60022-4 U1+U4 SC
23.02.2010
15:58 Uhr
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Cornelia Dörr / Ramon Dörr / Astrid Schnieders
Fotografie
Aus dem In...
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60022-4 U1+U4 SC
23.02.2010
15:58 Uhr
Seite 1
Cornelia Dörr / Ramon Dörr / Astrid Schnieders
Fotografie
Aus dem Inhalt: • Das A und O: die perfekte Reiseplanung • Die richtigen Objektive und unverzichtbares Kamerazubehör
Fotoschule
• Entscheidendes Know-how rund um Bildaufbau, Motiv- und Objektivwahl
Reisefotografie
• Ideale Blickpunkte finden: Perspektive und Blickwinkel
씰
씰
Gute Reisefotos entstehen nicht einfach spontan. Neben einer sorgfältig durchdachten Reiseplanung und dem Wissen um Bildaufbau, Motiv- sowie Objektivwahl sind Blickwinkel, Belichtung und gekonnte Lichtführung wichtige Aspekte, um erstklassige Bildergebnisse zu erzielen. Dieses Buch hilft bei der Komposition Ihrer Reisefotografien, es vermittelt nicht nur technische Grundlagen, sondern gibt vor allen Dingen praktische Hilfestellungen anhand atemberaubender Bildbeispiele, damit Sie allen Motivsituationen bei jedem Wetter und bei jedem Licht gewachsen sind. Motivwelten: · Meer und Küstenregionen: Licht, Licht und nochmals Licht · Am Berg: Wetterstimmungen im Hochgebirge · Im Regenwald: mit einfallendem Licht spielen · In der Wüste: optimales Licht für Schattenspiele · Eintauchen in das nächtliche Lichtermeer der Großstadt · Eis und Schnee: auf Tour in extrem kalten Regionen · Fotosafari in Afrika: die beste Fotozeit, Tierporträt oder Actionbild
30,– EUR [D] ISBN 978-3-645-60022-4
• Farbtemperatur und Weißabgleich • Lichtstimmungen: Morgen- und Abendlicht • Fotografieren mit Pol- und Grauverlaufsfilter • Die Magie der blauen Stunde und Nachtaufnahmen • Optimale Belichtung: Messmethoden und Belichtungskorrekturen • Unterwegs: Menschen vor der Kamera • Stadtansichten, belebte Straßen, berühmte Plätze und Bauwerke • Grandiose Landschaften gekonnt in Szene setzen
Über die Autoren Cornelia und Ramon Dörr, Jahrgang 1963 und 1961, arbeiten seit 1999 als freiberufliche Fotografen. Als begeisterte Natur- und Landschaftsfotografen bereisen sie viele Länder auf allen Kontinenten. Ihre Bilder werden in Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert und regelmäßig mit Preisen ausgezeichnet. Sie arbeiten für internationale Bildagenturen, Kalenderverlage und Printmedien. Weitere Bilder finden Sie im Internet unter www.doerr-naturbilder.de. Astrid Schnieders, Jahrgang 1965, arbeitete nach ihrem Studium der Romanistik und Germanistik bis 1999 als Schlussredakteurin in einem bekannten Computerbuchverlag. Seitdem ist die begeisterte Fotografin als freiberufliche Autorin, Korrektorin und Lektorin tätig.
Besuchen Sie unsere Website · www.franzis.de
Reisefotografie
씰
• Darstellen räumlicher Tiefe und perfekte Linienführung
Dörr / Schnieders
Wo liegt der Unterschied zwischen einem faszinierenden Reisefoto und einem simplen Urlaubsschnappschuss? Reisefotografien dokumentieren ganz gezielt die Begegnung des Fotografen mit Kultur, Natur und Menschen. Begleiten Sie die mehrfach ausgezeichneten Fotografen Cornelia und Ramon Dörr auf einer Fototour rund um den Globus und lernen Sie dabei, wie auch Sie Ihre Reisen in traumhaften Bildern festhalten können. Heben Sie sich mit Ihren Reisefotos von der Masse ab! Begeistern Sie mit Bildern, die Geschichten erzählen.
• Brennweiten und Bildwirkung, Gestalten mit Schärfentiefe
Perfekte Urlaubsfotos
Cornelia Dörr / Ramon Dörr / Astrid Schnieders
Fotoschule
Reisefotografie Landschaften im perfekten Licht festhalten Architekturfotos aus ungewohnten Perspektiven Authentische Aufnahmen von Menschen und fremden Kulturen
Cornelia Dörr / Ramon Dörr / Astrid Schnieders
Fotoschule Reisefotografie
Fotografie
Cornelia Dörr / Ramon Dörr / Astrid Schnieders
Fotoschule
Reisefotografie Mit 285 Abbildungen
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Hinweis: Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor mit größter Sorgfalt erarbeitet bzw. zusammengestellt und unter Einschaltung wirksamer Kontrollmaßnahmen reproduziert. Trotzdem sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Der Verlag und der Autor sehen sich deshalb gezwungen, darauf hinzuweisen, dass sie weder eine Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte Angaben zurückgehen, übernehmen können. Für die Mitteilung etwaiger Fehler sind Verlag und Autor jederzeit dankbar. Internetadressen oder Versionsnummern stellen den bei Redaktionsschluss verfügbaren Informationsstand dar. Verlag und Autor übernehmen keinerlei Verantwortung oder Haftung für Veränderungen, die sich aus nicht von ihnen zu vertretenden Umständen ergeben. Evtl. beigefügte oder zum Download angebotene Dateien und Informationen dienen ausschließlich der nicht gewerblichen Nutzung. Eine gewerbliche Nutzung ist nur mit Zustimmung des Lizenzinhabers möglich.
© 2010 Franzis Verlag GmbH, 85586 Poing Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien. Das Erstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, auf Datenträgern oder im Internet, insbesondere als PDF, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags gestattet und wird widrigenfalls strafrechtlich verfolgt. Die meisten Produktbezeichnungen von Hard- und Software sowie Firmennamen und Firmenlogos, die in diesem Werk genannt werden, sind in der Regel gleichzeitig auch eingetragene Warenzeichen und sollten als solche betrachtet werden. Der Verlag folgt bei den Produktbezeichnungen im Wesentlichen den Schreibweisen der Hersteller. Satz & Layout: Phoenix publishing services GmbH art & design: www.ideehoch2.de Druck: Himmer AG, Augsburg Printed in Germany ISBN 978-3-645-60022-4
REISEFOTOGRAFIE EINLEITUNG
Einleitung Noch nie war es so einfach und komfortabel, dem Alltagstrott für ein paar Tage den Rücken zu kehren und auf Entdeckungstour zu gehen. Exotische Fernreisen, Safaritouren, Individualreisen oder nur mal auf ein verlängertes Wochenende in eine der gerade angesagten Metropolen Europas – für jeden gibt’s das passende Angebot. Ruck, zuck ist der Koffer gepackt, die Fotokamera umgehängt – und los geht’s. Die Welt ist ein Dorf. Günstige Flugpreise und rasch zugängliche Informationen über das ersehnte Traumziel machen es uns leicht, nahezu jeden Winkel der Welt in nur wenigen Stunden zu erreichen. Und wer nach seiner Reise davon berichten will, hat hoffentlich viele gute Fotos ge-
schossen. Reisefotografien dokumentieren persönliche Highlights und Ihre Begegnung mit der Kultur, Natur, Architektur und natürlich den Menschen des bereisten Landes. Gute Urlaubsschnappschüsse zu schießen ist, mit modernen Digitalkameras keine allzu große Herausforderung mehr. Gute Reisefotografien aber, die sich vom Touristenschnappschuss unterscheiden, entstehen nicht mal eben so. Sie müssen geplant und nach bestimmten Regeln aufgebaut werden. Neben einer gut durchdachten Reiseplanung und dem Wissen um Bildaufbau, Motiv- und Objektivwahl sind Blickwinkel, Belichtung und gekonnte Lichtführung wichtige Aspekte, um gute Bildergebnisse zu erzielen. Nehmen Sie sich auf Ihrer Reise viel Zeit, um das
Ein typisches thailändisches Boot am Strand der Andamanensee. Der rote Farbtupfer in Form des hochgezogenen Außenborders, nach der Drittel-Regel gesetzt, zieht den Betrachter förmlich in das türkisfarbene Meer hinein: Hier stimmen Motiv und gekonnte Bildkomposition.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 35 mm Blende f11 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f11 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Oben: Die Ghost Town Bodie im Südwesten der USA weckt das Interesse des Betrachters: Wer hat hier gelebt, und warum ist die Stadt verlassen? Oben rechts: Ein ungewöhnlicher Bildausschnitt des Monument Valley im Südwesten der USA, kombiniert mit einem herlichen Farbenspiel des Abendhimmels.
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gewünschte Motiv abzulichten. Die Kunst der Reisefotografie ist es, ein beeindruckendes Bild herzustellen, das beim Betrachter vielfältige Assoziationen zu diesem Land entstehen lässt und seine Neugierde weckt. Der Reisefotograf ist der Allrounder unter den Fotografen. Er muss sein Handwerk auf gänzlich unterschiedlichen Gebieten beherrschen, sei es als Natur- und Landschaftsfotograf, als Porträtfotograf oder als Kenner von Stadt- und Architekturfotografie. Viele Spezialgebiete der Fotografie verschmelzen bei der Reisefotografie und bilden so eine besonders anspruchsvolle Sparte dieser Kunst. Überlegen Sie schon vor der Reise, welche Besonderheiten Sie im Bild festhalten möchten. So haben Sie die Möglichkeit, vor Ort nach geeigneten Motiven Ausschau zu halten, und müssen nicht noch zusätzlich überlegen, was Sie aus der Fülle neuer Eindrücke, die auf Sie einströmen, ablichten möchten. Als Reisefotograf haben Sie den Vorteil, aus einer nahezu unbegrenzten Motivvielfalt schöpfen zu können. Suchen Sie ungewöhnliche Bildausschnitte und beziehen Sie kräftige Farben mit ein,
wenn sie landestypisch sind. Versuchen Sie, das Charakteristische, das diese Landschaft, Architektur oder auch die Menschen auszeichnet, in Ihrem Motiv herauszuarbeiten. Bilden Sie grandiose Landschaften ab, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie immer nur einen Ausschnitt des Ganzen fotografieren können. Hier kommt es vor allem auf markante Details an, die für diesen Landstrich typisch sind. Versuchen Sie zudem, Ihre Emotionen, die Sie mit dem Ort verbinden, in Ihr Foto mit einfließen zu lassen. Dann gelingen Ihnen Reisebilder der wirklich besonderen Art. Manchmal steht aber auch der Zufall Pate, und Ihnen gelingt ein ausdrucksstarkes Foto nur durch Faktoren, die in der normalen Umgebung des Betrachters nicht vorkommen. Dazu kommt, dass nicht jedes Motiv im Voraus planbar ist. Das schönste Motiv kann gänzlich unerwartet an der nächsten Ecke auftauchen. Hier heißt es, mit der Kamera auf die Sekunde schussbereit zu sein. Voraussetzung dafür ist, dass Sie Ihre Kamera blind beherrschen.
REISEFOTOGRAFIE EINLEITUNG
Steigen Sie ein und kommen Sie mit uns auf eine bunte Fotoreise rund um den Globus. Vorher erfahren Sie alles, was Sie vor Reiseantritt beachten müssen. Welche Ausrüstung ins Reisegepäck gehört, wird ebenso behandelt wie wichtige Aspekte zu Bildgestaltung, Belichtung und Lichtführung. Eindrucksvolle Bildbeispiele, auch – wenn nötig – ein Blick hinter die Kulissen und viele praktische Fototipps unterstützen Sie bei der Erstellung perfekter Reisefotos.
Lernen Sie mit unserer Unterstützung die Arbeitsweise des professionellen Reisefotografen kennen. Dabei ist es egal, ob die Fotoreise nach Patagonien führt, ob Sie in den europäischen Nachbarländern auf Motivsuche gehen, eine Fotosafari durch Afrika planen oder ins nächtliche Lichtermeer von Großstädten eintauchen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Die Reise kann beginnen – samt Pavian am Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/250 sek ISO 100
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INHALT
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1
Gute Reisevorbereitung ist alles
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Ausrüstung für Reisefotografen Kamera, Formate und Auflösung Objektive für die Reisefotografie Ein Motiv bei drei Brennweiten Unverzichtbares Kamerazubehör Fototasche oder Fotorucksack?
39 42 53 54 66
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Regeln für die Bildgestaltung
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Was ist Reisefotografie? Reisefotografie auf hohem Niveau Das fotografische Konzept Effektive Reiseplanung Fotoversicherung bei Diebstahl
Faktor Zeit Bildkomposition und Bildaufbau Der ideale Blickpunkt Goldener Schnitt und Drittel-Regel Abweichen von der Regel Perspektive und Blickwinkel Hoch- oder Querformat? Den Horizont ausrichten Perfekte Linienführung Der aktive Blick nach draußen Mit Schärfentiefe gestalten
10 15 16 21 24 31
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73 73 74 77 80 80 88 89 90 95 97
REISEFOTOGRAFIE INHALT
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Motive mit Licht in Szene setzen 100
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Gute Bilder in jeder Situation
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Menschen vor der Kamera Mit Bildern Geschichten erzählen Buntes Markttreiben Lokale Fortbewegungsmittel Schnappschüsse mit Charme Bauwerke fotografieren Meer und Küstenregionen Herausforderung Berg Flüsse, Bäche, Wasserfälle Im Regenwald In der Wüste Eis und Schnee Auf Safari
167 176 179 182 186 188 200 202 205 207 208 210 212
Farbtemperatur und Weißabgleich Immer im richtigen Licht Licht aus allen Richtungen Vorgaben für die optimale Belichtung Bildbeurteilung per Histogramm HDR-Bilder auf Tour
Index Bildnachweis
106 112 127 134 151 156
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KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
Gute Reisevorbereitung ist alles 15
Was ist Reisefotografie?
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Reisefotografie auf hohem Niveau
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Das fotografische Konzept
21 21 21 22 23
Motivplanung Jahreszeitabhängige Aspekte Kultur des Reiselandes Audiovision-Show Für Bildagenturen arbeiten
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Effektive Reiseplanung
25 25 25 26 27 27 28 28 28 29 29 29 30 30 30
Am Anfang ist die Idee Bildbände und Reiseführer Internetrecherche Reisezeit festlegen Tourenplanung Konzept erarbeiten Fortbewegungsmittel Unterkunft Kamera beherrschen Notizbuch Sprachführer Fotografierverbote Reisedokumente Einreisebestimmungen Fotogepäck im Flugzeug
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Fotoversicherung bei Diebstahl
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/60 sek ISO 100
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Gute Reisevorbereitung ist alles Wer reist nicht gern, wen zieht es nicht in die weite Welt hinaus? Neugierde ist die Antriebsfeder, die uns immer wieder dazu bringt, unsere gewohnte Umgebung zu verlassen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Wenn Sie auf Reisen gehen, stellen Sie sich darauf ein, sich auf neue und fremdartige Situationen und Erlebnisse einlassen zu müssen – nicht selten über die gewohnten Grenzen hinaus –, beispielsweise bei einer
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gefährlichen Wanderung in unwegsamem Gebirge, der Begegnung mit wilden, frei lebenden Tieren oder durch das Eintauchen in eine gänzlich neue Kultur oder Religion. Die Erfahrungen eines Reisenden sind
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
ebenso vielfältig wie die verschiedenen Arten des Reisens. Egal ob Sie als Pauschaltourist unterwegs sind oder als Individualtourist, die Motivation bleibt die gleiche. Wie jedoch die Neugierde befriedigt wird, ist jedem Reisenden selbst überlassen. Wagt sich der eine ganz allein und ohne Veranstalter im Rücken in die fernsten Winkel der Welt, so ist dem anderen eine gewisse Sicherheit durch eine geplante Reiseorganisation wichtig. Das entscheidet jeder Reisende für sich selbst.
Was ist Reisefotografie? Schon von jeher möchte der Mensch die Eindrücke, die er auf seinen Reisen gewonnen hat, in Erinnerung behalten und mitteilen. Zuerst geschah dies in Form von Reiseberichten, die manchmal sogar Teil der Weltliteratur wurden. Aber erst die Erfindung der Fotografie revolutionierte diesen Bereich. Fortan wurden Fotografien als Erinnerungsstücke mitgebracht. Sie dienten auch der Dokumentation von unbekannten Pflanzen, Tieren und Ländern. Der Fotograf wurde zum wichtigen Begleiter von Expeditionen und Forschungsreisen. Eine neue Form der Dokumentation war geboren, löste doch die Fotografie die Malerei in diesem Bereich ab. Revolutionär dabei war auch, dass die Fotografie keinen großen Spielraum mehr ließ, ein Motiv zu idealisieren, da sie ein relativ genaues Abbild darstellte – sieht man einmal davon ab, dass Bewegung noch nicht fotografisch festgehalten werden konnte und deshalb so manch altes Bild arg gestellt wirkt. Denken Sie einmal an alte Familienfotografien: Ihre Ahnen wirken stets steif und ein wenig unnatürlich. Noch heute sind diese alten Fotografien für den Menschen sehr wertvoll und faszinierend, bilden sie doch
die Welt so ab, wie der Fotograf sie damals gesehen hat. Der Betrachter fühlt sich Jahrhunderte zurückversetzt und bekommt einen Eindruck davon, wie die Menschen damals aussahen oder wie sie lebten. An dieser Tatsache hat sich bis heute eigentlich nichts geändert. Dem Reisenden steht zwar eine hochmoderne Kameraausrüstung zur Verfügung, und das Reisen an sich ist wesentlich bequemer geworden als früher, aber auch heute möchte der Reisende mittels seiner Fotos nicht nur eine Reise dokumentieren und seine Erinnerungen festhalten, sondern auch ein Stück der Welt vermitteln, wie er sie vor Ort gesehen und erlebt hat.
Links: Das verrostete Tor gibt dem Bild einen pittoresken Rahmen und zieht den Betrachter schnurgerade auf den ellenlangen Steg in La Paz in der mexikanischen Baja California hinaus. Das bewusst mittig gesetzte Motiv verstärkt diesen Eindruck. Unten: Per Aufhellblitz ist diese Szene in einem Tempel in Thailand in allen Bereichen ausreichend belichtet. Der Fotograf bleibt dezent im Hintergrund und respektiert somit buddhistische Bräuche.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/8 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Innenhof eines buddhistischen Tempels in Huanglong (China). Eine strenge Anordnung bestimmt das Bild, Tempelbesucher im Bild würden hier die Bildaussage stören. Zeit ist ein wesentlicher Faktor der Reisefotografie. Die Belichtung wurde um –0,7 LW korrigiert.
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Die Reisefotografie hat sich aus technischer Sicht im Vergleich zum 19. Jahrhundert stark verändert, aber ihre Aussage ist doch im Wesentlichen die gleiche geblieben. Die moderne Entwicklung erlaubt uns heute, mit relativ leichtem Fotogepäck in die weite Welt aufzubrechen. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Reisefotograf zum Teil umfangreiches Gepäck, bestehend aus mehreren schweren Fotokoffern, mit sich führte. Dank der Digitaltechnik braucht der Reisefotograf nur noch wenige Objektive, ein Kameragehäuse sowie möglichst ein Ersatzgehäuse, falls die Kamera kaputtgeht, reichen aus, und auch das stets unentbehrliche Stativ ist dank modernster Materialien nicht mehr „tonnenschwer“ wie noch vor wenigen Jahren. Die Sorge um Filmmaterial bei Hitze, Staub, Feuchtigkeit und Röntgenapparaten auf Flughäfen ist bei der Digitalfotografie gänzlich verschwunden.
Reisefotografie auf hohem Niveau Eigentlich hat der Reisefotograf es nun leicht, könnte man meinen, wäre da nicht der hohe Anspruch, den diese Art der Fotografie an ihn stellt. Denn die Kunst des ernsthaften Reisefotografen ist, mittels seiner Bilder ein Land so zu beschreiben, dass sich möglichst viele Aspekte des bereisten Landes dort wiederfinden. Ein Bild oder eine Reisedokumentation sollte so aussagekräftig sein, dass der Betrachter bestimmte Dinge, die typisch für ein Land sind, bei der Betrachtung assoziiert. Dabei muss der Fotograf vor Ort eine bestimmte Motivauswahl treffen, denn es ist unmöglich, alle Aspekte, Stimmungen, Gebräuche oder gar die Gerüche eines Landes einzufangen. Der Reisefotograf muss dafür die verschiedensten Bereiche der Fotografie beherr-
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
schen, ist er doch Landschaftsfotograf, Architekturfotograf, Tierfotograf und Porträtfotograf in Personalunion. Sich allein in einem dieser Gebiete gut auszukennen und das technische Know-how zu besitzen bedeutet schon ein großes Fachwissen und eine gute Kenntnis der Fotografie. Aber in viele Spezialgebiete der Fotografie einzutauchen und jeweils über ein umfangreiches Detailwissen zu verfügen zeichnet den guten Reisefotografen aus. Dazu gehört ebenfalls ein gehöriges Quäntchen Glück und eine große Portion Zufall, denn auch der beste Reisefotograf lebt manchmal vom ungeplanten Schnappschuss. Um die Landschaft des bereisten Landes aufzunehmen, sollten Sie sich viel Zeit nehmen, denn gute Landschaftsbilder entstehen nicht im Vorbeigehen. Viele Reisende sind im Nachhinein enttäuscht über ihre Bil-
der, denn sie haben viel zu schnell einfach nur drauflosgeknipst. Schnappschüsse von Landschaften sind nahezu undenkbar, zumal Landschaft ein Motiv ist, das geduldig stillhält. Durch den Sucher sieht Landschaft nämlich ganz anders aus, als wenn man sie mit den eigenen Augen betrachtet. Planen Sie Ihre Bilder genau und überlegen Sie, welches Detail Sie in den Vordergrund rücken möchten, denn ein Landschaftsbild stellt immer eine Verkleinerung des Originals dar. Das Wissen um die Kultur, die Sprache und die Menschen, die dort leben, fließt in ein gutes Landschaftsbild mit ein. Setzen Sie sich mit dem Land und den Menschen auseinander, dann sehen Sie die Landschaft auch in einem anderen Licht. Versuchen Sie, das Charakteristische der bereisten Landschaft in Ihrer Aufnahme herauszuarbeiten.
Das mit einem Moospolster bewachsene Ufer definiert die räumliche Dimension der Laguna Colorada auf dem Altiplano in Bolivien und lässt sie nicht zu ausladend erscheinen. Durch das Weitwinkelobjektiv wird der weite Landschaftsraum der Laguna bei extremer Schärfentiefe erfasst. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
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Die Dokumentation des Alltags des bereisten Landes erzählt häufig sehr intensiv vom Leben der Menschen dort. Traditionen, Sitten und Gebräuche können Sie fotografisch festzuhalten versuchen. Auch Bilder von der Umgebung, in der Menschen arbeiten und leben, können sehr anschaulich vor Augen führen, wie die Verhältnisse in einem Land sind. Aspekte wie Armut oder Reichtum im Land sollten ebenso wenig fehlen, solange sie für das Land bedeutend sind. Auch die Gegenüberstellung dieser beiden Seiten in einem Bild kann fesselnde Bildaussagen erzeugen. Was aber ist ein Land ohne die Menschen, die es bewohnen? Die Porträtfotografie ist ein ganz wichtiger Teil der Reisefotografie. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Durch die ungewöhnlich gewählte Perspektive von unten nach oben wirkt diese Kirche in San Ignazio in der Baja California (Mexiko) besonders mächtig. Der farbintensive Strauch im Vordergrund nimmt dem Gebäude gleichzeitig viel von seiner formalen Strenge.
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Die Architektur eines Landes „erzählt“ viel von seiner Geschichte. Dabei ist es egal, ob Sie alte Gebäude oder modernste Architektur abbilden, ob Sie Stadtansichten oder Innenaufnahmen erstellen. Das Wissen um stürzende Linien, die Kameraneigung und die Handhabung von Spezialobjektiven wie Shift- und Tilt-Objektiven sollte Ihnen dabei helfen, dem eigenen Charakter der vorherrschenden Architektur auf die Spur zu kommen. Denn darum geht es in der Architekturfotografie: die Entdeckung der Architektur selbst. Der Reisefotograf fertigt zudem eine Reportage seiner Reiseerlebnisse an. Da sollte jeder wichtige Aspekt des bereisten Landes vertreten sein. Manchmal fehlen bestimmte Motive, was erst nach Ende der Reise auffallen kann, da vor Ort die neuen Eindrücke zu gewaltig waren und die Motivvielfalt schier unerschöpflich schien. Eine genaue Reiseplanung im Vorfeld in allen Details ist deshalb immens wichtig für das Gelingen einer guten Fotoreise. Doch dazu mehr im Verlauf dieses Kapitels.
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
Das Gesicht eines Menschen ist einzigartig und enorm aussagekräftig. Das Porträt kann uns unmittelbar in das Land oder in ein bestimmtes Geschehen hineinziehen. Dabei müssen Sie nicht immer auf der Suche nach einem „Original“ sein. Der Mensch direkt neben Ihnen kann ebenfalls ein ideales Modell sein. Versuchen Sie, sich in Ihr Modell hineinzuversetzen und auf diesem Weg seine Persönlichkeit herausarbeiten. Können Sie das gewählte Motiv dann noch in einen Bezug zur Realität des Landes setzen, ist das Bild perfekt. Stellen Sie sich das Bild eines Akkordeonspielers vor; das Motiv selbst ist noch nicht besonders aussagekräftig. Weht im Hintergrund des Musikers jedoch verschwommen
die französische Trikolore, assoziieren wir die typische französische Akkordeonmusik, und das Motiv erhält dadurch seine charakteristische Bildaussage. Doch gerade bei der Porträtfotografie müssen Sie manchmal schnell reagieren, um einen besonderen Moment festzuhalten, einen flüchtigen Blick oder ein leises Lächeln beispielsweise. Hier zahlt es sich aus, wenn Sie die Kamerabedienung im Schlaf beherrschen und Ihre Ausrüstung schussbereit haben. Zollen Sie den zu fotografierenden Menschen jedoch immer den nötigen Respekt und achten Sie darauf, ihre Würde nicht zu verletzen. Prüfen Sie auch immer, ob Ihnen die Menschen freundlich oder ablehnend begegnen.
Ein schwimmender Markt in Thailand dokumentiert das Alltagsleben der Marktfrauen. Zugleich zieht das an sich unspektakuläre Bild den Betrachter in seinen Bann, da es diese Form des Markts bei uns in Europa nicht gibt. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/125 sek ISO 100
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
Das fotografische Konzept
WAS MÖCHTEN SIE AUSDRÜCKEN? Die Frage „Warum möchten Sie auf Reisen fotografieren?“ kann leicht beantwortet werden: Als ambitionierter Hobbyfotograf überwältigt Sie die Motivvielfalt Ihres Reiseziels, und Sie knipsen wild drauflos. Ihre Fotos sollen Erinnerungsstücke sein, Sie möchten anhand der mitgebrachten Fotos Freunden und Verwandten den bereisten Teil der Welt näherbringen. Sie möchten zeigen, in welcher Form und mit welchen Höhepunkten Sie das bereiste Land erlebt haben. Ihre Bilder sind ein besonderes Souvenir, ein Andenken an eine schöne Zeit. Legen Sie aber im Lauf der Zeit Ihre fotografische Messlatte höher, werden Sie diese Bilder nicht mehr zufriedenstellen. Ihren Aufnahmen fehlt es an künstlerischer oder informativer Aussage. Stellen Sie nun professionellere Ansprüche an die Reisefotografie, legen Sie Ihr Augenmerk auf gänzlich andere Motive bzw. wählen diese bewusster aus und rücken sie ausdrücklich auf Ihre ganz eigene Art ins Bild. Ihr Ziel ist ein großes Publikum: Sie möchten den bereisten Teil der Welt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, sei es in Bildbänden, Ausstellungen, Reportagen in Zeitschriften oder in einer Audiovision-Show.
Bevor Sie sich mit Ihrer Kameraausrüstung in die Welt aufmachen, ist es immer hilfreich, wenn Sie bereits zu Hause ein fotografisches Konzept erarbeiten. Das hilft in jedem Fall, sich gegen die Flut von neuen Eindrücken zu wappnen. Planen Sie, einen Bildband zu einem Land oder einem bestimmten Thema zu veröffentlichen, sind reifliche Überlegung und eine exakte Reiseplanung ein unumgängliches Muss. Motivplanung Vor Reiseantritt müssen Sie minutiös planen, welche Motive in Ihrem Bildband vorkommen sollen und welche auf gar keinen Fall fehlen dürfen. Um einen Bildband zu einem bestimmten Land zu fotografieren, müssen Sie mehrere Reisen dorthin einplanen, denn nicht immer sind Sie zur richtigen Jahreszeit am richtigen Ort.
Links: Mit einer freundlichen Natürlichkeit stillt diese Himba-Frau in Namibia ihr Kind. Diese einfache Szene verrät dem Betrachter viel über die Kultur dieses Stamms. Durch den direkten Blickkontakt des Fotografen mit der Porträtierten fühlt sich auch der Betrachter sofort angesprochen.
Jahreszeitabhängige Aspekte Lichtstimmungen, Blattverfärbungen oder eine bestimmte Vegetation sind jahreszeitabhängig. Den Indian Summer in Amerika können Sie eben nur im Herbst fotografieren. Oder beispielsweise ein Tier, das charakteristisch für das Land ist, wie z. B. der Kondor für Chile, der sogar das chilenische Wappen ziert, zog leider gerade nicht seine Kreise über den Kordilleren, als Sie vor Ort waren. Auch Wetterpech und anderes Ungemach müssen auf Reisen stets einkalkuliert werden. Kultur des Reiselandes Ein guter Bildband entsteht nicht auf einer einzigen Reise. Sie als Fotograf müssen sich stark auf das Land einlassen, viel mit den Bewohnern sprechen, in die Kultur eintauchen und ein großes Verständnis für Sitten, Gebräuche und die dortige Lebensweise entwickeln. Denn Ihr Wissen um das fremde Land fließt in Ihre Bilder mit ein. 21
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/8 Belichtung 1/15 sek ISO 100
Für Fotoreportagen und MultivisionShows können auch persönliche Aufnahmen spannend in Szene gesetzt werden, besonders wenn es sich um eine abenteuerliche Reise handelt – hier beim abendlichen Lagerfeuer am Ufer des Maligne Lake in Kanada.
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Audiovision-Show Ist die Intension der Fotoreise, das Reiseziel später als Audiovision-Show zu präsentieren, sollte Ihr Anspruch ebenfalls professionell sein. Es gelten die gleichen Maßstäbe wie bei den fotografischen Überlegungen zu einem Bildband. Zusätzlich müssen Sie jedoch die Motivauswahl so gestalten, dass Sie genügend Motive im Kasten haben, um später bei der Präsentation mit guten Überblendbildern zu beeindrucken.
Ein Ziel sollte sein, bei den Zuschauern einen Überraschungseffekt auszulösen. Sie müssen also genau überlegen, welche Motive sich für die Überblendtechnik besonders eignen. Auch hier lohnt es sich, diese Überlegungen vor Reiseantritt anzustellen, denn während der Reise, vor allem zu Beginn, wenn alles so neu und fremdartig ist, dass man am liebsten alles ablichten würde, kann es Ihnen passieren, dass Sie an wichtige Details nicht denken.
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
Für Bildagenturen arbeiten Wer für Kalenderverlage oder Bildagenturen arbeitet, muss wieder einen anderen Maßstab anlegen. Als Profi muss man ein Bild machen, das eine besondere Bildaussage transportiert, denn das Bild muss sich von anderen Profibildern abheben, es soll aus der Masse herausstechen. Um ein Bild zu verkaufen, muss es viele Ansprüche erfüllen, denn die Bilddirektoren sind kritisch und verzeihen keine Fehler, seien sie auch noch so winzig.
Das Bild muss technisch hundertprozentig sein. Bildrauschen und selbst kleinste Unschärfen sind bei großformatigen Kalendern unverzeihlich. Dazu kommt, dass beliebte Motive oder besonders markante Punkte eines Landes immer wieder gern auch als Kalenderbilder oder in der Werbung genutzt werden, denn beim Betrachter sollen mit dem beworbenen Produkt bestimmte Assoziationen entstehen.
Reisefotografie für Audiovision-Shows, Bildbände und Magazine bedürfen einer exakten Planung. Mehrere Reisen sind unabdingbar, um dem hohen Anspruch gerecht zu werden. Sie agieren als Profifotograf und beherrschen die Kunst der Fotografie in vielen Sparten.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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Reisefotografie für Medien, z. B. Kalender und Bildagenturen, ist anspruchsvoll. Das gewünschte Motiv muss inszeniert werden. Hier sticht das gelbe Haus im Vordergrund ins Auge und lässt es förmlich ins Bild hineinwandern, was zu den abgelegenen Orten der Cinque Terre in Italien passt. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/15 sek ISO 100
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Wie aber soll ein besonderes Bild von einem Motiv entstehen, das bereits hundertfach abgelichtet wurde, wie der Tadsch Mahal in Indien beispielsweise? Also Motive, die so typisch für ein Land sind, dass sie in keinem Bildband, Bericht und keiner Reportage über dieses Land fehlen dürfen? Stellen Sie sich einmal einen Bildband über Ägypten vor, in dem Fotos von den Pyramiden ausgespart sind – das ist nahezu undenkbar. Hier ist nicht nur die technische Handwerkskunst des Profifotografen gefragt, sondern auch seine Kreativität, seine Beharrlichkeit und sein besonderes fotografisches Sehen. Doch egal mit welchem fotografischen Anspruch Sie die Reise beginnen: Ein gutes Konzept dient Ihnen nicht nur dazu, den Überblick zu behalten und sich nicht zu verzetteln, sondern auch dazu, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.
Effektive Reiseplanung Reisen bedeutet, dass Sie stets auf sich neu entwickelnde Situationen spontan reagieren müssen. Eine Reise verläuft nicht schurgerade entlang Ihres Reiseplans. Gerade als Reisefotograf treffen Sie häufig auf Unerwartetes und müssen zügig umplanen können. Ihre Spontaneität wird Ihnen hier zugutekommen. Sie müssen sich vollständig auf Ihr Reiseland einlassen können. Gegen schlechtes Wetter hilft oft nur geduldiges Warten, was den Reiseplan ebenfalls gehörig durcheinanderbringen kann. Auch ein verpasstes Transportmittel oder eine zufällige Bekanntschaft, die mit einer freundlichen Einladung, endet, kann eine Umplanung erforderlich machen. Dennoch, eine gute und sorgfältige Planung ist das A und O einer gelungenen Fotoreise.
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
Am Anfang ist die Idee Anhand eines praktischen Beispiels möchten wir Ihnen nun unsere Tipps und Gedanken zur Reisevorbereitung und Reiseplanung weitergeben. Der Weg von der Idee bis zur tatsächlichen Umsetzung einer Fotoreise ist vielschichtig. Sie sehen beispielsweise einen interessanten Bericht im Fernsehen oder lesen eine spannende Dokumentation über ein Land in einer Zeitschrift. Ihr Interesse ist geweckt, und Sie möchten mehr über dieses Ihnen unbekannte Land erfahren. So ist es uns ergangen, als wir das erste Mal eine interessante Dokumentation über Patagonien im Fernsehen gesehen haben. Durch Bildberichte in Magazinen informierten wir uns ausführlicher über diese uns unbekannte Region am Ende der Welt.
Bildbände und Reiseführer Nun war unser Interesse bereits so groß, dass wir uns Bildbände und aktuelle Reiseführer besorgten. Sie sind eine gute Informationsquelle und ein guter Leitfaden, um das fotografische Konzept festzulegen. Reiseberichte in Zeitschriften oder im Internet enthalten oft praktische Tipps, auf die Sie zurückgreifen können. Achten Sie jedoch auch hier auf die Aktualität des Berichts, denn ist dieser schon einige Jahre alt, können die Tipps bereits veraltet sein. Internetrecherche Wir greifen ebenfalls gern auf das Internet zurück, denn es ist eine quasi unerschöpfliche Informationsquelle. Wir recherchierten im Internet und speicherten alle wichtigen Informationen und Bilder über Patagonien in einem Word-Dokument ab. Erfahrungsberichte schon dort Gewesener lasen wir mit großem Interesse.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Informieren Sie sich im Vorfeld genauestens darüber, was Ihr Reiseland alles zu bieten hat und welche Aspekte wichtig sind. Das umfasst Flora, Tierwelt und Lebensbedingungen ebenso wie die Kultur und Geschichte eines Landes. Einst blühend und reich, heute auf dem absteigenden Ast: Schaffarmen wie die Estancia Puerto Borris in Patagonien (Chile).
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Die Cuernos del Paine im Nationalpark Torres del Paine in Patagonien (Chile). Das Weitwinkelobjektivs vermittelt die räumliche Weite der majestätischen Berge und der Landschaft. Eine exakte Zeitplanung ist wichtig, vor allem wenn das Reiseland so riesig ist wie Patagonien. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/20 sek ISO 100
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Eine besonders spannende Quelle zur Erforschung des gewünschten Orts kann auch Google Earth sein, denn damit können Sie sich auf Knopfdruck den Teil des Landes in Ihr Wohnzimmer holen, den Sie bereisen möchten. Versuchen Sie, genügend Informationen über Ihr Reiseziel zu sammeln und zu lesen. Sie sollten sich so vertraut wie möglich mit dem Land machen, denn nur dann kehren Sie mit guten Resultaten im Fotogepäck nach Hause zurück. Auch die Literatur eines Landes kann eine gute Quelle darstellen und manchmal lange Flugzeiten angenehm überbrücken. In der Literatur offenbart sich zudem häufig die Seele eines Landes.
Reisezeit festlegen Haben Sie sich nun geistig auf Ihr Reiseziel eingestellt, geht es an die praktische Planung. Zunächst müssen Sie die Reisezeit festlegen und überlegen, welche Jahreszeit für Ihre Reise infrage kommt. Informieren Sie sich auch hier im Internet oder in Reiseführern, denn das Klima im Zielland kann von dem unsrigen zur gleichen Jahreszeit stark abweichen. Als beste Reisezeit für Patagonien hat sich für uns beispielsweise die Zeit von November bis März erwiesen. So konnten wir nach unserem europäischen auch den patagonischen Sommer bei milden Temperaturen genießen. Die Tage waren zudem länger, was uns mehr Zeit zum Fotografieren ließ.
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
Tourenplanung Als Nächstes ist es wichtig, eine genaue Tourenplanung z. B. für eine vierwöchige Reise auszuarbeiten. Versuchen Sie, relativ exakt zu planen, denn eine zu laxe Planung kann schnell überholt sein, vor allem wenn Sie in entlegene Gebiete reisen. Eine vernünftige Reiseorganisation im Vorfeld belohnt Sie während der Reise, denn dann haben Sie den Kopf frei für die anstehenden fotografischen Aufgaben und müssen sich nicht auch noch mit organisatorischen Problemen herumschlagen. Organisieren Sie Ihre Reise aber nicht zu knapp, sonst hetzen Sie unter Umständen von Ort zu Ort und kommen nicht zum Fotografieren. Häufig unterschätzt man Transportmittel- und Fortbewegungsprobleme bzw. wie lange man für bestimmte Entfernungen braucht. Planen Sie also gewisse Pufferzeiten und -tage ein. Wenige fest gebuchte Unterkünfte beispielsweise lassen einen großen Spielraum zu. Wenn Sie, gerade in Patagonien, von einem Kälteeinbruch überrascht werden oder Ihnen orkanartiger Wind um die Nase fegt und das Fotografieren unmöglich macht, können Sie von solch eingebauten Zeitpuffern profitieren und fotografieren erst, wenn sich das Wetter beruhigt hat. Nehmen Sie sich auch nicht zu viele verschiedene Anfahrtspunkte vor, sonst verzetteln Sie sich nicht nur zeitlich gesehen. Konzept erarbeiten Steht Ihre Tourenplanung, sollten Sie beginnen, Ihr fotografisches Konzept zu erarbeiten. Sammeln Sie Bildideen und arbeiten Sie Ihren fotografischen Schwerpunkt heraus. Gerade wenn Sie eine Reportage planen, müssen Sie genau festlegen, welchen Schwerpunkt Sie setzen: Stehen beispielsweise architektonische Höhepunkte oder Besonderheiten im Vordergrund Ihres
Interesses oder die schwierigen Lebensbedingungen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe? Bei einer Reportage können Sie sich entweder auf das gesamte Land bzw. auf eine bestimmte Region fokussieren, oder Sie beschränken sich auf Teilaspekte. Hier müssen Sie besonders sorgfältig bei Ihrer Motivplanung vorgehen, denn das Fehlen einiger wichtiger Motive kann Ihrer Reportage eine gänzlich andere Aussage geben. Bei der Reportagefotografie ist es jedoch wichtig, die Realität möglichst objektiv darzustellen. Legen Sie eventuell Kategorien fest – markante Punkte, Bauwerke, besondere Tiere oder Pflanzen, gesellschaftliches Miteinander, landschaftliche Höhepunkte, Lokalkolorit. Notieren Sie sich alles und überlegen Sie, welche Motive Sie benötigen. Vor allem müssen Sie immer im Hinterkopf behalten, mit welchem Ziel Sie diese Fotoreise unternehmen. Möchten Sie Ihre Fotos Kalenderverlagen anbieten, oder sammeln Sie Bilder für einen Bildband? Welche Motive brauchen Sie für welchen Zweck? Sie kön-
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5 Belichtung 1/650 sek ISO 100
Unterwegs auf der Ruta 40 in Patagonien (Argentinien). Das Tele verdichtet die unendliche Weite Patagoniens. Planen Sie Pufferzeiten ein, denn manchmal sind die Wege lang und holperig. So bleibt Ihnen mehr Zeit zum Fotografieren.
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nen natürlich nicht jedes Motiv im Vorhinein planen, aber eine grobe Motivplanung lässt Sie vor Ort den Überblick behalten. Fortbewegungsmittel Auch die Fortbewegung spielt auf Ihrer Reise eine wichtige Rolle. Buchen Sie frühzeitig sämtliche Flüge für Ihre Reise, das spart oft Geld. Denken Sie dann an die Inlandtransfers. Benötigen Sie ein Mietfahrzeug, sollten Sie es ebenfalls im Vorfeld reservieren. Idealerweise buchen Sie schon eine Unterkunft für den An- und Abreisetag, denn eine gebuchte Unterkunft bei Reisebeginn lässt Sie entspannter ans Werk gehen. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/50 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/250 sek ISO 100
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Metzgerei und Kunsthandel in einem. Dieses originelle Motiv in Puerto Natales in Patagonien (Chile) lässt sich auch bei noch so guter Planung nicht vorhersehen.
Das Transportmittel der Gauchos in der Weite Patagoniens ist traditionell das Pferd. Solche Aufnahmen, die das Typische einer Region zeigen, dürfen auf keinen Fall bei einer Reportage fehlen.
Unterkunft Wer, so wie wir in Patagonien, Trekkingtouren in den Bergen plant, sollte sich eine gute Campingausrüstung zusammenstellen. Sie muss leicht, handlich, wetterbeständig und trotzdem so umfangreich sein, dass sie auch widrigen Bedingungen standhält. Kamera beherrschen An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Sie sich bereits zu Hause mit Ihrer Kamera auseinandersetzen sollten – vor allem wenn Sie sich extra eine neue Kamera angeschafft haben. Lernen Sie den Apparat gut kennen, studieren Sie die Betriebsanleitung und probieren Sie die verschiedenen Programme aus. Informieren Sie sich über alle Funktionen. Überprüfen Sie in jedem Fall Ihre Kamera sowie alle Zusatzgeräte auf ihre Funktionalität. Ist alles in Ordnung, und funktioniert auch wirklich alles? Packen Sie in jedem Fall die Bedienungsanleitung mit in Ihre Fototasche, denn nichts ist ärgerlicher, als auf Reisen nicht mehr zu wissen, wie eine ganz bestimmte, selten benötigte Funktion abzurufen ist oder wie man eine Einstellung ändern kann.
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
Die Adressen von Servicepartnern Ihrer Kamera im Reiseland können sehr hilfreich sein, falls Ihre Kamera auf Reisen Schaden nimmt. Schließen Sie eine spezielle Fotodiebstahlversicherung ab und nehmen Sie die Versicherungsunterlagen in Kopie mit. Stellen Sie eine Geräteliste mit den Seriennummern, dem Modell, dem Typ, dem Kaufdatum und dem Preis Ihrer Ausrüstung zusammen und lassen Sie ein Exemplar der Liste zu Hause, ein anderes, besser mehrere, nehmen Sie mit auf die Reise (siehe „Fotoversicherung bei Diebstahl“). Notizbuch Ein unentbehrlicher Reisebegleiter sollte Ihnen das Notizbuch sein. Wenn möglich, haben Sie dort schon Ihr Konzept über die gewünschte Motivauswahl niedergeschrieben. Das Notizbuch dient Ihnen aber auch als kleines Reisetagebuch, in dem Sie Reisestationen, besondere Begebenheiten und Namen von Personen oder deren Geschichten festhalten können. Das ist vor allem hilfreich, wenn Ihre Fotoreise dem Zweck dient, eine Audiovision-Show zu bebildern. Hier haben Sie dann schon viel Material beisammen, um den mündlichen Vortrag spritzig zu gestalten. Sprachführer Vergessen Sie keinesfalls einen kleinen Sprachführer, wenn Sie der Landessprache nicht mächtig sind. Selbst wenige einheimische Worte lassen Ihre Bemühung erkennen. Dies wird von der Bevölkerung positiv aufgenommen und öffnet häufig manch sonst verschlossene Tür. Aber auch ein freundliches Lächeln und Zeichensprache reichen in einigen Fällen aus.
Fotografierverbote Informieren Sie sich vor Reiseantritt über eventuell bestehende Fotografierverbote. Nicht immer weisen Schilder auf entsprechende Verbote hin. Zudem können Sie Gefahr laufen, der Spionage verdächtigt zu werden, denn was in einem Land legal ist, kann in einem anderen Land streng verboten sein. Grenzanlagen, Häfen, militärische Einrichtungen, Kriegsschiffe und Industrieanlagen sind meist tabu für Fotografen. Besonders gut sollten Sie sich informieren, wenn Sie in Länder reisen, in denen Pressezensur besteht, oder wenn Sie in diktatorisch regierte Staaten reisen. Aber auch zum Schutz von sensiblen Kulturgütern wie alten Büchern, antiken Wandteppichen, Gemälden oder Wandmalereien kann ein Fotografierverbot bestehen. Häufig gibt es in Museen, öffentlichen Gebäuden oder Gotteshäusern Fotografierverbote, hier müssen Sie entsprechende Genehmigungen einholen, möchten Sie beispielsweise die besondere Architektur eines Museums dokumentieren. Kümmern Sie sich auch hier schon im Vorfeld der Reise darum, das erspart Ihnen unnötige Wartezeit, die Ihre weitere Planung durcheinanderbringt. Besonders sensibel sollten Sie mit Fotografierverboten aus sittlichen oder religiösen Gründen umgehen. Respektieren Sie stets die einheimischen Sitten und setzen Sie sich nicht über den Aberglauben in manchen Ländern hinweg, das Foto raube die Seele des Abgebildeten oder durch das Abbild erlange man die Macht über den Abgebildeten. Auch das Fotografieren an religiösen Stätten oder Heiligtümern sollte immer mit viel Respekt geschehen, wenn es denn überhaupt erlaubt ist oder gewünscht wird. Dasselbe gilt für religiöse Zeremonien.
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Achten Sie beim Fotografieren stets darauf, die Privatsphäre der Menschen zu respektieren und ihre Würde nicht zu verletzen. Deutet Ihnen eine Person an, dass sie nicht fotografiert werden möchte, stecken Sie die Kamera besser wieder ein. Holen Sie sich Bewilligungen zum Fotografieren eventuell schon vor der Reise ein bzw. wenn Sie in der Hauptstadt des Landes sind. Informationen über Fotografierbeschränkungen und Ausnahmegenehmigungen können Sie bei der entsprechenden Botschaft oder dem Konsulat erfragen. Reisedokumente Kontrollieren Sie frühzeitig, ob Ihre Reisedokumente noch Gültigkeit haben. Manche Reisevorbereitungen scheinen so profan zu sein, dass man sie gar nicht erwähnt, aber dennoch sind sie notwendig. Das Wichtigste neben der Reiseplanung ist natürlich die Zusammenstellung der Ausrüstung. Da diese ausschlaggebend für eine gelungene Fotoreise ist, widmen wir ihr ein ganz eigenes Kapitel. Einreisebestimmungen Informieren Sie sich im Internet oder fragen Sie bei der entsprechenden Botschaft oder dem Konsulat nach den entsprechenden Einreisebedingungen oder Visa-Vorschriften Ihres gewünschten Reiselandes. Falls Sie in Länder reisen möchten, die politisch instabil sind, sollten Sie sich über die aktuellen Reisewarnungen des Auswärtigen Amts auf der entsprechenden Internetseite (www.auswaertiges-amt.de) informieren. Auf dieser Seite finden Sie auch immer die aktuellsten Einreise- und Visabestimmungen aller Länder. Um Probleme bei der Einreise in touristisch nicht so erschlossene Länder zu vermeiden, sollten Sie die aktuellen Einreisebestimmungen bei der Botschaft oder
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dem entsprechenden Konsulat erfragen, denn Ihre Fotoausrüstung unterliegt wie jede andere Handelsware den Zollbestimmungen. Reisen Sie mit einer umfangreichen Fotoausrüstung und befinden sich innerhalb Ihrer Ausrüstung viele Teile, die im Ausland gefertigt wurden, sollten Sie Ihre Ausrüstung vor der Abreise am Flughafen registrieren lassen, denn so können Sie Zollprobleme bei der Wiedereinreise umgehen. Auch hierzu kann Ihnen die Liste mit den Gerätenummern dienen. Informieren Sie sich aber auch darüber, welche Impfungen für das gewünschte Reiseland eventuell notwendig sind oder ob eine Malariaprophylaxe angeraten ist. Auch hier werden Sie im Internet fündig. Notieren Sie sich zudem die Notfallnummer Ihrer Auslandskrankenversicherung. Fotogepäck im Flugzeug Reisen Sie mit dem Flugzeug, müssen Sie Ihre Kameraausrüstung entweder so klein halten, dass sie als Handgepäck mitgeführt wird, oder Sie müssen sie besonders gut verstauen. Reisen Sie zu zweit, haben Sie den enormen Vorteil, dass Sie die Ausrüstung auf zwei Personen verteilen können, was vielleicht schon ausreicht. Informieren Sie sich bei der Fluggesellschaft, mit der Sie fliegen, wie viel Kilogramm Handgepäck Sie mitführen dürfen und was es beinhalten darf. Verstauen Sie Ihre Ausrüstung im Handgepäck, bieten sich gut gepolsterte Fototaschen oder Fotorucksäcke an. Die Ausrüstung sollte auf jeden Fall stoßsicher verstaut werden, denn sonst könnte sie bei auftretenden Turbulenzen in luftiger Höhe beschädigt werden. Denken Sie auch an den Fall, dass Ihr Gepäck eine andere Route nimmt als Sie und es verspätet an Ihrem Reiseziel eintrifft oder gar
verloren geht. Solange Sie Ihre Fotoausrüstung im Handgepäck mit sich führen, ist Ihre Fotoreise gerettet, und Sie können direkt mit Ihren Aufnahmen loslegen. Im schlimmsten Fall müssen Sie sich schnellstmöglich um eine neue Ausrüstung bemühen, was nicht nur finanziell belastet, sondern auch schwierig werden kann, wenn Ihr Reiseziel ein abgeschiedener Ort dieser Welt ist, an dem beispielsweise moderne Elektronikgeräte noch großes Staunen hervorrufen.
Fotoversicherung bei Diebstahl Bevor Sie in die weite Welt aufbrechen, sollten Sie sich unbedingt mit einem nicht sehr schönen, aber umso wichtigeren Thema befassen: dem Verlust Ihrer Ausrüstung oder
Teilen davon. Diebstahl ist leider ein weltweites Phänomen und kann Sie überall ereilen. Besonders risikobehaftet sind belebte Plätze, Märkte, Hafenstädte, Flughäfen, Bushaltestellen, Bahnhöfe und viele Orte mehr. Immer da, wo viele Menschen zusammenkommen und dichtes Gedränge herrscht, sollten Sie besondere Vorsicht walten lassen. Am besten tragen Sie Ihre Kamera – bzw. Fototasche oder Rucksack – immer am Körper und lassen sie nicht aus den Augen. Halten Sie zudem die Tasche verschlossen, dann verhindern Sie den schnellen Zugriff durch Diebe, wenn Sie mit Fotografieren beschäftigt sind. Haben Sie Ihre Kamera immer dicht bei sich, hat das auch den Effekt, dass Sie spontan auf neue Situationen reagieren können und fotobereit sind.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/8 Belichtung 1/1000 sek ISO 100
Die Anden in Argentinien. Auf dem Anflug nach Santiago de Chile überfliegt man die höchsten Berge der Anden. Mit einer guten Sitzplatzposition am Fenster bieten sich schon während des Flugs Fotografiermöglichkeiten.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/180 sek ISO 200
Platz in Santiago de Chile. Überall auf der Welt, wo viele Menschen zusammenkommen, ist Diebstahl nicht ausgeschlossen. Allerdings ist Chile eines der sichersten Länder in Südamerika und der restlichen Welt.
