Leitfaden des Baubetriebs und der Bauwirtschaft Fritz Berner, Bernd Kochendörfer, Rainer Schach
Grundlagen der Baubetriebslehre 1
Leitfaden des Baubetriebs und der Bauwirtschaft Herausgegeben von: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Univ.-Prof. Dr.-Ing. Bernd Kochendörfer
Der Leitfaden des Baubetriebs und der Bauwirtschaft will die in Praxis, Lehre und Forschung als Querschnittsfunktionen angelegten Felder – von der Verfahrenstechnik über die Kalkulation bis hin zum Vertrags- und Projektmanagement – in einheitlich konzipierten und inhaltlich zusammenhängenden Darstellungen erschließen. Die Reihe möchte alle an der Planung, dem Bau und dem Betrieb von baulichen Anlagen Beteiligten, vom Studierenden über den Planer bis hin zum Bauleiter ansprechen. Auch der konstruierende Ingenieur, der schon im Entwurf über das anzuwendende Bauverfahren und damit auch über die Wirtschaftlichkeit und die Risiken bestimmt, soll in dieser Buchreihe praxisorientierte und methodisch abgesicherte Arbeitshilfen finden.
Fritz Berner, Bernd Kochendörfer, Rainer Schach
Grundlagen der Baubetriebslehre 1 Baubetriebswirtschaft
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner ist Ordinarius des Instituts für Baubetriebslehre an der Universität Stuttgart. Email: [email protected] Internet: www.uni.stuttgart.de/iui Prof. Dr.-Ing. Bernd Kochendörfer lehrt an der TU Berlin, Institut für Bauingenieurwesen, Fachgebiet Bauwirtschaft und Baubetrieb. Außerdem ist er geschäftsführender Gesellschafter der KVL Bauconsult GmbH, Berlin Email: bernd.kochendö[email protected] Internet: www.bbweb.bv.tu-berlin.de Prof. Dr.-Ing. Rainer Schach lehrt seit 1996 an der TU Dresden als Professor für Baubetriebswesen. Email: [email protected] Internet: www.tu-dresden.de/biwibb/
1. Auflage Januar 2007
Alle Rechte vorbehalten © B.G. Teubner Verlag / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Dipl.-Ing. Ralf Harms / Sabine Koch Der B.G. Teubner Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.teubner.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: Strauss Offsetdruck, Mörlenbach Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany
ISBN 978-3-519-00385-4
Vorwort der Verfasser Die Aufgaben und Inhalte der Baubetriebslehre als branchenspezifische Ausprägung der Betriebswirtschaftslehre ändern sich in gleicher Weise, wie sich die Anforderungen des Marktes an die beratenden, planenden und ausführenden Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft und deren Handlungsbereiche ändern. So war die Baubetriebslehre bis in die 80-er Jahre des letzten Jahrhunderts noch auf die „klassische“ Bauunternehmung ausgerichtet. Danach wurde die Entwicklung geprägt von den komplexeren Leistungsangeboten, die die Unternehmen insbesondere im Schlüsselfertigbau vor neue Herausforderungen gestellt haben. Nunmehr stehen vor allem PPP- und Betreibermodelle mit ihrer Lebenszyklusorientierung im Fokus. Der skizzierte Wandel in den Anforderungen des Marktes an die Kompetenzen der Marktteilnehmer und damit auch an die Baubetriebslehre war Anlass für die Verfasser, sich gemeinsam der Erstellung eines aktuellen Grundlagenwerks zu widmen. Die Baubetriebslehre mit ihren wissenschaftlich basierten Methoden wird dabei in den Handlungsbereichen Baubetriebswirtschaft, Baubetriebsplanung und Baubetriebsführung detailliert beschrieben und in den wesentlichen Zusammenhängen erläutert. Gleichzeitig verfolgen die Verfasser das Ziel, mit diesem Grundlagenwerk die aktuellen Veränderungen in den Studien- und Lehrangeboten wirksam zu unterstützen. Das vorliegende Werk richtet sich nicht nur an Studierende, sondern auch an Praktiker, die sich vielleicht nur in bestimmten Gebieten einen aktuellen Überblick verschaffen wollen. Deshalb sind die Verfasser auch für Verbesserungs- und Ergänzungsvorschläge dankbar. Die Verfasser bedanken sich für die Geduld des Verlages mit seinen Autoren, die sich entschieden haben, die Qualität des Inhalts über die Geschwindigkeit der Fertigstellung zu setzen. Außerdem gilt der Dank allen externen und internen Kooperationsund Gesprächspartnern sowie den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der beteiligten Universitätsinstitute, insbesondere Frau Nancy Krenkel für die engagierte Betreuung der von den Verfassern bis zum Schluss oft auch kurzfristig eingebrachten Änderungswünsche. Stuttgart / Berlin / Dresden, im November 2006
Fritz Berner
Bernd Kochendörfer
Rainer Schach
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 1
2
XI
Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
1
1.1
Wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen
1
1.2
Volkswirtschaftliche Grundlagen 1.2.1 Makroökonomische Grundlagen 1.2.2 Mikroökonomische Grundlagen
2 2 11
1.3
Betriebswirtschaftliche Grundlagen
15
1.4
Aufgaben der Baubetriebslehre
18
Strukturen der Bauwirtschaft
19
2.1
Marktteilnehmer 2.1.1 Übersicht 2.1.2 Staatliche Nachfrage 2.1.3 Private Nachfrage 2.1.4 Mischformen / Sektoren 2.1.5 Anbieter von Bauleistungen 2.1.6 Anbieter von Dienstleistungen
19 19 20 22 23 24 24
2.2
Rechtliche Rahmenbedingungen 2.2.1 Eigentumsrecht 2.2.2 Öffentliches Baurecht 2.2.3 Privatrecht 2.2.4 Honorarrecht 2.2.5 Vergaberecht
26 26 28 31 38 42
2.3
Prozessstrukturen beim Bauen 2.3.1 Normalablauf in der stationären Industrie 2.3.2 Parallelablauf bei Bauprojekten
45 45 45
2.4
Unternehmensstrukturen 2.4.1 Abgrenzung Betrieb/Unternehmen 2.4.2 Öffentlich-rechtliche Betriebe 2.4.3 Privatrechtliche Unternehmen 2.4.4 Zusammenschlüsse von Unternehmen 2.4.5 Gründung und Auflösung von Unternehmen
50 50 51 53 57 59
2.5
Verbandsstrukturen 2.5.1 Rechtliche Grundlagen 2.5.2 Gruppierungen 2.5.3 Wichtige Verbände 2.5.4 Tarifpartner in der Bauwirtschaft
62 62 63 64 69
VIII 3
4
Ausschreibung und Vergabe
73
3.1
Verfahrensmerkmale
73
3.2
Ausschreibung von freiberuflichen Leistungen (VOF) 3.2.1 Allgemeine Vorschriften 3.2.2 Besondere Vorschriften
74 74 75
3.3
Ausschreibung von Lieferleistungen (VOL) 3.3.1 Allgemeine Bestimmungen (VOL/A) 3.3.2 Allgemeine Vertragsbedingungen (VOL/B)
76 76 78
3.4
Ausschreibung von Bauleistungen (VOB) 3.4.1 Allgemeine Bestimmungen (VOB/A) 3.4.2 Allgemeine Vertragsbedingungen (VOB/B) 3.4.3 Allgemeine Technische Vertragsbedingungen (VOB/C) – ATV 3.4.4 Rechtsweg im Vergabeverfahren
78 78 82 84 87
3.5
Aufbau von Ausschreibungsunterlagen 3.5.1 Verfahren der Leistungsbeschreibung 3.5.2 Aufbau einer Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes 3.5.3 Hierarchie der Verdingungsunterlagen 3.5.4 Aufbau von Positionsbeschreibungen 3.5.5 Sonderpositionen
88 88 89 90 93 95
3.6
Einsatzformen von Bauunternehmen 3.6.1 Einzelunternehmen 3.6.2 Arbeitsgemeinschaft
96 96 99
3.7
Alternative Vertragsmodelle 3.7.1 Bauteam 3.7.2 Construction Management (CM) 3.7.3 Garantierter Maximalpreis (GMP)
101 101 102 104
Grundlagen der Kalkulation
107
4.1
Grundlagen des Rechnungswesens 4.1.1 Einführung 4.1.2 Begriffe des Rechnungswesens 4.1.3 Unternehmensrechnung 4.1.4 Kosten- und Leistungsrechnung 4.1.5 Bauauftrags- und Baubetriebsrechnung
107 107 108 110 111 112
4.2
Grundlagen der Bauauftragsrechnung 4.2.1 Elemente der Bauauftragsrechnung 4.2.2 Charakteristika von Kostenverläufen 4.2.3 Direkte und indirekte Kosten in der Bauauftragsrechnung 4.2.4 Kalkulationsansätze in der Bauauftragsrechnung
113 113 116 120 122
4.3
Verfahren der Bauauftragsrechnung 4.3.1 Übersicht 4.3.2 Divisionskalkulation 4.3.3 Äquivalenzziffernkalkulation 4.3.4 Zuschlagskalkulation 4.3.5 Verrechnungssatzkalkulation
123 123 124 124 125 127
IX
5
4.4
Aufbau der Bauauftragsrechnung 4.4.1 Grundsätze der Gliederung 4.4.2 Gliederung nach Kostenarten
127 127 128
4.5
Einzelkosten der Teilleistungen 4.5.1 Abrechnungsvorschriften 4.5.2 Lohnkosten 4.5.3 Mittellohn – Beispiel 4.5.4 Sonstige Kosten 4.5.5 Schalungskosten – Beispiel 4.5.6 Gerätekosten 4.5.7 Gerätekosten - Beispiel 4.5.8 Kosten der Fremdleistungen
131 131 132 138 141 143 147 162 165
4.6
Gemeinkosten der Baustelle 4.6.1 Zurechnungsgrundsätze 4.6.2 Zeitunabhängige Elemente der Gemeinkosten der Baustelle 4.6.3 Zeitabhängige Elemente der Gemeinkosten der Baustelle
166 166 168 171
4.7
Allgemeine Geschäftskosten 4.7.1 Zurechnungsgrundsätze 4.7.2 Zurechnungsverfahren 4.7.3 Einheitlicher Zuschlagssatz für AGK 4.7.4 Differenzierter Zuschlagssatz für AGK 4.7.5 Willkürlicher Zuschlagssatz für AGK
173 173 174 176 177 177
4.8
Wagnis und Gewinn 4.8.1 Wagnis 4.8.2 Gewinn 4.8.3 Zuschlagssatz für Wagnis und Gewinn
178 178 178 179
4.9
Umrechnung der Zuschlagssätze auf die Herstellkosten
179
Durchführung der Kalkulation
181
5.1
Vorarbeiten zur Kalkulation
181
5.2
Kalkulation über die Angebotssumme
184
5.3
Kalkulation über die Angebotssumme – Beispiel
187
5.4
Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen
193
5.5
Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen – Beispiel
195
5.6
EDV-gestützte Kalkulation
198
5.7
Kalkulation von Sonderpositionen 5.7.1 Definition von Positionsarten 5.7.2 Kalkulationsgrundsätze 5.7.3 Zulagepositionen 5.7.4 Alternativpositionen 5.7.5 Eventual- oder Bedarfspositionen 5.7.6 Positionen mit freier Menge 5.7.7 Leitpositionen 5.7.8 Abrechnung von Sonderpositionen
205 205 208 208 210 210 211 211 211
5.8
Einheitspreise bei unterschiedlicher Zuschlagsverteilung
212
X 5.9
6
7
Nachweise zur Angebotskalkulation
214
5.10 Fortschreibung der Angebotskalkulation
221
5.11 Vertragskalkulation
223
Teilkosten- oder Deckungsbeitragsrechnung
225
6.1
Grundzüge der Teilkostenrechnung
225
6.2
Deckungsbeitragsrechnung in der Kalkulation
225
6.3
Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung
226
Angebotsbearbeitung im SF-Bau
231
7.1
Entwicklung im SF-Bau
231
7.2
Ausschreibungsarten
231
7.3
Vorarbeiten 7.3.1 Prüfung der Ausschreibungsunterlagen 7.3.2 Aufbau der Leistungsverzeichnisse 7.3.3 Mengenermittlung
233 233 234 236
7.4
Durchführung der Kalkulation 7.4.1 Vorbemerkung 7.4.2 Kalkulation mit Komplettkennzahlen 7.4.3 Kalkulation mit Hilfe der Elementmethode 7.4.4 Kalkulation mithilfe von Kennzahlen für Leistungsbereiche 7.4.5 Kalkulation über die Angebotssumme im SF-Bau
236 236 237 237 238 240
7.5
Analyse und Bewertung von Risiken
241
Literaturverzeichnis
245
Stichwortverzeichnis
251
Abkürzungsverzeichnis A a AfA AG AGB AGK AHK AktG AN AR ARGE AS ASU ATV AVB B BAK BAL BAM BauGB BauOBln BBR BDI BDA BE BEIGE BGB BGL BHO BIngK BIP BMVBS BMVg BSP BVB CM DAG DB
Kalkulatorische Abschreibung Monatlicher Anteil für Abschreibung in Prozent vom mittleren Neuwert Absetzung für Abnutzung Auftraggeber, Aktiengesellschaft Allgemeine Geschäftsbedingungen Allgemeine Geschäftskosten Auslandshandelskammer Aktiengesetz Auftragnehmer Aufsichtsrat Arbeitsgemeinschaft Angebotssumme Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer Allgemeine Technische Vertragsbedingungen Allgemeine Vertragsbedingungen Bedarfsposition Bundesarchitektenkammer Baustellenausstattungs- und Werkzeugliste Bundesanstalt für Materialprüfung Baugesetzbuch Bauordnung für Berlin Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Bundesverband der Deutschen Industrie Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände Baustelleneinrichtung Beihilfegemeinschaft Bürgerliches Gesetzbuch Baugeräteliste Bundeshaushaltsordnung Bundesingenieurkammer Bruttoinlandsprodukt Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Bundesministerium für Verteidigung Bruttosozialprodukt Besondere Vertragsbedingungen Construction Management Deutsche Angestelltengewerkschaft Deckungsbeitrag
XII dbb DGB DIBt DIHK DIN DV EES EFB EG EKT EP EU EWG e. V. GAEB GbR GenG GewO GG GKB GmbH GmbHG GMP GP GTL GU GÜ GuV GWB HDB HGB HK HOAI HR HU HV HVA B StB IBFG IG Bau IHK
Beamtenbund und Tarifunion Deutscher Gewerkschaftsbund Deutsches Institut für Bautechnik Deutscher Industrie- und Handelskammertag Deutsches Institut für Normung Datenverarbeitung Europäisches Statistisches System Einheitliches Formblatt Europäische Gemeinschaft Einzelkosten der Teilleistung Einheitspreis Europäische Union Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Eingetragener Verein Gemeinsamer Ausschuss für Elektronik im Bauwesen Gesellschaft bürgerlichen Rechts Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften Gewerbeordnung Grundgesetz Gemeinkosten der Baustelle Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH-Gesetz Garantierter Maximalpreis Gesamtpreis Gesamttarifstundenlohn Generalunternehmer Generalübernehmer Gewinn- und Verlustrechnung Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Handelsgesetzbuch Herstellkosten Honorarordnung für Architekten und Ingenieure Handelsregister Hauptunternehmer Hauptversammlung Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau Internationaler Bund Freier Gewerkschaften Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Industrie- und Handelskammer
XIII InsO K k Kfix kfix KG KGaA KL KLR Bau KV Kvar kvar LB LBO LP LV ML MwSt n NU OFD OHG p pAGK,AS pAGK,HK PartGG PFV pG pGES,HK Pos. PPP pw R r RBBau RSV RV SF
Insolvenzordnung Monatlicher Abschreibungs- und Verzinsungsbetrag Monatlicher Anteil für Abschreibung und Verzinsung in Prozent Fixe Kosten Fixe Stückkosten Kommanditgesellschaft Kommanditgesellschaft auf Aktien Kalkulationslohn Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen Krankenversicherung Variable Kosten Variable Stückkosten Leistungsbereich Landesbauordnung Leistungsprogramm Leistungsverzeichnis Mittellohn Mehrwertsteuer Nutzungsjahre Nachunternehmer Oberfinanzdirektion Offene Handelsgesellschaft Kalkulatorischer Zinsfuß Verrechnungssatz für Allgemeine Geschäftskosten auf die Nettoangebotssumme Verrechnungssatz für Allgemeine Geschäftskosten auf die Herstellkosten Gesetz über Partnerschaftsgesellschaften Angehöriger Freier Berufe Pflegeversicherung Verrechnungssatz für Gewinn auf die Nettoangebotssumme Verrechnungssatz für Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn auf die Herstellkosten Position Public Private Partnership Verrechnungsatz für Wagnis auf die Nettoangebotssumme Kalkulatorische Reparaturkosten Monatlicher Anteil für Reparatur in Prozent vom mittleren Neuwert Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen Rüst-, Schal- und Verbaumaterialien Rentenversicherung Schlüsselfertig-
XIV STLB SoKo TU TÜ UP V v VBI VDI VE ver.di VGR VgRÄG VgV VHB VL VOB VOF VOL VUBIC W+G z ZDB ZDH ZTV ZVB
Standardleistungsbuch Sonstige Kosten Totalunternehmer Totalübernehmer Unterposition Kalkulatorische Verzinsung Vorhaltemonate Verband Beratender Ingenieure Verein Deutscher Ingenieure Vergabeeinheit Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Vergaberechtsänderungsgesetz Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen Verrechnungslohn Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen Verdingungsordnung für Leistungen Verband Unabhängiger Beratender Ingenieure und Consultants Wagnis und Gewinn Monatlicher Anteil für Verzinsung in Prozent vom mittleren Neuwert Zentralverband des Deutschen Baugewerbes Zentralverband des Deutschen Handwerks Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen Zusätzliche Vertragsbedingungen
1
Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
Die Bauwirtschaft prägt auch durch die Langlebigkeit ihrer Produkte die Umwelt. Sie erfüllt auch das Grundbedürfnis des Wohnens und schafft durch die Infrastruktur die Basis für Produktion und Dienstleistung. Ihr kommt somit eine bedeutende Rolle für die Gesamtwirtschaft zu. Sie beschäftigt sich mit dem Teilbereich der Volkswirtschaft, der sich mit der Errichtung, Erhaltung und Nutzung von Bauwerken sowie mit der baulichen Anpassung und Veränderung von Bauwerken befasst.
1.1
Wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen
Die Wirtschaftswissenschaften beschäftigen sich mit wirtschaftlichen Zusammenhängen und sind den Realwissenschaften zuzuordnen. Sie werden in die Bereiche Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre gegliedert (siehe Abb. 1).
Wissenschaften
Realwissenschaften
Naturwissenschaften
Formal- und Idealwissenschaften
Geisteswissenschaften
Logik
Mathematik
Methodologie
Wirtschaftswissenschaften
Volkswirtschaftslehre
Betriebswirtschaftslehre
Abb. 1 Gliederung der Wissenschaften 1
Das Untersuchungsobjekt der Wirtschaftswissenschaften ist die Wirtschaft (Wortbedeutung „Werte schaffen“). Sie umfasst alle Einrichtungen und Handlungen von Menschen mit dem Ziel, die in der Umwelt vorhandenen und vom Menschen geschaffenen Ressourcen zu nutzen, um die Erhaltung und Sicherheit des Lebens der Menschen zu garantieren und zu fördern sowie ihre materiellen und immateriellen Bedürfnisse zu befriedigen.
1
Bartzsch: Betriebswirtschaft für Ingenieure, S.16
2
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
Die Wissenschaftsfelder der Volks- und Betriebswirtschaftslehre erörtern unterschiedliche Problemfelder der Wirtschaft. Die Volkswirtschaftslehre untersucht gesamtwirtschaftliche Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Marktteilnehmern – Haushalte, Unternehmen, Staat und Außenwirtschaft. Aufgabe der Betriebswirtschaftslehre ist es, das wirtschaftliche Handeln in den einzelnen Unternehmen und Betrieben zu beschreiben, zu erklären und auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse wirtschaftliche Verfahren zur Realisierung praktischer betrieblicher Zielsetzungen zu generieren.
1.2
Volkswirtschaftliche Grundlagen
1.2.1 Makroökonomische Grundlagen Gesamtwirtschaftliche Ziele Entsprechend den gesellschaftlichen Oberzielen „Freiheit, Frieden, Sicherheit und Wohlstand“ bemüht sich die Wirtschaftspolitik um wirtschaftlichen Wohlstand und soziale Absicherung. Sie nimmt mit den Instrumenten der Ordnungs-, Stabilisierungsund Verteilungspolitik Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen. Preise und Löhne bilden sich in einer funktionierenden Marktwirtschaft im Wettbewerb. Dadurch kommen Produktionsfaktoren (z. B. Arbeit, Betriebsmittel) dort zum Einsatz, wo sie den größten gesellschaftlichen Nutzen stiften. Um diese optimale Allokation erreichen zu können, muss ein rechtlicher Rahmen zur Sicherung des Wettbewerbs mit Hilfe der Ordnungspolitik gesetzt werden. Ferner werden meritorische (öffentliche) Güter wie z. B. Bildung, Wissenschaft und Gesundheit zu nicht kostendeckenden Preisen zur Verfügung gestellt, da die gesellschaftliche Nachfrage nach diesen Gütern bei kostendeckenden Preisen als zu gering betrachtet wird. Die Produktion und Nachfrage von Gütern, die für den individuellen Nutzer zwar vorteilig, aber für die Gesellschaft eher nachteilig sind, wird eingeschränkt (z. B. umweltzerstörende Güter). Die Verteilungspolitik hat das Ziel, die Einkommen und Vermögen in der Gesellschaft durch Zahlung von Transferleistungen (z. B. Arbeitslosengeld, Kindergeld, Subventionen) und ihrer Finanzierung in Form von Beiträgen und Steuern so umzuverteilen, wie es als gesellschaftlich gewünscht erscheint. Die Ziele der Stabilisierungspolitik sind im „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums“ festgehalten (siehe Abb. 2). Das magische Viereck zeigt die gesamtwirtschaftlichen Ziele auf und stellt ihre Interdependenzen dar.
3
1.2 Volkswirtschaftliche Grundlagen
Preisniveaustabilität
Hohe Beschäftigung • optimale Ausnutzung des Produktionspotentials • öffentliche Ausgaben sinken (Bsp.: Arbeitslosengeld) • Lebensstandard, Kreditwürdigkeit, Möglichkeit der Vermögensbildung und Qualifikation der einzelnen Wirtschaftssubjekte steigen • Selbstwertgefühl steigt durch Selbstverwirklichung ¨positive psychische und sozio-kulturelle Auswirkungen • Gefahr der sozialen und politischen Unruhe und der Kriminalitätssteigerung entgegenwirken
• Geld als Tausch- und Recheneinheit sowie Wertaufbewahrungsfunktion sicherstellen • Einkommensverteilung nicht in ungewünschter Weise verzerren (Inflation ¨Benachteiligung der Bezieher fester Einkommen und der Gläubiger) • Voraussetzung für die dauerhafte Erreichung der Ziele „Angemessenes Wirtschaftswachstum“ und „Hohe Beschäftigung“
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
Angemessenes Wachstum • Erhöhung der Produktion durch ein Wachstum des Produktionspotentials oder durch Erhöhung der Auslastung des Produktionspotentials möglich; Hier: mittelbis langfristige Perspektive ¨Wachstum des Produktionspotentials im Vordergrund • Erhöhung der Produktion pro Kopf ¨Erhöhung des Lebensstandards ¨Umverteilungen möglich ohne den Beziehern der höheren Einkommen etwas wegnehmen zu müssen
• soll sicherstellen, dass eine Volkswirtschaft sich nicht im Ausland verschulden muss, weil die laufenden Deviseneinnahmen durch Exporte niedriger sind als die Ausgaben für Importe und Übertragungen ins Ausland
Abb. 2 Stabilitätsgesetz von 1967 - Magisches Viereck
Kreislaufanalyse Um die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge untersuchen zu können, werden die individuellen Entscheidungsträger zu Aggregaten zusammengefasst. In einer geschlossenen Volkswirtschaft – ohne Außenwirtschaft – werden drei Aggregate betrachtet: private Haushalte, private Unternehmen und der Staat. Dabei wird eine Person nicht genau einem Sektor zugeordnet, sondern dem Unternehmenssektor, wenn sie gewerblich produziert und dem Haushaltssektor, sofern sie konsumiert. Den drei Sektoren werden die entsprechenden Nachfrageaggregate zugeordnet: privater Konsum, private Investition und staatliche Nachfrage nach Gütern. Betrachtet man zunächst eine stationäre Wirtschaft, d. h. eine Modellwirtschaft ohne Staat, in der keine Investitionen getätigt werden, dann kann man die Geld- und Güterströme zwischen den Unternehmen und den Haushalten sichtbar machen (siehe Abb. 3).
4
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
Konsumgüter Konsumausgaben
Unternehmen
Haushalte
Faktor- und Erwerbseinkommen Güterkreislauf Geldkreislauf
Produktionsfaktoren
Abb. 3 Geld- und Güterkreislauf der stationären Wirtschaft
Die Haushalte bieten den Unternehmen ihre Arbeitsleistung an und beziehen von den Unternehmen dafür Erwerbseinkommen, das in Form von Konsumausgaben der Haushalte wieder den Unternehmen zufließt. Damit veranschaulicht der Geld- und Güterkreislauf (siehe Abb. 3) folgende Zusammenhänge: •
Unternehmen erzielen nur Einnahmen, wenn die privaten Haushalte Geld ausgeben,
•
Haushalte erzielen nur Einnahmen, wenn die Unternehmen Geld ausgeben,
•
man kann nur dann Einnahmen erzielen, wenn ein anderer Geld ausgibt.
Wenn man den gesamten Wirtschaftskreislauf abbilden möchte, muss man folgende Aspekte in das Modell integrieren: 1. Haushalte haben die Möglichkeit, das ihnen zur Verfügung stehende Einkommen auszugeben oder zu sparen. 2. Unternehmen produzieren und investieren; unter Investitionen versteht man stets Sachinvestitionen (z. B. Ausrüstungen und Bauten). 3. Der Staat nimmt Steuern und andere Beiträge (z. B. Sozialversicherungsbeiträge) ein. Er vergütet die Arbeitsleistungen der Staatsbediensteten, zahlt Transferleistungen (z. B. Subventionen, Arbeitslosengeld, Renten) und konsumiert (siehe Abb. 4).
5
1.2 Volkswirtschaftliche Grundlagen
Vermögensänderungskonto
Investitionen
Konsumausgaben
Ersparnisse der Haushalte
Vermögenseinkommen Unverteilte Gewinne Zinszahlungen
Vermögenseinkommen
Zinszahlungen Vermögenseinkommen
Unternehmen
Haushalte
Steuern und Beiträge
Steuern und Beiträge
Erwerbsund Transfereinkommen
Güterkäufe Subventionen
Staat
Erwerbseinkommen ohne umverteilte Gewinne
Abb. 4 Geldkreislauf einer geschlossenen Volkswirtschaft 2
Die Einführung der Ersparnis und der Investitionen wirft für die Kreislaufdarstellung ein Problem auf, da bei einer positiven Ersparnis das Einkommen der Haushalte die Konsumausgaben übersteigt, für den Unternehmenssektor gilt im umgekehrten Sinn das gleiche. Um den Kreislauf wieder zu schließen, wird das Vermögensänderungskonto eingeführt. Es nimmt die Ersparnisse auf, finanziert die Investitionen und stellt somit die Änderungen der Nettovermögenspositionen dar. Vereinfachend kann man sich darunter das Bankensystem vorstellen, das aus dem Unternehmenssektor ausgegliedert wird. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Im Gegensatz zur Kreislaufanalyse, die den wirtschaftlichen Interdependenzzusammenhang der einzelnen Sektoren abbildet, geht es bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) gleichzeitig um die Ermittlung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Landes. Sie stellt alle makroökonomisch relevanten Transaktionen der
2
Kromphardt: Grundlagen der Makroökonomie, S. 21
6
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
Wirtschaftseinheiten eines Landes sowie zwischen ihnen und dem Ausland dar. Dabei bildet sie den Wirtschaftsprozess •
periodenbezogen,
•
anhand von ex post ermittelten Daten,
•
in einem Kontensystem nach der Methode der doppelten Buchführung
ab und gibt damit ein umfassendes Bild der vergangenen wirtschaftlichen Entwicklung.
Verwendung
Verteilung
Entstehung
Im Mittelpunkt der VGR stehen die Begriffe Bruttoinlandsprodukt und Bruttosozialprodukt. Das Bruttoinlandsprodukt ist das Gesamteinkommen, das in der betrachteten Periode im Inland erwirtschaftet wurde. Es umfasst auch die Einkommen, die von Ausländern im Inland erzielt wurden, nicht aber die Einkommen, die Inländer im Ausland verdient haben. Das Bruttosozialprodukt dagegen ist das Gesamteinkommen, das von den Inländern erzielt wurde (siehe Abb. 5). Es erfasst die Einkommen, die von Inländern im Ausland verdient wurden, nicht aber die Einkommen, die Ausländer im Inland erzielt haben.
Bruttosozialprodukt
Saldo der Erwerbsund Vermögenseinkommen zwischen In- und Ausländern
2.249,3
- 3,8
Bruttoinlandsprodukt
2.245,5
Beiträge inländischer Wirtschaftsbereiche (Bruttowertschöpfung) davon Produzierendes Gewerbe (ohne Baugewerbe) Baugewerbe
2.023,6 521,6 77,7
Arbeitnehmerentgelt
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
Indirekte Steuern abzgl. Subventionen
1.128,8
555,1
561,6
Privater Konsum
Staatskonsum
1.329,7
417,2
Investitionen
Außenbeitrag = Exporte - Importe
386,6
901,7 – 789,6 = 112,1
Zahlen für 2005 Nominalwerte in Mrd. €
Abb. 5 Entstehung, Verteilung und Verwendung des BIP 3 3
Deutsche Bundesbank: Monatsbericht März 2006, S.60; Deutsche Bundesbank: Saisonbereinigte Wirtschaftszahlen März 2006, S.14
7
1.2 Volkswirtschaftliche Grundlagen
Anhand der so ermittelten Kennzahlen und Kennzahlenreihen werden Auswirkungen von wirtschaftspolitischen Maßnahmen aufgezeigt und Erkenntnisse über das funktionale Zusammenwirken der Wirtschaftseinheiten gewonnen. Diese werden zur gezielten wirtschaftspolitischen Steuerung des Wirtschaftsprozesses benutzt. Ferner werden Strukturentwicklungen innerhalb und zwischen den Branchen beobachtet und die gesamte Volkswirtschaft vergleichend mit anderen Volkswirtschaften untersucht.
Volkswirtschaft Bruttowertschöpfung 2004 in Deutschland in Preisen von 1995 ca. 2.021 Mrd. € A. Land- und Forstwirtschaft
G. Handel; Instandhaltung und Reparatur von KFZ und Gebrauchsgütern
L. Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung
H. Beherbergungs- und Gaststätten
M. Erziehung und Unterricht
I. Verkehr- und Nachrichtenübermittlung
N. Gesundheits-, Veterinärund Sozialwesen
B. Fischerei und Fischzucht ca. 26 Mrd. €
C. Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden
ca. 369 Mrd. € O. Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen
D. Herstellung von Waren E. Energie und Wasserversorgung ca. 512 Mrd. €
F. Bau ca. 85 Mrd. €
J. Kreditinstitute und Versicherungen K. Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von unternehmensbezogenen Dienstleistungen
P. Private Haushalte
Q. Exterritoriale Organisationen und Körperschaften ca. 441 Mrd. €
ca. 588 Mrd. €
Abb. 6 Systematik der Wirtschaftszweige nach Eurostat
4
Um die Vergleichbarkeit der Volkswirtschaften zu gewährleisten, wurde das Europäische Statistische System (EES) aufgebaut. Das EES ist ein Netzwerk, in dem Eurostat, das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaft, die Leitungsfunktion bei der Harmonisierung der Statistiken in enger Zusammenarbeit mit den nationalen statistischen Ämtern hat. Die Systematik der Wirtschaftszweige des Eurostat heißt NACE Rev 1.1, 2002. Die Vorgaben dieser Systematik sind für die nationalen Gesamtrechnungen der Mitgliedsstaaten bindend. Eurostat koordiniert seine Arbeit nicht 4
Eurostat: Makroökonomische Aggregate zu konstanten Preisen – Gliederung nach 6 Wirtschaftsbereichen
8
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
nur EU-intern, sondern auch extern mit internationalen Organisationen (z. B. OECD, UNO, IWF und Weltbank). Das Baugewerbe umfasst nach der Statistik des Eurostat die Bereiche: •
vorbereitende Baustellenarbeiten,
•
Hoch- und Tiefbau,
•
Bauinstallation,
•
sonstiges Baugewerbe und
•
Vermietung von Baumaschinen und -geräten mit Bedienpersonal.
Die traditionelle Gliederung in Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe ist in der Wirtschaftsstatistik des Eurostat nicht mehr enthalten. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. verwendet weiterhin die Begriffe Bauhaupt- und Ausbaugewerbe und ordnet dem Bauhauptgewerbe die vorbereitenden Baustellenarbeiten und die Bereiche Hoch- und Tiefbau und dem Ausbaugewerbe die Leistungen der Bauinstallation, des sonstigen Baugewerbes und der Vermietung von Baumaschinen und -geräten mit Bedienpersonal zu (siehe Abb. 7).
Bau 58,733 Mrd. €
Bauhauptgewerbe
Ausbaugewerbe
32,514 Mrd. €
Vorbereitende Baustellenarbeiten
26,219 Mrd. €
Bauinstallation 15,715 Mrd. €
1,626 Mrd. €
Sonstiger Ausbau
Hoch- und Tiefbau 30,888 Mrd. €
10,433 Mrd. €
Vermietung von Baumaschinen und -geräten inkl. Personal 0,071 Mrd. €
Abb. 7 Zuordnung und Bruttowertschöpfung der Bauhaupt- und Ausbaugewerbe zu Faktorkosten 5 in Deutschland 2003 6
Die Wertschöpfung der Architektur- und Ingenieurbüros wird im Bereich „Unternehmensbezogene Dienstleistungen“ aufsummiert. Durch strukturelle Veränderungen in5 6
Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten = Bruttowertschöpfung - (Produktionsabgaben - Produktionssubventionen) Eurostat: Jährliche Unternehmensstatistiken des Baugewerbes
9
1.2 Volkswirtschaftliche Grundlagen
nerhalb der Baubranche ist es zu Verschiebungen in den Bereich der Dienstleistungen und dem Gebäudemanagement gekommen. Um die wirtschaftliche Situation der Baubranche möglichst umfassend abzubilden und Trends und Entwicklungen zu erkennen, werden die Höhe und Veränderung des Bauvolumens nicht nur nach der Art der Bauleistungen (siehe Abb. 7) sondern auch nach der Art der Bauten, den sogenannten Sparten, beobachtet (siehe Abb. 8). Die Sparten werden i. d. R. in folgende Bereiche gegliedert: Wohnungsbau:
Zum Wohnungsbau werden alle Hochbauten gezählt, die mindestens zu 50 % zu Wohnzwecken genutzt werden. Um- und Ausbauten von Nichtwohnraum zu Wohnräumen und -gebäuden gehören auch zum Wohnungsbau.
Wirtschaftsbau:
Alle Hochbauten, die überwiegend nicht zu Wohnzwecken genutzt werden wie Verwaltungs- und Fabrikgebäude sind Wirtschaftsbauten.
Öffentlicher Bau: In diesem Bereich wird die Bautätigkeit der öffentlichen Auftraggeber, zu denen die Gebietskörperschaften und die Sozialversicherungsträger zählen, zusammengefasst.
Bauvolumen in Mrd. €
11,6 9,9 14,9
100
7,9 8,2 11,7
65,9 54,0 10,8 8,8 11,4 29,6 128,7
118,4
50 59,9
1980
1995
Sonstiger öffentlicher Tiefbau Straßenbau Öffentliche Hochbauten Wirtschaftsbau Wohnungsbau
Öffentlicher Bau
2003
Abb. 8 Bauvolumen nach Sparten in den jeweiligen Preisen
7
Weiterhin werden die Kostenstrukturen der Bauunternehmen und die Entwicklung der Beschäftigungszahlen analysiert. Das Bauhauptgewerbe ist gekennzeichnet durch eine zweiseitige Konzentration. 90 % der Gesamtunternehmen der Baubranche sind Kleinunternehmen mit weniger 7
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: Baustatistisches Jahrbuch 2004/2005, S. 82
10
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
als 20 Mitarbeitern. Ihr Marktanteil ist deutlich gestiegen. Sie vereinen fast die Hälfte der Beschäftigten auf sich, generieren jedoch nur einen Umsatzanteil von 23 % (siehe Abb. 9). Während dessen sinkt der Anteil der Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten und auch der Anteil der Beschäftigten in den Großunternehmen. In der Summe gehen die Beschäftigtenzahlen ebenfalls zurück (siehe Abb. 10). 100
88,8
Anteile in Prozent
Betriebe Ende Juni 2003 nach Beschäftigtengrößenklassen im Bauhauptgewerbe
60
Beschäftigte Ende Juni 2003 nach Beschäftigtengrößenklassen im Bauhauptgewerbe
44,1
40 23,0
22,3
21,6 20,7
17,7
20
16,7
13,5
7,9
0,9
2,1
10,8 0,3
0 1-19
20-49
50-99
Umsatz Ende Juni 2003 nach Beschäftigtengrößenklassen im Bauhauptgewerbe
10,1
100-199
200 und mehr
Betriebe mit ... bis ... Beschäftigten
Abb. 9 Betriebe, Beschäftigte und Umsatz nach Betriebsgrößenklassen 8
1800 insgesamt 1 bis 19 Beschäftigte 20 bis 49 Beschäftigte 50 bis 99 Beschäftigte 100 bis 199 Beschäftigte 200 und mehr
Beschäftigte in 1000
1600
800
600
400
200
0
1950
1960
1970
1980
1990
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
Abb. 10 Entwicklung der Beschäftigtenzahlen nach Betriebsgrößenklassen 9 8 9
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: Baustatistisches Jahrbuch 2004/2005, S. 25, 26, 39 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: Baustatistisches Jahrbuch 2004/2005, S. 26
11
1.2 Volkswirtschaftliche Grundlagen
Die Untersuchung der Kostenstruktur von Bauunternehmen spiegelt die unterschiedlichen Ausrichtungen der Unternehmen am Markt wieder. Abb. 11 zeigt mit steigender Betriebsgröße abnehmende Personalkosten der Bauunternehmen auf. Gleichzeitig steigt der Anteil der Nachunternehmerleistungen. Dies ist auf die unterschiedliche Art der Leistungserbringung der Unternehmen zurückzuführen. Großunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern konzentrieren sich weniger auf die originäre Leistungserstellung, sondern leiten und koordinieren als dispositiver Faktor die Erbringung der Bauleistungen. Die originären Aufgaben der Baustelle bleiben den kleinen Bauunternehmen bzw. den Nachunternehmern überlassen. 10
100% Anteil der Kostenarten am Bruttoproduktionswert 2000 in %
13,4
13,2
12,8 15,8
24,2
30,5
60% Übrige Kosten Materialverbrauch Nachunternehmerleistungen Personalkosten Jahresüberschuss
14,7 40%
31,1 55,2
20%
38,5
31,6 31,6
38,5 2,9
-0,1
0%
24,6 24,6 -8,4
Bauhauptgewerbe insgesamt
Unternehmen mit 20 bis 49 Beschäftigte
Unternehmen mit 1000 und mehr Beschäftigte
Abb. 11 Kostenstruktur der Unternehmen des Bauhauptgewerbes 2000 11
1.2.2 Mikroökonomische Grundlagen In der Makroökonomie werden die gesamtwirtschaftlichen Probleme der Wirtschaftseinheiten untersucht. In der Mikroökonomie geht es nunmehr darum, die einzelnen Aggregate – Unternehmen und Haushalte – und deren Verhalten zu untersuchen. Fragestellungen wie „Wie entsteht Nachfrage und Angebot?“ und „Wie entstehen Preise am Markt?“ stehen in diesem Kapitel im Vordergrund und sollen die Grundlagen der Mikroökonomie vermitteln. Um die Aktionen und Reaktionen der Wirtschaftssubjekte abbilden und untersuchen zu können, bedient man sich grundsätzlicher Annahmen, die die theoretischen Modelle einfach halten sollen, aber gleichzeitig die Darstellung möglichst nahe an der Realität belassen. Solange nichts anderes festgelegt wird, gelten die Annahmen des vollkommenen Marktes: 10 11
Kraus: Baukonjunktur, S.8 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: Die Bauwirtschaft im Zahlenbild 2003, S.31
12
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
•
Vollkommene Markttransparenz: Alle Marktteilnehmer haben alle für sie relevanten Informationen. Das gilt auch für die Entscheidungen der Mitbewerber auf dem Markt.
•
Homogene Güter: Alle Güter sind in Beschaffenheit, Qualität und Aussehen gleich.
•
Keine Präferenzen: Sowohl Anbieter als auch Nachfrager verhalten sich rational, sie lassen sich nicht von persönlichen, sachlichen, zeitlichen, räumlichen und irrationalen Vorgaben leiten.
•
Räumlicher und zeitlicher Punktmarkt: Es gibt keine Entfernungen und keine Wartezeiten. Anbieter und Nachfrager treffen an einem Ort – dem Markt – und zur gleichen Zeit ihre Entscheidungen.
•
Unendlich hohe Reaktionsgeschwindigkeit: Auf Veränderungen am Markt reagieren die Marktteilnehmer unendlich schnell.
Ferner werden die Marktteilnehmer, d. h. die Haushalte und die Unternehmungen, näher betrachtet, um dann das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage und die Preisbildung auf dem Markt untersuchen zu können.
Modellmarkt Vollkommener Markt
Untersuchung der Marktteilnehmer
Haushaltstheorie
Unternehmenstheorie
- Bestimmungsgründe der Nachfrage - Ziel: Nutzenoptimierung
- Bestimmungsgründe des Angebots - Ziel: Gewinnmaximierung
Zusammenführung zur Marktbetrachtung
- Polypol, Oligopol, Monopol - Preisbildung auf verschiedenen Märkten
Abb. 12 Grundlagen der Mikroökonomie
1.2 Volkswirtschaftliche Grundlagen
13
Theorie des Haushalts Die konsumierende Wirtschaftseinheit im Wirtschaftskreislauf ist der Haushalt. Haushalte konsumieren, um ihre Bedürfnisse, die von ihren individuellen Präferenzen abhängig sind, zu befriedigen. Für ihre Bedürfnisbefriedigung sind sowohl Gütermengen als auch -kombinationen relevant. Auf den Konsumgütermärkten entscheidet der Haushalt bei gegebenem Einkommen und Preisen in Abhängigkeit von seinen Präferenzen, welche Güter er in welchen Mengen kauft, um aus dem Konsum den größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Wenn er sein Nutzenmaximum erreicht hat, befindet er sich im Gleichgewicht, da er keine Veranlassung hat, seine Entscheidung zu revidieren. Durch die Addition der potentiellen Kaufentscheidungen der einzelnen Haushalte wird die Nachfrage am Markt in Abhängigkeit vom Preis abgebildet. Unternehmenstheorie Private Unternehmen sind Wirtschaftseinheiten, die Faktorleistungen sowie Vor- und Zwischenprodukte nachfragen, diese Faktoren in einer bestimmten Kombination im Produktionsprozess einsetzen und die produzierten Güter am Gütermarkt anbieten. Unter Produktion ist die Erzeugung wirtschaftlicher Güter zu verstehen, zu denen nicht nur die industrielle und handwerkliche Produktion, sondern auch die Dienstleistungen gehören. Die Unternehmen treffen ihre Entscheidungen nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip. Sie maximieren die Outputmenge bei gegebener Inputmenge (Maximalprinzip) oder minimieren die Inputmenge bei gegebener Outputmenge (Minimalprinzip). Ziel des Unternehmens ist dabei die Gewinnmaximierung. Durch die Steigerung der Outputmenge bei gegebener Inputmenge steigt der Umsatz bei gleichbleibenden Kosten, da mehr am Markt abgesetzt werden kann. Eine Minimierung der Inputmenge bei gegebener Outputmenge führt zu einer Senkung der Kosten bei gleichbleibendem Umsatz. Die Preise werden bei der Betrachtung der Produktion konstant gesetzt, da diese vom Markt und den Marktteilnehmern abhängig sind. Marktformen Das Verhalten der Unternehmen ist nicht nur von den Kosten der Produktionsfaktoren, der Produktion und der Zahlungsbereitschaft der Haushalte abhängig, sondern auch von der Marktsituation. Unter Berücksichtigung der Angebots- und Nachfrageseite gibt es neun verschiedene Marktformen (siehe Abb. 13), die so strukturiert sind, dass sich die Preisbildung innerhalb der Kategorien in gleicher Weise vollzieht. Wenn man sich die üblichen Marktsituationen auf den Konsumgütermärkten anschaut, stellt man fest, dass auf diesen Märkten i. d. R. viele Nachfrager agieren. Es werden drei verschiedene Marktformen unterschieden – das Polypol, das Oligopol und das Monopol.
14
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
wenige
viele
wenige
einer
Polypol (vollständige Konkurrenz)
Oligopson (Nachfrageoligopol)
Monopson (Nachfragemonopol)
z. B. Wohnungsbau
z. B. Straßenbau
Oligopol
bilaterales Oligopol
beschränktes Nachfragemonopol
z. B. Spezialtunnelbau
einer
Anbieter
viele
Nachfrager
Monopol
beschränktes Angebotsmonopol
bilaterales Monopol
z. B. Magnetschnellbahnbau
Abb. 13 Marktformen 12
Das Polypol ist durch einen Markt mit vielen Nachfragern – Haushalte – und vielen Anbietern – Unternehmen – gekennzeichnet. Unter den Modellbedingungen des vollkommenen Marktes spricht man von vollständiger Konkurrenz. Der Preis für Güter an polypolistischen Märkten wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Im Oligopol treffen viele Nachfrager auf nur wenige Anbieter. Die Preisbildung ist hier wesentlich komplizierter als bei vollständiger Konkurrenz oder im Monopol, weil das Ergebnis vom Verhalten der Oligopolisten abhängt. Der Monopolist ist alleiniger Anbieter am Markt. Ihm stehen viele Nachfrager gegenüber. Er kann den Preis am Markt bestimmen, da es keinen anderen Anbieter am Markt gibt, der die Nachfrage der Konsumenten zu einem niedrigeren Preis befriedigen könnte. Bei kooperativem Verhalten der Oligopolisten bilden diese ein Kartell. 13 Sie maximieren ihren Gewinn gemeinsam und verhalten sich zusammen wie ein Monopolist. Ar12 13
Schuhmann: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, S. 280 Im deutschen Recht existiert ein Kartellverbot, da § 1 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) folgende Regelung enthält: „Vereinbarungen zwischen Unternehmen, Beschlüsse von Unternehmensvereinigungen und aufeinander abgestimmte Verhaltensweisen, die eine Verhinderung, Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbs bezwecken oder bewirken, sind verboten.“ Ausnahmen und Freistellungen von diesem Kartellverbot können vom Bundeskartellamt oder den zuständigen Landeskartellbehörden genehmigt werden; hierzu gehören sog. „Mittelstandskartelle“, die die Rationalisierung wirtschaftlicher Vorgänge durch zwischenbetriebliche Zusammenarbeit zum Gegenstand haben, ohne dass dadurch der Wettbewerb auf dem Markt wesentlich beeinträchtigt wird (z. B. Handwerkerkooperationen).
1.3 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
15
beiten Olipolisten nicht kooperativ zusammen, versuchen sie ihren eigenen Gewinn zu maximieren. Dabei verhalten sie sich entweder „autonom“, d. h. sie kalkulieren die Reaktionen ihrer Konkurrenten nicht in ihre Angebotsentscheidung ein, oder sie verhalten sich „heteronom“ und berücksichtigen die Entscheidungen der Konkurrenten am Markt.
1.3
Betriebswirtschaftliche Grundlagen
Die Betriebswirtschaftslehre ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften und ist im weiteren Sinne eine spezielle Form der Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften. Sie gliedert sich in eine Vielzahl von Untersuchungsgebieten, die der allgemeinen oder der speziellen Betriebswirtschaftslehre zugeordnet werden können. Die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre ist branchen-, funktions- und rechtsformübergreifend ausgerichtet und erörtert Probleme, die in allen Betrieben vorkommen. Sie befasst sich mit Fragen der betrieblichen Planung, der Organisation und des Controllings, der Finanzierung und Investition, der Beschaffung, Produktion, Logistik und des Absatzes sowie der Personal- und Unternehmensführung. Die Spezielle Betriebswirtschaftslehre untersucht die besonderen betriebswirtschaftlichen Problemfelder der einzelnen Wirtschaftszweige. Zu den speziellen Betriebswirtschaftslehren gehören neben der Baubetriebslehre z. B. die Industrie-, Handels- und Bankbetriebslehre sowie die Betriebslehre der Versicherungen, des Verkehrs und des Handwerks. Sie gehen ebenfalls auf die einzelnen betrieblichen Funktionen ein, vertiefen jedoch die branchenspezifischen Besonderheiten. Ferner sollen die betrieblichen Funktionen und deren Zusammenwirken kurz beschrieben werden. Das Führungssystem eines Unternehmens wird durch die Unternehmensstrategie bestimmt. Es besteht aus einer Organisationsstruktur, in die das Controllingsystem als Subsystem integriert ist. Die Organisationsstruktur ist durch die Unternehmensziele bedingt. Der instrumentale Organisationsbegriff, d. h. die Organisation, die das Unternehmen hat, steht im Vordergrund. Man unterscheidet hier zwei Formen: •
Aufbauorganisation: Sie stellt die hierarchischen Strukturen des Unternehmens dar und zeigt Aufgabenverteilungen und Entscheidungsbefugnisse auf.
•
Ablauforganisation (Prozessorganisation): Sie beschäftigt sich mit den Prozessen der Leistungserstellung. Es werden Arbeitsabfolgen und Arbeitsweisen untersucht.
Ziel des Controlling (engl.: Steuerung) ist es, den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sicherzustellen. In Abhängigkeit des zu erreichenden Zieles spricht man von
16
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
strategischem oder operativem Controlling. Das strategische Controlling widmet sich der Erreichung der Unternehmensziele, das operative Controlling hingegen der Erreichung der operativen Ziele. In der Bauwirtschaft steht i. A. das operative Controlling im Vordergrund. Es soll den wirtschaftlichen Erfolg jeder einzelnen Baumaßnahme sicherstellen. Ein Controllingsystem besteht grundsätzlich aus einem Planungs-, Kontroll- und Steuerungssystem, das erst durch ein Informationsversorgungssystem funktionsfähig wird. 14 Da in der Baupraxis Kontrollsysteme nur eingeschränkt möglich sind, wird das Instrument der Selbstkontrolle im Sinne einer Steuerung eingeführt. Die Planung ist in das Controllingsystem eingebettet. Sie regelt den zukünftigen Ablauf der betrieblichen Prozesse, so dass die Unternehmensziele (strategisch und operativ) erreicht werden können. Die Planung ist zukunftsbezogen und zielorientiert. Für die Planung ist die Informationssammlung und -verarbeitung unabdingbar. Es werden nicht nur Daten aus dem Unternehmen und den Unternehmensprozessen gesichtet und analysiert, sondern auch Prognoseinformationen ausgewertet, um Chancen und Risiken frühzeitig abschätzen zu können. Wird eine kontinuierliche Planung betrieben, können auch Daten aus den vorherigen Planungsperioden, die hinsichtlich ihrer Zielerreichung bewertet wurden, herangezogen werden. Auf der Basis der gewonnenen Daten kann die Maßnahmen- und Ressourcenplanung erfolgen. Es werden verschiedene Handlungsszenarien erarbeitet und im Hinblick auf die Zielerfüllung bewertet. Abschließend wird die Planungsentscheidung getroffen. Sie gibt die SollGrößen für die Unternehmensprozesse und -ziele vor, die im Rahmen der Kontrolle mit Hilfe von Soll-Ist-Vergleichen hinsichtlich der Zielerrreichung überprüft werden. Es werden Abweichungen analysiert und entsprechende Steuerungsmaßnahmen eingeleitet. Die Ergebnisse der Kontrolle bilden die Vorstufe für den folgenden Planungsprozess. Die Planungsergebnisse liefern die Vorgaben für die Produktion. Unter Produktion versteht man die Erzeugung von Ausbringungsgütern (Produkten) aus materiellen und nicht materiellen Einsatzgütern (Produktionsfaktoren) nach bestimmten technischen Verfahrensweisen (siehe Abb. 14). 15 Mit dem Produktionsprozess ist die Logistik eng verbunden. Sie ist eine ganzheitliche, die einzelnen Funktionsbereiche des Unternehmens übergreifende Betrachtungsweise, die die Optimierung des Material- und Erzeugnisflusses unter Berücksichtigung der damit zusammenhängenden Informationsströme zum Ziel hat. Zur Logistik gehören alle Prozesse des Transports, der Lagerung, der Materialhaltung und Verpackung. 16
14
Wirth: Controlling in der Baupraxis, S.1 Günther / Tempelmeier: Produktion und Logistik, S.6 16 Günther / Tempelmeier: Produktion und Logistik, S.9 15
17
1.3 Betriebswirtschaftliche Grundlagen
Wertschöpfung
Logistik
Produktionsfaktoren
Produktionssystem
Güter, Dienstleistungen
Physische Materialbeschaffung
Innerbetriebliche Logistik
Physische Distribution
Beschaffung
Produktion
Absatz
Abb. 14 Zusammenhang zwischen Produktion und Logistik
Der Leistungsbereich eines Unternehmens ist abhängig von seinem Finanzbereich. Nur wenn finanzielle Mittel zur Beschaffung der Produktionsfaktoren zur Verfügung stehen, können die betrieblichen Prozesse laufen. Der Absatz der Leistungen generiert den Rückfluss der finanziellen Mittel. 17
Eigenfinanzierung
Fremdfinanzierung
erfolgt aus Mitteln der Gesellschaft / Gesellschafter.
Gläubiger stellen dem Unternehmen Kapital zur Verfügung.
Innenfinanzierung
Selbstfinanzierung
Das Finanzierungskapital wird durch den betrieblichen Umsatz generiert.
(Finanzierung aus einbehaltenen Gewinnen, insbesondere aus Abschreibungsgegenwerten)
Finanzierung aus Rückstellungen (Pensionsrückstellungen, Prozessrückstellungen, Aufwandsrückstellungen)
Außenfinanzierung
Beteiligungsfinanzierung
Kreditfinanzierung
Das Finanzierungskapital wird von außen in das Unternehmen eingebracht.
(Kapitalerhöhung, Einlage neuer oder bestehender Gesellschafter)
(Anleihen, Schuldverschreibungen, Leasing, Factoring, Kredite)
Abb. 15 Finanzierungsformen
Die Verwendung finanzieller Mittel wird als Investition bezeichnet. Unter dem Begriff Finanzierung versteht man die Bereitstellung finanzieller Mittel. 18 Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen hängen daher eng zusammen. Sie gehören zu den wichtigsten Entscheidungen im Unternehmen, da sie i. d. R. Kapital langfristig binden. Finanzierungen können über Außen- oder Innenfinanzierung sowie über Eigen- oder Fremdfinanzierung erfolgen (siehe Abb. 15).
17 18
Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebwirtschaftslehre, S. 737 Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebwirtschaftslehre, S. 737f.
18
1 Bauwirtschaft als Teil des Wirtschaftssystems
1.4
Aufgaben der Baubetriebslehre
Die Baubetriebslehre ist den speziellen Betriebswirtschaftslehren zuzuordnen. Der Baubetrieb steht institutional, jedoch vorrangig prozessual im Mittelpunkt der Betrachtungen. Entsprechend existieren für den Begriff „Baubetrieb“ zwei unterschiedliche Definitionen (siehe Abb. 16).
Baubetrieb: Abgekürzte Bezeichnung für den Zweig der Industriebetriebslehre, der sich mit allen baubetriebswirtschaftlichen Fragen befasst, insbesondere mit der Unternehmensführung und der Bauausführung. Hierzu gehören auch technische Probleme der Bauausführung, das Projektmanagement sowie alle mit der Wirtschaftlichkeit der Bauausführung zusammenhängenden Fragestellungen. Baubetrieb: Zusammenfassung aller Produktionsfaktoren (menschliche Arbeit, Maschinen, Werkstoffe, Disposition) zur Erstellung von Bauwerken. Der Baubetrieb ist eine örtliche, technische und organisatorisch selbständige Einheit. In der Wirtschaftsstatistik ist auch jede Niederlassung eines Bauunternehmens und jede Arbeitsgemeinschaftsbaustelle ein Betrieb, so dass es mehr Baubetriebe als Bauunternehmungen gibt. Abb. 16 Definition des Begriffes „Baubetrieb“
19
Die im Baubetrieb betriebswirtschaftlich und technisch-ökonomisch zu bewertenden Aufgaben und Problemlösungen sind Gegenstand der „Baubetriebslehre“. Hierzu gehören die Verfahren zur Planung, Steuerung und Optimierung der technologischen und wirtschaftlichen Prozesse in der Bauwirtschaft, die sich in die Teilgebiete •
Baubetriebstechnik,
•
Baubetriebswirtschaft,
•
Baubetriebsführung,
•
Baubetriebsorganisation,
•
Baurecht / Vertragswesen
gliedern lassen. Hierfür gibt es zwar keine „genormten” Begriffe, jedoch werden die wesentlichen Handlungsbereiche grundsätzlich voneinander abgegrenzt.
19
Olshausen: VDI-Lexikon Bauingenieurwesen, S. 68
2
Strukturen der Bauwirtschaft
2.1
Marktteilnehmer
2.1.1 Übersicht Der Baumarkt als Markt für Investitionsgüter ist im Gegensatz zum Markt für Konsumgüter ein fast ausschließlicher Nachfragemarkt, in dem auf Bestellung produziert wird. Hiervon ausgenommen ist ein relativ geringer Anteil der Vorratsproduktion im Wohnungsbau. Der Baumarkt wird durch die Auftraggeber als Nachfrager und die Handwerksbetriebe, die Bauunternehmen sowie die Baustoff- und Zulieferindustrie als Anbieter gebildet. Der Begriff „Auftraggeber“ wird dabei nach der VOB im Sinne eines „Bestellers“ 20 verwendet. Der Begriff „Bauherr“ wird im Öffentlichen Baurecht benutzt. Als „Investor“ wird der Bauherr im betriebswirtschaftlichen Sinne bezeichnet. Die planenden und beratenden Architektur- und Ingenieurbüros stellen zwar rechtlich gesehen sogenannte „Erfüllungsgehilfen“ dar, sind aber in der Marktstruktur ebenfalls Anbieter, nämlich Anbieter von Dienstleistungen (siehe Abb. 17).
Bau- und Planungsrecht Handwerksbetriebe
Öffentliche Hand - Bund
Brückenbau
- Länder
Straßenbau
- Städte
Besteller Nutzer
Wasserbau
- Gemeinden Dienstleistungsunternehmen
Produktionsunternehmen Natürliche Personen
Abb. 17 Struktur des Baumarktes 20
Begrifflichkeit des BGB
Eisenbahnbau
Generalunter-/ -übernehmen
Hersteller Lieferanten Bauträger
Bürobau
Wohnungsbauunternehmen
Nachfrager = Auftraggeber
Baumarkt
Bauunternehmen
Industriebau
Architekten
Wohnungsbau
Ingenieure
Vertragsund Preisrecht
Sonstige Planer und Berater
Anbieter = Auftragnehmer
20
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Die Nachfrageseite lässt sich grob nach folgenden Gruppen von Auftraggebern differenzieren: •
öffentliche Auftraggeber → Staatliche Nachfrage (siehe Abschn. 2.1.2)
•
private Auftraggeber → Private Nachfrage (siehe Abschn. 2.1.3)
•
Mischformen / Sektoren (siehe Abschn. 2.1.4)
Auf der Anbieterseite können nachstehende Gruppen möglicher Auftragnehmer / Lieferanten unterschieden werden: •
Anbieter von Bauleistungen (siehe Abschn. 2.1.5)
•
Anbieter von Dienstleistungen (siehe Abschn. 2.1.6)
Der große Bereich der Baustoffwirtschaft und der Hersteller von Bauelementen und Vorprodukten wird hier nicht gesondert behandelt, da die dort tätigen Betriebe und Unternehmen i. d. R. nicht als eigenständige Anbieter von Bau- und Dienstleistungen agieren, sondern sich als Zulieferer betätigen.
2.1.2 Staatliche Nachfrage Zu den Auftraggebern im Bereich der öffentlichen Hand zählen vor allem der Bund sowie die Gebietskörperschaften (Länder, Kreise, Städte, Gemeinden). Hinzu kommen öffentlich-rechtliche Institutionen, wie z. B. Zweckverbände für Wasser- und Energieversorgung, Abwasserreinigung, Abfallbeseitigung usw. Die Gesamtverantwortung für das Bauwesen des Bundes in den Zuständigkeitsbereichen des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, der Bundesvermögensverwaltung der Oberfinanzdirektion Berlin, der Bundesbaugesellschaft Berlin und der Bauverwaltungen der Länder obliegt dem Bundesministerium für Verkehr, Bauwesen und Stadtentwicklung. Im Rahmen der dreistufigen Verwaltungsgliederung (Oberste Instanz / Mittelinstanz / Ortsinstanz) sind die Obersten Technischen Instanzen (OTI) •
für zivile Bauaufgaben das Bundesministerium für Verkehr, Bauwesen und Stadtentwicklung (BMVBS),
•
für die Verteidigungsbauaufgaben das Bundesministerium für Verteidigung (BMVg).
Die Bauangelegenheiten der Verfassungsorgane des Bundes, der obersten Bundesbehörden sowie die Bauangelegenheiten der Bundesrepublik Deutschland im Ausland – mit Ausnahme der Bauten im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung – werden durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung wahrgenommen. Die sonstigen Bauaufgaben des Bundes (z. B. Autobahnbau) werden im Wege der „Organleihe“ und den dazu geschlossenen Verwaltungsabkommen durch die Bauver-
21
2.1 Marktteilnehmer
waltungen der Länder mit ihren eigenständigen Organisationseinheiten erledigt, die auf der Ebene der Fachaufsicht und der Baudurchführung tätig sind. Maßgebend für die Abwicklung sind die „Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen – RBBau“. Eigene Fachabteilungen existieren beim BMVBS für die Bereiche •
Straßenbau,
•
Brückenbau,
•
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.
Bei den Ländern werden die Bauangelegenheiten i. A. durch Fachabteilungen in den Ministerien wahrgenommen. Hierzu gehören beispielsweise Straßenbauämter, Wasserwirtschaftsämter, Universitäts- oder Autobahnbauämter, wobei die Hochbauten organisatorisch zumeist den Finanzbauverwaltungen zugeordnet sind. Teilweise verlagern die Länder Aufgaben des Baus und des Betriebs von Liegenschaften auch in wirtschaftlich selbstständige Organisationseinheiten („Eigenbetriebe“, siehe Abschn. 2.4.2). Beispiele für die Organisation der staatlichen Bauverwaltung in verschiedenen Bundesländern zeigt Abb. 18. Die Bauverwaltungen des Bundes und der Länder sind als fachkundige Organe der öffentlichen Hand für die ordnungsgemäße Erfüllung der im öffentlichen Interesse durchzuführenden staatlichen Bauaufgabe des Bundes zuständig. Dementsprechend haben sie alle Aufgaben des staatlichen Bauens des Bundes, insbesondere die der Leitung, der Koordinierung und der Steuerung wahrzunehmen. Sie vergeben auch Leistungen an freiberuflich tätige Architekten, Ingenieure und Sonderfachleute. Auch hierbei bleiben sie jedoch – unbeschadet der Verantwortung der freiberuflich Tätigen für die ihnen übertragenen Leistungen – für die ordnungsgemäße Erledigung der Bauaufgaben verantwortlich. Die Verantwortung der Bauverwaltungen ist vor allem begründet durch die haushaltsrechtlichen Vorschriften, insbesondere der Bundeshaushaltsordnung (BHO): § 7 BHO:
Grundsatz der Wirtschaftlichkeit,
§§ 24 und 54 BHO:
Grundregeln für die Veranschlagung und den Beginn von Baumaßnahmen,
§ 55BHO:
Grundsätze des Wettbewerbs und des einheitlichen Verwaltungshandelns bei der Vergabe,
§§ 63 und 64 BHO:
Grundsätze für den Erwerb und die Veräußerung von Vermögensgegenständen bzw. Grundstücken.
Auf Landkreis- und Kommunalebene sind die Bauangelegenheiten i. A. bei verschiedenen Ämtern angesiedelt. Hierzu gehören beispielsweise Hochbau-, Tiefbau-, Stadt-
22
2 Strukturen der Bauwirtschaft
planungs-, Straßenbau-, Brückenbau- und Stadtentwässerungsämter oder auch entsprechende „Eigenbetriebe“. Baden-Württemberg
Sachsen
Finanzministerium Abteilung Vermögen und Hochbau
Staatsminister der Finanzen
Landesbau
Bundesbau
Betrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg
OFD Karlsuhe Betrieb Bundesbau Baden-Württemberg Betriebsleitung mit Sitz in Freiburg
Betriebsleitung 15 Ämter mit Landesaufgaben
OFD Chemnitz Abteilung Bundesbau und Sonderaufgaben Bundesbau
Landesbau
Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) in Dresden
6 staatliche Hochbauämter
Berlin Bundesebene Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Zivile Bauaufgaben
Landesebene Bundesministerium für Verteidigung (BMVg) Verteidigungsbauaufgaben
Bundesbau In- und Ausland
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Spreebogen Berlin
Bundesbaugesellschaft Berlin mbH (BBB)
Landesbau Bundesländer
Bauverwaltungen der Länder
Bezirkshochbauämter
Abteilung V Hochbau
Abb. 18 Staatliche Hochbauverwaltung des Bundes und der Länder (Beispiele)
2.1.3 Private Nachfrage Der Bereich der „privaten“ oder nicht staatlichen Nachfrage lässt sich grob nach folgenden Wirtschaftszweigen untergliedern: •
Produktionsunternehmen (Fertigungs-, Entwicklungs-, Verwaltungs-, Lagerund Vertriebsgebäude),
•
Dienstleistungsunternehmen (Verwaltungsgebäude für Banken, Versicherungen, Freizeitzentren, Hotels, Messe- und Kongresszentren),
•
Handelsunternehmen (Großmärkte, Einkaufszentren, Kaufhäuser, Einzelhandelsgeschäfte, Logistikzentren),
•
Wohnungsunternehmen (Wohnanlagen, Ein- und Mehrfamilienhäuser),
•
Immobilienunternehmen (Kapitalanlage- und Leasinggesellschaften, „institutionelle Anleger“ für verschiedene Objekttypen),
2.1 Marktteilnehmer
23
•
Bauträger (handeln im Gegensatz zum „Baubetreuer“ im eigenen Namen und auf eigene Rechnung, der Baubetreuer übernimmt die technische und wirtschaftliche Betreuung eines Bauvorhabens und handelt dabei im Namen und in Vollmacht für Rechnung des Auftraggebers),
•
Privatpersonen (Eigenheimbau, aber auch Gebäude für Handel, Produktion und Dienstleistung),
•
Sonstiges (z. B. Vereine, Verbände, Genossenschaften, Wohlfahrts- und Hilfseinrichtungen, Religionsgemeinschaften).
Der private (wirtschaftliche) Sektor lässt sich auch danach unterscheiden, ob der Investor / Auftraggeber / Bauherr für Zwecke der eigenen Nutzung baut oder ob das Gebäude i. S. einer Kapitalanlage für die Nutzung durch Dritte errichtet wird.
2.1.4 Mischformen / Sektoren Im Zuge der vollständigen oder teilweisen Privatisierung von ehemals staatlichen Unternehmen sind auf der Nachfrageseite Mischformen entstanden, die im Hinblick auf entsprechende EU-Regelungen auch als Sektoren bezeichnet werden (vgl. VOB/A). Hierzu gehören Unternehmen im Bereich der Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung sowie im Telekommunikationssektor, die sich entweder noch ganz oder teilweise im staatlichen Besitz befinden oder in ihrem Handeln am Markt durch Sonderregelungen geschützt sind, wie beispielsweise •
Deutsche Bahn AG,
•
Deutsche Post AG,
•
Deutsche Telekom AG,
•
Kommunale Verkehrsbetriebe,
•
Kommunale Ver- und Entsorgungsbetriebe,
•
Flughafengesellschaften,
•
Energieerzeugungs- und -verteilungsunternehmen.
Im Hinblick auf den teilweise umfangreichen Immobilienbesitz von Unternehmen in den o. g. Sektoren wird der Immobilienbereich dieser Gesellschaften oftmals in rechtlich selbstständige Immobiliengesellschaften ausgegliedert, wobei i. d. R. nach betriebsnotwendigen und nicht betriebsnotwendigen Grundstücken und baulichen Anlagen unterschieden wird. Die entsprechenden Organisationseinheiten treten dann auch als wirtschaftlich und rechtlich selbstständige Nachfrager für Bauleistungen auf oder betätigen sich im Falle der nicht betriebsnotwendigen Grundstücke und Immobilien auch als Projektentwickler mit dem Ziel, diesen Teil des Immobilienvermögens zu vermarkten und zu veräußern.
24
2 Strukturen der Bauwirtschaft
2.1.5 Anbieter von Bauleistungen Bauleistungen werden von Handwerksbetrieben und Unternehmen der Bauwirtschaft angeboten. Diese Auftragnehmer realisieren die Planung auf der rechtlichen Basis von Werkverträgen entsprechend dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB, siehe Abschn. 2.2.2.). Der Auftraggeber kann die erforderlichen Bauleistungen an eine oder mehrere Auftragnehmer vergeben, wobei die gewerkebezogene Einzelvergabe ihre geschichtlichen Wurzeln in den Handwerkszünften hat. Bereits für kleine Objekte (Einfamilienhäuser) können bei Einzelvergabe 30 und mehr Verträge erforderlich werden, die einen entsprechenden Koordinationsaufwand auf der Auftraggeberseite verursachen. Für Verwaltungs- und Produktionsgebäude sind häufig 40 bis 60 verschiedene Gewerke 21 notwendig, bei komplexen Projekten kann diese Zahl bis auf 100 steigen. Der Wunsch der Auftraggeber nach mehr Termin- und Kostensicherheit bei gleichzeitiger Reduzierung des eigenen Aufwandes hat zur Entwicklung anderer Einsatzformen, insbesondere des Generalunternehmers geführt, der Bauleistungen „schlüsselfertig“ ausführt, die Rohbauarbeiten i. A. selbst ausführt und die übrigen Leistungen an Nachunternehmer vergibt (zu Einsatzformen siehe Abschn. 2.4.6).
2.1.6 Anbieter von Dienstleistungen Zu den Anbietern von Dienstleistungen gehören in erster Linie die Planungs- und Beratungsbüros. Sie sind rechtlich Erfüllungsgehilfen ihres Auftraggebers, weil sie nicht direkt in die Vertragsbeziehung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer eingebunden sind, sondern ihren Auftraggeber bei der „Erfüllung“ seiner vertraglichen Pflichten (Aufgaben) unterstützen. Im Falle des Schlüsselfertigbaus können die Planer und Berater selbstverständlich auch vom Generalunter- oder Generalübernehmer eingeschaltet werden. Bei der konventionellen Abwicklung und Aufgabenteilung werden die Planer und Berater i. d. R. vom Auftraggeber (Bauherrn) beauftragt. Die „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure – HOAI“ erfasst Planungs- und Beratungsleistungen für •
Leistungen bei Gebäuden, Freianlagen und raumbildende Ausbauten,
•
Zusätzliche Leistungen – Entwicklung und Herstellung von Fertigteilen, – Rationalisierungswirksame Leistungen, – Projektsteuerung, – Winterbau,
21
„Ein Gewerk ist die veraltete heute aber noch weitgehend übliche Bezeichnung für die Leistung einzelner Gewerbezweige. Diese werden in der VOB als Fachlose und im Bereich des Standardleistungsbuches als Leistungsbereiche bezeichnet.“ Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S.175
2.1 Marktteilnehmer
•
Gutachten und Wertermittlungen,
•
Städtebauliche Leistungen,
•
Landschaftsplanerische Leistungen,
•
Leistungen bei Ingenieurbauwerken und Verkehrsanlagen,
•
Verkehrsplanerische Leistungen,
•
Leistungen bei der Tragwerksplanung,
•
Leistungen bei der Technischen Ausrüstung,
•
Leistungen für Thermische Bauphysik,
•
Leistungen für Schallschutz und Raumakustik,
•
Leistungen für Bodenmechanik, Erd- und Grundbau,
•
Vermessungstechnische Leistungen.
25
Zahlreiche weitere Planungs- und Beratungsleistungen können in Abhängigkeit von den objektspezifischen Anforderungen erforderlich sein. Hierzu gehören beispielsweise Leistungen wie •
Steuern, Recht, Versicherungen,
•
Finanzierung, Bürgschaften,
•
Organisation, Nutzungskonzeption, Fertigungsplanung,
•
Werbung, Visualisierung,
•
Vermarktung und Vermietung,
•
aktiver und passiver Brandschutz,
•
Sicherheit und Gesundheitsschutz,
•
Beleuchtung,
•
Fassadentechnologie,
•
Bürokommunikation,
•
Gebäudeleitsysteme,
•
Denkmalschutz,
•
Abbruch und Schadstoffsanierung,
•
Bauökologie,
•
Gewässerschutz,
•
Farbgestaltung,
•
Ergonomie, Möblierung,
•
Facility Management mit kaufmännischem, infrastrukturellem und technischem Gebäudemanagement.
