fiir die Mach-Zahlen Max und Ma2 die Bestimmung des Umlenkwinkels - & = v2 - v, gezeigt. Bei der Umlenkung um eine scharfe Kante ins Vakuum ist c2 = 0 und somit Ma2 = °°. Bei gegebener MachZahl Max strebt der Umlenkwinkel dann jeweils einem maximalen Umlenkwinkel - &m = vmax - vx zu. Den grb'Btmbglichen Umlenkwinkel erhalt man ausgehend von Max = 1 wegen v(Ma, = 1) = 0 zu - #max = vmax (= 130,5°), Abb. 4.39 b. Eine Uberschallstromung eines Gases mit K - 1,4 kann man nicht vollstandig, d.h. um 180°, konvex umlenken, auch wenn die raumliche Voraussetzung hierfiir gegeben ware. Eine vollstandige Umlenkung — t?max = 180° ist bei Max = 1 fur ein Gas mit K = 5/A moglich. In Abb. 4.39 c ist auch die Abhangigkeit des Machwinkels p von der Mach-Zahl Ma entsprechend (4.144 a) wiedergegeben. Nach (4.155) ist der Umlenkwinkel nur eine Funktion der Mach-Zahlen Max und Ma2. Im unteren Teil der Abb. 4.40a ist diese Abhangigkeit fiir die Depressions- (Expansions-) strbmung Ma2 > Max dargestellt. Nimmt man eine homentrop verlaufende Kompressionsstromung an, dann entspricht diese nach Abb. 4.32b (rechts) einer stetigen konkaven Umlenkung &> 0, bei der Ma2 < Max ist. Die zugehorigen Umlenkwinkel sind entsprechend (4.155) im oberen Teil von Abb. 4.40 a als gestrichelte Kurven dargestellt. Sie weichen im Bereich kleiner Werte von & < 20° nur wenig von den ausgezogenen Kurven ab, die fiir eine Umlenkung durch einen schiefen VerdichtungsstoB gelten, man vergleiche hierzu die Ausfiihrung in Kap. 4.5.3.3. ZustandsgroBen. Alle an beliebigen Stellen (1) und (2) im Umlenkraum interessierenden Verhaltnisse der ZustandsgroBen (Dichte, Druck, Temperatur) sind fiir die hier zugrunde liegende homentrope Strbmung in Kap. 4.3.2.5 bereits angegeben. In Abb. 4.9 sind diese GrbBen fiir die stetig verlaufende Depressionsstromung als gestrichelte Kurven in Abhangigkeit von den beiden Mach-Zahlen Max und Ma2 dargestellt. Dariiber hinaus gibt (4.45) in Verbindung mit (4.49 b) diese Abhangigkeit fiir den Druckbeiwert wieder. Da der Umlenkwinkel & nach Abb. 4.40 auch eine Funktion der Mach-Zahlen Max und Ma2 ist, lassen sich alle ZustandsgroBen als Funktionen der Zustrbm-Mach-Zahl Max und des Umlenk-
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe 1
Mari =J—
Of 0/
/
/
Abb. 4.40. Umlenkwinkel & in Abhangigkeit von Ma, > 1 und Ma2 S 1; unstetige Verdichtung: Kompression (Ma2 < Ma,), stetige Verdiinnung: Depression (Ma2> Ma,) K = 1,4. a Ma2 = 1 ( : stetige Verdichtung), b Ma2 ^ 1
winkels & darstellen. Eine solche Auftragung wird in Abb. 4.41 fur kleine und maBig groBe Umlenkwinkel & $ 0 gezeigt, und zwar im unteren Teil filr die konvexe Umlenkung (•&< 0) und im oberen Teil fur die konkave Umlenkung (&>0). Bei der stetig verlaufenden Kompressionsstromung mit konstanter Entropie (gestrichelte Kurven im oberen Teil der Abbildung) stimmen die Ergebnisse recht gut mit denjenigen der unstetig verlaufenden Stromung mit schiefem VerdichtungsstoB (ausgezogene Kurven) uberein. Charakteristikendiagramm. Bei einer homentrop umgelenkten Uberschallstromung liegen alle moglichen Geschwindigkeiten zwischen den Werten v = c = cL (von Ruhezustand abhangige Laval-Geschwindigkeit nach (4.34)) und v - umax (maximale Geschwindigkeit bei Umlenkung ins Vakuum). Letztere ist gleichbedeutend mit der Ausstromgeschwindigkeit eines Gases aus einem Kessel ins Vakuum. Das Verhaltnis i>max/cL findet man mittels (4.65b). Infolge einer kleinen endlichen Druckstorung Ap, die sich mit ungeanderter Starke langs einer Machlinie ausbreitet, erfahrt die Geschwindigkeit eine kleine Anderung Av, deren Vektor nach Abb. 4.42 a stets normal zur zugehorigen Machlinie (Storfront) steht, vgl. Abb. 4.36a. Tragt man, z.B. fin* eine konvex umgelenkte Stromung nach Abb. 4.42 b, die langs einer Stromlinie auftretenden Geschwindigkeiten von einem Festpunkt O aus auf und verbindet deren Endpunkte, so entsteht ein gebrochener Linienzug, der in eine stetig gekrummte Kurve (Hodographenkurve) ubergeht, sofern man die Druckstorungen als infinitesimal klein annimmt. Die Tangenten an diese Kurve stehen jeweils normal auf der zum Geschwindigkeitsvektor v gehorenden Machlinie.
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung i—
89
Ur
Abb. 4.41. Druckbeiwert bei einer Stromungsumlenkung um den Winkel ( # < 0: Depression, •&> 0: Kompression) in Abhangigkeit von der Zustrom-Mach-Zahl Ma, g 1, K= 1,4. Vergleich der stetig bei konstanter Entropie verlaufenden Stromung mit Begrenzung bei Ma2 = 1 und der unstetig mit VerdichtungsstoG verlaufenden Stromung mit der Begrenzung bei &m(Mai) nach Abb. 4.47b. Naherung: stetige Kompression ( ), [6]
Fiir die ebene Prandtl-Meyersche Eckenstromung laBt sich fiir die Beschreibung des Stromungsvorgangs nach Prandtl und Busemann [45] ein einfaches zeichnerisches Verfahren entwickeln, das zur Konstruktion eines sogenannten Charakteristikendiagramms fiihrt, mit dessen Hilfe der Ablauf einer beliebigen homentrop verlaufenden Uberschallstromung festgelegt werden kann. Entsprechend Abb. 4.42 b lassen sich die Geschwindigkeitsvektoren in einem Hodographen (Geschwindigkeitsebene) darstellen. Dabei tragt man die Geschwindigkeitsvektoren v2 als Funktion des Umlenkwinkels i ? S 0 in einem Polardiagramm nach Abb. 4.43 als gestrichelte Kurven (la, b) und (2a, by9 ein. Fur &= 0 ist L»2 = v1, und fiir & = i9-max ist v2 = vmax. Die Endpunkte der Geschwindigkeitsvektoren Vi und v2 beschreiben eine Kurve, welche zwischen den beiden konzentrischen Kreisen v — cL und v = fmax liegt. Sie heiBt die charakteristische Kurve der Eckenstromung, oder kurz die Charakteristik. Sie ist eine Epizykloide, die entsteht, wenn man einen Kreis vom Durchmesser (vmax — cL) auf dem inneren Kreis vom Halbmesser cL abrollen laBt. Fiir jeden Punkt des Geschwindigkeitsfelds gibt es zwei spiegelbildliche Charakteristiken, Kurve (a) bzw. Kurve (b). Die AuftraDer konkave oder konvexe Umlenkwinkel ist ohne Kennzeichnung des Vorzeichens mit #dargestellt.
90
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe Mach -L mien
Storfront
X
>" /
\\
^ \ \
-Mach-Linle ^ = const;
~(2'J
Stromlinie b
Hodographenkurve
Abb. 4.42. Prandtl-Meyersche Eckenstromung. a Geschwindigkeitsanderung, b Hodographenkurve
gung in Abb. 4.43 bezieht sich auf eine bestimmte vorgegebene Uberschallgeschwindigkeit vx > cx {Mal = vjcx, cx - yfrcpjp^) vor der Umlenkung (Zustromrichtung), Punkt A Erfolgt eine rechts- oder linkslaufige konvexe Umlenkung um den Winkel •& < 0, so kann man die Geschwindigkeiten v2 > L>I der zugehorigen Depressionsstromung auf den Kurven (7a) bzw. (1b) sofort ablesen. Bei entsprechender konkaver Umlenkung •& > 0 findet man die Geschwindigkeiten der zugehorigen, voraussetzungsgema'B homentropen Kompressionsstromung mit u2 < i>i auf den Kurven (2 a) bzw. (2 b)50. In alien Fallen sind die GroBen der moglichen Umlenkwinkel beschrankt, und zwar bei der Depressionsstromung durch die Punkte B, welche die Expansion ins Vakuum mit Ma2 - °° beschreiben, und bei der Kompressionsstromung durch die Punkte C, welche der Mach-Zahl Ma2 - 1 entsprechen. Ein vollstandiges Charakteristikendiagramm besteht aus einer Schar von Charakteristiken im Depressions-(Expansions-)gebiet, Kurven (7 a) und (1b) in Abb. 4.43, fiir verschiedene vom Pol O aufgetragene Zustromgeschwindigkeiten
4.5.3.3 Starke unstetige Umlenkung (schiefer VerdichtungsstoB) In Kap. 4.5.3.2 wurde die starke stetige Umlenkung behandelt. Eine konvex umgelenkte Depressions-(Expansions-)stromung (& < 0) verlauft bei konstanter Entropie. Es wurde auch gezeigt, daB bei konkaver Umlenkung eine Kompressionsstromung stetig verlaufen kann, sofern der Umlenkwinkel nur klein genug ist (#—» 0). Bei einer starken konkaven Umlenkung (&> 0) bildet sich nach Abb. 4.32 c (rechts) ein schiefer VerdichtungsstoB aus. Auf die in Analogie zum normalen VerdichtungsstoB in Kap. 4.5.2.2 gefundenen Ergebnisse iiber den EinfluB des Druckverhaltnisses und der oitlichen Mach-Zahl vor und hinter dem StoB sei hingewiesen. Das Gleichungssystem (4.148) gibt die StoBgleichungen fiir den schiefen VerdichtungsstoB wieder.
50
Die ebenfalls in Abb. 4.43 dargestellte StoBpolare (ausgezogene Kurven) wird in Kap. 4.5.3.3 besprochen.
91
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
B «5a^
konvex (Verdiinnung)
Zus/ro/n-
Abb. 4.43. Zeichnerische Losung ebener Uberschallstromungen in der Geschwindigkeitsebene (Hodograph); Zustrom-Mach-Zahl Mat = 2,5; K = 1,4. Charakteristikendiagramm ( ): Umlenkung bei konstanter Entropie. Depression = Kurven (la), (lb); Kompression = Kurven (2a), (2b) (nur bei schwacher Kompression giiltig). StoBpolarendiagramm ( ): Umlenkung durch schiefen VerdichtungsstoB. Kompression = Kurven (3a), (3b); Depression = Kurven (4a), (4b) (nach zweitem Hauptsatz der Thermodynamik nicht moglich)
Ortliche Mach-Zahlen. Der in Kap. 4.5.2.3 eingefiihrte Frontwinkel entspricht jetzt dem StoBwinkel o > 0. Im folgenden soil seine Abhangigkeit von den MachZahlen vor und hinter dem StoG, d.h. Mal bzw. Ma2, hergeleitet werden. Nach (4.56a) mit v1 4 vln und vln - v1 sin a nach Abb. 4.36b sowie Max - v1/c1 mit Ci = \IKPJQI nach (4.31 a) und f>2/Pi nach (4.57 a) erhalt man zunachst snr a = KMCL\
I)p2/Pi
P2/P1 -
(4.157)
1KMO\
Lost man nach p2lpi auf und setzt in (4.149) ein, so ergibt sich der gesuchte Zusammenhang o=f{Max, Ma2) zu
(K+ I)2Maf sin2o-4(Ma2
sin2 o-l)(jcMa2
\2KMa] sin2o- (K- 1)] [ ( K - l)Majsm2
sin2O+ 1) a+ 2]
(4.158 a)
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
92
75
0
1
Abb. 4.44. EinfluB der ortlichen Mach-Zahlen Max und Ma2 auf den StoBwinkel cr, ju = Machwinkel, K = 1,4. a Kurven a — const; b Kurven Mal = °°, Ma2 und Max = Ma2
Das Ergebnis ist in Abb. 4.44a wiedergegeben. Es ist stets Ma2 = Ma{. Fur den normalen VerdichtungsstoB (a= n/2) wird (4.64a) bestatigt, vgl. Abb. 4.9d. Die Gerade Ma2 = Ma1 bedeutet eine schwache Umlenkung, wobei der StoBwinkel in den Machwinkel nach (4.144a) iibergeht: sin a - sinju= \IMax — l/Ma2. Die zu bestimmten Werten a gehorenden Werte fi sind in Abb. 4.44 a durch Kreise besonders gekennzeichnet. Die Kurven a - const streben fur Max —> °° jeweils asymptotischen Grenzwerten fiir Ma2 zu. Diese errechnen sich aus (4.158 a) zu Ma7 =
1+
K-l
2
COt2CT
(4.158b)
Fiir den normalen VerdichtungsstoB ergibt sich mit a = n/2 der kleinstmogliche Wert, namlich Ma2mm = SI(K- 1 ) / 2 K ( = 0,378). In Abb. 4.44b ist die Mach-Zahl Ma2 iiber a fiir die Falle Max = « und Max = Ma2 aufgetragen. Wahrend es sich im ersten Fall um einen schiefen VerdichtungsstoB handelt, beschreibt der zweite Fall eine Umlenkung mittels einer Machwelle (a=p). Bei kleinen und maBig groBen StoBwinkeln a < a' = arcsin V(l + 4K - K2)/4K (= 65,5°) ist die MachZahl Ma2 hinter dem StoB grbBer als die Mach-Zahl hinter der Machwelle, wahrend bei groBen StoBwinkeln o> a' die Mach-Zahlen hinter dem StoB kleiner als die Mach-Zahl hinter der Machwelle ist. In diesem Fall liegt fiir StoBwinkel a> a* = arcsin V ( K + I)/2K(= 67,8°) Unterschallstromung (Ma2 < 1) vor. EinfluB der Zustrom-Mach-Zahl. Aus (4.157) findet man fiir das Druck- und unter Beachtung von (4.57 a) fiir das Dichteverhaltnis mit Cx = Max sin crdie Ausdriicke51 51
Wegen der Analogie zum normalen VerdichtungsstoB (S. 80) stimmen diese Beziehungen mit (4.59 a, b) iiberein, wenn man Ma^ durch Max sin a ersetzt.
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung 2K
Pi
(K-\)C\
JC+1
93
>1 .
(4.159 a, b)
Die Zustrom-Mach-Zahl M«i und der StoBwinkel a sind durch die Kennzahl (StoBparameter, Mach-Zahl der Normalkomponente der Zustrdmung) Cx - Mau = Max sin a > 1
(StoBparameter)
(4.160)
miteinander gekoppelt. Da bei der vorliegenden Kompressionsstrdmung p2/p1 > 1 ist, folgt aus (4.159 a), daB stets d > 1 sein muB. Mithin gilt fur Cj der Wertebereich 1 < Cx < Max. Bei der Umlenkung mittels einer Machwelle ist s i n a = sin/i = l/Mau was nach (4.160) zu Cx = 1 fiihrt. Dies bedeutet auch, daB bei gleicher Zustrom-Mach-Zahl Max = const der StoBwinkel a = a(Ma) stets grb'Ber als der zugehbrige Mach-Winkel jut = p(Ma{) ist, d.h. a > p. (StoB-, Machwinkel).
(4.161)
Wird hinter einem schiefen VerdichtungsstoB Schallgeschwindigkeit erreicht, so erhalt man bei gegebener Zustrom-Mach-Zahl Ma, einen bestimmten StoBwinkel CT* = o(Mau Ma2 = 1). Diesen ermittelt man aus (4.158a). Er ist in Abb. 4.45 iiber Max aufgetragen. Bei Max = 1 ist a* = n/2. Fiir Ma{ = oo strebt er dem bereits angegebenen Wert a* = at zu. Zwischen beiden Werten besitzt a* ein Minimum. Zum Vergleich ist der Verlauf JU (Max) mitdargestellt. Mittels (4.159 a, b) lassen sich das Druck- und Dichteverhaltnis bei konstant gehaltenem StoBwinkel a iiber der Zustrom-Mach-Zahl Max darstellen, was in Abb. 4.46 a und b gezeigt wird. Weiterhin findet man unter Beachtung von (4.21 b) und (4.29 a) die entsprechenden Auftxagungen fiir das Temperaturverhaltnis und die Entropieanderung in Abb. 4.46 c und d. Aus diesen Darstellungen werden fiir die verschiedenen ZustandsgrdBen die Unterschiede zwischen dem schiefen und normalen VerdichtungsstoB bei festgehaltener Zustrom-Mach-Zahl besonders deutlich. So erzeugt z.B. der normale VerdichtungsstoB (o= n/2) beim Strdmungsdurchgang jeweils die grdBte Entropieanderung. Ein gerader schiefer StoB ( a = const) bewirkt in alien Punkten hinter dem StoB eine gleichgroBe Entropiezunahme, wahrend sich bei einem gekrummten StoB mit drtlich veranderli-
90°
1 Ma2<1 MOT-1
60°
V
wo 2 >;
30°
Abb. 4.45. StoBwinkel a* = a{Mal, Ma2 =1); zum Vergleich ]i K= 1,4
0° Ma, •
94
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe 6
500
a-=90°
200
^
100 50 ^
/.
$20 ///
/ / / /
0
°
/
/
/
/
/ / /
III / /
^
>
BJ
/
j Mai - '/sinro
/
,a-o°
0 1
75
0
1
15
b
Afa, • 100
3.0 50
0=90^^
2.5
20
a=90°
2.0
^ < 5 °
10 ^ ^ 3 0 °
il5
/ 15°^-
•
1.0
0.5 ,0=0'
0 1
/
15
0 d
10
15
Ma,
Abb. 4.46. EinfluB der Zustrom-Mach-Zahl Mal und des StoBwinkels a auf die fluidmechanischen GroBen hinter einem schiefen VerdichtungsstoB (normaler VerdichtungssstoB, a = 90°) fur K = 1,4. a Druckverhaltnis p2lpi, b Dichteverhaltnis p2/Pir c Temperaturverhaltnis ^ / ^ = (c2/c,)2, d Entropieanderung (i 2 - j,)/c.
chem StoGwinkel ( a =t= const) die Entropiezunahme von Stromlinie zu Stromlinie andert. Es sei schon hier bemerkt, daB die Stromung hinter einem gekriimmten VerdichtungsstoB gemaB dem Croccoschen Wirbelsatz nach Kap. 5.2.3.2 drehungsbehaftet ist, vgl. Abb. 5.72a, b. Schiefe VerdiinnungsstoBe waren mit einer Entropieabnahme verbunden; sie sind ebenso wie normale VerdiinnungsstoBe mit Riicksicht auf den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik physikalisch nicht moglich. Geschwindigkeiten. Wegen v2jvln = Pi/p2 nach der Kontinuitatsgleichung (4.146 a) kann (4.159 b) zur Ermittlung der Geschwindigkeiten vor und hinter dem StoB herangezogen werden. Beachtet man, daB Cl = Max sin o=vx sinCT/C,=
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
95
vln/cl ist, dann folgt fiir das Produkt der Normalgeschwindigkeiten vlnv2n=[(K-
1)/(K+
1)] v\n + [2/(K+
l)]cf.
Aus der Energiegleichung (4.27b) entnimmt man v\ + [2/(K - l)]c\ = [2/(K - l)]cj) niit c0 als Schallgeschwindigkeit des Ruhezustands. Nach Abb. 4.36b ist v\ = v\n + v\t mit vlt = v, = const als Geschwindigkeitskomponente in Richtung des VerdichtungsstoBes nach (4.147). Somit erhalt man (4.162a, b) In der letzten Beziehung wurde die Laval-Geschwindigkeit gemaB (4.34) eingefiihrt. Fur den normalen VerdichtungsstoB geht (4.162) wegen v, = 0 in die einfachere Beziehung (4.63) iiber. Zusammenhang von StoB- und Umlenkwinkel. Im folgenden wird gezeigt, wie StoB- und Umlenkwinkel miteinander gekoppelt sind, man vgl. hierzu Abb. 4.36 b. Setzt man (4.150 c) in (4.159 b) ein, dann folgt nach trigonometrischer Umformung mit Cx = Max sin a die gesuchte Beziehung zu Ma2 M a f s n r'c -T -l 1
\
tana (^0). (4.163) / In Abb. 4.47 a ist der StoBwinkel a iiber dem Umlenkwinkel & > 0 mit der Zustrb'm-Mach-Zahl Max als Parameter dargestellt. Es ist der StoBwinkel stets grb'Ber als der Umlenkwinkel: 2
o>&
(StoB-, Umlenkwinkel).
(4.164)
Keine Umlenkung {& = 0, cot d- = °°) ergibt sich fiir die Falle 0 S a < 90° und C\ = Max sin a= 1 sowie a= 90°. Wie bereits gezeigt wurde, geht bei Cx - 1 der StoBwinkel in den Machwinkel iiber, d. h. a ~ /i. Im ersten Fall handelt es sich somit um eine durch Machwellen hervorgerufene schwache Verdichtung. Der zweite Fall entspricht dem normalen VerdichtungsstoB. Zu jedem Umlenkwinkel gehoren bei der gleichen Mach-Zahl Max zwei StoBwinkel. Man unterscheidet daher in die flachen oder schwachen und in die steilen oder starken VerdichtungsstoBe (kleine bzw. groBe Entropieanderung nach Abb. 4.46 d). Welcher Zustand sich einstellt, wird bei der Keilstromung, Beispiel a untersucht. Fiir jede MachZahl gibt es eine grbBte Umlenkung &m. Die Verbindungslinie all dieser Punkte ist in Abb. 4.47 a als Kurve (7) eingetragen. Die zugehorigen StoBwinkel seien mit om bezeichnet. Die groBtmogliche Umlenkung •&imx tritt bei Max = °° auf und betragt i?max = arcsin ( - ) (= 45,6°) W
bei
cr* = arcsin
/ ^ - ^ (= 67,8°). V 2K (4.165a, b)
Abb. 4.47 b zeigt den Verlauf von &m fiir Max iiber den Wert K = 1,4 und zum Vergleich auch fiir tc= 1,0. Wahrend im ersten Fall &m dem Wert t9-max = 45,6° zustrebt, gilt im zweiten Fall #max = 90°. Der in Abb. 4.45 dargestellte StoBwinkel o*(Mal), bei dem hinter dem VerdichtungsstoB Ma2 = 1 wird, ist in Abb. 4.47 a
96
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe ojnormaler
Verdichhngssto!)
Abb. 4.47. Konkave Stromungsumlenkung durch schiefen VerdichtungsstoB. a StoBwinkel o in Abhangigkeit vom Umlenkwinkel &> 0 und von der Zustrom-Mach-Zahl Ma, (K = 1,4); (i) groBte Umlenkung &m, am; (2) ortliche Mach-Zahl Ma2 - 1,CT*;ohne Umlenkung ( # = 0): (5) sehr scharfer Keil (langsangestromte ebene Platte), (4) angestromter stumpfer Korper (normaler VerdichtungsstoB); Hypersonische Naherung bei schwacher Umlenkung nach (4.172b). b Maximaler Umlenkwinkel &m in Abhangigkeit von Ma{ (K = 1,4 und K = 1,0)
als Kurve (2) wiedergegeben. Fur kleine und maBige StoBwinkel a< o* herrscht hinter dem StoB Uberschall- und fur groBe StoBwinkel a > a* Unterschallstromung. Die Kurven om = o(&= &m) und a* — a(Ma2 —I) unterscheiden sich nicht sehr stark voneinander. Es ist o= o(Max, Ma2) nach Abb. 4.44a und CT= a{Max, d) nach Abb. 4.47a bekannt. Eliminiert man den StoBwinkel, dann erhalt man fiir den Umlenkwinkel bei unstetiger Verdichtung die Beziehung •&= •& {Mau Ma2). Dieser Zusammenhang ist fiir Ma2 > 1 in Abb. 4.40a (oben) und fur Ma2 < 1 in Abb. 4.40b dargestellt. Druckbeiwert. Die Druckerhohung hinter einem schiefen VerdichtungsstoB Ap = p2-Pi bezogen auf den Geschwindigkeitsdruck der Zustromung q1 = (p1/2)v2l
97
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
betragt nach (4.45) in Verbindung mit (4.159 a) tancrtani?Ma 2 sin 2 cr- 1 =2 > 0. Ma\ 1 + tan a tan •& K+l 4
(4.166 a, b)
Fur a= n/2 geht (4.166a) in (4.61a) iiber. Gl. (4.166b) erhalt man durch Einsetzen von (4.163) in (4.166a). In Abb. 4.48 ist der Druckbeiwert nach (4.166b) iiber tan a tan & aufgetragen. Er strebt fur sehr groBe Abszissenwerte der Asymptote (Ap/qi)max = 2 zu, wahrend sich der iiberhaupt mogliche groBte Beiwert fur den normalen VerdichtungsstoB mit a= n/2 bei Ma1 = » z u (A/?/<7i)max = 4/(JC+ 1)(= 1,67) fur K= l,4ergibt. DerWert (Ap/^) m a x = 2 wurdefur K = l,0erreicht. Gl. (4.166b) hat also nur im Bereich 0 § Ap/qx S 4 / ( K + 1) fluidmechanische Bedeutung, d.h. fur 0 g tan crtan & g 2 / ( K - 1) (= 5,0). In Abb. 4.48 sind die Falle fur Max = °° bei den Werten a = 45°, 60° und 75° besonders gekennzeichnet.
Abb. 4.48. Druckbeiwert beim Durchgang durch einen schiefen VerdichtungsstoB in Abhangigkeit vom StoB- und Umlenkwinkel (K = 1,4 und K = 1,0), hypersonische Naherung bei schwacher Umlenkung nach (4.173 a) tano"tDni?-
StoBpolarendiagramm. Zur zeichnerischen Behandlung von VerdichtungsstoBen kann das in Kap. 4.5.3.2 beschriebene Charakteristikendiagramm homentrop verlaufender Stromungen nicht verwendet werden. Zur Losung dieser Aufgabe hat daher Busemann [10] ein StoBpolarendiagramm entwickelt, mit dem man bei gegebener Geschwindigkeit u, vor dem StoB zu einem bestimmten Umlenkwinkel & > 0 den Betrag der Geschwindigkeit v2 hinter dem StoB ermitteln kann. Auch der StoBwinkel a kann auf diese Weise zeichnerisch gefunden werden. Das StoBpolarendiagramm hat den gleichen Aussagewert wie Abb. 4.47 a. Wie beim Charakteristikendiagramm in Abb. 4.43 sei auch hier auf die Konstruktion des StoBpolarendiagramms nicht naher eingegangen. Es werden wieder die Geschwindigkeitsvektoren v2 als Funktion des Umlenkwinkels i ^ S Oin einem Hodographen (Geschwindigkeitsebene) aufgetragen, und zwar in Abb. 4.43 als ausgezogene Kurven (3 a, b) und (4 a, b) dargestellt.52 Grundlegend fur die Darstellung des StoBpolarendiagramms ist die Beziehung fur die Geschwindigkeitskomponenten parallel zur StoBfront gemaB (4.147). Die StoBpolare ist bestimmt durch die beiden Konstanten vY und cL, d.h. durch den Betrag der Geschwindigkeit vor dem StoB und durch die vom Ruhezustand abhangige Laval-GeschwinSiehe FuBnote 49, S. 89.