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Protzen Sie nicht mit Ihrer Kamera, denn das kann Begehrlichkeiten wecken. Vor allem in Ländern, in denen viel Armut herrscht, kann der Erlös, den Ihre Ausrüstung bzw. schon ein kleiner Teil davon erzielt, ganze Familien für längere Zeit ernähren. Auch eine auffällige Verpackung Ihrer Ausrüstung zieht neugierige Blicke auf sich. Wenn es sein muss, verpacken Sie Ihre Kamera auch schon mal in einer unscheinbaren Plastiktüte, denn auch diese kann mit Tüchern gepolstert werden. In Ihrer Unterkunft ist die Fotoausrüstung ebenfalls nicht immer sicher. Nehmen Sie Schlösser mit, um die Ausrüstung im Bedarfsfall anzuketten, oder lassen Sie sie an der Rezeption in den hoteleigenen Safe legen. Fahren Sie in Ihrem Reiseland mit öffentlichen Transportmitteln und bewältigen dabei auch nachts lange Strecken, sollten Sie ebenfalls Vorkehrungen treffen, damit Ihnen die Kamera nicht im Schlaf entwendet wer-
den kann. Lassen Sie auch in Restaurants oder Cafés Ihre Kamera nicht unbekümmert über der Stuhllehne baumeln, denn dann genügt ein schneller Griff, und Ihre Kamera ist weg. Sind Sie mit dem Auto unterwegs, sollten Sie Ihre Ausrüstung unsichtbar im Kofferraum aufbewahren, wenn Sie das Fahrzeug verlassen. In jedem Fall sollten Sie sich vor Reiseantritt Gedanken über eine spezielle Fotoversicherung machen, denn die normale Reisegepäckversicherung wird Ihnen bei Diebstahl keine professionelle Fotoausrüstung ersetzen. Bewegen Sie sich abseits der Routen, ist eine gute Versicherung sowieso Pflicht. Spezielle Fotoversicherungen sind in der Regel nicht preiswert, denn sie richten sich nach dem Wert Ihrer Ausrüstung. Ist die jedoch ein paar Tausend Euro wert, kann sich diese spezielle Versicherung bei einem Verlust schnell bezahlt machen. Sie benötigen eine Kameraversicherung oder eine Elektronik-
KAPITEL 1 GUTE REISEVORBEREITUNG IST ALLES
versicherung. Diese versichert die gesamte Fotoausrüstung. So können Sie in aller Ruhe fotografieren und müssen sich nicht ständig mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass im Ernstfall der finanzielle Schaden enorm wäre. Ist der Ernstfall eingetreten, ziehen Sie die Polizei hinzu. Gehen Sie bei Diebstahl immer zur Polizei und melden Sie den Schaden.
Lassen Sie ein polizeiliches Protokoll anfertigen, denn das müssen Sie der Versicherung vorlegen, um Versicherungsansprüche geltend machen zu können. Ziehen Sie eventuelle Zeugen hinzu. Dokumentieren Sie den Schaden und benachrichtigen Sie umgehend Ihre Versicherung. Dazu sollten Sie vor Reiseantritt die Notfall- bzw. Servicenummern des Versicherers notiert haben.
Orkanartiger Wind ließ dieses Fahrzeug am Lago Pehoe im Torres-del-PaineNationalpark (Chile) auf die Seite stürzen. Selbst wenn die Fotoausrüstung durch „höhere Gewalt“ zu Bruch geht, springt unsere spezielle Fotoequipmentversicherung ein.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/14 Belichtung 1/125 sek ISO 100
VOR ABSCHLUSS EINER FOTOVERSICHERUNG Vor dem Abschluss einer Fotoversicherung sollten Sie auf Folgendes achten: Besteht weltweiter Versicherungsschutz, und sind alle möglichen Gefahrenquellen abgesichert, selbst wenn Ihre Fotoausrüstung aus einem verschlossenen Zelt gestohlen würde? Lesen Sie auch im Kleingedruckten nach, gegen welche Art von Beschädigung, Wasserschaden, Verlust etc. Ihre Ausrüstung versichert ist. Ein Preisvergleich im Internet kann ebenfalls hilfreich sein. Bei Eintreten des Versicherungsfalls benötigen Sie dringend die zuvor angefertigte Geräteliste. Bewahren Sie diese Liste am besten in mehrfacher Kopie getrennt von Ihrer Ausrüstung an einem sicheren Ort auf.
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KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Ausrüstung für Reisefotografen 39
Kamera, Formate und Auflösung
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Fotografieren im JPEG-Format Fotografieren im RAW-Format RAW-Konverter-Software Alles eine Frage der Auflösung
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Objektive für die Reisefotografie
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Weitwinkelobjektive Universalobjektive Teleobjektive
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Ein Motiv bei drei Brennweiten
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Unverzichtbares Kamerazubehör
55 59 61 64 65 65 66
Ein Stativ gehört dazu Fernauslöser gegen Verwackler Polfilter und Grauverlaufsfilter Blitzgerät für den Aufhellblitz Zusatzakkus und Speicherkarten Notebook und externe Festplatte Kleine nützliche Dinge
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Fototasche oder Fotorucksack?
66 66 66
Fototasche für Kurztrips Fotorucksack für XL-Touren Fotokoffer für besten Schutz
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 35 mm Blende f/8 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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Ausrüstung für Reisefotografen Bevor Sie sich aufmachen, die Welt fotografisch zu erobern, müssen Sie neben der optimalen Reisevorbereitung einige technische Grundvoraussetzungen schaffen. Die richtige Ausrüstung ist unbedingt erforderlich, denn sonst bekommen Sie selbst das schönste Motiv nicht in den Kasten. Manchmal mangelt es nur an Kleinigkeiten, die aber in genau der Situation dringend nötig sind. Machen Sie sich möglichst vor Ihrer Fotoreise, auch wenn sie nicht nach Afrika, sondern in heimische Gefilde führt, Gedanken darüber, welche Ausrüstungsgegenstände vonnöten sind. Denn das gesamte Equipment mitzuführen ist beispielsweise bei
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Aufnahmen im Gebirge, wo Sie alles bergauf schleppen müssen, nicht immer notwendig. Bei der Planung Ihrer Ausrüstung kommt es immer auch auf die Art Ihrer Fortbewegung an. Reisen Sie mit dem Auto, können Sie
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
natürlich wesentlich mehr Ausrüstungsgegenstände einpacken, als wenn Sie mit dem Flugzeug unterwegs sind oder gar weite Strecken der Reise erwandern. Denn die Fotoausrüstung ist ja nur ein Teil des normalen Reisegepäcks. Dennoch sollte Ihre gesamte Ausrüstung so gestaltet sein, dass Sie möglichst flexibel auf die zu erwartende Motivvielfalt reagieren können. Dabei sollten Sie Zoomobjektive den Festbrennweiten vorziehen, denn so können Sie einen umfangreicheren Brennweitenbereich abdecken. Das Wichtigste bei der Ausrüstung ist natürlich die Wahl der Kamera und der Objektive.
Kamera, Formate und Auflösung Kompaktkamera oder Spiegelreflexkamera? Besitzen Sie eine Kompaktkamera mit Zoomobjektiv, benötigen Sie neben der Kamera und einer entsprechenden Tasche
lediglich Speicherkarten, dazu einen Ersatzakku und das Ladegerät. Je nach Reiseland müssen Sie auch an einen Adapter für die landesüblichen Steckdosen bzw. ein spezielles Netzteil mit der notwendigen Spannungsstärke denken. Wenn Sie ein Freund von Landschaftsaufnahmen sind, können Sie noch einen Polfilter für knalligere Farben und einen Grauverlaufsfilter zum Abdunkeln des Himmels bei starken Kontrasten mitnehmen. Und planen Sie Tauchgänge, brauchen Sie natürlich entsprechendes Unterwasserzubehör. Aktuelle digitale Kompaktkameras bieten zwar heutzutage auch schon ein recht großes Spektrum von Funktionen an, aber eine Spiegelreflexkamera ist ihnen dennoch überlegen. Sie als ambitionierter Reisefotograf, der eventuell sogar im professionellen Bereich anzusiedeln ist, werden wahrscheinlich sowieso mit einer Spiegelreflexkamera arbeiten. Sie ist den digitalen Kompaktkameras mit ihrem eingebauten Sensor, der
Links: Der Reisefotograf braucht oft Geduld und muss Wartezeiten in Kauf nehmen. Zum Schutz der aufgebauten Kamera vor dem Sand der Namib-Wüste im Death Vlei reicht hier das T-Shirt des Fotografen.
Damit Ihre Wanderung im Gebirge nicht zur Qual wird, sollten Sie sich im Voraus Gedanken darüber machen, was Sie fotografieren möchten und was in Ihren Fotorucksack gehört. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/60 sek ISO 100
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FÜR BESTE BILDQUALITÄT Für den hochwertigen Druck und auch für die weitere Bildbearbeitung empfiehlt sich in jedem Fall das RAWFormat. Speichern Sie Ihre RAW-Bilder zusätzlich nach der Bearbeitung im unkomprimierten TIFF-Format , möglichst mit 16 Bit, ab, um eine optimale Bildqualität zu erhalten. So erzielen Sie die größtmögliche Bildqualität und stellen sicher, dass Sie Ihre Bilder im Originalformat (RAW) unverändert abgespeichert haben und auch archivieren. So können Sie jederzeit auf das Original zurückgreifen.
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Pixelgröße und den vielen Einstellungsparametern weit überlegen. Zudem bietet sie den unschätzbaren Vorteil, dass Sie als Fotograf das Bildformat bestimmen, mit dem Sie Ihre Bilder aufnehmen und weiterverarbeiten möchten. Sie können zwischen dem JPEGFormat (Joint Photographic Experts Group) und dem RAW-Format (engl. raw = roh, also Rohdaten) wählen. Das RAW-Datenformat bieten mittlerweile auch einige qualitativ hochwertige Kompaktkameras (z. B. LEICA D-LUX 4, Panasonic Lumix DMC-LX3 oder Canon PowerShot G10) an. Fotografieren im JPEG-Format JPEG ist mit Sicherheit das am weitesten verbreitete Digitalbildformat. Die Gründe dafür: JPEG-Dateien lassen sich in mehreren (Qualitäts-)Stufen komprimieren, mit jedem Programm zu Bildbetrachtung und -bearbeitung öffnen und problemlos im Internet zeigen. Die JPEG-Komprimierung führt dazu, dass Bildinformationen auf Pixelebene zusammengefasst werden, um Speicherplatz zu sparen. Das führt zu mehr oder weniger sichtbaren Verlusten an Bildinformationen. Bei im JPEG-Format gespeicherten Bildern werden entscheidende qualitätsbestimmende Parameter wie Weißabgleich, Schärfung, Auflösung, Kontrast und Farbsättigung sowie die Kompressionsrate direkt bei der Aufnahme festgelegt. Sie sollten Ihre JPEGBilder in einer hohen Qualitätsstufe (10 bis 12) komprimieren, um eine möglichst optimale Qualität zu erhalten. Durch eine Nachbearbeitung, beispielsweise eine RGB-Farbkonvertierung, eine Tonwertkorrektur oder durch die Interpolation, geht viel an Qualität der Aufnahme verloren. Je höher die Komprimierungsstufe, desto kleiner wird die Datenmenge eines JPEG-Bildes, allerdings, und das ist der große Haken,
desto sichtbarer werden auch sogenannte Kompressionsartefakte. Diese eckigen Muster können ein Bild je nach Komprimierungsstufe enorm verschlechtern. Das heißt in der Praxis: Wer seine Fotos oder Bilder in vernünftiger Qualität und Größe präsentieren oder drucken möchte, sollte immer mit JPEGs arbeiten, die so wenig wie möglich komprimiert sind, also die bestmögliche Qualität (für eine JPEG-Datei) liefern. Möchten Sie Ihre Reisebilder an Kalenderverlage oder Bildagenturen verkaufen, sollten Sie auf das Fotografieren im JPEGFormat verzichten, da es für hochwertige Printerzeugnisse wie Kalender und Bildbände ungeeignet ist. Fotografieren im RAW-Format Ganz anders bei RAW-Dateien – hier wird tatsächlich exakt die Bildinformation gespeichert, die der Kamerachip aufzeichnet. Eine RAW-Datei wird von der Kamera praktisch unbearbeitet auf der Speicherkarte abgelegt. Bei Aufnahmen im RAW-Format haben Sie zudem wesentlich mehr Einflussmöglichkeiten als im JPEG-Format. Das RAW-Format wird gern als digitales Negativ bezeichnet. Auch wenn im RAW-Format der Weißabgleich oder die Tonwertkorrektur später in der Bildbearbeitung korrigiert werden kann, sollten die Einstellungen auch beim RAW-Format schon bei der Aufnahme annähernd stimmen, da die Nachbearbeitung der Bilder am Computer ansonsten sehr zeitintensiv ist. Zudem enthalten digitale Rohdatenformate 10 bis 14 Bit an Helligkeitsinformationen, was 1.024 bis 16.384 Helligkeitsstufen entspricht; demgegenüber erlauben JPEG-Dateien pro Farbkanal nur 256 Helligkeitsabstufungen. Das JPEG- und das TIF-Format arbeiten meist mit einer Datentiefe von 8 Bit. Wenn Sie also in der bestmöglichen
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Qualität fotografieren möchten, sollten Sie das RAW-Format nutzen. Stehen HDRBilder auf Ihrem fotografischen Programm, sollte ebenfalls das RAW-Format Ihre Wahl sein. Der große Informationsgehalt einer RAWDatei bringt aber auch Nachteile mit sich. RAW-Dateien benötigen wesentlich mehr Speicherplatz auf der Speicherkarte als im JPEG-Format abgespeicherte Bilder, da sie wesentlich mehr Aufnahmeinformationen beinhalten. Sie sollten also mehrere Speichermedien, seien es mehrere SD-Karten oder ein externes Speichermedium wie eine Festplatte, zu Ihrer Ausrüstung zählen, wenn Sie das RAW-Format bevorzugen.
RAW-Konverter-Software Speichern Sie Ihre Bilder im RAW-Format ab, können Sie sie später am PC mit einer entsprechenden Konvertierungssoftware bearbeiten. Diese Software wird einerseits von den Kameraherstellern angeboten, andererseits können Sie auf kommerziell vertriebene Software zurückgreifen, wie Adobe Camera Raw, Adobe Photoshop Lightroom, Apple Aperture oder Silkypix Developer Studio – alle für Microsoft Windows und Mac OS X. Die kommerziellen Programme verfügen meist auch über ein größeres Funktionsspektrum zur Bearbeitung Ihrer Kamerarohdaten.
Das Bild zeigt den in Adobe Photoshop integrierten RAWKonverter Camera Raw. Die von der Kamera angelieferten Rohdaten werden im Konverter „entwickelt“.
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Manchmal reicht eine Detailaufnahme aus, um Assoziationen mit dem Herkunftsland hervorzurufen. Das Weitwinkelobjektiv rückt hier den Kühlergrill des Straßenkreuzers formatfüllend ins Bild, ohne dass man auf einen gestochen scharfen Hintergrund verzichten muss. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 1/60 sek ISO 100
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Alles eine Frage der Auflösung Für die Erstellung professioneller Reisefotografien benötigen Sie eine Kamera mit hoher Megapixelzahl – mehr als 10 Megapixel. Da Sie Ihre Bilder nicht nur für den Hausgebrauch machen, sondern eventuell vorhaben, sie zu veröffentlichen oder großformatig abzuziehen, müssen Ihre Bilder eine feinere Auflösung vorweisen. Auch für hochwertige Drucke benötigen Sie Fotos mit hoher Auflösung. Je mehr Pixel Ihre Kamera verarbeiten kann, desto genauer und feiner wird die Darstellung Ihrer Bilder. Stellen Sie an Ihrer Kamera möglichst die optimale Bildaufnahmequalität ein, auch wenn dadurch die kamerainterne Verarbeitungsdauer der Daten steigt. Sie sollten jedoch immer bemüht sein – auch wenn Sie später am Computer in der Nachbearbeitung eines Bildes viel verbessern bzw. verändern können –, die optimale Qualität eines Bildes direkt bei der Aufnah-
me zu erreichen. Das spart zum einen viel Zeit am Computer, und zum anderen können Sie aus einem mittelmäßig bis schlecht fotografierten Bild auch per Nachbearbeitung mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm kein Meisterbild mehr zaubern.
Objektive für die Reisefotografie Fotografieren Sie mit einer digitalen Spiegelreflexkamera, müssen Sie entscheiden, welche Objektive Sie neben der oben genannten Standardausrüstung mitnehmen wollen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob ein einziges Superzoomobjektiv mit sehr weitem Brennweitenbereich oder zwei Zoomobjektive für Weitwinkel- und Telebrennweiten besser sind. Die Vorteile eines einzigen Objektivs: weniger Gewicht, flexiblere Bildgestaltung, keine Gefahr durch Staub auf dem Sensor, weil das Objektiv
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
nicht gewechselt werden muss. Der Nachteil: Die Bildqualität in den Extrembereichen Weitwinkel und Tele kann sehr eingeschränkt sein. Die Abbildungsqualität von moderateren Zoomobjektiven ist besser als die von Superzooms. Entscheiden Sie sich für lichtstarke Objektive, auch wenn Sie in der Anschaffung teurer sind. Dafür profitieren Sie von kürzeren Verschlusszeiten, was die Gefahr des Verwackelns mindert. Ein Zoomobjektiv ist zudem einfach flexibler, was Sie als Reisefotograf sicherlich schnell zu schätzen wissen. Sie können beispielsweise im Bereich der Porträtfotografie direkt auf sich verändernde Situationen reagieren, ohne den entscheidenden Moment eines breiten Lächelns durch einen langwierigen Objektivwechsel zu verpassen. Der große Vorteil dieser stufenlosen Brennweiten liegt aber auch darin, dass Sie Ihren Kamerastandpunkt nicht verändern müssen, um einen neuen Ausschnitt bestimmen zu können. Diesen Vorteil werden Sie zu schätzen wissen, wenn Sie im Gewimmel der Zuschauermassen eines populären Umzugs, man denke nur an die farbenprächtigen Karnevalsumzüge in Rio de Janeiro, Düsseldorf oder Köln, einen passablen Fotostandpunkt gefunden haben. Dazu kommt, dass Sie mit wenigen Zoomobjektiven bei gleichzeitig weitem Brennweitenspektrum immer noch mit relativ kleinem Gepäck reisen können. Wer auf hohe Bildqualität besonderen Wert legt, kann zusätzlich noch eine Festbrennweite, z. B. speziell für Architektur (Weitwinkel) oder Porträts (mittleres Tele), mitnehmen. Ist die Architekturfotografie der Schwerpunkt Ihrer Reise, sollten Sie überlegen, ob Sie auch ein Shift- und ein Tilt-Objektiv einpacken. Damit korrigieren Sie Perspektive und Schärfeebene und ver-
meiden den unschönen Effekt stürzender Linien (siehe den Abschnitt „Stürzende Linien“ in Kapitel 5). Allerdings werden mit jedem zusätzlichen Objektiv Gewicht und Platzbedarf der Ausrüstung größer. Ein weiterer Vorteil der Zoomobjektive auf Reisen ist, dass häufiger Objektivwechsel entfällt. Das hat gerade in der Digitalfotografie einen ganz entscheidenden, nicht zu unterschätzenden Vorteil: Jeder Objektivwechsel birgt die Gefahr, dass Staubpartikel oder gar Sand in das Kameragehäuse gelangen kann. Und das nicht nur in extremen Gebieten wie beispielsweise der Wüste, in der der Staubanteil in der Luft sehr hoch ist. Selbst das kleinste Sandkorn kann den empfindlichen Sensor Ihrer Kamera verkratzen. Kleinere Verschmutzungen kann die interne Sensorreinigung Ihrer Kamera entfernen, ist jedoch viel Schmutz in das Innere Ihrer Kamera gelangt, sollten Sie sie in einer Vertragswerkstatt professionell reinigen lassen. Im Folgenden möchten wir Ihnen drei Objektive vorstellen, die die verschiedenen Brennweitenspektren Weitwinkel, Normal und Tele abdecken. Anhand von Bildbeispielen verdeutlichen wir die praktische Anwendung der einzelnen Optiken während der Fotoreise. Weitwinkelobjektive Ein Weitwinkelzoomobjektiv gehört unbedingt ins Gepäck jedes Reisefotografen. Es ist wahrscheinlich das Objektiv, mit dem Sie die allermeisten Situationen Ihrer Reise fotografisch meistern können. Ein besonders empfehlenswertes Weitwinkelzoomobjektiv, das wir selbst stets dabeihaben, ist das AF-S Zoom-NIKKOR 14-24 mm der Firma Nikon. Es wurde sogar als bestes professionelles Superweitwinkelzoom im Jahr 2008 ausgezeichnet.
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WEITE RÄUME BEI EXTREMER SCHÄRFENTIEFE Fotografieren Sie mit einem Weitwinkelobjektiv, können Sie Räumlichkeit weit besser einfangen. Der große Bildwinkel erfasst weite Räume bei extremer Schärfentiefe (z. B. bei Blende 16 bis 22 von 28 cm bis unendlich). Beim Fotografieren mit einem Weitwinkelobjektiv können Sie sich Ihrem Motiv stark nähern und dennoch auch Details, die weit im Hintergrund sind, scharf abbilden. Diese Details erscheinen dann allerdings kleiner, da sie vom Vordergrund weiter abgerückt wurden. Bei der Reisefotografie können Sie mit einem Weitwinkelobjektiv viel von der Umgebung einfangen, in der sich das Motiv befindet. Auf diese Art und Weise vermitteln Sie dem Betrachter einen Eindruck des fotografierten Orts.
Die extrem kurze Brennweite ermöglicht einen weiten Bildwinkel. Der Innenhof des Dresdner Zwingers erscheint durch die bewusste Betonung des Vordergrunds mit viel Räumlichkeit. Die Belichtung wurde um –1,0 LW korrigiert.
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Das AF-S Zoom-NIKKOR 14-24 mm 1:2,8G ED ist ein besonders lichtstarkes Objektiv. Es wurde sogar mit dem TIPA-Award 2008 als bestes professionelles Superweitwinkelobjektiv ausgezeichnet.
Dieses lichtstarke Objektiv besticht durch seine exzellente Schärfe, die bis in den Randbereich reicht. Störende Lichtreflexe und Phantombilder werden mittels modernster Nanokristallvergütung vermieden. Die optische Konstruktion mit zwei EDGlaslinsen, die der Korrektur der chromatischen Aberration dienen, und asphärischen Glaslinsen ermöglichen zudem eine optimale Bildkorrektur. Eine exakte Scharfstellung wird durch die Innenfokussierung und den besonders leisen und schnell arbeitenden Motor garantiert.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/9 Belichtung 1/320 sek ISO 100
Sie können die Scharfstellung aber auch manuell vornehmen, ein schnelles Umschalten zwischen manuellem und Autofokus ist ebenfalls gewährleistet. Im Vollformat haben Sie einen Bildwinkel von 114 bis 84°. Das DXFormat bietet einen Bildwinkel von 90 bis 61°. Eine zusätzliche Gummiabdichtung schützt den Bajonettanschluss vor Schmutz und Feuchtigkeit. Die neun Lamellen der Blendenöffnung ermöglichen zudem ein verbessertes Bokeh – der Unschärfebereich des Vorderund des Hintergrunds. Erwähnenswert ist auch die integrierte Gegenlichtblende. Aber auch bei Architekturaufnahmen schaffen Sie mittels des Weitwinkelobjektivs besondere Bildaussagen. Die Betonung des Innenhofs im Vordergrund des Dresdner Zwingers, der aus kurzer Distanz mit einem extremen Weitwinkel fotografiert wurde, verleiht diesem Bild sehr viel Räumlichkeit. Die zulaufenden gebogenen Seitenflügel flankieren die Bildmitte, wodurch das zentrale Motiv besonders hervorgehoben wird. Möchten Sie Ihr zentrales Motiv bewusst in den Vordergrund stellen, aber die Schärfentiefe bis weit in den Hintergrund beibehalten, fotografieren Sie am besten mit einem Weitwinkel.
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Somit setzen Sie das Vordergrundmotiv in einen Kontext zum Hintergrund. Sie nutzen bewusst den Verkleinerungseffekt des Weitwinkelobjektivs und betonen so die Entfernung zwischen den verschiedenen Bildebenen. Wollen Sie jedoch beispielsweise Pflanzen fotografieren und gleichzeitig zeigen, in welcher Umgebung sie wachsen, dient das Weitwinkelobjektiv dazu, die Pflanzen in den landschaftlichen Kontext zu setzen. Das Weitwinkelobjektiv ermöglicht es Ihnen, den Lebensraum der Pflanze, beispielsweise einen waldgesäumten Bergsee mit dahinterliegenden Bergen, mit in das Bild einzubeziehen, um so räumliche Tiefe zu vermitteln. Das Weitwinkelobjektiv dient bei Naturaufnahmen also dazu, ein Hauptmotiv mit seiner Umgebung einzufangen. Die Umgebung befindet sich dabei stets in einer untergeordneten Rolle, und das Motiv dominiert das Bild.
Oben: Bei dieser Bildkomposition wurde dem Vordergrund besondere Bedeutung beigemessen, was auch durch die Froschperspektive betont wird. Die Gruppe der neugierigen namibischen Kinder wurde, per Weitwinkelobjektiv fotografiert, zu Ihrer Umgebung in Beziehung gesetzt.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/8 Belichtung 1/250 sek ISO 100
Unten: Die kurze Distanz zu den Krokussen lässt die zarten Blüten größer wirken. Dennoch ist neben dem unmittelbaren Vordergrund auch der weit entfernte Berg im Hintergrund bei Blende 16 scharf abgebildet. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/16 Belichtung 1/100 sek ISO 100 0,3 LW
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1,5 sek ISO 100
Aus der Froschperspektive und aus kurzer Distanz wurden diese Findlinge an der Kreideküste Jasmund auf der Insel Rügen im Morgenlicht fotografiert. So schaffen Sie viel Räumlichkeit. Die Belichtung wurde um –0,7 LW korrigiert.
OBJEKTIVEMPFEHLUNG WEITWINKEL Nikon
Beschreibung
AF-S Zoom-NIKKOR 14-24 mm 1:2,8G ED
Lichtstarkes Superweitwinkelzoom, ausgezeichnet mit dem TIPAAward 2008 als bestes professionelles Objektiv. Mit neuester Nanokristallvergütung ausgestattet, verringert es Phantombilder und Lichtreflexe bei einer optimalen Bildschärfe bis in den Randbereich. Die Innenfokussierung und ein schneller Silent-Wave-Motor sorgen für eine exakte Scharfstellung. Zwei ED-Glaslinsen zur Korrektur der chromatischen Aberration sind vorhanden. Eine manuelle Scharfstellung ist möglich durch Umschalten zwischen M/A und M. Eine Gegenlichtblende ist integriert. Der Bajonettanschluss verfügt über eine zusätzliche Gummiabdichtung. Der Bildwinkel im Vollformat erstreckt sich von 114 bis 84 Grad, im DX-Format von 90 bis 61 Grad.
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KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
OBJEKTIVEMPFEHLUNG WEITWINKEL Canon
Beschreibung
EF 17-40/1:4L USM
Freunde von Landschaftsaufnahmen, reportageartigen Fotos und großen Bildwinkeln sollten sich das 17-40/1:4 L USM unbedingt näher ansehen. Das Objektiv ist mit asphärischen Linsen sowie Super-UD-Elementen ausgestattet, um Abbildungsfehler zu minimieren. Die Blende ist kreisrund, was zum ansprechend dargestellten Unschärfebereich (Bokeh) führt. Da sich die Frontlinse beim Fokussieren nicht mitdreht, kann man problemlos drehbare Polfilter einsetzen. In Kombination mit den EOS-Kameras der 1er-Serie ist das Objektiv gegen Staub und Spritzwasser geschützt, die Naheinstellgrenze beträgt 0,28 m, was den Fotografen in die Lage versetzt, nah an spannende Vordergrundmotive heranzugehen.
Olympus
Beschreibung
ZUIKO Digital 12-60 mm F/2.8-3.5 SWD
Ein extrem scharfes und leistungsfähiges Zoom mit sehr großem Bildwinkel und Ultraschallmotor. Es ist geringfügig lichtschwächer als das 14-54. Leichte tonnenförmige Verzeichnung bei 12 mm Brennweite. Vereinzelt ist bei 12 mm Brennweite eine leichte sinusförmige Verzerrung am oberen Rand zu beobachten. Sehr schneller Fokus.
Universalobjektive Mit dem AF-S Zoom-NIKKOR 24-70 mm 1:2,8G ED können Sie eine Vielzahl von Motiven fotografieren. Es deckt vom Weitwinkelbereich bis zum leichten Telebereich ein großes Spektrum ab. Es ist ein lichtstarkes Normalzoomobjektiv, das speziell für die Anforderungen der digitalen Fotografie entwickelt wurde. In seinem Schärfebereich, der bis in den Randbereich reicht, kann sich dieses Objektiv sogar mit Festbrennweiten messen lassen. Lichtreflexe sowie Geisterbilder werden wie bei dem Weitwinkelobjektiv AF-S Zoom-NIKKOR 14-24 mm per Nanokristallvergütung verringert. Die chromatische Aberration wird durch EDGlaslinsen minimiert.
Das Normalobjektiv AF-S Zoom-NIKKOR 24-70 mm 1:2,8G ED der Firma Nikon wurde speziell für die Anforderungen der Digitalfotografie entwickelt.
Ausgerüstet mit einem schnellen SilentWave-Motor und Umschaltfunktion zwischen M/A und M sowie der Wahl zwischen
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/14 Belichtung 1/10 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/14 Belichtung 1/13 sek ISO 100
Oben: Diese Abbildung des Hafens in Porto Santo Stefano kommt der Sehweise unserer Augen am nächsten. Diese Aufnahme wurde mit einer Nikon D2x gemacht, sodass sich die Brennweite von 35 mm um den Faktor 1,4 verdoppelt. Mit einer Vollformatkamera und einem Objektiv 35–70 mm würde dieses Motiv genau unserer Sehweise (ca. 50 mm) entsprechen.
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Unten: Dasselbe Motiv mit 70 mm Brennweite aufgenommen. Durch das Heranholen offenbaren sich Details, die das Auge gern entdeckt. Die gesamte Bildaussage hat sich nur durch das Verändern der Brennweite gewandelt.
manuellem Fokus oder Autofokus, unterstützt Sie dieses Objektiv optimal bei der Scharfstellung. Der Bildwinkel liegt im Vollformat bei 84° bis 34°20‘ sowie bei einer DX-Kamera im Bereich von 61° bis 22°50‘. Allwettertauglich wird das Objektiv ebenso wie das genannte Weitwinkelobjektiv durch eine zusätzliche Gummiabdichtung am Bajonettanschluss. Mit diesem Zoomobjektiv fotografieren wir am meisten. Es ist ein absolutes Universalobjektiv mit einer fantastischen Abbildungsqualität. Für uns ist dieses Objektiv in der Reisefotografie nicht wegzudenken. Die Brennweite reicht vom Weitwinkel mit 24 mm bis zum Telebereich mit 70 mm. Anhand des folgenden Beispiels der Hafenpromenade von Porto Santo Stefano möchten wir Ihnen die flexible Arbeitsweise dieses Objektivs vor Augen führen. Das Beispiel zeigt deutlich, wie viel Dynamik dasselbe Motiv gewinnt, wenn es mit einer anderen Brennweite aufgenommen wird. Das erste Bild zeigt die gesamte Häuserzeile der idyllischen Hafenpromenade mit den vor Anker liegenden Jachten. Sie sehen viel und dennoch zu wenig, als dass Spannung aufkommen könnte. Die große Wasserfläche, die den Vordergrund bestimmt, wirkt zudem langweilig. Das zweite Bildbeispiel wurde mit einer Brennweite von 70 mm fotografiert. Die gesamte Szenerie rückt näher heran. Auch wenn einiges vom Motiv nun abgeschnitten ist, wirkt das Bild interessanter. Es lädt den Betrachter gerade ein, genauer hinzuschauen, um noch mehr Details zu entdecken. Auch der Vordergrund erscheint nun nicht mehr langweilig und wird durch die jetzt größer erscheinenden roten Bojen optisch aufgepeppt.
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
OBJEKTIVEMPFEHLUNG UNIVERSAL Nikon
Beschreibung
AF-S Zoom-NIKKOR 24-70 mm 1:2,8G ED
Dieses professionelle, lichtstarke Standardzoom wurde 2007 in das Nikon-Programm aufgenommen und ist speziell für die Anforderungen der digitalen Fotografie konzipiert. Es zeichnet sich durch eine optimale Bildschärfe bis in den Randbereich aus und kann es diesbezüglich auch mit Festbrennweiten aufnehmen. Die Nanokristallvergütung verringert Lichtreflexe und Phantombilder, ED-Glaslinsen reduzieren die chromatische Aberration, und der schnelle SilentWave-Motor, umschaltbar zwischen M/A und M, sorgt für eine optimale Scharfstellung im manuellen und/oder Autofokusbetrieb. Der Bajonettanschluss verfügt über eine zusätzliche Gummiabdichtung und macht dieses Objektiv allwettertauglich.
Canon
Beschreibung
EF 28-135/1:3,5-5,6 IS USM
Eines für alles! Einmal an die EOS angesetzt, kann man auf Fototour gehen und muss sich kaum mehr Sorgen darüber machen, dass man ein Motiv verpassen könnte. Und weil 135 mm aus der Hand meistens nicht mehr verwacklungsfrei zu fotografieren sind, hat das 28135 einen Bildstabilisator, der bis zu zwei Belichtungsstufen bringt. Dieser und der USM-Antrieb machen das Objektiv zwar teurer, dafür bekommt man aber auch eine nahezu professionelle Optik, die man aufgrund des langen Brennweitenbereichs fast immer an der Kamera angeschraubt lassen kann. Man kann Landschaften und Architektur, Streetlife und Menschengruppen, aber auch Porträts, Close-ups und Nahaufnahmen von Blüten machen, ohne das Objektiv wechseln zu müssen.
Teleobjektive Zur Überwindung jeglicher Distanzen und zur Komposition besonders dichter Bilder sollten Sie ein Telezoomobjektiv einpacken. Wir führen in unserem Reisegepäck stets das AF-S VR Zoom-NIKKOR 70-200 mm, ein kompaktes und zugleich lichtstarkes Telezoomobjektiv aus dem Hause Nikon, mit. Zur optimalen Scharfstellung dient der sehr schnelle und dennoch leise Silent-WaveMotor des Objektivs. Um möglichst verwacklungsfreie Aufnahmen machen zu können, ist in dieses Objektiv eine VR-Einheit eingebaut, die eine Belichtungszeitverlängerung von bis zu drei
Das AF-S Zoom-NIKKOR 70-200 mm 1:2,8G ED VR II ist ein Hochleistungstelezoomobjektiv der Firma Nikon mit integrierter VR-Einheit zur Verwacklungsreduzierung.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Porträt einer tibetischen Frau. Wir fotografierten sie bewusst mit offener Blende, um eine geringe Schärfentiefe zu erreichen. Der Hintergrund wirkt dadurch verschwommen, und sie hebt sich perfekt davor ab.
ÜBERWINDUNG GROSSER FLUCHTDISTANZEN Planen Sie eine Großwildsafari in Afrika als Ziel Ihrer Fotoreise, ist ein lichtstarkes Teleobjektiv mit Brennweiten von 300 bis 600 mm die Voraussetzung zur Überwindung großer Fluchtdistanzen. Wenn das anvisierte Wildtier dann immer noch zu weit entfernt ist, kann man zusätzlich einen 1,4-Konverter benutzen. Er verlängert die Brennweite des Grundobjektivs um 40 % bei einer Blende Lichtverlust.
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Lichtwerten erreicht. Diese Vibrationsreduktion kann auch von Normal auf Active umgestellt werden. Doch jeder Bildstabilisator hat auch seine Grenzen, und nicht alle aus der Hand fotografierten Bilder mit langen Verschlusszeiten bringen unverwackelte Ergebnisse – zumal gerade dieses kompakte Teleobjektiv ein Gewicht von 1,5 kg aufweist. Also denken Sie auch an ein Stativ. Die fünf ED-Glaslinsen dieses Telezooms garantieren neben einer hervorragenden Abbildungsqualität in Bezug auf Auflösung und Kontrast auch eine optimale Bildfehlerkorrektur. Als Fotograf holen Sie sich Ihr Motiv näher heran, ohne den Abstand zwischen sich und dem Motiv zu verändern. Das Teleobjektiv verdichtet die Elemente in einem Bild, und der Hintergrund kann in Unschärfe verschwimmen, was Sie als gestalterisches Element Ihrer Reiseaufnahmen einsetzen können. Vor allem bei Aufnahmen von Wildtieren, aber auch bei Bildern von Personengruppen oder bei Porträts sollten Sie das Teleobjektiv einsetzen. Die Telebrennweite bringt den Menschen, die Menschengruppe oder das Tier näher an den Betrachter heran und erlaubt so eine intimere Sicht. Bei Aufnahmen von Personen bewirkt diese Distanz aber auch, dass sich der Fotograf dezent im Hintergrund der Szene halten kann, was ihm gleichfalls einen respektvollen diskreten Blick auf gesellschaftliches Verhalten sowie auf Personen erlaubt. Auch manch guten Schnappschuss können Sie mit dieser Brennweite machen, denn Sie stehen weit genug weg vom Motiv, das sich ungestört fühlt. Bewusst unscharfer Hintergrund Das Teleobjektiv können Sie aber ebenso gut bei Porträtaufnahmen bewusst einsetzen. Möchten Sie Ihr Modell so in Szene
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
setzen, dass der Hintergrund in Unschärfe verschwimmt und sich die fotografierte Person perfekt vor diesem Hintergrund abhebt, ist das Tele das Objektiv Ihrer Wahl. Das Teleobjektiv sorgt nicht nur für eine Verdichtung der Perspektive, es verringert auch die Schärfentiefe. Bei einer langen Brennweite werden zudem die Proportionen des Gesichts Ihres Modells angenehmer dargestellt als bei einer kurzen Brennweite. Freistellen einzelner Motive Das Teleobjektiv dient aber auch dem Freistellen einzelner Motive. Gerade bei Aufnahmen von Pflanzen, die für Ihr Reiseziel typisch sind, können Sie so gestalterisch den Hintergrund einbeziehen. Stellen Sie sich einmal eine mittels Teleobjektiv freigestellte Sonnenblume in einem riesigen Feld aus Tausenden von Sonnenblumen vor, die die hügelige Landschaft der Charente in Frankreich zieren. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 4.0 300 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Die Leuchtkraft ihrer gelben Farbe wird durch den verschwommenen Hintergrund, der nun dunkler erscheint, deutlich betont. Durch Freistellung eines Elements bei gleichzeitigem Verschwimmen des Hintergrunds wird das Auge und somit das Interesse des Betrachters auf das freigestellte Element gelenkt. Die Tiefenstaffelung im Bild wird dabei aufgehoben. Konzentration auf die Kernaussage Bei Architekturaufnahmen haben Sie mit dem Teleobjektiv die Möglichkeit, ein Zuviel an Informationen im Bild zu reduzieren, um sich auf die Kernaussage, z. B. ein architektonisches Detail, zu konzentrieren. Das dargestellte Detail Ihres Bauwerks erscheint nun vergrößert. Gelingt es Ihnen noch dazu, ein „aktives“ Element in Ihre Architekturaufnahme zu integrieren, haben Sie ein Bild mit besonders starker Aussagekraft geschaffen, wie das Bild des Washingtoner Kapitols zeigt.
Links: Diese Sonnenblume wurde in einem Feld aus Tausenden von Sonnenblumen mittels Teleobjektiv freigestellt. Rechts: Per Teleobjektiv wird nur ein Teil des Kapitols in Washington, D.C. (USA) abgebildet. Die Bildaussage wird auf ein Minimum reduziert. Die Dynamik bringt die wehende amerikanische Flagge ins Bild, auch wenn sie noch so klein erscheint.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/30 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Oben: Mit dem Teleobjektiv über eine größere Distanz wurde die Skyline von Manhattan (New York) fotografiert. Durch den Einsatz des Teleobjektivs verdichtet sich die Stadtansicht, und die weiter hinten stehenden Skyscraper rücken dicht zusammen.
Überwinden räumlicher Distanzen Mittels des Teleobjektivs können Sie aber auch ganz praktisch räumliche Distanzen überwinden, wenn die Entfernung zwischen Ihnen und Ihrem Motiv unüberwindlich ist, wie es oft in Bergregionen oder hügeligen Landschaften vorkommt. Stadtansichten, die mit einem Teleobjektiv fotografiert werden, verdichten sich. Weiter hinten stehende Häuser rücken eng zusammen. Die Silhouette einer Stadt kann so sehr kompakt erscheinen, was besonders eindrucksvoll in Übersee im Land der Skyscraper dokumentiert werden kann.
Unten links: Mit dem Standardzoom 35–70 mm kann die Mehrzahl aller Aufnahmen bewältigt werden. In diesem Beispiel dient der Mensch im Bild als Maßstab des riesigen Wasserfalls. Der Betrachter kann die Dimension der Landschaft einschätzen.
Unten Mitte: Ein Telezoom ist ideal, um entfernte Details heranzuholen. Lange Brennweiten verkürzen die Perspektive, was sich auch gut für Abstraktionen eignet. Die Person springt dem Betrachter nun sofort ins Auge, was bei dem vorigen Bild nicht der Fall war, da sie zu klein abgebildet wurde. Zudem hat die Aufnahme viel an Dynamik gewonnen, denn das Foto transportiert nun auch die Gefahr, in der sich die Person so nah am Abgrund des tosenden Wassers befindet. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/2 sek ISO 100
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Unten rechts: Das extreme Heranholen der Person nimmt ein Detail der Aufnahme heraus und stellt sie in einem anderen Kontext dar. Die umgebende Landschaft fehlt, und es scheint, als stünde die Person vor einem abstrakten Hintergrund, da die Wassermassen als solche nicht mehr zu erkennen sind.
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Ein Motiv bei drei Brennweiten Wie sich die verschiedenen Objektive in der Praxis bezogen auf ein und dasselbe Motiv auswirken und wie somit die Bildaussage verändert wird, wird anhand der unten stehenden Abbildungen des Rio-Paine-Wasserfall im Nationalpark Torres del Paine in Patagonien (Chile) deutlich. Diese drei Bilder
sind von ein und demselben Kamerastandpunkt mit verschiedenen Brennweiten fotografiert. Sie sehen wie Sie allein durch Ihre Objektivwahl Ihre Aufnahmen gestalten können bzw. welchen Einfluss Sie durch die Objektivwahl auf die Bildaussage nehmen.
OBJEKTIVEMPFEHLUNG TELE Nikon
Beschreibung
AF-S Zoom-NIKKOR 70-200 mm 1:2,8G ED VR II
Kompaktes und lichtstarkes Hochleistungstelezoom mit integrierter VR-Einheit zur Verwacklungsreduzierung mit bis zu drei Lichtwerten. Die Betriebsart ist umschaltbar zwischen Normal und Active. Der Silent-Wave-Motor ermöglicht eine sehr schnelle und leise Scharfstellung. Zur optimalen Bildwiedergabe werden in diesem Objektiv insgesamt fünf ED-Glaselemente verwendet. Mit einem Gewicht von nahezu 1,5 kg hat der Anwender hier jedoch nicht gerade ein Leichtgewicht in der Hand.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/2 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 4.0 300 mm Blende f/16 Belichtung 1/2 sek ISO 100
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OBJEKTIVEMPFEHLUNG TELE Canon
Beschreibung
EF 70-200/1:4L IS USM
Nicht nur für Profis interessant, sondern für alle, die ernsthaft fotografieren wollen: Canon hat vier L-Objektive mit dem Brennweitenbereich von 70 bis 200 mm im Programm. Sie unterschieden sich in der Lichtstärke – 1:2,8 oder 1:4 – und beim Bildstabilisator. Das hier vorgestellte 70-200/1:4L IS USM ist etwas günstiger als die 1:2,8-Variante, genügt aber dennoch den hohen Ansprüchen an die L-Serie. Es ist wie die anderen 70-200er auch gegen Staub und Spritzwasser geschützt und fokussiert mit einem rasend schnellen USM-Antrieb. Das ist wichtig für Sport- und Bewegungsaufnahmen, aber auch bei spontanen Porträts, bei denen der Hintergrund mithilfe der offenen Blende in Unschärfe verschwimmt. Der Einsatzbereich des Zoomobjektivs geht allerdings weit über Porträts und Bewegungen hinaus, es ist ebenso gut für Landschaften sowie Landschafts- und Architekturdetails geeignet.
Olympus
Beschreibung
ZUIKO Digital 50-200 mm F/2.8-3.5 SWD
Sehr lichtstarkes Telezoom mit Ultraschallmotor und sehr schnellem Fokus. Ein wirklich einzigartiges Objektiv. Durch die extreme Lichtstärke kann dieses Objektiv sogar mit dem EC-20-Konverter betrieben werden und bietet dann den Brennweitenbereich eines KB 200-800 5,6-7,1. In diesem Fall arbeitet der AF nur noch über das mittlere Fokusfeld. Die Gegenlichtblende hat einen Eingriff, um ein Polfilter bei aufgesetzter Blende bedienen zu können. Die Blende ist extrem voluminös. Ein entsprechendes Objektiv in dieser Lichtstärke mit diesem Brennweitenbereich (100–400) ist für das Kleinbildformat nicht erhältlich.
Unverzichtbares Kamerazubehör Das Angebot an nützlichem und weniger nützlichem Kamerazubehör ist nahezu unüberschaubar. Was Sie davon mit auf Ihre Reisen nehmen, bleibt Ihnen überlassen. Behalten Sie jedoch bei der Zusammenstellung Ihrer Fotoausrüstung stets im Hinterkopf, wie viel das alles zusammen auf die Waage bringt bzw. auf welche Art und Weise Sie durchs Land reisen. 54
Machen Sie eine Trekkingtour in den Bergen, zahlt sich jedes Gramm, das Sie im Rucksack sparen, aus. Reisen Sie bequem mit dem Auto, darf’s auch mal ein bisschen mehr Ausrüstung sein. Fliegen Sie quer um die Welt, denken Sie beim Packen Ihres Fotogepäcks daran, dass alles möglichst ins Handgepäck muss. Was Sie jedoch in jedem Fall zu Ihrer Grundausrüstung zählen müssen, ist ein ordentliches Stativ, einige wichtige Filter sowie einen Fernauslöser.
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Diese Ausrüstung ist unsere Grundausstattung: Gitzo Mountaineer GT2541, leichtes Karbonstativ mit Nikon D2x, Objektiv 35–70 mm, Grauverlaufsfilter und Fernauslöser.
Ein Stativ gehört dazu Sie fragen sich, ob Sie sich auf Ihrer Reise mit einem unhandlichen, eventuell sogar sehr schweren Stativ abmühen sollen? Vor allem, wenn Sie aufgrund Ihrer Reiseart mit kleinem Gepäck reisen müssen? Kann man denn nicht der modernsten Elektronik vertrauen? Denn der Bildstabilisator und die Möglichkeit, die Sensorempfindlichkeit im ISO-Bereich zu erhöhen, sind doch Errungenschaften der Digitalfotografie. Doch ein gutes Foto wird nach wie vor an seiner Schärfe gemessen, egal ob es analog oder digital aufgenommen wurde. Jede auch noch so kleine Unschärfe mindert die Qualität eines ansonsten guten Bildes.
Versuchen Sie einmal, aus der Hand mit einem Teleobjektiv mittlerer Brennweite bei Blende 16 und einer Verschlusszeit von 1/15 Sekunde ein Foto zu schießen, bei dem keine Bewegungsunschärfe zu sehen ist. Das Resultat können Sie erst bei einer Vergrößerung des Bildes auf 100 % sehen. In dieser Auflösung kann man beurteilen, ob ein Bild scharf oder unscharf ist. Da bei analogen wie auch bei digitalen Bildern die kleinste Erschütterung oder Verwacklung zu unscharfen Bildern führt, ist ein Stativ immer empfehlenswert.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Diese Aufnahme von der Wüste Namib entstand auf einem Stativ. Somit konnten wir uns in Ruhe auf das Motiv, den Ausschnitt und die Raumaufteilung konzentrieren, ohne bei Blende 16 Bewegungsunschärfe zu erzeugen.
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Erst ein windstiller Moment erlaubte die Aufnahme dieses Mohnblumenfelds in der Toskana.
Landschaft und Architektur Haben Sie bei der Festlegung Ihres fotografischen Konzepts im Vorfeld der Reise den Schwerpunkt auf Landschaft oder auf Architektur gelegt, ist die Mitnahme eines soliden Stativs sowieso zwingend, denn Sie können sich bei der Verwendung des Stativs in aller Ruhe auf die Motivsuche, den gewünschten Ausschnitt, die Raumaufteilung etc. konzentrieren und bekommen Bilder mit einer durchgängigen Schärfentiefe von vorne bis hinten. Gerade im Bereich der Architekturfotografie, bei der Sie die Kamera genau parallel zur Waagerechten oder Senkrechten ausrichten müssen, geht es nicht ohne Stativ.
Längere Belichtungszeiten Arbeiten Sie mit längeren Belichtungszeiten, ist ein Stativ ebenfalls zwingend nötig, um gestochen scharfe Resultate zu erzielen. Ein Stativ ist aber auch dann von Belang, wenn Sie beispielsweise ein Mohnblumenfeld in weiter Landschaft fotografieren möchten, aber der Wind die zarten Blüten hin- und herpustet. Dann wird Ihnen schnell der Arm lahm, und in dem kurzen Moment der Windstille, in dem die Blüten zur Ruhe kommen und für ein Foto bereitstehen, haben Sie nicht die Kraft für eine unverwackelte Aufnahme.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
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KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Durchgängige Schärfentiefe Gerade Landschaftsbilder, die von vorne bis ins letzte Detail gestochen scharf abgebildet sein müssen und bei denen Sie Ihren Fokus auf einen ungewöhnlichen Vordergrund gelegt haben, müssen mit einer möglichst kleinen Blende von 11 oder 16 aufgenommen werden. Die entsprechende Belichtungszeit erfordert hier in jedem Fall ein Stativ. Tischstativ Sie können zudem noch ein kleines Tischstativ einpacken, das wirklich nicht viel Platz beansprucht und auch kaum ins Gewicht fällt. Mit diesem Ministativ können Sie Stimmungen im Restaurant oder in einem malerischen Café einfangen, ohne groß aufzufallen. Gerade bei spontanen Bildern ist so ein kleines Stativ schnell unter die Kamera geschraubt und aufgebaut.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/5 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Nachtaufnahmen Wollen Sie das Leben in Städten dokumentieren, das auch nachts pulsiert, oder andere Nachtaufnahmen anfertigen, gehört ein Stativ ebenfalls zu Ihrem unabdingbaren Handwerkszeug. Immer wenn die Belichtungszeiten lang werden und Sie keine Bilder mehr aus der Hand machen können, ohne dass diese verwackeln, brauchen Sie ein Stativ. Optimal ist dazu noch die Verwendung eines Fernauslösers, um auch die kleinste Auslöseerschütterung zu vermeiden. Empfehlung: Karbonstativ Ein solides gutes Stativ muss eine so hohe Qualität besitzen, dass ihm auch widrige Bedingungen wie Salzwasser bei Aufnahmen an der Küste, Stöße bei Aufnahmen im Gebirge oder auf felsigem Untergrund, Wüstensand oder Matsch nichts anhaben
Oben: Motive, bei denen eine durchgängige Schärfe erwünscht ist, werden oft mit Blende 16 fotografiert. Folglich sind auch die Belichtungszeiten sehr lang und ein Stativ ist unverzichtbar. Die Belichtung wurde um +1,0 LW korrigiert.
Unten: Für gute Morgenund Abendaufnahmen ist ein Stativ sowieso unverzichtbar. Sie sehen also, es gibt vielfältige Gründe, eines einzupacken.
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Auf der Gitzo-Website finden Sie eine reichhaltige Auswahl unterschiedlichster Stative sowie Stativzubehör für jeden Einsatzzweck (www. gitzo.de).
