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sorgen häufig dafür,
ht einschlafen. In
en Momente der zeigt, wie Sie mit
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zur Ruhe zu kommen.
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SABINE SEYFFERT
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Der Ratgeber für Eltern von Grundschulkindern Mehr Gelassenheit durch Entspannungsspiele Mit Übungen, Massagen und Fantasiereisen
27.01.2010 11:41:36 Uhr
... bringt es auf den Punkt.
Neue Eindrücke und ein straffer Alltag sorgen häufig dafür, dass Kinder zappelig sind oder schlecht einschlafen. In solchen Situationen ist es wichtig, ihnen Momente der Entspannung zu schenken. Die Autorin zeigt, wie Sie mit ganz einfachen Übungen Ihrem Kind dabei helfen, sich wahlweise auszutoben oder entspannt zur Ruhe zu kommen.
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Eltern & Kind
Die Autorin: Sabine Seyffert ist staatlich anerkannte Erzieherin, Entspannungspädagogin und psychologische Beraterin. Sie führt in Wuppertal eine Praxis für Entspannungspädagogik und bietet seit über zehn Jahren Kurse, Aus- und Fortbildungen an. Sie zählt auch durch über 50 Buchveröffentlichungen zu den renommiertesten Experten für
www.humboldt.de ISBN 978 -3 - 86910 - 611-3
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SABINE SEYFFERT
Kinderentspannung.
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Sabine Seyffert
Jedes Kind kann sich entspannen Der Ratgeber für Eltern von Grundschulkindern Mehr Gelassenheit durch Entspannungsspiele Mit Übungen, Massagen und Fantasiereisen
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-86910-611-3
Die Autorin: Sabine Seyffert ist staatlich anerkannte Erzieherin, Entspannungspädagogin und Psychologische Beraterin. Sie ist seit Jahren freiberuflich als Kinderbuchautorin tätig und hat zahlreiche Bücher zum Thema Kinderbeschäftigung veröffentlicht. Ihr beruflicher Schwerpunkt sind Veranstaltungen zu ihren Büchern sowie Seminare für Pädagoginnen und Pädagogen. Seit 1999 leitet sie sehr erfolgreich Ausbildungsseminare für Entspannungspädagogen für Kinder.
Originalausgabe © 2010 humboldt Ein Imprint der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover www.schluetersche.de www.humboldt.de Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden. Lektorat: Angelika Lenz, Steinheim a. d. Murr Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen Innengestaltung: akuSatz Andrea Kunkel, Stuttgart Titelfoto: Getty Images/Comstock Images Satz: PER Medien+Marketing GmbH, Braunschweig Druck: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe Hergestellt in Deutschland. Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kratzbürsten und Unruhestifter: spielerisch Aggressionen abbauen . . . . . . . . . . Die Wut mit einem lauten Knall zerplatzen lassen . . Boxen, treten – kuscheln, schmusen . . . . . . . . . . . . . Du stinkender Elefantenrüssel! . . . . . . . . . . . . . . . . . Lass dich kneifen, pieksen, zwicken . . . . . . . . . . . . . Ich trample alles kurz und klein! . . . . . . . . . . . . . . . Ich könnte platzen vor Wut! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unsichtbarer Gegner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wohin mit all der Wut? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schattenboxen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dir werd ich’s zeigen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Motzkuh im Anmarsch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gut gebrüllt, Löwe! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bewegt und entspannt: kreative Spielideen, die zur Ruhe führen . . . Katz und Maus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Locker vom Hocker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Seele baumeln lassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trampelriesen und schleichende Zwerge . . . . . . . . . Seilchen springen, hopp, hopp, hopp! . . . . . . . . . . . Singen, tanzen, fröhlich sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ki-Ka-Kissenschlacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
Iiih – ist das sauer! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fäuste ballen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trampolin springen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die wandernde Zauberhand . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Einfach Luft und Sonne tanken: entspannt in Wald und Flur . . . . . . . . . . . . . . . Komm, lass uns kurz Sonne tanken! . . . . . . . . . . . . . Pi-Pa-Pusteblume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einfach mal raus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bude, Geheimversteck und Räuberhöhle . . . . . . . . . Ganz gemütlich kriecht die Schnecke . . . . . . . . . . . . Fröhlich plätschert der kleine Bach . . . . . . . . . . . . . . Walddetektiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Naturmandala . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Guter alter Baum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stark wie ein Baum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Was es hier zu fühlen gibt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf der Pirsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stress lass nach: kurze Entspannung für zwischendurch . . . . . Stille Momente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Kummerkasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mein Tagebuch gehört nur mir! . . . . . . . . . . . . . . . . Heute mach ich frei! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wellnessnachmittag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Komm und lass dich drücken! . . . . . . . . . . . . . . . . . Was tut mir gut? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . So sieht meine Woche aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stundenplan der ruhigen Momente . . . . . . . . . . . . . Kleine Kerze leuchtet still . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stille Post . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Augen zu und Ohren auf! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzentriert läuft’s garantiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Welt um mich ist kunterbunt . . . . . . . . . . . . . . . Abends wenn es dunkel wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wenn der Mond aufgeht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Den Gefühlen Luft machen: Spielideen rund um den Atem . . . . . . . . . . . . . Viele bunte Seifenblasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einfach mal durchatmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ganz ruhig fließt mein Atem . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mein Atem, dein Atem – unser Atem . . . . . . . . . . . . Ich mach mir Luft! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sichtbarer Atem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bauchschaukel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dein Atem kitzelt sanft und sacht . . . . . . . . . . . . . . . Mit jedem Atemzug entspannter . . . . . . . . . . . . . . . . Tanzende Feder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kreuz und quer kullert die Eichel . . . . . . . . . . . . . . . Tanzendes Tuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alte Dampflok . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
Komm her, du kleine Schmusekatze: Massagen für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wichtige Tipps zur Durchführung der Massagen . . . Wir backen heute Kuchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frische Morgendusche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kissenklopfmassage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Besuch beim Orchester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Im Elfenreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Elefantenherde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ach, wie tut das gut! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der kleine Glückskäfer Immerfroh . . . . . . . . . . . . . . Meine bunte Blumenwiese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dein Freund, der Bär . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei mal zwei – entspannte Zählerei . . . . . . . . . . . . ABC – Lesen und Schreiben ist ganz leicht! . . . . . . . . Kunterbunt ist ganz gesund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Zirkusclown . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schenk mir Wärme, liebe Sonne! . . . . . . . . . . . . . . .
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Reise zum Regenbogen: Fantasiereisen für gestresste Kinder . . . . . . . . 137 Tipps zur richtigen Durchführung von Fantasiereisen 139 Der Zauberteppich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Nemo der Delfin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Wie ein kleiner Däumling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Die Schildkröte Carla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Vom kleinen Teufel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
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Inhalt
Wie ein Feuer in mir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit Pinsel und mit Farbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . In der Hängematte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie eine Blüte auf dem Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Überraschungspaket . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Im Rosengarten: Fantasiereise mit Duftcreme . . . . . . Zauberhafte Unterwasserreise . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Reise mit Herrn Pustewind . . . . . . . . . . . . . . . . Bei den Wolkenschäfchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pusteblume, flieg geschwind! . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Ausflug ans Meer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Nachmittag im Garten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auf dem Weihnachtsmarkt: Fantasiereise mit Duftcreme . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 Empfehlenswerte Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 Seminare mit der Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
Hinweis Kursiv gesetzte Textstellen weisen in den einzelnen Aktionen, Massagen oder Fantasiereisen darauf hin, dass diese Passagen dem Kind vorgelesen bzw. gesprochen werden. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Vorwort Liebe Leserinnen und Leser! Sie haben sich sicher nicht für dieses Buch entschieden, weil Ihr Familienleben perfekt und Ihr Alltag rundum entspannt ist. Sondern weil Sie die Erfahrung gemacht haben, dass Ihr Kind ebenso wie Sie als Eltern hier und da an Grenzen stoßen und eben nicht immer alles rund läuft. Stress ist heutzutage leider kein Phänomen, das nur Erwachsene betrifft. Immer mehr Kinder und immer jüngere Kinder leiden darunter. Natürlich unterscheidet sich dieser „kindliche“ Stress von dem, den Sie als Erwachsener erleben. Dennoch hat er auf die Dauer die gleichen Auswirkungen: Ihr Kind fühlt sich müde und schlapp, es ist unausgeglichen, nervös, unruhig, zappelig, kann schlecht ein- oder auch durchschlafen, ist unkonzentriert und lustlos … Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Wenn Sie dem Stress, unter dem Ihr Kind steht, die Rote Karte zeigen möchten, müssen Sie ihn zuerst einmal als solchen erkennen. Natürlich lässt sich Stress nicht komplett abstellen. Auf viele äußere Zwänge haben wir schließlich kaum Einfluss. Aber Sie können versuchen, innerhalb der Familie für einen gesunden Ausgleich zu sorgen und Inseln der Ruhe zu schaffen, auf denen Ihr Kind Stress abbauen und neue Kraft tanken kann. Denn beides ist eine ganz wichtige Voraussetzung dafür, dass es seinen Alltag glücklich, gesund und voller Lebensfreude bewältigt.
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Vorwort
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Ich habe für dieses Buch allerhand hilfreiche Ideen, Tipps, Aktionen und Strategien zusammengetragen, die sich nicht nur in meinem eigenen Familienalltag mit vier Kindern bewährt haben, sondern auch in meinen zahlreichen Entspannungskursen für Kinder sowie in Aus- und Weiterbildungen mit pädagogischen Fachkräften erprobt und für gut befunden wurden. Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, dass die Ideen möglichst einfach und leicht umzusetzen sind. Denn je aufwendiger die Umsetzung, desto weniger werden Sie diese Aktionen letzten Endes durchführen. Außerdem war es mir wichtig, dass Sie für die verschiedenen Ideen, Spiele und Tipps gar kein oder nur ganz wenig Material brauchen. So können Ihr Kind und Sie meine Vorschläge ohne große Planung oder Vorbereitung sofort ausprobieren und in den Genuss einer ausgiebigen Entspannung kommen. Damit Sie sich gleich darin zurechtfinden, ist das Buch in sieben Hauptkapitel gegliedert, die jeweils mit einer kleinen Einstimmung beginnen. So wissen Sie als Eltern gleich zu Beginn, was bei den jeweiligen Übungen zu beachten ist. Ich wünsche Ihnen und vor allen Dingen Ihrem Kind bzw. Ihren Kindern viel Spaß beim Ausprobieren sowie traumhaft schöne Inseln der Ruhe, auf denen jeder nach Herzenslust entspannen und abschalten kann! Mit ganz entspannten Grüßen Ihre Sabine Seyffert
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Kratzbürsten und Unruhestifter: spielerisch Aggressionen abbauen Ein wütendes Kind, das ganz in seinem Zorn gefangen ist, kann alles Mögliche – nur nicht zur Ruhe kommen. Geben Sie ihm die Möglichkeit, sich auszutoben und seine Aggressionen abzubauen. In den folgenden Spielen kann sich Ihr kleines Rumpelstilzchen so richtig auspowern. Und danach ist es bereit zu entspannen.
Wüten, motzen, stampfen, schreien, toben, kratzen, lauthals zetern … Manchmal entladen sich unsere Kinder in einem wahren Gewitter der Gefühle! Sie kennen das mit Sicherheit und könnten die Liste bestimmt noch um die eine oder andere Gefühlsäußerung erweitern. Derart heftige Gefühlsausbrüche gehören einfach zum Leben mit Kindern dazu. Und gerade die unguten, negativen Gefühle fallen bei Kindern besonders deutlich auf. Kinder sind sehr impulsiv und können oft noch gar nicht beschreiben, was in ihnen vorgeht, wenn beispielsweise die Wut mal wieder im Innern brodelt wie das Magma in einem Vul-
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Spielerisch Aggressionen abbauen
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kan kurz vor dem Ausbruch. Meist lassen die Kinder ihren Groll dann am Nächstbesten aus, der gerade da ist, oder an Schwächeren, die nicht den Mut haben sich zu wehren. Im Gegensatz zu uns Erwachsenen unterdrücken Kinder ihre Gefühle nicht, sondern sie brechen regelrecht aus ihnen heraus. Damit beim nächsten Wutausbruch kein Unbeteiligter leiden muss und die Kinder lernen, besser mit solchen negativen Gefühlen umzugehen, möchte ich Ihnen in diesem Kapitel einige Spielideen zeigen, die dem entgegenwirken. Nicht um diese Gefühle zu unterdrücken. Ganz im Gegenteil – um den In diesen Spielen lernen Kindern eine Möglichkeit zu bieten, die Kinder, ihre Gefühle zuzulassen und mit ihren Gefühlen Ausdruck zu verleiihnen fertigzuwerden, hen, diese zu zeigen, ohne dass ohne sich selbst davon andere dadurch beeinträchtigt wer- fertigmachen zu lassen. den. Denn schließlich sind Gefühle wichtig und richtig. Die Kinder müssen nur lernen, mit ihnen umzugehen und sie zu verarbeiten. Solange in Ihrem Kind ein Gefühl der Wut tobt und wütet, wird es nicht in der Lage sein, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. An Entspannung ist in diesem Fall überhaupt nicht zu denken. Sie wird erst dann gelingen und einkehren, wenn das Kind sein Gefühl zeigen und zulassen konnte. Und genau darum geht es bei diesen Spielaktionen. Sich mit den eigenen Gefühlen – egal ob negativ, schmerzlich, positiv, kraftvoll – auseinanderzusetzen, diese zuzu-
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lassen, anzunehmen und mit ihnen fertigzuwerden. Und zwar ohne sich von diesen Gefühlen selbst fertigmachen zu lassen! Vielleicht nehmen Sie diese Aktionen ja auch als Anlass, mehr mit den Kindern über ihre Gefühle zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden. Denn die Spielaktionen sind zwar sehr wirksam und effektiv, können und sollten aber Gespräche niemals ersetzen!
Die Wut mit einem lauten Knall zerplatzen lassen Was Sie dafür brauchen: Aufgeblasene Luftballons
Für Kinder kann es wunderbar befreiend sein, die Wut einfach durch einen herrlich lauten Knall zerplatzen zu lassen. Dazu verteilen Sie auf dem Boden im Kinderzimmer (oder einem anderen Raum) ein paar aufgeblasene Luftballons, die Ihr Kind zum Platzen bringen darf. Es kann sich daraufwerfen, sie zertreten, kneifen oder fest hineinboxen. Am besten stellt es sich dabei auch seine Wut vor. Vielleicht ist Ihr Kind heute ja besonders wütend und schlecht gelaunt und hat Lust, den Ballons zornige Gesichter aufzumalen. Dann kann es sich noch besser vorstellen, wie es seine Wut so lange ärgert, bis sie zerplatzt. Im Anschluss an diese Übung geht es allen Beteiligten mit Sicherheit wieder besser!
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Boxen, treten – kuscheln, schmusen
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Ein kleiner Tipp Sprechen Sie mit Ihrem Kind anschließend darüber, wie es sich während der Übung gefühlt hat. Was war das für ein Gefühl, die Wut so zu kneifen oder zu treten, bis sie platzt? War es wie ein Befreiungsschlag und ging es dem Kind danach besser? ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Boxen, treten – kuscheln, schmusen Was Sie dafür brauchen: Ein richtig großes, weiches Kissen
Kissen sind etwas Wunderbares und immer dann besonders hilfreich, wenn es um Gefühle aller Art geht. Wenn Ihr Kind so richtig wütend und aggressiv ist, darf es nach Herzenslust in das dicke Kissen boxen, es treten, prügeln und schlagen. Feuern Sie es ruhig lauthals dabei an. Ermuntern Sie es dazu, laut zu schreien. Probieren Sie es auch selber einmal aus, dann merken Sie, wie ungemein befreiend diese Spielaktion ist! Und wenn all der Groll und Ärger schließlich komplett verflogen ist, darf das Kind sich in das weiche Kissen kuscheln und Sie beglücken es mit einer sanften, liebevollen Massage, seinem Lieblingslied oder einer kleinen Geschichte. Danach ist Ihr Kind nicht wiederzuerkennen.
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Spielerisch Aggressionen abbauen
Du stinkender Elefantenrüssel! Würden auch Sie nicht am liebsten lauthals fluchen und die schrecklichsten Schimpfwörter schreien, wenn in Ihnen die Wut kocht? Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit einem Wettbewerb der ausgefallensten Schimpfwörter, wo es doch sonst nicht unbedingt erlaubt ist zu fluchen? Dieser außergewöhnliche Wettbewerb könnte beispielsweise so aussehen: „Schimmelige Apfelkitsche!“, „Giftgrüner Schneckenschleim!“, „Eckige Kirsche!“, „Miefige Gurkenscheibe!“, „Morscher Tannenbaum!“ Ihr Kind hat mit Sicherheit den größten Spaß dabei und nach fünf Minuten lachen alle so laut, dass die ganze Wut im Nu vergessen ist! Diese fröhliche Spielidee ist für alle Familienmitglieder ein Vergnügen und kommt auch auf einem Kindergeburtstag sehr gut an.
Lass dich kneifen, pieksen, zwicken Was Sie dafür brauchen: Einen großen, runden Luftballon,
Sand und einen schwarzen Lackstift In den Luftballon füllen Sie Sand, bis er etwa so groß wie ein Tennisball ist. Dann knoten Sie ihn gut zu und malen mit dem schwarzen Lackstift ein grimmiges Gesicht darauf. Wenn Ihr Kind mal wieder von Zorn und Wut gepackt wird, bietet dieser „Knautschkerl“ eine gute Möglichkeit,
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Ich trample alles kurz und klein!
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sie schnell wieder loszuwerden. Ihr Kind darf ihn so fest wie möglich kneifen, pieksen oder zwicken. Und das Beste daran: Er wird sich nicht mal dagegen wehren!
Ich trample alles kurz und klein! Was Sie dafür brauchen: Leere, saubere Konservendosen oder
ersatzweise leere Pappkartons, Schachteln, Papprollen, ausgespülte Joghurtbecher oder Ähnliches Können Sie sich vorstellen, vor lauter Wut alles kurz und klein zu trampeln? Kinder haben damit kein Problem. Lassen Sie Ihr Kind deshalb beim nächsten Wutanfall genau dies tun. Keine Angst, es wird nichts dabei zu Bruch gehen außer allerhand Konservendosen. Auf dem Boden liegen jede Menge alter Konservendosen. Darauf darf Ihr Kind herumstampfen und -trampeln, sie mit den Füßen platt drücken – und natürlich auch lauthals seine ganze Wut zum Ausdruck bringen!
Hinweis Bitte achten Sie unbedingt darauf, dass Ihr Kind dabei feste Schuhe trägt, damit es sich nicht verletzt. Sollten Ihnen die Konserven zu gefährlich erscheinen, nehmen Sie als Alternative Pappkartons, Schachteln usw. Die Konserven sind besonders gut für ältere Kinder geeignet. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Spielerisch Aggressionen abbauen
Ich könnte platzen vor Wut! Was Sie dafür brauchen: Einen aufgeblasenen Luftballon
Wenn Ihr Kind wirklich platzen könnte vor lauter Wut, ist diese Spielidee genau das Richtige. Ihr Kind darf den aufgeblasenen Luftballon vor lauter Zorn zum Platzen bringen. Natürlich darf es den Ballon vorab auch etwas ärgern, indem es ihn fest kneift, an ihm zupft, ihn piekst und dann schließlich so schrecklich drückt und quetscht, dass er mit einem lauten Knall zerplatzt – PENG!
Ein kleiner Tipp Je praller Sie den Luftballon aufblasen, desto schneller und einfacher lässt er sich zum Platzen bringen. Wenn er etwas „wabbeliger“ ist, wird die Sache richtig kniffelig. Dann muss man schon ordentlich hineinkneifen und quetschen – so lange, bis der Zorn zum Schluss verpufft ist … ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Unsichtbarer Gegner Bei dieser Spielaktion darf Ihr wahrhaft mies gelauntes, wütendes Kind mal richtig loslegen und sich prügeln. Und zwar mit seinem unsichtbaren Gegenüber. Dieser Gegner, den man nur vor seinem inneren Auge sieht, darf richtig eins auf die Nase bekommen. Achtung, tüchtig ausgeholt
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Wohin mit all der Wut?
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und gut gezielt – der Schlag hat gesessen! Und dann noch eins hinterher. Keine Müdigkeit vortäuschen! Viele Kinder raufen und prügeln sich für ihr Leben gern. Aber einer ist dabei meist der Leidtragende und beide Raufbolde tragen Blessuren davon. Da ist dieses „Schattenboxen“ mit einem unsichtbaren Gegner doch wesentlich angenehmer. Kraft kostet es die Kinder trotzdem und sie fühlen sich danach deutlich wohler!
Wohin mit all der Wut? Was Sie dafür brauchen: Einen unaufgeblasenen Luftballon
Wenn Ihr Kind mit anderen Kindern spielt oder mittags aus der Schule heimkommt, hat es nicht immer gute Laune. Dann und wann gibt es bei jedem Kind graue Regenwettertage, an denen es ihm regelrecht die Stimmung verhagelt hat und die Wut im Bauch grummelt. Aus welchem Grund auch immer. In diesem Fall wird es schwer sein, dem Kind allein mithilfe einer Fantasiereise wieder ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Hier ist es vielmehr nötig, für die angestaute Wut ein Ventil zu finden und dem Kind aufzuzeigen, wie es die Wut wieder loswerden kann. Natürlich reagiert jedes Kind anders auf Wut, aber bei den meisten ist der Wutballon ein recht erfolgreiches Mittel.
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Dazu gibt man dem Kind einen unaufgeblasenen Luftballon – die runden, großen sind dafür am besten geeignet. Wichtig ist, dass sich der Ballon problemlos aufpusten lässt. Nun darf das Kind all die Wut, die in ihm steckt, in diesen Ballon hineinblasen, ganz fest. Mit jedem Atemzug wird die Wut im Bauch des Kindes weniger und weniger. Bis schließlich die ganze angestaute Wut in geballter Form in dem Luftballon steckt. Und damit diese nicht wieder herauskommt und schlechte Stimmung verbreitet, wird der aufgeblasene Wutballon gut zugeknotet!
Hinweis Diese Spielidee ist nur eine von vielen Möglichkeiten, angestaute Wut loszuwerden. Dennoch kann ein solches Spiel niemals ein Gespräch ersetzen. Sie soll dem Kind lediglich als kleine Hilfe dienen, die Wut ein wenig einzudämmen. Danach ist es bereit, über seine Gefühle zu sprechen. Erfahrungsgemäß müssen Kinder vor einem solchen Gespräch aber erst einmal etwas Dampf ablassen, und dafür eignen sich Vorschläge wie dieser. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Schattenboxen Wenn Ihr Kind in der Mittagszeit aus der Schule nach Hause kommt und seinen Ranzen mit Wucht in die Ecke pfeffert, wissen Sie gleich, dass schlechte Laune im Anflug
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Schattenboxen
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ist! Dass sich ab und an mal Wut anstaut, ist nichts Besonderes, sondern ganz natürlich. Schließlich stellt der Alltag allerhand Anforderungen an unsere Kinder. In solchen Momenten sollten Sie Ihrem Kind eine Möglichkeit bieten, etwas „Luft abzulassen“, ohne dass andere Familienmitglieder in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu eignet sich das „Schattenboxen“ gegen einen imaginären Gegner wunderbar. Ihr Kind stellt sich einfach hin (so, dass es sich mit ausgestreckten Armen um die eigene Achse drehen kann ohne anzustoßen) und stellt sich vor, ihm würde ein kleiner Teufel gegenüberstehen. Den kleinen Teufel haut so schnell nichts um. Daher kann er ein paar kräftige Boxhiebe, Schläge und feste Tritte vors Schienbein unbeschadet ertragen. So kann Ihr Kind seine ganze angestaute Wut hinausboxen und es dem kleinen Teufel mit jedem Hieb so richtig zeigen. Schlagen, knuffen, boxen – alles Im Kampf gegen einen ist erlaubt, solange es gegen den un- imaginären Gegner kann Ihr Kind seine sichtbaren Teufel geht! ganze angestaute Wut Sie werden sehen, nach einigen Mi- hinausboxen. Danach nuten ist die Wut verraucht und Ihr ist alle Wut verraucht. Kind kann wieder lachen. Zumal die wilde Boxerei gegen den unsichtbaren Kerl richtiggehend Spaß macht. Probieren Sie es ruhig selbst einmal aus und spielen Sie mit!
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Hinweis Ein Kind zum Schlagen zu ermutigen, widerspricht all meinen Grundsätzen. Dies möchte ich an dieser Stelle klarstellen. Dennoch nimmt die Gewalt unter Kindern in der heutigen Zeit immer mehr zu. Einige Kinder wissen vor lauter Kraft und Übermut einfach nicht, wohin. Ein solcher Schattenboxkampf tut niemandem weh. Im Gegenteil – dem betroffenen Kind bietet er eine Möglichkeit, angestaute Gefühle und Kraft abzubauen, und dies auf ganz spielerische Weise. Das Tolle daran ist, dass dieses Schattenboxen nicht nur „müde“ macht, sondern zudem auch noch viel Spaß. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Dir werd ich’s zeigen! Was Sie dafür brauchen: Knetmasse
Wenn Ihr Kind das nächste Mal vom Übermut gepackt wird, legen Sie doch einfach eine Wachstischdecke oder Abdeckplane auf den Esstisch und einen Klumpen Knete darauf. Knete eignet sich hervorragend für Kinder, die sich dringend abreagieren müssen. An diesem Klumpen Knete darf Ihr Kind nun allen Übermut und seine angestauten Gefühle nach Herzenslust auslassen: Es kann die Knete zwicken, fest kneifen, zerrupfen, mit der Faust klein und platt hauen, es kann sie mit voller Wucht auf den Tisch knallen und mit geballten Fäus-
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Motzkuh im Anmarsch?
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ten darauf herumklopfen – Hauptsache, die Masse wird so richtig malträtiert! Das geht so lange, bis alle Wut verraucht und die gute Laune wiederhergestellt ist! Diese Spielidee eignet sich besonders gut für kleine Quälgeister, die hier und da gern mal andere Kinder piesacken, hinterrücks zwicken, schubsen oder sonst wie Unruhe verbreiten. Dem Klumpen Knete tun diese Attacken nämlich garantiert nicht weh, egal wie wuchtig und fest sie ausfallen.
Motzkuh im Anmarsch? Eine gute, heitere Stimmung trägt entscheidend zur Entspannung bei. Wenn Ihr Kind oft schlecht gelaunt, miesepetrig und beleidigt durch die Gegend läuft, ist es gut möglich, dass es sehr angespannt ist und nicht in sich ruht. Kann es sein, dass die Motzkuh, Meckerziege oder so etwas Ähnliches im Anmarsch ist? Dann heißt es schnell das lange Schwänzchen der Motzkuh suchen – wo hat sie sich heute schon wieder versteckt? Hinter dem Ohr, unter den Haaren, im Pullover? Sehen Sie zu, dass Sie dieses Schwänzchen möglichst bald zu packen kriegen, bevor die gesamte Stimmung dahin ist. Motzkuh am Schwänzchen packen, hervorziehen und in hohem Bogen aus dem Fenster werfen! Und das im wahrsten Sinne des Wortes, vergessen Sie also bitte nicht, das nächstbeste Fenster auch wirklich zu öffnen und anschließend wieder gut zu verschließen, damit
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die Motzkuh auch wirklich draußen bleibt! Eine andere Möglichkeit wäre, den ungebetenen Gast im Mülleimer zu versenken. In jedem Fall hilft dieses heitere und bildliche Suchspiel wirklich, die Situation zu entspannen und die schlechte Stimmung zu vertreiben!
Gut gebrüllt, Löwe! Kinder sind recht emotional und halten ihre Gefühle im Gegensatz zu Erwachsenen nicht zurück. Wo eben noch Tränen kullerten, kann eine Minute später schon ein lautes Kinderlachen gute Laune verbreiten. Umgekehrt kann aus einem strahlenden Gesicht im Handumdrehn ein grimmig dreinschauender Wüterich werden. Kinder verstecken ihre Gefühle nicht und lassen ihnen freien Lauf. Das ist sehr befreiend und hilft ihnen Spannung abzubauen. Wenn Sie Ihrem Kind beim nächsten Trotzanfall, Rumpelstilzchentanz und dergleichen ein Ventil bieten möchten, damit es sich „entladen“ und die Anspannung rauslassen kann, spielen Sie doch mal gemeinsam wilde Löwen. Löwen können brüllen, dass einem der Schreck in die Glieder fährt. Und Löwen sind gefährlich – so gefährlich wie Ihr Kind, wenn die Wut wieder einmal überkocht. Also heißt es zu brüllen wie ein richtiger Löwe: laut, wild und ganz gefährlich. So, dass alle anderen Angst bekommen und weglaufen. Schließlich ist der Löwe der König der Tiere. Lassen Sie Ihr Kind seine Macht spüren, die es bei
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Gut gebrüllt, Löwe!
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dieser Spielaktion hat, und alle Spannung durch das laute, wilde Gebrüll herauslassen. Sie werden sehen, nach kurzer Zeit wird aus dem gefährlichen Löwengebrüll ein Lachen, denn das Ganze macht Spaß und ist ungeheuer lustig!
Ein kleiner Tipp Bei dieser Spielaktion sind auch Geschwisterkinder willkommen. So merkt der wilde, wütende Löwe gleich, wie gefährlich sein Gebrüll sein kann und wie viel „Angst“ die anderen vor ihm haben. Jedoch sollten Sie dann alle Kinder einmal in die Rolle des wütenden Löwen schlüpfen lassen. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Bewegt und entspannt: kreative Spielideen, die zur Ruhe führen Kleine Zappelphilippe oder auch Kinder, die in der Schule ständig still sitzen müssen, brauchen eine gehörige Portion Bewegung, um zur Ruhe zu kommen. In diesem Kapitel finden Sie jede Menge Anregungen für lustige, fantasievolle Bewegungsspiele.
Schon ganz kleine Kinder haben eine ungeheure Lust daran, sich ausgiebig zu bewegen. Vor allen Dingen lieben sie es, sich möglichst frei zu bewegen und damit ihren natürlichen Bewegungsdrang zu befriedigen. Bei den Spielideen dieses Kapitels bekommen die Kinder die Möglichkeit, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und die jeweiligen Ideen kreativ umzusetzen – und zwar ganz im Rahmen ihres eigenen Entwicklungstands und Könnens. In diesen Spielen wird keinerlei Druck ausgeübt. Gerade der soll ja abgebaut und den Kindern genommen werden. Denn durch die Anforderungen, die Familie und Schule tagtäglich an unseren Nachwuchs stellen, ist der Druck ohnehin schon groß genug.
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Kreative Spielideen
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Vielmehr fördern diese Spiele den Spaß an der Bewegung und die kindliche Neugier. Denn alle Tipps, Vorschläge und Ideen lassen den Kindern sehr viel Freiheit und genügend Freiraum. Sie sind möglichst kreativ und in der Anleitung so offen gehalten, dass sie den Kleinen Mut machen und sie motivieren, selbst zu experimentieren, eigene Ideen zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Gerade Kinder tragen ja ein sehr großes Potenzial an Kreativität in sich, was sich wunderbar entfalten und erweitern lässt, wenn man ihnen nur die Gelegenheit dazu bietet. Auch Sie als Eltern können die Spiele jederzeit individuell abändern und den Bedürfnissen ihrer Kinder anpassen. Greifen Sie dabei die Ideen Ihrer Kinder unbedingt auf. Bei einigen Spielvorschlägen in diesem Kapitel finden Sie auch entsprechende Hinweise oder Anregungen für mögliche Varianten. Alle in diesem Kapitel vorgestellten Spielideen bieten den Kindern eine gute Möglichkeit, sich zu äußern und dadurch auch innere Spannungen zu lösen und abzubauen. So wird das innere Gleichgewicht wiederhergestellt und sogar ganz besonders Sehr junge Kinder und extrem unruhige, unruhige, zappelige Kinder finden zappelige Kinder finden schnell wieder zur Ruhe. Gerade sol- meist nur mithilfe von chen oder sehr jungen Kindern ge- Bewegung zur Ruhe. lingt dies meist nur mithilfe von Bewegung. Erst wenn der Bewegungsdrang voll und ganz befriedigt ist und das Kind Gelegenheit hatte, sich so richtig auszutoben, ist es in der Lage, abzuschalten oder sich in
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Kreative Spielideen
Ruhe auf eine Fantasiereise, Massage oder andere Entspannungsübung einzulassen.
Katz und Maus Was Sie dafür brauchen: Schminke oder Wolle
Ob im Kindergarten, in der Schule, in der Familie – immer wieder kommen Kinder in Situationen, wo sie sich mit anderen messen müssen. Nicht selten werden sie zum „gejagten“ Objekt eines Stärkeren. Manchmal aber auch sind sie selbst die „jagende Katze“, die kleinen Mäusen sagt, wo es langgeht. Das baut schnell Spannungen auf. In diesem Spiel können die Kinder mal in die andere Rolle schlüpfen und diese spielerisch erkunden. Malen Sie Ihr Kind als Katze oder Maus an. Sie können aber auch einen aus Wolle gerollten oder geflochtenen Mäuseschwanz anbinden oder in die Hose stecken. Du bist eine kleine graue Maus und ich spiele den hungrigen Kater, der es auf die kleine Maus abgesehen hat. Mein Magen knurrt gewaltig, aber ich weiß natürlich, dass sich die kleine graue Maus nicht so einfach von mir fangen lässt. Also muss ich mich mit List und Tücke an sie heranmachen …
Der Kater darf nun die Mäusejagd beginnen, aber Vorsicht, die Maus darf nicht misstrauisch werden! Im Anschluss
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Locker vom Hocker
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sollten Sie mit Ihrem Kind unbedingt die Rollen tauschen, damit es selbst einmal die jagende Katze sein kann.
Ein kleiner Tipp Nehmen Sie sich anschließend noch Zeit für ein Gespräch mit Ihrem Kind. Es sollte in jedem Fall von seinen Eindrücken und Erfahrungen berichten können. Wie gefiel ihm die Rolle der Katze? War es leicht, die Maus zu fangen? Oder hat es sich womöglich als Maus besser gefühlt? ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Locker vom Hocker In der Schule müssen die Kinder fast den ganzen Vormittag über sitzen. Dieses lange Sitzen macht vor allen Dingen denjenigen Kindern Schwierigkeiten, die einen starken Bewegungsdrang haben. Eine so lange Zeit zuhören und still sein zu müssen und sich nicht bewegen zu dürfen verlangt ihnen oftmals das Höchste ab. Deshalb braucht Ihr Kind einen gesunden Ausgleich, bei dem es abschalten und sich bewegen kann. Und diesen braucht es vor allen Dingen, bevor es mit den Hausaufgaben beginnt, denn da muss es ja schon wieder sitzen und sich konzentrieren. Also sorgen Sie vor den Aufgaben für eine kleine Bewegungseinheit nach dem Motto „Locker vom Hocker!“. Dabei soll Ihr Kind für einen Moment den Alltag mit all sei-
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nen Pflichten vergessen, sich nach Herzenslust bewegen und versuchen, jedes Körperteil kräftig auszuschütteln, zu lockern und hin- und herzuschwingen. Es kann die Übung allein und ohne Hilfe machen, aber natürlich auch zusammen mit Ihnen und den Geschwistern. Mit flotter, lustiger Musik macht das Ganze übrigens noch mehr Spaß!
