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Über dieses Buch »Wir blicken in eine Welt von Gegensätzen, in welcher die Vergangenheit auf die Gegenwart wirkt und in dieser wieder die Keime der Zukun sichtbar werden, ein Vermächtnis, auf welchem der innere Zusammenhang der weltgeschichtlichen Begebenheiten überhaupt beruht.« Leopold von Rankes Satz vom Zusammenhang der Weltgeschichte gewinnt Gestalt in der Betrachtung der Papstgeschichte. Die Rolle der Päpste in der abendländischen Geschichte ist für das Werden Europas von größter Bedeutung, ohne die Institution des Papsttums ist die Struktur des Abendlandes undenkbar. Der Verfasser des vorliegenden Buches, der lange Jahre im Vatikan mit Arbeiten zum Papsttum beschäigt war, gibt einen Überblick über die Papstgeschichte, indem er in knapper und präziser Diktion die Porträts der Päpste von Petrus bis Johannes XXIII zeichnet. Heilige und Märtyrer, Verderbte und Verschwender führten den Titel eines »pontifex maximus«, göttliche Tugend und Laster prägten die Pontifikate der verschiedenen Päpste: trotz aller Gefährdung aber überdauerte die Institution des Papsttums die Jahrhunderte, sichtbares Zeichen historischer
Kontinuität
Glaubens an das Amt Petri.
und
unerschütterlichen
HANS KÜHNER
LEXIKON DER PÄPSTE
VON PETRUS BIS JOHANNES XXIII.
FISCHER BÜCHEREI
Französische Ausgabe: Dictionnaire des Papes, Paris 1958. Englische Ausgabe: Encyclopedia of the Papacy, New York und London 1958
Erstmalig in der Fischer Bücherei Januar 1960 Neubearbeitete Ausgabe
Umschlagentwurf: Wolf D. Zimmermann Fischer Bücherei KG, Frankfurt am Main und Hamburg Lizenzausgabe des Werner Classen Verlages, Zürich Copyright 1956 by Werner Classen Verlag, Zürich Gesamtherstellung: Hanseatische Druckanstalt GmbH, Hamburg-Wandsbek Printed in Germany
Fischer Bücherei ebook by meTro seitenkonkordant
Dieses eBook ist nicht zum Verkauf bestimmt!
Der Historiker darf sich nie durch apologetische Zwecke leiten lassen – sein einziges Ziel soll die Ergründung der Wahrheit sein. Ludwig von Pastor Die Geschichte ist das lebendige Gewebe der Tatsachen, ein Gewebe, in welchem sich die Pläne und Handlungen der Menschen mit denjenigen Gottes vermischen, sich kreuzen, sich verwirren, und zwar mit dem Erfolg, daß endlich der Plan sich verwirklicht, in dem überall die Souveränität Gottes als Herrscherin erscheint und zugleich die Liebe Gottes zu den Menschen. Plus XI
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INHALT Einleitung ............................................................. Lexikon der Päpste .............................................. Anhang ................................................................ Heilige und Selige Päpste ............................... Gegenpäpste..................................................... Allgemeine Konzilien ..................................... Kreuzzüge ........................................................ Kleiner Index theologischer und kirchengeschichtlicher Begriffe..................... Bibliographie ................................................... Register.............................................................
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EINLEITUNG KARDINALSKOLLEGIUM UND PAPSTWAHL Das in seinen Grundzügen bereits im . Jahrhundert vorgebildete Kardinalskollegium, aus dessen Mitte der Papst gewählt wird, bestand seit der Konstitution Postquam Sixtus’ V. von aus siebzig Mitgliedern. Der regierende Papst Johannes XXIII. hat mit seiner ersten Kreierung neuer Kardinale diese Konstitution praktisch aufgehoben: Die Zahl der Kardinale soll in Zukun den entscheidenden Belangen der Kirche und Kirchenregierung entsprechen. Das Kollegium besteht aus drei Kategorien, den sechs Kardinalbischöfen, den Kardinalpriestern und den Kardinaldiakonen. Ein Unterschied im Weihegrad besteht bei den ersten beiden Kategorien nicht; sie haben Bischofsweihe, während die Kardinaldiakone nur Priesterweihe haben. Noch bis ins . Jahrhundert kam es sogar vor, daß sie nur die niederen Weihen besaßen. Die Kardinalbischöfe sind Inhaber der sieben um Rom liegenden, suburbikarischen alten Bistümer Ostia, Porto und Santa Rufina, Velletri, Albano, Palestrina, Sabina und Poggio Mirteto, sowie Frascati; hierbei ist der Kardinaldekan stets Inhaber der Bistümer Ostia und Porto mit Santa Rufina. Die übrigen fünf Kardinalbischöfe amtieren, außer in vielen Kongregationen, als Vizedekan des Kollegiums und Generalvikar von Rom, das heißt als Vertreter des Papstes in seiner Eigenscha als Bischof von Rom; als Sekretär des Heiligen Offiziums; als Erzpriester der Lateranbasilika und Präfekt der Sakramentenkongregation; als Sekretär der Konsistorialkongregation, sowie als Erzpriester der Peterskirche und Datar. Dem Kardinaldekan obliegt es gegebenenfalls, einen gewählten Papst zu konsekrieren, wenn dieser noch nicht Bischof sein sollte. Die meisten Kardinalpriester sind residierende Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe in allen Ländern und Kontinenten, die übrigen residieren als Kurienkardinäle in Rom. Die Kardinale werden vom Papst im geheimen Konsistorium ernannt, worauf sie im halböffentlichen Konsistorium das Birett – in einer darauffolgenden Audienz das bekannte rote Käppchen, die Callotta, und endlich im feierlichen öffentlichen Konsistorium in der Peterskirche den roten Hut erhalten. Sie erscheinen bei dieser Gelegenheit zum ersten Male in der sogenannten Cappa Magna, der Robe mit der langen Schleppe. Der rote Hut, wie er auf den Kardinalswappen mit den dreißig Quasten zu sehen ist, wurde in früheren Jahrhunderten entweder getragen oder auf dem Rücken hängen gelassen. Heute erscheint er nur noch am Tage des öffentlichen Konsistoriums, wobei ihn der Papst dem Kreierten einen Augenblick aufsetzt, sowie auf dem Katafalk des Verstorbenen während der Exequien. Nach dem öffent--
lichen Konsistorium findet das zweite geheime Konsistorium mit dem alten Ritus der Schließung und Öffnung des Mundes, der Überreichung des Ringes und der Nennung der Titelkirche, bzw. der Diakonie in Rom statt, deren jeder Kardinal eine besitzt und von der er in einem feierlichen Akt Besitz ergrei. Sein Wappen muß von da an über dem Hauptportal neben dem Wappen des Papstes angebracht sein. Den Titel Eminenz erhielten die Kardinale im Jahre von Urban VIII. Dem Papst bleibt es vorbehalten, in einem Konsistorium Kardinale ohne Namensnennung zu ernennen. Dieses Vorgehen wird als »riservato in pectore« bezeichnet. Solchermaßen ernannte Kardinale haben in einem späteren Konsistorium den Vorrang der Publikation. Nach zehn Jahren kann ein Kardinaldiakon für die Aufnahme unter die Kardinalpriester optieren, wenn Sitze frei sind; hingegen kann nur der älteste Kardinalpriester für die Aufnahme unter die Kardinalbischöfe optieren. Den Erzbischöfen von Turin, Mailand, Venedig, Florenz, Neapel, Palermo, Paris, Westminster, Toledo, Lissabon, München, Köln, Estragom und New York steht der Kardinalshut zu. Das Kardinalskollegium ist erst durch Pius XII. ganz internationalisiert worden, als er im Jahre zu dem schon von Pius XI. kreierten Patriarchen von Antiochien einen Chinesen, einen Afrikaner, den armenisch-kaukasischen Patriarchen und einen Australier kreierte. Johannes XXIII. hat die Internationalisierung fortgesetzt. Besondere Ämter außerhalb der römischen Kongregationen, mit denen Kurienkardinäle betraut werden, sind das des Großpönitentiars, des Staatssekretärs, des Bibliothekars und Archivars der Römischen Kirche, des Kanzlers der Römischen Kirche und des Kardinal-Camerlengos der Römischen Kirche. Das Amt des letzteren erhält erst nach dem Tode eines Papstes während der Sedisvakanz Bedeutung und wird zum wichtigsten Amt der Kurie, während gleichzeitig die Ämter des Staatssekretärs und des Datars automatisch enden. Der Camerlengo wird interimistisches Oberhaupt des Kollegiums. Er nimmt den weißen Schleier vom Antlitz des toten Papstes und berührt dessen Stirn unter dreimaliger Nennung seines Taufnamens mit einem silbernen Hämmerchen, worauf er die Worte sagt: »Der Papst ist wirklich tot.« Darauin wird der Fischerring zerbrochen – theoretisch in so viele Teile, wie Kardinale da sind, zum Zeichen, daß die Regierungsgewalt bis zur Neuwahl auf das Kardinalskollegium übergegangen ist. Der neue Papst wird im Konklave der aus allen Erdteilen kommenden Kardinale gewählt. Pius XI. setzte die Wahlfrist auf drei Wochen nach dem Tode des Papstes fest. Die erste wirkliche »Einschließung« fand im Jahre vor der Wahl Coelestins IV. statt. Von jener brutalen Einkerkerung der Kardinale bis heute hat das Konklave mehrere Wandlungen durchgemacht. Das letzte Veto einer weltlichen Macht gegen eine Wahl wurde nach dem Tode Leos XIII. ausgesprochen, als Österreich die Exklusion gegen die Wahl Rampollas verkünden ließ. --
Pius XII. setzte die für eine Wahl gültige Mehrheit auf zwei Drittel plus eine Stimme fest. Das Konklave findet seit dem . Jahrhundert in der Sixtinischen Kapelle statt, in der die Kardinale von der Außenwelt völlig abgeschlossen werden. Rings um die Wände der Kapelle sind Sitze, Tischchen und Baldachine für jeden Kardinal errichtet. Als Konklavegouverneur amtet der Maestro di Camera, der auch die vatikanischen Briefmarken der Sedisvakanz herausgibt – als Konklavemarschall in Erbfolge der Fürst Chigi Albani della Rovere. Er hat für die äußere Ordnung zu sorgen. Das neueste Papstwahlgesetz ist die Konstitution Vacantis Apostolicae Sedis Pius’ XII. vom . Dezember . Am Morgen nach der Schließung zelebriert der Kardinaldekan die Messe vom Heiligen Geist. Die normalen Abstimmungen, die sogenannten Scrutinien, finden auf vorgeschriebenen Wahlzetteln statt. Ergebnislos verlaufene Wahlgänge werden der auf dem Petersplatz wartenden Menge durch eine graue Rauchfahne bekanntgegeben, denn die Wahlzettel müssen in diesem Falle mit Heu und Stroh zusammen in einem Ofen verbrannt werden, dessen Ofenrohr von der Sixtina nach dem Petersplatz zu führt. Ist die Wahl vollzogen, werden die Stimmzettel allein verbrannt, so daß die Rauchfahne weiß erscheint. Inzwischen lassen alle Kardinale bis auf den Gewählten ihre Baldachine herunter, während der Kardinaldekan diesen fragt, ob er die Wahl annehme und wie er sich nennen wolle. Während der neue Papst mit den Pontifikalgewändern bekleidet wird, tritt der älteste Kardinaldiakon auf die Segensloggia der Peterskirche und spricht den alten lateinischen Satz: »Annuntio vobis gaudium magnum, habemus papam …« Ich verkündige euch große Freude. Wir haben einen Papst … Unmittelbar darauf wird der neue Papst auf die Loggia geleitet, um Urbi et Orbi seinen ersten Segen zu spenden. Es folgen nun noch zwei Feierlichkeiten: die vom ältesten Kardinaldiakon vorgenommene Papstkrönung, vor deren Beginn dem Papst ein Büschel brennendes Werg mit den berühmten Worten: »Sancte Pater, sic transit gloria mundi« entgegengehalten wird, sowie die Besitzergreifung des Laterans als der Bischofskirche des Papstes, der keinen höheren Weihegrad besitzt als den eines Bischofs. Sein offizieller Titel lautet: »Bischof von Rom, Statthalter Jesu Christi, Nachfolger des Apostelfürsten, Pontifex Maximus der Weltkirche, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Erzbischof und Metropolit der Provinz Rom, Herrscher des Kirchenstaates.« Er wird mit Ew. Heiligkeit oder Heiliger Vater angeredet. DIE KONGREGATIONEN An der römischen Kurie bestehen zwölf Kongregationen, deren Organisation im wesentlichen auf die Apostolische Konstitution Immensa Sixtus’ V. vom . Januar zurückgeht. Vorarbeiten erfolgten unter Paul III., Pius IV. und Gregor XIII. Ergänzungen und Änderun--
gen nahmen vor Klemens VIII., Paul V., Gregor XV., Urban VIII., Klemens IX., Pius VII., Pius IX., Benedikt XV. und Pius XL Um Fragen der Jurisdiktion und der Administration in den Kompetenzen der Kongregationen genauer zu definieren, erließ Pius X. am . Juni die Konstitution Sapienti consilio. Die Kongregationen, deren drei erste der Papst selber leitet, während den anderen neun Kardinal-Präfekten präsidieren, heißen: . Suprema Sacra Congregazione del Sant’ Offizio (Konstitution Licet Pauls III. vom . Juli ). Sie wacht über die Reinerhaltung von Glaube, Lehre und Sitte und fällt die Urteile vor allem in Fragen von Apostasie, Häresie, Schisma und Schändung des Allerheiligsten. Auch der Bücherindex wird von ihr geführt. . Sacra Congregazione Concistoriale (Konstitution Immensa Sixtus’ V. vom . Januar ). Sie bereitet die Akten für die im Konsistorium zu behandelnden Fragen vor, errichtet neue Diözesen und Kirchenprovinzen und ist zuständig für alle Diözesen, soweit sie nicht von der Kongregation für die Orientalische Kirche oder der Propaganda Fide abhängig sind. Auch die Ernennung von Bischöfen, Weihbischöfen, Apostolischen Administratoren und Seelsorgern für Auswanderer gehört zu ihren Befugnissen. . Sacra Congregazione per la Chiesa Orientale (Konstitution Romani Pontifices Pius’ IX. vom . Januar ). Sie ist für alle mit Rom unierten Glaubensgemeinschaen orientalischer Riten zuständig. Als selbständig arbeitende Ergänzung konstituierte Pius XL mit Motu proprio: Inde ab initio vom . April die Commissione Pontificia per la Russia, die sich mit den russischen Gläubigen des lateinischen Ritus befaßt. . Sacra Congregazione della Disciplina dei Sacramenti (Konstitution Sapienti consilio Pius’ X. vom . Juni ). Sie behandelt alle legislativen Fragen der sieben Sakramente, mit Ausnahme der unter die Kompetenz des Heiligen Offiziums und der Ritenkongregation gehörenden Fragen der Riten und Zeremonien hinsichtlich Vollzug, Verwaltung und Empfang der Sakramente. Vor allem hat sie über Vollzug und Nichtvollzug der Ehe sowie Ehedispensen zu entscheiden. . Sacra Congregazione del Concilio (Konstitution Alias nos Pius’ IV. vom . August ). Sie wachte ursprünglich über die Durchführung der Dekrete des Konzils von Trient, für deren Interpretation sie zuständig war. Heute hat sie vor allem über die aus den Dekreten sich ergebenden Disziplinarverfahren bei Klerus und Volk zu entscheiden und den Katechismusunterricht zu regeln. . Sacra Congregazione dei Religiosi (Konstitution Immensa Sixtus’ V. vom . Januar ). - -
Sie befaßt sich mit allen die Orden, Kongregationen, religiösen Gemeinschaen aller Art, auch die Tertiarier, betreffenden Fragen. . Sacra Congregazione de Propaganda Fide (Konstitution Inscrutabili Gregors XV. vom . Juni ). Ihre Aufgabe ist die Verbreitung des Glaubens auf der ganzen Welt. Sie ist von allen Kongregationen die umfangreichste und im Aufbau komplizierteste. . Sacra Congregazione dei Riti (Konstitution Immensa Sixtus’ V. vom . Januar ). Ihrer Aufsicht unterstehen alle Fragen von Kultus, Liturgie, Heiligsprechung und Reliquienwesen (siehe auch .). . Sacra Congregazione Ceremoniale (Konstitution Immensa Sixtus’ V. vom . Januar ). Sie leitet alle liturgischen und nichtliturgischen Zeremonien der Kurie in Rom, vor allem die Pontifikalämter von Papst und Kardinälen, sowie die Empfänge von Fürstlichkeiten, Staatsoberhäuptern und Diplomaten. . Sacra Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (Schreiben Kardinal Paccas im Aurag Pius’ VII. vom . Juli ). Sie steht unter der Leitung des Kardinal-Staatssekretärs, errichtet Diözesen und ernennt Bischöfe in allen Fällen, die besondere Verhandlungen mit den betreffenden Regierungen erfordern und staatliche Kompetenzen besonderer Art zu berücksichtigen haben (siehe auch .). Auch Konkordatsfragen und zivilrechtliche Probleme werden von ihr behandelt, so daß ein enger Zusammenhang mit dem Arbeitsbereich des Staatssekretariates notwendig ist. . Sacra Congregazione dei Seminari e delle Università degli Studi (Konstitution Immensa Sixtus’ V. vom . Januar ). Sie ist die vorgesetzte Behörde aller katholischen Universitäten und Seminarien. . Sacra Congregazione della Reverenda Fabbrica di San Pietro (Konstitution Quanta curarum Benedikts XIV. vom . November ). Sie geht auf Klemens VII. zurück, wurde von Klemens VIII. zur Kongregation erhoben und verwaltet die Güter der Peterskirche; ihr Sekretär ist administrativer Bauleiter der Basilika. DIE GERICHTSHÖFE . Sacra Paenitentieria Apostolica. Sie findet sich bereits in einer Institution des . Jahrhunderts. Die im allgemeinen noch heute gültige Ordnung erfolgte am . April durch Benedikt XIV. Die endgültige Konstitution De paenitentiaria apostolica erließ Pius XI. am . März . Die Paenitentieria behandelt das gesamte Buß- und Indulgenzwesen. Sie steht unter der Leitung des Kardinal-Großpönitentiars, vor dem die Gläubigen vom Ostermittwoch bis Ostersamstag - -
in der Peterskirche vorüberziehen, wobei er die Knienden mit einem langen Bußstab berührt. . Supremo Tribunale della Segnatur a Apostolica. Der im . Jahrhundert nachweisbare Gerichtshof stellt die oberste Justizbehörde ohne Appellationsmöglichkeit dar. Pius X. schuf die Grundlagen neu mit den Konstitutionen Sapienti consilio vom . Juni und Lex Propria S. R. Rotae et Signaturae vom . Juni . Eng mit dem Tribunal verbunden ist die aus der Cancelleria Apostolica hervorgegangene. . Sacra Romana Rota, deren Kompetenzen in der Konstitution Justi tiae et pacis Benedikts XIV. von fixiert und in der Konstitution Sapienti consilio Pius’ X. vom . Juni neu definiert wurden; sie ist Appellationsinstanz in kirchlichen Prozeßfragen, für die Rom zuständig ist. DIE ADMINISTRATIV- UND REGIERUNGSÄMTER . Cancelleria Apostolica. Sie geht auf das . Jahrhundert zurück und ist ursprünglich das einzige Kurialamt gewesen, aus dem sich sowohl die Kongregationen wie alle anderen Ämter entwickelt haben. Sie steht unter der Leitung des Kardinal-Kanzlers der Römischen Kirche und hat die Aufgabe, päpstliche Bullen, Kanonisationsdekrete und sonstige Dokumente des Papstes und verschiedener Kongregationen zu redigieren und zu versenden. . Dataria Apostolica. Der Name leitet sich ab von data-Datum, das früher unabhängig von der Unterschri der Päpste durch einen eigenen Beauragten eingezeichnet wurde. Das erstmalig unter Martin V. erwähnte, einst sehr wichtige und vielseitige Amt wird vom Kardinal-Datar geleitet und beschränkt seine Tätigkeit heute auf die Verleihung der wenigen, dem Päpste persönlich unterstehenden Benefizien. Der Datar unterzeichnet auch bestimmte Bullen. . Reverenda Camera Apostolica. Sie hat ihre ins . Jahrhundert zurückreichende, früher große Bedeutung längst verloren. Ihrer Verwaltung unterstehen die Besitztümer des Heiligen Stuhles. An ihrer Spitze steht der Kardinal-Camerlengo, der nur während der Sedisvakanz größere Funktionen zu erfüllen hat, wie sie in der Konstitution Vacantis Apostolicae Sedis Pius’ XII. vom . Dezember definitiv festgelegt sind. . Segreteria di Stato. Sie ist die sichtbarste aller päpstlichen Regierungsinstanzen. Nach verschiedenen Wandlungen seit der Zeit Martins V. als vorwiegend Nepoten die Geschäe führten, steht sie seit Innozenz X. offiziell unter der Leitung des mit dem Papst nicht verwandten Kardinal-Staatssekretärs, des päpstlichen Außenministers. In der Konstitution Sapienti consilio Pius’ X. vom . Juni wurde sie endgültig in die drei Sektionen der Affari Straordinari, der Affari - -
ordinari und der Brevi Apostolici, d. h. der Außerordentlichen Angelegenheiten, der Laufenden Angelegenheiten und der Apostolischen Breven eingeteilt. Angegliedert sind die Segreteria dei Brevi ai principi, das auf frühere Zeiten zurückgehende Sekretariat der Breven an die Fürsten, sowie die Segreteria delle lettere Latine; auch sie besteht schon lange Zeit und hat für Fassung und Form päpstlicher Äußerungen, wie Bullen, Konstitutionen, Reskripte, Motuproprien, Enzykliken und Chirographen zu sorgen. STÄNDIGE PÄPSTLICHE KOMMISSIONEN . Commissione pontificia per gli Studi biblici, für Bibelstudium. . C. p. per la interpretazione autentica del Codice di Diritto Canonico, für die amtliche Auslegung des Codex Juris Canonici. . C. p. per la redazione del Codice di Diritto Canonico Orientale, für die Redigierung des Codex Juris Canonici der Ostkirche. . Abbazia di San Girolamo per la revisione ed emendazione della ›Volgata‹, die Revision und Berichtigung des Vulgata-Textes, die von den Benediktinern von San Girolamo in Rom vorgenommen wird. . Pontificio Comitato di scienze storiche, das von Pius XII. ins Leben gerufene Komitee, das den Vatikan beim Comité international de sciences historiques vertritt. . Commissione pontificia di archeologia sacra, für christliche Archäologie. . C. p. centrale per l’arte sacra in Italia, für christliche Kunst in Italien. . C. p. per la cinematografia, la radio e la televisione, für Film, Rundfunk, Fernsehen. . Commissione cardinalizia per il Santuario di Pompei, für das Marienheiligtum in Pompeji. . Opera pontificia per la preservazione della fede e per la provvista di nuove chiese in Roma, für römische Kirchenbauten. . Commissione permanente per la tutela dei monumenti storici e artistici della Santa Sede, für den Schutz historischer und künstlerischer Denkmäler des Heiligen Stuhles. . Commissione Araldica per la Corte Pontificia, für Fragen der Heraldik am päpstlichen Hofe. DIE CAPPELLA PONTIFICIA Sie ist von der Famiglia Pontificia (s. u.) zu unterscheiden und umfaßt die Teilnehmer an den großen liturgischen Funktionen des Papstes: das Kardinalskollegium, den Pro-Staatssekretär, die geistlichen ron-Assistenten, d. h. Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe mit - -
dem Ehrentitel Assistente al Soglio; sodann die meisten auch zur Famiglia gehörenden Würdenträger, den diensttuenden weltlichen Fürst-ronassistenten aus dem Hause Colonna, den Vize-Camerlengo der Heiligen Römischen Kirche, als ersten der sogenannten Prälaten di Fiocchetto (Quaste), nämlich den General-Auditor der Camera Apostolica, den Generalschatzmeister der Camera Apostolica, den päpstlichen Maggiordomo; endlich die Assessoren und Sekretäre der Kongregationen, der Segnatura, den Dekan der Rota Romana, die Unterstaatssekretäre, die apostolischen Protonotare, das Kollegium der Konsistorialadvokaten und noch einige Persönlichkeiten. DIE FAMIGLIA PONTIFICIA An der Spitze stehen die beiden Palast-Kardinäle, nämlich der Datar und der Staatssekretär; sie haben jedoch nur Ehrenämter in der Famiglia inne. Die wichtigste Rolle spielt der Maestro di Camera, der als Obersthofmarschall das gesamte Audienzwesen leitet, soweit nicht ein höheres Protokoll Anwendung findet; er legt dem Papst die Audienzgesuche für die drei Gruppen Privataudienz, Spezialaudienz und allgemeine Audienz vor und hat ihm die Personen der ersten beiden Gruppen vorzustellen. Alle Einladungen zu großen Papst-Funktionen, besonderen Veranstaltungen im Vatikan und Audienzen tragen Namen und Siegel des Maestro di Camera, des Praefectus Cubiculi Secreti Pontificis. Weitere Mitglieder der Famiglia sind die geistlichen Camerieri segreti partecipanti – diensttuende Kämmerer – wie der Geheimalmosenier, der die private Wohltätigkeit des Papstes leitet, der Brevensekretär, die beiden Sekretäre della Cifra, der stellvertretende Datar, der Sekretär der Lateinischen Briefe, der Sacrista, der dem Augustinerorden angehört und zugleich als päpstlicher Vikar für den Vatikanstaat amtet. Den geistlichen entsprechen die weltlichen Camerieri segreti partecipanti, die nach ihrer spanischen Horacht di cappa e spada, d. h. mit Mantel und Degen heißen und deren Rangältester der Maestro del Sacro Ospizio ist, der nur in Erscheinung tritt, wenn regierende Fürsten und Staatsoberhäupter zum Papst zu geleiten sind. Reine Ehrenämter sind der Foriere Maggiore, der »Generalquartiermeister«, und der Cavallerizzo Maggiore, der Oberstallmeister, die ihre Titel aus Ämtern früherer Zeiten behalten haben; dann der Soprintendente Generale alle Poste, der Generalpostmeister, und die beiden Latori della Rosa d’Oro, die Überbringer der Goldenen Tugendrose, die in den letzten Jahrhunderten hin und wieder Fürstinnen übersandt wurde. Alle diese Würdenträger sind Fürsten oder Marchesi. Auch die Offizierscorps der Nobelgarde, der Schweizergarde, der Palastgarde und der Gendarmerie gehören zur Famiglia, dazu mehrere - -
Geistliche, deren wichtigste der Magister Sacri Palatii, der Apostolische Prediger und der Päpstliche Beichtvater sind. Der erstere fungiert als Hoheologe, ist stets ein Dominikaner, dessen Amt auf den heiligen Dominikus zurückgeht. Der Apostolische Prediger ist Kapuziner und hält vor Papst und Hof die Fasten- und Adventpredigten. Der Beichtvater ist Servit. In Papstprozessionen geht er vor dem Tragsessel des Heiligen Vaters. Neben der genannten Gruppe der weltlichen Camcrieri segreti gibt es solche non partecipanti di cappa e spada, die bis auf fünf, die daher de numero genannt werden, nur vorübergehend als Geheimkämmerer im Hofdienst stehen. Sie gehören zum größten Teil dem Adel an, einige werden in diese Gruppe aufgenommen auf Grund ihres hohen gesellschalichen Ranges. Das Bürgertum stellt die Camerieri d’onore di cappa e spada, deren fünf wiederum de numero sind. Alle leisten Dienst in den Vorzimmern des Papstes oder bei hohen Funktionen. Schließlich gehören verschiedene Gruppen von Geistlichen zur Famiglia, darunter die drei Gruppen der Protonotare und alle Geistlichen, denen der Papst auf Grund besonderer Verdienste den Titel Hausprälat verleiht. PÄPSTLICHE AKADEMIEN . Accademia Romana di San Tommaso d’Aquino e di Religione Cattolica, eine Gründung Leos XIII. vom . Oktober . . Pontificia Accademia dell’ Immaculata, gegründet . . Accademia Teologica, gegründet am . April . . Accademia Liturgica, von Benedikt XIV. gegründet. . Pontificia insegne Accademia dei Virtuosi al Pantheon, gegründet . . Pontificia Accademia Romana di Archeologia, gegründet von Benedikt XIV. . Collegium Cultorum Martyrum, gegründet . . Pontificia Accademia delle Scienze, gegründet am . August . Sie ist die repräsentativste der päpstlichen Akademien.
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LEXIKON DER PÄPSTE PETRUS bis ?* »Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Und dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.« Dieser, von Matthäus im . Kap. . u. . Vers überlieferte Weltaurag Christi an Petrus aus Bethsaida in Galiläa bedeutet die Geburtsstunde des Papsttums und die Einsetzung des Apostelfürsten zum ersten Papst. Gegen die Echtheit dieses Aurages werden heute auch auf nichtkatholischer Seite nur noch in sehr geringem Maße ernsthae Zweifel erhoben, und dies um so weniger, als sich an verschiedenen Stellen des Neuen Testamentes, in denen Petrus als Wortführer der Apostel in Erscheinung tritt, entscheidende Belege für die Institution des sogenannten Primates finden, wie sie im römischen Papsttum manifestiert ist. Petrus lebte nach dem Tode Christi erst in Antiochia und kam dann nach Rom. Früher geäußerte Zweifel an seinem Aufenthalt in Rom entbehren jeder Grundlage. Als Vorsteher der römischen Christengemeinde vereinte er in seiner Person die Bischofswürde von Rom mit der Würde des Papstes. Er wirkte noch häufig außerhalb von Rom. Während der neronischen Verfolgungen erlitt er zwischen den Jahren und das Martyrium. Von den beiden Petrusbriefen ist nur die Echtheit des ersten erwiesen. Während der im Jahre begonnenen Ausgrabungen unter der Peterskirche wurden an der Stelle unter der Confessio, an der, wie nunmehr als absolut gesichert zu gelten hat, das Grab Petri liegt, Reste gefunden, die mit größer Wahrscheinlichkeit die Gebeine des Apostels sind.
LINUS ? bis ? Die Jahreszahlen seines Pontifikates sowie der Pontifikate seiner Nachfolger während fast zweier Jahrhunderte sind nicht zuverlässig überliefert. Auch über Einzelheiten seines Wirkens liegen keine authentischen Nachrichten vor.
* Die bei den Namen der Päpste angegebenen Jahreszahlen bezeichnen die Jahre des Pontifikates, die in der Frühzeit nicht immer mit dem Todesjahr übereinstimmen. Erst von der Mitte des 3. Jahrhunderts an sind teilweise, später durchgehend genaue Daten überliefert. Soweit sie bekannt sind, also etwa vom 6. Jahrhundert an, werden die Daten der Wahl zum Papst, sonst die der Weihe genannt. Die Namen der Gegenpäpste sind zur besseren Übersichtlichkeit in › ‹ gesetzt.
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ANACLETUS ? bis ? Er heißt auch Cletus oder Anencletus. Falsch ist eine Überlieferung, nach der Cletus und Anacletus zwei verschiedene Päpste sind. Die früheste, unbestrittene Papstliste, die der heilige Irenäus gegen Ende des . Jahrhunderts verfaßte, nennt einzig Cletus.
KLEMENS I. ? bis ? Von ihm stammt ein wichtiger Brief an die Korinther über das Wesen der Hierarchie und des Gehorsams, eines der frühesten Dokumente des römischen Primates. Diesem entspricht ein Brief des heiligen Ignatius von Antiochien, der die Kirche Roms und ihr Oberhaupt als führend im Frühchristentum bezeichnet. Ignatius hat den Begriff Katholische Kirche geprägt. Unter Klemens, der noch mit Paulus zusammengearbeitet haben soll, bekehrten sich führende Angehörige des römischen Adels und des Kaiserhauses zum Christentum. Ob der Apostel Johannes zu dieser Zeit, wie Tertullian schreibt, in Rom gemartert wurde, ist nicht zu beweisen.
EVARISTUS ? bis ? Ein aus Bethlehem gebürtiger Grieche, von dem man nur den Namen kennt.
ALEXANDER I. ? bis ? Auch über diesen Papst ist nichts Authentisches bekannt.
SIXTUS I. ? bis ? Er wird auch Xystus genannt. Mehr weiß man über ihn nicht.
TELESPHORUS ? bis ? Diesem einstigen griechischen Einsiedler wird die Einführung der weihnachtlichen Mitternachtsmesse zugeschrieben.
HYGINUS ? bis ? Er war der Sohn eines Philosophen aus Athen. Authentische Nachrichten über seinen Pontifikat sind nicht erhalten. - -
PIUS I. ? bis ? Er leitete die Kirche zur Zeit der Christenverfolgungen unter Hadrian und soll Santa Pudenziana erbaut haben, die nach der Überlieferung älteste Kirche Roms.
ANICETUS ? bis ? Unter dem Pontifikat dieses Syrers kam der heilige Polykarp, Bischof von Smyrna und Schüler des Apostels Johannes, nach Rom, wo die sogenannte Osterfeierfrage erörtert wurde. Anicetus nahm gegen die Irrlehre des Montanismus Stellung.
SOTER ? bis ? Er regierte zur Zeit der Christenverfolgungen unter Marc Aurel.
ELEUTHERUS ? bis Mit diesem Griechen endet die früheste Papstliste des heiligen Irenäus, des bedeutendsten Exegeten des Papsttums in Asien und Gallien. Auch Eleutherus hatte mit dem Montanismus zu kämpfen.
VIKTOR I. bis Der Name dieses Afrikaners ist mit dem unter Anicetus aufgeworfenen Osterfeierstreit verbunden, in dessen Verlauf Viktor die Gemeinden Kleinasiens exkommunizierte, da sie sich dem Brauche Roms nicht anschlossen. Es ist die erste autoritative Maßnahme des Papsttums. Der heilige Irenäus bestritt Viktor das Recht hierzu keineswegs, lehnte indessen die Exkommunikation ab, da der Anlaß nur liturgischer, nicht dogmatischer Natur war. Viktor gab nach, wodurch die Gefahr eines Schismas vermieden wurde. Unter seinem Pontifikat trat die Irrlehre des Monarchianismus oder Adoptianismus auf.
ZEPHYRINUS bis Er war Papst in der Zeit der Verfolgungen unter Alexander Severus.
KALIXTUS I. bis Er war Sklave gewesen und trat gegen die Irrlehre des Sabellius, den modalistischen Monarchianismus, auf. Nach seinem Tode ließ sich der - -
Presbyter ›Hippolyt‹, das Haupt des Ditheismus, zum ersten Gegenpapst aufstellen, dessen Schisma bis dauerte. Nach Kalixtus sind die römischen Kalixtuskatakomben benannt.
URBAN I. bis Sein Pontifikat verlief ohne besondere Ereignisse.
PONTIAN .. bis . Neu einsetzende Christenverfolgungen unter Maximinus Trax führten zur Verbannung Pontians sowie des Gegenpapstes nach Sardinien, wo beide starben, nachdem Pontian auf die päpstliche Würde verzichtet hatte. Unter Pontians Pontifikat erlitt am . November die heilige Cäcilie in Rom den Märtyrertod.
ANTERUS .. bis . . Sein Pontifikat währte nur wenige Wochen.
FABIAN .. bis .. Er stand in Glaubensfragen mit Origines, dem verstorbenen großen Kirchenlehrer des Ostens, in Verbindung. Nach der Überlieferung teilte er Rom in sieben Diakonatsbezirke mit sieben Diakonen und sechsundvierzig Presbytern ein: es ist die früheste Grundlage der späteren Kardinalstitelkirchen. Fabian erlitt unter Decius den Märtyrertod.
KORNELIUS . bis . Er konnte erst nach einer durch die Verfolgungen des Decius bedingten Sedisvakanz von achtzehn Monaten gewählt werden, nachdem sich vorher der Presbyter ›Novatian‹, das Haupt der Katharer, zum Gegenpapst aufgeschwungen hatte. Kornelius baute die Hierarchie der Kirche aus. Unter Gallus wurde er nach Civitavecchia verbannt, wo er starb. Sein Bildnis ist auf einem Wandgemälde der Kalixtuskatakomben zu sehen.
LUCIUS I. .. bis .. Auch er wurde verbannt, konnte aber zurückkehren und starb eines natürlichen Todes. - -
STEPHAN I. .. bis .. Während seines Pontifikates entstand der Ketzertaufstreit mit Bischof Cyprian von Karthago, dem Primas von Afrika. Stephan lehnte die Wiedertaufe von Gläubigen, die zur römischen Kirche übertreten oder zurückkehren wollten, ab.
SIXTUS II. .. bis .. Er stellte den Frieden im Ketzertaufstreit wieder her und duldete in Afrika die Wiedertaufe. Obwohl er ein Opfer der Verfolgungen unter Valerian wurde und von allen frühen Märtyrerpäpsten die höchste Verehrung genoß, ist doch der nach ihm gemarterte Archidiakon Laurentius mehr in das Bewußtsein des Christentums übergegangen. Sein und Papst Sixtus’ Leben und Wirken hat in dem Freskenzyklus des Fra Angelico in der Cappella Niccolo V. im Vatikan höchsten künstlerischen Ausdruck gefunden, während Raffael den Papst auf dem Gemälde der Sixtinischen Madonna unsterblich gemacht hat.
DIONYSIUS .. bis .. Sein Pontifikat, dem durch eine Verfügung des Gallienus, des Sohnes Valerians, Verfolgungen erspart geblieben sind, war von der Auseinandersetzung mit der Lehre des Subordinatianismus des Originesschülers Dionysius von Alexandrien erfüllt.
FELIX I. .. bis .. Über seinen Pontifikat liegen keine Berichte vor.
EUTYCHIANUS .. bis .. Auch über diesen Papst ist nichts Näheres bekannt. Seine Grabplatte ist in den Kalixtuskatakomben wiedergefunden worden. Zwischen und wurde in Persien Mani, der Begründer des Manichäismus, gekreuzigt.
KAJUS .. bis .. Er war ein Verwandter Diokletians. Sein Pontifikat liegt im dunkeln. - -
MARCELLINUS .. bis .. Unter ihm begann die große diokletianische Christenverfolgung. Vieles aus dem Leben des Marcellinus ist ungeklärt: er soll den Verfolgern die heiligen Bücher ausgeliefert und den Göttern geopfert haben. Manche Papstkataloge nennen den Namen des vielleicht als Märtyrer Gestorbenen nicht, doch sein Grab in den Priszillakatakomben wurde verehrt.
MARCELLUS I. .. oder .. bis .. Er konnte der diokletianischen Verfolgungen wegen erst nach einer Sedisvakanz von fast vier Jahren – der längsten der Papstgeschichte! – gewählt werden, ging streng gegen die während der Verfolgung Abgefallenen vor, was Wirren zur Folge hatte, und starb in der Verbannung.
EUSEBIUS ../ bis ../ Während des kurzen Pontifikates dieses Griechen dauerten die Wirren fort, die durch die Maßnahmen des Marcellus ausgelöst worden waren. Eusebius starb in der Verbannung in Sizilien.
MILTIADES .. bis .. Er wird auch Melchiades genannt, war Afrikaner und wurde nach einer Sedisvakanz von zwei Jahren gewählt. In seinen Pontifikat fällt die Schlacht am Ponte Milvio in Rom vorn . Oktober , die mit dem Sieg Konstantins über Maxentius endete und für das Papsttum eine entscheidende Epoche einleitete. Giulio Romano hat in der Sala di Costantino im Vatikan das Riesenfresko der Schlacht gemalt. wurde Augustus Licinius Kaiser von Ostrom, während Konstantin Alleinherrscher des Abendlandes blieb. Im gleichen Jahre erhob das Mailänder Edikt beider Kaiser die Kirche zur Weltkirche. In Afrika entstand die Donatistenbewegung, die hundert Jahre lang andauerte.
SILVESTER I. .. bis .. Obwohl Silvesters Pontifikat mehr oder weniger mit der Regierungszeit Konstantins d. Gr. zusammenfällt, tritt dieser Papst als Handelnder ganz in den Hintergrund vor der alles beherrschenden Tätigkeit des Kaisers. Die sogenannte Silvesterlegende hat aus dem Papste etwas gemacht, was er zu keinem Augenblick seines Lebens gewesen - -
ist. Mit dem Sturz des Licinius war Konstantin Alleinherrscher im Osten und im Westen. Neben Rechten, die er schon vorher der Kirche eingeräumt hatte, bestimmte er den Sonntag als staatlichen Feiertag. Nach erbaute er die beiden Hauptbasiliken Roms, die Laterankirche und die Peterskirche, in der Petrus sein Grab erhielt – sowie Santa Croce in Gerusalemme. Obwohl er der Befreier von Kirche und Papsttum war, legte er gleichzeitig den Grund zum später o verhängnisvoll sich auswirkenden Cäsaro-Papismus. Im Ostreich begann damals der Streit der Arianer mit den Athanasianern, den der Presbyter Arius mit seiner Leugnung der Gottheit des Sohnes ausgelöst hatte. berief Konstantin das erste der zwanzig Allgemeinen Konzilien nach Nicäa. Arius wurde abgesetzt und das Symbolum Nicaenum verkündet, das Credo mit der Definition der Wesensgleichheit von Vater und Sohn, dem homousios. Das Konzil hat zum ersten Male die Lehrautorität des Papstes vor der Welt manifestiert. Bald darauf wandte sich Konstantin indessen dem Arianismus zu, verbannte Athanasius und ließ sich vor seinem Tode arianisch taufen. Eine Primatstellung des Papstes und Bischofs von Rom scheint er damals nicht anerkannt zu haben. Am . Mai weihte er Byzanz-Konstantinopel, seine neue Hauptstadt, als Neu-Rom ein. Szenen aus der Legende Silvesters sind auf Fresken des . Jahrhunderts in der Kirche Quattro Coronati in Rom erhalten.
MARCUS .. bis .. Sein kurzer Pontifikat von zehn Monaten verlief ereignislos. Ihm wird die Verleihung des Palliums, das vom Papst und von den Erzbischöfen getragen wird, an den Bischof von Ostia zugeschrieben. Sein Bildnis ist eines der wenigen aus dem Brande der Paulsbasilika von geretteten Werke der Frühzeit.
JULIUS I. .. bis .. Er definierte erneut die Anschauung vom Primat Roms und des Papstes – auch im Osten. Sein Bemühen, durch die Synode von Sardica/Sofia von nach langen Streitigkeiten Frieden zwischen Arianern und Athanasianern zu stien, scheiterte. Die Arianer verließen Sardica, während die verbleibenden Anhänger des Nicaenums die oberste Jurisdiktion Roms anerkannten.
LIBERIUS .. bis .. Er wurde Papst zur Zeit des Höhepunktes der Auseinandersetzungen zwischen Athanasius und Arius. Konstantins d. Gr. Sohn Konstanz - -
von Westrom, der Helfer des Papsttums, wurde ermordet. Sein Bruder Konstantins, ein Anhänger des Arius, verfolgte die Kirche, berief die Synode von Arles und ließ Athanasius sowie das Nicaenum verurteilen. Ohne Wissen des Liberius unterschrieben die päpstlichen Legaten. Der Papst setzte die Synode von Mailand durch, zu der ihn der Kaiser gewaltsam aus Rom herbeibringen ließ, um die Verurteilung des Athanasius von ihm zu erzwingen. Als Liberius sich weigerte, wurde er nach Beröa in razien verbannt, während der Kaiser ›Felix II.‹ als Gegenpapst wählen ließ. Liberius konnte nach Rom zurückkehren – ›Felix II.‹ mußte fliehen. Die Haltung des Papstes in der Verbannung war nicht eindeutig geblieben. Innerlich zermürbt und aus Friedensliebe bekannte er sich hinsichtlich des Nicäischen Glaubensbekenntnisses zu einer Kompromißformel über das homousios, wandte sich damit von Athanasius ab und näherte sich Arius. Die beim Regierungsantritt des Julian Apostata einsetzenden Wirren bedeuteten den beginnenden Zerfall des Arianismus, dem sich Liberius wiederum tatkräig entgegenstellte, vor allem nach der Reichsteilung von , als Valentinian I. Westrom, sein Bruder Valens Ostrom-Byzanz erhielt. Liberius gründete die Erzbasilika Santa Maria Maggiore.
DAMASUS I. .. bis .. Gegen den Spanier Damasus wurde von den Arianern für kurze Zeit ›Ursinus‹ als Gegenpapst aufgestellt. Es gelang dem Papst, die endgültige Niederlage des Arianismus auf friedliche Weise durchzuführen, wobei ihn Kaiser eodosius, Basilius d. Gr. Gregor v. Nyssa und Gregor v. Nazianz unterstützten. Die Lehre von der Trinität wurde endgültig gefestigt, die von Macedonius verkündete arianische Lehre, der Heilige Geist sei ein Geschöpf Christi, auf dem zweiten Allgemeinen Konzil von in Konstantinopel verurteilt; das Credo erhielt als Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum seine heute gültige Form; es wurde indessen erst von Benedikt VIII. in die römische Meßordnung aufgenommen. In den Pontifikat des Damasus fällt die Erhebung des heiligen Ambrosius auf den Bischofssitz von Mailand sowie das Wirken des heiligen Johannes Chrysostomus. Sekretär des Papstes war der heilige Hieronymus, der, nach der Feststellung des Kanons der Heiligen Schri auf der römischen Synode von , mit der Herstellung des authentischen lateinischen Bibeltextes, der Vulgata, beauragt wurde. Damasus, einer der bedeutendsten Päpste des . Jahrhunderts, fundierte die kirchliche Rechtsprechung sowie die Primatstellung Roms. Die von Diokletian geschlossenen Katakomben ließ er wieder öffnen und herstellen und erwies damit der späteren Forschung unschätzbare Dienste. Für Märtyrergräber verfaßte er Inschrien. Nach ihm ist der Cortile di San Damaso des vatikanischen - -
Palastes benannt. – Der Sieg der Westgoten gegen Kaiser Valens von Ostrom bei Adrianopel am .. bedeutet den Beginn des Zerfalls der römischen Weltherrscha.
SIRICIUS .. oder .. bis .. Er setzte die Arbeit seines Vorgängers fort. Von ihm stammt die erste päpstliche Dekretale, das heißt Verordnung – nicht mehr Mahnbrief halb privaten Charakters – zur Kirchendisziplin. Er zeichnete sich durch maßvolle Strenge und Gerechtigkeit aus. Unter seinem Pontifikat trat der Irrlehrer Priscillus auf und der heilige Augustinus wurde Bischof von Hippo, wo er seine Bekenntnisse schrieb. Unter Siricius sind die von Innozenz I. vollendeten Mosaiken in Santa Pudenziana begonnen und ist die Erzbasilika San Paolo fuori le mura erbaut worden.
ANASTASIUS I. .. bis .. Der kurze Pontifikat dieses vom heiligen Hieronymus gerühmten Papstes galt der Widerlegung und Verurteilung des Origines.
INNOZENZ I. .. bis .. Er griff in die Verhältnisse der Ostkirche ein – besonders als der heilige Chrysostomus von seinem Metropolitensitz Konstantinopel verjagt wurde – und unterbaute die päpstliche Jurisdiktion, um dann zum ersten Male in der Geschichte die päpstliche Lehrentscheidung in Glaubensdingen klar zu umreißen. In der Bekämpfung der nordafrikanischen Irrlehren der Donatisten, Pelagianer und anderer mehr wurde er vom heiligen Augustinus unterstützt. Als kluger Politiker versuchte er , jedoch vergebens, Kaiser Honorius zu einer Verständigung mit dem in Italien eingefallenen Westgotenkönig Alarich zu bewegen, der am . August Rom plünderte. Die Anschuldigungen des Heidentums gegen die Christen im Anschluß an diese Katastrophe nahm Augustinus zum Anlaß, sein De civitate Dei zu schreiben. Innozenz gelang es, durch Verhandlungen mit Alarich die wichtigsten Kirchen zu retten und der Bevölkerung tatkräig zu helfen.
ZOSIMUS .. bis .. Er war Grieche, festigte den päpstlichen Primat und verurteilte den Pelagianismus. Aus mangelndem Einfühlungsvermögen, Starrsinn - -
und Unkenntnis beging er eine Reihe schwerer innerkirchlicher Mißgriffe, die noch seinen Nachfolgern zu schaffen machten.
BONIFAZ I. . oder .. bis .. Gleichzeitig mit seiner Erwählung ließ sich ein ›Eulalius‹ als Gegenpapst aufstellen, anfangs mit Hilfe des Kaisers Honorius, der ihn indessen nach einem Jahr fallenließ. Honorius’ aus diesem Anlaß herausgegebenes Edikt – das erste staatliche Papstwahlgesetz! –, nach welchem bei Unentschiedenheit beide Kandidaten zurücktreten sollten und eine Neuwahl erfolgen müsse, hat nie praktische Bedeutung erlangt.
COELESTIN I. .. bis .. Unter seinem Pontifikat gingen die innerkirchlichen Auseinandersetzungen in Nordafrika unter der Führung des heiligen Augustinus weiter, den die Päpste als den führenden Apologeten der Zeit erkannt hatten. In Konstantinopel trat der Patriarch Nestorius auf, löste einen Lehrstreit über den Begriff Marias als Gottesgebärerin aus und bestritt die gott-menschliche Natur in Christus. Er wurde im Jahre auf dem dritten Allgemeinen Konzil in Ephesus verurteilt. Coelestin hat vermutlich den Introitus in die Messe eingeführt.
SIXTUS III. .. bis .. Er setzte die Bemühungen um den Frieden in Lehre und Kirche erfolgreich fort und entfaltete in Rom eine rege Bautätigkeit; so entstand die Erzbasilika San Lorenzo fuori le mura. Sixtus vollendete die Tauapelle am Lateran und schmückte, im Gedanken an das Konzil von Ephesus, die von ihm umgebaute Erzbasilika Santa Maggiore mit Marienmosaiken.
LEO I. d. Gr. .. bis .. Seine vordringliche Aufgabe sah Leo, der sich schon als Diakon im Dienste der Kirche unter Coelestin I. bewährt hatte, in der Reinhaltung von Lehre und Primat und damit der Bekämpfung der Manichäer sowie der von Ostrom und Kaiser eodosius II. begünstigten Sekten und staatskirchlichen Tendenzen, wie sie auf der antirömischen sogenannten Räubersynode von Ephesus in Erscheinung traten, auf der Eutyches den Monophysitismus verfocht. Das zur - -
Regierung gelangte romfreundliche Kaiserpaar Marcian und Pulcheria berief gemeinsam mit Leo das vierte Allgemeine Konzil nach Chalcedon, zu welchem sich nun auch die Teilnehmer der Räubersynode bekannten. Es war ein aus bestem Gewissen begangener administrativer Fehler Leos, der mit der Ernennung eines ständigen Apokrisiars in Konstantinopel zum Begründer der Nuntiatur geworden ist, daß er gewisse Rangbestrebungen der oströmischen Metropole allzu schroff ablehnte und damit vielleicht die spätere Trennung von Rom erleichterte. So sehr er Eingriffen des Staates in die Regierung der Kirche entgegentrat, so bedingungslos stellte er sich in äußerster Not dem Staate zur Verfügung: überflutete Attila Oberitalien, worauf der schwächliche Kaiser Valentinian III. von Westrom Leo bat, mit Attila zu verhandeln. Leo trat dem Barbaren bei Mantua entgegen, bewog ihn zum Rückzug und wurde damit zum Retter des Abendlandes. Raffael hat das Ereignis in der Stanza d’Eliodoro im Vatikan gestaltet. mußte Leo auch dem arianischen Vandalenkönig Geiserich vor Rom persönlich entgegentreten. Hier konnte er zwar nicht die Plünderung Roms, wohl aber die Brandschatzung und Niedermetzelung der Bevölkerung verhindern. Leo ist in gleich hohem Grade Staatsmann und Papst gewesen, der sein Wirken in umfassender Weise als Dienen aufgefaßt hat. Seine Briefe, Schrien und Predigten zeichnen sich durch klassischen Stil, hohe Formvollendung, Schönheit und bewegenden Ausdruck aus. Benedikt XIV. erhob ihn zum Kirchenlehrer. Er liegt in der Peterskirche unter dem ihm geweihten Altar begraben. Von ihm stammt ein für das Papsttum bedeutsam gewordenes Wort: »Petri dignitas etiam in indigno herede non deficit« – »Die Würde des Petrus geht auch in einem unwürdigen Erben nicht verloren.« Ein Freskobildnis Leos aus dem . Jahrhundert ist in Santa Maria Antiqua erhalten.
HILARIUS .. bis .. Dieser Sardinier war Legat Leos d. Gr. auf der Räubersynode von Ephesus gewesen. Er wirkte in den Bahnen seines Vorgängers und trat gegen den neu sich erhebenden Arianismus auf. Wenige Päpste der Frühzeit haben die Kirchen Roms so weitgehend mit Schätzen und Kunstwerken ausgestattet wie Hilarius, der auch die beiden Kapellen Johannes’ des Täufers und des Apostels Johannes im lateranensischen Baptisterium erbaute.
SIMPLICIUS .. bis .. Er hatte gegen die Maßnahmen Ostroms zugunsten des Monophysitismus zu kämpfen. Am . August ging das weströmische Kai- -
sertum mit der Erhebung Odoakars zum Germanenkönig in Italien, mit dem Sitz in Ravenna, unter; der letzte Kaiser, Romulus Augustus, wurde am . September abgesetzt. erließ Kaiser Zeno I. von Byzanz das Henotikon, das indirekt die Dekrete von Chalcedon verdammte und damit den Bruch mit Rom zur Folge hatte. Dieses erste Schisma heißt nach dem Patriarchen von Konstantinopel auch Acacius-Schisma.
FELIX III. .. bis .. Er wird der Dritte genannt, obwohl ›Felix II.‹ Gegenpapst war. Seine Wahl erfolgte unter dem Einfluß Odoakars, der, obgleich Arianer, die Katholiken schützte. Vor seiner Priesterweihe war er verheiratet gewesen und soll der Urgroßvater Gregors d. Gr. sein. Es gelang ihm, den Katholikenverfolgungen in Afrika unter dem Vandalenkönig und Arianer Hunnerich, dem Sohne Geiserichs, ein Ende zu bereiten. machte der merovingische Frankenkönig Chlodwig in der Schlacht von Soissons den letzten Resten des einstigen weströmischen Imperiums ein Ende.
GELASIUS I. .. bis .. Bald nach der Wahl dieses hervorragenden, klugen afrikanischen Papstes gelangte in Italien der Ostgotenkönig eoderich d. Gr. als Nachfolger Odoakars zur Alleinherrscha. Er residierte in Ravenna. Gelasius vertrat den römischen Primat Kaiser Anastasius I. von Ostrom gegenüber. Das berühmte gelasianische Bücherdekret, das Verzeichnis der Bücher der Heiligen Schri, der patriotischen wie häretischen Schrien, stammt erst aus dem . Jahrhundert. Gelasius schae das letzte noch bestehende heidnische Fest, die Luperkalien, ab, an deren Stelle möglicherweise das heutige Fest von Maria Lichtmeß getreten ist.
ANASTASIUS II. .. bis .. Das wichtigste Ereignis seines Pontifikates – um – ist die Bekehrung des Frankenkönigs Chlodwig, des ersten Germanenherrschers. In seinen Versöhnungsbestrebungen mit Ostrom ging Anastasius teilweise zu weit, so daß es nach seinem Tode zur Aufstellung eines Gegenpapstes kam.
SYMMACHUS .. bis .. Die ultrabyzantinischen Anhänger von Papst Anastasius stellten ›Laurentius‹ als Gegenpapst auf, der sich bis hielt, obwohl eo- -
derich den von der Mehrheit gewählten Symmachus unterstützte. Die römische Synode von erließ das erste, sogar vom Gegenpapst unterzeichnete Papstwahldekret zur Vermeidung von Schismen innerhalb der Kirche. Die Beilegung der Kämpfe mit Ostrom und dem Monophysitismus gelang Symmachus nicht. Er ordnete an, in den Sonntagsmessen und an Märtyrerfesten das Gloria zu singen. Das Mosaikbild des Papstes befindet sich in Sant´ Agnese fuori le mura.
HORMISDAS .. bis .. Erst , als Justinus Herrscher von Byzanz wurde und die Versöhnung mit Rom wünschte, konnte dem Schisma von ein Ende gemacht werden. eoderich stimmte zwar zu, fürchtete jedoch angesichts dieser neuen Annäherung an Ostrom für sein Reich und wurde so zum Gegner des Papstes. Das größte Opfer der neuen gefährlichen Lage wurde der von eoderich hingerichtete Boëthius, dessen im Gefängnis entstandenes Werk De consolatione philosophiae der Weltliteratur angehört.
JOHANN I. .. bis .. Von eoderich gezwungen, mußte Johannes – als erster Papst – nach Konstantinopel fahren, um von Kaiser Justinus, den er krönte, die Maßnahmen gegen die Arianer aueben zu lassen. Obwohl Justinus eoderich weitgehend entgegenkam, war dieser nicht zufrieden und ließ den heimgekehrten Papst in den Kerker werfen, wo er schon nach wenigen Tagen starb. Er war ein Freund des Boëthius gewesen, der ihm einige Werke gewidmet hat.
FELIX IV. .. bis .. Er wird als vierter des Namens gezählt, obwohl ›Felix II.‹ Gegenpapst gewesen ist. Seine Wahl fand unter dem Einfluß eoderichs statt, dessen Tochter Amalaswintha sich um Beilegung der Zwistigkeiten bemühte, was ihr für kurze Zeit gelang. Das große Ereignis des Pontifikates ist die Gründung von Monte Cassino durch den heiligen Benedikt. Vierundzwanzig Päpste sind aus dem Benediktinerorden hervorgegangen. Felix ist der Erbauer von Santi Cosma e Damiano, wo sich sein Mosaikbildnis befindet.
BONIFAZ II. .. bis .. Obwohl Felix IV. im Sinne der Sukzession – eine ungewöhnliche Maßnahme – dem Archidiakon Bonifaz vor dem Tode sein Pallium - -
übergab und ihn damit zum Nachfolger bestimmte, wurde zunächst in dem Diakon ›Dioskur‹ von Alexandrien ein bald darauf verstorbener Gegenpapst aufgestellt; Bonifaz, ein in Rom geborener Gote und damit der erste »nördliche« Papst, fand erst später allgemeine Anerkennung. Sein kurzer Pontifikat verlief ereignislos. In Byzanz bestieg Justinian den ron, dessen Regierung der Reichseinheit in Glauben und Recht gewidmet war.
JOHANN II. .. bis .. Da er Mercurius hieß, änderte er als erster Papst seinen Namen. Unter seinem Pontifikat erfolgte eine weitgehende Annäherung Justinians an Rom.
AGAPET I. . bis .. Im Aurage eodahads, der nach dem frühen Tode Athalarichs, des Sohnes Amalaswinthas, König geworden war, mußte Agapet nach Byzanz fahren, um den Krieg Justinians gegen das Ostgotenreich zu verhindern. Er hatte damit keinen Erfolg, doch gelang es ihm, den monophysitischen, von der Kaiserin eodora gestützten Patriarchen von Konstantinopel absetzen zu lassen. Agapet ist in Konstantinopel gestorben. Mit dem großen Staatsmann, Historiker und Mönch Cassiodor förderte er die Bibelstudien. Beider Plan, die Gründung einer theologischen Hochschule in Rom, konnte der Gotenkriege wegen nicht verwirklicht werden.
SILVERIUS . oder .. bis .. Er war der Sohn von Papst Hormisdas und wurde auf Weisung König eodahads gewählt. Am . Dezember besetzte Belisar Rom – es war der Beginn der byzantinischen Herrscha in Italien. Silverius hatte das Nahen des byzantinischen Heeres begrüßt und Blutvergießen verhindert. Trotzdem stellte ihn die Besatzung als »Hochverräter« und »Anhänger« der Goten vor ein Kriegsgericht, das ihn unter dem Vorsitz Belisars entthronte und nach Syrien verbannte. Sein Nachfolger Vigilius verbannte ihn auf die Insel Palmaria bei La Spezia, wo er um des Friedens willen zugunsten des Vigilius resignierte und starb.
VIGILIUS .. bis .. Kaiserin eodora hatte geglaubt, in dem habgierigen, ehrgeizigen ehemaligen Apokrisiar Vigilius einen Papst gegen Silverius aufstellen - -
und ihn dem Monophysitismus gegenüber, dem sie angehörte, willfährig stimmen zu können. Doch der von Belisar eingesetzte Vigilius änderte seine bisherige zweideutige Haltung im Sinne der Rechtgläubigkeit. Erst nach Silverius’ Tode wurde er rechtmäßig anerkannt. Künstlich entfachte neo-origenistische und nestorianische dogmatische Wirren veranlaßten Justinian, in der Auffassung, dadurch die Manichäer zu gewinnen, zu Verdammungsdekreten von Lehren, die gar nicht mehr aktuell waren. Um seiner Maßnahme auch im Abendland Anerkennung zu verschaffen, ließ er Vigilius gewaltsam nach Konstantinopel bringen. Der Papst unterschrieb jene Dekrete unter Betonung der früheren Konzilsbeschlüsse. Doch er begegnete weitgehender Empörung, denn die Urheber der fraglichen Irrlehren waren längst im Frieden mit der Kirche gestorben. Vigilius gelangte in seiner Charakterschwäche zu keiner eindeutigen Haltung, floh nach Chalcedon und wurde unterwegs mißhandelt. Das von Justinian veranlaßte füne Allgemeine Konzil von Konstantinopel, dem Vigilius erst ablehnend, dann aus Angst vor der Ernennung eines Gegenpapstes schwankend gegenüberstand, vermochte eine relative Einigung zu erzielen und ermöglichte Vigilius die Heimkehr. Er starb bereits in Syrakus. Inzwischen waren die Ostgoten unter ihrem letzten König Teja durch Narses endgültig geschlagen worden. Gleichzeitig wurde mit der Bestätigung des Codex Justinianus für anderthalb Jahrtausende das römische Recht neu bestätigt. Justinian war Alleinherrscher in Italien geworden.