98
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
digkeit gema'B (4.34). Die StoBpolare ist eine Strophoide. Wie bei der Epizykloide des Charakteristikendiagramms gibt es zwei spiegelbildliche Aste der Strophoide im StoBpolarendiagramm, Kurven (a) bzw. (b), je nachdem, ob es sich um eine links- oder rechtslaufige konkave Umlenkung handelt. Der Kreis v = cL teilt die StoBpolaren an den Punkten E in zwei Abschnitte, denen, wie bereits nach Abb. 4.47 a bekannt ist, VerdichtungsstoBe mit Unter- bzw. Uberschallgeschwindigkeit hinter dem StoB entsprechen, v2 S cL. Die Auftragung in Abb. 4.43 bezieht sich wieder auf eine bestimmte vorgegebene Uberschallgeschwindigkeit v{ > cx (MaY = vjcu cY - \ZKpJpi) vor dem StoB (Zustromrichtung), Punkt A. Dem Punkt D entspricht der normale VerdichtungsstoB mit •&= 0. Beim schiefen VerdichtungsstoB &> 0 treten zwei Schnittpunkte mit der StoBpolare auf, wobei in den Punkten F hinter dem StoB Uberschallgeschwindigkeit und in den Punkten G Unterschallgeschwindigkeit herrscht. Welcher Zustand sich einstellt, wird bei der Keilstromung noch untersucht. Die Winkel zwischen der Normalen zur Zustromung und den Strahlen AF bzw. AG sind nach Abb. 4.36 b gleich den StoBwinkeln a. Die Umlenkwinkel sind beschrankt durch die bereits in Abb. 4.47b bezeichneten Winkel # m , welche sich in Abb. 4.43 als Winkel der Tangente von O an die StoBpolare mit der Zustromrichtung OA darstellen. Die Fortsetzung der Polare iiber den Doppelpunkt A hinaus wiirde eine Depressionsstromung mit einem VerdiinnungsstoB beschreiben, was jedoch, wie bereits nachgewiesen wurde, fluidmechanisch nicht moglich ist. Fiir das in Abb. 4.43 eingezeichnete Beispiel mit der Zustrom-Mach-Zahl Max = 2,5 und dem Umlenkwinkel &= 20° ware bei der Depressionsstromung der Unterschied fiir die Geschwindigkeit v2 zwischen dem exakten Wert nach dem Charakteristikendiagramm und dem an sich unzulassigen Wert nach dem StoBpolarendiagramm nicht sehr groB. Er nimmt jedoch mit wachsendem Umlenkwinkel sehr schnell zu. Ein vollstandiges StoBpolaren-Diagramm nach Busemann [10] besteht aus einer Schar von StoBpolaren im Kompressionsgebiet, Kurven (3 a) und (3 b) in Abb. 4.43 fiir verschiedene vom Pol O aufgetragene Zustromgeschwindigkeiten v1 > vL (durch normierte Ordnungszahlen als Parameter gekennzeichnet). Miteingetragen sind im allgemeinen Kurven konstanten StoBwinkels a und Kurven konstanten Drosselfaktors po/po (Verhaltnis des Totaldrucks einer infolge schiefen VerdichtungsstoBes unstetigen Staupunktstromung zum Totaldruck einer mit konstanter Entropie stetig verlaufenden Staupunktstromung53). Fiir vx = cL entartet die StoBpolare in einen Punkt M = A=D, wahrend fiir vx = i>max die StoBpolare in einen Kreis iibergeht. Alle StoBpolaren liegen im Inneren des Kreises und umschlieBen den Punkt M. Beispiele zur Theorie schiefer VerdichtungsstoBe. Zur Veranschaulichung der bisher mitgeteilten Beziehungen sollen im folgenden einfache Stromungen behandelt werden, die mit dem Auftreten schiefer VerdichtungsstoBe verbunden sind. a) Keilstromung. Denkt man sich eine Stromlinie, welche durch einen schiefen VerdichtungsstoB konkav umgelenkt wird, durch eine feste Wand ersetzt, so entspricht dies entweder dem plotzlichen Abknicken einer ebenen Parallelstromung mit Uberschallgeschwindigkeit in einer stumpfen (konkaven) 53
Die Auftragungen in Abb. 4.16 gelten auch fur den schiefen VerdichtungsstoB, wenn man wegen der Analogie zum normalen VerdichtungsstoB anstelle der Mach-Zahl Ma als Abszissenwert den StoBparameter C = Ma sin a einfuhrt.
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
99
1.2
Abb. 4.49. Mit Uberschallgeschwindigkeit angestromte Keilspitzen. a Anliegender VerdichtungsstoB, b abgehobener VerdichtungsstoB, c Druckbeiwerte fur verschiedene Keilwinkel (anliegender VerdichtungsstoB) Ecke nach Abb. 4.32c (rechts), oder der Anstromung eines Keils mit Uberschallgeschwindigkeit nach Abb. 4.49 a, vgl. auch Abb. 1.18a. Die Keilstromung nach Abb. 4.49 a, b sei etwas naher untersucht. Von der Spitze des Keils mit dem halben Offnungswinkel &K gehen bei einer Mach-Zahl MaM > 1 nach beiden Seiten gerade schiefe VerdichtungsstoBe aus, durch welche die ankommende Stromung um & = &K umgelenkt wird. Vor den StoBen bleibt die Stromung vom Keil unbeeinfluBt, wahrend wegen des geraden StoBes im Bereich zwischen StoB und Korperkontur iiberall ein gleichformiger, durch den schiefen StoB mit dem StoBwinkel a und der Anstrom-Mach-Zahl Ma«, bestimmter Zustand herrscht. Aus Abb. 4.47 a kann man fur gegebene Werte Ma, =Max und &= &K die GroBe des StoBwinkels
4Mal 2-c,
(cp = Ap/qJ .
(4.167)
Bei festgehaltenem Keilwinkel d-K = const und gegebener Anstrom-Mach-Zahl M o . ist Ap/q^ = const. In Abb. 4.49c ist der Druckbeiwert iiber Ma^mit i? x als Parameter aufgetragen, vgl. Abb. 4.41. Dabeizeigt sich in Ubereinstimmung mit Abb. 4.47 b, daB ein anliegender StoB nur fur Keilwinkel &K g &m moglich ist. Dem Fall &K = &m entspricht eine kleinste Mach-Zahl (MaJ)min, bei welcher der VerdichtungsstoB gerade noch anliegt. Diese Begrenzung ist in Abb. 4.49 c dargestellt. Auf den kleinen Bereich zwischen am und a* sei nicht besonders eingegangen.
100
4.5 Uralenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe V- starker I Verdichtungsstofl
.(T--TII2
• Verdichtungsston
#1,-0 Ato, >7
I
a
Abb. 4.50. Zur Frage des Auftretens anliegender schiefer VerdichtungsstoBe an Keilspitzen, die mit Uberschallgeschwindigkeit (Mal = 2,5) angestromt werden, vgl. Abb. 4.47. — • — • — •: schwacher StoB, : starker StoB. a &K = 0, b &K = 10°, c &K = 20°
1st der Keilwinkel &K > &m, so liegt keine so einfache Losung wie bei &K Si &m vor. Vor solchen stumpfen Keiien beobachtet man nach Abb. 4.49b einen vom Korper abgehobenen gekrummten VerdichtungsstoB. Der StoBwinkel ist jetzt nicht mehr konstant (a 4= const), was bedeutet, daB der Stromungszustand zwischen StoB und Korper nicht mehr gleichformig ist. In der Symmetrieebene ist a = 7i/2 und & = 0, wahrend nach auBen a monoton abnimmt, wobei die Umlenkung stets & Si &m ist. In geniigend groBer Entfernung strebt bei endlich dickem Korper der StoBwinkel dem zu Max gehorenden Machwinkel fi zu, was im iibrigen auch fiir den anliegenden StoB bei einem endlich dicken Korper zutrifft. Wahrend bei keilformig zugespitzten Korpern bei Uberschallanstromung je nach Mach-Zahl Ma_ und Keilwinkel &K sowohl anliegende als auch abgehobene VerdichtungsstoBe auftreten, findet man bei Korpern, die nach Abb. 1.18b vorn stumpf sind, bei Uberschallanstromung nur abgehobene StoBe. In der Umgebung der Stromlinie, die zum Staupunkt fiihrt, herrscht hinter dem abgehobenen VerdichtungsstoB immer Unterschallstromung (Ma < 1.). Unmittelbar vor dem Kopf bildet sich also ein Unterschallgebiet aus in dem sich Storungen in einem gewissen Mafi, d. h. bis zum VerdichtungsstoB, stromaufwarts bemerkbar machen. Der Unterschallbereich ist durch die Linie Ma = 1 begrenzt. AuBerhalb des beschriebenen Bereichs herrscht zwischen VerdichtungsstoB und Korperkontur Uberschallgeschwindigkeit {Ma > 1). Mit der bisher angegebenen Theorie ist es nicht moglich, Lage und Kriimmung des abgehobenen StoBes zu ermitteln. Fragen des VerdichtungsstoBes bei einer Uberschallstromung werden zusammenfassend von Cabannes [12] behandelt. b) Angestellte ebene Platte. In Kap. 4.5.3.1, Beispiel a, wurde die Anwendung der linearen supersonischen Theorie (Ackeret) auf die angestellte ebene Platte gezeigt, Abb. 4.38 a. Im folgenden wird kurz iiber die mchtlineare Losung berichtet, die mit den in diesem Kapitel fur die unstetige Kompressionsstromung mit schiefem VerdichtungsstoB und in Kap. 4.5.3.2 fur die stetige Depressionsstromung mit konstanter Entropie bereitgestellten Formeln und Methoden (StoBpolaren- und Charakteristikendiagramm) arbeitet. Die ebene Platte ist nach Abb. 4.51a unter dem Anstellwinkel a gegen die Anstromrichtung geneigt. Die Umlenkung der Stromung an der Vorderkante um die Winkel & = ± a erfolgt auf der Oberseite der Platte durch einen zentrierten Verdiinnungsfacher und auf der Unterseite durch einen schiefen VerdichtungsstoB. An der Hinterkante kehrt sich dies Verhalten um. In den Bereichen (1) und (2) verlaufen die Stromlinien tangential zur Platte. Die Driicke auf der Unter- und Oberseite der umstromten Platte liegen durch die Druckanderungen fest, die von dem Verdiinnungsfacher bzw. von dem VerdichtungsstoB an der Vorderkante der Platte hervorgerufen werden. Das geschilderte Verfahren nennt man die StoB-Expansions-Methode.35 An der Hinterkante der Platte wird die Stromung in eine konstante ParallelstrSmung umgelenkt. Dabei bestimmt sich die GroBe der Umlenkung im VerdichtungsstoB und im Verdiinnungsfacher aus der Bedingung, daB Stromungsrichtung und Druck in den Bereichen (3) und (4) iibereinstimmen miissen. Diese Stromungsrichtung stimmt nicht genau mit der Anstromrichtung iiberein. Von der Hinterkante geht eine trennende Unstetigkeitsflache als Wirbelschicht aus, vgl. Kap. 5.4.4.2. Die geschilderte StroEnglisch: Shock-expansion method.
101
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung Verdiinnungsfacher Verdiinnungsfacher
VerdichtungssioR
Wirbetschicht /
\ \ \ Stoli
\/\ \
\
\
MtJco>1 VerdiMungsstoB
Verdiirmungsfacher
/
/%„>;
Verdichtungs- \ \
X
-
\
/\>\XN
^
%
Abb. 4.51. Beispiele zur nichtlinearen supersonischen Profiltheorie. a Angestellte ebene Platte, b sehnenparallel angestromtes Doppelkeilprofil, c sehnenparallel angestromtes Parabelprofil
mung in Plattennahe bleibt stromabwarts bis zu den beiden Mach-Linien m, und m2 bestehen, die dort ihren Ursprang haben, wo sich VerdichtungsstoB und Verdiinnungswelle treffen. Die filr die angestellte ebene Platte gemachten Uberlegungen lassen sich in analoger Weise auf das mit Uberschallgeschwindigkeit angestromte Doppelkeilprofil nach Abb. 4.51b iibertragen. Die von der Keilspitze ausgehenden VerdichtungsstoBe erstrecken sich in konstanter Starke allerdings nur bis zu den Stellen, wo sie mit einer vom Ort der groBten Profildicke ausgehenden Verdiinnungswelle in Wechselwirkung treten und dadurch abgeschwacht werden. c) Symmetrisch angestromtes endlich dickes Profil. In Kap. 4.5.3.1, Beispiel b, wurde auch die Anwendung der linearen supersonischen Theorie (Ackeret) auf ein sehnenparallel angestromtes symmetrisches Polygon-Profil gezeigt. Das bei der angestellten ebenen Platte und beim Doppelkeilprofil beschriebene Verfahren laBt sich in der angegebenen einfachen Weise nicht auf stetig gekriimmte Profile iibertragen. In Abb. 4.51c ist ein vom und hinten spitzes bikonvexes Parabelprofil (Linsenprofil) dargestellt. Auch hieriiber seien einige aus der nichtlinearen supersonischen Theorie folgende Bemerkungen gemacht. An der Profilnase entsteht zunachst auf beiden Profilseiten je ein gekriimmter anliegender VerdichtungsstoB mit dahinterliegendem Uberdruck. Infolge der konvexen Neigung der gekriimmten Profiloberflache gehen von dieser Verdiinnungswelle aus, durch welche der Uberdruck allmahlich wieder herabgesetzt und auf der riickwartigen Profilseite sogar in Unterdruck verwandelt wird. Die von der Ober- bzw. Unterseite des Profits ausgehenden Machwellen treffen teilweise die beiden an der Vorderkante entstandenen Verdichtungsstofie; es tritt dann eine Reflexion der Wellen ein. Das Stromungsfeld stromabwarts von den vorderen StoBen enthalt also sowohl auf der Oberseite als auch auf der Unterseite reflektierte Machwellen, die in Abb. 4.51 c nicht eingetragen sind. SchlieBlich bilden sich an der Profilhinterkante nochmals zwei gekriimmte schiefe VerdichtungsstoBe, die zu einer neuerlichen Druckerhohung ftihren, und zwar bis zum Druck der ungestorten Anstromung. Die Stromlinien werden dadurch wieder in ihre anfangliche horizontale Lage abgelenkt. Wegen der Krummung des VerdichtungsstoBes ist die Stromung hinter dem StoB aufgrund der von Stromlinie zu Stromlinie veranderten Entropie nicht homentrop. Bei hinreichend flachen Profilen ist die
102
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
reflektierter SM V
- T - ^ ^ ^ f—~~S'~ " ^ /'Shmliaii ' ; *
finfallnuler'~>^'
'"**
Abb. 4.52. Reflexion eines von einer Keilspitze ausgehenden schiefen VerdichtungsstoBes an einer festen Wand
Kriimmung der StoBfront jedoch so klein, daB die Entropieanderungen hinter der StoBfront vernachlassigt werden konnen. Die Stromung zwischen den StoBfronten (Kopf- bzw. SchwanzstoB) und dem Profil verhalt sich dann homentrop. Die Konstruktion des Stromungsfelds kann mittels des StoBpolaren- und Charakteristikendiagramms nach Abb. 4.43 erfolgen. Vernachlassigt man die oben beschriebene Reflexion der Verdiinnungswellen an den von der Vorderkante ausgehenden VerdichtungsstoBen, so entspricht dies der bei der angestellten ebenen Platte (Beispiel a) beschriebenen StoB-Expansions-Methode. Wenn die Entropieanderungen hinter dem KopfstoB nicht mehr vernachlassigbar klein sind, wie dies bei starker gekrummten, dickeren Profilen der Fall ist, liefem die bisher genannten Verfahren nur ungenaue oder unbefriedigende Losungen. Die an den verschiedenen Stellen des gekrummten VerdichtungsstoBes unterschiedliche Entropiezunahme bewirkt nach Kap. 5.4.4.3 eine drehungsbehaftete Stromung hinter dem StoB, was die Behandlung solcher Aufgaben erheblich erschwert. Man hat daher das in Kap. 4.5.3.2 besprochene einfache Charakteristikenverfahren fur drehungsfreie ebene Stromung auch auf drehungsbehaftete ebene Uberschallstromung erweitert. Auch zur Beschreibung instationarer Uberschallstromungen wurden Charakteristikenverfahren entwickelt. Ausfiihrliche Darstellungen iiber die Behandlung von Uberschallstromungen unter Zuhilfenahme von Charakteristikenverfahren findet man z.B. bei Meyer [39] und Sauer [54]. d) Stofireflexion. Trifft ein schiefer VerdichtungsstoB, der nach Abb. 4.52 von einer Keilspitze erzeugt wurde, auf eine feste Wand, so wird er an dieser mit gleicher Starke reflektiert. Eine Stromlinie langs der Wand erfahrt neben einer Ablenkung im Bereich zwischen den beiden VerdichtungsstoBen beim Durchtritt durch den ein- und ausfallenden (reflektierten) StoB eine erhohte Drucksteigerung. Solange der Keilwinkel nicht zu groB ist, stellt sich eine normale Reflexion nach Abb. 4.52 ein. Bei groBeren Keilwinkeln laBt sich die Randbedingung an der Wand nicht mehr so einfach erfiillen. Die Reflexion ist erheblich schwieriger zu beschreiben. Auf die vielfaltigen Probleme, die mit der Reflexion von Wellen und StoBen an festen Wanden oder freien Strahloberflachen zusammenhangen sowie beim Durchkreuzen gegenlaufiger Fronten auftreten, kann hier nicht eingegangen werden, man vgl. z. B. [6, 54].
4.5.3.4 Hypersonische Stromung Allgemeines. Stromungen, bei denen sehr groBe Mach-Zahlen Ma > 1 auftreten, werden als hypersonische Stromungen bezeichnet, vgl. Kap. 4.1. Sie sind durch besondere fiuidmechanische und mathematische Merkmale gekennzeichnet, die bei supersonischen Stromungen, wie sie z.B. in Kap. 4.5.3.1 behandelt werden, nicht vorkommen. Hypersonische Einfliisse machen sich sowohl bei Depressions-(Expansions-) als auch bei Kompressionsstromung bemerkbar. Die verschiedenen Voraussetzungen, unter welchen man von hypersonischen Stromungen spricht, konnen hier nicht vollstandig wiedergegeben werden.56 Beim Umstromen eines Korpers mit hoher Mach-Zahl ist es fur die Starke der Kompression entscheidend, ob der Korper vorn spitz oder stumpf ausgefuhrt ist. 56
Einschlagiges in Buchform erschienenes Schrifttum ist in der Bibliographie (Abschnitt B) am Ende dieses Bandes zusammengestellt.
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstrbmung
103
abgehobener VerdichtungsstoB
^ reibungsbehaftet
Abb. 4.53. Hypersonische Stromung um einen vorn stumpfen Korper. 6H = hypersonische Grenzschicht, 6R - Reibungsschicht
Im ersten Fall bildet sich vor dem Korper bei nicht zu groBem Offnungswinkel ein anliegender StoB aus, wahrend sich im zweiten Fall ein abgehobener VerdichtungsstoB einstellt, vgl. Abb. 1.18. Der VerdichtungsstoB schmiegt sich nach Abb. 4.53 der Korperform sehr eng an. Den Bereich zwischen dem VerdichtungsstoB und der Korperform nennt man auch die hypersonische Strdmungsgrenzschicht. Am Korper selbst entsteht infolge der Viskositat des Fluids eine hypersonische Reibungsschicht, welche einen wesentlichen Anteil der hypersonischen Grenzschicht ausmacht. Bei hypersonischen Strdmungen besteht daher eine sehr starke Beeinflussung zwischen dem VerdichtungsstoB und der Reibungsschicht, vgl. [2, 36, 73]. Eine Literaturzusammenstellung bis zum Jahr 1959 findet man bei Truitt [66]. Uber die deutschen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Hyperschallaerodynamik bis zum Jahr 1966 berichten Gersten, Heyser und Wuest [23 b]. Einen Ubersichtsbeitrag iiber die Entwicklungsrichtungen der Theorie hypersonischer Strdmung gibt Schneider [58] Der folgende kurze AbriB moge iiber einige Ergebnisse der hypersonischen Stromungen berichten. Weitergehende Ausfiihrungen findet man in Kap. 5.3.3.4, Abschnitt c. Schwache Umlenkung bei hypersonischer Stromung Unter der Annahme nur kleiner Umlenkwinkel an einer Ecke nach Abb. 4.32a, d.h. \&\ —> 0, weichen die Geschwindigkeiten vor und hinter der Umlenkung nicht sehr stark voneinander ab, d.h. es ist v2 ~ vx. Erfolgt die Zustrdmung mit der hypersonischen Mach-Zahl Max > 1, dann gilt auch Ma2 > 1. Mit diesen beiden Bedingungen lassen sich aus Kap. 4.5.3.2 und Kap. 4.5.3.3 sowohl fiir die Depressions-(Expansions-) als auch fiir die Kompressionsstromung Formeln fiir die hypersonische Stromung herleiten. Als bestimmende Kennzahl stellt sich im Verlauf der nachstehenden Untersuchungen ein von Tsien [67] eingefiihrter Ahnlichkeitsparameter der hypersonischen Stromung heraus, der wie folgt definiert ist: Kx = Max & g 0 (Hyperschallparameter).
(4.168)
104
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
Dabei gilt das obere Vorzeichen fiir eine konvexe Umlenkung (#< 0) und das untere Vorzeichen fiir eine konkave Umlenkung (&> 0). Bei sehr groBen Mach-Zahlen Ma 8> 1 ergibt sich der Machwinkel nach (4.144 a) zu fi — l/Ma. Fiihrt man Ma in (4.168) ein, so stellt Kx - &/p das Verhaltnis von Umlenk- und Machwinkel dar. Depressionsstromung. Durch Reihenentwicklung nach groBen Werten von Ma erhalt man aus (4.156) fiir den Prandtl-Meyer-Winkel v(Ma) = vmax - - ^ -^ (Ma > 1, 0 < 0),
(4.169)
was in Abb. 4.39b als hypersonische Naherung eingetragen ist. Nach (4.155) wird dann fiir den konvexen Umlenkwinkel sowie fiir das haufig gebrauchte Verhaltnis der Mach-Zahlen Ma2 und Max
wobei Ki < 0 nach (4.168) der Ahnlichkeitsparameter der hypersonischen Depressions-(Expansions-)stromung ist. Die Stromung verlauft unter den gemachten Voraussetzungen bei konstanter Entropie. Ftir das Druckverhaltnis erhalt man aus (4.49 b) unter der Annahme, daB Ma, > 1 und Ma2 > 1 ist, p2lpx = (MaJMa2fKlK-\ Mit MaJMa2 nach (4.170b) wird nach Einsetzen in (4.45) fiir den Druckbeiwert
Hiernach hangt der Druckbeiwert von Kx ab und ist dem Quadrat des Umlenkwinkels & proportional. Tritt nach der Umlenkung Vakuum mit p2 = 0 ein, dann bleibt auch bei Vergrb'Berung des Parameters - K^ die Druckanderung Ap=p2-pl=-pl konstant. Der zugeordnete Druckbeiwert Ap/q1 = - 2/xMaj betragt dann = &
2
< 0
(Vakuum).
(4.171b)
Er wird nach (4.171 a) erstmalig bei K,=~ 2/(JC - 1) (= - 5,0) erreicht. In Abb. 4.54 ist (— Aplq^ld2 iiber — AT, als Kurve (/) aufgetragen. Kompressionsstromung. Bei sehr groBer Mach-Zahl Max > 1 und schwacher Umlenkung t? < 1 wird der StoBwinkel nach Abb. 4.47 a sehr klein, a < 1. Unter Beachtung dieser Annahmen folgt aus (4.163) die quadratische Gleichung Ma\ [o2 - ((K + l)/2) &o] = 1 mit der Losung fiir den Zusammenhang von StoBund Umlenkwinkel h
(4
-ma'b) wobei Kx > 0 nach (4.168) der Ahnlichkeitsparameter der hypersonischen Kompressionsstromung ist. Die Gerade a= [(K+ l)/2]i9-(=l,2t?) fiir A', = °°, d.h. auch
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
105
Mai - °°> ist in Abb. 4.47 a als hypersonische Naherung eingetragen. Fur K- 1 sind StoB- und Umlenkwinkel gleich groB. Fiir den Druckbeiwert findet man aus (4.166b) und (4.172a) K+l
K+\
(4.173 a, b)
Er hangt wie bei der hypersonischen Depressionsstromung mit Kl < 0 jetzt nur von Kx > 0 ab und ist in gleicher Weise dem Quadrat des Umlenkwinkels & proportional. Fiir Kx = °°, d.h. auch bei Ma^ = «>, ergibt sich der asymptotische Wert (4.173 c) In Abb. 4.54 ist (+ Ap/q{)/&2 iiber + Kx als Kurve (2) aufgetragen. Die Beziehung Ap/ql = 2 a # i s t in Abb. 4.48 dargestellt. Die Ergebnisse fiir die hypersonische Depressions- und Kompressionsstromung bei schwacher Umlenkung sollen mit dem Ergebnis der supersonischen Stromung bei schwacher Umlenkung nach (4.151b) mit A # = & verglichen werden, indem man dort unter Verletzung der zulassigen Voraussetzung Max > 1 setzt. Dann gilt fiir den Druckbeiwert bei supersonischer Naherung Ap
May
(supersonische Naherung).
