Anita Kirmer, Sabine Tischew (Hrsg.)
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Anita Kirmer, Sabine Tischew (Hrsg.)
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden Unter Mitarbeit von Astrid Bringmann, Astrid Grüttner, Norbert Hölzel, Rolf Johannsen, Ellen Kausch, Manja Landefeld, Joe Engelhardt, Eva Hacker, Kai Jensen, Gerd Jünger, Kathrin Kiehl, Bernhard Krautzer, Antje Lorenz, Sandra Mann, Dirk Mertens, Cornelia Pacalaj, Meike Schächtele, Frank Spundflasch, Gotthard Wolf, Kornelia Marzini, Frank Molder, Leonid Rasran, Dirk Seelemann, Matthias Stolle, Ulrich Tränkle
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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1. Auflage Mai 2006
Alle Rechte vorbehalten © B. G. Teubner Verlag / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Ulrich Sandten / Kerstin Hoffmann Der B. G. Teubner Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.teubner.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Waren- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: Strauss Offsetdruck, Mörlenbach Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN-10 3-8351-0103-X ISBN-13 978-3-8351-0103-6
Vorwort und Dank Eine sehr begrüßenswerte Entwicklung führte in den letzten Jahren dazu, dass sich die im Bereich der Renaturierung tätigen Berufsgruppen hinsichtlich ihrer Anforderungen an die Begrünung von Rohböden immer weiter angenähert haben. Während in der Vergangenheit bei Ingenieurbiologen und Landschaftsbauern fast ausschließlich der Schutz vor Erosion, in Verbindung mit einer möglichst schnellen Vegetationsbedeckung im Mittelpunkt stand, so gewinnen aktuell auch Zielstellungen wie die Bewahrung der floristischen Identität der Naturräume und die Entwicklung naturraumtypischer Pflanzengesellschaften immer stärker an Bedeutung. Andererseits setzen sich Naturschützer und Vegetationskundler verstärkt mit den Anforderungen an einen Erosionsschutz und mit der praktischen Umsetzbarkeit von Modellversuchen auseinander. Daneben dokumentieren inzwischen zahlreiche, erfolgreich umgesetzte Praxisbeispiele die positive ökologische und ökonomische Wirkung naturnaher Methoden auf Rohböden. Die in diesem Handbuch dargestellten Beispiele wurden durch die Aufgeschlossenheit und Kooperationsbereitschaft von privaten und öffentlichen Institutionen sowie gemeinnützigen Vereinen und Stiftungen ermöglicht. Für diese konstruktive Zusammenarbeit möchten wir uns an dieser Stelle bei allen Kooperationspartnern herzlich bedanken. Leider wird eine breitere Anwendung naturnaher Methoden immer noch aufgrund von Informationsdefiziten erschwert. Unser Handbuch soll Vorurteile bezüglich Erfolg, Aufwand und Kosten dieser Begrünungsmethoden abbauen und diese Methoden als echte Alternativen zur konventionellen Begrünung einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Mittels der aufgeführten Praxisbeispiele soll für Behörden, Planungsbüros, Abbauunternehmen, Naturschutzverbände und -institutionen eine Kontaktaufnahme zu möglichen Ansprechpartnern bei Fragen zur Maßnahmenplanung und -umsetzung erleichtert werden. Dabei ist mit der Auswahl der Beispiele keine Wertung verbunden. Als Anstoß zur Entwicklung eines Expertennetzwerkes, möglicherweise auf Internetbasis, würden wir eine Kontaktaufnahme von weiteren Personen/Institutionen sehr begrüßen. Der rasante Wissenszuwachs auf dem Gebiet der naturnahen Begrünung von Rohböden wird ohnehin eine Fortschreibung des Handbuches bedingen, so dass dann weitere Praxisbeispiele aufgenommen werden können. Allen Mitautoren danken wir recht herzlich für die unkomplizierte Zusammenarbeit und für ihr Engagement bei der Realisierung dieses umfangreichen Projektes. Für Korrekturen, Verbesserungsvorschläge und Layoutarbeiten sind wir darüber hinaus besonders Frau Dipl.-Ing. (FH) Sandra Mann, Frau Dipl.-Ing. (FH) Antje Lorenz und Frau Dr. Alrun Schmiedeknecht zu großem Dank verpflichtet. Auch allen hier nicht namentlich genannten Personen sei für konstruktive Kritik, für Arbeiten am Layout, für das Überlassen von Fotos sowie für die vielen hilfreichen und anregenden Diskussionen ganz herzlich gedankt. Die Finanzierung des Buches wurde durch die Europäische Union und die Hochschule Anhalt (FH) im Rahmen des Interreg IIIB CASES Projektes „SURE“ (3B071) ermöglicht. Wir danken in diesem Zusammenhang auch dem Teubner Verlag, besonders Herrn Ulrich Sandten und Frau Kerstin Hoffmann, für die Möglichkeit, dieses Buchprojekt zu verwirklichen. Anita Kirmer & Sabine Tischew
Inhaltsverzeichnis 1
Einführung ................................................................................................13
2
Definitionen ...............................................................................................16
2.1
Begriffsdefinitionen.............................................................................................. 16
2.2
Rohböden – Definitionen und Erläuterungen.................................................... 17
3
Naturnahe Methoden: ein Überblick ......................................................20
4
Übersicht zu Standorttypen, möglichen Zielvegetationstypen und geeigneten Begrünungsmethoden............................................................27
5
Praktische Umsetzung der Methoden .....................................................39
5.1 5.1.1 5.1.2
Samenreiches Mahdgut und Heumulch.............................................................. 39 Hinweise für die Umsetzung .................................................................................. 39 Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau) .................................................... 42
5.1.2.1 5.1.2.2
Magerrasen auf Kalk- und Keuperschutt ..............................................................................42 Mesophiles Grünland (Frischwiese/-weide) auf sandigem Lehm bis lehmigem Sand ..........44
5.1.3
Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen) .................................. 46
5.1.3.1 5.1.3.2 5.1.3.3 5.1.3.4 5.1.3.5 5.1.3.6 5.1.3.7 5.1.3.8 5.1.3.9
Magerrasen auf Sand ............................................................................................................46 Magerrasen auf sandig-tonigem Schluff ...............................................................................48 Magerrasen auf karbonatreichen, kiesigen Lehmsanden ......................................................50 Magerrasen auf Kalkrohboden (I) ........................................................................................52 Magerrasen auf Kalkrohboden (II) .......................................................................................54 Trockene Glatthaferwiese auf gestörtem Löß .......................................................................56 Pionierwald auf skelettreichem Sand....................................................................................58 Pionierwald auf Ton und schluffigem Sand..........................................................................60 Pionierwald auf schluffig-lehmigem Sand............................................................................62
5.1.4
Beispiele für Renaturierung.................................................................................... 64
5.1.4.1 5.1.4.2 5.1.4.3 5.1.4.4 5.1.4.5 5.1.4.6 5.1.4.7
Magerrasen auf Kalkschotter ................................................................................................64 Magerrasen auf Kalkrohboden .............................................................................................66 Magerrasen auf Kalksiebschutt- und Zementmergel-Rohboden...........................................68 Glatthafer-Frischwiese auf lehmigem Sand ..........................................................................70 Stromtal-Auenwiese auf lehmigem Ton................................................................................72 Pfeifengraswiese auf Torf .....................................................................................................74 Niedermoorvegetation auf Torf.............................................................................................76
5.2 5.2.1
Heustränge ............................................................................................................ 78 Hinweise für die Umsetzung .................................................................................. 78
8
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.2.2
Beispiele für Böschungssicherung ..........................................................................80
5.2.2.1
Frische Säume (montane Wegrand- und Waldsaumvegetation) auf Schluff-Grus-Gemisch . 80
5.3 5.3.1 5.3.2
Heudrusch® ...........................................................................................................82 Hinweise für die Umsetzung...................................................................................82 Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau).....................................................84
5.3.2.1 5.3.2.2 5.3.2.3 5.3.2.4
Kalkmagerrasen und Schotterfluren auf Rollkies ................................................................. 84 Kalkmagerrasen und Frischwiesen auf Kies......................................................................... 86 Glatthaferwiese auf Lehm..................................................................................................... 88 Komplexbiotop: Niedermoor auf Torf und Kalkmagerrasen auf Kies.................................. 90
5.4 5.4.1 5.4.2
Ansaaten (Offenland) ...........................................................................................92 Hinweise für die Umsetzung...................................................................................92 Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau).....................................................94
5.4.2.1 5.4.2.2 5.4.2.3 5.4.2.4
Magerrasen auf Sand ............................................................................................................ 94 Magerrasen auf Kalkschotter (I)........................................................................................... 96 Magerrasen auf Kalkschotter (II) ......................................................................................... 98 Mesophiles Grünland auf tonigem Schluff......................................................................... 100
5.4.3
Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen).................................102
5.4.3.1 5.4.3.2 5.4.3.3 5.4.3.4 5.4.3.5 5.4.3.6
Trockene Glatthaferwiese auf gestörtem Löß ..................................................................... 102 Trockene Glatthaferwiese auf sandigem Lehm................................................................... 104 Trockene ruderale Staudenflur auf Sand und lehmigem Sand............................................ 106 Trockene ruderale Staudenflur auf lehmig-tonigem Sand .................................................. 108 Trockene ruderale Staudenflur/Birkenpionierwald auf skelettreichem Sand und Ton....... 110 Trockene ruderale Staudenflur/Birkenpionierwald auf lehmig-tonigem Sand.................... 112
5.4.4
Beispiele für Renaturierung ..................................................................................114
5.4.4.1 5.4.4.2
Trockene ruderale Staudenflur auf sandigem Schluff......................................................... 114 Magerrasen/mesophiler Saum auf skelettreichem Lehm .................................................... 116
5.5 5.5.1 5.5.2
Ansaaten (Gehölze).............................................................................................118 Hinweise für die Umsetzung.................................................................................118 Beispiele für Böschungssicherung (Lärmschutzwall) ...........................................122
5.5.2.1
Wärmeliebendes Gebüsch auf schluffigem Lehm .............................................................. 122
5.5.3
Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen).................................124
5.5.3.1 5.5.3.2 5.5.3.3
Birken-Pionierwald auf tonigem Schluff............................................................................ 124 Birken-Kiefern-Pionierwald auf schluffigem Sand (I) ....................................................... 126 Birken-Kiefern-Pionierwald auf schluffigem Sand (II) ...................................................... 128
5.5.4
Beispiele für Renaturierung ..................................................................................130
5.5.4.1
Birken-Pionierwald auf lehmig-schluffigem Sand ............................................................. 130
5.6 5.6.1 5.6.2
Übertragung von Oberboden (Offenland)........................................................132 Hinweise für die Umsetzung.................................................................................132 Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen).................................134
5.6.2.1
Magerrasen auf schluffig-lehmigem Sand .......................................................................... 134
5.6.3
Beispiele für Ufersicherung (Bachrenaturierung) .................................................136
5.6.3.1
Feuchte Mähwiese/Saum auf schluffigem Sand ................................................................. 136
5.6.4
Beispiele für Renaturierung ..................................................................................138
5.6.4.1 5.6.4.2 5.6.4.3 5.6.4.4
Glatthafer-Frischwiese auf lehmigem Sand ........................................................................ 138 Ruderale Staudenflur auf sandigem Schluff ....................................................................... 140 Zwergstrauchheide auf Sand .............................................................................................. 142 Zwergstrauchheide auf skelettreichem Sand ...................................................................... 144
Inhaltsverzeichnis
9
5.6.4.5
Zwergstrauchheide auf schluffigem Sand ...........................................................................146
5.7 5.7.1 5.7.2
Übertragung von Oberboden aus Wäldern...................................................... 148 Hinweise für die Umsetzung ................................................................................ 148 Beispiele für Renaturierung.................................................................................. 150
5.7.2.1
Laubwald mit typischer Krautschicht auf kiesig-schluffigem Lehm...................................150
5.8 5.8.1 5.8.2
Pflanzungen und Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile ............................ 153 Hinweise für die Umsetzung ................................................................................ 153 Beispiele für Böschungssicherung........................................................................ 154
5.8.2.1
Weidengebüsch auf schluffigem Lehm ...............................................................................154
5.8.3
Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau) .................................................. 156
5.8.3.1
Wärmeliebendes Gebüsch auf Kalk- und Keuperschutt .....................................................156
5.9 5.9.1 5.9.2
Pflanzungen an Seeufern ................................................................................... 159 Hinweise für die Umsetzung ................................................................................ 159 Beispiele für Ufersicherung (Tagebaurestsee) ...................................................... 162
5.9.2.1 5.9.2.2
Flächige Röhrichtinitialisierung an erosionsgefährdetem Seeufer......................................162 Lineare Röhrichtinitialisierung an wenig erosionsgefährdetem Seeufer.............................164
6
Überführung naturnaher Begrünungsmethoden in die Praxis: Fallbeispiel Geiseltal...............................................................................166
7
Kosten naturnaher Begrünungsmaßnahmen.......................................170
8
Literaturverzeichnis ...............................................................................179
9
Anhang.....................................................................................................190
9.1 9.1.1 9.1.2 9.1.3
Beispiele für standortgerechte und naturraumtpyische Ansaatmischungen . 190 Magerrasen und mesophile Säume auf skelettreichem Lehm ............................... 190 Trockene Glatthaferwiese auf gestörtem Löß ....................................................... 192 Trockene Glatthaferwiese auf sandigem Lehm..................................................... 193
9.2
Wichtige Adressen und Ansprechpartner......................................................... 194
Anschriften der Autoren Dipl.-Ing. Astrid Bringmann Subatzus und Bringmann – Büro für Landschaftsplanung und Baumbegutachtung Lindenstraße 31 01983 Großräschen [email protected] Dipl.-Ing. (FH) Joe Engelhardt Engelhardt.Ökologie Am Bahnhof 1 84140 Gangkofen www.engelhardt-oekologie.de [email protected] Dr. Astrid Grüttner Ruscheweg 37 01109 Dresden [email protected] Prof. Dr. Eva Hacker Universität Hannover Institut für Landschaftspflege und Naturschutz Herrenhäuser Straße 2 30149 Hannover [email protected] PD Dr. Norbert Hölzel Justus-Liebig-Universität Gießen Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement Heinrich-Buff-Ring 26 - 32 35392 Gießen www.uni-giessen.de/stromtalwiesen/ [email protected] Prof. Dr. Kai Jensen Universität Hamburg Biozentrum Klein Flottbek Abteilung Pflanzenökologie und Nutzpflanzenbiologie Ohnhorststraße 18 22609 Hamburg [email protected] Prof. Dipl.-Ing. Rolf Johannsen Fachhochschule Erfurt Fachbereich Landschaftsarchitektur Leipziger Straße 77 99085 Erfurt [email protected]
Dipl.-Ing. (FH) Gerd Jünger Ingenieurbüro Jünger Hauptstraße 8 06408 Aderstedt [email protected] Prof. Dr. Ellen Kausch Hochschule Anhalt (FH) Fachbereich LOEL Strenzfelder Allee 28 06406 Bernburg [email protected] Dr. Kathrin Kiehl Technische Universität München Lehrstuhl für Vegetationsökologie Am Hochanger 6 85350 Freising [email protected] Dr. Anita Kirmer Hochschule Anhalt (FH) Fachbereich LOEL Strenzfelder Allee 28 06406 Bernburg [email protected] Dr. Bernhard Krautzer HBLFA Raumberg-Gumpenstein A-8952 Irdning/Österreich www.raumberg-gumpenstein.at [email protected] Dipl.-Ing. (FH) Manja Landefeld Johannsen und Spundflasch – Büro für Ingenieurbiologie und Wasserbau Windmühle 1 99718 Oberbösa [email protected] Dipl.-Ing. (FH) Antje Lorenz Hochschule Anhalt (FH) Fachbereich LOEL Strenzfelder Allee 28 06406 Bernburg [email protected]
Anschriften der Autoren
Dipl.-Ing. (FH) Sandra Mann Hochschule Anhalt (FH) Fachbereich LOEL Strenzfelder Allee 28 06406 Bernburg [email protected] Dr. Kornelia Marzini Saaten Zeller Erftalstraße 6 63928 Riedern www.saaten-zeller.de [email protected] Dipl.-Ing. (FH) Dirk Mertens Verein Naturschutzpark e.V. (VNP) Niederhaverbeck 7 29646 Bispingen www.verein-naturschutzpark.de [email protected] Dr. Frank Molder Baader Konzept GmbH, Büro Gunzenhausen Weißenburger Straße 19 91710 Gunzenhausen www.baaderkonzept.de [email protected] Dipl.-Ing. (agr.) Cornelia Pacalaj Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau Leipziger Straße 75a 99085 Erfurt [email protected] Dipl.-Biol. Leonid Rasran Universität Kiel Ökologie-Zentrum Olshausenstraße 75 24118 Kiel [email protected] Dipl. Ing. Meike Schächtele Technische Universität München Lehrstuhl für Vegetationsökologie Am Hochanger 6 85350 Freising [email protected]
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Dipl.-Ing. Dirk Seelemann fagus - FachGesellschaft für Umweltund Stadtplanung Hauptstraße 9 04416 Markkleeberg www.fagus-leipzig.de [email protected] Dipl.-Ing. (FH) Frank Spundflasch Johannsen und Spundflasch – Büro für Ingenieurbiologie und Wasserbau Windmühle 1 99718 Oberbösa [email protected] Dipl.-Ing. (agr.) Matthias Stolle Begrünungsplanung Saalestr. 5 06118 Halle/Saale www.saale-saaten.de [email protected] Prof. Dr. Sabine Tischew Hochschule Anhalt (FH) Fachbereich LOEL Strenzfelder Allee 28 06406 Bernburg [email protected] Dr. Ulrich Tränkle AG.L.N. – Landschaftsplanung und Naturschutzmanagement Rauher Burren 9 89143 Blaubeuren www.agln.de [email protected] Dr. Gotthard Wolf Im Fuchsloch 34 53424 Remagen [email protected]
1
Einführung Sabine Tischew, Anita Kirmer
In Deutschland werden nach infrastrukturellen Eingriffen (z. B. Abgrabungen, Straßen- und Deichbau) sowie im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen jährlich mehrere tausend Hektar begrünt (IGI Niedermeyer Institute 2000). Dabei liegt für Rohböden der Schwerpunkt bislang auf dem Schutz vor Erosion. Auf den meisten Flächen kommen Regelsaatgutmischungen (nach FLL 2005) zum Einsatz, die sich aus Zuchtsorten aus dem Intensiv-Rasenbereich, der Landwirtschaft sowie aus gebietsfremden Arten zusammensetzen. Dieses Saatgut wird aufgrund geringerer Kosten zu einem wesentlichen Teil außerhalb der Anwendungsgebiete, oftmals sogar in anderen Klimazonen (z. B. Balkan, Kleinasien, Ostasien), gewonnen und vermehrt (Marzini 2004). Insgesamt werden jährlich 17.500 t Grassamen und 3.500 t Leguminosensamen nach Deutschland importiert (BLE 2004 in Drucksache 18/5087 des Deutschen Bundestages). Aktuelle Ergebnisse belegen inzwischen, dass Ökotypen krautiger Arten spezifische Anpassungen an lokale Standortbedingungen zeigen (z. B. Hufford & Mazer 2003; Bischoff & Müller-Schärer 2005), so dass die geringere Anpassungsfähigkeit gebietsfremder Herkünfte zu hohen Ausfallraten führen kann. Ein erfolgreicher Einsatz von Zuchtsorten erfordert vor allem auf Rohböden aufwändige Standortvorbereitungen. Unter Extrembedingungen, wie langen Trockenperioden oder einem hohen Anteil stark saurer Substrate, stoßen konventionelle Methoden deshalb an die Grenzen ihrer Anwendbarkeit (Foto 1.1). Erosionsprozesse und ein erhöhter Nachsorgeaufwand sind die Folge. Auch bei der Pflanzung von Bäumen oder Sträuchern wird unter solchen Bedingungen häufig auf eine schlechte Anwuchsrate verwiesen, die hier ebenfalls durch die Verwendung gebietsfremden Materials verursacht werden kann (u.a. Marzini & Vollrath 2003; Seitz & Kowarik 2003; Tischew et al. 2004c; Degenbeck 2005). Viele Autoren (z. B. Bradshaw & Handley 1982; Mulroy 1989; Molder 1990; Molder & Skirde 1993; Kühn 1997; Keller & Kollmann 1998) betonen deshalb die Bedeutung gebietseigener und nutzungsangepasster Herkünfte für ökonomisch und ökologisch nachhaltige Begrünungsmaßnahmen.
Foto 1.1 Ausfälle bei einer RSM-Ansaat an der A 71 nördlich von Erfurt. (Foto: H. Korsch, Oktober 2004)
Ein weiteres, zu wenig in der öffentlichen Diskussion beachtetes Problem ist die Gefahr der Florenverfälschung durch gebietsfremde Arten und Zuchtsorten. Die unkontrollierte Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten (invasive Neophyten) hat inzwischen in Deutschland
14
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
erhebliche ökonomische Auswirkungen. Die durch die 20 aggressivsten neophytischen Arten (z. B. Riesenbärenklau, Japanischer Staudenknöterich) in Deutschland entstandenen Schäden belaufen sich auf 167 Mio. € pro Jahr (Reinhardt et al. 2003). Das Einbringen gebietsfremder Herkünfte von Arten kann durch negative Interaktionen mit noch vorhandenen gebietseigenen Provenienzen unerwünschte Folgen haben. Es besteht das Risiko, dass lokale Herkünfte durch gebietsfremde, invasive Genotypen verdrängt werden oder es zu einer unerwünschten Hybridisierung kommt (Bischoff & Müller-Schärer 2005). Dadurch kann die inner- und zwischenartliche Vielfalt von Pflanzen beeinträchtigt werden und es können Rückkopplungseffekte auf die Tierwelt entstehen (Wesserling & Tscharnke 1993, Molder 2002; Nickel 2003; Seitz & Kowarik 2003). Deshalb wurde die Bewahrung der innerartlichen Vielfalt, die durch die Differenzierung in Unterarten, lokale Rassen und Sippen entsteht, im EU-Recht verankert und im §10(2)3 BNatSchG festgeschrieben. Damit verbunden ist auch die Vorgabe einer Genehmigung für die Ansiedlung gebietsfremder Herkünfte in der freien Landschaft, wobei nach §41(2)2-1 BNatSchG der Anbau von Pflanzen in der Landund Forstwirtschaft ausgenommen wird. Dennoch ist für die wichtigsten, forstlich genutzten einheimischen Baumarten durch das „Forstliche Saat- und Pflanzgutgesetz“ bzw. das „Gesetz über forstliches Vermehrungsgut“ festgelegt, dass für waldbauliche Zwecke nur gebietseigene Herkünfte vermehrt und ausgebracht werden dürfen, wobei Deutschland in neun Herkunftsgebiete unterteilt wird (z. B. Schmidt & Krause 1997). Auch für die Etablierung von Offenlandvegetation (z. B. Wiesen, Magerrasen) gibt es mit den von der Forschungsgemeinschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL 1999) herausgegebenen „Methoden für besondere Begrünungsverfahren“ seit längerem Empfehlungen für eine naturnahe Begrünung mit gebietseigenen Herkünften, die bislang aber viel zu wenig Beachtung finden. Bei zukünftigen Begrünungen in der freien Landschaft sind Alternativen zum Einsatz von Zuchtsorten oder gebietsfremden Arten und Herkünften dringend zu fordern (u.a. Hacker & Hiller 2003, Klingenstein & Eberhardt 2003; Westhus & Korsch 2005). In diesem Zusammenhang müssen auch die Widersprüche zwischen dem Bundesnaturschutzgesetz (Verbot des Ausbringens fremder Arten und Herkünfte in der freien Landschaft) und dem Saatgutverkehrsgesetz (SaatVerkG) geklärt werden, das bislang nur die Ausbringung zertifizierter Sorten der Arten erlaubt, die dem Saatgutverkehrsgesetz unterliegen. Gegenwärtig steht in den Gremien der EU eine Gesetzesvorlage zum Umgang mit pflanzengenetischen Ressourcen zur Entscheidung an, die unter anderem dem oben genannten Aspekt Rechnung tragen soll. Im vorliegenden Handbuch sollen vor dem Hintergrund der aufgeführten Probleme bei Begrünungen in der freien Landschaft, außerhalb land- und forstwirtschaftlich genutzter Flächen, naturnahe Alternativen zu herkömmlichen Verfahren vorgestellt und mit Praxisbeispielen unterlegt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der naturnahen Begrünung von Rohbodenstandorten, die im Zuge von Rohstoffabbau und im Straßen- oder Deichbau entstehen oder im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen durch Abschieben des nährstoffreichen Oberbodens bewusst hergestellt werden. Dazu wurden in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Verfahren erfolgreich entwickelt und getestet (siehe Kapitel 5). Durch die Verwendung naturnaher Methoden sollen die naturschutzfachlich wertvollen Potenziale (v.a. Nährstoffarmut) der Rohböden weitgehend erhalten bleiben, da diese die Ansiedlung von in der umgebenden Landschaft gefährdeten und seltenen Arten ermöglichen. Für die Begrünung müssen ausschließlich standortgerechte Arten sowie gebietseigene Herkünfte verwendet werden. Aufgrund spezifischer Anpassungen an die jeweiligen Standortverhältnisse sind dabei Herkünfte aus vergleich-
Einführung
15
baren Biotoptypen zu bevorzugen. Die zu begründende Fläche soll in jedem Fall das Potenzial einer eigenständigen Entwicklung und natürlichen Selbstregeneration bewahren. Arten früher Sukzessionsstadien sollten vorrangig eingesetzt werden, da diese Arten am besten an Rohbodenbedingungen angepasst sind. Eine Ansiedlung von Arten aus der Umgebung ist erwünscht und kann durch eine geringe Einsaat- bzw. Bepflanzungsdichte unterstützt werden. Auf erosionsgefährdeten Standorten muss auch bei naturnahen Verfahren der Schutz vor Erosion im Vordergrund stehen. Hierzu werden speziell angepasste Methoden, wie das Aufbringen von samenreichem Mahdgut oder Mulchdecksaaten, vorgestellt. Insbesondere in Abbaugebieten kann durch die Anwendung naturnaher Methoden die Einwanderung von standortgerechten Arten beschleunigt werden. Bei Folgenutzung Naturschutz sowie bei flächenhafter Renaturierung (z. B. nach Tagebau) sollten Begrünungsmaßnahmen nur auf Teilbereichen durchgeführt werden, damit ein Großteil der Flächen der natürlichen Sukzession überlassen bleiben kann (Prozessschutz, vgl. auch Tischew 2004). Vor allem bei isoliert liegenden Flächen werden durch das Einbringen naturschutzfachlich wertvoller Arten Ausbreitungsschranken effektiv überwunden, wobei die so begrünten Flächen als Ausbreitungsinseln für die weitere Besiedlung dienen können. Gleichzeitig werden durch das punktuelle Vorgehen die naturschutzfachlich wertvollen Standortpotenziale dieser Flächen erhalten (z. B. Nährstoffarmut und hohe Eigendynamik). Die Initiierung von Pflanzengesellschaften kann dabei auf erosionsgefährdete Standorte beschränkt bleiben bzw. zu einer schnelleren Kompensation von Schäden am Landschaftsbild vor allem in den Randbereichen eingesetzt werden. Alle vorgestellten Methoden sind prinzipiell auch auf gewachsenen Böden anwendbar. Insbesondere bei nährstoffreichen Standorten (z. B. ehemalige Ackerböden) muss für die erfolgreiche Umsetzung der vorgestellten Methoden eine Aushagerungsphase vorgeschaltet werden. Dies kann durch den Anbau stark zehrender Feldfrüchte oder Biomasseaustrag durch mehrmalige Mahd aufgewachsener Bestände erfolgen. Foto 1.2 Natürliche Sukzession im etwa 35 Jahre alten, Eine sehr erfolgversprechende und ehemaligen Tagebau Kayna-Süd. (Foto: A. Kirmer, 1999) schnell wirksame Methode der Aushagerung ist das Abschieben des nährstoffreichen Oberbodens (z. B. Patzelt et al. 2001; Hölzel & Otte 2003; Verhagen et al. 2003; Schächtele & Kiehl 2005). Da diese Maßnahme sehr arbeits- und kostenintensiv ist, sollte sie vor allem auf die Etablierung von Vegetationsbeständen konzentriert werden, deren nachhaltige Entwicklung unmittelbar mit einem niedrigen Nährstoffstatus gekoppelt ist. Beispiele hierfür sind Zwergstrauchheiden sowie Trocken- und Magerrasen, da deren Neuanlage auf zu nährstoffreichen Standorten nicht zu den gewünschten Zielvegetationstypen führt (Tischew et al. 2004b) bzw. durch einen hohen Pflegeaufwand unverhältnismäßig hohe Nachsorgeaufwendungen erfordert.
2
Definitionen
2.1 Begriffsdefinitionen Um Missverständnisse zu vermeiden, werden im Text verwendete Begriffe wie folgt definiert: Areal (hier: von Pflanzenarten) = Verteilung der Wuchsorte einer Pflanzenart im geographischen Raum (Quelle: Straka & Walter 1970) Art = Eine Art ist eine Abstammungsgemeinschaft untereinander fertil kreuzbarer Individuen, die sich durch konstante erbliche Merkmale von anderen Abstammungsgemeinschaften unterscheiden, mit denen keine oder nur verminderte Kreuzungsmöglichkeiten bestehen. autochthon = vom jeweiligen Betrachtungsort stammend, bodenständig (z. B. Gesteine in der Geologie, Tier- und Pflanzenarten im Naturschutz oder Gehölzindividuen in der Forstwirtschaft); wird im Naturschutz oft missverständlich als Synonym für „einheimisch“ gebraucht; besser geeignet ist „gebietseigen“ (Quelle: Bundesamt für Naturschutz: http://www.bmu.de/ service/weitere_angebote/glossar/doc/4047.php; Februar 2006) Brennen = Dieser Begriff bezeichnet nährstoffarme, trockene und höher gelegene Kiesstandorte innerhalb der Auenstufe. Sie weisen eine Vegetation aus Magerrasenarten mit höchstens lichtem Baumbewuchs auf. Brennen sind Lebensraum für eine Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten. (Quelle: www.bayern.de/lfu/natur/landschaftsentwicklung/glossar; März 2006) freie Landschaft = Als juristischer Begriff schließt der Terminus sämtliche Flächen außerhalb des besiedelten Bereiches unabhängig von deren Naturnähe ein. (Quelle: Seitz & Kowarik 2003) gebietseigen = Als gebietseigen werden Pflanzen bzw. Sippen bezeichnet, die aus Populationen einheimischer Sippen stammen, welche sich in einem bestimmten Naturraum über einen langen Zeitraum in vielfachen Generationsfolgen vermehrt haben. Daher ist eine genetische Differenzierung gegenüber Populationen der gleichen Art aus anderen Naturräumen anzunehmen. Für Gehölze ist auch der Begriff „gebietsheimisch“ gebräuchlich. (Quelle: Seitz & Kowarik 2003) gebietsfremd = eine wild lebende Tier- oder Pflanzenart, die in dem betreffenden Gebiet in freier Natur nicht oder seit mehr als 100 Jahren nicht mehr vorkommt (Quelle: §10(2)6 BNatSchG) heimisch = eine wild lebende Pflanzenart, die ihr Verbreitungsgebiet ganz oder teilweise im Inland hat, in geschichtlicher Zeit hatte oder auf natürliche Weise in das Inland ausdehnt (Quelle: §10(2)5 BNatSchG) Herkunftsregion = eine Region mit annähernd gleichen ökologischen Bedingungen, die so abgegrenzt wurde, dass die Verwendung des dort gewonnenen Vermehrungsgutes innerhalb der gesamten Herkunftsregion vor dem Hintergrund der Vermeidung der Florenverfälschung verantwortet werden kann (Quelle: Hiller & Hacker 2001) lokal = örtlich, auf den hiesigen Ort bezogen (Quelle: www.wikipedia.org; Februar 2006)
Definitionen
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Naturraum = ein in seinem physischen Totalcharakter (Geologie, Klima; Vegetation) einheitliches, individuelles Gebiet, das gegenüber benachbarten Gebieten abgrenzbar und unterscheidbar ist (Quelle: Meynen & Schmidthüsen 1953/1962) Ökotyp = durch natürliche Selektion entstandene Teilpopulation einer Tier- und Pflanzenart mit erblich bedingter Anpassung an bestimmte Standortbedingungen in ihrem Verbreitungsgebiet (Quelle: http://irp.baden-wuerttemberg.de/glossar.html; Februar 2006) Regiosaatgut = Saatgut von Biotoptypen, das innerhalb der Grenzen einer festgelegten Herkunftsregion gewonnen, vermehrt und ausgebracht wird, ohne dass es dabei züchterisch verändert wurde (Quelle: Hiller & Hacker 2001) Störzeiger = eingewanderte Arten, die dem Entwicklungsziel nicht entsprechen bzw. eine negative Wirkung auf die Erreichung des Entwicklungszieles haben Strukturarm = Dominanzbestände einzelner Arten Strukturreich = artenreiche, geschichtete Bestände Unterart = Gruppen von ähnlichen Individuen, die einerseits offenkundig miteinander paarungsfähig sind (also ein wichtiges Kriterium der Abgrenzung von Arten nicht erfüllen), andererseits aber als Gruppe oder Sippe hinreichend eindeutig gegen andere Gruppen (Sippen) abgrenzbar sind; Unterarten entstehen, wenn der Genaustausch mit anderen Populationen vermindert ist (Quelle: www.wikipedia.org; Februar 2006)
2.2 Rohböden – Definitionen und Erläuterungen Matthias Stolle
Abweichend von der üblichen bodenkundlichen Terminologie (AG Boden 1994) werden in diesem Handbuch alle terrestrischen Auftrags- und Abtragsböden sowie Rigosole als Rohböden im Sinne eines unentwickelten (d.h. ohne Ausbildung natürlich entstandener Profilhorizonte), meist oberbodenfreien und vegetationslosen Substrates definiert. Sie sind durch weitgehende Humusfreiheit und Nährstoffarmut, geringe biologische Aktivität, fehlende Krümelstruktur und ein zumeist technogen beeinflusstes Bodengefüge gekennzeichnet. Dazu gehören beispielsweise: x
Abgrabungen im Zuge erdbaulicher oder bergbaulicher Tätigkeit (Tage- und Tiefbaue, Steinbrüche) bei denen natürliche Substrate angeschnitten, bewegt und aufgehaldet, verkippt oder verspült werden,
x
gekappte, natürliche Böden, bei denen der humose A-Horizont fehlt oder entfernt wurde (Erosion, Baumaßnahmen, Abtrag im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen),
x
anthropogene Substrate wie Asche-, Kalkschlamm-, Bauschutt-, Schlacke- oder Mülldeponien,
x
Gemische natürlicher und anthropogener Substrate (oft Bauschutt, Aschen oder organische Materialien), die verfüllt, aufgehaldet oder verspült wurden (Rigosole). Hier sind wiederum die jungen, unentwickelten Substrate als Rohböden zu verstehen.
18
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Viele Rohböden werden durch ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften zu Extremstandorten für die Wiederbesiedelung durch Fauna und Flora. Diesem Umstand muss bei der Begrünungsplanung bezüglich der Wahl der Pflanzenarten und der Begrünungsmethoden Rechnung getragen werden. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind extrem hohe oder niedrige pH-Werte (häufig mit dem Fehlen bestimmter Nährstoffe verknüpft), Salzbelastung und Trockenheit. 1.
Stark saure natürliche Standorte (Böden auf sauer verwitterndem Gestein oder organische Böden wie Moore) unterscheiden sich von anthropogenen Standorten häufig durch das Fehlen toxischer Aluminium-Ionen in der Bodenlösung, die vor allem im Ergebnis der Pyritverwitterung auf Bergbauabraum nachzuweisen sind (umfassende Informationen zur Pyritverwitterung bei Evangelou & Zhang 1995). Etwa ab pH-Wert (KCl) 4,5 (entspricht etwa 10 mg pro 100 g Boden pflanzenverfügbares Aluminium, siehe Herbst & Mahn 1998) nimmt die Löslichkeit von Aluminium stark zu (exponentiell ab pH < 3,5) und die Zahl der dies tolerierenden Arten ab. Die Schädlichkeit freier Aluminium-Ionen hängt daneben auch von der Herkunft der einzelnen Arten ab. Nach Untersuchungen von Kidd & Proctor (2000) wurden Birken basischer Standorte bereits bei Konzentrationen von 2 mg/l geschädigt, während Birken saurer Standorte noch 25 mg/l tolerierten. Die Keimlinge toleranter Arten wie Rasen-Schmiele (Deschampsia flexuosa) und Borstgras (Nardus stricta) werden bei Konzentrationen von 0,48 bzw. 0,35 mmol/l im Wurzelwachstum gehemmt (Kinzel 1982). Neben phytotoxischen Aluminium-Konzentrationen schädigt auch die bei der Pyritverwitterung freiwerdende Schwefelsäure die Pflanzen. Die Auswaschung der nachlieferbaren Säure kann über Jahrzehnte erfolgen. Eine Vegetationsdecke kann daher nur nach Abpufferung durch Kalkung auf pH-Werte > 3,5 mit einer Mächtigkeit des behandelten Substrates von mindestens 15 - 30 cm oder nach einer entsprechenden Überdeckung mit geeignetem Material etabliert werden. Zur Ermittlung des Kalkbedarfes vgl. auch Katzur (1998).
2.
Basische Standorte mit pH-Werten > 8 sind in Mitteleuropa in der Regel anthropogener Herkunft. Dazu zählen besonders frische Kraftwerksaschen, Kalkschlämme und ähnliche Substrate. Unter dem Einfluss von Kohlendioxid aus der Luft karbonatisieren die Substrate an der Oberfläche und die pflanzliche Besiedelung kann einsetzen. Da bei pH-Werten um acht die Nährstoffaufnahme erschwert und insbesondere Phosphor in schwer löslichen Verbindungen festgelegt ist, sind die Pflanzen auf Symbionten, z. B. Mykorrhizen angewiesen, die offenbar bei höheren pH-Werten nicht mehr existieren können.
3.
Wasser- und Nährstoffaufnahme der Pflanzen basieren auf osmotischen Prinzipien. Ein Anstieg des Salzgehaltes in der Bodenlösung über ein bestimmtes Maß hinaus führt auf Salz-Standorten zu physiologischer Trockenheit. Viele salztolerante Arten kompensieren hohe Salzgehalte durch erhöhte Wasseraufnahme, Sukkulenz oder spezielle Ausscheidungsmechanismen. Auf trockenen Standorten in niederschlagsarmen Gebieten ist die Zahl der angepassten Arten stark eingeschränkt. Die natürliche Besiedelung solcher Standorte setzt etwa ab einem Schwellenwert für die Leitfähigkeit von 0,8 - 1 mS/cm in einer Mächtigkeit von mindestens 15 - 20 cm bei Jahresniederschlägen zwischen 550 und 600 mm ein. Die oberflächennahe Salzauswaschung kann durch indirekte Maßnahmen, z. B. Mulchabdeckungen, zur Verminderung der Verdunstung beschleunigt werden.
Definitionen
4.
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Die Menge an pflanzenverfügbarem Wasser wird von vielen Faktoren beeinflusst, z. B. Niederschlag, angeschnittene Grundwasserleiter, Exposition, Neigung. Darüber hinaus führen hohe Anteile silikatischer Feinsande, hohe Kohle- oder Torfgehalte aufgrund ihrer hydrophoben Eigenschaften zu einer starken Austrocknung. Danach ist eine Wiederbenetzung schwer möglich, da das Niederschlagswasser nicht mehr eindringen kann. Analog zu den Salzstandorten sind auf derartigen Standorten Maßnahmen zur Beschattung und Verminderung der Verdunstung bzw. oberflächlichen Austrocknung erforderlich. Ein weiterer limitierender Faktor ist die Speicherkapazität des Bodenkörpers für pflanzenverfügbares Wasser. Weniger als 30 l/m³ (0 - 120 cm Tiefe) werden als äußerst gering eingestuft. Bei mineralischen Rohböden ist in diesem Zusammenhang der Skelettanteil (> 2 mm) im Bodengefüge von Bedeutung, da das vom Skelett erfüllte Bodenvolumen für die Pflanzen als Wasserspeicher bedeutungslos ist. Ein Anteil > 75 % wird als extrem hoch eingestuft (http://www.hep.info/documents/57/A07.pdf).
Foto 2.1 Salzhaltiger, stark basischer Standort auf Foto 2.2 Stark kohlehaltiger, hydrophober Roheiner jungen Kalkhalde bei Bernburg; Überreste bodenstandort im ehemaligen Tagebau KaynaSüd bei Merseburg. (Foto: S. Mann, 2000) aus der Soda-Herstellung. (Foto: M. Stolle, 1994)
Foto 2.3 Stark saures Tertiärsubstrat (pH < 3) im ehemaligen Tagebaugebiet Goitzsche bei Bitterfeld. Die gelbliche Oberfläche resultiert aus der Oxidation von Pyrit zu Schwefelsäure. Die Fläche ist seit 30 Jahren vegetationsfrei. (Foto: A. Kirmer, 1994)
Die Spezialisierung von Pflanzenarten, die an Extremstandorte angepasst sind, ist von vielen Faktoren abhängig (z. B. Salzgehalt, pH-Wert, Ionenmuster des jeweiligen Substrates). Deshalb ist das Studium der Primärbesiedelung dieser Standorte für die Artenauswahl bei der Begrünung unerlässlich. Für nahezu alle Substrattypen anthropogener Herkunft finden sich Altstandorte, die Auskunft über den Sukzessionsverlauf und damit Hinweise auf geeignete Primärbesiedler geben können.
3
Naturnahe Methoden: ein Überblick Anita Kirmer, Matthias Stolle, Antje Lorenz, Astrid Grüttner, Joe Engelhardt
Viele in diesem Handbuch vorgestellten naturnahen Begrünungsmethoden zählen zu den aus der ingenieurbiologischen Praxis bekannten Deckbauweisen. Sie repräsentieren eine Weiterentwicklung seit langem bekannter Prinzipien, die neben dem ursprünglich vorherrschenden Ziel des Erosionsschutzes dazu beitragen, die floristische Identität der Naturräume zu bewahren und naturnahe Pflanzenbestände zu etablieren. Die Auswahl der Methoden und Materialien wird sowohl vom Schutz- als auch vom Entwicklungsziel bestimmt. Grundsätzlich ist dabei gebietseigenen oder lokalen Ressourcen der Vorrang zu geben. Mahdgut, Oberboden/Rasensoden und Saatgut kommt dabei die Funktion zu, die Wachstums- und Entwicklungsbedingungen auf Rohböden zu verbessern und eine nachhaltige Vegetationsentwicklung einzuleiten. Durch den Auftrag von geeigneten Mulchmaterialien (z. B. frisches Mahdgut, Heu) wird eine mehr oder weniger geschlossene Streuauflage erzeugt, die für Samen und vegetative Pflanzenteile als Schutzstelle wirkt und Keimung und Etablierung erleichtert. Auch die Einwanderung von Arten aus der Umgebung wird gefördert, da die Auflage als Samenfänger wirkt. Die Mulchdecke beschattet den Boden, dient als Verdunstungsschutz und mildert Temperaturschwankungen, was besonders bei dunklen Oberflächen (z. B. Abraum aus Steinkohleoder Braunkohleabbau) eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Etablierung ist. Während der Zersetzung der Mulchauflage wird eine geringe Menge an Nährstoffen freigesetzt, was bei nährstoffarmen Rohböden die Etablierung zusätzlich erleichtert. Zusammen mit dem Mulchmaterial werden Mikroorganismen und Kleintiere (z. B. Engelhardt 2000; Kirmer et al. 2001; Snazell & Clarke 2000; Wagner 2004; Kiehl & Wagner 2006) übertragen, die den organischen Stoffkreislauf und die Entwicklung des Bodenlebens fördern.
Foto 3.1 Durch Mahdgutauftrag geschützte Fläche und fortschreitende Erosion auf den unbehandelten Nachbarflächen einer Böschung im ehemaligen Tagebau Mücheln; drei Jahre nach dem Mahdgutauftrag. (Foto: A. Kirmer, 2002)
Die Mulchauflage reduziert die Aufprallenergie von Regentropfen und gewährleistet dadurch bereits vor der Etablierung von Pflanzen einen effektiven Schutz vor Erosion (Foto 3.1). Die sich auf besiedlungsfähigem Substrat rasch entwickelnde Vegetation tritt an die Stelle der innerhalb weniger Jahre abgebauten Streu und übernimmt den Erosionsschutz. Auch wenn die Vegetationsbedeckung auf extremen Standorten nicht 100 % erreicht, ist der Erosionsschutz durch die Ausbildung eines ausgedehnten Wurzelsystems gewährleistet. Stolle (2000) be-
Naturnahe Methoden: ein Überblick
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schreibt, dass bei einer oberirdischen Deckung von 30 % die oberen Bodenschichten bereits vollständig durchwurzelt sind, wenn in der Vegetation verschiedene morphologische Typen vorhanden sind (Tief- und Flachwurzler, Intensiv- und Extensivwurzler; s. Foto 3.2).