PELAGIUS I. .. bis .. Er war Vertreter des Vigilius sowie Apokrisiar in Konstantinopel gewesen und verdankte seine Wahl dem Willen Justinians, der die Bestätigung der Päpste durch die Kaiser von Byzanz von nun an beanspruchte. Während der Belagerung Roms durch den vorletzten Ostgotenkönig Totila hatte Pelagius Hervorragendes für Stadt und Bevölkerung geleistet, sich indessen bei einem neuerlichen Aufenthalt in Konstantinopel in den schwebenden Streitigkeiten als ebenso unentschieden erwiesen wie Vigilius. So begegnete er als Papst berechtigtem Mißtrauen, das er nur allmählich zu zerstreuen vermochte. Die Hauptsorge seines Pontifikates galt der Linderung der Not Italiens nach den Gotenkriegen und der Bekämpfung der bedenklich einreißenden Simonie.
JOHANN III. .. bis .. Das Hauptereignis seines Pontifikates bildete der Einfall der Langobarden in Italien . - -
BENEDIKT I. .. bis .. Er mußte von Justinus II., dem Nachfolger Justinians, bestätigt werden. Im Jahre drangen die Langobarden bis Rom vor. Der machtlose Benedikt versuchte nach Möglichkeit die Not des Landes zu lindern.
PELAGIUS II. .. bis .. Er war ein in Rom geborener Gote, und es gelang ihm durch Bestechung, die Langobarden zum Abzug von Rom zu veranlassen. Historisch bedeutsam ist es, daß Pelagius, der den Ruf großer Wohltätigkeit genoß, auf Rat von Byzanz, das in Italien nicht zu helfen vermochte, die Franken um Hilfe bat. Doch diese erschienen erst zweihundert Jahre später als die dritte germanische Macht in Italien. Pelagius starb an der Pest. Seine wichtigste Schöpfung ist der Neubau der Erzbasilika San Lorenzo fuori le mura. – traten die arianischen Westgoten Spaniens unter König Rekkared zum Katholizismus über.
GREGOR I. d. Gr. .. bis .. Er muß um in Rom geboren worden sein. Als Angehöriger eines vornehmen Hauses wurde er Staatsbeamter, der mit dreißig Jahren bereits zum Prätor, das heißt zum Regierungspräsidenten von Rom aufstieg – ein Amt, das er als hervorragender Jurist erfüllte, um es indessen bald niederzulegen, in seinem Palast ein Benediktinerkloster einzurichten, dort als einfacher Mönch zu leben und seinen bis Sizilien reichenden riesigen Landbesitz teils für sechs Klostergründungen, teils für wohltätige Zwecke herzugeben. Benedikt I. übertrug ihm Seelsorgeaufgaben. Pelagius II. machte ihn zum Apokrisiar-Nuntius in Konstantinopel, wo er als glänzender Diplomat weltpolitisch wirkte, ohne dabei sein Mönchsdasein aufzugeben. kehrte er – als Abt? – nach Rom zurück. Nur ungern nahm er die Papstwürde an und bat Kaiser Mauritius vergebens, ihn abzulehnen. Auch ein Fluchtversuch mißlang ihm. Als Papst widmete er sich zunächst ausschließlich und in Person der Nächstenliebe und formte als überragender Administrator das Patrimonium Petri, das heißt die der Kirche seit Jahrhunderten übereigneten ausgedehnten Landschenkungen – Vorläufer des Kirchenstaates –, zum ersten Sozialstaat der Welt auf der Grundlage exklusiv christlicher Voraussetzungen und mit Maßnahmen, die ihrer Zeit weit vorauseilten; auch die offiziell noch vorhandenen Sklaven waren als christliche Menschen mit einbezogen. Die Juden fanden in Gregor einen Hüter ihrer Rechte, die ihnen seitens der Päpste für Jahrhunderte garantiert blieben. Gegen den Willen Kaiser Mauritius’ - -
und seines Exarchen-Statthalters in Ravenna, die ihn dafür als Landesverräter behandelten, setzte Gregor einen Waffenstillstand mit den Langobarden durch, der durch seine Vermittlung und mit Hilfe eines neuen Exarchen für einige Jahre gefestigt wurde. Den ihm gebührenden Ruhm lehnte Gregor ab. Schwer begreiflich bleibt Gregors allzu realpolitisch gefärbte Nachsicht Phokas gegenüber, dem Mörder des Kaisers Mauritius und dessen Familie, dem furchtbarsten Scheusal unter den Herrschern von Byzanz, zu dessen Regierungsantritt , sowie der verbrecherischen Frankenkönigin Brunichilde gegenüber. Gregor leitete die Christianisierung der Langobarden und der Angelsachsen ein – der letzteren durch den heiligen Augustinus von Canterbury. Hier fand sein innerkirchliches Wirken seine Krönung. Er zeigte maßvolle Weisheit und kluge Weitherzigkeit in der Bewertung nationaler Eigenarten und heidnischer Vorstellungen. Weitblikkend sah er die kommende Bedeutung der germanischen Völker für die Kirche voraus. Sein vielseitiges Schritum berechtigte zu seiner Erhebung zum vierten der großen abendländischen Kirchenlehrer neben Ambrosius, Augustinus und Hieronymus. Die Genialität des Augustinus eignete ihm indessen nicht. Wesentlich waren seine seelsorgerische Tätigkeit sowie die Reformierung der römischen Schola cantorum und der Messe. Der Gregorianische Choral trägt nicht völlig zu Recht seinen Namen, da nicht nachzuweisen ist, ob Gregor gregorianische Melodien komponiert hat. Was die Regel des heiligen Benedikts für das Mönchtum, das bedeutet Gregors Liber regulae pastoralis für den Weltklerus. Gregor d. Gr. wurde »der letzte Römer« vor dem Beginn des Mittelalters genannt. Sein Grabstein bezeichnet den großen Heiligen als Konsul Gottes.
SABINIANUS .. bis .. Er verunglimpe das Andenken seines Vorgängers und ist vor allem dadurch bekannt geworden, daß er der unter schwerer Hungersnot leidenden Bevölkerung Getreide aus den Beständen der Kirche zu Wucherpreisen verkaue. Das empörte Volk wollte sich noch seiner Leiche bemächtigen.
BONIFAZ III. .. bis .. Er konnte erst nach einem Jahr geweiht werden, als die kaiserliche Bestätigung aus Byzanz eintraf. Ein Dekret von ihm untersagte Wahlumtriebe zu Lebzeiten eines Papstes und erlaubte eine Neuwahl erst drei Tage nach dessen Tode. - -
BONIFAZ IV. .. bis .. Unter dem Pontifikat des heiligmäßigen Benediktinerpapstes wurde am . Mai das Pantheon zur christlichen Kirche Santa Maria ad Martyres umgewandelt und im Anschluß daran das Allerheiligenfest eingeführt. Bonifaz hatte sich den Tempel von Kaiser Phokas erbeten, dem auf dem Forum die letzte kaiserliche Ehrensäule der Geschichte errichtet wurde, die einzige noch erhaltene Kaisersäule.
DEUSDEDIT .. bis .. Er wird auch Adeodatus I. genannt und genoß hohes Ansehen. Sein Pontifikat verlief ereignislos.
BONIFAZ V. .. bis .. Seine Hauptarbeit galt der Missionierung Englands. Der Exarch Eleutherius von Ravenna machte die ersten Versuche, sich von Byzanz zu lösen und sich zum König von Italien zu machen.
HONORIUS l. .. bis .. Er war ein Schüler Gregors d. Gr. widmete sich erfolgreich der Englandmission, griff in staatliche Belange Italiens ein, entfaltete eine rege Bautätigkeit und erhielt als kluger Verwalter den Beinamen dux plebis. Die sich erhebende Streitfrage des in Byzanz anerkannten Monotheletismus, bzw. des Monenergismus, hat die eologen als sogenannte Honoriusfrage bis ins . Jahrhundert hinein beschäigt. Kaiser Heraklius dekretierte diese Irrlehre in dem Edikt Ekthesis. Während Honorius’ Pontifikat starb Mohammed. Das Jahr bezeichnet den Beginn der islamitischen Welteroberungspläne. Das Mosaikbild des Papstes befindet sich in Sant’ Agnese fuori le mura.
SEVERINUS .. bis .. Er wurde erst nach einem Jahr und sieben Monaten geweiht. Während seines kurzen Pontifikates drang der Exarch Isacius von Ravenna in Rom ein und raubte den Kirchenschatz.
JOHANN IV. .. bis .. Der Pontifikat dieses Dalmatiners war von Auseinandersetzungen über die durch Honorius ausgelöste Streitfrage des Monotheletismus erfüllt. In der Cappella di San Venanzio im Baptisterium des Lateran - -
sind die Mosaikbilder Johanns und seines Nachfolgers eodor erhalten.
THEODOR I. .. bis .. Auch dieser Papst, ein Grieche aus Jerusalem, wurde von den Auseinandersetzungen um den Monotheletismus in Anspruch genommen. Kaiser Konstans II. verbot indessen den Streit durch das Dekret Typos.
MARTIN I. . bis .. Er war, wie viele seiner Vorgänger, Apokrisiar-Nuntius in Konstantinopel gewesen und ließ sich konsekrieren, ohne, wie alle Päpste seit Gregor d. Gr. die Genehmigung aus Byzanz abzuwarten, was Kaiser Konstans II. gegen ihn aurachte. Martin berief eine Synode in den Lateran, die den Monotheletismus sowie die Ekthesis aus der Zeit Honorius’ I. und den Typos Kaiser Konstans’ II. lehramtlich, nicht halb privat, wie die Päpste seit Honorius, verwarf. Die Synode wurde damit zur Demonstration gegen den byzantinischen Caesaro-Papismus, das heißt die selbstdekretierte theologische Zuständigkeit der Kaiser Ostroms. Der Exarch eodor Kalliopa verhaete den kranken Martin am Altar der Lateransbasilika mit der Begründung, die Papstwürde unrechtmäßig erlangt zu haben. Man schleppte ihn zuerst auf die Insel Naxos, dann unter schlimmsten Peinigungen nach Konstantinopel ins Gefängnis, wo er nach einem schändlichen Prozeß in Ketten gelegt wurde. Sein Todesurteil wurde in Deportation nach Cherson umgewandelt, wo er noch über ein Jahr unter unmenschlicher Behandlung und hungernd gelebt hat. Sein Leichnam gelangte später nach Rom. Der Prozeß des als Märtyrer und größtes Opfer des Caesaro-Papismus kanonisierten Martin hat seine Parallelen bis ins einzelne hinein erst wieder im . Jahrhundert gefunden. Er gilt auch in der griechischen Kirche als Heiliger.
EUGEN I. .. bis .. Von Konstans II. gezwungen, war Eugen schon am . August als Gegenpapst aufgestellt worden. Doch erst nach dem Tode Martins I. betrachtete er sich als rechtmäßig. Er leistete Byzanz energisch Widerstand und starb, als auch er deportiert werden sollte.
VITALIAN .. bis .. Der nachgiebige Papst, dem dogmatische Konflikte mit Byzanz erspart geblieben sind, empfing Kaiser Konstans II. feierlich in Rom. Der - -
Tyrann dankte ihm dadurch, daß er die Kunstwerke der Stadt, darunter sogar die antiken vergoldeten Bronzesiegel des Pantheons plünderte und ein Schisma zwischen Rom und dem Exarchat Ravenna errichtete. Trotzdem befürwortete Vitalian nach der Ermordung des Kaisers die ronfolge dessen Sohnes Konstantin IV. gegen den Usurpator Mesecius. Der neue Kaiser, dem durch das Vordringen der Araber weite Reichsteile des monophysitisch-monotheletischen Kultes verlorengegangen waren, hatte kein Interesse mehr an der Aufrechterhaltung des dogmatischen Streites und strebte danach, sich den Westen zu versöhnen.
ADEODATUS II. .. bis .. Er heißt der zweite, da Papst Deusdedit auch Adeodatus genannt wird. Sein Pontifikat verlief ereignislos. Die angebahnte Verständigung mit Byzanz war noch nicht formell vollzogen. Adeodatus verlieh Venedig das Recht, Dogen zu wählen.
DONUS . . bis .. Das Schreiben des Kaisers, das den Frieden nach dem langen Dogmenstreit bringen sollte, erreichte den Papst nicht mehr, dessen kurzer Pontifikat friedlich verlief.
AGATHO .. bis .. Er nahm zu den positiven Vorschlägen Kaiser Konstantins IV. Stellung und bestätigte die auf der Synode Martins I. von definierte, den Monotheletismus ablehnende Lehre des Dyostheletismus. Das in Konstantinopel abgehaltene sechste Allgemeine Konzil von / legte den langen theologischen Streit bei und erklärte Honorius I. für mitschuldig an den Auseinandersetzungen.
LEO II. .. bis .. Erst am . August konnte der hochgebildete, heiligmäßige Papst geweiht werden, weil Byzanz die Bestätigung absichtlich verzögerte. Leo war – ein eigenartiger Vorgang in der Papstgeschichte – der erste einer Reihe von Päpsten, die bei der ronbesteigung ihren Vorgänger Honorius I. verurteilten, weil dieser für mitschuldig am Monotheletismus erklärt wurde. Es gelang ihm, das von Kaiser Konstans II. künstlich herbeigeführte Schisma mit Ravenna aufzuheben. In Rom baute er für die Griechen San Giorgio in Velabro. - -
BENEDIKT II. .. bis .. Der Kaiser von Byzanz verzichtete zum ersten Male offiziell auf sein Recht der Bestätigung, das nunmehr dem Exarchen von Ravenna überlassen wurde, was neue Gefahren der Einmischung in sich barg.
JOHANN V. .. bis .. Mit ihm begann eine Reihe von neun Päpsten östlicher Abstammung – Griechen und Syrer – bis zu Papst Zacharias, doch außer Gregor II. Diese Tatsache ist entscheidend für die Bedeutung der westöstlichen Kirchenspannungen.
KONON .. bis .. Sein Pontifikat ist durch kein bedeutendes Ereignis gekennzeichnet. Er galt als vornehmer und gebildeter Mann.
SERGIUS I. .. bis .. Der Exarch von Ravenna war von Archidiakon ›Paschalis‹ bestochen worden, ihn als Gegenpapst aufzustellen. Als ›Paschalis‹ die versprochene Summe nicht zahlte, anerkannte der Exarch den rechtmäßigen Papst und erpreßte das Geld von diesem. Mit dem Archipresbyter ›eodor‹ wurde noch ein weiterer Gegenpapst aufgestellt, der sich jedoch nur kurze Zeit hielt. Kaiser Justinian II. suchte wieder Feindscha mit Rom und hielt die sogenannte trullanische Synode von ab, die zwar keine neuen Dogmenkämpfe heraufführte, wohl aber in Disziplinarfragen gegen Rom und das Abendland arbeitete. Sergius verwarf alle Artikel – unter anderem die Ablehnung des Zölibates. Der Kaiser wollte Sergius deportieren lassen, doch wurde der Papst mit Waffengewalt verteidigt. Sergius führte das Agnus dei in die Messe, das Lichtmeßfest, das Fest Maria Geburt und das Fest Maria Verkündigung in die abendländische Kirche ein, förderte die Beziehungen zu Frankreich und weihte den heiligen Willibrord, den Friesenapostel, zum Bischof.
JOHANN VI. .. bis .. Der Pontifikat dieses Griechen war von neuen Kriegswirren mit den Langobarden erfüllt, die er durch Zahlungen von weiteren Verwüstungen abhielt. Auch der Exarch bedrohte den Papst von neuem. - -
JOHANN VII. .. bis .. Er war ein gebildeter Grieche und vermochte wieder friedliche Beziehungen zu den Langobarden herzustellen, erwies sich aber Byzanz gegenüber als feige, da er zu den Disziplinarbeschlüssen der trullanischen Synode von keine ablehnende Stellung einnahm. Er entfaltete eine reiche Bautätigkeit in Rom, wo er vor allem die Mosaikkunst förderte. Reste aus seiner einstigen Marienkapelle in der alten Peterskirche befinden sich heute in Santa Maria in Cosmedin, das Mosaikporträt des Papstes ist in den vatikanischen Grotten zu sehen. Johann baute das zerstörte Kloster in Subiaco, die erste Einsiedelei des heiligen Benedikt, wieder auf.
SISINNIUS .. bis .. Der Pontifikat dieses Syrers war ohne Bedeutung.
KONSTANTIN .. bis .. Er war ein Syrer und wird auch Konstantin I. genannt, obwohl ›Konstantin II.‹ Gegenpapst war. Als dritter und letzter Papst der Geschichte reiste er nach Byzanz und erzielte eine Einigung über die trullianische Synode von . Drei Monate später wurde Justinian II., der letzte Heraklide, ein Scheusal wie einst Phokas, ermordet und sein Haupt nach Rom gebracht, wo der Papst den schaurigen Umzug der grölenden Menge mit dem Haupt erlebte: es war das blutige Symbol des unaualtsamen Bruches mit der Ostkirche. Der Usurpator Philippikos Bardanes versuchte indessen gewaltsam für kurze Zeit, den Monotheletismus wieder zur Geltung zu bringen. Konstantin vollzog daher durch die offizielle Nichtanerkennung des Usurpators auch politisch den Bruch mit Byzanz.
GREGOR II. .. bis .. Mit dem Beginn des Pontifikates setzte die Hinwendung des Papstes zum Frankenreich ein, während in Ostrom mit Leo III. die Dynastie der Isaurier auf den ron gelangte. erschien der englische Benediktiner Winfrid, der spätere heilige Bonifazius, in Rom und erhielt von Gregor den Aurag zur Bekehrung Deutschlands. Damit begann die weltgeschichtliche, nie mehr abreißende wechselseitige Befruchtung der romanischen und der germanischen Welt. Byzanz verschäre durch ungerechtfertigte Steuerforderungen in Italien, mehr - -
noch durch Edikte zur Bilderstürmung von und , die Gegensätze zum Westen und zum Papsttum. Kaiser Leo III. wollte Gregor sogar ermorden und später einen Gegenpapst erheben lassen, wobei sich die Langobarden als Schützer des Papstes erwiesen. Ganz Italien erhob sich – die erste Revolution des Landes – für den Papst und verjagte die byzantinischen Statthalter. Leo drohte Gregor mit dem Schicksal Martins I., mutige Briefe Gregors an den Kaiser kennzeichnen die wahren Kräeverhältnisse. Der Exarch von Ravenna besetzte Rom, und neue Langobardenzüge gestalteten die Lage des Papstes äußerst schwierig. trat er mit dem Majordomus Karl Martell, dem eigentlichen Beherrscher des Frankenreiches an Stelle der unfähigen Merowinger, in Verbindung.
GREGOR III. .. bis Ende . Je mehr die Langobarden in Italien an Macht gewannen, desto entscheidender erwies sich der politische Einfluß des Papstes. rief er Karl Martell gegen die Raubzüge Kaiser Leos III. um Hilfe an. Dieser lehnte zwar ab, förderte aber die Missionierung Deutschlands durch den inzwischen zum Erzbischof erhobenen heiligen Bonifazius. Gregor war der letzte Papst, der um des guten Einvernehmens willen bei seiner Wahl den Konsens von Byzanz einholte, obwohl dort die Bilderstürmerei, der sogenannte Ikonoklasmus, ungemindert andauerte. Im Orient wurde der Papst durch den heiligen Johannes von Damaskus, Chrysorrhoas, unterstützt, den durch Leo XIII. zum Kirchenlehrer erhobenen größten eologen des Jahrhunderts und Autor der Reden für die Bilder. In Gregors Pontifikat fällt die Schlacht von Tours und Poitiers von , in der Karl Martell das Abendland vor dem vordringenden Islam rettete.
ZACHARIAS .. bis .. Dieser durch Güte und Klugheit ausgezeichnete Grieche ist der letzte östliche Papst. Er förderte die Beziehungen zum Frankenreich, wo der letzte Merowinger, Childerich III., ins Kloster geschickt und Pippin III., der Kurze, der Sohn Karl Martells – nach dem ronverzicht seines Bruders Karlmann – vom heiligen Bonifazius zum König gesalbt wurde: die erste Salbung mit päpstlicher Vollmacht, sie wurde wiederholt. eroberten die Langobarden Ravenna und machten dem byzantinischen Exarchat ein Ende. In Byzanz wütete die Bilderstürmerei unter Konstantin V., dem Sohne Leos III., weiter. Ein Freskobild mit der Darstellung des Papstes von ist in Santa Maria Antiqua in Rom erhalten. - -
STEPHAN II. .. bis .. Nach Zacharias’ Tode wurde erst ein Stephan gewählt, der schon nach drei Tagen und vor der Inthronisation starb und nicht als Papst gezählt wird. Die Langobarden brachen erneut den Frieden mit Rom. Stephan zog nach Ponthion als erster Papst über die Alpen zu König Pippin III., dem Kurzen, und bat im Bußgewand und mit Asche bestreut um Hilfe gegen die Langobarden. Er unterstellte sich seinem Schutz als dem Verteidiger des Apostels Petrus, wodurch der abgeschlossene Vertrag über das Völkerrecht hinaus zum religiösen Weiheakt erhoben wurde – liturgisch dokumentiert durch Übernahme der römischen Liturgie an Stelle der gallikanischen in die fränkische Kirche. Die Frage des Schutzes des Heiligen Stuhles durch Frankreich ist bis in die Zeit Napoleons III. und die Auflösung des Kirchenstaates aktuell geblieben. Ostern wurde der Vertrag in Quierzy-Laon als das »Pippinische Schenkungsversprechen« bekräigt. Das Dokument ist verlorengegangen und hat damit viele entscheidende historische Fragen des Mittelalters im Dunkel gelassen. Die zu der Schutzverpflichtung gehörenden Gebiete sind einige Jahre später vom Biographen Hadrians I., glaubwürdig und von der Forschung anerkannt, richtig aufgezählt worden. Nicht ganz geklärt ist die Frage, welche Gebiete nach der Niederwerfung der Langobarden dem Patrimonium Petri – welche Frankreich zufallen sollten. Wohl am . Juli salbte der Papst Pippin III. mit seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann in St. Denis und verlieh dem König – gleichsam ein weiteres Symbol der Loslösung von Byzanz – den Titel Patricius Romanorum, der bisher vom Exarchen von Ravenna geführt worden war. Einen formellen Bruch mit Ostrom wollte Stephan vermeiden. wurden die Langobarden durch Pippin III. bezwungen. Eine neue Schenkungsurkunde Pippins III. an Stephan über weite Gebiete wurde zur Begründung des Kirchenstaates, dem jetzt auch Ravenna angegliedert wurde. Es ist erwiesen, daß die römische Fälschung der sogenannten Konstantinischen Schenkung – ihr Zweck war, die Ansprüche des Patrimonium Petri vorzuverlegen – aus der Zeit Stephans II. stammt, nicht erst aus dem . Jahrhundert. Otto III. erklärte sie als erster für falsch. Ihre Wirkung wurde verhängnisvoll, um so mehr, als sie in die Pseudo-Isidorischen Dekretalen aufgenommen wurde. Sie fand auch später noch Befürworter, als Kardinal Nikolaus Cusanus und Lorenzo Valla ihre Unechtheit bereits bewiesen hatten.
PAUL I. .. bis .. Er war der Bruder seines Vorgängers, dessen Politik er erfolglos fortsetzte. Seinen Forderungen gegenüber, die unter Desiderius erneut sich erhebenden Langobarden zu bekämpfen, verhielt sich Pippin III. - -
kühl. In Byzanz erreichte der Ikonoklasmus als ein regelrechter Feldzug gegen das Mönchtum seinen Höhepunkt, und der Kaiser versuchte, wenn auch vergebens, Pippin III. dafür zu gewinnen. Pauls Freskoporträt befindet sich in Santa Maria Antiqua.
STEPHAN III. .. bis .. Beim Tode Pauls I. kam es durch den Herzog Toto von Nepi zum ersten Male zu einem gewaltsamen Versuch der Wahlbeeinflussung. Toto stellte seinen Bruder ›Konstantin II.‹, einen Laien, als Gegenpapst auf. Das gleiche tat der Langobardenkönig Desiderius mit einem ›Philippus‹. Der erste Gegenpapst wurde nach dreizehn Monaten gestürzt, der zweite zog sich bald zurück. So konnte eine rechtmäßige, allerdings von dem grausamen Diakon Christophorus beeinflußte Neuwahl stattfinden, während Gegenpapst ›Konstantin‹ geblendet und seine Partei blutig verfolgt wurde. Stephan erwies sich als unfähig, einzuschreiten. Die Ereignisse waren ein Signal für die furchtbaren Parteikämpfe der kommenden Jahrhunderte um Papstwürde und Papsttum. Stephan erlangte die Anerkennung Karls und Karlmanns, der Söhne und Nachfolger Pippins III., und berief eine Synode, die den geblendeten Gegenpapst nochmals verurteilte und mißhandelte, wofür Christophorus verantwortlich war. Sie bestimmte endgültig, daß in Zukun nur noch Kardinalpriester oder Kardinaldiakone zu Päpsten gewählt werden duren. Die Wahl von Laien wurde mit dem Bann belegt, die Laien selber von nun an und entgegen dem bisherigen Brauch vom Wahlrecht ausgeschlossen, das dem Klerus allein vorbehalten bleiben sollte. Diese Beschlüsse fanden indessen noch für längere Zeit keine oder nur sehr geringe Beachtung. Der Rest des Pontifikates des zwielichtigen, schwächlichen Stephan war von Auseinandersetzungen mit Karl, Karlmann und Desiderius erfüllt. Kurz vor Stephans Tode starb Karlmann, und Karl blieb Alleinherrscher des Frankenreiches.
HADRIAN I. .. bis .. Nach den letzten Angriffen der Langobarden unter Desiderius, der noch Gebiete des Patrimonium Petri besetzt hielt, bereitete Karl d. Gr. dem Langobardenreich nach über zweihundertjährigem Bestehen mit der Einnahme von Pavia ein Ende. Am Osterfest des gleichen Jahres fand Karls erste Begegnung mit dem Papst in Rom statt; die Urkunden, welche die durch Pippin III. im Vertrag von Quierzy an Stephan II. gemachten Schenkungen bestätigten, legte Karl auf Altar und Grab des Apostels Petrus in der Peterskirche nieder. Die lange geäußerten Zweifel über die Vorgänge werden von der Forschung - -
kaum mehr aufrechterhalten. Die neuen Machtverhältnisse unter Karl führten zu einer gewissen Oberherrscha über die Päpste und den Kirchenstaat. Bis , dem Jahre seiner zweiten Romreise, war seitens des Königs nichts getan worden, die Schenkungen durchzuführen. Hadrian salbte Karls Sohn Pippin zum König von Italien. Karl fand sich indessen erst zu bedeutenderen Zugeständnissen bereit, ohne daß Hadrian dadurch zum Souverän geworden wäre: Karl blieb Patricius Romanorum. begann die Datierung der Papsturkunden und -schreiben nach Pontifikatsjahren, nicht mehr nach den Regierungsjahren des Kaisers von Byzanz. fand in Nicäa das siebente Allgemeine Konzil statt, das von der Kaiserin Irene, der Regentin für ihren Sohn Konstantin VI., angeregt worden war und mit der Verurteilung des Ikonoklasmus endete. Der nicht zum Konzil geladene Karl d. Gr. gab nun seinerseits – allerdings mildere – Verordnungen gegen die Bilderverehrung heraus und berief eine Gegensynode nach Frankfurt, die sogar Hadrian beschickte und sie damit zum Allgemeinen Konzil machte, das indessen in der Reihe nicht gezählt wird. Hadrian hat sich Verdienste als Bauherr, darunter der römischen Wasserleitungen, erworben. Auch die Kirchen erfuhren durch ihn reiche Ausgestaltung. Politisch wird er noch heute gegensätzlich beurteilt, besonders hinsichtlich seiner aufdringlichen Territorialforderungen und sogar Banndrohungen an den Kaiser von Byzanz für nicht zurückerstattete Gebiete, sowie für seine Nachgiebigkeit am falschen Ort. Doch er hat in schweren Zeiten vieles gerettet und gemehrt. Der immer notleidenden Bevölkerung erschien er als ein Helfer. In der Vorhalle der Peterskirche ist noch die Marmortafel zu sehen, auf der Alkuin im Aurage Karls d. Gr. über alle Gegensätze hinweg dem Papst und Freunde huldigt.
LEO III. ... bis .. Sogleich nach seiner Wahl übersandte Leo, bisher Kardinalpresbyter von Santa Susanna, Karl d. Gr. als Patricius Romanorum die Schlüssel zum Grabe Petri und das Banner Roms als offizielle Anerkennung der königlichen Oberherrscha und ließ im sogenannten Triclinium Leos III. im Lateran das Mosaik mit Petrus zwischen dem Papst und Karl d. Gr. arbeiten. Anhänger seines Vorgängers versuchten ihn zu blenden und zu ermorden; nach schweren Mißhandlungen floh er zu Karl d. Gr. nach Paderborn, wo – teilweise nicht unbegründete – Anschuldigungen gegen seinen Lebenswandel erhoben wurden. Er kehrte nach Rom zurück, wohin Karl d. Gr. im November kam und eine Untersuchung einleitete. Im Anschluß an diese leistete Leo am . Dezember in der Peterskirche in Karls Gegenwart vor allem Volke den im römischen Recht vorgesehenen Reinigungseid, an den Giovanni Francesco Pennis Fresko in der Stanza dell´ Incendio im - -
Vatikan erinnert. Der . Dezember wurde zum denkwürdigen Tag der Kaiserkrönung Karls d. Gr. die Leo ohne dessen Wissen vornahm, ehe er selber vor dem Gekrönten niederkniete. Die Motive und Hintergründe dieses Ereignisses, das ausschließlich vom Papst ausging, werden nie restlos geklärt werden können. Die abendländische Kaiseridee fand erst spät ihre Entfaltung. Leo hat sie ausgelöst, ohne von ihr zu wissen. Das Krönungsfresko in der Stanza dell’ Incendio stammt vermutlich von Penni. reiste Leo noch einmal zum Kaiser nach Frankreich und Aachen. Seine Bautätigkeit erstreckte sich auf fast alle Kirchen Roms, die er mit Stiungen und Kunstwerken ausstattete oder wiederherstellte.
STEPHAN IV. .. bis .. Er reiste nach Reims, um dort Ludwig den Frommen, den Sohn Karls d. Gr. zu krönen und zu salben. Das Papsttum nahm damit das Recht zur Kaiserweihe in Anspruch.
PASCHALIS I. .. bis .. Er war Abt von Santo Stefano. Das ihm von Ludwig dem Frommen überreichte, viel umstrittene, nur in Abschrien des . Jahrhunderts erhaltene Pactum Ludovicianum bestätigte unter anderem die päpstliche Souveränität im Kirchenstaat. Gleichzeitig wurde die Forderung nach absoluter Reinheit der Papstwahl ohne jede Simonie erhoben. krönte Paschalis Ludwigs Sohn Lothar. Er war ein energischer, harter Papst, der viel Unzufriedenheit auslöste. Er erbaute drei der wichtigsten frühen Kirchen Roms, in deren jeder sein Mosaikbildnis zu sehen ist: Santa Prassede, Santa Maria in Domnica und vor allem Santa Cecilia in Trastevere.
EUGEN II. . bis . Er war Presbyter von Santa Sabina. Bedenkliche Unruhen zwangen Kaiser Lothar I., den Mitkaiser Ludwigs des Frommen, wieder nach Rom zu kommen und strenge Rechtsverfügungen zu erlassen, die sogenannte Constitutio Lothari, die einen Höhepunkt der Machtstellung des Kaisertums über das Papsttum darstellte und das Pactum Ludovicianum teilweise auob.
VALENTIN . bis . Er regierte nur vierzig ereignislose Tage. - -
GREGOR IV. . bis . Sein Pontifikat fällt in die Zeit des Verfalls des Karolingerreiches im Kampf der vier Söhne Ludwigs des Frommen untereinander und gegen ihren Vater, sowie der Stellungnahme des fränkischen Episkopates gegen den Papst, der auf dem Lügenfelde von Kolmar persönlich zu vermitteln suchte. Doch er war keine starke Persönlichkeit und unfähig, sinnvoll ordnend einzugreifen. fand im Vertrag von Verdun die endgültige Reichsteilung statt, bei der Lothar I. Kaiser blieb, mit der Herrscha über Italien, Karl II., der Kahle, König von Frankreich wurde und Ludwig II., der Deutsche, den Osten erhielt. Im Kirchenstaat sah sich Gregor durch das Vordringen der Sarazenen bedrängt, und er befestigte Ostia. fand der Ikonoklasmus von Byzanz nach hundertfünfzehnjähriger Dauer sein Ende. Die orthodoxe Kirche feierte den Tag als Fest der Rechtgläubigkeit. Gregor führte das Allerheiligenfest im Frankenreich ein.
SERGIUS II. . bis .. Gleichzeitig versuchte ein ›Johannes‹, sich gewaltsam zum Papst zu machen. Sergius ist der erste Papst, der bei seiner Erhebung den römischen Adel hinter sich wußte. Unter ihm begann die Simonie zum ersten Male beängstigende Formen anzunehmen, die bis zum Verkauf von Bistümern gingen. Sergius machte seinen würdelosen Bruder zum Bischof und ersten eigentlichen Nepoten. Im August landeten die Sarazenen in Ostia und plünderten Teile von Rom, darunter die Paulsbasilika und die Peterskirche.
LEO IV. .. bis .. Er war der Kardinal von Quattro Coronati und einer der hervorragendsten Päpste. Angesichts der Sarazenengefahr befestigte er die Stadt. Das von ihm befestigte Viertel um den Vatikan hieß lange Zeit die Leostadt. stellte er eine Flotte gegen die Sarazenen auf, deren Flotte bei Ostia während der Schlacht durch einen Sturm vernichtet wurde. krönte er Kaiser Lothars I. Sohn, Ludwig II., zum Kaiser. Während Leos Pontifikat sind, wohl in Reims, die Pseudo-Isidorischen Dekretalen entstanden, eine ebenso schamlose wie bedeutende Fälschung kirchlicher Rechtsquellen, die als Werk des verstorbenen heiligen Kirchenvaters Isidor von Sevilla hingestellt und erst im . Jahrhundert entlarvt wurden. Sie sind gefährlich, doch für das Papsttum nutzbringend geworden, weil Echtes und Gefälschtes ineinander verwoben erscheint. So ist alles gefälscht, was ins . Jahrhundert zurückreichen soll, Echtes erst eingeschoben in »Dekre- -
talen« des . und . Jahrhunderts. Die Päpste haben sich indessen bis zum Nachweis der Fälschung nicht übermäßig auf Pseudo-Isidor berufen. Das Porträt Leos ist in San Clemente in Rom erhalten. Zu den Fresken in der Stanza dell´ Incendio im Vatikan mit den Darstellungen des Seesieges von Ostia und der Legende des durch ein Wunder Leos gelöschten Brandes im Borgo schuf Raffael die Skizzen, während die Malereien von Giulio Romano und Giovanni Francesco Penni stammen.
BENEDIKT III. .. bis .. Eine bis ins . Jahrhundert hinein gelegentlich verfochtene Legende aus der Zeit um behauptet, nach Leo IV. sei die »Päpstin« Johanna für zwei Jahre zur Regierung gelangt. Die Wahl Benedikts, des Kardinals von San Callisto, erfolgte kanonisch, wenn auch unter Tumulten, weil Kaiser Ludwig II. auf Grund von Zwistigkeiten mit Rom unter Leo IV. in dem bedeutenden, aber gewalttätigen Gräzisten Kardinal Anastasius Bibliothecarius einen Gegenpapst unterstützte, der sich mit Waffengewalt des Laterans bemächtigte, wo man Benedikt mißhandelte und einkerkerte. ›Anastasius‹ fand allgemeine Ablehnung, wurde nach zwei Tagen vertrieben, von dem milden, gütigen Benedikt begnadigt und zum Abt gemacht. Das Wirken des Papstes galt vor allem der innerkirchlichen Erneuerung.
NIKOLAUS I. d. Gr. .. bis .. Eine der eigenartigsten und stärksten Persönlichkeiten unter den Päpsten! Die äußeren Ereignisse seines Pontifikates fallen nicht übermäßig ins Gewicht. Entscheidend ist der Bruch, den Byzanz durch den Patriarchen Photius und Kaiser Michael III. mit Rom durch »Absetzung« des Papstes vollzog, wobei die von der Ostkirche abgelehnte Formel des filioque im Credo der Messe eine entscheidende Rolle spielte. Für Nikolaus kennzeichnend ist seine Stellungnahme im Ehekonflikt König Lothars II. von Lothringen, des Bruders Kaiser Ludwigs II., und der Mätresse Walrada. Hier erhob er sich, sogar Erzbischöfe absetzend, zum berufenen Richter ewiger Gesetze, der die Sache über Menschenrücksicht stellte. Sehr bedeutend sind Nikolaus’ Briefe, die zum ersten Male konsequent die Trennung der Gewalten fordern, die Einmischung des Staates in die Kirche und dieser selbst in Angelegenheiten des Staates ablehnen; damit wird der Primat Petri gewissermaßen philosophisch unterbaut. Nikolaus verurteilte den Krieg, soweit er nicht der Verteidigung gilt. Gerade für die jüngste Vergangenheit bedeutsam ist seine Unterscheidung von verus - -
rex und tyrannus, die ihn zum ersten Apologeten und Schützer der Menschenrechte gegenüber der Staatsgewalt macht. Auch die Tortur gegen Diebe und Räuber lehnte er als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ab. Die Sicht des Ewigen ließ ihn o über zeitbedingte Verhältnisse hinwegsehen. Als geistige Persönlichkeit und als Papst stellt Nikolaus den Mittelpfeiler der Brücke des Papsttums zwischen Gregor d. Gr. und dem Hochmittelalter dar. Ranke sagt von ihm, er gehöre »zu den Männern, welche als ein lebendig gewordenes System betrachtet werden können«. Als eine integre, von seiner Sendung erfüllte, für die Not der Menschen immer aufgeschlossene, den Großen gegenüber unbeugsame Erscheinung war Nikolaus vor allem ein verantwortungsbewußter Priester. Sein hohes Gedankengut hat gerade in der Folgezeit wenig Nachfolge gefunden. Als Sekretär des Papstes amtete Anastasius Bibliothecarius, der Gegenpapst Benedikts III.
HADRIAN II. .. bis .. Hadrian war eine gütige, doch schwache Persönlichkeit. Vor seinem Eintritt in den geistlichen Stand war er verheiratet gewesen und erlebte nun, daß der Entführer seiner Tochter und ihrer Mutter später die beiden ermordete. Unter seinem Pontifikat kam auf dem achten Allgemeinen Konzil von Konstantinopel – dem letzten in Ostrom! – noch einmal eine kurze Versöhnung der Ostkirche mit Rom zustande, wobei das Schisma des Photius von verurteilt wurde. Initiator des Konzils war Kaiser Basileios I., der Begründer der Makedonierdynastie. Unter Hadrian kamen die Slawenapostel Cyrill und Methodius nach Rom; der Papst anerkannte die slawische Liturgie.
JOHANN VIII. .. bis .. Er krönte Karl II., den Kahlen, zum Kaiser. Die Besetzung Roms durch italienische Fürsten brachte ihn wochenlang ins Gefängnis, ehe er nach Frankreich entfliehen konnte, wo er Ludwig II., den Stammler, den Sohn Karls II., des Kahlen, zum König von Frankreich krönte. Nach Rom zurückgekehrt, krönte er Karl III., den Dicken, den Sohn Ludwigs II., des Deutschen, zum Kaiser. Die Kämpfe der Teilfürsten und erneute Sarazeneneinfälle brachten ihm jedoch keine Hilfe seitens der Karolinger, so daß er sich wieder Byzanz zuwandte, wo ihm durch Photius neue Enttäuschungen erwuchsen. Den Sarazenen mußte er demütigenden Tribut zahlen. Schließlich zettelten Verwandte eine Verschwörung gegen den Greis an und erschlugen ihn, als Gi nicht schnell genug wirkte, mit dem Hammer. Es war der erste Papstmord. Johanns Streben galt dem Frieden und der Ge- -
rechtigkeit. Seine Ermordung war das erste Zeichen eines Verfalles des Papsttums.
MARINUS I. .. bis .. Die beiden Päpste Marinus werden später in der Reihe der Martin gezählt. Zum ersten Male wurde ein Bischof zum Papst erhoben, was als sogenannte Translation seit dem Konzil von Nicäa verboten war. Der Pontifikat des klugen, frommen Marinus verlief ereignislos.
HADRIAN III. .. bis . Ein bedeutungsloser Pontifikat.
STEPHAN V. . bis .. Unter seinem Pontifikat erfolgte die Absetzung Kaiser Karls III., des Dicken, auf den Arnulf von Kärnten folgte, während sich Markgraf Berengar von Friaul, ein Enkel Kaiser Ludwigs I., des Frommen, zum König von Italien krönen ließ. Da Stephan vom zerfallenden Karolingerreich ebenso wie von Byzanz Hilfe gegen die immer bedrohlichere Sarazenengefahr nicht erwarten konnte, adoptierte er Herzog Wido von Spoleto, den mächtigsten Fürsten Italiens und Hauptgegner Berengars. Aber Widos wachsende Macht vor den Grenzen des Kirchenstaates beunruhigte ihn bald. Vergebens bat er Arnulf, die Herrscha in Italien zu ergreifen. So wandte er sich wieder seinem Adoptivsohn Wido zu und krönte ihn zum Kaiser, ohne daß dieser über sein Land hinaus Anerkennung gefunden hätte.
FORMOSUS .. bis .. Der Bischof von Porto war durch seine erfolgreiche Missionsarbeit in Bulgarien bekannt geworden. Später schloß er sich der Verschwörung des Adels gegen Johann VIII. an, wurde als Bischof suspendiert, doch als Legat zu Kaiser Ludwig II. geschickt. Marinus I. setzte ihn wieder als Bischof von Porto ein, so daß seine Papstwahl eigentlich dem Kanon widersprach. Als Papst folgte er gezwungenermaßen der Politik Stephans V., wiederholte in Ravenna die Kaiserkrönung Widos und krönte dazu dessen Sohn Lambert zum Kaiser. Beider wachsende Machtfülle veranlaßte ihn, König Arnulf zu rufen, der über Wido siegte. Nach Widos Tod herrschte in Rom seine Witwe Ageltrude. Formosus war völlig machtlos. erschien - -
Arnulf zum zweitenmal, nahm Rom ein und wurde zum Kaiser gekrönt. Er mußte Italien jedoch krank verlassen, ohne Ageltrude besiegt zu haben. Formosus war ein ehrgeiziger, doch untadeliger Papst. Er restaurierte die Peterskirche und schmückte andere Kirchen aus.
BONIFAZ VI. . Würdelos und mehrfach des Amtes enthoben, regierte Bonifaz vierzehn Tage. Trotz eines Konzilbeschlusses von Ravenna, seinen Namen zu streichen, wird er als Papst gezählt.
STEPHAN VI. . bis . Eine der makabresten Figuren, die je ein Herrscheramt innegehabt haben. Eine entsetzliche Schandtat ist von ihm überliefert: als Freund des wieder mächtig gewordenen Spoletinerhauses ließ er den schon neun Monate im Grabe ruhenden Formosus ausgraben und in päpstliche Gewänder gehüllt auf einen ron setzen, um über den Toten ein frevlerisches Gericht zu halten. Obwohl er selber vor der Wahl ein, obendrein von Formosus eingesetzter, Bischof von Anagni gewesen war, wurde dem Leichnam neben anderen erfundenen Dingen die Translation von Porto nach Rom vorgeworfen. Der grauenhae Pathologe, der alle Weihen des Formosus für ungültig erklärte, um dadurch selber nicht der unkanonischen Translation bezichtigt zu werden, ließ dem Toten die Segensfinger der rechten Hand abhauen, ihn sodann unter den Klagen der Bevölkerung auf den Begräbnisplatz der Fremden, später in den Tiber werfen. Als Leichensynode ist die Untat dieses fürchterlichen Verbrechens in die Geschichte eingegangen. Das rasend gewordene Volk und die Anhänger des Formosus aber schleppten Stephan einige Monate später ins Gefängnis, wo er erwürgt wurde.
ROMANUS . bis . Dieser Bruder des Papstes Marinus I. regierte nur vier Monate und erklärte alle Amtshandlungen seines Vorgängers für nichtig.
THEODOR II. . Der Pontifikat dieses friedlichen, ehrenhaen Papstes dauerte drei Wochen. Er ließ den aufgefundenen Leichnam des Formosus mit höchsten Ehren bestatten, alle Verfügungen der Leichensynode noch- -
mals annullieren und die von Stephan VI. Abgesetzten und für ungültig geweiht Erklärten wieder bestätigen. Anhänger Stephans erhoben für kurze Zeit ›Sergius‹, einen skrupellosen Grafen von Tusculum, zum Gegenpapst, der sich zunächst nicht halten konnte, später aber Sergius III. wurde.
JOHANN IX. . bis . Er war ein Schützling Kaiser Lamberts, der, in Ravenna residierend, nach einem Friedensschluß mit Berengar von Friaul über den größten Teil Italiens herrschte. Der schwache, doch würdige und kluge Papst begab sich unter Lamberts Schutz nach Ravenna, wo er eine, die Arbeit eodors II. beendende Synode der Wiedergutmachung abhielt. Es schien Ruhe wiederzukehren, doch Lambert verunglückte tödlich. Da er ohne Erben starb, riß Berengar von Friaul die Herrscha an sich. Er begegnete keinem Gegner, da Kaiser Arnulf todkrank war und als einziger Erbe nur sein Sohn Ludwig IV., das Kind, lebte.
BENEDIKT IV. ./. bis . Er setzte die Arbeit Johanns IX. fort, während die Parteiwirren erschreckend zunahmen. Eine Kaiserkrönung Ludwigs des Blinden von der Provence, des Enkels Kaiser Ludwigs II., blieb wirkungslos, und Berengar beherrschte weiterhin Italien. Benedikt kämpe erfolglos gegen die Korruption.
LEO V. . bis . Der heiligmäßige Papst wurde nach einem Monat von einem Presbyter Christophorus ins Gefängnis geworfen und gemartert. Eine alte bretonische Legende identifiziert ihn mit dem heiligen Tugdual, einem Benediktinermönch, der nach Rom kam, um dort als Leo Britigena Papst zu werden.
CHRISTOPHORUS . bis . Der Papst-Usurpator düre eigentlich nur als Gegenpapst bezeichnet werden. Nach wenigen Wochen wurde er selber in den Kerker geworfen und, mit seinem Vorgänger zusammen, vom einstigen Gegenpapst ›Sergius‹, Grafen von Tusculum, erwürgt, der aus der Verbannung zurückgekehrt war, um selber Papst zu werden. - -
SERGIUS III. .. bis .. Er war eine grausame Erscheinung, Mörder seiner beiden Vorgänger, Freund des Leichenschänders Stephan VI. und Gegner des Formosus. In niederträchtiger Weise ging er gegen alle von Formosus Geweihten und die von diesen Geweihten vor. Gleichzeitig erhob sich mit eophylakt, dessen Frau eodora und beider Töchter eodora d. J. und Marozia eine Adelsfamilie zu allbeherrschender Stellung in Rom, die gemeinsam mit einer Reihe minderwertiger oder schwacher Päpste, die ihre Werkzeuge waren, bis das Regiment der sogenannten Pornokratie führte, wie der große Kardinal-Historiker Cesare Baronio um diese für das Papsttum dunkle Periode, das Saeculum obscurum genannt hat. Marozia, in erster Ehe mit dem Markgrafen Alberich von Spoleto verheiratet, war auch die Mätresse Sergius´ III. Selbst wenn nicht alles zutri, was Luitprand von Cremona, der vieles übertreibende Autor der wichtigsten Chronik der Zeit, schreibt, so ändert das wenig an der furchtbaren, vor der christlichen Welt beschämenden Lage des Papsttums. eophylakt nannte sich von nun an Herzog, Konsul, Dux und Senator von Rom, die ältere eodora und Marozia nannten sich Senatrix. Sergius ließ die bei einem Erdbeben während der Leichensynode eingestürzte Lateransbasilika wieder auauen – die einzige verdienstliche Tat seines Pontiflkates.
ANASTASIUS III. . bis . Der Pontifikat dieses Papstes verlief ereignislos.
LANDO . bis . Nichts ist von ihm bekannt außer seiner Abhängigkeit von eodora d. Ä. deren Schützling er zum Erzbischof von Ravenna machte, bis dieser sein Nachfolger wurde.
JOHANN X. . bis . Der energische, moralisch zweifelhae, unter dem Einfluß eodoras d. Ä. eingesetzte Papst und frühere Erzbischof von Ravenna vermochte eine große Liga gegen die Sarazenen aufzustellen. Diese wurden unter der Führung des Papstes und eophylakts am Garigliano belagert und im August geschlagen. Der Papst soll persönlich und mutig in den Kampf eingegriffen haben. Ende krönte er Berengar von Friaul zum Kaiser. Nach dessen Ermordung , nach Ungarneinfällen und blutigen Wirren in Oberitalien wurde Rudolf II. von Hochbur- -
gund an Stelle Berengars gewählt, doch von Hugo von der Provence, dem Urenkel Kaiser Lothars I., verdrängt, der, von seinem Halbbruder Wido von Tuszien, dem zweiten Gatten Marozias, gerufen, mit Unterstützung des Papstes zum König von Italien erhoben wurde. Zwanzig Jahre regierte er als Tyrann in Pavia. Von einer universellen Bedeutung des Papsttums war unter solchen Umständen keine Rede mehr. Es kam so weit, daß Johann ein fünähriges Kind zum Erzbischof von Reims machte. Marozia war zur Alleinherrscherin Roms geworden. Als ihr Johann, der sich in der letzten Zeit ernstlich um die Kirche bemüht zu haben scheint, entgegenzutreten wagte, ließ sie ihn einkerkern und Ende ermorden.
LEO VI. . bis . Als ein willenloses Geschöpf Marozias war Leo ohne jede Bedeutung.
STEPHAN VII. . bis . Auch er war nur eine Kreatur Marozias und ist sehr wahrscheinlich, ebenso wie sein Vorgänger, ermordet worden.
JOHANN XI. . bis . Dieser Sohn Marozias und, wie kaum zu bezweifeln ist, Papst Sergius´ III., wurde von seiner Mutter eingesperrt. Marozia heiratete nach Widos Tod in dritter Ehe König Hugo von der Provence und von Italien, dem sie die Kaiserkrone zu verschaffen gedachte. Doch Alberich II. von Tuszien, der hochbegabte Sohn Marozias aus erster Ehe, gewann den Adel, vertrieb König Hugo aus Rom und ließ seine Mutter sowie den päpstlichen Halbbruder als Gefangene bewachen. Beider Ende ist unbekannt geblieben. Damit war die Epoche der Pornokratie beendet. Zweiundzwanzig Jahre lang herrschte nun Alberich II. als »Fürst und Senator aller Römer« unbestritten und bemühte sich nachdrücklich, zusammen mit Abt Odo von Cluny, Ordnung in die kirchlichen Verhältnisse zu bringen. Das Papsttum stand ganz unter seinem durchaus positiven Einfluß.
LEO VII. .. bis .. Er wie seine nächsten drei Nachfolger galten als einwandfreie, für das gewaltige säkulare Reformwerk Clunys tätige Päpste, denen Alberich jede Hilfe zuteil werden ließ. Leo trat sein Pontifikat im gleichen - -
Jahre an wie König Otto I. seine Herrscha in Deutschland. Während seines Pontifikates kam Abt Odo von Cluny nach Rom, um mit dem Papst im Sinne einer Renaissance des religiösen Lebens zusammenzuarbeiten.
STEPHAN VIII. .. bis . Er war wohl ein Verwandter Ottos I. Der Historiker Martin von Polen berichtet, man habe dem Papst bei einer Verschwörung die Nase verstümmelt. bemächtigte sich König Hugo Roms wieder, wurde aber von Alberich zurückgeschlagen.
MARINUS II. .. bis . Er wird auch als Martin III. gezählt, da die beiden Päpste Marinus später unter diesem Namen verzeichnet werden. Von dem Pontifikat des gütigen Papstes ist nichts bekannt. zog sich König Hugo, von Berengar II. von Ivrea, dem Enkel Kaiser Berengars von Friaul, vertrieben, aus Italien zurück.
AGAPET II. .. bis . ließ Berengar von Ivrea sich und seinen Sohn Adalbert zum König krönen. Er hielt Adelheid, die spätere große Kaiserin, Schwiegertochter Hugos von der Provence und Witwe von dessen Sohn Lothar, gefangen, bis sie Otto I., d. Gr. zu Hilfe rief, der sie befreite und sich mit ihr vermählte. Da ihr Vater, Rudolf II. von Hochburgund, für kurze Zeit König von Italien gewesen war, verfocht sie Erbansprüche. Otto I. residierte, nachdem er Berengar unterworfen hatte, als König der Franken und Lombarden bis in Pavia und kehrte dann nach Deutschland zurück. Agapet, beziehungsweise Alberich II., lehnten sein Begehren nach der Kaiserkrönung ab. Alberich II. starb , nachdem er in sehr anfechtbarer Weise Agapet und den römischen Adel hatte schwören lassen, seinen Sohn Oktavian, Grafen von Tusculum, nach Agapets Tode zum Papst zu machen und damit geistliche und weltliche Macht in einer Hand zu vereinen.
JOHANN XII. .. bis .. Durch seinen Vater schon früh zum Geistlichen bestimmt, wurde er mit knapp zwanzig Jahren Papst – eine der erbärmlichsten und niederträchtigsten Figuren, die je den Heiligen Stuhl entweiht haben. Unter seinem Regiment wurde der Lateran zum Bordell, wie die Historiker aller Richtungen zugeben. In jeder Hinsicht ungebildet, sprach - -
Johann, ein zynischer Tyrann, nur die Vulgärsprache. Als Berengar von Ivrea und sein Sohn Adalbert nach Süden vordrangen, rief er Otto I. nach Italien zurück und krönte ihn und Adelheid am . Februar . Johann begann schon kurz darauf mit dem entflohenen Adalbert von Ivrea eine europäische Koalition gegen Otto I., d. Gr., aufzustellen, worauf der Kaiser erneut in Rom erschien, am . November auf einer Synode in der Peterskirche den entflohenen Johann wegen seiner zahllosen weltlichen und kirchlichen Verbrechen unter Anklage stellte und für abgesetzt erklärte. In Leo VIII. wurde ein neuer Papst gewählt, ein würdevoller Laie, der die Weihen alle auf einmal erhielt, was kanonisch unmöglich war. Als der Kaiser Rom verlassen hatte, kehrte Johann zurück, während Leo entfliehen konnte. Johann, der fürchterliche Rache an seinen Gegnern nahm, starb am . Mai , ehe der Kaiser wiederum in Rom eintraf, nach einem Ehebruch, wobei ihn vermutlich der betrogene Ehemann so zugerichtet hatte, daß er nur noch acht Tage lebte.
LEO VIII. .. bis .. Obwohl von einigen zum Gegenpapst erklärt, gilt er doch als rechtmäßiger Nachfolger Johanns XII. Der Kaiser stand hinter ihm, als die Römer Benedikt V. aufstellten. Leos restlicher Pontifikat verlief ruhig. Urkunden, die seinen Namen tragen und den Verzicht auf die pippinischen und karolingischen Schenkungen aussprechen, haben sich als Fälschungen aus der Zeit Kaiser Heinrichs IV. erwiesen.
BENEDIKT V. .. bis .. Auch er wird, wie Leo VIII., in der Papstreihe gezählt. Er war ein integrer Priester und bedeutender Gelehrter mit dem Beinamen Grammaticus, der sich während seines kurzen Pontifikates nach Kräen bemühte, etwas von der Schmach der letzten Jahre zu tilgen. Doch er wurde von Otto I., d. Gr., und Papst Leo VIII. abgesetzt und nach Hamburg in die Verbannung gebracht, wo er am . Juli als Diakon starb.
JOHANN XIII. .. bis .. Er war Bischof von Narni und möglicherweise ein Sohn eodoras d. J. der Schwester Marozias. Als ein Anhänger Ottos I., d. Gr., regierte er sehr selbstherrlich, so daß es zu einem Aufstand kam. Johann wurde gefangengesetzt, konnte aber nach wenigen Monaten zum Kaiser entfliehen, der ihn ein Jahr später wieder zurückführte, um die Aufrührer zu richten und zu verbannen. Otto stellte den Kir- -
chenstaat wieder her und gab dem Patrimonium Petri wichtige Gebiete zurück. Weihnachten wurde Otto II., der Sohn Ottos d. Gr., von Johann zum Kaiser gekrönt. Nach längeren Auseinandersetzungen mit Byzanz gelangte man mit dem östlichen Kaisertum zu einer Einigung, die durch die am . April vom Papst gesegnete Eheschließung Ottos II. mit eophano, der Nichte Kaiser Johannes’ Tzimiskes, besiegelt wurde.
BENEDIKT VI. .. bis . Mit Crescentius, dem Sohne eodoras d. J. – also vermutlich einem Bruder Papst Johanns XIII. –, schwang sich das Geschlecht der Crescentier zum Haupt der kaiserfeindlichen Kräe auf. Otto I., d. Gr., starb am . Mai . Crescentius ließ den Papst einkerkern und erhob ›Bonifaz VII.‹ zum Gegenpapst, der Benedikt erwürgen ließ. Beim neuerlichen Anrücken der Kaiserlichen floh der Gegenpapst nach Byzanz. Der von einigen Papstlisten zwischen Benedikt VI. und Benedikt VII. eingeschobene »Donus II.« hat nie existiert.
BENEDIKT VII. . bis .. Der würdige Papst, ein Graf von Tusculum und Bischof von Sutri, arbeitete für die Reform von Cluny und gegen die Simonie.
JOHANN XI. .. bis ... Der Erzkanzler Ottos II. in Italien, Petrus von Pavia, wurde gleichfalls unter dem reformeifrigen Einfluß des Kaisers zum Papst erhoben. Nach Ottos II. Tode am . Dezember in Rom erschien Gegenpapst ›Bonifaz VII.‹ wieder, ließ Johann einkerkern und verhungern.
BONIFAZ VII. .. bis . Der grausame Papstusurpator genoß seine Würde nur ein knappes Jahr, bis er umgebracht und seine Leiche verstümmelt durch die Straßen geschlei wurde.
JOHANN XV. . bis . Johann verdankte seine Erhebung Crescentius Nomentanus, dem Sohne des ersten Crescentius, der sich Patricius Romanorum nannte. Er machte sich durch Nepotismus in schlimmster Form und durch seine Geldgier verhaßt. erschien die Kaiserin-Regentin eophano - -
in Rom, ohne die Machtstellung des Crescentius erschüttern zu können. Es kam zu Auseinandersetzungen, Johann floh nach Toscana, von wo aus er Otto III. zu Hilfe und zur Kaiserkrönung nach Italien rief. Während Johanns Pontifikat gelangte mit Hugo Capet, dem Neffen Ottos I., d. Gr., das Königshaus der Capetinger auf den ron von Frankreich. Die Heiligsprechung Ulrichs von Augsburg war die erste päpstliche Kanonisation.
GREGOR V. .. bis .. Mit Brun, dem hochgebildeten, strengen Urenkel Kaiser Ottos I., bestieg der erste deutsche Papst den ron. Am . Mai krönte der Vierundzwanzigjährige den sechzehnjährigen Otto III. zum Kaiser. Als dieser Italien verließ, erhob sich Crescentius Nomentanus erneut und vertrieb den Papst, welcher der Feindseligkeit der Römer mit Milde begegnet war. Crescentius machte den Griechen Johannes Philagathos, den einstigen Gesandten Ottos III., Bischof von Piacenza und ehemaligen Kanzler Italiens unter Otto II., als ›Johann XVI.‹ zum Gegenpapst. kehrte Otto III. nach Italien zurück. Der geflohene Gegenpapst wurde gefangen, ohne Wissen des Kaisers entsetzlich verstümmelt, auf Befehl Gregors auf einem Esel durch Rom geführt und in ein Kloster gebracht, wo er noch fünfzehn Jahre lebte. Crescentius wurde in der Engelsburg enthauptet. Gregor ging mit Strenge und Umsicht an die Reform, in der er seine Hauptaufgabe erblickte. Er starb mit dreißig Jahren an der Malaria, nicht, wie es hieß, an Gi.