STATIV BEIM HÄNDLER TESTEN Welches Stativ Sie benötigen, hängt ganz von Ihrer Kamera bzw. Ihren Objektiven ab. In vielen FotopraxisRatgeberzeitschriften werden Stative Praxistests unterzogen. Hier können Sie bereits einige Erkenntnisse für Ihre Kaufentscheidung erlangen. Besser ist jedoch, Sie nehmen Ihre Ausrüstung zum Kauf eines Stativs mit, denn nur vor Ort werden Sie ausprobieren können, ob das Stativ auch bei aufgesetzter Kamera z. B. mit einem 70–200-mm-Objektiv kippsicher und gut steht. Es sollte stabil und schwer genug sein, um bei Verwendung eines Teleobjektivs Auslösevibrationen auszugleichen bzw. bei Wind wackelfrei stehen zu können.
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können. Achten Sie beim Kauf aber auch auf das Gewicht, denn wenn Sie auf Reisen sind, zählt unter Umständen jedes Gramm. Es empfiehlt sich das Material Karbon, das leicht und gleichzeitig auch robust genug für raue Einsatzbedingungen ist. Besonderes Augenmerk sollten Sie auch auf den Stativkopf legen. Es gibt Kugelköpfe und Dreiwegeneiger. Als Reisefotograf müssen Sie Ihre Kamera häufig in alle Richtungen neigen bzw. ausrichten, dazu ist ein flexibler Stativkopf unverzichtbar. Der Dreiwegeneiger reicht in den allermeisten Fällen für Landschaftsaufnahmen aus. Aber bei allen bewegten Motiven ist der Kugelkopf oder ein Hydroneiger die bessere Alternative. Auch hier gilt: Nehmen Sie Ihre Kamera zum Stativkauf mit, denn vielleicht ist der ein oder andere Hebel bzw. Knopf an Ihrer Kamera im Weg, und der ausgewählte Stativkopf ist nicht geeignet.
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Wir arbeiten mit einem Gitzo Mountaineer GT2541, einem sehr leichten Karbonstativ. Wir benutzen es bei allen Objektiven von 14 mm bis 200 mm. Bei Wanderungen mit kompletter Fotoausrüstung im Hochgebirge werden Sie ein leichtes Stativ sehr zu schätzen wissen. Für unser 500-mm-Objektiv mit einen Gewicht von 4,5 kg benutzen wir jedoch ein schweres Sachtler-Stativ, um verwacklungsfreie Resultate zu erzielen. Dazu verwenden wir zwei Kugelköpfe und einen Hydroneiger (Fluidneiger). Der eine Kugelkopf ist von der Firma Arca Swiss, der zweite Kugelkopf stammt von der Firma Burzynski. Den Hydroneiger Manfrotto 501 haben wir vom gleichnamigen Hersteller bezogen. Fernauslöser gegen Verwackler Nun sind Sie schon ziemlich gut ausgerüstet, um perfekte Reisefotos zu machen. Doch was nützt Ihnen das stabilste, verwacklungssichere Stativ und das beste Objektiv, wenn Sie durch Drücken des Auslösers Unschärfe in Ihr Bild bringen? Also denken Sie auf jeden Fall an einen Fernaus-
löser. Sie können von Drahtfernauslösern über kabellose Auslöser bis hin zu modernen Funkfernauslösern alles benutzen, was zu Ihrer Kamera passt. Vor allem bei langen Belichtungszeiten im Bereich unter 1/30 Sekunde ist ein Fernauslöser unverzichtbar, da gerade bei diesen Belichtungszeiten eine größere Verwacklungsgefahr durch das Auslösen an der Kamera entsteht. Außerdem ist das Arbeiten mit einem Fernauslöser entspannender, zum Beispiel wenn Sie ein touristisch sehr beliebtes Motiv aufnehmen möchten, ohne Besucher mit aufs Bild zu nehmen. Das Auslösen per Fernauslöser erlaubt es in diesem Fall, den Überblick zu behalten und den geeigneten Moment zwischen den Touristenströmen abzupassen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Diese Aufnahme der Seebrücke in Sellin ist mit einer Belichtungszeit von 1 Sekunde bei Blende 11 entstanden. Diese Belichtungszeit ist besonders anfällig für Verwacklungen. Um dennoch ein verwacklungsfreies Resultat zu erzielen, benutzten wir einen Fernauslöser und stellten an der Kamera die Spiegelvorauslösung ein. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert.
Mit Spiegelvorauslösung Das folgende Bildbeispiel eines Baums im Lavendelfeld soll den Unterschied zwischen der Verwendung von Fernauslöser und Spiegelvorauslösung bei der Aufnahme und der Aufnahme desselben Motivs ohne diese beiden Hilfsmittel verdeutlichen. Denn die 59
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/70 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/8 sek ISO 100
Oben: Auch bei Tageslichtaufnahmen ist ein Fernauslöser sinnvoll. Das Motiv wurde mit einem Fernauslöser und Spiegelvorauslösung aufgenommen. Die Belichtung wurde um +1,0 LW korrigiert. Unten: In der 100-%-Ansicht in Photoshop ist die durch das Hochklappen des Spiegels entstandene Unschärfe deutlich zu sehen.
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KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Spiegelvorauslösung, die Sie direkt an Ihrer Kamera einstellen, kombiniert mit einem Fernauslöser, ist die sicherste Variante, selbst minimalste Auslöseverwacklungen zu vermeiden. Beide Aufnahmen wurden anschließend in Photoshop auf 100 % vergrößert. Man sieht deutlich, selbst bei Tageslichtaufnahmen, wie sinnvoll der Einsatz des Fernauslösers in Kombination mit der Spiegelvorauswahl zur Vermeidung von Auslöseunschärfen ist. Die Kamerafunktion Spiegelverriegelung und ein Fernauslöser können also die Schärfe Ihres Fotos enorm beeinflussen. Bei Aufnahmen, die mit langer Brennweite und langen Verschlusszeiten gemacht werden, ist die Erschütterungsgefahr recht hoch. Die Spiegelverriegelung verhindert, dass der relativ schwere Spiegel Ihrer Kamera zunächst hochgeklappt wird, bevor dann ausgelöst wird. Das Hochklappen des Spiegels kann zu Erschütterungen führen, die sich im Bild dann als Unschärfe zeigen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/15 sek ISO 100
Polfilter und Grauverlaufsfilter Unverzichtbar in Ihrer Fototasche sind Polfilter sowie Grauverlaufsfilter in verschiedenen Dichten. Knackige Farben und ausgeprägte Kontraste sind das A und O in der Reisefotografie. Da ist ein Polarisationsfilter besonders wichtig, denn durch ihn werden die Farben intensiviert, Spiegelungen auf Wasserflächen oder nassen Straßen beseitigt, und bei hoher Luftfeuchtigkeit kann der Polfilter den entstehenden Dunst verringern. Polfilter Die Intensivierung der Farben erzielen Sie mittels Polfilter sowohl bei strahlend blauem Himmel wie auch bei Bewölkung. Blauer Himmel erscheint dunkler, und das Weiß der Wolken kommt besser zur Geltung, da die Kontraste erhöht werden. Reflexe auf der
Wasseroberfläche werden abgeschwächt oder ausgelöscht, und die Farben beispielsweise von Blumen werden besser gesättigt. Der Polfilter verhilft also zu klaren, satten Farben. Das Blau des Himmels wird abgedunkelt, sodass die weißen Wolken stärker hervortreten. Durch den leicht erhöhten Standpunkt auf der Aufnahme an der
Blick auf Banon in der Provence einmal mit (oben) und einmal ohne (unten) vorgeschraubten Polfilter. Durch den Polfilter erscheinen die Wolken am Himmel über Banon dynamischer und die Farbe des Lavendelfelds wirkt satter. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/13 sek ISO 100
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Algarve vermindert er zudem die Reflexe auf dem Wasser. Entscheidend für eine polarisierende Wirkung (45 Grad) ist immer der Aufnahmewinkel zur Sonne. Fällt das Licht von hinten oder von vorne ein (Rücken- bzw. Gegenlicht), ist der Polfilter wirkungslos.
Grauverlaufsfilter Grauverlaufsfilter in verschiedenen Abstufungen von Hellgrau bis Dunkelgrau sind ebenfalls unerlässlich für die Reisefotografie, um Kontraste besser bewältigen zu können. Dieser Filter reduziert die Lichtintensität, wobei jedoch durch das neutrale Grau die Farben nicht beeinflusst oder gar verändert werden.
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
ligkeitssituationen Details des Vordergrunds herauszuarbeiten, wobei gleichzeitig die Zeichnung im Hintergrund beibehalten wird. Sie kennen das bestimmt schon von einigen Ihrer Aufnahmen: Der Himmel Ihres Bildes ist sehr hell, und der vordere Teil der Aufnahme ist zu dunkel geraten, der obere Teil ist also überbelichtet bzw. der untere Teil unterbelichtet. Der Grauverlaufsfilter, der in verschiedenen Dichten erhältlich ist, reduziert genau diesen Kontrast und kann bis zu drei Blenden ausgleichen.
Die berühmten Felsformationen an der portugiesischen Algarveküste werden von türkisblauem Wasser umspült. Durch den Polfilter erscheinen die verschiedenen Blautöne intensiver, das Wasser wird klarer und der Himmel dunkler. Zudem wird der Kontrast der Wolken gesteigert. Die Belichtung wurde um +0,7 LW korrigiert.
GRAUVERLAUFSFILTER IN UNTERSCHIEDLICHEN GRÖSSEN UND DICHTEN
Der Grauverlaufsfilter, dessen eine Hälfte grau eingefärbt und dessen andere Hälfte neutral durchsichtig ist, reduziert die Kontraste zwischen Land und Himmel und erleichtert so die korrekte Belichtung. Das neutrale, mehr oder weniger dunkle Grau dieser Filter kompensiert grelle Lichter, dadurch wird der Himmel unterbelichtet. Der Filter hilft Ihnen, in diesen schwierigen Hel-
Grauverlaufsfilter gibt es im Fachhandel in unterschiedlichen Größen, Formen und Dichten. Sie können zwischen einem harten und einem weichen Farbübergang wählen. Sie können diese Filter direkt vor das Objektiv schrauben, was allerdings den Nachteil hat, dass Sie den Farbverlauf dann nicht variieren können, da der runde Filter fest vor die Linse gesetzt wurde und der Verlauf dann immer in der Bildmitte verläuft. Das entspricht allerdings nicht immer Ihren Anforderungen. Greifen Sie dagegen auf rechteckige Filterscheiben zurück, die vor das Objektiv gehalten werden, können Sie den Farbverlauf so platzieren, wie es Ihr Motiv erfordert. Die gängigsten Filterdichten sind 0,3 ND, 0,6 und 0,9 ND und entsprechen einer Abdunklung von 1, 2 und 3 Blendenstufen.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/5 sek ISO 100
Das linke Bild wurde mit, das rechte ohne Grauverlaufsfilter aufgenommen. Eine schwierige Lichtsituation, denn der dunkle Vordergrund und der gleichzeitig helle Himmel im Hintergrund beinhalten zu große Kontraste. Der Grauverlaufsfilter lässt Details im Vordergrund deutlich hervortreten, wobei der Himmel und die Zeichnung des Gebirges ebenfalls klar zu erkennen sind.
Wir benutzen zwei unterschiedliche Stärken von Neutralgrauverlaufsfiltern der Firma Lee mit einer Dichte von 0,6 und 0,9 ND, was einer Abdunklung von zwei bis drei Blendenstufen entspricht. Natürlich können Sie ein Bild auch mit digitalen Verlaufsfiltern, die es in allen erdenklichen Farben zu Ihrem Bildbearbeitungsprogramm gibt, nachträglich am Computer verändern. Doch damit können Sie Details, die in einem überbelichteten Himmel bzw. in den zu dunklen Schattenbereichen Ihres Fotos verloren gegangen sind, nicht wiederherstellen. Sie erreichen bei dieser Art der Bearbeitung also nur einen visuellen Effekt. Blitzgerät für den Aufhellblitz Zu Ihrer Ausrüstung sollte in jedem Fall auch ein Blitzgerät gehören, denn manchmal reicht gerade in der Dämmerung das
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vorhandene Licht nicht mehr aus, und der Blitz sorgt beispielsweise genau für die benötigte Aufhellung eines Vordergrundmotivs, wenn am Horizont nur noch ein Lichtstreif zu sehen ist. Sie werden das Blitzgerät in erster Linie also als Aufhellblitz benötigen, es sei denn, Sie fotografieren Nachtszenen. Bei grellem Sonnenschein bietet sich ein Aufhellblitz ebenfalls an, um harte Schatten zu beseitigen. Ist das Wetter einmal sehr trüb, können Sie mit dem Einsatz des Aufhellblitzes die Farben wieder zum Leuchten bringen. Porträtieren Sie während Ihrer Reise Menschen, achten Sie darauf, dass sich in den Augen ein kleiner Lichtreflex zeigt. Durch diesen Lichtpunkt in den Augen wirkt das Gesicht Ihres Gegenübers viel lebendiger und ansprechender auf den Betrachter. Die Sonne oder auch Kunstlicht kann diesen
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
Reflex hervorbringen. Haben Sie jedoch einen trüben Reisetag erwischt, nehmen Sie Ihren Aufhellblitz dafür. Achten Sie jedoch darauf, dass das Blitzlicht nicht zu stark ist, denn sonst wird die natürliche Lichtstimmung verfälscht. Diesem unschönen Effekt können Sie entgegenwirken, indem Sie die Lichtleistung Ihres Blitzlichts um eine oder zwei Stufen nach unten korrigieren. Zusatzakkus und Speicherkarten Ausreichend Zusatzakkus bzw. genügend Batterien gehören ebenfalls in Ihre Fototasche, denn nichts ist ärgerlicher, als wenn der Akku schlapp macht und Sie Ihre wunderbar gestaltete Aufnahme nicht in den Kasten bekommen. Halten Sie bei Reisen in extrem kalten Gefilden Ihre Akkus möglichst warm, indem Sie sie beispielweise am Körper tragen, dann entladen sie sich nicht so schnell. Vergessen Sie vor allem das Aufladegerät nicht, wenn Sie auf Reisen sind. Ein wichtiger Punkt, an den Sie denken müssen, ist die Stromversorgung vor Ort. Das schönste Aufladegerät nützt Ihnen nämlich nichts, wenn Sie es nicht an das vorhandene Stromnetz anschließen können, weil erstens der Stecker nicht passt oder zweitens in Ihrem Reiseland eine andere Stromspannung aus der Steckdose kommt. Informieren Sie sich also vor Reiseantritt, welcher Steckdosenstandard im gewählten Reiseland vorherrscht bzw. auf welche Spannung Sie treffen. Einen entsprechenden Adapter können Sie im Elektronikfachhandel oder auch bei gut sortierten Reiseausrüstern kaufen. Ausreichend Speicherkarten sollten Sie ebenfalls stets dabeihaben, vor allem wenn Sie sich für das Fotografieren im RAW-Format entschieden haben. Gönnen Sie sich lieber ein wenig mehr Speicherplatz, denn auf Reisen weiß
man nie, welche Motive zu den sowieso schon geplanten dazukommen werden. Der Platzbedarf dieser kleinen Karten ist zudem so minimal, da passt auch bei einer bereits prall gefüllten Fototasche irgendwo noch eine dazwischen. Außerdem brauchen Sie natürlich Ersatzkarten, sollte Ihnen einmal eine Speicherkarte kaputtgehen. Notebook und externe Festplatte Darüber hinaus sollte Ihr Equipment noch ein Notebook und eine kleine externe Festplatte aufweisen. So sind Sie auch bei weit entfernten Fotoreisen immer in der Lage, die Qualität Ihrer Fotos sofort am PC zu überprüfen bzw. große Datenmengen zu speichern. Die Datensicherung auf Reisen ist auch deshalb empfehlenswert, weil Sie dann von Ihren Reisebildern eine Kopie haben. Kommt Ihnen Ihre Kamera auf Reisen abhanden, haben Sie durch die Speicherung der Fotos auf Ihrem Notebook oder auf der externen Festplatte wenigstens die Bilder gerettet.
Auch bei schlechten Lichtbedingungen kann ein leichter Aufhellblitz sehr hilfreich sein, um z. B. durch einen Lichtpunkt mehr Glanz in den Augen und dadurch mehr Lebendigkeit zu erzeugen. Die Belichtung wurde um –1,0 LW korrigiert. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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SCHUTZ GEGEN VERSCHMUTZUNG Je nach Reiseziel und der zu erwartenden Witterung müssen Sie Ihre Ausrüstung vor Feuchtigkeit , Staub oder Salzwasser schützen. Wird die Kamera durch Spritzwasser ein wenig feucht, sollte man sie schnell mit einem weichen Tuch abwischen. Passen Sie dabei aber auf, dass kein Sand am Monitor klebt oder auf der Objektivlinse sitzt, den Sie beim Putzen über die Oberflächen scheuern. Kratzer wären die Folge. Deshalb ist ein kleiner, leichter Blasebalg ein durchaus nützliches Utensil, das man immer dabeihaben sollte. Wenn Sie am Strand oder in staubiger Umgebung unterwegs sind, schützen Sie Kamera und Objektiv am besten mit einem luftdichten Plastikbeutel oder mit einer guten Kameratasche. Holen Sie die Ausrüstung nur zum Fotografieren heraus, damit sie nicht unnötig den Widrigkeiten ausgesetzt ist. Packen Sie auch genügend Silikatgel mit ein, vor allem wenn Sie in tropisch feuchte Gebiete reisen. Damit halten Sie die Feuchtigkeit von Ihrer Ausrüstung fern.
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Kleine nützliche Dinge Packen Sie in Ihre Fototasche auch noch eine kleine Taschenlampe, denn sie leistet gute Dienste, wenn Sie in der Dämmerung, nachts oder vor Sonnenaufgang in Ihrer Fototasche kramen müssen. Ein kleiner Schraubendreher ist dann nützlich, wenn sich kleine Schräubchen am Gehäuse oder an Objektiven lösen. Eine kleine Wasserwaage hilft beim genauen Ausrichten der Kamera in schwierigen Architektursituationen. Auch eine einfache Plastiktüte kann Ihnen gute Dienste leisten, wenn Sie Ihre empfindliche Kamera vor Regen, Spritzwasser, Sand, Staub oder Feuchtigkeit schützen müssen und keine professionelle Wasserschutzhülle zur Hand ist. Denn in den seltensten Fällen hat man einen Assistenten zur Seite, der schützend den Regenschirm über einen hält.
Fototasche oder Fotorucksack? Welche Fototasche Sie sich anschaffen, um Ihre Ausrüstung zu verstauen, hängt ganz wesentlich vom Einsatzgebiet ab, in dem Sie Ihre Fotos schießen. Jede Fototasche sollte gut gepolstert sein, damit Ihre empfindliche Kamera und Ihre Objektive vor Stößen etc. gut geschützt sind. Bei Digitalkameras ist das noch wichtiger als bei analogen Modellen, da sie mit ihren fragilen Sensoren wesentlich stoßempfindlicher sind. Fototasche für Kurztrips Haben Sie sich ein Reiseziel ausgesucht, das fern jeder Exotik in der Heimat liegt, reicht meist eine handelsübliche Fototasche mit bequemem Umhängegurt aus. Sie sollten darauf achten, dass die Tasche Unterteilungen bietet, die Sie per Klettband verändern können, dann sind Sie in der Lage, die Fächer Ihren individuellen Bedürfnissen anzupas-
sen. Fächer für den Kleinkram sind ebenfalls von Vorteil, da Sie so alles übersichtlich verstauen können. Ein wasserabweisender Bezug lässt Sie auch bei unerwartetem Wetterwechsel nicht im Regen stehen. Fotorucksack für XL-Touren Ein Fotorucksack ist die bequemste Transportmöglichkeit für das Fotoequipment. Der Fotorucksack bietet sich an, wenn Sie mit Ihrer Ausrüstung nicht im Fünfsternebereich mit bequemen Transfers unterwegs sind oder wenn Sie Aufnahmen im Gebirge machen wollen. Denn bei Kletterpartien in den Bergen, aber auch an Steilküsten brauchen Sie eine große Bewegungsfreiheit. Zudem können Sie Ihr Stativ oben auf den Rucksack schnüren und haben so die Hände zum Klettern frei. Aber auch bei längeren Wanderungen in flachen Gebieten ist ein Rucksack bequemer, da einem die Arme nicht lahm werden und zudem der Rücken durch eine optimale Verteilung des Gewichts geschont wird. Sie sollten sich hierbei vorher überlegen, ob Sie nur Landschafts- oder auch Tieraufnahmen machen möchten, denn sonst könnte das schwere Teleobjektiv o. Ä. getrost zu Hause bleiben, und das Gewicht lässt Ihre Wanderung nicht zur Qual werden. Auch bei Reisen, bei denen das Fahrrad das Transportmittel Ihrer Wahl ist, bietet sich ein Fotorucksack an. Wenn Sie, so wie wir, zu zweit fotografieren, hat ein Rucksack zudem den Vorteil, dass die Ausrüstung auf zwei Rücken verteilt werden kann. Fotokoffer für besten Schutz Planen Sie hingegen eine Fotoreise in entfernte Gefilde, sollten Sie auf eine robuste Verpackung Ihrer Ausrüstung viel Wert legen. Im Flugzeug müssen Sie Ihr wertvolles Equipment wahrscheinlich aufgeben, da es
KAPITEL 2 AUSRÜSTUNG FÜR REISEFOTOGRAFEN
das zulässige Handgepäckgewicht schnell übersteigt. Hier sollten Sie stabile Fotokoffer nehmen, in denen die Kamera in dickem Schaumstoff rutsch- und stoßfest eingebettet ist. Fotokoffer sind auch dann zu empfehlen, wenn sich Ihr Reiseziel in extremen Naturräumen befindet, beispielsweise der Wüste oder auch eisigen Gebieten. Der Feind einer jeden Ausrüstung ist nun einmal Staub, Wasser oder Sand. Fotokoffer bieten hier einen besseren Schutz, da sie dichter abzuschließen sind, als es beispielsweise der Reißverschluss eines Rucksacks vermag. Achten Sie darauf, dass Sie in Wüstengebieten oder Regionen mit extremer Hitze Ihre Ausrüstung vor Überhitzung schützen. Dunkle Materialien heizen sich noch mehr auf als helle, und so kann Ihre Ausrüstung
durch sich stauende Hitze leiden. Fotografieren Sie in sehr kalten Zonen, können Sie Ihre Fotokoffer zusätzlich mit Styropor auskleiden, denn dann schaffen Sie eine Isolationsschicht, die die große Kälte, die Ihrer Ausrüstung zu schaffen machen kann, mindert. Eine robuste Verpackung Ihres Equipments zahlt sich auch dann immer aus, wenn Sie in Gebieten unterwegs sind, in denen keine glatten Teerstraßen zu finden sind. Rumpeln Sie in unwegsamem Gelände über Sand- bzw. Schotterpisten, wird es Ihre Ausrüstung besser überstehen, wenn Sie sie vor Stößen und dauerhaftem Rütteln schützen. Zur Not können Sie auch eine weiche Unterlage unter Ihren Fotokoffer legen, um für eine zusätzliche Polsterung und Abdämpfung zu sorgen.
Ein Fotorucksack ist die bequemste Transportmöglichkeit für Ihre Ausrüstung.
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KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
Regeln für die Bildgestaltung 73
Faktor Zeit
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Bildkomposition und Bildaufbau
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Der ideale Blickpunkt
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Goldener Schnitt und Drittel-Regel
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Harmonische Bildwirkung
80
Abweichen von der Regel
80
Perspektive und Blickwinkel
82 83 86
Brennweiten und Bildwirkung Kamerastandpunkt verändern Räumliche Tiefe darstellen
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Hoch- oder Querformat?
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Den Horizont ausrichten
89 89 90
Horizont mittig Horizont oben Horizont unten
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Perfekte Linienführung
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Der aktive Blick nach draußen
95
Motive im Rahmen
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Mit Schärfentiefe gestalten
97 98 98
Schärfentiefebereiche Blende und Schärfentiefe Selektive Schärfe
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/90 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/40 sek ISO 100
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Regeln für die Bildgestaltung Sie haben Ihr Wunschziel ausgesucht, Ihr fotografisches Konzept erstellt, Ihre optimale Ausrüstung gepackt, sind am Ziel der Reise angekommen und können nun endlich loslegen denken Sie. Weit gefehlt! Denn was den guten Reisefotografen von einem einfachen Urlaubs- oder Hobbyfotografen unterscheidet, ist sein Wissen um die optimale Komposition seiner Aufnahme. Die bewusste Gestaltung unterscheidet ein gutes Reisefoto von einem Touristenschnappschuss oder einem schnell aufgenommenen Bild aus dem Pulk einer Reisegruppe, die von Fotospot zu Fotospot hetzt.
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KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
Ein guter Blickfang, das Ausrichten des Horizonts, die Wahl des geeigneten Kamerastandpunkts, eine gekonnte Linienführung sowie die Beachtung der Regel der Dreiteilung sind entscheidende Faktoren für ein gutes, ausdrucksstarkes Reisebild. Dazu kommt natürlich als Grundvoraussetzung, dass Sie die Technik Ihrer Kamera aus dem Effeff beherrschen sowie die Zusammenhänge von Blende, Verschlusszeit, Schärfentiefe und Raumwirkung kennen. Neben diesen fotografisch äußerst wichtigen Grundlagen ist aber ein Faktor auf Reisen der entscheidende – nämlich die Zeit.
Faktor Zeit Sie sollten Ihre Reise nicht in Hast begehen. Nehmen Sie sich viel Zeit mit, denn das trägt entscheidend zu gelungenen Fotos bei. Der Fotograf ist entspannter, was sich positiv auf seine Arbeit auswirkt. Ein unter Zeitdruck stehender Fotograf wird kaum die Muße haben, die Stimmung eines Orts zunächst aufzunehmen, um sie dann in seinem Bild umsetzen. Einen Tipp geben wird Ihnen gern: Lassen Sie sich Zeit und nehmen Sie Wartezeiten billigend in Kauf, denn ein Motiv in einem anderen Licht oder bei einer neuen Wetterstimmung fotografiert, kann ein verblüffend anderes Ergebnis bringen. Zeit ist ein Faktor, bei dem Sie als Reisefotograf nicht sparen sollten – zumal Sie vor allem das Wetter vor Ort nicht planen können. Manchmal müssen Sie eben geduldig warten, bis ein Regenguss vorüber ist. Aber auch das Warten auf den richtigen Augenblick des Auslösens und die Geduld machen sich häufig bezahlt und belohnen Sie mit Bildern, auf denen z. B. keine Menschenseele zu sehen ist. Zunächst mag es sehr einfach erscheinen, auf Reisen zu fotografieren, da es sich ja um
vielfältige Motive handelt. Doch der Fotograf entscheidet schließlich, was von dem, was er in natura vor sich hat, auf seinem Bild wiedergegeben werden soll. Er muss sich für einen Teil des Gesehenen entscheiden, hat er doch oft nicht die Möglichkeit, das Ganze im Bild festzuhalten.
Bildkomposition und Bildaufbau Bei Landschaftsaufnahmen handelt es sich beispielsweise immer um eine Verkleinerung der Realität sowie darum, einen bestimmten Teil des Gesehenen auszuwählen und auf Kosten eines anderen Teils der Landschaft abzulichten. Diesen ausgewählten Ausschnitt muss der Fotograf nun so in seinem Bild ausrichten, dass beispielsweise der Charakter einer Landschaft darin wiederzufinden ist. Der Fotograf muss seine Aufnahme ganz bewusst gestalten, denn gerade gute Landschafts- und auch Architekturbilder leben von ihrer gelungenen Komposition. Es ist nicht immer einfach, den imposanten Anblick einer großartigen Landschaft oder ein architektonisch herausragendes Gebäude in ein gutes Fotomotiv umzusetzen. Häufig braucht man viel Geduld, um den richtigen Augenblick abzuwarten, da sich im Laufe des Tages das Licht oder auch das Wetter ändern und das Bild beispielsweise einer Landschaft völlig verwandeln kann. Aber auch in der Architekturfotografie kann eine veränderte Lichtstimmung oder gar eine Ausleuchtung mit Kunstlicht andere Ansichten desselben Motivs hervorbringen. Sie als Fotograf haben die Möglichkeit, sich ganz bewusst zu entscheiden, ob Sie einen symmetrischen oder einen asymmetrischen Bildaufbau vornehmen. Möchten Sie Ihr Motiv zentral als direkten Blickpunkt setzen oder lieber in den Goldenen Schnitt? Wie
Links: Den besonderen Zauber eines Orts oder einer Landschaft entdeckt man häufig nur, wenn man früh aufsteht, um die Morgenstimmung einzufangen – hier ein toskanisches Landhaus im Morgendunst. Die Belichtung wurde um –1,7 LW korrigiert.
BILDKOMPOSITION Unter Bildkomposition versteht man in der Fotografie die Anordnung der zu fotografierenden Elemente innerhalb des Bildrahmens. Oft ist es die Bildkomposition, die den Unterschied zwischen einem flüchtigen Schnappschuss und einem erstklassigen Foto ausmacht. Machen Sie sich daher immer ein paar Gedanken, bevor Sie den Auslöser drücken: Worin liegt der Reiz des Motivs? Welche Elemente der Umgebung gehören mit aufs Bild, um die Stimmung des Augenblicks zu erfassen? Welcher Bildausschnitt bringt das Motiv am besten zur Geltung?
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/20 Belichtung 3,6 sek ISO 100
Die nach der DrittelRegel angeordneten Laternen geben diesem Bild des Zwingers in Dresden die nötige Spannung. Das Kunstlicht erzeugt im Übergang vom Tag zur Nacht eine gewisse Lebendigkeit in der wohlproportionierten Architektur. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert.
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führen Sie die Linien im Bild, und wo soll der Horizont angeordnet werden? Soll die gewünschte Bildaussage dadurch verändert werden, dass er weiter unten oder oben ins Bild gesetzt wird? Wählen Sie für Ihre Aufnahme das Querformat, oder entscheiden Sie sich besser für das Hochformat? Das sind vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen und mit denen Sie ruhig einmal experimentieren sollten. Sie können ganz gezielt durch eine andere Bildgestaltung die Bildaussage ändern. Probieren Sie einfach ein wenig herum.
Der ideale Blickpunkt Fangen Sie ihn ein, den Blickpunkt, von dem Sie meinen, dass er die Szene besonders hervorhebt bzw. charakterisiert. Haben Sie ihn gefunden, müssen Sie sorgfältig überlegen, wie Sie den Blickpunkt in Ihrem Bild präsentieren möchten. Rücken Sie ihn möglichst nahe an die Linien, die den Goldenen Schnitt bestimmen, werden Sie ein ausgewogenes Resultat erzielen. Aber auch bewusstes Negieren dieser Ausgewogenheit, d. h. das gewollte Platzieren des Blickfangs in der Bildmitte, kann für spannende und fesselnde Bilder sorgen.
KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
Nehmen Sie zu viele Elemente in Ihr Bild auf, verwirrt das eher, denn der Betrachter findet keinen Punkt, an dem das Auge automatisch verweilt. Man blickt hin und her und erfasst doch nicht das Ganze. Das Bild enthält keine klare Aussage.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Zoomen Sie mit einem leichten Teleobjektiv den Punkt heran, auf den Sie Ihren Fokus setzen, und stellen Sie damit weniger Bildelemente dar. Die Aussagekraft Ihres Fotos erhöht sich, da nun unwichtige Bildelemente zugunsten der Klarheit der Bildaussage verschwunden sind.
Diese Stadtkulisse von Bautzen vereint zu viele Bildelemente; das lenkt das Auge ab und verwirrt den Betrachter.
Das Heranholen des Blickfangs erlaubt die Darstellung weniger Bildelemente. Dadurch erhöht sich die Klarheit der Bildaussage.
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Das veränderte Format unterstützt hier die Bildaussage zusätzlich. Das Hochformat betont die senkrechten Linien des Gebäudes.
Das kleine Landhaus in Glen Coe duckt sich förmlich vor der imposanten Bergkulisse in den schottischen Highlands. Die Kunst beim Finden des optimalen Blickpunkts ist, dass man alles Unwichtige aus dem Bild ausblendet, um eine klare Bildaussage zu erzielen.
Beim letzten Beispielbild wurde das Querformat zugunsten des Hochformats geändert. Dieses Format können Sie immer dann verwenden, wenn Sie senkrechte Linien besonders betonen möchten, wie das bei dem abgebildeten Turm sowie dem Kirchturm von Bautzen der Fall ist. Alle störenden Details sind durch das Heranholen des Zentralmotivs eliminiert, die umgebenden Häuser lenken den Blick nun nicht mehr ab. Das Grün im Vordergrund sorgt zudem für die nötige Tiefenstaffelung der Aufnahme. Der Blickfang Ihres Bildes muss mit anderen Komponenten, die diese Ansicht bestimmen, in eine harmonische Beziehung gesetzt werden. Nehmen Sie nicht zu viele Details mit hinzu, das verwirrt den Betrachter und lenkt von Ihrem eigentlichen Blickfang ab. In manchen Bildern ist es relativ einfach, einen guten Blickpunkt zu finden, gerade bei Landschaftsaufnahmen, denn Landschaft
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
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KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
ist oft klar strukturiert, wie auf diesem Bild aus den schottischen Highlands zu sehen. Ihre Umgebung ist voll von interessanten Details, man muss nur seine Sinne darauf fokussieren. Das kann wie in diesem Bild ein Haus, aber auch ein Baum am Horizont, ein bunter Marktstand oder ein besonderes Werbe- oder Hinweisschild sein. Ein gut komponiertes Bild zieht den Blick des Betrachters auf sich und hinterlässt einen starken Eindruck. Vor allem eine knallige Farbe zieht das Auge des Betrachters magisch an. Auf Ihrer Reise werden Ihnen viele farbige Motive begegnen. Versuchen Sie, Farben, die das Land oder eine bestimmte Region kennzeichnen, besonders herauszustellen. Auch die Farbintensität des Hinterbzw. Vordergrunds kann Ihnen als besonderer Blickfang dienen, wie das beim folgenden Beispielbild der Fall ist. Die farbigen Fischerboote, die im Hafen von Vernazza in den Cinque Terre vertäut sind, ziehen den Blick des Betrachters förmlich in den Ort hinein.
Goldener Schnitt und Drittel-Regel Eine wichtige Grundregel zur Positionierung von Haupt- und Nebenmotiven in einem Bild ist der Goldene Schnitt (lat. sectio aurea). Gebäude, Gemälde, Skulpturen und Fotografien wirken immer dann besonders harmonisch, wenn sie nach dem Goldenen Schnitt aufgebaut sind. Das war übrigens schon in der Antike bekannt, wie man an den Bauwerken und Skulpturen aus dieser Zeit gut erkennen kann. Heute wenden nicht nur Künstler, sondern auch Grafiker und Designer diese alte Regel an. Aber was ist nun der Goldene Schnitt, und wie kann man ihn in der Praxis einsetzen? Der Goldene Schnitt ist in erster Linie ein Teilungsverhältnis. Die Streckenverhältnisse des Goldenen Schnitts werden als ideale Proportionen angesehen. Sie stehen für Ästhetik und Harmonie und wurden auch in der Malerei durch alle Epochen hindurch
Die farbigen Fischerboote im Hafen von Vernazza (Italien) ziehen den Betrachter unmittelbar in das Bild hinein. Farbe dient als Blickfang. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
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beachtet. Bei der Bildkomposition in der Fotografie sollte die Regel des Goldenen Schnitts bzw. die Drittel-Regel ebenfalls beachtet werden, wenn der Fotograf ein aussagekräftiges, ansprechendes Ergebnis erzielen möchte, das dem menschlichen Ästhetikempfinden entspricht.
Beim Goldenen Schnitt wird eine Strecke in zwei Abschnitte geteilt, sodass sich die ganze Strecke zum größeren Abschnitt verhält wie dieser zum kleineren. Das entspricht in etwa dem Verhältnis 8:5. Nach den klassischen Regeln des Goldenen Schnitts rückt ein Gegenstand näher zum Bildmittelpunkt. Das Kleinbildformat 24 x 36 mm entspricht ungefähr dem Goldenen Schnitt.
Die Drittel-Regel ist eine Vereinfachung des Goldenen Schnitts, die ebenfalls zu einer harmonischen Bildgestaltung beiträgt. Bei der Drittel-Regel teilt man eine Fläche in neun Teile, indem man zwei senkrechte und zwei waagerechte Linien zieht, sodass die einzelnen Teile gleich groß sind. Anhand dieser Regel kann man nun seine Bildgestaltung vornehmen. Alle modernen Digitalkameras blenden auf Wunsch ein Gitternetz auf dem Display ein, das das Sucherbild horizontal und vertikal drittelt.
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Harmonische Bildwirkung Vermeiden Sie möglichst, Ihren Blickfang in der Mitte zu platzieren. Die Schärfeeinstellung Ihrer Kamera ist meist in der Suchermitte angeordnet, sodass der Fotograf das gewünschte Motiv ebenfalls automatisch mittig ausrichtet. Die gedachten Linien des Goldenen Schnitts oder der Drittel-Regel helfen Ihnen jedoch, diese meist statischen und langweilig wirkenden Bilder zu vermeiden. Legen Sie Ihr Motiv bewusst auf die Schnittpunkte oder entlang der gedachten Linien, dann wird Ihre Bildwirkung harmonisch. Die geraden Linien der Lavendelreihen im Bild oben rechts führen das Auge direkt zu dem frei stehenden einzelnen Baum, der in der Nähe des Schnittpunkts der senkrechten und waagerechten Linie liegt. Dies verleiht dem Bild einen ansprechenden, spannenden Bildaufbau mit Tiefenwirkung. Zudem liegt der Horizont auf der gedachten oberen Linie gemäß der Drittel-Regel. Viele unserer Aufnahmen gestalten wir instinktiv nach diesen Regeln, um eine dynamischere Bildwirkung zu erzielen. Sie werden das Sehen eines Motivs unter Berücksichtigung dieser Regeln lernen. Zu Beginn müssen Sie sich sicherlich die beiden Regeln stets vor Augen führen, wenn Sie ein Bild gestalten. Doch nach einiger Zeit wird Ihnen das fotografische Sehen unter Berücksichtigung des Goldenen Schnitts oder der Drittel-Regel so in Fleisch und Blut übergehen, dass Sie automatisch Ihre Motive auf diesen Ideallinien ins Bild setzen.
KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Weitwinkelzoom
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/9 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Der Ruderer mit seinem Boot wurde genau auf den vorderen unteren Schnittpunkt des Goldenen Schnitts gesetzt, und die Horizontlinie verläuft auf der oberen waagerechten Linie. Dadurch erhält das Bild seine harmonische Wirkung. Zudem ist das Rot des Kanus ein geeigneter Blickfang und sorgt für einen dynamischen Vordergrund.
Das Weitwinkelobjektiv ermöglicht es, den Vorder- und Hintergrund scharf abzubilden. Der einzelne Baum im Lavendelfeld in der Provence ist genau nach der Regel der Dreiteilung platziert.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/20 sek ISO 100
Oben: Die bewusst gewählte Symmetrie bei der Abbildung dieses Hauses in der Bretagne bringt eine außergewöhnliche Bildkomposition hervor. Rechts: Die beiden Beispielbilder verdeutlichen, wie sich eine Perspektivänderung auswirkt. Im ersten Bild haben wir Lavendelreihen von einem hohen Standpunkt aus abgelichtet und im zweiten Bild aus der Froschperspektive. Beide Bilder sind ansprechend, jedoch besticht das zweite Bild durch mehr Dynamik, da der Betrachter den Eindruck gewinnt, er stünde mitten in dem provenzalischen Lavendelfeld. Die Belichtung wurde um –0,7 LW korrigiert.
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Abweichen von der Regel Welche Regel ließe nicht aber auch Ausnahmen zu? Trauen Sie sich ruhig, manchmal ganz bewusst von den Regeln abzuweichen. Es gibt nämlich neben der asymmetrischen Bildgestaltung mit ihren großen Vorteilen, ein Bild flexibler und dynamischer zu gestalten, auch die Möglichkeit, die Regel der Dreiteilung zu ignorieren und ein symmetrisches Bild zu komponieren. Bei dem Bild oben wurde bewusst eine symmetrische Bildkomposition gewählt. Der zentrale Blickpunkt ist das Haus, das mitten aus den Felsen herausragt. Da die Felsen beidseitig des bretonischen Hauses fast gleich hoch sind, entsteht ein ausgewogenes Gleichgewicht im Bild. Gerade die zentrale Position des Hauses lässt dieses Bild so intensiv erscheinen. Der Blick wird förmlich durch die Felsen auf das Haus zu gelenkt. Auch die erhöhte Position des Gebäudes betont die Sogwirkung des Motivs. Sie sehen, man kann auch gegen Regeln verstoßen und
trotzdem ein tolles Foto machen. Dennoch sind symmetrische Bilder statischer, da sie durch ihren formalen Aufbau die Elemente im Bild weniger kommunizieren lassen.
Perspektive und Blickwinkel Die richtige Perspektive kann darüber entscheiden, ob Ihr Foto ein echter Hingucker oder doch nur nullachtfünfzehn wird. Der Blickwinkel sollte wohlüberlegt sein. Machen Sie vielleicht auch einmal Aufnahmen aus einer ganz anderen Perspektive und entdecken Sie die Umgebung beispielsweise aus der Froschperspektive. Manchmal müssen Sie nur wenige Meter zur Seite gehen und können so störende Elemente aus dem Bild eliminieren. Aber egal, was während Ihrer Reise auf Sie wartet, Sie haben es in der Hand, es so abzulichten, wie es Ihren Vorstellungen entspricht.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/10 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/15 sek ISO 100
Oben: Die Dorfansicht von Vernazza, mit dem Teleobjektiv fotografiert. Der italienische Ort wirkt größer, wobei gleichzeitig der Motivausschnitt verkleinert wird.
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Unten: Derselbe Ort in den Cinque Terre, vom selben Standpunkt aus fotografiert. Mit dem Weitwinkel aufgenommen, wirkt Vernazza weiter entfernt, obwohl sich der Motivausschnitt vergrößert hat. Der Ort steht jetzt mit großer Schärfentiefe in einem anderen landschaftlichen Kontext.
Brennweiten und Bildwirkung Sie können zum Beispiel Ihre Bildwirkung ganz entscheidend verändern, wenn Sie zwar denselben Kamerastandpunkt für Ihre Aufnahmen beibehalten, aber mit verschiedenen Brennweiten spielen. Das ist beispielsweise dann zwingend erforderlich, wenn Sie sich vor Beginn eines folkloristischen Umzugs einen Platz sichern müssen, den Sie, wenn das Gedränge groß ist, nicht mehr verlassen möchten bzw. können. Durch den Einsatz von Weitwinkel- oder Teleobjektiven können Sie den Hintergrund mit dem Vordergrund in Beziehung setzen, natürlich auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Allein durch die Wahl der Brennweite können Sie Ihre Bildaussage treffen bzw. verändern. Verdichten Sie Ihre Motive im Bild mittels einer Telebrennweite oder vertrauen Sie auf die Räumlichkeit erzeugende Weitwinkelbrennweite. Allein die Wahl einer anderen Brennweite bei gleichem Kamerastandpunkt kann den Blickwinkel der Aufnahme und somit auch die Bildaussage des Fotos entscheidend verändern. Das Teleobjektiv bildet Ihre Motive vergrößert ab, verkleinert aber gleichzeitig den Motivausschnitt. Das Weitwinkelobjektiv verkleinert hingegen das Motiv, und es wirkt weiter entfernt, obwohl sich der Motivausschnitt vergrößert. Bildelemente können, per Weitwinkel fotografiert, aber auch vergrößert dargestellt werden, ohne dass die Schärfentiefe im Bild verloren geht. Der Fotograf muss hierzu nur näher an sein Motiv herangehen und kann es dann mit dem Weitwinkel in Beziehung zu seiner Umgebung setzen. Die Tiefenausdehnung in der Aufnahme wird betont, denn weit entfernte Objekte wirken weiter entfernt, und nahe Details erscheinen noch näher.
KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
Im Kapitel „Ausrüstung für Reisefotografen“ wurde anhand von vielen Beispielen bereits ausführlich die Perspektive beschrieben und wie sie sich durch den Einsatz verschiedener Brennweiten, größer oder kleiner, auf das Hauptmotiv auswirken kann. Kamerastandpunkt verändern Sie haben bei den meisten Motiven der Reisefotografie den entscheidenden Vorteil, dass Sie Ihre Bildgestaltung in aller Ruhe und mit viel Überlegung vornehmen können, denn Gebäude, Landschaften und Städte halten still und lassen sich so mit Bedacht in Szene setzen. Ausnahmen stellen natürlich Bilder von Menschen, vom Alltagsleben sowie von Veranstaltungen jeglicher Art dar, denn hier müssen oder sollten Sie flexibel auf sich ändernde Bedingungen reagieren können. Sie haben aber bei den meisten Motiven die Möglichkeit, ein und dasselbe Motiv in einem völlig anderen Kontext zu präsentieren, wenn Sie beispielsweise den Kamerastandpunkt verändern.
Also machen Sie sich ruhig auf und suchen Sie sich den für Sie geeigneten Standpunkt aus. Der erstbeste Anblick einer Stadtansicht, die Sie in Begeisterung versetzt, muss nicht der allerbeste sein. Gehen Sie auf Wanderschaft und erkunden Sie in aller Ruhe, wie sich der Anblick des Sie fesselnden Motivs verändert, wenn Sie es aus einer anderen Perspektive betrachten. Allein durch einen veränderten Kamerastandpunkt kann sich die Bildaussage erheblich verändern. Die folgenden drei Beispiele sollen verdeutlichen, wie durch das Verändern des Kamerastandpunkts die Bildwirkung variiert. Die drei Aufnahmen zeigen jeweils das Elean Donan Castle in den schottischen Highlands. Alle Bilder wurden mit einem Weitwinkel bei gleicher Blende, aber verändertem Standpunkt fotografiert. Im ersten Bild wirkt das schottische Schloss wie eine gewaltige Trutzburg, und der wehrhafte Charakter des Gebäudes wird hervorgehoben.
Bei dieser Aufnahme des Elean Donan Castle haben wir eine niedrig positionierte Horizontlinie gewählt, um die Wolkenformation mit in das Bild aufnehmen zu können.
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Oben: Hier haben wir den Kamerastandpunkt nur ein wenig verändert und etwas mehr Vordergrund einfließen lassen. Die Horizontlinie ist bewusst knapp unter der Bildmitte platziert. Unten: Durch den entfernt gewählten Kamerastandpunkt, von einer Anhöhe aus fotografiert, liegt das Castle nun ehrwürdig innerhalb der es umgebenden Landschaft.
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Im zweiten Bild wirkt der Vordergrund bildbestimmend und setzt das Castle in Bezug zur Wasserfläche, die es umgibt. Im dritten Beispiel haben wir nach einer anderen Perspektive gesucht, um die weite Landschaft und das Castle zu fotografieren. Wir wanderten einen in der Nähe gelegenen Hügel hinauf und suchten uns einen Aussichtspunkt, von dem wir die weite Landschaft mit dem Castle fotografieren konnten. Erst aus dieser Perspektive heraus kann die Höhe der umliegenden
Berge eingeschätzt werden, und das Castle wirkt weniger bedrohlich als in der ersten Aufnahme. Es fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein, zieht den Blick auf sich und lenkt ihn dann in die Weite der schottischen Highlands hinein. Dieses Beispiel führt Ihnen bildhaft vor Augen, wie sehr sich ein veränderter Standpunkt auf die Bildwirkung und damit auch auf die Bildaussage des gewünschten Fotos auswirkt.
Architektur in Szene setzen Gerade bei Architekturaufnahmen ist das Verändern des Standpunkts, die Veränderung der Perspektive oder die Wahl der Brennweite entscheidend für die Aussage eines Bildes bzw. für dessen Wirkung. Im folgenden Beispiel dient uns die Kirche Iglesia de Chonchi auf der Insel Chiloé in Patagonien als Beispielmotiv. Das Ausgangsbild erscheint durch die zentrale Stellung des Hauptmotivs bei gleichzeitiger Detailfülle der Umgebung langweilig. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kirchturm nach hinten zu kippen scheint. Hier wirken sich die stürzenden Linien nachteilig aus. Völlig anders erscheint die Kirche, wenn sie seitlich aus der Froschperspektive nach oben mittels Weitwinkel fotografiert wird. Die kurze Brennweite und der geringe Aufnahmeabstand in Kombination mit der besonderen Perspektive betonen hier die Höhe der Kirche. Formatfüllend und mittig ausgerichtet, wird das Motiv per Weitwinkel von unten nach oben fotografiert dargestellt. Der untere Teil des Gebäudes ist nun abgeschnitten, aber durch das Detail des spitz zulaufenden Giebels, aus dem der Kirchturm in den Himmel wächst, bekommt dasselben Motiv erneut eine völlig andere Bildaussage. Eine wiederum gänzlich andere Bildaussage erhält dasselbe Motiv, wenn es auf ein Element reduziert wird. Hier steht der Eingang der Kirche als architektonisches Detail im Vordergrund. Die Rundbogen der Arkaden stehen in architektonisch gewolltem Kontrast zum strengen Eingangsportal. Die gerade Form des Portals wiederholt sich in den Kapitellen der Säulen. Das Portal wurde bewusst mittig gesetzt. Durch die geöffnete Kirchentür bekommt das gesamte Bild eine
Oben: Das Ausgangsbild; das Motiv ist mittig platziert und langweilig in Szene gesetzt. Zu viele Details lenken zudem den Betrachter vom gewünschten Hauptmotiv ab. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert. Mitte: Mit dem Weitwinkel seitlich von unten nach oben fotografiert, wird die Höhe der Kirche betont. Eine kurze Brennweite und eine kleine Aufnahmedistanz unterstreichen ihre Räumlichkeit. Die Belichtung wurde um +1,0 LW korrigiert. Unten: Von unten nach oben mit dem Weitwinkel fotografiert, füllt der obere Teil der Kirche das Bild komplett aus. Der Turm wächst förmlich aus dem Giebel heraus, wobei die Farben harmonieren. Die Belichtung wurde um +1,0 LW korrigiert.
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die gewählte Brennweite des Objektivs ist. Wählen Sie also ein Weitwinkelobjektiv, sollten Sie vor allem bei Landschaftsaufnahmen kleine Blenden wie 11 oder 16 bevorzugen. Die Wahl einer kleinen, geschlossenen Blende erlaubt das Scharfstellen in einem Bereich, der von knapp einem Meter bis unendlich reicht. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 1/50 sek ISO 100
Der Eingang der Kirche Iglesia de Chonchi frontal fotografiert. Das architektonische Detail wurde mittig angeordnet. Die Spannung der Bildaussage wird durch die offene Tür erzeugt, die die architektonische Strenge unterbricht. Die Belichtung wurde um +1,0 LW korrigiert.
Nutzen Sie Führungslinien, wie diesen Weg in Pienza in Italien, um die Tiefenwirkung Ihrer Aufnahmen zu verstärken.
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große Spannung und wirkt alles andere als langweilig. Der Betrachter wartet geradezu auf die Person, die heraustritt. Räumliche Tiefe darstellen Um räumliche Tiefe darzustellen, empfiehlt sich in der Regel das Weitwinkelobjektiv. Es erlaubt Ihnen, vor allem durch seinen exakten Schärfentiefebereich, eine räumliche Illusion von Weite zu erzeugen. Unter Schärfentiefebereich versteht man den Bereich, der hinter und vor dem Motiv, auf das scharf gestellt wurde, ebenfalls scharf abgebildet wird. Dabei können Sie sich die Faustregel merken: Je kleiner die Blende gewählt wird, desto größer ist die Schärfentiefe der Aufnahme. Außerdem wird der Bereich der Schärfentiefe größer, je kürzer AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/9 Belichtung 1/200 sek ISO 100
Führungslinien nutzen Nutzen Sie aber auch perspektivisch zulaufende Führungslinien, um die Raumtiefe in Ihrem Bild zu betonen. Führungslinien können sichtbar (Straßen, Zäune, Mauern, Äste eines Baums etc.) oder gedacht sein, wie z. B. die Blickrichtung eines Menschen oder Tieres. Im folgenden Bildbeispiel führt ein Weg den Betrachter in das Bild hinein. Da er in der Ferne eng zuläuft, während er im Vordergrund bildfüllend dargestellt wird, scheint er dem Bild eine neue Dimension zu geben, die der zweidimensionalen Abbildung normalerweise fehlt: die dritte Dimension – die Raumtiefe. Der Weg wurde bewusst mit einem Weitwinkel fotografiert. Die den Weg begrenzende Mauer unterstreicht noch die perspektivische Wirkung, da sie entlang
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/9 Belichtung 1/180 sek ISO 100
KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
der Diagonalen ins Bild hineinführt. Die Wahl des Querformats unterstützt diese Wirkung ebenso. Vordergrundmotive als Rahmen Doch auch Vordergrundmotive, die bewusst als Rahmen genutzt werden, lenken den Blick auf das dahinterliegende Motiv. Auch sie können die dritte Dimension in einem Bild erzeugen, da die Rahmenelemente Raumtiefe suggerieren. Sie rahmen das Hauptmotiv ein, wobei dieses gleichzeitig weiter nach hinten tritt. Der Rahmen, hier der Aufbau einer Fontana in Pienza, gibt einen Ausblick auf das Motiv frei, wobei es selbst jedoch ebenfalls zum Motiv gehört. Torbogen, Fenster sowie Eingänge stellen häufig gute Hilfsmittel zur Bildgestaltung dar, denn auch sie vermitteln räumliche Tiefe. Allerdings muss die Schärfentiefe bei diesen Aufnahmen bis ins hinterste Detail stimmen. Eine weitere Möglichkeit, die Tiefe eines Raums zu betonen, besteht darin, ein Detail im Vordergrund groß abzulichten, es aber per Weitwinkelbrennweite in den umge-
Oben: Ein Rahmen dient auch der räumlichen Tiefenwirkung. Das Motiv, das man durch den Rahmen betrachtet, erscheint dann kleiner, wie hier die Piazza Pio II in Pienza in der Toskana, und scheint hinter dem umrahmenden Vordergrund zu liegen. Hier muss die Schärfentiefe exakt stimmen.
benden Kontext einzubinden. Im nächsten Beispiel wurden die Mohnblüten aus der Froschperspektive fotografiert und erscheinen so sehr groß. Gleichzeitig sehen Sie aber das landschaftliche Umfeld, in dem diese Blüten wachsen. Die Wahl des Weitwinkelobjektivs bei Blende 16 erlaubt zudem die Darstellung der Details im Hintergrund in extremer Schärfentiefe.