Foto 3.2 Unterschiedliche Bewurzelung von Pflanzenarten auf Versuchsflächen im Tagebau Profen. (Foto: M. Stolle, 2005)
Diasporenreiches Mahdgut und Heumulch erfüllen höchste naturschutzfachliche Ansprüche nach lokaler Herkunft, wenn das Material in der unmittelbaren Umgebung gewonnen wird. Zudem werden regionaltypische Artenkombinationen übertragen. Deshalb sind diese Methoden für die Renaturierung von naturschutzfachlich wertvollen Pflanzengesellschaften ideal geeignet. Verschiedene Autoren beschreiben dieses Vorgehen bei der Renaturierung von Frischwiesen (z. B. Biewer & Poschlod 1997), Glatthaferwiesen (z. B. Bosshard 2000), Heiden (z. B. Woike 1985, Behlert 1993, Pywell et al. 1995; Blumrich & Wiegleb 1998), Kalkmagerrasen (z. B. Tränkle 1997a; Pfadenhauer & Miller 2000; Kiehl & Wagner 2006), Niedermoorwiesen (z. B. Patzelt 1998; Schächtele & Kiehl 2005; Rasran et al. 2006) und Sandtrockenrasen (Bank et al. 2002; Kirmer 2004a). Eine weitere Variante ist der Auftrag von ausgedroschenem, grob gereinigtem Mahdgut (= Heudrusch®, Engelhardt 2000). Wenn es die Standortverhältnisse erfordern (Steil- und Trockenlagen) ist eine zusätzliche Mulchabdeckung der Heudruschsaat oder der Zusatz von Ammengräsern (z. B. Getreide) empfehlenswert. Beim Heudrusch®-Verfahren können die Samen mehrerer Mahdzeitpunkte gemeinsam aufgebracht und somit die Zahl der übertragenen Arten erhöht werden. Da nach dem Dreschen wesentlich weniger Biomasse bewegt werden muss, ist das Verfahren besonders bei steilen Flächen, vielen kleinen Spenderflächen, längeren Lagerungszeiten und/oder schwieriger Baustellenabwicklung kostengünstiger und/oder für Planer und Bauleiter einfacher zu handhaben. Zudem sind bei überbetrieblichen Kooperationen (z. B. ARGE, Subunternehmerketten), die Schnittstellen der Bauabwicklung klar und einfach zu definieren. Das Heudrusch®-Verfahren erfüllt damit die Anforderungen der Praktiker an ein „baustellenkompatibles“ Verfahren. Vorgehensweise, Herkunft- und Qualitätssicherung sind Bestandteil des Verfahrens und werden stets den aktuellen wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen angepasst. Das Heudrusch®-Verfahren ist markenrechtlich geschützt. Bezugsquellen sind unter www.heudrusch.de zu finden. Die Einsatzmöglichkeiten von samenreichem Mahdgut, Heumulch oder Heudrusch® werden vor allem vom Vorhandensein geeigneter Spenderflächen bestimmt. Sind diese nicht in ausreichendem Maße verfügbar, kann geeignetes Mulchmaterial mit Saatgut der Zielarten angereichert werden. In Form von Mulchdecksaaten werden Ansaaten von gebietseigenem Saatgut
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
mit samenarmen Mulchauflagen kombiniert. Die Qualität der Mulchmaterialien, insbesondere das Kohlenstoff/Stickstoff (C/N)-Verhältnis, spielt dabei für die Pflanzenentwicklung eine entscheidende Rolle (Stolle 1998a). Strukturreiches, langhalmiges Material mit einem engen C/N-Verhältnis (z. B. krautreicher Wiesenschnitt) ist stets günstiger zu beurteilen als beispielsweise Stroh, da beim Abbau des Strohs ein Teil der auf Rohböden in der Regel knappen Stickstoff-Ressourcen verbraucht wird und nicht der sich entwickelnden Vegetation zur Verfügung steht (Stolle 1998a). Bei der Verwendung von Strohauflagen auf nährstoffarmen Rohböden wird daher die Zugabe einer geringen Menge organischen Düngers empfohlen, um eine optimale Vegetationsentwicklung zu ermöglichen. Bei allen Einsaaten ist zu beachten, dass auch Arten trockener Standorte für eine erfolgreiche Keimung lange Perioden gleichmäßiger Feuchte benötigen. Unter natürlichen Bedingungen sind diese Voraussetzungen gegeben, wenn die Samen nach der Reife zwischen die Streu abgestorbener Pflanzenteile fallen. Auf Rohböden übernimmt eine Mulchauflage diese Funktion. Das Mulchmaterial wird in der Regel unmittelbar nach der Ansaat aufgebracht. Ansaaten zählen bislang zu den am häufigsten angewendeten Methoden bei der Begrünung, wobei meistens Regelsaatgutmischungen mit Nutz- und Zierpflanzensorten eingesetzt werden. Diese Sorten, einschließlich der Rasengräser, unterscheiden sich von den Wildformen durch bestimmte, genetisch fixierte Eigenschaften, die durch Züchtung ausgelesen werden (z. B. Trittfestigkeit, Schnittverträglichkeit). Dabei kann es zum Verlust anderer Eigenschaften kommen, wie z. B. der Anpassungsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen oder dem Vermögen, in Pflanzengesellschaften mit verschiedenen Arten zu koexistieren. Genau diese Eigenschaften zeichnen Wildpflanzen aus. Während diese den spezifischen Bedingungen einer Region, in der sie natürlich vorkommen, optimal angepasst sind, sollen Kulturformen den Bedingungen einer intensiven Nutzung durch den Menschen in Gärten, auf Sportplätzen oder intensiv gemähten Rasen genügen. Für die Begrünung von Rohböden sind Wildformen zur optimalen Ausführung ingenieurbiologischer Sicherungsmaßnahmen aufgrund ihrer vielfältigen Anpassungen an Nährstoffarmut, Wassermangel oder Hitzestress deshalb besser geeignet (z. B. Stolle 1998a; Hiller & Hacker 2001). Darüber hinaus ist gemäß §41(2)2 BNatSchG das Ausbringen gebietsfremder Pflanzen in der freien Landschaft verboten. Nach §10(2)3 ist zudem die arealgerechte Ausbringung von Sippen auch unterhalb des Artniveaus vorgeschrieben. Davon ausgeschlossen ist lediglich der Anbau von Pflanzen in der Land- und Forstwirtschaft. In FLL (1999) werden verschiedene besondere Begrünungsverfahren beschrieben (Heumulchsaat, Heudruschsaat, Heublumensaat, gesammeltes sowie vermehrtes Ökotypensaatgut, Grünlandboden), die zur Verwendung von standort-, areal- und funktionsgerechtem Saatgut führen sollen. Hiller & Hacker (2001) werfen in diesem Zusammenhang die Frage auf, wie die arealgerechte Ausbringung auch unterhalb des Artniveaus umzusetzen ist. Zur Abgrenzung gebietseigener Herkünfte für Gräser und Kräuter wurden deshalb von Hiller & Hacker (2001) 13 Herkunftsregionen innerhalb Deutschlands festgelegt und charakterisiert, die als Mindeststandard einzufordern sind und für die Saatgut gesammelt, vermehrt und bereitgestellt werden könnte. Wenn organisatorisch umsetzbar, ist trotzdem die Verwendung lokaler Herkünfte (d.h. nahegelegener Vorkommen) zu bevorzugen (z. B. über samenreiches Mahdgut, Heumulch oder Heudrusch®). Welche Arten im konkreten Anwendungsfall in Ansaatmischungen erforderlich sind, hängt wesentlich von der Zielstellung der Begrünung und den lokalen Voraussetzungen (z. B. Klima, Boden und Exposition) ab. Grundsätzlich ist es ökonomisch und ökologisch sinnvoller, die
Naturnahe Methoden: ein Überblick
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Saatmischung dem Standort anzupassen, als aufwändige Bodenverbesserungen durchzuführen, um einen Wunschpflanzenbestand zu etablieren. Das Ziel der Wildpflanzenansaat ist neben dem Schutz vor Erosion die Initiierung naturnaher Pflanzenbestände. In der Regel werden den Mischungen Vegetationsaufnahmen natürlicher oder naturnaher Standorte zugrunde gelegt, die dem zu begrünenden Standort möglichst ähnlich sind. Als Orientierung können auch die Ergebnisse der floristischen Kartierung der Länder herangezogen werden. Die Auswahl der Arten und die Zusammensetzung der Mischungen erfolgt nach folgenden Kriterien: x
Ziel der Begrünung und Nachnutzung (z. B. Böschungssicherung, Erholungsnutzung, Naturschutz, Biotopverbund, Landschaftsbild)
x
Standortverhältnisse der zu begrünenden Fläche
x
Zielvegetation
x
Vorkommen der Arten im Gebiet (mindestens im betroffenen oder auf einem der angrenzenden Messtischblätter der floristischen Kartierung)
x
Entwicklungspotenzial der einzelnen Arten (z. B. Abschätzen der Gefahr der Entwicklung von Dominanzbeständen bei konkurrenzstarken Arten mit guter vegetativer Ausbreitung)
x
artspezifische Vermehrungskoeffizienten (wie viele Samen sind für die Etablierung einer bestimmten Anzahl an Pflanzen unter den jeweiligen Standortbedingungen erforderlich)
x
Verfügbarkeit des Saatgutes (bei ausreichendem Planungsvorlauf können Samen für nicht verfügbare Arten in der Regel produziert werden)
Auf erosionsgefährdeten Standorten müssen weitere Kriterien, wie die Kombination verschiedener Durchwurzelungstypen (s. Foto 3.2), Wuchshöhen und Lebensrhythmen bei der Begrünungsplanung berücksichtigt werden. Gegenwärtig umfasst das Spektrum der in Deutschland produzierten Wildpflanzen ca. 300 Gräser und Kräuter. Dieses Spektrum ermöglicht die Zusammenstellung verhältnismäßig artenreicher Mischungen für die wichtigsten Grünlandbiotope von Magerrasen bis zu Fettwiesen bei verschiedenen Feuchtestufen und Substrattypen. Da die Tausendkorngewichte der einzelnen Arten sehr stark variieren (z. B. Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea): 0,007 g, Gefleckter Aronstab (Arum maculatum) > 40 g), ist bei der Planung von Saatmischungen die Angabe von Masseprozent der Komponenten für den Nutzer wenig aussagefähig. Sinnvoller ist die Angabe der Samenzahl je Quadratmeter für die einzelnen Arten, da sie ein realistischeres Bild von der Struktur des zu erwartenden Zielpflanzenbestandes vermittelt. Im Anhang 9.1 werden standortangepasste Ansaatmischungen für artenreiche Magerrasen, mesophile Säume sowie trockene Glatthaferwiesen aufgeführt. Für die Zusammenstellung konkreter naturraum- und standorttypischer Saatgutmischungen wird dringend empfohlen, Fachleute zu beauftragen. Auf Rohböden können nicht nur Offenlandbiotope, sondern auch Gehölzstadien effektiv über Ansaaten entwickelt werden. Besonders bekannt ist hierbei die Ansaat mit Birke, deren erfolgreiche Durchführung bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts dokumentiert wurde. Mit den
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
großflächigen Pflanzungen von Kiefern- und Fichten-Reinbeständen im 19. Jahrhundert ist diese Methode der Waldentwicklung jedoch lange Zeit in Vergessenheit geraten (Wickel et al. 1998). Erst in der Nachkriegszeit (z. B. Rohmeder 1950) sowie verstärkt in den 80er Jahren in den Rauchschadensgebieten des Erzgebirges (Wickel et al. 1998; Huss 1999) gewannen Birkensaaten wieder an Aktualität. In jüngster Zeit erlangt die sich spontan ansiedelnde HängeBirke (Betula pendula) über die Rohbodenstandorte ehemaliger Abgrabungsflächen hinaus (z. B. Tischew et al. 2004a) auch bei der Wiederbewaldung in Sturmschadensgebieten zunehmende Bedeutung (z. B. Schmidt-Schütz & Huss 1996, 1997; Angst et al. 2000). In den skandinavischen Ländern nimmt das Interesse an Birkensaaten ebenfalls wieder zu, so beispielsweise bei der Begründung von Wäldern auf ehemaligen Ackerstandorten (Karlsson 1996). Birkensaaten werden als Schnee- bzw. Wintersaat durchgeführt. Durch eine Mulchauflage erhöht sich die Anzahl erfolgreich etablierter Individuen. Auf sehr nährstoffarmen, trockenen und sandigen Böden ist die Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) neben der Birke eine charakteristische, pionierwaldbildende Baumart, die ebenfalls über Ansaat etabliert werden kann (Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a). Intermediär- und Klimaxbaumarten (z. B. Winterlinde – Tilia cordata, Hainbuche – Carpinus betulus) können auf Rohböden erfolgreich etabliert werden, wenn sie zusammen mit Birkensamen in die Mulchdecke eingesät werden (Beispiel 5.5.3.1). Die anspruchsvolleren Baumarten entwickeln sich unter den deutlich schneller wachsenden Birken, die Schutz vor klimatischen Extrembedingungen bieten. Auch in bereits bestehenden Pionierwäldern kann durch Einsaat von Intermediär- und Klimaxgehölzen (z. B. Stieleiche, Rotbuche, Winterlinde, Hainbuche) die Entwicklung spätsukzessionaler Waldstadien beschleunigt werden (Striese 2004; Tischew et al. 2004a). Eine besondere Form der Gehölzsaat ist die Hähersaat. In Hähersaatkästen bereitgestellte Eicheln werden dabei durch den Eichelhäher aufgenommen und ausgebreitet (Spinn 2004; Striese et al. 2004; Tischew et al. 2004a). Mit dieser Methode kann die Waldentwicklung kostengünstig und naturnah gefördert werden. Da Sträucher in Naturwäldern wichtige ökosystemare Funktionen übernehmen (z. B. Nahrungs- und Brutraum für Vögel), können bei fehlenden Diasporenquellen ebenso gesellschaftstypische Straucharten regionaler Herkunft (z. B. Europäisches Pfaffenhütchen – Euonymus europaea, Roter Hartriegel – Cornus sanguinea) ausgebracht werden (s. Striese 2004; Tischew et al. 2004a). Die Ansaat von Baum- und Straucharten ist in der Regel kostengünstiger als die Durchführung von Pflanzungen. Zudem ermöglichen Ansaaten eine sehr frühe Adaption der Gehölze an die jeweiligen Standortbedingungen. Vor allem auf Rohböden bzw. auf Böden mit initialen Bodengenesestadien spielt dieser Faktor eine bedeutende Rolle, da die Böden für das Wachstum der anspruchsvolleren Intermediär- und Klimaxgehölze vergleichsweise ungünstige Bedingungen bieten. Eine Variante einer ansaatlosen Begrünung ist die Übertragung von Oberboden, wobei die konkrete Umsetzung der Maßnahme (Sodenversetzung oder Sodenschüttung) abhängig von der Zielstellung ist. Die vollständige Versetzung einer Pflanzengesellschaft an einen neuen Ort, mit dem Ziel diese unverändert zu erhalten, wird auch als Habitatverpflanzung (Sodenversetzung) bezeichnet (Bullock 1998). In England werden Habitatverpflanzungen seit 1987 in einer landesweiten Datenbank dokumentiert (www.english-nature.com, Übersichten in Byrne 1990, Anderson 1995, Bullock 1998). Die meisten Habitatverpflanzungen werden mit Sodenstücken durchgeführt, die größer als 0,50 m x 0,50 m sind und eine Tiefe von 0,3 - 0,5 m aufweisen (z. B. Klötzli 1975; Park 1989; Müller 1990; Cullen & Wheater 1993; Ward
Naturnahe Methoden: ein Überblick
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1995; Bruelheide & Flintrop 1999; Bank et al. 2002). Das Einpflanzen erfolgt hierbei flächendeckend mit nur kleinen Randspalten. Wenn das Ziel der Maßnahme die Einleitung einer Vegetationsentwicklung ist, können sowohl kleinere Soden mit geringen Pflanzdichten pro Quadratmeter umgesetzt werden (Wathern & Gilbert 1978; Kearns 1986; Blumrich & Wiegleb 1998; Bauriegel et al. 2000; Kirmer 2004a) als auch der Oberboden in Form einer Sodenschüttung ungeordnet aufgebracht werden. Einige Autoren (z. B. Good et al. 1999; Kirmer 2004a) konnten zeigen, dass auch bei Sodenschüttungen die Zielarten zufriedenstellend übertragen werden können, und dass die Maßnahme wesentlich kostengünstiger ist. Wenn die Spendergesellschaft durch Baumaßnahmen ohnehin vernichtet wird, oder eine schnelle Regeneration nach einem streifenförmigen Abschieben des Oberbodens sicher zu erwarten ist, kann die Sodenschüttung deshalb eine ökonomische Alternative zur Sodenversetzung darstellen. Der Auftrag von Oberboden mittels Sodenschüttung oder Sodenversetzung erzeugt ein Mikrorelief mit keimfähigen Substraten, aktiviert die Diasporenbank des übertragenen Oberbodens (Sodenschüttung) oder schafft Ausbreitungsinseln (Sodenversetzung), verbessert das Mikroklima und beschleunigt auf diese Weise die Vegetationsentwicklung. Da durch die Entnahme des Oberbodens die Spenderpopulation zerstört wird, sollte eine großflächige Entnahme auf durch Bau- oder Sanierungsmaßnahmen beeinträchtigte Standorte beschränkt bleiben. Eine kleinflächige (streifenweise) Entnahme kann auch im Rahmen von Pflegemaßnahmen erfolgen (z. B. Neustart von Sukzession in Trockenrasen, s. Foto 3.3 und 3.4).
Foto 3.3 Streifenweise Entnahme des Oberbodens in einem Sandtrockenrasen im ehemaligen Tagebaugebiet Goitzsche; drei Monate nach der Maßnahme im September 1996. (Foto: A. Kirmer)
Foto 3.4 Regeneration nach Oberbodenentnahme auf einem Sandtrockenrasen im ehemaligen Tagebaugebiet Goitzsche, drei Jahre nach der Maßnahme im Juni 1999. (Foto: A. Kirmer)
Auch der humose Oberboden in Wäldern enthält ein hohes Potenzial an Pflanzen und anderen Organismen, die zumeist aufgrund von fehlenden Fernausbreitungsmechanismen nicht oder nur mit großer zeitlicher Verzögerung auf Renaturierungsflächen gelangen können (z. B. Benkwitz et al. 2002). Die Übertragung von Oberboden aus Laubmischwäldern ist deshalb eine Möglichkeit, Ausbreitungsschranken zu überwinden. Die Wirkung dieser Methode wird auf Kippenflächen des Rheinischen Braunkohlenreviers seit 1984 beobachtet (Wolf 1987, 1998, 2000). Pflanzungen und das Einbringen von unbewurzelten Pflanzenteilen unterscheiden sich von den bisher aufgeführten Methoden dadurch, dass bereits entwickelte Pflanzen oder Pflan-
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
zenteile räumlich gezielt in das Substrat vor Ort eingebracht werden. Wie bei den anderen genannten Methoden ist auf eine standortgerechte Artenzusammensetzung und auf gebietseigene Herkünfte zu achten. Bei Arten, die sich vegetativ ausbreiten und z. T. große, einheitliche Bestände bilden (z. B. Schilf), muss die genetische Vielfalt gewährleistet werden, da genetisch einheitliche Bestände kein oder nur ein sehr eingeschränktes Potenzial zur Anpassung an einen Standort haben. Auf Rohböden kann sich dies entscheidend auf den dauerhaften Pflanzerfolg auswirken. Um einen genetisch diversen und anpassungsfähigen Bestand zu erzeugen, empfiehlt sich deshalb die Anzucht des Pflanzmaterials aus Saatgut. Die Anzucht aus Samen ist bei Kenntnis der Keimungsansprüche für die meisten Arten ohne großen Aufwand möglich. Entgegen älterer Vorstellungen gilt dies auch für Röhricht- und Sumpfpflanzenarten (Kircher 1993). Bei Gräsern und Kräutern werden entweder Einzelpflanzen, Teile von Einzelpflanzen oder Verbünde von Einzelpflanzen oder Pflanzenteilen ausgebracht. Die Einzelpflanzen können im juvenilen oder adulten Stadium in unterschiedlichen Größen eingebracht werden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Ausmaß des dazugehörigen Wurzelballens. Je größer dieser ist, desto besser sind die Anwuchschancen und je tiefer dieser ins Substrat hineingesetzt wird, desto besser ist die Verankerung. Auch die Anzuchtbedingungen wirken entscheidend auf die Entwicklung nach dem Auspflanzen. Die Anzucht sollte im Freiland stattfinden, bei ähnlichen Licht-, pH-, Wasser- und Nährstoffverhältnissen wie sie am Zielort herrschen, damit die Pflanzen gut an den Zielort angepasst sind und kein „Blumentopfeffekt“ zu befürchten ist. Teile von Einzelpflanzen können bei vegetativ vermehrungsfähigen Pflanzen ausgebracht werden, vor allem bei Arten, die sich über unterirdische Ausläufer oder Rhizome ausbreiten. Für Schilf (Phragmites australis) sind besonders viele Varianten der Ausbringung von Pflanzenteilen bekannt: Rhizomstücke, Risslinge, Halm-Stecklinge, Wurzel-Stecklinge, Rhizomballen (Bestmann 1984; Kümmerlin 1993). Analoges ist für andere, ähnlich wachsende Arten möglich. Eine allgemeine Grundregel besagt, dass bei Rhizomen mindestens ein Knoten (besser sind zwei!), bei Wurzelstöcken mindestens fünf Halme und deren Wurzeln, bei Häckselmaterial einige oberirdische Teile mit Wurzeln nötig sind (Zeh 1993). Einzelpflanzen oder Pflanzenteile können auch im Verbund auf organischen Fasermatten als sogenannte Vegetationsmatten kultiviert und ausgepflanzt werden. Es sind verschiedene natürliche Trägermaterialien gebräuchlich (z. B. Jute, Kokosfasern). Als Vegetationsfaschinen werden walzenförmige Gebilde aus Naturfasern bezeichnet, die oberseits bepflanzt sind (Bestmann 1984). Röhrichtwalzen werden demgegenüber vor Ort aus Maschendraht, natürlichen Füllmaterialien und Röhrichtballen aufgebaut (Schlüter 1996). Die beiden letztgenannten Methoden sind nur zur linearen Uferbepflanzung und Ufersicherung geeignet, nicht zur flächigen Bepflanzung. Pflanzungen sind in der Regel aufwendiger und daher kostenintensiver als z. B. Mahdgutübertragungen oder Mulchdecksaaten. Sie bieten aber bei kritischen Standortverhältnissen den Vorteil, dass die Entwicklungsdauer verkürzt wird, und dass die besonders empfindlichen Keimlings- und Juvenilstadien übersprungen werden. Urbanska (1997) empfiehlt in der alpinen Stufe mittels fleckenweiser Anpflanzung, Schutzstellen für die Etablierung von Keimlingen zu schaffen. Das Ausbringen von fertigen Vegetationsmatten ist kostenintensiv und damit nur dann zu empfehlen, wenn ein sofortiger flächendeckender Schutz vor Erosion notwendig ist, z. B. an stark erosionsgefährdeten Ufern (Beispiel 5.9.2.1).
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Übersicht zu Standorttypen, möglichen Zielvegetationstypen und geeigneten Begrünungsmethoden Sabine Tischew, Astrid Grüttner, Anita Kirmer, Sandra Mann, Matthias Stolle, Antje Lorenz
Die Tabelle 4.1 bietet eine Orientierung, welche naturnahen Methoden sich unter welchen standörtlichen Bedingungen am besten eignen, auf Rohböden angepasste Zielgesellschaften ökonomisch effizient zu entwickeln und, bei einem geeigneten Management, auch langfristig zu erhalten. Bei der Auswahl der Methoden wurde den besonderen Anforderungen erosionsgefährdeter Standorte Rechnung getragen und in Text und Legende (s. Tabelle 4.1) auf Einschränkungen beziehungsweise gegebenenfalls notwendige Modifizierungen der Methoden hingewiesen. Nur unter besonderen Rahmenbedingungen empfehlenswerte Methoden sind durch Anmerkungen gekennzeichnet. Für einen Überblick über die an unterschiedlichen Standorten einsetzbaren Methoden mussten im Hinblick auf die Standortparameter starke Vereinfachungen vorgenommen werden. Die möglichen Standorte wurden in vier relativ grobe Gruppen eingeteilt: sandige Substrate, bindige Substrate, Schotter und Torfe. Bei den sandigen und bindigen Substraten erfolgte eine weitere Unterteilung in zwei pH-Wertgruppen und drei Feuchtestufen, wobei selten auftretende Kombinationen ausgeschlossen wurden. Zum Beispiel wurde bei überwiegend sandigen Substraten vorausgesetzt, dass diese aufgrund des geringen Kapillaraufstieges außerhalb des Grundwassereinflussbereiches relativ schnell austrocknen und deshalb entweder als „trocken“, oder anderenfalls unter Grundwassereinfluss als „nass“ kategorisiert werden, auch wenn vielfältige Übergangs- und Sonderstandorte möglich sind. Bei der konkreten Auswahl der Zielgesellschaften müssen vor allem die nassen Standorte nochmals untergliedert werden, da z. B. für die Entwicklung von Feuchtwiesen oder Seggenriedern der genaue Wasserstandsgang entscheidend ist. Auch im Hinblick auf die Zielbiotope/Zielgesellschaften wurden nur die übergeordneten Einheiten aufgeführt. Innerhalb der Feuchtwiesen müssen beispielsweise je nach geographischer Lage und spezifischen Verhältnissen im Wasserhaushalt (wechselfeucht, dauerfeucht etc.) sowie den Substratparametern (Sand-, Tonanteil) nochmals Konkretisierungen vorgenommen werden (z. B. Pfeifengraswiesen, Brenndoldenwiesen). Auch für andere Zielvegetationstypen (z. B. bei den Heiden) sind geographisch-standörtliche oder traditions- und nutzungsbedingte Grenzen zu beachten. In diesem Zusammenhang wird auf die einschlägige pflanzensoziologische Literatur (Oberdorfer 1977 - 1992; Pott 1995; Ellenberg 1996; Schubert et al. 2001) sowie auf die zahlreichen regionalen Arbeiten zur Ausprägung der Pflanzengesellschaften verwiesen. Im Folgenden soll am Beispiel der trockenen Sandstandorte mit pH-Werten > 5 erklärt werden, welche Zielbiotoptypen sich bei welchen Standortbedingungen und Zielstellungen (z. B. Einleitung einer Sukzession, Aufwertung des Landschaftsbildes, Erosionsschutz) am effizientesten entwickeln lassen. Die Auswahl der Zielbiotope/Zielgesellschaften für die Standortgruppen orientiert sich schwerpunktmäßig an den besonderen Bedingungen der Besiedlung von Rohbodenstandorten. Obwohl sich in den meisten Fällen Wälder (z. B. BirkenEichenwälder – Quercetea robori-petraeae) als Schlussgesellschaften einstellen werden, wird
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
prinzipiell empfohlen, mit frühen Sukzessionsstadien zu beginnen, um so dem natürlichen Sukzessionsverlauf zu folgen und damit den Besiedlungserfolg zu maximieren. Deshalb ist im ersten Schritt die Etablierung von Trockenrasen sinnvoll, da sie die frühen Sukzessionsstadien in der Besiedlungsfolge auf diesen Rohböden darstellen und am besten an die besonderen Bedingungen dieser Standorte (siehe Kapitel 2.2.) angepasst sind. Nur wenn aufgrund nachvollziehbarer Forderungen (Landschaftsbild, Naherholung) sofort Waldstadien entwickelt werden sollen, wird die Etablierung von Birken-Pionierwäldern empfohlen. Da sich die Hänge-Birke auf trockenen, sandigen Standorten schlecht über Pflanzungen etablieren lässt, ist einer Einsaat der Vorzug zu geben. Aufgrund der Standortbedingungen ist eine dünne Mulchabdeckung unbedingt notwendig, da Keimung und Etablierung der Birkensamen unter trockenen Bedingungen nicht erfolgreich ist (vgl. Kapitel 5.5.1). Auf Rohböden sollte möglichst auf Pflanzungen von Intermediär- und Schlussbaumarten verzichtet werden, da sie auf solchen Standorten, insbesondere wenn diese südexponiert sind, einem hohen Trockenstress unterliegen. Falls dennoch Intermediär- oder Schlussbaumarten gepflanzt werden sollen, kann ein hoher Anwuchserfolg nur durch aufwändige Bewässerungsmaßnahmen in der Anwuchsphase erzielt werden. In die Entscheidung, welche Begrünungsmethode ausgewählt wird, müssen auch ökonomische Kriterien, wie beispielsweise Kosten der Etablierung sowie der Pflege zum Erhalt der Pflanzengesellschaften, einbezogen werden. Als natürliche Übergangsstadien der Besiedlungsfolge auf Sandstandorten können sich beispielsweise auch Heiden entwickeln. Ihre relativ aufwändige aktive Etablierung wird aber für die hier vorgestellten Standorte mit pH-Werten > 5 nicht empfohlen, da ein schneller Abbau der Heidestadien in Richtung der Schlusswaldgesellschaften zu erwarten wäre und ein unverhältnismäßig hoher Pflegeaufwand betrieben werden müsste. Für die Entwicklung von Heideflächen sind deshalb vorrangig sehr nährstoffarme Sandbzw. Torfstandorte mit pH-Werten < 5 geeignet, auf denen eine Einwanderung von Gehölzen nur stark verzögert erfolgt. Letztlich werden in der Planungsphase neben den Standortbedingungen auch Kriterien wie der Erosionsschutz sowie das zukünftige Nutzungsziel über die Auswahl der geeigneten Begrünungsmethode entscheiden (Abbildung 4.1). Bei der Etablierung von Offenlandvegetation wie Wiesen, Heiden oder Magerrasen müssen zukünftige regionale Bewirtschafter in die Planung eingebunden werden, um eine entsprechende Nutzung oder Pflege zu gewährleisten. Bei erosionsgefährdeten Standorten muss die Sicherung der Flächen im Vordergrund stehen. Die konkrete Auswahl der naturraumtypischen Zielgesellschaften sowie deren Arten muss in jeder Begrünungsplanung naturraum- und standortbezogen erfolgen (Abbildung 4.1, Beispiele siehe Anhang 9.1). Zusätzlich sind regionale Experten und Erfahrungen aus bereits erfolgreich umgesetzten, naturnahen Begrünungsverfahren einzubeziehen. Die im Kapitel 5 vorgestellten Beispiele, das Literaturverzeichnis sowie die im Anhang 9.2 aufgeführten Ansprechpartner und Adressen können dazu Hilfestellungen geben und die Kontaktaufnahme unterstützen. Für die flächenkonkrete Planung kann auch die Artenzusammensetzung spontan besiedelter (älterer) Flächen mit ähnlichen Standortverhältnissen Hinweise für die Auswahl geeigneter Arten geben. Das gilt insbesondere für ehemalige Abbaugebiete mit Extremstandorten. Im Entscheidungsprozess muss generell die Verfügbarkeit von gebietseigenem Saat- und Pflanzgut bzw. von Lieferbiotopen für frisches Mahdgut, Heumulch- oder Heudrusch®Verfahren geprüft und gegebenenfalls rechtzeitig eine Vermehrung oder Anzucht eingeleitet werden. Stärkere Aufmerksamkeit sollte vor allem den Lieferbiotopen in der Umgebung ge-
Standorttypen – Zielvegetation – geeignete Methoden
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widmet werden, da sie ein wesentliches Kriterium bei der Bewertung des Entwicklungspotenzials der Fläche darstellen. Sind zum Beispiel Lieferbiotope der Zielgesellschaften in der unmittelbaren Umgebung vorhanden, ist es nicht unbedingt notwendig, dass alle Arten aktiv über eine Begrünungsmaßnahme auf die Flächen eingebracht werden, da mit einer spontanen Einwanderung der Arten zu rechnen ist. In diesem Fall ist es vor allem notwendig, günstige Einwanderungsbedingungen für die Zielarten zu schaffen. In der Regel bedeutet das, eine lückige Vegetationsdecke mit zahlreichen Schutzstellen für die Etablierung neuer Arten zu entwickeln. Andererseits können aber in der unmittelbaren Umgebung vorhandene „Problemarten“ wie invasive Neophyten die Entwicklung der Zielgesellschaft verhindern. Gleiches gilt für einheimische Pioniergehölze mit starker Ausbreitungstendenz, die eine erfolgreiche Entwicklung von Offenlandgesellschaften verzögern oder sogar verhindern können. Diese Arten müssten vor einer Begrünungsmaßnahme mit geeigneten Methoden zurückgedrängt werden. Analyse der Standortbedingungen (Substrat, Relief, Exposition, Wasserhaushalt, Erosionsgefährdung)
Recherchen zum Nutzungsziel und zu Pflegeoptionen (regionale Nutzer und Bewirtschafter)
Kontakt zu regionalen Experten Literaturrecherche zu standort- und naturraumtypischen Zielgesellschaften
Analyse vorhandener Lieferbiotope bzw. Ressourcen an gebietseigenem Saat- und Pflanzgut
Auswahl der geeigneten Begrünungsmethode, ggf. Anzucht oder Vermehrung
Auswahl geeigneter Lieferbiotope bzw. Zusammenstellung von Artenlisten (standortkonkrete Modifizierung von Basismischungen)
Maßnahmenkonkrete Planung der Heumulch- oder Oberbodenübertragung oder alternativ: Festlegen von Mischungsanteilen und Saatgutmengen; Erstellung von Pflanzschemata Abbildung 4.1 Planungsschritte bei naturnahen Begrünungsmaßnahmen.
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Tabelle 4.1 Übersicht über Standorttypen, Zielvegetationstypen und empfohlene Maßnahmen.
Zwergstrauchheiden
Niedermoore
Röhrichte/Großseggenrieder
Feuchtwiesen und -weiden und deren Säume
Frischwiesen, frische (Mäh-) Weiden und deren Säume
Ruderale Staudenfluren und ruderale Säume
Pionierfluren und Magerrasen auf Kalkstandorten und deren Säume
Pionierfluren und Magerrasen auf Silikatstandorten
Standorttypen
Pionierwälder und Gebüsche
Gehölzstadien
Offenlandstadien
Sandige Substrate pH 3,5 - 5 trocken
1 1
pH 3,5 - 5 nass
pH > 5 trocken
1 1 1 1 1 1
pH > 5 nass
1
Bindige Substrate 1 pH 3,5 - 5 1 wechsel1 trocken pH 3,5 - 5 frisch
1
2 2 2 2 1
pH 3,5 - 5 nass pH > 5 wechseltrocken
1 1 1 1 1
pH > 5 frisch 1 pH > 5 nass
1
Standorttypen – Zielvegetation – geeignete Methoden
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Zwergstrauchheiden
Niedermoore
Röhrichte/Großseggenrieder
Feuchtwiesen und -weiden und deren Säume
Frischwiesen, frische (Mäh-) Weiden und deren Säume
Ruderale Staudenfluren und ruderale Säume
Pionierfluren und Magerrasen auf Kalkstandorten und deren Säume
Pionierfluren und Magerrasen auf Silikatstandorten
Standorttypen
Pionierwälder und Gebüsche
Gehölzstadien
Offenlandstadien
Schotter Silikatschotter (sauer), trocken Kalkschotter (basisch), trocken Torf 1
Torfboden feucht bis nass
1
Frisches, samenreiches Mahdgut, Heumulch und Heudrusch®; (bei Etablierung von Röhrichten und Großseggenriedern, nur an nicht wellenschlaggefährdeten Standorten) – Seite 39 - 91 Übertragung von Oberboden (Sodenschüttung, Sodenversetzung); (in der Regel nur zur Begrünung kleinerer Flächen geeignet, da teilweise starker Eingriff in Spenderfläche) – Seite 92 - 131 Ansaaten mit Saatgut gebietseigener Herkunft mit Mulchauflage (Mulchdecksaaten) – Seite 132 151 Ansaaten mit Saatgut gebietseigener Herkunft ohne Mulchauflage (nur auf nicht erosions- oder wellenschlaggefährdeten Standorten) Pflanzungen, einschließlich Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile – Seite 153 - 165
1
Methode nur eingeschränkt empfehlenswert
2
nur sehr nährstoffarme Standorte – z.B. Entwicklung von Borstgrasrasen
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Aufgrund der oben erläuterten Notwendigkeit relativ grobe Standortgruppen zu bilden, müssen vor allem bei Standortübergängen die Artenzusammensetzung bzw. die Auswahl der Lieferbiotope modifiziert werden. Ein Beispiel aus der Renaturierungspraxis in Bergbaufolgelandschaften soll das verdeutlichen: Das Kippsubstrat des zu begrünenden Böschungsstandortes besteht aus einem Gemisch aus überwiegend bindigen Lockersedimenten (Löß, Kohleschluff) und einem geringen Anteil Sand unterschiedlicher geologischer Schichten. Der pHWert beträgt 5,5. Durch die Böschungslage ist vor allem in der initialen Besiedlungsphase im Sommer zeitweise mit Trockenstress zu rechnen, die Wasserversorgung wird sich aber insgesamt recht ausgeglichen gestalten. In der Initialphase der Besiedlung werden unter diesen Standortbedingungen Magerrasenarten bessere Etablierungsraten aufweisen als die Frischwiesenarten. Nachdem sich dann eine Vegetationsdecke entwickelt hat, werden Arten der Frischwiesen konkurrenzstärker. Deshalb ist hier der Einsatz einer Mischung aus Magerrasen- und Frischwiesenarten, wie sie beispielsweise in trockenen Ausprägungen der Glatthaferwiesen vorgefunden werden, sinnvoll. Eine Heumulchübertragung aus entsprechenden Lieferbiotopen stellt eine sinnvolle Form der Begrünung dieses Standortes dar. Alternativ kann auch eine Saatmischung aus Magerrasen- und Frischwiesenarten zusammengestellt werden (standortangepasste Mischung vgl. Anhang 9.1.2 und 9.1.3). Aufgrund der Böschungslage würde eine dünne Mulchschicht (Mulchdecksaat) zum anfänglichen Schutz vor Erosion und zur Verminderung des Trockenstresses während der Etablierungsphase beitragen. Für naturraumkonkrete Planungen sind in Kapitel 5 praktische Erfahrungen zusammengefasst, die eine erfolgreiche Anwendung der naturnahen Begrünungsmethoden befördern sollen. Im Folgenden werden die in Tabelle 4.1 aufgeführten Zielgesellschaften kurz charakterisiert (nach Schubert et al. 2001) und standortbezogen die Herstellungsmöglichkeiten dieser Gesellschaften dargestellt: Bei den grundwasser- und überschwemmungsfreien Pionierfluren und Magerrasen werden zwei standörtliche Gruppen unterschieden: die Pionierfluren und Magerrasen auf Silikatstandorten und die Pionierfluren und Magerrasen auf Kalk. Magerrasen auf „mittleren Böden“ (lehmige Braunerden) gibt es im Tiefland kaum, da diese Böden intensiv genutzt werden (Ellenberg 1996). In der weiteren Untergliederung der Klassen spiegeln sich klimatische und standortkundliche Verschiedenheiten wider. Die Silikatmagerrasen (Koelerio-Corynephoretea) werden in Silbergrasreiche Pionierrasen (subatlantisch, auf Lockersandböden oder kalkfreien Quarzsandflächen), Schwingel-Mauerpfeffer-Gesellschaften (Relikte kontinentaler Sandtrockenrasen, auf mineralkräftigen Sand- und Grusböden) und Mauerpfefferreiche Pioniergesellschaften (Pioniergesellschaften auf Felsgrus und Felsbändern) gegliedert. Borstgrasrasen sind einschichtige, zumeist artenarme Rasen auf bodensauren und sehr nährstoffarmen, lehmigen bis skelettreichen, sauren Böden. Unterhalb der subalpinen Stufe sind Vorkommen der Borstgrasrasen zumeist auf sehr lange Aushagerungsprozesse zurückzuführen.
Pionierfluren und Magerrasen auf Silikatstandorten lassen sich am stabilsten auf sehr sauren, trockenen und sanddominierten Rohböden etablieren. Hier können als initiales Besiedlungsstadium Silbergraspionierfluren entwickelt werden, die auf den nährstoffärmsten Standorten unter Umständen Dauerstadien bilden. Auf trockenen Sandstandorten mit höheren pH-Werten und einer etwas besseren Nährstoffverfügbarkeit können dagegen auch sofort artenreichere Silikatmagerrasen entwickelt werden, wobei ohne Pflegemaßnahmen
Standorttypen – Zielvegetation – geeignete Methoden
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(Mahd) die im Laufe der Zeit über Samenanflug einwandernden Gehölze (meist HängeBirke oder Gemeine Kiefer) zu einer zunehmenden Verbuschung und schließlich langfristig zum Verschwinden der konkurrenzschwachen Magerrasenarten führen. Als Methoden zur Einleitung einer naturnahen Vegetationsentwicklung kommen auf trockenen, sandigen Substraten (pH > 3,5) und Silikatschottern die Methoden samenreiches Mahdgut, Übertragung von Oberboden in Form einer Sodenschüttung oder Sodenversetzung sowie Mulchdecksaaten mit Saatgut gebietseigener Herkunft in Frage. Aufgrund der Trockenheit der Standorte ist eine Ansaat ohne Mulchauflage nicht empfehlenswert. Auf Substraten mit niedrigen pHWerten (ca. 3,0 - 3,5), auf denen keine Kalkung erfolgen soll, können durch eine punktuelle Versetzung von Vegetationsfragmenten aus Silbergraspionierfluren oder Silikatmagerrasen bessere Ergebnisse erzielt werden als durch andere Methoden. Borstgrasrasen können prinzipiell auf nährstoffarmen, lehmigen bis skelettreichen, sauren Rohböden entwickelt werden (z. B. über samenreiches Mahdgut), wobei dazu bislang Erfahrungen fehlen.
Kalkpionierfluren (Alysso-Sedion) stellen das erste Besiedlungsstadium auf Kalkschottern dar. Mit ihrem tiefreichenden Wurzelsystem können die entsprechenden Arten auch auf noch bewegten Schotterböden siedeln und tragen allmählich zu deren Festlegung bei. Bei den Kalkmagerrasen (Festuco-Brometea) wird die kontinental geprägte Form der SchwingelTrocken- und Halbtrockenrasen auf basenreichen Gesteinsverwitterungsböden mit höheren Feinerdegehalten und starker Wärme- und Feuchtigkeitsamplitude von der submediterran und subozeanisch geprägten Form der Trespen-Trocken- und Halbtrockenrasen auf basenreichen Böden an trockenwarmen Standorten (geringe Winterkälte, hohe Sommertemperaturen) unterschieden. Beide Formen weisen sehr viele gemeinsame Arten auf. Innerhalb der Ordnungen werden „echte“ Trockenrasen und Halbtrockenrasen unterschieden, wobei letztere wiesenähnlich dichte Bestände bilden. Echte Trockenrasen erscheinen dagegen oberirdisch lückig, während ihr Wurzelwerk den Boden flächig durchzieht (Ellenberg 1996).
Pionierfluren und Magerrasen auf Kalk sind die Zielgesellschaften auf trockenen, bindigeren Substraten mit zumeist basischer bis (seltener) schwach saurer Reaktion sowie auf Kalkschottern. Kalkmagerrasen müssen, wenn sie langfristig erhalten werden sollen, regelmäßig einmal jährlich gemäht oder beweidet werden. Bei einer sporadischen Nutzung können saumartige Strukturen entstehen, die vor allem im Übergangsbereich vom Wald zum Offenland oder als Pufferstreifen zwischen Magerrasen und intensiver genutzten Bereichen wichtige ökologische Funktionen übernehmen können. Um eine Vegetationsentwicklung einzuleiten, können samenreiches Mahdgut, Übertragung von Oberboden in Form einer Sodenschüttung oder Sodenversetzung sowie Mulchdecksaaten mit Saatgut gebietseigener Herkunft ausgewählt werden. Ansaaten ohne Mulchauflage sind nur auf bindigeren, nicht erosionsgefährdeten Standorten zu empfehlen.