SILVESTER II. .. bis .. Mit Gerbert von Aurillac, dem Erzbischof von Ravenna, erlangte nach dem ersten deutschen Papst der erste Franzose die Tiara. Er war der Freund und Lehrer Ottos III. Sein kurzer Pontifikat galt in erster Linie der Ostmission in Polen und Ungarn, dessen erstem christlich gewordenen König Stephan er die Krone übersandte. In der letzten Zeit widmete sich Silvester, ein Feind jeder Simonie, immer entscheidender der Kirchenreform. Er arbeitete aufs engste mit dem in Rom residierenden Otto III. zusammen. Ein Aufstand des Grafen von Tusculum vertrieb Kaiser und Papst aus Rom. Otto III. starb am . Januar in Paterno am Monte Soracte; sein Nachfolger wurde Heinrich II. Silvester konnte nach Rom zurückkehren, wo sich der Crescentier Johannes, der Sohn des hingerichteten Crescentius Nomentanus, zum Patricius aufgeworfen hatte. Der Papst war einer der größten Gelehrten aller Zeiten als Mathematiker, Astronom, Philosoph, Naturwissenschaler und Literat, der bei arabischen Meistern in Sevilla und Cordoba studiert hatte. Sein - -
unheimliches Wissen ist schon früh in die Legende übergegangen, man hielt ihn für einen gewaltigen Zauberer, später für das Urbild des Doktor Faust. Er hat eine Fülle von Schrien hinterlassen.
JOHANN XVII. . bis . Er wird als siebzehnter des Namens gezählt, obwohl der sechzehnte Gegenpapst gewesen ist. Über seinen Pontifikat ist nichts überliefert.
JOHANN XVIII. .. bis . Er ließ sich besonders die Kirche in Deutschland angelegen sein. Unter ihm wurde Heinrichs II. Lieblingsgedanke, die Errichtung des Bistums Bamberg, verwirklicht.
SERGIUS IV. .. bis .. Ein friedlicher, karitativer Papst, der zum ersten Male – vergebens – zu einem Kreuzzug aufrief.
BENEDIKT VIII. .. bis .. Nach dem Tode des Crescentiers Johann gelangten die Grafen von Tusculum wieder an die Macht, während die Crescentier für kurze Zeit einen Gegenpapst ›Gregor‹ aufstellten. Hierauf setzten die Tusculaner den Grafen eophylakt, Kardinal von Porto, als Papst durch, dessen Bruder Alberich sich zum Consul et Dux aufschwang. Der Gegenpapst reiste zu Heinrich II. nach Deutschland, der ihn ablehnte und Benedikt anerkannte, von welchem er am . Februar in Rom mit seiner Gemahlin Kunigunde zum Kaiser gekrönt wurde. Der Papst machte sich energisch von jeder Familienpolitik frei und sicherte die Herrscha im Kirchenstaat, doch mehr als weltlicher Regent und mit geringem Interesse für kirchliche Reformen. Als ein ausgezeichneter Feldherr schlug er, gemeinsam mit Pisa und Genua, die Sarazenen vernichtend. Er unterstützte die nationale Erhebung gegen Byzanz, das in Unteritalien gegen die zum erstenmal auauchenden Normannen bei Cannae gesiegt hatte. begab sich der Papst nach Bamberg zum Kaiser und bat um Waffenhilfe. zogen Papst und Kaiser zusammen gegen die Byzantiner in Unteritalien, ohne deren Macht erschüttern zu können. Der Kaiser mußte den Papst drängen, sich im Sinne Clunys für Reformen einzusetzen, was Benedikt auf einer Synode in Pavia tat, auf der die noch weitverbreitete Priesterehe zum ersten Male bei Strafe der Absetzung - -
verboten wurde. Das praktische Ergebnis war gering. Heinrich II. veranlaßte den Papst, das Credo des Konzils von endgültig in die römische Meßordnung aufzunehmen.
JOHANN XIX. ... bis .. Dieser Bruder des vorigen Papstes war als Romanus, Graf von Tusculum, gleichfalls Consul et Dux von Rom gewesen, hatte seine Wahl erzwungen und sich am ersten Tage alle Weihen erteilen lassen. Als Papst begann er einen schamlosen simonistischen Handel zu treiben. Der Chronist Radulfus Glaber behauptet, Johann sei nur mit Mühe gehindert worden, die bisher von den Päpsten gewahrten Primatialrechte an den Patriarchen von Byzanz zu verkaufen. Da Byzanz damals seine Papstlisten beendete, war das endgültige Schisma seitens der Ostkirche vollzogen. Am . März wurde der erste Salier, Konrad II., mit seiner Gemahlin Gisela in Rom zum Kaiser gekrönt.
BENEDIKT IX. Ende bis .. Er war wiederum ein Graf eophylakt von Tusculum, Neffe seiner beiden Vorgänger und durch Bestechung seines Vaters Alberich III. von Tusculum, sowie mit Unterstützung Kaiser Konrads II. im Alter von etwa fünfzehn Jahren Papst geworden – ein willenloses Werkzeug des Kaisers und eine Gestalt, die an Niederträchtigkeit Johann XII. glich. kam es unter der Führung der Crescentier zu einem Aufstand gegen Benedikt, der aus Rom floh. Die Tiara kaue sich darauin ein Bischof Johannes, der sich Silvester III. nannte. Doch er wurde bald darauf verjagt, Benedikt kehrte zurück und verkaue seine Papstwürde am . Mai für teures Geld. Ende wurde er auf der Synode von Rom durch Heinrich III., den Sohn und seit Nachfolger Konrads II., formell für abgesetzt erklärt, tauchte aber nochmals als Gegenpapst auf und starb um . Von Benedikt an führen die Päpste ein Wappen.
SILVESTER III. .. bis .. Trotz der ganz unklaren kanonischen Rechtslage bei manchen Päpsten dieser simonistischen Jahre wird Silvester, der sich kurze Zeit gegen Benedikt IX. behauptete, nicht als Gegenpapst gezählt.
GREGOR VI. Johannes Gratianus Pierleoni. .. bis .. Er war Archipresbyter, Pate Benedikts IX. und stammte aus dem reichen jüdischen Hause der Pierleoni. Es erscheint hier der eigen- -
artig zwiespältige Fall, daß ein persönlich unsträflicher, hochangesehener, frommer, den Reformbestrebungen nahestehender Priester durch einen simonistischen Handel schamloser Art auf den ron gelangte; wie einigermaßen glaubwürdig versichert wurde, um einem moralischen Tiefstand ein Ende zu bereiten, der an einer äußersten Grenze angelangt war. Er kaue Benedikt IX. die Papstwürde ab. Der heilige Petrus Damianus und die Cluniazenser begrüßten ihn voller Begeisterung, doch ohne eigentliche Kenntnis der simonistischen Vorgänge. König Heinrich III. wurde flehentlich gebeten, einzugreifen – einmal durch einen vermutlich von Odilo von Cluny stammenden Brief, sodann durch einen Ruf, den der hochgeachtete Eremit Gunter an ihn gerichtet haben soll und in welchem es heißt: »Ein Papst drängt sich neben den anderen … laß dich nieder zum Gericht, König Heinrich, an Stelle des allmächtigen Gottes … ein würdiger Papst soll auserkoren werden, und der wird mehr wert sein als tausend jener Art.« traf Heinrich III, von Reformeifer erfüllt, ein und empfing Gregor in Piacenza. Erst dort erfuhr er die näheren Umstände von dessen Erhebung zum Papst und berief im Dezember die Synode von Sutri, wo Benedikt IX., Silvester III. und Gregor VI. abgesetzt wurden. Manche Quellen erklären, Gregor habe resigniert. Er wurde in die Verbannung nach Köln geschickt, wo er starb.
KLEMENS II. Suitger, Graf von Morsleben und Hornburg .. bis .. Er war Bischof von Bamberg und ist als erster von vier aufeinanderfolgenden deutschen Päpsten auf Veranlassung Heinrichs III. erhoben worden. Heinrich III. empfand sich als rex sacerdos, dessen Aufgabe es war, den Gottesstaat vom erneuerten Papsttum her zu verwirklichen. Die dadurch geschaffene politische und kirchliche Konstellation barg Konfliktstoff für die Zukun, als das Kaisertum das von ihm aus der Erniedrigung emporgehobene Papsttum weit zu überragen begann. Klemens, der Heinrich III. und seine Gemahlin Agnes am Tage nach seiner Erhebung krönte, kämpe, gemeinsam mit Cluny, vor allem gegen die Simonie.
DAMASUS II. Poppo, Graf von Brixen. .. bis .. Noch ehe der von Heinrich III. zum Papst ausersehene Bischof von Brixen inthronisiert werden konnte, tauchte ›Benedikt IX.‹ noch einmal auf und hielt sich – diesmal als Gegenpapst! – bis zum Juli . Beim Nahen des Kaisers und Papst Damasus’ floh er und starb bald darauf, kurz nach Damasus, der sich in den drei Wochen seines Pontifikates höchste Achtung erworben hat. - -
LEO IX. Bruno, Graf von Egisheim-Dagsburg. .. bis .. Der einstige Bischof von Toul gehört zu den reinsten Gestalten der Papst- und der Weltgeschichte. Er war ein Vetter Kaiser Heinrichs III. und wurde auf dem Wormser Reichstag von gewählt. Barfuß zog er in Rom ein und nahm seine Wahl nicht eher an, als bis auch Rom ihn als Papst anerkannte – in einer völlig verwilderten Zeit das Bild eines von höchstem Rechtsethos durchdrungenen Papstes. Er sammelte bedeutende Berater um sich, vor allem Hildebrand, den ersten eigentlichen Staatssekretär und gewissenhaen Finanzminister, sowie den heiligen Petrus Damianus. Beide verkörperten das Ideal der Reform von Cluny, die zu höchster Entfaltung gelangen sollte. Das Kardinalskollegium wurde durch hervorragende Mitglieder internationalisiert. Bei aller Güte, Heiligmäßigkeit und Liebenswürdigkeit ging Leo auf vielen Synoden – kein Papst ist so viel durch Europa gereist – mit Schärfe und großer Tatkra gegen die Mißstände im Klerus vor, in erster Linie gegen Simonie und Priesterehe. Überall sorgte er persönlich für die Durchführung seiner Weisungen und Reformen und suchte dabei die Verbindung zum Volk, dem er predigte und das ihn grenzenlos liebte und verehrte. Politisch war Leo nicht vom Glück begünstigt. Benevent bat ihn um seinen Schutz, und der Kaiser machte ihn zum Statthalter dieser von den Normannen bedrängten Stadt. In der Schlacht von Cività-al-mare von geriet er in normannische Gefangenscha. Petrus Damianus tadelte den Papst um seiner Handlungsweise willen; statt als Lehensherr blieb dieser einen Winter lang als Gefangener in Benevent. Der Sieg der Normannen gilt als Beginn ihrer Staatsgründung, zu der sie den Papst als Lehensherrn anerkannten, was für die kommenden Jahrhunderte von großer politischer Tragweite werden sollte. In Leos letzte Zeit fällt die endgültige, auch formelle Trennung von Ostrom. Ihr Datum wird mit dem . Juli , kurz nach Leos Tode, angesetzt. Zur rechtlichen Definition des Patrimonium Petri berief sich Leo als erster auf die – noch nicht als Fälschung erkannten – pseudo-isidorischen Dekretalen. Leo, der schon bald nach seinem Tode als Heiliger verehrt wurde, verkörperte in seiner Zeit und über sie hinaus in reinster Form Idee und Gestalt, Größe und wirkende Kra des Papsttums und seiner Universalität.
VIKTOR II. Gebhard, Graf von Hirschberg. .. bis .. Die Sedisvakanz von fast einem Jahr war durch das Zögern des kaiserlichen Kanzlers und Bischofs von Eichstätt mitbedingt, der die Wahl nicht annehmen wollte. Wiederum bestand Kaiser Heinrich III. auf einen deutschen Papst und folgte dabei dem Rate Hildebrands. Viktors Pontifikat entwickelte sich ganz in der Richtung seines Vorgängers. Er hielt eine Reformsynode in Florenz ab und galt als gerechter, gütiger Papst, dem Hildebrand als bedeutendster Berater - -
zur Seite stand. Vom Sterbelager Heinrichs III., der ihn neben der Papstwürde noch zum Herzog von Spoleto machte, nach Italien zurückkehrend, starb der Papst in Arezzo.
STEPHAN IX. Friedrich von Lothringen. .. bis .. Der Herzogssohn, Kardinal und Abt von Monte Cassino, machte den heiligen Petrus Damianus zum Reformkardinal und erweiterte seinen Wirkungskreis. Der Heilige wandte sich scharf gegen die sogenannte Laieninvestitur, eines der verhängnisvollsten kirchlichen Übel der Zeit. Vor allem wurde das Volk für die Reform gewonnen, und in Oberitalien kam es sogar zu einer Volksbewegung gegen den simonistischen Klerus unter dem Namen Pataria, von pattari – Altwarenhändler, wie der Adel spöttisch sagte. Der Papst mußte gegen Gewalttätigkeiten einschreiten. Hildebrand, der auch Stephan zum unentbehrlichen Mitarbeiter geworden war, bereiste im Aurage der Reform Deutschland und Frankreich.
BENEDIKT X. Johann von Velletri. .. bis .. Wieder einmal gelang es dem unheilvollen Geschlecht der Tusculaner, einen Papst auf den ron zu bringen, der sich hielt, bis Hildebrand und der heilige Petrus Damianus an der Spitze des Reformklerus die drohende Gefahr mit der Absetzung des Papstes und einer Neuwahl zu bannen vermochten.
NIKOLAUS II. Gerhard von Burgund. .. bis .. Der Bischof von Florenz wurde von der Reformpartei gewählt. Die Ostersynode im Lateran von brachte das Papstwahldekret heraus, wonach Klerus und Volk nur noch der Wahl der Kardinäle zustimmen konnten. Ferner wurden Voraussetzungen für die Durchführung des Zölibates geschaffen und die Annahme von Kirchenämtern aus Laienhand verboten. Gleichzeitig wurde der Einfluß des deutschen Hofes begrenzt. Im Juli des gleichen Jahres fand die Synode von Melfi statt – ein Werk Hildebrands –, auf welcher der Normanne Robert Guiscard zum Herzog von Apulien, Calabrien und Sizilien erhoben wurde und sich dem Papsttum als Lehensfürst verbündete.
ALEXANDER II. Anselmo da Baggio. .. bis .. Die Crescentier und Tusculaner, die schon so viel Unheil über das Papsttum gebracht hatten, standen zum letzten Male gegen die Kirchenreform auf und ließen in Basel einen Gegenpapst ›Honorius II.‹ - -
ernennen: Peter Cadalus, den einstigen Kanzler Heinrichs III. Im Sinne des Papstdekrets von wählt das Konzil von Mantua unter Führung Hildebrands den Bischof von Lucca zum rechtmäßigen Papst. Der Gegenpapst hatte in Oberitalien, unterstützt von der Kaiserin Agnes, Regentin für ihren Sohn Heinrich IV., einigen Anhang bis . veranlaßte der Papst einen Kreuzzug gegen die Mauren Nordspaniens, wo das Kreuzheer bestialisch unter den Besiegten hauste. Alexander war ein kluger Diplomat und reformeifriger Priester, der bald auch die Anerkennung Deutschlands fand.
GREGOR VII. Hildebrand von Soana. .. bis .. Gregor erscheint erstmalig in der Geschichte als Begleiter des in die Verbannung nach Köln geschickten Gregors VI. Er wurde in Rom erzogen, ging als Mönch nach Cluny und gewann, als eine treibende Kra der cluniazensischen Reformbewegung, von Leo IX. an entscheidenden Einfluß auf die Arbeit der Päpste. Wiederholt hatte er sich der Papstwahl widersetzt und die Würde erst auf Grund einer noch nie erreichten Einstimmigkeit ohne eine Andeutung von Simonie angenommen. Während der Messe des Heiligen Abends von – »eine der grellsten Episoden aus der Geschichte Roms im Mittelalter«, wie Gregorovius sagt – rissen Feinde ihn an den Haaren vom Altar, mißhandelten ihn blutig, kerkerten ihn ein und beschimpen ihn, bis ihn das erregte Volk am Weihnachtstage befreite und im Triumph nach Santa Maria Maggiore zurückführte, wo er die unterbrochene Messe zu Ende las. Seinen Feinden verzieh er. Die schon auf der Fastensynode vom März verkündeten scharfen Simonie- und Zölibatsbestimmungen wurden auf der Fastensynode von wiederholt. Gregor belegte dabei eine Reihe deutscher und italienischer Bischöfe mit dem Bann und erließ das Investiturdekret. Heinrichs IV. Antwort war die »Absetzung« Gregors auf der Wormser Reichssynode von und die Aufforderung an Rom, einen neuen Papst zu wählen. Gregor antwortete mit dem Bann gegen den König, ein in dieser Form nie dagewesenes Ereignis. Es hatte zur Folge, daß auch der Großteil des königstreuen Episkopates sich von Heinrich IV. abwandte und Gregor zur Neuregelung auf einen Reichstag nach Augsburg einlud. Daß der Papst die Absetzung Heinrichs IV. nicht wünschte, kennzeichnet seine politisch-rechtliche Weitsicht. Er war auf dem Wege nach Augsburg, als Heinrich IV. – nicht weniger klug und weitsichtig als der Papst – im Winter in Italien erschien. Gregor befand sich auf Schloß Canossa im Hoheitsgebiet der Markgräfin Mathilde von Toskana. Hier erschien der König und bat um Lösung vom Banne. Politisch blieb er Sieger – doch ebenso war die innere Kra des Papsttums neu erwiesen, als Gregor den Priester dem Staatsmann überordnete. Als Heinrich IV. im Kampf mit dem - -
Gegenkönig Rudolf von Schwaben dessen Exkommunikation und Absetzung forderte, mit einem Gegenpapst drohte und an der Investitur festhielt, sprach Gregor den zweiten, wesentlich wirkungsloseren Bann aus und erneuerte das Investiturverbot. Heinrich IV., durch den Tod des Gegenkönigs wieder erstarkt, stellte in Erzbischof Wibert von Ravenna, seinem Kanzler in Italien, Gegenpapst ›Klemens III.‹ auf und erschien und vor Rom, das er einnahm. Am Osterfest krönte ihn der Gegenpapst. ›Klemens III.‹ fand viel Anhang, und Gregor saß wochenlang in der Engelsburg, ehe ihn Herzog Robert Guiscard befreite und dabei Rom furchtbar plünderte. Gregor zog mit den Normannen nach Süden und starb ein Jahr später einsam und verlassen in Salerno, bis zuletzt ungebeugt im Glauben an seine gerechte Sache. Seine angeblichen letzten Worte sind durch die Jahrhunderte unvergessen geblieben: »Ich liebte die Gerechtigkeit und haßte das Unrecht, darum sterbe ich in der Verbannung.« Er ist eine der größten Gestalten des Mittelalters, was Freunde wie Feinde anerkannt haben. Etwas vom Geiste des alten Rom lebte in ihm. Sein politisches Werk unterliegt noch immer einer gegensätzlichen Beurteilung. Der heilige Petrus Damianus nannte ihn den »heiligen Satan«. Er verkörperte das theokratische Element des Papsttums in seinem höchsten Ausdruck, aber auch in einer gewissen Härte, und wollte Augustinus’ Gottesstaat um jeden Preis verwirklichen. Kra und Verstand, Unbeugsamkeit und Willensmacht sind die hervorstechenden Charakterzüge Gregors, an dessen Verantwortungsbewußtsein und reinem Wollen und Denken kein Zweifel besteht. Sein vollständig erhaltenes reiches Schritum, vor allem sein Dictatus papae, bietet das entscheidende Material zur Erkenntnis seiner Persönlichkeit.
VIKTOR III. Desiderius, Fürst von Benevent. .. bis .. Gegenpapst ›Klemens III.‹ behauptete sich weiterhin in Rom, doch die meisten Kardinäle wählten Abt Desiderius von Monte Cassino, Kardinal von Santa Cecilia in Trastevere, der zunächst in sein Kloster zurückkehrte und sich erst im Mai – nach einer Sedisvakanz von einem Jahr – entschloß, sich weihen zu lassen. Er hielt am Verbot der Laieninvestitur fest, hob den Bann gegen Heinrich IV. nicht auf und veranlaßte einen Feldzug gegen die Sarazenen in Nordafrika, wo ein Sieg erzielt werden konnte. Er genoß den Ruf eines gütigen Papstes und wurde seliggesprochen.
URBAN II. Odo de Lagery. .. bis .. Der in Terracina gewählte einstige Prior von Cluny, Schüler des heiligen Bruno von Köln und Kardinalbischof von Ostia, begab sich zu- -
nächst unter den Schutz des Normannen Roger I., des Bruders Robert Guiscards und Herrschers von Sizilien, nach Süditalien. Mit normannischer Hilfe gelangte er im Herbst nach Rom, wo er, von Almosen lebend, auf der Tiberinsel residierte, während die Stadt von ›Klemens III.‹ beherrscht wurde. bis mußte er wiederum auf normannischem Gebiet Schutz suchen, weil Heinrich IV. erneut siegreich in Italien vorrückte, wo sein Sohn Konrad , als der Kaiser durch Niederlagen zum Rückzug in die Lombardei gezwungen wurde, zu Urban überlief und in Mailand zum König gekrönt wurde. kehrte der Papst nach Rom zurück, der Gegenpapst floh zum Kaiser. ließ Kaiser Alexios I., Komnenos von Byzanz, Urban auf einer Synode in Piacenza um Hilfe gegen die Türken bitten, und der Papst faßte den Plan zum ersten Kreuzzug, den er am . November auf der Synode von Clermont ausrief. – Am . Juli wurde Urban mit einer entscheidenden Bulle, die den normannischen Herrschern überraschende Vorrechte einräumte, zum kanonischen Begründer der Monarchia Sicula; der aus den Vorrechten sich ergebende Konfliktstoff beschäftigte die Päpste noch bis zu Pius IX. Urban förderte in Spanien die Zurückdrängung der Mauren und knüpe in der Zeit der Reconquista die Beziehungen des Landes zu Rom enger. Er erwirkte die Einsetzung des heiligen Anselm von Canterbury, des Vaters der Scholastik, zum Erzbischof der Metropole Englands. erlebte er die Gründung des Zisterzienserordens durch den heiligen Robert von Molesme. Er starb zwei Wochen nach der Einnahme Jerusalems durch die Kreuzfahrer Gottfrieds von Bouillon. wurde er seliggesprochen.
PASCHALIS II. Ranieri di Bieda. .. bis .. Er war Cluniazensermönch und Kardinal von San Clemente. Dem verstorbenen ›Klemens III.‹ folgte in ›eoderich‹ ein neuer Gegenpapst und nach dessen Gefangennahme ein ›Albert‹, doch nur für wenige Wochen. wurde von den Kaiserlichen noch ein Gegenpapst aufgestellt, der sich ›Silvester IV.‹ nannte. Nach Heinrichs IV. Absetzung wandte sich auch sein Sohn Heinrich V. gegen Rom und beharrte auf der Investitur. kam er nach Italien, nahm Paschalis gefangen und ließ ihn erst frei, als dieser ihm die Investitur ohne Simonie zusicherte. Paschalis, der Heinrich V. am . April krönte, zog seine Genehmigung bald wieder zurück, mußte vor dem Kaiser nach Benevent fliehen und starb kurz nach seiner Rückkehr nach Rom. Eine entscheidende Verfügung Paschalis’ verbot die grauenhaen Gottesurteile. In seinen Pontifikat fällt die Gründung von Clairvaux durch den heiligen Bernhard im Jahre . - -
GELASIUS II. Johannes Coniolo. .. bis .. Der kurze Pontifikat dieses greisen Mönches von Monte Cassino und Kardinals von Santa Maria in Cosmedin, den Gregorovius »eine der rührendsten Gestalten aus der Geschichte des Papsttums« nennt und der sich vergebens gegen seine Wahl sträubte, war ein einziger Leidensweg. Seine Wahl erfolgte in kanonischen Rechtsformen, doch heimlich, um eine Einmischung Heinrichs V. zu vermeiden. Aber der kaiserlich gesinnte Cencius Frangipani brach in den Wahlraum ein und schleppte Gelasius unter grausamen Mißhandlungen in seinen Turm. Erst am nächsten Tage gab er ihn dem Volke, das sich für den Papst erhoben hatte, wieder frei. Dieser verzieh seinem Peiniger, doch die Frangipani denunzierten ihn beim Kaiser, der sogleich nach Rom eilte. Gelasius entfloh mit knapper Not und unter abenteuerlichen Umständen nach Gaëta, worauf Heinrich V., dessen Forderungen der Papst ablehnte, in ›Gregor VIII.‹ einen Gegenpapst einsetzte, der großen Anhang fand und Rom beherrschte. Als verarmter Pilger wagte sich Gelasius schließlich wieder nach Rom, wo er nur geringe Hilfe fand. Als die Frangipani ihn während der Messe erneut überfallen wollten, mußte er wiederum fliehen. Frauen fanden den Gequälten verlassen auf dem Felde sitzen. Er vermochte seine Flucht über Pisa, wo man ihn ehrte und feierte und wo er den Dom weihte, nach Frankreich fortzusetzen. In der Mönchskutte auf dem Boden liegend ist er in Cluny gestorben. »Kein fühlender Mensch wird die Unglücksgestalt dieses letzten Opfers des Investiturstreites ohne Teilnahme betrachten«, schreibt Gregorovius.
KALIXTUS II. Guido, Graf von Burgund. .. bis .. Der mit den Saliern wie mit den Capetingern verwandte Kalixtus wurde in Cluny gewählt und in Rom bestätigt. Auf dem Reichstage von Trebur gelangten Papst und Kaiser zum sogenannten Reichsfrieden, der indessen bald wieder auörte. Kalixtus bannte den Kaiser auf einer Synode von Reims und kehrte nach Rom zurück. Gegenpapst ›Gregor VIII.‹ entfloh, geriet in normannische Gefangenscha und wurde vom Papst in ein Kloster gewiesen. Erst am . September wurde mit dem Wormser Konkordat der lange Investiturstreit beigelegt. Heinrich V. verzichtete auf die kirchliche Investitur und die Wahl von Bischöfen und Äbten, während der Papst die Wahl reichsunmittelbarer Bischöfe und Äbte in Anwesenheit des Kaisers und dessen Recht der Belehnung mit den Regalien zugab. Dadurch sollten Simonie und Gewaltmaßnahmen ausgeschlossen werden. fand im Lateran das neunte Allgemeine Konzil statt – das erste im Westen –, welches die Errungenschaen des Wormser Konkordates sanktionierte. Kalixtus errichtete den unter dem heutigen Papstaltar der Peterskirche - -
noch erhaltenen, durch vierhundertsiebzig Jahre hindurch dienenden Papstaltar.
HONORIUS II. Lamberto di Fiagnano. .. bis .. Ein von den Kardinälen rechtmäßig gewählter ›Coelestin II.‹ legte sogleich sein Amt wieder nieder und wurde bald darauf als Gegenpapst gewählt. Die mächtigen Frangipani setzten Honorius durch, dem vor allem das Zustandekommen des Wormser Konkordates von zu danken ist. Wenige Monate später erlosch mit dem Tode Heinrichs V. das salische Kaiserhaus, und Lothar III. von Supplinburg bestieg im Einvernehmen mit Honorius den ron. Der Papst bestätigte den Normannen Roger II. von Sizilien als Herzog von Apulien.
INNOZENZ II. Gregorio Papareschi. .. bis .. Schon wenige Stunden nach der kanonischen Wahl des Kardinals von Sant’ Angelo wählten die meisten Kardinäle ›Anaklet II.‹ Pierleoni, der indessen nur Gegenpapst sein konnte und sich, von Roger II. von Sizilien, den er zum König erhob, unterstützt, bis zu seinem Tode in Rom zu behaupten vermochte. Er vertrieb Innozenz, der nach Frankreich floh, wo er im heiligen Bernhard von Clairvaux einen Vorkämpfer fand. Mehrere Synoden in fünf Ländern bekannten sich zu Innozenz, der mit Lothar III. nach Rom zurückkehrte, wo er ihn am . Juni krönte; er mußte aber nach dessen Abzug erneut fliehen. Trotz seiner Rückkehr wurde in ›Victor IV.‹ wiederum ein Gegenpapst aufgestellt, der sich aber bald unterwarf. In Deutschland folgte Konrad III. als König und erster Staufer; die Kaiserkrone hat er nie erhalten. berief Innozenz das zehnte Allgemeine Konzil in den Lateran, auf welchem unter anderem ›Anaklets II.‹ Schisma verurteilt sowie die Simoniebestimmungen neu definiert wurden. Auch der Irrlehrer Arnaldo da Brescia, ein Schüler Abälards, der einen Aufstand des römischen Senates gegen den Papst ausgelöst hatte, wurde auf dem Konzil verdammt. Die damit beginnenden Wirren währten vierundvierzig Jahre.
COELESTIN II. Guido di Castello. .. bis .. Er bemühte sich vergebens, die unter seinem Vorgänger in Rom ausgebrochenen Unruhen beizulegen. In seinen Pontifikat fällt der Tod Abälards, des unglücklichen Geliebten der Heloise, der im Cluniazenserkloster Saint Marcel/Châlons starb. Coelestin ist vermutlich sein Schüler gewesen. - -
LUCIUS II. Gherardo Caccianemici. .. bis .. Auch er wurde des Aufruhrs in Rom, wo sich Giordano Pierleoni, der Bruder ›Anaklets II.‹, zum Patricius und Oberhaupt der Republik gemacht hatte, nicht Herr. Bei der Belagerung des Kapitols wurde er tödlich verwundet.
EUGEN III. Bernardo Paganelli. .. bis .. Er war Mönch und Schüler des heiligen Bernhard von Clairvaux, der ihm sein Werk De consideratione, den geistlichen Fürstenspiegel des Mittelalters widmete. Die durch Arnaldo da Brescia ausgelösten Wirren arteten in wilde Plündereien aus, und die Republik wurde ausgerufen. Eugen residierte zunächst in Viterbo und zog nach Frankreich, später für einige Zeit nach Trier. Der heilige Bernhard von Clairvaux rief in seinem Aurag im gleichen Jahre zum zweiten, gänzlich erfolglosen Kreuzzug auf. Erst konnte Eugen für kurze Zeit nach Rom zurückkehren. starb Konrad III., dem Friedrich I., Barbarossa, folgte. Eugen, der im Jahre Kaiser Heinrich II. heiligsprach, ist auch als Papst der demütige Mönch von Clairvaux geblieben. Er wurde seliggesprochen. Zwischen und entstand das nach dem Kamaldulensermönch Gratian benannte Decretum Gratiani als erste Sammlung päpstlicher Rechtsverfügungen des Jus novum und damit eigentliche Vorstufe des Codex Juris Canonici.
ANASTASIUS IV. Corrado della Subarra. .. bis .. Der Pontifikat dieses seiner Milde wegen viel gerühmten Greises verlief ohne besondere Ereignisse.
HADRIAN IV. Nikolaus Breakspeare. .. bis .. Eugen III. hatte ihn zum Kardinal von Albano gemacht und als Legaten nach Norwegen gesandt, wo er die Kirche einrichtete. Mit Energie versuchte Hadrian, bis heute der einzige englische Papst, in Rom, über das er sogar das Interdikt verhängte, die durch Arnaldo da Brescia aufgelöste Ordnung wiederherzustellen. Am . Juni krönte er Friedrich Barbarossa zum Kaiser. Es kam zu einem Aufstand, worauf Barbarossa die Stadt verließ und Papst und Kardinäle mit sich nahm. Bald darauf ordnete er vermutlich die Hinrichtung Arnaldos an. Nach dem Abzug des Kaisers wandte sich Hadrian erfolglos gegen Wilhelm I. von Sizilien, den Sohn Rogers II., der den Kirchenstaat bedrohte. Auch mit dem Kaiser verfeindete er sich bald wieder, als dieser seine Macht auf dem Reichstag auf den Ronkalischen Feldern bei Piacenza im Sinne des kaiserlichen Absolutismus - -
und zum Schaden des Papsttums zu erweitern strebte, wobei er in kirchliche Gerechtsame eingriff. Hadrian erinnert an Gregor VII., dessen Ideenwelt auch die seine war.
ALEXANDER III. Orlando Bandinelli. .. bis .. Der bewegte Pontifikat Alexanders, eines berühmten Gelehrten und Juristen, ist durch ein Schisma von vier Gegenpäpsten gekennzeichnet. Als erster fand ›Victor IV.‹ – er heißt so, obwohl schon im Jahre ein Gegenpapst ›Victor IV.‹ aufgetreten war – die Anerkennung Barbarossas, der den Kirchenstaat bedrohte; Alexander mußte nach Frankreich fliehen, wo er, von den meisten Ländern anerkannt, in Sens residierte. Nach dem Tode des Gegenpapstes wurde ›Paschalis III.‹ sein Nachfolger. Er krönte Barbarossa am . August zum zweiten Male. Die norditalienische Erhebung gegen Barbarossa hatte Alexander für kurze Zeit die Rückkehr nach Rom ermöglicht. ließ der Kaiser in ›Kalixtus III.‹ den dritten Gegenpapst ernennen. Alexander stellte sich nunmehr an die Spitze des lombardischen Städtebundes, der den Kaiser in der Schlacht von Legnano völlig schlug. Barbarossa ging auf Verhandlungen ein und schloß mit Alexander den Frieden von Venedig, den Vasari in der Sala regia des Vatikans dargestellt hat; schloß er den Frieden von Konstanz mit den Lombarden. Er anerkannte Alexander und ließ ›Kalixtus III.‹ fallen. berief Alexander in den Lateran das ele Allgemeine Konzil, das den Frieden bestätigte, Neuerungen für die Papstwahl im Sinne der Zweidrittelmehrheit traf, gegen die neomanichäischen Irrlehren der Waldenser, Katharer und Albigenser aurat und Heiligsprechungen endgültig dem Heiligen Stuhl vorbehielt. Für kurze Zeit erhob der Adel den vierten Gegenpapst als ›Innozenz III.‹. Unruhen vertrieben Alexander wiederum aus Rom. sprach er Eduard den Bekenner, den ermordeten omas Becket, Bernhard von Clairvaux heilig. Der durch ruhevolle Maßhaltung ausgezeichnete Papst gehört zu den wahrha bedeutenden Erscheinungen seiner Zeit. Der Freskenschmuck Pisanellos im Dogenpalast von Venedig mit der Geschichte Alexanders III. ist zerstört. Spinello Aretino malte im Palazzo Publico in Siena den Einzug des Papstes in Rom.
LUCIUS III. Ubaldo Allucingoli. .. bis .. Er war Kardinalbischof von Ostia und Velletri und vermochte sich nur wenige Monate in Rom zu halten. wurden auf einem vom Papst und von Barbarossa nach Verona einberufenen Kongreß die Häretiker gebannt, und die Inquisition wurde eingeführt. Ein Ereignis von größter Tragweite bis zur Mitte des . Jahrhunderts war - -
die Verlobung von Barbarossas Sohn Heinrich mit Konstanze von Sizilien, der Tochter Rogers II., durch die in der Folge die beiden Reiche vereinigt wurden.
URBAN III. Uberto Crivelli. .. bis .. Vor seiner Wahl in Verona war er Erzbischof von Mailand gewesen. Sein kurzes Pontifikat war von neuen Auseinandersetzungen mit Barbarossa erfüllt. Er hat Rom als Papst nie betreten. König Heinrich, Barbarossas Sohn, dessen Eheschließung mit Konstanze am . Januar in Mailand vollzogen wurde, brach in den Kirchenstaat ein. Am . Oktober eroberte Sultan Saladin Jerusalem, das durch Gottfried von Bouillon im ersten Kreuzzug eingenommen worden war. Urban starb in Ferrara.
GREGOR VIII. Alberto de Morra. .. bis .. Er war Kardinalkanzler gewesen und bemühte sich um friedliche Beilegung der Konflikte mit Barbarossa und förderte den Kreuzzugsgedanken. Auch er, der in Pisa starb, hat Rom nicht betreten.
KLEMENS III. Paolo Scolari. .. bis . Der Kardinalbischof von Palestrina wurde in Pisa gewählt und konnte endlich nach Rom zurückkehren, wo er den seit nunmehr vierundvierzig Jahren bestehenden Senat anerkannte. Auch der Kirchenstaat, dessen sich König Heinrich bemächtigt hatte, wurde wiederhergestellt. Klemens’ Pontifikat stand unter dem Zeichen des dritten Kreuzzuges, in dessen Verlauf Barbarossa im Saleph ertrank. Auf Klemens geht der Gebrauch des Meßglöckchens zurück.
COELESTIN III. Giacinto Boboni-Orsini. .. bis .. Die erste Amtshandlung des fünfundachtzigjährigen Coelestin war am . April die Krönung Heinrichs VI., der sich auf dem Wege nach Sizilien befand, wo er als Gemahl Konstanzes nach dem Tode Wilhelms II. das Erbe der Normannen anzutreten gedachte. Am Weihnachtstage dieses Jahres wurde er in Palermo zum König von Sizilien gekrönt, am . Weihnachtstage kam sein Sohn und Nachfolger Friedrich zur Welt. Heinrich wütete in Sizilien, träumte, wie Gregorovius sagt, »von der Knechtung Italiens, von der Zertrümmerung des gregorianischen Papsttums«, und bedrohte zum zweiten Male den Kirchenstaat, worauf es zum Bruch mit dem Papst kam. - -
INNOZENZ III. Lotario, Graf di Segni. .. bis .. Als Innozenz, der Neffe Klemens’ III. und Kardinal von San Sergio, mit siebenunddreißig Jahren Papst wurde, erhob Walther von der Vogelweide seine berühmte Klage über die allzu große Jugend des Gewählten. Ein vollendeter Jurist und eologe, ausgestattet mit allen Geistesgaben, ging Innozenz von der einen Voraussetzung aus, daß die weltliche Unabhängigkeit der Kirche erste Bedingung ihres Wirkens sei. Als nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI. die deutsche Italienpolitik zerfiel, gelang es ihm überraschend schnell, Rom und weiten Teilen des Kirchenstaates eine Form im Sinne der Karolingischen Schenkungen zu geben und damit gleichzeitig dem italienischen Nationalgefühl entgegenzukommen. Heinrichs VI. Witwe Konstanze anerkannte Innozenz’ Lehenshoheit über Sizilien und ernannte ihn bei ihrem Tode zum Vormund Friedrichs II. In Deutschland wurden Philipp von Schwaben, der Bruder Heinrichs VI., als König – Otto, ein Sohn Heinrichs des Löwen, als Gegenkönig der Guelfen aufgestellt. Nach Philipps Ermordung fand Otto IV. allgemeine Anerkennung, auch seitens des Papstes, der ihn am . Oktober krönte. Als Otto IV. Sizilien zu erobern gedachte, das Erbland von Innozenz’ Mündel Friedrich, kam es zu Bruch und Bann. Die deutschen Fürsten wandten sich von Otto IV. ab und anerkannten , gleich dem Papst, Friedrich als künftigen Kaiser. Dieser wurde am . Dezember in Mainz zum König gekrönt, während Otto IV. in der Schlacht von Bouvines am . Juli endgültig unterlag. Mit der Goldenen Bulle von Eger vom . Juli anerkannten Friedrich II. und die deutschen Fürsten den Kirchenstaat Innozenz’ III. Am . Juli wurde die Königskrönung Friedrichs II. in Aachen wiederholt. Innozenz bemühte sich schon bald nach der Wahl um den vierten Kreuzzug, der zwar im Jahre zustande kam, sich aber unter der Führung des Dogen Enrico Dandolo in einer Verkehrung des ganzen Planes und unter dem Protest des Papstes gegen Konstantinopel wandte, wo das Heer nach zwei furchtbaren Plünderungen am . Juli und am . April in der von ihm dreimal in Brand gesteckten Stadt ein Lateinisches Kaisertum errichtete, das siebenundfünfzig Jahre bestand, ohne sich je zu konsolodieren. Die Schandtaten der Kreuzfahrer haben es mitverschuldet, daß das Ostschisma sich noch mehr verschäre. kam es mit England zum Konflikt, wo König Johann ohne Land die Kirche auf das schwerste bedrückte, worauf Innozenz den Bann aussprach und das Interdikt verhängte, bis der König nachgab und die Lehenshoheit des Papstes anerkannte, der seinerseits die gegen Johann gerichtete Magna Charta von verurteilte. Am . November eröffnete Innozenz das zwöle Allgemeine’ Konzil im Lateran, in dessen Mittelpunkt die Anerkennung Friedrichs II., die Maßnahmen gegen die Albigenser und die Verur- -
teilung einer Schri des Joachim von Fiore standen. Schon hatte der Papst zum Kreuzzug gegen die Albigenser aufgerufen. An den von ihm scharf verurteilten Greueln des Krieges tri ihn nur mittelbar eine Schuld. Im Jahre nach dem Konzil, das für einen neuen Kreuzzug festgesetzt hatte, starb Innozenz in Perugia. Er war ein großer Förderer der aulühenden Orden der Franziskaner und Dominikaner, worüber omas von Aquino Dante im elen Gesang des Paradiso in der Göttlichen Komödie berichtet. Giotto hat in Assisi die Vision Innozenz’ dargestellt, der im Traume Franz von Assisi, dem er zum ersten Male begegnete, die zusammenstürzende Lateransbasilika stützen sieht, und in einem zweiten Fresko, wie der Papst dem Heiligen die Bewilligung zum Predigen erteilt und die erste Regel bestätigt. Dieser Vorgang ist von Giotto noch einmal in Santa Croce in Florenz – von Ghirlandaio in Santa Trinità in Florenz gemalt worden. Ein wichtiges Fresko eines Unbekannten, das Innozenz mit Franziskus zeigt, befindet sich im Sacro Speco von Subiaco – ein zeitgenössisches Mosaik aus der alten Apsis der Peterskirche in der Villa Catena bei Poli. Innozenz bestätigte den dogmatischen Begriff der Transsubstantiation, die Verwandlung der eucharistischen Gestalten. Seine Schrien erschienen erstmalig in Köln im Druck. Die in die kirchlichen Rechtssammlungen aufgenommene berühmte Dekretale Venerabilem, mit der Innozenz seine Unterstützung der Kandidatur Ottos IV. rechtfertigte, wurde für die Rechtsauffassung der Päpste den Kaisern gegenüber durch Jahrhunderte von entscheidender Bedeutung; sie stellt fest, daß das Kaisertum durch den Papst von Ostrom auf Karl d. Gr. und damit auch das Wahlrecht auf die Fürsten übertragen worden sei, was das Bestätigungsrecht durch den Papst einschließe: Translatio imperii pertinct ad ecclesiam. Innozenz gehört in die Reihe der weltgeschichtlichen Gestalten. So schlicht er in seiner persönlichen Lebensführung war, so alles umfassend verstand er Würde und Autorität seines Amtes als Nachfolger Petri und Statthalter Christi. Doch die bisherige Anschauung, als habe er in eorie und Praxis, als Papst und als Politiker nach der Weltherrscha und der Oberlehenshoheit über alle Reiche gestrebt, muß endgültig aufgegeben werden. Seine Größe lag im Erkennen des geschichtlich Möglichen, Maßhalten bestimmte seine Handlungen. Vieles von der Lehre des omas von Aquino lebte er voraus.
HONORIUS III. Cencio Savelli. .. bis .. In Perugia wurde der gütige und charaktervolle greise Kardinal von San Giovanni e Paolo gewählt, der als Kämmerer der Kirche das für die Kenntnis der Besitzungen und Finanzen des Kirchenstaates im Mittelalter unschätzbare Liber censuum Romanae ecclesiae verfaßt - -
hat. Er forderte Friedrich II. zu dem auf dem Laterankonzil beschlossenen fünen Kreuzzug auf, der erfolglos verlief. Am . November krönte Honorius, der die Personalunion des Königreiches Sizilien und des Kaiserreiches billigte, Friedrich II. und dessen Gemahlin Konstanze und forderte erneut ein Kreuzzugsversprechen; Friedrich II. festigte sein sizilisches Reich. Ein neuerliches Versprechen wurde im Vertrag von San Germano festgesetzt und im Falle der Nichterfüllung der Bann angedroht. Honorius bestätigte den Dominikanerorden, endgültig den Franziskanerorden, worüber Dante im elen Gesang des Paradiso spricht, den Karmeliterorden. krönte er Peter de Courtenay zum Kaiser des seit bestehenden lateinischen Kaiserreiches Byzanz. Ein Fresko Giottos in Assisi stellt eine Predigt des heiligen Franziskus vor Honorius dar.
GREGOR IX. Ugolino, Graf di Segni. .. bis .. Der neue Papst, bisher Kardinalbischof von Ostia, war ganz vom Geiste seines Verwandten, Innozenz’ III., erfüllt. Als einstiger Kardinalprotektor des Franziskanerordens vollzog er am . Juli die Heiligsprechung seines Freundes Franziskus. Im Mai folgte die Kanonisation des Antonius von Padua, am . Juli die des Dominikus, im Mai die der Elisabeth von üringen. Friedrich II. löste sein Kreuzzugsversprechen ein, kehrte jedoch einige Tage nach der Einschiffung wirklich oder angeblich krank zurück und wurde gebannt, wie es im Vertrag von San Germano durch Honorius III. angedroht war. Der Bann war formal berechtigt, jedoch ein Fehler des Papstes, denn nun begann ein Angriff den anderen auszulösen. Der Kaiser zog trotz des Bannes nach Zypern und weiter nach Akkon, erzielte bedeutende Erfolge, gewann die heiligen Stätten für das Christentum und festigte das Königreich Jerusalem, wo er sich selber zum König krönte. Gleichzeitig beantwortete Gregor Angriffe auf den Kirchenstaat mit dem Einmarsch in Sizilien. Friedrich II. kehrte zurück, schlug die päpstlichen Truppen und versöhnte sich mit Gregor im Frieden von Ceprano. Gregor löste den Bann, Friedrich II. gab die besetzten Gebiete des Kirchenstaates zurück. Der Friede währte fast zehn Jahre, bis Friedrich II. in seinem Streben nach Absolutismus die Lombardei und ihren kaiserfeindlichen Städtebund aus der Zeit Barbarossas seiner zentralisierten Gewalt unterordnen wollte, den Kirchenstaat einkreiste und dadurch neue Empörung auslöste. wurde er wieder gebannt, und nun hörte der Kampf bis zum tragischen Untergang des Stauferhauses nicht mehr auf. Gregors Behauptung, der Kaiser habe Moses, Jesus und Mohammed als die großen Weltbetrüger bezeichnet, bleibt unbewiesen, hatte indessen teilweise bedeutenden Einfluß auf die öffentliche Meinung. Friedrich II. beantwortete den Bann mit der Gefan- -
gennahme von über hundert Prälaten, die sich auf dem Seewege zu einem für nach Rom berufenen Konzil befanden, das durch seine Maßnahme unmöglich gemacht wurde. Er plante, gegen Rom vorzurücken, als Gregor starb. Wenige Monate vor dessen Tode fand die Schlacht von Liegnitz statt, nach der sich die Mongolen aus Europa zurückzogen. organisierte Gregor die Inquisition, die er u. a. den Dominikanern übertrug – ließ er durch den heiligen Raymund von Penafort das Liber Extra, die sogenannten gregorianischen Dekretalen ausarbeiten, die das Decretum Gratiani aus der Zeit Eugens III. fortsetzen. Ein zeitgenössisches Fresko in Subiaco zeigt Gregor bei der Einweihung des Oratoriums in Sacro Speco – Giottos Fresko der Vision Gregors in Assisi stellt den heiligen Franziskus dar, der dem schlafenden Papst das Stigma der Seitenwunde zeigt. Gregor war ein harter, unbeugsamer Papst von imponierender Größe, doch auch ein Mann des Widerspruchs, der einerseits die Inquisition organisierte, andererseits zur Toleranz aufrief, wie in einer Weisung an die französischen Bischöfe: »Die Christen müssen den Juden die gleiche Milde erzeigen, die wir für die Christen in den Heidenländern erwarten.«
COELESTIN IV. Goffredo Castiglione. .. bis .. Seine Wahl wurde bedeutsam als das erste eigentliche Konklave, das heißt die erste Einschließung der Kardinäle, die der Rom beherrschende Senator Matteo Orsini nach dem Brauche der Zeit allerdings in brutalster Form und mit Waffengewalt hatte vornehmen lassen, so daß einer der zehn eingeschlossenen Kardinäle an den Mißhandlungen starb, die meisten anderen erkrankten. Nach zwei Monaten wurde der Greis Coelestin, ein Neffe Urbans III. und Kardinalbischof von Sabina, gewählt, der bereits nach siebzehn Tagen starb, nachdem er den Senator Matteo Orsini für die Mißhandlungen des Kardinalskollegiums gebannt hatte.
INNOZENZ IV. Sinisbaldo Fieschi, Graf di Lavagna. .. bis .. Die meisten der beim vorigen Konklave mißhandelten Kardinäle ergriffen die Flucht und wählten erst in Anagni den kaiserfreundlichen Kardinal von San Lorenzo in Lucina. Niemand hat zunächst an Innozenz’ Friedensliebe gezweifelt, und der noch immer nicht vom Bann gelöste Friedrich war zu jedem Zugeständnis bereit. Ein Gemetzel, das Kardinal Rainer von Viterbo, der gefährlichste, beinahe apokalyptische Hasser des Kaisers, unter kaiserlichen Truppen anrich- -
tete, verschäre die Lage von neuem, Vermittlungsversuche Ludwigs IX., des Heiligen, von Frankreich, hatten nur halben Erfolg. Wohl wurde der Friede von geschlossen, doch als Friedrich II. den Papst zu einer Zusammenkun in Narni bewogen hatte, um die Frage der Lösung vom Bann und das Problem der ihm feindlichen Lombardei zu klären, faßte Innozenz den verhängnisvollen Entschluß, nach Frankreich zu entfliehen, wo er das dreizehnte Allgemeine Konzil nach Lyon berief. Ludwig der Heilige suchte erneut zu vermitteln und für Friedrich die Lösung vom Bann zu erreichen. Doch dieser, der sich zu allem bereit erklärte, lieferte einen weiteren Vorwand zum Bruch, als er Viterbo als Vergeltungsmaßnahme plündern ließ, worauf Rainer von Viterbo, nunmehr Statthalter des Kirchenstaates, durch flammende, jedes Maß außer acht lassende Flugschrien das Konzil von Lyon beeinflußte. Innozenz, dem es nur auf Vernichtung ankam, erklärte den Kaiser für abgesetzt und förderte als ersten Gegenkönig Heinrich Raspe, als zweiten Gegenkönig Wilhelm von Holland. Von nun an versagte sich der Papst allen Friedensbemühungen und beschloß nicht nur den sechsten Kreuzzug, sondern auch einen solchen gegen Friedrich: beide sind mißlungen. Es ist erwiesen, daß der Papst den Plan seines Schwagers und Kardinal Rainers, den Kaiser und seinen Sohn König Enzio zu ermorden, tätig gefördert hat; die Verschwörung wurde im März vereitelt. Ludwig der Heilige geriet während des Kreuzzuges in Gefangenscha, forderte von dort aus Innozenz das letztemal zum Frieden mit dem Kaiser auf und drohte, ihn andernfalls aus Frankreich auszuweisen. Der König von England seinerseits lehnte es ab, den Papst aufzunehmen, der sich durch seine Steuerpolitik größten Haß zugezogen hatte. Vom Tode des Kaisers bis zu seiner Rückkehr nach Rom setzte der Papst von Perugia aus den Kampf gegen die Könige Konrad IV. und Manfred, die Söhne Friedrichs II., fort. Konrad IV. starb in Sizilien, Manfred übernahm die Regentscha für seinen Sohn Konradin. Nach vorübergehender Anerkennung des Papstes als Lehensherrn Siziliens siegte er am . Dezember gegen die Päpstlichen bei Foggia. Fünf Tage später starb Innozenz in Neapel auf seinem Zuge gegen Sizilien. Die Inschri seines Grabdenkmals im Dom von Neapel rühmt ihn als Vernichter der Schlange Friedrich. – Innozenz, dem Ludwig der Heilige die dauernde Überschreitung seiner Kompetenzen zum schweren Vorwurf machte, war als Jurist bedeutend, als Papst zwiespältig und ohne jede innere Größe: ein in der Wahl seiner Mittel rücksichtsloser Politiker, der sinnlos Könige absetzte und bannte – außer dem Kaiser noch Sancho II. von Portugal und Jacob I. von Aragon. Geldgier, Hinterlist und schrankenloser Nepotismus haben ihn verhaßt gemacht. Er ermächtigte die Herrscher zur Anwendung der Folter gegen Ketzer und beanspruchte die Lehensoberhoheit über alle Herrscher und Völker in Formulierungen wie später nur noch Bonifaz VIII. - -
ALEXANDER IV. Rinaldo, Graf di Segni. .. bis .. Der frühere Kardinalbischof von Ostia, ein Neffe Gregors IX., versuchte, die Politik seines Vorgängers mit möglichster Milde fortzusetzen. Er belehnte Edmund von Lancaster, einen achtjährigen Sohn Heinrichs III. von England, mit Sizilien, ohne daß es je zu einer Besitzergreifung gekommen wäre. Manfred, der Sohn Friedrichs II,, ließ sich vielmehr in Palermo krönen und eroberte große Teile des Kirchenstaates, so daß der Papst erst einige Zeit in Neapel residieren mußte. In Deutschland förderte Alexander den Gegenkönig Wilhelm von Holland und verhielt sich neutral, als nach dessen Tode Richard von Cornwallis und Alfons X., der Weise, von Kastilien zur Königswahl standen. Wohl aber trat er gegen die Wahl Konradins, des letzten Staufers, auf. erhob er den heiligen Albertus Magnus, den Doctor universalis, auf den Bischofssitz von Regensburg. – Alexander starb in Viterbo.
URBAN IV. Jacques Pamaleon. .. bis .. Das nur noch aus acht Kardinälen bestehende Kollegium einigte sich in Viterbo auf den gerade anwesenden Patriarchen von Jerusalem und geborenen Schusterssohn aus Troyes. Urban residierte in Viterbo und hat Rom nie betreten. In Deutschland herrschte keine Einigkeit über die ronfolge, und um sich Manfreds zu erwehren, faßte Urban einen der verhängnisvollsten Entschlüsse der Papstgeschichte: er rief Karl von Anjou, den entsetzlichen Bruder Ludwigs des Heiligen, nach Italien und lieferte ihm das päpstliche Lehen Sizilien aus. führte Urban das Fronleichnamsfest in die Kirche ein, dessen Offizium der seit an seinem Hofe in Viterbo oder Orvieto als Magister sacri palatii, das heißt als theologischer Berater, wirkende heilige omas von Aquino verfaßte.
KLEMENS IV. Guy le Gros Foulques. .. bis .. Er war Hourist Ludwigs IX., des Heiligen, gewesen, trat erst als Witwer in den geistlichen Stand und wurde Kardinal von Santa Sabina. Seine Wahl erfolgte in Perugia. Am . Januar krönten fünf Kardinäle in Rom Karl I. von Anjou zum König von Sizilien, am . Februar fiel König Manfred bei Benevent gegen Karl I. In der Schlacht von Tagliacozzo am . August fiel der vierzehnjährige Konradin, der letzte staufische ronfolger, dem Anjou in die Hände, der ihn hinrichten ließ. Klemens hat nichts getan, die Bluttat zu verhindern, und das hat sein Andenken verdunkelt. In Byzanz förderte Klemens die Restaurationsbestrebungen Karls I., der - -
das nach siebenundfünfzigjährigem Bestehen zugrunde gegangene lateinische Kaisertum des vierten Kreuzzuges von als Erbe des geflohenen Kaisers Baudouin II. wieder aufrichten wollte. Kaiser Michael VIII. Palaiologos vermochte dieser Gefahr zu begegnen. Klemens, der nie als Papst in Rom war, starb in Viterbo. – Wenige Wochen nach seiner Wahl wurde Dante geboren, dessen Weltgericht der Göttlichen Komödie mehreren Päpsten, auch Klemens, zum Gericht geworden ist. Am päpstlichen Hofe in Viterbo wirkte der heilige omas von Aquino zwei Jahre bis zum Tode des Papstes; zur Zeit der Tragödie Konradins schrieb er an seinem Traktat Über die Herrscha und den Lohn der Könige. sprach Klemens Hedwig von Schlesien heilig.
GREGOR X. Tebaldo Visconti. .. bis .. Nach Klemens’ IV. Tode konnten sich die achtzehn Kardinäle in Viterbo fast drei Jahre lang auf keinen Papst einigen. Es war das längste Interregnum seit , während zur gleichen Zeit, nach dem Untergang der Staufer, in Deutschland die »kaiserlose, die schreckliche Zeit« herrschte. Gregor war kein Kardinal, sondern Archidiakon von Lattich. Zur Zeit seiner Wahl befand er sich in Akkon im heiligen Lande. Erst am . März wurde er in Rom gekrönt. Unter seiner Mitwirkung wurde am . Oktober Rudolf von Habsburg zum König gewählt. Im Laufe der papstlosen Jahre war der erfolglose siebente Kreuzzug zu Ende gegangen, in dessen Verlauf Ludwig der Heilige an der Pest gestorben war, während sein Bruder, Karl I. von Anjou, der in Sizilien ein Schreckensregiment aufgerichtet hatte, das Errungene im Orient wieder verschacherte. wurde das vierzehnte Allgemeine Konzil nach Lyon einberufen, auf welchem der Hauptgedanke des Papstes, die neue Union mit der Ostkirche, zwar durch ihn und Kaiser Michael VIII., den Begründer der Paläologendynastie, verwirklicht wurde, jedoch in Byzanz keinen Widerhall fand. Zur Vermeidung einer nochmaligen endlosen Sedisvakanz setzte Gregor neue Konklavebestimmungen durch. Er bemühte sich vergebens, den Kreuzzugsgedanken neu zu beleben. Wenige Tage vor Beendigung des Konzils starb in Lyon der von Gregor zum Kardinalbischof von Albano erhobene heilige Bonaventura, der Doctor seraphicus und größte Heilige des Franziskanerordens nach dem heiligen Franziskus. Bonaventura hatte nicht nur entscheidend für die Wahl Gregors gestimmt, sondern auch Wesentliches zu der in Lyon erreichten Union beigetragen. Im März des gleichen Jahres war ihm der Doctor angelicus, der heilige omas von Aquino, der sich ebenfalls auf dem Wege nach Lyon befand, im Tode vorausgegangen. Zur geplanten Kaiserkrönung Rudolfs von Habsburg durch einen Papst ist es nie gekommen. – Gregor war zwar kein großer Geist, doch ein - -
edler, nur auf Friede und Versöhnung bedachter Priester. Außer von Karl I. wurde er, der auf der Heimreise von Lyon in Arezzo starb, allgemein betrauert. erfolgte seine Seligsprechung.
INNOZENZ V. Pierre de Tarentaise. .. bis .. Mit dem einstigen Erzbischof von Lyon und späteren Kardinalbischof von Ostia wurde zum ersten Male ein Dominikaner Papst. Der bedeutende, auch famosissimus doctor genannte Papst, ein Anhänger Karls I. von Anjou, vermochte während seines kurzen Pontifikates nur geringe Versöhnungserfolge auf politischem Gebiet zu erzielen. wurde er seliggesprochen.
HADRIAN V. Ottobono Fieschi, Graf di Lavagna. .. bis .. Der greise Neffe Innozenz´ IV. und Kardinaldiakon von Sant´ Adriano wurde in Rom unter Aufsicht Karls I. gewählt, der als Senator Roms das Konklave bewachte. Dante begegnet Hadrian im Purgatorio bei den Geizigen.
JOHANN XXI. Peter Rebuli-Giuliani. .. bis .. Der Kardinalbischof von Tusculum, zur Zeit des Konzils von Lyon Leibarzt Gregors X., ist der einzige portugiesische Papst. Er müßte eigentlich Johann XIX. heißen: ein Gegenpapst ›Johann XX.‹, der indessen nie existiert hat, wurde vor Gregor VI. angenommen und in den Listen geführt, und ›Johann XVI.‹ war Gegenpapst. Aus diesem Irrtum heraus fand mit den Päpsten, die von nun an Johann hießen, eine falsche Zählung statt. Johann bemühte sich um Frieden zwischen Philipp III. dem Kühnen von Frankreich und Alfons X. von Kastilien, um die Vertiefung der Union von und um einen neuen Kreuzzug. Er residierte in Viterbo und kam beim Einsturz einer Zimmerdecke ums Leben. Er galt als Wissenschaler von hohem Range. Seine philosophischen, psychologischen, naturwissenschalichen, logischen und medizinischen Werke waren in allen Ländern verbreitet.
