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Nr. 211
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Nr. 211
Geheimwaffe Horror Ihre Umwelt und sie selbst werden ums Tausendfache verkleinert - es ist das Werk des Potentialverdichters... von K. H. Scheer Auf ihrer Suche nach dem geheimnisumwitterten Planeten Kahalo geriet die CREST II, Perry Rhodans neues Flaggschiff, in den Wirkungsbereich eines gigantischen Sonnentransmitters - und wird in den Abgrund zwischen den Milchstraßen geschleudert, in ein künstliches Sonnensystem, 900000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Dieses System - Twin genannt - barg eine Reihe von tödlichen Gefahren für jeden Besucher. Vereinzelte Terraner gerieten in das Verderben, doch das Gros der CREST-Besatzung fand immer wieder eine Möglichkeit des Entkommens. Und bevor der „Wächter von Andromeda“ erschien, der die Pläne der Terraner zunichte machte, sah es sogar aus, als hätte die CREST eine reelle Chance, unbeschadet die Heimatgalaxis zu erreichen. Der sterbende Wächter veränderte jedoch in letzter Sekunde die Transmitter-Koordinaten, so daß die CREST nicht in der heimatlichen Galaxis materialisierte - sondern im Zentrum von Horror, einer künstlichen Hohlwelt, die sich als Todesfalle erweist. Der Großadministrator und seine Begleiter kämpfen sich aus dem Innern der Hohlwelt ins Freie und glauben sich in Sicherheit. Doch dann erregen seltsame Vorgänge auf Horrors Oberfläche ihre Wißbegierde - und sie begeben sich freiwillig in den Bann der GEHEIMWAFFE HORROR. Die Hautpersonen des Romans: Atlan - Der Lordadmiral spricht seine Warnung in den Wind - und geht selbst in die letzte Falle von Horror. Icho Tolot - Ein abenteuerlustiger Haluter, der Perry Rhodan begleitet. Miko Shenon - Der Sergeant verbreitet mit einer Zigarette Angst und Schrecken. Perry Rhodan - Großadministrator des Solaren Imperiums. Cart Rudo - Oberst und Kommandant eines „verkleinerten“ Schiffes. Melbar Kasom - Spezialist der USO und Mory Rhodan-Abros Leibwächter. Major Cero Wiffert - 1. Feuerleitoffizier der CREST II.
selbstleuchtenden Himmelskörper, die weit und breit zu sehen waren. Da sich mein wissenschaftlich geschulter Verstand dagegen auflehnte, ihre Existenz anzuerkennen, beraubte ich mich des letzten Haltes. Ich verzichtete darauf, das einzig Wirkliche im Umkreis von einigen Lichtjahren zu sehen und so kam es, daß ich mich immer tiefer in ein Gefühlschaos hineinsteigerte. Es sagte mir, die CREST II und die beiden vor vier Wochen angekommenen Nachschubtransporter müßten verloren sein. Wieder fiel mein Blick auf die Schirme der zentralen Panoramagalerie. Die miteinander verbundenen Sichteinheiten gewährten einen Rundblick, der innerhalb der Milchstraße die Pracht zahlloser Sterne wiedergab. Hier, neunhunderttausend Lichtjahre von den Ausläufern der Galaxis entfernt, war nirgends ein Glutfünkchen, das von der Existenz einer Sonne gezeugt hätte. Weit hinter uns schimmerte ein verwaschener Lichtfleck. Diese an den Rändern fluoreszierende Fleck stellt unsere Milchstraße mit Milliarden Sternen dar. Etwas näher, jedoch immer noch
1. Bericht Atlan Man hätte meinen sollen, es gäbe nichts Schwärzeres als eine planetarische Nacht mit einem wolkenverhangenen Himmel. Das, was sich vor den elektronischen Bildabtastern des terranischen Flottenflaggschiffes CREST II ausbreitete, war noch schwärzer. Ich konnte nicht mehr auf die Bildschirme sehen, ohne von der Trostlosigkeit des Anblicks zermürbt zu werden. Die drei gelben Komponenten des Tripelsystems waren eine Abnormität. Entgegen aller bekannter Naturgesetze umliefen sie einen Planeten, der sich in ihrem gemeinsamen Schwerpunkt befand: den Planeten Horror. Ich hielt es für unwahrscheinlich, daß die drei Sonnen und ihr gemeinsamer Planet im intergalaktischen Raum entstanden waren. Sie mußten vom Andromedanebel hierher gebracht worden sein, was an sich schon eine Ungeheuerlichkeit war. Die drei Sonnen waren die einzigen
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fünfhundertfünfzigtausend Lichtjahre entfernt, funkelte die Sternballung des Andromedanebels. Wir standen zwischen den beiden Galaxien und warteten auf ein Wunder, das - meiner Meinung nach - nicht in der erhofften Form eintreffen konnte. Vor vier Wochen war das neueste Spezialraumschiff der Terraner, die ANDROTEST I unter dem Befehl von Oberst Pawel Kotranow, zum Heimflug gestartet. Bei dem Raumer handelte es sich um ein vierstufiges Fahrzeug von zwölfhundert Metern Länge und dreihundert Metern Dicke. Dieser Walzenkörper gliederte sich in vier voneinander unabhängigen Stufen, die pro Einheit mit völlig autarken Triebwerkssystemen ausgerüstet waren. Jede Stufe besaß durch ihren Kalup-Konverter einen Aktionsradius von etwa zweihundertfünfzigtausend Lichtjahren im direkten Linearflug; zusammen also eine Million Lichtjahre. Terranische Techniker und Wissenschaftler hatten auf diese Notlösung zurückgegriffen, um die enormen Entfernungen im intergalaktischen Raum überwinden zu können. Weite Linearflüge waren durch den damit verbundenen Energieaufwand ungeheuer materialzermürbend. Nach zweihundertfünfzigtausend Lichtjahren waren die Triebwerke einer Stufe derart verbraucht daß eine Generalüberholung nur noch auf einer Werft möglich war. Mit Ersatzteilen war da nichts mehr auszurichten, es sei denn, man wäre in der Lage gewesen, die Nutzraumkapazität eines Schiffes so zu erweitern, daß man komplette Einrichtungen hätte mitführen können. Das aber war technisch nicht möglich. So hatten sich die um Auswege niemals verlegenen Terraner an die Anfänge ihrer Raumfahrt erinnert. Die Vierstufenschiffe des sogenannten Anteg-Programms waren entstanden. Man flog eine Stufe bis zum Zusammenbrechen der Triebwerke und Kraftstationen. Danach trennte man die Einheit ab und flog mit der nächsten Stufe weiter. Zum Schluß blieb nur noch die vierte und letzte Stufe übrig, die auch die winzigen Unterkünfte der Besatzung enthielt. Diese Stufe mußte am Ziel ankommen! Die ANDROTEST I unter Oberst Pawel Kotranow hatte es tatsächlich geschafft, das Horror-System zu erreichen, ihre nur halb verbrauchte dritte Stufe zu überholen und den Rückflug zur Milchstraße anzutreten. Das war vor vier Wochen Erdzeit gewesen. Bei der Ankunft des Spezialschiffes, das mit Hilfe des Twin-Transmitters ohne eigenen Energieaufwand schon weit in den Leerraum vorgestoßen war, hatten wir mit der CREST II soeben die Außenhülle der Hohlwelt Horror durchstoßen.
Beinahe hätten die Kanoniere der CREST das Vierstufenschiff in einen Gasball verwandelt. Unsere Erlebnisse in den Etagen der künstlichen Hohlwelt waren nervenzermürbend gewesen. Von Oberst Kotranow hatten wir schließlich erfahren, daß es den Terranern mit gewohnter Energie und Ausdauer gelungen war, das ebenfalls künstlich errichtete Planetensystem der Twin-Sonne mit Hilfe des galaktischen Sonnensechsecks zu erreichen. Kotranow war klug genug gewesen, aus den Spuren unserer Anwesenheit die nötigen Schlüsse zu ziehen und unseren wahrscheinlichen Standort an den Justierungsanzeigen der Schaltstation abzulesen. Die daraus resultierenden Berechnungen hatten diesen wagemutigen Terraner bewogen, mit seiner ANDROTEST I Fahrt aufzunehmen und ohne Benutzung des Transmitters jene galaktische Falle anzufliegen, die er auf den Markierungsschirmen der Twin-Schaltstation erkannt hatte. Das Horror-System gehörte zu dem kosmischen Abwehrring, den unbekannte Mächte vor dem Andromedanebel errichtet hatten. Demnach standen Horror und seine drei Sonnen ebensoweit von Andromeda entfernt wie das Twin-System. Wir waren durch unseren mißglückten Transmittersprung lediglich seitlich und entlang der Krümmungslinie versetzt worden. Dem Andromedanebel waren wir damit um keinen Meter näher gekommen. Kotranow hatte die Distanz von dreihunderttausend Lichtjahren mühelos überwunden. Seine erste Stufe hatte er nach zweihundertfünfzigtausend Lichtjahren abtrennen und die zweite Einheit angreifen müssen. Immerhin - er war gesund angekommen und mit ihm die beiden Posbi-Versorgungsraumer, deren Spezialtriebwerke ohnehin eine maximale Reichweite von zirka vierhunderttausend Lichtjahren besaßen. Kotranow war schon kurz nach seiner Ankunft abgeflogen. Er hoffte, die insgesamt neunhunderttausend Lichtjahre bis zur Galaxis mit seinen drei Reststufen überbrücken zu können, obwohl sie nur eine Reichweite von siebenhundertfünfzigtausend LJ besaßen. Er hatte jedoch erklärt, Staatsmarschall Reginald Bull und Solarmarschall Julian Tifflor hätten einige tausend Städtekreuzer wenigstens zweihunderttausend LJ weit in den Raum vorstoßen lassen. Sie hatten die Aufgabe erhalten, die heimkehrende ANDROTEST I weit vor den Systemgrenzen abzufangen und die Besatzung aus der ausgebrannten Reststufe zu bergen. Der Plan klang gut - beinahe zu gut. Ich hatte in meinem langen Leben die Erfahrung gewonnen, daß anscheinend lückenlose Vorhaben meistens einen
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Fehler besaßen. In unserem Fall bedeutete das, daß ich an der Bergung der ANDROTEST-Besatzung zweifelte. Ich hielt die Aktion nicht für unmöglich, denn dazu wußten die Terraner zu genau, woher der Raumer kam; aber wenn ich an die Größenordnungen im intergalaktischen Raum und an das Stäubchen dachte, das die ANDROTEST I darstellte, so konnte ich meine Bedenken nicht unterdrücken. Die Terraner, allen voran mein spezieller Freund Perry Rhodan, waren natürlich wieder einmal so von sich überzeugt, daß sie meine Vorhaltungen abgetan hatten. „Das geht - basta!“ hatte ein Techniker gemeint. „Was denken Sie wohl, Sir, wie die Burschen in den Auffangkreuzern lauern? Der Ankunftsektor wird fugenlos überwacht, mein Wort darauf. Ich kenne doch Bully und Tifflor! Wenn Not am Mann ist, schicken wir zwanzigtausend Städtekreuzer mit Hochleistungstriebwerken über die Randausläufer der Galaxis hinweg. Einer davon wird die ANDROTEST I ausmachen. Die Ankunft eines zweiten Schiffes dieser Art ist nur noch eine Frage der Zeit.“ Solche und ähnlich klingende Meinungen waren unter der Besatzung aufgekommen, nachdem sich die Männer einige Tage lang von ihrer physischen und psychischen Erschöpfung erholt hatten. Tags zuvor hatten sie noch geschworen, niemals wieder ein Risiko in der Art unserer Horror-Erlebnisse auf sich zu nehmen. Sie hatten alles tun wollen, um schleunigst wieder nach Hause zu kommen, wenn man der letzten Etage mit den gefährlichen Gefühlswesen nur erst einmal entronnen wäre. Schön - wir waren aus der letzten Kugelschale des Hohlweltplaneten hervorgeschlüpft, wie ein Küken aus seinem Ei. Dann war die ANDROTEST I gekommen und mit ihr die beiden riesigen Fragmentschiffe der Posbis. Die an der Kantenlänge zweitausend Meter langen Giganten hatten alles mitgebracht, was ein Schiff vom Range der CREST II benötigte. Die terranischen Ausrüstungsspezialisten hatten an alles gedacht! Ich hatte spaßeshalber einen Schnürsenkel für meine Turnschuhe verlangt - aber eine Ausführung mit roten Plastikenden! Man hatte mir den Schnürsenkel gegeben. Die Plastikenden waren rot! Das unverschämte Grinsen der Terraner ging mir jetzt noch auf die Nerven. Was das Organisieren und Planen betraf, konnte sogar ein ehemaliger Arkonidenadmiral noch etwas lernen. Sämtliche Triebwerke, Kraftmaschinen und Nebenaggregate waren überholt worden. Frischwasser, Proviant, Medikamente und allgemeine Güter waren von den Posbis an Bord der CREST II gebracht worden.
Zu der Spezialausrüstung zählten auch altertümliche Handfeuerwaffen und Flugzeuge, die nicht auf eine atomare Energiezufuhr angewiesen waren. Jemand im Ausrüstungsstab der Solaren Flotte war auf Grund früherer Erlebnisse auf den Gedanken gekommen, die CREST-Besatzung könnte eines Tages auf die chemischen Mikroraketengeschosse der Maschinenkarabiner zurückgreifen müssen. Die Flugzeuge, naturgetreue Nachbauten eines alten terranischen Musters vom Typ F-913 G. flogen ebenfalls mit chemischen Strahltriebwerken. Rhodan hatte alle Maschinen an Bord nehmen und die Piloten der Beiboote für den Noteinsatz umschulen lassen. Besonders gründlich waren die Rak-Karabiner mit ihren Explosivgeschossen erprobt worden. In den weiten Hangars der CREST hatte es stundenlang gezischt und gekracht, bis unser Hauptzahlmeister und Erster Versorgungsoffizier, Major Curt Bernard, händeringend auf die Munitionsverschwendung hingewiesen hatte. Vielleicht waren die altmodischen Maschinenwaffen oder auch die schnittigen Flugzeuge mit ihren Turboaggregaten daran schuld, daß die zweitausend Männer der CREST von Stunde zu Stunde übermütiger geworden waren. Ich kannte die Terraner seit zehntausend Jahren. Diese unglaublich harten Kämpfer und zielbewußten Politiker besaßen hier und da den Ehrgeiz, ihr „Erwachsenensein“ über Bord zu werfen und in ein Entwicklungsstadium zurückzufallen, das ich nur mit dem Begriff „Lausbubenalter“ bezeichnen konnte. Natürlich besaßen meine terranischen Freunde genügend Verstand, um für den Unsinn, den sie immer wieder einmal ausbrüteten, die phantastischsten Entschuldigungen zu finden. Die Sache mit der Miniaturraketen-Knallerei war dafür ein treffendes Beispiel gewesen. Mir hatte man ernsthaft erklärt, es handele sich um eine „technisch und psychologisch unerläßliche Erprobung veralteten Geräts“. Was hätte ich da noch entgegnen sollen? Es hatte mich nur gewundert, daß die großen Kinder nicht mit den alten Flugzeugen in den Beiboothangars herumgekurvt waren. Die Triebwerke hatten sie lange genug donnern lassen. Mein Extrahirn hatte mir wieder einmal gesagt, es würde mir nie gelingen, die terranische Mentalität zu ändern. Sie waren nun einmal so. Wild, verwegen, niemals aufgebend auf der einen Seite - klug, zurückhaltend und kühl berechnend auf der anderen Seite. So hatte ich sie kennengelernt, und so waren sie heute noch. Ich hatte mich mit allem abgefunden, nur nicht mit dem Plan, einige Lichtstunden von Horror entfernt im Raum stehenzubleiben, um dort auf das zweite
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Vierstufenschiff zu warten! Die CREST und die beiden Posbiraumer sollten als fliegende Stützpunkte im Horror-System zurückbleiben. Die Stammbesatzung sollte mit dem Vierstufenschiff zum Twin-Transmitter zurückkehren, dessen System mittlerweile von der Solaren Flotte zu erobern war. Das war Rhodans Vorhaben in großen Zügen. Seine Frau, Mory Rhodan-Abro, hatte ihn so kräftig unterstützt, daß meine Argumente kaum beachtet worden waren. Niemand unter den Terranern hatte den wahren Grund für meine Ablehnung erkannt - niemand! Nur Icho Tolot, der halutische Überriese, hatte mich mit seinen drei Augen so bezeichnend angeblickt, daß ich mich schon ertappt gefühlt hatte. Tolot hatte jedoch geschwiegen, obwohl er ein dröhnendes Gelächter nicht hatte unterdrücken können. Ich hatte als Begründung für meine Ablehnung vorgegeben, die von Rhodan befohlene Eroberung der Twin-Sonne könne mißlingen, die erwartete ANDROTEST II verunglücken, oder im Raum vor dem Horror-System könnte plötzlich eine Gefahr auftauchen, der das Superschlachtschiff allein nicht gewachsen wäre. Die beiden Transporter waren kaum bewaffnet. Rhodan hatte meine Einwände verworfen. Er hatte glänzende Gegenargumente genannt, und ich hatte mich ihnen nicht einmal verschließen können. Der tatsächliche Grund für meine Ablehnung war meine Menschenkenntnis! Ich ahnte - nein ich wußte, daß Rhodan sich nicht mehr lange davon abhalten lassen würde, die geheimnisvolle Horror-Oberfläche zu erforschen! Niemand ahnte, was dort auf uns wartete, aber ich hatte keinen Zweifel daran, daß es ebenso unangenehm war wie das, was wir innerhalb dieser Welt erlebt hatten. Ich wollte und mußte die zweitausend verwegenen Terraner dazu bringen, mit der CREST Fahrt aufzunehmen und aus eigener Kraft das Twin-System zu erreichen. Von dort aus war die Nachschubfrage kaum noch ein Problem. Selbst wenn es nicht gelang, diesen Stützpunkt zu erobern, so trafen wir dort bessere Verhältnisse an. Wir kannten die sieben Planeten, die sechshunderttausend Lichtjahre vom vordersten galaktischen Basisplaneten entfernt waren. Eine Benutzung des Transmitters für unbemannte Schiffe war durchaus möglich. Man konnte uns einen unverbrauchten Vierstufenraumer schicken, das Twin-System mit schweren Posbieinheiten abriegeln und die denkbaren Sicherheitsmaßnahmen vornehmen. Ich hatte die letzten Tage dazu verwendet, die nötigen Berechnungen durchzuführen. Meine
Unterlagen waren hieb- und stichfest. Die CREST war beim jetzigen Ausrüstungsstand in der Lage, die dreihunderttausend LJ bis zum Twin-System zu überbrücken - allerdings zum Preis des Totalverschleißes aller Maschinen. Wir konnten aber mit eigener Kraft ankommen! Die kosmonautischen Unterlagen der ANDROTEST I lagen vor. Es konnte keine Fehlberechnungen geben. Außerdem hatten wir genügend Zeit, um die am stärksten beanspruchten Maschinenteile nach der Hälfte des Weges auszuwechseln. Zu diesem Zweck sollte ein vollausgerüsteter Posbiraumer mitfliegen. Seine Triebwerke konnten wieder aktionsklar gemacht werden, wenn man das zweite Posbischiff entsprechend ausschlachtete. Ich verstand nicht, warum Rhodan diesen vernünftigen Argumenten nicht zugänglich war. Er mußte doch erkennen, daß meine Planung Hand und Fuß hatte. Ich bereitete mich auf die letzte Unterredung über diese Angelegenheit vor. Mein Verhältnis zu Rhodan war seit Tagen angespannt. Sollte ich ihm sagen, daß ich um sein Leben und um das von zweitausend Männern bangte, weil ich die Mentalität der Menschen kannte? Hätte ich ihm erklären sollen, ich hielte ihn für verrückt genug, auf Horrors Oberfläche zu landen? Nur nicht! Der Hinweis hätte den bereits schwelenden Brand zur hellen Flamme entfacht. Diesen tollkühnen Männern, die vor vier Wochen noch am Ende ihrer Kräfte gewesen waren, juckte es schon wieder in den Fingern. Sie wollten wissen, was es da „unten“ zu finden gab! Ich kann allen galaktischen Intelligenzen nur raten, die Bewohner des Planeten Erde weder zu lieben noch zu hassen. Liebt man sie, kommt man aus den Sorgen nicht mehr heraus. Haßt man sie, hat man noch mehr Sorgen. Was also sollte ich mit diesen galaktischen Wunderknaben anfangen? 2. Leutnant Finch Eyseman, ein braunhaariger Junge mit verträumten Augen, hatte mich in meiner Kabine abgeholt. Eyseman war im vorschriftsmäßigen Dienstanzug erschienen. Die beiden Begleitroboter hatten die Strahlwaffen präsentiert und eine Meldung geplärrt, auf die ich nicht geachtet hatte. Die Zeremonie war von Rhodan angeordnet worden. Natürlich hatte er das Offizielle seiner Einladung betonen wollen. Hinter dem verlegenen Leutnant hergehend, hatte ich die weiten Gänge des Superschlachtschiffes durchschritten. Vor Rhodans Kabine war Eyseman vom Ersten Offizier der CREST, Oberstleutnant
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Brent Huise entlassen worden. Fünf Minuten später hatte ich vor dem Großadministrator des Solaren Imperiums gestanden. Mein Vortrag war wohlwollend angehört worden. Der Leitende Ingenieur, Major Dr.-Ing. Bert Hefrich, hatte mich mit den Schwierigkeiten vertraut machen wollen, die eine Generalüberholung der besonders beanspruchten Maschinenteile mit sich bringen müsse. Ich hatte gekontert und auf die Spezialisten unter der Besatzung hingewiesen. Nach einer Stunde zwecklosen Redens hatte ich endgültig erkannt, daß Perry nicht aus eigener Kraft zum Twin-Transmitter fliegen wollte. Meine Berechnungen hatte man gewissermaßen seziert. Obwohl man keinen Fehler gefunden hatte, war mein Vorschlag abgelehnt worden.
nicht daran, das Horror-System zu verlassen. Perry betrachtete mich nachdenklich. Ich erinnerte mich an unser erstes Zusammentreffen. Damals hatte ich ihn töten wollen - und er mich. Ich erhob mich, warf die Plastikrolle mit meinen Berechnungen auf den Tisch und wandte mich grußlos zum Gehen. „Atlan - nicht so!“ rief Mory mir nach. Ich winkte ab und schritt auf die Tür des Wohnraumes zu. „Sie sollten Ihre wahren Befürchtungen endlich aussprechen. Arkonide“, dröhnte Tolots Stimme auf. Ich blieb stehen und sah zu dem 3,5 Meter großen und 2,5 Meter breiten Giganten hinüber, dessen Vorfahren entscheidend in die arkonidische Politik eingegriffen hatten. Rhodan war zusammengezuckt. Sein ausdrucksloses Gesicht veränderte sich. Er schaute mich durchdringend an. „Wahre Befürchtungen?“ sagte er gedehnt. „Was meint Tolot damit?“ „Sprich! Deine letzte Chance!“ gebot mein Extrahirn. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand, verschränkte die Arme über der Brust und musterte die Anwesenden der Reihe nach. Ich hatte nichts mehr zu verlieren. „Nun schön, ihr sollt es wissen“, erklärte ich betont. „Narren sind unter Umständen zu heilen, wenn man sie davon überzeugen kann, daß sie Narren sind.“ „Danke sehr“, fuhr Holfing auf. Ich lachte ihn an. „Denken Sie an Ihren Blutdruck, der wahrscheinlich noch mehr steigen wird, wenn mein verehrter Freund seinen heimlichen Plan wahrmacht und auf der Oberfläche landet. Das ist doch wohl der Grund für deine hartnäckige Weigerung, oder?“ Rhodan sah zu seiner Frau hinüber. Mory lachte leise und richtete sich auf. Mit einer charakteristischen Kopfbewegung schleuderte sie ihre rotblonden Haare in den Nacken zurück. „Ich wollte die unkalkulierbaren Risiken eines solchen Abenteuers vermeiden“, fuhr ich gemäßigter fort. „Natürlich ist es nicht einfach, die CREST zum Twin-Transmitter zu bringen. Wir laufen Gefahr, unterwegs mit lahmen Triebwerken liegenzubleiben. Zweihundertfünfzigtausend Lichtjahre hätten wir aber auf jeden Fall überwinden können. Den Rest hätten wir nach den erforderlichen Teilreparaturen geschafft. Wie gesagt - der Flug bringt ein gewisses Risiko mit sich, vor allem aber einen beachtlichen Arbeitsaufwand. Wenn die CREST jedoch hierbleibt, wirst du auf Horror landen. Das wird dein Untergang sein. Mehr habe ich zu dem Thema nicht zu sagen.“ Rhodan fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er dachte angestrengt nach.