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Ruderale Staudenfluren und Säume haben gemeinsam, dass zwei- bis mehrjährige krautige Arten oder Gräser dominieren und dass sie in der Regel unbeabsichtigt durch unregelmäßige menschliche Tätigkeit („Störung“) entstehen oder als Saum nur linear in einem schmalen Übergangsbereich ausgebildet sind. Demgemäß benötigen sie keine regelmäßigen Pflegemaßnahmen. Ruderale Staudenfluren sind allerdings nur längerfristig stabil, wenn hin und wieder die Gehölze durch Störungen zurück gedrängt werden. Säume gedeihen als schmale Streifen zwischen Wald und Wiese oder an Weg- und Grabenrändern, in der Regel dort, wo hin und wieder gemäht oder beweidet wird. Gestörte, zum Teil sehr nährstoffreiche, oft flächige Standorte werden durch die ruderalen Beifuß- und Distelgesellschaften (Artemisietea vulgaris) besiedelt. Im wärmebegünstigten Flach- und Hügelland gedeihen xerotherme Distelfluren (Onopordion acanthii), für hocheutrophe Standorte sind die Kletten-Gesellschaften (Arction lappae) typisch. Nährstoffärmere, oft steinige und wasserdurchlässige Böden besiedeln hingegen die MöhrenSteinklee-Gesellschaften (Dauco-Melilotion). Auf feuchten bis frischen, nährstoffreichen, oft beschatteten Standorten wachsen bei gelegentlicher Mahd die Mädesüß-Feuchtwiesensäume (MolinioArrhenatheretea: Filipendulion), bei fehlender oder nur sporadischer Nutzung an Ufern oder Gebüsch-, Wald- oder Wegrändern die nitrophilen Säume (Galio-Urticetea dioicae). An ebenfalls nährstoffreichen, aber trockenen bis wechseltrockenen Standorten bei lehmigen bis tonigen Böden gedeihen ruderale Pionierrasen (Agropyretea repentis), die von einigen wenigen Grasarten dominiert werden.
Die typischen Arten von Ruderalfluren sind sehr ausbreitungsstark, so dass sie sich an geeigneten Standorten in der Regel von selbst ansiedeln und nur bei bestimmten Zielstellungen im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen aktiv angesiedelt werden. Zudem bilden einige dieser Arten (z. B. Land-Reitgras – Calamagrostis epigejos, Kanadische Goldrute – Solidago canadensis) durch Ausläufer rasch wachsende Herden, die einen Bestand dauerhaft dominieren können. Viele der Arten und Gesellschaften sind häufig und weiter in Ausbreitung begriffen, so dass ihnen aus floristischer Sicht ein geringerer Naturschutzwert zukommt. Andererseits sind viele Gesellschaften blütenreich und dadurch sowohl für Insekten als auch für das menschliche Auge attraktiv. Außerdem benötigen sie wenig Pflege. Zur Böschungssicherung sind ruderale Staudenfluren gut geeignet, da Lieferbiotope zumeist verfügbar sind und in den Gesellschaften Arten mit unterschiedlichen Besiedlungsstrategien (z. B. Tief- und Flachwurzler, Rhizomausbreitung) vorkommen. Auf einigen Extremstandorten (z. B. Kalihalden) ist das Land-Reitgras beispielsweise die einzige Art, die in der initialen Phase angesiedelt werden kann. Ruderale Staudenfluren und Säume lassen sich durch samenreiches Mahdgut und Heudrusch® oder durch Ansaaten ansiedeln. Nur an großflächig offenen, trockenen oder nährstoffarmen Standorten ist eine Mulchauflage notwendig.
Bei den Frischwiesen (Arrhenatheretalia) unterscheidet man nach der Höhenlage die planar-kollinen Frischwiesen (Arrhenatherion) und die Gebirgsfettwiesen (Polygono-Trisetion). Zur Erhaltung muss eine regelmäßige Mahd stattfinden: bei mageren Ausprägungen ein- bis zweimal im Jahr, bei fetten hingegen zwei- bis dreimal jährlich. Es handelt sich um mehrschichtig aufgebaute, gräserreiche und, bei guter Ausprägung, auch kräuterreiche Bestände. Die frischen (Mäh-)Weiden (Cynosurion cristati) werden von niedrigwüchsigen, tritt- und weidefesten bzw. auch häufigen Schnitt vertragenden Gräsern und krautigen Rosettenpflanzen dominiert. Auf wechseltrockenen, bindigen Standorten sind oft Übergänge zu den Magerrasen (trockene Frischwiesen) anzutreffen.
Standorttypen – Zielvegetation – geeignete Methoden
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Die Anlage von Wiesen- und Weidenvegetation ist nur sinnvoll, wenn eine künftige, der Gesellschaft entsprechende Nutzung vorgesehen ist, da sonst der typische Charakter innerhalb kurzer Zeit verloren geht. In den Randbereichen können streifenförmig Säume entwickelt werden, indem hier erst spät im Jahr oder nur in einem zweijährigen Turnus eine Mahd erfolgt. Dadurch werden spätblühende Arten gefördert, die wichtige Nahrungsquellen für Wildbienen und Tagfalter darstellen. Neben dem Schnitt oder der Beweidung ist auch eine regelmäßige, angepasste Erhaltungsdüngung einzuplanen. Frischwiesen und weiden können erfolgreich durch samenreiches Mahdgut und Heudrusch® oder durch Ansaaten etabliert werden, wobei auf nicht erosionsgefährdeten Standorten auf eine Mulchauflage zumeist verzichtet werden kann. Auch eine Übertragung von Oberboden ist prinzipiell möglich, in der Regel aber zu aufwändig.
Innerhalb der Feuchtwiesen und -weiden (Molinietalia) werden die nährstoffreichen Feuchtwiesen (Calthion palustris) von den mäßig nährstoffversorgten Rasenschmielen-Wiesen (Deschampsion cespitosae bzw. Cnidion dubii) sowie den Pfeifengras-Streuwiesen (Molinion caeruleae) unterschieden. Feuchtwiesen nährstoffreicherer Standorte können sich sowohl auf kalkarmen bis kalkhaltigen, mineralischen Böden als auch auf entwässerten Torfen entwickeln. Sie benötigen in der Regel für ihre dauerhafte Erhaltung eine zweischürige Nutzung oder eine angepasste Beweidung. Rasenschmielen-Wiesen gedeihen auf tonreichen Standorten, vor allem in den kontinental beeinflussten Stromtälern und zeichnen sich durch starke Grundwasserstandsschwankungen im Jahreslauf aus. Auch die Pfeifengraswiesen wachsen auf wechselfeuchten Standorten. Sie vertragen keine Düngung und sind nur einmal im Jahr, im Spätherbst, zu mähen. Bei einer angepassten Nutzung sind die Feuchtwiesen und -weiden reich an auffällig blühenden Pflanzenarten mit einander abwechselnden Blühaspekten und zeigen eine ausgeprägte Vertikalstruktur.
Feuchtwiesen und -weiden können sowohl durch samenreiches Mahdgut und Heudrusch® als auch durch Ansaaten entwickelt werden, wobei aufgrund des feuchten Bodens in der Regel auf eine Mulchauflage verzichtet werden kann. Auch hier ist die Übertragung von Oberboden möglich, aber meist zu aufwändig. Eine angepasste Pflege ist erforderlich, da sonst der typische Charakter schnell verloren geht.
Röhrichte und Großseggenrieder (Phragmitetea australis) säumen Still- und Fließgewässer oder Moore. Die Wuchsorte sind zumindest einen Teil des Jahres überflutet. Großröhrichte (Phragmition australis) sind hochwüchsig, oft von Schilf oder Rohrkolbenarten dominiert und wachsen an stehenden oder langsam fließenden Gewässern. Sie können nach Störung (Tritt, sehr starker Wellenschlag) von niedrigwüchsigen Kleinröhrichten (Eleocharito-Sagittarion sagittifoliae) ersetzt werden. An Bächen und Gräben gedeihen die oft staudenreichen Bachröhrichte (Glycerio-Sparganion emersis). Großseggenrieder (Caricion elatae bzw. Magnocaricion) werden entweder von hochwüchsigen Seggenarten oder von großen, rasig wachsenden Gräsern (Rohrglanzgras, Sumpf-Reitgras) dominiert. Großseggenrieder sind in der Regel Ersatzgesellschaften von Bruchwäldern. Einige der Gesellschaften ertragen stark ausgeprägte Wasserstandsschwankungen im Jahreslauf. Röhrichte und Großseggenrieder bieten einen natürlichen Uferschutz, da sie mit ihren oberirdischen Sprossen Wellen bremsen und mit ihren Ausläufern und Wurzeln den Boden festhalten. Darüber hinaus leisten sie wesentliche Beiträge zur Gewässerselbstreinigung. Zugleich sind sie ein wichtiger Lebensraum für eine spezialisierte Fauna.
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Röhrichte und Großseggenrieder können prinzipiell mit allen in diesem Buch beschriebenen Methoden angesiedelt werden. Es ist aber zu bedenken, dass gerade die Jungpflanzen der meisten Röhricht- und Großseggenried-Arten besonders empfindlich auf Überflutung einerseits und Austrocknung andererseits reagieren. Eine Ansaat oder eine Etablierung über Mahdgut kann damit nur im unmittelbaren Ufersaum eines Gewässers bzw. an einem quelligen Hang erfolgreich sein. Dort besteht allerdings die Gefahr, dass die Samen durch das Wasser vom Zielort wegtransportiert oder die jungen Pflänzchen entwurzelt oder von Wasservögeln gefressen werden. Wasserstandsschwankungen können dazu führen, dass die Jungpflanzen entweder zu lang anhaltend überflutet werden oder aber vertrocknen. Mit hoher Sicherheit gute Erfolge erzielt man demgegenüber durch Pflanzungen, wobei die Pflanzen bereits über ein umfangreiches Wurzelsystem verfügen sollten. An erosionsgefährdeten Ufern (größere Seen, Fließgewässer) kommen ausschließlich Anpflanzungen in Frage. Über die Methode der Anpflanzung (Einzelpflanzenteile, Einzelpflanzen, Vegetationsmatten, die Notwendigkeit eines vorgelagerten Wellenschutzes) muss im Einzelfall anhand der jeweiligen lokalen Erosionsgefährdung entschieden werden.
Niedermoore (Scheuchzerio-Caricetea) gedeihen dort, wo der Boden dauerhaft von nährstoffarmem Grund-, Quell- oder Sickerwasser durchfeuchtet wird und höchstens oberflächlich abtrocknet. Typischerweise dominieren Kleinseggen; auch andere Riedgrasgewächse, wie z. B. Wollgräser sowie Moose erreichen hohe Deckungen. Kalk-Kleinseggenrieder (Caricion davallianae) und Braunseggensümpfe (Caricion nigrae), die bei fehlendem Kalkeinfluss entstehen, unterscheiden sich in ihrem Arteninventar sehr stark voneinander.
Die entscheidenden Voraussetzungen dafür, dass Niedermoorvegetation erfolgreich angesiedelt werden kann, sind ein entsprechender Wasserhaushalt sowie eine angemessene Wasserqualität. Eine Erhaltungspflege ist dann notwendig, wenn sich aufgrund zu großer Trockenheit Gehölze ansiedeln können oder Nährstoffeinträge kompensiert werden müssen (Mahd und Entfernung des Mahdgutes). Niedermoore werden von hoch spezialisierten Artengemeinschaften besiedelt. Viele der Arten stehen auf den Roten Listen. Dementsprechend sind bei jeder Entnahme (auch von Samen) Artenschutzbestimmungen genau zu beachten. Andererseits kann die erfolgreiche Etablierung von Niedermoorvegetation einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Biotopschutz leisten. Eine Ansiedlung von Niedermoorvegetation ist durch den Auftrag von samenreichem Mahdgut sowie von Oberboden möglich. Reine Ansaaten sind insofern unbefriedigend, als dadurch die charakteristischen Moose sowie Kleintiere nicht übertragen werden. Weniger aufwändig als die Oberbodenübertragung ist das Ausrechen von Moosen aus einem typischen Spenderbestand, der dadurch in der Regel nicht nachhaltig geschädigt wird. Zusammen mit den Moosen werden sowohl Pflanzensamen als auch charakteristische Kleintiere übertragen. Das ausgerechte Material muss rasch transportiert werden, um eine Austrocknung zu vermeiden. Zum Schutz vor Erosion an sickerfeuchten Hängen können auch Pflanzungen mit Niedermoorarten (z. B. Wollgräsern) durchgeführt werden.
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Heiden sind typisch für nährstoffarme, bodensaure Standorte. In der Regel ist eine angepasste Nutzung bzw. Pflege zu ihrer dauerhaften Erhaltung notwendig, da sonst Gehölze aufkommen bzw. Nährstoffanreicherung zu einer Vergrasung führt. Subatlantische Ginsterheiden (Genistion pilosae) auf eher trockenen, oft podsolierten Standorten zeichnen sich in der Regel durch das Vorherrschen des Heidekrauts (Calluna vulgaris) aus, während Glockenheide-Feuchtheiden (Ericion tetralicis bzw. Oxycocco-Ericion tetralicis) feuchte, meist torfige Standorte besiedeln und von der namensgebenden Glockenheide dominiert werden. Dünenheiden (Empetrion nigri) siedeln vor allem auf von Wind geprägten Braundünen der Küsten. Beerkrautheiden (Vaccinion vitis-idaeae) kommen dagegen natürlich oberhalb der Waldgrenze oder auf Waldblößen an bodensauren Standorten vor.
Zur Ansiedlung von Zwergstrauchheiden haben sich der Auftrag von samenreichem Mahdgut oder Heudrusch® sowie die Übertragung von Oberboden bewährt. Diese Ergebnisse lassen sich sicherlich auch auf Dünenheiden übertragen. Zur Etablierung von Beerkrautheiden liegen bislang keine Erfahrungen vor. Heiden sollten vorrangig auf sehr nährstoffarmen sandigen bzw. torfigen Rohböden angesiedelt werden. Da viele der sogenannten Lehmheiden (Ellenberg 1996) auf jahrzehntelange Aushagerungsphasen zurückgehen, wird ihre Etablierung auf bindigen Substraten prinzipiell nicht empfohlen.
Gebüsche kommen als Weidengebüsche in periodisch oder episodisch überfluteten Flussauen (Salicetea purpureae) sowie als Sukzessionsstadien auf sumpfigen Standorten in Kontakt zu Röhrichten oder Bruchwäldern und an Seeufern vor (Carici-Salicetea cinereae). Auf trockenen bis frischen Standorten sind Gebüsche als Mantelgesellschaften an den Rändern von Wäldern sowie als Hecken und Gebüsche in der offenen Landschaft zu finden. Dabei sind die Gebüsche bodensauer Standorte (BetuloFranguletea) von denen der nährstoffreichen Standorte (Urtico-Sambucetea) sowie von Gebüschen frischer bis trockener und mäßig nährstoffreicher Standorte (Rhamno-Prunetea spinosae) zu unterscheiden.
Weiden haben sich hervorragend für den Schutz vor Erosion an Böschungen von Seen und Fließgewässern bewährt (z. B. Florineth 2004). Zur Ansiedlung von Weidengebüschen sind vorwiegend Steckhölzer geeignet. Die anderen Gebüscharten können sowohl über Pflanzungen als auch mittels Einsaaten etabliert werden. Dabei ist eine eventuelle Samenruhe bzw. eine notwendige Stratifizierung des Saatgutes zu beachten.
Pionierwälder stellen die initialen Gehölzstadien bei der Entwicklung zu Wäldern dar. Natürlicherweise besiedeln sie beispielsweise Flächen nach Waldbränden, nach großflächigen Rutschungen oder nach Nutzungsaufgabe. Die meisten Pionierbaumarten breiten sich effektiv durch den Wind aus. Typische Pionierbaumarten entlang eines Nährstoffgradienten von sehr armen zu reicheren Standorten sind Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris), Hänge-Birke (Betula pendula) und Zitterpappel (Populus tremula). In einigen Fällen sind die Pionierbaumarten auch am Aufbau der Schlusswaldgesellschaften beteiligt (z. B. die Hänge-Birke in bodensauren Birken-Eichenwäldern) oder dominieren sie sogar (Erlenbruchwälder auf dauerhaft nassen Standorten bzw. Kiefern-Steppenwälder auf sehr sauren und trockenen Standorten).
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Die Ansiedlung von Pionierwäldern ist eine naturnahe Methode bei der Begründung von Wäldern. Im Schutz der Pioniergehölze wird die Etablierung von Intermediär- und Schlussbaumarten gefördert. Auf nährstoffarmen sandigen bis leicht bindigen Standorten können die Pionierbaumarten Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) und Hänge-Birke (Betula pendula) sehr gut über Ansaat angesiedelt werden. Dabei kann die Gemeine Kiefer auch sehr trockene, sandige Rohböden mit extrem niedrigen pH-Werten erfolgreich besiedeln. In einer weiten Standortamplitude von trockenen sandigen bis gut mit Wasser versorgten bindigen Rohböden ist die Hänge-Birke sehr gut zur Besiedlung geeignet. Pflanzungen dieser Arten sind oft weniger erfolgreich als Ansaaten. Bei der Begründung von großflächigen Pionierwäldern auf verwehungs- und erosionsgefährdeten Rohböden ist auf jeden Fall eine lückige Mulchabdeckung der Saaten notwendig, die auch eine gleichmäßige Versorgung der trockenheitsempfindlichen Keimlinge mit Wasser unterstützt. Es ist auch möglich, nur durch eine lückige Mulchauflage ohne Samen die Keimung und Entwicklung von Pionierbaumarten wie Hänge-Birke und Gemeine Kiefer zu fördern, wenn in der näheren Umgebung samenproduzierende Bäume dieser Arten vorhanden sind. Auf nicht erosionsgefährdeten, mäßig trockenen, sandigen Standorten sowie auf bindigen Standorten kann auch eine Streifensaat ohne Mulchauflage zur erfolgreichen Etablierung von Birken führen. Auf besser mit Nährstoffen versorgten, frischen, bindigen Substraten und auf nassen Standorten haben sich dagegen Pflanzungen mit Zitterpappeln (Populus tremula) bzw. Schwarzerlen (Alnus glutinosa) bewährt.
5
Praktische Umsetzung der Methoden
Bei der Begrünung von Rohböden, auf denen keine Erosionsgefahr besteht bzw. in gewissem Umfang toleriert werden kann, sollten prioritär frühe Sukzessionsstadien (Pionierfluren) entwickelt werden. Bei der Sicherung erosionsgefährdeter Standorte ist dagegen das Stadium zu wählen, das am effizientesten die Erosion verhindert. Abhängig von den Standortverhältnissen der zu begrünenden Flächen (Substrat, pH-Wert, Bodenfeuchte) ist im ersten Schritt zu prüfen, welche Gesellschaft sich bei verfügbaren Samenquellen spontan auf der Fläche etablieren würde. Die Arten dieser Gesellschaft sind in diesem Fall optimal an den Standort angepasst und die Vegetationsentwicklung wird zügig in Richtung der Zielgesellschaft verlaufen. Im zweiten Schritt erfolgt dann die Auswahl der geeigneten Methode, mit der die gewünschte Zielgesellschaft mit möglichst geringem Aufwand entwickelt werden kann. (vgl. Tab. 4.1) In die endgültige Entscheidung fließen verschiedene Parameter wie Verfügbarkeit, Praktikabilität, Kosten, eventuelle Folgenutzungen und ein möglicher Nachsorgeaufwand (Pflege) ein (vgl. Abbildung 4.1).
5.1 Samenreiches Mahdgut und Heumulch 5.1.1 Hinweise für die Umsetzung Anita Kirmer
Zur Gewinnung von frischem samenreichen Mahdgut oder Heu wird eine geeignete Spenderfläche zu einem Zeitpunkt gemäht, an dem möglichst viele Zielarten fruchten, wobei auch bei späten Mahdterminen in einem geringen Umfang noch Samen von bereits verblühten Arten im Mahdgut vorhanden sind. In der Regel führt ein Mahdtermin zwischen Juli und August zur Übertragung einer breiten Palette von Arten aus der Spenderfläche. Durch eine Mahd im September kann der Grasanteil vermindert werden, da dann die meisten Samen der Gräser bereits ausgefallen sind (Hölzel & Otte 2003). Auf Rohbodenflächen mit extremeren Standortbedingungen ist das Vorhandensein von unerwünschten Arten (z. B. stickstoffliebende Ruderalarten) in der Spenderfläche nur von untergeordneter Bedeutung, da sich nicht an den Standort angepasste Arten ohnehin nicht dauerhaft etablieren können. Zum Beispiel ist es auf nährstoffarmen, trockenen, sauren Sanden ausreichend, wenn die Zielarten in der Spenderfläche einen Deckungsanteil von zwei Drittel an der Gesamtdeckung erreichen (Kirmer 2004a). Bei Planungsunsicherheiten (z. B. Verzögerungen bei der Fertigstellung der zu begrünenden Fläche, ungünstige Witterung) kann das gemähte und getrocknete Material auch eingelagert werden, wobei zu beachten ist, dass bei der Lagerung meist ein Großteil der Samen ausfällt und sich als Feinmaterial auf dem Boden ansammelt. Dieses samenreiche Feinmaterial muss unbedingt mit ausgebracht werden. Wird das Mahdgut im frischen Zustand aufgetragen, passt es sich durch den Trocknungsprozess dem Untergrund an und kann nicht verweht werden. Heu muss dagegen mindestens eine Nacht auf der Fläche liegen bleiben, dann haftet es durch die Aufnahme von Tau und die anschließende Trocknung ebenfalls am Untergrund. Deshalb
40
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
sollte der Auftrag von trockenem Material nicht während Starkwindereignissen durchgeführt werden. Auf geneigten, stark erosionsgefährdeten Flächen sollten 1 - 2 kg Frischgewicht/m² ausgebracht bzw. eine Auflagenhöhe von 5 - 10 cm angestrebt werden. Da das Diasporenpotenzial im Mahdgut in der Regel sehr hoch ist, kann die Auftragsmenge auf ebenen Flächen auf 0,5 1 kg Frischgewicht/m² reduziert werden. Dies entspricht in etwa einer Höhe von 3 - 5 cm. Generell sollte feines Material in dünneren Auflagen ausgebracht werden, da bei dickeren Auflagen Fäulnisprozesse einsetzen können. Bei grobem Material findet dagegen auch in dickeren Auflagen kein Fäulnisprozess statt (Stolle, mündl. 2005). Bei verschiedenen Renaturierungsmaßnahmen wurde in Gewächshausversuchen das keimfähige Samenpotenzial des Mahdgutes pro Quadratmeter bestimmt: x x x x x x x
Mahdgut von artenreichen Sandtrockenrasen ca. 8.000 - 15.000 Samen/m² (1 kg Frischgewicht bzw. 600 g Trockengewicht, Kirmer 2004a) Kalkmagerrasen-Mahdgut: ca. 10.000 Samen/m² (Auftragshöhe 3 - 5 cm, Tränkle 2000) Heide-Mahdgut: ca. 1.000 Samen/m² (nur Heidearten) (1 kg Frischgewicht, Pywell et al. 1995) Mahdgut aus Niedermoorwiesen: ca. 5.000 - 13.000 Samen/m² (Auftragshöhe 5 - 10 cm, Patzelt 1998) Mahdgut aus Pfeifengraswiesen: ca. 2.000 - 12.000 Samen/m² (Rasran et al. 2006), ca. 1.700 2.800 Samen/m² (Biewer & Poschlod 1997) Mahdgut aus Bachkratzdistelwiesen: ca. 5.700 Samen/m² (Biewer & Poschlod 1997) Grünland-Mahdgut: ca. 2.100 - 3.800 Samen/m² (300 g Trockengewicht, Molder 1995)
Sehr hohe Diasporenmengen können die Vegetationsentwicklung behindern (Molder 1995). Vor allem auf besiedlungsfähigem Substrat ist es möglich, dass eine hohe Keimlingsdichte zu einer starken Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und Platz führt. Allerdings kann in der praktischen Anwendung meist nicht von derart hohen Samenmengen ausgegangen werden, da insbesondere bei größeren Begrünungsvorhaben die Samenausbeute oft stark unter der maschinellen Behandlung des Mahdgutes leidet (Engelhardt, mündl. 2006). Auch Schwankungen innerhalb der Bestände oder jahresklimatisch bedingte Schwankungen bei der Samenbildung können zu weit geringeren Samenzahlen führen. Die Baader Konzept Umwelt GmbH hat diesbezüglich ein Verfahren entwickelt (Baader Konzept GmbH 2006), das die Keimfähigkeit von inhomogenen Samengemischen prüft und damit einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung von naturnahen Begrünungsverfahren mittels samenreichen Mahdgutes, Heumulch und Heudrusch® liefert. Der Vorteil der Methode „samenreiches Mahdgut“ liegt darin, dass die Spenderpopulation nicht beeinträchtigt wird, da die Mahd der Standorte entweder der traditionellen Bewirtschaftung der Flächen entspricht (Wiesen) oder zum Erhalt der Standorte als landschaftspflegerische Maßnahme angewendet wird (Trockenrasen, Heiden). Auf großen Flächen kann die Mahd durch Traktoren mit Mähwerk und Ladewagen erfolgen, was die Kosten aufgrund gleichzeitiger Aufnahme des Mahdgutes stark reduziert. Auf kleinflächigen, sehr steilen oder verbuschten Flächen kann mit Freischneidern gearbeitet werden. Das Mahdgut wird anschließend von Hand zusammengeharkt und auf Ladewagen aufgeladen. Bei sofortiger Übertragung ist auch die Aufnahme des Mahdgutes mittels Saugmulchgerät möglich (Marzini 2000a). Das Material kann mit einem Traktor mit Ladewagen oder mit Lastwagen zum Auftragsort transportiert werden. Für das Verladen des Mahdgutes am Auftragsort vom Transportfahrzeug in
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
41
den Miststreuer wird bei großflächiger Umsetzung die Verwendung eines Lastwagens mit Kran empfohlen. In der Regel kann das Ausstreuen des Mahdgutes mit Miststreuern erfolgen, wobei an steilen Böschungen der Einsatz von Bergmiststreuern empfohlen wird (siehe Kapitel 6). Je nach Standort kann dabei eine Zwillingsbereifung sinnvoll sein. Bei starker Hangneigung (> 1:4) muss senkrecht zum Hang gefahren werden, damit das Fahrzeug nicht kippt. Bei der Ausbringung sollte möglichst keine Technik verwendet werden, die das Mahdgut häckselt (z. B. Mähcontainer), da gehäckseltes Mahdgut sehr dicht auf der Fläche liegt, sich im Vergleich zum ungehäckselten Mahdgut schlecht verzahnt und damit leicht verweht werden kann. Zudem ist beim Einsatz von gehäckseltem Mahdgut durch die dichtere Lagerung mehr Biomasse erforderlich, um einen Schutz vor Erosion zu gewährleisten.
Foto 5.1 Handmahd im Flächennaturdenkmal „Igelsberg“ im September 1999. (Foto: S. Jakob)
Foto 5.2 Maschinelle Mahd im Naturschutzgebiet „Drachenwinkel“, August 2005 (Foto: S. Mann)
Bei niedrigwüchsigen, artenarmen und sehr lückigen Beständen (z. B. Silbergraspionierfluren, Trockenrasen) ist ein Verhältnis von Auftrags- zu Entnahmefläche von 1:4 bis 1:10 notwendig. Höherwüchsige, artenreichere Bestände (z. B. ruderalisierte Trockenrasen, Frischwiesen, Mähwiesen) erzielen wesentlich höhere Ausbeuten an Biomasse; hier kann das Verhältnis Auftragsfläche zu Entnahmefläche zwischen 1:2 und 1:5 liegen (z. B. bei artenreichen Kalkmagerrasen – Kiehl et al. 2006). Stark wüchsige Bestände (z. B. Heiden, Röhrichte, Seggenrieder, Fettwiesen, Feuchtwiesen) können aufgrund ihrer hohen Biomasseproduktion Ausbeuten von 2:1 bis 1:2 ermöglichen (z. B. bei Pfeifengras- und Bachkratzdistel-Wiesen 2:1, aus Biewer & Poschlod 1997). Zusätzlich ist zu beachten, dass bei der Mahd die Menge der Biomasse von der Jahreszeit und der Schnitttiefe abhängig ist. Mit Fortschreiten der Vegetationsperiode verlagert sich der Hauptteil der Biomasse in Richtung Bodenoberfläche. Ende Juli/Anfang August ist in Magerrasen bereits 2/3 der Biomasse in einer Höhe von 5 - 10 cm zu finden (Stolle, mündl. 2005), so dass bei relativ hohem Schnitt nur ein Teil der vorhandenen Biomasse entfernt wird. Mit Freischneidern wird in der Regel eine niedrigere Schnitttiefe und damit eine wesentlich höhere Biomasseausbeute erreicht als mit Balkenmähern (bis zu 10 mal so groß bei Schnitttiefen von ca. 1 cm im Vergleich zu ca. 10 cm – Stolle, mündl. 2005). Bei Balkenmähern kann die Ausbeute durch die Verwendung von scharfen Messern erhöht werden. Der Kostenunterschied zwischen Balkenmäher und Freischneider bzw. Motorsense kann sich durch eine höhere Biomasseausbeute und die damit verbundene kleinere Spenderfläche relativieren und muss demzufolge genau kalkuliert werden.
42
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.2 Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau) 5.1.2.1 Magerrasen auf Kalk- und Keuperschutt Ansprechpartner
Kornelia Marzini
Kooperationspartner
Straßenbauamt Würzburg
Literatur
Marzini 1999
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: versaumter Kalkmagerrasen (Geranio-Peucedanetum cervariae) Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:1 Gewinnung: Saugmulchgerät Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 69 (ohne Moose/Flechten) keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Mahdtermin: 9./10.9 1996 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragshöhe: ca. 1 cm; Struktur: gehäckselt Größe der Gesamtfläche (Mahdgutauftrag): 0,3 ha Beobachtungszeitraum: 1996 bis 1998
Standortparameter Ort: Baden-Württemberg, Gewerbegebiet Ost Würzburg, Straßenböschung Bundesstraße 8 Geographische Region: Maintal Jahresniederschlag: 550 - 600 mm; Jahresmitteltemperatur: 9,1 °C (langjährige Mittel, Klimastation Würzburg) Neigung: 66 %
Exposition: Süd
Höhe: 161 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Trias
Substrat: Kalkschutt, Keuperschutt
pH (CaCl2): 7,3
Skelettanteil: 100 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Fläche mit Mahdgutauftrag im ersten Jahr. (Foto: K. Marzini, Mai 1997)
43
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 9 Jahren. (Foto: K. Marzini, Mai 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 2 Jahren
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
10
15
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
10
15
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
Deckung Streu (%)
k. A.
k. A.
vegetationsfrei (%)
90 %
85 %
Artenzahl Zielarten
48
48
Artenzahl Sonstige
k. A.
k. A.
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
70
70
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
70
70
x
x
keine
keine
x
x
Erosion wenige, flache Rinnen Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
k. A. = keine Angaben
44
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.2.2 Mesophiles Grünland (Frischwiese/-weide) auf sandigem Lehm bis lehmigem Sand Ansprechpartner
Rolf Johannsen, Manja Landefeld
Kooperationspartner
Förderkreis Landschafts- und Sportplatzbauliche Forschung Gießen e.V.; BENDER Rekultivierungen GmbH & Co. KG; DEGES – Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH; Bickardt Bau GmbH
Literatur
Johannsen & Landefeld 2006
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: räumlich sehr nahes, frisches Grünland mit vielen Arten der Fettweiden, aber auch Magerkeitszeigern; extensive Bewirtschaftung Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:1 Gewinnung: Mahd mit Scheibenmähwerk, Einstellung mit niedrigster Umdrehungszahl (700 - 800/ min) und ohne weitere Aufbereitung des Mahdgutes, Schwaden von Hand, ballieren, zerkleinern Potenziell übertragbare Arten aus dem Mahdgut: 20 (ohne Moose/Flechten) Bodenverbessernde Maßnahmen: Dünger, Kalk, Alginat, Kleber; Nachdüngung am 27.05.2002 Mahdtermin: 04.07.2001; Auftragstermin: 20.08.2001 Auftragsmethode: Hydrosaat; Zustand: trocken (Heu) Auftragsmenge: ca. 0,2 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 0,2 cm; Struktur: zerkleinert auf 1 - 2 cm Größe der Gesamtfläche (Mahdgutauftrag): 0,2 ha Beobachtungszeitraum: 2001 bis 2005
Standortparameter Ort: Böschungsflächen an einem Regenrückhaltebecken der BAB A71 Erfurt-Schweinfurt, Verkehrseinheit 5315 bei Geschwenda, am nördlichen Dammfuß Geographische Region: Übergangsbereich Ilm-Saale-Ohrdrufer-Platte und Mittlerer Thüringer Wald Jahresniederschlag: 738 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Gräfenroda) Jahresmitteltemperatur 7,3 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Martinroda) Neigungen: 25 - 30°
Exposition: West, Ost und Nord
Höhe: 500 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: sandiger Lehm bis lehUnterer Buntsandstein miger Sand
pH: 3,9 - 4,8
Skelettanteil: 25 - 50 %
Feuchte: halbtrocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: Skelettanteil standörtlich variierend und mit der Tiefe stark zunehmend
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Versuchsanlage vor Durchführung der Maßnahme. (Foto: M. Landefeld, Juli 2001)
45
Versuchsanlage 4 Jahre nach Mahdgutauftrag. (Foto: M. Landefeld, September 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 4 Jahren
Deckung Strauchschicht (%)
0
3
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
94
32
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
94
32
< 0,5
38
Deckung Streu (%)
0
17
vegetationsfrei (%)
6
10
Artenzahl Zielarten aus Mahdgut
6
9
Artenzahl Zielarten aus Kontaktvegetation
13
19
Artenzahl Sonstige
2
2
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
30
45
Deckung Moose/Flechten (%)
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%) Erosion
30
45
keine
keine
x
x
naturschutzfachliche Parameter strukturarm
46
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3 Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen) 5.1.3.1 Magerrasen auf Sand Ansprechpartner
Anita Kirmer
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Kirmer 2003, 2004a, 2004b
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: artenreicher, ruderalisierter Sandtrockenrasen im ehemaligen Tagebaugebiet Goitzsche Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:4 Gewinnung: Mahd mit Balkenmäher Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 59 (ohne Moose/Flechten) keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Mahd- und Auftragstermin: August 1994 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragsmenge: 1 - 2 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: 96 m² Beobachtungszeitraum: 1994 bis 2002
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 10°
Exposition: Nord
Höhe: 90 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Quartär
Substrat: reiner Sand
pH (KCl): 4,4
Skelettanteil: ca. 30 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: sehr trocken
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 1 Jahr. (Foto: A. Kirmer, Mai 1995)
47
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 8 Jahren. (Foto: A. Kirmer, August 2002)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 8 Jahren
nach 7 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
0
0
12,0
0
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
13,4
2,2
36,0
24,6
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
11,7
1,5
30,5
24,4
Deckung Strauchschicht (%)
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
77,4
19,8
Deckung Streu (%)
58,8
0
8,4
3,0
vegetationsfrei (%)
4,1
97,8
2,4
30,0
Artenzahl Zielarten
14
5
16
7
Artenzahl Sonstige
24
15
22
7
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
51
--
51
--
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
74
--
84
--
keine
keine
keine
keine
vereinzelt
vereinzelt
vereinzelt
vereinzelt
x
x
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
48
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.2 Magerrasen auf sandig-tonigem Schluff Ansprechpartner
Anita Kirmer
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Kirmer 2004b
Versuchsparameter Spenderpopulation: Halbtrockenrasen im Flächennaturdenkmal (FND) Igelsberg, Saalehang östlich Weißenfels Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:4 Gewinnung: Mahd mit Freischneidern, Schwaden und Aufladen von Hand Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 83 (ohne Moose/Flechten) keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Mahdtermin: 16.08.1999; Auftragstermin: 17.08.1999 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragsmenge: 1 - 2 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: ca. 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 1999 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, westlich Merseburg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Mücheln/Geiseltal, Innenkippe Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 519 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Mücheln/Geiseltal) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstedt) Neigung: 15°
Exposition: Süd
Höhe: 95 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: sandig-toniger Schluff Tertiär
pH (CaCl2): 5,5
Skelettanteil: 30 - 50 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: 0,8 Masseprozent Schwefelgehalt (Elementaranalyse), 5 - 15 Masseprozent Kohlegehalt
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 2 Jahren. (Foto: A. Kirmer, Juli 2001)
49
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 5 Jahren. (Foto: A. Kirmer, Juli 2004)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Strauchschicht (%) Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
nach 6 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
0
0
1
0
5,4
0,2
20
0,9
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
2,2
0
19,6
0
Deckung Moose/Flechten (%)
0,1
0
1,5
0
Deckung Streu (%)
75
0
9,5
0
vegetationsfrei (%)
20
99,8
80
99,1
Artenzahl Zielarten
14
0
22
0
Artenzahl Sonstige
51
5
27
6
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
42
--
37
--
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
35
--
55
--
Erosion keine
x
viele, tiefe Rinnen
x x
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich strukturarm
vereinzelt
--
x
vereinzelt
--
x x
x
50
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.3 Magerrasen auf karbonatreichen, kiesigen Lehmsanden Ansprechpartner
Sandra Mann
Kooperationspartner
Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG)
Literatur
--
Versuchsparameter Spenderpopulation: Halbtrockenrasen im Flächennaturdenkmal (FND) Igelsberg, Saalehang östlich Weißenfels* Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:4 Gewinnung: Mahd mit Freischneidern, Schwaden und Aufladen von Hand Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 83 (ohne Moose/Flechten) keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Mahdtermin: September 2003; Auftragstermin: September 2003 Auftragsmethode: Miststreuer Auftragsmenge: 1 - 2 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: ca. 0,5 ha Beobachtungszeitraum: 2004 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen, westlich Borna, Braunkohle-Tagebau Schleenhain, Innenkippe Geographische Region: Leipziger Tiefebene Jahresniederschlag: 564 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Zeitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: < 10°
Exposition: Südwest
Höhe: 123,5 - 138,0 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Quartär
Substrat: kiesführender Kipp-Kalksandlehm, im Wechsel mit kies- und kalkführendem Kipp-Lehmsand
pH (CaCl2): 6,3 - 6,9
Skelettanteil: ca. 15 %
Nährstoffstatus: mesotroph
Feuchte: frisch bis wechseltrocken
* Ziel war die schnelle Begrünung der Böschung für einen sofortigen und dauerhaften Schutz vor Erosion. Trotz der relativ guten Nährstoffversorgung auf der Fläche wurde aufgrund der starken Neigung und der hohen Sonneneinstrahlung Material aus Halbtrockenrasen ausgebracht.
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Fläche mit Mahdgutauftrag nach einem Jahr: fertile Bestände von Sichel-Schneckenklee (Medicago falcata) und Wirbeldost (Clinopodium vulgare). (Foto: S. Mann, September 2004)
51
Fläche mit Mahdgutauftrag nach zwei Jahren: dichte, blühende Bestände der Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea). (Foto: S. Mann, August 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 2 Jahren
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
47
87,5
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
46
126
Deckung Moose/Flechten (%)
0
11,25
Deckung Streu (%)
35
30
vegetationsfrei (%)
40
5,5
Artenzahl Zielarten
29
30
Artenzahl Sonstige
50
58
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
47
48
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
52
54
keine*
keine*
vereinzelt
vereinzelt
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich *
Im Jahr 2004 flossen aufgrund von Starkregenereignissen große Mengen an Oberflächenwasser von einem darüber gelegenen Plateau ab, so dass sich eine große Erosionsrinne bildete. Nach Verlängerung eines Grabens, der die Wassermengen abfing, konnte bereits 2005 ein starker Bewuchs der Rinne festgestellt werden. Es trat keine weitere Erosion auf.
52
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.4 Magerrasen auf Kalkrohboden (I) Ansprechpartner
Ulrich Tränkle
Kooperationspartner
Märker Kalk
Literatur
Tränkle & Poschlod 1994; Tränkle 1997a, 1997b; Tränkle & Beißwenger 1999; Tränkle & Böcker 2001
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: aufgelassene Kalkmagerrasen in mäßiger bis stärkerer Sukzession, teils leicht ruderalisiert; vier Spenderflächen Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:5 Gewinnung: Mahd mit Kreiselmäher, sofortiges Schwaden und Aufnahme mit Ladewagen (33 m³) Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: ca. 100 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Einebnung des Kalksiebschuttes mit Raupen Mahdtermin: 11. bis 22.07.1999; Auftragstermin: am jeweiligen Mahdtag Auftragsmethode: Ladewagen mit Dosierwalze, zusätzliche Verteilung von Hand; Zustand: frisch Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche (Mahdgutauftrag): 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 1999 bis 2005
Standortparameter Ort: Baden-Württemberg, Landkreis Alb-Donau-Kreis, Blaustein, Kalksteinbruch Herrlingen Geographische Region: Schwäbische Alb Jahresniederschlag: 751 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,9 °C (langjährige Mittel, Klimastation Ulm) Neigung: 25 - 40°
Exposition: West bis Westsüdwest
Höhe: 522 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Weißer Jura
Substrat: Kalkrohboden
pH (CaCl2): 8,0 - 8,5
Skelettanteil: 50 - 100 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 4 Jahren, Zustand nach Beweidung. (Foto: U. Tränkle, Juni 2003)
53
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 6 Jahren. (Foto: U. Tränkle, Oktober 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 6 Jahren
0
<1
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
<5
30 - 80
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
<2
25 - 75
Deckung Moose (%)
5 - 10
15 - 25
Deckung Streu (%)
ca. 50
2
vegetationsfrei (%)
95
20 - 70
Artenzahl Zielarten
10
18
Artenzahl Sonstige
5
12
Deckung Strauchschicht (%)
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
ca. 15
ca. 30
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
ca. 10
ca. 18
Erosion
keine
keine
Störzeiger
häufig
vereinzelt
strukturarm
x
x
Naturschutzfachliche Kriterien
54
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.5 Magerrasen auf Kalkrohboden (II) Ansprechpartner
Ulrich Tränkle
Kooperationspartner
Märker Kalk
Literatur
Tränkle & Poschlod 1994; Tränkle 1997a, 1997b; Tränkle & Beißwenger 1999; Tränkle & Böcker 2001
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: beweideter und gemähter Kalkmagerrasen im Übergang zu einer SalbeiGlatthaferwiese; 1 Spenderfläche Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:5 Gewinnung: Mahd mit Kreiselmäher, sofortiges Schwaden und Rundballenpressung Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: ca. 125 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Einebnung des Kalksiebschuttes mit Raupen Mahdtermin: 10. bis 16.07.2001; Auftragstermin: am jeweiligen Mahdtag Auftragsmethode: Abrollen der Rundballen über Steilhang, zusätzlich Verteilung von Hand; Zustand: frisch Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche (Mahdgutauftrag): 1,4 ha Beobachtungszeitraum: 2001 bis 2005
Standortparameter Ort: Baden-Württemberg, Landkreis Alb-Donau-Kreis, Blaustein, Kalksteinbruch Herrlingen Geographische Region: Schwäbische Alb Jahresniederschlag: 751 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,9 °C (langjährige Mittel, Klimastation Ulm) Neigung: 22 - 24°
Exposition: Ost
Höhe: 522 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Weißer Jura
Substrat: Kalkrohboden
pH (CaCl2): 8,0 - 8,5
Skelettanteil: 30 - 40 % Grobschutt: 60 - 95 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 2 Jahren. (Foto: U. Tränkle, Juni 2003)
55
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 4 Jahren. (Foto: U. Tränkle, Oktober 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 4 Jahren
Skelettanteil Skelettanteil: Skelettanteil Skelettanteil: 30 - 40 % 60 - 95 % 30 - 40 % 60 - 95 % Deckung Krautschicht (gesamt) (%) Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
5 - 10
0-5
30 - 40 (- 70)
0 - 10
5-9
0-5
28 - 38
0 - 10
Deckung Moose (%)
10 - 20
0-5
70 - 100
30
Deckung Streu (%)
5 - 95
5 - 95
<1
<1
vegetationsfrei (%)
85 - 90
90 - 100
30 - 50
85 - 95
Artenzahl Zielarten
11
5
44
25
Artenzahl Sonstige
13
10
26
10
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
19
12
56
28
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
10
4
35
20
Erosion
x
x
x
x
Störzeiger
häufig
vereinzelt
vereinzelt
vereinzelt
strukturarm
x
x
x
x
Naturschutzfachliche Kriterien
56
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.6 Trockene Glatthaferwiese auf gestörtem Löß Ansprechpartner
Anita Kirmer
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Kirmer 2003, 2004
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Naturschutzgebiet Göttersitz bei Bad Kösen Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:4 Gewinnung: Mahd mit Freischneidern, Schwaden und Aufladen von Hand Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 92 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Scheibenegge (3 - 5 cm tief) Mahdtermin: 04. bis 05.09.2000; Auftragstermin: am jeweiligen Mahdtag Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragsmenge: 1 - 2 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: 5 - 10 cm; Struktur: lang Gesamtfläche: 0,38 ha (Mahdgut), 0,38 ha (Kontrolle) Beobachtungszeitraum: 2000 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, südlich Merseburg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Roßbach Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 524 mm; (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Roßbach-Lunstädt) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstedt) Neigung: 8°
Exposition: West
Höhe: 80 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: gestörter Löß Quartär
pH (CaCl2): 7,0 - 7,5
Skelettanteil: ca. 5 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: mesotroph
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Entwicklungszustand der Fläche mit Mahdgutauftrag nach 2 Jahren. (Foto: A. Kirmer, Juni 2002)
57
Entwicklungszustand der Fläche mit Mahdgutauftrag nach 4 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juni 2004)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 5 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
0
0
0
0,4
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
12,3
1,0
76,7
34,4
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
8,4
0,2
84,3
20,9
Deckung Moose/Flechten (%)
2,4
0
27,2
1,1
Deckung Strauchschicht (%)
Deckung Streu (%)
60
0,1
30,6
11,1
vegetationsfrei (%)
28,3
98,9
15,6
65,6
Artenzahl Zielarten
32
19
51
39
Artenzahl Sonstige
71
49
45
37
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
55
--
63,4
--
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
50
--
74,5
--
x
x
Erosion keine
x
viele, flache Rinnen
x
wenige, tiefe Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
vereinzelt
dominant
vereinzelt
dominant
x
x
x
x
58
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.7 Pionierwald auf skelettreichem Sand Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Stolle 1998b; Jahn et al. 1999; FLB 2003
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: ruderale Staudenfluren aus dem Tagebauumfeld Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:3 Gewinnung: Mähbalken, Motorsense keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Mahd- und Auftragstermin: September 1995 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragsmenge: ca. 1 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: 3 - 5 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 1995 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 17°
Exposition: Nord
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: skelettreicher Sand Quartäre Kiese und Sande Skelettanteil: ca. 50 - 75 %
Höhe: 78 - 88 m ü. NN pH (KCl): 5,0
Nährstoffstatus: oligo- bis mesotroph Feuchte: frisch
Besonderheiten: kleinräumig lehmig, tonig, sauer
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Entwicklungszustand der Fläche nach 1 Jahr. (Foto: M. Stolle, Juli 1996)
59
Entwicklungszustand der Fläche nach 10 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 10 Jahren
Deckung Baumschicht (%)
0
10
Deckung Strauchschicht (%)
0
70
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
2
20
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
1
5
Deckung Moose/Flechten (%)
0
70
Deckung Streu (%)
75 (Mulch)
0
vegetationsfrei (%)
99
10
Artenzahl Zielarten
11 (4 Kräuter, 3 Gräser, 4 Gehölze)
19 (6 Kräuter, 5 Gräser, 8 Gehölze)
Artenzahl Sonstige
11 (9 Kräuter, 2 Gräser, 0 Gehölze)
16 (14 Kräuter, 2 Gräser)
keine
keine
keine
vereinzelt
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
60
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.8 Pionierwald auf Ton und schluffigem Sand Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Jahn et al. 1998
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: samenarme Fettwiese der Region Gewinnung: Mahd mit Kreiselmäher Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Abpufferung des pH-Wertes bis 15 cm Tiefe durch Kalkung (40 dt/ha CaCO3) Auftragstermin: Mai 1997 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: trocken (Heu) Auftragsmenge: ca. 1 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: 3 - 5 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 1997 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 10°
Exposition: Nord
Höhe: 80 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Ton, schluffiger pH (KCl): vor Kalkung: 2,7 Tertiär Sand pH (KCl): nach Kalkung: 3,9 Skelettanteil: < 25 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: mittlerer Kohlegehalt (Ct) 1,3 %
Feuchte: frisch bis wechselfeucht
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Entwicklungszustand der Fläche nach 1 Jahr. (Foto: M. Stolle, Juli 1998)
61
Entwicklungszustand der Fläche nach 8 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 8 Jahren
Deckung Baumschicht (%)
0
10
Deckung Strauchschicht (%)
0
30
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
4
0,7
Deckung Moose/Flechten (%)
0
80
Deckung Streu (%)
75 (Mulch)
0
vegetationsfrei (%)
96
20
Artenzahl Zielarten
10 (2 Kräuter, 6 Gräser, 2 Gehölze)
12 (4 Kräuter, 2 Gräser, 6 Gehölze)
Artenzahl Sonstige
6 (3 Kräuter, 3 Gräser)
5 (4 Kräuter, 1 Gras)
keine
keine
Störzeiger
keine
vereinzelt
strukturarm
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien*
strukturreich
x
* Bedingt durch die Besonderheiten des Substrates (anstehende Tone, ca. 15 cm durchwurzelbarer Horizont, darunter extrem sauer) bilden Kryptogamen und Hänge-Birke (Betula pendula) Massenbestände.