Ein kleiner Tipp Man kann dabei der Reihe nach vorgehen, beim Kopf beginnen und dann den ganzen Körper nach unten hin abarbeiten und alles lockern und schütteln. Ihr Kind kann aber auch einen Moment die Augen schließen und in sich hineinspüren, wo sich der Körper hart und verspannt anfühlt, und dann ganz gezielt genau diese Körperstellen lockern. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Die Seele baumeln lassen Entspannen, abschalten – das klappt nicht immer auf Anhieb. Vor allen Dingen nicht, wenn Ihr Kind sehr angespannt und gestresst ist. Ob nach einem anstrengenden Vormittag in der Schule, einem aufregenden Ausflug oder auch nach einem mit Terminen gespickten Nachmittag, ist dabei im Grunde egal. Eine Auszeit, um die Seele baumeln zu lassen, tut jederzeit gut. Also verschaffen Sie Ihrem Kind im Alltag vor dem nächsten Termin, der nächsten Verabredung oder der nächsten
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Trampelriesen und schleichende Zwerge
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Pflicht einfach eine kleine Auszeit. Auch wenn diese nur ein paar Minuten dauert. Wichtig ist nur, dass es solche Auszeiten überhaupt gibt. Denn diese kleinen Erholungspausen sind Balsam für Geist und Seele Ihres Kindes. In diesen Minuten kann es einfach das tun, was ihm guttut. Das eine Kind legt sich vielleicht gern für fünf Minuten ins Bett und döst vor sich hin. Ein anderes kuschelt sich auf den Sitzsack und schmökert in einem Buch. Und wieder ein anderes Kind puzzelt, um dabei abzuschalten.
Trampelriesen und schleichende Zwerge Wenn Ihr Kind sehr angespannt ist, wird eine Fantasiereise oder wohltuende Massage nicht unbedingt ausreichen, damit es zur Ruhe kommt. Gerade Kinder mit einem ausgeprägten Bewegungsdrang benötigen Bewegung, um ruhig werden zu können. Je jünger das Kind ist, desto spielerischer sollte dies geschehen. Versuchen Sie in einer sehr angespannten Situation doch einmal den Trampelriesen in Ihrem Kind hervorzulocken. Das sollte erfahrungsgemäß nicht Nichts tun Kinder wirklich schwer sein. Denn nichts lieber, als auf Komtun die Kinder lieber, als auf Kom- mando laut zu sein. mando laut zu sein. Lassen Sie Ihr Kind trampeln, poltern und stampfen wie ein riesiger Riese. Schmücken Sie diesen Trampelriesen nach allen Regeln der Kunst aus:
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Kreative Spielideen
Der Riese ist wahrhaft riesengroß … Seine Arme und Beine sind groß und schwer … Mit jedem Schritt macht der Riese einen Krach, dass es in den Ohren dröhnt …
Nachdem sich Ihr Kind als trampelnder Riese ausgetobt und abreagiert hat, lassen Sie es zum winzig kleinen Zwerg werden: Stell dir vor, du bist ein klitzekleiner Zwerg … So klein, dass man dich kaum erkennen kann … Du hast winzig kleine Ärmchen und Beinchen … Wenn du dich bewegst, schleichst du lautlos wie eine Katze … Man kann dich gar nicht hören …
Diese Spielidee lässt dem Bewegungsdrang ausreichend Raum, sorgt dafür, dass das Kind sich abreagieren kann, fördert Fantasie und Kreativität und bietet außerdem Raum für eigene Ideen.
Ein kleiner Tipp Das Spiel macht auch mit mehreren Kindern riesig Spaß und lässt sich wunderbar auf Kindergeburtstagen durchführen, wenn die wilde Meute vom vielen Feiern etwas überdreht ist und wieder zur Ruhe gebracht werden muss. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Singen, tanzen, fröhlich sein
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Seilchen springen, hopp, hopp, hopp! Was Sie dafür brauchen: Ein Hüpfseil
Ist Ihr Kind mal wieder aufgedreht, überdreht und nervös? Da kann eine Runde Seilchen springen Wunder wirken. Seilchen springen macht wirklich Spaß und ist vor allen Dingen vielseitig. Man kann vorwärts, rückwärts springen, mit einem Bein oder mit beiden Beinen gleichzeitig, mit Zwischensprung und ohne, beim Springen mit dem Seilchen laufen und vieles mehr. Und dazu braucht man nicht mal viel Platz – das klappt selbst auf dem Balkon oder natürlich auf dem Gehweg. Seilchenspringen ist auch mit mehreren Kindern lustig – man kann gemeinsam mit einem großen Seil springen, um die Wette springen oder auch zählen, wer es am längsten schafft. Das Hüpfen kommt dem natürlichen Bewegungsdrang entgegen und macht zudem richtig gute Laune.
Singen, tanzen, fröhlich sein Möchten Sie, dass Ihr Kind einfach mal den stressigen Alltag für ein paar Minuten vergisst? Allen Schulstress, den damit verbundenen Ärger, das Theater um die Hausaufgaben und den Streit mit den Klassenkameraden? Dann schalten Sie nach dem Mittagessen (oder falls nötig auch schon vorher) den Kassettenrekorder oder CD-Player ein und las-
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sen ein flottes, lustiges Lied laufen, das Ihrem Kind gefällt. Dann wird losgetanzt, geklatscht, gedreht, gesungen und gelacht – weil es einfach Laune macht! Fröhliche Musik und Tanzen kann im Nu eine miese Stimmung vertreiben und sorgt außerdem für eine entspannte Atmosphäre. Ihr Kind kann sich beim ausgelassenen Tanzen nach Herzenslust bewegen und austoben und so wieder den Kopf freibekommen.
Ki-Ka-Kissenschlacht Was Sie dafür brauchen: Viele Kissen
Wenn die Stimmung mal wieder auf dem Tiefpunkt angelangt und Ihr Kind schlecht gelaunt, genervt und angespannt ist, dann ist es allerhöchste Zeit für eine ausgelassene Kissenschlacht. Holen Sie alle Kissen, die Sie entbehren können, und schaffen Sie sie ins Kinderzimmer, Schlafzimmer oder in den Flur (in jedem Fall ein Zimmer, in dem nichts kaputtgehen kann, etwa in offenen Regalen oder dergleichen). Und dann geht’s los – lassen Sie gemeinsam die Kissen fliegen, kreuz und quer und von rechts nach links. Wer zielt dabei am besten? Feuern Sie Ihr Kind dabei ruhig an, damit es sich richtig auspowern und austoben kann. Und am Schluss kommt das Schönste bei einer Kissenschlacht: auf die Kissenberge kuscheln und ausruhen. Danach können Sie Ihr Kind noch mit einer Fantasiereise verwöhnen.
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Iiih – ist das sauer!
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Iiih – ist das sauer! Wenn unsere Kinder viel an die Tafel, auf den Bildschirm, in den Fernseher usw. schauen, spannen sich die Gesichtsmuskeln schnell an. Verspannungen im Gesichts- bzw. Kopfbereich führen schnell zu Kopfschmerzen. Heute leiden immer mehr Kinder unter Spannungskopfschmerzen, die aus Stress resultieren. Eine einfache, kinderleichte Übung, die zudem großen Spaß macht, ist folgende: Das Kind stellt sich vor, dass es auf eine frische, saure Zitrone beißt. Und weil diese Zitrone so fruchtbar sauer schmeckt, verzieht es dabei sein Gesicht: die Mundwinkel wie beim Lachen nach oben ziehen, die Zähne fest aufeinanderpressen, die Nase krausziehen und die Augen zusammenkneifen. „Iii – ist das sauer!“ Und genau diese Spannung im Gesicht sollte das Kind einige Sekunden lang halten. Danach alles locker lassen und dabei tief durchatmen. Das Ganze kann man mehrmals in Folge wiederholen. Das Gute an dieser Übung ist, dass die Kinder schnell und sehr deutlich merken, wie anstrengend die Anspannung auf Dauer ist. Und wie wohltuend und willkommen die anschließende Entspannung ist. Gerade für Kinder, die bisher noch keinerlei Erfahrung mit Entspannung haben, ist die Übung gut als Einstieg geeignet, weil die Kinder den Unterschied beim An- und Entspannen deutlich spüren.
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Fäuste ballen Wenn man so richtig wütend ist, ballt man manchmal vor lauter Ärger die Fäuste. Ermutigen Sie Ihr Kind, beim nächsten Wutanfall einmal die Hände zu richtig festen Fäusten zu ballen, ganz fest, so fest es eben geht. Dann soll das Kind die Spannung einen ganzen Moment lang halten und im Anschluss die Hände öffnen und lockern. Besonders hilfreich ist es, wenn das Kind dabei die Augen schließt und die Entspannung genießt. Ruhiges und regelmäßiges Atmen unterstützt die Entspannung noch. Dann werden die Hände erneut zu festen Fäusten geballt und die Anspannung gehalten. Diesen Vorgang wiederholt man mehrmals hintereinander. Lassen Sie das Kind anschließend von seinen Gefühlen berichten: Wie hat sich die Anspannung angefühlt? Und wie die Entspannung? Was war angenehmer und warum?
Trampolin springen Was Sie dafür brauchen: Ein Trampolin
Ist Ihr Kind angespannt, hat es zu wenig Bewegung gehabt und braucht mal eine Auszeit, hilft auch Trampolinspringen. Trampoline gibt es inzwischen in allen erdenklichen Größen und mittlerweile auch zu erschwinglichen Preisen. Das Herumgehopse und Springen auf einem Trampo-
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Die wandernde Zauberhand
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lin macht nicht nur einen Riesenspaß und sorgt für ausreichend Bewegung, es vertreibt auch im Nu die schlechte Laune und lässt einen allen Ärger für eine Weile vergessen. Haben Sie es selbst auch schon mal ausprobiert?
Die wandernde Zauberhand Der Begriff Entspannung ist für viele Kinder erst einmal nicht greifbar. Die wandernde Zauberhand ist daher gerade für solche Kinder eine tolle Spielidee, die mit Entspannungsübungen bislang noch keine Erfahrungen sammeln konnten. Aber auch für die Kinder, die unruhig und zappelig sind und von daher erst durch gelenkte Bewegung zur Ruhe kommen, ist sie genau das Richtige. Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Platz, an dem es sich der Länge nach hinlegen kann. Wenn Ihr Kind mag, kann es sich auf eine ausgebreitete Decke legen oder auch ins Bett. Fühlt sich Ihr Kind rundum wohl und liegt ganz bequem, dann schließt es seine Augen und spürt erst einmal nur seinen Körper, wie er daliegt. Nun kommt die wandernde Zauberhand ins Spiel. Wenn Sie mit Ihrer „Zauberhand“ eine Hand Ihres Kindes berühren, muss es seine Hand zu einer festen Faust ballen und anspannen. Motivieren Sie es, die Spannung zu halten. Im Anschluss löst es die Anspannung und kann die folgende Entspannung in der Hand in vollen Zügen genießen. Wandern Sie dann mit Ihrer Zauberhand an die Stellen des Körpers, die Ihr
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Kind gut anspannen kann, wie zum Beispiel die Schultern, Arme, Hände, Po, Füße oder Bauch. Diese Spielidee macht nicht nur Spaß und hilft dem Kind beim Entspannen, den Kindern wird zudem sehr bewusst, wie gut es tut, seinem Körper Ruhe zu gönnen und mal richtig ausgiebig zu entspannen. Denn die Spannung in den jeweiligen Körperteilen zu halten ist auf Dauer ganz schön anstrengend und ermüdend.
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Einfach Luft und Sonne tanken: entspannt in Wald und Flur Wo lässt es sich besser abschalten und entspannen als in der Natur? Kinder können hier ungestört – und ohne andere zu stören – spielen und allerhand Beobachtungen und spannende Entdeckungen machen. Und zum Beispiel von Bäumen lernen, dass in der Ruhe die Kraft liegt.
Immer mehr Häuser schießen in unseren Städten aus dem Boden und immer seltener finden wir einen grünen Fleck, wo wir der Hektik, dem Lärm, dem Verkehr und dem Dreck für eine Weile entfliehen können. Da hilft nur eines: raus in die Natur! Die Natur ist ein wundervolles Rückzugsgebiet, das uns hilft abzuschalten, neue Kraft zu tanken und wirklich ausgiebig zu entspannen. Denn nichts ist in unserer hektischen Zeit heilsamer als die Entspannung in der Natur. Hinzu kommt, dass viele in beengten Wohnverhältnissen leben, was unter anderem dazu führt, dass Kinder sich nicht mehr so viel bewegen wie früher. Spielen die Kinder draußen auf der Straße, fühlen sich häufig die Nachbarn in ihrer Ruhe gestört und beschweren sich über den
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Entspannt in Wald und Flur
angeblichen Lärm der spielenden Kinder. In unserer Nähe wurde vor ein paar Jahren eine Rutsche auf einem tollen Spielplatz abmontiert, weil es einem Nachbarn zu laut war! Doch wo sollen unsere Kinder denn dann spielen, sich bewegen und dadurch entspannen, wenn sie nicht mal mehr auf den Spielplatz dürfen?! Im Wald gibt es keine nörgeligen Leute, die sich über Kinderlärm aufregen. Also schnappen Sie Ihre Kinder und gehen Sie mit ihnen in einen nah gelegenen Wald. Radeln Sie mit dem Fahrrad oder fahren Sie mit Bus und Bahn an den Stadtrand und genießen Sie die Natur zusammen mit Ihren Kindern in vollen Zügen. Hier stören Sie niemanden und niemand stört Sie! Ein ausgelassenes Kinderlachen erzürnt hier niemanden, und so sind auch Sie als Eltern deutlich entspannter. Hier müssen Sie Ihr Kind eben nicht ständig ermahnen, sich zu benehmen oder leise zu sein. In der freien Natur können Kinder auch mal querfeldein laufen oder sich hinter Bäumen verstecken, ohne ständig vor vorbeirasenden Autos auf der Hut sein zu müssen. Im Wald können sie sich nach Herzenslust austoben, fröhlich sein, spielen, lachen und den Tag genießen. Wald, Wiese, Feld und Flur sind idyllische Orte der Ruhe, Oasen der Stille, die nicht nur Ihrem Kind helfen, abzuschalten und sich ohne äußere Ablenkung auf sich selbst zu besinnen. Auch Sie können in der Natur neue Kraft für Ihren Alltag sammeln. Die Natur hilft aus Stimmungstiefs heraus und zeigt, wie bunt die Welt auch ohne Werbeplakate und
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Komm, lass uns kurz Sonne tanken!
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farbigen Anstrich sein kann. Vor allen Dingen aber hilft uns die Natur, zurück zu uns selbst zu finden, denn hier stört und lenkt uns nichts ab. Ganz im Gegenteil – hier lernen wir und unsere Kinder die Welt mit allen Sinnen zu entdecken, sie zu erforschen und zu erleben. Und das alles, ohne dafür auch nur einen Cent zu bezahlen! Lassen Sie sich von „schlechtem“ Wetter nicht abschrecken! Natürlich macht ein Waldspaziergang bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel deutlich mehr Spaß. Aber auch ein kleiner Ausflug in Matschhose, Regenjacke und Gummistiefeln Die Natur hilft uns, zurück kann Kinderaugen zum Leuchten zu uns selbst zu finden. Und Kinder lernen hier bringen! Schließlich macht es einen die Welt mit allen Sinnen Riesenspaß, durch Pfützen zu sprin- zu entdecken, zu erforgen, Regentropfen mit der Zunge schen und zu erleben. aufzufangen oder sich aus Ästen, Blättern und Zweigen einen kleinen Unterschlupf gegen den Regen zu bauen. Und manche Krabbeltiere zeigen sich überhaupt erst, wenn der Waldboden feucht ist. Nur bei Gewitter und heftigem Neuschnee, unter dessen Last Äste und ganze Bäume brechen können, halten Sie sich sicherheitshalber vom Wald fern.
Komm, lass uns kurz Sonne tanken! Nach einem anstrengenden Vormittag in der Schule sind die Kinder mittags verständlicherweise müde und schlapp.
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Entspannt in Wald und Flur
Für die Hausaufgaben fehlt jeder Antrieb. Doch ohne die nötige Konzentration und Aufmerksamkeit braucht man sie gar nicht erst in Angriff zu nehmen, denn sonst endet das Ganze in einem Fiasko. Bei gutem Wetter hilft es ungemein, einfach mal kurz etwas Sonne zu tanken. Die Sonne macht gute Laune, schenkt wohltuende Wärme und hilft beim Entspannen. Gehen Sie mit Ihrem Kind einfach für ein paar Minuten nach draußen – in den Garten, auf den Balkon, auf die Straße oder auf den Hof. Das spielt keine Rolle. Irgendwo wird es ein ungestörtes Plätzchen geben, an dem Sie beide es sich für ein paar Minuten gemütlich machen können. Sitzen oder liegen Sie bequem? Dann schließen Sie einfach die Augen und vergessen Sie alles um Sie herum! Wie angenehm das helle Licht der Sonne ist, wie schön sich die warmen Sonnenstrahlen anfühlen! Die wohltuende Wärme schenkt neue Kraft und gibt dem Körper neue Energie. Das tut vielleicht gut! Genug neue Kraft gesammelt? Dann nichts wie ran an die Hausaufgaben, damit Ihr Kind im Anschluss das gute Wetter noch in vollen Zügen genießen kann!
Pi-Pa-Pusteblume In der Schule kommen die Kinder nur wenig an die frische Luft und müssen lange mit einer Menge Mitschüler im Klassenraum sitzen. Da ist die Luft oft ganz schön verbraucht. Zudem wirkt sich auch Stress schnell auf die
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Einfach mal raus
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Atmung aus. Je angespannter Kinder sind, desto schneller und flacher atmen sie. Um alle Blockaden und Anspannung mal hinauszulassen, kann man einfach kräftig einund ausatmen, und zwar so, dass die Luft wirklich tief aufgenommen wird und sich beim Ausatmen die Lungen richtig leeren. Da das „reine“ Ein- und Ausatmen für Kinder aber wenig reizvoll ist, helfen Pusteblumen, die man im Sommer überall finden kann. Die Kinder stellen sich aufrecht hin, holen tief Luft und dann wird kräftig gepustet. Wer lässt die vielen kleinen Fallschirmchen mithilfe seines Atems am weitesten tanzen und durch die Luft segeln?
Ein kleiner Tipp Den fliegenden Samen eine Weile zuzusehen und diese still zu beobachten, hilft den Kindern nicht nur, sich für einen Moment auf eine einzige Sache zu konzentrieren, und schult damit die Aufmerksamkeit. Es gehört auch zu den „stillen Momenten“, die guttun und zu Stille und innerer Ruhe führen. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Einfach mal raus Ruhig und entspannt sein – das ist wunderbar. Aber auf Kommando will das oft und gerade bei ungeübten Kindern nicht so recht klappen. Zudem gibt es natürlich auch
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andere Möglichkeiten der Entspannung als Autogenes Training, Yoga, Meditation und dergleichen. Einfach mal raus – auch nach diesem Motto lässt es sich wunderbar abschalten und entspannen. Und das ganz ohne großen Aufwand oder Kosten. Einfach raus, das heißt ganz schlicht: anziehen, Tür auf und raus an die frische Luft! Ob Sie mit Ihrem Kind eine Runde um den Häuserblock drehen, einen Moment auf dem Spielplatz verweilen, einen kleinen Waldspaziergang machen oder eine Viertelstunde im Garten Fußball spielen – das ist ganz egal. Das Wesentliche ist dabei, dass Sie den oft grauen, stressbeladenen Alltag für eine Weile vergessen, frische Luft schnappen und sich die Beine vertreten. Da haben Sie eigentlich schon alles, was zum Entspannen wichtig ist: gesunde Atmung, Bewegung und den Kopf abschalten.
Bude, Geheimversteck und Räuberhöhle Was Sie dafür brauchen: Eventuell Decken und Tücher oder
einen Pappkarton Kinder bauen für ihr Leben gern Höhlen. Ob unter dem Tisch mit Decken, bunten Tüchern oder Laken oder aus einem riesigen Pappkarton spielt dabei gar keine Rolle. Ebenso gut sind Baumhäuser, eine Bretterbude in der hintersten Gartenecke oder ein aus Ästen, Laub und Farn gebautes Versteck im Wald.
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Bude, Geheimversteck und Räuberhöhle
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In so ein Lager kann sich Ihr Kind zurückziehen, wann immer ihm danach ist, hier findet es Schutz und Ruhe. Und zwar vor all dem Stress, den Reizen und Anforderungen, denen es den ganzen Tag ausgesetzt ist. Allein der Geräuschpegel im Kindergarten und/oder in der Grundschule ist für manch einen regelrecht erschlagend. Da sehnt sich ein sensibles Kind So wie eine Schildkröte einfach nur noch nach Ruhe, Stille sich in ihrem Panzer verkriecht, brauchen und Schutz. So wie eine Schildkröte auch Kinder Schutzsich in ihrem Panzer verkriecht, die zonen, in die sie sich Schnecke sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen können. zurückzieht und ein kleiner Igel sich einigelt und die Stacheln aufstellt, so wünschen sich auch Kinder eine Schutzzone. Und deshalb sind Buden, Verstecke und kleine Räuberhöhlen bei Kindern auch so beliebt. Hier stört sie niemand, das Licht ist gedämpft, sodass alle Außenreize ausgeschaltet werden. Hier können die Kleinen in aller Ruhe träumen, abschalten und wieder neue Kraft sammeln. Sicher gibt es auch in Ihrer Wohnung oder Umgebung eine solche Rückzugsmöglichkeit für Ihr Kind. Es muss kein teures fertiges Baumhaus aus dem Katalog sein. Es reichen ein paar Decken und Tücher, die man über einen Tisch legt oder über eine gespannte Schnur hängt. Ebenso kann man einen großen Pappkarton zu einer kleinen Piratenburg umgestalten, indem man ihn entsprechend anmalt, Tür und Fenster hineinschneidet und mit ein paar Kissen zu einem behaglichen Piratennest macht.
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Mindestens genauso gut und spannend ist ein Geheimversteck im Wald. Lacht die Sonne heute am strahlend blauen Himmel? Dann lassen Sie Ihren Haushalt liegen und machen Sie mit Ihren Sprösslingen einen Nachmittagsausflug in einen nahen Wald. Proviant kommt natürlich auch mit. Mit Ästen, Zweigen und ähnlichen Dingen, die man im Wald findet, kann man ganz einfach und schnell ein Geheimlager bauen. Entweder man stellt die Zweige an einen dicken Baumstamm und bedeckt sie mit Blättern und Laub, das man auf dem Waldboden findet, oder man stellt die Äste und Zweige wie ein Indianerzelt zusammen. Man kann natürlich auch eine Plane mitnehmen und sie darüberhängen (aber nicht vergessen, sie wieder mitzunehmen). Den Preis für die beste Architektur gewinnt hier niemand. Es geht lediglich um das kleine Abenteuer, die frische Luft, die wieder einen klaren Kopf macht. Und um den Rückzugsort, an dem Ihr Kind ungestört ist und seine Energiereserven auftanken kann!
Ganz gemütlich kriecht die Schnecke Ein kleiner Ausflug in die Natur kann den Akku im Nu wieder aufladen. Und nebenbei gesagt nicht nur den Akku Ihres Kindes! Dazu müssen Sie keine großartige Exkursion planen, die viel Zeit kostet. Es reicht schon, wenn Sie eine Weile in den Garten gehen, in den Park oder in das kleine Wäldchen am Stadtrand. Versuchen Sie gemeinsam
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Ganz gemütlich kriecht die Schnecke
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den Stress des Alltags zu vergessen. Die Natur mit all ihrer Schönheit und die folgenden Vorschläge helfen Ihnen dabei. ▪ Setzen Sie sich auf einen umgefallenen Baumstamm und schließen Sie beide die Augen. Lauschen Sie aufmerksam den Geräuschen der Natur: Klopft da ein Specht an einen Baum, singt eine Amsel ihr Lied oder erzählt der Wind eine seiner Geschichten? ▪ Halten Sie Ausschau nach einem Schmetterling – Kinder haben ein Auge dafür! Beobachten Sie den kleinen Falter, ohne zu sprechen. Betrachten Sie seine bunten Farben, die zarten Fühler und wie vergnügt er umherflattert. ▪ Wer findet zuerst eine Schnecke – Ihr Kind oder Sie? Schauen Sie der kleinen Schnecke einen Moment lang zu, wie langsam und gemütlich sie ihres Weges kriecht, wie stolz sie ihr Haus auf dem Rücken trägt, wie ruhig und gelassen sich ihre Fühler bewegen! ▪ Marienkäfer sind Glückskäfer, so zumindest in den Augen eines Kindes! Halten Sie Ausschau nach einem solchen. Glück kann schließlich jeder gut gebrauchen. Beobachten Sie das Tierchen beim Krabbeln oder wie es sich sonnt. Ihr Kind kann den Marienkäfer auf seinen Händen laufen lassen. Wie lustig die kleinen Beinchen auf der Haut kribbeln und wie sanft das kitzelt! ▪ Gibt es einen Teich, See, Tümpel oder Bach in der Nähe? Da kann man mit Sicherheit Libellen beobachten. Wie elegant sie umherschwirren und wie zart die Flügel im Licht der Sonne glitzern und glänzen!
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▪ Eine Ameise kommt selten allein – beobachten Sie diese überaus fleißigen Tierchen gemeinsam mit Ihrem Kind. Es ist so spannend zuzusehen, welche Lasten sie tragen können und wie emsig sie bei der Sache sind – ganz konzentriert. Ebenso konzentriert und aufmerksam lassen sich die Ameisen eine Weile bei ihrer Arbeit betrachten. ▪ Diese kleinen Beobachtungen schulen die Konzentration Ihres Kindes und haben zudem eine meditative Wirkung!
Fröhlich plätschert der kleine Bach Wasser zieht Kinder immer in seinen Bann. Es macht ja auch so viel Spaß, am Wasser zu spielen, zu matschen, sich nass zu spritzen und hindurchzuwaten. Besonderes Vergnügen bereitet das draußen in der freien Natur. Mit Sicherheit gibt es auch in Ihrer Nähe in einem Park, Wald oder auf einer Wiese einen kleinen Bach, an dem Ihr Kind spielen kann – im Herbst und Winter in Buddelhose und wasserdichten Gummistiefeln und an warmen Tagen natürlich barfuß! Wenn Sie selbst keine Lust haben, mit im Wasser zu spielen, suchen Sie sich ein nettes Plätzchen am Rand und spielen stiller Beobachter. Es macht richtig Freude, den Kindern beim Spielen zuzusehen. Mit wie viel Spaß sie bei der Sache sind und wie konzentriert auch sonst eher nervöse Kinder sein können, wenn sie sich Steine und Äste suchen, um den kleinen Bach zu stauen und das Wasser umzulenken!
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Naturmandala
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Oder Ihr Kind baut sich ein kleines Schiff, lässt Blätter auf das Wasser segeln und schaut kleinen Stöcken nach, wie sie mit der Strömung fortgetragen werden. Spielideen gehen am Bach nie aus!
Walddetektiv Was Sie dafür brauchen: Eine Lupe oder Becherlupe
Haben Sie eine Lupe oder Becherlupe? Damit kann Ihr Kind wunderbar Walddetektiv spielen. Machen Sie sich mit den Sachen auf in die freie Natur und halten Sie die Augen offen. Was lässt sich mithilfe dieser Lupe alles entdecken, was das bloße Auge nicht sieht? Kleine Bewohner des Waldbodens, winzig kleine Tiere im Wasser, das Muster und die feine Struktur von Baumrinde, die Maserung bunter Blätter und jede Menge andere spannende Sachen! Lassen Sie Ihrem Kind genügend Zeit, seine Entdeckungen ausgiebig zu untersuchen. Als kleiner Forscher und Entdecker entflieht Ihr Kind dem Alltagsstress und kommt dem Wunder der Natur ganz nah.
Naturmandala Draußen auf einer Wiese, am Strand, im Park oder Wald gibt es so viele spannende Sachen zu entdecken! Haben Sie schon mal mit Naturmaterialien ein Mandala gelegt? Kin-
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der lieben es, Mandalas zu gestalten, und ein solches Kunstwerk aus Naturmaterialien fördert die Kreativität und Fantasie Ihres Kindes auf wundervolle Weise. Vorher wird alles gesammelt, was sich dafür gebrauchen lässt: Kasta nien, Bucheckern, Eicheln, Blätter, Rinde, Moos, Äste, Steine, Muscheln, Sand und eine ganze Menge mehr. Daraus lassen sich nicht nur vor Ort traumhaft schöne, kreative Mandalas legen, an denen sich später andere Spaziergänger erfreuen, sondern auch zu Hause fantasievolle Kunstwerke basteln.
Guter alter Baum Wenn Sie mit Ihrem Kind die Stille der Natur genießen möchten, um abzuschalten und neue Kraft zu tanken, so suchen Sie sich doch gemeinsam einen schönen Baum aus, der Ihnen beiden gut gefällt. Es sollte ein älterer Baum mit einem dicken, kräftigen Stamm und einer wirklich stolzen Krone sein. Machen Sie es sich unter diesem Baum gemütlich und schauen Sie hoch in die Baumkrone. Wie prächtig sie aussieht! Beobachten Sie die Äste, Zweige und Blätter. Wie wunderbar sie sich im sanften Wind bewegen! Wie kräftig die Farben des Baumes im Licht der Sonne strahlen! Was für ein geheimnisvolles Muster aus Licht und Schatten auf dem Erdboden entsteht! Lassen Sie die Pracht des Baumes auf sich wirken und versuchen Sie die Kraft des Baumes zu spüren. Ihr Kind wird es lieben.
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Stark wie ein Baum
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Stark wie ein Baum Es heißt, die Kraft der Gedanken könne Berge versetzen. Wie viel Kraft Gedanken tatsächlich haben können, zeigt folgende Übung: Suchen Sie sich mit Ihrem Kind auf dem nächsten Spaziergang einen wirklich alten Baum aus, dessen Stamm breit, stark und dick ist und dem nichts etwas anhaben kann. Betrachten Sie gemeinsam diesen Baum, versuchen Sie seinen Stamm zu umfassen, seine Stärke zu spüren und das Leben, das in ihm pulsiert. Dann stellt sich Ihr Kind in einigem Abstand dazu hin und betrachtet den stolzen, starken Baum nochmals aus dieser Entfernung. Bitten Sie Ihr Kind nun seine Augen zu schließen: Stell dir vor, du bist ein Baum … Ein uralter, kräftiger Baum mit einem dicken Baumstamm, den man kaum umfassen kann … Deine kräftigen, langen Baumwurzeln reichen bis tief in den Waldboden hinein und sind dort ganz fest verankert … Du stehst ganz sicher und fest auf dem Waldboden … Kein Wind, kein Sturm kann dir etwas anhaben, so lang und tief sind deine Wurzeln … Stark und stolz stehst du da und spürst das Leben in dir … Ganz viel Kraft und Energie fließt durch deinen Stamm hindurch und lässt auch deine Äste und Zweige immer weiter wachsen und die saftig grünen Blätter an dir sprießen … Du bist mutig und stark, tief verwurzelt … Und du genießt das Leben …
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Entspannt in Wald und Flur
Versuchen Sie nun einmal, Ihr Kind hochzuheben, aber bitte langsam und mit fester, sicherer Berührung, damit es nicht erschrickt. Sie werden merken, Am Ende der Übung wie schwer Ihr Kind plötzlich geworist Ihr Kind ganz schwer den ist und dass Sie Mühe haben, es und ganz entspannt. hochzuheben. Denn durch die bildlichen Vorstellungshilfen, die Sie ihm durch die Übungsanleitung gegeben haben, scheint das Kind wirklich mit dem Boden verwurzelt und ganz entspannt zu sein!
Was es hier zu fühlen gibt Ein Waldspaziergang macht immer Freude, weil es so viel zu entdecken gibt. Das Tolle an einem Waldausflug ist nicht nur, dass man dem Lärm und der schlechten Luft in der Stadt für eine Weile entflieht. Man kann auch die Ruhe und Stille in vollen Zügen genießen. Schließen Sie im Wald doch einfach mal gemeinsam die Augen und lauschen Sie den Geräuschen des Waldes, der Natur … Hier können Sie mit allen Sinnen genießen und dadurch auch die Aufmerksamkeit Ihres Kindes auf sanfte Weise fördern und es sensibel machen für schöne Dinge, für die Natur und das, was sie für uns bereithält. Begeben Sie sich auf eine Sinnesreise und erkunden Sie, wie der Waldboden riecht, ein Tannenzapfen oder die Nadeln eines Baumes. Lassen Sie Ihr Kind mit geschlossenen Augen ein Moosbett mit den Händeln streicheln,
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Auf der Pirsch
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die Rinde eines Baumes abtasten, und probieren Sie, wie lecker Bucheckern, wilde Himbeeren oder selbst gepflückte Waldbeeren (nur außerhalb der Reichweite von Füchsen!) schmecken. Das ist Entspannung pur!
Auf der Pirsch Was Sie dafür brauchen: Eventuell ein Fernglas
Haben Sie ein Fernglas? Dann nehmen Sie es mit in den Wald. Wenn nicht, ist es auch nicht weiter schlimm. Auf jedem Waldspaziergang findet man am Waldrand einen Hochsitz. Nehmen Sie sich etwas Zeit und klettern Sie mit Ihrem Spross hinauf. Genießen Sie von hier oben die tolle Aussicht. Und mit etwas Geduld können Sie mit oder ohne Fernglas bestimmt auch das ein oder andere Tier beobachten – in aller Ruhe und Stille! Vielleicht hoppelt ein Feldhase vorbei, vielleicht äst in der Nähe ein Reh oder ein Vogel schwingt sich von seinem Ast in die Höhe … Es macht Freude, Tiere zu beobachten, Ihr Kind kommt dabei zur Ruhe und obendrein wird seine Konzentration geschult.
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Stress lass nach: kurze Entspannung für zwischendurch Wer sich immer wieder mal aus dem Alltagsstress zurückzieht, und sei es nur ganz kurz, kann anschließend erfrischt und mit neuer Energie seine weiteren Aufgaben angehen. In diesen kleinen Oasen der Ruhe können wir auftanken und neue Kraft sammeln. Kinder sollten diese Kunst der Kurzentspannung möglichst früh lernen.
Unser Alltag ist gespickt mit unzähligen Terminen und Verpflichtungen. Unseren Kindern geht es oftmals leider nicht viel anders! Schon im Kindergartenalter hetzen die Jüngsten von einem Termin und Event zum nächsten. Sind die Kinder dann erst in der Schule, wird es auch nicht besser. Im Gegenteil, hier warten jede Menge neue Anforderungen auf sie: langes Sitzen während der Schulstunden, ruhiges Zuhören, Mitdenken, Mitarbeiten während des Unterrichts und eine Reihe Hausaufgaben und Termine nach der Schule.
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Kurze Entspannung für zwischendurch
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Da ist es für unsere Kinder unverzichtbar, dass sie einen (oder auch mehrere!) Gänge zurückschalten, um sich etwas Ruhe zu gönnen und dem Stress die Rote Karte zu zeigen. Gerade Kinder brauchen dringend Pausen, um sich zu bewegen, aufzutanken und die Seele baumeln zu lassen: kleine Oasen der Stille im stressigen Alltag, die dabei helfen, dass aus Kinder, die sich regelmäßig auf ihre Insel der grauen Tagen wieder sonnige Tage Ruhe zurückziehen, sind mit positiven Ereignissen werden. gelassener und haben Die den Kindern helfen und zeigen, mehr Spaß am Leben. dass es außer Schule und Verpflichtungen auch schöne Momente gibt, die sie in vollen Zügen genießen können, die Spaß machen und aus denen sie Kraft schöpfen können. Je regelmäßiger Sie in Ihrem Familienalltag, vor allen Dingen aber dem Alltag Ihres Kindes kleine Inseln der Ruhe schaffen, desto gestärkter wird es durch diesen Alltag gehen können. Es wird weniger stressanfällig und lernt dabei die innere Ruhe nicht so schnell zu verlieren. Und je gelassener ein Kind durch den Alltag zieht, desto mehr Spaß und Freude wird es haben. Denn bei einem ausgeglichenen, entspannten Kind entfalten stressige Phasen nicht so schnell ihre negative Wirkung. Helfen Sie Ihrem Kind dabei – stärken Sie es durch kurze Entspannungsphasen, die Sie regelmäßig in den Tagesablauf einbauen. Das tut letzten Endes nicht nur Ihrem Kind, sondern auch Ihnen als Eltern, der gesamten Familie und Ihrem Zusammenleben gut!