26
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Bei der Einschaltung von Planern und Beratern sind ebenso Schnittstellen zu analysieren und zu beachten wie bei den ausführenden Firmen, um weder Doppelbeauftragungen noch Fehlstellen zu „produzieren“. Dabei liegt es im Zuständigkeitsbereich des Auftraggebers, für sein Projekt auch die notwendige Projektorganisation zu entwickeln und zu bestimmen. In Abhängigkeit von seinen eigenen Kompetenzen und Kapazitäten kann sich ein Auftraggeber zur Wahrnehmung und Unterstützung seiner eigenen Aufgaben eines externen Dienstleisters, nämlich eines Projektsteuerers oder eines Projektmanagers bedienen. Die Unterscheidung wird i. A. nach der Zuordnung in der Aufbauorganisation (Stab oder Linie) getroffen (siehe Abb. 19).
Auftraggeber Projektleitung
Auftraggeber Projektsteuerung Projektmanagement
Auftragnehmer Planung
Auftragnehmer Ausführung
Auftragnehmer Planung
Auftragnehmer Ausführung
Abb. 19 Projektsteuerung oder Projektmanagement als externe Dienstleistung
2.2
Rechtliche Rahmenbedingungen
2.2.1 Eigentumsrecht Die Erstellung von Bauwerken ist in zahlreiche und teilweise sehr enge Rechtsbeziehungen eingebettet. Diese reichen von den Fragen des Grundeigentums über das Planungs- und Baurecht sowie den technischen Vorschriften bis hin zur späteren Nutzung und sollen nachstehend nur stichwortartig und in den wesentlichen Punkten des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) dargestellt werden. § 903 BGB
„Der Eigentümer einer Sache kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren und andere von jeder Einwirkung ausschließen ...“
§ 904 BGB
Sonderrechte Dritter zur Abwehrung eines Notstandes
§ 905 BGB
„Das Recht des Eigentümers eines Grundstücks erstreckt sich auf den Raum über der Oberfläche und auf den Erdkörper unter der Oberfläche. Der Eigentümer kann jedoch Einwirkungen nicht verbieten, die in solcher Höhe oder Tiefe vorgenommen werden, dass er an der Ausschließung kein Interesse hat.“
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
27
§ 906 BGB
Einwirkungen vom Nachbargrundstück (Zuführung unwägbarer Stoffe)
§ 907 BGB
„Der Eigentümer eines Grundstücks kann verlangen, dass auf den Nachbargrundstücken nicht Anlagen hergestellt oder gehalten werden, von denen mit Sicherheit vorauszusehen ist, dass ihr Bestand oder ihre Benutzung eine unzulässige Einwirkung auf sein Grundstück zur Folge hat.“
§ 908 BGB
Drohender Gebäudeeinsturz
§ 909 BGB
„Ein Grundstück darf nicht in der Weise vertieft werden, dass der Boden des Nachbargrundstücks die erforderliche Stütze verliert, es sei denn, dass für eine genügende anderweitige Befestigung gesorgt ist.“
Weitere Paragraphen des BGB enthalten Regelungen zum Nachbarschaftsrecht, wie beispielsweise zur Überbauung, zur Vermarkung von Grenzen, zu Notwegerechten und zur gemeinschaftlichen Benutzung von Grenzanlagen. Der Erwerb eines Grundstücks und damit die Übertragung des Eigentums bedarf nach § 925 BGB einer Einigung des Veräußerers und des Erwerbers, der sogenannten „Auflassung“. Diese muss bei gleichzeitiger Anwesenheit beider „Teile“ vor einer zuständigen Stelle (Notar) erklärt werden. Die Besitzverhältnisse an Grundstücken werden im Grundbuch eingetragen. Das Grundbuchamt ist mit Ausnahme von BadenWürttemberg – dort werden die Grundbücher von den Gemeinden oder den Notaren geführt – den jeweiligen Amtsgerichten angegliedert. Das Grundbuch ist ein Verzeichnis der Grundstücke im jeweiligen Zuständigkeitsbereich zur Bezeichnung, zur Lage und Größe, zum Eigentümer, zu eventuell bestehenden Belastungen durch Grundschulden oder Hypotheken sowie zu Grunddienstbarkeiten. Für jedes Grundstück wird ein Grundbuchblatt angelegt, das aus fünf Teilen besteht: (1) Aufschrift
mit Angabe des zuständigen Amtsgerichts, des Grundbuchbezirks, der Nummer des Grundbuchbandes sowie des Grundbuchblattes.
(2) Bestandsverzeichnis
als Übersicht zum tatsächlichen Grundstücksbestand.
(3) Abteilung I
mit Eintragung des oder der jeweiligen Eigentümer(s).
(4) Abteilung II
mit Angabe eventuell vorhandener Grunddienstbarkeiten, Nießbrauchrechten, Reallasten, Erbbaurechten, Vorkaufsrechten, Dauerwohn- und Nutzungsrechten usw.
(5) Abteilung III
mit Angabe eventuell vorhandener Hypotheken, Grundund Rentenschulden sowie eventueller Sanierungsvermerke, wenn sich das Grundstück innerhalb eines Sanierungsgebietes nach § 143 Abs. 4 BauGB (Baugesetzbuch) befindet.
28
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Die wichtigsten Eintragungs-Begriffe werden nachstehend stichwortartig erläutert, da sie den Wert eines Grundstücks und seine Verwendungsfähigkeit entscheidend beeinflussen können: Grunddienstbarkeit
Belastung eines Grundstückes, mit der der Eigentümer verpflichtet wird, eine bestimmte Nutzung seines Grundstücks zu dulden, wie z. B. durch Begehen oder Befahren.
Nießbrauchrecht
Belastung eines Grundstücks, mit der sich der Eigentümer zugunsten einer Person verpflichtet, das Grundstück oder Teile davon umfassend zu nutzen, wobei der Nießbrauch weder käuflich noch vererblich ist.
Reallast
Belastung eines Grundstücks, mit der der Eigentümer zu bestimmten, wiederkehrenden Leistungen an den Begünstigten verpflichtet wird, wie z. B. Renten- oder Instandhaltungsverpflichtungen.
Erbbaurecht
Zeitlich befristete Belastung eines Grundstücks (häufig 99 Jahre), mit dem vererblichen und i. A. auch veräußerbaren Recht, dass der Erbbauberechtigte auf dem Grundstück ein in seinem Eigentum befindliches Bauwerk errichten darf.
Vorkaufsrecht
Belastung eines Grundstücks mit dem Recht, dass der „Vorkäufer“ anstelle eines anderen Käufers in den Kaufvertrag eintreten kann; bei Grundstücken, die im Geltungsbereich eines rechtskräftigen oder zukünftigen Bebauungsplanes liegen oder in ein Verfahren zur Bodenordnung einbezogen sind, bezeichnet das Vorkaufsrecht das gesetzliche Recht der Gemeinde, als Vorkäufer aufzutreten.
Hypothek
Belastung eines Grundstücks zugunsten eines Gläubigers, dem eine bestimmte Geldsumme zur Befriedigung einer ihm zustehenden Forderung aus dem Grundstück zusteht.
Grundschuld
Belastung eines Grundstücks analog zur Hypothek, jedoch mit dem Unterschied, dass die Grundschuld nicht von einer eventuell bestehenden Forderung abhängig ist.
2.2.2 Öffentliches Baurecht Das engere öffentliche Baurecht (siehe Abb. 20) umfasst diejenigen Normen, die sich auf die Ordnung und Förderung der Bebauung von Grundstücken beziehen. Die zu-
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
29
gehörigen Regelungen werden durch das Baugesetzbuch, die Landesbauordnungen sowie die Baunutzungsverordnung definiert. Das engere öffentliche Baurecht kann in drei Bereiche eingeteilt werden: das Recht der örtlichen Planung (Bauleitplanung und städtebauliche Planung), das Bauordnungsrecht und die Bodenordnung. Baugesetzbuch Allgemeines Städtebaurecht • • • • • •
Bauleitplanung Sicherung der Bauleitplanung Regelung der baulichen und sonstigen Nutzung Bodenordnung Enteignung Erschließung
Besonderes Städtebaurecht • • • • •
Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen Erhaltungssatzung Sozialplan mit Härteausgleich Miet- und Pachtverhältnisse
Landesbauordnungen (LBO) Baunutzungsverordnung
Abb. 20 Hauptelemente des engeren öffentlichen Baurechts
Im Rahmen der Bauleitplanung werden die im Einzelfall zuständigen Planungsträger (z. B. Regional- und Landschaftsverbände, Städte und Gemeinden) ermächtigt, Bauleitpläne aufzustellen, Verfahren und Maßstäbe für die Planung zu regeln und die Durchführung von Planungsmaßnahen sicherzustellen. Zu den Bauleitplänen gehören beispielsweise Regionalpläne, Flächennutzungspläne und insbesondere Bebauungspläne. Die Bauleitplanung hat immer die Entwicklung des zu beplanenden Raumes zum Gegenstand und nicht das einzelne Bauvorhaben, d. h. in der Bauleitplanung geht es vorrangig um die Einpassung des einzelnen Bauvorhabens in einen bestimmten räumlichen Zusammenhang. So werden beispielweise über einen Bebauungsplan die Art und das Maß der baulichen Nutzung von Grundstücken als „Rahmen“ definiert, in den sich dann das einzelne Bauvorhaben einpassen muss. Das einzelne Bauvorhaben unterliegt dann den Regelungen des Bauordnungsrechts. Darin sind beispielweise Bestimmungen zur Genehmigungsbedürftigkeit, zum Genehmigungsverfahren und zu den baugestalterischen Anforderungen enthalten. Weiterhin dient das Bauordnungsrecht zur Abwendung von Gefahren, die vom einzelnen Bauwerk ausgehen können und zur Vermeidung ästhetischer Verunstaltungen sowie zur Beseitigung von Missständen bei der Benutzung von Bauwerken.
30
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Die bauordnungsrechtlichen Belange liegen in der Zuständigkeit der Länder, wobei sich deren Landesbauordnungen an einer Muster-Bauordnung orientieren, die von einer Bundes-Länder-Kommission erarbeitet worden ist. Die Gliederung der Bauordnung von Berlin ist in Abb. 21 dargestellt.
Gliederung der Bauordnung für Berlin I
Allgemeine Vorschriften
II
Das Grundstück und seine Bebauung • • • •
III
Bauliche Anlagen • • • • • • • •
IV
Bebauung Zugänge und Zufahrten Abstandsflächen Nicht überbaute Grundstücksflächen
Gestaltung Werbeanlagen Anforderungen an die Bauausführung Bauprodukte und Bauarten Wände, Decken, Dächer und Vorbauten Treppen, Rettungswege, Aufzüge und Öffnungen Haustechnische Anlagen und Feuerungsanlagen Aufenthaltsräume und Wohnungen
Die am Bau Beteiligten • Bauherr • Unternehmer • Bauleiter
V
Bauaufsichtsbehörden und Verwaltungsverfahren • • • • • • •
VI
Bauantrag und Bauvorlagen Vorbescheid Behandlung des Bauantrags Baugenehmigung und Baubeginn Teilbaugenehmigung Baueinstellung Bauüberwachung
Ordnungswidrigkeiten, Rechtsverordnungen
Abb. 21 Gliederung der Bauordnung für Berlin (BauOBln)
Bestandteile des Bauordnungsrechts sind neben den entsprechenden Verwaltungsvorschriften insbesondere auch die länderspezifisch eingeführten technischen Baubestimmungen (z. B. DIN-Normen, VDE-Vorschriften). Die Umsetzung und Einhaltung der bauordnungsrechtlichen Verwaltungsvorschriften und technischen Baubestimmungen ist wesentlicher Bestandteil sowohl der Arbeit von Architektur- und Planungsbüros als auch der ausführenden Firmen. Der in der
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
31
Bauordnung als die „am Bau Beteiligten“ definierte Personenkreis ist zur Einhaltung der öffentlich-rechtlichen Vorschriften verpflichtet. Insbesondere der „... Bauleiter 22 hat darüber zu wachen, dass die Baumaßnahme dem öffentlichen Recht, den allgemeinen anerkannten Regeln der Baukunst und den genehmigten Bauvorlagen entsprechend durchgeführt wird. Er hat im Rahmen dieser Aufgabe auf den sicheren bautechnischen Betrieb der Baustelle, insbesondere auf das gefahrlose Ineinandergreifen der Arbeiten der Unternehmer zu achten.“ 23 Das Recht der Bodenordnung regelt schließlich die Verwirklichung der Bauleitplanung und enthält Bestimmungen zur Neuordnung von Grundstücksverhältnissen, insbesondere durch Umlegungen und Grenzregelungen.
2.2.3 Privatrecht Das Privatrecht regelt die Verhältnisse der einzelnen Rechtssubjekte untereinander. Es bezieht sich auf Privatpersonen und Unternehmen, aber auch auf öffentliche Institutionen, die nicht hoheitlich, sondern geschäftlich tätig sind. Den größten Teil des Privatrechtes regelt das „Bürgerliche Gesetzbuch“ (BGB). Ein besonders wichtiger Teil des Privatrechts ist das Vertragsrecht. Verträge kommen durch übereinstimmende Willenserklärungen mehrerer Parteien zur Herbeiführung eines bestimmten Rechtserfolges zustande. Für Vertragsverhältnisse innerhalb von Bauprojekten ist vor allem das in den §§ 631 bis 651 BGB geregelte Werkvertragsrecht von Bedeutung. In einem Werkvertrag verpflichtet sich der sog. Unternehmer zur Herstellung eines zu definierenden Werkes und der sog. Besteller zur Entrichtung der vereinbarten Vergütung. Es gibt einige Arten von Werkverträgen, für die häufig über die Regelungen des BGB hinaus die Anwendung bestimmter Regelwerke mit Geschäftsbedingungen vertraglich vereinbart werden. Ein solches Regelwerk ist bei Bauverträgen die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB). Die Regelungen der VOB haben nur dann Gültigkeit für das Vertragsverhältnis, wenn sie individualvertraglich vereinbart werden. Die VOB gilt nicht kraft Handelsbrauches und nicht als Gewohnheitsrecht. Sie hat den Zweck, eine gewerbeübliche und zumutbare Vertragsgestaltung für beide Vertragsparteien nach den Gepflogenheiten des Baugewerbes zu schaffen. Sie konkretisiert damit den § 157 BGB, nach dem Verträge so auszulegen sind, wie es Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte erfordern. Die VOB tritt damit, wenn sie rechtskräftig vereinbart wird, als vertragliches Recht neben die Regelungen des BGB, wobei sie letztere abändert oder ergänzt. Für 22 23
Gemeint ist der „öffentlich-rechtliche Bauleiter“, nicht der Unternehmensbauleiter Bauordnung für Berlin (BauOBln) vom 29.09.2005: § 57 Abs. 1 Satz 1, 2
32
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Sachverhalte, für die sich in der VOB keine spezielle Regelung findet, muss eine Beurteilung nach dem Werkvertragsrecht des BGB erfolgen. Allerdings werden auch weiterhin Verträge nach BGB-Recht abgeschlossen, d. h. hier wird die VOB nicht individualrechtlich vereinbart. Die für Bauverträge wichtigsten Regelungen des BGB-Werkvertragsrechtes sind im Folgenden aufgeführt: § 631 BGB
„(1) Durch den Werkvertrag wird der Unternehmer zur Herstellung des versprochenen Werkes, der Besteller zur Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet. (2) Gegenstand des Werkvertrags kann sowohl die Herstellung oder Veränderung einer Sache als auch ein anderer durch Arbeit oder Dienstleistung herbeizuführender Erfolg sein.“
§ 632 BGB
„(1) Eine Vergütung gilt als stillschweigend vereinbart, wenn die Herstellung des Werkes den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist ...“
§ 632 a BGB „Der Unternehmer kann von dem Besteller für in sich abgeschlossene Teile des Werkes Abschlagszahlungen für die erbrachten vertragsmäßigen Leistungen verlangen ...“ § 633 BGB
„(1) Der Unternehmer hat dem Besteller das Werk frei von Sach- und Rechtsmängeln zu verschaffen. (2) Das Werk ist frei von Sachmängeln, wenn es die vereinbarte Beschaffenheit hat ... (3) Das Werk ist frei von Rechtsmängeln, wenn Dritte in Bezug auf das Werk keine oder nur die im Vertrag übernommenen Rechte gegen den Besteller geltend machen können.“
§ 634 BGB
„Ist das Werk mangelhaft, kann der Besteller, wenn die Voraussetzungen der folgenden Vorschriften vorliegen und soweit nicht ein anderes bestimmt ist, 1. nach § 635 Nacherfüllung verlangen, 2. nach § 637 den Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforderlichen Aufwendungen verlangen, 3. nach den §§ 636, 323 und 326 Abs. 5 von dem Vertrag zurücktreten oder nach § 638 die Vergütung mindern und 4. nach den §§ 636, 280, 281, 283 und 311a Schadensersatz oder nach § 284 Ersatz vergeblicher Aufwendungen verlangen.“
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
33
§ 634 a BGB „(1) Die in § 634 Nr. 1, 2 und 4 bezeichneten Ansprüche verjähren vorbehaltlich der Nummer 2 in zwei Jahren bei einem Werk, dessen Erfolg in der Herstellung, Wartung oder Veränderung einer Sache oder in der Erbringung von Planungs- oder Überwachungsleistungen hierfür besteht, 1. in fünf Jahren bei einem Bauwerk und einem Werk, dessen Erfolg in der Erbringung von Planungs- oder Überwachungsleistungen hierfür besteht, und 2. im Übrigen in der regelmäßigen Verjährungsfrist. (2) Die Verjährung beginnt in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1 und 2 mit der Abnahme. (3) Abweichend von Absatz 1 Nr. 1 und 2 und Absatz 2 verjähren die Ansprüche in der regelmäßigen Verjährungsfrist, wenn der Unternehmer den Mangel arglistig verschwiegen hat. Im Falle des Absatzes 1 Nr. 2 tritt die Verjährung jedoch nicht vor Ablauf der dort bestimmten Frist ein. (4) Für das in § 634 bezeichnete Rücktrittsrecht gilt § 218. Der Besteller kann trotz einer Unwirksamkeit des Rücktritts nach § 218 Abs. 1 die Zahlung der Vergütung insoweit verweigern, als er auf Grund des Rücktritts dazu berechtigt sein würde. Macht er von diesem Recht Gebrauch, kann der Unternehmer vom Vertrag zurücktreten. (5) Auf das in § 634 bezeichnete Minderungsrecht finden § 218 und Absatz 4 Satz 2 entsprechende Anwendung.“ § 635 BGB
„(1) Verlangt der Besteller Nacherfüllung, so kann der Unternehmer nach seiner Wahl den Mangel beseitigen oder ein neues Werk herstellen ...“
§ 636 BGB
„Außer in den Fällen der §§ 281 Abs. 2 und 323 Abs. 2 bedarf es der Fristsetzung auch dann nicht, wenn der Unternehmer die Nacherfüllung gemäß § 635 Abs. 3 verweigert oder wenn die Nacherfüllung fehlgeschlagen oder dem Besteller unzumutbar ist.“
§ 637 BGB
„(1) Der Besteller kann wegen eines Mangels des Werkes nach erfolglosem Ablauf einer von ihm zur Nacherfüllung bestimmten angemessenen Frist den Mangel selbst beseitigen und Ersatz der erforderlichen Aufwendungen verlangen, wenn nicht der Unternehmer die Nacherfüllung zu Recht verweigert ...“
§ 638 BGB
„(1) Statt zurückzutreten, kann der Besteller die Vergütung durch Erklärung gegenüber dem Unternehmer mindern ...“
34
2 Strukturen der Bauwirtschaft
§ 639 BGB
„Auf eine Vereinbarung, durch welche die Rechte des Bestellers wegen eines Mangels ausgeschlossen oder beschränkt werden, kann sich der Unternehmer nicht berufen, soweit er den Mangel arglistig verschwiegen oder eine Garantie für die Beschaffenheit des Werkes übernommen hat.“
§ 640 BGB
„(1) Der Besteller ist verpflichtet, das vertragsmäßig hergestellte Werk abzunehmen, sofern nicht nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen ist ... (2) Nimmt der Besteller ein mangelhaftes Werk (...) ab, obschon er den Mangel kennt, so stehen ihm die in § 634 Nr. 1 bis 3 bezeichneten Rechte nur zu, wenn er sich seine Rechte wegen des Mangels bei der Abnahme vorbehält.“
§ 641 BGB
„(1) Die Vergütung ist bei der Abnahme des Werkes zu entrichten. Ist das Werk in Teilen abzunehmen und die Vergütung für die einzelnen Teile bestimmt, so ist die Vergütung für jeden Teil bei dessen Abnahme zu entrichten ...“
§ 641a BGB
„Der Abnahme steht es gleich, wenn dem Unternehmer von einem Gutachter eine Bescheinigung darüber erteilt wird, dass 1. das versprochene Werk, im Falle des § 641 Abs. 1 Satz 2 auch ein Teil desselben, hergestellt ist und 2. das Werk frei von Mängeln ist, die der Besteller gegenüber dem Gutachter behauptet hat oder die für den Gutachter bei einer Besichtigung feststellbar sind, (Fertigstellungsbescheinigung).“
§ 644 BGB
„(1) Der Unternehmer trägt die Gefahr bis zur Abnahme des Werkes. Kommt der Besteller in Verzug der Annahme, so geht die Gefahr auf ihn über. Für den zufälligen Untergang und eine zufällige Verschlechterung des von dem Besteller gelieferten Stoffes ist der Unternehmer nicht verantwortlich ...“
Mit dem am 01.05.2000 in Kraft getretenen „Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen“ sind wichtige Regelungen des BGB-Werkvertragsrechtes (und in der Folge auch der VOB/B, siehe Abschn. 2.2.5) abgeändert und neu eingeführt worden. Zweck dieses Gesetzes ist es vor allem, die Bauunternehmer als Gläubiger vor zu großen Nachteilen bei langfristigem Zahlungsverzug ihrer Auftraggeber als Schuldner zu schützen und als Werkunternehmer vor einer mutwilligen Verzögerung der Abnahme und Bezahlung. Dieses Gesetz hat im einzelnen Auswirkungen für die folgenden BGB-Regelungen: a) § 286 BGB, Verzug des Schuldners, b) § 288 BGB, Verzugszinsen, c) § 632a BGB, Abschlagszahlungen,
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
35
d) § 640 BGB, Abnahme, e) § 641 BGB, Fälligkeit der Vergütung, f) § 641a BGB, Fertigstellungsbescheinigung. Zu a)
Nach § 286 (3) BGB muss, um bei Geldschulden den Schuldner in Verzug zu setzen, der Gläubiger an den Schuldner eine Rechnung versenden, die dem Schuldner zugehen muss. Sodann hat der Schuldner 30 Tage Zeit, die Rechnung zu begleichen. Geschieht dies innerhalb dieser Frist nicht, gerät der Schuldner automatisch in Verzug. Diese Änderung unterstützt den Bauunternehmer (Gläubiger) insofern, als sie es entgegen der bisherigen Rechtslage entbehrlich macht, den Auftraggeber (Schuldner) z. B. duch ein Mahnschreiben in Verzug zu setzen.
Zu b)
Nach § 288 (1) BGB ist eine Geldschuld wegen Verzuges um 5 % über dem Basiszinssatz (nach § 1 des Diskontsatz-Überleitungsgesetz) zu verzinsen. Der Basiszinssatz wird jährlich zum 01.01. und 01.07. neu festgelegt. 24 Damit wird die Höhe der vom Auftraggeber (Schuldner) zu bezahlenden Verzugszinsen durch Koppelung an den Basiszinssatz dynamisiert.
Zu c)
Nach § 632a BGB kann der Unternehmer für in sich geschlossene Teile des Werkes Abschlagszahlungen für die erbrachten vertragsgemäßen Leistungen verlangen. Die Abschlagszahlung wird nur bei mangelfreier Teilleistung geschuldet und kann von einer Abnahme der Teilleistung abhängig gemacht werden. Hiermit hat der Bauunternehmer nunmehr einen einklagbaren Anspruch auf Zahlung für erbrachte, in sich geschlossene Teilleistungen.
Zu d)
Nach § 640 (1) BGB darf der Besteller die Abnahme des Werkes nicht wegen unwesentlicher Mängel verweigern. Nimmt der Besteller das Werk nicht ab, so wird die Abnahme fingiert. Nach der bisherigen Rechtslage konnte ein Auftraggeber (Besteller) die Abnahme des Werkes schon bei geringfügigen Mängeln verweigern. Allerdings muss der die Abnahme verlangende Unternehmer nachweisen, dass ein unwesentlicher Mangel vorliegt.
Zu e)
Nach § 641 (2) BGB wird die Bezahlung schon dann fällig, wenn der Besteller für die Leistung des Unternehmers Zahlungen von einem Dritten erhalten hat. Damit sind Generalunternehmer als Besteller der Subunternehmerleistungen verpflichtet, dem Subunternehmer sofort einen seiner Teilleistungen entsprechenden Anteil zu zahlen, wenn der Bauherr als Dritter Zahlungen an den Generalunternehmer leistet.
24
Der Basiszinssatz wurde zum 01.07.2006 auf 1,95 % (01.01.2006: 1,37 %; 01.07.2005: 1,17 %; 01.01.2005: 1,21 %) festgesetzt. Der Verzugszinssatz beträgt im 2. Halbjahr 2006 folglich 1,95 % + 5,00 % = 6,95 %. (Quelle: Bundesanzeiger Nr. 119 vom 29.06.2006)
36 Zu f)
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Nach § 641a BGB kann im Streitfall darüber, ob ein Werk fertiggestellt ist oder nicht, nunmehr ein Gutachter beauftragt werden, der die Fertigstellung des Werkes oder eines Teiles davon verbindlich feststellt. § 641a (2) BGB sieht dabei zwei Möglichkeiten vor: Entweder einigen sich Bauunternehmer (Unternehmer) und Bauherr (Besteller) auf einen bestimmten Gutachter oder es wird auf Antrag des Unternehmers ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger bestimmt. Weigert sich der Besteller, das Werk begutachten zu lassen, bestimmt § 641a (4) BGB für diesen Fall, dass die vertragsgemäße Herstellung des Werkes vermutet wird. Damit ergibt sich eine wesentliche Erleichterung für den Unternehmer, die Fertigstellung des Werkes zu beweisen.
Am 01.01.2002 ist das „Schuldrechtsmodernisierungsgesetz“ in Kraft getreten, welches u. a. auch das im BGB verankerte Recht der Schuldverhältnisse abändert. Ein Teilgebiet des Rechts der Schuldverhältnisse ist das Werkvertragsrecht. Bauverträge sind als Werkverträge von diesen Änderungen betroffen, sowohl wenn sie auf Grundlage des BGB abgeschlossen worden sind, als auch wenn es sich um einen Bauvertrag auf Grundlage der VOB handelt. Letzeres, weil für VOB-Verträge die Regelungen des BGB ebenfalls gelten, wenn keine Spezialregelungen in der VOB/B vorhanden sind. Das Schuldrechtsmodernisierungsgesetz berührt das Bauvertragsrecht insbesondere in den Bereichen des Gewährleistungsrechtes durch die Regelungen der Ansprüche bei mangelhaft ausgeführten Leistungen und des Verjährungsrechtes. Gewährleistungsrecht Das Gewährleistungsrecht wird herangezogen, wenn einem Besteller von einem beauftragten Unternehmer ein mangelhaftes Werk geliefert worden ist. Die rechtliche Struktur sieht vor, dass der Besteller dem Unternehmer zunächst den Versuch der Mängelbeseitigung ermöglicht, bevor er von seinen Sekundärrechten Selbstvornahme, Rücktritt, Minderung oder Schadensersatz Gebrauch macht. Dem Besteller steht also zunächst ein Anspruch auf „Nacherfüllung“ gemäß § 635 BGB zu. Verlangt der Besteller Nacherfüllung, so muss der Unternehmer a) den Mangel beseitigen oder b) ein neues Werk erstellen, wobei der Unternehmer wählen darf, welche der beiden Alternativen er durchführt. Kommt der Unternehmer einer Pflicht zur Nacherfüllung nicht nach und ist eine vom Besteller bestimmte angemessene Frist erfolglos abgelaufen, kann der Besteller das Instrument der „Selbstvornahme“ nach § 637 BGB anwenden (siehe Abb. 22). Der Besteller beseitigt selbst den Mangel, er führt damit eine „eigene Nacherfüllung“ durch
37
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
und kann vom Unternehmer den Einsatz der dafür erforderlichen Aufwendungen (auch als Vorschuss) verlangen, siehe dazu § 637 Abs. 3 BGB. Ist die vom Besteller bestimmte angemessene Frist zur Leistung oder Nacherfüllung abgelaufen, so kann dieser alternativ zur Selbstvornahme das Sekundärrecht des „Rücktritts“ nach § 634 Nr. 3 BGB ausüben. Damit wird das Vertragsverhältnis aufgehoben. Die bisher notwendige Erklärung des Bestellers, dass er die Beseitigung des Mangels nach dem Ablauf der bestimmten Frist ablehne (sog. Ablehnungsandrohung), ist für das Entstehen des Anspruchs auf Rücktritt nicht mehr erforderlich. Auch ein Verschulden des Unternehmens ist für einen Anspruch des Bestellers auf Rücktritt nicht Voraussetzung.
Primäranspruch des Bestellers: Bei erfolglosem Ablauf der Frist
Sekundäransprüche des Bestellers:
Nacherfüllung § 635 BGB
alternativ
Selbstvornahme § 637 BGB
alternativ
alternativ
Rücktritt § 634 Nr.3 BGB
Minderung § 638 BGB
zusätzlich
zusätzlich
Schadensersatz § 634 Nr.4 BGB
Abb. 22 Ansprüche infolge eines mangelhaften gelieferten Werkes (Gewährleistungsansprüche)
Alternativ zum Sekundärrecht des Rücktritts hat der Besteller gemäß § 638 BGB einen Anspruch auf „Minderung“, d. h. er kann die mit dem Unternehmer vereinbarte Vergütung abmindern. Auch für das Entstehen dieses Anspruches bedarf es des erfolglosen Ablaufes einer vom Besteller bestimmten angemessenen Frist. Als weiteres Sekundärrecht ist schließlich der Anspruch auf Schadensersatz zu nennen, den der Besteller nach § 634 Nr. 4 BGB hat. Dieser Anspruch ist an ein Verschulden des Unternehmers gebunden. Er kann neben den Rechten des Rücktritts oder der Minderung geltend gemacht werden. Der Anspruch ist wie die anderen Sekundärrechte auch an das erfolglose Verstreichen einer vom Besteller bestimmten angemessenen Frist gebunden.
38
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Verjährungsfrist Nach § 634a Abs. 1 BGB verjähren im Falle eines mangelhaft gelieferten Werkes die oben erwähnten Ansprüche des Bestellers auf Nacherfüllung, Selbstvornahme und Schadensersatz bei einem Bauwerk in fünf Jahren, wobei die Verjährungsfrist mit der Abnahme beginnt. Die gleichen Verjährungsfristen gelten für ein Werk, dessen zu liefernder Erfolg in der Erbringung von Planungs- und Überwachungsleistungen für ein Bauwerk besteht. 25 Einen Sonderfall der Verjährung des Anspruches auf Nacherfüllung, Selbstvornahme und Schadensersatz stellen vom Unternehmer arglistig verschwiegene Mängel dar. Hier sieht § 199 BGB eine 30-jährige Verjährungsfrist ab dem Schluss des Jahres vor, in dem der Gläubiger von den den Anspruch begründenden Umständen Kenntnis erlangt. Für einen Anspruch auf Rücktritt oder Minderung gilt § 634 Abs. 4 und 5 BGB i. V. m. § 218 BGB. Über diese Konstruktion ist ein solcher Anspruch ab dem Zeitpunkt, zu dem kein Anspruch auf Nacherfüllung mehr besteht, unwirksam. Faktisch kann der Besteller das Instrument des Rücktritts oder der Minderung damit über den gleichen Zeitraum ausüben, in dem er vom Unternehmer Nacherfüllung hätte fordern können. Positiv für Bauunternehmungen ist die Neuregelung der Gewährleistungsfristen von gekauften Baustoffen in § 438 Abs. 1 Nr. 2b BGB. Danach hat der Bauunternehmer gegen seinen Lieferanten ab Einbau der Baustoffe in das Bauwerk einen 5-jährigen Gewährleistungsanspruch auf Nacherfüllung, Erstattung vergeblicher Aufwendungen und Schadensersatz. Falls der Baustoff in der Gewährleistungsfrist den Mangel des Bauwerkes, in das er eingebaut wurde, verursacht, hat der Bauunternehmer zwar die Ansprüche des Bestellers des Bauwerkes zu erfüllen, er kann jedoch nunmehr nach § 438 BGB seinerseits wiederum Ansprüche gegen seinen Lieferanten stellen.
2.2.4 Honorarrecht Planungsleistungen, die von öffentlichen oder privaten Auftraggebern vergeben werden, sind hinsichtlich Teilleistungen und Vergütung in der HOAI (Verordnung über die Honorare für Leistungen der Architekten und Ingenieure) geregelt. Die Anfänge von Gebührenordnungen, damals ausschließlich für Architektenleistungen, reichen bis in das Jahr 1871 zurück und haben in der Zwischenzeit zahlreiche Überarbeitungen und Neufassungen erfahren. Die Gliederung der HOAI ist in Abb. 23 wiedergegeben. Die aktuelle und seit 01.01.2002 gültige HOAI-Fassung stellt bereits die 6. Änderungsnovelle der am 01.01.1977 in Kraft getretenen Honorarordnung dar. Die letzte Fassung 2002 entspricht inhaltlich der Fassung der Fünften Verordnung zur Änderung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure vom 21. September 1995, es wur25
Zum Vergleich: Gewährleistungsansprüche verjähren bei VOB-Verträgen nach vier Jahren.
39
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
den lediglich die Änderungen gemäß dem Neunten Euro-Einführungsgesetz hinzugefügt. Die HOAI stellt „Preisrecht“ dar, d. h. mit der HOAI wird vorrangig die Vergütung der vom Architekten oder Ingenieur geschuldeten Leistung mit verbindlichen Mindest- und Höchstsätzen geregelt. Insoweit ist die HOAI auch unabdingbar und muss von den Vertragsparteien eingehalten werden. Abweichungen von den „Preis-Vorschriften“ sind nur in den ausdrücklich geregelten Fällen zulässig. Für die Erstellung von Planungsleistungen i. S. des geschuldeten Erfolgs gelten die oben genannten Regelungen des BGB-Werkvertragsrechts.
Inhalte und Aufbau der HOAI Teil
Bezteichnung
Paragraphen
I
Allgemeine Vorschriften
§§ 1 ff. HOAI
II
Leistungen bei Gebäuden, Freianlagen und raumbildenden Ausbauten
§§ 10 ff. HOAI
III
Zusätzliche Leistungen
§§ 28 ff.HOAI
IV
Gutachten und Wertermittlungen
§§ 33 f. HOAI
V
Städtebauliche Leistungen
§§ 35 ff. HOAI
VI
Landschaftsplanerische Leistungen
§§ 43 ff. HOAI
VII
Leistungen bei Ingenieurbauwerken und Verkehrsanlagen
§§ 51 ff. HOAI
VIIa
Verkehrsplanerische Leistungen
§ 61a HOAI
VIII
Leistungen bei der Tragwerksplanung
§§ 62 ff. HOAI
IX
Leistungen bei der Technischen Ausrüstung
§§ 68 ff. HOAI
X
Leistungen für Thermische Bauphysik
§§ 77 ff. HOAI
XI
Leistungen für Schallschutz und Raumakustik
§§ 80 ff. HOAI
XII
Leistungen für Bodenmechanik, Erd- und Grundbau
§§ 91 ff. HOAI
XIII
Vermessungstechnische Leistungen
§§ 96 ff. HOAI
XIV
Schluss- und Überleitungsvorschriften
§§ 101 ff. HOAI
Abb. 23 Inhalte und Aufbau der HOAI (2002)
Neben dem für Planungs- und Bauleistungen gültigen Werkvertragsrecht, das bezüglich der Bauleistung noch durch die VOB-Regelungen ergänzt werden kann, können für bestimmte Leistungen – insbesondere Beratungsleistungen – auch die Regelungen des Dienstvertrages (§§ 611 bis 630 BGB) maßgebend sein. Während nach dem Werkvertragsrecht vom Unternehmer (hier: Architekt oder Ingenieur) ein mängelfreies Werk geschuldet wird, ist bei einem Dienstvertrag derjenige, der die Dienste zusagt, lediglich verpflichtet, die versprochenen Dienste zu leisten.
40
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Die Bestimmung des Honorars nach HOAI geht grundsätzlich von folgenden Schritten aus: •
Beschreibung der Grundlagen des Honorars,
•
Beschreibung der Honorarzonen,
•
Beschreibung der Merkmale zur Einordnung in Honorarzonen,
•
Beschreibung des Leistungsbildes,
•
Ermittlung des Honorars nach Honorartafeln.
So werden z. B. die Honorarzonen für Leistungen bei der Tragwerksplanung wie folgt unterschieden: Klasse I
Tragwerke mit sehr geringem Schwierigkeitsgrad,
Klasse II
Tragwerke mit geringem Schwierigkeitsgrad,
Klasse III
Tragwerke mit durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad,
Klasse IV
Tragwerke mit überdurchschnittlichem Schwierigkeitsgrad,
Klasse V
Tragwerke mit sehr hohem Schwierigkeitsgrad.
Die einzelnen und – je nach Vertragsgestaltung – stufenweise abrufbaren Teilleistungen werden in der HOAI bei Leistungen an Gebäuden, Freianlagen und raumbildenen Ausbauten (Architekten) und vergleichbar bei der Tragwerksplanung in folgende Phasen unterschieden: Phase 1
Grundlagenermittlung,
Phase 2
Vorplanung (Projekt- und Planungsberatung),
Phase 3
Entwurfsplanung (System- und Integrationsplanung),
Phase 4
Genehmigungsplanung,
Phase 5
Ausführungsplanung,
Phase 6
Vorbereitung der Vergabe,
Phase 7
Mitwirkung bei der Vergabe,
Phase 8
Objektüberwachung (Bauüberwachung),
Phase 9
Objektbetreuung und Dokumentation.
Die in den Honorartafeln mit „von/bis-Werten“ angegebenen Honorare für die einzelnen Honorarzonen erfordern einerseits die Ermittlung der „anrechenbaren Kosten“ und gelten andererseits nur für die in der HOAI beschriebenen „Grundleistungen“. Werden weitere, über die Grundleistungen hinausgehende Leistungen gefordert, so entsteht für diese als „Besondere Leistungen“ ein zusätzlicher Vergütungsanspruch.
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
41
Die Ermittlungen der anrechenbaren Kosten erfolgt gemäß § 10 Abs. 2 HOAI nach den Kostengruppen der DIN 276 „Kosten im Hochbau“ mit Stand 04/81. Die DIN 276 hat zwischenzeitlich mit Stand 06/93 eine Neufassung erfahren, die sich insbesondere auf die Gliederung der Kostengruppen ausgewirkt hat. Dies bedeutet, dass die Kostenermittlung nach der DIN 276 mit Stand 06/93 (siehe Abb. 24) stufenweise durchgeführt werden muss, die Kostenermittlung für die Honorarermittlung jedoch nach den Kostengruppen der DIN 276 mit Stand 04/81! 26 Stufen der Kostenermittlung nach DIN 276 (Stand 06/93) Kostenschätzung (Vorplanung)
Die Kostenschätzung ist eine überschlägige Ermittlung der Kosten mit Kennzahlen (z. B. €/m³ BRI) strukturiert nach der ersten Stufe der Tab.1 nach DIN 276
Kostenberechnung (Entwurfsplanung)
Die Kostenberechnung ist eine angenäherte Ermittlung der Kosten, gegliedert nach Bauelementen, strukturiert nach der zweiten Stufe der Tab.1 nach DIN 276
Kostenanschlag (Ausschreibung)
Der Kostenanschlag ist eine möglichst genaue Ermittlung der Kosten auf der Basis der Vergaben, gegliedert nach Vergabeeinheiten (Gewerken), z. B. gemäß STLB in Tab. 2 DIN 276
Kostenfeststellung (Fertigstellung)
Die Kostenfeststellung ist die Ermittlung der tatsächlich entstandenen Kosten auf Basis der abgerechneten Leistungen
Abb. 24 Stufen der Kostenermittlung nach DIN 276 (06/93)
Die HOAI ist für alle Architekten und Ingenieure als Preisrecht bindend, soweit sie Leistungen erbringen, die in der HOAI geregelt sind. So enthält beispielsweise die Berufsordnung der Baukammer Berlin vom 01.09.1987 folgende Regelung: § 2.2
„Sofern Leistungen durch Leistungsbilder oder andere Bestimmungen der Verordnung über die Honorare für Leistungen der Architekten und Ingenieure (HOAI) erfasst sind, müssen die Entgelte für solche Leistungen nach den Bestimmungen der HOAI berechnet werden ...“
Ein Verstoß gegen die HOAI ist für die Mitglieder von Architekten-, Ingenieur- und Baukammern mit standesrechtlichen Konsequenzen belegt. Verstöße gegen die Honorarverordnung können dazu führen, dass sich Kammermitglieder in einem berufsgerichtlichen Verfahren verantworten müssen, in dem u. a. Geldbußen bis zu 10.000 € verhängt werden können.
26
Deutsches Institut für Normung: DIN 276 (06/93), S. 1
42
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Kostengruppen nach DIN 276 (06/93), Tabelle 1 100
Grundstück
200
Herrichten und Erschließen z. B.
300
Bauwerk – Baukonstruktion z. B.
400
210 Herrichten 220 Öffentliche Erschließung 230 Nicht öffentliche Erschließung 240 Ausgleichsabgaben 310 Baugrube 320 Gründung 330 Außenwände 340 Innenwände 350 Decken 360 Dächer
Bauwerk – Technische Anlagen z. B.
410 Abwasser-, Wasser-, Gasanlagen 420 Wärmeversorgungsanlagen 430 Lufttechnische Anlagen 440 Starkstromanlagen
500
Außenanlagen
600
Ausstattung und Kunstwerke
700
Baunebenkosten z. B
710 Bauherrenaufgaben 720 Vorbereitung der Objektplanung 730 Architekten- und Ingenieurleistungen 740 Gutachten und Beratung 750 Kunst 760 Finanzierung 770 Allgemeine Baunebenkosten
Achtung: Diese Gliederung gilt nicht für Honorarermittlungen nach HOAI
Abb. 25 Kostengruppen nach DIN 276 (06/93), Tabelle 1
2.2.5 Vergaberecht Bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Ausschreibung und Vergabe von Planungs-, Liefer- und Bauleistungen ist grundsätzlich nach „privaten“ und „nicht-privaten“ (öffentlichen) Auftraggebern zu unterscheiden. Privatpersonen und diesen gleich gestellte Unternehmen aus Handel, Gewerbe und Industrie unterliegen keinen vertragsrechtlichen Einschränkungen. Sie können ihre Leistungen „frei“ vergeben und dürfen dabei u. a. auch über Vertragskonditionen und Preise verhandeln. Lediglich die Regelungen des BGB dürfen nicht „abbedungen“ werden. Neben den Besonderheiten für einzelne Vertragstypen
43
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
•
Kaufvertrag (§ 433 ff. BGB),
•
Werkvertrag (§ 631 ff. BGB),
•
Werklieferungsvertrag (§ 651 BGB),
•
Mietvertrag (§ 535 ff. BGB),
•
Pachtvertrag (§ 581 ff. BGB),
•
Leihvertrag (§ 598 ff. BGB),
•
Sachdarlehensvertrag (§ 607 ff. BGB),
•
Dienstvertrag (§ 611 ff. BGB)
sind dabei u. a. die Regelungen des ursprünglichen selbstständigen AGB-Gesetzes (Gesetz zur Regelung des Rechts zu Allgemeinen Geschäftsbedingungen) zu beachten, die mit der Schuldrechtsreform des Jahres 2002 in die §§ 305 ff. BGB einbezogen worden sind. Unter AGB versteht man „alle für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierten Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der anderen Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrages stellt.“ 27 Das o. g. AGB-Gesetz wurde erlassen, weil der Verwender solcher AGB über das so genannte „Kleingedruckte“ zum Teil erhebliche Vorteile erlangen kann und der Gesetzgeber einem berechtigten Schutzbedürfnis des jeweils anderen Vertragspartners Rechnung tragen wollte. Allgemeine Geschäftsbedingungen liegen allerdings nicht vor, „soweit die Vertragsbedingungen zwischen den Vertragsparteien im einzelnen ausgehandelt sind“, d. h. wenn auch der Nachweis erbracht werden kann, dass es ich hierbei um wirkliche Individualklauseln handelt. anwendbar Marktöffnende EU-Richtlinien Bauleistungen > 5.278.000 € 1)
EU-Ebene
VergaberechtsÄnderungsgesetz Teil IV des GWB
Planungsleistungen > 211.000 € 1)
Gesetzesebene
Vergabeverordnung VgV
VOF
VOL/A
Verordnungsebene
VOB/A
1) Verordnung (EG) Nr. 2083/2005 vom 19.12.2005 (Änderung der Richtlinien 2004/17/EG und 2004/18/EG)
Abb. 26 Regelwerke bei öffentlichen Vergaben 27
§ 305 Abs.1 BGB
44
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Bei den „nicht-privaten“ Auftraggebern handelt es sich um die Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Kommunen), um Einrichtungen, die mit öffentlichen Geldern arbeiten sowie um Unternehmen, die den Vergaberichtlinien unterliegen. Dabei kommt ein umfangreiches und vielschichtiges Regelwerk zur Anwendung. Grundlage sind die EU-Baukoordinierungsrichtlinie und die Sektorenrichtlinie (jeweils vom 14.06.1993) sowie die EU-Überwachungs- und Bauproduktenrichtlinie. Mit dem Vergaberechtsänderungsgesetz (VgRÄG) vom 01.01.1999 sind wesentliche Vorgaben des Europäischen Gemeinschaftsrechtes in nationales Recht umgesetzt worden (siehe Abb. 26). Im vierten Teil des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) wurde es als Teil des Kartellrechtes übernommen. Damit stehen den Bewerbern erstmals einklagbare Rechte im Vergabeverfahren zu. Dies gilt allerdings nur für solche Verfahren, auf die nach § 97 Abs. 7 GWB dieses Recht Anwendung findet, da die EU-Vorgaben Schwellenwerte vorsehen. Geregelt ist dies in der Vergabeverordnung (VgV). Die Schwellenwerte betragen für Bauleistungen 5.278.000 € und für Planungsleistungen 211.000 €. 28 Durch die Haushaltsordnung sind öffentliche und diesen gleichgestellte Auftraggeber verpflichtet, bei der Vergabe von Planungsleistungen die VOF (siehe Abschn. 3.2), bei Leistungen die VOL/A (siehe Abschn. 3.3) und bei Bauleistungen die VOB/A (siehe Abschn. 3.4) anzuwenden. Die Vergabe selbst ist durch differenzierte Vorgaben in Form von Vergabehandbüchern von den einzelnen Ämtern geregelt. Zum Beispiel wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBS) das „Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau“ (HVA B-StB) und das „Vergabehandbuch 2002“ (VHB) für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen herausgegeben. Beide Vergabehandbücher sind Loseblatt-Sammlungen von Regelungen zum Verfahren und zur Vertragsgestaltung für die Vergabe von Aufträgen und die Abwicklung von Verträgen von Bauleistungen nach der VOB. Die Werke werden fortlaufend aktualisiert. Darüber hinaus haben einzelne Bundesländer eigene Vergabeordnungen erlassen (z. B. Sächsische Vergabeordnung SächsVO).
28
Verordnung (EG) Nr. 2083/2005 vom 19.12.2005 (Änderung der Richtlinien 04/17/EG und 04/18/ EG); EU-Schwellenwerte sind noch nicht umgesetzt (Stand Anfang 2006)
45
2.3 Prozessstrukturen beim Bauen
2.3
Prozessstrukturen beim Bauen
2.3.1 Normalablauf in der stationären Industrie Die Produktion von Gütern in der stationären Industrie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Zuständigkeit für die Produktphasen •
Planung,
•
Konstruktion und
•
Fertigung
in den meisten Fällen in einer Hand, nämlich beim Produzenten liegen (siehe Abb. 27).
Produzent
Genehmigungsbehörden
Verkauf
Planung
Zulieferung Ausrüstungsteile
Konstruktion
Nachfrage
Produktion
Abb. 27 Güterherstellung in der stationären Industrie
Die Produktphasen laufen dort in der Regel nach einem „Normalablauf“ ab. Dies bedeutet, dass die Reihenfolge stufenweise und chronologisch geordnet ist. Außerdem werden zumeist eindeutige Zwischenstadien, beispielsweise für Prototypen und Erprobungsphasen, vor dem Eintritt in eine Serienproduktion eingefügt. Werden dabei Produktphasen zu sehr gekürzt oder wird die Produktion ohne ausreichenden Vorlauf für die Erprobung aufgenommen, müssen Konstruktionsfehler nach Produktionsbeginn behoben werden und bereits ausgelieferte Produkte müssen ggf. in aufwändigen „Rückrufaktionen“ nachgebessert werden.
2.3.2 Parallelablauf bei Bauprojekten Bauprojekte sind – im Gegensatz zur Produktorientierung der stationären Industrie – durch einen prozessorientierten Markt gekennzeichnet, in dem von der Projektidee bis
46
2 Strukturen der Bauwirtschaft
zur Realisierung und Nutzung im Wesentlichen die folgenden Projektbeteiligten mitwirken: •
Auftraggeber (Bauherr),
•
Planer und Berater (Architekten und Fachingenieure),
•
Ausführungsfirmen (Bauunternehmen, Handwerksbetriebe),
•
Behörden (Zulassungs-, Aufsichts-, Genehmigungsstellen) sowie der
•
Nutzer (Bauherr, Käufer, Mieter).
Die Planung wird teilweise auch vom Auftraggeber selbst übernommen, sofern er über entsprechende Kapazitäten / Abteilungen verfügt, dies gilt auch für die öffentliche Hand (siehe Abb. 28).
Genehmigungsbehörden
Finanzierung / Bank Vertragsbeziehung
Auftraggeber / Bauherr
Planung
Ausführung
Architekt
Rohbau
Tragwerksplaner
Gebäudetechnik
Fachingenieure HLSE
Ausbau
Koordinationsaufgaben
Abb. 28 Planung und Produktion bei Bauwerken
Die ausführende Wirtschaft wird meistens erst dann hinzugezogen, wenn die Planung sehr weit gediehen ist und die Bauleistungen über die sogenannte „Ausschreibung“ dem Preiswettbewerb zugeführt werden. Hier existieren unterschiedliche Abwicklungsformen, auf die in Kapitel 3 eingegangen wird. Jedes Bauprojekt durchläuft zwischen Bauidee und Nutzung die Teilprozesse •
Planung,
•
Konstruktion und
•
Fertigung
47
2.3 Prozessstrukturen beim Bauen
und weist insoweit analoge Prozesse zur Herstellung von Investitionsgütern in der stationären Industrie auf. Die Planung und Produktion von Bauwerken ist im Gegensatz zur stationären Industrie jedoch einerseits von einer Vielzahl von Projektbeteiligten und andererseits von der Einmaligkeit der Projekte gekennzeichnet. Die Bauwerke selbst werden darüber hinaus noch an wechselnden Fertigungsstätten (wandernde Fabriken) gefertigt. Während bei Produzenten der stationären Industrie meistens Planung, Konstruktion und Fertigung in einer Hand liegen, ist bei Bauprojekten in der Regel eine wechselnde Zuständigkeit für Planung, Konstruktion und Fertigung gegeben. Je nach Abwicklungsmodell können auch noch die Zuständigkeiten für Planung und Konstruktion unterschiedlich sein. Ein weiterer Unterschied zwischen der stationären Industrie und der Bauproduktion besteht darin, dass der industrieübliche „Normalablauf“ im Bauwesen – meist aus Finanzierungszwängen und zur Verkürzung der Gesamtdauer – ersetzt wird durch den sogenannten „Parallelablauf“ (siehe Abb. 29). Man spricht hierbei auch von der „baubegleitenden“ Planung.
Prototyp
Planung
Normalablauf (Serienprodukte)
Konstruktion
Erprobung
Fertigung
Parallelablauf (fast track) (Bauwerke, Einzelfertigung)
Zeit
Planung
Ausschreibung, Vergabe Konstruktion
Fertigung
Abb. 29 Strukturen für Normalablauf und Parallelablauf
48
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Aus dem Parallelablauf entstehen u. a. häufig folgende Problembereiche: •
kurze Planvorlaufzeiten für Konstruktion und Fertigung,
•
hohe Störanfälligkeit im Planungs- und Bauablauf,
•
großer Informationsfluss auf Baustellen,
•
häufige Auseinandersetzungen über Termine und Preise.
Das arbeitsteilige Prinzip bei Planung, Konstruktion und Fertigung führt außerdem fast zwangsläufig zu Interessengegensätzen bei den Projektbeteiligten. Den Rationalisierungsbestrebungen der Fertigung stehen oft die Ansprüche der Planung entgegen. Außerdem führt die zeitliche Überlagerung von Planung, Konstruktion und Fertigung dann zu Zwangspunkten, wenn Aufgabenstellungen der Vorstufen nicht exakt oder vollständig genug abgearbeitet worden sind und damit den Folgeprozess beeinflussen. In diesem Zusammenhang muss auch gesehen werden, dass die ausführenden Firmen im Baubereich individuell gefertigte Projekte zu einem vorher festgelegten Preis herstellen, die der Auftraggeber darüber hinaus noch bis zum Zeitpunkt der Fertigstellung ändern kann. Diese und weitere Besonderheiten der Bauproduktion verdeutlichen, welcher Einfluss einer sorgfältigen Analyse der Aufgabenstellungen und einer umfassenden ganzheitlichen Planung der Bauproduktion zukommt, hierzu gehören u. a.: •
Einzelfertigung auf Bestellung,
•
Fertigungsplanung für jedes einzelne Produkt,
•
hohes Kostenrisiko durch Kalkulation einer Einzelfertigung,
•
wandernde Produktionsstätten,
•
geringer Vorfertigungsgrad,
•
Parallelablauf,
•
Recht des Auftraggebers zu Änderungen während der Bauzeit,
•
Witterungsrisiko,
•
geringe Kapazitätsausgleichsmöglichkeiten durch Vorfertigung,
•
sehr hoher Aufwand bei der Arbeitsvorbereitung,
•
zunehmender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften,
•
steigende Anforderungen an Qualitätskontrolle,
•
hohes Risiko bei Investitionen in Geräte,
•
starke Schwankungen in der Nachfrage.
49
2.3 Prozessstrukturen beim Bauen
Auftraggeber (AG) oder Nutzer definiert Anforderungen
Architekten und Ingenieure erstellen HOAI die Planung und stimmen diese mit Auftraggeber und Behörden ab
Behörden und Aufsichtsstellen prüfen die Genehmigungsfähigkeit Architekten und Ingenieure erstellen die Ausschreibungsunterlagen
Auftragnehmer (AN) / Bauunternehmen erstellen ihre Angebote (Kalkulation)
Planung von Gebäuden Planung von Freianlagen Raumbildende Ausbauten Projektsteuerung Städtebauliche Leistungen Landschaftsplanung Ingenieurbauwerke Verkehrsanlagen Tragwerksplanung Technische Ausrüstung Thermische Bauphysik Schallschutz + Raumakustik Bodenmechanik Erd- und Grundbau Vermessungstechnik Baugesetzbuch Landesbauordnung Bebauungsplan Vorhaben- u. Erschließungsplan Bauaufsichtliche Vorschriften Zulassungsbescheide
Auftraggeber verhandelt mit den Anbietern, vergibt die Leistungen und beauftragt die Unternehmen
Werkvertragsrecht nach BGB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) Vergabe und Vertragsordnung für Leistungen (VOL)
Auftragnehmer erstellen das Bauwerk; Behörden, Architekten und Ingenieure überwachen die Ausführung
Einzelgewerke/leistungsbereiche Generalunternehmer Generalübernehmer Totalunternehmer Totalübernehmer Arbeitsgemeinschaft
Auftraggeber/Nutzer nimmt die Leistungen der Unternehmen und der Planer ab und übernimmt das Bauwerk zur Nutzung
Abb. 30 Prinzipielles Ablaufschema eines Bauvorhabens
Trotz dieser komplexen Abhängigkeiten besteht die grundsätzliche Aufgabenstellung darin, ein Bauwerk •
mit der gewünschten Gestaltung und Funktionalität → Qualität
•
im vorgesehenen Budgetrahmen
→ Kosten
•
im geplanten Zeitrahmen
→ Termine
auszuführen, wobei Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowohl die Investitions- als auch die später entstehenden Betriebs- und Nutzungskosten zu erfassen haben. Letz-
50
2 Strukturen der Bauwirtschaft
tere können beispielsweise im Schul- und Krankenhausbau jährlich bis zu 25 % der ursprünglichen Baukosten umfassen. Zusätzlich sind die Anforderungen aus den Bereichen •
Sicherheit und Gesundheitsschutz,
•
Umweltschutz
sowohl während der Errichtungsphase als auch bei der späteren Nutzung der baulichen Anlage zu erfüllen. Die wesentlichen Schritte bei der Erstellung eines Bauwerkes sind einschließlich der wichtigsten Grundlagen im oben angeführten Ablaufschema dargestellt (siehe Abb. 30). Die Bauidee oder der Bauentschluss entsteht durch neue Bedürfnisse, durch Ersatz eines alten, abgängigen Bauwerkes oder durch Erweiterungswünsche bei bestehenden Anlagen.
2.4
Unternehmensstrukturen
2.4.1 Abgrenzung Betrieb/Unternehmen Während der Betrieb als örtlich gebundene, technische Einheit zur Produktion von Gütern oder zur Erbringung von Dienstleistungen definiert ist, ist demgegenüber das Unternehmen wie folgt abzugrenzen: Ein Unternehmen ist eine rechtliche, wirtschaftliche, finanzielle und soziale Einheit, in der wirtschaftliche Aufgaben mit dem Ziel erfüllt werden, wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Betriebe im betriebswirtschaftlichen Sinne gibt es in allen Wirtschaftssystemen, Unternehmen im eigentlichen Sinne gibt es nur in Marktwirtschaften. Die Unternehmen können nach verschiedenen Merkmalen klassifiziert werden: •
nach dem Träger des Eigentums
privat öffentlich Mischformen
•
nach der Unternehmensgröße
klein mittel groß
•
nach dem räumlichen Betätigungsfeld
regional national multinational global
•
nach der Rechtsform
privatrechtlich öffentlich-rechtlich
51
2.4 Unternehmensstrukturen
Bei der Wahl der Rechtsform sind unterschiedliche Gesichtspunkte zu berücksichtigen, wie z. B.: •
Zielsetzung des Unternehmens,
•
Finanzierungsbedarf,
•
angestrebte Kapitalstruktur,
•
Stellung der Eigenkapitalgeber in dem Unternehmen,
•
gewünschte Haftungsbeschränkung,
•
steuerliche Gesichtspunkte.
Nachfolgend werden die wichtigsten Rechtsformen der öffentlich-rechtlichen Betriebe und der privatrechtlichen Unternehmen stichwortartig vorgestellt. Anschließend wird auf unterschiedliche Einsatzformen eingegangen, in denen Planungs- und Bauleistungen erbracht werden.
2.4.2 Öffentlich-rechtliche Betriebe Öffentlich-rechtliche Betriebe finden sich beispielsweise im Besitz des Bundes oder von Gebietskörperschaften und sind in der primären Unterscheidung als „selbstständige“ oder „unselbstständige“ Betriebe organisiert (siehe Abb. 31). Diese Betriebe sind meistens Wirtschaftsbetriebe, wie z. B. Krankenhäuser, Verkehrsbetriebe, Versorgungs- und Entsorgungsbetriebe (Stadtwerke) und sind als selbstständige Betriebe entweder privat-rechtlich organisiert oder arbeiten auf öffentlich-rechtlicher Basis. Unselbstständige Betriebe werden in Regie- und Eigenbetriebe unterschieden. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts kennzeichnet eine juristische Person (mit eigener Rechtspersönlichkeit), die öffentliche Aufgaben unter staatlicher Aufsicht, jedoch außerhalb der unmittelbaren Staatsverwaltung wahrnimmt. Typische Körperschaften des öffentlichen Rechts, die jeweils per Gesetz für eine konkrete Aufgabe errichtet werden, 29 sind beispielsweise:
29
•
Gebietskörperschaften
•
Personalkörperschaften
Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S. 212
Landkreise Städte Gemeinden Deutsche Rentenversicherung Bundesagentur für Arbeit Universitäten und Hochschulen (im Regelfall) Berufsgenossenschaften Handwerkskammern Industrie- und Handelskammern Religionsgemeinschaften
52
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Rechtsformen Öffentlich-rechtliche Betriebe Selbstständige Betriebe Betriebe mit privatrechtlicher Basis AG GmbH Betriebe mit öffentlich-rechtlicher Basis Körperschaft des öffentlichen Rechts Anstalt des öffentlichen Rechts Öffentlich-rechtliche Stiftung
Unselbstständige Betriebe Regiebetriebe Eigenbetriebe
Privatrechtliche Betriebe (siehe Abb. 32)
Abb. 31 Wichtige Rechtsformen - Teil 1 30
Eine Anstalt des öffentlichen Rechts ist eine Institution, die eine bestimmte öffentliche Aufgabe erfüllt, die ihr gesetzlich zugewiesen wurde. Sie hat keine Mitglieder, sondern Benutzer. In einer Anstalt öffentlichen Rechts werden Verwaltungsvermögen und Verwaltungsbedienstete außerhalb der unmittelbaren Staatsverwaltung zusammengefasst. 31 Hierzu zählen beispielsweise: •
Landesbanken,
•
Landesrundfunkanstalten der ARD,
•
Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt),
•
Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM).
Eine öffentlich-rechtliche Stiftung ist eine juristische Person. Der Vorstand ist das ausführende Organ der Stiftung, das vom Stiftungsrat eingesetzt und kontrolliert wird. Auf Anordnung des Stifters kann diese Aufgabe auch von einer Behörde wahrgenommen werden. 32
30
Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S. 346 Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S.26 32 Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebwirtschaftslehre, S.380 31
2.4 Unternehmensstrukturen
53
Beispiele für öffentlich-rechtliche Stiftungen sind: •
Stiftung Preußischer Kulturbesitz,
•
Studienstiftung des deutschen Volkes,
•
Hochschule (in bisher noch wenigen Fällen).
Ein Regiebetrieb ist vollständig in den öffentlichen Haushalt des jeweiligen Betriebsträgers (Landkreis, Stadt, Gemeinde) integriert und wird dort haushaltsmäßig geführt. Zu den Regiebetrieben können beispielsweise gehören: •
Theater,
•
Museen,
•
Feuerwehr,
•
Stadtreinigung.
Der Eigenbetrieb verfügt im Gegensatz zum Regiebetrieb über eine organisatorische Eigenständigkeit und über ein eigenes Rechnungswesen, wie beispielsweise •
Abwassereinigung,
•
Wasserversorgung,
•
Energieversorgung,
•
Verkehrsbetriebe.
2.4.3 Privatrechtliche Unternehmen Die grundsätzliche Abgrenzung der Personen- gegenüber den Kapitalgesellschaften (siehe Abb. 32) besteht darin, dass bei den Personengesellschaften Eigenkapitalgeber und Unternehmer ganz oder teilweise identisch sind und mindestens ein Anteilseigner oder Gesellschafter mit seinem ganzen Vermögen haftet. Einzelkaufmann Diese Rechtsform stellt die ursprüngliche Unternehmensform dar und besitzt die eindeutigsten Rechtsbeziehungen nach außen. Vorteile: Nachteile:
Kurze Entscheidungswege, schnelle Handlungsfähigkeit, klare Zuständigkeiten, Flexibilität. Volles Risiko für den Inhaber, Haftung mit dem ganzen Privatvermögen, u. U. schmale Eigenkapitalbasis und dadurch geringe Kreditsicherheiten, Risiko für die Kontinuität in der Firmenleitung.
54
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Offene Handelsgesellschaft (OHG) Eine OHG besteht aus mindestens zwei Gesellschaftern, von denen mindestens ein Gesellschafter namentlich im Firmennamen genannt werden muss. Die Gesellschafter haften ebenfalls mit ihrem gesamten Vermögen, Einzelheiten werden im Gesellschaftervertrag regelt. Vorteile:
Breitere Eigenkapitalbasis, kleiner Entscheiderkreis, geringe Vertretungsprobleme.
Rechtsformen
Privatrechtliche Betriebe Personengesellschaften Einzelkaufmann nach §§ 1 ff. HGB Offene Handelsgesellschaft (OHG) nach §§ 105 ff. HGB Kommanditgesellschaft (KG) nach §§ 161 ff. HGB BGB Gesellschaft (GbR) nach §§ 705 ff. BGB Partnerschaftsgesellschaft nach PartGG
Kapitalgesellschaften/ Genossenschaften Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) nach GmbHG Aktiengesellschaft (AG) nach AktG Eingetragene Genossenschaft (eG) nach GenG KG auf Aktien (KGaA) nach §§ 278 ff. AktG Sonderformen
Öffentlich-rechtliche Betriebe (siehe Abb. 31)
Abb. 32 Wichtige Rechtsformen - Teil 2
33
Kommanditgesellschaft (KG) Die KG ist ein Zusammenschluss von Gesellschaftern, von denen einer unbeschränkt haftet (Komplementär), die anderen und in ihrer Anzahl unbeschränkten Gesellschafter (Kommanditisten) haften nur mit ihrer „Einlage“. Einzelheiten werden im Gesellschaftervertrag geregelt. Vorteile:
Breitere Eigenkapitalbasis, Entscheiderkreis kann klein gehalten werden.
Nachteile:
Zumindest bei Familienunternehmen muss Erb- und Nachfolge klar geregelt werden.
33
Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S. 345
2.4 Unternehmensstrukturen
55
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) Die GbR, zumeist als „BGB-Gesellschaft“ bezeichnet, ist ein Zusammenschluss von Gesellschaftern zur Erreichung einer gemeinsamen Zielsetzung, die nicht unbedingt wirtschaftlicher Art sein muss. Die Gesellschafter haften zumindest nach außen gesamtschuldnerisch und mit ihrem gesamten Vermögen, die Gesellschaft stellt i. A. keine eigene Rechtspersönlichkeit dar. Diese Gesellschaftsform war bis zur Einführung des Partnerschaftsrechtes die Regelform für den Zusammenschluss mehrerer Partner, wie z. B. in Architektur- und Ingenieurbüros, Anwalts- und Wirtschaftprüfersozietäten, ärztlichen Gemeinschaftspraxen usw. Die zur Bauabwicklung großer Baumaßnahmen häufig gebildeten Arbeitsgemeinschaften (ARGE) stellen ebenfalls GbR-Gesellschaften dar. Partnerschaftsgesellschaft Das „Gesetz über Partnerschaftsgesellschaften Angehöriger Freier Berufe (PartGG)“ ist am 01.07.1995 in Kraft getreten und bietet auch solchen Freiberuflern, die sich seither aufgrund gesellschafts- und standesrechtlicher Beschränkungen nur als GbR organisieren konnten, die Möglichkeit, eine Rechtsform zu wählen, in der die Haftung für Schäden wegen fehlerhafter Berufsausübung auch unter Verwendung Allgemeiner Geschäftsbedingungen beschränkt werden kann. Die Partnerschaftsgesellschaft ist eine Personengesellschaft, Partner können nur natürliche Personen werden. Außerdem hat die Partnerschaftsgesellschaft eine eigene Rechtspersönlichkeit, kann also auch Partei eines Prozesses sein. Das Gesellschaftsvermögen ist Vermögen der Partnerschaft und nicht Sondervermögen der einzelnen Partner. Umgekehrt sind Verbindlichkeiten der Partnerschaft dieser als Gesellschaft zuzuordnen und nicht den einzelnen Gesellschaftern. Allerdings haften die Partner mit ihrem Privatvermögen für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft. Die Partnerschaft wird durch einen Gesellschaftsvertrag gegründet und ist beim „Partnerschaftsregister“ des zuständigen Amtsgerichts anzumelden. Der Name der Partnerschaft muss den Namen mindestens eines Partners und den Zusatz „und Partner“ oder „Partnerschaft“ sowie die Berufsbezeichnung aller in der Partnerschaft vertretenen Berufe enthalten. Im Gegensatz zu den Personenunternehmen ist bei den Kapitalgesellschaften die Haftung auf die Kapitaleinlage beschränkt. Die Kapitalgeber können anonym bleiben und haben i. d. R. keine Bindung durch persönliche Mitarbeit im Unternehmen. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Die GmbH wird von einem oder mehreren Gesellschaftern mit einem Mindest-Stammkapital von 25.000 € gegründet. Grundlage ist das GmbH-Gesetz (GmbHG). Der oder die Geschäftsführer werden von der Gesellschafterversammlung bestimmt. Die Haftung ist auf das Stammkapital beschränkt. Einzelheiten werden im Gesellschaftsvertrag geregelt. Die GmbH ist in das Handelsregister einzutragen.
56
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Aktiengesellschaft (AG) Die AG ist – wie die GmbH – eine Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit. Die Aktionäre (AG-Gesellschafter) erwerben Aktien und haften mit deren Anteil am Grundkapital, das bei einer Neugründung mindestens 50.000 € betragen muss. Grundlage ist das Aktiengesetz (AktG). Die Aktionäre haften demnach nicht persönlich für Verbindlichkeiten der AG. Die Organe der AG bestehen aus •
Hauptversammlung (HV, Versammlung der Aktionäre)
•
Aufsichtsrat (AR, Überwachung der Geschäftsführung durch den Vorstand, Wahl durch HV)
•
Vorstand (Geschäftsführung, Management der AG, Bestellung und Abberufung durch den Aufsichtsrat)
Die „kleine Aktiengesellschaft“ ist keine eigene Rechtsform, sie ist ein Synonym für die Liberalierung des Aktienrechts, die dem Mittelstand den Zugang zur Aktiengesellschaft erleichtert. Vereinfacht wurden hierbei z. B. die Gründung, die Einberufung und Abhaltung von Hauptversammlungen, die Beurkundung von Hauptversammlungsbeschlüssen bei nicht-börsennotierten Aktiengesellschaften und die Verwendung des Jahresüberschusses. Genossenschaften (eG) Eingetragene Genossenschaften sind entweder Selbsthilfeeinrichtungen, die verwaltungsmäßig wie Kapitalgesellschaften (HV, AR, Vorstand) organisiert sind, oder sie sind Zusammenschlüsse auf genossenschaftlicher Basis, um den gemeinsamen Geschäftsbetrieb (Materialbeschaffung, Produktion, Absatz) leistungsfähiger und wirtschaftlicher gestalten zu können. Die Genossenschaft ist keine juristische Person. Die Mitglieder der Genossenschaft erwerben Geschäftsanteile. Typische Genossenschaften sind: •
Produktionsgenossenschaft,
•
Kreditgenossenschaft,
•
Verkehrsgenossenschaft,
•
Baugenossenschaft.
Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) Sonderform der KG mit Kommanditanteilen in Form von Aktien. GmbH & Co. KG Die GmbH & Co. KG vereint eine Personen- und eine Kapitalgesellschaft. Basis dieser Gesellschaftsform ist die KG, in der eine GmbH als Komplementär und i. d. R. natürliche Personen als Kommanditisten fungieren. Vorteile liegen in der Vermeidung von Doppelbesteuerungen (Körperschaftsteuer und Einkommensteuer).
57
2.4 Unternehmensstrukturen
2.4.4 Zusammenschlüsse von Unternehmen Zur Steigerung der Leistungsfähigkeit einzelner Unternehmen oder zur Verbesserung der eigenen Wettbewerbssituation können Zusammenschlüsse von Unternehmen erfolgen: horizontal:
Unternehmen gleicher Produktionsstufen vereinigen sich, wie z. B. zwei Stahlwerke.
vertikal:
Unternehmen verschiedener Produktionsstufen vereinigen sich, wie z. B. Zementwerk-Bauunternehmen-Bauträgergesellschaft.
Der Form nach unterscheidet man die nachstehenden Unternehmenszusammenschlüsse: Kooperation:
Zusammenarbeit zwischen zumeist kleineren Unternehmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und der Verbesserung der eigenen Chancen am Markt.
