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OZSXSI (§ 294) zu erschliessen. — Ai. durmanas-au -a, av. dusmanatdh-a. Uridg. Compar. *ok{i)ios-e, iiberall analogisch umgestaltet. Ai. asly7is-au -a wie ace. sing, asiyqs-am (§ 220 S. 553 £.), av. asyatdli-a zunachst fur *asy&fah-a, vgl. ace. sing, asyatah-em a. O. Aksl. slazdiza als «o-Stamm. Gr. ^8tov-£ mit Stammsuffix -ten-. Uridg. part. perf. act. *ueidy,os-e, iiberall analogisch umgestaltet. Ai. vidvqs-au -a wie ace. sing, vidvqs-am (§ 220 S. 554). Lit. m\rusiu(-du) aksl. mirusa als «o-Stamme. Griech. SIQOT-S mit Stammsuffix -uet-. 291. 5. Stamme a u f - « - » , -a -uu u n d e i n i g e W u r z e l nomina. Gr. xt'-s, 6cppu-s au-s; ai. dhiy-au -a, bhruv-du -a. Gr. vrjs (nur erschlossen) aus *vaf-s; ai. nav-au -a. Uridg. *go«-e: gr. j3d-e; ai. gciv-att -a; air. boin nach coin (§ 290 S. 645), vgl. § 221 S. 554 f. Nominat. Accusat. du. neutr.]) 292. Die o-Stamme hatten -oi, daneben wol -ei, die consonantischen -i und -7, die 2-Stamme -i. Zweifelhaft bleibt, ob -i urspriinglich das Casussuffix aller Stammclassen gewesen war, s. § 294. Charakteristisch ist, dass die abstufenden consonantischen Stamme schwache Stammform hatten. 293. 1. o-Stamme. Uridg. ~oi vmd daneben wol -ei, vgl. zu dieser Verschiedenheit § 240 S. 587. Ai. yugi, dve; av. xsapre zu nom. ace. sing, xsapre-m c Herrschaft, ReichJ. Ai. ahem asta stets auch als Neutrum. Im Griech. war fzi- czwei3 in /ei'-xaTi sl-xooi czwei DekadenD wahrscheinlich Dual eines Stammes *uo-; dasselbe *uei 1) Vgl. die Literaturangaben S. 638 f. Fussn. 1.
§ 293—294.]
Castisbildung der Nomina. Nom. Ace. du. neutr.
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mutmasst Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXVI 310 in dem uvon acymr. u-ceint. Ferner vermute ich, dass ouo (neben Sow) aus *8uoi vor sonantischem Anlaut entstanden und die alte Neutralform war, entsprechend vielleioht lak. Sus aus *8osi, vgl. att. SosTv, das ein *8OEI-IV vorauszusetzen scheint (§312). Vgl. Verf. Gr. Gr.2 S. 79 Fussn. 1, S. 124, Morphol Unters. V 23 ff. Ebenso boot, OXTO neben sonstigem 6XTW. Im TJbrigen war im Griech. der Masculinausgang -to auch fiir das Neutrum eingetreten, z. B. TU> Cuyw wie x
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Casusbildung der Nomina. Norn. Ace. du. neutr.
[§ 294—295.
man-i, brkat-i, mdnas-i aliyas-l vidiis-i, mddhv-i [mddhun-i, s. §393), und da auch im Altkirchenslav. -i (neben haufigerem -e) auftritt, wie imen-i sloves-i, so darf man daran denken, dass schon im Uridg. -i neben -i als Casussufnx bestanden hatte. Dann brauchte man das auslautende -I von lat. viginti nicht aus -ei oder -oi entstanden sein zu Iassen (s. § 293 S. 647). Oder war -i im Ai. und Aksl. von den ^-Stammen(s. §295) iibertragen? Im Avesta scheint visaiti die einzige hierher fallendeForm zu sein. Entsprechend war fl-nan der einzige Rest im Griech. Sonst war das -=. der geschlechtigen Nomina eingedrungen, gleichwie bei den o-Stammen das -to der Masculina (§293 S. 647). Att. inschr. axsAsi aus *axsXs(a)-£, wahrend die handschriftl. Formen au£ -ss wie yevEs bei att. Schriftstellern nach solchen Formen consonantischer Stamme neu gebildet waren, in denen -s keine Contraction erfahren hatte. Vgl. auch das Eindringen des -e in das Neutrum oaos § 295. ysv7] in Verbindungen wie jew] ouo war Pluralform, gleichwie aarrj in aaxirj 8uo (§ 295). Ir. ainm und tech waren wahrscheinlich, gleichwie dliged (§ 293), die dualisch gebrauchten Singularformen s. §285 S. 642. Anm. Joh. Schmidt Pluralbild. 52 scheint das dual, ainm aus *an-mn-i erklaren zu wollen, wogegen Mehreres spricht. Abzulehnen ist auch Stokes' Zuruckftihrung auf ein urkelt. *an-rnen-e Bezzenherger's Beitr. XI 166.
Im A l t k i r c h e n s l a v . -e, das von den o-Stammen (§ 293 S. 647) heriibergenommen war: imen-e, sloves-e. Daneben -i, von dessen Ursprung oben die Rede war. 295. 3. i- und a-Stamme. Die «-Stamme hatten uridg. den Ausgang -7. Ai. ahsi av. asi cdie Augen', tuci von St. siwi- crein3. Aksl. oci [oko cAuge5) und usi (ucho cOhr5); lit. aki ami, die aber femininisch geworden sind. Wenn es im Uiidg. ein *ul-hnti c203 gab, so gehort auch dieses *ui als von Stamm *ui- gebildet hierher (§177 S. 493). Neubildungen waren ai. lucin-i (§ 393) und gr. ocas cdie Augen3 aus *6xi-s (hierzu b'oaiuv oaaoiai mit pluralischen Casusausgangen). Dieses idg. -I war wol durch Contraction des stammauslautenden -i- mit dem Casuszeichen -i (oder -I) entsprungen.
§ 295—296.]
Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. Instr. du.
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Ved. madhv-i war entweder lautgesetzliche Fortsetzung der idg. Grundform, oder es war fur *madhv-i eingetreten, indem dessen Casussuffix -i durch den Ausgang der i-Stamme ersetzt wurde, vgl. § 294. Gr. ao-rrj in Verbindungen wie aarv] Suo war Pluralform, vgl. ysvv] § 294. Dat. Ablat. Instrument, du.x) 296. Die verschiedenen Sprachen weichen in der Bildung zu stark von einander ab, als dass sich die uridg. Flexion genauer bestimmen Hesse. Vgl. § 283 S. 639. Ai. -bhyam, sehr selten im Ved. -bhiyam. Av. einmal -byqm, in brvad-byqm von St. brvat- "Augenbraue*, sonst -bya, gap. -bya, mit der nur lautgesetzlich verschiedenen Nebenform -toe (I § 125 S. 116, §481 S. 357). Im Air. dib n- (zu da 'duo3), aus *d(u)o-bin, fur dessen Suffix verschiedene Grundformen, u. a. *-bhem oder *-bhe?i, moglich sind. Aksl. -ma, dessen -a idg. -o oder -a gewesen sein muss und das am Schluss ein -s verloren haben kann. Lit. -m, hinter dem etwas geschwunden sein muss; wenn die letzte Silbe betont ist, so hat die Form als Dativ gestossenen, als Instrumental geschleiften Accent (I § 691 S. 561 ff.), z. B. abem vilkam cbeiden Wolfen3, aber su abem vilkam cmit beiden Wolfen", dat. nahtim instr. naktim. Diese Betonungsverschiedenheit, die Kurschat angibt und iiber deren Verbreitung im lit. Dialektgebiet nichts Naheres bekannt ist, ist nach der Analogie der betreffenden Pluralcasus (z. B. dat. nakttms instr. naktims) eingefiihrt, wie ja auch sonst in dieser Sprache Dualformen pluralisiert erscheinen. Ai. -bhyam av. -byqm und air. -b n- mogen Antritt des Affixes *em erfahren haben, vgl. ai. tu-bhyam neben tu-bhya av. gab. taibya 'tibi3 und dgl., § 186 S. 520. Die Ubereinstinimung des Ar. mit dem Kelt, in bh- scheint diesem Suffixanlaut ein hoheres Alter als dem balt.-slav. m- zu sichern (vgl. § 274 S. 626f.). Doch beachte man, dass auch das -m von got. tvdi-m ahd. zwei-m moglicherweise noch das alte Dualsuffix reprasentiert (im Aisl. 1) Vgl. die Literaturangaben S. 63Sf. Fussn. 1.
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Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. Instr. du.
[§ 296—297.
freilich tvei-mr mit entschiedenem Pluralsuffix), und dass vielleicht das aus ai. vi-sati- ^O3 zu entnehmende *vi-m eine hierhei gehoiige dualische Casusbildung war, so dass man ahd. zwein-zug mit erstarrteni Dativ im ersten Glied zu vergleichen hatte (§177 S. 495). Im IT. ist -b n- ausser in dib n-, wie es scheint, erloschen; sonst -b, wie im Plural (§ 380), vgl. in dib n-uarib deac cduodecim horis3 statt *uarib n-deac. Das Eindringen des -b fur -b n- erkliirt sich daraus, dass die Dual- und die Pluralendung zum Theil lautgesetzlich zusammengefallen waren (Windisch Paul-Braune's Beitr. IV 225 f.). Vgl. hierzu § 297. TJber die griech. Ausgange -onv -oiv -aiv etc. s. § 312. 297. 1. o-Stamme. Ai. vrkd-bhyam, yugd-bhyam, dvdbhycim, pronom. td-bhydm; av. vehrkae-ibya vehrkae-we, dvaeibya, beim Pronomen unbelegt. Air. feraib lasst auf urkelt. *idro-blnn schliessen, vgl. § 296; dib n- (einmal deib geschrieben) aus * duo-bin, i in der ersten Silbe in Folge der proklitischen Stellung des Wortes. Lit. dat. viikd-m instr. viika-m, aksl. vluko-ma igo-ma (iiber zulo-deji-ma s. § 368), aber lit. dat. dve-m instr. dve-m dat. te -ni[-dvem) instr. te-m(-dvem), aksl. dve-ma te-ma. Der Stammauslaut -oi- oder -ei- war beim Zahlwort czwei3 und beim Pronomen jedenfalls aus idg. Urzeit iiberkommen, wie er anch im gen. loc. du., z. B. ai. dvdy-os tdy-os aksl. dvoj-u toj-u, urspriinglich war (§311). Ich vermute, dass er im dat. abl. instr. einmal auch bei den Substantiva vorhanden war, wie noch av. vehrkae-ibya, und dass diese Stammgestalt auf -oi -ei die Form des ace. du. neutr. war, die in gleicher Weise von Haus aus den Nomina und den Pronomina eignete. Vgl. z. B. aksl. dve-ma : dee (§ 293 S. 646 f.), ferner ai. aUl-bliyam aksl. oci-ma neben aksi obi (§ 300). Im Indischen drang fiir den Diphthong (*vrke-bhyam) der Ausgang des masculinischen nom. ace, trka = gr. Auxw, ein (vgl. Bartholomae Kuhn's Zeitschrift XXIX 582 und Bezzenberger's Beitr. XV 38, wo auch av. naidha-bya als eine solche Form aufgefasst wird), wahrend in den europ. Sprachen die Gestaltung des Stammes der ent-
§ 297—300.]
Casmsbildung der Nomina. Dat. Abl. Instr. du.
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sprechenden Pluralcasus einwirkte: air. feraib wie dat. plur. feraib aus *uiro-bis (vgl. § 296 S. 630, § 380), lit. viikd-m wie dat. plur. vifkd-ms, aksl. vluko-ma wie dat. plur. vliiko-mii. Anm. 1. Die Annahme von Meringer Zeitschr. f. d. osterr. Gymn. 1889 S. 1017, dass unser Casus im Uridg. einmal auf Hi-{bhyami.y oder COM(bhyamty ausgegangen sei, halte ich fur unbegrundet. Die Formen des Dualsystems konnen, wie sohon § 285 Anm. S. 641 betont wurde, versohiedenartig gewesen sein. Anm. 2. Der Process des Eindringens der Form des nom. aoc. du. in die andern Dualcasus wird gut illustriert duroh Vorgange in den lit. Dialekten, die Bruckner Archiv f. slav. Phil. I l l 308 f. bespricht.
298. 2. a-Stamme. Der Stammauslaut war uridg. -a-. Ai. dsva-bhyam dva-bhyam, pronom. Id-bhyam. Air. tuathaib und mit Erhaltung der L'ange des Stammauslautes mnaib zu ben, gen. mna, "Weib3 (vgl. § 296 S. 650, § 381). Lit. ranko-m (dat. mergo-m instr. mergo-m zu mergd "^Madchen'), pronom. dat. to-m(-dvem) instr. to-m(-dvem), aksl. raha-ma. Ob beim Zahlwort zwei urspriinglich eine Femininform mit -a- gefehlt hat? Denn air. dib n-, lit. dve-m dve-m, aksl. dve-ma fungieren auch femininiseh, gleichwie die gen. loc. aksl. dvoj-u ai. dvdy-os (vgl. auch lit. dve/u als femin.). Vgl. § 311 S. 657. Ai. dva-bhyam ware dann eine ar. Neubildung gewesen. Dass aksl. te-ma zugleich femin. war, kann eine Folge des femin. Gebrauchs der Pluralformen te-mii te-mi und des Umstandes gewesen sein, dass toju im gen. loc. du. von alterer Zeit her fur alle Geschleehter gait (§ 310. 311). 299. 3. I- je-Stamme (vgl. S. 526 Fussn. 1). Der Stammauslaut war uridg. -1-. Ai. brhati-bhyam, av. barenti-bhya (i = i). Air. insi-b (vgl. § 296 S. 650, § 382). Im Balt.-Slav. -ie- statt -I- (vgl. dat. instr. plur. § 370. 382): lit. zenie-m (dat. kate-m instr. kaU-m zu kate cKatze'), aksl. zemlja-ma. Nach der «
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Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. Instr. du.
[§ 300—304.
Uridg. die Form des nom. ace. du. auf -i als Stamm gesetzt : ai. aksi-bhyam aksl. oci-ma neben aksl obi cdie beiden Augen', ebenso im Aksl. u'si-ma zu uU rdie beiden Ohren5 (vgl. Osthoff Morph. Unters. II 132 f., J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXVI 17). In demselben Verhaltniss stand bei den o-Stammen z. B. aksl. dve-ma zu dve, s. § 297 S. 650. 301. 5. w-Stamme. Ai. sunu-bhyam, av. bazu-bya. Lit. dat. sunu-m instr. sumc-m, aksl. synii-ma. Air. bethaib wie instr. plur. bethaib (vgl. § 296 S. 650, § 383). 302. 6. Stamme auf -n und -r. Im Uridg. schwache Stammgestalt, wie in den entsprechenden Pluralcasus (§ 373. 374. 384. 385). So noch ai. svd-bhyam tdksa-bhyam, matr-bhyam datr-bhyam, av. nere-bya (nom. nar-a — gr. txvep-s). Im Ir. und Balt.-Slav. Ubertritt in vocalische Declinationen wie in den entsprechenden Pluralcasus (§ 356, 2. 402). Air. conaib Jiadnaib, mathr-ib (vgl. § 296 S. 650, § 384. 385). Lit. dat. szun-i-m akmen-i-m moter-i-m instr. szun-i-m aJcmen-i-m moter-i-m; aksl. kamen-i-ma mater-t-ma. 303. 7. Stamme auf V e r s c h l u s s l a u t e . Im Uridg. schwache Stammgestalt, wie in den entsprechenden pluralischen Casus (§ 367, 2. 379, 2). Ai. brhdd-bhyam, av. bereza£t-bya bere-
zaf-bya und mit Einsetzung starker Stammform berezan-bya; zur Gestaltung des Stammauslautes vgl. a. O. und § 356, 2. Av. brvad-byqm ist, wie in § 296 bemerkt wurde, die einzige Form mit -byqm im Avesta. Air. cairt-ib und aksl. telqt-l-ma (zu tele n. cKalb3, vgl. § 225 S. 562, § 244 S. 596), wie in § 302. 304. 8. Stamme auf -s. Arisch. Ai. mano-bhyam fiir lautgesetzliches *manadbhyam durch Anlehnung an den nom. ace. sing, mdno ('Sinn3), wie im Plur. mdrid-bhis, s. § 356, 2. Hiernach auch durmano-bhyam und Compar. asiyo-bhyam zu nom. sing. masc. dur-manas allyan neutr. dur-mano aUyo. Ebenso waren nach den nom. ace. sing. umgebildet havir-bhyam cdksur-bhyam, nom. ace. havir (hams) c Opferspende3 cdksur {cdksus) cAuge3, -rbh- fiir lautgesetzliches -dbh- (I § 591 S. 450). Dagegen lautgesetzlich mit -d- part.
§ 304—307.]
Casusbildung der Nomina. Gen. Loo. du.
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perf. act. vidvad-bliyam wie vidvdd-bhis, nur dass die schwache Stammsufnxform -us- durch die starke ersetzt war, s. I § 591 S. 449, I I § 136 S. 412 f. Ebenso war lautgesetzlich av. snaipiz-bya von snaipis n. cSchwert3 und das nach vlduz-bis zu erschliessende vtdui-bya part. perf. act. Von den es-Stammen ist keine Form belegt, aber nach dem plural, mane-bis, das die Form des nom. ace. sing, neutr. auf -e (gap. mane) als Stamm angenommen hatte (§ 376. 387), darf man *mane-bya *dsye-bya vermuten. A i r . tigib [tech n. 'Haus 3 aus *{s)tegos) vielleicht aus *tegeso-bi-, vgl. instr. plur. § 387. Im Balt.-Slav. wieder (vgl. § 302. 303) Ubergang zur «-Declination : lit. dat. debes-i-m instr. debes-i-m (nom. sing, debes-i-s 'Wolke 3 , § 132 S. 396), aksl. sloves-i-ma. 305. 9. i- it-, u- WM-Stamme u n d W u r z e l n o m i n a a u f -u. Ai. dhl-bhyam bhru-bhyam (entsprechend pur-bhyam glrbhyam, s. § 160, 4 S. 455 f.). Im Aksl. ist die entsprechende Form von svekry u. dgl. nicht belegt. Ai. ndu-bhyam, gt-bhyam. Genit. Locat. du. *) 306. Auch hier ist die Feststellung der uridg. Verhaltnisse schwierig. Wahrscheinlich hatte die idg. Ursprache fur den gen. und den loc. du. je eine besondere Form. Wir theilen zunachst das Thatsachliche aus den einzelnen Sprachzweigen mit und erortern darauf in § 311 die Frage, wie weit sich die Vorgeschichte der historischen Formen ermitteln lasst. In § 312 folgt die Besprechung der griech. Formen fur gen. abl. u. s. w. du. 307. A l t i n d i s c h . NUT eine Endung fiir beide Casus, ~os = urar. *-aus.
Die o- und die a-Stamme hatten den Ausgang -ayos, z. B. vrkayos zu vrka-s cWolf3, yugdyos zu yugd-rn cJoch3, dlvayos 1) Vgl. die Literaturangaben S. 638 f. Fussn. 1.
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Casusbildung der Nomina. Gen. Loc. du.
[§307—308.
zu diva 'Stute3. Daneben ved. ends (neben enayos) von enac 3 er und arSs von avd- cdieser3, wie im Aksl. tluku von vluko(§ 310). Anm. Ved. ybs neben ydyos von yd- cqui'; niniyoh von niniyd- 'innerlich, verborgen', pastiyos von pastiya- n. 'Behausung', pasiyos von pasiyan. 'Pressstein' sind keine zuverlassigen Zeugnisse fiir die kilrzere Bildung, da man an "Wegfall der Silbe -ay- durch syllabische Dissimilation (I § 643 S. 484) denken darf, wie bei suvapatyal § 247 S. 600.
%- *e-Stamme: brhaty-os. i- und ^<-Stamme: dvy-bs, sunv-6s. Consonantische Stamme mit schwacher Stammgestalt: lun-os (zur Betonung S. 528 Fussn. 2), rajn-bs von rdj'an- "iKonig3, mdtr-Ss datr-os, brhat-6s7 mdnas-os dslyas-os vidus-os. dhiy-bs bhruv-6s, nav-6s, gdv-os (vgl. gen. sing. ved. gdv-as § 231 S. 575). 308. Iranisch. Im Avest. hatte der gen. du. den Ausgang -& -as(-ca) = urar. *-as, der loc. du. den Ausgang -o, der lautgesetzlich ebenso gut auf urar. *-«* als auf urar. *-au zuriickfiihrbar ist (vgl. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. IX 308. 312 f. XIII 83). Die o- und die a-Stamme hatten gen. -dyd, gleichwie ai. -ayos fiir beide Stammclassen gait (§ 307): vehrhaya von vehrha- m. cWolf5, haenayi von haerid- f. cfeindliches Heer3, entsprechend beim Pronomen yayii von ya~, aetayA von aeta-, aya von «-. Ohne -ay- ist dieser Casus in Dvandvaverbindungen wie fraftra baesatastlra cdes Fr. und B.' (St. fratiraund ba$'satastira-) belegt; fratira : vehrkayA = ai. ends : enayos. Der Locativausgang -ayo ist nur bei o-Stammen belegt: vehrkayo, ubayo zu uba 'beide3. M-Stamme: gen. bdzv-a loc. bazv-o. n- und r-Stamme: gen. sim-a, nar-a, letzteres mit unurspriinglicher starker Stammform. w^-Stiimme: gen. berezant-a mit unurspriinglicher starker Stammform. ifaif-Stamme: gen. ameretdt-a von ameret[a-t]dt- (I § 643 S. 484) 'Genius der Unsterblichkeit3. £-St.: hvares-a von hvaresd. i. hu-varez- 'Gutes wirkend3.
§308—311.]
Casusbildung der Nomina. Gen. Loc. du.
655
Im A p e r s . betrachten Spiegel und Osthoff dastaya (von dasta- cHand3) und duvaraya (von duvara- c Thiire, Pforte, Hof ) als loc. du. Sie konnen freilich (trotz Osthoff Morph. Unt. I I 100 f.) auch als loc. sing, mit Postposition a angesehen werden, dastay-a = av. zastay-a (§ 263 S. 616). 309. Im I i i s c h e n zeigt der gen. du. eine besondere Foim. Fiir mehrere Stammclassen Beispiele erst im Mittelir. o-St. : da fduorum3), fer, cele. «-St. : tuath, ban. e-St. : fatho fatha. w-St. : betho -a. w-St. : con, aran. r-St. : mathar. n(-St. : carat. es-St. : tige. bo W e i e r Kinder3. c Aspiration3 des folgenden Anlautes (I § 658, 1 S. 512 f.) ist fur das Altir. ziemlich schwach beglaubigt; im Mittelir. schwankt Aspiration und Nichtaspiration, wie es scheint, regellos. Der urspriingliche Auslaut der Bildung bleibt daher noch festzustellen. Zum Theil scheint Einfluss der Form des gen. sing, vorzuliegen. Vgl. auch Ascoli Note Irlandesi p. 32. 310. Litau. Dialekte haben im Sinne des gen. du. eine FoTm auf -ms, wie zodiu-ms sunu-ms duktere-ms t&-du-ms (cder beiden3), fern, ane-dvi-tns (jener beiden3). S. Geitler Lit. Studien 56, Beitr. zur lit. Dialektologie 38 und Bruckner Arehiv f. slav. Phil. I l l 309 f. Mit letzterem wird man die Form als Erweiterung des dat. instr. auf -m durch das -s des gen. sing, anzusehen haben; vgl. die von mu-m ju-m aus gebildeten Gen. muma junta (doch wol nach mana tava = mano tavo) und alit. mumu jumu (-u, gen. plur.), vgl. § 458. Im S l a v i s c h e n fiir Gen. und Loc. der Ausgang -u, der zunachst auf alteren Diphthong *-ou hinweist und hinter dem ein -s geschwunden sein kann (I § 185 S. 162 f., § 588, 7 S. 446). o-St. : vluku, aber dvoju toj'u. a-St. : rqku, aber dvoj'u loju. «-St. : pqfiju pqtiju (-ij- -if- wie im gen. plur. pqtij-i pcitij-t, § 34S). w-St. : synov-u {-ov- wie im gen. plur. synov-u, § 349). ??-St. : kamen-u. £-St. : telet-u. s-St. : sloves-u. 311. Uberschaut man die in § 307 bis 310 vorgefiihrten Formen, so ergeben sich als feste Punkte fiir die Vergleichung: 1. ai. -os : aksl. -u, 2. der ^-Diphthong vor dem Suffix bei den o-Stammen, wie ai. tdy-os, av. aetay-a ubay-o : aksl. toj-u. Brngmann, Grundriss. II, 2.
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g56
Casusbildung der Nomina. Gen. Loc. du.
[§ 311.
1. Es mag der gen. du. im Uridg. den Ausgang *-o-u-s oder *-e-u-s gehabt haben, bestehend aus dem Auslaut der oStamme, dem u des nom. ace. masc. auf -du (idg. *duou = ai. chaii) und dem Suffix -s des gen. sing. (§ 228 S. 566 f.). Der av. Locativausgang -o, wenn er aus idg. *-ou oder *-eu entstanden war1), ware die dualische Stammform ohne Casussuffix, vergleichbar den singularischen Locativen wie ai. karman gr. oo'jxsv (§ 285 Anm. S. 641). Aus einer derartigen Form lasst sich auch das -of- des griech. o~(Qo{f)-o-s 6yoo(/)-7]-xov-a deuten, das aber auch andere Erklarungen zulasst (Verf. Morph. Unt. V 36 if.)2). Aksl. vlii/cu konnte als Gen. aus *-otis *-eus, als Loc. aus *-ou *-eu hervorgegangen sein. Diese uridg. Ausgange hatten Ausbreitung iiber ihr urspriingliches Gebiet hinaus erfahren, einerseits durch Ubertragung auf die a-Stamme (aksl. rqku, gewiss nicht mit idg. *-mi, vgl. gen. plur. rqku wie vliiku), anderseits durch solche auf die consonantischen und die i- und w-Stamme (ai. rajn-os dvy-os etc., aksl. Jcamen-u pqttj-u etc.). Dass aksl. rqku als Loc. von Alters her ohne -s war, wird, worauf mich Leskien hinweist, durch lit. pusiau chalb, mitten entzwei' (zu puse 'Halfte') bestatigt, vgl. aksl. mezdu "zwischen3, eigentl. cinnerhalb der Grenzlinien5, loc. du. zu mezda cMitte, Grenze3. A n m . 1. Von unserm *-ous (*-eus) als uridg. ausgehend hat Danielsson Pauli's Altital. Studien I I I 187 if. den Ubertritt einiger Nomina in die uDeclination im Italisolien zu erklaren versucht. Z. B . gen. cornus sei ursprflnglich der gen. du. von Stamm corno- = got. haurna-, gen. manus derselbe Casus von Stamm man- (man-ceps) gewesen; consequenterweise konnte man also in cornu manil urspriingliche loc. du. gehen. Ahnlich identifioiert Kluge Paul-Braune's Beitr. V I I I 509 den ags. gen. sing, nosa (nom. nom 'Nase') mit ai. gen. loc. du. nas-os; ist letzteres richtig, so ware *-ous, nicht *-eus, als ursprfinglicher Ausgang gesichert. D a s wenig Zuverlassige dieser und ahnlicher, immerhin scharfsinniger Combinationen liegt auf der H a n d : uberall kann die w-Declination leieht auch anders erklart werden. 1) Im Ai. konnte dieser Casus in dem von Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XV 19Sf. aus' durond- erschlossenen *dwo-»as 'innerhalb unsrer (beiden) Thuren, bei uns daheim' gefunden werden. 2) Hier ergabe sich auch eine Moglichkeit, oeuxspos mit oiira direct zusammenzubringen, indem man nemlich von *o/eu- ausginge. Gleichwol halte ich an meiner § 166 S. 469 angefuhrten Deutung dieses Ordinale als der weitaus wahrscheinlicheren fest.
§311.]
Casusbildung der Nomina. Gen. Loc. du.
657
Was nun das av. -a = urar. *-ds betrifft, so wild man zunachst zu erwagen haben, ob es der urspriingliche Ausgang der a-Stamme war, der spater auf die o-Stamme iibertragen wurde, und weiter, ob sein a-Vocal das idg. -o des nom. ace. masc. der o-Stamme (av. vehrlca) war. Osthoff's Vermutung (Morph. Unt. II 93), av. -ay a sei eine Umgestaltung von *-ayao& nach der Analogie des gen. sing, haenaya (§ 229 S. 570), leuchtet mir nicht ein. Auch das apers. -ay-ci mit Locativbedeutung, wenn es iiberhaupt anzuerkennen ist (§ 308), ist unklar; lautgesetzlich konnte es dem av. gen. -ayci gleichgesetzt werden. 2. Der ^-Diphthong von ai. dvdy-os tdy-os etc. hing ohne Zweifel mit dem von av. dvae-ibya lit. dve-m dve-m aksl. dvema (§ 297 S. 650) zusammen. Er scheint in unserm Casus auch noch im Germanischen und Baltischen nachweisbar. Denn in got. tvaddje aisl. tceggja ahd. zweijo cduorumD aisl. beggja c amborum' (zur Behandlung des intersonantischen -»- in diesen german. Formen s. I § 142 S. 128) und in \\t.dvyu abeju (vgl. ai. ubhdy-os aksl. oboj-u) scheint die pluralische Casusendung an die Stelle der dualischen geriickt zu sein, die vorausgehende Stammbildung aber das dualische Geprage bewahrt zu haben; lit. dvej-u abej-u trat wol zunachst fur *dvaj-u *abaj-u oder *dvej-u * abej-u ein durch Einwirkung von dve-m dve-m. Dieser alte dualische «-Diphthong wol auch in as. twe-ne aus *duoino- (vgl. Meringer a. O. 235), in gr. ooioi aus *duoi-io- und in ai. dve-dha czweifach, auf zwei Male3. Hochst wahrscheinlich war der ^-Diphthong des gen. loc. in uridg. Zeit auch schon bei den a-Stammen vorhanden, und da wird nun schwerlich auszumachen sein, ob hier nicht -ai(vgl. nom. du. fern. *tai) bestand, so dass z. B. fur aksl. masc. tojic ein *toiou(s), dagegen fur fem. toju ein *taiou[s) vorauszusetzen ware, vgl. griech. x&'paiv neben Tmroiv (§ 312). Ferner fragt sich, ob ai. tay- im masc. nicht idg. *tei- war (vgl. att. 8usTv u. a., § 293 S. 646 £). Anm. 2. Wenn idg. o im Urar. in offner Silbe zu a wurde (I § 18 S. 70), so entsprache masc. ai. *tayos, nicht tuyos, dem aksl. toju. War also tdyos die Femininform mit idg. *-ai- (vgl. § 422 Anm. iiber instr. sing. ai. 42*
658
Caeusbildung der Nomina. Gen. Loc. du.
[§311—312.
Uya aksl. tojq) oder eine Masculinform mit *-ei-? Vgl. Meringer Zeitschr. f. osterr. Gymn. 1889 S. 1017f. Meringer's Vermutung, dass der Stamm *dui- in ai. dvi-pdd- etc. mit nom. du. fem. *duai neutr. *duo% und mit ai. dvdy-os etc. naher zusammengehangen habe, ist mir unwahrscheinlich, weil der i-Diphthong ja durchaug nieht nur dem Worte zwei eigentumlich war und sich nicht nachweisen lasst, dass er erst von diesem "Wort aus zu alien andern Stammen gelangt war. Uber *dui- s. § 166 S. 468, § 177 S. 493.
Unklar bleiben die kelt. Genitivformen wie da, fer, tuath etc. (§ 309 S. 655). 312. Gen. Abl. Dat. Loc. Instr. du. im Griechischen. Bei Homer -ouv, im Att. -oiv (aus -ouv contrahiert) in alien Stammclassen ausser den a-Stammen, TTTKOUV "irrcoiv von "•7T7TO-, TcoSottv TioooTv von TTOS- etc. Daneben im Att. inschriftlich -oi aus *-oit, &avdvtoi, ebenso im Argivischen, xot /avaxoi. Im Elischen -oioic, ooot'oic, auTot'otp (zum -p s. I § 653 S. 502). Bei den a-Stammen im Att. -atv, ydpaiv. Deutungsversuche bei Fick Bezzenberger's Beitr. I 67 f., J. Baunack Mem. d. 1. S. d. 1. V 25 ff. Die Inschrift von Gortyn 70 f. Stud, auf dem Gebiete des Griech. und der ar. Sprachen I 174 f., Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXVII 177, Torp Zur Lehre von den geschlechtl. Pronomen 47 f., Verf. Griech. Gramm. 2 S. 124. (XITOI-IV iTtTiow verhielt sich zu vS-iv acpui-iv, vuiv ocpc^v (nom. vw cs(f<Si} wol so, wie av. vehrhae-ibya zu ai. vrka-bhyam.
Dann
haben wir im Griech. denselben Diphthong [-ei- neben -oi- in att. oosiv), den wir in den andern Sprachen im dat. abl. instr. und gen. loc. antrafen und als identisch mit dem Ausgang des nom. ace. neutr. betrachteten (§297. 311). Ist fur das femin. ai. tdyos aksl. toju ein idg. *tai-ous vorauszusetzen (§311 S. 657), so liesse sich xdpaiv aus *xop<xi-iv anreihen. Man beachte bei diesen Vergleichungen, dass die Ausgange -oi (-si) und -ai fiir den nom. ace. neutr. der o-Stamme und fiir den nom. ace. der a-Stamme noch auf griechischem Boden belegbar zu sein scheinen, s. § 286 S. 643, § 293 S. 646 f. El. -oi-oi? war ohne Zweifel eine junge Neuschopfung nach dem dat. plur., der in diesem Dialekte -oi: fiir -oi hatte, z. B. aywv-oip (§ 360. 361). Vielleicht wurde die Neuerung
§312—313.]
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fern.
659
vorgenommen, nachdem -on zu -oi geworden und so dieser Casus mit dem loc.-dat. sing, auf -oi (§ 263 S. 616) gleichlautend gewoiden war. Ahnlich wurden im Poln. die loc. du. dwu 'duobus1 obu 'ambobus0 duich Anhangung des -ch des loc. plur. {trzech ltiibusJ etc.) in dwuch obuch umgewandelt (Baudouin de Courtenay Kuhn-Schleicher's Beitr. VI 79 f.). DieDoppelheit-oi-w und *-oi-i erinnert an lesb. a'[i.[j.-iv UJXJX-IV und a'[x[x-i ujip.-i (vgl. auch gort. o-ujn), an a-cpi'v und a-cpt, an roT-aiv und Tot-ai. Aber wie weiter? Reprasentiert -iv -i einen uridg. dualischen Casusausgang (etwa *-ui(m)), den einzig das Griechische festhielt, oder haben wir es mit einer speciell griechischen Neubildung zu thun? Auf diese Frage ist die Antwort noch nicht gefunden. Beachtenswert ist aber jedenfalls die Hypothese, dass im Urgriech. ein nicht naher zu bestimmendes consonantisch anlautendes Dualsuffix durch das pluralische Locativsuffix -at -aiv ersetzt wurde; es entstand *ve>-oiv wie duo-bus, *ToT-ot(v) wie aisl. tvei-mr (vgl. auch gen. got. tvaddj-e lit. dvSj-u § 311 S. 657); -a- flel darauf lautgesetzlich aus (I § 564 S. 422), wahrend es in den entsprechenden Pluralformen durch die Analogie von cpoAax-ai(v) u. dgl. gehalten, bezieh. zuriickgerufen wurde. Dabei bliebe freilich noch unaufgeklart, warum der Schlussnasal im Dual anders als im Plural behandelt wurde. xdpaiv konnte natiirlich eine junge Neubildung nach : -/o'pai u. dgl. gewesen sein. Uber vffiiv vgl. auch § 458. Nominal, plur. masc. fern.J) 313. Die consonantischen und die i- und M-Stamme hatten im Uridg. als Casussuffix -es, das urspriinglich vielleicht nur Pluralzeichen gewesen war (§ 186 S. 519). Dieses Suffix auch in den idg. Ausgangen -os, -as und -ies der o-, a- und i- ie1) W. S c h u l z e Das Suffix des nom. pi. masc. und fern., Kuhn's Zeitschr. XXVIII 27 5 if. Verf. Der nom. pi. der a-Stamme im Griech. und Lat, ebend. XXVII 199 ff. Zeyss Uber den nom. plur. der consonantischen Declin. im Umbr., ebend. XVII 421 ff. F o r s t e m a n n Zur Gesch. altdeutscher Declin.: der nom. plur., ebend. XIV 161 ff.
660
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fern.
[§ 313—314.
Stamme zu suchen hindert nichts, s. I § 115 S. 108, II § 185 S. 515. Bei den o-Stammen erscheint im Arischen neben urar. -as = idg. -os aueh urar. -asas, vermutlich eine Neubildung dieses Sprachzweiges, § 314. Das Armen. hatte als Casuszeichen -K, z. B. dster-Jc Tochter3, ohne Zweifel dasselbe Element, das im Suffix des instr. plur. -IK -vR erscheint, vgl. auch die Ausgange der 1. und 2. plur. praes. -mK und -yK. Bugge Beitr. zur etym. Erl. d. armen. Spr. 43 f. nimmt an, dass in alien diesen Formen an das flexivische -s die Partikel u getreten war (vgl. gr. itav-o ai. bhdrat-u u. s. w.), die vor Sonanten als -u gesprochen wurde; aus *-s-u sei wie aus anlautendem su- (I § 560 S. 418) K geworden und dieses verallgemeinert worden. Eine jedenfalls beachtenswerte Hypothese. Der nom. plur. fungierte, ebenso wie deT nom. du. (§ 284 S. 640), seit uridg. Zeit auch vocativisch, und er hatte, wie dieser, im Ai. den Accent auf der ersten Silbe (s. § 200 Anm. S. 540). 314. 1. o-Stamme. Uridg. *ulqos clupi\ Ai. rrkas; av. -a sehr selten, ame'sa = ai. amrtas 'immortales3; iiber apers. martiya 'Menschen3 s. u. Armen. gaiUi, s. § 313. TJrobr. prinuvatus p r i n u v a t u prinvatur legati 3 screihtor "seripti', osk. Nuvlanus. Air. voc. a firu, vgl. u. Got. vulfbs aisl. ulfar mit urgerm. *-oz, as. dagos ags. da$as "^Tage3 mit urgerm. *-6s, s. I §581 S. 435, §661, 5S521 und Paul in Paul-Braune's Beitr. VI 550 f. Anm. 1. Fur idg. -es neben -os (vgl. abl. sing, -ed : -od u. dgl., § 240 S. 587) sind keine zuverlassigen Anhaltspunkte. Lat. magistres wol Neuerung nach der «-Declination und ahd. wolfa -a naoh der (/-Declination, s. unten S. 662.
1. Arisch. Urar. -asas neben -as : ai. ved. vrkasas (pali -Use); av. vehrMnho, apers. bag aha cGotter\ Ausserhalb des Ar. ist dieser Ausgang bis jetzt nicht glaubwiirdig nachgewiesen, und so ist immer noch mit Bopp Vergl. Gramm. I 3 450 zu vermuten, dass im Ar. das ererbte -as um das Suffix der consonantischen Stamme -as vermehrt wurde.
§314.]
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fem.
661
Anm. 2. Dass an fertige Casus noch einmal ein Casussuffiy angesetzt wird, kommt ja oft genug vor. Besonders nahe liegt der Vergleich mit pali nom. plur. kannayo neben kanna = ai. kanyds 'Jungfrauen': die alte lautgesetzliche Form wurde duroh das in rattiyo (sing, ratti) vadhuyo (sing. vadhu) als Suffix des nom. plur. empfundene -yo erweitert. In § 312 S. 658f. begegneten uns el. Suoi-oic poln. divu-ch. Ferner nom. plur. maso. aisl. pei-r c die' (run. pai-s) = got. pdi gr. toi mit dem -r (aus -z) der Substantiva. Gr. ace. Zfjv-a (§ 221 S. 554). Gen. dor. ky.io-i (§ 450). Lit. instr. tu-mi. Nhd. den-en statt den u. dgl. (Verf. Morph. Unt. I l l 70J)). Beispiele aus dem Russ. bei Vetter Zur Gesch. d. nom. Decl. im Russ. S. 36. 37. Die seit Scherer oft geausserte Ansicht (z. B. Mahlow D. 1. V. 128, W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XXVIII 275), die as. dagos ags. dagas enthielten das ai. -asas, ist unbeweisbar. Eher konnte fur afries. dagar dieser Ausgang vorausgesetzt werden (s. Moller Paul-Braune's Beitr. VII 505), aber seine Endung kann auch aus *-oz gedeutet werden (vgl. ahd. ir I § 661, 5 S. 521). Dass die air. Pluralformen auf -a des praet. pass, auf -t, wie dobretha (sing, do-breth s. § 79 S. 219) dem ai. -asas entsprechen (Mahlow D. 1. V. 130), ist eine ausserst vage Vermutung; es musste wenigstens -ai neben -a belegt sein. Sollte sich trotzdem ai. -asas als altererbt herausstellen, so wiirde ich annehmen, dass das idg. *-os von ai. vrkas etc. mit dem ai. -asas so zusammenhing, dass im Uridg. ein Ausgang *-oss neben *-oses oder *-bsos bestand (vgl. im gen. sing, -s neben -es -os), dessen -ss in alien Sprachen lautgesetzlich wie ein idg. -s erschiene (vgl. § 356 Anm.).
Im Av. neben -a und -atdho sehr oft -a (gaf). -a), vehrka. Die Auffassung diesei Form, die auch als ace. plur. erscheint, ist zweifelhaft. Anm. 3. Man sieht in diesem -a seit Bopp gewohnlich die Endung des nom. ace. neutr. J. Schmidt, der beistimmt, vergleicht gr. Ta aita zu 6 OTTO-;, lat. loca zu locu-s u. dgl. (Pluralbild. 7f.). Wol ebenso viel aber hat Osthoff's Ansicht (Morph. Unt. I I 93f.) fflr sich, dass diese Formen Dualformen waren (vgl. nom. du. gr. ywpai lat. equae als Plural, § 315). Bei dieser Auffassung sind auch ohne weiteres die Formen auf -a bei den consonantischen Stammen, z. B. nar-a 'Manner' vac-a 'voces', verstandlich; bei der Bopp'schen Erklarung musste angenommen werden, dass das -a erst vom nom. plur. vehrka auf diese Stamme fibertragen wurde.
Ob die apers. Formen wie martiya (s. o.) gleich den av. auf -« (ai. -as) oder den av. auf -a waren, ist nicht zu entscheiden. A l t i r i s c h . Die Form auf *-os, woTaus -u (I § 657, 6 S. 511), hielt sich nur bei vocativischer Function, wahrend sie in noil Die hier vorgetragene Vermutung, dass unaer ai. -asas zuerst bei den o-Stammen aufgekommen sei, ist schwerlich richtig (vgl. § 315).
662
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fern.
[§ 314—315.
minativischer durch den pronominalen Ausgang *-oi verdrangt wurde (s.unten 2.); vgl. gr. voc.-nom. 'Epjieia nebennom. cEp|AEi'a-s § 190 S. 525. Der formale Zusammenfall mit dem ace. plur. (§ 326) hatte zur Folge, dass in einigen anderen Stammclassen der aec. plur. Vocativbedeutung annahm, wie cairtea ace. voc. neben nom. carit (§ 334). A l t h o c h d . wolf a -a und hirte cHirten3 («o-Stamm) halte ich fur Neuerungen nach den Femininformen wie geba -a und sunte (§315). 2. In fiinf Sprachzweigen fand Ubertragung des Prominalausgangs *-oi auf die Nomina statt (die umgekehrte Ubertragung im Umbr.-Samn., z. B. osk. piis \va): G r i e c h . Auxoi wie -cot. Lat. Alat. poploe, pllumnoe, spater popull, lupl (I §81 S.75). Der auf Inschriften des 6. und 7. Jahrh. d. St., bei Plautus und sonst auftretende Ausgang -es [-eis -is), wie magistres, war der der i- Stamme (§317); den Anstoss zu dieser Neuerung gab das Schwanken beim Pronomen, ques (St. qui-) und qui (St. quo-), heis und hi. Auch falisk. magistreis. Anm. 4. Das deivos der Dvenosinsclmft hat man wiederholt fur nom. plur. erklart (zuletzt Conway The Amer. Journ. of Phil. X 452). Es war vielmehr wol loc. plur., s. § 357.
A i r. fir Viri3 eich 'equi5, celt 'Genossen3 (*o-St.) aus *-il; gall, noch -oi, Tanotaliknoi. S. I § 82 S. 77, § 657,4 S. 510. Im Germ, diese Ubertragung nur beim Adjectiv, got. blinddi ahd. blinte 'blinde' (I § 661, 6 S. 522); got. blinddi wol fur lautgesetzliches *blinda nach dem einsilbigen pdi (§263 Anm. S. 617). B a i t . - S l a v . Lit. viikai, gen und ger'e-ji, woneben te, s.I§84 S. 81 f. § 664,3 S. 526 § 671 S. 539, II § 406, Morph. Unt. V 57 Fussn. 1. Aksl. vluci, novi ^ovi", ti (I § 84 S. 82). 315. 2. «-Stamme. Uridg. *ekuas. Ai. dhas, av. haena. Umbr. u r t a s "ortae3 iuvengar 'iuvencae', osk. seriftas Wiptae 3 , marruc. asignas etwa 'hostiae5; auf romischem Boden scheint diese Bildung in dem matrona auf zwei Inschriften von Pisaurum (C. I. L., I 173. 177) vorzuliegen (vgl. I § 655, 9 S. 507).
§ 315.]
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. mage. fem.
663
Air. nom.voc. tuatha, mnd c Frauen 3 (I §106 S. 100 §657,6 S. 511). Got. gibos, ahd. alemann. kelo (iiber ahd. geba -a s. u.) ags.
jiefa, aisl. gjafar, urgerm. *-oz. Lit. rankos. Im Altind. neben -as im Ved. auch -asas, alvasas, wie bei den o-Stammen (§ 314). Da dieser Ausgang bei den a-Stammen viel seltner eischeint als in der o-Declination und im Iran, den a-Stammen iiberhaupt fehlt, so scheint er von den o-Stammen iibertragen zu sein. Dass in deT «-Declination -asas ein paar mal auch mit Accusativbedeutung auftritt (Lanman Noun-Infl. p. 363), erklart sich daraus, dass hier Nom. und Ace. von Haus aus denselben Ausgang -as hatten. Das Griech. und das Lat. hatten -ai, beim Nomen und beim Pronomen: gr. yiopai, rat, lat. equae, istae (alat. insehr. tabelai datai u. dgl.). Wahrscheinlich waren diese Formen nicht neu gebildet nach dem -oi der o-Stamme, sondern die idg. Dualformen, die mit Riicksicht auf dieses -oi Umwertung erfuhren, s. §286 S. 643. Althochd. geba, -a und sippe sippea sippia -a («a-Stamm) hatten ihren Ausgang vermutlich von den I- «e-Stammen (wie gutinne, gutinna -a) iibemommen, die *-ies als Grundform hatten (§ 316). Noch ehe *-ia (*-*o) = urwestgerm. *-iez zu -e wurde (Braune Ahd. Gramm. § 58 Anm. 1), iibertrug man -a (-a) auf die t-losen a-Stamme und stellte spater von diesen aus -a {-a) bei den «-Stammen wieder her (vgl. Braune a. O. § 209 Anm. 3). Vgl. dieselbe Formubeitragung im ace. sing. §213 S. 548 und im gen. sing. § 229 S. 572. Im Ags. fand die umgekehrte Verallgemeinerung statt, indem nach giefa sibba = got. gibos sibjos auch gydenna gesprochen wurde. Der idg. Ausgang -as im Ahd. noch im Pronomen, deo dio = ai. tyas. A l t k i r c h e n s l . rqky und zmijq [zmija cSchlange3) waren ace. plur. (§ 327). Anlass fiir diese Neuerung mag gewesen sein, dass die alte Form des nom. plur. *ronkas nach Abfall des -s (I § 588, 7 S. 446) der Form des nom. sing, (rqka) gleich geworden war, und begiinstigt wurde die Neuerung dadurch, dass im Sing, so oft Nom. und Ace. gleieh lauteten (im E-uss. wurden
664
Casusbildung der Nomina. Norn. plur. mase. fern.
[§315—317.
seit dem 13. oder 14. Jahrh. auch die masc. Ace. auf -y als Nom. gebraucht). 316. 3. I- je-Stamme (vgl. S. 526 Fussn. 1). Uridg. wol *bh%§hnt{i)ies. Lat. fades. Ob air. insi hierher gehore (-i aus *-it[s) mit i aus e), ist zweifelhaft, s. § 229 Anm. 3 S. 572. Ahd. gutinne, jlinger -inna -a, s. § 315. Lit. zeme's. Im A r i s c h e n eine doppelte Neubildung. Ai. ved. brhatis av. barentis mit der schwachen Stammform wie im ace. plur. (§ 328), wodurch ein dem Verhaltniss diva : dsvam : nom. ace. divas gleiehartiges (brhati : brhatim : brhatis) geschaffen wurde. Daneben ai. brhatyas ved. -iyas (brhatyas in der naehved. Zeit allein iiblich) und av. barentyo, daevyo lies daeviyo 'Teufelinnen3 nach der Weise der I- «V-Stamme (§ 323), vgl. nom. ace. du. ai. brhatydu § 2S7 S. 644. Einmal im Av. -ya, bdminyd lucidae*, gewiss nicht die directe Fortsetzung des vorar. *-{es, sondern nach der ^"a-Declin. (§ 315). Die Bildung nach der ««-Declin. auch im Griech., ^spousal, German., got. frijondjos ags. jydenna (s. §315), und Lit., vezanczios. Vgl. S. 526 Fussn. 1. A l t k i r c h e n s l . zemlje vezqste Accusativformen wie rqfaj zmije (§ 315). 317. 4. e-Stamme. Uridg. *ouei-es. Ai. dvay-as, trdy-as 'drei'; av. azay-o, tray-o mit unurspriinglichem a. Armen. ereM c drei' aus *tre{i)-es, s. § 313 S. 660. Griech. att. o?st; aus *-e(t)-e:; ion. att. rpsT? lesb. rp% kret. rpisc. Lat. oves turres tres, umbr. p u n t e s 'pontes' pacrer cpropitii', -es aus *-e(ij-es I § 134 S. 122. Air. faithi, tri, s. u. Got. ansteis prets, ahd. ensti dri (I § 142 S. 126 f.). Aksl. pqfij-e pqtij-e m. (I § 68 S. 61, § 146 S. 132). Arisch. Vereinzelt auch -i-as. Ved. ary-ds (art- cregsam, begierig, fromm3), vgl. ace. plur. und gen. sing, ary-ds; dazu vrsty-as (Maha-Bh.) von vrsli- cRegen3. Av. fravasyo neben fravasayo, weibliche Genien. Welchen Ausgang armen. sirtK (vgl. § 313 S. 660) hatte, ist zweifelhaft. Griech. Allgemeingriechisch blieb *-ei-es in xpel? (s. o.), doch wurde herakl. ace. TPT? (§ 330) auch als nom. gebraucht.
§ 317—318.]
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fem.
665
Beim Substantiv ausser im Att. -is?, ocpiss [3aaiE?, nach den 1?7-Stammen wie TtdAis; (§ 323), vgl. den gen. sing, o'fio? § 231 S. 574. tiber homer. TOAT]S? § 260 S. 612. I t a l i s c h . Im Lat. -is neben -es, ovls oveis, was ich fiir die Form des ace. plur. (§ 330) halte. Das Schwanken zwischen -es und is konnte leicht eintreten, nachdem im ace. plur. -es nach der Analogie von ped-es neben -Is getreten war. Wie osk. a i d i l i s c aediles' mit -is = -Is aufzufassen ist, bleibt bei der Diirftigkeit des Spraehmaterials zweifelhaft. Air. tri (cymr. tri) lasst sich aus *tre(i)es so erklaren, dass schon in urkelt. Zeit -ee- zu -e- geworden war, aus *tres dann lautgesetzlich tri (I § 74 S. 65), ferner auch so, dass ~-ees iiber *-e'is *-iis *-is zu -i wurde. Weniger wahrscheinlich ist mir, dass r-ii-es zu Grunde lag oder dass die Form ace. plur. war. B a i t . - S l a v . Lit. naktys trys kann aus *-ii-[e)s gedeutet werden, wie sunus aus *-uu-(e)s, aber wie kamen diese vorausgesetzten Endungen, die schwerlich als altuberkommen gelten diirften, zu Stande? Durch Eindringen des i und u fiir e und a (denn *-eu-es ware zu -au-(e)s geworden, I § 68 S. 60) aus den andern Pluralcasus? Aksl. nosti (fem.) war Form des ace. plur., wie fem. rqky § 315 S. 663. 318. 5. ?<-Stamme. Uridg. *suneii-es. Ai. sundv-as, av. bazav-o. Gr. ion. TTT^SSC ifiiz^ att. TTYJ}(SI; f|OeTc. Lat. manus ist aus *manou-{e)s (-ou- aus -eu- nach I § 65 S. 53) deutbar'), vgl. aber unten. Air. mogai [mug cDiener5), acorn, lichon cdie Siimpfe3, gall. Lugoves; *-eu-es wurde zunachst zu *-ou-es nach 1 § 66 S. 56 f., hieraus im Ir. *-o{u)i(s), im Brit. -ou. Got. sunjus aisl. syner synir aus urgerm. *-iu-iz (I § 179 S. 158, § 660,1 S. 527). Aksl. synov-e (1 §68 S. 60). A r i s c h . Im Ved. zuweilen -v-as, wie sata-kratv-as c hundertfach wirkende 3 , entsprechend av. yatv-o c die Zauberer3; vgl. ace. plur. ai. -v-as av. -v-o neben -un -us, -us (§ 331), gen. sing, ai. -v-as av. -v-o neben -os -aos (§ 232 S. 576). Uber die Neu1) Die Synkope des e der letzten Silbe ware spater vor sioh gegangen ala die Contraction der beiden e von *oue'i)-es (§ 317,.
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Caeusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fern.
[§ 318—319.
bildung av. dahhiiv-o = apers. dahyav-a 'Lander, Gegenden' s. §261 S. 613 f. Welchen Ausgang armen. zardk' (vgl. § 313 S. 660) gehabt hatte, ist fraglich. Lat. manus (s. o.) kann auch als Form des ace. plur. betrachtet weiden. Dieser Gebrauch der Accusativform ware eine Folge gewesen von n"om. oves : ace. oves, nom. ped-es : ace. ped-es. manus bei Plautus hatte metrische Kiirzung wie canes u. dgl. (§319). Germ. Got. mans ahd. man ags. men 'Manner' aus *manu-iz, wie gen. sing. got. mans (§ 232 S. 577). Ahd. siti nach der iDeclination. Lit. sunus wie naktys, s. § 317. S. 665. 319. 6. N a s a l s t a m m e . a. w-Stiimme. Uridg. *k[u)uon-es 'canes'. Ai. Ivan-as, av. spati-o; mit Einfiihrung schwacher Stammform ved. maghon-as neben maghdvan-as 'die Spender', av. asaun-o neben asavan-o 'heilige, fromrne'. Armen. sun/c, akanTi akunli, elink' 'die Hiische' (vgl. Bartholomae Bezzenb. Beitr. X 294), s. § 313 S. 660. GT. XUV-S; fiir *xuov-ss *7rov-s? (vgl. xuva § 218 S. 551), xexTov-E? ^oi[X£V-£c, d^wv-s? irsuOr^v-es; apv-s? wie xov-s?. Osk. h u m u n - s (u in der letzten Silbe) 'homines3, vgl. lat. homon-es und umbr. homon-us 'hominibus' mit -on- § 114 S. 330. Air. coin, arain. Got. (/wnati-s, ahd. gomon gomun; ags. oexen exen aisl. yxn 'Ochsen' aus 'uysn-iz (ai. uksdn-as) wie nord. run. dohtr-in § 320: got. tuggon-s ahd. zungun; zum Stammsuffix in ahd. gomon gomun, zungun vgl. Streitberg Paul-Braune's Beitr. XIV 218 ff. Lit. szim-s wie gr. xuv-e;, akmen-s. Aksl. jelen-e 'Hirsche', dine c Tage'mit schwacher Stammform (§ 114 S. 335), zemljan-e 'Landsleute' (§115 S. 340). Avest. auch -a statt -o, xsafn-a 'Nachte', s. § 314 S. 661. Im Lat. wurdehier, wie in alien folgenden Stammclassen, in vorhistorischer Zeit das alte *-es durch den Ausgang -es der «-Stamme(§317) ersetzt: can-eshomin-es edon-es. Dadurch erreichte man formale Trennung vom gen. sing., veranlasste aber Einklang mit dem ace. plur.; vielleicht waren aber, als unsere
§ 319—320.]
Casusbildung der Nomina. Norn. plur. masc. fern.
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Formiibertragung stattfand, -es = *-e(i)-es und -es = *-?is noch nicht zusammengefallen. Reste des idg. -&s zeigen quattuor und vielleicht forts (§ 320). Bei den plautinischen Messungen wie cane's turbines handelt es sich um metrische Kiirzung wie bei manus §318 (s. A. Spengel Reform vorschlage zur Metrik der lyr. Versarten bei Plautus 309 ff.); altes *-8s miisste als -is erscheinen wie im gen. sing. B a i t . - S l a v . Im Lit. szwi-ys nach der i-Declination (§317) neben szun-s. Ebenso aksl. kamen-ije -ij'e (kamen-e ist nicht belegt) und din-ije -ije neben din-e. b. m-St'amme. Ai. Jesam-as von Mam- c Erde 3 ; gr. j(&o'v-£? fiir *yj>o[x-s? (I § 204 S. 173) wol nicht belegt. Av. zim-a zu zya cWinterfrost' (schwache Stammform statt starker und -a fiir -o, § 314 S. 661), gr. ^WV-E? cSchneegestober3 fiir *^io[i-s? (I § 204 S. 173), lat. hiem-es [-es fiir -8s, s. o.). Vgl. § 160 S. 452 f.
320. 7. r-Stamme. Uridg. *mater-es, *ddtor-es, *qetuor-es cquattuoT5. Ai. matdr-as datar-as, av. matar-o datar-o; ai. catvar-as av. capwar-o, woneben fem.ai. cdtasr-as av. cataidr-b gleich dem ai. tisr-ds £. "clrei" mit unurspriinglicher sehwacher Stammform, wie aus av. tisar-o und air. teoir, cetheoira cetheora (mit -a nach inna etc.) erhellt (§ 167 S. 470).l) Armen. marM, dsterJt 'Tochter1, corti 'quattuor3, durti cThiirenJ, s. § 313 S. 660. Gr. fi.7]T£p-E; duYa^p-s? horn, avip-a? (hom. ftuyaip-ei; hom. att. avop-s? Neubildungen), owxop-s?; 8o-rr;p-£?; dor. rsxop-s; ion. tsoosp-e?, mit schwachen Stammformen att. XEiTap-Ec lesb. lisaop-E?. Lat. quattuor, osk. k e e n z s t u r censtur ccensoresJ umbr. f r a t e r 'fiatres3 (vgl. Anm.) mit -r aus -r(e)s nach I § 655,9 S. 508. Air. mathir, cethir, fern, teoir (I § 657, 5 S. 510 f.). Ahd. muoter, nord. run. dohtr-in aisl. d&tr ags. dehter cTochter3 wie hom. duyaTp-s?; got. fidvor (o wol aus dem neutr. ubertragen) ahd. fior cquattuorD (§ 168 S. 471. 472); ahd. turi f. c Thiir' war vielleicht urspriinglich ein nom. plur = ai. dur-as, -i = *-is *-es nach 1) Das Eindringen der schwachen Stammgestalt in den Nom. erklart sich daraus, dass Singular- und Dualcasus fehlten und der Nom. mit der starken Stammform allein gestanden hatte.
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fern.
[§ 320—321.
I §661,2 S. 519 f. Lit. moter-s; aksl. datel-e cdatores3 (§122 S. 365), cetyr-e m. cquattuorD. A vest, nar-a neben nar-o cdvsps?' u. dgl., s. § 314 S. 661. I t a l i s c h . Vielleicht hierher auch lat. forts f. cThiir', da diess urspriinglich ein nom. plur. von for- gewesen sein kann, gleiehwie ahd. turi (s. o.); andernfalls miisste man annehmen, zu for-es sei nachtraglich. ein sing, fori-s neu geschaffen worden nach oves : ovi-s. matr-es dator-es nach der «-Decl., s. § 319 S. 666. Anm. Neben frater frater im Umbr. einmal frateer tab. Vb 16. Kaum wie gr. cpparfjp-es (neben cc paxope? cppatspec) hoz-qp-zc (§ 120 S. 356), obwol das Wort auch im Umbr. nur in der Bedeutung 'Genossen' ersoheint. Denn 1. steht in Z. 11 frat.er; der 5. Buchstabe ist ausgekratzt, war wol e, und es scheint demnach, dass ein zweimaliger Irrtum nur an der einen von beiden Stellen beseitigt wurde. 2. stehen neben unserer Nominativform gen. fratrom und dat. fratrus, eine Stammform frater- ware doch wol durch alle Casus durchgefiihrt worden wie die Stammformen auf -tor- [ars-fertur'flamen'), Dass ein alterer umbr. nom. plur..frater Dehnung des e erfahren habe, um diesen Casus vom nom. sing, zu unterscheiden (Bucheler Umbr. p. 180. 191), weiss ich nicht zu rechtfertigen. Ioh halte also jenes frateer fur ein Versehen. Die Form frater kann aus *frdtr-(e)s (vgl. lat. fratr-es) gedeutet werden, vgl. ager aus *agr(o)-s I § 655, 9 S. 508.
German. Got. broprjus nach sunjus infolge des Nebeneinandeis von hroprum und sunmn (§ 122 S. 364). Ahd. bruodera -a und tohtera -a (vgl. Braune Ahd. Gr. S. 171 f.) nach den o- und den a-Stammen (§314. 315). A l t k i r c h e n s l . materi nach der «-Decl. (§ 317 S. 665). 321. 8. Sfamme auf V e r s c h l u s s l a u t e . Uridg. *bhrghont-es. Ai. brhdnt-as, av. berezant-o. Gr. cpEpovT-s?. Air. carit. Got. frijand-s ahd. friunt. Aksl. vezqste fiir *vezqte, das s aus den Casus mit %o~, vgl. vezqsti § 219 S. 552. Im Lit. zeigen die w^-Participia eine doppelte Formation. In den einen Mundarten vezantys nach der i-Declin. (vgl. dial. akmenys neben akmens u. dgl.); in den andern (Hochlit.) vezii, das kaum etwas anderes sein kann als die Form des nom. ace. neutr. (vgl. § 225 S. 561, § 342); wie diese aber zu solcher Function kam, ist noch unklar (vgl. Joh. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXVI 362 f. und Pluralb. 162 f.).
§ 321—322.]
Casusbildung der Nomina. Nom. plur. masc. fern.