Unten: Die Mohnblumen, aus kurzer Distanz fotografiert, wirken größer als der Hintergrund. Das Weitwinkelobjektiv lässt eine extreme Schärfentiefe bis ins letzte Detail des tiefen Raums zu.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/16 Belichtung 1/40 sek ISO 100
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Hoch- oder Querformat? Beide Formate haben ihren eigenen Reiz. Bei Stadtansichten aus der Ferne sowie bei Landschaftsaufnahmen wird das Querformat bevorzugt, da sich so mehr Elemente im Bild unterbringen lassen und auch räumliche Weite suggeriert werden kann. Wählen Sie für Porträtaufnahmen bewusst das Querformat, ist eine andere Bildwirkung gegeben, denn das Gesicht wirkt im Querformat anders auf den Betrachter als im sonst üblichen Hochformat, und auch die den Porträtierten umgebende Wirklichkeit wird mit abgebildet. Das Hochformat hingegen können Sie immer dann einsetzen, wenn Sie senkrechte Linien betonen wollen, zum Beispiel bei GeAU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Links: Im Querformat, das landschaftsfüllender ist, kommt mehr die räumliche Tiefe im Bild zur Geltung, und der Vordergrund wirkt flacher. Der Blick des Betrachters fällt hier zunächst auf den malerisch gelegenen Ort Vernazza. Rechts: Das Hochformat des Bildes der ligurischen Cinque-Terre-Küste in Italien setzt den Akzent auf die Felsen im Vordergrund. Der Blick des Betrachters fällt zuerst auf die steile Felswand und wird dann ins Bild hineingeführt.
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bäuden, die vor Ihnen aufragen und deren Höhe Sie betonen möchten. Noch stärker ist dieser Effekt, wenn Sie Gebäude aus der Froschperspektive fotografieren, denn dann erscheinen sie noch höher. Aber auch in der Porträt- und Tierfotografie profitieren Ihre Bilder oft vom Hochformat, da ein Porträt, sei es das eines Menschen oder eines Tiers, in diesem Format intensiver wirkt, wenn die Umgebung den Blick nicht vom Porträtierten ablenkt. Möchten Sie eine blühende Pflanze ablichten, die an den kargen Felsen einer Steilküste ihr Nischendasein fristet, wird das Hochformat die Dramatik Ihrer Bildaussage steigern, da die Höhe der Felswand mit einbezogen wird. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
Beide Aufnahmen entstanden fast vom gleichen Kamerastandpunkt aus. Bei diesem Beispiel sind beide Bilder gleich gut gelungen, nur hat sich durch das andere Format die Bildaussage geändert. Oft sind diese Varianten nicht möglich, aber in manchen Situationen sollte man es einfach einmal ausprobieren. Das Auge tendiert eher zum Querformat, es sei denn, es handelt sich um hohe und schlanke Motive wie z. B. Bäume, Wolkenkratzer, Schilder oder Straßenlaternen. Wenn wir ein Motiv gefunden haben, prüfen wir sehr sorgfältig durch den Sucher, welches Format die bessere Entscheidung sein könnte. Probieren Sie ruhig die beiden Varianten bei ein und demselben Motiv aus. Manchmal ruft allein die Wahl des Formats eine andere Bildaussage hervor.
Die Funktion Gitteranzeige im Kameramenü einer Canon EOS 7D.
Den Horizont ausrichten Wie in den ersten beiden Aufnahmen des Elean Donan Castle schon zu sehen war, ändert sich die Bildwirkung auch durch das Verlagern des Horizonts. Schwierig ist das exakte Ausrichten der Horizontlinie, denn ein Kippen des Horizonts wird vom Betrachter als unangenehm empfunden und mindert die Qualität Ihres Bildes enorm. Als Hilfsmittel können Sie bei den meisten Kameras ein Gitternetz einblenden, mit dem Sie den Horizont bequem waagerecht ausrichten können. Neben der Gitteranzeige bieten einige DSLR-Kameras auch einen virtuellen Horizont, mit dem Sie das Motiv perfekt platzieren können. Die waagerechte Horizontlinie teilt ein Bild immer in zwei unterschiedliche Bereiche ein. Denken Sie bei der Ausrichtung des Horizonts an die Regeln des Goldenen Schnitts bzw. der Dreiteilung, Sie erreichen damit eine harmonischere Aufnahme.
Die Funktion Virtueller Horizont im Kameramenü der Nikon D300s.
Horizont mittig Ein mittig gesetzter Horizont zerschneidet Ihr Foto in zwei Teile und ist nur selten zu empfehlen. Außerdem wirkt ein Bild am langweiligsten, wenn der Horizont direkt mittig gesetzt ist. Doch gibt es auch hier Ausnahmen: Wenn zwei Elemente im Bild die Balance halten sollen, kann man den Horizont auch bewusst in die Mitte setzen, beispielsweise bei Aufnahmen von Spiegelungen. Horizont oben Verlagern Sie die Horizontlinie nach oben, zeigen Sie mehr von dem Vordergrund und betonen ihn. Achten Sie hierbei vor allem auf
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Oben links: Der niedrig gesetzte Horizont lässt viel Raum, um die Windfahnen am Himmel über dem zwischen Granitfelsen eingeklemmten Haus in Plougrescant in der Bretagne als Gestaltungsmittel einzubinden. Die so geschaffene Weite des Bildes betont zudem die ungewöhnliche und eingeengte Position des Hauses an der Côte de Ajoncs. Oben Mitte: In diesem Bild haben wir die Horizontlinie im oberen Drittel positioniert, da es über ausreichend Vordergrunddetails verfügt und der durchgängig blaue Himmel keine interessante Wolkenbildung hergibt. Oben rechts: Das zwischen den Granitfelsen eingekeilte Haus „Le Gouffre“ spiegelt sich im ungewöhnlich glatten bretonischen Meer. Das bewusste Setzen der Horizontlinie in die Mitte macht hier die starke Bildwirkung aus, denn die Bildteile halten sich die Waage.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/60 sek ISO 100
große Schärfentiefe, die Sie durch den Einsatz kleiner Blenden erreichen, denn sonst mindert das die Qualität Ihres Fotos. Sie sollten den Horizont nach oben verlagern, wenn der Vordergrund ausreichende Details aufweist, um Spannung im Bild aufzubauen. Horizont unten Sie können die Horizontlinie aber auch zum unteren Bildrand verschieben. Damit wird der Himmel bei interessanter Wolkenbildung oder besonderen Lichtstimmungen besser betont. Sie unterstreichen mit dieser Horizontposition die Weite Ihres Bildes. Wir verlagern in den meisten Fällen den Horizont außerhalb der Bildmitte. Bei einem eintönigen Himmel wäre diese Positionierung der Horizontlinie übrigens die falsche Wahl. Wie schon oben kurz erwähnt, kann man in Ausnahmefällen die Horizontlinie auch in die Mitte setzen. Gerade bei Spiegelungen bietet sich diese Wahl an. Im Beispiel oben zerschneidet die in die Mitte gelegte Linie die beiden Bildteile nicht, sondern wirkt besonders anziehend für den Betrachter, da sich die Elemente ausgewogen spiegeln und ihre Balance behalten.
Perfekte Linienführung Linien teilen ein Bild auf und trennen bestimmte Bildbereiche, wie Sie es schon im vorhergehenden Abschnitt bei den Horizontlinien gesehen haben. Eine waagerechte Linie bestimmt einen Bereich des Bildes als vor ihr liegend und den anderen als dahinterliegend. Rechte und linke Bildteile entstehen, wenn eine Senkrechte das Bild bestimmt. Senkrechte Linien, wie zum Beispiel mehrere Bäume, die hintereinanderstehen, geben dem Bild eine räumliche Dimension, da sie Tiefe vermitteln. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/3 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Gut in Szene gesetzte Wege nehmen den Betrachter direkt mit hinein ins Bild. Sie dienen daneben aber auch der Darstellung der räumlichen Tiefe in Ihrer Aufnahme, wie am Beispiel des mauerbegrenzten Wegs in Pienza weiter oben bereits gezeigt. Schräge Linien erzeugen demnach eine höhere Spannung als schnurgerade verlaufende senkrechte Linien. Sobald eine Linie aufsteigend verläuft, also von links unten nach rechts oben, empfinden wir diese Linie als positiv. Fallende Linien können negative
FLUCHTLINIEN: PERSPEKTIVISCH UND DIAGONAL Nutzen Sie perspektivische Linien sowie diagonale Fluchtlinien, wenn sie direkt auf Ihr Motiv zulaufen. Sie lenken das Auge unmittelbar auf das Motiv, das Sie in den Vordergrund Ihrer Bildaussage stellen möchten.
Verjüngende Linien schaffen die Illusion von Tiefe. Hier Gebetsmühlen in einem buddhistischen Tempel in Huanglong (China).
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/7 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Oben: Diese geschwungene Linie einer Londoner Straße bringt Dynamik in die Stadtansicht. Sie führt das Auge geradezu von vorne an der Häuserfront vorbei in den hinteren Teil des Bildes. Auch der gebogene Werbeanschnitt als Vordergrundmotiv passt sich harmonisch in diese Liniendarstellung ein. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/20 sek ISO 100
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Unten: Die diagonale Linie führt das Auge direkt zum eigentlichen Hauptmotiv hin – dem Kirchturm der Andenkirche in Isluga auf dem Altiplano in Chile. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert.
Empfindungen erzeugen. Dieses Wissen sollten Sie sich als Reisefotograf zunutze machen. Die Diagonale erzeugt also mehr Dynamik und Spannung im Bild und gibt Energie. Zickzacklinien, wie im folgenden Bild, sind oft bildbestimmend. Aber auch in der Architekturfotografie finden Sie häufig Zickzacklinien, vor allem wenn Sie Details per Telebrennweite verdichten, die dreieckig sind. Aufeinanderfolgende Giebel oder Ecken von Dachkonstruktionen, die seitlich schräg ins Bild gestellt sind, können diesen Zickzackkurs aufweisen und das Bild interessant erscheinen lassen. Flache Hügel weisen meist leicht gebogene Linien auf, große Bergmassive präsentieren sich häufig mit markanten steilen Linien. Aufstrebende Linien findet man bei Häusern, architektonischen Details, Straßenlaternen, Bäumen oder Telefon- bzw. Strommasten. Aber auch in der Tier- und Pflanzenwelt gibt es eine große Vielfalt an Linien, denken Sie nur an Zebras, gestreifte
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/15 sek ISO 100
Fische, die Rillen in der Rinde von Bäumen oder die Blattadern von Pflanzen. Verändern Sie auch ruhig Ihren Standpunkt, um zu sehen, wie sich die anvisierte Linie in Ihrem Bild verändert bzw. wie sich dadurch die Bildaussage ändern kann. Gehen Sie einfach ein paar Schritte zur Seite, dann
führt die Linie, die eben noch schnurgerade ins Bild zeigte, auf einmal diagonal durch Ihr Bild auf Ihr Motiv zu. Allein diese wenigen Schritte zur Seite können die Dynamik Ihres Fotos enorm erhöhen. Im folgenden Beispiel unterteilen die senkrechten Linien der Säulen das Bild in drei
Oben: Diese Zypressenallee in der Toskana nimmt den Betrachter förmlich mit und lässt ihn den Hügel hinabmarschieren. Die Zickzacklinie lenkt unseren Blick bergauf.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/2 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/14 Belichtung 1/13 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Oben: Diese senkrechten Linien unterteilen das Bild in drei Teile, wobei der kleine Tempel in der Mitte den Blick anzieht. Durch die Dreiteilung und den seitlich gewählten Aufnahmestandort wird die Mitte besonders betont.
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Unten: Die Schattenbildung modelliert diese Sanddüne in der NamibWüste (Namibia). Der scharfe Grat kommt erst so richtig zur Geltung.
Teile, wobei der mittlere Teil durch den seitlich gewählten Kamerastandpunkt am größten erscheint. Aber gerade auf diesen Bereich haben wir unseren Fokus gelegt, da wir das weiße Gebäude als Blickfang gewählt haben. Die senkrecht stehenden Säulen liegen genau auf den senkrechten Linien, die den Goldenen Schnitt bestimmen. Die waagerechte Linie der Balustrade bestimmt zudem die untere waagerechte Linie des Goldenen Schnitts. Dadurch erhält das Bild seine ausgewogene Harmonie, die durch die diagonalen Linien der Bergkulisse, die ins Meer hinabfallen und die strenge formale Teilung der Aufnahme auflockern, unterstützt wird. Linien entlang klar abgegrenzter Schatten können Ihr Foto ebenfalls unterteilen, wobei auch hier die Schattenkanten als Führungslinien dienen. Gerade in kleinen Ortschaften, in denen malerische enge Gassen vorherrschen, können Sie sich das Wechselspiel von Licht und Schatten zunutze machen. Ist die Wüste Ihr Reiseziel, sollten Sie die richtige Tageszeit zum Fotografieren wählen, denn in den frühen Morgenstunden oder im Abendlicht werden die riesigen Sandmassen der Wüste „lebendig“. Dann erzeugt die Lichtstimmung Schatten. Diese Schattenbildung modelliert die Wüste, denn nun entstehen ganz klare Linien entlang der Schattenbereiche und der sonnenbeschienenen Partien. Der scharfe Grat einer Sanddüne kommt erst durch Schattenbildung zur Geltung. Diese Linien können Sie nun ebenfalls gestalterisch nutzen. Gerade Schattenpartien ermöglichen es Ihnen, Ihren Bildern die dritte Dimension hinzuzufügen, die ihnen normalerweise fehlt, denn Schatten bringt räumliche Tiefe ins Bild.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/16 Belichtung 1/4 sek ISO 100
Der aktive Blick nach draußen Greifen Sie beim Fotografieren in die Trickkiste und zaubern Einrahmungen mit ins Bild, sorgen Sie beim Betrachter immer dafür, dass er das Gefühl hat, aus einem Raum nach draußen zu blicken. Sie erzeugen die Illusion des aktiven Sehens. Nehmen Sie ein Element als Rahmen in Ihr Bild auf, schaffen Sie einen Rahmen in Ihrem eigentlichen Bildrahmen. Das, was außerhalb des Rahmens zu sehen ist, erscheint immer dahinterliegend. Ihr Bild gewinnt dadurch an räumlicher Tiefe, wobei die Schärfentiefe bis ins letzte Detail reichen muss, sonst geht diese Wirkung verloren. Nutzen Sie Torbogen, Fensterrahmen, Türen, Portale oder auch Höhleneingänge als Rahmen. Aber auch verschwommenes, absichtlich in Unschärfe gehaltenes Blattwerk, das einen Blick auf das dahinterliegende Motiv freigibt, kann als Rahmen dienen. Ebenso können unvollständig abgebildete Menschen im Vordergrund Ihrer Aufnahme einen Rahmen geben, der den Blick auf das Motiv lenkt.
Motive im Rahmen Fotografieren Sie durch einen Bogen oder ein Fenster nach draußen, können Sie Ihr Rahmenmotiv so belichten, dass es als dunkle Silhouette Ihr eigentliches Motiv einrahmt. Sie können die Belichtung aber auch so ausrichten, dass die sonst im Schatten liegenden Details des Rahmens durch lange Belichtungszeiten sichtbar gemacht werden. Die Wahl einer kleinen Blende erlaubt Ihnen das Scharfstellen in einem Bereich, der von knapp einem Meter bis unendlich reicht, was gerade bei mitfotografierten Einrahmungen wichtig ist. Hierbei müssen Sie aber beachten, dass das dahinterliegende eigentliche Motiv nicht überbelichtet wird. In diesem Fall bietet sich das Blitzlicht zur Aufhellung des Vordergrunds an. Sie können also einen Aufhellblitz einsetzen, um den Rahmen geschickt mit allen Details ins Bild zu integrieren, oder eine Belichtungskorrektur vornehmen, wie es bei folgendem Bild des andalusischen Mondragoon-Palasts der Fall ist.
Die bemalten Wände des tibetischen Klosters in Huanglong sind der große bunte Rahmen für den dahinterliegenden Tempelbereich. Der Rahmen schafft beim Betrachter die Illusion des Zuschauens. Er befindet sich mitten in der Szene, die von vorne bis hinten scharf abgebildet ist.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/2,5 sek ISO 100
Der Rahmen im Vordergrund kann eine begrenzende Wirkung haben und so dem Bild Spannung verleihen. Die Belichtung wurde um +1,0 LW korrigiert.
Die Strenge der Frontalansicht dieses Brunnens im Palacio Mondragoon in Ronda (Andalusien, Spanien) wird durch den geschwungenen Torbogen, der als Rahmen dient, aufgehoben. Die Belichtungskorrektur plus ein Lichtwert macht die Details des Torbogens sichtbar, ohne dass der Hintergrund durch eine zu lange Belichtungszeit überbelichtet wird. Die Belichtung wurde um +1 LW korrigiert.
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Rahmen begrenzen aber auch den Blick des Betrachters und machen so das Bild interessant. Stellen Sie sich die Aufnahme der chilenischen Kirche einmal ohne den Eingangsbogen vor. Das Bild würde vom langweiligen, toten Vorplatz geradezu erschlagen. Der Rahmen gibt dem Bild die nötige Spannung. Zudem ist die Aufnahmeperspektive aus der Hocke geschickt gewählt, da so die Größenverhältnisse ins rechte Maß gerückt werden. Das Bild lädt den Betrachter ein näherzutreten, um den Kirchturm genauer anzuschauen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/20 sek ISO 100
Einen begrenzenden Rahmen kann aber auch ein grünes Blätterdach abgeben. Bei dem Gartenbild in Mallorca entsteht die räumliche Tiefe nicht nur durch die belaubten Bogen, sondern auch durch die strenge Frontalanordnung des Motivs. Der schnurgerade verlaufende Weg zieht uns zudem förmlich in das Bild hinein, vor allem, da sich die Linien verjüngen. Bei diesem Beispiel ist die Illusion der Dreidimensionalität perfekt gelungen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/5 sek ISO 100
Mit Schärfentiefe gestalten Wir haben schon festgestellt, dass die Schärfentiefe ein Mittel ist, um in Verbindung mit dem Weitwinkelobjektiv räumliche Tiefe zu erzeugen und so den Eindruck von Dreidimensionalität zu erzeugen. Die Schärfentiefe eines Fotos ist von verschiedenen Faktoren abhängig, die jedoch in Korrelation zueinander stehen. Unter Schärfentiefe versteht man den Bereich, der hinter bzw. vor Ihrem anvisierten Motiv, auf das Sie scharfstellen, liegt und der ebenfalls scharf dargestellt wird. Dabei gilt in der Regel, dass sich die Schärfentiefe zu einem Drittel vor dem fokussierten Objekt und zu zwei Dritteln hinter dem fokussierten Objekt befindet.
Schärfentiefebereiche Zudem verfügen verschiedene Brennweiten über unterschiedliche Schärfentiefebereiche. Das Weitwinkelobjektiv hat einen großen Schärfentiefebereich. Mit längerer Brennweite wird dieser Bereich immer kleiner, sodass folglich ein Teleobjektiv einen kleineren Schärfentiefebereich aufweist als eine kurze Brennweite. Die Qualität Ihres Objektivs trägt natürlich auch zur Schärfe bei. Dazu kommt der Faktor der Sensorgröße Ihrer Kamera, denn auch die Sensorgröße beeinflusst die Schärfentiefe. Je kleiner Ihr Sensor ist, desto mehr nimmt die Schärfentiefe zu.
Das Bild dieses Gartenwegs im mallorquinischen Jardines d‘Alfabia Bunyola (Spanien) ist die gelungene Vortäuschung von Dreidimensionalität. Interessante Rahmengebung, stringente Linienführung und gut gewählter Kamerastandpunkt geben diesem Bild eine ungemeine Tiefenwirkung. Die Belichtung wurde um 0,7 LW korrigiert.
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Oben: Die Wahl einer großen Blende, einer längeren Brennweite und einer geringen Aufnahmedistanz zum Motiv lässt den Vordergrund absichtlich in Unschärfe verschwimmen bei gleichzeitiger Schärfentiefe in der hinteren Bildebene. Unten: Eine durchgängige Schärfentiefe in allen Bildebenen erreichen Sie mit einer kleinen Blende, einer kurzen Brennweite und einem geringen Abbildungsmaßstab durch einen größeren Abstand zwischen Kamera und Motiv.
Blende und Schärfentiefe Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Schärfentiefe Ihres Fotos entscheidend mitbestimmt, ist die Wahl der Blende. Möchten Sie beispielsweise Landschaften von vorne bis hinten scharf abbilden, müssen Sie eine kleine Blende wählen. Um störende Details im Vorder- oder Hintergrund beispielsweise in der Porträtfotografie verschwinden zu lassen, können Sie aber auch absichtlich eine große Blende wählen, da bei offener Blende diese Details unscharf und verschwommen dargestellt werden. Diese bewusste Gestaltung von Unschärfe können Sie auch bei Architekturaufnahmen einsetzen, wenn Sie ein Detail scharf abbilden möchten, das vor einem unruhigen Hintergrund steht. Bilden Sie den Hintergrund nun bewusst unscharf ab, heben Sie Ihr Motiv hervor, und der Blick wird nicht abgelenkt. Die Schärfentiefe Ihres Fotos können Sie ebenfalls durch den Aufnahmeabstand bestimmen. Ist der Abstand zwischen Ihrem Motiv und der Kamera groß, erreichen Sie auch eine größere Schärfentiefe, da der Abbildungsmaßstab nun geringer ist. Wir halten also fest, dass Sie mit der Wahl einer kleinen Blende, einer kurzen Brennweite und einem größeren Aufnahmeabstand, was einer größeren Distanz zwischen Motiv und Kamera entspricht, eine große Schärfentiefe erreichen. Selektive Schärfe Sie haben mit der Schärfentiefe also ein weiteres gestalterisches Mittel an der Hand, um Ihrem Foto das gewisse Etwas zu geben. Sie können die Faktoren, die die Schärfentiefe Ihres Bildes beeinflussen, kombinieren oder
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auch einzeln einsetzen. Möchten Sie beispielsweise einen unschönen Hintergrund kaschieren oder bewusst unscharf verschwimmen lassen, damit sich Ihr eigentliches Motiv besser davon abhebt, können Sie mit der Wahl einer längeren Brennweite, einer größeren Blendenwahl und geringerem Aufnahmeabstand die Schärfentiefe reduzieren. Durch diese selektive Schärfe können Sie die Aufmerksamkeit des Betrachters auf eben jenes Detail lenken, das für Sie wichtig ist und das in Ihrem Bild hervorstechen soll. Bei dem folgenden Bildbeispiel haben wir mit dem Teleobjektiv auf den Baum scharf gestellt und wählten zudem eine große Blendenöffnung (kleine Blendenzahl, hier f/2.8). Dazu haben wir uns für eine niedrige Aufnahmeperspektive und somit für eine kurze Distanz zum Löwenzahn entschieden. Mit diesem fotografischen Kunstgriff haben wir erreicht, dass der Vordergrund verschwommen erscheint. Die Schärfentiefe erstreckt sich nur in der hinteren Bildebene. Dieses Beispiel verdeutlicht sehr anschaulich, dass gerade im Nahbereich die Schärfentiefe durch den geringen Abstand zum Motiv bei einer längeren Brennweite und großer Blende extrem gering ist. Das gleiche Bild haben wir von einem ähnlichen Kamerastandpunkt mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Hier wählten wir jedoch eine kleine Blendenöffnung (hohe Blendenzahl, hier f/16) und erreichten durch eine normale Aufnahmeperspektive einen großen Abstand zum eigentlichen Motiv. Das Resultat ist durchgängig in allen Bildebenen eine größere Schärfentiefe.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/2.8 Belichtung 1/420 sek ISO 100
KAPITEL 3 REGELN FÜR DIE BILDGESTALTUNG
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
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KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Motive mit Licht in Szene setzen 106
Farbtemperatur und Weißabgleich
151
Bildbeurteilung per Histogramm
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Weißabgleich durchführen
151
Schwierige Lichtsituationen
110
Tipps für den Weißabgleich
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Tonwerte korrigieren
153
Kontrast und Farbe verbessern
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Immer im richtigen Licht
154
Belichtung korrigieren
Morgen- und Abendlicht
116
Mittagslicht Sonnenauf- und -untergang
156 156
HDR-Bilder auf Tour
118 120
Die Magie der blauen Stunde
157
HDR-Fotografie in der Praxis
123
Nachtaufnahmen
Technische Grundlagen
157
Belichtungsreihe anfertigen
159
HDR-Konvertierung mit Photomatix
Licht aus allen Richtungen
127 127
Diffuses Licht
128
Frontales Licht
129
Streiflicht und Gegenlicht
133
Spotbeleuchtung
133
Reflektierendes Licht
134
Innenlicht trifft auf Außenlicht
134
Vorgaben für die optimale Belichtung
135
Steuern der Lichtmenge
135
Betriebsmodi der Kamera
141
Belichtungsmessmethoden
142
Belichtungseinstellungen
146
Belichtungskorrekturen
148
Im Zweifel eine Belichtungsreihe schießen
103
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/13 sek ISO 100
4
Motive mit Licht in Szene setzen Das Wort Fotografie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Malen mit Licht“. Aber anders als ein Maler mit Pinsel und Leinwand hat der Fotograf oft nur einen kurzen Augenblick, in dem Motiv und Beleuchtung optimal passen. Die Kunst des Fotografierens besteht zum großen Teil darin, Lichtstimmungen zu erkennen, sie in die Bildgestaltung einzubeziehen und die Lichtverhältnisse ästhetisch ansprechend und technisch korrekt festzuhalten. Deshalb sollten Sie dem Licht immer eine ganz besonders große Bedeutung beimessen.
104
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Als Fotograf müssen Sie lernen, die verschiedenen Stimmungen, die Licht hervorrufen kann, in gute Fotos umzusetzen. Und damit meinen wir nicht nur, zu welcher Tageszeit Sie auf Fotopirsch gehen, sondern auch, aus welcher Richtung das Licht auf Ihr Motiv fällt. Da können die Unterschiede extrem groß sein. Stellen Sie sich ein und dasselbe Motiv einmal mit Seitenlicht und guter Schattenbildung, ein anderes Mal im Gegenlicht als Silhouette vor. Aber damit noch nicht genug, auch die optimale Belichtung unterscheidet ein mittelmäßiges Foto von dem Titelbild eines Bildbands.
Wann immer Sie mit Ihrer Ausrüstung ins Land ziehen: Dasselbe Motiv können Sie viele Male vom selben Aufnahmestandpunkt ablichten und werden je nach Tageszeit, Jahreszeit und Wetter immer wieder ein neues, großartiges Bild bekommen. Aber nicht nur das vorhandene Tageslicht müssen Sie beherrschen, Sie müssen auch mit Kunstlicht arbeiten können, denn sind Sie abends oder nachts mit der Kamera unterwegs oder fotografieren in Innenräumen, müssen Sie auch einiges über künstliche Lichtquellen wissen, um gute und richtig beleuchtete Bilder zu machen.
Links: Bei dieser Aufnahme des Leuchtturms am Moritzburger Großteich in der Nähe des Fasanenschlösschens haben wir bewusst die Gegenlichtposition gewählt. Der Leuchtturm erscheint so als Silhouette und passt sich in der Farbgebung ebenfalls an. Die Belichtung wurde um +3,0 LW korrigiert.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/13 sek ISO 100
Der Lake Glen Affric in den schottischen Highlands. Nach einem bewölkten Tag durchbrach die Sonne die Wolken und setzte das Motiv in ein fantastisches Licht. Die Belichtung wurde um +2,0 LW korrigiert.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 4,5 sek ISO 100
Zwischen Tag und Nacht. Das künstliche Licht dieser fünfarmigen Laterne vor dem Schloss in Dresden erscheint warm und kündigt die heraufziehende Nacht an. Die Lichtquelle ist der Blickfang der Aufnahme. Die Belichtung wurde um 0,3 LW korrigiert.
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Oft haben Sie auf Reisen aber leider nicht die Zeit, auf die beste Lichtstimmung zu warten, dann müssen Sie das Beste aus dem gerade vorhandenen Licht machen. Bleiben Sie jedoch für längere Zeit an einem Ort, sollten Sie herausfinden, wann und wo die Sonne auf- bzw. untergeht und wann Ihr Motiv am besten beleuchtet wird. Überlegen Sie, bei welcher Lichtstimmung Sie Ihr Motiv einfangen möchten. Verzweifeln Sie nicht, wenn eine Schlechtwetterfront Ihr Reiseziel durchzieht. Nach einem bewölkten Tag kann der Himmel noch einmal aufbrechen und Ihr Motiv mit einem fantastischen Licht verzaubern. Gerade bei schlechten Wetterbedingungen haben wir oft die schönsten Lichtstimmungen erlebt. Nutzen Sie dunkle Wolken und bilden Sie so die Dramatik eines Schlechtwettertags ab. Manchmal sind gerade solche Bilder besonders ausdrucksstark. Lassen Sie sich also nicht davon abhalten, auch bei schlechtem Wetter einen Standpunkt für ein schönes Motiv zu suchen. Wenn es geklappt hat, freuen Sie sich später umso mehr.
Farbtemperatur und Weißabgleich Licht wird durch seine Temperatur bestimmt und sendet unterschiedlich lange Lichtwellen aus. Die Farbtemperatur definiert sich durch einen Wert in Bezug auf die jeweilige Lichtfarbe. Dieser Wert wird in K = Kelvin angegeben. Je nach Intensität der Lichtstrahlung verändert sich dieser Wert. Bei Tageslicht kann die Farbtemperatur je nach Tageszeit und Lichtverhältnissen extrem unterschiedlich ausfallen. Künstliche Lichtquellen senden in der Regel ein konstantes, aber nicht mit dem Tageslicht übereinstimmendes Licht aus. Besonders problematisch sind übliche Neonröhren, da sie nur ein eingeschränktes Farbspektrum aussenden. Dadurch kann es auch bei einer angepassten Farbtemperatur zu einer fehlerhaften Farbdarstellung im Bild kommen. Das menschliche Auge passt sich diesen Farbtemperaturen automatisch an, deshalb werden geringe Unterschiede bei der Betrachtung überhaupt nicht wahrgenommen.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Ein weißes Blatt Papier nehmen wir auch bei der Beleuchtung durch eine Glühlampe als weiß wahr, obwohl diese ein gelbliches Licht ausstrahlt und das Blatt dadurch gelblich erscheinen müsste. Die jeweilige Farbtemperatur beeinflusst immer auch alle anderen Farben im Bild und verändert sie. Um Farben jedoch fotografisch eindeutig wiedergeben zu können, muss die grundlegende Farbtemperatur zur Aufnahme der aktuellen Beleuchtung angepasst werden. Durch den Weißabgleich wird der als Weiß und neutrales Grau wiederzugebende Farbtemperaturbereich festgelegt. Dadurch werden zugleich alle anderen Farben im Bild korrigiert. Ist der Farbwert bekannt (z. B. beim Elektronenblitz), kann er auch direkt eingestellt werden. Die meisten Kameras verfügen über eine umfangreiche Auswahl an Voreinstellungen. In anderen Fällen muss der Weißabgleich gemessen und die Kamera entsprechend angepasst werden. Ein fehlerhafter Weißabgleich verursacht Farbstiche in einem Bild, die später möglicherweise nicht mehr zu korrigieren sind. Farbstiche im Bild entstehen beispielsweise auch bei Unterbelichtungen. Selbst wenn die Farbtemperatur richtig eingestellt wurde, kann durch die Unterbelichtung ein Farbstich entstehen. Bei der späteren Anpassung der Bildhelligkeit wird er dann sichtbar. Zum Beispiel wird das Licht von Leuchtstoffröhren auf Ihren Bildern unnatürlich wiedergegeben, es erscheint bläulich. Leuchtstoffröhren haben eine Farbtemperatur von ca. 4.500 K, eine Kerze hat 1.500 K und eine 100-Watt-Glühbirne ca. 2.800 K – wobei natürliches Licht bei bedecktem Himmel und diffusem Licht eine Farbtemperatur von 8.000 K haben kann. Bei Sonnenschein um die Mittagszeit erreicht die Farbtemperatur 5.800 K.
Vereinfachte Farbdarstellung der Farbtemperaturen.
FARBTEMPERATURWERTE FÜR TYPISCHE LICHTQUELLEN 1.500 K
Kerzenlicht
2.800 K
Glühlampe, 100 Watt
3.000 K
Halogenlampe
3.700 K
Neonbeleuchtung
4.200 K
kühl wirkende Beleuchtung
5.200 K
normales Tageslicht, weiß
5.500 K
mittleres Tageslicht
6.500–7.500 K
bedeckter Himmel
7.200 K
Quecksilberdampflampe
7.500–8.500 K
Nebel, starker Dunst
9.000–12.000 K
blauer Himmel (Schatten)
15.000–27.000 K
klares Nordlicht
Sie sehen also, die Farbtemperatur ist sehr unterschiedlich. Unser Auge hingegen passt sich an verschiedene Farbtemperaturen an, und so nehmen wir die Farben immer korrekt wahr. Das kann die Kamera jedoch nicht. Sie bildet Glühlampenlicht nicht weiß, sondern gelblich ab, was dann wiederum auf die Farben der Umgebung wirkt und diese ebenfalls gelblich erscheinen lässt. Hier müssen Sie per Weißabgleich korrigierend eingreifen. Um Ihnen die unterschiedliche Wirkung desselben Motivs, bei verschiedenen Farbtemperatureinstellungen fotografiert, vor Augen zu führen, haben wir Schloss Moritzburg in der Nähe von Dresden mit drei verschiedenen Weißabgleichseinstellungen 107
Schloss Moritzburg bei Dresden, mit einem Weißabgleich bei 8.000 K fotografiert. Die Ansicht erscheint harmonisch durch die warme Farbwiedergabe. Die Blaufärbung des Himmels und des Wassers ist minimiert. Die Belichtung wurde um +3,0 LW korrigiert.
Dasselbe Motiv, mit einem Weißabgleich bei 5.200 K fotografiert. Die Blautöne des Himmels und des Wassers halten sich die Waage, und das Bild erscheint realitätsnah, da auch die Beleuchtung des Gebäudes farblich angepasst wiedergegeben wird. Die Belichtung wurde um +3,0 LW korrigiert.
Schloss Moritzburg wirkt mit einem Weißabgleich bei 4.200 K aufgenommen insgesamt zu kühl. Die Belichtung wurde um +3,0 LW korrigiert.
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KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
fotografiert. Das erste Bild haben wir mit einem Weißabgleich von 8.000 K fotografiert. Das Bild zeigt eine ansprechend warme Farbwiedergabe. Die Blaufärbung wurde im Gegensatz zum zweiten Bild minimiert. Bei der zweiten Aufnahme sind der Himmel und auch die Wasserfläche stärker hervorgehoben, da die Blauanteile sehr dominant sind. Die abendliche Beleuchtung des Schlosses kommt dennoch gut zur Geltung und erscheint wirklichkeitsgetreu. Die Spiegelung des Gebäudes auf dem See erscheint zudem detaillierter. Mit 4.200 K Weißabgleich aufgenommen, erscheint das dritte Bild insgesamt in den Farben zu kühl. Das Gebäude und die künstlichen Lichtquellen wirken härter als in dem vorangegangenen Beispiel. Weißabgleich durchführen Nur die korrekte Farbtemperatur Ihrer Aufnahme ermöglicht es Ihnen, ein Motiv so zu fotografieren und damit wiederzugeben, wie es Ihrem Seheindruck vor Ort entsprach. Mit dem Weißabgleich stellen Sie die Kamera auf das momentane Umgebungslicht, sprich auf die Farbtemperatur des Aufnahmeorts, ein. Die Kamera sucht sich eine für sie weiß erscheinende Fläche im Bild bzw. den hellsten Punkt, an dem dann der Abgleich vorgenommen wird. Bei Tageslichtaufnahmen funktioniert der automatische Weißabgleich meist sehr gut, bei Kunstlicht mit anderen Wellenlängen wird es schon schwieriger, da es diverse künstliche Lichtquellen (Halogenlicht, Neonröhrenlicht, Straßenlaternen, Kerzenlicht etc.) gibt, die unterschiedliche Farbtemperaturen aufweisen und gerade bei nächtlichen Aufnahmen oder beim Fotografieren in Innenräumen häufig zusammentreffen.
Automatischer Weißabgleich In Mischlichtsituationen kommen Sie um einen manuellen Weißabgleich nicht herum. Kennen Sie die Farbtemperatur, weil sie beispielsweise bei Ihrem Blitzlicht angegeben ist, können Sie sie direkt einstellen. Sie haben die Möglichkeit, einen Weißabgleich entweder vollständig automatisch oder mittels einiger Voreinstellungen – sonnig, wolkig, Kunstlicht, Blitzlicht etc. – vorzunehmen. Probieren Sie ruhig die verschiedenen Voreinstellungen aus und erstellen Sie Testaufnahmen, um den richtigen Weißabgleich zu finden. Manueller Weißabgleich Sind Sie jedoch auch damit nicht zufrieden und wird das Ergebnis Ihrer Testaufnahmen der Wirklichkeit nicht gerecht, müssen Sie einen manuellen Weißabgleich durchführen. Beim manuellen Weißabgleich wird das Objektiv auf eine weiße oder neutral graue Wand oder ein entsprechendes Referenzobjekt, z. B. eine Graukarte, gerichtet und der Abgleich durch manuelle Messung vorgenommen. Alternativ kann auch ein Weißabgleichsfilter verwendet werden. Dieser wird vor dem Objektiv befestigt, damit der manuelle Weißabgleich vorgenommen werden kann. Der ermittelte Wert wird dann für die weiteren Aufnahmen unter den gleichen Lichtbedingungen verwendet. Ist die Farbtemperatur bekannt oder will man einen bestimmten Effekt erreichen, kann der entsprechende Farbwert (in Kelvin) auch direkt an der Kamera eingestellt werden. Nicht in jedem Fall ist ein exakter Weißabgleich sinnvoll. Bei Aufnahmen, in denen die Lichtfarbe eine wichtige Rolle für die wiederzugebende Atmosphäre spielt, kann
VORSICHT BEIM AUTOMATISCHEN WEISSABGLEICH Vorsicht bei der Verwendung des automatischen Weißabgleichs ist insbesondere dann geboten, wenn Sie eine Bilderserie erstellen. Trotz gleicher Aufnahmebedingungen kann die automatische Farbanpassung unterschiedlich ausfallen. Um die Farbtemperatur konstant zu halten, ist dann eine manuelle Einstellung zu bevorzugen.
GRAUKARTEN Graukarten sind in verschiedenen Formen im Fachhandel erhältlich. Einige haben eine graue Vorder- und eine weiße Rückseite, andere bestehen zusätzlich aus einer Anordnung von schwarzen, grauen und weißen Feldern. Das Lichtreflexionsverhalten einer Graukarte beträgt 18 % und entspricht damit der Eichung des Belichtungsmessers.
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WEISSABGLEICHOBJEKTIVKAPPE Zum Ermitteln des Weißabgleichs gibt es auch die Möglichkeit, eine spezielle WeißabgleichObjektivkappe (White Balance Cap) zu benutzen. Die lichtdurchlässige Kappe erzeugt ein homogenes Bild, anhand dessen Sie den Weißabgleich berechnen lassen können.
diese Aktion möglicherweise die Stimmung zerstören. In solchen Fällen ist eine manuell eingestellte Farbtemperatur zu bevorzugen. Aufnahmen im RAW-Format benötigen keinen vorab vorgenommenen Weißabgleich, da die Farbtemperatur bei der Bearbeitung im RAW-Konverter eingestellt werden kann. In kritischen Situationen, vor allem auch bei Aufnahmen mit unbekannten Neonröhren, ist deshalb das RAW-Format zu bevorzugen. Verwenden Sie für Aufnahmen in diesem Format stets den automatischen Weißabgleich. Dieser wird dabei für die Voransicht genutzt. Bei der Umwandlung der Bilddaten in einem RAW-Konverter können Sie dann eine präzisere Weißabgleichseinstellung verwenden. Fotografieren Sie im JPEG-Format, müssen Sie die Farbtemperatur direkt bei der Aufnahme möglichst richtig einstellen, denn sie wird in das Bild eingerechnet. Korrekturen der Farbtemperatur sind nur noch durch die Nachbearbeitung der Tonwerte möglich. Da diese Bearbeitung aber nachträglich mit einem Bildbearbeitungsprogramm durchgeführt wird, müssen Sie mit großen Qualitätseinbußen rechnen. Tipps für den Weißabgleich Anhand des Beispiels von Schloss Moritzburg konnten Sie schon sehen, wie sich ein Weißabgleich mit unterschiedlichen Farbtemperaturen auswirkt. Das Wissen um diese Auswirkungen können Sie sich zunutze machen, um Ihre Aufnahmen bewusst zu gestalten. Möchten Sie Ihrem Bild eine harte oder auch weiche Note verpassen, können Sie den Weißabgleich als Mittel zur kreativen Gestaltung Ihrer Fotos einsetzen. Die romantische Atmosphäre eines nächtlichen Candle-Light-Dinners können Sie beispielsweise bewusst hervorheben, wenn Sie die Szene mit einem Weißabgleich fo-
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tografieren, der einer Tageslichtfarbtemperatur entspricht. Denn dann wird durch die gelblich rote Farbwirkung die warme Stimmung zusätzlich hervorgehoben. Künstliches Licht beispielsweise, das mit dem Licht der Dämmerung zusammentrifft, wird ebenfalls stärker betont und erscheint in starkem Kontrast zu diesem, wenn es mit einem Weißabgleichswert für Tageslicht fotografiert wird, denn dann wirkt es sehr kalt und blau. Solch eine künstlich erzeugte kühle Atmosphäre kann auch dazu eingesetzt werden, die architektonische Strenge eines modernen Gebäudes hervorzuheben. Denselben Effekt erreichen Sie übrigens, wenn Sie bei Tageslicht fotografieren, aber einen Weißabgleich für Kunstlicht vornehmen. Bei unserem folgenden Beispiel mit Innenaufnahmen der Mädler-Passage in Leipzig wird das sehr deutlich. Die Glaskassettendecke lässt viel Tageslicht hinein und bestimmt daher stark die Ausleuchtung der gesamten Passage. So können Sie gänzlich unterschiedliche Bildaussagen vermitteln. Wählen Sie einen Weißabgleich, der einer Farbtemperatur von Tageslicht entspricht (hier 5.200 K), heben Sie die Farben der künstlichen Beleuchtung in den Vordergrund. Das gesamte Farbspektrum wird nun daran gemessen und erscheint gelblicher. Mit diesem Kunstgriff heben Sie die gemütliche Stimmung der Passage hervor. Die warme Farbgebung lässt Sie betrachtend verweilen und lädt geradezu ein, in dem Café im Vordergrund Platz zu nehmen und dem Treiben der Einkäufer in der Passage zuzuschauen. Möchten Sie die strenge Architektur der klar untergliederten Decke in das Zentrum Ihrer Bildaussage stellen, verwenden Sie einen völlig anderen Wert beim manuellen
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Die Mädler-Passage in Leipzig, mit einem Weißabgleich bei 5.200 K fotografiert, präsentiert sich in einer warmen, gelblichen Stimmung. Hier steht die Wirkung der Atmosphäre im Vordergrund der Bildaussage. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 1 sek ISO 100
Dieses Bild der Mädler-Passage in Leipzig wirkt viel technischer, hier bezieht sich die Kernaussage auf die Architektur. Der Weißabgleich auf normales Leuchtstofflampenlicht, kaltweiß bei 4.200 K, und viel Umgebungstageslicht lässt die Architektur der Passage bläulich kalt hervortreten. Diese kühle Strenge bestimmt das Bild. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 1 sek ISO 100
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Oben: Die Farben und Kontraste dieser Tageslichtaufnahme kommen durch den vorgeschraubten Polfilter noch besser zur Geltung. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert. Unten: Die schwierige Lichtsituation mit großen Kontrasten vom Vorder- zum Hintergrund wird mittels eines Grauverlaufsfilters gemeistert. Details der Felsen treten hervor, wobei gleichzeitig der helle Himmel unterbelichtet wird. Der Gesamteindruck eines harmonischen, lichttechnisch ausgewogenen Bildes entsteht, das zudem in etwa unserem Seheindruck entspricht. Die Belichtung wurde um +0,7 LW korrigiert.
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Weißabgleich. Legen Sie einen niedrigen Wert fest, der dem von kaltweißen Leuchtstoffröhren entspricht (hier 4.200 K). Die Farben erscheinen in diesem Fall kälter, blauer, und das Bild wirkt härter auf den Betrachter. Die geometrische Architektur des Bauwerks wird so jedoch optimal unterstützt und rückt ins Zentrum des Interesses.
Immer im richtigen Licht Das Licht und auch seine Farbtemperatur verändern sich nahezu von Stunde zu Stunde. Das Tageslicht am Morgen präsentiert sich in warmen Rottönen. Mittags steigt die Farbtemperatur, und das Licht wird immer weißer, der Blauanteil steigt erheblich an. Abends wiederum dominieren erneut warme Töne in Rot und Orange. Doch nicht nur die Tageszeit hat Einfluss auf das Licht und die Farbtemperatur, sondern auch die Jahreszeit sowie die Wetterlage. Im Folgenden möchten wir Ihnen anhand dreier Beispielbilder zeigen, wie sich das Licht im Laufe des Tages verändert bzw. wie dasselbe Motiv bei anderen Lichtstimmungen wirkt und was Sie zur Unterstützung einer optimalen Lichtausbeute tun können. Wir haben die drei Bilder vom selben Kamerastandpunkt aus aufgenommen. Das Motiv ist die Cala de Deià, eine hübsche Bucht im Mittelmeer auf Mallorca. Das erste Bild ist bei Tageslicht fotografiert, das zweite vor Sonnenuntergang, und das dritte haben wir kurz nach Sonnenuntergang im Licht der blauen Stunde aufgenommen. Ein wichtiger Faktor ist, dass sich im Laufe eines Tages auch die Belichtungszeiten verändern. Das Mittagslicht bietet eine so große Lichtfülle, dass sich dadurch viel kürzere Belichtungszeiten ergeben als beispielsweise früh am Morgen oder abends.
Da ist die Lichtausbeute weitaus geringer, und die Belichtungszeiten verlängern sich dementsprechend. Beim ersten Bild haben wir zur Verstärkung der Farben und des Kontrastumfangs einen Polfilter verwendet. Die verschiedenen Blautöne kommen nun intensiver zur Geltung, und die Wolken heben sich vor dem dunkleren Himmel besser ab. Zudem haben wir so mögliche Spiegelungen auf der Wasseroberfläche verhindert. Dieses Bild wurde kurz vor Sonnenuntergang fotografiert. Die Felsen im Hintergrund werden warm von der untergehenden Sonne angestrahlt und erscheinen fast rosafarben. Der helle Hintergrund bei gleichzeitig dunklem Vordergrund stellt eine schwierige Lichtsituation dar, da hier zu große Kontraste aufeinandertreffen. Damit die Details der Felsen im Vordergrund nicht verloren gehen und zu dunkel erscheinen, haben wir für diese Aufnahme einen Grauverlaufsfilter mit einer Dichte von 0,9 ND (Neutraldichte) benutzt. 0,9 ND entspricht einer Abdunklung von ca. 2 Blendenstufen. So bleiben bildwichtige Strukturen im Vordergrund sowie in der Wolkenzeichnung am Himmel und an den angestrahlten Felsen im Hintergrund erhalten. Lichttechnisch erscheint das Bild dadurch ausgewogen. Ohne Filter und selbst bei knapper Belichtung würden der Hintergrund und die Wolken überbelichtet. Das Grau des Filters kompensiert die rot angestrahlten Felsen und den helleren Himmel, der somit abgedunkelt wird. Gleichzeitig wird der Vordergrund aufgehellt, was mehr Details zum Vorschein bringt. Anhand des Histogramms kann das Ergebnis schnell beurteilt werden (siehe den Abschnitt „Bildbeurteilung per Histogramm“ in diesem Kapitel).
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/3 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 20 sek ISO 100
Im Zwielicht kurz nach Sonnenuntergang ist das Licht so ausgeglichen, dass kein Filter nötig ist. Vorder- wie Hintergrund sind ausreichend ausgeleuchtet und halten sich die Waage. So können durchgängig alle Details dargestellt werden. Die Belichtung wurde um +1,3 LW korrigiert. Oben rechts: Das Kloster im Val d‘Ombrone in der Toskana strahlt förmlich im schmeichelnden Morgenlicht. Die Rottönung des Lichts unterstreicht zudem die Farbe der Gebäude. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert.
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Betrachten Sie in solch einem Fall nun Ihr Histogramm, sollten die Zacken auf der rechten Seite, dem Bereich der hellen Tonwerte, geringer ausfallen als bei einer Belichtung ohne Grauverlaufsfilter. Welche Filterdichte Sie benötigen, können Sie anhand einer Spotmessung sowohl auf eine helle Stelle (hier Himmel oder Felsen im Hintergrund) als auch auf eine dunkle Stelle (hier Felsen im Vordergrund) ermitteln. Achten Sie darauf, dass beide Bildteile noch unterschiedliche Helligkeiten aufweisen, denn Ihr Ziel ist es nicht, mittels des Filters die beiden stark unterschiedlichen Bereiche auszugleichen. Sie möchten ja die verschiedenen Helligkeitsbereiche beibehalten und nur die Strukturen des Vordergrunds herausarbeiten. Das letzte Bild haben wir kurz nach Sonnenuntergang gemacht. Das Zwielicht beschert uns jetzt eine ausgeglichene Lichtsituation. Der Vordergrund ist hell genug, um alle Details der Felsen abzubilden, wobei auch der Hintergrund nicht überstrahlt wird. Doch auch hier bringt der Einsatz eines 0,3-NDGrauverlaufsfilters den Vordergrund besser
zur Geltung. Durch die lange Belichtungszeit von 20 Sekunden wirkt das Wasser milchig und verschwommen. Morgen- und Abendlicht Morgens ist das Licht weicher und wärmer, da es von Gelb- und Rottönen dominiert wird. Für das menschliche Auge sind Farben mit Rotanteil angenehmer als mit hohem Blauanteil. Das Licht ändert sich aber besonders rasch bei Sonnenauf- wie auch bei Sonnenuntergang, denn vor der aufgehenden Sonne erscheint das Morgenlicht bläulich rot, um dann bei Sonnenaufgang die verschiedensten Rottöne anzunehmen. Zudem steigen die Kontraste, denn beleuchtete Bildteile stehen mit unbeleuchteten Teilen in Kontrast. Kurzfristig haben Sie eine extreme Gegenlichtsituation, die schließlich dem sonnigen Tageslicht weicht. Das Beispiel des toskanischen Klosters auf der nächsten Seite zeigt deutlich, wie schmeichelhaft das Morgenlicht sein kann. In Verbindung mit dem morgendlichen Dunst bekommt das Bild so eine ungeheuere Aussagekraft.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Die Redewendung „Morgenstund hat Gold im Mund“ sollte für Sie als Reisefotograf eine unzweifelhafte Gültigkeit haben. Denn die frühe Morgenstunde beschert Ihnen Ansichten von Plätzen oder anderen beliebten Reisemotiven, die Ihnen sonst mit mehr oder weniger großen Menschenansammlungen nicht gelingen. Versuchen Sie, insbesondere an touristisch stark frequentierten Orten, immer mit Ihren Aufnahmen fertig zu sein, bevor die ersten Touristenbusse eintrudeln und eine Reisegruppe nach der anderen durchs Bild läuft. Zudem können Sie zur morgendlichen Stunde nette Alltagsszenen einfangen – einen Straßenkehrer, den Kellner, der die Caféhaustische herrichtet, den vorbeihastenden Geschäftsmann auf dem Weg ins Büro oder die Gemüseverkäuferin, die ihre Auslage aufbaut. Das normale Leben in Verbindung mit beliebten und bekannten Motiven verstärkt die Ausdruckskraft Ihrer Aufnahmen. Doch nicht nur die Bilder profitieren davon, auch Sie selbst bekommen einen anderen Eindruck von manchem Ort, der Sie so schnell
nicht mehr loslässt. Und auch der Traumstrand, den Sie sich als Motiv auserkoren haben, wird erst in den Vormittagsstunden mit Sonnenhungrigen bevölkert. Am frühen Morgen haben Sie ihn meist ganz für sich allein.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Morgens können Sie das Straßenleben dokumentieren, ohne dass Touristenströme durchs Bild laufen. Zudem lässt das Morgenlicht die Farben angenehm und weich hervortreten wie hier zu früher Stunde in Honfleur in der Normandie (Frankreich).