62
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.3.9 Pionierwald auf schluffig-lehmigem Sand Ansprechpartner
Anita Kirmer, Gerd Jünger
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Jünger 1999
Allgemeine Angaben Mulchauflage: trockene Glatthaferwiese im ehemaligen Tagebaugebiet Gewinnung: Traktor mit Mähbalken und Ladewagen keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragsmenge: 1 - 2 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: 5 - 10 cm; Struktur: lang Umsetzungstermin: August 1995 Größe der Gesamtfläche: 760 m² (Mahdgut), 300 m² (Kontrolle) Beobachtungszeitraum: 1995 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 19°
Exposition: Nordwest
Höhe: 78 - 88 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: schluffig-lehmiger Tertiär/Quartär-Mischsubstrat Sand
pH (KCl): 3,0 - 4,6
Skelettanteil: 40 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: kleinräumig tonig, sehr sauer
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 7 Jahren. (Foto: A. Kirmer, August 2002)
63
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 10 Jahren. (Foto: A. Kirmer, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Baumschicht (%) Deckung Strauchschicht (%)
nach 10 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
0
0
35
5
0
0
5
15
Deckung Krautschicht (Gräser/Kräuter) (%)
7,4
3,1
2
23
Deckung Krautschicht (Gehölze) (%)
0,1
0,1
0,1
5
0
0
20
20
Deckung Streu (%)
29,5
1,1
0,3
0,2
vegetationsfrei (%)
63
96
65
60
Gesamtartenzahl (Gehölze)
2
1
2
4
Gesamtartenzahl (Gräser/Kräuter)
33
10
3
8
36*
676*
k. A.
k. A.
Störzeiger
vereinzelt
vereinzelt
vereinzelt
häufig
strukturarm
x
x x
x
Deckung Moose/Flechten (%)
Erosion Rinnenerosion in cm³/ha Naturschutzfachliche Kriterien
strukturreich
k. A. = keine Angaben * nach 2 Jahren (1995 bis 1997)
64
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.4 Beispiele für Renaturierung 5.1.4.1 Magerrasen auf Kalkschotter Ansprechpartner
Kathrin Kiehl
Kooperationspartner
Heideflächenverein Münchner Norden e.V.
Literatur
Thormann et al. 2003; Kiehl et al. 2006; Kiehl & Wagner 2006
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Adonisröschen-Steinzwenken-Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet (NSG) „Garchinger Heide“ Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:2 Gewinnung: Mahd mit Kreiselmäher Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 54 mit reifen Samen; Gesamtartenzahl des NSG: 218 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Abtrag des nährstoffreichen Oberbodens (40 cm) Mahd- und Auftragstermin: 27.08.1993 Auftragsmethode: Ladewagen, Nachverteilen von Hand; Zustand: frisch Auftragsmenge: ca. 0,23 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 5 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: 0,48 ha Beobachtungszeitraum: 1993 bis 2002
Standortparameter Ort: Bayern, Landkreis München, Flurstück 506A, westlich angrenzend an NSG „Garchinger Heide“ Geographische Region: Münchner Schotterebene Jahresniederschlag: 880 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,1 °C (langjährige Mittel, Klimastation Oberschleißheim) Neigung: < 1°
Exposition: eben
Höhe: 469 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Kies (Grobboden) und Sand Quartäre Schmelzwasserschotter (Feinboden)
pH (CaCl2): 7,2
Skelettanteil: 66 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: ehemaliger Acker mit 40 cm Oberbodenabtrag
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Mahdgutauftrag nach Oberbodenabtrag. (Foto: J. Pfadenhauer, August 1993)
65
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 9 Jahren. (Foto: K. Kiehl, Juli 2002)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 8 bis 9 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
Deckung Baumschicht (%)
0
0
0
0
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
0
0 - 10
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
2,9
1,1
37,5
18,0
Deckung Krautschicht Zielarten) (%)
3,6
0
36,6
17,8
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
31,5
9,7
Deckung Streu (%)
7,2
0
2,6
0,8
vegetationsfrei (%)
89,9
98,9
38,5
81,0
25
0
53
30
Artenzahl Sonstige
22
10
18
32
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
65
--
80*
--
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
54
--
80*
--
keine
keine
keine
keine
vereinzelt
vereinzelt
sehr selten
vereinzelt
Artenzahl Zielarten (Festuco-Brometea)
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturarm strukturreich
x x
x x
* Zusätzlich sind zwölf weitere Zielarten aus dem angrenzenden Naturschutzgebiet durch natürliche Ausbreitung eingewandert.
66
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.4.2 Magerrasen auf Kalkrohboden Ansprechpartner
Ulrich Tränkle
Kooperationspartner
Märker Kalk
Literatur
Tränkle & Poschlod 1994; Tränkle 1997a, 1997b; Tränkle & Beißwenger 1999; Tränkle & Böcker 2001
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: aufgelassene Kalkmagerrasen in mäßiger bis stärkerer Sukzession, teils leicht ruderalisiert; vier Spenderflächen Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:5 Gewinnung: Mahd mit Kreiselmäher, sofortiges Schwaden und Aufnahme mit Ladewagen (33 m³) Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: ca. 100 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Einebnung des Kalksiebschuttes mit Raupen Mahdtermin: 11. bis 22.07.1999; Auftragstermin: am jeweiligen Mahdtag Auftragsmethode: Ladewagen mit Dosierwalze, zusätzliche Verteilung von Hand; Zustand: frisch Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche (Mahdgutauftrag): 0,4 ha Beobachtungszeitraum: 1999 bis 2005
Standortparameter Ort: Baden-Württemberg, Landkreis Alb-Donau-Kreis, Blaustein, Kalksteinbruch Herrlingen Geographische Region: Schwäbische Alb Jahresniederschlag: 751 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,9 °C (langjährige Mittel, Klimastation Ulm) Neigung: 0 - 3°
Exposition: West, Südwest, Süd
Höhe: 522 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Weißer Jura
Substrat: Kalkrohboden
pH (CaCl2): 8,0 - 8,5
Skelettanteil: 15 - 40 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Entwicklungszustand nach 5 Jahren. (Foto: U. Tränkle, Oktober 2004)
67
Entwicklungszustand nach 6 Jahren. (Foto: U. Tränkle, Oktober 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 6 Jahren
0
<1
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
15 - 25
60 - 100
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
10 - 20
45 - 95
Deckung Strauchschicht (%)
Deckung Moose (%)
5 - 10 (- 25)
20 - 70
Deckung Streu (%)
25
2
vegetationsfrei (%)
50 - 75
0 - 10
Artenzahl Zielarten
21
51
Artenzahl Sonstige
24
31
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
ca. 40
ca. 80
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
ca. 20
ca. 50
Erosion
keine
keine
häufig
häufig
x
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
68
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.4.3 Magerrasen auf Kalksiebschutt- und Zementmergel-Rohboden Ansprechpartner
Ulrich Tränkle
Kooperationspartner
Schwenk Zement
Literatur
Tränkle & Poschlod 1994; Tränkle 1997a, 1997b; Tränkle & Beißwenger 1999; Tränkle & Böcker 2001
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: beweidete, gemähte und aufgelassene Kalkmagerrasen in mäßiger bis stärkerer Sukzession, teils leicht ruderalisiert; 15 verschiedene Spenderflächen Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:5 bis 1:8 Gewinnung: Mahd mit Kreiselmäher, sofortiges Schwaden und Aufnahme mit Ladewagen (33 m³) Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: ca. 175 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Einebnung mit Raupen Mahdtermin: 19. bis 24.07.1996; Auftragstermin: am jeweiligen Mahdtag Auftragsmethode: Ladewagen mit Dosierwalze, zusätzlich Verteilung von Hand; Zustand: frisch Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche (Mahdgutauftrag): 1,7 ha; keine Dauerbeobachtungsflächen (Ermittlung von Gesamtartenzahlen und mittleren Deckungen höherer Pflanzen und Moose auf der Gesamtfläche) Beobachtungszeitraum: 1996 bis 2000
Standortparameter Ort: Baden-Württemberg, Landkreis Alb-Donau-Kreis, Allmendingen, Kalksteinbruch Allmendingen Geographische Region: Schwäbische Alb Jahresniederschlag: 750 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,9 °C (langjährige Mittel, Klimastation Schemmerhofen-Ingerkingen) Neigung: 0°
Exposition: eben
Höhe: 519 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Weißer Jura
Substrat: Kalksiebschutt- und Zementmergel-Rohboden
pH (CaCl2): 8,0 - 8,5
Skelettanteil: 0 - 20 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Entwicklungszustand auf Kalksiebschutt nach einem Jahr. (Foto: U. Tränkle, Juli 1997)
69
Entwicklungszustand auf Zementmergel nach zwei Jahren. (Foto: U. Tränkle, Juni 1998)
Entwicklungsparameter nach 2 Jahren Kalksiebschutt
Zement mergel
nach 4 Jahren Kalksiebschutt
Zement mergel
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
15 - 20
5
25 - 50
10
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
10 - 15
5
20 - 40
10
5
0
5 - 15
<1
Deckung Streu (%)
15 - 25
<5
0 - 10
<1
vegetationsfrei (%)
85 - 95
90 - 100
60 - 80
85 - 100
Artenzahl Zielarten
83
10
108
15
Artenzahl Sonstige
45
5
44
5
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
ca. 73
ca. 8
ca. 87
ca. 11
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
ca. 47
ca. 6
ca. 62
ca. 8
Erosion
keine
keine
keine
keine
häufig
vereinzelt
vereinzelt
vereinzelt
Deckung Moose (%)
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich strukturarm
x
x x
x
70
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.4.4 Glatthafer-Frischwiese auf lehmigem Sand Ansprechpartner
Frank Molder
Kooperationspartner
Quarzsandgrube Rockenberg
Literatur
Molder 1995, 1997, 2000
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: magere, artenreiche Glatthaferwiese mit vereinzelten Wechselfeuchtezeigern auf dünner, entkalkter Lößlehmdecke über Pelosol; zweischürige Mahd, am Rand des Naturschutzgebietes „Metz von Münzenberg“, Wetterau (Hessen) Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:1,5 Gewinnung: Handmahd, zweimaliges Wenden von Hand Potenziell übertragbare Arten im Heumulch: 65 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: geringe Startdüngung (5 g N/m²) Mahdtermin: 15.06.1990; z. T. gestaffelt 15.06./17.07./20.08.1990; Auftragstermin: 18.09.1990 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: trocken (Heu) Auftragsmenge ca. 0,3 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: ca. 200 m² Beobachtungszeitraum: 1990 bis 1993
Standortparameter Ort: Hessen, Bad Nauheim, Quarzsandgrube Rockenberg, Quarzitabraum Geographische Region: Rhein-Main-Tiefland, Wetterau, Münzenberger Rücken Jahresniederschlag: 530 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,7 °C (langjährige Mittel, Klimastation Bad Nauheim) Neigung: ca. 1 - 2°
Exposition: Südwest
Höhe: 155 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: mittel lehmiger Tertiär (Miozän) Sand
pH (CaCl2): 7,6
Skelettanteil: ca. 5 %
Feuchte: (wechsel-)trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: hohe Verdichtungsanfälligkeit und Erosionsgefahr wegen hoher Anteile an Feinsand, Oberflächenverdichtungen mit Vernässungserscheinungen zu Versuchsbeginn
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Versuchsanlage (Ausschnitt) nach Heumulchauftrag. (Foto: F. Molder, September 1990)
71
Heumulch-Parzellen nach 3 Jahren. (Foto: F. Molder, Mai 1993)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 3 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
55
8
68
57
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
44
<1
67
38
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
1
1
Deckung Streu (%)
30
--
0
--
vegetationsfrei (%)
45
92
35
48
Artenzahl Zielarten
40
12
32
32
Artenzahl Sonstige
38
33
13
18
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
58
--
51
--
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
54
--
48
--
x
x
vereinzelt
häufig
x
x
Erosion keine
x
viele, flache Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
strukturarm strukturreich
dominant x
x
72
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.4.5 Stromtal-Auenwiese auf lehmigem Ton Ansprechpartner
Norbert Hölzel
Kooperationspartner
Obere Naturschutzbehörde, Regierungspräsidium Darmstadt
Literatur
Hölzel & Otte 2003
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: artenreiche Stromtal-Auenwiesen im Naturraum Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:3 Gewinnung: Kreiselmäher, Schwader, Siloladewagen Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: ca. 120 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Oberbodenabtrag (30 - 50 cm) Mahd- und Auftragstermin: Ende August/Anfang September 1997 und 1998 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragshöhe: ca. 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche (Mahdgutauftrag): 0,6 ha Beobachtungszeitraum: 1998 bis 2004
Standortparameter Ort: Hessen, ca. 30 km südwestlich Frankfurt a. M., Riedwiesen von Wächterstadt westl. Leeheim Geographische Region: Hessische Oberrheinniederung, fossile holozäne Aue Jahresniederschlag: 580 mm; Jahresmitteltemperatur. 10,3 °C (langjährige Mittel, Klimastation Worms) Neigung: 0°
Exposition: eben
Höhe: 85 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: tonreiche Auelehme über alluvialem Sand
Substrat: lehmiger Ton bis Ton
pH (CaCl2): 6,8 - 7,2
Skelettanteil: 0 %
Nährstoffstatus: mesotroph
Feuchte: wechselfeucht
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Versuchsanlage während des Mahdgutauftrages. (Foto: N. Hölzel, September 1997)
73
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 7 Jahren. (Foto: N. Hölzel, August 2004)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 7 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
30 - 50
30 - 50
40 - 80
30 - 50
<2
0
30 - 60
< 10
-
-
-
-
Deckung Streu (%)
60 - 80
0
0
0
vegetationsfrei (%)
ca. 20 - 40
50 - 70
20 - 60
50 - 70
11
0
33
16
Deckung Krautschicht (gesamt) (%) Deckung Krautschicht (Zielarten) (%) Deckung Moose/Flechten (%)
Artenzahl Zielarten (Rote Liste Hessen) Artenzahl Sonstige (übertragene)
33*
0
78*
41*
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
35*
0
90*
46*
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
30
0
90
35
keine
keine
keine
keine
Störzeiger
dominant
dominant
vereinzelt
vereinzelt
strukturarm
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien
strukturreich
x x
* ohne Arten des Spenderbestandes, die bereits auf der Fläche vorhanden waren
74
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.4.6 Pfeifengraswiese auf Torf Ansprechpartner
Kathrin Kiehl, Meike Schächtele
Kooperationspartner
Donaumoos-Zweckverband
Literatur
Patzelt 1998; Patzelt et al. 2001; Schächtele & Kiehl 2005
Versuchsparameter Spenderpopulation: artenreiche Duftlauch-Pfeifengraswiese, Zensi-Schütt (Donaumoos) Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: ca. 1:1 Gewinnung: Mahd mit Balkenmäher Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 50 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Abtrag des nährstoffreichen Oberbodens (40 cm) Mahd- und Auftragstermine: 28.08.1991 und 28.08.1992 Auftragsmethode: von Hand; Zustand: frisch Auftragsmenge: ca. 0,18 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: 90 m² Beobachtungszeitraum: 1992 bis 2003
Standortparameter Ort: Bayern, Landkreis Ingolstadt, Dachsholz, am nordwestlichen Rand des Donaumooses Geographische Region: Donaumoos Meynen & Schmidthüsen 1953/1962) Jahresniederschlag: 650 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,8 °C (langjährige Mittel, Klimastation Karlshuld) Neigung: 0°
Exposition: eben
Höhe: ca. 400 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Niedermoortorf (Hn) Holozän
pH (CaCl2): 6,7
Skelettanteil: 0 %
Feuchte: nass
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: ehemaliger Acker mit 40 cm Oberbodenabtrag, Median des Grundwasserflurabstandes 1993: -49 cm und 1999: +5 cm (Wassereinleitung von 1998 - 2002)
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Mahdgutauftrag im August 1991. (Foto: A. Patzelt)
75
Fläche mit Mahdgutauftrag nach 9 Jahren. (Foto: S. Heinz, Mai 2000)
Entwicklungsparameter nach 2 Jahren Deckung Strauchschicht (%) Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
nach 12 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
0
0
4
0,5
15
36
63
55
Deckung Moose (%)
k. A.
k. A.
96
100
Deckung Streu (%)
k. A.
k. A.
60
20
vegetationsfrei (%)
k. A.
k. A.
0
0
Artenzahl Zielarten
21
6
26
20
Artenzahl Sonstige
24
37
14
11
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
28
--
42
--
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
45
--
64
--
keine
keine
keine
keine
häufig
dominant
vereinzelt
vereinzelt
k. A.
k. A.
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
k. A. = keine Angaben
76
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.1.4.7 Niedermoorvegetation auf Torf Ansprechpartner
Leonid Rasran, Kai Jensen
Kooperationspartner
Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
Literatur
Rasran & Jensen 2002; Rasran et al. 2006
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: artenreiches Niedermoor in der Lehmkuhlener Stauung Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche ca. 1:1 Gewinnung: Mahd mit Balkenmäher Potenziell übertragbare Arten im Mahdgut: 41 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: 40 cm Oberbodenabtrag Mahdtermin: August 2001; Auftragstermin: November 2001 Auftragsmethode: von Hand, Zustand: frisch Auftragsmenge ca. 0,3 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe ca. 2 - 3 cm, Struktur: lang Größe der Gesamtfläche: 600 m² Beobachtungszeitraum: 2001 bis 2005
Standortparameter Ort: Schleswig-Holstein, 15 km südlich von Kiel, Oberes Eidertal bei Grevenkrug Geographische Region: Östliches Hügelland Jahresniederschlag: 777 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,3 °C (langjährige Mittel, Klimastation Kiel-Kronshagen) Neigung: < 1°
Exposition: keine
Höhe: 19 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Niedermoortorf (HNn) Holozän
pH (CaCl2): 5,8 - 6,2
Skelettanteil: < 1 %
Feuchte: nass
Nährstoffstatus: eutroph
Praktische Umsetzung – Samenreiches Mahdgut & Heumulch
Versuchsanlage mit Oberbodenabtrag. (Foto: L. Rasran, August 2001)
77
Fläche mit Oberbodenabtrag und Mahdgutauftrag nach 4 Jahren. (Foto: L. Rasran, Juni 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Strauchschicht (%)
nach 4 Jahren
Mahdgut
Kontrolle
Mahdgut
Kontrolle
0
0
1,7
7,2
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
35
38
90
80
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
8,8
2,7
33,2
14,4
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
17
8
Deckung Streu (%)
0
0
6
7
Vegetationsfrei/offener Boden (%)
65
62
8
11
Artenzahl Zielarten
15
7
20
11
Artenzahl Sonstige
38
35
48
47
Übertragungsrate aus Mahdgut gesamt (%)
32
--
54
--
Übertragungsrate Zielarten aus Mahdgut (%)
39
--
78
--
keine
keine
keine
keine
häufig
häufig
häufig
häufig
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturarm strukturreich
x x
x
x
78
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.2 Heustränge 5.2.1 Hinweise für die Umsetzung Eva Hacker
Heustränge sind eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Lösung zur Begrünung von Böschungen mit < 5 m Länge, < 3 m Höhe und einer Neigung von < 34° (1:1,5). Bei besonderer Anpassung sind sie auch bei Böschungen mit einer Neigung von 34 - 39° (1:1,5 bis 1:1,25) anwendbar. Die Stränge sollten möglichst aus mehrere Jahre haltbaren, festen aber verrottbaren Materialien, wie z. B. Kokos, hergestellt werden. Durch eine Kombination von zuerst vorwiegend mechanischer, später zunehmend biologischer Sicherung wird ein effektiver Erosionsschutz an Böschungen und Hängen ermöglicht. Heustrangmatten sind aufgrund ihrer Konstruktion aus synthetischen Materialien im Landschaftsbild störend, lassen sich auf den eher unebenen Böschungen nicht dicht genug anpassen und sind samenärmer als Heustränge. Sie stellen damit keine geeignete Alternative dar. Im Bereich des Naturparks Thüringer Wald werden seit 2001 an verschiedenen offenen Waldwegeböschungen Heustränge ausgebracht (Hacker & Johannsen 2005), die vom Sächsischen Textilforschungsinstitut Chemnitz aus Bergwiesenheu des Thüringer Waldes/Schiefergebirges im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes „Thüringer Wald“ e.V. hergestellt wurden (siehe Beispiel 5.2.2.1).
Foto 5.3 Heustränge entlang einer offenen Waldwegeböschung im Naturpark Thüringer Wald. (Foto: E. Hacker, Herbst 2004)
Foto 5.4 Heustrang mit zusätzlichem Heumulch: dichtere Entwicklung von Grünlandarten. (Foto: E. Hacker, Herbst 2004)
Eine Mischung aus Grünlandarten sowie Wald- und Schlagflurpflanzen, die sich bei ausgewogener Entwicklung als Bewuchs auf den Waldwegeböschungen einstellt, ist das optimale Ziel für den Beginn von Begrünungen mittels Heusträngen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen verschiedene Standorte unterschiedlich behandelt werden:
Praktische Umsetzung – Heustränge
79
x
Gut bis mittel belichtete Standorte und feinerdereichere, nicht zu trockene Standorte mit einem guten Diasporenreservoir begrünen sich ausreichend aus dem Heustrang und begünstigen so eine Entwicklung zu einem Waldwegesaum.
x
Skelettreiche, trockene, stark besonnte Standorte sollten zusätzlich zum Heustrang gemulcht werden, um das Kleinklima zu verbessern, das Samenpotenzial zu erhöhen und einen erosionsmindernden Bewuchs auszubilden.
x
Stark beschattete Bereiche müssen soweit freigestellt werden, dass eine Vegetationsentwicklung aus den Heusträngen überhaupt möglich ist.
Der Erfolg der Maßnahmen ist von der sicheren Befestigung der Stränge an der Böschung abhängig. Ob die Stränge über die Böschungskante gezogen werden sollen oder nicht, muss nach der Ausrundung und Unterhöhlung der Böschungskante entschieden werden. Ist die Kante ausgerundet und nicht unterspülungsgefährdet, ist das Einbinden der Böschungskante sinnvoll. Als günstige Verlegeformen haben sich schräg angebrachte Schlingen mit ca. 45°Neigung als geeignet erwiesen, da sie sowohl Feinerde sammeln als auch in der Schräge wasserableitend wirken können. Auch gegenüber Schneedruck ist diese Form nicht so anfällig. Auf flacheren Böschungen mit überhängender Kante können girlandenartig angebrachte Heustränge direkt unterhalb der Böschungsoberkante Erosion durch Tropfenschlag vermeiden sowie abrieselnden Boden und abgerutschte Vegetationsstücke auffangen.
80
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.2.2 Beispiele für Böschungssicherung 5.2.2.1 Frische Säume (montane Wegrand- und Waldsaumvegetation) auf SchluffGrus-Gemisch Ansprechpartner
Eva Hacker
Kooperationspartner
Landschaftspflegeverband „Thüringer Wald“ e.V.
Literatur
Landschaftspflegeverband „Thüringer Wald“ e.V. 2003; Hacker & Johannsen 2005
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: verschiedene Bergwiesen aus der Gemarkung Masserberg Gewinnung (Methode, Technik): Mahd und Trocknung zu Heu, Verarbeitung zu Heusträngen mit Lauffaden beim Sächsischen Textilforschungsinstitut Chemnitz Potenziell übertragbare Arten im Heu: nicht erhoben Auftragsmenge: 1 - 2 kg/m² Frischgewicht; Auftragshöhe: 5 - 10 cm; Struktur: lang keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Mahdtermine: 02.08. und 03.08.2002 Auftragstermin: 03.12.2002 Auftragsmethode: von Hand, angenagelt mit Holzpflöcken; Teilbereiche zusätzlich mit Heu gemulcht Größe der Gesamtfläche: 75 m² Beobachtungszeitraum: 2002 bis 2004
Standortparameter Ort: Thüringen, bei Ilmenau, Rabentalsweg im Revier Stützerbach Geographische Region: Ilm-Rotliegend-Bereich Jahresniederschlag: 900 mm; Jahresmitteltemperatur: 5 °C (langjährige Mittel, Klimastation Ilmenau) Neigung: 43,5°
Exposition: Nordwest
Höhe: 570 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Rotliegendes
Substrat: Schluff-Grus-Gemisch, etwas sandig
pH: keine Angaben vorhanden
Skelettanteil: 25 - 50 %
Nährstoffstatus: mesotroph
Feuchte: frisch
Praktische Umsetzung – Heustränge
81
Heustrang ohne Heumulch nach zwei Jahren: Bewuchs aus den Heusträngen mit Frischwiesenarten; dazwischen eher Wald- und Schlagflurarten. Jungpflanzen von Rotem Fingerhut (Digitalis purpurea) sind gut zu erkennen, ebenso die Bemoosung. (Foto: E. Hacker, Herbst 2004)
Kontrolle nach zwei Jahren: Das Samenpotenzial aus dem darüber liegenden Waldsaum ist vorhanden, aber die Erosion ist zu stark, um eine Besiedelung flächig zu ermöglichen. (Foto: E. Hacker, Herbst 2004)
Entwicklungsparameter nach 2 Jahren Heustrang mit Heumulch
Heustrang ohne Heumulch nur Heustrang
Zwischenfläche
Kontrollfläche
Vegetationsdeckung (gesamt) (%)
80
10
5 - 10
2-3
Deckung Moose (%)
5
0
80
30
Deckung Grünlandarten (%)
75
10
0
0
Deckung Wald- und Schlagflurarten (%)
5
0
5 - 10
2-3
keine
keine
keine
stark
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien strukturarm strukturreich
x x
x
x
82
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.3 Heudrusch® 5.3.1 Hinweise für die Umsetzung Joe Engelhardt
Auch beim Heudrusch®-Verfahren müssen zunächst geeignete Spenderflächen ermittelt werden. Diese Biotope befinden sich immer im selben Naturraum, meist sogar in der selben Gemeinde. Geerntet wird, wenn die Zielarten reif sind. Meist werden zwei bis drei, bei Bedarf aber auch wesentlich mehr Schnitt-Termine durchgeführt. Das Mahdgut wird schonend gewonnen, in Ballen gepresst, getrocknet und ausgedroschen. Von jeder Charge werden Proben genommen und deren Gehalt an Schnellkeimern ermittelt. Die einzelnen Chargen werden trocken und kühl gelagert. Zur Lieferung werden sie ausbringfertig gemischt und termingerecht zur Baustelle gesandt. Eine ausführliche Dokumentation der einzelnen Schritte ermöglicht auch noch nach Jahren einen Vergleich zwischen Spender- und Begrünungsflächen. Das Druschgut enthält neben Samen auch pflanzliche Reste, aber auch lebensfähige Diasporen von Moosen, Pilzen, Bodenbakterien und anderen Mikroorganismen. Ebenso wurden Heideschnecken bereits erfolgreich übertragen. Die Ausbringung erfolgt in der Regel mittels Nassansaat. Dieses Verfahren ist besonders für große und steile Böschungen geeignet, da die Ansaatfläche nicht befahren werden muss. Die Reichweite der hierfür zur Verfügung stehenden Hydroseeder beträgt etwa 20 m, mit Schlauchverlängerung auch bis 70 m. Gleichzeitig können auch Zuschlagstoffe wie Zellulose, Strohhäcksel und Kleber mit aufgebracht werden. Kleinflächen können ebenso per Hand ausgesät werden. Die Ansaat mit landwirtschaftlichen Sämaschinen setzt eine weitergehende Reinigung des Druschgutes voraus. Jeder Reinigungsvorgang bedeutet jedoch automatisch den Verlust eines Teiles des Artenspektrums.
Foto 5.5 Spätsommerlicher Aspekt auf ostexpo- Foto 5.6 Heudrusch®-Begrünung: Rauhe Nelke nierter Böschung nach Heudrusch®-Begrünung. (Dianthus armeria), Wundklee (Anthyllis vulneraria) und Wilde Möhre (Daucus carota). (Foto: I. Sturm, 2005) (Foto: I. Sturm, 2005)
Praktische Umsetzung – Heudrusch®
83
Foto 5.7 Über Heudrusch®-Verfahren ausgebrachte Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea): lückig bewachsen, aber standfest. (Foto: I. Sturm, 2005)
In der Regel wird das Druschgut von 1 m2 Spenderfläche auf 1 m2 Begrünungsfläche aufgebracht (Verhältnis 1:1). Es sind aber auch engere und weitere Verhältnisse möglich. Entscheidend ist das in den einzelnen Chargen erfasste Keimlingspotenzial. Je weiter das Verhältnis, desto weniger Samen stehen je Quadratmeter Begrünungsfläche zur Verfügung und desto mehr Zeit zur Entwicklung benötigt die Fläche. Die Zugabe von Getreide als Ammensaat ist insbesondere auf erosionsgefährdeten Böschungen möglich, wobei dann ein Pflegeschnitt notwendig wird. Bei der Ausschreibung von Heudrusch®-Begrünungen ist der Begrünungsort (z. B. Gemeinde X, Naturraum Y), das pflanzensoziologische (z. B. Kalkmagerrasen) und funktionale (z. B. Erosionsschutz) Begrünungsziel anzugeben. Auch die Mindestgröße der zu beerntenden Fläche und/oder die Zahl der geforderten Keimlinge und die Ausbringungsart sind kalkulationsrelevante Daten.
84
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.3.2 Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau) 5.3.2.1 Kalkmagerrasen und Schotterfluren auf Rollkies Ansprechpartner
Joe Engelhardt
Auftraggeber
Autobahndirektion Süd-Bayern (ABDS Süd)
Literatur
--
Allgemeine Angaben Spenderpopulationen: Kalkmagerrasen, 0,5 bis 5 km entfernt Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: 1:1 Gewinnung: Heudrusch®-Verfahren Übertragene Arten: mind. 50 (ohne Moose/Flechten) (aus Voruntersuchung) Erntetermine: September 2001, Oktober 2001 keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Ansaattermin: Juli 2002 Auftragsmethode: Nassansaat Aufbringmenge: 19 g/m² Größe der Gesamtfläche: 1 ha Beobachtungszeitraum: 2002 bis 2004; nächste geplante Untersuchung 2007
Standortparameter Ort: Bayern, Nähe München, Eching-Zubringer zur A 92, Ausfahrt Eching-Ost Geographische Region: Münchner Schotterebene Jahresniederschlag: 800 - 900 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,0 - 8,5 °C (langjährige Mittel, Klimaatlas Bundesrepublik Deutschland, Müller-Westermeier et al. 1999) Neigung: ca. 35°
Exposition: West
Höhe: 480 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: künstliche Schüttung, Quartäre Schotter
Substrat: Rollkies
pH: 7,0
Skelettanteil: sehr hoch (80 - 100 %)
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Besonderheiten: Substrat fast ohne Feinerdeanteile
Praktische Umsetzung – Heudrusch®
85
Natterkopf-Keimlinge (Echium vulgare) auf blan- Heudrusch® Blütenreiche Schotterfluren nach kem Rollkies. (Foto: I. Sturm, Juli 2005) 3 Jahren. (Foto: I. Sturm, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 2 Jahren Deckung Strauchschicht (%)
< 0,1 (juvenil)
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
30
Deckung Krautschicht (Gräser) (%)
5
Deckung Krautschicht (Kräuter) (%)
25
Deckung Moose/Flechten, Streu (%)
5
vegetationsfrei (%)
60
Artenzahl gesamt Erosion
mind. 50 wenige, tiefe Rinnen*
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
vereinzelt x
* Keine Feinanteile im Substrat, Aufwuchs nur sehr gering, daher anfänglich starke Erosionsgefahr an Trampelpfaden (Wildwechsel) und an der Böschungsoberkante (Einflussbereich Streusalz)
86
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.3.2.2 Kalkmagerrasen und Frischwiesen auf Kies Ansprechpartner
Joe Engelhardt
Auftraggeber
Autobahndirektion Süd-Bayern (ABDS Süd)
Literatur
Bursch et al. 2004
Allgemeine Angaben Spenderpopulationen: Kalkmagerrasen und artenreiche Frischwiesen, 3 bis 20 km entfernt Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: 1:1 Gewinnung: Heudrusch®-Verfahren Übertragene Arten: über 100 (ohne Moose/Flechten) Erntetermine: September 1997, Juli 1998, August 1998, September 1998 keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Ansaattermin: September 1999 Auftragsmethode: Nassansaat Aufbringmenge: 6 g/m² Größe der Gesamtfläche: 6 ha Beobachtungszeitraum: 1999 bis 2002
Standortparameter Ort: Bayern, Nähe München, A 96 Ausfahrt Wörthsee Geographische Region: Ammer-Loisach-Hügelland Jahresniederschlag: 900 - 1000 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,5 - 8,0 °C (langjährige Mittel, Klimaatlas der Bundesrepublik Deutschland, Müller-Westermeier et al. 1999) Neigung: ca. 35°
Exposition: Süd
Höhe: 550 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Kies Jungmoränenschotter
pH: 7,0
Skelettanteil: 80 - 100 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: häufig Korngrößen bis 15 cm
Praktische Umsetzung – Heudrusch®
Heudrusch®-Begrünung auf kiesiger Böschung: 28 Magerrasenarten, 8 Arten wärmeliebender Säume, 33 Arten magerer Frischwiesen nach 4 Jahren. (Foto: J. Engelhardt, Juni 2004)
87
Beprobung. Vergleich der Durchwurzelungsleistung von mit Heudrusch® und mit RSM begrünten Böschungen. (Foto: J. Engelhardt, Juni 2004)
Entwicklungsparameter RSM nach 7 Jahren
Heudrusch® nach 6 Jahren
0,1 (juvenil)
< 0,1 (juvenil)
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
50
50
Deckung Krautschicht (Gräser) (%)
50
15
Deckung Krautschicht (Kräuter) (%)
1
30
Deckung Moose/Flechten, Streu (%)
2
25
vegetationsfrei (%)
50
30
Artenzahl gesamt
25
92
Zielarten
7
69
Deckung Strauchschicht (%)
übertragene Arten
--
mind. 76
keine
keine
Störzeiger
vereinzelt
keine
strukturarm
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien
strukturreich
x
88
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.3.2.3 Glatthaferwiese auf Lehm Ansprechpartner
Joe Engelhardt
Auftraggeber
Untere Naturschutzbehörde Landshut
Literatur
--
Allgemeine Angaben Spenderpopulationen: trockene, artenreiche Salbei-Glatthaferwiesen, mit Magerkeitszeigern; 5 bis 15 km entfernt Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: 5:1 Gewinnung: Heudrusch®-Verfahren und Zusatzsaatgut (Agrostis stolonifera 2 g/m2) Übertragene Arten: mind. 60 (ohne Moose/Flechten) (aus Voruntersuchung) Erntetermine: Juli 1999, August 1999, September 1999 keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Ansaattermin: Juni 2000 Auftragsmethode: Nassansaat Aufbringmenge: 2 g/m² Größe der Gesamtfläche: 3,5 ha Beobachtungszeitraum: 2000 bis 2006, nächste geplante Untersuchung 2006
Standortparameter Ort: Bayern, Nähe Landshut, Verkehrsnebenflächen LA 13 neu Vilsbiburg Geographische Region: Isar-Inn-Hügelland Jahresniederschlag: 700 - 800 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,0 - 7,5 °C (langjährige Mittel, Klimaatlas Bundesrepublik Deutschland, Müller-Westermeier et al. 1999) Neigung: ca. 35°
Exposition: West und Ost
Höhe: 450 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: tertiäre Ablagerungen
Substrat: Lehm
pH: 6,5
Skelettanteil: sehr gering (0 - 25 %)
Nährstoffstatus: oligotroph bis mesotroph
Feuchte: trocken bis frisch
Besonderheiten: In den Anschnittböschungen wurden auch periodisch wasserführende Schichten angeschnitten.
Praktische Umsetzung – Heudrusch®
89
Westexponierte Böschung mit artenreicher Vegeta- Individuenreiche Thymian-Bestände (Thymus pution. (Foto: I. Sturm, Juli 2005) legioides agg.) in den trockenen Hangbereichen. (Foto: I. Sturm, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 6 Jahren Deckung Strauchschicht (%)
< 0,1 (juvenil)
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
90
Deckung Krautschicht (Gräser) (%)
20
Deckung Krautschicht (Kräuter) (%)
70
Deckung Moose/Flechten, Streu (%)
5
vegetationsfrei (%)
10
Artenzahl gesamt Erosion
mind. 60 wenige, flache Rinnen
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
keine x
90
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.3.2.4 Komplexbiotop: Niedermoor auf Torf und Kalkmagerrasen auf Kies Ansprechpartner
Joe Engelhardt
Auftraggeber
Autobahndirektion Süd-Bayern (ABDS Süd)
Literatur
Bursch et al. 2002
Allgemeine Angaben Spenderpopulationen: Streuwiesen und Brennen, 0,5 bis 5 km entfernt Verhältnis Auftrag-/Entnahmefläche: 1:1 Gewinnung: Heudrusch®-Verfahren Übertragene Arten: über 100 (ohne Moose/Flechten) Erntetermine: November 1997, Juli 1998, August 1998, September 1998 keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Ansaattermin: September 1998 Auftragsmethode: von Hand, Nassansaat Aufbringmenge: 6 g/m² Größe der Gesamtfläche: 10 ha Beobachtungszeitraum: 1998 bis 2002
Standortparameter Ort: Bayern, München, Ausgleichsfläche A99, Spange Eschenried Geographische Region: Münchner Schotterebene Jahresniederschlag: 900 - 1000 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,0 - 8,5 °C (langjährige Mittel, Klimaatlas Bundesrepublik Deutschland, Müller-Westermeier et al. 1999) Neigung: 0°
Exposition: keine
Höhe: 500 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Torf und Kies Quartär
pH: 6,0 - 7,0
Skelettanteil: im Kies hoch (75 %), im Torf 0 %
Feuchte: trocken bis nass
Nährstoffstatus: oligotroph, Teilflächen eutroph
Besonderheiten: In den Randbereichen des Dachauer Mooses überlagern gelegentlich langgezogene Kiesrunen den Niedermoortorf. Dies führt zu großen Standortamplituden auf engstem Raum.
Praktische Umsetzung – Heudrusch®
91
Der Bestand des Schmalblättrigen Wollgrases In den trockenen Bereichen ist der Kreuz-Enzian (Eriophorum angustifolium) auf der Begrünungs- (Gentiana cruciata) nicht selten. (Foto: I. Sturm, fläche beträgt bereits 4000 m2. (Foto: J. Engel- August 2005) hardt, Juni 2003)
Entwicklungsparameter nach 4 Jahren Deckung Strauchschicht (%)
10 (juvenil)
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
80
Deckung Krautschicht (Gräser) (%)
50
Deckung Krautschicht (Kräuter) (%)
25
Deckung Moose/Flechten, Streu (%)
10
vegetationsfrei (%)
vereinzelt, Kleinstflächen
Artenzahl gesamt *
173
übertragene Arten
mind. 90
Erosion
keine
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
vereinzelt x
* Im Jahr 2004 sind vier Orchideen-Arten mit über 100 blühenden Trieben, ca. zehn Arten der Roten Liste Bayerns und ca. 30 für den Landkreis bedeutsame Arten aufgetreten. Die Fläche wurde mittlerweile unter Naturschutz gestellt.