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Kurze Entspannung für zwischendurch
Stille Momente Um uns herum geht es meist sehr hektisch und unruhig zu. Da ist es kein Wunder, dass viele Kinder an absoluter Reizüberflutung leiden. Uns Erwachsenen geht es oftmals nicht besser. Denken Sie doch mal an Ihren letzten Einkauf im Supermarkt! Waren Sie „nur“ mit dem Einkauf beschäftigt? Im Hintergrund dudelt Kaufhausmusik, die ab und an von Werbeslogans unterbrochen wird, kunterbunte Verkaufsdisplays und Schilder mit Preishits leuchten einem an allen Ecken entgegen, man schiebt sich mit dem Einkaufswagen durch die engen Gänge und trifft dabei auf unzählige andere Kunden, die genervt zur Kasse hetzten, und an dieser steht man eine gefühlte Ewigkeit an. Hat man dann endlich bezahlt, alles ins Auto gepackt und ist zu Hause angekommen, stellt man beim Einräumen fest, wie viele Dinge man gekauft hat, die gar nicht auf der Einkaufsliste standen. Die Milch, die man so dringend braucht, hat man dagegen vergessen, weil man am Kühlregal eine Freundin getroffen und mit ihr einen Schwatz gehalten hat. Wie gut tun einem da die stillen Momente! In denen man sich nur auf diesen Moment besinnt und alles andere für eine Weile außen vor lässt und vergisst. In diesen Momenten kann man in aller Ruhe in sich gehen, abschalten und neue Kraft sammeln. Das geht erstaunlich leicht und tut so gut! In solchen stillen Momenten können wir beispielsweise: ▪ vom Himmel fallende Schneeflocken beobachten
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Der Kummerkasten
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▪ Regentropfen zusehen, wie sie an der Fensterscheibe herunterkullern und sich einen Weg bahnen ▪ einem Schmetterling zuschauen, wie er über die Wiese flattert ▪ ein summendes Bienchen beim Honigsammeln betrachten ▪ ziehenden Wolken am Himmel zusehen, wie sie ihre Form verändern, wohin sie fliegen ▪ uns von einem Baum im Wind verzaubern lassen, dessen Krone hin- und herwiegt ▪ den Flug eines Vogels am Sommerhimmel verfolgen ▪ am Meer vom Strand aus die Wellen betrachten ▪ ein fallendes Herbstblatt beobachten, das im Wind tanzt ▪ einem schwimmenden Blatt auf einer Pfütze oder einem kleinen Bach zusehen ▪ einen krabbelnden Marienkäfer beobachten. Unnötig zu sagen, dass diese stillen Momente nicht nur den Kindern guttun, sondern auch uns Erwachsenen. Probieren Sie es doch gemeinsam mit Ihrem Kind aus!
Der Kummerkasten Was Sie dafür brauchen: Einen Schuhkarton
Entspannen kann man nur dann richtig gut, wenn man den Kopf frei hat und keine größeren Sorgen mit sich herum-
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schleppt. Denn wie sehr einen Gedanken, Sorgen und Probleme quälen können, kennt jeder, der deshalb schon mal nicht einschlafen konnte. Man ist einfach nur müde und schlapp, findet aber keinen Schlaf, weil die Gedanken in einem kreisen und regelrecht Achterbahn fahren. Bei Ihrem Kind wird es auch immer wieder Momente geben, in denen es von quälenden Gedanken heimgesucht wird. Dies könnte zum Beispiel die Angst vor der nächsten Klassenarbeit sein, ein Streit mit der besten Freundin oder dem besten Freund, der Schulweg, auf dem es von anderen geärgert wird, oder eine Rangelei unter Geschwistern. Egal wie „klein“ diese Nöte und Gedanken in den Augen eines Erwachsenen auch scheinen, sorgen doch gerade diese Kleinigkeiten dafür, dass Ihr Kind nicht mehr richtig zur Ruhe kommen und abschalten kann. Eine Möglichkeit, die vielen Kindern hilft, ist ein Kummerkasten. Dafür eignet sich ein leerer Schuhkarton, den Ihr Kind nach eigenen Ideen bemalen, bekleben und gestalten kann. In diesen Kummerkasten kann Ihr Kind alles legen, was es bedrückt. Es muss seine Sorgen, Gedanken und Probleme nur auf kleine Zettel schreiben und in den Kasten legen. Allein die Tatsache, dass sich Ihr Kind beim Schreiben genau damit befasst, hilft schon ein Stück weit, den Kopf wieder frei zu bekommen. Sie können sich in regelmäßigen Abständen, vielleicht am Abend vor dem Schlafengehen, gemeinsam den Kummerkasten vornehmen und schauen, welche Sorgen darin
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Mein Tagebuch gehört nur mir!
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liegen. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und sprechen Sie Ihr Kind darauf an oder lassen Sie sich die entsprechenden Dinge von Ihrem Kind vorlesen. Vielleicht hat sich in der Zwischenzeit das ein oder andere Problem bereits erledigt, und mit etwas Abstand betrachtet kann Ihr Kind sogar schon wieder drüber lachen!
Ein kleiner Tipp Von den kleineren störenden Gedanken kann sich Ihr Kind auch in einem Spiel trennen. Unmittelbar vor den Hausaufgaben schreibt Ihr Kind alle Gedanken, die ihm im Moment durch den Kopf gehen, auf kleine Zettel auf. Sind die Gedanken wirklich klein und nichtig, darf Ihr Kind die Zettel zerknüllen und in den Papierkorb werfen. Auf diese Weise werden störende Gedanken, die aktuell von den Hausaufgaben ablenken, entsorgt! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Mein Tagebuch gehört nur mir! Was Sie dafür brauchen: Ein Tagebuch
Entspannen kann ich vor allen Dingen dann, wenn auch mein Kopf dies zulässt und mich keine Gedanken plagen! So gibt es Kinder, die von Natur aus viel und gerne reden und keinerlei Schwierigkeiten haben, auch von unguten, mit Ängsten verbundenen Gefühlen oder Situationen zu berichten. Es gibt aber auch Kinder, die sich eher ver-
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schließen. Gerade diesen Kindern tut es häufig gut, wenn sie sich dennoch jemandem anvertrauen können: dem Tagebuch. Ein Tagebuch ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Trotzdem hilft es den betreffenden Kindern, die Geschehnisse des Tages zu verarbeiten. Es hilft Gedanken in Worte zu fassen und aufzuräumen mit all Gerade Kindern, die dem, was im Kopf umherschwirrt eher verschlossen sind, und Unruhe verbreitet. Wenn sich hilft ein Tagebuch, Ihr Kind beim Tagebuchschreiben die Ereignisse des also mit seinen Gedanken befasst, Tages zu verarbeiten. darüber nachdenkt, sie in Worte fasst und ausformuliert, so werden diese in Zukunft keine große Unruhe mehr bereiten. Denn durch das Aufschreiben haben sie bereits die Aufmerksamkeit erhalten, nach der sie gesucht haben. Sie sollten das Tagebuch Ihres Kindes in jedem Fall als solches respektieren und nicht heimlich darin lesen! Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind wirklich ein größeres Problem mit sich herumträgt, mit dem es nicht fertigwird, können Sie es jederzeit darauf ansprechen und ihm auf diese Weise Ihre Hilfe und Unterstützung anbieten.
Heute mach ich frei! Wollen Sie Ihrem Kind etwas Gutes tun? Dann schenken Sie ihm doch mal einen freien Tag: einfach freimachen, nichts
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Wellnessnachmittag
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tun müssen, kein Termin, kein Üben für die Schule, sondern den Tag in vollen Zügen genießen und nur das tun, wozu Ihr Kind Lust hat. Solche kleinen Auszeiten oder „beweglichen Ferientage“ im stressigen Alltag kommen nicht nur Ihrem Kind zugute. Denn die täglichen Kämpfe um Hausaufgaben, das Üben für die Schule und die zahlreichen Fahrten von einem Termin zum nächsten zerren an den Kräften aller Beteiligten und fordern ihr Tribut. Seien Sie einfach mal spontan – vorausgesetzt, es steht am Tag darauf nicht gerade eine Klassenarbeit oder dergleichen an. Nutzen Sie das schöne Wetter und unternehmen Sie etwas mit Ihrem Kind: Machen Sie einen Waldspaziergang, verbringen Sie den Nachmittag auf dem Spielplatz, gehen Sie Eis essen, bummeln, ins Schwimmbad oder nehmen Sie sich Zeit für einen Spielenachmittag zu Hause, je nachdem, wonach Ihrem Kind ist. Und um den freien Tag wirklich zu genießen, sollten Sie unangenehme, brenzlige Themen für diesmal außen vor lassen!
Wellnessnachmittag Wellnesswochenenden in Hotels sind inzwischen der Renner schlechthin. Aber Wohlfühl- und Verwöhnstunden sollten auch zum Familienalltag gehören. Machen Sie doch mal einen netten Wellnessnachmittag für Mutter und Kind
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(natürlich auch für Vater und Kind)! Wie oft schimpft, streitet und rangelt man im hektischen Alltag miteinander, überall wird Ihr Kind gemaßregelt, es muss in der Schule aufmerksam folgen, die Hausaufgaben erledigen, sich auch zu Hause gut benehmen und vieles mehr. Stellen Sie das Telefon einfach mal ab, lassen Sie den Riesenkorb Bügelwäsche, der schon lange wartet, noch ein wenig länger warten und nehmen Sie sich Zeit nur für Ihr Kind und sich: Kuscheln Sie auf dem Stellen Sie das Telefon Sofa, lesen Sie zusammen ein dickes ab, ignorieren Sie den Buch, verwöhnen Sie sich gegenseitig Riesenkorb Bügelwäsche mit einer wohltuenden Massage, und nehmen Sie sich Zeit trinken Sie heißen Kakao mit Sahne nur für Ihr Kind und sich. (oder Tee), knabbern Sie Plätzchen – machen Sie einfach das, was Ihnen beiden guttut und Spaß macht. Hinterher fühlen sich alle richtig wohl, sind entspannt und haben ihre Akkus für die nächsten Tage aufgeladen.
Komm und lass dich drücken! Es gibt selbstbewusste Kinder, die ständig sagen, was ihnen guttut, was sie möchten, und die sich das nehmen, was sie brauchen. Aber es gibt auch die stilleren Kinder, die sich stets anpassen und nicht so gut artikulieren können, wenn irgendwo der Schuh drückt. Vielleicht gehört auch Ihr Kind zu der stilleren Sorte. Und dann überlegen Sie mal, wie oft
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Was tut mir gut?
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man im Alltag ein Kind kritisiert und maßregelt: „Kannst du nicht mal leiser sein?“ „Wie sieht es denn hier aus?“ „Bitte räum dein Zimmer auf!“ „Hast du den Hasen schon etwas zu fressen gebracht und den Stall sauber gemacht?“ „Hast du fürs Diktat geübt und die Mathehausaufgaben schon erledigt?“ Zeigen Sie Ihrem Kind unbedingt auch, wie wichtig es Ihnen ist und dass es geliebt wird. Nehmen Sie es fest in den Arm und loben Sie es. Denn das ist genauso wichtig. Vor allen Dingen trägt dies zu einem entspannten, harmonischen Miteinander bei und lässt die unschönen Dinge im Alltag schneller vergessen. Eine liebevolle Umarmung kann nach einem Streit wunderbar entspannend sein und tut einfach nur gut!
Was tut mir gut? Um wirklich ganz entspannt durch den Alltag zu kommen, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Kind suchen und gemeinsam überlegen: Was tut mir gut? Oder was braucht Ihr Kind, damit es ihm gut geht, damit es zufrieden ist? Damit sind natürlich keine materiellen Dinge gemeint, sondern zum Beispiel Punkte im Tagesablauf, die ihm helfen, den Tag relaxed durchzustehen. Berichten Sie anschließend selbst von den Dingen, die Ihnen am Herzen liegen und die Sie benötigen, damit es Ihnen gut geht, und vergleichen Sie ihre unterschiedlichen Bedürfnisse. So wird Ihr
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Kind auch merken, dass jeder etwas anderes braucht, und Sie können schauen, wie sich die Dinge im Familienalltag umsetzen und in Einklang bringen lassen. Vielleicht hat Ihr Kind Lust, dazu ein Plakat auf buntem Tonkarton zu gestalten? Darauf könnte es die Dinge notieren, die ihm wichtig sind, sodass diese immer und zu jeder Zeit präsent sind. Diese Bedürfnisse sind natürlich von Kind zu Kind verschieden. Denn jedes Kind hat seine eigene kleine Persönlichkeit und seinen eigenen Charakter. Solche Gespräche sind auch deshalb wichtig, weil Ihr Kind lernt, seine Bedürfnisse und Gefühle in Worte zu fassen und zu artikulieren. Denn das ist schon ein großer Schritt in Richtung Entspannung und Wohlbefinden, wenn man das benennen kann, was Körper und Seele brauchen, ihnen guttut.
So sieht meine Woche aus Was Sie dafür brauchen: Einen Stundenplan
Wenn Ihr Kind oft angespannt ist, sich müde und schlapp fühlt, kann das unter anderem an einem zu vollen Terminkalender liegen. Setzen Sie sich am Nachmittag oder Wochenende zusammen und erstellen Sie einen Wochenplan. Darin notieren Sie gemeinsam alle Termine, die während der Woche für Ihr Kind anstehen. Alle festen Termine sollten Sie in jedem Fall in diesem Plan festhalten, um sich
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Stundenplan der ruhigen Momente
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einen guten Überblick zu verschaffen, wie viele Tage oder Nachmittage durch Sport, Musik, Schul-AGs oder andere Aktivitäten belegt sind und an wie vielen Tagen Ihr Kind wirklich Zeit für sich, seine Freunde und Verabredungen hat. Häufig kommen ja auch weitere Termine wie Kindergeburtstage, Vorbereitungen für Klassenarbeiten oder Arzttermine hinzu. Wenn Sie alle Termine eingetragen haben, schauen Sie, wie viel Zeit Ihrem Kind zwischen allen festen Terminen noch für sich bleibt. Je voller der Terminplan, desto mehr Bedeutung bekommen die Oasen der Ruhe zwischen all den Verpflichtungen! Vielleicht können Sie ja auch gemeinsam überlegen, wie Sie generell mehr Freiraum und Entspannungszeiten in den Wochenplan und Tagesablauf bekommen. Denn gerade die brauchen Kinder so dringend. Vor allen Dingen, wenn sie bereits in die Schule gehen und somit entsprechende Anforderungen an sie gestellt werden.
Stundenplan der ruhigen Momente In meinen Kinderkursen zum Autogenen Training verteile ich immer Übungspläne an die Kinder, in die sie während der Woche eintragen können, wann und wie oft sie geübt haben. Diese Übungspläne sind sehr beliebt und den Kindern oftmals eine wertvolle Stütze. Denn so ein Plan – sichtbar im Kinderzimmer aufgehängt – erinnert sie daran,
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die erlernten Übungen zu machen, und das wiederum hilft beim und zum Entspannen. Warum entwerfen Sie mit Ihrem Kind für zu Hause nicht einen ganz eigenen Stundenplan? Einen Stundenplan der ruhigen Momente oder wie auch immer Sie diesen nennen möchten. In diesem außergewöhnlichen Stundenplan ist ausreichen Platz für jeden einzelnen Tag der Woche vorgesehen. Und in diesen Plan kann Ihr Kind jedes Mal, wenn es sich an dem entsprechenden Tag ein paar Minuten für sich und zum ausgiebigen Entspannen genommen hat, zum Beispiel ein lachendes Gesicht, eine Insel oder eine Sonne einzeichnen. Ein solcher Stundenplan wirkt oft wahre Wunder. Denn wie gesagt erinnert er die Kinder allein durch seine Anwesenheit (wenn er gut sichtbar platziert wurde) nicht nur daran, sich eine Auszeit zu nehmen und zu entspannen, sondern längerfristig hilft er Längerfristig hilft ihnen, diese Auszeiten auch ganz reso ein Plan dem Kind, gelmäßig zu nehmen, damit sich der regelmäßig Auszeiten Akku erst gar nicht komplett leeren zu nehmen, damit kann. Außerdem hilft der Plan den sein Akku erst gar Kindern, diese ruhigen, entspannten nicht leer wird. Momente so in den Tagesablauf einzubauen, das diese so selbstverständlich werden wie der morgendliche Gang ins Bad und das Zähneputzen!
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Kleine Kerze leuchtet still
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Kleine Kerze leuchtet still Was Sie dafür brauchen: Eine Kerze
Kerzenlicht hat eine ungeheuer beruhigende, faszinierende Wirkung auf Kinder. Das helle Licht einer Kerze verströmt nicht nur Gemütlichkeit und eine Behaglichkeit, in der man sich wohlfühlt. Es erhellt auch das Gemüt und zaubert eine wirklich harmonische Atmosphäre, in der man sich geborgen fühlt. Gerade bei ganz „wilden Kerlen“, die gerne toben und aufgekratzt sind, kann dies Wunder wirken. Wenn Ihr Kind mittags mal wieder überdreht und wie ein Wirbelwind zur Wohnungstür hereinstürmt, probieren Sie einmal das Wundermittel Kerze aus. Laden Sie Ihren Wirbelwind ein, es sich mit Ihnen auf dem Sofa gemütlich zu machen. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, das Licht im Zimmer beispielsweise durch Vorhänge etwas zu dämpfen, damit das Kerzenlicht besser zur Geltung kommt. Dann kuscheln Sie sich in eine warme Decke, zünden die Kerze an und betrachten schweigend und ohne zu sprechen den Schein der Kerze: den hellen Schein der Kerze, wie sich die kleine Flamme im Lichtzug leicht bewegt und munter tanzt … Dabei kommt Ihr Kind schon nach kurzer Zeit zur Ruhe. Wenn Ihr Kind mag, kann es danach von seinem Vormittag berichten. Von den Dingen, die es in der Schule erlebt hat, mit wem es vielleicht Streit gab, wie es die Pausen ver-
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bracht hat. Und auch Sie können von den Dingen erzählen, die Sie während des Vormittags erledigt und getan haben. Das hilft einander zu verstehen und Verständnis für den anderen zu haben. So kann jeder besser nachvollziehen, warum sich vielleicht schlechte Laune breitgemacht hat. In jedem Fall sind dies ein paar wertvoll investierte Minuten, die zu einem harmonischen, freundlichen Miteinander beitragen und zu den stillen Momenten gehören, die neue Kraft schenken!
Stille Post Das altbekannte Kinderspiel Stille Post ist Ihnen sicherlich in guter Erinnerung. Besonders geeignet ist diese Spielidee für ausgesprochen wilde, laute und zappelige Kinder. Anstatt die Laune Ihres Kindes durch lautes Schreien oder Ermahnungen in die Schranken zu weisen, probieren Sie es doch stattdessen einfach mal mit Stiller Post. Dieses Spiel ist in der herkömmlichen Variante bei nur zwei Mitspielern natürlich nicht wirklich reizvoll. Aber Sie können es ja beliebig abändern. Flüstern Sie Ihrem Kind einfach einen lustigen Witz ins Ohr – ganz leise, sodass es Ihnen aufmerksam zuhören muss. Im Anschluss ist Ihr Kind an der Reihe und darf Ihnen einen Witz ins Ohr flüstern. Natürlich auch ganz, ganz leise. Spielvarianten für die Stille Post gibt es genügend. Bestimmt haben Sie und Ihr Kind Ideen, wie man das Spiel abändern
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Augen zu und Ohren auf!
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kann. Sie können sich zum Beispiel gegenseitig kleine Aufgaben ins Ohr flüstern, die der andere befolgen muss, oder ein selbst erfundenes Schimpfwort, das der andere laut aussprechen und wiederholen muss. Sie können sich per stiller Post Lieder ins Ohr flüstern oder Lobeshymnen (die stärken das Selbstbewusstsein!), Geschichten erzählen oder Rätsel, die der andere knacken muss. Diese Spielidee bringt auf alle Fälle wieder Ruhe ins Familienleben und den Alltag. Und sie zeigt allen Beteiligten, dass auch ruhige Spiele Spaß machen und Stille wirklich guttut!
Augen zu und Ohren auf! Diese kleine, heitere Spielidee macht nicht nur Spaß und sorgt für Abwechslung, sondern fördert auch auf wunderbare Art und Weise die Aufmerksamkeit und Konzentration Ihres Kindes. Je nach Vorgabe „knipst“ Ihr Kind dabei auf Kommando seinen Hör- oder Sehsinn aus. Augen zu und Ohren auf! Hierbei schließt Ihr Kind seine Augen und sperrt seine Ohren auf. Welche Geräusche nimmt es wahr? Geräusche im Haus, wenn zum Beispiel ein Nachbar die Treppe hochsteigt oder bei einem anderen das Telefon klingelt? Ein fahrendes oder hupendes Auto draußen auf der Straße? Die Anleitungen können Sie natürlich beliebig verändern. Lassen auch Sie sich von Ihrem Kind eine Aufgabe
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geben und schalten Sie einen Ihrer Sinne aus. Es ist ganz spannend zu sehen, wie aufmerksam man plötzlich ist, wenn man auf einen seiner Sinne für einen Moment verzichten muss. Sind die Augen geschlossen, hört man viel mehr Geräusche und nimmt sie viel deutlicher wahr. Die gesamte Wahrnehmung wird durch diese einfache Spielidee geschult und die Konzentration auf spielerische Art und Weise gefördert. So wird das Lernen zum Kinderspiel und man schafft sich eine Oase der Ruhe im lärmenden, vollgepackten Alltag.
Konzentriert läuft’s garantiert Was Sie dafür brauchen: Eine Tasche oder einen Karton
Diese nette Spielidee für zwischendurch fördert die Konzentration auf spielerische Art und Weise und schult die Aufmerksamkeit. Sie setzen sich mit Ihrem Kind ins Kinderzimmer und stellen vor ihm fünf verschiedene Spielsachen auf. Das können zum Beispiel sein: ein Feuerwehrauto, ein Teddy, ein Buch, ein Stift und eine Schere. Bitten Sie Ihr Kind, sich diese Gegenstände und deren Reihenfolge genau zu merken. Nach einer Minute schließt es seine Augen und Sie packen die Dinge in eine Tasche oder einen Karton. Sind alle Sachen verstaut, nimmt sich Ihr Kind die Gegenstände und versucht, diese in der rich-
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tigen Reihenfolge aufzustellen, so wie sie zuvor aufgestellt waren. Je nach Alter und Können Ihres Kindes kann der Schwierigkeitsgrad natürlich erhöht werden, indem Sie mehr Gegenstände verwenden. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind während der gesamten Spielaktion wirklich Ruhe hat und durch nichts abgelenkt wird. Auch Sie sollten sich dabei voll auf Ihr Kind und das Spiel konzentrieren.
Spielvarianten ▪ Sie stellen die fünf Spielsachen auf. Während Ihr Kind seine Augen geschlossen hat, räumen Sie die Gegenstände nicht weg, sondern ändern ihre Reihenfolge. Wenn Ihr Kind seine Augen anschließend wieder öffnet, muss es die Dinge wieder in die ursprüngliche Reihenfolge bringen. ▪ Sie stellen mehrere Gegenstände auf. Diese müssen nicht zwingend in einer Reihe stehen. Wenn Ihr Kind seine Augen schließt, nehmen Sie einen der Gegenstände weg und das Kind muss im Anschluss erraten, welchen Gegenstand Sie entwendet haben. ▪ Legen Sie mehrere Memorykarten vor Ihrem Kind auf den Boden. Nachdem es die Karten eine Minute lang ruhig und aufmerksam betrachtet hat, werden die Karten mit einem Tuch verdeckt. Ihr Kind soll anschließend versuchen, möglichst viele Motive zu nennen, die ihm in Erinnerung geblieben sind.
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▪ Zeigen Sie Ihrem Kind ein Bild. Gut geeignet sind beispielsweise Seiten aus einem Wimmel-Bilderbuch, auf denen zahlreiche Situationen und kleine Geschehnisse dargestellt sind. Ihr Kind darf die Seite so lange anschauen, wie der Sand durch eine Sanduhr rinnt, die Sie hingestellt haben. Ist die Zeit vorbei, nehmen Sie das entsprechende Bild zur Hand und setzen sich Ihrem Kind gegenüber. Ihr Kind soll nun versuchen, möglichst viele Situationen und Geschehnisse aus der Szene zu beschreiben.
Die Welt um mich ist kunterbunt Was Sie dafür brauchen: Zeichenblock und Wasserfarben
oder bunte Pastell- oder Ölkreide Im stressigen Alltag kann auch die Welt eines Kindes schnell grau werden. Wenn Ihr Kind gerade schlecht gelaunt und in einem Stimmungstief ist, bringen Sie Farbe in seinen Alltag! Farben heitern die Stimmung auf und verbreiten gute Laune. Lassen Sie den grauen Alltag mal für eine Weile links liegen und widmen Sie sich ganz Ihrem Kind. Nehmen Sie es auf den Schoß oder machen es sich zusammen auf der Couch gemütlich und schließen Sie die Augen. Bitten Sie Ihr Kind sich vorzustellen, dass alles um es herum herrlich bunt und farbenfroh ist. Die Farben leuchten und strahlen um die Wette und überpinseln die ganze schlechte Laune, den Schulstress, die Sorgen und
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anderen Dinge, die Ihrem Kind derzeit Kopfzerbrechen bereiten. Im Anschluss malen Sie gemeinsam mit Wasserfarben, Pastell- oder Ölkreide ein kunterbuntes Bild. Das lenkt nicht nur ab und schafft eine kleine, farbige Insel der Ruhe, sondern hellt auch die Stimmung wieder auf. Viele Kinder gehen gerade beim Malen tief in sich und können so abschalten, entspannen und ihre innere Ruhe wiedererlangen. Zudem wird hierbei die Fantasie und Kreativität des Kindes positiv gefördert.
Hinweis: Sicher kennen auch Sie Eltern, die darüber klagen, dass ihre Kinder so verträumt sind. Manche Eltern beschweren sich hier und da auch darüber, dass ihr Kind mit unsichtbaren Freunden spielt und spricht. Das ist vollkommen normal und ein Zeichen dafür, dass diese Kinder genau dadurch abschalten und dem Druck des Alltags für eine Weile entfliehen. Sie kehren den Anforderungen des Alltags den Rücken und kommen zur Ruhe. Genau solche Auszeiten sind wichtig. Und kleine Ausflüge ins Land der Fantasie oder zu einem wunderbaren imaginären Freund helfen, die Welt bunter zu machen, Kraft zu schöpfen und vor allen Dingen ganz positive Dinge zu erleben. Denn der unsichtbare Freund wird das Kind mit Sicherheit nie enttäuschen, sondern seine stärkende Hand, sein Mut und sein „Dasein“ hilft dem Kind selbstsicherer zu werden. Eigentlich eine richtig gute Fähigkeit, die den meisten Erwachsenen bedauerlicherweise verloren gegangen ist. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Abends wenn es dunkel wird Gerade am Abend können in der Familie große Spannungen auftreten. Ihr Kind, das den ganzen Tag allein gespielt hat, wird plötzlich richtig lebendig und fordernd. Sie aber wollen den Abend mit Ihrem Partner in aller Ruhe ausklingen lassen und genießen. Da ist es oft schwer, die Ruhe zu bewahren. Doch gerade die ist nach einem anstrengenden Tag voller Termine so wichtig! Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für den Abend. Beim gemeinsamen Abendessen sollte Ihr Kind ebenso wie Sie als Eltern zu Wort kommen und die Eindrücke des Tages thematisieren können. Was hat welches Familienmitglied erlebt, was ist passiert, wer hat angerufen oder war zu Besuch? Diese Gespräche helfen schon, den Kopf wirklich frei zu bekommen und das loszuwerden, was einen beschäftigt. Im Anschluss kann Ihr Kind – je nach Alter – sich schon mal ins Zimmer zurückziehen und bettfertig machen: das Zimmer aufräumen, den Schulranzen packen, Kleidung und andere Dinge bereitlegen, die es am nächsten Morgen braucht, Zähne putzen, sich waschen usw. Danach sollten Sie sich noch etwas Zeit für Ihr Kind nehmen und zusammen etwas lesen, Ihr Kind massieren, ein Gutenachtlied singen oder was immer bei Ihnen zum abendlichen Ritual gehört. Gibt es noch etwas ganz Wichtiges, was für den morgigen Tag zu bedenken ist?
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Solche Rituale sollten Sie nicht unterschätzen, denn sie geben Kindern enorm viel Sicherheit. Und wenn Sie sich eine gute Nacht gewünscht haben, sollte im Kinderzimmer auch wirklich Ruhe herrschen.
Wenn der Mond aufgeht Kurz vor dem Zubettgehen, wenn alles Notwendige erledigt und Ihr Kind schon bettfertig ist, tut es gut, noch einen Moment gemeinsam Abschied vom Tag zu nehmen. Stellen Sie sich mit Ihrem Kind ans Fenster und schauen Sie in den abendlichen Himmel: Was gibt es zu sehen? Wo ist der Mond? Welcher Stern leuchtet am hellsten? Wohin schwebt wohl die kleine Abendwolke? Dies ist auch einer der stillen Momente, die wunderbar entspannen und Ihr Kind zur Ruhe kommen lassen. Einfach nur zusammen dastehen, beobachten, vor sich hinträumen und den Tag zu Ende gehen lassen. Dann werden Ihr kleiner Schatz und Sie hoffentlich eine gute, erholsame Nacht mit schönen Träumen haben!
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Den Gefühlen Luft machen: Spielideen rund um den Atem Ob wir kurz und flach atmen oder ruhig und gleichmäßig, hat unmittelbare Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Wenn wir uns auf den Atem konzentrieren und ganz bewusst ein- und ausatmen, entspannt sich unser ganzer Körper. In diesem Kapitel lernt ihr Kind, mithilfe des Atems zu entspannen und seinem Ärger und anderen Gefühlen buchstäblich Luft zu machen.
Atmen heißt leben – schließlich können wir ohne zu atmen nicht existieren! Es ist also lebenswichtig, dass wir atmen. Und dies tun wir ganz automatisch, ohne daran zu denken. Dennoch gibt es in unserem Alltag viele Situationen, die unsere Atmung beeinflussen, und zwar leider häufig negativ und in der Art, dass es uns und unserem Körper schadet. Sind wir gestresst und stehen unter Storm, atmen wir oft nur ganz flach und oberflächlich. Je flacher und schneller wir aber atmen, desto mehr muss unser Herz arbeiten.
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Beobachten Sie einmal Ihr Kind und vergleichen Sie seinen Atemrhythmus in einem Moment, wenn es unter Stress und Anspannung steht oder sich ärgert, und in einem Moment, wenn Sie mit ihm eine entspannende Fantasiereise gemacht oder es massiert haben. Wenn das Kind entspannt ist, geht sein Atem in der Regel ganz ruhig und sehr gleichmäßig, was die Entspannung noch zusätzlich fördert. Es gibt auch Kinder, die vor lauter Anspannung ihren Atem anhalten, etwa wenn sie ihre Hausaufgaben erledigen und über den Matheaufgaben grübeln, während einer Klassenarbeit, wenn sie mit einem anderen Kind streiten, wenn sie sich ärgern oder zu Hause vor Wut platzen. Einige bekommen dabei sogar einen puterroten Kopf vor lauter Anstrengung. Dabei kann tiefes Ein- und Ausatmen total befreien. Erinnern Sie sich doch an Ihre Kindheit! Sicher kennen Sie diese Situation: Ihnen war übel und schlecht – aus welchem Grund auch immer –, und Ihre Eltern sagten Ihnen, Sie sollten ganz tief ein- und ausatmen. Wenn man das tut, geht es einem oft schon deutlich besser. Denn das Atmen befreit und entspannt. Aber nicht nur das, der Atem gibt uns auch Kraft, viel Kraft. Hier ein gutes Beispiel aus einem Selbstbehauptungskurs (die hauptsächlich für Mädchen angeboten werden). Ein Mädchen soll mit der bloßen Faust ein dickes Holzbrett durchschlagen. Mit einem lauten Schrei oder gut hörbaren
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Ausatmen wird das Brett ganz leicht durchtrennt. Das ist wirklich faszinierend. Sie können ein ähnliches Experiment auch zu Hause mit Ihrem Kind durchführen. Rangeln Sie um ein Kissen oder bitten Sie Ihr Kind, fest in ein dickes Kissen zu schlagen, das Sie gut festhalten. Danach bitten Sie Ihr Kind, dasselbe noch einmal zu tun, aber nun soll es tief Luft holen und kraftvoll ausatmen. Spüren Sie und spürt das Kind den Unterschied? Merken Sie und das Kind, wie viel Kraft dadurch freigesetzt wird? In diesem Kapitel finden Sie allerhand erprobte Spielideen rund um den Atem. Sie sollen eine gesunde Atmung fördern, denn die trägt entscheidend zum Wohlbefinden und zur Entspannung bei.
Ein kleiner Tipp Wenn Sie diese Spielideen nicht an der frischen Luft durchführen, sondern drinnen, sollten Sie vorab (oder auch währenddessen) gut durchlüften. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Viele bunte Seifenblasen Was Sie dafür brauchen: Seifenblasen
Atmen ist lebenswichtig. Viele Situationen, vor allen Dingen die unangenehmen, können unsere Atmung verändern. Uns kann vor lauter Angst der Atem stocken, vor lau-
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Viele bunte Seifenblasen
ter Anstrengung gerät man schnell außer Puste und auch Aufregung lässt den Atmen schnell, hektisch und flach werden. Manche Kinder vergessen sogar vor lauter Stress und Anstrengung für einen Moment das Atmen und halten den Atem an, wenn sie angestrengt nachdenken müssen. Da tun Kindern kleine Atemübungen gut, bei denen sie lernen, woher der Atem kommt, wohin er fließt, wie wichtig gesundes Atmen ist und dass wir beim Atmen frischen Sauerstoff aufnehmen. Ein willkommenes Hilfsmittel sind Seifenblasen, die finden Kinder erfahrungsgemäß toll und damit kann man herrliche Atemübungen ausprobieren, die richtig Spaß machen und letzten Endes natürlich beim Abschalten und Entspannen helfen. Seifenblasen aufdrehen und pusten – schön, wie die zarten, bunten Seifenblasen durch die Luft segeln und umhertanzen! Dabei kann das Kind spüren, woher sein Atem kommt oder wie viel Atem es hat. Lassen Sie Ihr Kind beim Seifenblasenpusten experimentieren: Es kann stoßweise pusten, schnell und hektisch oder langsam und mit viel Aufmerksamkeit. Wann entstehen die schönsten Seifenblasen?
Ein kleiner Tipp Auch das Seifenblasenpusten gehört zu den stillen Momenten! Noch entspannender ist diese Spielerei natürlich zu zweit: Einer darf sich ins Gras (oder bei schlechtem Wetter im Zimmer auf eine Decke) legen und der andere pustet
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viele bunte Seifenblasen. Derjenige, der liegt, kann die zarten Seifenblasen beobachten. Das hat etwas Meditatives und Beruhigendes, da die Blasen ganz sacht und ruhig umherfliegen. Nach einer Weile wird gewechselt und der andere ist mit Pusten an der Reihe. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Einfach mal durchatmen Immer wieder mal tief durchatmen hilft entspannen und steigert das Wohlbefinden. Denn auch das tiefe Ein- und Ausatmen befreit und erhöht zudem die Aufmerksamkeit. Besonders gut tut das Kindern unmittelbar vor den Hausaufgaben. Öffnen Sie das Fenster, stellen sich mit Ihrem Kind davor und lassen Sie sich den Wind um die Nase wehen. Dabei holen Sie – jeder nach seinem eigenen Tempo – tief Luft und atmen den frischen Sauerstoff ein. Schon nach ein paar Atemzügen fühlt man frischer und merkt, dass der Kopf wieder frei ist.