669
Gr. VUXT-EC. got. naht-s ags. niht 'Nachte 3 . Ai. dasdt-as lit. deszimt-s aksl. deset-e cDecaden3 (vgl. § 174 S. 483). Ai. hrdd-as cHerbste". Gr. <poya8-ss. Air. druid c druides\ Ags. hnit-e (-e = urgerm. *-iz) zum ace. sing, hnit-u cNiss3 (§ 219 S. 552), ebenso ags. hmjt-e cNiisse3 = aisl. hnet-r. Uridg. 'pod-es 'Fiisse' : ai. pad-as, armen. ot-k' (vgl. § 313 S. 660), gr. -oo-£;, ags.fet a,is\.f&t-r urgerm. */ot-iz, vgl. § 160 S. 450. Ai. usij-as cdie verlangenden3, av. mipro-druj-o cdie den Mibra beliigenden. Gr. ji.sipax-sc, oprux-E? opxoy-s?. Air. nathraig "Wasserschlangen3. Ai. spds-as av. spas-o cdie Spaher, Aufseher3 (lat. au-spic-es). Ai. vac-as av. vac-o, gr. *o7t-sc (lat. voc-es). Ai. rdj-as air. rig (lat. reg-es) got. reik-s (I § 74 S. 65), idg. *reg-es c Herrscher\ Osk. medix 'meddices3 aus *med-dik-es, vgl. 'lat. Ju-dic-es und ai. dis-as c Richtungen, Andeutungen, Vorschriften3. Air. brig 'Berge', got. baurg-s ahd. burg ags. byrj c Burgen, Stadte3, av. barez-o oder berez-o (nach den iiberlieferten andern Casus erschlossen), vgl. § 160 S. 449. Ahd. buoh ags. bee cBiicher3, urgerm. *bo/c-iz. Ai. ap-as av. ap-o cdie Wasser\ Gr. xXuiir-s? cDiebe3. Avest. auch -a statt -o, vac-a neben vac-o, s. § 314 S. 661. L a t . -es, ferent-es lapid-es ped-es bibde-es voc-es reg-es dap-es, nach der e-Declin., s. § 319 S. 666 f. 322. 9. s - S t a m m e .
Uridg. *dus-menes-es. Ai. durmanas-as, av. dusmanaidli-o. Gr. ooaiisvss? -sic. — Ai. usds-as usds-as, vgl. § 220 S. 553. — Gr. |XTJV-E; lesb. [A^VV-EC, (lat. mens-es,) air. mis, vgl. § 132 S. 389; ai. mas-as av. maidh-o cMonate3, vgl. § 134 S. 398. c Uridg. Compar. *ok(i)ios-es ociores3. Ai. asiyqs-as, zur Nasalierung des Stammsuffixes s. § 135 S. 403; nachvedisch hie und da auch -tyas-as, wie ace. sing, -lyas-am § 220 S. 553 f. Gr. rjotou? aus *-io(3)-s?; mit schwacher Stammform hom. UAE'SI; kret. TtXi'es aus %Ar^o-s? (§ 135 S. 402. 405). Aksl. slazdise vielleicht aus *-iche, alter *-is-es nach I § 588, 2 S. 444 ; das s konnte auch aus -si- entstanden sein, i aus den «o-Casus, vgl. vezqhe § 321 S. 668. Uridg. part. perf. act. *tieiduos-es. Ai. vidvqs-as (zum a
670
Casusbildung der Nomina. Norn. plur. maac. fern.
[§322—324.
§ 136 S. 413), ved. und nachvedisch zuweilen auch mit schwacher Form des Stammsuffixes -us-as, vidus-as (vgl. ace. sing. § 220 S. 554); av. vidv&idh-o. Aksl. miruse analog dem slazdise zu beurtheilen, s. o. und vgl. auch den ace. sing, niirusi § 220 S. 554. Uber gr. SISOT-S? § 136 S. 412. Lit. mire dem vezq (§ 321 S. 668) nachgebildet, vgl. nom. sing, mires : vezqs (§ 136 S. 413, § 193 S. 531); daneben dialektisch -usys entsprechend dem -antys. Uridg. *mus-es 'mures': ai. *mu$-as; gr. [iu-£? und fiu-s?, letzteres nach den u- ww-Stammen (§ 160 S. 455); ags. mys aisl. mys-s. L a t . -es, degener-es honor-es mens-es, dcior-es, mur-es, nach der a-Deelin., s. § 319 S, 666. 323.
10. I- ii- u n d w- ww-Stamme u n d S t a m m e auf
-r, -I -§• Uridg. *-ii-es, *-uu-es, z. B. *bhruu~es (nom. sing. *bhru-s Eraue'). Ai. dhiy-as 'Gedanken 3 ved. nadiy-as 'Fliisse3, bhruv-as ved. svalruv-as 'Schwiegeimiitter'. Im Av. ist *-ii-es vertreten durch die nach dieser Declination gebildeten Formen der I- ie-Stamme, wie daevyo d. i. daeviy-o (§316 S. 664), *-uy,-es durch tan(u)v-b cdie Korper". Gr. xi-s? TTO'AI-S? (ZU TZOIX-Z), ocppiis? u-£? vsxo-s? (zu viy.u-;). Lat. su-es nach der ^-Decl., s. § 319 S. 666; vis (neben vires) nach dem gen. sing, vis § 233 S. 578 zu beurtheilen. Aisl. syr 'sues3 wie gen. sing, syr, s. § 233 S. 578. Aksl. kruv-i f.. svekruv-i f. nach der «-Declin. (§ 317 S. 665). c
Ai. gir-as c Loblieder' = *arr-es, pur as cfeste Platze 3 = *pll-es, gosdn-as c Rinder gewinnende 1 = *-snn-es. Vgl. § 160, 4 S. 455 f. 324.
Einige Wurzelnomina auf -u, -%.
Uridg. *nau-es 'naves': ai. nav-as, gr. va-s; v^-s? vs-s? (I § 610 S. 403); lat. nav-es nach der i-Declin., s. § 319 S. 666. Uridg. *gou-es : ai. gav-as, gr. [3O'-EC, vielleicht auch mir. bai [ai und oi sind im Mir. vermischt); lat. bov-es wie nav-es; ahd. huo ags. cy aisl. tojr Neubildungen, s. § 199 S. 537 f., § 221 S. 554, § 233 S. 584.
§ 324—325.]
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. masc. fern.
671
Ai. ray-as 'Schatze, Giiter3, av. ray-o. Lat. res aus *re[i)-es odei ital. Neubildung. Accusat. plur. masc. fern.J) 325. Dieser Casus endigte im Uridg. im Allgemeinen auf -MS. Den Ansatz von -ms widerrat das Baltische, s. § 186 S. 519. 1. Nach consonantischem Stammauslaut sprach man -gs. Hieraus ar. -as, armen. -s, gr. -a;, lat. -es umbr. -/, got. -uns, lit. -is. S. I § 224 S. 194, § 232 S. 199, § 233 S. 199, § 238 S. 202, § 244 S. 204, § 249 S. 206, zu armen. -s aus *-a(n)s auch I § 202 S. 171, § 651, 3 S. 499, zu umbr. - / auch I § 209 S. 178 und Duvau's Avifsatz (s. Fussn. 1), zu lit. -is aus *-(s auch I § 664, 3 S. 525 f. Auch die air. Endung -a, wie in con-a 'canes3 aithrea, die Windisch Paul-Braune's Beitr. IV 215 von den M-Stiimmen iibertragen sein lasst, und der gegeniiber das Gallische -as zeigt, Lingon-as Biturig-as u. a. (freilich nur bei rom. Schriftstellern), wird man, so lange nicht die verschiedenen Entwicklungen des 11 im Ir. ins Reine gebracht sind, als Fortentwicklung von *-$s anzusehen haben. Vielleicht hatte sich ein aus diesem entstandenes *-ans als Auslautsilbe schon sehr friihe zu *-dns *-ds entwickelt, wie ja auch *-•««, die nachste Vorstufe des -u im ace. plur. der o-Stamme (§ 326), da es iiber *-os auf *-ons zuriickgeht, auf sehr friihzeitige Einbusse des Nasals weist. Vgl. lat. pedes aus *-ens gegen ensi-s (alter ensi-s) I § 2 0 8 S . 177. Bei den abstufenden Stammen, z. B. ai. uksdn- got. aulisan'Ochse' zeigt das Altind. meist schwache Stammform, dagegen das Griechische meist starke. Die grossere Wahrscheinlichkeit ist dafiir, dass die ai. Weise die altertumlichere sei (vgl. catur-as = lit. Mtur-is gr. aol. ~toup-ac); doch ist diese Frage vorlaufig 1) B a r t h o l o m a e Der arische aoc. plur. maec. der j - , u- und rStamme, Kuhn's Zeitschr. XXIX 483if. C u r t i u s Der griech. aco. plur., ebend. I 258f. O. K e l l e r Der Aco. auf is der 3. Decl. bei den auguat. Dichtern, Rhein. Mus. XXI 241 ff. L. D u v a u Le groupe final *-ns a l'acc. plur. des themes conaonantiques de l'ombrien, Mem. de la Soc. de lingu. VI223ff. Stokes Der ace. plur. in den britischen Sprachen, Kuhn-Schleicher's Beitr. VII 69 ff. Brugmann, Grundrisa. II, 2.
43
g72
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. masc. fern.
[§ 325—326.
noch eine offene. Da n im Ar. und Griech. zu an av wurde (I § 226 S. 195), so muss eventuell angenommen werden, dass ar. -as lautgesetzlich nur in Formen wie ai. taksn-as iharat-as bhruv-as entstand und von da aus sich auf uhsn-as brhat-ds u. s. w. verpflanzt hatte. 2. Dass die o-, i-, w-Stamme im Uridg. -o-ns, -i-ns, -u-ns hatten, ist nicht zwar wegen lit. geriis-ius (s. § 326), wol aber wegen ai. -qs -an, -ir -in, -{{,r -un, deren langen Vocal wir doch wol fiir mindestens urarisch halten miissen (§ 327), unsicher. Anm. Geht man nemlich von idg. -ons aus (vgl. Hanssen Kuhn's Zeitschr. XXVII 615, Bremer Berl. phil. Wochenschr. 1887 S. 502), so wurde in den europ. Sprachen Vocalverkiirzung anzunehmen sein nach I § 611 if. -ons verhielte sich einerseits zu -ns, wie im abl. sing, -od zu dem -d von ai. md-d 'a me' (§ 240 S. 578 f.), anderseits zu -Ins -uns, wenn man auch diese als uridg. betrachtete und nicht als ar. Analogiebildungen nach -ons (wie sicher das ai. -fr -rn und das av. -erqs der »--Stamme eine ar. Neuerung war), wie instr. sing. ai. vrka zu ai. matt av. bazu (§ 274 ff.) oder wie nom. ace. du. ai. vrka zu dvi sitntt (§ 284 ff1.). Man kann aber die ar. Formen mit langem Vocal auch als ar. Neuschopfung ansehen: *-ans nach dem nom. plur. auf -as unter Einwirkung des fem. ace. nom. plur. -as; von den oStammen kam die Vocallange dann zu den i- und u- und weiter den rStammen. Vgl. Bartholomae Stud. z. idg. Sprachg. I 37 f.
3. Die a-Stamme hatten uridg. -as, wie im nom. plur. J. Schmidt's Theorie, dass dieser Ausgang aus -tins hervorgegangen sei (s. I § 220 S. 190), ist unsicher genug. 326. 1. o-Stamme. Uridg. *ulqo-ns (*ulqons*! s. § 325). Ai. vrkcis vrkan aus *-ans (s. I § 647, 7 S. 496); vrJcant vor *entstand, wie man mit Whitney annehmen muss, aus -an sdurch Entwicklung von t als Ubergangslaut!). Av. vehrJcqn vehrkqs[-ca), vgl. u. Arm. gail-s. Gr. kret. Xu-zov? dor. boot, -me, ion. att. dor. -oo? lesb. -oi?, daneben seit urgriech. Zeit -o? aus -ovc, s. I § 204 S. 172 f., § 205 S. 174. Lat. lupos (I § 208 S. 177); umbr. abrof 'apros' osk. feihuss "fines' (I § 209 S. 178). Air. firu, celiu Wios 3 (I § 212 S. 180 f., § 657, 6. 10 S: 511 f.; II § 325 1) Vgl. Verf. Litau. Volksl. und March. 289, Bartholomae Stud. z. idg. Spr. I 36f. Die oben I § 557, 1 S. 413f. vorgetragene Vermutung ist nicht stichhaltig.
§ 326.]
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. masc. fem.
673
S. 671); auch inna (Aitikel, aus *sen+to-) hierher, aus *-dds, alter *-tos, in pratonischer Stellung (vgl. inna n- § 429). Got.
vulfans aisl. ulfa. Preuss. deiwans cdeos', aksl. vluky, krajq zu kraji Ttand' (I § 84 S. 80, § 219, 4 S. 188, § 665, 4 S. 52S). Arisch. Da im Av. a sowol kurzes als auch langes nasaliertes a daistellt (I § 21 S. 25, § 200 S. 169 f.), so ist an sich unklar, ob von alterem *-ans oder *-dns auszugehen sei. Letzteres suchen wir § 330 Anm. S. 677 als Vorstufe wahrscheinlich zu machen. Die av. Nebenformen vehrka gap. vehrka sind wie die gleichlautenden des nom. plur. zu beurtheilen, s. § 314 S. 661. FerneT av. -a, z. B. amesa 'immortales3, vermutlich die Nominativform (== ai. amrtas, § 314 S. 660), deren Gebrauch als Aec. eine Folge des acc.-nom. vehrka war (vgl. ai. ace. fem. -asas § 315 S. 663); doch beachte man, dass auch im nom. ace. plur. neutr. -A neben -a stand (§ 338). Die apers. Form martiya cMenschenJ ist bei der Unvollkommenheit der Lautbezeichnung in dieser Mundart (zu beriicksichtigen istinsbesondere, dass nasalierte Vocale als solche nicht dargestellt wurden, I § 200 S. 169 f.) und bei der durch die Knappheit des Sprachmaterials bedingten mangelhaften Kenntniss der apers. Auslautgesetze nicht naher zu bestimmen. Vgl. auch S 314 S. 661 iiber den nom. plur. martiya. Im Westgerm. fungierte der Nom. als Ace: ahd. tagd -a as. dagos ags. dajas (§ 314 S. 660. 662]. Die gleiche Erscheinung auch in den andern Stammclassen, z. Th. in alien germ. Sprachen. Der Anlass zu diesem Synkretismus mag gewesen sein, dass bei den a- und den I- «e-Stammen (§327. 328) schon von alterer Zeit her ace. und nom. plur. gleichlautend waren. Lit. vilkiis (dial, viikuns), gerus-ius (dial, geruns-ius) und gerus, tils und tus (vgl. instr. sing. fem. td und ta, iiber welche Betonungsverschiedenheit Bezzenberger in s. Beitr. X 204 eine beachtenswerte Vermutung gibt); entsprechend lett. loilkus und ids (o — u mit dem gedehnten Ton). Da tibergang der lit.lett. Lautgruppe dns (idg. *6ns) in hochlit. &s nicht nachweisbar, anderseits aber auch von einem lit.-lett. '-tins *-dns = 43*
674
Casusbildung der Nonrina. Aoc. plur. masc. fem.
[§ 326—327.
idg. *-otis auszugehen unthvinlich ist, weil idg. *-om zu -am gefiihrt hatte (I § 615 S. 466), so nehme ich an, dass das u o des Ausgangs *-uns *-ons (zur Verkiirzung lit. -u{n)s s. I § 664, 3 S. 525 f.) aus andern Casus, zunachst aus dem loc. plui. auf -usu -use (lett. -us) eingedrungen war. Anm. Im loc. plur., um diess gleich hier zu erledigen, wurde der alte Ausgang *-aisu *-esu = aksl. -echu ai. -ehi (s. § 357) durch proportionale Analogiebildung zu -usu umgestaltet nach dem *-am -osu der a-Stamme und dem *-iesu -esu der i- «e-Stamme, ebenso das *-isu = aksl. -ichu ai. -isu der »-Stamme zu -isu (naldy-su -se); vgl. loc. plur. ital. -os nach -as (§ 357), lat. istorum, equorum nach istarum, equarum (§ 345), gr. du. vufj-tpa (fur vijxcpai) nach Atixco (§ 286 S. 643). Dieser Process war sehr alt, wie lett. -us -is (neben -as -es) zeigt.l) Das u 6 drang nun um so leichter in den aec. plur. ein, weil zwischen dem ace. plur. mit angehangtem -na (z. B. namus-na cnach Hause') und dem loc. plur. ein enger Bedeutungszusammenhang bestand und die femin. Acc.-Ausgange -os -es (~os-na -es-na) von Alters her langen Vocal hatten. Das neu gebildete *-ims wirkte aber in dreifacher Weise weiter. 1. Dialektisch loc. viikunse nach ace. viikuns viikuns-na. 2. Das Zusammenfallen der o- mit den w-Stammen im ace. und gen. plur. (ace. dangiis 'caela', -us = got. -uns etc., gen. dangu aus *dangu-u § 349) bewirkte die Neubildungen dangus-na und danguse. 3. Bei den aStammen mit lit.-lett. -as (-os) = idg. -as im ace. (§ 327) drang in die pronominaleDeclin. n ein: alit. und dial, pirmans-es (jetzt hochlit. -ds-es) chas primas'. Wegen des loc. plur. lit. -yse lett. -is liegt die Vermutung nahe, dass im Lit.-Lett. mit dem *-ons der o-Stamme auch das *-ins der «'-, eventuell auch das *-uns der w-Stamme Vocaldehnung erfahren hatten. Directe Zeugnisse fiir vorhistor. *-ins *-uns fehlen.
327. 2. a-Stamme. Uridg. *ekuas (vgl. § 325, 3 S. 672). Ai. divas, av. haena. Lat. equas, doch vgl. u. (2). Air. tuatha, mna 'mulieres3, doch vgl. u. (2). Got. gibos, ahd. alemann. kebo, ags. jiefa, aisl. gjafar. Lit. rankas, rankos-na cin die HandeJ, lett. rukas, vgl. u. (1). 1. Uber ved. -asas neben -as [arangamhsas von arardgama'gewartig, sich darbietend') s. § 315 S. 663. Ahd. geba -a und sippe sippea sippia -a sind wie die gleiehlautenden Nom.-Formen zu beurtheilen, s. § 315 S. 663. Vgl. gutinne -inna -a § 328. 1) Auch lit. venu-lika dvy-lika scheinen solche proportionale Neubildungen nach try-lika, keturio-Kka u. s. w. (mit nom. ace. plur. neutr. als erstem Glied) zu sein. S. § 175 S. 48S.
§ 327—32S.]
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. masc. fem.
675
Dass lit. ran/ids nie einen Nasal hatte, wird dadurch besfatigtj dass diese Foim heute auch in den Mundarten gilt, die bei den o-Stammen -tins zeigen.]) Nur in der pionominalen Declination findet sich -ans-es, als Neubildung, s. unten 2. und § 326 Anm. S. 674. 2. In den folgenden Sprachzweigen wurde idg. -as nach dem Vorbild der andern Stammclassen durch eine Form mit -ns ersetzt, wobei zweifelhaft bleibt, wie weit zuerst *-ans entstand und dessen a nach I § 611 ff. Verkiirzung eTfuhr oder sofort *-ans ins Leben trat. Griech. Argiv. kret. -avc, wie argiv. 'AAsi-avopsiav? kret. itpEiYsurav? (att. -pea^uTac), dor. boot. ion. att. -as, lesb. -at?. Daneben im Urgriech. -as, aus -avc, wie -o? aus -ov? (§ 326 S. 672). S. I § 204 S. 172 f., § 205 S. 174. Ital. Umbr. vitlaf "Vitulas3, osk. viass Vias' (I § 209 S. 178). Da diese Formen sicher aus *-ans entstanden waren, so ist lat. equas = ai. divas (s. o. S. 674) mindestens zweifelhaft (s. I § 208 S. 177). Altir. tuatha, mna lassen ebenso gut Herleitung aus *-ans als aus *~as zu (I § 212 S. 180 f., § 657, 6. 10 S. 511 £). Gall, artvass cGrabsteine3 (s. Stokes Bezzenberger's Beitr. XI 115) wiirde fiir *-ans entscheiden, wenn das letzte Zeichen des Wortes [><| wirklich als ss zu lesen ist. Bait.-Slav. Preuss. gentians 'mulieres3 wie masc. deiwans; diese formale Ubereinkunft bewirkte, dass man auch nom. plur. gennai nach dem masc. -ai bildete. Alit. und dial, pirmans-es, s. o. Aksl. rcikij zmije {zmija 'Schlange3) aus urslav. *-ons (I § 219 S. 187 f., § 615 S. 466); wurde die Neubildung erst vorgenommen, als idg. a und o bereits zusammengefallen waren, so waren die Endungen -y -e von Anfang an denen der masc. vluky und kraJQ gleich. 328. 3. i- ?e-Stamme (vgl. S. 526 Fussn. 1). Der uridg. Ausgang ist unklar. 1) Auch. musste es lett. *rukits heiesen bei altem *-«««.
676
Casusb'ildung der Nomina. Ace. plur. maso. fem.
[§ 328—330.
Ai. brhatis av. barentls, woneben hie und da ai. auch -it/as (-yds) und av. -yd, wie bei den i- «?'-Stammen (§ 329). Ahd. gutinne, jiinger -a a, und lit. zemes-nd fin die Lander3) zemes sicher mit urspr. -ties, wie nom. plur. gutinne und zemes (§ 316 S. 664). Denselben Ausgang hatte lat. fades, wenn nicht -ns wie umbi. iovie(f) ciuniores3, das aus einem alten Abstractum (wie lat.pro-genie-s, § 111 S. 319) entwickelt zu sein scheint (anders Bechtel Bezzenberger's Beitr. VII 4 ff.). Gr. cpspouaac, got. frijondjos, lit. vezanczias, vielleicht auch aksl. zemlfe nach der m-Declin. Mehrdeutig ist air. insi. A n m. Haben wir fur den ace. sing, richtig einen altererbten Ausgang *-(i)im neben -i»i angenommen (§ 216 S. 549), so darf man auch an ein idg. -{i)ins im Plur. denken. Hierauf waren zuruckfiihrbar lat. fades, umbr. iovie(f), aksl. zemlf$, ved. -iyas av. -yo. Dann kame auch in Frage, ob nicht gr. -iiocv? -lav; aus -lias -ias = idg. *-iins *-ins umgestaltet waren nach dem Muster der w-Stamme; das alte -(i)t^; konnte noch durch die anteconsonantische urgriech. Nebenform des -(i)ia"j; vertreten sein (vgl. -a; neben -ati § 327;.
329. 4. i- ii- und u- wM-Stamme und Stamme auf -f
-/•
-§•
Uridg. *-ii-?is *-uu-ns, z. B. *bhruu-ns (nom. sing. *bhru-s c Augenbraue3). Ai. dhiy-as ved. nadiy-as, bhruv-as ved. svasruv-as. Gr. xi'a; r.6\\.ac, (zu ito'Ai-c), ocppuas iy%\>a.c, vsxua? (zu vsxu-s); herodot. Tro'^l? zu TOJAI-? nach der «'-Deel. (§ 330), horn, herod. att. ocppu; horn, vsxus nach der w-Declin. (§ 331). Lat. su-es; vis (neben vires) wie nom. plur. vis (§ 323 S. 670). Lit. zuv-is = tyftu-a;. Aisl. syr war Nom.-Form (§ 323 S. 670). Aksl. kruv-i svehruv-i nach der «-Declin. (§ 330). Ai. gir-as 'Loblieder' = *grr-ns, pur-as cfeste Platze 5 = *pll-ns, go-sdn-as c Rinder gewinnende 3 == *-snn-ns. Vgl. § 160, 4 S. 455 f. 330. 5. 2-Stamme. Uridg. *oui-ns, *tri-ns ctresJ (*ouins *tnmt s. § 325 S. 672). Ai. masc. avir dvin, dvlnt s- wie vrkant s- § 326 S. 672; av. masc. azis1), vgl. unten. Armen. sirts, mit 1) Eine Nebenform auf -i scheint es im AT. ebenso wenig gegeben
§ 330.]
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. masc. fem.
677
Eihaltung des i eris ctres3 (I § 202 S. 171). Gr. homer, oi? ion. upTjol? dor. boot. xpT?. Lat. turns ovis tris, auch turrets etc. geschiieben; umbr. a v i f aveif caves3 t r i f treif tres. Air.
faithi, tri. Got. gastins anstins prins, aisl. geste. Lit. naktls tris vielleicht aus einer Neubildung *-ins, s. § 326 Anm. S. 674; aksl. pqti nosti tri (I § 219, 4 S. 188). Arisch. Im Ai. standen dem -in und dem -un der masc. i- und w-Stamme -is (dv'is) und -us [dhenUs) bei den weiblichen gegeniiber, Neubildungen nach divas (§ 327) und brhatis (§ 328), wahrend im Av. in beiden Geschlechtern -Is und -us (fem. isfis 'Reichtumer', baresnus 'Hohen1) erscheinen. Anm. Ai. -jr, -m-, -Jr bei den i-, u- und r-Stammen aus alteren *-lns, *-uns, *-rns. Wir vermuteten I § 647, 7 S. 496, dass das -s trotz des unmittelbar vorausgehenden Nasals eine lautgesetzliche Wirkung des i- M- und ?--Lautes gewesen sei: der Nasal habe nach langem Sonanten vor nicht satzschliessendem -s friiher Reduction erfahren als nach kurzem, nemlich schon in urar. Zeit (vgl. I § 199 Anm. 1 S. 168). Da nun das -s des av. nerqs von dem Auslaut des ai. nfr nicht getrennt werden kann, so musste die av. Form ebenfalls aus *nrns, nicht *nrns, hergeleitet werden, folglich av. azis und hazus, falls sie in der letzten Silbe einen Nasal hatten oder eingebusst hatten, aus *-lns und *-uns, nicht *-ins xmd *-uns. Die Vocallange im ace. plur. dieser Stammkategorien ware also als urar. gesichert. Nun lassen sich die av. -is und -us der femininen i- und M-Stamme mit den ai. -Is und -us derselben Stamme lautlich identificieren, und man konnte annehmen (vgl. Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 483 ff., Stud. z. idg. Spr. I37ff.), im Urar. sei das -«: erst von diesen -is -us auf die masc. Formen (auf -ns) ubertragen worden. Dann hatten wir keinen Beweis dafur, dass die ai. -jr -wr -Jr schon in urar. Zeit Ian gen Sonant besassen. Bedenkt man aber, dass dem ai. fem. matH im Av. das nasalierte materqs gegenilberstehtl), so ist wahrscheinlicher, dass im Av. auch die fem. -is -us einen Nasal enthielten und dass die ai. fem. -is -us -rs speciell indische Neubildungen waren. Gab es aber im Urar. noch nicht diese Ausgange -Is -us, so hatte das urar. -ns sein s gewiss nicht durch Formiibertragung erhalten, und so gewinnt unsere Ansicht an Wahrscheinliehkeit, dass das * lautgesetzlich entsprungen war. zu haben wie ein -u neben -us bei den K-Stammen. S. Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 486 f. 1) Rigv. X 35, 2 mutrn kommt hier nicht in Betracht, da es als a d j e c t i v i s c h e Apposition mit masc. Substantiven verbunden ist: mutfnt sinihun parvatan 'die mutterlichen Strome und Berge'. Die Form hat wiederholt zu falschen Schlussfolgerungen Anlass gegeben.
678
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. masc. fern.
[§ 330—332.
Haben wir also der urar. Sprache *-ins *-iins, genauer *-»"« *-u"s, zuzuschreiben, so hatten auoh die o-Stamme sicher schon damals langen Vocal, *-a"s.
Ai. aryas wie nom. aryds, s. § 317 S. 664. Av. garaijo 'Beige3 deutlich Nom.-Form, wie ace. gatav-o § 331 (vgl. auch Th. Baunack Stud, auf dem Geb. des Griech. etc. I 456 Fussn. 1). Gxiech. Horn, iro'oias lesb. x-rijaias nach den I- «*-Stammen (§ 329). Att. rpst? ocpei? ^aasi? waren Nom.-Formen. Ebenso die lat. Formen auf -es, wie turres, und die westgerm. wie ahd. gesti ensti dri. S. § 317 S. 664f. 331. 6. M-Stamme. Uridg. *sunu-ns [*sununs^, s. § 325 S. 672). Ai. masc. suni^r sunun, siinunt s- wie vrkant s- § 326 S. 672 ; av. masc. hazus. Armen. zard-s. Gr. kret. utuv; cfiliosD, hom. xXsi/tu? yevo?. Lat. manus. Air. bithu. Got. sununs, aisl. sunu suno. Lit. simus, dangus 'caela3, vielleicht aus einer Neubildung *-Mns, s. § 326 Anm. S. 674; aksl. syny (I § 219, 4 S. 188). Arisch. Fern. ai. -us, dhenus, wie fern, avis, ebenso av. -us, hare'ntm"s 'Hohen3, wie fem. Istls, s. § 330 mit Anm. Ved. auch -v-as (m. und f.), wie pasv-as cpecora5, entsprechend av. pasv-o, wie im nom. plur., s. § 318 S. 665. Av. gatav-o 'Orte, Sitze, Throne3 deutlich Nom.-Form, wie garayo § 330 S. 678; ebenso av. danhav-o = apers. dahyav-a, s. § 318 S. 665 f. Griech. Hom. yAo-xea? herod. 7rr^£a? Neuschopfung nach dem Nom. auf -as?. Att. ^osi? TTJ^SI? waren Nom.-Formen (§318 S. 665) gleichwie 6'cpsi? (§ 330). Umbr. k a s t r u v u f castruo 'fundos3 von k a s t r u - fvsl. osk. castrovs § 232 S. 576) nach der o-Declin., wozu vielleicht der nom. ace. plur. neutr. auf - u v a -uo und der gen. plur. auf *-uvom den Anstoss gaben. Germ. Got. mans ahd. man 'Manner3 Nom.-FoTm (§318 S. 666). 332. 7. M-Stamme. Uridg. *kun-qs oder *&[u)uon-%$ canes3. Ai. lun-as, im Ved. neben uhsn-as auch uMdn-as u. dgl.; av. xsafn-o 'Niichte3, urun-o und urvan-o cSeelenD, span-o (auch -a statt -6, s. § 314 S. 661). Armen. akan-s akun-s. Gr.
c
§ 332—333.]
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. masc. fern.
679
xuv-a? apv-ac, -sxTov-a? Ttoiyiv-ac, aywv-a? TiEu&TJv-as. Lat. carn-es,
homin-es, eddn-es; umbr. man-f cmanus3 zu lat. man-ceps (s. Duvau Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VI 226). Air. con-a arn-a, s. §325 S. 671. Aisl. grn-u "Adler3 hjorn-u 'Baren' (von hier und vom dat. instr. plur. [§ 384] aus traten diese Nomina in die uDeclin. iiber) zu nom. sing. ahd. aro hero (aisl. Are aschwed. Bjari noch als Eigennamen); diesen schliesst sich wahrscheinlich got. auhsnuns an, da so das uberlieferte auhsunns 1. Cor. 9, 9 scheint verbessert werden zu miissen, s. I S. 205 Fussn. 1'). Lit. szun-is akmen-is. Griech. Im Kret. -av? neben -a?, wie xaptdv-av? (att. xpsircovas), eine Neuerung, die durch das Nebeneinander von -av? und -a? bei den «-Stammen (§ 327 S. 675) hervorgerufen wurde. Germ. Got. gumans ahd. gomon -tin waren Nom.-Formen (§ 319 S. 666). Aksl. kamen-i nach der «-Declin. (§ 330 S. 677). 333. 8. r-Stamme. Uridg. *matr-ns *dotr-^s oder *mater-%s *dotor-us. Ai. usr-ds von usdr- cMorgenr6teD, catur-as m. cdtasr-as f. Vier3; av. matar-o datar-o gaj). j^dr-o "jjatres3 (auch -a statt o s. § 314 S. 661). Armen. mars dster-s. GT. u,7]Tsp-ac, horn,ftuycrcp-asneben Suyaxsp-a?, horn. att. avopa? neben horn, avip-a?; 6a)Top-ac, oor/jp-a?. Lat. matr-es, dator-es; umbr. ner-f cav3pocc, proceres3 (vgl. man-f § 332). Air. aithrea, s. § 325 S. 671. Got. bropr-uns Tratres3, vintr-uns 'Winter3 (in die w-Declin. iibergefiihrt), hierher vielleicht auch ags. Irodr-u wintr-u (neben hrodor winter); vgl. nom. nord. run. dohtr-in § 320 S. 667. Lit. moter-is (dial.), ketur-is Vier3 (vgl. ai. catur-as gr. aol. 7u'aop-ac), dur-is "Thin3 (vgl. gen. dur-u § 351 und ai. ace. dur-as dur-ds). Arisch. Im Urar. entstand nach den o-, %-, M-Stammen 1) Liest man auhsuns (vgl. Bernhardt Vulfila p. LVII, Braune Got. Gramm. 3 § 80 Anm. 1, § 108 Anm. 1), go musste dieses als Neubildung nach einem *uhsum = *uksn-mi (s. § 384) betrachtet werden. Doch ist diese Instrumentalbildung, wenn sie auch einmal vorhanden geweeen sein muss, wol schon im Urgerm. durch Einfugung von -n- beseitigt gewesen, s. a. O.
680
Casusbildung der Nomina. Aeo. plur. maso. fern.
[§333—334.
*-rns, ai. -fr -rn und av. -eras (einsilbig), dessen Aussprache nicht sicher zu bestimmen ist (vgl. Bartholomae Kuhn3s Zeitschr. XXIX 4S3): ai. pitfn, npi, av. materqs nerqs (vgl. Jackson Amer. Journ. of Phil. X 346 sq.). Im Ai. -rs im Fern., matfs. wie -is -us. S. § 330 Anm. S. 677. Das pitaras des Maha-Bhar. (12924) war Neuerung infolge sonstiger Gleichheit des nom. und ace. plur. Griech. Kret. &uya-2p-av? wie xapTo'v-av; § 332 S. 679. Westgerm. Ahd. muoter fatera -a u. dgl.. as. wintar ags. winter u. a. waren Nom.-Formen, s. § 320 S. 667 f. Balt.-Slav. Hochlit. moteres nach den i- ?e-Stammen, wie auch nom. plur. moter-es (neben moter-s), instr. sing, moter-e (neben moter-imi) u. dgl. mundartlich vorkommt. Aksl. materi nach der ^-Declin. § 330 S. 677. 334. 9. Stamnie auf Verschlusslaute. Uridg. *bhrghnt-ns oder *bhrghont-ns. Ai. brhat-ds, av. berezat-o berezant-o. Gr. csspovx-a; (kret. poAMvc-av; wie xapTdv-av? § 332 S. 679). Lat. ferent-es. Air. cairtfa, s. § 325 S. 671. Got. tunp-uns cdentes3 (in die w-Declin. iibergetreten), lit. dant-is (vgl. gen. dant-u). — Lit. tezanczius aksl. vezqste nach der «o-Declin. (§ 326). Ai. sardd-as cHerbste\ Gr. cpoyao-a?. Lat. lapid-es, umbr. capif kapi ceapides3 aus *capid-f, wie man-f (§ 332 S. 679). Mir. druide [-e = -ea), s. § 325 S. 671. Ai. pad-as av. pad-o gr. rM-ai lat. ped-es got. fbt-uns cFiisseJ .(§ 160 S. 450). Ai. usij-as cdie verlangenden'. Gr. [xsi'pax-a? opruy-a;. Lat. bibac-es, frug-es, umbr. frif fri cfruges, frumenta' aus *frlg-f (I = u, s. I § 57 S. 47), falls es nicht mit Pauli zu lat. frit zu ziehen und auf *frit-f zuriickzufiihren ist (vgl. § 161 S. 458). Air. nathrach-a. s. § 325 S. 671. Ai. vac-as av. vac-o vac-o, gr. *o7r-ac, lat. voc-es (§ 160 S. 450). Ai. raj'-as lat. reg-es, air. ng-a (§ 325 S. 671). Ai. ap-ds, ved. auch ap-as, av. ap-o ap-o rdie Wasser3. Gr. xXd)7:-ac. Lat. dap-es. Avest. Auch -a fiir -o, wie vac-a Voces3, s. § 314 S. 661. German. Got. frijond-s ahd. friunt, got. menop-s cMonateJ
§331—336.]
Casusbildung der Nomina. Ace. plur. maso. fem.
681
reik-s 'Herrscher", baurg-s ahd. burg ags. byrj waren Nom.Formen, s. § 321 S. 668 f. 335.
10. s - S t a m m e .
Uridg. *dus-menes-y,s:
ai. durmanas-as, av. dusmanatdh-b;
gr. ion. Suojisvsa; (att. SoofiEvsI? war Norain., § 322 S. 669); lat. degener-es. — Ai. usds-as. Lat. honor-es. — Gr. |r?jv-a? lesb. [xvjvv-a;, lat. mens-es, air. mis-a (s. § 325 S. 671), vgl. § 132 S. 389; ai. mas-ds av. manh-d cmensesJ, vgl. § 134 S. 398.
Uridg. Compar. *okis-ns oder *ok{i)ios-'§s.
Ai. allyas-as.
Gr. hom. uXsa; (kret. irXt'av? wie xapxdv-av? § 332 S. 679) aus ^Yjia-a; (§ 135 S. 402. 405); att. TJOIOO? war Nom.^(§ 322 S. 669). Lat. ocibr-es. Aksl. slazdVsq nach der jo-Declin. (§ 326). Uridg. part. perf. act. *ueidus-%s oder *ueiduos-%s: ai. vidus-as av. vidus-o. Lit. mirus-ius aksl. niiru'se nach der «oDeclin. (§326). Uber gr. siSdir-ac § 136 S. 412. Uridg. *mus-ns 'mures11 : ai. mus-as, nach nom. mtis-as erschlossen, lat. mur-es. Gr. fj.ua; jxuc Neubildungen nach o'-ppua? ocppu; (§ 329 S. 676). Ags. mys aisl. mys-s waren Nom.-Formen (§ 322 S. 670). 336.
11. E i n i g e W u r z e l n o m i n a .
Uridg. *nau-9is 'naves': ai. nav-as, gr. hom. vrja? herod. vsa? (att. vau? Neuschopfung wie vativ, § 221 S. 554), lat. nav-es. Gr. hom. |3<J-ac, lat. bov-es; im Ai. neben dem regelmassigen gels im Rigv. auch gdvas (im Text unmetrisch <7«s), ferner gav-as Taitt. Br. Dass ai. gas av. ya und gr. (3UJ; (Theokr.) nicht ein idg. *gos fortsetzten, sondern einzelsprachliche Neuerungen nach dem ace. sing. (ai. gam etc., § 221 S. 554) waren, gleichwie att. |3ou; nach [3ouv, halte ich trotz W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XXVII 429 und Meringer Zeitschr. f. d. osterr. Gymn. 1889 S. 1019 immer noch (vgl. S. 401 Fussn. 1) fiir wahrscheinlich. Zu mir. bu bemerkt Thurneysen: ,,Wenn der nom. bai altes *boi aus *boii-es war [§ 324 S. 670], so mag bu = *bus nach dem Muster *mogoues : mogus {mogH : mogu) gebildet sein." Ai. ray-as und ray-as cGiiter, Schiitze', av. ray-o; ai. auch ras nach rtim; lat. res aus *re(i)-es -ens't
682
Casusbildung der Nomina. Nom. Ace. plur. neutr.
[§ 337.
Nominal. Accusat. plur. neutr.') 337. Als das Suffix dieses Casus erscheint bei consonantisch endigenden Stammen -a = ai. -i gr. -a (I § 110 S. 106, Moiph. Unt. V 52 ff.). Auch konnte man die idg. Ausgange -I und -u der i- und z^-Stamme auf -i+3 und -u+o zuriickfuhren. Den Ausgang -a der o-Stamme identificiert man wol mit Recht mit dem -a des nom. sing. fern.2), so dass z. B. *juga ( = lat. jug a) urspriinglich etwa cdas Gejoche* bedeutete (vgl. hieizu § 158 S. 411 ft'.), eine Ansicht, der mehrere Thatsachen, wie die aus uiidg. Zeit stammende Verbindung des nom. plur. neutr. als Subject mit dem Singular des pradicativen Verbum (Rigv. I 162, 8 sdrva ta . . . astu comnia haec sunto*, Horn, i 438 i^soauTo i'pasva jt^Xa), giinstig sind. Wenn so den o-Stammen ihr neutr. plur. von den a-Stammen her gekommen war, so ware auch moglich, dass die «-Stamme ihr neutr. plur. auf -I aus dem nom. sing, der I- «e-Stammen (§ 109 S. 313) bezogen hatten. Ehe diese Uberfiihrung in den Plural geschah, die die Neubildungen gen. *jugom 'iugorum21 loc. *jugois(u) cin iugis5 etc. zur Folge hatte, wird es aber bereits wirkliche neutra plux., solche mit -a im nom. ace, gegeben haben. Bei den consonantischen Stammen findet sich neben den Formen auf -a auch die blosse Stammform mit 3. oder 4. Hochstufenform des Stammsuffixes als Casuscharacteristicum, wie *dhemon = av. daman von St. *dhemen-. Dieses *dhemon gleicht in seiner Bildung singularischen nom.-ace. neutr. wie got. na1) L. H a v e t La desinence des pluriels neutres, Mem. de la Soc. de lingu. IV 275f. V. H e n r y Le nominatif-accusatif pluriel neutre dans les langues indo-europ., Le Museon V I 55Sff. J. S c h m i d t Die Pluralbildungen der idg. Neutra, 1SS9. Verf. Zur Bildung des nom. ace. plur. neutr., Morphol. Unters. V52ff. B a r t h o l o m a e Zur Bildung des nom.-ace. plur. der as-Stamme, Ar. Forsch. I I 105ff. W . M e y e r Die Schicksale des lat. Neutrums im Roman., 1883. 2) Ausser J. Schmidt Pluralb. S. 10 Fussn. 1 s. auch Windisch Curtius' Stud. I I 265, de Saussure Mem. sur le syst. prim. p . 92, Johansson Kuhn's Zeitschr. XXX 400 und Hanssen in den Commentationes in honorem Guilelmi Studemund, 1889, p. 116 eq.
§ 337—3:JS.]
Casusbildung der Nomina. Nom. Ace. plur. neutr.
683
mo nomen 1 aus *-mon (§ 223 S. 556) und singuiarisohen nom. masc. fern, wie gi. xepfwuv got. tuggo (§ 192 S. 528). Daher nimmt J. Schmidt an. dass auch diese neutr. plur. einmal feminine Colleetiva gewesen seien. Vermutlich war -o urspriinglich nur bei einem Theil der consonantischen Stamme zu Hause und wurde erst spiiter auch auf andre iibertragen. Zwischen av. clamqn und ai. dhaman-i av. ahaon-i waltete vermutlich ein iihnliches Verhiiltniss wie im loc. sing, zwischen ai. murdhan und murdhdn-i murdhn-i (§256 S. 609 £); neben -on (-en) wird in der idg. Urzeit nicht bloss -on-9 (-en-d) gestanden haben, sondern auch Formen mit schwacheren Stufen der Stammgestalt. 338. 1. o - S t a m m e . Uridg. *juga ciuga3, vgl. § 337. Ai. ved. yuga; av. xsapra apers. hamarana c Schlachten\ Lat. j'uga; umbr. v e s k l a v e s k l u Vascula3 s u p a sopo csupina3 osk. t e r e m e n n i i i 'termina3 comono ccomitia3 (I § 105 S. 99). Air. trl diet c 3003 — ved. trl sata, trath ^tunden 3 nert 'Krafte 3 u. dgl., vgl. u. S. 684; gall, vielleicht y-avrsva. Got. Juka, po 'die 3 (I § 659, 1 S. 514, § 660, 2 S. 518); ahd. wort Verba3, wonach Joh statt *johliu (mit -u noch cunniu cunnu cGeschlechter3, besonders im Ostfrank., neben cunni), as. ags.fatu cFasser3 (I §661 S. 520 f.). Lit. keturio-liha C143 penkio-Kka l 15 3 (§ 175 S. 488), preuss. slayo 'Schlitten 3 zu sing, slaya-n 'Schlittenkufe 3 warto cThiire3 (-o = -a wie im nom. sing. fern. z. B. mergo = lit. merga cMadchen3); aksl. iga. Arisch. Im Ai. seit ved. Zeit auch -ani, yugani, sp'ater allein iiblich, eine Neubildung nach naman-i cnomina3. Ebenso waren av. gap. vlspmg (vispa- caH3) yqn yam (ya- Pron.) nach dem Ausgang *-an der w-Stamme, z. B. liaxmeng namqn -am (§ 340), gebildet, eine Neuschopfung, die auch im Ved. vorliegen soil, z. B. tapfysi patangan 'gefliigelte Flammen 3 Rigv. IV 4, 2 (Ludwig Rigv. IV 313, Bartholomae Ar. Forsch. II 157, Stud. z. idg. Spr. I 73). Den Anlass zu diesen Formiibertragungen bot die Gleichheit des Ausgangs der plur. ai. ved. nama av. nama (§ 340) und ai. ved. yuga av. xsapra. Im Av. auch -a, der Ausgang der es-Stiimme (§ 342), z. B.
684
Casusbildung der Nomina. Nom. Ace. plur. neutr.
[§ 338—339.
vispU. Femer Formen auf -ais, wie' vispais, die gleichwie namenis (§ 340) Instrumentalformen (§ 379. 380) gewesen zu sein scheinen, wenn auch ihr nominativischer Gebiauch noch nicht erklart ist (vgl. Bartholomae Stud. I 75). Im Griech. -a, Cu-j-a, nach der Analogie der consonantischen Stamme. Dass -a in Adv. wie y.po!pvj dor. xpocpa bewahrt gewesen sei, ist sehr unsicher; s. § 274 Anm. S. 625. Dagegen vermute ich -a in ini-rrfiz-c, cgerade dazu, absichtlich3 (schon Buttmann Lexil. I 46 verglich eiti xaSs). Auch sind Verbindungen wie douvaxa son ces ist unmoglich' noch Zeugen fur altes -a, s. J. Schmidt Pluralbild. 32 fF. und oben § 158 S. 444 ff. Im Altir. gewohnlich -a, wie dligeda, nach Windisch's giaubwiirdiger Ansicht Paul-Braune's Beitr. IV 214 f. 231 eine Neuschopfung nach dem nom. und ace. plur. der a-Stamme (§ 315 S. 663, § 327 S. 675); als den Anlass hat man mit Thurneysen die tjbereinstimmung beim Artikel, inna aus *sen-das und aus *sen-da (§ 428), zu betrachten. Im Lit. kann ausser den obigen Formen auch z. B. pikta in tal pikta chaec mala (sunt)3 hierher gehoren. Die Pluralform musste mit der Singularfoim (idg. *-o-d) zusammenfallen. 339. 2. i- und M-Stiimme. Uridg. *tri 'tria', *medhu 'Siissigkeiten5, vgl. § 337. Ai. ved. tri, siicl "splendida, pura3, mddhu, puru cmulta'; av. hu-baodi cbene olentia', ci ^uae 3 in ci-ca, pouru 'multa3, gap. vohu cbona3. Lat. tri(-ginta). Air. tri tri; vielleicht auch mind 'insignia3, rind cSternbilder5, s. unten. Lit. try-lifca 'IS' (vgl. keturio-lika § 338); aksl. tri, wol auch si c haec3 zu nom. sing. masc. si. Arisch. Im Ai. seit ved. Zeit auch -ini -uni, irini lucini, madhuni purtini, spater allein iiblich, vgl. -ani § 338. Im Av. waren als Parallele zu znpeng (§ 338) Formen auf *-m, *-un, *-i *-« denkbar; da das Av. fiir die nasalierten i- und «*-Vocale keinen Ausdruck hatte, so ist in der That moglich, dass sich solche Bildungen hinter Formen verstecken, die mit -I und -M geschrieben sind (Bartholomae Stud. I 73 f.). Im G r i e c h . Neubildungen mit dem Suffix -a : ipi'a, I'Spia;
339—340.]
Casusbildung der Nomina. Nom. Ace. plur. neutr.
685
horn. Youva lesb. fo'vva aus ^ovJ-'-a, horn. att. rfiia, att. Yjfio' Y) (zur Contraction s. WackernagelKuhn's Zeitschr. XXV 272). Italisch. Neubildung mit dem Ausgang der o-Stamme: lat. tria maria, genua comua; umbr. triia 'tria5 triiu-per trioper 'ter3, berva Verua3 vatuva vatuvu vatuo (die Bedeutung dieses Wortes ist unermittelt). Im Air. war vielleicht *-ia -e (vgl. das Ital.) der regelm assige Ausgang der Subst., mure maria. Anm. ^Es kommen drei Bildungen vor: 1. ohne Endung, 'mindi rind (letzteres vielleicht eher neutr. !«-Stamm, wegen rendaib); 2. mit -e : mure; 3. mit -a (besonders mittelir.), mora, renna. Lcider stimmen alle drei Bildungen mit einem Plur. der beiden hauptsachlichBten Neutralclassen, der o- oder der s-St., iiberein. Sicher Anbildung an die o-Stamme ist die Form mit -a, mora direct nach dligeda. mind konnte alte Form auf -i sein, wie tri, aber ebenso gut Anbildung an die o-Stamme, vgl. dliged neben jilngerem dligeda. -e kann *-ia oder *-ia sein, aber aueh Anlehnung an die s-Stamme (§ 343). Ich mochte am ehesten -e fur die genuine Endung der neutr. iStamme halten." Thurneysen.
Die Adjectiva gaben die Neutralform auf, man gebrauchte im Nom. und Ace. die Form des Masc.-Fem., z. B. mathi (maith 'gut')German. Got. prij'a ahd. driu nach den o-Stammen (§ 338). Von gleicher Art vielleicht got. kniv-a ahd. kneo cKniee3 (J. Schmidt Pluralb. 49). Ahd. fihiu cpecora3, wenn es das gab (s. Braune Ahd. Gr. S. 171), lasst verschiedene Deutungen zu. 340. 3. «-Stamme, vgl. § 337. a. -on {-en) : av. daman namqn, haxmemg {haxman- TreundschafV). Im Ai. ware das urar. -an mittelbar bezeugt durch die Formen wie patangan, s. § 338 S. 683. Ved. dhdma ndma, av. dqma zeigen em urar. -met, von dem unklar ist, ob es aus idg. *-mo {*-me) oder aus idg. *-mn (vgl. *qetitr- V in § 341) hervorgegangen war; in jenem Fall verhielte sich urar. *dhama zu *dhaman wie lat. termo zu gr. rspfuov. S. § 223 S. 557. Anm. 1. Ahd. herza und auga (§ 223 S. 556) kommen hie und da auch als Plur. gebraucht vor. Gewiss nichts Altes, sondern, wie pluralisches/eAo, daher, dass bei den o-Stammen, z. B. wort, Sing, und Plur. zusammengefallen waren.
686
Casusbildung der Nomina. Norn. Ace. plur. neutr.
[§340—341.
b. -n.g -on-9 [-en-d) nur ai. und germ.: ai. dhaman-i dhan-i, got. hairton-a ahd. oberd. herzon 'Herzen3 (ahd. frank, herzun, vgl. Streitberg Paul-Braune's Beitr. XIV 218 ff.) mit Ersatz des -a = idg. -9 durch den Ausgang der o-Stamme. Schwachere Stammgestalten in av. namen-i {e = ar. a, s. I § 94 Anm. S. 89 f. und Bartholomae Stud. z. idg. Spr. I 76 f.) ahaon-i 'sacra, pia3, gr. rinv-o. appsv-a, und mit dem -a der o-Stamme av. daeman-a 'Augen3 (wie manatah-a § 343), lat. nomin-a, got. namn-a ahd. oberd. herzon aksl. imen-a. Air. anmann 'nomina3 konnte -a = idg. -a oder auch -a, den Ausgang der o-Stamme, veiioren haben, doch ist sein nn, das an das von goba 'faber3 gen. gobann (gall. Gobannitio, altbrit. Ortsname Gobannium) erinnert, noch unaufgeklart. Anm. 2. Thurneysen wirft die Frage auf, ob nicht gobann- aus *gobamn- entstanden und der nora. goba dann nachgebildet war, und ob nioht anmann- eine Umbildung von *anann- = *anamn- durch Wiedereinfuhrung des m war. Vgl. hierzu ai. bhumna fur bhima, gr. dpvaat fur *apasi u. dgl. (§ 117 Anm. 1 S. 344, § 361, Streitberg Paul-Braune's Beitr. XIV 205 f.).
Av. namenis Instrum.-Form, wie vispais (§ 338), s. §379. 341. 4. r-Stamme. Auf *qetiibr-9 Qx£zra.rja sind zuriickfiihrbar ai. catvar-i lat. quattuor got. Jidvor, die beiden letzten auch auf 'qehwr, vgl. § 168 S. 471 f.; hierher vielleicht auch osk. petora mit unbekannter Quantitat des o. Schwachere Stammgestalten in gr. dor. Tsrop-a ion. Tsaasp-a att. -iirrap-a boot, TISTxap-a lesb. rcfoop-a, osk. petiro-pert [petiru-pert), dieses osk. Wort mit dem Ausgang der o-Stamme. Air. cethir war wol die Masculinform; die 'Aspiration' des folgenden Wortes {cethir chet c 400J) nach den wirklichen Neutralformen, tri chet etc. (vgl. die 'Aspiration3 als Zeichen des femin. Genus nach dem nom. sing, der femin. e-Stamme, z. B. suil chairech coculus ovis3, nach Maassgabe der d-Stamme). Denkbar ware auch, dass man nach dem neutr. trl ein *qetrl geschafFen hatte, woraus cethir. Ein idg. *qetiir- in gr. dor. xs-rpw-xov-a c403 u. s. w., s. § 176 S. 4S9, § 178 S. 495 ff. Eine ai. Neubildung nach -ani -mi -uni war -fni, wie bhartfni von bhartar- 'Erhalter, erhaltend3. Vgl. § 224 a. S. 558.
§ 342.]
Casusbildung der Nomina. Nom. Ace. plur. neutr.
687
342. 5. Stamme auf Verschlusslaute. a. wi-Stamme. a. -nt: av. mizdavqn cmit Lohn versehene' afsmanivq Terszeilen enthaltende3, -qn -q — urai. *~an{t). Vielleicht hierher •auch das als nom. plur. masc. fungierende lit. ve%q, s. § 321 S. 668; man beachte, dass idg. *-ont nach I § 615 S. 466 mit *-ont zusammenfallen musste, wenn das Vocalkiirzungsgesetz alter war als der Abfall des -t. p. -nt-o. Ai. Eigv. gh%tdvant-i 'fettreiche' santi 'seiende*, in jiingerer ved. und in nachved. Zeit ghrtdvant-i sdnt-i brhdnt-i, nachved. dddant-i neben dddat-i cgebende\ Gr. jjapievr-a
44
688
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
[§ 342—344.
-fni] ausser bei catvari. Bei dem tjbergang des Nasals auf *manasi war von Bedeutung, dass diese Form im Paradigma die einzige mit der Stammsuffixgestalt -as war. Anm. Die weit hergeholte Erklarung der Nasalierung in mdnasi, die neuerdings J. Schmidt Pluralb. 155ff.236 gibt, hat nichts Uberzeugendes. Gr. 7T£V7jT-a, tpuyaS-a, apuay-a. Lat. capit-a, cord-a mit dem -a der o-Stamme, die Adj. teret-ia discord-ia audac-ia victric-ia nach der i-Declin. 343. 6. s-Stamme. a. *-os (*-es): av. mana von manah- cSinn, Gedanke'. Hierher vielleicht auch ags. lombor -ur cLammer3 calfur cKalber3, s. J. Schmidt Plur. 149 ff. b. *-os-9, nur lautgesetzlich verandert in dem einen gab. varecahi[-ca) y. 32, 14 (vgl. ai. vdrcqsi) nach Bartholomae's ansprechender Conjectur Ar. Forsch. II 105 ff. Mit analogischer Nasalierung ai. mdnqsi und mit einer ebenfalls auf analogischer Neuerung beruhenden, aber nicht speciell auf die Form des neutr. plur. erstreckten, Nasalierung Compar. aliyqsi part, vidvqsi, s. § 342. Gr. rfi-ito aus *-itu(o)-a trotz ^S-ioo? = *-io(o)-e?? Auch lat. ocior-a {-a nach den o-Stammen) noch mit altiiberkommenem -ids-"! Schw'achere Stammgestalten in gr. ion. uivE-a att. (j.sv7j und, mit dem -a der o-Stamme. av. -atdh-a (d. i. *-as-a), z. B. manarah-a (wie daeman-a § 340 S. 686), lat. gener-a, got. agis-a cy6$oi ahd. kelbir (ags. cealfru) 'Kalber'1) (diese germ. Worter auch in den andern Casus nach der oDeclin., vgl. lat. holerorum zu holer-a u. dgl.), aksl. sloves-a. Ob air. tige aus *{s)teges-9 oder aus *{s)teges-a hervorgegangen war, ist nicht auszumachen. Ai. havisi von havis- 'Opferguss3, ayi{si von ayus- cLebenskraft'. Gr. horn, xspa-a att. xspoi. Genit. plur.2) 344. So lange keine annehmbare Moglichkeit gefunden ist, das -u der aksl. mater-u sloves-u u. s. w. als Fortsetzung 1) Ahd. kelbir aus *kdMru, ags. cealfru aus *kdliorit. 2) S c h l e i c h e r -s-am-s, Suffix des gen. plur. in der idg. Ursprache, Kuhn's Zeitachr. XI 319 f. O s t h o f f Die Bildung des gen. plur. im Idg.,
§ 344.]
Casusbildung der Nomina, Gen. plur.
689
eines uridg. *-om zu erklaren, halte ich es mit Osthoff u. A. fur wahrscheinlich, dass die grundsprachliche Gestalt des Suffixes unseres Casus *-om war. Wie dieses -om zu Stande gekommen war (s. Leskien Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1884 S. 104), lassen wir auf sich beruhen. Mit dem Auslaut der o-Stamme war -om, je nach der Gestaltung desselben, theils zu -dm, theils zu -em verschmolzen (vgl. § 240 S. 587), eine Doppelheit, die das Germanische festhielt 1 ), wahrend sonst -dm verallgemeinert wurde. Der Ausgang der o-Stamme eTScheint im Ar., Griech., Ital., German, und Bait, auf die consonantiseh auslautenden sowie auf die i- ii-, u- uu- und die i- und w-Stamme, umgekehrt im Slav. *-om = -u auf die o-Stamme sowie die a- und I- ae-Stamme iibergetreten; mit der Verallgemeinerung des -u im Slav. vgl. die Verallgemeinerung des -a des nom. ace. plur. neutr. im Griechisehen (§ 337 ff.). Der Process der Ausbreitung des -dm {-em) mag bereits in uridg. Zeit begonnen haben, und dialektische Verschiedenheiten im Bereich' der Ursprache konnen dazu mitgewirkt haben, dass -om im Balt.-Slav. sich noch in solchem Umfang hielt, dass es spater in der speciell slav. Entwicklungsperiode zur Alleinherrschaft kam. Das Ital. und das Kelt, spielen in dieser Prage insofern keine Rolle, als urlat. -om urir. *-on lautgesetzlich ebenso gut idg. *-om als idg. *-om gewesen sein konnen (in beiden Sprachen wurden lange Vocale vor -m vorhistorisch verkiirzt) und als die Quantitat des o in umbr.-samnit. und gall, -om unbekannt Morphol. Unters. I 207ff. B e z z e n b e r g e r Die Genitivendung -nam, in seinen Beitr. II 130ff. Osthoff Uber den gen. plur. der a-Declin., Morphol. Unters. II 111 ff. B a r t h o l o m a e Zu den ai. gen. plur. auf -Li, -in, -im, -rn, Stud. z. idg. Spraehg. I 117ff. B r e a l Le genitif pluriel en latin, Melanges Renier, 1887, p. 234. F o r s t e m a n n Zur Gesch. altdeutscher Declination: der gen. plur., Kuhn's Zeitschr. XV 161 ff. (mit Nachtrag Ton P e t t e r s , ebend. XVI 385ffi). Osthoff Der gen. plur. im German., Morph. Unters. I 232ff. Mohl Histoire du gen. plur. en serbe, Mem de la Soc de lingu. VI 187ff. 1) Dem got. -ze in i-ze soil lykisch -he entsprochen haben nach Deecke Bezzenberger's Beitr. XII 340. 44*
690
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
[§ 344—345.
ist. Eventuell also stand das Slav, mit seinem -u = idg. *-om nieht allein. Der uridg. Ausgang der a- «nd der I- «e-Stamme ist nicht sicher zu bestimmen. OsthofT Morph. Unt. I I 126 vermutet fiir jene Stammelasse -am. Jedenfalls wai in beiden Classen, wie sonst, -m der Auslaut. Was die Vertheilung des -dm und des -em im G e r m a n , betrifft, so scheint das Schwanken zwischen beiden Endungen im Urgerman. auf die o-Stamme beschrankt gewesen und in den andern Stammkategorien -dm allein iiblich gewesen zu sein. Im Nord. und Westgerm. wurde dann -em zuriickgedrangt (bis auf einige Reste, s. § 345), wahrend dieses im Got. nicht nur bei den o-Stammen verallgemeinert wurde, sondern auch in andere Declinationen iibergriff, z. B. gaste m. anste f. («-Stamme), reik-e m. baurg-e f., suniv-e m., guman-e m. etc.; -o = *-om hielt
sich in diesei Sprache nur in einigen fem. Classen, z. B. gibo sibjo frijondjo tuggon-o. Noch nicht sicher erklart ist das arm en. Genitivzeichen -c (zugleich fiir Loc, Dat., Abl.) : gailoc, srtic, zarduc, akanc, marc, dsterc und dsterac. Bugge Beitr. zur etym. Erl. der armen. Spr. 47 f. vermutet in -c die idg. Locativendung -si mit der Postposition -en, z. B. srtic = -i-si + en. Der Nasal von -en hatte aber bleiben miissen, es ware also eher an lit -e (z. B. rankoj-e rankos-e § 264 S. 619) oder an ar. -a (av. loc. plur. auf -hv-a, § 356) zu denken. Den abstufenden consonantischen Stammen, z. B. *pdter'pater3, eignete von idg. Urzeit her schwache Form. 345. 1. o-Stamme. Uridg. *ulqom luporum", *jugem c iugorum3, vgl. § 240 S. 587. Im Ar. verhaltnissmassig nur noch selten (vgl. Hanusz Sitzungsber. d. Wiener Ak. 1885 S. 7 f., Bartholomae Stud. z. idg. Spr. I 47 f. 97. 117 ff.): ai. ved. wham, devam rdeorum3; av. ve/irkqm. Gr. Xuxwv; iiber dor. cpiAwv (att. cpt'Aujv) ,s. Verf. Gr. Gr. 2 S. 126. Lat. verhaltnissmassig nur noch selten -om -um, z. B. deum, fabrum, modium, inschr. Bomanom; umbr. pihaklu cpiaculorum3 proseseto cprosectorum:>, osk. Niivlaniim cNolanorum'. volsk. Velestrom 'Veliternorum'; dass der
§ 345.]
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
69^
Ausgang -om dei ital. Sprachen idg. *-om war, ist nicht sicher, s. § 344. Air. fer n-, cele n- 'sociorum3 aus *-iiom (vgl. I § 139 S. 126 und Nachtr. S. 566), Ogaminschr. maqa (vor Mailagni) c filioium3; dass der kelt. Ausgang *-om idg. *-om war, ist nicht sicher, s. § 344. Got. vulfe, hairdje 'der Hirten3 mit *-em, ahd. wolfo hirteo, ingleichen as. -o ags. -a aisl. -a aus *-om\ *-em im Westgerm. noch in as. kinda, Hrodbertinga u. dgl. (Kogel Paul-Br. Beitr. XIV 114) und in as. us a afries. use cunserJ, ferner nach Kogel a. O. im Ahd. in Oitsnamen auf -inga etc., wo es als Genitivendung nicht mehr empfunden wurde. Lit. vitku (I § 92 S. 87). Arisch. Gewohnlich -anam: ai. vrkanam devanam, im nachved. Sanskr. allein iiblich; av. vehrkanqm (auf Verkurzung des -a in der paenultima deutet das zweisilbige yenqnqm d. i. yenqnqm cder Morder3)J), apers. baganam 'deorum'. Denselben Ausgang als Formiibertragung von den w-Stammen her zeigen die a-Stamme (§ 346), und es scheint, dass er bei diesen im Urar. zuerst aufkam, vielleicht um den gen. plur. vom ace. sing, zu scheiden. Die Formen *atma-bhis *atma-bhias *atma-su liessen *atmanatn als *atma-nam empfinden und nach diesem Muster z. B. ein *saina-nam (ai. senanam) fur *sainam zu *sainahhis etc. schaffen. Dieser Auffassung (vgl. Hanusz a. O. 11) sind die erst in ind. Zeit aufgekommenen bhru-nam neben bhru-bhis, go-nam neben go-bhis, rir-nam catas%-nam neben nr-bhis catasr-bhis, catur-nam neben catur-bhis, sannam = *sadnam neben sadbhis giinstig, und sie wird weiter gestiitzt durch die gleichartige Neubildung im Westgerman.: (ahd.) gebo-no (got. gibo) zu gibo-m nach zungon-o neben zungom (§ 346). Vgl. auch § 229 Anm. 1 S. 570. Italisch. Im Lat. von altester Zeit an auch -drum, die gewohnliche Form, z. B. luporum, istorum, C. I. L. n. 32 duonoro = bonorum, eine Neubildung nach -arum (§ 346). Osk. Safinim 'Saflnorum, Samnitium" Aisernim 'Aeserniorum5 (da1) Diese Verkurzung vergleicht sich mit der in unhanqm ace. sing. fern. zu anhana-, datarem-ca neben datarem u. dgl.