K
(4.174)
Diese Naherung ist in Abb. 4.54 als Kurve (3) wiedergegeben. Sie entspricht der Entwicklung von (4.171 a) und (4.173b) nach kleinen Werten von |K t \ <§ 1. Beispiel: Angestellte ebene Platte bei Hyperschallstrbmung. Die in Abb. 4.38 a dargestellte angestellte ebene Platte sei unter dem Winkel a = \ &\ mit Hyperschallgeschwindigkeit (Max S> 1) angestromt. Bei a > 0 ergibt sich auf der Oberseite nach (4.171) eine Depressionsstromung mit uber Plattentiefe konstanter Druckverteilung und auf der Unterseite nach (4.173) eine Kompressionsstromung, ebenfalls mit konstanter Druckverteilung. Den nach (4.154 a) definierten Auftriebsbeiwert erhalt man dann zu cA = cA(Ma^a), wo-
wV\ \\\\ s
^x+r
\ A3) — •
—
—
—
_
Abb. 4.54. Druckbeiwerte kplqi § 0 bei hypersonischer Stromung in Abhangigkeit vom Hyperschallparameter Ki =Ma,. (1) Depression (Expansion) (KY < 0), nach (4.171). (2) Kompression (K{ > 0), nach (4.173). (3) Supersonische Naherung, nach (4.174)
106
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoGe
bei Ma«. a den hypersonischen Ahnlichkeitsparameter der Plattenstromung bedeutet. In Abb. 4.55 ist der Auftriebsbeiwert cA in Abhangigkeit vom Anstellwinkel a mit Max als Parameter dargestellt. Zum Vergleich ist auch die lineare Theorie der supersonischen Stromung nach (4.154 a) wiedergegeben. Bis zu Mach-Zahlen von Ma. < 3 stimmt die supersonische Theorie mit der hypersonischen Theorie recht gut iiberein, wahrend sich bei Ma. ~ 10 bereits betrachtliche Unterschiede zwischen beiden Theorien zeigen. Der Auftriebsbeiwert bei Ma. = <»ergibt sich nach (4.173c) zu cA = (K + 1) a 2 (= 2,4 a2)
(Ma. =
(4.175)
Es sei erwahnt, da6 auf der Plattenoberseite Vakuum herrscht und hierfiir nach (4.171b) wegen Kt A Max a = <*> der Druckbeiwert Ap/qt A Ap/q °° = 0 ist. Wahrend bei maBiger Lfberschallanstromung (supersonische Stromung) der Auftriebsbeiwert nach (4.154a) linear vom Anstellwinkel a abhangt, ergibt sich bei Hyperschallstromung (hypersonische Stromung) bei Mam = °° eine quadratische Abhangigkeit von a.
Starke Umlenkung bei hypersonischer Stromung Bei der Anstromung eines vorn stumpfen Korpers bildet sich vor dem Korper ein abgehobener VerdichtungsstoB (Kopfwelle) aus, der bei sehr hohen Mach-Zahlen Max nach Abb. 4.53 sehr stark gekriimmt ist. Die ankommende Hyperschallstromung wird auf der Stromlinie zum Staupunkt durch den VerdichtungsstoB unstetig auf Unterschallgeschwindigkeit und im Staupunkt selbst auf den Wert der Geschwindigkeit null abgebremst, vgl. die Ausfiihrungen iiber die Staupunktstromung in Kap. 4.3.2.7 Beispiel b. In Staupunktnahe entstehen auBerordentlich hohe Temperaturen, die zu chemischen Reaktionen, wie z.B. Dissoziation und Ionisation des Gases und damit zu Abweichungen von den Eigenschaften des idealen Gases fiihren. Es gilt dann z.B. nicht mehr die Zustandsgleichung (4.21).
Abb. 4.55. Auftriebsbeiwert cA der angestellten ebenen Platte bei Hyperschallanstromung (K= 1,4) in Abhangigkeit vom Anstellwinkel a filr verschiedene Mach-Zahlen Ma«,, nach [35]. : hypersonische Theorie (nichtlinear), : supersonische Theorie (linear), : Max = 0, cA = 2na nach (5.209a)
4.5.3 Elementare Stromungsumlenkung bei Uberschallanstromung
107
Durch die starke Kriimmung des VerdichtungsstoBes treten entsprechend der Ausfiihrung in Kap. 4.5.3.3 beim Durchgang durch den StoB von Stromlinie zu Stromlinie starke Entropieanderungen auf. Dies bedeutet nach Kap. 5.4.4.3, daB die hypersonische Stromung auch ohne den hier nicht beriicksichtigten ReibungseinfluB bereits stark drehungsbehaftet ist. Die Berechnung der Stromung um eine stumpfe Vorderkante, insbesondere die Ermittlung der Lage und Form des VerdichtungsstoBes sowie die Berechnung der Druckverteilung am Korper erfordert einen groBeren Aufwand, weil im Strdmungsgebiet super-, trans- und subsonische Geschwindigkeitsbereiche auftreten. Abb. 4.56 a zeigt eine Stromungsaufnahme einer Kugel bei Hyperschallanstromung mit Max = 9- Die Lage des Abstands des abgehobenen VerdichtungsstoBes vom Staupunkt wurde u. a. von van Dyke [17] theoretisch ermittelt und ist in Abb. 4.56b fur verschiedene Mach-Zahlen Max wiedergegeben. Wird der VerdichtungsstoB nahezu normal durchstromt, dann ist a~ n/2, und damit wird bei Max > 1 die in (4.160) angegebene GroBe CY = Ma{ sin a > 1. Man spricht in diesem Fall in Analogie zur Einteilung der schwachen und starken StoBe in Kap. 4.5.3.3 auch von einer starken Hyperschallstromung. Unter der getroffenen Annahme folgt fur den Zusammenhang von Umlenk- und StoBwinkel
x°
X \
Ma,
V\ \ \ o
S £ 7
Abb. 4.56. Kugel bei Hyperschallanstromung. a Stromungsaufnahme bei Ma, = 9, nach Kurzweg. b Abstand e des abgehobenen VerdichtungsstoBes vom Staupunkt bei verschiedener Mach-Zahl Mat; Messung fiir Luft, Theorie nach van Dyke [17] fur K = 1,4
108
4.5 Umlenkung stationarer ebener Uberschallstromungen durch Wellen und StoBe
aus (4.163) sowie fur den Druckbeiwert aus (4.166 a) tan & =
sin (2a) K+
cos (2o) '
Ap
(a->7r/2).
K+ 1
(4.176 a, b)
Fiir das Dichteverhaltnis hinter und vor dem StoB gilt nach (4.159 b) wegen q §> 1 der bereits mit (4.57 c) angegebene konstante Wert. Bei den hier behandelten starken Hyperschallstromungen tritt die Mach-Zahl uberhaupt nicht auf. Man spricht daher auch vom Prinzip der Mach-Zahl-Unabhangigkeit der Hyperschallstromung oder vom hypersonischen Zustand. Newtonsche Naherung. Fur K = 1 findet man aus (4.176 a), daB der Umlenkwinkel gleich dem StoBwinkel &= a wird, d.h. die Stromung wird unmittelbar an der Korperflache umgelenkt. In diesem Fall ergibt sich nach (4.176 b) fur den Druckbeiwert A P -, • -, n — =2 sin2 S-.
A P /AP\ /sin#\ — = [—!-][ ~——
(Newtonsche Naherung). (4.177a, b)
Diese Beziehung ist als Newtonsche Naherung bekannt und laBt sich folgendermaBen leicht herleiten: Wird die Stromung mit der Geschwindigkeit vl erst beim Beriihren eines nach Abb. 4.57 a um den Winkel #geneigten Flachenelements dA umgelenkt, so liefert die Impulsgleichung (4.148 b) normal zu dA mit v2n = 0 und vu = Vi sin i^die Druckanderung p2 - P i = pii>2]Sin2#. Hieraus erhalt man unmittelbar den angegebenen Ausdruck fiir den Druckbeiwert. Die Beziehung gilt fiir die Korpervorderseite, d.h. 0 S | &\ g n/2, wahrend auf der Korperriickseite die gegebene Ableitung keine Aussage liefert. Man spricht hier vom sog. aerodynamischen Schatten. Bei kleiner Umlenkung wiirde sich Aplqx = 2&2 ergeben, was bei K = 1 in Ubereinstimmung mit der hypersonischen Naherung fiir schlanke Korper nach (4.173 c) ist. Man kann (4.177 a) noch dadurch abandern, daB man ausgehend von dem Druckbeiwert (Aplq{)0 an einer Stelle &0 entsprechend
1,0 0.8 0.6 0.4 0.2
A*\ \ \
^\
• 'A \ A\
0
0.4
0,8
T
s o
aerodynomhcher Schatten
I
1,2 1.6 2,0 s/R -
o
o
2.4 2,8
Abb. 4.57. Zur Newtonschen Naherung hypersonischer Stromungen. a Ableitung und aerodynamischer Schatten. b Druckverteilung um einen Halbkorper mit Halbkugelkopf, Messung nach [341, theoretische Kurve nach abgeanderter Newtonscher Naherung (4.177 b)
Literatur zu Kapitel 4
109
(4.177 b) auf den Druckbeiwert an einer Stelle & schlieGt. In Abb. 4.57 b ist die Druckverteilung an einem Halbkorper mit Halbkugelkopf nach [34] dargestellt. Die Ubereinstimmung zwischen der Theorie nach (4.177 b) und der Mesung ist sehr gut. Literatur zu Kapitel 4 1. Ackeret, J.: Luftkrafte auf Fliigel, die mit groBerer als Schallgeschwindigkeit bewegt werden. Z. Flugtechn. Motorluftschiff. 16 (1925) 72-74. NACATM 1113, 1947 2. Ackeret, J.; Feldmann, R; Rott, N.: Untersuchungen an VerdichtungsstoGen und Grenzschichten in schnell bewegten Gasen. Inst. Aero. ETH Zurich, Mitt. 10, 1946 3. • Aeronautical Research Council: A selection of tables and graphs for use in calculations of compressible airflow. Oxford: Clarendon Press 1952/54a) 4. Allievi, L.; Dubs, R.; Bataillard, V.: Allgemeine Theorie iiber die veranderliche Bewegung des Wassers in Leitungen (Ubersetzung ital. Aufl. 1903). Berlin: Springer 1909 5. • Ames Research Staff: Equations, tables, and charts for compressible flow. NACA Rep. 1135 (1953)*) 6. Becker, E.: Gasdynamik. Stuttgart: Teubner 1965 7. • Benedict, R.P.; Carlucci, N.A.: Handbook of specific losses in flow systems. New York: Plenum Press Data Div. 1966b) 8. • Benedict, R.P.; Steltz, W.G.: Handbook of generalized gas dynamics. New York: Plenum Press Data Div. 1966C) 9. Bosnjakovic, F.; Knoche, K.F.: Technische Thermodynamik, Teil I, 7. Aufl. Kap. 13. Darmstadt: Steinkopff 1988. Focke, R.I.: Forsch. Ing.-Wes. 16 (1949) 43-50 10. Busemann, A.: VerdichtungsstoGe in ebenen Gasstromungen. Vortrage aus dem Gebiet der Aerodynamik. Aachen 1929, 162-169. Berlin: Springer 1930 11. Busemann, A.: Aerodynamischer Auftrieb bei Uberschallgeschwindigkeit. 5. Volta-Tagung 1935; Luftf.-Forsch. 12 (1935) 210-220. Ann. Rev. Fluid Mech. 3 (1971) 1-12 12. Cabannes, H.: Theorie des ondes de choc, Handb. Phys. (Hrsg. S. Fliigge) IX, S. 162 bis 224. Berlin, Gottingen, Heidelberg: Springer 1960. Melkus, H.: Ing.-Arch. 19 (1951) 208-227 13. Chambre, P.; Lin, C.-C: On the steady flow of a gas through a tube with heat exchange or chemical reaction. J. Aer. Sci. 13 (1946) 537-542; 14 (1947) 24, 63; 293-294 14. • Chapman, A. J.; Walker, W.F.: Introductory gas dynamics, Kap. 6. New York: Holt, Rinehart and Winston 1971") 15. • Daneshyar, H.: One-dimensional compressible flow. Oxford: Pergamon Press 1976") 16. Dubs, R.: Angewandte Hydraulik, Abschn. B III, IV. Zurich: Rascher 1947 17. Dyke, M.D. van: The supersonic blunt-body problem, Review and extension. J. Aero/Space Sci. 25 (1958) 485-496. Rusanov, V.V.: Ann. Rev. Fluid Mech. 8 (1976) 377-404 18. Eskinazi, S.: Fluid mechanics and thermodynamics of our environment, Kap. 4.11, New York: Academic Press 1975 19. Euteneuer, G.-A.; Heynatz, J.T.: Probleme der Rohrstromung. Forsch.-Ing.-Wes., VDI-Heft 547 (1971) 20. Foa, J.V.; Rudinger, G.: On the addition of heat to a gas flowing in a pipe at subsonic speed. J. Aer. Sci. 16 (1949) 84-94, 119; 317-318; 379-380; 566-567. Schrenk, O.: Ing.-Arch. 18 (1950) 272-276
•
enthalt numerische Tabellen.
•)
K=1,4.
b c
) K= 1,2; 1,2; 1,3; 1,4; 1,67.
)
d
K = 1 , 0 ; 1,1; 1,2;
1,3; 1,4;
) K= 1,3; 1,4; 1,67. e ) K = 1,33; 1,4; 1,67.
1,67.
110
Literatur zu Kap. 4
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111
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5 Drehungsfreie und drehungsbehaftete Stromungen
5.1 Uberblick Ein den Stromungsraum ausfiillendes Geschwindigkeitsfeld v(t, r) kann man in einen drehungsfreien und in einen drehungsbehafteten Anteil zerlegen. Der Begriff der Drehung (Rotation) eines Fluidelements wurde in Kap. 2.3.3.2 eingefiihrt. Es erweist sich fur die rechnerische Verfolgung der Bewegungen mit Drehung oft als zweckmaBig und anschaulich, statt des Geschwindigkeitsfelds v(t, r) das Feld der Drehungsvektoren a>(t, r) = (1/2) rotu(f, r) auch Wirbelfeld genannt, ins Auge zu fassen. Unter einer Wirbelbewegung versteht man nach iiblichem Sprachgebrauch eine kreisende Bewegung, wahrend eine drehende Bewegung im fluidmechanischen Sinn nicht notwendigerweise eine Wirbelbewegung ist.1 Kap. 5.2 erlautert zunachst einige grundlegende Begriffe und Gesetze, welche die Unterschiede zwischen drehungsfreien und drehungsbehafteten Stromungen aufzeigen. Kap. 5.3 befafit sich sodann mit den drehungsfreien Stromungen, kurz Potentialstromungen genannt. Dabei wird die groBe praktische Bedeutung der drehungsfreien Potentialstromungen zur Beschreibung reibungsloser Strdmungsvorgange gezeigt. Die drehungsbehafteten (zirkulationsbehafteten) Stromungen, gegebenenfalls auch Wirbelstromungen genannt, beschreibt fur den Fall reibungsloser Stromungsvorgange Kap. 5.4. Da man solche Stromungen aus einer vektoriellen Potentialfunktion herleiten kann, werden sie mit Potentialwirbelstromungen bezeichnet. In Kap. 5.5 wird iiber einige Sonderfalle reibungsbehafteter Stromung berichtet, die in engem Zusammenhang mit der in Kap. 5.2 bis 5.4 behandelten reibungsfreien Stromung stehen. Den reibungsbehafteten Stromungen mit fester oder freier Begrenzung, d.h. den Grenzschichtstromungen, ist Kap. 6 gewidmet.
1 So besitzt z.B. die laminare Scherstromung nach Abb. 1.3 mit vx = (uJH) y und vy = 0 nach Tab. 2.3 die mittlere Drehung (Rotation) co, = - uJ2h, jedoch keinen Wirbel. Auf eine Gegeniiberstellung von Drehung und Wirbel wird in Kap. 5.2.4.2 bei der Besprechung des Zusammenhangs von Drehung und Zirkulation eingegangen. Mit Fragen der Wirbelbewegung haben sich erstmalig von Helmholtz [28] und Thomson (Lord Kelvin) [84] befaBt. Eine zusammenfassende Darstellung mit vielen Schrifttumsnachweisen gibt Truesdell [90], vgl. auch [3, 17, 36, 45, 46, 77, 102].
5.2.2 Geschwindigkeitspotentiale
113
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen 5.2.1 Einfiihrung In Abb. 2.23 wird die fluidmechanische Deutung der Drehung anschaulich gezeigt. Die drehungsfreien Stromungen co - 0 unterscheiden sich von den drehungsbehafteten Stromungen dadurch, daB bei letzteren entweder alle stromenden Fluidelemente oder doch eine gewisse Gruppe von ihnen Elementardrehungen co 4= 0 ausfiihren. Von besonderer Bedeutung ist die Feststellung, daB die in zwei Hauptklassen eingeteilten Stromungen (drehungsfrei und drehungsbehaftet) sich sowohl in ihrem fluidmechanischen Verhalten als auch hinsichtlich ihrer mathematischen Behandlung wesentlich voneinander unterscheiden. In Kap. 2.5.3.2 wurde gezeigt, daB drehungsfreie Stromungen Losungen der Eulerschen Bewegungsgleichung (reibungslose Stromung) sind, vgl. (2.101). Diese Aussage gilt sowohl fur dichteveranderliche Fluide im barotropen Zustand p=p(p) als auch fur dichtebestandige Fluide (J = const. Bei der Stromung eines homogenen Fluids (unveranderliche Dichte und Viskositat) schlieBt die Drehungsfreiheit das Fehlen einer Zahigkeitskraft am Fluidelement von selbst mit ein, vgl. (2.118). Zur Beschreibung drehungsfreier Stromungen la'Bt sich, wie noch gezeigt wird, eine skalare und zur Darstellung drehungsbehafteter Stromung eine vektorielle Potentialfunktion einfiihren. Man kann daher die zugehorigen Stromungen auch drehungsfreie bzw. drehungsbehaftete Potentialstromungen nennen.
5.2.2 Geschwindigkeitspotentiale 5.2.2.1 Geschwindigkeitsfeld, Drehungsfeld (Wirbelfeld) Bei einer Aufteilung der Stromung in einen drehungsfreien (rotationsfreien) Anteil und in einen drehungsbehafteten (rotationsbehafteten) Anteil (Index 1 bzw. 2) kann man fur das bei festgehaltener Zeit stetig vorausgesetzte Geschwindigkeitsfeld v = v{t, r) setzen v = vx + v2.
(5.1a)
Das von v^t, r) beschriebene drehungsfreie Stromungsfeld sei gegebenenfalls quellbehaftet und das von V2(t,r) beschriebene quellfreie Geschwindigkeitsfeld sei gegebenenfalls drehungsbehaftet2. Mithin gilt
2
v^. r o t u 1 = 0 ,
divt^+O
(drehungsfrei),
(5.1b)
v2: rotv2 4= 0 ,
divy 2 = 0
(drehungsbehaftet).
(5.1c)
Die Bezeichnung quellfreies Stromungsfeld soil hier allgemein fiir das divergenzfreie (solenoidale) Stromungsfeld verwendet werden, obwohl dies gemaB (2.61 a) eigentlich nur fiir ein dichtebestandiges Fluid (p = const) zutrifft. Entsprechend stellt ein quellbehaftetes Stromungsfeld ein divergierendes Stromungfeld dar.
114
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen
Hierin ist div u,= £ nach (2.37 b) die Volumendilatation (Quelldichte) und rotv2=2a> nach (2.34a) die Rotation (doppelte Drehung). Bei dem drehungsbehafteten Geschwindigkeitsfeld stellt co (t, r) + 0 das Drehungsfeld der Stromung dar. Eine drehungsfreie Stromung wird durch co - 0 beschrieben. Um die genannten Forderungen zu erfiillen, werden fiir das Geschwindigkeitsfeld die Ansatze U! = gradtP, v2 = rot£2; v = grad 0 + rot Q
(5.2a; b)
gemacht. Hierin bezeichnet man
(5.3 a)
G> = —roti> = —rot(rotX2) = - — AI2 mitdivI2 = 0
(5.3b)
als Nebenbedingung.4 Es stellen A
|
47T J v
£
,
(Quellpotential).
(5.4a)
\r-r'\
An der Stelle r' =r besitzt der Integrand eine singulare Stelle. Bildet man von (5.4a) den LaplaceOperator, dann erhalt man fiir Punkte auBerhalb bzw. innerhalb des Quellbereichs r>ra. A* = 0, /•-,-: A* = £. (5.4b) Die erste Beziehung folgt wegen A(l/a) = 0, und die zweite streng nachweisbare Beziehung ist in Ubereinstimmung mit (5.3a).
3
Zwischen der vektoriellen Stromfunktion fiir die Massenstromdichte nach (2.64) und dem vektoriellen Geschwindigkeitspotential nach (5.2b) besteht der Zusammenhang pv = p6 rot xp bzw. v = rot £2. Fur das dichtebestandige Fluid ist danach y> = £2 sowie bei ebener Stromung ip = £2, vgl. (2.25). 4 Die Nebenbedingung laBt sich folgendermafien begriinden: Macht man den Ansatz £2 — £20 + grad
5.2.3 Drehbewegung (Wirbelstromung)
115
5.2.2.3 Vektorielles Geschwindigkeitspotential (Wirbelpotential) In Analogie zum Ansatz fiir das skalare Geschwindigkeitspotential der drehungsfreien raumlichen Stromung nach (5.4a) kann man fiir das vektorielle Geschwindigkeitspotential einer drehungsbehafteten raumlichen Stromung bei endlich ausgedehntem Feld schreiben £2 (r) = —
(divfi = 0) (Wirbelpotential).
(5.5 a)
v Die Ableitung bestatigt man durch einen Komponentenvergleich, wenn man z.B. in kartesischen Koordinaten <& 4 Q, und e 4 - 2&); mit i = 1, 2, 3 setzt und die vektorielle Summe bildet. Fiir Punkte auBerhalb bzw. innerhalb des Drehungsbereichs gilt gemaB (5.4b), vgl. (5.3 b), r>ra:
Afl = 0,
rKr^. A£2=~2a>.
(5.5b)
Der Vollstandigkeit halber wurde in (5.5 a) die Nebenbedingung (5.3 b) hinzugefiigt. Ihre Erfullung, wonach von dem Vektorpotential O (r) die Divergenz inbezug auf die Aufpunktveranderliche r (und nicht inbezug auf die Integrationsveranderliche /•') zu bilden ist, fiihrt unter Beachtung der in FuBnote 5 wiedergegebenen Ableitung sowie des GauBschen Integralsatzes (Bd. 1, Seite 85) zu der Aussage 1 £ca(r')-dA' div Q (r) = - —
(5.5 c)
AuBerhalb der Fla'che (A') verschwindet der Vektor £2, so daB am Rand des Drehungsbereichs iiberall a' • dA' = 0 sein muB. Dies bedeutet, daB die Drehungsvektoren in der Begrenzflache (A') liegen.
5.2.3 Drehbewegung (Wirbelstromung) 5.2.3.1 Drehung Der Begriff der Drehung (Rotation, Wirbel), genauer formuliert des Vektors der Drehung, co(t,r) wurde in Kap. 2.3.3.2 aus dem Verhalten eines Fluidelements bei seiner Bewegung hergeleitet. Er ist rein kinematischer Natur und berechnet sich aus dem Geschwindigkeitsfeld v (t, r) nach (2.34a) zu co= —rotu
(Drehung)
(5.6)
mit seinen Komponenten nach Tab. 2.3. Der Zusammenhang zwischen der Drehung oo und dem vektoriellen Geschwindigkeitspotential (Wirbelpotential) Q wurde in (5.3b) gezeigt. 5.2.3.2 Zusammenhang von Drehung und Entropie (Crocco, Vazsonyi) Zwischen der Drehung (mechanische GroBe) und der Entropie (thermodynamische GroBe) laBt sich ein Zusammenhang herleiten. Es sei ein instationares, stetiges und reibungsloses Stromungsfeld zugrunde
s
Durch Einfiihren der kartesischen Koordinaten r = e,x,, r' = e,x', | r—r'\ = a = V(x, — x,)2 und daraus d/dxj = — d/dx' sowie CO (rr) = a>' = e,ft}'erhalt man fiir die Divergenz inbezug auf r und r' den Zusammenhang div ( — ~ — 5~7 \ — a I =^ dXi\ a /) = - dx' a/
=
~ d l v \— a 1•
116
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen
gelegt. In der auf das Stromungsfeld erweiterten Entropiegleichung (1.32b) mit ds A grads wird das druckbedingte Glied mittels der Eulerschen Impulsgleichung (2.98 a) in Verbindung mit (2.29 c) eliminiert. Man erhalt die Beziehung Tgtads = gradh
1 (?
dv I V2 \ grad » = ~ — (v x rotu) + grad \uB + — + /i] . ot
\
2
)
(5.7a)
Bei stationarer, reibungsloser und adiabat verlaufender Stromung ermittelt man das letzte Glied in (5.7a) aus der Energiegleichung der Thermofluidmechanik (2.191b) mit dv/dt = 0, dwr=0 = dq.6 Bei der fur das Stromungsfeld angegebenen Form gilt d{...) A grad(...). Im vorliegenden Fall ist grad(wB + v2/2 + h) = 0. Mithin ist im gesamten Stromungsbereich der Ausdruck uB+v2/2 +h = const. Man nennt dies eine homenergete Stromung. In (5.7a) eingesetzt, flihrt dies zu T gtads = — (v x rotu) = — 2(v x co) (stationar, homenerget).
(5.7b)
Dies Ergebnis bezeichnet man als Crocco-Vazsonyischen Wirbelsatz in seiner einfachsten Aussage [13]. Wenn das vektorielle Produkt aus dem Geschwindigkeitsvektor v und dem Drehvektor co iiberall im Stromungsfeld verschwindet (v x rot v = 0), besitzt jede stationare homenergete Stromung iiberall konstante Entropie (grad .? = 0), d. h. sie verlauft homentrop. Dies ist, abgesehen von dem trivialen Ergebnis v = 0, der Fall, sofern rot v = 2 to = 0, d. h. die Stromung drehungsfrei (wirbelfrei) ist, oder wenn der Geschwindigkeitsvektor v und der Drehvektor (Wirbelvektor) co dieselbe Richtung haben (u | \co). Weiterhin zeigt der Croccosche Wirbelsatz, daB unter den genannten Voraussetzungen die Entropie jeder drehungsbehafteten (wirbelbehafteten) Stromung (co + 0) langs einer Stromlinie konstant ist, d. h. isentrop verlauft. Dies folgt daraus, daB der Vektor (v x rot v) normal auf dem Stromlinienelement, welches dieselbe Richtung wie der Geschwindigkeitsvektor v hat, steht, d. h. (v x rot v) • v = 0, man vgl. hierzu Abb. 2.18 und die dort gemachten Ausfilhrungen. Eine Anderung der Entropie von Stromlinie zu Stromlinie ist mit dem Entstehen von Drehung (Wirbeln) verbunden, vgl. Kap. 5.4.4.3 (gekriimmter VerdichtungsstoG). Auf allgemeinere Ableitungen z.B. filr instationare Stromungen sowie Stromungen mit Reibung kann hier nicht eingegangen werden, man vgl. [13, 16, 83, 93].