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Der Leuchtturm und die französische Granitküste bei Ploumanach erstrahlen im weichen Abendlicht. Nicht umsonst wird dieser Landstrich der Bretagne als Côte de Granit Rose bezeichnet. Die Belichtung wurde um –0,7 LW korrigiert.
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Am Nachmittag wird das Licht wieder weicher und wärmer. Die Hell-dunkel-Kontraste werden erhöht, und die Schattenbildung durch die schräg stehende Sonne erlaubt Ihnen, mit den Konturen Ihres Motivs zu spielen. Besonders schöne Lichtstimmungen bringen meist die wenigen Minuten vor Sonnenuntergang. Die Umgebung erscheint bei klarem Wetter in mildes Licht getaucht, und die Motive werden je nach Aufnahmestandpunkt mit einem warmen Orangeton weich angestrahlt, bis dann der untergehende Sonnenball eine enorme Rotfärbung verursacht. Kurz vor Sonnenuntergang werden, wie im Beispiel des bretonischen Leuchtturms, die Farben immer wärmer und die Landschaftsformen immer plastischer. Das Licht hat durch den Staub und eventuell durch den Hitzedunst eines heißen Tages nicht mehr die Klarheit wie am frühen Morgen. Dafür ist es nun wärmer und weicher. Diese Aufnahme ist ungefähr eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang entstanden.
Mittagslicht Zur Mittagszeit steigt die Farbtemperatur enorm an, und der Blauanteil steigt. Zudem steht die Sonne hoch am Himmel, und die Schatten, die einer Landschaft oftmals erst die nötige Kontur geben, sind sehr kurz. Doch in manchen Situationen braucht man keine Schatten im Bild, da sie eher störend sind, wie bei der Aufnahme des Canyon du Verdon. Hier war das Mittagslicht die beste Beleuchtung, denn sonst läge der Fluss im Schatten der steil aufragenden Canyonwände und würde nicht so türkis leuchten. Unterstützend haben wir einen Polfilter gewählt, der die Farben noch mehr zur Geltung bringt. Die Mittagszeit kann aber auch dann die richtige Lichtstimmung bringen, wenn Sie in engen Gassen fotografieren, in die nur die Sonne eindringt, wenn sie hoch am Himmel steht. Dasselbe gilt für das Fotografieren von Straßenschluchten in amerikanischen Großstädten. Die Schatten, die das Mittagslicht wirft, sind sehr kurz, und zudem scheint die Sonne in Straßen hinein, die sonst im Dunkeln lägen. Im Mittagslicht
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Oben: Der Canyon du Verdon in der Provence (Frankreich), bei Mittagslicht fotografiert. Schatten waren unerwünscht, denn sonst läge der Fluss im Dunkeln der Felswände und würde nicht türkis leuchten. Ein Polfilter intensiviert die Farbe zusätzlich. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/11 Belichtung 1/100 sek ISO 100
Unten: Der Platz in San Gimignano wurde extra im Mittagslicht bei hoch stehender Sonne aufgenommen, um störende Schattenbildung zu minimieren. Gerade enge Ortschaften und schmale Gassen sowie Straßenschluchten erschweren mit der extremen Schattenbildung das Leben des Fotografen.
erscheinen auch die großen Kontraste zwischen hell und dunkel geringer. Detailaufnahmen von Gebäuden können Sie ebenfalls gut im Mittagslicht machen, denn auch da können Schatten, die zu einer anderen Tageszeit von anderen Gebäudeteilen geworfen werden, störend sein. 117
Rechts oben: Auch dieser Sonnenuntergang in der Salar de Uyuni in Bolivien wurde mit Verlaufsfilter fotografiert, um so den starken Kontrast zwischen Himmel und Erde zu verringern. Die gleißende Helligkeit dieses Salzsees wird zudem durch das abendliche Gegenlicht in Grenzen gehalten. Die Belichtung wurde um +1,3 LW korrigiert. Rechts unten: Das goldene Licht der untergehenden Sonne kann vielfältig genutzt werden. In dieser Aufnahme reflektiert das Licht auf der Wasseroberfläche. Die Chileflamingos in Patagonien erscheinen so als schöne Silhouette.
Seebrücke in Swakopmund in Namibia. Mit Teleobjektiv fotografiert, wirkt die Sonne im Bild größer. Der Grauverlaufsfilter dämpft die Kontraste und dunkelt den Himmel ab. Das Fotografieren in die Sonne erfordert jedoch eine starke Belichtungskorrektur, hier +1,7 LW.
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Sonnenauf- und -untergang Tausendfach wurden schon Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge abgelichtet. Dennoch faszinieren gerade diese Bilder den Betrachter, da sie immer auch eine gewisse Sehnsucht wecken. Wichtig für gute Aufnahmen sind perfekte Wetterbedingungen und Schnelligkeit, denn die schönste Stimmung verflüchtigt sich leider sehr schnell. Insgesamt sollten Sie gerade Ihre Sonnenuntergangsbilder genau planen, denn die schönsten Lichtstimmungen währen nur kurz, und Sie sollten die Zeit nicht mit dem Suchen nach einem geeigneten Standort oder dem Aufbau Ihres Equipments verschwenden. Beziehen Sie auch interessante Wolkenbildungen in Ihr Bild ein, das macht das Foto ebenfalls attraktiver. Der Klassiker: Sonnenuntergänge am Wasser. Am eindrucksvollsten erscheinen diese Bilder, wenn sich die Sonne im Wasser spiegelt. In jedem Fall wirken diese Bilder eindrucksvoller, wenn Sie zum Teleobjektiv greifen, da so der Sonnenball größer dargestellt wird und die Wasserfläche im Vordergrund nicht langweilig wirkt. Das Bild der Seebrücke in Swakopmund zeigt anschaulich, dass die Telebrennweite die Sonne größer erscheinen lässt.
Belichtungstechnisch sind Sonnenuntergangsbilder allerdings schwierig umzusetzen, da sie einen sehr hohen Kontrastumfang aufweisen, der vom Sensor der Kamera kaum bewältigt werden kann. Oft haben die Bilder keine Zeichnung, sind zugelaufen, oder die Lichter sind ausgefressen. Die Histogramme der Aufnahmen machen das deutlich. Über Tipps und Tricks, wie man solche Aufnahmen richtig belichtet und anschließend am Computer bearbeitet, werden wir in diesem Kapitel noch ausführlich schreiben. Bei diesen beiden Aufnahmen ist ein Verlaufsfilter unbedingt zu empfehlen, um die Kontraste zwischen Himmel und Erde zu mildern. Das Bild erhält dadurch zudem einen ausgewogeneren Farbton. Sie können bei Sonnenuntergangsbildern manchmal aber auch auf den Protagonisten verzichten. Bilden Sie die Sonne nicht direkt mit ab und nutzen Sie das goldene Licht der untergehenden Sonne, um von ihr angestrahlte Motive zu fotografieren. Reflektiert das Sonnenlicht von einer Wasseroberfläche, kann es als indirekte Beleuchtung Ihres Motivs, beispielsweise eines vertäuten Boots, genutzt werden. Ihr Motiv hebt sich
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/10 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 4,5 sek ISO 100
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 4.0/500 mm Blende f/8 Belichtung 1/160 sek
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/9 Belichtung 5 sek ISO 100
Die malerische Hafenpromenade von Rovinj in Kroatien in zarten Blauorangetönen der blauen Stunde. Das Bild lebt von der Mischlichtsituation von Restlicht und künstlichem Licht. Der bedeckte Himmel wird zudem von der untergehenden Sonne leicht blauviolett eingefärbt. Die Belichtung wurde mit +0,3 LW korrigiert.
dann als dunkle Silhouette eindrucksvoll von der ausgeleuchteten Wasseroberfläche ab. Um einen Sonnenauf- oder -untergang spannender zu gestalten, kann es vorteilhaft sein, einen Vordergrund mit in das Motiv einzubringen. Im krassen Gegenlicht erscheinen diese Motive dann als Silhouetten, die an Scherenschnitte erinnern. Sie müssen mit einer langen Telebrennweite fotografieren, wenn Sie das Motiv und die Sonne möglichst formatfüllend abbilden möchten. Dazu sollten Sie in großem Abstand zum ausgewählten Objekt stehen, denn sonst würde die Sonne nur als kleiner Punkt im Bild erscheinen. Die Magie der blauen Stunde Ist der glutrote Moment des Sonnenuntergangs vorbei, erscheint der Tag in einem bezaubernden Licht, das eine Landschaft oder eine Stadtansicht nochmals völlig verändert. Dieser Zeitpunkt ist die eine Stunde nach Sonnenuntergang, in der der Himmel noch Farbe besitzt. Das Licht in dieser Zeit ist reines Reflexionslicht vom blauen Himmel mit 10.000 K oder mehr.
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In der blauen Stunde können Sie sehr interessante Bilder machen, denn es ist noch genügend Restlicht vorhanden, und der Himmel erscheint in einem unglaublichen Blau, das von Blauorange bis Blauviolett ein breites Spektrum des Farbkreises umfassen kann. Die Farbschattierungen des Himmels bei Zwielicht können also ganz unterschiedlich sein, wie die beiden Beispielbilder zeigen. Um die blaue Stunde auszunutzen, ist eine gute Vorplanung notwendig. Die Motive sollten bereits bei Tageslicht oder am Vorabend gesucht worden sein, die besten Standorte müssen ausfindig gemacht und auch die Wege zwischen den Motiven optimiert sein. Während der blauen Stunde können Sie auch deshalb, gerade von Städten, besonders stimmungsvolle Aufnahmen machen, da hier nach Sonnenuntergang zwischen Einbruch der Dämmerung und Eintritt der Nacht noch genügend natürliches Licht vorhanden ist, das sich mit dem bereits vorhandenen Kunstlicht etwa die Waage hält.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Künstlich vorhandenes Licht und das restliche Licht des Himmels werden ausgewogen dargestellt. Große Schattenpartien sind rar, und die Kontraste fallen geringer aus, was enorm zur harmonischen Gesamtwirkung der Aufnahme beiträgt. Die Zeit des Zwielichts währt jedoch nur kurz, und Sie müssen sich beeilen, um solch harmonische Bilder aufzunehmen. Ist die Zeit verstrichen, werden Schattenpartien zu groß, und die Struktur des Himmels versinkt in Schwärze. Jede Unterdrückung des Bildrauschens geht auf Kosten der Bildschärfe und kann zu einem Verlust feinster Bilddetails führen. Deshalb sollte eine manuell zuschaltbare Rauschreduktion nur verwendet werden, wenn das Motiv es erfordert.
Vorsicht Bildrauschen Der Sensor der Kamera erzeugt, auch ohne dass Licht auf ihn auftrifft, Eigenströme, die bauartbedingt stärker oder schwächer ausfallen können. Sie stellen keine feste Größe dar, sondern verändern sich insbesondere unter Wärmeeinfluss. Dieses sogenannte Grundrauschen wird durch entsprechende Filter abgemildert, ist aber nicht grundsätzlich zu verhindern. Mit stärkerer Erwärmung erhöht sich der Rauschpegel. Achten Sie also stets darauf, dass sich Ihre Kamera nicht unnötig aufheizt, sei es durch äußere Temperatureinflüsse oder durch interne Kameraerwärmung wie beispielsweise durch die Einstellung kurzer Abschaltzeiten.
Bei dieser Aufnahme von Dresden geht die Farbe des Himmels in Blauviolett über. Durch die Farbgebung während der blauen Stunde erscheint die berühmte Stadtansicht unglaublich harmonisch, was durch die weiche Spiegelung im Wasser noch unterstützt wird. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 18 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/2.8 Belichtung 30 sek ISO 400
VERÄNDERTE ISO-EINSTELLUNG WIEDER ZURÜCKSTELLEN Denken Sie stets daran, die veränderte ISO-Einstellung an Ihrer Kamera wieder zurückzunehmen, wenn Sie eine schwierige Lichtsituation gemeistert haben. Denn wenn Sie das vergessen, verderben Sie Ihre als Nächstes aufgenommenen Bilder, und das wäre jammerschade.
BILDRAUSCHEN DURCH UNTERBELICHTUNG Bildrauschen tritt nicht nur bei Bildern, die mit hoher ISOZahl aufgenommen wurden, auf. Es kann auch dann vorkommen, wenn Ihre Aufnahme beispielsweise im schwarzen Tonwertbereich unterbelichtet ist und Sie es bei der nachträglichen Bearbeitung am Computer zu stark wieder aufhellen.
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Oben: Diese Aufnahme einer Aurora Borealis (Polarlicht) wurde zwar nicht mit einem sonderlich hohen ISO-Wert erstellt, da sie aber im Tonwert Schwarz unterbelichtet war, haben wir diesen Bereich mit einer Belichtungskorrektur am Computer aufgehellt. Durch die nachträgliche Aufhellung ist jetzt allerdings ein starkes Rauschen sichtbar.
Unten: Die Ausschnittvergrößerung von 100 % zeigt sehr deutlich das nachträglich „eingebaute“ Bildrauschen.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Die eindeutige Trennung der Bildsignale von diesem Rauschen ist in den hellen Bildbereichen immer besser als in dunklen Sektoren. Das macht sich insbesondere bei Langzeitbelichtungen und mit zunehmender Erhöhung der Lichtempfindlichkeit bemerkbar. In den dunklen, flächigen Bildbereichen fängt es an zu „grisseln“. Eine ähnliche optische Wirkung ist in der analogen Fotografie als Korn bekannt. Je höher die Lichtempfindlichkeit des Filmmaterials, umso deutlicher wird diese Kornstruktur. Gerade bei Aufnahmen im Zwielicht und bei hohen ISO-Einstellungen kann es zu Bildrauschen kommen. Aber auch bei Langzeitbelichtungen müssen Sie mit starkem Rauschen rechnen. Das Rauschen tritt vor allem in dunklen oder blauen Bildbereichen und in Bereichen mit gleichmäßigen Tonwerten auf. Um das Bildrauschen zu minimieren, wählen Sie eine längere Belichtungszeit und einen geringeren ISO-Wert. Arbeiten Sie auf jeden Fall mit Stativ.
Nachtaufnahmen Sind Sie nachts auf Fototour unterwegs, sollten Sie unbedingt Ihr Stativ dabeihaben, denn verwacklungsfreie Aufnahmen aus der Hand sind bei Nachtaufnahmen fast nicht zu machen. Hier sind die Verschlusszeiten so lang, dass das Stativ fast schon zwingend zum Einsatz kommen muss. Packen Sie auch den Fernauslöser mit ein, denn damit minimieren Sie zudem Auslöseunschärfen. Die Atmosphäre einer Stadt verändert sich mit Einbruch der Dämmerung stark – und das nicht nur aufgrund eines anderen Lichts. Erkunden Sie daher während Ihrer Reise das nächtliche Terrain nach geeigneten Motiven. Manche Gebäude, die Ihnen tagsüber nicht aufgefallen sind, können nachts, wenn sie angestrahlt werden, ein ganz anderes Flair entfalten. Großstädte leben auch nachts, vor allem im asiatischen Raum. Da gibt es pralles Leben auf Nachtmärkten zu beobachten, was für Sie eine Vielzahl an herrlichen Motiven bedeutet.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/2.5 Belichtung 5 sek ISO 200
GEEIGNETE AUFLAGEN ALS STATIVERSATZ Haben Sie kein Stativ zur Hand, sollten Sie nach einer geeigneten Auflagefläche suchen, die Ihnen als Stativersatz dienen kann. Das können Mauervorsprünge sein, Säulen, an die Sie Ihre Kamera anlehnen, und andere Punkte mehr. Seien Sie hier kreativ, aber achten Sie gleichzeitig immer darauf, dass Ihre Unterlage vibrationsfrei ist. Das Dach Ihres Autos bei laufendem Motor ist zum Beispiel eine denkbar schlechte Auflagefläche. Dennoch kann bei Nachtaufnahmen nichts ein Stativ ersetzen.
Fertigen Sie eine Reportage zu Ihrem Reiseziel an, dürfen nächtliche Szenen wie diese chinesische Straßenszene in Huangshan natürlich nicht fehlen. Ein lichtstarkes Objektiv kombiniert mit höheren ISO-Werten ist ideal für die Reportagefotografie bei Nacht. Die Belichtung wurde um –0,7 LW korrigiert.
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IM ZWEIFEL MIT BELICHTUNGSREIHE Im Zweifelsfall können Sie auch Belichtungsreihen anfertigen, vor allem wenn Sie im RAW-Format fotografieren, denn dann können Sie durch einen veränderten Weißabgleich oder eine Tonwertkorrektur nachträglich ein gutes Ergebnis erzielen. Haben Sie mehrere Bilder mit unterschiedlichen Einstellungen aufgenommen, können Sie sich zudem später für das beste entscheiden und es dann bearbeiten.
Mittels Stativ und einer optimalen Belichtung kommt diese nächtliche Stimmung einer Gasse in Rovinj in Kroatien besonders gut zur Geltung. Durch eine lange Verschlusszeit sind alle Bereiche ausreichend beleuchtet, und die Schärfentiefe passt auch. Die Belichtung wurde um +2,0 LW korrigiert.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 20 sek ISO 200
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Planen Sie eine Fotoreportage über ein bestimmtes Gebiet, sollten solche wichtigen Aspekte nicht fehlen. Lichtstarke Objektive sollten deshalb im Reisegepäck enthalten sein. Ausgerüstet mit einem lichtstarken Objektiv plus Bildstabilisator und einer hohen ISO-Einstellung, können Sie sogar freihändig nächtliches Leben dokumentieren, was insbesondere bei Fotoreportagen unabdingbar ist. Technisch stellen Nachtaufnahmen in Städten eine große Herausforderung dar, weil die unterschiedlichen Lichtsituationen genaueste Kameraeinstellungen erfordern. Das sehen Sie sehr schön anhand der folgenden beiden Bildbeispiele, deren Aussagekraft nicht unterschiedlicher sein könnte: einmal romantisch verträumt, das andere Mal grellbunt. Hier muss Ihr Wissen um Blende, Verschlusszeiten und den Einsatz des vorhandenen Lichts kombiniert mit externem Licht einfach sitzen. Probieren Sie zu Hause verschiedene nächtliche Lichtsituationen aus, dann sind Sie auf Reisen entspannter und können von Ihren gewonnenen Erfahrungen zehren. Machen Sie sich Gedanken über das vorhandene Licht und den Einsatz künstlicher Lichtquellen. Vermeiden Sie es, ein Bild mit einem zu starken Blitz „totzuschießen“. Die Farben würden zu grell ausfallen, und harte Schatten sind ebenfalls ungünstig. Verwenden Sie lieber einen Aufhellblitz, den Sie dem vorhandenen Licht anpassen und der das Umgebungslicht ergänzt und nicht zerstört. Möchten Sie mit langen Belichtungszeiten an Orten arbeiten, an denen sich Menschen bewegen, müssen Sie Bewegungsunschärfen in Kauf nehmen, die Personen oder vorbeifahrende Verkehrsmittel verursachen. Das kann aber auch ein gewollter Effekt sein, der ein wenig Abstraktion in Ihr Foto bringt.
Achten Sie bei Stimmungsbildern wie dem Beispielbild der nächtlichen Gasse in Rovinj darauf, dass die vorhandene Lichtstimmung so weich rüberkommt, wie Sie sie vor Ort erlebt haben. Lange Verschlusszeiten und eine kleine Blendenöffnung helfen Ihnen (hier f/11). Ein hartes Blitzlicht würde die gemütliche Stimmung zerstören, der Vordergrund wäre eventuell zu hell, und die Details in der Tiefe der Gasse würden in Schwärze versinken. Zudem würden die Laternen nicht diesen stimmungsvollen Lichtstern zeigen. Ganz anders präsentiert sich die Situation für den Fotografen beim nächsten Beispiel. Hier haben Sie es mit Kunstlicht im Überfluss zu tun. Las Vegas ist das Eldorado für Fans jeglicher Neonreklame. Der besondere Reiz dieser Stadt erschließt sich im Wesentlichen erst nachts, wenn sich die zahlreichen Reklameleuchten der Hotels und Spielkasinos gegenseitig übertrumpfen. Möchten Sie die Autoscheinwerfer nicht als Lichtband durch Ihr Bild ziehen lassen, wie es in unserem Beispiel der Fall ist, müssen Sie eine relativ kurze Verschlusszeit wählen. Belichten Sie nicht auf den hellsten Punkt, denn dann werden dunklere Teile Ihres Bildes unterbelichtet, und wichtige Details gehen verloren. Besonders wirkungsvoll sind Nachtaufnahmen am Wasser, wenn sich Lampen und Lichter darin spiegeln und zudem ein toller Hintergrund mit aufs Bild kommt. Ideale Motive sind Häfen und Bootsstege, in denen luxuriöse Jachten oder auch einfache Fischerboote im Wasser schaukeln. Aber auch Stadtansichten von einem Fluss aus gesehen oder Aufnahmen von Brücken sind ideale Motive, um Lichtreflexe auf dem Wasser einzufangen.
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Hier darf die Verschlusszeit nicht zu lang werden, denn sonst würden die Autolichter nicht so scharf abgebildet werden. Diese Nachtaufnahme in Las Vegas ist ohne Stativ schwierig zu realisieren. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert.
Ein Paradebeispiel für wirkungsvolle nächtliche Spiegelungen im Wasser: Stadtansicht von Huangshan mit Brücke in China. Zu hohe Kontraste sind oft nicht mit einem einzelnen Bild abzudecken. Um den hohen Kontrastumfang trotzdem darstellen zu können, haben wir die HDRI-Technik (High Dynamic Range Imaging) angewendet. Dabei wurden drei unterschiedlich belichtete Einzelbilder mithilfe einer speziellen Software zusammengesetzt.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 2 sek ISO 200
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/10 ISO 200
Die Lichter der Stadt oder des Orts bestimmen in dem Fall die Bildaussage, da sie in doppelter Form vorkommen. Aber auch eine regennasse Straße, Schaufensterscheiben oder Glasfassaden können Ihnen dazu dienen, die nächtlichen Lichtreflexe aufzunehmen. Manchmal, gerade bei regennassen 126
Straßen, können Sie so eine sonst sehr dunkel erscheinende Fläche mit Leben füllen. Lesen Sie hierzu auch den Abschnitt „HDRBilder auf Tour“ am Ende dieses Kapitels, in dem wir diese Technik vorstellen und anhand von Beispielen aufzeigen, wie nützlich sie auf Reisen sein kann.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Licht aus allen Richtungen Die Lichtrichtung bzw. Lichtart nimmt häufig ganz entscheidend Einfluss auf die Qualität eines Fotos. Auf Reisen werden Sie fast alle Motive draußen meist bei Tageslicht ablichten, es sei denn, Sie haben Ihr fotografisches Konzept mehr auf Innenräume bzw. Nachtaufnahmen ausgerichtet. Aber auch Tageslicht kann, je nach Wetterbedingung, völlig anders ausfallen und unterschiedliche Bildwirkungen hervorrufen. Diffuses Licht Lacht die Sonne nicht vom blauen Himmel und macht sich eine Wolkendecke breit, müssen Sie nicht verzweifeln. Ganz im Gegenteil, die Wolkendecke bewirkt, dass das Tageslicht extrem gestreut wird. Sie erhalten eine optimale Beleuchtung, wenn Sie z. B. Menschen oder Tiere porträtieren möchten, denn dann müssen Sie sich nicht mit lästigen Schlagschatten und zu dunklen Bereichen herumärgern. Starke Hell-dunkel-Kontraste fallen weg, und die Farben wirken durch den geringen Kontrast des Streulichts intensiver. Bei Streulicht wird der größte Anteil an ultravioletten und blauen Strahlen durch die Wolken herausgefiltert. Das diffuse Streulicht bewirkt eine sanfte Ausleuchtung, so als würden Sie mit Aufhellern oder Reflektoren arbeiten, wie es bei Kunstlicht häufig vonnöten ist. Diffuses Licht hat auch den Vorteil, dass die Belichtungsmessung relativ einfach gelingt, da die Kontraste schwach sind. Diffuses Licht ist für viele Aufnahmesituationen die bessere Wahl, nicht nur bei Porträts, sondern auch in der Pflanzenfotografie und beim Fotografieren von Gegenständen. In der Architekturfotografie können Sie dann mit diffusem Licht arbeiten, wenn Sie keine modellierenden Schatten ins Bild
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/7 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Das diffuse Licht erlaubt ein gleichmäßig ausgeleuchtetes Porträt dieser beiden Afrikanerinnen. Das helle Spitzlicht in den Augen lässt sie zudem lebhafter erscheinen. Die Farben der bunten Kleidung kommen durch das diffuse Licht ebenfalls besonders gut zur Geltung. Die dunkle Schattenbildung bei anderen Lichtverhältnissen hätte die Anmut der Aufnahme gestört. Bei dieser Aufnahme können Sie sowohl die mittenbetonte Messung als auch die Matrixmessung anwenden. Die Belichtung wurde um +0,3 LW korrigiert.
bringen möchten, so wie es bei dem folgenden Beispielbild des umbrischen Hauseingangs der Fall ist. Sie haben bei bedecktem Himmel zudem wesentlich mehr Zeit, ein Motiv herauszuarbeiten, als bei anderen Lichtsituationen, denn Streulicht verändert sich nur dann,
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 10 sek ISO 100
wenn sich die Bewölkung verzieht bzw. wenn der Himmel aufreißt. Strahlendes Abend- und Morgenlicht erfordern immer schnelles Handeln, was bei diffusen Lichtverhältnissen in der Regel nicht der Fall ist.
Per Matrixmessung haben wir die Belichtung dieses Hauseingangs in Santo Stefano di Sessania in Umbrien an einem bedeckten Reisetag vorgenommen. Das diffuse Licht lässt die Farben der Blumen intensiver erscheinen, wobei gleichzeitig alle architektonischen Details des Eingangs gut zur Geltung kommen. Sonnenlicht hätte die hellen Steine nicht so sanft ausgeleuchtet, und durch Schatten wäre die Maserung der Holzportale nicht so gut sichtbar.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/20 sek ISO 100
Diese Stadtansicht von Pitigliano in der Toskana sollte keine Kontraste aufweisen. Mit frontalem Licht fotografiert, werfen die eng gedrängten Häuser keine Schatten auf die angrenzenden Gebäude und verdecken sie dadurch auch nicht. Die richtige Belichtung wurde per Matrixmessung ermittelt.
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Frontales Licht Frontales Licht erreichen Sie, wenn die Lichtquelle unmittelbar hinter Ihnen liegt und das Motiv direkt anstrahlt. Bei frontalem Licht erhalten Sie ein fast zweidimensionales Bild, denn es gibt keine Schattenbildung, die Tiefe oder Dreidimensionalität implizieren könnte. Zudem haben Sie weniger mit dem Kontrastumfang zu kämpfen, was ebenfalls an den fehlenden Schatten liegt. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/20 sek ISO 100
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Frontales Licht lässt Ihr Bild aber auch flacher erscheinen, dafür bietet diese Lichtrichtung weniger Probleme bei der Belichtungsmessung, da weniger Kontraste vorhanden sind. Geben Sie acht, dass Ihr eigener Schatten bei frontalem Licht nicht mit ins Bild gelangt. Das kann vor allem morgens oder abends passieren, wenn der Sonnenstand längere Schatten hervorruft. Streiflicht und Gegenlicht Die beiden spannendsten Lichtquellen, vor allem in der Landschaftsfotografie, sind das Streif- und das Gegenlicht. Mit dem Streiflicht am Morgen und Abend gelingen Ihnen ansprechende Bildkompositionen, gerade
beim Ablichten von Landschaften. Für Porträtaufnahmen ist das seitlich einfallende Licht ungeeignet, da es z. B. einen Schlagschatten neben der Nase wirft und Hautunreinheiten hervorhebt. Hier müssten Sie mit einem Aufhellblitz diesem unschönen Nebeneffekt entgegenwirken. Außerdem erzeugt Seitenlicht bei Porträts scharfe Ränder, die nicht willkommen sind. Beim Streiflicht fällt das Licht seitlich ein. Durch die starke Schattenbildung, die beim Streiflicht entsteht, werden Konturen stärker betont, und Landschaften sowie Gebäude erhalten eine gewisse plastische Wirkung. Bei niedrig stehender Sonne am Abend sind
FRONTALES LICHT BEI PORTRÄTS VERMEIDEN Achten Sie auf Reisen stets darauf, frontales Licht zu vermeiden, wenn Sie Menschen aufnehmen. Das Licht, das sich in Ihrem Rücken befindet, blendet Ihr Gegenüber, sodass es blinzelt oder gar die Augen zusammenkneift.
Optimale Licht- und Schattenwirkung: Der abgestorbene Akazienbaum in der Namib-Wüste (Namibia) wirkt fast wie ein abstraktes Gemälde.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/15 sek ISO 100
Seitlich einfallendes Licht kann bei Zoomobjektiven störende Reflexe hervorrufen. Hier in diesem Ort in der Baja California (Mexiko) hat das jedoch fast schon einen künstlerischen Effekt. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert. Dieser Belichtungssituation können Sie mit einer mittenbetonten oder Matrixmessung begegnen. Gegenlicht lässt die Boote in Thailand als Silhouetten erscheinen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
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die Schatten länger als morgens bei hoch stehender Sonne. Streiflicht kann bei diffusem Licht entstehen, aber auch durch einen Lichtstrahl, der dann einen harten Schlagschatten erzeugt. Das seitlich einfallende Licht können Sie vor allem in der Architekturfotografie nutzen, wenn Sie Strukturen und Formen besser hervorheben möchten. Durch Gegenlicht können Sie einerseits Details Ihres Motivs besonders wirkungsvoll hervorheben, die einem Betrachter bei normaler Lichtsituation entgangen wären. Das Gegenlicht erlaubt Ihnen andererseits aber auch eine silhouettenhafte Darstellung Ihres Motivs, das dann in totaler Zweidimensionalität erscheint. Hier ist dann die Form bzw. der Umriss das Maß aller Dinge, und das Motiv erscheint zwar flach, aber
dennoch sehr interessant. Gegenlicht erzeugt die stärksten Kontraste, als Fotograf müssen Sie genau wissen, was Sie wie belichten. Auch hier müssen Sie darauf achten, dass Streulicht keine Lichtreflexe im Motiv erzeugt. Eine Sonnenblende schafft Abhilfe. Bei Porträts kann diese Lichtform aber auch bewusst gewählt werden, um beispielsweise einen Lichtsaum um die Haare Ihres Modells zu zaubern. Dabei müssen Sie natürlich das Gesicht aufhellen. Verwenden Sie dafür das Gegenlicht, das Sie mittels einer hellen Fläche reflektieren und so für eine sanfte Ausleuchtung des Modells sorgen. Bei Architekturaufnahmen kann das Gegenlicht eine dramatische Wirkung erzeugen. Möchten Sie die Sonne als Stern in Ihr Bild integrieren, müssen Sie eine möglichst kleine Blende wählen, denn sonst wird die Sonne als sehr heller Lichtfleck im Bild erscheinen. Gegenlichtaufnahmen sind immer eine
Das extreme Gegenlicht wird ein wenig von den Ästen der Kiefer versteckt und somit „entschärft“. Der Sonnenstern entsteht, da die Sonne bei kleiner Blende direkt in die Kamera scheint. Die Belichtung dieses Bildes des Stazsees in Sankt Moritz im Morgenlicht kann mit der mittenbetonten Messung oder per Matrixmessung vorgenommen werden. Die Belichtung wurde um +1,3 LW korrigiert.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/20 Belichtung 1/30 sek ISO 100
VORSICHT, BLENDENREFLEXE! Insbesondere Zoomobjektive sind anfällig für Blendenreflexe . Vor allem bei Streif- und Gegenlicht erzeugen sie häufig störende Lichtreflexe im Motiv. Auf jeden Fall sollten Ihre Objektive mit einer Sonnenblende ausgestattet sein. Wenn diese nicht hilft, versuchen Sie es durch Abschatten der Linse. Ganz vermeiden lassen sich Blendenreflexe nicht.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/15 sek ISO 100
MITTENBETONTE MESSUNG UND SPOTMESSUNG Die mittenbetonte Messung ist immer dann die richtige Wahl, wenn sich das Hauptgeschehen tatsächlich in der Mitte des Suchers abspielt, die Lichtverhältnisse dort aber nicht gleichmäßig sind. Bei dieser Messmethode legt die Kamera den Schwerpunkt auf einen relativ großen Bereich in der Mitte, bezieht die Umgebung dabei aber auch noch mit ein und interpretiert die Situation nach einer internen Datenbank. Die Bildergebnisse können daher ein wenig variieren, wenn man die Kamera auch nur leicht neu ausrichtet. Soll in einer schwierigen Lichtsituation mit hohen Kontrasten ein ganz bestimmtes Detail korrekt belichtet werden, wird es mit der Spotmessung angemessen. Diese Methode bietet sich außerdem dann an, wenn Sie mehrere Stellen eines schwierigen Motivs ausmessen und manuell einen Mittelwert bilden möchten.
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Nur kurz strahlte die Sonne die zwei Häuser auf dem Hügel in der Toskana an, bevor ein Gewitter über das Land zog. Solche Momente erzeugen oft Hektik beim Fotografen, der entweder nicht den richtigen Moment abgepasst hat oder sich nicht am richtigen Ort befand. Hier bietet sich die Spotmessung zur Belichtung an, aber auch die mittenbetonte Messung ist denkbar. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/25 sek ISO 100
Die Dramatik einer Gewitterstimmung in den Cinque Terre zeigt sich hier in der natürlichen Spotbeleuchtung. Die hoch auf den Klippen gelegenen Häuser werden angestrahlt, und das die Felsen umspülende Meer erscheint bedrohlich dunkel. Richten Sie die Belichtung mit der Spotmessung oder der mittenbetonten Messung auf die angeleuchtete Ortschaft. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Herausforderung für den Fotografen, da die Belichtung exakt stimmen muss, damit keine Unterbelichtung dabei herauskommt. Messen Sie abseits des gleißenden Motivs und übertragen Sie dann diesen Wert. Eventuell verstecken Sie die Sonne hinter Gebäudeteilen oder Bäumen, damit die extreme Wirkung des Gegenlichts abgemildert wird. Diesen Effekt sehen Sie auch in unserem Beispielbild des Stazsees im Oberengadin. Spotbeleuchtung Stellen Sie sich die Spotbeleuchtung wie einen Scheinwerfer vor, der auf der Bühne einen Schauspieler oder Trapezkünstler im Zirkus, deren luftige Kunststücke vom Scheinwerfer eingefangen werden, besonders ausleuchtet. Die Spotbeleuchtung hat immer auch eine gewisse dramatische Wirkung. In der Natur gibt es diese Art der Beleuchtung ebenfalls – ein flüchtiger Moment, in dem die Sonne kurz durch die Wolken scheint, nur einen kleinen Teil der Landschaft beleuchtet und ihn so extrem hervorhebt. Sind Sie in diesem Moment mit Ihrer Ausrüstung schussbereit, entstehen Bilder besonderer Art, bei denen das Auge des Betrachters sofort auf die ausgeleuchtete Stelle im Bild gelenkt wird.
Das Bild links unten zeigt gut, dass Sie bei der Spotbeleuchtung die Belichtung auf das angeleuchtete Objekt ausrichten müssen. Hätten wir die Belichtung nicht auf die Ortschaft, sondern auf die umgebenden Weinberge gelegt, wäre sie überbelichtet. So ist die Aufnahme richtig belichtet, und es ist nicht dramatisch, dass die umliegende Landschaft dunkler zuläuft. Sie können die natürliche Spotbeleuchtung mittels der mittenbetonten Messung oder der Spotmessung richtig belichtet darstellen. Gerade die Spotmessung, bei der nur ein kleiner Prozentsatz des Motivs zur Bestimmung der Helligkeit angemessen wird, bietet sich hier an. Reflektierendes Licht Eine ganz besondere Lichtart ist das reflektierende Licht. Sie müssen vielleicht ein wenig genauer hinschauen, um es zu entdecken, aber diese Lichtart erlaubt es Ihnen, auch außergewöhnliche Bilder aufzunehmen. Die indirekte Beleuchtung sorgt für eine sanfte Ausleuchtung. Das starke, kontrastreiche Licht wird an einer hellen Fläche, sei es Schnee, Sand oder wie in diesen Beispielen Sandstein, reflektiert und sorgt dann für eine weiche Ausleuchtung des Motivs, das sonst im dunklen Schatten liegen würde.
Im Bryce Canyon wird das Licht am Sandstein reflektiert und lässt so die Felsstruktur hervortreten. Die Matrixmessung bringt hier ein optimales Belichtungsergebnis. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
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Innenlicht trifft auf Außenlicht Eine besondere Herausforderung entsteht, wenn Innen- und Außenlicht zusammentreffen. Das ist vielfach bei Innenaufnahmen von Kirchen und Museen oder Restaurant- und Barszenen der Fall. Immer dann, wenn Sie Innenaufnahmen machen möchten und große Glasfenster oder Glasflächen viel natürliches Licht oder sogar direktes Sonnenlicht in den Innenraum lassen, stellt sich dieses Problem. Es entstehen zu große Kontraste zwischen Außen- und Innenlicht. Diesem Problem können Sie beispielsweise mit Ihrem Aufhellblitz begegnen. Reizvoll kann Sonnenlicht sein, das direkt durch ein Fenster in die dämmrige Atmosphäre einer kunstvoll dekorierten Kirche fällt. Hellen Sie nun die verzierten Wandflächen sachte mit einem Aufhellblitz auf, können Sie sowohl die Details der Dekoration darstellen als auch die gleißende Atmosphäre der Sonnenstrahlen einfangen.
Diese Lichtsituation ist schwierig zu meistern, da die Kamera die Außenhelligkeit anmisst, wodurch der Innenraum unterbelichtet dargestellt wird. Oder der Innenraum wird richtig belichtet, dann stimmt aber die Belichtung im Außenbereich nicht mehr, da dieser nun überbelichtet wird. Gerade in modernen Restaurants oder Szenebars sind häufig großen Glasflächen verbaut. Ist die Darstellung des Szenelebens ein wichtiger Punkt in Ihrem fotografischen Konzept, sollten Sie diese Treffs von innen nicht bei strahlendem Sonnenschein fotografieren. Richten Sie sich auch hier nach den Wetterverhältnissen. Ist der Himmel bedeckt, können Sie keine Sonnenbilder machen. Machen Sie stattdessen Innenaufnahmen, die auf Ihrem fotografischen Programm stehen. Eine ausgewogene Beleuchtung der Innen- und Außenräume ist auch in der Dämmerung gegeben. Eventuell müssen Sie den besten Zeitpunkt zum Fotografieren zunächst auskundschaften. Nutzen Sie jedoch auch hier die Zeit und suchen Sie sich schon einen Kamerastandpunkt und das geeignete Motiv, denn die Zeit, die Ihnen in der hereinbrechenden Dämmerung bleibt, um sowohl Innen- als auch Außenräume optimal zu belichten, ist begrenzt.
Vorgaben für die optimale Belichtung
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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In der Adobekirche in der Baja California treffen Innenund Außenlicht extrem aufeinander. Der Kontrastumfang zwischen hell und dunkel kann vom Sensor der Kamera kaum bewältigt werden. Die Lichter bzw. hellen Töne werden dadurch beschnitten. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert.
Wenn Sie fotografieren, müssen Sie zunächst immer die gleichen Voraussetzungen schaffen: Stellen Sie zunächst auf Ihr Motiv scharf und wählen Sie dann die entsprechende Blende sowie die erforderliche Verschlusszeit aus. Das hört sich eigentlich recht einfach an, aber in der Praxis erweist es sich als schwieriger als gedacht, denn
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
die Helligkeit und der Kontrastumfang Ihres anvisierten Motivs bestimmen, wie viel Licht auf den Sensor Ihrer Kamera fallen darf, um das Motiv richtig zu belichten. Haben Sie auf eine helle Stelle im Bild belichtet, können dunklere Teile unterbelichtet werden und verlieren Detailgenauigkeit und Struktur. Haben Sie die dunklen Stellen im Bild angemessen, werden die hellen Bildbereiche überbelichtet, und auch hier geht die Struktur verloren. Dazu ist neben dem Helligkeitsumfang und dem Kontrast des Motivs auch die möglichst realitätsnahe Tonwertdarstellung des Sensors Ihrer Kamera ein Faktor für die optimale Belichtung. Wichtig zu wissen ist, dass die modernen Digitalkameras in der Lage sind, die vorhandenen Mitteltöne eines Motivs bei korrekter Belichtung auch im Mitteltonbereich des Sensors wiederzugeben. Die Tonwerte werden hierbei so wirklichkeitsnah wie möglich vom Sensor aufgenommen und auch wiedergegeben. Sie profitieren also von einem großen Tonwertumfang. Steuern der Lichtmenge Stellen Sie eine ausgewogene Belichtung für alle Bildbereiche sicher, um ein gutes Foto zu schießen. Sie haben die Möglichkeit, durch die Wahl der Blende die Lichtmenge, die durch das Objektiv einfällt, sowie durch die Verschlusszeit die Dauer dieses Lichteinfalls zu bestimmen. Die richtige Kombination aus Zeit und Blende ist das eigentliche Maß aller Dinge für einen guten Fotografen. Dazu können Sie durch die ISOEinstellung die Empfindlichkeit des Sensors erhöhen. Es muss immer die gleiche Lichtmenge auf den Sensor treffen, wie Sie diese Lichtmenge aber dosieren, entscheiden Sie in der Wahl der Blende, der Empfindlichkeitseinstellung sowie der Zeit.
Betriebsmodi der Kamera Moderne Digitalkameras bieten Ihnen mehrere Betriebsmodi an. Sie wählen den gewünschten Betriebsmodus durch Drehen des Funktionswahlrads oder per Kameramenü aus. Sie entscheiden dabei, ob Sie die Belichtung ganz der Automatik Ihrer Kamera überlassen oder ob Sie sich für die Zeitautomatik oder die Blendenautomatik entscheiden. Bei den letzten beiden Möglichkeiten fotografieren Sie halb automatisch, da Sie entweder die Blende vorwählen und die Kamera die benötigte Verschlusszeit berechnet, oder Sie die Verschlusszeit wählen, und die Kamera automatisch die dazu passende Blende auswählt. Schlussendlich können Sie aber auch nach wie vor alles manuell steuern. Diese Betriebsarten werden mit den Buchstaben P, S, A und M gekennzeichnet. Welche Einstellung Sie wann bevorzugen, hängt zum einen vom Leistungsumfang Ihrer Kamera ab, aber vor allem auch von Ihrem handwerklichen fotografischen Können. Dazu bietet Ihnen die Kamera mehrere Motivprogramme an, die zur besseren Übersicht mit eindeutigen Symbolen gekennzeichnet sind. Wenn Sie ein ambitionierter Fotograf oder sogar im professionellen Bereich tätig sind, werden Sie wahrscheinlich eher selten auf diese Motivprogramme zurückgreifen. Aber auch der fotografische Einsatz bestimmt häufig entscheidend über die gewählte Einstellung. Bei Sportveranstaltungen werden Sie sicher eher auf die Automatik zurückgreifen, die es Ihnen ermöglicht, sich vollständig auf die Gestaltung und Inszenierung Ihres schnell wechselnden Motivs zu konzentrieren. Nachfolgend möchten wir eine kurze Übersicht über die verschiedenen Betriebsmodi und deren kreativen Einsatz geben.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Bild groß: Gerade bei gewollter Bewegungsunschärfe bzw. -verwacklung ist die Blendenautomatik geeignet. Sie stellen die Verschlusszeit ein, die Kamera berechnet die erforderliche Blende. Bild klein unten: Bei gewollter Schärfe stellen Sie die Verschlusszeit auf mindestens 1/125 Sekunde ein, die erforderliche Blende berechnet dabei erneut die Kamera.
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Programmautomatik – P Die Programmautomatik P übernimmt für Sie die Belichtungseinstellung. Dabei berechnet die Kamera das Verhältnis von Zeit- und Blendeneinstellung automatisch. Sie nimmt dafür die vorhandene Helligkeit als Einstellgrundlage und richtet danach die Blende sowie die passende Verschlusszeit aus. Bei manchen Kameras können Sie jedoch auch Einfluss auf die errechneten Einstellparameter nehmen. Über ein Einstellrad, das sich meistens an der Kamerarückseite befindet, können Sie die Zeit-Blende-Kombination variieren. So können Sie die Schärfentiefe Ihres Motivs steigern sowie die daran gekoppelte längere Verschlusszeit nutzen, um Bewegungsunschärfen zu erzeugen. Möchten Sie jedoch den gegenteiligen Effekt erzeugen und beispielsweise Bewegungen einfrieren, müssten Sie das Einstellrad in die entgegengesetzte Richtung drehen. Dadurch verringert sich zudem die Schärfentiefe. Jede dieser Einstellungen hat jedoch dasselbe Belichtungsergebnis, da letzlich bei allen drei Einstellungen die gleiche Lichtmenge auf den Sensor trifft. Ihre Kamera macht Sie sogar darauf aufmerksam, wenn die Manipulation Ihrerseits einen Belichtungsfehler zur Folge hätte. Arbeiten Sie zum Beispiel mit einer DSLR von Nikon und zeigt Ihnen die Kamera im Sucher Hi an, müssten Sie eine Korrektur vornehmen, da das Motiv zu hell ist. In diesem Fall kann beispielsweise die Empfindlichkeitseinstellung verändert werden. Auch ein neutraler Graufilter kann diesen Missstand eventuell beheben. Ist das Motiv durch Ihre Veränderung der automatischen Belichtungseinstellung hingegen zu dunkel, wird im Sucher Lo angezeigt. Nehmen Sie dann den Blitz zu Hilfe oder verringern Sie die ISO-Einstellung.
Blendenautomatik – S Bei der Blendenautomatik legen Sie die Verschlusszeit fest, und die Kamera bestimmt die dazugehörige Blende automatisch. Diese Automatik unterstützt Sie bei Aufnahmen, in denen actionreiche Szenen festgehalten werden sollen. Denn gerade dieser Betriebsmodus erlaubt Ihnen bei kürzesten Verschlusszeiten, über Schärfe
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/9 Belichtung 1/250 sek ISO 100
oder Bewegungsunschärfe zu bestimmen. Sie legen nur die gewünschte Belichtungszeit fest. Die erforderliche Blende, die eine ausreichende Lichtmenge gewährleistet, errechnet die Kamera mittels des Belichtungsmessers und der eingestellten ISOZahl. Auch in diesem Modus weist die Kamera Sie auf mögliche Fehler hin.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/4 Belichtung 1/125 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/15 sek ISO 100
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Oben: Bei dieser Aufnahme mit Zeitautomatik in Namibia kam es uns auf geringe Schärfentiefe an. Wählen Sie eine große Blende, z. B. f/4, denn je größer die Blendenöffnung ist, desto stärker wird der Hintergrund in Unschärfe verschwimmen.
Zeitautomatik – A Bei der Zeitautomatik A geben Sie die Blende vor, und die Kamera berechnet die zugehörige Verschlusszeit. Gerade bei Landschaftsaufnahmen, bei denen eine extreme Schärfentiefe gefragt ist, ist diese Einstellung sinnvoll. Wählen Sie eine kleine Blende für eine gute Schärfentiefe oder eine große, also weit offene Blende, wenn Sie eine geringe Schärfentiefe als Gestaltungsmittel einsetzen möchten, beispielsweise um bei Porträtaufnahmen den Hintergrund in Unschärfe verschwimmen zu lassen. Denken Sie auch daran, dass die einstellbaren Blenden abhängig vom gewählten Objektiv sind. Auch hier werden Belichtungsfehler von der Kamera angezeigt.
M – Manuelle Belichtungssteuerung Sie können die Belichtung Ihrer Bilder natürlich auch komplett manuell steuern. Dabei wählen Sie alle Faktoren, die aufeinander abgestimmt sein müssen, individuell aus: Blende, Verschlusszeit und ISO-Einstellung. Gerade in diesem Betriebsmodus halten Sie die Fäden der Gesamtkomposition in Ihren Händen. Sie können in Abhängigkeit von der vorhandenen Helligkeit und dem vorhandenen Kontrastumfang durch die Wahl der Zeit-Blende-Kombination im Zusammenspiel mit der gewählten Empfindlichkeit über Schärfe und Unschärfe bestimmen. Sie können Ihre Aufnahmen aber auch ganz bewusst über- bzw. unterbelichten und so mit verschobenen Tonwerten die Bildaussage verändern. Bei Innenaufnahmen möchten Sie den Akzent vielleicht auf vorhandene Schatten legen, um eine Szene realitätsnäher wiederzugeben, oder Sie möchten, dass die Farbgebung besser zur Geltung kommt. In diesen Fällen sollten Sie schwächer belichten. Wählen Sie die manuelle Belichtungssteuerung, müssen Sie allerdings den technischen Hintergrund und die Zusam-
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 30 sek ISO 100
menhänge rund um das Thema Belichtung und Gestaltung verstanden haben, um zu guten Resultaten zu kommen. Eine Finesse bietet der manuelle Programmmodus, die wir hier nicht unberücksichtigt lassen wollen: die Langzeitbelichtung. Per Langzeitbelichtung können Sie die Länge der Belichtungszeit individuell bestimmen. Der Verschluss bleibt dabei so lange geöffnet, wie Sie den Auslöser gedrückt halten. Das kann im Sekundenbereich liegen und sich zu Minuten ausdehnen. Sie haben außerdem die Möglichkeit, eine extreme Langzeitbelichtung durchzuführen, so wie es in dem beeindruckenden Beispielbild von den Sternspuren gelang. Hier lag die Belichtungszeit bei 60 Minuten, was den imposanten Effekt hat, dass am Beispiel der Sterne die Erddrehung dokumentiert werden konnte. Um solch eine Aufnahme zu realisieren, benötigen Sie jedoch einen elektronischen Fernauslöser. Ein Fernauslöser mit Feststeller erlaubt es Ihnen, den Verschluss eine lange Zeit geöffnet zu halten, ohne dass der Auslöser endgültig betätigt wird.
Oben: Das durch die Langzeitbelichtung der Rückstrahler vorbeifahrender Autos hervorgerufene Lichtband lenkt den Blick direkt auf die Klosterinsel Mont-Saint-Michel in der Normandie. Hier sind die Faktoren Blende, Zeit und ISO-Wert perfekt aufeinander abgestimmt. Die Belichtung wurde um +2,0 LW korrigiert. Unten links: Diese Ansicht einer Almhütte mit dem Matterhorn im Hintergrund wurde per Zeitautomatik (Blende 16) mit Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Das Bild besticht durch seine durchgängige Schärfe. Ist die Schärfentiefe Ihr gestalterisches Mittel, sollten Sie die Zeitautomatik nutzen. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/5.6 Belichtung 60 min ISO 100
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Die beeindruckenden Sternspuren dokumentieren die Erddrehung. Dieser Effekt wurde per manuell eingestellter Langzeitbelichtung (Bulb, 60 Minuten) mittels Fernauslöser mit einer Nikon D700 festgehalten.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Belichtungsmessmethoden Die Kamera ist der Fähigkeit des menschlichen Auges, einen sehr großen Kontrastumfang wahrzunehmen und sehr helle und sehr dunkle Bereiche detailliert zu erkennen, weit unterlegen. Deshalb bedarf es einer für verschiedene Aufnahmesituationen angepassten Belichtungsmessung. Sie können die richtige Belichtung Ihres Motivs mit unterschiedlichen Messmethoden vornehmen. Es gibt drei verschiedene Belichtungsmessmethoden, die jeweils einen anderen Motivausschnitt anmessen. Mittenbetonte Messung Die mittenbetonte Messung, die von manchen Kameraherstellern auch Integralmessung genannt wird, teilt ein Bild in zwei Teile ein, deren Gewichtung unterschiedlich verteilt ist (80 % und 20 %, 75 % und 25 % oder 60% und 40 %). Das größere, kreisrunde Messfeld wird stärker gewichtet und gibt maßgeblich die Belichtung vor. Das umliegende Feld wird zwar auch mitgemessen, doch die Messergebnisse dienen hauptsächlich der Helligkeitskorrektur nach oben oder unten. Befindet sich Ihr Motiv in der Bildmitte, können Sie die Helligkeit mittels der mittenbetonten Messung ziemlich exakt bestimmen. Diese Messmethode eignet sich vornehmlich für formatfüllende Motive wie beispielsweise Porträtaufnahmen. Sie können diese zentrale Anmessung des größeren Bildbereichs mittels Messwertspeicherung allerdings auch außermittig platzieren. So haben Sie eine zuverlässige und recht übersichtliche Methode für die meisten Motive zur Verfügung. Einen Nachteil hat diese Messmethode jedoch, denn befindet sich Ihr anvisiertes Motiv vor hellem Hintergrund, reagiert die mittenbetonte Messung häufig mit Unterbelichtung. 141
Oben: Auch bei schwierigen Belichtungssituationen haben wir mit der Matrixmessung sehr gute Erfahrungen gemacht, vor allem wenn wie bei den Profikameras die Entfernung in die Berechnung mit einbezogen wird. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert. Unten: Felsküste am Ponta da Piedade bei Lagos an der Algarveküste in Portugal. Die Belichtung wurde auf die Mittentöne des Motivs ausgerichtet, damit die Schattenbereiche noch genügend Details erkennen lassen. Wäre die Sonne belichtet worden, wären bei dieser kontrastreichen Aufnahme die Schatten verloren gegangen. Die Belichtungskorrektur (hier +1,3 LW) sowie der Einsatz eines Neutralgrauverlaufsfilters erlauben es, die Tonwerte (Belichtung) ausgewogen zu verteilen.