Interessengemeinschaft:
Zusammenschluss mehrerer Unternehmen als Gewinngemeinschaft zur Wahrung und Förderung gemeinsamer Interessen, aus Gründen der Wirtschaftlichkeitsverbesserung und Risikominimierung oder zur gemeinsamen Forschung und Entwicklung. Die beteiligten Unternehmen bleiben rechtlich selbstständig, geben aber ihre wirtschaft Selbstständigkeit in den von der Vereinigung betroffenen Bereichen auf. Im Regelfall ist der Rechtsstatus einer Interessengemeinschaft eine GbR nach §§ 705 ff. BGB. 34
Arbeitsgemeinschaft:
Zusammenschluss von zwei oder mehreren Unternehmen in Form einer BGB-Gesellschaft (§§ 705 ff. BGB) mit dem Ziel der gemeinsamen Auftragsausführung, die i. d. R. als Bietergemeinschaft nach § 25 Nr. 6 VOB/A bei der Angebotsauswertung wie eine Einzelunternehmung behandelt wird 35 (siehe Abschn. 3.6.2). Erhält eine Bietergemeinschaft den Auftrag, so wird die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) formal gegründet. Dabei sind folgende Formen möglich:
34 35
•
Normal-ARGE
•
Dach-ARGE.
Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S.200 Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S.32
58
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Eine Normal-ARGE ist dadurch gekennzeichnet, dass sie die Baumaßnahme mithilfe der durch die ARGE-Partner zur Verfügung gestellten Ressourcen selbst erstellt. 36 Eine Dach-ARGE hingegen übernimmt die Ausführung eines Bauauftrages und teilt die Bauarbeiten in Einzellose, welche in Form von Nachunternehmerverhältnissen von den einzelnen ARGE-Partnern ausgeführt. 37 Grundsätzlich kann eine Dach-ARGE gebildet werden, wenn die ausgeschriebenen Leistungen in Lose oder Gewerke zu trennen sind. Die Gesellschafter einer ARGE haften gegenüber dem Auftraggeber gesamtschuldnerisch. Im Innenverhältnis vereinbaren die Partner Rechte und Pflichten und somit auch die gegenseitige Haftung in einem ARGE-Vertrag, der nicht auf Dauer, sondern für den Zweck der gemeinsamen Errichtung einer Baumaßnahme geschlossen wird. Für beide ARGE-Typen bestehen detailliert ausgearbeitete Musterverträge, die vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. herausgegeben werden. 38 Konsortium:
Zusammenschluss wie Dach-ARGE, jedoch mit Unterteilung nach Fachlosen (im Anlagenbau sehr häufig, z. B. Trennung nach Bauteil, maschinentechnische Ausrüstung und elektrotechnische Ausrüstung). Die Partner des Konsortiums führen ihre Fachlose jeweils auf eigene Rechnung und Gefahr aus. Gegenüber dem Bauherren haften die Konsortialpartner jedoch persönlich und gesamtschuldnerisch.
Konzern:
Zusammenschluss von kapitalmäßig verflochtenen Firmen unter Aufgabe der wirtschaftlichen Dispositionsfreiheit und Unterwerfung unter eine zentrale Lenkung (vgl. § 18 AktG).
Fusion:
Verschmelzung – rechtliche und wirtschaftliche Vereinigung – von Unternehmen, die dabei ihre Selbstständigkeit verlieren.
36
Schach / Sperling: Baukosten Kostensteuerung in der Planung und Ausführung, S. 68 Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S.119 38 Arbeitsgemeinschatfsverträge 2005 (zu beziehen über Wibau Holding und Service GmbH (WHS)) 37
59
2.4 Unternehmensstrukturen
Kartell:
Horizontaler Zusammenschluss von Unternehmen, die nach außen rechtlich selbstständig bleiben, aber intern einen Teil ihrer Selbstständigkeit aufgeben, um bestimmte Vorteile zu erlangen. Es gibt verschiedene Kartelle wie z. B. Konditionen- oder Rabattkartell, Preiskartelle, Produktionskartelle, Gebietskartelle, Im- oder Exportkartelle. Die Zulässigkeit von Kartellen unterliegt den Bestimmungen des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB). Kartelle, die durch Vereinbarungen den Wettbewerb beschränken, sind nach dem GWB grundsätzlich verboten. Ausnahmen vom Kartellverbot bestehen beispielsweise bei Handwerkskooperationen, die jedoch im Einzelfall vom Bundeskartellamt genehmigt werden müssen. Gleiches gilt bei Fusionen oder Firmenübernahmen, bei denen der Verdacht einer marktbeherrschenden Stellung besteht.
2.4.5 Gründung und Auflösung von Unternehmen In der Bundesrepublik Deutschland herrscht grundsätzlich Gewerbefreiheit, d. h. jedermann kann im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen, wie z. B. Gewerbeordnung (GewO), an jedem Ort einer wirtschaftlichen Betätigung nachgehen. Zum Schutze des Allgemeinwohls können aber in zahlreichen Fällen ausdrücklich Genehmigungen der Gewerbeaufsicht erforderlich werden, wie z. B.: •
Lebensmittelbetriebe (Hygiene!),
•
Transportbetonanlage,
•
Schwarzmischgutanlage,
•
Fertigteilwerk.
Bei Gewerben, die besonderen Sachverstand erfordern, wie z. B. Baugeschäfte, muss die fachliche Eignung nachgewiesen werden. Auch bei der Gründung eines Unternehmens sind gesetzliche Vorschriften zu beachten. Diese sind insbesondere von der gewählten Rechtsform abhängig. Außerdem sind dann die Vorschriften über die Einrichtung des „Kaufmännischen“ Geschäftsbetriebes und weitere Formvorschriften, wie z. B. zur Eintragung ins Handelsregister (HR), einzuhalten.
60
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Das Handelsregister wird bei den Amtsgerichten geführt und stellt ein öffentliches Verzeichnis dar, in das die Kaufleute und Handelsgesellschaften eingetragen werden. Es wird in zwei Abteilungen geführt: HRA:
Register für Einzelkaufleute und Personengesellschaften
HRB:
Register für Kapitalgesellschaften
Nach dem am 01.07.1998 in Kraft getretenen Handelsrechtsreformgesetz ist die Unterscheidung zwischen Muss- und Sollkaufleuten, Voll- und Minderkaufleuten entfallen. Als Kaufmann wird ein Gewerbetreibender verstanden, dessen Betrieb eine vollkaufmännische Betriebsführung erfordert und den HGB-Vorschriften unterliegt, oder wer sich als Kleingewerbetreibender freiwillig ins Handelsregister eintragen lässt. Gewerbetreibende, die nicht zu den zuvor beschriebenen Gruppen gehören, unterliegen den Vorschriften des BGB. Das HGB verpflichtet Unternehmen: •
Geschäftsbücher zu führen, aus denen alle Handelsgeschäfte und die Vermögenslage des Unternehmens nach den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Buchführung ersichtlich sind,
•
einmal pro Jahr eine Inventur durchzuführen,
•
für jedes Geschäftsjahr eine Bilanz und eine Gewinn- und Verlustrechnung zu erstellen,
•
Buchführungsbelege innerhalb bestimmter Fristen (bis zu 10 Jahren) aufzubewahren.
Aus den Eintragungen im Handelsregister, das für jedermann einsehbar ist, sind folgende Angaben ersichtlich: •
Sitz und Rechtsform der Gesellschaft
•
bei Personengesellschaften:
Name des Inhabers Höhe der Kommanditeinlagen (KG)
•
bei Kapitalgesellschaften:
Höhe des Stammkapitals Mitglieder des Vorstandes (AG), Geschäftsführer (GmbH), Prokuristen.
Die Auflösung einer Unternehmung kann freiwillig oder zwangsweise erfolgen. Seit dem 01.01.1999 ist die zwangsweise Auflösung in der neuen Insolvenzordnung (InsO) geregelt. Sie führt die Konkursordnung aus dem Jahre 1877, die Vergleichsordnung von 1935 und die in den neuen Bundesländern noch geltende Gesamtvollstrekkungsordnung in einem einheitlichen Insolvenzverfahren zusammen. 39
39
Berner: Chancen der Insolvenzrechtsform und ihre Auswirkung auf die Bauwirtschaft, S. 84 ff.
61
2.4 Unternehmensstrukturen
Die neue Insolvenzordnung unterscheidet zwischen dem Verbraucherinsolvenzverfahren für natürliche Personen, die keine oder eine geringfügige selbstständige Tätigkeit ausüben, und dem „normalen“ Insolvenzverfahren für alle übrigen Schuldner. Das Verbraucherinsolvenzverfahren läuft nach einem Mehrstufenmodell ab, wobei als erster Schritt ein außergerichtlicher Einigungsversuch vorgeschrieben ist. Im Falle des Scheiterns kommt es dann unter Aufsicht des Insolvenzgerichts zum gerichtlichen Schuldenbereinigungsverfahren. In diesem Verfahren muss der Schuldner einen Schuldenbereinigungsplan vorlegen, der als Grundlage für eine Verständigung mit dem Gläubiger angesehen wird. Wenn auch dieser Versuch scheitert, wird im letzten Schritt das eigentliche Insolvenzverfahren durchgeführt, in dem die Gläubiger aus dem Vermögen des Schuldners so weit wie möglich befriedigt werden. Von der verbleibenden Restschuld wird der Schuldner befreit, wenn er im Anschluss an das Insolvenzverfahren für die Dauer von sieben Jahren den pfändbaren Teil seines Einkommens über einen Treuhänder an die Gläubiger abführt.
Schuldner
Gläubiger
Antrag auf Insolvenz
Insolvenzgericht
Tatbestandsprüfung und Masseprüfung positiv
Antrag auf Insolvenz
Einstellung des Verfahrens mangels Masse
NEIN
JA
Insolvenzverwalter wird festgelegt
Verfahrenseröffnung durch Eröffnungsbeschluß §§ 27 ff.
Berichts- und Prüfungstermine werden festgelegt
max. 3 Monate
Insolvenzstrategie
Liquidation
übertragende Sanierung / sanierende Liquidation
Sanierung
Insolvenzplan
Erörterungstermin
Schlusstermin Erlösverteilung
Abb. 33 Regelverfahren mit Insolvenzverwalter 40 40
Berner: Chancen der Insolvenzrechtsform und ihre Auswirkung auf die Bauwirtschaft, S. 84 ff.
62
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Das Insolvenzverfahren für Unternehmen und Selbstständige (siehe Abb. 33) kann auf Antrag der Schuldner oder der Gläubiger eröffnet werden. Es stellt damit ein gerichtliches Verfahren zur zwangsweisen Auflösung der Gesellschaft und zur Aufteilung des Gesamtvermögens der(s) Schuldner(s) zur gleichmäßigen Befriedigung aller Gläubiger der Gesellschaft dar. Das Amtsgericht bestellt im Insolvenzfall einen Insolvenzverwalter zur weiteren Abwicklung, der im Rahmen einer freien Verhandlung eine Einigung zwischen den Gläubigern und dem Schuldner herbeiführen soll. Im Vergleich zum früheren Konkursverfahren wurde die Bevorrechtigung bestimmter Gläubigergruppen (u. a. des Staates) abgeschafft. Sofern die Liquidation des Schuldnervermögens beschlossen wird, kommt es zur Schlussverteilung des Vermögens, nach deren Vollzug das Insolvenzverfahren zu beenden ist. Ist der Schuldner eine natürliche Person, kann auf seinen Antrag hin im Anschluss an das Insolvenzverfahren das oben beschriebene Verfahren der Restschuldbefreiung durchgeführt werden.
2.5
Verbandsstrukturen
2.5.1 Rechtliche Grundlagen 41 Insbesondere demokratische Staatsformen sind dadurch gekennzeichnet, dass sich Personen und Gruppen in Verbänden organisieren und ihre Interessen gegenüber dem Staat oder anderen Gruppierungen vertreten. Im Grundgesetz (GG) werden Verbände nicht explizit erwähnt, sie sind jedoch Sonderfälle der Vereine und Gesellschaften: Art. 9 Abs. 1 GG: „Alle Deutsche haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu gründen.“ Art. 9 GG stützt somit das Recht deutscher Staatsbürger, Vereine zu bilden, zu erhalten, ihnen beizutreten und Satzungen zu erlassen. Absatz 2 verbietet dagegen Vereinigungen, die gegen Strafgesetze, die Verfassung oder die Völkerverständigung verstoßen. Verbände haben meist die Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e.V.). Sie zeichnen sich durch freiwillige Mitgliedschaft, grundsätzliche Gemeinsamkeiten im organisatorischen Aufbau (Vereinsrecht gemäß §§ 21 bis 79 BGB) sowie durch programmatisch festgelegte Ziele aus. Die Gewerkschaften lehnten aus historischen Gründen die Eintragung ins Vereinsregister ab, da vor hundert Jahren eine Registereintragung die Unterwerfung unter das Polizeirecht nach sich gezogen hätte. Die Gewerkschaften sind nunmehr als wirtschaftliche Selbsthilfeorgane auf freiwilliger Grundlage organisiert und stellen rechtlich private Vereinigungen i. S. des bürgerlichen Rechts ohne Rechtsfähigkeit dar. 41
Weitere informationen unter www.verbaende.com
2.5 Verbandsstrukturen
63
Berufsverbände sind teilweise auch als „Kammer“ und in der Rechtsform von Körperschaften des öffentlichen Rechts (siehe Abschn. 2.4) organisiert.
2.5.2 Gruppierungen Unabhängig von der Rechtsform lassen sich die Verbände grob und exemplarisch in die unterschiedlichsten Bereiche gliedern: Wirtschaft und Arbeit •
Industrie-, Handels- und Handwerkskammern
•
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände (Gewerkschaften)
•
Architekten- und Ingenieurkammern
•
Wirtschaftsverbände
•
Unternehmensverbände
Politik, Religion und Gesellschaft •
Politische Parteien
•
Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften
•
Studenten, Familie, Frauen und Senioren
Freizeit und Kultur •
Sport, Hobby und Geselligkeit
•
Heimatpflege, Brauchtum und Geschichte
•
Kunst und Literatur
•
Kultur
•
Denkmalschutz
Gesundheit und Soziales •
Ärzte und sonstige Heilberufe
•
Selbsthilfegruppen
•
Wohlfahrtsverbände
•
Hilfsorganisationen
•
Sozialverbände
Bildung und Wissenschaft •
Schulen und Hochschulen
•
Allgemein-, Aus- und Weiterbildung
•
Forschung und Technik
•
Wissenschaft
64
2 Strukturen der Bauwirtschaft
2.5.3 Wichtige Verbände 42 Unternehmen der Bauwirtschaft sind in vielzahligen Verbänden organisiert. Die Mitgliedschaften sind zum Teil Pflicht und zum anderen Teil freiwillg. Typische Verbandszugehörigkeiten von Handwerksbetrieben und Bauunternehmen werden in Abb. 34 dargestellt und ferner näher erläutert.
ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks
BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
BDA Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände
3)
ZDB Zentralverband des Deutschen Baugewerbes
DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag
3)
HDB Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Bundesebene
1) 2)
Handwerkskammer
Regionalverbände
1) 2)
Regionalverbände
Industrie- und Handelskammer Regionalebene
Handwerksbetrieb
Bauunternehmen
Unternehmen der Bauwirtschaft
Sozialkassen des Baugewerbes 1) 2) 3)
Berufsgenossenschaft (branchenabhängig)
Doppelmitgliedschaften möglich In einigen Bundesländern bereits zusammengeführt ZDH und HDB führen die Tarifverhandlungen im Baugewerke
Gütegemeinschaften
Sozialversicherungsträger Zwangsweise Mitgliedschaft Freiwillige Mitgliedschaft
Abb. 34 Unternehmen und Verbände der Bauwirtschaft
Industrie- und Handelskammern 43 sind eigenverantwortliche Körperschaften öffentlichen Rechts. Sie haben den gesetzlichen Auftrag, die Interessen der zugehörigen regionalen Unternehmen gegenüber den Kommunen, Landesregierungen und sonstigen staatlichen Stellen zu vertreten. Für alle Unternehmen außerhalb von Handwerk, Land- und Forstwirtschaft besteht eine Pflichtmitgliedschaft. Betriebe der davon ausgenommenen Zweige haben eigene Kammerorganisationen (Handwerks-, Landwirtschaftskammern). Die derzeit 81 regionalen Industrie- und Handelskammern mit mehr als 3 Mio. Mitgliedern werden durch den „Deutschen Industrie- und Handelskammertag e.V.“ (DIHK)
42 43
Weitere Informationen unter www.verbaende.com Weitere Informationen unter www.dihk.de und www.ahk.de
2.5 Verbandsstrukturen
65
als Dachverband vertreten. Der DIHK vertritt die Interessen der Mitglieder gegenüber den Entscheidern der Bundespolitik und den europäischen Institutionen. Die außenwirtschaftlichen Beziehungen der deutschen Unternehmen fördern in weltweit mehr als 80 Ländern etwa 120 grundsätzlich bilateral organisierte Auslandshandelskammern (AHK), Delegiertenbüros und Repräsentanzen der deutschen Wirtschaft. Handwerkskammern 44 entsprechen im Aufbau und in der Organisation den IHK. Ihre Aufgabe ist es, die Interessen des Handwerks durch Beratung in betriebswirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Fragen, durch die Überwachung der Berufsausbildung und -weiterbildung und durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu fördern. Desweiteren führen die Handwerkskammern die sog. Handwerksrolle. Dabei handelt es sich um ein Verzeichnis, in dem alle selbstständigen Handwerker eines Bezirkes aufgeführt sind. Architekten- und Ingenieurkammern vertreten im gesetzlichen Auftrag die berufsständischen Interessen von Architekten und Ingenieuren. Sie sind in Länderkammern organisiert, die wiederum zu den Spitzenorganisationen Bundesarchitektenkammer (BAK) 45 und Bundesingenieurkammer (BIngK) 46 zusammengeschlossen sind. Die gesetzlichen Aufgaben der Architekten- und Ingenieurkammern lassen sich stichwortartig wie folgt beschreiben: • • • • • • • • • •
•
44
Förderung des Bauwesens, Beratung zur Baugesetzgebung, Stellungnahme zu Fragen des Planens und Bauens, Mitwirkung bei Anhörungsverfahren, Unterstützung von Behörden und Gerichten durch Gutachten, Stellungnahmen und Vorschläge, Wahrnehmung der beruflichen Belange der Mitglieder und Überwachung der Aufgabenerfüllung, Führung der Architekten- und Ingenieurlisten (Bauvorlageberechtigung) und Überprüfung der Berechtigung zur Führung der Berufsbezeichnung, Berufliche Fortbildung der Mitglieder, Mitwirkung bei der Regelung des Wettbewerbswesens, Einrichtung von Schlichtungsstellen zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Kammermitgliedern bzw. zwischen Architekten/Ingenieuren und Auftraggebern, Einrichtung von Versorgungswerken zur Altersicherung von Mitgliedern,
Weitere Informationen unter www.handwerkskammer.de; www.hwk-berlin.de; www.hwk-hamburg.de Weitere Informationen unter www.bak.de 46 Weitere Informationen unter www.bundesingenieurkammer.de 45
66
2 Strukturen der Bauwirtschaft
•
Mitwirkung bei der Definition von Berufsbildern einschließlich der Akkreditierung von Studiengängen.
In den Architektenkammern sind Anfang 2006 118.298 Mitglieder 47 organisiert, die Ingenieurkammern vertreten 42.131 Mitglieder 48. Die Mitgliedschaft ist aufgrund der gesetzlichen Regelungen weitgehend eine Pflicht-Mitgliedschaft. Baden-Württemberg Bayern Berlin/Brandenburg Bremen Industrie Hamburg/Schleswig-Holstein Handel Hessen Finanzwirtschaft Verkehr Handwerk
54 Bundesfachverbände
BDA
14 Landesvereinigungen
Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen
Dienstleistungen Rheinland-Pfalz Landwirtschaft Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen
Abb. 35 Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) 49
Arbeitgeberverbände nehmen die gesellschafts- und sozialpolitischen Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Staat, Öffentlichkeit und Gewerkschaften wahr. Darin begründet sich auch die Funktion als Tarifpartner der Gewerkschaften. Die Mitgliedschaft ist freiwillig. Neben der Tarifpolitik sind die Arbeitgeberverbände auch zuständig für die Vertretung der Mitglieder vor Arbeits-, Sozial-, Verwaltungs- und Versorgungsgerichten. Die Spitzenorganisation stellt die „Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V.“ (BDA) 50 dar (siehe Abb. 35). Mitglieder dieser Dachorganisation sind die regional oder fachlich begrenzt tätigen Einzelverbände und
47
Bundesarchitektenkammer: Bundesarchitektenkammerstatistik zum 01.01.2006 Bundesingenieurkammer: Mitgliederstand zum 31.12.2005 49 Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände: Mitglieder 50 Weitere Informationen unter www.arbeitgeber.de und www.bda-online.de 48
67
2.5 Verbandsstrukturen
nicht einzelne Unternehmen oder freiberuflich Tätige. Ausführungen zu den Arbeitgeberverbänden der Bauwirtschaft folgen in Abschnitt 2.5.4. Wirtschaftsverbände sind nach den Branchen und Betätigungsfeldern der Mitgliederunternehmen ausgerichtet und u. a. zuständig für Marktbeobachtung, Beratung in technischen und ökonomischen Fragen, Organisation von Messen und Kongressen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Exemplarisch sei hier auf den „Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.“ (BDI) 51 verwiesen (siehe Abb. 36). Sowohl der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie als auch der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. sind Mitglieder des BDI.
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
Bundesverband Bekleidungsindustrie e.V.
Bundesverband Baustoffe - Steine + Erden e.V.
Wirtschaftsverband Stahlbau und Energietechnik e.V. (SET)
Bundesverband Druck und Medien e.V.
Zentralverband Elektrotechnik-und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI)
Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V.(BDE)
Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. (WSM)
Deutscher Gießereiverband (DGV)
Bundesverband Glasindustrie e.V.
Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V. (wdk)
Arbeitsgemeinschaft Keramische Industrie e.V.
Gesamtverband kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV)
Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e.V.
Mineralölwirtschaftsverband e.V.
Verband Deutscher Papierfabriken e.V. (VDP)
Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung e.V. (HPV)
Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM)
Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e.V. (BTW)
Abb. 36 Wichtige Verbände im BDI
52
Unternehmensverbände existieren neben den Wirtschaftsverbänden und sind analog auf die Interessenvertretung, Beratung und Unterstützung der Mitgliedsunternehmen ausgerichtet. Exemplarisch sei hier auf die „Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer e.V.“ (ASU) 53 verwiesen. Berufsspezifische Interessen verfolgen auch zahlreiche Berufsverbände, wie beispielsweise
51
Weitere Informationen unter www.bdi-online.de Weitere Informationen unter www.verbaende.com 53 Weitere Informationen unter www.asu.de 52
68
2 Strukturen der Bauwirtschaft 54
•
VDI
Verein Deutscher Ingenieure e.V.
•
VBI
Verband Beratender Ingenieure e.V.
•
VUBIC Verband Unabhängiger Beratender Ingenieure und Consultants e.V.
•
BDA
Bund Deutscher Architekten e.V.
55 56
57
Gewerkschaften sind wirtschaftliche Selbsthilfegruppen der Arbeitnehmer auf freiwilliger Grundlage, rechtlich eigentlich private Vereinigungen im Sinne des Bürgerlichen Rechts. Gewerkschaften streben größere wirtschaftliche Unabhängigkeit, Vollbeschäftigung, einen ständig wachsenden Anteil am Sozialprodukt mit Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen und soziale Sicherung an. Zur Förderung der sozialen Lage der Arbeitnehmer wurden gewerkschaftliche Unterstützungseinrichtungen, ein eigenes Schulungswesen, Wohnungsbau- und Einkaufgenossenschaften und Erholungseinrichtungen geschaffen. Die Gewerkschaften sind auch an Medienunternehmen beteiligt. Ursprünglich gliederten sich die Gewerkschaften fast ausschließlich in Berufsverbände (nach Zugehörigkeit zu einem bestimmten Beruf). Während die Angestellten am Berufsverband festhielten (DAG), kam es bei den Arbeitern mehr und mehr zu Bildung von Industrieverbänden (nach Zugehörigkeit des Betriebes zu einem bestimmten Industriezweig). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) 58 vereinigte die Industriegewerkschaften. Daneben bildeten sich Angestelltengewerkschaften, wie die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG), und als Arbeitnehmerverband für Beamte der Deutsche Beamtenbund (dbb). Heute sind im Deutschen Gewerkschaftsbund die größten Gewerkschaften Deutschlands zusammengeschlossen. Unter anderem gehört dem DGB nunmehr auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) 59 an, in deren Zusammenschluss auch die DAG vertreten ist. Damit wurde 2001 die Deutsche Angestelltengewerkschaft in den Deutschen Gewerkschaftsbund integriert. Als günstig hat sich erwiesen, dass bei der Neubildung des DGB im Jahre 1949 (von 1933 bis 1945 zwangsweise Überführung der Gewerkschaftsmitglieder in die Deutsche Arbeitsfront) keine beruflichen oder ständischen Fachgruppen geschaffen wurden, sondern das verbandsindustrielle Prinzip angewandt wurde. Sämtliche 54 55 56 57 58 59
Weitere Informationen unter www.vdi.de Weitere Informationen unter www.vbi.de Weitere Informationen unter www.vubic.de Weitere Informationen unter www.vda-architekten.de Weitere Informationen unter www.dgb.de Weitere Informationen unter www.verdi.de
2.5 Verbandsstrukturen
69
Arbeitnehmerverbände in einem Betrieb gehören – soweit sie gewerkschaftlich organisiert sind – einer Gewerkschaft an. Interessenkollisionen zwischen einzelnen Gewerkschaften im gleichen Betrieb, wie sie besonders in den USA, Frankreich, Italien und in Großbritannien teilweise erhebliche Arbeitskämpfe verursachen, werden dadurch vermieden. Durch das ausgeprägte Solidaritätsgefühl in der Arbeiterbewegung kam es auch in der Gewerkschaftsbewegung schon bald zu internationalen Zusammenschlüssen. Die Gewerkschaften westlicher Länder formierten sich 1949 neu zum Internationalen Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) 60. Im Weltgewerkschaftsbund 61 sind heute die kommunistisch orientierten Gewerkschaften zusammengeschlossen.
2.5.4 Tarifpartner in der Bauwirtschaft Die Berufsverbände des Arbeitsrechts, also die Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften werden „Sozialpartner“ genannt. Zur Wahrung und Förderung der Wirtschaftsbedingungen ihrer Mitglieder besitzen sie Tariffähigkeit. Verbände sind tariffähig, wenn sie frei gebildet, unabhängig und überbetrieblich sind. Zu ihren satzungsgemäßen Aufgaben muss der Abschluss von Tarifverträgen gehören, d. h. von Verträgen zwischen einer Gewerkschaft und einem Arbeitgeber oder Arbeitgeberverband zur Regelung der beiderseitigen Rechte und Pflichten und zur Festsetzung von arbeitsrechtlichen Normen. Die Bereitschaft zum Arbeitskampf wird überwiegend als Voraussetzung der Tariffähigkeit angesehen. Über die Tariffähigkeit entscheiden im Streitfall die Gerichte für Arbeitssachen. Tarifverbände, also Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, können Schlichtungseinrichtungen zur Beilegung kollektiver Arbeitsstreitigkeiten vereinbaren. Zu den Spitzenverbänden der Arbeitgeber im Bereich der Bauwirtschaft gehören der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (HDB) 62 (siehe Abb. 37) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. (ZDB) 63 (siehe Abb. 38). Im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V., der gleichzeitig Mitglied des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V. (BDI) ist, sind vorwiegend die größeren Unternehmen, im Baugewerbeverband hauptsächlich die kleineren und mittleren Unternehmen vertreten. Alle gewerblichen Verbände sind außerdem im Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH) 64 vereinigt, dem auch die Innungsverbände angehören.
60
Weitere Informationen unter www.icftu.org Weitere Informationen unter www.wftu.cz 62 Weitere Informationen unter www.bauindustrie.de 63 Weitere Informationen unter www.zdb.de 64 Weitere Informationen unter www.zdh.de 61
70
2 Strukturen der Bauwirtschaft
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Bundesfachabteilungen
Präsidium
Akustik- und Trockenbau Bauwerksabdichtung
Hauptgeschäftsführung
Eisenbahnoberbau Fassadenbau Fertigteilbau Feuerfest und Schornsteinbau
Kompetenzzentren Berufsbildung und PersonalEntwicklung (KOBI) Betriebswirtschaft (Betriebswirtschaftliches Institut der Bauindustrie) Präqualifikation
Gesellschaftspolitik
Wirtschaft
Gussasphalt Leitungsbau
Technik
Stabsstelle AuslandsBau und intern. Beziehungen
Volkswirtschaft, Information und Kommunikation Verbindungsbüro Parlament und Bundesregierung
Schlüsselfertiges Bauen Spezialtiefbau Straßenbau Unterirdisches Bauen Wärme-, Kälte-, Schallund Brandschutz
Abb. 37 Struktur des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie
Die eigentliche Facharbeit wird in den Landes- oder Mitgliedsverbänden geleistet, deren Zuständigkeitsbereich teilweise durch Tradition bestimmt ist und oft auch mit politischen Grenzen zusammenfällt. Neben der Vertretung ihrer Mitglieder in den Tarifverhandlungen haben die Verbände auch sehr weit gehende fachliche Aufgaben zur Beratung ihrer Mitglieder übernommen, beispielsweise auf betriebswirtschaftlichen, juristischen und technischen Gebieten. In gemeinsamen Arbeitskreisen kooperieren beide Verbände in vielfältiger Weise. Darüber hinaus vertreten sie deren Interessen gegenüber den staatlichen Institutionen, den Auftraggebern usw. Gute Ausbildung der Lehrlinge und Facharbeiter, Veranstaltung von Seminaren, Tagungen und Kursen zur Weiterbildung von Handwerksmeistern, Polieren und Unternehmern sind Anliegen des umfangreichen Berufsbildungswerks der Verbände. So wurden Berufsakademien und Berufsförderungsgesellschaften gegründet. Für die gewerbliche Ausbildung wurden Lehrwerkstätten – bzw. für das Baugewerbe Lehrbaustellen – eingerichtet.
71
2.5 Verbandsstrukturen
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (41 Mitgliedsverbände) Bundesfachgruppen
Vorstand / Präsident
Hochbau Feuerungs-, Schornsteinund Industrieofenbau
Ausschüsse Wirtschafts- und Rechtspolitik Sozial- und Tarifpolitik
Hauptgeschäftsführung
Estrich- und Belag Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Finanz- und Rechnungswesen
Berufsbildung Betriebswirtschaft
Auslandsbau
Fliesen- und Plattenverlegegewerbe Holzbau
Wirtschaft
Recht
Baumaschienen und Geräte Umwelt und Technik
Betonfertigteile und Betonwerkstein
Stuck-Putz-Trockenbau Wärme-, Kälte-, Schallund Brandschutz
Sozial- und Tarifpolitik
Unternehmensentwicklung
Brunnen-, Wasserwerksund Rohrleitungsbau Straßen- und Tiefbau
Abb. 38 Struktur des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes
65
Für die Bauwirtschaft ist innerhalb des DGB die Industriegewerkschaft Bauen-AgrarUmwelt (IG Bau) 66 mit dem Sitz in Frankfurt zuständig. Sie erfasst die Betriebe des Bauhaupt-, Ausbau- und Baunebengewerbes, der baustofferzeugenden und baustoffverarbeitenden Industrie sowie Betriebe der Industrie Steine und Erden (also z. B. auch Kies-, Sand- und Natursteinbetriebe, Ziegeleien, Kalk- und Gipsindustrie, Zementwerke, Leichtbauplattenhersteller sowie Maler-, Dachdecker-, Steinmetz- und Gebäudereinigungsbetriebe).
65 66
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes: Organisationsstruktur Weitere Informationen unter www.igbau.de
3
Ausschreibung und Vergabe
3.1
Verfahrensmerkmale
Die Verfahren und Vorschriften für die Ausschreibung und Vergabe von Leistungen sind grundsätzlich zu unterscheiden •
nach der rechtlichen Eigenschaft des Auftraggebers, – privat, – nicht-privat/öffentlich,
•
nach der Art der auszuschreibenden Leistungen, – Planungs-, Dienstleistungen (VOF), – Lieferungen (VOL), – Bauleistungen (VOB),
•
nach der Art der Leistungsbeschreibung – mit Leistungsverzeichnis, d. h. mit einer detaillierten Leistungsbeschreibung mit Mengen und Qualitäten der einzelnen Positionen, die vom Bieter / Auftragnehmer jeweils mit einzelnen Preisen versehen werden, – mit Leistungsprogramm, d. h. mit einer funktionalen Leistungsbeschreibung, die nur die geforderten Flächen-, Funktions- und Qualitätsstandards definiert und die vom Bieter i. d. R. mit einem Pauschalpreis angeboten werden,
•
nach der Art der Leistungsgliederung, – in einzelne Gewerke oder Leistungsbereiche entsprechend der „handwerklichen“ Ausrichtung der einzelnen Leistungsteile, – in zusammenfassende Gewerke- oder Leistungsbereichsgruppen (Teil-GU) beispielsweise – Verbau-, Aushub- und Rohbauarbeiten, – Rohbau mit Gebäudeabschluss (Fassade + Dach), – Technische Gebäudeausrüstung (Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Elektroinstallation), – Ausbau (Estrich-, Trockenbau-, Putz-, Anstrich-, Bodenbelags- und Schlosserarbeiten),
•
nach der Art des Vertrages bzw. Vertragsinhaltes z. B. – SF-Vertrag mit allen auszuführenden Bauleistungen ggf. noch unter Einbeziehung von Planungs- und/oder Lieferleistungen (Einrichtungsgegenstände),
74
3 Ausschreibung und Vergabe
– GMP-Vertrag (siehe Abschn. 3.7.3), – PPP-Vertrag 67, •
nach der Art der Vergütung, – als Einheitspreisvertrag, bei dem die erbrachten Leistungen gemäß Leistungsverzeichnis und tatsächlich gelieferten/ausgeführten Mengen abgerechnet werden, – als Pauschalpreisvertrag, bei dem entweder die detailliert beschriebene, aber hinsichtlich der Vergütung pauschalierte Leistung vergütet wird (DetailPauschalvertrag) oder bei dem sowohl die Leistung pauschal (funktional) beschrieben worden ist als auch die Vergütung „pauschal“ vereinbart wird (Global-Pauschalvertrag), – als Stundenlohnvertrag für Leistungen geringeren Umfangs, die überwiegend Lohnkosten verursachen, – als Selbstkostenerstattungsvertrag (in Ausnahmefällen), wenn die Leistung nach Art und Umfang nicht so erschöpfend beschrieben werden kann, dass eine einwandfreie Preisermittlung (Kalkulation) möglich ist.
3.2
Ausschreibung von freiberuflichen Leistungen (VOF)
3.2.1 Allgemeine Vorschriften Neben der Vergabe von Bauleistungen sind seit 11/97 ab einem Schwellenwert von derzeit 211.000 € 68 auch die planerischen Leistungen von Architekten- und Ingenieuren dem EU-weiten Wettbewerb auszusetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es in der BRD nicht zulässig, für HOAI-Leistungen als „geistig-schöpferische Tätigkeiten“ Preisumfragen durchzuführen. Da seitens der EU intensive Bemühungen unternommen wurden, auch Hemmnisse für den freien Dienstleistungsverkehr zwischen den Mitgliedsländern zu beseitigen, sind die öffentlichen Auftraggeber nunmehr durch die „Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen“ (VOF) dazu verpflichtet, u. a. auch Planungs- und Beratungsleistungen freiberuflich Tätiger „öffentlich“ auszuschreiben. Mit diesem Regelwerk wurde die sog. „Dienstleistungskoordinierungsrichtlinie“ 92/50 EWG in nationales Recht umgesetzt. Aktuell liegt die VOF in der Ausgabe 2002 (VOF 2002) vor, die wichtigsten Bestandteile sind hier auszugsweise wiedergegeben:
67 68
Weitere Informationen unter www.rfbb-ppp.de Verordnung (EG) Nr. 2083/2005 vom 19.12.2005 (Änderung der Richtlinien 04/17/EG und 04/18/ EG); EU-Schwellenwerte sind noch nicht umgesetzt (Stand Anfang 2006)
3.2 Ausschreibung von freiberuflichen Leistungen (VOF)
•
75
§ 2 VOF Anwendungsbereich Die VOF ist auf Leistungen anzuwenden, die über dem Schwellenwert liegen und im Anhang I A der VOF aufgeführt sind, das sind u. a. Instandhaltung und Reparatur, Finanz-Dienstleistungen, Architektur, technische Beratung und Planung, Gebäudereinigung.
•
§ 3 VOF Berechnung des Auftragswertes Bei der Berechnung des Schwellenwertes ist nicht der Wert des Einzelauftrages, sondern der Gesamtwert aller zur Erbringung der Leistung erforderlichen Teilleistungen maßgebend, d. h. beispielsweise, dass Leistungen der Objektplanung in Höhe von 180.000 € und Leistungen der Tragwerksplanung in Höhe von 130.000 € jeweils nach VOF zu vergeben sind, sofern sie für das gleiche Projekt anfallen.
•
§ 5 VOF Vergabeverfahren Aufträge über freiberufliche Leistungen sind im Verhandlungsverfahren mit vorheriger Vergabebekanntmachung zu vergeben. Bei der Honorierung ist die HOAI zu beachten, sofern Leistungen erbracht werden, die in der HOAI geregelt sind.
•
§ 10 VOF Auswahl der Bewerber Im Bewerbungsverfahren um die Teilnahme am Verhandlungsverfahren muss der Bewerber sämtliche vom AG genannten Eignungskriterien, wie z. B. Referenzprojekte, nachweisen. Zu der Verhandlung sind mindestens 3 Bewerber einzuladen.
•
§ 14 VOF Fristen Die Frist für den Antrag auf Teilnahme beträgt mindestens 37 Tage, in Fällen von Dringlichkeit mindestens 15 Tage.
•
§ 16 VOF Auftragserteilung Der AG wählt den Bewerber aus, der aufgrund der ausgehandelten Auftragsbedingungen die bestmögliche Leistung erwarten lässt. Sofern die zu erbringende Leistung nach einer gesetzlichen Gebühren- oder Honorarordnung zu vergüten ist, muss sich der Preis in dem dort festgelegten Rahmen bewegen.
•
§ 17 VOF Vergebene Aufträge Der AG hat das Amt für Veröffentlichungen der EU innerhalb von 48 Tagen über die Vergabe zu informieren. Jeder Bewerber hat Anspruch auf die Darlegung der Gründe für seine Ablehnung.
3.2.2 Besondere Vorschriften Für die Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen gelten weitere Regelungen:
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3 Ausschreibung und Vergabe
•
§ 22 VOF Anwendungsbereich In § 22 erfolgt der Hinweis, dass die §§ 23 bis 26 zusätzlich für die Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen gelten. Zusätzlich wird definiert, was Architekten- und Ingenieurleistungen sind.
•
§ 24 VOF Auftragserteilung In diesem Paragrafen werden die im allgemeinen Teil entwickelten Prinzipien für die Auftragsvergabe bezogen auf Architekten- und Ingenieurleistungen konkretisiert, insbesondere im Hinblick auf die exakte Abgrenzung zwischen der Auswahl des AN und seiner Beauftragung.
•
§ 25 VOF Planungswettbewerbe Wettbewerbe, die dem Ziel dienen, alternative Planungsvorschläge zu erhalten, sind auch im VOF-Rahmen zulässig und möglich.
•
§ 26 VOF Unteraufträge Der AN hat die Leistungen grundsätzlich selbstständig im eigenen Büro zu erbringen.
3.3
Ausschreibung von Lieferleistungen (VOL)
3.3.1 Allgemeine Bestimmungen (VOL/A) Die „Verdingungsordnung für Leistungen“ liegt aktuell in der Fassung 2002 vor. Die letzte Aktualisierung diente ausschließlich der Umsetzung der Richtlinie 2001/78/EG vom 13. September 2001 sowie der Anpassung an die BGB-Schuldrechtsreform. Leistungen i. S. der VOL sind alle Lieferungen und Leistungen, ausgenommen •
Leistungen, die unter die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) fallen,
•
Leistungen, die im Rahmen einer freiberuflichen Tätigkeit erbracht oder im Wettbewerb mit freiberuflich Tätigen angeboten werden, soweit deren Auftragswerte die in der Vergabeordnung festgelegten Schwellenwerte nicht erreichen; die Bestimmungen der Haushaltsordnungen bleiben unberührt,
•
Leistungen ab den in der Vergabeverordnung festgelegten Schwellenwerten, die im Rahmen einer freiberuflichen Tätigkeit erbracht oder im Wettbewerb mit freiberuflich Tätigen angeboten werden und deren Gegenstand eine Aufgabe ist, deren Lösung nicht vorab eindeutig und erschöpfend beschrieben werden kann; diese Leistungen fallen unter die Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen (VOF). 69
69
§ 1 VOL/A, Ausgabe 2002
3.3 Ausschreibung von Lieferleistungen (VOL)
77
Die Regelungen von VOL/A betreffen das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren, wobei eine Unterscheidung nach folgenden Abschnitten vorgenommen wird: Abschnitt 1: Basisparagrafen Die Basisparagrafen gelten für die Vergabe von Leistungen unterhalb der Schwellenwerte der EG-Lieferkoordinierungsrichtlinie 70, der EG-Dienstleistungsrichtlinie 71 und der EG-Sektorenrichtlinie 72, d. h. für Auftraggeber die nicht unter die Regelungen der Abschnitte 2, 3 und 4 fallen, jedoch zur Anwendung der VOL/A durch haushaltsrechtliche Vorschriften verpflichtet sind. Abschnitt 2: Basisparagrafen mit zusätzlichen Bestimmungen nach der EG-Lieferkoordinierungsrichtlinie und der EG-Dienstleistungsrichtlinie („a-Paragrafen“) Nach den Regelungen dieses Abschnitts, in dem die Basisparagrafen durch „a-Paragrafen“ modifiziert werden, sind solche Liefer- und Dienstleistungen auszuschreiben, die den i. d. R. gültigen Schwellenwert von 211.000 € 73 gemäß Vergabeverordnung (VgV) überschreiten und nicht den Bereichen der Trinkwassser-, Energie- oder Verkehrsversorgung zuzuordnen sind. Abschnitt 3: Basisparagrafen mit zusätzlichen Bestimmungen nach der EGSektorenrichtlinie („b-Paragrafen“) Nach den Regelungen des Abschnittes, in dem die Basisparagrafen durch „b-Paragrafen“ modifiziert werden, haben solche Auftraggeber bei Überschreiten des Schwellenwertes vorzugehen, die in personeller Hinsicht als öffentliche Auftraggeber anzusehen sind (damit Haushaltrecht anwenden müssen) und in sachlicher Hinsicht auf dem Gebiet der Trinkwasserversorgung oder Teilen des Verkehrsbereiches (Seeund Binnenhäfen, Schienen-, Bus- und Seilbahnverkehr) tätig sind sowie keinem Wettbewerb ausgesetzt sind. Abschnitt 4: Vergabebestimmungen nach der EG-Sektorenrichtlinie (VOL/ASKR) Die Vorschriften dieses Abschnitts gelten bei Überschreiten des Schwellenwertes für solche öffentliche Auftraggeber, die in den Bereichen der Elektrizitäts-, Gas- und Wärmeversorgung oder im Verkehrssektor (hier: Flughäfen) tätig sind. Zusätzlich sind die 70
Richtlinie 93/36/EWG vom 14.06.1992, in der Fassung der Richtlinie 97/52/EG vom 13.10.1997, ergänzt durch Richtlinie 01/78/EG vom 13.09.2001 inkl. der Änderungen vom 15.05.2002 71 Richtlinie 92/50/EWG vom 18.06.1993, in der Fassung der Richtlinie 97/52/EG vom 13.10.1997, ergänzt durch Richtlinie 01/78/EG vom 13.09.2001 inkl. der Änderungen vom 15.05.2002 72 Richtlinie 93/38/EWG vom 14.06.1993, in der Fassung der Richtlinie 98/4/EG vom 16.02.1998 73 Verordnung (EG) Nr. 2083/2005 vom 19.12.2005 (Änderung der Richtlinien 04/17/EG und 04/18/ EG); EU-Schwellenwerte sind noch nicht in deutsches Recht umgesetzt (Stand Anfang 2006)
78
3 Ausschreibung und Vergabe
Vorschriften von privaten Auftraggebern anzuwenden, die im Telekommunikationssektor sowie in den Bereichen Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung tätig sind und nicht mehr (vollständig) im Besitz der öffentlichen Hand sind.
3.3.2 Allgemeine Vertragsbedingungen (VOL/B) Die Vertragsbedingungen enthalten im Wesentlichen detaillierte Regelungen u. a. zu folgenden Punkten: • • • • • •
Art und Umfang der Leistungen, Änderungen der Leistungen, Ausführungsunterlagen, Ausführung der Leistung, Behinderung und Unterbrechung der Leistung, Art der Anlieferung und Versand,
• • • • • • • • •
Verzug und Nichterfüllung des Auftragnehmers, Lösung des Vertrags durch den Auftraggeber, Verzug des Auftraggebers, Lösung des Vertrags durch den Auftragnehmer, Obhutspflichten, Vertragsstrafe, Güteprüfung, Abnahme, Gewährleistung und Verjährung.
3.4
Ausschreibung von Bauleistungen (VOB)
3.4.1 Allgemeine Bestimmungen (VOB/A) Vorausschickend und unter Hinweis auf die Ausführungen zum BGB-Werkvertragsrecht in Abschnitt 2.2.3 sei daran erinnert, dass auch Bauleistungen grundsätzlich den privatrechtlichen Regelungen des BGB unterliegen. Da die vergleichsweise allgemein gefassten Bestimmungen des BGB für Werkverträge jeder Art hinsichtlich der spezifischen Probleme von Bauverträgen viele Fragen und Probleme offen lassen, müssen solche Bereiche durch einzelvertragliche Vereinbarungen geregelt werden. Um hier zumindest für den Bereich der öffentlichen Auftraggeber Sicherheit und Klarheit zu schaffen, wurde bereits 1926 auf Beschluss des Reichstages die im Zusammenwirken von Verwaltung und Spitzenorganisationen der Bauwirtschaft entwickelte „Verdingungsordnung für Bauleistungen“ eingeführt. Dieses Regelwerk wurde mit der letzten Aktualisierung (2002) nunmehr in „Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen“ (VOB) umbenannt und dient weiterhin dem grundsätzlichen Ziel, eine ausgewogene vertragliche Beziehung bezüglich der jeweiligen Rechte und Pflichten
3.4 Ausschreibung von Bauleistungen (VOB)
79
beider Vertragsparteien eines Werkvertrages für Bauleistungen zu schaffen und so für eine insgesamt gerechte Abwägung der beiderseitigen Interessen zu sorgen. Auftraggeber der öffentlichen Hand sind aufgrund der Haushaltsordnung verpflichtet, die VOB vollinhaltlich anzuwenden, privaten Auftraggebern steht die Anwendung grundsätzlich frei, wobei das Verhältnis der VOB zu Regelungen über „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ (§§ 305 ff BGB) zu beachten ist. Die VOB/A (DIN 1960 Ausgabe 2002) regelt die Verfahren für Ausschreibung und Vergabe bis zum Abschluss des Bauvertrages. Ansprüche aus Verletzung der Regelungen des Teils A können Bietern entstehen, obwohl sie noch in keinem Vertragsverhältnis zur ausschreibenden Stelle stehen, nämlich dann, wenn ein Verschulden der ausschreibenden Stelle bei Anbahnung des Vertragsverhältnisses vorliegt (sog. „culpa in contrahendo“). VOB/A wurde im Zuge der Überführung von europäischem in deutsches Recht in vier Abschnitte unterteilt, die nach der Art der Leistungen und nach den ausschreibenden Institutionen differenziert sind (siehe Abb. 39). Dabei wurden die „EG-Baukoordinierungsrichtlinie“ 74 und die „EG-Sektorenrichtlinie“ 75 mit dem Ziel, die Binnenmärkte zu öffnen und einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen, in nationales Recht umgesetzt. Abschnitt 1: Basisparagrafen Nach den Bestimmungen dieses Abschnitts sind Bauleistungen mit einem Auftragswert unter dem Schwellenwert von 5.278.000,00 Mio. € 76 (ohne Umsatzsteuer) zu vergeben. Eine Aufteilung in Lose mit dem Ziel der Unterschreitung des Schwellenwertes ist nicht zulässig. Abschnitt 2: Basisparagrafen mit zusätzlichen Bestimmungen nach der EGBaukoordinierungsrichtlinie („a-Paragrafen“) Nach den Regelungen dieses Abschnitts, in dem die Basisparagrafen durch „a-Paragrafen“ modifiziert werden, sind solche Bauleistungen auszuschreiben, die den Schwellenwert überschreiten. Damit sind diese Bauleistungen auch europaweit auszuschreiben. 77
74
Richtlinie 93/37/EWG vom 14.06.93, in der Fassung der Richtlinie 97/52/EG vom 13.10.97; mit den Änderungen aus Richtlinie 01/78/EG vom 09.08.02; aktuell weitere Änderungen durch Richtlinie 04/ 18/EG 75 Richtlinie 93/38/EWG vom 14.06.1993, in der Fassung der Richtlinie 98/4/EG vom 16.02.1998, mit den Änderungen aus Richtlinie 01/78/EG vom 09.08.02; aktuell weitere Änderungen durch Richtlinie 04/17/EG 76 Verordnung (EG) Nr. 2083/2005 vom 19.12.2005 (Änderung der Richtlinien 04/17/EG und 04/18/ EG); EU-Schwellenwerte sind noch nicht in deutsches Recht umgesetzt (Stand Anfang 2006) 77 Weitere Informationen unter simap.eu.int
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3 Ausschreibung und Vergabe
Abschnitt 3: Basisparagrafen mit zusätzlichen Bestimmungen nach der EGSektorenrichtlinie („b-Paragrafen“) Nach den Regelungen dieses Abschnitts, in dem die Basisparagrafen durch „b-Paragrafen“ modifiziert werden, haben solche Auftraggeber bei Überschreiten des Schwellenwertes vorzugehen, die in personeller Hinsicht als öffentliche Auftraggeber anzusehen sind und in sachlicher Hinsicht auf dem Gebiet der Trinkwasserversorgung oder Teilen des Verkehrsbereiches (See- und Binnenhäfen, Schienen-, Bus- und Seilbahnverkehr) tätig sind sowie keinem Wettbewerb ausgesetzt sind. Abschnitt 4: Vergabebestimmungen nach EG-Sektorenrichtlinie (VOB/A-SKR) Die Vorschriften dieses Abschnitts gelten bei Überschreiten des Schwellenwertes für solche öffentliche Auftraggeber, die in den Bereichen der Elektrizitäts-, Gas- und Wärmeversorgung oder im Verkehrssektor (hier: Flughäfen) tätig sind. Zusätzlich sind die Vorschriften von privaten Auftraggebern anzuwenden, die im Telekommunikationssektor sowie in den Bereichen Wasser-, Energie- und Verkehrsversorgung tätig sind und nicht mehr (vollständig) im Besitz der öffentlichen Hand sind. VOB/A beschreibt u. a. die Arten der Vergabe (§ 3) und unterscheidet hierbei die Ausschreibung nach den Alternativen •
Öffentliche Ausschreibung (europaweit: Offenes Verfahren)
•
Beschränkte Ausschreibung (europaweit: Nichtoffenes Verfahren)
•
Freihändige Vergabe (europaweit: Verhandlungsverfahren)
Die Öffentliche Ausschreibung – analog: das Offene Verfahren – muss stattfinden, wenn nicht die Eigenart der Leistung oder besondere Umstände eine Abweichung rechtfertigen. Für die Veröffentlichungen von Ausschreibungen oder Teilnahmewettbewerben sind insbesondere Fristen, europaweit geltende Formulare und standardisierte Verfahren einzuhalten. Hinweis: Die VOB/A wird nicht Vertragsbestandteil, da hiermit nur das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren geregelt werden, die allerdings von öffentlichen oder diesen gleichgestellten Auftraggebern (s. o.) zwingend anzuwenden sind. Die VOB/B muss als Vertragsbestandteil individuell vereinbart werden, wenn die darin enthaltenen Regelungen gelten sollen. VOB/C wird „automatisch“ Vertragsbestandteil, wenn VOB/B verbindlich vereinbart wird. Darüber hinaus gelten die Bestimmungen der VOB/C als „Allgemein anerkannte Regeln der Technik“ auch bei Bauverträgen, bei denen die VOB/B nicht vereinbart ist.
3.4 Ausschreibung von Bauleistungen (VOB)
81
VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (Ausgabe 2002) Teil A Abschnitt 1
Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen DIN 1960 Basisparagrafen Allgemeines: Bauleistungen, Grundsätze und Arten der Vergabe, Vertragsarten, Angebotsverfahren, Mitwirkung von Sachverständigen, Teilnehmer am Wettbewerb Verdingungsunterlagen: Beschreibung der Leistung, Vergabeunterlagen, Ausführungsfristen, Vertragsstrafen, Verjährung der Mängelansprüche, Sicherheitsleistung, Änderung der Vergütung Ausschreibung: Grundsätze der Ausschreibung, Bekanntmachung, Angebots- und Bewerbungsfrist, Zuschlags- und Bindefrist, Kosten der Ausschreibung Angebot und Zuschlag: Form und Inhalt der Angebote, Eröffnungstermin, Prüfung und Wertung der Angebote, Aufhebung einer Ausschreibung, Nicht berücksichtigte Bewerbungen und Angebote, Zuschlag, Vertragsurkunde, Vergabevermerk, Nachprüfungsstellen, Baukonzessionen
Abschnitt 2
Basisparagrafen mit zusätzlichen Bestimmungen nach der EG-Baukoordinierungsrichtlinie („a-Paragrafen“) Allgemeines: Verpflichtung zur Anwendung der a-Paragrafen, Arten der Vergabe, Teilnehmer am Wettbewerb Verdingungsunterlagen: Beschreibung der Leistung, Vergabeunterlagen Ausschreibung: Grundsätze bei der Bekanntmachung, Angebots- und Bewerbungsfrist Angebot und Zuschlag: Wertung der Angebote, Aufhebung einer Ausschreibung, Nicht berücksichtigte Bewerbungen, Bekanntmachung der Auftragserteilung
Abschnitt 3
Basisparagrafen mit zusätzlichen Bestimmungen nach der EG-Sektorenrichtlinie („b-Paragrafen“) Allgemeines: Verpflichtung zur Anwendung der b-Paragrafen, Schutz der Vertraulichkeit, Arten der Vergabe, Rahmenvereinbarung, Teilnehmer am Wettbewerb Verdingungsunterlagen: Beschreibung der Leistung, Vergabeunterlagen Ausschreibung: Aufruf zum Wettbewerb, Angebots- und Bewerbungsfrist Angebot und Zuschlag: Wertung der Angebote, Mitteilungspflichten, Bekanntmachung der Auftragserteilung
Abschnitt 4
Vergabebestimmungen nach der EG-Sektorenrichtlinie (SKR-Paragrafen) Allgemeines: Geltungsbereich, Diskriminierungsverbot, Arten der Vergabe, Rahmenvereinbarung,Teilnehmer am Wettbewerb Verdingungsunterlagen: Beschreibung der Leistung, Vergabeunterlagen Ausschreibung: Aufruf zum Wettbewerb, Angebots- und Bewerbungsfrist Angebot und Zuschlag: Wertung der Angebote, Mitteilungspflichten, Bekanntmachung der Auftragserteilung, Vergabekammer
Abb. 39 Gliederung der VOB/ Teil A (2002) – Auszug
82
3 Ausschreibung und Vergabe
3.4.2 Allgemeine Vertragsbedingungen (VOB/B) Die VOB/B (DIN 1961 – Ausgabe 12/2002) enthält diejenigen Regelungen, die in Ergänzung des BGB-Werkvertragsrechts – im Falle der Vereinbarung – als „spezielle“ Regelungen für die Ausführung von Bauleistungen gelten und gegenüber den „allgemeinen“ Regelungen des BGB vorrangig sind (siehe Abb. 40).
VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (Ausgabe 2002) Teil B
Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen (DIN 1961) §1 §2 §3 §4 §5 §6 §7 §8 §9 § 10 § 11 § 12 § 13 § 14 § 15 § 16 § 17 $ 18
Art und Umfang der Leistung Vergütung Ausführungsunterlagen Ausführung Ausführungsfristen Behinderung und Unterbrechung der Ausführung Verteilung der Gefahr Kündigung durch den Auftraggeber Kündigung durch den Auftragnehmer Haftung der Vertragsparteien Vertragsstrafe Abnahme Mängelansprüche Abrechnung Stundenlohnarbeiten Zahlung Sicherheitsleistung Streitigkeiten
Abb. 40 Gliederung der VOB/ Teil B (2002)
Auf einige Bestimmungen der VOB/B soll nachstehend schwerpunktmäßig eingegangen werden, weil sie erfahrungsgemäß im Falle der Nichtbeachtung die Auftragsabwicklung beträchtlich erschweren können. Für die Vergütungsformen ist nach § 2 VOB/B der Einheitspreisvertrag mit der Abrechnung der tatsächlich ausgeführten Mengen als Regelfall anzusehen. Es kann jedoch auch eine Vergütung als Pauschalsumme, nach Stundenlohnsätzen oder nach Selbstkosten vereinbart werden. Von besonderer Bedeutung sind die Bestimmungen für den Fall der Leistungsänderung (§ 2 Nr. 5 VOB/B) und der Notwendigkeit von zusätzlichen, im Vertrag nicht vorgesehenen Leistungen (§ 2 Nr. 6 VOB/B). Wenn der Auftragnehmer Anordnungen des Auftraggebers für unberechtigt oder unzweckmäßig hält, hat er nach § 4 Nr. 1 Abs. (4) VOB/B seine Bedenken geltend zu machen (Prüfungspflicht des AN!).
3.4 Ausschreibung von Bauleistungen (VOB)
83
Für die vertragliche Abwicklung von Behinderungstatbeständen enthält § 6 VOB/B detaillierte Regelungen, die insbesondere für eventuelle Fristverlängerungen und Schadensersatzforderungen sowie bei „gestörten Bauabläufen“ von erheblicher Bedeutung sind. Der Auftragnehmer hat seine Leistungen nach § 7 VOB/B bis zur Abnahme zu schützen (Gefahrenübergang) und haftet nach § 13 VOB/B für Mängelansprüche – soweit keine anders lautenden Regelungen getroffen worden sind •
4 Jahre für Bauwerke,
•
2 Jahre für Arbeiten an einem Grundstück und für die vom Feuer berührten Teile von Feuerungsanlagen
•
1 Jahr für feuerberührte und abgasdämmende Teile von industriellen Feuerungsanlagen.
Abschlagszahlungen nach § 16 VOB/B werden innerhalb von 18 Werktagen nach Zugang der Aufstellung fällig. Der Anspruch auf die Schlusszahlungen wird „alsbald nach Prüfung und Feststellung der vom Auftragnehmer vorgelegten Schlussrechnung fällig, jedoch spätestens innerhalb von 2 Monaten nach Zugang.“ Zahlt der Auftraggeber bei Fälligkeit nicht, so kann ihm der Auftragnehmer nach § 16 Nr. 5 Abs (3) eine angemessene Nachfrist setzen, nach deren fruchtlosem Ablauf der Auftragnehmer einen Anspruch auf Zinsen in Höhe der in § 288 BGB angegebenen Zinssätze hat – soweit kein höherer Verzugsschaden entsteht und nachgewiesen werden kann (siehe Abschn. 2.2.3). Bei der Fälligkeit von unbestrittenen Guthaben aus der Schlussrechnung entfällt nach § 16 Nr. 5 Abs (4) die Verpflichtung zur Setzung einer Nachfrist.
§§ 305 – 310 BGB (ehem. ABG-Gesetz) Allgemeine Geschäftsbedingungen sind nach § 305 BGB „... alle für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierten Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der anderen Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrages stellt.“ Schutzzweck der „ABG-Gesetzes“ ist es den Vertragspartner vor überraschenden und unbilligen Vertragsbedingungen zu schützen und den Missbrauch der dem Verwender der Allgemeinen Geschäftsbedingungen von den anderen Vertragsteil eingeräumten Vertragsgestaltungsfreiheit zu verhindern. Hinweise: 1. Wird die VOB/B insgesamt und unverändert vereinbart, so sind die Anforderungen des AGBGesetzes in vollem Umfang eingehalten. 2. Werden einzelne VOB-Bestimmungen verändert und kommt es hierüber zum Streit zwischen den Vertragsparteien, so kann die VOB als insgesamt nicht vereinbart bewertet werden und alle Vertragsformulierungen werden einer inhaltlichen Kontrolle nach den Bestimmungen des AGB-Gesetzes unterworfen.
Abb. 41 BGB-Auszüge und Hinweise zu Allgemeinen Geschäftsbedingungen
84
3 Ausschreibung und Vergabe
Die Regelungen der VOB/B sind auch vor dem Hintergrund zu beachten, dass sie rechtlich „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ (AGB) darstellen. Die Bestimmungen des ursprünglich selbstständigen AGB-Gesetzes (zum Schutzzweck siehe Abb. 41) wurden mit Wirkung vom 01.01.2002 in das BGB übernommen (§§ 305 bis 310 BGB). Sollen beim Abschluss eines projektspezifischen Bauvertrages zwar die VOB-Regelungen vereinbart, jedoch in einzelnen Punkten – vor allem einseitig zu Gunsten einer Vertragspartei – abgeändert werden, so ist höchste Vorsicht geboten und ggf. juristische Beratung hinzuzuziehen, um sich vor unliebsamen Überraschungen in eventuell später eintretenden Streitfällen zu schützen.
3.4.3 Allgemeine Technische Vertragsbedingungen (VOB/C) – ATV Die VOB/C ist ein nach Gewerken / Leistungsbereichen geordnetes Regelwerk, in dem Vorgehensweisen zur Definition der technischen Leistungen und der Abrechnung dieser Leistungen geregelt sind (siehe Abb. 42). Für jedes Gewerk / jeden Leistungsbereich ist eine Norm vorhanden, in der insbesondere beschrieben wird •
wie die notwendigen Baustoffe und Bauteile beschaffen sein müssen,
•
wie die Bauleistung nach den Regeln der Technik auszuführen ist,
•
welche Leistungen bei der Ausführung als Nebenleistungen ohne gesonderten Vergütungsanspruch ausgeführt werden müssen,
•
wie Aufmaß und Abrechnung zu erfolgen haben.
VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (Ausgabe 2002) Teil C
Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen DIN 18299 Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art DIN 18300 Erdarbeiten DIN 18301 Bohrarbeiten : : DIN 18330 Mauerarbeiten DIN 18331 Beton- und Stahlbetonarbeiten etc.
Abb. 42 Gliederung der VOB/Teil C (2002) – Auszug
Den gewerke- / leistungsbereichsspezifischen Normen DIN 18300 ff. ist die Norm DIN 18299 mit allgemeingültigen Regelungen vorangestellt. Im Übrigen weisen alle Normen in VOB/C einen grundsätzlich identischen Aufbau mit folgenden Abschnitten auf:
3.4 Ausschreibung von Bauleistungen (VOB)
85
0 Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung 0.1 Angaben zur Baustelle 0.2 Angaben zur Ausführung 0.3 Einzelangaben bei Abweichungen von den ATV 0.4 Einzelangaben zu Nebenleistungen und Besonderen Leistungen 0.5 Abrechnungseinheiten 1 Geltungsbereich 2 Stoffe, Bauteile 3 Ausführung 4 Nebenleistungen, Besondere Leistungen 5 Abrechnung Nebenleistungen sind nach den ATV solche Leistungen, die kostenmäßig in der Kalkulation zu berücksichtigen sind und nicht gesondert ausgeschrieben werden müssen. Exemplarisch wird für die Normen DIN 18300
Erdarbeiten
DIN 18330
Mauerarbeiten
DIN 18331
Beton- und Stahlbetonarbeiten
darauf verwiesen, welche Leistungen in jedem Fall als Nebenleistungen zu behandeln sind (siehe Abb. 43): •
Messungen für die Ausführung und Abrechnung,
•
Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen,
•
Leistungsschutz vor Beschädigung und Diebstahl bis zur Abnahme,
•
Heranbringen von Wasser und Energie von Anschlussstellen,
•
Vorhaltung von Kleingeräten und Werkzeugen,
•
Lieferung der Betriebsstoffe,
•
Baustofftransport auf der Baustelle,
•
Sicherung der Leistung gegen Tagwasser,
•
Unterhaltung und Pflege der Aufenthaltsräume,
•
Beseitigung von Verunreinigungen.
86
3 Ausschreibung und Vergabe
DIN 18 300 Erdarbeiten
DIN 18 330 Mauerarbeiten
DIN 18 331 Beton- und Stahlbetonarbeiten
Schutz der Leistung
-
-
Nr. 4.1.2 Schutz des jungen Betons bis zum Erhärten gegen Witterungseinflüsse
Zusätzliche Leistungen
Nr. 4.1.2 Beseitigung kleinerer Sträucher und Bäume
Nr. 4.1.7 Mörtelzubereitung
-
Nr. 4.1.3 Beseitigung kleinerer Hindernisse bis 0,1 m3
Nr. 4.1.4 Aussparen und Vermauern von Rüstlöchern
Nr. 4.1.1 Verbindungen von Fertigteilen ohne Fugendichtungen
Gerüste und Zugänge
Nr. 4.1.4 Treppen oder Wege in den Böschungen
Nr. 4.1.2 Auf-, Um- und Abbauen sowie Vorhalten der Arbeits- und Schutzgerüste für die eigene Leistung
Nr. 4.1.4 wie DIN 18 330
Gütenachweis
-
-
4.1.3 Leistungen zum Gütenachweis (z. B. Probewürfel)
Abb. 43 Auszug von Nebenleistungen der DIN 18300, DIN 18330 und DIN 18331
Besondere Leistungen sind vergütungspflichtig, d. h. hierfür müssen entweder Positionen im Leistungsverzeichnis vorgesehen sein oder sie müssen Bestandteil anderer Positionen sein. Falls Besondere Leistungen notwendig werden, ohne dass diese ausgeschrieben wurden, ist hierfür nach §§ 2 Nr. 5 oder Nr. 6 VOB/B eine zusätzliche Vergütung zu vereinbaren. Hierzu gehören insbesondere folgende Leistungsbestandteile (siehe Abb. 44): •
Mitbeaufsichtigung anderer Unternehmer, besondere Baustoffprüfungen, Sicherheitsmaßnahmen für andere, Versicherung gesonderter Haftpflichtwagnisse,
•
Bauzäune, Absperrungen,
•
Schutz benachbarter Grundstücke,
•
Besondere Maßnahmen des Landschafts- und Umweltschutzes,
•
Sicherung von Leitungen, Kanälen etc.,
•
Beseitigung von Hindernissen,
•
Beseitigung von Bauschutt anderer Unternehmer,
•
Umbau von Gerüsten für andere,
•
Gerüstvorhaltung zur Mitbenutzung durch andere,
•
Winterbaumaßnahmen.
87
3.4 Ausschreibung von Bauleistungen (VOB)
Folgende Leistungen sind Besondere Leistungen nach DIN 18330 Maurerarbeiten, DIN 18331 Beton- und Stahlbetonarbeiten, DIN 18334 Zimmerer- und Holzbauarbeiten
DIN 18330
DIN 18331
DIN 18334
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
4.2.3 4.2.2 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 -
4.2.5 4.2.4 4.2.7 4.2.9 4.2.11 4.2.12 4.2.13 4.2.14 -
4.2.6 4.2.13 4.2.12 4.2.18 4.2.14
Standsicherheitsnachweis des Bauwerks Gerüstumbau für andere Unternehmer Herstellen von Aussparungen, Durchbrüchen u.a. Schließen von Aussparungen, Durchbrüchen u.a. Liefern und Einsetzen von Einbauteilen (Dübeln u.a.) Herstellen von Fugen Besondere Gütenachweise Schutz gegen betonschädigende Einflüsse Musterflächen, Musterkonstruktion, Modelle
Abb. 44 Beispiele für Besondere Leistungen
3.4.4 Rechtsweg im Vergabeverfahren Die §§ 97 ff. GWB (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen) regeln seit ihrem Inkrafttreten zum 01.01.1999 den Rechtsschutz für Bieter bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oberhalb des Schwellenwertes. 78 Damit wird dem Bieter die Möglichkeit gegeben, gegen (vermutete) Verstöße des Auftraggebers bezüglich der Vergabevorschriften vorzugehen. Wenn der Bieter glaubt, im Vergabeverfahren benachteiligt worden zu sein, kann er ein Nachprüfungsverfahren anstrengen. Dieses Verfahren muss er entweder bei einer Vergabekammer oder bei einer Vergabeprüfstelle beantragen, die von Bund und Ländern eingerichtet worden sind. Die Vergabeprüfstelle prüft im Vorfeld eines förmlichen Rechtsschutzverfahrens, ob die Streitigkeiten zwischen Vergabestelle und Bieter zu schlichten sind und ist somit als „Vorstufe“ zu verstehen. Kommt es zu einer Entscheidung der Vergabeprüfstelle, die von einer der beiden Parteien nicht akzeptiert wird, besteht für die „unterlegene“ Partei nur die Möglichkeit, die Vergabekammer anzurufen. Dem Bieter ist es jedoch freigestellt, das Verfahren unter Inkaufnahme höherer Kosten (mind. 2.500 €, max. 25.000 €) bei der Vergabekammer direkt anzustrengen. Sofern der Antrag des Bieters nicht offensichtlich unzulässig oder unbegründet ist, darf der Auftraggeber bis zur abschließenden Entscheidung durch die Vergabekammer keinen Zuschlag erteilen. Wenn erkennbar ist, dass die Vorteile eines raschen Vertragsabschlusses die nachteiligen Folgen einer Verzögerung der Vergabe überwiegen, kann die Kammer die Erteilung des Zuschlages gestatten. Gegen die Ent-
78
Dieser beträgt 5.278.000,00 EUR ohne Umsatzsteuer; gem. Verordnung (EG) Nr. 2083/2005 vom 19.12.2005 (Änderung der Richtlinien 04/17/EG und 04/18/EG); EU-Schwellenwerte sind noch nicht in deutsches Recht umgesetzt (Stand Anfang 2006)
88
3 Ausschreibung und Vergabe
scheidung der Vergabekammer ist die sofortige Beschwerde beim zuständigen Oberlandesgericht innerhalb von 2 Wochen möglich. Um zu verhindern, dass unterlegene Bieter die Rechtsschutzmöglichkeiten missbrauchen, müssen die Antragsteller mit Schadensersatzforderungen der Verfahrensgegner und anderer Beteiligter rechnen. Als Missbrauch zählen insbesondere •
die Aussetzung oder die weitere Aussetzung des Vergabeverfahrens durch vorsätzlich oder grob fahrlässig vorgetragene falsche Angaben zu erwirken,
•
die Überprüfung mit dem Ziel zu beantragen, das Vergabeverfahren zu behindern oder Mitbewerber zu schädigen,
•
einen Antrag mit der Absicht zu stellen, ihn später gegen Geld oder andere Vorteile zurück zu nehmen.
3.5
Aufbau von Ausschreibungsunterlagen
3.5.1 Verfahren der Leistungsbeschreibung Die Leistungsbeschreibung bildet die Grundlage der Kalkulation und des Bauvertrages. In VOB/A werden zwei Formen der Leistungsbeschreibung unterschieden: •
Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis (LV)
•
Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm (LP).
Die Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis (LV) stellt nach VOB/A das Regelverfahren (Vergabe nach Fachlosen) dar. In Ausnahmefällen ist auch die Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm (LP) zulässig, die häufig auch als „funktionale“ Leistungsbeschreibung bezeichnet wird. Diese Art der Ausschreibung hat sich bei privaten Auftraggebern, die nicht an die VOB/A gebunden sind, insbesondere im Schlüsselfertigbau durchgesetzt. Bei der „funktionalen“ Leistungsbeschreibung beschreibt der Auftraggeber nicht die einzelnen, auszuführenden Positionen, sondern „nur“ seine Anforderungen hinsichtlich der Funktion, Größe und Qualität des von ihm geplanten Bauwerks. Grundlage hierfür ist meistens die Genehmigungsplanung. Diese wird ergänzt um einen Textteil, der zum Beispiel die zu verwendenden Materialien, die Art und Güte der Oberflächen sowie technische Funktionen beschreibt. Häufig lässt die funktionale Beschreibung in konstruktiven Bereichen große Freiheiten und bewirkt dadurch einen Wettbewerb der Bieter um wirtschaftliche Lösungen. Allerdings ergibt sich dann für den Auftraggeber das Problem der Vergleichbarkeit verschiedener Lösungsvorschläge.