Ganz ruhig fließt mein Atem Sicher erinnern Sie sich an Situationen aus Ihrer Kindheit, in denen Sie aufgeregt waren oder mit Übelkeit zu kämpfen hatten, und Ihre Eltern Ihnen sagten, Sie sollten sich auf Ihren Atem konzentrieren. Schon sie wussten, dass der gleichmäßige Atemrhythmus sehr beruhigend auf Körper
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Ganz ruhig fließt mein Atem
und Seele wirkt. Wenn Ihr Kind mal wieder unruhig ist, weil unzählige Hummeln in seinem Hinterteil umherschwirren oder es durch einen Vorfall aus dem Gleichgewicht gebracht wurde und nervös ist, probieren Sie dies: Bitten Sie Ihr Kind, sich der Länge nach hinzulegen, etwa auf eine am Boden liegende Decke, Matte oder das Sofa. Dann schließt Ihr Kind seine Augen und spürt einen Moment, wie es daliegt. Am besten überprüft Ihr Kind auch, ob wirklich nichts drückt, etwa ein Hemdknopf, und der Gürtel nicht zu eng sitzt. Es konzentriert sich nur auf sich selbst und seinen Körper. Liegt es ruhig und fühlt sich rundum gut? Dann bitten Sie es, auf seinen Atem zu achten. Es soll einfach seinen Atem spüren, wie er Wenn Ihr Kind seinen Atemrhythmus beobdurch die Nase einfließt, bis tief in achtet, wird es mit den Bauch hinein und dann gemäch- jedem Atemzug ruhiger lich wieder aus dem Körper hinaus- und ruhiger. strömt … Lassen Sie es einfach seinen Atemrhythmus beobachten und diesem folgen. Schnell werden Sie merken, wie Ihr Kind mit jedem Atemzug ruhiger und ruhiger wird!
Ein kleiner Tipp Auch Ihnen wird die kleine Auszeit guttun. Legen Sie sich mit Ihrem Kind hin und schließen auch Sie für einen Moment die Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem.
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Der Atem geschieht ganz von allein und Sie können sich von dem gleichmäßigen, ruhigen Rhythmus richtig „einlullen“ lassen. So bekommen auch Sie durch diese Ruheübung neue Kraft! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Mein Atem, dein Atem – unser Atem Eine kleine Pause gefällig? Oder braucht Ihr Kind etwas mehr Konzentration für die anstehenden Hausaufgaben? Dann hilft diese Übung: Sie stellen sich mit Ihrem Kind so hin, dass Sie sich gegenüberstehen und sich die Hände reichen können. Sie stehen beide ganz sicher und bequem (am besten die Füße hüftbreit auseinander und die Knie locker). Dann reichen Sie sich die Hände und schließen die Augen. Jeder von Ihnen spürt einen Moment in sich hinein, ob er einen guten, sicheren Stand hat. Dann atmen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind ein und wieder aus. Ganz langsam und ohne jeden Druck. Es kann schon eine Weile dauern, bis Sie ihren gemeinsamen Atemrhythmus gefunden haben. Versuchen Sie mit jedem Ausatmen etwas an Anspannung hinauszulassen. Mit jedem Atemzug werden Sie ruhiger und entspannter. Je fließender Ihr gemeinsamer Atemrhythmus ist, desto mehr Spaß macht die Übung. Im Anschluss werden Sie sich garantiert wieder fit und wach fühlen!
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Ich mach mir Luft!
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Ich mach mir Luft! Wenn in Ihrem Kind die Wut tobt oder der Ärger in seinem Bauch grummelt, versuchen Sie es mit folgender Atemübung: Ihr Kind nimmt einen bequemen Stand ein, so, dass es sich wohlfühlt und sicher steht. Dann schließt es seine Augen. Höre einen Moment lang in dich hinein … Du merkst die Wut in dir und hast das Gefühl, als läge ein dicker Wackerstein in deinem Bauch, der drückt und dir kein gutes Gefühl macht … Stell dir einfach mal vor, mit jedem Atemzug, den du machst, kannst du all deine Wut wegatmen … So, nun atme erst einmal ein … Spüre, wie der Atem durch deinen Körper fließt und dir neue Kraft gibt … Nun ist es Zeit auszuatmen … Lass dabei alle Wut aus deinem Bauch nach draußen … Das tut gut und du merkst, wie die Wut in dir schon kleiner geworden ist … Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst, und lass mit jedem Ausatmen mehr und mehr Dampf ab. Mach deinem Ärger Luft … Tu dies ganz allein nach deinem eigenen Rhythmus …
Geben Sie dem Kind einige Zeit und beobachten Sie es. Sie werden an seinem immer ruhiger werdenden Atemrhythmus spüren, wann Sie die Übung zu Ende bringen können und die Erzählpause lange genug gedauert hat. Man kann es den Kindern oft auch am Gesichtsausdruck ansehen, der immer entspannter wird.
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Du merkst, wie die ganze Wut in deinem Bauch verschwunden ist … Das tut vielleicht gut! In dir fließt ganz viel neue Kraft und Energie, die mit jedem Atemzug kräftiger geworden ist … Der ruhige und regelmäßige Rhythmus deines Atems hat dich völlig entspannt und nun fühlst du dich rundum wohl … Gut gelaunt und voller Kraft ballst du nun deine Hände zu festen Fäusten, atmest ein paar Mal kräftig ein und aus und öffnest dann in deinem eigenen Tempo die Augen.
Ein kleiner Tipp Im Anschluss an die Übung sollten Sie sich noch ein paar Minuten Zeit nehmen und mit Ihrem Kind über das Erlebte sprechen. Fragen Sie ruhig nach, ob es ihm nun besser geht, wie sich die Wut im Bauch angefühlt hat, wie es war, dem Ärger Luft zu machen. Dieses Gespräch und Ihr offenes Ohr vertreiben mit Sicherheit auch noch den Rest des Ärgers. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Sichtbarer Atem Was Sie dafür brauchen: Einen kleinen Hand- oder Taschen-
spiegel Für Kinder ist es sehr hilfreich, wenn sie mit ihren Sinnen nachvollziehen können, was bei einer Übung passiert. Bei dieser Spielidee klappt das besonders gut.
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Bauchschaukel
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Während sich Ihr Kind auf seinen Atem besinnt, hält es sich den kleinen Spiegel so unter die Nase, dass es ihn gut betrachten kann. Bei jedem Ausatmen bildet sich ein kleiner „Nebel“ auf dem Spiegel und der eigene Atem wird sichtbar. Beim Einatmen verschwindet der Atemnebel auf dem Spiegel allmählich. Lassen Sie Ihr Kind ruhig eine Weile auf diese Art und Weise ein- und ausatmen und seinen Atem verfolgen. Je ruhiger und regelmäßiger Ihr Kind atmet, desto gleichmäßiger verteilt sich der „Nebel“ auf dem Spiegel.
Bauchschaukel Ein ruhiger und gleichmäßiger Atemrhythmus beruhigt ungemein und hilft zur Ruhe zu kommen, abzuschalten und wirklich gut zu entspannen. Probieren Sie mit Ihrem Kind einmal die Bauchschaukel aus. Dazu legt Ihr Kind sich der Länge nach auf den Rücken. Es soll wirklich bequem liegen und durch nichts eingeengt werden. Die Hose sollte nicht zu eng sein oder gar spannen. In diesem Fall lieber den Hosenknopf für die Dauer der Übung öffnen. Wenn Ihr Kind startklar ist, schließt es seine Augen und horcht einen Moment lang in sich hinein. Sie legen eine Hand vorsichtig und ohne starken Druck auf den Bauch Ihres Kindes. Das Kind spürt die Hand auf seinem Bauch und weiß dadurch, wohin der Atem fließen soll. Durch
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den Atem kommt die Bauchschaukel nun in eine leichte Bewegung und schaukelt Ihre ruhende Hand ganz sanft und sacht hin und her. Auch hier werden Sie schnell merken, dass Ihr Kind mit jedem Atemzug ruhiger und gelassener wird. Im Anschluss sollten Sie die Rollen ruhig einmal tauschen und mit Ihrer Bauchschaukel die Hand Ihres Kindes schaukeln. Dieser Wechsel ist für die Kinder erfahrungsgemäß sehr schön, da sie merken, dass ihre Eltern ein offenes Ohr für ihre Gefühle, Bedürfnisse und ihr Empfinden haben. Zudem können Sie als Eltern auch besser nachempfinden, was in Ihrem Kind vorgeht, wenn Sie die jeweiligen Übungen selbst ausprobiert und erlebt haben. Das verstärkt das gegenseitige Verständnis.
Dein Atem kitzelt sanft und sacht Wie wichtig es ist, dass Kinder den Sinn und Zweck einer Übung regelrecht begreifen, anfassen, nachempfinden können, wurde schon erwähnt. Je mehr ein Kind versteht, was dabei in seinem eigenen Körper geschieht, desto besser und schneller kann es sich nach meiner Erfahrung auch darauf einlassen. Beim Begreifen hilft die folgende Übung, die zudem wie eine kleine Streicheleinheit wirkt: Setzen Sie sich mit Ihrem Kind aufs Bett, aufs Sofa oder in die Kuschelecke. Und zwar so nah, dass Ihr Kind Ihren Atem spüren kann. Am intensivsten ist die Wirkung, wenn
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Mit jedem Atemzug entspannter
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Sie beide dabei die Augen schließen. Sie atmen ganz ruhig und gleichmäßig ein und aus. Ihr Kind darf mit seinem Gesicht so nah an Sie heranrücken, dass es Ihren Atem auf seiner Wange spüren kann. Wie sanft der Atem doch kitzelt – es fühlt sich an, als würde mit jedem Atemzug die Haut sacht gestreichelt.
Spielvariante An einem warmen Sommertag, wenn Ihr Kind draußen in kurzer Kleidung herumtobt, können Sie in einer Ruhepause folgende Spielvariante austesten. Das Kind legt sich auf die Wiese oder auf eine Decke und schließt seine Augen. Es soll nun spüren, an welcher Körperstelle es von Ihrem Atem sanft gekitzelt wird. Hat das Kind die Stelle richtig gespürt, wandern Sie um das liegende Kind und kitzeln verschiedene Körperstellen mit Ihrem Atem.
Mit jedem Atemzug entspannter Tiefes Ein- und Ausatmen befreit nicht nur wunderbar, sondern hilft auch beim Spannungsabbau. Stellen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind so hin, dass Sie beide einen sicheren, guten Stand haben. Ab besten stehen die Füße dabei etwa hüftbreit nebeneinander und die Knie sind locker bzw. nicht ganz durchgedrückt. Dann schließen Sie Ihre Augen. Jeder beginnt nach seinem eigenen Atemrhythmus zu atmen: ein und aus, ein und aus …
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Mit jedem Einatmen ziehen Sie die Schultern nach oben in Richtig Kopf. Und bei jedem Ausatmen versuchen Sie, die Schultern fallen zu lassen und zu lockern. Mit jedem Ausatmen wird mehr und mehr Last von Ihren Schultern genommen. Diese schöne und vor allen Dingen bildhafte Übung hilft wirklich, sämtliche Last von den Schultern zu nehmen, an der manch einer schwer zu tragen hat.
Tanzende Feder Was Sie dafür brauchen: Eine bunte Feder
Eine entspannende Atemübung, die zudem wirklich Spaß macht, ist die tanzende Feder. Geben Sie Ihrem Kind eine bunte Feder (die gibt es in jedem Bastelladen für wenig Geld). Ihr Kind soll nun versuchen, die kleine, bunte Feder mithilfe seines Atems in der Luft tanzen zu lassen. Wie weit reicht sein Atem? Auch die Eltern sind als Mitspieler herzlich willkommen. Sie können sich die kleine Feder auch gegenseitig zupusten, sie durch die Luft tanzen lassen und ausprobieren, wer den „längsten“ Atem hat und bei wem die Feder am längsten in der Luft bleibt, ohne herunterzufallen. Fallen Ihnen noch andere Atemspiele zu der Feder ein? Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und experimentieren Sie mit Ihrem Atem!
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Tanzendes Tuch
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Kreuz und quer kullert die Eichel Was Sie dafür brauchen: Eine Eichel für jeden Mitspieler
Lässt bei Ihrem Kind die Aufmerksamkeit und Konzentration nach? Dann starten Sie ein lustiges Wettrennen, bei dem es auf den Atem ankommt. Aber aufgepasst, es wird nicht einfach! Alle legen die Eichel vor sich auf den Boden. Auf das Startkommando „Kreuz und quer kullert die Eichel“ dürfen alle kräftig pusten und versuchen, die kleine Eichel mit dem eigenen Atem bis ins vereinbarte und gekennzeichnete Ziel zu treiben. Das ist gar nicht so leicht, denn die Eichel kullert nicht einfach geradeaus, sondern rollt kreuz und quer! Notfalls können Sie die Übung statt mit Eicheln auch mit Kastanien machen. Allerdings braucht man dafür schon allerhand Puste, da Kastanien deutlich schwerer sind. Das ist eine tolle Atemübung, die riesig Spaß macht und sich auch wunderbar für einen Kindergeburtstag, Waldausflug und dergleichen eignet!
Tanzendes Tuch Was Sie dafür brauchen: Ein leichtes Tuch
Atemübungen sind immer dann wunderbar, wenn die Aufmerksamkeit Ihres Kindes nachlässt. Denn durch das
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bewusste Atmen wird der Körper mit neuem Sauerstoff versorgt. Der sorgt dafür, dass Ihr Kind im Anschluss wieder mit voller Konzentration bei der Sache ist und lästige Dinge wie Hausaufgaben schneller von der Hand gehen. Lassen Sie eine Kassette oder CD mit heiterer Musik, am besten Instrumentalmusik, laufen und geben Sie Ihrem Kind ein buntes Tuch. Sehr gut eignen sich bunte Chiffontücher, die so leicht sind, dass sie sich schwerelos durch die Luft bewegen. Während die Musik im Hintergrund läuft, darf Ihr Kind das bunte Tuch mithilfe seines Atems zum Tanzen bringen. Dabei kann man herrlich beobachten, wie elegant sich das Tuch durch den Atem bewegt. Die begleitende Musik inspiriert zusätzlich und gibt ein wenig das Tempo vor. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und das Kind kann nach Lust und Laune experimentieren, wie und wo der Atem das Tuch in Bewegung bringt.
Alte Dampflok Die alte Dampflok ist eine pfiffige Atemübung, die vor allen Dingen technikbegeisterte Kinder und da besonders die Jungen begeistern wird. Auch Geschwisterkinder sind dabei willkommen, denn mit mehreren Kindern macht die Übung noch mehr Spaß und wird lebendiger. Ihr Kind darf sich vorstellen, eine gute alte Dampflok zu sein. Im Gegensatz zu den hochmodernen ICEs unserer
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Zeit wurden die alten Loks mit Kohle befüllt und fuhren sehr gemütlich und mit einschlägigen Geräuschen durch die Gegend. Als alte Dampflok pfeift der Zug heute aus dem letzten Loch. Ihr Kind als Kopf der Dampflok setzt sich in Bewegung und läuft in mäßigem, gemütlichem Tempo durch das Zimmer (oder auch die gesamte Wohnung). Dabei macht es mithilfe seines Atems die Geräusche des alten Zuges nach: Scht, scht, scht, scht … ruckelt der Zug über die Gleise. Das kann mal lauter, mal leiser sein. Das Kind darf mit seinem Atem ruhig experimentieren, das Tempo variieren und verändern. Auch die Geräusche kann es beliebig verändern; es kann ein lang gezogenes Dampfgeräusch machen oder Tuff, tuff, tuff. Alles ist erlaubt, solange es vom Atem und/oder der Stimme produziert wird. Machen mehrere Kinder mit, die in einer Schlange hintereinander hermarschieren, kommt natürlich jedes Kind mal an die Reihe und darf Dampflok spielen!
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Komm her, du kleine Schmusekatze: Massagen für Kinder Wahrscheinlich haben Sie am eigenen Leib schon erfahren, wie herrlich entspannt und erfrischt man sich nach einer Massage fühlt. Kinder genießen solche Streicheleinheiten mindestens genauso sehr, vor allem, wenn man daraus ein Spiel macht und eine kleine Geschichte dazu erzählt. Liebevolle Berührungen und regelmäßige Streicheleinheiten sind für Kinder ebenso lebenswichtig wie eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Die Kinder lernen dadurch ihren eigenen Körper besser kennen und erfahren, was ihnen guttut und was nicht. Sie lernen dabei zugleich in Worte zu fassen, welche Berührungen als angenehm empfunden werden und welche nicht. Massiert Ihr Kind sich selbst, wird dadurch auch die Feinmotorik in erheblichem Maße geschult. Je besser die Kinder sich und ihren Körper kennen, desto leichter wird es ihnen auch fallen, ganz klar zu äußern und in Worte zu fassen, was sie fühlen, was sie möchten, was sie gerne mögen. Auf der anderen Seite lernen sie auch
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Dinge zu verbalisieren, die ihnen unangenehm sind oder gar Angst machen. So werden ihre gesamte Persönlichkeit und ihr Selbstbewusstsein gefördert und gestärkt. Durch die liebevollen Berührungen und Streicheleinheiten erfährt das Kind auf ganz einfühlsame, wunderbare Art und Weise, dass es geliebt wird und willkommen ist. Es spürt bei der Massage, wie gut diese tut, wie wunderbar es ist, so umsorgt und gestreichelt zu werden. Diese Berührungen sind nicht nur Balsam für den Körper, sondern auch für die Seele und das gesamte Wohlbefinden. Dadurch wiederum wird Ihr Kind auch anderen gegenüber sensibilisiert, da es aufgrund der positiven Erfahrung mit den Massagen auch vorsichtiger und achtsamer mit anderen Kindern Durch die liebevollen Berührungen erfährt umgehen wird. Es ist sehr spannend das Kind, dass es geliebt zu sehen, wie Kinder solche Massa- und willkommen ist. gespiele aufnehmen. Erfahrungsgemäß sind sie danach so motiviert, dass sie am liebsten auch ans Werk gehen und jemanden massieren möchten. Sie haben ja selbst gespürt, wie gut eine solche Auszeit tut. Also nehmen Sie sich ruhig genug Zeit und genießen Sie es, wenn Ihr Kind im Anschluss Sie oder ein Geschwisterkind massieren möchte. Es ist toll zu spüren oder auch zuzusehen, mit wie viel Hingabe und Liebe die Kinder dies an anderen umsetzen und wie kreativ sie dabei vorgehen. Oftmals bauen die Kinder beim Massieren eigene Ideen, Bewegungen und Berührungen mit ein, die zu der
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jeweiligen Geschichte passen. Auf diese Weise wird es auch nie langweilig, die gleiche Massage wieder und wieder auszuprobieren, da man diese in der Regel immer wieder nach eigenen Ideen abändern und variieren kann.
Wichtige Tipps zur Durchführung der Massagen Aus diesen Gründen möchte ich in diesem Kapitel einige sehr kindgerechte Massagen vorstellen, die sich ohne jede Vorkenntnisse umsetzen und anwenden lassen. Dennoch möchte ich Ihnen ein paar hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben, die dazu beitragen werden, dass die Massagen wirklich wohltuend ankommen. ▪ Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Massieren. Streicheleinheiten zwischen Tür und Angel tun keinem gut, weder demjenigen, der massiert wird, noch demjenigen, der massiert. ▪ Kommen Sie selbst erst einmal richtig zur Ruhe, bevor Sie mit dem Massieren loslegen. Denn Kinder haben ganz feine Antennen und spüren, wenn Sie innerlich aufgewühlt sind und unter Zeitdruck stehen. ▪ Sorgen Sie für eine entspannte, ruhige Atmosphäre, in der sich alle Beteiligten wirklich wohlfühlen. Stellen Sie am besten für diese Zeit das Telefon aus oder schalten Sie den Anrufbeantworter ein. Auch allen anderen im Haus sollten Sie Bescheid sagen, dass Sie eine Zeit lang
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ungestört sein wollen. Vielleicht hat Ihr Kind ja Lust, ein entsprechendes Türschild zu malen. Machen Sie es sich richtig gemütlich, indem Sie den Raum entsprechend abdunkeln und eine Lichterkette oder Kerzen anzünden, die schönes Licht verbreiten. Wenn Sie gern mit ätherischen Ölen arbeiten, spricht auch nichts dagegen, eine Duftlampe mit dem Lieblingsöl des Kindes zu beträufeln. Das hilft zusätzlich beim Entspannen und Wohlfühlen. Zum Massieren können Sie eine Decke auf dem spielzeugfreien (!) Boden ausbreiten und mit Kissen ein gemütliches „Bett“ bauen. Sorgen Sie für eine angenehme Raumtemperatur. Derjenige, der massiert wird, darf auf keinen Fall frieren und sollte sich rundum wohlfühlen. Lust auf den Klang der Stille? Vielleicht haben Sie eine schöne CD mit meditativer oder klassischer Musik zur Hand! Ganz ruhige Instrumentalmusik unterstreicht die ruhige, gemütliche Atmosphäre. Musik eignet sich dann besonders gut, wenn Sie Ihr Kind durch eine „freie“ Massage einfach mal richtig verwöhnen wollen und keine längere Anleitung dazu sprechen. Dann kann das Kind sich einfach nur auf die Berührung konzentrieren, sie genießen und sich durch die leise im Hintergrund eingespielte Musik noch tiefer entspannen. Bereiten Sie die „Streichelgeschichte“ vorab vor, indem Sie sie in Ruhe durchlesen. Dann massieren Sie Ihr Kind
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frei, ohne dass sie die Geschichte ablesen. Denn das würde die Massage hemmen und Sie selbst würden immer wieder ins Stocken geraten. Das freie Erzählen hat zudem den wesentlichen Vorteil, dass Sie ganz frei agieren und handeln können. So können Sie noch intensiver und besser auf Ihr Kind eingehen, weil Sie so das Tempo und die Länge der Massage selbst bestimmen. Trauen Sie sich und binden Sie ruhig eigene Ideen mit ein; die machen eine solche Massage noch lebendiger und intensiver! ▪ Vertrauen Sie Ihrem Gefühl und lassen Sie sich Rückmeldung geben, welche Berührungen dem Kind guttun und welche unangenehm sind. Denken Sie daran, dass es sich um Kindermassagen und keine fachgerechten, therapeutischen Anwendungen bei einem Erwachsenen handelt. Vielmehr geht es hierbei um Nähe und darum, dass Sie sich und Ihrem Kind Zeit schenken und etwas Gutes tun. ▪ Zum Massieren braucht man keine teuren Massageutensilien wie Massageroller, Igelbälle und dergleichen, auch wenn man sich damit gut und angenehm massieren kann. Haben Sie zum Beispiel schon einmal mit einem Spielzeugauto, einer kleinen Holzeisenbahn, einer Kastanie, einem glatten Stein, einem Wattebausch, einer leeren Streichholzschachtel oder einer sauberen Bürste massiert? Dann ist es höchste Zeit, es mal auszuprobieren! Oft liegt das Wunderbare in solchen Kleinigkeiten.
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Wichtige Tipps zur Durchführung der Massagen
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Der große Vorteil dabei ist, dass sie nichts kosten und in jedem Haushalt vorhanden sind. Machen Sie eine kleine Spielaktion daraus: Durchforsten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind das Kinderzimmer (oder die Küche, den Garten usw.). Wer findet als Erster drei Dinge, die sich zum Massieren eignen? Und schließlich soll eine solche Entspannungseinheit ja möglichst einfach und schnell umzusetzen sein – sonst würde man sie beim nächsten Mal erst gar nicht angehen, sondern vor sich herschieben, weil man die Kosten, die Zeit und den Aufwand scheut! ▪ Oftmals haben die Kinder nach einer Massage große Lust, auch einmal zu massieren. Wenn dies der Fall ist, führen Sie die Übung einfach noch einmal mit vertauschten Rollen durch und genießen Sie die Massage des Kindes, das sie mit eigenen Worten wiedergibt. Das wird auch Ihnen richtig wohltun – genießen Sie es! ▪ Die wichtigste Regel beim Massieren: Derjenige, der massiert wird, darf jederzeit Rückmeldung geben und Bescheid sagen, wenn ihm etwas unangenehm ist, bestimmte Körperstellen ausgespart werden sollen, mehr oder auch weniger Druck ausgeübt werden soll usw. So braucht derjenige, der massiert, nicht ständig nachzufragen, ob alles angenehm und in Ordnung ist. Das würde den Fluss der Massage auf Dauer doch sehr hemmen, und schließlich soll sich der Massierende auch ausgiebig dabei entspannen können. Somit ist es ganz wichtig,
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diese goldene Massageregel gleich zu Anfang festzulegen und mit dem Kind zu besprechen. ▪ Wenn Sie schlecht gelaunt oder schwer im Stress sind, wenn Sie gerade selbst ein wütendes Grummeln im Bauch haben, weil Sie sich über jemanden geärgert haben, dann lassen Sie es lieber bleiben! Verschieben Sie das Massageritual lieber auf ein anderes Mal, wenn Sie sich besser fühlen. Ihr Kind spürt es sofort, wenn es Ihnen nicht gut geht und Sie nicht ganz bei der Sache sind. In diesem Fall sollten Sie sich besser vorab selbst etwas Ruhe gönnen und durch eine Entspannungsmethode wie das Autogene Training einen Moment lang gezielt und tief entspannen. ▪ Bitte massieren Sie Ihr Kind nicht, wenn es krank ist und/oder Fieber hat. Eine kurze Streicheleinheit wie Streicheln über den Handrücken, in den Arm nehmen oder über den Rücken streichen sind sicher tröstlich und willkommen, aber auf eine intensive, ausgiebige Massage sollten Sie in diesem Fall unbedingt verzichten! ▪ Haben Sie Lust auf eigene Massagen und Streichelspiele? Seien Sie kreativ und greifen Sie auch Ideen Ihres Kindes auf, um diese als Massage umzusetzen. Wie wäre es, wenn Sie diese in einer Kuschelstunde nach der Massage gemeinsam in einem Blankobuch notieren und eventuell durch nette Fotos ergänzen? So haben Sie Ihr ganz persönliches, kindgerechtes und höchst fantasievolles Massagebuch mit Massagen, die Ihr Kind liebt.
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▪ Haben Sie einen leeren, stabilen Schuhkarton zur Hand, den Ihr Kind nach eigenen Ideen gestalten, bemalen und bekleben kann? Dies könnte Ihre geheime Schatzkiste für Wohlfühl- und Massagestunden sein, denn hierin bewahren Sie all die Dinge auf, die Sie dazu brauchen: Lichterkette, Massageöl, Lieblingsbuch mit schönen Fantasiereisen, Massageutensilien und ein Türschild „Bitte nicht stören, wir entspannen gerade!“ Das erspart Ihnen zudem das lästige Suchen vor jedem neuen Ausflug in das Land der Stille, weil Sie so alles ordentlich und griffbereit verstaut haben. ▪ Vielleicht bauen Sie solche Art Massagen in Zukunft in Ihr tägliches Abendritual ein. Gerade vor dem Einschlafen wirken diese Massagen besonders beruhigend und entspannend! Oder gönnen Sie Ihrem Kind diese Streicheleinheiten als Belohnung nach den Hausaufgaben, zwischendurch als Insel der Ruhe oder einfach immer dann, wenn Sie merken, dass Ihr Kind dringend eine Pause nötig hat!
Wir backen heute Kuchen Ihr Kind legt sich der Länge nach auf den Bauch. Wir backen heute Kuchen, hast du Lust? Dann los! Zuerst einmal müssen wir den Küchentisch sauber machen, damit wir keine Krümel im Kuchen haben.
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Mit der geöffneten, flachen Hand wird auf dem Rücken des Kindes, bei den Schultern beginnend, rechts und links nach unten hin alles „gewischt“. Dann schütten wir einen Berg Mehl auf den Tisch. Kannst du fühlen, wie vorsichtig und sanft das Mehl herunterrieselt?
Ganz sanft mit den Fingern beider Hände den gesamten Rücken des Kindes beklopfen. Lassen Sie sich Rückmeldung geben, wie fest die Berührung sein darf und soll! Nach dem Mehl kommt der Zucker. Die Zuckerkörner sind schon ein wenig fester als das Mehl, spürst du das?
Etwas fester, aber dennoch zärtlich mit den Fingerspitzen den Rücken des Kindes beklopfen und bearbeiten. Nun drücken wir eine kleine Mulde in die Mitte …
Von einem Punkt genau in der Mitte des Rückens mit den Fingern sonnenförmig nach außen streichen. Das soll die Mulde darstellen, in die die Hefe gebröselt wird. Diese Berührung kann ruhig etwas länger und mehrmals hintereinander durchgeführt werden, weil sie als sehr wohltuend empfunden wird. … und bröseln einen kleinen Würfel Hefe genau in die Mitte der Mulde.
Mit den Fingerspitzen in der Mitte des Rückens leicht kratzen.
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Jetzt fehlt nur noch etwas warme Milch. Inzwischen ist sie warm genug, dass wir sie über die zerbröselte Hefe schütten können. Mmmh, wie angenehm warm sie ist … Die warme Milch verteilt sich im Teig.
Mit der geöffneten Hand über den gesamten Rücken streichen. Am besten macht man dies mit kreisenden Bewegungen. Nun muss alles richtig gut durchgeknetet werden, damit sich die Zutaten gut vermischen.
Mit beiden Händen wird der Rücken des Kindes richtig gut durchgeknetet. Aber Vorsicht! Denken Sie daran, dass hier ein Kind liegt und kein Erwachsener, der einen ganz verspannten Rücken hat! Damit der Kuchen besonders gut schmeckt, drücken wir noch ein paar Mandeln in den Teig, okay?
Mit der Unterseite des Daumens gleichmäßig mit leichtem Druck den Rücken berühren. Zu leicht darf die Berührung aber auch nicht sein, sonst kitzelt es und das Kind wird unruhig. Fragen Sie nach, wie es für das Kind angenehm ist! Bevor der Kuchen in den Ofen kommt, drücken wir ihn am Rand und an den Enden zurecht. Schließlich soll er auch schön aussehen! Das Auge isst ja mit.
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Mit den Handkanten von außen nach innen zur Rückenmitte hin streichen. Das kann ruhig mehrmals wiederholt werden. Nun aber rein mit dem Kuchen in den warmen Ofen! Dort kann er so lange bleiben, bis er goldbraun ist und wunderbar duftet. Spürst du die angenehme Wärme?
Die beiden Handinnenflächen werden ganz schnell aneinandergerieben, bis sie richtig schön warm sind. Dann legt man die geöffneten Hände flach und dicht nebeneinander auf den Rücken des Kindes. Die Hände bleiben eine Weile so liegen, bis die Wärme langsam nachlässt. Der Küchenwecker klingelt, der Kuchen ist fertig. Nichts wie raus mit ihm aus dem warmen Ofen!
Mit beiden Handinnenflächen kräftig von den Schultern abwärts bis zum Po hin ausstreichen. Auch diese Berührung wird mehrmals wiederholt, bis sie zum Schluss hin langsamer wird und dann ganz ausklingt. Das Kind kann noch einen Moment liegen bleiben und nachspüren. Wenn es dann dazu bereit ist, steht es in seinem eigenen Tempo auf und darf erzählen, wie es die Massage empfunden hat.
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Frische Morgendusche
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Frische Morgendusche Bei dieser Massage steht das Kind. Sie eignet sich wunderbar für kleine Morgenmuffel, die einfach nicht richtig wach werden wollen. Besonders erfrischend ist sie natürlich morgens vor der Schule oder dem Kindergarten. Dann hat Ihr Kind einen wirklich tollen Start in den Tag und kann ihn fröhlich und gut gelaunt beginnen! Diese Streicheleinheit ist aber auch unmittelbar vor den Hausaufgaben eine wahre Wohltat und hilft Ihrem Kind, ganz frisch und aufmerksam ans Werk zu gehen. Stell dir vor, es ist noch ganz früh am Morgen und du steigst ganz müde und noch völlig verschlafen unter die Dusche. Du drehst das Wasser auf. Und du spürst, wie einige Wassertropfen auf deinen Kopf fallen. Plitsch, platsch …
Das Kind steht mit dem Rücken zu Ihnen. Sie knien oder stehen dahinter und machen mit ihren Fingerkuppen die einzelnen Wassertropfen nach, die auf den Kopf des Kindes fallen. Immer mehr Wassertropfen prasseln auf deinen Kopf.
Die Wassertropfen jetzt nicht nur vereinzelt auf den Kopf tropfen lassen, sondern mit allen Fingern gleichzeitig auf den Kopf trommeln und klopfen. Sie prasseln und klopfen auf deine Schultern …
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Mit beiden Händen rechts und links auf die Schultern klopfen. Hier kann ruhig fester geklopft werden, da gerade die Schultern nach der Schule oder nach den Hausaufgaben vom langen Sitzen häufig verspannt sind. … klopfen auf deinen Rücken …
Mit den Fingerspitzen beider Hände den gesamten Rücken des Kindes gut durchklopfen, sodass der Rücken gut durchblutet wird und Spannungen gelöst werden. … und schließlich kommt so viel Wasser aus der Dusche, dass von deinem Kopf ein richtiger kleiner Bach hinunterrinnt.
Den Körper Ihres Kindes mit den Händen ganz sanft vom Scheitel bis hinunter zu den Fußspitzen ausstreichen. Versuchen Sie dabei einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden und führen Sie diese Bewegungen mehrmals hintereinander durch, weil dies als sehr wohltuend und befreiend empfunden wird. Nachdem dich das Wasser wunderbar wach gemacht und alle Müdigkeit von dir genommen und fortgewaschen hat, drehst du den Duschhahn langsam zu. Du spürst wieder die Wassertropfen, wie sie auf deinen Rücken klopfen …
Wieder mit allen Fingerspitzen auf den Rücken klopfen. Achten Sie darauf, dass Sie alle Stellen des Rückens mit in die Massage einbeziehen!
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Kissenklopfmassage
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… auf deine Schultern …
Die Schultern noch einmal mit den Fingerkuppen durchklopfen. … dann auf deinen Kopf …
Auf dem Kopf nun ganz langsam trommeln, bis die Wassertropfen nur noch vereinzelt spürbar sind. … und schließlich fühlst du dich rundum pudelwohl und springst gut gelaunt aus der Dusche. Jetzt musst du dich nur noch gut abtrocknen.
Mit den beiden Handinnenflächen das Kind von oben nach unten abrubbeln. Fertig!
Kissenklopfmassage Was Sie dafür brauchen: Zahlreiche Kissen und mindestens
drei Mitspieler Ein Kind legt sich entweder der Länge nach auf den Bauch oder den Rücken. Die anderen decken das am Boden liegende Kind komplett mit Kissen zu. Nur der Kopf wird dabei ausgespart. Dann verteilen sich die Mitspieler gleichmäßig um das liegende Kind. Sind lediglich zwei weitere Kinder da, sollten sie sich auf beiden Seiten des liegenden Kindes genau gegenübersitzen.
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Jetzt beginnen die anderen Kinder vorsichtig auf die Kissen zu klopfen. Dadurch wird das liegende Kind auf eine ganz wunderbare Weise richtiggehend durchmassiert. Durch die Kissen, die auf ihm liegen, fühlt es sich rundum geschützt und geborgen. Am allerschönsten ist es, wenn die Kinder, die um das liegende Kind herumsitzen, beim Klopfen in den gleichen Rhythmus finden und diesen gemeinsam beibehalten.
Ein kleiner Tipp Haben die Kinder bereits einige Erfahrung mit diesen Massagen gesammelt, kann man im Hintergrund leise meditative Musik laufen lassen, die zusätzlich entspannt. Bei Kindern, die zum ersten Mal massieren oder massiert werden, lenkt Musik allerdings zu sehr ab! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Zu Besuch beim Orchester Was Sie dafür brauchen: Zwei Holzschlägel von einem Glo-
ckenspiel Das Kind legt sich für diese Massage auf den Bauch. Stell dir mal vor, wir besuchen heute ein richtiges Orchester. Dort ist ganz schön was los, viele Musiker spielen dort auf ihren Instrumenten und machen Musik! Als Erstes lernst du den Musiker kennen, dem die Trommel gehört. „Bum, bum, bum“
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macht die Trommel. Du kannst den Trommelschlag richtig in deinem Körper spüren.
Mit den Fäusten (die Daumen nach außen) wird der gesamte Kinderrücken gut durchgeklopft. Besonders gut und wohltuend ist diese Trommelei in der Schulterregion. Aber bitte erst langsam beginnen! Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase darf gern etwas kräftiger getrommelt werden.
Achtung! In der Nierengegend ganz behutsam trommeln! Falls sich die Kinder gegenseitig massieren, müssen Sie sie unbedingt darauf hinweisen! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Als Nächstes spielt die Harfe – ein ganz seltenes Instrument, das wunderschön klingt. Kannst du spüren, wie die Saiten vorsichtig gezupft werden?