692
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
[§ 345—346.
gegen K l u v a t i i u m cCluatiorumD) war eine Neubildung nach dem nom. und ace. sing, mit z, s. § 63 S. 116, § 194 S. 532, § 212 S. 546 und Streitberg Paul-Braune's Beitr. XIV 189. 198; vgl. unten aksl. hraji. Balt.-Slav. Aksl. vluku nach der Analogie der consonantischen Classen, s. § 344. Statt kraji sollte man *kraje erwarten als Fortsetzung von *r{3m (vgl. § 227 S. 566). Entweder war -u von vliikii heriibergenommen und *kraju dann zu kraji geworden, oder aber der Ausgang war *-im gewesen, eine Neuerung nach dem nom. ace. sing, kraji mit urspr. *-is *-im (§ 194 S. 532, § 212 S. 546 f.), vgl. oben osk. Safinim. Im letzteren Fall miisste pqiiji sein -i von kraji bezogen haben, zur Unterscheidung des gen. vom nom. pqttje. — Deutlichkeitsriicksichten liessen in den meisten slav. Sprachen den Ausgang -ovu der w-Stamme (§ 349) an die Stelle des -u der o-Stamme treten, und -ovu kann dann auch noch zu andern Stamniclassen, im Niedersorb. zu alien. Anm. Lett, to kT«w' (o = « mit dem gedehnten Ton) lasst fragen, ob das I § 92 S. 87 angefuhrte Lautgesetz, nach dem *-om zu *-um wurde, nur fur Mehrsilbler gegolten habe. Es lasst sich aber auch annehmen, dass o («) aus dem ace. (tos) und dem loc. (tus) entlehnt war, ahnlich wie neben scham 'huic' (lit. sziam) ein schim gestellt wurde nach schi-s u. dgl. m. Letzteres hat mehr fur sich.
346. 2. «-Stamme. Der uridg. Ausgang ist unklar, s. § 344 S. 690. Urarisch -am vielleicht noch ein paar mal im Av., wie vanqm cder Baume5 (vgl. auch pronom. kqm). Bereits urar. auch -anam: ai. dsvanam; av. haenanqm (aus ''-dnarn), apers. parurzananam cder volkreiehen'. Uber die Entstehung dieses Ausganges s. § 345 S. 691. Gr. *-a(-)(ov nach der pronominalen Declination (hom. TSU>V = ai. tasam § 429). Hom. Os^itov, boot. Spa^jxatuv, thess. -aouv und -av, dor. lesb. -av, ion. -scov att. -wv. Att. adj. cpftwv statt *
§ 346—348.]
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
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Lat. Masculina wie agncolum.omnigenum bei Dichtern hatten nicht etwa den Ausgang, an dessen Stelle -arum getreten war, bewahrt, sondern waren Neubildungen, an Gangaridum Aeneadum u. dgl. sich anschliessend. Air. tuath n-, ban n-, soillse n-, vgl. fer n- cele n- (§ 345). Got. gibo, ags. jiefa; im Ahd. nur bei Otfrid ein paaimal -o, wie aleibo cder Uberbleibsel1. Neubildung nach der w-Declination im Westgerm., ahd. gebono as. gebono ags. jiefena, veranlasst durch die Gleichheit der Dat. gebom as. geton ags. jiefum mit zungom tungon tunjum (nom. plur. zungun u. s. f.). So auch ags. cu-na cder Kiihe' neben cu-a (dat. cu-m), wie ai. g6nam (instr. gd-bhis). Vgl. § 345 S. 691. Lit. ranku edziu (nom. plur. edzios Itaufe 5 ), aksl. rqku zmiji (zmij'a cSehlange5), vgl. vitku, vluku kraji § 345 S. 692. 347. 3. I- j e - S t a m m e (vgl. S. 526 Fussn. 1). Der uridg. Ausgang unklar, am ehesten -(i)iom, vgl. Ir., Germ., Balt.-Slav. Ai. ved. brhatindm, -inam, av. barentinqm (die Quantitat der av. i und u ist unsicher!), eine ar. Neuschopfung, die bei den Paiallelen (ai.) brhati: diva, brhati-su : dsva-su etc. nahe lag, vgl. 345. 346. Gr. cpspooouiv horn, [louoatov nach der ««-Declin. (§ 346). Lat. facierum, ebenso wie -drum (§ 345) nach -drum gemacht. Air. inse n- (vgl. soillse n- § 346). Got. frijond/d, ahd. gutinnono (vereinzelt kuninginno), vgl. ja-St. got. sibjo ahd. sippeono § 346; vielleicht hierher auch ahd. digino cder Bitten 3 u. dgl. (vgl. dat. instr. plur. digi-m § 382). Lit. zemiu vezancziu, aksl. zemlji vezqsU, vgl. edziu zmiji § 346. 348. 4. i - S t a m m e . Uridg. -{i)iom, *ouiom Wium 3 * t r i i o m "trium5, s. § 344. Av. kaoyqm aus *kauidm (I § 160 S. 145) zu kavi- Name damonischer Wesen. Gr. tpiuiv, 6iu>v, vgl. u. Lat. ovium turrium trium; umbr. peracrio (Sinn unsicher), osk. Tiia~ tium c Teatium, Teatinorum1 a j i t t i u m cportionum:> (gen. sing. aeteis). Air. fdthe n- aus *-iom, Ogaminschr. tria (vor maqa) 'trium1; gall. Brivatiom fpontilium3 Stokes Bezzenberger's Beitr. XI 129). Got. prij-e (fur -o, § 344) ahd. drlo (i nach dri), ahd. gesteo -io m., ensteo -io f., aisl. elgja (elgr 'Elenthier"). Lit. nakcziu; aksl. pqfiji nosUji -iji (s. § 345 S. 692), doch vgl. u.
694
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
[§ 348.
Ariseh. Av. vay-qm pray-qm (ved. vinam trlnam) mit starker Stammform wie gen. sing, vay-o, s. § 231 S. 575, vgl. auch nar-qm = ved. nar-am § 351. Wie nun av. vayanqm aus vayqm nach der o-Declin. umgebildet war, so veibiirgt ai. trayanam ein alteres *tray-amJ) und indirect Formen wie *kavyam = av. kaoyqm. Ai. amriam ved. trlnam av. azinqm, wie -ariam, s. § 345 S. 691. Zunachst war vielleicht im Urar. *-i-nam zu *-i-bhis etc. gebildet worden; die Dehnung des i theils nach -anam, theils wol auch nach dem nom. ace. plur. neutr. (§ 339 S. 684); fur av. azinqm ist wie fur bazunqm (§ 349) zu beachten, dass die Quantitat der av. i und u unsicher ist. Ferner entsprang im Ved. ein -im analog dem -am, wie surim zu suri-s cder glanzende3, entsprechend -um und -rm neben -unam und -rnam {§ 349. 351), s. Bartholomae Bezzenb. Beitr. XV 208, Stud. z. idg. Spr. I 47 f. 97 ff. G r i e c h . -iiov iiberall, ausser im Att., in den Substantiven, wie [3aaiiov (iroXttov kann auch zu TO'AI-? gestellt werden, §354); Tpiwv auch attisch. Att. (iiaaswv ocpswv mit Einfiihrung des e der •starken Stammform, der Ton nach j3aaco? paasw?, s. § 231 S. 575; vgl. aueh j3aasai fiir pdcoioi (§ 360). Im Lat. wurde -ium vielfach auf die consonantischen Stamme tibergefiihrt, besonders auf die w^-Participia (s. u.). Die hier entstandenen Doppelformen sowie das aus vorital. Zeit stammende Schwanken zwischen civitat-um und clvitati-um u. dgl. (§ 102 S. 292) liessen hie und da -um statt -ium bei alten i-Stammen eindringen, z. B. apum vatum neben api-um vati-um. -iorum fiir -ium in Neutra wie vectigaliorum anciliorum war durch das -ia des nom. ace. hervorgerufen. Air. fathe n- auf *-e{i)-om zurackzufiihren, was lautgesetzlich moglich ware, sehe ich keinen geniigenden Grund. tri n'trium' nicht lautgesetzlich, sondern nach nom. ace. trl (vgl. oben ahd. drlo und § 345 S. 691 f. iiber osk. Safinim). 1) Ahnlich rief im Litau. der gen. triju wegen der Ubereingtimmung mit dem -w der o-Stamme [z. B. keturiu) dialektisch den loc. trijuse fur tri-se hervor.
§ 348—350.]
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
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Got. masc. gaste cder Gaste3 nach vulfe (vgl. gastis gasta: vulfis vulfa), wahrend bei der Sehopfung des fem. anste in eister Linie wol baurg-e (ahd. burg-o) neben baurgi-m (ahd. burgi-n) u. dgl. vorbildlich wirksam war (vgl. lat. apum statt api-um, lit. krutu statt krucziu). Die Fem. wie nditeino (nom. sing, nditein-s Lasterung) nach managein-o (nom. sing, managei 'Menge3), was die Neubildung nom. plur. nditeinos nach gibos veranlasste; einmal auch dat. plur. -dm, unkaureinom cden Unbeschwerlichkeiten3 , nach gibom. TJber l i t . krutu zu kruti-s u. dgl. s. § 402. Aksl. pqtiji kann ebenso' gut auf *-ii-om als auf *-ei-om (vgl. S. 692) zuriickgefiihrt werden, vgl. pqtij'e § 317 S. 664 und synov-ii § 349. 349. 5. w-Stamme. Uridg. -{u)u6m, *sun[u)uom 'filiorum3, s. § 344. Av. yapw-qm von yatu- 'Zauberer3 u. dgl. Gr. horn. ^•ouviov Boupwv aus *yovJ:-(BV *oop,f-u)v. Lat. manuum (auch contrahiert passum currum u. a.) wol eher aus *-{u)u-6m als aus *-eii-om (durch die Mittelstufe *-ou-om). Got. manne (fur -o, § 344) ahd. as. manno = *mami-dm. Lit. sunu aus *sunuil wie sz& aus *szut't (I § 184 S. 162). A r i s c h . Ai. siinunam, av. bazunqm, apers. paruvnam c multorum' (vgl. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XIII 70) dahyunarn cregionumD, wie -mam (§ 348) zu beurtheilen. Im Ved. auch -urn, dasytim von ddsyu-s 'Unglaubiger1, wie -im, s. § 348. G r i e c h . vjostov und Trvj^etov (nach Trr^sux; betont) mit starker Stammform nach rfisss etc., vgl. att. ^aoscov § 348. Air. bithe n- Neubildung nach der «-Declin. Zuriickfiihrung auf *-eu-om (Windisch Paul-Braune's Beitr. IV 250) istunstatthaft, da -eu- zu -oyt- geworden ware (I § 66 S. 56 f.). G e r m a n . Got. suniv-e na,ch sunjus (*suniu-iz). Entsprechend vielleicht ahd. siteo, cuniu cder Kniee 3 aus *-eu-o(n), und wegen der Gleichheit mit gesteo dann nom. ace. siti und dat. siti-m nach der «-Declin. Aksl. synov-ii nach nom. synov-e. 350. 6. ra-Stamme. Uridg. *kun-om ccanumD, s. §344. Ai. sun-am uhsn-hm alman-am; av. sun-am asaon-qm (asavanc heilig, fromm3) taoxman-qm [taoxman- cVerwandtschaftJ). Gr.
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Casusbildung der Nomina, Gen. plur.
[§350—351.
xuv-wv dpv-uiv, TEXTOV-U)V iroifisv-iov, dycuv-cuv it£0$Kjv-u)v. L a t . lio-
min-um juven-um, inschr. poumilion-om. Air. con n- aran n-. Got. auhsn-e ags. oxn-a aisl. yxn-a vxn-a cder Ochsen3, got. abn-e c der Manner3, guman-e liairtan-e rder Herzen3 (-e fiir -o, § 344), tuggon-o rder Zungen3 managein-o cder Mengen3; ahd. gomon-o herzon-o mit Umgestaltung der Stammesform nach zungon-o, vgl. ffomom herzom § 384. Lit. dial, szun-u, akmen-u; aksl. dm-w cder Tage3 (§ 114 S. 335), kamen-u, zemljan-u cder Landsleute3 (§115 S. 340). Lat. Selten -turn nach der «-Decl., wie carn-ium. Bait.-Slav. Jenes lit. akmen-u gab den Anstoss zur Bildung von akmen-ai u. s. w. nach den o-Stammen (Verf. Lit. Volksl. u. March. 301). Hochlit. nur szun-iu akmen-iu nach der «-Declin. Ebenso aksl. din-iji -iji, neben din-u. 351. 7. r-Stamme. Uridg. *matr-bm 'matrurn3'*'dotr-om 'datorum3, s. § 344. Ai. ved. einmal noch svdsr-am, oft nar-am — av. nar-qm wie gen. sing, ndr-as (§ 235 S. 580), vgl. av. vayqm § 348 S. 694. Av. mapr-qm dapr-qm, str-qm und star-qm von star- ^tern3, tilr-qm f. ctrium3. Gr. horn. Tiarp-uiv &uyaxp-uiv att. avop-wv, durch Neubildung att. 7raT£p-u>v (j.y;T£p-u)v (wie ^Ss-iov u. dgl.); 8(uxdp-(uv, SoTvip-tov. Lat. matr-um, dator-um; umbr. fratrum fratrom cfratrum3, osk. fratrum cfratrum3 nerum c principum, nobilium3. Air. mathar n- brathar n- aus *-tr-om oder *-ter-om. Got. bropr-e (fiir -o, § 344), ahd. muoter-o. Lit. dial, moter-u, aksl. mater-u, datel-u cdatorum3 (§ 122 S. 365). *qetuer- C43 hatte wol *qetur-om: vgl. ai. caiur-nkm fiir *catur-am (§ 345 S. 691), gr. lesb. TTEoup-cuv, aisl. fjugurra mit pronominaler Endung (vgl. § 16S S. 472); aksl. cetyr-u [y = u). Ai. dur-am (d- fiir dh-, s. I § 480 S. 356) ahd. dur-o aisl.
§351—352.]
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
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brathre n-, braithre n-, Neuschopfung nach der «-Declin., vgl. braithrib wie faithib § 385. Die Femin. teor-a n- C33 cetheor-a nl J 4 nach innan- (§ 429), s. Windisch Paul-Braune's Beitr. IV 224. B a i t . - S l a v . Hochlit. moter-iu nach der «-Decl.; so auch im Aksl. vereinzelt duster-yi cder Tochter3. 352. 8. Stamme auf V e r s c h l u s s l a u t e . Uridg. *bhrghnt-om (s. §344). Ai. brhat-am, av. beree zat-qm ber zant-qm. Gr. cpspdvi-cov. Lat. ferent-um prae-sent-um sonant-um, woneben ferent-ium u. s. w. (Biicheler-Windekilde Grundr. 83) wie nom. ace. plur. neutr. ferent-ia (§ 342 S. 687). Air. carat n-. Got. frijond-e (fur -o, s. §. 344), ahd. friunt-o. Mit jo-Suffix lit. vezancziu aksl. vezqsfi. Ai. dat-am, gr. oSovr-tov, lat. dent-um (haufiger dent-ium), ags. tod-a aisl. tann-a, lit. dant-u dentium . — Ai. dasdt-am lit. deszimt-u aksl. desqt-u cdecadum3. — Osk. l i i m i t u [ m limitum 3 . Aksl. telqt-u cder Kalber' (vgl. § 244 S. 596). Ai. sardd-am cder Herbste3. • Gr. <poya8-u>v. Lat. lapid-um. Air. druad n- cdruidum3. Got. taihunt-e (fur -o, § 344) in taihunte-hund c1003, ahd. zehanzo 'lOO3 = gr. SsxctS-iov, s. § 179 S. 502 ; auch mag es im Nord. einmal ein *tehunla-hund gegeben haben 1 ). Ai. pad-am, gr. iro8-aiv, lat. ped-um, ahd. fuafr-o aisl. fot-a 'pedum3. 1) Hieraus erklarte sioh der auffallende a-Vocal in nord. run. pri-taunta und aisl. prettan prettande etc. Wurde nemlich *tehunta-hund falschlich als *tehun-tahund aufgefasst (wie man, nach Ausweis der Analogiebildung taihuntailiund, ja auch taihuntehund im Got. nicht mehr verstand), so konnte sein a fur dag urspriingliche e in den Zahlen 13 if. eindringen; zu letzterem Process vgl. die analogische Ausbreitung des o von -xovxa § 176 Anm. 2 S. 490f. So h&tte Noreen (Arkiv f. nord. filol. I l l 26, Paul's Grundr. I 508) zwar mit dem Ansatz eines *-tahund = got. -tehund im Nord. Eecht, aber nieht mit der Annahme eines alten Ablautes e : e in der ersten Silbe von *dekm. Nachdem der Druck des Abschnittes iiber die Zahlwortbildung (S. 403— 510) bereits vollendet war, erschien J. Schmidt's Schrift Die Urheimath der Indogermanen und das europ. Zahlsystem, Berlin 1890, in der die got. taihuntehund ahd. zehanzo und was damit zusammenhangt ausfuhrlich erortert werden in einem von unserer Erklarung voUig verschiedenen Sinne. Schmidt theilt taihun-tehund und deutet die westgerm. Ausdrflcke aus einem got. *hund taihuntev 'zehnreihiges Hundert', das in verschiedener Weise mit taihun-tehund ausgeglichen worden sei. Ich kann auf das interessante
Casusbildung der Nomina. Gen. plur.
[§ 352—353.
Ai. usij-am 'der verlangenden 3 . Gr. |j.eipax-u>v, opiux-cov 6ptuyu>v. Lat. meretrlc-um und mit - i w meretric-ium felic-ium u. dgl. Ai. nathrach n- cder Wasserschlangen". Ai. vac-hm av. vac-qm, gr. *6ir-tov, lat. voc-um. Ai. -raj-am, lat. reg-um, air. n y «-, got. ra'A-e (fiir -o). Air. Sre^r «- cder Berge", got. baurg-e (fiir -o) ahd. Swr^r-o cder Burgen, Stadte 1 (av. berez-qm unbelegt). Ai. ap-am av. ap-qm princip-um (auch -turn).
c
aquarum 3 . Gr. XX
353. 9. Stamme auf -s. Uridg. *menes-om (§ 344) zu *menos n. cSinn'. Ai. mdnusam durmanas-am, av. manaidli-qm dusmanaidh-qm. Gr. ion. [isvstov ouo^evsiov att. -Sv. Lat. gener-um. Air. tige n~. Ahd. kelbir-o. Lit. debes-u (neben debes-iii) zu debes-i-s c Wolke'; Problem hier nicht naher eingehen, bemerke jedoch, dass uneere Auffassung (s. S. 500 S.) den Vergleich mit der Schmidt'schen nach meinem Dafiirhalten sehr wol vertragt. Jene soil (Schmidt S. 39) an drei Hauptechwierigkeiten leiden. 1. Das zweite Glied von as. ant-sibunta sei sicher kein gen. plur., alg solcher hatte es auf -o zu enden. Die Gen. friunda kinda u. s. w. (§ 345 S. 691) -widerlegen diesen Satz. 2. Ahd. zehanzo got. taihunte- entsprachen nicht dem ai. dasdt-am gr. SexaS-iov. Zu diesem Ausspruch war Schm. nur berechtigt, wenn er nachwies, dass jener bekannte, heute bereits durch viele Beispiele belegte uridg. Wechsel zwischen Tenuis und Media, auf den ich Morph. Unt. V 13 hinwies (vgl. auch oben § 177 S. 494), iiberhaupt nicht bestand oder doch auf unsern Fall nicht anwendbar ist. Die Behauptung (S. 27), die Flexion oexd? -oEoo; statt *-aroj sei erst nach 'EXXoc? -dSo? u. dgl. geschaffen, ist eben nur eine Behauptung. 3. Ai. satdm u. s. w., dem ich hund in taihunte-hund gleich setze, bedeute in keiner Sprache Zehnheit. Sehr natiirlich, denn ich nehme ja taihunte-hund 'hexditat 5ey.a?' als den Ausdruck, aus dem die ai. satd-m u. s. w. 'Zehnheit (von Dekaden)' elliptisch verkiirzt waren. Ubrigens sollte diese 'Schwierigkeit' nicht der betonen, der bei s e i n e r Erklarung unsrer Zahlworter mit einem tehunda= *dekmto- operiert, das an keiner andern idg. Sprache einen Anhalt hat; Vriddhiableitung wurde im Germanischen kein lebendiges Bildungsprincip wie im Arischen. Dass eine Erklarung, nach der got. taihunte-hund as. ;ant-sibunta ahd. zehanzo unmittelbar zusammengehoren und Genitive enthalten von der Art der got. frijonde as. friunda ahd. friunto, einfacher ist als die Schmidt'sche, die die got. und die westgerman. Ausdrucke von ganz verschiedener Grundlage aus erklart und innerhalb des Westgermanischen wieder den Auslaut von as. ant-sibunta anders auffassen muss als den von ahd. zehanzo, wird wol niemand in Abrede stellen. Ob sie die r i c h t i g e sei oder die Schmidt'sche oder eine dritte, mag weitere Forschung Sachverstandiger entscheiden.
§ 353—356.]
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
699
aksl. shves-u. — *mens-om cder Monate J (s. § 132 S. 389): gr. fj.rjv-uiv, lat. mens-um (und -turn), air. mis n~. Mit suffixalem s wol auch ags. jos-a aisl. gas-a lit. dial, zqs-u gr. ^YJV-UJV anserum5, vgl. § 160 S. 455. Ai. usds-am, lat. honor-urn (§ 133 S. 396 f.). Uridg. Compar. *okis-om 'ociorum' (vgl. § 135 S. 402). Ai. asiyas-am av. asyaidh-qm, lat. ocidr-um. Mit -io- aksl. slazdui. Mit -»'e«- fur -«es- gr. ^S-ioViov. (vgl. § 136 S. 412). Ai. Uridg. part. perf. act. *ue{dus-om vidus-am av. rldus-qm. Mit -io- lit. mtrus-iu aksl. niirust. Mit -•we£- fur -wes- gr. sfSoT-tov. *mus-om cder Mause': ai. mus-am (belegt nom. plur. mus-as), gr. [xouiv fur *(Auuiv (§ 160 S. 455), lat mur-um (und-ium), ahd. mus-o aisl. mus-a. 354. 10. «- %- und M- « - S t a m m e und S t a m m e auf-F, -I -§• Uridg. *-ii-om, *-uu-om (§ 344), z. B. *bhruu-om (nom. sing. *bhru-s 'Braue'). Ai. dhiy-am bhruv-am, daneben dhlnam bhrunam und nur nadinam Ivasrunam (§ 345 S. 691). Gr. xi-tov, u-tov o'-ppu-tov, TtoAi'-wv zu izolX-c, vsxu-tov zu vsxu-?. Lat. su-um (und -«MTO), socru-um. Aisl. s«-a W m ' (vgl. 233 S. 578). Lit. dial, zuv-u cder Fische' = gr. i/&u-
plur.l)
356. 1. D a s S u f f i x des loc. plur. Ein idg. Ausgang -su ist fur diesen Casus angezeigt durch das Ar. und Balt.-Slav., 1) Osthoff Die Bildung des loc. plur. im Idg. und Verwandtes, Morpli.
700
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
[§ 356.
ai. -su av. -hu, alit. -su aksl. -chu. "Uber gr. jistalu, das man ebenfalls als Zeugen heranzuziehen pflegt, s. Anm. S. 701. Dass auch gr. -oi altuberkommen war, ist wahrscheinlich wegen der av. loc. plur. haf-si und tanu-si (Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XTII 84 f.); vgl. auch Bugge's Deutung des armen. -c aus *-si (s. S. 690). Weiter aber lasst sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein -s neben -su und -si nachweisen. Die letzteTen waren hiernach Erweiterungen des -s, des eigentlichen Casussuffixes, durch angetretene adverbiale Elemente: -u, vielleicht 'dort', mag dem -u von ai. muh-u und dgl. (s. § 256 Anm. S. 610) und dem von gr. OU(TO?) U. dgl. (s. § 415) gleich gewesen sein, -i, vielleicht chier3, dem -i des loc. sing. (§ 256 S. 609) und dem von lat. nom. sing, qo-i qui (§ 414). S. Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXVII 177. Das -s war unerweitert erhalten in folgenden Fallen. l.Lat. devas Corniscas C. I. L.I n. 814, und mit o statt oi lat. sabell. -os (§ 357. 358)1). 2. Gr. unroi?, das zugleich idg. instr. plur. auf -dis war (§ 380); einerseits WTTTOI;, anderseits
356.]
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
701
in ahnlicher Weise wurde in einer jiingeren Zeit im Att. (fiir *8o)Toppt, das lautgesetzlich entstehen musste) durch cpuAaiji etc. gehalten (§ 362). Minder sicher ist, dass auch lat. oloes lupis osk. Niivlanuis, neben lat. sabell. loc. -os, nicht bloss idg. instr. -dis sondern auch idg. loc. -ois fortsetzten. 3. Dass in das Bait, neben -s-u auch -s hineingekommen war, zeigen zwar nicht die Formen wie lit. ranko-s szirdy-s lett. ruM-s strdi-s u. dgl., als hatte deren -s von jeher den Auslaut gebildet, wol aber alit. -se -sa neben -su. Denn rankose war ebenso wenig aus rankosu nach loc. sing, rankoje umgebildet wie griech.
702
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
suffix zu halten kaum fern nichts, als ja die locative auf -s antrat. lektinschr. n. 391, 5 ist = fosi-aiz zu lesen.
[§ 356.
berechtigt ist. maks-u p.£ra|-i aber beweisen insoPartikel u auch hinter andere Formen als PluralAuch auf boot, TJ; yovzuz, (TOT? yoveuai) Collitz Dianichts zu geben, wahrscheinlich ist mit Fick yoveut
Wie -s, -s-u, -s-i in der uiidg. Zeit vertheilt waren — denn schwerlich war der loc. plur. jedes Woites in den drei Gestalten im Gebrauch —, ist nicht mehr zu sehen. Dass -su und -si iiber -s so vielfach die Oberhand gewannen, erklart sich daraus, dass die Formen mit -s ofter mit den Formen des nom. sing, gleichlautend waren. Im Iran, verwuchs die Postposition a (oder deren ctonlose Nebenform5 a, s. § 246 S. 598) mit den Formen auf -su: im Altpers. nur -uv-a -suv-a, im Av. -hv-a -sv-a neben -hu -su. Vgl. ai. ved. nadisv a cin den Stromen1 mdrtyesv a cunter den Sterblichen' u. dgl., ferner urar. *asuai-a cin equa3 § 264 S. 618. I m A i m e n . erscheint -p, wie im Gen., Dat., Abl.; Bugge sieht darin idg. *-si, s. § 344 S. 690. Griech. -oiv neben -ot wie -cpiv neben -cpi. Vgl. § 186 S. 520, § 281 S. 636, ferner Verf. Gr. Gr.2 § 64 Anm. 3 S. 80. Im Kelt, und Germ, ist der loc. plur. seit Beginn der tiberlieferung im lebendigen Gebrauch nicht mehr vorhanden. Ob ihn noch Adverbia fortpflanzten (iiber air. mo cmox:) s. die Anm. S. 701f.), bleibt zu untersuchen. Uber die angeblichen Loc. wie ahd. Otingas s. § 357. 2. Stammgestalt. Die abstufenden consonantischen Stamme, wie*pater- cVater:>, hatten seit uridg. Zeit schwache Form. Im Arischen erscheint im loc. plur. und in den Casus mit 5/i-Sufflxen (ai. -bhyas, -bhis, -bhyam) statt der Stammform oft der nom. sing. An Fallen wie (ai.) dhama : dhama-sn -bhyas etc., dsva : asva-su -bhyas etc., brhati : brhati-su -bhyas etc. entwickelte sich die Empflndung fiir eine causale Abhangigkeit der Form der cmittleren Casus' von der des nom. sing., und so entstanden z. B. ai. manah-su mano-bhyas -bhis -bhyam nach manah mano statt mdnassu [mdnasu) *manad-bhyas etc., havih-su havir-bhyas nach havih havir statt havissu *havidbhyas, av. ravo-hu statt ravahu nach ravo, apers. rauca-bis zu rauca,
§ 356—357.]
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
703
av. berezap-byo statt berezadbyo nach berezaf (§ 303 f. S. 652 f., §364. 367. 375. 376. 386. 387). Vgl. OsthoffMorph.Unters.il 3 f., Wackernagel Das Dehnungsgesetz der griech. Compp. 7 f., Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 581 f. Im Bait.-Slav, ging der loc. plur. mit den andern cmittleTen Casus5 in die Analogie der «-Declin. iiber, z. B. lit. akmen-yse, alter *-i-se, aksl. kamen-i-chu, wie akmen-i-ms kamen-i-mu, akmen-i-mls kamen-i-mi, sing, akmen-i-mi kamen-i-mt, du. akmen-l-m -i-m kamen-i-ma. S. § 402. Doch noch aslav. poljachu (acech. Folds) poljamu poljami von poljan- (s. I § 585, 3 S. 441 £, II § 115 S. 340, § 361. 367. 404), womit vielleicht lit. dial, zmoymis [oy = u) zu nom. sing, zmu (Fortunatov Bezzenberger's Beitr. Ill 72) zu vergleichen ist. 357. 1. o-Stamme. Uridg. *ulqoi-s -su -si cin lupis3; der Stammauslaut -oi- war vom Pronomen iibertragen (§ 430). Ai. vrke-su; av. velirkae-su -sv-a, apers. madaisuv-a cin Medis'. Armen. gailoc hierher, wenn in dem -c idg. *-si steckte (§ 344 S. 690); -o- war dann wol naeh gailo-vU fur *-oi- eingetreten. Gr. Xuv.oi-i -oi; -ot wurde im Att. von 450 v. Chr. an von -; zuriickgediangt. Aksl. tlucechu (I § 462 S. 340). Italisch. Ob die Formen lat. lupis alat. oloes Ellis', umbr. veskies vesclir Vasculis3 alfer calbis3 osk. Nuvlanuis 'Nolanis' nesimois cpr0ximis' alte Loc. und Instr. oder nur Instr. waren, ist fraglich, s. § 356 S. 701. Nach dem -as der a-Stamme wurde, wie es scheint, bereits im Urital. ein -os statt -ois gebildet (vgl. lat. -drum nach -arum § 345 S. 691 und lit. -iisu lett. -us nach -osu -as, s. unten): alat. (Dvenosinschr.) deivos "cieis'1), marruc. aisos mars, esos cdeisJ. Anm. Zweifelhaft iat, ob mit Kogel Zeitsehr. f. deutsoh. Altert. XXVIIIllOff., Paul-Braune's Beitr. XlVlloff. die w e s t g e r m a n i s c h e n Ortsnamen auf -as, wie ahd. Otingas, als loo. plur. [Otingas angeblich. = *Audingd-su 'unter den Nachkommen des Oto') aufzufassen sind. Henning Deutsche Liter.-Zeit. 1888 S. 16 und Behaghel Paul's Grundr. I 609 betraohten -as als lat. Aocusativendung [ad Otingas). Hat Kogel Recht, so 1) In der neuesten Behandlung der Dvenosinschr., von R. S. Conway Amer. Journ. of Phil. X 452. 458, wird deivos freilich fur nom. plur. (vgl. umbr.-samn. -os) erklart. (Correcturnote.) Brugmann, Grundriss. II, 2.
i>
704
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
[§357—360.
hatte das -a- von -as gewiss viel eher fur eine analogische Umbildung von idg. -oi- zu gelten, woffir wir oben auoh das -o- von armen. gailoc nahmen, als fur den uridg. nominalen Stammauslaut dieses Casus, der erst im Ar. u. s. w. durch das pronominale -o%- ersetzt worden ware; man beachte aksl. techu lit. tuse : vlucechu viikuse gegen dat. temu terns : vlukomu viikdms. Vgl. auch Kluge Paul's Grundr. I 387.
Baltisch. Lit. vilkusu -se (sa) -us lett. wtIkus nach dem *-a-su -se der a-Stamme, wie lat. deivos nach devas (s. o.). Lit. dial, viikunse nach dem ace. vitkuns-na. S. § 326 Anm. S. 674. 358. 2. a-Stamme. Uridg. *eky-a-s -su -si cin equabus1. Ai. alva-su; av. haena-hu -Jw-a, apers. aniyauv-a cin aliis3 aus *-a-hu-a (I § 558 S. 416). Griech. inschr. Spa/jATJai Tajai'dot u. dgl., von etwa 420 v. Chr. an nur noch in adverbialer Erstarrung Oupaai 'A&vjvrjoi u. dgl. Alat. devas, s. § 356 S. 700. Lit. ranhosu -se -s lett. rukd-s; aksl. rqka-chuGriech. ion. att. vufjxpTfloi. att. lesb. vu(j/paiai waren Neubildungen nach -oiai. Dass die inschriftlich unbelegten Formen auf -ffi aus Homer u. s. w. zu veTbannen und, soweit sich nicht -Tfja1 lesen lasst, durch solche auf -<xi? zu ersetzen seien, ist ein ziemlich willkiirliches Decret moderner Kritiker. Sie erklaren sich als Umbildung von *-a; -•»]?, und vielleicht wurde -7]? auch noch in homerischer Zeit gesprochen. Lat ein. Gehoren ausser devas hierher auch for as 'draussen3 (foras chinausJ war ace.) und alias alteras (scil. vicibus oder occasionibus) ? 359. 3. I- je-Stamme (vgl. S. 526 Fussn. 1). Uridg. wahrscheinlich *bhrghnti-s -su-si. Ai.bghati-sua.v.barenti-su -sv-a. Lit. zeme-su -se aksl. zemlja-chu mit Ersatz des -I- durch -ie-. Gr.
Fussn. 1). Ebenso lit. vezanczio-su -se -o-s aksl. vezqsta-chu. 360. 4. i- und w-Stamme. Uridg. *oui-s -su -si. Ai. dvi-su. Unsicher armen. srti-c, s. §344 S. 690. Gr. ion. att. etc. tpi-oi, dor. ocpi-oi. Lit. trisu -se cin tribus1, aksl. nosU-chu. Uridg. *sunu-s -su -si. Ai.sunu-su, av. bazu-su -sv-a. Unsicher armen. zardu-c, s. § 344 S. 690. Gr. foveu-oi, vgl. u. Aksl. synu-chu (nur zufallig unbelegt).
§ 360—361.]
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
705
G r i e c h . ocpi-oi wurde zu ocpsai (hom. att. arkad.) umgebildet nach ocpei? (*6cpe-s;) otpscov. Ebenso *iti]yu-Gi. *^oo-ai zu 7i7j5(s-ai 7]Ss-at nach itrj^ss? etc. -o-at, blieb nur in yovsuai aus *-sio-oi = ai. -ayu-su, s. § 261 S. 614, doch bildete man spater veieinzelt auch Formen wie TOXSOI nach ifiiai, wie nom. plur. TOXSI? statt TOXYJ? nach YJOST?.
Hom. osaai (oi-?) und TTSXSXSOOI •KOXBOI (rcsXexo-; TTOXO-;) be-
kamen ihr aa infolge des Nebeneinandeis von lueoat und SJTSOI in der Sangersprache. Wie auf alle consonantischen und die I- it- und u- uuStamme, so wurde auch auf die i- und w-Stamme in den aol. Mundarten (auch bei Homer etc.), im Nordwestgriech. und in Theilen des dor. Gebietes das -soot -eoi der es-Stamme heriibergenommen, z. B. hom. oi-sooi oi-soi lesb. SiotAoat-saai. hom. xa/Eeaat. Anderseits erfuhr das -ot? -otoi der o-Stamme dieselbe Ausbreitung im Nordwestgriech. und in Gegenden der Peloponnes, z. B. xpi-oT? -otot TioXs-oi? {= irdXeoi); rpi-ol? : xpi-uiv = xaXoI?: •xaXuiv. Beide Neuerungen nahmen ihren Anfang bei den consonantischen Stammen und waren durch das Bestreben veranlasst, im loc. plur. denselben Stammauslaut wie in den andern Casus herzustellen: z. B.
706
Casusbildung der Nomina. Loc. plur.
[§ 361—363.
andern Casus entnommen, vgl. ocps-ai V)8e-ai § 360 S. 705. Nach cpps-3t : cppevs;, ax|io-cji : axp-ovs? schuf man xoat fur *xoa-ai (*ira-oi) zu xovs?. Mit -sooi hom. ^ysjxdv-sooi Xijxsv-saai xuv-eoai megar. Aaydv-ssst u . dgl., mit -oi; nwgr. psidv-oi? dywv-oi? el. dywv-oip u. dgl., s. §360 S. 705. L i t . szun-y-su -se akmen-y-su -se und a k s l . kamen-i-chu nach der «-Decl., s. § 356 S. 703. 362. 6. r-Stamme. Uridg. *matr-s *dotr-s -su -si. Ai. matr-su datr-su. Unsicher armen. marc, mit starker Stammgestalt dsierc (oder dsterac), s. § 344 S. 690. Gr. (lyjtpa-ai dv8pa-ai, mit starker Stammform 8
c
Abkomm-
^-Stamme. Ai. sardt-su c in Herbsten J . Gr. cpoyc/.ai (vicsdSsaai -oi;). Ai. patsie, gr. iroof hom. T0331 (TroS-sasi -oT;).
§ 363—364.]
Casusbildung der Nomina. loc. plur.
707
Ai. usiksu, St. usij- Verlangend 5 , av. tuxsv-a, St. tucDecke, Matte. Gr. jxsipdji opxo|i (axoXax-ecat, TutepuY-soot, cpuXax-ois). Ai. ap-su c in den Wassern3. Gr. xXcmjn (YUTT-S^I). 364. 8. s - S t a m m e .
Uridg. *menes -esu c
-esi,
-es-su
-es-si
zu nom. ace.
3
sing. *menos Sinn , s. § 356 Anm. S. 701. Ai. mdnas-su, ved. auch mdnasu, av. manahu -hv-a; iiber ai. mdnah-su s. unten. Gr. fiivsoi horn, fievso-oi. Lit. dehes-y-su -se aksl. sloves-i-chu, s. § 356 S. 703. — Gr. kret. p]vai att. pjat fiir lautgesetzl. *|XEVOI att. *fi.st(ji, vgl. nom. sing, fist's (I § 611 S. 463, I I § 132 S. 389, § 199 S. 538), also -YJ- aus den andera Casus iibertragen; man beachte, dass idg. *mensi zu att. *fj.r/vi gefiihrt hatte. Entsprechend att. x7)01' fu.1 * x S a i = = *x»vo-oi. — Ai. masu, jiinger mas-su, zu ?was 'mensis3, s. § 132 S. 389, § 134 S. 398. Ai. havis-su (havih-sn, s. unten) wie mdnas-su. Gr. osuaai hom. Ssitaa-ai. Compar. *okis -isu -isi, -is-su -is-si "in ocioiibus3. Ai. dsiyas-su {aslyah-su, s. u.). Aksl. slazdisi-chu als io-Stamm. Anm. Gr. -/ioioai TIXIOOI nicht aus *-ioa-oi, sondern zum jeB-Stamm gehorig, wie kret. itXia-at (§ 361 S. 705). Derm die schwachen Casua hatten im Griech., wie es echeint, nie -too- gehabt, s. § 135 Anm. 1 S. 402. Daher auch kein *-'cfi'w<sai 'wie E7teo-ot, und zwar TiXeov-eaut \xtw-on, aber kein *7rX£o-£oat -oi? wie trii-eaai -o[j und hzizd-eaai.
Part. perf. act. *ueidus -usu -usi, -us-su -us-si.
Uberall
nur Neubildungen. Ai. mdvdtsu mit t nach vidvdd-bhyas etc., wo -dbh- lautgesetzlich aus *-zbh- entstanden war, s. § 136 S. 413 1 ). Gr. siSooi wol zum we^-Stamm gehorig, also aus *-/ox-oi (§ 136 S. 412), vgl. nwgr. ^Q^OT-OK;. Lit. mirusiu-su -se aksl. mirusi-chu als jo—St. Gr. fiuot (von Herodian iiberliefert und in der Batrachom. 260), woneben die Neubildung jxuai, s. § 160 S. 455. Aksl. mysichu nach der t-Decl. Ai. mus-su unbelegt. A r i s c h . Mit Einfiihrung des nom. sing, statt der Stamm1) Hier betrachtete ieh -vatsu noch irrig als lautgesetzliche Fortsetzung von *-vas-su. S. jetzt Bartholomae Stud. z. idg. Spr. I9ff.
708
Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. plur.
[§ 364—367.
form ai. mdnah-su asiyahsu havihsu, av. ravo-hu von ravahc Gliick, Freude 3 . S. § 356 S. 702. G r i e c h . Auf -sooi horn, ircs-saoi ofi/Tjyspe-saai lesb. irs-saoi, hom. SsTta-saoi, auf -oi? nwgr. ITS-OIC, messen. suaej3£-oic, s. § 360 S. 705. Mit dem von eraa-ai U. dgl. ausgegangenen -soot wurden Formen wie sue-saai natiirlich erst gebildet, nachdem sich dieser Ausgang bei andern consonantischen Stammen eingebiirgert hatte. 365. 9. I- ii~ u n d u- ww-Stamme und S t a m m e auf -f» -I -§• Uridg. -Is su -si, -us -su -si, z. B. *bhru-s su si zu nom. *bhru-s cBraueJ. Ai. dhlsu nadi-su, bhru-su svasrusu. Gr. vX-si 7rdXi-ai (zu iroXi-?), 6cppu-ot o-o( vsxo-oi (zu vsxu-?) mit I u nach xt-s? etc. Moglich, dass fiir hom. vsxuosi ysvuoai HITUOOI einst Formen mit -uai im Text gestanden hatten. Mit -soot hom. ati-soai vsxu-soai, s. § 360 S. 705. Lit. zuv-ysu se aksl. kruv-i-chu (unbelegt) nach der «'-Declin., dagegen svekriiv-a-chii nach der a-Declin. (vgl. gen. plur. svekruvu : rqku). Ai. girsii, pursu, go-sa-su (das letzte unbelegt) wie nom. sing, gir etc., s. § 197 S. 534. 366. 10. Uridg. *ndu-s su -si cin navibus': ai. nausu gr. vau-oi; bei Homer die Neubildung VYJU-OI, wie VYJU? nach VTJ-O? etc. (I § 611 S. 463), doch auch lautgesetzlich vauoi-xXuTOc. Ai. go-su, gr. [3ou-a£. Hom. vYj-Eaai vescm, po-saai boot, pou-sosi, nwgr. J36-oi;, s. § 360 S. 705. Dat.-Ablat. plur. ^ 367. 1. Das Suffix des dat.-abl. plur. Da die ar. Formen auf -IMas und die lat. auf -bus dativische und abla1) V. H e n r y Essai de systematisation des desinences en *-bh- dans la langue latine, Mem. d. 1. Soc. d. lingu. VI 102ff. L. H a v e t Datifsablatifs plur. en -ibus [en latin], ebend. I l l 412ff. L. D u v a u Datif plur. de l'ombrien, ebend. VI 104. F o r a t e m a n n Zur Geschichte altdeutseher Declination : Der dat. plur., Kuhn's Zeitschr. XVI81 ff. M u c h Germanische Dative aus der Romerzeit, Zeitschr. f. deutsch. Altert. XXXI 354£ J. S c h m i d t Der altpreuss. dat. pi. auf -mans, Kuhn-Schleicher's Beitr. IV 268 S.
§ 367.]
Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. plur.
709
tivische Bedeutung vereinigten, so ist anzunehmen, dass diese Doppelfunction des Suffixes aus uridg. Zeit mitgebracht war. Die ablativische Function des gen. plur. im Griech. und Balt.Slav. war also eine jiingere Neuerung, nach der Analogie des Singulars, wo die Genitivformen auf -es -os -s seit der Zeit der idg. Ureinheit zugleich Ablativsinn hatten; denn dass im Balt.Slav. das Zeichen des dat. plur. mit m-, nicht mit bh- beginnt (lit. -mus aksl. -mil), kommt hier schwerlich in Betracht. Die fur die Reconstruction des uridg. Standes heranzuziehenden Suffixformen sind: ai. -bhyas (vedisch oft -bhiyas)
av. -byo = urar. *-bhias (*-bhiias); lat. -bos -bus osk. -fs -ss umbr. -s = urital. *-fos *-bhos1); gall, -bo2); alit. -mus, jetzt -ms, preuss. -mans -mas, aksl. -mil. Uber den Wechsel von -bhund -m- s. § 274 S. 626 f. Die Annahme, dass das hinter dem Suffixanlaut stehende i des Ar. in den andern SpTachen geschwunden sei, z. B. ital. *-fos aus *-fios, ist ungerechtfertigt. Wie -bhyas, ferner auch -bhya -bhyam -bhyam zu ihrem * kamen, ist unklar. Gall, -bo verhielt sich zu lat. -bo-s wie ai. -bhya (tu-bhya c J tibi ) zu -bhya-s und wie instr. *-bhi (im Griech. sing, und plur., anderwarts nur sing., § 274 S. 626, § 281 S. 636 f.) zu ai. -bhi-s. Hiernach fragt sich, ob nicht das im Lit. neben -mus weit verbreitete -m und das -m des Lett. (z. B. lit. ranko-m lett. ruha-m neben lit. ranko-mus -ms) eine s-lose Suffixform *-mo, wie gall, -bo, reprasentiere3), eine Auffassung, die eine Stiitze auch an dem im godlewischen Litauisch und in lett. Volks1) Fur daa Umbr.-Osk. konnte man freilich nach den Lautgesetzen auch von *-fis = ai. -bhis (instr. plur.) ausgehen. 2) Nur auf einer Inschrift, deren keltischer Charakter von d'Arbois de Jubainville Rev. Celt. X I 249 mit Unrecht bestritten wird. — In air. na-b mit Windisch Paul-Braune's Beitr. IV 221 das gall, -bo zu sehen ist man nicht berechtigt. E s handelt sich wol nur um Verklingen des palatalen Elementes, zunachst vor nichtpalatalen Lauten, wie dinab gabalib. (Thurneysen.) 3) Lit. Volkslied. und March. S. 297f. erklarte ich rankom mit Bruckner fur die Dualform, die in den Plural eindrang. Die Moglichkeit dieser Auffassung ist jedenfalls nicht zu bestreiten; vgl. die russ. instr. du. auf -ma in pluralischem Sinne (Vetter Z. Gesch. der nom. Decl. im Kuss. 50 f.).
710
Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. plur.
[§ 367.
liedem fiir das -mis des instr. plur. stehenden -mi (z. B. godl. nakti-mi = nakti-mis, lett. kafd-mi = lit. Mjo-mis) zu haben scheint (§ 379). Weiter ist hiei das -m des germ, 'dat.3 plur. zu erwagen. Dass das altwestgerm. -ms und das nord. -mr (§ 379) ein Instr.-Suffix *-mis darstelle, ist glaublich, nur muss vielleicht zugegeben werden, dass *-mz zum Theil aus einem dativischen *-mos entstanden war. Aber ein Lautgesetz, nach dem das allgemeingerm. -m (im Aisl. selbst z. B. pri-m neben pri-mr 'tabus3) aus *-mz entstand, ist nicht erwiesen (das -m der 1. plur. got. haira-m braucht keineswegs auf *-mz zuriickgefiihrt zu werden). Ich vermute daher, dass auch das Germanische pluralisches *-mi (vgl. sing. ahd. zi houbitun ags. dw-m § 282 S. 638), vielleicht auch *-mo ererbt hatte. Es ergibt sich hiernach, dass die Pluralisierung der bh- und wi-Suffixe mittels -s in der uridg. Zeit nicht durchgefiihrt war. Anm. Preuss. -mans in *-mom+s zu zerlegen (*-mom neben *-mo vie ai. -bhyam : -bhya, gr. -cpiv : -
Das Arm en. zeigt -c, wie im Gen. und Loc, s. § 344 S. 690. Im Griech. wurde unser Casus als Dat. durch den Loc. und Instr., als Abl., wie schon bemerkt, durch den Gen. ersetzt. Im Air. wurde er durch den Instr. verdrangt. 2. D i e S t a m m g e s t a l t . Die abstufenden consonantischen Stamme, wie *pater- cpater3, hatten seit uridg. Zeit schwache Stammform. Im Ar. statt der Stammform ofters die Gestalt des nom. sing., wie ai. mdno-bhyas av. mane-byo. S. hieriiber § 356 S. 702 f. Im Lat. und Osk. zeigen die consonantischen Stamme den
§367-369.]
Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. plur.
711
Ausgang der i-Stamme, z. B. lat. matr-ibus ferent-ibus wie ovibus tri-bus, osk. lig-is clegibus\ Dagegen scheint das umbr. -us in fratr-us a s e t - u s etc. von den w-Stammen (beru-s cverubus5) ausgegangen zu sein. t}beT die Stammgestaltung im Germ. s. § 379, 2. Auch im Balt.-Slav. Verallgemeinerung des Ausgangs der «-Stamme, wie in den andern wi-Casus und im loc. plur., z. B. lit. akmen-i-ms aksl. kamen-i-mu. Doch noch aslav. poljamu = *poljan+mu, s. § 356 S. 703. 368. 1. o-Stamme. Uridg. *ulqo-bh- (-m-). Ai. vrhebhyas av. vehrkaeibyo mit urar. -ai- fiir -a- nach den Pronomina wie te-bhyas taeibyo. (Got. vulfa-m ahd. toolfum neben pdi-m de-m, vgl. § 367 S. 710 und § 380.) Lit. vHka-mus -d-ms aksl. vliiko-mu neben te-ms te-mu. Lat. Formen auf -ibus von o-Stammen wie amicibus suibus (s. Biicheler-Windekilde Grundr. S. 126 f.) waren jiingere Neubildungen fiir Formen auf -is (§ 380). Dagegen mogen die Pronominalformen i-bus ceis3 (vgl. ai. e-bhyds), woneben i-bus ({-Stamm wie qiii-bus), und Id-bus 'his3 altmitgebracht gewesen sein. Anm. Im A k s l . zeigen die jo-Stamme neben -je-mu auch -imii -ffimii, wie ziilodejimii, entsprechend instr. sing, ztilodejitm dat. instr. du. -Jima. Man mochte i (nach Sonanten -n-) als die Tiefstufenform des Suffixes -io- (vgl. ahd. hirti-m § 380), das s von glagoljasUmu als aus andern Casus eingedrungen und die hie und da auftretenden Formen wie strazife )nom. plur.) 'Wachter' als jiingere Neubildungen nach der i-Deelin. betrachten. Also -dejimu -. -dejemu lit. gaidzid-ms (gaidy-s cHahn') = ahd. hirtim : got. hairdjam. So begriffe sich auch um so leichter, wie so viele consonantisch auslautende masc. neutr. Stamme im Balt.-Slav. zu w-Stammen wurden, wie partic. gen. lit. vezanczio aksl. vezqsta 'vehentis', aksl. datelji 'dator'. Hatten nemlich die -jo-Stamme im Urbaltischslav. -i- in den m-Casus, so war ihr Ausgang derselbe wie der der consonantischen Stamme, die damals in diesen Casus in die i-Decl. ubergefilhrt waren {§ 402); es konnten dann z. B. zu *uezont-i-m- um so leichter Casus mit *uezont-jo~ gebildet werden. Zu untersuchen bleibt auch, ob der im Lit. so haufig begegnende Ubertritt von i-Stammen in die «o-Declination (z. B. hry-U-s § 100 S. 288) in alterer Zeit nicht nur durch die Gleichheit des Ausgangs im nom. ace. sing., sondern auch durch dem ahd. hirtim analoge Formen hervorgerufen war.
369. 2. tf-Stiimme. Uridg. *ekua-bh- (-m-). Ai. dsvdbhyas, av. haena-byo. Lat. equd-bus; im altesten Latein weiter
712
Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. plur.
[§369—373.
verbreitet (z. B. manibus dextrahis), wurde -a-bus spater nur der geschlechtlichen Unterscheidung wegen (z. B. filiis et filiabus) und in den Neubildungen duabus ambabus (Plural- fiir Dualsuffix) beibehalten. Gall, vajj-aooixa-po, Attribut von jxarps|3o cmatribus3. (Got. gibo-m ahd. gebo-m, s. § 367 S. 710, §381.) Lit. ranko-mus -ms, aksl. rqka-mu. 370. 3. i- / e - S t a m m e (vgl. S. 526 Fussn. 1). Uridg. bh^ghi}t~i-bh- (-m-). Ai. brhati-bhyas, av. barenti-byo. (Ahd. digi-m cden Bitten3, s. § 367 S. 710 und § 382.) Mit -je- statt -llat. facie-bus, umbr. iovies aus *-ie-fs zum ace. plur. iovie[f) § 328 S. 676. Ebenso lit. zeme-mus -ms, aksl. zemlj'a-mu; dagegen nach der ?'«-Declin. (vgl. S. 526 Fussn. 1) lit. vezanczio-ms, aksl. vezqsta-mu. %
371. 4. j'-Stamme. Uridg. *oui-bh(-m-). Ai. dvibhyas, av. azi-byo. Lat. tri-bus ovi-bus turri-bus; umbr. t r i s 'tribus' a v i s a v e s aveis cavibus5, osk. l u i s a r i - f s (Biicheler Rhein. Mus. XLIV 328), vgl. t e r e m n - i s s 'terminibus 3 § 373; der Vocal der letzten Silbe im Umbrischen war lang, ob durch c Ersatzdehnung J oder durch Anlehnung an die Form des ace. plur.? (Got. ansti-m ahd. ensti-m, s. § 367 S. 710, § 383.) Lit. naJcti-mus -i-ms, aksl. no'sti-mu. 372. 5. a - S t a m m e . Uridg. *sunu-bh(-m-). Ai. sunubhyas, av. bazu-byo. Lat. manu-bus mani-bus lacu-bus lad-bus, s. I § 49 S. 43 und Biicheler-Windekilde S. 124 f.; umbr. b e r u - s Verubus\ (Got. sunu-m, s. § 367 S. 710, § 383.) Lit. sunu-mus -u-ms, aksl. synomu aus *synu-mu, das wie *synu-mi nur zufallig ohne Beleg ist (§ 282 S. 638). 373. 6. » - S t a m m e . Uridg. *k(u)ut}-bh- {-m-}, eventuell durch Assimilation *k(ti)um-bh-, s. I § 222 S. 192. Ai. tvd-bhyas dsma-bhyas, av. dama-byo und draome-byo [draoman- cAnlauf, Ansturm3) mit dem -e- der es-Stamme (mane-byo, § 376) infolge des gleichen Locativausganges (damohu = *damahu wie manahu, § 361 S. 705). Lat. homin-i-bus osk. t e r e m n - i - s s c terminibus3, dagegen umbr. k a r n - u - s ccarnibusJ, homon-u-s c hominibus3, s. § 367 S. 710 f. Lit. szun-i-mus akmen-i-mus -i-ms,
§373—376.]
Casusbildung der Nomina. Dat. Abl. plur.
713
aksl. kamen-i-mu nach der «-Declin., doch noch aslav. poljamu aus *poljan-mu (I § 219 S. 189), s. § 367 S. 711. 374. 7. r-Stamme. Uridg. *matr-bh- dotr-bh- (-m-). Ai. matr-bhyas dktr-bhyas, av. matere-byo datere-byo. Lat. matri-bus dator-i-bus, umbr. f r a t r - u - s fratr-u-s fratribus5 ner-u-s 'proceribus'. Gall, matre-bo (|i.aTps[3o) cmatribusJ; zweifelhaft ist, ob -re- = idg. -r- wax {-re- fur uikelt. -ri- I §298 S. 238, wie in vergo-bretu-s zu air. breth f. 'Urtheil1 = idg. *bhr-ta), oder ob ein *matr-i-bo nach der z'-Decl. zu matrebo geworden war; vgl. air. instr. mathraib maithrib § 385. (Got. bropru-m, ahd. muoterum, s. § 367 S. 710, § 385.) Lit. moter-i-mus -\-ms aksl. mater-i-mii nach der i-Declin. 375. 8. Stamme auf Verschlusslaute. Uridg. *bhrgh%d-bh- (-gt-m-) von St. *bhrghont-. Ai. brhdd-bhyas; av. berezad-byo, mit Einfuhrung der starken Stammform berezanbyo, mit nom. ace. sing, statt des Stammes berezafbyd (§ 356 S. 702 f.). Lat. ferent-i-bus, umbr. aset-u-s "agentibus5, s. § 367 S. 710. (Got. frijond-a-m tunp-u-m etc., s. § 386.) Lit. vezante-ms (pronominaler Ausgang), aksl. vezqste-mu als io-St.; lit. dant-i-ms cdentibus', aksl. telej-i-mu (s. § 244 S. 596). Ai. ved. nddbhyas aus *nabd-bhyas zu ndpat- napt- cAbkommling', vgl. av. loc. nafsu § 363 S. 706. (Got. tigum cdecadibus5 aus urgeTm. *te^un[d)-m-} s. § 386.) J-St. Ai. sardd-bhyas cden Herbsten*. Ai. pad-bhyds av. e pad -byo, lat. ped-i-bics umbr. du-purs-u-s 'bipedibus3 (§ 367 S. 711). (Got. fot-u-m, § 386.) Ai. vag-bhyds Vocibus', av. vayzebyo von einem sonst nicht vorhandenen Thema vdc[a)h- oder mit Einfuhrung des nom. vax's statt der Stammform (§ 356 S. 702 f.), lat. voc-i-bus nach der iDecl. Ai. vid-bhyds av. viz-byo urar. *uiz-bhias zu vis- visc Clan, Dorfgemeinde' (I § 404 S. 302), dagegen ai. dig-bhyds (St. dis- Ttichtung') fur *didbhyas nach diksu und dik (§356 S. 702 f.). Lat. leg-i-bus osk. lig-i-s legibus3 nach der «-Decl. Ai. adbhyds av. aiwyo von St. ap- 'Wasser', s. I § 328 S. 267. 376. 9. $-Stamme. Uridg. *menez-bh- (-es-m-) zu nom. sing. *menos. Ai. mdrio-bhyas fiir *manadbhyas nach mdno.
714
Casusbildung der Nomina. Dat Abl. plur.
[§376—378.
ebenso av. mane-byo fur *manazbyo nach gap. mane, s. § 356 S. 702 f. und Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 572 f. 582, Stud. z. idg. Spr. I 2 f. Lat. gener-i-bus nach der a-Decl. (Ahd. kelbir-um, s. § 387.) Lit. debes-i-ms aksl. sloves-i-mu nach der WDecl.
Ai. sudabhyas av. hud&byo (St. su-dds- hu-dah- creichlich gebend3) fiir *sudadbh- *hudazb- naeh nom. SM^« Aw^« (§356 S. 702 f.). Dagegen lautgesetzlich ved. madbhyds (spater mabhyds) von mas 'mensis3, ebenso usddbhyas (spater usdbhyas) von usds- 'Friihlicht3. Lat. mem-i-bus, vgl. air. mis-i-b § 387. Ai. hamr-bhyas fiir *havidbhyas (vgl. viprudbhyas zu viprusc Tropfen, Kriimchen3) nach nom. havir ^pferspende3, aber lautgesetzlich av. snaipiz-byo (nach snaipiz-bya § 304 S. 653 erschlossen). CompaT. uridg. *okiz-bh- {-is-m-). Ai. aslyo-bhyas wie mdno-bhyas. Lat. ocior-i-bus nach der i-Decl. Aksl. slazdise-mi als io-Stamm. Part. perf. act. uridg. *ueiduz-bh(-us-m-). Ai. vidvddbhyas mit der starken Staramsuffixform -vas-, av. viduzbyo. Lit. minise-ms (pronominaler Ausgang), aksl. miruse-nm als jo-Stamm. Lat. mur-i-bus und aksl. mysi-mu nach der e'-Decl., uridg. *muz-bh- *mus-m-. 377. 10. «- %- und M- MM-Stamme und Stamme auf -f, -I. -n. Uridg. -i-bh- -u-bh-, -l-m- -u-m-. Ai. dhl-bhyds nadibhyas, bhru-bhyds svalrU-bhyas. Lat. su-bus, auch sii-bus, wol nach sii-is etc. (vgl. gr. uai § 365 S. 708), und su-i-bus. (Aisl. su-m, s. § 388.) Lit. zuv-i-ms aksl. kruv-i-mu nach der ^-Decl., dagegen svekruva-mu nach der a-Decl. (vgl. svekruva-chu § 365 S. 708). Air. gir-bhyds, pur-bhyas, go-sa-bhijas (das letzte unbelegt) aus *gr-bh- etc., Avie nom. sing, gir etc., s. § 197 S. 534. 378. 11. Ai. nau-bhyds, lat. nav-i-bus nach der «-Decl. Ai. gS-bhyas, lat. bu-bus bo-bus. Ai. ra-bhyds, lat. re-bus.
§379.]
Cagusbildung der Nomina. Instr. plur.
715
Instrument, plur.l) 379. 1. Suffix des instr. plur. Die o-Stamme hatten den Ausgang -dis, den man vielleicht in -o+axis zu zerlegen hat (I § 150 S. 138); iiber aksl. -y s. § 380. Die andern Stammclassen zeigen: ai. -bhis av. -bii apers. -bis = urar. *-bhis; armen. -bM -vR (nach Bugge's Vermutung aus *-bhis-u, wie das -11 des nom. plui aus *-(e)s-u, s. § 313 S. 660); gr. -
716
Casusbildung der Nomina. Instr. plur.
[§379.
Im Avesta finden sich insti. plur. auf -ts von consonantisohen Stammen, wie ndmen-ts asaon-is savanhat-is [savcmhantc niitzlich3), die, gleichwie die Instr. auf -dis und vereinzelt auch solche auf -bis, auch als nom. ace. neutr. vorkommen. So lange diese Formen nicht aus andern Sprachen zuverlassig nachgewiesen sind (sehr unsicher ist Bartholomae's Vergleichung mit gr. avi? SXi? x^P1'5' VS1# a u c h Cuitius Grundr. 5 650 und Strachan Bezzenbeiger's Beitr. XIV 176) und. ihr erweiterter Gebrauch nicht gedeutet ist, muss man Bedenken tragen, in ihnen uralte lnstrumentalformen zu sehen, wenn auch an sich der Gedanke anspiicht, dieses -is verhalte sich zu dem Ausgang -dis = -o+axis wie das ablativische -d von ai. ma-d zu -od = -o+axd (§ 240 S. 587 f.). S. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XV 16 f.. Stud. z. idg. Spr. I 75 f. Vielleicht hilft Bartholomae's Heranziehung des singularischen i n s t r u m e n t a l e n ndmen-l weiter. Dieses legt nemlich die Vermutung nahe, namen-ls ndmen-l (e — ar. a) seien fur *ridma-mis *nama-mi (vgl. ai. sane-mi § 282 S. 637, ferner air. anmimm § 281 S. 636) eingetreten; als die m-Suffixe im Absterben waren, konnte das m leicht von den andern Casus aus durch n ersetzt und dann von ndments ein Suffix -is abstrahiert werden. 2. Stammgestaltung. Es gilt dasselbe, was § 367, 2 S. 710 f. bemerkt ist. Im Altir. war der Ausgang -ib der consonantischen Stamme, theils von den i-, theils von den o- oder a-Stammen geborgt. Die Formen verhielten sich zu mndib, wie im Lat. homm-i-bus matr-i-bus etc. zu equa-bus. Dass im Germ. *-mi(s) das Suffix der consonantischen Stammclassen war, nicht *-rnmi{s) oder *-ami(s), wie Kluge u. A. annehmen, beweist wol tigum aus *te^un{d)-mi = ai. datddbhis (§ 386) i). Das -urn von got. ags. a.s.fot-um, got. menop-um I) Die neuerdingg von J. Schmidt (in der S. 697 Fussn. 1 genannten Schrift S. 25 f.; wieder vertretene Gleiehstellung von Ugum mit ai. dasd-bhis uberzeugt mich nioht, da * deism Adjectiv, nicht Abstractaubstantiv war. Dass eine von Schmidt citierte Stelle eines lit. Marchens, wo )sz triju devyniu stukiliu 'aus drei Neunheiten von Stuckchen' bedeuten soil., den Ubergang
§379—380.]
