Frank MacLachlan - Band 7 - Im Tempel des Blutgottes
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Daemonenjaeger
Frank MacLachlan Die Mystery-Serie von J.T. Krimmer Band 7
Im Tempel des Blutgottes von B. J. Harvest
ER schlief seit Tausenden von Jahren und SEIN Name war in Vergessenheit geraten. Seine Gegner hatten IHN besiegt und da sie IHN nicht töten konnten, verbannten sie IHN in die Tiefen seines Tempels. Doch der Tag würde kommen, an dem SEINE Kinder sich an IHN erinnerten und IHN erweckten, damit ER grausame Rache an den Menschen nehmen konnte.
Ein eisiger Wind strich über das einsam in der Wüste liegende Zeltdorf. Die Sonne war schon vor Stunden hinter dem Horizont verschwunden und die quälende Hitze des Tages war einer Kälte gewichen, die Mensch und Tier bis ins Mark kroch. In einem der Zelte saß ein grauhaariger Mann über einen tragbaren Computer gebeugt. Er atmete tief ein, drückte eine letzte Taste und schaltete dann den Laptop und das daran gekoppelte Handy aus. Das Email war unterwegs! Professor Malcolm Cartridge erhob sich von seinem Arbeitstisch, zündete sich eine Pfeife an und trat aus seinem Zelt in die Wüste hinaus. Sein Blick schweifte über das wie tot daliegende Zeltlager und blieb dann schließlich an einem dunklen Fleck hängen, welcher sich 50 Meter von seinem Standort entfernt in der Wüste befand. Ein eiskalter Schauer rann Cartridges Rücken hinab, als er das schwarze Loch beobachtete und daran dachte, wie sie ihn vor nicht ganz einer Woche entdeckt hatten – den Eingang zum Tempel! Eigentlich war Professor Cartridge von Amerika nach Ägypten gekommen, um Gerüchten über ein Grabmal des mächtigsten Hohepriesters aus der Zeit Ramses des Dritten nachzugehen. Er hatte ein Grabungsteam zusammengestellt und war zu einem Punkt 60 Meilen südlich von Kairo in die Wüste aufgebrochen. Dort hatten sie drei Wochen lang im Wüstensand gegraben ohne einen Anhaltspunkt für das gesuchte Grabmal zu finden. Eines Nachmittags war dann einer der Arbeiter auf die erste Stufe einer steinernen Treppe gestoßen, die steil nach unten in den Wüstensand führte. Es dauerte noch einen weiteren Tag bis Cartridges Team den Eingang zu etwas freigelegt hatte, das sich nach dem Studium der Schriftzeichen auf dem abschließenden steinernen Eingangstor als eine Tempelanlage für einen Gott(?) Namens Artamesh entpuppte. In den folgenden Tagen hatte Professor Cartridge vergeblich versucht das Tor zu öffnen. Dabei war es zu einigen mysteriösen Vorkommnissen gekommen, die darin gipfelten, daß sein Vorarbeiter durch einen Skorpionbiß ums Leben kam. In der folgenden Nacht hatten sich dann alle einheimischen Arbeiter heimlich davongeschlichen und Cartridge mußte nach Kairo zurückkehren, um neue Arbeitskräfte zu suchen. Bei dieser Gelegenheit lernte der Professor auch seinen künftigen Vorarbeiter mit Namen Halvaresh kennen, der ihm half innerhalb eines halben Tages eine
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komplett neue Mannschaft anzuheuern. Jedoch gelang es ihm auch mit der neuen Gruppe nicht den Eingang zum Tempel zu öffnen. Als Cartridge dann in der neuesten Ausgabe eines seiner archäologischen Fachzeitschriften, auf die Anzeige einer neugegründeten Detektei stieß, die sich mit der Erforschung übersinnlicher Phänomene beschäftigte, entschloß er sich professionelle Hilfe zu holen. Da in der Anzeige auch eine Emailadresse der Detektei angegeben war, hatte er sofort eine Mail verfaßt, in der er die Umstände der Grabung schilderte und um Hilfe bat. Ein Geräusch riß den Professor aus seinen Gedanken und er schaute unwillkürlich wieder zum Eingang des Tempels hinüber. Bewegte sich dort nicht etwas? Cartridge sah genauer hin und konnte gerade noch den Schatten einer Gestalt erfassen, die die Stufen zum Tempel hinabschlich. Augenblicklich setzte sich ein Gedanke in seinem Kopf fest – Grabräuber! Sofort eilte Cartridge in sein Zelt zurück, legte die erloschene Pfeife ab und ergriff die Taschenlampe, die immer neben seinem Feldbett bereit lag. Dann hastete er durch das totenstille Zeltlager und erreichte Sekunden später den Treppenabgang. Er horchte einen Moment auf verdächtige Geräusche und setzte dann seinen Weg nach fort. Mit jedem Schritt den er nach unten ging verlor das Licht des Mondes an Kraft und Cartridge war gezwungen die Taschenlampe aufblitzen zu lassen. Als er den Schein der Lampe von den letzten Treppenstufen zum Tor des Tempels hochwandern ließ, war ihm, als würde eine kalte Hand nach seinem Herzen greifen. Das Tor war offen und der Schein der Lampe verlor sich in einem finsteren Gang, der tief in das Innere des Tempels führte. Professor Cartridge zögerte einen Augenblick, dann überwand die Sorge um die archäologischen Tempelschätze die Furcht vor dem Unbekannten, die langsam in ihm hochstieg. Nachdem er die ersten Schritte in dem finsteren Gang hinter sich gebracht hatte und er von Dunkelheit umgeben war, mußte er unwillkürlich fluchen. Obwohl er wußte wie gefährlich Grabräuber sein konnten, hatte er in der Aufregung dennoch seinen Revolver im Zelt liegen lassen. Als Cartridge sich gerade dazu entschlossen hatte umzukehren, um die Waffe zu holen, ließ ihn ein seltsames Geräusch verharren. Es klang wie ein tiefes dumpfes Brummen, welches aus der Finsternis vor ihm kam. Im gleichen Augenblick verlosch das Licht seiner Taschenlampe und Cartridge stand in völliger Dunkelheit. Als die Lampe dann auch noch jedem seiner Versuche trotzte sie wieder zum Leuchten zu bringen, stieg langsam Panik in dem Professor hoch. Er lehnte sich an die Wand des Ganges und atmete tief durch. Nachdem sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte, tastete er sich weiter an der Wand entlang