3.5 Aufbau von Ausschreibungsunterlagen
89
3.5.2 Aufbau einer Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes Für öffentliche Auftraggeber ist das Verfahren zur Ausschreibung in VOB/A geregelt (siehe Abschn. 3.4.1). Die einzelnen Gebietskörperschaften (Bund, Länder und Kommunen) verfügen zur Vereinheitlichung der Vorgehensweisen und Unterlagen zumeist über „Vergabehandbücher“. Ein solches Vergabehandbuch (VHB) existiert auch für Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen 79. Hierin sind auch Formblätter enthalten. Nachstehend wird exemplarisch der typische Aufbau einer solchen öffentlichen Ausschreibung beschrieben. 1. Anschreiben des Ausschreibenden an den Bieter zur „Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes“ (z. B. Formblatt EVM (B) A). In dieser Vorlage sind anzugeben: •
Vergabeart
•
Submissionstermin und -ort
•
Ende der Zuschlagsfrist
•
alle beigefügten Anlagen (komplette Ausschreibungsunterlagen)
2. Bewerbungsbedingungen (z. B. Formblatt EVM (B) BB) •
Ausschreibung nach VOB/A
•
Hinweise zum Angebot, zu Bietergemeinschaften, zu Eignungsnachweisen, Lohngleitklauseln, Skonti und Umsatzsteuer
3. Besondere Vertragsbedingungen (z. B. Formblatt EVM (B) BVB) mit Angaben zu Lager- und Arbeitsplätzen, Wasser- und Stromanschlüssen, Ausführungsfristen, Vertragsstrafen, Sicherheitsleistungen, Versicherungen und Gewährleistungsansprüchen 4. Zusätzliche Vertragsbedingen (z. B. Formblatt EVM (B) ZVB) Ergänzung zur VOB/B Häufig ZTV - Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen 5. Angebotsschreiben (z. B. Formblatt EVM (B) Ang) Vorgefertigtes Anschreiben zur Abgabe des Angebotes 6. Baubeschreibung: Allgemeine Beschreibung des Gegenstandes der Ausschreibung mit speziellen Angaben, die nur das ausgeschriebene Objekt betreffen (Tragwerk, Fassade, Nutzung) und Angaben über besondere Schwierigkeiten (Bodenverhältnisse, Verkehrssituation, Auflagen der Baugenehmigung). 7. Leistungsbeschreibung (LV) 8. Pläne (Architektenzeichnungen, Tragwerkspläne und Detailpläne) 79
VHB Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen, hrsg. vom BMVBS, Ausgabe 2002
90
3 Ausschreibung und Vergabe
Je nach Situation wird eine solche Ausschreibung durch weitere Anlagen ergänzt, wie zum Beispiel: •
Lohngleitklausel,
•
Stoffgleitklausel,
•
Erklärung von Bietergemeinschaften,
•
Erklärung des Bieters über die Erfüllung öffentlicher Pflichten (Bezahlung von Steuern und Versicherungen, Mitglied bei Berufsgenossenschaften),
•
Bodengutachten.
Bereits bei kleineren Baumaßnahmen ist der Umfang einer Ausschreibung nicht unbeträchtlich. Rohbaumaßnahmen für Hochbauten mit einer Auftragssumme von etwa 3 Mio. € haben häufig 1.000 und mehr Leistungspositionen und somit einen Umfang von mehreren 100 Seiten. Bei großen schlüsselfertig zu erstellenden Bauwerken umfasst eine Ausschreibung, insbesondere wenn ein detailliertes Leistungsverzeichnis (häufig ohne Mengen) dem Bieter übergeben wird, zehn, zwanzig oder mehr Ordner. Dabei nimmt die Ausschreibung der Technischen Gebäudeausrüstung einen nicht unbeträchtlichen Umfang ein. Bei schlüsselfertig ausgeschriebenen Projekten ist häufig ein Raumbuch beigefügt, in dem jeder Raum mit seiner Ausstattung detailliert beschrieben ist.
3.5.3 Hierarchie der Verdingungsunterlagen Die Teilleistungen werden in den Verdingungsunterlagen i. d. R. in verschiedenen Komponenten beschrieben. Zur Reihenfolge der Gültigkeit von Vertragsbedingungen enthält § 1 Abs. 1 VOB/B folgende Regelungen: Bei Widersprüchen im Vertrag gelten nacheinander: a) die Leistungsbeschreibung, b) die Besonderen Vertragsbedingungen (BVB), c) etwaige Zusätzliche Vertragsbedingungen (ZVB), d) etwaige Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTVB), e) die Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV), f) die Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen (AVB), Diese Reihenfolge folgt dem Grundsatz „Spezielle Regeln gelten vor allgemeinen Regeln“. Die einzelnen Bestandteile sind nachstehend erläutert:
3.5 Aufbau von Ausschreibungsunterlagen
91
a) Leistungsbeschreibung Hierin werden die Bauleistungen in Form eines Leistungsverzeichnisses (LV), getrennt nach Positionen oder als „funktionale Ausschreibung“ unter Angabe von Funktionen und Qualität (Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm) so eindeutig und erschöpfend beschrieben, dass gemäß § 9 Abs. 1 VOB/A „... alle Bewerber die Beschreibung im gleichen Sinne verstehen müssen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können.“ b) Besondere Vertragsbedingungen (BVB) Hiermit können Allgemeine Vertragsbedingungen und Zusätzliche Vertragsbedingungen unter Berücksichtigung des Einzelfalles ergänzt werden, jedoch nur, wenn es die Eigenart der Leistung oder ihrer Ausführung erforderlich macht. Hierzu gehören beispielsweise: •
Durchführung der Objektüberwachung,
•
Benutzung von Lager- und Arbeitsplätzen, Zufahrten, Anschlussgleisen, Wasser- und Energieanschlüssen,
•
Ausführungsfristen,
•
Vertragsstrafen,
•
Rechnungen,
•
Sicherheitsleistungen.
c) Zusätzliche Vertragsbedingungen (ZVB) Sofern Allgemeine Vertragsbedingungen verwendet werden, die grundsätzlich unverändert bleiben, wie beispielsweise VOB/B, werden im Rahmen der ZVB konkrete Ergänzungen erfasst, die jedoch den AVB nicht widersprechen dürfen. Im Bereich der öffentlichen Hand enthalten beispiels- und auszugsweise die ZVB in Ergänzung der VOB/B-Paragrafen Angaben zu folgenden Bereichen: •
Wahl- und Bedarfspositionen,
•
Technische Regelwerke,
•
Vergütung bei Änderungsvorschlägen oder Nebenangeboten,
•
Änderung des Mengenansatzes bei Bedarfspositionen und Stundenlohnarbeiten,
•
Ankündigung von Mehrkosten,
•
Ausführungsunterlagen,
•
Veröffentlichungen, Vervielfältigungen,
•
Bautagesberichte,
•
Baustellenräumung,
•
Kontrollprüfungen,
92
3 Ausschreibung und Vergabe
•
Werbung,
•
Umweltschutz,
•
Nachunternehmer,
•
Behinderung und Unterbrechung der Ausführung,
•
Kündigung aus wichtigem Grund,
•
Haftung der Vertragsparteien, Mitteilung von Bauunfällen,
•
Abnahme,
•
Gewährleistung,
•
Abrechnung,
•
Preisnachlässe,
•
Stundenlohnarbeiten,
•
Zahlungen,
•
Abtretung,
•
Verträge mit ausländischen Auftragnehmern,
•
Vertragsänderungen.
d) Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen (ZTV) Sofern es im Einzelfall erforderlich ist, erfolgen mit den ZTV spezielle und auf das konkrete Projekt zugeschnittene Ergänzungen der ATV, wie beispielsweise zu Güte- oder Überwachungsanforderungen bei besonderen Baustoffen oder -verfahren. Die ZTV-Bedingungen können in Abhängigkeit von den Zulassungsverfahren auch speziell für einzelne Bundesländer gelten. Es wird ausdrücklich auf die Ausführungen in Abschn. 3.4.2 hingewiesen, wonach Änderungen der Regelungen der VOB/B in Rahmen der ZVB und ZTV die Überprüfung der gesamten formularvertraglichen Regelungen gemäß §§ 305 ff BGB, d. h. auch der VOB/B selbst, nach sich ziehen können. e) Allgemeine Technische Vertragsbedingungen (ATV) Für den Fall des VOB-Vertrages sind hierunter der Regelungen der VOB/C erfasst. Unabhängig davon werden die ATV als allgemein anerkannte Regeln der Technik angesehen. f) Allgemeine Vertragsbedingungen (AVB) Für den Fall des VOB-Vertrages werden die AVB durch die VOB/B definiert. Der private Auftraggeber ist selbstverständlich in der Ausgestaltung seiner AVB frei, muss jedoch die Bestimmungen der §§ 305 ff BGB beachten oder im Falle der Nichtbeachtung mit entsprechenden Konsequenzen rechnen.
3.5 Aufbau von Ausschreibungsunterlagen
93
3.5.4 Aufbau von Positionsbeschreibungen Das Leistungsverzeichnis ist die Grundlage für die Angebotskalkulation durch die Bieterfirmen. Diese kalkulieren die Einheitspreise (EP) für die einzelnen Teilleistungen. Die Addition der Gesamtpreise aller im Leistungsverzeichnis enthaltenen Positionen ergibt schließlich die Angebotssumme. Die Einheitspreise sind für die Abrechnung maßgebend, da diese „nach Aufmaß“ erstellt wird. Bei der Erstellung des Aufmaßes wird ermittelt, wieviele Einheiten einer Position tatsächlich durch den Bauunternehmer erbracht wurden und nur diese Einheiten werden ihm vergütet. Üblicherweise werden die Arbeiten eines Gewerkes zusammenhängend in Teilleistungen (Positionen) beschrieben, die in ihrem Leistungsumfang klar abgegrenzt sein müssen und einheitliche Leistungsmerkmale hinsichtlich Materialgüte und Ausführungsart aufweisen. Um bei planerischen Änderungen der zu erbringenden Leistung eine möglichst klare Abrechnungsbasis zu haben, sollen Leistungen, die in unterschiedlichen Dimensionen erbracht werden, in getrennten Positionen ausgeschrieben werden. So ist es nicht empfehlenswert, eine Betonwand einschließlich Schalung und Bewehrung auszuschreiben, sondern getrennt die Schalung in m², den Beton in m³ und die Bewehrung in t. Bei unterschiedlicher Betongüte oder Schalungsqualität sind weitere Unterteilungen notwendig. Um die Arbeitsvorgänge zu erfassen, sind weitere Aufgliederungen nach Bauwerksteilen empfehlenswert, wie zum Beispiel Fundamente, Stützen, Wände und Decken. Der Leistungstext der einzelnen LV-Positionen soll Angaben enthalten über: •
das Bauteil (z. B. Decke),
•
den Baustoff (z. B. Beton der Güte C 30/37),
•
die Abmessungen (z. B. Dicke d = 20 cm)
•
die Ausführungsart (z. B. Flachdecke, Oberfläche geglättet)
•
Besondere Ausführungsarten (zum Beispiel Schalung glatt mit geordneten Stößen)
Die einzelnen Positionen werden durch eine mehrstufige Nummer sortiert. Diese Gruppenstufennummer kennzeichnet zum Beispiel Los, Gewerk, Titel und Position. Die LV-Mengen werden vom Auftraggeber ermittelt. Für die einfachere Handhabbarkeit wird neben dem Langtext ein Kurztext gebildet. Mengeneinheit und Felder für Einheitspreise (EP) und Gesamtpreis (GP) vervollständigen eine Teilleistungsbeschreibung (siehe Abb. 45).
94
3 Ausschreibung und Vergabe
Titel Pos. Nr.
Menge
1.4
Erdarbeiten
1.4.1
1.225,00
Einheit m2
EP (€)
GP (€)
……......
.............
STLB-Bau 4/2001 002 Baugelände abräumen, von Steinen, Mauerresten, Zäunen, Schutt und Unrat, von Aufwuchs, einschl. Wurzelwerk, mit Stämmen, Durchmesser bis 10 cm, von Wurzelstöcken bereits gefällter Bäume, Durchmesser an der Schnittstelle bis 10 cm, in zusammenhängender Fläche, das abgeräumte Material nach Stoffen trennen, das abgetrennte Material auf dem Gelände laden, fördern und lagern, Förderweg bis 500 m, Abb. 45 Beispiel einer Positionsbeschreibung
Mit dem Ziel einer DV-gestützten Vereinheitlichung von Ausschreibungstexten wurde vom GAEB, 80 dem Gemeinsamen Ausschuss Elektronik im Bauwesen (Geschäftsführung liegt im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im Geschäftsbereich Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung), das Standardleistungsbuch entwickelt. Das Standardleistungsbuch für das Bauwesen (StLB) ist die gemeinsame Sprache aller am Bau Beteiligten. Das Standardleistungsbuch gab es als Buchund Dateiversion (StLB) und wird inzwischen nur noch für die Computeranwendung (STLB-Bau) in einer relationalen Datenbank fortgeschrieben. Im StLB werden die einzelnen Leistungen zu Leistungsbereichen (LB) zusammengefasst, die weitgehend den Bezeichnungen der VOB Teil C entsprechen, z. B. LB 002 Erdarbeiten der DIN 18300, LB 012 Mauerarbeiten der DIN 18330, LB 013 Beton- und Stahlbetonarbeiten der DIN 18331. Die Standardleistungsbücher (Dateien) werden herausgegeben durch das „DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Berlin“ und vertrieben durch den „Beuth Verlag GmbH, Berlin“. Insgesamt gibt es rund 60 verschiedene Leistungsbereiche, die den gesamten Rohbau, Tiefbau und fast alle Gewerke des Ausbaus abdecken. Das STLB-Bau ist eine moderne und komfortable Software zur Bildung auswertbarer Bauleistungstexte. Ein benutzerfreundlicher Textgenerator unterstützt den Anwender bei der Zusammenstellung VOB-gerechter und fachlich stimmiger Teilleistungstexte. Der Benutzer hat die Möglichkeit, über Leistungsbereiche oder Schlagworte die gesuchte Bauleistung auszuwählen. Die eigentliche Textbildung erfolgt über die Auswahl von Beschreibungsmerkmalen mit den dazugehörigen Ausprägungen. Die Textbil80
Weitere Informationen unter www.gaeb.de
95
3.5 Aufbau von Ausschreibungsunterlagen
dung wird weiterhin unterstützt durch: •
vorgegebene oder freie Reihenfolge der Beschreibungsmerkmale,
•
unterschiedlichen Detaillierungsgrad entsprechend dem Planungsstand sowie
•
anwender- und bieterbezogene Textergänzungen.
Beim Generieren der einzelnen Positionen mit dem STLB-Bau werden dem Text Informationen vorangestellt, wie STLB-Bau 4/2001 002 „STLB-Bau 4/2001“ weist darauf hin, dass der Text mit den Dynamischen Baudaten STLB-Bau, Version 4/2001 erstellt wurde. Die 3-stellige Nummer „002“ zeigt, zu welchem Leistungsbereich die ausgeschriebene Position gehört. Neben dem Standardleistungsbuch, das hauptsächlich im Bereich des Hochbaus zur Anwendung kommt, gibt es den Standardleistungskatalog (STLK) für den Straßenund Brückenbau, herausgegeben von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) 81 und den Standardleistungskatalog für den Wasserbau (ST-LK-W), herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung (BMVBS). 82 Diese Kataloge sind noch nicht auf relationale Datenbanken umgestellt. Größere Auftraggeber, wie die Deutsche Bahn AG, die Telekom AG oder große Industrieunternehmen haben sich häufig eigene Leistungsbücher geschaffen, meistens nach der Systematik des Standardleistungsbuches.
3.5.5 Sonderpositionen Neben den Normalpositionen werden in Leistungsverzeichnissen häufig Sonderpositionen ausgeschrieben. •
Grund- und Alternativpositionen Zu einer Grundposition wird eine Alternativposition ausgeschrieben, die zum Beispiel eine andere Oberfläche oder Form beschreibt. Der Bauherr behält sich vor, nach Prüfung der Preise sich für eine der unterschiedlichen Varianten zu entscheiden: Grundposition:
10 Stück
Alternativposition: 10 Stück
81 82
Weitere Informationen unter www.fgsv.de Weitere Informationen unter www.baw.de
Stützen quadratisch 40/40 Stützen rund d = 40
96
3 Ausschreibung und Vergabe
•
Eventual- oder Bedarfspositionen Aufgrund des unvollständigen Informationsstandes zum Zeitpunkt der Ausschreibung muss mit Eventual- oder Bedarfspositionen gerechnet werden. Risiken hinsichtlich Technik, Bauablauf und Ausführung sollen dadurch bereits mit Vertragsabschluss kostenmäßig fixiert werden. Die Mengenangabe ist oft schwierig! Normalposition: Eventualposition:
1.980 m³ 20 m³
Bodenaushub Bodenklasse 3 bis 4 Bodenaushub Bodenklasse 5
(Es wird davon ausgegangen, dass etwa 1 % des Bodenaushubs in Bodenklasse 5 anfällt.) •
Zulagepositionen Durch Zulagepositionen sollen eine Leistungserweiterung innerhalb einer Position oder zusätzliche Erschwernisse berücksichtigt werden. Die Preise verstehen sich als Aufpreise auf die Position, für die die Zulage angeboten wird. Normalposition: Zulage:
•
1.000 m² 50 m²
Schalung der Wände Schalung als Zulage für sichtbar bleibende Betonflächen
Leitpositionen Eine Leitposition hat weder Menge noch EP und GP und wird anderen Positionen vorangestellt, um die Leistungsbeschreibung zu vereinfachen.
3.6
Leitposition:
Beton für Decken, C 20/25
Folgepositionen:
d = 18 cm d = 20 cm d = 25 cm
Einsatzformen von Bauunternehmen
3.6.1 Einzelunternehmen Bezüglich der Leistungsinhalte und -schnittstellen sind bei Bauprojekten hauptsächlich folgende Abwicklungsformen üblich: •
Abwicklung mit Einzelgewerken,
•
Generalunter-/ Generalübernehmer,
•
Totalunter-/ Totalübernehmer.
97
3.6 Einsatzformen von Bauunternehmen
Traditionell werden vom Auftraggeber alle Gewerke separat vergeben. Dieser Abwicklungsform für die Ausführungsseite stehen auf der Planungsseite noch der Einzelplaner oder der Generalplaner gegenüber (siehe Abb. 46). Während die Einzelplaner mit jeweils eigenständigen Verträgen für das jeweilige Planungsgebiet vom Auftraggeber beauftragt werden, übernimmt der Generalplaner sämtliche Planungsleistungen und schaltet seinerseits die erforderlichen „Sub-Planer“ ein.
Auftraggeber
Planung
Ausführung
Rohbau
Außenhaut
Technik
Ausbau
Architekt
Erdbau
Putzarbeiten
Heizung
Tischler
Tragwerk
Betonbau
Glasfassade
Lüftung
Ober-/Unterböden
Mauerwerksbau
Natursteinfassade
Sanitär
Trockenbau
Technik
Abdichtung
Abb. 46 Abwicklung in Einzelgewerken
Übernimmt ein Auftragnehmer sämtliche Bauleistungen und führt hiervon einen Teil selbst aus, so spricht man i. A. von einem Generalunternehmer. Führt dieser Auftragnehmer keine gewerblichen Leistungen selbst aus, übernimmt aber die gesamte Ausführung, so wird dieser i. A. als Generalübernehmer bezeichnet. Er übernimmt die Gesamtkoordination der Baumaßnahme. Grundsätzlich ist bei diesen Abgrenzungen zu beachten, dass die verwendeten Begriffe nicht einheitlich definiert sind und teilweise auch mit unterschiedlichen Inhalten versehen werden. 83 So wird teilweise auch der Begriff „Teil-GU/GÜ“ verwendet, wenn ein Auftragnehmer mehrere Leistungsbereiche beauftragt bekommt, aber nicht die gesamte Ausführung. Eine solche Abwicklungsform kann beispielsweise mit folgenden „Paketvergaben“ erfolgen: Baugrube
83
Verbauarbeiten Erdarbeiten Wasserhaltungsarbeiten
Schach / Sperling: Baukosten Kostensteuerung in Planung und Ausführung, S. 26
98
3 Ausschreibung und Vergabe
Rohbau mit Gebäudeabschluss
Stahlbetonarbeiten Maurerarbeiten Dachabdichtungsarbeiten Fassaden-/Fensterarbeiten
Technik
Wasser/Abwasser Heizung/Lüftung Starkstrom/Fernmeldetechnik
Ausbau
Estricharbeiten Fliesenarbeiten Tischlerarbeiten Trockenbauarbeiten Anstricharbeiten
Werden von einem Auftragnehmer weitere Leistungen übernommen, die über die eigene Ausführung hinausgehen, – insbesondere Planungsarbeiten – so spricht man i. A. von einem Totalunternehmer oder einem Totalübernehmer. Damit wird einerseits die größtmögliche Reduzierung von Schnittstellen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer erreicht, andererseits aber auch vom Auftraggeber eine sehr frühzeitige Festlegung der Anforderungen an das Bauwerk (gestalterisch, funktional, technisch) gefordert. In Abb. 47 sind die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Vertragsformen gegenübergestellt. Vorteile
Nachteile
Einzelvergabe
• Breiteres Marktspektrum (auch kleinere Firmen), kürzerer Planungsvorlauf, für Synchronplanung besser geeignet • Flexiblere Beauftragung
• • • •
Zahlreiche Einzelverträge Hoher Koordinationsaufwand Hohe Überwachungskosten Komplexe Haftungs- und Gewährleistungsverhältnisse • Höheres Kostenrisiko, da meist Abrechnung nach Aufmaß
Generalunternehmer Generalübernehmer
• Für Ausführung nur ein Vertragspartner • Einfachere Terminkoordination • Vergabe meist „schlüsselfertig“ zum Pauschalfestpreis • Keine AG-Haftung für NU / Subunternehmer, auch im Insolvenzfall
• Größer Planungsvorlauf wegen schlüsselfertiger Ausschreibung erforderlich • Stark eingeschränkte Synchronplanung • Kosten- und Terminrisiko bei späteren Änderungen • NU-Vergabe mit GU-Zuschlägen
Totalunternehmer Totalübernehmer
• Reduzierter Betreuungaufwand • Wie GU / GÜ, jedoch muss die auf AG-Seite Aufgabe noch frühzeitiger und • Wie GU / GÜ, jedoch noch weniklarer definiert sein ger Schnittstellen für Koordination, Haftung + Gewährleistung
Abb. 47 Vor- und Nachteile verschiedener Abwicklungsformen aus Sicht des Auftraggebers (exemplarisch)
3.6 Einsatzformen von Bauunternehmen
99
3.6.2 Arbeitsgemeinschaft Bauunternehmen treten – unabhängig von ihrer Rechtsform – als Einzelunternehmen auf oder schließen sich zur Übernahme einzelner Aufträge zu einer „Arbeitsgemeinschaft (ARGE)“ zusammen (siehe Abschn. 2.4.4). Für die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft können u. a. folgende Gründe ausschlaggebend sein: •
Auftraggeber will aus geschäftspolitischen Gründen, wie z. B. Gegengeschäfte, sein Auftragsvolumen stärker streuen;
•
Auftragsvolumen oder -komplexität ist für eine Firma alleine zu groß;
•
Auftragnehmer wollen ihre Kapazität nicht nur auf einen Auftrag und ggf. über längere Zeit konzentrieren (Marktpräsenz);
•
Risikoverteilung bei ausführenden Firmen;
•
Liquiditätsanforderungen sollen stärker gestreut werden (z. B. Vorfinanzierung von Auslandsbaustellen).
Bei einer ARGE ist das Vertragsverhältnis zu Dritten (Außenverhältnis) von dem Vertragsverhältnis der Gesellschafter untereinander (Innenverhältnis) zu unterscheiden. Die ARGE wird über einen Gesellschaftsvertrag zwischen den einzelnen Partnerfirmen gegründet. 84 Dieser ARGE-Vertrag regelt das Innenverhältnis der Gesellschafter. Es werden die Rechte und Pflichten der einzelnen ARGE-Partner einschließlich des (internen) Beteiligungsschlüssels festgelegt. Die Organe der ARGE bestehen aus: •
Aufsichtsstelle (= Gesellschafterversammlung),
•
Federführung (= Geschäftsführung).
Oberstes Organ der ARGE ist der Gesellschafterversammlung, sie wird Aufsichtsstelle genannt. Alle Fragen von grundsätzlicher Bedeutung werden durch die Aufsichtsstelle entschieden. Die Federführung, d. h. die Geschäftsführung der ARGE, übernimmt üblicherweise der ARGE-Partner mit dem größten Gesellschaftsanteil. In der Regel wird die Federführung zudem in eine technische und eine kaufmännische Federführung aufgeteilt. Nach außen lässt der ARGE-Vertrag eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) nach §§ 705 ff. BGB entstehen. Die GbR und damit auch eine ARGE besitzen im Zivilprozess Rechtsfähigkeit (Rechtsprechung des BGH vom 29.01.2001). Nach § 14 Abs. 2 BGB bezeichnet man als „rechtsfähige Personengesellschaft“ eine Personengesellschaft, die mit der Fähigkeit ausgestattet ist, Rechte zu erwerben und Verbindlichkeiten einzugehen. Die ARGE ist jedoch nach § 14 Abs. 1 BGB keine juristische Person. 84
Arbeitsgemeinschaftsvertrag 2005 (zu beziehen über Wibau Holding und Service GmbH (WHS))
100
3 Ausschreibung und Vergabe
Dass die GbR keine juristische Person ist, zeigt sich (wie bei der OHG) dadurch, dass das Trennungsprinzip für die Haftung der Gesellschafter bei der GbR nicht angewandt wird. Bei der GbR haften die Gesellschafter für die Gesellschaftsschulden persönlich mit ihrem ganzen (Privat-)Vermögen und nicht nur die Gesellschaft. Bei einer juristischen Person haftet grundsätzlich nur diese selbst für Gesellschaftsschulden und nicht die u. a. natürlichen Personen, die ihr als Gesellschafter angehören. Nur bei Missbrauch dieser Rechtsform, kann auf die hinter der juristischen Person stehenden (missbrauchtreibenden) Gesellschafter „durchgegriffen“ werden (sog. Haftungsdurchgriff). Die klare Trennung der Haftung zwischen juristischer Person und ihren Mitgliedern ist also ein für eine juristische Person wichtiges und charakteristisches Wesensmerkmal. Die ARGE als GbR kann als rechtsfähige Institution im Prozess aktiv und passiv parteifähig sein. Aktive Parteifähigkeit bezeichnet die Fähigkeit, im Prozess als Klägerin aufzutreten, passive Parteifähigkeit bezeichnet die Möglichkeit, dass sich eine Klage an die GbR als Beklagte richtet. Im Zivilprozess kann als Aktivpartei derjenige auftreten, der Inhaber eines geltend zu machenden Rechts ist – da nicht die einzelnen Gesellschafter, sondern die Gesellschaft im Außenverhältnis Rechtsinhaber ist, ist die GbR die „richtige“ Aktivpartei in einem Prozess um eine Gesellschaftsforderung. Als Aktivpartei werden die ARGE-Partner auch nach Änderung der Rechtssprechung zur GbR nicht als klagende Gesellschaft, sondern als Gemeinschaft mehrerer Kläger auftreten und versuchen gegen die Beklagte das Recht geltend zu machen, an die einzelnen Kläger der Klägergemeinschaft eine bestimmte Leistung zu erbringen. Entsprechend kann als Passivpartei derjenige auftreten, der Verpflichteter aus einem geltend zu machenden Recht ist. Da nicht die einzelnen Gesellschafter, sondern die Gesellschaft im Außenverhältnis verpflichtet ist, ist die GbR die „richtige“ Passivpartei in einem Prozess um eine Gesellschaftsverpflichtung. Im Außenverhältnis kann der Auftraggeber damit gegen die GbR als solche klagen (Gesamthandsklage). Einen Titel kann er dann aus dem Gesamthandsvermögen der GbR vollstrecken. Für den Fall, dass das Gesamthandsvermögen nicht ausreicht oder gar kein Gesamthandsvermögen vorhanden ist, ist es für den Kläger ratsam, neben der Gesellschaft auch einen (bzw. mehrere) Gesellschafter persönlich zu verklagen (Gesamtschuldklage). Die Gesellschafter haften gegenüber dem Auftraggeber unbeschränkt gesamtschuldnerisch. Der Auftraggeber ist nicht verpflichtet, einen entstandenen Schaden einem bestimmten Gesellschafter zuzuordnen. Er kann einen Gesellschafter seiner Wahl zur Begleichung seiner Forderungen in Anspruch nehmen. Im Innenverhältnis kann der in Anspruch genommene Gesellschafter dann einen entsprechenden Anspruch gegen diejenigen Gesellschafter geltend machen, denen der Schaden zuzurechnen ist. Dabei sind die Regelungen des ARGE-Vertrages zu beachten.
3.7 Alternative Vertragsmodelle
101
Die ARGE erstellt eigene Jahresabschlüsse, deren Ergebnisse entsprechend der ARGE-Anteile in die Unternehmensrechnung der Partnerfirmen eingehen. Die ARGE ist jedoch selbst mehrwertsteuerpflichtig. Die ARGE wird in zwei typischen Formen unterschieden: •
Normal-ARGE, die die Baumaßnahme mithilfe der durch die ARGE-Partner zur Verfügung gestellten Ressourcen selbst erstellt, 85
•
Dach-ARGE, die die Baumaßnahme in Lose aufteilt, die durch ARGE-Partner eigenverantwortlich mittels Nachunternehmerverträgen ausgeführt werden. 86
Als Sonderformen der ARGE gelten die „Beihilfegemeinschaft (BEIGE)“ und das „Konsortium“. Bei der BEIGE handelt es sich um eine „stille“ Arbeitsgemeinschaft, deren „stille“ Partner nach außen nicht in Erscheinung treten (Stille Gesellschaft). Die BEIGE besitzt als reine Innengesellschaft kein Gesamthandsvermögen. Außerhalb des Baugewerbes ist der Begriff „ARGE“ nicht gebräuchlich. Statt dessen wird vom „Konsortium“ (joint venture) gesprochen. Die gegenseitigen Verpflichtungen werden in einem Konsortialvertrag geregelt. Auch hierbei handelt es sich, sofern deutsches Recht zur Anwendung kommt, um eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Konsortialverträge sind zum Beispiel im Bankbereich (Konsortialbank) aber auch beim Anlagenbau üblich. Falls Bauunternehmen als Konsortialpartner eingebunden sind, handelt es sich meistens um einen Vertrag, in dem jeder Partner sein Fachlos in Eigenregie abwickelt. Im Kraftwerksbau können sich z. B. drei Unternehmen so zusammenschließen, dass ein Unternehmen die baulichen Anlagen, ein weiteres Unternehmen den Kessel und ein drittes Unternehmen die Turbine und die elektrischen Anlagenteile liefert. Somit sind große Ähnlichkeiten zum Dach-ARGE-Vertrag gegeben. Der Konsortialführer übernimmt regelmäßig die interne Koordination und ist Ansprechpartner für den Auftraggeber. Die Laufzeiten solcher Unternehmenszusammenschlüsse enden in der Regel erst mit Ablauf der Gewährleistungsfrist.
3.7
Alternative Vertragsmodelle
3.7.1 Bauteam Die Projektabwicklung im sog. „Bauteam“ ist vor allem in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern verbreitet. Auf der Grundlage eines vom Auftraggeber oder 85 86
Schach / Sperling: Baukosten Kostensteuerung in der Planung und Ausführung, S. 68 Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, S. 119
102
3 Ausschreibung und Vergabe
seines Planers erstellten Planungskonzeptes mit Qualitätsanforderungen erarbeiten zunächst ein oder mehrere Wettbewerber konkrete Vorschläge mit dem Ziel, die vom Auftraggeber erstellten Anforderungen einschließlich der Zielkosten optimal zu erfüllen. Auf der Grundlage dieser Vorschläge wählt der Auftraggeber das „erfolgreiche“ Bauteam aus, anschließend werden weitere Optimierungsschritte gemeinsam unternommen. Die Planer und Ausführungsfirmen werden demzufolge bereits in einer sehr frühen Projektphase ausgewählt. Infolge der frühen Zusammenarbeit zwischen den Teampartnern kommt es im Regelfall zu einer Optimierung der Projektziele, insbesondere durch die vom Bauteam gewählten Bauverfahren, durch neue Baumaterialien und der selbstständigen Ausführungsplanung. Alle Partner des Bauteams können so ihr technisches Wissen als Wettbewerbsvorteil einbringen.
3.7.2 Construction Management (CM) Die Projektabwicklung mit Construction Management basiert auf einer Organisationsform, die ausgehend von den USA seit den 70er Jahren zunehmend Verbreitung findet. Der Construction Manager (CM) nimmt hierbei die zentrale Stelle – quasi als Projektmanager – in der Projektorganisation ein, was die Bezeichnung der Methode erklärt. Prinzipell unterscheidet man als alternative Abwicklungsformen •
CM mit Ingenieurvertrag,
•
CM mit Bauvertrag,
die sich in der vertraglichen Risikoübernahme für die Einhaltung von Bauzeit- und Kostenzielen unterscheiden. CM-Leistungen werden sowohl von Baufirmen, als auch von Architekten oder Ingenieurgesellschaften angeboten. Beim CM mit Ingenieurvertrag übernimmt der CM kein vertragliches Risiko für die Einhaltung der Bauzeit, der Baukosten und der Umsetzung von Qualitätsvorgaben im Hinblick auf die unmittelbaren Bauleistungen. Sein Vertragsverhältnis mit dem Auftraggeber beginnt in der Vorplanung und endet mit der Fertigstellung des Gebäudes. Weitere Vertragsverhältnisse bestehen für ihn nicht. Gegenüber den Architekten und Fachingenieuren nimmt der CM koordinierende und steuernde Aufgaben wahr. In der Realisierungsphase überwacht er die Leistungen der Bauunternehmen, die als GU oder Einzelfirmen beauftragt werden können. Das CM mit Ingenieurvertrag entspricht somit dem um die Objektüberwachung erweiterten Projektmanagement. Die Vergütung erfolgt üblicherweise in Anlehnung an die veranschlagten Baukosten in Form eines fixen Prozentsatzes und ist nach angelsächsischem Vorbild frei verhandelbar. Die Bewerbung bei Auftraggebern (Angebotsermittlung) geschieht auf der Grundlage der vorab geschätzten Personalkosten zuzüglich der Gemein- und Geschäftskosten.
103
3.7 Alternative Vertragsmodelle
Der Leistungsumfang des CM mit Bauvertrag erweitert sich um die Einbringung der Bauleistung, welche weitgehend an Nachunternehmer vergeben wird. Damit übernimmt der CM auch das Risiko für die Ausführung. Das Verhältnis zu den Planungsbeteiligten und den geschilderten Aufgaben verändert sich dahingehend, dass der Architekt und die Fachplaner die Kontrollinstanz im Sinne des Bauherrn in der Ausführungsphase darstellen und die vertragskonforme Leistungserbringung prüfen, wobei dies durch die Einbindung in den Planfreigabeprozess und die Abnahme gewährleistet wird. Eine Objektüberwachung entsprechend HOAI (Leistungsphase 8) ist Bestandteil des CM. Der Bauherr schaltet hierfür keine weiteren Kontrollinstanzen ein.
Vorplanung Entwurfs-/Genehmigungsplanung
Projektphasen
Ausführungsplanung Realisierung Construction-Management-Vertrag Phase 1 Vertragsphasen
Kostenermittlung und Vereinbarung GMP Phase 2
Art der Vergütung
Beratungshonorar
GMP-Regelung
Abb. 48 Construction-Management 87
Die Vergütung des CM mit Bauvertrag ist zweigeteilt, da zum Zeitpunkt der Beauftragung in der Vorplanungsphase das Bau-Soll noch nicht konkret beschrieben werden kann. Für die Planungsleistung bis zum Abschluss der Entwurfsplanung erhält das CM ein Beratungshonorar auf ingenieurvertraglicher Basis. Für die Ausführungsplanung und Realisierung wird zumeist ein sog. GMP-Vertrag (Garantierter Maximalpreis) auf Grundlage der voraussichtlichen Kosten geschlossen, der im folgenden Kapitel genauer beschrieben wird (siehe Abb. 48). Der Unterschied zur Projektabwicklung mit Totalunternehmer/-übernehmer besteht in der frühzeitigen Einbindung des CM in das Projekt und dem damit verbundenen Einfluss auf Materialien, Konstruktion und Bauverfahren.
87
Racky: Construction Management – Eine alternative Projektorganisationsform zur zielorientierten Abwicklung komplexer Bauvorhaben
104
3 Ausschreibung und Vergabe
3.7.3 Garantierter Maximalpreis (GMP) Das Verfahren mit GMP zielt auf Optimierungen in der Planungsphase und bei den Vergaben ab. Hierzu schreibt der Bauherr die Leistungen funktional i. d. R. auf der Grundlage einer abgeschlossenen Vorplanung aus. Das klassische Verfahren richtet sich dabei an Unternehmen, die das Planungs- und Ausführungsmanagement einschließlich der Verantwortung für den Projekterfolg übernehmen, jedoch keine selbstständige Bauleistung erbringen (reine Construction-Management-Leistung mit Bauvertrag). Prinzipiell ist das Verfahren jedoch auch mit einem Generalunternehmer durchführbar, der dann als Totalunternehmer auftritt, was in Deutschland bei GMPVerträgen eher üblich ist. Der als Pauschalpreis verhandelte GMP-Vertrag enthält grundsätzlich einen festen Anteil, der das Honorar für die Managementleistungen sowie Wagnis und Gewinn beinhaltet und einen variablen Anteil für die Bauleistungen, der weitervergeben wird. Erbringt ein Auftragnehmer als GU auch Bauleistungen, sind diese i. A. Bestandteil der fixen Kosten (siehe Abb. 49). x % - Auftraggeber
Einsparungen
Max. Kosten
Bauleistung y % - Auftragnehmer
(variable Kosten)
Tatsächliche Kosten (fixe + variable Kosten)
Management Honorar (fixe Kosten)
Abb. 49 Garantierter Maximalpreis (GMP)88
Hinsichtlich der möglichen Differenzen zwischen vertraglich vereinbarten GMP und den tatsächlich entstehenden Kosten sind grundsätzlich und in verkürzter Form dargestellt die nachstehenden Ursachen möglich und im Vertrag zu regeln:
88
Kochendörfer / Viering / Liebchen: Bau-Projekt-Management, S. 69
3.7 Alternative Vertragsmodelle
105
•
Differenzen aus Vergaben: Bei ansonsten unveränderten Planungs- und Qualitätsvorgaben erfolgen die Vergaben an Nachunternehmer zu anderen als den im GMP-Vertrag vereinbarten Preisen. Liegen die Preise über den Vertragsanteilen, übernimmt der Auftragnehmer die Mehrkosten, liegen die Preise darunter, erfolgt die Aufteilung AG/AN nach dem vertraglich zu vereinbarenden Schlüssel.
•
Differenzen aus Planungsänderungen resultieren aus Änderungen der funktionalen, konstruktiven oder qualitativen Preisgrundlagen. Solche Veränderungen können von beiden Vertragspartnern vorgeschlagen werden. Die entsprechende „Gewinn“-Verteilung muss ebenfalls vertraglich geregelt werden, wobei der Verteilungsschlüssel von dem der „Vergabegewinne“ differieren kann.
•
Differenzen aus Vertragsänderungen ergeben sich aus Änderungen im Kompetenzbereich des Auftragnehmers durch Umstellung / Optimierung von Bauverfahren ohne Veränderungen der sonstigen Vertragsgrundlagen hinsichtlich Funktion, Qualität oder Gestaltung. Hieraus resultierende Kostenvorteile kommen i. d. R. ausschließlich dem Auftragnehmer zu Gute.
Durch GMP-Verträge sollen bis zum Abschluss des Projektes gemeinsame Anreize für beide Vertragsparteien geschaffen werden, durch optimierte (Ausführungs-)Planung und Vergaben die Kosten zu reduzieren. Eine Optimierung hinsichtlich Architektur und funktionaler Zusammenhänge findet jedoch nur statt, wenn das CM vollständig über Phase 1 und 2 (siehe Abb. 48) beauftragt wird. Voraussetzung für den Erfolg von GMP-Projekten ist das Prinzip der „gläsernen Taschen“. Hierzu gehören u. a., dass beide Vertragsparteien an den Vergaben teilnehmen und dass der Auftraggeber ständig Informationen über die aktuellen Kosten und Termine erhält.
4
Grundlagen der Kalkulation
4.1
Grundlagen des Rechnungswesens
4.1.1 Einführung Mit Hilfe der Kalkulation werden alle durch die Erstellung einer Bauleistung entstehenden Kosten erfasst. Die systematische Zusammenstellung aller im Unternehmen anfallenden und zahlenmäßig erfassbaren Vorgänge erfolgt mit Hilfe des baubetrieblichen Rechnungswesens (siehe Abb. 50).
Baubetriebliches Rechnungswesen
Unternehmensrechnung
Kosten- und Leistungsrechnung
Bestandsrechnung
Erfolgsrechnung
Bauauftragsrechnung
Baubetriebsrechnung Betriebsbuchhaltung
Bilanz
GuV
Soll-Werte
Ist-Werte
Angebots-, Auftragskalkulation
Innerbetriebliche Kostenund Leistungsverrechnung
Betriebsstatistik
Planungsrechnung
Soll-IstVergleichsrechnung
Mengen- und Wertvergleiche Nachkalkulation
Leistungsrechnung
Kostenrechnung
Ergebnisrechnung
Kostenartenrechnung
Kostenstellenrechnung
Kostenträgerrechnung
Abb. 50 Gliederung des baubetrieblichen Rechnungswesens
Das Rechnungswesen der Unternehmung ist ein Instrument zur zahlenmäßigen Erfassung und Abbildung betriebswirtschaftlicher Sachverhalte. Die im Rechnungswesen verarbeiteten und verdichteten Informationen dienen Personen und Institutionen innerhalb und außerhalb der Unternehmung als Grundlage für weitere Entscheidungen und Handlungen. Personen, die ein aus dem Rechnungswesen abzuleitendes Informationsbedürfnis oder -recht haben, sind z. B. (siehe Abb. 51): •
die Unternehmens-, Bereichs-, Abteilungsleitungen, Bauleitung, usw. zur Planung und Kontrolle der wirtschaftlichen Vorgänge im Unternehmen und mit der Umwelt der Unternehmung,
•
Unternehmensberater, Steuerberater als Grundlage der Beratung,
108
4 Grundlagen der Kalkulation
•
Kreditgeber, Gläubigerbanken zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit und Bonität der Unternehmung als Schuldner,
•
der Staat als Grundlage der Berechnung von Steuern und Abgaben, aber auch von Beihilfen und Subventionen und
•
andere mit der Unternehmung zusammenarbeitende Firmen, Auftraggeber, usw. zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit und Bonität. Bei der Kapitalgesellschaft (GmbH, AG) besteht eine eingeschränkte Informationspflicht. Personengesellschaften (OHG, KG, Einzelunternehmen) sind nicht auskunftspflichtig.
Aus diesen unterschiedlichen Informationsbedürfnissen heraus haben sich das interne Rechnungswesen und das externe Rechnungswesen als Zweige herausgebildet. Das externe Rechnungswesen bezeichnet man auch als Unternehmensrechnung oder Finanzbuchhaltung, das interne Rechnungswesen als Kosten- und Leistungsrechnung. Informationsquelle Kosten- und Leistungsrechnung
Informationsempfänger
Unternehmensrechnung
X
X
Sparten- und Bauleitung
(X)
–
Unternehmens- und Steuerberater
(X)
Unternehmensleitung
Kreditgeber, Gläubigerbanken
Staat
entsprechend Auftrag
(X)
–
(X)
(X)
X
andere Unternehmen; sonstige Personen
(X) –
entsprechend Auftrag
bei AG und GmbH bei Personengesellschaften
X = uneingeschränkte Information; (X) = eingeschränkte Information; – = keine Information
Abb. 51 Informationsbeziehungen der Unternehmung
4.1.2 Begriffe des Rechnungswesens Abgrenzung zwischen Kosten, Aufwendungen und Ausgaben •
Kosten Kosten sind der intern bewertete Verzehr von Gütern und Dienstleistungen (z. B. Arbeitsstunden, Baustoffe, Planungsleistungen, Geräte usw.) für den Absatz und die Erstellung von eigenen Leistungen. Sie werden in der Kostenund Leistungsrechnung, d. h. im internen Rechnungswesen, erfasst.
4.1 Grundlagen des Rechnungswesens
•
109
Aufwendungen Aufwendungen sind die von einer Unternehmung innerhalb einer bestimmten Abrechnungsperiode verbrauchten Güter und Leistungen. Die Erfassung erfolgt nach dem Handels- und Steuerrecht.
•
Ausgaben Ausgaben sind alle periodenbezogenen Zahlungsausgänge einer Unternehmung (z. B. Kredittilgung, Bezahlung von Lieferantenrechnungen für Baustoffe, Zahlung von Steuern und Gebühren).
Abgrenzung zwischen Leistungen, Ertrag und Einnahmen •
Leistungen Leistungen sind die in Erfüllung des Betriebszweckes erstellten Güter und Dienstleistungen (Bauleistungen). Leistungen werden im Rahmen der Kostenund Leistungsrechnung erfasst. Leistungen werden in Werteinheiten (€), also Preisen, registriert. Alle Erträge, die nicht im Zusammenhang mit der Erstellung der Bauleistungen stehen, haben keinen Leistungscharakter. Der Saldo aus Kosten und Leistungen einer Periode wird als Ergebnis der Periode bezeichnet.
•
Ertrag Ertrag ist der Geldwert für die am Markt verkauften Bauleistungen während einer Periode. Erträge werden in der Gewinn- und Verlustrechnung den Aufwendungen gegenübergestellt.
•
Einnahmen Einnahmen sind sämtliche Geldeingänge einer Unternehmung (z. B. Kreditaufnahme, Bezahlung einer Abschlagsrechnung).
Abgrenzung zwischen Bilanzieller und Kalkulatorischer Abschreibung •
Abschreibung Abschreibung bezeichnet man auch als Absetzung für Abnutzung (AfA). Wird ein Wirtschaftsgut über mehrere Jahre genutzt, wie dies beispielsweise bei Baumaschinen der Fall ist, werden die Kosten der Abnutzung über die Dauer der Nutzung verteilt.
•
Bilanzielle Abschreibung Der Ansatz bilanzieller Abschreibungen in der Unternehmensrechnung wird von finanzpolitischen Überlegungen des Unternehmens beeinflusst. Die bilanzielle Abschreibung wird nach den Vorschriften des Handels- und Steuerrechts ermittelt (AfA-Tabellen). Meist ist ein degressiver Verlauf zulässig.
110 •
4 Grundlagen der Kalkulation
Kalkulatorische Abschreibung Der Ansatz von kalkulatorischen Abschreibungen unterliegt keinen Vorschriften und Gesetzen. Die Höhe der Abschreibung soll der tatsächlichen Abnutzung entsprechen und dient dem Unternehmen für interne Zwecke bei der Planung und Erfassung der Kosten. Die kalkulatorische Abschreibung erfolgt i. d. R. über einen längeren Zeitraum als die bilanzielle Abschreibung In der Bauauftragsrechnung wird die kalkulatorische Abschreibung linear, d. h. mit periodengleichen Beträgen, angesetzt. Die meisten Bauunternehmen orientieren sich an der Baugeräteliste (BGL) 89, in der für praktisch alle Baugeräte Abschreibungssätze innerhalb geringer Bandbreiten angegeben sind. Die BGL wird vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. herausgegeben. Die Summe der gesamten kalkulatorischen Abschreibung sollte dem Preis entsprechen, der am Ende der Nutzung für die Wiederbeschaffung des Wirtschaftsgutes aufgebracht werden muss, d. h. die kalkulatorische Abschreibung geht vom Wiederbeschaffungswert aus. Im Gegensatz dazu geht die bilanzielle Abschreibung vom Anschaffungswert aus.
4.1.3 Unternehmensrechnung Die Unternehmensrechnung bildet alle Vorgänge einer Unternehmung aus den Geschäftsbeziehungen zur Umwelt (Beschaffungs-, Bau-, Kapitalmarkt und Staat) ab. Die wichtigsten Teilrechnungen sind die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), anhand derer der handels- und steuerrechtliche Jahresabschluss erstellt wird (siehe Abb. 52). Die Bilanz ist eine Gegenüberstellung von Vermögen (Aktiva) und Kapital (Passiva) zu einem Stichtag. Sie gibt Auskunft über die Vermögensverhältnisse der Unternehmung. Die Gewinn- und Verlustrechnung ermittelt den Erfolg aus Saldo zwischen Aufwendungen und Erträgen innerhalb einer Periode. Sie zeigt das Zustandekommen des Erfolges nach seinen Quellen und seiner Zusammensetzung auf. Die Unternehmensrechnung unterliegt bei der Erstellung der Berechnungen den strengen Regeln und Gesetzen des Handels- und Steuerrechts.
89
Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: BGL Baugeräteliste 2001
111
4.1 Grundlagen des Rechnungswesens
Außenbereich
Innenbereich
Außenbereich
Leistungserstellungsbereich
Einkauf z.B. Baustoffe Maschinen
Beschaffungsmarkt
Bezahlung
Kapitalzufluss z.B. Kredite Beteiligungen
Aufwand Kosten
Auszahlung
Leistung Ertrag Einzahlung
Kapitalmarkt Kapitalabfluss z.B. Kredittilgung Beteiligungen
Aufwand Auszahlung
Leistungserstellungsprozess
Unternehmung Leistung Ertrag
Absatz von Bauleistungen
Einzahlung
Vergütung von Bauleistungen
Baumarkt
Kosten Aufwand Auszahlung
Steuern Abgaben
Staat Einzahlung
Subventionen
Finanzwirtschaftlicher Bereich Abb. 52 Beziehung zwischen der Unternehmung und der Umwelt
4.1.4 Kosten- und Leistungsrechnung Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) wird zur zahlenmäßigen Erfassung und Darstellung der Produktionstätigkeit eines Unternehmens eingesetzt. Für die Erstellung und Durchführung der KLR gelten keine gesetzlichen Vorschriften. Daher kann die KLR von jedem Unternehmen nach den individuellen Bedürfnissen gestaltet werden. Abgestimmte Empfehlungen existieren von den Spitzenverbänden der Bauwirtschaft, damit überbetriebliche Vergleiche auf der Basis vereinheitlichter Grundlagen ermöglicht werden. Die Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmung umfasst im Wesentlichen die nachstehenden Bereiche: •
Bauauftragsrechnung zur Kostenermittlung vor, während und nach der Ausführung,
•
Baubetriebsrechnung zur Ermittlung und Verrechnung von Kosten für erstellte Bauleistungen,
•
Soll-Ist-Vergleichsrechnung wobei die Vergleiche sowohl Mengen als auch Kosten betreffen können.
112
4 Grundlagen der Kalkulation
4.1.5 Bauauftrags- und Baubetriebsrechnung In der Bauauftragsrechnung werden vorwiegend diejenigen Kosten ermittelt, die für die Erstellung der Bauleistung notwendigen Güter und Dienste entstehen. Die Kostenermittlung vor Erstellung der Leistung wird im allgemeinen Sprachgebrauch des Bauwesens häufig als Kalkulation bezeichnet. Wegen der besonderen Bedeutung der (Vor-)Kalkulation wird diese in den folgenden Abschnitten gesondert behandelt (siehe Abschn. 4.2 ff.). Die Überprüfung der Vorgabewerte aus der Vorkalkulation nach Erstellung der Leistungen wird als Nachkalkulation bezeichnet (siehe Abb. 53). In der Baubetriebsrechnung erfolgt eine Erfassung der Kosten und Leistungen mit dem vorrangigen Ziel der Überprüfung des innerbetrieblichen Geschehens. Hierzu können u. a. die nachstehenden Verfahren eingesetzt werden: •
Innerbetriebliche Leistungs- und Kostenverrechnung 90 Erbringt eine Stelle innerhalb eines Betriebes eine Lieferung oder Leistung für andere Stellen, so sind die Kosten der „liefernden“ Stelle an die „beziehende“ Stelle weiter zu belasten.
•
Leistungsrechnung Die erstellte Bauleistung wird unter Bewertung nach Verkaufspreisen, beispielsweise nach Einheitspreisen, erfasst.
•
Kostenrechnung Die Erfassung der für die Erstellung der Leistung entstehenden Kosten kann nach unterschiedlichen Zuordnungsprinzipien erfolgen: – Kostenartenrechnung mit Unterscheidung nach Kostenarten, z. B. Lohn-, Stoff-, Geräte- und Fremdleistungskosten; – Kostenstellenrechnung mit Unterscheidung der von den einzelnen Stellen verursachten Kosten, z. B. Baustellen, Verwaltung, Hilfsbetriebe; – Kostenträgerrechnung mit Unterscheidung der für die „Erwirtschaftung“ der anfallenden Kosten verantwortlichen Stellen, dies werden i. A. die „Bauwerke“ oder die „Baustellen“ sein, d. h. im Bauwesen entspricht die Kostenstelle „Baustelle“ meistens dem Kostenträger „Bauwerk“ oder „Auftrag“, da die anfallenden Kosten nur über erteilte Aufträge verrechnet und in Leistung umgewandelt werden können.
90
Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und Zentralverband des Deutschen Baugewerbes: KLR Bau Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen
113
4.2 Grundlagen der Bauauftragsrechnung
•
Ergebnisrechnung In der Ergebnisrechnung werden in einer Differenzbetrachtung die Kosten und die Leistungen sowohl für verschiedene Zeiträume (Monat, Quartal, Jahr) als auch für verschiedene Bereiche (eigene Baustellen, Gemeinschaftsbaustellen, Sparten, Niederlassungen, Geschäftsbereiche, Gesamtunternehmen) verglichen.
4.2
Grundlagen der Bauauftragsrechnung
4.2.1 Elemente der Bauauftragsrechnung Unter der Vorkalkulation werden alle Kalkulationen zusammengefasst, die vor Auftragserteilung durchgeführt werden. Diese unterteilen sich in die eigentlichen Angebotskalkulationen und die Vertrags- oder Auftragskalkulation (siehe Abb. 53).
Zuschlag / Auftragserteilung
Vor Auftragserteilung Erstellung eines Angebotes
Auftragsverhandlung
Nach Auftragserteilung
Arbeitsvorbereitung
Erstellung der Bauleistungen
Vorkalkulation Angebotskalkulationen Angebotskalkulationen Angebotskalkulationen
Arbeitskalkulationen Arbeitskalkulation Arbeitskalkulation Nachkalkulationen Nachkalkulationen Nachkalkulationen
Urkalkulation Auftrags- oder Vertragskalkulation
NachtragsNachtragsNachtragskalkulationen kalkulationen kalkulationen
Abb. 53 Gliederung der Bauauftragsrechnung
In den Angebotskalkulationen ermittelt das Bauunternehmen auf der Grundlage der Leistungsbeschreibung des Auftraggebers Einheitspreise und Gesamtangebotssummen. Ziel ist, ein marktgerechtes Angebot zu erstellen, das zur Beauftragung führt. Bei einer öffentlichen Ausschreibung wird nur eine Angebotskalkulation erstellt, die zur Submission eingereicht wird und an die der Bieter während der Zuschlagsfrist (§ 19 VOB/A) gebunden ist. Bei privaten Auftraggebern werden während der Auftragsverhandlung nicht nur Preisverhandlungen geführt, es werden regelmäßig auch neue Angebotskalkulationen für Variantenuntersuchungen und Alternativen vom mög-
114
4 Grundlagen der Kalkulation
lichen Auftraggeber gefordert. Dann müssen häufig eine Vielzahl von Angebotskalkulationen erstellt werden. Ist die Leistung funktional, das heißt als Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm ausgeschrieben, muss das anbietende Unternehmen in der Regel einen Pauschalpreis anbieten, dessen Ermittlung aber intern ebenfalls einer Kalkulation über die unterschiedlichen Teilleistungen / Positionen bedarf. Die Vertrags- oder Auftragskalkulation wird unmittelbar vor oder nach Auftragserteilung durchgeführt. Durch sie wird die zum Zeitpunkt der Auftragserteilung zu erbringende Bauleistung verbal in Form der Leistungsbeschreibung durch ein Leistungsverzeichnis oder durch ein Leistungsprogramm (§ 9 VOB/A) beschrieben. Die hierfür vereinbarte Vergütung wird in Form von Einheitspreisen oder einer Pauschalsumme definiert. Im Rahmen von öffentlichen Ausschreibungen besteht zuerst zwischen der Angebotsund der Vertrags- oder Auftragskalkulation kein Unterschied, da Preisverhandlungen untersagt sind. Jedoch schreiben die Vergabehandbücher 91 vor, dass bei der Vergabe berücksichtigte Nebenangebote und Änderungsvorschläge sowie die Ordnungszahl der auszuführenden Wahlpositionen anzugeben ist. Die Vertrags- oder Auftragskalkulation bei öffentlichen Aufträgen kann somit nur nach dem Zuschlag durchgeführt werden. Die Differenz zwischen der Angebots- und der Vertrags- oder Auftragskalkulation kann beträchtlich sein, insbesondere wenn Nebenangebote beauftragt werden. Zu beachten ist, dass die Mengenansätze der Positionen beim Zuschlag nicht neuesten Erkenntnissen angepasst werden dürfen, auch wenn Mengenänderungen zu erwarten sind. Bei privaten Auftraggebern werden nach der ersten Angebotskalkulation häufig viele Varianten der Auftragskalkulation neu berechnet, da zum Beispiel während der Auftragsverhandlungen Entwurfsvarianten intensiv diskutiert werden und deren kostenmäßige Auswirkungen zu ermitteln sind. Die Vertrags- oder Auftragskalkulation kann dann vor Vertragsabschluss erstellt werden und beschreibt die letztendlich ausgewählte Variante der zu erbringenden Bauleistung und der zugehörigen Vergütung. In diesem Fall wird die Vertragskalkulation regelmäßig Bestandteil eines paraphierten und von beiden Vertragspartnern unterschriebenen Bauvertrages. Andererseits kann es aber auch möglich sein, dass ähnlich der öffentlichen Vergabe der Auftraggeber den Bauauftrag unter Nennung der gewählten Alternativen erteilt und erst nachträglich die Auftragskalkulation erstellt wird. In diesem Fall sind nicht selten nachträglich umfangreiche Abstimmungen erforderlich, um Bauleistung und vereinbarte Vergütung zwischen Auftraggeber und Unternehmer endgültig abzustimmen.
91
Z. B. Bundesministerium für Verkehr Bau und Stadtentwicklung: HVA B-StB Handbuch für die Vergabe und Ausführung im Straßen- und Brückenbau Stand 03/2006, 2.5 – S. 2
4.2 Grundlagen der Bauauftragsrechnung
115
Das eigentliche Ziel der Vertrags- oder Auftragskalkulation besteht in der Umsetzung des Bau-Solls 92. Darin liegt nicht nur ihre rechtliche sondern auch die unternehmensinterne Bedeutung. Unter der Urkalkulation wird eine Dokumentation der Angebotskalkulation verstanden, die bei der Submission in einem verschlossenen und häufig auch versiegelten Umschlag bei öffentlichen Submissionen abzugeben ist. Die Urkalkulation ist Grundlage für solche Nachtragskalkulationen, die auf dem preislichen Niveau der Angebotskalkulation mit den dort festgelegten Zuschlagsätzen durchzuführen sind. Die Urkalkulation wird in vielen Unternehmen häufig speziell angefertigt, da die nicht selten äußerst komplexe Kalkulation, die mit modernen Kalkulationsprogrammen möglich ist, auf eine lesbare Form reduziert werden muss. Bestandteil der Urkalkulation ist auf jeden Fall das Schlussblatt, aus dem die Umlagesätze entnommen werden können und eine Liste mit Kalkulationsansätzen einer jeden Position. Aus der Auftrags- oder Vertragskalkulation werden die Arbeitskalkulationen entwickelt. Von besonderer Bedeutung ist die erste Arbeitskalkulation, die unmittelbar nach Auftragserteilung erstellt wird. Dabei werden zuerst die vertraglich vereinbarten Einheitspreise programmtechnisch festgeschrieben. Zusätzlich werden als Ergebnis der Optimierung von Bauverfahren und der Verhandlungen mit den Materiallieferanten und den Subunternehmern die Kalkulationsansätze korrigiert. Außerdem sollten die Mengenansätze der Leistungsverzeichnis-Positionen den erwarteten Abrechnungsmengen angepasst werden. Somit ergeben sich aus der Arbeitskalkulation nicht nur die erwartete Abrechnungssumme und die hochgerechneten Kosten, sondern auch erwartete Arbeitsstunden, erwartete Gerätekosten und andere Hochrechnungen. Die Differenz aus der erwarteten Abrechnungssumme und den hochgerechneten Kosten stellt das hochgerechnete Projektergebnis (Gewinn oder Verlust) dar. Falls die Kosten ohne den Zuschlag für die Allgemeinen Geschäftskosten angesetzt werden, ergibt sich der erwartete Deckungsbeitrag. Ziel der Arbeitskalkulation ist somit, eine Basis für eine Vielzahl von Planungs- und Hochrechnungen zu erhalten. Diese können einerseits kaufmännisch orientiert, andererseits aber auch rein baubetrieblich sein. Regelmäßig sollen fortgeschriebene Arbeitskalkulationen erstellt werden. Dies kann ereignisorientiert erfolgen, zum Beispiel nach der Vergabe von Subunternehmerleistungen, nach dem Abschluss von Einkaufsverträgen für Baumaterialien oder nach der Festlegung von Verfahrensänderungen. 93 Unmittelbar vor der monatlichen 92
Das Bau-Soll wird durch das gesamte Vertragswerk beschrieben. Von besonderer Bedeutung sind z. B. auch Baupläne, Terminpläne und Baustelleneinrichtungspläne. 93 Ein typisches Beispiel stellt der Fall dar, dass eine ursprünglich massiv kalkulierte Decke nun mit einer Gitterträgerdecke hergestellt werden soll. Damit entfallen die Schalungsansätze komplett. Die Frischbetondicke ist um 5 cm zu reduzieren, die Bewehrungskosten sind zu korrigieren, die Gitterträgerplatte selbst als auch das Versetzen dieser müssen angesetzt werden .
116
4 Grundlagen der Kalkulation
Leistungsmeldung sollten für die Projekthochrechung die Ansätze der Arbeitskalkulation überprüft werden. Eine Nachtragskalkulation wird erforderlich, wenn nach § 2 VOB/B Änderungen der Vergütung notwendig werden. Typisch sind insbesondere vom Bauherrn geforderte Änderungen des Bauentwurfs (§ 2 Nr. 5 VOB/B) und vom Bauherrn geforderte Ausführungen von Leistungen, die im Vertrag nicht vorgesehen waren (§ 2 Nr. 6 VOB/B). Weitere Ursachen liegen zum Beispiel in der Abweichung der ausgeführten Mengen zu den ausgeschriebenen Mengen von mehr als +/- 10 % (§ 2 Nr. 3 VOB/B). Zu erwähnen sind außerdem Nachträge, die sich in einem Schadenersatzanspruch nach § 6 Nr. 6 VOB/B begründen, die sich aus Behinderungen ergeben, die vom Auftraggeber verursacht wurden. Zu beachten ist, dass eine Nachtragskalkulation aus Gründen des § 2 VOB/B immer auf der Urkalkulation basiert (Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen), während sich ein Nachtrag nach § 6 Nr. 6 VOB/B anhand des kausal nachgewiesenen, tatsächlichen Schadens ergibt. Die Nachkalkulation wird durchgeführt, um unternehmensintern Erkenntnisse aus der Bauabwicklung zu gewinnen. Zum einen sind Zeitaufnahmen nach den RefaMethoden 94 zu nennen, mit denen Aufwands- und Leistungswerte ermittelt werden. Zum anderen werden Verbrauchsmengen mit abgerechneten beziehungsweise Planmengen verglichen, um Streuverluste zu erkennen. Dies sind technische Nachkalkulationen, die während der Erstellung der Baumaßnahme durchgeführt werden. Des Weiteren gibt es kaufmännische Nachkalkulationen, in denen die Kostenabweichungen zwischen kalkulierten Kosten und den tatsächlichen Ist-Kosten erfasst werden. Diese Nachkalkulation wird häufig auch nach Abschluss der Baumaßnahme vorgenommen, wenn die Ursachen von Verlusten analysiert werden sollen.
4.2.2 Charakteristika von Kostenverläufen Als Charakteristikum eines Kostenverlaufs 95 wird der Zusammenhang zwischen einer Kosteneinflussgröße, beispielsweise der zu leistenden Menge Aushub [m³] oder Schalung [m²] und den hierdurch entstehenden Kosten bezeichnet. Die Kostenverläufe weisen unterschiedliche Charakteristika auf, weil sich die Gesamtkosten aus fixen Kosten (von der Einflussgröße unabhängig) und variablen Kosten (von der Einflussgröße abhängig) zusammensetzen. Aus diesen beiden Bestandteilen errechnen sich die sog. „Stückkosten“, d. h. die Kosten je Mengeneinheit.
94 95
Weitere Informationen unter www.refa.de Das Kapitel 4.2.2 Charakteristika von Kostenverläufen lehnt sich an Drees / Paul: Kalkulation von Baupreisen, S. 23 ff. an.
117
4.2 Grundlagen der Bauauftragsrechnung
Kosteneinflussgröße Diejenige Größe, in deren Abhängigkeit der Kostenverlauf zu bestimmen ist, wird als Kosteneinflussgröße bezeichnet. Dies können die Bauzeit, die zu leistende Menge oder der Beschäftigungsgrad sein. Fixe Kosten Als fixe Kosten bezeichnet man diejenigen Kostenbestandteile, die keinen Zusammenhang mit der betrachteten Kosteneinflussgröße aufweisen. Aus fixen Kosten können aber auch variable Kosten werden, wenn man die Kosteneinflussgröße verändert. Beispielsweise sind die Kosten einer Schalungswerkstatt in so weit fix, als ein gewisser Personalbestand unabhängig von der tatsächlichen Leistung vorgehalten werden muss, um leistungsfähig zu bleiben (Bereitschaftskosten). Betrachtet man jedoch die Kosteneinflussgröße Zeit, so sind diese Kosten variable Kosten, da sie jeden Monat anfallen und nicht stetig in Abhängigkeit von der Auslastung verändert werden können. Fixe Kosten können sich jedoch auch sprunghaft verändern, wenn beispielsweise beim Unter- oder Überschreiten gewisser Beschäftigungsgrade Produktionseinheiten entfallen können oder zusätzlich bereit gestellt werden müssen. In diesem Fall spricht man von sog. „intervallfixen“ oder „sprungfixen“ Kosten, weil sie nur für bestimmte Intervalle der Kosteneinflussgröße konstant sind und sich dann sprunghaft ändern.
k [€/Einheit]
K [€]
Entstehen durch eine Produktionseinheit ausschließlich fixe Kosten Kfix [€] und ist die Produktionsmenge variabel, dann ergeben sich im idealisierten Verlauf sinkende Stückkosten k [€/Einheit] bei steigender Produktionsmenge (siehe Abb. 54)
Gesamtkosten K = Fixkosten Kfix Stückkosten k
Menge x
Menge x
Abb. 54 Zusammenhang zwischen Kosten und erzeugter Menge bei fixen Kosten
118
4 Grundlagen der Kalkulation
Sprungfixe Kosten
Gesamtkosten [€]
Stückkosten [€/m3]
Wenn die Anzahl der Produktionseinheiten nur „sprunghaft“ erhöht werden kann, wie beispielsweise die Anzahl von LKW in einer Transportkette für Aushubarbeiten, so ergibt sich beim Hinzukommen eines weiteren LKW ein sprunghafter Anstieg der Gesamtkosten und der Stückkosten. Die minimalen Stückkosten werden erst dann erreicht, wenn auch die neu hinzugekommene Produktionseinheit (LKW) mit ihrer Kapazität voll ausgelastet wird.
Leistung pro Schicht [m3]
Leistung pro Schicht [m3]
Abb. 55 Zusammenhang zwischen Kosten und Produktionseinheiten bei intervallfixen Kosten (sprungfixe Kosten)
Variable Kosten
k [€/Einheit]
K [€]
Wenn sich Kosten in Abhängigkeit von der jeweiligen Einflussgröße ändern, spricht man von variablen Kosten.
Gesamtkosten K
Stückkosten k
Menge x
Menge x
Abb. 56 Zusammenhang zwischen Kosten und erzeugter Menge (bzw. Zeit) bei proportionalen Kosten
119
4.2 Grundlagen der Bauauftragsrechnung
Proportionale Kosten treten dann auf, wenn sich die Gesamtkosten in linearer Abhängigkeit von der Kosteneinflussgröße verändern. Dieser Fall ist dann gegeben, wenn Stoffkosten ausschließlich mengenproportional sind und beispielsweise für die doppelte Menge an Schalung, Beton oder Bewehrung auch die doppelten Kosten anfallen (siehe Abb. 56). Nichtproportionale Kosten weisen einen nicht linearen Zusammenhang zwischen Kosten und Kosteneinflussgröße auf. Sie können einen degressiven oder progressiven Verlauf einnehmen (siehe Abb. 57). Ein degressiver Verlauf kann sich aus Einarbeitungseffekten ergeben, d. h. die Kosten pro Einheit steigen in geringerem Maße als die erzeugte Menge. Ein progressiver Verlauf kann beispielsweise entstehen, wenn das Kapazitätsoptimum überschritten wird und die eingesetzten Kapazitäten nicht mehr die maximal mögliche Menge produzieren oder wenn bei Überstundenarbeit die Produktivität absinkt. Dann steigen die Kosten pro Einheit stärker als die produzierte Menge.
K [€]
K [€]
Menge x
Progressiver Gesamtkostenverlauf K [€]
Degressiver Gesamtkostenverlauf
Proportionaler Gesamtkostenverlauf
Menge x
Menge x
Abb. 57 Zusammenhang zwischen Kosten und erzeugter Menge bei degressiven bzw. progressiven Kosten
Fixe und variable Kosten Wenn die Gesamtkosten einer Produktionseinheit aus fixen und variablen Bestandteilen bestehen, dann ergibt sich ein Verlauf der Stückkosten mit einem konstanten „Sockelbetrag“, der den fixen Stückkosten entspricht, und einem mit der Produktionsmenge abnehmenden Anteil, den variablen Stückkosten. Ein solcher Kostenverlauf ist typisch für Gerätekosten, bei denen sich die fixen Gesamtkosten aus dem An- und Abtransport des Gerätes zur und von der Baustelle ergeben. Diese Kostenbestandteile treten in jedem Fall auf und sind unabhängig von der tatsächlich produzierten Menge. Die variablen Stückkosten ergeben sich aus der Abschreibung und den Betriebskosten.
4 Grundlagen der Kalkulation
k [€/Einheit]
K [€]
120
Gesamtkosten K
Stückkosten k
Variable Gesamtkosten Kvar
Variable Stückkosten kvar
Fixe Gesamtkosten Kfix
Fixe Stückkosten kfix
Menge x
Menge x
Abb. 58 Zusammenhang zwischen Kosten und erzeugter Menge bei fixen und variablen Kosten
4.2.3 Direkte und indirekte Kosten in der Bauauftragsrechnung In der Bauauftragsrechnung tritt das Problem auf, dass die Gesamtkosten einer Baustelle über die einzelnen Positionen im Leistungsverzeichnis „erwirtschaftet“ werden müssen, für diese aber zunächst nur die direkt mit ihnen verbundenen Kostenbestandteile ermittelt werden können. Für eine Betonposition bedeutet dies beispielsweise, dass die Stoffkosten für die Lieferung des Betons und die Lohnkosten für den Einbau dieser Position direkt zugewiesen können. Für die gesamte Baustelle fallen jedoch auch Kosten für die Baustelleneinrichtung, für die Bauleitung oder für den Kran an, ohne dass der durch den einzelnen Kubikmeter Beton verursachte Anteil an diesen indirekten Kosten ermittelbar ist. Im Hinblick auf eine möglichst verursachungsgerechte Zuordnung der Kosten zu den Teilleistungen (Positionen) muss deshalb ein Verfahren gefunden werden, das entsprechende Zurechnungen der indirekten Kosten zu den direkten Kosten ermöglicht. Nach der Zurechenbarkeit wird deshalb zunächst unterschieden nach •
Einzelkosten
•
Gemeinkosten.
Die Einzelkosten können einem Objekt (LV-Position, Teilleistung) direkt zugerechnet werden, die Gemeinkosten entstehen gemeinsam durch mehrere Objekte, durch die Baustelle oder das Unternehmen insgesamt und können dem einzelnen Objekt nur indirekt zugewiesen werden. Dies bedeutet für die Bauauftragsrechnung / Kalkulation, dass die Gemeinkosten zunächst getrennt ermittelt und den einzelnen Objekten / Teilleistungen dann mit Hilfe eines Verteilungsschlüssels zugerechnet werden müssen. Hinsichtlich der Kosten-„Stellen“ ist in der Bauauftragsrechnung die nachstehende Unterscheidung üblich.
4.2 Grundlagen der Bauauftragsrechnung
•
121
Gemeinkosten der Baustelle (GKB) Die Gemeinkosten der Baustelle können zwar nicht direkt den einzelnen Teilleistungen, aber direkt der Baustelle zugewiesen werden. Sie entstehen durch die Leistungserstellung auf der Baustelle, werden aber nicht durch einzelne Positionen im Leistungsverzeichnis beschrieben, sondern sind im Sinne von VOB/C (siehe Abschn. 3.4) als Nebenleistung zu erbringen. Sie werden deshalb auch nicht gesondert vergütet. Typische Gemeinkosten der Baustelle sind die Kosten für das Aufbauen, die Vorhaltung, den Betrieb und den Abbau der Baustelleneinrichtung einschließlich der Lohn- und Gehaltskosten für das „nicht produktive“ Personal, beispielsweise Kranführer, Bauleiter, Vermesser, Abrechner etc.