Casusbildung der Nomina. Instr. plur.
717
u. s. w. war ausgegangen von ags. earnu-m (§ 384), got. bropru-m (§ 385), sunu-m (§ 383), und zur Ausbreitung dieses -um sowie des -a-rn der o-Stamme (got. frijdnd-am reik-am) und des -i-m der «-Stanime (got. baurg-im) gab dasselbe Bestreben den Anstoss, das gr. cpspdvi-sooi -oi? fiir cpspovoi. veranlasste (§ 360 S. 705). -am lag nahe wegen des gen. plur., z. B. frijonde : vulfe. 380. 1. o - S t a m m e . Uridg. *ulqois; in den europ. Sprachen -ois aus -ois nach I § 611 ff. Ai. vrkais, av. vehrkais. Gr. Xuxoi;, das zugleich Loc. war (§ 356 S. 700, § 357 S. 703). Lat. lupls alat. oloes 'illis 1 (I § 81 S. 75), umbr. v e s k l e s vesclir Vasculis3 vereir "porta5 alfer 'albis3 (I § 81 S. 76), osk. N i i v l a n u f s 'Nolanis3 nesimois 'proximis 3 ; vgl. §357 S. 703. Lit. vitJcdis. Da die o-Stamme im instr. sing, auch -bhi und -mi hatten (§ 281. 282 S. 636 if.), so ist nicht zu verwundern, dass wir bh- und wi-Suffixe auch im Plural neben -ois finden. Ai. ved. vrke-bhis, av. vehrhae-ibis apers. martiyai-bis 'mortalibus 3 ; vgl. dat. vrke-bhyas vehrkae-ibyo § 368 S. 711 und instr. sing. ai. sane-mi § 282 S. 637. Armen. gailo-vM, vgl. sing, gailo-v. Gr. uap3 aikd-
718
Casusbildung der Nomina. Instr. plur.
[§380—382.
cele cGenosse3) auiFassen, vgl. auch aksl. dat. plur. zulodejimu § 368 Anm. S. 711, ferner ahd. diglm § 382. Isoliert steht aksl. vlii/cy, hraji (kraji "Hand3) mit -ji aus *~Jy (I § 60 S. 48). Dieser Ausgang auch bei den consonantischen Stammen, aber nur neutralen, z. B. imen-y § 384, so dass zu vermuten ist, er habe auch bei den o-Stammen urspriinglich nur den Neutra angehort. Uber den Ursprung des -y, das trotz W. Schulze Kuhn's Zeitschr. XXVII 421 [und jetzt auch Wiedemann in der S. 563 Fussn. 1 genannten Schrift S. 47] mit dem idg. Ausgang *-ois nach den bis jetzt ermittelten slav. Lautgesetzen nicht zusammengebracht werden kann (aus *-ois ware vermutlich durch die Mittelstufe *-ois ein -e oder -i entstanden), ist man noch im Unklaren. Anm. Ich mochte die Frage aufwerfen, ob der Adverbialausgang -y, z. B. in maty lwenig', das *-u des ace. plur. neutr. der w-Stamme (§ 339 S. 684) war, maly also ursprunglich 'pauca' bedeutete. Wenn solohe Adverbia mit denen auf -mi (vgl. Miklosich IV 712) gleichwertig geworden waren, so konnte -y auf diesem Wege dem instr. plur. zugefuhrt werden. -y ware auf ahnliche Weise ins lebendige Casussystem eingedrungen wie die Adverbialendung *-tos im Ind. u.^Armen. (§ 244 S. 594f.). War *-ois zu *-e oder *-i vorgerilckt, so konnte das Bestreben, lautlich zusammengefallene Casus wieder zu differenzieren, die Verallgemeinerung des -y veranlsssen.
381. 2. a-Stamme. Uridg. *ekua-bh~i{s) {-mi(s)). Ai. dsva-bhis, av. haena-bis. (Gr. dysX^-cpi u. dgl. nur singularisch.) Air. mnaib tuathSb. Got. gibo-m, ahd. gebo-m. Lit. ranko-mis dial, -mi, aksl. rqka-mi. Gr. ^oupaic, lat. mensis umbr. a n z e r i a t e s aseriater cobservatis5 osk. D i u m p a i s fnymphis') waren Neuschopfungen nach dem MusteT des -ois der o-Stamme. 382. 3. I- je-Stamme (vgl. S. 526 Fussn. 1). Uridg. *bhrghntl-bhi{s) (-mi(s)). Ai.br/iatt-bhis, av. barenti-bis. Air insib. Altwestgerm. inschr. Vatm-ms Afil-ms neben latinisierten Vatvia-bus Alfia-bus aus der Zeit bald nach Chr. Geb. (Much Zeitschr. f. deutsch. Altert. XXXI 354 ff.); vielleicht hierher auch ein Theil der ahd. ?-Abstracta, wie digl-m cden Bitten3, vgl. gen. plur. § 347 S. 693. Mit -w- lit. zeme-mis dial, -mi, aksl. zemlja-mi.
§ 382—384.]
Casusbildung der Nomina. Instr. plur.
719
Gr. cpspouaou?, got. frijondjo-m ahd. kuninginrio-m, lit. vezanczio-mis -mi aksl. vezqsta-mi nach der Weise der j?a-Stamme (vgl. S. 526 Fussn. 1). 383. 4. i- und M-Stamme. Uridg. *oui-bhl{s) (-m%{s)). Ai. dvi-bhis. Armen. srti-vJc. Air. faithi-b tri-b. Got. ansti-m ahd. ensti-m; aisl. pri-mrcdieien (run. gestumn 'Gasten' nach der o-Declination, vgl. Noreen Paul's Grundr. I 493, Burg Die alt. nord. Runeninschr. 77). Lit nakiimis dial, -mi, aksl. nosti-mi. Uridg. *sunu-bhi[s) (-mi(s)). Ai. sunu-bhis, av. bazu-bis. Armen. zardu-lt aus *-uv-lt. Got. sunu-m, ahd. s ^ m nach der «-Decl. Lit. sunu-ntis dial, -mi, aksl. synu-mi. Unsicher ist die Beurtheilung des aii. beihHb. Anm. Im Ir. fallt die fast constante Brechung des Vocals der Stammsilbe auf: fedaib mogaib etc., da *vidu-bis ein fiduib Jidib oder ahnl. erwarten liesse. Entweder Einfluss der o-Stamme, oder das in unbetonter Silbe mit a1 zusammenfallende hat «* noch Brechung bewirkt. (Thurneysen.)
384. 5. M-Stamme. Uridg. *k[u)ui>i-bhi (s) oder *k(u)umbhi(s) I § 222 S. 192 {-ml{s)). Ai. sva-bhis dsma-bhis. Av.damabls, dame-bis wie draome-byo § 373 S. 712. Armen. akam-blt. Gr. XOTOATJOOV-O-OI. fiir *zoTuXv)8a-cpi *zoTi)Xv]Sa-cpi wie [xsidv-oi? fur [Asio-at. *jj.sia-oi (§ 361 S. 705f.). Air. cona-ib, fiadna-ib {fiadu c ZeugeJ), toimtena-ib, s. § 379 S. 716. Ags. oxnum aisl. yxnum 'Ochsen3 ags. earnum aisl. qrnum cAdlern3 aisl. bjqrnum c Baren J : hier war -n- vom gen. plur. und ace. plur. entlehnt, *-um aber aus -m-m- (alter -%-m-) entstanden (vgl. § 332 S. 679), also derselbe Process, durch den gr. apvdai, alter *apa-at, entsprungen war (§ 361 S. 705). Es stand demnach im Germ, einst der Instr. auf *-umi neben Nom. auf *-an-iz wie arm. akam-bU anjam-bU neben akun-ti anjin-Jc, gr.
46
720
Casusbildung der Nomina. Instr. plur.
[§ 384—387.
'Mannern', neutr. vatnam (nom. ace. vatna), vgl. gen. auhsne: vulfe; ahnlich frijondam wegen frijonde, s. § 379 S. 717. 385. 6. r-Stamme. Uridg. *matr-bhl(s) *dotr-bhi[s) e (-ml (s)). Ai. malr-bhis datr-bhis, av. mater -bis datere-bis (nach dem dat. plur. erschlossen). Armen. mar-bk' dster-bU. Air. mathraib maithrib ebenso zweideutig wie gall. jxdTps(3o, s. § 374 S. 713. Got. bropru-m, ahd. muoterum. Lit. moter-i-mis -mi, aksl. materi-mi nach der i-Decl. 386. 7. Stamme aufVerschlusslaute. Uridg.Hhrghndbh\(s) (-%t-mi(s)). Ai. brhdd-bhis; av. berezad-bis, mit starker e Stammgestalt ber zanbis, mit der Form des nom. ace. sing, neutr. statt des Stammes berezap-bis (§ 356 S. 702 £). Air. cairti-b, s. § 379 S. 716. Got. frijond-am ahd. friunt-um, got. tunp-um ags. fod-um aisl. tonn-um (vgl. ai. dad-bhis, lit. dant-i-mis -i-mi), s. §379 S. 716f. Lit. vezancziais aksl. vezqsti als «o-Stamme; aksl. fe^-y (te/e n. 'Kalb1, s. § 244 S. 596) wie igy §380 S. 718. Av. azde-bis von as£- n. cKnochenD. Got. tigum cdecadibusJ aus *tegun[d)-mi wie ai. daldd-bhis, idg. *dektnd-bh- *dekmt-m-, vgl. § 379 S. 716. d-Stamme. Ai. lardd-bhis. Air. druidi-b, s. § 379 S. 716. Ai. pad-bhis'), av. gap. pade-bls, got. as. fbt-um ahd. fuafi-um (§379 S. 716 f.). Ai. vag-bhis von »ac- cvox*. tiber ai. vidbhis -radbhis und digbhis s. § 375 S. 713. Av. maz-bU (maz- 'gross') fur *maz-bls nach dat. sing, maz-oi etc. Das neben av. viz-byo ai. vid-bhis stehende apers. vipibis (denn so, nicht vipaibis, wird zu lesen sein) ist bei der Diirftigkeit des Sprachmaterials nicht sicher zu beurtheilen. Got. reik-am, aber baurg-im, s. § 379 S. 717. Ai. adbhis von ap- 'AVasser3 wie adbhyds § 375 S. 713. 387. 8. s - S t a m m e . Uridg. *menez-bhl[s) (-es-mi(s)). Ai. mdno-bhis, av. mam-bis [= pali mane-(b)hi°! s. Bloomfield Amer. Journ. of Phil. I l l 36), s. § 376 S. 713f.; ebenso apeTS. rauca-bis nach dem nom. ace. rauca cTag° (av. raoco). Gr. opso-cpi. Air. tigib vielleicht aus *teges-o-bis, wie im Dual, s. § 304 1) Ein zu pad- gehoriges padbhis hat es nicht gegeben, s. Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XV 3 if.
§ 387—390.]
Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
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S. 653. Got. agis-am ahd. kelhir-um, vgl. §343 S. 688; war ahd. sigim aus *sejes-nii entstanden? vgl. § 226 S. 563. Lit. debeai-mis dial, -mi nachder i-Decl., aksl. sloves-y wie igy § 380 S. 718. Ai. suda-bhis av. hudd-bis, ai. mad-bhis ma-bhij usad-bhi§ u&b-bMs wie die entsprechenden Dativformen § 376 S. 714. Air. mi$a-ib aus *mis-o-bis (§379 S. 716), vgl. lat. dat. mens-i-bus. Ai. havir-bhis av. snaipiz-bis, Compar. ai. asiyo-bhis, part, ai. vidvdd-bhiS av. mduz-bts, wie die Dativformen § 376 S. 714. Aksl. slazdisi, lit. mirusiais aksl. niirusi als «o-Stamme. Ags. aisl. mus-um aksl. mysi-mi von *mus- 'Maus3, s. § 376 S. 714, § 379 S. 716 f. 388. 9. i- ii- u- WM-Stamme und Stamme auf -f, -/, -§. Ai. dhl-bhis nadi-bhis bhru-bhis svasru-bhis. (Gr. sing, t-cpi.) Aisl. su-m cSauen3. Lit. zuv-i-mis dial, -ml, aksl. /eruv-i-mi nach der «'-DecL, aber svekriiv-a-mi nach der a-Decl. (vgl. svekruva-chu § 365 S. 708). Vgl. § 377 S. 714. Ai. gir-bhis, pur-bhis, go-sa-bhis (das letzte unbelegt) aus *af-bh- etc., wie nom. sing, gir etc. s. § 197 S. 534. 389. 10. Ai. nau-bhiii, gr. vau-cpi. Ai. gd-bhis av. gao-bls; Tail, buaib wol nicht aus *bo-bis, sondern alter zweisilbig bu-aib aus *bo-aib (Thurneysen); aisl. hu-m ags. cu-m aniederfr. cuoti. Ai. ra-bhis. Vgl. § 378 S. 714. Urn- u n d N a c h b i l d u n g ganzer C a s u s g r u p p e n in den e i n z e l n e n S p r a c h z w e i g e n (Metaplasmen). 390. Im Vorstehenden (§190—389) haben wie dieGeschichte jedes uridg. Casus fur sich durch die einzelnen Sprachen verfolgt und dabei vielfach auf metaplastische Processe hingewiesen, die einzelne Casus des Paradigma's oder ganze Casusgruppen betrafen. Die letzteren Processe, die Neugestaltungen kleinerer oder grosserer Gruppen von Casusformen desselben Stammes, konnten aber nicht in geniigender tibersichtlichkeit vorgefiihTt werden, und ein grosser Theil dieser Erscheinungen ist noch gar nicht zur Sprache gekommen. So soil denn in den folgenden Paragraphen das oben iiber Metaplasmen Gesagte zusammengefasst und erg'anzt werden. Auf vollstandigere 46*
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Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
[§ 390—391.
Vorfiihrung des Materials miissen wir freilich veizichten, n u r Hervorstechendes
u n d besonders Charakteristiscb.es
findet
Er-
wahnung. Anm. 1. Vollstandigere Behandlung des Themas, namentlieh wenn man auch die jiingern und jiingsten Sprachperioden beriicksichtigte (vgl. z. B. Torp Die Flexion des Pali, Christiania 1881, Vetter Zur Gesch. der nomin. Deel. im Russ., Lpz. 1883, Baudouin de Courtenay Einige Falle der Wirkung der Analogie in der poln. Decl., Kuhn-Schleicher's Beitr. VI 19 ff., K. Bojunga Die Entwicklung der nhd. Substantivflexion, Lpz. 1890), wilrde ergeben, wie oft die verschiedenen Sprachen, bei gleiehartigen Anliissen, ganz dieselben Wege der Neuerung besehritten, z. B. im Aufgeben der consonantischen Deelinationen zu Gunsten der vocalischen. Sicher zu controlierende Vorgange in jungeren Perioden miissen uns hier, wie uberall, Wegweiser fiir die Ermittlung der vorgesohichtliehen Ereignisse sein. Anm. 2. Die hier in Rede stehenden Umformungen erfolgten meistens durch proportionale Analogiebildung d. h. so, dass die Gleichheit in zwei Formen eines Formensystems eine Ubereinstimmung auch in andern, bis dahin ungleiclien Formen hervorrief. Dass sie a l l e auf diesem Wege entstanden seien und nicht anders hatten entstehen konnen, ist eine irrige Behauptung einiger Sprachforscher, wie unter vielem andern die Angliederung von ar. napat- cAbk6mmling' an die Declination der Verwandtschaftsworter wie bhratar- 'Bruder' zeigt, z. B. ai. ndptr-bhyas neben i>d(b)d-bhyas, av. naptar-em neben napat-em; die,5beiden ;Paradigmen hatten bis dahin keinerlei formale Berflhrung gehabt. Vgl. die principiellen Bemerkungen von Verf. Liter. Centralbl. 1880 S. 944, Paul Principien2 95, Wackernagel Kuhn's Zeitschr. XXV 289 f., Wheeler Analogy (Ithaca, N. Y. 1887) p. 9 sqq., Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 524 ff., Michels Zum Wechsel des Nominalgeschleehts 1 1889 S. 10 f., Bojunga Die Entwicklung der nhd. Substantivflexion S. 1 ff.
Dabei seien auch ein paar einzelsprachliche Declinationsclassen erwahnt, die noch keine sichere Ankniipfung an Urindogexmanisches gefunden haben. 391.Lin urarischer Zeit entstand ein neuer Declinationstypus dadurch, dass schwache und starke Casus mit der Suffixgestalt -in- der *ew-Stamme sich mit Casusformen der ^-Stiimme in der Weise zu einem Paradigma verbanden, dass die letzteren die schwachen Casus mit consonantisch beginnendem Casussuffix und den nom. ace. sing, neutr. hergaben. Dazu lieferten Formengruppen wie vartman-e : vartma-lhyas vdrtma das Muster. Es kam dann bei den geschlechtigen Stammen noch ein nom. sing, auf -7 hinzu nach dem Muster von alma. Vgl. ai. arcin-
§391.] c
Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
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stralend3: ard arci arcin-am arcin-e arci-bhyas, av. kainlnMadchen3: kaini kainin-em hainm-o kaini-hjo, apers. vipin-czum Clan gehbrig, heimisch3: vtpi-bis; der nom. ace. sing, neutr. auf -i ist im Iran, nicht belegt. Auf ind. Boden gesellte sich nom. ace. plur. neutr. ard?ii, nach vdrtmani, bei. Der urar. nom. sing, auf -ia -iia liegt vielleicht noch in ai. kanya (kamya) av. kaine (-§ = -yd) cMadchen, Jungfrau3 vor, das, weil weiblichen Gesehlechts, eine ^-Declination erhielt (vgl. unten ai. ySscl u. dgl.). Vgl. §115 S. 335 ff., Staeitberg Paul-Braune's Beitr. XIV 210 ff., Zubaty Kuhn's Zeitschr. XXXI 51 f. In derselben Periode begann der tjbertritt consonantischer Stamme in die o-Declination, zu dem der gleiche Ausgang im ace. sing. (~am), gen. plur. (-am), eventuell auch im instr. sing, und nom. ace. du. (-a und -au -a, s. § 280 S. 634, § 289 S. 645) Anlass gab, und der im Av. weiten Umfang gewann. Z. B. ai. pad-as padas av. padae-ibya zu ace. pad-am pad-em 'pedem3, ai. ved. pusdn-a-s zu ace. pusdn-am Name eines Gottes, ddnt-as zu ace. ddnt-am 'Zahn1, dhiais zu instr. sing. d*sn-a, Stamm asan- 'Stein3, av. atarais zu ace. atar-em cFevier3. Mehr Beispiele aus dem Av. s. bei Bartholomae Ar. Forsch. I 94 f. Handb. S. 100 f. Im Ind. setzte sich dieser Process in den Volkssprachen fort und trug wesentlich dazu bei, dass hier die eonsonantischen Declinationen in Verfall gerieten, s. Lassen Inst. lingu. Pracr. p. 314 sqq., E. Kuhn Beitr. zur Pali-Gramm. S. 67 ff. Ferner schuf man im Urar. zu *usas = ai. mas 'Friihlicht3 (s-Stamm) den ace. sing. *usam = ai. usam av. usqm und ace. plur. *usas = ai. usds av. usa nach dem Muster von Stammen mit wurzelhaftem a (vgl.z.B. ai. -sthd-s cstehend3: -siha-m -sthas). Entsprechend ai. jarkm jarayai zu jards- 'Alter3 u. dgl. m. Vgl. auch ai. ace. yssam du. ySse zum nom. ySsa 'Jungfrau3, der nStamm war (plur. yosan-as), nach St. diva-, apers. tauma- cFamilie3 zu av. taoxman- u. dgl. § 114 Anm. 1 S. 327 f., § 117 Anm. 2 S. 347, wie umgekehrt der av. nom. sing, soipra-pa 'Beschiitzer des Landes3 (urar. -pas und -pa, I § 556. 3 S. 412 f.) wegen des gleichen Auslautes mit dem nom. sing, der w-Stamme den nom. plur. -pan-o hervorrief.
c
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Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
[§391—393.
Ahnlich erkliirt sich dei Ubergang der -vant-St&mme in -eaw-Stamme (z. B. ai. rk-vant- und rh-van- csingend' av. amavant- und ama-van- ckraftvoir, s. Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 540 f.) daraus, dass dei urar. Nominativausgang *-vas die satzphonetische Nebenform *-va hatte. S. § 198 S. 536. Ferner ved. vidvan-as zu nom. sing, vidvqs vidvan Vissend3 wegen vorhistor. *vidva, satzphon. Nebenform von *vidvas (§ 193 S. 531), u. dgl. m. Durch den urar. Ausgang des nom. sing. *-us (§ 193 S. 531) wurden die part. perf. act. zum Theil in die w-Declination hiniibergeleitet, z. B. ai. peru-m zu perus cdurchdringend5 jigyubhis zu jigyus csiegreich3, av. jagauru-m zu jagaurus cwachsam\ Das ar. napat- "Abkommling3 wurde mehr und mehr in die Analogie der Verwandtschaftsworter wie bhratar- iJruder3 hineingezogen, s. § 390 Anm. 2; vgl. hiermit ai. gen. sing, pdtyur cdes Gatten3 (pdti-) jdnyur cdes Weibes3 (jdni-) nach bhratur matur etc. 392. Im A l t i n d i s c h e n traten die I- ii-, u- WM-Stamme und die fern, i- und w-Stamme in einigen Casus in das Geleise der I- «e-Stamme ein. Sing. gen. dhiyds nadiyks bhruvas svasruvas, dat. dhiyai etc., loc. dhiyam etc. und dvyas dvyai dvyam, dhenvas dhenvai dhenvam. S. § 231—233, 249—250, 255, 266 —268. Den Anlass zu diesen Neuerungen gab die gleiche Gestaltung des instr. sing., z. B. dhiya dvya wie deviya brhatya (nom. devi brhati). Vgl. auch ace. plur. avis dherius wie brhatis (§ 330—31) und gen. plur. dhinam bhrunam nadknam svasrunam wie brhatinam -inam (§ 354). So erhielten, durch proportionale Analogiebildung, die fern, i- und w-Stamme in diesen Casus ein Kennzeichen ihres Genus. Anm. Ich lasse nur die *- «e-Stamme vorbildlioh gewirkt haben, veil ioh nicht fur erwiesen eraohte, dass schon die v o r a r i s c h e Zeit mit ihnen parallelgehendeit-we-Stamme besessen habe. Anders J.Schmidt Pluralb.54ff.
393. In derselben Sprache fand in der i-, u- und r-Declination ein -n- zwischen Stamm und Flexionsendung weitere Verbreitung, das von den idg. K-Stammen ausgegangen war. Diese hatten im Urar. eine Umgestaltung des gen. plur. der a-, o- und i- ie- und des nom. ace. plur. neutr. der o-Stamme
§ 393—394.]
Caausbildung der Nomina. Metaplasmen.
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herbeigefiihrt, die sich dann auf die i-, u- und r-Stamme fortpflanzte: urar. -dndm und -inam (je-St.), weiter -inarn («-St.),
-unam, ai. -piam (§ 345—349. 351); ai. -dni -mi -uni -Tni, av. -eng (§ 338—339. 341). Im Ai. wuiden nun weiter ira instr. sing, neben die -yd und -va der i- und w-Stamme -ina und -und gestellt nach dem Muster von Formen der ien- und uenStamme, wie masc. neutr. arcin-d neutr. ayun-d. Diese Neuerung lag um so naher, weil von alterer Zeit her hie und da i- u- und ien- wew-Stamme gleichwertig neben einander lagen, wie ayu- und ayun- (*aivan-). Dass sich der ?2-Ausgang fiir -ya -va im masc. und neutr. Instr. allmahlich festsetzte (das Vedische schwankte noch, s. § 278—79 S. 631ff.),war darin begriindet, dass -ya und -va im Zusammenhang mit den Formen wie dvyas -yai -yam denvds -vai -vdm femininisch empfunden wurden (vgl. § 392), so dass im Gegensatz zu ihnen -ina und -una zur Kennzeichnung des masc. und neutr. Genus willkommen waren. Weiter ging das -n- im Neutr. noch auf andere Casus uber und ergriff hier auch die r-Stamme, wie sing. gen. abl. lucin-as carun-as dhatrn-as, dat. sucin-e etc., loc. lucin-i etc., du. nom. ace. lucin-i etc., gen. loc. sucin-os etc., welche Bildungsweise fiir die i- und t<-Stamme in der classischen Sprache Regel war. Diese Neuschopfung erklart sich aus der Gestalt der nom. ace. sing, und plur.: wenn einander gegeniiberstanden luci cdru (dhatr) sucini cdruni [dhatfni) und z. B. arci arcini, vdrtma vdrlmdni, so lag es nahe, zum instr. neutr. sucind cdrund (dkdtrnd) noch jene andern Casus hinzuzubilden nach arcin-as vartman-as u. s. f. So wurde hier die w-Flexion zu einem Characteristicum des neutralen Genus. Vgl. J. Hanusz Uber das allmalige Umsichgreifen der w-Declination im Altindischen, Wien 1885. 394. II. Armenisch. Characteristisch sind der Untergang der speciell neutralen Casusfornien und die Aufgabe der speciell femininischen Declinationsclassen (z. B. nu, gen. nuo-y, 'Schwiegertochter5 zu ai. snu§a). Auf welchem Wege diese Verluste geschahen, ist nicht klar, wie auch liber die Art, wie manche Heteroklisien (z. B. sing. nom. pcoJcr cklein3 gen. poUu
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Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
[§ 394—395.
plur. nom. p'otiun-U) und Umgestaltungen ganzer Paradigmata (z. B. amis cMonatJ hur c Feuer 3 nach der o-Declin. gegeniiber gr. JITJV(V)- und irop) zu Stande kamen, noch nichts Naheres ermittelt ist. 395. III. G r i e c h i s c h . Hierher fallende Processe sind: die Verdrangung des -ie- der 1- «e-Stamme durch -ia- (vgl. S. 526 Fussn. 1), wie gen. Sia? ion. SIYJ? (nom. 8Ta), ;xiac (nom. jj-ia) gegen lit. deves, der sich in jiingerer Zeit die Neuerung des nom. ace. sing, nach den ««-Stammen, stai'pa statt *£T<xtpa u. dgl., anschloss(§ 109 S. 314, §191 S. 527 u. s. w.); — die Herausbildung der Paradigmen wie OVOJAOC ovdjAaxo? etc., vjirap ^uaro? etc. (§82 S. 236, § 144 S. 329, § 116 S. 343. §117 S. 347, §244 S. 595) und das weitere Umsichgreifen der T- sowie auch der 8- und ^-Flexion, deren Verlauf noch nicht nach alien Richtungen hin aufgeklart ist, z. B. -ripax- zu Tspa? Tspacuv, "ceXtoTzu fsXco? -/sXaa-aai. (§ 134 S. 399) nach dyvu)? -uk-o?, i'8pi§- zu iSpt-s i8pi-v, sptS- zu spi-s spt-v, opvi&- zu opvC-?; •— die Ausbreitung der «ew-Casus auf Kosten der ies-Casus im Compar., wie ^8tu)v (§135 S. 402 f. 405 f.); — die Verbindung von ties- und wei-Casus zumParadigma despart. perf. act. (§ 136 S.412. 415 £); — die Verallgemeinerung der schwachen Form -tv- der ienStamme, wie osXcpiv-, mit den neuen nom. sing, auf -i? und -tv (§ 115 S. 337); — die Flexion Xituv -OVTO? statt *Xeovoc nach
§ 395—397.]
Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
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faltige Flexionsverhaltnisse zeigen (voc. ATJTOT, ace. kret. Aaxwv ion. AYJTOUV att. AYJTW) und von Einigen als urspriingliche oi-
Sfamme betrachtet werden, hat sich noch keine sichere Ankniipfung an Aussergriechisches gefunden. Vgl. Danielsson Om de grekiska substantiverna med nominativandelsen -, Upsala univ. arsskrift 1883, J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXVII 374 ff. 396. IV. I t a l i s c h 1 ) . Charakteiistisch ist das durch altererbte Doppelheiten wie noct- nocti- clvitat- -tati- (§ 102 S. 290 if.) vorbereitete Ineinanderschwanken der consonantischen und der ^-Declination, das bereits in urital. Zeit begann und im Latein noch Jahrhunderte nach Chr. Geb. nicht zur Ruhe gekommen war: abl. sing. lat. air-id bov-ld praesent-i umbr. p e f - i pers-i cpede* osk. praesent-id cpraesenteJ, dat. abl. plur. lat. ferent-ibus osk. lig-is 'legibus3, lat. nom. ferent-es ferent-ia gen. ferent-ium, nom. cam-is neben caro, juven-i-s, loc. osk. D i u v - e i (vgl. § 249 S. 603), gen. osk. m a a t r - e i s umbr. matr-er 'matris3 nach der i-Decl., umgekehrt lat. ace. ovem gen. oms 'abl.0 ove zu nom. ovi-s, gen. apum vatum neben api-um vati-um nach der consonantischen. S. § 93 S. 265 und § 211 if. unter den einzelnen Casus. Im Lat. wurden abl. -I gen. -ium nom. ace. -ia besonders bei Adjectiven beliebt, doch auch hier viele Schwankungen (Bequeme Ubersicht der wichtigsten Erscheinungen bei Schweizer-Sidler und Surber Gramm. I'2 S. 105 if.). 397. Lat. vetus (ace. veter-em), Attribut zu masc. und fern. Subst., war urspriinglich subst. Neutrum (§ 132 S. 391; anders jetzt, aber mich nicht iiberzeugend Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXX 485 £), vgl. auch Venus [Venerem) f., urspriingl. neutr., c Liebreiz\ Mehrere Metaplasmen nach den es-Stammen, wie su-er-is su-er-e zu su-em, bov-er-um zu bov-em, lapid-er-um nuc-er-um u. a., an ans-er- und die Ausbreitung des -es- im Germanischen (§ 132 S. 393 if.) erinnernd. Anm. 1. ans-er- war vielleicht so entstanden, dass im Urlat. noch *ham- und *hanes- (vgl. § 132 S. 387 t, § 160 S. 455) neben einander lagen 1) A s b o t h Die Umwandlung der Themen im Lat., Gott. 1875.
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Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
[§ 397—398.
und etwa naoh gen. *(h)ans-is und ace. *{h)aner-em der ace. (h)anser-em geschaffen wurde (vgl. Morph. Unt. I l l 67 ff.). Ehe das historische Paradigma von anser sich befestigt hatte, konnte sein -er- leicht auf andere Worter iibertragen werden. Dass -er- gerade im gen. plur. beliebt wurde {boverum etc.), dazu mogen die Ausgange -drum und -arum beigetragen haben.
Die Pluiale sper-es vir-es (vielleicht voritalische s-Stamme, s. § 134 S. 398, Kretschmer Kuhn's Zeitschr. XXIX 170, J. Schmidt Pluralb. 385) stellten sich zu sing, spe-s vi-s, weil die zu diesen gehorigen Pluralnominative spes vis als solche im Satz oft undeutlich waren (vgl. Osthoff M. U. IV 238 f.). Unterstiitzt wurde die Heteroklisie duxch. Jlos : Jlor-es (St. Jlos-) u. a. jecur, jecinor-is fiir *Jecin-is, iter, itiner-is fur *itin-is. Vgl. § 114 S. 326. 331. Noch nicht geniigend aufgeklart ist, wie sides -is, pubes -is (es-Stamm im nom. sing.) u. dgl. zu Stande kamen gegeniiber Ceres -er-is, pubes -er-is. Anm. 2. Zu beriicksichtigen sind plebem famem als Neubildungen nach aciem, s. § 220 S. 553. Ferner hatte man, wenn die ved. Gen. usds ahas wirklich -s als Genitivsuffix eingebusst hatten (s. § 237 Anm. S. 582), zu fragen, ob nicht das -is des Gen. piibis aus *-es-s entstanden war. Endlich ist zu beriicksichtigen, dass das Paradigma von sedes auf Grund von zwei Stammen secies- und sedi- zu Stande gekommen zu sein scheint (Verf. Kuhn's Zeitschr. XXIV 44, J.Schmidt Pluralb. 146). Vgl. auch Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXX 489, der Schmidt's Annahme, dass dat. plur. -ibus aus *-ez-bhos hervorgegangen sei, mit Recht ablehnt, aber wol kaum richtig vermutet, in uridg. Zeit sei bei den es-Stammen ein ace. auf -em in ahnlicher Weise entatanden wie *d{i)iem aus *d{i)ieu+m (s. § 221 S. 554).
Die ««-Declination ging nach imd nach ganz in der o-Declination auf, s. § 232 S. 577. 398. V. Im Irischen waren die SA-Casus bei den consonantischen Stammen in vorhistorischer Zeit in die Analogie vocalischer Declinationen iibergegangen, ahnlich wie im Ital. (§367 S. 710f., § 396 S. 727). Vgl. § 302 S. 652, 379,2 S. 716. Die urspriingliche Weise nur noch im instr. sing, anmimm, bei dem allerdings fraglich ist, ob von *-m§-bhi oder von *-mn-mi auszugehen ist (§ 281 S. 636). Die Beurtheilung des gall. dat. plur. [i,aTps-[3o ist unsicher (§ 374 S. 713).
§ 398—399.]
Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
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Die adjectivischen «-Stamme trennten sich von den substantivischen, indem sie im gen. sing, die Form der o-Stamme annahmen, wie masc. neutr. maith %OB\ fern, maithe cbonae3 nach mairb mairbe zu marl ctodt3. Die adjectivisehen w-Stamme neigten zum Ubergang in die Analogie der i-Stamme; im Plur. waren sie im Air. wol schon sammtlich der «-Declin. verfallen. Das Genauere des Vorgangs bleibt noch zu ermitteln. Wie der 'Dat.3 cathir neben cathraig wol erst durch athir hervorgerufen war (§ 262 S. 616), so wirkten in umgekehrter Richtung jene Gutturalstamme auf die Verwandtschaftsworter ein, also dass z. B. plur. uasal-athraig cerhabne Vater, Patriarchen3 statt -athir gesagt wurde. 399. VI. In der Zeit der g e r m a n i s c h e n Ureinheit entstand ein neuer Declinationstypus durch Verallgemeinerung der schwachen Form -in- der jew-Stamme, wie got. gamaini ahd. gimeini cGemeinschaft3 (vgl. lat. communio). Der nom. sing, urgerm. *-in nach dem Muster von *tufagon. Vgl. § 115 S. 340, Streitberg Paul-Braune's Beitr. XIV 221 ff. In dieser Classe gingen im Westgermanischen vielleicht auch alte je-Stamme auf, indem sie durch die formale Gleichheit z. B. von dat. digl-m gen. diglno (s. § 347 S. 693, § 382 S. 718) mit gimeinim gimeinino zu ihT heriibergezogen wurden. In derselben Periode hatten die I- je-Stamme neben Casus mit -I- (got. nom. sing, -i u. s. w.) wol auch noch Casus mit -ie-. Diese wurden im Got. ganz aufgegeben zu Gunsten von Formen mit -ia-, z. B. mam 'Madchen3 maujos etc. wie gr. YJOETK -si'a? etc. (vgl. S. 526 Fussn. 1). Dagegen blieben die ie-Casus zum Theil im Westgermanischen, wie ahd. sing. ace. gen. kuninginne -a plur. nom. ace. -a, wie auch nui hier noch das alte -I-m des dat. instr. plur. vorzuliegen scheint. Vgl. das Schwanken zwischen -ie- und -ia- im Lat., z. B. intemperies -iem -ie, aber gen. dat. sing, -iae, plur. -iae -iarum u. s." w. Consonantisch auslautende Wurzelnomina und mehrsilbige Nomina auf Verschlusslaute zeigen in alien Dialekten die alte consonantische Declination durchsetzt mit o- u- oder i-Casus, wie got. frijond-a-m neben nom. plur. frijond-s cFreunde', ags. as.
730
Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
[§ 399.
fbt-u-m ahd. fua£-u-m (und. as. fuoi-i-n ahd. fuaft-i-m) neben nom. plur. ags. fet ahd. foa% 'Fiisse3, got. baurg-i-m zu nom. plur. baurg-s cBurgen, Stadte3. Zuweilen traten solche Worter ganz in eine der vocalischen Declinationen iiber, z. B. got. fbtu-s, dessen Flexion sich in historischer Zeit von der von sunu-s nicht mehr irgendwo unterschied. Vieles hierher Gehorige ist iibersichtlich zusammengestellt von Kahle Zur Entwicklung der consonantischen Decl., Berl. 1887. Zu dem Ubertritt in die oDecl. gab der gen. plur., wie got. frijond-e ahd. friunt-o, vielleicht auch der ace. sing. (s. § 219 S. 553) Anlass, im Westgerm. auch der gen. sing, auf -es; zu dem in die w-Declin. der ace. sing. plur. auf -u{n) -uns, wie got. fot-u fbt-uns. Dagegen entstanden i-Casus in altester Zeit wol auf Grund des Umstandes, dass gewisse Nomina von uridg. Zeit her zwischen -ti- und -tals Stammsuffix schwankten (vielleicht war auch got. baurgineben baurg- altiiberkommen, vgl. gall, brigi- in Brigiani etc.), spater auf Grund des Umstandes, dass verschiedene Casus mit solchen der i-Stamme im Ausgang gleich geworden waren; im Ahd. kam dann noch der Ubergang der w-Stamme in die iDeclination hinzu, durch den auch die erst selbst analogisch entstandenen w-Casus in diese Declination heriibergezogen wurden. Am friihesten, schon im Urgermanischen, wurden der nom. sing, und der dat. instr. plur. der consonantischen Stamme in die vocalische Declination iibergefiihrt, wobei das Streben wirksam war, den Stammauslaut, der durch Lautprocesse gestort worden war, mit dem der andern Casus wieder in Ubereinstimmung zu bringen, vgl. z. B. got. frijond-s fur *frijons, reik-s fiir *reihs, tunp^um fiir *tum aus *tun{d)-mi *tumm[i) (vgl. tigum cdecadibus' aus *tetjun(d)-mi, § 379 S. 716). Die urgerm. Neubildung des instr. plur. auf -um{i) nach -un (ace. sing.) -uns (ace. plur.) lag um so naher, weil die r-Stamme -ru-m(i) ( = -r-mi) und -r-uns neben einander hatten. Die durch die angedeuteten Processe entsprungenen Paradigmen, in denen consonantische Casus mit vocalischen wechselten, wirkten hie und da auf die alten durchgehends vocalischen Paradigmen in der Weise zuriick, dass auch in diesen consonantische Casus entstanden: got. gen. plur. anste
§ 399—401.
Casuabildung der Nomina. Metaplasmen.
73]
(Stamm ansti-) nach baurg-e naht-'e, ahd. gen. dat. sing, anst (neben ensti) nach naht\ mehr dgl. im Ags., wie gat cGeiss3 etc. Vgl. lit. gen. plur. krut-u zu kruti-s u. dgl. § 402. Weit weniger metaplastisehe Casus zeigen die mehrsilbigen n- und die r-Stamme, wie got. auhsn-ar-m nach auhsn-e: vulfe vulfa-m (vgl. lit. dial, akmendm akmenai nach akmen-u § 350 S. 696), broprjus nach bropru-m: sunu-rn sunjus. Die nom. sing. got. mena ahd. mano und ahd. nefo, die aus Formen auf *-ot entstanden waren (§ 198 S. 536f.), zogen das Paradigma in die M-Declination hiniiber. Vgl. die analogen Erscheinungen im Pali bei E. Kuhn Beitr. z. Paligr. 69, Toip Die Flexion des Pali S. 25, z. B. liess der nom. sing, maru = ai. mariit diesen Stamm der M-Declination verfallen (nom. pi. maru). 400. Beim Adjectiv vereinigten sich Formen von i- und jo-Stammen zu einem Paradigma. Darauf beruhte die Flexion got. masc. fern, hrdins neutr. hrdin, mase. gen. hrdinis ace. hrdinjana dat. hrdinjamma u. s. w. Entschiedene i-Formen waren nom. sing. fem. neutr. und gen. sing, masc, entschiedene «o-Formen hrdinjana u. s. w. Die Verquickung erfolgte daTaus, dass im nom. (ace.) sing. mase. jo-Stamme wie un-nutja- cunniitz' schwache Suffixgestalt hatten und der Ausgang *-i-s (im ace. *-i-m) mit dem der i-Stamme iibereinstimmte. Im Westgermanisehen wurde die jo-Declination durchgefuhrt. Im Zusammenhang mit dem urgerm. Paradigma der adj. «-Stamme entwickelte sich das der adj. M-Sfamme, z. B. got. hauru-s = ai. guru-s. Im Fem. war aus *kuru-io- *kurw- got. kaurj'd- geworden (§ 110 S. 315) und ein masc.-neutr. *kuria= got. kaurfa- hinzugebildet worden (vgl. berusjos § 110 S. 318). Nach masc. nom. hrdins ace. hrdinjana und neutr. hrdin gruppierte sich haurus kaurjana kauru, und wie hrdins auch als Fem. fungierte, so gebrauchte man jetzt auch kaurus zugleich femininisch statt *kaurvi, falls nicht dieser Gebrauch altiiberkommen war (vgl. § 110 S. 315). Auch hier wurde im Westgerm, die «o-Declination durehgefiihrt. 401. Als charakteristisch fur das Westgerm. mag noch die Entwicklung der Paradigmen von ahd. kalb kalbes plur. halhr
732
Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
[§ 401—402.
ags. cealf cealfes plur. cealfru u. dgl. (vgl. russ. cudo pi. cudesa § 404) erwahnt werden. S. § 132 S. 394 f. Uber metaplastische Erscheinungen, die mit Geschlechtswechsel verbunden waren, handelt V. Michels Zum Wechsel des Nominalgeschlechts im Deutschen I, Strassb. 1889. 402. VII. Baltisch-Slavisch. Auffallt auch hier der Riickgang der consonantischen Declinationen zu Gunsten der vocalischen. Schon die altesten Denkmaler zeigen den Process weit vorgeschritten, und das Russ. z. B. ist schon seit Jahrhunderten auf dem Standpunkt, dass, vom nom. ace. auf -o der s-Stamme und dem auf -j'a (aksl. -$) der w-Stamme abgesehen, alle Casus der ehemaligen conson. Declinationen abhanden gekommen sind; kaum mehr conson. Formen haben gewisse lit. Mundarten in ihrem heutigen Zustand gerettet. Im loc. plur. und in den Casus mit m-Suffixen gingen die consonantischen Stamme schon im Urbalt.-slav. bis auf geringe Reste in die i-Declin. iiber: z. B. lit. akmen-y-se (alter *-i-se) aksl. kamen-i-chu, akmen-i-mi Jcamen-i-m)', -i-m -i-m -t-m-a, -i-ms -i-mu, -i-mis -i-mi. Jedenfalls war hier, wie bei vielen Neuerungen (vgl. z. B. § 360 S. 705), das Bestreben wirksam, den Stammauslaut rein zu erhalten, und der tlbertritt in die j'-Decl. geschah auf Grund davon, dass in einigen Fallen consonantischer Stamm und i-Stamm von alterer Zeit her neben einander gelegen hatten, z. B. lit. deszimt- aksl. desqt- neben deszimti- desefl- "clecas3, lit. nakt- (gen. plur. alit. und godlew. nakt-u) neben nakti- cnoxJ (§ 101 S. 289, § 123 S. 366). Von jenen Casus aus wurde nun die «'-Flexion spater vielfach auf andre, zum Theil auf alle ausgedehnt, wozu die lautgesetzlich eingetretene Gleichheit im ace. sing., im Bait, auch im ace. plur. (lit. -i -is, aksl. -i) mit beitrug, z.B. lit. dant-l-s 'Zahn3 aksl./efew-t cHirschJ (§ 93 S. 267). Freilich wirkte der Umstand, dass die Declination einer Anzahl von Nomina theils aus consonantischen, theils aus «-Casus sich zusammensetzte, hie und da auch wieder auf die alten e-Nomina so ein, dass diese consonantische Casus bildeten, wie lit. dial. gen. plur. hrutu pazastu zu kruti-s 'Mutterbrust1 pazasti-s 'Achselhohle3 (vgl. auch Bezzenberger Beitr. z. Gesch.
§ 402—403.]
Casuabildung der Nomina. Metaplasmen.
733
d. lit. Spr. 143 £), aksl. nom. plur. pecat-e zu pecati 'Petschaft' (§ 123 Anm. 3 S. 370). Vgl. got. gen. plur. anst-e zu St. ansiiu. dgl. §399 S. 730 f. Das -ie- der I- se-Stamme wechselt vielfach mit -ia-, das besonders bei den Adjectiven und Participien erscheint, z. B. ace. lit. vezancziq aksl. vezqstq zu nom. lit. vezanti aksl. vezqsti (vgl. S. 526 Fussn. 1). Dazu entwickelten sich beim Maso. und Neutr. Casus mit erweitemdem -io-, wenn deren Stamm consonantisch auslautete, wie gen. vezanczio aksl. vezqsta zu nom. vezqs vezy, mirusio mirusa zu mires miru, aksl. slazdisa zu slazdifi (n. slazde). Vgl. § 368 Anm. S. 711. 403. Fiir das L i t a u i s e h e fiihre ich zunachst als charakteristisch den Untergang der neutr. Substantiva an, die meist zu Masc. wurden: z. B. iimka-s 'Bast 3 = preuss. lunha-n aksl. lyko; aki-s f. "Auge3 = ai. dksi; medu-s m. c Honig J = preuss. meddo gr. jjiiio; semi, (jetzt plur. tant.) m. c Saat' = aksl. seme lat. semen; vandfi, und& m. 'Wasser 3 = got. vato gr. 58tup; debesi-s (gen. plur. noch dehes-u) m. f. cWolke* = aksl. nebo. In einer Anzahl von Fallen diirfte der Geschlechtswechsel dadurch hervorgerufen worden sein, dass der Ausgang des nom. ace. neutr. zugleich bei Masculina vorkam. So bei semi, vandi m. nach akm& u. dgl. (§ 223 S. 556, § 224 S. 559), wie ahd. namo sarno m. (got. namo n.) nach gleichJautenden Masc. Einige Masc. auf nom. -as, gen. -o, waren idg. Neutra auf *-os : menas 'Mond 3 neben menes-io etc. (§ 132 S. 389), akas c Wuhne 3 = aksl. oko u. a. (W. Meyer D. Schicksale des lat. Neutr. 31, J. Schmidt Pluralb. 195). Ahnlich medics vielleicht zu ai. mddhus (Nebenform von mddhu) gr. [xsOuo-d^vat. Vermutlich war erst auf diesem Wege der Bestand der neutr. Formen gesehmalert worden, ehe man auch ohne formale Beriihrungen beim nom. ace. die tibereinstimmung in der Bildung der iibrigen Casus auf jenen Casus ausdehnte, die neutr. Form durch eine geschlechtige ersetzend. Die Ubereinstimmung im dat. sing., nom. ace. du., ace. gen. plur. dangui dangu datigus dangu (w-St.) und vifkui viiku vilkiis vitku (o-St.) bewirkte dieNeubildungen dangus-na und loc. danguse (§ 326 S. 673 f.). Diese Bewegung von der u- zur o-Declin. setzte
734
Casusbildung der Nomina. Metaplasmen.
[§ 403—404.
sich dialektisch weiter fort: z. B. sunal sundrns sunais (vgl. Briickner Archiv f. slav. Phil. I l l 252 f., Verf. Lit. Volksl. u. March. 300). Auf demselben Wege kamen im Lett, die z<-Stamme dazu, ihren Plur. nach der o-Declin. zu bilden. r-Stamme traten von dem auf -e ausgehenden nom. sing, aus in die Analogie der I- «e-Declin. ein, z. B. inte cdes Bruders Frau 3 (ai. yatar-) gen. intes. S. § 122 Anm. S. 360. Ahnlieh vielleicht kekd -'es 'Traube 3 auf Grund eines neutr. *keke(r) (vgl. lat. cicer), s. § 224 S. 559. 404. Im Slav, hielten die nomina agentis auf -tel- (idg. -ter-) die alte consonantische Declin. nui, aber nicht consequent, im nom. gen. plur. fest, wie datel-e (auch datelje mit j aus den andern -Ij- enthaltenden Casus) und datel-u; nach datel-u auch instr. dately nach der o-Decl. Sonst waren sie (to-Stamme, nom. sing, -telji u. s. f. Die Casusformen wie datelimu konnte man noch als die alten, den Formen wie kamen-i-mu (§ 402) gleich stehenden Bildungen ansehen, die den tfbergang von der consonantischen zur io-Decl. vermittelten. S. § 368 Anm. S. 711. Zwischen telq und gen. telqte etc. scheint ein ahnliches Verhaltniss gewesen zu sein wie zwischen griech. ovojia und 6v&>axoc. S. § 244 S. 595 f. Zu grazdan-e 'die BiirgerJ gen. grazdan-u (§ 115 S. 340) bildete man im Aksl. ace. instr. grazdany nach vluky wie instr. dately. In den alteren Quellen mehrerer slav. Sprachen erscheinen im plur. dat. instr. loc. fur aksl. -janimu -jany -janichu Formen auf -jamii -jami -jachii (acech. Polds), noch die urspriinglichere Flexionsweise darstellend, s. I § 5S5 S. 441 f., II § 356 S. 703, § 367 S. 711. Der Singular dieser Nomina war mit -ino- erweitert, grazdaninu. Bei der Schopfung der zu den fem. u- ww-Stammen gehorigen Formen wie svekriiv-amu -ami -acliu nach rqka-mu etc. war die Gleichheit von gen. svekruv-u : rqkii wirksam. voda f. cWasser3 war wol aus einem neutr. auf -d(r) entwickelt, s. § 224 S. 559. Der gleiche Ausgang -o im nom. ace. sing, veranlasste ein Ineinanderschwanken der neutralen es- und o-Stamme, nament-
§ 404—405.]
Adjectiva mit Pronominalflexion.
735
lich Ubergang jener in die o-Declination, wie gen. slova fiir sloves-e zu slovo — gr. xAso?, deles-e fiir dela zu delo 'Werk 5 . In
den modernen slav. Sprachen wurde hierdurch die s-Declination bis auf einige Reste beseitigt. Bemerkenswert ist die Declination von russ. cudo 'Wunder3 nebo cHimmel3: sing, cudo gen. cuda etc. wie selo, aber plur. cudesa gen. cudesii etc. wie sela, also wie ahd. kalb plur. kalbir (§ 401). In ahnlicher Weise vermischten sich die u- mit den o-Stammen infolge der lautlichen Gleichheit des nom. ace. sing., so dass von alien w-St'ammen auch o-Casus vorkommen, wie gen. syna fiir synu, zu synu 'Sohn3 = lit. sunu-s; seltener umgekehrt, z. B. dlugu fiir dluga, zu dlugu cPflicht3 = got. dulg-s. In den meisten neueren slav. Sprachen gingen so die 2<-Stamme in den an Zahl iiberlegenen o-Stammen fast ganz auf. [Ubersichtstabellen zu § 190—404 folgen S. 736—759].
Ausbreitung der p r o n o m i n a l e n D e c l i n a t i o n auf die Adjectiva. 405. Die Grenze zwischen den geschlechtigen Pronomina auf -o wie *to- cder3, die in einer Anzahl von Casus andere Endungen hatten als die Nomina, und den nominalen adjectivischen o-Stammen war seit uridg. Zeit eine fliessende. Wie weit die pronominale Flexion zur Zeit der Auflosung der idg. Urgemeinschaft reichte, ist iiberhaupt nicht mehr zu sehen. Es ist einerseits fraglich, ob und wie weit gewisse ihrem Ursprung nach rein nominale Adjectiva wie ai. visva- 'jeder1 sdna- call3 lat. solus aksl. visi comnis3 damals schon an der pronominalen Casusbildung theilhatten. Und anderseits ist fraglich, wie weit die pronominalen Adjectiva mit Stammsuffixen, die zugleich beim Pronomen und beim Nomen im Gebiauch waren, nominal flectierten. Denn wahrend z. B. den idg. Vorlaufern von ai. an-yd-s gr. a'AAo-s lat. al-iu-s etc. pronominale Declination zuzusprechen ist (vermutlich war ja an-yd-s nichts anderes als eine Zusammensetzung von ana- mit ya-, wie tyaeine von to- mit ya-, s. § 409), ist dagegen z. B. durchaus zweifelhaft, wie damals der mit -tero- gebildete Compar. von *qo- cquis3 (ai. katara-s gr. itdrspo-s u. s. w.) ging. [Fortsetzung auf S. 760.] Brngmaiin, Grundriss. II, 2.
47
Ubersichtstabellen zur Lehre
736
Anhang zi
1. o-Stamme. Uridg.
Altind.
c
Sing. nom. *ulqo-s Wolf:
voc. *ulqe: ace. m. *ulqo-m:
i
Armen.
Avest.
vi'ka-s
\vehrko
gail
vfka
: : \vehrka
gail [nom.?]
Xuxe
[z gail]
X6xo-v
gailo-yC!)
XlJXO-lO XUKOB
vrka-m O
vehrke-m ;
c
n. *juqo-m Joch': yugd-m
xsapre-m
Herr-
vrka-sya
! schaft' \vehrka-he
vgl. me
l^gl. me
abl. *ulqod, ~ed:
vrkad
\vehrkaji
dat. *ulqoi, -e(i):
vrkaya,-dhyai,\vehrkai, as"a i sakhyd vrke \vehrke
gen. *ulqo-sio, -e-sio: *ulqe-j, -o-it:
loc. *Vk°-h -e-i:
instr.
Du. nom.-
*iilqo, -e:
Griech. X6xo-s
X6xu> ;hess. ^ p o v o i , vgl. [AO'I
i gailo-y
.okr. u) c unde' [X6xoio X6xoo Xuxo)]
[gailo-y]
Xijxi})
vfka, \vrkena \vehrka
*ulqo-bhi -mi, -ebhi -e-mi: m. *ulqbu -d: vfkau
gailo-v re-v vrka
\vehrka
erku
C
arda-
2' (?)
att. o'ixoi o'ixei 'zu Hause' att. 7t<>) lak. Ttrjtar. at^,[X6x<j) ep. deo-tpi Auv. m
acc.
n. ^jugo-%, -e-i:
gen. etc. dat. abl. instr.?
yuge ixsapre d. a. i. vrka-\d. vehrkaeibya bhyam j
Xaxonv Xuxow(vgl. att. SUEIV), arg.
-oi, el. -otois
gen. *ulqous^: loc. \ilqou?: Plur. nom. *ulqos: ace. m. *ulqo-ns qons ?): n. *juga:
g. 1. vrkayos,vgV:g. vehrkayA Pron. ends I :1. vehrkayo vrkas vrkasas •vehrka vehrkan- gailU \ ho, vehrka
fXixot
(*ulvrkqs -an
\vehrkqs[-ca) -an, z gails X'JV.OMS X6xou« \ vehrka yuga yugdni \xsapra, vispeng ! vispa 'omnia' v'rkum vrka-\vehrkqm vehrka- gailoc XUXOJV gen. *ulqom, -em: nuni I nqm X u x o n XUMIOI \vehrkae-su -s'v-a gailoc loc. *ulqojcs -s-u -s-i: vrke-su d. gailoc a. i gai- LXuzoi?lJJi")tai] iv ke-bhyas wehrkaeibyo dat.-abl. *ulqo-bh- -m-: loc
vrkuis _t instr. *ulqois: J *ulqo-bhi(s) -mi(s):rrke-bhis
Gesper
\vchrhais Wehrkaeibis
gailo-vU
Xtj-/toi? [Xixoisi &£ O-Cpt :esene Stelle gehore« eckige Klammern [I .tgeaetzliche Jottent-
737
von der nominalen Gasusbildnng.') j 190—404.
Lat.
Ir.
lup'u-s; Cor- fer 'Mann' nells lupc; fill hip u - m; Cor- fer nneli-m jugu-m dliged n-
lupi , fill, vgl. fir mi lupo{d), recte{d) lupb sibi belli
Got.
Lit.
Althochd.
|
Aksl.
vulf-S; un- wolf nut-s 'unniitz' hairdeis 'Hirte' vulf; hairdi wolf vulf; hairdi wolf
viika-s; zbdi-s\[vluku}; kraji 'Wort', gai-dy-s\ 'Hand' 'Hahn' !
juk
wort 'Wort'
igera
\vulfi-s
\wolfe-s
[viiko]
vilke; zodi, gaidy \vliice; kraju vitkq; todi, gmdi\vlukn; kraji \igo '{[vliika] ivgl. mi
Numa- [fiur]
v u If a (?)
'ioolfuC>)[wolfeviiko
vulf ap)
\wolfeC>)
vitkui
wltiku
\vilke, naine 'zulvluce Hause' i [nove-innove-fi hve 'womit'; \wolfu as. hivo viikii geru-ju vulfa[Ti \vluko-mi ;vgl. zi houbitun
cinn 'am Ende' vulf ail)
a.d.v.modo,are fiur _ [lupb{d]}
\vluka
\wolfeC!)
duo
dau do u. da ahtdu 'acht'
\ahto 'acht'
viikii gerii-ju
vi-gintiC!)
dliged, da nd.feraib, dib n-
:as. twe
lize d. vifEa-m l. mZ-jd7T vluko-ma ka-fh j I
y, fer
S-fer
;g. vliiku
\lupi poploe, vgl \fir, vgl. voc.vulf os osk. Nuvla- firu nus 'Nolani' lupos vulfans firu
loolfd -a
juga
wort
1
wolfo
[vulfam] vulfa-m (?)
[wolfum] wolfum (?)
vitkusu viikiise viikd-ms
\vlitccchii \vluko-mu
viikais
yoliiky
vulf a-m
wolfumC!)
[wolfa -a]
lupis fer aib
11. vliiku \viika%3 ge)'e-ji ^&\&\vluci guten' i viikiis, vgl. preuss.ju£«&!/ deiwaiis 'deos' j keturio-lika ^Wviga 1 viikii volukii
cet 'hunderte', juka dligeda ilupo- fer livulfe
deum, rum lupistf), deivbs fer aib] lupis, deivbs] feraib]
\vluka
wickhmg der uridg. Form gelten darf. Ubertragung pionoi linaler EndnBg anfs Nomen, die ia der Zeit nach Auflosung dei idg. UreinJieit geschah, ist mit f bezeichnet.
47*
Ubersichtstabellen zur Lehre
738 2. a-Stamrae. Uridg.
Altind.
Sing, nom. *ekiici 'Stute': dsvd
Avest.
Griech.
Lat.
c
haena feind- ^tupa 'Land', fot- equa liches Heer' 7tOT/]-4 [ITCJIOTO] 'Kosselenker'
\
[equa]
\
^oupa-v
equa-m
\
divdyds, gnSs-(?), haenayu [dsvdyai]
5(ci)pa?, veaviou
vids, vial equai
abl. *ekuds:
dsvdyds
haenayag
^ o o p a j , vedvtou
equd(d)
dat. *ekudi:
suvapatydH"!}, dsvdyai
haenaydi
X(ipa
Mdtutd, equai:
loc. e/cuai.
aivdy-dm
haenaya
0r]Pai-YSVTji X ^ P f Romae
diva, \dsvayd
ha en a, \haenaya
voc. *ekua:
dmba 'Mutter', ds- haene ve
ace. *ekua-m:
asva-m
gen. *ekuas:
instr. *ekud: Du. nom.- *elci(ai: acc.
dsve
haenam
haene
gen. etc. dat. abl. instr. ? d. a. i. dsvd-bhydm d. haend-bya gen.? loc? g. 1. dsvaybs g. haenaya Plur. nom. *ekuas:
[equd(dj]
\
\ \
[X<»P?]
Xinpa, (pi. X a P a l ) duae
\
g. etc. yoipait
dsvds, dsvdsas
haena (hae- [Xoipai] na s- ca)
[equae]
\
ace. *ekuas:
dsvds, [dsvdsas]
haena (hae- Xtopavs x<»pa? na s-ca)
equas(1)
\
gen.
dsvd-ndm
vanqm, haena- •(•ftearov ywpihv nqm
\equd-rum
\
loc. *eky,a-s -su -si: dhd-su
haend-hu -hv-a
dat.-abl. *ekua-bh- -m-: divd-bhyas
haend-byo
ta[Jita-ai, ythpruai,alat. d. devd-si [equis] ytapan equd-bus, [equis] Xa>pcti«]
instr. *ekud-bhi(s) -mi(s):
dlvd-bhis
haend-bis
Xiupai;, [Ta(j.(aai, equis, [equdbus] Xiupaiat]
von der nominalen Casusbildung.
:
Osk.
739
Ir.
Got.
c
!
Althochd.
Lit.
Aksl.
!
Itovto 'civitas'
uath Volk', ben gib a 'Gabe' c Frau'
i buojfy 'Besse- •anka 'Hand' : rqka 'Hand' rung', [geba 'Gabe']
iumbr. [Tursa]
uath\1.) J«»(?)
; [geba]
\t ov tarn
uaitli n- mnai n- gibd], p o 'die' geba
rankq
\tovtas
uaithe mncl
rankos
giba]
gibos
rankit, m6tyn\rqko 'Mutter' i
j geba [gebu]
[tovtad ideivai 'divae' tuaith
rqkq ;rqky, duse 'der Seele'
rankos
rqky duse
gibdi
[gebu gebo]
•ankai
rqce
; ivfai 'in via'
tuaith
gibai
[gebu gebo]
rankoj-e
rqcl
!
[tuaith]
[gibdi]
gebu
ranka
rqkq, \rqkojq
tuaith, d'l
pusundja{1)
: : : i : : : Uovtas
gebo
rankl
d. i. ranko-m d. i. rqka-ma g. 1. rqku
d. tuathaib mnaib g. tuath ban tuatha mna
gere-ji rqce
gibos
[rqky duse]
geba, -a, kebo rankos
= jviaas cvias'
tuatha(1) «»»«(?) gibos
geba -a, kebo rankas,
\itovtazum
ran- rqky duse
kos-na
3
tuath n- ban n-
gibu
rqku
gebono, ahibo
ranka
[gebo-m]
ranko-su -se rqka-chu
\gebo-m (?)
ratiko-ms
rqka-mu
\gebo-m
ranko-mis -mi
\rqka-mi
i i c
i[Diumpafs] : : : IDiumpafs
[tuathaib mnaib] [gibo-m] [tuathaib
mnaib gibo-m (?)
vgl. gall. Na[j.au
tuathaib mnaib gibo-m
Ubersichtstabellen zur Lehre
740 3. i- ie-Stamme. Uridg.
Altind.
Sing. nom. *bhrghnt-i 'celsa': brhati voc.
?
brhati
;
Avest.
Lat.
Griech.