vorwärts, dem dumpfen Brummen entgegen, das sich bei genauerem Hinhören als eine Art eigenartiger Gesang entpuppte. Plötzlich sah Cartridge am Ende des Ganges ein grünes Leuchten und als er vorsichtig näher trat, eröffnete sich ihm ein Anblick, der ihm erneut das Herz bis zum Hals schlagen und ihm den Atem stocken ließ. Der Gang mündete in einer riesigen Halle, von deren Wänden das unheimliche grüne Leuchten ausging, ohne das zu erkennen war, welche Quelle das Licht eigentlich speiste. In der Mitte des Raums stand ein Monstrum von einem steinernen Altar, der über und über mit fremdartigen Schriftzeichen bedeckt war. Das Kopfende ging in einen angedeuteten Thron über, in dem die Skulptur eines ausgesprochen abstoßenden Geschöpfes saß. Das Unheimlichste waren jedoch die schemenhaften Wesen, die in einem teuflischen Reigen um den Altar herum tanzten und dabei den eigenartigen Gesang von sich gaben. Vergebens versuchte Cartridge die genauen Umrisse eines der Wesen zu erfassen. Immer wenn er meinte etwas Genaueres zu erkennen, verschwammen die Konturen wieder und es blieb ein verwaschener Schatten übrig. Der Professor stand immer noch gebannt im Eingang zur Tempelhalle, als der Gesang plötzlich zu einem infernalischem Gekreische anstieg und dann abrupt abbrach. Auch der Teufelstanz der Schatten fand ein plötzliches Ende und Cartridge hatte den Eindruck, daß nun alle in seine Richtung starrten. Das war zuviel für den Mann und er warf sich augenblicklich herum, um in die Dunkelheit des
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Ganges zu flüchten, um so schnell wie möglich zurück in das schützende Zeltlager zu gelangen. Dabei übersah Cartridge jedoch den Schatten, der wie aus dem Nichts plötzlich neben ihm auftauchte und einen Lidschlag später verspürte der Professor einen explodierenden Schmerz an seinem Hinterkopf. Dann legte eine gnädige Ohnmacht ihren dunklen Mantel über seinen Verstand....
Kairo! Hauptstadt des organisierten Chaos. Brodelnder Schmelztiegel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dicht gedrängter Verkehr auf den überlasteten Straßen, hupende Autos eingehüllt in einer Dunstglocke aus Abgasen und verbrauchter Luft. Aber auch buntes Markttreiben auf den Plätzen und in den engen Gassen der Altstadt. Man sah der jungen Amerikanerin in dem lässigen Hosenanzug ihr Unbehagen deutlich an. Sie bahnte sich zögernd einen Weg durch die Menschenmassen und ihr Mienenspiel drückte nur eine Frage aus: Was mache ich hier? Jane Cardigan war vor einer knappen Stunde zusammen mit Frank MacLachlan und Jack Claim auf dem Flughafen von Kairo gelandet und sie hatten sofort damit begonnen, die im Flugzeug besprochenen Aufgaben in die Tat umzusetzen. Während Frank sich um ein geländegängiges Fahrzeug kümmern wollte, hatte Jack die Nahrungsbeschaffung übernommen. Für Jane war die undankbare Aufgabe geblieben, einen Laden zu finden, in dem sie Zelte und andere wichtige Dinge für den Aufenthalt in der Wüste besorgen konnte. Dabei kamen ihr die Ortskenntnisse zugute, die sie von ihrem letzen Besuch in Kairo noch hatte. Damals war sie noch in ihrem alten Beruf als Reporterin tätig gewesen. Wie das klang – damals! Eigentlich war das noch gar nicht so lange her, aber in der Zwischenzeit war soviel passiert, daß es ihr schon wie eine Ewigkeit vorkam. Begonnen hatte alles mit den Ereignissen um Sara Dyke, der Herrin der Untoten, bei denen sie Frank MacLachlan kennengelernt, ihren alten Job gekündigt und in die United Police Organisation (UPO) eingetreten war.Siehe FM 1: "Angriff der Untoten" Die folgenden Monate waren angefüllt mit Erlebnissen, die Janes Weltbild wanken ließen und ihr die Augen dafür öffnete, daß der Mensch außer sich selbst noch einen viel größeren Feind hatte - die Mächte der Finsternis! Und als es diesen Mächten zum wiederholten Male gelang, in die geheimen und stark gesicherte Räume der UPO einzudringen Siehe FM 6: "Fürst der Finsternis", stand für alle Beteiligten fest, daß Jemand in den Reihen der UPO auf der falschen Seite stand. Das gab für Frank MacLachlan und seine Mitstreiter den Ausschlag, der UPO den Rücken zu kehren und auf eigene Faust den Kampf gegen die Finsternis fortzuführen. Zusammen mit Jack Claim, einem der geheimnisvollen Erben der Macht Siehe FM 3: "Erbe der Macht", und ihrer ehemaligen Sekretärin Donna Richmond gründeten Frank und Jane eine Detektei, deren Spezialgebiet die Aufklärung übernatürlicher Vorkommnisse ist. Eigenartigerweise hatte sich ihr ehemaliger Chef bei der UPO, Don Ortega, diesem Vorhaben nicht in den Weg gestellt. Sein Verhalten war allen bis zum heutigen Tag mehr als rätselhaft... Die letzten zwei Wochen waren dann mit dem Anmieten geeigneter Büroräume und der Ausstattung der Büros mit Möbeln und einem modernen Computersystem vergangen. Dabei hatte Donna Richmond ihr Talent als Spitzenkraft in der Büroorganisation unter Beweis gestellt und eine Arbeitsumgebung geschaffen, die um ein vielfaches gemütlicher und effizienter war, als es die ehemaligen UPO-Agenten bisher kannten. Dann war das Email von Professor Cartridge eingetroffen. Dem ersten Augenschein nach, ging es hier um die einfache Aufgabe mit dem fachlichen Hintergrund der Detektei den Wissenschaftler bei seinen Forschungen zu unterstützen. Als Jack Claim jedoch den Namen Artamesh sah und dabei leichenblaß wurde, ahnten Frank und Jane sofort, daß mehr hinter der ganzen Sache steckte. Jack war kurz darauf spurlos verschwunden und kehrte einige Stunden später mit einem alten Buch aus seiner umfangreichen Bibliothek in das Büro zurück. Wortlos schlug er eine Seite des Buches