* Mory Rhodan-Abro lag auf einem Pneumosessel und kraulte den Mausbiber Gucky. Neben ihr stand Oberst Melbar Kasom, der seit einigen Jahrzehnten Chef ihrer plophosischen Leibwache war, obwohl er immer noch als Spezialist der USO geführt wurde. Der Ertruser ging für Mory durchs Feuer, wie man auf der Erde sagte. Die mächtige Gestalt des halutischen Kämpfers und Wissenschaftlers Icho Tolot verdeckte einen Teil der Wand. Seine drei Augen waren auf mich gerichtet. Er hatte kein Wort gesprochen. Cart Rudo, der Kommandant des Schiffes, und die führenden Offiziere und Wissenschaftler hatten es sich auf anderen Sitzgelegenheiten bequem gemacht. Perry stand hinter dem kleinen Rechengehirn und überprüfte einige Daten. Ich saß neben dem cholerischen Chefphysiker Dr. Spencer Holfing. Sein Gesicht war gerötet, und seine frühzeitig ergrauten Haare hingen ihm wirr in die Stirn. Er hatte sich wieder einmal hitzig zu unseren Problemen geäußert. Seltsamerweise war auch dieser kluge Mann gegen meinen Plan. Ich blickte zu den Bildschirmen hinüber. Sie waren wesentlich kleiner als die Sichtflächen der Zentrale aber sie zeigten noch genug von der Einsamkeit des interkosmischen Leerraums. „Wollen wir den offiziellen Teil nicht beenden, Lordadmiral?“ meinte Mory plötzlich. Oberst Cart Rudo, der epsalische Kommandant, grinste unterdrückt. Natürlich war mein Auftritt eine Farce gewesen. „Dein Fehler“, erklärte mein Extrahirn. „Warum hast du den Führungsstab so förmlich zum Erscheinen aufgefordert?“ Ja - warum wohl! Ich hatte gehofft, Rhodan im Beisein der wichtigsten Männer umstimmen zu können. Ich hatte das Gegenteil erreicht. Man dachte
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„Ich denke nicht daran, es sei denn, ganz besondere Vorkommnisse zwingen mich dazu.“ „Diese besonderen Vorkommnisse dürften entweder von deinen Leuten oder von deiner eigenen Unrast konstruiert werden. Ich bin ein alter Mann mit einem junggebliebenen Körper, du terranischer Höhlenwilder! Ich kenne dich und die terranische Mentalität. Euer närrisches Selbstbewußtsein und euer ewiger Wissensdurst lassen euch keine Ruhe. Nun gut - dann landet eben auf Horror und läßt euch von dem letzten Rätsel dieser Welt überraschen. Ich werde vorher mit einem Beiboot aussteigen, damit wenigstens noch ein Mann übrigbleibt, der den Besatzungsmitgliedern der hoffentlich ankommenden ANDROTEST II berichten kann, wie leichtfertig der solare Regierungschef in den Tod gegangen ist. Haluter - wie haben Sie sich entschieden? Fliegen Sie mit?“ Der Riese erhob seine vier Arme und zeigte mir die Handflächen. Sein mächtiger Halbkugelschädel neigte sich nach vorn. Ich bemühte mich, in den faustgroßen Augen eine Gefühlsregung zu entdecken. Es gelang mir nicht, obwohl ich wußte, daß der Haluter ein ausgeprägtes Gefühlsleben besaß. In erster Linie war er aber auf den Kampf, das Erleben und das Abenteuer eingestellt. Es war ein Charakteristikum seines Volkes. „Warten wir ab, Admiral“, erklärte er in einwandfreiem Interkosmo. „Ich werde mich rechtzeitig entscheiden.“ Rhodan seufzte. Wahrscheinlich überlegte er jetzt, wie er mir früher oder später plausibel machen sollte, warum er „unbedingt“ landen müsse. Der Mausbiber kicherte. Er versuchte, mit seinen telepathischen Gaben in meinen Bewußtseinsinhalt einzudringen und meine Gedankenwelt zu belauschen. Ich verstärkte sofort meinen Monoblock. „Gib es auf, Kleiner. Das schaffst du nicht“, spöttelte ich. „Deine parapsychischen Gaben haben in den Etagen oftmals versagt. In der Mittelpunktkugel warst du völlig hilflos. Überlege dir gut, ob du nochmals auf Horror tätig sein willst.“ „Befehlsnotstand“, piepste die Riesenmaus. „Was will man machen, eh? Schließlich bin ich ein Sonderoffizier des Mutantenkorps.“ Ich winkte ab. Der Erste Offizier ließ das Schott aufgleiten. Als ich ging, sagte ich über die Schulter hinweg: „Ich bin nicht verrückt genug, nur deshalb in eine kosmische Falle zu laufen, weil euch die Neugierde keine Ruhe läßt. Du gestattest wohl, daß ich eine Space-Jet startklar mache?“ „Genehmigt“, erklärte Rhodan unwirsch. Unsere Blicke trafen sich. Zwischen mir und dem hageren Terraner war es zum ersten Male seit dem Beginn unserer Freundschaft zu einer ernsthaften
Verstimmung gekommen. Ehe ich den zentralen Rundgang erreichte, läuteten die Alarmglocken. Ich blieb zurück. Rhodan sprang zum Visiphon. Ein Bildschirm blendete auf. Major Enrico Notami, Chef der Ortungszentrale, war am Apparat. „Fremdkörperortung, Sir“, gab er durch. „Entfernung 9,3 Lichtjahre halb metallisch, halb taubes Gestein. Es scheint sich um einen der ganz seltenen Meteore in dieser Gegend zu handeln. Fahrt kaum meßbar. Knapp dreißig Kilometer pro Sekunde. Anweisungen, Sir?“ Ich ging in den Raum zurück und stellte mich neben Rhodan vor die Aufnahmen. „Ja“, entgegnete ich an seiner Stelle. „Berechnen Sie annähernd die Flugbahn. Ich werde mir den Fremdkörper ansehen.“ „Verstanden, Sir. Ende.“ Ich hörte Perry stoßartig ausatmen. Wieder trafen sich unsere Blicke. Die anderen Männer schwiegen. Sie schienen peinlich berührt zu sein. „Man ist immer ganz genau, nicht wahr?“ meinte Perry spöttisch. „Was verspricht man sich davon? Oder hält man den Nickelbrocken für ein Raumschiff?“ Ich beherrschte mich nur mühsam. „Man verspricht sich allerlei davon. Vor allem ist man sicher, für einige Stunden nicht dein Gesicht sehen zu müssen.“ Er schaute mich ungehalten an. Auf seiner Brust pulsierte der Zellaktivator, der ihn biologisch unsterblich machte. „Ich will dir einmal etwas sagen Arkonide“, begann Perry. „Ich liebe keine unerforschten Festungen in meinem Rücken! Niemand weiß, was sich auf der Oberfläche befindet und was dort ausgebrütet wird. Ich will Gewißheit haben. Und jetzt fliege los. Es wird mir ebenfalls guttun dein Genörgel für einige Stunden nicht hören zu müssen. Suche dir einen zweiten Piloten aus. Wen willst du haben?“ „Einen der besten Männer der Flotte“, entgegnete ich aufsässig. „Einen, den du wegen geringfügiger Eigenmächtigkeiten zum sechsten Male degradiert hast. Sergeant Miko Shenon wird begeistert sein.“ Perry nickte zustimmend. „In Ordnung, also Miko Shenon. Sonst noch jemand?“ „Wenn Sie gestatten, fliege ich mit“, meldete sich Icho Tolot. Ich war überrascht. Was bewegte den Haluter, die CREST zu verlassen? Wollte er versuchen, mich umzustimmen? „Bitte sehr. Die Besatzung der CREST hat ihnen ihr Leben zu verdanken. Vielleicht können Sie es ein zweites Mal erhalten, wenn Sie mir jetzt folgen. Start in fünfzehn Minuten.“
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Ich ging ohne Gruß. „Verdammter Dickschädel“, sagte jemand. Ich glaubte, Rudos Stimme gehört zu haben.
Auf allen vieren erreichten Haluter eine Dauergeschwindigkeit bis zu hundertzwanzig Kilometer pro Stunde. Tolot hatte mich einmal auf seinem Rücken getragen. Er war fünfzehn Stunden lang wie eine lebende Rakete über die trostlosen Wüsten des Planeten Power gerast ohne eine Spur von Ermüdung zu zeigen. Neuerdings wußte ich auch, daß unser Freund zwei Gehirne besaß. Die erste Einheit, das sogenannte Ordinärgehirn, war für die motorischen Funktionen des Körpers und die normalen Sinneseindrücke zuständig. Die zweite Einheit, das Planhirn war ein organischer Computer von solcher Packungsdichte, wie sie weder von einer vollpositronischen Anlage, noch von einem menschlichen Gehirn erreicht wurde. Tolot bewältigte mathematische Probleme im Kopf, für die unsere Bordpositronik eine halbe Stunde benötigte. Niemals zuvor war ich derartigen Intelligenzen begegnet. Sie waren von der Natur verschwenderisch ausgestattet worden. Der zweite Mann meiner Besatzung war Sergeant Miko Shenon, ein 1,96 Meter großer Muskelberg mit einem sommersprossigen Babygesicht und fuchsroten Stachelhaaren. Vor einigen Monaten war Shenon zum sechsten Male degradiert worden. Er hatte es mit der Gelassenheit eines Mannes aufgenommen, der an solche Dinge gewöhnt ist. Shenon gehörte zur terranischen Raumfahrerelite, nur konnte er gewisse Eigenmächtigkeiten niemals unterlassen. Seine sechste Degradierung war kurz nach dem Blueseinfall ins Mirnamsystem erfolgt. Zu jener Zeit war unser tollkühner Miko Shenon Major und Kommandant eines Abfangkreuzers im Bereich der 104. Einsatzflotte gewesen. Miko hatte sich mit gewohnter Kühnheit dazu entschlossen, die eigenen Linien zu verlassen, zwei fliegenden Bluesschlachtschiffen zu folgen und sie nacheinander in einem Einsatz auf Leben und Tod abzuschießen. Ich hatte schallend gelacht, Rhodan hatte getobt, und der Chef der Hundertvierten hatte behauptet, dieser rotborstige, ewig grinsende und niemals um Ausreden verlegene Hüne würde ihn noch einmal an den Rand des Wahnsinns bringen. Shenon hatte seine Degradierung mit treuherziger Miene zur Kenntnis genommen und anschließend fünf Männer seines Kreuzers zur Beförderung vorgeschlagen. Das war Miko Shenon! Er trug seine bescheidenen Sergeantenstreifen mit der Würde eines Aristokraten, beschwerte sich nie über sein Schicksal und gab offen zu, ihm wäre recht geschehen.
* Dreizehn Uhr Bordzeit, am 5. Dezember 2400. Die Maschine stand startklar auf den geschliffenen Leichtstahlschienen des Kraftfeldkatapultes. Die Space-Jet, ein hochwertiger diskusförmiger Raumflugkörper, der aus dem veralteten Fernaufklärer vom Typ Gazelle hervorgegangen war, war ausgerüstet worden, als wollte ich eine monatelange Reise unternehmen. Der Versorgungschef Curt Bernard hatte ausnahmsweise nicht gespart. Er hatte auch auf seine üblichen Schwarzsehereien verzichtet und nur erwähnt, er hätte sich glücklich gepriesen, wenn Rhodan auf meinen Plan eingegangen wäre. Icho Tolot saß hinter den beiden Pilotensesseln auf dem Boden. Die Kanzel der diskusförmigen Space-Jet - sie lag auf dem oberen Pol der gewölbten Scheibe - war fast zu klein für den halutischen Giganten, über dessen Heimatwelt wir nichts wußten. Mir war nur klargeworden, daß die Haluter schon lange vor meinen ehrwürdigen Vorfahren die Milchstraße beherrscht, ihre Bewohner unterjocht, später aber freiwillig auf ihre Macht verzichtet hatten. Sie waren älter und offenbar weiser geworden. Tolot hatte behauptet sein Volk bestünde nur noch aus einer Gruppe von Wissenschaftlern, die frei und ungebunden ihren Ambitionen nachgehen könnten. Icho Tolot beispielsweise hatte die menschliche Rasse in sein Herz geschlossen - oder besser gesagt: in eins seiner beiden Herzen. Dieses erstaunliche Lebewesen hatte die Entwicklungsgeschichte der Menschheit als wissenschaftliches Hobby ausgewählt. Da jeder Haluter hier und da einmal dem Drang seines wilden Blutes folgen und irgendwo in den Tiefen der Galaxis Abenteuer suchen mußte, hatte Icho die Menschen als „Medium“ ausgesucht. Mir schauderte, wenn ich an den ungeheuerlichen Metabolismus seines Körpers dachte. Haluter beherrschten jede Körperzelle bis hinunter zum einzelnen Atom durch die Kraft ihres Geistes. Sie konnten ihren Organismus derart beeinflussen, daß aus dem hochelastischen Gewebe ein kristalliner Verdichtungsblock entstand, der härter als Terkonitstahl war. Ihre Nährstoffversorgung war ein noch größeres Rätsel. Ich hatte Tolot mit seinem Mahlgebiß Felsen zermahlen sehen! Aus diesem Grundstoff formte sein Konvertermagen alle chemischen Verbindungen, die Tolot zum Existieren benötigte.
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Terraner von Shenons Art haben die Geschichte der Menschheit geformt. Im Grunde genommen war Miko ein Rhodan-Typ, nur besaß er nicht die ungeheure Selbstdisziplin dieses Mannes. Wir waren ein gutes Team. Ein halutischer Oberriese mit den Fähigkeiten eines hochintelligenten Monstrums; ein tollkühner, alles riskierender Terraner mit dem Verstand eines Hochschulprofessors und dem Leichtsinn eines Schuljungen und ein abgedankter Arkonidenimperator und ehemaliger Flottenadmiral, der schon viel zu lange gelebt hatte um das Unheil nicht kommen zu sehen. Der Prallfeldschlag erfaßte mich um 13:04 Uhr Bordzeit. Die in der Längsachse fünfunddreißig Meter durchmessende Diskusmaschine wurde aus den Schleusentoren des Hangars gestoßen und von der ewigen Nacht des Leerraumes aufgenommen. Das Impulstriebwerk sprang automatisch an. Als es zu dröhnen begann, war die 1500 Meter durchmessende CREST bereits unsichtbar geworden. Icho Tolot sang ein Kampflied seines Volkes. Ich lauschte auf die tiefen Töne, die verhalten und doch grollend über die monströsen Lippen kamen. Tolots rote Augen glühten im schwachen Licht der Armaturenbeleuchtung. Seine tiefschwarze Lederhaut ließ ihn zu einem konturlosen Schatten im Hintergrund der Kanzel werden. Shenon schaute sich um. Grinsend tippte er dem Haluter gegen das rechte Säulenbein und meinte dazu ungerührt: „Wenn Sie es noch etwas fester gegen die Sesselverankerung pressen, können wir gleich in herausspritzender Druckflüssigkeit baden. Dieser Stuhl wird nämlich hydraulisch bewegt.“ Tolot unterbrach seinen Gesang nicht. Immerhin zog er das Bein so weit an, daß der Sockel außer Gefahr war. Shenon hatte mit seiner Warnung durchaus nicht übertrieben. Tolot wog unter der Schwerkraft von einem Gravo 39,8 Zentner. Seine Kräfte waren unvorstellbar groß. Es bereitete ihm keine Mühe, ein tonnenschweres Gerät aus den Verankerungen zu reißen. Shenon klappte den Druckhelm noch weiter auf die Schultern zurück, schaute mich prüfend an und griff dann in die Tasche. Mittlerweile raste die Space-Jet mit hoher Beschleunigung dem Eintauchpunkt zu. Ich wollte den georteten Fremdkörper mit einem kurzen Linearflugmanöver erreichen. „Sie haben doch nichts dagegen?“ erkundigte sich der Sergeant. Treuherzig blickend - Shenon blickte immer treuherzig, wenn er etwas im Schilde führte -, hielt er mir eine Zigarettenpackung „Rotring“ unter die Nase. Ich schaute mißbilligend auf das weiße Stäbchen,
das er behutsam zwischen den Fingern rollte. „Meinetwegen. Sie können es ja doch nicht unterlassen. Was sagt unsere Klimaanlage zu dem Gestank?“ „Zu dem Duft, Sir - zu dem Duft!“ belehrte er mich mit erhobener Stimme. „Es ist wegen meiner zarten Stimme, die nicht zu meinen Körperdimensionen paßt, wissen Sie! Es ist psychologisch unklug, wenn ein starker Mann seine Leute anpiepst, anstatt sie anzugrollen. Das sehen Sie doch ein, Sir, oder?“ Ich seufzte. Das war eine typische Shenon-Ausrede. Er hatte aber tatsächlich eine auffallend helle Stimme. „Sie sind kein Kommandant mehr mein Lieber.“ „Kommt Zeit, kommt Rat“, orakelte Miko grinsend. „Bisher bin ich immer wieder Kommandant geworden.“ Icho Tolot lachte und schaute den Terraner an. Der Blick wirkte unheimlich düster. Ich wußte aber, daß in Tolot wieder einmal, die ausgeprägten Mutterinstinkte erwacht waren. Er liebte Menschen von Shenons Art. „Fangen Sie schon an zu qualmen“, knurrte ich Miko an. „Blasen Sie aber die Duftwolken in eine andere Richtung.“ „Meine Kinderchen sind unartig“ meinte der Haluter. „Gerade das finde ich so schön. Es gibt in der Galaxis kein anderes Volk, das wegen bestimmter Eigenheiten so liebenswert wäre wie die Terraner. Außerdem sind sie harte und kaltblütige Kämpfer. Das wird auf Halut besonders geschätzt.“ Ich winkte ab. Die optische Kontrollmarke wanderte in den Zielkreis ein. Das Eintauchmanöver stand bevor. Ich hatte es noch vor dem Start anhand der Ortungsunterlagen berechnet und in den positronischen Automaten getippt, der das feldabschirmende Kalup-Aggregat steuerte. „Das brauchen Sie diesen modernen Raubrittern auch noch zu sagen. Wann sehen Sie endlich ein, daß ich die Bewohner des dritten Solplaneten besser kenne als Sie? Wenn Sie ihnen - wie man dort sagt! den kleinen Finger reichen, nehmen sie gleich höflich lächelnd die ganze Hand. Verziehen Sie mir die Leute nicht.“ „Ich finde Mr. Tolot ungemein sympathisch“, meinte Shenon ernsthaft. Er zündete die Zigarette an und sog den Rauch so tief ein, daß mir bald übel wurde. Es stank fürchterlich. Zwei Minuten später baute sich das Kalupfeld auf. Wir wurden vom Energiegefüge des Einsteinraumes abgeschirmt. Der Flug erfolgte linear in der instabilen Zwischenzone, die einen Körper nur dann halten und ihren Gesetzmäßigkeiten unterwerfen konnte, wenn eine ununterbrochene Absorption störender Normaleinflüsse gewährleistet war. Das war das
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ganze Geheimnis des millionenfach überlichtschnellen Raumfluges. Man war jedoch nur überlichtschnell in bezug auf das vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum, das von Einstein definiert worden war. In der Zwischenraumzone galten andere Gesetzmäßigkeiten. Hier war die Lichtgeschwindigkeit unendlich, weshalb nichts und niemand sie überschreiten konnte und brauchte. Auf Grund dieser Eigenarten kam es auch nicht zu einer Entmaterialisierung stabiler Körper, wie es bei einer Hypertransition unumgänglich war. Ich lauschte auf das Raunen des Zwischenraumes und dachte dabei an Perry Rhodan. Miko Shenon und Icho Tolot hatten mit keinem Wort versucht, Perry bei mir in Mißkredit zu bringen und meiner Meinung beizupflichten. Das war auch ihr Glück gewesen! Wenn ich mich mit meinem Freund stritt und ihn für einen Narren hielt, so hatten ihn andere Leute noch lange keinen Narren zu nennen. Es sollte wenigstens niemand versuchen, in meiner Gegenwart ähnliche Begriffe zu gebrauchen. Die Angelegenheit war nur zwischen Perry und mir abzumachen.
betrachtete die Bildschirme der optischen Normerfassung. Sie zeigten nur die abgrundtiefe Schwärze des Leerraums an. Drüben, auf der Grünseite, waren die drei gelben Sonnen vom G-Typ zu sehen. Der von ihnen beleuchtete Planet Horror hob sich als Leuchtfünkchen aus der Düsternis hervor. Sonst war nichts zu sehen, was auf Materieansammlungen hingewiesen hätte. Die verwaschenen Nebelflecken im Nord- und Südsektor trugen nicht zur Aufhellung des Raumes bei. Es waren die Milchstraße und der Andromedanebel. Rhodan nickte dem Doppelkopfmutanten Iwan Goratschin zu, fuhr dem Mausbiber Gucky liebkosend über das braune Nackenfell und blieb dann neben dem 2,50 Meter großen Ertruser stehen. Melbar Kasom trug die Uniform der USO. Er befand sich an der Seite von Rhodans Gattin. Mory bedachte den Großadministrator des Solaren Imperiums mit einem rätselvollen Blick und lächelte gequält. „Nun schön, schau mich nicht so vorwurfsvoll an! Vom technischen Standpunkt aus haben wir Atlan entgegen besserem Wissen widersprochen. Das wissen wir alle. Andererseits können wir das Horror-System nicht verlassen, ohne wenigstens den Versuch unternommen zu haben, etwas über die Oberfläche zu erfahren.“ „Mit der gebotenen Vorsicht, wenn ich raten darf“, murrte Oberst Cart Rudo. „Ich bin von unseren Erlebnissen in den Hohlweltetagen vollauf bedient, Madam! Ganz davon abgesehen, ziehe ich es tatsächlich vor, in Ruhe in relativer Sicherheit die Ankunft der ANDROTEST II abzuwarten. Wenn das Ersatzschiff in spätestens vier Wochen nicht eingetroffen ist, hat es im Führungsstab der Andro-Test-Group eine Panne gegeben. Dann können wir immer noch losfliegen.“ Rhodan schaute spöttisch auf den umweltangepaßten Epsaler hinunter. Rudo war ebenso hoch wie breit. Er wirkte wie ein Felsblock. „Was Sie nicht sagen, Rudo! Haben Sie sich etwa eingebildet, Atlan hätte nicht genau die gleichen Überlegungen angestellt? Ihm kommt es nicht darauf an, unter allen Umständen den Flug zu riskieren. Wenn er von unserer Vernunft überzeugt wäre hätte er nicht darauf gedrängt, das Horror-System zu verlassen. Er hätte - so wie Sie! - vorgeschlagen, den Erfolg des Anteg-Programms abzuwarten und erst nach einem vermutbaren Fehlschlag zum Twin-Transmitter zu starten. Oder glauben Sie ernsthaft, der Arkonide hätte nicht daran gedacht?“ Der Kommandant kniff überlegend die Augen zusammen und schwieg. Rhodan sah sich erneut um. „Nun schön, meine Herren, machen wir uns nichts vor! Abgesehen von einigen unverbesserlichen Pessimisten ist jeder einzelne Mann der Besatzung
3. Bericht Perry Rhodan „Da geht er hin, mit Zorn im Bauch“, sagte Perry Rhodan mit einem ärgerlichen Auflachen. „Für ihn sind wir ausgemachte Schwachköpfe und - bei allem, was ich liebe und schätze! - damit hat er sogar recht! Oder ist jemand unter den Herren der Meinung, wir könnten den Twin-Transmitter nicht aus eigener Kraft anfliegen?“ Rhodan drehte den Bildschirmen der Panoramagalerie den Rücken zu und musterte die Offiziere und Wissenschaftler der Reihe nach. Atlans Start war von der Zentrale aus gesteuert und beobachtet worden. Der Erste Ingenieur runzelte die Stirn. „Nur, Sir, so einfach wäre es doch auch wieder nicht...“ „Aber nicht unmöglich, nicht wahr?“ Dr.-Ing. Hefrich schnippte ein Stäubchen vom Ärmel seiner lindgrünen Uniform. „Den Begriff ‚unmöglich‘ gibt es in der Solaren Flotte nicht, Sir. Wahrscheinlich würden es meine Leute schaffen. Wenn wir die einer extremen Materialermüdung unterliegenden Hauptaggregate nach der Überwindung der halben Distanz auswechseln, können wir die dreihunderttausend Lichtjahre überbrücken. Allerdings nur mit Mühe und Not.“ Rhodans schmales Gesicht wurde wieder ausdruckslos. Er versteckte seine Gefühle hinter einer Maske betonter Unpersönlichkeit. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und
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daran interessiert, die Oberfläche zu inspizieren. Wir fühlen uns wieder stark, nicht wahr? Ich bin durchaus nicht überheblich oder auch verwegen genug, unsere menschlichen Schwächen zu leugnen. Andererseits sage ich mir, daß wir Menschen heute noch in Höhlen hausen würden, wenn wir nicht diesen Geist besäßen. Die Neugierde, der Drang, jene Dinge zu erforschen die hinter dieser und der nachfolgenden Naturschranke liegen, hat uns beflügelt. Ich verstehe die Augenblickssituation. Die Psychologen, die es schließlich wissen müssen, haben davor gewarnt. Atlan, der ein noch besserer Psychologe und Menschenkenner ist als alle anwesender Doktoren, fürchtet um unser Leben. Ich nebenbei auch. Ach warum sehen Sie mich so verwundert an?“ „Bei Ihnen lernt man nie aus, Sir“ meinte Oberstleutnant Brent Huise mit einem säuerlichen Lächeln. Rhodan nickte ernsthaft. „Sie sagen es, mein Freund. Lassen Sie sich nur nicht einfallen, Atlan direkt oder indirekt zu beschimpfen Dann bekämen Sie es nämlich mit mir zu tun.“ Huise sah anklagend gegen die gewölbte Zentraldecke, einige Leutnants von der Dienstbereitschaft schauten sich verblüfft an, und Gucky kicherte. Perry schritt auf das Zentraleschott zu. Ohne sich umzusehen, ordnete er an: „Die Oberfläche wird weder angeflogen noch betreten. Tragen Sie diesen Befehl im Bordbuch ein, Herr Oberst. Wenn Atlan zurückkommt, lassen Sie ihn in meine Kabine bitten. Mory - ich möchte dich sprechen.“ Mory Rhodan-Abro erhob sich aus dem Sessel und reckte sich. Mit einer müden Geste strich sie ihre Haare aus der hohen Stirn. Sie war unverändert schön und faszinierend. Der ihr vom sterbenden plophosischen Obman Iratio Hondro überlassene Zellaktivator hatte ihren Alterungsprozeß aufgehalten. „Der Herr hat gerufen“, spöttelte sie. „Ich frage mich manchmal, ob ich nun eine autarke Herrscherin bin oder eine duldsame Ehefrau.“ „Beides, meine Liebe, beides“, erklärte Perry sanft. „Darf ich nun bitten?“ Mory ging. Etwa dreißig Männer Kapazitäten aus Wissenschaft und Technik sowie die Elite der terranischen Raumflotte, schauten dem Paar nach. „Ich wußte doch, daß er Atlans Vorhaltungen nicht standhalten würde“, meinte der Erste Feuerleitoffizier erbost. „Zum Teufel auch wofür haben wir eigentlich unsere Kanonen?“ „Für Demonstrationszwecke, wenn es nach mir geht“, murrte der Versorgungsoffizier Major Curt Bernard. „Sie und Ihre Kanonen! Sie sind ein
psychologisch interessanter Fall; ein typischer Spätzünder, dessen pubertäre Phantastereien jetzt erst in Erfüllung gehen können, weil die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind.“ Major Cero Wiffert lief rot an. „Darf man fragen, woraus diese bestanden haben sollen?“ „Aus einem kindlichen Heldenepos, das Sie mit atomaren Breitseiten aus schweren Schiffsgeschützen identifiziert haben. Jetzt sind Sie Feuerleitoffizier; jetzt sitzen Sie vor Ihrer sogenannten Feuerorgel. Sie brauchen ja nur noch auf die Knöpfe zu drücken. Ich bin dagegen, Kinder von Ihrer Art an solche Mordwerkzeuge heranzulassen.“ Cero Wiffert war sprachlos. Bernards gerötetes Gesicht, aus dem die bläuliche Äderung der Wangen hervorstach war für Wifferts Begriffe eine einzige Anklage. „Ruhe an Bord“, grollte der Kommandant. „Bernard, behalten Sie Ihre Weisheiten für sich. Wenn ich Ihren psychologischen Gutachten folgen wollte, müßte ich die halbe Besatzung in die Gummizelle stecken. Erster...!“ Brent Huise trat vor und nahm Haltung an. „Lassen Sie den Herrn Hauptzahlmeister in das Versorgungslager elf bringen. Ich will in einer Stunde wissen, welche Unterhaltungsfilme wir an Bord haben. Und Sie, Bernard, kommen gefälligst nicht auf die Idee, den Männern wieder Streifen aus altterranischen Revuen vorzuführen. Ich will auf dem Bildschirm keine Frauen sehen, verstanden?“ „Unklug, äußerst unklug, Sir“, regte sich der korpulente Major auf. „Bedenken Sie, wie...!“ „Kein Wort mehr“, sagte Brent Huise mit erhobener Stimme. „Kommen Sie. Ich sehe mir Ihren Laden persönlich an.“ Bernard schritt gestikulierend davon. Der Epsaler lachte. Er wendete sich an die diensthabenden Offiziere, um den Tagesbefehl zu verlesen. In dem Augenblick erfolgte der Alarm. Es war 13:24 Uhr Bordzeit, genau zwanzig Minuten nach Atlans Start. * „Freiwache auf Stationen, Schiff klar zum Gefecht“, dröhnte die tiefe Stimme des epsalischen Kommandanten aus den Lautsprechern der Bzb-Anlage. „Anfrage Ortung: Wo entsteht der Energiesturm?“ Die CREST II verwandelte sich in einen wimmelnden Ameisenhaufen. Die bedingte Gefechtsbereitschaft der letzten Stunden und Tage wurde aufgehoben und in den Klarschiffzustand umgewandelt. Auf der oberen Polkuppel öffneten sich die bereits