5.2.3.3 Raumliche Erhaltung der Drehung (Raumlicher Wirbelerhaltungssatz) Differentielle Form. Wegen div(roti;) = 0 wird unter Einsetzen von (5.6) divco = 0
(Kontinuitat)
(5.8 a)
oder in Komponentenschreibweise nach Tab. 2.5 mit p = const und v & co. Die Divergenzfreiheit des Drehungsfelds (solenoidales Feld) bedeutet, daB in Analogie zur Kontinuitatsgleichung (Massenerhaltungssatz) eines Stromungsfeldes dichtebestandiger Fluide (2.61a) auch fiir das Drehungsfeld (Wirbelfeld) ein raumlicher Erhaltungssatz besteht. Integrale Form. Unter der Voraussetzung der Stetigkeit des Drehungsfelds folgt fiir die integrale Darstellung des raumlichen Erhaltungssatzes I div co dV = j> co-dA = 0 (Kontinuitat) "
(5.8 b)
(A)
Diese Beziehung folgt in Anlehnung an die integrale Darstellung der Kontinuitatsgleichung (2.52) fiir das dichtebestandige Fluid (c = const) nach Anwendung des GauBschen Integralsatzes zu fv-dA = ] divvdV mit v A co . (5.8b) v w In (5.8b) ist (A) die Randflache um das Volumen V des betrachteten Wirbelgebiets. Man bezeichnet dW = — co- dA in Anlehnung an den Volumenstrom dV = — v-dA nach (2.46 c) als Wirbelstrom (WirbelfluB) durch das Flachenelement dA. 6
Die Vernachlassigung der Reibung (Zahigkeitskoeffizient q = 0) bedeutet im allgemeinen auch die Vernachlassigung der Warmeleitung (Warmekoeffizient A = 0), was nach (1.37b) wegen X (cp/Pr) r\ mit cpIPr =1= 0 folgt.
5.2.3 Drehbewegung (Wirbelstromung)
117
Die abgeleiteten Gin. (5.8 a, b) stellen den raumlichen Wirbelerhaltungssatz dar. Er ist eine rein kinematische Beziehung, die keinerlei fluidmechanischen Voraussetzungen unterworfen ist und auch nicht von der Art des stromenden Fluids (Dichte, Reibung) abhangt. Sie gilt sowohl fiir stationare als auch fiir instationare Stromung. Aus der Analogie zur Kontinuitatsgleichung lassen sich alle fiir die Stromung dichtebestandiger Fluide ausgesprochenen kinematischen Satze sinngemaB auf drehungsbehaftete Stromungen (Wirbelstromungen) iibertragen.
5.2.3.4 Zeitliche Anderung der Drehung (Wirbeltransportgleichung) Wahrend bei der Ableitung des raumlichen Erhaltungssatzes fiir die Drehung in Kap. 5.2.3.3 nur kinematische Gesichtspunkte zu beachten waren, sollen jetzt die auf den Stromungsverlauf einwirkenden Krafte mitberiicksichtigt werden, d. h. die Uberlegungen erstrecken sich auch auf das dynamische Verhalten. Ausgangspunkt fiir die allgemeine Untersuchung bildet die differentielle Impulsgleichung (2.91) in der Form a = / m i t a = dv/dt als substantieller Beschleunigung nach (2.29c) in der Schreibweise a = dv/dt + grad(u 2 /2)-(v x rotu) und f = fB + fp + fz + h als massebezogener Kraft, bestehend aus der Massen-, Druck-, Zahigkeits- und Turbulenzkraft gemaB Tab. 2.6. Von der Impulsgleichung bildet man die Rotation iot(dv/dt) = d(rotv)/dt — rot(t> x rotu) = 2 [dco/dt-mt(vx <»)] =rot/mit rot (grad...) = 0. Wegenrot(l>x co) = to - grad v - v • grad co - co div v + udivoj 7 , wird unter Beachtung des Satzes von der raumlichen Erhaltung der Drehung (5.8a) fiir die substantielle Anderung der Drehung, vgl. [36], dco ceo I f \ =—— + v • gradta =
(5.9a)
Der Ausdruck auf der linken Seite stellt die substantielle Anderung des Drehvektors entsprechend der Transportgleichung (2.42 a) mit E = co dar. Diese Gleichung fiir die Drehung (Wirbelgleichung) hat vektoriellen Charakter und besagt, daB die substantielle Anderung der Drehung co gleich der Anderung dieser Grofie durch Verlagerung und Dehnung sowie dem Wert der Rotation der angreifenden halben Kraft//2 ist. Bei ebener und drehsymmetrischer Stromung ist co • grad v = 0. In diesen Fallen stehen die Drehvektoren to jeweils normal auf den Geschwindigkeitsebenen und besitzen jeweils nur eine Komponente, namlich a> = coz bzw. co = co^.
Mittels der Kontinuitatsgleichung (2.60 a) erhalt man durch Eliminieren des Ausdracks div v = — (1/p) (dqldi) in (5.9a) nach Umformung ^ ( )
g
r
a
d
v
+
r o t
( ) .
(5.9b)
Es werden nacheinander die Falle bei reibungsloser Stromung eines dichteveranderlichen Fluids sowie bei zahigkeitsbehafteter Stromung eines dichtebestandigen Fluids betrachtet und die zugehorigen Differentialgleichungen abgeleitet. Zeitlicher Wirbelerhaltungssatz. Fiir die folgende Untersuchung wird die reibungslose Stromung eines Fluids im barotropen Zustand zugrunde gelegt. Dieser Fall entspricht der Stromung bei groBer Reynoldszahl (Re —f =*>). Ausgangspunkt ist also die Eulersche Impulsgleichung (2.92), bei der die Reibungskraft nicht auftritt (/« = / z + / T = 0) sowie die Massen- und Druckkraft nach (2.10a) bzw. (2.5a) aus Kraftpotentialen abgeleitet werden konnen (fB = - grad uB,fP = - grad i). Bildet man von den Kraften die Rotation gemaB (5.9b), dann werden die Einfliisse der Massen- und Druckkraft wegen rot (grad...) = 0eliminiert und (5.9b) geht iiber in
d /to\ co — — = — • gradu (reibungslos, barotrop) . dt \p/ p
(5.10)
Das fiir reibungslose Stromung gefundene Ergebnis lafit sich folgendermaBen zusammenfassen: Jede Bewegung aus der Ruhe heraus ist drehungsfrei, da in der Ruhe to = 0 ist und wegen dto/dt = 0 auch fiir alle weiteren Zeiten to = 0 bleibt. Diese Aussage nennt man den zeitlichen Wirbelerhaltungssatz. Kein Fluidelement kommt in Drehung, welches nicht von Anfang an in Drehung begriffen ist. In der reibungslosen Stromung eines Fluids kann Drehung weder entstehen noch vergehen. Daraus folgt, 7 Vgl. Bd. 1, Tab. B, FuBnote 2: Danach gilt b • grada - a • gradA = rot(a x b) - (adivfc - b diva) mit a A v und b A co.
118
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen
daB die Drehung (Wirbelung) eine Eigenschaft ist, die an die Fluidelemente gebunden ist und mit diesen transportiert wird.8 Gl. (5.10) bestatigt, daB bei einem barotropen oder dichtebestandigen Fluid mit $ = (>(p) bzw. p = const jede stetig verlaufende, drehungsfreie Stromung mit CO = 0 eine Losung der Eulerschen Bewegungsgleichung ist, vgl. Kap. 2.5.3.2. Wirbeltransportgleichung. Im folgenden soil jetzt der EinfluB der Zahigkeit (Viskositat q) untersucht werden. Dabei sei ein homogenes Fluid (p = const, q = const) angenommen. Ausgangspunkt fur die weitere Untersuchung stellt die Navier-Stokessche Impulsgleichung (2.108) dar. Neben der Druckkraft/,, = — grad(/>/p) und der Massenkraft fs— — gradMB tritt bei nichtberiicksichtigter Turbulenzkraft (fT = 0) noch zusatzlich die Zahigkeitskraft fz = - v rot (rot v) = - 2 v rot co nach (2.118 a) auf. Bildet man von den Kraften die Rotation gemaB (5.9b), dann werden die Druck- und Massenkrafteinfliisse wie in (5.10) eliminiert, und es verbleibt bei Beachtung von (5.8a) der Beitrag r o t / z = —2vrot(rotft)) = 2v [div (grad a>) — grad (divoj)] — 2vAco. Somit erhalt man in Erweiterang von (5.10) dco = co • grad v + vAco at
(zahigkeitsbehaftet, homogen)
(5.11)
mit A als Laplace-Operator, vgl. Tab. B.5. Man nennt diese Beziehung die Wirbeltransportgleichung. Sie hat vektoriellen Charakter und besagt, daB sich die viskose Reibung in einer Diffusion der Drehung (Wirbeldiffusion) auBert. Im Inneren einer Stromung bewirkt die Zahigkeit, daB die dort vorhandene Drehung ortlich allmahlich auf groBere Gebiete verteilt wird und daher zeitlich abklingt: Es findet also ein Ausgleich der Drehung (Wirbelung) im Stromungsgebiet statt, vgl. Abb. 5.54 a.
5.2.4 Zirkulationsstromung 5.2.4.1 Zirkulation Fur die Behandlung drehungsbehafteter (wirbelbehafteter) Stromungen wird eine weitere GroBe, namlich die Zirkulation der Geschwindigkeit mit Vorteil verwendet. Sie wurde von Thomson [84] eingefiihrt und in ihrer Bedeutung z.B. fur die Tragflugeltheorie wohl zuerst von Lanchester [49] erkannt sowie von Kutta [47] und Joukowsky [35] theoretisch verwertet. Ein in Bewegung befindliches Fluid erfiille vollstandig einen in bestimmter Weise begrenzten Raum. Die augenblickliche Geschwindigkeit v sei an jeder Stelle des Raums bekannt. Man wahle nun nach Abb. 5.1a eine beliebige geschlossene (materielle, fluidgebundene) Kurve (L) = L (t), bilde fur jedes Linienelement dl das skalare Produkt v • dl und integriere bei festgehaltener Zeit t iiber die ganze Linie. Das so entstehende Linienintegral der Geschwindigkeit langs der geschlossenen Kurve liefert die Zirkulation zu, vgl. (3.239a), F=j v • dl = j v^dl = j vcosadl (£)
(£)
(Linienintegral),
(5.12)
(£)
wobei L»=|I>| der Geschwindigkeitsbetrag, dl-\dl\ der Betrag des Linienelements und a der Winkel zwischen dem Geschwindigkeitsvektor und der Linientangente sind. Verlauft ein Linienelement dl normal zu den Stromlinien (a = 7T/2), so ist wegen cos a = 0 der Beitrag zum Linienintegral dF=v -dl = 0. Verlauft das liber den zeitlichen Erhaltungssatz von Wirbellinien wird in Kap. 5.2.5.4 berichtet.
5.2.4 Zirkulationsstromung
Abb. 5.1 a, b. Zur Definition der Zirkulation (geschlossenes Linienintegral der Geschwindigkeit). a Beliebige Linie, b Stromlinie (Definition eines Wirbels)
Linienelement dl dagegen langs einer Stromlinie (a = 0), so ist cosa = l und dF— v • dl= vdl. Dieser in Abb. 5.1b dargestellte Fall kann im wortlichen Sinn als Definition eines Wirbels angesehen werden. Je nachdem, ob die Integration links- oder rechtsherum vorgenommen werden soil, kann dies durch die Symbole j> bzw. j> gekennzeichnet werden. Fiir die Wahl der geschlossenen Kurve (L) und der von ihr eingeschlossenen fluidgebundenen Flache A hat man zwei Falle zu unterscheiden: a) Einfach zusammenhangendes Gebiet. Eine einfach zusammenhangende Kurve schlieBt nach Abb. 5.1c gegebenenfalls einen umstromten Korper oder eine Stromungssingularitat (Einzelwirbel, Wirbelschicht = Trennungsflache) aus. Dieser Fall ist dadurch gekennzeichnet, daB sich das Gebiet durch stetige Veranderung auf einen Punkt zusammenziehen la'Bt. Die von (L) umfahrene fluidgebundene Flache sei mit A bezeichnet. Das Linienintegral la'Bt sich nach dem Stokesschen Integralsatz in ein Flachenintegral umformen. b) Mehrfach zusammenhangendes Gebiet. Eine zweifach zusammenhangende Kurve schlieBt nach Abb. 5.Id den genannten festen Korper bzw. die genannte Stromungssingularitat ein. Das Gebiet kann nicht auf einen Punkt zusammengezogen werden. Die von (L) umfahrene Flache setzt sich aus einem fluid-
fester Korper
Fluid \ (L) Abb. 5.1c, d. Zur Definition der Zirkulation. c Einfach zusammenhangendes Gebiet. d zweifach zusammenhangendes Gebiet
(L)
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen
120
gebundenen und aus einem korper- bzw. singularitatengebundenen Anteil zusammen. Eine Umformung des Linienintegrals in ein Flachenintegral ist nicht moglich. 5.2.4.2 Zusammenhang von Zirkulation und Drehung (Stokes) Da sowohl die Drehung als auch die Zirkulation von rein kinematischer Natur sind, liegt es nahe, einen Zusammenhang zwischen beiden GroBen zu vermuten. Durch Anwenden des Stokesschen Integralsatzes la'Bt sich das geschlossene Linienintegral einer einfach zusammenhangenden Kurve (L) in ein Flachenintegral iiber eine beliebige, einfach zusammenhangende Flache A=A(t), die L = L(i) als geschlossene Randkurve (L) hat, umformen.9 Unter Beachtung von Abb. 5.2a, vgl. Abb. 5.1a erhalt man
r= j>v-dl = 2Jco-dA, (t)
A
r=2 j>co-dA = 2Jdiva)dV=0 (A)
(raumlich) .
(5.13a, b)
V
Bei links verlaufendem Integrationsweg (L) sind die Flachenelemente dA bei konvex (nach oben) gewolbter Flache positiv (dA > 0) und bei konkav (nach unten) gewolbter Flache negativ (dA < 0) einzusetzen. Gl. (5.13) ist der Stokessche Zirkulationsansatz ftlr den allgemeinen Fall einer raumlichen Stromung. Danach ist die Zirkulation um die Randkurve einer beliebigen raumlichen, auch gekriimmten Flache gleich dem doppelten Wert des Flachenintegrals iiber die Drehung.
Abb. 5.2. Zur Berechnung der Zirkulation. a Zusammenhang von Zirkulation und Drehung, offene Flache A. b geschlossene Flache (A) = A, + Atl Bei Integration iiber eine geschlossene Flache (A), was gleichbedeutend mit (L) —> 0 ist, und durch Anwenden des GauBschen Integralsatzes, wonach das Flachenintegral in ein Volumenintegral uberfuhrt werden kann, erhalt man (5.13b). Dies Ergebnis ist in Ubereinstimmung mit dem raumlichen Wirbelerhaltungssatz (5.8b) und driickt die raumliche Erhaltung der Zirkulation Taus. Gl. (5.13b) laBt sich auch folgendermaBen herleiten: Wird Abb. 5.2a (offene Flache A) entsprechend Abb. 5.2b zu einer geschlossenen Flache (A)=A, + An = 0 mit At>0 als konvex (nach oben) gewolbter Flache und mit An =—Aj<0 als konkav (nach unten) gewolbte Flache erganzt, dann gilt r = 2j,co-dA = r, + rll
Es gilt
mit rx = 2\a-dA
und r n = 2 \co • dA .
j>a • dl = j rota • dA (Stokesscher Integralsatz). j>a • dA = J div a dV (GauBscher Integralsatz) .
(5.13c)
5.2.4 Zirkulationsstromung
121
Bildet man die Linienintegrale fur die Teilzirkulationen F, und F,h dann gilt unter Beachtung der entgegengesetzten Umlaufrichtungen der Integrationswege (L,) bzw. (LB) der Zusammenhang J], = - F,. Dies bedeutet F= 0, und damit wird (5.13b) bestatigt. Die Zirkulation F ist, wie die Drehung a>, eine rein kinematische GroBe. Dire Definition ist somit sowohl auf reibungslose als auch auf reibungsbehaftete (zahigkeitsbehaftete) Stromungen dichtebestandiger und dichteveranderlicher Fluide anwendbar. Ein Sonderfall liegt vor, wenn das der Berechnung der Zirkulation zugrundegelegte geschlossene Linienintegral $vtdl nach Abb. 5.1b aus einem geschlossenen Stromlinienintegral j>vds besteht. In diesem Fall bewegen sich bei festgehaltener Zeit die einzelnen Fluidelemente auf dem Rand der von der Drehung betroffenen Flache (Drehungsflache) A5 kreisformig mit der Geschwindigkeit u,= v,= v. Dies Verhalten entspricht nach iiblichem Sprachgebrauch einer Wirbelbewegung. Somit wird ein Wirbel im Inneren des Fluids definiert als drehungsbehaftete Stromung einer durch eine geschlossene Stromlinie begrenzten Flache, d. h. als Bedingung fur einen Wirbel ist r = jvds = 2\ codA, (Wirbel) .
(5.13d)
anzusehen. Auf das fluidmechanische Verhalten von Wirbeln wird in Kap. 5.2.5 besonders eingegangen. a) Konstante Drehung. Es werde ein Stromungsgebiet betrachtet, welches sich nach Abb. 5.3 a ahnlich einer Festkorperrotation mit der Winkelgeschwindigkeit w = const um eine zur Bildebene normale Achse dreht (starrer Wirbel). Dem Radius r, entspricht dann die Umfangsgeschwindigkeit uy = cor^ und dem Radius r2 die Geschwindigkeit u2 = cor2. Fiir die Zirkulation langs der geschlossenen Linie, welche den in Abb. 5.3a schraffierten Bereich linksherum umhiillt, ergibt sich, da die beiden radialen Linienstiicke keine Beitrage liefern, F=u2r2
Abb. 5.3. Stationare kreisformige Stromungen. a Bewegung mit konstanter Drehung (starrer Wirbel, Festkorperrotation). b Bewegung mit konstanter Zirkulation (Potentialwirbel, konstanter Drall)
122
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen
5.2.4.3 Zusammenhang von Zirkulation und Geschwindigkeitspotential Liegt ein durch das skalare Geschwindigkeitspotential (Quellpotential) beschriebenes Geschwindigkeitsfeld (Potentialstromung) gemaB (5.2a) vor, dann liefert nach Abb. 5.1a ein Kurvenstiick zwischen zwei Punkten (1) und (2) bei sinngemaGer Anwendung von (5.12) mit v = grad$ zur Zirkulation den Beitrag (2)
(2)
(2)
r,_>2 = / v • dl= j g r a d # • dl = j d4>=
(5.14)
Dieser ist gleich der Differenz der Werte, welche die Potentialfunktion in den Punkten (2) und (1) besitzt. Die Potentialdifferenz 02~ *i ist zwischen (1) und (2) unabhangig vom Integrationsweg und eindeutig bestimmt, sofern $ innerhalb des betrachteten Gebiets eindeutig und endlich ist. Bildet man nun die Zirkulation langs einer geschlossenen Kurve (L) = 1 — 2 mit 2 —> 1), fur welche die Voraussetzung gelten soil, daB das StrSmungsgebiet, in dem sie liegt, ein einfaches zusammenhangendes Gebiet nach Abb. 5.2 bildet, dann muB rl^t2 = ® sein, da wegen des Zusammenfallens derPunkte (1) und (2) die Differenz * 2 — *i verschwindet. Es ergibt sich der wichtige Satz: In einem einfach zusammenhangenden Gebiet, in dem iiberall drehungsfreie Potentialstromung herrscht, ist die Zirkulation langs jeder geschlossenen Kurve gleich null. Die gemachte Einschrankung, daB die geschlossene Kurve ein einfach zusammenhangendes Gebiet umschlieBen soil, ist notwendig, wenn das Geschwindigkeitspotential * in diesem Bereich eindeutig und endlich sein soil. Bei einem mehrfach zusammenhangenden Gebiet nach Abb. 5.1 d kann das Potential <& dagegen mehrdeutig sein. Dies ist der Fall, wenn man nach einem Umlauf auf der betreffenden geschlossenen Kurve nicht wieder zu demselben Wert wie am Anfang gelangt. Es gilt also der obige fiir ein einfach zusammenhangendes Gebiet formulierte Satz nicht. Man vergleiche als Beispiel den ebenen Potentialwirbel, auf den in Kap. 5.4.2.1 naher eingegangen wird.
5.2.4.4 Zeitliche Anderung der Zirkulation Nachdem im vorhergehenden Kapitel die Aufgabe behandelt wurde, wie sich die Drehung mit der Zeit andert, sei jetzt die zeitliche Anderung der Zirkulation besprochen. Von der Zirkulation nach (5.12) wird die substantielle Anderung dr/dt gesucht, wobei die geschlossene Kurve L (t), langs der zu integrieren ist, immer aus denselben stromenden Fluidelementen gebildet werden moge, d. h. eine fluidgebundene Linie sein soil. Die Differentiation geschieht offenbar dadurch, daB man das Zirkulationsintegral zur Zeit t von dem Zirkulationsintegral zur Zeit t + dt abzieht, diese Differenz durch dt dividiert und den Grenzwert limdf —> 0 bildet. Nach Abb. 5.4 besitzen ein Linienelement dl bzw. dl' die Masse dm (t) = dm (t + dt), ein Linienstiick /0 _>t bzw. Iff _, y die Masse m 0 _,! = m^ _, t. und die geschlossene Linie (Kurve) L(t) bzw. L(t + dt) die
/' = l(t + dt)
dl
(b)
Abb. S.4. Zur zeitlichen Anderung der Zirkulation
5.2.4 Zirkulationsstromung
123
Masse m(t)=m(t + dt). Da jede der beiden Integrationen bei festgehaltener Zeit (t = const bzw. t + dt = const) vorgenommen wird, kann man fiir ein Linienstiick (0 —> 1) schreiben dt
dt J
J
dt
J dt
I
dt
(5.15a)
Wahrend im vorletzten Integral der Integrand die substantielle Beschleunigung bedeutet, soil der Integrand im letzten Integral noch umgeformt werden. Nach Abb. 5.4 betrachte man ein Linienelement dl zur Zeit t, wobei sich die Punkte (a) und (b) mit den augenblicklichen Geschwindigkeiten v bzw. v + {dv/dl) dl fortbewegen. Wahrend der Zeit dt legen sie bis zu den Punkten (a') und (b') die in Abb. 5.4 strichpunktiert gezeichneten Wege zuriick. Aus der Streckensumme (a—a'—b'—b—d) liest man dl'-dl=(vb-va)dt,
— (dl) = dv dt
ab, wobei die zweite Beziehung durch Grenzwertbildung limdt—>0 folgt. Mithin wird fiir die substantielle Anderung der Zirkulation des Linienstiicks
^
= jf-<* + > ? ^ ) .
(5.15b)
Fiir ein geschlossenes Integral (0-1-0) wird mit r 0 ^ „ = T und u, = v0, vgl. [36] , — dt =d— t& vdl=
l
I dt <«
6 — dl= i fdl
(geschlossene Linie).
(5.15c)
Eine weitere Beziehung findet man, wenn man wie bei der zeitlichen Anderung der Drehung in (5.2.3.4) beriicksichtigt, daB dv/dt = / = fB + fp + fz + fr die angreifende massebezogene Kraft ist. Durch Anwenden des Stokesschen Integralsatzes (FuBnote 8) laBt sich fiir ein einfach zusammenhangendes Gebiet nach Abb. 5.2aunter Beachtung der Beziehung rot (dv/dt) = rot/auch ~
= \xoXf-dA(=)2](l^--co-gtadv\-dA A
A ^
(p= const).
(5.15d)
^
schreiben. Die letzte Gleichung folgt aus (5.9 b) und gilt in der angegebenen Form fiir ein dichtebestandiges Fluid (p = const). Wie bei der Ermittlung der zeitlichen Anderung der Drehung in Kap. 5.2.3.4 sollen nacheinander wieder die reibungslose Stromung eines dichteveranderlichen und die reibungsbehaftete Stromung eines dichtebestandigen Fluids behandelt werden. Zeitlicher Erhaltungssatz der Zirkulation (Thomson). Fiir die reibungslose Stromung eines Fluids im barotropen Zustand p = p (p) wird mit / = /« + /? nach (2.12) bzw. r o t / = 0 nach (2.11a, b) fiir die substantielle Anderung der Zirkulation dr — = 0, dt
r(t) = const (=) 0 (Thomson).
(5.16a, b)
Dies ist der Thomsonsche Zirkulationssatz, haufig auch als Kelvinsches Theorem bezeichnet (Thomson = Lord Kelvin) [84]). Er sagt aus, daB die zeitliche Anderung der Zirkulation bei reibungsloser Stromung eines Fluids im barotropen Zustand langs einer geschlossenen, immer die gleichen Fluidelemente enthaltenden Linie (L) verschwindet, d. h. die Zirkulation zeitlich konstant ist. Die Aussage r (=) 0 folgt aus dem raumlichen Erhaltungssatz der Zirkulation (5.13 b) fiir eine geschlossene Flache (A). Fiir diesen Fall ist die Zirkulation sowohl raumlich als auch zeitlich konstant. Umgrenzt die geschlossene Kurve einen Stromungsbereich, in welchem die Stromung zur Zeit 1 = 0 drehungsbehaftet (wirbelbehaftet) verlauft, so besitzt die Zirkulation einen von null verschiedenen Wert. Da sich die Zirkulation zeitlich nicht andern kann, muB diese Stromung auch fiir alle darauffolgenden Zeiten zirkulationserhaltend (drehungsbehaftet) bleiben. Bei einer drehungsfreien Stromung gilt Entsprechendes. Zirkulationstransportgleichung. Im folgenden soil jetzt die zahigkeitsbehaftete Stromung eines homogenen Fluids (p = const, q = const) untersucht werden. In (5.15c) wird nach (2.118a) die Zahigkeitskraft/ z = vAv = - 2v rot co eingesetzt, was zu — = v i Avdl dt
= -2v
(5.17a)
124
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen
fiihrt. Durch Anwenden des Stokesschen Integralsatzes (FuBnote 9) kann man das Linienintegral in ein Oberflachenintegral umformen. Unter Beachtung, daB div eo = 0 gemaB (5.8 a) und rot (rot co) = — Aco ist, wird dr , — = 2v f Aco • dA dt
(zahigkeitsbehaftet, homogen).
(5.17b)
Diese Gleichung stellt die integrale Form der Wirbeltransportgleichung (5.11) dar. DaB bei reibungsbehafteter Stromung im allgemeinen dfldt + 0 ist, erklart die Tatsache, daB Drehung (Wirbel) entstehen und vergehen konnen.
5.2.5 Wirbelsatze fiir die Wirbellinie und den Wirbelfaden 5.2.5.1 Allgemeines Von besonderer Bedeutung fiir die Wirbelbewegung ist das Stromungsverhalten von Wirbellinien und von Wirbelfaden. Den folgenden Untersuchungen liegt eine reibungslose Stromung eines dichtebestandigen Fluids zugrunde, bei der die Massen- und Druckkrafte aus Kraftpotentialen (konservative Kraftsysteme) abgeleitet werden konnen. Dabei betreffen die im einzelnen noch abzuleitenden Wirbelsatze sowohl die raumliche wie auch die zeitliche Erhaltung der Wirbellinien und Wirbelfaden (Wirbelrohren). Die Grundlagen hierfur wurden in den Kap. 5.2.1 bis 5.2.4 bereitgestellt. Es stellen der raumliche Erhaltungssatz (raumliche Konstanz) eine rein kinematische und der zeitliche Erhaltungssatz (zeitliche Konstanz) darliber hinaus eine dynamische Aussage dar. Die Wirbelsatze konnen sowohl in differentieller wie auch in integraler Form angegeben werden.