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auf und präsentierte seinen wartenden Kollegen, was er über Artamesh wußte. Laut dem Buch, daß auf einer alte Überlieferung aus der Zeit des Pharaos Ramses des Dritten basierte, handelte es sich bei Artamesh um den sogenannten Blutgott – einem uralten Dämonen, der im alten Ägypten mit blutigen Ritualen angebetet worden war und lange Zeit Angst und Schrecken verbreitete. Als die Ausschweifungen und Mordlust des Ungeheuers und seiner Anhänger überhand nahmen, war es einer Gruppe von Hohepriestern der Göttin Isis gelungen, den Dämon in einem furchtbaren und verlustreichen Kampf zu besiegen und seine Dienerschaft in alle Winde zu zerstreuen. Durch das Buch aufgeschreckt hatte Frank MacLachlan sofort versucht, Professor Cartridge per Telefon zu erreichen und ihn davor zu waren, weiterhin an der Öffnung des Tempels zu arbeiten. Als sie jedoch auch in den folgenden Stunden Cartridge weder per Telefon noch per Email erreichen konnten, brach eine fieberhafte Hektik in den Räumen der Detektei aus. Wieder war Donnas Organisationstalent gefragt, denn sie mußte innerhalb kürzester Zeit drei Plätze in einem der nächsten Flüge nach Ägypten buchen. Und jetzt – einen Tag später – war das Team schon in Kairo. Jane schreckte aus ihren Gedanken auf, als sie einen kleinen schmuddeligen Laden entdeckte, in dessen Auslage ein gebrauchtes Zelt, Kochgeschirr und einige kleine Wasserflaschen lagen. Als sie den engen und düsteren Verkaufsraum betrat, schlug ihr ein modriger Geruch entgegen, der sie bewog, auf dem Absatz kehrtzumachen und den Laden schnellstens wieder zu verlassen. Ehe sie ihr Vorhaben jedoch in die Tat umsetzen konnte, stand plötzlich ein kleiner dicker Ägypter neben ihr und deutet eine Verbeugung an. "Wie ihnen kann Omar zu Diensten sein, Lady?", kam es in gebrochenem Englisch aus seinem von einem ungepflegten Vollbart umrahmten Mund, in dem jeder Zahn mit den Anderen im Wettstreit lag, wer wohl am schnellsten verfaulte. "Ich habe in ihrem Schaufenster gesehen, daß sie gebrauchtes Material für eine kleine Expedition in die Wüste anbieten." Jane fühlte sich in ihrer Haut alles andere als wohl, denn anstatt einer Antwort musterte der Dicke sie unverhohlen von unten bis oben, wobei er sich nicht einmal die Mühe machte, die Gier in seinen Augen zu verbergen. Trotz ihrer Kleidung hatte Jane plötzlich das Gefühl nackt im Raum zu stehen. "Ja, Omar haben beste Zelte in Stadt!", bequemte der Händler sich dann doch zu ein paar Worten. "Wohin sollen Reise den gehen?" "Zu Professor Cartridges Ausgrabungsstätte im Süden. Ich glaube nicht, daß sie schon davon gehört haben." Während sie das sagte, drehte Jane sich zu den Regalen mit den Waren um und sah daher nicht, wie es plötzlich in den kleinen Augen des Ägypters gefährlich aufblitzte. "Bitte Lady! Sehen sie sich in Ruhe in Laden um. Wenn sie finden was ihnen gefällt, wie können sprechen über Preis. Ja?" Jane nickte mürrisch und wand ihre Aufmerksamkeit dem Warenangebot zu. Als erstes studierte sie eingehend das alte Zelt im Schaufenster, wobei sie gleich auf die derzeitigen Bewohner stieß, die in alle Richtungen krabbelnd das Weite suchten. Jane rümpfte die Nase und suchte in einer anderen Ecke weiter. Dabei blickte sie zufällig zum Eingang des Ladens, wo der Besitzer stand und sich flüsternd mit einem anderen Einheimischen unterhielt. Hin und wieder sahen die Beiden zu ihr hinüber und Jane gewann den Eindruck, daß sie das Gesprächsthema war. Als der Ladenbesitzer dann immer heftiger auf seinen Gesprächspartner einredete, zuckte sie mit den Schultern und wand sich wieder den Waren zu. Eine stabile Wasserflasche fesselte ihre Aufmerksamkeit und sie kniete nieder, um sich das Ding genauer zu betrachten. Leider stellte sie sehr schnell fest, daß die Flasche zwei Öffnungen hatte – eine oben und eine unten. Kopfschüttelnd erhob sich Jane wieder. Diese Flasche eignete sich mehr zum Pflanzengießen als zum Aufbewahren des kostbaren Nasses. Als Jane aus den Augenwinkeln plötzlich eine Bewegung wahrnahm war es schon zu spät! Zwei kräftige Hände packten sie bei den Armen und rissen Jane nach oben. "He – Finger weg!! Was soll das?", schrie Jane den Mann an, der sie mit eisernem Griff von hinten
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festhielt. Da der Ladenbesitzer sich ihr langsam von der anderen Seite näherte, konnte es sich nur um dessen Gesprächspartner handeln. Das teuflische Grinsen im Gesicht des Händlers sowie der blanke Dolch in seiner rechten Hand verhießen nichts Gutes. Jane versuchte sich loszureißen, was dazu führte, daß der zweite Mann seinen Griff schmerzhaft verstärkte. "Lassen Sie mich los. Ich rufe die Polizei!", brüllte sie los, doch die beiden Ägypter blieben von ihrer Drohung unbeeindruckt. Statt dessen begann der Händler in seiner Heimatsprache auf sie einzureden und an Lautstärke und Tonfall konnte Jane leicht erkennen, daß es keine Freundlichkeiten waren. Anfangs dachte sie noch Opfer eines Raubüberfalles zu sein, doch plötzlich hielt der Händler inne. Er stand nun direkt vor Jane, hob den Dolch zum Stoß und rief laut ein Wort: "ARTAMESH!". Jane reagierte instinktiv. Sie ließ sich nach hinten fallen und rammte gleichzeitig ihren rechten Fuß mit Wucht zwischen die Beine des Händlers. Überrascht lockerte der andere Fremde seinen Griff, während dem Händler vor Schmerz die Augen aus den Höhlen quollen. Der Dolch fiel zu Boden und der Mann sackte mit einem japsenden Laut in die Knie. Jane nütze den Moment, um sich vollends loszureißen und fluchtartig aus den Laden zu stürmen. Augenblicklich tauchte sie in dem Menschengewühl unter und bemühte sich schnellstens einen großen Abstand zwischen sich und dem Laden zu bringen. Mehrmals schaute sie dabei zurück, konnte aber weder den Händler noch