NIKOLAUS III. Giovanni Caetano-Orsini. .. bis .. Der Kardinal von San Nicola in Carcere, Generalinquisitor und Sohn jenes Senators Matteo Orsini, der das grausame Konklave von veranlaßt hatte, war ein Feind Karls I. Anjou von Sizilien, dessen Einfluß in Italien er schmälerte. Von Rudolf von Habsburg erwirkte - -
er die Garantie der Freiheit und Unabhängigkeit des Kirchenstaates und den endgültigen Verzicht auf alle Rechte in der Romagna. Er festigte die Union mit Byzanz weiter und machte den Eroberungsplänen Karls I. von ein Ende. Nikolaus war fast ausschließlich weltlicher Herrscher. Das Urteil Dantes über ihn und seinen schrankenlosen, simonistischen Nepotismus ist ebenso von heiligem Zorn wie von heiliger Ehrfurcht vor der Schlüsselgewalt Petri erfüllt. Im feurigen Felsengrab der Simonisten des neunzehnten Gesanges des Inferno bekennt Nikolaus dem Dichter seine große Schuld und sein einziges wirkliches Interesse: die Erhebung des Hauses Orsini. ließ er die Sancta Sanctorum, die päpstliche Hauskapelle am Lateran, errichten und mit den Bauten des alten Vatikan-Palastes beginnen.
MARTIN IV. Simon de Brion. .. bis .. Nikolaus III. war in Soviano bei Viterbo gestorben, daher fand auch in Viterbo das Konklave statt, das den Kardinal von Santa Cecilia wählte. Da die beiden Päpste Marinus als Martin gezählt werden, nannte er sich Martin IV. Er war Siegelbewahrer Ludwigs des Heiligen und Legat Urbans IV. in Frankreich gewesen, wo er die Verhandlungen zur Übernahme des Königreichs Sizilien durch Karl I. von Anjou geführt hatte. Er stand ganz unter dem Einfluß Karls I., der wiedergewann, was er unter Nikolaus III. verloren hatte. Martins verhängnisvolle anjoufreundliche Politik tat das ihre, die unter Gregor X. erreichte Union mit Byzanz wieder zu zerstören, weil Karl I. ein Feind von Byzanz war. Gleichzeitig traf den Papst die von Kaiser Andronikus II. von Byzanz unterstützte Sizilianische Vesper vom . März , die der Blutherrscha der verhaßten Anjou auf Sizilien ein Ende bereitete und König Peter III., d. Gr., von Aragon, den Schwiegersohn Manfreds und Erben der Staufer als König von Sizilien auf den ron brachte. Daß Martin sich durch Bannung Peters weiter zu den Anjou bekannte, war ein großer Fehler. Weite Teile Italiens erhoben sich gegen die Franzosen. Der Papst, der in Orvieto residierte, starb in Perugia. Er war ein gesetzter, bescheidener, doch kraloser Papst. Dante hat ihn unter die Völler des vierundzwanzigsten Gesanges des läuternden Purgatorio verwiesen.
HONORIUS IV. Giacomo Savelli. .. bis .. Der alte, fast ganz gelähmte Kardinal von Santa Maria in Cosmedin war ein Großneffe Honorius’ III. Seine Wahl erfolgte in Perugia, worauf Honorius nach Rom zurückkehrte. Er ging in den schwebenden Konflikten maßvoller vor als sein Vorgänger, bannte aber immerhin Peter III., Sohn Jacobs I. von Aragon, der Sizilien geerbt hatte. - -
Karls I. von Anjou Sohn, Karl II., befand sich in aragonesischer Gefangenscha. Das ihm noch verbliebene Königreich Neapel fand in Honorius einen Schützer gegen tyrannische Übergriffe aller Art. Ein hohes Verdienst des Papstes war die Errichtung von Lehrstühlen für orientalische Sprachen, vor allem des Arabischen, an der Universität Paris im Zusammenhang mit seinen Missionsplänen auf islamitischem Gebiet und unter den östlichen Schismatikern. Sein prachtvolles Grabmal steht in Santa Maria in Aracoeli.
NIKOLAUS IV. Girolamo Masci. .. bis .. Mit dem Kardinalbischof von Palestrina, Legaten im Orient und in Konstantinopel, bestieg zum ersten Male ein Ordensgeneral der Franziskaner den päpstlichen Stuhl, ein friedfertiger, uneigennütziger Mann. Er residierte meist außerhalb von Rom. krönte er den aus der spanischen Gefangenscha befreiten Karl II. von Anjou zum König von Sizilien, das indessen endgültig im Besitze Aragons blieb; die Anjou waren auf das neapolitanische Reich beschränkt. Mit dem Fall von Akkon am . Mai erlosch die mittelalterliche Kreuzzugsidee. Der schlichte, gelehrte Papst, ein großer Förderer der Ost- und Orientmission, ist der Gründer der Universitäten Montpellier und Lissabon. Sein Bildnis befindet sich in der Apsis der Lateranskirche sowie auf Torritis Mosaiken der Apsis von Santa Maria Maggiore, wo er begraben ist.
COELESTIN V. Pietro Angelari da Murrone. .. bis .. Die in Perugia erfolgte Wahl des über achtzigjährigen Coelestin nach über zweijähriger Sedisvakanz ist eines der merkwürdigsten geschichtlichen Ereignisse – seine Tragödie eine der erschütterndsten der Papstgeschichte. Nach dem Tode Nikolaus´ IV. standen sich die Kardinäle, repräsentiert durch die scharf sich abzeichnende Gegnerscha der Häuser Orsini und Colonna, gegenüber, ohne zu einer Einigung zu gelangen. Die dritte und die vierte Macht im Widerstreit der Parteien waren Karl II. Anjou von Neapel, dem es auf den Wiedergewinn Siziliens ankam, und die in mächtiger Entfaltung befindliche Strömung der Franziskanerspiritualen. Karl II. gewann entscheidenden Einfluß auf die Papstwahl, die auf einen weltabgeschiedenen Einsiedler fiel, der seit fünf Jahrzehnten auf dem Gipfel des Monte Majella bei Aquila in den Abruzzen an der Grenze zwischen dem Kirchenstaat und Neapel der Betrachtung lebte und Haupt einer aulühenden Benediktinerkongregation war. Verband der König mit der Wahl rein politische Gedankengänge, so erblickten die Spiritualen und mit ihnen ein großer Teil der Christenheit in Coelestin den in alten Weissagun- -
gen verkündigten Engelpapst in apokalyptischer Zeit. Karl zwang Coelestin nach der Krönung in Aquila, in Neapel zu residieren. Maßnahmen des mit Welt- und Kirchengeschäen völlig unvertrauten Papstes bestanden in der Wiederherstellung der Konklaveordnung Gregors X., der Ernennung von zwölf, dem König genehmen Kardinälen, darunter sieben Franzosen sowie der Erhebung eines Sohnes Karls II., des späteren heiligen Ludwig, auf den Erzbischofssitz von Toulouse. Coelestin wurde seines Amtes so wenig Herr, daß er nach fünf Monaten selber seine Resignation anbot. Der rücksichtslose Kardinal Caetani hat ihn hierbei entscheidend beeinflußt. Die von ihm abgefaßte Abdankungsurkunde Coelestins bedeutete einen ungewöhnlichen Schritt und die Zerstörung aller Hoffnungen der Spiritualen, der schlimmsten Feinde Caetanis, der, zum Papst gewählt, seinen Vorgänger gefangen nach Rom bringen ließ, von wo Coelestin entfloh. Er wurde wieder aufgegriffen und auf der Festung Fumone eingekerkert. Hatte Jacopone da Todi einst Coelestin in einem Gedicht vor der Welt gewarnt und pries ihn Petrarca seiner Demut wegen, so verwies Dante ihn im dritten Gesang des Inferno unter die Feiglinge, weil er »den großen Aurag von sich wies« und damit nach der Auffassung des Dichters die erwartete Erneuerung von innen unmöglich gemacht hatte. Klemens V. sprach ihn heilig. Noch heute genießt der am . Mai im Kerker verstorbene, doch nicht umgebrachte Coelestin in den Abruzzen höchste Verehrung.
BONIFAZ VIII. Benedetto Caetani. .. bis .. Mit dem zwischen und in Anagni Geborenen, mütterlicherseits einem Neffen Alexanders IV., bestieg eine der machtvollsten, aber auch eine der finstersten und gewalttätigsten Gestalten den päpstlichen ron. Sogleich nach seiner Wahl, zu der er sich der Unterstützung Karls II. Anjou versichert hatte, kehrte er von Neapel, wo sein Vorgänger resigniert hatte, nach Rom zurück. Er hatte sich bei mehreren schwierigen Missionen ausgezeichnet und war, wie fast alle seine unmittelbaren Vorgänger, ein namhaer Jurist; von ihm stammt das Liber Sextus, eine später in den Codex Juris Canonici aufgenommene Gesetzessammlung. Martin IV. hatte ihn zum Kardinaldiakon von San Nicola in Carcere erhoben. Schon als solcher hat er die Macht des Hauses Caetani begründet, als Papst kannte sein Nepotismus keine Grenzen. Seine erste Regierungshandlung war die brutale Inhaierung seines entflohenen, unglücklichen Vorgängers, dessen Resignation von der Partei der Kardinäle Jacopo und Pietro Colonna sowie von den Spiritualen nicht anerkannt worden war. Mit Recht mußte somit Bonifaz ein Schisma fürchten. Der Kampf der Colonna-Kardinäle, zu denen sich auch der Dichter-Spiritual Jacopone da Todi mit seiner Unterschri unter ihr Oppositionsmanifest - -
von bekannte, nahm schärfste Formen an. Bald folgte ein zweites Manifest mit der Erklärung der unrechtmäßigen Papstwahl. Die beiden Kardinäle wurden abgesetzt und exkommuniziert, Palestrina, der Sitz des Geschlechtes, einschließlich der Kirchen in sinnloser Zerstörungswut dem Erdboden gleichgemacht und an dessen Stelle die Stadt Civitas Papalis erbaut. Den Besitz des Hauses Colonna konfiszierte der Papst, um sein Haus damit zu bereichern, teilweise auch die Orsini, die er sich geneigt zu machen wünschte. Als Parteigänger der Anjou aberkannte er den Aragonesen das seit bestehende Recht auf Besitz und Krone Siziliens, doch mißlangen seine Bestrebungen, und die Anjou mußten auf Sizilien verzichten. Auch die für seine Kreuzzugspläne wichtigen Vermittlungsversuche in dem ausbrechenden Krieg – dem Vorspiel des Hundertjährigen Krieges – zwischen Philipp IV., dem Schönen, von Frankreich und Eduard I. von England um die englischen Festlandbesitzungen scheiterten; sie wurden sogar Anlaß der folgenreichen Auseinandersetzungen des Papstes und Philipps IV. über die Besteuerung des Klerus und darüber hinaus des Papsttums und der erwachenden europäischen Nationalstaatlichkeit. – Bonifaz erließ seine berüchtigte Bulle Clericis laicos mit der beleidigenden Einleitung, »daß die Laien Feinde des Klerus sind«, und als Krönung der Auseinandersetzungen die Bulle Unam Sanctam, die durch Jahrhunderte diskutiert worden ist und in der die Vorstellungen von der päpstlichen Gewalt über alle Kronen und Völker, vom geistlichen Übergewicht über weltliche Angelegenheiten in überspitzter, schroffster Weise und im Sinne einer Entmündigung allen außerkirchlichen Daseins formuliert sind. Die katholische Kirche hat sich auf dem achtzehnten Allgemeinen Konzil von zum letzten Male auf diese Bulle berufen. Leo XIII. distanzierte sich in seiner Enzyklika Mortalium animos von offiziell von ihr, soweit es sich um die in ihr enthaltenen Herrschasansprüche handelt, denen auch Pius XII. in seiner Ansprache vom . Dezember vor Historikern aus allen Ländern formell und endgültig für die Kirche entsagt hat. Philipp IV., einer der skrupellosesten Gewaltherrscher der Zeit, nahm nunmehr den Kampf mit Bonifaz auf und ließ einen Beauftragten, der sich mit den Colonna und verschiedenen Kardinälen verschwor, in Anagni, wo sich Bonifaz auielt, einfallen. Die ihm vorgelegten Bedingungen, darunter die Abdankung, wies der Papst von sich mit den mutigen Worten: »Hier mein Nacken, hier mein Haupt!« Wenige Wochen nach der Demütigung von Anagni – eine geplante Entführung war mißlungen – starb Bonifaz in völliger Vereinsamung in Rom. Politisch hat er nirgends etwas Dauerhaes geschaffen, und wenn er mit König Albrecht, dem Sohn und Nachfolger Rudolfs von Habsburg, gezwungen zu einem Einvernehmen gelangte, so nur darum, weil ihn die Auseinandersetzung mit Frankreich ganz in Anspruch nahm. Auch - -
Ungarn und Schottland setzten sich über seine Forderungen hinweg. Seine Machtansprüche machten ihn für geschichtliche Wirklichkeiten und politische Gegebenheiten völlig blind. kanonisierte er Ludwig IX. von Frankreich; verkündigte er von der Loggia des Laterans herab das erste kirchliche Jubeljahr, an das ein kleines Freskenfragment Giottos in der Lateransbasilika erinnert. gründete er die römische Universität. Er förderte die Künste, soweit sie seiner persönlichen Verherrlichung dienstbar zu machen waren. Arnolfo di Cambio schuf für ihn eine beim Neubau der Peterskirche zerstörte Grabkapelle – eine Papstbüste des Meisters steht in den vatikanischen Grotten. Bonifaz ließ sich in umfangreichem Maße zu Lebzeiten Statuen in mehreren Städten errichten. Das Urteil der Zeitgenossen und der Nachwelt über Bonifaz, der nur Haß gesät, ist auf allen Seiten eindeutig. Man hat ihn mit Innozenz III. verglichen. Doch während dieser ein Herrscher war, erschien Bonifaz als unbeherrschter Tyrann – war jener ein eokrat, so dieser ein gewalttätiger gehässiger Autokrat, zeigte jener erhabenes Maß und Machtgefühl, so dieser ein Extrem an schrankenlosem Hochmut, Maßlosigkeit, Machtgelüst und dazu eine eatralik, die pathologischen Charakter annahm, als er sich vor Kardinälen und Bischöfen abwechselnd in päpstlichen Gewändern und in denen eines Kaisers erging und rief: »Ego sum Caesar, ego imperator.« Dante und Jacopone da Todi haben Gericht über ihn gehalten: des letzteren wurde der Papst habha und kerkerte ihn fünf Jahre lang ein, bis ihn der neue Papst befreite; Dante aber, der florentinischer Gesandter bei Bonifaz gewesen war, sieht in ihm den entarteten Simonisten schlechthin – jenen, »der sich auf Erden meine Würde angemaßt«, wie Petrus selber zum Dichter im siebenundzwanzigsten Gesang des Paradiso sagt. Das hochmittelalterliche Papsttum ging mit seinen beiden Extremen zu Ende: dem armen Einsiedlerpapst Coelestin V. und dem allem Geistlichen denkbar fernstehenden Bonifaz VIII., in gewissem Sinne dem ersten Renaissancemenschen, dessen Pontifikat rein politisch-diktatorisch-kanonistisch orientiert war und der durch seine Überspitzungen wesentlich dazu beitrug, daß das Papsttum der kommenden Zeit mehr und mehr an allgemeiner Achtung verlor. Bonifaz fügte den zweiten Kronreif in die Tiara ein.
BENEDIKT XI. Niccolò Boccasini. .. bis .. Der einstige gelehrte Ordensgeneral der Dominikaner und Kardinalbischof von Ostia war wohl ein Anhänger seines Vorgängers, doch in allem sein Gegenteil: würdig, fromm, untadelig und versöhnlich. Es kam ihm während seines nur kurzen Pontifikates vor allem auf Ausgleich an. Sogar Philipp IV. von Frankreich, Bonifaz’ Gegenspieler, löste er vom Bann und erklärte alle Maßnahmen gegen Frankreich - -
für ungültig. Nur die beiden Colonna-Kardinäle blieben abgesetzt, während das übrige Haus Colonna die milde Behandlung des Papstes erfuhr. Unruhen veranlaßten Benedikt, nach Perugia überzusiedeln, wo er starb. Klemens XII. sprach ihn selig. Mit Benedikt beginnt die Übergangszeit des Papsttums, die über das Exil von Avignon und das große abendländische Schisma bis , dem Beginn des Pontifikates Martins V. und damit des Zeitalters der Renaissance, reicht.
KLEMENS V. Raimond Bertrand de Goth. .. bis .. Der in Villandreau in der Gascogne geborene Erzbischof von Bordeaux gelangte durch Ränke des Kardinals Napoleon Orsini und der französischen Kardinäle auf den ron. Der erste überraschende Schritt des neuen Papstes war, die Kardinäle zur Krönung nach Lyon zu berufen. Er hat Frankreich nie mehr verlassen und damit die achtundsechzig Jahre währende, unheilvolle Zeit des sogenannten babylonischen Exils der Kirche eingeleitet, in der das Papsttum in völlige Abhängigkeit von den Königen von Frankreich geriet. verlegte Klemens seine Residenz nach Avignon. Zwei Jahre später lieh er in unverzeihlicher Hörigkeit Philipp IV. auf dem fünfzehnten Allgemeinen Konzil in Vienne seine moralische und tätige Unterstützung zu jener furchtbaren, staatlich organisierten Ausrottungsaktion des Templerordens, dessen Reichtümer sich der König anzueignen wünschte. Klemens scheute sich dabei nicht, die Folter zu befehlen und mitschuldig an den ungeheuerlichsten Justizmorden der Geschichte zu werden. Einen Monat nach dem Feuertode auch des Großmeisters des Ordens starb er in Roquemare. Nur einmal leistete er dem König Widerstand, als er nach der Ermordung König Albrechts von Habsburg statt der Wahl eines französischen Prinzen diejenige Heinrichs VII. unterstützte, den er am . Juni in Rom zum Kaiser krönen ließ und dessen Pläne er später wieder durchkreuzte. Klemens ist Gründer der Universitäten Orleans und Perugia; das Konzil von Vienne ordnete die Errichtung von Lehrstühlen für Hebräisch, Arabisch und Chaldäisch an den Universitäten Paris, Oxford, Bologna und Salamanca an. sprach Klemens Coelestin V. heilig, ernannte er den ersten Erzbischof von Peking. – Unter seinem Pontifikat begann jener die Empörung des christlichen Abendlandes bildende Luxus des Hofes von Avignon mit allen Begleiterscheinungen von Ämterschacher, Korruption und Nepotismus seinen Anfang zu nehmen. So traf auch Klemens der durch die Zeiten hallende, Fluch Dantes, der um seine Göttliche Komödie zu dichten begonnen hatte und dem es immer wieder um die unverfälschte sittliche Idee des Papsttums ging: im neunzehnten Gesang des Inferno verkündet Nikolaus III. dem Dichter nicht nur die bevorstehende Höllenfahrt Bonifaz’ VIII., sondern auch die Klemens’ V. – »denn nach ihm - -
kommt vom Westen bald ein Schlimmerer – ein zügelloser Seelenhirte«. Klemens’ Nepotismus war erschreckend – nicht weniger als fünf Verwandte hat er zu Kardinälen gemacht, viele andere zu Bischöfen. Andrea da Firenze malte ihn auf dem Triumph des heiligen omas in der Capella degli Spagnuoli von Florenz. – Auf Klemens gehen die – erst promulgierten – Clementinae zurück, die bis letzte kanonische Gesetzessammlung.
JOHANN XXII. Jacques Dueze. .. bis .. Dieser Sohn eines Schusters aus Cahors, Bischof von Avignon und Kardinal, wurde in Lyon unter dem Einfluß Kardinal Napoleon Orsinis sowie der Könige Robert I. von Neapel, des Nachfolgers Karls II. von Anjou, und Philipp V., des Sohnes Philipps IV., zum Papst gewählt. Dante hatte an die italienischen Kardinäle die vergebliche Mahnung gerichtet, einen Italiener zu wählen, um damit die Voraussetzung zur Rückkehr des Papstes nach Rom zu schaffen und der Unterordnung unter Frankreich ein Ende zu bereiten. Johann, ein bedeutender Geist und eifriger Förderer der Wissenschaen, war eine Herrschererscheinung, übersteigert in seinen Primatansprüchen, wohl unbeherrscht und rücksichtslos, doch nachsichtig gegen Feinde. Er hatte sich mit der immer weitere Kreise erfassenden Bewegung der Franziskanerspiritualen auseinanderzusetzen und griff in die Kämpfe der Kaiserwahl ein, aus denen Ludwig der Bayer gegen Friedrich den Schönen als Sieger hervorging. Johann verweigerte die Anerkennung Ludwigs vor allem territorialer Streitfragen in Reichsitalien wegen und exkommunizierte ihn. Zum letzten Male standen sich Papsttum und Kaisertum des Spätmittelalters unversöhnlich gegenüber. Am . Januar wurde Ludwig in der Peterskirche durch den Papstfeind Sciarra Colonna gekrönt, im Mai der Minorit Peter von Corbara als Gegenpapst ›Nikolaus V.‹ ausgerufen, der sich indessen Johann unterwarf. Auf seiten Ludwigs standen, beide von Johann gebannt, der Minorit Wilhelm von Ockham, ein Vorläufer der Reformation, der Begründer des Nominalismus, und der Staatsrechtslehrer Marsilius von Padua, der früheste Verfechter der Trennung von Kirche und Staat, Verfasser des Defensor pacis, der extremsten Streitschri des Mittelalters gegen den Primat, den Johann durch Augustinus Triumphus und den päpstlichen Großpönitentiar Alvaro Pelayo in ebenso extremen Streitschrien verteidigen ließ. Obwohl persönlich anspruchslos und hilfsbereit, steigerte Johann die Einnahmen des päpstlichen Stuhles durch eine ärgerniserregende Steuerpolitik und machte sich des Nepotismus schuldig. Pfründenschacher und Geldeintreibungen nahmen bedenkliche Ausmaße an. Auch hier liegt eine der späteren Ursachen der Reformation, als deren Vorläufer der gegen Johann auretende Minorit Wilhelm von Ock- -
ham zu betrachten ist. So nennt Dante Johann und seinen Vorgänger zusammen im siebenundzwanzigsten Gesang des Paradiso, wo Petrus von beiden sagt: »Cahorsen schon und Basken seh’ ich lechzen – nach unsrem Blut. So schmählich soll nun enden – und stürzen, was so hoch am Anfang stand?« Johann ist auch als Dichter und Schristeller hervorgetreten. Am . Juli sprach er omas von Aquino heilig. schrieb er das Trinitatisfest vor. Seine Bulle Docta sanctorum von ist die erste bedeutsame päpstliche Äußerung zur Kirchenmusik. Gegen Meister Eckhart, das größte religiöse Genie des Jahrhunderts, ließ er einen schmachvollen Inquisitionsprozeß führen. Johann ist Stier des Christus-Ordens, der in einer Klasse verliehen wird. Giotto malte ihn auf seiner Altartafel für den Dom von Lucca.
BENEDIKT XII. Jacques Fournier. .. bis .. Der zum Kardinal von Santa Prisca aufgestiegene sittenstrenge, rechtliche, jedem Nepotismus feindliche Bäckerssohn aus Saverdun, Zisterziensermönch und Bischof von Pamier und Mirepoix konzentrierte sein Wirken vor allem auf die Beseitigung der Mißstände unter seinem Vorgänger, den Frieden auf allen Gebieten und die Reform innerhalb der Kirche, zu deren Durchführung es ihm allerdings o an Energie fehlte. König Philipp V. verhinderte den Papst, mit Ludwig dem Bayern Frieden zu schließen, und Benedikt anerkannte den gebannten Kaiser nicht. Die deutschen Kurfürsten schlossen sich darauin im Kurverein von Rense zusammen und lehnten in ihrem Manifest vom , Juli für immer jeden päpstlichen Anspruch ab, auf die Königswahl Einfluß zu nehmen. Der Papst vermochte auch nicht, den ausbrechenden Hundertjährigen Krieg Frankreichs mit England zu verhindern und, wie er gewünscht hätte, nach Rom zurückzukehren, wo die Parteiwirren unvermindert tobten; beauragte er Petrarca, der mehrere Briefe an ihn schrieb, Roms Wünsche in Gedichtform niederzulegen. Auch die Rückführung der griechisch-orthodoxen Kirche, um die er sich bemühte, ist ihm nicht gelungen. Er ist der Erbauer des großartigen Papstschlosses von Avignon. Am . April fand auf dem Kapitol zu Rom die Dichterkrönung Petrarcas statt, die eine neue Epoche der europäischen Kultur einleitete. Die Büste des Papstes von Paolo da Siena steht in den vatikanischen Grotten. – Nachweislich trug Benedikt die Tiara mit drei Kronreifen, doch kann der dritte Reif schon von Benedikt XI. oder von Klemens V. stammen.
KLEMENS VI. Pierre Roger de Beaufort. .. bis .. Dieser auf Schloß Maumont/Limoges geborene Benediktiner, Erzbischof von Rouen und Kardinal von Santi Nereo ed Achilleo war sehr - -
gebildet und ein gewandter Diplomat, dem es gelang, noch einmal einen Waffenstillstand vor dem endgültigen Ausbruch des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England zustande zu bringen. Nach dem Tode des auch von ihm gebannten Ludwig des Bayern anerkannte er die Wahl Karls IV. zum deutschen König. Auch der Minoritenbewegung wurde er Herr. leitete er die Kalenderreform ein. Luxus, Nepotismus und Verschwendungssucht des Hofes, verbunden mit einer ganz Europa erregenden päpstlichen Steuerpolitik, erreichten unter ihm einen neuen Höhepunkt, und es sind verschiedentlich Vorwürfe gegen den Lebenswandel des im übrigen gütigen, hilfsbereiten Papstes erhoben worden. Vor allem ehrt es ihn, daß er in den blutigen Judenverfolgungen in Frankreich und Deutschland um den Juden nach Kräen beistand und ihnen in seinem Staate Zuflucht bot, wenn auch seine Bullen zu ihrem Schutze außerhalb desselben meist ohne Erfolg blieben. Seine Bulle Unigenitus von ist entscheidend für die Entwicklung des Ablaßwesens. Er förderte die Künste, vor allem Simone Martini, der schon von Benedikt XII. nach Avignon berufen worden war, wo er starb. Klemens verlieh Petrarca, dem schärfsten Gegner des Exils von Avignon, ein Kanonikat in Pisa, ließ ihn Cicerohandschrien für die päpstliche Bibliothek sammeln und entsandte ihn an den Hof von Neapel. Mit der Berufung des griechischen Mönches Barlaam, des Lehrers Petrarcas, nach Rom stiete der Papst den ersten abendländischen Lehrstuhl für Griechisch. In seinen Pontifikat fällt die römische Volkserhebung unter Cola di Rienzo, der an der Spitze einer Gesandtscha nach Avignon kam. erwarb Klemens von der Königin Johanna I. von Neapel, der Enkelin Roberts I., Avignon käuflich. Kurz vor seinem Tode schrieb die heilige Brigitta von Schweden dem Papst ihre Offenbarungen eines Strafgerichtes. Ein Bildnis Klemens’ ist in der Cappella degli Spagnuoli von Florenz auf der Allegorie der Kirche überliefert.
INNOZENZ VI. Etienne Aubert. .. bis .. Er stammte aus Mont/Limousin, war Bischof von Nyon und Clermont sowie Kardinalbischof von Ostia und wurde bei seiner ronbesteigung von einer sehr hoffnungsvollen Weissagung der heiligen Brigitta von Schweden begrüßt. Als ein tiefernster Herrscher räumte er als erstes an dem unter seinem Vorgänger verlotterten Hof auf und widerrief viele Verleihungen. Konsequent ging er gegen das Pfründenwesen der Kardinäle vor und dehnte dann seine Reformbestrebungen bis nach Deutschland aus. Zur Neufestigung der päpstlichen Herrscha in Italien entsandte er den überragenden Kardinal und spanischen Granden Ägidius Albornoz, von Gregorovius als »der genialste Staatsmann« bezeichnet, »der je im Kollegium der Kardinäle« gesessen, damit er dort die Rückkehr der Päpste vorbereiten - -
könne. Albornoz löste seine Aufgabe mit Klugheit, Energie und Vornehmheit. Er darf ebenso mit Recht als der »zweite Begründer des Kirchenstaates« gelten, wie seine Constitutiones Aegidianae als »vollkommenste Frucht bürgerlicher Gesetzgebung der Kirche« zu verstehen sind, die, wenn auch o nur theoretisch, bis in die Zeit Napoleons Gültigkeit besaßen. Mit Albornoz kehrte Cola di Rienzo nach Italien zurück, um noch für kurze Zeit in Rom die Senatorenwürde zu bekleiden. Es gelang Innozenz, im Frieden von Brétigny von eine zehnjährige Waffenruhe im Hundertjährigen Kriege herbeizuführen. Am . April ließ er Karl IV. in Rom zum Kaiser krönen. Die ein Jahr später erschienene Goldene Bulle Karls IV. gab den Beschlüssen des Kurvereins von Rense von Gesetzeskra. Den Päpsten blieb in Zukun nur noch die Kaiserkrönung. – erschien Boccaccio als Gesandter von Florenz am Hofe von Avignon.
URBAN V. Guillaume de Grimoard. .. bis .. Petrarca pries die Wahl des in Grisac/Languedoc geborenen heiligmäßigen, klugen Benediktinerabtes von St. Victor in Marseille. Erfüllt von hohem Ernst und Gerechtigkeitssinn, gewann er bald ein allgemeines Ansehen, so daß ihn eine Mainzer Chronik als »Lux mundi« bezeichnete. Unablässig und erfolgreich bekämpe er die Mißstände innerhalb der Kirche und begann damit in seiner nächsten Umgebung. Das entscheidende Ereignis seines Pontifikates war die Rückkehr nach Rom, zu der ihn die heilige Brigitta von Schweden, Petrarca und der persönlich in Avignon erschienene Kaiser Karl IV. bestimmten, während Boccaccio, der wieder als Florentiner Gesandter kam, ihm schon für den Fall der Rückkehr eine Ehrengarde angeboten hatte. Bei der Landung in Italien im Juni wurde der Papst vom greisen Kardinal Albornoz begrüßt, dessen großes Werk der Wiederherstellung der päpstlichen Autorität und des Kirchenstaates nach vierzehnjähriger gesetzgeberischer Arbeit vollendet war. Urban residierte zunächst in Viterbo, wo Albornoz starb und Boccaccio erneut als Gesandter eintraf. Am . Oktober hielt Urban seinen Einzug in Rom, wo ihn Petrarca hymnisch begrüßte. Der Romzug Karls IV. von zur Krönung der Kaiserin bot das Bild der Harmonie von Imperium und Papsttum. begab sich auch Kaiser Johannes V. Paläologus von Byzanz nach Rom, um zur katholischen Kirche überzutreten und die Beendigung des Schismas einzuleiten. Urban förderte wie sein Vorgänger die Künste und Wissenschaen und bestätigte die Gründung der Universität Wien. Das in den vergangenen Wirren stark zerstörte Rom begann er wieder aufzubauen. Doch konnten ihn weder die Drohungen der heiligen Brigitta noch die Vorstellungen Petrarcas hindern, noch einmal nach Avignon zurückzukehren, wo er, wie die Heilige prophezeit hatte, schon bald darauf starb. Er wurde seliggesprochen. - -
GREGOR XI. Pierre Roger de Beaufort. .. bis .. Der Neffe Klemens’ VI. – er trägt den gleichen Namen – war Kardinaldiakon von Santa Maria Nuova und der letzte französische Papst der Geschichte, eine kluge, edle, gebildete, wenn auch nicht überragende, und weitgehend nepotistische Persönlichkeit. Zu Beginn seines Pontifikates erhob sich Italien unter Führung von Florenz gegen die Fremdherrscha der französischen Legaten. Gleichzeitig aber griff mit der fünfundzwanzigjährigen Katharina von Siena eine gewaltige regenerierende Kra in die Geschichte des Papsttums ein, von dem sie eine Vision hatte wie vor ihr nur Dante. Ihr vor allem ist die endgültige Rückkehr des Papstes nach Rom am . Januar zu danken, zu der sie Gregor persönlich in Avignon bestimmte. Vasari hat das Ereignis auf einem Fresko in der vatikanischen Sala regia dargestellt. Mit voller Klarheit wog die Heilige die Schuld der Florentiner Aufständischen wie die des Papstes ab, dem sie in ihren Briefen bitterste Wahrheiten sagte. Gregors Härten gegen die Florentiner und das durch den entsetzlichen Kardinal Robert von Genf im Februar angerichtete Blutbad von Cesena haben dem Ansehen des Papsttums weitere Einbuße getan. Der Dichter Franco Sacchetti nannte darauin Gregor, der persönlich an dem Verbrechen unschuldig war, »papa guastamondo«, den Weltverderber. Der aufgebrachte Papst folgte dem Rate Katharinas nicht und erließ folgenschwere Blockadebestimmungen gegen Florenz. Er starb unter Gewissensbissen, die von der Heiligen dringend geforderten kirchlichen Reformen nicht durchgeführt zu haben. Er liegt in Santa Francesca Romana begraben. In Rom erbaute er den Campanile von Santa Maria Maggiore.
URBAN VI. Bartolomeo Prignano. .. bis .. Trotz der Forderungen der Römer nach einem römischen Papst, wählten die Kardinäle inmitten wilder Tumulte den Erzbischof von Bari, einen Neapolitaner, der kein Kardinal war, zum Papst. Urban, der bald nach seiner Wahl Wenzel IV., den ältesten Sohn Kaiser Karls IV., anerkannte und, wenn auch vergebens, zur Kaiserkrönung nach Rom einlud, war eine bedeutende, integre Persönlichkeit, ein scharfer Gegner jeder Simonie und Verweltlichung des Klerus, doch in verhängnisvoller Weise autokratisch, tyrannisch und rücksichtslos. So verbitterte er in unkluger Weise die Kardinäle durch seine – allerdings berechtigten – öffentlichen Maßregelungen. Katharina von Siena schrieb ihm das mutige Wort: »Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit würde mehr Ungerechtigkeit sein als Gerechtigkeit.« Auch folgte Urban nicht dem klugen Rat der von ihm sogar nach Rom berufenen Heiligen, einwandfreie Persönlichkeiten zu Kardinälen zu ernennen. - -
Schon am . September wählten dreizehn aus Rom geflohene, französisch orientierte Kardinäle in Fondi den »Henker von Cesena«, Kardinal Robert von Genf, zum Gegenpapst ›Klemens VII.‹ und beschworen damit das große abendländische Schisma herauf, das zweiundfünfzig Jahre währte und sieben Gegenpäpste aufstellte. Der Gegenpapst fand weitgehenden Anhang und residierte wieder in Avignon. Ein Starrsinn ohnegleichen ließ Urban in der Folge, besonders in seinem würdelosen Krieg gegen Johanna von Neapel, eine Anhängerin des Gegenpapstes, alle wichtigen Ziele aus dem Auge verlieren. Seine Behandlung des durch ihn wieder international gewordenen Kardinalskollegiums führte zu einer Verschwörung mehrerer Kardinäle mit dem Ziele, Urban abzusetzen. Der Sturz mißlang, und Urban beging die nie dagewesene Grausamkeit, fünf der schuldigen Kardinäle nach furchtbaren Martern hinrichten zu lassen, so daß zwei Kardinäle zum Gegenpapst überliefen. Urban starb, allgemein verhaßt, in Rom. Er war zuletzt geistesgestört. schrieb er das Fest Maria Heimsuchung für die Kirche vor.
BONIFAZ IX. Pietro Tomacelli. .. bis .. Dem liebenswürdigen, klugen, erst dreißigjährigen, in seiner Lebensführung untadeligen Neapolitaner und Kardinal von Santa Anastasia gelang es sogleich, mit Neapel Frieden zu schließen und dieses vom Gegenpapst loszulösen. Nepotismus, Simonie, Ablaßhandel und Steuermaßnahmen schmälerten indessen Beliebtheit und Ansehen des Papstes bedenklich. Er stärkte die Kurie in Rom, befestigte Kapitol und Vatikan und stellte die Engelsburg wieder her. Auch über die Rechtspflege wachte er, förderte die Wissenschaen und sorgte für die Armen. Er zeigte sich als umsichtiger weltlicher Herrscher, versagte aber als Papst, weil er nichts zur Behebung des Schismas tat. Auf ›Klemens VII.‹ folgte der Spanier Peter de Luna als ›Benedikt XIII.‹, was die Lage noch mehr verschlimmerte. Der Plan Rupprechts von der Pfalz, des Nachfolgers des abgesetzten Wenzels IV., im Jahre zur Kaiserkrönung nach Rom zu kommen, scheiterte. Bonifaz kanonisierte Brigitta von Schweden.
INNOZENZ VII. Cosimo de’ Migliorati. ... bis ... Der friedfertige, erfahrene und lautere, doch schwache Neapolitaner und Kardinal-Erzbischof von Ravenna hat sich zwar in der Geschichte keinen Namen gemacht, wohl aber in der Pflege der Wissenschaen und im Neuauau der von Bonifaz VIII. gegründeten römischen Universität, an die er die besten Professoren berief. Kulturgeschichtlich bedeutsam ist die weitgehende Berufung von Humanisten in päpstliche Dienste. So wirkten schon unter Innozenz Leonardo Bruni und - -
Poggio, der lästerliche Autor der Fazetien und wendigste Literat seiner Zeit, als Skriptoren an der Kurie, wo sie das eleganteste Latein schrieben. Poggio hatte sein Amt unter acht Päpsten inne. Auch Innozenz tat nichts zur Behebung des Schismas.
GREGOR XII. Angelo Correr. .. bis .. Der persönlich sittenstrenge Kardinal und bedeutende eologe, ein Venezianer, geriet schon bald in Abhängigkeit von seiner Familie und in die Verstrickungen des Nepotismus. Zur Beendigung des Schismas war vor der Papstwahl festgesetzt worden, daß der neue Papst resignieren sollte, wenn sich auch der Gegenpapst dazu entschlösse. ›Benedikt XIII.‹ erklärte sich hierzu bereit. Die Nepoten hinderten jedoch den Papst an der geplanten Begegnung mit dem Gegenpapst, und Gregor unterließ die Erfüllung seines Versprechens, worauf sich sieben Kardinäle von ihm lossagten, um auf dem Konzil von Pisa als dritte, durch siebzehn von ›Benedikt XIII.‹ abgefallene Kardinäle vermehrte Gruppe Papst und Gegenpapst für abgesetzt zu erklären und als weiteren Gegenpapst den Kardinal-Erzbischof Petros Philargi von Mailand, einen Griechen, zu wählen, der sich ›Alexander V.‹ nannte und schon ein Jahr später starb. Darauin gab man ihm in dem würdelosen, verschlagenen, denkbar weltlichen Baldassare Cossa einen Nachfolger, der als ›Johann XXIII.‹ zur Festigung seiner mehr denn zweifelhaen Stellung König Sigismund, den jüngeren Sohn Kaiser Karls IV. und Nachfolger Rupprechts von der Pfalz, zur Einberufung des Konzils von Konstanz veranlaßte, wo er sich durchzusetzen hoe. Er erfuhr indessen bald schärfste Gegnerscha, wurde nach einem vergeblichen Fluchtversuch aus Deutschland verhaet, vom Konzil abgesetzt, erst in Schloß Gottlieben bei Konstanz, dann in der Burg Hausen bei Mannheim interniert. Doch schon vor seiner Flucht hatte sich Gregor, der rechtmäßige Papst, zur Abdankung entschlossen, um dem Schisma von sich aus ein Ende zu machen. Er konstituierte vor seiner Abdankung das bisher unrechtmäßige Konzil zum sechzehnten Allgemeinen Konzil, das zur Papstwahl berechtigt sein sollte und das die Lehren von Hus und Wiclif verdammte. Gregor wurde wieder Kardinal und starb am . Oktober als über achtzigjähriger Greis in Recanati, wo er als Legat der Marken tätig war. Sein Porträt von Girolamo Muziano hängt in der vatikanischen Pinakothek.
MARTIN V. Oddone Colonna. .. bis .. Der in Genezzano bei Rom geborene, von Innozenz VII. zum Kardinaldiakon von San Giorgio in Velabro erhobene Martin wurde vom Konstanzer Konzil gewählt, das am . April schloß. - -
Gegenpapst ›Benedikt XIII.‹ trotzte jeder Absetzung und hielt sich noch auf einer spanischen Bergfeste. Martin residierte bis Anfang in Mantua, dann ein Jahr lang in Florenz, wo er den zerlumpt aus der Gefangenscha entlassenen, aber zum ersten Male in würdiger Haltung auretenden ›Johann XXIII.‹ empfing, der noch einmal seinen Verzicht aussprach, um dann zurückgezogen und arm noch bis zum Dezember als Kardinalbischof zu leben. Ehe Martin nach Rom ziehen konnte, gelang ihm ein Friedensschluß mit der Rom besetzt haltenden Johanna II. von Neapel, mit der das Haus Anjou erlosch. Er begann eine umfassende Aufbautätigkeit in Rom und berief große Maler der Frührenaissance, wie Gentile da Fabriano, Pisanello, Masaccio und Lorenzo Ghiberti. Als erster Papst verlieh er die Goldene Rose. Mit Erfolg wurde er des Räuberwesens im Kirchenstaat Herr und erwies sich als glänzender Verwaltungspolitiker. Die Autorität des Heiligen Stuhles nach dem Verfall eines Jahrhunderts erfuhr eine neue Festigung. Martins sehr betonter Nepotismus war wesentlich staatspolitisch orientiert. Er begründete die Macht des Hauses Colonna. Es kam wieder zur Ernennung würdiger und bedeutender Kardinäle, darunter Domenico Capranica, Niccolo d’Albergati und Giuliano Cesarini. ›Benedikt XIII.‹ starb auf seiner Bergfeste nach neunundzwanzigjährigem Gegenpontifikat. Kurz vorher hatte er noch vier Kardinäle ernannt, von denen drei noch einen ›Klemens VIII. ‹ – einer für sich einen ›Benedikt XIV.‹ wählten. Der erstere hielt sich in Spanien im politischen Wechselspiel bis , um sich mit seinen »Wählern« schließlich Martin zu unterwerfen, der letztere verschwand im Dunkel. So endete das große Schisma nach zweiundfünfzig Jahren. Martin V. wird zu Recht als Friedenspapst gewürdigt, auch wenn er nicht alle ihm gestellten Aufgaben, besonders die innerkirchliche Reform, gelöst hat. Doch entschloß er sich am . Januar zur Einberufung eines großen Reformkonzils nach Basel. Seine Sparsamkeit konnte zum Geiz werden, er lebte schlicht und ohne jeden Luxus in dem Palast bei SS. Apostoli und führte eine gerechte Regierung in dem gequälten, endlich zur Ruhe gekommenen Rom. Sein Grabmal von Simone Ghini, einem Schüler Donatellos, steht in der Lateranbasilika; die Inschri preist Martin als »temporum suorum felicitas« – das Glück seiner Zeit. An der südlichen Chorwand des Domes von Mailand, dessen Hochaltar er geweiht hat, steht seine Kolossalstatue.
EUGEN IV. Gabriele Condulmer. .. bis .. Der geborene Neffe Papst Gregors XII. entstammte dem venezianischen Adel. Aus einer tiefernsten Lebensauffassung heraus war er frühzeitig bei den Augustiner-Eremiten eingetreten und schließlich von seinem päpstlichen Oheim zum Bischof von Siena und Kardinal - -
erhoben worden. Sein Pontifikat begann mit einem allzu heigen Vorgehen gegen das Haus Colonna, die Verwandten seines Vorgängers. Die Folge war ein Aufstand, der unterdrückt werden konnte. Am . Juli wurde das von Martin V. gebilligte siebzehnte Allgemeine Konzil in Basel eröffnet. Von ungerechtfertigtem Mißtrauen erfüllt, beging Eugen schon im Dezember den Fehler, das Konzil für aufgelöst zu erklären und seine Neueröffnung in Bologna, doch erst anderthalb Jahre später, anzuordnen. Seine Verfügung erregte größten Unwillen, und die weltlichen Mächte stellten sich auf die Seite des Konzils. Vergebens bemühte sich Kardinal Giuliano Cesarini, eine der lautersten und bestrickendsten Persönlichkeiten der Zeit, den noch Martin V. zum Legaten des Konzils ernannt hatte, Eugen umzustimmen. Erschwert wurde die Situation durch den Sieg der Hussiten in Böhmen, der die Reform der Kirche dringlicher denn je erscheinen ließ. Unter dem Schutz König Sigismunds dekretierte das Konzil im Februar und in Fortsetzung des Konstanzer Konzils die Superiorität der Konzilien über den Papst, der im April aufgefordert wurde, sich mit den Kardinälen in Basel einzufinden. Der spätere Kardinal Nikolaus von Cusa, damals noch Stisdekan in Koblenz, rechtfertigte dieses beinahe revolutionäre Vorgehen gegen Papst und Primat in seiner vielbesprochenen Schri De concordantia catholica – Von der katholischen Eintracht. Noch weiter ging das Konzil, als es Eugen im Juni die Ernennung von Kardinälen untersagte, ihm die weltliche Herrscha bestritt und sogar im Falle seines Todes die Verlegung des Konklaves nach Basel forderte. Ganz unbestreitbar lag hier der Keim der Auflösung beschlossen. Es ist im wesentlichen den Bemühungen des am . Mai in Rom zum Kaiser gekrönten Sigismund zu danken, wenn der Konflikt durch eine Bulle Eugens vom Dezember beigelegt wurde: Der Papst annullierte das Auflösungsdekret und ermächtigte das Konzil zur Fortsetzung seiner Arbeit, das heißt der Bekämpfung der Häresien, der Herbeiführung des Friedens und der allgemeinen Reform der Kirche an Haupt und Gliedern. Die Spannungen mit Basel boten den Feinden Eugens in Italien – Mailand und den Colonna – Gelegenheit, diesen zu bedrängen, so daß er seine Residenz nach Florenz verlegen mußte. In Rom stellte der ehemalige Räuberhauptmann, Condottiere, Bischof, Patriarch von Alexandrien und Kardinal-Erzbischof von Florenz, der berüchtigte Giovanni Vitelleschi, die Ordnung mit den Mitteln seiner Zeit wieder her. Auf dem Konzil gewannen inzwischen Strömungen die Oberhand, die eine Verlegung der päpstlichen Residenz nach Avignon planten und sich offen gegen den Papst wandten. Neue Unionsverhandlungen mit Konstantinopel brachten eine Wendung. Nachdem sich bedeutende Vertreter des Konzils, darunter Nikolaus von Cusa, zum Papst bekannten, konnte am . Januar in Ferrara ein Unionskonzil – es wird indessen stets mit dem Konzil von Basel zusammen gezählt – eröffnet werden, an welchem Kaiser Johannes VIII. - -
Paläologus, mit führenden Würdenträgern der Ostkirche teilnahm. Eugen, den das Basler Konzil am . Januar für »abgesetzt« erklärte, war von Florenz nach Ferrara gezogen, von wo aus das Konzil nach Florenz verlegt wurde. Hier kam es am . Juli, wenigstens theoretisch, nur wenige Jahre vor dem Falle Konstantinopels, zu der seit Jahrhunderten ersehnten Glaubensunion. Auch die monophysitischen und monotheletistischen Armenier, Jakobiten, Nestorianer und Maroniten vereinten sich jetzt mit Rom. Kulturell von höchster Bedeutung wurde indessen der neue geistige Austausch mit dem Osten, der seinen äußeren Ausdruck Ende in der Erhebung Bessarions, des nach dem Konzil zum Katholizismus übergetretenen Erzbischofs von Nicäa, zum Kardinal fand. In. der Gestalt dieses tiefen Denkers, hochherzigen Mäzens und edlen Kirchenfürsten ist der griechisch-lateinische Humanismus der Frührenaissance vollendete Erscheinung geworden. Die Bibliothek dieses größten Platokenners seines Jahrhunderts und im eigentlichen Sinne letzten bedeutenden Griechen vor dem Untergang des Ostreiches bildet die Grundlage der Bibliothek von San Marco in Venedig. Am . November erhoben in Basel ein Kardinal und elf Bischöfe in der Person des Herzogs Amadeus VIII. von Savoyen den letzten Gegenpapst der Geschichte als ›Felix V.‹. – Nach günstigen Friedensabschlüssen in Italien konnte Eugen im September nach Rom zurückkehren, das sich im Zustand völligen Verfalls befand. Er begann sogleich mit dem Wiederauau. Neue Konflikte, die sich im Zusammenhang mit dem Basler Schisma in Deutschland ergaben, wurden auf dem Frankfurter Reichstag des Kurfürstenbundes durch Enea Silvio Piccolomini behoben, den späteren Pius II. und damaligen Sekretär König Friedrichs III., des Nachfolgers Albrechts II., des Schwiegersohnes Kaiser Sigismunds. In der Folge versuchte Eugen vergebens, dem vordringenden Islam zu begegnen. Nach der unglücklichen Schlacht von Varna am . November wurde der das Christenheer begleitende Kardinal-Legat Giuliano Cesarini auf der Flucht ermordet. Frankreich nahm die Weigerung Eugens, den Papstsitz wieder nach Avignon zu verlegen, zum Anlaß, am . Juli die Pragmatische Sanktion von Bourges als Staats- und Grundgesetz zu erlassen; sie enthält u. a. Artikel über die Superiorität der Konzilien im Sinne von Beschlüssen der Konzilien von Konstanz und Basel und wurde in der Zusammenfassung der Gallikanischen Freiheiten zum Fundament der französischen Nationalkirche. Eugen hat so wenig wie sein Vorgänger etwas zur Reform getan, aber er hat, nicht zuletzt dank seiner bedeutenden Mitarbeiter, dem Vorrang der Päpste über die Konzilien endgültige Anerkennung verscha. Er hat aus mangelnder Erfahrung und Maßhaltung sowie aus einem gewissen Starrsinn heraus politische Fehler begangen. Als Papst und Priester aber war er eine Gestalt voll hoher, ruhevoller Majestät, - -
schlicht in seinen Lebensformen, rechtlich gesinnt, unermüdlich für Arme und Leidende tätig, ein Förderer der Heiligen Bernardino von Siena, Johannes Capistrano und Francesca Romana, ein scharfer Gegner aller Simonie und frei von Nepotismus, obwohl ein Neffe von ihm Kardinal war. Was in seinen Kräen stand, tat er für die Reform des Ordens- und des Weltklerus. Selten befanden sich so zahlreiche hervorragende und menschlich anziehende Kardinäle im heiligen Kollegium wie unter seinem Pontifikat. Er berief Pisanello zur Fortführung der Arbeiten des Gentile da Fabriano im Lateran; Jean Fouquet wurde in Santa Maria sopra Minerva beschäigt und malte ein verlorengegangenes Porträt des Papstes; auch Donatello erhielt große Auräge, und Fra Angelico wurde nach Rom geholt; seine für Eugen begonnenen, unter Nikolaus V. vollendeten Fresken der ehemaligen vatikanischen Sakramentskapelle wurden unter Paul III. zerstört. Auch für die Baudenkmäler der Antike sorgte Eugens bewahrende Tätigkeit. Das bronzene Mittelportal der Peterskirche wurde von Antonio Filarete im Aurage Eugens geschaffen. In der Geschichte der Musik gebührt dem Papste der Ruhm, Förderer des von ihm zum Kanonikus von Cambrai erhobenen größten Meisters seiner Zeit gewesen zu sein: des schon unter Martin V. im Dienste der päpstlichen Kapelle wirkenden Niederländers Guillaume Dufay, der zur Krönung des Papstes und zu der von ihm am . März vorgenommenen Weihe des Domes von Florenz Motetten komponierte. Das Grabmal des Papstes von Isaia da Pisa steht im Kloster der Kirche San Salvatore in Lauro.
NIKOLAUS V. Tommaso Parentucelli. .. bis .. Bei seiner Wahl war er Bischof von Bologna und erst seit zweieinhalb Monaten Kardinal. Mit ihm bestieg ein jeder Partei fernstehender, ebenso frommer wie bedeutender Vertreter des Humanismus den ron – eines der wichtigsten Ereignisse des Papsttums. Nikolaus war, als Sohn eines Arztes, am . November vermutlich in Sarzana an der ligurischen Küste geboren. Als mittelloser Hauslehrer arbeitete er sich herauf, wurde Priester und Sekretär Kardinal Niccolo Albergatis, des führenden Kopfes des Konzils von Ferrara und Florenz. Die Verdienste, die er sich durch sein Wissen und seine Sprachkenntnisse auf den Konzilien erwarb, veranlaßten Eugen IV., ihn als Nachfolger Albergatis zum Bischof von Bologna, Gesandten in Deutschland und Kardinal zu machen. Nikolaus’ einziges politisches Ziel war der Frieden. Wie wenige Päpste hat er den Krieg gehaßt. Mit Neapel, wo Alfons V. von Aragon als Alfons I. die Nachfolge der Anjou angetreten und dem Kirchenstaat gegenüber schon unter Eugen IV. eine bedrohliche Haltung eingenommen hatte, konnte eine schnelle Einigung erzielt werden. Der in Deutschland durch das Basler Konzil - -
entstandene Zwiespalt, um dessen Beilegung sich Enea Silvio Piccolomini und, auf dem Frankfurter Reichstag von , Nikolaus selber als damaliger Legat verdient gemacht hatten, wurde nun durch das Wiener Konkordat vom . Februar endgültig behoben. Das noch in Basel tagende Rumponzil sah sich durch König Friedrich III. gezwungen, nach Lausanne zu ziehen, wo ›Felix V.‹ am . April resignierte und von Nikolaus zum Kardinal von Santa Sabina gemacht wurde. Am . April »wählte« das Rumponzil Nikolaus zum Papst und löste sich auf. ›Felix V.‹, der letzte Gegenpapst, starb am . Januar . Den wiedergekehrten Kirchenfrieden feierte Nikolaus durch das heilige Jahr , dessen Höhepunkt die Kanonisation des großen Volksheiligen Bernardino da Siena bildete. Eine ausbrechende Pest zwang den Papst, Rom vorübergehend zu verlassen. Ende entsandte er den großen Kardinal und Humanisten Nikolaus von Cusa als Legaten der Reform nach Deutschland, wo dieser nach seinen eigenen Worten »reinigen und erneuern, nicht zerstören und niedertreten« wollte. Gleichzeitig mit ihm wirkte der heilige Johannes Capistrano im deutschen Osten. Am . März krönte Nikolaus, was noch kein Papst getan hatte, den König in Rom mit der eisernen Krone der Lombardei und traute ihn mit Eleonora von Portugal – am . März krönte er ihn zum Kaiser: es war die letzte Kaiserkrönung in Rom. Ein Gemälde im Nürnberger Germanischen Museum, wohl aus der Schule des Dirk Bouts, hält das Ereignis fest. bemühte sich der Papst vergebens um Frieden im Hundertjährigen Krieg, der erst mit dem französischen Sieg von Castillon am . Juli als beendet betrachtet werden konnte. Die letzten Jahre des Papstes wurden durch zwei Unglücke verdüstert – ein persönliches, den Mordversuch des Stefano Porcaro von , und ein weltgeschichtliches, den Untergang von Byzanz mit dem Fall Konstantinopels am . Mai . Es bedeutete eine Tragik besonderer Art, daß gerade Nikolaus, der gütige, tolerante, liberale Humanist, das Opfer der Verschwörung eines von antiken Ideologien besessenen und von republikanischen Vorstellungen trunkenen Humanisten werden sollte, dem er selber Wohltaten erwiesen hatte und der nun Rom durch die Ermordung von Papst und Kardinälen »befreien« und sich selber zum Tribunen erheben wollte. Das Attentat mißlang, und Porcaro wurde mit seinen Mitverschworenen hingerichtet. »Niemals ist es in der Tat vorgekommen«, schreibt der berühmte Renaissance-Architekt Leon Battista Alberti, »daß der friedlichste der Päpste zum Ergreifen der Waffen genötigt worden ist.« Der übersensible, tief gekränkte, bereits schwerkranke Nikolaus versank in düstere Niedergeschlagenheit und mißtrauischen Argwohn. Nach dem Fall Konstantinopels rief er, der die Mächte noch einmal beschwor, unter sich Frieden zu schließen, zu einem Kreuzzug gegen die Türkei und die drohende osmanische Invasionsgefahr auf, ohne bei den Regierungen Europas den geringsten Widerhall zu finden. In Italien selber konnte erst am . Februar - -
durch die große Liga zwischen dem Papst und allen italienischen Staaten mit Ausnahme Genuas ein Schutzbündnis zustande gebracht werden, das den inneren Frieden sicherte, während die Vertragspartner, bis auf den Papst, versuchten, auf der Basis von Handelsinteressen mit der Türkei zu einer »friedlichen Koexistenz« zu gelangen. Die Reichstage von Regensburg, Frankfurt und Wiener-Neustadt vom April bis zum März , auf denen Enea Silvio Piccolomini die Gedanken des Papstes angesichts der Türkengefahr darlegte, verliefen ergebnislos. Erleichtert vernahm man in Wiener-Neustadt, daß Nikolaus gestorben sei. Seine fünf letzten Lebensjahre waren ihm, neben allen Sorgen, durch ein unheilbares Gichtleiden und andere Krankheiten zur kaum mehr erträglichen Qual geworden. In der Geschichte der europäischen Wissenscha und des Mäzenatentums aller Zeiten gebührt Nikolaus ein erster Platz. Sein Grabmal mit Grabstatue befindet sich in den Grotten der Peterskirche – die schöne metrische Inschri ist von Pius II. Die Größe seiner Persönlichkeit, seines Denkens und Handelns ist auch von Gegnern der Kirche ohne jede Einschränkung anerkannt worden. Er hat Papsttum und Kultur verschmolzen und damit weiteste Möglichkeiten zu geistiger Blüte geschaffen. Der leidenschaliche Bücherfreund, Sammler und Literaturkenner vermehrte im Laufe der Jahre seine erlesene Bibliothek aus der Zeit, als er noch armer Hauslehrer gewesen war, und legte so den Grundstock zur Biblioteca Vaticana. Seine Beauragten bereisten alle Länder von Skandinavien bis Griechenland sowie den Orient. Scharen von Schreibern und Übersetzern, Wissenschalern und Kennern arbeiteten unter seiner Aufsicht im Vatikan. Die nach Rom kommenden Humanisten, auch solche heidnischer Richtung – was bei einem auf so ausgesprochen hoher christlicher Warte stehenden Papst von Bedeutung ist –, bildeten einen wirklichen Musenhof um ihren Gönner. Gleich groß war Nikolaus als Bauherr, dem in Leon Battista Alberti der genialste Baumeister der Zeit zur Seite stand. Kein Gebiet des Profan- oder Kirchenbaues gab es in Rom, auf dem er nicht gewirkt hätte. Die Krönung bildete seine gewaltige Konzeption der Neubauten des Vatikans und der Peterskirche an Stelle der alten Konstantinischen Basilika – beide nach Entwürfen Albertis, der dem Papst sein grundlegendes theoretisches Werk über die Baukunst, De re aedificatoria, gewidmet hat. Der Neubau der Peterskirche mußte beim Tode des Papstes unterbrochen werden, von den vatikanischen Bauten wurden die Trakte des von ihm bewohnten heutigen Appartamento Borgia, die darüber liegenden Stanzen sowie der Torrione vollendet. An Malern berief der Papst unter anderen Benozzo Gozzoli, Benedetto Bonfigli, Bartolomeo da Foligno, Andrea del Castagno und Piero della Francesca, dessen Fresken sich in der heutigen Stanza d’Eliodoro befanden. Vor allem aber malte Fra Angelico die Cappella Niccolo V. mit den Fresken der Laurentius- und der Stephanuslegende aus und gab dem Papst Sixtus II. die charakteristischen - -
leidenden Züge seines Auraggebers. Auch das Kunstgewerbe nahm unter der für alles Schöpferische und Schöne begeisterten Initiative des Papstes einen hohen Aufschwung. Einer seiner Lieblingspläne, die Übersetzung der gesamten griechischen Literatur, vor allem Homers, ins Lateinische, ist durch seinen frühen Tod ins Stocken geraten: Die Entwicklung der Renaissance hätte sonst einen anderen Verlauf genommen. Nikolaus’ hohe, seine kleinen Schwächen weit überwiegende menschliche Eigenschaen sind viel gerühmt worden. Er war unfähig zu heucheln, und seine alle bezwingende Großmut und Großzügigkeit nahmen gegen ihn gerichtete bissige Bemerkungen nie übel. Ludwig von Pastor schreibt: »Er war wohl der freigebigste Mann seines Jahrhunderts«, und Gregorovius: »Die Seligkeit des Gebens für edle Zwecke hat selten ein Mann so genossen wie Nikolaus V.«
KALIXTUS III. Alonso de Borja. .. bis .. Der gelehrte, trockene, an kulturellen Fragen uninteressierte Jurist, seit Damasus I. der erste spanische Papst, wird italianisiert Alfonso Borgia genannt. Im Jahre geboren, war er von Gegenpapst ›Benedikt XIII.‹ zum Kanoniker gemacht worden; er war Professor an der Universität Lerida gewesen, von wo ihn erst Alfons V. von Aragon – als König von Neapel Alfons I. –, sodann Martin V. in ihre Dienste nahmen. Borja hatte Gegenpapst ›Klemens VIII.‹ veranlaßt, sich zu unterwerfen, wofür ihm Martin V. durch Verleihung des Bistums Valencia dankte. Nachdem ihm die Versöhnung Alfons’ von Neapel mit Eugen IV. gelungen war, erhob ihn der Papst zum Kardinal. Wenige Wochen nach seiner Wahl, am . Juni, kanonisierte er Vinzenz Ferrer, der ihm einst die höchste Würde geweissagt hatte. Zu Beginn seines Pontifikates wurde die Türkengefahr immer drohender; Kalixtus betrieb mit spanischem Glaubenseifer einen Kreuzzug. Wie sein Vorgänger bemühte er sich als wichtigste Voraussetzung um Frieden unter den Mächten, entsandte hierzu Legaten in alle Länder und veräußerte Schätze der Kirche nebst eigenem Besitz. Die von Nikolaus V. begonnene Bautätigkeit brachte er aus Sparsamkeitsgründen zum Stillstand. Er förderte statt dessen den Bau einer Flotte, die in See stach, ohne etwas gegen die den griechischen Archipel bedrängenden Türken ausrichten zu können. Sultan Mohammed II., der Eroberer von Konstantinopel, setzte sich auf Belgrad zu in Bewegung. Da erschien Kardinal Juan Carvajal, seit Eugen IV. eine der bedeutendsten und adeligsten Persönlichkeiten seiner Zeit, als Legat mit dem heiligen Johannes Capistrano auf dem Vorposten Ungarn. Beide standen dem ungarischen Nationalhelden Johannes Hunyady bei, der zur Zeit Eugens IV. bei Varna gegen die Türken unterlegen war. Ein kleines Kreuzheer, das Hunyady fast ganz auf eigene Kosten aufgestellt hatte, siegte nach einer achttägigen Schlacht am - -
. Juli bei Belgrad über die Türken. Kalixtus schrieb zur Erinnerung an diesen Sieg das Fest der Verklärung Christi aus. Die Großmächte waren an der Ausnützung des Sieges so uninteressiert wie vorher, und der Papst und Carvajal standen in ihren Bemühungen weiterhin allein, nachdem Hunyady der Pest, Johannes Capistrano den Entbehrungen erlegen waren. Antirömische Tendenzen in Deutschland und das plötzlich gespannte Verhältnis zu Alfons I. von Neapel erschwerten die Lage des Papstes noch mehr. Doch tat er, besonders durch die Unterstützung des albanischen Nationalhelden Skanderbeg, weiterhin und nach wie vor allein alles in seinen Kräen Stehende, um die Türken abzuwehren. Weist sein Pontifikat, so gesehen, wahre Größe auf, so hat er durch seine verhängnisvolle Wiederbelebung des Nepotismus ein großes Unglück beschworen. Er förderte nicht nur fast ausschließlich verwerfliche Familienmitglieder seines unheilvollen Geschlechtes, sondern bahnte mit seinem fünfundzwanzigjährigen Neffen Rodrigo de Borja, dem späteren Alexander VI., einer der nichtswürdigsten Gestalten den Weg. Es ist erwiesen, daß er Pedro Luis, dem Bruder Rodrigos, die Krone von Neapel gewinnen wollte, wo er das ronfolgerecht Ferrantes, des Sohnes Alfons’ I., bestritt, der starb. Der Terror der Borjas, denen der Kirchenstaat ausgeliefert war, begann schon damals die Öffentlichkeit zu beunruhigen. Das Mittagsläuten der Kirchenglocken geht auf Kalixtus’ Türkenbulle vom . Juni zurück. Ein Bild Sano di Pietros aus der Akademie von Siena, wo die Madonna dem Papste erscheint, zeigt die Züge Kalixtus’ III., dessen Sarkophag mit der Grabstatue in den vatikanischen Grotten steht.