5.2.5.2 Definitionen Wirbellinie. Unter einer Wirbellinie (Vektorlinie) versteht man in Analogie zur Stromlinie nach Kap. 2.3.2.2 diejenige Kurve in einem drehungsbehafteten (wirbelbehafteten) Stromungsfeld (Wirbelfeld), welche zu einer bestimmten Zeit t an jeder Stelle mit der dort vorhandenen Richtung des Drehvektors (Wirbelvektor) co (t, r) ubereinstimmt. Als Gleichung zur Berechnung der Wirbellinie wurde bereits (2.35) angegeben. Sie lautet cox 6s = 0
oder
6s = eco mit
£ = 6s/co
(Wirbellinie),
(5.18a)
wobei 6s das Langenelement der Wirbellinie ist. Ausgehend von Abb. 2.13 werden in Abb. 5.5 die Strom- und Wirbellinie einander gegeniibergestellt. Zur Zeit t = t0 stellt die Stromlinie die Verbindungslinie der Massenelemente in den Feldpunkten - 2, - 1 , 0, 1,2 langs der Geschwindigkeitsvektoren v_2, i>_i, v0, vu v2 dar, wahrend die Wirbellinie zur Zeit t - t0 die Verbindungslinie der Massenelemente in den Feldpunkten- 2', - 1 ' , 0, 1', 2'langs der Wirbelvektoren (Drehvektoren) co_r, ea_r, a>0, cov, co2. ist. Die auf der Wirbellinie liegenden Massenpunkte bewegen sich mit den Geschwindigkeiten v_r, v_y, v0, vv, vv. In Richtung der Wirbellinie herrschen also die Geschwindigkeitskomponenten vs- = v' cos a'. Wirbelfaden, Wirbelrohre. Die Gesamtheit aller mit Drehung co belegten Wirbellinien, die nach Abb. 5.6a durch eine Flache A hindurchtreten, kann man in Analogie zum Stromfaden nach Abb. 2.15 zu
V
•r 2
s
_ — » • Stromlinie
2 ~2
r s
, Wirbellinie
Abb. 5.5. Zur Definition der Wirbellinie zur Zeit t = to = const. Vergleich von Stromlinie s und Wirbellinie s'
5.2.5 Wirbelsatze fur die Wirbellinie und den Wirbelfaden
125
Abb. 5.6. Zur Definition des Wirbelfadens und zur Berechnung der Zirkulation. a Flachenintegral. b Linienintegral
einem Wirbelfaden zusammenfassen. Er wird von einer geschlossenen Flache (A) begrenzt, die aus der Eintritts- und Austrittsflache A, bzw. A2 sowie der Mantelflache A, ^ 2 besteht. Letztere bezeichnet man in Analogie zur Stromrohre mit Wirbelrohre. Sie wird von den Randwirbellinien gebildet. AuBerhalb der Wirbelrohre ist die Stromung uberall drehungsfrei co = 0. Im allgemeinen nimmt man an, daB die Drehungsvektoren co gleichmaBig iiber die Wirbelfadenquerschnitte Al und A2 verteilt sind und nach Abb. 5.6a in negativer bzw. positiver Richtung der Flachenvektoren At und A2 verlaufen. Auf der Mantelflache (Wirbelrohre) At _,2 stehen die Flachenvektoren dA normal auf den Wirbelvektoren co. ZusammengefaBt gilt also als Definition fiir einen Wirbel, vgl. (5.13 d), >2 -A2 = + a>2A2
(Wirbelfaden).
(5.18b)
5.2.5.3 Rauniliche Erhaltungseigenschaft Fiir einen geschlossenen Wirbelfaden nach Abb. 5.6a betragt die Zirkulation zwischen den Stellen (1) und (2) nach (5.13 b) bei festgehaltener Zeit F = F, + J^ _, 2 + T2 = 0, wobei unter Beachtung von (5.18 b) rl = — 2a>iAl, Fl^>2 = 0 und F2 = co2A2. Mithin ist ft>,Ai = a>2A2. Da A, und A2 zwei langs des Wirbelfadens beliebig gewahlte Querschnitte sein konnen, kann man fiir die Zirkulation um einen durch die Randlinie (s) begrenzten Stromfadenquerschnitt A schreiben FA = § vds = 2coA = const. (5.19) « Dies ist der raumliche Erhaltungssatz fiir die Zirkulation um eine Wirbelrohre. Er besagt, daB die Zirkulation rA einer Wirbelrohre mit ortlich veranderlichem Querschnitt A zum selben Zeitpunkt langs des Stromfadens konstant ist. Eine die Wirbelrohre umschlingende Schleife kann demnach langs des Wirbelfadens beliebig verschoben werden, ohne daB sich ihre Zirkulation andert, vgl. Abb. 5.6 a. Will man die Zirkulation aus dem Linienintegral der Geschwindigkeit nach (5.13 a) berechnen, so ist nach Abb. 5.6b der geschlossene Linienzug (L) = Ll + Ll_>2 + L2 + L2_>l zu umfahren. Unter Beachtung der Richtungen der Linienelemente auf dem Mantel des Wirbelrohres bestatigt man, daB r1_<2 = --f2->i u n d somit r = f, + F2 ist. In Analogie zum Stromfaden folgt, daB ein Wirbelfaden im Inneren eines Stromungsbereichs weder beginnen (entstehen, keine Wirbelquelle) noch enden (verschwinden, keine Wirbelsinke) kann. Ware dies der Fall, so konnte an dieser Stelle die Kontinuitatsbedingung nach (5.8a, b) nicht erfiillt sein. Ein
126
5.2 Begriffe und Gesetze drehungsfreier und drehungsbehafteter Stromungen
Wirbelfaden und damit auch eine Wirbellinie miissen sich also entweder bis an die Grenzen des Stromungsbereichs (feste Wand, freie Oberflache) erstrecken oder in sich zuriicklaufend einen geschlossenen Wirbelring (z.B. Rauchring) bilden.
5.2.5.4 Zeitliche Erhaltungseigenschaft Die zeitlichen Erhaltungssatze fur die Bewegung von Wirbellinien und Wirbelfaden (differentielle bzw. integrale Form) sagen unter den oben genannten Annahmen (reibungslose Stromung eines dichtebestandigen Fluids, konservatives Feld der Massen- und Druckkraft) aus, daB die Linien bzw. Faden materielle GroBen sind, die zu alien Zeiten denselben materiellen Punkten angehoren. Wirbellinie. In Abb. 5.7 sind fur die Zeiten t = ta und t = t' = to + dt die Wirbellinienelemente 6s bzw. 6 s' dargestellt, wobei sich die Punkte (a) und (b) mit den Geschwindigkeiten va bzw. vb in Richtung auf die Punkte (a') und (br) bewegen. Fur die Anderungen der Vektoren der Wirbellinienelemente und des Geschwindigkeitsvektors liest man aus der Abbildung die kinematische Beziehung d(6s) = 6s' -6s = (vb - va) dt = 6v dt.
(5.20a)
ab.10 Fur die Geschwindigkeitsanderung langs des Wirbelvektors laBt sich verallgemeinert 6v = (dv/ dxj Sx—6s • gradv schreiben. Weiterhin besteht nach (5.18a) der Zusammenhang 6s = ECO mit e = 6slco, so daB man fur (5.20a) auch schreiben kann dco co de -I = co • gradu dt e dt
(p = const).
(5.20 b)
Durch Vergleich mit der aus der Impulsgleichung gewonnenen dynamischen Beziehung (5.10) mit p = const stellt man fest, daB de/dt = 0 sein muB. Man findet also fur die Erhaltung der Wirbellinien ^£ = 1 ( ^
dt
dt \coj
= 0,
e= — = const.
(5.21a, b)»
co
Die Wirbelstarke (Betrag des Wirbelvektors) to = | co \ andert sich im selben Verhaltnis wie die Lange des Wirbelelements 6s = \6s\, d.h. bei einer reibungslosen Stromung eines dichtebestandigen Fluids vermehrt oder vermindert sich die Wirbelstarke (co S 0) bei einer Wirbelstreckung bzw. einer Wirbelstauchung (6s S 0).
Abb. 5.7. Verlauf der Wirbellinien 6s und 6s' bei veranderlicher Zeit t = t0 bzw. t' = to + dt 10
Es kennzeichnet 6 die raumliche Differentiation langs der Wirbellinie und d die zeitliche Differentiation von der einen zur anderen Wirbellinie. 11 Zu diesem Ergebnis kommt man auch durch die folgende Uberlegung: Fur die Wirbellinien zu den Zeiten t = t0 und t' = t0 + dt lauten die Wirbelliniengleichungen (5.18 a) co x 6s = 0 = co' x 6s' mit co' = co + dco und 6s' - 6s + d(6s). Wenn man beachtet, daB dco x d(6s) klein von hoherer Ordnung ist, wird d(6s) dco co x , -6s x =0. dt dt Mit 6s = £CO nach (5.18a) erhalt man die Beziehung dEJdt = 0, was zu zeigen war.
5.3.1 Voraussetzungen und grundlegende Beziehungen
127
Wirbelfaden. Neben den Wirbellinien haben auch Wirbelfaden Erhaltungseigenschaften. Dies bedeutet, da6 fur die Zeiten t-t0 und t' = to + dt die Wirbelfadenelemente 6s bzw. 6s' die Massenelemente 6m = pA 6s bzw. 6m' = p'A' 6s' besitzen mit der Bedingung 6m = 6m'. Mithin ist pA 6s = p'A'6s',
A 6s = A'6s'
((>=(>'),
(5.22a)
wobei die zweite Beziehung fur das dichtebestandige Fluid gilt. Nach dem fur eine geschlossene Flache (A), wie es der Wirbelfaden ist, giiltigen zeitlichen Erhaltungssatz fiir die Zirkulation (5.16b) ist f(t) = 0 oder mit (5.19) rA = r'A = const,
eoA = a'A'.
(5.22b)
ZusammengefaBt mit (5.22a) findet man a>/6s = co'/6s' in Ubereinstimmung mit (5.21b), was zu zeigen war. Es folgen zusatzlich zu den Feststellungen im AnschluB an (5.16b) sowohl fiir die Wirbellinie als auch fiir den Wirbelfaden die Aussagen: Fluidelemente, die zu einem Zeitpunkt eine Wirbellinie oder einen Wirbelfaden bilden, gehoren auch, in dem sie sich verformen und fortbewegen, nach einer beliebigen Zeit derselben Wirbellinie bzw. demselben Wirbelfaden an. Die Wirbelung ist eine Eigenschaft, die an den Fluidelementen haftet und mit ihnen transportiert wird. Der Wirbelstrom (Produkt aus Drehgeschwindigkeit und Stromfadenquerschnitt) bzw. die Zirkulation (Linienintegral iiber die Geschwindigkeit um den Stromfadenquerschnitt) sind langs der Stromfadenachse konstant und behalten auch bei der Fortbewegung des Stromfadens den gleichen Wert; sie sind raumlich und zeitlich konstant.
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen) 5.3.1 Voraussetzungen und grundlegende Beziehungen Allgemeines. In Kap. 5.2.2.1 wurde ein den ganzen Raum ausfullendes stetiges Stromungsfeld gemafi (5.1) in einen drehungsfreien und einen drehungsbehafteten Anteil aufgeteilt. Es sollen hier zunachst die drehungsfreien Stromungen untersucht werden. Solche Stromungen stellen nach Kap. 2.5.3.2 Losungen der Eulerschen Bewegungsgleichung fiir die reibungslose Stromung dar, vgl. (2.101). Neben der Bedingung der Drehungsfreiheit sei bei adiabatem Zustand zusatzlich noch die Bedingung konstanter Entropie im gesamten Stromungsfeld eingefiihrt, d. h. homentroper (adiabat-reversibler) Zustand. Geschwindigkeitsfeld. Die Bedingung der Drehungsfreiheit fiir das Geschwindigkeitsfeld v (t, r) wird durch Einfiihren einer skalaren Potentialfunktion, genauer skalares Geschwindigkeitspotential *(f, r) genannt, entsprechend (5.2a) mit v = grad *
(rot v = 0)
(5.23 a)
wegen rot (grad
'=i"' ox
30 v =
y ^-< 03;
d
* = ir< oz
d
(' = 1 > 2 ' 3 ) -
-=ir
(5-23b)
aXj
In Tab. 5.1a sind die Geschwindigkeitskomponenten fiir kartesische und zylindrische Koordinatensysteme zusammengestellt. Zur Beschreibung des Geschwindigkeitsfelds v(t, r) sind neben den Anfangsbedingungen vor allem die jeweiligen Randbedingungen, z.B. an festen Wiinden (Korperober-
128
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Tabelle 5.1. Potentialstromung, Koordinatensysteme nach Abb. 1.13. a Geschwindigkeitskomponenten (Gradient eines skalaren Geschwindigkeitspotentials), b Kontinuitatsgleichung eines dichtebestandigen Fluids (Laplacesche Potentialgleichung). a
v = grad 0
b d
x,y,z
dx
a# ' a7
r,
u =
a#
v, = v= — dy T
a#
vz = w= —— az
a# ' a^
i a# r a
U =
A# = 0
a2# a 2 * a2* aT2"+ a ? " + ~dzT= 1 a / a#\ 7 a7 v " a T /
+
1 a2# a 2 * 7 a^2 + a ^ "
flache) oder an freien Oberflachen (Fliissigkeitsspiegel) zu beachten, vgl. die Ausfuhrungen am SchluB von Kap. 2.3.2.2. Bei ebener Stromung (x, y, d/dz = 0; vz — 0) kann mit <& (f, x, y) geschrieben werden 2 _ 1 Idv du _ 1 / a * ~ 2" \ a x ~~dy 2
CO
a2*
= 0 (eben). (5.23 c)
Mit der Drehung ft), = w nach Tab. 2.3 laBt sich die Erfiillung der Bedingung der Drehungsfreiheit einfach nachweisen. Im allgemeinen ist das Vertauschen der partiellen Differentiale ax, dy in den Nennern zulassig. Aus der Kenntnis der Geschwindigkeitskomponenten u(t,x, y) und v(t,x,y) lassen sich bei t = const nach Abb. 2.14) jeweils die Stromlinienbilder ermitteln. Da es sich bei dem Beschriebenen um eine reibungslose Stromung handelt, kann nach Abb. 5.8 jede aus Stromlinien gebildete Stromflache als feste Wand aufgefaBt werden. In einem natiirlichen, der Kontur des umstromten Korpers angepaBten, krummlinigen, rechtwinkligen und ebenen Koordinatensystem (s, n) nach Abb. 5.8 gilt fur die Geschwindigkeitskomponenten auf der Korperkontur (s, n = 0)
1 a# a* "'
hs ds ' as
«„ an
an
(Korperkontur).
(5.23 d)
mit den metrischen Faktoren (Lame-Parametern) hs=\ + n/rt=l und hn=l sowie dem Kriimmungsradius der Korperkontur rk. Diese Beziehungen gelten nach (2.26 a) fur die reibungslose Umstromung eines Korpers mit masseundurchlassiger Wand. Die Geschwindigkeitskomponenten langs der Wand vs = 0 stellen sich aus der Losung d
Stromung
Abb. 5.8. Begriff der Wandstromlinie bei reibungsloser Stromung
5.3.1 Voraussetzungen und grundlegende Beziehungen
129
Fiihrt man in die Kontinuitatsgleichung eines quellfreien Stromungsfelds (2.60 a) den Ansatz fur das Geschwindigkeitspotential v = grad* nach (5.23 a) sowie die Beziehung fur das Quadrat der Schallgeschwindigkeit c 2 = dp/dpnach (4.30a) ein, so erhalt man, wenn man weiterhin die Druckanderung dp des barotropen Fluids p = p(p) bzw. das spezifische Druckkraftpotential di = dp/(>(p) nach (2.5b) ersetzt, — + pdivl» = 0 , ~ + c 2 A# = 0 mit i = i(p) (quellfrei). dt at
(5.24a, b)
Es ist A0 = div (grad 0) mit A als Laplace-Operator angewendet auf eine skalare Funktion nach Tab. B.5 mit a A (p. In Tab. 5.1b ist A* fur kartesische und zylindrische Koordinatensysteme zusammengestellt. Fiir ein dichtebestandiges Fluid (p = const) geht (5.24b) mit c = °° in die Laplacesche Gleichung A
/a# v
\
\at
/
grad — - + —- + u B + / ( p ) 1 = 0
2
(drehungsfrei)
(5.25a)
mit uB als spezifischem Massenkraftpotential nach (2.10a) und i als spezifischem Druckkraftpotential nach (2.5 b). Der Klammerausdruck in (5.25a) stellt die Energiegleichung der Fluidmechanik ftir drehungsfreie Stromungen dar, und zwar gilt als Integral von (5.25 a) d
mit V = grad # .
(5.25 b)
Da auf der linken Seite nur ttber Raumkoordinaten zu integrieren ist, tritt auf der rechten Seite die vom Ort unabhangige Zeitfunktion F(f) auf. Diese hangt nur dann von der Zeit ab, wenn z.B. durch auBere Einwirkung (Randbedingung) derDruckp bzw. das Druckkraftpotential i(p) im Stromungsbereich verandert wird. Handelt es sich jedoch um einen unendlich ausgedehnten Fluidbereich, in dem eine Druckanderung durch auBere Einwirkung nicht moglich ist, so ist F (t) eine von der Zeit unabhangige Konstante, d. h. F (t) = const. Gl. (5.25b) wird fur den Fall F(i) — const noch dadurch umgeformt, daB man von ihr die substantielle Ableitung d/dt bildet. Nach der Transportgleichung fiir eine skalare FeldgroBe (2.41b) mit E A (d
(5.26a)
Unter Einsetzen der Kontinuitatsgleichung (5.24b) und bei Annahme eines konstant gehaltenen Massenkraftpotentials (uB - const) kann man auch schreiben — ( — + i > 2 ) + t;-grad — ) = c2A4> («B = const). at \ dt ) \ 2/
(5.26b)12
Dies ist die grundlegende Beziehung zur Berechnung des Geschwindigkeitspotentials #(/, r) bei einer instationaren, drehungsfreien und reibungslosen Stromung eines sich barotrop und homentrop verhaltenden Fluids. Zu ihrer Losung bedarf es jedoch noch einer Angabe iiber die Schallgeschwindigkeit c. Wahrend fiir Fliissigkeiten in erster Naherung mit c = const = ~ gerechnet werden kann, ist fur Gase die Schallgeschwindigkeit vom Stromungsverlauf abhangig. Nach (4.30d) gilt die Beziehung c 2 = K(p/p). Unter Einfiihrung des spezifischen Druckkraftpotentials nach Tab. 2.12 mit i = [K/(K— 1)] (p/p) kann man fiir vollkommen ideale Gase schreiben C2 = (K—1) /. Durch Einsetzen von (5.25b) erhalt man den Ausdruck (— + —) at 2 12
(Gas).
Man beachte, daB v • grad (d
(5.26c)
130
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Es bedeutet c0 die Schallgeschwindigkeit im Ruhezustand (u 0 = 0) nach (4.33 b). Gl. (5.26b) ist in Verbindung mit (5.26c) sowohl bei Stromungen mit fester Oberflache (Korperumstromung) als auch bei Stromungen mit freier Oberflache (Fliissigkeitsstromungen) anzuwenden. Fiir die Stromung eines dichtebestandigen Fluids (p = const) vereinfacht sich (5.26b) wegen c = <*>, wie bereits oben festgestellt, sowohl bei stationarer wie auch bei instationarer Stromung zu d2
A$ = 0 ,
(dichtebestandig).
(5.27a)
Bei ebener Stromung erhalt man aus (5.26b) mit v = exu + ey v bzw. u = d
+ (c2-v2)4>yy-2uvXJ=&,l
+ 2u
(5.27b)
Druckfeld. Hat man die Potentialfunktion #(?, r) und damit auch das Geschwindigkeitsfeld v (t, r) = grad# ermittelt, kann man zunachst mittels (5.25b) das Feld des spezifischen Druckkraftpotentials ; (t, r) und daraus anschlieBend das Druckfeld p (t, r) bestimmen. Fiir den Fall stationarer Stromung wird mit d€>/dt = 0 und unter Voraussetzung des barotropen Zustands p= p(p) sowie bei Berticksichtigung des Schwereinflusses uB = gz fur das Stromungsfeld, vgl. (2.102a),
v2 !• g z = const
i(p) +
(stationar).
(5.28 a)
Fur das spezifische Dmckkraftpotential erhalt man bei dem zugmndegelegten homentropen Zustand (s = const) nach (2.5c) mit n = KS als Isentropenexponenten (Flussigkeit: KS ~ ==, Gas: K=K,= 1.4) {
p
)
(
{n = Ki)
(5.28b)»
mit pb undpb als beliebig zu wahlenden BezugsgroBen, z.B. den Werten an den Stellen (1) oder (2) des Stromungsfelds. SchlieBlich ergibt sich das Druckverhaltnis zu p _(n-\ pb _.\— ( D r u c k v e r M l t n i s ) (5.28c) Pb \ n pb Fiir das dichtebestandige Fluid (p = p 6 = const, n = KS = oo) gilt der in (2.5 b) bereits angegebene Zusammenhang i =p/p, was in (5.28a) eingesetzt zu der Bernoullischen Gleichung (3.231) fiihrt.
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache 5.3.2.1 Ausgangsgleichungen Potentialgleichung. Des besseren Verstandnisses wegen empfiehlt es sich, zunachst den Fall der Stromung eines dichtebestandigen Fluids ((?= const) zu besprechen. Nach (5.27a) lautet die Gleichung zur Berechnung des Geschwindigkeitspotentials
d20 d20 d20 + ^ r + ^ ^ dx1r dy1 dz1 = 0 (dichtebestandig).
(5.29)
Diese Differentialgleichung hatte man auch sofort durch Einsetzen von (5.23b) in die Kontinuitatsgleichung fiir kartesische Koordinaten nach Tab. 2.5 erhalten. Die Laplacesche Potentialgleichung fiir die Stromung dichtebestandiger Fluide 13 Fiir homentrope Stromung folgt aus (2.204b) mit n = K daB fiir diesen Fall bei Gasen das Druckkraftpotential gleich der Enthalpie bei konstanter Entropie ist.
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
131
ist fiir kartesische und zylindrische Koordinatensysteme in Tab. 5.1b wiedergegeben. Nach den Regeln der Vektor-Analysis ist Av = grad(divy)-rot(roti>), woraus wegen div v = 0 (dichtebestandig) und rot v = 0 (drehungsfrei) fiir quellfreie Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide auch die Beziehung Au = O; Au, = 0 ,
A u ^ O , Avz = 0
(i/ = grad$)
(5.30a; b)
gilt. Das Potential eines elektrischen Felds in einem homogenen Leiter geniigt ebenso wie das Geschwindigkeitspotential einer reibungslosen Stromung dichtebestandiger Fluide der Laplaceschen Differentialgleichung (5.29). Ausgehend von dieser Analogie kann man mittels des sog. elektrolytischen Trogs insbesondere ebene Potentialgleichungen sichtbar machen und ausmessen. Da die Potentialgleichung fiir das dichtebestandige Fluid allein aus der nur die Geschwindigkeit enthaltenden Kontinuitatsgleichung hergeleitet wurde, spielen fiir die Losung der potentialtheoretischen Aufgabe weder die Schwere des Fluids noch der Druck in der Stromung eine Rolle. Im vorliegenden Kap. 5.3.2 wird die stationare und quellfreie Stromung
mit a2 + fi2 + y2 = 0 .
(5.31)
Von der Richtigkeit dieses Ansatzes iiberzeugt man sich leicht durch Einsetzen in (5.29). Uber die zu erfiillenden Randbedingungen, z.B. bei der Umstromung masseundurchlassiger fester Wande, wurde bereits in (5.23 d) berichtet. Eine umfangreiche Sammlung von Losungen, auch in anderen Koordinatensystemen, ist schon bei Lamb [48] zu finden. tiberlagerungsprinzip. Wegen der Linearitat der Potentialgleichung (5.29) besteht ein einfaches lineares Superpositionsgesetz, das es ermoglicht, zwei oder mehrere bekannte Losungen (Elementarstromungen), z.B.
(5.32)
Hierin konnen die Konstanten an beliebig gewahlt und dem vorliegenden Problem angepaBt werden. Auf diese Weise lassen sich aus einfachen Stromungen durch Uberlagerung kompliziertere Stromungsformen ableiten. Geschwindigkeitsfeld. Kennt man das Potential z.B. in der Form <&(x,y,z), dann findet man entsprechend (5.23 b) die Geschwindigkeitskomponenten vx(x, y, z), vy(x, y, z) und vz(x, y, z). Fiir Zylinderkoordinaten gilt Tab. 5.1. Analog dem algebraischen Superpositionsgesetz fiir die Potentialfunktion nach (5.32) folgt das vektorielle Superpositionsgesetz fiir die Geschwindigkeit v = grad# = aii>! +a2v2+ ... + anvn. (5.33a, b) Die Geschwindigkeitskomponenten lassen sich jeweils linear iiberlagern.
132
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Druckfeld. Hat man die Geschwindigkeit v (r) ermittelt, so erhalt man hieraus die Druckverteilung im Stromungsfeld p(r)=p(x, y, z) mittels der Energiegleichung der Fluidmechanik (Bernoullische Gleichung) (5.28 a) / =p/p zu — v2 + pgz + p = const
(v = grad 0).
(5.34)
Wegen der groBen Bedeutung der Potentialstromungen fur reibungslose Stromungen werden nachfolgend einige ebene und raumliche Falle naher untersucht. 5.3.2.2 Grundlagen der ebenen Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide Potential- und Stromfunktion. Spielen sich die Stromungen nur in parallelen x, >>-Ebenen ab, so verschwinden alle Ableitungen normal zur Stromungsebene 9/9z = 0 sowie die Geschwindigkeitskomponente u, = 0. Fur die Bestimmung der Potentialfunktion 0(x,y) und der Geschwindigkeitskomponenten vx=u, vy-v wird nach (5.29) bzw. (5.23 c) A$
920 dxz
920 dyz
0
90 ox
90 oy
(di
0).