den anderen Fremden als Verfolger ausmachen. Sie wurde erst etwas ruhiger, als sie Jack Claim an einem der vielen Obststände ausfindig machen konnte. Er war gerade damit beschäftigt einige Wassermelonen auf ihre Festigkeit zu prüfen, als Jane ihn von hinten anrempelte. "Huch – was machst du den schon hier?", fragte er überrascht und sah dabei auf ihre leeren Hände herab. "Und Erfolg scheinst du auch keinen gehabt zu haben!". Anstatt ihm zu antworten blickte Jane nur gehetzt um sich und zuckte plötzlich erschrocken zusammen. "Jack, wir müssen schnellstens verschwinden.", flüsterte sie ihrem Kollegen zu und zog ihn mit sich. "Ich erkläre dir später warum." Wieder fiel ihr Blick auf eine kleine Seitengasse, in welcher der Ladenbesitzer und der Fremde in Begleitung einer kleinen Schar gefährlich dreinblickender Männer aufgetaucht war. Im selben Augenblick erspähte der Ladenbesitzer Jane. Er rief einige kurze Befehle und plötzlich hielten alle Dolche und Totschläger in den Händen. Das reichte! Jane rannte los und Jack folgte ihr auf dem Fuße. Auch er hatte die Meute entdeckt und die Waffen überzeugten auch ihn, daß eine schnellere Gangart im Augenblick das Beste war. Die Beiden hetzten von einer Gasse zur nächsten und erreichten nach kurzer Zeit eine der größeren Straßen. Sofort wich der Geruch von Obst und Gewürzen dem Gestank von Diesel und Benzin. Ebenso verschwand auch das laute Stimmengemurmel des Marktes und tauschte mit dem Brummen von Motoren und dem nervenden Gehupe gereizter Autofahrer. Jack spähte verzweifelt nach einem ungefährlichen Übergang über die dicht befahrene Straße, während Jane zitternd die Gassen hinter ihnen beobachtete. Ein spitzer Schrei Janes zeigte Jack Claim, daß die Verfolger in einer der Gassen aufgetaucht und in ihre Richtung unterwegs waren. In diesem Moment raste ein alter Jeep mit aufheulendem Motor auf die Beiden zu und hielt mit kreischenden Reifen vor ihnen an. Am Steuer saß Frank MacLachlan! "Schnell! Einsteigen!", rief Frank seinen Freunden zu und beschleunigte gleich wieder, als Jane und Jack auf dem Vordersitz und im Font des Wagens Platz genommen hatten. Der Ladenbesitzer und seine Meute, die wild fluchenden am Straßenrand zurückblieben, wurden schnell kleiner und verschwanden schließlich ganz, als Frank den Wagen um die nächste Ecke steuerte. Jane erzählte den Freunden in knappen Worten, was in dem Laden vorgefallen war. Und als auch Frank von einem dunklen Wagen berichtete, der ihm vom Autoverleih bis zur Altstadt verfolgt hatte stand ihr nächster Schritt fest. Sie mußten auf dem schnellsten Weg zu Professor Cartridge, den er schwebte in Lebensgefahr.
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Die drei hofften nur, daß sie nicht zu spät kamen!
Das kleine Zeltlager lag wie ausgestorben in der glühenden Hitze der Nachmittagssonne. Schaufeln und Hacken lagen wahllos zwischen den Zelten am Boden. Alles wirkte so, als wäre das Lager von seinen Bewohnern überhastet verlassen worden. Frank MacLachlan schüttelte verwirrt den Kopf. Sie waren vor einer halben Stunde im Lager eingetroffen und hatten es leer vorgefunden. Auch das Durchsuchen der einzelnen Zelte brachte ihnen keine Rückschlüsse über den Verbleib Professor Cartridges oder seiner Männer. "Wir sollten uns vielleicht den Eingang zum Tempel ansehen.", meinte Jack Claim und deutete auf einen Sandwall außerhalb des Lagers. Frank nickte zustimmend und setzte sich Richtung des Walls in Bewegung. Jane blieb wie besprochen im Zelt des Professors zurück, um dort nach eventuellen Hinweisen auf seinen Verbleib zu suchen. Ein letzter Blick in das Zelt zeigte Frank, daß sie gerade begonnen hatte den tragbaren Computer des Forschers zu starten. Als sich Frank und Jack dem Wall näherten, erkannten sie, daß es sich um einen Treppenabgang in die Tiefe handelte. Beide waren nur noch einige Meter von der obersten Stufen entfernt, als ein Ägypter die Stufen hinauf kam. Er sah sich suchend um und sein Gesicht verfinsterte sich, als er die Beiden erblickte. "Hallo!", begrüßte er Frank und Jack, nachdem er sich wieder gefaßt und eine freundlichere Miene aufgesetzt hatte. "Kann ich Ihnen helfen?" "Mein Name ist Frank MacLachlan. Und das ist mein Kollege Jack Claim.", stellte Frank seinen Kollegen und sich vor. "Wir sind auf Bitten von Professor Cartridge hier und sollen ihn bei seinen Forschungen unterstützen." Bei der Erwähnung des Professors machte der Ägypter ein leidvolles Gesicht. "Der Professor ist nicht hier. Er ist seit fast zwei Tagen spurlos verschwunden und wir vermuten, daß Grabräuber ihn verschleppt oder noch Schlimmeres mit ihm angestellt haben...". Der Mann atmete schluchzend ein und deutete dann mit beiden Händen auf sich selbst. "Mein Name ist Halvaresh und ich bin...äh...war Assistent des Professors." Halvaresh war nun vollends aus dem Treppenabgang herausgekommen und begann langsam in Richtung des Zeltlagers zu schlurfen. Seine gebeugte Haltung schien tiefste Trauer ausdrücken zu wollen. "Ich habe heute Morgen einen Mann zur Polizei nach Kairo geschickt. Er ist vorhin zurückgekommen und hat gesagt, daß noch im Laufe des Nachmittags einige Beamte vorbeikommen werden, um das Verschwinden des Professors zu untersuchen." Der Ägypter war stehengeblieben, als er bemerkte, daß Frank und Jack ihm nicht zum Lager folgten. Schnell kehrte er um und blieb wieder vor den Beiden stehen. "Meine Herren, ich fürchte, daß ihre Dienste hier nicht mehr gebraucht werden. Die Grabungen sind offiziell so lange unterbrochen, bis Professor Cartridges Verschwinden aufgeklärt ist. Und auch dann ist es fraglich, ob überhaupt weiter gegraben wird. Auf Wiedersehen!" Während er das sagte, straffte sich seine Gestalt