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ausgefahrenen Panzertürme der schweren Transformbatterien. Männer, die ohne stehenzubleiben ihre Raumanzüge schlossen und auf die Koppelschalter der Testautomatik schlugen, hasteten zu ihren Stationen. Jedermann bemerkte das Vibrieren das den Stahlleib des Superschlachtschiffes durchlief. Es hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit den Schwingungen, wie sie nach einer Breitseite entstanden. In den Kraftwerkshallen wurden die Stromreaktoren mit Alarmwerten hochgefahren. Etwa neunhundertachtzig Meldungen aus den verschiedenen Stationen liefen innerhalb von zwanzig Sekunden beim Zentralautomaten ein. Er registrierte sie, speicherte sie als Positivimpulse und leitete die Werte als Bestätigungssignal in die Stationen zurück. Eine Rotlampe nach der anderen erlosch. Dreiundachtzig Sekunden nach Rudos Befehlserteilung war das Flottenflaggschiff des Solaren Imperiums in vollem Umfang gefechtsklar. Das war ein Rekordwert, wie er nur von Elitebesatzungen mit jahrelanger Erfahrung erreicht werden konnte. Der Zentralerobot schaltete auf Grün. Die einzelnen Leitstände erhielten noch ein besonderes Klarsignal. Letzte Schotte schlugen zu. Das Rumoren der Leistungsmeiler mäßigte sich. In den Decks oberhalb der Ringwulstetage war das Arbeitsgeräusch kaum noch zu hören. Rhodan wurde vom Preßluftstrom der Notverbindung aus dem Transportrohr gestoßen und innerhalb der Zentrale von einem Prallfeld aufgefangen. Er war zu spät aufgebrochen, um noch die normalen Eingänge benutzen zu können. Schnell schloß er seinen leichten Raumanzug, wartete das Klarsummen der Testautomatik ab und sprang zur erhöhten Bühne hinüber. Rudo hatte seinen Platz längst eingenommen. Neben ihm saßen der Erste und Zweite Kosmonautische Offizier, hinter ihm die Befehlsübermittler und Programmierer. Rhodan zwängte sich zwischen den ausgefahrenen Geräteablagen hindurch und ließ sich in den Kontursessel des Admiralsstandes fallen. Die Anschnallgurte schnappten über seinen Körper und rasteten magnetisch ein. Rudo winkte. Er saß drei Meter von Perry entfernt. Auf den Bildschirmen der Normalerfassung war nichts Besonderes zu sehen. Dafür schien auf den Reliefflächen der Energieorter ein Hexentanz stattzufinden. Der Planet Horror war in wenigen Augenblicken zu einem feuerspeienden Körper geworden. Eine der
drei gelben Sonnen schien sich entgegen aller Naturgesetze im Zeitraum von nur drei Minuten in eine Nova verwandelt zu haben. Rhodan sah auf die Schirme. Sein Gehirn weigerte sich, das Geschehen als Tatsache aufzufassen. Die nördliche Halbkugel des Planeten Horror glich einem Vulkan, aus dessen Zentrum eine orangerote Energiesäule von unvorstellbarer Stärke hervorbrach. Sie raste in den Raum, breitete sich dabei geringfügig aus und trat in Kontakt mit der pulsierenden Sonne. Rhodan wußte, daß Horror von einem riesigen Schacht durchzogen wurde, der die beiden Pole der Planeten miteinander verband. Auf der südlichen Halbkugel war alles ruhig. Nur der Nordpol spie nach wie vor eine Flammensäule aus. So sah es aus, wenn die Sonnentransmitter eines unbekannten Volkes zu arbeiten begannen. So sah es aus, wenn Körper bis zur Größenordnung eines kleineren Planeten von der Sendestation entstofflicht, abgestrahlt und im Empfänger rematerialisiert wurden. Es gab aber auch noch eine zweite Möglichkeit für das Entstehen dieser orangeroten Impulssäule. Man hatte es erlebt. Sie bedeutete die Vernichtung. Perry dachte an die künstliche Sonne, die im Zentrum des Hohlweltplaneten aufgebaut worden war. Was ging dort jetzt vor? Was wurde von dem Transmitter empfangen, umgepolt und an die drei Sonnen abgestrahlt, die als eigentliche Kraftquelle anzusehen waren? Kam etwas an, oder wurde etwas abgestrahlt? „Waffenstrahl“, meldete sich der Chefmathematiker Dr. Hong Kao aus seiner Rechenzentrale. Rhodan empfing den Anruf über sein Helmgerät. Da es an Bord der CREST II noch relativ ruhig war und die Waffentürme schwiegen, schaltete er den Helmsender ab und benutzte die stationäre Bordsprechverbindung. „Sind Sie sicher, daß es sich nicht um einen Transport mit dem Ziel einer Rematerialisierung im Horror-System handelt?“ Hong Kaos Fernbild vergrößerte sich. Er war dichter vor seine Aufnahme getreten. Alle anderen Bzb-Verbindung wurden vom Robotautomaten unterbrochen. Die Meldungen aus den wissenschaftlichen Zentralen wurden bis zum eventuellen Gefechtsbeginn vorrangig behandelt. „Ich muß mich berichtigen, Sir. Es kommt schon etwas an, aber es wird nicht wiederverstofflicht. Der Transmitter arbeitet demnach als Waffe. Irgendwo im Stützpunktgürtel vor dem Andromedanebel muß es zu einem Zwischenfall gekommen sein. Ein Fremdkörper oder auch mehrere wurden von einer
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Auffangstelle erfaßt, getestet und zur Vernichtung verurteilt. Die mysteriösen ‚Meister der Insel‘ schlagen wieder einmal zu. Es kann nicht festgestellt werden, was vom Hohlweltempfänger aufgenommen und als verdichteter Hyperimpuls in eine der drei Sonnen abgestrahlt wird.“ Cart Rudo erblaßte. Perry brauchte sich nicht danach zu erkundigen, woran der Kommandant augenblicklich dachte. Es war durchaus möglich, daß es im Verlauf der von Rhodan befohlenen Eroberung des Twin-Systems zu einem Unfall gekommen war. Jedermann an Bord der CREST II dachte daran. Die Meldungen aus den einzelnen Stationen verstummten. Nur das Dröhnen der Energiestationen und der rumorende Arbeitstakt der Triebwerks-Bereitschaftsschaltung blieben konstant. Rhodan entschloß sich zu einer Durchsage. „An alle“, klang seine Stimme auf. „Ein Eingreifen wäre zwecklos. Gefechtszustand bleibt bestehen, bis der Ausbruch nachläßt Die CREST II startet auf keinen Fall.“ Cart Rudo schwenkte seinen Sessel herum, um die Reliefübermittlung aus der Ortungszentrale besser beobachten zu können. Mory Rhodan-Abro meldete sich aus Rechenraum drei, in dem kausale Probleme bearbeitet wurden. „Der Energieausbruch steht in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Twin-Invasion“, gab sie erregt durch. „Wir sollten wenigstens näher an den Planeten heranfliegen, um zu versuchen, einige Messungen durchzuführen.“ „Abgelehnt“, entschied Rhodan. „Wenn es zu einer Abstrahlung verunglückter Einheiten gekommen ist können wir ohnehin nicht mehr helfen. Unsere Technik ist nicht weit genug fortgeschritten, um entscheidend in die Schaltintervalle von Sonnen-Transmittern eingreifen zu können. Der Energieaufwand von nur einem Stern ist milliardenfach größer als die Leistung unserer Kraftwerke. Ortung können Sie Strukturerschütterungen im Normalraum registrieren?“ „Massenhaft, Sir“, bestätigte Major Notami. „Die hyperenergetische Impulsverdichtung erfolgt über dem Polgebiet. Die 4-D-Taster stellen dazu den Aufbau eines normalenergetischen Kraftfeldes über dem Nordpol fest.“ Rhodan beugte sich vor. „Bitte...? Kraftfelder? Etwa Schutzschirme?“ „Vielleicht, Sir. Die Auswertung läuft. Auf Horror sind sehr starke Kernprozesse eingeleitet worden. Sie werden trotz der Hyperausbrüche erkennbar. Noch eine Meldung, Sir. Kommt eben herein. Die Masseund Materietaster sprechen an. Auf dem Pol werden metallische Körper ausgemacht. Sehr groß, Auswertung läuft ebenfalls an.“
„Wieso sind diese Körper nicht schon vor Tagen und Wochen erkannt worden?“ „Das ist zur Zeit unser Problem. Um stationäre Masseeinheiten kann es sich nicht handeln, oder wir hätten sie durch die zahlreichen Fernmessungen entdeckt Hier - die ersten Daten. Die Positronik stellt fest, die erkannten Körper könnten jetzt erst aufgetaucht sein.“ Rhodan gelang es kaum, die in ihm aufsteigende Erregung zu unterdrücken. Tausend Gedanken und Vermutungen schossen ihm durch den Kopf. Welche Körper konnten so unvermittelt erscheinen? Eigentlich nur Raumschiffe. Die gelbrote Flammensäule schien demnach nicht nur als Waffenstrahl zu arbeiten. Etwas kam an. Cart Rudo dachte in ähnlichen Bahnen, nur dehnte er seine Hypothesen noch weiter aus. Rudo war in erster Linie Kommandant, den die strategischen Bedeutungen des Ausbruchs weniger interessierten, als die Sicherheit seines Schiffes. „Angreifen, Sir“ forderte er hastig. „Angreifen, ehe die Schiffsbesatzungen aus dem Rematerialisierungsschock erwachen und mit ihren Fahrzeugen in den Raum vorstoßen.“ „Niemand weiß genau, ob es sich bei den ausgemachten Metallmassen um Schiffe handelt“, erklärte Rhodan schärfer als beabsichtigt. „Aber Sir - was soll es sonst sein?“ rief Rudo noch erregter. Er sah im Geiste seine nagelneue CREST II in einer atomaren Explosion vergehen. „Wir haben die Oberfläche vier Wochen lang Stunde für Stunde abgetastet. So große Materialansammlungen hätten wir unbedingt erkennen müssen. Nun läuft der Hohlwelttransmitter, und plötzlich sind Metallkörper vorhanden. Glauben Sie etwa, unser unbekannter Gegner hätte Brücken, Industriewerke oder meinetwegen Fertighäuser nach Horror transportiert? Wir waren uns doch darüber klar, daß unsere Aktionen in den drei Etagen und im Horrorzentrum registriert worden sind. Jetzt kommt der Gegenschlag. Sir, ich flehe Sie an! Lassen Sie mich starten und zuschlagen, ehe es zu spät ist.“ Rhodan zögerte. Er fühlte die Blicke der Männer wie Nadelstiche. In der Feuerleitzentrale klappte Major Cero Wiffert aufreizend langsam seinen Druckhelm über den Kopf. Die Männer der Abteilung folgten seinem Beispiel. Dann hörten sie Rhodans heisere Stimme aus den Kopfhörern dringen, die außen mit einer dicken Schicht schallabsorbierender Schaumstoffmasse überzogen waren. Wenn die Batterien der CREST zu feuern begannen, dann war es so, als hielte man sich nahe am Explosionszentrum einer Kernbombe auf. „Ich kann mich Ihrer Theorie nicht anschließen, Rudo. Wir standen vier Wochen lang viel zu weit von
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dem Planeten entfernt, um mit voller Sicherheit behaupten zu können, es hätte dort nie metallische Massen gegeben. Sie können durch das ebenfalls festgestellte Anlaufen atomarer Maschinen in irgendeiner Form strahlungsaktiviert worden sein. Deshalb werden sie jetzt plötzlich von unseren Tastern ausgemacht. Wir nehmen lediglich eine Eigenstrahlung auf.“ „Sir - lassen Sie mich starten“, bat Rudo beschwörend. „Schicken Sie wenigstens die beiden Posbiraumer zur Näherkundung aus.“ „So gut wie zwecklos. Das sind Transporter, die pro Einheit nur noch über vier leichte Geschütze verfügen.“ „Horror funkt“, klang eine andere Stimme auf. Major Kinser Wholey, Chef der Funkzentrale, hatte sich eingeschaltet. Sein dunkelhäutiges Gesicht erschien auf den Verbindungsschirmen. Es wirkte angespannt. „Was?“ schrie Rhodan. „Horror funkt“, wiederholte der Afro-Terraner. „Hyperwelle, Flottenfrequenz. Eingangsleistung nur 0,56 Torp, verzerrt. Wortlaut kann nicht ermittelt werden. Es kommen nur Streuschwingungen durch, aber die liegen einwandfrei auf der Flottenfrequenz.“ Rhodan sah sich um. Cart Rudo bebte vor Ungeduld. Fordernd, das Befehlsmikrophon bereits an den Lippen, schaute er Rhodan an. Die Logikzentrale meldete sich. Das mathelogische Gehirn, das mit der ANDROTEST I angekommen war, hatte Wholeys Durchsage bereits ausgewertet. Dr. Holfing war am Apparat. „Die Möglichkeit, daß es sich bei den erkannten Körpern um eigene Fahrzeuge handelt, wird mit fünfzig Prozent eingestuft“, erklärte der Physiker. „Es ist unklar, wie sie dem Transmitterstrahl entgangen sein können.“ „Schließlich sind wir auch aus der Hohlkugel herausgekommen“, schrie Rudo mit dem Stimmaufwand eines umweltangepaßten Epsalers. Er war nicht zu überhören. „Unsere Leute kennen die Gefahren durch den ANDROTEST-Bericht. Vielleicht liegen sie hilflos auf der Oberfläche und kämpfen um ihr Leben. Sie können so wie wir - in einem Rotationsfeld hängen.“ „Alles möglich“, entschied Holfing. „Ich übernehme aber keine Garantie. Die Theorie des Großadministrators ist auch nicht von der Hand zu weisen. Es kann tatsächlich sein, daß wir die Massen nahe dem Nordpol erst jetzt orten, weil sie strukturell aktiviert worden sind.“ „Bitte - was verstehen Sie unter einer Massenaktivierung?“ schaltete sich die mathematische Abteilung ein. Dr. Hong Kao sprach. „Ich kann mir darunter nichts vorstellen.“ Holfing brüllte plötzlich.
„Natürlich nicht! Meinen Sie etwa, ich hätte eine Erklärung? Ich weiß nur, daß wir auf Horror Dinge erlebt haben, die jenseits unserer Erkenntnisse liegen. Ich kann mir beispielsweise auch nicht vorstellen, wie man zwei, drei oder mehr Sonnen dazu bewegen kann, wie ein normaler Transmitter zu arbeiten. Ich stelle hier Hypothesen auf, sonst nichts.“ „Horror funkt immer noch. Streustrahlung“, meldete sich Kinser Wholey. „Kein Wortlaut erkennbar, Impulsintervalle völlig ungleichmäßig aber Flottenfrequenz!“ „Machen Sie mich nicht wahnsinnig mit Ihren betonten Hinweisen auf die Flottenfrequenz“, rief Rhodan wütend. „Ruhe an Bord, wenn ich bitten darf. Ortung - haben Sie die metallischen Massen noch immer in Ihren Tastern?“ „Einwandfrei, Sir. Vorwiegend Stahl oder stahlähnliche Legierungen. Auswertung liegt jetzt vor. Dazu werden Hochleistungskonverter angemessen. Die Energiekurve ist eindeutig. Auf dem Pol...!“ „Nicht über dem Pol?“ unterbrach Rhodan. „Nein, Sir, auf dem Pol, also auf der Oberfläche laufen gesteuerte Kernprozesse ab.“ „Schiffsmaschinen!“ behauptete Cart Rudo. „Was sonst?“ Rhodan erblaßte. Wie gehetzt blickte er zu den Schirmen der Bordkontrolle. Die Werte der einzelnen Hauptstationen wurden direkt in die Zentrale übertragen. „Sir...!“ mahnte der Kommandant. „Lassen Sie mich doch wenigstens nachsehen! Ich will ja nicht landen.“ Rhodan entschloß sich innerhalb einer Sekunde. Es gab kein Zurück mehr. „Dann starten Sie; aber riskieren Sie nicht zuviel. Eine Landung kommt nicht in Frage. Funkraum: Nachricht an Atlan absetzen. Situation schildern. Stellen Sie eine Direktverbindung mit den Posbiraumschiffen her.“ „Klar zum Alarmstart“, ertönte Rudos Stimme. Seine Erleichterung schwang in den Worten mit. „Fertigmachen zum Kurzstrecken-Linearflug, Rechenwerte eintippen.“ Eine halbe Minute später dröhnten die Triebwerke des Superschlachtschiffes auf. Zusammen mit der anruckenden CREST II nahmen auch die Posbi-Raumschiffe Fahrt auf BOX-9780 sicherte die linke Flanke BOX-9781 stand im Grünsektor querab. Die Plasmagehirne an Bord der beiden Fragmentgiganten hatten Rhodans Anweisungen ohne Vorbehalte angenommen. Als die CREST II nach einer wilden Beschleunigung von sechshundert Metern pro Sekundenquadrat ein Drittel der einfachen Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte, schaltete die
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Überlichtautomatik. Das Schiff verschwand mit einer irrlichternden Leuchterscheinung im linearen Zwischenraum. Die Posbis folgten. Schon wenige Sekunden später tauchten die drei schweren Einheiten ins Normaluniversum zurück. Der Planet Horror erschien als glitzernde Scheibe auf den Bildschirmen der Außenbordpositronik. Jetzt flammten alle drei Sterne. Nummer B und C schienen sich dem Pulsieren der als A bezeichneten Sonne angeglichen zu haben. Die Entfernung zu Horror betrug nach dem Eintauchmanöver noch hundertfünfzig Millionen Kilometer. Cart Rudo war exakt im errechneten Sektor angekommen. Die gewaltige Energiesäule, die immer noch aus dem nördlichen Pol hervorschoß und Kontakt mit der A-Sonne suchte, war jetzt auch auf den Normalbildschirmen zu sehen. Der von ihr entfesselte Energiesturm war geringfügiger als angenommen. Die auftreffenden Impulse wurden von den Schutzschirmen der CREST mühelos abgewehrt. Rudo sah sich triumphierend um. Rhodan schaute ausdruckslos auf die Monitore. „Na also“, sagte Rudo über die Sprechanlage des Raumanzuges. „Kleine Fische, Sir. Wir sollten nur nicht in die Transportzone hineinfliegen.“ „Es wäre kaum ratsam. Bleiben Sie auf Kurs. Polgebiet anfliegen Anweisung an die Posbis durchgeben Beide Schiffe sollen vorstoßen und die Lage sondieren. Wir fliegen im freien Fall mit einem Drittel LG.“ Wieder reagierten die beiden Fragmentraumer mit der Präzision eines Uhrwerks. Ihre flammenden Triebwerksströme wurden auf den Echoschirmen der Energietaster sichtbar. Sie waren in wenigen Augenblicken verschwunden. Die CREST raste hinter ihnen her. In den einzelnen Abteilungen liefen die spezialisierten Rechengehirne. Daten über Daten wurden in die Hauptpositronik weitergeleitet, die sie koordinierte und einen Abschlußbericht gab. Die georteten Masseeinheiten standen tatsächlich auf der Planetenoberfläche. Eine optische Erfassung war wegen der ultrahellen Leuchterscheinungen noch nicht möglich. Es stand aber fest, daß die Körper sehr groß waren. Die Konturzeichner der überlichtschnellen Orter zeichneten die Umrisse von vier Objekten ab. „Wenn das Raumschiffe sind, gehe ich zu Fuß bis zur Milchstraße“, erklärte Brent Huise. Sein Kommandant schaute ihn verweisend an. Rudo hatte auch schon bemerkt, daß er sich geirrt hatte. Die Ortung meldete sich. „Die Körper bestehen aus vier gleichartigen Kuppelbauten, kreisförmig, etwa zehn Kilometer
durchmessend, ebenfalls zehn Kilometer hoch. Sie stehen an den Eckpunkten eines Quadrates, das durch sie gebildet wird. Seitenlänge etwa vierzig Kilometer. Der nordpolare Transmitterschacht mündet genau im Mittelpunkt des Vierecks. Die Bauwerke scheinen Kraftwerke zu sein. Ende.“ Rhodan triumphierte nicht. Rudos Gesicht war unbewegt. Es genügte, daß man den Irrtum erkannt hatte. Perry sagte lediglich vor sich hin: „Jetzt möchte ich nur wissen, wieso wir diese Gebilde nicht schon früher ausgemacht haben. Zehn Kilometer durchmessend - zehn Kilometer hoch; das ist immerhin ein beachtlicher Aufwand! Dr. Hong Kao - kennen Sie die Lösung?“ Der Chefmathematiker verneinte. Er war auf Hypothesen angewiesen. „Wahrscheinlich waren wir zu weit entfernt, Sir. Eine Massetastung ist immer schwierig, und eine genaue Analyse hängt von den Mineralvorkommen in der Nähe des Objektes ab. Ich schätze, daß die Fehlortung eine Folgeerscheinung überdimensionaler Felder war, die wohl immer über dem Schlund des Transmitterstollens liegen dürften. Diese Einflüsse verschwanden, als der Zentrumsempfänger zu arbeiten begann. Die Nulleistungs-Streueffekte können aufgehoben worden sein. So erhielten wir das erste Ergebnis.“ „Akzeptiert. Danke sehr. Anfrage Funkraum: Hat Atlan Ihren Spruch bestätigt?“ „Nein, Sir.“ „Kann er ihn mit Sicherheit empfangen haben?“ „Ganz sicher. Atlans Position ist bekannt. Die Richtstrahler wurden genau auf ihn eingeschwenkt.“ „Rufen Sie ihn nochmals an. Schildern Sie die Situation im Klartext.“ „Das dürfte zwecklos sein, Sir. Wir befinden uns jetzt in einer extremen Störzone. Der Transportstrahl überlagert alle Hyperfrequenzen.“ Die CREST II flog weiter auf den Planeten zu. Die Energiesturm-Ausläufer wurden nach wie vor mühelos von den Schutzschirmen absorbiert. Durchkommende Hyperimpulse waren ungefährlich. Sie verursachten lediglich eine Störung der auf fünfdimensionaler Basis laufenden Geräte. 4. Horror mit seinen drei Sonnen war ein künstlich aufgebautes System. Hier war alles möglich, was es normalerweise nicht gab oder nicht geben konnte. Die Distanz zwischen dem relativ unbeweglichen Planeten und seinen drei Sonnen betrug 95 Millionen Kilometer. Die gelben G1-Sterne umliefen die eigenartige Welt auf einer genauen Kreisbahn, in der es nicht die geringsten Librationserscheinungen gab.
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Es war eine unvorstellbare Konstellation, und doch war sie gegenständlich. Es „gab nichts daran zu rütteln“, wie sich die Wissenschaftler des Superschlachtschiffes ausgedrückt hatten. Rhodan hatte minutenlang gezögert, ehe er einer Überquerung der Sonnenbahn zugestimmt hatte. Nun befand man sich innerhalb des fiktiven Kreises, der von den Umlaufsternen gebildet wurde. Die Energiestürme waren stärker geworden; aber sie bildeten noch immer keine Gefahr für die Defensivwaffen des terranischen Schiffes. Die stromerzeugenden Aggregate waren erst mit 3,4 Prozent ausgelastet. Seit der Überquerung der Kreisbahn waren erst wenige Minuten vergangen. Die beiden Posbiraumer waren längst verschwunden. Wenn sie mit voller Schubleistung Fahrt aufgeholt hatten, konnten sie nun dicht über der planetarischen Oberfläche stehen und mit der Erkundung beginnen. Die CREST mußte bei gleichbleibender Geschwindigkeit in etwa fünfzehn Minuten im Zielgebiet eintreffen. Es lag dreihunderttausend Kilometer von Horror entfernt. Dieser Sicherheitsabstand war von der Bordpositronik auf Grund der Erfahrungswerte ermittelt worden. Während des Anfluges geschah nichts, was auf besondere Gefahren hingedeutet hätte. Die Distanz schrumpfte zusammen. Horror wurde größer und größer, bis er schließlich die Bildschirme blickfangend ausfüllte. Es geschah wiederum nichts. Der Transmitterstrahl stach nach wie vor in die Schwärze des Raumes hinauf und mündete in der A-Sonne deren heftige Gasausbrüche ebenfalls gefahrlos waren. Sie stand „auf der anderen Seite“ des Planeten. Die Entfernung zu Horror betrug nur noch drei Millionen Kilometer, als Rhodan in das unerträglich werdende Schweigen hinein sprach. „Es ist etwas faul im Staate Dänemark!“ „Wie bitte?“ fragte Cart Rudo verwundert. Perry winkte ab. „Vergessen Sie es. Der Ausspruch stammt aus einem historischen terranischen Meisterwerk. Sie kennen es nicht. Oberst Kasom...!“ Der ertrusische Umweltangepaßte, noch größer, schwerer und stärker als Cart Rudo, hatte vor einer Viertelstunde die Zentrale betreten. Seine blauschwarze USO-Uniform stach kaum aus dem Dämmerlicht der Gefechtsbeleuchtung hervor. Kasom hatte den Druckhelm auf die Schultern zurückgeklappt. Sein sandfarbener Haarkamm, ein Zeichen ertrusischer Manneswürde, ragte über den Rand des Helmes hervor. „Sir...?“ „Kasom, wir haben manches Abenteuer zusammen durchgestanden. Erinnern Sie sich an die Erlebnisse auf Kahalo und später auf Roost?“
„Genau, Sir“, dröhnte die Stimme des umweltangepaßten Menschen. Kasom trug wie Rudo und der Haluter einen Mikrogravitator, der ihm die gewohnte Schwerkraft von 3,4 Gravos ersetzte. „Schön. Eine Frage, Ertruser: Was würde Ihr Chef, Lordadmiral Atlan, in meiner Lage tun? Weiterfliegen oder sofort umkehren?“ Kasom schaute zu Mory hinüber. Seine Augen verengten sich. Ehe er den Mund öffnete, erklärte Rhodan ironisch: „Nein, nein, Sie sollen sich jetzt nicht überlegen, welche Antwort richtig ist, damit Ihr Schützling nur nicht in Gefahr kommt. Ich will von Ihnen als Mitarbeiter Atlans und in Ihrer Eigenschaft als Spezialist der USO wissen, wie sich der Arkonide in meiner Lage verhalten würde. Also...?“ „Weiterfliegen, aber früher stoppen als von der Bordpositronik vorgesehen. Der Abstand zu Horror sollte sechshunderttausend Kilometer nicht unterschreiten.“ „Danke.“ „Ich habe noch etwas zu sagen, Sir. Ich meine wenn ich schon darzulegen versuche, wie Atlan sich verhalten würde...“ „Und...?“ „Da die CREST nun doch in das System eingedrungen ist, würde der Lordadmiral alle bisherigen Bedenken über Bord werfen. Es ist strategisch und für die Schiffssicherheit erforderlich, die vier erkannten Polbauten unter Feuer zu nehmen und anschließend nachzusehen, was da unten eigentlich gestanden hat.“ „Sie sind ein Ungeheuer, Kasom.“ Der 2,51 Meter große Riese grinste. „Durchaus nicht, Sir. Ich identifiziere mich augenblicklich mit meinem Oberbefehlshaber. Deshalb darf ich auch seinen berühmten Ausspruch anwenden, der da lautet: ‚Du lernst es nie, Höhlenwilder‘.“ „Beherrschen Sie sich gefälligst“, forderte der Kommandant. Der Ertruser musterte ihn mitleidig. Er wog 16,3 Zentner, der Epsaler knapp eine halbe Tonne. „Wenn Männer reden, haben die Zwerge von Epsal zu schweigen.“ Rudo fuhr wild herum. Die beiden Giganten maßen sich mit den Blicken. Beide besaßen sie hohe Dienstränge; beide unterstanden sie einem anderen Befehlshaber. „Das genügt, danke“, unterbrach Rhodan den beginnenden Streit. Kasom verneigte sich und stampfte davon. Cart Rudo wandte sich erbittert seinen Kontrollen zu. Kurz darauf erteilte Rhodan seine Befehle. Die CREST II hatte in einer Entfernung von sechshunderttausend Kilometern ihre hohe Fahrt aufzuheben, mit fünftausend Kilometer pro Sekunde
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auf eine exakte Kreisbahn einzuschwenken und Horror im empfohlenen Sicherheitsabstand zu umfliegen. Perry richtete sich instinktiv nach den Worten eines Mannes, der den Arkoniden Atlan aus zahllosen USO-Einsätzen so genau kannte wie kein anderer Mensch. Vernünftiger hätte der Großadministrator des Solaren Imperiums nicht handeln können.