PIUS II. Enea Silvio de’ Piccolomini. .. bis .. Er war am . Oktober in Corsignano bei Siena geboren. Seinen Geburtsort taue er später in Pienza um. Den Papstnamen Pius wählte er zweifellos nicht im Hinblick auf den neunten Papst nach Petrus, sondern als Humanist und Verehrer des plus Äneas Vergils. Er studierte an der Universität Siena und war Schüler Filelfos in Florenz gewesen. begegnete er in Siena dem nach Basel zum Konzil reisenden Kardinal Domenico Capranica, einer der geistigen und menschlichen Größen des heiligen Kollegiums, wie sie unter den letzten Pontifikaten o hervorgetreten sind. Capranica hätte vermutlich an Stelle von Pius den ron bestiegen, wäre er nicht zwei Tage vor dem Konklave gestorben. Piccolomini wurde der Sekretär Capranicas, später anderer Kirchenfürsten, darunter auch des Kardinals Albergati, des Gönners Nikolaus’ V. Nach der Rückkehr von einer geheimen Mission am schottischen Königshof blieb er in Basel, inmitten einer antipäpstlichen Atmosphäre. Doch mehr bedeutete ihm, der kein - -
Geistlicher war, das Leben und Treiben seines frivolen humanistischen Freundeskreises, der sich zwischen der Welt Boccaccios und dem Sturm und Drang bewegte. Zwei natürliche, jung verstorbene und verschollene Kinder Piccolominis entstammen dieser Zeit. Er trat dann in den Dienst ›Felix’ V.‹, in den König Friedrichs III., dessen Kanzler Kaspar Schlick sein Vorgesetzter und Freund wurde. In Frankfurt krönte Friedrich III. seinen Sekretär zum Dichter. Enea Silvio hielt an der Universität Wien bedeutende Vortrage über die Dichter der Antike und nahm damit entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Humanismus. Politik und Klugheit hatten ihn nunmehr zum Anhänger Eugens IV. gemacht. entstand seine lateinische Novelle Euryalus und Lucretia, echter Boccaccio, mit der Schilderung eines Liebeserlebnisses seines Freundes Schlick mit einer Sienesin. ging eine völlige Wandlung in Piccolomini vor, ein Jahr später empfing er die Weihen, wirkte als politischer Vermittler und vermochte als Gesandter Friedrichs III. auf dem Reichstag von Frankfurt den für König wie Papst gleich gefährlichen deutschen Kurfürstenbund gegen Eugen IV. zu sprengen. wurde er Bischof von Triest, Bischof von Siena und Kardinal. Sein Pontifikat stand wie das seines Vorgängers ganz im Zeichen eines Kreuzzuges. Es gelang ihm der Friedensschluß mit Neapel, wo er Ferrante I., den natürlichen Sohn Alfons’ I., als Nachfolger seines Vaters anerkannte und eine natürliche Tochter des Königs mit seinem Neffen Antonio Piccolomini verlobte. berief er einen erfolglosen Fürstenkongreß nach Mantua, um den Kreuzzug zu betreiben. Er setzte seine Bemühungen fort, während ihm die Auflehnung Deutschlands und Frankreichs gegen die päpstliche Autorität sowie Wirren im hussitischen Böhmen weitere Sorgen bereiteten. Angesichts der Vergeblichkeit seiner Versuche und des dauernden Vordringens der Türken beschloß er, der unkriegerischste Mann der Zeit, sich, so leidend er war, in ritterlichem Idealismus selber an die Spitze eines Kreuzfahrerheeres zu stellen. Das Unternehmen, eine ebenso heilige wie erschütternde Donquichotterie, war schon vor Beginn zum Scheitern verurteilt. Nur das politisch unmittelbar interessierte Venedig sagte den geringen päpstlichen Truppen einige Hilfe zu. Schwer krank und fast unbeweglich reiste Pius im Juni nach Ancona ab, von wo seine und Venedigs kleine Flotte abfahren sollte. Am . August wurde ihm das Nahen der Schiffe Venedigs mit dem Dogen an Bord gemeldet. Sterbend ließ Pius sich ans Fenster tragen. Mit den Worten: »Bis auf diesen Tag hat mir die Flotte zu meiner Ausfahrt gefehlt, und jetzt muß ich der Flotte fehlen«, nahm der Papst Abschied von seiner Kreuzzugsidee. Sein Grabmal befindet sich in Rom in Sant’ Andrea della Valle. Schon am . August war auch Pius’ enger Freund, der große Kardinal Nikolaus von Cusa, gestorben, dessen umfassender Entwurf einer Reformbulle nicht mehr zur Ausarbeitung gekommen war – sehr zum Leidwesen des Papstes, der die kurialen Miß- -
stände, als deren niedrigste Verkörperung ihm stets Rodrigo de Borja erschienen ist, von Grund auf kannte. Was in seinen Kräen stand, unternahm Pius gegen Sklavenhandel und Judenunterdrückung. Er wandte sich gegen jede Überordnung von Konzilen über den Papst und die monarchische Idee des Papsttums und widerrief freimütig seine falschen Ansichten aus der Zeit des Basler Konzils. Am . Juni sprach er seine große Landsmännin Katharina von Siena heilig und verfaßte das Offizium und einige Hymnen zu ihren Ehren. Im gleichen Jahre unternahm er einen merkwürdigen Versuch, Sultan Mohammed II. durch ein ausführliches apologetisches Schreiben zu bekehren, zu welchem er die Schri des Nikolaus von Cusa De cribratione al Choran benutzte. Man hat Pius Nepotismus vorgeworfen. Die von ihm versorgten nahen und entfernteren Verwandten sind indessen kaum hervorgetreten – bis auf zwei, die Kardinäle Forteguerri und Todeschini-Piccolomini, der spätere Pius III. Pius entfaltete eine ausgedehnte Bau- und Restaurationstätigkeit, so in seiner Geburtsstadt Pienza, wo Bernardo Rossellino den Dom, das Rathaus und den Palazzo Piccolomini baute. Er gehört nicht nur zu den größten Päpsten, sondern er ist vor allem eine der geistvollsten, interessantesten, pittoreskesten, fast abenteuerlichsten Gestalten des Abendlandes. Über wenige Päpste läßt sich ein so umfassend zutreffendes Bild aus Selbstzeugnissen gewinnen wie von Pius II. Seine Werke sind in vielen Auflagen bis ins . Jahrhundert hinein erschienen, und er gehört auch als begeisterter, lebensvoller Briefschreiber der humanistischen Weltliteratur an. Er ist der einzige Papst, der Memoiren hinterlassen hat; es sind die berühmten Commentaria in Tagebuchform, mit biographischen Meisterporträts, eindringlichen Beschreibungen, einer Fülle zauberhaester Naturschilderungen, zweifellos den schönsten vor Goethe. Pius erlebte die Natur bereits als reiner Romantiker, ja als Impressionist, als Dichter wie als Maler. Ausflüge und Reisen oder ein Konsistorium unter alten Bäumen bedeuteten ihm höchsten Genuß, und er nannte sich selber »Liebhaber der Wälder«. Als berühmter Dichter, Historiker und kritischer Geist, der die gesamte humanistische Bildung seiner Zeit in sich zusammenfaßte, stellte er höhere Anforderungen an die Humanisten als Nikolaus V., der selber nicht schöpferisch tätig gewesen ist. Er ist der Gründer der Universitäten Basel, Nantes und Ingolstadt. Von seiner groß konzipierten Kosmographie, die er als geographischethnographische Beschreibung der damals bekannten Welt plante, ist leider nur der Teil Asia vollendet, während vom Teil über Europa nur Bruchstücke vorliegen. Das universelle Wissen des Papstes fordert höchste Bewunderung. Sein Werk steht am Anfang einer ganzen Wissenscha und inspirierte unter anderen Kolumbus auf das entscheidendste. Seinem Wesen nach war Pius schlicht und anspruchslos, bestrickend in seiner Güte und rastlos als Arbeiter. Er sagte einmal: »Weißt du nicht, daß ich als Papst nicht mir zu leben habe, sondern - -
anderen?« Unauörlich schenkte er und hatte fast nie Geld zur Verfügung. Gregorovius charakterisiert ihn kurz: »Sein Leben als Papst war fleckenlos; er war mäßig, mild, menschenfreundlich und nachsichtig.«
PAUL II. Pietro Barbo. .. bis .. Der vermutlich am . Februar in Venedig Geborene war ein Neffe Eugens IV. Er wurde schon zum Kardinaldiakon von Santa Maria Nuova gemacht und gewann unter Nikolaus V. und Kalixtus III. weiter an Einfluß, weniger indessen unter Pius II. Die Verschwörung einer Gruppe neuheidnischer Literaten und Humanisten unter Führung von Pomponius Laetus und Bartolomeo Sacchi, genannt Platina, gegen Paul – sehr wahrscheinlich sogar gegen sein Leben – wurde von diesem, der viele nutzlose Literaten aus den päpstlichen Diensten entlassen hatte, streng unterdrückt. Platinas posthume Rache an Paul in seiner Papstgeschichte hat das Bild des Papstes bis in die neuere Zeit hinein entstellt. Das Vordringen der Türken beunruhigte Paul ebenso wie seine Vorgänger, doch außer mit Geldmitteln vermochte er nicht zu helfen. So unterstützte er den albanischen Helden Skanderbeg, den Verteidiger des christlichen Abendlandes gegen den Islam. Mit Venedig und Florenz und deren absolutistischen Bestrebungen sowie mit Ludwig XI. von Frankreich hatte er Auseinandersetzungen zu bestehen. Er verlieh dem Hause Este von Ferrara Herzogsrang, den Königen von Frankreich den Titel »Allerchristlichster König«. Frankreich hielt an der staatskirchlichen, pragmatischen Sanktion von fest. Auch ein Versuch, die russische mit der römisch-katholischen Kirche zu vereinen, fällt in Pauls Pontifikat. Sein fragmentarisch erhaltenes Grabmal von Mino da Fiesole und Giovanni Dalmata steht in den vatikanischen Grotten. Mino schuf auch die Porträtbüste im Palazzo Venezia und stellte Paul in seinem Jüngsten Gericht dar. Paul war ein friedlicher, dem einfachen Volk gegenüber verständnisvoller, immer hilfsbereiter, doch auch selbstbewußter, verschlossener und mißtrauischer Papst. Der Vorwurf des Geizes ist unverdient. Ohne übermäßig gebildet zu sein – so war er unter anderem des Lateinischen nicht mächtig –, kannte er doch künstlerische Interessen, sammelte Münzen, Gemmen und Antiken und wurde damit zum Begründer der römischen Antikensammlungen. Seine Bautätigkeit galt im wesentlichen praktischen, besonders sanitären Werken. Das bedeutendste in Rom an Paul erinnernde Monument ist sein von seinem Neffen, dem hervorragenden Kardinal Marco Barbo, vollendeter Kardinalspalast, der Palazzo Venezia. Stets umgaben kluge Männer den Papst. Paul verlieh den Kardinälen das Birett und setzte die Jubeljahre auf alle fünfundzwanzig Jahre fest. Unter seinem Pontifikat, jedoch ohne sein Zutun, nahm die Renaissance eine mehr und mehr heidnische Richtung an. Hohes Interesse zeigte Paul für die Buchdruckerkunst. Die beiden deutschen Kleriker - -
und Drucker Konrad Schweinheim und Arnold Pannartz brachten die Buchdruckerkunst, die »heilige Kunst«, nach Italien und eröffneten ihre erste Werkstatt im Kloster Santa Scolastica in Subiaco. siedelten sie nach Rom über und erfuhren hier von Papst und Kardinälen jede Förderung. Paul ist der eigentliche Begründer des vatikanischen Verlagshauses, der Libreria Editrice Vaticana.
SIXTUS IV. Francesco della Rovere. .. bis .. Der aus armem ligurischem Adel stammende, in Celle geborene della Rovere trat früh in den Franziskanerorden ein und wurde nach Absolvierung seiner Universitätsstudien Professor an den Universitäten Padua, Bologna, Pavia, Siena, Florenz und Perugia. stieg er zum General seines Ordens auf, zum Kardinal von San Pietro in Vincoli, als der er mit einer Reihe theologischer Schrien hervortrat. Die Tiara hatte er sich – einer der dunkelsten Punkte des Papsttums der Hochrenaissance – durch Zugeständnisse erkau. Bald begann die Vergabe von Pfründen, und Sixtus leitete eine Epoche ein, die unabsehbare Folgen haben sollte. Sein Nepotismus nahm Formen an, die an schlimmste Vorbilder erinnern: die Familien von zwei Brüdern und vier Schwestern wurden ausgiebigst versorgt, fünf Neffen zu Kardinälen gemacht, darunter der achtundzwanzigjährige Giuliano della Rovere, der spätere Julius II., und der fünfundzwanzigjährige Pietro Riario, ein einstiger Franziskanermönch, neben Rodrigo de Borja der skandalöseste Nepot der Kirchengeschichte, der vier Bistümer und das Patriarchat von Konstantinopel erhielt und sein Jahreseinkommen von .. Franken mit seiner offiziellen Mätresse verpraßte. Giuliano della Rovere erhielt sogar sechs Bistümer sowie zahlreiche Abteien und Pfründen. Als Riario schon mit achtundzwanzig Jahren seinen Lastern erlag – er erhielt durch Mino da Fiesole in SS. Apostoli eines der herrlichsten Grabdenkmäler –, trat sein Bruder Girolamo, ein Grünkramhändler, an seine Stelle, wurde Graf, heiratete Caterina Sforza, die berühmte Tochter des Galeazzo Maria Sforza von Mailand, und beherrschte Sixtus in noch verhängnisvollerer Weise als sein Bruder. Die Ländergier Girolamos führte bald zu politischen Erschütterungen, deren Ausdruck die Florentiner Pazziverschwörung von gegen die Mediceer war, an der sich Girolamo und der Papst maßgebend beteiligten. Rebellionen, Wirren und Feldzüge bildeten die Folge von Sixtus’ Familienpolitik: Riario hatte sich Forlì angeeignet, wollte Ferrante I. von Neapel stürzen und ging gegen Ferrara vor. Sixtus verschlimmerte das politische Unheil durch wahllose Bannflüche, die je nach Bedarf wieder zu Lobpreisungen werden konnten. So wurde die Forderung nach einem Konzil laut, fand aber keinen Widerhall. Gegen die Türken, die am . August Otranto eingenommen hatten, errang eine päpstliche Flotte einige Erfolge. - -
Am , April sprach Sixtus Bonaventura heilig. Im Jahre führte er das Fest der Unbefleckten Empfängnis vom . Dezember ein, das Klemens XI. später allgemein vorschrieb. Auf kirchenpolitischem Gebiet ließ er sich zu bedenklichen Zugeständnissen herbei. Dem unter seinem Pontiflkat beginnenden Grauen der spanischen Inquisition versuchte er anfangs noch Einhalt zu gebieten, gab aber bald dem Druck der Regierung nach und billigte die Ernennung des Dominikaners omas de Torquemada zum Inquisitor. Damit war die Inquisition kirchlich geworden. Schwache Ansätze des Papstes zu Reformen wurden durch das »sixtinische« Kardinalskollegium bald unterdrückt. Gerade das fast ausschließlich aus politischen und familiären Rücksichten von ihm zusammengesetzte Kollegium, dem keine jener schon legendär gewordenen Persönlichkeiten wie Bessarion, Carvajal oder Capranica mehr angehörten, von dem sich ein Kardinal Francesco Piccolomini möglichst fernhielt, und in welchem außer den vielen Nepoten nur noch Borja, Sforza oder Cibo, Sixtus’ Nachfolger, das Wort führten, hatte einen Tiefpunkt völliger Verweltlichung erreicht. Korruption und Simonie unter Sixtus, der nicht nur die Abgaben, sondern auch die käuflichen Ämter um mehr als das Doppelte, das heißt auf sechshundertfünfundzwanzig, erhöhte, wurden später nur noch durch den Borja-Papst übertroffen. Auf wirtschalichem Gebiet hat Sixtus wichtige Unternehmungen im Kirchenstaat unterstützt. Er baute den Ponte Sisto und gründete die vatikanische Bibliothek neu; die Ernennung Platinas, des Autors der ersten großen Papstgeschichte, zum Bibliothekar hat Melozzo da Forlì auf seinem Meisterfresko dargestellt, dem einzigen erhaltenen Rest seiner Fresken in den Bibliotheksräumen, in denen auch Ghirlandajo tätig war. Gelehrte aller Richtungen strömten in den Dienst des Papstes, der große Künstler vom Range eines Mino da Fiesole, Verrocchio, Ghirlandajo, Botticelli, Perugino, Pinturicchio, Rosselli, Signorelli und, als ersten eigentlichen Hofmaler, Melozzo da Forlì berief. Sixtus ließ Santa Maria del Popolo, Santa Maria della Pace und das Ospedale di Santo Spirito, die Gründung Innozenz’ III., neu bauen; umbrische Wandmalereien erzählen hier die Biographie des Papstes; sie gelten als die ersten historischen Wandmalereien der Renaissance. Die Antikensammlungen seines Vorgängers machte Sixtus der Öffentlichkeit zugänglich und wurde damit zum Begründer der römischen Museen. Leider zerstörte er gleichzeitig antike Tempel, Bögen und Grabmonumente. Er reorganisierte den Kirchengesang und berief Josquin de Près, der bis in Rom wirkte. Als Bauherr wie als Restaurator ist Sixtus zum Erneuerer Roms geworden. Auch andere Städte sind ihm verpflichtet. Unvergänglich aber bleibt sein Name mit der Sixtinischen Kapelle verbunden, die er am . August einweihte. Die von den größten toskano-umbrischen Meistern gemalten Fresken der Längswände sind voller Beziehungsreichtum zum Pontifikat des Auraggebers. Die achtundzwanzig Papstbilder - -
zwischen den Fenstern verleihen der Idee des Papsttums vom Gedanken, nicht vom Porträt her Ausdruck. Sixtus ist der erste Papst gewesen, der sein Bildnis auf Münzen prägen ließ. Sein Grabmal in den vatikanischen Grotten ist ein Meisterwerk Pollaiuolos. Sixtus war durchaus zwiespältig – gutmütig bis zur unverzeihlichen Schwäche, freigebig, selten über kritische Äußerungen gekränkt und würdig in seinem Lebenswandel, der von beleidigten Literaten und besonders von dem die Meinung über ihn lange Zeit beeinflussenden zeitgenössischen Historiker Stefano Infessura verdächtigt worden ist. Seine Unerfahrenheit rechtfertigt nicht die folgenschweren Verhängnisse, die sein Nepotismus heraueschworen hat: die völlige Verweltlichung der Kirche, das Zurücktreten der Idee des Papsttums als geistlicher Gewalt vor dem Gedanken der Monarchie, die charakterlose Abhängigkeit von der Tagespolitik, Simonie und Käuflichkeit. »Dieser Papst«, schreibt Machiavelli, »war der erste, der zu zeigen begann, wieviel ein Papst vermochte und wie viele Dinge, die hinterher als Irrtümer bezeichnet wurden, sich unter der päpstlichen Autorität verbergen konnten.« – So bedeutete Sixtus’ Pontifikat für die Kirche ein Unglück, zu dessen Steigerung es nur noch der beiden folgenden Päpste bedure – für die Kunst hingegen eine Epoche unsterblicher Größe.
INNOZENZ VIII. Giovanni Battista Cibo. ... bis .. Nach dem Tode Sixtus’ IV. unternahm der korrupte Rodrigo de Borja alles, um Papst zu werden, während Giuliano della Rovere ihm in seinen Bemühungen um die Tiara kaum nachstand. Rovere setzte jedoch die Wahl Cibos, des von ihm geförderten gutmütigen, ungebildeten Kardinals von Santa Cecilia und Bischofs von Molfetta, durch, der somit auf simonistische Weise Papst wurde. Er war Genueser, ein Verwandter der Doria und ist geboren. Nach Studien in Padua und Rom hielt er sich in Neapel auf. Aus dieser Zeit stammen seine beiden natürlichen Kinder, Teodorina und Franceschetto. Allerdings war Cibo damals noch kein Geistlicher. Sein Aufstieg begann unter Paul II., der ihn zum Bischof von Savona machte. Zu Beginn seiner Regierung wurde er in den blutigen Baronenkrieg Neapels gezogen, wo sich der Adel gegen König Ferrante I. erhob. Es kam sogar zur Bedrohung Roms. Wie weit Verworfenheit und Abstumpfung aller Begriffe von Würde und Haltung gegangen waren, zeigte Innozenz, als er seinen verkommenen Bastard Franceschetto mit Maddalena de’ Medici, der Tochter Lorenzos il Magnifico, verheiratete und diese Hochzeit ebenso prunkvoll im Vatikan feierte wie im gleichen Jahre die Hochzeit seiner Enkelin Battistina, der Tochter Teodorinas, mit Luigi d’Aragona von Neapel. Franceschetto nahm als offizieller Papstsohn im Vatikan Wohnung, während sein Schwiegervater Lorenzo - -
seinen Sohn Giovanni de’ Medici, den späteren Leo X., mit vierzehn Jahren zum Kardinal machen ließ, nachdem Sixtus IV. bereits den Siebenjährigen zum Protonotar ernannt hatte. Der Wandel der Zeit zeigte sich auch in der immer noch schwebenden Türkenfrage. Innozenz berief wohl einen Kreuzzugskongreß, fand es indessen einträglicher, den Prinz-Prätendenten Dschem, den Bruder Sultan Bajasids II., für gutes Geld im Vatikan als Geisel und Druckmittel festzuhalten. Noch schwerer hat er seinen Namen mit der berüchtigten Hexenbulle von belastet, mit der er das blutige Handwerk zweier fanatischer deutscher Dominikanerinquisitoren sanktionierte. Die innere Primitivität, mit der er den phantastischen Ammenmärchen der beiden düsteren Gestalten Glauben schenkte und ihnen damit Anlaß zur Abfassung eines der entsetzlichsten Machwerke der Literatur aller Zeiten, des Hexenhammers von , gab; und weiter die Form, in der er schwerste Kirchenstrafen androhte, wenn man die beiden in ihrem Tun behindere, haben sein Andenken und das hohe Ansehen des Papsttums mehr als alles andere befleckt. Unrichtig ist allerdings die Behauptung, er habe die Hexenverfolgungen eingeführt, da diese schon seit dem . Jahrhundert nachweisbar sind. Aber er hat durch seine dem Hexenhammer als Vorwort dienende Bulle die nunmehr einsetzenden Exzesse ermuntert. In seinen Pontifikat fällt die Eroberung von Granada am . Januar und das Ende der Mohammedanerherrscha in Spanien. Innozenz starb würdig in der Erkenntnis seiner Unfähigkeit. Sein Grabmal in der Peterskirche ist ein Meisterwerk Pollaiuolos. Neun Tage nach seinem Tode brach sein Landsmann Kolumbus zu seiner Entdeckungsfahrt auf, auf welche die später eingefügte Grabinschri Innozenz’ hinweist. Nach einem Entwurf Pollaiuolos ließ der Papst im Vatikan den Palazzetto del Belvedere erbauen, in welchem sich heute der Hauptteil der Antikensammlungen befindet, während Mantegnas einst berühmte Fresken im Belvedere zerstört sind; von Pinturicchios Malereien sind noch Reste vorhanden. untersagte der Papst den gemischt religiösen ersten Kongreß der Philosophen, den der dreiundzwanzigjährige fürstliche Humanist und Denker Pico della Mirandola auf seine Kosten einberufen wollte und zu dessen Eröffnung er seine berühmte Rede über die Menschenwürde zu halten gedachte. Kurz vor Innozenz’ Tode erschien Savonarola in Rom, dessen Mahnungen in der völligen Verweltlichung des Papsttums verhallten.
ALEXANDER VI. Rodrigo de Borja. .. bis .. Er müßte eigentlich der füne der Zählung sein, da ›Alexander V.‹ Gegenpapst gewesen ist. Der simonistische Schacher um die höchste Würde, den der verschlagene Borja diesmal mit schrankenloser Scham- -
losigkeit betrieb, führte endlich zum Erfolg. Ein resignierter Annalenschreiber äußerte, ein Mann wie Borja wäre in der alten Kirche nicht einmal zur niedersten Klerikerstufe zugelassen worden. Als sein Oheim Kalixtus III. den im Jahre in Jativa/Valencia geborenen sechsundzwanzigjährigen Borja zum Kardinaldiakon und Bischof von Valencia machte, hatte dieser noch nicht einmal die niederen Weihen empfangen. begann Borja seine Beziehungen zu Vannozza Catanei, die ihm die vier bekanntesten und berüchtigsten seiner vielen Kinder gebar. Anfängliche gute Vorsätze ließ Alexander bald nach seiner Wahl wieder fallen. Er ordnete seinen Pontifikat nunmehr ausschließlich der Erhöhung seiner Familie unter, besonders seiner Söhne Cesare, der Kardinal wurde, und des jüngeren Juan, des Gatten einer Nichte Ferdinands des Katholischen von Spanien, Herzogs von Gandia sowie Fürsten von Benevent; Jofré wurde mit Sanzia, einer natürlichen Tochter Alfons’ II. von Neapel, verheiratet – Lucrezia hingegen, nach einer wieder geschiedenen Ehe mit dem Fürsten Giovanni Sforza von Pesaro, mit Herzog Alfonso von Bisceglie, dem natürlichen Sohne Alfons’ II. Diesen Schwager ließ Cesare später erwürgen. In dritter Ehe heiratete Lucrezia den Herzog Alfonso I. d’Este von Ferrara. Auch Juan Borja wurde ermordet, ob auf Anstien Cesares, ist nicht erwiesen. Unter den wohlversorgten Scharen von Borjas befanden sich außer Cesare nicht weniger als vier Kardinäle. Die Opposition gegen Alexander und seine Dynastie sammelte sich um Kardinal Giuliano della Rovere, der an den Hof Karls VIII. von Frankreich floh. Dieser erhob als Erbe der Anjou Ansprüche auf das durch Heiraten und Bündnisse mit Alexander verbundene Neapel und trat mit Unterstützung des Herzogs Ludovico il Moro von Mailand seinen Siegeszug durch Italien an. Dem Papst wurde mit Konzil und Absetzung gedroht. Am . Januar besetzte der König Rom; der in die Engelsburg geflohene, auch von Neapel im Stich gelassene Alexander sah sich zu einem Vergleich gezwungen. Karl setzte seine Forderungen durch, versöhnte sich mit Alexander und unterwarf Neapel. Sein Sieg bildete den Anlaß zu der am . März in Venedig abgeschlossenen Heiligen Liga zwischen Ferdinand und Isabella von Spanien, Kaiser Maximilian I., Venedig, Mailand und dem Papst. Karl VIII. zog bald darauf wieder nach Norden. Am . Juli wurde er in der Schlacht bei Fornovo durch das Heer der Liga geschlagen. Am . Mai endete der lange Kampf Alexanders gegen Savonarola mit der Hinrichtung des Bußpredigers. Der Papst verbündete sich im gleichen Jahr mit Ludwig XII. von Frankreich, dem Nachfolger Karls VIII. Cesare heiratete Charlotte d’Albret von Navarra und wurde vom König zum Herzog von Valence gemacht, so daß er seitdem der Duca Valentino genannt wird. Ludwig XII., der als Nachkomme einer Visconti Ansprüche auf die Lombardei erhob, nahm am . September Mailand ein. teilte Alexander Neapel zwi- -
schen Frankreich und Spanien, die es beide beanspruchten. Cesare schloß sich dem französischen Heer an, das am . August König Federigo, den fünen und letzten Aragonesen von Neapel, zur Kapitulation und Flucht zwang. Cesare eroberte die ganze Romagna und löste sie vom Kirchenstaat, um sie im Einverständnis mit dem Papst als Herzog der Romagna zum Erbfürstentum der Borja zu machen. Beide dachten von da an nur noch an die Säkularisierung des Kirchenstaates und die Festigung ihrer Hausmacht. Der Nepotismus des Papstes wurde damit zur absolutistischen Eroberungspolitik. Der nächste Schritt war die Enteignung der großen Häuser Savelli, Caetani und Colonna, deren Besitz als Herzogtum Sermoneta dem zweijährigen Rodrigo, Lucrezias Sohn aus zweiter Ehe, zugewiesen wurde. Ein dreijähriger, rasch legitimierter Bastard des Papstes namens Juan, genannt Infante Romano, erhielt das Herzogtum Nepi. Cesare überrannte indessen die Herzogtümer Urbino und Camerino, das auch dem Infante verliehen wurde, erstickte Verschwörungen im Blute, schlug die Orsini nieder und faßte bereits die Toscana ins Auge und strebte nach der Königskrone. Geldmittel zu seinen Unternehmungen verschaen ihm nicht nur das Jubiläumsjahr , sondern auch teuer zu bezahlende Kardinalsernennungen ebenso wie Kardinalsmorde, da die Opfer von Alexander beerbt wurden. Der reichste dieser Unglücklichen war Kardinal Michiel, ein Neffe Pauls II.; wahrscheinlich wurde auch Kardinal Orsini umgebracht. Als auch Kardinal Castellesi vergiet werden sollte, brach die Tyrannis der Borja plötzlich zusammen: es ist noch nicht völlig erwiesen, ob Alexander und Cesare selber aus Versehen vergiet worden sind oder ob sie tatsächlich an Malaria erkrankten. Alexander starb, Cesare wurde zwar gerettet, vermochte aber die Herrscha nicht mehr an sich zu reißen. Als Kolumbus von seiner Entdeckungsfahrt zurückkehrte, legte Alexander mit seiner berühmten Demarkationslinie für Spanien und Portugal die kolonialen Hoheitsbereiche beider Länder fest. Er ließ die Engelsburg durch Antonio da Sangallo umbauen und im Vatikan die Torre Borgia errichten. Pinturicchio malte die Fresken im zweiten, dritten und vierten Zimmer des Appartamento Borgia. In der Sala dei Misteri befindet sich sein berühmtes Porträt Alexanders, dem gegenüber die bekannte Berliner Büste des Papstes von Torrigiani idealisiert erscheint. Tizian malte den Papst auf seinem Antwerpener Bild des Admirals Pesaro. Pinturicchios gemalte Papstchronik Alexanders in der Engelsburg ist verlorengegangen. In Santa Maria Maggiore ließ Alexander die von Kalixtus III. begonnene, wohl schönste Kassettendecke Roms vollenden, deren Vergoldung mit dem ersten nach Europa gekommenen Golde Amerikas vorgenommen worden sein soll. Im Jubiläumsjahr vollendete der junge Michelangelo seine Pietà in der Peterskirche, die ihn zum größten Bildhauer der Zeit machte. Sein reines Werk in der unmittelbaren Nähe Alexanders bildet wohl den schroffsten Gegensatz zum erniedrigendsten Pontifikat der Kirchen- -
geschichte und kennzeichnet gleichzeitig die unermeßliche Spannweite im Leben dieser Epoche. Zur Beurteilung Alexanders und seines Handelns in elf Pontifikatsjahren ist die Erkenntnis zweier Tatsachen notwendig: er war ein Erotomane, und nichts erschien ihm von Bedeutung außer der Erhöhung seiner Familie. Damit hat er als Papst die Kirche an den Rand des Abgrundes gebracht. Alexander war Cesare bis in jeden einzelnen verbrecherischen Plan hinein hörig, seine schon von bedeutenden Zeitgenossen erkannte innere Gemeinheit überdeckte seine zweifellos vorhandenen geistigen Anlagen völlig. Bis an sein Ende blieb er der Sklave seiner Laster, wie von keiner Autorität bestritten wird – am wenigsten auf katholischer Seite; sein letzter Bastard, Rodrigo, ist um geboren. Als Alexander, Lucrezia und Cesare am Vorabend von Allerheiligen im Vatikan einem Ballett von fünfzig berühmten römischen Kurtisanen zusahen, mochte der äußerste Tiefpunkt des Verfalls bezeichnet sein. Angesichts einer erdrückenden Fülle authentischer Dokumente sind alle bis in die jüngste Zeit unternommenen geschichtsfälschenden Versuche, Alexander zu rehabilitieren, endgültig zum Scheitern verurteilt, so wie andererseits die Legenden um seine Person und um Lucrezia als solche erwiesen sind. Alexander ist immer wieder und von falschen Voraussetzungen her als Argument gegen das Papsttum als Institution aufgeführt worden. Aber im Papsttum, das einem Borja standgehalten hat, mußten höhere Kräe wirksam und mächtig sein, die sogar dieser Papst nicht anzutasten vermochte.
PIUS III. Francesco Todeschini-Piccolomini. .. bis .. Rom und das Kardinalskollegium boten nach dem Tode Alexanders VI. ein Bild völliger Verwirrung. Der noch kranke und zum Handeln unfähige Cesare Borja wurde gezwungen, Rom zu verlassen. Ebensowenig wie ein Spanier hatte ein Franzose Aussicht, Papst zu werden, denn schon war überall die gewaltige Persönlichkeit des aus zehnjährigem Exil zurückgekehrten Giuliano della Rovere spürbar. Ohne jeden simonistischen Umtrieb wurde der greise Neffe Pius’ II., die würdigste Persönlichkeit unter den Kardinälen, gewählt. Er hatte es seinerzeit empört abgelehnt, sich von Alexander VI. vor dessen Wahl kaufen zu lassen. Als eifriger Kardinalprotektor der deutschen Nationen sprach er ausgezeichnet deutsch, förderte die Künste und lebte in abseitiger Stille. Die Gedanken des bereits Todkranken galten einzig der Reform und dem Frieden. Er haßte jede Form von Nepotismus und verbot sogar einem Neffen, ungerufen nach Rom zu kommen, obwohl man ihn drängte, diesen zum Kardinal zu machen. Allgemein war die Trauer, als Pius seiner Gicht und der Überarbeitung erlag. Er stiete die Meisterfresken Pinturicchios in der Dombibliothek - -
von Siena mit den Darstellungen des Lebens Pius’ II. Der Papstkrönung Plus’ III. hat der Maler am gleichen Ort ein großes Fresko gewidmet. Ein Aurag an Michelangelo, dessen Genie Pius früh erkannt hatte, fünfzehn Statuen für den Piccolominialtar im Dom von Siena zu arbeiten, gelangte nicht zur Ausführung.
JULIUS II. Giuliano della Rovere. .. bis .. Es ist erwiesen, daß Julius, mit dem die Renaissance ihre Mittagshöhe erreichte, seine Wahl durch simonistische Umtriebe durchsetzte. Er versprach dem verhaßten Cesare Borja das Amt des Gonfaloniere der Kirche, das heißt des Bannerträgers, und gewann dadurch schon vor dem Konklave die spanischen, immer noch mit Cesare verbündeten Kardinäle. Nicht einmal Alexander VI. hatte das Konklave so eindeutig als erklärter Papst betreten wie della Rovere. Drei Jahre später erklärte er in einer Bulle souverän die Ungültigkeit simonistischer Papstwahlen und drohte die schwerste Bestrafung simonistischer Wähler an. Er war am . Dezember von mittellosen Eltern in Albinola/Savona geboren, wurde Franziskaner und erwarb sich ein reiches Wissen. Der von Sixtus IV. zum Kardinal von San Pietro in Vincoli Erhobene erscheint auf Melozzos Fresko in der vatikanischen Pinakothek als Mittelpunktfigur. Seine ihm bald zufließenden Reichtümer kamen der Kunst zugute. Julius kreierte zwar einige Rovere-Kardinäle, die indessen nie hervorgetreten sind. Sein bevorzugter Neffe, Francesco Maria della Rovere, der schon vor Julius’ Wahl Erbherzog von Urbino war, wurde gelegentlich in die Schranken gewiesen. Kein Angehöriger erhielt je irgendwelche nennenswerten Zuwendungen. Pfründen und Ämter wurden zwar auch jetzt noch verkau, doch nicht für persönliche Zwecke, sondern um den leeren Kirchenschatz wieder zu füllen, was den Mißbrauch an sich ebensowenig wie den Ablaßhandel entschuldigt. Demgegenüber steht Julius’ große Hilfsbereitscha für Arme und Flüchtlinge. Venedig nutzte die Lage des Papstes und die Ohnmacht Cesares aus, um Stück für Stück der Romagna, des Urbestandteils des Kirchenstaates, in seine Gewalt zu bekommen. Cesare wurde im August endlich unschädlich gemacht und in Spanien eingekerkert, während Julius hartnäckig die Rückgewinnung des zerrissenen Kirchenstaates verfolgte. Hierzu half ihm neben diplomatischen Bemühungen auch seine kluge Heiratspolitik: sein Neffe Niccolò della Rovere wurde mit Laura Orsini, der einzigen Erbin der römischen Linie des mächtigen Hauses, vermählt – Felice, eine der drei natürlichen Töchter des Papstes, mit Giovanni Giordano, dem Haupt der Linie Orsini von Bracciano, und seine Nichte Lucrezia Gara della Rovere mit Marcantonio Colonna von der Linie Paliano. Für große Hochzeitsfeierlichkeiten hatte Julius weder Zeit noch Geld, noch nahm er selber daran teil. - -
Die Baglioni von Perugia und die Bentivogli von Bologna unterwarf er auf seinem berühmten Feldzuge von . Das Hauptwerk der Erneuerung des Kirchenstaates war damit getan. Ferdinand der Katholische von Spanien, der seit dem spanischen Sieg über die Franzosen am Garigliano am . Dezember alleiniger Herr über Neapel geworden war, schloß mit Ludwig XII. von Frankreich den Frieden von Savona; beide standen dem Papst als geeinte Mächte gegenüber, während die Frage der Ländergier Venedigs, das ungehemmt in päpstliche Gerechtsame eingriff, immer dringlicher wurde. Die in Europa nunmehr allgemeine Feindscha gegen Venedig führte am . Dezember zur Liga von Cambrai zwischen Ludwig XII., dem die Herrscha über Mailand bestätigt wurde, Kaiser Maximilian I. und Ferdinand dem Katholischen. Julius trat bei, nachdem alle Mittel friedlicher Beilegung des Konfliktes mit Venedig erschöp waren und trotz seines Mißtrauens Frankreich gegenüber. Venedig wurde mit der großen Exkommunikation belegt und in der Entscheidungsschlacht bei Agnadello bei Cremona am . Mai von den Ligatruppen vernichtend geschlagen. Julius war wieder Herr der Romagna, der Kirchenstaat war gerettet. Am . Februar kam in Rom der Friede zustande; Venedig wurde absolviert. Nach den Jahren der Fremdherrscha der Borja trat der Papst jetzt als die Verkörperung des italienischen Nationalbewußtseins in Erscheinung, das sich gegen die französische Fremdherrscha auflehnte. Seine wichtigsten Bundesgenossen wurden die Schweizer unter Führung des Bischofs von Sitten, Matthäus Schiner. Frankreich drohte mit gallikanischen Eigenmächtigkeiten und verschob damit den politischen Konflikt auf die kirchliche Ebene. Wieder zog Julius in Eilmärschen nach Norden, um selber das Vorgehen gegen Frankreich zu leiten. In Bologna erreichte ihn die verhängnisvolle Nachricht, daß fünf verräterische Kardinäle ins Lager Ludwigs XII. übergegangen waren. Gleichzeitig erschienen französische Truppen und mit ihnen die nach Rache dürstenden Bentivogli vor den Toren. Doch beim Nahen verbündeter venezianischer und spanischer Truppen zogen sich die Franzosen wieder zurück. wollte Julius das mit Frankreich verbündete Ferrara als Lehen der Kirche niederwerfen und eroberte am . Januar die Schlüsselfestung Mirandola. Da die Franzosen unter Marschall Trivulzio wieder gegen Bologna zogen, mußte er nach Bologna umkehren, das im Mai von Trivulzio eingenommen wurde und wieder unter die Herrscha der Bentivogli kam. Ihrem Haß gegen Julius fiel Michelangelos monumentale Erzstatue des Papstes von an der Kirche von San Petronio zum Opfer. Die Bentivogli zerstörten sie, worauf Alfonso I. von Ferrara das Metall zu einer Kanone verarbeiten ließ, die er höhnend La Giulia nannte. Dichter haben die Tragödie der, nach den Chronisten, »schönsten Statue Italiens, ja der ganzen Welt« besungen, von der nicht einmal mehr eine Skizze vorhanden ist. Julius war zu- -
nächst nach Ravenna, dann nach Rimini geflohen. Inzwischen hatten die verräterischen Kardinäle, unterstützt von Ludwig XII. und Maximilian I., die Einberufung eines Konzils verlangt. Der Kaiser arbeitete seinerseits auf ein Schisma und die Loslösung der Kirche von Rom hin. Ludwig XII. griff – wie früher Venedig – zum Mittel der pamphletistischen Tendenzposse, der Karikatur und der öffentlichen Verhöhnung des Papstes, um die Konzilstimmung zu heben. Ungebrochen, doch krank und machtlos kehrte Julius nach Rom zurück, wo er am . Juli seinerseits das achtzehnte Allgemeine Konzil für den April in den Lateran berief und damit den abtrünnigen Kardinälen jeden Vorwand nahm. Am . Oktober wurde der Abschluß der Heiligen Liga zum Schutze des Papstes, des Kirchenstaates und des Konzils zwischen dem Papst, Ferdinand von Spanien und Venedig verkündet, der Heinrich VIII. im November beitrat. Die vier Anführer der schismatischen Kardinäle wurden aller Ämter entkleidet und gebannt. Ihr »Konzil« tagte erst in Pisa, dann in Mailand, entfloh schließlich nach Asti und Lyon, wo es ein unbeachtetes Ende nahm. Der Sieg der Franzosen über die Ligatruppen bei Ravenna am . April , die Bedrohung Roms, sogar des Papstes, bedeuteten neue Schläge für Julius. Die Franzosen nutzten ihren Sieg nicht aus. Schon im Juni sah sich ihr Heer den Schweizern unter Kardinal Schiner sowie den Truppen des Herzog-Nepoten Francesco Maria della Rovere von Urbino, Venedigs und Spaniens gegenüber. Noch ehe es zur Schlacht kam, zog es sich ruhmlos aus Italien zurück. Raffael hat das Ereignis in seiner Befreiung Petri aus dem Kerker in der Stanza d’Eliodoro in die Sphäre künstlerischer Offenbarung entrückt. Der entscheidende Ruhm für die Befreiung gebührte den Schweizern, denen Julius für alle Zeiten den Titel »Beschützer der Freiheit der Kirche« verlieh. Im Dezember bekannte sich Maximilian I. zum Laterankonzil, was für Julius nicht nur einen politischen, sondern den höchsten innerkirchlichen Triumph bedeutete. Seine letzte schwere Sorge galt dem unaufhaltsamen Aufstieg Spaniens und dem künigen Schicksal Italiens. Als er wenige Monate später in der Peterskirche aufgebahrt lag, zeigte es sich angesichts der allgemeinen Trauer, daß ein Papst von majestätischer Größe dahingegangen war. Julius’ früher unterschätzte kirchliche Tätigkeit trat doch hinter seinem politischen Wirken und der Tilgung des Borja-Erbes zurück. Auch einen Kreuzzug hatte er geplant. Mag man ihm das Übergewicht des Politischen zum Vorwurf machen, wird doch stets Jacob Burckhardts Urteil seine Gültigkeit behalten, der ihn den »Retter des Papsttums« nannte. In Italien wurde er »II Terribile«, der Schreckliche, genannt, doch mit dem Unterton des Großartigen. Er konnte rücksichtslos, unbeherrscht und derb sein, aber nie entschlußlos. Angeber und Schmeichler haßte er. Das einzig Wesentliche war ihm die Größe von Kirche und Papsttum nach drei Jahrzehnten nepotistischer Würdelosigkeit. - -
Größer noch denn als Staatsmann lebt Julius im Gedächtnis der Menschheit als eine der erhabensten Mäzenatengestalten der Weltgeschichte und Anreger Raffaels, Bramantes und Michelangelos fort. Bramante wurde der Kultusminister des Papstes, den er auf seinen Zügen und Reisen begleitete. Am . April legte Julius am Veronikapfeiler den Grundstein der neuen Peterskirche nach Bramantes Entwurf. Dieser begann auch den Bau des erst später vollendeten neuen vatikanischen Palastes und entwarf die beiden mächtigen Galerien, die den Palastkomplex mit dem Belvedere verbinden; er selber vollendete die Ostgalerie und die Scala di Bramante, die Wendeltreppe für Julius’ Sommerhaus. berief Julius den neunundzwanzigjährigen Michelangelo und erteilte ihm den Aurag zum Juliusgrabmal. Ein Jahr später ließ er ihn die zerstörte Erzstatue von Bologna arbeiten. endlich mußte er ihn zwingen, die Sixtinische Decke zu malen. Als er am . Oktober die Enthüllung des vollendeten Werkes vornahm, wußte er um seinen Anteil an dieser größten Offenbarung der Malerei aller Zeiten. Zur gleichen Zeit wie Michelangelo in der Sixtina begann Raffael seine Meisterfresken in den Stanzen zu malen, auf deren zwei, der Vertreibung des Heliodor und der Messe von Bolsena, der Papst porträtiert erscheint; Raffaels berühmtes Papstporträt – ein Original und eine Replik – hängt in den Uffizien beziehungsweise im Palazzo Pitti von Florenz. Am überwältigendsten aber lebt Julius fort im Moses des Michelangelo in San Pietro in Vincoli. Julius gründete am . Januar die Schweizergarde und die päpstliche Sängerkapelle der Cappella Julia. In Fano ließ er die erste arabische Druckerei einrichten. Sansovino schuf in seinem Aurag die Grabmäler der Kardinäle Ascanio Sforza und Girolamo Basso della Rovere in Santa Maria del Popolo.
LEO X. Giovanni de’ Medici. .. bis .. Im Sinne der Bulle Julius’ II. erfolgte die Wahl des am . Dezember in Florenz geborenen zweiten Sohnes Lorenzos il Magnifico ohne jeden simonistischen Umtrieb. Der Erwählte, bisher Kardinaldiakon von Santa Maria in Domnica, erhielt bald nach der Wahl die Priester- und die Bischofsweihe. Nach seinem Vorgänger stellte der allgemein beliebte, generöse, immer heitere Genießer und Ästhet einen neuen Renaissancetypus auf dem Papstthron dar. Er war ein Schüler Angelo Polizianos und Marsilio Ficinos, der beiden großen humanistischen Geister am Hofe der Medici. Von Innozenz VIII. mit vierzehn Jahren zum Kardinal gemacht, war er als Gegner des von ihm nicht gewählten Alexander VI. nach Florenz zurückgekehrt. Nach der Vertreibung der Medici führten ihn Reisen nach Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. kehrte er nach Rom - -
zurück und lebte seinen künstlerischen wie literarischen Neigungen. In der Schlacht von Ravenna geriet er in französische Gefangenscha, aus der er entfloh. Im September wurde die Herrscha der Medici wiederhergestellt – kurz ehe sein sprichwörtliches Glück dem Sohne Lorenzos die Tiara bescherte. Der Beginn seines Pontifikates brachte Leo viele Sympathien: er bemühte sich um Frieden und zeigte große Nachsicht gegen Feinde. Als Frankreich sich erneut Mailands bemächtigen wollte, wurde es am . Juni in der Schlacht von Novara durch die Schweizer geschlagen. Auch jetzt betrieb Leo die Versöhnung in allen Lagern und konnte in der letzten Jahressitzung von des noch immer tagenden achtzehnten Allgemeinen Konzils im Lateran den Beitritt Frankreichs, des einstigen Protektors des Kardinal-Schismas, feiern. Ludwig XII. hatte sich, nach einem neuerlichen Bündnis zwischen dem Kaiser, England und Spanien vom . Oktober in Lilie, zum Nachgeben entschlossen. Als Oberhaupt des Hauses Medici verband Leo die Politik von Rom und Florenz miteinander und huldigte dabei einem ausgiebigen Nepotismus. Sein unehelicher Vetter Giulio, der spätere Klemens VII., wurde Erzbischof von Florenz und Kardinal. Ein anderer Vetter, Luigi de’ Rossi, wurde gleichfalls Kardinal, Leos Bruder Giuliano erhielt Filiberta, die Tante Franz’ I. von Frankreich, des Nachfolgers Ludwigs XII., zur Gemahlin, wurde Herzog von Nemours und zusammen mit seinem Vetter Lorenzo, dem späteren Herzog von Urbino, römischer Patrizier. Diese beiden Nepoten hat Michelangelo in der Florentiner Cappella Medici idealisiert. Schließlich erhielt noch Innocenzo Cibo, Leos Vetter, der Sohn Franceschetto Cibos und damit Enkel Papst Innozenz’ VIII., die Kardinalswürde – ein ebenso niedriger Mensch wie sein Vater. Lorenzo, der Vater der Caterina de’ Medici, der späteren Königin von Frankreich, erhielt für kurze Zeit das Herzogtum Urbino, aus dem Leo in gehässiger Weise den regierenden Francesco Maria della Rovere, den Nepoten Julius’ II., verjagt hatte. Das drohende spanische Übergewicht in Italien und ein spanischfranzösisches Heiratsprojekt Ludwigs XII. veranlaßten Leo, seinerseits ein englisch-französisches Bündnis zustande zu bringen, was seiner rastlosen Diplomatie auch durch Vermittlung einer Heirat Ludwigs XII. mit Maria Tudor, der Schwester Heinrichs VIII., gelang. Frankreichs mailändische Eroberungsgelüste bestanden jedoch nach wie vor, und Franz I. brachte in der Schlacht von Marignano am . und . September Mailand wieder unter französische Herrscha, worauf sich Leo im Dezember zu einer Begegnung mit dem König in Bologna entschloß. Der hier erzielte Frieden sicherte Frankreich Mailand und schädigte Leo durch den Verlust von Parma und Piacenza. Der Papst erreichte jedoch, daß durch ein am . August abgeschlossenes Konkordat die Pragmatische Sanktion von Bourges von aufgegeben wurde. - -
zog Maximilian I. nach Italien, um hier gegen Venedig und Frankreich Krieg zu führen, während sich Leo bemühte, eine Verbindung Frankreichs mit Spanien, wo Karl I. (V.) zur Regierung gelangt war, zu verhindern. Am . März schloß das Laterankonzil. Die Fülle der hier ausgearbeiteten Reformmöglichkeiten und -Verpflichtungen blieben meist auf dem Papier stehen, denn Leo, sein Hof und der verweltlichte Klerus taten das ihre, die Reform zu verhindern, während sich in Deutschland der große Glaubenskampf anbahnte. Und statt der berühmten, dem Konzil eingereichten maßvoll-eindringlichen, prophetischen Rede des großen Pico della Mirandola über die Reform der Sitten Beachtung zu schenken, betonte Leo die starren eorien der Bulle Unam Sanctam Bonifaz’ VIII., ohne gleichzeitig den Weg der inneren Erneuerung des Papsttums zu beschreiten. Im April gelang die Aufdeckung einer Verschwörung des siebenundzwanzigjährigen Kardinals Alfonso Petrucci zur Vergiung des Papstes. Die Tragödie erregte in Europa, besonders im gärenden Deutschland, großes Aufsehen. Bei der Kreierung von einunddreißig Kardinälen im Juli , der bis dahin größten der Geschichte, ließ Leo meist politische, weitgehend jedoch auch finanzielle Rücksichten walten. Unter den Ernannten befanden sich nur wenige würdige Persönlichkeiten. Diese Kreierung bedeutete das endgültige Aufgeben der Zahl vierundzwanzig und ein Übergewicht des Papstes über das Kollegium. Am . Oktober schlug Luther in Wittenberg seine esen an. Niemand war unfähiger, Tragweite und Ernst der bald durch ganz Deutschland widerhallenden Tat zu ermessen, als Leo – niemand weniger geeignet, ihr zu begegnen, als der freundliche Bonvivant auf dem Papstthron. Und nichts war schließlich bezeichnender als die vordringliche Sorge des Papstes, nicht Karl V. die Nachfolge Maximilians I. antreten zu sehen, die am . Juni gegen alle Erwartungen Roms erfolgte und zur Vereinigung aller spanischen und deutschen Reiche führte. Vom . Januar datiert die Bannbulle gegen Luther, die der Entwicklung keinen Einhalt mehr zu gebieten vermochte. Einige Monate später verlieh Leo Heinrich VIII. für sein Manifest gegen Luther den Titel Defensor fidei – Verteidiger des Glaubens. Der Rest seines Pontifikates war von inneritalienischen Kämpfen und Auseinandersetzungen mit Franz I. erfüllt, während Kaiser und Papst sich einander näherten. Ein verbündetes Heer aus Deutschen, Spaniern, Schweizern und Päpstlichen bereitete am . November mit der Einnahme Mailands wieder einmal der Franzosenherrscha in der Lombardei ein rasches Ende. Noch nicht zwei Wochen später starb Leo im sechsundvierzigsten Lebensjahr an der Malaria; viele glaubten an Gi. Julius II. hatte einen reichen Schatz hinterlassen, der luxuriöse Leo stand vor dem Bankrott. Sein Begräbnis war armselig, und das künst- -
lerisch wertlose Grabmal des Papstes in Santa Maria sopra Minerva weist nicht einmal eine Inschri auf. Und doch ist nie zuvor und nie nach ihm einem Papst in solchem Übermaß durch Verse und Inschriften gehuldigt worden wie Leo. Wenn auch sein Wort zu seinem Bruder nach der Papstwahl: »Laßt uns das Papsttum genießen, da Gott es uns verliehen hat«, nicht völlig verbürgt ist, so hat der erste Medicipapst doch bis zuletzt danach gelebt. Seine unersättliche Vergnügungssucht allein genügte, ihn für alle wirklich großen Aufgaben in der Weltund Papstgeschichte seiner Zeit sowie in der Kirche untauglich zu machen. Gegen die Integrität seiner persönlichen Lebensführung allerdings sind, auch vor seiner Wahl, keine oder nur verleumderische Verdächtigungen erhoben worden. Nie reichte dem maßlosen Verschwender das Geld. Und doch war er von unerschöpflicher, o rührender Hilfsbereitscha für die Ärmsten aller Schichten. Jedes Unglück fand bei ihm Gehör, und der Schutz, den er den Juden zuteil werden ließ, bleibt einer seiner Ehrentitel, während seine mediceische Unehrlichkeit, seine diplomatische Verschlagenheit und seine, vor allem im Falle der Usurpierung Urbinos bewiesene egoistische Hinterhältigkeit die Empörung und die berechtigte Kritik vieler Zeitgenossen hervorgerufen haben. Sein Hofstaat mit sechshundertdreiundachtzig Menschen, viermal so vielen als etwa unter Pius II., vom Erzbischof bis zum Elefantenwärter, vom Musiker zum Dichterling und zu den Hofnarren, mit denen Leo selber höchst alberne Späße zu treiben liebte, erforderte Unsummen – sein Haushalt das Doppelte von dem seines Vorgängers, das heißt rund hunderttausend Dukaten im Jahr. So war die Zahl der käuflichen Ämter auf zweitausendzweihundert gestiegen. Die Ablässe hatten sich zu Riesentransaktionen entwickelt, gegen welche die pflichtbewußten Kardinäle Protest erhoben, während Ariost sie in der Satire behandelte. O war Leo wochenlang auf Jagden, an denen manchmal bis zu zweitausend Reiter teilnahmen, darunter Kardinäle, Spaßmacher und Hofschauspieler. Der sehr musikalische Papst, selber Dilettant im Komponieren und Musizieren, hielt sich eine glänzend dotierte »Philharmonie«, Musiker konnten es bei ihm leicht zu hohen geistlichen Würden und Benefizien bringen, und gerne erwarb er kostbare Musikinstrumente. Im Liber quindecim missarum ließ er die schönsten Meßkompositionen seiner Zeit erscheinen. Dauernd mußten bei ihm Komödien aufgeführt werden, der Vatikan war zum ständigen Hoheater geworden, wo es indessen auch geschehen konnte, daß Leo einen schlechten Komödiendichter verprügeln ließ, um ihm dann zwei Dukaten Schmerzensgeld zu geben. wurde die anzügliche Calandria des witzigzweideutigen Kardinals Bibbiena – wurden Ariosts Suppositi mit Baldassare Peruzzis und Raffaels Bühnenbildern aufgeführt. Verboten wurde Ariosts Negromante, weil der Prolog den Ablaßhandel verhöhnte. scheint sogar Machiavellis Mandragola vor Leo gespielt worden zu sein. Und im Karneval von , als sich die Kirche - -
vom Weltenbrand der Glaubensspaltung bedroht sah und Sultan Suleiman vor der Einnahme Belgrads stand, wurden alle Regierungsgeschäe überhaupt eingestellt, weil ein Morescoballett mit der Geschichte von Venus und Amor wichtiger war. Es kam so weit, daß ein Dominikaner Leo als Sonnengott bezeichnete. Ähnlich dachten die Literaten, deren Erwartungen der berühmte Verleger Aldo Manuzio in seiner dem Papst gewidmeten Erstausgabe der Werke Platos zum Ausdruck brachte. Heerscharen von Literaten und Improvisatoren drängten zur päpstlichen Futterkrippe, holten sich bei Leo reichen Lohn für ihre Eintagserzeugnisse, wurden Grafen, erhielten Titel, Empfehlungen, Posten und Pfründen. Als wirklich bedeutend ragten aus diesem Schwarm die berühmten späteren Kardinäle und Latinisten Pietro Bembo und Jacopo Sadoleto heraus; dieser hatte die Auffindung des heute im Vatikan stehenden Laokoon im Gedicht gefeiert. Der neapolitanische Dichter Jacopo Sannazaro wurde von Leo zur Veröffentlichung seines Alterswerkes der Christgeburt aufgefordert. Und ebenso wie die drei großen nationalen Historiker Francesco Guicciardini, Niccolò Machiavelli – der seinen Discorso über die Reformierung von Florenz an Leo richtete – und Paolo Giovio sich der reichen Gunst des Papstes erfreuten, so ließ dieser sich die überschwenglichen Huldigungen und o peinlichen Schmeicheleien des Erasmus von Rotterdam gefallen, der ihm seine Ausgabe des heiligen Hieronymus widmete und dafür manche Vergünstigungen erfuhr. Christen und Atheisten, Könner und Nichtskönner widmeten Leo ihre Werke, der alles wahllos entgegennahm. So besteht eine Formulierung Jacob Burckhardts zu Recht, der auf das »Zufällige und Lotteriemäßige von Leos literarischem Mäzenat« hingewiesen hat. Die Anregungen aber, die der Papst bewußt oder unbewußt gab, dürfen nicht unterschätzt werden, so wie sie andererseits durch die Hymnen seiner Lobredner lange überschätzt worden sind. Das größte mit seinem Namen verbundene Genie ist Raffael, der Schöpfer des unvergleichlichen, der natürlichen Häßlichkeit des Papstes schmeichelnden Bildes Leos und seiner beiden Kardinal-Nepoten im Palazzo Pitti zu Florenz. Er arbeitete in den Stanzen weiter, wo er in der Begegnung Leos d. Gr. mit Attila dem Papst nicht mehr die Züge Julius’ II., sondern die Leos gegeben hat, der auch auf den, größtenteils von Raffaels Schülern fertiggestellten, Fresken der Stanza dell’ Incendio mit Ereignissen aus den Pontifikaten Leos III. und Leos IV., doch mit Beziehungen zu seinem eigenen Pontifikat erscheint. Und während Raffaels bedeutendster Schüler, Giulio Romano, in der Sala di Costantino malte, schuf der Meister die Kartons zu den berühmten, zur Bedeckung der Wände der Sixtina bestimmten Teppichen in der vatikanischen Pinakothek und malte die Loggien aus. Hier erwies sich Leos Mäzenatentum als größer denn auf literarischem Gebiet. Wägt man es indessen gegen jenes des drängenden Genies Julius’ II., so wird deutlich, daß Leo im ganzen von keiner gewaltigen Idee getragen war, sondern daß bei ihm - -
das Dekorative und das ästhetische Genießen überwogen. Sein Ruhm als Mäzen überdauert, als Papst in einer verhängnisvollen Weltenwende hingegen erscheint er nur als doppelzüngiger Diplomat ohne innere Größe. Jener Taten, die Ariost im siebzehnten Gesang des Orlando Furioso von ihm erwartete, war er unfähig.