•
Allgemeine Geschäftskosten (AGK) Für die Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft eines Unternehmens fallen Kosten an, die zwar dem Unternehmen als Ganzes zugerechnet werden können, aber nicht mehr direkt der einzelnen Baustelle oder gar einer einzelnen Teilleistung / Position. Trotzdem müssen auch diese Kosten durch die einzelnen Teilleistungen / Positionen erwirtschaftet werden, denn nur diese kann das Unternehmen gegenüber dem Auftraggeber abrechnen. Diese Kostenbestandteile, z. B. Kosten der Geschäftsführung, der Buchhaltung, der Personalabteilung, der zentralen Kalkulation und Arbeitsvorbereitung etc. werden i. A. als Allgemeine Geschäftskosten oder als Verwaltungsgemeinkosten bezeichnet.
Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Zurechenbarkeit der einzelnen Kostenbestandteile zu den verschiedenen Teilleistungen bedarf es in der Bauauftragsrechnung / Kalkulation eines Umlageverfahrens, das es erlaubt, den direkt zurechenbaren Einzelkosten der Teilleistungen (EKT) die sonstigen Kostenbestandteile im Wege einer Umlage zuzurechnen (siehe Abb. 59). Bestandteile dieser Umlage sind dann •
Gemeinkosten der Baustelle (GKB)
•
Allgemeine Geschäftskosten (AGK)
•
Wagnis und Gewinn (W+G).
Dabei ist zu beachten, dass Ansätze für Wagnis und Gewinn zwar in der Kalkulation berücksichtigt werden, jedoch betriebswirtschaftlich keine Kosten darstellen. Die Zuschläge für Wagnis und Gewinn werden aber üblicherweise gemeinsam mit den Umlagekosten (GKB + AGK) den Einzelkosten der Teilleistungen zugerechnet.
122
4 Grundlagen der Kalkulation
Wagnis und Gewinn Allgemeine Geschäftskosten Gemeinkosten der Baustelle
Umlage
EKT1EKT1
EKT EKT 22
EKT3 EKT3
EKT EKT 4 4
Zuschlag in %
Pos. 1
Pos. 2
Pos. 3
Pos. 4
Abb. 59 Umlage auf die Einzelkosten der Teilleistungen
4.2.4 Kalkulationsansätze in der Bauauftragsrechnung Bei der Kalkulation werden die Einzelkosten je Teilleistung als Produkt aus der Faktormenge und dem Faktorpreis berechnet, der voraussichtlich zum Zeitpunkt der Bauausführung aus ausführenden Unternehmen als Marktpreis zu bezahlen ist, falls keine Preisgleitklausel vereinbart wird, die den Ansatz des gegenwärtigen Marktpreises erlauben würde. Unter Faktormenge sind beispielsweise die für die Ausführung notwendigen Lohn- oder Gerätestunden oder die Baustoffmengen zu verstehen. Der Faktorpreis ist der Preis einer Arbeits- oder Gerätestunde oder der Baustoffpreis pro Mengeneinheit. Die Faktormenge wird stets auf die Mengeneinheit der jeweiligen Teilleistung bezogen. Zu ermitteln ist also beispielsweise bei einer Stahlbetondecke der Bedarf an Beton [m³] für einen [m²] Deckenfläche oder bei einer Mauerwerksposition die Anzahl der Mauersteine pro [m³] Mauerwerk. Die Berechnung der Lohnkosten erfolgt über so genannte Aufwandswerte, Gerätekosten werden üblicherweise über Leistungswerte ermittelt. Aufwandswerte Ein Aufwandswert gibt an, wie viel an Arbeitsstunden für die Erstellung einer Mengeneinheit der jeweiligen Teilleistung voraussichtlich erforderlich werden. In der Bauauftragsrechnung werden die Aufwandswerte oftmals auch als Stundenansätze bezeichnet. Arbeitsstunden [ h ] Aufwandswert = ----------------------------------------------------------------------------------------------Mengeneinheit [ m³, m², Stück etc ]
123
4.3 Verfahren der Bauauftragsrechnung
Beispiele 96: Betonieren von feingliedrigen Bauteilen Betonieren von Massenbeton Mauern von Wänden, d = 24 cm, je nach Steinsorte Schalen von Wänden Verlegen von geschnittenem und gebogenem Stahl
0,8 – 1,5 0,3 – 0,8 3,5 – 4,5 0,4 – 1,0 10 – 15
h/m³ h/m³ h/m³ h/m² h/t
Aus der Bandbreite der angegebenen Werte wird bereits deutlich, dass es sich hierbei nur um Richtwerte handelt, die je nach den Randbedingungen des Einzelfalls beträchtlich streuen können. Werden in der Bauauftragsrechnung keine eigenen, unternehmensinternen Aufwandswerte verwendet, sondern wird auf Werte aus der Fachliteratur zurück gegriffen, so ist vor der Verwendung solcher Werte sorgfältig zu prüfen, ob die Werte im Hinblick auf die Vergleichbarkeit der Baustellen- und Produktionsbedingungen überhaupt verwendbar sind. Leistungswerte Bei der Kalkulation von geräteintensiven Arbeiten werden Leistungswerte verwendet, die angeben, mit welcher Geräteleistung pro Zeiteinheit zu rechnen ist. Leistungsmenge [ m³, m² oder t ] Leistungswert = -----------------------------------------------------------------------------------------Zeiteinheit [ d, h oder min ] Beispiele 97: Aushub mit Hydraulikbagger, Löffelinhalt 0,8 m³ Grabenaushub mit Hydraulikbagger, Tieflöffel 0,4 m³ Einbau von Schwarzmischgut
80 m³/h 15 m³/h 800 t/d
Hinsichtlich der Bandbreiten und der Vergleichbarkeit gelten die gleichen Einschränkungen wie bei den Aufwandswerten.
4.3
Verfahren der Bauauftragsrechnung
4.3.1 Übersicht Die Hauptaufgabe der Bauauftragsrechnung, nämlich die Zurechnung von Kosten zu Erzeugnissen und Produkten – oder im Bauwesen zu den einzelnen Teilleistungen – kann in Abhängigkeit von der Art der Produkte oder Teilleistungen mittels unterschiedlicher Verfahren erfüllt werden. Methodisch sind die nachstehenden Verfahren zu unterscheiden: 96 97
Drees / Paul: Kalkulation von Baupreisen, S.37 Drees / Paul: Kalkulation von Baupreisen, S.38
124
4 Grundlagen der Kalkulation
•
Divisionskalkulation
•
Äquivalenzziffernkalkulation
•
Zuschlagskalkulation – Kalkulation über die Endsumme – Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen
•
Verrechnungssatzkalkulation.
4.3.2 Divisionskalkulation Bei der Divisionskalkulation werden die anfallenden Kosten durch die Anzahl der hergestellten Produkte dividiert. Die „einfache“ Divisionskalkulation, bei der die Stückkosten über die Division der gesamten Kosten, bezogen auf die Anzahl der Produkte ermittelt werden, ist nur bei sog. „Ein-Produkten-Betrieben“ möglich. Da der Fall, dass ein Unternehmen nur ein Produkt herstellt, sehr selten auftritt, ist diese Kalkulationsart eher eine Ausnahmeerscheinung. Die „mehrfache“ Divisionskalkulation kommt bei „Mehr-Produkten-Betrieben“ zur Anwendung. Hier werden die Kosten des jeweiligen Bereichs, in dem ein Produkt hergestellt wird, durch die Anzahl der jeweils hergestellten Einheiten dividiert. Die einstufige Divisionskalkulation kommt bei einstufiger Fertigung zum Einsatz. Die mehrstufige Divisionskalkulation kommt demzufolge bei mehrstufigen Produktionen zur Anwendung. Dort werden die jeweiligen Kosten einer Fertigungsstufe durch die Anzahl der hergestellten Einheiten (Zwischenprodukte) dividiert. Die idealtypischen Modelle der Divisionskalkulation sind jedoch nur dann anwendbar, wenn sich sämtliche Kosten, die durch die Herstellung verschiedener Produkte entstehen, diesen Produkten auch direkt und eindeutig zuordnen lassen. Stellt ein Betrieb beispielsweise mehrere Produkte her und vertreibt diese über eine gemeinsame Verkaufsorganisation, so tritt unmittelbar die Frage auf, wie die Kosten des Vertriebs den einzelnen Produkten zugerechnet werden (prozentualer Aufschlag, Zurechnung von Absolutbeträgen) oder wie mit dem Problem der direkten und indirekten Kosten umgegangen wird.
4.3.3 Äquivalenzziffernkalkulation Die Äquivalenzziffernkalkulation ist als Sonderform aus der Divisionskalkulation abzuleiten. Sie kann eingesetzt werden, wenn mehrere Produkte hergestellt werden, die produktionstechnisch und materialmäßig sehr ähnlich sind. Als Beispiele können Mischanlagen für Beton oder für bituminöses Mischgut herangezogen werden. Die Kosten der verschiedenen Produkte unterscheiden sich in erster Linie durch die Kosten des Materialeinsatzes und durch die Mischdauer. Bei der Äquivalenzziffernkalkulation wählt man nun die Eigenschaft eines Produktes, beispielswei-
4.3 Verfahren der Bauauftragsrechnung
125
se die Stoffkosten oder die Mischdauer desjenigen Produktes mit der größten Liefermenge, als Bezugsziffer und setzt diese gleich „1“. Die Eigenschaften der übrigen Produkte werden über Äquivalenzziffern gewichtet. Somit würde beispielsweise die Menge eines anderen Produktes mit doppelter Mischzeit mit der Äquivalenzziffer „2“ versehen. Die Summe der gewichteten Eigenschaften ergibt dann die Äquivalenzmenge. Die Gesamtkosten werden dann durch die Äquivalenzmenge geteilt und man erhält so die Kosten pro Äquivalenzeinheit. Die Kosten einer bestimmten Produktionseinheit errechnen sich dann aus dem Produkt der Äquivalenzziffer und den Kosten je Äquivalenzeinheit.
4.3.4 Zuschlagskalkulation Aus den Anmerkungen zu den Verfahren der Divisions- und Äquivalenzziffernkalkulation wird deutlich, dass diese Methoden für die Kalkulation von Bauleistungen mit ihren Unterschieden hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs und der Anteile von direkten und indirekten Kosten nicht einsetzbar sind. Der Grundsatz der verursachungsgerechten Zuordnung von Kosten und Leistungen (Produkten) muss deshalb mit anderen Verfahren der Bauauftragsrechnung umgesetzt werden. Die Zuschlagskalkulation geht von dem Prinzip aus, dass die Kosten in (direkt zurechenbare) Einzelkosten und (indirekt zurechenbare) Gemeinkosten unterteilt werden. Hinzu kommen noch die Kalkulationsansätze für Wagnis und Gewinn, die jedoch keine Kosten darstellen, da sie nicht durch den Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen zum Zwecke der Produktion verursacht werden. Die Vorgehensweise bei der Zuschlagskalkulation besteht darin, dass die Einzelkosten der jeweiligen Teilleistung direkt zugerechnet werden und die Gemeinkosten mit einem Zuschlagssatz auf die Einzelkosten verrechnet werden. Für die Ermittlung des Zuschlagssatzes bestehen wiederum unterschiedliche methodische Ansätze. Die Arbeitsweise bei der Zuschlagskalkulation besteht also darin, den Teilleistungen, die i. d. R. den Positionen eines Leistungsverzeichnisses entsprechen, diejenigen Kostenbestandteile zuzuordnen, die direkt und unmittelbar durch die jeweilige Teilleistungen ausgelöst werden (siehe Abschn. 4.2.3). Die indirekten Kosten, bestehend aus den Gemeinkosten der Baustelle und den Allgemeinen Geschäftskosten, werden den Einzelkosten mit Hilfe eines %-Satzes zugeschlagen, in den üblicherweise auch die Ansätze für Wagnis und Gewinn integriert werden. Wegen der Form der Zuschlagsverteilung wird diese Art der Kalkulation oftmals auch als „Umlagekalkulation“ bezeichnet. Das Verfahren der Umlage- oder Zuschlagskalkulation ist ursprünglich von Opitz für die Belange der Bauwirtschaft systematisiert worden, wobei nach der Art der Umlage unterschieden wird in •
Kalkulation über die Angebotssumme
•
Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen.
126
4 Grundlagen der Kalkulation
Kalkulation über die Angebotssumme Die Kalkulation über die Angebotssumme stellt innerhalb der Zuschlagskalkulation das grundsätzlich vollständige und umfassende Regelverfahren dar. Dabei werden zunächst die Einzelkosten der Teilleistungen entsprechend dem Aufbau des Leistungsverzeichnisses und unter Beachtung des Verbrauchs an Stunden, Stoff- und Gerätekosten etc. ermittelt. In der zweiten Bearbeitungsstufe werden dann die Gemeinkosten der Baustelle kalkuliert, wobei i. d. R. nach zeitabhängigen und zeitunabhängigen Kostenbestandteilen unterschieden wird. Die Gemeinkosten der Baustelle werden dann betragsmäßig mit den Anteilen für Allgemeine Geschäftskosten Wagnis und Gewinn zusammengefasst und den Einzelkosten der Teilleistungen nach Ermittlung der Angebotssumme mit Hilfe eines Zuschlagssatzes zugerechnet. Man spricht hier von der „Kalkulation über die Angebotssumme“, weil diese erst bestimmt werden muss bevor die Einheitspreise der einzelnen Teilleistungen errechenbar sind. Hieraus ergibt sich ein zweistufiges Verfahren, bei dem für jedes neue Projekt die Gemeinkosten der Baustelle, die Allgemeinen Geschäftskosten sowie die Ansätze für Wagnis und Gewinn neu bestimmt werden müssen. Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen Das Verfahren der Kalkulation mit vorberechneten oder mit vorbestimmten Zuschlägen stellt ein abgekürztes Verfahren dar. Hierbei werden zwar die Einzelkosten der Teilleistungen ebenfalls spezifisch ermittelt (s. o.), die hierauf zu verrechnenden Zuschläge für Gemeinkosten der Baustelle, für Allgemeine Geschäftskosten sowie für Wagnis und Gewinn sind aber bereits vorberechnet oder vorbestimmt. Somit kann nach der Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen der Einheitspreis für eine Position / Teilleistung unmittelbar durch die entsprechende Beaufschlagung berechnet werden. Die Höhe des vorberechneten oder vorbestimmten Zuschlagssatzes kann entweder von vergleichbaren, differenziert berechneten Bauvorhaben übernommen oder über eine Musterkalkulation für das gesamte Unternehmen oder für einzelne Geschäftsbereiche ermittelt werden. Somit wird auf eine projektspezifische Berechnung der Zuschlagsbeträge verzichtet, dabei wird aber unterstellt, dass sich die Kostenstrukturen der betrachteten Objekte nur unwesentlich unterscheiden. Es dürfte demzufolge sehr
4.4 Aufbau der Bauauftragsrechnung
127
riskant sein, beispielsweise die Zuschlagssätze einer Hochbaustelle auf Straßenbauarbeiten zu übertragen. Die Kalkulation mit vorberechneten oder vorbestimmten Zuschlägen stellt also grundsätzlich im Vergleich zur Kalkulation über die Angebotssumme eine nur angenäherte Berechnung dar und ist deshalb oftmals auch der Grund für schwerwiegende Fehler in der Bauauftragsrechnung. Eine besondere Bedeutung hat die Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen bei der Nachtragskalkulation nach § 2 VOB/B. Für die Ermittlung der Einheitspreise der Nachtragspositionen werden die Einzelkosten der Teilleistungen dieser Positionen mit den Zuschlägen, die in der Urkalkulation des Hauptauftrages festgehalten sind, beaufschlagt. Methodisch ist die Nachtragskalkulation nach § 2 VOB/B somit eine Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen.
4.3.5 Verrechnungssatzkalkulation Die Verrechnungssatzkalkulation stellt eine besondere Form der Zuschlagskalkulation dar. Hierbei werden für bestimmte, interne Leistungen des jeweiligen Unternehmens spezifische Verrechnungssätze ermittelt, die dann in der Kalkulation des einzelnen Objektes zu berücksichtigen sind. So können beispielsweise die Gesamtkosten des LKW-Fuhrparks einer Bauunternehmung auf die jährlich transportierte Tonnage und die dabei zurückgelegte Fahrtstrecke umgelegt werden. Der sich hieraus ergebende Verrechnungssatz [€/tkm] wird dann in der Kalkulation neuer Angebote berücksichtigt und die Kosten für den An- und Abtransport des Gerätes müssen nicht separat kalkuliert werden. Nach dem vergleichbaren Prinzip können auch Verrechnungssätze für eigene Geräte ermittelt werden. In der Kalkulation werden dann die Gerätekosten nicht jeweils „neu“ berechnet, sondern die Gerätekosten ergeben sich aus dem spezifischen Verrechnungssatz und der kalkulierten Einsatzzeit. Grundsätzlich stellen solche Verrechnungssätze unternehmensinterne „Gerätemieten“ dar und können ggf. auch mit den Mietkosten externer Geräte verglichen werden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass eine zurückgehende Auslastung eigener Geräte zwangsläufig die Erhöhung der Verrechungssätze auf Grund nicht optimaler Auslastung zur Folge hat.
4.4
Aufbau der Bauauftragsrechnung
4.4.1 Grundsätze der Gliederung Die Bauauftragsrechnung / Kalkulation bedarf einer Gliederung, die sowohl die einzelnen Phasen der Kalkulation widerspiegelt als auch eine umfassende Transparenz hinsichtlich der Trennung von Einzel- und Gemeinkosten gewährleistet. Außerdem hat
128
4 Grundlagen der Kalkulation
die Gliederung Anforderungen eines im Auftragsfall später einsetzenden Controlling sowie des Rechnungswesens zu berücksichtigen. Die Kosten sind so zu gliedern, dass eine durchgehende Verfolgung ermöglicht und Mehrfacherfassungen von Daten vermieden werden (siehe Abb. 60). Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass die Selbstkosten i. A. nicht nur Einzel- und Gemeinkosten umfassen, sondern auch Wagnisse, die mit der Ausführung des speziellen Projektes verbunden sind. In der Bauauftragsrechnung werden aber oftmals alle Wagnisse zusammengefasst kalkuliert.
Einzelkosten der Teilleistung + Gemeinkosten der Baustelle = Herstellkosten + Allgemeine Geschäftskosten = Selbstkosten + Wagnis + Gewinn == Angebotssumme ohne Umsatzsteuer ++ Umsatzsteuer Umsatzsteuer = Angebotssumme mit Umsatzsteuer Abb. 60 Gliederung der Zuschlagskalkulation
Alle Beträge werden ohne Umsatzsteuer eingesetzt. Die Umsatzsteuer, die in Deutschland in Folge des Vorsteuerabzuges bei bezogenen Waren und Dienstleistungen eine Mehrwertsteuer darstellt, wird am Ende der Kalkulation der Angebotssumme prozentual hinzugerechnet. Für die öffentliche Hand als Auftraggeber sowie für den sog. „Endverbraucher“ sind die Brutto-Preise (incl. Umsatzsteuer) maßgebend. Vorsteuerabzugsberechtigte Auftraggeber können die Umsatzsteuer verrechnen, so dass nur die Netto-Preise (ohne Umsatzsteuer) von Bedeutung sind.
4.4.2 Gliederung nach Kostenarten Neben der bereits dargestellten Gliederung einer Kalkulation werden die Kosten zusätzlich nach Kostenarten als Grundlage eines betrieblichen Informationssystems gegliedert. Mit welcher Unterscheidung nach Kostenarten die Kalkulation erstellt wird, ist von mehreren Kriterien abhängig. Die Unternehmen sind in der Wahl grundsätzlich frei. Das Unternehmen hat sich bei der Kostenartengliederung von folgenden Fragen leiten zu lassen, deren positive Beantwortung zur getrennten Erfassung und Ausweisung der entsprechenden Kostenarten führt:
129
4.4 Aufbau der Bauauftragsrechnung
•
Sollen einzelne Kostenarten bei der Umlage mit unterschiedlichen Zuschlagssätzen beaufschlagt werden?
•
Welche Kostenarten sollen später einem Soll-Ist-Vergleich unterzogen werden?
•
Welche Kostenarten müssen vor Abgabe des Angebotes im Hinblick auf die Bestimmung des marktgängigen Preises gesondert überprüft werden?
•
Soll eine standardisierte Kostenartengliederung mit einer EDV-unterstützten Kalkulation verwendet werden?
Insbesondere beim Einsatz der EDV wird ein hierarchisch gegliedetes Kostenartensystem verwendet. Dabei werden auch einzelne Kostenarten mit zugewiesenen Verrechnungssätzen verwendet, wie z. B. ein Beton C 20/25 mit dem Preis von 43,00 €/m³. Die Kostenarten der obersten Ebene sollen als Hauptkostenarten bezeichnet werden. Die Verwendung der nachstehend erläuterten Hauptkostenartengliederungen ist zwar in der Praxis häufig anzutreffen. Die Festlegung muss aber grundsätzlich jedes Unternehmen für sich selbst treffen.
Zwei HauptKostenarten
Drei HauptKostenarten
Vier HauptKostenarten
Sechs HauptKostenarten
Sieben HauptKostenarten
Lohnkosten
Lohnkosten
Lohnkosten
Lohnkosten
Lohnkosten
Sonstige Kosten
Sonstige Kosten
Baustoffkosten
Baustoffkosten
Kosten RSV
Kosten RSV
Sonstige Kosten Sonstige Kosten
Sonstige Kosten
Gerätekosten Kosten der Fremdleistungen
Kosten der Fremdleistungen
Gerätekosten
Gerätekosten
Kosten der Fremdleistungen
Fremdarbeitskosten Kosten der NU-Leistungen
Abb. 61 Beispiele für Gliederungen nach Hauptkostenarten
Zwei Kostenarten Die Unterscheidung nach Lohnkosten und Sonstigen Kosten (SoKo) stellt die einfachste Gliederung dar und kann je nach Struktur des Unternehmens und der von ihm ab-
130
4 Grundlagen der Kalkulation
zuwickelnden Aufträge auch ausreichend sein. In Handwerksbetrieben ist diese Gliederung häufig anzutreffen. Drei Kostenarten Bei einer Unterscheidung nach drei Kostenarten werden oftmals die Kosten der Fremdleistungen wegen ihrer Spezifika hinsichtlich Leistungsumfang, Gewährleistungsabgrenzung, Zuschlagsverrechnung etc. gesondert ausgewiesen. Die Sonstigen Kosten umfassen dabei weiterhin die Stoffkosten, die Kosten der Rüst-, Schalund Verbaumaterialien sowie die Gerätekosten. Vier Kostenarten Nehmen die Kosten der einzusetzenden Geräte einen vergleichsweise hohen Umfang ein, dann kann die Ausweisung einer getrennten Kostenart hierfür sinnvoll sein und die Gliederung erweitert sich damit auf vier Kostenarten. Sechs Kostenarten Sollen die Kosten von Rüst-, Schal- und Verbaumaterialen (RSV), die nicht Gegenstand des späteren Bauwerks werden, sowie die Baustoffkosten getrennt ausgewiesen werden, dann entsteht eine Gliederung mit sechs Kostenarten. Sieben Kostenarten Will man darüber hinaus die Kosten von Eigen- und Fremdgeräten getrennt ausweisen, dann entsteht eine 7-er Klassifizierung. Ein solche Klassifizierung entsteht auch, wenn (siehe Abb. 61) die Kosten der Fremdleistungen nochmals in sog. „Fremdarbeitskosten“ und „Kosten der Nachunternehmerleistungen“ unterteilt werden. Die Unterscheidung kann dergestalt vorgenommen werden, dass es sich bei den „Kosten der Nachunternehmerleistungen“ um in sich abgeschlossene Leistungen handeln kann, die auch hinsichtlich der Gewährleistung klar abgegrenzt werden können (beispielsweise die komplette Dachabdichtung eines Flachdachs) oder ob es sich um Leistungen handelt, die lediglich von Fremdarbeitskräften erbracht werden, aber nicht eindeutig abgegrenzt werden können (beispielsweise Schalungs- oder Bewehrungsarbeiten). Mehr als sieben Kostenarten Hier sind im Grunde genommen beliebige Erweiterungen denkbar, wobei aber die dafür aufzuwendenden Kosten in einer vertretbaren Nutzenrelation hinsichtlich des SollIst-Vergleichs stehen müssen. Dies bleibt der Entscheidung jedes Unternehmens überlassen.
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
131
Kostenartengliederung nach KLR-Bau Die Kostenartengliederung nach den Richtlinien für die „Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen“ 98, herausgegeben von den Spitzenverbänden der Bauwirtschaft, geht von der nachstehend wiedergegebenen Gliederung aus: •
Lohn- und Gehaltskosten für Arbeiter und Poliere (AP),
•
Kosten der Bau- und Fertigungsstoffe,
•
Kosten des Rüst-, Schal- und Verbaumaterials,
•
Kosten der Geräte und Betriebsstoffe,
•
Kosten der Geschäfts-, Betriebs- und Baustellenausstattung,
•
Allgemeine Kosten,
•
Fremdarbeitskosten,
•
Kosten der Nachunternehmerleistungen.
Weitere Gliederungsgesichtspunkte Je nach Bauauftrag oder Sparte kann es sich als sinnvoll erweisen, die Kostenarten anders zu gliedern, beispielsweise im Straßenbau mit hohen Anteilen an Geräte- und Stoffkosten. Da im Rahmen des Kosten-Controlling und bei der Nachkalkulation Soll- und Ist-Kosten gegenübergestellt werden, ist darauf zu achten, dass die Kostengliederungsstrukturen in der „technischen“ Bauauftragskalkulation und der „kaufmännischen“ Betriebsbuchhaltung in der Gliederungsstruktur identisch sind. Da die Kostenartengliederung in der Betriebsbuchhaltung nur im jährlichen Rhythmus und dann auch nur in wenigen Bereichen geändert wird, ist die einmal festgelegte Kostenartengliederung in jedem Unternehmen als weitgehend starr anzusehen. Projektspezifische Anpassungen werden daher in der Praxis kaum vorgenommen.
4.5
Einzelkosten der Teilleistungen
4.5.1 Abrechnungsvorschriften Prinzipiell ist bereits bei der Kalkulation zu prüfen, wie die Baumaßnahme später abgerechnet wird. Durch entsprechende Zuschläge bei den Ansätzen in den Einzelkosten der Teilleistungen ist der Aufwand zu erfassen, der bei der Bauausführung zwar entsteht, aber nicht separat abgerechnet werden kann.
98
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und Zentralverband des Deutschen Baugewerbes: KLR Bau Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen
132
4 Grundlagen der Kalkulation
Die Einzelkosten der Teilleistungen sind auf Grund der Abrechnungsvorschriften der VOB/C zu ermitteln. Darüber hinaus gelten eventuell vertraglich vereinbarte Zusätzliche Technische Vorschriften (ZTV) sowie projektspezifisch von der ausschreibenden Stelle in den Vorbemerkungen zu den Titeln oder Positionen des Leistungsverzeichnisses festgelegte Abrechnungsvorschriften. Grundlage der vorzunehmenden Ermittlung sind außerdem die übergebenen Pläne. Ist zum Beispiel in den Vorbemerkungen zum Titel „Beton- und Stahlbetonarbeiten“ festgelegt, dass – unabhängig von deren Größe – alle Öffnungen, Nischen, Hohlräume, Schlitze, Kanäle sowie Profilierungen in die jeweiligen Einheitspreise mit einzurechnen sind, so ist der Aufwand für alle in den Plänen dargestellten Aussparungen in Betonbauteilen in der Kalkulation zu berücksichtigen. Häufig werden weitere, projektspezifische und von der VOB/C abweichende Abrechnungsvorschriften festgelegt, wie beispielsweise bei Verbauarbeiten, dass nur die sichtbaren Verbauflächen abgerechnet werden dürfen. Dies bedeutet, dass die Kosten für Leistungen unter der Aushubunterkante vollständig in die Verbau- und Einheitspreise eingerechnet werden müssen. Beim Erdaushub, insbesondere beim Aushub von Fundamenten und Gräben, kann beispielsweise festgelegt sein, dass bei Einzelfundamenten nur die durch das Betonvolumen verdrängte Erdmasse abgerechnet werden darf. Somit muss der Mehraushub für das Herstellen von Böschungen und Arbeitsräumen ebenso in die Einheitspreise eingerechnet werden wie das spätere Verfüllen und Verdichten des zusätzlichen Aushubvolumens. Die Berücksichtigung der Abrechnungsvorschriften wirkt sich, wie exemplarisch beschrieben, auf die Höhe der Einheitspreise aus. Diese erhöhen sich, wenn zusätzliche Leistungen eingerechnet werden müssen, die nicht separat abgerechnet werden können. Die Einheitspreise können sich jedoch auch reduzieren, falls es die Abrechnungsvorschriften zulassen, dass Leistungen abgerechnet werden können, die aber nicht ausgeführt werden müssen. Als Beispiel ist die DIN 18331 (VOB/C): Beton- und Stahlbetonarbeiten zu nennen. Bei der Abrechnung nach Raummaß können demnach Öffnungen, Nischen, Kassetten und Hohlkörper unter 0,5 m³ Einzelgröße übermessen werden. Dies kann im Einzelfall dazu führen, dass die effektiv eingebaute Betonmenge deutlich unter der Menge liegt, die abgerechnet werden kann.
4.5.2 Lohnkosten In der Bauauftragsrechnung / Vorkalkulation werden die Lohnkosten für die auszuführenden Bauleistungen durch Stundenansätze (Aufwandswerte, siehe Abschn. 4.2.4) und einen Ansatz für die Kosten je Stunde ermittelt. Die Lohnkosten je Stunde umfas-
133
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
sen sämtliche Kosten, die durch die Beschäftigung eines gewerblichen Arbeitnehmers pro Stunde für die Erstellung von Bauleistungen entstehen. Entscheidend für die Kalkulation sind die Kosten pro „produktiver“ Stunde, da der Arbeitnehmer nur in seiner „produktiven“ Zeit Leistungen produziert, die über die Abrechnung zu Vertragspreisen in Erlöse umgewandelt werden können. Die Zeit der Anwesenheit eines Arbeitnehmers auf der Baustelle ist zwar maßgebend für seine individuelle Vergütung, aber nicht für die in dieser Zeit erbrachte Leistung. Beispiel für die Berechnung der produktiven Tage (Stunden) an Hand von Musterberechnungen des Bauindustrieverbandes Ermittlung der tatsächlichen Arbeitstage 2006 Kalendertage ./. Samstage ./. Sonntage 1 ./. Gesetzliche Feiertage, soweit keine Samstage
365 52 53 8
oder Sonntage 2 30
./. Urlaubstage nach § BRTV 3 ./. Tarifliche und gesetzliche Ausfalltage nach § 4 BRTV bzw. Betriebsverfassungsgesetz
2 4
./. Schlechtwetter-Ausfalltage im Winter 4
8
./. Ausfalltage außerhalb der Schlechtwetterzeit 4
1
./. Ausfalltage wegen Kurzarbeit 4
4
./. Krankheitstage mit Lohnfortzahlung 4
8
./. Krankheitstage ohne Lohnfortzahlung 4 Tatsächliche Arbeitstage
4
1. 2. 3. 4.
195
I. A. 52 Sonntage pro Jahr, 2006 jedoch 53 Sonntage In den jeweiligen Bundesländern verschieden Bundesrahmentarifvertrag Werte sind betriebsindividuell einzusetzen
Die Lohnkosten für die Beschäftigung von gewerblichen Arbeitnehmern umfassen nicht nur die tariflichen Löhne oder gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne, sondern sämtliche lohnbezogenen Zuschläge, die Sozialkosten sowie die Lohnnebenkosten und sonstige Zuwendungen, beispielsweise für die Vermögensbildung – also alle Kosten, die auf Gesetzen, Tarifverträgen, betrieblichen Vereinbarungen etc. beruhen. Da zum Zeitpunkt der Kalkulation die genaue personelle Besetzung der betreffenden Baustelle noch nicht feststeht und darüber hinaus die individuelle Vergütung der einzelnen Arbeitnehmer unterschiedlich ist, wird in der Kalkulation und Bauauftragsrechnung ein sogenannter Mittellohn verwendet. Dieser Mittellohn stellt das arithmetische
134
4 Grundlagen der Kalkulation
Mittel der Lohnkosten aller auf einer Baustelle oder Teilen hiervon beschäftigen gewerblichen Arbeitnehmer dar. Bei größeren Bauvorhaben mit längerer Laufzeit müssen die voraussichtlichen Erhöhungen der Lohn-, Sozial- und Lohnnebenkosten entweder abgeschätzt und im durchschnittlichen Mittellohn berücksichtigt oder über eine Lohngleitklausel – sofern diese vertraglich vorgesehen ist – ausgeglichen werden. Bei der Berechnung des Mittellohns können die Gehaltskosten der aufsichtsführenden Poliere / Schachtmeister 99 anteilig bei den Lohnkosten der gewerblichen Arbeitnehmer eingerechnet werden. Werden die Aufsichtskosten nicht Bestandteil des Mittellohnes, dann sind sie an anderer Stelle in der Kalkulation zu berücksichtigen, beispielsweise als Bestandteil der Gemeinkosten der Baustelle. Die Bestimmung des Mittellohns als Vorgabe für die Kalkulation kann auf verschiedene Arten erfolgen: •
Für die einzelne Baustelle wird eine detaillierte Mittellohnberechnung durchgeführt. Die Berechnung setzt eine genaue Kenntnis über die Zusammensetzung des gewerblichen Baustellenpersonals und der Arbeitszeiten voraus. Der nur für eine bestimmte Baustelle ermittelte Mittellohn wird auch als Baustellenmittellohn bezeichnet.
•
Der Mittellohn wird in der Baubetriebsrechnung als durchschnittlicher Lohnkostensatz je Stunde in einer bestimmten Betriebssparte oder im gesamten Betrieb ermittelt und der Kalkulation vorgegeben. Die für alle Baustellen im Durchschnitt gültigen Lohnkostensätze werden dann auch als Betriebsmittellohn bezeichnet.
Bei Projekten, die von besonderen Randbedingungen gekennzeichnet sind, beispielsweise Arbeiten im Mehrschichtbetrieb, empfiehlt es sich in jedem Fall, eine Berechnung des Baustellenmittellohns vorzunehmen. Bei einer einheitlichen Vorgabe des Betriebsmittellohnes durch die Baubetriebsrechnung können u. a. folgende Probleme auftreten:
99
•
Erhöhung von Lohn-, Sozial- und Lohnnebenkosten sind bei Baustellen, die sich über mehrere Lohnperioden erstrecken, zusätzlich zu berücksichtigen.
•
Je nach Lage der Baustelle können die Lohnnebenkosten beträchtlich variieren, so dass es empfehlenswert ist, beispielsweise Fahrtkosten oder Kosten der auswärtigen Unterbringung separat zu betrachten.
•
Je nach Auslastungsgrad der Unternehmung kann der Anteil an Überstundenarbeit beträchtlich schwanken.
Poliere und Schachtmeister sind Handwerker, die eine Meister- oder Polierprüfung erfolgreich abgelegt haben oder als Polier angestellt sind. Sie sind Angestellte, die schwierige Tätigkeiten selbstständig und weitgehend eigenverantwortlich ausführen.
135
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
•
Besonderheiten einzelner Baustellen werden nicht berücksichtigt, beispielsweise der Einsatz einer kleineren, hochspezialisierten und damit teuren Kolonne.
Mittellohn ohne anteilige Aufsichtsgehälter Die Berechnung des Mittellohns kann mit verschiedenen Bestandteilen vorgenommen werden und erhält damit auch unterschiedliche Bezeichnungen. Kostenbestandteil
Bezeichnung
Arbeitslöhne Arbeitslöhne + Sozialkosten Arbeitslöhne + Sozialkosten + Lohnnebenkosten
Mittellohn A Mittellohn AS Mittellohn ASL
Mit den Arbeitslöhnen werden folgende Kostenbestandteile erfasst: •
Tariflöhne oder gesetzliche Mindestlöhne der gewerblichen Arbeitnehmer
•
Zulagen und Zuschläge für – längere Zugehörigkeit zum Betrieb (Stammarbeiterzulage), – besondere Leistungen (Leistungszulagen, wie Schmutz- oder Höhenzulagen), – Überstunden, Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit, – übertarifliche Bezahlung, – Vermögensbildung (Arbeitgeberanteil), – Arbeitserschwernisse, soweit diese nicht direkt in den betreffenden Positionen erfasst werden.
Als Sozialkosten werden folgende Kostenbestandteile bezeichnet und verrechnet: •
Sozialkosten auf Grund gesetzlicher Vorschriften – Arbeitgeberanteile zur Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung, – Unfallversicherung in Form von Beiträgen zur Berufsgenossenschaft, die ausschließlich vom Arbeitgeber geleistet werden, – Schwerbehindertenausgleichsabgabe, – Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, – Winterbauumlage, – Bezahlung von Feiertagen;
136 •
4 Grundlagen der Kalkulation
Sozialkosten auf Grund von tarifvertraglichen Vereinbarungen – Bezahlung von Ausfalltagen, – Beiträge für die Sozialkassen des Baugewerbes (Lohnausgleichs-, Urlaubsund Zusatzversorgungskasse), – Vorruhestandsregelungen;
•
Sozialkosten auf Grund von freiwilligen oder betrieblichen Vereinbarungen – Beihilfen im Krankheits- oder Todesfall, – Jubiläumsgeschenke, – besondere Aufwendungen für Schulungen, Betriebsfeste, etc. – zusätzliche betriebliche Altersversorgung.
Die Höhe der gesetzlich und tariflich begründeten Sozialkosten ist direkt von der Gesetzgebung und von den Tarifverträgen abhängig. Die Sozialkosten haben einen relativ hohen Wert erreicht und haben in der Vergangenheit erheblich zur Steigerung der Lohnkosten beigetragen. Aktuelle Berechnungen (siehe Bsp. S. 137) führen zu einem Sozialkostenzuschlag auf die produktiven Löhne in Größenordnungen zwischen 60 % und 90 %. Die Lohnnebenkosten entstehen in der Hauptsache für Arbeitnehmer, die auf Arbeitsstellen außerhalb des Betriebssitzes der Bauunternehmung entsandt werden und umfassen folgende Bestandteile: •
Auslösung für Auswärtsbeschäftigung,
•
Reisegeld- und Reisezeitvergütung,
•
Kosten für Wochenendheimfahrten,
•
Fahrtkostenerstattung,
•
Tariflicher Verpflegungszuschuss,
•
Kosten des Wohnlagers, sofern nicht in den Kosten der Baustelleneinrichtung erfasst.
Mittellohn mit anteiligen Aufsichtsgehältern Wenn die Kosten des aufsichtsführenden Personals nicht in die Gemeinkosten der Baustelle, sondern in die Mittellöhne eingerechnet werden, so ergeben sich folgende Varianten für den Mittellohn: Mittellohn A + Anteil des Poliers / Schachtmeisters = Mittellohn AP Mittelohn AS + Anteil des Poliers / Schachtmeisters = Mittellohn APS Mittellohn ASL + Anteil des Poliers / Schachtmeisters = Mittellohn APSL
137
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
Beispiel zur Berechnung des Zuschlagsatzes für lohngebundene Kosten gewerblicher Arbeitnehmer in Berlin ab 01.01.2006 100 Zuschlagsberechnung %
%
Grundlöhne
100 Tariflöhne + Bauzuschlag, Leistungs- / Prämienlöhne, Übertarifliche Bezahlung, Vermögenswirksame Leistungen, Überstunden, Nacht-, Sonn- und Feiertagslöhne, Erschwerniszuschläge
Soziallöhne 8 ⋅ 100 % / 195
•
Feiertagsbezahlung
4,10
•
Tarifliche und gesetzliche Ausfalltage
1,03
2 ⋅ 100 % / 195
•
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
4,10
8 ⋅ 100 % / 195
•
13. Monatseinkommen
0 9,23
9,23
Sozialkosten •
Gesetzliche Sozialkosten – Rentenversicherung (RV)
9,75
AG-Anteil, fest
– Arbeitslosenversicherung
3,25
AG-Anteil, fest
– Krankenversicherung (KV)
7,15
AG-Anteil, variabel
– Pflegeversicherung (PFV)
0,85
AG-Anteil, fest
– RV + KV + PFV für Kurzarbeitsgeldempfänger
0,50
AG-Anteil, fest
– Unfallversicherung
7,39
Betriebsindividuell
– Schwerbehindertenausgleichsabgabe
0,56
Betriebsindividuell
– Arbeitsschutz und -sicherheit
1,20
Betriebsindividuell
•
Winterbauumlage
1,20
AG-Anteil, fest
•
Tarifliche Sozialkosten (Beiträge zu Sozialkassen) – Urlaubskasse
14,70
AG-Anteil, fest
– Berufsbildung
1,65
AG-Anteil, fest
– Zusatzversorgungskasse
2,00
AG-Anteil, fest
– Sozialaufwandserstattung
7,05
AG-Anteil, fest
Ungedeckte Sozialkosten für Urlaub
1,77
AG-Anteil, fest
Summe gesetzlicher und tariflicher Sozialkosten
59,02
•
Summe Sozialkosten bezogen auf Grund- und Soziallöhne
64,46 0,5902 ⋅ 109,23 %
Summe lohngebundene Kosten
73,69 9,23 % + 64,46 %
100
Mit freundlicher Genehmigung aus dem Rundschreiben 03/06 der FG Bau Berlin und Brandenburg e.V.
138
4 Grundlagen der Kalkulation
Bei der Einrechnung der Gehälter von Polieren und Schachtmeistern in den Mittellohn ist zu beachten, dass dann der Mittellohn über die Laufzeit der Baustelle beträchtlich schwanken kann, da die Anzahl der zu beaufsichtigenden Arbeitskräfte am Anfang und Ende einer Baustelle meistens beträchtlich niedriger ist als in der Hauptbauzeit.
4.5.3 Mittellohn – Beispiel Ausgangslage Die Personalplanung für eine Baustelle führt zu dem tabellarisch dargestellten Belegschaftseinsatz. Unter Berücksichtigung der aktuellen Tarifverträge und den Sozialkosten soll der Mittellohn ASL ermittelt werden. 2006
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Bauvorarbeiter
1
1
1
1
1
1
1
1
Baufacharbeiter
2
4
6
8
8
8
4
2
Bauwerker
2
4
6
8
8
8
4
2
Summe Arbeiter
5
9
13
17
17
17
9
5
Tarifstundenlöhne (West, ab 01.04.2006) Lohngruppe
Bezeichnung
Tariflohn
Gesamttariflohn
6
Werkpolier
15,80
16,73
5
Bauvorarbeiter, Gleichgestellte
14,45
15,30
4
Spezialbaufacharbeiter
13,75
14,56
3
Gehobener Baufacharbeiter
12,60
13,34
2a
Baufacharbeiter
12,26
12,98
2
Baufachwerker
11,97
12,68
1
Bauwerker
9,95
10,54
Für die Berechnung des Mittellohnes ist von den Gesamttariflöhnen auszugehen (Tariflohn + 5,9 % Bauzuschlag). Sozialkosten Auf der Grundlage des bereits vorgestellten Beispiels (siehe Seite 137) wird von einem Sozialkostenzuschlag von 73,69 % ausgegangen. Weitere Angaben •
Normale Arbeitszeit: 40 h/Woche bei einer 5 Tage-Woche.
•
In den Monaten Mai und Juli 2006 soll die gesamte Belegschaft tägl. 9 h arbeiten.
139
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
•
Im Monat Juni 2006 soll die gesamte Belegschaft 10 h arbeiten.
•
Die Lohnnebenkosten betragen im Durchschnitt 1,25 €/h und Arbeiter.
Lösungsweg Die nachstehende Tabelle enthält die Ermittlung des durchschnittlichen Gesamttarifstundenlohns (GTL) pro Monat. Monat April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Anzahl Arbeiter
Lohn
Summe 15,30
Bauvorarbeiter
1
15,30
Baufacharbeiter
2
12,98
25,96
Baufachwerker
2
12,68
25,36 15,30
Bauvorarbeiter
1
15,30
Baufacharbeiter
4
12,98
51,92
Baufachwerker
4
12,68
50,72
Bauvorarbeiter
1
15,30
15,30
Baufacharbeiter
6
12,98
77,88
Baufachwerker
6
12,68
76,08
Bauvorarbeiter
1
15,30
15,30
Baufacharbeiter
8
12,98
103,84
Baufachwerker
8
12,68
101,44
Bauvorarbeiter
1
15,30
15,30
Baufacharbeiter
8
12,98
103,84
Baufachwerker
8
12,68
101,44
Bauvorarbeiter
1
15,30
15,30
Baufacharbeiter
8
12,98
103,84
Baufachwerker
8
12,68
101,44
Bauvorarbeiter
1
15,30
15,30
Baufacharbeiter
4
12,98
51,92
Baufachwerker
4
12,68
50,72
Bauvorarbeiter
1
15,30
15,30
Baufacharbeiter
2
12,98
25,96
Baufachwerker
2
12,68
25,36
Durchschnittlicher GTL pro Monat
April 13,32
Mai 13,10
Juni 13,02
Juli 12,98
August 12,98
September 12,98
Oktober 13,10
November 13,32
Berechnung der Anzahl der Überstunden: •
Normale Arbeitszeit: 40 h/Woche bei einer 5 Tage-Woche.
•
In den Monaten Mai und Juli 2006 soll die gesamte Belegschaft täglich 9 h arbeiten.
•
Im Monat Juni 2006 soll die gesamte Belegschaft 10 h arbeiten.
140
4 Grundlagen der Kalkulation
Mai und Juli:
Normale Arbeitszeit Tatsächliche Arbeitszeit = 5 d/Wo × 9 h/d Anzahl Überstunden
= 40 h/Wo = 45 h/Wo = 5 h/Wo
Juni:
Normale Arbeitszeit Tatsächliche Arbeitszeit = 5 d/Wo × 10 h/d Anzahl Überstunden
= 40 h/Wo = 50 h/Wo = 10 h/Wo
Berechnung der Überstundenzuschläge (25 % je Überstunde): Allg.:
Überstunden ⋅ Zuschlag ⋅ durchschn. GTL tatsächlich gearbeitete Stunden
Mai:
5 h/Wo ⋅ 0,25 ⋅ 13,10 €/h 45 h/Wo
=
0,36 €/h
Juni:
10 h/Wo ⋅ 0,25 ⋅ 13,02 €/h 50 h/Wo
=
0,65 €/h
Juli:
5 h/Wo × 0,25 × 12,98 €/h 45 h/Wo
=
0,36 €/h
Vermögensbildung Jedem Arbeitnehmer, der als Eigenleistung 0,02 €/h beisteuert, ist eine Zulage für Vermögensbildung (z. B. Bausparvertrag) i. H. v. 0,13 €/h zu gewähren. Sozialkosten Der Zuschlagssatz für die Sozialkosten beträgt 73,69 % (siehe S. 137). Lohnnebenkosten Lohnnebenkosten beinhalten: •
Auslösung für Auswärtsbeschäftigung,
•
Reisegeld und Reisezeitvergütung,
•
Kosten für Wochenendheimfahrten,
•
Fahrtkostenerstattungen,
•
Tariflicher Verpflegungszuschuss,
•
Kosten des Wohnlagers.
141
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
In der Aufgabenstellung wurde hierfür ein Wert von 1,25 €/h angenommen. Mittellohnberechnung
Durchschn. GTL [€/h]
Apr
Mai
Jun
13,32
13,10
13,02
Jul
12,98
Aug
Sep
Okt
Nov
12,98
12,98
13,10
13,32
Überstunden [h/Wo]
5
10
5
Überstundenzuschlag 25 %
0,36
0,65
0,36
0,13
0,13
0,13
0,13
0,13
0,13
0,13
0,13
13,45
13,59
13,80
13,47
13,11
13,11
13,23
13,45
9,91
10,01
10,17
9,93
9,66
9,66
9,75
9,91
23,36
23,60
23,97
23,40
22,77
22,77
22,98
23,36
1,25
1,25
1,25
1,25
1,25
1,25
1,25
1,25
24,61
24,85
25,22
24,65
24,02
24,02
24,23
24,61
Vermögensbildung [€/h] Mittellohn A [€/h] Sozialkosten 73,69 % Mittellohn AS [€/h] Lohnnebenkosten [€/h] Mittellohn ASL [€/h] Anzahl der Arbeiter ASL ⋅ Anzahl Arbeiter
Summe
5
9
13
17
17
17
9
5
92
123,05
223,65
327,86
419,05
408,34
408,34
218,07
123,05
2.251,41
Durchschnittlicher Mittellohn ASL [€/h] = Summe ASL / Mannmonate =
24,47
Der durchschnittliche Mittellohn ASL beträgt im vorliegenden Fall 24,47 €/h. 4.5.4 Sonstige Kosten Bei der Unterscheidung nach vier Kostenarten und bei getrennter Behandlung der Lohn-, Geräte- und Fremdleistungskosten umfassen die Sonstigen Kosten (SoKo) insbesondere die nachstehenden Bestandteile: •
Kosten der Baustoffe,
•
Kosten des Rüst-, Schal- und Verbaumaterials (RSV),
•
Betriebsstoffkosten,
•
Bauleitungsgehälter,
•
Versicherungen und Gebühren.
142
4 Grundlagen der Kalkulation
Kosten der Baustoffe Unter den Kosten der Baustoffe werden nicht nur diejenigen Stoffe erfasst, die Bestandteil des Bauwerks werden (z. B. Beton, Bewehrungsstahl, Mauersteine, Einbauund Fertigteile), sondern auch diejenigen Stoffe, die zwar zur Herstellung benötigt, aber anschließend entsorgt werden, beispielsweise Kanthölzer, Bretter, Schutzfolien etc. Die Kosten für die Anlieferung der Stoffe sind i. d. R. bereits im Einkaufspreis der Stoffe enthalten, da diese vom Handel „frei Baustelle“ geliefert werden. Die Kosten für eventuelle Beihilfen zum Abladen sowie für den Transport und die Zwischenlagerung auf der Baustelle sind dagegen als Lohnkosten gesondert zu kalkulieren. Kosten des Rüst-, Schal- und Verbaumaterials (RSV) Als RSV-Kosten werden sowohl die Kosten für Schal-, Kant- und Rundhölzer als auch die Kosten für den Einsatz von Rüst- und Schalungssystemen sowie die Kosten für Verbauelemente aus Holz und Stahl erfasst. In der Kalkulation wird meistens kein Unterschied zwischen Verbrauchsmaterial (Holz) und mehrfach einsetzbaren Systemelementen (Holz, Stahl oder Aluminium) gemacht, sondern ein gemeinsamer Verrechnungssatz gebildet. Unabhängig davon, dass viele Bauunternehmen zwischenzeitlich dazu übergegangen sind, auch Schalungsarbeiten als komplette Fremdleistung zu vergeben, ist bei den Schalungskosten, insbesondere bei der Verwendung mehrfach einsetzbarer Schalungssysteme, darauf zu achten, dass die Kosten in starkem Maße von der Einsatzhäufigkeit der Systemelemente abhängen. Für eine detaillierte Betrachtung kann eine Untergliederung gemäß nachstehender Differenzierung der Schalungskosten hilfreich sein: •
Zeitunabhängige Kosten – vom Einsatz unabhängige Kosten, wie z. B. Montage, Demontage, Schalhaut, Kanthölzer etc. – vom Einsatz abhängige Kosten, wie z. B. Ein- und Ausschalen, Schalöl und Dreikantleisten
•
Zeitabhängige Kosten – von der Einsatzzeit abhängige Kosten wie Vorhaltekosten und Mieten insbesondere von Schalungssystemen
Betriebsstoffkosten Für die kalkulatorische Berücksichtigung der Betriebsstoffkosten bestehen grundsätzlich folgende Möglichkeiten:
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
143
•
Erfassung innerhalb der Gerätekosten, wenn die Betriebsstoffkosten eindeutig einem Gerät zuzuordnen sind und dieses als Leistungsgerät innerhalb der Einzelkosten der Teilleistungen kalkuliert wird;
•
Erfassung innerhalb der Sonstigen Kosten, wenn die Betriebsstoffkosten eindeutig einer bestimmten Teilleistung zuzuordnen sind;
•
Erfassung innerhalb der Gemeinkosten der Baustelle, wenn die Betriebsstoffkosten weder einer bestimmten Position noch einem Gerät zuzuordnen sind, dessen Kosten als Einzelkosten der Teilleistung kalkuliert wird.
Die Betriebsstoffe umfassen Benzin, Dieselkraftstoff, Schmierstoffe und elektrische Energie zum Betreiben der auf der Baustelle eingesetzten Maschinen, Geräte und sonstigen Einrichtungen. Der Treibstoffverbrauch von Geräten mit Dieselmotor wird in l/kWh angegeben und liegt zwischen 0,16 l/kWh und 0,24 l/kWh, Eh. Zu differenzieren ist nach den Einsatzbedingungen, d. h. ein Gerät mit hohem Volllastanteil hat einen höheren Verbrauch als ein Gerät, das für Arbeiten mit ablaufbedingten langen Wartezeiten eingesetzt wird. Die Kosten für Schmierstoffe und Öle werden vorrangig durch die Geräte- und Antriebsart bestimmt. Geräte mit elektrischem Antrieb haben mit ca. 3 % der Energiekosten einen vergleichsweise geringen Verbrauch. Bei Geräten mit Verbrennungsmotor und Hydraulikeinrichtungen liegen die Schmierstoffkosten bei ca. 10 % bis 20 % der Treibstoffkosten. In beiden Fällen werden die Kosten der Schmierstoffe zur Vereinfachung über entsprechende Zuschläge zu den Betriebsstoffkosten kalkuliert. Die Kosten für die elektrische Energie bestimmen sich vorrangig über die Art und die installierte Leistung der auf der Baustelle eingesetzten Geräte sowie deren Betriebszeiten und über die Bezugsbedingungen des Stromlieferanten. Im Hochbau kann von einem Richtwert i. H. v. etwa 3 % bis 5 % der Lohnkosten (ASL) ausgegangen werden. Erfolgt die Beheizung von Containern u. ä. mit elektrischer Energie, erhöhen sich die Kosten teilweise beträchtlich, weswegen ggf. eine gesonderte Berechnung oder überschlägige Überprüfung der Kalkulationsansätze angeraten ist.
4.5.5 Schalungskosten – Beispiel In Abb. 62 ist die Wandschalung eines runden Trinkwasserbeckens dargestellt. Der Innendurchmesser beträgt 30,00 m. Die Kosten der Schalungsarbeiten sind zu kalkulieren. 101 Es soll eigene Schalung zum Einsatz kommen. 102 Die Kosten der Arbeitsvorbereitung sollen hier unberücksichtigt bleiben. 101 102
Mit freundlicher Unterstützung der PERI GmbH Bei der Kalkulation von Mietschalung sind nach Merkblatt "Mietschalung" des Güteschutzverbandes Betonschalungen e. V., Fassung Januar 2006, noch die Schalungseinsatzplanung (Arbeitsvorbereitung) und die Reinigungskosten anzusetzen.
144
4 Grundlagen der Kalkulation
100,9
Gerüstkonsole GB 80
GT 24 360
Richtstütze RSS II L = 2,91 - 3,80 m
360
118,4
75,5
40
T-Riegel Ausleger AV 190 L = 1,08 - 1,90 m
10
50
48,6
118,4
Verteilerriegel
Abb. 62 Schnitt durch die Rundwand mit Darstellung der Systemschalung
Folgende Annahmen werden getroffen: •
Die Beckenwand soll mit einem Schalsatz in 6 Betonierabschnitten hergestellt werden. Bei einer Taktzeit von 3 Tagen pro Abschnitt wird die Schalung 18 Arbeitstage benötigt. Einschließlich der Zeiten für Auf- und Abbau sowie Schlussreinigung ist die Schalung 1 Monat vorzuhalten.
•
Es wird eine Systemschalung eingesetzt, die aus folgenden Elementen besteht: – 6 Innenelemente mit den Abmessungen von l = 2,40 m und h = 3,60 m, – 1 Innenelement mit der Abmessungen von l = 1,23 m und h = 3,60 m, – 6 Außenelemente mit den Abmessungen von l = 2,50 m und h = 3,60 m und – 1 Außenelement mit der Abmessung von l = 1,28 m und h = 3,60 m.
•
Der unternehmensinterne Mietsatz pro Monat beträgt 4,25 % des Neupreises.
145
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
•
Die Elemente werden vormontiert auf die Baustelle geliefert. Der Radius wird auf der Baustelle eingestellt und soll bei der Montage mit 0,50 h/m² und bei der Demontage mit 0,30 h/m² angesetzt werden.
•
Weitere Annahmen, zum Beispiel für Lade- und Transportkosten, sind den Tabellen zu entnehmen.
Insgesamt können 687,63 m² 103 Betonfläche abgerechnet werden, pro Abschnitt somit 114,61 m². Zusätzlich werden jedoch noch zwei Stirnschalungen von 2,88 m² Schalfläche 104 benötigt. Die beiden Stirnschalungen werden je drei mal eingesetzt. Somit beträgt die mittlere zu schalende Fläche 687,63 / 6 + 1,44 = 116,05 m². Die Rundschalung selbst hat eine Fläche von 114,70 m².
1. Zeitabhängige Kosten der Schalung Monatliche Mietsätze (Systemschalung) Masse
Gerätemiete
gesamt
Einzelpreis
Gesamtneupreis
A+V+R
A+V+R
kg
€
€
%/Mon
€/Mon
Bezeichnung
Menge
kg/ Stk.
Richtstütze RSS II
8
Stck
22,4
179,2
143,50
1.148,00
4,25
48,79
Ausleger AV 190
8
Stck
11,9
95,2
100,50
804,00
4,25
34,17
Gerüstkonsole GB 80
24
Stck
10,5
252,0
71,90
1.725,60
4,25
73,34
Außenelement 250×360
6
Stck
533,0
3.198,0
3.633,00
21.798,00
4,25
926,42
Innenelement 240×360
6
Stck
510,0
3.060,0
3.490,00
20.940,00
4,25
889,95
Außenelement 128×360
1
Stck
298,0
298,0
2.202,00
2.202,00
4,25
93,59
Innenelement 123×360
1
Stck
283,0
283,0
2.117,00
2.117,00
4,25
89,97
Verteilerriegel
78
Stck
18,0
1.404,0
75,90
5.920,20
4,25
251,61
1
psch
1.091,5
7.976,40
7.976,40
4,25
339,00
Zusatz- und Kleinteile Summe
103 104
9.860,9
2π (15,00 m + 15,40 m) ⋅ 3,60 m = 687,63 m² 2 ⋅ 0,40 m ⋅ 3,60 m = 2,88 m²
64.631,20
2.746,84
146
4 Grundlagen der Kalkulation
2. Zeitunabhängige Kosten der Schalung 2.1. vom Einsatz unabhängige Kosten Ermittlung der Lade- und Transportkosten Lohn
Sonst. Kosten
Ladekosten Bauhof
2⋅
9,86
t⋅
20,00
€/t
=
Ladekosten Baustelle
2⋅
9,86
t⋅
0,50
h/t
=
Tranportkosten pro Last-km
2⋅
50,00
km ⋅
0,57
€/km
=
57,00 €
Fahrer
2⋅
3,00
€/h
=
282,84 €
h⋅
47,14
394,40 € 9,86 h
9,86 h
734,24 €
Lohnstunden der Grundeinrichtung (Radius) und Demontage der Schalung Bezeichnung
Menge
Aufwand
Gesamtaufwand
Rundeinstellung der Schalelemente
114,70
m²
0,50
h/m²
57,35 h
Demontage der Schalelemente
114,70
m²
0,30
h/m²
34,41 h
psch
2,00
h
Montage der Stirnschalungen
1,00
Summe Lohnstunden
2,00 h 93,76 h
Verbrauchsstoffe Bezeichnung
Menge
Gerüstbohlen
160,00
Gerüstbretter
96,00
Verbrauchsstoffe beim Montieren
1,00
m m psch
Summe Verbrauchsstoffe
Aufwand
Gesamtaufwand
2,00
€/m
1,00
€/m
96,00 €
€
50,00 €
50,00
320,00 €
466,00 €
2.2 Vom Einsatz abhängige Kosten Lohnstunden für Ein-, Ausschalen, Richtstützen einstetzen und andübeln, Ankerlöcher schließen, usw. je m² und Einsatz
0,40 h/m² ⋅ Einsatz
Verbrauchsstoffe für Trennmittel, Abstandhalter, Richtstützen andübeln, Ankerlöcher schließen etc. je Einsatz
80,00 €/Einsatz
147
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
3. Einzelkostenentwicklung Lohn
Sonst. Kosten
[h/m² Einsatz]
[€/m² Einsatz]
Zeitabhängige Kosten (siehe Ziff. 1) Vorhaltung
2.746,84 €/m² Einsatz ⋅ 1 Monat 114,61 m² ⋅ 6 Einsätze
=
3,99
=
0,68
Zeitunabhängige Kosten (siehe Ziff. 2) einsatzunabhängige Kosten (siehe Ziff. 2.1) Verbrauchsstoffe
SoKo
Lohn
Lade- und Transportkosten
SoKo
Lohn
466,00 € 114,61 m² ⋅ 6 Einsätze 93,76 h 114,61 m² ⋅ 6 Einsätze 734,24 € 114,61 m² ⋅ 6 Einsätze 9,86 h 114,61 m² ⋅ 6 Einsätze
=
0,14
=
=
1,07
0,01
Einsatzabhängige Kosten (siehe Ziff. 2.2) Lohnstunden Verbrauchsstoffe
0,40 80 €/Einsatz 114,61 m²
Lohnstunden und Sonstige Kosten je m² abzurechnende Betonfläche
=
0,70
0,55
6,44
Für die Schalarbeiten sind somit 0,55 h/m² für Lohn und 6,44 €/m² als Sonstige Kosten anzusetzen.
4.5.6 Gerätekosten Auch bei den Gerätekosten bestehen unterschiedliche Möglichkeiten der Zuordnung der Kosten in der Kalkulation: •
Gerätekosten als Bestandteil einer Teilleistung: Dabei werden die Gerätekosten direkt einer einzelnen Teilleistung / Position im Leistungsverzeichnis zugeordnet. Dieses ist nur möglich, wenn das Gerät leistungsabhängig und eindeutig einer oder mehreren Positionen im Leistungsverzeichnis zuordenbar ist, beispielsweise ein Bagger für Aushubarbeiten oder Lastkraftwagen für den Aushubtransport.
148 •
4 Grundlagen der Kalkulation
Gerätekosten als eigene Teilleistung: Wenn das Leistungsverzeichnis eine eigene Position für Geräte, beispielsweise als „Baustelleneinrichtung“, vorsieht, können entweder alle Geräte in dieser Position kalkulatorisch erfasst werden, oder nur die Kosten derjenigen Geräte dort berücksichtigt werden, die nicht zuvor in anderen Positionen bereits als Einzelkosten einer Teilleistung kalkuliert worden sind. Leistungen zur Baustelleneinrichtung werden oftmals in die Positionen – Einrichten der Baustelle, – Vorhalten der Baustelleneinrichtung, – Räumen der Baustelle unterschieden und müssen dann dementsprechend kalkuliert werden. Generell ist VOB/C (ATV DIN 18299, Abschnitt 4) zu beachten, wonach das Einrichten und Räumen der Baustelle sowie das Vorhalten der Baustelleneinrichtung einschließlich der Geräte eine Nebenleistung darstellt, die auch ohne Erwähnung im Vertrag zur vertraglichen Leistung gehört.
•
Gerätekosten als Gemeinkosten der Baustelle: Diese Version kommt zum Tragen, wenn im Leistungsverzeichnis keine gesonderten Positionen für die Baustelleneinrichtung enthalten sind. Dann müssen die Kosten für sämtliche Geräte und Einrichtungen, die nicht Bestandteil der Einzelkosten von Teilleistungen sind, als Gemeinkosten der Baustelle kalkuliert werden. Hierzu gehören dann insbesondere solche Elemente der Baustelleneinrichtung, die nicht direkt und eindeutig einzelnen Positionen zuordenbar sind, beispielsweise Transport- und Lagereinrichtungen, Büro- und Unterkunftscontainer, Baustellensicherung und -bewachung etc.
Grundsätzlich setzen sich die Kosten für die Vorhaltung (Bereitstellung) und den Betrieb eines Gerätes aus folgenden Kosten zusammen: •
Kosten der Gerätevorhaltung – Kalkulatorische Abschreibung, abgekürzt „A“ – Kalkulatorische Verzinsung, abgekürzt „V“ – Reparaturkosten, abgekürzt „R“;
•
Kosten des Gerätebetriebs – Bedienungskosten (Lohn) – Betriebsstoffkosten (Treib- und Schmierstoffe) – Wartungs- und Pflegekosten (i. A. Lohn);
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
•
149
Kosten der Gerätebereitstellung – Kosten des An- und Abtransports, z. B. von / zum Bauhof – Kosten des Auf- und Abladens, z. B. auf dem Bauhof und auf der Baustelle – Kosten des Auf- und Abbaus, z. B. für Krane mit Autokraneinsatz;
•
Allgemeine Gerätekosten – Kosten der Lagerung auf dem Gerätehof einschließlich der Kosten für die dort vorhandenen baulichen Anlagen und Geräte – Kosten der Geräteverwaltung – Steuern und Versicherungen.
Falls der Auftraggeber in der Ausschreibung eine getrennte Ausweisung der Kostenart „Gerätekosten“ fordert, werden in den meisten Fällen nur die Kosten der Gerätevorhaltung (A+V+R) als Gerätekosten angegeben. Die Bedienungskosten werden meistens in der Kostenart „Lohn“ erfasst, dort allerdings häufig mit einem 10 %-igen Aufschlag auf die tarif- oder baustellenüblichen Arbeitszeiten. Damit soll berücksichtigt werden, dass die Wartungs- und Pflegearbeiten außerhalb der „normalen“ Arbeitszeit durchgeführt werden, damit das Gerät in der Kernarbeitszeit auch für den vorgesehenen Einsatz zur Verfügung steht. Auf die kalkulatorische Behandlung der Betriebsstoffkosten wurde bereits im Abschn. 4.5.4 eingegangen. Die Kosten der Gerätebereitstellung können bei den sog. „Leistungsgeräten“ in die entsprechenden Positionen eingerechnet werden, für die sog. „Vorhaltegeräte“ muss die Kostenerfassung über die Positionen der Baustelleneinrichtung oder, falls diese nicht vorgegeben sind, über die Gemeinkosten der Baustelle erfolgen. Die Rubrik „Allgemeine Gerätekosten“ umfasst insbesondere auch die Kosten für die Einrichtung und den Betrieb eines Bauhofes, die entweder über einen Zuschlag auf die Kosten der Gerätevorhaltung (A+V+R) oder im Rahmen der Allgemeinen Geschäftskosten (AGK) berücksichtigt werden. Maßnahmen zur Kostenoptimierung haben zwischenzeitlich bei den meisten größeren Bauunternehmen dazu geführt, dass diese entweder keine eigenen Geräte mehr besitzen und diese im Bedarfsfall nur anmieten oder dass der Gerätebestand in rechtlich selbstständige Unternehmenseinheiten ausgegliedert wurde, die die Geräte dann den Baustellen zu festen Mietsätzen (mit / ohne Bedienung) zur Verfügung stellen.
150
4 Grundlagen der Kalkulation
Baugeräteliste (BGL 2001) als Grundlage der Ermittlung von Gerätekosten Die Baugeräteliste 105 wird vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie unter Mitwirkung zahlreicher Fachleute der Bauindustrie herausgegeben und enthält Angaben zu Neuwerten, zur Nutzungsdauer und zu den monatlichen Sätzen für Abschreibung, Verzinsung und Reparatur. Die Werte beruhen zum einen auf Kennzahlen der Gerätehersteller und zum anderen auf Erfahrungswerten von Bauunternehmen. Die BGLWerte ermöglichen eine Orientierung und sind hinsichtlich ihrer Prognosesicherheit mit den betrieblichen Erfahrungen des einzelnen Unternehmens abzustimmen. Die BGL ist nach bestimmten Gerätetypen gegliedert (s. u.), enthält jedoch keine genauen Fabrikatsbezeichnungen einzelner Hersteller, sondern die Gerätetypen werden durch bestimmte Kennzahlen, wie beispielsweise Motorleistung, Einsatzgewichte oder Lastmomente beschrieben. Die Geräteangaben ermöglichen eine Bestimmung der notwendigen Größe und Leistungsfähigkeit von Geräten und hieraus abgeleitet der durchschnittlichen Kosten des Geräteeinsatzes, die aber je nach betrieblichen und baustellenrelevanten Randbedingungen schwanken können (siehe Abb. 64). Die Angaben der Baugeräteliste können für folgende Aufgaben herangezogen werden: •
Betriebsplanung im Baubetrieb,
•
Geräteauswahl der Arbeitsvorbereitung,
•
Kalkulation der Gerätekosten,
•
Verrechnung von Gerätekosten in Arbeitsgemeinschaften.
Die Baugeräteliste ist nach 21 Gerätehauptgruppen gegliedert: A) Geräte zur Materialaufbereitung B) Geräte zur Herstellung, zum Transport und zur Verteilung von Beton, Mörtel und Putz C) Hebezeuge D) Geräte zur Erdbewegung und Bodenverdichtung E) Straßenbaugeräte F) Gleisoberbaugeräte G) Schwimmende Geräte H) Geräte für Tunnel- und Stollenbau J) Ramm- und Ziehgeräte, Geräte für Injektionsarbeiten K) Bohrgeräte, Schlitzwandgeräte L) Geräte für horizontalen Rohrvortrieb und Pipelinebau 105
Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: BGL Baugeräteliste 2001
151
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
M) Geräte und Anlagen zur Dekontamination und zum Umweltschutz P) Transportfahrzeuge Q) Druckluftgeräte, Druckluftwerkzeuge R) Geräte für Energieerzeugung, Energieumwandlung und Energieverteilung S) Hydraulikzylinder und Hydraulikaggregate T) Kreisel- und Kolbenpumpen, Rohrleitungen U) Schalungen und Rüstungen W)Maschinen und Geräte für den Werkstattbetrieb X) Baustellenunterkünfte, Container Y) Vermessungsgeräte, Laborgeräte, Büromaschinen, Kommunikationsgeräte. Zusätzliche Ziffern werden zur Kennzeichnung der Gerätegruppen, der Geräteuntergruppen und der Gerätearten verwendet. Technische Kenngrößen werden durch eine oder zwei weitere vierstellige Ziffern beschrieben. Darüber hinaus enthält die BGL Angaben zu Zusatzausrüstungen, die jeweils mit zwei Buchstaben gekennzeichnet werden, beispielsweise AA bis AZ, BA bis BZ, usw. Als Zusatzausrüstung gelten fest in ein Gerät eingebaute und i. d. R. nicht auswechselbare Einrichtungen, die ein Gerät zusätzlich zur Standardausrüstung aufweist (siehe Abb. 63) Bezeichnung
Gliederung
Bezeichnung
Gerätehauptgruppe
D
Geräte für Erdbewegung und Bodenverdichtung
Geräteuntergruppe
D.1
Hydraulikbagger und Zubehör
Geräteart
D.1.0
Hydraulikbagger (Normalausführung)
Geräteausführung
D.1.01
Hydraulikbagger auf Rädern > 6 t (Eigengewicht)
Gerätegröße
D.1.01.0080
wie vor mit 80 kW Motorleistung
Zusatzausrüstung
D.1.01.0080.AH
Schildabstützung
Zusatzgerät
D.1.01.0080.00
für den gewählten Bagger kein Zusatzgerät in BGL
Abb. 63 Aufbau des Geräteschlüssels
Technische Daten Die BGL enthält zu sämtlichen Gerätearten diejenigen technischen Angaben, die zur Beurteilung von Größe und Leistungsfähigkeit notwendig sind. Je nach Geräteart sind die technischen Angaben unterschiedlich aufgebaut. Die Konstruktionsgewichte beinhalten grundsätzlich nicht Ballast oder Gegengewichte. Bei der Ermittlung von gewichtsbezogenen Transportkosten oder bei der Berechnung von Hilfskonstruktionen sind die Konstruktionsgewichte entsprechend zu erweitern.
152
4 Grundlagen der Kalkulation
D.1 Hydraulikbagger und Zubehör → D.1.0
Hydraulikbagger (Normalausführung) Nutzungsjahre
Vorhaltemonate
5 5 7 8
40 - 35 50 - 45 60 - 55 65 - 60
D.1.00 - D1.04 < 16 kW D.1.00 - D1.04 < 16 - 35 kW D.1.00 - D1.04 < 35 - 150 kW D.1.00 - D1.04 > 151 kW
D.1.01
Hydraulikbagger auf Rädern > 6 t (Eigengewicht)
Monatlicher Monatlicher Satz für Satz für ReparaAbschreibung turkosten und Verzinsung
2,9% - 3,3% 2,3% - 2,6% 2,0% - 2,2% 1,9% - 2,1%
1,8% 1,8% 1,6% 1,5%
BGL 1991-Nr. 3151
MOBILBAGGER HYD
Standardausrüstung: Grundgerät mit Dieselmotor, Luftbereifung (8-fach), Allradantrieb, einschl. Hydraulikzylinder für Auslegerunterteil, Fahrerkabine.