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Spotmessung Ist der zentrale Messpunkt bei der mittenbetonten Messung noch recht groß, so ist er bei der Spotmessung sehr klein. Dieser kleine, zentrale Punkt bestimmt die Messung der Helligkeit, wobei die gesamte Umgebung nicht berücksichtigt wird. Das bedeutet, dass nur diese Helligkeit angemessen wird, was gerade bei Lichtkontrasten in extremen Helligkeitssituationen oder bei Konzerten und Darbietungen auf der Bühne wunderbar genutzt werden kann. Per Spotmessung können Sie die Belichtung beispielsweise auf den Frontmann der Band richten, ohne dass die zahlreichen Scheinwerfer der Bühnenbeleuchtung die Belichtung verfälschen. Die Spotmessung konzentriert sich also gezielt auf Ihr Motiv, die Belichtung wird punktgenau ausgerichtet. Die Spotmessung können Sie aber auch dann einsetzen, wenn Sie nur einen Teil Ihres Motivs besonders hervorheben möchten und die Bildaussage darauf konzentrieren wollen oder wenn sich ein sehr helles Motiv in dunkler Umgebung befindet. Der angemessene Punkt wird dann mit einer Helligkeit belichtet, die 18-prozentigem Grau entspricht.
Gewicht gegeben, da davon ausgegangen werden kann, dass dies das Hauptmotiv sein soll. Diese Durchschnittsberechnung der vorhandenen Lichtverhältnisse des gesamten Bildes durch die verschiedenen Messfelder liefert eine sehr zuverlässige Belichtung, die in den allermeisten Fällen zum korrekten Ergebnis führt. Da die gemessenen Werte jedoch aus einer Vielzahl von Werten zusammengestellt wurden, können Sie kaum vernünftige Belichtungskorrekturen ausführen, was ein Nachteil dieser Messmethode ist. Möchten Sie Ihren Akzent bewusst auf eine Über- bzw. Unterbelichtung setzen, ist die Mehrfeldmessung eher ungeeignet, es sei denn, Sie sind ein sehr erfahrener Fotograf. Die Mehrfeldmessung ist die richtige Wahl bei Motiven mit normalen Lichtbedingungen, in denen keine großen Helligkeitsunterschiede zu finden sind. Ein Vorteil dieser Methode ist deren Schnelligkeit, deshalb können Sie mit der Mehrfeldmessung vor allem bei Schnappschüssen oder bei Bildern, in denen es um Action geht, gute Ergebnisse erzielen.
Mehrfeldmessung Bei der Mehrfeldmessung wird zur korrekten Belichtung neben der Helligkeits- und Farbverteilung auch die Entfernung zum angemessenen Objekt berücksichtigt. Bei dieser Messmethode wird das Bild in zahlreiche Messfelder unterteilt, die jeweils unterschiedliche Daten aus der Berechnung der oben genannten Faktoren liefern. Aus diesen Daten wird dann ein Mittelwert berechnet, der wiederum die Zeit-Blende-Kombination bestimmt. Dem Bereich, auf den Sie scharf gestellt haben, wird dabei ein wenig mehr
Belichtungseinstellungen Vorweg erst mal ein paar Vorüberlegungen über die Belichtung selbst: Belichtungsmesser ermitteln bei den Messungen stets einen Wert, der ungefähr in der Mitte zwischen den hellsten und den dunkelsten Bildpartien liegt. Unser Auge funktioniert in etwa nach dem gleichen Prinzip, denn auch das Auge sucht sich als wichtige Tonwerte die Mittentöne eines Bildes aus. Im folgenden Beispiel haben wir das Motiv auf die Mittentöne belichtet, um noch genügend Details in den Schattenbereich zu erhalten. Wenn wir auf die Lichter (Sonne)
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/6 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/6 sek ISO 100
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Auch bei Abendaufnahmen wie bei dieser Gasse in Dresden, muss eine Belichtungskorrektur im Plusbereich vorgenommen werden, sonst wäre das Motiv unterbelichtet, da viele dunkle Bereiche im Bild vorhanden sind. Auch hier wurde die Belichtung auf die Mittentöne gelegt und um +1,3 LW korrigiert. Bei dieser Abendaufnahme einer Einkaufsstraße in Huangshan wurde die Belichtung ebenfalls auf die Mittentöne gelegt. Hier mussten wir aber eine Belichtungskorrektur im Minusbereich (–1,3 LW) vornehmen. Die Situation war folgende: Der Laden im Vordergrund und die umgebenden Geschäfte waren sehr hell beleuchtet, sodass bei einer Belichtung im Plusbereich die hellen Bereiche völlig überbelichtet worden wären.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/13 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/10 Belichtung 1/6 sek ISO 200
belichtet hätten, wären bei dieser kontrastreichen Aufnahme die Schatten eventuell verloren gegangen. Um die Tonwerte gleichmäßig zu verteilen, wählten wir zusätzlich eine Belichtungskorrektur im Plusbereich von 1,3 LW aus und setzten einen Neutralgrauverlaufsfilter ein. Dasselbe Verfahren können Sie bei Abendaufnahmen anwenden, wenn künstliche Beleuchtung im Spiel ist. Richten Sie auch hier die Belichtung auf die Mittentöne aus, denn ansonsten werden die dunkleren Bereiche 144
Ihrer abendlichen Aufnahme zu dunkel und verlieren ihre Detailfülle. Eine unausweichliche Unterbelichtung wäre die Folge, würden Sie die Belichtung an dem hellen Kunstlicht ausrichten. Beim Bild der Spitzen des Langkofelmassivs haben wir erneut auf die Mittentöne belichtet. In diesem Fall haben wir die Belichtung auf den grauen Fels rechts ausgerichtet. Damit aber auch die Bergspitzen noch genug Zeichnung erhalten, haben wir eine Belichtungskorrektur von –2,0 LW vorgenommen.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 2,5 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/20 sek ISO 100
Bei dieser Morgenaufnahme mit einem Grauverlaufsfilter des Langkofelmassivs in den Dolomiten haben wir eine Belichtungskorrektur im Minusbereich (–2,0 LW) vorgenommen, damit das Bild nicht überbelichtet wird. Die rot angestrahlten Bergspitzen würden keine Struktur mehr in den Lichtern aufweisen. Auch hier ist die Belichtung auf die Mittentöne ausgerichtet. Die weißen Wände dieser Kirche in Nordchile auf dem Altiplano können dem Belichtungsmesser ganz schön zu schaffen machen. Hier musste eine Belichtungskorrektur von +1,3 LW vorgenommen werden.
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Sonnenbeschienene weiße oder helle Flächen wie Häuserwände, gleißend helle Glasfassaden, Strände oder Schneeflächen misst der Belichtungsmesser als sehr hell an. So kommt es meist dazu, dass die Aufnahmen zu dunkel werden. Tendieren Sie in diesem Fall zu einer Überbelichtung, um auch die bildwichtigen dunklen Motivteile korrekt wiederzugeben. Ist der angemessene Bereich sehr dunkel oder dominieren dunkle Flächen das Bild, wird der Belichtungsmesser diesen Teil als mittleren Grauwert bestimmen. Die Folge davon ist eine Überbelichtung des gesamten Bildes.
REFERENZ FÜR DEN BELICHTUNGSMESSER Der in der Kamera eingebaute Belichtungsmesser ist ein auf eine bestimmte Helligkeit geeichtes Messinstrument. Die Referenz für den Belichtungsmesser ist 18%iges Grau. Hat ein Motiv also exakt die Helligkeit 18%igen Graus, sind die vom Belichtungsmesser ermittelten Werte exakt. Grünes Gras oder trockener Asphalt sind beispielsweise solche Motive. Richten Sie die Kamera auf die jeweilige Fläche, drücken Sie den Auslöser halb durch und stellen Sie die Kamera auf die ermittelten Werte ein, die im Sucher eingeblendet werden. Schwenken Sie die Kamera dann zurück zum Motiv oder verändern Sie die Brennweite und machen Sie Ihre Aufnahme. Messen Sie extreme Helligkeiten an, kann der Belichtungsmesser durcheinandergeraten. Gegenlicht, aber auch weiße Hauswände oder schwarze Lavastrände können ihn aus dem Takt bringen und Unterbelichtungen hervorrufen. Hier sollten Sie praktischerweise eine Graukarte zur Hand haben, um eine korrekte Belichtung zu erzielen.
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Belichtungskorrekturen Die Belichtungskorrektur erfordert einige Erfahrung, denn Sie müssen mit Ihrer Korrektur erreichen, dass, je nach Motivlage, der mittlere Grauwert in den hellen oder dunklen Bereich verschoben wird. Bei einer Überbelichtung geht viel Farbtiefe verloren. Die Farbsättigung Ihres Bildes leidet, denn die Sättigung der Farbe wird mit zunehmender Helligkeit geringer. Dagegen kommen Farben bei einer Unterbelichtung besser zur Geltung und erscheinen kräftiger. Haben Sie Ihr Objekt angemessen, sind aber mit dem Ergebnis, das die Belichtungsmessung hervorgebracht hat, nicht einverstanden, nehmen Sie eine Belichtungskorrektur vor. Wie Sie diese Einstellungen an Ihrer Kamera vornehmen, können Sie der Bedienungsanleitung Ihres Fotoapparats entnehmen. Belichtungskorrekturen sind in den bereits vorgestellten Programmautomatiken P, A und S vorzunehmen. Die jeweils vorgenommene Korrektur wird dann mit einem Plus- oder Minussymbol im Display Ihrer Kamera angezeigt. Symbolische Darstellung der Belichtungsskala. Von oben nach unten: Belichtung ausgeglichen, Überbelichtung, Unterbelichtung.
Das folgende Beispiel soll die Auswirkungen von optimaler Belichtung, Unterbelichtung sowie Überbelichtung verdeutlichen. Die Aufnahmen wurden in einer hübschen Gasse in Simiane la-Rotonde in der südfranzösischen Provence angefertigt.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/10 Belichtung 1/160 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/10 Belichtung 1/320 sek ISO 100
Oben links: Die überbelichtete Aufnahme entspricht nicht der Wirklichkeit, da die Zeichnung des Wegs im Vordergrund nicht mehr dargestellt wird. Der mittlere Grauwert müsste hier per Belichtungskorrektur (+0,3 LW) in den hellen Bereich verlagert werden, um eine natürliche Wiedergabe zu erreichen. Oben rechts: Bei einer Unterbelichtung ist das Bild zu dunkel. Eine Verlagerung der Tonwerte in den dunklen Bereich ist das Resultat der falschen Belichtung (–0,7 LW). Unten: Die Zeichnung aller Motivebenen ist durch die Belichtungskorrektur von –0,3 LW auch in den wichtigen Details erhalten. Die Wiedergabe entspricht der Realität, denn die Tonwerte sind vom hellsten bis zum dunkelsten Bereich korrekt wiedergegeben. Diese Belichtung entspricht einer normalen Belichtung.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/10 Belichtung 1/260 sek ISO 100
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DER LICHTWERT Möchten Sie Ihre Fotos heller oder dunkler gestalten, als dies per Automatikeinstellung von der Kamera vorgeschlagen wird, führen Sie eine Belichtungskorrektur durch. Sie können den Lichtwert (LW), auch Exposure Value (EV) genannt, nach oben oder nach unten korrigieren. Der Lichtwert gibt die Lichtmenge an, die beim Fotografieren auf den Sensor trifft. Je größer der Lichtwert ist, desto mehr Licht kommt auf den Sensor. Hierzu sollte man wissen, dass die Helligkeit Ihres Motivs, der ISO-Wert und der Lichtwert in Beziehung zueinander stehen. Verdoppeln Sie die ISOEmpfindlichkeit von 100 auf 200 ISO, erhöht sich auch der Lichtwert um eine Stufe. Der Lichtwert 0 ist definiert für 1 Sekunde Belichtung bei Blende f/1 und ISO 100/21°. Erhöhen Sie den Lichtwert um 1, entspricht das einer Halbierung der Belichtung. Verringern Sie den Lichtwert um 1, entspricht das einer Verdopplung der Lichtmenge, die auf den Sensor trifft. Ein Lichtwert entspricht stets allen Kombinationen aus Blende, Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit. In entsprechenden Tabellen kann man die einzelnen Lichtwerte mit dazugehöriger Blende und Verschlusszeit einer definierten Empfindlichkeit ablesen. Moderne Kameras verfügen über Sensoren, die einen Kontrastumfang von bis zu 10 Lichtwerten verarbeiten können. Der Bereich, den Sie dabei wirklich nutzen können, liegt jedoch darunter.
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Im Zweifel eine Belichtungsreihe schießen Haben Sie auf Tour einmal nicht genügend Zeit, sich lange über die richtige Belichtung Gedanken zu machen, da Sie beispielsweise schnell weiterreisen müssen, oder können Sie die Belichtung in einer schwierigen Lichtsituation nur schwer einschätzen, dann vertrauen Sie auf die Belichtungsreihe. Sind Sie sich nicht sicher, bei welcher Belichtung Ihr Motiv am besten wirkt, oder ist der Kontrastumfang Ihres Motivs sehr groß, dann fertigen Sie eine Belichtungsreihe an. Auf diese Weise machen Sie mehrere Bilder und können später in Ruhe prüfen, welches für Ihren Zweck das beste ist. Denn gerade bei sehr kontrastreichen Aufnahmesituationen müssen Sie sich entscheiden, ob Sie Ihr Augenmerk eher auf die hellen oder eher auf die dunkleren Bereiche legen. Vielleicht verfügt Ihre Kamera sogar über ein Programm, mit dem Sie automatisch Belichtungsreihen erzeugen können. Bei dem sogenannten Bracketing erzeugen Sie mehrere Aufnahmen, meist drei, mit unterschiedlichen Belichtungszeiten. Bei einigen Kameramodellen können Sie sogar bis zu neun Aufnahmen mit unterschiedlichen Lichtwerten machen. Die Abfolge der Belichtung führt dann von einem nicht korrigierten Wert (0), den Sie in der Kamera einstellen, jeweils zu einem dunkleren und einem helleren Wert. Die Stufen, in denen Sie manuell ein Bracketing vornehmen, sollten nicht zu groß sein. Sie können wählen zwischen 1/3, 2/3 und 1 Lichtwert. Eine halbe Blende ist, bei einer gewollten Überbelichtung beispielsweise, beim dritten Bild bereits eine ganze Blendenstufe an Überbelichtung, wenn Sie die
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Korrektur der normalen Messung bereits um eine halbe Blende vorgeben, da dies Ihr korrektes Ausgangsbild sein soll. Machen Sie zu Hause in Ruhe Testreihen und experimentieren Sie herum. Je sicherer Sie bei der Belichtungsmessung sind und je mehr Sie die Zusammenhänge verstanden und durchschaut haben, umso einfacher können Sie dieses gewonnene Wissen auf Reisen in gute Fotos umsetzen. Beispiel einer Belichtungsreihe Folgende drei Bilder wurden auf der Insel Rügen aufgenommen und zeigen die Ostseeküste. Bei allen drei Bildern wurde auf die Steilküste fokussiert, um die Belichtung auf die Mittentöne des Motivs auszurichten. Das erste Bild wurde ohne Lichtwertkorrektur belichtet. Wenn Sie sich das Histogramm oben rechts im Bild anschauen, erkennen Sie, dass es zu einem Tonwertabriss in den Lichtern kommt, denn die Ausschläge dort sind gering. Auch beim zweiten Bild der Belichtungsreihe kommt es trotz einer Belichtungskorrektur von –0,7 LW immer noch zu einem Abriss in den Tonwerten der Lichter. Das dritte Bild der Reihe wurde mit einer Korrektur von –1,3 LW belichtet. Hier zeigt sich das Histogramm in fast perfekter Form. Dieses Bild ist die Grundlage für die spätere Nachbearbeitung mit einem Bildbearbeitungsprogramm am Computer. Das Resultat nach der Bildbearbeitung sehen Sie im vierten Bild. Bemühen Sie sich stets, das optimale Bild als Bearbeitungsgrundlage zu nehmen, denn von einem schlecht belichteten Bild werden Sie auch trotz intensiver Computerarbeit kein zufriedenstellendes Ergebnis erhalten.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/16 Belichtung 1/6 sek ISO 100
1. Bild der Belichtungsreihe: ohne LW-Korrektur. Es kommt zu einem Tonwertabriss in den Lichtern, was man im Histogramm (rechts) erkennen kann.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/16 Belichtung 1/13 sek ISO 100
2. Bild der Belichtungsreihe: mit LW-Korrektur –0,7. Es kommt immer noch zu einem Tonwertabriss in den Lichtern (Histogramm rechts).
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3. Bild der Belichtungsreihe: mit LWKorrektur –1,3. Das Histogramm ist jetzt fast einwandfrei. Das Bild ist die Grundlage für eine weitere Bearbeitung mittels Bildbearbeitungssoftware am Computer. Unten: Das Resultat – ein fertig bearbeitetes Bild mit optimaler Belichtung in den hellen und dunklen Bildbereichen.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/13 sek ISO 100
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Bildbeurteilung per Histogramm Die digitale Fotografie hat vieles verändert, einiges verbessert und manches vereinfacht. Das gilt auch für die optimale Belichtung. Die Verschwendung von teurem Filmmaterial ist kein Thema mehr. Wie bereits erläutert, erstellen Sie einfach eine Belichtungsreihe und suchen später am Computer das optimal belichtete Bild heraus. Aber schon im Moment der Entstehung der Aufnahme haben Sie ein tolles Kontrollinstrument zur Verfügung: das Histogramm. Schwierige Lichtsituationen Das Histogramm zeigt Ihnen auf dem Kameradisplay grafisch die Tonwertverteilung Ihrer Aufnahme an. Die schwarzen Anteile bzw. die ganz dunklen Bereiche eines Bildes werden links angezeigt (Tonwert 0), die weißen bzw. ganz hellen auf der rechten Seite (Tonwert 255). In der Mitte werden die Grauwerte dargestellt. Die jeweils dargestellte Höhe des Ausschlags zeigt an, wie viele diesem Tonwert zugeordnete Pixel im Bild dargestellt sind.
Das Histogramm einer Aufnahme auf dem Display der Kamera.
Beim Betrachten des Histogramms erkennen Sie Unter- und Überbelichtungen sofort und können vor Ort eine Belichtungskorrektur vornehmen. Bei einem unterbelichteten Bild zeigt Ihnen das Histogramm große
Ausschläge auf der linken Seite an. Bei der Überbelichtung finden Sie die Ausschläge hingegen auf der rechten Seite. Ein optimal belichtetes Bild würde im Histogramm in einer Kurve angezeigt, die von beiden Seiten gleichmäßig bis zur Mitte ansteigt. Legen Sie jedoch gerade auf die dunklen Bereiche Wert, würde die Kurve entsprechend anders aussehen, d. h., der höchste Ausschlag wäre weiter links. Auch bei Nachtaufnahmen mit wenig künstlichem Licht würden die Ausschläge des Histogramms linkslastig ausfallen, was bei dieser Aufnahme jedoch angemessen wäre. Den gesamten Tonwertbereich abdecken Das Histogramm sollte aber möglichst alle Werte enthalten und in einer ausgewogenen Kurve der Verteilung Ihrer Helligkeitsgewichtung entsprechen. Seien Sie bemüht, den gesamten Tonwertbereich von hell nach dunkel abzudecken, denn reißen die Tonwerte schon vor dem Bereich von 255 oder vor dem Bereich 0 ab, werden nicht alle möglichen Tonwerte dargestellt. Die Folge davon ist eine Komprimierung des Tonwertumfangs und eine daraus resultierende Kontrastanhebung. Bei High-Key-Aufnahmen hingegen legen Sie bewusst die Mittentöne in den hellen Bereich, also in die Lichter, was zur Folge hat, dass der dunkle Bereich auf dem Histogramm nach rechts zur Mitte hin verschoben wird. Ihr Bild wird keine schwarzen Farben enthalten, und eine Zeichnung im reinen Weiß ist nicht gegeben. Diese Art des komplett überbelichteten Bildes ist jedoch eine Ausnahme und dient eher dem künstlerischen Ausdruck des Fotografen. Sie sehen an diesem Beispiel jedoch, dass Sie bewusst Einfluss auf den Kontrastumfang und die Belichtung Ihrer Aufnahmen nehmen können, um eine Bildaussage zu verändern. 151
Hier ist der Vordergrund, die Boote am Ufer eines Sees in Masuren, unterbelichtet. In den dunklen Bereichen sind keine Details mehr vorhanden. Wir nahmen also eine Belichtungskorrektur vor, um dem Vordergrund genügend Zeichnung zu geben. Als Hilfsmittel diente ein einfacher Neutralgrauverlaufsfilter, um den Himmel, also die hellen Tonwerte, richtig zu belichten. In diesem Beispiel haben zwar die dunklen Bereiche genügend Zeichnung, doch ist jetzt der Himmel überbelichtet.
Im dritten Beispiel entschieden wir uns für einen doppelten Neutralgrauverlaufsfilter, um die Kontraste zu bewältigen. In diesem Histogramm sind alle Tonwerte vorhanden.
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Sie haben immer die Möglichkeit, mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Adobe Photoshop Tonwertkorrekturen bzw. eine Tonwertspreizung nachträglich vorzunehmen. Bei der Tonwertkorrektur können Sie nachträglich Einfluss auf die Gesamthelligkeit nehmen. Sie müssen jedoch bedenken, dass ausgefressene Lichter keine Helligkeitsinformationen mehr enthalten, deshalb können Sie diese auch durch eine Tonwertkorrektur nicht hineinzaubern. Hellen Sie Ihr Bild z. B. zu stark auf, wird unter Umständen das Bildrauschen erhöht. Damit es nun nicht zu theoretisch wird, möchten wir Ihnen anhand zweier Bildbeispiele, die im RAW-Format fotografiert wurden, verdeutlichen, wie Sie das Histogramm dazu nutzen können, kontrastreiche, schwierige Lichtsituationen zu meistern, und so eine optimale Belichtung erreichen. An diesem Histogramm können Sie direkt ablesen, dass die Schwarzanteile Ihres Bildes dominieren. Die Grauwerte dümpeln ein wenig vor sich hin, und die Tonwerte für Weiß fehlen ganz. So sieht das Histogramm eines unterbelichteten Bildes aus. Sehen Sie in Ihrem Histogramm die Zacken vorwiegend auf der rechten Seite, steht das immer für ein überbelichtetes Foto, denn dann sind die Weißanteile zu hoch und das Bild insgesamt zu hell, was mit Detailverlusten und fehlenden Strukturen einhergeht. Das Histogramm einer optimalen Aufnahme zeigt das dritte Bild. Tonwerte korrigieren Mit dem Bildbearbeitungsprogramm Adobe Photoshop können Sie ebenfalls Tonwerte korrigieren. Die Kontraste und Farben korrigieren Sie mit der Tonwertkorrektur, die Sie im Menü Bild/Korrekturen/Tonwertkorrektur
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
finden. Stellen Sie die Helligkeitsstufen für Tiefen, Mitteltöne und Lichter entsprechend ein, anschließend korrigieren Sie den Tonwertbereich und die Farbbalance des Bildes. Die Regler für die Tonwertspreizung schieben Sie im RGB-Kanal an beiden Enden des Histogramms auf die jeweils erste Pixelgruppe. So ordnen Sie in jedem Kanal die dunkelsten und hellsten Pixel den Farben Schwarz und Weiß zu. Verschieben Sie den mittleren grauen Regler, ändern Sie die Helligkeitswerte des Bildes.
Weist Ihre Aufnahme einen Farbstich auf, können Sie diesen mit einem guten Gespür für Farbe korrigieren. Dazu müssen Sie die Farbkanäle Rot, Grün und Blau auswählen und die Regler vorsichtig verschieben.
Kontrast und Farbe verbessern Eine andere Methode, Kontraste und Farben im Bild zu verbessern, stellt die Gradationskurve dar. Wählen Sie in Photoshop im Menü Bild/Korrekturen die Gradationskurven aus. Ziehen Sie die Gradationskurve s-förmig auf, werden die Kontraste angehoben. Das Bild wird dadurch schärfer, und die Farben erscheinen gleichzeitig satter.
MEHR KONTRASTUMFANG DURCH TONWERTSPREIZUNG Kontrastarme Bilder können Sie auch in einem Bildbearbeitungsprogramm mit einer Tonwertspreizung verbessern. Bei der Tonwertspreizung wird der Abstand der Lichter zu den Schatten verändert. Der Abstand von hellen zu dunklen Bereichen eines Bildes wird erhöht. Doch Achtung, Sie erhöhen bei Anwendung dieser Methode auch das Bildrauschen.
Möchten Sie die mittleren Töne aufhellen, sollten Sie die Kurve in der Mitte etwas hochziehen.
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Belichtung korrigieren Eine weitere Möglichkeit, zu einem guten Bildergebnis zu kommen, sehen Sie anhand des folgenden Beispiels, das in Adobe Photoshop bearbeitet wurde. Die Aufnahme zeigt einen Sonnenaufgang an einem See in Masuren. Sie können zwei unterschiedlich belichtete Bilder, die vom selben Kamerastandpunkt aus fotografiert wurden, in Photoshop zu einem Bild kombinieren. In der ersten Aufnahme wird auf den Vordergrund und in der zweiten Aufnahme auf den Himmel belichtet. Nun wird mit dem Radiergummi-Werkzeug und einer weichen Werkzeugspitze das unterbelichtete Bild retuschiert. Lediglich im Bereich der Sonne bleibt das dunklere Bild erhalten. Dabei muss sehr sorgfältig gearbeitet werden, damit später keine Farbübergänge zu sehen sind.
Ein überbelichtetes und ein unterbelichtetes Bild werden im Bedienfeld Ebenen auf je eine separate Ebene gelegt.
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Mit dem Radiergummi-Werkzeug retuschieren Sie die dunklere Aufnahme in Photoshop.
Danach ist das Bild perfekt belichtet, was Sie an den verschiedenen Farbkanälen des Histogramms ablesen können. Die Sonne ist nicht zu hell und das Schilf im Vordergrund nicht zu dunkel.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Diese Art der Korrektur können Sie auch bei anderen Bildern durchführen, bei denen zum Beispiel der Horizont zu hell ist. Sie legen ein Bild mit optimal belichtetem Vordergrund und überbelichtetem Himmel auf eine Ebene über ein Bild mit richtig belichtetem Himmel. Nun kann in Photoshop mit dem Radiergummi-Werkzeug das Bild in der oberen Ebene ausradiert werden. Achten Sie im unteren Bild aber darauf, den Vordergrund des Bildes mithilfe einer Auswahlmaske zu schützen. Dies waren Beispiele mit zwei Bildern im TIF- oder JPEG-Format. Im RAW-Format reicht jedoch ein Bild aus, das im RAW-Konverter mit zwei verschiedenen Belichtungseinstellungen geöffnet wird.
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HDR-Bilder auf Tour
DYNAMIKUMFANG Der Dynamikumfang einer Szene ist die Differenz zwischen hellster und dunkelster Stelle. Er gibt an, wie groß der Tonwertumfang zwischen hellen und dunklen Bildstellen sein kann, der vom Kamerasensor erfassbar ist. Der Dynamikumfang wird in Candela pro Quadratmeter (cd/m2) gemessen. Zur Verdeutlichung: Nächtliches Sternenlicht hat eine Luminanz von ca. 0,001 cd/m2 , eine in helles Tageslicht getauchte Szenerie kann eine Luminanz von ca. 100.000 cd/m 2 haben.
Die Digitalfotografie hatte von Beginn an damit zu kämpfen, dass der mit einem Bildsensor erfassbare Kontrast deutlich geringer ist als in der analogen Fotografie mit Film. Auch heute noch kann man mit einem guten Schwarz-Weiß-Film mit einer einzigen Aufnahme deutlich mehr Details zwischen tiefsten Schatten und hellsten Lichtern erfassen, als das mit einer normalen Digitalkamera möglich ist. Der Ausweg für den Digitalfotografen, der ein möglichst breites Spektrum an Tonwerten auf seinen Bildern sehen möchte, heißt HDRI (High Dynamic Range Imaging). Nutzen Sie die HDR-Technik, wenn Sie schwierige Lichtsituationen bewältigen müssen – beispielsweise bei dem nächtlichen Bild von Huangshan in China. Bei HDR-Bildern kombinieren Sie aus unterschiedlich belichteten Bildern desselben Motivs ein Gesamtbild, das über einen sehr großen Dynamikumfang verfügt, so auch bei der eben erwähnten Aufnahme, bei der drei unterschiedlich belichtete Einzelbilder mit der HDR-Software Photomatix Pro zusammengesetzt wurden. Technische Grundlagen Haben Sie sich mit der HDR-Technik auseinandergesetzt und wissen, wie man HDRBilder erstellt und konvertiert, gelingen Ihnen fantastische Aufnahmen mit extremem Dynamikumfang. Doch bevor wir zur praktischen Anwendung kommen, zuvor ein wenig graue Theorie und Hintergrundwissen, falls Sie mit dieser Technik noch nicht vertraut sind. 8 Bit und 16 Bit Technische Voraussetzung zur Erstellung von HDR-Bildern ist eine Kamera mit automatischer Bracketing-Funktion. Dazu sollte
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die Kamera das RAW-Format unterstützen, denn im JPEG-Format stehen Ihnen nur 8 Bit Farbtiefe zur Verfügung im Gegensatz zu 16 Bit im RAW-Format. Bei einem 8-BitBild erhält jeder einzelne Bildpunkt pro Farbkanal (Rot, Grün, Blau) jeweils 8 Bit an Informationen (24 Bit pro Bildpunkt). Das bedeutet, pro Farbkanal können jeweils 256 Helligkeitsabstufungen erfasst werden. Insgesamt kann dadurch jeder Bildpunkt ca. 16 Millionen Farben (3 Farbkanäle, 256 x 256 x 256) annehmen. Bei einem 16-Bit-Bild wird jeder Farbkanal nicht nur über 256 Helligkeitsabstufungen, sondern über 65.536 Abstufungen beschrieben (48 Bit pro Pixel). Das Tonemapping Bei einem HDR-Bild werden die unterschiedlich belichteten Einzelbilder mittels einer Software wie Photomatix Pro oder auch Adobe Photoshop zu einem 32-BitBild zusammengesetzt. Da Monitore und Drucker diese Farbtiefe nicht darstellen können, wird mittels Tonemapping (Dynamikkompression) der Dynamikumfang des HDR-Bildes von 32 Bit auf 16 bzw. 8 Bit heruntergerechnet. Das Tonemapping-Verfahren ist bemüht, unseren Seheindruck dabei nachzuahmen, denn das menschliche Auge kann wesentlich mehr Dynamikumfang einer Szene wahrnehmen als ein Kamerasensor bei nur einer Belichtungseinstellung. Beim Tonemapping steht also eine realistische Darstellung von Kontrast und Farben im Vordergrund. Es gibt dabei verschiedene Verfahren, deren Entwicklung stets optimiert wird. Je nachdem, welches Verfahren Sie in welcher Art anwenden, können Sie Ihre Bilder aber auch verfremdet darstellen. Testen Sie hier ausgiebig, um das für Sie geeignete Verfahren zu finden.
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
HDR-Fotografie in der Praxis Beginnen wir mit zwei kleinen Beispielen aus dem Fotografenalltag, die Ihnen zeigen, was die HDR-Fotografie in der Praxis leisten kann. Motivsituation 1 Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren eine weites Tal in den französischen Pyrenäen. Im Vordergrund steht ein Bauernhof, der Schatten eines Bergs liegt über dem Gebäude, die Sonne steht noch deutlich über den Bergen. Der Himmel ist hell und strahlend. Sie versuchen nun, sowohl das im Schatten liegende Gebäude als auch den beeindruckenden Himmel gleichermaßen richtig zu belichten. Der Kontrastunterschied zwischen dem Himmel und dem im Schatten liegenden Gebäude übersteigt die Möglichkeiten des Kamerasensors bei Weitem. Erstellen Sie mit verschiedenen Testaufnahmen eine halbwegs ausgewogene Aufnahme, in der sowohl Himmel als auch Vordergrund ordentlich belichtet sind. Jedoch dürfte dabei entweder das Gebäude korrekt belichtet und der Himmel völlig weiß sein, oder das Gebäude versinkt in Schwärze, und der Himmel erstrahlt im Glanz des schönen Nachmittags. Der Dynamikumfang der Szene ist einfach zu groß für die Möglichkeiten des Kamerasensors. Motivsituation 2 Auch das zweite Beispiel wird Ihnen während Ihrer Laufbahn als Fotograf sicher begegnen. Sie fotografieren an einem sonnigen Tag in einem Raum mit einem oder zwei Fenstern. Um den Raum korrekt zu belichten, benötigen Sie eine bestimmte Zeit-Blende-Kombination, die Sie über ein paar Testaufnahmen oder Belichtungsmessungen an Wänden und Mobiliar schnell herausfinden können. Richten Sie die Kamera nun aber auf eines der
Fenster und ermitteln per Spotmessung die Belichtungswerte, um den sichtbaren Raum außerhalb der Fenster korrekt zu belichten, werden die Belichtungswerte völlig anders aussehen. Wieder übersteigt der Kontrast bzw. Tonwertumfang zwischen den dunklen Bildbereichen innerhalb des Raums und den hellsten Bildbereichen draußen vor den Fenstern die Möglichkeiten des Sensors. Belichtungsreihe anfertigen Eine Belichtungsreihe sollte, um optimale Ergebnisse zu erzielen, den tatsächlichen Kontrastumfang einer Szene komplett abdecken. Das bedeutet, auf den hellsten Bildern sollten die Details in den tiefen Schatten erkennbar sein, die Lichter fressen hierbei natürlich komplett aus. Auf den dunkelsten Bildern der Reihe sind dagegen die Details in den Lichtern perfekt erfasst. Perfektes Ausgangsmaterial Für gutes Ausgangsmaterial werden Sie die Belichtungsreihe in den meisten Fällen manuell steuern und mehr als die meist vorgeschlagenen drei Aufnahmen machen müssen. Das bedeutet, Sie müssen die Kamera im manuellen Modus betreiben, die Belichtungswerte Blende und Verschlusszeit selbst festlegen und schrittweise verändern, um den gesamten Kontrastumfang abzubilden. Drei Faktoren sind für die professionelle Erzeugung eines HDR-Bildes besonders wichtig:
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Damit die Einzelbilder möglichst exakt übereinstimmen, sollten Sie auf jeden Fall mit einem Stativ fotografieren.
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Bei der Belichtungsreihe muss die Blende gleich bleiben, während die Verschlusszeit variiert wird. Die Veränderung der Blende würde zu unterschiedlicher Schärfentiefe in den Bildern führen, was das Resultat verschwimmen ließe.
UNGEEIGNETE MOTIVE Motive mit viel Bewegung kommen für HDR praktisch nicht in Frage. Laufen Menschen durch eine Szene oder bewegt sich die Vegetation zu sehr, ist die HDR-Konvertierung nicht mehr möglich. Ausnahmen bestätigen die Regel: Tauchen nur wenige bewegte Objekte in den Einzelbildern der Belichtungsreihe auf, erkennt die HDR-Software diese sogenannten Geisterbilder und entfernt sie automatisch. Fotografieren Sie z. B. zur Dämmerung eine mediterrane Hafenszene, sind einzelne durch das Bild laufende Personen kein großes Problem.
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• AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/25 sek ISO 100
1. Bild: LW-Korrektur +0,7. Es zeigt sich eine Überbelichtung, die man auch im Histogramm in den Lichtern erkennen kann.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/45 sek ISO 100
2. Bild: LW-Korrektur 0. Auch ohne LW-Korrektur besteht immer noch eine leichte Überbelichtung, siehe Histogramm.
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Die Aufnahmen der Belichtungsreihe müssen deutlich unterschiedlich belichtet sein, um den tatsächlichen Dynamikumfang einer Szene komplett zu erfassen. Fotografieren Sie am besten mit Unterschieden von 2 LW (Lichtwerten).
Wenn Sie vor einem Motiv mit großem Tonwertumfang stehen, das Sie gern als HDR-Aufnahme sehen möchten, bauen Sie zunächst Ihre Kamera samt Stativ im Sinne guter Bildgestaltung auf. Wählen Sie den richtigen Bildausschnitt und machen Sie erst einmal eine Probeaufnahme mit den von der Kamera ermittelten Belichtungswerten, bevor Sie die Belichtungsreihe schießen. Oft sieht man HDR-Bilder, deren Kontrastumfang zwar beeindruckt, die aber wegen mangelhafter Gestaltung dann doch wieder nur Massenware sind. Blende und Verschlusszeit Fotografieren Sie am besten mit dem manuellen Belichtungsprogramm und stellen Sie die für die gewünschte Schärfentiefe notwendige Blende ein, idealerweise wählen Sie den Blendenwert möglichst groß. Achten Sie darauf, dass der Blendenwert nun nicht mehr verändert wird. Wählen Sie entsprechend der Belichtungsstufenanzeige im Display oder auf dem Monitor eine passende Verschlusszeit. Kontrollieren Sie die Probeaufnahme auf dem Display und verwenden Sie das von den meisten Digitalkameras angebotene Histogramm zur Kontrolle der Tonwertverteilung. Starten der Belichtungsreihe Haben Sie die Blende-Verschlusszeit-Kombination gefunden, die die mittleren Tonwerte perfekt erfasst, starten Sie nun eine
KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
Belichtungsreihe. Je nach Tonwertumfang des Motivs sind ca. drei bis sechs Variationen mit unterschiedlichen Verschlusszeiten nötig, um das gesamte Tonwertspektrum von den dunkelsten bis zu den hellsten Bereichen zu erfassen. Fotografieren Sie in Intervallen von jeweils zwei Belichtungsschritten (2 EV). Beginnen Sie also z. B. mit 1/2 Sekunde und erhöhen Sie die Verschlusszeit dann auf 1/8 Sekunde, 1/30 Sekunde, 1/125 Sekunde etc. HDR-Konvertierung mit Photomatix Haben Sie Ihr Notebook mit entsprechender Software im Reisegepäck, können Sie sofort in Ihrer Unterkunft loslegen und aus Ihren Einzelbildern ein HDR-Bild erstellen. Der Klassiker unter den Tools für HDRFotografen ist eindeutig Photomatix Pro. Das Programm wird laufend weiterentwickelt und ist trotz der auch von Anfängern beherrschbaren Oberfläche eines der leistungsfähigsten Programme auf dem Markt. Hier der grundlegende Ablauf eines einfachen HDR-Worksflows:
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/60 sek ISO 100
3. Bild: LW-Korrektur –0,7. Im Histogramm sind zwar alle Tonwerte erhalten, das Bild wirkt bei dieser Korrektur jedoch zu dunkel.
Starten Sie Photomatix und nehmen Sie zuerst eine kleine Modifikation der Grundeinstellungen vor. Im Dialogfeld HDR erzeugen – Einstellungen aktivieren Sie das Kontrollfeld Versuche Geisterbilder zu unterdrücken, und im Listenfeld Erkennung wählen Sie die Option Hoch. Bestätigen Sie die Einstellungen mit OK.
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Wählen Sie jetzt die Funktion HDR erzeugen. Im Dialogfeld zum Einlesen der Belichtungsreihe wählen Sie über die Schaltfläche Durchsuchen die Bilder der Belichtungsreihe aus.
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Nach dem Einlesen der Ausgangsbilder meldet der HDR Viewer, dass sich das HDR-Bild in einem unbearbeiteten Zustand befindet, und fordert Sie zum Tonemapping auf. Hier wählen Sie die Methode, nach der Sie das HDR-Bild mappen möchten – Details Enhancer oder Tone Compressor. Für dieses grundlegende Beispiel wird das Tonemapping mit dem Details Enhancer durchgeführt.
PHOTOMATIX PRO-TESTVERSION Photomatix Pro können Sie kostenfrei ausprobieren. Auf der Website des Herstellers, www.photomatix.de, können Sie eine zeitlich unbegrenzte und voll funktionsfähige Testversion herunterladen. Bis zur Lizenzierung werden die mit der Testversion erzeugten HDR-Bilder mit einem Wasserzeichen versehen.
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KAPITEL 4 MOTIVE MIT LICHT IN SZENE SETZEN
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Mittels Schieberegler nehmen Sie Ihre Einstellungen vor. Die Auswirkungen können Sie in einem Vorschaufenster mitverfolgen. Haben Sie alles festgelegt, klicken Sie auf Verarbeiten, und die Einzelbilder werden zusammengesetzt. Nach dem Tonemapping erhalten Sie das fertige HDR-Bild in Form einer 8oder 16-Bit-Datei, die Sie dann in Ihrer Bildbearbeitungssoftware weiter bearbeiten können.
Ist die HDR-Konvertierung in Photomatix Pro abgeschlossen, geben Sie dem Bild in Ihrer Bildbearbeitungssoftware den letzten Schliff.
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KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Gute Bilder in jeder Situation 167
Menschen vor der Kamera
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Meer und Küstenregionen
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Kinder: spontan und unbekümmert
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Mit Bildern Geschichten erzählen
200 200 200 200
Salzwasser und Sand Licht, Licht und nochmals Licht Polfilter gegen Reflexe Von Land aus fotografieren
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Vermeiden Sie Klischees
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Buntes Markttreiben
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Lokale Fortbewegungsmittel
182 183 184 185
Bewegung einfrieren Mitziehen der Kamera Brennweite und Bildaussage Stehende Transportmittel
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Schnappschüsse mit Charme
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Ungestellte Aufnahmen
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Bauwerke fotografieren
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Spiegel der Geschichte Abseits des Touristenstroms Besondere Ansichten finden In jedem Fall mit Stativ Alternative Ansichten Ideale Lichtsituationen Stürzende Linien Stürzende Linien kreativ Effektvolle Spiegelungen Ungewöhnliche Perspektiven Besondere Plätze Besondere Merkmale
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Herausforderung Berg
202 203 204
Exakte Planung der Bergtour Wetterstimmung im Hochgebirge Landestypische Tiere
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Flüsse, Bäche, Wasserfälle
205
Bewegung und Nebeleffekte
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Im Regenwald
208 208
Mit einfallendem Licht spielen Überraschende Perspektiven
208
In der Wüste
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Optimales Licht für Schattenbildung
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Eis und Schnee
211 211
Manuelle Belichtungskorrekturen In extrem kalten Regionen
212
Auf Safari
212 212 212 212 213
Geduld, Geduld, Geduld Verhaltensweisen der Tiere Die beste Fotozeit Stets schussbereit sein Tierporträt oder Actionbild?
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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Gute Bilder in jeder Situation Auf Ihren Reisen werden Sie mit den unterschiedlichsten Fotografiersituationen konfrontiert, denn Ihre Motive unterwegs sind immens vielfältig und können zudem ziemlich gegensätzlich sein denken Sie nur an eine Horde spielender Kinder im Gegensatz zum Standbild einer berühmten Person des Reiselandes. Sicherlich werden Ihnen die nachfolgenden Tipps und Ratschläge dabei helfen, gute Reisebilder auch dann zu schießen, wenn Sie vor neuen Aufgaben stehen.
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KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Sie werden pulsierendes Leben in Städten wie auch eine stille Dorfidylle festhalten wollen. Der Architektur in Städten begegnen Sie fotografisch genauso wie imposanten Landschaften. Sie werden in unterschiedlichsten Lichtsituationen bei Tag und Nacht fotografieren, in schummrigen Innenräumen sowie draußen bei hellstem Sonnenschein. Vielleicht kämpfen Sie mit den Widrigkeiten extremer Hitze in der Wüste oder mit eisiger Kälte im hohen Norden. Sie werden der Vielfältigkeit Ihrer Motive auf Reisen mit den unterschiedlichsten fotografischen Finessen und handwerklichem Können begegnen müssen, damit Ihre Fotos echte Hingucker werden und sich von der Masse an Touristen- und Urlaubsbildern abheben.
Die technischen Voraussetzungen sowie Grundlegendes zu Bildgestaltung und Komposition haben wir Ihnen in den vorangegangenen Kapiteln erläutert, doch es gibt in den verschiedenen Motivsituationen immer einige Besonderheiten, die beachtenswert sind, damit sich Ihre Fotoausbeute lohnt und später beispielsweise die Zuschauer Ihrer Audiovision-Show fesselt.
Menschen vor der Kamera Sie werden im Verlauf Ihrer Reise sehr vielen Menschen begegnen. Mit manchen werden Sie ins Gespräch kommen, andere werden vielleicht abweisend reagieren. Nicht immer wird sie ein freundliches Lächeln empfangen,
Links: Sie kommen näher an die Menschen heran, wenn Sie mit ihnen kommunizieren. Das leichte Gegenlicht hebt den mexikanischen Reiter in der Baja California mit allen Details besonders wirkungsvoll hervor.
Tibetischer Mönch bei einer Stupa. Traditionell beten die Mönche, indem sie die Gebetsmühle drehen. Stupas mit Gebetsmühlen sind in Tibet allerorts zu finden. Die Farbenpracht ist typisch für tibetanische Tempel. Die Belichtung wurde um –0,3 LW korrigiert. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/6 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/10 sek ISO 100
FOTOGRAFIEREN GEGEN GELD Ein heikles Thema ist das Fotografieren gegen Bezahlung. Hierzu können wir Ihnen keinen allgemeingültigen Ratschlag geben, denn jede Situation ist anders. Sie müssen selbst entscheiden, ob Sie gegen Geld fotografieren möchten oder ob Sie dann lieber auf das Porträt verzichten. Schwierig ist es, wenn der Fotografierte im Nachhinein Geld verlangt. Überlegen Sie sich auch hier schon im Vorfeld der Reise, wie sie mit diesen Situationen umgehen möchten. Kleine Geschenke wie Bonbons oder Stifte sollten Sie im Gepäck mitführen: Ein strahlendes Kinderlächeln wird Sie belohnen. In Ländern, in denen Hunger herrscht, können Sie bettelnden Menschen auch etwas zu essen kaufen als Dank für ein Foto. Manchmal reicht aber schon die Versicherung, dass Sie das Foto später zuschicken. Dieses Versprechen müssen Sie dann auch einhalten, also lassen Sie sich, wenn es geht, die Adresse geben.
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KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
doch in den allermeisten Fällen werden Sie bei aller Zurückhaltung Ihres Gegenübers mit Freundlichkeit viel erreichen können. Sie brauchen immer sehr viel Einfühlungsvermögen, um gute Porträts zu machen. Selbst wenn Sie die Landessprache nicht beherrschen, sollten Sie stets versuchen, mit den Leuten Kontakt aufzunehmen. Dazu können Sie sich auch der Zeichensprache bedienen, die in aller Welt verstanden wird. Lernen Sie zumindest „Danke“, „Bitte“, „Guten Morgen“ und „Wie geht’s?“. Optimal ist es natürlich, wenn Sie in der Landessprache fragen können: „Darf ich ein Foto von Ihnen machen?“ Die Begegnung mit anderen Menschen ist vielleicht das Spannendste, was Ihre Reise zu bieten hat. Reden Sie mit den Leuten, dann erfahren Sie nicht nur eine Menge Interessantes über das Gebiet oder den Ort, an dem Sie sind, sondern auch viel über die Art der Menschen, die dort leben, ihre Sitten und Gebräuche, vielleicht sogar einiges
über Vorlieben und Abneigungen. Tauchen Sie ein in diese andere Kultur. Das Wissen können Sie in Ihre Fotos einbringen, Sie verdichten so die Atmosphäre Ihrer Bilder, wenn Sie Ihr Augenmerk auf Details legen, die typisch oder kennzeichnend sind. Dem Kontakt zu gastfreundlichen Einheimischen folgt in manchen Fällen sogar eine Einladung. Je näher Sie den Menschen kommen, umso einfacher wird es für Sie, Porträts zu fotografieren. Denn ein Mensch, zu dem Sie ein gewisses Vertrauensverhältnis aufgebaut haben, wird viel lockerer vor Ihrer Kamera posieren. Wenn Sie Landschaften ablichten, auf denen auch Menschen zu sehen sind, müssen Sie nicht unbedingt jeden Einzelnen fragen. In Städten ist das generell gar nicht möglich. Aber in der Menge stört es den Menschen in der Regel nicht, wenn er fotografiert wird. Heben Sie jedoch jemanden besonders hervor, ist die Rückversicherung des Einverständnisses ein höfliches Gebot.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/7 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Die Hände und der Schmuck der Navajo-Indianerin zeigen viel von der Kultur dieses Volksstamms. Hier reicht ein Detail, auf das der Blickpunkt gelegt wurde.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/125 sek ISO 100
RESPEKTIEREN SIE DIE WÜRDE DES MENSCHEN Fotografieren Sie Menschen, sollten Sie dies möglichst immer mit ihrem Einverständnis tun. Respektieren Sie die Würde des Menschen und fotografieren Sie Ihr Gegenüber nie in einer für ihn despektierlichen Pose. Beachten Sie Fotografierverbote oder -gebote des Reiselandes. Informieren Sie sich im Vorfeld darüber. Menschen bei der Ausübung ihres Glaubens zu fotografieren kann in islamischen Ländern verboten sein, in buddhistischen Tempeln ist es möglicherweise erlaubt. Fotografieren Sie aber immer aus einer respektvollen Distanz, es sei denn, Ihr Modell erlaubt viel Nähe ausdrücklich.
SPITZLICHTER IN DEN AUGEN EINFANGEN Versuchen Sie möglichst, in den Augen Ihrer Modelle Spitzlichter einzufangen. Die hellen Lichtpunkte vermitteln eine ungeheure Lebendigkeit.
Dieser sympathisch lächelnde Fischer aus Castiglione della Pescaia (Maremma) in der Toskana bessert seine Netze aus. Menschen mit Hut sind immer ein wenig schwierig zu fotografieren, da der Hut meistens das Gesicht bzw. die Augen abschattet, was bei diesem Porträt aber nicht stört, da der Fischer bei einer typischen Tätigkeit porträtiert wurde. Die Umgebung und auch der unscharfe Hintergrund sind hier bildwichtiger als die Augenpartie.