HADRIAN VI. Hadrian Florensz. .. bis .. Beim Konklave machten sich Kardinal Wolsey, der ehrgeizige Kanzler Heinrichs VIII., und Giulio de’ Medici die größten Hoffnungen auf die Tiara. Doch es wurde der in Utrecht von armen Eltern geborene, ernste, sittenstrenge einstige Erzieher Karls V., Lehrer des Erasmus von Rotterdam und Bischof von Tortosa gewählt, für den Karl V. die Kardinalswürde erreicht hatte. Erst im August traf der neue Papst in Rom ein. Die Römer waren nach dem Glanz des vergangenen Pontifikates wenig begeistert, einen deutschen Professor, den letzten Ausländer auf dem Papstthron, erscheinen zu sehen. Die allgemeine Gegnerscha wuchs, als der Hofstaat verkleinert und die schmarotzenden Poeten entlassen wurden. Wahrhaen Haß aber löste Hadrian aus, als er es wagte, mit der Reform der verlotterten Kurie zu beginnen und die käuflichen Ämter abzuschaffen. Jeden Nepotismus lehnte er ab. Die im Herbst in Rom ausbrechende Pest, in welcher der Papst mutig ausharrte, hemmte seine Reformarbeit. Im September sandte er einen Legaten auf den Nürnberger Reichstag, um dort die Durchführung der über Luther verhängten Reichsacht zu fordern, gleichzeitig aber ein von wahrer Größe und Stärke zeugendes Bekenntnis über die Schuld an der Spaltung abzulegen – geschichtlich der erste Schritt zur Gegenreformation, den Luther mit einem Pamphlet gegen Hadrian beantwortete. Nach dem Verlust der Lombardei waren die Franzosen am . April bei Bicocca noch einmal unterlegen. Ohne sich an eine Partei zu binden, suchte jetzt der Papst eine Einigung zwischen Karl V. und Franz I. zu erzielen, um dem unaualtsamen Vordringen der Türken, die im Dezember Rhodos nahmen, entgegentreten zu können. Da er nichts erreichte, versuchte er, von sich aus Mittel zu einem Türkenzuge und vor allem zum Schutze der bedrohten Ungarn zu beschaffen. Es war ein Verhängnis, daß gerade er sich hierfür und gegen seine Grundsätze auch zum Ämterverkauf und zu Zugeständnissen an Fürsten gezwungen sah, zu denen er sich sonst nie bereit gefunden hätte. Um zu dem ersehnten Frieden zu gelangen, erließ er eine Bulle, die unter Androhung schwerster Kirchenstrafen wenigstens einen dreijährigen Waffenstillstand gebot. Die Notlage zwang ihn, am . August mit dem Kaiser, Heinrich VIII., Erzherzog Ferdinand – dem späteren König und Kaiser –, Mailand, Florenz, Genua, Siena und Lucca eine Defensivliga gegen Franz I. zu - -
schließen, der ihm mit dem Schicksal Bonifaz’ VIII. in Anagni drohte und wieder gegen die Lombardei rüstete. Der Pontifikat dieses von reinstem Wollen und Pflichtbewußtsein beseelten, der Kunst fernstehenden, bescheidenen und frommen Papstes ist von echter Tragik erfüllt. Im Rom Leos X. ist er bis zuletzt ein Fremder geblieben, im Leben verspottet, im Tode beschimp – ein »Brandopfer des römischen Hohnes«, wie Burckhardt sagt. Auf seinem Grabmal in der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell’Anima stehen auf lateinisch die Worte, die er einmal auf sich selber anwandte: »Wieviel kommt es doch darauf an, in welche Zeit auch des trefflichsten Mannes Wirken fällt.«
KLEMENS VII. Giulio de’ Medici. .. bis .. Die Lauahn des Nepoten Leos X. war erfolgreich gewesen. Unter Leo VI. wie unter Hadrian, der ihn zum Erzbischof von Florenz und Kardinal erhoben hatte, hatte er sich als führender Ratgeber bewährt. Seine Wahl wurde von Vittoria Colonna, Italiens größter Dichterin, begrüßt. Klemens ist als natürlicher Sohn Giulianos, des Bruders Lorenzos il Magnifico, geboren – eine ernste, arbeitsame Natur, in allem das Gegenteil Leos X. Die freieren Sitten seiner Jugend hatte er längst abgelegt. Er begann seinen Pontifikat mit ernsten Bemühungen um Frieden zwischen den Großmächten und verhielt sich, im Gegensatz zu seiner Kardinalszeit, neutral, anstatt kaiserlich. Als Franz I. im Oktober Mailand wiederum eroberte, änderte Klemens sein Verhalten und schloß mit ihm und Venedig ein Bündnis. Nach der Schlacht von Pavia am . Februar , in deren Verlauf der König in Gefangenscha geriet, schwenkte der Papst, der Franz I. noch eben den Durchzug durch den Kirchenstaat zur Eroberung Neapels gestattet hatte, noch einmal um, schloß ein Bündnis mit dem kaiserlichen Statthalter von Neapel und versprach Unterstützung für Mailand. Gleichzeitig arbeitete man an der Kurie in dauerndem Wechsel an einem antikaiserlichen Bündnis, um der spanischen Weltherrscha zu begegnen. Und als Franz I. auf Grund des Friedens von Madrid vom . Januar nach schwerwiegenden Zusicherungen, darunter dem Verzicht auf Mailand, aus der Gefangenscha entlassen wurde, fanden er wie Klemens, der beschworene Friede habe keine Gültigkeit. Die Folge dieser Auffassung bildete die Heilige Liga von Cognac vom . Mai , in der sich Franz I., Venedig sowie Francesco II., von Kaisers Gnaden Herzog von Mailand, und, nach unentschiedenem, für seinen Charakter äußerst kennzeichnendem Hinund Herschwanken, oberflächlich auch der Papst verbanden. Klemens war nun nicht mehr der Ansicht, allein dem Frieden dienen zu müssen. Er rüstete eifrig und wurde gegen den um Vermittlung sich bemühenden Kaiser ausfällig, worauf dieser ebenfalls mit Anklagen antwortete. - -
Die Parteien grenzten sich scharf gegeneinander ab, und unter der Führung Kardinal Pompeo Colonnas, des Hauptes der von jeher kaisertreuen Colonna, seines Neffen Vespasiano sowie Ascanios, des Bruders der Dichterin Vittoria, wurde mit Wissen des Kaisers ein Überfall auf den Vatikan mit der Plünderung der Peterskirche und des Palastes ins Werk gesetzt. Es war ebenso ein Vorspiel furchtbarer Ereignisse wie die zur gleichen Zeit erfolgte Vernichtung des Ungarnheeres durch die Türken in der Schlacht von Mohacs am . August und die Besetzung Ungarns. Von einer Wirksamkeit der Liga war keine Rede mehr. Der kaiserliche Feldherr, der berühmte, von Frankreich abgefallene Connetable Karl von Bourbon, rückte auf Rom zu. Er fiel am . Mai beim Angriff auf die Ewige Stadt, worauf sich das Heer, eine zusammengewürfelte Bande spanischer Marodeure und deutscher Landsknechte, in die Stadt ergoß und hier plünderte und mordete, wie es seit den Vandalen nicht mehr geschehen war. Die Schweizergarde fiel bis auf wenige Mann bei der Verteidigung des Papstes, der noch rechtzeitig in die Engelsburg fliehen konnte. Als Sacco di Roma ist das Ereignis, eine der grauenhaesten Schandtaten aller Zeiten, in die Geschichte eingegangen. Das goldene Zeitalter der Hochrenaissance war zu Ende. Tausende zu Tode Gemarterter bedeckten die Straßen der brennenden Stadt – die Peterskirche und die Sixtina wurden zu Pferdeställen entweiht, und das Schweißtuch der Veronika, die heiligste Reliquie von Sankt Peter, boten die Horden in Kneipen zum Kaufe feil. Am . Juni wurde Klemens ein Gefangener des Kaisers. Seine Ha dauerte unter härtesten Bedingungen sieben Monate. Um die Unsummen, die ihm die Kaiserlichen abverlangten, wenigstens teilweise aufzutreiben, schmolz Benvenuto Cellini, auch er ein Gefangener in der Engelsburg, die Tiaren, Goldgeräte und Kelche ein. Um weiteren Erpressungen nachzukommen, mußte der gefangene Papst Wucherdarlehen erbetteln und das Letzte verpfänden. In Rom wüteten Hungersnot und Pest. Am . Dezember wurde die Ha endlich aufgehoben. Klemens floh nach Orvieto, wo er mit wenigen Kardinälen in äußerster Bedürigkeit lebte. Gegen seine angeblichen Freunde von der Liga, vor allem gegen Franz I., erhob er berechtigte Vorwürfe, weil sie ihn im Stich gelassen hatten. Französische Truppen rückten gegen Neapel vor, worauf die Plünderer Roms im Februar , nachdem sie zwei Drittel aller Häuser zerstört und fünfzig Meilen im Umkreis der Stadt zur Wüste gemacht hatten, nach Süden zogen und Bandenführern die Fortsetzung ihres Vernichtungswerkes überließen. Klemens siedelte im Juni nach Viterbo über, während die Franzosen siegreich vor Neapel standen. Der Übertritt der genuesischen Flotte unter dem berühmten Admiral Andrea Doria zum Kaiser sowie die Pest zwangen die Franzosen schließlich zum Abzug, in dessen Verlauf sie vollständig vernichtet wurden. Der immer unsichere Papst sah nunmehr seinen Vorteil auf Seiten Karls V., auf dessen Bitte hin er nach Rom zurückkehrte. »Wir haben einen - -
elenden, zerrissenen Leichnam vor unserem entsetzten Blick«, so beschrieb er Karl V. die Ewige Stadt, während dieser ihn seine Abhängigkeit fühlen ließ. Bald zeigte er wieder eine neutrale Einstellung den Mächten gegenüber. Als ihn die Liga jedoch nicht als Verbündeten behandelte, der Kaiser aber sein Kommen ankündigte und Klemens zur Wiederherstellung der Herrscha der Medici berechtigte Hoffnung auf kaiserliche Hilfe hegte, erfuhr die Lage eine Wandlung. Am . Juni wurde zwischen Karl V. und Klemens der Friede von Barcelona geschlossen. Angesichts dieser Konstellation sah sich Franz I. zum Nachgeben dem Kaiser gegenüber genötigt. Der am . August in Cambrai unterzeichnete Friede wird nach der Königin-Mutter Luise von Savoyen und Margarete von Österreich, der Tante des Kaisers und Statthalterin der Niederlande, als den treibenden Friedenskräen, Damenfrieden genannt. Am . Dezember wurde in Bologna ein Friede geschlossen, der den Papst, den Kaiser, dessen Bruder Ferdinand I. von Österreich, Venedig, Mailand, Mantua, Savoyen und kleinere Mächte umfaßte. Neapel fiel formell an Karl V. Am . Februar empfing dieser die lombardische eiserne Krone, am . Februar in Bologna als letzter Kaiser die Kaiserkrone aus der Hand des Papstes. Am . August kapitulierte Florenz, wo die nach dem Sacco di Roma erneut verjagten Medici wieder einzogen. Klemens amnestierte alle Feinde seines Hauses. Sein Nepot Alessandro, der natürliche Sohn Lorenzos von Urbino, des Nepoten Leos X., wurde zwar erblicher Herzog, eigentlicher Herrscher der Stadt aber blieb Klemens. Franz I. verhinderte ein vom Papst geplantes Konzil, doch Klemens, der ein kaiserliches Übergewicht in Italien verhindern wollte, versprach dem König die Hand Caterinas de’ Medici, der Schwester Alessandros, für seinen Sohn, den künigen Heinrich II. Im Januar heiratete Heinrich VIII. Anna Boleyn: es ist der Beginn der Trennung Englands von Rom. Im gleichen Zeitraum gingen auch Schweden, Dänemark und wichtige Teile der Schweiz für die katholische Kirche verloren. Am . Oktober traute der Papst in Marseille seine Großnichte Caterina mit Heinrich. Franz I. scheute sich nicht, mit dem entsetzten Papst über ein Bündnis mit den Türken zu sprechen. Klemens liegt in Santa Maria sopra Minerva begraben. Sein Pontifikat bedeutete ein Unglück für die Kirche, und sein untadeliger Lebenswandel kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß der kalte, unentschlossene, diplomatisch verschlagene, niemals offene, immer ängstliche, in dauernder Rücksichtnahme auf politische Verhältnisse schwankende Papst ohne jeden Blick für große Zusammenhänge, ohne eindeutige Kra im Interesse der Kirche gewesen ist. Nicht einmal der Sacco di Roma hat ihm zum Bewußtsein gebracht, daß er als Papst andere Aufgaben hatte als politisches Lavieren. So hat der Dichter Francesco Berni ein für ihn vernichtendes Urteil gefällt, das diese Verse enthält: - -
Ein Papsttum, reich an Hin- und Herberaten, An Meinungswechsel und an Klügelein, An Wenn und Aber wie an Ja und Nein, Vielleicht und Doch – und Worten ohne Taten. O überwog in Stunden der Entscheidung das mediceische Hausinteresse, vor allem der würdelose Kardinal-Nepot Ippolito de’ Medici, sowie der gleichermaßen verwerfliche Herzog Alessandro. Keiner hat Klemens gepriesen außer Pietro Aretino, der käufliche Journalist, der dann dafür bezahlt wurde. Das hinderte ihn nicht, den in der Engelsburg gefangenen Papst zu schmähen. Ein ehrendes Andenken hat sich Klemens als Schützer der Juden und als Feind gewaltsamer Bekehrungsversuche bewahrt, was ihn in Konflikte mit Johann III. von Portugal brachte. Das Mäzenatentum vermochte sich unter seinem Pontifikat nur wenig zu entfalten, doch gelangte unter anderem die Goldschmiedekunst, mit Cellini an der Spitze, zu höchster Blüte. Die von Goethe übersetzte Autobiographie des Meisters ist ein lebendiger Spiegel der Zeit unter Klemens. erschien Machiavellis große Geschichte von Florenz; sie ist Klemens gewidmet, der schon als Kardinal den Aurag zur Niederschri gegeben hatte. Sebastiano del Piombo schuf als Hofmaler die eindrucksvollen Porträts seines Herrn in der Galerie von Parma sowie im Nationalmuseum von Neapel. Große Aufgaben wurden Michelangelo übertragen, dem der Papst verzieh, daß er als Festungskommandant von Florenz gegen die Medici gekämp hatte. Er schuf die Medicigräber von San Lorenzo und die Biblioteca Laurenziana. Gegen Ende seines Lebens aber erdachte der Papst für das titanische Genie seines größten Landsmannes die Schöpfung des erst unter Paul III. vollendeten Jüngsten Gerichtes in der Sixtina. Vielleicht war gerade dieser Gedanke, zweifellos eine Anspielung auf den Sacco di Roma, symbolha für den Pontifikat dieses unseligen Papstes.
PAUL III. Alessandro Farnese. .. bis .. in Canino oder Rom geboren, war Farnese, ein Schüler des Pomponius Laetus, von Alexander VI. zum Kardinaldiakon von San Cosma e Damiano gemacht worden – als Dank dafür, daß seine Schwester, die berühmte Giulia Farnese, genannt La Bella, jahrelang Mätresse des Borja-Papstes gewesen war. Julius II. hatte ihm das Bistum Parma, Klemens VII. das Bistum Ostia verliehen. Er hatte vier Kinder, von denen sein ältester Sohn, Pier Luigi, der letzte berüchtigte Renaissancebastard im Stile Cesare Borjas war. Seine ernsten Reformpläne hinderten Paul nicht, in schrankenlosem Nepotismus u. a. drei Enkel zwischen vierzehn und sechzehn Jahren, Söhne Pier Luigis und seiner Tochter Costanza, zu Kardinälen, Pier Luigi selber zum Gonfaloniere der Kirche zu machen. - -
Im Januar forderte Paul gegen den Willen der weltlich gesinnten Kardinäle ein Konzil, das die von Heinrich VIII. von England und Franz I. von Frankreich bestärkten protestantischen Fürsten ablehnten. Der Papst kreierte darauin und bedeutende Gruppen von Reformkardinälen, darunter den späteren Heiligen John Fisher, den Heinrich VIII. wenige Wochen nach der Ernennung als erstes Opfer des englischen Schismas hinrichten ließ. Der berühmte Kardinal Gasparo Contarini wurde mit dem Vorsitz der Kardinalskommission zur Ausarbeitung eines Reformgutachtens beauragt, dessen Vorschläge in Rom und an der Spitze der Weltkirche zuerst Anwendung finden sollten. Im April hielt der von seiner Tunisexpedition zurückgekehrte Karl V. im Konsistorium eine lange Anklagerede gegen Franz I. und versuchte dabei vergebens, den Papst zur Aufgabe seiner Neutralitätspolitik zu bewegen. Inzwischen wuchs die Türkengefahr, und Ende Juli fielen die Osmanen in Apulien ein, verließen aber das Land bald wieder – vermutlich weil ihr Verbündeter Franz I. nicht, wie erwartet, von Norden her in Italien einfiel. Das von Korfu her bedrohte Venedig schloß am . September mit dem Papst ein Verteidigungsbündnis, dem sich der Kaiser anschloß. Um seine Konzilpläne zu verwirklichen, mußte Paul zwischen dem Kaiser, der im Juli in Frankreich eingefallen war, und Franz I. vermitteln. Am . Februar wurde in Rom eine Heilige Liga gegen die Türken unterzeichnet, der außer dem Papst der Kaiser, Ferdinand I. von Österreich und Venedig angehörten; man sah Karl V. bereits auf dem Kaiserthron von Konstantinopel! Am . Juni erreichte Paul in Nizza persönlich wenigstens einen zehnjährigen Waffenstillstand zwischen dem Kaiser und Franz I. Mit dem Kaiser setzte er einen Ehekontrakt auf: Margarete, die natürliche Tochter Karls und Witwe des im Jahre zuvor ermordeten Alessandro de’ Medici von Florenz, sollte den Papstenkel Ottaviano Farnese, den Sohn Pier Luigis, heiraten. Neun Monate später brach die Liga nach dem Seesieg der Türken bei Prevesa zusammen, und Venedig schloß einen Separatfrieden. Im gleichen Jahr scheiterten auch die Hoffnungen auf das Konzil an zahllosen Widerständen und an der Interesselosigkeit der Mächte. Innere Wirren und die deutsche Glaubensfrage beschäigten den Papst in der folgenden Zeit. Damals erstand der Kirche im heiligen Ignatius von Loyola, der seit in Rom im Dienste der Erneuerung und Nächstenliebe arbeitete, die führende Persönlichkeit der Gegenreformation. Seine Exerzitien von fanden die Billigung des Papstes, der den neuen Orden bestätigte. Die päpstliche Berufungsbulle von für das Konzil fand wiederum allgemeine Mißbilligung, besonders bei Karl V., der, wie stets, dem Papst seine vermittelnde Neutralität zum Vorwurf machte – und bei Franz I., der mit den Türken verbündet war, sogar mit einem Abfall von Rom nach englischem Vorbild drohte und dem Kaiser er- -
neut den Krieg erklärte. Im Juni traf der Papst den Kaiser in Busseto, erörterte die mailändische Frage und hoe, der Kaiser werde in seiner dauernden Geldnot Mailand an Ottaviano Farnese verkaufen. Trotz seiner nepotistischen Interessen blieb dem Papst jedoch der Friede das Entscheidende. Das nach Trient einberufene Konzil mußte verschoben werden. Nur die deutschen Protestanten zogen Nutzen aus der Lage. Inzwischen näherte sich Paul, ohne seine Neutralität aufzugeben, Franz I., der sich bemühte, begangene Fehler gutzumachen. Gleichzeitig verletzte der Kaiser den Papst durch sein Bündnis mit Heinrich VIII. und drohte ihm mit dem Schicksal Klemens’ VII. Der am . September geschlossene Frieden von Crespy zwischen dem Kaiser und dem König schuf eine neue Situation: beide Monarchen äußerten nunmehr den Wunsch nach Eröffnung des Konzils. Günstige Konstellationen veranlaßten den Papst, mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit gerade jetzt seinen Nepotismus mit der Verleihung von Parma und Piacenza als vereintes erbliches Herzogtum an Pier Luigi zu krönen, während Ottaviano, der seit bereits das den Varano geraubte Herzogtum Camerino besaß, das Herzogtum Castro erhielt. Am . Dezember wurde das Konzil von Trient als neunzehntes Allgemeines Konzil eröffnet. Es bildete den offiziellen Beginn der Gegenreformation. Im März hatte Luther seine Schri Wider das Papsttum veröffentlicht. In den letzten Lebensjahren des Papstes kam es zu immer schärferen Zerwürfnissen mit dem Kaiser und zu einer Hinwendung nach Frankreich sowie zu allen, dem spanisch-kaiserlichen Einfluß in Italien entgegenwirkenden Kräen. Am . September wurde mit dem Einverständnis Karls V. Pier Luigi in Piacenza ermordet, weil der Kaiser, dem der Papst kurz zuvor noch im Schmalkaldischen Krieg Hilfe geleistet hatte, Parma und Piacenza wieder einziehen wollte. Pauls Enkel Ottaviano floh aus Rom und drohte dem Papst, sich mit dem Kaiser zu verbünden, um Parma zu behalten. Auf dem Sterbebett bekannte Paul die Schuld seines Nepotismus’. Sein eindrucksvolles Grabmonument in der Peterskirche und die Marmorbüste Pauls im Nationalmuseum von Neapel stammen von Guglielmo della Porta. Paul ist der charakteristische Papst der Übergangszeit. Altes und Neues treten in seinem Wesen und Wirken widerspruchsvoll einander gegenüber. Tizian hat den Greis auf dreien seiner berühmtesten Bildnisse im Nationalmuseum zu Neapel – hier hängt auch ein Bildnis Pauls als Kardinal sowie jenes Pier Luigis – dargestellt, deren bedeutendstes Paul mit Ottaviano und Alessandro zeigt. Würde, Geist, große Klugheit, wissende Schlauheit, Willenskra, Berechnung und Bedacht reden aus dem durchdringenden Blick. Immer war der Meisterdiplomat Paul der Überlegene in Auseinandersetzungen, bei denen er jede Ansicht ausführlich zu Wort kommen ließ, ehe er sich ein unabhängiges Urteil bildete. Immer war er voller Rücksicht für andere. Kaum einer genoß je sein volles Vertrauen; aber - -
es kennzeichnet ihn, daß er, der seinen Tod zu ahnen meinte, in tiefer Vertraulichkeit über seine Nachfolge mit Vittoria Colonna sprach, deren Haus sein ärgster innerer Feind war – daß er sich als Papst der über allen Parteien auf einsamer Höhe stehenden größten Frau Italiens eröffnete, die zwei Sonette mit der Bitte an ihn gerichtet hatte, ihr Geschlecht nicht zu verfolgen. Sein umfassender territorialer Nepotismus war noch ebenso in Renaissanceformen verankert wie seine Gewohnheit, für alle Handlungen durch Astrologen die günstige Stunde bestimmen zu lassen – wie seine prunkvollen Hoffeste im Vatikan mit Musikern, Improvisatoren, Sängerinnen, Tänzern und Hofnarren oder wie die Unbekümmertheit, mit der er die Taufe seiner Urenkel, der Zwillinge Ottavianos und Margaretes, an seinem Krönungstage feiern ließ. Neu aber war, daß er gleichzeitig seine bedeutenden Kräe für die verwandelnde Reform der Kirche einsetzte und damit die Bahnen seiner Vorgänger verließ. In dem greisen Pietro Bembo kreierte er den letzten Humanisten der italienischen Literatur zum Kardinal. gründete er das Heilige Offizium zur Bekämpfung der Häresie, doch wollte er die Inquisition mit Milde angewendet sehen; Irrende suchte er durch Überzeugung zu gewinnen. Er ist der erste Papst, der mit zwei berühmten strengen Erlassen für die Menschenrechte der von den Konquistadoren verfolgten und versklavten Indianer eintrat; daß die Wirkung ausblieb, ist nicht seine Schuld. Rabelais verhöhnte den Papst, Pietro Aretino hat ihn, je nach den Erfordernissen des Tages, besudelt oder besungen, Ariost aber setzte ihm im sechsundvierzigsten Gesang seines Orlando ein Denkmal, und Kopernikus widmete ihm sein erschienes epochemachendes Werk Über die Revolutionen der Himmelskörper. Er war der letzte große Mäzen der Spätrenaissance. Die schöne, seine baulichen Verdienste um Rom rühmende Marmorstatue steht heute in Santa Maria in Aracoeli. Nach dem Kaiserbesuch von beauragte er Michelangelo mit den Plänen zur völligen Neugestaltung des Kapitols, das Karl V. einen wenig würdigen Anblick geboten hatte. Doch wurde unter Pauls Pontifikat nur die Marc-Aurel-Statue vom Lateran auf den Kapitolsplatz überführt und die Doppeltreppe zum Senatorenpalast errichtet. Michelangelo vollendete den, von Antonio da Sangallo begonnenen Palazzo Farnese, den schönsten Palast Roms; er malte in der Sixtina das am . Oktober enthüllte Jüngste Gericht und anschließend die Fresken der in Pauls Aurag von Sangallo erbauten Cappella Paolina. Zwischen ihr und der Sixtina ließ der Papst durch Sangallo die erst vollendete Sala regia umbauen und dekorativ bereichern, wobei die von Fra Angelico für Nikolaus V. gemalte Sakramentskapelle zerstört wurde. In der Engelsburg entstanden die Prunkgemächer. Der vom Papst bei Santa Maria in Aracoeli errichtete Palast wurde zerstört, um Platz für das Vittoriano zu schaffen. Vasari, der unter Pauls Pontifikat, dem längsten des Jahrhunderts, - -
seine Künstlerleben schrieb, malte in der Sala dei cento giorni der Cancelleria seine die Regierung des Papstes verherrlichenden Fresken. schließlich übertrug Paul Michelangelo die Bauleitung der Peterskirche, deren Kuppel eine neue Zeit der Kirche und des Papsttums überwölben sollte.
JULIUS III. Giovanni Maria Ciocchi del Monte. .. bis .. Der am . September in Rom geborene del Monte wurde von Paul III. zum Kardinal von San Vitale kreiert und zum ersten Präsidenten des Tridentiner Konzils ernannt. Obwohl anfangs arbeitsam und pflichtbewußt, ergab sich Julius weltlichem Treiben, wobei sein nie abgelegtes bäurisches Benehmen unangenehm zu Tage trat. Stierkämpfe, Karnevalsvergnügungen, endlose Gastereien, Jagden und Spiel mit hohen Einsätzen kennzeichneten ihn. Einen Hohn auf die Zeit und eine Schmach für das Kardinalskollegium bedeutete es, daß Julius, der zwei Nepoten den roten Hut verlieh, es wagte, seinen einstigen Affenwärter, eine aus der Gosse aufgestiegene nichtswürdige Kreatur, den er durch seinen Bruder hatte adoptieren lassen, mit siebzehn Jahren als Innocenzo del Monte zum Kardinal zu machen und sich dabei über die Proteste aller Purpurträger hinwegzusetzen. Die Ernennung bot Anlaß zu den schlimmsten Vermutungen, die indessen nicht bewiesen werden konnten. Das Tridentinum nahm nach zeitweiliger Unterbrechung seinen Fortgang. Politisch verhielt sich Julius wie sein Vorgänger neutral und vermittelnd. England kehrte unter Maria der Katholischen, der Tochter Heinrichs VIII. und Gemahlin Philipps II. von Spanien, vorübergehend zur katholischen Kirche zurück. Mit Ottaviano Farnese, dem Enkel Pauls III. und Herzog von Parma, ließ sich der Papst in einen zeitraubenden, das Ansehen des Papsttums schädigenden Krieg ein. Den wahren Ernst der Zeit hat er nie begriffen, und nach dem Pontifikat Pauls III. hätte es eines anderen als dieses unselbständigen, energielosen, vergnügungssüchtigen, allen Stimmungen unterworfenen Papstes bedur. In Rom erinnert die Villa Giulia, das heutige etruskische Museum, an Julius, dessen Pontifikat sonst keine Spuren hinterlassen hat. Er berief Palestrina, der ihm den ersten Band seiner Messen widmete, als Kapellmeister an die Peterskirche.
MARCELLUS II. Marcello Cervini. .. bis .. Er war am . Mai in Montcpulciano geboren. Schon früh eignete er sich eine große Allgemeinbildung an und beschäigte sich nebenbei mit dem Veredeln von Bäumen, mit Buchbinderei, Zeichnen, Schnit- -
zen und Modellieren. In Siena studierte er Astronomie, Mathematik, Architektur und Altertumskunde. Klemens VII. beauragte ihn und seinen gelehrten Vater mit der Ausarbeitung einer Schri zur Kalenderreform. Später wurde Cervini Hausgenosse Kardinal Alessandro Farneses, des späteren Pauls III., und leitete hier die Erziehung des künigen Kardinal-Nepoten Alessandro. Beiden diente er in der Folge als Sekretär. Als einer der ernstesten, integersten Priester erlangte er bald schon Einfluß am Vatikan. erhob ihn der Papst zum Kardinal von Santa Croce in Gerusalemme, was von der Reformpartei lebha begrüßt wurde. Die verschiedenen ihm zugeteilten Bistümer ließ er ausgezeichnet verwalten. wurde er zum Legaten beim Tridentiner Konzil ernannt. Trotz der Fülle seiner Ämter vergaß er nie, daß er Gelehrter war, als der er sich um die Vatikanische Bibliothek größte Verdienste erworben hat. Michelangelo schätzte seine weitgehenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Architektur. Zahllose Forscher fanden seine Unterstützung – vom Kommentator Homers bis zum Autor eines Werkes über Fischkunde. Zur Krönung verbat er sich jede Festlichkeit, und sein Hof wurde wieder bescheiden wie zur Zeit Hadrians VI. Hatte er bereits Paul III. und Julius III. ihres Nepotismus’ wegen ernste Vorhaltungen gemacht, so verbot er jetzt seinen Verwandten, überhaupt in Rom zu erscheinen. Die wenigen Tage des Pontifikates dieses ideal gesinnten Papstes galten der Reform und der Gerechtigkeit. Als er starb, sprach der berühmte Historiker Onofrio Panvini das schöne Wort Vergils: »Das Schicksal wollte ihn nur zeigen.« Und auf sein Grab schrieb der Dichter Faustus Sabaeus: »Nicht das Grab ehrt die Asche – die Asche ehrt das Grabmal.« Marcellus’ Name lebt auch in der Tonkunst fort, denn Palestrina schrieb dem Andenken des heiligmäßigen Papstes sein berühmtestes Werk, die Missa Papae Marcelli. Eine Schwester des Papstes wurde die Mutter des heiligen Roberto Bellarmin. Das Porträt des Kardinals Cervini, ein Meisterwerk Francesco Salviatis, hängt in der Galleria Borghese in Rom.
PAUL IV. Gian Pietro Carafa. .. bis . Der am . Juni in Neapel Geborene studierte eologie, wurde Kammerherr Alexanders VI. und erfuhr die Förderung Julius’ II., der ihn zum Bischof von Chieti machte. Leo X. sandte ihn als Legaten zu Heinrich VIII. In England lernte er Erasmus von Rotterdam kennen, den er zur Herausgabe der Werke des heiligen Hieronymus anregte. wurde er Nuntius bei Ferdinand dem Katholischen in Madrid, wo sich sein das Haus Carafa kennzeichnender Haß gegen Spanien vertiee, obwohl ihm Karl V. zu Chieti noch das Erzbistum Brindisi verlieh. Hadrian VI. berief ihn wieder nach Rom, unter Klemens VII. verzichtete er auf seine Bistümer, um mit dem heiligen - -
Gaëtano von Tiene den Reformorden der eatiner zu begründen. wurde er Kardinal und Dekan des Kollegiums. Paul war die Seele der Reform in ihren strengsten Äußerungen. Der Reinheit seines Priestertums entsprachen ein ebenso hohes Selbstbewußtsein wie rücksichtslose Energie und eiserner Wille. Schon unter Paul III. galt er als die treibende Kra der Inquisition. Der kluge General der Augustiner-Eremiten und spätere Kardinal Girolamo Seripando äußerte: »Gebe Gott, daß er für die Reformierung der Kirche durchführe, was Paul III. mit Worten gewollt, denn dieser sprach und tat nichts, Julius sprach nichts und tat nichts, Marcellus tat, was er tun konnte, und sprach nichts. Wenn doch Paul IV. spräche und täte – ja täte, was er sprach.« Die Hoffnungen Seripandos erfüllten sich zunächst keineswegs. Paul förderte unter zahlreichen Nepoten, von denen er drei zu Kardinälen erhob, vor allem Carlo Carafa, einen gewissenlosen, verrohten Abenteurer und Condottiere, der KardinalStaatssekretär wurde, während es sein ihm wesensähnlicher Bruder Giovanni zum Herzog von Paliano brachte. – Papst und Kardinal wurden in ihrer Politik nur von leidenschalichem Haß gegen Spanien, Karl V. und nach dessen Abdankung im Januar gegen Philipp II. geleitet. Schon im Dezember , nur kurz nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens vom . September, der die Glaubensspaltung besiegelte, verbündete sich Paul mit Heinrich II. von Frankreich, der die Protestanten unterstützte, mit den Türken zusammenarbeitete und lutherische Landsknechte in Sold nahm, so wie der Papst sich nicht scheute, hugenottische Söldner in Dienst zu nehmen. Pauls Kriegsplänen kam der Herzog von Alba im Aurage Philipps II. zuvor und bedrohte, von Neapel kommend, den Kirchenstaat. Sein Sieg bei Paliano, gleichzeitig mit dem spanischen Sieg über Frankreich bei St. Quentin am . August sowie die Drohung eines neuen Sacco di Roma, zwangen Paul zum Frieden von Cava-Palestrina, der am . September besiegelt wurde. Die Friedensbedingungen Philipps II. waren ebenso maßvoll, wie die Schäden des provozierten Feldzuges sich für Paul als sehr schwerwiegend erwiesen. Der Friede von Cateau-Cambresis vom . April festigte endgültig für längere Zeit die spanische Herrscha in Italien. Nach dem politischen Bankrott des spanischen Feldzuges widmete sich Paul der Reform, ohne dabei ein Interesse an der Fortsetzung des Tridentiner Konzils zu beweisen. Er begann streng gegen den verlotterten Klerus vorzugehen und simonistische Regungen im Hinblick auf eine neue Papstwahl zu unterdrücken. Seine Bestrebungen haben die späteren Dekrete des Tridentinums entscheidend beeinflußt. Was er indessen Gutes geschaffen, ist vor der Geschichte durch den Ruf verdunkelt worden, den er sich als Papst der unerbittlichsten Inquisition geschaffen hat. Alles elementar Christliche außer acht lassend, erhob der von pathologischem Haß erfüllte, völlig Mitleidlose die Inquisition zu seiner Lieblingsbehörde und tat den entsetzlichen Schwur: »Selbst - -
wenn mein eigener Vater Häretiker wäre, würde ich das Holz zusammentragen, um ihn verbrennen zu lassen.« Kardinal Seripando schrieb: »Im Anfang war dieser Gerichtshof maßvoll und milde, wie es der Natur Pauls III. entsprach; später aber, vor allem infolge der unmenschlichen Strenge Carafas, gewann er eine solche Bedeutung, daß man dafür hielt, nirgends auf der ganzen Erde würden schrecklichere und furchtbarere Urteile gefällt.« Paul scheute sich in seinem dauernden, zur zweiten Natur gewordenen Schnüffeln nach Häretikern nicht, mit anderen völlig Schuldlosen zwei um die Kirche wahrha verdiente Kardinäle zu verfolgen. Den von Paul aufgestellten ersten Index der verbotenen Bücher von erklärte der heilige Petrus Canisius, der erste deutsche Jesuit, für einen Stein des Anstoßes, und Kardinal Michele Ghislieri, der gewiß strenge Leiter der römischen Inquisition und spätere Pius V., stellte fest, daß man sich mit der Indizierung der Cento Novelle antiche und des Rasenden Roland von Ariost lächerlich mache. So mußte der Index in dieser Form später wieder aufgehoben werden. Die Juden, die so o bei den Päpsten Hilfe und Gerechtigkeit gefunden hatten, wies der Tyrann wieder ins Getto. Paul erlebte Anfang endlich die Enthüllung des verbrecherischen Verrates Kardinal Carlo Carafas, der nun ohne Erbarmen mit anderen Nepoten aus Rom verjagt wurde. Der Papst starb in der Erkenntnis, sein Reformwerk durch seinen Nepotismus selber kompromittiert zu haben. Nach seinem Tode folgte ihm der Fluch der vom Terror befreiten Bevölkerung ins Grab. Das Inquisitionsgebäude wurde eingeäschert, Pauls Statue auf dem Kapitol gestürzt. Paul, dessen Grabdenkmal in Santa Maria sopra Minerva steht, bedeutete, abgesehen von allem, was an seinen Reformen echt war, einen Rückschritt in die Zeit Bonifaz’ VIII. Wie dieser maßregelte er die Welt – wie dieser hielt er die Fürsten der Erde für unreife Schüler, die seine ebenso hochmütigen wie rhetorischen Befehle entgegenzunehmen hatten. Die Künste mußten unter der eisigen Härte des Carafapapstes verkümmern. Die Nachwelt vermag in dem versteinerten Asketen ohne Menschenkenntnis und Maßhaltung keine liebenswerte Seite zu erkennen. schrieb Paul das Fest Petri Stuhlfeier als Fest des päpstlichen Primates vor.
PIUS IV. Giovanni Angelo de’ Medici. .. bis .. Trotz aller Ausschreitungen gegen die Carafa rief das Kardinalskollegium den abgesetzten Kardinal-Nepoten Carlo Carafa zurück und ließ ihn am Konklave teilnehmen, das den bisher nie hervorgetretenen, mit dem Florentiner Fürstenhaus nicht verwandten Kardinal von Santa Pudenziana wählte, der am . März als Sohn eines - -
Notars in Mailand geboren worden war. Nach medizinischen, philosophischen und juristischen Studien in Pavia und Mailand kam er nach Rom, wo er durch den späteren Paul III. bald hoher Verwaltungsbeamter wurde. Nach wechselvollem Wirken erfolgte der immer raschere Aufstieg Medicis, von dem vor zwei uneheliche Töchter und ein unehelicher Sohn nachgewiesen sind, die nie Bedeutung erlangt haben. wurde der politisch sehr Tätige Erzbischof von Ragusa, Kardinal. Unter Paul IV. zog er sich in sein Bistum Foligno zurück. Die Wahl des freundlichen, lebhaen, wohltätigen und schlichten Medici löste allgemeine Freude aus. Pius bemühte sich um gutes Einvernehmen mit den Fürsten sowie um das Vorwärtskommen seiner Nepoten, der Hohenems – auch Altemps genannt –, der Serbelloni, der Borromeo und anderer. Im ganzen erschienen etwa zwanzig Nepoten in Rom. Einer von ihnen war der einundzwanzigjährige Carlo Borromeo, der gute Geist des Pontifikates und Heilige der Gegenreformation. Im März hielt Pius Gericht über die Carafa, nachdem Herzog Giovanni von Paliano, von seinem Bruder Kardinal Carlo unterstützt, seine Gemahlin hatte ermorden lassen. Beide wurden mit ihren Komplicen hingerichtet. Diese Tragödie bedeutete das Ende des territorialen Nepotismus. Von Pius IV. an begnügten sich die Nepoten, sofern sie in Erscheinung traten, mit gesellschalichen Rangerhöhungen und Adelstiteln. Am . und . Dezember fand nach wechselvollen Schicksalen und Ereignissen die Schlußsitzung des Tridentiner Konzils statt. Die Einheit des Glaubens hat es zwar nicht wieder herzustellen vermocht, doch tri die Schuld hierfür nicht das Konzil, sondern die Versäumnisse der Jahrzehnte seit dem Aureten Luthers. Es gewann indessen höchste Bedeutung für die schon bald allenthalben spürbare Erneuerung des katholischen Lehrgebäudes und Lebens. Pius bemühte sich in Zusammenarbeit mit dem Konzil erfolgreich um größte Milde in der Frage der Inquisition, deren autonome Machtstellung nur aus der damaligen gärenden Zeit heraus begreiflich erscheint, in welcher Glaubensfragen im Vordergrund standen und Häresien meist verhängnisvoll auf das Staatsleben zurückwirkten. So begannen mit dem Gemetzel von Vassy vom . März die sechsunddreißig Jahre währenden französischen Religionskriege und die große Abfallbewegung, an der die Politik Caterina de’ Medicis die Hauptschuld tri. Pius, gegen dessen Leben es zu einer Verschwörung kam und dessen Steuerpolitik in Rom große Unzufriedenheit auslöste, zeichnete sich durch nüchterne Klugheit und Maßhaltung aus, was der Gegenreformation weitgehend zugute kam. Sein Mäzenatentum ist für die bildenden Künste bedeutsamer geworden als für die Literatur. So ließ er im Vatikan den Belvederehof im Sinne Bramantes durch Pirro Ligorio vollenden und die wohl schon von Michelangelo entworfene große Nische, den berühmten Nicchione, bauen, in der seit Paul V. - -
der schon von Dante erwähnte riesige Pinienzapfen steht. vollendete Giovanni da Udine seine Malereien in der Loggia della Cosmografia. Auch die Kassettendecke der Sala del Concistoro Segreto ließ Pius arbeiten, während die Sala dei Papi, die Sala regia und die Sala ducale verschönert wurden. Mit der Casina Pio IV. in den vatikanischen Gärten entstand eine der kostbarsten baulichen Schöpfungen, der einzige vollständig erhaltene Profanbau des Übergangs von der Renaissance zum Barock. Pius ließ von Michelangelo, der weiterhin Leiter des Baues der Peterskirche blieb, die Porta Pia entwerfen und übertrug ihm die Bauleitung. Die Porta del Popolo ließ er umbauen und in den Diokletiansthermen der Piazza Esedra die im Jahre vollendete Kirche Santa Maria degli Angeli errichten, wiederum ein Werk Michelangelos. Hier steht auch das Grabmal des Papstes. Pius bestand auf der Durchführung der Gedanken und Pläne Michelangelos für St. Peter.
PIUS V. Antonio Michele Ghislieri. .. bis ... Heiliggesprochen am .. Der Reformkardinal Carlo Borromeo war die treibende Kra, die zur Wahl Ghislieris führte. Am . Januar in Bosco/Alessandria in Savoyen von armen Eltern geboren, trat Ghislieri mit vierzehn Jahren in den Dominikanerorden ein, wurde Prior und Inquisitor von Como. lernte er in Rom den späteren Paul IV. kennen, der ihn förderte. Ghislieris Glaubenseifer lehnte es ab, eine gefahrvolle Reise in das protestantische Chur verkleidet zu unternehmen, weil er sich glücklich schätzte, den Märtyrertod im Kleide des heiligen Dominikus sterben zu können. Julius III. berief ihn als Generalkommissar der Inquisition nach Rom. Er blieb hier in gleicher Eigenscha auch dann noch, als ihn Paul IV. trotz seines Sträubens zum Bischof von Sutri und Nepi machte, sodann zum Kardinal von Santa Maria sopra Minerva, später von Santa Sabina. Pius IV. schränkte seine Befugnisse als Großinquisitor ein. Als Papst trug der strenge, gewissenhae, von allem Irdischen losgelöste Asket unter den Pontifikalgewändern weiter die härene Mönchskutte, behielt seine klösterlich-demütige Lebensweise bei und blieb Mönch, soweit es seine Pflichten gestatteten. Zweimal im Jahre pilgerte er zu Fuß zu den sieben Erzbasiliken. Nur die dringenden Bitten der Kardinäle veranlaßten ihn, einen nicht bedeutenden Neffen und Dominikaner zum Kardinal und Staatssekretär zu erheben. Pius ging sogleich unnachsichtlich an die Reform der Sitten in Rom. Seine guten Absichten trieben ihn dabei o so weit, daß es hieß, er wolle Rom in ein Kloster verwandeln. Mit eiserner Strenge sorgte er dafür, daß die Justiz wirklich Recht sprach. Hinsichtlich der Inquisition griff er auf die Erlasse Pauls IV. zurück. Kam es auch in der un- -
ermüdlichen Durchführung der Dekrete von Trient zu Härten, ja gelegentlich zu Todesurteilen, so war der Papst doch weit von dem jede Denunziation begierig aufgreifenden Terrorregime Pauls IV. – freilich auch o von der Milde Pius’ IV. – entfernt. Er hat die Glaubenseinheit Italiens gerettet und das Land vor politischen Umwälzungen und Bürgerkriegen bewahrt, wie sie die französischen Hugenottenkriege darstellten. Doch wies ein Kapuzinerpater den Papst, der andere Ansichten, sogar Äußerungen des Tadels, demütig anhörte, darauf hin, daß auf jede Stelle der Bibel, die Gottes Gerechtigkeit betone, zehn andere kämen, die seine Barmherzigkeit priesen. Für Milde gegen Irrende plädierte in Rom auch der heilige Petrus Canisius mit Erfolg. Politisch war Pius’ Pontifikat von Auseinandersetzungen mit den staatskirchlichen Ansprüchen Philipps II. von Spanien, den Wirren in den Niederlanden, den schon unter Pius IV. ausgebrochenen französischen Religionskriegen sowie den Katholikenverfolgungen im Rahmen der staatskirchlichen Umwälzungen Englands unter Elisabeth I. erfüllt. Frankreich, wo kirchliche und politische Belange unter der religiös völlig indifferenten Caterina de’ Medici unentwirrbar verflochten waren, gewährte den Hugenotten nach dem zweiten und dritten Hugenottenkrieg im Frieden von St. Germain vom . August Religionsfreiheit. Am . Februar erließ Pius seine Bannbulle gegen Elisabeth I. – es ist der letzte Bann mit »Absetzung«, der gegen einen regierenden Fürsten ausgesprochen worden ist. Die einzige Folge dieses unbedachten Schrittes war eine tragische, alle nur denkbaren Grausamkeiten entfesselnde Verschärfung der Katholikenverfolgungen. In Deutschland schließlich bekannte sich der dem Protestantismus sehr geneigte Kaiser Maximilian II. zum Augsburger Religionsfrieden von . Pius verlangte den Bruch desselben, und man vermochte ihn nur mit Mühe von seiner Forderung abzuhalten, um den Kaiser nicht noch zum offenen Kampfe mit Rom zu treiben. Die Spannung wurde verschär, als Pius dem Herzog Cosimo von Florenz als einzigem italienischen Fürsten die Würde des Großherzogs verlieh; Maximilian II. sprach ihm als Lehensherr von Toskana das Recht hierzu ab. Die große Tat des Pontifikates war die heilige Liga vom . Mai zwischen dem Papst, Spanien und Venedig gegen die vordringenden Türken. Unter dem Oberbefehl des Don Juan d’Austria, des natürlichen Sohnes Karls V., des Marcantonio Colonna, eines Neffen der Vittoria Colonna, als Befehlshaber der päpstlichen, sowie des Admirals Sebastiano Vernier als Befehlshaber der venezianischen Flotte, wurden die Türken am . Oktober in der Seeschlacht von Lepanto völlig geschlagen. Es war einer der größten Siege über den Islam. Das vom Papst zum Danke gestiete Fest Unserer Lieben Frau vom Sieg wird am . Oktober gefeiert. Gregor XIII. nannte es das Rosenkranzfest, Klemens XL schrieb es für die ganze Kirche vor. Der - -
gläubige Idealismus des Papstes hat der abendländischen Kultur mit diesem Siege unschätzbare Dienste erwiesen. Venedig jedoch schloß mit den besiegten Türken einen schmachvollen Sonderfrieden und trat Zypern ab, das den Anstoß zum Vorgehen der Liga gegeben hatte. Voltaire spottete, es habe so ausgesehen, als seien die Türken bei Lepanto Sieger geblieben. Wie alle Heiligen Ligen früherer Päpste, brach auch die Liga von schon bald wieder zusammen, weil die Sonderinteressen der Mächte die Oberhand gewannen. Den Sieg von Lepanto haben Tizian in seiner Allegorie in Madrid, Paolo Veronese in zwei Bildern der Accademia und des Dogenpalastes von Venedig, Tintoretto in einem zerstörten Werk, Vasari in einem vom Papst in Aurag gegebenen Fresko der vatikanischen Sala regia verherrlicht. In Santa Maria in Aracoeli in Rom wurde vom Papst zur Erinnerung eine Kassettendecke gestiet. Pius’ Grab, eine Stiung Sixtus’ V., befindet sich in Santa Maria Maggiore. Während seines Pontifikates trat Michael Bajus, der Vorläufer des Jansenismus, mit seiner Heilstheologie auf, unterwarf sich jedoch . Müssen viele Maßnahmen des Papstes aus der verzweiflungsvollen religiösen Situation seiner Zeit, aus seinem mangelnden politischen Verständnis oder seiner geringen Menschenkenntnis heraus verstanden werden, so besteht kein Zweifel, daß er wie ein Heiliger gelebt hat. Riemens XI. sprach ihn heilig. In Fragen des Glaubens kannte er keine Rücksicht auf menschliche Wünsche und Belange – und er wäre für die Kirche zum Opfer seines Lebens bereit gewesen. »Dank seinem unermüdlichen Eifer begann der tote Buchstabe des Konzils allmählich Leben zu werden und das Angesicht der ganzen Kirche zu erneuern«, schreibt Ludwig von Pastor. Unter seinem Pontifikat erhielt Jacopo Vignola den Aurag zum Bau der Jesuitenkirche il Gesù in Rom, einer Stiung des Kardinal-Nepoten Alessandro Farnese.
GREGOR XIII. Ugo Boncompagni. .. bis .. Die Wahl des am . Januar in Bologna geborenen, liebenswürdigen, uneigennützigen Juristen wurde allgemein begrüßt. Er hatte seine Lauahn als Professor der Jurisprudenz an der Universität Bologna begonnen, war dann in verschiedenen kleineren Ämtern in Rom und Trient tätig gewesen und Vizelegat geworden. Unter Paul IV. und Pius IV. hatte er als Jurist in Rom gearbeitet. Nach weiterer Tätigkeit in Turin wurde er im Jahre zum Kardinal von San Sisto erhoben und von Pius IV. in einer Mission nach Madrid gesandt. Unter Pius V. opponierte er als Jurist wiederholt gegen die Härten des Papstes. Auf Drängen der Kardinäle machte er einen ebenso gutmütigen wie unbedeutenden Neffen zum Kardinal, der indessen noch lange Zeit als der ärmste Kardinal galt. Einem Sohn Giacomo, der ihm zehn Jahre vor seinem Eintritt in den Priesterstand - -
geboren worden war, kaue er später außerhalb des Kirchenstaates ein Herzogtum und eine Grafscha. Giacomo führte das Leben eines Mäzenaten, berief Palestrina als Konzertmeister und unterhielt Beziehungen zu Tasso. Die vom heiligen Carlo Borromeo beeinflußte Reformtätigkeit Gregors fiel in die Zeit des Wirkens großer Heiliger: In Rom gründete Filippo Neri, der Stadtheilige Roms, der »Mystiker der Heiterkeit« und Freund des Proletariates, das Oratorium, in dessen Rahmen hervorragende Laien neue Wege zu einem Leben der religiösen und geistigen Erneuerung geführt wurden, um ihrerseits als Laienapostel die Botscha des heiligen Filippo Neri weiterzutragen. Der spätere Kardinal Cesare Baronio war Filippos anhänglichster Schüler und schrieb in seinem Aurag seine große Papstgeschichte. berief Gregor den heiligen Jesuiten Roberto Bellarmin, den Neffen Marcellus’ II. und Professor in Löwen, nach Rom, wo er eine reiche literarische und theologische Tätigkeit entfaltete und als führender Lehrmeister an den von Gregor für Deutschland und England gegründeten Priesterhochschulen, dem Germanicum-Hungaricum und dem Anglicanum, lehrte. Gleichzeitig erstand Spanien in Teresa von Avila eine der größten Heiligen aller Zeiten, deren Karmeliterregel Gregor bestätigte. Mit ihr zusammen wirkte der heilige Johannes vom Kreuz, der Klassiker der Mystik. Politisch wurde Gregors Pontifikat durch das Gemetzel der Bartholomäusnacht vom . zum . August eingeleitet, in der Caterina de’ Medici, deren Sohn Karl IX. ganz von ihr beherrscht wurde, ihre finstere Politik mit der Vernichtung der führenden Hugenotten krönte. Ihre Untat bildet die tragische Parallele zu den jahrelangen Greueltaten der Hugenotten an den Katholiken. Gregor feierte den, wie er aufrichtig glaubte, Sieg der katholischen Sache in Frankreich durch ein feierliches Te Deum – doch nicht, wie häufig behauptet wird, aus Freude über das Verbrechen, dessen Motive ihm völlig falsch dargestellt worden sind. Als er die Wahrheit erfuhr, brach der entsetzte Papst in Tränen aus und rief: »Ich weine über das unerlaubte und von Gott verbotene Verfahren des Königs.« Die Gefahr eines kriegerischen Einbruchs der Hugenotten war zwar gebannt – die von Rom an das Ereignis geknüpen Hoffnungen erwiesen sich jedoch bald als trügerisch, und die Hugenottenkriege vom vierten – – bis zum siebenten – – gingen unter Karl IX. und seinem Bruder Heinrich III., dem letzten Valois, weiter. Die Ablehnung der von Gregor geforderten Annahme der Beschlüsse des Tridentiner Konzils bedeutete eine entscheidende Stärkung des Gallikanismus, das heißt, der französischen kirchlichen Eigenständigkeit. war der Hugenottenführer Heinrich von Navarra nach dem Tode des einzigen Bruders des kinderlosen Heinrich III. ronfolger geworden. Um Navarra auszuschalten, sammelten sich die französischen Katholiken um den selber nach der Krone strebenden Herzog Heinrich von Guise, der sich am . Dezember mit Philipp II. von Spanien in der Heiligen Liga - -
von Joinville gegen den schwankenden Heinrich III. und den antispanischen Navarra verbündete. Gregor billigte die Liga nur in vorsichtigen mündlichen Formulierungen. Während der Papst in vielen europäischen, vom Protestantismus erfaßten Ländern mit wechselndem Erfolg für die Sache der Gegenreformation tätig war, hat er sich durch sein Verhalten England und Königin Elisabeth I. gegenüber Blößen gegeben und in ein peinliches Zwielicht gesetzt: nachdem sein Drängen, Philipp II. zu einer kriegerischen Intervention in England zu veranlassen, erfolglos geblieben war, unterstützte er den Plan eines atheistischen Abenteurers zu einem Aufstand gegen Irland, der jämmerlich zusammenbrach. Die Folge waren erneute grausame Katholikenverfolgungen Elisabeths. Später billigte Gregor sogar einen Plan zur Ermordung der Königin, der von einigen katholischen englischen Adligen ausging. War der politische Mord auch Allgemeingut der juristischen Anschauungen der Zeit und hat auch Elisabeth ihrerseits Mordpläne gegen Gregor gehegt, so mußte dieser doch als ein Papst der Gegenreformation über solchen Zeitansichten stehen, die einen Gebannten für vogelfrei erklärten. Unter dem Pontifikat Gregors begannen die katholischen Missionen in Asien, Afrika und Amerika weltweite Formen anzunehmen; hier leisteten die Jesuiten unschätzbare Dienste, sowohl für die Wissenscha wie für die Religion. In Rom, das Montaigne in seinem Tagebuch von und lebendig und farbig beschreibt, entfaltete Gregor eine vielgestaltige Bautätigkeit. In seinem Dienste arbeiteten Giacomo Vignola, Giacomo della Porta, Bartolomeo Ammanati, Martino Lunghi, Giorgio Vasari und Federigo Zuccari. Die Peterskirche ging unter der Leitung Portas ihrer Vollendung entgegen, Lunghi baute für die Oratorianer die Chiesa Nuova, genannt Santa Maria in Vallicella. Viele römische Brunnen entstanden. Die Ausgestaltung des Kapitols nach Michelangelos Entwürfen machte bedeutende Fortschritte. Auch hier arbeiteten in Gregors Aurag Porta und Lunghi. ließ der Papst den Bau des Quirinalspalastes beginnen. Auch die Sala di Bologna im Vatikan erinnert an Gregor, auf dessen Initiative eine der bedeutendsten Schöpfungen vatikanischer Freskenkunst zurückgeht: die Galleria delle Carte Geografiche mit den sechzehn monumentalen, als Kunstwerke wie als Dokumente wertvollen Kartenmalereien Ignazio Dantis. Die bedeutendste Tat des Papstes von weittragender kulturhistorischer Bedeutung aber ist die Gregorianische Kalenderreform auf Grund der Bulle Inter gravissimas vom . Februar . Erst im . Jahrhundert schlossen sich alle westlichen Länder der Reform an, nach dem ersten Weltkrieg einige Länder der orthodoxen Kirche. Der bewegte Pontifikat des immer arbeitsamen, frommen, von tätiger Nächstenliebe erfüllten Papstes, der in der Peterskirche begraben liegt, bezeichnet einen entscheidenden Abschnitt des Papsttums der Gegenreformation. - -
SIXTUS V. Felice Peretti. .. bis .. Am . Dezember in Grottamare in ärmlichsten Verhältnissen geboren, trat er in den Franziskanerorden ein, wo er besonders als Prediger Ruhm erntete und seiner Reformstrenge wegen bekannt war. Paul IV. berief ihn als Inquisitor Venedigs, Pius V. zum Generalvikar der Franziskaner-Konventualen bei gleichzeitiger Ernennung zum Bischof von Santa Agata dei Goti. Als Peretti Kardinal wurde, nannte er sich Montalto. Unter Gregor XIII. war er zur Untätigkeit verurteilt – beide konnten sich nicht leiden. Seine Empörung gegen Gregor wird verständlich, denn die Ermordung seines Neffen, des Gatten der durch Stendhals und Tiecks Romane in die Weltliteratur eingegangenen Vittoria Accorombona, blieb ungesühnt. Als Papst machte Sixtus, der stets auf die Tiara geho hatte, sogleich seinen fünfzehnjährigen Neffen Alessandro Peretti-Montalto zum Kardinal, der sich später zu einer ausgezeichneten Persönlichkeit entwickelte. Auch andere Verwandte versorgte er, jedoch nicht auf Staatskosten. Sixtus’ Pontifikat begann mit rücksichtslosesten Maßnahmen gegen das Banditenunwesen. Zwei Jahre später herrschte Sicherheit im Kirchenstaat. Drakonisch wurde von Sixtus die Todesstrafe auch für Blutschande, Kuppelei, Abtreibung, Sodomie und Ehebruch angeordnet, sogar für ihm nahestehende Personen. Zum Küstenschutz gegen die Korsaren schuf er eine Kriegsflotte. Er sorgte umsichtig für die Verproviantierung Roms, nahm die Austrocknung der Pontinischen Sümpfe in Angriff, hob den Ackerbau, förderte die Woll- und Seidenindustrie und konnte auf einen Staatsschatz von vier Millionen Scudi hinweisen, zu welchem der Verkauf von Ämtern das Seine beigetragen hatte. Die von ihm durchgeführte Organisation der Kurie und der Kongregationen hat sich, von zeitbedingten Wandlungen abgesehen, bis heute bewährt. Sixtus erblickte in Elisabeth I. von England den stärksten Feind der Gegenreformation, würdigte indessen ihre Eigenschaen als Herrscherin. Er hatte keine Skrupel, Spanien, dessen Politik Frankreich gegenüber er ablehnte, zum Krieg gegen England aufzufordern. Am . Juli schlossen Philipp II. und Sixtus einen Vertrag über einen Krieg und die Rückgewinnung Englands für den alten Glauben. Die hochfliegenden päpstlichen und spanischen Pläne wurden jedoch bald gegenstandslos, als die berühmte spanische Armada in der entscheidenden Kanalschlacht vom . Juli bis . August vernichtet und damit das Fundament der spanischen Weltmacht erschüttert wurde. Für Sixtus war somit jede Hoffnung auf die Rückkehr Englands zur Glaubenseinheit geschwunden. Die vertraglich zugesicherten Kriegsgelder an Spanien zu zahlen, hielt er sich nach dessen Niederlage nicht mehr für verpflichtet. In die seit immer verworrener werdende Lage Frankreichs wird Sixtus während des ganzen Pontifikats hineingezogen: am - -
. September bannt er Heinrich von Navarra und löst damit den achten und letzten, dreizehn Jahre währenden Hugenottenkrieg aus; am . Dezember wird der Ligaführer Heinrich von Guise durch König Heinrich III. ermordet; jedes Bemühen, die Ligakatholiken, die königstreuen Katholiken und die katholischen Anhänger Heinrichs von Navarra zu gemeinsamem Vorgehen gegen die Hugenotten zu verbinden, mißlingt dem Papst; am . August wird Heinrich III. ermordet. Über allen Wirren droht die Übermacht Philipps II. von Spanien, der, als Vater der Infantin Clara Eugenia, die durch ihre Mutter die letzte Erbin der Valois ist, unter religiösen Vorwänden eigene ronansprüche in Frankreich verfolgt. Mit seinem Sieg bei Ivry am . März hat Heinrich von Navarra endgültig die Oberhand über die Liga gewonnen und sich den Weg bereitet, um als Heinrich IV. und erster Bourbone den ron zu besteigen. Entgegen den Forderungen Philipps II., gegen Heinrichs Anspruch aufzutreten, verhielt sich Sixtus abwartend, da er die rein politischen Absichten Philipps II. durchschaute. Sixtus, dem in hohem Maße ein politischer Blick eignete und der das Übergewicht der spanischen Weltmacht quälend empfand, hatte erkannt, daß die Unabhängigkeit Roms nur durch ein Gleichgewicht der katholischen Mächte untereinander zu erreichen war. Sixtus liegt in der »Sixtinischen Kapelle« von Santa Maria Maggiore begraben, die er durch Domenico Fontana hatte errichten und in die er auch Pius V. hatte überführen lassen. Sein Herz – und von da an die Herzen aller Päpste bis zu Leo XIII. – wurde nach SS. Vincenzo ed Anastasio gebracht. Er gehörte zu jenen Päpsten, die weniger durch anziehende menschliche Seiten fesseln, als vielmehr durch ihre hohe Bedeutung als Herrscher Bewunderung fordern. Sehr unzeitgemäß vertrat er das Recht, die Welt zu bevormunden und über Zeitliches ebenso wie über Geistliches zu entscheiden; er folgte hierin Anschauungen Pauls IV. und Bonifaz’ VIII., denen er im übrigen weit überlegen war. Er ließ sogar die Disputationen, das Meisterwerk des heiligen Jesuiten und späteren Kardinals Roberto Bellarmin, indizieren, weil dieser darin eine andere, reifere Ansicht vertrat und nur eine indirekte päpstliche Gewalt im Zeitlichen anerkannte. Als Staatsmann gehört Sixtus zu den größten Gestalten seines Jahrhunderts. Seine franziskanische Lebensweise behielt er auch als Papst bei. Im römischen Volke, dem er ein umsichtiger Regent war, lebt er als Papa Sisto legendenumwoben und in zahllosen Anekdoten fort. Unerschrockenheit, Willenskra, Verstandesklarheit und Unparteilichkeit haben ihn mehr ausgezeichnet als Güte und Milde. Viele verwandte Seiten verbinden ihn mit Julius II. Sein Pontifikat war von hervorragender Bedeutung für Kunst und Wissenscha. Er förderte unter anderem das vom heiligen Filippo Neri angeregte große Kirchengeschichtswerk des Cesare Baronio, der dem Papst die beiden ersten Bände widmete – eines der Meisterwerke abendländischer - -
Geschichtsschreibung, eine Fundgrube für die Papstgeschichte des Mittelalters. Auch Tasso erfreute sich des persönlichen Schutzes des Papstes, dessen Bautätigkeit der Dichter voller Begeisterung in Versen besungen hat – vor allem Sixtus’ großes Werk, die riesigen Wasserleitungen der Acqua Felice, mit denen er die sieben Hügel Roms im eigentlichen Sinne wieder erschlossen hat. Die Trajans- und die Marc Aurel-Säule weihte Sixtus den Aposteln Petrus und Paulus und begann damit seine Umgestaltung heidnischer Monumente in christliche Denkmäler. Das Stadtbild verschönerte er durch neue Straßen und Plätze; nach ihm ist die Via Sistina benannt. Den gleichfalls von Tasso besungenen gewaltigen Obelisken des Caligula aus Heliopolis, der seit Jahrhunderten halbverschüttet neben der Peterskirche lag, ließ er durch Domenico Fontana auf dem Petersplatz aufstellen. Auch andere Obelisken Roms ließ Sixtus ausgraben und vor Santa Croce, vor dem Lateran, vor Santa Maria Maggiore und auf der Piazza del Popolo aufstellen. ließ er durch Fontana den neuen Lateranspalast erbauen, wo Fresken die Taten des Papstes verherrlichen. Im Vatikan teilte Sixtus den Belvederehof durch den Querbau der heutigen Bibliothek in zwei Teile; der Salone di Sisto V. mit seinem reichen, wiederum die Taten des Papstes und die Größe des Buches preisenden Freskenschmuck ist heute der kostbarste Ausstellungsraum der Welt für Bücher. begann Fontana den neuen vatikanischen Palast zu bauen, der unter den folgenden Päpsten vollendet und ausgestaltet wurde. Das gewaltigste Werk, das Sixtus am . Dezember durch Giacomo della Porta und Fontana in Angriff nehmen ließ, war die Kuppel von St. Peter nach Michelangelos Modell. Am . Mai konnte nach einer Dankesmesse der letzte, eigens geweihte, mit Sixtus’ Namen versehene Stein in die Kuppel gesetzt werden. In Goldmosaik stehen in der Laternenspitze die Worte: Sancti Petri Gloriae Sixtus Pontifex Maximus V. Anno . Ein Bildnis Sixtus’ V. der römischen Schule hängt in der vatikanischen Pinakothek.