ommandos, Captain Sven Henderson. „Schleusen Sie eine unbemannte Erkundungssonde aus“, ordnete Perry an. „Lassen Sie den Flugkörper dicht über die Oberfläche hinwegstreichen und Aufnahmen machen. Die physikalischen Werte kennen wir. Mich interessieren die klimatischen Verhältnisse und die Bodenbeschaffenheit. Programmieren Sie das Steuergehirn entsprechend.“ „Verstanden, Sir. Sonde wird klargemacht.“ „Achtung, Ortung: Können Sie die beiden Posbis erkennen?“ „Undeutlich“, berichtete Notami „Wir können sie nur als Echopunkte wahrnehmen. Sie stehen kaum hundertfünfzig Kilometer über der Oberfläche.“ „Leichtsinn“, rief Rudo aufgebracht. „Da drüben hat man wohl vergessen, daß wir auf die Vorräte angewiesen sind? Wenn sie in eine Salve hineinfliegen, sind sie erledigt.“ „Woher sollte diese Salve wohl kommen?“ erkundigte sich Rhodan. „Aus den beiden Polkraftwerken?“ Der Epsaler schwieg. Auch das war eine Frage, auf die man keine Antwort fand. Was ging auf der Oberfläche dieser Welt vor? Die ersten Fernaufnahmen des Bordobservatoriums wurden vorgelegt. Rhodan betrachtete sie intensiv. Horror war eine Extremwelt, völlig eben, und wurde nur hier und da von einem Wasserrinnsal durchzogen. Die höchsten Bodenerhebungen maßen zwölf Meter. Sonst herrschte eine brettflache Wüstenoder Prärielandschaft vor, die weder von Städten oder sonstigen Anzeichen einer Zivilisation unterbrochen wurde. „Öde und leer, Sir“, berichtete die astronomische Abteilung. „Da unten ist nirgends etwas zu sehen, was höher als zwölf Meter wäre. Selbst diese Bodenwellen, denn mehr sind sie nicht, sind so selten, daß man schon danach suchen muß. Die durchschnittlichen Dünenkämme ragen höchstens bis sechs Meter empor. Ich habe noch nie einen Planeten gesehen, der so gleichmäßig eingeebnet gewesen wäre wie Horror.“ „Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen“, erklärte Perry ahnungsschwer. „Eingeebnet! Ich möchte wetten, daß dort einmal ein verheerender Atomkrieg stattgefunden hat. Unter Umständen wurden auch Waffen eingesetzt, die ähnlich wie ein Fiktivtransmitter wirken. Erinnern Sie sich an die Andeutungen der Gefühlswesen in der dritten Etage? Sie fürchteten sich vor den Intelligenzen der Oberfläche. Sicherlich ist es vor unbekannten Zeiten zu einem Krieg zwischen den Völkern gekommen. Dabei wurden die sogenannten Denker der dritten Hohlweltetage ausgerottet. Vorher scheinen sie aber ihrem Gegner empfindliche Schläge versetzt zu
* Viele Rätsel hatten sich geklärt, andere hatten sich ergeben. Die ersten Ortungsergebnisse waren falsch gewesen. Es gab weder einen Schutzschirm, noch waren Raumschiffe zu erkennen. Die Energiestrahlung der Kraftwerke war jedoch so hoch, daß man Rückschlüsse auf ihre Leistung ziehen konnte. Sie lag bei zwanzig Millionen Megawatt. Jetzt ergaben sich einige primäre Fragen. Wer hatte auf der Flottenfrequenz gefunkt? Welche Aufgabe hatten die vier riesigen Bauwerke zu erfüllen, die wie dickbauchige Wassertürme aussahen? Mit einer Energieversorgung des Gigant-Transmitters hatten sie nichts zu tun. Er benutzte als Kraftquelle die drei Horror-Sonnen. Es konnte keine befriedigende Antwort gefunden werden. Nach dem Einschwenkmanöver auf die weite Kreisbahn war auf dem Südpol eine zweite Riesenkonstruktion ausgemacht worden. Auch hier standen vier plumpe Turmbauten, nur liefen in ihnen keine Maschinen. Die Ortung war schwierig, und das deutete auf ein Absorberfeld hin. Es wurde klar, warum man die Nordpolstation nicht wesentlich früher ausgemacht hatte. Die CREST hatte zu weit entfernt im Leerraum gestanden. Die Frage, wofür die enorme Stromerzeugung vorgesehen war und wer auf der terranischen Hyperfrequenz unverständliche Zeichen ausgeschickt hatte, blieb ungeklärt. Die beiden Fragmentraumschiffe hatten schon eine halbe Stunde zuvor den Planeten erreicht. BOX-9780 und 9781 umflogen Horror in einer wesentlich engeren Kreisbahn als die CREST. Die Funkverbindung zu den Posbis war so stark gestört, daß ein Erfahrungsaustausch unmöglich war. Rhodan hoffte jedoch auf die Intelligenz des Steuerplasmas. Wahrscheinlich würden die Kommandogehirne ihre beiden Versorger abdrehen lassen, sobald alle Einzelheiten ermittelt waren. Horror stand als leuchtende Scheibe auf den Bildschirmen der Normerfassung. Im Verhältnis zu der großen Entfernung war die Restfahrt der CREST so gering, daß mit einer schnellen Umkreisung des Planeten nicht gerechnet werden konnte. Rhodan rief die Hangarzentrale an. Diensthabender Gefechtsoffizier war der Chef des
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haben. Selbst bei einer künstlich installierten Welt wenn ich den Begriff einmal gebrauchen darf! sollten Gebirge, Flüsse, wellige Wüsten oder sonstige Bodenformationen vorhanden sein, die wenigstens etwas Abwechslung in das Gesamtbild bringen. Horror ist zweifellos in den intergalaktischen Leerraum transportiert und hier mitsamt den drei ebenfalls herbeigeschafften Sonnen als Stützpunkt in die Transmitterkette eingebaut worden. Diese Welt hat früher nicht so ausgesehen.“ Er blickte nochmals auf die Bilder und überreichte sie Cart Rudo. Die Nervenanspannung unter den Männern der CREST milderte sich. Hier und da klang ein befreites Lachen auf. Erste Diskussionen über die trostlose Oberflächengestaltung des Höllenplaneten fanden statt. Man war sich darüber einig, daß man vier Wochen lang die Gefahren viel zu hoch eingestuft hatte. Man hatte die Verhältnisse in den Hohlweltetagen als Maßstab angelegt und daher angenommen, die Oberfläche müßte das Nonplusultra sein. Das Gegenteil schien der Fall zu sein. Wenn es einmal etwas gegeben hatte, was nach dem ursprünglichen Willen der Andromedaintelligenzen als höchste Variante an Vernichtungskraft hätte ausgelegt werden können, so war es jetzt nicht mehr vorhanden. Die im Laufe der Jahrtausende eigenwillig und auch eigenmächtig gewordenen Hilfsvölker hatten die Planung zunichte gemacht. Horror war mit einem Plastikball zu vergleichen, dessen Oberflächenporen so fein waren, daß man sie mit dem bloßen Auge nicht mehr wahrnehmen konnte. „Posbiraumer drehen ab, nehmen Fahrt auf“, meldete die Ortung. „Sie kommen verteufelt nahe an der polaren Energiesäule vorbei. Sind die verrückt geworden?“ „Wieso? Das ist eine friedliche Welt“, meinte Brent Huise sarkastisch. Er neigte sich in seinem Sessel vor, um besser sehen zu können. Der Erste Offizier lachte. Er lachte auch noch, als der Überfall erfolgte - nur mit dem Unterschied, daß die Töne nicht mehr herzhaft klangen, sondern gequält. Es kam plötzlich - urplötzlich! Niemand hatte etwas geahnt, niemand hatte etwas geortet, und niemand hatte etwas gesehen. Auf Horror hatte sich nichts verändert, und die flammende Energiesäule stach nach wie vor in den Raum empor. Nirgends war ein Raumschiff aufgetaucht, und nirgends hatten sich die getarnten Kuppeltürme eines kosmischen Abwehrforts geöffnet. Die CREST II stand immer noch allein im Manövergebiet. Ihre Schutzschirme ragten weit in den Raum hinaus, und die flimmernden
Kraftfeldmündungen der verschiedenartigen Geschütze waren auf die vier Bauwerke am Nordpol der Hohlwelt gerichtet. Die Feuerleitautomatik hatte sie keine Sekunde lang aus dem Taster verloren. Trotzdem brach das Unheil über zweitausend Menschen herein. Es war, als hätte sich im Bruchteil einer Sekunde eine Falltür geöffnet, aus der etwas Unheimliches, nicht Erfaßbares hervorschoß. Rhodan bemerkte noch das qualvoll verzerrte Gesicht des Ersten Offiziers. Dann wurde er selbst von einer Welle des Schmerzes getroffen. Er schrie. Jedermann an Bord der CREST II schrie. Da war der ertrusische Umweltangepaßte Melbar Kasom. Um nichts in der Welt hätte dieser Mann geschrien, wenn die Qualen für ihn nicht wirklich unerträglich gewesen wären. Ertruser begannen ohnehin erst dann auf Schmerzempfindungen zu reagieren, wenn Normalmenschen schon längst am Boden lagen. Jetzt brüllte auch der Ertruser. Die zahllosen Abteilungen, Schaltstationen und Gefechtsstände des Superschlachtschiffes glichen plötzlich einem Irrenhaus. Rhodan hatte das Gefühl, als bohrten sich in jede einzelne Nervenzelle glühende Nadeln hinein. Er krümmte sich in seinem Sessel zusammen, suchte nach einem Halt, sprang dann auf und lag anschließend ebenso wie zweitausend andere Männer auf dem Boden. Seine Reaktion bestand in diesen wenigen Augenblicken nur darin, mit dem Rest seines klaren Verstandes an die Gnade einer Ohnmacht zu denken. Auch ein Sofortumschalter wie Perry Rhodan war nicht mehr in der Lage, die Situation zu meistern, Überlegungen über die Herkunft der Tortur anzustellen, oder gar die nötigen Gegenmaßnahmen einzuleiten. Es hatte alles seine Grenzen. Diese Grenze war erreicht. Das ungeheure Tosen einer vollen Breitseite nahm Rhodan nur noch instinktiv wahr. Das Rütteln der Schiffszelle spürte er nicht mehr. Der andere Schmerz, der ihn von ihnen her zu zerreißen drohte, überlagerte alle anderen Empfindungen. Trotzdem schoß das terranische Schiff aus allen Rohren der Grünbreitseite! Die Ursache für diese schlagartige Feuereröffnung war ein Zufall. Auch Major Cero Wiffert war nicht mehr fähig gewesen, im entscheidenden Moment auf den roten Knopf der Koppelschaltung zu drücken. Der Erste Feuerleitoffizier hatte lediglich das Glück oder auch das Unglück gehabt, bei der konvulsivischen Verkrümmung seines Körpers mit der Stirn auf den Koppelschalter zu schlagen, der dadurch in Impulsstellung gedrückt wurde. Die Folge davon war die Feuereröffnung der
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eingeschwenkten Geschütze. Die CREST löste nur eine Breitseite aus. Sie genügte, um den Nordpol des Planeten Horror in eine glutflüssige Hölle zu verwandeln, in der die gigantischen Türme abschmelzend zusammenbrachen, um anschließend vom Atomorkan einer Fusionsbombe in die Leere des Raumes gerissen zu werden. Die Bombe hatte eine Energie von zehn Gigatonnen TNT entwickelt und war als überlichtschnelles Impulsbündel von einer Transformkanone abgestrahlt worden. Nach diesem schlagartigen Feuerüberfall schwiegen die Waffen des terranischen Großkampfschiffes. Cero Wiffert hatte den Koppelschalter nur einmal berührt. Die Salventaktautomatik war unangetastet geblieben. Dies aber spürten, hörten oder sahen die Männer der CREST II längst nicht mehr. Sie waren nach fünf Sekunden besinnungslos geworden. Auch Melbar Kasom konnte nicht mehr feststellen, daß sein Ratschlag, die Kuppeln vorsichtshalber zu vernichten, ganz gegen den Willen des Oberbefehlshabers doch noch befolgt worden war. Die zweitausend Mann der Besatzung rührten sich nicht mehr. Die CREST II, ein Produkt bester terranischer Schiffsbautechnik, glitt unbeschädigt auf ihrer Kreisbahn weiter. Die vollpositronische Ortungsautomatik registrierte die Vernichtung der beiden Posbi-Raumschiffe BOX-9780 und BOX-9781. Im Augenblick des unheimlichen Überfalls waren die Fragmentraumer von einem orangeroten Transportstrahl erfaßt worden, der sich unvermittelt aus der Transmittersäule herausgebogen hatte. Die Vernichtung geschah in Form einer Entstofflichung. Die beiden Fragmentraumer wurden in die A-Sonne gerissen und dort als winziger Massenbestandteil aufgenommen. „BOX-9780 und 9781 Kontakt mit Transmitterstrahl. Totalverlust, Ende“, plärrte eine unmodulierte Robotstimme aus der Lautsprechergruppe der automatischen Registratur. Niemand hörte die Meldung. Es war 16:00 Uhr Bordzeit.
lächerlichen Transmitterstrahls, der laut Funkmeldung um 13: 24 Uhr Bordzeit erstmals geortet worden war. Irgendein Enthusiast, der psychologisch betrachtet schon seit Wochen nach einem Betätigungsfeld für seinen Tatendrang gesucht hatte, war der Meinung gewesen, jemand hätte die terranische Flottenfrequenz für eine Notmeldung benutzt. Niemand schien daran gedacht zu haben, daß die Intensitätsschwankungen in einem, hochverdichteten Hyperfeld dieser Art hier und da über das Frequenzband streuen und verstümmelte „SOS-Rufe“ simulieren konnten. Die Männer der CREST waren erstklassige Fachleute. Ihr Verhalten und die Auslegung der verschiedenartigen Begebenheiten bewiesen mir eindeutig, daß ich sie richtig eingeschätzt hatte. Sie waren seelisch angespannt gewesen. Sie hatten zutiefst erlöst die erste kümmerliche Spur aufgenommen wie ausgehungerte Nordlandwölfe die Fährte eines Elches. Sie hatten sich ganz bewußt nicht die Mühe gemacht, über die sogenannten Funkzeichen nachzudenken. Rhodan war wahrscheinlich von seiner eigenen Unrast und dem Drängen der Männer überrumpelt worden. Ich hatte gewußt, wie gut ich die Terraner kannte! Nun waren sie losgebraust. Die beiden Posbiraumer waren auch noch nach Horror befohlen worden. Und der Grund dafür...? Fremde, die wir nicht kannten, waren wahrscheinlich auf die Idee gekommen, das terranische Raumschiff anzulocken. Zweitausend gesunde, ausgeruhte und erstklassig geschulte Spezialisten im Durchschnittsalter von fünfundzwanzig Jahren waren durch das Entstehen der orangefarbenen Energiesäule ungeduldig geworden. Dann waren die verstümmelten Funkzeichen aufgefangen worden. Anschließend hatte man die metallischen Massen geortet. Es war zu viel auf einmal geschehen, um die Terraner noch weiterhin duldsam sein zu lassen. Sie wollten einfach wissen und sehen, was auf Horror gespielt wurde. Nur dieser drängende Wunsch konnte die Ursache für Rhodans Abflug gewesen sein. Vielleicht waren an Bord der CREST aber auch Theorien entwickelt worden, die Rhodan schließlich dazu verleitet hatten, den Sicherheitsabstand aufzugeben und loszufliegen. Ich kannte die Männer der CREST! Ich blieb bei meiner Auffassung: Rhodan war überrumpelt worden! Er hatte auf seine Leute gehört, das war sein Fehler gewesen. Icho Tolot, Miko Shenon und ich hatten vor drei Minuten die Space-Jet wieder betreten. Es war jetzt 16:48 Bordzeit. Der Funkspruch, den Major Kinser Wholey unterzeichnet hatte, war laut Automataufzeichner um
5. Bericht Atlan Dieser Vermessene hatte es gewagt er hatte es tatsächlich gewagt! Ich war eigentümlich ruhig. In mir schien jedes Gefühl erstorben zu sein. Das grenzenlose Vertrauen, das ich seit einigen hundert Jahren in Perry Rhodan gesetzt hatte, war schwer erschüttert worden. Er war doch gestartet; gestartet wegen eines
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14:23 Uhr aufgefangen und auf Band gespeichert worden. Wir hatten kurz zuvor die Maschine verlassen, um den Meteoriten zu erkunden. Es war eine Kleinigkeit gewesen, den langsam treibenden Himmelskörper im direkten Linearflug zu erreichen und auf ihm zu landen. Er war unregelmäßig geformt, besaß etwa den Umriß eines Keiles und war groß genug, um selbst einem Superschlachtschiff Platz zu bieten. Wir hatten auf seiner Oberfläche und in verschiedenen Hohlräumen die Überreste einer unbekannten Kultur entdeckt, die vor einigen Millionen Jahren ihren Höhepunkt überschritten haben mußte Der Himmelskörper war das Bruchstück eines vor undenklichen Zeiten zerplatzten Planeten. Die Entdeckung war relativ unwichtig gewesen. Jene, die diese Skulpturen und Werkzeuge erschaffen hatten, lebten längst nicht mehr. Immerhin hatten wir uns durch die Funde aufgehalten. Als wir zum Boot zurückgekehrt waren, hatten uns die Erlebnisse noch so beschäftigt, daß wir kaum auf die Registratur geachtet hatten. Shenon war schließlich darauf aufmerksam geworden, daß Perry es für notwendig gefunden hatte, mich über Hyperfunk anzurufen. Seit dem Eingang der Nachricht waren fast zweieinhalb Stunden vergangen. Das bedeutete, daß die CREST vor ebenfalls zweieinhalb Stunden, oder sogar schon früher gestartet war. Was konnte in dieser Zeit geschehen sein? Wahrscheinlich war Rhodan dicht vor dem System in den Normalraum zurückgekehrt, um zu versuchen, die neuen Fragen zu beantworten. Miko Shenon saß in eigentümlich gespannter Haltung im Sitz des Zweiten Piloten. Das Triebwerk lief bereits. Shenon konnte seine terranische Abstammung nicht verleugnen. In ihm spielte sich ein Wettstreit der Gefühle ab. Er bedauerte es zutiefst nicht ebenfalls an Bord der CREST II zu sein, um die Erkundung des Teufelsplaneten mitzuerleben. Er saß vor den Funkgeräten und versuchte die CREST zu erreichen. Außer heftigen Störungen im gesamten hyperkurzen Frequenzbereich nahmen wir aber nichts auf. Ich blickte auf die Uhr. Es waren schon wieder fünf Minuten vergangen. „Start, Sir...?“ fragte Shenon. Seine Hand umklammerte den Stufenschalter. „Warten Sie es gefälligst ab!“ fuhr ich ihn an. „Sie werden noch früh genug mit der Hölle Bekanntschaft machen. Rhodan kann froh sein, daß Sie nicht auf der CREST sind. Dann gäbe es dort noch einen Übergeschnappten mehr.“ Shenon griff seufzend zu seiner Zigarettenpackung. Wahrscheinlich wünschte er
mich zum Teufel, mich, meine vorgetäuschte Ruhe und den Befehl, der ihn zu diesem unwichtigen Himmelskörper gebracht hatte. „Zwecklos“, erklärte der Haluter. Er richtete sich vorsichtig auf und setzte sich mit gespreizten Beinen auf den Boden. Die vier Arme, zwei davon sehr lang und kräftig, das andere Paar kürzer und unglaublich muskulös, hielt er weit vom Körper ab. „Wir sollten die alte Position anfliegen und dort versuchen, einen Funkkontakt herzustellen.“ Ich nickte ihm zu. Natürlich wußte Tolot ebensogut wie ich, daß wir die CREST auf der alten Position nicht mehr finden würden. Vorerst kam es aber darauf an, näher zum Horror-System aufzuschließen. Wir waren 9,3 Lichtjahre davon entfernt. Wir starteten. Ich flog die Space-Jet selbst. Der Zeuge einer unwirklichen Vergangenheit verschwand, und der Linearraum nahm uns auf. Das Manöver dauerte nur wenige Augenblicke. Die Positronik führte uns mit einer kaum meßbaren Abweichung an der Stelle in das Normaluniversum zurück, wo die CREST wochenlang gewartet hatte. Ich holte mit hoher Bremsbeschleunigung die Fahrt auf, brachte die Space-Jet zum Stillstand und drehte mich zu Icho Tolot um. Die Augen des Haluters leuchteten wieder wie glühende Kohlen. Er ahnte, was in mir vorging. Mein Verstand hatte mir gesagt, daß wir die CREST nicht mehr vorfinden würden; und trotzdem hatte ich darauf gehofft, Rhodan hätte sich doch noch im letzten Augenblick besonnen und das Unternehmen abgeblasen. Miko Shenon wurde noch unruhiger. Er sah mich auffordernd an, paffte einige Qualmwolken in die Kabine und nörgelte schließlich: „Sir, über den Fall brauchen wir schätzungsweise nicht mehr lange zu reden.“ „Wie gut Sie schätzen können.“ Er grinste. „Das ist meine Stärke. Ich schätze also, daß die CREST nun über Horror steht und aus allen Knopflöchern funkt.“ „Bitte...?“ wandte der Haluter fragend ein. Diese typisch terranische Redewendung schien er nicht zu kennen, obwohl er die Menschheitsgeschichte als Hobby gewählt hatte. Diesmal begann ich zu lachen. Meine Erregung legte sich. Ich war seit Jahrtausenden daran gewöhnt, ehrlich vor mir selbst zu sein. Perry mochte seine Gründe gehabt haben, meine Ratschläge und Forderungen zu mißachten. Vielleicht war diese Erkenntnis der Grund für meine Mißstimmung. Ich nahm mir vor, sie schnellstens zu beseitigen und antwortete an Shenons Stelle:
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„Aus ‚allen Knopflöchern funken‘ bedeutet in Ihrem Sprachgebrauch, die Bordwaffen eines Schiffes nach sorgfältiger Zielermittlung zweckentsprechend einzusetzen.“ Ein fürchterliches Dröhnen hallte durch die Kabine. Ich hielt mir die Ohren zu. Nie hatte ich den Haluter derart lachen hören. Der monströse Fremde schlug die vier Hände zusammen. Es knallte wie ein Kanonenschuß. Anschließend hatten wir zwei Minuten zu warten, bis er sich von seinem Anfall erholt hatte. Jetzt verstand ich endlich Tolots Bemerkung, auf Halut wäre noch niemals so viel und herzlich gelacht worden, wie während der terranischen Eroberungszeit. Wenn sich diese Lebewesen über Rhodans tolldreiste Streiche so amüsiert hatten wie Tolot auf Grund meiner Erklärung, dann mußten auf seiner Welt sozusagen die Wände gewackelt haben. Shenon sah mich entgeistert an. Ich schüttelte den Kopf und nahm vorsichtig die Hände von meinen Ohren. „Sind Sie fertig?“ erkundigte ich mich besorgt. „Das reinste Gewitter“, rief Shenon ungehalten. Der Gigant beherrschte sich. „Also schön - fliegen wir Horror an“, rief Icho Tolot. „Was bleibt Ihnen sonst noch übrig? Oder wollen Sie mit der Space-Jet an dieser Stelle auf die Ankunft der ANDROTEST II warten?“ Nein, das hatte ich nicht vor. Miko Shenon, unser degradierter Kommandant, begann schleunigst mit der Programmierung des Linearflugautomaten. Das Ziel war unverkennbar. Weit vor uns, etliche Lichtstunden entfernt, leuchteten die drei Sonnen. Sie standen wie Glühwürmchen im Schwarz des intergalaktischen Raumes. Schon zehn Minuten später nahmen wir Fahrt auf. Ich hatte angeordnet, das künstlich aufgebaute System so vorsichtig wie nur möglich anzufliegen. Auch wir hatten den hyperenergetischen Sturm geortet. Die lohende Energiesäule schien jedoch schwächer geworden zu sein. Wir stießen in die Zwischenzone vor, unterwarfen uns ihren veränderten Gesetzen und tauchten hundert Millionen Kilometer vor der Kreisbahn der drei Sonnen in das Einsteinuniversum zurück. Die Vergrößerungsschaltung der optischen Bilderfassung arbeitete exakt. Die drei Sterne und der von ihnen umlaufende Planet erschienen formatfüllend auf den Bildschirmen. Der Transmitterstrahl war jetzt vollkommen erloschen. Damit hatten auch die Energiestürme aufgehört. Shenon fungierte zur Zeit als Erster Pilot. Ich kümmerte mich um die Ortung. Tolot rechnete mit seinem phantastischen Planhirn.