92
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4 Ansaaten (Offenland) 5.4.1 Hinweise für die Umsetzung Matthias Stolle
In zahlreichen Praxisversuchen mit Wildpflanzenmischungen hat sich eine Anzahl von 2.000 bis 3.000 Samen/m² (= 3 - 5 g/m²) als optimale Ansaatmenge erwiesen. Auch bei schwierigen Boden- oder Substratbedingungen erreicht man damit rasch Dichten von 200 bis 400 Pflanzen/m². Solche Pflanzenbestände entwickeln sehr schnell ausgedehnte Wurzelsysteme, die den Boden optimal erschließen und den Erosionsschutz gewährleisten. Zu dichte Pflanzenbestände sind wesentlich trockenstressanfälliger und konkurrieren um vorhandene Ressourcen (Wasser, Nährstoffe). Die bei den Regelsaatgutmischungen empfohlenen Saatgutmengen von 20 g/m² (FLL 2005) ergeben bei reinen Grasansaaten Mengen von ca. 20.000 Samen/m² und erzeugen somit einen sehr hohen Konkurrenzdruck um Raum, Wasser und Nährstoffe, der sich negativ auf die weitere Entwicklung der Rohbodenflächen auswirkt. Viele Arten (v.a. Wiesenarten) sind Lichtkeimer. Wenn sie zu tief in den Boden eingearbeitet werden, beginnen sie eine Ruhephase. Andererseits verbessert sich die Wasserversorgung durch eine leichte Bedeckung mit Erde (besserer Bodenkontakt). Ein möglicher Kompromiss ist eine Breitsaat mit anschließendem Anwalzen mit einer Cambridge-Walze, da dann ein Teil des Saatgutes an der Oberfläche verbleibt, während der andere Teil mit Erde bedeckt wird (Bosshard 1999). Sehr gut eignen sich auch Verfahren wie Breitsaat oder Anspritzsaat auf einer strukturierten Bodenoberfläche, die das Wegwehen oder -spülen der Samen effektiv verhindert. Günstige Oberflächenprofile können beispielsweise durch Strukturwalzen, Raupenketten oder Grobbodenbearbeitung (Grubber ohne Krümelwalzen) erreicht werden. Viele Wildpflanzenarten blühen bereits in der ersten Vegetationsperiode, was dazu führt, dass sich bereits in der zweiten Vegetationsperiode Bestandeslücken aus den gebildeten Samen schließen können. Nachsaaten sind deshalb in der Regel nicht erforderlich. Wenn auf Standorten mit besseren Substratbedingungen unerwünschte, anuelle Arten (z. B. Gänsefußgewächse) in größerer Menge auftreten, kann ein Pflegeschnitt erforderlich sein. Ansonsten sollte auf Rohböden in der ersten Vegetationsperiode auf eine Mahd verzichtet werden, um die natürliche Entwicklung der Flächen nicht zu stören. Die Samen der meisten Pflanzenarten reifen im Spätsommer bis Herbst. Deshalb ist die Zeit nach den ersten größeren Niederschlägen im Herbst günstig für Wildpflanzenansaaten. Viele Samen krautiger Arten benötigen jedoch einige Temperatur- und/oder Feuchtewechsel, damit die Keimruhe ihrer Samen beendet wird. Sie laufen bei Herbstsaaten dann erst im darauffolgenden Frühjahr auf. Ansaaten im Herbst führen zu einem Entwicklungsvorteil bei den rasch keimenden Gräsern, während Ansaaten im Frühjahr den meisten Kräutern einen Entwicklungsvorsprung verschaffen. Arten, die bei einer Frühjahrssaat erst im darauffolgenden Winter keimen, haben wenig Chancen sich in einem weitgehend etablierten Bestand zu behaupten. Dafür sind bei Frühjahrssaaten die schädlings- und witterungsbedingten Verluste geringer. Diese Umstände sollten bei der Artenzusammensetzung der Mischung berücksichtigt werden. Frühjahrssaaten können von März bis Ende Mai durchgeführt werden (z. B. Bosshard 1999), wobei für das Brechen der Keimruhe bestimmter Arten eine möglichst zeitige Ansaat empfoh-
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
93
len wird. Aufgrund der hohen Austrocknungsgefahr sind reine Ansaaten zwischen Juni und September möglichst zu vermeiden oder als Mulchdecksaaten auszuführen. Neben der Austrocknungsgefahr sind mangelnde Krümelstruktur (z. B. bei Rohböden), bindige Böden (z. B. Löß) oder geneigte Flächen Gründe für das Aufbringen einer Mulchauflage, zumal diese Standorte meist zusätzliche Erosionsschutzmaßnahmen erfordern. Dabei ist die Abdeckung mit einer 3 - 5(- 10) cm dicken Schicht aus frischem Schnittgut (samenarmer zweiter Schnitt) oder Heu besonders empfehlenswert. Einige der bei der Gewinnung von samenreichem Mahdgut oder Heu dargestellten Besonderheiten (z. B. Mahd, Verteilung, Biomasse, s. Kapitel 5.1.1) müssen auch bei der Gewinnung von Mulchmaterial für Mulchdecksaaten beachtet werden. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und dem Ziel der Ansaat können aber auch andere Materialien genutzt werden: Holzhackschnitzel, Zweige und Äste. Selbst Schotter ist möglich, wenn der Eintrag von organischem Material unerwünscht ist. Straßenböschungen werden in der Regel nur abgenommen, wenn die Gesamtdeckung bereits wenige Wochen nach der Ansaat bei 50 % liegt (Marzini 2004). Um dies zu erreichen, werden nach dem aktuellen Stand der Technik verschiedene Hilfs- und Zuschlagstoffe (Dünger, Kleber) zugesetzt und zusammen mit den Samen angespritzt (siehe Beispiele 5.4.2.1 bis 5.4.2.4). Im direkten Vergleich (siehe Beispiele 5.4.3.1, 5.4.3.2 und 5.4.4.2) konnte gezeigt werden, dass mit einer Mulchdecksaat auch ohne weitere Zuschlagstoffe innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne eine zufriedenstellende Vegetationsentwicklung bei gleichzeitiger Böschungssicherung erzielt werden kann.
Foto 5.8 Mulchdecksaat in Ronneburg bei Gera Foto 5.9 Detailaufnahme der Mulchdecksaat, (BUGA-Gelände) zwei Jahre nach der Umsetzung. zwei Jahre nach der Umsetzung der Maßnahme. Die Mulchauflage ist noch gut erkennbar. (Foto: M. Stolle, Juli 2005) (Foto: M. Stolle, Juli 2005)
94
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.2 Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau) 5.4.2.1 Magerrasen auf Sand Ansprechpartner
Astrid Bringmann
Kooperationspartner
Land Brandenburg, Landesbetrieb Straßenwesen, Niederlassung Cottbus
Literatur
--
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 7 Gräser, 22 Kräuter (Süd- und Westböschung) Ansaatmenge: 5 g/m² Art der Mulchauflage: Stroh Auftragsmenge: ca. 0,3 kg/m²; Auftragshöhe: ca. 6 cm; Struktur: gehäckselt Zuschlagstoffe für Süd- und Westböschung 70 g/m² 120 g/m² 50 g/m² 150 g/m² 100 g/m² 50 g/m² 300 g/m²
Langfaser Zellulose 98 % atro Alginate („Bio-algeen“ flüssig oder gleichwertiges) NKP-Startdünger chloridfrei (12/12/17/2) org. Langzeitdünger auf mikrobieller Pilzbiomasse („Frisol“ oder gleichwertiges) Bentonitmehl Bodenstabilisator („Terra Control“ oder Gleichwertiges) Stroh (gehäckselt)
Umsetzungstermin: Juni 2005 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchmethode: Hydroseeder; Nassansaat in zwei Arbeitsgängen: oberflächige Auflockerung der Böschung sowie Einsaat der Saatgutmischung per Hand; Anspritzen der Bodenverbesserungs-, Hilfs- und Zusatzstoffe ( 2 l Wasser/m²) Größe der Gesamtfläche: 0,3 ha Beobachtungszeitraum: 2005 bis 2006
Standortparameter Ort: Deutschland, Brandenburg, Senftenberg, Ortsumgehung Bundesstraße 96 Geographische Region: Lausitzer Niederung Jahresniederschlag: 573 mm; Jahresmitteltemp.: 8,8 °C (langjährige Mittel, Klimastation Potsdam) Neigung: 17°
Exposition: Süd und West
Höhe: 114 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: quartäre und tertiäre Lockersedimente
Substrat: Sandboden (Anteil 50 %, gemischt mit sandigen Kippsubstraten des Braunkohle-Tagebaus)
pH (Angabe laut Bodengutachten): 3,0 - 5,0
Skelettanteil: 75 - 100 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
Südwestböschung im Jahr der Umsetzung. (Foto: A. Bringmann, August 2005)
95
Südwestböschung im Jahr der Umsetzung; links mit Ansaat; rechts ohne Ansaat. (Foto: A. Bringmann, Oktober 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Vegetationsperiode Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
80
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
50
Deckung Moose/Flechten (%)
10
Deckung Streu (%)
20
vegetationsfrei (%)
20
Artenzahl angesäte Arten
10
Artenzahl sonstige Arten aus Diasporenfall Erosion
3 wenige, flache Rinnen
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
96
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.2.2 Magerrasen auf Kalkschotter (I) Ansprechpartner
Bernhard Krautzer
Kooperationspartner
Kärntner Saatbau; Hydrogreen; Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung Straßenbau
Literatur
--
Allgemeine Angaben Artenzahl Mischung: 10 Gräser, 9 Kräuter Ansaatmenge: 15 g/m² Herkunft der Mulchauflage: Handel Art der Mulchauflage: Stroh Auftragsmenge: 0,5 kg/m²; Auftragshöhe: ca. 2 cm; Struktur: ca. 30 cm lang Zusatzstoffe: 15 - 20 g/m² Cellugrün, 5 g/m² Proterra 2000, 20 g/m² Terraplus, 10 g/m² Recuform (38 % N Langzeitdünger), Bitumenemulsion 0,7 l/m² Umsetzungstermin: 01.07.2004 Ansaatmethode: Hydrosaat; Mulchmethode: von Hand Größe der Gesamtfläche: 284 m² Beobachtungszeitraum: 2004 bis 2005
Standortparameter Ort: Österreich, Kärnten, Straßenböschung, St. Veit an der Glan Geographische Region: Klagenfurter Becken Jahresniederschlag: 910 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,2 °C (langjährige Mittel, Klimastation St. Veit/Glan) Neigung: 45°
Exposition: Süd
Höhe: 470 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Kalkschotter postglaziale Ablagerungen
pH (CaCl2): 7,3
Skelettanteil: ca. 50 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
97
Entwicklungszustand des Trockenrasens nach einem Jahr. (Foto: B. Krautzer, September 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
60
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
53
Deckung Moose/Flechten (%)
2
Deckung Streu (%)
26
vegetationsfrei (%)
40
Artenzahl (angesäte Arten)
10
Artenzahl (aus Diasporenfall) Erosion
8 viele, flache Rinnen
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
98
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.2.3 Magerrasen auf Kalkschotter (II) Ansprechpartner
Bernhard Krautzer
Kooperationspartner
Kärntner Saatbau; Hydrogreen; Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung Straßenbau
Literatur
--
Allgemeine Angaben Artenzahl Mischung: 8 Gräser, 4 Kräuter Ansaatmenge: 15 g/m² Herkunft der Mulchauflage: Handel Art der Mulchauflage: Strohhäcksel Auftragsmenge: 0,5 kg/m²; Auftragshöhe: ca. 2 cm; Struktur: gehäckselt (ca. 5 cm lang) Zusatzstoffe: 15 - 20 g/m² Cellugrün, 5 g/m² Proterra 2000, 10 g/m² Recuform (38 % N Langzeitdünger), Bitumenemulsion 0,7 l/m² Umsetzungstermin: 01.07.2004 Ansaatmethode: Hydrosaat; Mulchmethode: von Hand Größe der Gesamtfläche: 827 m² Beobachtungszeitraum: 2004 bis 2005
Standortparameter Ort: Österreich, Kärnten, Straßenböschung, St. Veit an der Glan Geographische Region: Klagenfurter Becken, Kärnten Jahresniederschlag: 910 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,2 °C (langjährige Mittel, Klimastation St. Veit/Glan) Neigung: 45°
Exposition: West
Höhe: 470 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Kalkschotter postglaziale Ablagerungen
pH (CaCl2): 7,3
Skelettanteil: ca. 50 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
99
Entwicklungszustand des Trockenrasens nach einem Jahr. (Foto: B. Krautzer, September 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
75
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
73
Deckung Moose/Flechten (%)
2
Deckung Streu (%)
1
vegetationsfrei (%)
25
Artenzahl (angesäte Arten)
7
Artenzahl (Arten aus Diasporenfall) Erosion
7 viele, flache Rinnen
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
100
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.2.4 Mesophiles Grünland auf tonigem Schluff Ansprechpartner
Cornelia Pacalaj, Rolf Johannsen
Kooperationspartner
Landesamt für Straßenbau des Freistaates Thüringen
Literatur
Johannsen & Pacalaj 2004/2005
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischungen:
Mischung 1: 8 Gräser in RSM 7.1.1 + 7.2.1 Mischung 2: 16 Gräser, 4 Kräuter (Ökotypensaatgut)
Ansaatmenge 20 g/m² Mulchauflage: Stroh (250 g/m²), Zellulose (50 g/m²) aus industrieller Aufbereitung Auftragsmenge: Mulchauflage 0,3 kg/m²; Höhe ca. 2 - 3 cm; Struktur: gehäckselt Zusatzstoffe: Dünger (50 g/m² Agricorn), Bodenverbesserungsstoffe (0,8 l/m² Torf, 0,055 l/m² BioAlgen), Kleber (35 g/m² Complex 50), Mulchstoffe (Stroh, Zellulose) Umsetzungstermine: 07.07.2002 (Sommeransaat); 11.10.2002 (Herbstansaat) Ansaatmethode : Ökotypensaatgut und RSM von Hand; Begrünungshilfsstoffe (Dünger, Bodenverbesserungsstoffe, Mulch, Kleber) im Nasssaatverfahren in zwei Durchgängen (Tankmischung 1: Bodenverbesserungsstoffe + Dünger; Tankmischung 2: Mulchstoffe u. Kleber) Größe der Gesamtfläche: ca. 4000 m² Beobachtungszeitraum: 2002 bis 2004
Standortparameter Ort: Thüringen, ca. 7 km südlich Erfurt, an der BAB 4, ca. 1 km nördlich der Gemeinde Rockhausen Geographische Region: Thüringisches Keuperbecken Jahresniederschlag: 500 mm; Jahresmitteltemperatur: 10 °C (langjährige Mittel, Klimastation Erfurter-Kreuz): Neigung: 37°
Exposition: Nord
Höhe 370 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: toniger Schluff Muschelkalk
pH: keine Angaben
Skelettanteil: ca. 10 - 25 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: skelettreicher, unverwitterter Rohboden
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
101
RSM – Sommeransaat nach zwei Jahren. (Foto: C. Pacalaj, September 2004)
Ökotypensaatgut – Sommeransaat nach zwei Jahren. (Foto: C. Pacalaj, September 2004)
RSM – Herbstansaat nach zwei Jahren. (Foto: C. Pacalaj, September 2004)
Ökotypensaatgut – Herbstansaat nach zwei Jahren. (Foto: C. Pacalaj, September 2004)
Entwicklungsparameter nach 2 Jahren Sommeransaat RSM Ökotypen
Herbstansaat RSM Ökotypen
Deckung Strauchschicht (%)
0,5
0,5
0,5
0,5
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
90
95
50
55
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
0
0
Deckung Streu (%)
0
0
0
0
vegetationsfrei (%)
10
5
50
45
3G/4K
7 G / 12 K
2G/2K
4G/8K
3
12
2
8
x
x x
x
vereinzelt
vereinzelt
Artenzahl gesamt: Gräser (G), Kräuter (K) Artenzahl angesäte Arten Erosion wenige, flache Rinnen viele, flache Rinnen Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
strukturarm
x
strukturreich
vereinzelt
x x
x
102
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.3 Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen) 5.4.3.1 Trockene Glatthaferwiese auf gestörtem Löß Ansprechpartner
Anita Kirmer
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Kirmer 2003, 2004
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 6 Gräser, 15 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 496 Samen/m²; Kräuter: 364 Samen/m² Ansaatmenge: ca. 2 g/m² Herkunft der Mulchauflage: 2. Schnitt der nahegelegenen Saaledämme (September 2000) Art der Mulchauflage: frisches Schnittgut Auftragsmenge: ca. 1 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Scheibenegge (3 - 5 cm tief) Umsetzungstermin: September 2000 Ansaatmethode: Breitsaat (Drillsaat mit hochgezogener Mähschar), Andrücken mit Cambridgewalze; Mulchmethode: von Hand Gesamtfläche: 0,38 ha (Mulchdecksaat), 0,38 ha (Kontrolle) Beobachtungszeitraum: 2000 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, südlich Merseburg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Roßbach Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 524 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Roßbach-Lunstädt) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstädt) Neigung: 8°
Exposition: West
Höhe: 80 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: gestörter Löß Quartär
pH (CaCl2): 7,0 - 7,5
Skelettanteil: ca. 5 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: mesotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
Fläche mit Mulchdecksaat nach 2 Jahren. (Foto: A. Kirmer, Juni 2002)
103
Fläche mit Mulchdecksaat nach 4 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juni 2004)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 5 Jahren
Mulchsaat
Kontrolle
Mulchsaat
Kontrolle
0
0
0
0,4
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
15,3
1,0
90,4
34,4
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
12,8
--
103,6
--
Deckung Moose/Flechten (%)
11,8
0
27,2
1,1
Deckung Streu (%)
49,4
0,1
56,7
11,1
vegetationsfrei (%)
31,1
98,9
6,0
65,6
Artenzahl angesäte Arten
21
--
19
--
Artenzahl Arten aus Diasporenfall/Mulch
80
68
29
76
x
x
vereinzelt
dominant
Deckung Strauchschicht (%)
Erosion keine
x
viele, flache Rinnen
x
wenige, tiefe Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
dominant
strukturarm strukturreich
x x
x
x
104
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.3.2 Trockene Glatthaferwiese auf sandigem Lehm Ansprechpartner
Matthias Stolle, Anita Kirmer
Kooperationspartner
Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG)
Literatur
Kirmer et al. 2005
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 11 Gräser; 40 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 1.130 Samen/m²; Kräuter: 1.320 Samen/m² Ansaatmenge: 3,5 g/m² Herkunft der Mulchauflage: Muldedämme (2. Schnitt) Art der Mulchauflage: Heu Auftragsmenge: ca. 1 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Standortverbessernde Maßnahmen: Strukturierung der Oberfläche durch Befahren mit Raupenketten Umsetzungstermin: 15. bis 16. Dezember 2004 Ansaat: von Hand; Mulchen: von Hand 3 Varianten: Ansaat mit und ohne Mulchauflage; Ansaat mit RSM ohne Mulchauflage Größe der Gesamtfläche: pro Variante 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 2004 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Hohenmölsen, Braunkohle-Tagebau Profen Geographische Region: Leipziger Tiefebene Jahresniederschlag: 564 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Zeitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 10 - 15°
Exposition: Südwest
Höhe: 162 - 177 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: sandiger Lehm (GeschieQuartär bemergel mit Sand)
pH (CaCl2): 7,8
Skelettanteil: < 25 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: mesotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
Ansaat mit Mulch, im ersten Jahr. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
105
Ansaat ohne Mulch, im ersten Jahr. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Ansaat mit Mulch
Ansaat ohne Mulch
RSM 7.2.1.*
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
83,3
35
52,8
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
77,2
20,0
45,4
0
0
0
Deckung Streu (%)
77,2
0
0
vegetationsfrei (%)
8,2
56,8
48,9
Artenzahl angesäte Arten
40
34
(5)**
Artenzahl Arten aus Diasporenfall/Mulch
35
22
46
x
x
vereinzelt
häufig
Deckung Moose/Flechten (%)
Erosion keine
x
viele, flache Rinnen wenige, tiefe Rinnen Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
strukturarm strukturreich
x x
x
* ohne Kräuter, 10 g/m² (= 9700 Samen/m²), Arten: Festuca ovina duriuscula, Festuca rubra commutata, Festuca rubra rubra, Festuca rubra trichophylla, Lolium perenne (FLL 2005) ** mindestens 2, Festuca-Arten konnten noch nicht sicher bestimmt werden
106
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.3.3 Trockene ruderale Staudenflur auf Sand und lehmigem Sand Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Stolle 1998b; Jahn et al. 1999; FLB 2003
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 14 Gräser, 27 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 5.499 Samen/m²; Kräuter: 3.145 Samen/m² Ansaatmenge: 4,22 g/m² Art der Mulchauflage: aus regionaler Kompostieranlage; Holzschredder-Kompost-Gemisch Auftragsmenge: ca. 1 kg/m²; Auftragshöhe: ca. 3 cm; Struktur: gehäckselt keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: November 1992 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchmethode: Kompoststreuer Größe der Gesamtfläche: 0,9 ha Beobachtungszeitraum: 1992 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 15°
Exposition: Süd
Höhe: 78 - 88 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Misch- Substrat: substrat, quartärer und tertiärer Abraum Sand, lehmiger Sand
pH (KCl): 6,7
Skelettanteil: ca. 25 - 50 %
Feuchte: trocken (bis frisch)
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: kleinräumig stark wechselnde Substratbedingungen (pH-Wert, Sandgehalt); Kohlegehalt (Ct) 0,95 %
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
107
Entwicklungszustand der Mulchdecksaat nach Entwicklungszustand der unbehandelten Kontroll4 Jahren. (Foto: M. Stolle, Juli 1996) fläche nach 4 Jahren. (Foto: M. Stolle, Juli 1996)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Baumschicht (%)
nach 13 Jahren
Mulchsaat
Kontrolle
Mulchsaat
Kontrolle
0
0
0
1,5
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
0
2
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
30
25
60
60
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
20
Deckung Moose/Flechten (%)
0
15
50
70
100
0
0
0
vegetationsfrei (%)
50
75
5
25
Artenzahl angesäte Arten
15
Artenzahl Zielarten aus Diasporenfall/Mulch
1
6
12
14
Artenzahl sonstige Arten aus Diasporenfall/Mulch (G = Gehölzarten)
5 (0 G)
8 (0 G)
8 (0 G)
6 (3 G)
Deckung Streu/Mulch (%)
36
20
Erosion keine
x
wenige, tiefe Rinnen
x x
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
strukturarm strukturreich
keine
vereinzelt
keine
x
x
x x
108
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.3.4 Trockene ruderale Staudenflur auf lehmig-tonigem Sand Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Stolle 1998b; Jahn et al. 1999; FLB 2003
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 16 Gräser, 35 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 3.774 Samen/m²; Kräuter: 914 Samen/m² Ansaatmenge: 2 g/m² Herkunft der Mulchauflage: samenarmer Wiesenrispen-Bestand aus der Region (2. Schnitt) Art der Mulchauflage: Heu Auftragsmenge: ca. 1 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 3 cm; Struktur: lang keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: September 1995 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchmethode: von Hand Größe der Gesamtfläche: 1 ha Beobachtungszeitraum: 1995 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Raum Merseburg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Mücheln/Geiseltal, Südfeld Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 519 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Mücheln/Geiseltal) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstedt) Neigung: 8°
Exposition: Südost
Höhe: 85 - 105 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: lehmig-toniger Abraum (tertiäre Mittelmassen) Sand
pH (KCl): 5,5
Skelettanteil: < 25 %
Feuchte: trocken bis wechselfeucht
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: hydrophobe, oberflächig stark verdichtete Substrate; kleinräumig stark sauer und/oder salzbelastet; Kohlegehalt (Ct) 14 %
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
Entwicklungszustand der Mulchdecksaat nach 10 Jahren. (Foto: G. Jünger, September 2005)
109
Entwicklungszustand der unbehandelten Kontrolle nach 10 Jahren. (Foto: G. Jünger, September 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Baumschicht (%)
nach 10 Jahren
Mulchsaat
Kontrolle
Mulchsaat
Kontrolle
0
0
0
0
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
17
0
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
25
< 0,1
50
4
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
25
--
35
--
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
30
0
Deckung Streu (%)
90
0
20
0,1
vegetationsfrei (%)
75
100
40
96
Artenzahl angesäte Arten
15
--
14
--
1 (0 G)
1 (0 G)
25 (14 G)
15 (4 G)
4
2
6
10
x
x
keine
vereinzelt
Artenzahl Zielarten aus Diasporenfall/Mulch (G = Gehölzarten) Artenzahl sonstige Arten aus Diasporenfall/Mulch Erosion wenige, flache Rinnen wenige, tiefe Rinnen
x x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
strukturarm strukturreich
vereinzelt x
x
x x
110
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.3.5 Trockene ruderale Staudenflur/Birkenpionierwald auf skelettreichem Sand und Ton Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld Stolle 1998b; Jahn et al. 1999; FLB 2003
Literatur Allgemeine Angaben
Artenzahl der Mischung: 14 Gräser, 36 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 2.441 Samen/m²; Kräuter: 2.247 Samen/m² Ansaatmenge: 2,1 g/m² Herkunft der Mulchauflage: Ruderalfluren trockener bis frischer Standorte im Außenbereich des ehemaligen Tagebaues auf Quartärsand (Bundeswehrgelände) Art der Mulchauflage: frisches Schnittgut Auftragsmenge: 0,5 - 1 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: Oktober 1995 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchmethode: Verteilen von Hand Größe der Gesamtfläche: 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 1995 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 17°
Exposition: Nord
Höhe: 78 - 88 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: skelettreicher Sand, quartäre Kiese und Sande Ton
pH (KCl): 5,0
Skelettanteil: ca. 50 - 75 %
Feuchte: frisch
Nährstoffstatus: oligotroph bis mesotroph
Besonderheiten: kleinräumig lehmig, tonig, sauer
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
Entwicklungszustand der Mulchdecksaat nach 10 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
111
Im Vordergrund: Entwicklungszustand der unbehandelten Kontrollfläche nach 10 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 10 Jahren
Mulchsaat
Kontrolle
Mulchsaat
Kontrolle
Deckung Baumschicht (%)
0
0
0
13
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
40
40
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
30
1
90
25
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
28
--
90
--
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
70
40
Deckung Streu (%)
70
0
0
0
vegetationsfrei (%)
70
99
10
40
Artenzahl angesäte Arten
21
--
20
--
Artenzahl Zielarten aus Diasporenfall/Mulch (G = Gehölzarten)
4 (0 G)
7 (0 G)
12 (0 G)
12 (1 G)
Artenzahl sonstige Arten aus Diasporenfall/Mulch (G = Gehölzarten)
3 (0 G)
4 (3 G)
3 (4 G)
1 (8 G)
Erosion keine
x
x
wenige, flache Rinnen
x
viele, flache Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
vereinzelt
strukturarm strukturreich
keine
vereinzelt
keine
x
x
x x
112
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.3.6 Trockene ruderale Staudenflur/Birkenpionierwald auf lehmig-tonigem Sand Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Stolle 1993, 1995, 1998a, 1998b; Jahn et al. 1999; FLB 2003
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 9 Gräser; 22 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 13.035 Samen/m²; Kräuter: 3.857 Samen/m² Ansaatmenge: 7 g/m² Herkunft der Mulchauflage: samenarmer Wiesenrispen-Bestand aus der Region (2. Schnitt) Art der Mulchauflage: Heu Auftragsmenge: 0,5 - 1 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 3 - 5 cm; Struktur: lang keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: September 1992 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchmethode: von Hand Größe der Gesamtfläche: 0,2 ha Beobachtungszeitraum: 1992 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Raum Merseburg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Mücheln/Geiseltal, Südfeld Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 519 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Mücheln/Geiseltal) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstedt) Neigung: 8°
Exposition: Südost
Höhe: 85 - 105 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: lehmig-toniger Abraum (tertiäre Mittelmassen) Sand
pH (KCl): 4,8
Skelettanteil: < 25 %
Feuchte: trocken bis wechselfeucht
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: hydrophobe, oberflächig stark verdichtete Substrate, kleinräumig stark sauer und/oder salzbelastet; Kohlegehalt (Ct) 10,6 %
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
113
Entwicklungszustand der Mulchdecksaat nach Entwicklungszustand der unbehandelten Kontroll13 Jahren. (Foto: G. Jünger, September 2005) fläche nach 10 Jahren. (Foto: M. Stolle, Juli 2002)
Entwicklungsparameter Ansaat nach 1 Jahr Deckung Baumschicht (%)
Ansaat nach 13 Jahren
mit Mulch
ohne Mulch
mit Mulch
ohne Mulch
0
0
5
1
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
8
1
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
15
2
80
13
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
13
0
85
10
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
40
0
Deckung Streu (%)
95
0
45
0
vegetationsfrei (%)
85
98
10
87
Artenzahl angesäte Arten
27
0
14
17
Artenzahl Zielarten aus Diasporenfall/Mulch (G = Gehölzarten)
4 (0 G)
2 (0 G)
17 (12 G)
15 (8 G)
Artenzahl sonstige Arten aus Diasporenfall/ Mulch
8
6
7
5
x
x
Erosion keine
x
wenige, flache Rinnen
x
wenige, tiefe Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
vereinzelt x
vereinzelt
vereinzelt
vereinzelt
x
x
114
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.4 Beispiele für Renaturierung 5.4.4.1 Trockene ruderale Staudenflur auf sandigem Schluff Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Solvay Deutschland GmbH, Bernburg
Literatur
Stolle 1996
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 6 Gräser, 17 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 586 Samen/m²; Kräuter: 2.499 Samen/m² Ansaatmenge: 1 g/m² Herkunft der Mulchauflage: Landreitgras-Bestände auf älteren Deponieteilen (Mahdtermin siehe Ansaattermin) Art der Mulchauflage: frisches Schnittgut (zum Zeitpunkt der Versuchsanlage weitgehend abgestorben) Auftragsmenge: ca. 1 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 5 - 10 cm; Struktur: lang Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: durch die Verspültechnologie ist die Böschung in kurze Bermen und Böschungen gegliedert, keine Zusatzstoffe, keine Maßnahmen zur Bodenverbesserung Umsetzungstermin: Oktober 1994 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchmethode: Verteilen von Hand Größe der Gesamtfläche: 1 ha Beobachtungszeitraum: 1994 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Latdorf bei Bernburg, Kalkschlammdeponie Geographische Region: Köthener Ackerebene Jahresniederschlag 469 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Bernburg/Saale (Nord) Jahresmitteltemperatur: 9,1 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Halle-Kröllwitz) Neigung: 40°
Exposition: Süd
Höhe: 72 - 102 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Kalkschlamm der Sodaproduktion
Substrat: sandiger Schluff
pH (KCl): 7,0 - 8,0
Skelettanteil: < 25 %
Nährstoffstatus: oligotroph bis mesotroph
Feuchte: trocken bis wechselfeucht
Besonderheiten: weißes Substrat, hohe Abstrahlung, hohe Salzbelastung im Unterboden, geringer durchwurzelbarer Horizont; Kohlegehalt: in Spuren
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
115
Entwicklungszustand nach 2 Jahren, im Vordergrund die vegetationslose, unbehandelte Kontrollfläche, im Hintergrund die Fläche mit Mulchdecksaat. (Foto: M. Stolle, August 1996)
Entwicklungsparameter nach 3 Jahren
nach 11 Jahren
Mulchsaat
Kontrolle
Mulchsaat
Kontrolle
Deckung Baumschicht (%)
0
0
0
0
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
0
0
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
50
0
85
0
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%)
46
--
28
--
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
60
0
Deckung Streu/Mulch (%)
80
0
60
0
vegetationsfrei (%)
20
100
15
100
Zahl angesäter Arten
11
--
13
--
Artenzahl Zielarten aus Diasporenfall/Mulch
9
0
7S
0
Artenzahl sonstige Arten aus Diasporenfall/Mulch
0
0
0
0
keine
keine
keine
keine
Erosion
116
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.4.4.2 Magerrasen/mesophiler Saum auf skelettreichem Lehm Ansprechpartner
Dirk Seelemann, Matthias Stolle
Kooperationspartner
Rieger-Hofmann GmbH; Kranstöver &Wolf GmbH
Literatur
--
Allgemeine Angaben Artenzahl der Mischung: 8 Gräser, 30 Kräuter Samenzahl der Mischung: Gräser: 900 Samen/m²; Kräuter: 1.190 Samen/m² Ansaatmenge: 1,3 g/m² Herkunft der Mulchauflage: Bergwiesenheu (Thüringen), Höhenlage 650 - 800 m Mahdtermin: September 2003 Art der Mulchauflage: Heu Auftragsmenge: 0,5 - 1,5 kg Trockengewicht/m²; Auftragshöhe: 3 - 10 cm; Struktur: lang keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: Herbst 2003 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchmethode: Kompoststreuer Größe der Gesamtfläche: 0,1 ha (Gesamtanlage ca. 10 ha) Beobachtungszeitraum: 2003 bis 2005
Standortparameter Ort: Thüringen, Ronneburg, Sanierungsgebiet Uranbergbau (BUGA 2007) Geographische Region: Zwickauer Hügelland Jahresniederschlag: 592 mm; Jahresmitteltemperatur: 7,9 °C (langjährige Mittel, Klimastation Gera-Leumnitz) Neigung: 35°
Exposition: Nord
Höhe: 240 - 280 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Urgesteinsschiefer
Substrat: skelettreicher Lehm
pH (KCl): 4,5 - 7,3
Skelettanteil: > 75 %
Nährstoffstatus: mesotroph Feuchte: trocken bis frisch
Besonderheiten: unverwitterter Rohboden/Gestein mit lehmigen Anteilen, sehr unterschiedlich aufgrund kleinräumig wechselnder Grundgesteine und Bodenprofilierungsarbeiten, kleinräumig salzbelastet; Aufheizung der Oberfläche durch dunkles Gestein
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Offenland)
117
Entwicklungszustand der Versuchsfläche im ersten Entwicklungszustand der Mulchdecksaat nach Jahr; im Vordergrund die unbehandelte Kontrollflä- zwei Jahren. (Foto: M. Stolle, Juli 2005) che; im Hintergrund die Fläche mit Mulchdecksaat. (Foto: M. Stolle, April 2004)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
nach 2 Jahren
38
78
Kräuter: 18 Gräser: 21
Kräuter: 39 Gräser: 31
-
-
Deckung Streu (%)
82
0
vegetationsfrei (%)
6
4
Artenzahl (angesäte Arten) aus Ansaat
29
31
Artenzahl Zielarten aus Diasporenfall/Mulch
2
2
Artenzahl sonstige Arten aus Diasporenfall/Mulch
25
7
keine
keine
vereinzelt
vereinzelt
x
x
Deckung Krautschicht (angesäte Arten) (%) Deckung Moose/Flechten (%)
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
118
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.5 Ansaaten (Gehölze) 5.5.1 Hinweise für die Umsetzung Antje Lorenz
Sollen auf Rohböden Pionierwälder entwickelt werden, so ist zunächst zu prüfen, ob die Standorte prinzipiell waldfähig sind und ob eine Ansaat von Pionierbaumarten generell erfolgreich verlaufen kann. Dazu müssen zunächst die Standortbedingungen ermittelt werden. Besonderes Augenmerk ist hierbei auf die Parameter Bodenart, pH-Wert, Bodenfeuchte, geologische Herkunft des Materials und Exposition zu richten. Als nicht waldfähig gelten Standorte mit folgenden Eigenschaften: x x x
Standorte mit oberflächennah anstehenden, stark kohlehaltigen Tertiärsubstraten in der Braunkohle-Tagebaufolgelandschaft (vgl. Hetsch & Hanskötter 2000) extrem trockene, sandige Rohböden mit einem pH-Wert d (3,5) 4 sehr steile Südhänge mit stark zur Austrocknung neigenden Substraten
Lediglich lückige Pionierwälder können auf folgenden, prinzipiell jedoch waldfähigen Standorten erzielt werden (vgl. Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a): x x
zur Verschlämmung neigende Substrate, wie z. B. Löß sehr junge, frisch verkippte und noch nicht durch Algen oder Moose festgelegte Feinsande, aufgrund der Gefahr von Substratüberlagerung der Samen und Keimlinge durch Windereignisse (höhere Erfolgsraten bei Kiefer; s. Beispiel 5.5.3.2)
Foto 5.10 und 5.11 Spontan entstandene Birken-Pionierwälder: Links auf einem sandigen, nährstoffarmen Standort im ehemaligen Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche und rechts auf einem bindigen, nährstoffreichen Standort am „Kulkwitzer See“ (ehemaliger BraunkohleTagebau). (Foto: A. Lorenz, 2001)
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Gehölze)
119
Über die Standortbedingungen hinaus ist zu prüfen, ob in der näheren Umgebung Lieferbiotope vorhanden sind und diese bezüglich der Hauptwindrichtung eine günstige Lage zu den zu bewaldenden Flächen aufweisen. Bei günstiger Lage zur Hauptwindrichtung und gleichzeitig günstigen Keimbedingungen ist mit einer raschen natürlichen Ansiedlung zu rechnen. Bei Austrocknungsgefahr, Windverwehung oder Verspülung durch oberflächlich abfließendes Hangwasser ist für eine erfolgreiche Etablierung von Pionierbaumarten aus nahegelegenen Lieferbiotopen das Aufbringen einer samenarmen Mulchauflage (z. B. zweiter Schnitt) notwendig (Beispiel 5.1.3.7 bis 5.1.3.9). Bei großen Entfernungen zu Lieferbiotopen (> 200 m bei Birke, Harding 1981 und 100 m bei Kiefer, Miles & Kinnaird 1979) kann vor allem auf erosionsgefährdeten Böschungsstandorten ein rasche Begrünung mittels Mulchdecksaat mit Pionierbaumarten erzielt werden. Für Mulchdecksaaten können aufgrund des erhöhten Schutzes vor Austrocknung während der Keimungs- und Etablierungsphase im Regelfall höhere Individuendichten erzielt werden als bei einer Ansaat ohne Mulchauflage (vgl. auch Karlsson 1996). Vor allem auf Böschungsstandorten mit starker Hangneigung (z. B. 1:3, 1:4) sowie bei sehr jungen, noch nicht ausreichend festgelegten Feinsanden, wird durch den flächigen Auftrag einer Mulchdecke das Verspülen oder Verwehen der Samen verhindert. Bei weniger stark geneigten Flächen ist es ausreichend, die Pionierbaumarten in mit einem Waldmeisterpflug vorbereitete Saatstreifen einzusäen (Beispiel 5.5.3.3). Auch hier kann eine Mulchdecke auf den Saatstreifen das Risiko eines Misserfolges bei nicht vorausschaubaren Trockenperioden während des ersten Jahres minimieren. Bei bereits vorhandenen, spontan oder über Einsaat von Regelsaatgutmischungen entstandenen krautigen Vegetationsdecken besteht die Möglichkeit, den Oberboden mittels Waldmeisterpflug streifenweise abzutragen und die Pionierbaumarten in die entstandenen Rohbodenbereiche einzusäen. Vor allem auf den generell nährstoffärmeren Sanden hat sich diese Methode als erfolgreich erwiesen (vgl. Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a). Auf nährstoffreichen, bindigen Substraten dagegen laufen nach dem Anlegen der Saatstreifen innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Samen aus der Diasporenbank auf und verursachen hohe interspezifische Konkurrenzeffekte. Auf diesen Standorten sind Saaten mit Pioniergehölzen wenig erfolgversprechend (Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a). Ist eine Pionierwaldentwicklung auf sehr großen, wenig erosionsgefährdeten Flächen geplant, so wird die Durchführung von Birken- oder Birken-Kiefernsaaten als Besiedlungsinitiale auf Teilflächen empfohlen. Dies führt zur Reduktion der Kosten und langfristig zur Entwicklung reich strukturierter Wälder mit hohem Naherholungswert. Je nach Standortgüte sind nach einem Zeitraum von 3 bis 15 Jahren durch fruchtende Birken (Krüssmann 1997) weitere Entwicklungsimpulse auf der Fläche zu erwarten (Beispiel 5.5.4.1, fruchtende Birken nach fünf Jahren). Zusätzlich setzt auf den eingesäten Flächen nach erfolgter Gehölzentwicklung ein Diasporeneintrag durch Vögel ein, da bereits entwickelte Gehölzbestände als Attraktoren für samenausbreitende Vögel wirken. Als geeigneter Zeitpunkt für die Durchführung von Birken- sowie Birken-Kiefernsaaten hat sich der Zeitraum Februar bis März erwiesen, da auf diese Weise die Schneeschmelze sowie die niederschlagsreiche Periode im Frühjahr genutzt werden kann (vgl. Huss 1999; Huss 2003; Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a). Zudem ist das Birkensaatgut im Gegensatz zu aufgelaufenen Keimlingen aus einer Herbstsaat sehr widerstandsfähig gegen Kälte und Trockenheit (z. B. Mößnang et al. 2000). Von Vorteil ist insbesondere die Ansaat auf Neuschnee
120
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
(Hartig & Lemke 2002). Einerseits ist so die Überschaubarkeit des Saatvorganges gegeben, andererseits gelangen die Samen nach der Schneeschmelze direkt in kleine Mulden oder Vertiefungen des Mineralbodens (Grüner 1950; Korrel 1966). Das Aufbringen von Birkensamen auf verharschtem Schnee führt dagegen zur Verwehung des Saatgutes. Sollen je nach Zielstellung (naturnaher Waldbau, Erholungsnutzung) parallel zur Etablierung der Birke auf besiedlungsfreundlichen Substraten Intermediär- und Klimaxbaumarten entwickelt werden, so können sie zusammen mit der Birke in die Mulchauflage eingesät werden. Erste, sehr gute Erfahrungen wurden hierbei mit den Baumarten Winterlinde, Hainbuche und Gemeine Esche erzielt (Beispiel 5.5.3.1). Bei ölhaltigen Baumarten wie der Eiche besteht außerhalb von Mastjahren bei ungezäunten Flächen die Gefahr von Fraß- und Wühlschäden durch Schwarzwild. Detaillierte Hinweise bezüglich der Flächenauswahl und -vorbereitung, der Gewinnung des Mahdgutes, der Saatgutmenge und -beschaffung, der Durchführung der Ansaaten und des Auftrages der Mulchdecke können Tabelle 5.1 entnommen werden. Tabelle 5.1 Praktische Hinweise für die Durchführung von Birken- und Birken-Kiefernsaaten. Kriterium
Praktische Hinweise
Flächenauswahl
Auswahl möglichst junger, vegetationsfreier oder lückig besiedelter Flächen (bei bindigen Standorten 1 - 3 Jahre, bei Feinsandstandorten auch älter (wichtig ist die Festlegung des Substrates!) bei bereits erfolgter Vegetationsentwicklung auf älteren Flächen ist ein streifenweiser Oberbodenabtrag mit einem Waldmeisterpflug möglich (Saatstreifen 0,5 - 1,0 m breit und 10 - 15 cm tief)
Flächenvorbereitung
keine standortverbessernden Maßnahmen erforderlich; Anlage von Saatstreifen mittels Waldmeisterpflug auch auf Rohböden möglich (s. o.)
Gewinnung möglichst ungetrocknetes Mahdgut aufbringen; trockenes Material (z. B. Heu) des Mahdgutes verweht, wenn es nicht mindestens eine Nacht auf der Fläche liegen bleibt (Aufnahme von Tau und anschließende Trocknung, vgl. Kapitel 5.1.1) Gewinnung des Mahdgutes im Sommer oder Herbst und sofortiges Aufbringen des frischen Materials auf die Fläche (Durchführung der Gehölzsaat im Winter) oder Lagerung des frischen, ungetrockneten Schnittgutes in größeren Haufen im Freien bis zur Saat im Februar/März (Verrottungsprozesse wirken sich nicht negativ auf die Keimung der Gehölzsamen aus) Auftragsmenge: 0,5 - 1 kg Frischgewicht/m2 Verwendung des zweiten Schnittes, insbesondere bei zu begrünenden, nährstoffreicheren Standorten (sonst starke Konkurrenzeffekte durch aus den Samen des Mahdgutes aufgelaufenen Individuen) keine Gewinnung von Mahdgut aus Dominanzbeständen konkurrenzstarker Krautschichtarten (z. B. Land-Reitgras – Calamagrostis epigejos, Gemeine Quecke – Elytrigia repens) keine Verwendung von gehäckseltem Mahdgut oder Rindenmulch (bei langem Schnittgut ist die Zahl räumlich verfügbarer Nischen höher und der Biomassebedarf zudem niedriger)
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Gehölze)
121
Kriterium
Praktische Hinweise
Saatgutmenge
Saatgutmenge abhängig vom Tausendkorngewicht (TKG*) der Arten; je nach Keimfähigkeit*, Standortgüte und Entwicklungsziel (geschlossener Bestand; initiale Stadien) variierbar: x Birke, dichter Bestand: 40 kg/ha (sandige Substrate), 25 - 30 kg/ha (bindige Substrate) x
Birke, lückiger Bestand: 15 - 30 kg/ha (je bindiger das Substrat desto niedriger die benötigte Saatmenge)
x
Beimischung von Kiefer auf sehr trockenen Standorten der Lausitz: 0,5 1 kg/ha
Die Angaben beziehen sich auf eine potenzielle Keimfähigkeit von 30 - 50 % und einem TKG von 0,15 g für Birke sowie eine potenzielle Keimfähigkeit von 70 90 % und einem TKG von 7 - 17 g für Kiefer; bei deutlich geringerer Keimfähigkeit sind die Saatgutmengen entsprechend zu erhöhen. x
Beimischung von Intermediär- und Klimaxbaumarten bei einer gewünschten Individuendichte von 1.000 - 5.000 Individuen/ha auf einem besiedlungsfreundlichen Standort von z. B.: Winterlinde: ca. 60 - 290 g/ha (70 % pot. Keimfähigkeit, TKG = 40 g) Hainbuche: ca. 60 - 670 g/ha (30 - 70 % pot. Keimfähigkeit, TKG = 40 g)
Gemeine Esche: ca. 120 - 580 g/ha (60 % pot. Keimfähigkeit, TKG = 70 g) Bei deutlich geringerer Keimfähigkeit oder einer höheren Zieldichte sind die Saatgutmengen entsprechend zu erhöhen. Saatgutbeschaffung
Saatgutberatungsstellen der Forstverwaltungen, dort teilweise auch zertifiziertes Saatgut für Pionierbaumarten verfügbar ggf. Überprüfung der Keimfähigkeit mittels Keimfähigkeitstests
Durchführung der Saat und Auftrag der Mulchdecke
Birkensaatgut mit feuchtem Sand im Verhältnis 1:2 mischen und bei Windstille ausstreuen Mulchdecke (Schnittgut) lückig mit einer Auflagenhöhe von 1 - 3 (- 5) cm auftragen sofort nach der Saat die Mulchdecke aufbringen; bei maschinellem Auftrag der Mulchdecke (z. B. Miststreuer) kann das Saatgut auch nachträglich eingesät werden
* Alle Tausendkorngewichte (TKG) sowie mittlere potenzielle Keimfähigkeiten für Winterlinde, Hainbuche und Gemeine Esche nach Krüssmann (1997).