URBAN VII. Giambattista Castagna. .. bis .. Der kurze Pontifikat des am . August in Rom geborenen Kardinals von San Marcello und einstigen Nuntius in Madrid verlief ereignislos.
GREGOR XIV. Niccolò Sfondrati. .. bis .. In der Zeit der Sedisvakanz nach dem Tode Urbans VII. scheinen die sogenannten Papstweissagungen des Malachias entstanden zu sein, - -
deren Rückdatierung auf die Zeit Coelestins II. somit eine Fälschung darstellt. Die Ursprünge dieser Sinnsprüche auf die einzelnen Pontifikate bis heute sind nicht mehr festzustellen. Die von Tasso in einem Sonett beklagte Sedisvakanz nahm mit der Wahl des, wiederum von Tasso in einer seiner schönsten Dichtungen gefeierten, Kardinals von Cremona ein Ende. Der am . Februar in Mailand geborene Gregor hatte Jura studiert und war ein Freund der Heiligen Carlo Borromeo und Filippo Neri. In Rom lebte der heiligmäßige, stille, sehr leidende Kardinal ganz zurückgezogen. Politisch völlig unerfahren, beging er die Unklugheit, einen gleichfalls unerfahrenen Neffen und anmaßenden Emporkömmling zum Kardinal und Staatssekretär zu erheben, der bald das höchste Mißfallen der Kardinäle erregte. Die von Sixtus V. durchgeführte Politik des Gleichgewichtes wurde zugunsten Spaniens und zum Schaden Heinrichs IV. von Frankreich wieder aufgegeben. Unheilvollerweise entschloß sich Gregor sogar zu militärischer Hilfe gegen den französischen König. Er scheiterte dabei vollkommen und minderte den von Sixtus V. mühsam gesammelten Schatz auf das empfindlichste. Die innerkirchliche Arbeit des Papstes hielt sich in den gegenreformatorischen Bahnen seiner Vorgänger. Palestrina widmete ihm eine Motettensammlung. Gregor ließ die Laterne auf die unter Sixtus V. vollendete Peterskuppel aufsetzen.
INNOZENZ IX. Gian Antonio Facchinetti. .. bis .. Zweifellos hatten die Kardinäle absichtlich einen leidenden Greis gewählt, weil dieser Philipp II. so angenehm wie sein Vorgänger war, während die Kardinäle ihren Haß gegen Spanien zu verbergen und Zeit zu gewinnen suchten. Innozenz’ Tätigkeit hielt sich politisch auf der Linie seines Vorgängers. Als Bauherr folgte er den Plänen Sixtus’ V. Immer freundlich, würdevoll und heiligmäßig, wurde er bei seinem Tode aufrichtig betrauert.
KLEMENS VIII. Ippolito Aldobrandini. .. bis .. Er entstammte einem aus Florenz nach Rom ausgewanderten Geschlecht, war am . Februar in Fano geboren, studierte Jura, trat in päpstliche Dienste, wurde im Jahre Kardinal von San Pancrazio und bewies im Jahre seine diplomatische Begabung in den polnischen ronfolgestreitigkeiten nach dem Tode König Stephan Bathorys. Obwohl er als Kardinal scharfe Kritik am Nepotismus geübt hatte, verfiel er als Papst dem gleichen Fehler und erhob, freilich erst nach langen Überlegungen und unter starkem Drängen der Kardinäle, seine beiden Neffen Cinzio Passeri-Aldobrandini und - -
Pietro Aldobrandini zu Kardinälen und Staatssekretären. Beide waren ausgezeichnete Männer. Spielte Pietro, der Erbauer der Villa Aldobrandini in Frascati, als kluger Diplomat die erste politische Rolle, so galt Cinzio als bedeutender Mäzen, mit dem das eigentliche Mäzenatentum des Barocks beginnt. Nach ihm ist die damals ausgegrabene Aldobrandinische Hochzeit im Vatikan benannt. Der weltliche Nepot Gian Francesco war ein tüchtiger Militär und kluger Verwalter. Das vordringliche Problem stellte für den Papst die immer noch in der Schwebe befindliche französische Frage dar. Die politische Klugheit Heinrichs IV. wie des Papstes brachte am . Juli mit dem Übertritt Heinrichs zur katholischen Kirche endlich die Lösung zustande. Seine Lossprechung von der Exkommunikation und Anerkennung als rechtmäßiger König bedeutete einen empfindlichen Schlag für die spanische Weltmacht Philipps II., der am . Mai den Frieden von Vervins abschließen und Heinrich anerkennen mußte. Aber auch das Papsttum sah sich nunmehr, wenn auch langsam, von einem unerträglichen Druck befreit; Klemens vermochte friedenstiend und vermittelnd einzugreifen und vor allem das Seine zum innerkirchlichen Frieden in Frankreich beizutragen. Er stieß indessen auf große Schwierigkeiten, denn auch jetzt noch verstand sich der König nicht zur Übernahme der Dekrete des Konzils von Trient, um nicht Hugenotten und Gallikaner vor den Kopf zu stoßen. Das entscheidende Religionsedikt von Nantes vom . April sicherte die Freiheit des katholischen Kultes wie des Calvinismus. Bald schon erstand Frankreich in Franz von Sales die erste einer Reihe großer Heiligengestalten, die das katholische Gesicht des Landes im Laufe des Grand Siecle von Grund auf wandelten. Den Kirchenstaat konnte der Papst vergrößern, als Ferrara mit dem Aussterben der legitimen Linie des Hauses Este als Lehen eingezogen wurde. Klemens residierte bald darauf für ein halbes Jahr in Ferrara. Sein Verhältnis zu Spanien, wo Philipp III. auf Philipp II. gefolgt war, blieb gespannt. Eine Liga gegen die erneut vordringenden Türken zustande zu bringen, blieb ihm versagt. Auch die Lage in England änderte sich nicht, als nach dem Tode Elisabeths I. der Sohn Maria Stuarts, Jakob I., den ron bestieg und seine verschlagene Regierungspolitik dem heiligen Kardinal Roberto Bellarmin gegenüber in einer Schri verteidigte. Innerkirchlich sah sich Klemens in ganz Europa vor eine Fülle von Fragen gestellt. Aus diesen ragt besonders der durch den Jesuiten Luis Molina ausgelöste komplizierte Gnadenstreit zwischen Jesuiten und Dominikanern hervor. Schließlich fielen zwei, spätere Zeiten immer wieder beschäigende Tragödien in Klemens’ Pontifikat, die Hinrichtung des berühmten Irrlehrers Giordano Bruno und die der Vatermörderin Beatrice Cenci. Beide haben den Papst in den Widerstreit gegensätzlicher Ansichten gezogen – im Falle der Beatrice Cenci sehr zu Unrecht. - -
Klemens und die beiden Kardinal-Nepoten entfalteten ein reiches Mäzenatentum. So förderte Pietro vor allem Gianbattista Marini, den Begründer der Barockliteratur. Zur Akademie Kardinal Cinzios gehörte mit vielen anderen Battista Guarini, der Verfasser des auch für die Musikgeschichte bedeutsamen Schäferdramas Il pastor fido; dann der Komponist Luca Marenzio, der Klassiker des Madrigals, und vor allem Tasso, dessen Gerusalemme liberata zum eigentlichen Epos der Gegenreformation geworden ist. Die künstlerisch mißlungene Umarbeitung als Gerusalemme conquistata sowie die Discorsi del poema eroico, Untersuchungen über das Heldengedicht, sind Cinzio gewidmet, der bis zuletzt alles in seinen Kräen Stehende getan hat, um dem unglücklichen Dichter zu helfen. Klemens war dem Dichter schon als Kardinal ein freundlicher Gönner gewesen; gab er ihm im Vatikan eine Wohnung; hier schrieb Tasso sein religiöses Gedicht über die Schöpfung der Welt. Dem für Dichtung sehr aufgeschlossenen Papst verdankt auch eine der schönsten Hymnen des Breviers ihre Entstehung; es ist das Pater superni luminis, das im Rahmen eines dichterischen Wettstreits vor dem Papst entstanden ist. Orlando di Lasso widmete Klemens sein letztes Werk, Die Tränen des heiligen Petrus. Kardinal Cesare Baronio, dessen gewaltiges kirchengeschichtliches Quellenwerk unter Klemens bedeutende Fortschritte machte, wurde zum Leiter der vom Papst besonders geförderten vatikanischen Bibliothek ernannt. Als Nachfolger Fontanas vollendete Giacomo della Porta den vatikanischen Palast. wurde an der Peterskuppel die goldene Kugel und das Kreuz angebracht, während Cavaliere d’Arpino die Zeichnungen für den inneren Mosaikschmuck schuf. Der neue Papstaltar – noch ohne den Auau – unter der Kuppel wurde am . Juni durch Klemens eingeweiht. Nach ihm ist die der Cappella Gregoriana gegenüberliegende Cappella Clementina benannt. Als führender Berater für den Altarbildschmuck amtete Kardinal Baronio. Nach della Portas Tod berief der Papst Carlo Maratta als Baumeister. Auch in der Lateranbasilika ließ er eine Fülle von Arbeiten vornehmen. Im vatikanischen Palast entstanden die Sala del Concistoro und die Sala Clementina. Eine bedeutsame Tat des Papstes war es, auf der Vollendung der kapitolinischen Bauten Michelangelos zu bestehen, die er nicht mehr erlebte. Auch die Kardinäle wetteiferten in Kirchenbauten und -arbeiten. Während Klemens’ Pontifikat schrieb der Dominikaner und Dichterphilosoph Tomaso Campanella seine unter dem Einfluß des omas Morus entstandene Città del Sole – Sonnenstaat, – die gewaltige Utopie einer katholischen Universalmonarchie. Im Jahre sprach Klemens Isidor von Sevilla, den »letzten abendländischen Kirchenvater«, heilig. Klemens, ein frommer, gewissenhaer, gerechter und friedfertiger Papst, liegt in der von Paul V. errichteten Cappella Borghese von - -
Santa Maria Maggiore begraben. In merkwürdiger Gegensätzlichkeit und wohl durch eine schwache Gesundheit mitbedingt, hielten sich Bedächtigkeit, Rastlosigkeit und manchmal Unentschlossenheit in seinem Charakter die Waage. Freimütig hörte er Kritik an. Sein einfaches Mahl nahm der wohltätige Papst gerne in Gegenwart einer Anzahl Armer ein, die er o selber bediente.
LEO XI. Alessandro de’ Medici-Ottaiano. .. bis .. Die spanische Partei im Kardinalskollegium verhinderte die Wahl des großen Cesare Baronio. Doch Spanien war ebenso unzufrieden mit der Wahl de’ Medicis. Der am . Juni als Sohn einer Nichte Leos X. in Florenz Geborene, eine ausgezeichnete Persönlichkeit und Lieblingsschüler Filippo Neris, war Bischof von Pistoia und Erzbischof von Florenz gewesen. Gregor XIII. erhob ihn im Jahre zum Kardinal. Als Mäzen genoß er hohen Ruf. Nach ihm ist die Villa Medici auf dem Monte Pincio in Rom benannt. Sein Porträt von Antonio Scalvati hängt in der vatikanischen Sala dei Foconi.
PAUL V. Camillo Borghese. .. bis .. Er wurde am . September als Sproß einer in Rom ansässigen Sieneser Familie geboren, studierte Jura und schlug dann die geistliche Lauahn ein. Klemens VIII. machte den kenntnisreichen Prälaten zum Gesandten bei Philipp II., verlieh ihm nach Erfüllung seiner Mission im Jahre den Purpur, gab ihm das Bistum Jesi und ernannte ihn später zum Vikar von Rom. Bald nach seiner Wahl machte Paul seinen siebenundzwanzigjährigen Neffen Scipione Caffarelli zum Kardinal und gab ihm den Namen Borghese. Der später so populäre Nepot, dessen Jovialität Bernini in seinen beiden berühmten Büsten in der Villa Borghese so überzeugend zum Ausdruck gebracht hat, besaß viele angenehme Charaktereigenschaen und hat sich als typischer Barockmäzen, Sammler und Erbauer der Villa Borghese einen Namen gemacht. Als Staatssekretär trat er kaum hervor. Von den riesigen Einkünen, die ihm Paul verschae, machte Borghese den besten Gebrauch. Auch zwei Brüder und andere Verwandte des Papstes wurden mit Gunstbeweisen bedacht. Das Fürstenhaus Borghese nahm mit Marcantonio, dem Sohne des jüngsten Papstbruders, seinen Anfang. Zu Beginn des Pontifikates kam es zu einer scharfen Auseinandersetzung mit Venedig, das seiner staatskirchlichen Maßnahmen und Verfolgungen wegen mit dem Interdikt belegt wurde. Die Verwicklungen drohten zum Kriege zu führen, für welchen England und deutsche protestantische Fürsten Venedig ihre Unterstützung zugesagt hatten. Heinrich IV. von Frankreich gelang es schließlich, einen Kompromiß- -
frieden herbeizuführen, aus welchem weder Venedig noch der Papst als Sieger hervorgingen. Der Konflikt hatte gezeigt, daß die Macht des päpstlichen Interdiktes über einen Staat gebrochen und die geschichtliche Entwicklung über die Starre mittelalterlicher Rechtsansprüche des Papsttums hinweggeschritten war. Das Interdikt über Venedig ist das letzte dieser Art geblieben. Zum gleichen Zeitpunkt unterhielt Paul intensive diplomatische Beziehungen mit dem falschen Demetrius, der sich zum Zaren hatte krönen lassen und von dem der Papst die Union Rußlands mit der Kirche erhoe. Frankreich gegenüber wahrte Paul seine Neutralität, so sehr Heinrich IV. sich bemühte, ihn gegen Spanien zu beeinflussen, und so wenig der Papst dessen Vormacht wünschte. Die Lage entspannte sich erst, als Maria de’ Medici nach der Ermordung Heinrichs IV. die Regentscha für ihren Sohn Ludwig XIII. führte. Schon im folgenden Jahre kam es durch den Beschluß einer Doppelheirat des spanischen ronfolgers und späteren Philipps IV. mit Isabella, der Schwester Ludwigs XIII., sowie Ludwigs mit Anna, der Schwester Philipps, zu einer Annäherung der beiden Mächte und zu einer Defensivliga. An beiden Ereignissen haben die Nuntien Pauls entscheidend mitgewirkt. Wenn auch gleichzeitig wichtige antipäpstliche Schrien in Frankreich erschienen, so hatte Paul doch die Genugtuung, daß der französische Klerus im Jahre unter dem Präsidium des bedeutenden Kardinals Jacques Du Perron endlich die Tridentiner Reformdekrete für verbindlich erklärte und damit den Weg der Erneuerung beschritt. In England führte die von der Kirche schärfstens mißbilligte, von Katholiken ausgehende, doch mißlungene Pulververschwörung von zu neuen Schwierigkeiten. Die Anschuldigungen, die Jakob I. gegen Paul als angeblichen Anstier des Komplottes richtete, zeugten von völliger Skrupellosigkeit. Paul drückte vielmehr dem König gegenüber seinen Abscheu aus und forderte sogar die Bestrafung einiger Jesuiten, sofern deren Mitschuld wirklich erwiesen werde; doch der edle Jesuitenobere Henry Garnet wurde, ebenso schuldlos wie seine Mitbrüder, furchtbar hingerichtet: es war das Signal zu neuen, sogar auf Irland übergreifenden Verfolgungen. In Pauls Pontifikat fällt der Bruderzwist im Hause Habsburg zwischen Kaiser Rudolf II. und seinem späteren Nachfolger Matthias, den Söhnen Maximilians II.; dann der mit dem böhmischen Aufstand einsetzende Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges , der Regierungsantritt Kaiser Ferdinands II. und die Ermordung Heinrichs IV. von Frankreich . Wenige Wochen nach der von ihm als Siegestag für die Kirche gefeierten Schlacht am Weißen Berge am . November starb der Papst. Er liegt in der von ihm gestieten Cappella Paolina von Santa Maria Maggiore begraben. - -
Untadelig in seinem Wandel, fromm, bescheiden in seiner Lebensweise, leidenschas- und selbstlos, hat Paul sein Ansehen nur durch seinen Nepotismus beeinträchtigt, denn seine Freigebigkeit kam schließlich nur noch seinem Hause zugute. Er sprach Francesca Romana und Carlo Borromeo heilig. Sein kirchliches Wirken ist, besonders hinsichtlich der Inquisition, durch Milde gekennzeichnet, und er verbot Todesstrafen in Hexenprozessen. Unter Pauls Pontifikat wurde die Peterskirche vollendet, wobei der Plan Michelangelos, der einen Zentralbau vorsah, endgültig aufgegeben wurde. Der von Paul berufene Carlo Maderna baute das Langhaus. entstand der Vorraum der Confessio. Nachdem auch die Anlage der Treppen zum Petersplatz beendet und die Apostelstatuen aus der Zeit Pius’ II. aufgestellt waren, konnte das Werk, an welchem Generationen geschaffen hatten, als vollendet gelten. Auch der Quirinal wurde weiter ausgebaut. ließ Paul als Gegenstück zur Acqua Felice die Acqua Paola, die alte Trajanische Leitung, herstellen und ihr das unvergleichliche, von Goethe und Platen besungene Wasserkastell auf dem Gianicolo errichten. Zahlreiche Brunnen, darunter die Acqua Acetosa, entstanden in der Stadt. Durch Maderna ließ der Papst die erste der beiden Fontänen auf dem Petersplatz aufstellen. In der Villa Borghese befinden sich Berninis Büste des Papstes sowie dessen Porträt nach Caravaggio.
GREGOR XV. Alessandro Ludovisi. .. bis .. Am . Januar aus altem Bologneser Hause geboren, war Ludovisi nach der Absolvierung seiner Studien in Rom Priester geworden und unter seinem Landsmann Gregor XIII. in päpstliche Dienste getreten. Unter Klemens VIII. hatte der stille, keiner Partei verbundene, gelehrte Prälat jede Gelegenheit ergriffen, um in schwierigen politischen Situationen im Sinne friedlicher Vermittlung zu wirken. wurde er Erzbischof von Bologna, Kardinal. In seiner Diözese arbeitete er intensiv für die Reform. Der als Priester bewährte fünfundzwanzigjährige Nepote Ludovico Ludovisi, der sogleich zum Kardinal befördert wurde, erwies sich als eine integre, begabte Persönlichkeit. Er ist Stier der Kirche Sant’ Ignazio. Der Papst erreichte die Übertragung der pfälzischen Kurwürde an Herzog Maximilian von Bayern und erhielt von diesem zum Dank die Heidelberger Universitätsbibliothek – die Biblioteca Palatina – geschenkt. In der Veltliner Frage, die zum Krieg zwischen Frankreich und den habsburgischen Mächten zu führen drohte, versuchte Gregor zunächst mit Erfolg zu vermitteln. Der zum Kardinal erhobene Richelieu zerstörte das Friedenswerk des Papstes durch die Besetzung des Veltlins. - -
Seine umfassende innerkirchliche Arbeit krönte Gregor am . März mit der Heiligsprechung von Ignatius von Loyola, Filippo Neri, Teresa von Avila und Franz Xaver, dem Apostel Ostasiens. Im gleichen Jahre konstituierte er die Kongregation der Propaganda Fide, die einen Wendepunkt in der Missionsgeschichte darstellt. Gregor, einer der sympathischsten Päpste, liegt in Sant’ Ignazio begraben. Von seinen vielen bildlichen Darstellungen ist Berninis Büste die bedeutendste.
URBAN VIII. Maffeo Barberini. .. bis ... Nach den Aldobrandini, den Borghese und den Ludovisi begann mit Urban der Aufstieg des Hauses der Barberini. Der am . April in Florenz geborene Urban hatte Jura studiert und war Nuntius in Paris geworden, wo ihm die Kardinalswürde zuteil wurde. Paul V. verlieh ihm dazu das Bistum Spoleto. Der reiche Kardinal führte in Rom ein großes Haus und genoß den Ruf eines namhaen Literaturkenners. Sein Nepotismus kannte keine Grenzen. Den Purpur erhielten der sechsundzwanzigjährige Neffe Francesco Barberini, dessen zwanzigjähriger Bruder Antonio, dann der Papstbruder und Kapuzinerpater Antonio d. Ä. sowie ein Neffe Lorenzo Magalotti. Francesco war eine sympathische Erscheinung und ein bedeutender Mäzen, als der auch sein wenig ausgeglichener Bruder galt. Antonio d. Ä. lebte auch weiterhin als strenger, arbeitsamer Asket. Taddeo, der weltliche Bruder der jungen Kardinäle, wurde der Begründer des Fürstenhauses. Keiner der Nepoten hat jedoch Einfluß auf Urban gewonnen. Urbans Pontifikat fiel mit den entscheidenden Phasen des Dreißigjährigen Krieges zusammen, in dessen Verlauf er den deutschen katholischen Mächten in geringem Maße Hilfsgelder gewährte. Die Erfolge auf der katholischen Seite bestimmten Kaiser Ferdinand II. am . März zum Restitutionsedikt mit der Forderung an die protestantischen Mächte, eingezogenes Kirchengut zurückzuerstatten. Die völlige Durchführung des Ediktes und die damit geplante Rückkehr Deutschlands zur Glaubenseinheit mißlang. Am . Oktober fiel La Rochelle, die Hochburg des französischen Calvinismus’, der damit als politisch-militärische Macht auörte zu bestehen. Nun konnte Richelieu, seit Minister Ludwigs XIII., an die Niederwerfung des Hauses Habsburg und die Aufrichtung des französischen Absolutismus’ denken. Der mantuanische Erbfolgekrieg nach dem Aussterben der Gonzaga brachte eine neue Wendung: Frankreich und der Kaiser, Gemahl der Eleonora L Gonzaga, als die beiden Hauptmächte, die Herzogin von Lothringen und der Herzog von Guastalla – beide von Spanien unterstützt – als dritte und vierte Kra, erhoben Ansprüche auf Mantua. Urban wahrte seine Neutralität, stellte indessen ein Heer auf, als der - -
Kaiser siegreich nach Italien vorrückte. Wien warf ihm Parteinahme für Spanien vor. Während Richelieu als französischer Generalleutnant durch Savoyen nach Süden zog, fiel Mantua am . Juli in die Gewalt der Kaiserlichen und erlitt eine vom Papst auf das tiefste beklagte Plünderung, die nur mit dem Sacco di Roma von zu vergleichen war. Der am . Oktober geschlossene Regensburger Friede, den Urbans Bemühungen zustande gebracht hatten und den er im Gedicht verherrlichte, sollte zwar Italien die Ruhe wiedergeben, hinderte indessen Richelieu nicht, weiterhin an neuen Kriegsplänen für Italien und an seinem Bündnissystem gegen Habsburg zu arbeiten. Er scheute sich dabei nicht, sich mit dem in Deutschland erschienenen Gustav Adolf von Schweden zu verbinden. Damit trug ein Kardinal der römischen Kirche zum endgültigen Siege des Protestantismus in Deutschland bei. Urban wandte nun dem Kaiser wieder seine geringe finanzielle Unterstützung zu und bemühte sich vergebens, Richelieu und Gustav Adolf zu trennen, wobei er die Hoffnung hegte, den Kardinal mit Habsburg auszusöhnen. Daß Urban nicht eindeutiger auf die Seite des Kaisers trat, wurde ihm im katholischen Interesse zum schwersten Vorwurf gemacht. Er wünschte indessen keine persönliche Bindung, sondern gemeinsames Vorgehen gegen Gustav Adolf, dessen Tod bei Lützen in Rom große Freude auslöste. Statt nunmehr den Frieden zu erreichen, erlebte Urban ein Erstarken der kaiserlichen Macht nach dem Prager Frieden vom . Mai und die Kriegserklärung Richelieus, der sich bisher mit dem »kalten Krieg« begnügt hatte. Ferdinand III., der Sohn und Nachfolger Ferdinands II., berief den Reichstag von Regensburg ein, der Zugeständnisse an die Protestanten machte. Ungeachtet der päpstlichen Bemühungen ging der Krieg weiter. Am . Dezember starb Richelieu und überließ das Feld seinem Schüler Mazarin, dem er schon den roten Hut verscha hatte und den religiöse und kirchliche Skrupel noch weniger bedrückten als seinen Meister. Urban war einem Gegner wie Richelieu nicht gewachsen, und der Kardinal bewies ihm, daß die Zeit der Friedensvermittlungen Roms zu Ende ging. So wenig an Urbans Friedenswillen zu zweifeln ist, so wenig hat er im Dreißigjährigen Kriege jene Entscheidungen zu fällen vermocht, deren es bedur hätte. Anstatt Gelder vom Schatze Sixtus’ V. der katholischen Sache Deutschlands zur Verfügung zu stellen, hat er sie in einem ebenso erbärmlichen wie erfolglosen Kleinkrieg gegen Odoardo Farnese verzettelt, nach dessen Herzogtum Castro es seine Nepoten gelüstete; und was der Rückgewinnung verlorener Provinzen für die katholische Kirche hätte dienen sollen, verschwand in den Taschen der Familie Barberini, der reichsten Grundbesitzer des Kirchenstaates. approbierte Urban die Lazaristen-Gründung Vincent de Pauls, des großen Erneuerers des katholischen Lebens in Frankreich, wo damals die Anfänge des Jansenismus Rom Sorge zu bereiten begannen. Im gleichen Jahre fand in Rom der Prozeß gegen den greisen Galileo - -
Galilei statt, dem gegenüber Urban eine peinlich schwächliche Haltung einnahm, weil er nicht verhinderte, daß die beschränkten Inquisitoren das Genie mit der Folter bedrohten. Auf kirchlichem Gebiet war Urban rege tätig, vor allem mit seiner Brevierreform. Seine einzige Heiligsprechung ist die des Andrea Corsini. Der literarisch und musikalisch sehr begabte Papst war Künstlern aller Richtungen ebenso wohlwollend gesinnt wie die Nepoten. Am Vatikan wirkten u. a. die Komponisten Girolamo Frescobaldi und Gregorio Allegri. Als berühmtesten fremden Gast feierte der Kardinal-Nepot Francesco Barberini und mit ihm ganz Rom im Jahre den Puritaner John Milton. Urban wetteiferte mit seinen Nepoten, Rom baulich zu verschönern. Das Hochbarock fand unter seinem Pontifikat und in der beherrschenden Gestalt Lorenzo Berninis, von dem die Papstbüste im Palazzo Barberini stammt, gewaltigsten Ausdruck. Nachdem Urban am . November die feierliche Weihe der neuen Peterskirche vorgenommen hatte, zu der zwanzig Päpste in hundertvierundsiebzig Jahren das Ihre beigetragen, schuf Bernini das gewaltige Ziborium über dem Papstaltar der Confessio. Er vollendete den von Carlo Maderna begonnenen Palazzo Barberini sowie den Tritonenbrunnen der Piazza Barberini. Den Papst selber hat er in den gewaltigen Bronzemonumenten des Konservatorenpalastes und des Grabmals in Sankt Peter verewigt. An großen Malern arbeiteten unter anderen Domenichino und Andrea Sacchi für Papst und Nepoten. Van Dyck malte Urban kurz vor der Papstwahl, doch ist das Porträt verlorengegangen; Poussin und Lorrain ließen sich endgültig in Rom nieder und Velasquez wurde von Francesco Barberini hochgeehrt. ließ der Papst das Sommerschloß Castel Gandolfo nach Carlo Madernas Entwürfen bauen; in klangvollen Distichen hat er den schönen Ort gepriesen. Urban, den ein schönes Porträt Giuseppe Abbatinis im Palazzo Barberini zeigt, besaß manche gute Eigenschaen, umfassende Menschenkenntnis und diplomatische Begabung. Daneben erschien er wortreich, eitel und cholerisch. Er war einfach in seiner persönlichen Lebensweise, liebte stundenlange Ritte und den Vortrag seiner Dichtungen mit Musikbegleitung. Die wirtschalichen Auswüchse seines Nepotismus’ kamen ihm erst vor seinem Tode zum Bewußtsein.
INNOZENZ X. Giambattista Pamfili. .. bis .. Das Haus der Pamfili stieg mit dem am . Februar in Rom geborenen Innozenz, wie so viele andere Geschlechter, zum Fürstenhause der Doria-Pamfili auf. Wie die meisten seiner Vorgänger, war der neue Papst von Haus aus Jurist. Durch seine Großmutter väterlicherseits stammt er von Juan Borja, dem Infante Romano und vorletzten - -
Bastard Alexanders VI., ab. Klemens VIII. hatte ihn zum Konsistorialadvokaten ernannt, und unter Urban bewährte er sich auf Missionen in Frankreich und Spanien, um dann zum Kardinal von Sant’ Eusebio kreiert zu werden. Offen übte er Kritik an Urbans unseligem Castrokrieg, dessen Ende er vorausgesehen hat. Die üblen Erfahrungen der Nepotenwirtscha unter Urban machte sich Innozenz allerdings nicht zunutze. Doch haben weder der unbedeutende, bald wieder in den weltlichen Stand zurückgetretene Kardinal-Nepot Camillo, noch der ebenso unfähige Francesco Maidalchini oder der mittelmäßige Camillo AstalliPamfili irgendeine Bedeutung erlangt, sondern eine der abschreckendsten Frauen des damaligen Rom, die Schwägerin des Papstes und Mutter Camillos, Olimpia Maidalchini, die bald zu so unumschränkter Machtfülle aufstieg wie einst Marozia im . Jahrhundert. Sie beherrschte den Papst so vollständig, daß sie von den Römern als »Papessa« verhöhnt wurde. Diplomaten und Prälaten buhlten um die Gunst der anmaßenden Intrigantin, die den Vatikan mit ihrem Gezänk erfüllte und in der letzten Phase des Dreißigjährigen Krieges das Papsttum erniedrigte. Die Politik des Papstes neigte sich mehr Spanien zu. Er leitete einen Prozeß gegen die nach Frankreich entflohenen Barberini ein, wobei wiederum der Castrokrieg im Vordergrund stand. Mazarin drohte dem Kirchenstaat sogar mit Krieg, und Innozenz mußte die Barberini begnadigen. Am . Oktober wurde der Westfälische Frieden von Münster unterzeichnet. Er bedeutete einen Triumph für Mazarin, für die katholische Sache in Deutschland aber neue Einbußen; Innozenz protestierte vergebens. Wenige Monate vor dem Friedensschluß brach in Neapel die berühmte Revolution Masaniellos gegen die spanische Unterdrückung zusammen. Innozenz, auf dem Papier Lehensherr von Neapel, war zufrieden, daß Spanien gesiegt hatte und Mazarins Pläne auf das Königreich zunichte geworden waren. Doch erhob er scharfe Proteste gegen die unmenschliche Rache der Spanier. Ende setzten nach der Hinrichtung Karls I. von England neue Katholikenverfolgungen unter Cromwell ein, besonders nach der Unterwerfung Irlands. Die wichtigste innerkirchliche Entscheidung des Papstes war im Jahre die Verurteilung des Jansenismus’ in Frankreich, dem in Pascal und seinen unter dem Titel Provinciales erschienenen Briefen ein machtvoller Helfer erstand. Kläglichen Ruhm hat sich Innozenz durch seinen Feldzug gegen das kleine Castro, das Fürstentum der aufsässigen Farnese, erworben, an dem sein Vorgänger gescheitert war und dessen Bekämpfung er selbst einst verurteilt hatte. Castro wurde nach dreimonatiger Belagerung erobert und – mit allen Kirchen – dem Erdboden gleichgemacht. War schon unter Urban VIII. Urbino nach dem Aussterben der Rovere - -
wieder an den Kirchenstaat gefallen, so wurden jetzt außer Castro noch einige andere kleine Lehen eingezogen. Innozenz’ Regierung verlief ohne Glanz. Und ohne Größe erscheint sein Charakterbild, ein Gemisch aus Gutmütigkeit und Kühle, Argwohn und Verschlossenheit, Geiz und Launenhaigkeit, mürrischem Wesen und Heigkeit. Er ist in der von ihm neu errichteten Kirche Sant Agnese auf der Piazza Navona begraben. Velasquez schuf das gefeierte Porträt des Papstes, Bernini die Marmorbüste, beide in der Galleria Doria-Pamfili, und Alessandro Algardi das bronzene Kolossalstandbild im Konservatorenpalast. Bernini arbeitete im Auftrage des Papstes den herrlichen Vier-Flüsse-Brunnen auf der Piazza Navona und den Triton des Brunnens gegenüber dem Palazzo Pamfili. Borromini arbeitete an der Restauration der Lateranbasilika. Eine der bedeutendsten Anlagen des Jahrhunderts ist die vom Nepoten Camillo Pamfili erbaute Villa Pamfili.
ALEXANDER VII. Fabio Chigi. .. bis .. Er ist am . Februar in Siena geboren und gehörte zu der reichen Bankiersfamilie, deren Begründer Agostino Chigi, der Freund Raffaels und Leos X., die Villa Farnesina in Rom erbaut hat. Nach juristischen, philosophischen, kunsthistorischen und theologischen Studien kam er nach Rom, trat in den Dienst der Kirche und wurde Priester. Urban VIII. sandte ihn als Nuntius nach Köln, wo Chigi dreizehn Jahre amtierte und sich durch seine Klugheit, Offenheit und Bescheidenheit große Achtung erwarb. Innozenz X. ernannte ihn zu seinem Vertreter auf dem Friedenskongreß zu Münster, wo er die schwierigsten Aufgaben erfolgreich bewältigte. berief ihn Innozenz als Staatssekretär, um ihn ein Jahr später zum Kardinal zu erheben. Chigis Hauptgrundsatz war: viel tun und wenig reden. Seine guten Vorsätze, mit dem Nepotismus aufzuräumen, gab er bald auf – nicht ohne durch die Kardinäle zur Berufung von Nepoten gedrängt worden zu sein; doch hielt sich sein Nepotismus in gemäßigten Grenzen. Sein eigener Hof trug streng geistlichen Charakter. ließ sich die zum Katholizismus übergetretene Exkönigin Christine von Schweden, die Tochter Gustav Adolfs, in Rom nieder. Alexander, der als Nuntius gegen den in ihrem Namen unterzeichneten Westfälischen Frieden protestiert hatte, empfing sie mit aller Prachtentfaltung. Die Beziehungen zu Frankreich gestalteten sich denkbar unerfreulich – nicht nur bis zu Mazarins Tode, , sondern ebenso unter dem zur Selbständigkeit gelangten Ludwig XIV., der sein Land dem Absolutismus entgegenführte. Der Pyrenäenfriede vom . November , von dem man den Papst ausschloß, obwohl er um sein Zustandekommen sehr bemüht gewesen war, hatte der alten Rivalität - -
zwischen Spanien und Frankreich zugunsten Frankreichs ein Ende gemacht. Ebenso hatte das zwischen Mazarin und Cromwell abgeschlossene Nichtangriffsbündnis Frankreichs Stellung gestärkt. Die spanische Weltmacht war zu Ende. Ludwig XIV. und sein Botschaer, der Herzog de Créqui, ließen Alexander in der demütigendsten Weise ihre Macht spüren. Der König besetzte das päpstliche Avignon, bereitete einen Angriff auf den Kirchenstaat vor und erpreßte vom Papst den »Frieden« von Pisa vom . Februar , der neben anderen entwürdigenden persönlichen Bestimmungen Eingriffe in den Kirchenstaat festlegte. Erst nach Erfüllung der Bestimmungen sollte Avignon zurückgegeben werden. Innerkirchlich verurteilte Alexander den Jansenismus, doch gleichzeitig auch fünfundvierzig Sätze des sogenannten Probabilismus der Jesuiten; es war die zentrale Frage, die Pascal zu seinen Lettres provinciales veranlaßt hatte. erfolgte die Heiligsprechung des Franz von Sales. Als Mäzen war Alexander vor allem ein Gönner Berninis, der neben zahllosen anderen Arbeiten zwei Statuen für die Cappella Chigi in Santa Maria del Popolo sowie die herrliche Scala regia von mit der Statue Konstantins im Vatikan schuf, um dann sein architektonisches Werk mit den von bis erbauten Kolonnaden des Petersplatzes, dem Triumph barocker Platzgestaltung, zu krönen. Noch vor der Vollendung des Petersplatzes hatte Bernini in St. Peter die Cattedra über der Apsis geschaffen. Alexander, in dessen Charakterbild sich manche Schwäche und viele schöne Eigenschaen begegneten, starb nach schmerzvoller Krankheit; er erfuhr nicht mehr, daß sein größter Feind, Ludwig XIV., gerade in die spanischen Niederlande einfiel. Berninis Grabmal des Papstes in der Peterskirche wurde erst unter Innozenz XI. vollendet.
KLEMENS IX. Giulio Rospigliosi. .. bis .. Wenn etwas am Pontifikat Klemens’ zu bedauern ist, dann ist es seine Kürze. Rospigliosi wurde am . Januar in Pistoia geboren, studierte in Pisa Philosophie und eologie und lehrte hier zwei Jahre. Nach einer ehrenvollen Lauahn in Rom wurde er zum Nuntius in Spanien ernannt. Nach neun Jahren kehrte er zurück. Alexander VII. ernannte ihn zum Staatssekretär und erhob ihn zum Kardinal von San Sisto. Durch sein Wesen und seine Tätigkeit erfreute sich Rospigliosi der höchsten Achtung aller Parteien. Er erlangte vor allem in der Operngeschichte hohe Bedeutung, denn er gab als Textdichter der römischen komischen Oper seiner Zeit entscheidende Anregungen, womit er der Entwicklung der neapolitanischen komischen Oper um ein halbes Jahrhundert vorauseilte. Während sei- -
ner Nuntiaturzeit scheint Lope de Vega sein Bühnenberater gewesen zu sein; Calderon hat ihn beeinflußt. Mehrere seiner, von führenden Meistern vertonten Opern wurden in Berninis Inszenierungen im Privattheater der Barberini-Nepoten aufgeführt. Rospigliosi regte Alexander VII. sogar an, ein eater an der Stelle des einstigen Gefängnisses von Tor di Nona zu erbauen. Unter seinen Dichtungen findet sich ein Sonett, das die Kunst der berühmten Primadonna Leonora Baroni preist. Klemens’ Wirken als Papst galt einzig dem Frieden. Im Mai war Ludwig XIV. in den spanischen Niederlanden eingefallen. Klemens, dessen Wahl sowohl Spanien wie Frankreich begrüßt hatten, wurde als Friedensvermittler anerkannt, wobei er eindringlich auf die erneut drohende Türkengefahr hinwies. Der Frieden wurde am . Mai in Aachen geschlossen. Frankreich konnte einen Teil seiner Eroberungen behalten. Allerdings hatte es weniger den Vorstellungen des Papstes nachgegeben, als vielmehr der gegen seine Übermacht gerichteten Tripelallianz Holland, England und Schweden. Eine Tragödie bedeutete für Klemens der Fall der Festung Candia auf Kreta, des letzten Bollwerks, um das Venedig gegen die vielfach überlegenen Türken kämpe. Von allen Seiten hatte der Papst Hilfe erbeten und selber das meiste beigesteuert. Die päpstliche Flotte befehligte sein Neffe Vincenzo Rospigliosi. Sogar Ludwig XIV. schickte Hilfe, wenn auch unter anderer Flagge, da er nicht gewillt war, seine Beziehungen zur Türkei aufzugeben. Candia mußte am . September kapitulieren. Dreißigtausend Christen und über hunderttausend Türken fanden auf Kreta ihr Grab. Byron hat die Tragödie, an der Klemens’ letzte Kräe zerbrachen, »die Ilias Venedigs« genannt. Die Nachricht, daß Ludwig XIV. in rascher Schwenkung nunmehr den Botschaer des Sultans in feierlicher Audienz empfing, ist dem sterbenden Papst erspart geblieben. Das Volk von Rom verehrte den Toten, der ihm vielfach geholfen, wie einen Heiligen. Er liegt in Santa Maria Maggiore begraben. Es gab wenige so wahrha priesterliche Päpste von so untadeliger Gesinnung, Charakterstärke, Güte, seltener Kultur – von solch innerem Adel und Gerechtigkeitssinn wie Klemens. Obwohl er einige Nepoten hatte, so hat er doch dem Nepotismus einen empfindlichen Stoß versetzt, weil sie keine Staatsgelder erhalten duren und von den Einnahmen ihrer – ausgezeichnet verwalteten – Ämter leben mußten. Der Titel Don war ihnen verboten. Und nicht durch Klemens wurden die Rospigliosi Fürsten, sondern durch die Heirat seines Neffen mit einer Pallavicini. Einige Verwandte duren sich wohl in Rom aualten, mußten indessen nach dem Tode des Papstes wieder fortziehen. Man war sich darüber einig, daß nie eine Papstfamilie sich durch so rücksichtsvoll-bescheidenes Wesen ausgezeichnet habe wie die Rospigliosi. Carlo Maratta hat entscheidende Wesenszüge des Papstes in seinem Porträt in der vatikanischen Pinakothek festgehalten. Ein - -
ausgezeichnetes Porträt von Klemens hängt im Palazzo Corsini, ein anderes von Baciccio im Palazzo Barberini. Vielleicht kennzeichnet die Devise: Aliis non sibi Clemens – Nachsicht gegen andere, nicht gegen sich selbst – den Papst am vollkommensten. Mit Vorliebe besuchte und speiste er Kranke und Arme, deren dreizehn er täglich im Vatikan bediente.
KLEMENS X. Emilio Altieri. .. bis .. Der bereits achtzigjährige römische Patrizier ist am . Juli geboren und wurde nach erfolgreicher Anwaltstätigkeit Geistlicher. Nach kurzer Wirksamkeit an der Nuntiatur in Polen erhielt er das Bistum Camerino, das er vorbildlich verwaltete. Kurz vor dem Tode seines Vorgängers wurde er Kardinal. Nach der Wahl verlieh er Kardinal Paluzzi, dessen Neffe seine Nichte, die einzige Erbin der Altieri, geheiratet hatte, den Namen Altieri und machte ihn damit zum »adoptierten« Nepoten. Der sehr begabte und erfahrene Paluzzi beherrschte den greisen Papst ohne Mühe und brachte große Reichtümer für seine Familie zusammen. Nur ein bedeutendes Ereignis fällt in Klemens’ Pontifikat: Der Sieg Johann Sobieskis, des »Löwen des Nordens«, über die gegen Polen anrückenden Türken am . November bei Chocim am Dnjestr. zum König von Polen gewählt, schlug Sobieski die Türken ein Jahr später bei Lemberg noch einmal vernichtend. Ludwig XIV. griff zum zweiten Male die Niederlande an und redete dem Papst ein, es geschehe um des Glaubens willen. Die Gefahr eines neuen europäischen Krieges drohte, als Spanien seine niederländischen Interessen verteidigte, Kaiser Leopold I., der Sohn Ferdinands III., gegen den Rhein vorrückte und Frankreich den Krieg erklärte. Sofort einsetzende päpstliche Friedensbemühungen blieben erfolglos. Die Türkei bedrohte wiederum Polen. Kein Geringerer als Leibniz regte damals Ludwig XIV. an, den Türken in Ägypten entgegenzutreten und sie damit von Europa fortzuziehen. Der gütige, aufrichtige, schlichte Papst hat den Frieden nicht mehr erlebt. Er liegt in der Cappella Altieri in Santa Maria sopra Minerva begraben. Bernini schuf in seinem Aurag das kostbare Ziborium der Sakramentskapelle der Peterskirche. kanonisierte er Gaëtano di Tiene, den Gründer des Reformordens der eatiner; Franz Borja, den Jesuitengeneral und Urenkel Alexanders VI.; sowie Rosa von Lima, die erste Heilige Südamerikas.
INNOZENZ XI. Benedetto Odescalchi. .. bis .. Seliggesprochen am .. Er ist am . Mai in Como geboren, wollte ursprünglich Offizier werden, studierte dann aber Jura in Neapel und wurde Geistlicher. - -
Die Barberini-Nepoten ebneten ihm die Wege zu einer erfolgreichen Lauahn. Innozenz X. nahm ihn schon mit vierundzwanzig Jahren in das Kardinalskollegium auf, weil er seine Charaktereigenschaen, vor allem seinen Ruf als Vater der Armen und seine Gewissenhaigkeit schätzte. Diesen Ruf bestätigte Odescalchi sowohl als Bischof von Novara, wie auch später in Zeiten der Pest und der Überschwemmung, als er, ganz zurückgezogen, in Rom der Nächstenliebe lebte. Seine Wahl zum Papst sah er höchst ungern. Später ließ er einem Kardinal, der diese Wahl besonders heig bekämp hatte, zum Dank dafür dreitausend Seelenmessen lesen. Rührende Einzelheiten sind über den bescheidenen Papst überliefert, der zehn Jahre lang die gleiche zerschlissene Soutane trug und es vermied, sich vom Volke bejubeln zu lassen. Seine Verwandten ließ er sofort wissen, sie hätten nichts von ihm zu erwarten und sollten ihrer Arbeit nachgehen; nur wenigen, besonders bedürigen, half er etwas aus Privatmitteln. Doch kennzeichnete es die Stellung der Kardinäle zum Nepotismus, daß sie die geplante Bulle des Papstes über das künige Verbot, Nepoten zu erheben, durch ihren Widerspruch unmöglich machten. In dem während des Pontifikates Klemens’ X. von Ludwig XIV. begonnenen Holländischen Krieg war es durch Vermittlung Karls II. von England zu Verhandlungen in Nymwegen gekommen, wo am . August der Frieden Frankreichs mit den Niederlanden – am . September mit Spanien und am . Februar mit Kaiser Leopold I. unterzeichnet wurde. Sieger dieser drei Friedensschlüsse blieb der auf der Höhe seiner Macht stehende Ludwig XIV., denn die Territorialbestimmungen des Friedens von Münster von wurden zugunsten Frankreichs bestätigt. Die große Leistung des päpstlichen Nuntius’ Luigi Bevilacqua am Zustandekommen des Friedens wurde in den Urkunden nicht einmal erwähnt. Innozenz verzichtete gerne auf diese Erwähnung; viel wichtiger war ihm der tragende Gedanke seines Pontifikates, die Besiegung der Türken. Hauptgegner seiner Pläne war Ludwig XIV., der die Türken geradezu zum Vormarsch auf Österreich reizte. brachte Innozenz ein Bündnis zwischen König Johann Sobieski von Polen und Kaiser Leopold I. zustande und stellte der neuen Liga zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung. Schon am . September schlugen die vereinten Truppen unter Sobieskis Oberbefehl und unter Herzog Karl von Lothringen die Türken bei Wien vernichtend. Zum bleibenden Gedächtnis dieses weltgeschichtlichen Ereignisses schrieb Innozenz, für den dieser Sieg eine Wiederbelebung der christlichen Kaiseridee bedeutete, das Fest Maria Namen für die ganze Kirche vor. Am . März kam durch die Initiative des Papstes eine heilige Liga zustande, in der sich der Kaiser, Polen und Venedig zu gemeinsamem Vorgehen gegen die Türken, keinesfalls jedoch gegen eine christliche Macht verpflichteten. Die Siege von Ofen und Belgrad am . September und am . September brachten den Türken neue schwere Verluste. Zu ihrer Unterstützung fiel - -
Ludwig XIV. in Deutschland ein und begann am . September den Pfälzischen Erbfolgekrieg auf Grund der Erbansprüche seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz. So mußte der Kaiser sich auf die Defensive beschränken. endete mit der Vertreibung Jakobs II. und der Erhebung seines Schwiegersohnes Wilhelm III. von Oranien zum König von England die Herrscha der Stuarts. Der zum Katholizismus übergetretene Jakob II. wurde gestürzt, weil er auf unkluge, absolutistische, Andersgläubige verletzende Weise England zur katholischen Kirche zurückführen wollte. Innozenz sah sich der eigentümlichen Lage gegenüber, daß ein franzosenfreundlicher, katholischer Herrscher abdanken mußte, um dem protestantischen Gegner seines – des Papstes – größten Feindes Ludwig XIV. Platz zu machen. Man hat den Papst auf Grund gefälschter Dokumente französischer Herkun bis in die neuere Zeit hinein beschuldigt, um das Unternehmen Oraniens gewußt und es aus Feindscha gegen Ludwig XIV. sogar unterstützt zu haben. Es ist indessen ebenso erwiesen, daß er durch die Umwälzung völlig überrascht wurde, wie andererseits, daß er die verfehlte Rekatholisierungspolitik Jakobs II. mißbilligte, so sehr er dessen persönliches Schicksal bedauerte. Von einer Unterstützung Oraniens als eines Feindes Frankreichs konnte keine Rede sein. Der Kaiser verbündete sich am . Mai mit Oranien zu der sogenannten Großen Allianz, der sich bald darauf Savoyen und Spanien anschlossen, so daß ein Bündnisblock gegen Ludwig XIV. zustande kam. Das Verhältnis des Papstes zu Ludwig XIV. spitzte sich verhängnisvoll zu, und die staatskirchlichen Tendenzen des Gallikanismus nahmen bedenkliche Formen an. Gleichzeitig setzte eine starke, häufig erzwungene, den Calvinismus schwächende Konversionsbewegung ein, bis der König am . Oktober aus staatspolitischen Gründen und nach kriegerischen Erfolgen gegen die Hugenotten das Edikt von Nantes widerrief, das den Hugenotten unter Heinrich IV. Freiheit und Gleichberechtigung gewährt hatte. Innozenz äußerte: »Was nützt das alles, wenn zugleich sämtliche Bischöfe Schismatiker sind?« Er fürchtete eine völlige Loslösung von Rom, wie sie in England erfolgt war. Jedes Zugeständnis, das der König für seine »Verdienste« forderte, lehnte er ebenso wie die brutalen Zwangsmaßnahmen der Bekehrung ab. Ostentativ zeichnete er französische Bischöfe aus, die sich solcher Gewaltanwendung widersetzten. Ludwigs Gesandte führten sich damals in Rom wie exterritoriale Potentaten auf; der König provozierte den Papst in steigendem Maße und versuchte, im mächtigen Erzbistum Köln eine ihm genehme Persönlichkeit zu inthronisieren. Als ihm dies mißlang, verfügte er über den Pariser Nuntius Arrest, besetzte Avignon, drohte mit einem Konzil und dem Einmarsch im Kirchenstaat. Neben seinem Kampf gegen den durch den Absolutismus Ludwigs XIV. gestützten Gallikanismus hatte Innozenz vor allem gegen den Quietismus des Molinos vorzugehen. - -
Innozenz war der bedeutendste Papst seines Jahrhunderts. Voller Charakterstärke begegnete er den schwierigen politischen Situationen, so wenig er, der nie Nuntius gewesen, politische Erfahrung besaß. Seine Reformstrenge, seine manchmal etwas kleinliche Skrupulosität, seine große Sparsamkeit, sein tiefer, o von Melancholie überschatteter, doch nie unfreundlicher, stets liebevoller Ernst hatten ihn in Rom nicht populär gemacht. Erst bei seinem Tode empfand man allgemein, daß ein großer Papst dahingegangen war, dessen Lebensprogramm dem Frieden auf Erden gegolten hatte und der unredliche Mittel haßte. Er konnte irren, doch sein Wollen war stets rein. Seine Angst vor der Selbstsucht anderer hinderte ihn o, Rat anzunehmen. Seine Standhaigkeit dem Absolutismus Ludwigs XIV. gegenüber muß noch der Nachwelt die höchste Bewunderung abnötigen. Und wenn von den Vorkämpfern der Freiheit Europas die Rede ist, dann muß Innozenz genannt werden, der noch einmal die Kreuzzugsidee entflammte. Seine ideale Gesinnung und seine vornehme Maßhaltung haben schon früh die uneingeschränkte Anerkennung des deutschen Protestantismus’ gefunden, und seine makellose Ehrenhaigkeit hat dem Papsttum unschätzbare Kräe zugeführt. Für die Kunst geschah unter seinem Pontifikat wenig. Bernini mußte den Lateranpalast in ein Armenhaus umwandeln. Als kluger Verwalter hat Innozenz die Staatsfinanzen geregelt und gemehrt. Sein Grab befindet sich in der Peterskirche. Klemens XI. leitete den Seligsprechungsprozeß des heiligmäßigen Innozenz ein, doch die französische Regierung hat noch Benedikt XIV. verhindert, ihn weiterzuführen.
ALEXANDER VIII. Pietro Ottoboni. .. bis .. Ottoboni ist am . April in Venedig geboren und hatte nach Absolvierung seiner juristischen Studien unter Urban VIII. seine kirchliche Lauahn begonnen. Innozenz X. erhob den erfahrenen Verwaltungsjuristen zum Kardinal und machte ihn, den Arbeitsamkeit, Klugheit, Liebenswürdigkeit und untadeliges Leben auszeichneten, zum Bischof von Brescia. Doch der neuauflebende Nepotismus verdunkelt sein Bild. Er berief sogleich seine Verwandtscha aus Venedig und überhäue sie mit Reichtümern. Herzogtümer wurden gekau, vorteilhae Ehen geschlossen und die Nepoten Marco und Pietro Ottoboni zu Kardinälen erhoben. Der zweiundzwanzigjährige Pietro war ein großer eatermäzen. Sein später in Rom lebender Freund Händel schrieb zahllose Werke für ihn. Ludwig XIV. gegenüber zeigte sich der Papst nachgiebig. Avignon wurde wieder geräumt, doch änderte Alexander die Einstellung Roms dem Gallikanismus gegenüber nicht. sprach er Johannes von Capistrano, Johannes von Gott und Lorenzo Giustiniani heilig. Für - -
die vatikanische Bibliothek erwarb er Teile des reichen Nachlasses der Königin Christine von Schweden.