(5.35a; b)
Gl. (5.35 a) stellt die Kontinuitatsgleichung (2.63 a) in der Form du/dx + dv/dy = 0 dar. In Kap. 2.4.3 wurde gezeigt, daB diese durch Einfiihren einer Stromfunktion W{x,y) mit den zugehorigen Geschwindigkeitskomponenten nach (2.66 a) erfullt werden kann. Angewendet auf drehungsfreie Stromungen, die der Bedingung nach (5.23 c) mit dv/dx— du/dy = 0 gehorchen miissen, folgt ^rT l = 0; dy
u =s - , dy
y = — 5 - (rotw = 0). (5.36a;b) ax
Man erkennt, daB auch die Stromfunktion W einer Laplaceschen Gleichung geniigen muB. Der Vergleich von (5.35b) und (5.36b) liefert die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen 90 9W 90 9W v u = -^- = -^-, = ^- = -^— (p = const). (5.37a) 9x 9y 9y 9x Diese Differenzierbarkeitsbedingungen besagen, daB das ebene Stromungsfeld eines dichtebestandigen Fluids quell- und drehungsfrei ist. Geht man auf natiirliche Koordinaten in der Schmiegebene s, n (tangential bzw. normal zur Stromlinie) nach Abb. 2.17 a iiber, so gelten unter Beachtung der kinematischen Randbedingung (2.26a) mit vn = 0 + v, die Zusammenhange, vgl. Abb. 5.8, 90 9W 90 9W v, = — = — *0, (5.37b) Vn = — = - ^ - = 0. 9s 9n 9n 9s Gl. (5.37 a) ist fur die mathematische Behandlung der ebenen Potentialstromungen von grundlegender Bedeutung. In Tab. 5.2 sind die Beziehungen fur ebene Potentialstromungen eines dichtebestandigen Fluids in kartesischen recht-
Drehungsfreiheit rot v = 0
Kontinuitatsgleichung div v = 0
Geschwindigkeitskomponenten
dvy dx
dx
_
0
or
I — VJ
dv\_
o(p/
„
dvx =0 dy
dy
?=
dv,
d(rvr)
. _l
dvx
cp = - vx&va.
v
vr = i>,cos ^> + UyS
vx = vrcosq>—
= r(coscp + = rexp(i
z — x + \y
dr2 von selbst erfiillt rot (grad 0) = 0
1 a# r dr
a2* »
r1 dip2
1
vr = -r—, iy = —5— or r dip
ax
grad 0 = exvx + ey vy
0(x,y), 0(r,(p) v - grad 0
Potentialfunktion
Vy
1
d2W T
d2w 1 dw ~d72+7~d7
~dx W
d2W
+
n
von selbst erfiillt div(rot
1 d2w 7" 'dip2'
vr = — 3— , v = - or
dy
-5~,
v = rot «P grad W= — exvy + ey vx
W(x,y), f(r,
Stromfunktion
Tabelle 5.2. Grundgesetze ebener Potentialstromungen dichtebestandiger Huide (kartesische Koordinaten vx = u,vy= v)
dz
von selbst erfiillt
= vx — iv
w,(z) =
Komplexe Potentialfunktion
o
o Si
on
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
134
winkligen Koordinaten und in Polarkoordinaten zusammengestellt, man vgl. Abb. 1.12a. Potential- und Stromlinie. Denkt man sich jeweils alle Punkte in der x,j-Ebene, fiir welche die Potentialfunktion 0(x, y) bzw. die Stromfunktion W(x, y) gleiche Werte haben, miteinander verbunden, d.h.
'dy_\ dx j v=const
= _u
u
(5.38 a, b)
In Abb. 5.9 ist dies Ergebnis dargestellt. Danach zeigt sich daB sich Stromlinie und Potentiallinie normal schneidet. Verallgemeinert heiBt das also, daB innerhalb des ganzen Stromungsbereichs Stromlinien und Potentiallinien zwei Scharen sich normal schneidender Kurven, d. h. orthogonale Kurvenscharen bilden. Diese Aussage laBt sich wegen grad 0 = exu + eyv und grad W= — exv+eyu vektoranalytisch in der Form grad 0 • grad W = 0 schreiben. Uberlagerungs- und Vertauschungsprinzip. Das in (5.32) angegebene lineare Uberlagerungsprinzip fur die Potentialfunktion 0 gilt wegen der formalen Ubereinstimmung von (5.35a) und (5.36a) in gleicher Weise auch fiir die Stromfunktion W. Aus dem gleichen Grand konnen weiterhin Potential- und Stromlinien hinsichtlich ihrer fluidmechanischen Deutung miteinander vertauscht werden,
yv(x)
"'Stromlinie lyi= const 1
Potentiallinie
Abb. 5.9. Zusammenhang von Strom- und Potentiallinie, W= const bzw.
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
135
wobei es sich dann selbstverstandlich um eine andere Stromung als im urspriinglichen Fall handelt. Volumenstrom, Zirkulation. Die Gleichung zur Berechnung des Volumenstroms zwischen zwei durch
r,_2=*2-*,.
(5.39a, b)
Bei diesen Beziehungen kommt es jeweils nur auf die Differenzen der Werte fur die Stromfunktion bzw. fur die Potentialfunktion an.
5.3.2.3 Losungsansatze ebener Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide Losungsansatz I. Fur den Fall der hier vorliegenden ebenen Stromung liefert (5.31) eine Losung fur die Potentialfunktion mit a2 + (52 = O, d. h. /? = + i a mit i = V^T in der komplexen Darstellung a2
(5.40a, b)
wobei die zweite Beziehung aus einer Reihenentwicklung entsteht. Entsprechend dem Uberlagerungsprinzip (5.32) stellen sowohl die reellen als auch die imaginaren Glieder (jeweils mit a oder a2 multipliziert) Losungen der Laplaceschen Potentialgleichung (5.35a) dar, auf die spater in Kap. 5.3.2.4 naher eingegangen wird. Losungsansatz II. Fiir die Potentialfunktion kann man unter Ausnutzung des Uberlagerungsprinzips (5.32) auch
iy)
(5.41 a)
schreiben mit willkiirlich wahlbaren, stetigen und zweimal differenzierbaren Funktionen
(5.41b)
vgl. Abb. 5.10. Von der Richtigkeit dieses Ansatzes iiberzeugt man sich durch zweimalige Differentiation nach x und y sowie Einsetzen in (5.35a). Die Funktionen
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Abb. 5.10. Zur Erlauterung der komplexen und der konjugiert komplexen Geschwindigkeit w bzw. w, in der komplexen Bildebene z = x + xy sowie des Geschwindigkeitsvektors v = e.u + evi>
(5.35 a) hat, gelten die Losungsansatze fur auch fiir W.
nach (5.40) und (5.41) sinngemaB
Losungsansatz III. In der komplexen Ebene stellen nach Abb. 5.10 w = u + iv,
w* = u-iv
(5.42a, b)
die komplexe bzw. konjugiert komplexe Geschwindigkeit dar, wobei die Geschwindigkeit w durch Spiegelung von w* an der reellen x-Achse entsteht. Setzt man die Geschwindigkeitskomponenten u und v entsprechend (5.37a) in (5.42b) ein und integriert iiber das komplexe Argument dz = dx + idy, dann wird d$
dW (5.43a, b)
Dabei stellen die Integranden die totalen Diferentiale d<$ bzw. dW&w, so daB die Integrationen sofort ausgefiihrt werden konnen. Die so gewonnene komplexe Funktion cp{z) - cp(x + iy) =
(komplex)
(5.44)
sei als komplexes Geschwindigkeitspotential bezeichnet. <&(x, y) und W(x, y) nebst ihren partiellen Ableitungen nach x und y sollen stetige, reelle Funktionen von x und y sein. Die besondere Eigenschaft der komplexen Potentialfunktion besteht darin, daB sie an jeder Stelle des betrachteten Bereichs differenzierbar ist und damit der Laplaceschen Gleichung geniigt. Da pl(z) entsprechend den Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen (5.37a) sowohl die Quell- als auch die Drehungsfreiheit erfiillt, liefert jede analytische Funktion Ep(z) eine Potentialstromung. Bei der praktischen Behandlung bestimmter Aufgaben kommt es wesentlich darauf an, solche Ansatze fiir cp(z) zu finden, deren Stromungsbilder den vorgeschriebenen Randbedingungen der Aufgabe gerecht werden. Das schon friiher fiir die Potential- und gleichermaBen auch fiir die Stromfunktion erlauterte Uberlagerungsprinzip (5.32) gilt auch in der komplexen Schreibweise Epiz) = a, Epx(z) + a2 EP2(Z) +
(lineare Uberlagerung).
(5.45)
Hierin konnen die Konstanten au a2,... auch komplexe Zahlen sein. Ist z.B. fiir eine reelle Zahl a = a die Losung pJ(z) = a[0(x,y)+ilF(x,y)] und fiir eine
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
137
imaginare Zahl a - ia die Losung op(z) = \a [
dtp = —j—,
w(z) = u + iv,
\v\ =
dz
(5.46 a, b;c)
Die Geschwindigkeitskomponenten an jeder Stelle des betrachteten Stromungsbereichs lassen sich also berechnen, sobald die komplexe Funktion cp=cp(z) gegeben ist. Man braucht diese nur nach der komplexen Veranderlichen z zu differenzieren und das Ergebnis in den Real- und Imaginarteil aufzuspalten14. Methode der konformen Abbildung. Der besprochene Zusammenhang zwischen der Potential- und der Stromfunktion einer ebenen, drehungsfreien Stromung einerseits und der Theorie komplexer Funktionen andererseits ermoglicht die Anwendung der in der Funktionstheorie entwickelten Methode der konformen Abbildung auf ebene Stromungsprobleme. Eine eingehendere Darstellung der Methoden der konformen Abbildungen mit vielen praktisch wichtigen Anwendungen ist bei Betz [5] zu finden. Man betrachte zwei komplexe Ebenen, und zwar die z- und £-Ebene mit den Komponenten x, \y bzw. E,, i/j. Ist dann £= £(z) gegeben, so bedeutet dies, da8 jedem Punkt z der z-Ebene ein eindeutig festgelegter Punkt C, der £-Ebene zugeordnet ist. Einem bestimmten Bereich der z-Ebene entspricht also ein ganz bestimmter Bereich der £-Ebene. Man sagt deshalb: Durch die Funktion Q= C,{z) werden beide Bereiche aufeinander abgebildet; der eine ist das Bild des anderen. Diese Abbildung nimmt einen ganz speziellen Charakter an, wenn C, = £(z) analytisch ist, d.h. wenn die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen (5.37a) erfiillt sind. In diesem Fall hat dCJdz an jeder Stelle des betrachteten Bereichs einen bestimmten Wert. Er stellt das Verzerrungsverhaltnis an der betreffenden Stelle dar. Ist ein Bereich (B) der £-Ebene das mittels C, = £(z) gewonnene Bild eines Bereichs (A) der z-Ebene, so kann umgekehrt auch (A) als konforme Abbildung von (B) mittels z = z(Q angesehen werden. Mit Hilfe der konformen Abbildung gelingt es, aus einer bekannten Stromung (z.B. um einen Kreiszylinder oder um eine Platte) schwierigere Strb'mungsbilder, insbesondere um vorgegebene Korperformen, in einfacher Weise abzuleiten. Durch den Riemannschen Abbildungssatz ist es immer moglich, eine beliebig gestaltete Korperform konform auf einen Kreis abzubilden, und zwar so, daB einem beliebigen Punkt der Kreis14 Eine Funktion F (z) ist komplex differenzierbar, falls der Differentialquotient dF/dz unabhangig von der Differentiationsrichtung ist, d.h. unabhangig von der Richtung der vom Punkt z zum Nachbarpunkt z + dz gezogenen Strecke. Es mufi also z.B. der fur eine beliebige Richtung gewahlte Differentialquotient dF/dz dem in Richtung der reellen Achse dz = dx oder auch dem in Richtung der imaginaren Achse dz = idy genommenen partiellen Differentialquotienten gleich sein, also dF/dz = dF/dx = dF/d(iy) = -idF/6y.
138
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
peripherie ein Punkt der gegebenen Kontur und dem Rreismittelpunkt ein Punkt im Innern der Kontur entspricht. Dieser Satz ist besonders geeignet, Stromungsbilder um Tragflugelprofile zu vermitteln, wobei die Stromung um die vorgelegte Kontur mittels einer analytischen Funktion auf die bekannte Stromung um einen Kreis zuriickgefiihrt wird. Allgemein kann man dabei folgendermaBen vorgehen. Ist die Stromung in der z-Ebene bekannt, so unterwerfe man sie durch Einfiihren der Abbildungsfunktion C, = E, + iti - £(z) = £(JC + iy)
(konforme Abbildung)
(5.47a)
einer Transformation, wodurch die Stromung der z-Ebene samt ihrer Begrenzung auf eine £-Ebene abgebildet wird. Fiihrt man nun in das komplexe Geschwindigkeitspotential cp{z) - 0 + i f der z-Ebene die inverse Funktion z = z(Q von (5.47 a) ein, so erhalt man als neue komplexe Potentialfunktion einen Ausdruck der Form O7[z(O] = 0 7 ( 0 = * ( £ n) + i f (£ q),
(5.47b)
wobei <&(§, q) und f ( £ , q) die Potential- bzw. Stromfunktion der neuen Stromung in der £-Ebene darstellen. Es kommt also immer darauf an, die Funktion, welche die konforme Abbildung vermittelt, so zu bestimmen, daB die jeweiligen Randbedingungen befriedigt werden. Diese Aufgabe bereitet mitunter erhebliche Schwierigkeiten. Die konjugiert komplexen Geschwindigkeiten erhalt man entsprechend (5.46a) zu w*(z) = dcp/dz und w*(Q = dQJ/d{,. Zwischen beiden besteht also der Zusammenhang ~w.(
\v(Q\ =
ck
= \v(z)\,
(5.48a, b)
wobei die zweite Beziehung den Betrag der Geschwindigkeit in der £-Ebene angibt. Die Anwendung der konformen Abbildung wird in Kap. 5.3.2.4 fur die normal angestromte Platte (Beispiel f) und fiir die Umstromung von Fliigelprofilen (Beispiel g) gezeigt. Hodographen-Methode. Oft empfiehlt es sich, neben der physikalischen Stromungsebene z=x + iy (komplexe Ortsdarstellung) die Geschwindigkeitsebene (Hodographen-Ebene) w* = u — iv (konjugiert komplexe Geschwindigkeit) zur Losung bestimmter Aufgaben heranzuziehen. Jedem Punkt in der z-Ebene, in dem die Geschwindigkeit v die Komponenten u und v hat, kann man einen Punkt in der w*-Ebene mit den Koordinaten u und - i u zuordnen. Ebenso kann man dann das Netz der Linien $ = const und {F= const in die Hodographen-Ebene abbilden. Wiederum ist dies eine konforme Abbildung, denn, wenn QJ(z) = & + iW analytisch ist, so ist es auch w* = dEpldz. Das Bild der Stromlinien in der w*-Ebene kann man somit als Darstellung einer neuen Stromung auffassen, die oft leichter zu iibersehen ist, weil ihre Berandung geometrisch einfacher ist als diejenige der Stromung in der urspriinglichen z-Ebene. Der Ubergang von der w*Ebene zuriick in die z-Ebene laBt sich durch die Beziehung z=
[dEp J w*
(Rucktransformation)
(5.49)
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
139
vollziehen. Zwei Beispiele zur Anwendung der Hodographen-Methoden werden in Kap. 5.5.2.1 besprochen. Kraft auf Korper mit beliebiger Querschnittsform.15 Die Methode der Anwendung komplexer Funktionen auf die ebene drehungsfreie Stromung gestattet nach Blasius [9] in einfacher Weise auch die Berechnung der angreifenden Kraft eines zu seiner erzeugenden Geraden normal angestromten, unendlich langen prismatischen Korpers. Hierfiir ist es nicht notwendig, die Querschnittsform des Korpers zu kennen. Der in Abb. 5.11 dargestellte Korper sei im Unendlichen mit der Geschwindigkeit vx stationar angestromt. Aus den auf den Umfang wirkenden Drilcken p (I) lassen sich durch entsprechende Integrationen die resultierende Kraft nach GroBe und Richtung ermitteln. Die Betrachtung sei fur das angegebene Koordinatensystem x, y durchgefiihrt. Auf den Korper mit der Breite b wirkt die Kraft F mit den Komponenten Fx und Fy. Der Beitrag eines Oberflachenelements dA = b&l zu den Kraftkomponenten betragt dFx = pb cos
dFy = —pb sin
Die Druckverteilung auf der Korperkontur (AT) folgt aus der Bemoullischen Druckgleichung (5.34) zu p = p_ + (p/2)vl - (p/2) (« 2 + v2). Mithin ergibt sich fur die Kiaftkomponenten
(u2+v2)dy,
Fx = -b?-§
= b9-
j (u2 + v2) dx .
(5.50a, b)
CO
Als nachster Schritt soil jetzt die komplexe Schreibweise eingefiihrt werden, d.h. nach (5.41b) z = x + ry und dz = dx + idy sowie nach (5.46a) w, = u — iv. Beachtet man weiterhin die Stromliniengleichung fur die Korperkontur nach (5.38b) mit udy = vdx, dann folgt nach kurzer Zwischenrechnung wI =
(M2
+ v2) (dx - idy).
Durch Vergleich mit (5.50a, b) erhalt man die am Korper angreifende konjugiert komplexe Druckkraft zu
, = Fx-iFy = -ib— j w2,(z)dz .
(5.51a, b)
TO
IK)
y-const Abb. 5.11. Zur Berechnung der Kraft auf einen angestromten prismatischen Korper mittels komplexer Funktion (Blasiussche Formel)
15 Da es sich im nachfolgenden Fall, wie noch gezeigt wird, um eine Stromung mit Zirkulation handelt, gehort sie aus fluidmechanischer Sicht eigentlich zu Kap. 5.4. Wegen ihrer mathematischen Herleitung mittels komplexer Funktionen wird sie jedoch bereits hier besprochen.
140
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Man nennt dies die Blasiussche Formel fiir die Druckkraft, wobei es sich um die Auswertung eines komplexen Integrals handelt. 1st auGerhalb des Korpers die Geschwindigkeit iiberall endlich, d. h. befinden sich dort keine Singularitaten (Quelle, Sinke, Wirbel), so laBt sich die konjugiert komplexe Geschwindigkeit auf (K) und auBerhalb (K) in eine Taylor-Reihe nach 1/z in der Form
entwickeln. Dabei hat Ao d i e B e d e u t u n g des Betrags der ungestorten Anstromgeschwindigkeit \v^\. die Druckkraft kann man nach Einsetzen in (5.51) schreiben
F. = - \b £ j> Uo +A— +%- + ..}j dz = 2-npbA^ .'6 TO
Z
^
Z
Fiir
(5.51c)
'
In diese Beziehung soil noch die Zirkulation um den Korper eingefiihrt werden. Fiir diese gilt nach (5.12), rechtsdrehend positiv, p F= j> V • dl = j> (udx+ vdy) = j- w,(z) dz = -i2nA1 , A, = - i — . n wo
Fs = + pbru,, > 0 .
(5.52a) (5.52b)
Wegen tan a= v^/u^ = — Fx/Fy laBt sich zeigen, daB die resultierende Kraft F normal auf der Anstromrichtung steht. Man nennt diese fluidmechanisch orientierte Kraftkomponente Auftriebskraft, oder kurz Auftrieb FA. Eine Kraftkomponente in Anstrbmrichtung, die man Widerstandskraft, oder kurz Widerstand Fw nennt, tritt nicht auf. Das heiBt, in einer unendlich ausgedehnten, reibungslosen ebenen Stromung ist bei beliebiger Korperform der Widerstand gleich null, vgl. hierzu (2.81b) und (3.242c). Der Auftrieb entsteht nur, wenn um den Korper eine zirkulatorische Stromung herrscht, vgl. hierzu (3.242a, b). Es gilt somit FA = pbr I vx I ,
Fw = 0
(Auftrieb, Widerstand)
(5.53a, b)
mit | vx [ als Betrag der resultierenden Anstromgeschwindigkeit. Durch Anwenden der Impulsgleichung wurde das Ergebnis bereits in Kap. 3.6.2.1 als Beispiel a. 1 fiir das gerade Fliigelgitter, den einzelnen Tragfltigel sowie ftlr den ebenen Korper mit beliebiger Querschnittsform gefunden (Kutta-Joukowskyscher Auftriebssatz, d'Alembertsches Paradoxon).
5.3.2.4 Beispiele ebener Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide17 a) Ebene Winkel- und Eckenstromung a.l) Ansatz. Die Methode der Anwendung komplexer Funktionen zur Beschreibung ebener Potentialstromungen sei am Beispiel der komplexen Potentialfunktion in Form eines Potenzansatzes EtJ(z)- — z" = — (x + iy)n = — rn [cos (na>) + isin(na>)] = — r" exp(in w) (5.54) n n n n erlautert. Hierin sei n eine reelle Zahl, wahrend a = ax + \a2 auch eine komplexe Zahl sein kann. Je nach der Wahl von n und a ergeben sich sehr unterschiedliche Ergebnisse, die nachstehend besprochen werden. Wird der Faktor a als reelle Zahl angenommen, so liefert (5.54) durch Aufspalten in Real- und 16 Das Ergebnis der komplexen Integration langs des geschlossenen Wegs folgt aus dem Residuensatz der Funktionentheorie (rechtslaufiger Integrationsweg)
jz-dz 17
= -2ni
fur
« = l, = 0
fur
« = 2,3,...
Zahlreiche Beispiele mit den zugehorigen Stromlinienbildern werden von Tietjens [86] mitgeteilt. Eine Zusammenstellung der wichtigsten Formeln ebener Potentialstromungen gibt Tab. 5.3.
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
141
Imaginarteil sofort die Potential- und Stromfunktion zu = — r" cos (no)), n
= — r" sin(fi(p) n
{a = reell) .
(5.55 a, b)
Die Stromlinien W= const sind durch r" sin (n
la\r"-1;
W\-
1
(5.56a; b)
Im Ursprung wird bei konkav umgelenkter Stromung mit n > 1 die Geschwindigkeit null, d. h. es bildet sich dort ein Staupunkt aus, wahrend bei konvex umgelenkter Stromung mit 1/2 S n < 1 der Ursprung mit unendlich groBer Geschwindigkeit umstromt wird. r =0 : |v | = 0
(konkav),
| v \ = °°
(konvex) .
(5.56c)
Die resultierende Geschwindigkeit \v(r)\ ist auf konzentrischen Zylinderflachen (r = const) gleich groB. Fur die Druckverteilung gilt bei verschwindendem SchwereinfluB nach (5.34)
In gleicher Weise wie bei der resultierenden Geschwindigkeit ist auch der Druck p — p0 auf den konzentrischen Zylinderflachen konstant. Da fiir n> 1, d.h. bei konkaver Umlenkung, die Geschwindigkeit mit wachsendem Abstand r zu- und der Druck entsprechend abnimmt, gibt es einen ausgezeichneten Radius r0, bei dem der Druck den Wert/? = 0 annimmt, was dem Zustand des Vakuums entsprechen wiirde. Fiir groBere Abstande (r>r0) wiirden sich negative Driicke errechnen, was jedoch physikalisch nicht moglich ist. Ein entgegengesetztes Verhalten gibt es fiir n < 1, d.h. bei der konvexen Umlenkung. In der Umgebung der Ecke (r —> 0) sind die Geschwindigkeiten sehr groB und die Driicke entsprechend sehr klein. Auch hier gibt es einen Radius r0, bei dem /7 = 0 (Vakuum) wird. In unmittelbarer Nahe der Ecke
Abb. 5.12. Ebene reibungslose Winkel- und Eckenstromung eines dichtebestandigen Fluids nach (5.54), a = reell. a Spitzer Winkel, n = 3, E = 60°; b konkave Ecke &>Q,n = 3/2,#= 60°; c konvexe Ecke # < 0, n = 3/4, •& = - 60° 18
Auf Stromungsbilder fiir k = 2, 3, ... wird hier nicht eingegangen, da hierdurch keine grundsatzlich neuen Erkenntnisse gewonnen werden.
142
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Tabelle 5.3. Elementare ebene Potential- und Potentialwirbelstromungen dichtebestandiger Fluide Bezeichnung
Stromlinienbild
Komplexe Potentialfunktion
Skalare Potentialfunktion
Stromfunktion
0 {x, y)
W(x,y)
*('•»
Translationsstromung in x-Richtung «„ r exp(i^o)
«_ r cos
Translationsstromung in j-Richtung — iu_ r exp (i(
- v^r cos.
Staupunkt-, Eckenstromung a reell > 0
oxy
— r2 sin( Quelle, Sinke Ergiebigkeit
\
'E~0
-— (In r + i( 2rr Potentialwirbel Zirkulation
— i — In z 27T
2TT
Dipol Dipolachse: jt-Achse Dipolmoment: (MSO) Dipol Dipolachse: y-Achse Dipolmoment: (Af S O )
— arctan —
-In; 2rr
2TT
-lnr
2TT
arctan — \x
(i In r — (f>)
271
271 x2 + y2
M '2n
M cos
M sirup ~2n r
M 1 M>0
Ml exp (-up) 2n r M 1
.Ml , _ -
In \/x2 + y2 In
M In x2
M x 2~n x2 +
M sirup 2n r
M cos
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
143
(kartesische Koordinaten vx = u,vy= v), vgl. Tab. 5.2 Geschwindigkeitkomponenten polare
kartesische
vx(x,y)
vy(x,y)
vr(x, y)
vx{r,
vy(r,
vr(r, cp)
v<,{x, y)
X
0
" Vx2 + y2
0
ux cos
0
t>»
v
0
u_
v^sirup
ax
-ay
a
arcos
— ar sirup
ar cos (2tp)
E x 2n x2 + y2
2TT x2 + y2
E coscp r
r 2n
2TT
F sirup 2TT
2TT
x2-y2
M 2
2 7i (x + y2f
M cos (2(p) 2TT
r2
M 2TT (X
+ ;y )
r2
M 2xy In (x2 + y2)2 M sin(2(p) r2
M 2 2
M sin(2
r
2TT
2xy 2
x
r cosq>
r
2TT (X
2
Vx + y
— ar sin (2ip)
1
27T yJX2 + y2
0
0
l
r
0
27T Vx 2 + y2
r l
0
2TT
M
x
2n (x2 + y2Y12 M cos
r2
M
In (x2 + y2y2
y
M sirup 2TT
r2
r
M y 2 re (x2 + y2)3/2 M sirup r2
2TT
+ y2)2
r2
-
Vx2 + y2
2x>—a—^=^= 2 2
—^=^ Vx2 + y2
x2-y2
M cos (2(p) 2TT
x2-y2
E 1
2n x2 + y2
U«
V^COSip
2TI7
r
r
y x2+y2
X
Vx2 + y2
E
y
E sirup
2TI
- M_ sin tp
y
E
Vx2 + y2
M x 2n (x2 + y2y12 M coscp 2TT
r2
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
144
(r —> r 0 ) wird also die Stromung physikalisch nicht richtig wiedergegeben. Infolge des starken Druckanstiegs tritt an der konvexen Ecke Ablosung der Stromung ein. Das sowohl bei der konkaven als auch bei der konvexen Umlenkung beschriebene eigentiimliche Verhalten hat seine Ursache in der idealisierten Vorstellung des dichtebestandigen Fluids. a.2) Ebene Translationsstromung. Fiir n = 1 ergibt sich mit c = n nach Abb. 5.13a keine Umlenkung der Stromung, d.h. hierfiir liegt eine geradlinig verlaufende Parallelstromung mit UJ{z) = az und w, = a vor. Mit z = x + iy und a = a , - i a 2 folgt hieraus filr die Potential- und Stromfunktion sowie die Geschwindigkeitskomponenten, vgl. Tab. 5.3 a, b, = a^x + a2y,
(5.58 a; b) 1
Abb. 5.13. Ebene Potentialstromungen eines dichtebestandigen Fluids nach (5.54). Links: a = reell, rechts: a = imaginar. a Translationsstromung, n = 1, vgl. Tab. 5.3 a, b. b Staupunktstromung oder rechtwinkliger Raum, n = 2, vgl. Tab. 5.3 c. c Randumstromung, n = 1/2 19
Lediglich aus Griinden der zweckmaBigeren Darstellung wird der Imaginarteil von a negativ angenommen.