122
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.5.2 Beispiele für Böschungssicherung (Lärmschutzwall) 5.5.2.1 Wärmeliebendes Gebüsch auf schluffigem Lehm Ansprechpartner
Ellen Kausch
Kooperationspartner
Solvay Alkali GmbH Bernburg
Literatur
--
Allgemeine Angaben Einheitliche Ansaatmischung mit 13 Straucharten: Acer campestre, Berberis vulgaris, Cornus sanguinea, Crataegus monogyna, Euonymus europaea, Ligustrum vulgare, Lonicera xylosteum, Prunus spinosa, Rhamnus cathartica, Rosa canina, Rosa rubiginosa, Rubus fruticosus, Viburnum lantana Samenzahl: 790 unstratifizierte Samen/m²; etwa 260 keimfähige Samen/m² Ansaatmenge: 25,8 g/m² Zusatzstoffe (alle Varianten in gleicher Aufwandmenge): NKP, MgO, S auf Basis 6 g Rein-N/m² (6/5/21); Bio Algeen mit 100 g/m²; Frisol S mit 30 ml auf 2 l Wasser/m² (nur Strohmulch-Varianten) 5 Varianten: gleiche Ansaatmischung mit unterschiedlicher Mulchung bzw. Fixierung 1 = Langstroh lose mit 5 cm Auftragsstärke, Fixierung mit Frisol S 2 = Langstroh lose mit 5 cm Auftragsstärke, Fixierung mit Jutegewebe (500 g/m²) 3 = Erosionsschutzmatte Stroh/Kokos (50 %/50 %) 4 = Kokosmatte (100 %) 5 = Kokosgewebe (700 g/m²) Ansaat einer Wiederholung (aller Varianten) zusätzlich mit 8 g/m² Roggen-Trespe (Bromus secalinus) Umsetzungstermin: 14. bis 24. November 2003 Ansaatmethode: Aussaat breitwürfig von Hand; Andeckung der Mulchstoffe: manuell Größe der Gesamtfläche: ca. 900 m² Beobachtungszeitraum: 2003 bis 2004 (Verlust durch Zerstörung)
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bernburg, Lärmschutzwall Strenzfeld der Solvay Alkali GmbH Bernburg Geographische Region: Köthener Ackerebene Jahresniederschlag: 469 mm, Jahresmitteltemperatur: 9,1 °C (langjährige Mittel, Klimastation LLG Bernburg/Strenzfeld) Neigung: 22°
Exposition: Nordost bis Südost
Höhe: 85 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: steiniger bis stark steiniger, Aufschüttung aus Abraum, heterogen schluffiger Lehm (Kalksandstein)
pH (CaCl2): 7,9
Skelettanteil: 25 - 50 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Gehölze)
Variante 1 im ersten Jahr. (Foto: K. Tourneau, Juni 2004)
123
Variante 5 im ersten Jahr. (Foto: K. Tourneau Mai 2004)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr (September 2004) Variante
1
2
3
4
5
max. 75
max.85
max.85
max.85
max.65
Artenzahl Gehölze gesamt
10
10
9
10
9
Artenzahl Gehölze Hangschulter
9
4
9
10
9
Artenzahl Gehölze Hangfuß
9
10
8
7
6
1,5 6,5
4,0 0,8
3,0 10,3
2,5 8,0
2,6 5,2
5 - 15
4-5
5 - 15
5 - 20
4 - 10
x
x
x
x
vegetationsfrei (%)
Anzahl ausgesäte Gehölze/m² (Mittelwert) Hangschulter Hangfuß Höhe ausgesäte Gehölze (cm) Erosion wenige, tiefe Rinnen
x
Setzungsrisse an Hangschulter
x
Bemerkung: Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) und Roter Hartriegel (Cornus sanguinea) waren bestandsbildend, Hunds-Rose (Rosa canina agg.) im Hangfußbereich und Gemeine Berberitze (Berberis vulgaris) im Hangschulterbereich waren ebenfalls in hoher Individuenzahl vertreten. Nicht, oder noch nicht aufgelaufen waren Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaea), Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) und Brombeere (Rubus fruticosus agg.).
124
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.5.3 Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen) 5.5.3.1 Birken-Pionierwald auf tonigem Schluff Ansprechpartner
Antje Lorenz
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a
Allgemeine Angaben ausgesäte Art: Hänge-Birke (Betula pendula) als Samen im Mahdgut vorhanden: Winterlinde (Tilia cordata), Hainbuche (Carpinus betulus), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Ahorn-Arten (Acer spec.) Samenzahl: ca. 26.700 Birkensamen/m², Intermediär- und Klimaxgehölze: Samenzahl unbekannt Ansaatmenge: 40 kg Birkensamen/ha (potenzielle Keimfähigkeit 45 %) Art der Mulchauflage: Wiesenmahdgut (2. Schnitt) Auftragsmenge: 0,5 - 1 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 2 - 5 cm; Struktur: lang Standortverbessernde Maßnahmen: keine Umsetzungstermin: Februar 2001 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchen: von Hand 3 Varianten: Flächensaat als Wintersaat mit Auftrag von Mahdgut, Flächensaat als Wintersaat ohne Auftrag von Mahdgut, Kontrolle (ohne Behandlung, natürliche Sukzession) Größe der Gesamtfläche: ca. 0,3 ha Beobachtungszeitraum: 2001 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Krumpa (bei Merseburg), ehemaliger Braunkohle-Tagebau Mücheln (Geiseltal) Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 519 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Mücheln/Geiseltal) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstedt) Neigung: 15°
Exposition: Nordost
Höhe: 90 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: schwach toniger karbonatreiche tertiäre Substrate Schluff
pH (CaCl2): 6,1 - 6,7
Skelettanteil: 12 %
Feuchte: wechseltrocken
Nährstoffstatus: mesotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Gehölze)
125
Birkensaat mit Mulchdecke nach 5 Jahren. (Foto: A. Lorenz, Herbst 2005)
Im Schutz des Birkenschirmes aufwachsende Winterlinde. (Foto: A. Lorenz, Herbst 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 5 Jahren
mit Mulch
ohne Mulch
Kontrolle
mit Mulch
ohne Mulch
Kontrolle
Deckung Strauchschicht gesamt/gesät (%)
0
0
0
49/48
0
0,4/0
Deckung Krautschicht gesamt (%)
10
0,2
0,3
96
10
11
Deckung Krautschicht Gehölze (%)
1
0
0
14
0
0
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
0
75
0,1
0,1
Deckung Streu (%)
20
0
0
14
0,5
0,3
vegetationsfrei (%)
70
99,8
99,7
10
90
87
Artenzahl Gehölze gesamt/gesät
7/5
0
0
11/4
1/0
2/0
Individuenzahl Hänge-Birke/ha
1,4 Mio.
0
0
229.667
0
0
Individuenzahl Winterlinde/ha
62.500
0
0
32.967
0
0
Individuenzahl Hainbuche/ha
21.944
0
0
9.000
0
0
Individuenzahl Gemeine Esche/ha Individuenzahl Ahorn-Arten/ha mittl. (max.) Höhe Gehölze gesamt (cm) Erosion
33
0
0
867
0
0
1389
0
0
0
0
0
2,6 (11)
í
í
43 (250)
í
í
x
x x
x
x
x
keine
keine
keine
wenige, flache Rinnen
keine
viele, flache Rinnen wenige, tiefe Rinnen
x
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
keine
keine
keine vereinzelt
Hinweise: Durch weitere Keimung in den Folgejahren (aus eingebrachtem Saatgut und Sameneintrag) waren 2005 stark unterschiedliche Höhen (z. B. Hänge-Birke 3 - 250 cm, Winterlinde 3 - 80 cm, Hainbuche 4 - 46 cm) zu verzeichnen. Der Angaben zum Entwicklungsparameter „mittlere (max.) Höhe, Gehölze gesamt“ umfassen auch spontan auftretende Gehölze (z. B. Salweide, Robinie, Zitterpappel).
126
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.5.3.2 Birken-Kiefern-Pionierwald auf schluffigem Sand (I) Ansprechpartner
Antje Lorenz
Kooperationspartner
Vattenfall Europe Mining AG, Cottbus
Literatur
Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a
Allgemeine Angaben ausgesäte Arten: Hänge-Birke (Betula pendula), Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) Samenzahl: ca. 26.700 Birkensamen/m² und 7 Kiefernsamen/m² Ansaatmenge: 40 kg Birkensamen/ha (potenzielle Keimfähigkeit 41 %) und 1,2 kg Kiefernsamen/ha (potenzielle Keimfähigkeit 92 %) Art der Mulchauflage: Wiesenmahdgut (2. Schnitt) Auftragsmenge: 0,5 - 1 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 2 - 5 cm; Struktur: lang Standortverbessernde Maßnahmen: Anlage von Saatstreifen mittels Waldmeisterpflug Umsetzungstermin: Februar 2001 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchen: von Hand 3 Varianten: Streifensaat als Wintersaat mit Auftrag von Mahdgut, Streifensaat als Wintersaat ohne Auftrag von Mahdgut, Kontrolle (ohne Behandlung, natürliche Sukzession) Größe der Gesamtfläche: ca. 0,3 ha Beobachtungszeitraum: 2001 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen, Boxberg, Braunkohle-Tagebau Nochten Geografische Region: Muskauer Heide Jahresniederschlag: 651 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Klitten) Jahresmitteltemperatur: 8,5 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Görlitz) Neigung: 5°
Exposition: Ost
Höhe: ca. 130 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: schwach schluffiger quartäre Mischsubstrate Sand
pH (CaCl2): 4,3 - 4,6
Skelettanteil: 0,4 %
Feuchte: sehr trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: zu Versuchsbeginn starke Substratverwehungen durch Wind aufgrund des noch nicht festgelegten, sandigen Substrates
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Gehölze)
127
Entwicklungszustand nach 2 Jahren. (Foto: A. Lorenz, Frühjahr 2002)
Entwicklungszustand nach 5 Jahren: im Vordergrund die unbehandelte Kontrollfläche, im Hintergrund die Ansaatfläche mit Mulchauflage. (Foto: A. Lorenz, Herbst 2005)
Entwicklungsparameter
Deckung Strauchschicht gesamt/gesät (%)
mit Mulch 0
nach 1 Jahr ohne KonMulch trolle 0 0
nach 5 Jahren mit ohne KonMulch Mulch trolle 7/3 7/0,5 7/< 0,1
Deckung Krautschicht gesamt (%)
3
3
4
9
5
3
Deckung Krautschicht Gehölze (%)
0,06
0,07
< 0,01
6
2
< 0,1
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
0
0,5
1
1
Deckung Streu (%)
3
0,1
0,1
0,3
1
1
vegetationsfrei (%)
94
97
96
94
95
89
Artenzahl Gehölze gesamt/gesät
2
2
1*
4/2
3/2
3/1*
Individuenzahl Gehölze gesamt/ha
65.000
45.278
1389
13.233
2667
367
Individuenzahl Hänge-Birke/ha
39.722
5556
0
2600
500
333
Individuenzahl Gemeine Kiefer/ha
25.278
39.722
1389
10.600
2167
34
43
37
47
mittlere Höhe Gehölze gesamt (cm)
1,1
1,2
0,5
mittl. (max.) Höhe Hänge-Birke (cm)
0,8 (9)
1,0 (5)
–
mittl. (max.) Höhe Gemeine Kiefer (cm)
1,5 (5) 1,3 (3,5) 0,5 (0,5) 43 (83)
Wassererosion
keine
keine
45 (158) 44 (108) 47 (81) 35 (80)
15 (15)
keine
keine
keine
keine
Substratverwehung durch Wind
stark
stark
stark
leicht
leicht
leicht
Störzeiger
keine
keine
keine
keine
keine
keine
* Eintrag aus benachbarten Saatvarianten Hinweis: Die Angaben zu den Entwicklungsparametern „Individuenzahl Gehölze gesamt“ sowie „mittlere (max.) Höhe Gehölze gesamt“ umfassen auch spontan auftretende Gehölze (z. B. Salweide – Salix caprea), mit Ausnahme des Besenginsters (Sarothamnus scoparius).
128
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.5.3.3 Birken-Kiefern-Pionierwald auf schluffigem Sand (II) Ansprechpartner
Antje Lorenz
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Hoyerswerda
Literatur
Lorenz 2004; Tischew et al. 2004a
Allgemeine Angaben ausgesäte Arten: Hänge-Birke (Betula pendula), Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) Samenzahl: ca. 26.700 Birkensamen/m² und 7 Kiefernsamen/m² Ansaatmenge: 40 kg Birkensamen/ha (potenzielle Keimfähigkeit 45 %) und 1,2 kg Kiefernsamen/ha (potenzielle Keimfähigkeit 96 %) Art der Mulchauflage: Wiesenmahdgut (2. Schnitt) Auftragsmenge: 0,5 - 1 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: ca. 2 - 5 cm; Struktur: lang Standortverbessernde Maßnahmen: Anlage von Saatstreifen mittels Waldmeisterpflug Umsetzungstermin: Februar 2001 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchen: von Hand 3 Varianten: Streifensaat als Wintersaat mit Auftrag von Mahdgut, Streifensaat als Wintersaat ohne Auftrag von Mahdgut, Kontrolle (ohne Behandlung, natürliche Sukzession) Größe der Gesamtfläche: ca. 0,3 ha Beobachtungszeitraum: 2001 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen, Boxberg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Bärwalde Geographische Region: Muskauer Heide Jahresniederschlag: 651 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Klitten) Jahresmitteltemperatur: 8,5 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Görlitz) Neigung: 3°
Exposition: Südwest
Höhe: ca. 125 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: mittel schluffiger Sand Mischsubstrat (Quartär, Tertiär)
pH (CaCl2): 3,6 - 4,4
Skelettanteil: 17 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Gehölze)
129
Entwicklungszustand nach 2 Jahren. (Foto: A. Lorenz, Herbst 2002)
Entwicklungszustand nach 5 Jahren. (Foto: A. Lorenz Herbst 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 5 Jahren
mit Mulch
ohne Mulch
Kontrolle
mit Mulch
ohne Mulch
Kontrolle
Deckung Strauchschicht gesamt/gesät (%)
0
0
0
13/11
11/11
0,4/0,3
Deckung Krautschicht gesamt (%)
5
4
3
9
9
17
Deckung Krautschicht Gehölze (%)
1
1
< 0,01
3
2
< 0,1
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
0
17
20
24
Deckung Streu (%)
5
0
0
14
13
4
vegetationsfrei (%)
90
96
97
68
66
62
Artenzahl Gehölze gesamt/gesät
2
2
1
7/2
3/2
7/2*
Individuenzahl Gehölze gesamt/ha
583.610 1,2 Mio.
5277
134.467 180.067 7.100
Individuenzahl Hänge-Birke/ha
566.666 1,2 Mio.
5277
124.767 177.000 6.000
Individuenzahl Gemeine Kiefer/ha
16.944
2.500
0
mittlere (max.) Höhe Gehölze gesamt (cm)
3 (23)
2 (20)
2 (6)
mittlere (max.) Höhe Hänge-Birke (cm)
2 (23)
1,5 (20)
2 (6)
30 (177) 24 (158) 27 (118)
mittlere (max.) Höhe Gemeine Kiefer (cm)
6 (14)
5 (9)
–
59 (164) 56 (200) 56 (160)
Erosion
keine
keine
keine
keine
keine
keine
keine
keine
keine
keine
keine
keine
9.200
3033
300
37 (320) 26 (200) 29 (177)
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
* Eintrag aus benachbarten Saatvarianten Hinweise: Durch weitere Keimung von Birkensamen in den Folgejahren (aus eingebrachtem Saatgut oder Sameneintrag) erreichen die Individuen Höhen zwischen 1 und 177 cm. Die Angaben zu den Entwicklungsparametern „Individuenzahl Gehölze gesamt“ sowie „mittlere (max.) Höhe Gehölze gesamt“ umfassen auch spontan auftretende Gehölze (z. B. Salweide – Salix caprea, Robinie – Robinia pseudoacacia, Zitterpappel – Populus tremula).
130
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.5.4 Beispiele für Renaturierung 5.5.4.1 Birken-Pionierwald auf lehmig-schluffigem Sand Ansprechpartner
Antje Lorenz
Kooperationspartner
Bundesforstamt Westsachsen, Durchwehna
Literatur
Tischew et al. 2004a
Allgemeine Angaben ausgesäte Art: Hänge-Birke (Betula pendula) Samenzahl: 26.700 Samen/m² Ansaatmenge: 40 kg/ha (potenzielle Keimfähigkeit 45 %) Art der Mulchauflage: Wiesenmahdgut (2. Schnitt) Auftragsmenge: 0,5 - 1 kg Frischgewicht/m²; Auftragshöhe: 2 - 5 cm; Struktur: lang Standortverbessernde Maßnahmen: Schaffung von Rohboden (Saatstreifen) in einem LandreitgrasDominanzbestand durch streifenweises Abtragen des Oberbodens mittels Waldmeisterpflug Umsetzungstermin: März 2001 Ansaatmethode: Handsaat; Mulchen: von Hand 1 Variante: Streifensaat als Wintersaat mit Auftrag von Mahdgut Größe der Gesamtfläche: 900 m2 Beobachtungszeitraum: 2001 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen, Laue (bei Delitzsch), ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 0°
Exposition: keine
Höhe: 80 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: lehmiger und schluffiMischsubstrat (Quartär, Tertiär) ger Sand, vereinzelt sandiger Ton
pH (CaCl2): 4,1 - 4,5
Skelettanteil: 27 %
Feuchte: wechseltrocken
Nährstoffstatus: oligotroph bis mesotroph
Praktische Umsetzung – Ansaaten (Gehölze)
Versuchsanlage nach 2 Jahren im. (Foto: A. Lorenz, Mai 2002)
131
Versuchsanlage nach 5 Jahren. (Foto: A. Lorenz, Oktober 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 5 Jahren
Deckung Baumschicht gesamt/gesät (%)
0/0
4/4
Deckung Strauchschicht gesamt/gesät (%)
0/0
9/9
Deckung Krautschicht gesamt (%)
14
40
Deckung Krautschicht Gehölze (%)
0,4
1
Deckung Moose/Flechten (%)
0,1
49
Deckung Streu (%)
4
22
vegetationsfrei (%)
84
31
Artenzahl Gehölze gesamt/gesät
1/1
7/1
10.900/10.900
4.433/4.244
Individuenzahl Gehölze/ha gesamt/gesät mittlere Höhe Gehölze gesamt/gesät (cm)
23/23
200/206
maximale Höhe Gehölze gesamt/gesät (cm)
93/93
514/514
Erosion
keine
keine
vereinzelt
vereinzelt
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
Hinweise: Durch weitere Keimung von Birkensamen in den Folgejahren (aus eingebrachtem Saatgut und fruchtenden Birken im 5. Jahr) erreichen die Individuen Höhen zwischen 3 cm und 514 cm. Die Angaben zu den Entwicklungsparametern „Individuenzahl Gehölze gesamt“ sowie „mittlere (max.) Höhe Gehölze gesamt“ umfassen auch spontan auftretende Gehölze (z. B. Salweide – Salix caprea, Rosen-Arten – Rosa spec.).
132
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6 Übertragung von Oberboden (Offenland) 5.6.1 Hinweise für die Umsetzung Anita Kirmer
Der Eintrag von Oberboden mit Nährstoffen, Bodenfauna, vegetativen Pflanzenteilen und Diasporen soll Keimung und Etablierung ermöglichen oder erleichtern. Durch die Umwälzung des Oberbodens wird die Samenbank des Bodens aktiviert, so dass dort vorhandene Samen an die Oberfläche gelangen und keimen können. Die Entnahme sollte möglichst im Frühjahr oder Herbst bei feuchter Witterung durchgeführt werden, um die Anwuchsraten zu erhöhen. Es ist dabei zu beachten, dass mit zunehmender Tiefe die Menge an keimfähigen Samen in der Samenbank abnimmt. In der Regel wird deshalb nur die samenreiche Oberschicht bis zu einer maximalen Tiefe von 20 cm verwendet und mit einer Schichtstärke von maximal 3 - 5 cm ausgebracht (z. B. Fischer 1986; Molder 1995; Florineth 2004). Die geringe Auftragshöhe führt dazu, dass auf nährstoffarmen Rohbodenflächen die langfristige Etablierung bzw. das Wachstum nährstoffliebender (Stör-)Arten durch die extremen Standortverhältnisse effektiv gehemmt wird (vgl. Kearns 1986; Bank et al. 2002; Kirmer 2004a). Viele Autoren (z. B. Klötzli 1980; Worthington & Helliwell 1987; Park 1989; Cullen & Wheater 1993; Ward et al. 1996) beschreiben, dass die Verwendung von größeren Oberbodenmächtigkeiten ein Management zur Kontrolle von Ruderalarten notwendig macht. Um den Erfolg der Maßnahme zu gewährleisten, muss deshalb die aufgebrachte Menge an Humus und nährstoffreichem Boden auf < 5 cm beschränkt werden und der Auftrag nur auf Empfängerflächen mit Rohboden oder nährstoffarmen Substrat erfolgen (vgl. auch Bruns 1987). Bei der Sodenschüttung kann der Oberboden schnell und ökonomisch mit Radladern (z. B. mit Frontladerschaufel) entnommen werden (Foto 5.12). Das Material wird in der Regel mit Lastwagen transportiert und mit einem Kran auf die Flächen aufgebracht (Foto 5.13). Damit ist eine wesentlich ökonomischere Arbeitsweise als bei der Sodenversetzung möglich, da – wenn überhaupt notwendig – eine grobe Verteilung des Oberbodens von Hand ausreichend ist. Die Diasporenbank der Spenderflächen kann – abhängig von früheren Nutzungen – unterschiedliche Artenzusammensetzungen und Samenzahlen aufweisen. Molder (1995) beschreibt, dass vor allem bei der Grünlandbodenentnahme der Bodentyp und die Art und Dauer der (Vor-)Nutzung zu klären ist, da Arten aus dem Bereich der Ruderal- und Segetalgesellschaften zum Teil jahrzehntelang keimfähig im Boden verbleiben können. Die größte Anzahl keimfähiger Samen befindet sich in der Regel in den oberen Bodenschichten (0 - 20 cm). Literaturangaben zur Zahl keimfähiger Samen pro Quadratmeter im Boden gehen weit auseinander. Molder (1995) ermittelte z. B. für Grünlandböden ein Samenpotenzial von 8.000 - 16.000/m². Wenn auf den Flächen Ackerwildkräuter vorhanden sind oder waren, steigt der Samenvorrat sehr stark an: Otte (1992) 151.000 Samen/m² (0 - 30 cm), Tischew (1994): 30.000 - 40.000 Samen/m² (0 - 10 cm).
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
133
Foto 5.12 Entnahme von Oberboden mit Radlader Foto 5.13 Auftrag von Oberboden mit Kran im im ehemaligen Tagebaugebiet Goitzsche, Frühjahr ehemaligen Tagebaugebiet Goitzsche, Frühjahr 1996. (Foto: A. Kirmer) 1996. (Foto: A. Kirmer)
Bei der Sodenversetzung werden intakte Fragmente einer Pflanzengesellschaft von Hand oder mit Spezialmaschinen abgestochen, auf Paletten oder in Kisten verladen und intakt wieder in die zu begrünende Fläche eingepflanzt. Die maximale Größe der Sodenstücke sollte eine Tiefe von 20 cm und eine Grundfläche von 40 cm x 40 cm nicht überschreiten (z. B. Begemann & Schiechtl 1994). Als kleinstmögliche Einheit können Würfel mit einer Kantenlänge von 10 cm verwendet werden (z. B. Kirmer 2004a). Das Einbringen in die Flächen kann bei Verwendung kleiner Sodenstücke von Hand oder mit einer Pflanzmaschine erfolgen. Bei großen Sodenstücken sollte mit einem Kran oder einem Bagger mit Greifarm gearbeitet werden. Dagegen werden zum Zweck der Habitatverpflanzungen möglichst große Vegetationsfragmente verwendet: Bruelheide (2003) beschreibt die Versetzung einer Bergwiese mit Sodengrößen von 2 m x 1 m Grundfläche und von 0,5 m Höhe (Gewicht 1,5 t). Wenn eine Zwischenlagerung der Rasensoden erforderlich ist, empfehlen Schiechtl & Stern (1992) eine Lagerung in Mieten von maximal 1 m² Grundfläche und 0,6 m Höhe. Die Soden dürfen dabei weder Austrocknen noch dürfen durch die Lagerung Faulprozesse eingeleitet werden. Während die Lagerung im Winter unproblematisch ist, sollte im Sommer eine Dauer von vier Wochen nicht überschritten werden. Wertvolle und empfindliche Vegetationsfragmente sollten auf Paletten gelagert werden. Punktuelle Sodenversetzungen sollten nur auf flach geneigten bis ebenen, nicht erosionsgefährdeten Standorten erfolgen, wobei eine geringe Initialendichte anzustreben ist. Die Maßnahme kann sinnvoll sein, um die Vegetationsentwicklung isolierter Flächen zu beschleunigen bzw. in eine gewünschte Richtung zu lenken oder um Ausbreitungsschranken von Zielarten zu überwinden. Auf sensiblen Böschungsbereichen ist eine punktuelle Sodenversetzung nicht empfehlenswert, da die langsame Ausbreitung der Arten in die Zwischenräume keinen ausreichenden Erosionsschutz gewährleistet. Dagegen wird die Rinnenerosion durch einen flächigen Auftrag von Oberboden stark vermindert (Jünger 1999: 90 % weniger Rinnenerosion im Vergleich zur unbehandelten Böschung).
134
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6.2 Beispiele für Böschungssicherung (Abbau von Rohstoffen) 5.6.2.1 Magerrasen auf schluffig-lehmigem Sand Ansprechpartner
Anita Kirmer, Gerd Jünger
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Jünger 1999, Kirmer et al. 2002, Kirmer 2004a
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: artenreicher Sandtrockenrasen im ehemaligen Tagebaugebiet Goitzsche Gewinnung: Abstechen mit einem Spaten; Abtragstiefe: ca. 10 cm Potenziell übertragbare Arten (aktuelle Vegetation): 43 (ohne Moose/Flechten) keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Verhältnis Spender-/Auftragsfläche: 1:10 Auftragsmenge: 10 Liter/m²; Auftragshöhe: ca. 1 cm Auftragsmethode: von Hand Umsetzungstermin: Juli 1995 Größe der Gesamtfläche: 112 m² (Sodenschüttung), 300 m² (Kontrolle) Beobachtungszeitraum: 1995 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 24°
Exposition: Nordwest
Höhe: 78 - 88 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: schluffig-lehmiger Tertiär-/Quartär-Mischsubstrat Sand
pH (KCl): 3,7 - 4,3
Skelettanteil: 50 - 75 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: kleinräumig tonig, sehr sauer
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
135
Sodenschüttung (links) und Kontrolle (rechts) Sodenschüttung nach 10 Jahren. (Foto: G. Jünger, nach 2 Jahren. (Foto: A. Kirmer, Oktober 1997) August 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr Sodenschüttung
nach 10 Jahren
Kontrolle
Sodenschüttung
Kontrolle
Deckung Baumschicht (%)
0
0
5
5
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
0
15
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
4,0
3,2
8
28
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
3,2
2,3
7
3,3
Deckung Moose/Flechten (%)
10,5
0
70
20
Deckung Streu (%)
2,0
1,1
0,2
0,2
vegetationsfrei
84
96
25
60
Artenzahl Zielarten
10
4
5
3
Artenzahl Sonstige
13
7
5
9
72*
676*
k. A.
k. A.
Störzeiger
vereinzelt
vereinzelt
vereinzelt
häufig
strukturarm
x
x x
x
Erosion Rinnenerosion in cm³/ha Naturschutzfachliche Kriterien
strukturreich
k. A. = keine Angaben * nach 2 Jahren (1995 - 1997)
136
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6.3 Beispiele für Ufersicherung (Bachrenaturierung) 5.6.3.1 Feuchte Mähwiese/Saum auf schluffigem Sand Ansprechpartner
Rolf Johannsen, Frank Spundflasch
Kooperationspartner
Landesverwaltungsamt Weimar, Herr Kettnaker
Literatur
--
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: frisches mesophiles Bachauengrünland Gewinnung: Radlader mit Schubschaufel Sodengröße: Grundfläche 100 cm x 50 cm, Tiefe 10 - 15 cm Potenziell übertragbare Arten: alle auf der Sode vorhandenen Arten Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Feinplanung Auftragsmenge: ca. 100 kg/m²; Auftragsmethode: Bagger mit breitem, zinkenlosen Böschungslöffel, auffüllen der schmalen Zwischenräume mit kleinen Sodenstücken und Oberboden von Hand Umsetzungstermin: Juli 2002 Anteil Soden an Gesamtfläche: 100 % Größe der Gesamtfläche: 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 2002 bis 2005
Standortparameter Ort: Thüringen, Sichelreuth, Föritz Geographische Region: südliches Vorland des Thüringer Schiefergebirges Jahresniederschlag: 700 mm; Jahresmitteltemperatur: 7 °C (hydrographisches Kartenwerk der DDR) Neigung: 30°
Exposition: wechselnd
Höhe: 330 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: schluffiger Sand (Bunt- pH (KCl): 6,0 Buntsandstein sandsteinzersatz) Skelettanteil: 0 - 25 %
Nährstoffstatus: mesotroph
Feuchte: frisch
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
Zustand unmittelbar nach der Fertigstellung. (Foto: F. Spundflasch, Juli 2002)
137
Entwicklungszustand nach 3 Jahren. (Foto: F. Spundflasch, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 3 Jahren
Deckung Baumschicht (%)
0
0
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
100
100
Deckung Krautschicht (Zielarten*) (%)
100
100
Deckung Moose/Flechten (%)
k. A.
k. A.
Deckung Streu (%)
k. A.
k. A.
Gesamtartenzahl
k. A.
k. A.
Erosion
keine
keine k. A. = keine Angaben
* Zu den Zielarten: Das Ziel war der ingenieurbiologische Erosionsschutz und die Ansiedlung einer standortgerechten Krautschicht. Die Maßnahme hatte deshalb keine bestimmten Arten zum Ziel, sondern sollte das Eindringen gebietsfremder Arten verhindern.
138
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6.4 Beispiele für Renaturierung 5.6.4.1 Glatthafer-Frischwiese auf lehmigem Sand Ansprechpartner
Frank Molder
Kooperationspartner
Quarzsandgrube Rockenberg
Literatur
Molder 1995, 2000
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Magere, artenreiche Glatthaferwiese mit vereinzelten Wechselfeuchtezeigern auf dünner, entkalkter Lößlehmdecke über Pelosol (Naturschutzgebiet „Metz von Münzenberg“, Wetterau, Hessen) Gewinnung: von Hand mit Spaten; Abtragstiefe: 15 cm Potenziell übertragbare Arten (aktuelle Vegetation): 65 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: geringe Startdüngung (5 g N/m²) Maschinelle Zerkleinerung und Homogenisierung des Oberbodens, Auftrag von Hand Konzentration: ca. 7 l/m²; (Ø ca. 0,7 cm hoch); Strohmulchvariante zusätzlich mit 300 g Stroh/m² Umsetzungstermin: 17.09.1990 Größe der Gesamtfläche: 96 m² Beobachtungszeitraum: 1990 bis 1993
Standortparameter Ort: Hessen, Bad Nauheim, Quarzsandgrube Rockenberg, Quarzitabraum Geographische Region: Rhein-Main-Tiefland, Wetterau, Münzenberger Rücken Jahresniederschlag: 530 mm; Jahresmitteltemperatur: 8,7 °C (langjährige Mittel, Klimastation Bad Nauheim) Neigung: 1 - 2°
Exposition: Südwest
Höhe: 155 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: mittel lehmiger Sand Tertiär (Miozän)
pH (CaCl2): 7,6
Skelettanteil: ca. 5 %
Feuchte: (wechsel-)trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: hohe Verdichtungsanfälligkeit und Erosionsgefahr wegen hoher Anteile an Feinsand, Oberflächenverdichtungen mit Vernässungserscheinungen zu Versuchsbeginn
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
139
Übertragung von Oberboden mit Stroh, nach drei Übertragung von Oberboden ohne Stroh, nach Jahren. (Foto: F. Molder, August 1993) drei Jahren. (Foto: F. Molder, Juli 1993)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 3 Jahren
mit Stroh
ohne Stroh
mit Stroh
ohne Stroh
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
62
58
74
69
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
20
5
71
63
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0
<1
1
Deckung Streu (%)
35
0
0
0
Artenzahl Zielarten
33
39
38
38
Artenzahl Sonstige
39
35
9
8
Übertragungsrate aus Oberboden gesamt (%)
47
48
42
42
Übertragungsrate Zielarten aus Oberboden (%)
45
46
42
42
x
x
Erosion keine
x
wenige, flache Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
dominant
dominant
vereinzelt
vereinzelt
x
x
x
x
140
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6.4.2 Ruderale Staudenflur auf sandigem Schluff Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Solvay Deutschland GmbH Bernburg
Literatur
Stolle 1996
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Land-Reitgrasflur auf älteren Haldenteilen Gewinnung: Schälpflug; Abtragstiefe: 15 cm Sodengröße: Tiefe 15 cm, Breite 15 cm, Länge ca. 20 - 50 cm Potenziell übertragbare Arten (aktuelle Vegetation): 19 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Kleinterrassierung der Böschungsabschnitte des Versuchsstandortes: Terrassenbreite: 20 cm, Terassenabstand: 30 cm Auftragsmethode: Lückenloses Eingraben der Soden in 2 bis 3 übereinanderliegenden horizontalen Streifen (Abstand ca. 30 cm) im Bereich der Böschungen. Umsetzungstermin: Oktober 1995 Anteil Soden an Gesamtfläche: 30 % der Böschung. Die Mulchdecksaat auf den Bermen zwischen den Böschungen wurde analog zu Beispiel 5.4.4.1 ausgeführt. Größe der Gesamtfläche: 1,0 ha Beobachtungszeitraum: 1995 bis 2005
Standortparameter Ort: Deutschland, Sachsen-Anhalt, Latdorf bei Bernburg Geographische Region: Köthener Ackerebene Jahresniederschlag: 469 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Bernburg/Saale (Nord) Jahresmitteltemperatur: 9,1 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Halle-Kröllwitz) Neigung: 40°
Exposition: Süd
Höhe: 72 - 102 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: sandiger Schluff Kalkschlamm der Sodaproduktion
pH (KCl): 7,0 - 8,0
Skelettanteil: < 25 %
Feuchte: trocken bis wechselfeucht
Nährstoffstatus: oligotroph bis mesotroph
Besonderheiten: weißes Substrat, hohe Abstrahlung, hohe Salzbelastung im Unterboden, geringer durchwurzelbarer Horizont (ca. 30 - 50 cm)
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
141
Entwicklungszustand der Sodenschüttungsfläche Entwicklungszustand der unbehandelten Kontrolle nach zwei Jahren. (Foto: M. Stolle, August 1997) nach zwei Jahren. (Foto: M. Stolle, August 1997)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 10 Jahren
Deckung Baumschicht (%)
0
0
Deckung Strauchschicht (%)
0
3,1
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
55
80
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
55
80
Deckung Moose/Flechten (%)
5
50
Deckung Streu/Mulch (%)
70
40
Artenzahl Zielarten
11
27
Artenzahl Sonstige
1
0
Übertragungsrate aus Soden gesamt (%)
26
68
Übertragungsrate Zielarten aus Soden (%)
26
68
keine
keine
keine
keine
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
142
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6.4.3 Zwergstrauchheide auf Sand Ansprechpartner
Dirk Mertens
Kooperationspartner
keine
Literatur
--
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Altheideflächen im Umfeld Wilsede Gewinnung: Plaggmaschine (Frästechnik) Abtragstiefe: 6 cm Potenziell übertragbare Arten (aktuelle Vegetation): 11 (ohne Moose/Flechten) Potenziell übertragbare Arten (Diasporenbank): ca. 13 keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Auftragsmethode: Großflächen(mist)streuer Verhältnis Spenderfläche/Auftragsfläche: 1:5 bis 1:6 Umsetzungstermin: Mai 1995 Größe der Gesamtfläche: 12 ha Beobachtungszeitraum: 1995 bis 2005
Standortparameter Ort: Niedersachsen, Bispingen, Behringer Heide, Landkreis Soltau-Falingbostel, ehemaliges Panzerübungsgelände Geographische Region: Lüneburger Heide Jahresniederschlag: 790 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Hof Möhr) Jahresmitteltemperatur: 8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Hohe Heide) Neigung: 0°
Exposition: eben
Höhe: 90 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: Sand Quartär
pH: keine Angaben vorhanden
Skelettanteil: ca. 5 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph, in Mulden mesotroph
Besonderheiten: die Fläche wurde mehrfach von dichten Kiefernsämlingen befreit
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
143
Entwicklungszustand der „Roten Fläche“ nach Entwicklungszustand der „Roten Fläche“ nach 3 Jahren. (Foto: Verein Naturschutzpark, Archiv; 5 Jahren. (Foto: Verein Naturschutzpark, Archiv; Juli 2000) April 1998)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 10 Jahren
Deckung Baumschicht (%)
1
5 (häufig entkusselt)
Deckung Strauchschicht (%)
0
0
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
5
80
k. A.
75
Deckung Moose/Flechten (%)
5
20
Deckung Streu (%)
10
5
Artenzahl Zielarten
1
7
Artenzahl Sonstige
k. A.
9
Übertragungsrate aus Oberboden gesamt (%)
91
91
Übertragungsrate Zielarten aus Oberboden (%)
63
63
wenige, flache Rinnen
wenige, flache Rinnen
vereinzelt
vereinzelt
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
x
x k. A. = keine Angaben
144
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6.4.4 Zwergstrauchheide auf skelettreichem Sand Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
--
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Heidebestände im Bereich der Dübener Heide Gewinnung: Abstechen von Soden mit einem Spaten Sodengröße: Grundfläche 30 cm x 30 cm, Tiefe 15 cm Potenziell übertragbare Arten: 29 aus Vegetation (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Terrassierung der Böschung (Breite der Bermen ca. 0,5 m; Abstand ca. 1 m) Auftragsmethode: Eingraben der Soden von Hand im Bereich der Bermen Umsetzungstermin: Herbst 1997 Anteil Soden an Gesamtfläche: 6 % Größe der Gesamtfläche: 150 m² Beobachtungszeitraum: 1997 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 17°
Exposition: Nord
Höhe: 78 - 88 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: skelettreicher Sand quartäre Kiese und Sande
pH (KCl): 5,0
Skelettanteil: 50 - 75 %
Feuchte: frisch
Nährstoffstatus: oligotroph bis mesotroph
Besonderheiten: kleinräumig lehmig, tonig, sauer
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
Entwicklungszustand der Sodenversetzungsfläche nach 8 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
145
Sodenversetzungsfläche (Detailansicht) nach 8 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juli 2005)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 8 Jahren
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
54
114,2 (Bermen) 10 (gesamt)
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
50
114
Deckung Moose/Flechten (%)
0
0 (Bermen) 40 (gesamt)
Deckung Streu (%)
50
0
Artenzahl Zielarten
9
24
Artenzahl Sonstige
6
8
keine
keine
keine
vereinzelt
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
146
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.6.4.5 Zwergstrauchheide auf schluffigem Sand Ansprechpartner
Matthias Stolle
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
--
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Heidebestände im Bereich der Dübener Heide Gewinnung: Abstechen von Soden mit einem Spaten Sodengröße: Grundfläche 30 cm x 30 cm, Tiefe 15 cm Potenziell übertragbare Arten (aktuelle Vegetation): 29 (ohne Moose/Flechten) Maßnahmen zur Verbesserung des Standortes: Terrassierung der Böschung (Breite der Bermen ca. 0,5 m; Abstand ca. 1 m); Abpufferung des pH-Wertes bis 15 cm Tiefe durch Kalkung (40 dt/ha CaCO3) Auftragsmethode: Eingraben der Soden von Hand im Bereich der Bermen Umsetzungstermin: Mai 1997 Anteil Soden an Gesamtfläche: 6 % Größe der Gesamtfläche: 0,1 ha Beobachtungszeitraum: 1997 bis 2005
Standortparameter Ort: Sachsen-Anhalt, Raum Bitterfeld, ehemaliges Braunkohle-Tagebaugebiet Goitzsche, Restloch Holzweißig-West Geographische Region: Dübener und Dahlener Heide Jahresniederschlag: 530 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Sausedlitz) Jahresmitteltemperatur: 9,0 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Leipzig AWST) Neigung: 17°
Exposition: Nord
Höhe: 78 - 83 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: tertiäre Tone und Sande schluffiger Sand
pH (KCl): vor Kalkung: 2,7; nach Kalkung: 3,9
Skelettanteil: < 25 %
Feuchte: trocken
Nährstoffstatus: oligotroph
Besonderheiten: mittlerer Kohlegehalt (Ct) 1,3 %
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Offenland)
147
Entwicklungszustand nach 2 Monaten: im Vorder- Sodenversetzungsfläche (Detailaufnahme) nach grund die Sodenversetzungsfläche, im Hintergrund 8 Jahren. (Foto: G. Jünger, Juli 2005) die unbehandelte Kontrollfläche. (Foto: M. Stolle, Juli 1997)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 8 Jahren
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
54
86,6
Deckung Krautschicht (Zielarten) (%)
50
85
Deckung Moose/Flechten (%)
0
10
Deckung Streu/Mulch (%)
50
0
Artenzahl Zielarten
9
16
Artenzahl Sonstige
6
17
keine
keine
keine
keine
x
x
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger strukturreich
148
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.7 Übertragung von Oberboden aus Wäldern 5.7.1 Hinweise für die Umsetzung Gotthard Wolf
Bei der Übertragung von humosem Oberboden auf Rohbodenflächen mit dem Ziel, eine Waldentwicklung einzuleiten oder zu beschleunigen, wurden im Rheinischen Braunkohlenrevier umfangreiche Erfahrungen gesammelt (Wolf 1987, 1998, 2000; Harrach 1989; Borchers et al. 1998). Um die Vernichtung von ca. 4000 ha naturnaher Wälder besser als mit den herkömmlichen Rekultivierungsmethoden zu kompensieren, erfolgten auf den Rekultivierungsflächen Impfungen mit humosem Oberboden aus einem Altwald (siehe Beispiel 5.7.2.1). Damit können neben Gehölzsamen auch Waldbodenpflanzen, Pilze und Bodentiere übertragen werden. Diese Waldbodenimpfungen sollen sowohl die Artenvielfalt in den sich neu entwickelnden Wäldern erhöhen als auch die Waldentwicklung insgesamt beschleunigen. Auf den unbehandelten Kontrollflächen ging dabei die Entwicklung einer Waldgesellschaft über ein Pionierwaldstadium aus Weiden und Birken nur sehr langsam voran (Foto 5.14, 5.16). Auf den nicht bepflanzten, aber mit Boden aus einem standortheimischen Altwald geimpften Flächen, wurde die Entwicklung durch den Übertrag von Waldarten (Schlagflur-, Waldboden- und Baumarten) deutlich beschleunigt (Foto 5.15). Nach etwa sechs bis zehn Jahren konnten mit dieser Methode Gebüsche (bzw. Hecken) und Initialstadien von Vorwäldern mit standortgerechten Arten gebietseigener Herkünfte begründet werden (Foto 5.17). Auf den forstlichen Rekultivierungsflächen (Bepflanzung mit Stieleiche) setzte nach der Verkippung des Waldoberbodens eine gelenkte Sukzession in Richtung Wald ein, die durch eine Pflanzung von Stieleiche oder Buche beschleunigt wurde. In den Parzellen mit Stieleiche wurde ein Jahr nach der Pflanzung mittels Schubkarren Altwaldboden eingebracht. Es zeigte sich, dass mit dieser Methode mehr als die Hälfte der potenziell übertragbaren Pflanzenarten eines Altwaldes erfolgreich angesiedelt werden können. Sowohl der Gehalt an organischer Substanz (Harrach 1989) in den oberen 10 cm des verkippten Bodens als auch die Biomassebildung der krautigen Arten war auf den Parzellen mit Oberbodenauftrag deutlich höher als ohne Oberbodenauftrag (Wiedenau 1989). Eine hohe jährliche Biomassebildung fördert das Bodenleben (Mineralisierung, biologische Porenbildung, Humusbildung) auf den Rekultivierungsflächen. Bei einer Buchenvariante betrug der Unterschied in der Wuchshöhe zwischen geimpften und nicht geimpften Flächen elf Jahre nach der Pflanzung im Mittel zwei Meter (Dworschak 1995). Größere Pflanzabstände und Läuterungseingriffe in den Jungbeständen begünstigen generell die Entwicklung der Bodenvegetation durch höheren Lichtgenuss (besonders bei der Schattbaumart Buche: im Dickungs- und Stangenholzalter werden die Waldbodenpflanzen ausgedunkelt). Eine Bekämpfung der Acker- und Ruderalpflanzen sowie Schlagpflanzen durch Freischneiden der Junggehölze ist kaum erforderlich. Auch die ansonsten problematische Schlagpflanze Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) geht auf nicht geimpften Flächen von über 40 % Deckung im 14. Jahr auf 15 % im 20. Beobachtungsjahr zurück. Unter der Stieleichen-Pflanzung blieb sie im gesamten Beobachtungszeitraum unter 10 %.