\bar enti'ierens
cpepouaot ' f e r e n s ' facie-s, 7r6mci ' H e r r i n '
harenti
tpspouoa
[facie-s]
tpepouaav rayrvtav
suavem faciem (?)
sudvi-g
o
ace. *hhrghnU-m: *bhrghnt{i)i-m:
brhatl-m
barenti-m
o
gen. *bhrghnt[i)ies:
br hat yds [brha- barentyu, -yd tyai]
abl. *bhrghnt{i)jes:
brhatySs
dat. *bhrghnt(i)ie(i): loc. *bhrghnt[i)ie[i): instr. *bhrghnt(i)%e: *bhrghntl1:
Dn.nom.acc. *bhrghnti 1: gen. etc. dat. abl. instr. ?
fades, facia facii, [facie]
barentya])
cpepouaT)?
facie(d]
brhatyai
barentyai
(fEpOUCljj
facie, faciei facii
brhaiyd-m
barentya
cpepotlaij]
facie
brhatya
barentya
brhati
azi
facie (?)
cpepouar]]
brhati, -iyau -yaubarenti
cpepouaa
d. a. i. brhatl-bhyamd. barenti-bya
j . e t c . tpcpouaatv
gen. *bhrghnt(i)iou- g. 1. brhatyos -«?: loc. *bhrghnt(i)ioi/>:
Plnr. nom. *bhrghnt{i)j,es: ace.
?
gen. *bhrghnt{i)icom1:
brhatis, -iyas -yas barenfis, -yd
cpspouooi
fades
brhatis, -iyas -yas barentis, -yd
tpepouaas
fades
brhatl-ndm
rfJioucdiuv tpepouafiv
[facierutn
pepouaTjsi -TQSI
facie-bus]
barenti-nqm
o
loc. *bhrghnti-s -su -si: brhati,- su dat.-abl. *bhrghnti-lh- -in-: brhatl-bhyas
• barenti-su -sv-a barenti-byb
- a i a t [-at?]
-^01
facie-bus
-ami -ati]
instr. *bhrghnti-bhi(s) -mi (s):
brhuti-bhis
;barenti-bis
cpepouaais [-''jS' facie-bus] -viat -atoi]
von der nominalen Casusbildung.
Ir. inis 'Ingel' ea'
inis n- (?) in si n- (?) inse (?)
in si (?)
Got.
741
Althochd.
Aksl.
Lit.
"rijondi 'Freun- gut in gutinna din' 'Gottin'
>z ant I Vehens' ze- izqsti 'vehens' zemlja me 'Erde5 'Erde'
fyijondi
gutin
rijondja
gutinne -a
ezancziq zemq
cezqstq zemljq
gutinne -a
'.zanczios i, ernes
vezqstf zemlje
•ezanczios zernes
Ivezqstf! zemlje vezqsti zemlji
frijondjus
emlje
frijondjdi
[gutinnu]
'ezancziui z emei
frijondjdi
[gutinnu]
>ezanczioj-e zemej-e\vezqsti
frijondjdi]
gutinnu
ezanczia zeme
vezqstq (+-e/'<j) zemljq
ezanti-dvi zenxi
vezqsti zemlji
zemlji
inis (?) inis
d. vezancziom-dvem id. i. vezqsta-ma zemljavezancziom-dvein d. i -ma ieme-m g. vezqstu zemlju
d. insib
il. vezqstu 'nsi (?)
frijondjus
gutinne
frijondjos
gutinne
frijondjo
gut inn o, -inribn*vezancziu /utinno - in, gi-m]
ezanczios zernes
zemlju
vezqste zemlje],
uezanczias zemes ze vezqste zemlje mes-na hemiu
vezqsti zemlji]
vezanczio-su -se zemi vezqsta-chu zemlja-chu -su -se
[insib]
[frijondjo-m]
[insib]
frijondjo-m (?)
gutinno-m (?), di vezanczio-ms zeme-ms\vezqsta-mu zemlja-mu gi-m (?)
insib
frijondjo-m
gutinno-m, gt-m (?)
d i vezanczio-mis zeme-misivezqsta-mi zemlja-mi -mi ]
Ubersichtstabellen zur Lehre
742 4. «-Stamme. Uridg. c
Sing. nom. *oui-s ovis : voc. *ouoi -e%: *oiii:
dvi-s
aii'-s'Schlange' sirt
live
aze azi
gen. *ouoi-s -ei-s:
c
Herz'
o
azoi-s, jainydis, vay-b
dve-s
*ou(i)i-es -(ifc-os: dvy-as ariy-ds
*ouei-i: instr. *oui:
Dn. nom.- *oui: acc. n. *oqi:
srtiC>)
a'za, mruite'y!)
o
[ocpet, izilrji 7rdX^] 3aai
OOEI otpet
ajdy-i{1) math f., dvyaf.(ved.azi auch m.), dvina m. (ved. auch f.) dvi siici, sucirii
dvay-as,
-etu;, ndXifjo;
iiokrii -KOI-Q
srti-v
azi asi
ary-ds azay-o, vasy-o
$d<sl
[otfei,
oooe
». etc. dtplati
fra- sirtU
z sirts ace. *oui-ns (*ouwsi',: dvlr -in m., dvis f., ahis m., [garayo] ary-ds hu-baodi n. *tri 'tria': tri, trini dvlnam, sufim
ion.
TTOXTJI TTOX'JJ]
gen. etc. dat. abl. instr.? d. a. i. dvi-bhyiim, d. azi-bya neutr. aksk-hhyam gen.*o«(« \i-mi-s1:g. 1. dvy-os loc. *ou(i)i-ou'>: Plur. nom. *oue\-es:
6'cpt-v iSpt 'kundig' ofeoi
azoi]> azaei-a i srte abl. *ouoi-s -ei-s: dve-s dvy-as ariy-ds *ou{i)i-es -{i)i-os: srti dat. *ouei-ai *ou(i)i-dvay-e pdty-e azayae-ca, paipyae-ca ay. fra-mruiti uti auch *owi?: loc. *ouei -e, -e$(?): dva dvau
ocpi-; 'Schlange'
sirt [nom.?]
azi-m buiri 'viel'
tivi-tn ace. *oui-m: n. *oqi 'Auge': suei 'rein'
Griech.
Armen.
Avest.
Altind. J
ocpei? k r e t . T p l - e ;
o t p U , Tcouta?, [otpeis]
Tpia
kaoyqm, vay- srtic qm, azinqm
T p i t O V , OlfEOOV
loc. *oui-s -su -si: dvi-su
*ahi-su
srtic
ocptai, ocpEai
dat.-abl. *oui-bh- -in- : dvi-bhyas instr. *oui-bhi(s) -mi's):dvi-bhis
azi-byo
d. srtic, a. i srtic [otptat,
*azi-bis
srti-vti
gen. *ou(i)iom:
otpcai]
[6'tptat, 6'(fsai]
743
von der nominalen Casusbildung.
Lat.
Ir.
turri-s
faith 'vates'
[turris]
faith[1)
anst-s
Lit.
Althochd.
Got.
'Gunst', naktl-s 'Gunst' anst kuri 'Wahl'
anst turri-m, ovem faith nanst mare m?«j>(n-)'mare' hrdin 'rein'
Aksl.
'Nacht'
nakte
nosti
nakti
nosti
anst kuri meri 'mare'
no it i
nosti
nakt'es
turrl(d)
ensti kuri{1)
nakcziai, furi' vesz-paty
ensti
kuri
dekte dekte, nak- nosti
ensti
kuri(t)
[anstdi, gastd] [gaste] turriC!)
faith
ove turri(Tj
muir faith
anstdi
turri{?)
— g. fatho -a
turris [turres]
faithi
nostijq, pqti-mi (dat. nosti) nosti oci (fem.)
._
d. naktl-m i. nak-d. i. nosti-ma, neutr. oci-ma ti-m g. nostiju 1. nostiju
d. faithih
turres [turris] faithi, 'tres'
nosti
nakti
faith -
vagiui
kurifi), akl, nakti-mi [anstdi], gasta ensti gastiu
turrl qui, ove fa. ith
Nacht'
anst kuri
anstdi-s, ga- enstiC!), gastes nakt'es 'Gastes' stis 'Gastes' ensti [1)
turris, osk. -eis fatho -a
nosti
tr'i ansteis ansti-ns
ensti, dri'tres.' ndktys
pqtlj-e [nosti]
[ensti]
nakfis
nosti
try-lika
tri
driu trl-ginta, tria trl, mure prija turrium,apum fa the n-, trl n- anste, prije ctri- ensteo ensto um'
-io, nakcziii,
krutu
nostvji
[turri-hus]
[faithib]
[ansti-m]
[ensti-m]
turri-hus
[faithih]
ansti-m (?)
ensti-m (?)
nakty-su -se, tri- nosti-chu su -se nosti-mii nakti-ms
[turri-hus]
faithi-h
ensti-m
nakti-mis
tri-h ansti-m
-ml
nosti-mi
Ubersichtstabellen zur Lehre
744 5. w-Stainine. Altind.
Uridg.
Sing. nom. *sunu-s 'Sohn': sunii-s *sunou -eu: *sunu: ace. *sunu-m:
TOC.
sUno sunii-ni
!
Avest.
Armen.
Griech.
\bazu-s 'Arm' zarrf'Schmuck' TC fj 7 u - ? 'Unterarm' •f]5u-; 'suavis' ; TCTtEU zard [nom.?] [bazu \bazu-m
z zard] eiipea
n. *medhu 'Siis- mddhu sigkeif : gen. *sitnou-s -eu-s: suno-s
loc. instr. Du. nom.acc. gen. etc.
[bclzao-s -eu-s
HT]7_£OC -tmz,
•TjSeos U
zardu(?) mddh-\xrapw-o ooupoe Y ^ " ° 1 \ \bazaog biizv-af i zardu, i zarde, TtYj^eoi; - e c u ? , i\Moi i zardue Soupoc fivu-oz mddh-\xrapw-af *sun(u)u-es -os:pasv-ds uv-as ! \bazav-e, zardu *suneu-ai, -(u)u-sundv-e, sltv-e ai: i bazv-e S7nrrj/-t(?) \bazdu, pereto *suneu, -eu (?): silndu 1 gatav-a(f) sundv-i \ *suneu-i: *sunu: sunv-a ved., su-\bazu, bdzv-a zardu nuna 1 *sunu: sunn \bdzu, bdzv-a Soupe n.*medhu-ii. -if: mddhv-i, mddh-i urii \ g. etc. nrj/eow dat. abh instr.? d. a. i. siinu-bhyanvA. bdzu-bya gen. *sun(u)u- g. 1. sunv-os |g. bazv-u
*sun(u)u-es -os: pasv-ds uv-as abl. *sunou-s -eu-s: suno-s
dat.
\matu
OM-*?:
Plur. nom. ace.
gen
loc. dat.-abl instr.
loc. *sun(u)u!l. bazv-o ouf: *suneu-es: sundv-as, -hratv-'hazav-o,yatv-b zardtt TCY]yesc - e i ? as \ *sunu-ns (su- sunur -tin m., dhe-\bdzus, pasv-o z zards nunsX): nus f., paiv-ds \ [gatavo] n. *medhu: mddhu, mddhuni \pouru *sun{u)uom: sununam, dasyum \bazv-qm,bazu- zardue •f]Slojv \ nqm *sunu-s -su -si: zardue TtYjXE01; Y o v e " a l sunu-su fiazu-su -sv-a *sunu-bh -m-: d. zardue, a. i [^X £3t ] sunu-bhyas \bdzu-byo zardue *sunujhlu [s] zarduU [itT)xeai] sunu-bhis \bazu-bis -ml(s):
von der nominalen Casusbildung.
Lat.
Ir.
745
Got.
bith 'Welt'
Althochd.
manu-s\ manu-m
bith ti-
pecu
mid (»-)
manu-s, quae- betho -a sfl -is senatu-os
Aksl.
Lit.
\situ -o 'Sitte'
sunu sunu faihu sundu-s
synu sunau
synu
\situ -o
sunu
•synu
\fihu -o
grazu
medii (masc.)
-o
\frido -o iman
manu{d)
synu
[biuth]
[sundu]
! [sitiu]
biuth
sundu
\sitiu
\synov-i sunvjn
\sitiulXi, man biuth
[sundu]
bith
'•sitiu \
isynomi
\
syny d. simu-m i. sunu-m-Al. synu-ma
d. bethaib g. betha
g. synov-u .1. synov-u
manus(f)
mogai
manus
bithu
sunjus
\siti
synov-e
\[siti]
syny
genua manuum
bitjie n-
' manu-bus manx-[bethaib] bus] manu-bus mani- [bethaib] bus 'manu-bus mani-bethaibC!) bus]
synov-u
sunive, mann-elsiteo, man no [sunu-m] sunu-mi nu-m
\[sttim] I i — \sitim{1) - ---I
.Y--
\sitim
synu-chu
sunu-su -se
synomu sunzi-mls
-ml
synu-mi
UbersichtBtabellen zur Lehre
746 6. w-Stamme. Uridg.
Altind.
Svd
Sing. nom.
|
Avest.
\spa
-e(n):
voc. *k(u)uo(n); -««{?): svdn
\pri-zafem [ •
ace. *k{u)uon-m; -en- tv&n-am
\span-em
Armen.
Griech.
akn 'Auge', x6(ov, anjn 'Seele' 'Hirte'
akn,
anjn XUOV
[nom?] [z akn]
notify
[itOt[J.ifjv]
xuv-oc,
TIXTOV-HJ
-tri:
n. *dhemn 'Setz-dhama ung': gen. *kun-es -os: sun-as *-en-s: abl. *kun-es -os:
ved. dhan(1) Sun-as
\dama is tin-o \xweng \sunap
akan, anjin, arn 'Mannes' y akane, y anjne x u v - 6 ;
akan, anjin iun-e, i)idmdn-e\sun-e men - ai 'zum | Erkennen : loc. *uidmen *uid- murdhdn \casmqn i men: *uidmen-i, *kun-murdhdn-i,mur-\casmaini, as-i: dhn-i i n-i instr. *kun-a (-e?) : snn-a \sun-a *-n-bhi (-n-mi): akam-b Inamerii (?) | Dn. nom.- *k{u)uon-e; -en-e: iv&n-au -a \span-a acc. n. *dhemn-i1 -i ?:dhamn-1 -man-i \[dama] gen. etc. dat. abl. instr.? d. a. i. svd-bhydm \ dat.
I8|xev-ai
[xuvi,
TTOtfAEV—[]
56(j.Ev 56piT]v TtO|J,lv-l,
XUVC
5. etc. xuv-ow, itoi-
j
gen.*kun-ou-s'>.: loc. *kun-ou?:
P l n r . nom. *k(u)uon-es; -en-
g. 1. sun-os
jg. suni
t
i
•
akank' akunkf, anjinU < ace. *kwi-ns ? *k(u)u- sun-as, uksdnAspan-o, urun- z akans z akuon~ns^.\ -en-ns^: -as i -o ns, z anjins - a i , 710 I J A E V O I - ; f n.*dhemon -on-3: dhaman-i, dhama\damqn ndmenTuto-<-a, oppev-a \ -i, daeman-a tun-am \sun-qm gen. *kun-om: akane -es:
svan-as
\span-o
•
loc. *k\u)un-s -su -si: svd-su dat.-abl. *k(u)un-bh- -m-: svd-bhyas
\ddmo-hu -hv-a akane 1
XUo(, TT0t[J.E0t, ^pafll
\dama-byo, dame-d. akane a. y a-[xusi etc.] byd kanc \ddma-bls da- akam-bk1 [xuai etc.], 's me-bis i
instr. *%,(u)un-bhi{s) sva-bhis -mi(s):
XOTUXT)-
von der nominalen Casusbildung.
Lat.
Ir.
747
Got.
Lit.
Althochd.
Aksl.
homo -o, lien cil, aru 'Niere' gum a 'Mann', gomo 'Mann', szti szu?i 'Hund', kamy 'Stein tug go 'Zunge zwre^a'Zunge3 akmu 'Stein' [homo -o] eu] [gomo] szun-e [szu, akmu][kamy] guma] homin-em nomen
coin n-, lira1'1 guman nainm nhairto cHerz5
homin-is: car- con, dran gumin-s n-is anme convention-id, [homin-e] homin-i, cam- coin, drain [gumin] -1, damin-i [anmimm]
gomon -un
gomen -in
[gomen -in]
akmen-\ kamen-%, din-i ime 'Name'
herza 'Herz
szun-s,
akmen-s kamen-e, din-e
szun-s,
akmen-s kamen-e, din-e
sziiniui, akmeniui kamen-i,
din-i
szun-yje, akmen-yjekamen-e, din-e
toimte homin-e, car- coin, drain [an-gumin mimm] n-e homine, carn-e {coin drain? gumin anmimm
szun-\,
gomen
-in
gumin in
coin, drain [ainm] d. conaib Jiadnaib g. con, dran gomon -un guman-s homin-es, carn- coin, drain -es con-a, drn-a [gumans], auh- [gomon -un] homin-es, sn-uns carn-es hairton-a, nam- herzon anmctnn nomina n-a con H-, dran guman-e, auhs- gomon-o homin-um n-e n[gomom] [homin-i-bus] conaib, fiadna- gumam] ib] gombm (?) conaib, fiadna- gumam (?) homin-i-bus ib] [homin-i—bus] conaib, jiadnaib gumam, auhsn- gomom am
szun-i-mi akmen-i- kamen-i-mi, dini-nii -mi szuniu, akmeniu kamen-i, diu-i imen-e imen-i d. szun-l-m, akmen-d. i. kamen-i-ma, l-m, i. -i-ib din-i-ma g.ka?nen-u, diti-u 1. kamen-u,din-u szim-s szim-ys, ak- jelen-e, din-e, kamen-ije men-s szun-ls, akmen- kamen-i, din-i -is imen-a szun-v, -iu,akmen- kamen-ii, din-ii din-vji -u -iu szun-ysu, akmen- kamen-i-chu, din-i-chii -ysu -yse szun-i-ms, akmen- kamen-i-mu, dhi-l-mii -l-ms szun-i-mis, akmen- kamen-i-mi, dini-mi, n. imen-i-mis -tnl -y
tibersichtstabellen zur Lehre
748 7. r-Stamme. Altind.
Uridg.
Sing. nom. *mate(r)'MutteT,mata, *dotb[r) 'Geber3 *muter, *dotor: mntar,
data
Griech.
Armen.
Aveat. mata, data
datar
matar", tar6
,
da- mair [nom.?]
oi&Top
ace. *mater-m, *do- matur-am, d&tar-l\matar-em, da- [z mair] tor-m°: tar-em -am gen. *mdtr-es -os, ndr-as *dbtr-es -os: matr-s, *dbtr-s:matiir, abl. *matr-es -os, *dbtr-es -os:
ddtur
r
dat. 'matr-ai, *dot matr-e, ~
\mapr-b, da- maur pr-b Tier \nere-s,sastar-s
OOUTCHp
- a , 8(UT0p-
dster, ocoxop-04
'maprap, daprap i maure i dstere(j. Y) T p - o i
p.T)Tep-o;,
Bcuxop-oi
datr-e \mapr-e, pr-e
loc. *mater-i -tr-i, matdr-i, datar-i mdtairi, *ddter-i -tr-i: tairi
da- maur dster TOpi]
da-
U.10
p (UTOp-t
[J.T)Tpi, Ottlmapr-a, dapr-amar-b dster-b instr. "matr-a, *dotr-a matr-tt, dntr-a xopi] {-el): - E , OOlTOpir-au -a, datar-matar-a mapr-a, Du. nom.- *mater-e, *db- matdr tor-e : -du -a datar-a aee. gen. etc. |xr)tep-oiv, gen. etc. dat. abl. instr.? d. a. i. matr-bhyam,d. mater"-bya, OOJIOp-OtV dstr-bhyam dater'-bya gen. *matr-ou-s stc!g'. \.matr -6 s, da- g. nar-U *ddtr-oust: tr-os loc. *matr-oui. *dotr-oui.:
Plur. nom. *mater-es *do- matdr-as, tor-es : tar-as
da- matar-o, tar -o
da- mar-U dster-li
OH)-
*inatr-ns,dbtr-ns pitrn nrr m., matrkmatar-o f - a mars z dstod. *mdter-ns, f., dtttrn !tr-b, mdter- ers •zp-ai, *dbtor-ns: qs, datdr-b -as n. *qetubr{9)' 4':catvttr-i, datfni xixop-a -cdxxap-a dstere gen. *matr-dm,*dotr-ma trnum, svdsr-mapr-qm, dd- marc -bni: - a m, dntrnam pr-q m (dsterac) marc dstere 6cuTop-oi loc. *matr-s -su -si,matr-su, datr-su o • ' a *dbtr-s -su -si: (dsterac) o
dat.-abl. *matr-bh- -m-, matr-bhyas, dlitr-:»MierC-byo, dd- A., marc, a. imarc o ' bhyas *dotr-bh- -m-: matr-bhik, mstr. *mutr-bK(s) -mi(s), *dotr- tr-bhik -bhi(s\ -mi[
\ ter'-byb
oobxopsi]
etc.
du-?ndte>'e-bis, mar-bU dsterbk ; ddter1' -bis
ocoxopsi]
von der nominalen Casusbildung.
Lat.
Ir.
mater, dator •lathir, 'soroi'
749
Got.
Althochd.
siur
Lit.
Aksl.
mote motfe'Weib •nati sesu 'soror' ;
•nater [nom.?], mathir [nom.?], iropar [nom. ?"'fmuoter [nom.? mote mote, sesu] mati] [dator]
[siur] matr-em, dator-•nathir n-em
iropar
muoter
noter-i
mater-i [mater-e]
natr-is -us, mathar (?) dator-is
bropr-s
muoter
motef-s
\mater-e
moter-s
mater-e
ags. modor [matr-e] matr-%, dator mathir
[bropr]
\muoter]
moter-iai
[mater-i
matr-e, dator mathir -e
bropr
muoter
moter-yje
'•mater-i
matr-e, dator [mathir ?) -e
bropr
muoter
moter-i-ml
mater-ijtj
moter-i
mater-i
-i
mathir,
siair
d. moter-l-m i. mo-\ d. i. mater-i-ma ter-i-ni g. mater-u
d. maithrib g. mathar
II. mater-u
matr-es, dator- mathir -es matr-e tor-es quattuor matr-um, tor-um
da- mathrea
cethir
muoter
bropr-uns
[muoter]
moter- is moteres\mater-i
muoter-o
\)iioter-i(. -uc
mater-ii
[muoterum]
moter-ysu -ysi
\mater-i-chii
moter-s
\cetyr-i
fidvor
da- •mathar ma- bropr-e thre n-
[broprum] [matribus, da- [maithrib] tbribus] matr-i-bus, da- [maithrib], vgl,brbpru-m (?) gall, matre-b tor-i-bus [matribus, da- maithri-b mdthrai-b[1 toribus]
:; materii
broprjus
brbpru-m
muoter-um (?) moter-l-ms
•mater-i-mii
muoter-um
mater-t-mi
moter-%-m\s -mi
Ubersichtstabellen zur Lehre
750 8. nt-Stamme. Uridg. Sing. nom. *bfirghont-s'celsus :
Griech.
Avest.
Altind. e
brhdn
ecEprov 'tragend', ferens d'ei? Vehend'
ber zqs
O
brhan
voc. *bhrghont:
Lat.
[ferens]
o
ace. *bhrghont-irt:
berezant-em
brhdnt-am o
n. *de-d-nt ' g e - dad at, brhat bend':
ferent-em
tpepov, Tiii/m
ferens
-ant-b
tpepovT-oj
ferent-is
ber za$ berezat-o
gen. *bhrghnt-es -os: brhat-ds
tf s p o v t - a
e
o
abl. *bhrghnt-es -os:
brhat-ds
berezata£i -antaji
tplpOVT-Ot
ferenti{d) [ferent-e]
dat. *bhrglynt-ajr.
brhat-e
berezait&
-ante
[
ferenti
loc. *bhrghent-i -nt-i:
brhat-i
astvainti
-vaiti
tplpOVT-l
ferent-e
brhat-a
berezat-a -ant-a
[cp£povT-i]
ferent-e
instr. *bhrghnt-a[-e'>):
o
brhdnt-au -a D u . nom.- *bhrghont-e: f aec. n. *bhrghnt-it o brhat- % -Z?: ° '
e
ber zant-a vgl. visaiti
o
c gen. etc. dat. abl. instr.?: d. a. i. brhdd-bhydmd. ber zad-bya -a£-gen. etc. (pepovxbya, berezanbya g^bkrghnt-ousi: g. 1. brhat-os g. berezant-u 1. *bhrghnt-ou<>. :
P l u r . nom. *bhrghont-es:
ace. *bhrghnt-ns oder brhat-ds *bhrghont-ns: n. -nt -nta: brhdnt-i, gen. *bhrghnt-om: loc. 'bhrghnt-s -si:
ber'zant-o
brhdnt-as
berezat-o
instr. *bhrghnd-bhj(s) -nt-mi{s),
-ant-o tpspovT-aj
sdnt-i mlzdavqn
brhat-am
~su brhdt-su
dat.-abl. *bhrghnd-bh-nt-m-:
Cp£pOVT-£?
berczat-qm -qm ber'" zasu
tf epovx-a -ant-
(pEpOVT-(UV
ferent-es ferent-is silent-a ferent-ia ferent-um -ium
cpepousi, Ttpao- [ferentibus] aovT-aaai
brhdd-bhyas
[cp£pouai] berezail-byo -a£-byd, ber'zanbyo
ferent-i-bus
brhdd-bhiii
ber°zact-bis -ali- [cplpouai] bis, berezanbis
[ferentibus]
von der nominalen Casusbildung.
Ir.
care cara 'Freund'
Got.
751
;
frijonds 'Freund' i friunt'FreunA', 'Zahn'
[care cara}
frijbnd
carit 7t-
frijond, tunp-ic 'den-friunt temJ
carat
carit
frijond-i-s
frijond}
Lit.
Althoehd.
Aksl. 1
zan vezqs 'vehens', dan-'vezy'vehens ; neutr.
t-l-s 'Zahn'
j vezy
friitnt vezanti
dant-\
vezqsti
vezq, diise
vezqste
vezanczio
vezqsta
vezanczio
vezqsta
[friunt}
vezancziam
vezqstu
friunt-es
carit
frijond
friunt
vezancziame
vezqsti
(car if!)
frijond
friunt
vezancziu
vezqstenii
carit
vezancziu-du
vezqsta vezqsti
d. cairtib
d. vezantem-dvem i. d. i. vezqstema veHantem-dvem g. vezqstu 1. vezqstu
g. carat \ friunt
carit
frijonds
c air tea
[frijonds} tunp-uns \ [friunt}
vezij, vezant-ys
vezqste
vezanczius, dant-is vezqste' vezqsta
carat n-
frijonde
\friunt-o
vezancziu, dant-u
[cairtib]
[frijondam}
! [friuntum}
vezancziu-su -se, danivezqstichti t-ysu -se
[cairtib}
frijond-a-m (?)
\friunt-uin (?)
vezantems, dant-l-ms\vezqstetnii
cairti-b
frijond-a-m, tunp- \friunt-um um, vgl. tigum
Brugmann,
Gr andriss. II, 2.
ivezqsti
vezancziais, danti-nus [vezqsti, n. telet-y -ml 48
tjbersichtetabellen zur Lehre
752 9. es-Stamme. Uridg.
Altind.
I
r mdnas Sing. nom. n. *menos Sinn': m. *dus-menes 'ubel ge- durmdniis sinnt': n. *dus-menes: durmanas
voc. m. *dus-menes:
durmanas
ace. m. *dus-menes-m:
durmanas-am
\mano mane )dusmana \dusmano
\dusmananh-em ymananh-o .mananha^
dat. *menes-a% *mens-a%: mdnas-e
*.eveo{ - o u t , (A7)Vi £ ^ £ o ; - o u ; , (XY]V-6;
Imanafdh-e
sa-divas mdnas-i
(Adve'i - s i , [AYJVI]
alii
\
instr. *menes-a (-e?), mens-a mdnas-a, bhis-a (-e?):
gen. etc. dat. abl. instr. ?:
ouofxevea -rj -os
abl. *menes-es -os, *mens-esmdnas-as -os;
t Du. nom.-acc. n. *menes-i ! -11: m. * dus-menes-e:
8ua|/.£ves
\dusmano
gen. *menes-es -os,1 *mens-es mdnas-as -os 'mensis :
loc. *menes, *menes*menes-i, *menes-i *mens-i:
Griech.
Avest.
\manah-i
j.£V£'i - e t , [«,T]N-I
\mananh-a
jj.£ve'i - e i , [ivjvi]
mdnas-i \ durmanas-au -a \duhnananh-a
*OUO[A£V£l
d. a. i. mdiw-bhyam id. *mane-bya
5. e t c . [Aeveow -oiv,
;. *menes-ou-s, *mens- g. 1. mdnas-os -ou-s?: 1. *menes-oit,*mens-ou'!:
\
m. *dus-menes-es: n. *dus-menes-3:
durmanas-as durmanqs-i
\mann varecah-i (X8VE-a (J.ENT) ! manafdh-a 5UO(J.£V£-E? -ei? \dusmananh-o ouo|j.EV£-a - ^ \
ace. m. *dus-menes-ns:
durmanas-as
\dusmanarsh-o
B'j<jfjt.EV£-a;,
\manatoh-qm
IAEVE-OJV -5)V, (J.T)V-
Plur. nom. n. *menos -os-d:
mdnqs-i
gen. *menes-om, *mens-om: mdnas-am
loc. *menesu -si [*menes-su mdnasu mdnas-manahu -su -ah-su 1 -si)dat.-abl. *menez-bh—es-m-:
-ahv-d
mdno-bhyas, vgl. \mane-byo usdd-bhyas \
instr. *menez-bhi(s) -es-mi(s):mdno-bhis,
usdd-bhis
vgl.imane-bis S
[ous-
| J . £ V £ O - O l - £ 0 t , (J.Y]di
[|j.ev£oai - e o i , [jiT)Ot]
opea-tpi, [[AEvesji -eat, |Af]a£]
von der nominalen Casuabildung.
Lat.
753
Ir.
genus degener pubes
tech [H-) 'Haus
Althochd. 5
1
kalb 'Kalb
Lit.
1
Aksl.
akas 'Wuhne' (masc.) slovo 'Wort'
degener [degener pubes] degener-em gener-is Vener- tige, -us, mens-is
mis
kalbes, vgl. Kelbiris- debes-es 'der Wolke'sloves-e bach
airid, [aer-e, mens-e] genet—i,
mens-i
taig], mis
penes gener-e,
taig mens-e mis
gener-e,
mens-e [taig], (misi)
debes-es
sloves-e
kalbir-e kalbe
debes-iai
sloves-i
kalbir-e kalbe
debes-yje
sloves-e
debes-i-mi
sloves-i-mi sloves-i,
[tech]
~e
d. debes-i-m i. debes-d. i. sloves-i-ma -i-n g. sloves-u
d. tigib, misaib g. tige, mis
1. sloves-u gener-a
tige
sloves-a
kalbir
degener-es degener-es gener-um, -um
mens- tige n-, mis n-
kalbir-o
debes-ii -iii
sloves-ii
[generibus]
[tigib]
[kalbirum]
debes-ysu -yse
sloves-i-chu<
gener-i-bus
[tigib]
kalbir-um (?)
debes-l-ms
sloves-i-mu
[generibus]
tigi-b
kalbir-um
debes-i-mis -ml
sloves-y 48*
tibersichtstabellen zur Lehre
754 10. ies- u n d wes-Stamme. Uridg.
Altind.
Sing. nom. *ok[i)ios 'ocior':
usiyqs -an, av. a- r]oi(uv 'suavior syu I
voc. *bk[i)jfis:
Lat.
Griech. 5
9-
slazdiji 'siisser
ocior]
a sly as, -yan
aco. *ok[i)ios-m :
odor
Aksl.
uiiyqs-am, av. d- T]6tiu, -tov-a syinh-em nsiyas
ocibr-em
slazdiji
bcius
slazde
gen. *bkis-es -os:
Uslyas-as
ocibr-is
slazdisa
abl. *bkis-es -os:
asiyas-as, av. *a- )hiov-oz syanhag
bcibr-i, [bcibr-e]sla&disa
dat. *okis-ai:
isiyas-e
bcibr-i
slazdisu
loc. *bk(i)ies-i -is-i:
Usiyas-i
bcibr-e
slazdisi
bcibr-e
slazdisemi
n. *bk(i)ios:
instr. *okis-a (-e?): Du. nom.- *dk'(i']jps-e: acc. n. *bkis-ii. -i ? : gen. etc. dat. abl. instr.? gen. *bkis-ou-sf : loc. *okis-ou ?:
Plur. nom. *ok(i)%os-es:
'rfiiot-i]
ustyas-a
/j3iov-i]
uhyqs-au -a
T|oiov-e
slazdisa slazdisi
Usiyas-l d. a. i. ntiybbhyam g. 1. usiyas-os
(?)
d. i. slazdisema
g. etc. ^)5t6-j-ow
g. slazdisu 1. slazdisu bcibr-es
slazdlse
bcibr-es
slazdise
ocibr-a
slazdisa
bcibr-um
slazdisi
T|OIOOI
[ocioribus]
slazdisichu
[•/joCoat]
bcibr-i-bus
slazdtsemu
[•rjoioai]
[bcioribus]
slazdisi
Usiyqs-as, av. *a -
syunh-o ace. *okis-ns oder *uk(i)- usiyas-as \os-ns: n. *ok{i)%os -pps-9: usiyqs-i
[TJSIO'J?], i t X e a s , •'rfiiov-as •^oiu)(?), Tj8tov-a
aslyas-am
gen. *dkis-om:
loc. *okisu -si [*okis-su asiyas-su -ah-su -si):
dat.-abl. instr.
*okiz-bh*okiz-bhi(s)
-mi(s):
-is-ra-:
dslyo-bhyas
-is- asiyo-bhis
von der nominalen Casusbildung.
Uridg.
Altind.
*u4idiibs [*uidues) vidvqs -un Vissend':
755
•
Avest.
Griech.
vidvS
Lit. m\r(.s 'gestorben', aksl. m. n. mir-u
*uiiduos:
vidvas, -van
*uejduos-m :
vidvqs-mn
*uijduos:
vidvdt
*ue\dus-es -os:
vidus-as
viSus-o
eiSdt-oe
nurus-io
*ueidus-es -os:
vidus-as
vitus'ap
door-o;
mirus-io
'iieidus-ai:
vidus-e
vidus-e
[etSoTt]
niirus-iam
*uejdues-i -us-i:
vidus-i
eiooT-t
nurus-iame
*uejflus-a (-e ?):
vidus-a
[dodxt]
mirus-iu
*ueidttos-e:
vidvqs-au -a
ei8oT-e
mirus-iu
vulvanli-em
ei56T-a
mir(, aksl. miruse
vidus-a
n. *ueidus-%i. -It: vidus-i dat. abl. instr.?
aksl. mirusi (?)
d. a. i. vidvud-bhycim d. *vlttuz-bya
g. etc. dSot-oiv
gen. *ueidus-ou-s ?: g. 1. vidus-oh loc. *ueidus-ou ?: *ueiduos-es:
vidoqs-as
*ueidus-ns od. *ueid-vidus-as iios-ns : n. *uejclvos -uus-d: vidvqs-i *uejdus-mn:
vidus-cim
mlrus-i
d. i, niirusem-dvem aksl. g. mirtisu aksl. 1. rmrusu
vidvanh-o vidus-o
viitus-qm
*ueidusu -si^uejdus- vidvdtsu -su -si) :
mirq m\rus-ys, aksl. miruse eiooT-a;
m\rus-ius
etadx-o
aksl. mirusa
etodx-mv
inirus-iu
eiodoi
nurus-iusic -se
*ueidicz-bh- ~us-m-: vidvddbhyas
*vi(tuz-byo
[eiBdai]
mirus-ems
*uejduz-blii (s) -us-vidvddbhis
viduz-bis
[eiodoi]
mirus-iais
-m~t ( s ) :
Ubersichtstabellen zur Lehre
756 11. u- uu-, i- ii-, I- S-Stamme.
Griech.
Altind.
Uridg. bhrtt-s
dhk-i ke'
voc. Hhrui:
[bhrus], svdsru
\dhks\, nddi
[pur]
ace. *bhru-m:
tanu-m
vgl. jn.-m pur-am
oeppuct (?)
Sing. nom. *bhru-s 'Braue':
'Gedan-jpa>- 'Burg'
6 tppu-s
i^ftu 'Fisch'
*bhruu-m:
bhruv-am
av. berezaiitim dhiy-am
gen. *bhruu-es -os:
bhruv-ds
dhiy-ds
pur-ds
6
abl. *bh?-uu-es -os
bhruv-ds
dhiy-ds
pur-ds
6 cp p 6 - o c
dat. *bhruu-ai:
bhruv-e
dhiy-H
pur-e
[6cppui]
loc. *bhruu-i:
bhruv-i, camu
dhiy-i, gaurl pur-i
bhruv-u
dhiy-u
pur-a
[iStppui]
bhruv-au -a
dlay-du -a
pur-ciu -a
deppu-e
instr. *bhruu-a (-«?) : Du. nom.- *bhruu-e: acc.
6cppu-i
d. a. i. bhril-bhy- d. a. i. dhi-bhy• d. a. i. piir-bhy-g. um urn am gen. *bhruu-ou-si.:;. 1. bhruv-os g. 1, dhiy-os g. 1. pur-os loc. *bhruu-ou 1:
gen. etc. dat. abl. instr.?
Plur. nom. *bhruu-es:
bhruv-as
dhiy-as
pur-as
ace. *bhruu-ns:
bhruv-as
dhiy-as
pur-as
gen. *bhruu-om:
bhruv-am num
loc. *bhru-s -su -si: bhru-su dat.-abl. *bhru-bh- -m-:
bhru-bhyds
\hru-bhis instr. *bhru-bhi(s) -nii(s):
bhru- dhiy-um nnm
dhi-pur-am
etc. ifypu-oiv
6 tpp6-e;
6 cp pii-u)V
dhi-su
pur-su
dhi-bhyds
piir-bhyds
ocppuotl
dhi-bhll
pur-bhil
ocppuoil
6tppu-oi
von der nominalen Casusbildung.
Griech.
757
Lat.
xi-? 'Kornwurm'
M-S
6lTt
sits]
[vis]
xT-v
ocrum (?)
vi-m
vi-s
Lit.
Altisland. y-r 'Sau'
\
Aksl.
uv-i-s 'Fisch' \lcruv-i apoln. kry ) 'Blut> uv-'e I
\ljuby (?)
u
u-em
uv-i
\kruv -% I
\uv-es
'••Jkruv-e
uv-es
[kruv-e
*.-«C
u-is
vis
xi-6?
su-e]
vi
u-i
vi
u
,uv-iai
Ikruv-i
u
uv-yji
\kruv-i svekruv-e
su
uv-i-ini
ikriiv-yq
•At-I
su-e
vi (?)
[xtl], I-tft
su-e
vi
yr
Xl-S
uv-i
g. etc. xt-oiv
I. ssuv-l-m i. zuv-\ i-iii
\ \ \
su-es
vis vires
syr
zuv-ys
it-i;
su-es
vis vires
[syr]
iuv-is
X I - U) V
su-um,
sua
zuv-u, -iu
\kruv-yi, svekruv\ -u
-ium virium
\[kriiv-i] 1 \kruv-i
xi-ai
[subus subus su- [viribus] ibus
[siitn]
iuv-y-su -se
\kruv-i-chii
[*ol]
su- bus su-bus viribus szt-i-bus
su-m ?
zuv-l-ms
\kruv-i-mu
[xiai]
[siibussubus su- [viribus] ibus
su-m
zuv-i-mis -ml
\kruv-i-mi
\
Ubereichtstabellen zur Lehre
758 c 12. Stamme *nau- c Schi££ , *geu- *gou- E,ind .
Lat.
Griech.
Altind.
Uridg.
nav-i-s
Sing. nom. *nau-s Schiff :
nau-s
ace. *nim-in:
nuv-mn
vfj-a vauv
nav-em,
gen. *nau-es -os:
nciv-As
•i-q-6i vew?
nav-is
abl. *nau-es -os:
nav-ds
dat. *nau-ai:
nav-e
loc. *nau-i:
nav-i
instr. *nau-a (-el): Dn. nom.-acc. *nau-e: gen. etc. dat. abl. instr.?: gen, *nau-ou-s ?:
nav-u
nav-\-(d\, [nave] [VY)l]
nav-i nav-e
[V7)t]
nav-e
nuv-au -a d. a. i. nau-bhyttm 5.1. nav-os
g. e t c . *v7joiv
loc. *riay,-ou1.: nav-as
nav-es
ace. *nay,-n$:
nav-as
nav-es
gen. *nau-om:
niiv-um
nav-ium
loc. *nau-s -su -si:
ndu-sii
Plur. nom. *nau-es:
dat.-abl. *nau-bh—m-: instr. *nau-bhi(s) -ml(s);
nuu-bhyus nau-bhis
nav-i-m
vau-01, VTju-oi
[navibus] nav-i-bus
vau-tpt [•jauat VTjuat navibus]
von der nominalen Casusbildung.
Uridg.
759
Altind.
Griech.
*gdu-s'Hin&, Oehse,gau-s Kuh':
bo
huo
umbr. boin n-
kuo
bou bo
huo
bos
*qom:
gam,
*g(u)u-es *gou-s;
gos, gdv-as
36o-/topo?, $a-6i bov-is
*g{u)u-es *gou-s:
gos, gdv-as
JO-6;
bovi(d), [bove]
*g{u)ii-ai{*gou-aJC>):gdv-e
[Pot]
bov-t
boin
*geu-i *g(u)u-i:
po-i
bov-e
boin
[Pot]
bov-e
5om(?)
*g{u)ti-a (-e?):
av. gaum 35)V, $iyr>
gdv-i
(*go«-a?) gdv-a
'gou-e:
gav-au -a
bov-em, bum
Ahd.
Ir.
Lat.
Po-e
boin
dat. abl. instr.'?: d. a. i. go-bhyaing. etc. po-otv gen. *g(u)u-oii-s ? g. 1. gdv-os
d. buaib g. bo
(*gOM-OM-S?):
loc. *g(u)u-out (*gou-ou ?): guv-as
*gou-es: *q(u)ii-ns
*g(w)M-om
oder
P6-e«
Soi(?)
kuo, kuo-i
bu
[kuo, kuo-i]
bov-om bourn
bo n-
kuo
bov-es
gits, gciv-asP) p o - a c , Pous P<«? bov-es
(*goM- guv-am gonam Po-ui~J
-o»i?): *fli«-s -sw -SJ (*qou-s go-su -SM -si'?):
pou-ai
[bubus bobus]
[buaib]
aniederfr. [cuou
*gu-bh TO- (*gow- go-bhyas - 5 / j - - T O - '?):
[Pouoi]
bu-bus bo-bus
[buaib]
aniederfr.cwo-n?
go-bhis *gu-bhi(s) -m~i(s) (*gou-bhi(s) -mt(s)'!)
[Pouai]
[biifnis bobus]
buaib
aniederfr. cuo-n
760
Adjectiva mit Pronominalflexion.
[§ 406.
406. Jedenfalls keine Ausbieitung der Pronominalflexion iiber den uridg. Stand hinaus erfuhren das G r i e c h . und das I r i s c h e , in welchen Sprachen ja das Pronomen selbst die ihm eigentiimlichen Casusendungen zum grosseren Theil einbiisste. Das Lat., das Slav, und das Ar. zeigen neben den Pronomina im engeren Sinne einige pronominale Ableitungen und nominale Adjectiva mit pronominaler Casusbildung. Z. B. lat.
u-nu-s al-ter u-ter solus lotus, doch hatten diese Worter im gen. dat. sing, (nur urn diese Casus handelt es sich) auch die nominalen Endungen, z. B. gen. soli IMdi, dat. nullo usui, dat. mihi solae; zum Gen. auf-e vgl. § 419. Aksl. tvofi "clem* ta-ku c talis3 to-liku ctantus3 munogu ^ultus 1 drugu calius'. Ai. katards cuter' Superl. ka-tamds, e-kas 'unus3 av. ae-va- cunus', ai. visvas av. vlspa- ai. sdrva- caff ddksinas crechts, sudlich" madhyamds cmittelst3 av. abdo-tema- ctiefstJ [a-bda- eigentlich c fusslos3); doch finden sich die zu dieser Kategorie gehorigen ar. Worter auch mit nominalen Flexionsendungen, die einen hiiufiger, die andern seltener, z. B. im Rigv. dat. visvaya neben visvasmai, av. gen. vlspanqm neben vispaesqm. Hingegen erscheint nun im German., Litau. und Armen. die Pronominaldeclination auf jedes beliebige Adjectivum erstreckt. In der germ an. Grammatik nennt man diese Adjectivflexion J) die starke, im Gegensatz zu der auf Ubertritt in die w-Declination beruhenden, die die schwache heisst, z. B. got. nom. plur. blinddi wie pdi (vgl. § 314 S. 662), daneben blindans wie gumans. Jene ist die urspriinglichere und gilt, wenn das Adj. pradicativ oder als Attribut ohne beifolgenden Artikel steht, diese entstand durch Substantivierung mittels des Suffixes -enund wird gebraucht nach dem Artikel und meist bei substan1) Leo Meyer Uber die Adjectiva im Deutschen, Berl. 1863, Dag Deutsche, insbes. gotische Adjectivum, Germania IX 137 ft, Zur Lehre von der deutschen Adjectivflexion, Zeitschr. f. deutsche Philol. IX 1 if. H o l t z m a n n Das got. Adjectivum, Germania VIII 257 ff. Sievers Die starke Adjectivdeclination, Paul-Braune's Beitr. II 98 ff.
! 406.]
Adjectiva mit Pronominalflexion.
761
tivischer Geltung des Adj. (s. § 114 S. 332). Pronominal got.
masc. blindamma midjamma hrdinjamma hardjamma (nom. blinds midjis hrdins hardus) nach pamma, welter blinddi nach pdi, blinddize nach *pdize (dafiir pize), blinddim nach pdim, neutr. blindat-a nach pat-a (daneben auch nominal blind, wie hrdin hardu), fern, blinddizos nach *pdizos (dafiir pizos), blinddizo nach *pdizo (dafiir pizo); ahd. blintemu blinte blintero blinfem, blintafi, blintera blintero. Uber die DifFerenzen wie blinddize : pize s. § 420. 429. DeT ace. blindan-a (ahd. blintan) war in der Flexion -an selbst nominal, aber durch die angetretene Partikel -a pronominal charakterisiert, vgl. pan-a (§ 417). Im Ahd. schlossen sich noch andere Formen an, blinfer wie jener (§414), blintiu wie diu. Auffallend ist got. dat. sing. fern, blinddi wie gibdi neben pizdi, dagegen pronominal und wol den urgerman. Stand reprasentierend ahd. blinteru aisl. blindre. Im Lit., wo beim Pronomen die speciell pronominalen Endungen nur im Masc. (Neutr.) vorkommen, weichen die Adj. demnach auch nur in diesem Genus vom Nomen ab. Masc. sing, gerdm gerame, plur. ger'ems, du. ger'em gerem, wie tdm tame, terns, tem{-dvem) tem[-dvem). Im nom. plur. geri aus *ger'e (vgl. gere-ji) gegen te anS (letztere wie das Subst. vitkai betont), eine auffallende Betonungsverschiedenheit, vgl. du. masc. geru fern. geri gegen tu-du te-dvi; auf grossere Urspriinglichkeit der Betonung *gere weist gr. TOI, xaAot (I § 671 S. 539); zu dieser Betonungsdifferenz s. Bezzenberger in s. Beitr. X 204. Hinzu kommen neutr. sing, gera aus *-a-d nach *ta(-d) = preuss. s-ta (§ 227 S. 565), und neutr. plur. gerai nach tat, z. B. tat gerat chaec bona (sunt)J, s. § 428; gewohnlich fungieren diese Adjectivformen auf -ai als Adverbia. Zu saldus 'suss3: saldzidm said ems wie tuszczidm tusztems (nom. sing, tuszczias leeT3), im Anschluss an fern, saldl saldzios (§ 110 S. 315); vgl. got. masc. hardus plur. hardjdi neben fern. plur. hardjos. Dass der nom. plur. masc. saidus, nicht soldi wie tusztt, lautet, eTklart sich daraus, dass zu der Zeit, als die in Kede stehende Ausbreitung der pronominalen Endungen auf die Adjectiva geschah, das pronominale *-o{ des nom. plur. masc. bereits im ganzen Nomen das urspriing-
762
Pronomina. Allgemeines.
[§ 406—40T.
liehe *-os verdr'angt hatte (§314 S. 662), so dass die Endung *-oi nicht als speciell pronominal empfunden war. Im A r m en. gingen die pronominalen Ausgange -um des dat. loc. und -me des abl. sing, auf beliebige Adjeetiva iiber, z. B. srbum (surb cheiligD) nach orum Svelchent1 ailum canderemD. (Im Neuostarmenischen dann auch Subst. auf -um, wie mardum, vgl. lett. grekam in der folgenden Anm.) Vgl. Hiibschmann Ztschr. d. deutsch. morg. Ges. X X X V I 123 fF. Anm. Die hier in Rede stehende Aneignung pronominaler Flexion von Seiten der Adjectiva muss geschieden werden von sonstiger Ubertragung pronominaler Endungen auf die Nomina iiberhaupt, wie ai. vfkena ndvena naeh tena, pali loc. lokasmim (fur lohe) nach tasmim, abl. lokasma (fur loka) nach tasma, gr. iiniot, xaXot nach TO(, lat. mensarum bonarum nach istarum, aksl. rqkojq novojq naeh tojq. Man kann freilich nicht wissen, ob und in wieweit nicht auch hier zuerst nur die Adjeetiva die Pronominalflexion annahmen, die von diesen dann an die Substantiva weitergegeben wurde, wie das sicher der Fall war bei lett. dat. instr. sing, grikam dat. instr. plur. grekim (grek-s 'Siinde') nach adj. labbam labbhn (labs 'gut') und pron. tain tern (ta-s 'der').
Pronomina na weichen von der grossen Masse der 407. Die Pronomina Substantiva und Adjeetiva hauptsachlich darin ab, dass sie von 1) Vieles auf die Pronomina Bezugliche ist in den S. 510 ff. Fussn. 1 und bei den einzelnen Nominaleaeus genannten Schriften mit behandelt. Hier sind noch folgende Arbeiten uber die Pronomina uberhaupt zu nennen. Allgemeinindogermanisch. Bopp Vergleich. Gramm. IP § 326 ff. S. 101 ff. Schleicher Compendium4 S. 608 ff. Fr. Millier Grundriss der Sprachw. Ill 563 ff. Pott Das idg. Pronomen, Zeitschr. d. deutseh. morg. Ges. XXXIII 1 ff. Giinther Ub. die Bedeutung und Eintheilung der Pronomina mit bes. Beziehung auf die lat. und gr. Spr., Seebode's Miseell. erit. I 113 ff. Kvicala Untersuchungen auf dem Geb. der Pron., bes. der latein., Sitzungsber. der Wiener Ak., 1870, S. 77 ff. E. Muller Von dem Pronomen, ein Beitrag zur allgemeinen Sprachlehre, Philol. V 225 ff. Arisch. Whitney Ind. Gramm. S. 179 ff. Bartholomae Handbuch der altiran. Dialekte S. 102 ff. Ders. Die Stellung der enklitiachen Pronomina und Partikeln, Ar. Forseh. II 1 ff. Griechisch und Italisch. M.Schmidt Comment, de pronomine Graeco et Latino, 1832. Henry Precis de grammaire comparee du grec et du latin 2 p. 246 sqq.
§ -107.]
Pronomina. Allgemeines.
763
eigenartigen W u r z e l n gebildet sind, d e n sog. P i o n o m i n a l w u r z e l n . Sie h a b e n aber a u c h viele
flexivische
Eigentiimlichkeiten,
die
m a n als die pionominale Declination bezeichnet. Diese
flexivischen
Besonderheiten sind dreifacher Ait.
1. ist d e i Casusausgang zum giossen T h e i l ein andeier als bei d e n N o m i n a . lat. istu-d
Vgl. z. B . d e n nom. ace. sing, n e u t i . ai. td-d
gegeniiber yuga-m
jugu-m.
Insbesondeie ist beim
P e i s o n a l p r o n o m e n die E i s c h e i n u n g haufigei als beim Nomen, dass eine unflectieite F o i m eine bestimmte Casusfunction hat, w i e ace. ai. ma gr. jxs cme Diese
flexivischen
(vgl. § 185 S. 516).
Veischiedenheiten
hangen
theilweise
deutlich damit zusammen, dass die Casusfunctionen beim P r o n o m e n im Allgemeinen uispriinglich nicht so vielseitig u n d
Griechisch. Kuhner Ausfiihrl. Gramm. der griech. Spr.I2 S. 445 ff. G. Meyer Griech. Gramm.2 S. 380ff.Verfasser Griech. Gramm. (I.Miiller's Handb. der klass. Altertumsw. II2) S. 129ff. Sehmolling Uber den Gebrauch einiger Pronomina auf att. Inschriften, 1882. 1885. Italisch. Kuhner Ausfiihrl. Gramm. der lat. Spr. I 377 ff. Stolz Lat. Gramm. (I. Mailer's Handb. der klass. Altertumsw. II2) S. 345 ff. F. Neue Formenlehre der lat. Spr. II 2 178 ff. F. Bucheler Grundriss etc. s. S. 512). Merguet die Entwickelung der lat. Formenbildung S. 141 ff Kolberg De antiqua pron. Latinorum forma, 1838. Keltisch. Zeuss-Ebel Gramm. Celt. p. 324 sqq. Stokes Ir. Pronominal-Declination, Kuhn-Schleicher's Beitr. I 468ff. Derselbe Celtic declension p. 100 sqq. Ebel Kelt. Studien: Das Relativum, Infigierte personliche (und demonstrative) Furworter, Notae augentes, Kuhn-Schleicher's Beitr. V 17 ff. Germanisch. Grimm D. Gr. I 2 (1870) S. 702ff.Kluge, Noreen, Bchaghel, Paul's Grundriss der german. Philol. I 391 ff. 498 ff. 627 ff. Rumpelt Die deutschen Pronomina und Zahlworter, 1870. Braune Got. Gramm.3 S. 60 ff. Ders. Althochd. Gramm. S. 195 ff. Witte Bemerkungen ilber das neuags. Pronomen, 1877. Baltisch-Slavisch. Smith Bemerkungen aber die primitiven Fiirwb'rter der bait, und slav. Sprachen, Kuhn-Schleicher's Beitr. II 330 ff., III 97 ff. 129 ff. Leskien Die Declinat. im Slav.-Lit. und Germ. 10S ff. Schleicher Litau. Gramm. S. 194ff. 216 ff. Kurschat Gramm. d. littau. Sprache S. 229 ff. Bezzenberger Beitr. zur Geech. d. lit. Spr. 161ff.Miklosich Vergleich. Gramm. der slav. Spr. Ill 2 44 ff. Leskien Handb. der abulg. Spraehe2 S. 80 ff. Schriften, die s p e c i e l l d i e geschlechtigen und speciell die Personalpronomina behandeln, werden vor § 408 und vor § 433 angefuhrt.
764
Pronomina. Allgemeines.
[§ 407.
scharf durch die Form geschieden waren wie beim Nomen, die Pronominalibrmationen waren fiir sich gegen die Casusunterschiede indifferenter. Erst das Streben, syntaktische Congruenz auch in der Wortgestaltung hervortreten zu lassen, brachte die grossere Ubereinstimmung zwischen Pronominal- und Nominaldeclination zustande, wie wir sie in den geschichtlichen Zeiten der einzelsprachlichen Entwicklungen vorfmden. 2. In einer Reihe von pronominal en Casusformen erscheinen seit uridg. Zeit gewisse stammerweiternde Elemente vor der eigentlichen Casusendung, die mit dazu dienen, den betreffenden Casus gegeniiber andern Casus zu charakterisieren. Dabei ist das Casussuffix theils ein speciell pronominales, theils in Ubereinstimmung mit dem der Nomina. Die hervorstechendsten unter diesen in die Pronominaldeclination verflochtenen Elementen sind -sm- und -si—s-. Z. B. ai. loc. td-sm-in abl. td-sm-ad (vgl. vrkad) gegeniiber ace. td-m 'den3 (vgl. vrka-m), av. abl. yu-sm-ap gegeniiber nom. yu-s Vos3, dat. ai. td-sy-ai got. pi-z-di (vgl. ved. suvapatyai got. gibdi) gegeniiber ace. ai. ta-m got. po cdie (vgl. ai. dsva-m). Wie diese Zwischenelemente in diese Formen gerieten, lasst sich meistens noch klar erkennen, und wir werden die betreffenden Formen unten im Einzelnen naher erklaren. Von einer eigentlichen Infigierung3 kann bei keiner von diesen Formen die Rede sein. 3. Hauflger als beim Nomen erscheinen beim Pronomen an die fertigen Casusformen gewisse Partikeln afngiert (vgl. § 186 S. 520). *-em *-om *-m z. B. in ai. id-dm cid, hoe3 imam ceum, hunc5, vay-dm cnos3; -u im nom. sing, apers. ha-uw gr. *o-u cder da (in ou-to;); -i im nom. sing. lat. qo-i qui, as. ags. se ^er 3 aus *so-i, und dergl. mehr. Wie die in den einzelsprachlichen Perioden in lebendiger Geltung stehenden Affixe wie gr. -i in outoo-f lat. -ce (-c) in hls-ce die Function des Hinweisens, der Hervorhebung u. s. w. hatten, werden auch jene ihrem urspriinglichen Werte nach verdunkelten angehangten Elemente einmal solche Functionen besessen haben. Nach Verblassung der Grundbedeutung bekamen sie aber geradezu
§ 407—408.]
Die geschlechtigen Pronomina. Allgemeines.
765
den Wert eines Casussuffixes, vgl. das classische Beispiel got. mi-k ahd. mi-h 'mich3 = gr. efii-ye (neben k\i£ \ik). Anm. Beilaufig sei darauf hingewiesen, dass der hier in Eede stehende Process der Affigierung demonstrativer u. s. w. Elemente besonders geeignet ist, Lioht auf die Entstehung der uridg. Casusformen uberhaupt zu werfen. Wir haben uns die erste Casusbildung nieht anders zu denken als diese jungere. Casusbildung vollzog sich ja uberhaupt nicht bloss in einer bestimmten Periode der idg. Urzeit, sondern geschah durch allc Zeiten immer von neuem, wenn auch in den historischen Perioden nicht mehr in dem Umfang wie in den vorhistorischen. Noch heute haben wir Ansatze zu ihr, z. B. in nhd. heimat-ioiirts, stadt-wiirts, thal-warts u. dgl.
Wir behandeln die Pionomina nach der iiblichen Eintheilung in geschlechtige (Demonstrativa, Relativa etc.) und ungeschleehtige oder Personalpronomina, besprechen jedoch die Possessiva wegen ihres nahen Bezugs zu den Personalia, insbesondere zu deren Genitivbildungen, erst mit den letzteren zusammen in § 45Off. Die g e s c h l e c h t i g e n Pronomina 1 ). 408. Von einer Anzahl der geschlechtigen Pronominalstamme gab es schon in uridg. Zeit nicht alle Casus, sondern 1) Zu den S. 762 f. Fussn. 1 gegebenen Literaturnachweisen kommen hinzu: S c h e r e r Zur Gesch. d. deutsch. Spr.2 S. 490ff.L e o M e y e r Vergleich. Gramm. I 2 577 ff. S t e i n t h a l De pronomine relativo etc., 1847. W i n d i s c h Untersuch. ub. d. Ursprung des Eelativpron. in den idg. Sprachen, Curtius' Stud. II 201 ff. S c h o e m a n n Bedenken u. Fragen uber die pronomina indefin. und interrog., Hoefer's Zeitschr. f. d. Wiss. d. Spr. I 241 ff. Breal, Le theme pronominal da, Mem. d. 1. S. d. 1. I 193 sqq. 276. I. H. H a l l The Declension of the Definite Article in the Cypr. Inscr., Transactions of the Amer. Phil. Assoc. XI (1.880) p. 51 sqq. Schanz Novae commentat. Platonicae [TTOTO und TCCUTOV U. dgl., OUTOJS und ou™ etc.] 1871.
L o t t n e r ei$ und verwandte Pronominalbildungen, Kuhn's Zeitschr. V 396 f. S a v e l s b e r g Das [griech.] pronomen relat., aus dem interrog. entstanden, Kuhn's Zeitschr. VIII 408 ff. L o t t n e r Der grieeh. Relativstamm, ebend. IX 320. K r a t z Quaeationes Homericae I : De pronominum 8; et SOTI; natura etc., 1854. O t t o Beitrage zur Lehre vom Belativum beiHomer, 1859. 1864. H e n t z e De pronominum relativorum linguae Graecae origine atque usu Homerico, 1863. L a m m e r t De pronominibus relativis Homericis, 1874. W a c k e r n a g e l Die [griech.] indefiniten Eelativa, Kuhn'sZeitschr. XXVII89 ff. J. S c h m i d t Zur Decl. der lat. geschlechtigen Pronomina, Kuhn's Zeitschr. XIX 196ff.L. H a v e t Isto-, eis eisdem, Me iste, qui hie, Mem. d.
766
Die geschlechtigen Pronwnina. Algemeines.
[§ 408.
Casusformen verschiedener Stamme erganzten sich zu einem vollstandigen Paradigma, z. B. *so- und *to- cdieser, der3 (gr. nom. 6, gen. TOU etc). In den einzelsprachlichen Entwicklungen wurden diese Veihaltnisse der Heteroklisie durch Formiibertragungen und Ausgleiehungen mehr oder minder verwischt. Theils hierdurch, theils durch Zusammensetzungen, die die ererbten einfachen Pronominalstamme entweder mit einander oder mit deiktischen Partikeln u. dgl. eingingen, kamen die einzelnen Sprachzweige auf dem Gebiet der geschlechtigen Pronomina zu zahlreichen Neuschopfungen, und es ist zuweilen eine lange Kette von Neubildungsprocessen, die eine auf dem einzelsprachlichen Boden vorliegende Pronominalformation von dem uridg. Ausgangspunkt trennt. Diese Neuerungen der Einzelsprachen einigermassen vollstandig zu schildern miissen wir uns bei den unserm Werke gesteckten Grenzen versagen. Wir geben nur eine TJbersieht 1. S. d. 1. II 234 sq. H e f f t e r Ub. das urspriingl. pron. demonstr. der lat. Spr. etc., Jahn's Jahrbb., IV. Suppl., 104ff. O s a n n Comment, gramm. de pronominis tertiae pers. is ea id formis (mit Excursen uber andre Pronom.), 1845. F. W. S c h m i d t Quaestiones de pronominum demonstrativorum formis Plautinis, 1875. P r e h n Quaestiones Plautinae de pronominibus indeflnitis, 1887. Niembller De pronom. ipse et idem ap. Plaut. et Ter., 1887. F l e c k e i s e n Tiber die Femininform im nom. plur. des Pronomen hie haec hoc, Rhein. Mus. VII 271 ff. F. W. S c h m i d t Die Pluralformen des Pron. hie bei Plaut. und Ter., Hermes VIII 478 ff. M e u n i e r De quelques anomalies que presente la declinaison de certains pronoms lat., Mem. d. 1. S. d. 1. I 14 sqq. B r a n d t De varia quae est apud veteres Romanorum poetas scaen. genetivi sing, pronominum forma ac mensura, 1877. D a n i e l s s o n De gen. et dat. pronominum Lat. in -ms et -» desinentibus, Studia gramm. (Upsal. 1879) p. 1 sqq. L. H a v e t Sur les genitifs pronominaux en latin, Mem. d. 1. S. d. 1. I l l 187ff. L u c h s Zur Lehre von der Genetivbild. der lat. Pron Studemund's Stud. I 316ff. W i c h m a n n De qui ablativo, 1875. W i n d i s c h Der irische Artikel, Rev. Celt. V 461 ff. d ' A r b o i s de J u b a i n v i l l e Rech. gur l'hist. del'article dans lebret. armor., ibid. II 204sqq. H o e f e r Das Pronomen diser, Germania XV 70 ff. J. Grimm Wer, Zeitschr. f. deutsch. Altert. VII 448 ff. S c h l e i c h e r Dae Pronomen lit. szi, slav. si = got. hi Grundf. ku Kuhn-Schleicher's Beitr. I 4 8 f . M i k l o s i c h Uber den Ursprung einiger Casus der pronominalen Declination [des Slaviachen], Sitzungsber. der Wiener Ak. LXXVIII 143 ff. D e r s . Uber die Genitivendung -go in der pronominalen Declination der slav. Sprachen, ebend. LXII 48 ff.