Mit Daumen und Zeigefinger wird der Rücken des Kindes leicht (!) gezupft. Wie immer kann in der Gegend der Schulter etwas fester gezupft werden, weil dort häufig große Verspannungen sitzen. Hey, dort drüben spielt jemand an einem großen Flügel! Der sieht ein bisschen aus wie ein Klavier, nur viel, viel größer! Eine Taste nach der anderen wird dabei hinuntergedrückt. Wie schön sich die Töne anhören. Sei mal ganz still und hör gut zu!
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Mit den Fingern beider Hände wird mit mäßigem Druck auf dem Rücken geklopft und getrommelt. Lassen Sie sich dabei Rückmeldung geben, wie fest der Druck der Fingerkuppen sein sollte, damit er als angenehm empfunden wird. Vor einem Stuhl steht ein großes Glockenspiel. Der Glockenspieler spielt darauf mit seinen Schlägeln eine ganz zarte Melodie.
Mit den beiden Holzschlägeln den Rücken des Kindes vorsichtig bearbeiten. Beginnen Sie auch hier erst behutsam und lassen diese Berührungen nach ein paar Minuten etwas fester werden, so wie es für das Kind angenehm ist. Und nach einer Weile hörst du die Geige. Sacht und mit sehr viel Gefühl streicht der Geiger über ihre Saiten, damit sie schön klingen und nicht kaputt gehen.
Mit dem Zeige- und Mittelfinger in Linien über den Rücken fahren und auf diese Weise den Rücken sanft streicheln. Und zum Schluss lernst du das Cello kennen. Es ähnelt der kleinen Geige von vorhin, aber es ist viel größer und steht auf dem Boden. Der Cellist streicht die Saiten, sodass schöne Töne erklingen.
Mit der geöffneten Hand über den Rücken streichen und die Haut dadurch mit ruhigen Bewegungen massieren. Dieses „Instrument“ sollte deshalb am Schluss der Massage stehen, weil dies sehr beruhigend auf die Kinder wirkt.
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Im Elfenreich
Ein kleiner Tipp Falls die Kinder noch eigene Ideen haben oder weitere Instrumente auf ihrem Rücken lebendig werden lassen möchten, sollten Sie diese Vorschläge mit aufgreifen! Desto mehr Spaß wird es den Kindern machen, weil die Massage auf diese Weise noch lebendiger und abwechslungsreicher wird! Ganz besonders schön und harmonisch wird diese musikalische Massage, wenn Sie richtige Musik miteinfließen lassen. Nehmen Sie die entsprechenden Instrumente auf Kassette oder CD nacheinander auf. Für ungeübte Kinder reichen pro Instrument 30–60 Sekunden Musik vollkommen aus. Und je nachdem, welches Instrument gerade zu hören ist, können die Kinder es auch erraten oder sich eine eigene Bewegung dazu ausdenken. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Im Elfenreich Was Sie dafür brauchen: Pro Kind, das massiert wird, eine
schöne, große, möglichst flauschige Feder
Hinweis Ob sich die Kinder für diese Massage auf den Rücken legen oder auf den Bauch, ist ganz egal – Hauptsache, sie fühlen sich dabei richtig wohl. Schön ist es, wenn die Kinder das Streicheln der Feder gut spüren können. Von daher sollten die Kinder am besten mit einem kurzen T-Shirt und einer
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kurzen Hose bekleidet sein. Ist dies aus irgendeinem Grund nicht möglich oder erwünscht, kann die Elfe das Kind auch mit der Feder an den Wangen oder beispielsweise an und in den Händen streicheln. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Stell dir mal vor, du machst einen kleinen Spaziergang über eine wunderschöne Wiese. Es ist eine richtige Zauberwiese, auf der Blumen in allen erdenklichen Farben wachsen. Und der Duft der Zauberblumen lässt dich ganz tief entspannen. Du suchst dir ein gemütliches Plätzchen auf der Zauberwiese und schließt die Augen. Mit einem Mal steht eine Elfe vor dir. Eine richtige Elfe mit glänzenden, durchsichtigen Flügeln auf ihrem Rücken und einem glitzernden Kleid. In ihren Händen hält sie eine ganz weiche Feder. „Willkommen im Elfenreich!“, begrüßt sie dich. „Du siehst müde aus! Soll ich dich einen Moment massieren, damit du wieder zu Kräften kommst?“ Du nickst ihr begeistert zu und kuschelst dich noch tiefer ins weiche Gras. Vorsichtig und ganz behutsam beginnt die Elfe dich mit ihrer Feder zu streicheln. Spüre, wie sich die Feder auf deiner Haut anfühlt!
Mit der Feder wird das Kind nun an beliebigen Stellen des Körpers gestreichelt: den Händen, Armen, Beinen und Füßen, aber auch im Gesicht – vorausgesetzt, das Kind
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ist damit einverstanden. Denn im Gesicht lässt sich nicht jeder gerne anfassen, vor allen Dingen dann nicht, wenn man noch nicht so vertraut ist miteinander, wie beispielsweise in Eltern-Kind-Gruppen, deren Zusammensetzung häufig wechselt, oder im Verein, wo häufig neue Kinder teilnehmen. Nachdem dich die Fee eine ganze Weile mit ihrer schönen, weichen Feder gestreichelt hat, streichelt sie dich nun mit ihren zarten Händen. Ganz vorsichtig streicht sie die ganze Anspannung aus dir und deinem Körper heraus.
Den Körper mit beiden Händen von oben nach unten hin ausstreichen. Dabei sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Sie einen gleichmäßigen, ruhigen Rhythmus finden. Beispielsweise können Sie an einem der beiden Arme beginnen und von der Schulter an abwärts bis zu den Fingerspitzen streichen. Probieren Sie aus, welcher Druck dabei nötig ist, damit sich das Kind wohlfühlt. Wichtig ist nur, dass Sie stets von oben nach unten – in Richtung der Füße – ausstreichen und massieren! Den Rücken können Sie in Richtung Po ausstreichen und die Beine vom Oberschenkel bis zu den Zehenspitzen. Selbst den Kopf kann man ganz sanft und mit Gefühl vom Scheitelansatz bis zu den Schultern ausstreichen. Gerade wenn man unter Verspannungen leidet, wird das als sehr wohltuend empfunden.
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„Geht es dir nun besser?“, fragt dich die Fee. „Oder soll ich dich noch weitermassieren oder an einer bestimmten Körperstelle noch einmal kräftiger ausstreichen?“
Je nachdem, was das Kind antwortet, die gewünschte Körperstelle noch einmal etwas gründlicher behandeln.
Ein kleiner Tipp Wenn Ihr Kind schon viel Erfahrung mit Massagen hat, könnte man diese überaus wohltuende und traumhafte Massage mit schöner meditativer Musik begleiten, die das Kind zugleich einlädt, sich gedanklich ins Elfenreich zu träumen! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Die Elefantenherde Diese Massage eignet sich für Kinder sehr gut als Einstieg in die Massagen. Denn hierbei massieren die Kinder sich erst einmal selbst und bekommen so einen ganz guten Eindruck davon, was ihnen guttut und welche Berührungen oder welcher Druck eher unangenehm empfunden wird. Das ist übrigens eine ganz wichtige Voraussetzung, wenn Kinder sich gegenseitig massieren. Denn zuerst müssen die Kinder an sich selbst einige Erfahrungen gemacht haben und wissen, welche Berührungsmöglichkeiten es überhaupt gibt, wie sie den Druck entsprechend verändern können usw.
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Die Elefantenherde
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Neulich hat mich eine Elefantenherde besucht – das war vielleicht lustig! Soll ich dir mal zeigen, was dabei passiert ist? Es war richtig wohltuend und nachher hab ich mich so gut und voller Kraft gefühlt. Es war ein Gefühl, als hätte ich Bäume ausreißen können!
Am besten stellen wir uns für diese lustige Massage hin. Dann machen wir mit beiden Händen lockere Fäuste und spielen Elefanten. Die Hände sind die Elefantenherde, die über uns hinweggaloppiert und uns dabei herrlich massiert! Wir beginnen genau auf unserem Kopf und marschieren dort erst einmal ganz vorsichtig herum – schließlich müssen wir ja erst miteinander vertraut werden. Mit den beiden Fäusten wird der gesamte Kopf gut durchgeklopft. An denjenigen Stellen, an denen der Kopf empfindlicher ist, den Druck entsprechend reduzieren und vorsichtiger klopfen. Nun haben wir die Elefanten schon etwas besser kennengelernt und sind schon viel mutiger. Wir lassen die Elefanten vorsichtig mit ihren schweren, großen Füßen durch unser Gesicht stampfen. Keine Angst, es tut überhaupt nicht weh!
Mit den Fäusten das Gesicht bearbeiten, erst die Stirn gut durchklopfen, dann die Schläfen. Selbst die Augen können beklopft werden, wenn man entsprechend vorsichtig ist. Dann folgen Nase, Wangen, Mund und Kinn.
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Tut das vielleicht gut! Schließe einfach mal einen Moment deine Augen und spüre deinen Kopf und dein Gesicht! Kannst du einen Unterschied zu vorher merken, als die Elefanten noch nicht bei dir waren?
In der Regel fühlt sich der Kopf angenehm wach und frisch an. Man spürt ein wohltuendes, belebendes Kribbeln und ist wesentlich aufnahmefähiger und konzentrier ter als vorher! Dann stampfen und marschieren die Elefanten weiter … den Hals hinunter und dann die Schultern hinab. Das ist toll! Wie weich die Schultern dabei werden!
Jeweils die rechte und linke Schulter gut durchklopfen. Als Nächstes zieht die Elefantenherde den rechten Arm hinab, stampf, stampf, stampf … und dann den linken Arm hinunter.
Danach geht es weiter den Oberkörper hinunter, erst vorne … und dann über den Rücken. Dabei müssen wir uns gegenseitig helfen. Sich gegenseitig den Rücken durch Klopfen mit den Fäusten so massieren, dass jeder die Elefantenherde einmal auf seinem Rücken spüren kann. Auch das sollte ruhig im Stehen gemacht werden. Jetzt poltern die Elefanten kräftig über den Po.
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Mit beiden Händen bzw. Fäusten auf dem Po trommeln, soweit dies möglich ist, wenn man sich selbst massiert. Und zu guter Letzt dürfen die vielen Elefanten auch unsere Beine kennenlernen. Beginne mit dem Bein, das dir lieber ist. Und denk daran, dass die Elefanten auch die Füße ansehen möchten.
Beide Beine und Füße werden nacheinander gut mit den eigenen Fäusten durchgeklopft. So, und nun müssen wir uns von den Elefanten verabschieden. „Vielen Dank und kommt gut heim!“ Sollen wir noch mal unsere Augen schließen und unseren Körper spüren? Dann mach die Augen zu und fühle!
Im Anschluss an diese Massage sollten Sie sich unbedingt erzählen lassen, was die Kinder gespürt haben. Wie sich ihr Körper vor und nach der Massage angefühlt hat. Und vor allen Dingen, wie es war, sich einmal selbst zu massieren!
Ein kleiner Tipp Führen Sie diese Massage unbedingt im Stehen durch, so haben Sie mehr Bewegungsfreiheit und können besser agieren. Achten Sie darauf, dass die Kinder um sich herum ausreichend Platz haben, damit kein anderer behindert wird.
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Massagen für Kinder
Sie selbst sollten diese Massage unbedingt aktiv mitmachen, damit das Kind sich nicht beobachtet und ausgeschlossen fühlt. Außerdem tun Sie sich auf diese Weise selbst etwas Gutes und können dem Kind zudem viel besser demonstrieren, wie die Massage richtig funktioniert. Falls Sie diese Massage mit jüngeren Kindern etwa ab drei oder vier Jahren machen, sollten Sie erst einmal nur ein einziges Körperteil auswählen, das Besuch von der Elefantenherde bekommt. Denn den gesamten Körper intensiv zu massieren dauert schon seine Zeit und kann junge, unerfahrene Kinder schnell überfordern und langweilen. Und das sollten Sie in jedem Fall vermeiden, da die Massage für die Kinder ja eine positive Erfahrung sein soll und sie sich wohlfühlen und Spaß haben sollen! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Ach, wie tut das gut! Hinweis Achten Sie bei dieser Massage darauf, dass auch Sie als Massierende(r) gut und bequem sitzen und es in dieser Haltung eine Weile aushalten können. Das Kind sollte auf einem Kissen oder einer Matte auf dem Rücken und sein Kopf zwischen Ihren Beinen liegen. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Heute möchte ich dich mal so richtig verwöhnen und deinem Kopf, vor allen Dingen aber deinem Gesicht etwas Gutes tun.
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Ach, wie tut das gut!
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Schließe einfach deine Augen und lass es dir gut gehen. Wenn dir irgendetwas unangenehm ist, sag mir leise Bescheid.
Nehmen Sie als Erstes den Kopf des Kindes in Ihre beiden geöffneten Hände. Das Kind sollte sich Ihnen anvertrauen und ganz locker lassen. Sie halten seinen Kopf ganz sicher. Nach einer Minute (oder bei ganz zappeligen Kindern entsprechend weniger) legen Sie den Kopf vorsichtig und ganz sachte zurück auf die Unterlage. Dann legen Sie Ihre geöffneten Hände leicht auf die geschlossenen Augen des Kindes, als wollten Sie diese vor dem Licht der Sonne schützen. Die auf den Augen ruhenden Hände sind sehr entspannend und gönnen den sonst so wachen Kinderaugen ausreichend Ruhe. Nach etwa einer Minute (es kann aber auch weniger sein) nehmen Sie die Hände vorsichtig von den Augen und massieren mit Ihren Fingern sanft und in kreisenden Bewegungen um die Augen Ihres Kindes herum. Die linke Hand massiert das linke Auge und die rechte Hand das rechte Auge. Dabei sollten Sie darauf achten, dass beide Hände im selben Rhythmus um die Augen herummassieren, damit das Kind diese Streicheleinheit auch wirklich als entspannend empfindet. Anschließend streichen Sie die Schläfen gleichzeitig mit beiden Daumen nach unten hin aus. Auch diese Bewegungen mehrmals mit leichtem Druck und in gleichmäßigem Rhythmus nacheinander ausführen.
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Nun können Sie mit den Daumen die oberen Ränder des Mundes ausstreichen. Sie beginnen mit beiden Daumen in der Mitte und streichen ganz gleichmäßig um den Mund herum nach außen aus. Wenn Sie eigene Ideen haben, wie Sie das Gesicht Ihres Kindes noch verwöhnen können, scheuen Sie sich nicht. So kann die Gesichtshaut mit einem sauberen, weichen Kosmetikpinsel leicht gekitzelt und sanft massiert werden, Sie können die Nase vom Nasenbein an nach unten hin ausstreichen, die Wangen zärtlich streicheln, als wollten Sie sie eincremen, und vieles mehr. Oder bitten Sie Ihr Kind zu äußern, was ihm guttut und was es sich noch wünscht!
Ein kleiner Tipp Machen Sie diese Massage unmittelbar vor dem Einschlafen, denn sie ist herrlich entspannend. Gerade der Kopf ist ja ein Bereich, in dem sich im Lauf des Tages viele Gedanken, Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse angesammelt haben. Diese Massage ist wunderbar geeignet, diese Gedanken, die ja häufig am Einschlafen hindern, loszulassen. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Der kleine Glückskäfer Immerfroh Ihr Kind legt sich ganz bequem hin. Am besten ist es, wenn es sich der Länge nach auf den Bauch legt und der Kopf auf ein kleines Kissen oder die verschränken Arme
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Der kleine Glückskäfer Immerfroh
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gebettet ist. Ganz wichtig: Das Kind soll sich dabei rundum wohlfühlen. Kennst du den kleinen Glückskäfer Immerfroh? Nein? Na, dann ist es aber höchste Zeit, ihn kennenzulernen! Sei einmal ganz still und spitz die Ohren! Kannst du den kleinen Glückskäfer hören, wie er vergnügt durch die herrlich warme Sommerluft fliegt?
Sie können ein leises Summen nachahmen. Hallo, wer ist denn da gelandet? Der kleine Glückskäfer Immerfroh! Schön, dass du da bist!
Landen Sie mit den lockeren Fingern Ihrer Hand an einer beliebigen Körperstelle Ihres Kindes. Kannst du fühlen, an welcher Stelle deines Körpers der kleine Glückskäfer gelandet ist?
Lassen Sie sich die entsprechende Stelle von Ihrem Kind nennen. Das Besondere an diesem kleinen Glückskäfer ist nicht nur, dass er stets gut gelaunt ist, sondern dass er dich glücklich machen kann! An welcher Stelle deines Körpers kannst du denn am besten etwas Glück und gute Laune brauchen? Horch in aller Ruhe in dich hinein.
Ihre Hand ruht weiterhin an der Stelle, sodass Ihr Kind diese spüren kann. Sobald Ihr Kind Ihnen die Stelle be-
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nannt hat, „krabbeln“ Sie mit den Fingern Ihrer Hand in gemütlichem Tempo an eben diese Stelle. Dein Wunsch ist ihm Befehl! Der kleine Glückskäfer hat sich schon in Bewegung gesetzt. Merkst du, wie seine kleinen Beine dich sanft streicheln, während er über dich hinwegspaziert?
Achten Sie darauf, dass das Krabbeln mit Ihren Fingern nicht zu sacht, sondern mit etwas Druck geschieht. Sie können dies beim Vorbereiten dieser Massage am besten bei sich selbst ausprobieren. Wenn der Druck zu sanft und leicht ist, fühlt es sich schnell wie ein Kitzeln an, und das kann genau die entgegengesetzte Wirkung haben Ihr Kind unruhig machen. Da – endlich ist der kleine Glückskäfer an der von dir gewünschten Stelle angekommen. Genieße den kleinen Käfer Immerfroh dort und spüre, wie gut er dir dort tut.
Massieren Sie Ihr Kind an der gewünschten Stelle nach Belieben. Sie können sich natürlich jederzeit Rückmeldung geben lassen, ob es für Ihr Kind angenehm ist. Kann dich der kleine Glückskäfer Immerfroh noch an einer anderen Stelle glücklich machen, damit du gut entspannen kannst und wieder zu neuen Kräften kommst? Spüre einfach in dich hinein.
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Meine bunte Blumenwiese
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Massieren Sie in aller Ruhe die gewünschten Stellen und wandern Sie auf diese Weise mit Ihrer Hand als kleiner Glückskäfer über den Körper Ihres Kindes. Ach, wunderbar – du fühlst dich rundum gut erholt und glücklich! Der Besuch des kleinen Glückskäfers Immerfroh tat wirklich gut. Du bedankst dich bei ihm für seinen Besuch und freust dich schon auf das nächste Mal.
Ein kleiner Tipp Vielleicht fallen Ihnen bei diesem Spiel noch andere Sachen ein, die der kleine Käfer machen kann. Möglicherweise hat Ihr Kind schlechte Laune und der kleine Käfer kitzelt es, um es zum Lachen zu bringen. Alles, was guttut und glücklich macht, ist erlaubt! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Meine bunte Blumenwiese Ihr Kind legt sich der Länge nach hin. Sie suchen sich einen guten Platz im Rücken des Kindes und schauen, dass Sie für die Dauer der Massage wirklich bequem so sitzen können. Natürlich können Sie sich auf ein Kissen setzen. Schließlich müssen auch Sie sich beim Massieren wohlfühlen! Wenn du es dir so richtig bequem gemacht hast, schließe deine Augen. Höre einen Moment in dich hinein, ob du dich auch wirklich rundum wohlfühlst und dich nichts mehr stört.
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Geben Sie Ihrem Kind einen Augenblick Zeit dazu! Dann stell dir vor, dein Rücken ist heute eine wunderschöne Blumenwiese – eine echte Traumwiese, wie du sie aus deinen Träumen kennst und liebst. Das Gras, das hier wächst, ist saftig grün und ganz weich. Das kann man spüren, wenn man mit den Füßen hindurchläuft.
Klopfen Sie abwechselnd mit beiden Handinnenflächen auf den gesamten Rücken den Kindes und ahmen Sie dadurch die Schritte nach. Hier und da können Sie mit den Händen auch mal sanft und liebevoll hin- und herwischen, als wollten Sie das zärtliche Kitzeln des Grases unter den Füßen spüren. Ach, das tut gut! Vor allen Dingen, weil es auf deiner Wiese so herrlich ruhig und still ist. Nichts stört dich hier und du kannst tun und machen, was du willst. So machst du es dir im grünen Gras bequem und betrachtest die vielen bunten Blumen, die auf deiner Wiese wachsen. Schau doch, wie sie aus dem Gras hervorkommen und ihre bunten Blumenkelche der Sonne entgegenstrecken!
Führen Sie Ihre Finger mittig zusammen und drücken so mit leichtem, angenehmen Druck auf den Rücken Ihres Kindes. Dann strecken Sie Ihre Finger gleichzeitig nach außen (so, als würden Sie viele Sonnenstrahlen malen).
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Meine bunte Blumenwiese
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Dadurch werden die Blütenköpfe der Blumen dargestellt, und da auf der Wiese viele Blumen wachsen, sollten Sie diese Bewegung auf dem gesamten Rücken an möglichst vielen Stellen wiederholen! Wie gut die bunten Blumen duften! Der wohltuende Duft lässt dich ganz tief entspannen.
Geben Sie Ihrem Kind einen Moment Zeit. Du bemerkst einen kleinen Schmetterling, der im klaren Licht der Sonne wunderbar glänzt und funkelt. Ganz ausgelassen und vergnügt flattert der kleine Kerl über die bunte Blumenwiese.
Setzen Sie die Finger beider Hände zusammen am Rücken Ihres Kindes auf. Dann streichen Sie von diesem Punkt aus mit beiden Händen im hohen Bogen nach außen, um auf diese Weise das Flattern und Fliegen des Schmetterlings darzustellen. Auch dies können Sie auf dem gesamten Rücken machen, sodass alle Stellen massiert und gestreichelt werden. Schließlich landet der kleine Schmetterling auf deiner Lieblingsblume und ruht sich aus.
Legen Sie Ihre beiden geöffneten Hände mittig und mit etwas Druck auf den Rücken des Kindes.
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Massagen für Kinder
Spür mal, wie der Wind den Schmetterling auf deiner Blume ganz sanft hin- und herwiegt!
Schaukeln Sie Ihr Kind mit den auf dem Rücken liegenden Händen ganz leicht (!) von rechts nach links, in einem ruhigen, ganz mäßigen Tempo, so wie Sie ein Baby wiegen würden, wenn es einschlafen soll. Der kleine Schmetterling ist genauso ruhig und entspannt wie du. Ganz ruhig und entspannt ruht er auf den bunten Blumen. Seine Flügel sind vom vielen Umherfliegen ganz schwer. Da kommt die Sonne und schickt ihre warmen Strahlen zu dem Schmetterling hinüber. Sie hält ihn mit ihren warmen Sonnenstrahlen ganz warm und geborgen.
Reiben Sie Ihre Handinnenflächen ganz schnell aneinander, sodass sie richtig warm werden. Dann legen Sie die Hände auf den Rücken des Kindes und schenken ihm die angenehme Wärme. Sobald die Wärme nachlässt, reiben Sie Ihre Hände wieder aneinander und legen Sie an anderer Stelle wieder hin, bis schließlich der gesamte Rücken Ihres Kindes die Wärme spüren konnte! Ach, wie gut die warmen Sonnenstrahlen tun! Du merkst, wie auch in dir wieder neue Kraft und Energie fließt. Du fühlst dich erholt, frisch und gut gelaunt.
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Dein Freund, der Bär
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Atme nun ein paar Mal tief ein und aus. Dann recke und strecke dich ausgiebig, bis du dich ganz wach und ausgeruht fühlst.
Dein Freund, der Bär Bitten Sie Ihr Kind, auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Und zwar so, dass es verkehrt herum daraufsitzt und seine Arme über der Stuhllehne verschränken und seinen Kopf darauflegen kann. Sie hocken oder stellen sich so hin, dass der Rücken Ihres Kindes zu Ihnen zeigt und Sie diesen während der Geschichte massieren können. Wenn es Ihnen lieber ist und Sie dadurch besser an den Rücken Ihres Kindes kommen, können Sie sich auch auf einen Hocker dahinter setzen. Schließe nun deine Augen und spüre eine Weile in dich hinein, ob du ganz bequem sitzt und dich nichts mehr stört.
Geben Sie Ihrem Kind einen Moment, um abzuschalten, in sich zu gehen, sich einzustimmen und auch um seine Haltung zu überprüfen! Wenn du dich nun ganz wohlfühlst und richtig bequem sitzt, dann spüre deinen Rücken. Du merkst, wie ein großer Bär fröhlich über deinen Rücken spaziert.
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Ballen Sie Ihre Hände zu lockeren Fäusten und klopfen Sie damit den Rücken Ihres Kindes in mäßigem, gemütlichem Tempo durch. Wie wunderbar, einen richtigen Bären zum Freund zu haben, der groß und so stark ist, dass er einen immer beschützen kann! Er nimmt dich in seine starken Arme und hält dich sicher und fest.
Nehmen Sie Ihr Kind von hinten liebevoll in die Arme und halten es eine Weile fest, sodass es sich beschützt und sicher fühlt. Du freust dich und tätschelst dem Bären zum Dank sein weiches Fell.
Tätscheln Sie den gesamten Rücken des Kindes und massieren Sie ihn auf diese Weise gut durch! Gemeinsam geht ihr durch den Wald und kommt an einen kleinen Bach, der vergnügt vor sich hinplätschert.
Streichen Sie in geschlängelten Linien von den Schultern über den ganzen Rücken in Richtung Po. Dies können und sollen Sie ruhig mehrfach wiederholen. Da auf der anderen Seite des Baches eine schöne Lichtung ist, sucht dein Freund, der Bär, einen Baumstamm, damit ihr über den Bach balancieren könnt. Er rollt einen Baumstamm vor sich her.
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Dein Freund, der Bär
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„Rollen“ Sie mit Ihren Händen den Rücken des Kindes ab. Dies können Sie mit den bloßen Händen machen, aber auch, wenn Sie möchten, mithilfe einer leeren Papprolle, eines dickeren Stifts oder Holzstabs. Dann balanciert ihr vorsichtig über den munter dahinfließenden Bach auf die andere Seite.
Mit geöffneten Händen können Sie die Schritte nachahmen und die Wirbelsäule mittig vom Hals an vorsichtig (!) und mit Gefühl nach unten hin leicht abklopfen. Drüben angekommen, sucht ihr euch auf der Lichtung ein ganz gemütliches Plätzchen. Du kuschelst dich eng an deinen Freund, den Bären, und genießt die Ruhe und Stille um euch herum. Es ist ein wunderbarer Ort, an dem man herrlich entspannen und toll ausruhen kann. Während du daliegst, spürst du den warmen Pelz des Bären, der dich wärmt.
Reiben Sie die Handinnenflächen mehrfach schnell aneinander und legen Sie Ihre warmen Hände mittig auf den Rücken des Kindes, bis die Wärme schließlich spürbar nachlässt. Nun fühlst du dich prima ausgeruht. Du atmest ein paar Mal tief ein und aus, reckst und streckst dich und fühlst dich voller Kraft und Energie!
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Zwei mal zwei – entspannte Zählerei Setzen Sie sich mit Ihrem Kind auf den Boden, das Sofa oder eventuell auch auf zwei Stühle oder Hocker. Ihr Kind sitzt so, dass es Ihnen den Rücken zudreht. Sie dürfen nun dem Wissenstand Ihres Kindes entsprechend mit dem Finger Rechenaufgaben aus dem Einmaleins auf den Rücken malen. Am Anfang ist es am besten, wenn Sie dabei nach jeder Zahl eine Pause machen und das Kind gleich raten lassen, um welche Zahl es sich handelt. Zum Schluss muss das Kind Ihnen das Ergebnis der Aufgabe nennen.
Erweiterungen und Spielvarianten ▪ Hat das Kind das Ergebnis ausgerechnet, so darf es Ihnen dieses ebenfalls auf den Rücken zeichnen. So ist das Spiel noch abwechslungsreicher und macht auch geübten Kindern noch gehörig Spaß! ▪ Lernt Ihr Kind erst die Zahlen kennen, weil es gerade erst eingeschult wurde? Kein Problem – dann zeichnen Sie nur eine Zahl auf den Rücken, die das Kind erraten muss. Auch dabei können Sie sich abwechseln, sodass auch das Kind Ihnen Zahlen auf den Rücken malen darf. Auf diese Weise lernt es außerdem, die Zahlen ordentlich und sauber zu schreiben. ▪ Außer Aufgaben aus dem Einmaleins können Sie natürlich auch andere Rechenaufgaben stellen, bei denen Ihr
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ABC – Lesen und Schreiben ist ganz leicht!
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Kind die auf den Rücken gemalten Zahlen addieren oder subtrahieren muss. ▪ Noch mehr motivieren Sie Ihr Kind zum Lernen, wenn Sie einen Einmaleins-Führerschein anfertigen. Für jede Zahl aus dem Einmaleins gibt es ein elterliches „Gütesiegel“. Aber da müssen die entsprechenden Zahlenreihen auch wirklich sitzen und alle Aufgaben korrekt gelöst sein! Ist der Führerschein schließlich fertig, gibt es zur Belohnung eine besonders lange, wohltuende Massage zum Entspannen.
Ein kleiner Tipp Diese Massage zeigt, dass Lernen wirklich Spaß machen kann, und ist so spielerisch, dass Ihr Kind gar nicht merkt, dass es gerade lernt und übt! Sie ist speziell für solche Kinder von unschätzbarem Wert, die ungern in die Schule gehen und sich auch mit den Hausaufgaben sehr schwer tun. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
ABC – Lesen und Schreiben ist ganz leicht! Machen Sie es sich mit Ihrem Kind gemütlich. Ob Sie sich zusammen auf das Sofa setzen, auf den Teppich im Kinderzimmer oder auf die Bettkante, ist dabei ganz egal. Hauptsache, Sie sitzen beide bequem und können so den Rücken des anderen massieren. Massiert wird heute aber mal etwas
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anders. Und zwar so, dass Sie auf den Rücken Ihres Kindes Buchstaben malen. Zunächst immer nur einen, den Ihr Kind dann erraten muss. Je nach Alter und Wissensstand können Sie das Massage-Streichel-Spiel beliebig erweitern und variieren. ▪ Zeichnen Sie mit Ihrem Finger auch mal in Schreibschrift auf den Rücken. ▪ Malen Sie die Buchstaben, die Ihr Kind erraten soll, auch in Kleinschrift auf. ▪ Schreiben Sie einen Vornamen auf den Rücken Ihres Kindes. ▪ Schreiben Sie ein Wort auf den Rücken. ▪ Notieren Sie mit Ihrem Finger einen ganzen Satz, wobei Sie nach jedem Wort zur Trennung über den Rücken „wischen“. ▪ Schreiben Sie ein Wort aus der Lernkartei Ihres Kindes oder dem aktuellen Kapitel der Lesefibel auf den Rücken, aber so, dass dieses einen Rechtschreibfehler enthält. Ihr Kind muss den Begriff dann in korrekter Schreibweise auf Ihrem Rücken notieren. ▪ Schreiben Sie eine Frage auf den Rücken Ihres Kindes. Im Anschluss darf Ihr Kind seine Antwort mit dem Finger auf Ihren Rücken malen. Auch bei dieser Massage erfährt das Kind auf einfühlsame und zudem entspannende Weise, dass das Erlernen der Buchstaben, das Schreiben und Lesenlernen wirklich großen Spaß und neugierig auf mehr macht. Das geschieht
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Kunterbunt ist ganz gesund
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so spielerisch und kindgerecht, dass Ihrem Kind nicht einmal bewusst wird, wie viel es bei dieser lustigen Buchstabenmassage lernt, übt und umsetzt!
Kunterbunt ist ganz gesund Was Sie dafür brauchen: Eine Hautcreme, die Ihr Kind ver-
trägt, eventuell Lebensmittelfarbe sowie kleine, saubere Plastikschälchen und ein großes Badelaken Vor dem Massieren können Sie ein bisschen Hautcreme mit je einem kleinen Tropfen Lebensmittelfarbe bunt einfärben. Lebensmittelfarbe ist „essbar“ und somit ungefährlich. Vor allen Dingen lässt sie sich erfahrungsgemäß recht gut entfernen, falls doch mal ein Tropfen danebengeht! Ist alles vorbereitet, legt sich Ihr Kind der Länge nach auf das Badelaken. Ob auf Bauch oder Rücken spielt hierfür eigentlich keine Rolle. Erfahrungsgemäß legen sich die Kinder jedoch lieber auf den Bauch, sodass der Rücken massiert und eingecremt werden kann. Leg dich hin nun und mach es dir bequem. Horch einen Moment in dich hinein, ob du dich auch wirklich rundum wohlfühlst. Dann schließe deine Augen.
Geben Sie Ihrem Kind eine Minute Zeit, um sich einzustimmen, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen.
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Dann stell dir vor, die Welt ist bunt – kunterbunt! Alles um dich herum ist voller Farben: Die Wiese ist saftig grün, der Himmel himmelblau, die Schäfchenwolken wunderbar weiß, die Sonne goldgelb und die reifen Kirschen sind tiefrot … Es gibt so herrlich viele Farben. Und weil mir bunt so gut gefällt und Farben gute Laune machen, male ich nun deinen Rücken bunt – kunterbunt!
Tauchen Sie Ihren Finger in die eingefärbte Creme und bemalen Sie den Rücken (oder Bauch) Ihres Kindes damit. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf und malen Sie fröhliche bunte Muster auf die Haut, damit das Grau des Alltags keine Chance mehr hat! Kinder lieben Farben – je bunter, desto besser.
Ein kleiner Tipp Diese lustige, bunte Massage können Sie auch gut mit Sonnencreme durchführen und überlisten damit jeden Muffel, der sich nur ungern eincremen lässt. Eine schöne Idee für die nächste Gartenparty oder einen Kindergeburtstag im Freien oder im Freibad! Hier darf natürlich der gesamte Körper (Beine, Arme und eventuell auch das Gesicht) eingecremt und bemalt werden. In jedem Fall sollten Sie die Malereien auf Fotos festhalten – damit sich alle Beteiligten auch später noch daran erfreuen können. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Der Zirkusclown
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Der Zirkusclown Ihr Kind legt sich auf den Rücken oder setzt sich auf einen Stuhl, in dem es sich entspannt anlehnen kann, und macht es sich ganz bequem. Sie hocken oder setzen sich daneben. Die Innenfläche Ihrer linken Hand (bei Linkshändern der rechten Hand) ist ein bunter Schminkkasten und der Zeigefinger Ihrer rechten Hand der Pinsel, mit dem die Schminke aufgetragen wird. Wenn du dich jetzt rundum wohlfühlst, dich nichts mehr ablenkt und stört, schließe deine Augen und höre einen Moment in dich hinein … Spüre deinen Atem, wie er ganz von allein und völlig ruhig ein- und ausfließt … Ein und aus … immer im gleichen ruhigen Rhythmus.
Geben Sie Ihrem Kind bitte einen Moment Zeit, um anzukommen und abzuschalten! Stell dir vor, du bist etwas ganz Besonderes … Jemand, den die Kinder gernhaben und über den sich jeder freut … Du arbeitest im Zirkus und bist ein richtig toller Clown … So ein Clown macht immer gerne Quatsch und Blödsinn und die Leute lachen darüber … Du steckst in einem bunten Kostüm und deine Füße in viel zu großen Schuhen. Was noch fehlt, ist dein lustiges Clownsgesicht … Deshalb werde ich dich jetzt mit den bunten Farben aus meinem Schminkkoffer in einen fröhlichen Clown verwandeln.
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Öffnen Sie Ihren Schminkkasten (mit anderen Worten die linke Hand) und tauchen Sie Ihren Pinsel (Finger) in die Schminke. Nehmen Sie schön viel Farbe auf und massieren Sie damit liebevoll das Gesicht Ihres Kindes, Stirn, Schläfen, Augen, Nase, Mund und Kinn. Beziehen Sie das gesamte Gesicht mit ein und streichen Sie mit der imaginären Farbe alles schön bunt.