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Wälder)
149
Der humose Oberboden des Waldes enthält ein hohes Genpotenzial an Pflanzen und anderen Organismen, welches unbedingt genutzt werden sollte. Inzwischen werden in der forstlichen Rekultivierung von Rheinbraun Verfahren zur Aufbringung von Altwaldboden entlang von Bestandes- bzw. Wegrändern praktiziert. Die Pflanzabstände bei den Aufforstungen von Kippenflächen wurden wesentlich vergrößert. Darüber hinaus wurden in Mastjahren der Eichen Samen gebietseigener Herkünfte gesammelt und auf Rekultivierungsflächen ausgesät. Für die praktische Umsetzung ist der Spätwinter bzw. das zeitige Frühjahr vor dem Austrieb der Pflanzen und der Keimung der Samen geeignet. Nach bisherigen Erfahrungen sollte der Altwaldboden auf möglichst frisch verkipptem oder zuvor gelockertem Kippsubstrat aufgebracht werden. Eine Bodenverdichtung durch Planieren ist zu vermeiden. Anpflanzungen mit Laubbaumarten sollten weitgehend mit Heistern erfolgen.
Foto 5.14 Auf Parzellen ohne Waldbodenauftrag dominieren im vierten Jahr Acker- und Ruderalarten (z. B. Cirsium vulgare, Equisetum arvense). Weiden- und Birkenjungwuchs hat sich eingestellt. (Foto: G. Wolf, Juli 1988)
Foto 5.15 Auf Parzellen mit Waldboden dominiert im vierten Jahr eine Schlagflora (Senecio fuchsii, Rubus-Arten) mit hoher Biomassebildung. (Foto: G. Wolf, August 1988)
Foto 5.16 Nach 20 Jahren Sukzession hat sich auf Parzellen ohne Waldbodenauftrag ein über 10 m hoher Birken-Weiden-Pionierwald mit lückiger Feldschicht aus Moosen und Schlag- und Ruderalflurarten (z. B. Calamagrostis epigejos, Equisetum arvense) entwickelt. (Foto: G. Wolf, Juli 2003)
Foto 5.17 Durch Aufbringung von Boden aus dem Altwald in 10 m breiten Streifen ist nach 10 Jahren eine Hecke entstanden, die an eine eingesäte blütenreiche Wiese angrenzt. (Foto: G. Wolf, Oktober 1994)
150
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.7.2 Beispiele für Renaturierung 5.7.2.1 Laubwald mit typischer Krautschicht auf kiesig-schluffigem Lehm Ansprechpartner
Gotthard Wolf
Kooperationspartner
Forstamt RWE Power AG
Literatur
Wolf 1987; Harrach 1989; Wiedenau 1989; Dworschak 1995; Borchers et al. 1998; Wolf 1998, 2000
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: humoser Oberboden aus nahegelegenem Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald Gewinnung: mit Planiergerät; Abtragstiefe: ca. 20 cm Potenziell übertragbare Arten: 25 aus Vegetation (ohne Moose/Flechten); ca. 35 aus Samenbank keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Auftragsmethode: mit Bagger geschüttet und von Hand verteilt Umsetzungstermin Oberbodenauftrag: März 1984; Auftragshöhe: ca. 0 - 15 cm 3 Varianten: Stiel-Eichen-Heisterpflanzung (Pflanzabstand: 60 cm x 40 cm) vor Oberbodenauftrag (1985); Oberbodenauftrag ohne Gehölzpflanzung (1984); unbehandelte Kontrolle (1984) Größe der Gesamtfläche: 1,8 ha Beobachtungszeitraum: 1984 bis 2003
Standortparameter Ort: Nordrhein-Westfalen, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Hambach, Außenkippe Sophienhöhe Geographische Region: Niederrheinische Bucht Jahresniederschlag: 670 mm; Jahresmitteltemperatur: 9,4 °C (langjährige Mittel, Klimastation Jülich) Neigung: schwach geneigt
Exposition: West
Höhe: 260 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Pleistozän
Substrat: kiesiger, schluffiger Lehm
pH (CaCl2): 5,8 - 6,7 (0 - 10 cm)
Skelettanteil: 12 - 15 %
Nährstoffstatus: mesotroph
Feuchte: frisch
Praktische Umsetzung – Übertragung von Oberboden (Wälder)
Probefläche ohne und mit Aufbringung von Altwaldboden auf „Forstkies“ (Lehm-/Löß- und kiesig-sandiges Hauptterrassenmaterial). Der Streifen mit aufgebrachtem, humosem Altwaldboden ist 30 m breit. (Foto: G. Wolf, April 1984)
151
Auf Parzellen mit Waldboden entwickelte sich ein reich strukturiertes Stangenholz aus Weiden, Birken, Hainbuchen, Eschen und Vogelkirschen mit Wald- und Schlagflurarten in der Krautschicht. (Foto: G. Wolf, Juli 2003)
Entwicklungsparameter 1985 (im 1./2. Jahr)
2003 (nach 19/20 Jahren)
Eiche mit Oberbo.
nur Oberbo.
Deckung Baumschicht (%)
0
0
0
Deckung Strauchschicht (%)
25
0
0
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
90
97
52,5
Deckung Moose/Flechten (%)
2
25
25
Gesamtartenzahl
65
73
39
42
13 (+3)
23 (+5)
0 (+1)
24 (+8)
Gehölzarten, gepflanzt
4
0
0
3
0
0
Arten aus Oberboden u. eingewanderte: Wald- und Schlagflurarten
25
41
0
30
27
13
0 (+1)
1 (+5)
3 (+12)
x
x
x
keine
keine
keine
Artenzahl Waldarten (+ spontan eingewanderte Gehölze)
Arten aus verkipptem Bodensubstrat: kurzlebige (+ ausdauernde) Acker- und Ruderalarten (einschließlich spontaner Arten)
Kontrolle Eiche mit Oberbo.
15 (+18) 11 (+16) 24 (+15)
nur Oberbo.
Kontrolle
78
65
72,5
5
17,5
3,5
63
75
25
38
36,5
50
43
52
18 (+10) 13 (+14)
Erosion wenige, flache Rinnen
x
x
viele, flache Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien Störzeiger
keine
keine
keine
Praktische Umsetzung – Pflanzungen & Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile
153
5.8 Pflanzungen und Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile 5.8.1 Hinweise für die Umsetzung Matthias Stolle
Pflanzenteile vegetativ leicht vermehrbarer Arten können, in die Erde gelegt, zu kompletten Pflanzen heranwachsen. Dazu eignen sich Äste, Zweige, Rhizom- oder Wurzelstücke und Brutknospen. Eine der effektivsten Methoden ist die Verwendung von Steckhölzern (3 - 8 cm dicke und 40 - 100 cm lange Ast- oder Stammabschnitte), die vorzugsweise in der Vegetationsruhe geschnitten werden. Ausnahme ist dabei die Salweide (Salix caprea), die nur dann austreibt, wenn sie unmittelbar nach der Blüte geschnitten wird (Florineth 2004). Weidenarten, die sich sehr leicht bewurzeln, können nach Entfernen der Blätter auch während der Vegetationsperiode verwendet werden (Silberweide – Salix alba, Purpurweide – Salix purpurea, Korbweide – Salix viminalis). Steckhölzer über 1 m Länge werden als Setzstangen bezeichnet. Äste bzw. Steckhölzer mit einem Durchmesser von 4,5 cm zeigen nach Schelling (2001) das beste oberirdische Austriebsvermögen. Steckhölzer können sich nur auf unbewachsenen Böden erfolgreich entwickeln, da die Arten meist keine Beschattung vertragen (Weiden, Pappeln). Auf trockenen Standorten sind sie darüber hinaus bereits etablierten Gräsern und Kräutern in Konkurrenz unterlegen. Steckhölzer wachsen gut an, wenn sie leicht schräg in die Erde gesteckt werden. Viele Arten entwickeln dadurch auf der gesamten Steckholzlänge Adventivwurzeln. Da länger aus dem Boden herausragende Steckhölzer leicht vertrocknen, sollten sie auf zwei bis drei Knospen zurückgeschnitten werden. Für weitergehende Beschreibungen siehe z. B. Florineth (2004). Das Austrocknen der Steckhölzer ist generell zu vermeiden. Werden sie nicht am selben Tag ausgebracht, müssen sie in feuchtem Boden eingeschlagen oder im kalten, fließenden Wasser bzw. unter einer Schneedecke frischgehalten werden. Folgende heimische Arten eignen sich beispielsweise sehr gut für eine Steckholzvermehrung: viele Weidenarten (S. alba, S. daphnoides, S. fragilis, S. pentandra, S. rubens, S. glabra*, S. hegetschweileri*, S, mielichhoferi*, S. nigricans, S. purpurea, S. triandra, S viminalis, S. waldsteiniana*), Schwarzpappel (Populus nigra), Liguster (Ligustrum vulgare). Weniger gut geeignet sind Holunder (Sambucus nigra und Sambucus racemosa), Berberitze (Berberis vulgaris) und Sanddorn (Hippophaë rhamnoides*). (* = Arten mit begrenztem Verbreitungsgebiet) Analog zu den krautigen Arten gilt für die Pflanzung von Gehölzen die Forderung nach gebietseigener Herkunft. Einige Gehölzarten haben begrenzte Verbreitungsgebiete, die bei der Planung der Begrünungsmaßnahmen zu berücksichtigen sind. Neben den oben genannten Arten betrifft dies z. B.: Elsbeere (Sorbus torminalis), Kornelkirsche (Cornus mas), Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), Gemeiner Wachholder (Juniperus communis). Bei Rosenund Brombeer-Arten (Rosa spec., Rubus spec.) ist generell die Verwendung von Herkünften natürlicher Bestände aus der unmittelbaren Umgebung zu empfehlen.
154
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.8.2 Beispiele für Böschungssicherung 5.8.2.1 Weidengebüsch auf schluffigem Lehm Ansprechpartner
Eva Hacker
Kooperationspartner
Harzwasserwerke Hildesheim
Literatur
Hacker 1999
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Sösetal/Harz Gewinnung: Abschneiden von Weidenzweigen, Anzucht von bewurzelten Steckhölzern in einer Baumschule Art: Sumpfweide (Salix x multinervis oder Salix aurita ssp. uliginosa) Größe: zwei bis dreijährige Triebe als ca. 20 - 30 cm lange Steckhölzer mit halbjähriger Bewurzelung Bodenstrukturierung: z. T. Bermen mit Hilfe eines Baggers Zusatzstoffe: Abdeckung der Oberfläche mit Fichtenzweigen Umsetzungstermin: Oktober 1999 Pflanzmethode: Pflanzung mit ca. 2 - 3 Einzelpflanzen/m² bzw. Legen in Heckenlagen mit 4 - 5 Einzelpflanzen auf einem Laufmeter Größe der Gesamtfläche: ca. 100 m² Beobachtungszeitraum: 1999 bis 2004
Standortparameter Ort: Niedersachsen, Osterode, Allertal bei Riefensbeek Geographische Region: Westharz Jahresniederschlag: 816 - 1415 mm (langjährige Mittel, Niederschlagsstationen Osterode (220 m) und Torfhaus (800 m)); Jahresmitteltemperatur: 2,8 °C (Brocken) bis 8,9 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Harzburg) Neigung: 27°
Exposition: Ostsüdost
Höhe: 550 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Substrat: schluffiger Lehm Bruchbergquarzit
pH: keine Angaben vorhanden
Skelettanteil: 50 %
Feuchte: frisch
Nährstoffstatus: mesotroph
Besonderheiten: geschiebereich, wasserführende Rinnen
Praktische Umsetzung – Pflanzungen & Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile
Pflanzungsfläche mit Fichtenspreitlagen nach der Umsetzung. (Foto: E. Hacker, Herbst 1999)
155
Entwicklungszustand nach 4 Jahren. (Foto: M. Zöller, Sommer 2003)
Entwicklungsparameter Deckung Totholz (%)
nach 1 Jahr
nach 4 Jahren
80
40
Deckung Strauchschicht (%)
0
5
Deckung Krautschicht (gesamt) (%)
5
50
Anwuchsrate in % Zuwachs der Steckhölzer (cm)
90
85
ca. 10
ca. 50
Erosion wenige, flache Rinnen
x
wenige, tiefe Rinnen
x
Naturschutzfachliche Kriterien strukturarm strukturreicher
x x
156
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.8.3 Beispiele für Böschungssicherung (Straßenbau) 5.8.3.1 Wärmeliebendes Gebüsch auf Kalk- und Keuperschutt Ansprechpartner
Kornelia Marzini
Kooperationspartner
Straßenbauamt Würzburg
Literatur
Marzini 2000b
Allgemeine Angaben Spenderpopulation: Sonnige Waldränder/Saaletal Gewinnung: Anzucht aus Saatgut Arten: Hunds-Rose (Rosa canina agg.), Eingriffliger Weißdorn (Crataegus monogyna), Schlehe (Prunus spinosa), Europäisches Pfaffenhütchen (Euonymus europaea), Gemeiner Liguster (Ligustrum vulgare), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea), Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus) Größe der verwendeten Arten: Leichter Strauch, 2 - 3 Triebe, 40 - 70 cm keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: 18./19.11.1996 Pflanzmethode: Gruppenpflanzung mit 2 Einzelpflanzen/m² Größe der Gesamtfläche: 1,4 ha Beobachtungszeitraum: 1996 bis 1998
Standortparameter Ort: Baden-Württemberg, Gewerbegebiet Ost Würzburg, Straßenböschung Bundesstraße 8 Geographische Region: Maintal Jahresniederschlag: 550 - 600 mm; Jahresmitteltemperatur: 9,1 °C (langjährige Mittel, Klimastation Würzburg) Neigung: 33°
Exposition: Süd
Höhe: 161 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrates: Trias
Substrat: Kalkschutt, Keuperschutt
pH (CaCl2): 7,3
Skelettanteil: 100 %
Nährstoffstatus: oligotroph
Feuchte: trocken
Praktische Umsetzung – Pflanzungen & Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile
Gehölzpflanzung im ersten Jahr. (Foto: K. Marzini, Mai 1997)
157
Gehölzpflanzung nach zwei Jahren. (Foto: K. Marzini, Juni 1998)
Entwicklungsparameter nach 1 Jahr
nach 2 Jahren
Artenzahl (aus Pflanzung)
6
6
Anwuchsrate (%)
90
90
wenige, flache Rinnen
wenige, flache Rinnen
Zielarten
> 50 %
> 50 %
Störzeiger
keine
keine
Erosion Naturschutzfachliche Kriterien
Praktische Umsetzung – Pflanzungen & Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile
159
5.9 Pflanzungen an Seeufern 5.9.1 Hinweise für die Umsetzung Astrid Grüttner
Seeufer stellen besondere Anforderungen an naturnahe Begrünungen, da hier mit stark ausgeprägten Gradienten in Bezug auf die relative Lage zum mittleren Wasserstand umgegangen werden muss. Natürliche Seeufer zeigen eine Zonierung von Vegetationseinheiten mit unterschiedlichen Präferenzen bezüglich Überflutungshöhe und -dauer. Der Erfolg von Uferbepflanzungen hängt davon ab, ob die entsprechenden Ansprüche der verwendeten Pflanzenarten bei der Planung berücksichtigt werden. Erfolgt eine Pflanzung, ehe der Endwasserstand erreicht ist, muss die künftige Uferlinie sehr genau bekannt und zur Orientierung bei den Baumaßnahmen gekennzeichnet sein, damit die Arten in der richtigen Höhe angesiedelt werden können. Bei starken Wasserstandsschwankungen, wie sie an anthropogenen oder anthropogen gesteuerten Gewässern (z. B. Talsperren, Regenrückhaltebecken, Fischteiche) auftreten, ist in Teilbereichen keine dauerhaft lebensfähige Vegetationsdecke möglich (Pardey 1997). Je unregelmäßiger der Wasserstandsgang, desto schlechter kann sich eine angepasste Vegetation ausbilden. Bei bindigen Substraten und nicht zu langen Trockenperioden kann jedoch z. B. die robuste Schlank-Segge (Carex gracilis) angesiedelt werden. Der Tide- und Brackwasserbereich an großen Flüssen zeichnet sich durch natürliche starke Wasserstandsschwankungen von bis zu 3 m innerhalb von 12 Stunden aus. Die drei Arten Schilf (Phragmites australis), Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) und Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemontani) sind dort von Natur aus heimisch und daher für Anpflanzungen hervorragend geeignet, da sie sowohl die Wasserstandsschwankungen als auch das Brackwasser vertragen (Schlüter 1997). An erosionsgefährdeten Ufern neu geschaffener Gewässer muss eine sofortige Röhrichtinitialisierung stattfinden, um zu vermeiden, dass der Abtrag von Feinmaterial und Kliffbildung künftig sowohl eine spontane als auch eine initiierte Röhrichtansiedlung verhindert (Bestmann 1997). Eine Initialbepflanzung, die auch unter ingenieurbiologischen Gesichtspunkten durchgeführt wird, kann harte Verbaumaßnahmen ersetzen. Bei der Planung von Röhrichtinitialisierungen müssen vielfältige Aspekte berücksichtigt werden, z. B. Böschungsneigung, standortgemäße Ufervegetation (Arten, Höhenzonen), Substrateigenschaften (pH-Wert, Nährstoffe, Leitfähigkeit, Wasserversorgung) und Eigenschaften des Wassers (pH-Wert, Nährstoffe, Leitfähigkeit). Eine Nährstoffversorgung aus dem Wasser kann dabei die Nährstoffarmut von Rohböden kompensieren. Wichtig ist auch der Wasserstandsgang (mittlerer Wasserstand, Wasserstandsamplitude, zeitliche Charakteristik), da die Belastung der Ufervegetation mit den Wasserstandsschwankungen zunimmt (Pardey 1997) und große Schwankungen nur von wenigen Arten vertragen werden. Ein weiteres Problem ist die Wellenbelastung. Die maximale Wellenhöhe lässt sich aus der Windstreichlänge, der maximalen Windgeschwindigkeit und der Wassertiefe ableiten. Die Wellenbelastung am Ufer hängt zudem von der Steilheit des Ufers ab (Herrmann et al. 1993).
160
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
In jedem Fall ist es wünschenswert, das Ufer so flach wie möglich zu gestalten (max. Neigung 1:3 nach Hiller 1995); bei großen Gewässern und starker Wellenbelastung ist schon eine Neigung von 1:10 kritisch. Bei der Festlegung der zu bepflanzenden Zone wird unter Bezug auf die Sommermittelwasserlinie der Bereich von -20 cm bis +20 cm empfohlen (Schlüter 1996). Dabei ist zu beachten, dass die Breite dieser Zone von der Hangneigung abhängig ist. Im Zweifel sollte eher etwas höher als zu tief gepflanzt werden, da sich alle Röhrichtarten mittels ihrer Rhizome wasserwärts ausbreiten können (Hiller 1995). Wenn Pflanzen aus Saatgut angezogen werden sollen, dann ist ein Vorlauf von mindestens einem Jahr notwendig, wobei die Pflanzen am besten im Frühjahr gepflanzt werden. Bei der kontrollierten Anzucht wird wesentlich weniger Saatgut benötigt als bei der Freilandansaat. Gegebenenfalls können Keimversuche Auskunft über Keimraten und Keimbedingungen geben (siehe z. B. Kircher 1993). Die Vorkultivierung von Pflanzen sollte nicht länger als bei der jeweiligen Art notwendig erfolgen und unter Bedingungen, die dem Auspflanzort ähnlich sind. Wichtig ist dabei auch eine möglichst geringe Düngung, da die Pflanzen damit am besten auf das Wachstum auf nährstoffarmen Rohbodenstandorten vorbereitet werden und viele kräftige Wurzeln ausbilden. Zur Erzeugung kräftiger Einzelpflanzen werden ca. 20 - 30 cm große Pflanzen im späten Frühjahr oder Frühsommer entweder in große Töpfe oder Eimer (z. B. 10-LiterHaushaltsplastikeimer) gepflanzt oder auf bereits in den zur Anzucht vorgesehenen Becken schwimmende Vegetationsmatten gesetzt. Das Material für Vegetationsmatten hat eine unterschiedliche Haltbarkeit: Jute zersetzt sich sehr rasch (ca. 0,5 Jahre); Kokosfasergewebe hält sich bis zu acht Jahren (Zeh 1993). Bepflanzt werden können Matten unterschiedlicher Größe und Dicke. Die Dichte der Bepflanzung hängt unter anderem von der mittleren Größe der Arten der Zielvegetation ab. Die Vegetationsmatten werden in einer Nährlösung schwimmend vorkultiviert, so dass sie zum Ausbringungszeitpunkt gut durchwurzelt und dicht bewachsen sind (Schlüter 1996). Die Ausgangsbepflanzung sollte nicht zu dicht sein (20 Jungpflanzen pro Quadratmeter haben sich bewährt) und die Matten sollten lückig, d. h. in uferparallelen Streifen oder im Schachbrettmuster, ausgelegt werden. Beim Transport muss ein auch nur partielles Austrocknen unbedingt vermieden werden. Im Fall einer unausweichlichen Zwischenlagerung ist eine stets ausreichende Bewässerung zu gewährleisten. Falls ein Ufer vor Erreichen des Endwasserstandes mit Röhricht bepflanzt wird, ist in der Übergangsphase ebenfalls eine Bewässerung unumgänglich. Eine maschinelle Gewinnung von Pflanzmaterial im Freiland ist nur möglich, wenn der Spenderbestand z. B. aufgrund von infrastrukturellen Maßnahmen zur Vernichtung bestimmt ist. Ansonsten ist unter Umständen in Absprache mit Besitzern und zuständigen Behörden (Naturschutzbehörde) eine schonende Handentnahme von einzelnen Pflanzen oder Soden möglich. Gut handhabbar sind Soden, deren Kantenlänge den Maßen eines großen Spatens entspricht. Soden dieses Ausmaßes haben sich an wenig erosionsgefährdeten Ufern bewährt (vgl. Beispiel 5.9.2.2). Auch bei im Freiland gewonnenem Pflanzmaterial ist auf eine sorgfältige Behandlung bei Transport und Zwischenlagerung zu achten. Einzelpflanzen sollten möglichst lückig gepflanzt werden, um auch spontane Besiedlungsprozesse zuzulassen, wobei zu beachten ist, dass die Ufersicherung gewährleistet bleibt. Als Pflanzmonate sind in der Regel März und April am günstigsten, da dann das Wachstum sofort
Praktische Umsetzung – Pflanzungen & Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile
161
beginnen kann und die Pflanzen Belastungen wie hochsommerliche Trockenperioden bzw. kritische Witterungsbedingungen im Winter mit bereits ausgedehntem, tiefreichenden Wurzelwerk besser ertragen. Es ist erfolgversprechender, große Pflanzen in geringerer Dichte zu pflanzen, als kleine Pflanzen in hoher Dichte. Bewährt hat sich die Pflanzung von einer kräftigen Pflanze pro Quadratmeter (einjährig, in 10-Liter-Kübeln angezogen). Konkurrenzschwächere Arten (z. B. Froschlöffel – Alisma plantago-aquatica, kleinere Seggen – Carex spec.) sollten räumlich miteinander kombiniert und nicht direkt neben konkurrenzstarke Arten (z. B. Schilf, Meerstrandsimse) gepflanzt werden. Bei der Planung muss zudem die Entwicklungsgeschwindigkeit der einzelnen Arten berücksichtigt werden: Zielarten mit langsamer Entwicklung (z. B. Schmalblättriger Rohrkolben – Typha angustifolia) sollten mit sich rasch entwickelnden Pionierarten (z. B. Breitblättriger Rohrkolben – Typha latifolia), die aber leicht verdrängbar sind, kombiniert werden. Nach erfolgter Pflanzung ist häufig eine vorübergehende Installation von Zäunen oder Netzen notwendig, da z. B. Schwäne, Gänse und Blässrallen große Schäden verursachen können (Herrmann et al. 1993; Kümmerlin 1993). Zu Artenauswahl und Zonierung können hier nur orientierende Angaben gemacht werden, da dabei viele Aspekte zu berücksichtigen sind (z. B. Wellenbelastung, Wasserstandsschwankungen, pH-Wert und Nährstoffgehalte, sonstige Substrateigenschaften). In dauerhaft oder fast ständig überflutete Bereiche können der Schmalblättrige Rohrkolben (Typha angustifolia) und die Teichbinse (Schoenoplectus lacustris) gepflanzt werden. In der überwiegend überfluteten Zone lässt sich der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) gut ansiedeln. Um die Linie des mittleren Sommerwasserstands herum ist die Etablierung aller Röhricht- und Röhrichtbegleitarten möglich. Auch junge Schilfpflanzen haben hier die besten Überlebensaussichten, da sie weder längere Überflutung noch Austrocknung ertragen müssen. Etwas oberhalb des mittleren Sommerwasserstands können viele Seggen-Arten (Carex spec.) sowie Binsen-Arten (Juncus spec.) gedeihen (vgl. Beispiel 5.9.2.1). Bei einer hohen Wellenbelastung muss ein mechanischer Wellenschutz ausgebracht werden, der die Wellenkräfte teilweise abfängt und die Pflanzung zumindest in der Anwachsphase schützt (Herrmann et al. 1993). Die Installation eines temporär wirksamen Wellenschutzes kann auch an einem natürlichen Röhrichtstandort notwendig sein, um die Zeit bis zum Erstarken des Röhrichtgürtels zu überbrücken. Ein solcher Wellenschutz sollte aus natürlichen Materialien bestehen. Walzen aus Kokosfasern sind eine Variante, die bei geringer Wellenbelastung in Frage kommt. Allerdings besteht die Gefahr, dass das die Rolle zusammenhaltende Kokosfasernetz rasch an der Befestigung durchgescheuert wird. Durch ein Kunststoffnetz zusammengehaltene Steinwalzen sind eine weitere Variante. Steinwalzen können allerdings bei stärkerer Wellenbelastung allmählich absacken; dies kann durch untergelegte Reisigbündel (Buschlagen) verhindert werden. Reisiglahnungen haben wiederum den Nachteil, dass sie die Wasserbewegung zu stark abbremsen und damit die Sediment- und Wasserbeschaffenheit beeinträchtigen (Rolletschek & Kühl 1997). Diesen Nachteil haben Palisaden (einfache oder doppelte Reihen von Holzpfählen) nicht (Rolletschek & Kühl 1997), solange die Pfähle nicht zu dicht stehen.
162
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.9.2 Beispiele für Ufersicherung (Tagebaurestsee) 5.9.2.1 Flächige Röhrichtinitialisierung an erosionsgefährdetem Seeufer Ansprechpartner
Astrid Grüttner
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Grüttner 2006
Allgemeine Angaben Spenderpopulationen für Saatgut: Röhricht und Feuchtvegetation im Restloch Großkayna und auf Bergbaugelände in der Umgebung Gewinnung: aus Saatgut (Aussaat im Gewächshaus; nach Pikieren Anzucht im Freiland) Zonierung (wichtigste Arten, von unten nach oben): 1. Zone: Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia) 2. Zone: Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia) und Breitbl. Rohrkolben (Typha latifolia) 3. Zone: Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia) 4. Zone: Gemeines Schilf (Phragmites australis), Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia) und Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus) 5. Zone: Gemeines Schilf (Phragmites australis) und Gem. Wasserdost (Eupatorium cannabinum) 4. und 5. Zone: teilweise ohne Gemeines Schilf (Phragmites australis); stattdessen abschnittsweise Strandsimse (Bolboschoenus maritimus), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemontani) oder Rispen-Segge (Carex paniculata) als dominante Arten 6. Zone: Flatter-Binse (Juncus effusus), Blaugrüne Binse (Juncus inflexus), Platthalm-Binse (Juncus compressus), Wasser-Minze (Mentha aquatica), Großes Flohkraut (Pulicaria dysenterica), Gemeiner Blutweiderich (Lythrum salicaria), Falsche Fuchs-Segge (Carex otrubae) Alter/Größe der verwendeten Arten: Einjährige Pflanzen; angezogen entweder als Topfpflanzen (T) in 10-l-Haushaltseimern oder als Jungpflanzen: 20 Stück/m² auf Kokosfaser-Vegetationsmatten (V) pikiert keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: April 2002 Pflanzmethode: Schachbrettmuster aus 5 m x 1 m großen Einzelflächen, bei denen in der Regel jede zweite unbepflanzt blieb. Die Vegetationsmatten waren ebenfalls 5 m x 1 m groß, die Topfpflanzen wurden in einer Dichte von einer Pflanze/m² ausgepflanzt. In der Regel wurden Vegetationsmatten mit Topfpflanzenflächen kombiniert. In ausgewählten Monitoringabschnitten wurden entweder nur Vegetationsmatten oder nur Topfpflanzen ausgebracht. Größe der Gesamtfläche: 1,5 km Uferlänge bepflanzt in einer Breite zwischen 5 und 10 (60) m; insgesamt ca. 1,5 ha Beobachtungszeitraum: 2002 bis 2005
Praktische Umsetzung – Pflanzungen & Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile
163
Standortparameter Ort: Sachsen Anhalt, Merseburg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Großkayna, Runstedter See Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 524 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Roßbach-Lunstädt) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstedt) Neigung: (0°) - 6°
Exposition: Südwest bis West
Höhe: 97 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrat: sehr heterogen: Reinsande, Substrates: Quartär und Tertiär Schluffsande bis Normallehme
pH (CaCl2): 7,0 bis 7,6
Skelettanteil: ca. 10 %
Feuchte: überflutet bis frisch
Nährstoffstatus: Substrat: sehr oligotroph; Wasser: meso- bis schwach eutroph
Besonderheiten: wechselnde (meist geringe) Braunkohleanteile, relativ hohe Leitfähigkeiten
Seeufer ca. zwei Monate nach der Bepflanzung Südende des bepflanzten Bereiches, angrenzend vor Erreichen des Endwasserstandes (mit Bereg- daran unbehandelte Kontrollfläche mit bis zu 60 cm hohem Kliff. (Foto: A. Grüttner, Juni 2004) nung). (Foto: A. Grüttner, Mai 2002)
Entwicklungsparameter 1 Woche nach 2 Monate nach FluFlutung (Ende Juli) tung (Ende Sept.) Deckung Krautschicht (gesamt) (%) Wuchshöhe (cm, Phragmites-Typha-Zone)
nach 3 Jahren
21
32
62
V: 43; T: 76
V: 70; T: 90
V/T 255
Artenzahl gesamt
22
38
98
Artenzahl Röhricht- und Röhrichtbegleitarten
21
23
34
Initialisierungsbereich nach 3 Jahren
Kontrollfläche nach 3 Jahren
ca. 60
0
Kliff (% des Ufers)
1
100
Mittlere Kliffhöhe (cm)
25
40
Röhrichtdeckung (%)
164
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
5.9.2.2 Lineare Röhrichtinitialisierung an wenig erosionsgefährdetem Seeufer Ansprechpartner
Astrid Grüttner
Kooperationspartner
Lausitzer und Mitteldeutsche BergbauVerwaltungsgesellschaft mbH, Bitterfeld
Literatur
Grüttner 2006
Allgemeine Angaben Spenderpopulationen: Runstedter See, Pflanzung Seeufervegetation (siehe Beispiel 5.9.2.1) Gewinnung: von Hand mit Spaten ausgestochene Soden Sodengröße: Grundfläche: 20 cm x 20 cm; Tiefe: 20 cm Arten: Strandsimse (Bolboschoenus maritimus), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Blaugrüne Binse (Juncus inflexus), Gemeines Schilf (Phragmites australis), Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia) keine boden- oder standortverbessernden Maßnahmen Umsetzungstermin: Ende April 2005 Pflanzmethode: Eine Sode je Meter Ufer, gepflanzt an der unmittelbaren Uferlinie; Soden zum Teil mit Steinen beschwert Größe der Gesamtfläche: 5 x je 25 m Uferlänge Beobachtungszeitraum: April bis September 2005
Standortparameter Ort: Sachsen Anhalt, Merseburg, ehemaliger Braunkohle-Tagebau Großkayna, Runstedter See Geographische Region: Querfurter Platte Jahresniederschlag: 524 mm (langjähriges Mittel, Niederschlagsstation Roßbach-Lunstädt) Jahresmitteltemperatur: 8,8 °C (langjähriges Mittel, Klimastation Bad Lauchstedt) Neigung: 3 - 6°
Exposition: Süd, Ost und Nord
Höhe: 97 m ü. NN
geologische Herkunft des Substrat: sehr heterogen: Reinsande, Substrates: Quartär und Tertiär Schluffsande bis Normallehme
pH (CaCl2): 7,0 - 7,6
Skelettanteil: ca. 10 %
Feuchte: nass (Frühling) bis frisch (Sommer)
Nährstoffstatus: Substrat: sehr oligotroph Wasser: meso- bis schwach eutroph
Besonderheiten: wechselnde (meist geringe) Braunkohleanteile, relativ hohe Leitfähigkeiten
Praktische Umsetzung – Pflanzungen & Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile
165
Überblick über Sodenreihe im Spülsaum (eine Gemeine Strandsimse (Bolboschoenus maritimus); Sode je laufendem Meter), einen Monat nach der innerhalb weniger Monate aus einer Sode hervorgegangener Bestand. Deutlich ist an der Uferlinie Versetzung. (Foto: A. Grüttner, Juni 2005) bereits eine erosionsverhindernde Wirkung festzustellen. (Foto: J. Bunk, A. Sandau, Sept. 2005)
Entwicklungsparameter Zeitpunkt der Pflanzung (Ende April 2005)
Mitte September 2005
21
58
Triebzahl
4
ca. 100
Durchmesser des Bestands (cm)
8
152
Carex Wuchshöhe (cm)
45
58
Triebzahl
7
14
Durchmesser des Bestands (cm)
11
49
Juncus Wuchshöhe (cm)
32
62
Durchmesser des Horstes (cm)
13
25
Phragmites Wuchshöhe (cm)
31
77
Triebzahl
5
25
Durchmesser des Bestands (cm)
8
48
Typha Wuchshöhe
57
84
Triebzahl
1
6
Durchmesser des Bestands (cm)
4
70
Bolboschoenus Wuchshöhe (cm)
Sonstiges: Im Untersuchungszeitraum sind 9 von 125 Soden abgestorben.
6
Überführung naturnaher Begrünungsmethoden in die Praxis: Fallbeispiel Geiseltal Antje Lorenz, Sandra Mann
Zielstellungen und Rahmenbedingungen Im Spätsommer des Jahres 2005 wurden in einem kooperativen Verfahren zwischen dem Sanierungsträger der Altbergbaugebiete Ostdeutschlands, der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) und der Hochschule Anhalt (FH) erstmals naturnahe Begrünungsverfahren großflächig in die Praxis überführt. Auf einer 11,5 ha großen, stark erosionsgefährdeten Böschung im ehemaligen Tagebau Mücheln (Geiseltal) wurde samenhaltiges Mahdgut regionaler Herkunft aufgetragen und somit unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Aspekte ein effektiver Erosionsschutz gewährleistet. Für die Mahdgutgewinnung wurden insgesamt 18 Spenderflächen mit einer Gesamtfläche von ca. 60 ha ausgewählt. Die zu begrünende, aus Hängen und Bermen bestehende Böschung (s. Foto 6.7, 6.8) weist eine wind- und sonnenexponierte Lage (Süd-West-Hang) sowie Neigungen von 1:3 bis 1:3,5 (ca. 37°) auf. Das anstehende quartäre Substrat (Lehmsande und Sandlehme) besitzt überwiegend neutrale bis schwach basische Bodensäurewerte. Aufgrund dieser Bedingungen wurde auf den Hängen qualitativ hochwertiges, samenreiches Mahdgut artenreicher, basiphiler Halbtrockenrasen und Streuobstwiesen aufgebracht. Auf den Bermen entsprach die Zielgesellschaft dagegen naturnahen Pionierwäldern, so dass diese Bereiche mit weniger hochwertigem Mahdgut aus Grünländern frischer bis feuchter Standorte abgedeckt wurden. Vorbereitende Schritte und Recherche der Spenderflächen In Vorbereitung der Begrünungsmaßnahme wurden mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörden, der Ämter für Landwirtschaft und Flurneuordnung sowie der Kommunen und regional ansässigen Agrargenossenschaften, Fördervereine und Privatpersonen geeignete Spenderflächen ausgewählt. Neben Eigentums- und Nutzungsverhältnissen wurden Flächengrößen und Entfernungen zur Auftragsfläche (3 - 25 km) sowie die zu erwartende Biomasse und daraus resultierende Übertragungsverhältnisse abgeschätzt. Zudem wurden die vorkommenden Vegetationseinheiten, der Zugang zu den Flächen mit Fahrzeugen, die Lagermöglichkeiten für das Mahdgut und die Befahrbarkeit der Spenderflächen mit Klein- oder Großtechnik erfasst. Als geeignete Spenderflächen wurden Naturschutzflächen (Naturschutzgebiete, Flächennaturdenkmale, Vertragsnaturschutzflächen), Ausgleichsflächen, Sukzessionsflächen im ehemaligen Tagebau Mücheln, Kommunalflächen sowie – bei Zustimmung des Eigentümers – Grünländer privaten Eigentums ausgewählt. Dabei wurden auch Flächen einbezogen, die aufgrund sinkender finanzieller Mittel der öffentlichen Hand keinem regelmäßigen Pflegeregime unterlagen, sofern die maschinelle Gewinnung des Mahdgutes nicht zu stark durch Gehölzaufwuchs behindert wurde.
Überführung naturnaher Begrünungsmethoden in die Praxis: Fallbeispiel Geiseltal
Foto 6.1 Vor der Begrünungsmaßnahme: nur wenige Wochen nach der technischen Sanierung sind bereits starke Erosionserscheinungen durch oberflächlich abfließendes Wasser zu beobachten. (Foto: S. Mann, Juli 2005)
167
Foto 6.2 Spenderfläche „Drachenwinkel“ bei Laucha (Naumburg) mit fruchtenden Beständen des Kleinen Odermennig vor der Mahd (Agrimonia eupatoria). (Foto: S. Mann, August 2005)
Foto 6.3 Traktor mit Kreiselmähwerk: Gewinnung Foto 6.4 Verladung des Mahdgutes auf einen und Aufnahme des Mahdgutes. (Foto: S. Mann, Miststreuer. (Foto: S. Mann, August 2005) August 2005)
Foto 6.5 Ausbringen des Mahdgutes mit einem Foto 6.6 Bereiche mit und ohne Mahdgut; RipGroßflächenstreuer. (Foto: S. Mann, August 2005) penstrukturen auf dem Rohboden. (Foto: S. Mann, August 2005)
168
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Foto 6.7 Böschung vor der Begrünungsmaßnah- Foto 6.8 Einen Monat nach der Umsetzung: mit me. (Foto: A. Lorenz September 2004) Mahdgut abgedeckte Böschung. (Foto: S. Mann, Oktober 2005)
Foto 6.9 Vegetation im ersten Frühjahr nach der Umsetzung. (Foto: A. Lorenz, April 2006)
Foto 6.10 Böschung im ersten Frühjahr nach der Umsetzung. Auf der erosionsfreien Böschung durchwachsen Kräuter und Gräser das Mahdgut. (Foto: A. Lorenz, April 2006)
In Stilllegungsprogramme eingebundene und je nach Maßgabe der Förderverträge teilweise noch beweidete oder gemulchte, nährstoffarme, ehemalige Ackerflächen trockener Standorte, erwiesen sich bezüglich ihrer Artenausstattung (viele Halbtrockenrasenarten) sowie ihrer Flächengröße und optimalen Befahrbarkeit als sehr gut geeignet. Jedoch besteht gegenwärtig keine rechtliche Möglichkeit, das Mahdgut im Rahmen öffentlicher Begrünungsvorhaben zu verwenden. Da Genehmigungsverfahren auf allen behördlichen Ebenen des Landes SachsenAnhalt fehlgeschlagen sind, sollte für künftige Vorhaben eine Grundsatzentscheidung auf EUEbene erwirkt werden. Ein Ansatz könnte hierbei sein, für naturnahe Begrünungsvorhaben Mahdgut als nachwachsenden Rohstoff zu definieren und auf diesem Wege eine Gewinnung auf Stilllegungsflächen zu ermöglichen.
Überführung naturnaher Begrünungsmethoden in die Praxis: Fallbeispiel Geiseltal
169
Durchführung der Begrünungsmaßnahme und Erfahrungen aus der Praxis Bei der Umsetzung kam folgende Technik zum Einsatz (s. Foto 6.3 - 6.5): x
ein Traktor mit Kreiselmähwerk und Ladewagen zur maschinellen Aufnahme des Mahdgutes (eine gleichzeitige Aufnahme des Mahdgutes führt zu stark reduzierten Kosten), auf Streuobstwiesen kam in Steillagen teilweise ein Balkenmäher zum Einsatz
x
ein Muldenkipper zum Transport des Mahdgutes (ca. 7,7 t je Umlauf bei einem LKW mit zusätzlichem Hänger) sowie ein LKW mit Kran zum Verladen des Mahdgutes
x
ein Miststreuer (Großflächenstreuer) mit Zwillingsbereifung zum Aufbringen des frischen Mahdgutes auf die Böschung
Bei steilen Halbtrockenrasenstandorten (ab etwa 20 - 25° Neigung) sollte unter der Prämisse einer kostengünstigen Gewinnung von Mahdgut erfahrungsgemäß ein Bergmäher eingeplant werden. Eine Handmahd ist nach Möglichkeit zu umgehen, da sie die Gesamtkosten für naturnahe Begrünungsvorhaben deutlich erhöht (Kapitel 7). Der Einsatz von Mähtechnik, die das Schnittgut kleinhäckselt (z. B. Mähcontainer), sollte ebenfalls vermieden werden (vgl. Kapitel 5.1.1). Bis zu einer Neigung von ca. 37° (1:3) ist ein Fahren mit Miststreuerfahrzeugen normaler Größe (z. B. Großflächenstreuer, Stallmiststreuer) senkrecht zum Hang möglich. Bei sehr steilen Böschungen (> 37°) sollte jedoch der kleinere und leichtere Bergmiststreuer eingeplant werden, insbesondere wenn bindiges Substrat vorliegt, da hier nach Regenfällen eine starke Rutschungsgefahr besteht. Auf steilen Böschungen ist aufgrund der Zielstellung »schnell wirksamer Erosionsschutz« und einer dafür notwendigen, höheren Auftragsdicke des Mahdgutes (ca. 3 - 5 cm lockere Auflage nach Trocknungsprozess) ein deutlich höherer Verbrauch an Biomasse einzukalkulieren. Das bedeutet, dass auch die Übertragungsverhältnisse des Mahdgutes im Vergleich zu ebenen Flächen deutlich höher liegen. Bei der hier vorgestellten Begrünungsmaßnahme wurde in Abhängigkeit von der Produktivität der Spenderflächen mit Übertragungsverhältnissen von Auftrags- zu Spenderfläche von 1:5 bis 1:10 (Mahdgut aus Halbtrockenrasen) sowie 1:3 (Mahdgut aus Frisch- und Feuchtwiesen) gearbeitet. Aufgrund von Unebenheiten im Gelände (Ameisen- und Maulwurfhügel, Bodenwellen, Steine etc.) wurde in einer Höhe von 5 cm, teilweise sogar bis 10 cm, gemäht, um keine Schäden am Mähwerk zu verursachen. Wenn die örtlichen Gegebenheiten einen tieferen Schnitt ermöglichen, ist mit einer höheren Biomasseausbeute zu rechnen (siehe auch Kapitel 5.1.1). Im Rahmen des Vorhabens konnten detaillierte Kosten für Gewinnung, Transport und Auftrag des Mahdgutes ermittelt werden (Kapitel 7). Bei sehr steilen Böschungsverhältnissen ist, ohne Berücksichtigung der Kosten für die fachliche Betreuung, mit einem finanziellen Gesamtaufwand von 2.500 - 3.000 €/ha zu rechnen. Bei weniger steilen Böschungen und ebenen Spenderflächen sinken die Kosten entsprechend. Kosten für die Spenderflächenrecherche fallen regional einmalig an und sind in dem genannten finanziellen Gesamtaufwand nicht enthalten. Vorteilhaft und effizient für naturnahe Begrünungsvorhaben wäre die Aufstellung eines regionalen oder landesweiten Spenderflächenkatasters, auf das bei entsprechenden Vorhaben zurückgegriffen werden kann, da die Recherche geeigneter Flächen unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nimmt.