Nach einer Weile meinte er: „Warum erhalten wir keine Peilzeichen?“ Ich sah den Riesen durchdringend an. Mußte er meine Unruhe noch steigern? Warum hielt er nicht den Mund? Der Haluter reagierte nicht auf meine wortlose Bitte. Ausdruckslos beobachteten mich die drei Augen. Das Stirnauge, das etwas höher angeordnet war als die beiden Schläfenorgane, schien besonders intensiv zu leuchten. „Rufen Sie die CREST an“, forderte Tolot erstaunlich leise. Ich versuchte es. Nach zehn Minuten gab ich es auf. Das Schiff meldete sich nicht. Tolot kreuzte die kurzen Sprungarme über der Brust. „Auswertung“, sagte er mit der unpersönlichen Stimme eines Automaten. „Die Besatzung ist nicht mehr fähig, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Die Möglichkeit, daß infolge technischer Störungen alle Sender ausgefallen sind, ist geringfügig. Wir müssen in das Horror-System vorstoßen.“ Einen Augenblick glaubte ich, den Haluter hassen zu müssen. Mußte er die furchtbare Gewißheit, die ich im verzweifelten Versuch eines Selbstbetrugs gerne als Verdacht einstufen wollte, so überdeutlich aussprechen? Tolot streckte die langen Handlungsarme aus. Die Handflächen waren mir zugewandt. „Fangen Sie sich, Arkonide. Ein Unheil ist geschehen. Fliegen Sie in das System hinein. Schnell!“ Shenon schaltete schon. Er wartete meinen Befehl nicht mehr ab. Sein Gesicht war kalkweiß. Wahrscheinlich sah ich auch nicht besser aus. Die Space-Jet nahm Fahrt auf. Nach zehn Minuten hatten wir die einfache Lichtgeschwindigkeit erreicht. Shenon verbrauchte fünfzig Prozent unseres Stützmassenvorrates, um die hohe Geschwindigkeit halten zu können. Wir überquerten die Bahn der drei Sonnen und rasten unbehelligt auf den Planeten zu. Ich funkte ununterbrochen auf allen gängigen Normal- und Hyperfrequenzen. Die Materialortung sprach nicht an. Ich war darüber sehr froh. Wenn die CREST abgeschossen worden wäre, wären bestimmt einige Bruchstücke übriggeblieben. Ein Raumer der terranischen Imperiumsklasse war nur dann restlos zu atomisieren, wenn es gelang, innerhalb seiner Energiefeldhülle eine schwere Kernexplosion herbeizuführen. Das war bei einem Schiff vom Range der CREST so gut wie unmöglich. „Unmöglich...?“ sprach mich mein Extrahirn mit gewohnter Sachlichkeit an. - „Woher willst du wissen, womit sie angegriffen wurde?“ „Fliegen Sie weiter auf den Planeten zu“, wies ich
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Shenon an. „Machen Sie das Impulsgeschütz feuerklar.“ „Schon längst geschehen, Sir - Sie haben keinen Säugling an Bord genommen“, entgegnete der Terraner aggressiv. Ich verzichtete auf eine Antwort. Menschen, vom Schlage eines Miko Shenon waren in einer solchen Situation fähig, barfuß durch die Hölle zu gehen. Ich kannte die wildverwegenen Männer seines Typs. Icho Tolot begann wieder zu singen. Ich erschauerte. Sein ungeheurer Körper schien von ihnen heraus aufgepumpt zu werden. Wahrscheinlich begann er soeben mit einer molekularen Verdichtung seiner wandlungsfähigen Zellverbände. Nach einer Minute schwieg er. Ich tippte ihn mit dem Finger an. Die schwarze Haut seiner Hände fühlte sich an wie kalter Terkonitstahl. Tolot war jetzt nur noch durch den Feuerorkan von wenigstens zwei schweren Thermokanonen zu verletzen. Ich hatte diese Lebewesen kämpfen sehen! Einer hatte wenige Meter von mir entfernt wie ein panzerbrechendes Geschoß eine zwei Meter dicke Bodenwelle durchschlagen, hinter der ich mit meinen Männern in Deckung gelegen hatte. Ich war der einzige Überlebende gewesen. Das Feuer aus meiner arkonidischen Strahlwaffe hatte der Haluter ignoriert. Ich wendete mich von Tolot ab, der durch seine Verwandlung zu einem Ungeheuer geworden war. Wahrscheinlich rechnete er mit einem Feuerüberfall. Er wollte gerüstet sein. Wenn wir alle unser Leben lassen mußten - Icho Tolot würde aktiv bleiben. Wehe dem Gegner, der dieser lebenden Kampfmaschine über den Weg lief. Die CREST meldete sich noch immer nicht. Horror war nun schon so nahe, daß Shenon das Bremsmanöver einleitete. Unsere Ortung tastete den Raum und die Oberfläche ab. Zweitausend Kilometer über Horror schwenkten wir auf eine Kreisbahn ein. Da bemerkten wir endlich die Zerstörungen am Nordpol. Es sah verheerend aus. Von der Polkuppe war nichts mehr übriggeblieben. „Das war die CREST“, behauptete Shenon. „Ich habe Ihnen doch gesagt, daß sie aus allen Knopflöchern gefunkt hat. Wenn da unten etwas gestanden hat, so ist es atomisiert worden.“ Wir umkreisten Horror mit hoher Fahrt. Über dem Südpol angekommen, orteten wir die Streustrahlung einer stationären Kraftstation. Auf den Bildschirmen erschienen vier gigantische Turmbauten. Ohne ein Wort zu verlieren, hieb ich auf den Stufenschalter des Triebwerks und zwang die Space-Jet mit höchster Beschleunigung in den Raum zurück. Shenon schaute mich skeptisch an. „Warum das, Sir?“ „Warum? Sie können sich wohl nicht vorstellen,
was Rhodan am Nordpol angegriffen hat, wie?“ Der Sergeant erblaßte. „Sie - Sie meinen, es hätte dort eine gleichartige Anlage gegeben?“ „Genau das! Erinnern Sie sich an den Stollen, der Horror von Pol zu Pol durchzieht? Wenn über seinem südlichen Ende eine solche Station steht, dann hat es im Norden auch eine gegeben. Jede hat oder hatte die Aufgabe, die Schachtmündung abzusichern, oder das Transportgut auf Zielkurs zu bringen.“ „Ich pflichte Ihnen bei“, meldete sich Tolot plötzlich. Er hatte die Verdichtung seiner Zellen wieder aufgehoben. „Die Erklärung ist durchaus einleuchtend. Hüten Sie sich, der Südpolstation zu nahe zu kommen. Halten Sie sich nur über der nördlichen Halbkugel auf. Dort scheint keine Gefahr mehr zu drohen. Die CREST hat dafür gesorgt, daß die dortigen Energieaggregate vernichtet wurden. Haben Sie immer noch keine Antwort auf Ihre Funkanrufe erhalten?“ Ich schüttelte den Kopf. Miko fing die davonrasende Maschine mit einem riskanten Bremsmanöver ab und steuerte sie wieder auf den Planten zu. Als wir über dem zerstörten Nordpol angekommen waren, begannen wir mit einer planmäßigen Umkreisung der Oberfläche. Die Ortung arbeitete ununterbrochen. Wir setzten alles ein, was die kleine Space-Jet an Bord hatte. Die Energietaster schwiegen. Die Masseortung zeigte auch nichts an. Der Hyperfunk brachte nur Störungen. Nie hatte ich eine Welt gesehen, die derart wüst und leer war wie Horror. Das Gelände war so glatt wie ein Tennisplatz. Die winzigen Bodenerhebungen, die hier und da angemessen wurden, waren völlig unbedeutend. Horror zeigte sich von einer Seite, die wir noch nicht kennengelernt hatten. Es war 19:18 Uhr Bordzeit. 6. Bericht Perry Rhodan Rhodan richtete sich von seinem Konturlager auf, streifte den Ärmel der Uniform über den Arm, schaute unmutig auf die Injektionsspritze des Medorobots und schüttelte sich. „Wie eine nasse Katze“, dachte Cart Rudo, der schon drei Minuten vor Perry erwacht war. Melbar Kasom saß auf dem Boden neben dem Lager, auf dem Mory ruhte. Sie war noch besinnungslos. Die anderen Männer gaben nach und nach Lebenszeichen von sich. Rhodan sah sich um. Die Bildschirme hatten sich verdunkelt. Die Maschinen schwiegen. Über der CREST lag ein tödliches Schweigen. Tödlich...? Perry stand auf und massierte seine Waden. Außer einer rasch abklingenden Übelkeit fühlte er keine
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Beschwerden. Cart Rudo fixierte ihn. Der Ertruser sagte auch nichts. Es war, als müßten sie sich erst einmal sammeln und die unwahrscheinliche Tatsache verarbeiten, daß sie überhaupt noch lebten. Perry blickte auf seine Formstiefel. Dann tastete er mit den Zehenspitzen den Boden ab. „Keine Vibrationen“, stellte er fest. „Hier läuft keine einzige Maschine mehr. Rudo, haben Sie schon festgestellt, wo wir sind?“ „Noch nicht. Ich wollte Ihr Erwachen abwarten. Wir dürften wohl im freien Fall in den Raum hinaustreiben.“ „Was ist geschehen?“ fiel Kasom mit seiner grollenden Stimme ein. „Womit hat man uns angegriffen und schachmatt gesetzt? Teufel auch solche Schmerzen habe ich im Leben noch nicht erdulden müssen. Es war grauenhaft. Ich frage mich nur, wieso wir uns jetzt so wohl fühlen! Oder haben Sie etwa Schmerzen, Sir?“ „Ich spüre nichts. Mir ist nur etwas übel.“ „Mir auch, Sir, aber das ist nach einer derartigen Quälerei nicht ungewöhnlich. Medizinisch, meine ich.“ „Natürlich. Sie sagen es überdeutlich, Kasom. Ist meine Frau in Ordnung?“ Der Ertruser winkte beruhigend ab. Nebenan richtete sich Brent Huise auf. Verwundert sah er sich um Seine erste Reaktion bestand ebenfalls in der Feststellung, daß die Maschinen schwiegen. Rhodan stieg über die verkrümmt am Boden liegenden Körper der noch besinnungslosen Männer hinweg. Die elektrischen Bordchronometer waren auf 16:09 Uhr stehengeblieben. Zu dieser Zeit war die CREST angegriffen worden. Gleichzeitig mußte es zu einem totalen Stromausfall gekommen sein. Die mechanischen Uhren liefen noch. Wenn sie exakt arbeiteten, dann war es jetzt 18:11 Uhr Bordzeit. Also war man etwa zwei Stunden narkotisiert gewesen. Rudo tappte auf seinen Kommandantensitz zu. Die Kontrollzeiger standen auf Nullwerten, obwohl die Schalter für Fernsteuer- und Manuellbetrieb noch auf „Ein“ wiesen. Der Epsaler blieb vor dem Hufeisenpult stehen und überprüfte seine Tastatur. Rhodan trat zu ihm. Die Blicke der Männer trafen sich. Brent Huise atmete laut und schwer. Kasom half zwei anderen Erwachenden auf die Beine. . Da meinte der Kommandant tonlos: „Wir sind mit einer Art Narkosewaffe angegriffen und ausgeschaltet worden. Die Strahlung durchschlug unsere Schutzschirme. In Ordnung das kann ich begreifen. Wir besitzen ebenfalls Lähmungswaffen. Wieso aber durch diesen auf das Nervensystem wirkenden Beschuß sämtliche Maschinen ausfallen
konnten, obwohl unsere Endschaltungen unangetastet blieben - das ist mir rätselhaft. Sir, ich fühle mich in meiner Haut nicht wohl!“ Rhodan drückte auf die Knöpfe der Bilderfassung. Die Schirme blieben dunkel. „Die Kraftwerke liefern kein einziges armseliges Watt, Sir“, stellte der Erste Offizier fest. „Blind wie junge Ratten“, fügte Kasom hinzu. „Ich werde versuchen, ein chemisches Notkraftwerk in Betrieb zu setzen. Wir brauchen Strom für die Ortung. Wer weiß, wohin wir fliegen.“ Im gleichen Augenblick begann es weit unter der Zentrale zu donnern. Rhodan horchte auf. Ein strahlendes Lachen überflog sein Gesicht. Das war das typische Arbeitsgeräusch von anlaufenden Stromreaktoren. Die Normalbeleuchtung flammte wieder auf. Die batteriegespeisten Notlämpchen erloschen. Also funktionierte auch die allgemeine Betriebsautomatik wieder. „Wer sagt es denn“, sagte Perry vor sich hin und drückte den Sprechschalter des Interkoms nach unten. Die Grünlampen leuchteten auf. „Zentrale an Energieschaltstation, Rhodan spricht. Wer ist auf die glorreiche Idee gekommen, auf die Anlaufschalter zu drücken?“ Jemand lachte. Ein Verbindungsschirm begann zu flimmern. Dann wurde das Bild unklar. Der Leitende Ingenieur war am Apparat. „Ich war der Held, Sir“, berichtete Major Hefrich. „Bei mir ist alles in Ordnung. Die Männer kommen zu sich. Soll ich die Abwehrschirme aufbauen? Wo sind wir?“ „Das frage ich mich auch. Warten Sie noch mit den Schirmen. Ich...!“ Ein wilder Aufschrei ließ ihn verstummen. Rhodan drehte sich hastig um. Oberst Cart Rudo stand unter der aufleuchtenden Panoramagalerie und blickte nach oben. Der Schrei war wohl unbewußt über seine Lippen gekommen. Dann begann der Epsaler in seinem Heimatdialekt zu schimpfen. Rhodan verstand nicht alles, aber sehr vornehm drückte sich der Oberst nicht aus. „Ich werde wahnsinnig!“ stöhnte der Erste und umklammerte eine Sessellehne. „Wir sind ja auf dem Planeten gelandet worden! Wer hat das veranlaßt? Vor allem: Wie wurde es gemacht?“ „Traktorstrahl“, brummte Kasom unwirsch. „Fragen Sie nicht wie ein Anfänger. Zerbrechen Sie sich lieber darüber den Kopf, wieso es hier unten auf einmal gigantische Gebirge, Wälder und so breite Flüsse gibt, daß man kaum bis ans andere Ufer sehen kann. Ich dachte, Horrors Oberfläche wäre so glatt wie ein Kuchenbrett. Die höchsten Erhebungen sollten zwölf Meter messen, nicht wahr? Und jetzt? Schauen Sie sich das an!“
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Rudo fluchte immer noch. Sein Zorn richtete sich gegen die bisher unentdeckten Oberflächenbewohner des ausgehöhlten Planeten, die sämtlichen Ortungsgeräten der CREST etwas vorgetäuscht hatten, was es nicht gab. Rhodan verzichtete auf eine Bemerkung. Er hatte sich rasch wieder gefangen. Die CREST II stand völlig unbeschädigt in einem riesigen Tal, das ringsumher von unwahrscheinlich hohen Gebirgsketten eingeschlossen wurde. In westlicher Richtung schien es einen Paß zu geben. Dort wurden die Bergriesen von einem breiten Einschnitt unterbrochen. Das Tal selbst durchmaß in seiner annähernden Kreisform etwa zwanzig Kilometer. Ein zirka zwanzig Kilometer langer und halb so breiter Binnensee beanspruchte einen großen Teil der vorhandenen Bodenfläche. Er wurde von einem mächtigen Fluß gespeist, der als tosender Wasserfall aus den Flanken der nördlichen Berge hervorschoß und im Süden erneut in die Tiefe stürzte. Der Himmel über der unwirklichen Landschaft war von einem düsteren Schwarzblau, in dem die drei Sonnen wie funkelnde Götteraugen standen. Rhodan achtete nicht auf die Fragen der Männer. Er griff auch nicht in die lautstarken Diskussionen ein die überall, besonders aber in der Hauptzentrale aufklangen. Die Frage, wie das modernste Superschlachtschiff der terranischen Flotte in dieses Gebirgstal hineingekommen war, blieb nach wie vor ungelöst. An Bord schien nichts beschädigt zu sein. Die Kraftwerke liefen einwandfrei, und die Triebwerkseinheiten gaben ebenfalls Grünwert. Es war eine verrückte Situation. Das Land vor dem Schiff war lieblich und mit dichten Baum- oder Buschbeständen bewachsen. Wo die Gehölze keinen Fuß gefaßt hatten, erstreckten sich wellige Savannen deren saftstrotzende Gräser ebenfalls darauf hinwiesen, daß es sich auf Horrors Oberfläche gut leben ließ. Die Sauerstoffhülle war einwandfrei atembar, die Temperaturen lagen bei dreißig Grad Celsius, und die Schwerkraft von 1,01 Gravos war auch angenehm. Rhodan schüttelte den Kopf. Als er sich endlich von den Bildschirmen abwendete, war auf der CREST der normale Dienstbetrieb wieder angelaufen. Man diskutierte aber immer noch, nur war man jetzt schon ruhiger geworden. Cart Rudo hatte die Gefechtsbereitschaft sofort wiederherstellen lassen. Das Superschlachtschiff war eine waffenstarrende Festung, in der zweitausend Männer auf einen Angriff warteten. Dr. Spencer Holfing, der cholerische Chefphysiker, kam in die Zentrale. Sein Gesicht war
hektisch gerötet. „Unverschämtheit“, rief er Rhodan zu. „Haben Sie so etwas schon einmal erlebt? Wir sind genasführt worden. Unsere Ortungsergebnisse waren einwandfrei. Ich habe sämtliche Aufzeichnungen nochmals überprüft. Horror war so glatt wie ein Brett! Wie hat man die optische Aufnahme, die Funkmeßortung und die hyperschnellen Impulstaster derart täuschen können? Das ist mir schleierhaft.“ „Mir ist noch viel mehr schleierhaft, Doktor! Ich frage mich zum Beispiel, womit man uns aufgefischt und so sanft abgesetzt hat, daß nicht einmal ein Landebein angebrochen ist. Überhaupt - wer hat die Landebeine ausgefahren?“ Es wurde still. Rhodan lachte humorlos auf. „Rätsel über Rätsel. Wollten Sie etwas sagen, Huise?“ „Jawohl, Sir. Einige Techniker behaupten, sie hätten noch vor der beginnenden Ohnmacht bemerkt, daß die Triebwerke und Kraftstationen ausgesetzt hätten.“ „Es ist anzunehmen, daß dies geschah“, meinte Perry ärgerlich. „Sicher, Sir; aber die Beobachtung deutete doch darauf hin, daß wir nicht nur mit einem Narkosestrahl angegriffen worden sind. Zur gleichen Zeit muß man uns in ein energieabsorbierendes Feld eingehüllt haben, das die Maschinen so hart anzapfte, daß die Automatik alles abstellte.“ „Wir haben aber noch eine volle Breitseite ausgelöst und die Kraftstationen auf dem Nordpol vernichtet, wie Major Wiffert bekanntgab. Er schlug mit der Stirn auf den Koppelschalter.“ „Das muß um einen Sekundenbruchteil vor dem Auslaufen der Maschinen geschehen sein, Sir“, beharrte der Erste auf seiner Meinung. „Außerdem sind die Geschütze energetische Selbstversorger. Sie waren nicht auf den Arbeitsstrom der Kraftwerke angewiesen.“ „Und wie sind wir, Ihrer Meinung nach, auf Horror gelandet?“ fiel Rudo ein. Huise meinte zögernd: „Die Polstation muß uns mit einem Traktorstrahl heruntergeholt haben.“ „Ach! Obwohl sie zu der Zeit im Thermofeuer der Grünbatterien abschmolz und von einer Transformbombe anschließend atomisiert wurde? Ich möchte das kosmische Fort sehen, das unter solchen Umständen noch einwandfrei arbeitet! Hier ist aber einwandfrei gearbeitet worden oder wir wären nicht hier.“ Huise zog es vor zu schweigen. Dr. Hong Kao meldete sich über Visiphon. „Keine einwandfreien Ergebnisse“, stellte er fest. „Es kann jedoch nicht daran gezweifelt werden, daß wir aus dem Raum heruntergeholt und sanft abgesetzt
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wurden. Die Landebeine wurden von der batteriegespeisten Notautomatik ausgefahren, als die Kontaktnähe erreicht wurde. Das wäre also klar. Sie hat in einer Höhe von zehn Kilometern angesprochen. Es sollte festgestellt werden, wo das kosmische Fort mit den Traktorprojektoren zu finden ist. Unsere Mathelogik hält es für ausgeschlossen, daß es ebenfalls auf dem Pol steht. Wir müssen von wenigstens zwei verschiedenen Waffeneinheiten angegriffen worden sein. Die Leistung des Traktorstrahlers war enorm. Wir standen sechshunderttausend Kilometer von Horror entfernt. Allerdings besaß die CREST keine Maschinenleistung mehr. Sie wurde ein leichtes Opfer, das sich nicht mehr wehren konnte. Man legte zuerst die Besatzung lahm, zapfte dann soviel Energie ab, daß die Überlastungsautomatik alles abstellte, und erst dann holte man uns herunter. Es waren lediglich unsere Fahrt aufzuheben und die Masse des Schiffes zu bewältigen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Einwirkung eines weitreichenden Traktorfeldes denkbar.“ Rhodan nickte sinnend. Er sagte auch nichts, als der noch nervöser werdende Kommandant den Befehl zum Aufbau der Schutzschirme gab. Vor der Außenhülle der CREST flammte die Vegetation auf und verkohlte. Die Schirme waren dreifach gestaffelt und so hoch verdichtet, daß sie nur noch tausend Meter weit ins Gelände hineinreichten. „Jetzt ist mir wohler“, knurrte der Epsaler. „Nachdem die Vorkommnisse einigermaßen geklärt sind, möchte ich jetzt nur noch wissen, wie man uns das flache Oberflächenbild vorgegaukelt hat.“ Hong Kao hatte keine Erklärung. Es war im Grunde genommen auch nicht wichtig. Auf Horror war man schon mit so vielen unbekannten Dingen zusammengetroffen, daß es sich kaum lohnte, sich wegen einer relativ harmlosen Spiegelfechterei Gedanken zu machen. Wesentlich war allein die Tatsache, daß sich die Besatzung gut erholt hatte und das Schiff noch in Ordnung war. „Man wollte uns wahrscheinlich anlocken“, vermutete Mory. „Jemand hatte sich ausgerechnet, wir würden die angeblich eingeebnete Oberfläche für unbelebt und daher ungefährlich halten. Tatsächlich haben wir ja auch vermutet, hier müßte ein vernichtender Atomkrieg stattgefunden haben. Kann das der Grund für die Täuschung sein?“ „Möglich“, bestätigte Rhodan. „Niemand kann wissen, in welchen Bahnen die Fremden gedacht haben. Es sieht alles recht gut aus - zu gut!“ fügte er verbissen lächelnd hinzu. Melbar Kasom kniff die Augen zusammen. Holfing hielt die Luft an. Rhodan schaute wieder auf die Bildschirme. „Oberst Rudo, lassen Sie das Schiff startklar
machen. Hier ist etwas faul. Ich fühle es. Weshalb hat man uns nicht vernichtet? Was soll die Zwangslandung bedeuten? Ich möchte sehen, wie weit wir kommen. Fertigmachen.“ Die Männer nahmen ihre Manöverstationen ein. Die Strommeiler rumorten. Als die Triebwerke zu laufen begannen, schloß Rhodan seinen Druckhelm. Die Besatzung der CREST II war bereit. Rudos Startbefehl kam über Helmfunk. In den Schirmfeldern der Impulsdüsen donnerte es noch lauter. Rhodan wartete auf das Abheben. Die CREST rührte sich aber nicht von der Stelle. Rudo wirbelte seinen Sessel herum. Fassungslos überflog er seine Fernkontrollen, die mit den Hauptanzeigen des Leitstandes synchron geschaltet waren. Die Triebwerke des Schiffes liefen mit einer Startschubleistung von dreihunderttausend Megapond. Die Gravitationsneutralisatoren hoben die auf den Körper einwirkende Schwerkraft von nur 1,01 Gravos auf. Die Schubwerte hätten demzufolge völlig ausreichen müssen, um die Masse des Schiffskörpers zu bewegen - gleichgültig in welcher Richtung. Trotzdem blieb die CREST an Ort und Stelle stehen, als wäre nichts geschehen. „Das - das ist doch...!“ stotterte Rudo. „Schubleistung erhöhen. Gehen Sie auf fünfhunderttausend Megapond“, befahl Perry. Die Triebwerke tosten. Hefrich fuhr sie höher und höher aus, bis die Maximalleistung erreicht war. Die CREST wollte nicht abheben. „Oberst Rudo, lassen Sie die Startbereitschaft aufheben“, ordnete Rhodan an. „Haben Sie übrigens schon einmal Ihre Abwehrschirme kontrolliert?“ Rudo riß wieder seinen Sessel herum. „Verd...!“ „Schimpfen Sie nicht. Das nützt auch nichts. Sie sind verschwunden, nicht wahr? Hefrich Kraftwerke abschalten. Sie speisen nur eine unbekannte Zapfstelle.“ Perry klappte den Helm zurück und stand auf. Die Wissenschaftler kamen in die Zentrale. Gegen neunzehn Uhr Bordzeit stand es fest, daß die überlichtschnellen Hypersender des Schiffes ebenfalls ausgefallen waren. Die CREST wurde von einer unbekannten Maschinerie energetisch ausgelaugt. Um 19:20 Uhr erteilte Rhodan den Befehl, die Normalsender betriebsbereit zu machen. Drei Einsatzkommandos unter Führung der Captains Noro Kagato, Don Redhorse und Sven Henderson erhielten Sonderanweisungen. Die Shifts konnten nicht mehr ausgeschleust werden, da die energetischen Rampen versagten. Das war das erste Anzeichen für eine Ausdehnung
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der Katastrophe; denn diese Rampen arbeiteten nicht mit Hyperkraft! „Funkzentrale - schwenken Sie Ihre Richtstrahler auf den Raumsektor ein, in dem wir wochenlang gewartet haben. Senden Sie mit höchstzulässiger Leistung auf einfach lichtschneller Kurzwelle, solange wir noch Strom haben“, sagte Perry in die Befehlsübermittlung. Er wirkte beherrscht. Nur die Männer, die ihn besonders gut kannten, wußten, welcher seelische Aufruhr jetzt in ihm tobte. „Rufen Sie Atlan an“, sprach Perry weiter. „Versuchen Sie es immer wieder. Er dürfte bereits den Planeten angeflogen haben. Unter Umständen steht er schon im System. Fangen Sie an.“ Kinser Wholey schaltete. Die Automaten der Funkzentrale sprangen an. Die Sendestation erhielt von Kraftwerk I zwanzigtausend Kilowatt. Die Röhrenkraftfelder der drahtlosen Stromleiter flammten ultrahell auf. Dann begann Kinser Wholey zu funken. Auf einen Sprechverkehr verzichtete er von vornherein. Im Vergleich zu den intergalaktischen Entfernungen war die Senderleistung gering. Außerdem waren die Impulse nur einfach lichtschnell. Nach zehn Minuten schaltete Wholey die Richtstrahler ab und setzte statt dessen die Normalantennen ein. Wenn Atlan bereits im Horror-System stand, konnte er nur mit einem Fächerstrahl erreicht werden. Die Zeit verging. Die gigantischen Reaktoren der Kraftwerke lieferten immer noch genügend Strom. Ein Leistungsabfall war noch nicht festzustellen. Es würde aber dazu kommen. Anscheinend waren vorerst nur kleine Stromerzeuger davon betroffen worden. Major Jury Sedenko versuchte, ein großes Beiboot vom Typ Kaulquappe auszuschleusen. Es war zwecklos. Die Triebwerke entwickelten ebenfalls keine Schubkräfte. Es stellte sich heraus, daß die Ursache in den Konvertern lag, in denen die thermischen Kräfte der Triebwerksreaktoren zu hochverdichteten Impulsen umgewandelt wurden. Die Konverter liefen auf hyperenergetischer Basis. Um 20 Uhr Bordzeit ließ Rhodan die Ausschleusungsmanöver einstellen. Nur Kraftwerk I blieb weiterhin in Betrieb. Kinser Wholey brauchte Strom - viel Strom! Man wußte nämlich seit einer Minute, daß die Abgabeleistung der Antennen so geringfügig war, als hätte man dem Sender nicht zwanzigtausend Kilowatt, sondern nur zehn Kilowatt zugeführt. Es war klar, daß die Sendeenergie in dem Moment aufgesogen wurde, wenn sie in die Antennen geleitet wurde. Rhodan verlor seine Ruhe noch immer nicht. Er
war nur bleicher geworden. Auf die Männer machte er einen unheimlichen Eindruck. Seine Lippen wirkten wie ein blutleerer Strich in einem maskenstarren Antlitz. Niemals zuvor war sich der Großadministrator klarer darüber gewesen, wie groß das Unrecht gewesen war, das er Atlan zugefügt hatte. Selbstverständlich hätte man sich unter keinen Umständen dazu verleiten lassen dürfen, in das Horror-System hineinzufliegen! „Funken Sie weiter“, befahl Perry. „Sie haben immer noch eine Ausgangsleistung von zehn Watt. Das ist eine ganze Menge für hochempfindliche Empfänger. Zu Beginn unseres Raumfahrtzeitalters hatten wir in den Meßsonden auch keine stärkeren Geräte. Es ging trotzdem. Funken Sie also. Atlans Space-Jet ist mit den modernsten Geräten terranischer Technik ausgerüstet. Funken Sie!“ Immer wieder gebrauchte er den Begriff ‚funken Sie‘. Er gab sich der Hoffnung hin, der Arkonide wäre bereits im System eingetroffen und hätte mit der Suche begonnen. Mory Rhodan-Abro trat neben ihren Mann und legte ihm die Hand auf den Arm. „Er kommt“, stellte sie in aller Ruhe fest, „Er wird dich verfluchen; er wird dich einen Idioten nennen aber er kommt! Nie hattest du einen besseren und aufrichtigeren Freund als Atlan. Wenn er aber kommt - was versprichst du dir davon? Dürfte sein winziges Boot nicht ebenfalls abgeschossen oder zwangsweise heruntergeholt werden?“ Rhodan fühlte die brennenden Blicke der Männer. Die Frage war seit einer Stunde ungeklärt. Was versprach sich Rhodan davon? „Er kann nicht angegriffen werden, dafür haben wir gesorgt“, erklärte Perry etwas heftiger. „Ich glaube nicht an die Existenz einer zweiten nordpolaren Geschützstellung. Es ist alles von den vier gigantischen Türmen ausgegangen. Atlan wird die Spuren unseres Beschusses sehen und daraus die nötigen Schlüsse ziehen. Außerdem hat er den Haluter an Bord. Ich brauche ihn! Wenn jemand feststellen kann, weshalb die Hyperaggregate nicht mehr arbeiten und wieso die Stromerzeugung ebenfalls nachläßt, so ist er es. Die halutische Wissenschaft ist unserer weit überlegen. Icho Tolot beherrscht Dinge, von denen wir keine Ahnung haben. Es genügt mir deshalb, wenn Atlan mit einem startklaren Schiff neben uns landet und der Haluter an Bord kommt. Anschließend werden wir uns mit Hilfe der Space-Jet auf de} Oberfläche umsehen.“ „Die beiden Posbiraumer sind im Gegensatz zu uns vernichtet worden“, wandte Cart Rudo ein. „Die Automataufzeichnungen sind einwandfrei. Was ist, wenn Atlans Boot ebenfalls zerstört wird?“ „Ich habe Ihnen erklärt, daß es auf dem Nordpol
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nichts mehr gibt, womit Unbekannte eine schnelle Space-Jet angreifen könnten. Bedanken Sie sich bei Cero Wiffert.“ Dr. Hong Kao erinnerte an die vier Bauwerke auf dem Südpol, die man noch vor dem Angriff geortet hatte. Rhodan winkte ab. „Unterschätzen Sie doch nicht den Arkoniden! Er wird sich hüten, dieser Station zu nahe zu kommen. Wenn er die abgeschmolzene Nordpolkuppe sieht und die wird er sofort sehen! - ist er informiert, daß die Türme gefährlich sind. Er denkt nicht daran, über die Äquatorlinie zu fliegen. Nach den Berechnungen der Astronomen sind wir in Höhe des Polarkreises zur Landung gezwungen worden. Vielleicht auch noch einige Grade weiter nördlich. Atlan wird sich vordringlich die Beschußzone ansehen. Er wird vermuten, wir hätten Treffer erhalten. Er wird uns suchen. Außerdem funken wir! Die Energie ist gering, aber er müßte uns hören.“ Cart Rudo nickte zögernd und dachte daran, daß man ein so gigantisches Schiff wie die CREST eigentlich auf keinen Fall übersehen könnte. Er beachtete nur die Tatsache nicht, daß man über die wahre Gestalt der Oberfläche getäuscht worden war.