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KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Das Wichtigste ist jedoch, dass Sie stets die Würde des Menschen respektieren sowie den Wunsch, nicht fotografiert zu werden. Stecken Sie Ihre Kamera wieder ein, wenn Ihr ausgewähltes Modell nicht fotografiert werden möchte. Die Porträtmotivvielfalt auf Reisen ist enorm: afrikanische Ureinwohner, wettergegerbte Fischer in Italien, prachtvoll gekleidete Inderinnen, Bauern auf javanischen Reisfeldern, Broker in amerikanischen Großstädten und viele, viele mehr. Fremde Menschen faszinieren und machen uns neugierig. Sie müssen dazu nicht immer ein „Original“ vor die Linse bekommen. Auch Porträts vom Menschen direkt neben Ihnen können sehr ausdrucksstark werden. Porträts von älteren Einheimischen wirken oftmals sehr intensiv – nicht nur, weil sich das Leben in mehr oder weniger starken Linien ins Gesicht geschrieben hat, sondern auch weil die ältere Generation häufig alte Traditionen pflegt, beispielsweise was Kleidung oder Kopfbedeckung betrifft. Die jüngere Generation hat sich der Moderne verschrieben, dabei ist es eigentlich egal, ob sie in Europa, Nordamerika, im tiefsten afrikanischen Busch, mitten im südamerikanischen Regenwald oder in der sibirischen Steppe lebt: Zeichen der Moderne finden sich bei allen jungen Leuten – überall. Achten Sie auch darauf, dass die Menschen auf Ihren Bildern entspannt aussehen, dabei müssen sie nicht zwangsläufig lächeln. Am natürlichsten wirken Menschen, wenn sie nicht damit rechnen, fotografiert zu werden. Haben Sie beispielsweise die Erlaubnis eingeholt, eine Gruppe von Menschen bei der Erledigung ihrer Alltagsbe-
schäftigung zu fotografieren, dann halten Sie die Kamera auch dann noch drauf, wenn die Menschen denken, Sie seien mit dem Fotografieren fertig. Denn gerade wenn sich Menschen vom Fotografen abwenden, entspannen sich ihre Gesichtszüge, und sie wirken natürlich. Sie müssen sich jedoch entscheiden, wie Sie Ihr Modell aufnehmen möchten. Soll es einzeln porträtiert werden, können Sie ein Teleobjektiv benutzen. Sie haben bei der Wahl dieser Brennweite die Möglichkeit, weiter vom Motiv entfernt zu stehen. Dieser Abstand erlaubt es Ihnen, den Hintergrund in Unschärfe verschwimmen zu lassen. So stört er nicht im Bild und lenkt den Blick nicht vom eigentlichen Motiv ab. Den gleichen Effekt erzielen Sie, wenn Sie ein Porträt mit offener Blende aufnehmen, wie bei unserem Beispielbild der Afrikanerin an den Epupa-Fällen. Denn die gewollte geringe Schärfentiefe hebt das Modell schön vor dem Hintergrund ab und bringt die Gesichtszüge der Frau optimal zur Geltung. Sie können ein Porträt aber auch aus der Nähe mit einem Weitwinkelobjektiv erstellen, denn dann nehmen Sie die Umgebung mit ins Bild, was Ihrer Aufnahme große Aussagekraft geben kann. Vielleicht möchten Sie Ihr Modell jedoch auch in einem gewissen Kontext zeigen, der etwas über die Lebensweise des Menschen aussagt. Das kann die Aufnahme eines Fischers mit seinen Netzen sein, wie in unserem vorangehenden Beispiel, oder die eines Händlers mitsamt seinem Marktstand. Diese Bilder „erzählen“ mehr über die abgebildete Person, als es eine reine Porträtaufnahme je tun könnte. Unser nächstes Beispiel
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/60 sek ISO 100
verdeutlicht das ebenfalls. Zunächst sehen Sie das Bild einer Himba, einer Frau eines Nomadenstamms in Namibia, die vor ihrer Behausung sitzt. Sie sehen den Schmuck, die Kleidung, ihre Art, die Haare zu tragen, sowie die Form der Kinderbetreuung. Im Hintergrund erkennt man eine Reihe von aufgestellten dürren Stämmen, die zum Schutz dienen. Auf einen Blick verrät dieses Bild viel über das Nomadenleben der abgebildeten Frau. Das zweite Bild ist das Porträt eines schlafenden Kleinkinds auf dem Rücken der Himba-Frau. Durch die Nähe erhalten Sie einen intimen Blick auf das schlafende Kind. Diese Bild strahlt eine ungeheure Sanftmut und Ruhe aus. Die Bildaussage unterscheidet sich stark von der des ersten Bildes. Der undeutliche helle Hintergrund lässt das Bild noch intensiver erscheinen, denn nichts lenkt den Betrachter vom Kind ab.
Links: Dieses Porträt einer jungen afrikanischen Frau ergab sich in Namibia an den Epupa-Fällen. Nachdem wir uns ein wenig angefreundet hatten, machten wir dieses Porträt von ihr. Wir fotografierten sie bewusst mit offener Blende, um eine geringe Schärfentiefe zu erreichen. Der Hintergrund wirkt dadurch verschwommen, und die Frau hebt sich perfekt ab. Rechts: Dieses Foto einer Himba-Frau „erzählt“ viel über die Lebensweise dieser Nomadin. Hier braucht man den umgebenden Kontext, um die Bildaussage zu manifestieren.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/60 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/250 sek ISO 100
Ein natürliches und dennoch leicht zurückhaltendes Lachen zeigt dieses Mädchen. Der Blick des Fotografen nach oben zu dem Kind hin lässt es weder hilfsbedürftig noch klein erscheinen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Die Raumaufteilung ist hier bildbestimmend. Deshalb ist das Hochformat die richtige Wahl. Das Tele verdichtet zudem den Raum zwischen dem namibischen Jungen und der Bar.
Kinder lassen sich meist sehr gern fotografieren, da sie Reisenden mit Neugier begegnen, wie diese Kinder in Namibia. Gehen Sie auf Augenhöhe der Kinder, bevor Sie abdrücken. Mit dem Weitwinkel fotografiert, kommt die ganze Meute mit aufs Bild.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/8 Belichtung 1/250 sek ISO 100
Kinder: spontan und unbekümmert Kinder sind ein sehr dankbares Motiv. Nicht nur, dass sie überall gleich neugierig sind, sie sind auch meist sehr unvoreingenommen und natürlich vor der Kamera und dem Fotografen gegenüber. Ihre Offenheit und Neugierde lässt Sprachbarrieren im Nu verschwinden, und sie sind häufig sehr gern bereit, für ein Foto zu posieren. Begegnen Sie Kindern immer spontan und unbekümmert. Ein Lachen und ein Späßchen Ihrerseits lockern auch ein kindlich erstarrtes Fotolächeln auf. Seien Sie darauf gefasst, dass Sie in entlegenen Gebieten der Erde sowieso schon ein Objekt des Bestaunens sind. Das steigert sich natürlich noch, wenn Sie zur Kamera greifen. Schnell sind Sie von einer ganzen Kinderschar umringt. Fotografieren Sie Kinder immer auf deren Augenhöhe. Gehen Sie nah an das Motiv heran, wählen Sie zur Steigerung der Aussagekraft das Hochformat und fotografieren Sie mit Weitwinkel. In einigen Situationen sind verschattete Gesichter nicht zu vermeiden, vor allem wenn die Person eine Kopfbedeckung trägt. Andererseits unterstreicht es die Zufälligkeit bei der Wahl des Motivs. Nicht immer können Sie auf Reisen ein Porträt perfekt in Szene setzen, oft müssen Sie schnell reagieren, denn sonst ist gerade dieser besondere Moment vorbei. Da kann auch schon einmal ein Manko in Kauf genommen werden. Das Hochformat ist auch dann die richtige Wahl, wenn Sie besonderen Wert auf die Raumaufteilung Ihres Motivs legen, wie es in dem Beispielbild des Jungen in Namibia der Fall ist. Das Teleobjektiv verdichtet zudem den Abstand zwischen dem lachenden Jungen und der offener Bartür. Beide Bilder wurden aus der Perspektive der Kinder aufgenommen.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 35 mm Blende f/9 Belichtung 1/250 sek ISO 100
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
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Mit Bildern Geschichten erzählen
Ein Kind spielt mit Müll. Das Bild erzählt viel darüber, wie eine Kindheit in Namibia aussehen kann. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/8 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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Nicht alles, was Sie auf Reisen erleben, ist schön: Verschließen Sie niemals die Augen vor der Realität. Gerade wenn die Reportage Ihr fotografisches Konzept bestimmt, dürfen Bilder, die die Schattenseite Ihres Reiseziels dokumentieren, nicht fehlen, denn Sie würden einen sehr wichtigen Aspekt des Landes ausklammern. Sie sollten aber immer gut über die sozialen wie auch kulturellen Hintergründe Ihres Reiselandes informiert sein, beziehen Sie das unbedingt in Ihre Reisevorbereitung mit ein. Gerade die Reportagefotografie umfasst alle Bereiche des Lebens. Das betrifft die Lebensbedingungen der Menschen, ihr Arbeitsleben und ihre Freizeitgestaltung, in denen Sitten und Gebräuche genauso dokumentiert werden wie durch wichtige Feste, sportliche Tätigkeiten oder gerade aktuelle Modestile. Bei der Reportagefotografie geht es aber nicht darum, jedem Bild einen dokumentari-
schen Charakter oder einen gewissen Nachrichtenwert zu geben. Diese Sparte ist wiederum ein Spezialgebiet der Fotografie, nämlich die Nachrichten- oder Dokumentarfotografie. Bei Ihrer Reportage suchen Sie sich im Vorfeld aus, in welcher Weise Sie Ihre persönliche Sicht auf dieses Land oder einen Teilaspekt Ihres Reiseziels, z. B. die moderne Architektur, das Alltagsleben oder kulturelle Besonderheiten, darstellen wollen. Sie legen je nach Reportageziel die Motive fest. Sie können in einer Reportage jedoch nicht das gesamte Spektrum Ihres Reiseziels darstellen, deshalb ist es einfacher, sich auf bestimmte Aspekte oder bestimmte Regionen eines Landes zu beschränken und diese gut herauszuarbeiten. Vermeiden Sie Klischees Versuchen Sie hierbei möglichst, die üblichen Klischees zu vermeiden, und suchen Sie nach neuen Sichtweisen. Ihr Bild von Paris beispielsweise können Sie ebenso gut
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
darstellen, wenn Sie auf den vollformatig abgebildeten Eiffelturm und die Frontalansicht von Notre Dame verzichten. Eine schmale typische Pariser Straße, an dessen Ende der Eiffelturm in den Himmel strebt, oder die Rückansicht der berühmten Kathedrale von einem charmanten Bistro von der Île St.-Louis aus gesehen, erlaubt Ihnen, mehr und Typischeres des Pariser Lebens darzustellen. Auch solche Bilder können Geschichten erzählen, in diesem Fall Alltagsgeschichten aus Frankreichs Hauptstadt. Trotzdem sollten Sie nicht starr an diesem einmal gewählten Konzept festhalten. Besondere Motive können Ihnen jederzeit vor die Linse geraten. Beziehen Sie solche Motive in Ihre Reportage mit ein, sie kann dadurch nur gewinnen und lebendiger werden. Gerade Bilder, die berührende Geschichten erzählen, können Ihrer Reportage einen besonderen Anstrich geben. Extreme Armut, Hunger, Not, Slums oder unzumutbare Lebensbedingungen werden
Ihnen leider in sehr vielen Ländern der Welt begegnen. Hier müssen Sie sehr sensibel fotografieren, um nicht zum Voyeur zu werden oder pures Mitleid in den Vordergrund Ihres Bildes zu rücken. Respektieren Sie immer den Stolz der Bewohner und lassen Sie die Kamera in Ihrer Fototasche, wenn Sie merken, dass es unpassend wäre, zu fotografieren. Dennoch können auch Fotografien von solchen Lebensbedingungen Geschichten erzählen, die den Betrachter zum Nachdenken anregen. Dazu reicht oft allein die Abbildung der Realität aus. Aber nicht nur Armut und Elend werden Ihnen begegnen, sondern auch das genaue Gegenteil: immenser Reichtum oder auch der Kontrast zwischen großem Reichtum und extremer Armut. Sie sollten sich stets bemühen, allen Aspekten des Landes fotografisch gerecht zu werden und dennoch die Umstände respektvoll abzubilden. Ein eindrucksvolles Beispiel für ein Bild, das eine Geschichte erzählt, ist das linke: ein afrikanisches Kind, das mit dem Müll der
Die schwere Aufgabe dieser Kinder in Botswana: Wasser holen. Das Bild zeigt aus respektvoller Distanz die Realität, ohne die Würde der abgebildeten Menschen zu verletzen. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/60 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/8 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Hier wäre ein Heranholen der Frau per Telebrennweite nicht sinnvoll, da so der umgebende Kontext verschwände. Das Bild verlöre seine immense Aussagekraft.
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modernen Zivilisation spielt. Zu arm, um eigenes, kindgerechtes Spielzeug zu besitzen, macht es aus der Not eine Tugend und spielt mit weggeworfenen Getränkedosen. Auch Bilder von den Alltagsbeschäftigungen der Bewohner können Geschichten erzählen. Das folgende Bild von einem Brunnen in Botswana zeigt deutlich, wie die Lebenssituation vor Ort ist. Fließendes Wasser aus dem Hahn ist hier unbekannt. Das Leben spendende Nass muss mühsam in Eimern lange Wege vom Brunnen nach Hause getragen werden. Mit dieser schweren und zeitraubenden Arbeit sind häufig die Frauen und Kinder betraut. Diese Geschichte erzählt uns das Bild auf einen Blick, ohne die Würde der Menschen in Abrede zu stellen. Respektvollen Abstand schafft das Teleobjektiv, ohne dass zu viel von der Umgebung den Blick ablenken würde. Dennoch ist die Blende (hier Blende f/8) so gewählt, dass der Hintergrund nur leicht unscharf erscheint. Die Weite und somit auch die langen Wege werden angedeutet.
Eine interessante Tätigkeit, die sehr viel über das Leben der Menschen in allen Kulturen aussagt, ist das Kochen oder die Zubereitung von Speisen. Verfügen wir über HightechKüchen und machen wir uns Gedanken um raffinierte Menüs und außergewöhnliche Zutaten, geht es in den meisten Ländern der Dritten Welt um die einfache Tatsache des Überlebens. Das folgende Bild zeigt deutlich, mit welchen einfachen Gerätschaften diese namibische Frau unter freiem Himmel die Speisen für ihre Familie über offener Flamme zubereitet. Das Bild impliziert auch die Anstrengung, die diese Tätigkeit mit sich bringt, da zunächst Holz gesucht werden muss, das dann entzündet wird, um über der Glut und dem Feuer kochen zu können. Das Bild wurde mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen. So wird die Einfachheit der Kochstelle betont, da gleichzeitig mehr Umgebung abgebildet wird. Durch die Wahl dieser Brennweite entsteht eine große Aussagekraft, und das Bild wirkt dennoch persönlich.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Buntes Markttreiben Bei Ihren Reisen bilden Sie Menschen in ihrer Lebensumgebung ab, und die Bilder leben von ihnen. Das weckt die Neugierde des Betrachters und lässt ihn erahnen, wie das Leben in diesem fremden Land aussieht. Das können alltägliche Straßenszenen genauso wie die Dokumentation des Arbeitslebens oder auch der Freizeitgestaltung sein. Ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist das Markttreiben einer fremden Stadt. Märkte haben immer eine enorme Anziehungskraft. Nicht nur die Exotik der Märkte und die dort ausgestellten Waren bieten sich als nie versiegende Quelle guter Fotomotive an. Auf Märkten finden Sie in komprimierter Form fast alles, was ein Land zu bieten hat. Sie können ganze Stände, Marktgassen, aber auch interessante Details abbilden. Suchen Sie vor allem nach Details. Was spricht dagegen, auch mal einen regionalen Käse- und Wurststand formatfüllend abzubilden? Manchmal bringt der kleine Ausschnitt eines großen Ganzen die Atmosphäre besonders gut zu Geltung. Sie werden sehen, wie beeindruckend solche Bilder sein können. Auch die große Farbvielfalt eines Markts ist ein gutes Fotomotiv. Denken Sie nur an kunstvoll aufgetürmte Zitrusfrüchte, die in verschiedensten Gelb-Orange-Tönen leuchten, oder an die warmen Rottöne bei dem Gewürzhändler, der seine wohlriechenden Waren in Körben feilbietet, über denen lange Ketten von aufgefädelten rot glänzenden Chilischoten hängen. Die pralle Farbvielfalt am Stand einer Tuchhändlerin: Tücher, die aufgehängt im Wind wehen oder durch die die Sonne scheint und ihre feine Struktur preisgibt. Überhaupt ist die Präsentation exotischer Waren immer ein gutes Thema.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/1 Belichtung 1/10 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/8 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Ein typisch italienischer Alimentari. Gerade in kleinen Dörfern wie hier in Riomaggiore in den Cinque Terre beherrschen in Italien noch kleine Lebensmittelläden das Straßenbild. Sie sind nicht nur Einkaufszentrum, sondern gleichzeitig Umschlagplatz für alle Neuigkeiten, egal ob es Dorfklatsch oder Weltnachrichten sind.
Alltägliches auf dem Wochenmarkt in Riez in der Provence: Ein kleiner Schnack unter Standnachbarn kann auch zum Reisemotiv werden.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/8 Belichtung 1/30 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/10 sek
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Vorteilhaft für Sie als Fotograf ist zudem, dass die meisten Märkte im Freien stattfinden und Sie so auf natürliches Licht zurückgreifen können. Fotografieren Sie auf eng gestellten Märkten, scheuen Sie sich nicht, auch die dunklen, weiter zurückliegenden Marktstände mitzufotografieren. Nicht immer gelingen diese Bilder, aber oftmals reicht die Helligkeit gerade noch aus, um Details im Hintergrund zu erahnen, da sie fast schemenhaft abgebildet werden. Auch diese Art der Bilder hat ihren Reiz. Oben: Detailaufnahmen der präsentierten Waren, hier auf dem Wochenmarkt in Riez (Provence, Frankreich).
Unten: Diese chinesische Weberin präsentiert ihre Waren in strenger Anordnung. Das Porträt mit Hintergrund erzählt auch etwas über die Lebens- bzw. Arbeitsweise der Fotografierten. Die enorme Farbvielfalt dieses Motivs zieht den Betrachter in seinen Bann. Aufgenommen wurde das Bild mit einer Nikon D3x bei ISO 1000. Es weist trotz der hohen Empfindlichkeit kaum sichtbares Rauschen auf.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Ist das Gewimmel in den Gassen zwischen den Ständen groß, suchen Sie sich einen erhöhten Kamerastandpunkt, um das Gedränge von oben festzuhalten. Manchmal ist eine Brücke in der Nähe, die Sie für eine Übersichtsaufnahme nutzen können. Denn gerade dieses Gewimmel, Geschiebe und Gedränge kann Ihr Motiv sein. Rechts: Die strenge Ordnung der eingelegten Früchte und die leuchtenden Farben dieses mexikanischen Marktstands in der Baja California machen den Reiz der Aufnahme aus. Die Belichtung wurde auf die Mittentöne (graue Töpfe) gelegt. Dadurch wird die Zeichnung der Details in den Schattenpartien gut sichtbar, und die Geld zählende Marktfrau kommt ebenfalls gut zur Geltung. Die Umgebung erscheint trotzdem nicht überbelichtet.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/7 Belichtung 1/60 sek ISO 100
INTERAKTION ZWISCHEN KÄUFER UND VERKÄUFER Scheuen Sie sich nicht zu fragen, ob Sie ein Foto machen dürfen. Die meisten Verkäufer sind stolz auf ihren Stand und die dargebotenen Waren und werden einwilligen. Aber auch die Interaktion zwischen Käufer und Verkäufer bietet zahlreiche spannende, manchmal auch komische Situationen. Gerade beim Feilschen um den besten Preis ist die Mimik der Hauptdarsteller unübertrefflich, und es lohnt sich sie festzuhalten.
Bei den berühmten schwimmenden Märkten in Thailand bietet sich ein erhöhter Standpunkt für eine Übersichtsaufnahme geradezu an. Das Gedränge der prall gefüllten Boote bestimmt die Bildaussage.
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Lokale Fortbewegungsmittel Transport und Verkehr eines Landes sind immer willkommene Motive auf Reisen, denn sie geben einen guten Eindruck vom technischen Fortschritt in Ihrem Reiseland und die Art und Weise, wie sich die Menschen fortbewegen. Zudem unterscheiden sich gerade in außereuropäischen Ländern die Fortbewegungsmittel sowie deren Nutzung extrem von hiesigen. In Asien ist es beispielsweise vielfach üblich, dass eine mehrköpfige Familie auf einem kleinen Moped durch die Straßen saust. Überfüllte Taxicos in Thailand, Rikschas in Indonesien, Tuk-Tuks in Bangkok, überfüllte U-Bahnen in Japan, in die die Leute gepresst werden, sowie klapprige Busse, die turmhoch beladen übers Land fahren, bestimmen häufig das Straßenbild. Diese Motive beinhalten automatisch eine Exotik der besonderen Art. Aber auch Transportmittel auf dem Wasser sind beliebte Motive: Fähren, Fischerboote, Kähne etc. Bewegung einfrieren Möchten Sie die Bewegung eines Fahrzeugs festhalten, müssen Sie mit kurzen Belichtungszeiten arbeiten. Hier bieten sich kurze Verschlusszeiten von 1/125 Sekunde oder auch 1/500 Sekunde an. Sie verlieren zwar an Dynamik, da die Geschwindigkeit nicht betont wird, aber dafür können Sie alle Details der Bewegung scharf darstellen.
Hier wurde eine alltägliche Straßenszene in Thailand, von einer Brücke aus fotografiert. Tuk-Tuks, Taxicos und Mopeds bestimmen das Straßenbild. Das Hochformat unterstützt den Aussagefokus des Fotografen, der auf den Transport und die Straße gelegt wurde. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Mitziehen der Kamera Entscheiden Sie sich für die Darstellung der Geschwindigkeit, sollten Sie eine Verschlusszeit von 1/60 Sekunde oder länger wählen. Sie müssen, um die Darstellung der Bewegung bzw. Geschwindigkeit zu erreichen, die Kamera mitziehen. Diese Technik wird auch Panning genannt. Beim Panning ziehen Sie die Kamera während der Aufnahme in die Bewegungsrichtung Ihres Motivs mit, wobei Sie gleichzeitig die Bewegung des Motivs einfrieren. Wichtig hierbei ist, dass Sie schon vor dem Auslösen und auch nach dem Auslösen die Kamera gleichmäßig mitziehen. So stellen Sie sicher, dass die Bewegung während des gesamten Auslöseprozesses fortgeführt wird. Das Motiv sollte sich im Idealfall möglichst immer an derselben Stelle im Sucher der Kamera befinden. Es erscheint beim Panning relativ scharf bei in Unschärfe verwischtem Hintergrund. Die Bewegungsunschärfe des Hintergrunds simuliert die Geschwindigkeit des Motivs.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/6 Belichtung 1/250 sek ISO 100
Die Schärfe des Motivs hängt dabei im Wesentlichen von der gewählten Verschlusszeit und der Schnelligkeit des Motivs ab. Verwenden Sie das mitgebrachte Stativ mit schwenkbarem Kopf, denn so bleiben Sie auf derselben Ebene, während Sie die Kamera mitziehen. Machen Sie zu Hause in aller Ruhe Testaufnahmen, dann bekommen Sie ein Gespür dafür, wie Bewegungsaufnahmen am besten gelingen. Möchten Sie das genaue Gegenteil erreichen, müssen Sie eine Verschlusszeit von 1/30 Sekunde oder länger wählen. Damit bilden Sie das Motiv verwischt vor einem scharfen Hintergrund ab. Auch das kann das Gefühl von Geschwindigkeit vermitteln. Fotografieren Sie nachts, können Sie die Bewegung der Fahrzeuge auch anhand der Lichtstreifen der Autoscheinwerfer, die sich durchs Bild ziehen, vermitteln. Um diesen Effekt zu erhalten, müssen Sie lange Belichtungszeiten wählen. Sie brauchen auf jeden Fall ein Stativ, denn bei Belichtungszeiten
Die Bewegung dieser Ausfahrt mit der Pferdekutsche anlässlich des Lavendelfests in der Provence wurde „eingefroren“. So werden alle Details scharf dargestellt. Auf die Geschwindigkeit kam es hier nicht an, deshalb steht sie auch nicht im Zentrum des Interesses.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/60 sek ISO 100
von 30 Sekunden werden Sie die Kamera nicht verwacklungsfrei in der Hand halten können.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/7 Belichtung 1/250 sek ISO 100
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Oben: Um Bewegung bzw. Geschwindigkeit darzustellen, ziehen Sie die Kamera mit. Dabei sollten Sie eine Verschlusszeit von 1/60 Sekunde oder länger eingestellt haben.
Unten: Dieser Pferdewagen in Namibia wurde mit einem Teleobjektiv fotografiert. Es verdichtet die Elemente in einem Bild, und der Hintergrund verschwimmt in Unschärfe.
Brennweite und Bildaussage Bei der Wahl der Brennweite haben Sie ebenfalls freie Hand, je nachdem, wie Sie Ihren Schwerpunkt setzen. Möchten Sie dem Betrachter das Gefühl vermitteln, er sei nah an der Szene dran, sollten Sie Transportmittel mit einem Weitwinkelobjektiv abbilden – auch wenn Sie Wert auf die Darstellung der Passagiere legen. Erste Wahl ist das Teleobjektiv – bestens dazu geeignet, den turbulenten Verkehr fremder Städte plakativ darzustellen. Aber auch für die Herausstellung eines besonderen Fahrzeugs aus der Masse bietet sich das Tele an.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Stehende Transportmittel Bilden Sie stehende Transportmittel ab, dann suchen Sie nach außergewöhnlichen Motiven, die dem Bild mehr Spannung geben. Fotografieren Sie Passagiere beim Ein- und Aussteigen oder den Busfahrer, der eine Ladung gackernder Hühner auf dem Dach befestigt. Der Rikschafahrer, der auf den nächs-
ten Fahrgast wartet und dabei entspannt im Schatten auf der Rückbank sitzt, wie im folgenden Beispielbild, ist solch ein Motiv. Hätte er auf seinem angestammten Platz gesessen, wäre das Motiv alltäglich und kein bisschen außergewöhnlich. Halten Sie die Augen offen, wenn Sie durch die Straßen wandern, solche kleinen Momente gibt es viele. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/7 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Die Fahrrad-Rikscha ist ein typisches Transportmittel in Thailand. Suchen Sie nach einem Blickfang der besonderen Art, wenn Sie profane Transportmittel ablichten möchten. Der Fahrer auf der Rückbank, der auf den nächsten Fahrgast wartet, gibt diesem Bild das besondere Etwas. Blende f/7 erlaubt auch die Darstellung der Details im Dunkeln der kleinen Geschäfte.
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BESONDERE SCHNAPPSCHÜSSE PLANEN Auch wenn es sich zunächst befremdlich anhört: Auch „Schnappschüsse“ kann man planen, wenn man sich im Vorfeld Gedanken darüber macht, wie die Besonderheiten des Reiselandes herauszustellen sind. Hierbei hilft die Lektüre von Bildbänden und Reiseführern.
Schnappschüsse mit Charme Diese Zebramanguste (Erdmännchen) will selbst das Steuer übernehmen. Solche Bilder haben Witz und Charme. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/70 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/60 sek ISO 100
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Es lohnt sich immer, die Kamera schussbereit zu halten, denn der nächste Schnappschuss wartet vielleicht schon an der nächsten Ecke. Sie können Ihre Motive noch so
sorgfältig vorausplanen, an Schnappschüssen kommen Sie nicht vorbei, und Sie sollten auch nicht daran vorbeigehen. Schnappschüsse geben Ihren Reisebildern das gewisse Etwas, eine besondere Note, die den Betrachter oftmals schmunzeln lässt. Denken Sie z. B. an das Bild des Pavians in der Einleitung, der nur auf die Abfahrt des Autos zu warten scheint: ein blinder Passagier, wenn er vom Fahrzeuglenker nicht bemerkt wird. Oder sehen Sie im Bild unten das neugierige Erdmännchen, das sich anscheinend überlegt, ob es das Steuer übernehmen soll. Diese Bilder haben Witz und Ausdruckskraft. Streuen Sie solche tierischen Schnappschüsse in den Vortrag Ihrer Audiovision-Show ein, haben Sie die Lacher zu 100 % auf Ihrer Seite.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Die Folge: Der Zuschauer ist amüsiert und wird nun wieder sehr aufmerksam dem Rest des Vortrags lauschen. Außerdem bleiben solche Bilder in der Erinnerung haften. Bringen Sie aber nicht nur tierische Schnappschüsse von Ihrer Reise mit. Es können auch ganz banale Dinge oder einfache Momente sein. Stellen Sie sich Wien im Sommer vor: Die Stadt wimmelt von Touristen, und die Fiaker bestimmen das Bild der Innenstadt. Eine romantische Stadtrundfahrt mit einer offenen Kutsche ist gerade in Wien sehr beliebt. Bilder von fahrenden Fiakern, in denen der Kutscher seinen Fahrgästen einen Teil Wiens vorstellt, fehlen bei keiner Reportage über diese Stadt. Versuchen Sie deshalb, eine andere Sichtweise einzunehmen, suchen Sie den besonderen Moment. Ein Fiakerfahrer beispielsweise, der, mit tief gezogener Melone im Gesicht, auf seinem Kutschbock döst, ist solch ein besonderer Moment. Zudem haben Sie bei einem solchen Motiv genügend Zeit, Ihre Kamera perfekt einzustellen.
Eine kleine, dezente Ausrüstung, unscheinbar gehandhabt, bringt Sie Ihrem Ziel, gute Schnappschüsse zu produzieren, näher. Der Aufbau eines Stativs, großes Kameraequipment, Blitzlichteinsatz und Ähnliches ist hier nur kontraproduktiv. Das Herausfotografieren beispielsweise aus dem Auto oder einem Eingang bietet Ihnen die Gelegenheit, unbemerkt zu bleiben. Sie müssen gerade bei Schnappschüssen von Menschen ein objektiver Beobachter bleiben und sollten nicht als Fotograf wahrgenommen werden.
Dieser Wanderarbeiter in Thailand raucht unbeeindruckt von unserer Kamera seine Zigarette. Ein Telezoom und ein unauffälliger Kamerastandpunkt machten den unbemerkten Schnappschuss erst möglich und lassen ihn authentisch erscheinen. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/70 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Ungestellte Aufnahmen Nicht immer hat ein Schnappschuss automatisch etwas Heiteres, nicht immer muss ein vergnüglicher Moment gezeigt werden. Viele Schnappschüsse zeigen Menschen bei ganz banalen Tätigkeiten. Das Besondere an solchen Bildern ist jedoch, dass diese Menschen die Kamera nicht bemerkt haben und sich ganz natürlich geben. Hier geht es um ungestellte Aufnahmen von Menschen. Dabei können Sie aus großer Distanz fotografieren, was den Vorteil hat, dass Sie als Fotograf im Hintergrund und unbemerkt bleiben können.
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FLÜCHTIGE MOMENTE BUNTEN LEBENS Schnappschüsse sind ein kleiner, eingefrorener Augenblick des Lebens. Ein Schnappschuss hat immer etwas Spontanes, das den Betrachter teilhaben lässt an diesem besonderen Moment. Versuchen Sie, das alltägliche Leben in seiner Vielfalt und seiner Flüchtigkeit einzufangen.
Ein Schnappschuss muss auf die Sekunde ausgelöst werden. Daher sind Sie gut beraten, wenn Ihre Kamera auf die Programmautomatik gestellt ist. So können Sie direkt draufhalten und verschwenden keine Zeit mit diversen Einstellungen. Bei Schnappschüssen steht die Bildaussage im Vordergrund und nicht so sehr die technische Qualität. Der Betrachter wird Ihnen gern kleinere technische Patzer verzeihen. Nehmen Sie nur je nach Tageslicht und Wetterbedingungen einen Weißabgleich vor, bevor Sie loslegen.
Bauwerke fotografieren Architektur begegnet Ihnen überall in unterschiedlichsten Formen: einfache Häuser, die Skyline einer Metropole, imposante Brücken, berühmte Plätze und anderes. Im Verlauf dieses Buchs haben wir immer wieder auch auf die Besonderheiten der Architekturfotografie verwiesen. Egal ob es sich um Belichtung, Perspektive oder Bildkomposition handelt, die Architektur nimmt in der Reisefotografie neben der Abbildung von Menschen und Landschaften einen zentralen Stellenwert ein. Spiegel der Geschichte Die Architektur eines Landes ist gleichzeitig auch immer ein Spiegel der Geschichte. Besuchen Sie z. B. ehemals kolonialisierte Länder, werden Sie dort auch immer die Architektur des Koloniallandes finden, die vielleicht sogar eine ganze Epoche kennzeichnet. Wirkt die Architektur des viktorianischen Englands eher verspielt, zeichnet sich die Bauhaus-Architektur durch ihre Schlichtheit aus. Betrachten Sie die Beispielbilder von Dresden in diesem Buch. Sie zeigen wunderbare Gebäude, die der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg
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standgehalten haben oder nach der Wende wieder aufgebaut wurden. Sie vermitteln heute einen Eindruck von der Schönheit des einstigen Elbflorenz. Denken Sie bei der Fototour durch fremde Städte daran, dass sich eine Stadt bei Tageslicht immer anders darstellt als zur blauen Stunde und bei Nacht. Viele Gebäude, die tagsüber unscheinbar wirken, präsentieren sich bei entsprechender Beleuchtung in einem vollkommen anderen Kontext. Abseits des Touristenstroms Fahren Sie zu touristisch beliebten Städten oder Orten, halten Sie sich möglichst fern vom ewig fließenden Touristenstrom. Nehmen Sie sich die Zeit, abseits der bekannten Plätze und markanten Punkte in einer Bar oder einem Café das pulsierende Leben zu studieren. Beobachten Sie das Stadtleben, interessieren Sie sich für das Alltägliche, kommen Sie mit den Leuten ins Gespräch. Auch wenn Sprachbarrieren das erschweren: Wagen Sie einen Versuch. Ihre Bemühungen werden in den meisten Fällen erfolgreich sein, da die Menschen sie honorieren und Ihnen gern von ihrem Leben oder der Stadt erzählen. Lassen Sie sich die Geschichten des Viertels erzählen, fragen Sie, welche Plätze zu den Lieblingsorten der Einheimischen gehören und warum. Fragen Sie nach besonderen Persönlichkeiten, ihren Namen und Geschichten. Interessieren Sie sich aber auch für die Probleme der Leute, für Dinge, auf die sie stolz sind, für Feste und Ähnliches. Sie werden sehen, auf diese Art und Weise werden Sie einiges erfahren, das Ihnen eine andere Sicht auf Ihr Reiseland ermöglicht. Diese Einblicke werden in Ihre Fotos einfließen. Zudem haben Sie die Chance, interessante Personen kennenzulernen – und wer weiß, vielleicht ergibt sich auch noch die Möglichkeit einer
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
schönen Porträtaufnahme. Gute Schnappschussgelegenheiten sind hier übrigens niemals auszuschließen. Möchten Sie dennoch einige Touristenattraktionen ablichten, versuchen Sie entweder früh oder spät vor Ort zu sein. Besondere Ansichten finden Möchten Sie von den bekannten Ansichten einer Metropole abweichen, da sie schon tausendfach fotografiert wurde, heißt es, einen extravaganten Punkt oder eine besondere Ansicht zu finden. Nun ist Ihre Kreativität gefragt. Das ist manchmal nicht leicht. Rechnen Sie damit, lange umherfahren oder gehen zu müssen, um den optimalen Kamerastandpunkt zu finden. Ein Beispiel dafür ist obige Stadtansicht von New York. Hier ist der Vordergrund zunächst bildbestimmend: Die Laternen und Bänke mitsamt den Abfallbehältern in ihrer strengen Anordnung fallen ins Auge. Das allein
wäre schon ein prima Motiv in der Kategorie Städtefotografie, auch ohne den Hintergrund. Das Besondere bei dieser Stadtansicht ist jedoch, dass dieses formalistische Motiv den Blick geradezu magisch auf die dahinterliegende Stadt führt. Die diagonale Anordnung der Laternen und Bänke und deren Verjüngung nach hinten schafft eine tiefe Raumwirkung. Das gewählte Weitwinkelobjektiv ermöglicht zudem bei gleichzeitig großer Schärfentiefe, mehr von der Stadtansicht einzufangen. Die dunklen Farben des Vordergrundmotivs heben sich von der in warme Töne getauchten Stadtsilhouette ab und bilden so eine visuelle Begrenzung: Das Bild ist klar in Vorder- und Hintergrund gegliedert, wobei der Vordergrund quasi transparent ist, denn die schlanken Laternenpfähle wirken keinesfalls störend.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/24 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Der außergewöhnliche Blickpunkt und der diagonale Verlauf sind das Besondere dieser Stadtansicht von New York. Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, eine bekannte Stadtansicht neu zu präsentieren.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 25 sek ISO 200
Das Hochformat ist hier die richtige Wahl, da es die Darstellung der Höhe dieses Wolkenkratzers in New York unterstützt. Das Tele rückt zudem die Gebäude dicht zusammen und holt das zentrale Gebäude nah an den Betrachter heran. Die lange Belichtungszeit erfordert zwingend ein Stativ.
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In jedem Fall mit Stativ Egal ob Sie eine Stadtansicht bei Tag oder bei Nacht aufnehmen, Sie müssen in jedem Fall ein Stativ benutzen, denn hier kommt es auf große Schärfentiefe an, da auch fern gelegene Details scharf durchgezeichnet werden müssen. Das ist freihändig nahezu unmöglich. Im Gegensatz zu manchen Porträts oder Schnappschüssen haben Sie aber genügend Zeit, sich dem Bildaufbau zu widmen. Legen Sie bei Stadtansichten mehr Wert auf hochstrebende Gebäude oder Motivteile, so zu sehen im obigen Beispiel des nächtlichen New Yorks, sollten Sie das
Hochformat wählen. Die Tiefenstaffelung der Stadtansicht wird aufgehoben, die Wolkenkratzer rücken dank Tele dicht zusammen, was bei dieser nächtlichen Ansicht beeindruckt. Suchen Sie auch nach höher gelegenen Kamerastandpunkten. Nutzen Sie umliegende Berge, Aussichtsterrassen hoher Gebäude oder Kirchtürme. Stehen Sie nicht unter Zeitdruck, sollten Sie zunächst die Beleuchtungssituation vor Ort auskundschaften – solange auch das Wetter mitspielt. Ein Sonnenuntergang über dem Panorama einer bekannten Stadt hat immer einen besonderen Reiz. Bei unserem nächsten Beispiel hatten wir das Glück, eine Stadtansicht von Florenz in den Kasten zu bekommen, bevor die Sonne in der Wolkenschicht verschwand. Hier müssen Sie sich die Zeit genau einteilen, denn ein Sonnenuntergang währt nicht ewig, und ein Wolkenband kann den eben noch klar und rund strahlenden Sonnenball schnell verdecken. Planen Sie Ihre Aufnahme im Vorhinein, suchen Sie sich den besten Standpunkt, bauen Sie Ihr Stativ und die Kamera auf, wählen Sie Ihren Blickfang und setzen Sie ihn nach den Regeln der Dreiteilung oder des Goldenen Schnitts an die entsprechende Position Ihres Bildes. Danach können Sie sich ganz auf das Licht und die Belichtung konzentrieren. Alternative Ansichten Möchten Sie bei Ihrer Stadtansicht vom Gros der bekannten Aufnahmen abweichen, aber dennoch eine direkt zuordenbare Aufnahme erstellen, dann ignorieren Sie einfach einmal ein paar der berühmten Gebäude und suchen sich einen anderen markanten Blickfang. In unserem folgenden Beispielbild von der toskanischen Metropole Florenz haben wir das umgesetzt.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Ein Leichtes wäre es gewesen, von unserem erhöhten Standpunkt aus die Kamera ein wenig nach rechts zu schwenken und den berühmten, das Stadtbild dominierenden Florentiner Dom abzubilden, der auf fast keiner Stadtansicht von Florenz fehlt. Doch wir haben uns für ein anderes für die Stadt charakteristisches Bauwerk entschieden: die Ponte Vecchio. Der Blick des Betrachters fällt direkt auf die bekannte Brücke, obwohl sie nicht groß im Bild erscheint. Wir haben uns die Drittel-Regel zunutze gemacht und die Ponte Vecchio auf die obere Linie platziert. Ideal bei diesem Ensemble von Brücken ist, dass die Brücke im Vordergrund auf der unteren Linie dieser Drittelteilung liegt. Das schafft eine harmonische Bildkomposition, die durch das warme Abendlicht noch verstärkt wird.
Die warmen Farben des Sonnenuntergangs bringen zudem die typischen toskanischen Fassaden zum Leuchten. Der seitliche Kamerastandpunkt lässt den Arno diagonal durchs Bild fließen, was zur Folge hat, dass das Auge von dieser perspektivischen Linie genau zu unserem Blickfang hingeführt wird. Ein Bild mit Ausstrahlungskraft, das direkt der richtigen Stadt zugeordnet werden kann. Bei einer Reportage über bestimmte Orte und deren Architektur sind immer auch die Details wichtig. Greifen Sie sich markante Details heraus und kombinieren Sie sie später bei der Präsentation Ihrer Reportage mit Gesamtansichten. Das wirkt immer sehr intensiv. Gestochene Schärfe ist ein unbedingtes Muss für gelungene Detailaufnahmen. Ihr Ziel soll es sein, den Charakter eines Gebäudes unmissverständlich herauszuarbeiten.
Das weiche Abendlicht schmeichelt den typischen Fassadenfarben der toskanischen Stadt Florenz. Um Übersichtsbilder von Städten anzufertigen, sollten Sie einen erhöhten Kamerastandpunkt wählen. Lassen Sie markante Gebäude, wie den die Florentiner Stadtsilhouette bestimmenden Dom, ruhig einmal beiseite und legen Sie den Schwerpunkt auf ein anderes markantes Bauwerk wie hier die Ponte Vecchio im Ensemble mit anderen den Arno überspannenden Brücken. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/10 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/60 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/8 Belichtung 1/30 sek ISO 100
entstehen können. Diffuses Licht können Sie ebenfalls dazu nutzen, ohne Schattenbildung zu fotografieren. Die blaue Stunde erlaubt Ihnen, besonders wirkungsvolle Aufnahmen von Stadtansichten anzufertigen, denn dann hält sich das Restlicht mit dem bereits eingesetzten Kunstlicht die Waage.
Oben links: Reiche Architekturmotivvielfalt bietet beispielsweise die Königstempelanlage in Bangkok: Detail, Teilansicht oder Übersicht, fragt sich hier der Reisefotograf. Oben Mitte: Verzierungen an der Königstempelanlage in Bangkok: Erst die Detailaufnahme zeigt den wahren Reichtum der Architektur.
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Ideale Lichtsituationen Streiflicht ist das ideale Licht für Architekturfotos. Es arbeitet Muster und Strukturen heraus und gibt einem Gebäude mehr Kontur. Das gilt vor allem, wenn das Gebäude mit Steinmetzarbeiten reich verziert ist, wie beispielsweise die Alhambra in Spanien. Mittagslicht ist dann die richtige Lichtwahl, wenn Sie Schatten im Bild vermeiden möchten, etwa bei Detailaufnahmen, die durch die Schattenbildung anderer Bauwerkelemente
Stürzende Linien Haben Sie noch Platz in Ihrer Fototasche und besitzen Sie ein Shift- oder Tilt-Objektiv, sollte dies in Ihrem Reisegepäck ebenfalls nicht fehlen. Sie verhindern damit den unschönen Effekt der stürzenden Linien. Stürzende Linien entstehen immer dann, wenn Sie ein hohes Gebäude von einem nahen Kamerastandpunkt aus von unten nach oben aufnehmen. Das Gebäude scheint auf dem Foto nach hinten zu kippen. Die Abbildung der vertikalen und horizontalen Linien stimmt nicht mehr. Um aus dieser Kameraposition alle Gebäudeteile mit aufs Bild nehmen zu können, müssen Sie die Kamera nach oben kippen.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
CHARAKTER VON GEBÄUDEN Versuchen Sie im Idealfall, immer den Charakter eines Gebäudes herauszuarbeiten. Schauen Sie sich das Gebäude bei verschiedenen Tageszeiten aus allen erdenklichen Perspektiven an. Welche Intention hat die gewählte Architektur, und wie ist die Geschichte des Gebäudes? Wie stellt sich die kulturelle und geschichtliche Vergangenheit an einem Bauwerk dar?
SHIFT- UND TILT-OBJEKTIVE Unser Auge kann die perspektivische Verzerrung relativ gut ausgleichen, eine Kamera kann das nicht, und so ist der Effekt der stürzenden Linien auf einem Bild umso stärker vorhanden. Ziel eines guten Architekturfotografen ist es, die vertikalen Linien (z. B. Mauern) eines Gebäudes parallel zum senkrechten Rand des Bildes auszurichten. Ebenso müssen die horizontalen Gebäudelinien parallel zum oberen oder unteren Bildrand ausgerichtet sein. Dazu dienen die oben erwähnten Spezialobjektive. Besitzen Sie die Spezialobjektive nicht, können Sie dem Effekt der stürzenden Linien entgegenwirken, indem Sie sich beispielsweise einen erhöhten Kamerastandpunkt suchen, von dem aus Sie die oberen Gebäudeteile besser aufs Bild bekommen, ohne die Kamera neigen zu müssen. Auch die Verwendung einer Telebrennweite erlaubt es Ihnen, das gesamte Gebäude aus größerer Entfernung aufzunehmen, und hilft so bei der Vermeidung der perspektivischen Verzerrung. Versuchen Sie immer, ein möglichst optimales Bild aufzunehmen, denn
Shift- und Tilt-Objektive sind Spezialisten unter den Objektiven und gehören in den Bereich der Architekturfotografie. Ein Shift-Objektiv zeichnet sich dadurch aus, dass es nach oben verschoben werden kann, womit sich die optische Achse verschiebt. Ein Shift-Objektiv verhindert ein Kippen der Kamera nach oben bei der Aufnahme höherer Gebäudeteile von unten, was durch die Gesetzmäßigkeit der Perspektive unweigerlich zu stürzenden Linien führt. Tilt-Objektive dienen der seitlichen Verschiebung zur Erhöhung der Schärfentiefe.
Hier sehen Sie das 2008 eingeführte Spezialobjektiv PC-E NIKKOR 24 mm 1:3,5D ED.
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Der Dom in Siena wurde bewusst von unten nach oben fotografiert: stürzende Linien inklusive. Dieser gewollte Effekt ermöglicht erst die visuelle Vorstellung von der enormen Höhe des Gebäudes. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/14 Belichtung 1/160 sek ISO 100 0,7 LW
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der nachträglichen Entzerrung per Bildbearbeitung sind Grenzen gesetzt. Je weniger die Linien stürzen, desto weniger Nachbearbeitung ist nötig. Eine kleine Wasserwaage kann ebenfalls bei der exakten Ausrichtung dienlich sein. Auch sie sollte zu Ihrer Ausrüstung gehören, haben Sie die Architektur des Landes in den Mittelpunkt Ihres fotografischen Konzepts gestellt. Stürzende Linien kreativ Stürzende Linien sind in der Architekturfotografie dennoch nicht immer tabu, es gibt eben keine Regel ohne Ausnahme. Gerade wenn Sie hohe Gebäude von unten nach oben aufnehmen, um die imposante Höhe
eines Gebäudes oder eines Wolkenkratzers zu dokumentieren, können Sie die perspektivische Verzerrung kreativ nutzen. Enge Straßenschluchten, die von enorm hohen Gebäuden dominiert werden, können Sie nicht immer optimal fotografieren. Wenden Sie jedoch Ihren Blick gen Himmel, können Sie mehrere Wolkenkratzer gleichzeitig aufs Bild bringen. Scheinen diese nun nach hinten zu kippen, unterstützt das die ungewöhnliche Perspektive und wirkt auf den Betrachter in keiner Weise störend. Das Wissen um stürzende Linien haben wir uns auch bei unserem nächsten Bild zunutze gemacht. Wir haben uns bei der Darstellung des Doms in Siena auf die Frontalansicht des Gebäudes beschränkt.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Wir wollten eben nicht das imposante Kirchengebäude in Gänze darstellen, sondern lediglich einen Teil davon. Uns kam es darauf an, die Höhe des Doms zu visualisieren. Dazu haben wir die Perspektive von unten nach oben gewählt. Um nun jedoch die Front des riesigen Gebäudes überhaupt aufs Bild zu bekommen, mussten wir auf das Weitwinkelobjektiv zurückgreifen. Das Abbilden der reich verzierten Kirchenspitze erreichten wir durch die Neigung der Kamera. Das führt nun zu dem gewollten Effekt, dass die Front des Doms nach hinten zu kippen scheint. Diese formatfüllende Darstellung zeigt jedoch die enorme Höhe des Gebäudes.
Die Verzerrungen erzielen eine fast schon abstrakte Bildwirkung. Das Bild könnte auch ein modernes Gemälde sein, bei dem der Künstler das Haus bewusst versetzt darstellt. Die klare geometrische Struktur der Glasfassade lässt diese dezent in den Hintergrund treten. Dennoch ist sie verantwortlich für die abstrakte Darstellung. Ungeheures Wetterglück bescherte uns an diesem Tag einen strahlend blauen Himmel ohne Wolkenbildung, was die monochrome Farbwirkung ausmacht. Das Blau des Himmels wird ebenfalls gespiegelt.
Dieses Hochhaus in Santiago de Chile spiegelt sich in einer modernen Glasfassade. Die monochrome Farbgebung und die Geometrie der Fassade unterstützen zudem die moderne Architektur des Hauses. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/10 Belichtung 1/15 sek ISO 100
Effektvolle Spiegelungen Ein altes Gemäuer, das sich in der Glasfassade eines modernen Gebäudes spiegelt, hat immer eine große Wirkung. Doch nicht nur das ist reizvoll. Die Abbildung des eigentlichen Motivs ist nie exakt so, wie es unserem Eindruck entspricht. Die Glas- und Wasserflächen verzerren den Gesamteindruck, oder Teile werden nicht gespiegelt und fehlen. Das ist immer dann der Fall, wenn Sie nicht einzelne Gebäude ins Visier nehmen, sondern ganze Skylines spiegeln möchten. Gehen Sie durch die Straßen und halten Sie die Augen offen. Gespiegelte Häuser in einem schönen Fenster sind beispielsweise immer ein interessantes Motiv, das zum Hingucken animiert. Insbesondere in modernen Großstädten mit ihren blitzenden Glasfassaden und imposanten Hochhäusern finden Sie viele interessante Motive. Bei unserem nächsten Beispielbild haben wir die Fassade eines Hochhauses in Santiago de Chile in einer modernen Glasfassade gespiegelt. Der Gesamteindruck des Hauses wird intensiver, die moderne Architektur steht im Vordergrund der Bildaussage.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 2 sek ISO 100
Oben: Eine spannungsgeladene und dennoch harmonische Aufnahme des Schlosses in Dresden. Die Perspektive von unten nach oben kombiniert mit einer ungewöhnlich angeordneten Linienführung bringt Dynamik ins Bild. Diagonale, das Bild durchschneidende Linien stehen geschwungenen Linien gegenüber. Unten: Dieser Platz in San Gimignano wirkt authentisch: eingefangen ohne Touristenscharen in der richtigen Lichtstimmung. Eine lange Verschlusszeit, eine kleine Blende, eine Belichtungskorrektur, Weitwinkel und Querformat sind hier die Zaubermittel.
Ungewöhnliche Perspektiven Ungewöhnliche Perspektiven bei der Darstellung bekannter Gebäude bieten dem Betrachter immer ein Überraschungsmoment. Umrunden Sie das Objekt und probieren Sie verschiedene Kamerastandpunkte aus. Nähern Sie sich an, gehen Sie in die Hocke, Sie werden sehen, wie anders Architektur wirken kann. Probieren Sie etwas Neues aus. Nicht immer werden Sie zufrieden sein, aber in den allermeisten Fällen werden Sie eine ungewöhnliche Perspektive finden, aus der heraus Sie dann Ihr Bild gestalten können. Bei der Beispielaufnahme des Dresdener Schlosses haben wir die Perspektive von unten nach oben gewählt. Das Weitwinkelobjektiv fängt die räumliche Weite des Gebäudes ein. Damit das Bild nicht langweilig wirkt, haben wir unseren Kamerastandpunkt so gewählt, dass die geraden, waagerecht verlaufenden Gebäudelinien des rechten Gebäudeteils das Bild diagonal von der rechten oberen Bildecke nach unten links durchschneiden. Diese Art der Linienführung baut im Bild eine große Spannung auf. Einen Gegenpol haben wir durch die geschwungenen Linien im linken Gebäudeteil gesetzt. Er gibt dem Bild trotz der Dynamik auch seinen Anteil an ausgleichender Harmonie. Die angenehme Lichtstimmung und ein ausgewogener Anteil an Hell-dunkelKontrasten unterstützen diesen Eindruck. Harmonisch wirkt ebenfalls die Farbgebung, da sich das satte Blau des wolkenlosen Himmels in den Fenstern spiegelt. Besondere Plätze Besondere Plätze sind immer ein Magnet für die Menschen und bilden oft den zentralen Treffpunkt einer Stadt oder eines Viertels, an dem das Leben pulsiert. Hier trifft man sich und tauscht Neuigkeiten aus, hier werden Geschäfte gemacht. Neben den vielen
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/14 24 mm Blende f/11 Belichtung 20 sek ISO 100
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
berühmten Plätzen der Großstädte haben aber auch die unbekannten stillen Treffpunkte kleiner Dörfer ihren Reiz. Vor allem in den südlichen Ländern Europas sind sie Mittelpunkt des Lebens. Der Platz kann Marktplatz sein, ein Veranstaltungsort, ein Austragungsort sportlicher Wettkämpfe ebenso wie eine Nachrichtenbörse. Ein Platz bei Tag kann sich in einem völlig anderen Gewand präsentieren als am späten Abend oder nachts. Bringen Sie genug Zeit mit, lassen Sie sich auf die Stimmung ein und beobachten Sie das Geschehen. Wie von selbst drängen sich dann gute Motive vor die Linse. Nebenwirkung inklusive: Sie lernen garantiert nette Leute kennen. Doch manchmal ist es schwieriger als gedacht, einen berühmten Platz zu fotografieren – so zum Beispiel den Markusplatz in Venedig. Hier heißt es, den Touristen aus dem Weg zu gehen, früh aufzustehen und dann am Morgen in aller Ruhe die einmalige Atmosphäre festzuhalten. Die besondere Stimmung eines Platzes haben wir auch in unserem nächsten Beispiel einzufangen versucht. Auch hier ziehen in der Hochsaison tagsüber Massen von Touristen durch den Ort. San Gimignano ist ein touristisches Highlight fast jedes ToskanaReisenden. Dementsprechend bevölkert ist der Platz bei Tag. Doch abends kehrt wieder Ruhe ein, und er wird zu dem, was er immer war: ein dörflicher Treffpunkt. Die abendliche ruhige Stimmung, die durch die gemütliche Beleuchtung noch verstärkt wird, kam uns entgegen. Wir haben den Platz mit Weitwinkel aufgenommen und das Querformat gewählt, damit wir mehr von den Häusern und dem Platz aufs Bild bekommen konnten. Eine Lichtwertkorrektur von +1,7 LW lässt die Hell-dunkelKontraste im harmonischen Gleichgewicht erscheinen. Durch die kleine Blendenöffnung 197
(hier f/11) bei langer Verschlusszeit (20 Sekunden) wirkt die Lichtstimmung im Bild sehr authentisch. Besondere Merkmale Versuchen Sie beim Fotografieren von Plätzen, ein besonderes Merkmal einzufangen. Denken Sie beispielsweise an den Piccadilly Circus in London: Was wäre dieser Platz ohne seine berühmten leuchtenden Werbe-
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/11 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Häufig muss der Fotograf warten, bis sich alle Motivteile in seinem Bild arrangiert haben. Die gekonnte Bildkomposition wird hier von der Zufälligkeit der Passanten bestimmt. Die Tauben des Platzes in La Paz in Bolivien sind das charakteristische Merkmal, auf das der Fokus des Interesses gelegt wurde.