merklich er nahm eine unverkennbar drohende Haltung an. Sein Blick ging dabei an Frank und Jack vorbei und fixierte einen Punkt hinter ihnen. Frank wand sich um und sah sich plötzlich sechs weiteren Einheimischen gegenüber, die unbemerkt hinter ihnen den Treppenaufgang hinaufgestiegen waren und ebenfalls nicht freundlich dreinschauten. Jack und Frank verständigten sich mit einem kurzen Blick. "In Ordnung Mister Halvaresh.", wand sich Frank wieder dem Ägypter zu. "Dann werden wir wohl oder übel nach Kairo zurückfahren müssen. Wir wären ihnen jedoch sehr dankbar, wenn sie uns benachrichtigen könnten, falls es Neuigkeiten vom Professor gibt." Dabei griff Frank in die Innentasche seiner Jacke und überreichte Halvaresh eine Visitenkarte der Detektei. Der Ägypter nickte zustimmend und das war für die Beiden das Zeichen, sich zum Zeltlager zurückzuziehen. Wortlos winkten sie Jane heran, bemannten den Jeep und brausten in
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Richtung Kairo davon. Da niemand von den Dreien einen Blick zurück warf, entging ihnen, wie Halvaresh jeden ihrer Schritte aufmerksam verfolgte. Als der Jeep endlich hinter einem Hügel verschwunden war, grinste der Mann diabolisch und wand sich einem seiner Landsleute zu. "Du paßt hier auf!", sagte er zu dem Mann. " Ich vertraue den Fremden nicht." Dann drehte er sich um und stieg, gefolgt von den anderen Männern, wieder die Stufen zum Tempel hinab. Die Wache jedoch setzte sich neben dem Abgang in den Sand und behielt aufmerksam die Umgebung im Auge.
Jane wickelte die schmutzige Decke enger um ihren frierenden Körper. Sie verfluchte innerlich die Umstände, die sie gezwungen hatten, Kairo ohne Ausrüstung zu verlassen. Für eine warme Jacke hätte sie jetzt fast alles gegeben. So mußte sie sich mit der alten Decke begnügen, die auf dem Rücksitz des Jeeps gelegen hatte. Mit vor Kälte klappernden Zähnen gesellte sich die Frau wieder zu den beiden Männern, die am Rande einer Hügelkuppe am Boden lagen und angestrengt in die Nacht starrten. "Und? Neuigkeiten?", fragte Jane und legte sich neben Frank MacLachlan auf den Boden. Frank schüttelte nur stumm den Kopf. Die Drei waren natürlich nicht nach Kairo zurückgefahren, sondern hatten nach ein paar Meilen gewendet und einen Beobachtungsposten auf einer Hügelkette in der Nähe der Ausgrabungsstätte bezogen. Dort hatten sie ausgeharrt und mit angesehen, wie drei weitere Ägypter – darunter auch der Ladenbesitzer aus Kairo und sein Freund – im Zeltlager eingetroffen waren. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit hatten sich außer einer Wache alle Einheimischen in die Ausgrabungsstätte begeben. Das war jetzt schon zwei Stunden her und den Detektiven machte nicht nur die eisige Kälte der Wüstennacht zu schaffen. Viel bohrender war die Ungewißheit nicht zu wissen, was inzwischen im Tempel geschah. Ein Ruck ging durch Franks Körper. Er erhob sich von seiner Beobachtungsposten, zog seine Pistole aus dem Schulterhalfter und kontrollierte das Magazin. "Es geht los! Wir sehen uns das Ganze jetzt aus der Nähe an.", sagte er zu seinen Freuden. Jack nickte zustimmend und nahm ebenfalls seine Waffe zur Hand. Nachdem auch Jane sich bewaffnet hatte, umgingen sie die kleine Hügelkette und näherten sich vorsichtig den durch eine Fackel erhellten Abgang in den Tempel. Dabei achteten sie darauf, daß die leuchtende Fackel immer genau zwischen ihnen und der Wache blieb. Sie hofften das der Fackelschein den Wächter blendete und er sie nicht zu früh entdeckte. Es würde trotzdem nicht einfach sein, sich dem Mann unbemerkt zu nähern, da er sich für seine Wache einen Punkt ausgesucht hatte, von dem er die gesamte Umgebung problemlos einsehen konnte. Da stieß Jane Jack plötzlich in die Seite, zwinkerte mit einem Auge und bewegte sich seitlich von den beiden weg. Frank konnte gerade noch sehen, wie sie einen Bogen schlug und sich der Wache von der anderen Seite näherte. Dann trat sie in den Lichtschein der Fackel und Frank bemerkte, daß Jane ihre Bluse aufgeknöpft hatte und so viel mehr preisgab, als nur den Ansatz ihrer hübschen Brüste. Als der Wächter sie erblickte, stutzte er und rief ihr dann etwas in seiner Landessprache zu. Jane tat jedoch unbeeindruckt und ging mit aufreizendem Schritt weiter auf den Mann zu. Der Wächter war verunsichert und wußte augenscheinlich nicht was er tun sollte. Eigentlich müßte er sofort seine Kameraden verständigen, aber dafür hätte er den Blick vom Busen der Frau abwenden müssen. Und als sein Pflichtgefühl endlich zu siegen drohte war es zu spät. Mit Wucht krachte Jacks Pistolenknauf auf seinen Hinterkopf und er wankte aufstöhnend zurück. Dabei kam er dem Treppenabgang zu nahe und stürzte ohne einen weiteren Laut die Stufen hinab. Während Jane ihre Bluse wieder zuknöpfte, hielt das Trio inne und wartete ab, ob die Aktion noch andere Einheimische auf den Plan gerufen hatte. Als es still blieb deutete Frank seinen Freunden an ihm zu folgen. Mit gezückten Waffen stiegen die Drei langsam die Stufen nach unten, wobei es mit jedem Schritt dunkler wurde. Unten angekommen standen sie dann in vollkommener Finsternis und mußten über den Körper des Wächters steigen, der auf der letzten Stufe liegengeblieben war. Ein
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Griff an die Halsschlagader des Mannes zeigte, daß er den Sturz nicht überlebt hatte. Frank tastete den Toten ab und fand endlich was er zu finden gehofft hatte: eine kleine Stabtaschenlampe! Er lies die Lampe aufleuchten und blickte direkt auf das Tor zur Tempelanlage, daß weit offen stand und wenig einladend aussah. Wieder reichte ein kurzer Blickkontakt mit den Anderen und sie drangen vorsichtig in den Tempel ein.