weiter geworden. Nun standen wir schon in der Höhe des Polarkreises, aber von dem Superschlachtschiff war noch immer nichts zu sehen. Shenon flog die in ihrer Hauptachse fünfunddreißig Meter durchmessende Maschine. Sie war klein genug, um unerhört wendig zu sein. Ich kümmerte mich um die Ortung und Funk. Bisher hatten wir jedoch noch kein einziges Zeichen aufgenommen, das ich als Peilsignal oder gar als verständlichen Notruf hätte identifizieren können. Horror war eine wie glattgeschliffen wirkende Welt, auf der es bestenfalls Mikroorganismen und Moose oder Flechten gab. Eine Landung hatte ich bisher noch nicht riskiert. Sie wäre auch überflüssig gewesen. Nach der neunten Umkreisung war ich kurz in den Raum vorgestoßen, um nochmals zu versuchen, etwas von der CREST zu entdecken. Die Energie- und Massetaster hatten wiederum nicht angesprochen. Dann war ich erneut auf die von Tolot empfohlene Kreisbahnhöhe von siebzig Kilometern eingeschwenkt. Die Entfernung zur Oberfläche war gering genug, um jeden Körper von der Größenordnung einer zehn Meter durchmessenden Metallkugel einwandfrei ausmachen zu können. Die CREST durchmaß jedoch fünfzehnhundert Meter. Sie mußte hoch über die flachen Auffaltungen hervorragen, die auf Horror die Gebirge ersetzten. Die weiten Ebenen waren ohnedies so flach, daß man noch mit einem starken Fernglas eine Kaulquappe hätte sehen können. Wir hatten aber nichts gefunden. Meine Skepsis war daher berechtigt. Miko Shenon klammerte sich an einer aussichtslosen Hoffnung fest, der ich ebenfalls gar zu gern nachgegeben hätte. Tolot schwieg beharrlich. Ich ahnte, daß er die Vernichtung des Schiffes längst rechnerisch ermittelt hatte. Er wollte nur nicht darüber sprechen, um unsere Verzweiflung nicht noch zu steigern. Er war ein feiner Kerl, auch wenn er wie ein Ungeheuer aussah. Tolot schien meine innere Verzweiflung zu spüren. Shenons Schultern zuckten. Ich wußte, daß dieser starke, tollkühne Terraner weinte. Er glaubte selbst nicht an seine beharrliche Behauptung. So genau und exakt wie Miko Shenon hätte kein anderer Mann die Suchquadrate abfliegen können. Er kehrte lieber zehnmal um, als ein zufälliges Mineralvorkommen unbeobachtet zu lassen. Vielleicht hoffte er darauf, wenigstens ein abgestürztes Bruchstück des Schiffes zu entdecken. Unsere Diskussion war schon wieder beendet. Es gab eben nicht mehr viel zu sagen. Ich dachte an die Mutanten, die Rhodan an Bord genommen hatte. Wenn sie noch lebten, würde sich Gucky mit mir in Verbindung setzen. Ich besaß keine
7. Bericht Atlan „Sie leben, Sir! Sie leben!“ sagte Miko Shenon mit fester Stimme. „Ich bin sehr gern bereit, Ihre Erklärung zu akzeptieren, Miko“, antwortete ich. „Mein Verstand sagt mir allerdings klar und deutlich, daß wir die CREST längst hätten orten müssen. Ein so gewaltiger Körper, der obendrein noch Eigenstrahlung von hoher Intensität abgibt, kann auf dieser flachen Wiese einfach nicht übersehen werden. Sogar die primitiven Radargeräte Ihres zwanzigsten Jahrhunderts hätten da nicht versagt. Miko, ich...!“ „Sie leben!“ unterbrach mich der ehemalige Major. Icho Tolot meldete sich. Er konnte in der Kanzel des diskusförmigen Flugkörpers nicht viel tun. Seine Beine, Schultern und Arme waren ihm überall im Weg. Er befaßte sich deshalb mit mathematischen Auswertungen, die uns schon viel geholfen hatten. Er hatte den 13812 Kilometer durchmessenden Planeten in Längen- und Breitengrade eingeteilt. Als Bezugspunkt für den Nullmeridian hatten wir eine charakteristische Stelle des Polgebietes genommen. Nach dieser geographischen Einordnung hatte Tolot die Suchquadrate errechnet, die wir bei einer Flughöhe von siebzig Kilometern noch einwandfrei überschauen konnten. Nach seinen Angaben hatten wir Horror immer wieder umflogen. Wir hatten am zerstörten Nordpol angefangen. Die einzelnen Kreisbahnen waren immer
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parapsychischen Gaben, aber ich konnte es infolge meines Extrahirns spüren, wenn mich ein Telepath aufs Korn nahm. Gucky kannte meine Individualfrequenz. Weshalb meldete er sich nicht? Ein Impuls hätte mir schon genügt; ein winziges Bohren in meinem Logiksender hätte mich aufmerksam werden lassen. Es geschah jedoch nichts. Meine Freunde konnten nicht mehr leben. Shenon flog unentwegt weiter. Unsere Fahrt war relativ hoch, aber darauf kam es nicht an. Die Ortungsgeräte der Space-Jet waren empfindlich genug, um selbst bei halber Lichtgeschwindigkeit einen metallischen Körper auszumachen. Shenon schwenkte auf den Polarkreis ein. Der Pol lag schon hinter dem Sichthorizont. Wieder sah es so aus, als rollte sich das trostlose Flachland unter uns auf. Grünbemooste Flächen erinnerten an kurzgeschorenen Rasen. Hier und da sahen wir eine Dünenformation, ab und zu einen Wassertümpel und noch seltener einen kleinen Sie von höchstens einem Quadratkilometer Ausdehnung. Diese Welt war wirklich mit einem glatten Plastikball zu vergleichen. Die Maschinen unseres Diskusbootes arbeiteten einwandfrei. Es hatte keinen Versager gegeben. Wenn auf Horror einmal eine Gefahr existiert hatte, so war sie mit der Vernichtung der Nordpolstation beseitigt worden. Die CREST hatte sich anscheinend noch im letzten Augenblick für ihren Untergang gerächt. „Sie werden nicht umhin kommen doch noch die südliche Halbkugel anzufliegen und sie ebenfalls systematisch abzusuchen“, sagte der Haluter plötzlich. „Wenn wir von der Annahme ausgehen, daß die CREST abgestürzt, oder infolge schwerer Volltreffer notgelandet ist, bleibt Ihnen keine andere Wahl. Sie müssen die von der Südpolstation drohende Gefahr ignorieren.“ „Selbstverständlich wird auch die südliche Halbkugel abgesucht“, begehrte Shenon auf. „Haben Sie vielleicht etwas dagegen?“ Er fixierte mich scharf. Seine Augen waren feucht und verschleiert. Ich holte tief Luft. „Ihr seid beide Narren. Ja - Sie auch, Tolot! Wie kann ein fähiger Wissenschaftler von Ihrem Rang den Rat erteilen, auf dieses unnötige Risiko einzugehen?“ „Unnötig?“ schrie Miko außer sich mit verzerrter Miene. „Sir, ich habe mich noch nie gegen einen Vorgesetzten aufgelehnt; aber wenn Sie...“ „Halten Sie den Mund und geben Sie Ihre drohende Haltung auf“ warnte ich ihn. „Ich bin schon mit stärkeren Männern fertig geworden. Ich lasse es nicht zu, daß Sie unser Schiff ins Verderben steuern Wenn wir die CREST in Äquatorhöhe noch immer
nicht gefunden haben, drehen wir ab, gehen auf Sicherheitsabstand und überprüfen die südliche Planetenhälfte vom Raum aus. Das würde auch jetzt schon völlig ausreichen. Ein Stahlkörper von dieser Größe ist aus einer halben Million Kilometer ohne weiteres auszumachen.“ „Wenn - wenn im Süden aber nur kleine Trümmerstücke liegen sollten, dann...“ „Dann“, unterbrach ich Shenon „dann können wir ohnehin nicht mehr helfen, Miko. Sie sind doch Raumoffizier! Sie sollten wissen, was von der Besatzung übrigbleibt, wenn ein Schiff in Trümmer geht. Wir unternehmen alles, was menschenmöglich ist. Ich gebe nicht eher auf, als bis ich die gesamte nördliche Halbkugel peinlich genau abgetastet habe. Hier droht keine Gefahr mehr. Über dem Äquator drehen wir jedoch ab. Es genügt, wenn zweitausend Männer ums Leben gekommen sind. Haluter - halten Sie meine Erklärungen für richtig?“ „Für vollkommen richtig - mathematisch betrachtet. Gefühlsmäßig lehne ich sie ab.“ „Bedenken Sich noch etwas“, erklärte ich. „Wir müssen da sein, wenn die ANDROTEST II erscheint. Ich bin daran gewöhnt, etwas weiter in die Zukunft zu blicken als andere Leute. Hier geht es um die gesamte Menschheit und überdies um einen Gegner den wir noch nicht kennen. Jemand muß übrigbleiben, um die ANDROTEST II zu warnen. Verdammt nochmal - sehen Sie das gefälligst ein! Oder glauben Sie, mir würde nicht das Herz bluten?“ Ich kämpfte um meine Fassung. Shenon schwieg verbissen, und Tolot sah mich aus seinen glühenden Augen an. „Begreifen Sie doch meine Gründe“, bat ich niedergeschlagen. „Ich...!“ „Ortung!“ brüllte Shenon mit einer Lautstärke, daß ich wie unter einem Hieb zusammenzuckte. „Achten Sie doch auf ihre Ortung. Da ist etwas!“ Ich schwenkte den Sitz herum. Tatsächlich - auf dem Echoschirm des Massentasters war ein winziger Punkt erschienen. Er wanderte rasch nach Westen aus. Ehe ich Shenon darüber belehren konnte daß dieser Gegenstand niemals die CREST sein konnte, riß er bereits die Space-Jet mit aufbrüllenden Maschinen herum. Er jagte sie steil in den Himmel, drehte mit Vollschub ab und ging auf Westkurs. Ich rügte ihn nicht, sondern gab ihm den genauen Kurs nach dem Ortungsergebnis an. Nach einigen Augenblicken heulte das Triebwerk der Diskusmaschine erneut auf. Shenon stoppte mit Werten, als gelte es, dem Wirkungsfeuer eines angreifenden Verbandes auszuweichen. Dann kamen wir zum Stillstand. Das Metallsplitterchen erzeugte auf dem Echotaster noch immer einen grünen Punkt.
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Ich beugte mich vor und sah durch die transparenten Scheiben der Kanzel. Aus dem Ringwulst zuckten blaue Plasmaflammen hervor. Sie hielten das Boot in der Schwebe. Ich erkannte die unausgesprochene Aufforderung. Icho Tolot hatte sich so weit aufgerichtet, daß sein in Schulternähe achtzig Zentimeter durchmessender Halbkugelkopf die Rohrleitungen der Klimaanlage berührte. Seine faustgroßen Augen fixierten den Schirm. „Hmmm...!“ brummte er. Shenon wurde schon wieder hysterisch. „Also wenn Sie jetzt nicht landen wollen, um wenigstens einmal nachzusehen, was da unten liegt, dann dann...“ Er hob die Fäuste und verschluckte den Rest des Satzes. Ich schaute ihn kühl an. „In Ordnung, Sergeant, landen Sie die Maschine vor der Hügelgruppe. Wir haben Zeit, nicht wahr?“ Er lachte stoßartig und schwenkte seinen Sitz herum. Er stieß im Sturzflug auf die Oberfläche nieder, fing die Jet erst tausend Meter über dem Boden ab und ließ sie dann sanft nach unten schweben. Ich fuhr die Landebeine aus. Wir setzten auf einer weiten Ebene auf. Einige hundert Meter entfernt wurde das Flachland von der Dünenformation unterbrochen. Es handelte sich um ein ausgedehntes Buckelgelände mit schroffen Einschnitten. Shenon war vernünftig genug, nicht zwischen den aufgehäuften Geröllmassen zu landen. Ich sah hinüber. Es tat dem Auge wohl, wenigstens einmal etwas anderes zu erblicken als die endlosen Ebenen. Eine Hügelgruppe im Sinne des Wortes war das aber trotzdem noch nicht. Die höchsten Erhebungen ragten nur zwölf Meter weit in die klare Luft empor. Hier und da entdeckten wir einige Wasserpfützen. Die Lufthülle des Planeten war längst automatisch analysiert worden. Sie war stark sauerstoffhaltig und gut atembar. Die Temperatur betrug in dieser Breite etwa dreißig Grad Celsius. Wir konnten auf die Raumanzüge verzichten und uns mit den Einsatzmonturen begnügen. Icho Tolot überprüfte seine riesige Kombinationswaffe. Sie war so groß und so schwer wie ein kleines Energiegeschütz terranischer Fertigung. Tolot ging damit um, als hätte er eine Taschenpistole in der Hand. Diese Waffe war auch eine Konstruktion, die wir noch nicht kannten. Sie wirkte als molekülauflösender Desintegrator, auf rein thermischer Basis und letztlich als Kern-Fernzünder. Das war die großartigste Eigenschaft dieses Strahlers. Tolot hatte erklärt, er könnte damit jedes Element bis zur Ordnungszahl zweiundneunzig zum Kernprozeß
zwingen. Er besaß - praktisch betrachtet - damit einen Anregungsstrahler für die Zertrümmerung von Atomen. Der Haluter verließ die Space-Jet zuerst. Ich war ihm behilflich, sich durch die Schleuse hindurchzuzwängen. Einer seiner beiden Schultergurte verhakte sich im Schließgestänge. Ich löste den fünfzig Zentimeter breiten Gurt und stellte dabei fest, daß er große Innentaschen besaß. Tolots Kampfanzug schien mit Angriffsund Verteidigungswaffen gespickt zu sein. Ich hatte einmal mit meiner starken Impulswaffe auf seinen Individualschirm geschossen. Er hatte nur gelacht, und sein 3,50 Meter großer Körper hatte nicht einmal gewankt. Ich war froh, daß wir ihn bei uns hatten. Miko Shenon weigerte sich beharrlich, als Wache in der Maschine zurückzubleiben. Ich konnte und wollte ihn nicht dazu zwingen. Dann standen wir auf dem Savannenboden der unheimlichen Welt. Weit über uns lohten die drei Sonnen. Es war kurz nach 21:30 Uhr Bordzeit. Das Gelände trug einen dichten Pflanzenwuchs. Es waren grüne Beläge und Miniatur-Gehölze, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Als Tolot einige Schritte machte, krachte und splitterte es unter seinen riesigen Füßen. Anschließend ließ er den Körper auf die kurzen Sprungarme absinken. „Wollen Sie auf meinen Rücken steigen?“ bot er an. Ich lehnte ab. Die wenigen hundert Meter bis zu der Dünengruppe konnte ich selbst laufen. Außerdem tat es gut, wieder einmal auszuschreiten. Shenon schulterte seinen schweren Strahler. Ich trug nur meine Gürtelwaffe. Ich rechnete nicht mit einem Angriff. Hier war alles wüst und leer. Icho Tolot spurtete plötzlich davon. Seine Füße und Laufhände erzeugten einen unwirklichen Trommelwirbel. Er verschwand mit unerhörter Geschwindigkeit hinter den Bodenwellen. Ehe wir ihre ersten Ausläufer erreichten, tauchte er auf der anderen Seite schon wieder auf. Er hatte sie umgangen. „Keine Gefahr“, berichtete er. „Die Dünen sind etwa drei Kilometer lang, halbmondförmig gekrümmt und niemals höher als zwölf Meter. Soll ich Sie nicht doch tragen? Sie sehen abgespannt aus.“ Ich lehnte erneut ab und begann mit der Ersteigung des ersten Hügels. Er war knapp fünf Meter hoch und bestand aus bröckeligem Felsgestein von so feiner Struktur, als hätte jemand eine Schutthalde aufgetürmt. Von dem georteten Trümmerstück war noch nichts zu sehen Wir stellten die Richtung fest und sprangen von der Bodenwelle nach unten. Diesmal krachte und knirschte es auch unter Shenons
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und meinen Füßen. Ich bückte mich und betastete die Gräser, sie waren holzartig fest, tausendfältig ineinander verwuchert und bildeten teilweise einen so dichten Teppich, daß wir bis zu den Knöcheln darin versanken. Winzige Rinnsale schienen für die Bewässerung des Bodens zu sorgen. Miko Shenon blickte auf die Anzeigen seines tragbaren Orters. Als ich den Sergeanten anschaute, schüttelte er den Kopf. „Nichts! Sir - wenn ich vorhin etwas heftig gewesen sein sollte, so bitte ich um Ent...!“ Ich winkte ab. Shenon grinste verlegen und deutete auf einen Einschnitt zwischen zwei höheren Dünen, die man schon als Hügel bezeichnen konnte. „Dahinter muß die Bodensenke mit dem Bruchstück liegen, Sir. Sehr weit brauchen wir nicht in das Gelände vorzudringen. “ Ich sah mich um. Tolot rannte soeben eine steile Halde hinauf und blieb auf dem Kamin stehen. Er rührte sich nicht. Starr blickte er nach unten. „Hat er etwas entdeckt?“ flüsterte Shenon erregt. Mir war, als scheute er sich, laut zu sprechen. „Das werden wir sehen. Kommen Sie.“ Miko hing den Orter über die Schulter und griff zur Zigarettenpackung. Ich äußerte gereizt: „Muß das sein?“ „Die Nerven, Sir. Sehen Sie bitte darüber hinweg.“ Als wir weitergingen, war es 22:30 Uhr - nach terranischer Standardzeit. Auf Horror wurde es nicht dunkel. Dafür sorgten die drei Sonnen.