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GEDULD Manchmal muss man abwarten können, bis sich verschiedene Motivteile in einem Gesamtbild harmonisch arrangieren. Das gelingt jedoch nicht immer so optimal wie in unserem Beispiel, und Sie brauchen dafür viel Geduld, die aber sowieso eine Tugend des Fotografen sein sollte.
schilder? Große Plätze sind oft zu Ehren einer bekannten oder für die Stadt oder den Ort wichtigen Person angelegt worden. Zentrales Element ist deshalb häufig ein Ehrenmal, Standbild oder ein Brunnen. Diese Plätze sind zum Teil sehr groß und stellen wichtige Verkehrsknotenpunkte einer Stadt dar. Daher lohnt es sich manchmal auch, typische Verkehrsmittel im Hintergrund mit abzubilden, wie beispielsweise die charakteristischen roten Londoner Doppeldeckerbusse im Hintergrund des Trafalgar Square, die dort ihre zentrale Busstation haben. Auf diese Art fotografiert, kann ein Platz meist direkt einer Stadt zugeordnet werden. Beim Markusplatz in Venedig wären das neben den markanten Bauwerken, die an den Platz angrenzen, die Tauben, so auch in unserem nächsten Beispiel eines Platzes in La Paz in Bolivien. Oft sind Tauben ein charakteristisches Merkmal von großen innerstädtischen Plätzen. Der Platz in La Paz ist ein typisches Beispiel, er wird von einem Standbild dominiert und von schöner Architektur eingerahmt. Hier haben wir die Horizontlinie nach oben verschoben, um dem Vordergrund, auf den wir den Fokus gelegt haben, mehr Raum zu geben. Die Passanten, die das Bild durchqueren, sind zufällig ausgewählt und dennoch in Szene gesetzt. Wir warteten so lange, bis die männliche Person ungefähr den unteren linken Schnittpunkt der Drittelteilung in unserem Bildrahmen erreicht hatte. Der Zufall stand Pate, denn im gleichen Moment näherte sich die weiter entfernte Frau dem oberen rechten Schnittpunkt dieser Bildaufteilung. Die unterschiedliche Gehrichtung der Personen baut zudem eine gewisse Spannung und Dynamik auf.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
Eine andere Darstellung von Plätzen, die es erlaubt, die gesamte Bauweise mit allen Elementen abzubilden, ist die Perspektive von oben. Suchen Sie sich einen hohen Kamerastandpunkt, eventuell auf einem Kirchturm oder einem markanten Aussichtspunkt. Fragen Sie ruhig in der Kirche nach der Erlaubnis einer Turmbesteigung. Den berühmten, rund umbauten Platz in Siena haben wir hier als Beispiel gewählt. Die Sichtweise von oben lässt sehr gut die architektonische Besonderheit erkennen. Der Platz ist von großen Häusern eng umbaut.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Sie sind der Rahmen, der diesen zentralen innerörtlichen Platz begrenzt. Auch hier hat die Wahl des Weitwinkelobjektivs dazu beigetragen, dass wir eine große räumliche Wirkung ins Bild gebracht haben, da auch die umgebende Landschaft mit abgebildet wurde. Dazu brauchten wir eine große Schärfentiefe, um alle Details im Vorderwie auch im Hintergrund optimal darzustellen. Die verschachtelten Dächer der engen Bebauung im Vordergrund betonen zudem die Weite des Platzes, den wir bewusst bildmittig angeordnet haben.
Die Besonderheit der Architektur dieses Platzes in Siena erschließt sich erst von einem erhöhten Standpunkt aus. Der Platz ist bildmittig angeordnet und wird so zum zentralen Blickpunkt.
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Meer und Küstenregionen Oben: Abendliche Stimmung an der Felsküste im OlympicNationalpark (Washington, USA). Der pastellfarbene Abendhimmel spiegelt sich im seichten Wasser, und die Felsen wirken in der Gegenlichtposition dazu wie Silhouetten. Der interessante Vordergrund wird durch die Horizontverlagerung nach oben betont. Unten: Leuchtturm an der Pointe de Pontusval am BrignoganPlage im Finistere in der Bretagne. Die Kunst ist hier, den richtigen Augenblick abzupassen, an dem die Brandung an die Felsen donnert. Bei dieser Aufnahme haben wir einen Polfilter benutzt, nicht nur um sattere Farben an den Felsen zu erhalten, sondern auch um eine längere Belichtungszeit insgesamt zu bekommen. Die Belichtungszeit lag bei 1/3 Sekunde. Dadurch bekommt das Wasser eine weichere, fast schleierhafte Wirkung.
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Auf Reisen begegnen Sie allen möglichen Landschaftsformen. Je nachdem, wohin Sie die Reise verschlägt, müssen Sie eventuell sogar mit extremen klimatischen Bedingungen für sich und Ihre Ausrüstung rechnen. Wie Sie die unterschiedlichsten Klimazonen, sei es am Meer, in der Wüste, im Regenwald, im Gebirge oder in Eis und Schnee, ablichten und welche Besonderheiten dabei zu beachten sind, erfahren Sie jetzt. Das Meer und die Küste bieten vielfältige Stimmungen. Zum einen kann es eine romantische Abendstimmung sein, zum anderen kann sich das Meer auch stürmisch und unbändig präsentieren. Salzwasser und Sand Fotografieren Sie am Meer – an Land oder von einem Schiff aus –, achten Sie besonders auf Ihre empfindliche Kamera. Salzwasser ist Gift für das Equipment. Gischt und selbst die feinsten Wassertröpfchen sind auf Ihrem digitalen Bild zu sehen. Außerdem kann die Gischt, die sich durch salzhaltigen Wind auf Ihr Objektiv legt, einen Weichzeichnereffekt hervorrufen. Deshalb sollten Sie Ihr Objektiv nach jedem Fotoshooting mit einem geeigneten Tuch säubern. Achten Sie aber auch auf den feinen Sand, der gerade an windigen Tagen beim Objektivwechsel schnell in die Kamera eindringen kann. Jedes Staub- oder Sandkörnchen erfordert an Ihrem Bildresultat später viel Nacharbeit am Computer, denn Sie müssen in einem Bildbearbeitungsprogramm wie z. B. Photoshop alle Staub-, Sand- und Schmutzpartikel entfernen. Halten Sie Ihre Kameratasche möglichst fest verschlossen und beeilen Sie sich beim Objektivwechsel, den Sie möglichst zur windabgewandten
Seite ausführen sollten. Stellen Sie vor allem Ihre Fototasche nicht in den Sand, sondern lassen Sie sie umgehängt, auch wenn das manchmal lästig werden kann. Licht, Licht und nochmals Licht Die Besonderheit am Meer und an der Küste liegt aber im Licht, auf das Sie hier im Überfluss treffen. Es wird nicht nur von feinem weißem Muschelsand reflektiert, sondern kann gleißend werden, wenn es aufs Wasser trifft und dort reflektiert wird. Zudem sind Brandung und Gischt wesentlich heller als das Meer selbst. Hier ist es von Vorteil, wenn Sie alle Feinheiten der exakten Belichtungsmessung beherrschen. Polfilter gegen Reflexe Um Reflexe auf dem Wasser zu minimieren, empfehlen wir die Verwendung eines Polfilters, der auch gleichzeitig die Kontraste zum Beispiel zu den Wolken hebt. Die größte Wirkung entfaltet er übrigens bei schräg stehender Sonne und seitlich einfallendem Licht. Von Land aus fotografieren Fotografieren Sie Küstenabschnitte lieber vom Land aus, am besten von einem erhöhten Kamerastandpunkt aus. Dann können Sie in Ruhe mit Stativ Ihr Bild komponieren. Vom Schiff aus werden die meisten Ihrer Bilder unbefriedigend ausfallen, es sei denn, Sie haben ein Schiffsteil als Vordergrundmotiv gewählt und es geschafft, den Horizont exakt waagerecht abzubilden. Auch Details am Strand, wie Muscheln, Steine, Seetang, Treibholz, Seesterne etc., sind interessante Motive. Halten Sie einfach Ausschau, Sie finden bestimmt ein geeignetes maritimes Fotomodell.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/2,5 sek ISO 100
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/3 sek ISO 100
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/20 sek ISO 100
Diese Seesterne fanden wir bei Ebbe am Strand im Olympic-Nationalpark (Washington, USA). Um störende Reflexionen auszublenden, haben wir einen Polfilter eingesetzt.
Herausforderung Berg Das Gebirge stellt sich immer mit so viel Landschaft zur Schau, dass es einem den Atem verschlägt. Fotografieren Sie aber nicht nur mit Weitwinkel, um so mehr von dieser grandiosen Landschaftsform festzuhalten, denn sonst erscheint unter Umständen der Ihnen so imposant erschienene Berg später im Bild so klein wie eine Erhebung im Mittelgebirge. Versuchen Sie, die Stimmung nach einer anstrengenden Klettertour mit ins Bild zu transportieren. Exakte Planung der Bergtour Fotografieren Sie im Hochgebirge, müssen Sie im Vorfeld genau planen, damit Ihre Fototour nicht zur Qual wird, denn die schönsten Motive sind meist nicht bequem erreichbar, sondern müssen erwandert werden, was mit einer schweren Fotoausrüstung im Gepäck nicht eben leicht ist. Überlegen Sie also genau, was Sie wirklich benötigen, und lassen Sie den Rest getrost zu Hause.
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Denken Sie auch an die Jahreszeit: In der niederrheinischen Tiefebene lässt die wärmende Sonne schon an Frühsommer denken, wenn in den Alpen zur gleichen Zeit Schnee und Eis so manchen Wanderweg noch unpassierbar machen. Dafür werden Sie aber auch mit einer klareren Luft, einem sauberen Himmel und viel Licht belohnt. Informieren Sie sich vor Reiseantritt über die jahreszeitlichen Wetterverhältnisse vor Ort. Reizvoller Kontrast zu den zerklüfteten Bergen oberhalb der Baumgrenze sind blühende Almwiesen. Ideal ist auch ein klarer Bergsee, in dem sich das Bergpanorama oder die Wolkenbildung spiegelt. Schnee und Eis können zudem starke Reflexionen hervorrufen. Vor allem wenn Sie an sonnigen Tagen fotografieren, müssen Sie hier Belichtungskorrekturen vornehmen, denn der auf 18%iges Grau geeichte Belichtungsmesser kann diese Belichtungssituation nicht meistern. Hier bietet sich das Anfertigen einer Belichtungsreihe an.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
Wetterstimmung im Hochgebirge Gerade im Hochgebirge kann sich die Wettersituation schnell ändern. Aber nicht nur Sonnenscheinbilder zeigen die Macht der Berge. Gerade bei Schlechtwetterbedingungen erscheinen die Berge oft bedrohlich und haben trotzdem eine magische Anziehungskraft. Ein kurz aufflammender Sonnenstrahl kann ein ganzes Massiv zum Leuchten bringen, obwohl gerade eine Schlechtwetterfront im Anmarsch ist. Gerade diese Dramatik des Wetters, der Wolken und des veränderten Lichts sollten Sie für Ihre Bilder nutzen, dadurch erhalten sie ihre große Ausdruckskraft.
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/20 sek ISO 100
Oben: Im Peyto Lake im Banff-Nationalpark in Alberta (Kanada) spiegeln sich die schneebedeckten Berggipfel. Der fast unnatürlich türkisfarben wirkende See steht in Kontrast zu den Bergen. Unten: Die Torres del Paine im gleichnamigen Nationalpark in Patagonien (Chile) scheinen in der Sonne zu glühen. Dramatische Wetterstimmungen in den Bergen sollten Sie im Bild festhalten.
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Lamas sind ein Symbol der Andenlandschaft in Chile. Dieser Gruppe vor dem Parinacota-Vulkan haben wir uns mit dem Tele genähert. Die Tiefenstaffelung des weiten Raums zwischen Berg und Tieren haben wir so überwunden. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/9 Belichtung 1/125 sek ISO 100
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Landestypische Tiere Landestypische Tiere, wie im folgenden Bildbeispiel die Lamas, die einfach zur Andenlandschaft gehören, können Sie sehr gut in Ihre Fotos integrieren. Auch damit stellen Sie einen Bezug zu Ihrem Reiseland her. Tierbegegnungen in den Bergen sind jedoch oft flüchtig und währen nur einen kurzen Augenblick. In manchen Gebieten, die als Schutzgebiete ausgewiesen sind und in denen Tiere nicht gejagt werden, sind diese häufig weniger scheu und lassen den Menschen näher an sich herankommen. Die Wahrscheinlichkeit, zu guten Fotoergebnissen zu gelangen, ist dadurch wesentlich höher. Wenn Sie Tiere in ihrem natürlichen Umfeld fotografieren möchten, müssen Sie oft nah heran. Dabei sollten Sie sich den Tieren stets sehr vorsichtig nähern. Versperren Sie ihnen niemals den Fluchtweg, denn sonst setzen Sie sich der Gefahr eines ungewollten Angriffs aus, da Sie eine Bedrohung für die Tiere darstellen. Wenn Sie Tiere in den Bergen fotografieren, wird der Fluchtweg in den meisten Fällen der nach oben sein, weil es dem natürlichen Verhalten der Tiere entspricht. Am besten pirschen Sie sich von
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
NEUTRALE GRAUFILTER Da bei Tageslicht die Belichtungszeit oft kürzer ist, kann ein Graufilter (ND = Neutrale Dichte) hilfreich sein. Durch einen neutralen Graufilter erhalten Sie zudem keine Farbverschiebungen. Diese Graufilter gibt es in unterschiedlichen LW-Dichten (LW = Lichtwert) im Fachhandel zu kaufen.
unten heran. Ein Tier, inmitten der es umgebenden Bergwelt fotografiert, kann aber auch als Maßstab dienen, denn die Größe des Tieres rückt die gewaltige Höhe eines Bergmassivs für den Betrachter erst ins rechte Lot.
Flüsse, Bäche, Wasserfälle Fließendes Wasser bestimmt den Fluss, den Bach und auch den Wasserfall. Es kann reißend sein, sich sanft durch eine Wiese schlängeln, über Steine springen oder sich tosend ins Tal ergießen. Wie wollen Sie es
nun aufs Bild bringen? Sie können es natürlich ablichten, indem Sie seine Bewegung einfrieren, oder einen verwischten Effekt erzeugen, der das Wasser auf Ihrem Foto „fließen“ lässt. Beides hat seinen Reiz. Bewegung und Nebeleffekte Wollen Sie die Bewegung einfrieren, müssen Sie eine kurze Belichtungszeit (1/250 oder sogar 1/500 Sekunde) einstellen. Möchten Sie einen weichen Nebeleffekt des fließenden Wassers erzielen, müssen Sie mit langen Belichtungszeiten von 1/30 Sekunde oder länger arbeiten.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Holzsteg entlang der Wasser fälle im Nationalpark Plitvicer Seen in Kroatien. Um den weichen Nebeleffekt hinzubekommen, müssen Sie lange Belichtungszeiten von mindestens 1/30 Sekunde wählen. Ist die Fließgeschwindigkeit des Wassers hoch, kommt der Effekt des verwischten Wasser noch besser zur Geltung.
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AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/15 sek ISO 100
Fotografieren Sie Wasserfälle, kann gerade das Hochformat die richtige Wahl sein, denn dieses Format unterstützt enorm die Bildwirkung des herabfließenden Wassers. Das Hochformat bietet sich vor allem bei Hochgebirgswasserfällen an, die meist schmal sind. Reizvoll ist bei starker Gischtbildung und Sonnenschein der sich bildende Regenbogen. Dazu müssen Sie aber Ihre Kamera im richtigen Winkel ausrichten. Die Gischt mitzufotografieren bringt Ihrem Bild immer etwas Dynamisches, das die Macht des fließenden Wassers symbolisiert. Manchmal ist es hilfreich, ein Boot oder einen Menschen als Maßstab für einen gigantischen Wasserfall mit ins Bild einzubeziehen, das bringt die Dimensionen durch den Größenvergleich ins Lot. Fotografieren Sie große Flüsse bzw. Ströme, nutzen Sie einen hohen Kamerastandpunkt, um den Fluss als Ganzes aufs Bild zu bringen. Sie können ihn dann so fotografieren,
Das Hochformat unterstützt optisch die Fallhöhe von Wasserfällen, wie hier eines Wasserfalls im Nationalpark Plitvicer Seen in Kroatien. Die grünen Blätter im Vordergrund sorgen für die räumliche Tiefe.
KAMERA VOR NÄSSE SCHÜTZEN Stehen Sie an einem tosenden Wasserfall, müssen Sie mit viel Gischt rechnen. Schützen Sie Ihre Kamera vor Nässe und wischen Sie vor jeder Aufnahme die Linse sauber.
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KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
wie er sich durchs Land schlängelt. Haben Sie diese Möglichkeit nicht, wählen Sie lieber einen charakteristischen Ausschnitt des Flusslaufs und gestalten ihn mit entsprechendem Vordergrund. Dasselbe gilt auch für manchen kleinen Bachlauf.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/10 Belichtung 1/10 sek ISO 100
Im Regenwald Fotografieren Sie im Regenwald, haben Sie stets mit starken Hell-dunkel-Kontrasten zu kämpfen. Die Sonne dringt nicht immer gut durch den dichten Wald hindurch, und die Schattenbildung ist enorm. Das ist nicht nur im tropischen Regenwald das Hauptproblem, sondern sogar im heimischen Wald. Dazu kommen viele Grüntöne, die in allen Nuancen vorhanden sind. Hier einen Eyecatcher in Form einer blühenden Blume zu finden ist die Kunst. Auch die riesigen Ausmaße, die ein Baum im Regenwald haben kann, sind schwer auf ein Bild zu bekommen. Hier ist der Mensch als Maßstab manchmal gut zu gebrauchen.
Der Rio-Paine-Wasserfall im Nationalpark Torres del Paine (Patagonien, Chile) tost gewaltig über die Felskante. Hier ist das Querformat die richtige Wahl, um die Größe des Wasserfalls zu betonen. Der Regenbogen bildet einen tollen Vordergrund und lässt das Bild dreidimensional erscheinen. Der Wanderer ist der Maßstab, an dem die riesigen Ausmaße des Baums im Olympic-Nationalpark in den USA festgemacht werden können. Zudem lockert er die Vielfalt der Grüntöne auf, obwohl er kein farbiger Eye-Catcher ist. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/30 sek ISO 100
POLFILTER AUCH IM WALD Auch beim Fotografieren im Wald ist ein Polfilter nützlich. Er sorgt für ein satteres Grün und nimmt bei regnerischem Wetter die Reflexionen von den Blättern.
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bunte Laubfärbung des heimischen Walds im Herbst erlaubt ebenfalls tolle Bilder.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/8 sek ISO 100
Aus einer außergewöhnlichen Perspektive wurde dieser Araukarienwald in Chile fotografiert: per Weitwinkel von unten.
Diese Perspektive erlaubt eine außergewöhnliche Komposition. Die geraden Stämme im Regenwald in Belize werden von den gewaltigen Blattwurzeln der Bäume im Vordergrund eingerahmt.
Mit einfallendem Licht spielen In nicht so dichten Wäldern können Sie mit dem einfallenden Licht spielen. Sie können beispielsweise das Gegenlicht ideal für die Gestaltung Ihrer Bilder einsetzen. Auch einzelne Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach den Weg auf den Waldboden finden, sollten Sie in Ihre Bildkomposition einbeziehen. Die 208
Überraschende Perspektiven Im Wald zu fotografieren ist oft nicht einfach. Es erfordert viel Zeit, eine geeignete Perspektive und Komposition zu finden. Zweige und Unterholz versperren häufig die Aussicht. Nehmen Sie sich einfach Zeit und suchen Sie sich einen guten Kamerastandpunkt. Auch ein Blick in das Blätterdach kann eine verblüffende Perspektive ergeben. Sehen Sie den Wald aber nicht immer nur als Ganzes, sondern gehen Sie ins Detail. Bilden Sie beispielsweise nur die Stämme ab, entstehen Fotos von großer Aussagekraft. Die Stämme sollten aber entweder exakt ausgerichtet sein oder durch eine besondere Rindenstruktur oder Färbung auffallen, dann erreichen Sie eine streng formalistische Komposition. Aufgelockerter erscheint die Komposition beim nächsten Bild: Die gerade aufstrebenden Stämme im Hintergrund werden von gebogenen Blattwurzeln im Vordergrund flankiert – eine Perspektive, die dem Wald viel Raum lässt und den Betrachter quasi ins „Hinterzimmer“ zieht. Einzelne Bäume können ebenfalls wunderbare Motive abgeben. Sie können in Ihren Aufnahmen für eine ausgewogene Komposition sorgen, wenn Sie beispielsweise einen einzelnen Baum in den Goldenen Schnitt stellen. Ein allein stehender Baum in einer weiten Landschaft wird immer ein Blickfang sein. Aber auch zentral inszeniert, kommt ein Einzelbaum besonders gut zur Geltung.
In der Wüste Sand, Sand und nochmals Sand: Damit müssen Sie bei einer Fotosafari in der Wüste rechnen. Dazu kommt eine enorme Hitze. Sie sollten Ihre Ausrüstung extrem gut verpa-
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
cken und dafür sorgen, dass der feine Sand, der sich auch in der Luft befindet, möglichst wenig Schaden anrichten kann. Sandkörner können dem empfindlichen Sensor schaden sowie beim Objektivwechsel in die Kamera gelangen. Achten Sie vor allem darauf, dass die Kamera nicht überhitzt, der Chip kann Schaden nehmen, und Ladungsrauschen ist vorprogrammiert. Vermeiden Sie es, die Kamera auf dem Armaturenbrett des Geländewagens abzulegen, denn hinter der Windschutzscheibe ist die Stauhitze am größten. Optimales Licht für Schattenbildung Nehmen Sie auch hier die frühen Morgenbzw. die Nachmittagsstunden, um zu fotografieren, denn dann sind die Lichtstimmungen schöner, und die Schattenbildung ist stärker. Die Schatten lassen die Sanddünen der Wüste erst richtig lebendig werden und geben ihr eine dritte Dimension. Sie scheinen den vielen Sand erst in Form zu bringen. Im harten Mittagslicht erscheint die Wüste hingegen flach. Morgens ist die Luft klarer als am Nachmittag, denn dann kann sich Hitzeflimmern bilden, und Staub liegt in der Luft. Manchmal bedarf es eines Größenvergleichs, um die Dimensionen einer Landschaft fotografisch richtig wiederzugeben. Ein Mensch oder ein Tier kann uns die richtige Größe vor Augen führen und wird immer ein Blickfang des Bildes sein, auch wenn er nur schemenhaft zu erkennen ist. Der Wüstensand kann je nach Braunfärbung sehr stark reflektieren und blenden. Helle Salzseen sind da noch extremer: Auch hier sollten Sie eine Graukarte als Referenzmessung zu Hilfe nehmen und die gemessenen Belichtungswerte entsprechend korrigieren. Oben: Der Akazienbaum in der Namib-Wüste in Namibia steht genau im Goldenen Schnitt. Er ist ein außergewöhnlicher Blickfang in diesem pastellfarben leuchtenden Sandmeer.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/16 Belichtung 1/25 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/11 Belichtung 1/60 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Mitte: Der einsame Mensch in der Dünenlandschaft der Namib-Wüste wirkt winzig im Vergleich zu den immensen Sanddünen. Die Fußspuren lenken unseren Blick direkt zu ihm hin.
Unten: Die Unendlichkeit und Einöde dieser Straße in der Namib-Wüste wird durch den Wegweiser nach Rostock auf witzige Weise betont. Ein einfaches Motiv, an dem Sie niemals vorbeieilen sollten, denn diese Art von Fotos besticht durch ihren Witz und der scheinbaren Gegensätzlichkeit.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/16 Belichtung 1/30 sek ISO 100
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/10 sek ISO 100
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Diese schneebedeckten Fichten im Erzgebirge scheinen sich schon unter ihrer Last zu biegen. Licht und Schatten wurden optimal genutzt und setzen die Bäume in Szene.
Der riesige Grey-Gletscher im Torres-del-PaineNationalpark in Chile, in fast voller Breite in Szene gesetzt. Der erhöhte Standpunkt gibt den Blick auf die Masse an Eis frei. Die nach unten verschobene Horizontlinie lässt der gefärbten Wolkendecke mehr Raum, und so wirkt das Bild dynamisch. Um den immensen Kontrastumfang zu bewältigen, benötigt man einen Grauverlaufsfilter.
Eis und Schnee Fotografieren Sie in Eis und Schnee, haben Sie es mit unglaublich starken Reflexionen zu tun. Landschaft absorbiert normalerweise viel Licht, und die auf 18%iges Grau geeichten Belichtungsmesser sind darauf ausgerichtet. Die weiße Fläche reflektiert jedoch extrem, es wird kein Licht absorbiert, und die Eiskristalle glitzern – da kommt jede Belichtungsmessung aus dem Takt. Der Belichtungsmesser zeigt Werte an, bei denen Ihre Aufnahmen auf jeden Fall unterbelichtet würden. Reizvoll kann zudem die weiche Abendstimmung sein, bei der sich das warme Licht auf der weißen Schneefläche spiegelt. Die wunderbare Form von Eiskristallen und die besondere Stille bei Schneefall: Diese Stimmungen können Sie leicht in Ihre Bilder bringen. Ihre Fotos werden so den Zauber übertragen, den eine weiße Schneelandschaft ausstrahlt. Nehmen Sie Schnee bei bedecktem Himmel auch als Reflektor für indirekt ausgeleuchtete Motive, und Sie wer-
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/20 35 mm Blende f/16 Belichtung 1/125 sek ISO 100
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
den ein weich ausgeleuchtetes Foto bekommen. Nutzen Sie die große Reflexionsfläche für sich aus. Manuelle Belichtungskorrekturen Anhand des Histogramms sehen Sie, ob Sie eine Belichtungskorrektur in Schritten von 1/3 bis +2 LW (Überbelichtung) oder mehr vornehmen müssen. Wichtig ist, dass Zeichnung und Leuchtkraft in den hellen Tonwerten erhalten bleiben und nicht überbelichtet werden, denn in dem Fall gehen Ihnen wichtige Bildinformationen verloren. Bei Aufnahmen in Eis- und Schneelandschaften sollten Sie Ihre Akkus und Batterien stets am Körper tragen, denn die eigene Wärme bewahrt sie vor zu schneller Entladung, die durch die Kälte verursacht wird. Zudem sollten Sie genügend Ersatzakkus bei sich haben. Hier wird das mitgebrachte Ladegerät samt passendem Stromanschluss später in der Unterkunft zum wichtigsten Utensil. In extrem kalten Regionen Fahren Sie in extrem kalte Regionen, müssen Sie Ihre Ausrüstung noch besser schützen und besondere Vorkehrungen treffen. Schmierteile, wie z. B. die Gelenke des Stativs, sollten mit besonderem, kälteresistentem Fett behandelt werden. Bedenken Sie auch, dass die Objektivlinse Ihrer Kamera beschlagen kann, wenn Sie sie aus einer warmen Umgebung mit in die Kälte nehmen. Bis die Kamera sich an die Außentemperatur angepasst hat, sollten Sie kein Objektiv wechseln, denn dabei könnte der Spiegel der Spiegelreflexkamera beschlagen. In ganz extremen Gebieten sollten Sie Ihre Fototasche zusätzlich isolieren.
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/80 200 mm Blende f/11 Belichtung 1/60 sek ISO 100
Unten: Diese Eisberge auf dem Lago Grey in Patagonien wirken wie eine Sinfonie in Blau. Die Tiefenstaffelung ist per Telebrennweite aufgehoben, und so erscheinen die Eisblöcke dicht gedrängt, was die Farb- und Formgebung abstrakt wirken lässt.
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Auf Safari Bei einer Safari stehen die Tiere Ihres Reiselandes im Vordergrund. Das bringt Sie zu einem anderen Spezialgebiet der Fotografie: der Tierfotografie. Sie können auf verschiedene Arten Safaris unternehmen: entweder auf eigene Faust im Mietwagen oder geführt und organisiert. Die Transportmöglichkeiten reichen in diesem Fall von Jeeps über offene Pritschenwagen bis hin zu Booten jeglicher Art. Egal wie Sie sich während Ihrer Safari fortbewegen, Sie sollten Ihre Ausrüstung stets gut vor Staub und Hitze schützen. Unterschätzen Sie auch nicht die Ruckelei auf den unwegsamen Pisten, die Sie auf der Suche nach Wild passieren. Legen Sie die Kameratasche auf einen weichen Untergrund, dann werden die gröbsten Stöße abgefedert. Achten Sie darauf, dass die Kamera nicht von der weichen Unterlage springen kann. Empfehlenswerter Ausrüstungsgegenstand ist ein montierbares Stativ, das an der Autoscheibe bzw. dem Autorahmen befestigt werden kann. Denn gerade Wildtiere müssen Sie aus großen Distanzen fotografieren, wozu in Ihrem Reisegepäck ein großes, lichtstarkes Teleobjektiv (mit Brennweiten bis zu 500/600 mm) nicht fehlen darf. Dazu benötigen Sie in jedem Fall ein solides Stativ, denn unverwackelte Aufnahmen aus der Hand sind bei diesen schweren, langen Objektiven nicht möglich. Geduld, Geduld, Geduld Was Sie vor allem auf einer Safari benötigen, ist viel Geduld, denn Tiere in freier Wildbahn müssen zunächst entdeckt werden. Haben Sie einen erfahrenen Wildhüter dabei, wird er Ihnen die Stellen sicher zeigen, an denen Tiere zu finden sind. In den meisten Unterkünften gibt es zudem sogenannte Logbücher, in die die Reisenden eintragen können, wo sie welche Tiere gesehen 212
haben, was allerdings kein Garant dafür ist, dass die Elefantenherde am nächsten Tag immer noch dort zu finden ist. Verhaltensweisen der Tiere Informieren Sie sich schon zu Hause über die Verhaltensweise der Tiere, die an Ihrem Reiseziel leben. Das erleichtert das Aufspüren der Tiere enorm, da man ihre Gewohnheiten besser kennt. Das gilt vor allem, wenn Sie auf eigene Faust unterwegs sind. Ideal für Fotografen oder Beobachter sind auch Wasserlöcher, denn hier werden fast immer tierische Bewohner anzutreffen sein. Beachten Sie stets das natürliche Distanzverhalten der Tiere, denn dann sind Sie vor eventuellen Angriffen relativ sicher. Respektieren Sie ihre natürlichen Verhaltensweisen und dringen Sie nicht als Störenfried in ihren Lebensraum ein. Nur dann werden Sie gelungene Bilder von Tieren in ihrer natürlichen Umgebung machen können. Die beste Fotozeit Die beste Fotozeit ist der ganz frühe Morgen oder, wenn es die Parkordnung zulässt, der späte Abend bei Einbruch der Dämmerung, denn dann jagen die Tiere und suchen nach Futter. In der Mittagszeit können Sie sich getrost eine Siesta gönnen, denn die Tiere halten es ebenso, es sei denn, sie werden extra angefüttert und haben dadurch Fresszeiten, die auch schon mal außerhalb der natürlichen Zeiten liegen können. In den meisten Nationalparks ist so etwas jedoch verpönt. Stets schussbereit sein Die Schwierigkeit guter Tieraufnahmen steckt aber auch noch in einem anderen Detail. Ein Tier hält naturgemäß nicht still, und haben Sie es gerade mit Ihrem Sucher eingefangen, kann es im selben Moment von dort weggesprungen sein. Sie müssen
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
schnell und stets schussbereit sein. Dazu kommt das Problem der Schärfe, denn die großen Brennweiten sind extrem unschärfeanfällig. Einerseits nimmt die Schärfentiefe bei offenen Blenden ab, andererseits leidet sie durch jedwede Art von Verwacklung, vor allem wenn Sie mit längeren Verschlusszeiten fotografieren müssen, da es nicht genügend Licht gibt. Die Tierfotografie kann, wie bereits gesagt, ein wirklich schwieriges Geschäft sein, und bequeme Fotopositionen sind je nach Motivlage manchmal auch nicht drin. Da kann es schon mal vorkommen, dass Sie bereits vor Sonnenaufgang mehrere Stunden an einem Wasserloch in einem unbequemen Unterstand bzw. Tarnversteck ausharren müssen, damit Sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, um Wildlife pur zu fotografieren. Tierporträt oder Actionbild? Aber es stellt sich auch noch eine ganz andere Frage: Möchten Sie das Tier porträtieren, es in voller Aktion aufnehmen oder es im Kontext seiner natürlichen Umgebung präsentieren? Auch hier kommt es oft auf den Zufall oder das Fotografenglück an, denn Sie können Ihre Bilder im Vorfeld noch so gut planen, Tiere sind unberechenbar und halten vor allem nicht still. Manches Motiv springt Ihnen geradezu vor die Lin-
se. Halten Sie dann einfach spontan drauf, vielleicht haben Sie mit ein wenig Glück ein tolles Foto gemacht. Aber dennoch ist ein bisschen graue Theorie als Hintergrundwissen nicht verkehrt, um zu beeindruckenden Tieraufnahmen zu gelangen. Das Tierporträt erlaubt eine intime Darstellung, da Sie sich dem Tier per langer Brennweite nähern. Das Tier kann so den gesamten Bildausschnitt füllen. Nähmen Sie das Weitwinkelobjektiv, müssten Sie, um das Tier in ähnlicher Größe abbilden zu können, wesentlich näher herangehen. Mit dem Teleobjektiv erhalten Sie aber einen engeren Bildwinkel, der das Tier anders hervortreten lässt. Zudem ist gerade bei scheuen oder bei gefährlichen Tieren eine Annäherung ans Motiv unmöglich. Das Teleobjektiv hilft Ihnen dabei, Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung ungestört fotografieren zu können. So erhalten Sie ein Porträt mit unverfälschter Natürlichkeit und Ausstrahlung. Arbeiten Sie mit Telebrennweiten, verschwimmt der Hintergrund und lenkt den Blick des Betrachters nicht vom Porträt ab. Sie bringen das Tier und den Betrachter damit in einen direkten Kontakt. Für Tierporträts eignet sich also am besten ein Teleobjektiv, damit das Tier klar als Hauptmotiv vor dem Hintergrund freizustellen.
So bequem kann eine Safari auf dem Chobe River in Botswana sein, meistens ist sie das jedoch nicht. Egal welche Fortbewegung Sie auf einer Safari wählen, schützen Sie Ihre Ausrüstung vor Hitze, Staub und Stößen. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 2.8/35 70 mm Blende f/9 Belichtung 1/125 sek ISO 100
213
AU F N A H M E DAT E N Brennweite 4.0/500 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/125 sek ISO 100
Bei diesem Tierporträt einer Löwin mit ihrem schmusenden Jungtier haben wir eine sehr niedrige Blende eingestellt, um die Löwen vor dem Hintergrund freizustellen. Ein ruhiger Hintergrund ist bei Porträts äußerst wichtig. Er sollte möglichst frei von störenden Elementen sein, denn so wird das Hauptmotiv erst richtig in Szene gesetzt.
214
Um bei Tierporträts eine geringe Schärfentiefe zu erzielen, sollten Sie eine relativ offene Blende wählen. Wir bevorzugen Blenden zwischen f/5.6 und f/8. Deshalb gilt: Je weiter Sie Ihre Blende öffnen, desto weniger Schärfentiefe ist vorhanden. Der Autofokus sollte auf die Augen des Tieres gelegt werden, denn diese sollten auf jeden Fall scharf abgebildet sein. Wir nehmen bei Porträts oft Blende f/8, um die Augen und das gesamte Gesicht eines Tieres scharf abzulichten. Bei Porträts hängt das natürlich auch vom Motiv ab. Manchmal wirken nur die Augen, scharf abgebildet vor einem verschwommenen Hintergrund, sehr reizvoll. Dem Spiel mit der Schärfentiefe sind keine Grenzen gesetzt, wenn Sie sie als Gestaltungsmittel einsetzen möchten. Achten Sie allerdings auf die Bewegung des Tieres, denn bei einer geringen Schärfentiefe kann es schnell passieren, dass der gewünschte Fokus nicht mehr an der richtigen Stelle liegt und das Resultat unscharf ist.
Achten Sie bei Porträts auch immer auf die Perspektive. Ein Porträt, auf Augenhöhe fotografiert, wird den Betrachter mehr ansprechen, als wenn Sie von oben fotografieren. Spannende Momente, die den Betrachter fesseln, bieten sich dann an, wenn Tiere in Aktion sind. Ein Kampf unter Rivalen oder die Verteidigung der Beute fasziniert ebenso wie eher profane Aktionen – beispielsweise die Morgentoilette eines Elefanten am Wasserloch oder eine durstige Giraffe, die in gespreizter Beinhaltung den langen Hals hinunter zum Wasser streckt. Aber auch der simple Vorgang der Fortbewegung eines Tieres bzw. einer Gruppe von Tieren übt eine starke Anziehungskraft auf uns aus. Eine Herde, die fluchtartig einen Ortswechsel vornimmt, fasziniert Fotografen und Betrachter gleichermaßen. Gerade wenn Sie Tiere in Aktion fotografieren, nutzen Sie die Serienbildfunktion Ihrer Kamera. Sie werden es nicht schaffen, im Einzelbildmodus genau den Moment zu er-
KAPITEL 5 GUTE BILDER IN JEDER SITUATION
wischen, in dem das Tier die spannendste Bewegung macht. Fotografieren Sie beispielsweise kämpfende Elefanten, wie in unserem Beispiel, haben Sie mit der Serienbildfunktion mehr Chancen, den richtigen Moment abzupassen. Im Einzelbildmodus fotografiert, wären Sie ein echter Glückspilz, sollten Sie den entscheidenden Moment abgelichtet haben. Meist aber ärgern Sie sich über den verpassten Augenblick und eine nur noch mittelmäßige Aufnahme. Möchten Sie Geschwindigkeit und Bewegung von Tieren im Bild festhalten, sollten Sie die Kamera mitziehen und das PanningVerfahren anwenden. Stellen Sie hierfür eine längere Verschlusszeit ein und folgen
Sie dann dem Motiv mit der Kamera. Dabei sollte sich das Motiv stets an derselben Stelle im Sucher befinden. So erscheint es scharf, und der Hintergrund verwischt in Bewegung. Seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn die Aufnahmen nicht so perfekt werden, denn es gehört auch eine große Portion Glück und viel Erfahrung dazu, Geschwindigkeit im Bild optimal festzuhalten. Möchten Sie dagegen die Bewegung des Tieres einfrieren, müssen Sie eine kürzere Belichtungszeit einstellen. Bei langen Brennweiten muss die Verschlusszeit kürzer sein, damit die Bewegung auch scharf abgebildet werden kann.
Die Serienbildfunktion und der kontinuierliche Autofokus erlauben es, actiongeladene Szenen der Tierwelt einzufangen. Das Gegenlicht hebt die kämpfenden Elefanten zudem optimal vor dem hellen Hintergrund ab und beleuchtet den aufwirbelnden Staub, der die Bewegung des Kampfs symbolisiert. AU F N A H M E DAT E N Brennweite 4.0/500 mm Blende f/5.6 Belichtung 1/250 sek ISO 100
SPITZLICHTER BRINGEN LEBENDIGKEIT Fangen Sie in den Augen des Tieres Spitzlichter ein, wirkt es wesentlich lebendiger.
SERIENBILDFUNKTION UND KONTINUIERLICHER AUTOFOKUS Wählen Sie in Ihrer Kamera bei bewegten Bildern die Funktion Serienbild und stellen Sie zusätzlich den kontinuierlichen Autofokus C ein, um die Schärfe zu garantieren. Der kontinuierliche Autofokus regelt dann die Schärfenachführung.
215
INDEX
Symbole
Bildaufbau 6, 73
18%iges Grau 146
Abendlicht
Bildausschnitte
Tempel
6
144
16, 91
Adobe Photoshop
bestimmen
41 41
Apple Aperture 41 18, 188
Architekturfotograf 17 Argentinien 27 22
64 40
Ausrüstung
38
Dresdner Zwinger 44 Kreideküste Jasmund
Blauer Himmel 107
Leipzig
Blaue Stunde 120 98
Blickfang
Bäche 205
131
78
Batterien 65 Bedeckter Himmel 107 Belichtung 6, 134 Belichtungseinstellungen 142 Belichtungskorrektur 146 Belichtungsmesser
146
Belichtungsmessmethoden 141 Belichtungsreihen 148, 149 Belize Regenwald 208 202
Bewegung 182, 205
127
Dokumentation
15, 18
Dreiwegeneiger
58
Drittel-Regel
77, 5
Dunst 107
Blickwinkel
Dynamikumfang 156
6, 80 64
E
Laguna Colorada Salar de Uyuni
17
Einrahmungen 95
118
Einreisebestimmungen 30
Botswana 213
Eis 210
Kinder 177
England
Bracketing
Bildagenturen 23
Diffuses Licht 136
Blickpunkt 74
30
Brennweite
46
111
Diebstahl 31
Bolivien
B
Bergkulissen
Dresden 74, 106, 108, 121, 144, 196
Bildwirkung 82
Blitzgerät
Außenlicht 134 Auswärtiges Amt
73
Bildrauschen 121, 122
Blendenreflexe
Audiovision-Show Auflösung
Details 6, 77 Deutschland
Blendenautomatik
Ruta 40 27 Aufhellblitz
Bildkomposition
Blende
31
Patagonien
40
Bildgestaltung 72
41, 152
Adobe Photoshop Lightroom Architektur
D
Bildformat 40
114
Adobe Camera Raw
216
123, 126
Huangshan
Bildbände 25
A
Anden
China
Bildaussage 53, 74, 184
148
London 92
53, 82, 184
F C
Farbsättigung
Camera Raw 41
Farbtemperatur
Chile
Fernauslöser 59
210
Altiplano 92, 145 Andenlandschaft
40
Feuchtigkeit 66 204
Fluchtdistanzen 50
Araukarienwald 208
Fluchtlinien 91
Iglesia de Chonchi
Flugzeug 30
Patagonien
86
Flüsse 205
25, 26, 28
Santiago de Chile
106
32, 195
Torres-del-Paine-Nationalpark
Fortbewegungsmittel 33
Fotogepäck
30
28
REISEFOTOGRAFIE INDEX
Fotografie
I
15
Fotografierverbote 29 Fotografisches Konzept Fotokoffer
21
66
Fotorucksack Fototasche
66
Internetrecherche
Cinque Terre
Toskana
18 129, 143
Vernazza
77
Grauverlaufsfilter
Hochformat 88 203
Horizont 89 Horizontlinie 89
Lichtrichtung 127
M
28, 39
Manuelle Belichtungssteuerung
135
Kamerazubehör
54
Maligne Lake Karbonstativ Kelvin
57
106
Kernaussage 51 Kerzenlicht
107
22
Matthias Claudius Meer
5
200
Megapixel 42
Kanada Banff-Nationalpark
139
Markttreiben 179
Kamerastandpunkt 83, 107 40
Lichtmenge steuern 135
Lichtwert 148
Kamerarohdaten 41
HDRI-Technik 126
40
Lichtstimmungen 21, 116, 117
40, 110
Betriebsmodi
156
Helligkeitsabstufungen
Lichtführung 6
21
Kalenderverlage 23
Halogenlampe 107
16
Linienführung 90
Kamera
Hitze 209
Landschaftsfotograf
K
H
169
Licht 112, 113
JPEG-Format
61, 63
18
Landessprache
JPEG-Datei 40
77, 78
Graukarten 109
Histogramm 151
L Land
Joint Photographic Experts Group
Graufilter 205
Hochgebirge
128
58
Küste 200
56, 87, 93, 115, 128, 132,
Umbrien
Jahreszeit
Glühlampe 107
HDR-Bilder
48
J
Geduld 198
120, 124
Kultur 17, 21
170, 196
202
Goldener Schnitt
PlitvicerSeen 205 Rovinj
Siena 194, 199
128
21, 27
Kroatien
Kugelkopf
Porto Santo Stefano
79, 80, 179, 180, 183
G
Gegenlicht
24, 82, 88, 132, 179
Pienza 86
115
Führungslinien 86
Gebräuche
Konzept
Florenz 191
139
39
Kompressionsrate 40
Dolomiten 145
Bretagne 90, 116, 200 Mont-Saint-Michel
Gebirge
Kompaktkamera
40
Italien
31, 33
Frankreich
Frontales Licht
Klischees vermeiden 176
25
ISO-Einstellung 122
Fotoversicherung
Provence
Klares Nordlicht 107
Innenlicht 134 Interpolation
66
Normandie
Kinder 174
203
Mehrfeldmessung 142 Menschen 18 Mexiko
130, 181
Baja California La Paz
134, 166
15
San Ignazio
18
217
INDEX
Mittagslicht
116
Photomatix Pro
Mittenbetonte Messung Mittleres Tageslicht Mitziehen
141, 142
107
183
Morgenlicht
Safari 212
Plätze 196
Salzwasser
Polarlicht 122
114 51
Polfilter
Porträtfotografie
Nachtaufnahmen 123
Portugal Algarveküste
Himba-Frau 21
Schnee 210
142 136
R
Notizbuch 29
Rahmen 95 86
O
RAW-Format 40, 152
Objektive 42
RAW-Konverter
41
Canon
47, 49, 54
Reflektierendes Licht 133
Nikon
46, 49, 53
Reflexe 200
Tele
49
Reisebericht
47
Weitwinkel
Reisefotograf 6, 16
46, 47
Weitwinkelzoom
43
P Patagonien
25, 26, 27, 28, 118,
203, 207 Perspektive
Reisezeit 43, 80, 196
Peru Titicacasee 175
6, 24
Reisevorbereitung Reportage
14
26
118
Spanien
Speicherkarten Speicherplatz
65 41
Spielreflexkamera 39 Spitzlichter 170 Spotbeleuchtung Spotmessung
191
Rohdatenformat
118
Sonnenuntergang
Spiegelvorauslösung 59
25
Reiseplanung
Sonnenaufgang
Spiegelungen 195
6
Reiseführer
Sitten 18
Spezialobjektiv 193
Reisefotografie 16 Reisefotos
Silkypix Developer Studio
Mallorca 97
15
Reisedokumente 30
Universal
98
Andalusien 96
Regenwald 207
43, 193
131
Selektive Schärfe
Räumliche Tiefe
Shift und Tilt
66
Schweiz Sankt Moritz
Notebook 65
47, 54
Elean Donan Castle 83 Schraubendreher
205
Olympus
Schottland Highlands 76, 105
Q Querformat 88
Nebeleffekte
218
Schnappschüsse 186
39, 55, 94, 129, 209
107
97
40
Schatten 94, 209
167
Programmautomatik
Swakopmund 118 Nebel
Schärfung
17
N 172, 176
Schärfentiefebereiche
61, 200
Porträtfotograf
Namib-Wüste
Schärfentiefe 57, 58, 97
Masuren 152
Motivplanung 21
66, 200
Sand 209
Polen
Motiv freistellen
Namibia
S
159
Planung 17
40
133
132, 142
Sprache 17 Sprachführer 29
41
REISEFOTOGRAFIE BILDNACHWEIS
Stativ
123
Stativkopf Staub
U
55, 58, 190
Stativersatz
58
Unterbelichtungen
129
Unterkunft
Stürzende Linien 192 Südafrika Kap der Guten Hoffnung Symmetrie
7
Nikon
44
Nikon
46
Bryce Canyon 133 Las Vegas
66
Teleobjektive
49, 50
130, 181, 182, 187
Fahrrad-Rikscha
185
schwimmender Markt 15 95 167
40, 41
Tischstativ
57
www.gitzo.de Nikon
58
193
Olympic-Nationalpark 202, 207
19
V Verkehr
182
207 200 205, 206
Weißabgleich
Tonwertkorrektur
40, 152
Tonwertspreizung
153
27
18
Wüste
66
40, 106, 109
Weitwinkelobjektiv
156
45, 46
209
Z Zeit
17, 73
Zeitautomatik 138 Zickzacklinien 92
182
Transportmittel
169
52, 189, 190
Wasserschutzhülle
Tonwertbereich 151
Transport
Navajo-Indianerin
Wasserfälle
TIF-Format
Traditionen
Canon, Olympus 54
Wasser
Tierporträt 213
Tourenplanung
53
6
Wald
17
Tonemapping
Nikon
49
W
Tiere 204, 212 Tierfotograf
126
Nikon, Canon
Verwackler 59
50, 169
Mönch
6
Washington, D.C. 51
Bangkok 192
Kloster
Canon, Olympus, Nikon 47
Monument Valley New York
Andamanensee 5
Tibet
Ausgenommen Produktfotos
28
Ghost Town Bodie
Taschenlampe
Cornelia Dörr und Ramon Dörr
USA
80
Tempel
107
Alle Bilder:
Urlaubsschnappschüsse 5
T
Thailand
47
Unscharfer Hintergrund 50
66
Streiflicht
Bildnachweis
Universalobjektive
185
Zusatzakkus Zwielicht
65
123
219
Cornelia Dörr / Ramon Dörr / Astrid Schnieders
Aus dem Inhalt: • Das A und O: die perfekte Reiseplanung • Die richtigen Objektive und unverzichtbares Kamerazubehör
Fotoschule
• Entscheidendes Know-how rund um Bildaufbau, Motiv- und Objektivwahl
Reisefotografie
• Ideale Blickpunkte finden: Perspektive und Blickwinkel
Wo liegt der Unterschied zwischen einem faszinierenden Reisefoto und einem simplen Urlaubsschnappschuss? Reisefotografien dokumentieren ganz gezielt die Begegnung des Fotografen mit Kultur, Natur und Menschen. Begleiten Sie die mehrfach ausgezeichneten Fotografen Cornelia und Ramon Dörr auf einer Fototour rund um den Globus und lernen Sie dabei, wie auch Sie Ihre Reisen in traumhaften Bildern festhalten können. Heben Sie sich mit Ihren Reisefotos von der Masse ab! Begeistern Sie mit Bildern, die Geschichten erzählen. 씰
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Über die Autoren Cornelia und Ramon Dörr, Jahrgang 1963 und 1961, arbeiten seit 1999 als freiberufliche Fotografen. Als begeisterte Natur- und Landschaftsfotografen bereisen sie viele Länder auf allen Kontinenten. Ihre Bilder werden in Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert und regelmäßig mit Preisen ausgezeichnet. Sie arbeiten für internationale Bildagenturen, Kalenderverlage und Printmedien. Weitere Bilder finden Sie im Internet unter www.doerr-naturbilder.de. Astrid Schnieders, Jahrgang 1965, arbeitete nach ihrem Studium der Romanistik und Germanistik bis 1999 als Schlussredakteurin in einem bekannten Computerbuchverlag. Seitdem ist die begeisterte Fotografin als freiberufliche Autorin, Korrektorin und Lektorin tätig.
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