Frank hörte das dumpfe Brummen zuerst und ehe er seine Freunde darauf ansprechen konnte, verlosch die Taschenlampe und sie standen in vollkommener Dunkelheit. "Haltet euch an den Händen fest.", raunte Frank MacLachlan den Anderen zu und ergriff selbst die Hand von Jack Claim. Dann nutzte er die Wand zur Orientierung und folgte dem Gang in Richtung des Brummens. "Das ist kein Brummen! Das hört sich eher wie ein kirchlicher Choral an.", stellte Jack nach einer Weile fest. " Aber etwas stimmt daran nicht. Der Gesang klingt irgendwie falsch!". Als Frank ohne Vorwarnung stehen blieb, liefen Jack und Jane auf ihn auf. Jack unterdrückte einen Fluch und spähte an Frank vorbei in den Gang hinein. Die Dunkelheit war inzwischen einer grünlichen Dämmerung gewichen und der Gesang zu einer beträchtlichen Lautstärke angeschwollen. Der Gang wurde breiter und schien in einen größeren Raum zu münden. Frank MacLachlan löste sich von Jack Claim und rutschte mit dem Rücken an der Wand entlang dem Gangende entgegen. Was er dort zu sehen bekam, traf ihn wie ein Hammerschlag! Er blickte direkt in eine riesige Halle, deren Wände ein grünes Licht abstrahlten und eine gespenstische Szenerie beleuchtete. Die Wände der Halle waren mit Fresken geschmückt, die auf abartigste Art und Weise die Anbetung irgendwelcher Götzen und Dämonen zeigten. In der Mitte der Halle stand ein Altar aus grauem Stein, bedeckt mit fremdartigen Schriftzeichen und am Kopfende bewacht von einer abscheulichen Skulptur auf einem Thron. Auf dem Altar lag ein nackter Mann mit grauen Haaren, der wie wild an seinen Fesseln zerrte und dabei aus Leibeskräften schrie. Das mußte Professor Cartridge sein. Um den Altar herum tanzten schemenhafte Wesen einen diabolischen Reigen und Frank rieb sich verwirrt die Augen, als er merkte, daß er keines dieser Wesen mit den Augen erfassen konnte. Auch der Gesang schien von diesen Schatten aus zu gehen. Die Einheimischen, die Frank und seine Freunde von dem Tempel ferngehalten hatten, bildeten den äußersten Kreis um den Altar. In wollene Gewänder gehüllt knieten sie am Boden und beobachteten stumm den Tanz der Schatten. Dabei wiegten ihre Oberkörper im Rhythmus des Gesangs vor und zurück. Einer der Schatten löste sich aus dem Teufelsreigen und schwebte auf den nun vor Schreck erstarrten Cartridge zu. Wie durch Zauberei lag plötzlich ein Dolch mit einem Skarabäusgriff in der verschwommenen Hand des Schemens und senkte sich auf den Wehrlosen herab. Eigenartigerweise konnte Frank den Dolch klar erkennen. Die Waffe hochzureißen und zu feuern war für Frank eine Bewegung. Der Knall des Schusses hallte wie ein Kanonenschlag durch den Raum und wurde von den Wänden in vielfachem Echo zurückgeworfen. Die Kugel durchdrang den Schatten ohne eine Wirkung zu zeigen. Geweihtes Silber schien bei den Schemenhaften nutzlos zu sein! Dafür zeigte der Schuß aber eine andere Wirkung. Die Köpfe der knienden Einheimischen fuhren herum und neun Augenpaare erfaßten Frank, Jack und Jane. Dann brach die Hölle los! Mit wildem Geschrei sprangen die Ägypter auf, warfen die wollenen Gewänder ab und stürmten mit gezückten Messern auf die Detektive los. Die Waffen des Trios spuckten dröhnend ihre tödlichen Ladungen aus und rissen drei der Angreifer zu Boden. Jack Claim sprintete vor und versuchte an den fanatisierten Männern vorbei zum Altar zu gelangen. Er hätte es beinahe geschafft, da drehte sich einer der Männer um und stieß mit dem Messer zu. Ein brennender Schmerz im rechten Oberschenkel lies Jack zu Boden sinken. Im Fallen riß er seine Waffe hoch und drückte ab. Die Kugel schlug in die Brust des Angreifers ein und mit einem letzten Aufschrei fiel der Mann sterbend zur Seite.