§ 408—409.] Die gesehlecht. Pronom. Etymologisches, Stammbildung.
767
iibei die in mehreren Sprachen zugleich auftretenden und darum fiir uridg. zu haltenden Stamme und lassen dann das Wichtigste aus der Casusbildung folgen. 1. Etymologisches und Stammbildung. 409. Demonstrativa. Die Stamme *so- *sa- und *to- *ta-. In uridg. Zeit war der s-Stamm wahrscheinlich nur im nom. sing. masc. und fern, im Gebraxich, in alien andern Casus der ^-Stamm. Spater wurde bald der eine, bald der andere iiber sein urspriingliches Gebiet hinausgetragen, z. B. ved. loc. sdsmin fur tdsmin, gr. nom. ot <xi fiir TOI tat, umgekehrt lit. nom. td-s td fiir *so(-s) *sa. AT.: nom. sing. masc. ai. sd sd-s av. ho fem. ai. sa av. ha; ace. sing. masc. ai. td-m av. te-m fem. ai. ta-m av. tqm. Armen. -d, affigiertes Demonstrativum, zu idg. *to-, z. B. ter-d cder Herr, dieser Herr*, da cdieser3 do-in 'derselbe'; d- war wol nur nach r, n lautgesetzlich aus t- entstanden (vgl. I § 483 S. 359), wie in du 'du (§ 440). Gr. 6 -rj; TO'-V TTJ-V. Alat. sa-psa cipsa', ferner *so- in ip-se ip-sa (§ 413); *to- in topper = *todper, tarn; im Ital. verband sich *e-so- (e- wie in ai. a-sau gr. s-xsT osk. e-koc h.\c lat. e-quidem osk. e-tanto 'tanta') mit *to- zu *es-to-, wie im Bait. *ko- mit *to- zu *k-to- (lit. sztdi preuss. s-ta-s), daher umbr. estu 'istum3, mit dem das lat. isto- nahe verwandt, wenn nicht geradezu identisch war1). Air. so eine Demonstrativpartikel 'bier3, gall, so-sin nemeton choc sacellum3; der St. to- in ua~d cab eoJ ua-di cab ea1 ua-dib cab eis' u. dgl. sowie im Artikel in-d aus *sen -\- to- (vgl. Windisch Revue Celt. V 462; *to- war wol in vortoniger Stellung zu do- geworden, vgl. I S. 568 und Thurneysen Revue Celt. VI 321 Fussn. 1). Got. sa so cder die1 1) Das i- von iste ist noch nieht genugend aufgeklart. Da e- doch wol identiscli war mit dem in diesem Paragraphen S. 768 zu besprechenden Pronominalstamm *o-, so liesse sich denken, das i- von iste sei der Stamm von is 'er' gewesen. Mit diesem identificiert man auch das Locativsuffix -t in Tcot|xe-<-i etc., und ist das richtig, so konnte man die Parallele ziehen umbr. e-sto- : lat. isto- = loc. gr. Troij/iv-i : aksl. kamen-e (vgl. auch lit. rankoj-e ai. vrkay-a); fiber dieses postponierte -e $. auch § 186 S. 520, § 246 S. 598, § 257 S. 610 f. Zum Stellungsunterschied vgl. lat. ce-do -. hl-ce. Brugmann, Orrundriss. II, 2.
49
768
Die geechlecht. Pronomina. Etymologisches, Stammbildung.
[§ 409.
as. ags. se 'der3 ahd. de-se 'dieser3; got. pana ahd. den "den3. Lit. tq aksl. tu 'den3, lit. tq aksl. tq 'die3Die Stamme *sio- * sia- und *tio- *tid- (auch mit -ii- fur -{-). Ihre Vertheilung im Paradigma war im Arischen dieselbe wie bei *so- *to-. Ai. nom. syd sya ace. tyd-m tyd-m nom. ace. tyd-d, apers. nom. hya hya ace. tya-m tya-m. Air. cose r ad hoc, adhue3 re-siu 'vorher3. Ahd. siu = ai. sya, instr. sing, neutr. diu, nom. ace. plur. neutr. diu, nom. plur. fern, deo dio. Ob man das -io- von *s-io- *t-io- als das § 63 S. 125 besprochene vergleichende Suffix -io- bezeichnet {*t-io-: *to- = ai. an-yd-: and-) oder ob man Zusammensetzung mit dem demonstrativen Pronominalstamm *io- (S. 770 f.) annimmt, wird auf dasselbe hinauslaufen. Vgl. auch den nom. sing. fern, auf -i got. s-i air. s-l 'esi (§ 110 S. 319), denen sich vielleicht das sophokleische I (vgl. VeTf. Ein Problem d. homer. Textkr. 125 ff., Meister Gr. Dial. II 281) zugesellt, neben dem Fem. *« in ai. iy-dm etc. (S. 771), wo die Namen Suffix und Compositionsglied wol auch dasselbe Ding, nur verschieden angeschaut in verschiedenem Entwicklungsstadium der inneren Sprachform, bezeichnen wiirden *). Stamm *o- *a-. Ar.: dat. sing. masc. ai. a-smai av. aIimai dat. abl. plur. fem. ai. a-bhyds av. a-hyo. Air. e cei3 s. § 414, gen. ai ae ceiusJ s. § 418. Germ. gen. sing. got. is ahd. es : vgl. ai. asyd. Anderwarts nicht mehr im lebendigen Paradigma. Griech. loc. s-t (in Wunsch- und Bedingungssatzen) und instr. (herakl. kret. etc.) r) Venn5, el-ra cda, dann3. Derselbe Loc. *e-i wol in idg. *eiso *eisa, etwa chier der, hier die3, ace. *ei-to-m etc.: ai. esd esa av. aesa aesa, ace. e-td-m aete-m, umbr.-osk. *ei-zo- (das -z- des nom. sing. masc. fem. wurde durch das ganze Paradigma durchgefiihrt), umbr. ere cii aus *e-ro (§ 274 Anm. S. 625), e r u - k u 'cum eo' era-k abl. cea' osk. eisiid 'eo3 eizois 'eis3 eisa-k eiza-c abl. 'ea3. Der blosse Stamm, e, mag vorliegen in lat. e-quidem u. dgl., im loc. aksl. 1) Ob a l l e suffixalen -io- der idg. Sprachen (§63 S. 115ff.) mit dem Pronomen *io- identisch waren, lasse ioh durchaus unentschieden. Zunachst riehme ich nur Gleichheit des letzteren mit jenem gegenuberetellenden -jo- an.
§ 409.]
Die geschlecht. Pronomina. Etymologisches, Stammbildung. 769
kamen-e u. dgl., s. S. 767 mit Fussn. 1, und im Augment, wie gi. s-
770
Die geschlecht. Pronomina. Etymologisches, Stammbildung.
[§ 409.
gen. sing. lit. szio aksl. sego fiir *sego nach si. Vgl. auch die Femininbildung ags. hi lit. szl aksl. si aus *kl, wie air. si got. si (s. S. 768). Durch Verschmelzung von *ko- und *to- entstand bait. *k-to-, reprasentiert durch lit. sztdi csieh hier J (Gegensatz antdi csieh dort' zu and-s 'jener3) und preuss. s-ta-s. sz-ta- : la- = sz-ia- : j'a-1). Lit. szita-s war eine jiingere Neubildung im Anschluss an szl-s. In ahnlicher Weise entsprang im Osk. auf Grund von eko- und eso- (e s e i SOOT U. a.) ein ekso- [exac chac3 u. a.), eine einzeldialektische Neuerung (denn urumbr.-samn. *ekso- ware zu *ehso- *esso- geworden, vgl. nom. sing, m e d i s s 'meddix'). Anm. 1. Gab es in uridg. Zeit einen Wechsel zwisehen tenuis und tenuis aspirata analog dem "Wechsel zwisehen media und media asp. (I § 469, 8 S. 348 f.), wofiir man gr. TtXaru-; neben 7tXa9<xvo-v ai. prthu-s,
gr. T£TGCP-TO-S
lat. quar-tu-s neben ai. catur-thd-s, gr. ndzo-iTOVTO-?neben ai.path- pdntha-, gr. etroq-v neben ai. astha-m u. dgl. anfiihren konnte, so liease sich auch das lat. Pronomen ho- (hi-c) heranziehen. Es ginge auf *%ho- zuruck. Dann kame aber in Frage, ob nicht got. hi- aus *khi~, gr. a- T- in aT][A£pov TTJ[j.Epo-j aus *khip- herzuleiten aei, u. dgl. m.
S t a m m *i- *ei- (*i-o- *ei-o-). Ar.: neutr. ai. i-d (adv.), i-d-dm mit affigierter Partikel -dm, av. i-p (adv.), ace. sing. masc. ai. i-m-dm av. imem apers. imam ebenfalls mit Partikel -am; die Gleichstellung dieser Accusativform mit etd-m aete-m u. dgl. lief Neubildungen hervor: fem. ai. ima-m av. imam apers. imam, neutr. ai. imd-d av. imaji apers. ima, plur. ai. ime av. ime apers. imaiy u. s. f. Im Griech. nur einzelne Formen: ace. i-v 'eum* (iiv aus *OJJ.:I iv (*OJA:> = ai. sma), vlv aus *v/ b> (*v/ = vu), s. Thumb Fleckeisen's Jahrbb. 1887 S. 641 ff.; adv. (instr.) iva, in relativischen Satzen gebraucht (§ 410), fiir *i-v<x (§ 421), mit Spiritus asper nach dem Relativum o- wie lit.y«-s fiir *i-s n a c h / « - (s. u.). Lat. i-s i-d, eo ea-m, umbr. earn ceam3 eaf ceas3 osk. i o - k cea3, ital. eo- ea- aus *eio- *eia- (I § 134 S. 122); iiber lat. it its neben el els s. Thurneysen Kuhns' Zeitschr. X X X 499 f. Ob air. ed W hierher gehort, ist zweifelhaft, so lange sein Auslaut nicht 1) Minder wahrscheinlich ist die I S. 426 Fussn. 2 vorgetragene Identitat des s von s-ta-s mit dem des lat. iste.
§409—410.] Die geschlecht Pronom. Etymologisches, Stammbildung.
771
aufgeklart ist1). Got. is ahd. i-r rerJ, got. ija "earn3; hierher wol auch got. j'din-s und ahd. jener 'jener1, deren Stammbildung freilich Schwieiigkeiten macht (vgl. I § 123 S. 114, Holthausen Paul-Braune's Beitr. XI 552 f., Singer ebend. XII 211, Liden Arkiv f. nord. fil. I l l 242 f., Johansson Bezzenb. Beitr. XVI 154ff., wo noch weitere Literaturangaben). Im Balt.-Slav. Ho- in gen. lit. jo aksl. jego 'eius3 u. s. w. neben nom. lit. ji-s aksl.ji fiir H-s (= lat. is) mit/- aus den andern Casus, vgl. I § 84 Anm. 1 S. 81, Streitberg Paul-Braune's Beitr. XIV 195 f., J. Schmidt Pluralb. 43. Anm. 2. Durch Zusammensetzung der flectierten Adjectiva mit den Casusfonnen des Pronomens jls ji entstand im Baltisch-Slavischen die sogen. bestimmte Form des Adjectivs, z. B. lit. geras-is aksl. dobru-ji dobryji 'der gute' (I §84 S. 80). Durch Formassociation erfuhren die Paradigmata dieser Zusammensetzung mancherlei Anderungen. S. Leskien Declin. S. 131 ff.
Ein zu H-s gehoriges Fern. *i ist enthalten in ai. iy-dm av. Im d. i. iy-em und in lit. ji fiir *i, alter *i, wie ji-s fur *is, vielleicht auch in dem kypr. i-v cauTYjJ (Meister Gr. Dial. II 281) mit Partikel -m2). Vgl. *ki neben *kis S. 7 70. 410. Relativum. Seit uridg. Zeit war Ho- als Relativpronomen im Gebrauch. Ai. yds yd-d ya, av. yd ya-f ya. Gr. o-s o ^. Dazu Adverbia wie got.ja-hdi lit. jei jet Venn 3 und adjectivische Ableitungen wie gr. oio? 'qualis1 oao-? cquantus3 aksl. jaku cqualis3 jeliku cquantus3. Die Identitat mit dem in § 409 S. 770 f. behandelten anaphorischen Ho- und H- ist nicht zu bezweifeln. Sie tritt namentlich an gr. riva aus H-na (s. o.) zu Tage, denn Tva: o-? = lit. (j')i-s : jo. *(o- war also in uridg. Zeit zur Verwendung als Relativpronomen gekommen, ohne damit den rein anaphorischen Gebrauch aufzugeben. Dass dieser im Balt.-Slav. blieb, wurde wol hauptsachlich dem paradigmatischen Zusammenhang mit nom. H-s ace. H-m (lit. j-is j-% 1) Auf Grundform *id-om konnte edn-on-oen ebendasselbe' weisen, ed-on (fur lat. 'id est' gebraucht) zeigt aber keinen Nasal. Das pronomen infixum -d- (-id-?) fiir alle Geschlechter und Numeri — falls es hierher gehort — aspiriert, ging also vocalisch aus. Grundform *ido ist wol ausgeschlossen, da vor -u (aus -o) das i bewahrt ware. (Nach Thurneysen.) 2) Mir. i entstand erst aus si infolge des Nebeneinanders von e und se, tat und siat. (Nach Thurneysen.)
772 Die geschleeht. Pronom. Etymologisch.es, Stammbildung.
[§410—411.
aksl. j'-i) verdankt, welche Formen iiberall nur Demonstrativbedeutung hatten. Ob die got. Relativpartikel ei in sa-ei u. s. w. idg. *i, instr. von *i-s (§ 421), oder *e-i, loc. von *o- (S. 768) waT, lasse ich unentschieden. Jiingeren Ursprungs war die relativische Verwendung der Stamme *qo- und *to- in mehreren Sprachen. S. die Syntax. 411. I n t e r r o g a t i v a u n d I n d e f i n i t a . Die Stamme *qo*qi- *qu- hatten seit uridg. Zeit hochbetont fragenden, unbetont indeflniten Sinn. Jiinger war, wie soeben in § 410 bemerkt wurde, der Gebrauch dieses Pronomens als Relativum. *qo- *qa-. Ai. kd-s kd, av. kd ka. Gr. gen. horn, TS-O att. TOO = av. ca-hya, Adverbia wie TTOU UOT, dor. ira att. irfl. Lat. quo-d qua, umbr. poet poi cqui3 paf-e cquas5 osk. pod 'quod3 paam cquam3. Air. cia ncymr. pwy cwer? was?3 aus *kue-i (§ 414), air. ca-ch acymr. pau-p cquivis3. Got. hva-s hvo, gen. hvi-s ahd. hwe-s. Lit. Ms aksl. ku-to cwer?3 Unflectiert *qe 'wie3 (cirgendwie3 indefinit, und 'gleichwie3 = 'und'): ai. av. ca gr. TS lat. -que got. -h. *qi-. Ar.: neutr. ai. d-d av. cif> apers. ciy verallgemeinernde Partikel cirgend', masc. av. ci-s apers. cis-ciy; ai. ki-m cwas?3 nd-ki-s 'niemand3 mit k- statt c- nach ka-, s. I § 448 Anm. S. 335. Gr. xi-c, TI. Lat. qui-s qui-d, umbr. sve-pis csi quis' pif-i cquos3 osk. pis cqui3 pi-d cquid3; lat. quern wol fiir *quim = osk. pirn nach ovem : ovi~s (§ 214 S. 548), ebenso em fiir und neben im zu is (anders J. Schmidt Pluralb. 62 Fussn. 1). Air. ce ci cwelcher?3 kann hergehoren, aber auch pratonisch verkiirztes cia (*ce) sein. Germ, hvi- vielleicht in got. hvi-leiks ags. hwi-lc cwie beschaffen?3. Aksl. ci-to cquid?3. *qu-. Ai. ku-tra av. ku-pra cwo? wohin?3, ai. kii-tas 'wo3 her? . Aus dem Aksl. hierher vermutlich -gda aus *k{u)-da in tu-gda cdann3 u. a. (Kozlovsky Arch. f. slav. Phil.X 658). Zweifelhafter ist die Zugehorigkeit von lit. ku-r cwo, wohin3 und lat. ali-cubi umbr. pu-fe osk. pu-f cubi3. Anm. Etymologisoh nicht aufgeklart sind bis jetzt armen. o cwer?' i 'was?' und lat. u-bi u-ter u. dgl. Bugge Beitr. zur etym. Erlaut. der armen. Spr. 2i f. mochte idg. *go- *gt- ala Nebenform von *qo- *qi- ansetzen,
§411—412.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
773
aber fur das Armen. wenigstens ist damit niehts gewonnen, denn *go- hatte zu ko- gefuhrt, vgl. kov 'Kuh' u. dgl. I § 456 S. 338, § 484 S. 360. Zum lat. u- vgl. ferner I § 431 Anm. 3 S. 323, Deecke Programm von Colmar 1887 S. 37 f., Kozlovsky Kuhn's Zeitschr. XXX 563 f., Stok Lat. Gr.2 §46 Anm. 1 S. 290.
Indefinit *smmo- cirgend einer1 (zu *sem- cunusJ): ai. samagr. a[xd- got. suma-. 2. Casusbildung.
412. Mehrfach ist oben davon die Rede gewesen, dass pronominale Flexionsendungen auf Nomina iibertragen wurden. Es geschah das, wie wir sahen, zum Theil sehon in der Zeit der idg. Urgemeinschaft. Umgekehrt setzten sich auch nominale Casussuffixe an die Stelle von pronominalen, namentlich im griech. und im kelt. Sprachzweig, deren Pronomina in der historischen Entwicklungsperiode nur mehr ganz wenige von den speciell pronominalen Casusendungen der uridg. Zeit aufweisen. In manchen Casus hatten die Pronomina sicher schon in uridg. Zeit theils einen von dem nominalen abweichenden, theils einen mit diesem ubereinstimmenden Ausgang, z. B. nom. sing. *so (ai. sd) neben *qo-s (ai. Jca-s), abl. sing. *tesmod (ai. tdsmad)
neben *tod (ai. tad). Wir haben kein Recht zur Annahme, hier habe iiberall die pionominale Endung urspriinglich allein geherrscht, und die nominale sei erst durch Formiibertragung hinzugekommen. Im Gegentheil lasst sich, wie wir sehen werden, fiir mehrere Falle dieser Art wahrscheinlich machen, dass Nomen und Pronomen von Haus aus dieselbe Casusbildung hatten und man zu der Flexionsverschiedenheit erst in einer jiingeren Zeit kam; z. B. scheint die Ubereinstimmung *tod : *ulqod (ai. tad: vrkad) das Urspriingliche und *tesmod (ai. tdsmad) eine Umbildung von *tod nach dem loc. *tesme *tesmin (lit. tame ai. tdsmin) gewesen zu sein (§ 424 S. 787). Wir besprechen nunmehr im Einzelnen die speciell pronominalen Casusbildungen. Dabei konnen der ace. sing. masc. fern, und der ace. plur. masc. fem. iibergangen werden, da hier Nomen und Pronomen seit uridg. Zeit Hand in Hand gingen.
774
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
[§412—414.
NUT ist erne Bemerkung iiber got. pan^a cden' notig, die in § 417 Anm. folgt. Zum air. ace. plur. masc. inna vgl. § 326 S. 673 und S. 792 Fussn. 1. Nomin. sing. masc. fern. 413. Neben masc. Formen auf -o-s wie *qo-s cwer?' ( = ai. Ms, air. ne-ch aus *ne-kuo-s, got. hva-s, lit. kd-s) stand *so c der3: ai. sd, av. ha und ae-sa = ai. e-sd (Jackson Amer. Or. Soc. Proceed. 1889 p. CXXVI), gr. 6, got. sa, wahrscheinlich auch lat. ip-se aus *-so, iste fiii *isse aus *is-so u. dgl. (I § 81 S. 73f., § 568 S. 426), umbr. ere cis3 = *ei-so ai. e-sd (vgl. § 409 S. 768). Vielleicht gab es aber auch bereits im Uridg. ein *so-s: vgl. ai. sd-s gr. Z-c, (vj 8' o? u. dgl.) lat. ip-su-s neben ip-se. Das Fem. war *sa: ai. sa gr. -q lat. ip-sd got. so. 414. Formen von o- und 5-Stammen auf -oi -ei und -ai, deren -i ein deiktisches Element war, vermutlich identiseh mit dem -i des loc. sing, und plur. s. § 256 S. 609, § 356 S. 700. Vgl. auch den lit. masc. Vocat. auf -ai wie tevai und den ai. fem. Vocat. auf -e wie ahe (§ 201. 202 S. 540 f.). 1. Stamm o-. Ai. ay(-dm) av. aem d. i. ay{-em) 'dieser3, vgl. ai. sva-y[-ani) "^selbst3 und va-y{-dm) cwir' § 441. Wahrscheinlich hierher air. e cer' aus *e-i (doch vgl. 416), vielleicht auch gi. fjosiv = §8' el-v mit Partikel -m (sl-v : ai. ay-am = boot, xou-v horn. TU-V-7J : ai. tuv-dm tv-dm), woran sich TOOSSTVOS U. S. W. als Neuschopfungen anschlossen (vgl. J. Baunack Stud, auf dem Geb. des Grieeh. I 46 fT.). Stamm *qo- (interrog. und indef.). Lat. qul, alat. (Dvenosinschr.) qoi osk. poi 'qui', w'ahrend umbr. poei poi poe zweisilbig und daher wol eine Verbindung des alten *poi mit -ei -i (vgl.nom. plur. pur-i p u r - e etc.) war. Air. cia (aus *ce) ncymr. pwy cwer?' aus *kue-i; vgl. die hiiunge cAnlautaspiration' (I § 658, 1 S. 512 f.) in cia chrut/i 'v/ief, eigentl. cwas (ist) die Art?' und in ncymr. pwy bynnac cwer auch immer (pynnacf. Lat. hl-c aus *hoi-ce, wie qui. As. ags. se cder3, identiseh mit dem indeklinabel gewordenen got. sdi, das in ahd. de-se 'dieser3 (gen. des-se) nord. run. sa-si
§414—415.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
775
dieser5 (fem. su-si neutr. pat-si) tonlos angehangt erscheint. As. ahd. the thie ags. pe fur se durch Anschluss an den Stamm to(vgl. lit. ta-s fur idg. *so *so-s u. dgl.). Ferner as. he hie ahd. he, vgl. § 409 S. 769. Ahd. jerie-r war dadurch entstanden, dass an -e = *-oi das Nominativzeichen -r = *-z (vgl. i-r e-r = got. i-s) angesetzt wurde (bei diesem Ursprung des -er begreift sich, dass es nicht zu -8r verkiirzt wurde, vgl. muoter aus urgerm. *moder § 192 S. 529); hiernach Winter, s. § 406 S. 761; iiber wiser gen. unseres neben blinter gen. llintes s. § 455. Anders iiber j'ener Johansson Bezzenberger's Beitr. XVI 121 ff., wo man noch andere altere Deutungen angefiihrt und beurtheilt findet. Ahd. der, her waren nicht aus *der, *her verkiirzt, sondern entweder entstanden sie so, dass an die in tonloser Stellung entsprungenen, dann aber auch betont gebrauchten de, he = the he das Nominativ-r antrat (vgl. ahd. de-se gegen ags. des 'dieser3), oder der war fur *dar = lit. ta-s eingetreten, indem e aus gen. des etc. eindrang, wie in den ace. de-n; fiir die letztere Auffassung spricht htcer wer (ace. we-n) neben got. hva-s. Lit. tasai 'dieser3 war wol nicht tas -4- a>h sondern tas-\-sai (vgl. Bezzenberger Beitr. z. Gesch. d. lit. Spr. 174). 2. Femininformen auf idg. *-ai, wie im. nom. ace. plur. neutr. (§ 428). Av. pwoi ctuaJ xwae(-ca) cdie eigene' (Bartholomae Ar. Forsch. II 173), wonach auch Nomina wie berexi$e cdie gesegnete3 (§ 190 S. 525). Vielleicht war mit diesem -ai der ar. Ausgang des voc. sing, der «-Stamme (ai. dsve) identisch, s. § 202 S. 541. Lat. hae-c, quae neben si qua, aliqua, osk. pai pae. Wahrscheinlich hierher auch preuss. stai neben sta 'die3 (lit. ta to-Ji) quai quoi Nvelche3, wonach auch Subst. mensai cFleisch* (lit. mesa) deiwutiskai cSeligkeitJ u. a. (anders J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXVII 389 ff.). 415. Formen mit der Partikel u, wol demselben Element, das im loc. plur. auf -s-u erscheint (§ 356 S. 700). Idg. *so-ii in ai. so apers. hauw gr. OU-TO;. Auffallend sind ai. a-sau (zum a- s. § 409 S. 767) und av. hau als masc. und fem., umgekehrt apers. hauw fiir beide Geschlechter, woraus man zunachst schliessen mochte, dort sei die Femininform idg. *scl-u auch fiir * so-u,
776
Die geschlechtigen Pronomina.
Casusbildung.
[§ 415—417.
hier dieses auch fur jene gebraucht worden, vgl. apers. fern. iyarn = ai. iyam aueh als Masc. Indessen kann man das masc. a-sau hau auch mit dem ved. masc. sa auf ein idg. *so neben *so beziehen (Bartholomae Bezzenberger's Beitr. IX 310, Kuhn's Zeitschr. XXIX 498, vgl. aueh Wackernagel E. Kuhn's Litteraturblatt III 55 und Johansson Bezzenberger's Beitr. XVI 129) und apers. fem. hauw auf ein idg. *sa-ii mit derselben Ablautstufe, die das idg. fem. *qa-i (§ 414) aufweist (vgl. Wackernagel Das Dehnungsgesetz der griech. Compp. S. 65). Gr. a.Z-Ti\ lasst sich ebenso gut auf *sau- als auf *sau- zumckfiihren (I § 611 S. 463), und es konnte OU-TO? auch als *sou- dem av. hau gleichgestellt werden. Av. masc. avau neben aom d. i. avem cder dort3 wie hau, s. Bartholomae Kuhn's Zeitschr. XXIX 498. Anm. Zu dem Nebeneinander *so: *so vgl. noch folgende Doppelheiten im Gebiet der pronominalen Formbildung: nom. *eg[h)o : *eg(h)o
dich, sich' § 442, nom. du. *tte : *ue 'wir beide' *iu : *iu cihr beide' § 457, nom. *tu : *tu cdu' § 440. Diese idg. Quantitateschwankungen waren von derselben Art wie die auch sonst in Auslautsilben und in Silben, die mit Auslautsilben Ahnlichkeit haben, sich findenden, z. B. *«« : *ue 'oder1 (gr. *fz in T,-i lat. -ve : ai. vd), *pro : *pro (gr. Tipo ai. prd : gr. -poj-Trepuai ai. pra-sdh-), *nu : *nu (ai. nu gr. vu : ai. nu ahd. nu). Vgl. fiber diese jetzt Wackernagel Das Dehnungsges. S. 5 if.
416. Bei dem Nebeneinander von ai. nom. ve-S und vi-s 'avis' u. dgl. (§ 195 S. 533) liegt die Vermutung nahe, dass lat. eis ts und eis-clem (Biicheler-Windekilde Grundr. S. 28) neben is = got. is auf eine alte hochstufige Nominativform *ei-s zuriickgehe, auf die man auch air. e (vgl. § 414 S. 774) zumckfiihren konnte. Doch begreift sich eis auch als ein Compromiss zwischen *e-i (§414) und is, vgl. ahd. jene-r S. 775. Anm. Die Annahme, dass das in C. I. n. 198 dreimal vorkommende eis jedesmal Sehreibversehen sei (Danielsson Stud, gramm. p. 23), halte ich fur sehr bedenklich. Dass eisdem ein Compromiss von idem = *izdem und dem nach is wieder hergestellten isdem gewesen sei, leuchtet an sich eher ein. Doch ist diese Auffassung der Form unnbtig, wenn es ein eis is gab.
Nominat. Accusat. sing, neutr. 417. Charakteristisch ist -d gegeniiber dem -m der nominalen o-Stamme (z. B. *Jugo~m lugum3) und der Sufflxlosigkeit
§ 417.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
777
der andern Nominalstamme (z. B. *peku 'pecu'), z. B. *to-d c das3 *qo-d *qi-d Svas3. Ai. td-d av. ta-p apers. ai-ta = av. ae-tap; ai. ci-d av. CT-^» apeis. ciy c irgend'. Gr. r6 no8-am>-s (§ 32 S. 54) thess. iro'ioti aus *Tud8 xi; die Partikel *J-oo in gr. OTTI oTuru)? u. dgl. war wahrscheinlich Neutr. von *suo~ "suus3 (Verf. Gr. Gr. 2 S. 134. 231) und nicht abl. sing, wie ai. mad (§ 474), vgl. av. ma-Jj 'meurn3; TI TI = ai. c«-«?. Lat. is-tud quo-d qui-d, umbr. este c istud' aus *es-to(d) (vgl. § 274 Anm. S. 625) p i r - i pVs-» 'quid, quodcunque 3 , osk. po-d cquodJ p i - d pi-d c quid'. Air. ce ci c quid' in ced cid cwas (ist)' aus ce ed ci ed; ob ed ces3 zu lat. i-d gehore, ist zweifelhaft, s. § 409 S. 770 f. Got. hva, pa-t-a i-t-a mit -a aus -o, wie z. B. hvarjato-h 'jedes 1 zeigt, ahd. da-% e-g, vgl. die Anm. Preuss. s-ta, ka, aksl. to, Je = ai. ya-rf und c£-fo (-^o Partikel), ni-ci-ze 'nihil'; im Lit. wurde *ta = to-d durch das neutr. plur. tat (§ 428) verdrangt, s. Joh. Schmidt Pluralb. 228 f., doch blieb un.ser pronominaler Ausgang in den Adj. wie gSra, auf die er iibertragen worden war (§ 227 S. 565). Anm. Wahrend man bisher den Schlussvocal von got. pata u. s. w. fur eine angetretene Partikel erklarte, gleichwie den im ace. mase. paiia = ai. td-m, sieht Johansson Bezzenberger's Beitr. XVI 129. 161 im got. -ta eine vollere Form des Suffixes -d ('Ablaut *-dax : *-d") und setzt pata = ai. tadd lit. tada, ita = ai. ida u. dgl. Eine Stufe -de desselben Suffixes steeke in gr. l-oi -6-Ze lat. ide-m. Got. pana aber sei keine Accusativform mit -m, sondern identisch mit pana- in pana-mdis 'weiter, noch' aus *tone. Die letztere Herleitung uberzeugt mich ganz und gar nicht, weil es sich um eine Masoulinform handelt und in ihrem Gebrauch nichts ist, was auf den Ursprung aus einem solehen Adverbium hinwiese. Die bisherige Erklarung von pan-a hat meines Erachtens keinerlei Schwierigkeiten. Ahd. den, mit e fur a aus den andern Casus, diirfte die alte unerweiterte Form sein, die, wie die Proposition in = gr. is und die Partikel got. an = gr. <xv lat. an den Nasal festhielt. Weniger anstossig an und fur sich ist Johansson's Deutung von pata. Aber pata kann von pana nicht getrennt werden, und wenn letzteres nicht erst eine jungere Neubildung nach dem als einfache Wortform empfundenen pata war, worauf nichts hinweist, so wird man bei der bisherigen Auffassung von pata stehen bleiben mussen. Ahd. da^ war wol die nichterweiterte Form, die den aualautenden Dental lautgesetzlich vor vocalischem Anlaut bewahrte, ahnlich wie den sein -n festhielt. Einzelsprachliche Neubildungen mit dem -m der nominalen o-Stamme. Ai. ki-m (vgl. Gaedicke Ace. im Veda S. 6. 16)
778
Die geschlechtigen Pronbmina.
Casusbildung.
[§ 417—418.
pali tarn av. ke-m yi-m aom. Gr. Tauid-v fiir rauto. Lat. ipsu-m umbr. esom-e cin hoc3. Hierher wol auch ai. [s)a n-, Neutrum des Artikels und Relativpionomen. G e n i t . sing. 418. Im masc.-neutr. zwei Ausgange, die friihzeitig auf die Nomina iibeitragen wurden, *-sio und *-so, s. § 228 S. 568 f., § 239 S. 584 f. *-sio. Ai. td-sya av. ae-tahe; ai. a-syd av. ahe ahhe {nh aus dem fern, anhd = ai. asyds iibertragen, vgl. §420); gap. ahyd axyd (I § 558, 3 S. 416); apers. ava-hyd av. avahhe [nh wie in alike); ai. amusya. Armen. oroy zu or Svelcher3, doch vgl. § 239 S. 585. Gr. horn. TO-TO att. TOU = *to-sio; hom. TEO att. TOU = av. cahyd gGf. *qe-sio. Air. ai ae, tonlos a a (mit folgender c Aspiration3) ceius3 vermutlich aus *e-sio, vgl. ai. a-syd got. is ahd. e-s1). Endlich wahrscheinlich hierher preuss. s-te-ssei s-tei-sei s-te-sse s-tei-se s-tei-si (stei- aus dem gen. plur. stei-son iibertragen) cdesJ, aine-ssa aina-ssei 'ernes3, wenn auch die schwankende Schreibung einen sicheren Schluss nicht zuliisst (vgl. Leskien Declin. 113 f.). 1) Um eng Zusammengehoriges nicht zu sehr zu zersplittern, mogen Mer einige Bemerkungen fiber alle Possessiva der 3. Person im Irischen folgen, die ich nach Stokes Celtic Declension p. 104 sq. sowie nach Mittheilungen Thurne)7sen's gebe. Die obigen Formen ai ae a a auch fur das Femin. ('aii^c'), aber a a nicht 'aspirierend', also wol mit ai. asyas zu verbinden. Ferner war ai ae der betonte gen. plur. (und du.) 'eorum, earnm, neben unbetontem a n-, a n-. Fur die Beurtheilung dieser Formen kommt noch in Betracht 1. die sing. maac. fem. mcymr. corn, y bret. e (plur. mcymr. eu bret. ho = urbritann. *ow? vgl. § 438), 2. das ir. substantivische Wort fiir 'der, die, das Seinige, Ihrige' : ai ae, ace. plur. masc. aii, dat. plur. aiib, womit wol mcymr. eidaw cd. Seinige', eidi 'd. Ihrige' (fern.), eidunt 'd. Ihrige' (plur.) zusammenhing; auch mit dem pronomen possess. verbunden: a-aii suos' cymr. y eidaw 'sein Seiniger'. Vermutlich wurden *esio und *esj,as im Urinselkelt. in pratonischer Stellung zu *asj,p *asjas (vgl. ir. as- neben is- 'ex' I § 66 S. 56), deren a- dann auf die betonten Formen iibertragen wurde. Der aus diesen Formen entwickelte gen. plur. *asimn = air. ai ae, a n- a n- vergleicht sich mit lat. cuium (Charisius) nach cuius fur quorum oder quium (Cato) (vgl. auch hom. %EUUV neben i\).iio § 454), das Subst. ai ae aber mit lat. cuiu-s 'wem angehorend' aus gen. cuius (§ 419). Der substantivische ace. plur. aii bezeugt fiir diesen Stamm i-Declination.
§ 418—419.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
779
*-so. Got. pis ahd. des — *teso, ags. dce-s (neben ties) = *toso (vgl. gr. TSO nebenTOO);got. is ahd. neutr. es. Vgl. §239 S. 585. Aksl. ce-so = got. hvis ahd. hwes, ctso (zu eijto cquid5). Auch dem Giiechischen *so (neben *sio) zuzuschieiben, sehe ich auch nach Johansson De der. verb, contr. p. 215 keine Notigung. In den Einzelsprachen sind ofters Ausgleichungen zwischen den pronominalen Foimen des gen. sing, und des gen. plur. wahrzunehmen: air. ai 'eorum^ = *esiom nach ai 'eius1 = *esio; lat. cuium nach cuius, S. 778 Fussn. 1; preuss. steisei fiir stessei nach steison s. o.; got. pize fiir *pdize (vgl. ags. dura aisl. peira) nach pis; av. aetaiahqm fiir aetaesqm nach aetahe, § 429. So liegt die Vermutung nahe, *so in got. pis aksl. ceso u. s. w. sei aus *-s«o umgebildet nach dem gen. plur. *som (§ 429). Entsprechend im Femin. *sas (got. pizos) avis *sias (ai. tdsyas). 419. Das A r m e n i s c h e hatte in einem Theil der Pronomina als Genitivzeichen ein r, das sicher zunachst mit dem -r des Gen. der Personalpronomina me-r cnostriD j'e-r Vestri3 iu-r c sui (§ 455) zu verbinden ist: oir zu o cwerD, nor-in zu no-in c derselbe' u. dgl. Vgl. weiterhin aisl. var ahd. wiser § 455. Den vielbehandelten i t a l i s c h e n Formen 1 ) lagen Locativbildungen auf -e-i zu Grunde, von welcher Formation aus wir vermutlich auch den gen. sing, der nominalen o-Stamme zu erklaren haben (§ 239 S. 585 f.). Der Loc. auf -e-i fungierte im Urital. ebenso als Loc, Dat. und Gen., wie von uridg. Zeit her die Form *me-i *mo-4 des Personalpronomens Loc, Dat. und Gen. war (§ 447); vermutlich hatte *te-i als Gen. zunachst nur die possessive Bedeutung und erhielt spater erst auch die andern Functionen dieses Casus. Vgl. auch thess. loc. TOT und als Gen. Der Trieb, den Gen. als solchen zu charak1) Ausser der bei Stolz Lat. Gr.2 348 citierten Literatuf vgl. Merguet Die Entwickel. der lat. Formenb. 83 ff. 92 f., Danielsson Studia gramm. 1879 p. 1 sqq., Bersu Die Gutturalen S. 136, W. Meyer Zeitschr. fur rom. Philol. X 174, Henry Precis de grammaire comp. p. 248, Luchs Studemund'a Stud. I 316 ff.
780
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
[§ 419.
terisieien, fiihrte nun in den ital. Dialekten zu versehiedenen Neuerungen. Durch Anschluss an die Gen. auf -us [homin-us) entstanden im Lat. die Formen wie isti-us, eiius eius d. i. eei-\us (vgl. loc. dat. eei el), dagegen mit dem Genitivzeichen -s umbr. erer- irer osk. eiseis eizeis ceius* u. dgl. (vgl. Subst. umbr. popler osk. sakarakleis), letztere genau wie alat. gen. mi-s tl-s fiir ml tl (§ 447). Die Neubildungen istlus eius wurden auch femininisch verwendet, doch daneben auch istae utrae u. dgl. wie umbr. erar 'eius3. Das alte -ei (*istei) lebte neben -ei-us {istlus) im Compositum fort, istlmodl u. dgl. (vgl. unten quoi-quoi-modi), wahrend neutrl in neutrl generis u. dgl. wol Umschlag aus der pronominalen in die nominale Declination war (wie lit. masc. to fern. ids). Die Formen quoius hoius, cuius huius sind im Zusammenhang mit quoiei quoi hoi-ce, cui hui-c und osk. pieis-um 'cuiuspiam3 piei 'cui3, ferner mit osk. poizad abl. cqua3 pullad adv. "qua1 umbr. pora abl. cqua3 zu beurtheilen. Bereits in urital. Zeit wurde eine erstarite Casusbildung des Stammes *qo-, etwa *Jcuo oder *kuoi, als Interrogativ-, bezieh. Relativpartikel fiir das flectierte Pronomen so gebraucht, dass die Casusbeziehung durch ein beigesetztes flectiertes Demonstrativpronomen dargestellt wurde, vgl. lit. dial, ids cecorius, kur iszvdlnino jo dukteri/dei Fiirst, wo er dessen Tochter befreit hatte3 = 'dessen Tochter er befr. h.3 (Verf. Lit. Volksl. 305) i). So lat. quoiei — qo + eei, wozu spater quoius als charakterisierter Genitiv kam (doch noch quoi-quoi-modi cui-cui-modl), osk. poizad = po -f- eizad (eizo- cis3), p u l l a d = po + ollad (vgl. lat. olle), umbr. pora wol eher = po -\- ora [orer cillius) als = po + era {erer 'eius3 = osk. eizeis)2). Osk. piei (gen. pieis-) bexuhte wol auf einer Verbindung des Adv. *pl = lat. qul von St. *qi- (§ 421) mit 1) Dieselbe Erscheinung im Neugrieoh. (CCUTOS elvai 6 d'vopa? irou TOV sloa neben noii sioct 'das ist der Mann, den ich gesehen habe'), im Kelt, und im Hochdeutsoh. 2) Auch osk. piiiiu bei Zvetaieff Inscr. It. inf. n. 103 scheint in den Kreis dieser Bildungen zu fallen (aus *po+e%o-), doch ist der Sinn der ganzen Stelle dunkel.
§ 419—420.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
781
e(i)ei, wenngleich ich die Moglichkeit nicht ausschliessen mochte, dass es durch tibertritt des Stammes pi- in die o-Declination entsprungen war. Nach quoi quoius wurde im Lat. hoi-ce hoitts gemacht wie nom. plur. lies nach ques (§ 427), wobei die alte Bildungsgleichheit im nom. sing, {qui und hl-c(e), § 414 S. 774) mitgewirkt haben mag. Anm. Das lat. Adject, quoius cuiu-s 'wena gehorig' scheint, nach der Bedeutung zu schliessen, erst vom fertigen Gen. quoius aus entstanden zu sein und im av. na- rnoster, das aus dem gen. no = ai. nas herausgebildet wurde, ein genaues Seitenstuck zu haben, s. § 454 extr.
Air. auch *-l wie im Nomen, ind aihar cdes Vaters3 aus *sen-ti, wie lat. isfi-modi gr. thess. TOI. Im Lit. nominal to, Jo u. s. w. Im Aksl. to-go je-go etc., eine noch nicht geniigend aufgeklarte Neubildung, s. Leskien Declin. 109ff. 420. Die zu den o-Stammen gehorigen Feminina hatten im Uridg. den Ausgang *-sias mit voTausgehender masculinischer Stammform. Ar. -asyas: ai. tdsyas asyas, av. ae-tanhd anhi. Apers. ahyaya fiir *ahya nach taumaya (§ 229 S. 570), wie auch pali assa = ai. asyas nach hannaya zu assay a erweitert wurde; mit Tein nominaler Endung av. aetaycL (nach haenaya] neben aetanhu. Ai. amu-syas wie amu-sya. Air. ai ae aus *e-sias, s. S. 7 78 Fussn. 1. Preuss. s-tessias stessies stesses steises (ei nach masc. steisei § 418 S. 778). Im Germ. *-sids und *~sas. Ags. itmre = urgerm. *paizioz, got. pizos und olinddizos (§ 406 S. 761), ahd. dera, aisl. peirar = urgerm. *paizoz. Das ai war aus dem gen. plur. iibertragen, wo es vom Masc. ins Femin. iibergegangen war (§ 429). Der Verlust des i aber in got. pizos etc. ist entsprechend dem im Masc. zu beurtheilen, s. § 418 S. 779. Uber -z- aus -s- s. Kluge Paul's Grundr. I 347. Diese idg. Femininbildung auf *-suis war im Anschluss an das Masc. auf *-sio entstanden. Entweder gab es einmal ein *tas wie *ekuas, das durch Einwirkung von *tesio in *tesias umgestaltet wurde, oder *tesio fungierte zuerst fiir alle Geschlechter und wuide dann durch Umbildung zu *tesicis femininisch gekennzeichnet. Vom Gen. auf -sias wurde si (s) schon in uridg. Zeit in den Dat. und Loc. iibergefiihrt, s. § 425.
782
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
[§ 420—421.
Aksl. tojq enthielt das -q von duse, aus *-a?is oder *-ons. S. § 229 S. 572 f. Da der dat. loc. toji die Laute -oj- vom instr. tojq — ai. taya bekommen hatte (§ 425), so mag auch tojq nach diesem Vorbild entstanden sein. Rein nominale Formen. Gr. t%. Lat. Mae neben illms u. dgl., umbr. erar ceiusJ. Air. inna aus *sen-tas, cacha cecha, nacha, vgl. mna § 229 S. 569. Lit. tos. I n s t r u m e n t , sing. 421. Ein speciell pronominales Suffix war -na, vermutlich identisch mit dem Ausgang von Adverbien wie ai. cand got. -hun ahd. -gin "irgend3, ai. hind cdenn', lat. pone superne, got. pan ^dann1 lit. ten cdort3. Av. ha-na apers. tya-na aniya-na, ai. ks-na te-na e-na, letztere wol, wie ai. sane-mi aksl. te-mi (s. u.), mit demselben Diphthong, den der nom. sing. lat. qo-i qul etc. aufweist (s. § 422 Anm.), ausserdem auch an ai. e-vd ved. auch e-va cso5 got. hvdi-va Nvie3 erinnernd. Zu ai. Jcena : av. Jcana vgl. lit. gen. keno : keno [kano] § 451 S. 825 f. Durch Ubertragung des -ena auf die Nomina entsprang ai. vrkena etc., s. § 275 S. 628. Gr. i-va, vgl. § 409 S. 770. Im Anschluss an ein *ci-na (nom. ci-s) scheint der av. ace. cinem gebildet zu sein. Formen von o-Stammen auf *-oi-mi. Ai. sane-mi Von Alters her1. Ags. d<%-m aisl. pei-m neben Substant. ags. miolcum (wie im plur. got. pdi-m neben Substant. vulfa-m). Aksl. te-mi ji-mi. Hierzu das preuss. sen maim 'cum meoJ = "toecunt1 (s. § 449. 452), das wol nicht als idg. *moi-mi (vgl. av. ma- gr. I\i6'meus') zu denken ist, sondern zu St. maia- gehorte und eine Contraction erfahren hatte wie gen. maisei (neben stessei steisei ainassei) und nom. mais = aksl. mqji; unentschieden lasse ich aber, ob *maiai-m[i) direkt zu maim geworden war, oder ob man etwa im Anschluss an maia-smu maia-n zunachst zu einem *maia-m(i) gekommen war und dieses in maim iiberging (vgl. twaismu neben twaiasmu). Vgl. § 282 S. 637 f. Im Armen. mit -v aus *-bhi oro-v zu or cwelcherJ, nach Substant. gailo-v; ebenso i~v Vomit? wodurch?1 zu ^Svas?1 wie Substant. srti-v, s. § 281 S. 636.
§ 421—422.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
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Ferner gab es, wie es scheint, von idg. Uizeit her von ound z-Stammen auch rein nominal gebildete Instrum. auf -o -e und -I. Av. td ya ana. Gr. TCW (oo-irco), lak. 7r7j-Ttoza. Lat. quomodo, quo Vohin', umbr. sei-podruh-pei cutroque'; lat. qui Vie' zu qui-s. Air. each (gen. catch) acymr. pau-p cquivis, jeder' wol = *qo-qos, eigentlich 'wo oder wie wer, irgendwo oder irgendwie irgendwe/ nach Thurneysen's Vermutung; neuch neoch aus *ne-qo, cossind cmit dem' aus *con sen-tu. As. hwo Vie' ahd. diu, hiu-tu c heute' (§ 409 S. 769), got. live Vomit' pe 'urn so'; hi (zu got. hi-mma) in ahd. M-naht cdiese Nacht'. Lit. tic cmit dem, sofoTt' ju rdesto'; durch Antritt des Suffixes -mi an diese Formation entsprangen tu-mi ku-mi, wie auch beim Nomen dialektisch -u-mi (vilkum)) entstand, s. § 275 S. 629; preuss. s-tu ku. Nslov. ci Venn' cech. ci cob' = lat. qui, und durch Anfiigung von -mi aksl. ci-mi als instr. zu ci-to. Hiernach kann die Partikel *t, ved. % (auch in l-drt- cein solcher') gr. -t in oi>Toa-t umbr. pors-ei nom. plur. cqui', instr. zu lat. is gewesen sein; der Nasal in ved. im gr. ouroo-fv war dann die Partikel -m. 422. Die a-Stamme hatten -aia. Ai. tdya av. ae-taya, ai. ay a av. ay a aya. Aksl. tojq (mit Partikel -m), wozu alit. taja, jetzt dialektisch tal (J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXVII 386f.); iiber tai anders Bruckner Archiv f. slav. Phil. VI 272. Im Ar. trat dieser Ausgang auf die Nomina iiber: ai. dsvaya fur diva, av. haenaya fur haena, ebenso aksl. rqkojq fiir rqkq. Im Lit. umgekehrt ta wie rankd, entsprechend gr. vj dor. raotS und wol lat. hd-c u. dgl. S. § 276 S. 629ff. Ob auch ved. tya statt tydya und av. ya kd neben aetaya den Nomina gefolgt waren, oder ob tya und yd durch syllabische Dissimilation entsprungen und dann ka dem yd naehgebildet war (vgl. Ahnliches in § 247 S. 600, § 307 Anm. S. 654), ist unsicher. Ai. amuyd neben amusyas nach dem Muster -ayd. Anm. Dass ai. aya sioh in ay-a zerlege und zum Stamm i- gehore, und dass erst naeh aya : asyas zu tdsyas ein taya gebildet worden sei, wie Schmidt (Kuhn's Zeitecbr. XXVII 386) meint, ist mir ebenso wenig einleuchtend wie seine Meinung (ebend. 292), dass e-na ebenfalls zu i- gehore, und dass erst durch das Nebeneinander von ena und asyd ein Una neben tdsya aufgekommen sei. Wenn das -£• der Pluralformen wie got. pd-i-m akgl. Brugmann, Grundriss. II, 2.
50
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Die geschleehtigen Pronomina.
Casusbildung.
[§ 422—423.
ti-mi ai. te-bhis, gr. TO-T-OI aksl. U-chu ai. te-su mit dem -% des nom. plur. gr. To-i ai. te etc. identisoh war, wie Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXV 5 f. lehrt und auch ich glaube; weiter wenn die i-Diphthonge in den obliquen Dualcasus, z. B. aksl. te-ma ai. tdy-os, das -i des nom. ace. du. neutr. und fern. (idg. *to~i und *ta-i) enthielten, wie wir in § 297 S. 650, § 311 S. 657 annehmen zu mussen glaubten, so wird man kaum fehl gehen, wenn man auch den Diphthong von ai. e-na te-na und sane-mi aksl. te-mi mit dem im nom. sing. masc. z. B. ai. ay[-dm) lat. qo-i qui osk. poi u. s. w., und entsprechend das % von ai. aya tdya aksl. toja mit dem im nom. sing. fern. z. B. av. pwoi lat. quae (§ 414 S. 775) zusammenbringt. Ai. aya liesse sich allerdings an sich auch auf St. *eia- (lat. ea- got. ijo-) beziehen, doch ist kein Grund, es von tdya u. s. w. zu trennen.
Ablat., Dat. und Locat. sing. 423. Im masc.-neutr. erscheint der Stamm haufig durch ein Element -sm- erweitert, dasselbe, das, durch keine Flexionsendung vermehrt, in dem ace. av. ahma lesb. a[i.[j.E begegnet (§ 436. 443). Ai. tdsmad tdsmai tdsrnin, asmad asmai asmin, av. ae-tahmqf) ae-tahmai ae-tahmi, cahmai mit *qe- wie aksl. loc. ce-mi. Ai. Neubildungen amusmad amusmai amusmin. Armen. abl. y unie dat. loc. um zu o cwer', y orme, orum zu or Svelcher3; -urn- aus -osm- I § 561 S. 419. Gr. gort. loc. o-xifu d. i. wol -TIJAI aus *Ti-afu. (tlber den angeblichen dat. Te;x|j.ai 'cm" s. Solmsen Kuhn's Zeitschr. XXIX 79.) Umbr. e-smi-k cei3 esmei esme "lime", pu-sme ccui3. Got. pa-mma hva-mma i-mma. Preuss, dat. s-te-smu (steismu, vgl. gen. steisei § 418), ka-smu, antersmu (St. antera-), schi-smu [schi-s cdieser:>).
Daneben im Germanischen und Baltisch-Slavischen Formen mit -m- statt -sm-. Ahd. demu hwemu. Lit. dat. tdmui tdm loc. tamim-pi tami tame tarn, aksl. dat. tomu loc. tomi; lit. szime neben sziame zu szl-s. Gewiss hatten diese Formen s eingebiisst durch analogischen Anschluss an die Casus, deren Suffix mit m anlautete: vgl. ahd. plur. de-m, sing. plur. ags. &m-m aisl. pei-m, lit. plur. te-ms du. tem-dvem tem-dvem aksl. sing, te-mi plur. te-mu te-mi du. te-ma. Anders iiber das ahd. -m- Kluge Paul's Grundr. I 347. Was nun die Casussuffixe selbst betrifft, so war nur das des Loc. speciell pronominal. Dieser Casus hatte die Ausgange
§423—424.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
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*-smin und *-smi, vgl. gr. aajo.iv uauiv und aajxi uuai § 448. *-smin: ai. tdsmin, lit. tamin in tamim-pi, wenn freilich -m/n auch aus dem gen. plur. iibertragen sein konnte, so dass man tami-mpi zu trennen hatte (s. Briickner Archiv f. slav. Phil. I l l 279 f., Osthoff Morph. Unt. II 9)1). *~smi in av. -tahmi gr. o-ilai. Lit. tami aksl. tomi sind aus *-{s)min und aus *-{&)mi erklarbar, in jenem Falle ware tam\ fiir lit. tami zu schreiben. Alit. jamije wie diewije. Alit. nlit. fame, woraus tarn, hat denselben Ausgang wie loc. vilke; eine Vermutung iiber den Ursprung von tame s. § 424 S. 787 f. Dagegen waren der Abl. und der Dat. inbezug auf ihr Casussuffix von Haus aus in Ubereinstimmung mit den Nomina. Ai. tdsmad tdsmai av. -tahmaf -tahmai wie vrkad vehrkdp vehrkai. Aimen. y ume wie y akane, vgl. § 244 S. 595; welche Endung um gehabt hatte, diirfte kaum mehr zu ermitteln sein. Umbr. e s m i - k esmei esme wie Tefri Tefrei Tefre 'Tefro deo', vgl. § 246 S. 598f.; bei pusme kommt in Frage, ob nicht mit der Endung die Partikel -e -ei (vgl. p u f - e cquodJ) verschmolzen war. Got. hvamma, dessen -a nach Ausweis von hvamme-h "jedem1 zunachst aus *-e entstanden war, kann als Ablat. auf *-ed und als Dat. auf *-e(i) angesehen werden, wahrend ahd. hwemu ein Ablat. auf *-od gewesen zu sein scheint, vgl. § 241 S. 591, § 246 S. 599. Lit. tdmui (verkihrzt tdm) aksl. tomu wie vitkui vluku; preuss. stesmu wie waldniku cregi\ 424. Neben den im letzten § besprochenen Formen erscheinen auch Formen ohne -sm-. Ablativ. Ai. ad tad yad av. aj>, sammtlich adverbial. GT. to OTC(O cunde3. Lat. isto quo, osk. eisud ceo\ Lit. to. Als Abl. *tod Von da an, dann^ erklart man wol mit Recht auch den Ausgang der Imperativformen wie ai. bhdra-tad gr. cpspe-tu) lat. 1) Die Form (ami-pi spricht nicht gegen die Auffassung des tamimpi ala tamin+pi. Eg kann von Anfang die Formen tami und *tamin neben einander gegeben haben. Oder tami war aus *tamin entstanden, dann wurde -pi nach diesem Lautwandel des selbstandigen Wortes von Neuem angefugt. Auch tam-pi war ja nicht aus tame-pi hervorgegangen, sondern nach Ubergang von tame in tarn wurde -pi neu angesetzt. 50*
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Die geschlechtigen Pronomina.
Casusbildung.
[§ 424.
fer-fb (Gaedicke Accus. im Veda 225, Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXVII 179f.). — Eine ital. Neubildung war lat. *quid zu qui-s in ab aliqiii u. dgl. (Biicheler-Windekilde Grundr. 121 £), vgl. man{d) § 243 S. 592. Dativ. Gr. xu>. Lat. isto nullo neben istl etc. Eine junge Neubildung war lit. dialekt. mirusiou-jui = hochlit. mirusidmjam, part, praet. zu mif-ti ^terben3 (Geitler Beitr. zur lit. Dialektologie 27). Locativ. Gr. att. not dor. itel, i-xeT. Lat. hei-c hi-c, osk. eisei cin eo3 a l t t r e i cin altero'. Got. pet aisl. pi = gr. TSX-OS, aisl. hvl = gr. itsT, S. Bechtel Zeitschr. f. deutsch. Alt. XXIX 366 f. Ein Loc. von St. o- diirfte auch vorliegen in gr. si sl-xa (neben TJ instr. im Herakl. etc., s. Verf. Gr. Gr.2 225) und in ai. e-sa- e-ta- osk. ei-zo-, s. § 409 S. 768. Solche Locativformen waren auch die dativisch fungierenden osk. altrei calteriJ piei 'em, lat. istei istl, eei ei (auch eiei wurde geschrieben wie im dat. abl. plur. eieis neben eeis eis), quoiei quoi cui, letzteres aus quo (oder *quoi) -\- eei (s. § 419 S. 780); lat. hoi-ce hui-c war Neubildung nach quoi cui. Diese selben Formen hatten, wie wir § 419 annahmen, einst ausserdem Genitivbedeutung (vgl. idg. *mo-i loc. dat. gen. § 447) und wurden in dieser im Lat. durch -us erweitert, wahrend im Umbr.-Samn. -ei in -eis umgestaltet wurde. Dass man isii etc. zugleich femininiseh gebrauchte, war wol dadurch herbeigefiihrt, dass man den Ausgang -ei -i dem geschlechtig indifferenten -ei -I der Formen mi mihi tibi sibi und der Dativform der iStamme gleich empfand. Vergleicht man nun die in diesem § aufgezahlten Formen mit den das Element -sm- enthaltenden (§ 423), so ist wahrscheinlich, dass nur im Loc. zwei Formationen von Anfang neben einander standen, die auf -smin -smi (ai. tdsmin av. -talvmi) und die auf -i (gr. TTO-7.), und dass sp'ater, aber bereits in uridg. Zeit, -sm- auch auf den Ablat. und den Dat. iibertragen wurde, die bis dahin dieselbe Gestalt hatten wie die Nomina. Die ablativischen Adverbia wie ai. tad stammten noch aus der Zeit, ehe diese Ubertragung geschah; als Adverbia wurden sie von
.§ 424.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
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dei Neuerung, dem Eindringen des -sm-, nicht betroffen. Dagegen bleibt von Formen wie lat. isto(d) und gr. rcji zweifelhaft, ob sie ebenfalls alt waren oder durch jiingeren Wiederanschluss an die Nomina zustande gekommen waren. Das Element -sm- identiflciert man wol richtig mit der Partikel ai. sma, die verstarkend hinter Pronomina trat, z. B. tasya sma. Nun werden wir in § 443,2 sehen, dass gr. lesb. ap.[A£ av. ahma wahrscheinlich auf ein *ns -\-sme, d. h. die Grundform von got. ace. uns mit angehangter Partikel *sme, zuriickgeht, und dass von dieser Verbindung aus die Formen entstanden, fiir die man Stamm *nsme- *nsmo- (gr. atxuo- ai. asma-) anzusetzen pflegt. So miisste denn unsere Partikel auch beim geschlechtigen Pronomen urspriinglich an eine selbst schon als Casus fungierende Form, und zwar an einen Loc, angetreten sein. Und es hindert nichts, von einem *te + sme auszugehen, dessen erster Theil Loc. war. Vgl. lit. te c da!' aksl. te c und' neben *te-{ {*to-i); lat. ce in ce-do osk. ce in ce-bnust {-hnust Venerit3) lit. sze "her1 (vgl. jedoch § 409 S. 769) neben gr. c 3 I-'ASZ xsl-vo-s; lit. ne got. ni ai. nd nicht neben *ne-i in lit. net ne-ka-s av. nae-cis lat. nei ni; lit. be-, Partikel zur Bezeichnung der Dauer der Handlung, neben bel ^nd 3 ; aksl. kude neben kude W u. dgl.'). *te und *te-i standen als Loc. neben einander wie gr. 8d-[isv und Troqjiv-i., s. § 256fF. S. 609ff. Den Ausgang von *tesme haben wir noch im Baltischen, in lit. tame {gerame), das fiir *tesme eingetreten war, indem durch Anschluss an Formen mit einem mit m- beginnenden Casussuffix s verloren ging und -e- durch -a- ersetzt wurde, vgl. preuss. ste-smu gegen lit. tdmui § 423 S. 784. Nach tamui: tame wurde neben vilkui, wie ich glaube, die Form vilke gestellt. wie umgekehrt alit. jamije nach diewije entsprang, vgl. § 263 S. 617f. Die idg. Form *tesmi{n) = ai. tdsmin etc. neben *tesme, wie *nssmi(n) = lesb. ajxtitv a|x[u neben *%ssme. Vielleicht standen *sm-i und *sm-e von Anfang an neben einander als Erweite1) Neben He, *ke, *ne auch uridg. He, 'he, *ne (gr. T^ 'da!' dor. rfjsrj-z 'iste, ille'; dor xf(-vo-; 'ille'; ai. na air. ni), gleichwie ''me : 'me'mich' ii. g. w., worilber § 415 Anm. S. 776.
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Die geschlechtigen Pronomina.
Casusbildung.
[§ 424—425.
lungen von *sem-, so dass man nicht anzunehmen brauchte, *tesmi{n) sei eist auf Grundlage von *tesme entstanden. Anm. Die vorstehenden Constructionen sttttzen sich darauf, dass die Annahme einiger Sprachforscher, lit. tame und vilke seien aus *tamen und *vilken hervorgegangen, unerwiesen ist. An den Formen wie geramen-je -ji (Arch. f. slav. Phil. IV 592, Kuhn's Zeitschr. XXVII 385, Bezzenberger's Beitr. X 312 und anderwarts), auf die man die Annahme von -en in erster Linie grilndet, ist vor Allem auffallend, dass das zweite Element nicht die pronominale Form (-jame -jam) hat, wie man erwarten sollte, sondern gleichwie jamije amszinameje u. dgl. (Bezzenberger Zur Gesch. d. lit. Spr. 154. 168) nominate Endung. Leskien vermutet daher, dass ein *geramejem{e) zu *geramem verkiirzt und die beim Nomen abstrahierte Locativendung -je angefugt worden sei, wobei m in n iiberging. Auf die Schreibung -ji fixr -je ist kein Verlass, doch konnte es eine Neuerung nach nominalen Locativformen auf -e sein. Auch die ostlit. Formen auf -i wie miszkl 'im WaldeJ beweisen nicht das behauptete -en. - i k a n n nach den Lautgesetzen auf -en zurtickgefuhrt werden, muss das aber um so weniger, als ein ostlit. -im-p(i) aus -em-p{i) -en-p(i), z. B. *deoim-p(i), nirgends bis jetzt belegt ist, es heisst nur deve-p{i). S. Leskien Ber. d. sachs. Ges. d. Wiss. 1884 S.96f. Ausser der von Leskien angedeuteten Moglichkeit, dass miszkl aus miszke entstand, kommt auch die in Betracht, dass miszkl dem Vorbild von tami (mit idg. *-smi] gefolgt war, wie miszke dem von tame. Sollten nun trotzdem *tamen *geramen und *vilken von den Anhangern der hier kritisierten Theorie wirklich glaubhaft nachgewiesen werden —• ist preuss. schisman Ench. 89 mehr als eine blosse Liederlichkeit ? —, so wurde das an der Hauptsache nur wenig andern. Ich wurde gleichwol fur lit. tame (wie jene Gelehrte schreiben) von idg. *tesme ausgehen und -n fur dieselbe Postposition erklaren, um die lit. tamim-pi ai. tdsmin reicher sind als gr. CI-TTJJU, und die doch wol auch in lit. te-n t$, sze-n sz~e (erweitert zu tenai tenais u. s. w.) neben te sze (= lett. te sche) steckt.