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
145
Dies Ergebnis ist in Ubereinstimmung mit den in x und y linearen Gliedern von (5.40 b). Die dargestellte Stromung besitzt nach (5.56a) mit n = l eine konstante Geschwindigkeit vom Betrag |t>|= \a\. Fur a = reell (al > 0, a2 = 0) stellt al = u = «„ die zur x-Richtung parallele Geschwindigkeit dar, wahrend fur a = imaginar (a, = 0, a 2 > 0) die Geschwindigkeit mit a2 = v = u . in ^-Richtung verlauft. a.3) Ebene Staupunktstromung. Fiir n = 2 erhalt man mit £ = n/2 und #7(z) = (a/2)z 2 nach Abb. 5.13 b (links) im ersten Quadranten die Stromung in einem durch zwei normal aufeinanderstehende ebene Wande gebildeten rechtwinkligen Raum. Nimmt man auch die Stromung in dem zweiten Quadranten mit hinzu, so handelt es sich um die ebene Stromung gegen eine normal stehende Wand. Diese bezeichnet man auch als Staupunktstromung, da sich bei ihr die Stromung im Ursprung teilt und wegen der dort verschwindenden Geschwindigkeit aufstaut. Nach (5.44) lauten die Potential- und Stromfunktion, vgl. Tab. 5.3 c V=axy
(a = reell).
(5.59a, b)
Das Ergebnis fiir 0 ist in Ubereinstimmung mit den in x und y quadratischen Gliedern von (5.40 b), wahrend das Ergebnis fiir V entsprechend dem Vertauschungsprinzip durch das gemischte Glied xy bestatigt wird. Die Stromlinien W=xy = const bilden eine Schar gleichseitiger Hyperbeln mit der x- und y-Achse als Asymptoten, wenn a reell ist. Dies Ergebnis kann man auch aus der Stromliniengleichung (5.38 b) herleiten. Wegen u = d&/dx = ax und v = d&/dy = -ay wird dy/dx = - y/x, was nach Trennen der Veranderlichen und Ausfiihren der Integration ebenfalls zu xy = const fuhrt. Die Richtung der Stromlinien findet man, wenn man beachtet, daB im ersten Quadranten (x > 0, y > 0) fiir die Geschwindigkeitskomponenten («>0, v<0) gilt. Entsprechend (5.56) und (5.57) verlaufen die Isotachen bzw. die Isobaren auf konzentrischen Kreisen um den Ursprung. Herrscht dort der Druck p0, dann wird nach (5.57) der Druck an einer beliebigen Stelle p (r) =p0- (p/2) a2r2. Gegeniiber dem groBten Druck im Staupunkt (r = 0) nimmt der Druck verhaltnismaBig schnell mit wachsendem Abstand r ab. Am Beispiel der ebenen Staupunktstromung sei in Abb. 5.14 die Anwendung der konformen Abbildung gezeigt. Es moge die ebene Translationsstromung in der z-Ebene 1X1(2) = az, wt(z) = a konform in die ebene Staustromung in der f-Ebene abgebildet werden. Mit der Abbildungsfunktion C, 2 = 2z wird [p(Q) = (a/2) C,2. Fiir die konjugiert komplexe Geschwindigkeit erhalt man durch Anwenden von (5.48 b) mit dzldC, = f die gesuchte Geschwindigkeit zu wt(£) = a£, = a(£, + iq) mit « =
x -const
y-const
I
I 0 I
Abb. 5.14. Zur Anwendung der konformen Abbildungen bei ebener Potentialstromung eines dichtebestandigen Fluids, a Translationsstromung in der z-Ebene. b Staupunktstromung durch z = (1/2) C,2 konform in f-Ebene abgebildet
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
146
Diese Wurzelsingularitat tritt bei der Stromung dichtebestandiger Fluide mit vollstandiger Umlenkung um scharfe Kanten stets auf. a.5) Keilanstromung. Erganzt man das Stromlinienbild der Abb. 5.12b spiegelbildlich zurx-Achse und wahlt eine entgegengesetzte Stromungsrichtung, dann erhalt man die Umstromung eines vorn spitzen Korpers nach Abb. 5.15a mit dem halben Keilwinkel &K < n/2. Nach (5.56a) betragt die Geschwindigkeit auf der Korperkontur in der Umgebung der Korpervorderkante vK{r) = arm mit m = &Kl(n- i\). 2 0 Fur &K = 0 ergibt sich die langsangestromte Platte mit vK = a = const (Beispiel a.2) und fur &K = nil die Stromung in der nahen Umgebung eines vorn stumpfen Korpers (NasenanstrOmung) nach Abb. 5.15 b, wobei dieser Fall der bereits besprochenen ebenen Staupunktstromung entspricht (Beispiel a.3). An den Vorderkanten solcher Korper (keilformig oder abgerundet) verschwindet die Geschwindigkeit vK (r = 0) = 0. Es bilden sich dort durch den Ursprung gehende Staulinien in Richtung der Korpererzeugenden aus21.
Abb. 5.15. Ebene Potentialstromung im vorderen Bereich eines Korpers bei einem dichtebestandigen Fluid, a Vorn spitzer Korper (Keilanstromung), b vorn stumpfer Korper (Nasenanstromung) b) Ebene Quell- oder Sinkenstromung Fiir die komplexe Potentialfunktion und damit nach Zerlegen in Real- und Imaginarteil fiir die Potentialund Stromfunktion sei der Ansatz, vgl. Tab. 5.3d, W =a
(a =
(5.60a, b, c)
22
gemacht. Die Stromlinien sind nach Abb. 5.16a die Strahlen W= const vom Ursprung aus und die Potentiallinien die Kreise # = const um den Ursprung. Die konjugiert komplexe Geschwindigkeit ist w,(z) = ajz mit den Komponenten vr = ajr und vv= 0. Es handelt sich also um eine sich radial ausbreitende Stromung. Ist a > 0, so ist sie nach auBen gerichtet und wird eine ebene Quellstromung, auch Stabquelle genannt. Ist dagegen a < 0, so verlaufen die Stromlinien nach innen; eine solche Stromung nennt man eine ebene Sinkenstromung. Die GroBe a ist ein MaB fiir die Starke der Quelle oder Sinke. Die Quellstromung wurde bereits in Kap. 3.6.2.3 Beispiel e.l auf einfache Weise durch Auswerten der Kontinuitatsgleichung gefunden. Der aus der Quelle der Breite b austretende Volumenstrom in m3/s laBt sich nach (5.39 a) aus der Differenz der Werte fiir die Stromfunktionen, die den Stromlinien (p=
20
E = ~r-
Es wird m = n—\ gesetzt, und zwar ist 0 < m < 1. In zahigkeitsbehafteter Stromung hat die ebene Stromung eines vorn stumpfen Korpers (normal angestromte Wand) nach (6.77) eine endliche Verdrangungsdicke der Reibungsschicht, so daB hierfiir die ,,Staulinie der vom Korper verdrangten Stromung" etwas vor dem Korper liegt. Bei den vorn spitzen Korpern fallt dagegen die Staulinie stets mit der Vorderkante zusammen, da hier die Reibungsschichtdicke null ist. 22 Aus Dimensionsgriinden sind z A z//i und r A r/b als dimensionslose GroBen aufzufassen, wobei b eine konstante Bezugslange, z.B. die Breite der Quelle oder Sinke, ist. Die auftretende GroBen In b ist fiir die Stromung ohne Bedeutung. 21
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
147
Mit E = 2na wird die auf die Breite b bezogene Ergiebigkeit der Quelle in m3/s m bezeichnet. Damit wird der zunachst noch nicht definierten Konstanten a = E/2n eine anschauliche physikalische Bedeutung gegeben. Fiir die langs jeder Stromlinie konstante Radialgeschwindigkeit vr, welche zugleich die resultierende Geschwindigkeit ist, gilt somit E ~2nr'
vv = 0
(5.61a, b)
(Stabquelle)
mit r = Vx 2 + y2. Es ist E > 0 fiir die Quell- und E < 0 fiir die Sinkenstromung. Die Geschwindigkeit nimmt wie 1/r nach auBen ab. Im Ursprung selbst geht die Geschwindigkeit gegen unendlich, d.h. es handelt sich hier um eine singulare Stelle. Vom physikalischen Standpunkt aus gesehen ist also eine kleine Umgebung um den Ort der Quelle oder Sinke (r —» 0) auszunehmen. Damit sich eine Quell- oder Sinkenstromung tatsachlich einstellen kann, ist um Ursprung 0 ein standiger Zu- oder Abstrom erforderlich. In Abb. 3.82b bis d werden Ausschnitte aus einer Quell- bzw. Sinkenstromung gezeigt, denen eine bestimmte praktische Bedeutung zukommt. c) Ebener Potentialwirbel Nach dem in Kap. 5.3.2.2 angegebenen Vertauschungsprinzip konnen Strom- und Potentiallinien in ihrer physikalischen Deutung vertauscht werden. Angewendet auf das besprochene Beispiel der Quellstromung wiirde das bedeuten, daB die Stromlinien nach Abb. 5.16b jetzt Kreise um den Ursprung und die Potentiallinien entsprechend Gerade durch den Ursprung sind. In der komplexen Darstellung bedeutet dies, daB in (5.60) die GroBe a jetzt imaginar anzunehmen ist. Es sei also a = — ic gesetzt, wobei c eine reelle Zahl ist. Dies fiihrt dann zu folgenden Ausdriicken fiir die komplexe Potentialfunktion sowie fur die Potential- und Stromfunktion, vgl. Tab. 5.3 e: Cp(z) = -ic In z ;
= c
W=-c\nr
(c = r/2n= reell)
(5.62 a; b, c)
mit den Geschwindigkeitskomponenten vr = 0 und vv=c/r. Es herrscht also nur eine Umfangskomponente der Geschwindigkeit, d.h. eine kreisende Bewegung. Die GroBe c ist ein MaB fiir die Starke der Drehbewegung. Zu ihrer Erfassung kann man die Zirkulation Tnach Kap. 5.2.4.1 heranziehen. Diese kann man entweder nach (5.12) aus dem Linienintegral der Geschwindigkeit oder nach (5.14) aus der Differenz der Werte fiir die Potentialfunktion, die den Potentiallinien (p =
u. = v
(Stabwirbel).
2nr
(5.63)
r
0= const
= const
Abb. 5.16. Ebene Potentialstromung eines dichtebestandigen Fluids mit Singularitat im Ursprung (Strom- Potentiallinien). a Quelle, Sinke (Stabquelle), b Potentialwirbel (Stabwirbel)
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstrbmungen)
148
Wegen vr = Q und vr = vv(r) errechnet man die Komponente der Drehung um Achsen normal zur Stromungsebene nach Tab. 2.3 zu coz = (l/2r) [d(rvv)/dr]. Solange r 4= 0 ist, wird wegen rvv = F/2n = const die Drehung co2 = 0. Fur r = 0 ergibt sich fur a>z zunachst ein unbestimmter Ausdruck 0/0. DaB dieser Wert zu co2 * 0 fuhrt, lafit sich aufgrund des Stokesschen Zirkulationssatzes nach Kap. 5.2.4.2 zeigen, wonach das Vorhandensein einer Zirkulation notwendigerweise eine Drehung voraussetzt. Auf das hier vorliegende Beispiel angewendet bedeutet dies, daB sich im Ursprung normal zur Stromungsebene ein gerader Wirbelfaden (Wirbellinie) mit infinitesimalem Querschnitt, auch Stabwirbel genannt, befindet. Da man eine drehungsfreie Stromung als skalare Potentialstromung und eine drehungsbehaftete Stromung als Wirbelstromung bezeichnet, wird der gerade Wirbelfaden auch als ebenen Potentialwirbel dargestellt, man vergleiche Abb. 5.3 b und die dortige Ausfiihrung. Auf weitere Potentialwirbelstromungen wird in Kap. 5.4.2 ausfuhrlich eingegangen. d) Ebene Quell-Sinkenstromung Als erstes Beispiel des Uberlagerungsprinzips nach (5.32) bzw. (5.45) sei das Zusammenwirken einer Quell- und einer Sinkenstromung beschrieben. d.l) Quell-Sinken-Paar. In Abb. 5.17 seien auf der x-Achse eine Quelle im Abstand x = — l und eine Sinke im Ursprung x = 0 jeweils mit gleich starker Ergiebigkeit ± E angeordnet. Die resultierende Stromfunktion erhalt man aus (5.60c) zu f={E/2n) (
ln(z + / ) - l
— lim —i
1
2n ,_,„
'
M
M x-iy
(5.64a, b) 2
Abb. 5.17. Stromlinienbild eines ebenen Quell-Sinken-Paars bei Potentialstromung eines dichtebestandigen Fluids Dieser Ansatz ist mit n = — 1 und a = — M/2n in (5.54) enthalten.
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
149
mit r2-x2 + y2 sowie x = r cosip und y = r simp. Aus dem Real- und Imaginarteil erhalt man entsprechend (5.44) unmittelbar die Ausdriicke fiir die Potential- und Stromfunktion. Die Stromlinien W= const der hier beschriebenen Dipolstrbmung sind nach Abb. 5.18 a durch die Kreisschar (Zylinderflachen) gegeben, welche bei reellem Wert von M die x-Achse (Dipolachse) im Ursprung tangiert. Dies kann man sich an Hand von Abb. 5.17 klar machen, wenn man dort / —* 0 gehen laBt. Will man die y-Achse zur Dipolachse machen, so braucht man M in (5.64) nur imaginar durch iM zu ersetzen. Das zugehorige Stromlinienbild ist in Abb. 5.18b dargestellt, vgl. Tab. 5.3g. Die konjugiert komplexe Geschwindigkeit und der Geschwindigkeitsvektor betragen fiir den Dipol nach Abb. 5.18a gemaB (5.46a, c) wt = u — iv = — M/2nz2 bzw. v = exu + eyv. In Polarkoordinaten ergibt sich mit u = vx und v=vy mittels Tab. 5.3 f fur den Vektor und den Betrag der resultierenden Geschwindigkeit M M 1 (2)} \v\ = -—^-—z (Stabdipol). (5.65a, b) 2nr2 [ ( 2 ) Inr2 Wahrend bei der ebenen Quelle und Sinke der Geschwindigkeitsbetrag nach (5.61 a) nach auGen mit 1/r abnimmt, andert er sich beim ebenen Dipol erheblich starker, namlich wie 1/r2. Wie bei der Stromung der Quelle oder Sinke sowie der Stromung des Potentialwirbels stellt r = 0 wieder eine singulare Stelle in der Stromung dar. Eine andere Moglichkeit, den ebenen Dipol nach Abb. 5.18a zu erzeugen, besteht darin, daB man nach Abb. 5.19 zwei Potentialwirbel gleicher Zirkulationsstarke aber entgegengesetzten Drehsinns auf der y-Achse anordnet und hierfur den Grenziibergang / —> 0 mit M = rl vollzieht.
Abb. 5.18. Stromlinienbilder eines ebenen Dipols bei Potentialstromung eines dichtebestandigen Fluids, a Dipolachse = x-Achse, reelle Losung. b Dipolachse = yAchse, imaginare Losung
Dipol
Sinke. E<0 . \l
'Dipolachse i
Abb. 5.19. Zur Entstehung eines ebenen Dipols aus einem Quell-Sinkenpaar oder aus einem gegensinnig drehenden Wirbelpaar; Grenzwert lim I —> 0, Dipolmoment
150
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Wiirde man anstelle der verwendeten Singularitaten (Quelle, Sinke, Wirbel) Dipole wahlen, so kommt man zum sog. Quadrupol. Dieser entsteht in analoger Weise wie der Dipol, indem man wie in (5.64a, b) vorgeht: N
(Quadrupol)
(5.66)
mit N = -Ml = const als Quadrupolmoment, vgl. [5]. e) Umstromung zylindrischer Korper Das Uberlagerungsprinzip laBt sich sehr vorteilhaft auch zur Beschreibung der reibungslosen Umstromung ebener Korper verwenden, die sich in einer zunachst ungestorten Parallelstromung (Translationsstromung) befinden. e.l) Ebener Halbkorper. Fiigt man eine Translationsstromung der Geschwindigkeit w_ mit einer ebenen Quellstromung der Ergiebigkeit E zusammen, so erhalt man nach Abb. 5.20a einen vorn abgerundeten und hinten bis ins Unendliche parallel der Anstromrichtung verlaufenden offenen Korper. Hinsichtlich des Verhaltens der Stromfunktion laBt sich folgende aufschluBreiche Betrachtung machen: Fur die resultierende Stromfunktion erhalt man mittels Tab. 5.3 a und d o
=—
fur
y=
(5.67 a)
Fiir die Werte der Stromfunktion auf der Korperkontur muB % = W, = W2 sein. Dies fiihrt mit Wl = - ux h + E fur x = DO, y = — h,
(5.67 b)
Weitere Untersuchungen iiber die Stromung um einen ebenen Halbkorper (Korperform, Druckverteilung) findet man z.B. in [79, 86]. e.2) Geschlossener ovaler Korper. Ordnet man nach Abb. 5.20b neben der Quelle stromabwarts in einem bestimmten Abstand in Anstromrichtung noch eine Sinke gleicher Ergiebigkeit an, so stellt sich eine geschlossene Stromlinienflache ein, die man entsprechend Abb. 5.8 als Begrenzung eines festen Korpers auffassen kann. Diese Methode wurde von Rankine [69] entwickelt. Die Form des so entstan-
Abb. 5.20. Umstromte Korper in ebener Potentialstromung eines dichtebestandigen Fluids, a Ebener Halbkorper, b ebener ovaler Korper
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
151
denen ovalen ebenen Korpers, besonders seine Schlankheit, hangt dabei wesentlich von der Starke der gewahlten Einzelstromungen (Translationsstromung «„, Quell-Sinkenpaar £ * 0 ) ab. Geht das ebene Quell-Sinken-Paar in den ebenen Dipol iiber, so erhalt man die reibungslose Umstromung eines Kreiszylinders, iiber die nachstehend ausflihrlicher berichtet wird. e.3) Kreiszylinder bei symmetrischer Umstromung. Einer ebenen Translationsstromung mit der Geschwindigkeit «„ wird eine ebene Dipolstromung mit dem Dipolmoment M iiberlagert, wobei die Anstromrichtung und die Dipolachse (x-Achse) zusammenfallen sollen. Unter Zuhilfenahme von Tab. 5.3a und f findet man die zusammengesetzte Stromfunktion in Polarkoordinaten zu M r smip
(5.68 a, b)
Zu der zweiten Beziehung kommt man durch nachstehende Uberlegung: Fiir die Stromlinie W= const = 0 verschwindet der Klammerausdruck in (5.68 a), was bedeutet, daB es sich hierbei um eine kreisformige Stromlinie vom Halbmesser r = R handelt. Zwischen der Anstromgeschwindigkeit «„ und dem Dipolmoment M besteht dann der feste Zusammenhang M= inu^R2. Das Verschwinden des Faktors r sintpin (5.68) fur W- 0 bedeutet, daB die durch tp= 0 und
Abb. 5.21. Stromlinienbild eines in x-Richtung mit der Geschwindigkeit «„ angestromten Kreiszylinders bei Potentialstromung eines dichtebestandigen Fluids, a Symmetrische Umstromung ohne Zirkulation, F= 0. b, c, d Unsymmetrische Umstromung mit Zirkulation, T= 2TIRU^, F= 4TIRUX, F=
152
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Stelle x =—R, y = 0 teilt, um zwei halbkreisformige Kurven zu beschreiben, und sich dann an der Stelle x = R, y = 0 wieder zu einer Geraden vereinigt. FaBt man den kreisformigen Teil der Stromlinie entsprechend Abb. 5.8 als feste Begrenzung auf, dann stellt die Uberlagerung der zugrunde gelegten Translations- und Dipolstromung die Umstromung eines Kreiszylinders vom Radius R mit der Anstromgeschwindigkeit «„ dar. Der Vollstandigkeit halber seien die komplexe Potentialfunktion und die konjugiert komplexe Geschwindigkeit gemaB (5.46a) wiedergegeben, vgl. Tab. 5.3a und f, Ep(z) = u_ (z + —),
w, (z) = u j 1 - (—)
(Kreiszylinder).
(5.69 a, b)
In Abb. 5.21a ist das vollstandige auBere Stromlinienbild dargestellt, vgl. Abb. 2.11a. Auf die Wiedergabe des vom Dipol im Inneren des Kreiszylinders erzeugten Stromlinienbilds wird verzichtet, da es im Rahmen der hier behandelten Aufgabe ohne Bedeutung ist. Die Geschwindigkeitskomponenten ergeben sich nach Tab. 5.2 mit vr = (1/r) (d
cos
vv = -u«,
l + (—)
sin^>.
(5.70a, b)
Im folgenden seien noch die Geschwindigkeits- und Druckverteilung auf der Korperkontur berechnet. Fiirr=Rerhalt man ur = 0und v¥ = -2ux sirup. Fiir die Geschwindigkeitsverteilung auf der Korperkontur (Index A"), gemessen in tatsachlicher Umstromungsrichtung
%max = 2M_ (Kreiszylinder).
(5.71a, b)
An den Stellen ^ = 0 und
(5.72a, b)
In Abb. 5.22 a ist die hiernach errechnete Druckverteilung iiber dem abgewickelten Umfang als Kurve (1) aufgetragen. In den Staupunkten (
(5.73a, b) Diese beiden Losungen fiir die Quell- und Dipolverteilung lassen sich durch partielle Integration mit e = dm/dx' und m(x' = 0) = 0 = m(x'= I) ineinander iiberfuhren.
153
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
f
10 0.5
l\
0 -0.5 I ' -1.0 I
12) \ /'
I
-2,5
\
-3,0 0°
30°
60°
t ii
j
90°
8
\
0
\ (1)
"~ -to
/-
121
\
i. -0.5
r
/
\
0.5
i —-
V r;A\ ,13) \\
-2.0
1.0
j)
-15
1
0°
30°
60°
90°
120°
150° 180°
n—
120° 150°
180°
B-2R
Abb. 5.22. Druckverteilung auf der Oberfla'che eines Korpers mit kreisformigem Querschnitt bei Stromung eines dichtebestandigen Fluids, a Kreiszylinder (ebenes Problem), b Kugel (raumliches Problem), c Geometrie. (1) potentialtheoretisch (reibungslos), (5.72), (5.93); (2) mit laminarem ReibungseinfluB (unterkritisch), Re = «„ D/v = 1,86 • 105 fiir Kreiszylinder und Re = 1,63 • 10s fur Kugel; (3) mit turbulentem ReibungseinfluB (iiberkritisch), Re = 6,7 • 105 bzw. Re = 4,35 • 105
Damit ein Korper entsteht, ist der Singularitatenverteilung eine Translationsstromung #„ = um x mit M«. als Anstromgeschwindigkeit zu iiberlagern. Die Losung einer solchen Aufgabe liefern achsenparallel angestromte zylindrische Korper.24 MaBgebend hierbei ist die Erfiillung der kinematischen Randbedingung (5.38b) fur die Korperkontur y = yK(x) sowie bei geschlossenen Korpern die SchlieBbedingung, die fordert, daB die Gesamtergiebigkeit E = 0 ist. Diese beiden Bedingungen lauten dyK dx '
» —, is
£= f E(x')dx' = 0.
(5.74 a, b)
J
Es sind uK und vK die von der Singularitatenverteilung am Ort des Korpers hervorgerufenen St6rgeschwindigkeiten. Mit Ausnahme der unmittelbaren Umgebung eines Staupunkts ist bei schlanken Korpern | «*-!**«„, so daB man fiir (5.74a) naherungsweise auch dyKldx= vKluK schreiben kann. Die SchlieBbedingung ist bei der Dipolverteilung nach Einsetzen von e = dmldx' in (5.74b) und anschlieBende Integration iiber 0 < x' < I von selbst erfiillt. Das beschriebene Singularitatenverfahren ist sehr weit ausgebaut und hat fiir das Umstromungsproblem von Fliigelprofilen groBe Bedeutung eriangt. Grundlegende Arbeiten hierzu stammen u. a. von Riegels [72], vgl. [79], sowie von Keune [41]. Neben dem Singularitatenverfahren spielt die Methode der konformen Abbildung nach Kap. 5.3.2.3 fiir die Beschreibung der Stromung um ebene Korper, wie z.B. elliptische Zylinder, Platten und Flugelprofile eine wesentliche Rolle. Auf die beiden letztgenannten Korperformen wird nachstehend eingegangen. f) Normal angestromte Platte25 Die ebene Stromung um eine normal zur Anstromrichtung stehende rechteckige Platte, deren Dicke unendlich klein und deren Breite quer zur Stromung unendlich groB ist, kann nach Abb. 5.23 mittels einer konformen Abbildung aus der Parallelstromung um den Kreiszylinder abgeleitet werden. Als Ab-
24
Man vgl. den entsprechenden Korper bei drehsymmetrischer Stromung nach Abb. 5.30. Auf die Beispiele b.l und b.2 in Kap. 3.6.2.2 zur Berechnung der Strahlkraft auf angestromte Platten mittels der Impulsgleichung sei hingewiesen. 25
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
154
bildungsfunktion der z-Ebene (x, y) auf die £-Ebene {£,, q) diene die analytische Funktion a z
- '?••'
(Abbildungsfunktion),
(5.75a, b)
wobei a = R den Halbmesser des Kreiszylinders bezeichnet. Fiir z —> •+• oo geht £ —» + °o, d. h. sehr weit vor und hinter dem Korper stimmt die Stromung in der z-Ebene mit derjenigen £-Ebene iiberein; es herrscht dort ungestorte Parallelstromung. In (5.75b) gilt das obere Vbrzeichen fiir stromaufwarts und das untere Vbrzeichen fiir stromabwarts liegende Punkte. Urn die dem Umfang des Zylinderquerschnitts entsprechenden Konturpunkte (Index K) in der £-Ebene zu bestimmen, setzt man z = zK = xK + iyK = a exp(i
r
u(§,q)-iv(^,q)
(5.76a, b)
mit h - 2a als halber Plattenhbhe. Am Ort der Platte C, = C,K = i q mit —MSqSh digkeitsverteilung zu n
" • - + <),
-hsqs
+ h),
findet man die Geschwin(5.77 a, b)
wobei das obere Vbrzeichen fiir die Vorder- und das untere Vbrzeichen fiir die Riickseite der Platte gilt. Man erkennt, daB die Stromung an den Stellen £,= + 0, q = 0 vor und hinter der Platte Staupunkte besitzt. Einem Aufwartsstromen an der Vorderseite entspricht ein Abwartsstromen an der Riickseite bzw. umgekehrt. An den Plattenrandern £ = + 0 , q = + h werden die Geschwindigkeiten unendlich grofi. Man hat also an den Randern der Platte singulare Stellen.