Ein kleiner Tipp Diese Massage eignet sich gut vor den Hausaufgaben oder einer anderen Lerneinheit, weil sie die Aufmerksamkeit und Konzentration fördert und den Kopf wirklich frei macht. Probieren Sie es selbst einmal aus und massieren Sie Ihr Gesicht oder lassen sich von Ihrem Kind massieren. Sie werden spüren, wie wohltuend eine solche Gesichtsmassage ist und wie herrlich sie entspannt! Es ist sehr gut möglich, dass diese Massage zu einem festen Ritual wird. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Schenk mir Wärme, liebe Sonne! Was Sie dafür brauchen: Eventuell ein Kirschkernsäckchen
Ihr Kind legt sich auf den Rücken und macht es sich ganz bequem. Sie nehmen so Platz, dass Sie den Bauch Ihres Kindes gut massieren und selbst eine angenehme Haltung einnehmen können.
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Schenk mir Wärme, liebe Sonne!
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Wenn du nun ganz bequem liegst, schließe deine Augen und spüre in dich hinein … Ganz ruhig und entspannt liegst du da … Nichts stört dich mehr … Nichts lenkt dich ab.
Geben Sie dem Kind einen Moment Zeit, um zur Ruhe zu kommen! Stell dir nun vor, mitten in deinem Bauch scheint eine kleine Sonne.
Massieren Sie mit Ihrer Hand in kleinen Kreisen und mit leichtem Druck im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum. Am angenehmsten ist es, wenn Sie dabei einen ganz ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus finden. Kannst du spüren, wie die kleine Sonne dir ihre wohltuende Wärme schenkt? Wohlig warm fühlt sich dein Bauch an. Das tut gut, denn die Wärme der Sonne lässt dich ganz tief entspannen. Außerdem nehmen die kleinen Sonnenstrahlen all die Sorgen mit sich fort, die dir auf den Magen geschlagen sind, und alles, was dir sonst schwer im Magen liegt.
Lassen Sie die Kreise ruhig etwas größer werden und den Druck fester, so wie es für Ihr Kind angenehm erscheint. Es ist toll, eine so warme Sonne im Bauch zu haben. Du fühlst dich rundum wohlig und ganz geborgen. Lass die kleine Sonne
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noch einen Moment auf deinem Bauch scheinen und genieße die angenehme Wärme ihrer Sonnenstrahlen.
An dieser Stelle können Sie ein (vor der Massage erwärmtes) Kirschkernkissen auf den Bauch Ihres Kindes legen. Wenn Sie keines haben, können Sie auch ganz einfach Ihre Handinnenflächen schnell und kräftig aneinander reiben und die erwärmten Hände eine Weile auf dem Bauch ruhen lassen.
Ein kleiner Tipp Es gibt mittlerweile auch Kirschkernkissen in Form einer Sonne. Die sind natürlich der Hit bei Kindern und für diese Massage sehr gut geeignet. Aber selbstverständlich kann man auch jedes andere Kirschkernsäckchen verwenden. Besonders wohltuend ist diese Massage für Kinder, denen Ärger und Stress schnell auf den Magen schlagen und die bei großem Leistungsdruck mit Übelkeit und Bauchschmerzen zu kämpfen haben. Diese Massage bietet sich vor allen Dingen am Abend unmittelbar vor dem Einschlafen an. Das Kind liegt schon im Schlafanzug im Bett und kann danach liegen bleiben und einschlafen. Mit der „Sonne“ klingt der Tag harmonisch aus und Ihr Kind schläft schneller ein. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Reise zum Regenbogen: Fantasiereisen für gestresste Kinder Dieses letzte Kapitel nimmt Sie und Ihre Kinder mit in das Reich der Fantasie. Hier erleben sie die wunderbarsten Dinge, ist alles möglich – nur Stress und Alltagssorgen sind gänzlich unbekannt! Auf diesen Traumreisen können die Kinder ganz tief entspannen und neue Energie tanken.
Fantasiereisen oder Entspannungsgeschichten, wie man sie auch nennt, sind etwas ganz Wunderbares. Sie laden uns ein ins unendlich weite Land der Fantasie, geben uns Zeit und Raum zum ungestörten Träumen und sorgen zugleich dafür, dass wir uns tief entspannen und neue Kraft für den stressigen Alltag tanken können. Kinder lieben es, sich auf solche Traumreisen zu begeben, in denen die Fantasiewelt ganz wirklich erscheint und die realen Ängste und Sorgen schnell vergessen sind. Der häufig stressbeladene Alltag wird dabei für eine wohltuende Weile ausgeblendet. In dieser Traumwelt fühlen sie sich rundum wohl und geborgen.
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
Fantasiereisen sind keine herkömmlichen Vorlesegeschichten. Sie sind so aufgebaut, dass die Kinder selbst die Geschichte durchleben und sie sich vor ihrem inneren Auge mit ihren eigenen Ideen und Vorstellungen in den schönsten Farben ausmalen. Darüber hinaus enthalten sie bestimmte Elemente des Autogenen Trainings, einer seit langem bewährten und beliebten Entspannungsmethode: Die Vorstellung von Ruhe, Schwere und Regelmäßige FantasieWärme lässt den Zuhörer ganz tief reisen stärken das entspannen und abschalten. Dadurch Immunsystem und werden neue Kraftreserven mobililindern psychosomasiert und verbrauchte Akkus wiedertische Beschwerden. aufgeladen. Danach sind die Kinder konzentrierter, wesentlich aufmerksamer und aufnahmefähiger, ausgeglichener und zufriedener. Wenn Sie Ihr Kind regelmäßig im ganz normalen Alltag auf Fantasiereise schicken, beispielsweise in der Mittagspause oder am Abend vor dem Schlafengehen, werden dadurch sogar seine Abwehrkräfte und sein Immunsystem gestärkt. Auch psychosomatische Beschwerden wie Spannungskopfschmerzen, Allergien, Verdauungsprobleme und nervöse Schlafstörungen können dadurch deutlich gelindert werden und verschwinden zum Teil sogar ganz!
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Tipps zur richtigen Durchführung von Fantasiereisen
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Tipps zur richtigen Durchführung von Fantasiereisen Damit die Fantasiereise ein voller Erfolg wird und Ihr Kind auch wirklich ausgiebig entspannen und träumen kann, möchte ich Ihnen vorab noch einige hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben. ▪ Nehmen Sie sich für das Lesen ausreichend Zeit und hören Sie in sich hinein, ob Sie im Moment auch genug Ruhe haben, eine solche Fantasiereise vorzutragen und durchzuführen. Vielleicht wenden Sie selbst vorher eine Entspannungsmethode an, die Ihnen hilft, gezielt abzuschalten. Dann können Sie Ihrem Kind die Geschichte in Ruhe und mit Gelassenheit vermitteln. ▪ Sie sollten unbedingt genug Zeit für ein Gespräch nach der Fantasiereise einplanen. Erfahrungsgemäß haben die Kinder danach immer viel zu erzählen und möchten ihre Erfahrungen, Eindrücke und Gefühle kundtun. Manche Kinder malen anschließend auch gern ein schönes Bild zu ihrer Fantasiereise, damit sie sie besser in Erinnerung behalten. Dies hilft ihnen zudem, das Erlebte zu verarbeiten und zu vertiefen. ▪ Ihr Kind wird in den Fantasiereisen direkt angesprochen. So erlebt es die Geschichte intensiver und kann die Ereignisse deutlicher im eigenen Körper nachfühlen. ▪ In manchen Fantasiereisen wird Ihr Kind auch seinen Bewegungsdrang ausleben können. Das jedoch nur in
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
Maßen – ein Ersatz für einen Ausflug oder aktive Bewegung können sie natürlich nicht sein! ▪ Ihr Kind ist grundsätzlich der Held in der Geschichte. Es hat dabei zum Teil Fähigkeiten, die es im normalen Leben vielleicht nicht unbedingt hat. Und egal was auch passiert – Ihr Kind wird die Situation in jedem Fall meistern. Das ist eine ganz wichtige Voraussetzung für den Erfolg, denn die Geschichten sollen Ihrem Kind schließlich Spaß bereiten und die gewünschte Entspannung bringen. Misserfolge und negative Erlebnisse hätten genau die entgegengesetzte Wirkung! ▪ Geben Sie den Kindern, bevor Sie mit der eigentlichen Fantasiereise beginnen, die Möglichkeit, es sich in aller Ruhe im Liegen bequem zu machen. Sobald die Kinder liegen, sollen sie in jedem Fall einen Moment in sich hineinspüren, ob sie auch wirklich ganz bequem liegen und sie nichts mehr stört. Vielleicht mag Ihr Kind noch seine Brille beiseitelegen oder einen Knopf am Hemd oder den Gürtel öffnen. Erst wenn wirklich Ruhe eingekehrt ist, Ihr Kind gut liegt und seine Augen geschlossen hat, beginnen Sie zu erzählen. ▪ Erzählen Sie die Fantasiereise mit ganz ruhiger Stimme und denken Sie an ausreichende Pausen. Die kleinen Zuhörer sollen schließlich die Worte verinnerlichen und genug Zeit haben, sich alles in den schönsten Farben auszumalen! Sind Sie sich unsicher, welches Erzähltempo das richtige ist? Dann nehmen Sie die Geschich-
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Tipps zur richtigen Durchführung von Fantasiereisen
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ten, die Sie erzählen, auf eine Kassette auf und hören sich diese mit geschlossenen Augen an. Dabei merken Sie schnell, ob das Tempo angenehm ist und die Pausen während der jeweiligen Abschnitte ausreichen. ▪ Machen Sie es sich gemeinsam gemütlich. Eingekuschelt in eine warme Decke, gepolstert mit einigen Kissen und im Schein einer brennenden Kerze fällt es allen leichter, richtig abzuschalten und dem Alltag für einen Moment zu entfliehen. ▪ Vermeiden Sie jegliche Störungen während der Fantasiereise. Jede Unterbrechung – und sei sie auch noch so kurz und unbedeutend – holt die Kinder unsanft ins Hier und Jetzt zurück! Schalten Sie das Telefon für die Zeit der Geschichte lieber aus oder verbannen Sie es aus dem Zimmer, damit Sie wirklich ungestört sind. Gerade das aufdringliche Klingeln des Telefons reißt Ihr Kind ganz schnell aus dem Reich der Träume. ▪ Lesen Sie die Fantasiereisen vorab immer durch, sodass Ihnen die Handlung bekannt ist. Das ist zum einen wichtig, um eventuell vor dem Vorlesen Fremdwörter mit Ihrem Kind zu klären oder Begriffe, die ihm vielleicht nicht vertraut sind. Zum anderen haben Sie auf diese Weise die wunderbare Möglichkeit, individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse Ihres Kindes einzugehen. Wenn Ihr Kind die Geschichte richtig genießt und ihr vollkommen ruhig und entspannt folgt, können Sie sie an geeigneten Stellen mit eigenen Einfällen ergän-
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zen, sodass Ihr Kind die Entspannung und Ruhephase noch ausgiebiger genießen kann. Ebenso können Sie die Fantasiereise an den Tagen, an denen Ihr Kind ausgesprochen kribbelig und unruhig ist, an geeigneter Stelle abbrechen oder kürzen. Schließlich sollen die Fantasiereisen Ihrem Kind Spaß machen und beim Entspannen helfen. Dann wird es auch die nächste Fantasiereise mit Freude mitmachen und sich gern wieder auf den Ausflug ins Land der Fantasie begeben. ▪ Nach jeder Fantasiereise sollten Sie Ihr Kind eindringlich auffordern, dass es tief ein- und ausatmet und sich ausgiebig reckt und streckt, um wieder richtig wach und fit zu werden. Auch der Kreislauf muss wieder aktiviert werden! All das ist sehr wichtig, um den ganzen Körper mit all seinen Funktionen wieder aufzuwecken. Tut man dies nicht, kann es gut sein, dass sich das Kind im Anschluss matt, müde und richtiggehend schlapp fühlt! ▪ Gönnen Sie sich und Ihrem Kind täglich eine solche Fantasiereise. Wie wäre es in der Mittagspause, um neue Kraft zu schöpfen, oder am Abend als Gutenachtgeschichte, die den Tag harmonisch ausklingen lässt und das Einschlafen erleichtert? Je öfter Ihr Kind diese Geschichten erleben darf, desto hilfreicher werden sie im Alltag sein. Mit der Zeit werden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Ideen für Traumreisen entwickeln und vor Kreativität nur so strotzen – warten Sie es ab!
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Der Zauberteppich
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Nun wünsche ich Ihnen und Ihrem Kind viel Erfolg und viele traumhafte, ganz entspannte Momente!
Der Zauberteppich Was Sie dafür brauchen: Eventuell einen bunten Teppich
Am schönsten ist es für das Kind, wenn es bei dieser Fantasiereise wirklich auf einem bunten Flickenteppich oder dergleichen liegen kann. Aber sie funktioniert natürlich auch ohne Teppich! Schließe deine Augen und stell dir vor, es ist Nachmittag. Du bist in deinem Zimmer und langweilst dich. Deine beste Freundin/dein bester Freund hat heute keine Zeit und alleine spielen macht einfach keinen Spaß! So legst du dich einfach auf den bunten Teppich in deinem Zimmer und denkst angestrengt nach, was du tun könntest. Doch egal wie lange du auch überlegst und grübelst, dir fällt einfach nichts Gutes ein. Was war denn das? Hat da nicht gerade etwas ganz leise gesummt? Und tatsächlich, das Summen kannst du nun deutlich hören. Nicht laut, aber es ist da! Eh du dich versiehst, beginnt der Teppich, auf dem du liegst, ganz sacht zu schaukeln … Plötzlich steigt er mit dir in die Luft! Klasse, freust du dich, da habe ich doch tatsächlich einen richtigen Zauberteppich, von dem ich bisher gar nichts wusste!
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Fröhlich und ganz begeistert davon machst du es dir auf dem Zauberteppich bequem und fliegst ein paar Kurven im Zimmer. Das macht vielleicht Spaß! Und nachdem du einige Runden durch dein Kinderzimmer geflogen bist, lenkst du den Zauberteppich mithilfe deiner Gedanken geschickt durch die Tür hinaus in den Hausflur. Der fliegende Teppich schwebt höher in Richtung Speicher. Wie aufregend das alles ist! Die alte Holztür ist offen und du fliegst sacht auf den Speicher. Ein heller Sonnenstrahl fällt durch das geöffnete Dachfenster. Und ohne lang darüber nachzudenken, schwebst du auch schon auf deinem Zauberteppich dem Sonnenstrahl entgegen und durch das Fenster nach draußen. Wie toll das ist, einfach über die Hausdächer zu fliegen! Das hast du dir schon immer gewünscht. Alles sieht auf einmal so anders aus. Nachdem du über die Dächer deiner Stadt geschwebt bist und dir alles in Ruhe von oben angesehen hast, entschließt du dich noch höher zu fliegen. So steigst du auf deinem Zauberteppich noch ein ganzes Stück höher, in den blauen Himmel hinein. Als du schließlich ganz oben angekommen bist und um dich herum nur ein paar kleine Schäfchenwolken zu sehen sind, entdeckst du in einiger Entfernung eine Wolke, auf der jemand sitzt und dir von Weitem freundlich zuwinkt. Die Wolke kommt langsam näher und du erkennst ganz erfreut, dass deine beste Freundin/dein bester Freund daraufsitzt. „Hallo, ich hab schon auf dich gewartet. Schön, dass du endlich hier bist!“, begrüßt sie/er dich.
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„Wie wäre es mit einer Partie Wolkenhüpfen?“, schlägt sie/er dir vor. „Wolkenhüpfen?“, fragst du verwundert, aber doch sehr neugierig. Deine Freundin/dein Freund erklärt dir, wie es geht, und schon springt ihr gemeinsam von einer Schäfchenwolke zur nächsten. Das macht vielleicht Spaß, so durch den blauen Himmel zu hüpfen – einfach klasse! Nach einer Weile bist du ganz außer Puste. Du verabschiedest dich von deiner Freundin/deinem Freund und legst dich ganz gemütlich auf den Zauberteppich. Wie gut das tut, einfach mal nur so dazuliegen und in den Himmel zu schauen! Du spürst in dir auf einmal eine große innere Ruhe … Ganz ruhig und vollkommen entspannt liegst du da … Dein Körper ist angenehm schwer … Du spürst die Schwere ganz deutlich in deinen Armen und Beinen, denn das Wolkenspringen war ganz schön anstrengend … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer. Die Sonne schickt ihre warmen Strahlen zu dir herüber. Die warmen Strahlen umhüllen deinen Körper und halten ihn ganz warm und geborgen … Du kannst spüren, wie die Wärme durch deinen ganzen Körper hindurchströmt … Besonders deutlich spürst du die wohltuende Wärme in deinen Armen und Beinen. Ein sanfter Luftzug bewegt den Zauberteppich ganz leicht und kaum spürbar hin und her … Der Rhythmus des Wiegens ist ganz ruhig und regelmäßig … Da spürst du deinen Atem … Auch der fließt ganz ruhig und regelmäßig ein und wieder aus …
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Dein Atem geht ganz ruhig und gleichmäßig … So lässt du dich vom Wind wiegen und träumst dabei eine Weile vor dich hin. Schließlich ist es an der Zeit zurückzufliegen. Geschickt lenkst du den Zauberteppich durch die Lüfte und landest schließlich wohlbehalten zu Hause in deinem Kinderzimmer. Das war ja wirklich ein aufregender Ausflug, denkst du und freust dich. Du fühlst dich wunderbar erholt und gut gelaunt. Und da hast du auch gleich eine tolle Idee, was du als Nächstes machen möchtest …
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
Ein kleiner Tipp Lassen Sie Ihr Kind nach der Fantasiereise aus bunten Stoff- oder Wollresten einen kleinen „Teppich“ weben. Dieser wird es an den wunderschönen Ausflug erinnern und zudem bestimmt viele neue Ideen bringen, wohin Ihr Kind mit dem Zauberteppich noch fliegen könnte und was es damit noch erleben könnte. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Diese Fantasiereise ist ein sehr kreativer Zeitvertreib für graue Regentage und hilft garantiert gegen Langeweile!
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Nemo der Delfin
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Nemo der Delfin Was Sie dafür brauchen: Blaue Tücher, eine schöne Muschel,
eventuell eine Lichterkette
Hinweis Gestalten Sie den Ort der Ruhe, den Sie für die Fantasiereise gewählt haben, der Geschichte entsprechend. Mit blauen Tüchern kann man das tiefe, weite Meer darstellen. Eine Lichterkette, die darunterliegt, schaut aus wie ein geheimnisvolles Meeresleuchten. Wenn Sie noch ein paar Muscheln dazulegen, haben Sie eine tolle Atmosphäre geschaffen und Ihr Kind richtig neugierig gemacht. Vielleicht besitzen Sie ja sogar eine Delfin-Handpuppe. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Schließe nun deine Augen … Ich möchte dich heute zu einer kleinen Reise ans Meer einladen. Stell dir vor, du gehst an einem wunderschönen Strand spazieren. Es ist ein warmer Sommertag. Die Sonne scheint warm auf dich herab und lässt das Wasser des Meeres wundervoll glitzern und glänzen. Während du durch den weichen Sand spazierst, genießt du es, wie dir die vielen Sandkörnchen durch die Zehen rieseln und deine Füße sanft kitzeln. Auf einmal entdeckst du draußen zwischen den Wellen einen Delfin. Er zeigt dir tolle Sprünge und taucht geschickt unter den Wellen durch … Schließlich schwimmt er zu dir ans Ufer.
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„Hallo!“, begrüßt dich der Delfin. „Ich heiße Nemo. Wenn du Lust hast, lade ich dich zu einem Ausflug ins Meer ein.“ „Na klar!“, antwortest du. Wann wird man schon mal von einem richtigen Delfin zu einem Ausflug eingeladen? Nemo reicht dir eine Kette, an dem ein kleiner Delfin aus glänzendem Perlmutt hängt. „Häng dir die Kette um den Hals. Sie wird dir helfen, unter Wasser zu atmen.“ Vorsichtig legst du die Kette um und betrachtest sie voller Stolz. Dann kletterst du auf den Rücken des Delfins und hältst dich an seiner Rückenflosse fest. „Alles klar?“, fragt Nemo. „Alles klar!“, antwortest du, und schon schwimmt Nemo mit dir auf seinem Rücken hinaus aufs weiter Meer. Es ist auf einmal ganz ruhig. Keine Wellen sind zu sehen, sodass du durch das klare Wasser fast bis auf den Grund des Meeres schauen kannst. Was es dort alles zu sehen gibt! Nemo schwimmt mit dir umher und lässt dich auf seinem Rücken Karussell fahren. Weil dir das so gut gefällt, wagt ihr gemeinsam einige tolle Sprünge und taucht dann ins Wasser ein. Das ist einfach toll, und durch die Kette hast du keine Schwierigkeiten, auch unter Wasser weiterzuatmen. Dann tauchst du mit Nemo durch das Meer. Auf dem sandigen Boden entdeckst du Seesterne, die dir freundlich zuwinken … Auch die vielen Seeanemonen begrüßen dich. Wie elegant ihre Bewegungen sind! Es sieht aus, als würden sie im Wasser tanzen. Eine Qualle, die aussieht wie ein bunter Regenbogen, reicht dir sogar einen ihrer Arme, um dich im Meer willkommen zu
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heißen … Ein kleines Stück schwimmt sie völlig schwerelos neben euch her und leistet dir Gesellschaft. Schließlich kommt ihr an eine richtige Muschelbank. Da gibt es Muscheln in allen Farben und Formen, die du dir nur vorstellen kannst. Die Muscheln glitzern und glänzen im Licht der Sonne, das selbst noch in der Tiefe des Meeres leuchtet. Wie schön die Muscheln aussehen! Nemo schwimmt ganz langsam, damit du dir die Muscheln auch ganz genau ansehen kannst. Nachdem du genug gesehen hast, bringt Nemo dich wieder zurück an den Strand. Vorsichtig kletterst du von seinem Rücken hinunter und bedankst dich für den wunderschönen Ausflug. Dann gibst du ihm die Kette zurück. „Ich hab noch was für dich“, sagt Nemo und gibt dir zum Abschied eine kleine Muschel. „Als Erinnerung an den Ausflug ins Meer und damit du mich nicht vergisst!“, sagt der Delfin und dann springt er zurück ins Wasser, in dem nun wieder die Wellen wogen. Du suchst dir am Strand einen schönen Platz und machst es dir gemütlich … Ganz ruhig und vollkommen entspannt liegst du da und schaust aufs Meer hinaus … Du genießt die Ruhe und Stille um dich herum … Nur das leise Rauschen des Meeres kannst du vernehmen. Deine Arme und Beine liegen schwer und ganz entspannt im warmen, weichen Sand … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer … Es ist eine sehr angenehme Schwere, die du in deinem Körper spüren kannst.
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Am schönsten ist jedoch die warme Sonne. Die Wärme der Sonne umhüllt dich zärtlich … Und du kannst richtig spüren, wie die Wärme durch deinen ganzen Körper strömt und neue Energie in dir freisetzt … Das ist ein tolles Gefühl! Alles in dir ist warm, strömend warm … Und du fühlst dich wunderbar wohl und ganz geborgen. Und während du die Wellen betrachtest, fällt dir auf, dass sie ganz ruhig und regelmäßig an das Ufer kommen und dann zurück ins Meer fließen … Genauso ruhig und gleichmäßig spürst du deinen Atem in dir … Wie die Wellen, die kommen und gehen … Ganz ruhig und vollkommen gleichmäßig … Lass es einfach in dir atmen, ganz ruhig und regelmäßig … Nach der kleinen Pause fühlst du dich wieder wunderbar erholt und topfit. Du reckst und streckst dich, nimmst die Muschel in deine Hand und machst dich vollkommen glücklich auf den Heimweg.
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen! Ein kleiner Tipp Wie wäre es im Anschluss an diese Fantasiereise mit einem Meeresmandala? Das macht besonders viel Spaß mit mehreren Kindern. Aber natürlich geht es auch nur mit einem Kind. Dazu legen Sie ein großes, dunkelblaues Tuch auf den Boden, stellen auf die Mitte eine Wasserschale mit einigen Schwimmkerzen und legen beispielsweise folgende Materialien bereit:
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Muscheln Steine Schneckenhäuser blaue Filz-, Tüll- und Stoffreste Papierschnipsel aus blauem Papier oder Alufolie selbst gebastelte Seesterne (etwa aus braunem Tonkarton, auf den man Sand klebt) ▪ aus grauem Papier ausgeschnittene Delfine in verschiedenen Größen ▪ selbst gebastelte Fische. Zu leiser meditativer Musik, die an das Meer erinnert, kann Ihr Kind dann mit den Materialien um die Mitte beziehungsweise die Wasserschale herum ein wunderschönes, sehr kreatives Mandala legen, das Sie zum Schluss unbedingt fotografieren sollten. Dieses Legemandala ist mal etwas anderes als die sonst so beliebten Mandalas zum Ausmalen! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Wie ein kleiner Däumling Wenn du nun deine Augen schließt, stell dir einfach vor, du machst einen Spaziergang durch einen Zauberwald. Alles um dich herum wirkt hell und freundlich. Die Sonne, die hoch oben am strahlend blauen Himmel steht, scheint zu dir herab und lässt den Zauberwald in hellem Licht erscheinen. Du schlenderst vergnügt umher und genießt die Ruhe im Wald. Außerdem bist du froh, einmal nichts tun zu müssen, außer das, was du gerade am liebsten möchtest. Und so wanderst du weiter durch den Zauberwald. Dabei lauschst du aufmerksam
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dem zauberhaften Gesang der bunten Vögel, die hoch oben in den Baumkronen sitzen und ihr schillerndes Gefieder von der Sonne wärmen lassen. Schließlich kommst du an einen kleinen See. Der See glänzt und glitzert im hellen, klaren Licht der Sonne. Du ziehst deine Schuhe und Strümpfe aus und lässt deine nackten Füße im Wasser baumeln. Hm, das tut gut! Du merkst, dass auch das Wasser zauberhafte Kräfte besitzt und dir ganz viel neue Kraft schenkt, die nun durch dich hindurchströmt … Ein wirklich gutes Gefühl! Während du so am Ufer des Sees sitzt, betrachtest du die Wasseroberfläche. Sie ist ganz still und unbeweglich. Toll, da kann man sein Spiegelbild im See betrachten! … Aber nanu, wo ist es denn? Da, dort ist dein Spiegelbild! Wunderschön siehst du aus, aber recht klein. So klein wie der Däumling aus dem Märchen … Das ist vielleicht lustig! Neben dir entdeckst du ein großes Blatt. Ob das Blatt mich wohl trägt, jetzt, wo ich so klein und winzig bin? Dann könnte ich eine Reise auf den See hinaus unternehmen, denkst du bei dir und fasst mit deinen winzigen Händen den Stil des Blattes an. Hau ruck, hau ruck! Dass ein so winziges Blatt so schwer sein kann, hättest du nie gedacht und du musst alle Kraft aufwenden, damit du das Blatt ins Wasser ziehen kannst. Endlich ist es geschafft und das Blatt schwimmt wie ein kleines Boot auf dem See. Wie für mich gemacht, denkst du froh und kraxelst auf das Blatt hinauf. Dort machst du es dir
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ganz bequem und schaust hoch zu den Wolken, während du dich langsam auf dem Wasser dahintreiben lässt. Wie schön die Wolken heute wieder aussehen! Es scheint, als könnten sie zaubern. Immer wieder sehen die Wolken anders aus. Mal wie ein wuscheliges Schaf … Dann wie eine kleine Hexe, die auf ihrem Besen durch die Lüfte reitet … Und dann schaut eine besonders dicke Wolke aus, als wäre sie ein Segelboot, das durch den Himmel segelt – toll! Dann machst du einen Moment deine Augen zu. Ganz ruhig und vollkommen entspannt liegst du auf deinem Blatt. Nichts stört dich mehr, nichts lenkt dich ab … Dein Körper ist mit einem Mal angenehm schwer … Ganz schwer und völlig entspannt … Besonders gut spürst du die Schwere in deinen Armen und Beinen … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer. Du lässt dich von der Sonne wärmen … Besonders gut spürst du die Wärme in deinen Armen und Beinen … Beide Arme und Beine sind warm, strömend warm … Und die Wärme strömt durch deinen ganzen Körper und hält dich ganz geborgen. Nach einer Weile legst du dich auf den Bauch und benutzt deine kleinen Ärmchen, um das Blätterboot voranzutreiben. Es klappt und du kommst ein gutes Stück vorwärts, wenn auch nicht sehr schnell. Und so ruderst du dich zu einem schmalen, ruhigen Bächlein, das von dem See wegfließt. Ach, denkst du, dann soll der Bach mich tragen und ich kann mir die Gegend anschauen. Und da bist du auch schon mitten auf dem kleinen Bach. Das Gras, das am Ufer wächst, sieht ganz groß aus. Die saftig grünen Blätter glänzen im Licht der Sonne.
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Ein kleiner Marienkäfer, der an einem der Grashalme geknabbert hat, fliegt zu dir herüber und begleitet dich ein Stück. „Du hast ja ein tolles Boot!“, staunt er und findet es lustig, auf einem Blatt auf dem kleinen Bach zu treiben. Schließlich hast du keine Lust mehr, weiter Boot zu fahren, und paddelst mit der tatkräftigen Unterstützung des kleinen Marienkäfers an den Rand. Geschickt kletterst du von deinem Blätterboot und steigst den kleinen Hang hinauf. „Darf ich dein Boot behalten und noch eine Weile weiterfahren?“, fragt der Marienkäfer. „Na klar!“, antwortest du und wünschst dem Käfer noch eine gute Fahrt. Da entdeckst du einen Strauch, an dem lauter leckere Waldbeeren wachsen. Wunderbar, denkst du, das ist genau das Richtige. Mein Magen fängt schon an zu knurren. Also pflückst du dir eine Waldbeere und kostest sie. Sie schmeckt herrlich süß und ganz saftig … Weil sie so gut schmeckt, knabberst du gleich noch eine Beere … Dann bist du satt, schließlich ist dein Magen ja auch viel kleiner als sonst! Auf einmal spürst du ein sanftes Kribbeln in deinem Körper, und – schwupp – eh du dichs versiehst, bist du wieder so groß wie zuvor. Du reckst und streckst dich und machst dich nun auch wieder langsam und ganz gemütlich auf den Heimweg.
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
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Ein kleiner Tipp Führen Sie mit Ihrem Kind ein Gespräch darüber, wie man sich als Däumling fühlt! Gibt es Situationen, in denen es vielleicht besser wäre, so ein kleiner Winzling zu sein? Oder hat es mehr Vorteile, groß zu sein? Kleben Sie gemeinsam eine Collage, die zum Ausdruck bringt, wie groß alles um den Däumling herum war. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Die Schildkröte Carla Wenn du nun deine Augen schließt, stell dir vor, du bist auf einer wunderschönen Insel. Um dich herum ist weißer, ganz feiner Sand. Du kannst aufs Meer hinausblicken und genießt die warme Sonne auf deiner Haut. Es ist wie im Paradies und du machst dich auf den Weg, diese zauberhafte Insel zu erkunden. Plötzlich stößt du mit deinem Fuß im Sand an etwas Hartes: Da krabbelt doch tatsächlich eine Schildkröte im Sand umher, die einen schönen, großen Panzer auf ihrem Rücken trägt. „Hallo, du!“, heißt dich die freundliche Schildkröte willkommen. „Man nennt mich Carla, und wer bist du?“ Du verrätst ihr deinen Namen und hockst dich zu der Schildkröte in den Sand. Carla wohnt schon auf dieser Insel, solange sie denken kann. Und deshalb schlägt sie dir auch vor, dass sie dir die Insel zeigen könnte. Gute Idee, denkst du und nickst Carla zu.
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„Dann klettere mal auf meinen Rücken!“, fordert dich Carla auf, und bevor du lange darüber nachdenkst, sitzt du schon hoch oben auf dem Panzer der Schildkröte und bist ganz erstaunt. Was für eine tolle Aussicht man von hier oben hat! Das hättest du dir nie vorgestellt. Und da – ganz, ganz langsam und vorsichtig setzt sich Carla in Bewegung. Schritt für Schritt geht es vorwärts. Zwar ganz langsam, aber es ist einfach toll. Vor allen Dingen, weil man auf diese Weise sehr viel Zeit zum Sehen hat. So viele Dinge fallen dir ins Auge, die du sicher nicht bemerkt hättest, wenn du weiterhin zu Fuß und alleine über die Insel spaziert wärst. Neben dir im Sand siehst du eine wunderschöne Muschel. Als du sie entdeckst, öffnet sie sich und darin liegt eine Perle, die so wunderschön aussieht, dass du die Augen gar nicht davon lassen kannst … Wie sie im Licht der Sonnenstrahlen funkelt und wie ein kleiner Regenbogen glitzert! Ein kleines Stück weiter trefft ihr auf eine Schnecke, die das wunderschönste Schneckenhaus auf dem Rücken trägt, das du jemals gesehen hast. Es scheint riesig groß zu sein, fast wie ein Turm, der sich ganz elegant bis zur obersten Etage im Kreis emporschlängelt. Ganz schön praktisch, so ein Schneckenhaus immer bei sich zu haben, findest du. Ebenso wie Carlas Schildkrötenpanzer. Man ist immer zu Hause, egal wo man gerade ist, und kann sich jederzeit und in aller Ruhe zurückziehen, wenn man mal eine Pause braucht und ein wenig verschnaufen möchte … Die Schnecke hat einen besonders schönen Grashalm entdeckt,
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den sie hinaufklettern möchte, und verabschiedet sich von euch. Sie winkt euch mit ihren Fühlern eine Weile nach, bevor sie sich auf den Weg macht. Als Nächstes kommt ihr an einen kleinen Bach. Carla tastet sich ganz vorsichtig durch das seichte Wasser. Ganz erstaunt beobachtest du die vielen bunten Kiesel im Bach, die aussehen wie viele Bonbons in einem schönen Glas. Auch diese Steine hättest du wohl niemals bemerkt und so aufmerksam betrachten können, wenn du selbst alles erkundet hättest. Denn meistens geht man doch recht schnell und hat wenig Zeit, die Gegend in Ruhe zu betrachten. Schon ein tolles Tier, so eine richtige Schildkröte! Immer hat sie Zeit und geht alles ganz gemütlich und in Ruhe an. Als ihr den Bach überquert habt, kommt ihr an eine kleine Lichtung, an deren Rand viele Palmen und bunte Sträucher wachsen. Ihr sucht euch einen netten Platz, um etwas auszuruhen. Und wie ihr so daliegt, spürst du, dass auch du mit einem Mal vollkommen ruhig und entspannt bist … Es scheint, als hätte Carla dir etwas von ihrer großen Ruhe geschenkt, die sie in sich trägt … Ein ganz tolles Gefühl, dass dich sehr glücklich macht … Und du spürst, wie dein Körper schwer daliegt … Einfach nur angenehm schwer und entspannt … Die angenehme Schwere spürst du auch in deinen Armen und Beinen … Ganz schwer sind deine Arme und Beine nun … Du lässt dich von der Sonne wärmen und genießt die Sonnenstrahlen auf deiner Haut … Ganz wohlig warm fühlen sie sich an … Besonders deutlich
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kannst du die warmen Sonnenstrahlen in Armen und Beinen spüren … Deine Arme und Beine sind warm, wohlig warm. Dann betrachtest du Carlas Schildkrötenpanzer. Sie sitzt ganz ruhig neben dir und ruht sich aus … Ihr Panzer hebt sich ganz ruhig und regelmäßig auf und ab … Auf und wieder ab … Ebenso ruhig und gleichmäßig spürst du deinen Atem in dir fließen … Lass es einfach in dir atmen, ganz ruhig und regelmäßig. Nachdem ihr euch genug ausgeruht und ganz viel neue Kraft gesammelt habt, steht ihr auf. Da sich der Tag langsam, aber sicher dem Ende zuneigt, macht ihr euch auf den Heimweg. Auf Carlas Rücken gelangst du sicher nach Hause zurück.