unterwegs. Das Gelände innerhalb des Tales war gut begehbar. Nur die dichten Wälder, die immer wieder von hügeligen Savannen unterbrochen wurden, behinderten den Marsch. Don Redhorse, ein Terraner aus dem Volk der Cheyenne-Indianer, war bisher am weitesten vorgedrungen. Er hatte das Gebirge im Südwesten erreicht und begann soeben mit dem Aufstieg. Redhorse hatte eine Stunde lang darüber nachgedacht, was er bei dem wildromantischen Anblick vermißte. Man hätte auf der Erde sein können; irgendwo im zerklüfteten Teil der Rocky Mountains oder im kahlen Hochgebirge des Himalaja. Die Bergriesen türmten sich unübersehbar hoch vor den Männern auf. Was war an diesem Anblick falsch - unterbewußt gespürt falsch? Redhorse entdeckte es, als er mit seinen zwanzig Männern den ersten Kamm erklommen hatte. Diese bis zu zwölf Kilometer hohen Gipfel trugen keine Schneekappe! Don konnte sich nicht erinnern, auf der Erde jemals einen Berg über sechstausend Meter Höhe gesehen zu haben, der keine Schneekappe getragen hatte. „Verdammtes Land“, sagte der hochgewachsene Offizier vor sich hin. „Verdammtes Land. Etwas stimmt hier nicht.“ Die Männer seines Kommandos sahen sich bezeichnend an. Natürlich stimmte hier etwas nicht. Captain Redhorse strich sich mit der Hand über die schweißnassen Haare und griff noch einmal zu seinem Funksprechgerät. Es war zwecklos. Der Kontakt zu den anderen Trupps war endgültig abgerissen. Don Redhorse, der verwegenste Draufgänger unter den speziell geschulten Kommandoführern der CREST, warf das Gerät einem Sergeanten zu und setzte sich auf einen Felsblock. „Pause“, ordnete er an. „Laben Sie sich an dem Anblick unseres stolzen Schiffes und essen Sie etwas.“ Er deutete in die weite Ebene hinunter, aus der sich die fünfzehnhundert Meter durchmessende Kugel der CREST hervorhob. Redhorse war erst acht Kilometer von dem Schiff entfernt. Die anderen Trupps konnten auch nicht weiter vorgedrungen sein. Je näher man an die Berge herankam, um so schwieriger wurde das Gelände. Redhorse drückte auf den Erwärmungskontakt einer Automatkonserve und wartete auf das Aufspringen des Deckels. In diesem Augenblick schienen irgendwo jenseits des Gebirges Vulkane auszubrechen. Redhorse horchte auf. Als sich das Grollen zu einem rhythmischen Getöse steigerte und von mehreren Steilhängen Gesteinslawinen in die Tiefe
8. Bericht Perry Rhodan Eine Funksprechverbindung mit Hilfe der tragbaren Geräte war nicht mehr möglich. Sie hatten versagt. Die noch kleineren Armbandgeräte die ohnehin nur mit einer Leistung von 0,1 bis 0,5 Watt arbeiteten, waren schon gegen 20:30 Uhr unbrauchbar geworden. Zu diesem Zeitpunkt waren die drei Erkundungskommandos unter der Führung der Captains Kagato, Redhorse und Henderson ausgeschleust worden. Wenig später waren Rhodan, Melbar Kasom, der Doppelkopfmutant Iwan Goratschin und zwanzig weitere Spezialisten aufgebrochen, um den Südabschnitt des weiten Tales zu erkunden. Die Shifts konnten nicht mehr benutzt werden. Die mitgeführten Flugzeuge aus der Bauserie F-913G waren noch nicht startklar. Rhodan legte vorerst auch keinen Wert darauf, einen eventuell auftauchenden Gegner zu schnell auf die besonderen Hilfsmittel des Superschlachtschiffes aufmerksam zu machen. Die vier Trupps waren seit zwei Stunden
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stürzten, stellte er die Konservendose vorsichtig auf den Boden und griff zur Waffe. Sein bronzefarbenes Gesicht blieb unbewegt. Der Boden begann zu schwanken. Weitere Steinlawinen polterten in das Tal hinab. Es war, als würde diese Welt plötzlich untergehen. Don Redhorse legte die Waffe quer über die Knie und hob seine Konserve auf. Stirnrunzelnd blickte er auf das Etikett. „Bohnen mit Schinken und Eiernudeln, made on Terra“, las er vor. „Köstlich! Eßt, Leute. Wer weiß, wozu wir die Kalorien noch brauchen. Sergeant Sougrin - nehmen Sie einmal Ihren Raketenwerfer und feuern Sie ein Atemgeschoß auf den tausend Meter entfernten Felsblock der die Form einer sitzenden Katze hat. Erkannt...? Na los schon! Worauf warten Sie?“ Sougrin nahm das Werferrohr, schob eine Miniaturrakete in die hintere Öffnung, legte sich auf den Boden und ging ins Ziel. Pfeifend raste das Projektil davon. Als es drüben einschlug, lagen die Männer längst in Deckung. Nur der Captain saß auf seinem Stein und löffelte die Büchse aus. Sougrin richtete sich fluchend auf. Fassungslos sah er zu dem Felsen hinüber. Die Kleinstrakete hatte beim Aufschlag eine Splitterwolke aufgewirbelt und war dann als Querschläger ins Gelände geheult. Zu einer Explosion war es nicht gekommen. Redhorse verzog keine Miene. Er klemmte die Büchse wieder zwischen die Knie, löffelte mit der linken Hand weiter und griff mit der Rechten nach seine Strahlwaffe. Ohne hinzusehen, drückte er ab. Ein ultraheller Energiestrahl fachte aus der Mündung. Redhorse hüstelte, sah sich um und meinte ungerührt: „Oh - das funktioniert ja noch. Sougrin, da hatten Sie aber Glück, daß ich in die Luft geschossen habe. Eigentlich wollte ich die Mündung in Ihre Richtung halten.“ Zwanzig Männer begannen zu grinsen. Don Redhorse war nicht zu erschüttern. „Der hat Nerven wie ein Büffel“, meinte Sougrin erbittert. „Hast du das gehört, Samy?“ Korporal Tchinta, ein lethargisch wirkender Mann mit abstehenden Ohren, schielte auf. Sougrins Bauchansatz hinunter. „Na ja, wie man es nimmt“, erklärte er. „Vielleicht wollte er etwas gegen deinen Speck tun. Hmmm - da scheinen aber allerhand Vulkane ausgebrochen zu sein. Vor einer Viertelstunde ist etwas über uns hinweggeflogen.“ Sougrin kniff die Augen zusammen und blinzelte zu den Sonnen empor. „Was?“ „Keine Ahnung. Es war hinter den Bergen. Wie
verhält man sich bei einem eventuellen Beschuß durch Fernraketen? Im offenen Gelände meine ich?“ „Du hast eine krankhafte Phantasie. Hier gibt es niemand, der die Kunst eines gezielten Fernwaffenbeschusses beherrscht.“ „Das war aber sehr vornehm ausgedrückt“, sagte Tchinta kauend. „Auf alle Fälle ist ein riesiges Ding nördlich von uns durch die Luft gesaust. Der Schlagschatten verdunkelte die Sonne. Ob es hier wohl Flugsaurier gibt?“ Sougrin tippte sich an die Stirn. Da schwieg der Korporal, um sich nur noch seiner Konserve zu widmen. Das Dröhnen hielt an. Es klang, als schlügen Giganten mit tonnenschweren Hämmern auf den Boden. Don Redhorse stand auf und reckte seinen sehnigen Körper. Gähnend erklärte er: „Sie haben recht, Tchinta! Etwas ist hinter den Bergen vorbeigeflogen. Und jetzt kommt schon wieder etwas. Wenn mich mein Adlerauge nicht täuscht, ist das ein Ungeheuer das wohl nur mit den Impulsgeschützen der CREST besiegt werden kann.“ Redhorse deutete mit dem Daumen über die Schulter. Zwanzig Männer fuhren sprungbereit herum. Zwanzig mehr oder weniger heftige Ausrufe klangen auf. Zwanzig Hände griffen nach den Waffen, und zwanzig schwere Thermostrahler richteten sich auf den Schatten, der plötzlich die sonnenbeschienen Steilwände der Berge verdunkelte. Eine unübersehbare Masse tauchte hinter den Bergriesen auf. Steinlawinen polterten in die Tiefe. Die Masse wuchs und wuchs, bis sie die höchsten Gipfel zwei Kilometer weit überragte. Eine Druckwelle orgelte über das Land hinweg. Redhorse ging zuerst in Deckung. Sein Blickwinkel reichte nicht aus, um die Konturen des Ungeheuers in vollem Umfang erfassen zu können. Er sah immer nur Ausschnitte. Sergeant Sougrin riß seinen Raketenwerfer hoch. Als ihm einfiel, wie kläglich das Geschoß kurz zuvor versagt hatte, schleuderte er den Werfer zur Seite und griff ebenfalls zu seinem Strahler. „Ich habe schon eine Menge Saurier gesehen“, stellte er fest. „So einen aber noch nicht. Wenn der noch zehn Schritte macht, geht für uns die Welt unter.“ „Tröste dich, Bruder, es kommen noch ein paar von der Sorte“, behauptete der Captain. „Wir wollen den Gipfelstürmer etwas kitzeln. Feuer frei!“ Captain Redhorse schoß. Sein Energiestrahl peitschte aus der Felsmündung, röhrte steil an den zerklüfteten Hängen hinauf und traf schon sieben Kilometer über dem Standort der Männer eine vorhängende Wand. Dort verpuffte er nahezu wirkungslos. Der
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Energieverlust über solche Distanzen war extrem hoch. Im Westen trommelte es immer noch. Das Geräusch kam näher. Als unter Redhorses Füßen die Felsplattform zu wanken begann und an den Steilhängen hausgroße Felsbrocken ins Rollen kamen, sah er sich nach einer besseren Deckung um. Das Ungeheuer fühlte jetzt den westlichen Horizont aus. Ein Grollen, so laut wie die Explosion einer Megatonnen-Bombe, machte die Männer fast taub. Als sich die Schallwellen verliefen, äußerte Sergeant Sougrin: „Mir scheint, Sir, der hat etwas gegen die Kitzelei.“
auf die Ebene niederpolterte, befahl Rhodan den Rückzug. Ein Mann seines Begleitkommandos schoß die vorbereitete Signalrakete ab. Sie zerplatzte in drei Kilometer Höhe zu roten Sternen. Sie mußte von den Chefs der anderen Kommandos gesehen werden. Das gigantische Monstrum, das man zuerst gesichtet hatte, begann mit der Übersteigung der höchsten Gipfel. Rhodan glaubte, zwei kilometerlange Greifarme zu sehen. Der Boden bebte immer stärker. Eine Druckwelle nach der anderen orgelte von den Höhen herab und brachte die Männer zu Fall. Zum gleichen Zeitpunkt befahl Oberst Cart Rudo, das Ungetüm unter Beschuß zu nehmen. Der Erste Feuerleitoffizier drückten mit zehn Fingern auf zehn Waffenknöpfe. Wiffert setzte zusätzlich die schweren Transformkanonen der Polstation ein, aber auch diese Waffen versagten. Die CREST konnte keinen Schuß auslösen. Cart Rudo klammerte sich an seinem Kommandantensessel fest. Die Bildschirme arbeiteten noch einwandfrei. Die Stromreaktoren liefen aber bereits mit einem deutlich erkennbaren Leistungsverlust von vierzig Prozent. Etwas griff nach dem letzten Hilfsmittel der CREST. Der Angriff der Titanen konnte nicht mehr gestoppt werden. Da ließ Rudo ebenfalls rote Signalraketen schießen, anschließend grüne. Das bedeutete, die ausgeschleusten Soldaten der Kommandos sollten in Deckung gehen und auf einen Rückzug vorbereitet sein. In dem Westpaß tauchte das zweite Monstrum auf. Rudo schaltete die Optik um auf Weitwinkelerfassung, und da wurde er leichenblaß. Entsetzt starrte er auf die Bildschirme. „Nein!“ sagte er lallend. „Nein, das nicht! - Bitte, das nicht...“ Don Redhorse hatte Rhodans Signalrakete gesehen, jedoch hatte der Cheyenne-Indianer nicht daran gedacht, panikartig zur CREST zurückzukehren. Dann bemerkte er Rudos Grünsignale. „In Ordnung“, sagte er. „Bleiben wir, wo wir sind. Sie werden das Schiff zertrümmern. Tchinta - haben Sie in Ihrem Beobachtungssektor etwas von Captain Kagato gesehen?“ „Er hat zweimal Rot geschossen. Er zieht sich auf die CREST zurück.“ „Blödsinn, und Henderson?“ „Er steht hinter dem Schiff. Nichts bemerkt, Sir.“ Eine neue Druckwelle pfiff über das Tal hinweg. Sie wurde von dem Ungeheuer erzeugt, das nun mit atemberaubender Geschwindigkeit von den Bergen herabstieg. Es erreichte mit drei bis vier Schritten die Ebene. Damit begann auch wieder das Trommeln und
* Melbar Kasom ging mit seinem überschweren USO-Strahler ins Ziel und zog ab. Der Ertruser verwendete ein für seine Zwecke umgebautes Kampfroboter-Modell, das drei Erdgeborene zusammen gerade noch tragen konnten. Der 2,51 Meter große Ertruser fing den Rückschlag mit der Schulter ab und schaute geblendet seinem armdicken Thermostrahl nach, der genau dort einschlug, wo das Monstrum sichtbar geworden war. Rhodan lag neben dem USO-Spezialisten. Der Doppelkopfmutant Iwan Goratschin bemühte sich verzweifelt, seine Zünder-Gabe zum Einsatz zu bringen und dort oben einen Kernprozeß einzuleiten. Es war zwecklos! Die auf fünfdimensionaler Basis beruhende Fähigkeit war von dem auf Horror vorhandenen Absorberfeld aufgehoben worden. Niemand unter den Mutanten konnte noch eingesetzt werden. Die Mausbiber Gucky und Gecko waren bei Rhodans Aufbruch noch besinnungslos gewesen. Ralf Marten, der Teleoptiker des Korps, hatte sich Cart Rudo und Mory zur Verfügung gestellt. Wahrscheinlich würde es ihm aber auch nicht gelingen, seine parapsychischen Kräfte einzusetzen. Kasom schoß noch zweimal. Beim dritten Schuß versagte seine Waffe. Er drückte nochmals ab, schaute wie teilnahmslos auf die Kontrollmarke des Deuteriumspeichers und drehte sich nach Perry um. „Vorbei! Es war zu erwarten. Das Absorberfeld greift nun auch die relativ primitiven Kernprozesse an, Sir. Haben Sie zufällig einen dicken Knüppel bei sich?“ Rhodan richtete sich auf. Der im Westen sichtbare Paß - Rhodans eigentliches Ziel - war noch zwanzig Kilometer entfernt. Als in dem Einschnitt ein weiteres Ungeheuer von wenigstens zwei Kilometer Höhe erschien und ein Bergrutsch nach dem anderen
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Beben. Ein zweites Grollen klang auf diesmal noch lauter. Redhorse lag in einer Bodensenke und preßte die Handflächen gegen die Ohren. Nur einen Kilometer von ihm entfernt waren Rhodan und Kasom ebenfalls in Deckung gegangen. Perry hatte Rudos Grünsignal nicht widerrufen. Der Doppelkopfmutant weinte. Es war grauenhaft. Kasom griff nach einem Stein. Er wog einen Zentner und bedeutete in der Hand des Ertrusers eine fürchterliche Waffe. Die Druckwellen nahmen kein Ende mehr. Jedesmal, wenn das Monstrum ein Glied bewegte, entstand ein orkanartiger Sturmwind. Sekunden später sah auch Rhodan das zweite Wesen, das seine ungeheure Masse durch den Paßeinschnitt zwängte und dabei kilometerhohe Geröllhänge zum Einsturz brachte. Jetzt wußte man, wie die Oberflächenintelligenzen des Planeten Horror aussahen! Sie hatten die schweren Waffen des Schiffes lahmgelegt und die Startbereitschaft unterbunden. Sie hatten gerade so lange gewartet, bis das von ihnen erzeugte Absorberfeld die CREST energetisch ausgelaugt hatte. Nun kamen sie! Sie kamen mit dem gelassenen Gleichmut von Riesen, die noch um fünfhundert Meter großer waren als das neueste Superschlachtschiff der Solaren Flotte. Sie würden es mit Felsbrocken zertrümmern können. Sie konnten Berge abtragen und riesige Gipfel umfangen, als handelte es sich um Kieselsteine. Rhodan gab auf. Er wußte, daß er den Kampf verloren hatte. Das vom Hochgebirge herabsteigende Ungeheuer blieb stehen. Mit einem Tentakel berührte es bereits den Grund des fünfzig Kilometer durchmessenden Tales. Die anderen Gliedmaßen, undefinierbar, weil nicht voll übersehbar, klammerten sich an den Bergen fest. Rhodan schaute unbewegt auf die konturlose Masse, die tiefe Krater und Ausbuchtungen aufwies. Das zweite Riesengeschöpf kam aus dem Hochpaß hervor. Dicht hinter ihm folgte ein drittes Monstrum. Als Rhodan soeben einen Warnruf ausstoßen wollte, griff dieses Ungeheuer an.
vernebelte. „Gas - zurück“, keuchte Redhorse und zerrte einen Mann seines Kommandos aus der Deckung hervor. „Zurück ins Tal. Das Gas steigt nach oben.“ Einundzwanzig Terraner, Don Redhorse voran, liefen auf den schmalen Pfad zu, den sie für den Aufstieg benutzt hatten. Der Gasausbruch war ungeheuer. Halb erstickt erreichten sie eine vorstehende Felsplattform, die von einem erfrischenden Luftzug umweht wurde. Hier wurde die Luft besser. Redhorse sah nach oben. Die Gasbombe war wenigstens fünfundvierzigmal so lang wie ein ausgewachsener Terraner. Sie brannte in vernichtender Glut ab. Redhorse stellte erbittert fest, daß der Gegner sich anscheinend einen Spaß daraus machte, die Männer der CREST auszuräuchern. 9. Bericht Atlan Miko Shenon warf seine Zigarette weg. Sie fiel einige Meter entfernt im staubfeinen Geröll nieder. Ich achtete nicht darauf. Icho Tolot stieg langsam von dem Hügel herab, den er vorher erklommen hatte. Er hatte mir zweimal etwas zugerufen, was ich aber nicht verstanden hatte. Tolot hatte so leise gesprochen, wie ich es von ihm nicht gewöhnt war. Warum verständigte er sich nicht lauter? Unter meinen Füßen knirschte der Sand. Shenon schob mit der Stiefelspitze einige Holzgewächse zur Seite. Es krachte und splitterte. Tolot deutete nach vorn. Ich folgte seinem ausgestreckten Arm, und da sah ich ebenfalls das geortete Metallstück. Es war kugelförmig und durchmaß etwa eineinhalb Meter. Als ich das Unwahrscheinliche begriff, schrie Shenon: „Sir...!“ Er verstummte abrupt. Meine Hände begannen zu zittern. Tolot rührte sich nicht. Er lag auf dem Steilhang der Düne, als hätte man ihn darauf festgeklebt. Das kugelförmige Gebilde war zu symmetrisch und zu einwandfrei rund, um ein Bruchstück des Schiffes sein zu können. Es glänzte wie eine polierte Kugel aus bläulichem Metall. Ich ging noch einen Schritt nach vorn. Die Senke zwischen den Dünen durchmaß etwa fünfzig Meter. „Vorsicht!“ erreichte mich Tolots Ruf. Nein, es war kein Ruf gewesen. Der Haluter hatte nur geflüstert. Noch einige Schritte. Dann stand ich nur noch zehn Meter von dem Kugelkörper entfernt. Das Blut schien in meinen Adern zu gerinnen.
* Don Redhorse sprang auf und rannte zur nächsten Deckung hinüber. Ein riesiger, walzenförmiger Körper flog auf ihn zu. Er schlug an der Stelle auf, wo Redhorse soeben noch gelegen hatte. Seine Männer zogen sich ebenfalls fluchtartig zurück. Der weiße Körper spie weißblaue Qualmwolken von solcher Dichte aus, daß sich der Himmel sofort
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Gebannt, ungläubig und von einem Gefühlssturm aufgewühlt, las ich die Schriftzeichen, die auf dem Kugelkörper angebracht waren. „CREST II“ stand dort. Ich preßte die Hände gegen den Hals, da ich zu ersticken glaubte. „Sir!“ stöhnte Shenon wie von Schmerzen geplagt. „Sir - das ist unsere CREST. Das ist sie! Das ist kein Bruchstück - das ist das ganze Schiff.“ Mein Extrahirn sandte mir einen schmerzhaften Impuls. „Narr, sie sind verkleinert worden. Etwa ums Tausendfache. Die CREST durchmißt noch eineinhalb Meter. Vorsicht, jeder Schritt muß durch seine Luftverdrängung auf die Mikromenschen wie eine Atomexplosion wirken. Nur flüstern, besser gar nichts sagen. Du erzeugst Druck - und Schallwellen von ungeheurer Kraft. Tolot hat das längst erkannt. Oder warum, glaubst du, rührt er sich nicht mehr?“ Ich zog mich mit äußerster Vorsicht zurück. Mein Verstand weigerte sich, das Ungeheuerliche zu akzeptieren. Mein Gehirn war wie ausgelaugt. Dennoch begriff ich in vollster Konsequenz, was geschehen war. Kein Wunder, daß wir die CREST nicht augenblicklich geortet hatten. Auf einen Körper, der nur noch 1,50 Meter durchmaß, hatten die Geräte aus größerer Entfernung nicht angesprochen. „Vorsicht, ganz behutsam bewegen“, flüsterte Tolot. Der Haluter rührte sich noch immer nicht. Miko Shenon war vernünftig genug, sich nicht mehr von der Stelle zu bewegen. Er atmete so flach wie möglich. Tolot und ich ebenfalls. Jede Bewegung unserer Körper mußte für die Männer der CREST einem Wirbelsturm gleichkommen. Ich versuchte nicht, in diesen Augenblicken die Ursache der Verkleinerung zu ergründen. Jetzt kam es nur auf schnellste Hilfeleistung an. Mein Extrahirn sagte mir, daß die Schrumpfung nicht um ihrer selbst willen herbeigeführt worden war. Wahrscheinlich warteten Unbekannte auf die Vollendung des Prozesses, um anschließend etwas zu unternehmen, was wir nicht einmal ahnen konnten. Ich wurde ganz ruhig. Nur eine Sorge quälte mich noch. Was war mit meinen vielen Freunden geschehen? Waren sie von der Verkleinerung ebenfalls betroffen worden? Wenn ja - hatten ihre Körper diese unglaubliche Prozedur überstehen können? Lebten sie noch, oder lagen sie wie ausgedörrte Mikroben in den Hallen und Kommandoständen der CREST? Wie war eine solche Schrumpfung überhaupt zu erklären? War es eine Massenverdichtung wie in überschweren Zwergsternen? In diesem Falle hätte die CREST ihr ursprüngliches Gewicht besitzen müssen; oder wenigstens annähernd. Tolot, der halutische Wissenschaftler, würde schon eine Erklärung finden. Er hatte ja blitzartig erkannt,
was mit der CREST geschehen war. Jetzt begriff ich, warum er nach der Ersteigung des einen Hügels plötzlich wie erstarrt stehengeblieben war. Er mußte sofort erfaßt haben, wie verheerend sich eine für uns harmlose Armbewegung auswirkte. Die primäre Frage lautete für mich: Lebten sie noch, hatten sie uns gehört und gesehen, und wo waren sie? Wenn Perry noch aktiv war, dann hatte er garantiert einige Kommandos ausgeschickt. Ich lief also Gefahr, die für mich unsichtbaren Terraner zu zertreten. Ich hob vorsichtig das Bein an und stellte den Fuß noch behutsamer in das Wasserrinnsal, das für meine Freunde wahrscheinlich ein gewaltiger Fluß war. Im Mittelpunkt der Dünenvertiefung, direkt neben der CREST, sah ich einen Tümpel, von dem das Rinnsal ausging. Wenn Perry überhaupt einige Kommandos ausgeschleust hatte, dann befanden sie sich bestimmt nicht auf dem Wasser. Ich konnte es also riskieren, meine Fuße in dem Bächlein niederzusetzen. „Gut so!“ hauchte der Haluter. „Shenon - gehen Sie vorsichtig in den Dünenspalt zurück.“ Miko gehorchte so prompt wie noch nie. Er brauchte zehn Sekunden, um die Schuhsohle vom Boden zu lösen. Ich dachte an seine stinkende Zigarette, deren Qualm steil emporstieg. Hatte er den Glimmstengel wegwerfen müssen? Als ich in der Pfütze stand und einigermaßen sicher war, niemand zu zertrampeln, ging ich im Zeitlupentempo in die Hocke. So leise und zart, wie es mir überhaupt möglich war, flüsterte ich: „Rhodan - Zeichen geben.“ „Ich hatte extra nicht Perry gesagt um bei dem P-Laut nicht eine Druckwelle zu erzeugen.“ „Hier Atlan, Rhodan - Zeichen geben.“ 10. Bericht Perry Rhodan Als die Gasbombe dort niederfiel, wo Don Redhorse mit seinen Männern liegen mußte, war Rhodan aufgesprungen. Bebend, in hilflosem Zorn schaute er zu der Qualmwolke hinüber. Dann begann er plötzlich zu taumeln, als hätte ihn ein Hieb getroffen. Melbar Kasom hielt den Chef des Solaren Imperiums fest. Rhodan war weit genug von dem Walzenkörper entfernt, um ihn in voller Länge überblicken zu können. Dicht hinter dem in Weißglut brennenden Teil waren riesige Schriftzeichen zu erkennen. „Rotring“, stammelte Rhodan, um dann zu schreien: „Rotring - Shenons Zigarettenmarke. Sehen Sie es
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denn nicht? Kasom, lesen Sie die Aufschrift, ehe sie verbrennt. Das ist eine Rotring-Zigarette von Sergeant Miko Shenon.“ Sekunden später begriffen die Männer, was mit ihnen geschehen war. Rhodan fing sich zuerst. Er sah in bleiche Gesichter, in denen Entsetzen und Unglauben standen. „Jetzt - jetzt verstehe ich endlich, was die scheinbare Spiegelfechterei zu bedeuten hat“, sagte Rhodan mit abnormaler Ruhe. Er war bleich, aber schon wieder beherrscht. „Die Oberfläche ist glatt wie ein Kuchenbrett! Unsere Ortung wurde nicht getäuscht. Nur wir haben uns täuschen lassen. Als wir erwachten, hatten wir einen Prozeß überstanden, für den mir jeder passende Ausdruck fehlt. Die lächerlichen Bodenwellen, die wir vor dem Angriff gesehen hatten, waren für uns zu gigantischen Gebirgen geworden. Sie sind es jetzt noch! Um das Maß voll zu machen, fehlte uns jeder Bezugspunkt, an dem wir den Verkleinerungsprozeß hätten feststellen können. Mit uns ist alles winziger geworden. Ich ahne auch, warum die Hypermaschinen nicht mehr funktionieren und weshalb die Strommeiler mehr und mehr an Leistung verlieren. Wir sind nicht einfach komprimiert worden, sondern jedes einzelne Atom in uns, in der Hülle der CREST und in jedem nur denkbaren Gegenstand ist in seinem Aufbau angegriffen worden. Es kam zu einer Potentialverdichtung. Die Atome wurden nicht zusammengepreßt, sondern sie wurden in ihrer gesamten Struktur ebenfalls verkleinert. Ein Wunder, daß es nicht zu einer explosiven Energiefreigabe gekommen ist. Wir sind von einer unglaublichen Technik schachmatt gesetzt worden. Die Verringerung unserer Masse proportional zur erfolgten Schrumpfung beweist eindeutig, daß sich die Atomkerne mit ihren Protonen und Neutronen sowie die umlaufenden Elektronen mitsamt ihrem Energiehaushalt verkleinert haben, oder ich müßte jetzt noch achtzig Kilogramm wiegen. Das wäre etwas zuviel für meine winzig gewordene Beinmuskulatur!“ Rhodan hatte den Schock überwunden. Seine Männer schauten noch fassungslos zu den drei Giganten hinüber, deren Gesichter für die Mikroaugen der verkleinerten Menschen wie Kraterlandschaften aussahen. Die winzigsten Hautunreinheiten wurden zu pfannengroßen Geschwüren, Nasen, Ohren- und Mundöffnungen zu stadiongroßen Schlünden. Erst jetzt, nach der schrecklichen Erkenntnis, glaubte man hier und da eine Ähnlichkeit zu erkennen. Trotzdem waren die Riesen noch nicht voneinander zu unterscheiden. Einer von ihnen hob das Bein und setzte den Fuß im rauschenden Fluß nieder. Es kam zu einer Flutwelle, obwohl erkenntlich wurde, daß sich der
Gigant bemühte, sehr behutsam vorzugehen. Dann ging er in die Hocke. Wieder kam es zu einer Druckwelle. „Kasom, Signalraketen klarmachen, schnell!“ schrie Rhodan außer sich. Sein Gesicht war plötzlich hektisch gerötet. Er wußte, daß Atlan angekommen war, und er wußte auch, daß der Arkonide die Situation erfaßte hatte. Die CREST war immerhin noch groß genug, um selbst von normalen Augen als Raumschiff terranischer Bauart erkannt zu werden. Zum gleichen Zeitpunkt wies Lordadmiral Atlan Miko Shenon an, zur Space-Jet zurückzulaufen und ein starkes Vergrößerungsglas zu holen. Shenon zwängte sich zentimeterweise durch den Dünenspalt, der für Rhodan ein unübersehbarer Hochpaß war. Als er jenseits der Bodenwellen angekommen war, begann der Sergeant zu rennen. Wieder wurde das dumpfe Trommelwirbeln hörbar; wieder bebte das Land. Es entsprach der harten Schulung und dem schnellen Auffassungsvermögen der terranischen Raumfahrer, Verzweiflungsausbrüche zu unterdrücken und sich sofort auf die Sachlage einzustellen. Atlan war angekommen. Er hatte sie entdeckt. Alles weitere würde sich finden. Offenbar war er nicht von dem Verkleinerungsprozeß betroffen worden, was Rhodans Theorie eindeutig erhärtete. Mit der Vernichtung der Nordpolstation war auch die Waffe zerstört worden, die man wenig später Potentialverdichtung nannte. Auch an Bord der CREST wurde die Lage richtig beurteilt. Oberst Cart Rudo hatte schon vorher durch die verkleinernde Weitwinkelaufnahme Atlans Einsatzkombination erkannt und daraus die richtigen Schlüsse gezogen. Jetzt hörte man in dem riesigen Tal, das für den Arkoniden nur eine Sandmulde war, eine dröhnende Stimme: „Rhodan - Zeichen geben. Hier Atlan. Rhodan Zeichen geben.“ Perry hörte die Worte, Don Redhorse vernahm sie, und auf der CREST wurden sie ebenfalls verstanden. Drei Kommandeure begannen gleichzeitig zu handeln. Rudo, Redhorse und Rhodan ließen fast im gleichen Augenblick rote Signalraketen in die Luft zischen, die etwa einen Meter über der Gesichtshöhe des Arkoniden zerplatzten und ihren Sternregen versprühten. Cart Rudo ging noch weiter. Er war ein praktisch denkender Mann der sich jetzt nur wenige Minuten nach dem fürchterlichen Schock, auf seine jahrelange Praxis besann und genau das Richtige veranlaßte. Die Techniker des Schiffes erhielten den Befehl, sämtliche Außenbordlautsprecher und die einzelnen Verstärkeranlagen auf das Zentralmikrophon zu schalten.