Kenngröße: Motorleistung (kW) Motor- Tieflöffelleistung inhalt
D.1.01.0050 D.1.01.0060 D.1.01.0080 D.1.01.0100
kW
m³
50 60 80 100
0,3 0,5 0,7 0,9
Gewicht
Mittlerer Neuwert
kg
Euro
Monatliche Reparaturkosten
9 500 92 000,00 11 000 117 500,00 13 500 133 000,00 15 500 179 000,00
Euro
Monatlicher Abschreibungs- und Verzinsungsbetrag von Euro bis
1 470,00 1 880,00 2 130,00 2 860,00
1 840,00 2 350,00 2 660,00 3 580,00
2 020,00 2 590,00 2 930,00 3 940,00
6 900,00 10 500,00
110,00 168,00
138,00 210,00
152,00 231,00
2 300,00
37,00
46,00
50,50
Zusatzausrüstung D.1.01.0***.AE Hochelastikbereifung BEREIFUNG HOCHELAST Werterhöhung Nr. ≤ 0080 Werterhöhung Nr. > 0080
1 000 1 000
D.1.01.0***.AF Breitreifen BREITREIFEN Werterhöhung D.1.01.0***.AG Klapparmstützen (1 Paar) KLAPPARMSTUETZ PAAR Werterhöhung Nr. ≤ 0060 Werterhöhung Nr. > 0060 Werterhöhung Nr. > 0080
1 000 1 100 1 200
6 250,00 7 650,00 10 200,00
100,00 122,00 163,00
125,00 153,00 204,00
138,00 168,00 224,00
D.1.01.0***.AH Schildabstützung SCHILDABSTUETZUNG Werterhöhung Nr. 0050 Werterhöhung Nr. 0060 Werterhöhung Nr. 0080 Werterhöhung Nr. 0100
500 500 800 1 000
3 170,00 4 500,00 6 350,00 10 200,00
50,50 72,00 102,00 163,00
63,50 90,00 127,00 204,00
69,50 99,00 140,00 224,00
14,50 24,50 35,50 46,00
18,50 30,50 44,50 58,50
20,00 33,50 49,50 64,50
Weitere Zusatzausrüstungen für D.1.00, D.1.01: D.1.01.0***.AK Überlastwarneinrichtung UEBERLASTWARNEINR Werterhöhung Nr. ≤ 0080 Werterhöhung Nr. > 0080 - ≤ 0130 Werterhöhung Nr. > 0130 - ≤ 0230 Werterhöhung Nr. > 0230
920,00 1 530,00 2 350,00 3 070,00
Abb. 64 Auszug (gekürzt) aus der BGL 2001 (Seiten D14 - D15)
153
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
Für Baumaschinen mit eingebauten Antriebsmotoren wird die Motorleistung in Kilowatt (kW) angegeben. Sie wird gemäß DIN ISO 3046/1 als „Blockierte ISO-Nutzleistung (IFN)“ definiert. Für Kraftfahrzeuge wird die Motorleistung nach DIN 70020, entsprechend ISO 1585 und erweitert nach der EU-Richtlinie 97/21/EG, angegeben. Diese Normen besagen, dass die Leistungsangaben auf Normalbezugsbedingungen beruhen und dass die angegebene Leistung dauerhaft abgegeben werden kann. Diese Leistung steht als Nutzleistung zur Verfügung. Motorleistungen ausländischer Fabrikate werden häufig nach SAE-PS angegeben. Ein Dieselmotor mit 40 kW nach DIN ISO 3046/1 (54,6 PS) leistet nach SAE 60 PS bis 63 PS. Der Umrechnungsfaktor für SAE-Leistungen ist darüber hinaus von der Motorleistung abhängig, wobei von folgenden Umrechnungsfaktoren auszugehen ist: 1 kW nach DIN entspricht
1,5 SAE-PS bis 1,7 SAE-PS
1 kW nach DIN entspricht
1,36 DIN-PS
Zeitbegriffe bei der Gerätekostenermittlung Bei der Ermittlung von Gerätekosten ist die zeitliche Bezugsbasis von entscheidender Bedeutung. Hierbei sind die nachstehenden Unterscheidungen zu beachten. Lebensdauer
Zeitdauer zwischen Herstellung und Verschrottung.
Nutzungsdauer
Zeitdauer, in der ein Gerät erfahrungsgemäß entweder betriebsgewöhnlich oder mittels notwendiger Reparaturen technisch eingesetzt werden kann. Die technische Nutzungsdauer ist höher als die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer. Die Nutzungsdauer wird entweder in Nutzungsjahren oder in Vorhaltemonaten angegeben. Die Nutzungsjahre stimmten zum Zeitpunkt des Erscheinens der BGL 2001 mit der Nutzungsdauer nach der AfA-Tabelle (Absetzung für Abnutzung) des Bundesministeriums für Finanzen mit Stand vom 01.09.1973 überein.
Vorhaltezeit
Zeitdauer, in der ein Gerät für eine Baustelle zur Verfügung steht und über das deshalb nicht anderweitig verfügt werden kann. Die Vorhaltezeit wird i. d. R. in Vorhaltemonaten angegeben und schließt die Zeiten für Transport, Auf- und Abbau, eventuelles Umsetzen auf der Baustelle, Wartung, Pflege sowie Reparaturen am Einsatzort ein.
154
4 Grundlagen der Kalkulation
Einsatzzeit
Zeitdauer, in der ein Gerät für die Erbringung einer Bauleistung eingesetzt ist. Die Einsatzzeit umfasst folgende Zeitanteile: -
Stillliegezeit
Zeit für Vorbereitung und Abschluss der Arbeit, Betriebszeit als „Laufen unter Last“, Baubetrieblich bedingte Wartezeiten, beispielsweise Warten des Baggers auf Transportfahrzeuge, Verteil- und Verlustzeiten, beispielsweise für das Einholen von Arbeitsanweisungen.
Zeitdauer innerhalb der Vorhaltezeit, in der ein Gerät beispielsweise in Folge höherer Gewalt still liegt und nicht für die Produktion eingesetzt werden kann.
Nutzungsdauer
Baustelle
Bauhof, Werkstatt
Vorhaltezeit
Transport
Auf- u. Abbau
Umrüsten
Vorbereitung und Abschluss der Arbeiten
Einsatzzeit
Lagerung
Umsetzen
Betriebszeit (Laufen unter Last)
Stillliegezeit
Betrieblich bedingte Wartezeit
Instandhaltung Generalüberholung
Wartung, Pflege
Reparatur
Verteil- und Verlustzeiten
Abb. 65 Zeitbegriffe bei der Gerätekostenermittlung
Kostenbegriffe bei der Gerätekostenermittlung Mittlerer Neuwert
Die in der BGL angegebenen Neuwerte sind Mittelwerte der Listenpreise der gebräuchlichsten Fabrikate auf Basis der Preise von 2000. Der Neuwert ist der Nettopreis (ohne Steuern) einschließlich Bezugskosten, wozu Fracht- und Verpackungskosten sowie Zölle gehören. Der Neuwert gilt für das komplett ausgerüstete, betriebsbereite Gerät.
Abschreibung
Als Abschreibung bezeichnet man die Wertminderung (Wertverzehr) eines Gerätes während seiner Nutzungsdauer in Folge von Abnutzung und Alterung. Die Abschreibung umfasst nicht die Wertminderung in Folge von Zerstörung oder Verkürzung der Nutzungsdauer in Folge eines Unfalles oder unsachgemäßer Bedienung. Die in der Kalkulation angesetzte Wertminderung eines
155
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
Geräts (kalkulatorische Abschreibung) wird i. A. linear angesetzt und gleichmäßig über die gesamte Nutzungsdauer verteilt. Eventuell höhere Wertminderungen eines Gerätes direkt nach der Anschaffung werden dabei vernachlässigt, können aber über degressive Abschreibungssätze (bilanzielle Abschreibung) steuerlich geltend gemacht werden.
Wert Neuwert 100 % Abschreibung
halber mittlerer Neuwert 50 % Restwert
0 Zeit Nutzungsdauer (n Jahre)
Abb. 66 Abschreibung und Restwert von Geräten bei linearer Abschreibung 106
Verzinsung
Die Verzinsung ist der kalkulatorische Ausgleich dafür, dass Kapital in ein Gerät investiert wird und somit nicht für andere, zinsbringende Anlagen zur Verfügung steht. Unabhängig von den tatsächlichen Kapitalmarktzinsen wird in der BGL 2001 von einem Zinsfuß i. H. v. 6,5 % ausgegangen. Grundsätzlich dürfte die Verzinsung nur auf das noch gebundene Kapital berechnet werden, d. h. auf den jeweiligen Neuwert abzüglich der bereits realisierten Abschreibungsbeträge. Aus Gründen der Praktikabilität wird in der Kalkulation i. d. R. auf diese „gerätegenaue“ Berechnung verzichtet und es wird von einem gleichbleibenden durchschnittlichen Verzinsungsbetrag ausgegangen, der sich auf die Hälfte des Neuwerts bezieht.
106
Drees / Paul: Kalkulation von Baupreisen, S.76
156
4 Grundlagen der Kalkulation
Reparatur
Die Reparaturkosten steigen erfahrungsgemäß mit zunehmendem Alter der Geräte. Um auch hier eine aufwändige, meistens mit vertretbarem Aufwand nicht realisierbare „gerätegenaue“ Ermittlung zu vermeiden, geht die BGL von Durchschnittswerten aus. Diese sollen für die gesamte Nutzungsdauer (Vorhaltemonate) gelten und werden entweder als monatliche Beträge [€/ Mon] für jede Gerätegröße oder in Prozent des Neuwerts für jeden Gerätetyp angegeben.
Die Ansätze für Abschreibung + Verzinsung nach BGL werden wegen ihrer identischen Berechnungssystematik meistens zusammengefasst, wofür in der BGL folgende Formeln verwendet werden: 100 a = ---------v
[%]
p ⋅ n ⋅ 100 z = ------------------------2v k = a+z mit
[%] [%]
a
Monatlicher Anteil für Abschreibung in Prozent vom mittleren Neuwert
z
Monatlicher Anteil für Verzinsung in Prozent vom mittleren Neuwert
k
Monatlicher Anteil für Abschreibung + Verzinsung
v
Vorhaltemonate
n
Nutzungsjahre
p
Kalkulatorischer Zinsfuß i. H. v. 6,5 %
Die BGL enthält Tabellen (siehe Abb. 67), in denen alle in der Praxis vorkommenden Werte „k“ – sowie „a“ und „z“ – separat aufgelistet sind. Die monatlichen Abschreibungs- und Verzinsungsbeträge nach BGL errechnen sich dann nach der Formel K = k⋅A
mit
[€]
K
Monatlicher Abschreibungs- und Verzinsungsbetrag in €
A
Mittlerer Neuwert in €
157
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
v [Mon.]
15
a [%]
20
6,67
25
5,00
NutGesamt zungs- verzinjahre sungssatz
n
%
n
%
3
30
4,00
35
3,33
40
2,86
45 2,5
50
2,22
55
60
1,82
2,00
65
1,67
70
1,54
1,43
Monatliche Sätze z und k in Prozent vom Neuwert bei Vorhaltemonaten v von: 15 z
20 k
z
25 k
z
30 k
z
35 k
z
40 k
z
45 k
z
55
50 k
z
k
z
60 k
z
65 k
z
70 k
z
k
9,75 0,65 7,3 0,49 5,5 0,39 4,4 0,33 3,7
4
13,00 0,87 7,5 0,65 5,7 0,52 4,5 0,43 3,8 0,37 3,2 0,33 2,8 0,29 2,5
5
16,25 1,08 7,8 0,81 5,8 0,65 4,7 0,54 3,9 0,46 3,3 0,41 2,9 0,36 2,6 0,33 2,3 0,30 2,1
6
19,50
7
22,75
0,74 4,1 0,65 3,5 0,57 3,1 0,51 2,7 0,46 2,5 0,41 2,2 0,38 2,0 0,35 1,9 0,33 1,8
8
26,00
0,74 3,6 0,65 3,2 0,58 2,8 0,52 2,5 0,47 2,3 0,43 2,1 0,40 1,9 0,37 1,8
0,78 4,8 0,65 4,0 0,56 3,4 0,49 3,0 0,43 2,7 0,39 2,4 0,35 2,2 0,33 2,0 0,30 1,8
9
29,25
0,84 3,7 0,73 3,2 0,65 2,9 0,59 2,6 0,53 2,4 0,49 2,2 0,45 2,0 0,42 1,9
10
32,50
0,81 3,3 0,72 2,9 0,65 2,7 0,59 2,4 0,54 2,2 0,50 2,0 0,47 1,9
12
39,00
0,87 3,1 0,78 2,8 0,71 2,5 0,65 2,3 0,60 2,1 0,56 2,0
15
48,75
0,98 3,0 0,89 2,7 0,81 2,5 0,75 2,3 0,70 2,1
18
58,50
0,98 2,6 0,90 2,4 0,84 2,3
20
65,00
1,00 2,5 0,93 2,4
25
81,25
Abb. 67 Monatliche Abschreibungs- und Verzinsungsbeträge aus BGL 2001 (Auszug)
Beispiel: Berechnung des monatlichen Abschreibungs- und Verzinsungsbetrages für einen Bagger Angaben zum Gerät (siehe Bild 107)
107
•
Hydraulikbagger Liebherr A 316 Litronic
•
80 kW
•
Schildabstützung
•
Klapparmstützen
•
Überlastwarneinrichtung
Mit freundlicher Genehmigung der Liebherr-International Deutschland GmbH
158
4 Grundlagen der Kalkulation
Berechnung des mittleren Neuwertes BGL-Nr.
Bezeichnung
D.1.01.0080
Hydraulikbagger auf Rädern > 6 t (Eigengewicht)
D.1.01.0080.AH
Schildabstützung
6.350,00 €
D.1.01.0080.AG
Klapparmstützen
7.650,00 €
D.1.01.0080.AK
Mittlerer Neuwert
Überlastwarneinrichtung Summe Mittlerer Neuwert
133.000,00 €
920,00 € 147.920,00 €
Angaben aus der BGL •
v = 55 Monate (für Beispielrechnung gewählt)
•
p = 6,5 % (Standardwert nach BGL)
•
n = 7 Jahre (siehe Abb. 64)
Damit lassen sich folgende Werte berechnen: •
Monatlicher Anteil für Abschreibung in Prozent vom mittleren Neuwert 100 a = ---------v
[%]
100 a = ---------- = 1,82 % 55
•
Monatlicher Anteil für Verzinsung in Prozent vom mittleren Neuwert p ⋅ n ⋅ 100 z = ------------------------2v
[%]
6,5 ⋅ 7 ⋅ 100 z = ------------------------------- = 0,41 % 2 ⋅ 55 •
Monatlicher Anteil für Abschreibung + Verzinsung k = a+z
[%]
k = 1,82 % + 0,41 % = 2,23 %
•
Monatlicher Abschreibungs- und Verzinsungsbetrag in € K = k⋅A
[€]
K = 2,23 % ⋅ 147.920,00 € = 3.298,62 € Der monatliche Abschreibungs- und Verzinsungsbetrag für den oben beschriebenen Hydraulikbagger Liebherr A316 Litronic beträgt 3.298,62 €. Die ermittelten prozentualen Ansätze für Abschreibung und Verzinsung können auch aus der BGL abgelesen werden (siehe Abb. 67).
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
159
In der BGL werden die Vorhaltemonate wegen der unterschiedlichen betrieblichen Randbedingungen als Bandbreite in „von-bis-Werten“ angegeben. Aus diesem Grund ergeben sich auch die monatlichen Beträge für Abschreibung und Verzinsung in den entsprechenden Bandbreiten und müssen an die spezifischen Verhältnisse angepasst werden. Die Angaben für Reparaturkosten nach BGL sind ebenfalls vereinfachende Durchschnittswerte über die gesamte Nutzungsdauer, obwohl die Reparaturkosten mit zunehmendem Alter des Gerätes steigen. Der BGL können Werte für folgende Berechnung entnommen werden. R = r⋅A
mit
[€]
R
Monatlicher Reparaturkostenbetrag in € für jede Gerätegröße
r
Monatlicher Satz in % vom mittleren Neuwert für jede Geräteart
A
Mittlerer Neuwert in €
Bei der Verwendung der BGL-Systematik für die Kalkulation von Gerätekosten sind folgende Punkte besonders zu beachten: •
Die in der BGL angegebenen Werte beinhalten keine Kosten für Wartung und Pflege sowie für die Beseitigung von Gewaltschäden.
•
Die in der BGL angegebenen Werte gelten unter der Voraussetzung mittelschwerer Betriebsbedingungen, überwiegend normaler Arbeitszeit und angemessener Wartung und Pflege.
•
Die in der BGL angegebenen Werte setzen sich zusammen aus 40 % Lohnkosten (Bruttolöhne) ohne Sozial- und Lohnnebenkosten 60 % Stoffkosten frei Reparaturstelle ohne Umsatzsteuer. Der Verzicht auf Berücksichtigung der Sozial- und Lohnnebenkosten erklärt sich aus deren kontinuierlichen Steigerung insbesondere in den 60er bis 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die BGL wurde demgegenüber in der Vergangenheit nur alle 10 Jahre aktualisiert.
•
Die in der BGL angegebenen Werte müssen aus den o. g. Gründen in der Kalkulation noch um die Sozial- und Lohnnebenkosten ergänzt werden. Ob diese Kostenbestandteile bei den sog. „Leistungsgeräten“ als Einzelkosten der Teilleistung kalkuliert werden oder analog zu den „Vorhaltegeräten“ in den Gemeinkosten der Baustelle, kann von den projektspezifischen oder betrieblichen Belangen abhängig gemacht werden.
•
Die in der BGL angegebenen Werte beinhalten keine Ansätze für sog. „Reparaturgemeinkosten“, d. h. Kosten aus der Vorhaltung einer Reparaturwerkstatt. Diese müssen dann ebenfalls individuell erfasst und kalkuliert werden.
160
4 Grundlagen der Kalkulation
Beispiel: Berechnung der Reparaturkosten für den oben beschriebenen Bagger Angaben aus der BGL •
r = 1,6 % (siehe Abb. 64)
Monatlicher Reparaturkostenbetrag in € für jede Gerätegröße R=r⋅A R = 1,6 % ⋅ 147.920,00 € = 2.366,72 €/Mon Der monatliche Reparaturkostenbetrag für den Hydraulikbagger Liebherr A316 Litronic beträgt 2.366,72 €. A+V+R in der Praxis der Bauunternehmung Die betriebliche Verrechnung von eigenen Geräten geht standardmäßig davon aus, dass A+V+R mit 100 % der BGL-Sätze vorgenommen wird. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die in der BGL angegebenen Werte zum Teil vergleichsweise großzügig sind. Dies gilt insbesondere für A+V im Vergleich zu Mietgeräten. 108 Bei Arbeitsgemeinschaften werden deshalb häufig nur 50 % bis 60 % der A+V-Sätze gegenseitig verrechnet. Auch die Ansätze für Reparaturkosten werden teilweise deutlich niedriger als in der BGL angegeben angesetzt. 114 Kalkulation der Gerätekosten in Abhängigkeiten von den Zeitarten Die Gerätekosten (A+V+R) weisen wie die Lohnkosten eine hohe Abhängigkeit von der Zeit auf. Deshalb kommt der zu Grunde gelegten Zeitart eine hohe Bedeutung für die verursachungsgerechte Kostenermittlung zu. Hierbei werden folgende Zeitarten unterschieden: •
Vorhaltezeit,
•
Einsatzzeit,
•
Betriebszeit,
•
Stillliegezeit.
Die Ermittlung von Gerätekosten über die Vorhaltezeit wird meistens für die sog. „Vorhaltegeräte“ verwendet, also für diejenigen Geräte, die auf einer Baustelle für eine längere Zeit vorgehalten werden müssen und einzelnen Teilleistungen nicht direkt zugeordnet werden können. Dies betrifft meistens die Geräte der Baustelleneinrichtung, 108
Bei einer Reduzierung der BGL-Sätze wird das Prinzip der Vollkostenrechnung durchbrochen. Es ist nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu prüfen, welche Minderungssätze vertretbar sind.
161
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
beispielsweise Hebezeuge. Die Sätze für A+V+R werden dabei entweder der BGL oder eigenen Daten entnommen und als Beträge je Vorhaltemonat kalkuliert. Die BGL geht dabei von folgenden Ansätzen aus: •
1 Vorhaltemonat
= 30 Kalendertage = 170 Vorhaltestunden
•
1 Vorhaltetag
= 8 Vorhaltestunden
•
Gesamtvorhaltekosten
= Vorhaltezeit ⋅ Vorhaltekosten je Zeiteinheit
•
Vorhaltekosten je Kalendertag
= 1/30 des Monatsbetrages
•
Vorhaltekosten je Vorhaltetag
= 8/170 des Monatsbetrages
•
Vorhaltekosten je Vorhaltestunde = 1/170 des Monatsbetrages.
Bei der Ermittlung der Gerätekosten über die Einsatzzeit wird die Vorhaltezeit um die nachstehenden Zeitanteile reduziert: •
An- und Abtransport,
•
Auf- und Abbau,
•
Umbau und Umsetzen,
•
Stillliegzeiten,
•
Wartung und Pflege,
•
Reparaturen.
Bei der Ermittlung der Gerätekosten über die Betriebszeit kommen weitere Zeitanteile in Abzug, wie beispielsweise: •
Vorbereitung und Abschluss der Arbeiten,
•
Wartezeiten, baubetrieblich bedingt,
•
Verteil- und Verlustzeiten.
Da sich die für die Kosten- und Leistungsermittlung maßgebenden Stundenzahlen je nach Verwendung von Vorhalte-, Einsatz- oder Betriebszeit deutlich unterscheiden können, ist sorgfältig darauf zu achten, dass die zeitliche Bezugsbasis zweifelsfrei bestimmbar ist. Dies gilt insbesondere bei der Verwendung von Werten aus der Literatur oder von Herstellerangaben. Für die Ermittlung der Gerätekosten für Stillliegezeiten empfiehlt die BGL folgende Berechnungsweise: •
Für die ersten 10 Kalendertage kommen die vollen Sätze für Abschreibung und Verzinsung sowie für die Reparaturkosten in Ansatz.
•
Ab dem 11. Kalendertag werden Abschreibung und Verzinsung auf 75 % reduziert, die Reparaturkosten entfallen komplett; für Wartung und Pflege kommen zusätzlich 8 % von A+V in Ansatz.
162
4 Grundlagen der Kalkulation
4.5.7 Gerätekosten - Beispiel Geräte für den Asphalteinbau 109: •
Fertiger Super 2100 mit Einbaubohle und Verbreiterungen
•
Doppelvibrowalze Bomag BW 174 mit Kantenandrückrad
•
Gummiradwalze Bomag BW 20 mit Infarot-Heizung
Vorhaben: •
Einbau einer Asphalttragschicht 0/32;
•
Dicke 12 cm;
•
Länge der Einbaustrecke ca. 1.950 m;
•
Breite des Fahrstreifens 6,0 m
Ausgangswerte: •
9,0 h/d Arbeitszeit, davon – 0,5 h/d Aufrüstzeit (vor Einbau) – 0,5 h/d Abrüstzeit (nach Einbau) – 8,0 h/d tatsächliche Einbauzeit
•
24,47 €/h Mittellohn
•
Tageseinbauleistung: ca. 1400,0 t/d (8h/d)
1. Kosten Gerät 1: Fertiger S 2100 Ermittlung des Neuwertes des Fertigers nach BGL 2001 BGL-Nr.
Bezeichnung
E.3.01.0125
Schwarzdeckenfertiger mit Raupenfahrwerk
Mittlerer Neuwert [€]
E.3.12.0600
Zwei ausziehbare Glättbohlen je 6,00m
2 ⋅ 94.600,0 =
189.200,00
E.3.12.0600.AA
Zwei Verbreiterungen je 250mm
2 ⋅ 3.070,00 =
6.140,00
Summe
460.840,00
Neuwert 110 des Fertigers: 111
Erzeugerpreisindex Mittlerer Neuwert 07/2006 109
265.500,00
460.840,00 € 106,0 488.490,40 €
Mit freundlicher Unterstützung der Kirchhoff Straßenbau GmbH & Co. KG Die Mittleren Neuwerte der Geräte der BGL 2001 beziehen sich auf das Basisjahr 2000. Die Fortschreibung der Anschaffungskosten erfolgt über den Erzeugerpreisindex für Baumaschinen des Statistischen Bundesamtes. 111 Statistisches Bundesamt: Erzeugerpreisindex 345 „Maschinen für die Bauwirtschaft“ Stand 07/2006 110
163
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
Leistung des Fertigers: 146 kW Treibstoffverbrauch: 0,16 €/kWh 8 h/d ⋅ 146 kW ⋅ 0,16 €/kWh = 186,88 €/d Monatliche Abschreibung und Verzinsung (A+V): 100 % vom oberen BGL-Satz: 488.490,40 € ⋅ 3 % =
14.654,71 €/Mon.
Monatliche Reparaturkosten (R): 100 % vom oberen BGL-Satz: 488.490,40 € ⋅ 2,5 % =
12.212,26 €/Mon.
Monatliche Gerätevorhaltekosten:
26.866,97 €/Mon. Gerätekosten [€/d]
A+V+R
1 Mon/(170/8) ⋅ 26.866,97 €/Mon.
Treibstoffe
s. o.
Schmierstoffe & Öle
4 % ⋅ 186,88 €/d
Betriebsstoffkosten [€/d]
1.264,33 186,88
Einzelkosten pro Tag
7,48 1.264,33
194,36
2. Kosten Gerät 2: Doppelvibrowalze Bomag BW 174 Ermittlung des Neuwertes der Doppelvibrowalze nach BGL 2001 BGL-Nr.
Bezeichnung
D.8.30.1100
Tandem-Vibrationswalze; 11t
Mittlerer Neuwert [€]
D.8.30.1100.AA
Kantenandrückgerät
6.650,00
Summe
Neuwert d. Walze: Erzeugerpreisindex 07/2006 Mittlerer Neuwert 07/2006
127.500,00 134.150,00
134.150,00 € 106,0 142.199,00 €
Leistung: Treibstoffverbrauch: 8 h/d ⋅ 70 kW ⋅ 0,16 €/kWh =
70 kW 0,16 €/kWh 89,60 €/d
Monatliche Abschreibung und Verzinsung (A+V): 100 % vom oberen BGL-Satz: 142.199,00 € ⋅ 4,5 % =
6.398,96 €/Mon.
Monatliche Reparaturkosten (R): 100 % vom oberen BGL-Satz: 142.199,00 € ⋅ 2,6 % =
3.697,17 €/Mon.
Monatliche Gerätevorhaltekosten:
10.096,13 €/Mon.
164
4 Grundlagen der Kalkulation
Gerätekosten [€/d] A+V+R
1 Mon/(170/8) ⋅ 10.096,13 €/Mon.
Treibstoffe
s. o. (Treibstoff pro Tag)
Schmierstoffe & Öle
4 % ⋅ 89,60 €/d
Einzelkosten pro Tag
Betriebsstoffkosten [€/d]
475,11 89,60 3,58 475,11
93,18
3. Kosten Gerät 3: Gummiradwalze Bomag BW 20 Ermittlung des Neuwertes der Gummiradwalze nach BGL 2001 BGL-Nr.
Bezeichnung
D.8.10.2000
Gummiradwalze, selbstfahrend, 20 t
Mittlerer Neuwert [€]
D.8.10.2000.AB
Infrarot-Reifenheizung
109.000,00 7.650,00
Summe
116.650,00
Neuwert d. Walze: Erzeugerpreisindex 07/2006 Mittlerer Neuwert 07/2006
116.650,00 € 106,0 123.649,00 €
Leistung: Treibstoffverbrauch: 8 h/d ⋅ 68 kW ⋅ 0,16 €/kWh =
68 kW 0,16 €/kWh 87,04 €/d
Monatliche Abschreibung und Verzinsung (A+V): 100 % vom oberen BGL-Satz: 123.649,00 € ⋅ 2,3 % =
2.843,93 €/Mon.
Monatliche Reparaturkosten (R): 100 % vom oberen BGL-Satz: 123.649,00 € ⋅ 1,4 % =
1.731,09 €/Mon.
Monatliche Gerätevorhaltekosten:
4.575,02 €/Mon. Gerätekosten [€/d]
A+V+R
1 Mon/(170/8) ⋅ 4.575,02 €/Mon.
Treibstoffe
s. o. (Treibstoff pro Tag)
Schmierstoffe & Öle
4 % ⋅ 87,04 €/d
Einzelkosten pro Tag
Betriebsstoffkosten [€/d]
215,30 87,04 3,48 215,30
4. Lohnkosten Die Schwarzdeckenkolonne besteht aus 6 gewerblichen Mitarbeitern (MA). 6 MA ⋅ 9,0 h/d ⋅ 24,47 €/h = 1.321,38 €/d
90,52
165
4.5 Einzelkosten der Teilleistungen
Zusammenstellung der Einbaukosten Lohnkosten [€/d]
Gerätekosten [€/d]
Betriebsstoffkosten [€/d]
1. Fertiger S 2100
1.264,33
2. Walze BW 174
475,11
93,18
3. Walze BW 20
215,30
90,52 378,06
4. gewerbl. MA
1.321,38
Einzelkosten pro Tag
1.321,38
1.954,74
0,94 €/t
1,40 €/t
Einzelkosten proTonne 1400 t/8h Gesamtkosten pro Tonne
194,36
0,27 €/t 2,61 €/t
5. Stoffkosten Asphalttragschicht 0/32 frei Baustelle
27,00 €/t
6. Gesamteinbaukosten Gesamteinbaukosten (ohne GKB und AGK)
29,61 €/t
4.5.8 Kosten der Fremdleistungen Als Fremdleistungen werden solche Arbeiten bezeichnet, die zwar Vertragsbestandteil des „Haupt“-Auftragnehmers sind, aber von ihm nicht selbst ausgeführt und an andere Unternehmen weiter vergeben werden. Man spricht hierbei auch von Nach- oder Subunternehmern. Diese Konstellation ist nicht nur typisch für den Schlüsselfertigbau, wobei der Auftragnehmer in teilweise großem Umfang Nachunternehmer bindet, sondern Fremdleistungen werden beispielsweise auch von Rohbauunternehmen vergeben, wenn diese z. B. Schal- oder Bewehrungsarbeiten nicht mehr selbst durchführen. Je nach Art der zu vergebenden Leistung und ihrer haftungsrelevanten Abgrenzung werden die Kosten der Fremdleistungen oftmals unterschieden nach •
Fremdarbeitskosten
•
Nachunternehmerleistungen.
Unter Fremdarbeitskosten werden dabei solche Leistungen erfasst, die zum einen Bestandteil der Leistung des Hauptunternehmers sind und zum anderen auch von ihm ausgeführt werden könnten. Typische Beispiele hierfür sind wieder die Schalungsund Bewehrungsarbeiten, die der Hauptunternehmer aus kapazitiven oder wirtschaftlichen Gründen an Dritte vergibt. Eine solche Vergabe beeinflusst in erster Linie die Einzelkosten der betreffenden Teilleistungen, weniger jedoch die Gemeinkosten der Baustelle und die Allgemeinen Geschäftskosten, da der Hauptunternehmer i. A. weiterhin die Baustelleneinrichtung, die Aufsicht und die Bauleitung stellen muss und sein Haftungsrisiko durch eine Weitervergabe nicht wesentlich verringert wird.
166
4 Grundlagen der Kalkulation
Der Unterschied im Vergleich zu Nachunternehmerleistungen besteht darin, dass diese in sich abgeschlossene Leistungen umfassen, die der Hauptunternehmer komplett und mit Haftungsübertragung an den Nachunternehmer weiter vergeben kann. Im Schlüsselfertigbau sind dies beispielsweise Arbeiten im Fassaden-, Gebäudetechnik- und Ausbaubereich. Trotzdem verbleiben beim Hauptunternehmer die Ausfall- und Schnittstellenrisiken sowie Risiken aus einer eventuell schleppenden Mängelbeseitigung durch den Nachunternehmer, für die der Hauptunternehmer vom Auftraggeber in Anspruch genommen wird. Ob der Hauptunternehmer die von ihm zu kalkulierenden Gemeinkosten der Baustelle und Allgemeine Geschäftskosten reduzieren kann, ist im Einzelfall zu prüfen, insbesondere im Hinblick darauf, welcher Aufwand für den Hauptunternehmer andererseits in Form der sog. „GU-Zuschläge“ für die Steuerung, Überwachung etc. zu kalkulieren ist.
4.6
Gemeinkosten der Baustelle
4.6.1 Zurechnungsgrundsätze Unter Gemeinkosten der Baustelle 112 werden diejenigen Kostenbestandteile erfasst, die zwar der einzelnen Baustelle, aber nicht direkt einzelnen Teilleistungen zugewiesen werden können. Diese „indirekten“ Kosten entstehen entweder durch Aufwendungen, die für den Betrieb der Baustelle notwendig sind oder auch durch die Ausführung von Nebenleistungen. Nach VOB/C (ATV DIN 18299, Abschnitt 4) gehören beispielsweise das Einrichten, das Vorhalten und das Räumen der Baustelle zu den Nebenleistungen, die auch ohne gesonderte Erwähnung im Vertrag eine vertragliche Leistung darstellen und nicht gesondert vergütet werden. Allerdings wird im Abschnitt 0.4 der o. g. DIN auch gesagt: „Eine ausdrückliche Erwähnung ist geboten, wenn die Kosten der Nebenleistung von erheblicher Bedeutung für die Preisbildung sind; in diesen Fällen sind besondere Ordnungszahlen (Positionen) vorzusehen. Dies kommt insbesondere in Betracht für das Einrichten und Räumen der Baustelle, Gerüste und für besondere Anforderungen an Zufahrten, Lager- und Stellflächen.“ Die zu den einzelnen Leistungsbereichen gehörenden gewerkespezifischen Nebenleistungen sind in der VOB/C in DIN 18300 bis 18451 definiert. Somit ist vor Aufnahme der Kalkulationsarbeiten für das konkrete Objekt die Grundsatzfrage zu klären: Sind im Leistungsverzeichnis gesonderte Positionen für das Einrichten und Räumen der Baustelle und ggf. auch für das Vorhalten der Baustelleneinrichtung ausgewiesen? 112
Die Gemeinkosten der Baustelle (GKB) werden auch als Baustellengemeinkosten bezeichnet.
167
4.6 Gemeinkosten der Baustelle
Gemeinkosten der Baustelle Zeitunabhängige Kosten (siehe Abschn. 4.6.2)
Zeitabhängige Kosten (siehe Abschn. 4.6.3)
Kosten der Baustelleneinrichtung
Kosten der örtlichen Bauleitung
• • •
• •
Ladekosten Frachtkosten Auf-, Umbau- und Abbaukosten
Kosten der Baustellenausstattung
• •
Kosten des Führungspersonals der Baustelle Kosten für Porto, Telekommunikation, EDV und Büromaterial PKW- und Reisekosten Kosten für Bewirtung und Werbung
Technische Bearbeitung und Kontrolle
Vorhaltekosten
• • •
•
Kosten von Planungsleistungen Kosten der Arbeitsvorbereitung Kosten für Boden- und Baustoffuntersuchungen
• •
Vorhaltekosten für Fahrzeuge, Geräte und Einrichtungen Vorhaltekosten für besondere Anlagen Kosten für Rüst-, Schal- und Verbaumaterialien
Bauwagnisse • •
Sonderwagnisse der Bauausführung Außergewöhliche Versicherungskosten
Betriebsstoffkosten Allgemeine Baukosten
Sonderkosten • •
Außergewöhnliche Zinskosten Lizenzgebühren
• • • •
Kosten für Hilfslöhne Transportkosten zur Versorgung der Baustelle Instandhaltungskosten für Transport-, Lagerund Sicherungseinrichtungen Kosten für Pachten und Mieten
Abb. 68 Gliederung der Gemeinkosten der Baustelle 113
Wenn ja, dann sind diese Kostenbestandteile als Einzelkosten der Teilleistungen in diesen Positionen zu ermitteln und die entsprechenden Einheits- und Gesamtpreise sind im Leistungsverzeichnis auszuweisen. Wenn nein, dann sind diese Kostenbestandteile in jedem Fall als Nebenleistung im Rahmen der Gemeinkosten der Baustelle zu ermitteln und auf die anderen Positionen umzulegen. Wegen der spezifischen Zeitabhängigkeit der Gemeinkosten der Baustelle (siehe Abb. 69) und im Hinblick auf oftmals auftretende Probleme bei der Bestimmung der zeitabhängigen Kostenbestandteile im Falle von Veränderungen der Bauzeit empfiehlt sich in jedem Fall eine Unterscheidung der Gemeinkosten der Baustelle in
113
•
zeitunabhängige (fixe) Kosten,
•
zeitabhängige (variable) Kosten.
Drees / Paul: Kalkulation von Baupreisen, S.90
168
Kosten
4 Grundlagen der Kalkulation
Mehrkosten zeitabhängige Kosten im Angebot enthaltene Gemeinkosten der Baustelle
zeitunabhängige Kosten
Bauzeit vertragliche Bauzeit
Bauzeitverlängerung
Abb. 69 Zusammenhang zwischen Bauzeit und Gemeinkosten der Baustelle 114
Die Gemeinkosten der Baustelle erfahren demzufolge eine Untergliederung einerseits nach der Zeitabhängigkeit und andererseits nach den unternehmensspezifisch festzulegenden Kostenarten. Soweit sich die einzelnen Kostenbestandteile nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand detailliert ermitteln lassen, kann hier auch mit Verrechnungssätzen gearbeitet werden, die sich beispielsweise auf Lohnsummen oder bei Geräten auf deren Gewicht oder installierte Motorleistung beziehen. Erläuterungen zu den einzelnen Kostenbestandteilen (siehe Abb. 68) erfolgen nachstehend.
4.6.2 Zeitunabhängige Elemente der Gemeinkosten der Baustelle Ladekosten Für das Auf- und Abladen auf dem Bauhof und auf der Baustelle ist ein Aufwand von 1 bis 2,5 h/t anzusetzen. Der von der Art und vom Gewicht der Ladegüter abhängige Aufwandswert bezieht sich auf sämtliche Elemente der Baustelleneinrichtung und, sofern eigene Schalung eingesetzt wird, auch auf deren Gewicht. Frachtkosten Die Frachtkosten fallen für den Transport der o. g. Güter an, werden üblicherweise auf deren Gewicht bezogen und sind deshalb auch vom Auslastungsfaktor der Transportgeräte abhängig. Transportkosten für die Versorgung der Baustelle während der Bauzeit sind unter den zeitabhängigen Kosten zu erfassen.
114
Drees / Paul: Kalkulation von Baupreisen, S. 88
4.6 Gemeinkosten der Baustelle
169
Auf-, Umbau- und Abbaukosten Im Zusammenhang mit dem Einrichten und Räumen der Baustelle sowie bei ablaufbedingten Umbauten entstehen Kosten beispielsweise für nachstehend exemplarisch genannte Leistungen: •
Freimachen des Geländes,
•
Herstellen und Rückbau von Verkehrswegen und Lagerplätzen,
•
Sicherung und Beleuchtung des Geländes,
•
Herstellen und Rückbau von Einrichtungen zur Verkehrslenkung,
•
Herstellen und Rückbau von Versorgungseinrichtungen wie Strom, Wasser, Telekommunikation sowie Anlagen zur Abwasserentsorgung.
Kosten der Baustellenausstattung Zu den wesentlichen Bestandteilen der Baustellenausstattung 115 gehören einerseits die Kosten für Hilfsstoffe, die nicht Bestandteil des Bauwerks werden, wie beispielsweise Nägel, Schrauben, Schalungsöl, Folien. Andererseits fallen Kosten für die Ausstattung mit Werkzeugen und Kleingeräten (Handmaschinen) an. Diese Kosten werden i. d. R. mit einem Zuschlag von 3 % bis 6 % auf die Lohnkosten angesetzt, da eine Einzelermittlung in keiner Relation zu dem damit verbundenen Aufwand stehen würde. Zwischenzeitlich gibt es auch Anbieter am Markt, die größere Baustellen mit Hilfsstoffen, Kleingerät und Werkzeug versorgen, dafür eine Grundausstattung zur Verfügung stellen und den tatsächlichen Verbrauch in Rechnung stellen. Mit diesen Anbietern kann entweder eine Abrechnung auf Nachweis oder eine Pauschalvergütung vereinbart werden. Zur Baustellenausstattung gehört auch die „lose“ Möblierung der Büros, der Unterkünfte und der Sozialeinrichtungen auf der Baustelle. Sofern die erstmalige Anlieferung, eventuelle Ersatzlieferungen und die Rücknahme über die monatlichen Mietkosten verrechnet werden, sind diese Kosten unter den Vorhaltekosten zu erfassen. Kosten von Planungsleistungen Nach den Regelungen der VOB hat der Auftraggeber die grundsätzliche Verpflichtung, dem Auftragnehmer Ausführungspläne zur Verfügung zu stellen. Hierzu gehören nicht nur die Architektenpläne, sondern auch die Tragwerksplanung in Form der geprüften statischen Berechnung und der Schal- und Bewehrungspläne sowie im Schlüsselfertigbau auch die Ausführungspläne für die Leistungsbereiche der Gebäudetechnik und des Ausbaus. Gerade im Schlüsselfertigbau werden aber den Auftragnehmern oftmals umfangreiche Planungsleistungen mit beauftragt, die dann unter 115
Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: BAL 2001, Baustellenausstattungs- und Werkzeugliste
170
4 Grundlagen der Kalkulation
Berücksichtigung der Planungsschnittstellen ggf. einer gesonderten Kalkulation bedürfen. Werden nur die Ausführungsunterlagen für den Rohbau beim Bauunternehmen beauftragt, liegen die Kosten hierfür bei etwa 3 % bis 6 % der Rohbaukosten. Die Kosten für die konstruktive Bearbeitung von Hilfskonstruktionen, wie beispielsweise Lehrgerüste, Baugrubenverbau, Kranfundamente etc. sind einschließlich deren Prüfung vom Auftragnehmer selbst zu tragen. Kosten der Arbeitsvorbereitung Eine gesonderte Kalkulation der Kosten für die Arbeitsvorbereitung wird in den meisten Unternehmen nur noch für komplexe Projekte oder für Arbeitsgemeinschaftsbaustellen durchgeführt. Im Übrigen werden die Kosten der Arbeitsvorbereitung als Bestandteil der Allgemeinen Geschäftskosten erfasst und dort mit etwa 0,2 % bis 0,4 % der Angebotssumme verrechnet. Bei Auslandsprojekten empfiehlt sich wegen des spezifischen Aufwands eine detaillierte Ermittlung. Kosten für Boden- und Baustoffuntersuchungen Besondere Anforderungen bestehen i. d. R. bei Verdichtungs- oder Tragfähigkeitsnachweisen im Erd-, Tief- und Straßenbau, insbesondere dann, wenn hierfür Baustellenlabore einzurichten sind; ggf. können auch Qualitätsnachweise im Stahl- und Metallbau zusätzliche Aufwendungen erfordern. Wenn diese nicht in die Einzelkosten der Teilleistungen eingerechnet werden, sind sie als Gemeinkosten der Baustelle zu kalkulieren. Sonderwagnisse der Bauausführung Bei der Übernahme besonderer oder objektspezifischer Risiken, die über das „allgemeine“ Unternehmerwagnis hinausgehen, kann es ratsam sein, dafür entsprechende Ansätze in den Gemeinkosten vorzusehen. Solche spezifischen Wagnisse können beispielsweise zum Gegenstand haben: •
Überdurchschnittliche Witterungsrisiken,
•
Lohn- und Stoffkostenrisiken bei längerfristigen Festpreisbindungen,
•
außergewöhnliche, objektbedingte Terminrisiken mit Vertragsstrafen,
•
Einsatz neuer Bauverfahren ohne hinreichende Anwendungserfahrung.
Außergewöhnliche Versicherungskosten Soweit objektbedingt Versicherungen abgeschlossen werden müssen, deren Gegenstand und Umfang nicht durch die übliche Betriebshaftpflichtversicherung abgedeckt wird, sind die Kosten hierfür als Gemeinkosten der Baustelle zu kalkulieren. Konkret kann dies beispielsweise bei Umbau- oder Erweiterungsarbeiten der Fall sein, die un-
4.6 Gemeinkosten der Baustelle
171
ter laufendem Betrieb stattfinden und bei denen der Auftragnehmer für durch ihn verursachte Nutzungsausfälle haftet oder sich gegen entsprechende Haftpflichtschäden entsprechend absichert. Außergewöhnliche Zinskosten Wenn im Einzelfall außergewöhnliche Zahlungsfristen gefordert und vereinbart werden oder der Zahlungsplan einen überdurchschnittlichen Vorleistungsaufwand des Bauunternehmers erfordert, kann der objektbezogene Mehraufwand gegenüber dem Ansatz in den Allgemeinen Geschäftskosten hierunter erfasst werden. Lizenzgebühren Wenn patentrechtlich geschützte Bauverfahren und -systeme zum Einsatz kommen, können hierfür besondere Lizenzgebühren anfallen.
4.6.3 Zeitabhängige Elemente der Gemeinkosten der Baustelle Kosten des Führungspersonals der Baustelle Werden die (Gehalts-)Kosten der Poliere nicht über den Mittellohn (AP, APS oder APSL) und die Kosten des Bauleitungspersonals nicht über die Allgemeinen Geschäftskosten verrechnet, so sind diese Kostenelemente als Bestandteil der Gemeinkosten der Baustelle auszuweisen. Die Gehaltskosten beinhalten nicht nur das nominelle Grundgehalt, sondern auch Sozial- und Gehaltsnebenkosten, soweit diese betriebsüblich oder vertraglich vereinbart sind. Ausschließlich erfolgsbezogene Leistungsprämien fallen nicht hierunter, da sie zwar den Unternehmensgewinn reduzieren, aber keine Kosten verursachen. Die Sozialkosten führen häufig zu einem Zuschlag von 40 % bis 50 % auf das Grundgehalt. Häufig werden für Bauleiter pauschale Ansätze incl. der Kosten für Dienstfahrzeuge angesetzt. Kosten für Porto, Telekommunikation, EDV und Büromaterial Je nach Lage und Größe der Baustelle können hierfür beachtliche Summen anfallen, beispielsweise wenn für die Baustelle ein eigenes DV-Netz oder eine eigene Funkanlage betrieben werden muss. PKW- und Reisekosten Kosten für Firmen-PKW werden i. A. mit Verrechnungssätzen in [€/km] erfasst und enthalten die Kosten für Abschreibung, Verzinsung, Reparatur, Wartung, Pflege, Reifen, Betriebsstoffverbrauch, Steuer und Versicherung. Sie sind hier baustellenbezogen ebenso zu kalkulieren wie die eventuelle Gewährung von Pauschalbeträgen für
172
4 Grundlagen der Kalkulation
die dienstliche Nutzung von Privatfahrzeugen. Reisekosten entstehen auch, wenn die Bauleiter wöchentliche Flugkosten erstattet bekommen. Kosten für Bewirtung und Werbung Kosten hierfür werden nur bei außergewöhnlichen Projekten als Gemeinkosten der Baustelle kalkuliert, weil i. A. eine Erfassung als Bestandteil der Allgemeinen Geschäftskosten erfolgt. Vorhaltekosten für Fahrzeuge, Geräte und Einrichtungen Sofern Fahrzeuge, Geräte und Einrichtungen kostenmäßig nicht als Einzelkosten von Teilleistungen kalkuliert werden, sind die Kosten für Abschreibung, Verzinsung und Reparatur hier zu erfassen. Als Einrichtung werden beispielsweise auch Container für die Baustelleneinrichtung verstanden. Vorhaltekosten für besondere Anlagen Sofern Kosten für besondere Anlagen, wie beispielsweise zur Stromerzeugung, Wasseraufbereitung, Druckluftversorgung, Baustoffaufbereitung o. ä. nicht als Einzelkosten von Teilleistungen kalkuliert und abgerechnet werden, sind die Kosten für Abschreibung, Verzinsung und Reparatur als Gemeinkosten der Baustelle zu kalkulieren. Kosten für Rüst-, Schal- und Verbaumaterialien Sofern die Kosten für Rüst-, Schal- und Verbaumaterialien nicht in den Positionen der betreffenden Bauteile und in besonderen Positionen als Einzelkosten von Teilleistungen kalkuliert werden, sind diese ebenfalls in den Gemeinkosten der Baustelle zu erfassen. Betriebsstoffkosten Die Kosten für flüssige, gasförmige oder feste Betriebsstoffe, die für den Betrieb von Fahrzeugen, Geräten und Einrichtungen notwendig sind und nicht in entsprechenden Positionen erfasst und verrechnet werden können, müssen als Gemeinkosten der Baustelle kalkuliert werden. Kosten für Hilfslöhne Als Gemeinkosten der Baustelle werden i. A. nur die Lohnkosten für solche Arbeitskräfte erfasst, die bestimmte Aufgaben übernehmen, d. h. hierunter fallen beispielsweise nicht sog. „Randstunden“ für Ablade-, Transport- und Reinigungsarbeiten, die bereits in den Aufwandswerten für die betreffenden Teilleistungen enthalten sind. Hilfslöhne können anfallen für
4.7 Allgemeine Geschäftskosten
•
Magaziner,
•
Elektromonteure, Mechaniker,
•
Labor- und Vermessungsgehilfen,
•
Boten und Fahrer,
•
Reinigungs- und Bewachungspersonal.
173
Sofern auf Groß- und Auslandsbaustellen eigene Gerätewerkstätten eingerichtet werden, sind die Kosten für das Wartungs- und Reparaturpersonal ebenfalls als Gemeinkosten der Baustelle zu kalkulieren, ggf. sind dann die Reparaturansätze bei den Gerätekosten zu reduzieren. Transportkosten zur Versorgung der Baustelle Solche Kosten entstehen nicht für die erstmalige Einrichtung der Baustelle (siehe zeitunabhängige Kosten), sondern für laufende Versorgungsfahrten zwischen Bauhof und Baustelle. Transportkosten für Baustoffe, die über den Baustoffhandel bezogen werden, entstehen nicht, weil diese i. d. R. „frei Baustelle“ geliefert werden. Bei Großbaustellen, bei denen eventuell zusätzliche Logistikkosten entstehen, ist allerdings darauf zu achten, dass die Bezugskonditionen eine Lieferung „frei Abladestelle“ vorsehen und keine Einschränkung „frei Baustellenzufahrt“ oder „frei Bordsteinkante“ enthalten. Instandhaltungskosten für Transport-, Lager- und Sicherungseinrichtungen Bei großen und langlaufenden Baustellen oder unter ungünstigen Witterungsbedingungen, beispielsweise im Hochgebirge, können außergewöhnliche Kostenbelastungen für die Instandhaltung auftreten. Kosten für Pachten und Mieten Werden Flächen für die Baustelleneinrichtung gepachtet oder baustellenbezogen Räume für Büros und Unterkünfte angemietet, so sind die Kosten hier zu erfassen. Das gleiche gilt für Gebühren, die von Kommunen für die Inanspruchnahme öffentlicher Flächen für Baustelleneinrichtungen erhoben werden und zeitabhängige Gebührenstruktur aufweisen.
4.7
Allgemeine Geschäftskosten
4.7.1 Zurechnungsgrundsätze Als Allgemeine Geschäftskosten (AGK) bezeichnet man diejenigen Kosten, die in einem Unternehmen anfallen und weder einzelnen Produkten (Einzelkosten der Teillei-
174
4 Grundlagen der Kalkulation
stungen) noch einzelnen Baustellen (Gemeinkosten der Baustelle) zuzurechnen sind, d. h. Kosten, die in einem Unternehmen zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft entstehen. Die Deckung dieser Kosten kann andererseits nur über „verkaufte“ Bauleistungen, also über die abzuwickelnden Aufträge erfolgen und somit muss für diese Aufträge einen sog. „Deckungsbeitrag“ kalkuliert werden. Zu den Allgemeinen Geschäftskosten gehören beispielsweise •
Personalkosten der Unternehmensleitung und zentraler Verwaltungs- und Organisationseinheiten einschließlich der gesetzlichen und tariflichen Sozialkosten;
•
Kosten von freiwilligen Sozialleistungen, z. B. betriebliche Altersversorgung;
•
Investitions- und Betriebskosten für eigene Gebäude sowie Miet- und Mietnebenkosten für angemietete Flächen;
•
Investitions- und Betriebskosten für zentrale Telekommunikations- und Datenverarbeitungsanlagen einschließlich Software, Lizenzgebühren, Schulungsmaßnahmen;
•
Investitions- und Betriebskosten von zentralen Betriebseinheiten, wie z. B. Bauhof, Gerätewerkstatt, Fuhrpark, soweit diese Kosten nicht von den einzelnen Baustellen über innerbetriebliche Verrechnungssätze getragen werden;
•
Steuern und öffentliche Abgaben, soweit diese nicht gewinnabhängig sind, wie z. B. Grund- und Gewerbesteuer;
•
Beiträge zu Verbänden, wie z. B. Industrie- und Handelskammer, Wirtschaftsverbände, Arbeitgeberverband;
•
Prämien für Versicherungen, soweit diese nicht den einzelnen Baustellen zugewiesen werden können;
•
Kalkulatorischer Unternehmerlohn;
•
Kalkulatorische Zinsen für das im Unternehmen gebundene Kapital einschließlich der Kosten für die Vor- und Zwischenfinanzierung des Umsatzes, soweit diese Kosten nicht den einzelnen Baustellen zugewiesen werden können;
•
Kosten, die von der Unternehmenszentrale beispielsweise für Werbung, Repräsentation, Firmen- und Kundenzeitschriften, Rechtsberatung, Reisen, Patent- und Lizenzgebühren, Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen übernommen werden.
4.7.2 Zurechnungsverfahren Der von den einzelnen Baustellen zu übernehmende Deckungsbeitrag für die Allgemeinen Geschäftskosten kann nicht, wie die Herstellkosten, projektspezifisch und detailliert ermittelt werden, sondern er kann der einzelnen Baustelle nur mit einem Verrechnungssatz zugewiesen werden. Dieser Verrechnungssatz kann theoretisch aus einem Absolutbetrag in [€] oder aus einem Relativbetrag [%] bestehen. Dieser
4.7 Allgemeine Geschäftskosten
175
Relativbetrag wiederum könnte sich als Zuschlagssatz auf die Herstellkosten, auf die Selbstkosten oder auf die Angebotssumme beziehen. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie die Höhe des Zuschlagssatzes einerseits einfach und andererseits zutreffend bestimmt werden kann. Die absolute Höhe der in einem Unternehmen anfallenden Allgemeinen Geschäftskosten kann periodenbezogen (Monat, Quartal, Jahr) vergleichsweise einfach und genau ermittelt werden. Ebenso einfach und genau kann periodenbezogen die abgerechnete Bauleistung, nämlich der „Umsatz“ bestimmt werden. Die periodenbezogene Ermittlung der Herstellkosten und der Selbstkosten wäre hingegen nur mit einem vergleichsweise hohen Aufwand in Folge des dafür notwendigen Detaillierungsgrades der Betriebsbuchhaltung ermittelbar. Wenn nun der Deckungsbeitrag für die Allgemeinen Geschäftskosten der einzelnen Baustelle in der Kalkulation als Absolutbetrag zugewiesen würde, dann hätte beispielsweise eine Erhöhung der Bauleistung durch zusätzliche Leistungen keinerlei Einfluss auf diesen Deckungsbeitrag, d. h. auch bei deutlichen Steigerungen der Leistung und damit des Umsatzes auf einer Baustelle würde diese keinen adäquaten zusätzlichen Deckungsbeitrag für die Allgemeinen Geschäftskosten erwirtschaften. Eine solche Vorgehensweise wäre betriebswirtschaftlich auch nicht korrekt, denn es würde keine verursachungsgerechte Kostenzuweisung erfolgen. Der Grundsatz der Verursachungsgerechtigkeit wäre hier deshalb verletzt, weil die Erbringung zusätzlicher Leistungen i. S. einer Umsatzsteigerung grundsätzlich auch mit einer entsprechenden Erhöhung der Allgemeinen Geschäftskosten verbunden sein dürfte. Damit scheidet für die unternehmerische Praxis der Zurechnungsgrundsatz mit Absolutbeträgen für die Allgemeinen Geschäftskosten aus. Somit verbleibt als praktikabler und verursachungsorientierter Zurechnungsgrundsatz die Verwendung von prozentualen Zuschlägen. Wenn in der „Rückwärtsbetrachtung“ das Verhältnis von Allgemeinen Geschäftskosten und Umsatz (= abgerechnete Bauleistung) vergleichsweise einfach ermittelt werden kann, dann kann diese Vorgehensweise auch auf die „Vorwärtsbetrachtung“ (= Kalkulation, Bauauftragsrechnung) übertragen werden. Dort wird die erwartete Bauleistung oder der erwartete Umsatz durch die Angebotssumme abgebildet. Aus den vorgenannten Randbedingungen lässt sich der Grundsatz ableiten, den Deckungsbeitrag für die Allgemeinen Geschäftskosten in der Kalkulation in Form eines prozentualen Zuschlages zu verrechnen, der auf die Angebotssumme bezogen wird. Bei der Bestimmung des – als Prognosewert möglichst zutreffenden – Zuschlagssatzes sind jedoch folgende Probleme zu beachten:
176
4 Grundlagen der Kalkulation
•
Der Zuschlagssatz für die Allgemeinen Geschäftskosten wird i. d. R. auf der Grundlage eines prognostizierten Soll-Umsatzes für die kommende Periode (Quartal, Jahr) geplant. Wird dieses Umsatzziel nicht erreicht, decken die von den einzelnen Baustellen erwirtschafteten Beträge nicht die tatsächlich und sich in der Höhe nicht kurzfristig verändernden Allgemeinen Geschäftskosten. Wird das Umsatzziel überschritten, entsteht ein – zumindest kurzfristig – höherer Deckungsbetrag. Ändern sich die Allgemeinen Geschäftskosten in der betrachteten Periode nicht, so entsteht ein positiver Effekt in Form zusätzlicher Gewinnanteile.
•
Wenn der Zuschlagssatz aus dem Verhältnis der Allgemeinen Geschäftskosten zum Gesamtumsatz des Unternehmens gebildet wird, dann wird im Prinzip von einer „durchschnittlichen“ Baustelle ausgegangen, d. h. es findet beispielsweise keine sparten- oder risikoorientierte Differenzierung statt. Diese Differenzierung kann aber aus den nachstehenden, exemplarisch genannten Abweichungsgründen sinnvoll erscheinen oder notwendig werden: – Volumen des Bauvorhabens, – Art und Schwierigkeitsgrad des Bauvorhabens, – Kostenstruktur des Bauvorhabens (lohn- oder geräteintensiv, Nachunternehmeranteil), – Struktur und Bonität des Auftraggebers, – Bauzeit und Kostenrisiken, – Lage der Baustelle, Auslandsrisiken, – Rahmenbedingungen des Bauvertrages.
Es muss somit entschieden werden, ob für die Kalkulation aller Baustellen ein einheitlicher Zuschlagssatz verwendet wird oder ob der Zuschlagssatz für die Allgemeinen Geschäftskosten nach Kostenarten und / oder nach Projektarten differenziert wird.
4.7.3 Einheitlicher Zuschlagssatz für AGK Wenn die Baustellen eine vergleichbare Kosten- und Leistungsstruktur aufweisen, kann ein einheitlicher Zuschlagssatz für die AGK (Allgemeine Geschäftskosten) verwendet werden. Die Höhe der AGK ist dann wie folgt zu ermitteln: Verrechnungssatz für Allgemeine Geschäftskosten auf die Herstellkosten: AGK [ € ] ⋅ 100 p AGK,HK = -------------------------------------HK [€]
[%]
Verrechnungssatz für Allgemeine Geschäftskosten auf die Angebotssumme: AGK [ € ] ⋅ 100 p AGK,AS = -------------------------------------A S [€]
[%]
4.7 Allgemeine Geschäftskosten
mit
177
AGK Allgemeine Geschäftskosten HK
Herstellkosten
AS
Angebotssumme
Obwohl die Entwicklung des baubetrieblichen Rechnungswesens und der Datenverarbeitung heute die zeitnahe Ermittlung von Herstellkosten einfacher als früher gestaltet, wird in vielen Unternehmen auch heute noch der Zuschlagssatz für AGK auf die Bauleistung und damit auf die Angebotssumme bezogen. Die Höhe der Allgemeinen Geschäftskosten ist unternehmensspezifisch und hängt unter u. a. von der Auftragsstruktur, der Unternehmensstruktur und vom Aufbau des baubetrieblichen Rechnungswesens ab. Somit sind im Unternehmensvergleich unterschiedliche Zuschlagssätze nicht außergewöhnlich. Diese Bandbreite kann bei „üblichen“ Bauaufträgen zwischen 6 % und 12 % der Angebotssumme liegen, hängt aber letztlich davon ab, welche Kostenbestandteile unter den Allgemeinen Geschäftskosten erfasst werden.
4.7.4 Differenzierter Zuschlagssatz für AGK Unterscheiden sich in einem Unternehmen die Auftrags- und Kostenstrukturen der einzelnen Bauaufträge sehr stark und haben diese Unterschiede auch Einfluss auf die Höhe der Allgemeinen Geschäftskosten oder auf die Möglichkeiten zur Erwirtschaftung der notwendigen Deckungsbeiträge, so können auch differenzierte Zuschlagssätze verwendet werden. Deren erfolgreicher Einsatz bedarf allerdings eingehender betriebswirtschaftlicher Analysen, um die Wechselwirkungen zwischen Strukturmerkmalen und Höhe der AGK auch zutreffend bestimmen zu können. Die Zuschlagssätze für AGK können nach unterschiedlichen Kriterien differenziert werden, wie beispielsweise •
nach Kostenarten, wenn etwa entsprechend hohe Anteile an Fremd- oder Nachunternehmerleistungen zu verzeichnen sind und diese Anteile signifikante Auswirkungen auf die Höhe der AGK haben;
•
nach Bausparten, wenn etwa unterschiedlichste Aufträge im Schlüsselfertigbau, im Industriebau, im Straßenbau etc. abgewickelt werden und auch hier signifikante Auswirkungen auf die Höhe der AGK feststellbar sind;
•
nach Auftragsgrößen, wenn etwa festgestellt werden kann, dass Aufträge mit einem großen Volumen vergleichsweise niedrigere AGK als kleinere Aufträge verursachen.
4.7.5 Willkürlicher Zuschlagssatz für AGK Analysen der unternehmerischen Praxis zeigen, dass insbesondere bei kleineren Firmen den AGK oftmals auch Bestandteile der Gemeinkosten der Baustelle, beispiels-
178
4 Grundlagen der Kalkulation
weise die Kosten der Bauleitung, zugewiesen werden und insoweit die Grundsätze einer verursachungsgerechten Zuordnung verlassen werden. Deshalb spricht man in solchen Fällen von einem „willkürlichen“ Zuschlagssatz, der natürlich Vergleiche von unterschiedlich aufgebauten Angeboten erschwert, ohne dass sich die Angebotssummen zwangsläufig signifikant unterscheiden.
4.8
Wagnis und Gewinn
4.8.1 Wagnis Kalkulative Zuschläge für Wagnisse sollen dazu dienen, eine Risikovorsorge dafür zu treffen, dass die Auftragsabwicklung durch unvorhergesehene Ereignisse wirtschaftlich negativ beeinflusst werden kann. Sofern sich solche Kostenrisiken auf das konkrete Bauprojekt beziehen, können diese sowohl durch entsprechende Ansätze bei den Gemeinkosten der Baustelle (siehe Abschn. 4.6) als auch – soweit versicherbar – durch Versicherungen abgedeckt werden. Darüber hinausgehende Ausführungswagnisse, wie beispielsweise Mehraufwendungen durch Überschreitung von Kalkulationsansätzen, durch Qualitätsmängel und dadurch verursachte Gewährleistungsarbeiten, durch Ausfall von Nachunternehmern, durch Forderungsausfall etc. führen betriebswirtschaftlich gesehen zu einer Erhöhung der Selbstkosten. Als Unternehmenswagnis bezeichnet man hingegen solche Wagnisse, die durch das Betreiben eines (Bau-)Unternehmens als solches entstehen und nicht durch einen einzelnen Bauauftrag begründet sind. So können beispielsweise in einem monostrukturellen Marktsegment wie dem Straßen- oder Bahnbau Risiken dadurch entstehen, dass die für die Investitionen notwendigen Haushaltsmittel gekürzt werden und hieraus ein nicht vorhersehbarer Nachfragerückgang resultiert. Analoge Risiken sind bei Auslandsaufträgen vorhanden, wenn politische Veränderungen dazu führen, dass berechtigte Forderungen nicht mehr ausgeglichen werden. Soweit hierfür Kreditversicherungen herangezogen werden können, besteht kein eigentliches Wagnis mehr, ausgenommen sind Selbstbeteiligungen. Dafür sind aber die entsprechenden Versicherungsprämien entweder in die Gemeinkosten der Baustelle oder in die Allgemeinen Geschäftskosten einzurechnen.
4.8.2 Gewinn Der von einem Unternehmen zu erwirtschaftende Gewinn soll einerseits dazu dienen, einen Anreiz dafür zu schaffen, Kapital in ein Unternehmen zu investieren und dafür eine angemessene Verzinsung zu erhalten. Dafür bedarf es eines entsprechenden Ansatzes in der Kalkulation, damit der erwartete Soll-Gewinn in die Bauauftragsrechnung eingestellt wird. Gewinnansätze müssen auch deshalb realisiert werden, um die
4.9 Umrechnung der Zuschlagssätze auf die Herstellkosten
179
für den Ausbau des Unternehmens erforderlichen Investitionen tätigen zu können. Die aus den Abschreibungen zurückfließenden Mittel reichen i. d. R. nicht aus, um damit den Investitionsumfang abdecken zu können.
4.8.3 Zuschlagssatz für Wagnis und Gewinn Die Zuschlagssätze für Wagnis und Gewinn werden in der Kalkulation meistens zusammengefasst. Der gemeinsame Zuschlagssatz (W+G) wird dann i. d. R. wie bei den Allgemeinen Geschäftskosten auf die Bauleistung und damit auf die Angebotssumme bezogen (siehe Abschn. 4.7.3).
4.9
Umrechnung der Zuschlagssätze auf die Herstellkosten
Wie zuvor erläutert, werden die Zuschlagssätze für Allgemeine Geschäftskosten (AGK), Wagnis und Gewinn (W+G) bei den meisten Unternehmen auf die Bauleistung und damit auf die Angebotssumme bezogen. Deren Höhe steht aber erst mit dem Abschluss der Kalkulation fest, d. h. die als „vom Hundert“ angegebenen Zuschlagssätze müssen auf „im Hundert“ umgerechnet werden. Mit Hilfe der daraus resultierenden Umrechnungsfaktoren können die Zuschläge auf die bis dahin erst bekannten Herstellkosten so verrechnet werden, dass mit Abschluss der Kalkulation in der dann ermittelten Angebotssumme die gewünschten Zuschläge enthalten sind. Für die Umrechnung gilt die nachstehende Formel: Verrechnungssatz für Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn auf die Herstellkosten: ( p AGK,AS + p W + p G ) ⋅ 100 p GES,HK = --------------------------------------------------------------------100 – ( p AGK,AS + p W + p G )
mit
[%]
pAGK,AS Verrechnungssatz für Allgemeine Geschäftskosten in % auf die Angebotssumme (AS) pW
Verrechnungssatz für Wagnis in % auf die Angebotssumme (AS)
pG
Verrechnungsatz für Gewinn in % auf die Angebotssumme (AS)
5
Durchführung der Kalkulation
5.1
Vorarbeiten zur Kalkulation
Bei der Angebotsbearbeitung im Baunternehmen (siehe Abb. 70) sind verschiedene Arbeitsschritte durchzuführen, deren Umfang und Intensität vom Volumen des Projektes, seinem Schwierigkeitsgrad, dem Standort und von der Vertragsgestaltung abhängen. Die nachstehende Beschreibung der einzelnen Arbeitschritte bezieht sich vorrangig auf Inlandsprojekte. Bei Auslandsaufträgen gestaltet sich die Angebotsbearbeitung insbesondere im Hinblick auf •
Vertragswerk, Gerichtsstand,
•
Finanzierung, Devisenbeschränkungen,
•
Politische Risiken,
•
Personalentsendung,
•
Verfügbarkeit von lokalem Personal,
•
Gerätebeistellung, Zollvorschriften,
•
Ersatzteilbeschaffung,
•
Medienverfügbarkeit (Wasser, Strom),
•
Baustoffbeschaffung, -aufbereitung
wesentlich aufwendiger und erfordert unter Umständen den Einsatz eines Projektteams zur Angebotsbearbeitung über mehrere Monate mit teilweisem Personaleinsatz vor Ort zur Erkundung. Bei Inlandsprojekten sind i. d. R. die nachstehend beschriebenen Arbeitsschritte notwendig. DV-Erfassung des Leistungsverzeichnisses durch Einspielen des Leistungsverzeichnisses oder durch manuelle Erfassung, sofern kein Datenträger zur Verfügung gestellt wird oder wenn eigene Leistungsverzeichnisse erstellt werden müssen, weil die Leistung beispielsweise nur funktional beschrieben wird. Mengenprüfung oder -ermittlung zur Feststellung der erforderlichen Baustoffmengen sowie zur Erstellung von Leistungsverzeichnissen für die Einholung von Angeboten bei möglichen Nachunternehmern. Für den Fall, dass der Auftraggeber ein Pauschalpreis-Angebot erwartet, ist die Mengenprüfung durch den Bieter unerlässlich, weil er dann im Auftragsfall sowohl das Mengen- als auch das Preisrisiko zu übernehmen hat. Aber auch bei konventionell vom Auftraggeber übergebenen Leistungsverzeichnissen empfiehlt sich die Überprüfung der Massen in den Schwerpunktspositionen, da der Bieter hierauf aufbauend entsprechende Kalkulationsstrategien entwickeln kann (Stichwort: Kalkulation mit voraussichtlichen Abrechnungsmengen).
182
5 Durchführung der Kalkulation
Analyse der Vertragsbedingungen insbesondere zur Überprüfung kalkulationsrelevanter Punkte wie beispielsweise •
Auftraggeber im juristischen Sinn,
•
Widersprüche zwischen Vertragsbestandteilen,
•
Vertragstermine, -strafen,
•
Maßgebende Richtlinien und Normen,
•
Abrechnungs- und Zahlungsmodalitäten,
•
Bürgschaften (Vertragserfüllungs-, Gewährleistungsbürgschaft),
•
Sicherheitseinbehalte,
•
Lohn- und Stoffpreisgleitklauseln,
•
Schnittstellen in der Planung,
•
eigene Planungsleistungen, Sichtung der Anfragen und Ausschreibungen Entscheidung, welche Angebote bearbeitet werden
DV-Erfassung Leistungsverzeichnis
Massenprüfung/ -ermittlung
Analyse Vertragsbedingungen
Abstimmung Bauverfahren mit Projekt-/ Bauleitung BE-Plan mit Geräteliste
Stammdaten Kalkulation
Preisanfrage Baustoffe
Besichtigung Baufeld
Ausarbeitung Nebenangebote/ Sondervorschläge
Preisanfrage Nachunternehmer
Erstellung Preisspiegel
Kalkulationsansätze eingeben EKT GKB kalkulieren Herstellkosten Zuschläge AGK+W+G Kalkulationsschlussbesprechung, Festlegen des „Marktpreises“ Angebot mit Anschreiben
Abb. 70 Angebotsbearbeitung im Bauunternehmen
Aufstellung Bauablaufplan
5.1 Vorarbeiten zur Kalkulation
•
Bereitstellung von Medienanschlüssen,
•
Bereitstellung von Flächen für die Baustelleneinrichtung,
•
Vollständigkeit der Leistungsbeschreibung,
•
Regelungen für Nebenleistungen,
•
Bereitstellung von Baustelleneinrichtungselementen für Dritte,
•
Regelungen für die Baustellenlogistik (Zugang, Transporte, Lagerung),
•
Beschreibungen des Bau- und Umfeldes,
•
Verkehrssicherungsmaßnahmen.
183
Auf die Prüfungspflicht des Bieters ist gesondert hinzuweisen, weil sich der Bieter bei erkannter Unzulänglichkeit der Leistungsbeschreibung und unterlassenen Hinweisen an den Auftraggeber ggf. in eine rechtlich nachteilige Position begibt. 116 Er muss dann den Fehler u. U. gegen sich gelten lassen und kann weder Schadenersatzansprüche noch zusätzliche oder geänderte Vergütungsansprüche geltend machen. Begehung des Baufeldes zur Klärung von kostenrelevanten Punkten wie beispielsweise •
Zufahrten (Gewichts-, Höhenbeschränkungen),
•
Zustand und Bebauung von Nachbargrundstücken,
•
Medienanschlüsse für Ver- und Entsorgung,
•
Vorhandene Medienleitungen,
•
Zustand des Baufelds (Bewuchs, Bebauung),
•
Verfügbare Flächen für Baustelleneinrichtung und Unterkünfte,
•
Bodenbeschaffenheit, Aushubentsorgung,
•
Grundwasserverhältnisse, Hochwassergefahr.
Die Begehung des Baufelds liefert wesentliche Erkenntnisse für die Auswahl von Bauverfahren, für die Planung der Baustelleneinrichtung sowie für den Geräteeinsatz und damit für die Kalkulation. Preisanfrage für Baustoffe und Nachunternehmerleistungen zur Beschaffung der mengen- und zeitabhängigen Kosteninformationen. Hierbei ist zu beachten, dass diesen Preisabfragen noch kein konkreter Auftrag des anfragenden Unternehmens zu Grunde liegt, so dass nicht unbedingt von „marktgängigen“ Preisen i. S. einer konkreten Auftragsverhandlung ausgegangen werden kann. Vielmehr sind die im Unternehmen vorhandenen Informationen bei der Abwicklung früherer Bauvorhaben mit zu verarbeiten, um den Marktpreis ansetzen zu können.