Abb. 5.23. Normal angestromte ebene Platte bei Potentialstrb'mung eines dichtebestandigen Fluids; Anwendung der konformen Abbildung. a z-Ebene, b £-Ebene
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
155
g) Umstromung von Fliigelprofilen g.l) Symmetrisches Joukowsky-Profil. Als weiteres einfaches Beispiel zur Anwendung der Methode der konformen Abbildung soil nach Abb. 5.24 die Stromung um ein symmetrisches Flugelprofil bei sehnenparalleler Anstromung kurz behandelt werden. Gelingt es, das vorgelegte Flugelprofil mittels einer analytischen Funktion konform auf einen Kreis abzubilden, so liefert die Stromung um den Kreiszylinder die gesuchte Stromung um den profilierten Korper, dessen Breite man sich dabei wieder unendlich groK vorzustellen hat (ebene Stromung). Eine solche Abbildung wird z.B. durch die Joukowskysche Abbildungsfunktion [35] (KreisabbildunS)
(5.78 a, b)
geleistet. Diese Funktion unterscheidet sich von (5.75 a) durch das Vorzeichen des mit 1/z behafteten Glieds. Sie bildet zunachst die Umstromung eines Kreiszylinders (A") vom Radius a = x1 + y2 in der z-Ebene auf die Stromung der langsangestromten ebenen Platte der Lange / = Aa in der £-Ebene ab. Mit der Abbildungsfunktion (5.78) lassen sich bei anderer Wahl des Bildkreises jedoch auch tragfliigelartige Korperformen mit runder Nase und scharfer Hinterkante erzeugen, die sog. Joukowsky-Profile. In Abb. 5.24 a stellt (A") einen Einheitskreis vom Radius a um den Ursprung der z-Ebene dar. Als Bildkreis in der z-Ebene sei ein Kreis (K) gewahlt, dessen Mittelpunkt auf der negativen reellen Achse im Abstand x0 vom Ursprung liegt und der durch den Punkt x = + a geht und somit den Radius R = a + xo = a (1 + e) mit e = xo/a besitzt. Die Profilkontur (Tropfenprofil) in der f-Ebene ergibt sich mit zK =—xo+R exp(i^p) = - x0 + R (cos (p + i sin
a
n. a
1-
1 -cos(p)
(5.79a)
(5.79b)
Das Profil ist in Abb. 5.24b dargestellt, wobei die Profiltiefe l>4a ist. Die zweiten Beziehungen gelten fur ein kleines Dickenverhaltnis d/l = (3/4) V3e = 1,299 £. Einheitskreis und Bildkreis beriihren sich im Punkt x = a, d.h. der Winkel ihrer Tangenten ist dort null. Da bei der konformen Abbildung die Winkel erhalten bleiben, ist der Hinterkantenwinkel des in der f-Ebene abgebildeten Profils null. Dies ist ein wesentliches Merkmal der Joukowsky-Profile. Die Geschwindigkeitsverteilung am Ort und in der Umgebung des Profils (f-Ebene) laBt sich aus der Geschwindigkeitsverteilung des angestromten Kreiszylinders in der z-Ebene unter Zuhilfenahme der Beziehung (5.48b) ermitteln, vgl. [79].
Einheitskreis (K'J Bildkreis (K)
Abb. 5.24. Sehnenparallel angestromtes symmetrisches Joukowsky-Profil, Anwendung der konformen Abbildung. a z-Ebene (Bildkreis), b £-Ebene (Tropfenprofil)
Auf das Einfiihren eines Index K wie in Beispiel f wird hier verzichtet.
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
156
g.2) Andere Fliigelprofile. Die in (5.78) angegebene Joukowskysche Abbildungsfunktion kann noch in verschiedener Weise verallgemeinert werden, wodurch man aus der Kreisabbildung weitere, ungewolbte und gewolbte Fliigelprofile erzeugen kann. Die Methode der konformen Abbildung ist in ahnlicher Weise wie das Singularitatenverfahren fiir die Profiltheorie sehr weit ausgebaut worden [5, 79]. Auf die Ausfilhrungen zur Tragflugeltheorie in Kap. 5.4.3.2 sei hingewiesen. h) Prinzip der Spiegelung h.l) Gerade Wand. Uberlagert man einer Stromung ihr Spiegelbild beziiglich einer Ebene, so wird die Spiegelungsebene zur Symmetrieebene und kann z. B. als feste Wand aufgefaBt werden. Umgekehrt kann die Wirkung einer ebenen Wand durch Uberlagerung der an der Wand gespiegelten Stromung dargestellt werden. In Abb. 5.25 ist die Spiegelung einer Quellstromung an einer Wand, deren Ursprung von der Wand den normalen Abstand y = a besitzt, gezeigt. Nach dem Superpositionsgesetz (5.45) liefert die zusammengesetzte Stromung gemaB (5.60a) die komplexe Potentialfunktion Ep(z) = ~ [In (z - id) + In (z + ia)] = ~ In (z2 + a1). 2n 2n
(5.80)
Hieraus lassen sich in bekannter Weise alle interessierenden fluidmechanischen GroBen ableiten. Interessant ist die Feststellung, daB auf einem Kreis durch 0 mit r0 = a als Radius ortlich die Geschwindigkeitskomponenten in >>-Richtung v verschwinden. Quellen sind als Quellen, Sinken als Sinken und Potentialwirbel als entgegengesetzt drehende Potentialwirbel zu spiegeln. Bei der Spiegelung von Dipolen schlieBen nach Abb. 5.26 a die Achsen der Dipole jeweils den gleichen Winkel mit der Normalen der Wand ein. Bei der Spiegelung an einer geraden Wand bleibt die Intensitat der Singularitaten in alien Fallen erhalten. h.2) Kreisfdrmige Wand. Besitzt eine ebene Stromung eine gerade Stromlinie, die zugleich Symmetrielinie ist, so stellt dies die bereits behandelte Spiegelungsaufgabe an einer geraden Wand dar. Auf eine solche symmetrische Stromung kann man die besprochene Methode der konformen Abbildung so anwenden, daB die Symmetriegerade in einen Kreis iibergeht. Es wird also die konforme Abbildung der Wandspiegelung an einem Kreis durchgefuhrt. Die bei einer Singularitat an der Stelle r = rx nach Abb. 5.26b am Kreis r = R gespiegelte Singularitat liegt bei r2 = R2lrl. Es werden gespiegelt eine Quelle als gleichstarke Quelle, ein rechtsdrehender Wirbel als gleichstarker linksdrehender Potentialwirbel sowie ein Dipol von der Starke Mt als Dipol von der Starke M 2 = (Rlr\)2 Mu dessen Achse nach Abb. 5.26b mit der Verbindungslinie der beiden Dipole den gleichen Winkel einschlieBt. Singularitaten, die im Unendlichen liegen, werden im Kreismittelpunkt abgebildet. Eine Quelle auBerhalb des Kreises bedingt eine Sinke gleicher Intensitat im Unendlichen, deren Spiegelbild im Kreismittelpunkt liegt. Die Spiegelung von Potentialwirbeln wird in Kap. 5.4.2.3 Beispiel d nochmals besonders gezeigt.
-—V—_
\
r
'-Q
l I
\
Wand
±:r' T~^—
.
Abb. 5.25. Spiegelung der ebenen Quellstromung eines dichtebestandigen Fluds an einer geraden Wand
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
157
Abb. 5.26. Spiegelung der ebenen Dipolstromung eines dichtebestandigen Fluids, a Spiegelung an einer geraden Wand (Gerade), M2 = Af,. b Spiegelung an einem Kreiszylinder (Kreis) M2 - (R/r^2 M,
5.3.2.5 Grundlagen der raumlichen Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide Allgemeines. Die bisher in den Kap. 5.3.2.2 bis 5.3.2.4 besprochenen ebenen Stromungen sind einer rechnerischen Erfassung sehr viel leichter zuganglich als die raumlichen Stromungen. Dies hangt in besonderem MaB damit zusammen, daG bei einer Abhangigkeit des Stromungsvorgangs von zwei Ortskoordinaten x, y oder r, (p in den analytischen Funktionen des komplexen Arguments ein sehr weittragendes mathematisches Hilfsmittel zur Verfiigung steht. Eine Losung der dreidimensionalen Laplaceschen Potentialgleichung in kartesischen Koordinaten wurde bereits in (5.31) angegeben. Dabei gestaltet sich allerdings die praktische Auswertung recht schwierig. Fur dreiachsige Ellipsoide liegen u. a. exakte Ergebnisse vor [55]. Uber leicht zu iibersehende Stromungen wird im folgenden berichtet. Kugelsymmetrische Stromung. Ein besonders einfacher Fall einer raumlichen Stromung ergibt sich, wenn die Stromung nur von einer Kugelkoordinate, namlich dem Radius r0 - ^/x2 + y2 + z2 abhangt. Fiir diese eindimensionale Stromung gilt
158
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Drehsymmetrische Stromung. Zu den raumlichen Stromungen soil auch die drehsymmetrische (rotationssymmetrische) Stromung gerechnet werden. Dabei handelt es sich um eine zweidimensionale Stromung in den Zylinderkoordinaten r, z mit den Geschwindigkeitskomponenten vr(r, z), vip=0 und vz(r, z), man vgl. Abb. 1.12b. Fiir solche Stromungen lassen sich die Geschwindigkeitskomponenten nach Tab. 5.1 a in der Form d
2.3 mit G>,,= 0 muB also dvr/dr+ vr/r+ dvz/dz = O und dvJdz-dvJdr-0
sein.
Nach Einsetzen von (5.82) erhalt man die Bestimmungsgleichungen fiir ^ und W zu d24> 1 d$ 92
A$ = -
T r
+ - —+
T T
= 0;
—2
— + —— = 0. (5.83a;b)
dr2 r dr dz2 dr1 r dr dz1 Es erfiillen der Ansatz mit 0 die Bedingung der Drehungsfreiheit und der Ansatz mit W die Bedingung der Kontinuitat von selbst. Wahrend (5.83 a) entsprechend Tab. 5.1b eine Laplacesche Gleichung ist, gilt dies fiir (5.83b) wegen des negativen Vorzeichens vor dem zweiten Glied nicht, vgl. Tab. B.5 (Bd. 1) mit a = rp und c = 0. Dies bedeutet auch, daB das in Kap. 5.3.2.2 fiir ebene Stromung beschriebene Vertauschungsprinzip von Potential- und Stromfunktion bei drehsymmetrischer Stromung nicht gilt. Die Losungen von (5.83a) und (5.83b) stellen sich in der Form
5.3.2.6 Beispiele raumlicher Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide Die Behandlung stationarer raumlicher Potentialstromungen sei in folgender Weise vorgenommen: Von einer vorgegebenen Funktion *(/•) wird zunachst gepriift, ob es sich um eine drehungsfreie Stromung handelt, d.h. ob nach (5.29), (5.81a) bzw. (5.83a) die Laplacesche Potentialgleichung A# = 0 erfullt ist, vgl. Tab. 5.1b. Ist dies der Fall, wird das zugehorige Geschwindigkeitsfeld v(r) = grad^ entsprechend (5.33a) ermittelt, vgl. Tab. 5.1a, und die so erhaltene Losung physikalisch gedeutet, indem die Stromlinien gemaB (2.24 a, d) berechnet werden. a) Translationsstromung Ein linearer Ansatz fiir die Potentialfuaktion mit beliebigen Werten der Konstanten a, b, c ist eine Losung der Laplaceschen Potentialgleichung A$ = 0 und besitzt jeweils im ganzen Raum konstante Geschwindigkeitskomponenten cz ;
vx = a,
vy = b , v2 = c ;
| V \ = Va 2 + b2 + c2 .
(5.84a; b; c)
Der Geschwindigkeitsvektor ist nach GroBe und Richtung ungeandert. Es handelt sich um eine Parallelstromung (Translationsstromung), mit dem Geschwindigkeitsbetrag nach (5.84c). Die ebene Stromung wird mit c = 0 beschrieben. In diesem Fall ist die Geschwindigkeitsrichtung durch den Winkel a gegen die x-Richtung entsprechend tan a = vy/vx = b/a gegeben.
5.3.2 Stationare Potentialstromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
159
b) Raumliche Staupunktstromung Macht man fiir die Potential- oder Stromfunktion die zweidimensionalen, drehsymmetrischen Ansatze -(r2-2z2),
W(r, z) = - ar2z ,
(5.85a, b)
so erfiillen diese jeweils (5.83 a) bzw. (5.83 b) und liefern die Geschwindigkeitskomponenten nach (5.82) vr = ar,
vz--2az.
(5.86a, b)
Die Projektion der Stromlinien W - const auf Ebenen normal zur z-Achse bildet Scharen von Geraden durch den Ursprung r = 0. Fiir die Projektion der Stromlinien auf die Meridianebene (r, z-Ebene) ergibt sich eine Schar kubischer Hyperbeln. Abb. 5.27 zeigt das Stromflachenbild dieser Stromung; es ist drehsymmetrisch um die z-Achse. Der Koordinatensprung r = 0 = z ist wegen vr = 0 = v, ein Staupunkt. Es handelt sich um die raumliche Staupunktstromung im Gegensatz zur ebenen Staupunktstromung von Kap. 5.3.2.4 Beispiel a.3. c) Raumliche Quell- oder Sinkenstromung Die in Kap. 5.3.2.5 fiir eine kugelsymmetrische Stromung angegebenen Beziehungen liefern E -;
;
d$ E r0 = ^- = -A T
v
1 T
(Punktquelle) ,
(5.87 a; b)
wobei El An eine noch naher zu erlauternde Konstante ist. Da die Potentialflachen
Abb. 5.27. Raumliche Staupunktstromung eines dichtebestandigen Fluids
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
160 d) Raumliche Dipolstromung
In ahnlicher Weise wie in Kap. 5.3.2.4 Beispiel d.2 fiir den ebenen Fall laBt sich aus einem raumlichen Quell-Sinken-Paar der raumliche Dipol entwickeln. Fallt die Dipolachse mit der x-Achse zusammen, dann liefert die Rechnung filr die Potential- und Stromfunktion die Ausdriicke An rl
W (r, x)=-
(5.88 a, b)2
(Punktdipol)
471
r2-¥x2 und r =•> moment. Bei der raumlichen Dipolstromung handelt es sich um eine drehsymmetrische Stromung, bei der in den r, x-Ebenen (Meridianebene = Drehflache) jeweils gleiches Stromungsverhalten herrscht. Bemerkenswert ist, daG die Stromlinien in der Meridianebene im Gegensatz zur ebenen Dipolstromung nach Abb. 5.18a keine Kreise sind. Die Stromflachen stellen torusformige Ringkorper dar (Torus = Ringflache). Durch Anwenden von (5.82) findet man unter Vertauschen von x mit z die Geschwindigkeitskomponenten in drehsymmetrischen Koordinaten sowie die in der Meridianebene verlaufende resultierende Geschwindigkeit v= \ v | = Vi>2 + v\ zu 3M xr 7?"
M
1-3
\M\ r
—
.
(5.89 a, b;c)
o
Die Richtung der Dipolachse moge jetzt beliebig im Raum liegen und nach Abb. 5.28b durch den Vektor a gekennzeichnet werden. Das Dipolmoment ist dann ebenfalls als Vektor M anzusetzen. Bildet die Dipolachse mit den rechtwinkligen Koordinaten x, y, z die Winkel a, /}, y, die noch durch den Zusammenhang cos 2 a + cos2/J + cos 2 y = 1 miteinander gekoppelt sind, dann ergeben sich fiir die x-, y- und z-Achse die Komponenten des Dipolmoments zu MX=M cos a, My = M cos/3 und MZ = M cosy, wobei M=\M\ gesetzt wurde. Unter Benutzung von (5.88 a) wird dann die resultierende Potentialfunktion (5.90 a, b) Wegen ro=exx + eyy + eIz als Ortsvektor und M = (5.90b). Von M und ra ist das skalare Produkt zu nehmen.
M als Dipolvektor folgt
e) Umstromung drehsymmetrischer Korper Ahnlich wie fur den ebenen Fall in Kap. 5.3.2.4 Beispiel e laBt sich auch im raumlichen, hier drehsymmetrischen Fall das Uberlagerungsprinzip zur Beschreibung der Umstromung von drehsymmetrischen Korpern, die in Richtung ihrer Drehachse angestromt werden, anwenden.
•x-Achse Meridianebene
Abb. 5.28. Raumliche Dipolstromung eines dichtebestandigen Fluids, a x-Achse = Dipolachse, b beliebige Lage der Dipolachse a 27
Die Richtigkeit von (5.88b) weist man mittels (5.82a) durch die Identitat d
5.3.2 Stationare Potential stromungen dichtebestandiger Fluide ohne freie Oberflache
161
e.l) Drehsymmetrischer Halbkorper. Die Uberlagerung einer Translationsstromung mit einer raumlichen Quellstromung liefert den vorn abgerundeten und nach hinten bis ins Unendliche parallel zur Anstromrichtung verlaufenden offenen Korper (Nabenkorper). Der entsprechende ebene Halbkorper wurde in Abb. 5.20a gezeigt. e.2) Kugelumstromung. Die Uberlagerung einer Translationsstromung mit einer raumlichen Dipolstromung, bei welcher die Dipolachse mit der Anstromrichtung zusammenfallt, ergibt die potentialfheoretische Umstromung einer Kugel, man vgl. die potentialtheoretische Umstromung eines Kreiszylinders nach Kap. 5.3.2.4 Beispiel e.3. Die Anstromung erfolge in x-Richtung (= Drehachse) mit der Geschwindigkeit wM. Da es sich bei der Kugelumstromung um eine drehsymmetrische Stromung in der r, x-Ebene handelt, ist zunachst die Stromfunktion der Translationsstromung in den r, x-Koordinaten zu ermitteln. Wegen vx = (\/r) (df/dr) = u^ = const entsprechend (5.82b) erhalt man nach partieller Integration iiber r hierfiir W= (1/2) u^r2. Fiir die resultierende Stromfunktion ergibt sich durch Uberlagerung mit (5.88 b) r, x) =
(5.91a, b)
mit ro = \/r2 + x2. Die weitere Behandlung der Aufgabe geschieht wie bei der Kreiszylinderstromung angegeben. Aus der Stromlinienbedingung W = const = 0 erhalt man mit r0 = R fiir das Dipolmoment M = 2nuxR3, wobei R der Radius der Kugel ist. Durch Einsetzen von M in (5.91a) findet man (5.91b). Gesucht seien jetzt die Geschwindigkeits- und Druckverteilung auf der Korperkontur, die fur jede Meridianebene jeweils gleich sind. Die Umfangsgeschwindigkeit in einem Meridianschnitt nach Abb. 5.29 betragt vr= urcos
(Kugel).
(5.92 a, b)
An den Stellen ipK = 0 und (pK=n wird vK = vK0 = 0; dort stellen sich also potentialtheoretisch ein vorderer bzw. ein hinterer Staupunkt ein. Die groBte Umstromungsgeschwindigkeit vK = vKma ergibt sich nach (5.92b) bei (pK= n/2, d.h. dort, wo der Korper die groBte Ausdehnung quer zur Anstromrichtung hat. DaG vKma bei der Kugelumstromung kleiner als bei der Zylinderumstromung mit vKma = 2ux nach (5.71b) ist, erklart sich daraus, daB bei der Kugel das ankommende Fluid nach alien Seiten hin ausweicht, wahrend beim Zylinder das Fluid diesen nur in Ebenen quer zur Zylinderachse umstromen kann. Den Druckbeiwert berechnet man in Analogie zu (5.72): PK-P-
Staupunkt
(5.93 a, b)
'Drehachse
Meridianebene
Abb. 5.29. Zur Erlauterung der Koordinaten und Geschwindigkeitskomponenten bei der Kugelumstromung
5.3 Drehungsfreie reibungslose Strbmungen (Potentialstromungen)
162
Diese Druckverteilung ist in Abb. 5.22b dargestellt. Gegeniiber der Umstromung des Kreiszylinders ist der groGte Unterdruck bei der Umstromung der Kugel wegen der geringeren Ubergeschwindigkeit am Ort der groBten Querausdehnung erheblich geringer. Die bei der Kreiszylinderumstromung gemachte Bemerkung iiber das Abweichen der potentialtheoretisch berechneten Druckverteilung von der gemessenen Druckverteilung trifft bei der Kugelumstromung in gleichem MaB zu, vgl. Abb. 5.22b. e.3) Beliebige drehsymmetrische Korper. Das bei der ebenen Stromung in Kap. 5.3.2.4 Beispiel e.4 bereits erlauterte Singularitatenverfahren laBt sich mit gutem Erfolg auch bei drehsymmetrischer Stromung anwenden. Betrachtet man als Singularitaten nur raumliche Quell- oder Sinkenelemente, dann konnen diese im Raum, auf einer Flache oder auf einer Strecke angeordnet sein. Hierauf beruht die praktische Mannigfaltigkeit der verschiedensten Losungen. Als Beispiel sei die Anordnung einer langs einer geraden Strecke QSx'Sl kontinuierlich verteilten raumlichen Quell-Sinken-Verteilung in einer Parallelstromung kurz besprochen. Dies fuhrt zu drehsymmetrischen Korperformen. Ist dE(x') = e(x') dx' die Ergiebigkeit eines an der Stelle x' befindlichen raumlichen Quellelements der Lange dx', so gilt mit (5.87a) in sinngemaBer Anwendung von (5.73a) fur das Geschwindigkeitspotential der Singularitatenstromung an der Stelle (Aufpunkt) r, x
=
J
e(x')dx'
(drehsymmetrisch).
(5.94)
Die Rand- und SchlieBbedingung (5.74a, b) gilt auch hier. Die kinematische Randbedingung ist in entsprechender, dem vorliegenden Fall angepaBter Form anzuwenden. Das vorstehend geschilderte Verfahren wurde zuerst von Fuhrmann [19] vorgeschlagen, um die Stromung um Luftschiffkorper zu beschreiben. Abb. 5.30a zeigt den aus einer Punktquelle und einer gleichmaBig verteilten Sinkenstrecke gebildeten ,,Fuhrmann-K6rper". Angegeben ist in Abb. 5.30b die theoretisch berechnete Druckverteilung. Diese stimmt mit der gemessenen Druckverteilung sehr gut uberein. Im einzelnen wird auf das Singularitatenverfahren drehsymmetrischer Stromungen z.B. in [41, 79] naher eingegangen.
w —o— Messunff Theorie
I 0
1
-Ot
I |
/
<*0
xjl
Abb. 5.30. Stromung um einen axial angestromten Luftschiffkorper (Fuhrmann-Korper), [19]. a Stromlinienbild. b Druckvertielung, Messung /?e = « . / / v = l , 3 - 106
5.3.3 Stationare Potentialstromungen dichteveranderlicher Fluide
163
f) Raumlich verteilte Quell- bzw. Sinken-Vertellung Eine Verallgemeinerung der eben besprochenen eindimensionalen Singularitatenmethode kann man folgendermaBen vomehmen: 1st an einer Stelle r' ein Quell- oder Sinkenelement der Starke dE(r') = e(r') dV' mit dV' als Volumenelement gegeben, so besitzt dies nach (5.87a) im Aufpunkt r die Potentialfunktion d
5.3.3 Stationare Potentialstromungen dichteveranderlicher Fluide 5.3.3.1 Ausgangsgleichungen Potentialgleichung. Wahrend zur Ableitung der Potentialgleichung bei der stationaren Potentialstromung eines dichtebestandigen Fluids die Kontinuitatsgleichung mit p- const geniigt, ist bei der stationaren Potentialstromung eines dichteveranderlichen Fluids mit p + const zusatzlich die Energiegleichung mitheranzuziehen. Die dieser Gleichung zugrunde liegenden Voraussetzungen sind in Kap. 5.3.1 mitgeteilt. Die Stromung verlaufe stetig und drehungsfrei (rotu = 0). Bei Uberschallstromung diirfen an keiner Stelle des Stromungsfelds unstetige VerdichtungsstoBe auftreten. Es soil dariiber hinaus angenommen werden, daB das Stromungsfeld keinem EinfluB von auBen, z.B. der Schwerkraft unterliege, d.h. uB = 0 gesetzt werden kann. Die Dichte des Fluids (Gas) sei nur von einer Zustandsveranderlichen abhangig, und zwar soil es sich um ein barotropes Fluid mit p = p(p) handeln. Zur Aufstellung der sog. gasdynamischen Grundgleichung bei stationarer Stromung stehen die Kontinuitatsgleichung (5.24a), die Energiegleichung (5.26a) sowie die Beziehung fur die Schallgeschwindigkeit (5.26c) zur Verfiigung: dp Kontinuitatsgleichung: —J- + p div v = 0 ,
Energiegleichung:
1 dp fv2\ — — + v • grad (-— I = 0 ,
Schallgeschwindigkeit: —— = c2 = cl dp 28
—v 2 .
(5.96a)
(5.96b) (5.96c, d)
2
Man beachte, daB die Dichte der Ergiebigkeit £ der Dilatationsgeschwindigkeit nach (2.37 b) gleichwertig ist, d.h. e— div v. Fur die Potentialgeschwindigkeit v = grad
164
5.3 Drehungsfreie reibungslose Stromungen (Potentialstromungen)
Bei der angenommenen stationaren Stromung besteht nach (2.41b) wegen d/dt = 0 die Identitat d/dt - v • grad. Durch Eliminieren des Drucks und der Dichte erhalt man die nur die Stromungs- und Schallgeschwindigkeit enthaltende Grundgleichung /v2\ c2divv-vgrad ( — 1 = 0 , rotu = 0 . (5.97a, b) Der Fall des dichtebestandigen Fluids (f> - const) ist mit c = <*> in (5.97 a) enthalten. Hierfur gilt div v = 0, vgl. (5.96a). Fiir die ebene Stromung sei (5.97a) in Komponentendarstellung angeschrieben. Mit v = exu + eyv, V2 = u2+v2, divi> = du/dx+ dv/dy, (rotv) z = dv/dxdu/dy = 0 sowie grad (...) = ex(d/dx) + ey(d/dy) wird, vgl. (5.27b) mit d/dt = O, u — 0x und v = 0y, 2
2
c -« K-+
dx
C
2
-U
2
K - = MU K - + ^ -
dy
\dy
> 3 - =3--
dx /
dy
dx
(5.98 a, b)
Beriicksichtigt man jetzt die Beziehung fiir die ortliche Schallgeschwindigkeit (5.96d), so erhalt man K+l
.
K-l
du dv\ -^- + -^-) dy ox) du -= dy
\dli
I .
K-l .
K+l
(Gasdynamische Grundgleichung),
dv r - = 0 (Drehungsfreiheit). ox
(5.99 a) (5.99b)
Dies sind, da c0 als Schallgeschwindigkeit des Ruhezustands eine konstante GroBe ist, zwei Gleichungen fiir die beiden Unbekannten u(x,y) und v(x,y). Durch Einfiihren der Potentialfunktion 0 gema'6 (5.23 c) wird (5.99b) von selbst erfullt, und es verbleibt nur noch eine Gleichung fiir die Ermittlung von