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Als Rudo zu sprechen begann, setzten die Männer die Schalldämpfer auf, die normalerweise beim Salventakt getragen wurden. Die Lautsprecher begannen zu brüllen, zumal sich der stimmgewaltige Epsaler noch bemühte, möglichst laut in sein Mikrophon zu rufen. „Atlan, wir haben Sie verstanden. Rudo spricht. Ich habe eine Koppelschaltung vornehmen lassen. Können Sie mich hören und verstehen?“ Atlan, der angestrengt lauschte vernahm ein Wispern. Er beugte sich weit vor, stemmte die Hände in den Boden und kam somit der CREST um einen Meter näher. Für die Begriffe der Mikromenschen war es ein Kilometer. Dann verstand der Arkonide die Worte. Ein strahlendes Lachen jagte gigantische Wellen über seine Gesichtshaut. Wieder hauchte er: „Verstanden, Rudo. Gute Idee. Keine Erklärungen jetzt. Sind Kommandos draußen?“ Auf der CREST wurden die Worte wiederum deutlich vernommen. Die Lautstärke war erträglich. Für die Männer im Freien klang es wie Donnergrollen, aus dem kaum ein Sinn herauszuhören war. „Verstanden, Atlan. Haben Sie Vorschläge? Vier Kommandos sind draußen.“ „Ja, sofort ins Schiff zurückrufen. Wir bringen sie zur Space-Jet. Verstanden?“ „Verstanden“, gab Rudo ächzend zurück. Bei dem Gedanken, das Flottenflaggschiff des Solaren Imperiums könnte auf die Schulter genommen und hinweggetragen werden sträubten sich ihm die Haare. Minuten später zischten weitere Raketen aus der oberen Polkuppel der CREST. Es wäre nicht mehr nötig gewesen. Die vier Erkundungstrupps befanden sich bereits auf dem Rückzug. Die Männer rannten, wie sie nie im Leben gerannt waren. Sie wußten zwar, daß Unglaubliches mit ihnen geschehen war; aber jetzt war der Arkonide erschienen. Eine Lösung konnte vielleicht gefunden werden. In diesem Vielleicht lagen alle Hoffnungen begründet. Terraner gaben niemals auf; auch dann nicht, wenn sie nur noch 1,7 bis 2 Millimeter groß waren!
Männern eingetroffen. Sie hatten mir - wie mir schien begeistert! - zugewinkt und waren dann in den Luftschleusen verschwunden. Durch das Glas hatte ich sie recht gut sehen können. Das biologische Phänomen der Verkleinerung war noch aufregender, als die anderen Gegebenheiten. Wie konnte es möglich sein, daß ein derart winzig gewordenes Gehirn noch ganz normal dachte? Schließlich hatte mich Perry mit Hilfe der Außenlautsprecher angerufen. Seine Theorie über den Potentialverdichter klang einleuchtend, soweit auf Horror überhaupt etwas einleuchtend sein konnte. Ich kniete vor dem Schiff und hielt das Vergrößerungsglas über Perry. So konnte ich einigermaßen deutlich sein Gesicht erkennen. Er hatte sich ein Mikrophon aus der unteren Mannschleuse reichen lassen und sprach hinein. Da er dicke Schalldämpfer über den Ohren trug, begann ich zu ahnen, welches Getöse aus den Lautsprechern klang. Der Leistungsverlust war sehr hoch. Es wurde verständlich, warum wir die Funksignale des Schiffes nicht mehr hatten auffangen können. Die wenigen Watt, die noch von den Antennen ausgingen, hatten sich im Verlauf der Ereignisse nochmals ums Tausendfache verringert. Diese Tatsache war bis zu unserem Erscheinen von den Männern der CREST nicht erkannt worden. Ihnen hatte tatsächlich jeder Bezugspunkt gefehlt. Es stand jedoch fest, daß es kein Absorberfeld gab, von dem die CREST energetisch ausgelaugt wurde. Der Schwund resultierte in der Potentialverkleinerung der Atome, die dadurch eine gewisse Trägheit erlangt hatten. Um so verwunderlicher war es, daß die Organismen der Menschen nicht versagten. Wir waren einem der größten Geheimnisse unserer unbekannten Gegner auf der Spur, nur konnten wir nichts damit anfangen. Icho Tolot hatte die Logikauswertung der Mathelogik bestätigt. Sein Planhirn konnte zwar zur gleichen Zeit nicht mehr als eine Berechnung anstellen, die Geschwindigkeit der einzelnen Rechenoperationen lag jedoch nur wenig unter der des spezialisierten positronischen Gehirns. Ich sah durch das zehnfach vergrößernde Glas, daß sich Perry an der Greifkralle eines Landefußes mit Armen und Beinen festklammerte. Obwohl ich so leise wie möglich sprach und meinen Mund von ihm abwendete, hatte er mit den von mir erzeugten Druck- und Schallwellen zu kämpfen. Schließlich preßte ich versuchsweise ein Taschentuch vor den Mund, doch da verstand er meine Worte nicht mehr. Die letzten Männer des wissenschaftlichen Teams verschwanden in der unteren Polschleuse. Sie hatten
11. Bericht Atlan Icho Tolot und Miko Shenon lagen auf den Hängen eines Hügels und spähten in die Senke hinunter. Ich war allein bis in die unmittelbare Nähe der CREST vorgekrochen. Shenon hatte mir das Vergrößerungsglas gebracht. Es gehörte zur Notausrüstung unserer Maschine. Ich suchte damit den Boden ab, um niemand zu verletzen. Vor einigen Minuten war Don Redhorse mit seinen
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Bodenproben mitgenommen, um in den Labors zu versuchen, Mikrolebewesen zu entdecken. Wahrscheinlich würden die normaloptischen Mikroskope dafür nicht mehr ausreichen. Rhodan hatte mich darüber belehrt, daß die gesamte Umwelt proportional zur jetzigen Größe der Menschen durchaus akzeptabel war. Rhodan behauptete, er hätte Urwaldbäume von wenigstens hundert Metern Höhe gesehen. Das waren wohl die holzartigen Gräser gewesen, die unter meinen Schuhen zersplittert waren. Auf Grund dieser Berichte konnte angenommen werden, daß die Oberfläche von Horror nicht immer verkleinert gewesen war. Tolot hatte an die enorm großen Kuppelbauten auf dem Südpol erinnert. Sie waren dem Schrumpfungsprozeß anscheinend nicht unterlegen. Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, daß die ohnehin zehn Kilometer hohen Türme ebenfalls tausendfach kleiner sein sollten! Dann hätten sie im Normalzustand zehntausend Kilometer hoch sein müssen, und das war technisch abstrakt. Kein vernunftbegabtes Wesen hätte jemals solche Bauwerke errichtet. Wir zogen daraus den Schluß, daß eine dünne Oberflächenschicht des Planeten durch Einwirkung zweier Potentialverdichter zum Schrumpfen gebracht worden war. Diese „Haut“ mußte dadurch geplatzt sein, wodurch tieferliegende Schichten in die Zwischenräume getreten waren. Tolots Auswertung war verblüffend. Ich hatte noch vor einer Stunde angenommen, die CREST wäre nach der Ausschaltung der Besatzung mit einem Traktorstrahl eingefangen worden, und dann hätte der Verkleinerungsprozeß begonnen. Rhodans Schilderung über die Schmerzsymptome hatten Tolot jedoch die richtigen Ausgangsdaten gegeben. Die CREST mußte schon im Raum, und zwar sechshunderttausend Kilometer von Horror entfernt, mit einem gebündelten Potentialstrahl angegriffen worden sein. Dadurch war es auch zu dem Maschinenausfall gekommen. Erst danach war sie in tausendfach verkleinerter Form von einem Traktorstrahl erfaßt und in dieser Bodenmulde abgesetzt worden. Ich war jetzt sehr froh, daß ich mich nach der Entdeckung der Südpolstation fluchtartig aus dem Wirkungsbereich zurückgezogen hatte. Soweit schienen die Ereignisse geklärt zu sein. Das größte Rätsel blieb jedoch ungelöst. Niemand konnte sich eine Technik vorstellen, mit der man Atome zwingen konnte, unter Aufgabe ihrer ursprünglichen Masse einfach ums Tausendfache kleiner zu werden, ohne jedoch ihre Funktion zu verlieren. Der Ausfall der Maschinen war nicht verwunderlich. Hyperkraft konnte es unter solchen Bedingungen nicht mehr geben. Selbst die einfachen
Kernprozesse wurden jetzt schon in Mitleidenschaft gezogen oder die Leistungsreaktoren hätten nicht mehr und mehr nachgelassen. „Fertig“, hörte ich Perrys Stimme aus den Lautsprechern klingen. Für mich war es nicht lauter als ein Flüstern. Ich mußte scharf aufpassen. „Die Verstärker fallen aus. Hörst du mich noch?“ „Gerade noch so“, wisperte ich hinter der vorgehaltenen Hand. „In Ordnung“, brüllte der Mikromensch in sein Mikrophon. „Ich steige ein. Tolot soll versuchen, das Schiff in die Bodenschleuse der Space-Jet zu bringen. Nehmt uns auf keinen Fall mit einem Zugstrahl auf! Das ist zu grob. Vorsichtig anfassen und noch vorsichtiger absetzen. Die Andruckneutralisatoren arbeiten nicht mehr. Beim geringsten Stoß haben wir wenigstens zehn Gravos zu erdulden. Wir werden uns festschnallen. Was hast du anschließend vor?“ „Weg von der Oberfläche“, flüsterte ich. „Ich befürchte einen Angriff. Man wird sich ausrechnen können wie lange der Verdichtungsprozeß braucht, um auch die letzte Maschine lahmzulegen. Wir starten sofort und fliegen zur alten Warteposition zurück. Dort werden wir in Ruhe versuchen, das Rätsel zu lösen.“ „Hält es der Haluter für wahrscheinlich, daß sich die Potentialverdichtung von selbst aufhebt, sobald wir aus der Einflußsphäre der Oberfläche herauskommen?“ Ich hielt das Vergrößerungsglas so daß ich nur noch sein Gesicht sah. Es war angespannt und von scharfen Falten durchfurcht. „Ja“, log ich, „wir hoffen darauf.“ „Großartig. Einstweilen vielen Dank, alter Freund. Ich verschwinde.“ Er winkte und sprang zum mechanisch bewegten Aufzug hinüber. Der Antigravlift funktionierte nicht mehr. Ich wartete, bis sich die Panzerschalen der Schleuse geschlossen hatten. Sie wurden von der Nothydraulik bewegt, deren Pumpsystem gerade noch genug Arbeitsstrom für die E-Motoren erhielt. Ich richtete mich auf und rieb meinen schmerzenden Rücken. Tolot kam vorsichtig über den Hang. Mit zwei weiten Schritten erreichte er die Talsohle. Mit nochmals zehn Schritten war er bei mir. Er schaute mich intensiv an. Er wußte, daß ich den Freund belogen hatte. Es bestand nicht die geringste Wahrscheinlichkeit für eine Rückbildung der Potentialverdichtung. Perry hatte übersehen, daß er sich durchaus nicht im Einflußbereich eines Kraftfeldes befand, oder wir wären ebenfalls davon angegriffen worden. Die Potentialverdichtung war ein einmaliges Ereignis gewesen, das mit der Zerstörung der Nordpolstation nicht mehr hatte
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aufgehalten werden können. Die Geschütze hatten nach unseren Berechnungen um zehn Sekunden zu spät zu feuern begonnen. „Ich wollte barmherzig sein“, flüsterte ich dem Haluter niedergeschlagen zu. Er nickte nur. Dann bückte er sich, schaltete seinen Antigravprojektor auf volle Leistung und hüllte damit die 1,5 Meter durchmessende Kugel ein. Wahrscheinlich hätte er die CREST auch ohne Absorbierung der Schwerkraft anheben können; aber das wäre nicht ruckfrei möglich gewesen. So zog er das Schiff mit äußerster Behutsamkeit hoch und legte es mit den gespreizten Landebeinen über seine linke Schulter. Seine beiden langen Handlungsarme hielten den Stahlkörper fest, die kürzeren Laufarme berührten den Boden. Langsam begann der Haluter auszuschreiten. Auf seinem Rücken lag das Flaggschiff der Solaren Flotte mitsamt seiner zweitausendköpfigen Besatzung. Es war ein atemberaubender, unwirklicher Anblick. Niemals zuvor in meinem langen Leben hatte ich Ähnliches erlebt. Ich folgte in einigen Metern Abstand. Wahrscheinlich würden die Mikromenschen trotz des wirksamen Antischwerfeldes gehörig durchgeschüttelt werden. Als wir vor dem Taleinschnitt standen und Tolot den Körper drehte, um besser hindurchschlüpfen zu können, begann Miko Shenon zu schreien. Er schien zu vergessen, daß unsere Helmfunkgeräte einwandfrei arbeiteten. Ohne auf Tolots Reaktion zu warten, rannte ich die Hügel hinauf, übersprang die Kuppen und schwang mich ins jählings beginnende Flachland hinab. Shenon rannte auf die Space-Jet zu. Ich spurtete hinter ihm her. Tolot würde sich selbst zu helfen wissen. Ehe ich Shenon erreichen konnte, verschwand er schon zwischen den kurzen Landebeinen der Space-Jet und zog sich in die geöffnete Lastenschleuse hinauf. „Ortung“, brüllte er. „Die Automatik gibt Alarm. Fremdkörper im Anflug.“ Da wußte ich, daß meine Befürchtungen nicht unbegründet gewesen waren. Tolot erschien in dem Dünenspalt. Als er mich verzweifelt winken sah, begann er zu rennen. Die Männer der CREST mußten jetzt die Hölle erleben. Wahrscheinlich wurden die meisten besinnungslos. Die Fremdintelligenzen Gucky und Gecko waren ohnehin noch ohne Bewußtsein gewesen. Ihre Nervensysteme schienen den Verkleinerungsprozeß nur schwer überwinden zu können. Tolots Pranken trommelten über die Prärie hinweg. Zehn Zentimeter hohe Holzgräser, in Wirklichkeit hundert Meter hohe Urwaldgiganten, zerbarsten unter
seinen Füßen. Die angebliche Savanne war nichts anderes als ein ungeheurer Dschungelwald, in dem wahrscheinlich Hunderttausende von Tieren lebten. Der Haluter fragte nicht lange. Er nahm die CREST von der Schulter streckte seinen riesigen Körper und setzte die Kugel im Laderaum ab. Eine Minute später waren wir im Schiff. Shenon hatte schon die Kanzel erreicht. Das Triebwerk begann zu dröhnen. Entsetzt dachte ich an die Mikromenschen. Konnten sie diesen Höllenlärm überhaupt ertragen? Mußten sie nicht von den Vibrationen der Space-Jet zermalmt werden? Uns blieb keine andere Wahl, als den Start zu riskieren. Auf den Echoschirmen zeichneten sich die Umrisse eines fremden Raumschiffes ab. Es besaß die ungewöhnliche Form eines auf seiner Nase stehenden Rades mit acht Speichen, auf denen je zehn kugelförmige Körper aufgereiht waren. Somit trug das Schiff insgesamt achtzig Kugelkörper, die wahrscheinlich als Waffenträger ausgebaut waren. Die „Nabe“ war ein aufrecht stehender zylindrischer Körper von etwa zweihundert Metern Höhe und fünfzig Metern Durchmesser. Die Speichen waren ebenfalls fünfzig Meter lang, die daran montierten Kugelkörper durchmaßen zwei Meter. Diese seltsame Konstruktion schoß mit hoher Fahrt aus dem Blauschwarz des Horrorhimmels herab und hielt genau auf uns zu. Einen Rotationseffekt konnte ich nicht beobachten, obwohl ich zuerst angenommen hatte, die seltsame Speichenanordnung wäre für Stabilisierungszwecke des Zylinderkörpers vorgesehen. Shenon startete. Der Andruck-Absorber lief mit vorschriftswidriger Manuellschaltung. Wir unterdrückten viel mehr Beharrungskräfte, als tatsächlich erzeugt wurden, da wir nicht wußten, wie die Mikromenschen darauf reagieren würden. Bisher hatten sie sich aber den Umweltbedingungen ausgezeichnet angepaßt. Sie hatten auch keine Schwierigkeiten mit der Gravitation gehabt, obwohl ein Laie annehmen könnte, die 1,01 Gravos des Planeten hätten sie zerquetschen müssen. Meinen Freunden war es wie Ameisen ergangen, die trotz ihrer Kleinheit auch die irdische Schwerkraft ertragen. Dennoch gab es in dieser Hinsicht noch einige physikalische Phänomene. War Horrors Schwerkraft früher auch einmal ums Tausendfache höher gewesen? „Blödsinn!“ antwortete mein Extrahirn. „Achtung, Tolot kommt.“ Ich wandte mich um. Der Haluter zwängte sich aus dem zentralen Antigravschacht und rief mir zu: „Fliegen Sie die erforderlichen Manöver. Ich habe die CREST in ein stoßabsorbierendes
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Gravitationsfeld gehängt. Es kommen keine Belastungen durch.“ Ich bewunderte dieses Geschöpf. Tolot dachte an alles. Shenon atmete auf. Dann raste er wie der Teufel persönlich davon, aber das nützte ihm nicht mehr viel. Die Festung, wie ich das unkonventionelle Fremdraumschiff bezeichnet hatte, holte auf. Sekunden später wurden die Schutzschirme der Space-Jet von blauen Flammen umwabert. Wir wurden aus dem Steigkurs gerissen und so hart zur Seite geschleudert, daß die Absorber aufheulten. Shenon war jetzt die Ruhe selbst. Dieser Mann kannte keine Furcht, wenn es darum ging, ein kleines Schiff durch den Feuerorkan einer größeren Einheit zu fliegen. Der zweite Streifschuß der Festung durchdrang unsere relativ schwachen Schirme und schlug in Deck II ein. Unter meinen Füßen brodelte Stahlplastik. Wieder wurden wir aus dem Kurs gerissen. Die Oberfläche des Planeten kam näher. Mit höchstzulässiger Fahrt rasten wir in nur fünfzig Kilometer Höhe durch die hochreichende Lufthülle. Vor unseren Bugprallschirmen flammten erhitzte Gasmoleküle. „Abdrehen und angreifen“, schrie ich Shenon zu. „Es ist zwecklos, eine Flucht zu versuchen.“ Er gehorchte unverzüglich. Die Space-Jet legte sich auf die Schmalkante, feuerte mit den als Kurvenstabilisatoren wirkenden Bodendüsen und ging auf Kurs. Ich hatte die Zielautomatik der starr eingebauten Bugkanone eingeschaltet. Es handelte sich um ein überschweres Impulsgeschütz, das eigentlich an Bord eines Schweren Kreuzers gehört hätte. Shenon ging ins Ziel. Er durchstieß einen Feuervorhang, fing das abdrehende Fremdschiff auf seinem Kursbildschirm ein und gab mir damit die Möglichkeit, die Kanone einzurichten. Sie besaß einen begrenzten Schwenkbereich von drei Grad. Ich drückte auf den Feuerknopf, als die Festung erneut zu schießen begann. Unsere Maschine wurde von dem Rückschlag der Kanone bald in Stücke gerissen. Es war ein Wahnsinn, den naturgemäß schwachen Zellenverbänden solche Belastungen zuzumuten. Mein Thermostrahl schlug in die Schutzschirme des Gegners ein und erzeugte dort ein atomares Gewitter von unerwarteter Heftigkeit. Shenon schrie begeistert, aber er schrie zu früh. Als er abdrehte, um erneut zum Zielanflug überzugehen, erhielten wir gleichzeitig zwei Treffer. Das Impulstriebwerk fiel nach einer heftigen Explosion aus. Der Antigrav stotterte. Schwarze Qualmwolken drangen in die Kabine hinein. Unter
mir verfärbten sich die Bodenplatten zu einem warnenden Rot. Wir rasten im Sturzflug dem Boden entgegen. Als Shenon die Maschine mit den Hilfsdüsen und dem kaum noch funktionsklaren Antigrav abfing und zu einer spitzwinkeligen Bauchlandung nach Flugzeugart ansetzte, bemerkte ich anhand des automatischen Kursschreibers, daß wir den Äquator längst überflogen hatten. Wir standen ungefähr auf 45 Grad südlicher Breite. Dann kam der Aufschlag. Er war weniger heftig, als ich angenommen hatte. Die Maschine glitt infolge ihrer Diskusform über das brettflache Gelände hinweg, rasierte auf einer Bahn von fünfhundert Metern die Mikro-Urwälder des Planeten ab und kam dann am Abhang einer Hügelgruppe zum Stillstand. Sie sah genau so aus wie jene, die wir erst kurze Zeit zuvor verlassen hatten. Ich hieb auf den Kontaktschalter der Sprengautomatik. Die Panzerplastkanzel flog unter einer starken Explosion davon. Die Qualmwolken zogen ab. Tolot war nicht mehr zu sehen. Ich wußte, daß er die CREST holte. Ich sprang auf, schwang mich über den heißen Rand der Kabine und ließ mich auf die geneigte Fläche der oberen Rumpfverkleidung fallen. Als ich nach unten rutschte und schließlich auf den Boden schlug, wurde ich von gräßlichen Schmerzen überfallen. Mit einem Rest des schwindenden Bewußtseins merkte ich noch, daß der Haluter mit riesigen Sprüngen an mir vorbeiraste und hinter den Hügeln verschwand. Auf seiner Schulter lag die CREST II. Dann wurden die Schmerzwellen so stark, daß ich das Bewußtsein verlor. * Es war geschehen, was niemals hätte geschehen dürfen. Wir waren um zehn Minuten zu spät gestartet. Ich erwachte übergangslos. Außer einer leichten Übelkeit, die rasch abklang, empfand ich keine Beschwerden. Ich richtete mich auf. Icho Tolot saß vor mir auf dem Boden. Die langen Handlungsarme hatte er gegen einen Felsen gestemmt. Die Sprungarme hielt er vor der gewölbten Tonnenbrust verschränkt. „Hallo, Arkonide!“ dröhnte seine Stimme. „Hallo, Freund“, entgegnete ich schwach. „Ich schätze, Sie haben Shenon und mich im letzten Augenblick aus der Nähe der explodierenden Maschine getragen?“ „Genau. Wie stark sind Ihre Nerven?“ Ich preßte krampfhaft die Augen zusammen und versuchte, Perrys Schilderung über den
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Schrumpfungsprozeß zu vergessen. Es gelang mir nicht. „Sehen Sie sich um“, sagte der Haluter leise. „Sind die Berge, die weiten Wälder, die rauschenden Flüsse und Bäche nicht wunderschön? Locken die Savannen nicht zur fröhlichen Jagd? Ich habe schon die Umgebung erkundet. Es gibt hier viele Tiergattungen. Infolge einer gewissen Zellverdichtung meines Körpers konnte ich dem Angriff länger Widerstand leisten als Sie und Shenon Ich bin auch etwas früher erwacht Sehen Sie sich um, Atlan.“ Ich öffnete die Augen. Die CREST stand in einem weiten Tal, das ebenfalls von Bergen umschlossen wurde. Nur waren sie nicht ganz so hoch wie jene, die dem Schiff vorher einen guten Ortungsschutz geboten hatten. Shenon wachte ebenfalls auf. Als er begriff, daß er nur noch 1,06 Millimeter groß war und die Holzgräser, die er noch eine Stunde zuvor zertrampelt hatte, fast hundert Meter hoch emporragten, fluchte er erbittert. Wir brauchten eine halbe Stunde um den Zorn über unser Versagen und unsere Verzweiflung über die erfolgte Schrumpfung abzureagieren. Jeder tat es auf seine Weise. Dann stand ich auf und drehte mich um. Vor mir ragte ein Gebirge aus Stahl aus der Ebene hervor. Die CREST II durchmaß für uns wieder fünfzehnhundert Meter. Zwei Männer kamen auf mich zu Es waren Perry Rhodan und der Ertruser Melbar Kasom. Perry hatte mir Zeit zur Erholung gegeben und sich vorerst zurückgehalten. „Tolot hat mir alles berichtet, Atlan“, sagte er leise. „Es tut mir leid sehr leid. Nun gehörst du auch zu der Verdammten. Ich hätte den Planeten niemals anfliegen dürfen. Wie fühlst du dich?“ „Den Umständen entsprechend Vergiß deinen Schuldkomplex. Damit kommen wir nicht weiter. Und außerdem, Terraner - wenn du meinst, nur die Menschen besäßen unerschütterliche Zuversicht und den eisernen Willen zum Durchhalten, so werde ich dir einen Arkoniden vorführen, der unter Umständen noch mehr Willenskraft aufbieten kann. Wo sind die Flugzeuge? Warum werden sie nicht schon erprobt? Du hattest zwei Stunden Zeit, die Maschinen startklar zu machen.“ Er schmunzelte. Natürlich erkannte er meine Verzweiflung, die ich mit groben Worten vertuschen wollte. „Eine F-913G, wir nennen den Typ auch OLDTIMER, ist bereits startklar. Komm nun. Es ist zwecklos, jetzt schon über unsere Probleme zu reden.
Shenon hatte das Pech, über der südlichen Halbkugel abgeschossen zu werden. Kannst du dir vorstellen, was unser nächstes Ziel sein muß?“ Ja, ich konnte es mir vorstellen. Das Bild der südpolaren Station brannte in meinem Gedächtnis. Ehe sie nicht zerstört war, hatten wir keine Aussichten auf eine Rettung. Perry ahnte meine Gedanken. „Richtig! Die Station muß zerstört werden. Dann haben wir eine Chance, von den Männern der ANDROTEST II gefunden und aufgenommen zu werden. Wir haben nun einige Erfahrungen gesammelt. Wir werden sie beachten. Tolot sagte mir du hättest das fremde Schiff eine Festung genannt?“ Ich blieb stehen und sah an den glänzenden Wandungen der CREST empor. Sie war imposant, wenn man nicht daran dachte, daß sie tatsächlich nur eineinhalb Meter durchmaß und vor drei Stunden noch auf der Schulter des Haluters gelegen hatte. Nun war er ebenfalls zu einem Mikrowesen geworden. „Es ist eine Festung! Ich glaube nämlich, daß dieses Raumschiff unter normalen Verhältnissen tausendmal größer ist. Da der Nebenzylinder jetzt schon zweihundert Meter lang ist, kannst du damit rechnen, eines Tages einem Giganten zu begegnen, der zweihundert Kilometer hoch ist, fünfzig im Durchmesser und mit einer Speichenlänge von ebenfalls fünfzig Kilometern. Die zwei Meter großen Kugeln, die wir auf den Speichen entdeckt haben, sind dann zwei Kilometer stark; also größer als die CREST. Und - mein Freund - man hat achtzig Stück davon.“ Er war erblaßt. Ich lachte. „Natürlich immer vorausgesetzt, daß wir jemals wieder unsere normale Größer erreichen und die Festung die ihre.“ Wir gingen auf die Bodenschleuse zu. Dort erwarteten uns die Offiziere des Schiffs. Sie waren bei dem Transport durch Tolot beinahe bewußtlos geworden. Unsere Flugmanöver hatten sie infolge des Prallfeldes nicht gespürt. Auch die Bauchlandung war kaum bemerkt worden. Ich winkte ihnen zu und sah mich nach Don Redhorse um. Das war der richtige Mann für den ersten Erkundungsflug mit einer F-913 G. Wir mußten schnellstens wissen, ob die Maschinen noch ihre alte Geschwindigkeit erreichen konnten, oder ob sie den Umständen entsprechend tausendfach langsamer waren. Wenn dies der Fall war, würden wir den Südpol niemals erreichen können.
ENDE
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Die „Geheimwaffe Horror“ hat sie erfaßt - und ihre Umwelt und sie selbst sind ums Tausendfache verkleinert worden. Obwohl die Lage verzweifelt ist, geben Perry Rhodan und seine Männer nicht auf - sondern sie unternehmen einen bewaffneten Vorstoß gegen die Mikro-Festung... Die MIKRO-FESTUNG
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