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
Ein kleiner Tipp Unternehmen Sie gemeinsam einen kleinen Spaziergang und stellen sich dabei vor, dass Sie Schildkröten sind. Versuchen Sie, alles um Sie herum in aller Ruhe und mit ganz wachen, aufmerksamen Augen zu betrachten, und lassen Sie sich viel Zeit dazu. Es kommt hier nicht darauf an, eine wirklich große Strecke zurückzulegen, sondern vielmehr, ein kleines Stück ganz intensiv zu entdecken und zu erkunden. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Vom kleinen Teufel Diese Geschichte ist sehr gut für Kinder geeignet, die häufig wütend sind und dieses Gefühl daher gut kennen und nachvollziehen können. Stell dir mal vor, du wärst ein kleiner Teufel. Ein kleiner, roter Teufel, mit einem langen Schwanz, schwarzen, zotteligen Haaren und zwei kleinen Hörnern auf dem Kopf. Heute Morgen hast du verschlafen. Eine geschlagene Stunde! Dann bist du mit dem linken Bein zuerst aufgestanden. Außerdem hat dich dein bester Freund verpetzt und deine teuflische Schwester hat sich einfach unerlaubterweise dein Zauberbuch ausgeliehen, aus dem du eigentlich einen neuen Zauberspruch einüben wolltest. Doch ohne Zauberbuch fällt dir der Spruch einfach nicht mehr ein! Du spürst, wie die Wut immer größer wird und immer stärker in dir tobt. Dann hältst du es nicht mehr aus: Du springst vor lauter Verzweiflung und Wut umher … Stampfst mit den Füßen auf den Boden … Du trampelst umher so laut du nur kannst … Sollen doch alle sehen, dass du kleiner Teufel richtig wütend bist! Du brüllst und schreist alle Wut aus dir hinaus, immer lauter und schriller … Weg mit der verdammten Wut! Zum Teufel noch mal! Richtig fuchsteufelswild bist du nun … Es könnte dich vor lauter Wut einfach zerreißen, mittendurch … Wie Rumpelstilzchen würdest du jetzt am liebsten im Boden versinken.
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Nachdem du schließlich genug gewütet hast, legst du dich müde und erschöpft in dein Bett … Das hat vielleicht gut getan!, denkst du noch. Die Wut ist weg, nicht mehr da. Alle Wut hast du erfolgreich hinausgebrüllt und -getobt! Dann spürst du, wie dein Körper daliegt … Ganz ruhig und entspannt bist du … Du spürst, wie schwer deine Arme und Beine sind … Es ist eine angenehme Schwere … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer … Und du kannst auch eine wohltuende Wärme spüren, die durch deinen Körper hindurchströmt … Die Wärme tut dir gut und bringt neue Kraft, neues Leben in dich … Besonders deutlich spürst du die Wärme in deinen Armen und Beinen … Die wohlige Wärme strömt durch deine Arme und Beine hindurch … Immer mehr neue Kraft durchströmt dich … Nimm so viel von der Kraft in dir auf, wie du brauchst … Lass dir Zeit genug dabei und genieße die tiefe, innere Ruhe.
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
Ein kleiner Tipp Lassen Sie Ihr Kinder einen kleinen Teufel aus buntem Tonkarton basteln. Vielleicht hilft er das nächste Mal, wenn sich ein Wutanfall anbahnt. Oder gestalten Sie mit Ihrem Kind eine Handpuppe als Teufel. Handpuppen sind sehr hilfreich, besonders dann, wenn es um Gefühle geht. Kinder vertrauen sich einer solchen Puppe häufig eher an als Erwachsenen, die sie mit ihren Fragen löchern. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Wie ein Feuer in mir
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Wie ein Feuer in mir Auch diese Geschichte ist ganz besonders gut für diejenigen Kinder geeignet, die häufig mit Gefühlen wie Zorn, Ärger und Wut zu kämpfen haben. Stell dir mal vor, du hattest heute einen schlechten Tag. Alles läuft vollkommen schief. All der Ärger und Zorn liegen dir schwer im Magen, doch du weißt einfach nicht, wie du diese schlechten Gefühle loswerden sollst. So sehr du auch darüber nachdenkst, dir fällt einfach nichts ein, was dir helfen könnte. Verzweifelt legst du dich auf dein Bett und schließt deine Augen. Dabei spürst du, wie all der Ärger und Zorn dich in deinem Magen pieksen und drücken. Auf einmal siehst du vor dir eine klitzekleine Elfe. Sie ist einfach wunderschön und hat an ihrem Rücken zwei gläserne Flügel, in denen sich die Farben des Regenbogens spiegeln. „Ich möchte dir helfen“, sagt die Elfe mit sanfter, glockenheller Stimme. „Ich werde dir zeigen, wie du mit deinem Ärger und Zorn fertigwerden kannst!“ Das wäre klasse, denkst du und nickst der kleinen Elfe gespannt und neugierig zu. „Pass auf, das ist eigentlich ganz einfach!“, erklärt dir die Elfe. „Du lässt deine Augen am besten geschlossen und stellst dir vor, dass dein Ärger und dein Zorn ein kleines Feuer sind, das in dir brennt. Schau dir dein Feuer genau an und lass es noch eine Weile brennen.“
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Nach einiger Zeit vernimmst du wieder die zarte Stimme der kleinen Elfe. „Weißt du, kleines Menschenkind, ein Feuer kann nur dann brennen, wenn es genug Brennstoff und Nahrung zum Brennen bekommt. Bekommt es das nicht, wird die zündelnde Flamme immer kleiner. Bis das Feuer nach und nach ganz erlischt und nur ein kleines Häufchen Asche zurückbleibt. So ist es auch mit deinem Ärger. Nur dann, wenn du deinem Ärger eine Chance gibst und dich über ständig neue Dinge ärgerst, wird er dir weiterhin schwer im Magen liegen und dir Kummer bereiten. Wenn du aber versuchst, nicht mehr ärgerlich zu sein und die Dinge positiv zu sehen, wirst du wieder froh und glücklich werden. Probiere es einfach mal aus!“ Dann ist die Elfe auf einmal verschwunden. Während du über ihre Worte nachdenkst, siehst du vor deinen Augen wieder das kleine brennende Feuer. Du stellst erstaunt fest, dass die Flammen längst nicht mehr so groß sind wie zuvor. Und als du in dich hineinhorchst, bemerkst du auch, dass der Ärger in dir gar nicht mehr so groß ist. So schlimm waren die Dinge ja eigentlich auch nicht. Du betrachtest wieder das kleine Feuer und siehst, wie dein Ärger darin immer dünner und kleiner wird. Und je weniger dich alles ärgert, desto kleiner werden die Flammen des Feuers … Immer kleiner und kleiner, bis auf einmal der letzte Funke in dir erloschen ist.
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Mit Pinsel und mit Farbe
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Du fühlst dich gut und merkst, dass dir die kleine Elfe sehr geholfen hat. Du spürst, wie wieder neue Kraft in dir fließt und auch deine Energiespeicher wieder aufgefüllt sind. Doch bevor du wieder zurückkehrst, genießt du noch einen Moment lang die angenehme Ruhe um dich herum … Es gibt nichts, was dich stört und ablenkt … Du spürst deinen Körper ganz intensiv. Er liegt vollkommen ruhig und ganz entspannt da. Dein Körper ist angenehm schwer und warm … Du fühlst dich geborgen und rundum glücklich.
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
Ein kleiner Tipp Im Anschluss an diese Fantasiereise passt perfekt die Elfenmassage auf S. 109. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Mit Pinsel und mit Farbe Stell dir mal vor, du spazierst über eine wunderschöne Wiese … Richtig schön ruhig ist es hier und nichts gibt es an diesem Ort, was dich ärgern oder wütend machen könnte. Trotzdem hast du noch etwas Wut im Bauch, weil heute Morgen ein paar Sachen nicht so gelaufen sind, wie du dir vorgestellt hattest. Als du weiter auf der Wiese dahinschlenderst, kommst du mit einem Mal an einen riesigen Baum. Der Baum muss schon sehr
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alt sein, denn er hat einen dicken Stamm und eine prächtige Krone, die viel Schatten spendet. Unter diesem Baum steht eine große Leinwand. Darunter liegt eine Palette mit Farben und allerlei Pinseln. Du hebst die Palette mit den Farben auf und betrachtest sie. Mit einem Mal kommt dir eine Idee. Du hast Lust, deine Gefühle zu malen – riesengroß auf die Leinwand. Danach geht es dir bestimmt wieder gut. Du nutzt die Gelegenheit und beginnst zu malen … Mal nimmst du einen dünnen Pinsel, mit dem du feine Striche malst … Dann einen dicken Pinsel … Du malst mit den Farben, die zu deinen Gefühlen passen, auf die große Leinwand. Endlich bist du fertig. Du legst die Palette mit den Farben unter die Leinwand und wäschst die Pinsel in dem kleinen Bach aus, der leise plätschernd am Rand der Wiese dahinfließt. Dann setzt du dich ins weiche Gras und betrachtest dein Kunstwerk. Richtig toll ist es geworden … Du schaust dir die Farben an … die gemalten Formen … und lässt dein Bild in aller Ruhe auf dich wirken. Dann legst du dich auf die Wiese und ruhst dich eine Weile aus. Ganz ruhig und vollkommen entspannt liegst du da … Du fühlst dich frei und glücklich … Keine Gedanken stören dich dabei und du spürst, wie sich die innere Ruhe und eine große Zufriedenheit in dir breitmachen … In deinem Körper nimmst du eine angenehme Schwere wahr … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer … Spüre doch mal die Schwere in
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Mit Pinsel und mit Farbe
deinen Armen und Beinen … Ja, dein ganzer Körper liegt nun schwer und entspannt auf der Wiese. Und die Sonne, die am blauen Himmel leuchtet, wärmt dich mit ihren vielen Sonnenstrahlen … Deine Arme und Beine sind strömend warm … Du bist in das warme, helle Licht der Sonne gehüllt und fühlst dich dabei glücklich wie nie zuvor … So wohlig und geborgen … Die Wärme der Sonne strömt über deine Haut und durch deinen Körper hindurch … Das tut richtig gut! Langsam ist es nun an der Zeit, dass du dich auf den Rückweg machst. Doch bevor du gehst, wirfst du einen letzten Blick auf dein Bild auf der Leinwand. Das Licht der Sonne fällt darauf und lässt die Farben leuchten … Gut gelaunt und vor allen Dingen wunderbar erholt und voller Kraft kehrst du schließlich nach Hause zurück.
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Ein kleiner Tipp Haben Sie schon einmal ausprobiert, Ihrer Wut Ausdruck zu verleihen und sie aufzumalen? Dann wissen Sie, wie befreiend das wirkt. Lassen Sie Ihr Kind beim nächsten Wutausbruch frei mit Farben experimentieren. Je mehr Platz ihm dabei zur Verfügung steht, desto besser. Ihr Kind kann mit dicken Pinseln und Abtönfarbe auf Tapetenresten rumklecksen oder seine ganze Wut mit Kreide und Wachsmalstiften auf ein riesiges Blatt Tonpapier malen. Wie es diese
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Wut ausdrückt, bleibt ihm ganz selbst überlassen. Manche Kinder malen beispielsweise ein loderndes Feuer. Jedes Kind malt seine Gefühle so, wie es sie empfindet. Und Sie werden erstaunt sein, was für tolle Bilder dabei herauskommen! Lassen Sie Ihr Kind eventuell noch das dargestellte Gefühl in Worte fassen und unter sein Gemälde schreiben. Legen Sie für solche Gemälde eine besondere Sammelmappe an. Vielleicht erkennen Sie dann bei einem der nächsten Gefühlsbilder einen Unterschied oder gar kleine Fortschritte. Denn das Kind hat mit dieser „Gefühlsmalerei“ wirklich eine sehr gute Möglichkeit, seine Wut im wahrsten Sinne des Wortes herauszulassen! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
In der Hängematte Was Sie dafür brauchen: Eventuell eine Hängematte oder
eine große Decke Wunderbar wäre für diese Fantasiereise natürlich eine richtige Hängematte, in der Ihr Kind beim Zuhören liegen und sanft schaukeln kann. Aber es geht auch ohne. Vielleicht können Sie ja im Anschluss mit Ihrem Kind Hängematte spielen und es in einer großen Decke „schaukeln“! Stell dir vor, du bist in deinem Lieblingsgarten. Schau dich ruhig eine ganze Weile dort um. Dieser Garten gehört dir ganz
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In der Hängematte
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alleine und du darfst dir auch wünschen, wie dein Lieblingsgarten sein sollte, was für Dinge darin sind und was es dort alles zu sehen gibt. Lass dir Zeit dabei, dir deinen Lieblingsgarten in aller Ruhe auszumalen. Nun machst du dich auf den Weg und gehst durch deinen Lieblingsgarten. Du bist erstaunt, wie toll er geworden ist. Am meisten aber freut dich, dass es dein Garten ist und er dir alles gibt, was du brauchst. Und so bist du eine Zeit lang damit beschäftigt, dich in deinem Garten umzusehen und einige Dinge zu unternehmen. Nachdem du eine Weile in deinem Lieblingsgarten herumgetobt bist und jetzt etwas Ruhe gebrauchen kannst, gehst du zu deiner Hängematte, die zwischen zwei großen, sehr kräftigen Bäumen hängt und zum Schaukeln einlädt. Du kletterst in die Hängematte und machst es dir dort erst einmal so richtig gemütlich. Du findest auch einige Kissen und eine weiche, warme Decke dazu. Nun liegst du endlich richtig bequem und fühlst dich rundum wohl … Alle Gedanken oder Sorgen, die dich während deines Alltags dann und wann einmal quälen, sind hier wie weggeblasen. Nichts stört oder lenkt dich ab. Ruhig und entspannt liegst du in deiner Hängematte … Vollkommen locker und gelöst … Dir ist, als könnte dich nichts aus der Ruhe bringen. Schwer, wunderbar schwer fühlt sich dein Körper an. Das ist ein schönes Gefühl. Die Hängematte hält dich dabei ganz sicher und geborgen. Spüre die Schwere in deinen Armen und
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Beinen … Dort kannst du die angenehme Schwere ganz deutlich spüren … Beide Arme und Beine sind schwer. Zwischen den Baumkronen leuchten ein paar Sonnenstrahlen. Die Sonnenstrahlen sind angenehm warm und erwärmen deine Haut. Ganz besonders gut kannst du die Wärme der Sonnenstrahlen in deinen Armen und Beinen spüren … Die Wärme strömt durch dich hindurch und verteilt sich im ganzen Körper … Du genießt die Wärme in deinen Armen und Beinen. Und wie du so daliegst, kommt ein kleiner, freundlicher Wind, der dich in der Hängematte ganz sanft und sacht bewegt … Hin und her … Her und hin … Ganz ruhig und regelmäßig schwingt deine Hängematte … Ganz genauso ruhig und regelmäßig fließt auch dein Atem in dir … Lass es einfach in dir atmen, ruhig und gleichmäßig. Nachdem du nun genug neue Kraft gesammelt hast und Zeit hattest, mal etwas für dich zu tun, steht der Heimweg an. Du verabschiedest dich von deinem Lieblingsgarten und gehst langsam nach Hause zurück.
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Wie eine Blüte auf dem Wasser
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Wie eine Blüte auf dem Wasser Was Sie dafür brauchen: Ein Stück Tonkarton (DIN-A4) und
Pastellkreide
Hinweis Diese Fantasiereise setzt voraus, dass Ihr Kind bereits einige Erfahrung mit solchen Geschichten gemacht hat und weiß, wie diese ablaufen. Wenn Ihr Kind schon wirklich viele Fantasiereisen erlebt hat, können Sie die Geschichte durch leise meditative Musik positiv verstärken. Im Text finden Sie einen Hinweis, welche Stellen gut geeignet ist, um leise Musik einzuspielen. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Schließe deine Augen und versuche einmal ganz aufmerksam dein Herz in dir zu spüren. Spürst du dein Herz, wie es ruhig und regelmäßig in dir schlägt? Wenn du magst, darfst du für einen Moment deine Hand auf dein Herz legen, damit du es besser spüren kannst. Sei ganz vorsichtig und behutsam. Das Herz ist das Kostbarste in deinem Körper. Denn ohne Herz können wir Menschen nicht leben. Stell dir jetzt einmal vor, dein Herz, das tief in dir schlägt, ist eine wunderschöne Blüte, die auf dem Wasser schwimmt. Schau dir diese Blüte in aller Ruhe eine Weile an und betrachte ihre Form und Farbe. Diese Blüte ist wunderschön anzusehen. Prächtig und stolz schwimmt sie auf dem klaren, reinen Wasser.
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Wenn die Sonne scheint, öffnet sich ihre prächtige Blüte, um neue Kraft zu sammeln und um die wohltuende, angenehme Wärme der vielen Sonnenstrahlen in sich aufzunehmen … Denn die Wärme der Sonne schenkt der Blüte viel neue Kraft und Energie. Dabei fühlt sich die Blüte ganz sicher, geschützt und geborgen.
An dieser Stelle bietet es sich an, eine längere Pause von etwa einer bis drei Minuten zu machen und diese mit entsprechender Musik ganz leise zu untermalen. Das Wasser lässt die Blüte ganz vorsichtig und sacht schaukeln … Ganz ruhig und sanft schaukelt die Blüte auf der Wasseroberfläche hin und her … Hin und her… Ganz ruhig und regelmäßig. Nun spüre wieder dein Herz … Auch das schlägt ganz ruhig und regelmäßig in dir … Lass dir noch einen Moment Zeit, um neue Kraft zu sammeln.
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Ein kleiner Tipp Im Anschluss an diese Fantasiereise, die eigentlich eine kleine Meditation ist, sollten Sie Ihrem Kind unbedingt die Möglichkeit geben, seine ganz persönliche Blüte zu malen.
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Ein Überraschungspaket
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Am schönsten wird sie mit richtiger Pastellkreide, weil man diese wunderbar verwischen kann. Außerdem passt dieses „edle“ Material meiner Ansicht nach sehr gut zu dieser Übung, da unser Herz ja auch etwas ganz Kostbares ist, was wir hüten und pflegen müssen! Natürlich kann Ihr Kind ersatzweise auch mit normalen Wachsmalstiften, Ölkreide, Wasserfarben oder Ähnlichem malen. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Ein Überraschungspaket Was Sie dafür brauchen: Pro Kind ein kleines Stück Papier
mit der Aufschrift „So wirst du mutiger“ und einen Stift Stell dir mal vor, du sitzt in deinem Zimmer. Dort hast du es dir richtig gemütlich gemacht und aus vielen Kissen und Decken ein kuscheliges Nest gebaut. Du hast eine Tasse mit warmem Kakao und eine Schale mit deinen Lieblingskeksen neben dir stehen. So genießt du den Tag und lässt einfach mal die Seele baumeln, um so richtig zu entspannen. Es tut nämlich sehr gut, einfach mal nichts zu tun. Nach einer Weile musst du mit einem Mal daran denken, dass du eigentlich gar nicht so mutig bist, wie du es dir wünschst. Immer wieder gerätst du in Situationen, in denen dir der Mut fehlt, etwas Bestimmtes zu tun. Und nicht selten passiert es, dass dich andere Kinder deshalb auslachen und sich über dich
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lustig machen. Das kränkt dich furchtbar und du würdest gerne etwas daran ändern, aber was? So sehr du darüber auch nachdenkst, dir fällt einfach keine passende Lösung ein. Plötzlich klingelt es an der Wohnungstür. Als du nachsiehst, wer geklingelt hat, ist niemand mehr da – aber es liegt ein Päckchen vor dir auf dem Boden. Als du es aufhebst, um es mit in die Wohnung zu nehmen, siehst du, dass es an dich adressiert ist. Also nimmst du es mit in dein Zimmer und kuschelst dich samt Überraschungspäckchen wieder in dein gemütliches Nest aus Kissen und Decken. Ganz gespannt beginnst du das Päckchen auszupacken … Aber in dem Päckchen entdeckst du unter einigen Lagen Packpapier ein weiteres Päckchen … Du öffnest es und findest wieder Packpapier … Als du das Papier herausnimmst, ist da wieder ein neues Päckchen. So geht das weiter, bis du schließlich in der allerkleinsten Schachtel ein zusammengerolltes Stück Papier findest, das von einer Schleife gehalten wird. Auf der Schleife kannst du lesen, dass diese Nachricht nur für dich ganz alleine bestimmt ist. Voller Spannung öffnest du die Schleife und rollst das Papier auseinander … „So wirst du mutiger“ steht da in großen Druckbuchstaben. Aufmerksam und neugierig liest du weiter, was dort alles geschrieben steht – schließlich warst du ja soeben auf der Suche nach einer passenden Lösung. Nachdem du die geheime Nachricht an dich in aller Ruhe gelesen hat, atmest du erleichtert auf … Dass du nicht schon selber
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Im Rosengarten: Fantasiereise mit Duftcreme
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daraufgekommen bist! Jedenfalls bist du unendlich dankbar und wirst den Tipp beim nächsten Mal, wenn dir der Mut fehlt, ganz bestimmt ausprobieren.
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Ein kleiner Tipp Lassen Sie Ihr Kind anschließend unbedingt auf den von Ihnen vorbereiteten Zettel notieren, was in der Geheimbotschaft gestanden hat. Vielleicht haben Sie noch Reste von Geschenkband zu Hause; damit kann Ihr Kind seine Geheimbotschaft dann wieder zusammenbinden. Diese darf Ihr Kind dann für sich allein verwahren. Sie wird für Ihr Kind ein wertvoller „Mutmacher“ sein, auf den es immer wieder zurückgreifen kann. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Im Rosengarten: Fantasiereise mit Duftcreme Was Sie dafür brauchen: Einen Teelöffel duftneutrale Creme, beispielsweise Vaseline, und zwei Tropfen naturreines ätherisches Rosenöl oder ersatzweise Rosengeranie
Die Zutaten mischt man mit einem Plastiklöffel gut durch, bis sich alles gut vermengt hat.
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
Bevor die Geschichte beginnt, darf sich jeder Zuhörer einen kleinen Tupfen dieser Duftcreme unter die Nase reiben. Es ist übrigens keine Pflicht, diese Creme zu benutzen! Man kann die Fantasiereise auch völlig problemlos ohne Duftcreme erleben. Vielleicht lassen Sie Ihr Kind dann im Anschluss einfach an einer Rose riechen oder halten als Erinnerung an die Traumreise eine Rose bereit. Schließe deine Augen und stell dir einmal vor, es ist ein schöner Sommertag … Die Sonne scheint und der Himmel ist strahlend blau … Du machst einen Spaziergang durch einen wunderschönen Garten. Was es hier alles zu entdecken gibt! In aller Ruhe schaust du dich erst einmal um. Mit einem Mal strömt ein wunderbarer Duft in deine Nase. Ein Duft, den du noch nie zuvor so intensiv gerochen hast. Du gehst dem Geruch nach und stehst vor einem riesigen Rosenbeet. Hier wachsen Rosen in allen möglichen Farben. Und während du wie verzaubert vor dem Rosenbeet stehst und die wunderschönen Farben betrachtest, strömt dir der liebliche Duft der Rosen wieder in die Nase und lässt dich ganz tief entspannen. Da entdeckst du eine besonders schöne Rose … Ihre roten Blüten strecken sich der Sonne entgegen … Wie schön sie aussieht! … Bei ihrem Anblick wird dir ganz warm ums Herz … Was für eine wunderschöne Blume, denkst du bei dir und machst es dir im grünen Gras ganz gemütlich. Während du der Länge nach auf der Wiese liegst, merkst du, wie ruhig und tief entspannt du bist … Es ist wirklich schön, eine so
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Im Rosengarten: Fantasiereise mit Duftcreme
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große Ruhe in sich zu spüren … Alles in dir ist ruhig und gelöst. Dann merkst du, wie angenehm schwer dein Körper im warmen, weichen Gras liegt … Besonders schwer fühlen sich deine Arme und Beine an … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer. Dann fühlst du die warmen Strahlen der Sonne auf deiner Haut … Hm, die Wärme tut vielleicht gut! Wie schön es sich anfühlt, wenn die Wärme durch deine Arme und Beine strömt … Beide Arme und Beine sind strömend warm … Und die wohltuende Wärme verteilt sich in deinem ganzen Körper. Du schließt deine Augen und siehst wieder die rote Rose vor dir … ihre zarten Blütenblätter, wie sie sich der warmen Sonne entgegenstrecken … Und dann riechst du wieder den wunderbaren Rosenduft … Nimm ihn tief in dir auf … Der wohlriechende Duft lässt dich noch tiefer entspannen. Dabei spürst du, wie wohl du dich fühlst … Rundum geborgen und geliebt … Es geht dir richtig gut. Nun machst du dich langsam, aber sicher wieder auf den Heimweg. Doch vorher blickst du noch einmal auf all die vielen Rosen, die in dem Garten wachsen … Eine ganz kleine Rose pflückst du dir als Erinnerung an diesen Nachmittag ab. Als du zu Hause ankommst, legst du die kleine Rose in eine Schale mit klarem Wasser. So verbreitet sich der liebliche Duft der Blume auch in deinem Zimmer und wird dich immer daran erinnern, wie entspannend dieser Ausflug in den Rosengarten war.
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
Ein kleiner Tipp Vielleicht hat Ihr Kind im Anschluss an diese Fantasiereise Lust, eine Rose im Garten anzupflanzen oder einige Rosenblüten abzuschneiden. Wenn man die Blüten mit einer Schwimmkerze in eine Wasserschale legt, hat man nicht nur eine schöne Erinnerung an diese Duftreise, sondern zugleich eine nette Dekoration für den Tisch. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Zauberhafte Unterwasserreise Wenn du nun deine Augen schließt, stell dir einmal vor, du machst einen Ausflug ans Meer. Am Strand wartet schon ein U-Boot auf dich, das nur für dich bestimmt ist. Der Kapitän lächelt dir freundlich zu und heißt dich an Bord herzlich willkommen. Du nimmst in einem gemütlichen Sessel gleich an dem großen Fenster Platz und machst es dir so richtig schön bequem. Ach, ist das toll, einfach mal nichts tun zu müssen, die Seele baumeln zu lassen und einfach für eine Weile abzutauchen ins tiefe blaue Meer! … Du fühlst dich herrlich entspannt und bist ganz ruhig. Los geht die Unterwasserreise und du siehst staunend aus dem Fenster. Alles um dich herum ist wunderbar blau und das Meerwasser ganz hell und klar. Die Sonnenstrahlen, die von oben ins Wasser fallen, malen zauberhafte Muster auf den sandigen Meeresboden. Der weiße Meeressand glitzert golden und strahlt wunderbar.
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Zauberhafte Unterwasserreise
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Ein Schwarm schillernder Fische zieht schwerelos an deiner Scheibe vorüber. Wie flink und gewandt die kleinen Fische im Wasser ihre Bahnen ziehen! Ein kleiner Fisch, dessen Schuppenkleid besonders bunt schillert, versteckt sich hinter einer Koralle. Oh, was ist denn das? Da schwimmt eine Flaschenpost am U-Boot vorbei und dort drüben tanzt fröhlich ein kleines Muschelkind mit einem Brief in der Hand. Sicherlich hat es soeben eine Einladung zum Meeresfest erhalten. Bevor du dich weiter über die Unterwasserpost wundern kannst, taucht vor dir ein prächtiges Muschelhaus auf. Über dem Eingang steht in verschnörkelter Schrift „Tintenfischbüro“. Wie lustig!, denkst du bei dir und schaust im Vorbeifahren in das lustige Muschelhaus hinein. Ein Tintenfisch hockt an einem langen Tisch und ist dabei, einen Brief zu schreiben. Mit seinem Tintenfischschwänzchen taucht er geschickt in ein kleines Tintenfass und schreibt einen langen Brief auf ein Blatt aus Algenpapier. Eine kleine Meerjungfrau mit langem, grünem Haar ist damit beschäftigt, die Briefe zusammenzurollen und in Umschlägen zu verstauen. Hier und da steht auch schon eine fertige Flaschenpost, die nur darauf wartet, verschickt zu werden. Im Meerwassergarten, direkt hinter dem Tintenfischbüro, sitzen allerhand kleine Tintenfische an langen Tischen und schauen auf eine große Tafel. Auf der Tafel stehen viele Buchstaben. Offenbar ist hier die Tintenfischschule, in der die kleinen Tintenfische das Schreiben lernen. Wie lustig!, denkst du bei dir und freust dich.
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
Das U-Boot gleitet weiter ganz lautlos durch das blaue Meer und du erfreust dich weiterhin an den vielen Dingen, die du während deiner Unterwasserreise entdeckst: wunderschöne Muscheln, Wasserschnecken und kleine Seepferdchen, schillernde Fische und die zarten Wasserpflanzen, die sich so elegant und anmutig im Wasser hin- und herbewegen, als würden sie tanzen. Schließlich spürst du eine wohlige Schwere in dir … Ganz schwer sind deine Arme und Beine nun … Du kannst die angenehme Schwere in deinen Armen und Beinen deutlich spüren … Schwer, ganz schwer ist dein Körper nun … Außerdem nimmst du eine ganz angenehme Wärme wahr … Hier im tiefen Meer ist es wohlig warm und du fühlst dich ganz behaglich … Deine Arme und Beine sind warm, ganz warm … Lass die angenehme Wärme in deinen Armen und Beinen fließen … Warm, ganz warm sind deine Arme und Beine … Und du kannst spüren, wie sich die wohltuende Wärme in deinem ganzen Körper ausbreitet und dir neue Kraft und Energie schenkt … Das tut gut! … Nimm so viel von der Kraft in dir auf, wie du brauchen kannst! Das U-Boot wird ganz sanft vom Wasser geschaukelt … Sanft und sacht wiegt sich das U-Boot im Wasser hin und her … Ebenso ruhig und regelmäßig fließt dein Atem … Dein Atem fließt ruhig und regelmäßig … Ganz von allein atmet es in dir … ruhig und regelmäßig … Lass es einfach in dir atmen … Du fühlst dich dabei herrlich frei und ganz entspannt. Immer noch gleitet das U-Boot durchs tiefe blaue Meer. Ein Stück entfernt bestaunst du fasziniert einige Quallen. Sie sind
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Die Reise mit Herrn Pustewind
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fast durchsichtig und dennoch schillern sie in zarten, hellen Farben … So wie viele kleine Regenbogen, denkst du bei dir. Der Tag neigt sich langsam dem Ende zu und so ist es nun an der Zeit, Abschied zu nehmen. Der freundliche Kapitän steuert das Unterseeboot wieder an die Wasseroberfläche und legt am Ufer genau an der Stelle an, an der deine Reise begonnen hat. Du kletterst aus dem Boot und verabschiedest dich für heute. „Vielen Dank und bis zum nächsten Mal!“, sagst du und machst dich gut gelaunt und herrlich erholt auf den Heimweg.
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Ein kleiner Tipp Lassen Sie Ihr Kind mit Wasserfarben ein Meeresbild malen. Mit reichlich Wasser wird blaue Farbe auf die eine Hälfte des weißen Blattes aufgetragen. Dann klappt man es in der Mitte zusammen und lässt es trocknen. Ist die Farbe trocken, kann Ihr Kind noch aus Tonpapier bunte Fische auf das Wasser kleben. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Die Reise mit Herrn Pustewind Mach es dir ganz gemütlich und schließe deine Augen. Wenn dich nichts mehr stört, dann begleite mich auf den Ausflug, den ich heute mit dir unternehmen möchte.
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
Stell dir vor, es ist Nachmittag. Du hast deine Hausaufgaben alle erledigt und weißt nicht so recht, was du nun machen sollst. Der Himmel draußen ist bedeckt und dein bester Freund/ deine beste Freundin hat heute leider keine Zeit. So hockst du in deinem Zimmer am Fenster, schaust nach draußen und beobachtest die Wolken, wie sie über den Himmel ziehen. Da kommt mit einem Mal eine große weiße Schäfchenwolke angeschwebt, die wunderschön aussieht: herrlich weich und kuschelig, wie ein großer Wattebausch. Und mitten auf dieser Wolke sitzt ein freundlicher alter Mann mit einem langen, weißen Bart und gelocktem grauem Haar. Er trägt einen langen blauen Mantel, der aus lauter langen Bändern bestehen zu scheint, die in allen erdenklichen Blautönen leuchten und fröhlich vor sich hinflattern. Der Mann winkt dir schon von Weitem zu und lächelt. „Hallo!“, begrüßt er dich beim Näherkommen mit sanfter, beruhigender Stimme. „Hast du Lust auf einen kleinen Ausflug? Gestatten, mein Name ist Pustewind – Herr Pustewind.“ Und er streckt dir seine sonnengebräunte Hand entgegen. „Gerne!“, antwortest du begeistert, ein solcher Ausflug ist bei diesem Wetter genau das richtige Mittel gegen die Langeweile! Also zögerst du nicht lange, reichst Herrn Pustewind deine Hand und kletterst geschwind zu ihm auf die weiße Wolke. Sie bietet reichlich Platz und ist genauso kuschelig weich und bequem, wie sie von Weitem ausgesehen hat! Ein Ausflug mit dem Wind – du kannst es noch gar nicht richtig glauben. Aber da sitzt er, der Wind mit Namen Pustewind, direkt neben dir und hat dich eingeladen. Fantastisch!
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Die Reise mit Herrn Pustewind
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Du bist vollkommen überwältigt, vor allen Dingen von der guten Aussicht hier oben! Was man von so hoch oben alles entdecken kann und wie winzig klein Stadt und Land von hier aussehen! Als wäre es eine Spielzeuglandschaft, so winzig klein. Staunend betrachtest du vom Himmel aus die Dinge, die während eures Flugs an euch vorbeiziehen. „Na,“ fragt Herr Pustewind, „auf der Wolke eingelebt? Hast du Lust auf etwas mehr Geschwindigkeit?“ Der freundliche Wind scheint ja ein aufgeweckter Kerl zu sein, trotz seines hohen Alters. Natürlich bist du sofort von seinem Vorschlag begeistert. Zustimmend nickst du Herrn Pustewind zu. Herr Pustewind lässt die weiße Schäfchenwolke schneller am Himmel entlangziehen und ihr fliegt auf den Kirchturm zu. Hey, wie lustig das im Bauch kribbelt! Kaum seid ihr am Kirchturm eurer Stadt angekommen, bläst Herr Pustewind aus vollen Backen, dass sich der goldene Wetterhahn auf der Kirchturmspitze im Kreis dreht. Immer schneller und schneller … Du musst lachen, denn das sieht so lustig aus, wie der Wetterhahn umherfliegt und sich dreht, als wäre er auf einem Karussell. „Bevor dem armen Kerl schwindelig wird, hören wir wohl besser auf!“, flüstert dir Herr Pustewind leise zu und lässt die weiße Schäfchenwolke noch etwas höher in den Himmel hinaufsteigen. „Komm,“ schlägt Herr Pustewind vor. „Wir statten Frau Sonne einen kleinen Besuch ab!“
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Nichts lieber als das, denkst du. Denn die Sonne hast du heute Nachmittag schon sehr vermisst. Während Herr Pustewind Kurs Richtung Sonne nimmt, streckst du dich der Länge nach auf der weichen Schäfchenwolke aus und machst es dir so richtig bequem … Ganz ruhig und entspannt liegst du da … Nichts kann dich stören … Nichts lenkt dich hier oben ab … Das tut gut! … Du spürst beim Fliegen eine angenehme Schwere in deinen Armen und Beinen … Es ist eine wohltuende Schwere und sie fühlt sich gut an … Spüre einfach nur die Schwere in deinen Armen und Beinen … Ganz schwer sind deine Arme und Beine … Ja, dein ganzer Körper ist schwer und ganz entspannt. Da streichelt dich etwas wohlig Warmes … „Willkommen!“, begrüßt dich Frau Sonne mit ganz zarter, heller Stimme. Und da streicheln dich ihre warmen Sonnenstrahlen schon wieder. Ganz geborgen fühlst du dich hier oben in ihrer Nähe. Frau Sonne hat langes blondes Haar, das aussieht, als wären es unzählige feine Sonnenstrahlen, die sich um ihren Kopf winden. Und ihr luftiges Kleid fällt weit und schwingend um ihren schmalen Körper. Wie wunderbar hell es hier bei Frau Sonne ist! Dein Kopf fühlt sich ganz leicht und wunderbar leer an. Das Schönste jedoch ist die angenehme Wärme, die von Frau Sonne und ihren Sonnenstrahlen ausgeht. Du hast das Gefühl, als würde mit einem Mal ganz viel neue Kraft in dich strömen. So schließt du deine Augen, um die Wärme noch einmal ganz intensiv zu spüren … Beide Arme und Beine sind warm, ganz
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Die Reise mit Herrn Pustewind
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warm … Lass die wohlige Wärme einfach durch deine Arme und Beine hindurchströmen und alles wärmen, was Wärme gebrauchen kann … Du genießt die Wärme in vollen Zügen … Dein ganzer Körper fühlt sich wunderbar warm an … Alles um dich herum ist warm, herrlich warm. Und während du so daliegst und die sonnige Wärme genießt, schaukelt Herr Pustewind dich ganz sanft hin und her … Dein Atem geht im gleichen ruhigen Rhythmus … Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, vollkommen ruhig und regelmäßig … Lass deinen Atem einfach in dir fließen, ganz ruhig und gleichmäßig … Ebenso ruhig schaukelt dich Herr Pustewind … Das ist wunderschön und du kannst noch tiefer entspannen. Zum Abschied schenkt dir Frau Sonne einen kleinen Sonnenstrahl. „Bewahre ihn gut“, sagt sie zu dir. Er kann dir jederzeit Wärme schenken, wenn du sie brauchst. Du bedankst dich bei Frau Sonne und dann ist es auch Zeit für den Heimweg. Herr Pustewind winkt Frau Sonne beim Abflug zu und steuert die Schäfchenwolke ruhig und sanft zurück. Dabei lässt du dir den sanften Wind sacht um die Nase wehen und genießt noch einmal den herrlichen Ausblick. Zu Hause angekommen, kletterst du von der Wolke und verabschiedest dich von Herrn Pustewind. „So einen tollen Ausflug habe ich noch nie gemacht!“, sagt du und lächelst Herrn Pustewind an. „Vielen lieben Dank!“ Du winkst Herrn Pustewind noch eine Weile hinterher und schließt das Fenster. Du fühlst dich wunderbar erholt, gut gelaunt und herrlich entspannt.