116
Langen / Schiffers: Bauplanung und Bauausführung, Rdn. 681, 682, 683
184
5 Durchführung der Kalkulation
Aufstellung Bauablaufplan unter Berücksichtigung der Vertragstermine und zur Erarbeitung der Kalkulationsvorgaben für •
Stoffmengenbedarf und Erdmengenaushub- und -transport innerhalb bestimmter Zeiträume,
•
Geräteausstattung,
•
Umfang Baustelleneinrichtung.
Hierbei ist eine Unterscheidung nach fixen und variablen Kostenbestandteilen sinnvoll (siehe Abschn. 4.6). Nach Erledigung dieser Vorarbeiten kann die eigentliche Kalkulation durchgeführt werden, wobei i. d. R. die Kalkulation über die Angebotssumme (siehe Abschn. 5.2) oder in speziellen Fällen die Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen (siehe Abschn. 5.4) zur Anwendung kommt.
5.2
Kalkulation über die Angebotssumme
Das Verfahren der Kalkulation über die Angebotssumme (Endsumme) stellt die genauere, aber auch aufwendigere Methode dar. Hierbei müssen die Gemeinkosten projektspezifisch ermittelt werden. Für die Höhe und die Verteilung der Gemeinkosten der Baustelle, der Allgemeinen Geschäftskosten und der Ansätze für Wagnis und Gewinn sind projektspezifische Ansätze zu wählen. Die Kalkulation über die Angebotssumme läuft in den nachstehend beschriebenen Arbeitsschritten ab (siehe Abb. 71):
+
= +
= +
= + =
Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen entsprechend den Vorarbeiten zur Kalkulation und unter Berücksichtigung der gewählten Gliederung nach Kostenarten Ermittlung der Gemeinkosten der Baustelle, ebenfalls getrennt nach Kostenarten und mit der Unterscheidung nach zeitunabhängigen und zeitabhängigen Bestandteilen Herstellkosten Verrechnung der Zuschläge für Allgemeine Geschäftskosten, eventuell mit unterschiedlicher Beaufschlagung einzelner Kostenarten, beispielsweise mit einem geringeren Zuschlagssatz – sofern gerechtfertigt – für Fremdleistungen Selbstkosten Verrechnung der Zuschläge für Wagnis und Gewinn, eventuell mit unterschiedlicher Beaufschlagung einzelner Kostenarten, beispielsweise mit einem geringeren Zuschlagssatz für Fremdleistungen Netto-Angebotssumme ohne MwSt Beaufschlagung mit der Mehrwertsteuer nach den gesetzlichen Regelungen Brutto-Angebotssumme inkl. MwSt.
185
5.2 Kalkulation über die Angebotssumme
Mit der im „Rechenvorgang 1“ ermittelten Angebotssumme (siehe Abb. 71) steht der Gesamtpreis fest, mit der die Leistungen angeboten werden. Es können jedoch noch keine Einheits- und Gesamtpreise für die einzelnen Positionen im Leistungsverzeichnis angegeben werden, da für die Positionen bislang nur die Einzelkosten ermittelt wurden.
Aufwandsoder Leistungswerte
Mittellohn
Mengen laut LV
Kostenansätze
Kostenarten *
Kostenarten *
Lohn- Sonst. Geräte- Fremdkosten Kosten kosten leistg.
Lohn- Sonst. Geräte- Fremdkosten Kosten kosten leistg.
Einzelkosten der Teilleistungen ( EKT )
Gemeinkosten der Baustelle ( GKB ) Rechenvorgang 1 Herstellkosten
Allg. Geschäftskosten Wagnis und Gewinn Angebotssumme Ermittlung der Einzelkostenzuschläge Ermittlung der Einheitspreise Ermittlung der Gesamtpreise * gemäß betriebsinterner Festlegung hier exemplarisch mit 4 Kostenarten
identisch ? Rechenvorgang 2
Angebotssumme
Abb. 71 Kalkulation über die Angebotssumme
Um aus den Einzelkosten der Teilleistungen nunmehr Einheitspreise entwickeln zu können, ist es erforderlich, die „Umlage“-Beträge, bestehend aus •
Gemeinkosten der Baustelle,
•
Zuschläge für Allgemeine Geschäftskosten,
•
Zuschläge für Wagnis und Gewinn
den einzelnen Positionen zuzuweisen. Diese Umlage wird im „Rechenvorgang 2“ vorgenommen, wobei für die Verteilung des Umlagebetrages auf die einzelnen Kostenarten verschiedene Möglichkeiten bestehen.
186
5 Durchführung der Kalkulation
Alle Kostenarten werden einheitlich beaufschlagt: Dann bestimmt sich die Höhe des Zuschlags einfach über den Ansatz Umlagebetrag ⋅ 100 --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Summe der Einzelkosten der Teillleistungen
[%]
Diese Zuschlagsverteilung führt zwar dazu, dass Verschiebungen in den Mengen der einzelnen Positionen keine Auswirkungen auf die Deckung des Umlagebetrages haben, soweit die Angebotssumme nicht unterschritten wird, jedoch werden lohnintensive Positionen relativ gering „belastet“ und Fremdleistungen vergleichsweise hoch. Der Grundsatz einer möglichst verursachungsgerechten Gemeinkostenzuordnung wird damit nicht eingehalten, da beispielsweise im Hochbau der Lohnkostenanteil hoch ist und ein einheitlicher Zuschlagssatz diesem hohen Anteil in den Einzelkosten nicht gerecht wird. Häufig erfolgt auch deshalb keine einheitliche Beaufschlagung aller Kostenarten, weil insbesondere die Sonstigen Kosten und die Kosten der Fremdleistungen vom Auftraggeber einfach überprüft werden können und bei vergleichsweise hohen Zuschlägen auf die betreffenden Kostenarten ein hoher Anreiz bestehen könnte, diese Leistungen beizustellen. Dabei müsste allerdings durch den Auftraggeber ein Ausgleich für die nicht mehr gedeckten Umlagebeträge erfolgen. Die Kostenarten werden unterschiedlich beaufschlagt: Bei Inlandsprojekten wird häufig eine Vorgehensweise gewählt, bei der die Lohnkosten relativ hoch oder mit demjenigen Anteil beaufschlagt werden, der nicht auf die übrigen Kostenarten umgelegt worden ist. Übliche Bandbreiten sind hierbei: •
Zuschlag auf Sonstige Kosten
10 % – 25 %
•
Zuschlag auf Gerätekosten
10 % – 25 %
•
Zuschlag auf Kosten der Fremdleistungen
5 % – 15 %
Bei dieser Art der Umlage werden, ausgehend von der Netto-Angebotssumme, die EKT in Abzug gebracht, um dann wie folgt vorzugehen: Netto-Angebotssumme – abzüglich Summe der Zuschläge auf Einzelkosten „Sonstige Kosten“ – abzüglich Summe der Zuschläge auf Einzelkosten „Gerätekosten“ –
abzüglich Summe der Zuschläge auf Einzelkosten „Fremdleistungen“
=
Rest-Umlagebetrag auf Summe der Einzelkosten „Lohnkosten“
Der Zuschlag auf die Lohnkosten, repräsentiert durch den Mittellohn, und damit die Ermittlung des Kalkulationslohnes ergibt sich dann aus Rest-Umlagebetrag ⋅ 100 -----------------------------------------------------------------------------------------------------------Summe der Einzelkosten ″Lohnkosten″
[%]
5.3 Kalkulation über die Angebotssumme – Beispiel
187
Die Stundenansätze in der Ermittlung der Einzelkosten der Teilleistungen sind dann mit dem Kalkulationslohn zu vervielfältigen, der sich aus folgender Berechnung ergibt: Mittellohn (AS oder ASL) [€/h] +
Zuschlag aus Restumlage „Lohnkosten“ [€/h]
=
Kalkulationslohn [€/h]
Nach der Ermittlung der Einzelkostenzuschläge werden die Einheits- und Gesamtpreise der einzelnen Positionen ermittelt. Die Summe der Gesamtpreise über alle Positionen muss dann zwangsläufig wiederum die Angebotssumme ergeben.
5.3
Kalkulation über die Angebotssumme – Beispiel
Ausgangslage Für die Erstellung eines Wasserbehälters einschließlich der zugehörigen Außenanlagen soll eine Kalkulation über die Angebotssumme erstellt werden. Zur Demonstration des Vorgehens werden nur einzelne Positionen ausgewählt und nur bei diesen Positionen erfolgt eine detaillierte Entwicklung der Einzelkosten. Für die übrigen Positionen werden die Einzelkosten zusammenfassend angegeben. Gleiches gilt für die Gemeinkosten der Baustelle. Für die Allgemeinen Geschäftskosten sowie für die Zuschläge für Wagnis und Gewinn werden Vorgaben gemacht. Bei der Kalkulation soll eine Unterscheidung in vier Kostenarten erfolgen. Auszug aus dem Leistungsverzeichnis Im Rahmen einer Kalkulation über die Angebotssumme sollen die Einheits- und Gesamtpreise für die nachstehenden Positionen als Auszug aus dem Gesamtleistungsverzeichnis bestimmt werden. Pos. 2.23
Schalung der Behälterwand, im Grundriss gekrümmt, als glatte Schalung aus Schalungsplatten, Betonfläche sichtbar bleibend, möglichst absatzfrei, möglichst porenlos, einschl. zusätzlicher Maßnahmen beim Herstellen und Verarbeiten des Betons, Höhe bis 3,00 m. 690,00 m²
Pos. 4.17
EP ................... €/m²
GP ........................ €
Bewehrung aus Betonstabstahl BSt 500S DIN 488, alle Durchmesser, Längen bis 14,00 m, liefern, schneiden, biegen und verlegen. 135,00 t
EP .......................€/t
GP ........................ €
188 Pos. 7.8
5 Durchführung der Kalkulation
Asphalttragschicht ZTV T-StB, Mischgutart B, Körnung 0/32 in Fahrbahnen, Bindemittel Straßenbaubitumen 50/70 DIN EN 12591, Schichtdicke 12 cm, Einbaudicke gemäß TPD-StB durch Messen an Bohrkernen, die Kosten für die Entnahme der Bohrkerne und das Schließen der Bohrlöcher werden nicht gesondert vergütet, Rand mit Neigung 1 : 1, abgerechnet wird die für diese Schicht geforderte Breite bis zur Mitte der Randausbildung. 12.000,00 m²
EP ................... €/m²
GP .........................€
Einzelkosten der Teilleistungen Für die Einzelkosten der Teilleistungen gelten die nachstehenden Kalkulationsansätze. Mittellohn AS
24,47 €/h
Aufwandswert (Lohn) Pos. 2.23 Pos. 4.17 Pos. 7.8
0,55 h/m² siehe Abschn. 4.5.5, Seite 143 ff im Ansatz für Fremdleistungen enthalten 0,0064 h/t siehe Abschn. 4.5.7, Seite 162 ff
Sonstige Kosten
Pos. 2.23 Pos. 4.17 Pos. 7.8
6.44 €/m² siehe Abschn. 4.5.5, Seite 143 ff im Ansatz für Fremdleistungen enthalten 27,00 €/t siehe Abschn. 4.5.7, Seite 162 ff
Gerätekosten
Pos. 2.23 Pos. 4.17 Pos. 7.8
keine, BE-Geräte in Gemeinkosten der Baustelle keine, BE-Geräte in Gemeinkosten der Baustelle 1,67 €/t siehe Abschn. 4.5.7, Seite 162 ff
Fremdleistungskosten Pos. 2.23 Pos. 4.17 Pos. 7.8
siehe Abschn. 4.5.3, Seite 138 ff
keine, nur Eigenleistung 735,00 €/t keine, nur Eigenleistung
Die nachfolgend beschriebenen Schritte 1 bis 11 beziehen sich auf die Eintragungen in den Abb. 72 und 73: Schritt (1) Die Ansätze der Einzelkosten der Teilleistungen für die ausgewählten Positionen werden in das Kalkulationsformular (siehe Abb. 72) übernommen und ggf. auf die richtige Basiseinheit umgerechnet. Schritt (2) Für die übrigen Positionen sind folgende Gesamtansätze in die Einzelkosten der Teilleistungen zu übernehmen:
189
5.3 Kalkulation über die Angebotssumme – Beispiel
• • • •
Lohn Sonstige Kosten Gerätekosten Fremdleistungskosten
4.103,70 h 215.572,40 € 65.668,00 € 60.775,00 €
Schritt (3) Die Einzelkosten der Teilleistungen errechnen sich damit wie folgt: • • • •
Lohnkosten 4.500 h x 24,47 €/h = 110.115,00 € Sonstige Kosten 290.000,00 € Gerätekosten 70.000,00 € Fremdleistungskosten 160.000,00 € Schritt (1)
Schritt (11) Kostenarten ohne Zuschläge
Pos. Menge
Lohn [h]
je Einheit SoKo Geräte Fremdl. [€] [€] [€]
Lohn [h]
Kostenarten mit Zuschlägen
insgesamt SoKo Geräte [€] [€]
Fremdl. [€]
Lohn [€]
je Einheit SoKo Geräte Fremdl. [€] [€] [€]
Preis
Preis
je Einheit
je Teilleistung
Übertrag
2,23
690 m² 4.17
0,55
6,44
379,50
1,20
25,95
7,73
1,15
1,10
4.443,60
33,68
23.239,20
808,50
109.147,50
7,49
89.880,00
Betonstabstahl
135 t 7.8
47,18 Schalung Behälterwand
735,00
99.225,00
808,50
Tragschicht, bituminös Umrechnung von t auf m² Lastannahme Tragschicht mit 12 cm Schichtdicke = mit 1 t = 10 kN
12.000 m²
0,0014
5,832
0,180 kN/m²cm 2,160 kN/m² 0,216 t/m² 0,361
16,80
69.984,00
4.332,00
0,07
4.103,70 4.500,00 24,47 €/h 110.115,00
215.572,40
65.668,00
60.775,00
290.000,00
70.000,00
160.000,00
7,00
0,42
übrige Positionen Schritt (2)
594.670,15 816.936,85 Schritt (3)
Übertrag
Abb. 72 Ermittlung der Einzelkosten sowie der Einheits- und Gesamtpreise zum Beispiel der Kalkulation über die Angebotssumme
Schritt (4) Die ermittelten Einzelkostenansätze werden in das Formblatt „Ermittlung der Angebotssumme“ übertragen und um folgende Ansätze für die Gemeinkosten der Baustelle ergänzt:
190 • • • •
5 Durchführung der Kalkulation
Lohnkosten Sonstige Kosten Gerätekosten Fremdleistungskosten
19.885,00 € 30.000,00 € 20.000,00 € 10.000,00 €
Schritt (5) Die Herstellkosten als Summe der Einzelkosten der Teilleistungen zuzüglich der Gemeinkosten der Baustelle errechnen sich damit wie folgt: • Lohnkosten 130.000,00 € • Sonstige Kosten 320.000,00 € • Gerätekosten 90.000,00 € • Fremdleistungskosten 170.000,00 € aus der Summe der vier Kostenarten ergeben sich die Herstellkosten zu 710.000,00 € Schritt (6) Für die Ermittlung der Zuschläge für Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn gelten bezüglich der Kostenarten Lohnkosten, Sonstige Kosten und Gerätekosten die nachstehenden Ansätze: • • •
Allgemeine Geschäftskosten Wagnis Gewinn Summe
10,0 % der Angebotssumme 1,0 % der Angebotssumme 3,0 % der Angebotssumme 14,0 %
Da sich die angegebenen Prozentzahlen auf die Angebotssumme beziehen, aber bislang nur die Anteile der Herstellkosten bekannt sind, muss die Umrechnung wie folgt vorgenommen werden: 14 % ⋅ 100 %-----------------------------------= 16,28 % 100 % – 14 % 16,28 % von 540.000,00 € = 87.912,00 € Schritt (7) In ähnlicher Weise wird bei den Fremdleistungskosten verfahren, jedoch kommen hier die nachstehenden Sätze zur Anwendung: • • •
Allgemeine Geschäftskosten Wagnis Gewinn Summe
7,0 % der Angebotssumme 1,0 % der Angebotssumme 2,0 % der Angebotssumme 10,0 %
5.3 Kalkulation über die Angebotssumme – Beispiel
191
Die Umrechnung von Anteilen an der Angebotssumme auf Anteile an den Herstellkosten führt hier zum nachstehend ermittelten Betrag: 10 % ⋅ 100 %-----------------------------------= 11,11 % 100 % – 10 % 11,11 % von 170.000,00 € = 18.887,00 € Schritt (8) Die Angebotssumme (netto) ergibt sich nunmehr zu 816.799,00 €. Schritt (9) Die Angebotssumme (netto) wird um die Einzelkosten der Teilleistungen reduziert, da diese den einzelnen Positionen bereits zugerechnet sind und es nunmehr um die Verteilung der Zuschläge auf die einzelnen Kostenarten geht. Für die Verteilung der Zuschläge wird im Beispiel die häufig anzutreffende Methode angewendet, wonach auf die Kostenarten Sonstigen Kosten, Gerätekosten und Fremdleistungskosten vorab gewählte Zuschlagssätze verrechnet werden und der dann verbleibende Zuschlagsanteil den Lohnkosten zugerechnet wird. Angebotssumme (netto).......................................................................... 816.799,00 € Abzüglich Einzelkosten der Teilleistungen ...............................................630.115,00 € Insgesamt zu verrechnender Zuschlag ................................................... 186.684,00 € Abzüglich Zuschläge auf Sonstige Kosten 20,0 % von 290.000,00 € 58.000,00 € Abzüglich Zuschläge auf Gerätekosten 15,0 % von 70.000,00 € 10.500,00 € Abzüglich Zuschläge auf Fremdl.-Kosten 10,0 % von 160.000,00 € 16.000,00 € Es verbleibt ein zu verrechnender Zuschlag auf Lohnkosten i. H. v. 102.184,00 € Schritt (10) Ausgehend vom Mittellohn ASL mit 24,47 €/h errechnet sich der Kalkulationslohn nunmehr als prozentualer Zuschlag zum Mittellohn wie folgt: •
Mittellohn ASL
•
Zuschlag auf Lohn
•
Kalkulationslohn
24,47 €/h 102.184,00 € ⋅ 100 % -------------------------------------------------------- = 92,80 % entspricht 110.115,00 €
22,71 €/h 47,18 €/h
192
5 Durchführung der Kalkulation
Schritt (11)
Lohnkosten
Einzelkosten der Teilleistungen
Geräte
Fremdleistungen
Summe (EUR)
290.000,00
70.000,00
160.000,00
19.885,00
30.000,00
20.000,00
10.000,00
79.885,00
130.000,00
320.000,00
90.000,00
170.000,00
710.000,00
Gemeinkosten der Baustelle Herstellkosten
Sonst. Kosten
110.115,00
630.115,00
Allgem. Geschäftskosten (AGK), Wagnis (W) und Gewinn (G) für die Kostenarten Lohn + SoKo + Geräte AGK: W: G:
10%
Herstell-
Lohn
130.000,00
1%
kosten-
SoKo
320.000,00
3%
anteile
Summe:
14% der Angebotssumme.
Umrechnung
14% x 100%
auf Herstellkosten
100% - 14%
Geräte
16,28%
90.000,00
Herstellkosten:
540.000,00
von
540.000,00
87.912,00
Schritt (5)
(EUR)
Schritt (6)
Ermittlung der Angebotssumme Kostenarten
Schritt (4)
Unter Bezug auf die einzelnen Positionen erfolgt nunmehr die Ermittlung der Einheitsund Gesamtpreise. Die Einzelkosten der Teilleistungen werden dabei wie folgt beaufschlagt:
Allgem. Geschäftskosten (AGK), Wagnis (W) und Gewinn (G) für die Kostenarten AGK:
Herstell-
W:
kosten-
G:
anteile
Summe:
der Angebotssumme.
Umrechnung auf Herstellkosten
Herstellkosten:
% x 100% 100% -
von
%
7%
Herstell-
1%
kosten-
2%
anteile
G: Summe:
10% der Angebotssumme.
Umrechnung
10% x 100%
auf Herstellkosten
100% - 10%
11,11%
Fremdleistungen
170.000,00
Herstellkosten:
170.000,00
von
170.000,00
Angebotssumme ohne Mehrwertsteuer
18.887,00 816.799,00
Schritt (8)
AGK: W:
Schritt (7)
Allgem. Geschäftskosten (AGK), Wagnis (W) und Gewinn (G) für die Kostenart Fremdleistungen
Ermittlung der Einzelkosten-Zuschläge (Umlage) Angebotssumme ohne Mehrwertsteuer
816.799,00 -630.115,00
insgesamt zu verrechnender Zuschlag
186.684,00 %
Einzelkosten
Umlagebetrag
auf Sonstige Kosten
20%
290.000,00
auf Geräte
15%
70.000,00
10.500,00
auf Fremdleistungen
10%
160.000,00
16.000,00
Summe gewählter Zuschläge
58.000,00
84.500,00
-84.500,00
zu verrechnender Zuschlag auf Lohnkosten+Geräte
102.184,00
Mittellohn Zuschlag auf Lohn KALKULATIONSLOHN
24,47 EUR/h 102.184 x 100% 110.115
92,80%
entspricht
22,71 EUR/h
Schritt (10)
abzüglich gewählten Zuschlags
Schritt (9)
abzüglich Einzelkosten der Teilleistungen
47,18 EUR/h
Abb. 73 Ermittlung der Angebotssumme zum Beispiel der Kalkulation über die Angebotssumme
193
5.4 Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen
Lohnkosten Sonstige Kosten Gerätekosten Fremdleistungskosten
Kalkulationslohn Kalkulationszuschlag Kalkulationszuschlag Kalkulationszuschlag
47,18 €/h 20,00 % 15,00 % 10,00 %
Damit errechnen sich die Einheitspreise der ausgewählten Positionen in folgender Höhe (siehe Abb. 72): Pos. 2.23 Schalung Behälterwand Pos. 4.17 Betonstabstahl Pos. 7.8 Bituminöse Tragschicht Zuzüglich GP der übrigen Positionen
EP EP EP
33,68 €/m² 808,50 €/t 7,49 €/m²
Angebotssumme (netto)
GP GP GP GP
23.239,20 € 109.147,50 € 89.880,00 € 594.670,15 € 816.936,85 €
Die Summe der Gesamtpreise über alle Positionen muss dann der zuvor errechneten Angebotssumme entsprechen. Hierbei können jedoch kleinere Rundungsdifferenzen auftreten.
5.4
Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen
Bei der Kalkulation mit vorberechneten oder vorausbestimmten Zuschlägen erfolgt keine individuelle Berechnung der Umlagebeträge und Kalkulationszuschläge, sondern diese werden für das Unternehmen oder einzelne Betriebszweige im Voraus, beispielsweise über eine Betriebsabrechung oder eine Musterkalkulation ermittelt und dann für den Gültigkeitszeitraum einheitlich für alle Angebote verwendet (siehe Abb. 74). Hier handelt es sich also um ein abgekürztes Verfahren, dessen Anwendung allerdings dort Restriktionen unterliegt, wo die Projekte hinsichtlich Größe, Nutzung, Qualitätsstandards und Ausführungszeitraum nicht vergleichbar sind. Die Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen läuft in folgenden Schritten ab: •
Ermittlung des Mittellohnes, sofern dieser nicht auch für den Betrieb oder den einzelnen Betriebszweig einheitlich vorgegeben wird;
•
Ermittlung der Leistungs- oder Aufwandswerte sowie der Kostenansätze für jede Position des Leistungsverzeichnisses, getrennt nach Kostenarten;
•
Ermittlung der nach Kostenarten getrennten Ansätze in den einzelnen Positionen durch Multiplikation mit den entsprechenden Zuschlagssätzen;
•
Ermittlung der Einheitspreise durch Summation über die Kostenarten und Berechnung der Angebotssumme durch Summation der Gesamtpreise über alle Positionen.
194
5 Durchführung der Kalkulation
Aufwandsoder Leistungswerte
Kostenansätze
Kostenarten Mittellohn
Mengen laut LV
Musterkalkulation und Baubetriebsrechnung
Lohn- Sonst. Geräte- Fremdkosten Kosten kosten leistg.
Vorberechnete Zuschläge für Gemeinkosten Wagnis und Gewinn
Einzelkosten der Teilleistungen ( EKT )
Ermittlung der Einheitspreise
Angebotssumme
Abb. 74 Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen
Dabei ist zu beachten, dass Leistungsverzeichnisse kalkulationsrelevante Unterschiede aufweisen können. Dies gilt insbesondere für die Behandlung der Gemeinkosten der Baustelle oder die Kosten der Baustelleneinrichtung, wo folgende Unterschiede auftreten können: •
Das Leistungsverzeichnis enthält keine Positionen für das Einrichten, Vorhalten und Räumen der Baustelleneinrichtung. Dann sind diese Kostenbestandteile ausnahmslos über die Gemeinkosten der Baustelle zu kalkulieren.
•
Das Leistungsverzeichnis enthält jeweils Positionen für das Einrichten, das Vorhalten und das Räumen der Baustelleneinrichtung oder eine Sammelposition hierfür. Somit sind diese Kostenbestandteile als Einzelkosten der Teilleistungen zu kalkulieren und die Gemeinkosten der Baustelle sind entsprechend niedriger.
•
Das Leistungsverzeichnis enthält nur eine Position für das – zeitabhängige – Vorhalten der Baustelleneinrichtung. Dann sind nur die Vorhaltekosten als Einzelkosten der Teilleistungen zu kalkulieren und die Kosten für das Einrichten und Räumen der Baustelleneinrichtung werden zu Bestandteilen der Gemeinkosten der Baustelle.
195
5.5 Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen – Beispiel
Es ist offensichtlich, dass die Höhe der Einzelkosten der Teilleistungen und der Gemeinkosten der Baustelle durch die unterschiedliche Behandlung ganz entscheidend beeinflusst werden und somit auch die Höhe des Umlagebetrages. Da die Gemeinkosten beim Hochbau häufig zwischen 20 % und 50 % der Angebotssumme liegen, ändern sich die Einheitspreise entsprechend. Der Vergleich von Einheitspreisen verschiedener Projekte ist daher nur sinnvoll, falls die Struktur der Ausschreibung und der Gemeinkosten der Baustelle identisch sind.
5.5
Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen – Beispiel
Ausgangslage Für die Erstellung eines Wasserbehälters einschließlich der zugehörigen Außenanlagen (s. a. Beispiel im Abschn. 5.3) soll eine Kalkulation durchgeführt werden, jedoch jetzt als Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen. Zur Demonstration des Vorgehens werden nur einzelne Positionen ausgewählt und nur bei diesen Positionen wird die Ermittlung der Einheits- und Gesamtpreise demonstriert. Für die übrigen Positionen werden die Einheits- und Gesamtpreise nur zusammenfassend angegeben. Gleiches gilt für die Gemeinkosten der Baustelle. Bei der Kalkulation soll wiederum eine Unterscheidung in vier Kostenarten erfolgen. Auszug aus dem Leistungsverzeichnis Im Rahmen einer Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen sollen die Einheits- und Gesamtpreise für die nachstehenden Positionen als Auszug aus dem Gesamtleistungsverzeichnis bestimmt werden. Pos. 2.23
Schalung der Behälterwand, im Grundriss gekrümmt, als glatte Schalung aus Schalungsplatten, Betonfläche sichtbar bleibend, möglichst absatzfrei, möglichst porenlos, einschl. zusätzlicher Maßnahmen beim Herstellen und Verarbeiten des Betons, Höhe bis 3,00 m. 690,00 m²
Pos. 4.17
EP ................... €/m²
GP ........................ €
Bewehrung aus Betonstabstahl BSt 500S DIN 488, alle Durchmesser, Längen bis 14,00 m, liefern, schneiden, biegen und verlegen. 135,00 t
EP .......................€/t
GP ........................ €
196
5 Durchführung der Kalkulation
Pos. 7.8
Asphalttragschicht ZTV T-StB, Mischgutart B, Körnung 0/32 in Fahrbahnen, Bindemittel Straßenbaubitumen 50/70 DIN EN 12591, Schichtdicke 12 cm, Einbaudicke gemäß TPD-StB durch Messen an Bohrkernen, die Kosten für die Entnahme der Bohrkerne und das Schließen der Bohrlöcher werden nicht gesondert vergütet, Rand mit Neigung 1 : 1, abgerechnet wird die für diese Schicht geforderte Breite bis zur Mitte der Randausbildung. 12.000,00 m²
EP ................... €/m²
GP .........................€
Vorgaben für die Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen Für die Einzelkosten der Teilleistungen werden die bereits im Beispiel der Kalkulation über die Angebotssumme (siehe Abschn. 5.3) angegebenen Werte verwendet. Der hier angesetzte Kalkulationslohn sowie die Zuschlagsätze auf Sonstige, Geräteund Fremdleistungskosten sind unternehmensinterne Werte, die aus der Erfahrung abgeschlossener Bauvorhaben resultieren. Sie werden mithilfe der Nachkalkulation ermittelt und als Vorgabe für diese und weitere Kalkulationen herangezogen. Kalkulationslohn Zuschlag auf Sonstige Kosten Zuschlag auf Gerätekosten Zuschlag auf Fremdleistungskosten
45,00 €/h 15,00 % 15,00 % 15,00 %
Die nachfolgend beschriebenen Schritte 1 bis 3 beziehen sich auf die Eintragungen in Abb. 75: Schritt (1) Die Ansätze der Einzelkosten der Teilleistungen für die ausgewählten Positionen werden in das Kalkulationsformular übernommen. Schritt (1a) Für die übrigen Positionen sind folgende Gesamtansätze in die Einzelkosten der Teilleistungen zu übernehmen: • • • •
Lohn Sonstige Kosten Gerätekosten Fremdleistungskosten
4.000,00 h 200.000,00 € 80.000,00 € 70.000,00 €
Dieser Schritt ist im vorliegenden Beispiel nur ein „fiktiver“ Arbeitsschritt, da die Einheits- und Gesamtpreise der hier zusammengefassten Positionen sonst in gleicher Weise berechnet würden wie die Einheits- und Gesamtpreise der exemplarisch ausgewählten Positionen.
197
5.5 Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen – Beispiel
Schritt (2) Die Einheitspreise der ausgewählten Positionen können dann unter Verwendung der „vorberechneten“ Zuschläge (siehe Vorgaben) unmittelbar aus den Einzelkostenansätzen ermittelt werden. Schritt (3) Damit errechnet sich die Angebotssumme aus den Gesamtpreisen der ausgewählten Positionen zuzüglich des Gesamtpreises der übrigen Positionen wie folgt: Pos. 2.23 Schalung Behälterwand Pos. 4.17 Betonstabstahl Pos. 7.8 Bituminöse Tragschicht Zuzüglich GP der übrigen Positionen
EP EP EP
32,16 €/m² 845,25 €/t 7,19 €/m²
GP GP GP GP
22.190,40 € 114.108,75 € 86.280,00 € 582.500,00 €
Angebotssumme (netto)
805.079,15 €
Schritt (1)
Schritt (1a)
Schritt (2) Kostenarten mit Zuschlägen
Kostenarten ohne Zuschläge Pos. Menge
Lohn [h]
je Einheit SoKo Geräte Fremdl. [€] [€] [€]
Lohn [h]
Schritt (3)
insgesamt SoKo Geräte [€] [€]
Fremdl. [€]
Lohn [€]
je Einheit SoKo Geräte Fremdl. [€] [€] [€]
Preis
Preis
je Einheit
je Teilleistung
Übertrag
2,23
690 m² 4.17
0,55
6,44
1,15
24,75
7,41
1,15
1,15
32,16
22.190,40
845,25
114.108,75
7,19
86.280,00
Betonstabstahl
135 t 7.8
45,00 Schalung Behälterwand
735,00
845,25
Tragschicht, bituminös Umrechnung von t auf m² Lastannahme Tragschicht mit 12 cm Schichtdicke = mit 1 t = 10 kN
12.000 m²
0,180 kN/m²cm 2,160 kN/m² 0,216 t/m²
0,0014 5,832 0,361
0,06
6,71
0,42
übrige Positionen 4.000,00
200.000,00
80.000,00
70.000,00
582.500,00 805.079,15
Übertrag
Abb. 75 Ermittlung der Einheits- und Gesamtpreise sowie der Angebotssumme bei Verwendung vorberechneter Zuschläge
198
5 Durchführung der Kalkulation
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Kalkulation mit vorberechneten Zuschlägen eine wesentlich schnellere Methode darstellt, die jedoch nur dann zu zutreffenden Ergebnissen führt, wenn die Voraussetzungen zur Verwendung vorberechneter Zuschläge auch tatsächlich gegeben sind.
5.6
EDV-gestützte Kalkulation
Selbst in kleinen Unternehmen ist es heute üblich, die Kalkulation der Baupreise am PC mit geeigneter Softwareunterstützung durchzuführen. Einfache eigene Lösungen, zum Beispiel mithilfe von üblicher Standard-Office-Software wie MS Excel ®, zeigen deutliche Nachteile im Vergleich zu dezidierten Programmen, von denen auf dem Markt zahlreiche angeboten werden. Die meisten dieser Programme sind parametrisch gesteuert und können mit vergleichsweise geringem Aufwand an firmenspezifische Anforderungen angepasst werden (Customizing). Allerdings sollte vor einer Entscheidung für eine Systemlösung oder für einen Systemwechsel eine differenzierte Analyse vorgenommen werden, in die auch die Hardware-Anforderung sowie die Kosten für die Systempflege einzubeziehen sind. Einen ersten Überblick hierzu bieten Veröffentlichungen in einschlägigen Fachzeitschriften. Auch die Unternehmensverbände stellen Informationen zur Verfügung und bieten teilweise Beratungsleistungen an. In den nachstehenden Ausführungen wird mit ARRIBA® bauen 117 auf eines der gängigen Systeme Bezug genommen. 118 Diese Systemverweise haben jedoch lediglich exemplarischen und nicht ausschließlichen Charakter. Die Anforderungen und grundsätzlichen Arbeitsschritte einer EDV-gestützten Kalkulation finden sich auch in Programmsystemen anderer Anbieter wieder. Das Programmsystem ARRIBA® bauen ist nicht nur ein Kalkulationsprogramm, sondern unterstützt das Bauunternehmen in allen Fragen der Projektabwicklung in den Phasen: •
Angebot,
•
Auftrag und
•
Ausführung.
Somit kann ein Projekt in allen Phasen im Bauunternehmen durchgängig bearbeitet werden. Ergänzt wird diese durchgängige Bearbeitung innerhalb des Unternehmens durch Schnittstellen zu Programmen, die von anderen Projektbeteiligten (Architekt, Auftraggeber, Fachplaner etc.) genutzt werden. Diese Schnittstellen werden durch 117 118
Weitere Informationen unter www.rib.de 2 Textteile und Abbildungen sind mit freundlicher Genehmigung der RIB-Software AG Stuttgart ® dem ARRIBA -Handbuch entnommen.
199
5.6 EDV-gestützte Kalkulation
den Gemeinsamen Ausschuss für Elektronik im Bauwesen (GAEB) 119 definiert. In Abb. 76 sind die wichtigsten Schnittstellen aufgeführt. Besonders hervorzuheben sind die Schnittstellen KE81 und KE83, mit denen Leistungsbeschreibungen beziehungsweise komplette Angebotsaufforderungen einschließlich des LV zwischen Auftraggeber, Architekten und Fachingenieuren sowie Bauunternehmen ausgetauscht werden. Über die Schnittstelle KE84 kann der Unternehmer dem Auftraggeber sein Angebot unterbreiten.
Planung
Ausführung KE83
Auftraggeber (Bauherr)
Angebotsaufforderung inkl. LV
Bewerber
KE84 Angebotsabgabe
Bieter KE85 KE81
KE81
Leistungsbeschreibung
Kostenansatz
Nebenangebot
KE86 Auftragserteilung
KE83 Auftragnehmer Architekt, Fachingenieur
Nachtrag
KE83 Rechnung
Abb. 76 Datenaustausch mit Schnittstelle GAEB 2000
Im Rahmen einer EDV-unterstützten Kalkulation sind Datenbanken – auch Stammdatenkataloge genannt – von besonderer Bedeutung, in denen das Bauunternehmen zahlreiche Informationen abspeichert. Zu nennen sind insbesondere: Kostenartenkatalog In diesem Katalog werden in einer hierarchischen Struktur die Kostenarten abgelegt. So finden sich zum Beispiel unter der Kostenart „Baustoffe“ die Kostenarten „Beton / Mörtel“, „Steine“ und „Stahl“. In der letzten Ebene befindet sich dann zum Beispiel un119
Weitere Informationen unter www.gaeb.de
200
5 Durchführung der Kalkulation
ter der Kostenart „Beton/Mörtel“ mit der internen, häufig mnemotechnisch aufgebauten Stammdatennummer 2B2530 eine konkrete Betonsorte für den Ingenieurbau nach ZIV-ING, hier ein C25/30 mit der Überwachungsklasse 2, Konsistenzklasse F3 mit Größtkorn 32 mm und einem Listenpreis von 110,82 €/m³. Baustein-Katalog Im Baustein-Katalog lassen sich vorkalkulierte Standardleistungen ablegen, wie zum Beispiel die Herstellung von einem Quadratmeter Kalksandstein-Mauerwerk d = 24 cm DIN 106-KSL-R-12-1,4 - 10 DF, MG II unter der internen, mnemotechnisch aufgebauten Bausteinkatalognummer MKS24. In diesem Baustein werden die Kalkulationsansätze einschließlich der zu verwendenden Kostenarten fest abgelegt, zum Beispiel 14 Steine je m², 15 Liter Mörtel je m² und ein Lohnaufwand von 0,8 h/m², jeweils natürlich mit den zugehörigen Kostenarten. Gerätebaustein-Katalog Vergleichbar zum Baustein-Katalog werden im Gerätebaustein-Katalog die Kalkulationsansätze für Geräte, bestehend aus Abschreibung, Verzinsung, Reparatur, Geräteführer sowie Betriebs- und Schmierstoffe abgelegt. Musterleistungsverzeichnisse In Musterleistungsverzeichnissen werden typische Leistungsbeschreibungen einschließlich der kompletten Kalkulationssätze abgelegt. Diese Musterleistungsverzeichnisse können einerseits die Grundlage für die Ausschreibung von ganzen Gewerken sein, andererseits kann der Kalkulator die dort abgelegten Kalkulationsansätze in zu kalkulierende Positionen kopieren und die Ansätze dort spezifisch ändern und den konkreten Bedingungen anpassen. Falls ein neues Projekt bearbeitet werden soll, muss dieses zuerst angelegt werden. ARRIBA® bauen erstellt beim Anlegen eines Objektes eine umfangreiche Dateistruktur, die in Abb. 77 wiedergegeben ist. So lassen sich unter einer Projektnummer neben den Kalkulationsdateien weitere Dokumente abspeichern, wie zum Beispiel Briefe und Protokolle im doc- oder pdf-Format oder auch CAD-Pläne in den programmspezifischen Formaten. Falls in der projektspezifischen Kalkulation die oben genannten Stammdatenkataloge verwendet werden, so werden diese automatisch im Projekt neu angelegt. Dabei werden jene Ansätze aus den Stammdatenkatalogen kopiert, die projektspezifisch verwendet wurden. Eine projektspezifische Abänderung der jeweiligen Ansätze ist dabei möglich. Falls somit in der Kostenarten-Kalkulation zum Beispiel der Beton C25/30 mit 110,82 €/m³ abgespeichert wurde, so kann er projektspezifisch auf eine beliebige andere Zahl, zum Beispiel 105,82 €/m³ geändert werden. Von besonderer Bedeutung ist
201
5.6 EDV-gestützte Kalkulation
AUSS
VERG
AUFTR
VE 1 Beton
VE 1 Beton
VE 1 Beton
Vergabezuordnung
Kalkulation
LV Rohbau
darüber hinaus, dass verschiedene Projektvarianten vorgehalten werden. Dies kann zum Beispiel die Kalkulation des vom Auftraggeber übergebenen LV sein, daneben die Kalkulation für einen Sondervorschlag oder als dritte Variante die Kalkulation des Angebotes, nachdem der Auftraggeber im Vergabegespräch bestimmte Änderungen gefordert hat. Darüber hinaus gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, in einer Zuordnung von beliebigen Positionen so genannte Vergabeeinheiten (VE) zu kreieren. Damit können die Positionen unabhängig zu der vom Auftraggeber vorgegebenen Struktur so umstrukturiert werden, dass zum Beispiel Leistungspakete für spezifische Subunternehmer definiert werden. Diese Vergabeeinheiten wiederum lassen sich während der Projektlaufzeit in verschiedenen Varianten vorhalten, zum Beispiel eine Version, die während der Ausschreibung gültig ist, und eine zweite, die zum Zeitpunkt der Vergabe gültig ist.
Vergabeeinheiten
Vergabeeinheiten
Bauseitige Anfrage
Sondervorschlag 1
Währungen
Artikel
Kostenarten
Geräte
G-Bausteine
Projektvarianten
Protokoll 1
CAD-Plan 01
Protokoll 1
Brief
Kataloge
Dokumente
Abb. 77 Projektstruktur eines Projektes von ARRIBA® bauen
In Abb. 78 wird die Kalkulationsstruktur von ARRIBA® bauen innerhalb einer Position dargestellt. Jede Position besteht dabei aus einer beliebigen Anzahl von Unterpositionen. In einer Unterposition werden typische Teilleistungen kalkuliert. Ist zum Beispiel in einer 25 cm dicken Stahlbetondecke sowohl die Schalung als auch die Bewehrung und das Betonieren ausgeschrieben, so werden sinnvollerweise drei Unterpositionen (UP) gebildet:
202
5 Durchführung der Kalkulation
•
UP 1: 1,15 m²/m² Schalung. Damit kommt zum Ausdruck, dass wegen Randschalungsüberstand und Aussparungen 15 % mehr Schalung erstellt werden muss, als letztendlich abgerechnet werden kann.
•
UP 2: 0,045 t/m² Bewehrung.
•
UP 3: 0,25 m³/m² Beton.
Durch den einmaligen Ansatz der Vordersätze in der Unterposition erspart sich der Kalkulator das jeweilige Umrechnen bei der Kalkulation der Leistungs- und Aufwandswerte der jeweiligen Unterpositionen.
Kalkulation kann bestehen aus
Unterpositionen
Ansatzzeilen der verschiedenen Typen (Einzelkalkulation)
KostenartenAnsatzzeilen
ArtikelAnsatzzeilen
TextzeilenAnsatzzeilen
BausteinAnsatzzeilen
G-BausteinAnsatzzeilen
Ansatzzeilen greifen auf folgende Kataloge zu
KostenartenKatalog
ArtikelKatalog
BausteinKatalog
G-BausteinKatalog
Musterkalkulationen für typische Leistungsbeschreibungen
Datenbasis für die Kataloge
Mittellöhne
Tarifgruppen
GeräteKatalog Hinweis: Unterpositionen kann es in einer Kalkulation geben, sie sind aber kein Muss. Bei der Einzelkalkulation sind Ansatzzeilen unerlässlich und Grundvoraussetzung
Abb. 78 Programmstruktur von ARRIBA® bauen innerhalb einer Position
Innerhalb jeder Unterposition gibt es die Möglichkeit, unterschiedliche Arten von Ansatzzeilen einzugeben, für: •
Kostenarten: In Ansatzzeilen für Kostenarten werden unter Rückgriff auf den KostenartenKatalog durch Angabe der entsprechenden Kostenarten-Nummer die Werte aus dem Kostenarten-Katalog übernommen. Zum Beispiel wird der Lohnansatz mit einer spezifischen Kostenartennummer und mit dem Mengenansatz 0,6 h/m² für das Schalen oder die bereits oben definierte Kostenart 2B2530 für den Beton C25/30 nun mit dem Ansatz 1,0 eingegeben.
5.6 EDV-gestützte Kalkulation
203
•
Artikel: In ähnlicher Art und Weise wie der Kostenarten-Katalog gibt es einen ArtikelKatalog.
•
Die Textzeilen erlauben die Eingabe von Anmerkungen und Hinweisen.
•
In Rechenzeilen können Zwischenrechnungen mit den üblichen Grundrechenarten durchgeführt werden.
•
Mit den Baustein- und Geräte-Baustein-Ansatzzahlen können vorkalkulierte Ansätze aus den entsprechenden Katalogen übernommen werden.
Die Kalkulation der Gemeinkosten der Baustelle erfolgt in einem separaten Teilprojekt, in dem eine beliebige Anzahl von Positionen definiert werden kann. Selbstverständlich lassen sich in diesen Positionen wiederum Unterpositionen anlegen und die oben genannten Ansatzzeilen verwenden. Nach Eingabe aller Kalkulationssätze, sowohl für die zu kalkulierenden Positionen als auch für die Positionen der Baustelleneinrichtung, wird die Umlageberechnung mithilfe eines besonderen Programmteils durchgeführt. Die in Kapitel 5 vorgenommene händische Kalkulation wurde mit den vier Hauptkostenarten Lohn, Sonstige Kosten (SoKo), Geräte und Fremdleistungen durchgeführt. Die Verwendung von mehr als vier Kostenarten erhöht den Rechenaufwand überproportional. Eine Kalkulation mittels EDV unterliegt nicht mehr in gleichem Maße den Limitierungen wie eine händische Kalkulation. Daher werden bei der EDV-Kalkulation in der Regel acht bis zwölf Kostenarten für die Umlage verwendet. Von besonderer Bedeutung ist, dass diese programmgesteuerte Umlage zusätzliche Möglichkeiten bietet, die bei einer händischen Kalkulation nur schwer umzusetzen sind, wie zum Beispiel unterschiedliche Umlagesätze auf verschiedene Titel aber auch die Vorgabe fester Einheitspreise für einzelne Positionen oder die Festlegung fixer Umlagebeträge bei einzelnen Positionen. Eine besondere Bedeutung im Rahmen der Kalkulation per EDV nehmen die unterschiedlichen Auswertungsmöglichkeiten in Form von Ausdrucken ein. Zu nennen sind insbesondere •
Liste Angebot: Diese Liste enthält Positionsnummern, Mengenansätze, Kurztext, Einheitspreis und Gesamtpreis sowie die Titel- und Endsummen. Dieser Ausdruck wird dem Auftraggeber übergeben.
•
Liste Umlage: In dieser Liste werden die Ansätze für die Umlage dokumentiert.
•
Liste Kalkulationsansätze: Hier können zusätzlich zu den Angaben der „Liste Angebot“ unter jeder Position alle oder ausgewählte Ansatzzeilen einschließlich aller Unterpositionen oder Zusammenfassungen der Kostenarten wiedergegeben werden.
204
5 Durchführung der Kalkulation
•
Liste ABC-Analyse: Hier werden nach frei vorzugebenden Kriterien nur eine fix vorgegebene Anzahl von Positionen oder bis zu einer prozentualen Grenze alle jene Positionen ausgedruckt, die den größten Anteil an der Angebotssumme bilden.
•
Kostenartenliste: Ausgabe aller Kostenarten mit prozentualer Aufschlüsselung in Bezug auf die Gesamtkosten.
Diese und andere Listen erlauben vielfältige Analysen der Kalkulation und unterstützen somit den Kalkulator und den Unternehmer maßgeblich bei der Bewertung und der Analyse der Angebote. Darüber hinaus bietet die EDV-gestützte Kalkulation für das anbietende Unternehmen weitere wesentliche Vorteile: •
Die Erfassung der vom Auftraggeber gelieferten Leistungsbeschreibung wird mittels der GAEB-Schnittstellen stark beschleunigt.
•
Für standardisierte und häufig wiederkehrende Leistungen können Musterkalkulationen und Kataloge entwickelt werden.
•
Die Vorgaben für Lohn-, Stoff- und Gerätekosten können unternehmensweit oder bereichsweise definiert und aktualisiert werden.
•
Die Auswirkungen unterschiedlicher Zuschlags- und Umlagesätze können schnell und schlüssig überprüft werden.
•
Anfragen von Nachunternehmerleistungen können durch die Vergabeeinheiten (VE) relativ einfach aus dem vorgegebenen Leistungsverzeichnis entwickelt werden. Dadurch werden Datenbrüche und Mehrfacheingaben nicht notwendig.
•
Das Angebots-Leistungsverzeichnis kann in der Verhandlungsphase geändert und fortgeschrieben werden und im Falle eines Vertragsabschlusses in eine Auftragskalkulation überführt werden, in der die Soll-Leistung dokumentiert ist.
•
In der Kalkulation können unterschiedliche Prüfungen auf Vollständigkeit und Plausibilität durchgeführt werden.
•
Die Schwerpunktpositionen mit hohen Anteilen an der Angebotssumme können gefiltert und analysiert werden.
•
In der Fortführung der Angebotskalkulation können nach Auftragserteilung die Daten für die Arbeitskalkulation und andere Aufgaben der Arbeitsvorbereitung weiter verwendet werden.
•
Die Daten werden über die Phasen Kalkulation – Vertrag – Ausführung – Abrechnung konsistent gehalten.
5.7 Kalkulation von Sonderpositionen
205
•
Über die Eingabe von Leistungsverzeichnismengen (LV-Menge), voraussichtlichen Ausführungsmengen (VA-Mengen), Leistungsmengen (LE-Mengen) und Rechnungsmengen (RE-Mengen) werden vielfältige Auswertungen und ein effizientes Baustellencontrolling erst möglich.
•
Die Auswertung von Baustellenergebnissen ermöglicht mit vertretbarem Aufwand die Ermittlung von Kenn- und Vergleichszahlen, die dann ihrerseits wieder Eingang in Prüflisten finden.
•
Es lassen sich unterschiedliche Arten von Soll-Ist-Vergleichen durchführen.
•
Mit der Verfügbarkeit belastbarer Daten wird eine zeitnahe Verknüpfung mit den Daten aus der Finanzbuchhaltung möglich.
Es soll abschließend erwähnt werden, dass neben den verschiedenen Vorteilen auch gewisse Nachteile mit einer EDV-Kalkulation verbunden sind. Zu nennen sind hierbei insbesondere, dass i. d. R. Unternehmensprozesse an die EDV angepasst werden müssen. Außerdem ist eine EDV-Kalkulation mit nicht unbeträchtlichen Kosten verbunden, da neben den reinen Kosten für Soft- und Hardware auch Investitionen in Schulungen erforderlich sind. Darüber hinaus ist eine effiziente Nutzung der EDV-Kalkulation erst möglich, nachdem umfangreiche Datenbanken (Kataloge) erstellt wurden. Diese sind jedoch auch zu pflegen, was ebenfalls mit einem zusätzlichen Personalaufwand verbunden ist.
5.7
Kalkulation von Sonderpositionen
5.7.1 Definition von Positionsarten Für die Ausschreibung von Bauleistungen haben sich in der Praxis die nachstehend beschriebenen, unterschiedlichen Arten von Positionen herausgebildet. •
Normalposition (N), auch Ausführungsposition genannt, beschreibt eine Leistung, die zur Ausführung kommen soll;
•
Zulageposition (Z), beschreibt ebenfalls eine Ausführungsposition, jedoch als Zulage zu einer bereits zuvor beschriebenen Position, mit der z. B. erschwerte Ausführungsbedingungen vergütet werden sollen – Beispiel: Zulage für Aushub der Bodenklasse 7 (Schwer lösbarer Fels) als Zulage zu der Position für Aushub der Bodenklassen 3 bis 6;
•
Grundposition (G), beschreibt eine Normalposition, die durch eine oder mehrere Alternativpositionen ersetzt werden kann;
•
Alternativposition (A), auch Wahlposition genannt, beschreibt eine Ausführungsalternative, die anstelle einer Grundposition ausgeführt werden soll – Beispiel: Fassadenbekleidung mit Naturstein unterschiedlicher geologischer Herkunft, die technisch gleichwertig sind, deren Preise jedoch wegen der Verfügbarkeit unterschiedlich gestaltet sein können;
206
5 Durchführung der Kalkulation
•
Eventualposition (E) oder Bedarfsposition (B), beschreibt eine Leistung, die nur bei Bedarf zur Ausführung kommt und deren Leistungsabruf somit fraglich ist, wobei Eventualpositionen nur für Leistungen untergeordneter Art und mit einem maximalen Umfang von 10 % der geschätzten Auftragssumme ausgeschrieben werden sollen;
•
Position mit freier Menge (F), beschreibt Leistungen mit offenem Mengenansatz, der vom Bieter angeboten werden soll – Beispiel: Menge des Spannstahl bei vorgespannten Konstruktionen, wobei sich die Menge aus dem eingesetzten Verfahren ergibt.
•
Leitposition (L), beschreibt als übergeordnete Leistungsbeschreibung insbesondere Leistungs-, Qualitätsanforderungen und Abrechnungsvorgaben für ähnliche Bauteile, die nachfolgend als separate Normalpositionen definiert werden – Beispiel: Die Leitposition für Stahlbetonstützen gleicher Betonqualität und Oberflächenanforderung wird im Leistungsverzeichnis den Leistungspositionen für Stützen unterschiedlicher Abmessungen vorangestellt. Für die jeweilige Stütze gelten dann die gemeinsamen Anforderungen aus Leit- und Normalposition. Die Leitposition wird demzufolge ohne Menge ausgeschrieben.
Die beschriebenen und in der Praxis vorkommenden Positionsarten finden sich nicht in der VOB. Dort findet sich unter § 9 Abs. 1 VOB/A lediglich die Formulierung „Bedarfspositionen (Eventualpositionen) dürfen nur ausnahmsweise in die Leistungsbeschreibung aufgenommen werden“. Dadurch wird der Grundsatz von vollständigen und eindeutigen Leistungsbeschreibungen umgesetzt, damit „... alle Bewerber die Beschreibung im gleichen Sinn verstehen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können“. Für Ausschreibungen von Hochbauleistungen durch öffentliche Auftraggeber sind – soweit der Bund als Baulastträger fungiert – die Festlegungen des Vergabehandbuchs für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen (VHB) 120 zu beachten. Dort sind unter Ziffer 4 als Ergänzung zu § 9 VOB/A ausschließlich Wahl- und Bedarfspositionen u. a. mit folgenden Einschränkungen beschrieben: •
120
Wahl- und Bedarfspositionen dürfen nicht aufgenommen werden, um die Mängel einer unzureichenden Planung auszugleichen. Sie sind als solche im Leistungsverzeichnis zu kennzeichnen. Damit ihre Preise richtig kalkuliert werden können, sind möglichst genaue Mengenansätze anzugeben. Die Spalte für den Gesamtbetrag dieser Positionen ist zu sperren, damit er nicht in die Angebotssumme einbezogen wird.
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS): VHB Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen
5.7 Kalkulation von Sonderpositionen
207
•
Nach den Bestimmungen in Ziffer 1.6 zu § 25 VOB/A sind Bedarfspositionen im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Angebotssumme grundsätzlich zu werten.
•
Wahlpositionen für Leistungen, die statt einer im Leistungsverzeichnis vorgesehenen anderen Teilleistung ausgeführt werden sollen, sind nur vorzusehen, wenn nicht von vornherein feststeht, welche der beiden Leistungen ausgeführt werden soll.
•
Die Entscheidung über die Ausführung von in Wahlpositionen beschriebenen Leistungen ist nach Ziffer 2.1 zu § 28 VOB/A in der Regel bei Auftragserteilung zu treffen.
•
Bedarfspositionen enthalten Leistungen, die nur bei Bedarf ausgeführt werden sollen. Sie dürfen nur ausnahmsweise in die Leistungsbeschreibung aufgenommen werden; der Umfang der Bedarfspositionen darf in diesen Ausnahmefällen dann in der Regel 10 v. H. des geschätzten Auftragswertes nicht überschreiten.
•
Bedarfspositionen dürfen nur Leistungen enthalten, die zur Ausführung der vertraglichen Leistung erforderlich werden können und deren Notwendigkeit zum Zeitpunkt der Aufstellung der Leistungsbeschreibung trotz aller örtlichen und fachlichen Kenntnisse nicht festzustellen ist (z. B. Wasserhaltung).
•
Die Entscheidung über die Ausführung von in Bedarfspositionen beschriebenen Leistungen erfolgt nach Auftragserteilung.
Für Ausschreibungen von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau durch öffentliche Auftraggeber sind – soweit der Bund als Baulastträger fungiert – die Regelungen im Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau (HVA B-StB) 121 maßgebend. Dort finden sich im Abschnitt 1.4 unter der Überschrift „Arten der Positionen im Leistungsverzeichnis unter Ziffer (32) ff. auszugsweise folgende Formulierungen: (32) Bei den Positionen im Leistungsverzeichnis werden unterschieden: – Normalpositionen, – Grundpositionen (G), – Wahlpositionen (W). (33) Mit „Normalpositionen“ sind alle Teilleistungen zu beschreiben, die ausgeführt werden sollen....
121
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr (S): HVA B-StB Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau
208
5 Durchführung der Kalkulation
(34) „Grundpositionen“ beschreiben Teilleistungen, die durch Wahlpositionen ersetzt werden können... „Wahlpositionen“ sind nur vorzusehen, wenn sich von mehreren brauchbaren und technisch gleichwertigen Lösungen nicht von vornherein die wirtschaftlichste bestimmen lässt. Nach Ziffer (10) im Abschnitt 2.4 darf bei Grund- oder Wahlpositionen bei der Nachrechnung und Ermittlung der Wertungssummen nur die preisgünstigere Variante (Grund- oder Wahlposition) berücksichtigt werden. Die nachstehend beschriebenen Kalkulationsgrundsätze gehen nicht von den o.g. Einschränkungen der Positionsarten aus, sondern berücksichtigen die in der Praxis häufig vorkommenden Positionsarten. Die für öffentliche Auftraggeber nach VHB und HVA B-StB eingeschränkten Arten von Positionen stellen nur Untergruppen der zuvor behandelten Positionsarten dar.
5.7.2 Kalkulationsgrundsätze Bei der Kalkulation ist zu beachten, dass durch die angebotenen Preise von Sonderpositionen keine Kostenunterdeckung hervorgerufen wird und zwar unabhängig davon, ob Sonderpositionen ausgeführt werden oder nicht sowie unabhängig vom Zeitpunkt des Leistungsabrufes. Bei der Ermittlung der Einzelkosten ist besonderes Augenmerk auf folgende Punkte zu richten: •
Kosten, die durch die Ausführung einer Alternativ-, Eventual- oder Bedarfsposition entstehen, sind als Einzelkosten der Teilleistung bei der Sonderposition zu kalkulieren.
•
Kosten der Nebenleistungen nach VOB/C und der eventuellen besonderen Abrechnungsbestimmungen bei Sonderpositionen müssen im Einheitspreis der Sonderposition berücksichtigt werden.
Bei der Ermittlung der Umlagebeträge ist zu beachten, dass keine Unterdeckung der Gemeinkosten sowie der Zuschläge für Wagnis und Gewinn entstehen darf, wenn eine Alternativ-, Eventual- oder Bedarfsposition nicht ausgeführt wird.
5.7.3 Zulagepositionen Die in einer Zulageposition ausgeschriebene Leistung ist zunächst wie jede andere Position zu kalkulieren. Die Einzelkosten derjenigen Position, auf die die Zulageposition Bezug nimmt, sind dann von den Einzelkosten der Zulageposition abzuziehen. Bei der Berechnung des Einheitspreises werden die Einzelkosten der Zulageposition wie eine Ausführungsposition behandelt und sind ebenfalls Basis der Umlage. Die Vorgehensweise wird zunächst als Rechenschema erläutert und anschließend mithilfe eines Beispiels verdeutlicht.
209
5.7 Kalkulation von Sonderpositionen
Rechenschema bei der Kalkulation einer Zulageposition (1) Ermittlung der Einzelkosten der „Ausgangs“- Position, auf die die Zulageposition Bezug nimmt. (2) Ermittlung der Einzelkosten der Zulageposition, dabei wird die Zulageposition zunächst wie jede andere Position behandelt. (3) Bildung der Differenz aus den Einzelkosten der Zulageposition abzüglich der Einzelkosten der Ausgangsposition. (4) Weiterführung der Differenzbeträge in der Kalkulation als „reduzierte“ Einzelkosten der Zulageposition. (5) Beaufschlagung der reduzierten Einzelkosten der Zulageposition mit den Zuschlägen aus der Gemeinkostenumlage sowie für Wagnis und Gewinn. (6) Ermittlung des Einheitspreises der Zulageposition, Übernahme als EP in das Leistungsverzeichnis und Errechnung des Gesamtpreises für die Zulageposition aus EP mal Menge. Beispiel für die Kalkulation einer Zulageposition Pos Nr.
Kurztext Mengenangabe Einzelkostenentwicklung
Kostenarten ohne Zuschlag je Einheit Lohn [h]
SoKo [€]
Geräte [€]
Fremdl. [€]
Übertrag 11
Baugrubenaushub
4.850 m³
Hydraulikbagger + Fahrer
0,05
0,34
0,95
0,05
0,34
0,95
Abtransport durch Nachunternehmer einschl. Deponiegebühren Übertrag Pos Nr.
11,50 11,50
Kostenarten ohne Zuschlag je Einheit
Kurztext Mengenangabe Einzelkostenentwicklung
Lohn [h]
SoKo [€]
Geräte [€]
Fremdl. [€]
Übertrag 12
Zulage für schweren Fels in der Baugrube
100 m³
Hydraulikbagger + Fahrer
0,58
0,46
1,18
Abtransport durch Nachunternehmer einschl. Deponiegebühren
11,50
Lockerungssprengung durch Nachunternehmer
10,00
Zwischensumme Pos. 12
0,58
0,46
1,18
21,50
abzüglich Einzelkosten der Pos. 11
- 0,05
- 0,34
- 0,95
- 11,50
Zulagekosten Pos. 12
0,53
0,12
0,23
10,00
210
5 Durchführung der Kalkulation
5.7.4 Alternativpositionen Wenn sich der Auftraggeber zur Ausführung von Alternativpositionen entscheidet, dann muss die Kalkulation so aufgebaut sein, dass es bei der Ausführung einer oder mehrerer Alternativpositionen nicht zu einer Unterdeckung bei den Umlagebeträgen für Gemeinkosten der Baustelle, Allgemeine Geschäftskosten sowie Wagnis und Gewinn kommt, d. h. bei der Ausführung einer Alternativposition müssen die gleichen Zuschläge erwirtschaftet werden wie bei der Ausführung der Grundposition. Die Einzelkosten der Alternativposition(en) dürfen bei der Kalkulation über die Angebotssumme deshalb nicht als Basis für die Umlage herangezogen werden. Aus diesem Grund ist bei Kalkulation von Alternativpositionen nach folgendem Rechenschema vorzugehen. Rechenschema bei der Kalkulation von Alternativpositionen (1) Berechnung der Einzelkosten der Alternativposition. (2) Berechnung des in der Grundposition enthaltenen Umlagebetrages. (3) Vergleich der Einzelkosten der Grundposition und der Alternativposition. Sind die Einzelkosten der Grundposition höher als die der Alternativposition? (4a) Addition der Einzelkosten der Alternativposition zuzüglich Umlagebetrag aus der Grundposition. (4b) Subtraktion der Beträge für Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn aus den geringeren Einzelkosten. Sind die Einzelkosten der Grundposition geringer als die der Alternativposition? (5a) Addition der Einzelkosten der Alternativposition zuzüglich Umlagebetrag aus der Grundposition. (5b) Addition der Beträge für Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn aus den höheren Einzelkosten.
5.7.5 Eventual- oder Bedarfspositionen Diese Art von Positionen wird ebenfalls nur auf besondere Anordnung des Auftraggebers ausgeführt, d. h. wegen der Ungewissheit der Ausführung dürfen die Einzelkosten solcher Positionen bei der Kalkulation über die Angebotssumme nicht in die Basis für die Umlage einbezogen werden – im Falle der Nicht-Ausführung würde bei einer solchen Vorgehensweise eine Unterdeckung auftreten. Aus den vorgenannten Gründen können bei der Ermittlung von Einheitspreisen für Eventual- oder Bedarfspositionen zwei unterschiedliche Rechenschemata angewendet werden.
5.7 Kalkulation von Sonderpositionen
211
Rechenschema (1) bei der Kalkulation von Eventual- oder Bedarfspositionen Die Einzelkosten der Eventual- oder Bedarfspositionen werden mit den gleichen Zuschlägen beaufschlagt wie die Normalpositionen, jedoch nicht in die Umlagebasis einbezogen. Rechenschema (2) bei der Kalkulation von Eventual- oder Bedarfspositionen Die Einzelkosten der Eventual- oder Bedarfspositionen werden lediglich mit einem Zuschlag für Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn beaufschlagt; je nach Einzelfall können Gemeinkostenanteile gesondert hinzugerechnet werden, sofern sie durch die Eventual- oder Bedarfspositionen verursacht werden. Bei der Wahl der Vorgehensweise ist zu berücksichtigen, ob die Eventual- oder Bedarfspositionen – wie in der Mehrzahl der Fälle – im Leistungsverzeichnis nur mit dem Einheitspreis ausgewiesen und demzufolge keine entsprechenden Gesamtpreise in die Angebotssumme eingehen oder ob die Eventual- oder Bedarfspositionen im Leistungsverzeichnis mit Mengen ausgewiesen sind und demzufolge auch relevant für die Höhe der Angebotssumme werden. Hierbei sind beispielsweise auch Regelungen der Vergabehandbücher von öffentlichen Auftraggebern zu beachten.
5.7.6 Positionen mit freier Menge Die Ermittlung der Einheitspreise für Positionen mit freier Menge erfolgt nach der Methodik der Preisermittlung für Normalpositionen. Handelt es sich hierbei um Alternativ-, Eventual- oder Bedarfspositionen, so erfolgt die Kalkulation nach den entsprechenden, vorstehend bereits erläuterten Rechenschemata.
5.7.7 Leitpositionen Da die Leitpositionen entsprechend ihrer Definition keinen Mengenbezug haben, sondern lediglich Leistungsanforderungen beschreiben, kann für sie kein gesonderter Preis ermittelt und angegeben werden. Kalkuliert nach den vorstehend beschriebenen Schemata werden lediglich die einer Leitposition zugeordneten Leistungspositionen.
5.7.8 Abrechnung von Sonderpositionen Bei Zulagepositionen erfolgt die Vergütung im Ausführungsfall so, dass sowohl der Preis für die entsprechende Grundposition als auch der Preis für die Zulageposition vergütet wird. Sollen Alternativpositionen zur Ausführung kommen, müssen diese bei Vertragsabschluss beauftragt werden. Sie werden somit zu Ausführungs- und Normalpositionen und mit der angefallenen Menge abgerechnet.
212
5 Durchführung der Kalkulation
Eventual- oder Bedarfspositionen werden mit der Beauftragung ebenfalls zu Ausführungs- und Normalpositionen und entsprechend der angefallenen Menge abgerechnet. Bei Positionen mit freier Menge hängt die Abrechnung davon ab, ob sie entsprechend der Ausschreibung als Normalposition, als Alternativposition oder als Eventual- oder Bedarfsposition anzusehen sind.
5.8
Einheitspreise bei unterschiedlicher Zuschlagsverteilung
Aus dem Beispiel zur Kalkulation über die Angebotssumme (siehe S. 187 ff) ergeben sich nach den dort angewendeten Kalkulationsvorgaben die nachstehenden NettoEinheitspreise: Pos. 2.23
Schalung der Behälterwand, im Grundriss gekrümmt, als glatte Schalung aus Schalungsplatten, Betonfläche sichtbar bleibend, möglichst absatzfrei, möglichst porenlos, einschl. zusätzlicher Maßnahmen beim Herstellen und Verarbeiten des Betons, Höhe bis 3,00 m. EP ......... 33,68 €/m²
Pos. 4.17
Bewehrung aus Betonstabstahl BSt 500S DIN 488, alle Durchmesser, Längen bis 14,00 m, liefern, schneiden, biegen und verlegen. EP ...........808,50 €/t
Pos. 7.8
Asphalttragschicht ZTV T-StB, Mischgutart B, Körnung 0/32 in Fahrbahnen, Bindemittel Straßenbaubitumen 50/70 DIN EN 12591, Schichtdicke 12 cm, Einbaudicke gemäß TPD-StB durch Messen an Bohrkernen, die Kosten für die Entnahme der Bohrkerne und das Schließen der Bohrlöcher werden nicht gesondert vergütet, Rand mit Neigung 1 : 1, abgerechnet wird die für diese Schicht geforderte Breite bis zur Mitte der Randausbildung. EP ........... 7,49 €/m²
Diese Einheitspreise sind auf der Grundlage folgender Zuschläge entstanden: Zuschlag auf Lohnkosten 92,80 % Zuschlag auf Sonstige Kosten Zuschlag auf Gerätekosten Zuschlag auf Fremdleistungskosten
Kalkulationslohn
47,18 €/h 20,00 % 15,00 % 10,00 %
Wenn nun bei der Kalkulation, eventuell aus Vereinfachungsgründen, ein einheitlicher Zuschlagssatz für alle Kostenarten verwendet werden soll, so ist bei der Kalkulation über die Angebotssumme alternativ zum Beispiel in Abschn. 5.3 (siehe Seite 187ff.) wie folgt zu verfahren:
213
5.8 Einheitspreise bei unterschiedlicher Zuschlagsverteilung
Schritt (8a) Die Angebotssumme (netto) ergibt sich unverändert zu 816.799,00 €, da an den Vorgaben für die Ermittlung der Angebotssumme zunächst nichts verändert wurde. Schritt (9a) Die Angebotssumme (netto) wird um die Einzelkosten der Teilleistungen reduziert, da diese den Positionen bereits zugerechnet sind und es nunmehr um die Verteilung der Zuschläge auf die einzelnen Kostenarten geht. Angebotssumme (netto) Abzüglich Einzelkosten der Teilleistungen Insgesamt zu verrechnender Zuschlag
816.799,00 € 630.115,00 € 186.684,00 €
Schritt (10a) Da nunmehr sämtliche Kostenarten einheitlich beaufschlagt werden sollen, sind keine „Vorab-Zuschläge“ auf einzelne Kostenarten und daran anschließend der Zuschlag auf die Lohnkosten zu ermitteln, sondern es erfolgt eine einheitliche Beaufschlagung nach folgendem Rechenmuster: 186.684 [ € ] ⋅ 100 Zu verrechnender Zuschlag [ € ] ⋅ 100------------------------------------------------------------------------------------------------= -------------------------------------------- = 29,63 [ % ] Summe der Einzelkosten [ € ] 630.115,00 [ € ] Schritt (11a) Mit diesem einheitlichen Zuschlag werden nun sämtliche Einzelkosten beaufschlagt: Zuschlag auf Lohnkosten 29,63 % Zuschlag auf Sonstige Kosten Zuschlag auf Gerätekosten Zuschlag auf Fremdleistungskosten
Kalkulationslohn
31,72 €/h 29,63 % 29,63 % 29,63 %
Daraus ist bereits erkennbar, dass die lohnintensiven Positionen ganz entscheidend entlastet werden, dagegen erfolgen vergleichsweise hohe Beaufschlagungen der übrigen Kostenarten, beispielsweise bei den Fremdleistungskosten, um fast das Doppelte im Vergleich zu den Vorgaben des vorhergehenden Beispiels (dort: 15 %). Unter Berücksichtigung der Kalkulationsansätze für die ausgewählten Positionen und unter Einrechnung der Ansätze für die „übrigen“ Positionen, die sich hinsichtlich ihres Gesamtpreises natürlich auch ändern, ergibt sich folgendes Bild.
214
5 Durchführung der Kalkulation
Pos. 2.23 Schalung Behälterwand Pos. 4.17 Betonstabstahl Pos. 7.8 Bituminöse Tragschicht Zuzüglich GP der übrigen Positionen
EP EP EP
25,80 €/m² 952,78 €/t 8,07 €/m²
Angebotssumme (netto)
GP GP GP GP
17.802,00 € 128.625,30 € 96.840,00 € 573.523,93 € 816.791,23 €
Damit errechnet sich – von geringen Rundungsdifferenzen abgesehen – wiederum eine identische Angebotssumme, obwohl sich die Einheits- und Gesamtpreise um die nachstehenden Differenzen verändert haben: Pos. 2.23 Schalung Behälterwand Pos. 4.17 Betonstabstahl Pos. 7.8 Tragschicht, bituminös Übrige Positionen
– + + –
23,4 % 17,8 % 7,7 % 3,6 %
Daraus wird einerseits deutlich, welche Verschiebungen von Zuschlägen weg von lohnintensiven Positionen hin zu anderen Positionen – hier insbesondere zu der Position mit ausschließlichem Fremdleistungsanteil – stattfinden. Andererseits wird die „Gefahr“ beim Auftraggeber unterstrichen, die darin liegt, nur Einheits- und Gesamtpreise unterschiedlicher Bieter zu betrachten, ohne gleichzeitig die Informationen über das Kalkulationsgefüge und damit über die Zuschlagshöhe und -verteilung in die Betrachtung einzubeziehen.