425. Bei den «-Stammen linden wir theils vollkommene Ubereinstimmung mit den Nomina, theils das genitivische -sibez. -s- vor dem Casusausgang (§ 420). Wir beginnen mit der letzteien Formation. 1. Ablativ und Genitiv hatten seit uridg. Zeit dieselbe Form, z. B. ai. gen. abl. tdsyas, s. § 420. Neubildungen waren av. anhaf avanhafe yetlhad-a (neben gen. anhci etc.), wie barentyaf haenayap, s. § 242 S. 592. Dativ. Ai. kasyai asyZd av. kahyai anhai axyai, vgl. ved. suvapatyai § 247 S. 599 f. Got. pizdi izdi wie gibai, aber ahd. deru dero iru iro nach gebu gebo mit Instrumentalausgang, s. § 276 S. 629. Preuss. stessiei stessei und, mit dem in letzter
§ 425—426.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
789
Instanz aus dem gen. plur. steison stammenden -ei-, steisiei steisei, vgl. gen. steises § 420 S. 781, aisl. dat. peiri neben gen. peirar. Locativ. Ai. kdsyam asydm, vgl. dsvdyam; av. kanhe ahhe mit -e = urar. -ia (I § 125 S. 116) und nh aus dem gen.-abl. (Jcanha), vgl. av. haenaya apers. arbirdya § 264 S. 618. Diese Pronominalcasus waren durch die Formen wie ai. brhatyam av. barentya beeinflusst: kdsydm Jcatihe : hdsyas kahhti und Jcdsyai kahydi = brhatyam barentya : bghatyas barentyA und brhatydi barentyai. Got. pizdi wie gibdi. Ai. Neubildungen amusyas amusyai amusyam. 2. Formen ohne -si- und -s-: Ablativ wie Gen., gr. x^c, etc. Im Ital. Neubildung auf -ad: lat. ista{d) ha-c, umbr. e r a - k 'ea? osk. e k a d chacJ eiza-c e i s a - k ceaD, wie lat. equa(d) § 243 S. 592. Dativ. Gr, •qj dor. ra wie X^P?- Led. istae Mae (neben isti illi) wie equae; umbr. -e osk. -ai unbelegt. Air. -ind aus *sen-ti wie tuaiih. Lit. tai wie rankai; im Slav, toji neben zmiji rqce durch tjbertiagung des -oj- des instr. tojq, gleichwie gen. toje wahrscheinlich fur *ty (§ 420 S. 782). Locativ, seit uridg. Zeit wie der Dat. auf -ai ausgehend. Gr. boot, -as rrlt arkad. etc. tat wie boot. HXafc/as, s. § 247 S. 599 ff. § 264 S. 618 f. Osk. e]isai cin eaJ wie viai cin via'. Air. issind cin der3 = *in sen-ti, wie tuaith. Lit. toj'-e wie rankoj-e, s. § 264 S. 619; aksl. toji wie dat. toji, s. o. — 1st unsere Ansicht rich tig, dass der fern. Gen.-Abl. auf -sias im Anschluss an den masc.-neutr. Gen. auf -sio geschafFen worden war, so sind die Dat. und Loc. mit -si- (s-) durch Weiterverbreitung dieses Elementes vom Gen.-Abl. aus zu Stande gekommen: zu *tesias bildete man *tesiai nach *ekuai : *ekuas (§ 420 S. 781). In ahnlicher Weise waren lit. mdnei [man), preuss. mennei, aksl. mine im Anschluss an gen. lit. mane (manes), aksl. mene gebildet worden (§ 445). Die D u a l c a s u s . 426. Die eigentlichen Casussuffixe waren von idg. Urzeit her den nominalen gleich.
790
Die gesehlechtigen Pronomina. Casusbildung.
[§ 426—427.
Beim nom. ace. ist zu beachten, dass im Griech. fiir das femin. TOCI, das Pluralform wurde (§ 286 S. 643), das masc. TU> eintrat, z. B. TW arf^a, vgl. gr. Suco lat. c?wo lit. dial. e?w auch als Fem. Dat. a b l . instr. Uber die stammhafte Verschiedenheit in masc lit. te-m(-dvem) te-m(-dvem) : viikd-m vifka-m und aksl. te-ma : vluko-ma igo-ma s. § 297 S. 650 f., iiber die im fem. aksl. te-ma : rqka-ma § 298 S. 651. Gen. loc. Uber die Stammverschiedenheit in aksl. toj-u: vluku rqku s. § 310. 311 S. 655 ff. Im Griech. TOW auch als Fem., wie TU>, S. § 312 S. 658 f. N o m i n a l plur. masc. fem. 427. Die o - S t a m m e hatten -oi gegen nominales -os. Uber den mutmaasslichen Ursprung dieses -i s. § 186 S. 519. Ai. te ime, av. te toi, ime, apers. imaiy. Gr. TOI oi. Lat. is(i hi qui. Air. ind = *sen-ti. Got. pdi, ahd. de dia die; nord. run. pai-R aisl. pei-r hatten ihr -B ( = urgerman. -z) von den Nomina. Lit. te preuss. stai quai quoi (s. J. Schmidt Kuhn's Zeitschr. XXVII 391), aksl. ti. Dieses pronominale -oi erscheint, wie wir § 314 S. 662 sahen, in fiinf Sprachzweigen auf die Nomina verpflanzt. UmgekehTt ging auch das nominale -os auf die Pronomina iiber. Osk. piis umbr. p u r - e pur-i cqui', osk. p u t u r i i s - p i d c utrique3, umbr. eur-ont ciidem5. Auch im Arm., ork Velche 3 nok-a csie3 no-ink 'dieselben1, wofern Bugge's Deutung des -k als -s + u (s. § 313 S. 660) das Richtige trifft. Anm. Betrefifs ir. e (cymr. -ivy in hwynt-wy, corn. bret. y) halt Thurneysen fur moglich, dass es die masc. Singularform e sei {§ 414 S. 774), und dass der Pluralgebrauch durch das Muster des Interrogative veranlaast wurde. Immerhin muss aber erwogen werden, ob nicht ein *e-$ von uridg. Zeit her im pluralischen Gebrauch vorhanden war. Denn wenn im nom. sing, -o-j und -e-i neben einander standen (§ 414 S. 774), so kann diese Doppelheit auch im Plur. erwartet werden (vgl. auch *ue-i cwir' § 441). tiberdiess scheint preuss. gen. plur. stei-son einen nom. *stei vorauszusetzen, denn sein ei einem idg. oi gleich zu setzen ist man nicht berechtigt (s. Braune Kuhn-Schleicher's Beitr. VIII 95). Was die ir. plur. Nebenformen iat eat und siat seat betrifft, so existierten sie im Air. nur in olseat-som 'sagen sie' zum sing.
§427—428.]
Die geschlechtigen Pronomina.
Casusbildung.
791
olse-som 'sagt er, ebenso vermutlich cateet coteet 'was sind' zum sing.. cate cote 'was ist'. Es war hier die Endung der 3. plur. des Verbuma angetreten — vgl. ital. eglino —und spater haben sich iat siat abgelost. S. ZeussEbel Gramm. Celt.2 p. 372, Schuchardt Zeitschr. f. rom. Phil. IV 153.
Nom. plur. ques zu qui-s, wie oves. Hiernach auch lies heis neben hi, was dann weiter magistres u. dgl. hervorrief. S. § 314 S. 662. Unklar ist ai. ami, desseu -I in die andern Pluralcasus ausser Ace. (amun) iiberging: ami-sam -su -bhyas -bhis. Die 3-Stamme hatten -as, wie die Nomina. Ai. tas av. ta. Osk. pas pas cquaeJ. Air. inna = *sen-tds. Got. pos, ahd. deo dio ( = ai. tyas). Lit. ids. Aksl. ty ace. wie rqky. Uber gi. -cat Iat. istae s. §315 S. 663. Ai. anus nach imds. Nominat. Accusat. plur. neutr. 428. Neben dem auch nominalen -a — in ai. ved. ta av. ta (ai. tani av. yqn yam und yd s. § 338 S. 683), gr. xd in irAT7]8e-c (T<X, S. S. 684), Iat. ista, si qua umbr. eu "W, air. inna aus *sen-ta (-a eventuell aus na = *sna entlehnt, s. S. 792 Fussn. 1), got. po ahd. diu {= ai. ved. tyd), aksl. ta — hatten die o-Stamme einen Ausgang -ai, entsprechend der Doppelheit -a und -ai im nom. sing, der a-Stamme (§ 414 S. 775). Lat. quai quae, hai-ce hae~c, istae-c. Ags. da aisl. pe und ahd. oberd. dei, das vielleicht aus *dei-u, einer Neubildung mit Anfiigung des -u von diu, verkiirzt war (vgl. aber auch den du. zwei neben ags twa as. twe aus *duoi § 293 S. 647). Lit. tat Mas', durch das das singularische Neutrum *td = *to-d verdriingt wurde (§417 S. 777), preuss. kai cwas'. Hierher wol auch die Adverbia lit. hah kai-p wie preuss. kai-gi kai-gi (aus dieser Schreibung auf urspriingliches -ai zu schliessen ist unerlaubt, vgl. maim fiir maim u. dgl.) cwie', weiter gr. xai und aksl. ce, die urspriinglich ebenfalls cwie' bedeuteten (Verf. Gr. Gr. 2 § 35 Anm. S. 54, § 201 S. 223); auch lit. szei-p W = sziai-p, nach dem telp fiir tal-p gebildet ward. Da diese Bildung auf -ai im Ar. nicht nachgewiesen ist (iiber den angeblichen av. nom. ace. plur. neutr. vdstrdi bei J
792
Die geschlechtigen Pronomina.
Casusbildung.
[§ 428—429.
Schmidt Pluralbild. S. 232 f. sieh Bartholomae Stud, zur idg. Sprachg. I 75), so ware es lautgesetzlich moglich, von idg. -ai auszugehen; dieses ware in den europ. Sprachen zu -ai verkiirzt. Aber man darf diese Bildung schwerlich von der gleichartigen des nom. sing. fem. trennen, und da 'hier idg. -ai durch das AT. verbiirgt ist, so habenwir auch dort urspr. -ai anzusetzen. Der z'-Stamm *qi- ging mit den Nomina. Av. ci. Griech. meg. aa c quaef und enklitisch ion. oca att. xra (s. I § 654 Anm. S. 503). Lat. adv. quia neben quae qua, wie masc. ques neben qui. S. § 339 S. 684 f. Genit. plur. 429. A u s g a n g der o-Stamme uridg. *-oi-som, daneben vermutlich *-ei-som (vgl. preuss. steison § 427 Anm. S. 790); iiber die Quantitat des Schlusssilbenvocals vgl. § 344 S. 688 ff. Die der Endung -som vorausgehenden -oi und -ei waren Ausgange des nom. plur. masc. Ai. iesdm esam av. ae-taesqm aesqm, av. avaesqm apers. avaisam; vereinzelt av. ae-tarahqm unter dem Einfluss des gen. sing, ae-tahe, wie got. pize fur *pdize nach pis. Ags. dara aisl. peira; im Got. pize, doch blieb der Diphthong in dem nach *pdize gebildeten blinddize (§ 406 S. 761), ahd. dero. Preuss. steison, aksl. techu; dass auch das Lit. einmal diese Formation besass, ist aus musujusu zu entnehmen, s. § 456. Uber air. ai ae und a n- a n- s. S. 778 Fussn. 1. Nominale Endung. Av. kqm. Gr. T
§429—431.]
Die geschlechtigen Pronomina. Casusbildung.
793
A u s g a n g d e r 8 - S t a m m e uridg. *-a-som. Ai. tasam asam av. citahqm; nach diesem Muster ai. amUsdm. Gr. hom. TSCDV att. TOUV dor. roiv. Lat. istarum, osk. eizazun-c c earum\ Im German, und Slav, durch Anschluss an das Masc.-Neutr.: ags. ctara aisl. peira; got. pizo zunachst fiir *pdizo nach pizos (doch noch blinddizo) wie masc. pize nach pis (doch noch blinddize), ebenso ahd. dero wie sing, dera; aksl. tecku; vgl. att. TOUTOJV auch fern, gegen dor. tauxav § 34 6 S. 692. Wahrend nun in den classischen Sprachen der pronominale Ausgang auf die Nomina iibertrat (§ 346 S. 692 f.), haben wir nominalen Ausgang beim Pronomen in av. ham wie vanqm, air. inna n- wie masc. inna n- (die Femininform konnte freilich lautgesetzlich auch aus *-dsom erklart werden), und lit. tu wie ranku. «'-Stamm *qi-: lat. quium, wie ovium, neben quorum. Locat., D a t . - A b l a t . und I n s t r u m e n t , plur. 430. Die Suffixe dieser Casus waren die nominalen. Der Ausgang des Loc. der o-Stamme -oi-s (su -si), ai. tesu u. s. w., war, wie aus dem -o-i, dem Ausgang des pronominalen nom. plur. masc., hervorzugehen scheint, in uridg. Zeit einmal auf das Pronomen beschrankt gewesen und von diesem auf das Nomen iibergegangen, s. § 186 S. 519 § 357 S. 703. Aim. oro-c no-c-a mit -o- fiir -oi- nach gailo-c, s. a. O. Ai. th-su von fern. *ta- wie dha-su u. s. f. Jedoch iibernahm im Slav, die Form des masc.-neutr. tecku auch die feminine Function, wie im gen. plur. (§ 429). Gr. Ti-oi entweder zu TI'-S wie otpi-ot zu ocpi-?, oder man hatte es neben TI'V-S? etc. gestellt nach der Analogie von TEXTOVe? : TsxTo-ot u. dgl. (vgl. § 361 S. 706 iiber xuoi). 431. Im D a t . - A b l a t . hatten vor der ersten Volkertrennung, wie es scheint, die pronominalen o-Stamme -oi- (das Preussische zeigt -ei-, wie in stei-son, § 429), die nominalen sie etwas mehr betont, sonst das erste Element, vgl. den span. Artikel, Sing, el gegen Plur. los. Das neutr. plur. kann eventuell erst aus na (= *sna) analogisch entstanden sein." Thurneysen.
794
Die geschlechtigen Pronomina.
Casusbildung.
[§ 431—432.
-o~, ein Unterschied, der im Bait.-Slav., eventuell auch im German, (nemlich wenn germ, -m nicht bloss Instrumentalsuffix war, s. § 367 S. 710) blieb. Ai. te-bhyas av. taeibyo, wonach vrke-bhyas vehrkaeibyo. Lat. hi-bus, l-bus = ai. e-bhyds. Eventuell got. pdi-m ahd. de-m, neben vulfa-m wolfiim. Lit. t'e-ms aksl. te-mu, neben vilkd-ms vlilko-mu, preuss. s-tei-mans neben waiha-mmans cden Knechten\ Vgl. § 368 S. 711. Ai. td-bhyas av. ava-byo, lat. ea-bus, lit. to-ms wie ai. dsvabliyas av. haend-byo lat. equa-bus, lit. ranko-ms. Dagegen fungierten die masc.-neutr. Formen got. pdi-m ahd. de-m und aksl. te-mu mit als Fern. Lat. qui-bus wie ovi-bus, got. ahd. i-m wie ansti-m ensti-m. 432. Im Instrum. der o-Stamme zweierlei Casussuffixe, wie bei den Nomina. 1. Ausgang -dis in genauer Ubereinstimmung mit den Nomina: ai. tats av. taih, gr. TOIS, lat. his els oloes fillis3) umbr. esis-co 'cum eis3 osk. eizois ceis3, lit. tais. Vgl. § 380 S. 717. 2 Suffixe -bhi(s) -mi(s), denen, wie im Dat.-Abl., urspriinglich bei den Pronomina -oi-, bei den Nomina -o- vorausging, eine Verschiedenheit, die im German, blieb. Ai. ved. ie-bhis ved. class, e-bhis, av. aeibis, wonach ai. ved. vrke-bhis av. vehrkaeibis apers. martiyai-bis. Got. pdi-m ahd. de-m ags. d
§ 432—433.] Personalpronomina u. Possessiva.
Allgemeines.
795
men. Masculinform als Fem.: got. pdi-m ahd. de-m, aksl. te-mi. — Got. ahd. i-m wie ansti-m ensti-m. [Ubersichtstabellen zu § 412—432 folgen S. 796—799.]
Die u n g e s c h l e c h t i g e n P e r s o n a l i a mit ihren Possessiva. 1 ) 433. Man findet hier, wie bei den geschlechtigen Pronomina, Casus von etymologisch veischiedenen Stammen zu einem Paiadigma verbunden, z. B. ai. nom. vaydm Svir3 ace. asman Sins3. Haufiger als sonst erscheinen bei unsern Personalpronomina Formen ohne erkennbare Casussuffixe in bestimmter Casusbedeutung gebraucht, z. B. gr. l<x£ \ik als ace, und erscheint dieselbe Form als Ausdruck fiir mehrere Casusbeziehungen zu1) Zu den S. 762 f. Fussn. 1 gegebenen Literaturnachweisen kommen hinzu S c h a s l e r De origine et formatione pronominum personalium etc. 1846. S c h e r e r Zur Geseh. d. deutsch. Spr.2 333 ff. X. Ceci II pronome personale senza distinzione di genere nel eanacrito, nel greco e nel latino, Giornale di filol. e ling., 1886, p. 3 sqq. 83 sqq. 164 sqq. 193 sqq. J. B a u n a c k Remarques sur les formes du pron. personel dans les langues ar., en grec et en latin, Mem. d. 1. S. d. 1. V 1 sqq. T o r p Beitrage zur Lehre von den geschlechtlosen Pron. in den idg. Spr., Christiania 1888. W a c k e r n a g e l Ub. einige enklit. Nebenformen der Personalpron., Kuhn's Zeitschr. XXIV 592 ff. Verf. Zur Bildung des gen. sing, der Personalpron., ebend. XXVII 397 ff. Fr. M u l l e r Das Personalpron. in den modernen eran. Spr., 1864. D r o n k e Beitrage zur Lehre vom griech. Pronomen aus Apoll. Dysk., Rhein. Mus. IX 107 ff. Cauer Quaestiones de pronominum personalium formis et usu Homerico, Curtius' Stud. VII 101 ff. S c h m o l l i n g Uber den Gebrauch einiger Pronomina auf att. Inschriften, 1882. 1885. W a c k e r n a g e l Zum [griech.] Pronomen, Kuhn's Zeitschr. XXVIII 138 ff. J . B a u n a c k De Graecis pronominibus possessivis eorumque ablativo genetivi loco usurpato, Curtius' Stud. X 63 ff. M i k l o s i c h Uber den reflexiven Gebrauch des Pronomens ou und der damit zusammenhangenden Formen fur alle Pereonen, Sitzungsber. d. Wien. Ak. 1848, S. 119 ff. Verf. Ein Problem der hom. Textkritik und der vergleich. Sprachwissenschaft (Reflexivpronomina), 1876. R a p p o l d Das Reflexivpron. bei Aesch., Soph, und Eur., 1873. W a c k e r n a g e l Zum att. Reflexivpronomen, Kuhn's Zeitschr. XXVII 279 ff. C u r t i u s [Lat.] med, ted, sed, Stud. VI 417 ff. B u c h h o l t z Zum lat. Possessivpronomen, Philologus XXXVII 318 ff. F. d' O v i d i o Sui pronomi personali e possessivi neolatini, Archivio glottolog. IX 25 sqq. Gaidoz Des pronoms infixes, Revue Celt. VI 86 sqq. VII 81. Bugge Die Formen der geschlechtslosen personlichen Pronomina in den germ. Spr., Kuhn's Zeitschr. IV 241 ff. B r u c k n e r Arch. f. slav. Phil. IV 1 ff. [Fortaetzung auf Seite 800.]
Ubersichtstabellen zur Lehre Ton der
796
Aiiliang n
1. o-Stamme. Uridg. Sing. nom. *so *sb : *qo-s:
*qo-i *qe-i:aoc. *to-m: n. *to-d:
Altind.
Armen.
Avest. ae-sa hau kb aem = ay (-em)
}.,
6
td-m td-d
ae-te-m
[z or]
TO-V
gen. *to-sio *te-sio td-sya (a.uah*te-sof): *to-i *te-i: vgl. me instr. *qe-na *qo-na: kena *tojrmi: sane-mi *te *tb:
ta-f ae-tahe hya
8-; 65-eiv (?)
vgl. me
TOIO TOU, T £ 0
thess. TOI
kana
(vgl. t-w)
td
rtu, r.i\-T.of.n. quo & 'unde'
tud tdsinad
af ae-tahmaji > y orme
dat. *iesmoi *tesme(i):
tdsmai
ae-tahmdi
ae-tahmi
orum
is-td
(Vgl. 0-Tlp.t)
Tf| adv.
ce in ce-do |
hl-c
\ \
TO!
is-tl
tqn td, yqn
z ors
TOV£ TO6? Td vgl. v. a t
is-tos \ is-ta qua \ quae !
ae-taesqm, \kqm
j-oroc
-]-T(UV
•\-eum, istorurti
te-su
ae-taesu
j-oroc
T O I J
te-bhyas
taeibyb
fdat. oroc, abl. [zoli y oroc
li. *ta%:
sbm):
(*tejr-bh- -m-):
instr. *tbjs :
;
j-ork'
gen. *tojrsdm (*te%- ti-sdm loc. *ioi-s -su -si:
\
te toi
ace. Ho-ns {*tbnst)\ tqs tun n. "tata, tttni
dat.-abl. *tojr-bh- -m-
is-to
is-tl
orum TlJ)
Plnr. nom. *to«,auch*-e-i?: te
isti-modi igtius
^oro-v
abl. *tbd: *tesmod *tesmed:
loc. *tesmi *tesmin, tdsmin *tesme: *te *W.: *toi *tei
ip-se ip-su-s qui is-tu-m is-tu-d
TO
ca- oroy
Lat.
Griech.
sd sa kd-s ay (-dm)
t a i -s
*tojcbhl(s)-mi{s): te-bhis
tdis aeibis
T O l O l
roiat]
TOI? [T0lai]|
\oro-vli
is-tis
(?)
i
hl-bus i-bus, \ [istis]
is-tis
•J-a^TO-tpi
1) Einzelsprachliche Formen, die nur ihrem Gebrauch nacb. in die im Paradigma ilmen zugewiesene Stelli lioren und ihrer Bilduug each einer andern Caausrubrik zufallen, eind in eckige Klararaern [ ] gesetzt. Gesperrttf\ JJrttck bezeiehnet, dass die Form inbezug auf ihren Beclinations-Ausgang als lautgesetzliche Fortsetzung der uridjf-
Declination der geschlechtigen Pronomina.1)
797
§ 412-432. ! Umbr.-Samn.
It.
jumbr. e-re ;osk. poi
ne-ch cia, e (?)
josk. ion-c in n'•osk.po-d umbr. \ es-1 e ai ae iosk. eizeis
Got.
!
Ahd.
Lit.
hwe-r ka-s the ags. se
ka-s
[kli-to]
pan-a pat-a
de-n da-%
t'q gera [tat]
s-ta-n s-ta
tii to
pis
des
[to]
s-te-ssei
togo, ce-so
ind
:umbr. sei-po- neuch \ druh-pei
vgl. mi
pi
ags. da-m diu
pamma
demu
panima
[demu]
tu
m a im (?) s-tu
tdmui
te-mi
togo
to
losk. e i s u d
iumbr. e-smei, 1 osk. altrei
Aksl.
Preuss.
sa hva-s sdi
s-tesmu
tomu
[neuch] torm
tamim-pi tami, tame te
josk. ce(-bnust) josk. e f s e i
te
pei
losk. f p u s
ind, e
pdi
\de dia
tl
s-tai
ti
iumbr. eo iumbr. eu
inna inn a
pans Po
[de dia] diu ags. eta
tus tus
s-tans
tai
kai
*y ta vgl. ce
iumbr. \erom
ai ae, a n-, pize \inna n-
s-teison
te-chii
losk. eizois (?)
dero, vgl. ags. \M ddra
[pdim]
{dem ags. Seem]tusu tuse
pdi-m (?)
\de-m ags. dce- t'e-ms
ti-chii
s-teimans
te-m'A
! -m(?)
;osk. eizois
tais \cosnaib
pdi-m
\de-m ags. ! it7e- m
te-mi
Form gel ten darf. Ubergang von der pronominalen Declination zur nominalen in einzelsprachlicher Z e i t i s t durch vor gesetzes f gekennzeichnet. —Aus Mangel an Raum sind die Dualcasus (vgl. § 426 S. 789 f.J auf dieser Tabelle weggelaasen
Ubersiehtstabellen zur Lehre
798 2. a-Stiimme. Uridg.
Altind.
!
Aveet.
Griech.
Lat.
sd
ha pwoi xwae-
•f], d o r . k
ip-sa quae
ace. *td-m:
ta-m
tqrn
TTj-v, dor. to-v
ista-m
gen. *tosias *tesias:
tdsi/as
aetanhu
j-rfii, dor. ia<;
istius, \istae
abl. *tosias *tesids:
tdsyas
anhaf
•f-T-rjc, dor. T05
j-ista(d)
:
dat. *tosiai *tesiai:
tdsyai
kahyai istae
•
ha-c
i
Sing. nom. *sa: *qai:
TJ,
c
Daneben *tai !: loc. *tosiai *tesiai:
tdsyam
dor. Ta
katihe boot, TOE Tfj
Daneben Hail:
tdya tyui?)
ae-taya
P l u r . nom. *t(is:
tns
ttt
ace. Has:
ids
ta
gen. *ta-sbm:
tu-sam
Utshqm, \kqm
r a i o v TOJV xa-i
is-tarum
loc. *ta-s -su -si:
tu-su
a-hu
TTJat, xatai, iali
eabus]
tu-bhyas
ava-byo
TYJai, Ttuat, taTc]
instr. *taia : Daneben *<«?:
dat.-abl. *ta-bh- -m-:
instr. *ta-bh~i(s) -mi(s) :ti-bhis
q, dor. T a u T a
a-bis
Tai]
xaXi [TTJOI, xatat]
istae]
\
is-tas
':
ea-bus
eabus]
\
\
\
von der nominalen Casusbildung.
Umbr.-Samn. osk. io-c ;osk. pete pai josk. paam
Ir. 'nd
n ri-
al ei, \inna
799
so
diu
ta preuas. quai
ta
5o
dea dia
tq
tq
pizos
der a, ags. ttcere\tos,
vgl. preuss. toje s-tessias
;osk. \eiza-c
toje
•[tos
bizdi
deru dero
pizdi
deru dero
-ind
osk. e]isai
AM.
Lit.
Ahd.
Got.
issind
preuss. s-tessiei toji lit. tai
toj-e
toji
[pizdi]
.deru dero
alit. taja ta
tojq
tos
M
]osk. pas
inn a
pos
'deo
osk. ekass
inna
pos
ideo dio
tas tds
*y
pizb
\dero
\tu
te-chii
[pdim]
] [dem]
to-su -si
te-chu
pdi-m(1)
de-m (?)
to-ms
te-rnli
pdi-m
de-m
to-m'is
te-mi
\osk. eizazun-c \inna n-
cosnaih
Brugmann, Gruiidriss. II, 2.
dio
51
800
Personalpronomina u. Possesaiva.
Allgemeines.
[§ 433.
gleich, z. B. *mo-i *me-i (ai. me me u. s. w.) als Loc, Dat. und Gen. Diese flexivische Armut weist darauf hin, dass diese Pronominalclasse sehr altertiimliche Veihaltnisse festhielt. In den einzelsprachlichen Perioden wurden aber in ihr alleilei flexivische Unterscheidungen neu eingefiihrt und eine grossere tibereinstimmung ihrer Declination mit der der iibrigen Pronomina und der Nomina erreicht. Bei diesen Neubildungen geriet man bald in das Geleise speciell masculinischer, bald in das speciell femininischei Casusformen, z. B. ai. ace. asman nach masc. tan, asvan (§ 443, 2), gr. gen. IJAS-TO nach masc. xo-To HTTTO-IO (§ 450), ai. loc. asma-su nach fem. ta-su, dsva-su (§ 448), aksl. instr. munojq nach fem. toj'q, rqhojq (§ 449), ohne dass sich die geschlechtige Bedeutung der Musterformen den Personalia mittheilte *). Die Pronomina wir und ihr hatten sicher in mehreren Casus einmal singularischen Ausgang (vermutlich ohne daTum eines Pluralzeichens zu entbehren! s. § 436 mit Anm. 2). Ihre Collectivbedeutung aber und der Umstand, dass sie oft mit pluralisch flectieiten Foimen appositiv oder pradicativ verbunden wurden, fiihrte ihnen im Ausgang pluralische Casuszeichen zu, wie z. B. im Ion.-Att. fur *7)[i£ = lesb. a[i.p.£ (vgl. SJXS) die Form 7j|i.sac eintrat. Wahrend durch diese Pluralisierung des Ausgangs der Formen von wir und ihr diese Pronomina sich von den Pronomina ich und du entfernten, wurden anderseits auch wieder Beriihrungen zwischen den beiden Paaren durch Formiibertragung neu hergestellt, z. B. wurde nach *tU cdu3 im Armen. dulc 'ihr1, im Pali tumhe cihr3 (vgl. ved. yusmS) gebildet (s. § 437). In der uridg. Zeit, da unsere Pronomina noch wenig Beriihrung mit den andern Pronomina und den Nomina hatten, bildeten sie eine kleine Welt fur sich, und ihre weitere Entwicklungsgeschichte lasst uns das Wirken der formgestaltenden Krafte, das bunte Wechselspiel der Associationen reiner beobachten als die Geschichte anderer Wortclassen. Diess wird 1) Auf das einzige ai. ved. fem. yusmuh fur yusmun Vajas.-Sah. 1,13 und 11, 47 ist nichts zu geben. S. Delbriick Synt. Forsch. V 204.
§ 433—434.]
Personalpronomina. Etymologisches u. Stammbildung. 801
wol auch schon in der uns durch den Plan unseres Werkes aufeilegten knappen Darstellungsform, bei der das blosse Deuten und Einregistrieren meist die Stelle der Geschichtschreibung (d. h. der eigentlichen wissenschaftlichen Darstellungsform) vertreten muss, erkennbar sein. 1. Etymologisches und Stammbildung. 434. Das P r o n o m e n ich zeigt 1. im Nom. *egh- und *eg- (iiber den Wechsel gh : § s. I § 469,8 S. 348 f.). Ai. ahdrn av. azem. Vom armen. es ist unklax, ob es auf *egh- oder auf *eg- zu beziehen ist1). Gr. ky. Lat. ego. Got. ik ahd. iliha zu *eg-, dagegen nord. run. ga (jo) neben %« zu *egh-\ westgerm. auch *lk (ags. ic nhd. frank. aich), das nur als Dehnung nach der Analogie von *pu begreiflich ist. Alit. esz nlit. dsz lett. es preuss. es as, der Zischlaut im absoluten Auslaut und vor tonlosen Consonanten tonlos geworden (wobei indess zu beachten ist, dass preuss. s sowol s als z darstellt); der Anlass des Ubergangs des e- in a- in nlit. asz preuss. as ist unklar. Das auf alteres *ezu weisende aksl. azu jazu nslov. ja (I § 76 S. 67) hatte Dehnung des e- nach dem y von ty erfahren, wie westgerm. *lk nach *pu. Der Consonant von *egh- findet sich im dat. ai. mdhyam, lat. mihi umbr. mehe, armen. inj (aus *emegh-) wieder. Es scheinen also Zusammensetzungen vorzuliegen: e -\- gh- und me + gh- (erne + gh-). Indessen begann vielleicht auch der 1) Von *egh- aus erwartet man *ez, vgl. lizum : ai. lehni I § 410 S. 304. es konnte aus *ez vor tonlosem Anlaut entstanden sein; man fragt da freilich, warum gerade hier und nicht z. B. auch bei Uez diese Sandhigestalt verallgemeinert wurde. Als Fortsetzung von idg. *eg- erwartet man zunachst *ec nach I 409 S. 304. Indess konnte im Armen. s neben c gestanden haben, ahnlich wie z neben j = gh, waa noch naher zu untersuchen bleibt (vgl. auch von Fierlinger Kuhn's Zeitschr. XXVII 479). Jedenfalls miissen die einschlagenden armen. Lautgesetze noch genauer erforscht sein, ehe man den Schritt wagen darf, den Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XIII 54 thut: er schliesst von es auf ein idg. *ek, das damals im absoluten Auslaut aus *eg entstanden sei. Ich glaube nicht, dass sich eine solche Form unseres Nominativs ohne Vocal hinter dem palatalen Verschlusslaut als uridg. uberhaupt nachweisen lasat, s. § 439. 51*
802
Personalpronomina. Etymologiaches u. Stammbildung.
[§ 434—435.
Dat. einmal mit *egh- und wurde spater im Anlaut nach dem Muster der andern Casus obliqui umgestaltet. 2. *eme- *emo-, *me- *mo-. Ob *eme- die urspriinglichste Form war, aus der *me- dureh Ablautschwachung hervorging (vgl. *teiie- *teuo-: *tue- *tuo- § 435), oder ob in *eme- sich die Pronominalstamme e- und me- verbunden hatten (vgl. gr. e-xei lat. e-quidem u. dgl. § 409 S. 767 ff. und das oben unter 1. iiber *egh- Gesagte), ist nicht auszumachen. Ai. me av. me apers. maiy; gen. ai. mama vielleicht fiir *ama, s. § 450. Armen. gen. im aus *eme; *me- in meU cwir3 (§ 437, 1. a.). Gr. E[j.ot und jxoi. Lat. mi. Air. me. Got. mi-k ahd. mi-h. Lit. man"e, aksl. me. 435. D a s P r o n o m e n du zeigt folgende eng zusammengehorige Stammformen: 1. *teue- *teuo-. Ai. tdva av. tava. Gr. xstv i&6-c,. Lat. tovo-s tuo-s. Air. do- mcymr. teu. Lit. tavq tava-s. 2. *(ue- *tuo-. Ai. tvdm av. pwqm apers. puvam. Armen. Mez Mo (I § 360 S. 278). Gr. as aot. Preuss. twais aksl. tvoji. 3. *te- *to-. Ai. te av. <e apers. taiy. Gr. rot. Lat. te tibi. Air. wm'£ cvon dir' aus *ua ti (oder aus *ua tui°>). Got. peina, ahd.
§ 435—436.]
Personalpronomina. Etymologisches u. Stammbildung.
803
lautgesetzlichen "Verhaltnisse seien durch Formiibertragung gestort worden, wie ausserdem ja moglich ist, dass die Form ai. tva zu ihrer Verwendung als Atonon erst zu einer Zeit kam, als jenes Lautgesetz, durch das ti wegfiel, nicht mehr wirksam war. Torp S. 5. 9. 12 und Johansson Bezzenberger's Beitr. XV 313 f. XVI 163 meinen, *tcue \md*set(e, aus denen *tue *suc *tu *su durch Ablautschwachung entstanden, seien aus *te *se und *ue zusammengesetzt (*«e identificiert Torp mit dem Stamm von ai. vas lat. vos, gleichwie er das *-ne im gen. aksl. me-iie av. ma-na mit ai. nets lat. nbs zusammenbringt), und *te- *to- *se- *so- in ai. te prakr. sc u. s. w. seien noch diese unerweiterten Grundformen. Fur diese Auffassung wiirde besonders gr. o-tpt sprechen, wenn sich erweisen liesse (was naturlich wol immer unerweislich bleiben wird), dass sein a- eine Ablautphase zu dem sevon aksl. se-be lat. si-b% u. s. w. war.
436. Das Pronomen wir zeigt folgende Stamme: 1. *ue- *uo-. Ai. vay-dm, av. vaem. Got. vets ahd. wir. Auch dualisch: got. vi-t, lit. ve-du, aksl. ve. 2. *ne- *no-, *ne-s- *no-s-; da die s-Erweiterung, wie bei *ue-s- *uo-s- c\hi, nur im pluialischen, nicht im dualischen Gebrauch eischeint, so war sie wol mit dem in den Pluralcasus der Nomina auftretenden Pluralzeichen s identisch. Ai. nas, av. no. Lat. nos. Air. ni; iiber sni s. unten Anm. 2. Got. tins = *us. Aksl. nasu. Auch dualisch: ai. nau, gr. vcbi, air. nathar, got. ugh = *n-ke (vgl. mi-k), aksl. na; das a- von ai. avdm diirfte *n gewesen und das -vam aus yuvdm = yu + am iibertragen sein, s. § 457. Ferner *u-sme oder besser wol *ns-sme (vgl. Anm. 2) mit derselben Partikel, die wir in ai. ta-srnad u. s. w. § 424 S. 787 kennen lernten. Ai. asrndn av. ahma, gr. lesb. i'^ps att. r^ac. D a s P r o n o m e n ihr zeigt folgende Stamme: 1. *m-. Ai. yuydm, av. yus. Ajra.en.jez mit e durch Anlehnung an mez cnobis3. Got. jus. 'hit. jus. Auch dualisch: ai. yuvdm,
got. *ju-t
(§457 S. 830), lit.
ju-du.
2. *ue- *tto- und 'ue-s- *uo-s- (vgl. oben *ne-s- *no-s-). Ai.
vas, av. vo. Lat. vos. Preuss. wans, aksl. vy vasu. Auch duaJisch: ai. vam, aksl. va. Entsprechend dem *nsme, *ns-sme ist wol nach Thurneysen Kuhn's Zeitschi. XXVII 175 ein *usme, *us-sme (vgl. Anm. 2) anzusetzen. Daher lesb. ujjjic att. OJJ.5;, weiter ai. yusmcin av.
804
Personalpronomina. Etymologisches u. Stammbildung.
[§ 436.
yusmai-bya, in die y- nach dem Muster des nom. ai. yuydm av. yus eingefuhrt war (vgl. altdan. vos{s) neben os(s) cuns3 nach dem nom. vi Svir3). Anm. 1. Da av. yusma- regelmassig mit u geschrieben ist, so ist hier auf die Langenbezeichnung vielleicht mehr Gewioht zu legen als in andern Fallen: u war aus dem nom. yus yuzem ubertragen. Unklar ist, wie sich zu yusma- die Nebenform xsma- verhielt (vgl. Bartholomae Ar. Forsch. I l l 19f.). Anm. 2. *ns-sme und *us-sme als Grundformen haben darum mehr fiir sieh als *n-sme und *u-sme, weil nach Ausweis von ai. tusmin u. dgl. (§ 423 f. S. 784 ff.) das Element -sme mit der Numemsbedeutung nichts zu thun hatte und die nieht mit ihm zusammengesetzten Formen von *neund *ue- sonst, wo sie pluralisch, nicht dualisch auftreten, uberall einmal -s, das Pluralzeichen, gehabt zu haben scheinen. Es ist hiernach nicht richtig, wenn man sagt, Formen wie ace. av. ahrna lesb. &\>.\>.z entbehrten eines Pluralzeichens; sie hatten es vor dem -sme, und der ace. *nssme war nichts anderes als *»s = got. ace. uns mit angehangter Partikel *sme. Vgl. das in § 424 S. 787 ttber die Entstehung von lit. tame auf Grund eines uridg. loc. *te-sme Bemerkte.
3. In engerem Zusammenhang mb'gen gr. du. a-cpio cihr beide3, air. si (in alter Enklise -b) = cymr. chwi aus *s-iies und got. iz-vis gestanden haben. Charakteristiseh ist ihr s, das einen besondern Stamm darzustellen scheint. Anm. 3. Das it von aisl. ySr ygvar war an die Stelle von z (a) getreten : in *inviR *isvas wurde das eine von beiden R dureh Dissimilation zu 3, wie freitinn fur frerinn u. dgl. (s. Bugge Kuhn's Zeitschrift IV 252). Daa sich so ergebende got.-nord. *izui- konnte fur *s-ui- *s-ue- eingetreten sein durch Anlehnung an das im Westgerman. vorliegende, allgemein zu *iu- (lit. jus) gestellte *iui-. Doch ist eine andere Auffassung weit glaubhafter. Das Urgermanische hatte neben [einander *ue(s) und *s-we(s). Vor beide trat die Partikel e, die in gr. i-xeT, ai. a-dyd 'heute' a-sau 'jener', Iat. e-quidem umbr. e - t a n t u ctanta' u. dgl. (§409 S. 767 ff.), vielleicht auch in Iat. e-nos im Arvallied (vgl. §437, l.a) vorliegt. So verhielten sich nun *e-ue- (westgerm., ahd. iu ags. edw etc.) und *e-s-ue- (got.-nord.) zu einander wie umbr. e - t a n t u und e-s-tu'istum' (vgl. auch Iat. istum). Nach dieser Auffassung hatten die Elemente vor *ue{s) keine besondere Beziehung auf die 2. Person, und so Hesse sich o-tpefi wol auch mit a-cplv vermitteln (vgl. Wackernagel Kuhn's Zeitschr. XXVIII 139 f.). Die Ansicht Torp's S. 35, *isui- sei aus *JMS -j-ue- hervorgegangen, ist lautlich ebenso misslich wie seine Annahme, im Westgermanischen sei das z von got. izv als r zuniichst im gen. ahd. iuwer as. iwar durch Dissimilation geschwunden, und danach sei auch ace. ahd. iuwih statt *irwih u. s. w. gebildet worden. Was die kelt. Form betrifft, so ware zwar die Moglichkeit nicht ausgeschlossen, dass s- in urkelt. Zeit aus dem Ausgang der 2. pers. plur. des
§ 436—437.] Personalpronomina. Etymologisches u. Stammbildung.
805
Verbums abgelost wurde und mit dem Pronomen verschmolz (Torp S. 40), nur wissen wir gar nicht, ob diese Personalendung im Kelt, wirklich *-tes (vgl. lat. legitis) war. Das s- von ir. s-ni ist im britannischen Zweig nioht nachweisbar. Es kann aus der haufigen Verbindung mit is stammen, indem issni in is sni zerlegt wurde, ahnlich wie im Mir. aus isse ise 'eat is' = is e, zugleich vielleicht aus olse 'inquit' der nom. se fiir e erwuchs (Thurneysen). Es kann aber auch, und zwar schon in urinselkeltischer Zeit, nach *s-ue'vos' analogisch eingefilhrt sein (vgl. § 437). Doch vergleiche man auoh die s-losen Formen air. nathar nar cvon uns beiden'.
437. Die Formation des stammhaften Theiles unserer Pronomina erfuhr in einzelsprachlichen Zeiten dadurch manche Neuerung, dass das eine sich nach dem andern richtete. Wir stellen diese Analogiewirkungen, von denen einige schon beriihrt sind, hier iibersichtlich zusammen. 1. r i c h t e t e sich wir n a c h ich, ihr nach du. a. wir nach ich. Pali mayam fiir ai. vayam. Armen. meli\ von diesem Nom. aus drang dann m- in die andern Casus ein fiir n-, z. B. instr. me-vM, gleichwie im Lit. z. B. dat. *nu-mus nach mes in mu-mus verandert wurde (s. u.). Ngriech. ejxst? fiir •^{isT?. Das lat. ends im Beginn des Arvalliedes fiir nos nach ego (Stolz Lat. Gr.2 S. 346), wenn es nicht vorgesetzte Partikel (vgl. e-quidem u. dgl.) war. Lit. mes aksl. my (wonach im Lit. m- auch im Dual, mu-du). Im Bait, ging m- vom Nom. zunachst zum Ace. iiber: lit. mus preuss. mans, vgl. aksl. noch ny; im Lit. verbreitete sich m- dann auch noch auf die andern Casus, miisu mums mumis musyje, vgl. preuss. noch nouson noumans (aksl. nasu namu nami). Anm. 1. Das in- in aisl. tner fur ver und in hd. dial, mir mer fiir wir war aus dem auslautenden Consonanten der vorausgehenden Verbalform entstanden. Ebendaher der Dental von aisl. per Ser und hd. dir der'vos'.
b. ihr nach du. Pali tumhe fiir ved. yusme. Armen. dulc (in den andern Casus blieb jedoch J-, im Gegensatz zur 1. Pers., wo n- durch das m- des Nom. verdrangt wurde). Ngriech. sasT? nach iau (mit I- nach eyou). Anm. 2. Die umgekehrte Neubildung, die von ich und du nach wir und ihr, diirfte nur in den Casusendungen zu finden sein, z. B. pali gen. mamam tavam fiir mama tava nach amhakam tumhukam, av. dat. taibyo nach yusmaoyo (§ 445), mhd. gen. miner diner fiir min din nach unser iuwer.
806
Personalpronomina. Etymologisches u. Stammbidung.
[§ 437—438i
2. r i c h t e t e sich ich nach du, wir nach ihr u n d u m gekehrt. a. ich nach du. Air. gen. (possess.) mo mu mcymr. meu nach do du mcymr. teu. Lit. gen. manqs wol mit a fur e (vgl. aksl. rnene) nach tavqs (anders Bruckner Archiv IV 17). WestgeTm. *ik'ich3aksl. [j)azumit Vocallangenach*tu, s. §434 S. 801. b. du nach ich. Ngriech. eau nach lyco. Vielleicht umbr. ta'om nach *miom (wie umgekehrt frz. mon nach fc>«), s. § 442. Cymr. dy nach ?wy in~)c. Wr nach e'Ar. Ai. du. avdm vermutlich mit -vam nach yuv-dm, s. § 436 S. 803. Gr. dor. afj.s? att. rui&Xc, mit c nach o|xs? ufJisT?. Air. s-m" neben ni vielleicht nach *s-ue~, s. § 436 S. 804f. Im Bait, wurde das u von ju- heriibergenommen: preuss. nou-son nou-mans [ou = it) nach iou-son iou-mans (vgl. aksl. na-su na-mu), lit. mu-su mu-ms etc. (mit m- fur n-, s. 1. a) nach Ju-su ju-ms etc. Lit. mes fur *m^s wol nach jits. d. ihr nach wir. Ai. yuy-dm mit -«/- nach vay-dm. Armen. /ez j'er u. s. w. mit e statt w nach mez mer u. s. w. Ahd. ir ags. j e aisl. er nach wir we ver [got. jus), entsprechend im Du. ags. jit aisl. it nach wit vit (got. *ju-t). Ferner entstanden auch got. igqis aisl. ykkr hd. ink enk ags. «wc nach got. ugkis aisl. oM>* ags. unc: entsprechend dem ace. ugk = *ii-Jce (§ 436 S.'8O3) mag es zuerst ein *u-k{e) (u- als Tiefstufenform von *ue-) gegeben haben, hieraus *ink- *inku-, indem nach dem Verhaltniss uns- : izv- (westgerm. iu-)i- als das charakteristische Element der 2. Person erschien, vgl. Torp a. O. 49, Johansson Bezzenberger's Beitr. XVI 144. 438. Als E e f l e x i v u m fungieren *seue- *sue- *se-, die in demselben Verhaltniss zu einander stehen wie *teue- *tue- *te-, s. § 435 S. 802. 1. *seue- *seuo-. Av. hava- ceigen'. Armen. gen. iu-r, vgl. I § 560 S. 417. Gr. ki stv, so'-?. Lat. sovo-s suo-s, osk. s u v e i s gen. c sm\ Unsicher ist, dass hierher gehore mcymr. eu bret. ho 'ihr3, plur. zu y e 'eius3 (S. 778 Fussn. 1), kelt. *souo- aus *setio- nach I § 66 S. 56 f., so dass die Vertheilung der beiden Pronominalstamme in Ein- und Mehrzahl die umgekehrte ware
§ 438.]
Personalpronomina. Etymologisches u. Stammbildung.
807
wie die franzosische von suits und illorum; denkbar ware auch, dass eu und ho zu ar. ava- aksl. ovu (§ 409 S. 769) gehorten, feiner dass sie dualische Genitive zu y e waren, dem ai. ayds entspiechend (vgl. bair. du. eg und enk als plur. 'ihr3 und "^euoh3). Lit. save sava-s. 2. *sue- *suo-. Ai. svd-s av. gap. hva- apers. uva- ceigenD (I § 558, 3 S. 415). Armen. in-tin 'ipse3, gen. in-Mean. Gr. e, o-c,. Umbr. svesu c suum\ Air. fein fodein ""selbst'. Got. sves (gen. svesis) 'eigen3. Preuss. swais aksl. svoji csuus, eigen\ 3. *se-. Prakr. se, av. he se apers. saiy; der Wechsel zwischen h- und s- im Iran, war von dem Auslaut des vorausgehenden Wortes abhangig (vgl. I § 556, 1 S. 411), doch fanden Verallgemeinerungen der einen und der andern Form statt, indem dei Gabadialekt die Formen mit s-, das Altpers. die mit h- ausmerzte. Gr. s oi aus *as *aoi neben fi /ot? Lat. se sibi, umbi. se-so 'sibi^ osk. s i f e i csibi\ Got. si-k ahd. si-h. Preuss. sebbei aksl. sebe csibi. Etymologisch nicht geniigend aufgeklart sind gr. accou ocpt(v) etc. Dieser Stamm scheint von o-cpi'(v) (mit dem Casussufnx -cpi -(piv) ausgegangen zu sein, das, mit Formen wie EJJ.IV a\L\x.vj associiert, acps, acpou etc. nach dem Muster von gjii ajis, s[xou etc. nach sich zog. S. Verf. Kuhn's Zeitschr. XXVII 399 f., Gr. Gr. 2 S. 134, Wackernagel Kuhn's Zeitschr. XXVIII 139 ff. und oben § 435 Anm. S. 803, §.436 Anm. 3 S. 804. An den in § 437 besprochenen analogischen Neuerungen war auch das Reflexivum betheiligt. Theils activ, indem seine Formen im Verein mit denen der 2. Pers. Umanderungen von Formen der 1. Pers. hervomefen, wie z. B. lit. mane sein a fiir e nach tave und save erhielt. Theils passiv, indem die andern Pronomina Anderungen am Eeflexivum bewirkten, z. B. gr. lesb. aotpi aocps (wenn diese Formen iiberhaupt anzuerkennen sind, s. Wackernagel a. O. 141) mit a- nach
808
Personalpronomina. Casusbildung.
2.
[§ 439—440.
Casusbildungl).
a. Ich du, die pluralischen wir ihr und das Reflexivum nebst den z u g e h o r i g e n Possessiva. Nominativus. 439. Ich. Uridg. vermutlich *eg[h)o und *eg(h)o (vgl. *so und *so § 415 S. 776), zum Theil durch diePartikel -m erweitert. 1. *eg(h)o. Urgerm. *eka, woraus nach verschiedenen Betonungs- und Sandhiverhaltnissen got. ik, ahd. ihha ih %, nord. run. ^ka % ga ek ik aisl. ek aschwed. iak, vgl. Noreen Arkiv f. nord. Phil. I 175 fF. und Paul's Grundriss I 498, Brate Bezzenb. Beitr. XI 174 f., Burg Die alt. nord. Runeninsehr. 20 f. 51, Kluge Paul's Grundr. I 347. 359f. 394, Bremer Zeitschr. f. deutsch. Phil. XXII 249, Johansson Bezzenb. Beitr. XVI166. 169 f. Lit. esz asz preuss. es as lett. es. Vielleicht hierher armen. es. — *eg[h)om. Ai. aham av. azem apers. adam. Aksl. azu\ iiber das Ja der modernen Dialekte s. Solmsen Kuhn's Zeitschr. XXIX 79. 2. *egho. Gr. eyu>. Lat. ego. Vielleicht hierher armen. es. — *eg(h)bm. Gr. eyu>v boot, touv twv (vgl. Verf. Gr. Gr.2 S. 132). Im Air. fungierte der Ace, me me-sse (§ 442), im Sinne von 'ich3, wie auch im Plur. die accusativischen ni und si-ssi si-b die alten idg. Nominative *uei und *ius verdrangten (§ 441. 443). Man beachte auch, dass in der 2. Pers. tu tu- *-tu von alterer Zeit her zugleich Nom. und Ace. war (§ 440 S. 809). 440. Du. Uridg. *tu und *tu (vgl. §415 Anm. S. 776), auch mit der m-Partikel. 1. *tu. Ai. tu (wie tu zur Partikel geworden, s. Osthoff Morph. Unt. IV 268). Gr. dor. TU, att. oii (a- aus den andern Casus, wo es aus tu- entstanden war, I § 166 S. 148). Air. tu-ssu tu-sso2). Aisl. (tu do ahd. du (got. pu-k ace, s. § 442). 1) Da in diesem Absohnitt die den Einzelsprachen eigentiimlichen und die nach der Wahrscheinlichkeit der idg. Urzeit zuzuschreibenden Formen weniger leicht als in den beiden vorhergehenden Abschnitten S. 524 S. und S. 773 fF. zu uberschauen sind, so sei hier noeh besondera auf die an seinem Schlusse S. 834 folgende Ubersiehtatabelle aufmerksam gemacht. 2) -su -so (nach palatalen Vocalen -siu -seo) war die particula augens
§ 440—441.]
Personalpronomina. Casusbildung.
809
2. *tu. Ai. tti (wie tu, s. 1). Lat. tu. Ahd. du aisl. pu. Preuss. tou {ou = u), aksl. ty. Nicht zu bestimmen ist die urspriingliche Quantitat in folgenden Fallen. Av. tu. Armen. du [d- wol nach -n und -r lautgesetzlich entstanden, s. Bartholomae Liter. Centralbl. 1890 Sp. 321 und vgl. -d c der' § 409 S. 767). Air. tu, das altes *tu sein konnte, weil auf kurzen Vocal ausgehende, haupttonige Monosyllaba gedehnt wurden (Thurneysen Kuhn's Zeitschr. X X X I 91), vgl. me aus *me § 442. Got. pu (vgl. pus pu-k mit u). Lit tti.
Mit der m-Partikel: ai. tuvam = tu + am, team = tu -f- am, av. gap. tvem jungav. turn apers. tuvam (lies tuvam) alle drei = ved. tuvam; gr. hom. TUV-TJ boot, TOUV lakon. TOUV-TJ (die zwei letzten mit unermittelter Quantitat des ou). Offenbar bestand in der Gestaltung der Partikel eine besondere Beziehung zur 1. Pers. (vgl. ai. alidm und gr. eyouv), und so erklart J. Schmidt Pluralb. 220 vielleicht mit Recht die Formen ai. tuvam hom. TUV-7) u. s. w. fiir jiingere Bildungen nach dem Muster der 1. Pers.; hierfiir spricht auch, dass die ar. Formen fiir cihrJ mit -am dieses Element erst nach vay-dm bekommen hatten (§ 441). Die Form *tu erscheint in drei Sprachzweigen auch in accusativischer Verwendung, s. § 442. liber osk. tiium tiu 'tu3 s. § 442. 441. Wir und ihr. Idg. *ue-i Vir3, von welcher Form zweifelhaft ist, ob man der 2. Pers. sing., wie -sa (nach pal. Voe. -se) die der 1. Pers. sing., in me-sse ich'. Beide Partikeln auoh Linter den Verbalformen der betreffenden Person, aber auch auaaerhalb des Pronomens und Verbums. Sie waren jedenfalls pronominale Casus oder Adverbia und stellen sich zu -sin und -som, vgl. aueh gall, sosin 'dieses'. Was die Beziehung des -sa -se und des -su -siu auf die verschiedenen Personen betrifft, so schreibt mir Thurneysen: ,,Denkbar scheint mir, daas -su beim Verbum urspriinglich Pronomen -tu war (hierauf weist das Brittische), z. B. do-bir-siu aus *do-beres-tu *do-beressu, und sich dann mit der deiktischen Partikel -su vermischte. Diess konnte die besondere Beziehung von -sa -se auf die 1. Person zur Folge haben, ahnlich wie im Italienischen vi = ibi und DOS den Gebraueh von ci fiir 'uns nach sich zog." c
810
Personalpronomina. Casusbildung.
[§441.
sie den Singularformen wie *e-i 'er3 *qo-i Sver3 (§414 S. 774 f.) oder den Pluralformen wie *to-i cdie3 (§ 427 S. 790) an die Seite zu stellen hate, wie es auch von *iu-s "lhr3 zweifelhaft ist, ob es das -s des nora. sing. (vgl. z. B. gr. 6
§441—442.]
Personalpronomina. Casuabildung.
811
dung als Nom. wol durch den nominativischen Gebiauch von rqky (§315 S. 663, ny vy: namu vamii nami vami = rqky : rqkamu rqkami) veranlasst war, ist wahrscheinlicher, als dass ein *ius = lit. jus nach den andern Casus zu *yius = historisch vy umgestaltet und darnach my (vgl. lit. mu-ms preuss. nou-mans nach ju-ms ion-mans, § 437, 2. c S. 806) geschaffen wurde. Accusativus. 442. Ich und du und Reflexivum. Cridg. *eme *me, *tue *te, *siie *se und *me, *tue *te, *se (vgl. § 415 Anm. S. 776), letztere vier auch mit der m-Partikel. 1. * erne *me, *tiie *te, *sue *se, vielleicht auch *seue. Armen. z is, z Jeez wahrscheinlich aus *eme-ghe *(ue-ghe, s. u. Gr. £[is [is, kret. t / a (bei Hesych, wo irrig xps geschrieben steht) ion. att. os dor. xs, fi i, horn, ie ( = idg. *se«e?); kypr. [xs-v iind das auf einer spaten metr. Inschrift (214 p. Chr.) erscheinende sjxsv wol nicht mit Partikel -m wie ai. mam u. s. w., sondern mit dem Accusativzeichen. Air. me-sse (iiber -sse S. 809 Fussn. 1) und mit unurspriinglicher Dehnung des e me (vgl. die Bemerkung iiber tu § 440 S. 809), die auch als Nom. gebraucht wurden (§439 S. 808); unbetontes *me z. B. in fri-m ccontra me3; unbetontes *te kann aus fri-t (neben friut) u. dgl. nicht mit irgend welcher Sicherheit erschlossen werden, s. Anm. S. 812. Got. mi-k si-k, ahd. mi-Ti di-h si-h, aisl. mi-k pi-k si-k, -k = gr. -•(•£ in s[ji--fs u. dgl.; iiber got. pu-k s. S. 812. A r m e n . is wol aus *ims (I § 202 S. 171) fur zu erwartendes *inf, wie im Dat. inj neben Jeez. Bei dem Zusammenfallen des nom. und ace. sing, in der Declination der Nomina und der geschlechtigen Pronomina ist die Annahme wenig kiihn, das -s sei aus dem nom. es (vgl. § 434 S. 801) eingedrungen. Das *-J -z des Ace. war demnach wol die Partikel *§he = ai. ha (vgl. I § 410 S. 304), z is also wie gr. Ijis-ys und z Jeez wie gr. as ys aisl. pi-k. Das -j -z der Dativformen bringe ich mit den Ausgangen von lat. mi-hl ai. ma-liyam zusammen (§ 446). 2. *me, *tue *te, *se. Ai. ma tva, av. ma pica. Lat. me te se; die alat. Ace. med ted sed waren wol die Ablativ-
8 ]2
Personalpronomina.
Casusbildung.
[§ 442.
formen (§ 444), die dadurch zu accusativischem Gebrauch kamen, dass -d vor Consonanten schwand (vgl. se-grego neben sed-itio), dass so die Ablativ- und Accusativformen theilweise zusammenfielen (abl. me und ace. me) und nun das Sprachgefiihl unsicher wurde, s. Osthoff Zur Gesch. des Perf. 127 f., Stolz Lat. Giamm.2 S. 345 f.; minder wahrscheinlich ist die Meinung M. Miiller's Fleckeisen's Jahrbb. CXIII 702 f. und Torp's a. O. 10 f., die Ace. med etc. stammten aus der Zeit, als das ablativische -d der Personalpronomina noch eine weitere Gebrauchssphare hatte, der Ace. med sei also etwas sehr Altertiimliches. Mit der »z-Partikel idg. *mem u. s. w. Ai. mam tvdm, av. mam pwqm apers. mam puvam (d. i. pvam, I § 473, 2 S. 350). Aksl. me te se, preuss. mien tien sien sin [ie und i bezeichnen geschlossenes e). Dagegen lit. mane tav\ save fur *m\ *tq *se (Vocalverkiirzung nach I § 664, 3 S. 525) nach dem Genitiv (s. § 450), da man kaum an altererbte Ace. *teuem *seuem denken darf; die dialektischen mani tavi savi (Kurschat Gramm. S.234f., Bezzenberger in s. Beitr. X 310) nach der «'-Declination im Anschluss an manyje manimi etc. (§ 448). *tu in accusativischer Function: gr. dor. TO, air. tu tu-ssu (iiber die Partikel -su s. S. 809 Fussn. 1) friut ccontra te3 aus *fri[th)-tu, got. pu-7c ( = gr. nom. ai -^s). A n m . Im Irischen sind, wie in Anknupfung an friut bemerkt sein mag, in den Verbindungen von Prapositionen mit den Personalpronomina sehr viele Ausgleiehungen eingetreten. Es haben sich, wie es scheint, erstens die verschiedenen Pronomina, zweitens die verschiedenen Casus derselben (Ace. und Dat.) und drittens die verschiedenen Prapositionen gegenseitig beeinflusst. So scheint das u von liumm neben lemm limm 'durch mich' (le- die betonte Form der Praposition, pratonisch la-) und das von friumm neben frimm 'gegen mich' (fri-) aus der 2. Pers. zu stammen; vielleicht war schon vor der Wirkung des vocalischen Auslautgesetzes hier ein *-mu nach *-tu gebildet worden (vgl. gen. mo mu nach do du § 450). Da nun beim Pronomen ich Ace. und Dat. (urspriinglich *-me und *-moi *-mefi friihe gleich wurden, und da bei den Pronomina wir und ihr die Formen -n und -b (aus *nes und *s-ues) von allem Anfang Ace. und Dat. waren, so ist nicht auffallend, dass z. B. statt des zu erwartenden *doim = *do mi 'zu mir {do cum dat.) dom dam = *do-mu erscheint. Auf die Herstellung von liumm friumm u. dgl. mag aber — worauf Thurneysen hinweist — auch ocum 'bei mir' (Praposition oc{u)-) von Einfluss gewesen sein, vgl. ocut : friut torut (tar trans') immut (imb circa5) u. a.
§•142—443.]
Personalpronomina.
Casusbildung.
813
Umbr.-Samn. TJmbr. tiom teio tio tiu c te 3 und osk. siom c J se waren wol nom. ace. neutr. des Possessivs, was ganz sicher stiinde, wenn Biicheler's Auffassung von osk. tiium und tiii als nom. ftu3) richtig ist (bestritten wird diese von Bugge Altital. Stud. 32 f.). Ahnliche Vertretungen der Personalia durch die Possessiva in andern Sprachen werden uns unten begegnen, s. § 452. Zweifelhaft bleibt, ob tiom siom als Neubildungen nach *miom = lat. meu-m anzusehen sind (VeTf. Kuhn's Zeitschr. XXVII 403 £), oder ob es neben ital. *meio- altererbte *teio- *seio- gab, die der umbr.-samn. Zweig neben tovo- sovobewahrte (ToTp a. O. 28). 443. Wir und ihr n e b s t den p l u r a l i s i e r t e n Formen des Reflexivum. Zweierlei Ausdruck fiir cnos3 cvosJ kann als uridg. gelten: 1. Formen von *ne- *no- und von *ue- *uo- auf -s (§436 S. 803) in drei verschiedenen Ablautphasen. Diese Formen hatten von Haus aus nieht speciell accusativischen Sinn, wie ihr weiterer Gebrauch in verschiedenen Sprachzweigen zeigt. (Zu nominativischer Verwendung aber kamen die Formen allerdings wol erst nach der Auflosung der idg. Urgemeinschaft, im Lat. und Kelt., s. § 441 S. 810.) a. Av. na va = urar. *nas *vas. Lat. rids vos, auch als Nom.; diese letztere Verwendung mag im Urlat. aufgekommen sein, als der nom. plur. der nominalen o-Stamme noch auf *-os ausging und im ace. plur. derselben *-ons schon zu -os geworden war. Vgl. auch aksl. gen. loc. nasu vasu aus *nas-su *vas-su (§ 448). b. Ai. nas vas, av. no vo, auch als Dat. und Gen. Air. ni s-ni cnos3; si-ssi 'vos5 (in alter Enklise -n und -b), cymr. corn, bret. ni ny cnos3, cymr. chwi corn, why mbret. hui cvosJ wol aus urkeltisch *nes und *s-ues, vgl. § 436, 3 mit Anm. 3 S. 804 f.; diese Formen auch als Nom. Got. izvis aisl. ydr Vos3 urgerm. *i-z-uiz = *e-s-ues, vgl. ebend. Diese Formen auch als Dat., wie ahd. iu ags. eow aus *i-uuiz = *e-ues. Die Erhaltung des i der letzten Silbe von got. izvis eTklart sich aus Einwirkung von mis sis oder vielleicht aus einer Betonung izvis.