Frank MacLachlan - Band 7 - Im Tempel des Blutgottes
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Als das Donnern der Pistolen verebbte, lagen alle neun Angreifer tot am Boden. Frank lehnte schweratmend an der Höhlenwand und sah sich nach seinen Kollegen um. Jane schien unverletzt und war gerade mit dem Nachladen ihrer Waffe beschäftigt. Jack jedoch lag am Boden und hielt sich mit schmerzverzehrtem Gesicht den rechten Oberschenkel. Zwischen den Fingern seiner Hand quoll Blut hervor. "Jack!", rief Frank MacLachlan und wollte seinem Freund zu Hilfe eilen. "Mir geht es gut!", schrie Jack zurück und deutete mit der Waffenhand zum Altar. "Kümmert euch um den Professor!" Der Professor! Frank mußte hart schlucken, den das Letzte was er vor dem Handgemenge beim Altar gesehen hatte, war der Dolch, der sich auf Cartridge herabsenkte! Er sah zum Altar hinüber und atmete erleichtert auf. Cartridge schien noch am Leben zu sein, denn er zerrte wieder an den Fesseln und schrie noch lauter als zuvor. Die Schemen hatten den Gesang und den Tanz beendet und sich am Fußende des Altars versammelt. Und der Schatten mit dem Dolch schien damit beschäftigt zu sein, dem seltsame Schriftzeichen in die Haut des Professors zu ritzen. Als Jack dieses gespenstische Ritual wahrnahm, ruckte sein Kopf zu Frank herum und er schrie: "Frank! Du mußt eingreifen, bevor die Schemen mit dem Ritual fertig sind. Sonst ist es zu spät!!!" Frank rannte los und wechselte im Laufen die nutzlose Pistole gegen den Dolch des Dämonen Zork aus.Siehe FM 2 "Skyllas Reich" Diese Waffe hatte ihm im Kampf gegen die Mächte der Finsternis schon gute Dienste geleistet und er hoffte, daß sie auch diesmal nicht versagen würde. Während die schemenhaften Wesen die bisherigen Ereignisse und den Tod der menschlichen Anhänger Artameshs ignoriert hatten, wurden sie beim Anblick von Zorks Dolch unruhig. Ehe Frank den Schemen mit dem Skarabäusdolch erreichen konnte, stellte sich ihm ein anderer Schatten in den Weg und griff mit seinen verwaschenen Armen nach ihm. Frank MacLachlan tauchte unter den zugreifenden Armen weg und stieß Zorks Dolch nach oben, wobei die Klinge tief in das schattenhafte Wesen eindrang. Im ersten Augenblick zeigte sich keine Wirkung, dann stieß der Schemen einen infernalisches Geschrei aus und blähte sich zu doppelter Größe auf. Frank riß seine Hand zurück und lies sich zur Seite fallen. Der Schemen blähte sich noch weiter auf und – zerplatzte! Verwundert schaute Frank auf die verwehenden Reste des unheimlichen Wesens, als er schon von den nächsten Beiden angegriffen wurde. Einer der Schemen erlitt sofort das gleiche Schicksal wie der erste Schatten. Das zweite Wesen jedoch streifte Franks linken Arm und er bemerkte wie sich in diesem sofort eine seltsame Taubheit breitmachte. Erschreckt machte Frank einen Schritt zur Seite und erwischte den Schemen doch noch mit dem Dolch. Während er gegen die Taubheit in seinem Arm ankämpfte rief er seinen Freunden eine Warnung zu. Sie sollten keinesfalls eines dieser seltsamen Wesen berühren! Zu spät bemerkte er, daß die Gegner sich den kurzen Moment seiner Unachtsamkeit zu Nutzen gemacht hatten, denn plötzlich sah Frank sich von drei dieser Wesen umringt. Verdammt!, fuhr es ihm durch den Kopf. Egal in welche Richtung ich mich bewege – ich verliere. Einer erwischt mich bestimmt! Frank MacLachlan stand kurz davor sich seinem Schicksal zu ergeben, da begannen zwei der Schemen unkontrolliert zu zucken und laut zu schreien. Ihre schattenhaften Körper wurden von einem gleißenden Licht eingehüllt, das sie solange schrumpfen lies, bis nichts mehr von ihnen übrig war. Und als Jane hinter dem abklingenden Licht auftauchte, wußte Frank was passiert war. Die Erbin der Macht hatte ihre versteckte Fähigkeit Blitze aus den Augen zu schleudern aktivieren können und so zwei der Schemen ein grausiges Ende bereitet. Während der dritte Schatten noch von der überraschenden Vernichtung seiner Brüder abgelenkt war, traf ihn Franks Dolch. Jetzt war nur noch eines dieser unheimlichen Wesen übrig. "Jane! Kümmere dich um Frank!" Jane Cardigan nickte bestätigend, drehte sich auf dem Absatz um und lief zu ihrem verletzen Kollegen hinüber.