5.9
Nachweise zur Angebotskalkulation
Von den Bieterfirmen werden im Zusammenhang mit der Angebotsabgabe teilweise Informationen oder Nachweise zur Angebotskalkulation verlangt. Hierbei kann es sich sowohl um die Angabe von Kennzahlen zur Kalkulation als auch um das Verlangen der Hinterlegung der vollständigen Angebotskalkulation handeln. Eine solche Hinterlegung erfolgt üblicherweise in einem versiegelten Umschlag, der nur in bestimmten Fällen und im Beisein beider Vertragsparteien geöffnet werden darf. Diese Vorgehensweise soll dazu dienen, die Ausgangsgrundlagen für später im Falle von geänderten oder zusätzlichen Leistungen notwendig werdenden Preisvereinbarungen zu dokumentieren (s. a. § 2 Nr. 5 und Nr. 6 VOB/B).
5.9 Nachweise zur Angebotskalkulation
215
Während private Auftraggeber in der Ausgestaltung diesbezüglicher Regelungen grundsätzlich „frei“ agieren können, enthält das Vergabehandbuch des Bundes für Hochbauten (VHB) 122 hierzu detaillierte Regelungen und Formulare. In den nachfolgenden Abbildungen sind als VHB-Auszug aus den einheitlichen Formblättern (EFB) wiedergegeben: •
Abb. 79a / b: EFB-Preis 1a Angaben zur Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen
•
Abb. 80a und 80b: EFB-Preis 1b Angaben zur Kalkulation über die Endsumme
•
Abb. 81: EFB-Preis 2 Aufgliederung wichtiger Einheitspreise
Die entsprechenden Formulare werden den Bietern mit der Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes übergeben. Dabei hat die ausschreibende Stelle zusätzlich Vorgaben zu folgenden Anforderungen zu machen: Das Formblatt / die Formblätter ist / sind ausgefüllt mit dem Angebot abzugeben. Die Nichtabgabe führt zum Ausschluss des Angebotes nach § 25 Nr. 1 Abs. 1b VOB/A. Das Formblatt / die Formblätter ist / sind ab Verlangen der Vergabestelle innerhalb 5 Kalendertagen abzugeben. Nicht oder verspätet vorgelegte Formblätter führen zur Nichtberücksichtigung des Angebots nach § 24 Nr. 2 VOB/A. Hinsichtlich der in diesen Formularen verwendeten Begriffe ist zur Vermeidung von Fehlern auf folgende Besonderheiten zu achten:
122
•
Der Mittellohn (ML) gemäß den EFB-Formularen entspricht nach den hier verwendeten Begriffen (siehe Abschn. 4.5.2) dem Mittellohn A oder AP.
•
Der Kalkulationslohn (KL) gemäß den EFB-Formularen entspricht nach den hier verwendeten Begriffen (siehe Abschn. 4.5.2) dem Mittellohn ASL oder APSL.
•
Der Verrechnungslohn (VL) gemäß den EFB-Formularen entspricht nach den hier verwendeten Begriffen (siehe Abschn. 4.5.2) dem Kalkulationslohn.
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS): VHB Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen
216
5 Durchführung der Kalkulation
Abb. 79a Angaben zur Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen - EFB-Preis 1a, S. 1 123 123
BMVBS: VHB, S.252 (311.a)
5.9 Nachweise zur Angebotskalkulation
217
Abb. 79b Angaben zur Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen - EFB-Preis 1a, S. 2 124 124
BMVBS: VHB, S.253 (311.a)
218
5 Durchführung der Kalkulation
Abb. 80a Angaben zur Kalkulation über die Endsumme - EFB-Preis 1b, S. 1 125 125
BMVBS: VHB, S.254 (311.b)
5.9 Nachweise zur Angebotskalkulation
Abb. 80b Angaben zur Kalkulation über die Endsumme - EFB-Preis 1b, S. 2 126 126
BMVBS: VHB, S.255 (311.b)
219
220
5 Durchführung der Kalkulation
Abb. 81 Aufgliederung wichtiger Einheitspreise - EFB-Preis 2 127 127
BMVBS: VHB, S.257 (312)
5.10 Fortschreibung der Angebotskalkulation
221
5.10 Fortschreibung der Angebotskalkulation Die Fortschreibung der Angebotskalkulation über die verschiedenen Stadien, die sich zwischen der Abgabe eines ersten Angebotes und der endgültigen Vertragsvereinbarung einstellen können, ist i. d. R. in mehreren Stufen (Versionen) notwendig. Während bei Auftraggebern der öffentlichen Hand oder ihnen gleichgestellten Organisationen wegen der geltenden VOB-Regelungen i. d. R. keine Leistungs- und Preisverhandlungen (siehe § 24 VOB/A) geführt werden dürfen, ist es bei privaten Auftraggebern üblich, unter Umständen über einen längeren Zeitraum hinweg Verhandlungen über Leistungsinhalte und Preise zu führen. Bei solchen Verfahren ist es zur Aufrechterhaltung der Kalkulationstransparenz wichtig, ab der Erstellung der ersten Kalkulation ein System zur konsistenten Datenhaltung anzuwenden. Im anderen Fall besteht das große Risiko, in den verschiedenen Verhandlungsstadien oder beim Vertragsabschluss den Überblick über den aktuellen Stand zu verlieren. Die Fortschreibung einer Angebotskalkulation kann u. a. durch folgende Randbedingungen beeinflusst werden: •
Die Ausschreibung wird als konventionelle Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis erstellt, der Vertrag soll dann als (Detail)-Pauschalvertrag abgeschlossen werden. Selbst wenn bei einem solchen Verfahren keine Leistungsänderungen besprochen oder festgelegt werden, muss das anbietende Unternehmen im Hinblick auf das im Auftragsfall zu übernehmende Massenund Preisrisiko eine Mengenüberprüfung an Hand von übergebenen Planunterlagen vornehmen und das Ergebnis dieser Mengenprüfung in der Kalkulation berücksichtigen. Häufig werden dabei Unterschiede zwischen den ausgeschriebenen und den nach Plänen ermittelten voraussichtlichen Ausführungsmengen festgestellt.
•
Die Ausschreibung wird als sog. „funktionale“ Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm erstellt. Das anbietende Unternehmen muss hierbei die auszuführenden Mengen an Hand der Planunterlagen und der Qualitätsbeschreibungen selbst ermitteln, um sich eine Kalkulationsgrundlage zu verschaffen. Sollten im Zuge des Angebotsverfahren noch Änderungen bei der Funktion, den Mengen, den Qualitäten oder den Preisen vorgenommen werden, so sind diese Änderungen ebenfalls zu dokumentieren, damit ein nachvollziehbarer Zusammenhang zwischen vereinbarter Leistung und vereinbartem Preis hergestellt wird (sog. „Global-Pauschalverträge“).
222
5 Durchführung der Kalkulation
•
Häufig werden bei Ausschreibungen auch Mischformen der vorgenannten Varianten der Leistungsbeschreibung verwendet, d. h. ein Teil der Leistung wird mit Leistungsverzeichnissen – mit oder ohne Mengenangaben – beschrieben, der andere Teil wird nur funktional und qualitativ beschrieben. Auch hier kommt es i. d. R. noch zu Leistungs- und Preisveränderungen, so dass die quantitativen und die qualitativen Veränderungen dokumentiert werden müssen.
•
Von Seiten der anbietenden Unternehmen wird das Vergabeverfahren oftmals durch Nebenangebote oder Sonder- und Änderungsvorschläge beeinflusst, deren Berücksichtigung dann ebenfalls Gegenstand der Leistungs- und Preisverhandlungen ist. Dabei ist auch die Möglichkeit gegeben, dass Nebenangebote in unterschiedlichen Kombinationen beauftragt werden.
Grundsätzlich werden mit solchen Änderungsbeständen die Massen-, Vollständigkeits-, und Preisrisiken angesprochen, auf die sich Bieterfirmen einstellen müssen. Darüber hinaus kann es weitere Veränderungen geben, die in einer Fortschreibung der Angebotskalkulation berücksichtigt werden müssten. Hierzu können beispielsweise auch nachstehende Änderungsursachen gehören: •
Übernahme zusätzlicher Planungsleistungen durch den Auftragnehmer in Abänderung der ursprünglichen Ausschreibungsunterlagen,
•
Veränderung der Baukonstruktion, beispielsweise durch den Wechsel von Ortbeton- in Fertigteilbauweise,
•
Beauftragung zusätzlicher Leistungen,
•
Veränderungen im Bauablaufplan,
•
Änderungen im Raumprogramm,
•
Änderungen im Abrechnungsmodus, beispielsweise durch Teil-Pauschalierungen,
•
Bildung einer Arbeitsgemeinschaft,
•
Übernahme zusätzlicher Risiken, beispielsweise für den Baugrund.
Diese exemplarischen Aufzählungen können insgesamt keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, verdeutlichen jedoch, welche Anforderungen hieraus an eine Fortschreibung von Angebotskalkulationen erwachsen. In Anbetracht der Komplexität solcher Verfahren stellt sich die Frage, mit welchen Arbeitsmethoden einer solchen Dynamik im Angebots- und Vergabevergabeverfahren begegnet werden kann. Die im grundsätzlichen Ansatz skizzierten Variationsmöglichkeiten führen zu Veränderungen in der Kostenstruktur, sowohl hinsichtlich der verschiedenen Kostenarten der Einzelkosten der Teilleistungen als auch hinsichtlich des
5.11 Vertragskalkulation
223
Umfangs und der Struktur der Gemeinkosten der Baustelle sowie der Allgemeinen Geschäftskosten und der Wagnis- und Gewinnzuschläge. Hilfreich ist hierbei eine umfassende und detaillierte Ausgangskalkulation und eine nachvollziehbare Dokumentation der verhandelten oder vereinbarten Mehr- und Minderleistungen sowie sonstiger Leistungsveränderungen nach Quantität und Qualität. In der Praxis haben sich hierfür sog. „Änderungs-/Hinweislisten“ bewährt. Diese können fortgeschrieben und somit dem aktuellen Verhandlungsstand angepasst werden. In Teilbereichen ist es auch vorteilhaft, das Zustandekommen von Preisen mit Kalkulationen offen zu legen und als Vertragsbestandteil zu vereinbaren. Damit kann insbesondere späteren Auseinandersetzungen über die Angemessenheit von Preisen vorbeugend entgegen gewirkt werden.
5.11 Vertragskalkulation Während die Fortschreibung der Angebotskalkulation die kalkulative Begleitung des Ausschreibungs-, Verhandlungs- und Vergabeprozesses umfasst, stellt die Vertragskalkulation – häufig auch als Auftragskalkulation bezeichnet – das abschließende und umfassende Ergebnis des Vergabeverfahrens dar. Unter Berücksichtigung der in Abschn. 5.10 beschriebenen Möglichkeiten zur Veränderung von Leistungsinhalten und zugehörigen Preisen wird mit der Vertragskalkulation letztlich das vertraglich vereinbarte Bau-Soll definiert. Beim öffentlichen Auftraggeber dokumentiert die Vertragskalkulation einschließlich Vertragsleistungsverzeichnis die leistungsrelevanten Veränderungen gegenüber den Ausschreibungsunterlagen. Dies sind insbesondere die Wahl von Alternativpositionen oder Nebenangeboten. Beim privaten Auftraggeber können darüber hinaus folgende Festlegungen zum Tragen kommen: •
Geänderte, zusätzliche oder entfallende Leistungsinhalte,
•
Anpassung der Massen,
•
Anpassung der Qualitätsbeschreibung.
Letztlich dient die Vertragskalkulation dazu, das Vertragsleistungsverzeichnis mit korrekten Leistungsinhalten, zugehörigen Mengen und vereinbarten Einheitspreisen zu erstellen. Im Hinblick auf die Bedeutung eines solchen Vertragsleistungsverzeichnisses sollte dessen Erstellung und Austausch im Interesse beider Vertragspartner liegen.
6
Teilkosten- oder Deckungsbeitragsrechnung
6.1
Grundzüge der Teilkostenrechnung
Die bisherigen Ausführungen zur Kalkulation und zur Kostenrechnung beziehen sich ausnahmslos auf die sog. „Vollkostenrechnung“. Hierbei werden den zu erbringenden Leistungen, die i. A. durch Positionen beschrieben sind, sämtliche Kosten zugerechnet, die im Zusammenhang mit der Leistungserstellung entstehen. Diese Kostenzurechnung erfolgt sowohl direkt (Einzelkosten der Teilleistungen) als auch indirekt (Gemeinkosten der Baustelle, Allgemeine Geschäftskosten) und wird noch durch die Zuschläge für Wagnis und Gewinn ergänzt. Im Gegensatz hierzu werden bei der Teilkostenrechnung den Kostenträgern nur die durch die Leistungserstellung verursachten variablen Kosten zugerechnet. Die durch die Leistungs- / Betriebsbereitschaft verursachten fixen Kosten werden gesondert erfasst, über den Umfang ihrer Zurechnung muss bei der Kalkulation im Einzelfall entschieden werden. Mittel- bis langfristig muss ein Unternehmen natürlich eine volle Deckung der variablen und fixen Kosten erreichen, jedoch kann bei kurzfristiger Betrachtungsweise und in begründeten Einzelfällen hiervon abgewichen werden. Außerdem ist zu beachten, dass sich die Teilkostenrechnung bewusst vom Einzelauftrag löst und auf die Aufträge im gesamten Unternehmen oder in einzelnen Bausparten / Geschäftsfeldern ausgerichtet wird. Der Deckungsbeitrag ergibt sich als Differenz zwischen dem Erlös und den variablen Kosten und dient der Deckung von fixen Kosten sowie zur Erwirtschaftung eines Gewinns.
6.2
Deckungsbeitragsrechnung in der Kalkulation
Auf Grund des Wesens der Teilkosten- oder Deckungsbeitragsrechnung ist diese Methode im Bauwesen eher für Controllingfunktionen und weniger für die Bauauftragsrechnung geeignet. Trotzdem wird die Teilkosten- oder Deckungsbeitragsrechnung auch in der Kalkulation und für Zwecke der Preisfindung eingesetzt. Ein Unternehmen sieht sich bei zurückgehendem Auftragseingang oder -volumen dem Problem ausgesetzt, dass bei geringer werdender Auslastung der Anteil der fixen Kosten zunächst weitgehend unverändert bleibt, d. h. zur Deckung der Vollkosten würden bei geringerem Umsatz höhere Umlagebeträge erforderlich. Dieser Effekt führt natürlich zu einer Reduzierung der Auftragschancen. Andererseits führt eine Reduzierung der Zuschläge zur Findung des marktgerechten Angebotspreises zu einer Kostenunterdeckung mit den bereits geschilderten Gefahren.
226
6 Teilkosten- oder Deckungsbeitragsrechnung
Im Falle einer positiven Ausgangslage, d. h. wenn das Unternehmen seine geplanten Deckungsbeiträge bereits erwirtschaftet hat, kann eine Stabilisierung der Auftragslage dadurch erfolgen, dass zusätzliche Aufträge – mit eher kurzen Laufzeiten – unter teilweisem oder vollständigem Verzicht auf Deckungsbeiträge angenommen werden. Die Anwendung der Teilkosten- oder Deckungsbeitragsrechnung in der Kalkulation setzt in jedem Fall eine Kenntnis der Charakteristika aller Kostenarten voraus, da ohne dieses Wissen keine hinreichende Ausgangsgrundlage für zielgerichtetes Handeln geschaffen werden kann.
6.3
Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung
Zu den Charakteristika von Kostenverläufen sind bereits im Abschn. 4.2.2 ausführliche Erläuterungen enthalten. Auf diese soll hier nur insoweit verwiesen werden, als die Definitionen von variablen und leistungsabhängigen Kosten einerseits und von fixen, zur Aufrechterhaltung der Leistungsbereitschaft notwendigen Kosten andererseits von elementarer Bedeutung für die Deckungsbeitragsrechnung sind. Problematisch sind die Mischkosten, die sich sowohl aus variablen und fixen Anteilen zusammensetzen als auch leistungs- oder zeitabhängige Bestandteile enthalten können. Eine besondere Problematik ergibt sich bei den Lohnkosten. Diese könnten rein theoretisch als variable Kosten angesehen werden. Dies würde jedoch eine uneingeschränkte Anpassungsfähigkeit der Kapazität von gewerblichen Arbeitnehmern an die jeweilige Auftragslage voraussetzen – eine Voraussetzung, die im Hinblick auf die Regelungen zum Kündigungsschutz und die einzuhaltenden Kündigungsfristen wirklich nur theoretisch ist. Möglich ist allerdings eine Nutzung von sog. „Kurzarbeit“, die allerdings strengen Regularien unterworfen ist und deshalb nur zu einer sehr eingeschränkten Variabilität führt. Die tabellarische Übersicht in Abb. 82 zeigt die grundsätzlichen Merkmale der Unterscheidung nach fixen und variablen Kosten auf. In Anwendung der Differenzierung nach fixen und variablen Kosten kann somit eine absolute Preisuntergrenze unter Verzicht auf Deckung aller Fixkosten ermittelt werden. Dabei werden Gesichtspunkte der Liquidität eines Unternehmens nicht berücksichtigt, d. h. wenn zur Abwicklung des Auftrages Anschaffungen getätigt und bezahlt werden müssen, dann kann der Angebotspreis nur als Preisuntergrenze unter Aufrechterhaltung der Liquidität ermittelt werden und die kurzfristig ausgabenwirksamen Kosten sind im Angebotspreis entsprechend zu berücksichtigen.
227
6.3 Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung
Soll die Liquidität eines Unternehmens kurzfristig nicht gefährdet werden, so kann die Preisuntergrenze nur unter Verzicht auf Gewinn sowie auf die Abschreibungs- und Verzinsungsbeträge der einzusetzenden Geräte ermittelt werden.
Kostenart
Lohnkosten Baustelle Stoffkosten
Variable Kosten (Leistungserstellung) (x) 1
Fixe Kosten (Bereitschaftskosten) (x) 1
liquiditätsrelevant kurzfristig ausgabenwirksam
langfristig ausgabenwirksam
x
x
x
x
x
RSV-Kosten • Bretter, Kanthölzer • Systemteile – A+V
x
x
– R
x
x
– Mietmaterial
x
x
Gerätekosten – A+V – R
x x
x x
– Betriebsstoffe
x
x
– Mietgeräte
x
x
x
x
Kosten der Fremdleistungen Gehaltskosten Baustelle
x
x
Baustelleneinrichtung • Unterkünfte – A+V – R • Ausstattung Technische Bearbeitung
x x x (x) 2
x x x
(x) 3
x
Baustellenversicherung
x
x
Projektwagnisse
x
x
Allg. Geschäftskosten • Gehälter
x
x
• Gebäude, EDV-Anlage – eigene
x
– gemietet
x
• Unternehmerlohn
x
x x
1. Eingeschränkte Flexibilität bei eigenem Personal 2. Bei Fremdvergabe 3. Bei Eigenleistung
Abb. 82 Differenzierung nach Kostenarten in der Teilkostenrechnung
x
228
6 Teilkosten- oder Deckungsbeitragsrechnung
Gerade der mögliche Verzicht auf wesentliche Teile der Gerätekosten unterstreicht die Gefahren und Risiken der undifferenzierten Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung in der Kalkulation. Wird nicht nur kurzfristig auf Abschreibungs- und Verzinsungsbeträge verzichtet, dann steht einerseits nicht genügend Kapital für Ersatzbeschaffungen zur Verfügung und anderseits erfolgt keine angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Unter Hinweis auf die vorstehenden Ausführungen ist bei der Anwendung der Deckungsbeitragsrechung in der Kalkulation sehr sensibel und risikoorientiert vorzugehen.
Sparten
Hochbau
Gewerke
Betonarbeiten
Tiefbau
Mauerarbeiten
Abdichtungsarbeiten
Erdarbeiten
Verbauarbeiten
Erlöse - Variable Kosten = Deckungsbeitrag I
5.000.000 3.500.000 1.500.000
500.000 300.000 200.000
800.000 450.000 350.000
1.300.000 850.000 450.000
1.200.000 1.000.000 200.000
- Gewerkefixkosten = Deckungsbeitrag II
500.000 1.000.000
50.000 150.000
100.000 250.000
100.000 350.000
250.000 - 50.000
- Spartenfixkosten = Deckungsbeitrag III - Unternehmensfixkosten = Betriebsergebnis
300.000 450.000 -150.000
1.400.000 800.000 600.000 450.000 100.000 350.000
Abb. 83 Beispiel einer mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung
Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung (siehe Abb. 83) ermöglicht ex ante eine gute Kostenplanung und Risikoabschätzung sowie ex post eine Kosten- und Risikoanalyse. Dazu werden drei Stufen der Kostendeckung mittels der Deckungsbeiträge I bis III unterschieden, die die Fixkosten des Unternehmens in mehrere Kategorien einteilen: •
Gewerkefixkosten sind Fixkosten, die sich nur auf ein Gewerk auswirken, wie beispielsweise die Kosten der gekauften Schalung für das Gewerk „Betonarbeiten“.
•
Sparten- oder Bereichsfixkosten sind Fixkosten, die genau einer Sparte zugeordnet werden. Hier sind die Allgemeinen Geschäftskosten (z. B. Personal-, Gebäude- und EDV-Kosten) aufzusummieren, die nur für eine Sparte – Hochbau, Tiefbau – anfallen. Es ist genauso vorstellbar, eine Gliederung in unterschiedliche Regionen – In- und Auslandbau – oder Unternehmensbereiche vorznehmen, sie sollte jedoch mit der Aufbauorganisation des Unternehmens übereinstimmen, um Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Unternehmensteilbereiche ermöglichen zu können.
•
Unternehmensfixkosten sind Fixkosten, die für das gesamte Unternehmen anfallen, wie beispielsweise die Kosten des Managements.
6.3 Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung
229
Mithilfe der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung können die Deckungsbeiträge der einzelnen Unternehmens- und Leistungsbereiche (Gewerke) ermittelt werden. Es zeigt sich, welche Bereiche über die Deckung ihrer Fixkosten hinaus zur Deckung allgemeiner Fixkosten und zum Betriebsergebnis beitragen. Es können so auch Schwachstellen des Unternehmens identifiziert werden.
7
Angebotsbearbeitung im SF-Bau
7.1
Entwicklung im SF-Bau
Unter SF-Bau wird die schlüsselfertige Erstellung von baulichen Anlagen verstanden, wofür sich im englischen Sprachraum der Begriff der „turn-key-Projekte“ eingebürgert hat. Dies bedeutet, dass der Auftragnehmer die Verpflichtung übernimmt, ein Bauwerk vollständig und funktionsfähig zu erstellen und es in diesem Zustand an den Auftraggeber zu übergeben. Es hängt vom Einzelfall ab, ob zur schlüsselfertigen Erstellung beispielsweise auch die Möblierung gehört oder ob diese zum Leistungsumfang des Nutzers oder des jeweiligen Mieters gehört. Auf die unterschiedlichen Einsatzformen von Bauunternehmen wurde bereits in Abschn. 3.6 eingegangen. Dort sind auch weitere Einzelheiten zu den verschiedenen Varianten wie etwa Generalunter- oder Generalübernehmer (GU / GÜ), Totalunteroder Totalübernehmer (TU / TÜ) etc. beschrieben, die an dieser Stelle nicht wiederholt werden sollen. Die Abgrenzung von SF-Bau-Leistungen soll hier dergestalt erfolgen, dass darunter eine komplexe, mehrere oder alle Leistungsbereiche umfassende Leistungserstellung verstanden werden soll, und zwar unabhängig davon, in welchem Umfang vom SF-Unternehmer beispielsweise auch Planungsleistungen oder weitere Leistungen übernommen werden. Die Nachfrage nach Leistungen im SF-Bau hat sich seit den 70er Jahren zunehmend verstärkt und geht einher mit dem Bestreben von Auftraggebern, insbesondere von institutionellen Investoren, möglichst viele Leistungen – und damit auch Risiken – bei einem einzigen Auftragnehmer zu konzentrieren. Die komplette Leistungserstellung, teilweise auch unter Übernahme der teilweisen oder vollständigen Planungsleistungen, soll für den Auftraggeber die Anzahl der vertraglichen Schnittstellen sowie die Kosten- und Terminrisiken dadurch vermindern, dass ein Auftragnehmer für alle Leistungen verantwortlich zeichnet und die Verpflichtung übernimmt, das Bauwerk in den vertraglich zugesicherten Qualitäten und Funktionen zum Pauschalfestpreis und zu einem festen Termin zu erstellen. Da mit einer solchen Vorgehensweise u. a. auch das Mengenrisiko auf den Auftragnehmer übergeht, werden im SF-Bau meistens auch andersartige Leistungsbeschreibungen verwendet.
7.2
Ausschreibungsarten
Ausschreibungen im SF-Bau werden bei ca. 80 % aller schlüsselfertigen Baumaßnahmen in Form einer sog. „funktionalen Ausschreibung“ zur Verfügung gestellt. Nach
232
7 Angebotsbearbeitung im SF-Bau
§ 9 VOB/A werden solche Ausschreibungen als „Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm“ bezeichnet. Im Rahmen einer Funktionalausschreibung sind die vom Auftraggeber geforderten Leistungen oftmals in relativ allgemein gehaltenen Formulierungen ohne hohen Detaillierungsgrad – Planungsunterlagen liegen dabei meist nur im großem Maßstab vor – beschrieben, d. h. ohne Leistungsverzeichnis und Mengenangaben. Ein GU- oder SF-Bau-Vertrag im oben definierten Sinne stellt einen Leistungsvertrag dar, der in Abhängigkeit von der zu Grunde liegenden Ausschreibung als Pauschalvertrag abgeschlossen wird, wobei folgende Vertragstypen zu unterscheiden sind: 128 •
Detail-Pauschalvertrag mit einem Aufbau analog zum Einheitspreisvertrag, also mit differenzierter Leistungsbeschreibung, aber mit pauschaler Vergütung, wobei die Leistung nicht „pauschal“, sondern „detailliert“ bestimmt wird.
•
Global-Pauschalvertrag mit „pauschaler“ Bestimmung der Leistung und der Vergütung.
Detail-Pauschalverträge werden zumeist mittels Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis ausgeschrieben. Die Pauschalierung des Preises wird i. d. R. nach erfolgter Massenprüfung durch den Auftragnehmer vorgenommen und es wird unter Berücksichtigung der im Leistungsverzeichnis, in den Plänen, in der Baubeschreibung oder in Berechnungen definierten Qualitäten ein Pauschalpreis vereinbart. Global-Pauschalverträge beruhen i. A. auf Leistungsbeschreibungen mit Leistungsprogramm. Dieses kann aus verschiedenen Bestandteilen zusammengesetzt sein, wie beispielsweise Raumbuch, Genehmigungsplanung, funktionale Nutzungsvorgaben und wird oftmals durch mehr oder weniger detaillierte Vorgaben zu Baustoffen, Leistungsbereichen etc. ergänzt. In der Praxis kommen im SF-Bau vielfältige Kombinationen der o. g. Leistungsbeschreibungen vor, d. h. innerhalb der Ausschreibung für ein Projekt werden beispielsweise sowohl detaillierte Leistungsbeschreibungen (mit Qualitäts- und Mengenangaben) als auch globale Leistungsbeschreibungen (nur mit Funktionsangaben, beispielsweise Funktionsart einer Lüftungsanlage mit einzuhaltenden Raumtemperaturen) verwendet. Auch ist es nicht so, dass bei funktionalen Leistungsbeschreibungen grundsätzlich auch der gestalterische Entwurf i. S. von § 9 VOB/A mit ausgeschrieben wird. I. d. R. liegt die Planung im Stadium der Entwurfs- oder Genehmigungsplanung (Leistungsphase 3 oder 4 nach HOAI) bereits vor. Unabhängig davon, ob die vollständige Leistung oder nur Teile hiervon in Form einer funktionalen Leistungsbeschreibung definiert werden, hat dies zur Folge, dass der 128
Kapellmann / Langen: Einführung in die VOB/B – Basiswissen für die Praxis, S. 55
7.3 Vorarbeiten
233
Bieter für den gesamten Leistungsumfang oder für Teile hiervon eigene Leistungsverzeichnisse und die zugehörigen Mengenberechnungen selbst erstellen muss. Dabei sollte der Bieter in der Art und Weise agieren, dass er bereits in der Angebotsphase die kritischen Bereiche erkennt und passende Risiko- und Chancenbewertungen vornimmt. Ein Risiko besteht beispielsweise in der Übernahme des Mengenrisikos durch den Auftragnehmer. Bei der Mengenermittlung muss daher mit entsprechender Sorgfalt vorgegangen werden. Schwierig stellt sich auch die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses auf Basis einer funktionalen Ausschreibung dar, da ein Leistungsverzeichnis eine genaue Beschreibung des geforderten Bausolls wiedergibt. Durch die auftraggeberseitige Wahl einer schlüsselfertigen Leistung und der damit verbundenen, lediglich globalen funktionalen Ausschreibung, muss der Bieter Planungsleistungen übernehmen und die Detaillierung selbst festlegen, damit die Forderung nach Vollständigkeit der anzubietenden Leistung erfüllt wird. Sowohl beim Detail- als auch Globalpauschalvertrag steht dem Auftraggeber eine Komplettleistung zu. Leistungsänderungen, die der Auftraggeber veranlasst, können sich auch auf den Preis und den Fertigstellungstermin auswirken. Das Risiko der Preis- und Terminänderung ist für den Auftraggeber i. d. R. beim Detail-Pauschalvertrag größer als beim Global-Pauschalvertrag, da beim Detail-Pauschalvertrag der Leistungsumfang differenzierter vereinbart ist. Der angebotene und vertraglich vereinbarte Pauschalpreis muss daher nicht der Abrechnungssumme entsprechen.
7.3
Vorarbeiten
7.3.1 Prüfung der Ausschreibungsunterlagen Da im SF-Bau – unabhängig von der eigentlichen Art der Leistungsbeschreibung – grundsätzlich eine vollständige Leistung erwartet wird, kommt der Prüfung der Ausschreibungsunterlagen eine wesentlich höhere Bedeutung zu als bei der Kalkulation für einen Einheitspreisvertrag. Dabei ist ergänzend zu Abschn. 5.1 u. a. auf folgende Punkte zu achten: •
Geltendmachung von Bedenken i. S. von § 4 Nr. 3 VOB/B?
•
Leistungsumfang?
•
Schnittstellen zu Leistungen des AG, insbesondere Planungsleistungen?
•
Eindeutigkeit der funktionalen Anforderungen?
•
Formale Vorgaben bei zusätzlichen oder geänderten Leistungen?
•
Eindeutigkeit der qualitativen Anforderungen?
•
Bemusterungsverpflichtungen und Freigabezeitpunkte?
234
7 Angebotsbearbeitung im SF-Bau
•
Übernahme der Bauleitung nach Landesbauordnung (LBO)?
•
Bereitstellung von Baustellen- und Transporteinrichtungen für Dritte?
•
Beantragung und Herbeiführung der behördlichen Genehmigungen?
•
Kostentragung für genehmigungsrechtliche Auflagen?
•
Übernahme des Baugrundrisikos (Kontaminationen!)?
•
Kostenübernahme für Hausanschlüsse?
•
Übernahme von Wartungs- und Pflegeverpflichtungen?
•
Höhe und Zeitpunkte der Vergütung?
Auch diese exemplarische Auflistung kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, verdeutlicht jedoch die besonderen und umfangreichen Sorgfaltspflichten des Bieters bei der Angebotsbearbeitung und Kalkulation im SF-Bau. Der Umfang von Ausschreibungsunterlagen im SF-Bau umfasst selbst bei „kleineren“ Projekten mit einem Volumen von 5 Mio. € bis 10 Mio. € regelmäßig mehrere Aktenordner (Text und Pläne). Dieser Umfang kann dann bei größeren Projekten leicht auf 50 Aktenordner und mehr steigen. Auch daran ist der Risikoumfang und das Problem der Leistungsbeschreibung für potenzielle Nachunternehmer des SF-Bau-Bieters abzulesen.
7.3.2 Aufbau der Leistungsverzeichnisse In Anbetracht der Mengen- und Kostenrisiken, die mit der Übernahme von SF-BauAufträgen verbunden sind, stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage ein Bieter und potenzieller Hauptunternehmer (HU) bei seinen potenziellen Nachunternehmern (NU) ein Angebotsverfahren durchführt. Für den Fall, dass die Leistungsbeschreibung des Auftraggebers auf detaillierten Leistungsverzeichnissen beruht (Detail-Pauschalvertrag), ist der Bieter in der Lage, die ihm vorliegenden Leistungsverzeichnisse auf eventuell fehlende Positionen hin zu untersuchen und dann an potenzielle Nachunternehmer weiter zu geben. Diese sind dann in der Lage, ihrerseits die angefragten Leistungen zu kalkulieren, die Mengenangaben zu überprüfen und dem anfragenden Hauptunternehmer ein Angebot zu unterbreiten, das im Verhältnis von Haupt- zu Nachunternehmer im Auftragsfall ebenfalls pauschaliert werden kann. Die Vergabe von mengen- und preismäßig pauschalierten NU-Aufträgen ist für den HU ein wesentliches Element zur Reduzierung seines eigenen Risikos. Wenn der Auftraggeber „nur“ eine funktionale Leistungsbeschreibung vornimmt, hat der HU-Bieter zur Gewinnung marktgängiger und aussagefähiger NU-Angebote umfangreiche und intensive Vorarbeiten zur Erstellung eigener Leistungsverzeichnisse durchzuführen. Hierfür stehen ihm im wesentlichen drei Varianten zur Verfügung:
7.3 Vorarbeiten
235
(1) Erstellung von gewerkebezogenen Auszügen aus der funktionalen Leistungsbeschreibung und Weitergabe der Textteile und Planunterlagen an potenzielle NU-Bieter. (2) Erstellung von detaillierten Leistungsbeschreibungen i. S. von Leistungsverzeichnissen analog zu Einheitspreisverträgen. (3) Erstellung von Leistungsverzeichnissen mit sog. „Hauptpositionen“ zur Beschreibung von wesentlichen Leistungen, die ihrerseits wiederum einen gewissen Grad von Vollständigkeit aufweisen, ohne dass sämtliche Einzelleistungen beschrieben werden. Die Variante (1) scheint zwar die einfachste Vorgehensweise zu sein, sie gibt aber dem ausschreibenden Hauptunternehmer kaum Sicherheit hinsichtlich der Mengenund Qualitätsrisiken und führt auch zur Intransparenz bei den NU-Angeboten. Sie kann nur dort verwendet werden, wo in sich geschlossene Leistungsteile komplett an den NU vergeben werden und dieser auch die entsprechenden Risiken gegenüber dem HU übernimmt. Dieser Fall ist beispielsweise dann denkbar, wenn die komplette Technische Gebäudeausrüstung an einen NU vergeben wird, der dann seinerseits die gewerkespezifischen Leistungen an seine NU weiter vergibt. Die Variante (2) ist vergleichsweise arbeitsaufwändig für den HU-Bieter, da er sowohl die Leistungsverzeichnisse als auch die Mengenermittlungen erstellen muss. Andererseits wird hierbei die größtmögliche Transparenz für die Marktabfrage geschaffen und der HU kann auch mögliche NU zur Angebotsabgabe auffordern, die keinen größeren Stab zur Angebotsbearbeitung unterhalten, sondern darauf eingestellt sind, vorliegende Leistungsverzeichnisse in kurzen Fristen mit Preisen zu versehen. Auf die besondere Bedeutung von Abrechnungsvorschriften i. S. von VOB/C wurde bereits im Abschn. 3.4.3 hingewiesen. Bei Variante (3) wird ein Mittelweg beschritten, in dem in sich abgrenzbare Leistungspakete über Hauptpositionen ausgeschrieben werden. Hierunter versteht man eine Zusammenfassung verschiedener Teilleistungen, die von einem NU erbracht werden. Beispielsweise ist es denkbar, verschiedene Bodenaufbauten nach ihren Bodenbelägen zu unterscheiden (Textil-, Naturstein-, Fliesenbelag) und diese verschiedenen Belagsarten als Hauptpositionen auszuschreiben, wobei die Hauptposition nicht nur den Belag, sondern auch die zugehörige Unterkonstruktion, beispielsweise Abdichtung, Trittschalldämmung und Estrich, sowie weitere Leistungen, beispielsweise Sockelleisten umfasst. In gleicher Weise könnten verschiedene Aufzüge (Personen-, Lasten-, Feuerwehraufzüge) über Hauptpositionen ausgeschrieben werden, wobei sich die Leitpositionen nach der Anzahl der Haltestellen, der Tragfähigkeit, der Fahrgeschwindigkeit sowie nach dem Ausbaustandard der Aufzugskabinen unterscheiden können.
236
7 Angebotsbearbeitung im SF-Bau
7.3.3 Mengenermittlung Auf die Arbeitsintensität bei der Erstellung von Mengenermittlungen, insbesondere bei Vorliegen funktionaler Leistungsbeschreibungen, wurde bereits hingewiesen. Dies gilt auch dann, wenn entsprechende Software eingesetzt werden kann, um die Massen aus digitalisierten Plänen zu errechnen. Andererseits gibt die mengen- und qualitätsorientierte Durcharbeitung der Ausschreibungsunterlagen dem ausschreibenden HU auch die Sicherheit, beispielsweise Lücken in der ihm vorgelegten Ausschreibung oder Widersprüche in den Ausschreibungsunterlagen erkennen und im Angebot entsprechend bewerten zu können. Es empfiehlt sich, bei der Mengenermittlung auf die Abrechnungsvorschriften der VOB/C zurück zu greifen, da diese eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzen und damit den Vertragsparteien auch zu einer größeren Rechtssicherheit verhelfen.
7.4
Durchführung der Kalkulation
7.4.1 Vorbemerkung Beim anbietenden HU besteht eine der wesentlichen Voraussetzungen für die zutreffende Ermittlung der voraussichtlichen Baukosten in der umfassenden Kenntnis der Qualitätsanforderungen des Auftraggebers. Gleichzeitig müssen sowohl die Bauzeit als auch die Besonderheiten der Baumaßnahme inklusive besonderer Risiken berücksichtigt werden. Die Kenntnis vorhandener Risiken, etwa im Fall nicht eindeutig festgelegter Anforderungen an eine geforderte Bauleistung, sollte für die Erstellung des Angebots genutzt werden, damit frühzeitig eine möglichst eindeutige Definition der Ausführung erfolgen kann. Bei unklaren Qualitätsanforderungen muss vom Bieter eine bestimmte Qualität für die Ermittlung des Angebotspreises zugrunde gelegt werden. Schiffers 129 umschreibt die Grundsätze der Kalkulation im schlüsselfertigen Bauen folgendermaßen: „Schlüsselfertigbau-Unternehmen sollten aber erkennen, dass sie sich in einem Aufgabenfeld bewegen, das nur dann auf die Dauer erfolgreich bewältigt werden kann, wenn die Angebotsbearbeitung über alle Fachbereiche der Planung und Ausführung hinweg erfolgt. Angebotsbearbeitung im SF-Bau ist nicht einfach Ermittlung von Mengen und deren Bewertung; Angebotsbearbeitung ist die integrative Durcharbeitung eines Bauobjektes unter den Gesichtspunkten der Funktionserfüllung und Vollständigkeit“. Die Kalkulationsmethoden im SF-Bau unterscheiden sich prinzipiell nicht von der Kalkulation von Rohbauarbeiten. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass der Anteil der NU-Leistungen sehr hoch ist. Oftmals wird die gesamte Bauausführung an Nachunternehmer vergeben. Durch den hohen NU-Anteil bei schlüsselfertigen Bauvorha129
Schiffers: Ansprüche des Bauunternehmes bei Abweichungen vom Bauvertrag, S. 41f.
7.4 Durchführung der Kalkulation
237
ben besitzt die Kostenart „Fremdleistungen“ bei der Kalkulation eine zentrale Bedeutung. Eine verursachungsgerechte Kalkulation durch Zuweisung von Lohnstunden, Stoff- und Gerätekosten etc. zu einer bestimmten Bauleistung findet bei der Angebotsbearbeitung im schlüsselfertigen Bauen somit nur Anwendung bei Leistungen, die vom Bieter selbst übernommen werden können. Die Bestimmung der Angebotspreise kann mit Hilfe der nachstehend erläuterten Methoden erfolgen.
7.4.2 Kalkulation mit Komplettkennzahlen Die Kalkulation von SF-Bauleistungen über Komplettkennzahlen, d. h. über Flächenoder Raumkennwerte entspricht methodisch der Kostenschätzung nach DIN 276 im Stadium der Vorplanung (§ 15 HOAI, Phase 2). 130 Die Angebotsbearbeitung mit Hilfe von Flächen- und Raumkennwerten (€/m² BGF oder €/m³ BRI) setzt voraus, dass eine Gebäudeart vorliegt, für die detaillierte Kenntnisse vorhanden sind und die mit bereits abgewickelten Bauvorhaben direkt vergleichbar ist. Anwendung findet eine solche Methode in der Regel nur bei Wohnungsbauten oder elementierten Industrie- und Gewerbebauten, da diese einen hohen Wiederholungsgrad aufweisen. Bei anderen, individuell gestalteten Gebäudearten führt eine solche Angebotskalkulation i. d. R. zu einer stark risikobehafteten Kostenermittlung. Bereits kleine Änderungen der Randbedingungen, wie etwa bei der Tragfähigkeit des Bodens, können zu deutlichen Änderungen des Preises führen. Diese Art der Kalkulation wird daher meistens nur in frühen Planungsphasen verwendet. Bei der Kalkulation von SF-Bau-Leistungen über Komplettkennzahlen ist darauf zu achten, dass diese Kennzahlen sämtliche Kostenelemente und Kalkulationszuschläge enthalten müssen, also neben den Einzelkosten der Teilleistungen auch die Gemeinkosten der Baustelle, die Allgemeinen Geschäftskosten sowie die Zuschläge für Wagnis und Gewinn.
7.4.3 Kalkulation mit Hilfe der Elementmethode Die Kalkulation von Bauwerkskosten über Elemente entspricht methodisch der Kostenberechnung nach DIN 276 (§ 15 HOAI, Phase 3). 131 Dabei besteht die Möglichkeit einer Untergliederung in verschiedene Detaillierungsstufen, deren oberste Ebene die Unterteilung des Gebäudes in Grobelemente darstellt. Dabei wird das zu kalkulierende Bauwerk in seine Hauptelemente – gemäß DIN 276 „Kosten von Hochbauten“ – untergliedert:
130 131
Schach / Sperling: Baukosten Kostensteuerung in der Planung und Ausführung, S. 774 Schach / Sperling: Baukosten Kostensteuerung in der Planung und Ausführung, S. 469
238
7 Angebotsbearbeitung im SF-Bau
310 Baugrube, 320 Gründung, 330 Außenwände, 340 Innenwände, 350 Decken, 360 Dächer, 370 Baukonstruktive Einbauten, 390 Sonstige Maßnahmen für Baukonstruktionen. Den jeweiligen Elementen werden dann entsprechende Kostenkennwerte zugewiesen. Besteht die Forderung nach einer genaueren Kostenermittlung, sind die Hauptelemente, beispielsweise 350 „Decken“, weiter in Unterelemente aufzugliedern: 351 Deckenkonstruktionen, 352 Deckenbeläge, 353 Deckenbekleidungen, 359 Decken, Sonstiges. Diese Unterelemente können wiederum nach ihrer geplanten Ausführungsart differenziert werden. Mit zunehmender Untergliederung erhalten die Elemente einen direkten Bezug zum geplanten Bauwerk. Außerdem können damit Kostenauswirkungen von Planungsentscheidungen direkt zugeordnet und gesteuert werden. In der praktischen Anwendung führt diese Methode allerdings zu vielfältigen Problemen, beispielsweise in Bezug auf die räumliche Lage einzelner Elemente und damit verbundener Ausführungsunterschiede, beispielsweise Außenwände unter oder über Erdreich.
7.4.4 Kalkulation mithilfe von Kennzahlen für Leistungsbereiche Wesentlich häufiger als die im Abschn. 7.4.3 beschriebene Kalkulation über Gebäudeelemente wird eine Gliederung nach Leistungsbereichen verwendet, da Kennzahlen für einzelne Leistungsbereiche aus abgerechneten Bauwerken leichter ermittelt werden können. Bei der Kalkulation mithilfe der Gliederung nach Leistungsbereichen ist – analog zur Verwendung von Komplettkennzahlen – darauf zu achten, dass in den Kennzahlen sämtliche Kostenelemente und Kalkulationszuschläge enthalten sein müssen, sofern keine gesonderte Beaufschlagung für Gemeinkosten der Baustelle, Allgemeine Geschäftskosten, Wagnis und Gewinn mehr stattfindet.
239
7.4 Durchführung der Kalkulation
Ausführungsorientierte Kostengliederung nach Leistungsbereichen des STLB-Bau 000 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 016 017 018 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 040
Sicherheitseinrichtungen, Baustelleneinrichtung Gerüstarbeiten Erdarbeiten Landschaftsbauarbeiten Landschaftsbauarbeiten - Pflanzen Brunnenbauarbeiten und Aufschlussbohrungen Bohr-, Verbau-, Ramm- und Einpressarbeiten, Anker, Pfähle Untertagebauarbeiten Wasserhaltungsarbeiten Abwasserkanalarbeiten Dränarbeiten Abscheider- und Kleinkläranlagen Mauerarbeiten Betonarbeiten Natur- und Betonwerksteinarbeiten Zimmer- und Holzbauarbeiten Stahlbauarbeiten Abdichtungsarbeiten Dachdeckungsarbeiten Dachabdichtungsarbeiten Klempnerarbeiten Putz- und Stuckarbeiten, Wärmedämmverbundsysteme Fliesen- und Plattenarbeiten Estricharbeiten Fenster, Außentüren Tischlerarbeiten Parkettarbeiten, Holzpflasterarbeiten Beschlagarbeiten Rolladenarbeiten Metallbauarbeiten Verglasungsarbeiten Baureinigungsarbeiten Maler- und Lackierarbeiten Korrosionsschutzarbeiten an Stahl- und Aluminiumbauten Bodenbelagsarbeiten Tapezierarbeiten Vorgehängte hinterlüftete Fassaden Trockenbauarbeiten Wärmerzeuger und zentrale Einrichtungen Heizflächen, Rohrleitungen, Armaturen
042
Gas- und Wasserinstallationsarbeiten; Leitungen und Armaturen
043
Druckrohrleitungen für Gas, Wasser und Abwasser
044
Abwasserinstallationsarbeiten - Leitungen, Abläufe
045 046
Gas-, Wasser-, Abwasserinstallation - Sanitär Gas-, Wasser-, Abwasserinstallation - Betriebseinrichtung Dämmarbeiten an betriebstechnischen Anlagen Feuerlöschanlagen, Feuerlöschgeräte Blitzschutz- / Erdungsanlagen, Überspannschutz Bauleistungen für Kabelanlagen Mittelspannungsanlagen Niederspannungsanlagen - Kabel, Verlegesysteme
047 049 050 051 052 053 054
Niederspannungsanlagen - Verteilersysteme, Einbaugeräte
055 057 058 059 060
Ersatzstromversorgungsanlagen Gebäudesystemtechnik Leuchten und Lampen Sicherheitsbeleuchtungsanlagen Elektroakustische Anlagen, Sprech-, Personenrufanlagen Kommunikationsnetze Gefahrenmeldeanlagen Zutrittskontroll-, Zeiterfassungsanlagen Aufzüge Gebäudeautomation Raumlufttechnische Anlagen Kälteanlagen für raumlufttechnische Anlagen Straßen, Wege, Plätze Betonerhaltungsarbeiten Bekämpfender Holzschutz Sanierungsarbeiten an schadstoffhaltigen Bauteilen Abbrucharbeiten Rohrvortrieb Bauwerkstrockenlegung Abfallentsorgung; Verwertung und Beseitigung Bauarbeiten an Bahnübergängen Bauarbeiten an Gleisen und Weichen Winterbau-Schutzmaßnahmen
061 063 064 069 070 075 078 080 081 082 083 084 085 086 087 096 097 098
Abb. 84 Beispiel einer Gewerkegliederung 132 132
Vgl. www.gaeb.de; Die ausführungsorientierte Kostengliederung ist in DIN 276: 1993-06 und in E DIN 276: 2005-08 in Punkt 4.4 verankert. Es wird beispielhaft auf das STLB-Bau verwiesen.
240
7 Angebotsbearbeitung im SF-Bau
7.4.5 Kalkulation über die Angebotssumme im SF-Bau Eine weitere Möglichkeit zur Ermittlung der Kosten stellt die grundsätzlich bereits beschriebene Einholung von Nachunternehmerangeboten innerhalb der Angebotsphase dar. Die Schwierigkeit einer solchen Preisanfrage liegt in der Bewertung der Zuverlässigkeit der erhaltenen Angebote im Unterschied zu einer Anfrage bei einem bereits beauftragten Projekt. Im Gegensatz zur Ausschreibung bei beauftragten Projekten kann den angefragten Unternehmen in der Regel keine ausreichende Bearbeitungszeit zugestanden werden, wodurch sich der Bieterkreis und die Anzahl der abgegebenen Angebote stark einengt. Darüber hinaus werden keine Verhandlungen über die angefragten Angebote geführt und folglich auch keine Abgebote oder Nachlässe erzielt. Dies hat zur Folge, dass die vorliegenden Angebote über dem tatsächlichen Marktpreis liegen können. Ebenso ist es auch möglich, dass ein Nachunternehmer einen zu niedrigen Preis angibt, da ihm keine Detailzeichnungen vorliegen. Bei späteren konkreten Auftragsverhandlungen fordert er aufgrund der nunmehr erkennbaren Schwierigkeiten und Risiken höhere Preise. Wichtig ist, dass die Angebote der Nachunternehmer trotz der knapp bemessenen Zeit hinsichtlich Vollständigkeit und Übereinstimmung mit der Ausschreibung zu überprüfen sind. Gegebenenfalls ist zur Überprüfung zusätzlich eine Eigenkalkulation durchzuführen. Nachunternehmerangebote sind nur dann sinnvoll, wenn mit bekannten, zuverlässigen und einschätzbaren Unternehmen gearbeitet wird. Darüber hinaus kann durch die Auswertung schlussgerechneter Bauvorhaben eine relativ genaue Aussage über aktuelle Marktpreise getätigt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Werte älterer Projekte durch eine Indexierung an das gängige Preisniveau angepasst werden. Andernfalls muss Kenntnis darüber bestehen, ob die angesetzten Preise beim anstehenden Projekt erzielbar sind. Inwieweit übernommene Abrechnungspreise bei einem betrachteten Projekt als Angebotspreise erzielt werden können oder ein angemessener Zu- oder Abschlag auf ausgewertete Kostendaten vorgenommen werden muss, ist abhängig von: •
Jahreszeit der Ausführung: Im Winter müssen oftmals zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um eine ordnungsgemäße Abwicklung von Bauleistungen zu gewährleisten, beispielsweise durch die Erwärmung des Zuschlagswassers von Beton oder durch die Beheizung von Räumen.
•
Konjunkturlage: Die Preise einzelner Bauleistungen müssen durch Korrekturen nach unten oder oben an die aktuelle Konjunkturlage angepasst werden. Teilweise sind auch außergewöhnliche Schwankungen von Materialpreisen zu berücksichtigen.
7.5 Analyse und Bewertung von Risiken
•
241
Größe des Objektes: Bei Großprojekten können aufgrund des hohen Mengenumfanges günstigere Einheitspreise als bei kleinen und mittleren Bauvorhaben erzielt werden. Deshalb ist bei Benutzung vorhandener Daten auf die Objektgröße Rücksicht zu nehmen.
•
Vergleichbarkeit der Leistungen: Bei Standardleistungen ohne große gestalterische Vielfalt, die bei jedem Projekt vorkommen, beispielsweise Maler- oder Dachabdichtungsarbeiten, können Preise ohne große Bedenken übernommen werden, da die Leistungen vergleichbar oder identisch sind. Weitaus schwieriger gestaltet sich dies bei Positionen mit großen gestalterischen Spielräumen, wie beispielsweise bei Fassaden, Natursteinbelägen, Nasszellen, Trennwand- oder Geländerkonstruktionen.
•
Standort des Objektes: Der Standort eines Objektes kann die Kosten der Bauleistungen beeinflussen. Bei abgelegener Lage der Baustelle und daraus hervorgehenden langen Anfahrtswegen sind die Einheitspreise den Gegebenheiten anzupassen.
Wird die SF-Bau-Kalkulation über die Angebotssumme durchgeführt, dann ist u. a. darauf zu achten, ob der HU-Bieter bei den Gemeinkosten der Baustelle wesentliche Leistungen für die NU übernimmt und demzufolge zu kalkulieren hat. Hierzu können beispielsweise gehören: •
Sicherung und Überwachung der Baustelle, ggf. auch mit Zugangskontrollsystemen,
•
Baustellenlogistik mit Transporteinrichtungen, Lagerflächen, Abfallentsorgung, etc.,
•
Container und Unterkünfte einschl. Wasser, Strom, Reinigung, Beheizung,
•
Arbeitsvorbereitung und Bauleitung,
•
Planungsleistungen,
•
Versicherungen.
7.5
Analyse und Bewertung von Risiken
In Anbetracht des Risikopotenzials für Anbieter von SF-Bau-Leistungen empfiehlt es sich, eine umfassende Risikoanalyse durchzuführen, damit die Risikoauswirkungen einerseits in der Preisermittlung berücksichtigt und andererseits sowohl strategische als auch operative Systeme zur Risikominimierung eingesetzt werden können. Aus der Praxis der Abwicklung von Pauschalverträgen können schwerpunktmäßig, je-
242
7 Angebotsbearbeitung im SF-Bau
doch ohne Anspruch auf Vollständigkeit, die nachstehenden Ursachen für Auslegungs- und Vergütungsprobleme i. S. einer Risiko-Checkliste aufgezeigt werden: •
unzureichend abgeklärte Eigentums- und Nachbarschaftsverhältnisse,
•
das i. A. beim Auftraggeber verbleibende Baugrundrisiko hinsichtlich – Tragfähigkeit, – Grundwasserstand, – Einschlüsse, Hindernisse, – Kontaminationen,
•
Projektorganisation und personelle und institutionelle Besetzung,
•
nicht eindeutig definierte Schnittstellen in den Planungsleistungen,
•
nicht eindeutig definierte Planliefertermine für Planbeistellungen durch „Erfüllungsgehilfen“ des Auftraggebers,
•
Widersprüche zwischen Zeichnungsinhalten und Baubeschreibungen,
•
Widersprüche zwischen Vertragsinhalten und Qualitätsbeschreibungen sowie hierfür geltenden Normen, Standards, Vorschriften, Regeln der Technik, etc.,
•
Vollständigkeit und Qualität der Planung,
•
fehlende Festlegungen zu den bevollmächtigten Vertretern beider Vertragsparteien,
•
nicht eindeutige Festlegungen hinsichtlich der Vertragsrelevanz von einzelnen Schriftstücken, beispielsweise Aktennotizen, Besprechungsprotokollen, Tagesberichten,
•
nicht eindeutige Regelungen bei Planungsänderungen des Auftraggebers nach Vertragsschluss für die Ermittlung von Mehr- und Minderkosten,
•
unklare Fristenregelungen für Angebote und Beauftragungen bei Planungsoder Ausführungsänderungen,
•
unzureichende Fristenregelungen für Zwischentermine,
•
nicht eindeutige Regelungen für eventuell notwendige Zustimmungen des Auftraggebers zu beabsichtigten Nachunternehmervergaben,
•
nicht eindeutig bestimmte Leistungsabgrenzungen für die Freigabe von Abschlagszahlungen, insbesondere bei Leistungsverschiebungen innerhalb von rein bauzeitorientierten Zahlungsplänen,
•
nicht eindeutig bestimmte Regelungen und Abläufe für Planfreigaben und Bemusterungen, insbesondere von Materialfreigaben durch den Auftraggeber,
•
nicht eindeutige Abgrenzungen von Leistungen des Auftraggebers, des Auftragnehmers und ggf. von Mietern oder Nutzern,
•
nicht eindeutige Definition der Kostenübernahme von Erschließungskosten,
7.5 Analyse und Bewertung von Risiken
243
•
nicht eindeutige Schnittstellen bezüglich der Kostentragung bei Auflagen aus den behördlichen Genehmigungs- und Abnahmeverfahren,
•
nicht eindeutige Qualitäts- oder Leistungsbestimmungen für Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung, insbesondere im Hinblick auf die späteren Betriebskosten,
•
bei Vertragsabschluss nicht vereinbarte Teilabnahmen für eventuell vorzeitig in Betrieb zu nehmende Gebäudeteile und damit zusammenhängende Fragen des Gefahrenübergangs, der Gewährleistung und Haftung sowie der Abrechnung von Betriebskosten,
•
nicht eindeutige Regelungen zum Abnahme- und Mängelbeseitigungsverfahren,
•
fehlende Regelungen für den Abschluss von Wartungsverträgen und deren Kostenübernahme,
•
nicht eindeutige oder fehlende Festlegungen für Streitfälle, beispielsweise für die Bestellung von Gutachtern oder für die Durchführung von Beweissicherungs- und Schiedgerichtsverfahren.
Risiko-Checklisten mit solchen oder analogen Inhalten können firmenintern eingesetzt und sowohl auf strategische als auch operative Ziele ausgerichtet werden. Bei einer sorgfältigen Pflege solcher Systeme, d. h. unter Auswertung von Risiken bereits abgewickelter oder noch laufender SF-Projekte, kann die qualitative und die quantitative Bewertung von Risiken laufend verbessert und die Risikovermeidung als Teil eines unternehmensinternen Werkzeugs im Rahmen des Wissensmanagements optimiert werden. Sinnvollerweise werden die methodischen und inhaltlichen Ansätze zur Risikoidentifikation, -bewertung und -vermeidung auch als wichtige Bestandteile in ein Qualitätsmanagement-System aufgenommen und zur Generierung von Wettbewerbsvorteilen eingesetzt.
Literaturverzeichnis Bartzsch: Betriebswirtschaft für Ingenieure, 2., überarb. Aufl., VDE-Verlag, 1984 Berner: Chancen der Insolvenzrechtsform und ihre Auswirkung auf die Bauwirtschaft, in: bau-zeitung, Nr. 1/2 1999, S. 84 - 87 Brüssel: Baubetrieb von A bis Z, 4., neu bearb. Aufl., Werner Verlag, 2002 Bundesarchitektenkammer: Bundesarchitektenkammerstatistik zum 01.01.2006, URL: http://www.bakcms.de/bak/daten-fakten/bundeskammerstatistik/Bundeskammerstatistik.pdf, 18.05.2006 Bundesingenieurkammer: Mitgliederstand zum 31.12.2005, URL: http://www.bundesingenieurkammer.de/148, 01.11.2006 Bundesministerium der Justiz (Hrsg.): Bundesanzeiger, Nr. 119 v. 29.06.2006, Bundesanzeiger Verlag Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS): VHB Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen Ausgabe 2002, URL: http://www.bmvbs.de/Anlage/ original_949619/VHB-2002-Stand-Februar-2006.pdf, 19.10.2006 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr: HVA B-StB Handbuch für die Vergabe und Ausführung von Bauleistungen im Straßen- und Brückenbau Stand 03/2006, URL: http:// www.bmvbs.de/artikel-,302.7201/Handbuch-fuer-die-Vergabe-und-.htm, 02.10.2006 Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände: Mitglieder, in: bda-online, URL: http://bda-online.de/www/bdaonline.nsf/id/Mitglieder, 05.11.2006 Deutsche Bundesbank: Monatsbericht März 2006, URL: http://www.bundesbank.de/ download/volkswirtschaft/monatsberichte/2006/200603mb_bbk.pdf, 20.04.2006 Deutsche Bundesbank: Saisonbereinigte Wirtschaftszahlen März 2006, URL: http:// www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/saisonbereinigte_wirtschafts-zahlen/ 2006/saisonbwirt032006komplett.pdf, 20.04.2006 Drees / Paul: Kalkulation von Baupreisen, 8., akt. u. erw. Aufl., Bauwerk Verlag, 2005 Eurostat: Jährliche Unternehmensstatistiken des Baugewerbes, in: Europa Das Portal der Europäischen Union URL: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page?_pageid =1073,46870091&_dad=portal&_schema=PORTAL&p_product_code=ENTER_CO, 09.01.2006
246 Eurostat: Makroökonomische Aggregate zu konstanten Preisen – Gliederung nach 6 Wirtschaftsbereichen, in: Europa Das Portal der Europäischen Union, URL: http:// epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page?_pageid=1073,46870091&_dad=portal&_ schema=PORTAL&_p_product_code=B_A06_K, 10.08.2005 GAEB Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen: Ausführungsorientierte Kostengliederung – Leistungsbereiche des STLB-Bau, URL: http://www.gaeb.de/ produkte215.php, 25.10.2006 Günther / Tempelmeier: Produktion und Logistik, 2., überarb. u. erw. Aufl., SpringerVerlag, 1995 Güteschutzverband Betonschalungen: GSV Merkblatt - Mietschalung (Fassung Januar 2006), URL: http://www.gsv-betonschalungen.de/files/Merkbl_Mietschalung_Fassung_2006.pdf, 01.11.2006 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (Hrsg.): Baustatistisches Jahrbuch 2004/ 2005, 44. Aufl., Verlag Graphia-Huss, 2005 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (Hrsg): Die Bauwirtschaft im Zahlenbild. 2003, 2003 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie et. al. (Hrsg.): BAL 2001, Baustellenausstattungs- und Werkzeugliste, 4. Ausgabe, Bauverlag, 2001 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie et. al. (Hrsg.): BGL Baugeräteliste 2001, 1. Aufl., Bauverlag, 2001 Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (Hrsg.): KLR Bau Kosten- und Leistungsrechnung der Bauunternehmen, 7., aktualis. Aufl, Werner Verlag, 2001 Kapellmann / Langen: Einführung in die VOB/B – Basiswissen für die Praxis, 14., neu bearbeitete Auflage, Werner-Verlag, 2005 Kochendörfer / Viering / Liebchen: Bau-Projekt-Management, 2., Aufl., Teubner Verlag, 2004 Kraus: Baukonjunktur, in: Baumarkt und Bauwirtschaft, Nr. 7-8, 2004 Kromphardt: Grundlagen der Makroökonomie, Verlag Vahlen, 1998 Langen / Schiffers: Bauplanung und Bauausführung, Werner Verlag, 2005 Olshausen, VDI-Gesellschaft Bautechnik (Hrsg.): VDI-Lexikon Bauingenieurwesen, 2., überarb. und erw. Aufl., Springer-Verlag, 1997
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248
Zitierte Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Normen AktG BauGB BauOBln BGB BHO DIN 276 GenG GewO GG GmbHG GWB HGB HOAI InsO PartGG RBBau VgRÄG VgV VOB VOF VOL
Aktiengesetz Baugesetzbuch Bauordnung für Berlin Bürgerliches Gesetzbuch Bundeshaushaltsordnung Kosten im Hochbau Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften Gewerbeordnung Grundgesetz GmbH-Gesetz Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen Handelsgesetzbuch Honorarordnung für Architekten und Ingenieure Insolvenzordnung Gesetz über Partnerschaftsgesellschaften Angehöriger Freier Berufe Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen Vergaberechtsänderungsgesetz Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen Verdingungsordnung für Leistungen
Zitierte Verordnungen und Richtlinien auf EU-Ebene Richtlinie 04/17/EG Richtlinie 04/18/EG Richtlinie 01/78/EG Richtlinie 98/04/EG Richtlinie 97/52/EG Richtlinie 93/36/EWG Richtlinie 93/37/EWG Richtlinie 93/38/EWG Richtlinie 92/50/EWG Verordnung (EG) Nr. 2083/2005
249
Weiterführende Informationen im Internet •
Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer (ASU) http://www.asu.de
•
ARRIBA® bauen-Software http://www.rib.de
•
Bundesanstalt für Wasserbau http://www.baw.de
•
Bundesarchitektenkammer (BAK) http://www.bak.de
•
Bundesingenieurkammer (BIngK) http://www.bundesingenieurkammer.de
•
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) http://www.bmvbs.de
•
Bundesverband der Deuschen Industrie (BDI) http://www.bdi-online.de
•
Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) http://www.arbeitgeber.de http://www.bda-online.de
•
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) http://www.dgb.de
•
Deutsches Verbände Forum http://www.verbaende.com
•
Forschungsgsellschaft für Straßen- und Wasserwesen http://www.fgsv.de
•
Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen (GAEB) http://www.gaeb.de
•
Gesetzestexte http://www.gesetze-im-internet.de
•
Handwerskammern http://www.handwerkskammer.de http://www.hwk-berlin.de http://www.hwk-hamburg.de
•
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) http://www.bauindustrie.de
•
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) http://www.igbau.de
250 •
Industrie- und Handelskammern http://www.dihk.de http://www.ahk.de
•
Internationaler Bund Freier Gewerkschaften http://www.icftu.org
•
Öffentliches Auftragswesen Europas http://simap.eu.int
•
Public Private Partnership http://www.rfbb-ppp.de
•
Refa-Methoden http://www.refa.de
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Standardleistungsbuch STLB http://www.gaeb.de
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Statistische Daten http://www.destatis.de http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page?_pageid=1090,30070682,1090_ 33076576&_dad=portal&_schema=PORTAL
•
Verband Beratender Ingenieure (VBI) http://www.vbi.de
•
Verband Deutscher Architekten (VDA) http://www.vda-architekten.de
•
Verband Unabhängiger Beratender Ingenieure und Consultants (VUBIC) http://www.vubic.de
•
Verein Deutscher Ingenieure (VDI) http://www.vdi.de
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Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) http://www.verdi.de
•
Weltgewerkschaftsbund http://www.wftu.cz
•
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) http://www.zdb.de
•
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) http://www.zdh.de
Sachwortverzeichnis Ablauforganisation 15 Abschlagszahlung 35, 83 Abschreibung 109, 150, 154 Aktiengesellschaft (AG) 56 Allgemeine Geschäftskosten 121, 173 Allgemeine Technische Vertragsbedingungen 92 Allgemeine Vertragsbedingungen 92 Alternativposition 95, 205, 210 Angebotsbearbeitung 181 Angebotssumme 93 Anschaffungswert 110 Äquivalenzziffernkalkulation 124 Arbeitgeberverband 66 Arbeitsgemeinschaft 57 Arbeitskalkulation 115 Arbeitslohn 135 Arbeitsvorbereitung 170 Architekten- und Ingenieurkammer 65 ATV 84 Aufbauorganisation 15 Aufsichtsstelle 99 Aufwandswert 122 Aufwendungen 109 Ausführungsposition 208 Ausgaben 109 Ausschreibung 73 Basisparagraf 77, 79 Basiszinssatz 35 Bauauftragsrechnung 111f., 127 Baubetriebslehre 18 Baubetriebsrechnung 111f. Baugeräteliste 110 Baugeräteliste 150 Bauleitplanung 29 Bauordnung 31 Bauordnungsrecht 29 Bau-Soll 223 Baustein-Katalog 200 Baustellenausstattung 169 Baustellenmittellohn 134 Bauteam 101 Bebauungsplan 29 Bedarfsposition 206 Besondere Leistungen 86 Besondere Vertragsbedingungen 91 Betriebsmittellohn 134 Betriebswirtschaftslehre 2 Betriebszeit 160 Bilanz 110 Bilanzielle Abschreibung 109 Brutto-Angebotssumme 184 Bruttoinlandsprodukt 6 Bruttosozialprodukt 6
Bundeshaushaltsordnung (BHO) 21 Construction Management Controlling 15 Deckungsbeitragsrechnung 225 Detail-Pauschalvertrag 232 Dienstvertrag 39 DIN 276 41 Divisionskalkulation 124 EDV-gestützte Kalkulation 198 EG-Baukoordinierungsrichtlinie 79 EG-Dienstleistungsrichtlinie 77 EG-Lieferkoordinierungsrichtlinie 77 EG-Sektorenrichtlinie 77 Einheitspreis 185 Einnahmen 109 Einsatzformen von Bauunternehmen 96 Einsatzzeit 154, 160 Einzelkaufmann 53 Einzelkosten 120 Einzelkosten der Teilleistungen 121, 131, 184 Einzelunternehmen 96 Erfüllungsgehilfe 24 Ergebnisrechnung 113 Ertrag 109 Eventualposition 96, 206 Faktormenge 122 Faktorpreis 122 Federführung 99 Finanzbuchhaltung 108 Finanzierung 17 Fixe Kosten 117 Formblätter 215 Frachtkosten 168 Fremdarbeitskosten 165 Fremdleistungen 165 Gefahrenübergang 83 Gemeinkosten 120 – der Baustelle 121, 165, 184 Gemeinkostenzuordnung Generalübernehmer 97 Generalunternehmer 97 Genossenschaften (eG) 56 Gerätebaustein–Katalog 200 Gerätekosten 147 Geräteschlüssel 151 Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) 55 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) 55 Gesellschaftsvertrag 99 Gewährleistungsrecht 36 Gewerk 24
252 Gewerkschaft 68 Gewinn 178 Gewinn- und Verlustrechnung 110 Global-Pauschalvertrag 232 GmbH & Co. KG 56 Grundbuch 27 Grundposition 95, 205 Handelsregister 59 Handwerkskammer 65 Herstellkosten 184 HOAI 24 Industrie- und Handelskammern 64 Insolvenzordnung 60 Kalkulation 112, 124, 193 – Äquivalenzziffern- 124 – Divisions- 124, – EDV-gestützt 198 – mit vorberechneten Zuschlägen 124 – über die Angebotssumme 184 – über die Endsumme 124 – Verrechnungs- 124 – Zuschlags- 124, Kalkulationslohn 187 Kalkulationsnachweise 214 – Hinterlegung 214 Kalkulatorische Abschreibung 110 Kommanditgesellschaft (KG) 54 Kosteneinflussgröße 117 Kosten 108 – sprungfix 118 – variabel 118 – proportional 119 – nichtproportional 119 Kosten- und Leistungsrechnung 108 Kostenarten 128 Kostenartengliederung 128 Kostenartenkatalog 199 Kostenrechnung 112 Kurztext 93 Ladekosten 168 Langtext 93 Lebensdauer 153 Leistungen 109 Leistungsbeschreibung 91 – mit Leistungsprogramm 88 – mit Leistungsverzeichnis 88 Leistungsrechnung 112 Leistungsverzeichnis 93 Leistungswert 123 Leitposition 96, 206 Lizenzgebühr 171 Logistik 16 Lohnkosten 132 Lohnnebenkosten 136
Makroökonomie 11 Managementleistungen 104 Mängelanspruch 83 Maximalprinzip 13 Mikroökonomie 11 Minimalprinzip 13 Mittellohn 133 Mittlerer Neuwert 154 Monopol 14 Musterleistungsverzeichnis 200 Nacherfüllung 36 Nachfragemarkt 19 Nachkalkulation 116 Nachprüfungsverfahren 87 Nachtragskalkulation 116 Nachunternehmerleistungen 165 Nebenleistung 85 Netto-Angebotssumme 184 Normalposition 96, 205 Nutzungsdauer 153 Offene Handelsgesellschaft (OHG) 54 Öffentlicher Bau 9 Oligopol 14 Ordnungspolitik 2 Parallelablauf 47 Partnerschaftsgesellschaft 55 Planungsleistungen 169 Polypol 14 Preisuntergrenze 226 Produktion 13, 16 Prüfungspflicht 183 Raumbuch 90 Rechnungswesen 107 Rechtsform 51 Rechtsschutz 87 Reparatur 150, 156 Risikoanalyse 241 Risiko-Checkliste 242 Schlusszahlung 83 Schwellenwerte 44 Sektoren 23 Selbstkosten 184 SF-Bau 232 Softwareunterstützung 198 Soll-Ist-Vergleichsrechnung 111 Sonderposition 95, 205 Sonderwagnis 170 Sonstige Kosten 141 Sozialkosten 135 Sprungfixe Kosten 118 Stabilisierungspolitik 2 Standardleistungsbuch 94 Standardleistungskatalog (STLK) 95
253 Stillliegezeit 154, 160 Stückkosten 116 Tarifpartner 69 Teilkostenrechnung 225 Totalübernehmer 98 Totalunternehmer 98 Umlagebetrag 185 Umsatzsteuer 128 Unternehmen 50 Unternehmensrechnung 108, 110 Unternehmensverband 67 Unterposition 201 Urkalkulation 115 Variable Kosten 118 Vergabe 73 Vergabeeinheit 201 Vergabehandbuch 89 Vergabekammer 87 Vergabeprüfstelle 87 Vergaberecht 42 Verjährungsfrist 38 Verrechnungsersatzkalkulation 124 Versicherungskosten 170 Verteilungspolitik 2 Vertragskalkulation 114, 223 Vertragsrecht 31 Verzinsung 150, 155 VOB 31, 73, 78 VOF 73f. VOL 73, 76 Volkswirtschaftslehre 2 Vorhaltezeit 153, 160 Wagnis 178 Wagnis und Gewinn 121 Wahlposition 205 Werkvertragsrecht 31 Wiederbeschaffungswert 110 Wirtschaftsbau 9 Wirtschaftskreislauf 4 Wirtschaftspolitik 2 Wirtschaftsverband 67 Wirtschaftswissenschaften 1 Wohnungsbau 9 Zinskosten 171 Zulageposition 96, 205, 208 Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen 92 Zusätzliche Vertragsbedingungen 91 Zuschlag 193 – für Allgemeine Geschäftskosten 184 – für Wagnis und Gewinn 184 Zuschlagskalkulation Zuschlagsverteilung 186, 212