814
Personalpronomica.
Casusbildung.
[§443.
c. Got. uns, aschwed. os us aus *ns; diese Formen auch als Dat., wie die entsprechenden ahd. uns ags. us. Nach der Analogie von izvis ydr und zugleich von Dat. mis etc. entstanden die Ace.-Dat. got. unsis aisl. ess, wahrend die Ace. ahd. unsih ags. usic (gleichwie iuwih eouric) der Analogie von mih mec etc. gefolgt waren (vgl. armen. z jez 'vos3 nach z Jeez cie). Durch Ubertritt in die Analogie des ace. plur. der Nomina und gesehlechtigen Pronomina entstanden die balt.-slav. Accusative aus den Formen *nos *uos, deren Existenz fur die balt.slav. Urzeit sich aus askl. nasu vasu etc. (§ 448) ergibt. Preuss. mans cnosD, zunachst fur *nans (nach nom. mes), und wans cvos3. Entsprechend aksl. ny vy, wie rqhy vluky (§ 326 S. 673, § 327 S. 675); wie raky wurden diese Formen (mit Abanderung von ny in my) auch nominativisch gebraucht, s. § 441 S. 810 f.; dass sie ferner als Dat. fungierten, war veranlasst durch die ace. dat. du. na und va (§ 457). Im Lit. jus Vos3 zu nom. jus nach sunus : sunus, dialektisch auch gen. jutd-dvijuTd nach sunim; nach jus wurde eine dem preuss. mans entsprechende Form fiir c unsJ in mus umgebildet (§ 437, 2. c S. 806). 2. Uridg. *ns-sme *us-sme, von der unter 1. c besprochenen Bildung nur durch den Zutritt der Partikel *sme veTsehieden. S. § 436 mit Anm. 2 S. 803 f. Gr. lesb. ajifie u'fi.fj.2 boot. dor. ajxs boot. ou[X£ dor. ojji; pluralisiert ion. att. 7j|jia? ^[xa?. ufjia? u[ias (vgl. nom. -/jixst? ujxet?) und f^ac ufj.a<; (vgl. nom. dor. o.fii? Ofj-s?). Av. ahma; ai. asmdn yusman nach dem aec. plur. der 0-Stamme. Da av. ahma lautgesetzlich auch aus urar. *asma herleitbar ist, so fragt sich allerdings, ob nicht in urar. Zeit eine Anlehnung an ma tva stattgefunden hatte (vgl. abl. ai. asmdd : mad); auch konnte bereits in uridg. Zeit eine Doppelheit ~n(s)sme *n(s)sme, *u(s)sme *u{s)sme bestanden haben.
Abseits von alien bis jetzt besprochenen Accusativformen stehen armen. z mez cuos z jez cvos\ Sie waren nach *z in-j (s is) cme und z Jie-z \e gebildet, ahnlich wie ahd. unsih iuwih nach mill di-h. Reilexivum.
Armen. iureans.
Gr.
acpsa? acpa; zu aw£ wie YjfAsa? zu spts.
§ 444.]
Personalpronomina.
Casusbildung.
815
Ablativus. 444. Ablativformen mit -d im Ar. und Ital. Ai. mad tvdd, av. majj pwap, apers. ma und Reflexiv sa (§ 438,3 S. 807). Lat. me[d) te{d) se(d); umbr. sei-podruhpei csepaiatim utroque3 se-pse ^singillatim3 (vgl. lat. ace. se-pse csese, semet1). Lat. s$-d, Conjunction, = apers. sa. Ob von uridg. Zeit her *med und *med u. s. w. neben einander bestanden, oder ob im Urital. *me-d u. s. w. nach dem Ace. und zugleich durch Einwirkung der sonstigen Ablativformen mit langem Vocal vor -d (-ed -od, -ad, -id) e angenommen hatten (lat. sed hatte sich, durch die Bedeutungsentwicklung isoliert, von dieser Neuerung frei gehalten), bleibt zweifelhaft; vgl. denselben Zweifel bei av. maibya : ma-vya § 445 S. 816. Ai. asmad yusmad, av. ahma£ yusmap zsmaj). I)iese Bildungen diirften als uridg. gelten, wenn es sicher ware, dass die nachhomer. ^[leoaud-? u;xe8a7ro-(; caus unserm, aus euerm Lande gebiirtig3 nicht erst jiingere Schopfungen nach aXAoo-aird-? u. dgl. waren (§ 32 S. 54). Dass die J-Bildung urspriinglich eine weitere Bedeutung hatte, scheint aus ai. mad-iya-s cmein3 asmad-iya-s "unser3 mdtsakhi-s cmein Genosse3 u. dgl. (Whitney Ind. Gr. § 494. 1098) zu schliessen. Man hat ofters dieses -d fiir identisch mit dem des nom. ace. sing, neutr. der geschlechtigen Pronomina (lat. quo-d qui-d) erklart. Unklar sind die armen. Abl. y inen (vielleicht inen und instr. inev fiir *imen *imev nach inj', ahnlich wie lat. verii osk. kiim-bened mit n fiir m nach -ventu-s venio, vgl. I § 207. 208 S. 175f.) i Men und i men] i jenj (zum -/ vgl. loc. i telvoj abl. i telvoje gen. dat. knoj abl. i knoje). Vgl. Torp a. O. 27. Formen mit Adverbialsuffixen (vgl. § 244 S. 594 if.). Ai. rnattds tvat-tds asmat-tds yusmat-tds, vgl. oben mad-iya-s u. s. w. Gr. sjis-Oev as-&sv s-&sv, die, infolge der Versehmelzung von Gen. und Abl. in anderen Fallen, auch genitivisch gebraucht wurden (§ 244 Anm. 2 S. 596). B u g m u i , Grundriss. II, 2.
52
816
Personalpronomina.
Casusbildung.
[§ 445.
Dativus. 445. Ai. mdhyam, ved. auch mdhya, armen. inj aus *imj = *emegh- und lat. milii umbr. mehe weiseu auf eine idg. Grundform mit *[e)megh-, dessen gh, mit dem gh von nom. ai. ahdm u. s. w. identisch, die Stelle einnahm, die bei ltibi3 das bh- des M-Suffixes hatte. Der Casusausgang der idg. Form ist nicht zu ermitteln, da Ausgleichungen mit dem Ausgang der M-Suffixe stattgefunden haben. Av. maibyd mdvya (iiber das a dieser Form s. u.) maibyd zeigen noch weiter gehenden Anschluss an die 2. Person. Ai. tu-bhyam, asmd-bhyam, yusmd-bhyam, daneben im Ved. auch Formen auf -bhya. Av. taibya taibyo, ahmaibyd, yusmaibya xsmaibya xsma-vya yusmaoyb ( = *-a-vyo, I § 160 S. 145), hva-vya. Was zunachst die Stammform betrifft, so scheint av. taibya altertiimlicher als ai. tu-bhya(m), vgl. umbr. te-fe aksl. te-be; tubhya{m) diirfte u von tuvdm tuvam tuvd bezogen haben, vgl. got. pus nach pu-k (pu). Ob das a in hva-vya xsma-vya und in dem oben erwahnten rnd-vya eine iran. Neuerung fur a war (vgl. ace. mam ma, eventuell auch ahma = urar. *asma § 443, 2 S. 814, ahmaJcem), oder ob es fiir "^mihi', 'tibi3, 'sibi3 eine uridg. Doppelbildung gab, eine Form mit e und eine mit e, was dann em Schwanken auch fiir die Formen von ahmayusma- nach sich zog, ist nicht zu ersehen; vgl. den namlichen Zweifel bei lat. se-d se-{d) § 444 S. 815. Die Suffixe ved. -bhya av. -bya stellen sich zu gall, -bo § 367 S. 709. Ai. -bhyam mit mPartikel. Av. -byd kam zunachst in "ahmaoyo und yusmaoyo auf, um diese Casus pluralisch zu kennzeichnen (freilich sind diese Formen im Gapadialekt nicht iibeiliefert), hiernach dann maibyo taibyo (vgl. § 437 Anm. 2 S. 805). Engstens gehoren zusammen lat. ti-bei ti-bi si-bei si-bi (das i der ersten Silbe erklart sich am einfachsten aus dem Gebrauch als Atona, vgl. plico igitur u. dgl. I § 65 Anm. 2 S. 54, § 679 S. 549), umbr. tefe tefe ct\h\ osk. sifei palign. sefei und preuss. te-bbei se-bbei; lit. tdvei sdvei (Schleicher in KuhnSchleicher's Beitr. I 238, mdnei Leskien-Brugmann Lit. Volksl.
§445.]
Personalpronomina. Casusbildung.
817
S. 49 n. 83) mit -av- fur -eh- nach dem gen. tave save. Diese Formen zeigen hinter -bh- den Ausgang der idg. loo. dat. gen. *mei *t{u)ei *s(u)e( (§ 447), und den der ital. loc. dat. der geschlechtigen pronominalen o-Stamme, wie osk. a l t t r ei cin altero3 altrei 'alteri3 (§ 424 S. 786). Schwierigkeit macht die Formenmannigfaltigkeit der lit. Dialekte : ausser -ei auch mane tave save (vgl. Bezzenberger in seinen Beitr. XV 301) wie namS (§ 263 S. 617), mdni tdvi sdvi wie mi ti si (§ 447, dooh vgl. auch Bezzenberger a. O.), ferner man mq, tdv tdu, sdv sdu. Schon im altesten Lit. hatten unsere Dative, die UTspriinglich auch Loc. waxen, in locativischer Function Umiinderungen erfahren nach deT Art der substantivisohen Locative : alit. taweie wie dieweie, jetzt tavyje wie naktyje u. s. w. (vgl. § 263 S. 617, § 448). Aksl. dat. loc. te-be se-be, deren -be nicht auf *-bhei zuriickfiihrbar ist, diirften zu *moi *t(u)oi *s(it)oi, den Nebenformen von *mei etc. (s. § 447), gehoren, vgl. loc. vluce = *ulqoi § 263 S. 618; iiber ihr Verhaltniss zum instr., tobojq sobojq, s. § 449. Man konnte hiernach *tebhei und *tebhoi als Compromissbildungen auf Grund einer etwa wie av. taibya gestalteten Form und jener kiirzeren loc. dat. auf -ei und -oi bezeichnen. Auch ware sehT wol mbglich, dass im Uridg. *meghei *meghoi (lat. mihi) und *te-bio *se-b(o oder dgl. (av. taibya hva-vya) neben einander lagen, und dass in den Einzelsprachen inverschiedener Richtung ausgeglichen wurde: ai. mdhyam fiir *mahe nach tubhya77i, lat. tibei fiir *tebie oder dgl. nach mihei u. s. f. Lat. nobls vdbisx) sind aus Grundformen "nTjz-bh- *uoz-blinicht herleitbar, denn -zbh- ware zu -sp- geworden. Jedenfalls -bis zu -bl nach isti : istis. Entweder waren die Formen im Anschluss an die pluralischen nos ros neu gebildet worden, oder sie waren dualische Formen (urspriinglich no-b- vo-b-), die nur im Suffix pluralisch gestaltet worden (vgl. § 458). Preuss. mennei lit. mdnei {mdni etc.) aksl. mine mit -n- nach dem gen. lit. mane aksl. mene (§ 450). Preuss. nou-mans noumas iou-mans iou-mas lit. mu-ms jii-ms, aksl. na-mu ca-mu mit 1) Zweifelhaft ist palign. vus 'vobis1 aus *ro-fs, Bugge Altital. Stud. 75. 77. 52'
818
Personalpronomina. Casusbildung.
[§445—447.
dem nominalen Suffix des dat. plur. (§ 367 S. 709 f.). Dazu, dass diese Formen wie die instr. aksl. nami vami kein s vor dem Casussuffix hatten im. Gegensatz zu den gen. und loc. urbalt.slav. *nos-som *uos-som und *nos-su *uos-su (§ 448), wirkten
die entsprechenden Dualformen (lit. mum jum aksl. nama vama, § 458) mit; Formen mit -sm- hatten -s- lautgesetzlich bewahrt (I § 584, 2 S. 440). Im Bait, diang *iu- fur *uo- ein aus dem Nom., und im Lit. wirkte dann, wie bei Jus und jumis, das Muster der w-Stamme; iiber die anderen Neuerungen im Stamm s. §437, 1. a und 2.c S. 805 f. Von lit. mu-ms, mu-mis gingen aus die dial. loc. mumyse instr. mumim[s) ace. mumis, vgl. du. gen. mumu etc. §458. 446. Arm. inj ist, wie wir § 445 S. 816 sahen, mit ai. mahyam lat. mihl zu verbinden. Durch Ubertragung seines Ausgangs auf die andern Pronomina entstanden Uez 'tibi1 mez 'nobis3 jez Vobis3 (zu dem Wechsel -J: -z s. I § 410 S. 304), die umgekehrte Neuerung wie in av. maibya nach taibya. Reflexiv sing, iu-r plur. iureanc, wie Gen., s. § 455. Die german. Formen mit -s got. mis pus (doch wol fur *pis nach puk, vgl. ai. tu-bJiyam § 445 S. 816) sis, ahd. mir dtr, ags. me me de de (zum Lautlichen s. Sievers Ags. Gramm.2 § 121, Behaghel Germania XXXI 381), aisl. mer per ser waren wol Neubildungen nach *nes "nobis* *ues Vobis1, die aussergermanisch durch ai. nas vas, av. rib vo und durch air. -n -b aus *nes *s-ues (z. B. uain ca nobis3 uaib ca vobis3) vertreten waren, und von denen das letztere im German, selbst in got. izvis ahd. iu ags. eow steckte, wahrend hier fiir *nes nur noch dessen idg. Nebenfomi *p = got. uns erscheint (§ 443 S. 814). Vielleicht entstand zuerst sis (plur. und sing.), dem dann mis und *pis folgten. Vgl. gr. sju'v nach (XJX[ALV § 448. Possessivum fiir Personale: av. ahmai, das sich zum gr. loc. ot|j,[xiv verhielt wie ai. tasmai zu tdsmin, s. § 448. 452. Locativus. 447. Formen auf -i, die zugleich die Function des Dativs und des gen. possess. hatten ; *mei *t(u)ei *s(u)ei, *mo^
§ 447.]
Personalpronomina. Casusbildung.
819
*t(u)oi *s(u)oi. Sie gehorten engstens zusammen mit urital. *alt(e)rei, das damals Loc, Dat. und Gen. war (s. § 419 S. 779 £, § 424 S. 786 f.). Man kann sie auf die Possessivstamme *mou. s. w. beziehen (vgl. § 452). Ai. loc. ved. me tve, dat. gen. me te prakr. se (se auch ved.?? s. Bartholomae Stud, zur idg. Sprachgesch. I 114), av. loc. pwoi, dat. gen. me moi, te toi, he hoi se (§ 438, 3 S. 807), apers. dat. gen. maiy dat. taiy. Ai. me te im Ved. wahrscheinlich auch als Ace. (Delbriick Synt. Forsch. V 205 f.), was man als Einwirkung der Gebrauchssphiire von nas vas und nau vam ansehen kann, vgl. auch S. 820 lit. mi ti und S. 822 gr. T(V eiv als Ace. Gr. loc. dat. sjxoi fxot, ooi aus *r/oi neben urgr. rot (zur Partikel geworden), foi ot ol (vermutlich urgriech. *afoi und *ooi, obwol es fur letzteres keine sicheren Anhaltspunkte gibt, vgl. Verf. Gr. Gr. 2 S. 134), homer, auch lot d. i. *os/oi. Diese Dative in der Dichtersprache oft auch noch als gen. possess., z. B. (3 50 (j,7,Tspi (xoi c matri meae3 wie ai. me girah c hymni mei^, a 68 cpavsv 8s oi supss? oi|xoi. Lat. mi dat. neben mihl, als gen. possess, in ml fili, anime ml, ml domina, ml hospites u. dgl.; die allgemein iibliche Herleitung des cVocativs3 ml aus *me(i)e (zuletzt Thurneysen Kuhn's Zeitschr. X X X 500) ist lautlich nicht zu rechtfertigen. Von den Gen. ml und *ti gingen die alat. Gen. mis tls aus, die durch Anhangung von -s oder von -es entstanden (vgl. istius = *istei + os § 419 S. 780 und dor. sjxso; fur I[xso § 450). Weiter hierher das zur Conjunction gewordene sei si. Aus dem Umbr. gehort se-so 'sibi3 hierher, da sein zweiter Theil doch wol eine angehangte Partikel war (vgl. die ir. paiticulae augentes -su -sa -som). Ferner aus demselben Dialekt s v e - s u und sve-so, die jedenfalls sve- als gen. possess, enthielten, mag man in -so dieselbe Partikel wie in se-so "abi1 sehen, oder mit Biicheler einen flexibeln Stamm sve-so- ansetzen (Biicheler nimmt s v e - s u I b 45 H a 44 als csuumJ, sveso V I I b 1 als abl. csuo3); im letzteren Fall hatten wir eine Verbindung des gen. poss. mit so- csuus3 {alat. su-m sa-m sos), vgl. lat. suo sibi gladio hum iugulo, aksl.
820
Personalpronomina.
Casusbildung.
[§ 447—448.
pisachq svojq si reel. cscribebant suam linguam3 u. dgl. (Verf. Ein Problem d. homer. Textkr. 132 ff.). Air. -m -/, z. B. uaim ca me5 uait ca teD. Lit. dat. und ace. atonisch mi ti si (zunachst aus *m'e etc. nach I § 664, 3 S. 525), z. B. saugok-mi cbehiite mich3 suka-si siika-s cse" und csibi torquet3; vgl. auch preuss. -si, z. B. (sien) griki-si csie versiindigen sich3, neben -sin = sien {-si = *-sef). Der Gebrauch als Ace. ist secundar, vgl. S. 819 ved. ace. me te und S. 822 gr. ace. xi'v ii'v. (Die Annahme, das accusativische lit. mi sei aus *rne = gr. \ih entstanden, ist unzulassig.) Aksl. atonisch mi ti si, Dat. und possessiv (sogen. rdat. possess/), z. B. drugu mi cyi\oc, [AOIK
Andere Locativformen auf -i: Ai. ved. asme yusmS, die auch als Dat. und Gen. gebraucht erscheinen (vgl. Delbriick Synt. Forsch. V 206 f.) und wol als Vertreter der idg. Grundformen zu gelten haben. Ferner ai. mdyi tvdyi neben ved. me tve, die dem Bestreben entsprangen, die Formen noch deutlicher als Loc. zu kennzeichnen und so von dat. gen. (ace.) me te zu scheiden; mdy-i zu instr. may a naeh dhiy-i: dhiy-a u. dgl. (Wackernagel Kuhn's Zeitschr. XXVIII138). Aksl. mine tebe sebe, s. § 445 S. 817. 448. Lit. manyje tavyje savyje wie instr. manimi etc. nach der «-Declination!). Vgl. auch § 445 S. 817. Ai. asmasu yuimasu, fur asme yusme, entstanden im Anschluss an instr. asmd-bhis yusmd-bhis nach dsvcl-su : dsvdbhis. Dafiir im Pali und Prakr. amhesu tumhesu nach den geschlechtigen pronominalen und den nominalen o-Stammen. Aksl. nasu vasu, lit. alt und heute dial, musii Jusu (iiber mu-ju- fur urbalt.-slav. *no- *tto- s. § 437, l.a und l.cS. 805 f.) waren aus urbalt.-slav. *nos-su *itbs-su hervorgegangen, wie die 1) Diese Neubildung nicht, wie ofters behauptet wird, infolge von Anlehnung von mdnei an akei. Denn dieses ist akiai, vgl. 249 S. 604. Dagegen konnten die alit. maneje tavi'je, wenn es diese Formen gab (Leskien Declin. 141, Bezzenberger Beitr. z. Gesch. d. lit. Spr. 161) zu mdnei gebildet worden sein nach zhnije : zemei; vgl. Bruckner Arch. f. si. Ph. IV 17.
§ 448.]
Personalpronomina.
Casusbildung.
821
Gen. aksl. nasu vasu preuss. nouson iouson lit. musu jusu aus *>ios-som *uos-som. Vermutlich waren *nos *uos im Urbalt.Slav. ausser Ace. (§ 443 1. a S. 813) auch Gen. (vgl. ai. aco. gen. nas vas), und sie erhielten nun nach der Analogie von preuss. stei-son aksl. te-chu den Ausgang *-som, wie gr. *s[xe als Gen. zu *s[ic-<3io l[j.sto (§ 450), ai. me als Loc. zu mdy-i (§ 447), lat. *istei als Gen. zu *istei-os istms (§419 S. 7 79 f.) erweitert wurde u. dgl. m. Die neue Genitivbildiing fiihrte dann die Bildung eines Loc. nach aksl. te-chu herbei. Die lit. Locativformen erlitten mancherlei Umbildungen, da sie in dem Paradigma, wie es sich weiter entwickelt hatte, zu undeutlich waren, auch an den nominalen Loc. keine Stiitze mehr hatten: alit. musuie iusuie (vgl. sunuje), jiinger musyje Jusyje (vgl. manyje etc.), musime j'usime (vgl. szime), mususe Jususe (: musu = vilk&se : citJcu). Ganz abseits von den andern Sprachen stand das Griechische mit seinen Formen auf -iv -t und -tv. Dor. gp.iv sjjiv TI'V rfv, tarent.
EJII'V-YJ ti'v-7j (vgl. gYtov-Tj), horn, TEIV aus *TSJ-IV,
gOTt. / i v , boot, si'v aus *os/iv. Lesb. a'fxtxiv up.[xtv, dor. ajj.iv ap-iv ap.tv UJAIV uij.iv, ion. att. "'jfJ.w VJ[J.IV up.iv op.lv, horn, auch fjp.iv
up.iv; der zuriickgezogene Accent war ausser in den lesb. Formen Substitut der Enklisis (I § 676 S. 544). Ohne -v lesb. horn. ap.p.i up.pt. Zusammenhang mit den in § 423 f. S. 7S4 ff. erorterten Formen wie ai. tdsmin av. aetahmi gr. o-xi[u liegt auf der Hand. *fs(s)mi
*%$(s)min *us{s)mi
*us[s)min
= ap.p.i ap,piv up.p-1 upp.iv
verhielten sich zu *ns(s)me *us(s)me = ap.p.e up.p.s wie *tesmi *tesmin = av. aetahmi ai. tdsmin zu *tesme— lit. tame (fur *tesme), und weiter i'p.p.iv zu av. ahmai wie ai. tdsmin zu tdsmai. Da der locativische Ausgang -in bis jetzt nur in -smin als avis uridg. Zeit iiberkommen sicher nachgewiesen ist'), so halte ich i']xp.iv up.p.iv fiir alter als spiv TI'V /t'v. Erst nach ap.;j,tv : ap.ps wvirde zu lp.s ein spiv gebildet u. s. w., wobei vielleicht das zugleich 1) Was Bartholomae Bezzenberger's Beitr. XV 18 anfiihrt, ist alles aueserst unsicher. Uber rpiv -ptv s. § 135 S. 403. Auch av. ptoi bei Bartholomae Ar. Forsch. Ill 28 durfte meine Ansicht fiber die Entstehung von tlv xefv vorlaufig nicht gefahrden.
822
Personalpronomina. Casusbildung.
[§ 448—449.
pluralische und singularische o-cpiv, das neben afi.}nv als ocp-t'v empfunden wurde (§ 438 S. 807, § 449), vermittelte, falls nemlich sein Anschluss an ajj.[xiv up.[j.iv schon vor der Existenz von spiv TI'V fiv erfolgte; vgl. urgerm. *piz ctibi5 nach Hzviz Vobis3 (§446 S. 818) und §437 Anm. 2 S. 805. Unaufgeklart bleibt hierbei freilich das r von ^JMV ifiiv etc. Anm. Man konnte u. a. daran denken, an *dafii sei die deiktische Partikel -it (vgl. outoo-tv neben ouToa-t) angeaetzt worden. Vgl. dor. i\xe-t xe-i und das kypr. (AI 'me' (Meister Gr. Dial. II 211), das man als fi'i ansehen darf. Der Bedeutungsunterschied zwischen *ao|j.rv und *dsfitv *<*3JM hatte sich spater verwiseht.
Die Formen TI'V und siv finden sich einige Male auch als Ace, was durch analogische Anlehnung an jxlv vlv (vgl. auch j(dcpiv ^dioiv etc.) bewirkt scheint. Vgl. auch ai. ved. me te und lit. mi ti si als Ace, § 447 S. 819 f. Pluralisiert lesb. ajijieoiv, ahnlich wie ocpt-oi § 449. I n s t r u m e n t a l is. 449. Ai. may a tvdya, ved. auch tva tuva. Ob may a tvaya zu mam tvam neu gebildet waren nach asvaya : dlvam (vgl. asmdsu zu asmabhis nach dsvasu : dlvabhis, § 448 S. 820), oder ob sie zu Possessivstammen *meio- *tueio- (vgl. lat. meu-s aksl. tvoji) gehorten, bleibt zweifelhaft. Ved. yusmti-datta- Von euch gegeben1 wie tva-datta-; aus *asmd yusmd entstanden durch Anhangung des Suffixes des instr. plur. asma-bhis yusma-bhis. Ai. tva yusmd kann man auch auf die Possessivstamme *tuo*(i)u(s)smo- beziehen, gleichwie tve u. s. w. (§ 447 S. 819). Im Av. wurde bei den Personalia der Instr. aufgegeben (Bartholomae Ar. Forsch. II 127). Armen. ine-v (fiir *ime-v nach injl vgl. § 444 S. 815) Ke-v, me-vk Je-vJi, Reflex, sing, iure-v. Gr. a-cpi'v und a-cpi. Uber die Casussuffixe s. § 281 S. 636 f., iiber den Stamm § 436 Anm. 3 S. 804, § 438 S. 807. Von o
§ 449—450.]
Personalpronomina. Caausbildung.
823
(§ 278 S. 631. 633). Aksl. mimojq tobojq sobojq wurden zu loc. dat. mine tebe sebe (§445 S. 817) hinzugebildet nach rqkojq :
rqce. Lit. mil-mis mu-mi, ju-mis Ju-nvi aksl. na-rni va-mi wie dat. mu-ms ju-ms na-mti va-mu § 445 S. 817 f. Preuss. sen maim 'mecum' war eigentlich ccum meo3 (§421 S. 782), vgl. gen. maisei § 452. Genitivus und die adj ectivischen Possessiva. 450. Die Genitive standen von uridg. Zeit her in engster Beziehung zu den Possessiva, die zum grossten Theil von den als Gen. fungieienden Formen aus gebildet waren, und die wir daher hier mit behandeln. I. Idg. *enie *teue *seue, reine Stammformen wie ace. sing. gr. £{j.e u. s. w. Neben *eme ein *me-ne, dessen Ausgang an die Formen wie ai. ca-nd av. ka-na (§421 S. 782) erinnert, vgl. auch die § 435 Anm. S. 803 erwahnte Torp'sche Hypothese. Armen. im. Av. ma-na apers. ma-na; cymr. my n-; lit. mane (fiii *me-?ie nach tave save) preuss. *me-ne (aus dat. mennei zu erschliessen), aksl. me-ne. Ai. tdva av. tava (aus urar. *sava das av. Possess, hava§ 451); armen. Jco wol mit Ersatz des t- (d-) durch kc- = *tunach den andern Casus, sonst mit gleicher Lautbehandlung wie nor 'neu3 (§ 75 S. 180); mcymr. teu (urbrit. *tou), air. do du zunachst aus hochtonigem *tou *to (iiber den Wechsel von dound t-, do-niathir und co-t-mathir s. I S. 568); lit. tape save, aksl. tebe sebe fur *tove *sove zugleich nach tebe sebe und nach mene. Altind. mama war entweder redupliciertes ma (vgl. tvqtvam u. dgl. § 54 S. 95), sodass man idg. *me neben *eme anzusetzen hatte (vgl. auch av. ma-, §451). oder es war *ama = armen. im nach ma me etc. umgebildet. Vgl. Verf. Kuhn's Zeitschr. XXVII 401, Torp a. O. 20 £, Wackernagel Kuhn's Zeitsehr. XXVIII 138. Im G r i e c h . wurden die Gen. durch -ato erweitert, *ifj.saio u. s. w., wodurch Unterscheidung vom Ace. herbeigefiihrt
824
Personalpronomina.
Casusbildung.
[§ 450—451.
wurde. £[xsto i\i£o sjieu sfxou (iei) p-oo, asto aso cso aoo, sCo so so ou. Indem nun noch ein -? antrat (nach -^Sso? u. dgl.), entsprangen Formen wie dor. epio; S[A?UC, rio? TEU;. Durch die griech. Genitivbildung scheint auf arm en. Ko-y, gen. Jcoyoy, 'tuus3 Licht zu fallen. Es kann das oben erklarte Ho zunachst zu *Jh-y erweitert sein und davon alsdann das Possessivum Roy in derselben Weise ausgegangen sein, wie von im das Poss. into- gebildet wurde (§ 451). Doch lasst sich der zu Grunde liegende Gen. auch als *tiw-sio, d. h. als der fur den urspriinglichen substantivischen Gen. eingetretene Gen. des Possessivuni angesehen werden (§ 452). Ob lat. mei tul sui und lit. memo tavo savo (auch mano tavo savo betont) directe Umbildungen der uridg. Gen. der substantivischen Personalia waren oder erst in jtingerer Zeit als Gen. der Possessiva (lat. meu-m etc., lit. mana-s etc.) an ihre Stelle traten, wie lat. nostrl vestri ja sicher Possessiva waren, ist zweifelhaft. Im Kelt, wirkten die Fonnen der 1. und der 2. Pers. auf einander ein. Im Ir. entstand mo mu nach do du (vgl. air. friumm nach friut § 442 Anm. S. 812), ebenso mcymr. men nach teu. Umgekehrt vermutlich cymr. dy (pratonisch) nach my (n-), vgl. bret. da und ma (aber corn, de und oio). Im Bait.-Slav, wurden unsere Genitivformen Ausgangspunkt fur Neuerungen in den andern Casus: lit. mane memei manyje manimi, tave u. s. w., preuss. dat. mennei, aksl. mine munoja. Vgl. prakr. ace. mamam loc. mamammi abl. mamado im Anschluss an gen. ai. mama, aksl. dat. cesomu loc. cesomi (neben cerm) im Anschluss an gen. ceso ccuius\ 451. Die in § 450 besprochenen Genitivformen, als adjectivische o-Stamme flectiert, bildeten Possessiva. *eme- *me- *mene- : av. ma-, armen. im gen. imoy1), gr. sfAo'-c, lit. mana-s (mit a in der ersten Silbe nach tava-s sava-s). 1) Ob der Nominativ im unverandertes im = idg. *eme war, wie im Altsaehs. die gen. plur. usa iwa unverandert als nom, sing, des Possessivs fungierten (§ 455), oder ot> im einmal als Nom. charakterisiert war, ist nicht mehr zu sehen.
§ 451.]
Personalpronomina.
Casusbildung.
825
*teue- *seue-\ dazu *tue- *sue-1) *se-. Av. hava-\ ai. tvd-s seas av. pica- hva- apers. uva-. Armen. Ro- = *too- in Roy ctuus5, s. § 452. Gr. TSO'-S SO-?; GO-? /O'-S O-S; pronominale Declination (wie im Ai., z. B. ved. svd-smin av. ma-J pwa-hmi) tritt in dem Adverbium */oo in o m fontux; etc. zu Tage (§417
S. 777). Lat. tovo-s tuo-s sovo-s suo-s, umbr. tover 'tin1 osk. t u v a i dat. ctuae3 osk. soveis csui3; alat. su-m sis sa-m und vielleicht umbr. so- in sve-su (§ 447 S. 819). Lit. tava-s sava-s. Daneben aber wurden Possessiva auch mit ableitenden Suffixen gebildet, theils von unsein Genitiven, theils von andern Foimen aus: Ai. mdma-ka-s mamakd-s tavakd-s (die zwei letzten Vriddhiableitungen, vgl. § 60 S. 106 f.) von mama tdva, s. § S6 S. 242. mad-iya-s tvad-iya-s von mad toad (vgl. § 444 S. S15), s. § 63 S. 125. Ob lat. meu-s aus *meio-s (iiber miis = mels u. dgl. s. Thurneysen Kuhn's Zeitschr. XXX 500), preuss. mats, ace. plur. maia-ns, twais sivais, aksl. mojt tvofi svoji das Suffix -io- hatten, wie aksl. nasi cast aus *nas-io~ ^uas-io- (s. § 63 S. 125), oder ob — wie Liden (Arkiv f. nord. fil. Ill 242) und Johansson (Bezzenberger's Beitr. XIV 171, XVI 135) annehmen — *meio- *moio- etc. duich Ubeitritt der possessiven *mei *moi (§ 447 S. 818ft*.)in die o-Declin. entstanden waren, lasse ich dahingestellt. Zu der letzteien Auifassung vergleiche man die ahd. frank, uns-a- as. us-a- preuss. nous-a- cunser3 u. dgl. (§ 454). Air. mui cder, die, das Meinige', *tui (mir. tat) cder, die, das Deinige3 waren nach ai ae cder, die, das Seinige5 (S. 7 78 Fussn. 1) gebildet (Thumeysen). Ob got. mein-s pein-s sein-s ahd. mm dm sin Suffix -ino(§ 68 S. 149) hatten, oder ob an die possessiven *mei etc. Suffix -no- gefiigt war (vgl. ai. pura-nd- Vormalig3 u. dgl. § 66 S. 134 ff.), wie Liden a. O. will, lasse ich unentschieden. Fiir jene Auffassung konnte man sich auf lit. Jceno 'wessen3 von einem hena1) *sue wol in *sue-sor- 'Schwester' und *sue-kuro- 'Schwaher'. Darf man daher aus mhd. sica-ger auf ein idg. *sue neben *sue schliessen, wie ace. ai. ma neben gr. [JLE U. dgl. ?
826
Personalpronomina.
Casusbildung.
[§ 451—452.
c
wem gehorig3 berufen wollen, da dieses das Suffix -ena- zu enthalten scheint, das zu -wo- in engster Beziehung stand (§ 68 S. 150). Doch kommt dialektisch auch keno (kano) vox (Verf. Lit. Volksl. u. March. 304), was an das Nebeneinander von ai. kena und av. kana (§421 S. 782) erinnert, vgl. Johansson Bezzenberger's Beitr. X V I 158.
452. Es begegnete uns mehrfach die Erscheinung, dass man fur cego3 ctu" u. s. w. cmeum:i c tuum' u. s. w. sagte, ststt des Begriffes der Personlichkeit den concreteren des zu der Person Gehorigen und ihre Sphare Bildenden setzend. So umbr. tiom ^te § 442 S. 813, preuss. sen maim 'mecum' § 449 S. 823, av. ahmai ""nobis3 § 446 S. 818, vielleicht auch gr. lesb. ap.[xiv 'nobis3 § 448 S. 821 f. Solche Ausdrucksweise war dadurch erleichtert, dass es Formen gab, die in gleicher Weise als substantivisches Personale und als substantiviertes Neutrum des Possessivum angesehen werden konnten, wie loc. ai. tve (vgl. sv§ c in suo3).*) So ist denn begreiflich, dass auch der Genitiv der Possessiva fur den Gen. der Personalia eintrat. Gr. reoTo TSOU kolo sou von TSO'-V so-v, und durch Anfiigung von - ; (vgl. sfiio-s § 450 S. 824) dor. TEOU-? sfiou-; boot. xeu>-? TIW-C (Verf. Kuhn's Zeitschr. XXVII 407 f. 414 if.). Preuss. maisei twaisei. Eventuell hierher auch das armen. *k'oy, auf dem k'oy 'tuus 3 beruhte, und lat. met tul sul lit. ma.no tavo savo (s. §450 S. 824). Dafiir, dass diese lit. Formen erst von mana- "^euni 3 etc. aus gebildet waren, spricht keno wessen, falls es von einem possessiven Adjectiv k-ena- ausgegangen ist (§451 S. 825 f.). Ein Casus des Possessivum ist auch in got. meina peina seina ahd. mm din sin zu suchen. Aber welcher? Anm. Bezzenberger's Ansicht ist, daes meina Ablativ sei (Unters. iib. die got. AdverbiaT), wonach *mmod oder *»uned seine Grundform gewesen 1) Unklar ist iibrigens nooh, wie das Adj. ai. sva- und av. hva- 'eigen, mein, dein, sein zu der substantivischen Verwendung kam, wonaeh svd-s hvii cer selbst', sva 'sie selbst' bedeutete. Denn dieser Gebrauch war doch wol eine secundare Entwicklung. Man mochte glauben, das idg. substantivische Reflexivum (gr. Hat. se etc.) sei im Ar. in die Flexion des Posses-
§ 452—454.]
Personalpronomina.
Casusbildung.
827
ware und es zu lit. memo stimmte, vgl. § 228 S. 569, § 241 S. 589. Dr. K. Bojunga halt es fur nom. ace. plur. neutr. (vgl. ai. asmdka-m). Johansson Bezzenberger's Beitr. XVI 163 f. erklart meina als %me\-nax, ,,ein local-instr. Casus mit der Bedeutung bei, mit mir u. dgl. oder, noch genauer, ein Loc. (mej-moj'-mj), mit w-Suff. verstarkt (= asrni-: asmi-n, oder umgekehrt jmdn : jmdni)"; vgl. seine Auffassung von unsara a. O. S. 136 f.
453. Uber armen. iur cm\ s. § 455. Ratselhaft sind noch lit. mariqs taves savqs neben mane tave save] sie erinnern an aksl. toje rqky duse (§ 229 S. 572 f., § 420 S. 782). Daneben auch manes taves saves, die wie Erweiterungen von mane etc. mittels -s wie gr. ejxso-? (§ 450 S. 824) oder wie Compromisse zwischen mane und manes etc. aussehen; ferner manes taves saves, den Formen manimi manyje etc. zu Lieb. Vgl. Bruckner Arch. f. si. Ph. IV 11 ff. Endlich ist hier daran zu erinnern, dass die Formen wie ai. me, ihrer Bildung nach Locative, von uridg. Zeit her auch possessiv gebraucht wurden und somit als genitivi possessivi bezeichnet werden diirfen. S. § 447 S. 818 ff. 454. II. War der ace. *nsme ( = gr. a ^ s ) eine Verbindung des ace. *ns ( = got. uns) mit der Paitikel *sme (§ 443, 2 S. 814), so darf man mit Riicksicht auf ai. nas, das auch Gen. war, erwarten, dass auch idg. 'nsme zugleich genitivisch gebraucht war. Dann standen zu diesem idg. Gen. die griech. *d[J.fxs-To *L»[J.[X£-IO, die spater zu *a|x|J.si'(ov *u[x[xsi(uv pluralisiert wurden (hom. TJIXSUDV ufAsttuv ^JJ.£
828
Personalpronomina.
Casusbildung.
[§454—455.
nous-a- ious-a- (masc. dat. nousesmu ace. iousan, fern. nom. nousa iousa etc.) und lit. musds-is jiisas-is fern, muso-ji juso-ji, wahrend aksl. nasi vast aus *nas-io- *vas-io~ Suffix -io- hatten. In gleicher Weise adj. possess, westgerman. unsa- cunser3 von uns = *ns, z. B. frank, gen. wises, im As. usa afries. use gen. plur. (§ 345 S. 691) wie lat. nostrum neben nostri, wonach dann auch iwa- ceuerD; germ, uns-era- neben unsa- wie gr. ^[As-Tepo-? neben a (id-? (§ 455). Av. na- 'unser3 entstand so, dass der possessive Genitiv rid = ai. nas, von einem nom. sing. masc. abhangig, wie der nom. eines adjectivischen o-Stammes [ma- cmeus3 u. s. w.) betrachtet und hiernach weiterdecliniert wurde. Vgl. lat. cuiu-s 'wem gehorig3 aus cuius § 419 Anm. S. 781. 455. Ein r-Suffix zeigen die Gen. aisl. var 'unser3 aus *uer, zu got. veis cwir , und ahd. unser iuiver. Vermutlich dasselbe Element, das die armenischen geschlechtigen Pronomina aufweisen (§ 419 S. 779), und das hier auch im Personalpronomen eischeint: sing, iur csui3, pluralisiert iureanc, und mer c nostri3 j'er Vestri5. Vielleicht war das r auch identisch mit dem von Adv. wie got. her chier3 par cda3 (vgl. S. 529 Fussn. 1.), so dass *uer urspriinglich etwa cbei uns3 bedeutete und sein genitivischer Gebrauch sich mit dem des ai. loc. vie u. dgl. vergliche (s. Johansson Bezzenberger's Beitr. XVI 123 ff., bes. S. 134. 143). Dass -er in ahd. unser iuwer nicht verkiirzt wurde (vgl. fater aus urgerm. *fa&er), lasst sich daraus erklaren, dass diese Formen, die wie die as. gen. plur. usa iwa (§ 454) auch direct als nom. sing, des adjectivischen Possessivs gebraucht wurden, unter den Einfluss der Formen wie jener blinfer gerieten, deren -er aus *-a(-z hervorgegangen war (§ 414 S. 775); man beachte den verschiedenen Ursprung der Ausgiinge von unser und unserer. Armen. iur mer jer auch als adj. possess., gen. iuroy meroy jeroy (vgl. § 450 S. 824), und aisl. var-r Foster3 vom Gen. var. Mit comparativischem Suffix gr. yjjxs-Tspo-? u[xe-rspo-c und reflex. acps-Tspo-? (auf Plur. und Sing, bezogen) und lat. nos-ter ves-ter [vaster wol erst nach noster gebildet). umbr. vestra abl.
§ 455—456.]
Peraonalpronomina. Casusbildung.
829
Vestra5, vgl. § 75 S. 181. 183, § 139 S. 421. Wie nun gr. ^ s ~spoo dem Sinne nach kaum unteischieden von -^j-ttSv vorkommt (Verf. Kuhn's Zeitschr. X X V I I 403. 410, vgl. teoTo § 452 S. 826), so wurden nostrl vestrl mit den pluralisieiten nostrum vestrum (zueist wol in Wendungen wie mulfi nostrum) die Gen. zu nos vos. Dasselbe -tero- in dem air. dualischen na-thar u. a. § 459. Anm. Der Vooaluntersohied zwischen lat. noster und vester war wol uralt. (1st osk. n i s t r u s Zvet. n. 129, 2 mitBugge als'nostros5 zu erklaren [anders Biicheler, s. I § 65 S. 55], so ware das vorauszusetzende *nestroals Neubildung nach vestro- anzusehen.) Vielleicht ahnlioh air. Gen. l.Pers. na-thar neben 2. Pers. se-thar (se- = *s-ue-), vgl. auch § 457 uber ai. nau : vam.
Duich diese Foimen mit -t(e)ro- wild eiwiesen, dass wii das ebenfalls compaiativische -(e)ro- (§75 S. 177 ff.) in folgenden Foimen zu sehen haben. Aii. gen. ar n- und far n- mit dei Endung des gen. plui. wie lat. nostrum, als Possessiva fungieiend; ar n- wahischeinlich (nach Toip. a. O. 41) aus *esro- = *ns-ro(zu -r- aus -sr- vgl. mir aus *mensr- I §574 S. 432) mit Schwachung des Vocals dei eisten Silbe zu a in pioklitischei Stellung (andeis Thuineysen oben § 75 S. 184 Fussn. 1), und far n- entweder entspiechend aus *s-iie$-ro- odei aus *s-uero-, in welchem letzteien Falle es uispiiinglich dualisch gewesen waie wie sethar 'vester5 (plui.), s. § 459. Got. unsar izvar, aisl. yct(v)ar-r, ahd. mit stalker Endung unserer iuwerer, wozu dei Gen. der Personalpronomina got. unsara izvara aisl. yd(v)ar, wie got. meina zu mein-s, aisl. mm zu min-n (§452 mit Anm. S. 826 f.); da izvar iuwerer aus *es-ues-ro- *e-ues-ro- nicht herleitbar sind, so waien sie entweder urspriinglich dualisch, wie eventuell an. far n-, odei iiberhaupt erst nach unsar unserer gebildet. Diese Foimen mit -{e)ro- und die substantivischen aisl. vdr ahd. wiser scheinen sich ahnlich zu einandei veihalten zu haben wie gr. u-spo-? lat. s-uperu-s und uirsp s-wper u. dgl. (§ 75 S. 177 ff., § 258 S. 611). 456. Ein Stammbildungssufiix -aka- zeigen die ar. Genitive: ai. asmakam yusmakam, woneben ved. auch asmaka yusmaka wol nach mama tdva (wie umgekehrt pali mamam tap am nach amhakam tumhakam); av. ahmakem yusmakem xhmakem apeis.
830
Personalpronomina.
Casusbildung.
[§ 456—457.
amaxam (iiber das -x- dieseT Form Bartholomae Ar. Forsch. I 79). Dazu als Possessiva ai. asmaka-s yusmaka-s, av. ahmakayusmaka- xsmaka-. Die Formen auf -akam konnen kaum etwas anderes als nom. ace. sing, neutr. gewesen sein, wenn auch die syntaktische Ratio noch unklar ist, vgl. yuvaku als gen. du. neben adj. yuvaku-s (§ 458. 459). Vgl. § 36 S. 242 f., § 89 S. 257, Benfey Abh. d. Gott. Ges. d. Wiss. XIX 4. 46, Verf. Kuhn's Zeitschr. XXVII 400 ff., Torp. a. O. 31. Anders, aber mir zu 'glottogonisch3, Johansson Bezzenberger's Beitr. XVI 139f. Anm. Es ware gut moglich, dass asmakam urspriinglich adverbial war, etwa 'unserseits' bedeutend. Die attributive Verbindung mit Nomina, z. B. asmakq gayatrdh 'unser Gesang', war dann dieselbe wie td ime vidurq lokah Qat. Br. 1, 4, 1, 23 cdiess sind d i e w e i t a u s e i n a n d e r (liegenden) Welten', gr. 6 vuv ^povo? u. s. w. (s. Gaedicke Accus. iin Veda 233, Delbriick Synt. Forsch. V 72. 203, Paul Principien2 314). Auch hatte der Gebrauch von mama tdva av. mana tava vorbildlich mitgewirkt.
Als Possess, im Ai. auch asmad-iya-s yusmad-iya-s, vgl. mad-iya-s tvad-iya-s § 451 S. 825. b. Die d u a l i s c h e n wir ihr, das dualische Reflexivum und die zugehorigen Possessiva. Nominativus und Accusativus. 457. Das Hauptcharacteristicum der Dualcasus war die Abwesenheit des s der pluralisch fungierenden ai. na-s va-s u. s. w. Dem pluralischen nom. *ue-i cwirD entsprach nom. *ue *ue (vgl. *me *me gr. jxs ai. ma u. dgl. § 415 Anm. S. 776). *ue: got. aisl. m-t ags. wi-t, lit. dial, ve-du fern, ve-dvi, wofiir hochlit. mu-du -dvi (ve-du war urspriinglich nur nom., mu-du nur ace.; in den einen Dialekten wurde miidu durch vedu verdrangt, in den andern vedu dureh miidu); wie lit. -du wird auch got. -t zum Zahlwort zwei (got. tvdi) gehort haben, doch ist die Art der Verkikzung, durch die -t entstand, unklar. %e: aksl. ve, ai. ved. vdm mit Partikel -m. Dem pluralischen nom. *ms 'ihr' entsprach "iu *iu (vgl. *tu *tu cA\x u. dgl. §415 Anm. S. 776). *iu: lit. ju-du (auch als ace.), got. *ju-t (zufallig unbelegt), wofiir ags. jit as. git hd. bair. eg aisl. it durch den Einfluss von wit vit (vgl. § 441 S. 810). *iu: ai. yuvdm = yu + am.
§ 457.]
Personalpronomina. Casusbildung.
831
Gegeniiber dem plui. ace. etc. ai. nas lat. ribs u. s. w. erscheinen folgende Formen: ai. enklit. nau ace. gen. dat. wie nas; gr. vu> ace. nom., woneben horn, vw-i vielleicht mit deiktischem -i (vgl. Verf. Gr. Gr. 2 S. 132); aksl. na ace. dat. Es gab also im Uridg. ein enklit. *no (*nou), das im Griech., betont gebraucht, auch in den Nom. eindrang, wie im Plural lat. ribs auch Nom. wurde. Wie nun im Plural *ns (got. uns) neben *nos, so im Dual *n neben *rio, in ace. got. ug-h ags. un-c mit Partikel -h wie mi-k. Ferner hierher wol auch ai. ved. ace. avam: es lasst sich auf a- = *g zuriickfiihren, indem man annimmt, es sei nach yuvam erweitert worden, vgl. u. Gegeniiber dem plur. ace. etc. ai. vas lat. vos u. s. w. erscheinen folgende Formen: ai. enklit. vam (mit m-Partikel) ace. gen. dat. wie vas; aksl. va ace. dat. nom. (der Gebrauch als nom. unurspriinglich). Weist dei Gegensatz ai. nau : vam darauf hin, dass die Grundform der 2. Pers. *ue, nicht *uo, war? (vgl. § 455 Anm. S. 829). Entsprechend dem *n (got. ug-h) mag es im Germ, ein *u gegeben haben, ace. *u-ke, woraus durch analogische Umgestaltung ags. inc u. s. w., s. § 437, 2.d S. 806. Ai. ved. 1. Pers. nom. avam ace. avam, 2. Pers. nom. yuvam ace. yuvam, die Accusativformen in der spateren Sprache auch als Nom. Av. ace. ava. Wahrscheinlich hatte (im Urar.) der nom. yuvam einen ace. yuvam hervorgerufen nach der Analogie tuvdm tvdm : tuvdm tvdm. Auf ace. *yuva nach tuva tva weist av. ava. Vgl. auch abl. yuvdd nach tuvdd tvdd. Gleichartige Formen nun auch fiir die 1. Person zu gewinnen, bildete man, wie es seheint, avam ai. avam av. ava (vgl. auch abl. avdd) von einem a- — *§ aus; a- = *§- zu *$- in got. ug-k, wie *iu- zu *iu-. Ahnlich im Plural in umgekehrter Richtung ai. yu-ydin nach vay-dm. An die genannten dualisehen Casus schlossen sich die iibrigen an, s. § 458. Von alien bisher genannten Formen ist zu trennen gr. ocpo> ihr beide3, homer, acpuii (wie vw-t s. o.). Eine Vermutung iiber seinen Ursprung s. § 436 Anm. 3 S. 804. Renexiv: horn. ace. ocpios, gewissermassen eine Dualisierung von ocps durch Einschub von to, wie acpunv nach o
B rug maun, Grundriss. II, 2.
53
832
Personalpronoinina.
Casusbildung.
[§ 458.
Die iittrigen Casus und die Possessiva. 458. Arisch. Nichts Dualisches zeigen im Casussuffix folgende Formen. Ablat. ai. ved. avad yuvdd: vgl. toad. Instr. yuva in ved. yuva-datta-s: vgl. tva-datta-s yusma-datta-s. Gen. av. yuvakem, wie yusmaJcem, dagegen ai. ved. yuvaku yuvakus mit dem Adj. yuvaku-s gegen yusmakam mit dem Adj. yusmaka-s; diese ft&w-Bildung und der Gebrauch des Adj. yuvaku-s lassen irgend welche engere Beziehung zu yuvayu-s yuvayu-s tvayu-s u. dgl. vermuten (vgl. § 456 S. 829 f. und die dort citierte Literatui). Dagegen mit dualisoher Casusendung gen. loc. avayos yuvdyos, woneben ved. yuvds, das entweder nach ends : enayos (§ 307 S. 654) zu beurtheilen ist oder direct zu *yu (woraus yuvam) gebildet war (vgl. sunu : sunv-os), und dat.-abl. instr. ava-bhyam yuva-bhyam neben yuva-bhyam (vgl. J. Schmidt Plur. 20). Griech. Horn, vukv ocpukv att. viov ocp«j>v. Vgl- xot-iv § 312 S. 659. War vwiv aus *vw-oiv hervorgegangen? Moglich ist auch, dass vcbiv wie sjiiv nach dem Muster von a[j.fuv gebildet wurde und, mit den Formen wie xoTiv wntoitv associiert, sich deren Gebrauchsumfang aneignete. Lat. no-Ms vo-bls konnen als alte Dualcasus betrachtet werden (vgl. aksl. na-ma va-ma), die im Suffix nach dem Muster istis pluralisch geformt wurden, s. § 445 S. 817. Der Ubertritt in den Plural beim Absterben des Duals hatte an bair. eg enk als Plur. (Ahnliches in nord. Dialekten, s. Johansson Kuhn's Zeitschr. XXX 551) ein Seitenstiick. Vgl. auch lat. du. duae, equae als Plur., § 286 S. 643, §315 S. 663.') Air. gen. nathar nar mir. fathar sar, s. § 459. German. Im Anschluss an *un-ke = got. ugk (§ 457), dessen h dem s von uns parallelisiert und so mit zum Stamm geschlagen wurde, entstanden got. ugkis ugkara nach unsis wisara, as. gen. unkero gen. plur. des Possess, wie usa, dat. unk aus *unhiz wie iu aus *iuuiz, ahd. gen. unker nach unser. Entsprechend in der 2. Pers. got. igqis igqara {-ku- nach -zv1) So jetzt auch Bartholomae Stud, zur idg. Sprachgesch. I 7.
§ 458—459.]
Personalpronomina.
Casusbildung.
833
in izvis izvara) as. ink. Ags. ace. uncit incit, neben dat. unc inc, mit -it nach den nom. wit jit. Balt.-Slav. Aksl. na-ma va-ma wie rqha-ma, aber na-ju va-ju gegen rqku tq/u. Im L i t. eine Fiille von Formen, iiber die verschiedenen Dialekte vertheilt. Dat. instr. mu-mju-m zu mu-du ju-du (§ 457 S. 830), wie im Plur. mu-ms ju-ms und mu-niis ju-mis; auch mum-dvemjum-dvem. mum und jum dienten nun wieder als Basis fur gen. alit. mumu jumu mit dem -u des gen. plur. (vgl. gen. du. dv'emu Bruckner Archiv f. slav. Phil. Ill 310) und fur dat. mumem; auch gen. miima juma (als gen. possess.) kommen vor, die, da sie Gegenden angehoren, in denen mano tavo lautgesetzlich zu mana tava geworden sind, sicher nach deren Muster gebildet sind. Anderwarts wurde die Flexion nur an dem mit ve- mu-, ju- verbundenen -du vollzogen, doch in verschiedener Weise. Hoehlit. gen. mu-dveju ju-dveju dat. instr. mu-dvem, ju-dvem loc. mu-dvese ju-dvese. Dagegen anderwarts so, dass ve-du mu-du, ju-du bei innigerer Verschmelzung derj beiden Bestandtheile gewissermassen als ved-u u. s. w. der Analogie von sunu verfielen: gen. vedums mudums, judums (vgl. sunu-ms § 310 S. 655), dat. instr. vedum mudum, judum, wie in denselben Gegenden auch gen. tudums dat. instr. tudum zum nom. tu-du (zu ids 'dei') vorkommen. 459. Possessiva. Ai. ved. yuvaku-s. Gr. horn, van-repo-s acpoH-TEpo-c, vgl. rjfjJ-tEpo-i;. Air. na-thar und na-r in cechtar nathar, cechtar nar cjeder von uns beiden', vermutlich gen. plur. wie ar n- (§ 455 S. 829); na- aus *no-. So wird auch das air. se-thar [sethar[-si\ Wb. l b glossiert betontes Vestram3, pluralisch), das zu *s-ue- gehort, urspriinglich dualisch gewesen sein, wie noch mir. nechtar fathar cder eine von euch beiden3 [faihar wol eine Umbildung von sethar nach far), eventuell auch mir. 'sar in indala-sar cder eine von euch beiden' und der possessive Gen. far n- (vgl. a. O.). Got. igqar {ugkar unbelegt, doch aus gen. ughara zu entnehmen), aisl. okkar-r ykkar-r, as. gen. plur. unkero.
53*
(Anliang zu § 439—459).1:
Uridg.
Altind.
Avest.
Siug. Norn. 1. *eyjio,in) *e- aha in 2. *tu *til
es
azem
tuviim team (adv. \tit teem tiim tin tit til)
Lat.
Griech.
Arm.
eTc6 TU
i -
^
t
GU TUV-Y) TOUV TOUV-Tj
Altir.
Umbr.-Samn.
osk. t i i u m [me me-sse ik
ego
es as
azii
tii
tou
ty
m i-h
mane [mi]
mien
me
di-h si-h
tave [ti] save [si]
tie n te sien sin, se -si
mis
mir
mdnei, mi
\mennei
mine, mi
pus
~dir
tdvei, ti
tebbei
tebi, ti
sdvei, s i
sebbei
\sebe, si
til
til
t U-SSUpuipiif) dn dii
me me-sse m i-k
z is
£ [J. £ [1. t [JL£V
me[med
z k e-z
G£ T £ ( T / - E ) [tU
te [ted] umbr. Horn [tu tu-ssu] [pu-k] se [sed] osk. sioin si-k
Abl. 1. *me-d, *med\ mad 2. -'tice-d, Hedi t e
y men i k'en
m ed m e ted te aAv.sed, umbr. se-pse sed se I p.01 fi.01 [i- mihi,ml umbr. niche -ill
map
r
Dat. 1. *megh-, *moi
mei niit]iya[in), me.
maibya -byo ;
'2. *tebh-, *t{u)e> tiihhya'in), te *t(lt)o! 3. *sebli-. *s(u)ei prakr. se
*s(u)oi Loc. 1. *me( hnoi me mayi 2 *t(ii)ei *t[ij)oi_ tv e teiiyi *s(u)ej. *s{u)oi
inj
ma-1'i/a, me taibya-bijd,ti Kez
'••/iD~t-t'i/a,Jte
se llll'
o o ( a d v . T o i tibi [TIV T£IV] /•"oi oT o i [ / i v sibi etv ocpi(v)]
fol
•'•
mdya Instr. 1. *me *mo1 2. *t{u)e *<(M)O? tvn tvdya 3. *s(u)e *«(M)O? Gen. 1. *eme, *mene, mamctj m e *me% *moii 2. *teue, *t(u)e% tdva, te *t{y>,oi 3. *seue, *s{-it)ei prakr. se
JJ.IV]
iumbr. tefe iosk. s i f e i , ! umbr. s e-so
Nom. 1. *ue-i, *ue-s ? vat/-am yuyain 2. *iit-s Ace. 1. *nes *nos *ns,nas, asmaii *nsme 2. *usme *uos, V as , yusman
sis -ill
mis
mir
manyje
[ted tc] ol oi, fit [sed se]
-t
pus
dir
tavyje
ine-v
me(?)
Ue-v mre-v
d-cpi(v)
W) se(?)
man a, ine
im
tava, te
k'o
£JJ.£IO I(J.OU,[J.£U JJ.OU, [J.0 I G£IO GO'J, 0 0 1
met, m i, mis tui, tis
he se
mr
£10 O'J, 0 I
sm
manimi tavimi
: umbr. sve-so : (possess.)
vaem meTi ajAjAe^, '/"(jAei? [nos\ U(J.(J-£^, u(J.eT? yus yuz-em duU [vos] .no nu, ah- z tnez dfp.jj.e, "fJixaQ n os } maj?) '••VO VZl
'mine Hebe \sebe
savyje
SIS
[taibyo]
*s{u)oi
Plur.
-t
[med me
£|j.oi JAOI, ip.h 0 0 I, TIV T£IV
pic oi
Aksl.
Preuss.
Lit.
ihha ih esz asz
*»u ma mum, [me] • ma, m(iin Acc.l. *eme *me(m) *t(u)e"*t{u)e(m) i t ' l l t I ' l l I I I , [te] l>ica pic am 3. *S\it)e *se[m) \p if ap -apers. s«
Ahd.
Got.
mo, cymr. inema my ndo, mcymr. peina teu
•nun \din [sin
[ni]
veis
•wir
mes
[si-ssi]
JUS
ir
JUS
si-ssi -b
\munqjq tobojq
Isoboj'q savmu mane mangs maisei \mene,mi mano tave tavqs twaisei Hebe, ti tavo save savgs isebe, si savo
seina
it i sni -n uns un- unsih s%s IZVIS iuwih
vos
maim
mils
•mes •ious mans
'.[my] \[vy] \nu
jus
vans
vy
mums
nouma(n]s namu, ny
jftnis
imtma{n)s watnu, vy
Abl. 1. *nsmed'l 2. "'usmed'!
asmdd i a It m ap i menj [nobls] yusmdd yusmap xhnaji ' jenj [vobis] nas, asme, as-',n o, ahmaibya, nez [a'[j.jMV ap.[j.i [nobis] Dat. 1. '•• ahinid met -oi ?, mdb]iya[m) •/jjitv] *nsme-bh-'>. 2. *ues *usmei\ pas, yu.hnl', yus- v u, yuimaibt/S, jez [ufipiv ujifit [vobls] mubhya[m) zsmitpya, 5p.tv] bh- ? yiisinaoyo Loc. 1. *n$mi(iiY~> *ns-asme, asmasu aij.[j.(v a|j.p-i nobls (?) •mei
-o^'l
2. *imm[n) ? *us- yusme, yusmasu •me% -oil Instr. 1. *nsme *ftsmo7 asmabhis nevK 2. 'imini*ifsmo'f yuhmfi- yusinriUiis jevK Gen. 1. *nes *iu>s,*ns- lifts, asme, as-no, ohmiikem ner •me'!, *"n$mei •mi'ikaim) 2. ^ues *uos, *us- PUS, yusme, yuk- eo, yiismiikem jer me? ,*usmei maiiaim) xsmiikem
'/](J.IV u jj. (J. t v UJJ.IV
u p. JJ. i vobis
^|i.£ta>v '^p.a>v
U[A£l(l>V UfJ-a)V
tins un-.uns
-n
sis
-b
isvis
iu
musu
etc.
j'itsu
(?)
nobls vobls nostrl nostrum vestri
vestrum
musyje
nasu
jusyje
vasu
ar n-
unsara : unser
etc. nuniits mumi jnmu j'utnl nouson musu
far n-,
isear a \ iuwer
jiisii
'.iouson
nami vami
nasu vasu
sethar
-oi V
Dn.
arm, <tp(im al'iim Nom. 1. *-ue *«? yuvum yiu'am 2. *{'u *m Ace. 1. *no(u), n ni iittu, atiim H V it
2. *^5? Abl. 1. f 2. f Dat. 1. *no{u), 2. Loc. 1. 2.
1
*tee1
vain, yuvam
»i-t *ju-t ug-k
ags. wi-t v i-du [mii-ilii] aga. gi-t jii-du ags. un-e mit-du [ve-du]
no,
s
igqis
ags. inc jit-du
va
vaatv vqw
ugkis igqis
ags. un-c mum inudvetn
nama vama
M
itvitd, avabhyam
yuvdd,
yuvubhy-
ilm yuvubhyam n, fi': nau, livabhyam vitm, yueahhyimi yuiHibhyiim
uvdyok yuvoi yuedyos ai'abhyuiii Instr. 1. 9 j/urU-, yuvabhyum 2. 9 yuviibhyuin Gen. 1. *no{u) n, ill nau, uvdyoh ?
vi
[sih vrat] sepdi atf&i vto vuit
S!ptOlV OffiUJV
ags. in-c jtcm j'iidvem '•
VUMV VIUV ocpcuiv ocptuv
mitdv'e'se jiidvese
I \
naju vaju
v w i v vtj)V ocpcbtv ccpijiv
mum miidvem': jum jiidvem \
nama vama
natharnar ugkara •agB.micer mumii mitma naju mitdveju 2. vam, yuvuku, yu- yuvakem s ? f f i t v 0