7
Kosten naturnaher Begrünungsmaßnahmen Sandra Mann
Für die Auswahl einer Begrünungsmethode sind sowohl die zu erwartenden Erfolgsaussichten einer Maßnahme, wie z. B. optimaler Schutz vor Erosion und eine nachhaltige Begrünung, als auch die Kosten ein wesentliches Kriterium. Hierbei müssen auch mögliche Folgekosten berücksichtigt werden, die beispielsweise durch Nachsaaten oder -pflanzungen bei Ausfällen aufgrund der Verwendung nicht standortgerechter oder gebietsfremder Materialien entstehen können. In Anlehnung an Ackermann et al. (2005) sind bei Kostenrechnungen generell folgende Positionen zu berücksichtigen: x x x x x x
Sachmittel- und Materialkosten Kosten für Pflanzmaterial und Saatgut (tlw. auch Komponenten der Sach- und Materialkosten) Arbeitskosten Fahrzeug-, Maschinen-, Geräte- und Werkzeugkosten Gemeinkosten Zuschläge für Wagnis und Gewinn sowie Zuschlag für die Mehrwertsteuer
Hinsichtlich des Kostenaufwandes gibt es bei den einzelnen Begrünungsmethoden sehr große Unterschiede, die unter anderem vom Zielbiotoptyp, den Standortbedingungen, der Flächengröße, dem Maßnahmenzeitpunkt und der Maßnahmenregion zurückzuführen sind (siehe Abbildung 7.1). Die Kosten naturnaher Begrünungsverfahren sind hierbei im Vergleich zu konventionellen Methoden durchaus konkurrenzfähig, insbesondere, wenn eventuelle Kosten für Nachbesserungen (z. B. Nachpflanzungen) ebenfalls einbezogen werden. Zwei Beispiele sollen die Kostenrelationen verdeutlichen: (1) Wird eine steile (1:3 bis 1:3,5), erosionsgefährdete Böschung anstelle einer herkömmlichen Nassansaat (mind. ca. 3.300 €/ha) mittels Auftrag von frischem, samenreichen Mahdgut gebietseigener Herkunft begrünt (in Abhängigkeit von der Neigung 2.500 bis 3.000 €/ha), können die Kosten um bis zu 25 % reduziert werden. Zudem gewährleistet das Mahdgut einen sofortigen Erosionsschutz und die begrünte Böschung weist durch die Entwicklung naturraumtypischer, standortgerechter Pflanzengesellschaften einen wesentlich höheren naturschutzfachlichen Wert als konventionelle Ansaaten auf. (2) Nacharbeiten (z. B. Nachsaaten, Nachpflanzungen) bei herkömmlichen Verfahren können dazu führen, dass sich anfangs höhere Herstellungskosten bei naturnahen Verfahren langfristig wieder ausgleichen bzw. die Kosten letztendlich unter denen konventioneller Verfahren liegen. Marzini & Vollrath (2003) verglichen Pflanzungen mit gebietsfremden und gebietsheimischen Sträuchern auf Rohböden. Die Herstellungskosten bei der Verwendung gebietsfremder Pflanzen lagen hierbei mit 10,13 €/m2 niedriger als bei gebietsheimischem Material (12,03 €/m2). Bezüglich des Anwuchserfolges zeigten jedoch die gebietsheimischem Sträucher mit einer Anwuchsrate von 90 % im Vergleich zu den gebietsfremden Herkünften mit 66 % wesentlich bessere Werte. Da zum damaligen Zeitpunkt nach ZTVLa-StB 92 in Ausnahmefällen bis zu maximal 30 % Ausfälle tolerierbar waren, musste bei den Flächen mit gebietsfremden Her-
Kosten naturnaher Begrünungsmethoden
171
künften nachgepflanzt werden. In der Folge lagen die Gesamtkosten für die Pflanzungen mit gebietsfremden Herkünften mit 14,05 €/m2 letztlich 15 % über den Kosten der Pflanzungen mit gebietsheimischem Material. (Anmerkung: nach ZTVLa-StB 99 müssen bei Flächenpflanzungen nach DIN 18320 Ausfälle > 5 % generell ersetzt werden.) Bei alternativen Verfahren kann bei der Auswahl von geeigneten Methoden und Materialien in der Regel von sehr hohen Erfolgsquoten ausgegangen werden, so dass z. B. Folgekosten für Nachbesserungen infolge von Ausfällen entfallen. Für eine Kostenkalkulation werden in den Tabellen 7.1 - 7.4 maßnahmenspezifisch Kosten für die einzelnen Positionen aufgeschlüsselt. Grundlage für die Zusammenstellung sind Angaben aus der Literatur sowie eigene Erfahrungen aus verschiedenen Versuchsreihen und Vorhaben, bei deren Durchführung auch Firmen eingebunden waren. Da die Kosten für naturnahe Begrünungsvorhaben von verschiedenen Parametern abhängig sind (s. Abbildung 7.1), werden Wertespannen angegeben. Bei allen Methoden spielt die Flächengröße eine entscheidende Rolle, da auf größeren Flächen der Maschineneinsatz entscheidend optimiert werden kann und sich die Gesamtkosten pro Flächeneinheit folglich stark reduzieren.
Reduzierung der Kosten je Flächeneinheit bei allen Methoden beeinflussen folgende Parameter (sowohl bezüglich der Spenderflächen als auch der zu begrünenden Flächen) die Kostenentwicklung
Flächengröße
kleine Flächen
Neigung der Fläche
starke Neigung
große Ungleichmäßigkeiten, verwinkelt
Flächenform
schlechte Zuwegung (nur kleine Fahrzeuge)
Erreichbarkeit
weite Entfernungen
Transportwege
große Flächen
kaum geneigt bis eben
gleichmäßig, quadratisch
gute Zuwegung
kurze Entfernungen
speziell bei Spenderflächen von samenreichem Mahdgut und Mulch für Ansaaten beeinflussen zusätzlich folgende Parameter die Kostenentwicklung schlechter Pflegezustand
viele Hindernisse (z.B. Gehölze) welliger Boden (z.B. Wühlstellen)
viele Unregelmäßigkeiten und Verwinklungen
Pflegezustand
guter Pflegezustand
Beschaffenheit
gute Beschaffenheit
Form
unverwinkelt
speziell bei Spenderflächen für Oberbodenübertragungen beeinflusst zusätzlich folgender Parameter die Kostenentwicklung schwere und steinige sowie nasse Böden
Material
leicht abtragbare Böden
Abbildung 7.1 Kostenentwicklung von Maßnahmen in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern.
172
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Da alternative, naturnahe Begrünungsverfahren erst in den letzten Jahren auch auf größeren Flächen zunehmend zur Anwendung kommen, existieren bislang kaum Angaben für standardisierte Leistungsverzeichnisse (Hinweise z. B. in FLL 1999). Für das erfolgreiche Gelingen der Maßnahmen ist es jedoch ausgesprochen wichtig, im Rahmen der Ausschreibung alle durchzuführenden Schritte aufzuführen und die Ausgangsparameter ausreichend zu beschreiben (vgl. Checkliste in Tabelle 7.5). Anmerkung zu Kosten für natürliche Materialien: In vielen Projekten kann auf Material zurückgegriffen werden, welches kostenfrei zur Verfügung steht. Entsprechende Flächen für Mahdgut sind in der Regel in Naturschutzgebieten, Flächennaturdenkmalen oder FFH-Gebieten zu finden. Hierbei kann es sich sowohl um Flächen im öffentlichen Eigentum als auch im Privatbesitz handeln. Oft unterliegen die Flächen keiner rein wirtschaftlichen Nutzung und werden vorwiegend aus landschaftspflegerischen Gründen genutzt/gepflegt. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass bei Flächen, für die der Eigentümer z. B. aus Vertragsnaturschutz- u.a. Förderprogrammen Zuwendungen erhält, diese Zahlungen ggf. zu ersetzen sind. Oberboden sollte beispielsweise genutzt werden, wenn dieser bei nicht vermeidbaren infrastrukturellen Eingriffen anfällt oder wenn bei Pflegmaßnahmen in naturschutzfachlich wertvollen Flächen für eine Wiederherstellungspflege z. B. Vegetationsbestände partiell entfernt werden. Für die Angaben in den nachfolgenden Übersichten wurden folgende Quellen verwendet: Klötzli (1975); Schiechtl & Stern (1992); Zeh (1997); Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (1998); FLL (1999); Marzini (1999); Abresch et al. (2000); Bosshard (2000); Marzini & Vollrath (2003); Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (2003); Ackermann et al. (2005); Rieger-Hofmann GmbH, Preisliste (2006/2007); mündl. Engelhardt, Engelhardt.Ökologie (2006); schriftl. Mitteilung Kiehl, TU München (2006); mündl. Lorenz, Hochschule Anhalt (FH) Bernburg (2006); mündl. Potrykus, Agro-Technik GbR Jesewitz (2006); schriftl. Mitteilung Rasran, Uni Kiel (2006); mündl. Richter, Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft Bartha (2006); mündl. Seitz, TU Berlin (2006); mündl. Stolle, Saale-Saaten Begrünungsplanung (2006); schriftl. Mitteilung Tränkle, AGLN Bleubeuren (2006)
Samenreiches Mahdgut, Heumulch und Heudrusch® Tabelle 7.1 Übersicht zu Kostenpositionen bei Begrünungen mit samenreichem Mahdgut, Heumulch und Heudrusch®. Leistung Mahdgutgewinnung/ Heumulchgewinnung (Mahd und Fläche beräumen)
Kostenschätzung
Anmerkungen
150 - 500 €/ha
Kosten abhängig von Spenderflächenbeschaffenheit; auf steilen und unebenen Standorten (z. B. Trockenrasen) kann es durch Handarbeit (z. B. Freischneider, Motorsense) zu einer starken Erhöhung der Kosten kommen (> 1.000 €/ha) auf ebenen Flächen ohne Hindernisse (z. B. landwirtschaftliche Brachen) sind Kosten unter 150 €/ha möglich
Kosten naturnaher Begrünungsmethoden Leistung
Kostenschätzung
173 Anmerkungen
Heumulchgewinnung – Arbeitsschritt Trocknung/Wenden
ab ca. 20 €/ha
Transportkosten
keine Angaben
je nach eingesetzten Fahrzeugtypen, Entfernungen und Region sehr unterschiedlich
Standortverbessernde Maßnahmen (z. B. Düngung, Kalkung, Oberbodenandeckung)
entfallen
keine standortverbessernden Maßnahmen notwendig
Auftrag des frischen/ trockenen Materials mit Miststreuer
150 - 300 €/ha
Kosten für den Auftrag des Mahdgutes sind abhängig von Neigung und Untergrund (Anpassung von Gerätegröße und Arbeitsgeschwindigkeit)
6.000 - 16.000 €/ha
Saatgutgewinnung auf naturschutzfachlich wertvollen Flächen
Heudrusch®
keine Anmerkungen
Kosten ergeben sich aus: Mähen, Dreschen, Aufbringen des Heudruschs Aufbringen i.d.R. als Nassansaat, da gedroschenes Saatgut nicht so stark gereinigt wird, dass herkömmliche landwirtschaftliche Saatmaschinen das Material ausbringen können Kosten inkl. Bauaufsicht und Prüfkosten für Qualitätsnachweise
Übertragung von Oberboden Tabelle 7.2 Übersicht zu Kostenpositionen bei Übertragung von Oberboden. Leistung
Kostenschätzung
Anmerkungen
Maschinelle Oberbodengewinnung (Abschieben/Plaggen)
5 - 15 €/m3
Kosten abhängig von Spenderflächenbeschaffenheit (Befahrbarkeit, Relief) und Tiefe des Oberbodenabtrages z. B. bis 10 cm Tiefe = 5.000 - 15.000 €/ha, z. B. bis 20 cm Tiefe = 10.000 - 30.000 €/ha Abplaggen von Schichten auf leicht lösbarem Boden z.T. ab 2.500 €/ha; auf sehr schwer befahrbaren Standorten (z. B. Feuchtstandorte) sind höhere Kosten möglich (Handarbeit ab 25 €/ m3)
Verpflanzung ganzer Wiesenbereiche (z.T. mit tiefem Untergrund/Bodenschichten)
190 - 330 €/ m2
Transportkosten
keine Angaben
Kosten realer Umsetzungsmaßnahmen trockener und feuchter Streuwiesen sowie nasser Moorwiesen (Klötzli 1975) Preis inklusive Auftrag am neuen Standort je nach eingesetzten Fahrzeugtypen, Entfernungen und Region sehr unterschiedlich
174
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden Leistung
Kostenschätzung
Anmerkungen
Standortverbessernde Maßnahmen (z. B. Düngung, Kalkung, Oberbodenandeckung)
entfallen
keine standortverbessernden Maßnahmen notwendig
150 - 300 €/ha
Kosten für den Auftrag des Materials sind abhängig von Neigung, Untergrund und Material (Anpassung von Gerätegröße und Arbeitsgeschwindigkeit)
Auftrag des Materials mit Miststreuer (bei Sodenschüttung)
Ansaaten mit Saatgut aus gebietseigener Herkunft mit/ohne Mulchauflage Tabelle 7.3 Übersicht zu Kostenpositionen für Ansaaten mit Saatgut aus gebietseigener Herkunft mit/ ohne Mulchauflage. Leistung
Kostenschätzung
Anmerkungen
Mahdgutgewinnung für Mulchauflagen (Mahd und Fläche räumen)
60 (- 200) €/ha
Kosten abhängig von Spenderflächenbeschaffenheit
Heumulchgewinnung – Arbeitsschritt Trocknung/Wenden
ab ca. 20 €/ha
keine Anmerkungen
Transportkosten
keine Angaben
je nach eingesetzten Fahrzeugtypen, Entfernungen und Region sehr unterschiedlich
Standortverbessernde Maßnahmen (z. B. Düngung, Kalkung, Oberbodenandeckung)
entfallen
keine standortverbessernden Maßnahmen notwendig
Anlage von Saatstreifen für eine Streifensaat (Waldmeisterpflug) bei Gehölzansaaten
35 - 50 €/ha (ohne Mulch)
bei einer Streifensaat von Gehölzen kann bei nicht erosionsgefährdeten Flächen unter günstigen Standortbedingungen auch ohne zusätzliche Mulchauflage gearbeitet werden; der Auftrag einer Mulchdecke erhöht jedoch den Erfolg der Maßnahme während witterungsbedingten Trockenzeiten
Drillsaat für Offenlandarten
25 - 200 €/ha
Kostenangabe für den Arbeitsgang Drillsaat; stärkere Kostenschwankungen abhängig von der Neigung der Flächen sowie Art und Arbeitsbreite der Sämaschinen
Ansaat im Anspritzverfahren (ohne Saatgut)
2.500 - 15.000 €/ha
Kosten schwanken stark in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Komponenten (z. B. Kleber, Dünger, Erosionsschutzfasern)
zur Gewinnung von frischem Mahdgut oder Heumulch sind Flächen ohne Hindernisse (z. B. landwirtschaftliche Brachen, bewirtschaftete Grünländer) zu bevorzugen
Kosten naturnaher Begrünungsmethoden Leistung Handsaat
175
Kostenschätzung
Anmerkungen
50 - 150 €/ha
Preisunterschiede in Abhängigkeit von Transportweg, Samenart, Erstellung von Gemischen (z. B. mit Sand) insbesondere Birke und Kiefer sind Lichtkeimer und dürfen nicht in den Boden eingearbeitet werden, daher bietet sich die traditionelle Handsaat an; auch Gräser und Kräuter können mit Handsaat ausgebracht werden Zeitaufwand in Flächenleistung zwischen 1.000 3.000 m2 pro Stunde
Auftrag des Mulches mit Miststreuer (inklusive Beladen)
70 - 300 €/ha
Kosten für den Auftrag des Mulchmaterials sind insbesondere von Neigung und Untergrund abhängig (Anpassung von Gerätegröße und Arbeitsgeschwindigkeit) ca. 0,4 - 3,6 ha pro Stunde
Auftrag des Mulches über Häckslergebläse
6.000 - 12.000 €/ha
Auftrag des Mulches von Hand
ab ca. 160 €/ha
Kosten abhängig von Gerätetechnik (z. B. Trocken- oder Nassaufbringung) möglichst mit Fahrzeug punktuell Mahdgut abladen und per Hand verteilen Kosten für den Auftrag des Mulchmaterials sind insbesondere von Neigung und Untergrund abhängig, ca. 500 m2 pro Stunde
Saatgutbeschaffung Hänge-Birke
30 - 150 €/kg
Kosten schwanken je nach Samenjahr (Qualität und Quantität sind witterungsabhängig)
Saatgutbeschaffung Gemeine Kiefer
ca. 50 €/100g
Kosten schwanken je nach Samenjahr (Qualität und Quantität sind witterungsabhängig)
Saatgutbeschaffung Intermediär- und Klimaxbaumarten Saatgutbeschaffung von Kräutern und Gräsern gebietseigener Herkunft
artabhängige Kosten z. B. Winterlinde ca. 150 - 250 €/kg; Gemeine Esche ca. 60 €/kg; Stiel-/Traubeneiche 4 - 10 €/kg 20 - 160 €/kg (600 - 5.300 €/ha, bei ca. 3 g/m2)
starke Preisunterschiede in Abhängigkeit vom Zielbiotoptyp und der Höhe des Kräuteranteils; i.d.R. sind Saatgutkosten für Trockenbiotope (Magerrasen) sowie für naturschutzfachlich wertvolle Feuchtwiesen mit hohen Kräuteranteilen (ca. 30 - 50 %) vergleichsweise hoch (45 - 160 €/kg = 1.350 - 4.800 €/ha) artenreiche Mischungen für Wiesen und Straßenbegleitgrün auf mittleren bis frischen Standorten sind preiswerter
176
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
Pflanzung einschließlich Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile Tabelle 7.4 Übersicht zu Kostenpositionen für Ansaaten, Pflanzungen und Einbringen unbewurzelter Pflanzenteile mit gebietseigenen Herkünften. Leistung
Kostenschätzung
Anmerkungen
Pflanzung von Wildstauden (Lieferung u. Handpflanzung)
2
2,6 - 7 €/m
Kosten in Abhängigkeit von Pflanzdichte und Material, z. B. ist die Etablierung naturschutzfachlich wertvoller Bestände relativ kostenintensiv (z. B. Röhricht/Großseggenried ca. 5 €/ m2)
Pflanzungen mit Laubgehölzen und Sträuchern (inkl. 1 Jahr Fertigstellungspflege)
2 - 15 €/m2
Kosten in Abhängigkeit von Pflanzdichte und Material: Kosten für Anbau von gebietsheimischen Gehölzen liegen derzeit im Preis ca. 25 % über denen für konventionelle Ware; bei einer verstärkten Nachfrage nach gebietseigenen Herkünften ist mit einem Rückgang der Kosten zu rechnen
Gewinnung/Pflanzung von Steckhölzern
1.500 - 3.400 €/ha (bei 11.000 Steckhölzern/ha)
Standortverbessernde Maßnahmen (z. B. Düngung, Kalkung, Oberbodenandeckung)
entfallen
abhängig von Material und Art der Gewinnung
keine standortverbessernden Maßnahmen notwendig
Hinweise für die Vorbereitung von Maßnahmen Die folgende Checkliste für die Vorbereitung naturnaher Begrünungsmaßnahmen gibt einen Überblick über Positionen, die in den Ausschreibungen beachtet werden müssen. Für die Vorbereitung der Maßnahmen ist bei den ersten Umsetzungen in der Regel ein höherer Zeitaufwand einzukalkulieren. Bedingt wird dies durch die anfänglich intensivere Flächenrecherche und die erstmalige Erstellung von Unterlagen. Dieser Aufwand wird jedoch bei wiederholter Durchführung der Maßnahmen erheblich reduziert, da in der Folge auf bestehende Datenbestände und Vorlagen zurückgegriffen werden kann (z. B. Flächenkataster, Ausschreibungsunterlagen). Tabelle 7.5 Checkliste für die Vorbereitung von Begrünungsmaßnahmen. Kriterien
Hinweise
A) Spenderflächen Lageskizzen
flächenkonkrete Lage der Spenderflächen (topografische Karten; Übersichtskarten und genaue Abgrenzungen)
Anfahrtswege
Neigung der Anfahrten, Breite, Zustand, Länge sind wichtig für Entscheidung, welche Mäh- und Transporttechnik eingesetzt werden soll (Klein- oder Großtechnik)
Hinweise für die Vorbereitung von Maßnahmen – Checkliste/ökonomische Aspekte Kriterien
177
Hinweise 2
Flächengröße
m oder ha
Flächenform
verwinkelte Flächen sind schwerer zu bearbeiten (erhöhte Kosten)
Artenzusammensetzung
Erfassung charakteristischer Pflanzenarten
Biomasse (Aufwuchs)
Einschätzung der Produktivität des Pflanzenbestandes, z. B. Aufwuchshöhe oder ggf. Angabe in t/ha; Grundlage für Kalkulation Arbeitszeit und Übertragungsverhältnis von Spender- zu Auftragsfläche
Zeitraum der Materialgewinnung
in Abhängigkeit von Pflanzengesellschaften Festlegung möglichst optimaler Maßnahmezeitpunkte entsprechend der jeweiligen Methode auch von Vorgaben des Vertragsnaturschutzes abhängig (z. B. Wiesenbrüter)
Tragfähigkeit des Bodens
bei nassen oder sehr sandigen Böden ist die Befahrbarkeit beispielsweise nur mit Kleintechnik möglich
Neigungsverhältnisse entscheidend für die Auswahl der Maschinen (z. B. Kreiselmäher oder Bergmäher) Flächenbeschaffenheit, Pflegezustand
Hindernisse (z. B. Bäume in Streuobstbeständen, Einzelbäume, Gehölzjungwuchs, Ameisenhügel, Müll) erschweren die Mahdgutgewinnung; Gehölze mit einem Durchmesser bis zu 2 cm sind mit großen Mähfahrzeugen mähbar; kleinere Mähtechnik (z. B. Balkenmäher) kann hier oftmals erst wieder nach Entbuschung eingesetzt werden
Zwischenlagerplätze
Einplanung von ausreichend großer Flächen für die Zwischenlagerung des gewonnenen Materials (z. B. Mahdgut, Soden) an gut erreichbaren Standorten; Absprache mit Eigentümern, ggf. Markierung vor Ort
Lagerungszeiträume von Materialien
maximale Lagerungszeiträume für Materialien (z. B. Mahdgut, Soden) angeben; frisches Mahdgut (für die Übertragung von Arten) in Abhängigkeit von der Witterung möglichst insgesamt nicht länger als drei Tage (von Mahd bis Auftrag) lagern, da es sonst zu Faulprozessen kommt; Soden im Sommer max. 4 Wochen lagern
Eigentumsverhältnisse
Absprachen mit privaten oder öffentlichen Flächeneigentümern und Pächtern/ Nutzern (Einverständniserklärungen) ; Überfahrtsrechte
Behördliche Genehmigungen
Einholung behördlicher Genehmigungen (z. B. Obere Naturschutzbehörden bei Naturschutzgebieten)
Transportwege
Ermittlung der Entfernungen
Materialbestellung
bei Nutzung von Pflanzgut ist momentan noch eine rechtzeitige Planung notwendig, da gebietseigene Herkünfte der Arten in der Regel noch nicht in ausreichendem Maße in den Gartenbaubetrieben bevorratet werden
B) Begrünungs-/Auftragsfläche Fertigstellung der Flächen (Zeitpunkt)
in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Fertigstellung der zu begrünenden Fläche, muss die jeweilige Methode gewählt werden, da diese z.T. abhängig von der Verfügbarkeit der Materialien ist
178
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden Kriterien
Hinweise
Zwischenlagerplätze
Einplanung von ausreichend großen Flächen für eine eventuelle Zwischenlagerung des Material (z. B. Mahdgut, Soden) bis zum Auftrag auf zu begrünender Fläche; Absprache mit Eigentümern, ggf. Markierung vor Ort
Lagerungszeiträume von Materialien
maximale Lagerungszeiträume für Materialien (z. B. Mahdgut, Soden) angeben; frisches Mahdgut (für die Übertragung von Arten) in Abhängigkeit von der Witterung möglichst insgesamt nicht länger als drei Tage (von Mahd bis Auftrag), Soden im Sommer max. 4 Wochen lagern (sonst Faulprozesse)
Tragfähigkeit des Bodens
bei nassen oder sehr sandigen Böden ist die Befahrbarkeit nur mit Kleintechnik möglich
Neigungsverhältnisse entscheidend für die Auswahl der Ausbringungsmethode (z. B. Bergmiststreuer bei großer Neigung; Nassansaat oder Handsaat, wenn keine Befahrung möglich ist); aufgrund erhöhter Anforderungen an den Erosionsschutz bei starker Neigung steigt der Bedarf an aufzutragender Biomasse C) Ausschreibung der Begrünungsmaßnahme Leistungsverzeichnis
Erstellung eines detaillierten Leistungsverzeichnisses nach VOB gegebenenfalls Flächenrecherche in Fremdvergabe einplanen gegebenenfalls Bauaufsicht durch Fachpersonal in der Ausschreibung unbedingter Verweis auf die entsprechenden Qualitätsmerkmale der Materialien (Prüfung der Qualitäten) Einforderung von Herkunftsnachweisen
Anmerkungen zu ökonomischen Aspekten der Nutzung von Materialien gebietseigener Herkunft Es kann an dieser Stelle keine ausführliche Abhandlung dieser umfangreichen Thematik erfolgen, jedoch sollen einige Punkte verdeutlichen, dass neben ökologischen auch ökonomische Aspekte, wie z.T. bereits zu Beginn des Kapitels angesprochen, die Nachhaltigkeit des Einsatzes dieser Methoden unterstreichen. x
Durch die Produktion der Materialien in den jeweiligen Regionen (Samensammlung, Vermehrung, Mahd) werden regional nachhaltige Arbeitsplätze gesichert und geschaffen (jedes Jahr werden nach Deutschland ca. 17.500 t Grassamen importiert, davon stammt ein großer Teil aus Kanada und Neuseeland; BLE 2004 in Drucksache 15/5087 des Deutschen Bundestages).
x
Durch die Verwendung standortgerechter Arten können aufwändige Meliorationsarbeiten (z. B. Düngung/Kalkung) eingespart werden.
x
Durch die Verwendung von bei Pflegemaßnahmen anfallenden Materialien (z. B. Mahdgut aus der Pflege in Schutzgebieten) werden im öffentlichen Bereich Kosten für die Entsorgung eingespart
x
Durch die hohen Erfolgraten der Methoden können Folgekosten in der Regel ausgeschlossen werden und es ist eine hohe Effizienz gewährleistet.
8
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180
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Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
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9
Anhang
9.1 Beispiele für standortgerechte und naturraumtpyische Ansaatmischungen 9.1.1 Magerrasen und mesophile Säume auf skelettreichem Lehm Das Ziel der Maßnahme dieses Beispiels war eine Begrünung von Haldenstandorten im Sanierungsgebiet des Uranbergbaus ohne die sonst übliche Oberbodenabdeckung. Das Ergebnis der Umsetzung ist in Beispiel 5.4.4.2 – lehmhaltige Urgesteinsschiefer in Ronneburg/Thüringen dokumentiert. Im Vorfeld wurde zunächst eine Basismischung mit Arten der Magerrasen und mesophilen Säume (pH-Wert 4,5 - 7,3) zusammengestellt (Tabelle 9.1). Aufgrund der starken Substratinhomogenität wurde das Artenspektrum relativ weit gefasst. Anschließend erfolgte auf der Grundlage der Kartierung älterer Haldenstandorte und unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit des Saatgutes eine Anpassung der Mischung. Es wurden dabei vor allem Arten, die aufgrund der Kartierungen als erfolgreiche Rohbodenbesiedler identifiziert wurden, zusätzlich in die Mischung aufgenommen. Tabelle 9.1 Basismischung mit Arten der Magerrasen und mesophilen Säume (pH 4,5 - 7,3). Art Achillea millefolium Agrostis capillaris Anthoxanthum odoratum Anthyllis vulneraria Arenaria serpyllifolia Armeria maritima Arrhenatherum elatius Artemisia campestris Astragalus glycyphyllos Avenula pratensis Avenula pubescens Bromus erectus Campanula patula Campanula rapunculoides Campanula rotundifolia Carlina vulgaris Centaurea scabiosa Centaurea stoebe
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Art Lathyrus pratensis Leontodon autumnalis Leontodon hispidus Leucanthemum vulgare Lotus corniculatus Medicago lupulina Ononis repens Ononis spinosa Papaver argemone Pastinaca sativa Plantago lanceolata Poa annua Poa compressa Poa pratensis Potentilla argentea Rumex acetosella Rumex thyrsiflorus Salvia pratensis
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Anhang – Beispiele für standortgerechte & naturraumtypische Ansaatmischungen Art Coronilla varia Crepis biennis Dactylis glomerata Daucus carota Deschampsia flexuosa Dianthus carthusianorum Echium vulgare Festuca ovina Galium mollugo Galium verum Holcus lanatus Hypericum perforatum Hypochoeris radicata Inula conyza Knautia arvensis Koeleria macrantha
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Art Sanguisorba minor Silene dioica Silene vulgaris Stipa capillata Tanacetum vulgare Trifolium arvense Trifolium campestre Trifolium medium Trifolium repens Verbascum nigrum Verbascum thapsus Vicia angustifolia Vicia cracca Vicia hirsuta Vicia tetrasperma
191 Entscheidung ablehnen hinzufügen hinzufügen ablehnen hinzufügen ablehnen ablehnen hinzufügen hinzufügen hinzufügen hinzufügen nicht verfügbar hinzufügen nicht verfügbar übernehmen
Auf der Grundlage der Auswahl wurden die Mischungsanteile geplant und die Berechnung der benötigten Saatgutmengen vorgenommen (Tabelle 9.2). Die Wichtung der Arten erfolgte nach Erfahrungswerten zur Keimfähigkeit der einzelnen Arten unter natürlichen Bedingungen. Tabelle 9.2 Mischungsanteile und Saatgutmengen der Ansaatmischung zur Etablierung von Magerrasen und mesophiler Säume auf skelettreichem Lehm (TKG = Tausendkorngewicht; S./m2 = Samen/m2). Art Achillea millefolium Agrostis capillaris Anthoxanthum odoratum Arrhenatherum elatius Astragalus glycyphyllos Campanula patula Carlina vulgaris Crepis biennis Daucus carota Deschampsia flexuosa Festuca ovina Galium mollugo Galium verum Holcus lanatus Hypericum perforatum Hypochoeris radicata Inula conyza
TKG 0,10 0,05 0,60 3,00 4,80 0,03 1,15 0,10 1,00 0,40 0,30 0,43 0,40 0,30 0,11 0,70 0,20
S./m² 50 400 50 50 5 100 20 50 50 150 100 50 50 100 50 30 10
g/m² 0,005 0,02 0,03 0,15 0,024 0,003 0,023 0,005 0,05 0,06 0,03 0,0215 0,02 0,03 0,0055 0,021 0,002
Art Leucanthemum vulgare Lotus corniculatus Medicago lupulina Papaver argemone Plantago lanceolata Poa compressa Poa pratensis Potentilla argentea Rumex acetosella Silene dioica Silene vulgaris Tanacetum vulgare Trifolium medium Trifolium repens Verbascum nigrum Verbascum thapsus Vicia cracca
TKG 0,40 1,20 2,20 0,15 1,60 0,15 0,32 0,11 0,54 0,60 0,74 0,11 2,00 0,69 0,09 0,10 16,80
S./m² 50 30 30 20 50 50 50 50 100 50 100 20 30 10 20 20 5
g/m² 0,02 0,036 0,066 0,003 0,08 0,0075 0,016 0,0055 0,054 0,03 0,074 0,0022 0,06 0,0069 0,0018 0,002 0,084
192 Art Lathyrus pratensis Leontodon autumnalis Leontodon hispidus
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden TKG 11,00 0,70 1,10
S./m² 10 30 30
g/m² 0,11 0,021 0,033
Art Vicia tetrasperma
TKG 3,20
Summe
S./m² 20
g/m² 0,064
2090
1,2769
9.1.2 Trockene Glatthaferwiese auf gestörtem Löß Das Ziel des hier vorgestellten Beispiels für eine standortgerechte und naturraumtypische Ansaatmischung war ein rascher Erosionsschutz der geschütteten Lößböschung (pH 7,0 - 7,5) im ehemaligen Tagebau Rossbach (Sachsen-Anhalt), wobei sich als Zielvegetation langfristig eine trockene Glatthaferwiese entwickeln sollte (vgl. Beispiel 5.4.3.1). Die Halbtrockenrasenarten in der Mischung (Tabelle 9.3) übernehmen auf den austrocknungsgefährdeten Rohböden die Einleitung einer initialen Besiedelung. Auf diesen Standorten werden sie im Sukzessionsverlauf allmählich durch die anspruchsvolleren, konkurrenzstärkeren Frischwiesenarten verdrängt. Die Ansaatmischung sollte zudem ästhetischen Ansprüchen genügen (z. B. Dianthus carthusianorum (Karthäuser Nelke), Coronilla varia (Bunte Kronwicke), Linum austriacum (Österreichischer Lein)). Arten, wie beispielsweise Daucus carota (Wilde Möhre), Hypericum perforatum (Tüpfel-Hartheu) oder Poa compressa (Platthalm-Rispengras), waren in allen Tagebauen der Region häufig zu finden und zeigten damit bereits im Vorfeld eine gute standörtliche Eignung. Das einjährige Rispengras (Poa annua) sollte zudem in den ersten Jahren noch vorhandene Nischen besetzen, um dann im Sukzessionsverlauf von den anderen Arten verdrängt zu werden. Tabelle 9.3 Mischungsanteile und Saatgutmengen der Ansaatmischung zur Etablierung von trockenen Glatthaferwiesen auf gestörtem Löß (TKG = Tausendkorngewicht; S./m2 = Samen/m2). Art TKG Achillea millefolium 0,10 Anthyllis vulneraria 2,80 Arrhenatherum elatius 3,00 Bromus erectus 4,50 Campanula patula 0,04 Centaurea scabiosa 5,70 Coronilla varia 3,60 Dactylis glomerata 1,00 Daucus carota 1,00 Dianthus carthusianorum 0,85 Galium mollugo 0,60
S./m² 120 3 236 106 33 12 6 24 47 12 12
kg/ha 0.12 0.12 7.09 5.32 0.01 0.59 0.24 0.24 0.47 0.12 0.06
Art Hypericum perforat. Knautia arvensis Linum austriacum Onobrychis viciifolia Ononis spinosa Poa annua Poa compressa Poa pratensis agg. Salvia pratensis Sanguisorba minor Summe
TKG 0,11 4,70 2,00 21,00 6,00 0,15 0,15 0,32 1,80 7,00
S./m² 10 23 3 6 5 9 4 117 39 32 860
kg/ha 0.02 1.06 0.05 1.16 0.24 0.18 0.06 0.35 0.59 1.89 20
Anhang – Beispiele für standortgerechte & naturraumtypische Ansaatmischungen
193
9.1.3 Trockene Glatthaferwiese auf sandigem Lehm Das Ziel der Begrünung mit dieser Ansaatmischung war auch hier ein rascher Erosionsschutz mit standortgerechten Arten (siehe Beispiel 5.4.3.2). Analog zu Anlage 9.1.2 haben sowohl die Halbtrockenrasenarten als auch die Sandtrockenrasenarten in der Mischung (Tabelle 9.4) die Funktion, die initiale Besiedelung der Flächen einzuleiten. Aufgrund der Standortheterogenität (größere Flecken mit sandigem Substrat) sollten sich zunächst Mosaike aus Halbtrockenrasen und Silikatmagerrasen entwickeln. Langfristig wird sich auf diesem Standort eine trockene Glatthaferwiese einstellen. Tabelle 9.4 Mischungsanteile und Saatgutmengen der Ansaatmischung zur Etablierung von trockenen Glatthaferwiesen auf sandigem Lehm mit Sandanteilen (TKG = Tausendkorngewicht, S./m2 = Samen/m2). Art Agrostis capillaris Arenaria serpyllifolia Armeria maritima Artemisia campestris Centaurea stoebe Dianthus deltoides Jasione montana Potentilla argentea Rumex acetosella Trifolium arvense Trifolium campestre Achillea millefolium Achillea nobilis Agrimonia eupatoria Anthyllis vulneraria Arrhenatherum elatius Avenula pratensis Avenula pubescens Bromus erectus Campanula patula Campanula rapunculoid. Carlina vulgaris Centaurea jacea Centaurea scabiosa Coronilla varia Daucus carota
TKG S./m² g/m² 0.05 200 0.0100 0.06 30 0.0018 1.40 20 0.0280 0.13 30 0.0039 2.00 20 0.0400 0.19 30 0.0057 0.12 50 0.0060 0.11 50 0.0055 0.54 30 0.0162 0.40 100 0.0400 0.50 100 0.0500 0.16 100 0.0160 0.10 50 0.0050 22.80 20 0.4560 2.80 10 0.0280 2.70 100 0.2700 3.00 50 0.1500 1.60 50 0.0800 4.50 200 0.9000 0.04 50 0.0020 0.16 50 0.0080 1.00 30 0.0300 2.10 20 0.0420 5.70 10 0.0570 3.60 5 0.0180 1.00 100 0.1000
Art Dianthus carthusianorum Echium vulgare Galium mollugo Galium verum Holcus lanatus Hypericum perforatum Knautia arvensis Koeleria macrantha Linum austriacum Lotus corniculatus Medicago lupulina Onobrychis viciifolia Ononis repens Ononis spinosa Pimpinella saxifraga Plantago lanceolata Plantago media Poa annua Poa compressa Poa pratensis Rumex thyrsiflorus Salvia pratensis Sanguisorba minor Stipa capillata Tetragonolobus maritim. Summen
TKG S./m² 0.85 30 2.90 20 0.60 20 0.50 20 0.40 100 0.11 30 4.70 20 0.32 100 2.00 20 1.20 50 2.20 50 21.00 5 6.00 5 6.00 5 1.20 30 1.60 20 0.24 30 0.15 20 0.15 100 0.32 200 3.10 10 1.80 20 7.00 20 4.40 10 3.53 10 2450
g/m² 0.0255 0.0580 0.0120 0.0100 0.0400 0.0033 0.0940 0.0320 0.0400 0.0600 0.1100 0.1050 0.0300 0.0300 0.0360 0.0320 0.0072 0.0030 0.0150 0.0640 0.0310 0.0360 0.1400 0.0440 0.0353 3.4624
194
Handbuch naturnahe Begrünung von Rohböden
9.2 Wichtige Adressen und Ansprechpartner Die folgenden Übersichten geben einen Überblick über mögliche Ansprechpartner, die bei der Planung und Durchführung naturnaher Begrünungsmethoden wertvolle Hinweise geben können. Neben Informationen zu potenziell möglichen Spenderflächen der Region können sie auch zu weiteren regionalen Akteuren vermitteln, wie z. B. Landschaftspflegeverbände, Firmen mit Praxiserfahrungen bei der Umsetzung naturnaher Begrünungsverfahren oder Saatund Pflanzgut-Produzenten, die Arten gebietseigener Herkünfte vermehren. Eine vollständige Auflistung aller Ansprechpartner ist an dieser Stelle nicht möglich. Über viele der angegebenen Internetadressen sind jedoch eine Vielzahl weiterer Ansprechpartner sowie fachspezifische Information zu erhalten. Auch Firmen, die Saatgut gebietseigener Herkünfte produzieren, lassen sich über die Stichwörter: “Regiosaatgut”, “gebietseigene Herkünfte”, “Wildblumen”, “Wildgräser”, “gebietsheimische Gehölze” im Internet ermitteln. Produzenten- und Interessenverbände Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V.
http://www.vdww.net
Verein zur Förderung gebietsheimischer Gehölze im Land Brandenburg e. V.
http://www.gebietsheimische-gehoelze.de/
Arbeitskreis Regiosaatgut, Universität Hannover
http://www.laum.uni-hannover.de/iln/berichte/regiosaatgut/ regio_1.html
Erzeugergemeinschaft für autochthone Baumschulerzeugnisse in Bayern
http://www.autochthon.de/
Bund Deutscher Baumschulen
http://www.bund-deutscher-baumschulen.de/
Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW)
http://www.anw-deutschland.de
Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts- und Vegetationskunde (AFSV)
http://www.afsv.de/
Verband botanischer Gärten
http://www.biologie.uni-ulm.de/verband/
Nationale und internationale wissenschaftliche Vereinigungen sowie Diskussionsforen zur Renaturierung Gesellschaft für Ingenieurbiologie e.V. (Aachen)
http://www.ingenieurbiologie.com
Europäische Föderation für Ingenieurbiologie (EFIB)
http://www.aipin.it/convefib.htm
Gesellschaft für Ökologie – Arbeitskreis Renaturierungsökologie
http://www.gesellschaft-fuer-oekologie.de/g_ak.htm
Internationale Vereinigung für Vegetationskunde (IAVS)
http://www.iavs.org/
Society for Ecological Restoration – Europe Chapter http://www.ser.org/europe/default.asp seed origin forum – HABITAT RESEARCH TRUST (Diskussionsforum “Samenherkünfte”)
http://www.habitattrust.org.uk/forum/
Anhang – Wichtige Adressen und Ansprechpartner
195
Botanische und biologische Vereinigungen und Interessenverbände Berufsvertretung Deutsche Biologen e.V.
http://www.biologenverband.de/
Arbeitsgruppe Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg e. V.
http://www.ecology.uni-kiel.de/geobot/
Arbeitskreis Heimische Orchideen BadenWürttemberg
http://www.orchids.de
Botanische Arbeitsgemeinschaft im Heimatverband für den Kreis Steinburg e. V.
http://www.ahacoweb.de/eggert.htm
Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland
http://www.botanik-sw.de/
Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen
http://www.bvnh.de/
Botanischer Arbeitskreis Nordharz e. V.
http://www.nordharzev.de/index.htm
Botanischer Verein von Berlin und Brandenburg
http://www.botanischer-verein-brandenburg.de/
Botanischer Verein zu Hamburg
http://www.botanischerverein.de/
Fachgruppe Faunistik und Ökologie Staßfurt
http://www.halophila.de/startseite/startseite.html
Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft e.V.
http://tuexenia.de/
Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg e. V.
http://www.ges-naturkde-wuertt.de/index.html
Gesellschaft zur Erforschung der Flora Deutschlands http://www.flora-deutschlands.de/ Landesverein Sächsischer Heimatschutz
http://www.saechsischer-heimatschutz.de/lvsh/index.htm
Naturwissenschaftlicher Verein zu Bremen
http://www.bremen.de/info/nwv/
Regensburgische Botanische Gesellschaft
http://www.regensburgische-botanische-gesellschaft.de/
Thüringische Botanische Gesellschaft
http://www2.uni-jena.de/biologie/spezbot/tbg/tbg.html
Verein für Naturforschung und Landespflege Bad Dürkheim
http://www.pollichia.de/