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Frank atmete tief ein, ignorierte das taube Gefühl im linken Arm und ging langsam auf den Altar zu. Der Schemen mit dem Dolch hatte seine "Schreibarbeiten" auf dem Körper Professor Cartridges anscheinend beendet und schien in Franks Richtung zu starren. Obwohl es unmöglich war, glaubte Frank MacLachlan ein triumphierendes Grinsen im verwaschenem Gesicht des Schemens zu erkennen. Dann hob das Wesen langsam den Arm mit dem Skarabäusdolch und zielte unverkennbar auf Cartridges Brust. "Nein!" Mit diesem Aufschrei stürmte Frank nach vorne und versuchte den Schemen zu erreichen, bevor dieser den Dolch in Cartridges Brust versenkte. Während er noch lief wurde ihm bewußt, daß er zu spät kommen würde. Da rasten von der Seite plötzlich vier gleißende Blitze heran, die sich stark verästelt in den schattenhaften Leib des Wesens bohrten und ihn grell aufleuchten ließen. Der Schemen brüllte tierisch auf und warf beide Arme in die Höhe. Dabei verlor er den Skarabäusdolch, der im hohen Bogen durch die Luft flog. Das Leuchten um seinen Körper nahm an Kraft zu und dann setzte der Schrumpfungsprozeß ein. Fasziniert sah Frank dem Todeskampf des Schemens bis zu seiner vollständigen Auflösung zu. Gerade als Frank dachte es wäre vorbei, begann der Boden des Tempels zu vibrieren. Dazu erklang ein tiefer Ton, der direkt aus der Hölle zu kommen schien, und steigerte sich zu einem schrillen Kreischen, daß mit einem berstenden Geräusch ein abruptes Ende fand. Gleichzeitig verschwand auch das taube Gefühl in Franks Arm, verlosch das grüne Leuchten der Wände und Dunkelheit hüllte alles ein. Frank probierte sofort die erbeutete Taschenlampe aus und stellte erfreut fest, daß diese wieder funktionierte. Am Altar angekommen fiel ihm gleich ins Auge, daß die Schriftzeichen auf dem Körper des Professors wieder verschwunden waren. Und als er den Strahl der Lampe am Altar entlang bewegte, sah er auch den Grund für das berstende Geräusch. Die abscheuliche Skulptur am Kopfende des Altars war in tausend Stücke zersprungen! Frank beeilte sich Cartridge loszubinden und vom Altar wegzubringen. Der Wissenschaftler war zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, aber ansonsten schien mit ihm alles in Ordnung zu sein. Im Schein der Taschenlampe erreichten sie Jack und Jane, die sich zwischenzeitlich gegenseitig verarztet hatten. Überrascht erfuhr Frank, daß es am Schluß beinahe doch noch ein Opfer unter seinen Freunden gegeben hätte, den der Skarabäusdolch war direkt auf Jane herabgestürzt. Nur weil Jack Jane geistesgegenwärtig zu Seite stieß, hatte der Dolch sie nur leicht am Arm verletzt. Als Frank das hörte, fiel ihm nachträglich noch ein schwerer Stein vom Herzen. Er lies den Strahl der Lampe über den Boden gleiten, um den Dolch zu finden, doch der schien genau wie sein Besitzer in Rauch aufgegangen zu sein.
Den Rest der Nacht verbrachten die Detektive und der Professor im Zeltlager außerhalb des Tempels. Cartridge berichtete ihnen von den Vorkommnissen bei der Ausgrabung, der Flucht seiner Grabungsgehilfen und der Rekrutierung neuer Helfer mit der Hilfe Halvareshs. Das es sich dabei um Anhänger des Artamesh-Kultes handelte, war ihm erst klar geworden, nachdem Halvaresh ihn im Tempel niedergeschlagen hatte und er festgebunden auf dem Altar wieder aufgewacht war. Als Jack Claim den Professor dann noch in das Geheimnis um den Blutgott einweihte, wurde es Cartridge langsam klar, daß er durch seinen Wissensdurst beinahe die Auferstehung eines grausamen Dämonen mit verschuldet hätte. Danach war es einfach, den Wissenschaftler davon zu überzeugen, den Zugang zum Tempel wieder zu verschütten und Cartridge versprach, dieses Vorhaben so schnell wie möglich in die Tat umzusetzen. Am nächsten Morgen verabschiedeten sich die Drei von dem Wissenschaftler und während die Anderen zum Jeep gingen, drehte Frank MacLachlan sich noch einmal um. Sein Blick schweifte ein letztes Mal über das Zeltlager, den Eingang zum Tempel und verlor sich dann in der Weite der Wüste.
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"Bestimmt verbirgt die Wüste noch viele unentdeckte Geheimnisse.", bemerkte er leise und ein seltsames Lächeln umspielte dabei seine Lippen. Dann sah er Cartridge fest in die Augen. "Es wäre jedoch besser, wenn so manches Geheimnis auch unentdeckt bliebe!" Mit diesen Worten drehte Frank sich um, stieg ebenfalls in den Jeep und fuhr in Richtung Kairo davon... ENDE
Der Leichenkeller E-Mails an:
[email protected] Endlich! Wir sind wieder da! Zu verdanken haben wir unsere Rückkehr zwei neuen Autoren in unseren Reihen. Es sind dies B.J. Harvest, der mit diesem Band seinen Einstand abliefert, und Michael B. Smith, der mit Band 11 zu uns stossen wird. Mit Band 8 debutiert zudem Ferry van Eyk, ebenfalls ein sehr engagierter und begabter neuer Autor. Ihr, liebe Leser, werdet es bereits gemerkt haben: Unsere Homepage befindet sich nicht mehr bei Geocities, sondern nunmehr unter einer eigenen Domain: http://www.maclachlan.da.ru heisst die neue Adresse. Dort findet sich auch - worauf ich ebenfalls noch hinweisen möchte - ein neues Forum, wo über die Serie und ihre Inhalte diskutiert werden kann. Auch die Autoren werden sich dort sicher zu Wort melden... Verabschieden möchte ich mit diesem Band unseren mehr oder weniger geliebten Autoren Daniel B. Garner, der einfach keine Termine einhalten konnte. Nichtsdestotrotz möchten wir ihm hiermit für die Arbeit danken, die er für uns getan hat. Hat wohl einfach nicht funktioniert! Das weitere Erscheinen von Frank MacLachlan ist nun also garantiert. Weiter geht es von jetzt an alle zwei Wochen - wahlweise zum Download unter unserer Internetadresse oder per E-Mail-Abo (einfach ein Mail an mich senden; Adresse siehe oben). Heute in zwei Wochen beginnt also unser erster Dreiteiler mit "Das Phantom der Oper" und bis dahin gibt es dann auch wieder Leserbriefe. Bis zum nächsten Mal: J.T. Krimmer
Dämonenjäger Frank MacLachlan Eine dämonische Kreatur im Dienste des Fürsten der Finsternis. Ein Plan, der das Ende von Frank MacLachlan und seinem Team bedeuten könnte.
Das Phantom der Oper ist zurück! Den neuen Band gibt’s wie immer auf unserer Homepage http://www.maclachlan.de!
Dämonenjäger Frank MacLachlan erscheint im Internet unter http://www.maclachlan.de zum Download.
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Band 7: "Im Tempel des Blutgottes" Erfinder: J.T. Krimmer Exposé: J.T. Krimmer Autor: B. J. Harvest Alle Rechte vorbehalten. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist zuf ällig und unbeabsichtigt. © 2000 by J.T. Krimmer & B. J. Harvest E-Mail:
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