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
Ein kleiner Tipp Beim nächsten Spaziergang halten Sie Ausschau nach dem Wind. Lassen Sie sich den Wind um die Nase wehen, durch das Haar pusten und an den Ohren wackeln. Breiten Sie Ihre Arme aus und lassen Sie sich vom Wind treiben. Laden Sie den Wind zum Spielen ein! ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Oder spielen Sie zu Hause Wind: Probieren Sie aus, wie stark Sie als Wind sind. Und wie kräftig kann das „Windkind“ blasen? Stark genug, um einen aufgeblasenen Luftballon vor sich herzutreiben oder einen Tischtennisball?
Bei den Wolkenschäfchen Diese Fantasiereise ist perfekt vor dem Einschlafen. Sie trägt Ihren kleinen Schatz sanft ins Kinderträumeland. Wenn du dich nun tief in dein warmes Bett gekuschelt hast, schließe einfach deine Augen und spüre einen Moment lang deinen Körper … Höre einen Augenblick in dich hinein und spüre, ob du dich auch wirklich rundum wohlfühlst und dich nichts mehr stört.
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Bei den Wolkenschäfchen
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Dann stell dir vor, du liegst in deinem Bett und schaust von dort aus in den Abendhimmel. Das dunkle Blau leuchtet hell und warm. Der Mond und die Sterne blinken aus der Ferne und sehen aus wie lauter kleine Laternen. So träumst du vor dich hin und entdeckst am abendlichen Himmel eine kleine weiße Wolke. Die sieht aus wie ein kleines Schäfchen, denkst du bei dir und freust dich. Da bemerkst du, dass die kleine Wolke immer näher und näher schwebt. Beim Näherkommen stellst du fest, dass es ein kleines Wolkenschaf auf seinem Abendspaziergang ist. Na, so was! Und eh du dichs versiehst, steht das kleine Wolkenschaf vor deinem Fenster und kopft leise an die Scheibe. „Guten Abend!“, mäht es dir freundlich zu. „Komm, ich lad dich ein zu einer Reise durch die Nacht!“ Wunderbar, denkst du. So einen Ausflug unternimmt man nicht alle Tage! Das kleine Wolkenschaf lässt dich auf seinen Rücken klettern. Ah, wie kuschelig weich das weiße Fell des kleinen Schafes ist. Und wie wunderbar warm! Einfach schön. So spaziert das kleine Wolkenschaf mit dir auf seinem Rücken durch die sternenklare Nacht. Ihr spaziert durch die Milchstraße, in der euch zahlreiche Laternen den Weg leuchten. Hopp, da kommt ein anderes Wolkenschaf um die Ecke gehüpft und mäht euch fröhlich zu. Und dort, hinter dem goldenen Stern, leuchtet etwas Lockiges hervor: Noch ein Wolkenschaf kommt herbeigehüpft und begleitet euch auf der nächtlichen Wanderung. Immer mehr Wolkenschafe springen munter umher und heißen dich willkommen. Gemeinsam spielt ihr Sternhüpfen. Jeder muss dabei versuchen, sich nicht fangen zu lassen,
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und springt von Abendstern zu Abendstern. Das Spiel macht wirklich großen Spaß, vor allen Dingen weil die kleinen Abendsterne jedes Mal hell aufleuchten und ihren goldenen Sternenstaub versprühen, wenn man sie berührt. Dabei wird dir jedes Mal ganz warm ums Herz. Schließlich seid ihr vom vielen Umherspringen richtig müde. Die Wolkenschäfchen gähnen leise vor sich hin und machen sich auf den Weg zur Mondweide. Dort mäht ihnen das Mutterschaf bereits von Weitem entgegen und freut sich, dass die Wolkenschäfchen nun heimkehren. Auf der Mondweide wächst saftiges Gras und mitten hindurch fließt das kleine Wolkenbächlein, an dem sich die Schafe nun erfrischen. Auch du probierst von dem klaren Wasser, es schmeckt köstlich. Und du merkst, wie das Wasser dich ganz tief entspannen lässt. Du machst es dir zwischen all den Wolkenschafen auf der Mondweide bequem und kuschelst dich zwischen sie. Du kommst dir vor, als würdest du zwischen lauter kuschelig weichen Wolken liegen, die dich sicher, warm und vor allen Dingen ganz geborgen halten … Ganz ruhig und entspannt liegst du da … Nichts geht dir mehr durch den Kopf … Und du spürst eine angenehme Bettschwere tief in dir, die man immer dann spürt, wenn es Zeit zum Schlafengehen ist … Beide Arme und Beine fühlen sich schwer an … Ganz schwer sind deine Arme und Beine … Du kannst die Schwere in deinen Armen und Beinen ganz deutlich spüren … Die Schwere tut gut, du spürst sie in deinem ganzen Körper und genießt sie … Das wuschelige Fell der vielen Wolkenschafe um dich herum hält dich ganz
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Bei den Wolkenschäfchen
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warm und geborgen … Du nimmst die Wärme tief in dir auf … Besonders warm sind deine Arme und Beine … Beide Arme und Beine sind warm, strömend warm … Immer mehr wohltuende Wärme fließt durch dich hindurch. Da merkst du, wie die Wolkenschaf-Mutter dich sanft auf ihren Rücken hebt. Du liegst auf ihr, wie in einer Hängematte, die dich sicher trägt. Auf ihrem Rücken geht es heimwärts. Durch die Milchstraße zwischen all den Sternchen hindurch. Dabei wirst du sanft geschaukelt. Ganz ruhig und sanft wirst du hinund hergewiegt. So, als würde die Wolkenschaf-Mutter dich in den Schlaf wiegen wollen. Vollkommen ruhig und gleichmäßig … Ebenso ruhig und regelmäßig spürst du deinen Atem in dir fließen … Dein Atem geht ruhig und regelmäßig… Er fließt ein und aus, ein und aus … Immer im gleichen ruhigen Rhythmus … Du fühlst dich rundum ruhig und entspannt. Du bist so entspannt, dass du gar nicht mehr richtig merkst, wie die Wolkenschaf-Mutter mit dir in dein Zimmer hüpft und dich vorsichtig in dein Bett hineinlegt … Gute Nacht und süße Träume!
Ein kleiner Tipp Was gibt es für Kinder Schöneres, als wandernden Wolken zuzusehen? Kinder lieben es, in den Wolken tolle Bilder zu erkennen: Wie sieht die Wolke aus – vielleicht wie ein Kamel mit Höcker? Wie eine lange Eidechse mit gekräuseltem Schwanz? Stellen Sie sich gemeinsam in den Garten, auf den Balkon oder ans Kinderzimmerfenster, schauen Sie den Wolken zu und genießen Sie diesen stillen Moment. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
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Pusteblume, flieg geschwind! Lege dich nun hin und mach es dir ganz gemütlich … Wenn dich nichts mehr stört und du dich wirklich rundum wohlfühlst, schließe einfach deine Augen. Stell dir vor, es ist ein wunderschöner Nachmittag. Es zieht dich nach draußen und du spazierst im Park über eine grüne Wiese. Herrlich, nichts tun zu müssen! Der Himmel ist strahlend blau, wie es sich für einen schönen Nachmittag gehört, und die Sonne scheint hell und warm. So hüpfst du vergnügt durch das saftig grüne Gras, das dich sanft an deinen Füßen kitzelt, und tobst dich richtig aus. Da entdeckst du allerhand bunte Blumen, die auf der Wiese blühen. Wie kräftig ihre Farben im Licht der Sonne leuchten und wie gut sie duften, hm … Du nimmst den zarten Duft der bunten Blumen tief in dir auf und spürst, wie tief er dich entspannen lässt. So hockst du dich zwischen all die Blumen und pflückst ein paar Gänseblümchen, aus denen du einen Kranz bindest. Geschickt verbindest du Gänseblümchen für Gänseblümchen miteinander. Wie schön der Blütenkranz aussieht! Du steckst ihn dir ins Haar und schlenderst gemütlich weiter. Dort drüben wachsen ganz viele Pustblumen. Nichts wie hin! Du pflückst eine Pusteblume ab, holst tief Luft und bläst kräftig hinein: Lauter kleine, weiße Fallschirme wirbeln in den blauen Himmel hinein und schweben umher. Staunend schaust du
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Pusteblume, flieg geschwind!
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den Fallschirmblüten hinterher und fragst dich, wohin sie wohl fliegen. Als du die nächste Pusteblume pflückst, hältst du einen Moment inne. Du holst wieder Luft und bläst in die buschige Blüte hinein. Doch bevor die vielen Pusteblumen-Fallschirme sich im strahlend blauen Himmel in alle Richtungen verteilen, hältst du dich an einem davon fest. Und es klappt – du segelst mit dem Pusteblumen-Fallschirm durch den blauen Himmel immer höher und höher. Wie schön das ist! … Einfach durch die Luft fliegen, schwerelos und ganz unbeschwert … So segelst du ganz ruhig und lautlos am Himmel entlang und schaust dich staunend um. Vor lauter Übermut setzt du dich dem vorbeiziehenden Wind auf seine dicke Nase und zwickst ihn sacht in die Plusterbacken. Vor lauter Vergnügen baumelst du mit deinen Beinen und genießt die zauberhafte Aussicht. Doch der Wind hat heute wenig Zeit und muss weiter. Das ist auch gut so, denn du genießt das tolle Wetter. So segelst du noch eine Weile mit dem Pusteblumen-Fallschirmchen durch die Luft. Bis du schließlich wieder wohlbehalten auf der Wiese landest, auf der dein Ausflug mit der Pusteblume begonnen hat. Du dankst dem Fallschirm und winkst ihm zu, als er in Richtung Sonne davonschwebt. Du machst es dir im grünen Gras gemütlich und streckst dich aus … Herrlich! So ruhig und entspannt dazuliegen… Deine Arme und Beine fühlen sich schwer an… Ganz schwer sind deine Arme und Beine … Die Schwere tut gut und du kannst sie
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ganz deutlich spüren … Ja, dein ganzer Körper fühlt sich nun schwer an … Und die Sonne schickt einige ihrer Strahlen genau zu dir auf die Wiese … Sanft kitzeln die Sonnenstrahlen deine Haut und wärmen dich … Besonders gut kannst du die Wärme in deinen Armen und Beinen spüren … Deine Arme und Beine sind warm … Immer mehr wohlige Wärme strömt durch deine Arme und Beine … Alles ist warm, wunderbar warm. Und während du so daliegst, denkst du an den Flug mit der Pusteblume. Ruhig und gleichmäßig wurdest du vom Wind hinund hergeschaukelt … Genauso ruhig und regelmäßig fließt nun auch dein Atem … Das lässt dich ganz tief entspannen … Dein Atem geht ruhig und regelmäßig ein und wieder aus … Lass den Atem in dir einfach fließen, ruhig und gleichmäßig … Immer im gleichen ruhigen Rhythmus … Immer noch fließt dein Atem ruhig und regelmäßig. So langsam neigt sich der Tag dem Ende zu und es ist Zeit für den Heimweg. Gut gelaunt machst du dich auf den Rückweg und fühlst dich rundum gut erholt und wieder voller Kraft.
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
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Ein Ausflug ans Meer
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Ein kleiner Tipp Pusteblumen sind etwas Wunderbares. Vielleicht nehmen Sie sich im Anschluss an diese Geschichte noch ein paar Minuten Zeit, um draußen etwas frische Luft zu schnappen. Halten Sie bei dem kleinen Ausflug die Augen offen – vielleicht findet sich ja eine Pusteblume. Lassen Sie Ihr Kind hineinpusten und schauen Sie den kleinen Fallschirmen nach, wie sie durch die Luft tanzen! Ist keine Pusteblume in Sicht oder regnet es heute den ganzen Tag? Kein Problem – spielen Sie mit Ihrem Kind für ein paar Minuten Pusteblume und tanzen Sie zusammen wie kleine Pusteblumen-Fallschirmchen im Zimmer herum … So kann sich Ihr Kind wunderbar austoben und seinen Bewegungsdrang ausleben. Spaß und gute Laune macht es außerdem! Sie können auch zu Hause Wind spielen (siehe S. 184). ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Ein Ausflug ans Meer Lege dich nun bequem hin und schließe deine Augen … Dann stell dir vor, du machst einen Spaziergang am Strand. Es ist ein wunderschöner Tag, der Himmel ist strahlend blau und die Sonne scheint hell und ganz warm. Du gehst barfuß durch den warmen, feinen Sand. Mit jedem Schritt kitzelt dich der Sand unter den Füßen, als wolle er dich massieren. Das tut richtig gut!
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So schlenderst du vergnügt am Wasser entlang und genießt die Ruhe und Stille um dich herum. Während du wanderst, hältst du Ausschau nach schönen Muscheln. Ein paar Muscheln, die dir besonders gut gefallen, legst du in den Sandeimer und nimmst sie mit. Ein Stück vor dir liegt ein Seestern, der vom Wasser angespült wurde. Wie schön er aussieht! Du nimmst ihn vorsichtig in deine Hand und betrachtest ihn. Dann setzt du den kleinen Seestern zurück ins Wasser. Hier ist der Sand besonders schön. Deshalb stellst du den Eimer in den Sand und beginnst eine schöne Sandburg zu bauen. Immer mehr Sand türmst du zu einem großen Haufen und klopfst ihn fest. Hier und da ritzt du mit deinen Fingern geschickt Fenster in die Sandburg und an einigen Stellen formst du elegante Türmchen und Vorsprünge, die die Sandburg wie ein kleines Märchenschloss aussehen lassen. Das prächtige Sandschloss verzierst du zum Schluss mit den Muscheln und kleinen weißen Schneckenhäusern, die du zuvor am Wassersaum gesammelt hast. Im Licht der Sonne glitzert und glänzt dein Sandschloss ganz zauberhaft. Ein Stück entfernt türmen sich einige Dünen auf, die zum Spielen einladen. Was gibt es Schöneres, als eine Düne zu erklimmen und sich dann herunterrollen zu lassen! Das macht solchen Spaß! Also überlegst du nicht lange und rennst zu den Dünen. Das Klettern ist ganz schön anstrengend und kostet dich ganz schön Kraft. Aber es macht einfach riesig Spaß. Zuerst genießt du die tolle Aussicht, die du von da oben hast. Du kannst von hier fast den gesamten Strand überblicken
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Ein Ausflug ans Meer
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und auch weit aufs offene Meer hinausschauen. Eine weiße Möwe schwebt schwerelos durch den wolkenlosen Himmel. Ihr weißes Federkleid leuchtet im Licht der Sonne noch heller, als es eh schon ist. Am Horizont beobachtest du einige Schiffe, die gemächlich über das Wasser gleiten. Dann kullerst du mit Schwung die Düne hinunter. Das kitzelt im Bauch und du musst lachen. Kaum bist du unten, kraxelst du die Düne gleich wieder hinauf. Diesmal nimmst du von oben Anlauf und hüpfst die Düne hinunter: Hopp, hopp und noch einmal! Schließlich bist du ganz außer Puste und lässt dich in den warmen, weichen Sand fallen. Du legst dich der Länge nach hin und schließt die Augen … Ganz ruhig und entspannt liegst du da … Deine Arme und Beine sind vom Sandburgbauen, Muschelsammeln und Dünenklettern ganz schwer … Du spürst die Schwere ganz deutlich in deinen Armen und Beinen … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer … Ja, dein ganzer Körper fühlt sich schwer an … Und so liegst du ganz schwer und völlig entspannt im Sand … Die Sonnenstrahlen wärmen dich und du fühlst dich rundum warm und geborgen … Deine Arme und Beine sind warm, wohlig warm … Ganz deutlich spürst du die Wärme in deinen Armen und Beinen … Lass die wohltuende Wärme durch deinen Körper strömen … Beide Arme und Beine sind warm, strömend warm. Da beobachtest du die Wellen, die ruhig und regelmäßig an den Strand gespült werden und danach wieder ins Meer
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
zurückfließen … Ebenso ruhig und gleichmäßig fließt dein Atem … Ganz ruhig und regelmäßig fließt dein Atem tief in dir, ein und aus … Immer im gleichen ruhigen Rhythmus … Lass deinen Atem einfach fließen, ruhig und regelmäßig … Du bist nun ganz ruhig und entspannt. Langsam ist es an der Zeit, nach Hause zu gehen. Du machst dich gut gelaunt und vollkommen erholt auf den Heimweg.
Bitte vergessen Sie nach der Fantasiereise nicht, das Kind wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen!
Ein kleiner Tipp Im Anschluss an diese Fantasiereise können Ihr Kind und Sie ein tolles Strandbild machen. Vielleicht haben Sie vom letzten Strandurlaub noch etwas Sand oder ein paar Muscheln. Daraus lässt sich auf festem Tonkarton eine schöne Collage gestalten. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Ein Nachmittag im Garten Lege dich erst einmal bequem hin und mach es dir ganz gemütlich. Wenn du dich rundum wohlfühlst und dich nichts mehr ablenkt, schließe deine Augen. Dann stell dir vor, es ist ein toller Tag. Der strahlende Sonnenschein hat dich nach draußen gelockt und du machst einen Spaziergang. Gemächlich schlenderst du durch die Gegend,
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Ein Nachmittag im Garten
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bis du an einen schönen Garten kommst. Du öffnest das Gartentor, an dem ein Schild mit der Aufschrift „Herzlich willkommen!“ angebracht ist. Vor dir liegt ein Garten, wie du ihn dir schon immer erträumt hast: Alles um dich ist saftig grün. So viele verschiedene Grüntöne hast du bislang noch nie gesehen! Hier und da wachsen kleine Büsche und Beerensträucher. Die leuchtend roten Johannisbeeren lachen dir im hellen Sonnenschein so entgegen, dass dir das Wasser im Mund zusammenläuft. Überall wachsen kleine Bäume. An einem hängen reife Äpfel, ein anderer Baum lädt zum Klettern ein. Nicht nur seine tief hängenden Äste bieten eine Klettermöglichkeit, sondern es gibt auch ein dickes Tau, an dem man schaukeln kann, sowie eine Kletterleiter mit vielen Sprossen. Die Gelegenheit lässt du dir natürlich nicht entgehen und steigst auf den Baum hinauf. Das Klettern ist anstrengend, macht aber riesig Spaß. Zur Belohnung hast du von dem Kletterbaum eine herrliche Aussicht über den ganzen verwunschenen Garten. Aus den prächtigen Kronen einiger anderer Bäume hörst du das leise Gezwitscher der Vögel. Munter singen und tirilieren sie vor sich hin und erzählen sich dabei die schönsten Geschichten. Du hörst ihrem Gesang eine Weile zu und genießt die herrliche Ruhe an diesem zauberhaften Ort. Als du genug gesehen hast, kletterst du wieder hinunter und schaust dich weiter um. Zwischen den vielen Büschen und kleinen Hecken kann man wunderbar Verstecken spielen. Ein Stück weiter plätschert ein kleiner Bach durch die bunte Blumen-
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wiese. Sein Wasser ist ganz klar und rein. Das Wasser fließt über viele runde Kiesel, und über dem kleinen Bach liegt ein umgekippter Baumstamm, auf dem man balancieren kann. Du überquerst den kleinen Bach auf dem Baumstamm und setzt dich für einen Moment an den Rand des Wassers, um zu verschnaufen. Eine bunte Libelle, deren durchsichtige Flügel im hellen Licht der Sonne wie ein kleiner Regenbogen glitzern, tanzt in der warmen Sommerluft umher. Da kommt ein gelb leuchtender Schmetterling, der dir fröhlich um die Nasenspitze flattert und dir vergnügt zuzwinkert. Du stehst auf und folgst lachend dem Schmetterling. Auch du springst vergnügt und ganz ausgelassen durch das hohe Gras. Vor dir stehen zwei Apfelbäume, an denen dicke, rote Apfel hängen. Zwischen den Bäumen ist eine Hängematte gespannt, die zum Träumen und Ausruhen einlädt. Du pflückst dir einen Apfel und lässt ihn dir schmecken. Danach kletterst du in die Hängematte und machst es dir ganz bequem. Du streckst dich der Länge nach aus und schließt die Augen … Ganz ruhig und entspannt bist du nun … Nichts stört dich, nichts lenkt dich mehr ab … Vollkommen ruhig und gelöst liegst du da … Dabei spürst du eine wohltuende Schwere in deinen Armen und Beinen … Ganz schwer fühlen sich deine Arme und Beine nun an … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer … Ja, dein ganzer Körper liegt nun schwer und völlig entspannt in der Hängematte.
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Ein Nachmittag im Garten
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Die Sonne kommt vorbei und schickt dir ein paar ihrer Strahlen in die Hängematte hinunter. Ach, tut die Wärme gut … Beide Arme und Beine werden von den warmen Sonnenstrahlen wunderbar gewärmt … Du spürst, wie mit der Wärme auch neue Kraft und Energie zu fließen beginnt … Beide Arme und Beine sind warm, strömend warm … Lass die wohltuende Wärme in deinen Armen und Beinen fließen, bis du sie im ganzen Körper spüren kannst … Du fühlst dich rundum wohlig warm und ganz geborgen, wie du so in der Hängematte liegst. Ganz sanft wiegt sich die Hängematte mit dir hin und her, hin und her … Ganz ruhig und regelmäßig … Auch dein Atem fließt ganz ruhig und gleichmäßig ein und aus … Lass deinen Atem einfach fließen, ganz ruhig und regelmäßig … Ganz ruhig und gleichmäßig atmet es in dir … Lass deinem Atem einfach fließen … Der ruhige und regelmäßige Rhythmus deines Atems lässt dich noch tiefer entspannen. Schließlich fühlst du dich wunderbar erholt und hopst mit Schwung aus der Hängematte heraus. Du nimmst noch einmal den herrlichen Duft der Blumen wahr, die in diesem Garten wachsen. Doch nun ist es langsam Zeit, nach Hause zu gehen. Du machst dich gut gelaunt auf den Heimweg und fühlst dich so gut erholt wie schon lange nicht mehr.
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Auf dem Weihnachtsmarkt: Fantasiereise mit Duftcreme Was Sie dafür brauchen: Einen Teelöffel duftneutrale Creme,
beispielsweise Vaseline, ein bis zwei Tropfen naturreines ätherisches Zimtöl und einen Tropfen ätherisches Orangenöl Man mischt die Zutaten mit einem Plastiklöffel gut durch, bis sich alles gut vermengt hat, und verwahrt diese Duftcreme am besten in einer kleinen, lichtundurchlässigen Cremedose auf, die sich luftdicht verschließen lässt. Bevor die Geschichte beginnt, darf sich jeder Zuhörer – aber nur wer wirklich mag – einen kleinen Tupfen dieser Duftcreme unter die Nase reiben. Weihnachtliche Duftöle können Sie in der Winterzeit übrigens auch bereits als fertige Mischung kaufen, etwa von der Firma Primavera, die qualitativ hervorragende Öle herstellt. Stell dir vor, es ist kurz vor Weihnachten. Draußen schneit es und du ziehst dich warm an, damit du nicht frierst. Warm eingehüllt machst du dich auf den Weg zum Weihnachtsmarkt, der gar nicht weit von deinem Zuhause entfernt ist. Du kannst schon von Weitem das leise Klingen der Glöckchen hören. Richtig weihnachtlich wird dir ums Herz. Auf dem Weihnachtsmarkt ist um diese Zeit noch nicht allzu viel los. Das freut dich, denn so kannst du in aller Ruhe und
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Auf dem Weihnachtsmarkt: Fantasiereise mit Duftcreme
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ganz gemütlich über den Markt schlendern und dir alles anschauen. Was es hier alles zu sehen gibt! Aber am besten gefällt dir, dass es hier so wunderbar riecht … Es duftet nach Zimt und Orangen … Der köstliche Duft strömt in deine Nase – einfach wunderbar! Du musst dabei gleich an die Zimtsterne denken, die du am letzten Wochenende mit Oma gebacken hast … Du bummelst von Stand zu Stand und bewunderst die schönen Weihnachtskugeln und den Baumschmuck … Die vielen kleinen Engel … Und dann kommst du an einen Stand, an dem es richtig tolle Gewürze gibt … Dort kann man Gewürze nicht nur zum Kochen und Backen kaufen, sondern auch als Dekoration … Einige Zimtstangen, die wunderbar duften, sind mit goldenem Band zusammengebunden und mitten auf der Schleife klebt ein Anisstern … Einfach toll und so einfach! Einige getrocknete Orangenscheiben sind auf etwas Bast gefädelt und dazwischen wurden Ingwerstückchen und Zimtstangen gehängt … Du schaust dir die tollen duftenden Sachen noch eine Weile an. Am nächsten Stand gibt es frische Lebkuchen und Printen zu kaufen. Es gibt sie in allen erdenklichen Formen. Ein hübsches Lebkuchenpferd ist auf rotes Geschenkband gefädelt und hängt von der Decke. Auch hier riecht es herrlich nach Weihnachten. Dann beginnt dein Magen zu knurren– kein Wunder bei all den köstlichen Sachen, die du soeben auf dem Weihnachtsmarkt gesehen hast! Du machst dich auf den Heimweg. Als du zu Hause bist, strömt dir der Duft von Weihnachtskeksen entgegen. In deinem Zimmer steht ein kleiner Teller mit Zimt-
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Fantasiereisen für gestresste Kinder
sternen, Vanillekipferl und den köstlichen Orangenplätzchen, die Mama jedes Jahr bäckt. Und daneben steht ein Becher mit warmen Kakao – großartig! Du machst es dir im Schaukelstuhl gemütlich, kuschelst dich in eine warme Decke ein, isst Kekse und trinkst den warmen Kakao. Dann machst du die Augen zu und bist ganz ruhig und entspannt … Völlig entspannt und gelöst … Dein Körper fühlt sich schwer an, angenehm schwer … Spüre die Schwere in deinen Armen und Beinen … Beide Arme und Beine sind schwer, ganz schwer … Und die Decke hält dich rundum warm … Du spürst, wie sich auch die Wärme des Kakaos in dir ausbreitet … Die Wärme strömt durch dich hindurch … Spüre die Wärme in deinen Armen und Beinen … Die wohlige Wärme in dir breitet sich immer mehr aus und hält dich ganz geborgen. Und so schaukelst du in dem Schaukelstuhl ganz leicht hin und her … Hin und her … Ebenso ruhig und regelmäßig fließt dein Atem ein und aus … Lass es einfach in dir atmen … Ganz ruhig und gleichmäßig. Und dann beginnst du zu träumen … Von Weihnachten …
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Auf dem Weihnachtsmarkt: Fantasiereise mit Duftcreme
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Ein kleiner Tipp Nach dieser Fantasiereise können Sie ein weihnachtliches Memory spielen. Gerade um die Weihnachtszeit gibt es so viele herrliche Gerüche und köstliche Düfte, dass sich eine solche Spielaktion geradezu anbietet. Dazu brauchen Sie eine ganze Reihe leerer Filmdöschen oder ersatzweise leerer Streichholzschachteln. Jeweils zwei dieser Behälter werden mit dem gleichen weihnachtlichen Duft gefüllt. Beispielsweise eignen sich Nelken, gemahlene Vanille, Zimtstangen, Sternanis, Orangen, Tannennadeln und vieles mehr. Ihr Kind muss dann immer zwei gleiche Gerüche erschnuppern und gemeinsam wird geraten, was denn da so wunderbar riecht. ◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾◾
Und zum Essen und Trinken gibt es nach dieser Geschichte natürlich selbst gebackene Kekse und warmen Tee oder Kakao mit Schlagsahne!
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Anhang Empfehlenswerte Bücher Bücher mit Fantasiereisen und Entspannungsgeschichten
▪ Heute Regel, morgen Sonne Entspannungsgeschichten rund um die Gefühle Sabine Seyffert / Arena Verlag ▪ Meine Insel der Stille Entspannungsgeschichten für Zappelkinder Sabine Seyffert / Arena Verlag ▪ Träume voller Sonnenschein Entspannungsgeschichten & Spiele für Kinder ab 3 J. Sabine Seyffert / Arena Verlag ▪ Komm mit ins Regenbogenland Phantasiereisen, Entspannungsrätsel und Gute-NachtGeschichten Sabine Seyffert / Kösel Verlag Bücher zur Förderung des Selbstbewusstseins
▪ Kleine Mädchen, starke Mädchen Spiele und Phantasiereisen, die mutig und selbstbewusst machen Sabine Seyffert / Kösel Verlag ▪ Das große und das kleine Nein Gisela Braun & Dorothee Wolters / Verlag an der Ruhr
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Empfehlenswerte Bücher
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▪ LiLoLe Eigensinn Ein Bilderbuch über eigene Gefühle Ursula Enders / Anrich Verlag Bücher zu Massagen mit Kindern
▪ Viele kleine Streichelhände Kinder massieren Kinder Sabine Seyffert / Menschenkinder Verlag ▪ Zärtliche Eltern Wie Kinder Nähe erfahren und Freude am eigenen Körper erleben Marcella Barth / Herder ▪ Babymassage Das Wohlfühl-Praxisbuch Bettina Schlömer / Bassermann Verlag Bücher rund um die Erziehung & das Familienleben
▪ Bloß nicht alles richtig machen Vom partnerschaftlichen Umgang mit Kindern Cornelia Nitsch / Mosaik Verlag ▪ Der kleine Erziehungsberater Axel Hacke / Rowohlt Taschenbuch ▪ Die Störenfrieds Geschichten von Leo und Paulina Amelie Fried / Goldmann Verlag
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Anhang
Bilderbücher
▪ Die kleine Motzkuh Oder wie man die schlechte Laune verjagen kann Annette Langen / Coppenrath Verlag ▪ Der glückliche Mischka Markus Pfister / Nord Süd Verlag ▪ Sonne im Bauch Eine Geschichte über die Liebe Sybille Terrahe / Coppenrath Verlag ▪ Schön blöd Ein Bilderbuch über schöne und blöde Gefühle Ursula Enders & Dorothee Wolters / Beltz & Gelberg Verlag Beschäftigungsbücher für Klein & Groß
▪ Ein Himmel voller Luftballons Spiele mit Luftballons zum Toben, Entspannen und Träumen Sabine Seyffert / Menschenkinder Verlag ▪ Schmusekissen Kissenschlacht Spiele zum Toben und Entspannen Annette Breucker / Ökotopia Verlag ▪ Wi-Wa-Wunderkiste Spiel und Bewegungsanimation für Kinder von 1 bis 3 Jahren Birgit Kasprik / Ökotopia Verlag
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Empfehlenswerte Bücher
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▪ Hurra, es regnet Tolle Regenwetterspiele für Draußen und Drinnen Sabine Seyffert / Edition Albarello Bücher zu alternativen Heilmethoden
▪ Bach-Blüten für die Kinderseele Die Entwicklung von Kindern fördern und stärken Dagmar C. Walter / Herder Verlag ▪ Kranke Kinder homöopathisch behandeln Herman Leduc / Bechtermünz Verlag ▪ Himmlische Düfte Das große Buch der Aromatherapie Susanne Fischer-Rizzi / AT Verlag ▪ Anleitung zum Autogenen Training mit Kindern und Jugendlichen Ein praktischer Leitfaden für Eltern, Ärzte und Erzieher Patricia Aden / Daedalus Verlag
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Anhang
Seminare mit der Autorin Wer Interesse an Veranstaltungen und Seminaren mit der Entspannungspädagogin Sabine Seyffert oder an der Ausbildung zum Entspannungspädagogen für Kinder hat, kann sich gern schriftlich an die folgende Anschrift wenden: Praxis für Entspannungspädagogik & Kreativität Sabine Seyffert Postfach 110523 42305 Wuppertal www.sabine-seyffert.de Bitte legen Sie 2,20 EUR in Briefmarken für die Rücksendung bei – vielen Dank!
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... bringt es auf den Punkt.
Nandine Meyden
Jedes Kind kann sich benehmen So lernen Ihre Kleinen gute Umgangsformen 2., aktualisierte Auflage humboldt – Eltern & Kind 216 Seiten 12,5 x 18,0 cm, Broschur ISBN 978-3-86910-616-8 € 9,95
Liebevollen Eltern liegt das gute Benehmen ihrer Kinder am Herzen. Dieser Ratgeber zeigt die wichtigsten „Benimmregeln“ und erklärt an praktischen Beispielen, wie Eltern ihren Kindern gutes Benehmen beibringen. Sie erfahren, wie sie den Kleinen spielerisch Werte wie Rücksicht oder Pünktlichkeit, aber auch Tischmanieren und einen angemessenen Sprachgebrauch vermitteln. „Kids auf liebevolle Weise gute Umgangsformen beizubringen, ist gar nicht so schwer. Benimm-Expertin Nandine Meyden ist keine Super-NannyFurie, sondern eine verständnisvolle Ratgeberin. Manchen Erwachsenen würde diese Lektüre auch im Hinblick auf sich selbst keineswegs schaden […].“ Trendjournal zur 1. Auflage Die Autorin Nandine Meyden ist als Etikette-Trainerin aus der TV-Sendung „Vorsicht Fettnäpfchen“ bekannt. Sie gibt seit 15 Jahren Benimm-Kurse für Groß und Klein. Für diesen Ratgeber hat sie eng mit jungen Eltern zusammengearbeitet.
www.humboldt.de
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Stand Januar 2010. Änderungen vorbehalten.
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... bringt es auf den Punkt.
Hanna Holthausen
Coole Geburtstage So würde Ihr Kind feiern Neue Ideen und Konzepte für Kinder im Grundschulalter humboldt – Eltern & Kind 144 Seiten 12,5 x 18,0 cm, Broschur ISBN 978-3-86910-604-5 € 8,90
Jedes Jahr stehen Eltern wieder vor der Frage „Wie gestalten wir den Geburtstag unseres Kindes?“. Dieser Ratgeber bietet neue, tolle Partyideen für Kindergeburtstage und macht Ihnen als Eltern das Leben leicht: Mit einer großen Auswahl an Spielen für drinnen und draußen, Bastelanleitungen, pfiffigen Rezepten und vielen praktischen Tipps planen Sie schnell einen unvergesslichen Tag für Ihr Kind!
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Neue, tolle Ideen für Geburtstagskinder von 6 bis 11 Jahren Der Star des Tages und die Gäste Die perfekte Organisation Navigation durch die Spielkiste Draußen-Spiele Drinnen-Spiele Die Fütterung der Raubtiere – Rezeptideen für Zuckermäulchen und Schnappzähne
www.humboldt.de
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Stand Januar 2010. Änderungen vorbehalten.
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