INNOZENZ XII. Antonio Pignatelli. .. bis .. Er entstammte einem süditalienischen Fürstenhause und ist am . März geboren. Unter Alexander VII. und Klemens IX. war er Nuntius in Polen und Wien gewesen, unter Klemens X. Bischof von Lecce und Inhaber verschiedener Ämter. Innozenz X. erhob ihn zum Kardinal und Erzbischof von Neapel, wo man die Regierung des mildtätigen Pignatelli als goldenes Zeitalter bezeichnete. Innozenz lebt in der Geschichte als der Papst der Bulle Romanum decet Pontificem vom . Juli , die für alle Zeiten den Nepotismus verbot. Berechnungen ergaben, daß die Nepoten allein seit Paul V. neben anderen reichen Einkünen fast sieben Millionen Scudi Staatsgelder erhalten hatten. Jeder Papst und alle Kardinäle sollten in Zukun die Bulle beschwören. Zahllose kostspielige Ämter wurden abgescha, ihre Erneuerung verboten. Verwandte von Päpsten duren nur noch Kardinäle werden, wenn sie sich um die Kirche verdient gemacht hatten und auch dann nie mit Einkünen über Scudi. Arme Verwandte sollten wie andere Bedürige behandelt werden. In der katholischen Welt fand die Bulle begeisterten Beifall. Auch viele Protestanten waren stark beeindruckt. Der Papst traf einschneidende Maßnahmen zur Hebung des Klerus und der Ordenszucht. Ludwig XIV. schien es angesichts der gegen ihn im Kampfe stehenden Großen Allianz von und der für ihn akuten Frage der spanischen Erbfolge für ratsam zu halten, seine Feindscha gegen Rom, unter der mehrere Päpste zu leiden hatten, aufzugeben und hinsichtlich des Gallikanismus wesentliche Zugeständnisse zu machen, ohne ihn allerdings aufzugeben. Zu seiner Freude verschlechterten sich die Beziehungen des Papstes zum Kaiser, vor allem darum, weil Habsburg gleichfalls absolutistischen Tendenzen zu huldigen begann und dies durch die Entsendung rücksichtsloser Botschaer nach Rom betonte. Innozenz, den der König durch ungewöhnliche diplomatische Zuvorkommenheit gewann, sprach sich, so sehr er sich weiter um Unparteilichkeit bemühte, schließlich kurz vor seinem Tode für die französische Erbfolge in Spanien aus, wo nach dem Tode des letzten Habsburgers, Karls II. am . November der Enkel Ludwigs XIV. und Urenkel Philipps IV. von Spanien als Philipp V. die Herrscha des Hauses Bourbon antrat. Am . September ging der Pfälzische Erbfolgekrieg zu Ende; aber wenn Ludwig XIV. auch militärisch geschwächt daraus hervorging, so wurde diese Tatsache aufgewogen durch den Übertritt Savoyens auf die Seite Frankreichs und damit den Zerfall der Großen Allianz. Innozenz mahnte nunmehr alle Mächte zum Frieden, der am . Oktober in Rijswijk zwischen Ludwig XIV., Leopold I., - -
Wilhelm III. von Holland-England und Karl II. von Spanien geschlossen wurde und den der Papst umso mehr billigte, als die sogenannte Rijswijker Klausel dem Katholizismus besonderen Schutz garantierte. Eigentlicher Sieger aber blieb Ludwig XIV., an dessen Expansionspolitik sich nichts geändert hatte. Innozenz, in dessen Pontifikat der Sieg des Prinzen Eugen über die Türken bei Zenta am . September fällt, liegt in St. Peter begraben. Das Leben des gütigen Papstes war erfüllt von Gedanken der Nächstenliebe und der Linderung von Not und Elend.
KLEMENS XI. Gian Francesco Albani. .. bis .. Der am . Juli in Urbino geborene Albani hatte sich eine ausgezeichnete philosophische, theologische, juristische und literarische Bildung sowie die Kenntnis der alten Sprachen angeeignet und spielte eine führende Rolle in der Gelehrtenakademie der Königin Christine von Schweden in Rom. Erst mit achtundzwanzig Jahren trat er in den Dienst der Kirche, wirkte in verschiedenen Ämtern und wurde von Alexander VIII. zum Kardinaldiakon erhoben. Die Papstwahl anzunehmen weigerte er sich entschieden und konnte nur durch ernsteste Vorstellungen dazu bewegt werden. Er war streng auf die Durchführung der Nepotenbulle seines Vorgängers bedacht. Erst erhielt sein auf zahlreichen diplomatischen Missionen bewährter Neffe Annibale Albani nach langem Drängen der Kardinäle den roten Hut; dessen Bruder Alessandro, einer der größten Mäzene des Jahrhunderts und Förderer Winckelmanns, wurde erst unter Innozenz XIII. Kardinal. Die Familie Albani erhielt in einundzwanzig Pontifikatsjahren keinen Scudo Unterstützung – auch nicht aus dem Privatvermögen des Papstes, aus dem dieser vielmehr nach späteren Feststellungen eine Million Scudi an Arme verteilt hat. Als Ludwig XIV. seinem durch Erbfolge als erster Bourbonenherrscher in Spanien und in allen spanischen Territorien sogleich anerkannten Enkel Philipp V. auch die französische Erbfolge zu sichern sich anschickte, die durch das Testament des am . November verstorbenen letzten spanischen Habsburgers Karls II. unmöglich gemacht war, schlossen Kaiser Leopold I., Wilhelm III. von England und die Niederlande am . September die zweite Große Allianz ab; damit begann der Spanische Erbfolgekrieg, nachdem Karl II. als dritten Nacherben den Erzherzog Karl, den jüngeren Sohn des Kaisers, bezeichnet hatte. Leopold I. focht das Testament an, zu dem Riemens noch als Kardinal geraten hatte, und wünschte eine Entscheidung durch Krieg. Die Vermittlungsversuche des Papstes wurden erschwert durch gleichzeitige, von ihm nicht anerkannte Ansprüche des Kaisers und Philipps V. auf Neapel und Sizilien, das Einrücken französischer Truppen in die Lombardei, die Übergabe Mantuas an Ludwig XIV., - -
den Einmarsch der Kaiserlichen in das päpstliche Ferrara sowie einen zum Sturz der spanischen Herrscha durch die Kaiserlichen in Rom angezettelten, jedoch bald vereitelten Versuch eines Aufstandes in Neapel. So wurde Klemens aus seiner Neutralität gerissen und ins französische Lager getrieben. Hatte schon dieser Umstand seine Stellung als Vermittler gefährdet, so band ihn seine Unterstützung des auch von Ludwig XIV. geförderten Stuart-Prätendenten »Jakob III.«, des Sohnes des vertriebenen Jakobs II., noch mehr an Frankreich, wodurch die Katholiken Englands erneut gefährdet wurden. Die Spannungen zwischen Rom und Wien verschären sich, als der Kaiser seinen Sohn als Karl III. zum König von Spanien proklamierte und ein päpstlicher General zwei Jahre später bei der Räumung päpstlichen Gebietes durch Franzosen wie Österreicher den ersteren verräterischerweise gestattete, wieder einzumarschieren. Als nach dem Tode Leopolds I. dessen Sohn Joseph I. zur Regierung kam, brach der Kampf aus, obwohl Klemens die französischspanischen Interessen nie offen gefördert hatte und aufrichtig die Versöhnung mit Joseph I. wünschte. Da änderte sich die Konstellation von Grund auf: Karl III. gelang es , Philipp V. aus Madrid zu vertreiben und sich hier am . Juni zum König ausrufen zu lassen, während die Franzosen nicht nur schwerste Niederlagen und Gebietsverluste in den Niederlanden erlitten, sondern im gleichen Jahr am . September auch bei Turin durch den Prinzen Eugen geschlagen und zur Räumung Italiens gezwungen wurden. Die Kaiserlichen erschienen im Mai vor Rom. Klemens vermochte den Zug durch den Kirchenstaat nicht zu verhindern. Auch weigerte er sich, Karl III. als König von Spanien anzuerkennen. Nach der Einnahme Neapels durch die Kaiserlichen am . Juli war Österreich Herr Italiens mit allen Folgen für den Papst, dem nun auch das Herzogtum Parma-Piacenza die Lehenshoheit absprach. Im Jahre befanden sich Klemens und der Kaiser im Kriegszustand. Joseph I. erließ ein Manifest gegen den Papst, dem die weltliche Herrscha bestritten wurde, und kaiserliche Truppen rückten gegen Rom vor. Klemens mußte der Gewalt weichen und schloß am . Januar einen Frieden, dessen Bedingungen maßvoll waren. So endete der letzte Krieg zwischen Kaiser und Papst in der Geschichte. Zu den Bedingungen gehörte die Anerkennung Karls III. von Spanien und freier Durchmarsch für kaiserliche Truppen. Aber auch Philipp V. blieb ebenfalls anerkannter König, so daß Spanien eine Zeitlang zwei Könige besaß. Der unglückliche Klemens konnte keine Forderungen mehr geltend machen, während Philipp V. mit kirchlichen Vergeltungsmaßnahmen vorging, ohne dabei von Ludwig XIV. unterstützt zu werden. Die kommenden Situationen stellten dem Papst vielgestaltige Probleme: Der Tod Josephs I. im Jahre , die Nachfolge seines auf Spanien verzichtenden Bruders als Karl VI., die den Spanischen - -
Erbfolgekrieg beendenden Friedensschlüsse von Utrecht am . April und Rastatt am . März , die Anerkennung Friedrichs I. von Brandenburg als erstem König von Preußen durch Frankreich und Spanien, die Übergabe Siziliens an Herzog Viktor Amadeus III. von Savoyen und schließlich der allgemeine Reichsfriede von Baden in der Schweiz am . September und der Tod Ludwigs XIV. im Jahre . Gleichzeitig erklärte die neugerüstete Türkei Venedig den Krieg. Klemens bemühte sich in jeder Weise um Hilfe, während die Türken erfolgreich vorrückten und auch für Italien Gefahr bestand. Am . April kam es zu einem Schutzbündnis zwischen dem Kaiser und Venedig, auf dessen Abschluß Klemens seine ganze Kra konzentriert hatte. Am . August unterlagen die Türken dem Prinzen Eugen bei Peterwardein. Klemens sandte dem Prinzen, der seinen Sieg mit weiteren Erfolgen krönte, einen kostbaren Hut und einen geweihten Degen und schrieb das im Jahre zum Dank für Lepanto gestiete Rosenkranzfest für die ganze Kirche vor. Am . August nahm Prinz Eugen auch Belgrad. Bald darauf machte ein Angriff Philipps V. und seines niederträchtigen Ministers Kardinal Alberoni auf Sardinien jedes weitere Vorgehen unmöglich. Klemens, der dem gegen die Türken kämpfenden Kaiser die Ruhe in Italien garantiert hatte, bekam von Wien erbitterte Anklagen zu hören und wurde sogar des geheimen Einverständnisses mit Spanien bezichtigt. Vergebens versuchte der Schwergeprüe und Getäuschte die Unhaltbarkeit der Vorwürfe darzutun. Inzwischen ließ Alberoni das dem Herzog von Savoyen übertragene Sizilien einnehmen. Die berechtigte Angst vor einem Aufleben der spanischen Macht führte am . August zur Bildung der Quadrupelallianz des Kaisers, Englands, Frankreichs und Hollands, die schließlich den Sturz Alberonis zur Folge hatte, worauf Philipp V. der Allianz beitrat. Über alle alten Lehensrechte des Papstes hinweg erhielt der Kaiser Sizilien; Viktor Amadeus III. von Savoyen wurde erster König von Sardinien-Savoyen. Kurz vor seinem Tode erlebte Klemens noch den Friedensschluß Philipps V. mit Rom. Nicht weniger bewegt als die politischen Geschehnisse waren die dogmatischen Auseinandersetzungen mit dem Jansenismus, denen sich Klemens während seines langen Pontifikats gegenübersah und in deren Verlauf er seine beiden berühmten Bullen Vineam Domini von und vor allem Unigenitus von erließ. Eine weitgespannte Tätigkeit entfaltete er in den Missionen. Hier führte besonders der berühmte Akkommodationsstreit mit den Jesuiten Ostasiens zu unerfreulichen Meinungsverschiedenheiten. Auf sozialem Gebiet gebührt dem Papst der große Ruhm der Gefängnisreform mit dem ganz neuen Gedanken der Besserung, nicht der Bestrafung des Schuldigen. Wissenscha, Archäologie und Museumswesen fanden reiche päpstliche Förderung. Klemens erbaute SS. Apostoli, die letzte Barockkirche Roms, und kanonisierte Pius V. - -
Eine unscheinbare Marmorplatte mit wenigen schlichten Worten deckt sein Grab in der Chorkapelle von St. Peter. Eines seiner letzten Worte war: »Nur das ist groß, was vor Gott groß ist.« Ein langes, von ihm verfaßtes Gebet kennzeichnet in eindringlicher Weise seine ehrfurchtgebietende Persönlichkeit. Dem Pontifikat des in entscheidenden politischen Fragen wohl zu Furchtsamen ist kaum eine ruhige Stunde beschieden gewesen; alle Kränkungen hat er mit der stillen Würde wahrhaer Größe getragen. Wie Innozenz XI. hat er durch seine unermüdliche Arbeit für die Abwehr der Türken Entscheidendes zur Rettung des Abendlandes vor dem Islam beigetragen. schrieb er das Fest der Unbefleckten Empfängnis für die Kirche vor.
INNOZENZ XIII. Michelangelo dei Conti. .. bis .. Er stammt aus der alten Familie Innozenz’ III., dem zu Ehren er seinen Namen wählte. Am . Mai in Poli geboren, wurde er Jesuitenzögling, hatte dann verschiedene Gouverneurposten inne und wurde Nuntius in der Schweiz und in Lissabon. Klemens XI. erhob ihn zum Kardinal. Er genoß den Ruf eines klugen Diplomaten und untadeligen Mannes. Zur Zeit seiner Wahl war er bereits krank. Sein Pontifikat verlief ruhig. Er belehnte Kaiser Karl VI. mit Neapel und Sizilien, die dieser bereits besetzt hielt. Er war der erste Papst, der sich als Gegner der vielfach verhaßt gewordenen Jesuiten bekannte. Im Hinblick auf ihre Missionsmethode in China warf er ihnen in einem Dekret, dem Vorläufer der Auebung des Ordens, Ungehorsam vor. Auf dem Gebiet der Liturgie ordnete er das Fest des Namens Jesu für die ganze Kirche an. Die vatikanische Bibliothek verdankt ihm viel Wertvolles.
BENEDIKT XIII. Pietro Francesco Orsini. .. bis .. Der am . Februar in Gravina/Bari geborene Herzogssohn hatte gegen den Willen seiner Eltern auf sein fürstliches Erbe verzichtet und war in den Dominikanerorden eingetreten. In Neapel, Bologna und Venedig studierte er Philosophie, eologie und vor allem Kirchengeschichte. Zur Annahme des roten Hutes mußten ihn sein Ordensgeneral und Klemens X. erst zwingen. Drei Jahre später wurde er Erzbischof von Siponto, von Cesena, von Benevent. Unerschöpflich in Werken der Nächstenliebe, entfaltete er überall eine segensreiche Tätigkeit. Auch im Vatikan blieb er der schlichte Frater, der sich in einem Rückgebäude eine Zelle bauen ließ. Er wünschte vor allem, Seelsorger zu sein. Seine völlige Unerfahrenheit in allen weltlichen Dingen, vor allem in Regierungsfragen, führte ihn zu dem verhängnisvollen, seinen Namen belastenden Entschluß, einen - -
Menschen niedrigster Herkun und Gesinnung, einen gewissen Niccolò Coscia, trotz des Widerspruchs vieler Kardinäle zum Kardinal und präsumptiven Erzbischof von Benevent zu erheben. Er schenkte ihm sein ganzes Vertrauen, das der so plötzlich Emporgeschwemmte mit schrankenloser Schamlosigkeit mißbrauchte. Bald war Benedikt von der Clique des Erpressers umringt, die ihre Ämter, wie in den Zeiten des Verfalls, von Coscia kauen, und es gab keine Form der Korruption, die diesem nicht zur Bereicherung recht gewesen wäre. Schon nach einem Jahre hatte er zwei Millionen Scudi erpreßt. Keine Warnung vermochte den Papst an seinem Günstling irre zu machen, obwohl das Staatsdefizit nach kurzer Zeit bereits hundertzwanzigtausend Scudi betrug. In Benedikts Pontifikat fällt kein Ereignis von größerer geschichtlicher Bedeutung. Innerkirchlich dauerten die Auseinandersetzungen mit dem Jansenismus an. sprach der Papst unter anderen Aloisius Gonzaga, Johannes vom Kreuz und Stanislaus Kostka – Margarete von Cortona und Johannes Nepomuk heilig. Er liegt in Santa Maria sopra Minerva begraben. Das Amt eines Papstes überstieg seine Fähigkeiten. Heiligmäßigkeit und Kleinlichkeit standen sich in seinem Charakter gegenüber. Pietro Bracci schuf zwei Büsten von ihm im Palazzo Venezia.
KLEMENS XII. Lorenzo Corsini. .. bis .. Es war ein Zufall, daß Coscia der römischen Lynchjustiz entging und entfliehen konnte. wurde man seiner habha, worauf er, seiner Würden entkleidet, als Erpresser und Fälscher zu zehnjähriger Ha in der Engelsburg verurteilt wurde. Im Konklave wagte es ein Kardinal, einen Wahlzettel für ihn abzugeben, worauf ein Sonett unter den Kardinälen zu kursieren begann, das den Wählern bittere Wahrheiten sagte. Der neue Papst entstammte dem alten Florentiner Geschlecht und ist am . April geboren. Er vollendete seine juristischen Studien in Pisa und wurde mit dreiunddreißig Jahren Geistlicher. Schon unter Alexander VIII. arbeitete er in Rom. Klemens XI. verlieh dem glanzvollen Mäzen den Purpur. Bei seiner Wahl war er schon sehr leidend, zwei Jahre später erblindete er. Seinen Neffen Neri Corsini machte er zum Kardinal, ohne ihm indessen Einfluß einzuräumen oder ihn, den von Hause aus Begüterten, reich auszustatten. Neri Corsini, der Erbauer des Palazzo Corsini, war ein großer Mäzen. Wieder drohte ein Krieg in Italien: Am . November hatten Spanien, Frankreich und England, also drei der Mächte der Quadrupelallianz von , den Vertrag von Sevilla geschlossen, der vor allem dem älteren, in Spanien damals nicht erbberechtigten Sohne Philipps V. und seiner zweiten Gemahlin, Elisabetta Farnese, dem - -
Infanten Don Carlos, die Erbfolge von Parma und Piacenza sichern sollte, kirchlichem Lehen, das seit Paul III. von den Farnese beherrscht wurde. Um einem Erstarken der spanischen Einflußsphäre zu begegnen, ließ der erboste Kaiser Karl VI. Truppen zwischen Mantua und Mailand zusammenziehen, nachdem sich herausgestellt hatte, daß Elisabetta Farnese in die wichtigsten Plätze des Herzogtums, wo bisher neutrale Truppen der Quadrupelallianz lagen, spanische Truppen zu legen wünschte. Der dem Infanten an sich durchaus nicht feindlich gesinnte Klemens wünschte einerseits den Frieden, andererseits verlangte er beim Aussterben der Farnese am . Januar das erledigte Herzogtum als Lehen zurück. Doch keine der Mächte fragte nach päpstlichen Ansprüchen, denn schon die Quadrupelallianz hatte Parma-Piacenza wie auch die Toskana, wo die Medici gleichfalls im Aussterben begriffen waren, für Reichslehen erklärt, die nur als solche an Don Carlos verliehen werden duren. Feindseligkeiten mit Wien konnten indes vermieden werden, und schon am . Januar ergriff ein kaiserlicher General allen päpstlichen Protesten zum Trotz für Don Carlos Besitz von dem Herzogtum; am . September zog Don Carlos in Parma ein: der Begriff eines päpstlichen Lehens war damit endgültig zur eorie geworden. Der Tod König Augusts II., des Starken, von Polen – als Kurfürst von Sachsen Friedrich August I. – am . Januar löste den bis währenden Polnischen Erbfolgekrieg aus. Klemens nahm zwischen den beiden Kandidaten, Friedrich August II. von Sachsen, dem Sohne des Verstorbenen, sowie dem Wahlkönig Stanislaus Leszczynski, dem Schwiegervater Ludwigs XV. von Frankreich und damit dem Kandidaten Frankreichs, eine unklare Haltung ein, entschied sich dann für den letzteren, während der erstere als August III. den polnischen ron bestieg. Das Eintreten Kaiser Karls VI. für August III. gab der antihabsburgischen Kriegsstimmung in Frankreich neuen Aurieb: am . September verbanden sich Spanien, Frankreich und das Königreich Sardinien in einem Geheimvertrag zur Vertreibung Kaiser Karls VI. aus Italien. Schon im Herbst mußte dieser die Lombardei räumen, die an Karl Emanuel III. von Sardinien fiel. Klemens mahnte vergebens zum Frieden. landeten die Spanier wieder in Italien, zogen, ohne daß der Papst es hindern konnte, durch den Kirchenstaat nach Süden und nahmen Neapel, wo Don Carlos, der zugunsten seines Bruders Don Felipe nach dem Geheimvertrag auf Parma-Piacenza verzichtet hatte, am . Mai einzog und als Karl IV. erster Bourbonenkönig von Neapel und Sizilien wurde. Um Klemens zu gewinnen, setzte er dessen Neffen Bartolomeo Corsini zu seinem Stellvertreter in Sizilien ein. Österreichischem Widerstand war man kaum begegnet. Über den Kopf des Papstes hinweg änderten sich im Frieden von Wien vom . Oktober – die Bestätigung erfolgte erst – zwischen dem Kaiser und Ludwig XV. von Frankreich die politischen - -
Verhältnisse noch einmal: Karl VI. erhielt fast die ganze Lombardei zurück, dazu das dem Kirchenstaat endgültig verlorene Parma und Piacenza – Karl III. wurde Neapel bestätigt. Truppen durchzogen bei dem dauernden Wechsel nach Belieben den Kirchenstaat, doch niemand hörte die päpstlichen Proteste auch nur an. In Rom konnten spanische Werber ungehindert Truppen anwerben, bis die Bevölkerung die Häuser, darunter sogar die spanische Botscha an der Piazza di Spagna, stürmte, um ihre dort eingesperrten Mitbürger zu befreien. Spanische Truppen lagerten um Rom, mordeten, brandschatzten und errichteten Galgen. Madrid und Neapel wollten auf jede Weise von Klemens kirchenpolitische Zugeständnisse erzwingen. Keine Demütigung blieb dem schwerkranken Papst erspart, mit dem sogar beide Regierungen ihre diplomatischen Beziehungen abbrachen. Weder die schließlich erpreßte »Belehnung« Karls III. mit Neapel noch das Konkordat mit Spanien führten zum kirchenpolitischen Frieden: beides brachte dem Papst nur Nachteile. Die Verwüstungen durch kaiserliche und spanische Truppen und die abnehmende Bevölkerung stellte den Kirchenstaat vor ebenso schwere Probleme wie die gesunkene Justiz. Die letzte wichtige Bestimmung des Friedens von Wien erfüllte sich für Karl VI., als das Großherzogtum Toskana im Jahre nach dem Erlöschen der Medici als Secundogenitur-Besitz an seinen Schwiegersohn Franz Stephan von Lothringen gelangte, den Gemahl der durch die Pragmatische Sanktion von als ronfolgerin anerkannten Maria eresia. Leszczynski erhielt an Franz Stephans Stelle Lothringen, Klemens anerkannte August III. von Polen. Auf innerkirchlichem Gebiet ist Klemens’ Pontifikat vor allem durch die Heiligsprechung des Vincenz von Paul von und die erste päpstliche Verurteilung des Freimaurertums von bedeutsam geworden. Bleibende Verdienste erwarb sich Klemens um das völlig darniederliegende Ravenna, wo der einst allmächtige spanische Exminister Kardinal Alberoni seinen schlechten Ruf zu heben bemüht war. So entstanden in Ravenna eines der größten, die Stadt von der Gefahr dauernder Überschwemmungen befreienden hydraulischen Werke des Jahrhunderts, später der schiare Kanal zum Meer und der Hafen, der den Namen Corsinis trägt. Noch heute ist das Andenken an Klemens in der Stadt lebendig. Auch die kleine Republik San Marino verdankt Klemens ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Vielfach sind auch die Verdienste des in seinen letzten Jahren fast ganz ans Krankenlager gefesselten Papstes um Kunst und Wissenscha; so erlebte sein politisch tragischer Pontifikat auf dem Gebiet des Geistes einen neuen Glanz. Giovanni Battista Vico, der Ahnherr der modernen Geschichtsmorphologie, widmete ihm sein Lebenswerk, die Principii di una scienzia nuova. Bedeutende Gelehrte traten in seinen Dienst. Durch den Kauf der Kaiserbüsten aus der Sammlung des berühmten Kardinals Alessandro Albani legte er den Grund zum - -
Kapitolinischen Museum, das im Jahre als erstes öffentliches Altertumsmuseum Europas eingeweiht wurde. Aus der reichen Bautätigkeit des Papstes ragen die Fontana Trevi und die Fassade der Lateranbasilika hervor, die bei seinem Tode noch nicht vollendet waren. Die zweite große Stiung des Papstes im Lateran ist die dem heiligen Andreas Corsini geweihte Cappella Corsini – eine der schönsten Kapellen der Welt und ein eindrucksvolles Werk des Übergangsstils zum Klassizismus. Hier liegt Klemens begraben – ein hochgesinnter, leidenschasloser, gerechter, gütiger und aufrichtiger Papst, dessen Pontifikat ein einziger Leidensweg gewesen ist. Eine Papstbüste von Pietro Bracci steht in der Villa Borghese.
BENEDIKT XIV. Prospero Lambertini. .. bis .. Mit ihm bestieg einer der prachtvollsten Päpste den ron. Er ist am . Mai aus altem, verarmtem Hause in Bologna geboren und hatte eine ausgezeichnete juristische und theologische Ausbildung erhalten und sich literarisch an Dante, Tasso und Ariost geschult. Er wollte Rechtsanwalt werden und trat als Konsistorialadvokat in den Dienst Klemens’ XI. Von bleibendem Wert ist sein damals entstandenes Werk Über die Beatifikation und die Kanonisation der Diener Gottes. Große Kenntnisse wußte er mit praktischem Sinn und gesundem Menschenverstand zu verbinden. Benedikt XIII. erhob ihn zum Erzbischof von Ancona und zum Kardinal. Der eben kreierte Kardinal schrieb einem Freunde: »Seien Sie versichert, daß ich bei dieser Verwandlung nur die Farbe wechsle, doch stets derselbe Lambertini bleibe.« Klemens XII. übertrug ihm das Erzbistum Bologna, wo er grenzenlos verehrt wurde und trotz großer Arbeit noch Zeit zu ausgedehntem schristellerischem Schaffen fand. Als Papst verbot er seinem Bruder, nach Rom zu kommen; einen Neffen ließ er sehr streng bei den Jesuiten erziehen, und als seine Schwester in späten Jahren noch zwei Söhne bekam, äußerte er enttäuscht: »Ich dachte schon, die ›razza de’ caglioni‹ – die Bande von Dummköpfen – sei ausgestorben.« Angesichts der staatlichen Entwicklung seiner Zeit und der kirchenfeindlichen Aulärung unterschied Benedikt weise zwischen Unveräußerlichem und Zeitbedingtem und ließ fallen, was nur zum Schaden des Ganzen hätte aufrechterhalten werden können. Doch er ahnte die drohend aufziehenden Umwälzungen und trug das Seine dazu bei, sie wenigstens hinauszuschieben. Klaren Blickes aber erkannte er ebenso die Grenzen der Nachgiebigkeit und vermochte neue Konflikte zu vermeiden sowie alte zu beseitigen. Mit Savoyen, Spanien, Neapel und Portugal schloß er Konkordate. Und hatten seine Vorgänger Friedrich II. von Preußen die Anerkennung als König verweigert, so sprach er sie aus und beendete damit manche peinliche Schwierigkeit, - -
obgleich es noch zu vielen kirchenpolitischen Auseinandersetzungen kam. Kurz nach Benedikts ronbesteigung starb Karl VI., und bald darauf brach der Österreichische Erbfolgekrieg aus. Benedikt anerkannte wohl das Erbfolgerecht Maria eresias auf Grund der Pragmatischen Sanktion von . Er übernahm sogar die Patenscha ihres ältesten Sohnes, des ronfolgers Joseph. In Frankfurt aber wurde Kurfürst Karl Albert von Bayern, der Schwiegersohn Josephs I., als Karl VII. gewählt und in Prag gekrönt; Benedikt mußte die Wahl dieses Kandidaten Friedrichs II. und Frankreichs anerkennen. Inzwischen landeten spanische Truppen in Italien, um der bedrängten Maria eresia die Lombardei zu entreißen. Maria eresia wandte sich nunmehr gegen den Papst, rückte in die Bologneser Gebiete ein, während neapolitanische Truppen den Durchgang durch den Kirchenstaat erzwangen, um sich mit den Spaniern zu vereinen. In bitterem Humor schrieb der Papst, er habe allen Anlaß, eine Schri über das Martyrium der Neutralität zu schreiben. Allenthalben lagerten feindliche Truppen im Kirchenstaat, dessen Lage verzweiflungsvoll wurde, als Maria eresia den Befehl zur Rückeroberung Neapels gab, worauf spanische, neapolitanische und österreichische Truppen den Kirchenstaat als ein jeder Plünderung preisgegebenes Niemandsland betrachteten und Rom blockierten. Dann erhielten die Österreicher den Befehl, das neapolitanische Unternehmen wieder aufzugeben. Doch die Truppen blieben einen weiteren Winter im Kirchenstaat. Nach dem Tode Karls VII. wurde am . September der Gemahl Maria eresias und Großherzog von Toskana als Franz I. zum Kaiser gewählt und vom Papst anerkannt, der wiederum seine glückliche Hand in der Beseitigung friedenstörender Gegensätze bewies. Der Aachener Frieden vom . Oktober beendete den Österreichischen Erbfolgekrieg, garantierte dem Kaiser endgültig den Besitz Mailands, Mantuas und der Toskana, dem Bourbonen Karl III. das Königreich Beider Sizilien, seinem Bruder Philipp das Herzogtum Parma-Piacenza, für das Benedikt vergebens seine Lehensrechte geltend machte, und schenkte Italien eine vierzigjährige Friedenszeit. Als Friedrich II. von Preußen den Siebenjährigen Krieg begann, wehrte sich Benedikt dagegen, daß der König seinen Eroberungskrieg als Religionskrieg bezeichnete. Doch er freute sich, daß Frankreich und Österreich nach jahrhundertelanger Feindscha ein Bündnis schlossen. Innerkirchlich stellten der Jansenismus und die Jesuitenfrage den Papst vor mancherlei Probleme. Zu den von ihm heilig Gesprochenen gehören Fidelis von Sigmaringen, Camillus de Lellis, Caterina Ricci. Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Missionen, der Sanierung der völlig zerrütteten Finanzen und der Wiederherstellung seines unglücklichen Staates. Er lebte bescheiden und verlangte das gleiche von anderen. Gerne verzichtete er darauf, seine Vaterstadt wiederzusehen, um die Kosten einer solchen Reise zugunsten der Armen - -
zu sparen. Auch das kleine Heer, von dessen Nutzlosigkeit er überzeugt war, schränkte er ein. Er stand dem Volke gegen die Härten der Großgrundbesitzer und Spekulanten bei, kümmerte sich um jeden Wirtschaszweig und ließ überall seine gesetzgeberische Autorität spüren. Viel verdankt Rom dem Papst als Restaurator. Seine besondere Förderung galt der Gründung einer Gemäldegalerie im Konservatorenpalast und der Bereicherung des Kapitolinischen Museums, in welchem der seit in Rom lebende Winckelmann seine entscheidenden Eindrücke empfing. Große Meister fehlten seinem Pontifikat, dessen Bedeutung größer im Bewahren als im Schöpferischen gewesen ist. Von Benedikts Akademiegründungen bestehen noch die Accademia Liturgica und die Accademia Romana di Archeologia. An der Universität Rom schuf er neue Lehrstühle für höhere Mathematik und Chemie, sowie chemische und physikalische Laboratorien. Seine besondere Unterstützung wandte er den Naturwissenschaen und der experimentellen Physik zu. Fast zweihundert Jahre, ehe man sich da und dort dazu entschloß, errichtete der über Vorurteile erhabene Papst in Bologna zwei Lehrstühle für Professorinnen. Er stiete seiner Vaterstadt überdies ein anatomisches Museum und einen Lehrstuhl für Anatomie. Unter den zahlreichen von ihm geförderten Koryphäen der Kunst und Wissenscha ragen Antonio Muratori, der Vater der italienischen Geschichtswissenscha, und Giovanni Battista Piranesi hervor. Seinen einstigen Schüler in der Jurisprudenz, den allgewaltigen Wiener Hofpoeten und führenden Opernlibrettisten des Jahrhunderts, Pietro Metastasio, suchte er vergebens nach Rom zu ziehen. Unzählige Autoren vieler Länder huldigten ihm durch Widmung oder Übersendung ihrer Werke; Voltaire, der ein lateinisches Distichon auf das Bild des Papstes verfaßt hatte, sandte seinen Mahomet; Benedikt dankte mit zwei Goldmedaillen, erfuhr indessen erst später, daß er es mit einem Kirchenhasser zu tun hatte, und verbot später die Aufführung des Mahomet in Rom. Auch mit Pierre Louis Maupertuis, dem berühmten Physiker, stand er in Verbindung. Als Gluck am . Februar seinen Antigono in Rom zur Uraufführung brachte, zeichnete er ihn mit dem Orden vom Goldenen Sporn aus. Reiche Schätze schenkte Benedikt der vatikanischen Bibliothek und ließ mit den Arbeiten zur Herausgabe des Kataloges der Handschrien beginnen. Er hat sich damit den Ehrentitel als Papst der Gelehrten verdient, als den ihn Montesquieu bezeichnet hat. Als Kanonist eilte er mit seiner historischen Methodik der parallelen Entwicklung des Profanrechtes weit voraus. Benedikts letztes Wort war: »Ich aber gehe nun in Schweigen und Vergessenheit, den einzigen Platz, der mir gebührt.« Sein schwülstiges Grabmal in der Peterskirche hat nichts mit dem rührend bescheidenen Lambertini-Papst zu tun. Der Sohn von Robert Walpole stellte eine Statue von ihm in seiner Galerie auf und rühmte ihn in - -
einem Gedicht als einen von Katholiken geliebten, von Protestanten geschätzten Priester ohne Überhebung und Eigennutz, einen Fürsten ohne Günstling, einen Papst ohne Nepotismus und einen Gelehrten ohne Stolz. Als Benedikt, den Schmeicheleien unberührt ließen, das Gedicht las, meinte er, er sei wie die Statuen auf der Peterskirche, das heißt nur von weitem leidlich anzusehen. Jan Pitt, ein Verwandter des großen William Pitt und Protestant wie Walpole, stellte in seinem Palais eine Büste Benedikts mit der Inschri auf: »Jan Pitt, der nie über irgendeinen römischen Geistlichen etwas Gutes gesagt hat, hat dieses Denkmal zu Ehren des Papstes Benedikt XIV. errichtet.« Unerschöpfliche Güte und nie versiegender Humor, Freimut und Ehrlichkeit, höchste geistige Beweglichkeit und frischer Sarkasmus bilden die Grundzüge im Charakterbild des Papstes. Die Römer sahen ihn mit dem Rohrstock in der Hand durch die Stadt Spazierengehen und mit den Leuten plaudern. Persönliche Kränkungen nahm er nie übel. Als ein Dichterling ihn in einer Satire verhöhnte, korrigierte er die miserablen Verse, sandte sie zurück und gab der Hoffnung auf besseren Absatz Ausdruck. An den glänzenden Karikaturen des Pier Leone Ghezzi, der weder ihn noch die Kardinäle schonte, konnte er sich herzlich erfreuen. Gerne duldete er öffentliche Kritik an der Regierung und ließ sich darüber berichten. Seine Briefe sind von besonderem Reiz in ihrer Mischung aus Humor und Ernst, Kritik und Derbheit, Verantwortungsbewußtsein und Nachsicht mit den Schwächen anderer, Spottlust und Demut. Der Papa Lambertini ist in Italien, besonders in Rom, unvergessen. Nannte ihn Macaulay den besten und weisesten unter den zweihundertfünfzig Nachfolgern Petri, so war er für sein Volk der menschlichste. Seine Gestalt ist, von Gläubigen und Atheisten applaudiert, auf der Bühne, in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts sogar in dem Film Il Cardinale Lambertini lebendig erhalten geblieben. Sein Porträt von Crespi hängt in der vatikanischen Pinakothek; Panninis Bild, das den Empfang Karls IV. von Neapel durch Benedikt zeigt, befindet sich im Nationalmuseum von Neapel.
KLEMENS XIII. Carlo Rezzonico. .. bis .. Am . März in Venedig geboren, studierte Rezzonico in Padua eologie und Jura, um dann nach seiner Priesterweihe in den Dienst der Kurie zu treten. Unter Klemens XI. hatte er verschiedene Ämter inne, Klemens XII. erhob ihn zum Kardinal, Benedikt XIV. verlieh ihm das Bistum Padua. Pflichteifer, Frömmigkeit und Güte kennzeichneten ihn. Im Siebenjährigen Krieg, den als Religionskrieg zu bezeichnen Klemens ebenso wie schon sein Vorgänger ablehnte, stand er zwar auf seilen Maria eresias, war aber gleichzeitig um baldigen Friedensschluß bemüht, der am . Februar in Hubertusburg zustande - -
kam. anerkannte er nach dem Tode Kaiser Franz’ I. die Nachfolge Josephs II. als Mitregenten Maria eresias. Vor schwierige kirchliche Probleme sah er sich nach dem Tode Augusts III. in Polen gestellt, wo Katherina die Gr. Stanislaus Poniatowski auf den ron erhob. Im wesentlichen aber war Klemens’ Pontifikat von der Jesuitenfrage erfüllt. Schon unter Benedikt XIV. hatte sich das drohende Geschick über dem allgemein, zum großen Teil auch im Kardinalskollegium verhaßt gewordenen Orden zusammengezogen. Persönliche Rachsucht gegen die Jesuiten und sachliche Schuld derselben führten zuerst in Portugal unter dem kirchenfeindlichen Minister Pombal zu grausamen Verfolgungen. Der Orden wurde zunächst aus Portugal, später aus Spanien, wo Karl III. von Neapel nach dem Tode seines Bruders Ferdinand VI. ebenfalls als Karl III. König geworden war, und aus Neapel, wo Ferdinand IV., der Sohn Karls III., den ron bestiegen hatte, sowie aus dem spanischen Parma und Piacenza ausgewiesen, in Frankreich hingegen nur aufgelöst und verboten. Klemens’ Proteste verschlimmerten die Lage des Ordens und führten sogar zur Besetzung von Teilen des Kirchenstaates. Die bourbonischen Monarchien forderten kategorisch die Auebung. Um das Maß der Bedrängnis voll zu machen, erschien in Deutschland unter dem Pseudonym Febronius eine Schri des Trierer Weihbischofs Nikolaus Hontheim gegen die oberste Autorität des Papstes, die in ganz Europa Kontroversen auslöste. Die tragischen Erschütterungen seines Pontifikates machten dem Leben des edlen, doch auch ängstlichen Papstes durch Herzschlag ein Ende. Sein Grabmal in der Peterskirche, ein Meisterwerk Canovas, ist erst vollendet worden. Klemens hat Widrigkeiten und Feindseligkeiten mit Größe ertragen, mochte er auch aus mangelnder Menschenkenntnis heraus Fehler begangen haben. Er war sich bewußt, daß man im Jesuitenorden das Papsttum selbst treffen wollte. Um der Freiheit und des Rechtes der Kirche willen hätte er den Verlust seiner Staaten und mehr auf sich genommen. Im eigenen Unglück galt seine erste Sorge dem Unglück seiner durch die vergangenen Wirren einer Hungerkatastrophe ausgesetzten Untertanen. Er hat das Papsttum durch Leiden, nicht durch Taten groß gemacht. Die Beschimpfungen, die auch vor dem Toten nicht verstummten, haben seine Gestalt nicht anzutasten vermocht. Klemens ist unzählige Male porträtiert worden. Sein heute in der Ambrosiana in Mailand befindliches Bildnis von Raphael Mengs rühmt Goethe in der Italienischen Reise als das herrlichste Bild des Meisters, den der Papst zum Ritter vom Goldenen Sporn machte. Das zweite Papstporträt von Mengs hängt in der Pinakothek von Bologna, das dritte, ergänzte, im Museum von Stockholm. In Klemens’ Pontifikat fällt die Vollendung der Villa Albani in Rom, in der Mengs seinen berühmten Parnaß malte, und die Kardinal Alessandro Albani, einer der größten Kunstkenner des Jahrhunderts, zu einer der - -
schönsten Antikensammlungen der Welt gestaltet hat. verlieh der Papst Winckelmann den Posten eines Kommissärs für Altertümer und ermöglichte ihm dadurch die Arbeit an seiner Geschichte der Kunst des Altertums, mit der er zum Begründer der Archäologie geworden ist. approbierte er das von Pius IX. auf die ganze Kirche ausgedehnte Herz-Jesu-Fest. sprach er Francoise de Chantal und Josef von Copertino heilig.
KLEMENS XIV. Lorenzo Ganganelli. .. bis ... Während des Konklaves, das ganz unter dem Eindruck der zur Lösung drängenden Jesuitenfrage stand, traf im März unerwartet und incognito Kaiser Joseph II. in Rom ein. Seit Karl V. war kein Kaiser mehr in Rom gewesen. Am Tage nach seiner Ankun besuchte der Kaiser die Kardinäle im Konklave. Er ließ in Gesprächen unverhohlen durchblicken, seine Mutter und er würden nichts gegen die Auebung des Jesuitenordens einwenden. Über die Kardinäle äußerte er sich geringschätzig. Klemens ist am . Oktober in Sant’Arcangelo bei Rimini als Sohn eines Arztes geboren. Mit achtzehn Jahren trat er in den Franziskanerorden ein. Später wurde er von Benedikt XIV. als Konsultor nach Rom berufen. erhob ihn Klemens XIII. zum Kardinal; einer der Gründe hierfür war die Jesuitenfreundlichkeit Ganganellis. Der neue Kardinal machte kein Hehl aus seinem Wunsche, Papst zu werden. Als er sah, daß dies bei seiner jesuitenfreundlichen Haltung nicht möglich sei, schwenkte er zur Enttäuschung des aufrichtigen Klemens’ XIII. in das jesuitenfeindliche Lager um. Von den bourbonischen Mächten gedrängt, denen sich Maria eresia widerstrebend anschloß, erließ Klemens am . Juli das berüchtigte Breve Dominus ac Redemptor, das den Orden auob. Das Breve ist ein Meisterstück des schlechten Gewissens. Der letzte Ordensgeneral, Lorenzo Ricci, eine würdevolle Persönlichkeit, wurde mit seinen engsten Mitarbeitern – alle Greise wie er – in der Engelsburg eingekerkert. Klemens ernannte in einem obskuren Monsignore Alfani einen ebenso grausamen wie habgierigen »Untersuchungsrichter«, der sich sofort auf das Jesuitengut stürzte, um sich zu bereichern. Gegen Ricci konnte nichts Belastendes vorgebracht werden. Ohne formelle Verurteilung und ohne Schuldbeweise wurde der Unglückliche in erbarmungsloser Kerkerha gehalten, bis ihn Ende der Tod von seinem Martyrium erlöste. Vergebens hatte Pius VI. noch versucht, ihn in seine Heimat zu entlassen: Spanien, das mit Rom nur noch im Befehlstone verkehrte, verhinderte es. Das bedeutsamste außenpolitische Ereignis des Pontifikates war die erste Teilung Polens vom . August , der sich Klemens widersetzte. - -
Klemens erweiterte die Antikensammlungen des Vatikans durch zahlreiche Käufe, gründete das heutige Museo Clementino und förderte Raphael Mengs und Piranesi, der ihm seinen Stadtplan und sein Werk über die Trajanssäule widmete. Im April kam der junge Mozart mit seinem Vater nach Rom, schrieb dort nach einmaligem Hören das berühmte Miserere von Allegri nieder und wurde vom Papst mit dem Orden vom Goldenen Sporn ausgezeichnet. Der Papst ist nicht, wie viel behauptet worden ist, durch Gi gestorben. Er liegt in SS. Apostoli begraben – sein Grabmal ist, wie das später entstandene Monument seines Vorgängers, ein Meisterwerk Canovas. Sein Charakterbild erscheint in denkbar ungünstigem Licht. Nur die Feinde des Jesuitenordens haben ihn in einer peinlich anmutenden Weise gepriesen und schließlich sogar als Wundertäter bezeichnet. In Wirklichkeit war Klemens, dessen Wesen Ehrgeiz und Furcht bestimmten, ein mittelmäßiger Geist, charakterschwach, unzuverlässig, mißtrauisch, doch jeder Einflüsterung zugänglich, voller Geheimnistuerei und armseliger Listigkeit. Es eignete ihm ein besonderes Geschick, seine wahren Absichten zu verhüllen. Politisch war er den Bourbonenmonarchien hörig. Seine einzigen Vertrauten waren ein Franziskanermönch namens Bontempi, der Sohn eines Kochs, der bald allmächtig wurde und sich allgemeinen Haß zuzog, sowie der nicht weniger verhaßte Getreidewucherer Niccolò Bischi. Als Klemens starb, wurden nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen seine beiden ehrlosen, käuflichen Kreaturen Satiren geschrieben.
PIUS VI. Gianangelo Graf Braschi. .. bis .. Der am . Dezember in Cesena geborene Braschi hatte Jura studiert und wurde mit sechsunddreißig Jahren Priester. Benedikt XIV. zog ihn an die Kurie, Klemens XIII. ernannte ihn zum Schatzmeister, Klemens XIV. erhob ihn zum Kardinal. Braschi mißbilligte die Zustände unter Klemens XIV. und seinen Günstlingen und widmete alle Kra seiner Diözese Subiaco. Entgegen den Bestimmungen Innozenz’ XII. ließ Pius noch einmal den Nepotismus aufleben. Sein Neffe Romoaldo Onesti-Braschi wurde Kardinal und erwarb sich durch seine stille Güte hohe Achtung; sein ungebildeter, habgieriger, vom Papst durch Ankauf von Nemi zum Herzog gemachter Bruder hingegen zog sich durch seine Arroganz allgemeinen Haß zu. Auch die vom Papst eifrig betriebene Austrocknung der Pontinischen Sümpfe hatte den persönlichen Zweck, dem wie ein Renaissancefürst auretenden Nepoten billiges Land zu gewinnen. Sogar das längst vergessene Nepotenzeremoniell wurde wieder eingeführt. Braschi erbaute sich, trotz der schlechten Finanzlage im Kirchenstaat, den riesigen Palazzo Braschi an der Piazza Navona. Pius setzte den Fürsten gegenüber die Politik seines Vorgängers - -
erfolglos fort. Staatskirchliche Sonderinteressen und gesteigerte Kirchenfeindlichkeit im Königreich Beider Sizilien und im Österreich Josephs II. bereiteten ihm folgenreiche Sorgen. Die Entwicklung des österreichischen Josephinismus veranlaßte ihn zu einer Reise nach Wien, wo er zwar auf das feierlichste empfangen wurde, jedoch keine Verständigung in den wesentlichen Fragen erzielte. Der Kaiser stattete ihm im Dezember in Rom einen Gegenbesuch ab. Den in den Kirchenstaat dringenden Ideologien der Französischen Revolution stand Pius machtlos gegenüber. Cagliostro prophezeite den Sturz des Papstes, wurde von der Inquisition zum Tode verurteilt, jedoch vom Papst zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt. Alfieri schrieb seine Tragödien, gegen die Rom vergebens protestierte. Die akute Gefahr begann, als Bonaparte den Oberbefehl über die italienischen Truppen erhielt. Da an eine Verteidigung des Kirchenstaates nicht zu denken war, entschloß sich Pius zu Verhandlungen, die am . Juni zum Waffenstillstand von Bologna führten. Als die Feindseligkeiten von neuem begannen, hoe Pius vergebens auf österreichische Hilfe, so daß er zum Frieden von Tolentino vom . Februar gezwungen wurde. Er mußte endgültig auf Avignon und das Venassain verzichten sowie sechsundvierzig Millionen Scudi bezahlen. Im Verlaufe revolutionärer Bewegungen in Rom wurde der französische General Duphot ermordet. Am . Februar besetzte General Berliner Rom, stellte seine Kapitulationsbedingungen, erklärte am . Februar die römische Republik und die Absetzung des Papstes. Auf die Bitte des todkranken achtzigjährigen Pius, ihn in Rom sterben zu lassen, gab General Haller die berüchtigte Antwort: »Sterben können Sie überall.« Am . Februar wurde der Papst gefangen abgeführt. Auf fünundert Fahrzeugen ließ Bonaparte die unschätzbaren Kunstwerke Roms als Raubgut abtransportieren. Erst nach seinem Sturz kehrten sie zurück. Der lange tragische Leidensweg des sterbenden Papstes endete in Valence. Braschi aber, der letzte Nepot, spielte, mit der Revolutionskokarde angetan, in Rom Bürgermeister. Keine Erniedrigung ist dem Papst erspart geblieben. Sein letztes Wort galt der Vergebung seiner Feinde, die in ihm triumphierend den letzten Papst sahen. Erst dure Pius VII. den Leichnam seines Vorgängers nach Rom zurückbringen. Canova schuf die herrliche Statue des Papstes an der Confessio von St. Peter. Pius, den Goethe »die schönste, würdigste Männergestalt« genannt hat, war ein unausgeglichener Charakter. Übereifer konnte ihn gelegentlich hart erscheinen lassen. Auch war er eitel und ruhmsüchtig und legte Wert darauf, nach außen zu wirken. Sein Amt nahm er sehr ernst, und man rühmte seinen Arbeitseifer. Die Tragödie seines Lebensabends hat sein Charakterbild indessen von allen Schlacken befreit. Er starb als der große Dulder des Papsttums in einer Zeitenwende. - -
Die Wissenscha erfuhr durch ihn eine umfassende Förderung. Er ließ unter anderem die Sakristei der Peterskirche erbauen und erweiterte das vatikanische Antikenmuseum, das seitdem Museo Pio-Clementino heißt. Sein Pontifikat war reich an Ausgrabungen und Funden. Große Meister wie David und Canova ließen sich im Antikenmuseum inspirieren, das für Goethe schlechthin »Das Museum« gewesen ist. Damals begann die große Zeit des deutsch-römischen Kulturlebens, als dessen Beginn in gewissem Sinne das Jahr gelten kann, als sich der Goethekreis in der Villa Malta um die vom Papst hochgeehrte Herzogin Anna Amalie von Weimar versammelte; als Angelika Kauffmann die Fürstin malte und Herder ihr unter den Zypressen der Villa d’Este von Tivoli aus dem Tasso vorlas. Mengs malte Pius’ Porträt im Vatikan; ein Bild Francesco Guardis, das Pius und den Dogen von Venedig auf der Isola San Giorgio zeigt, befindet sich in der Mailänder Sammlung Rosselli.
PIUS VII. Barnaba Graf Chiaramonti. .. bis .. Im Inselkloster San Giorgio Maggiore von Venedig begann im Jahre eine neue Zeit des Papsttums, als fünfunddreißig Kardinäle den Benediktinermönch Chiaramonti wählten. Er ist am . August in Cesena geboren, wurde Mönch, dozierte Philosophie, eologie und Kirchenrecht in Parma und Rom, wo Pius VI. ihn zum Bischof von Tivoli, zum Kardinal und Bischof von Imola erhob. Die Papstwahl nahm er nur widerstrebend an. Am meisten redete ihm der Konklavesekretär Ercole Consalvi zu, der später weltberühmt gewordene erste moderne Kardinalstaatssekretär. Seinen Nepoten verbot Pius, je nach Rom zu kommen, wo er im Juli als Triumphator einzog und seine erste Sorge der Reorganisation des durch den Frieden von Luneville vom . Februar zurückerstatteten, wenn auch verkleinerten Kirchenstaates galt. Er vertrat hierbei maßvoll-fortschrittliche Grundsätze. Am . Juli schloß er mit Napoleon ein Konkordat mit weittragenden innerkirchlichen Folgen ab, ging er nach Paris, um Napoleon zum Kaiser zu krönen. »Man setzte den Heiligen Vater in Trab, wie einen Kaplan, den sein Herr rufen läßt, um die Messe abzuhalten«, schrieb Consalvi in seinen Memoiren. Das denkwürdige Sacre vom . Dezember ist auf Davids berühmtem Gemälde verewigt worden. Es fehlte weder an prunkvollen Geschenken noch an Demütigungen für den überall bespitzelten Papst, dem im April endlich die Rückreise nach Rom gestattet wurde. Bald kam es zu nicht mehr endenden Konflikten mit Napoleon, der seine Eingriffe in päpstliche Rechte ins Maßlose trieb. Pius war auf alles gefaßt und begegnete den Ultimaten des Kaisers mutig und ohne etwas von seinen Rechten preiszugeben. Görres und Humboldt haben seinem Mut und seiner Charakterstärke hohe Achtung gezollt. Am . Februar rückte französische Besatzung in Rom ein. - -
Pius erklärte sich zum Martyrium bereit, betrachtete sich als Gefangenen im Quirinal und wies die Möglichkeit einer Flucht nach Sizilien von sich. Am . Juni wehte die Trikolore auf der Engelsburg, und Herolde verkündeten das Ende der Papstherrscha. Am gleichen Tage sprach der Papst die Exkommunikation über Napoleon und die Invasoren aus. Am . Juli verhaeten ihn französische Büttel und führten ihn in vierzigtägiger Fahrt nach seinem Verbannungsort Savona. Alle Kardinäle wurden nach Paris verbannt. In Rom herrschte der Terror, während Napoleon die Kirche in Frankreich und Italien unter jeder Form der Gewaltanwendung dirigierte. Unerschütterlich lehnte Pius jede Forderung ab. Am . Juni wurde der schwer Nierenkranke nach Fontainebleau verschleppt. gelang es Napoleon, ihm eine Konvention abzulisten, die Pius widerrief, als ihm die wahren Zusammenhänge klar geworden waren. Ehe sich Napoleon zum letzten Male den auf Paris anrückenden feindlichen Verbündeten stellte, ließ er den Papst nach Rom zurückbringen und gab ihm seine Staaten zurück. Am . Mai, zwanzig Tage, nachdem sein Unterdrücker in Elba an Land gegangen war, hielt Pius, der Apostolische Pilger, mit Tränen in den Augen seinen triumphalen Einzug in Rom. Fürsten zogen seinen Wagen durch den unermeßlichen Jubel, Kinder mit Palmen in den Händen gingen vor ihm her. Das katholische wie das protestantische Europa feierte diesen Tag. Im Laufe der Hundert Tage der Rückkehr Napoleons mußte Pius für einige Wochen nach Genua fliehen, weil ihm Gefahr durch Murat von Neapel drohte. Nach der endgültigen Verbannung Napoleons wurde er der Schützer der Napoleoniden, vor allem der greisen Laetizia. Auch das Schicksal des Exkaisers auf Sankt Helena versuchte er zu erleichtern. Auf dem Wiener Kongreß erreichte Consalvi die Anerkennung der weltlichen Herrscha des Papstes, dessen Pontifikat von nun an dem umfassenden Wiederauau des Kirchenstaates und der katholischen Kirche in Europa sowie der zerstörten Weltmission galt. stellte Pius den Jesuitenorden wieder her. Pius setzte die päpstliche Mäzenatentradition fort – nach Canovas Worten erfüllt von »einer unendlichen Liebe für die Künste«. Consalvi, der Protektor des Komponisten Domenico Cimarosa und Canovas, bildete die glücklichste Ergänzung zum Mäzenatentum seines Herrn. So erfolgte in Rom und im Vatikan eine ausgedehnte Bau- und Restaurationstätigkeit. Den Ausbau des schon vor seiner Deportation begonnenen vatikanischen Museo Chiaramonti und der Galleria Lapidaria ließ Pius nach seiner Rückkehr vollenden. Von bis entstand – unter Mitwirkung Canovas – der Neubau des Braccio Nuovo. Erfolgreiche Ausgrabungen bereicherten die Schätze der Antikensammlungen, während das Raubgut von aus Frankreich zurückkehrte. Auch die alte vatikanische Pinakothek und die Biblioteca Chiaramonti entstanden. Es gab keinen Zweig der Kunst und Wissenscha, der nicht die Munifizenz des Papstes erfahren hätte. - -
Vier Tage vor seinem Tode brannte die Basilika San Paolo fuori le mura ab. Um den Sterbenden, der noch im Delirium »Savona – Fontainebleau« murmelte, zu schonen, verheimlichte man ihm das Unglück. Drei Nächte lang wachte der treue Consalvi bei ihm. Er ließ später in St. Peter durch orwaldsen das Grabmonument für seinen Herrn errichten, mit dem er eine der tragischsten Epochen des Papsttums durchlebt und durchlitten hatte. Kein Mißklang störte die allgemeine Trauer um Plus, dessen Staatsklugheit und Geisteskra ebenso gepriesen wurden wie seine selbstlose Mildtätigkeit, seine liebenswürdige Bescheidenheit und seine priesterliche Größe. Die bedeutendsten Porträts des Papstes malten Jacques Louis David und omas Lawrence, von dem auch das berühmte Porträt Consalvis stammt.
LEO XII. Annibale Graf della Genga. .. bis .. Am . August auf Schloß Genga bei Spoleto geboren, war della Genga von Pius VI. zum Sekretär und Kanoniker von St. Peter, im Jahre zum Erzbischof und Nuntius von Köln ernannt worden. Er bekleidete in der Folge auch unter Pius VII. wichtige diplomatische Posten und wurde Kardinal und Bischof von Sinigaglia, bis ihn der Papst im Jahre als Kardinalvikar nach Rom berief. Im Konklave gewannen die Feinde Consalvis und seiner fortschrittlichen Ideen das Übergewicht. Der Pontifikat Leos bedeutete eine Reaktion gegen die moderne aufgeschlossene Richtung Pius’ VII. und Consalvis. Weise Verfügungen des vorigen Pontifikates wurden annulliert, Inquisition und Spitzelwesen wucherten üppig. Leo verbot sogar die von Consalvi eingeführte Pockenimpfung, wobei ihm die ansteigende Sterblichkeitsziffer gleichgültig war. Allenthalben erstanden längst veraltete und abgeschae Verwaltungs- und Rechtseinrichtungen neu. Die Juden, die wieder ins Getto gesperrt und, neben anderen Demütigungen, der Inquisition unterworfen wurden, wanderten aus, sofern sie reich waren, und brachten dadurch die Finanzen aus dem Gleichgewicht. Ein grausamer Kardinallegat, wie er seit langer Zeit nicht mehr denkbar war, verurteilte in der Romagna in einem Vierteljahr fünundertacht Angeklagte zu Hinrichtung, lebenslänglichem Zuchthaus und Verbannung. Die Einwohner Ravennas flohen vor den barbarischen Exekutionen aus der Stadt. Leo hat sich durch seine Kunst- und Kulturpflege sowie durch manche kirchliche Reformarbeit ein besseres Andenken als durch seine Regierung geschaffen. Er liegt in der Peterskirche begraben. Trotz guter Eigenschaen – er war ein Feind des Nepotismus – überwog in seiner Person wie in seinem Pontifikat das Enge, Verbohrte und Kleinliche. Er war in allem das Gegenteil dessen, was seinen Vorgänger ausgezeichnet hatte. - -
PIUS VIII. Francesco Saverio Castiglioni. .. bis .. So wie er zu Ehren Pius’ VII. seinen Namen wählte, so eigneten ihm auch die Wesenszüge des Chiaramonti-Papstes. Er wurde am . November in Cingoli geboren. Sein reiches theologisches und juristisches Wissen veranlaßte Pius VII., ihn zum Bischof von Montalto zu erheben. Napoleon ließ den ihm unbequemen charaktervollen Bischof deportieren und in Pavia und Mantua inhaieren. Nach dem Friedensschluß freigelassen, wurde Castiglioni Kardinal und Bischof von Cesena, Großpönitentiar und Bischof von Frascati. Pius VII. redete ihn eines Tages ahnungsvoll als Pius VIII. an. Hätte er sich nicht zu seinem Freunde Consalvi bekannt, wäre er damals schon Papst geworden. Der Pontifikat des leidenden Papstes verlief ruhig. Er liegt in den vatikanischen Grotten begraben, während sein Denkmal in der Peterskirche steht. Pius wurde allgemein betrauert. Seine Redlichkeit und Gewissenhaigkeit gingen so weit, daß er sogar den laufenden kanonischen Prozeß der Erhebung des heiligen Bernhard zum Kirchenlehrer unterbrechen ließ, nachdem ihm mitgeteilt worden war, er gehöre der gleichen Familie wie der Heilige an; er wollte auch nur den Anschein von »Nepotismus« vermeiden.
GREGOR XVI. Bartolomeo Alberto Cappellari. . bis .. Als Sohn eines Juristen am . September in Belluno geboren, wurde er mit achtzehn Jahren Kamaldulensermönch in Murano bei Venedig, Abt von San Gregorio auf dem Monte Celio in Rom, später Kamaldulensergeneral und Berater Pius’ VII. und Leos XII. in wichtigen Fragen. Letzterer erhob ihn zum Kardinal von San Callisto. Die Revolution von , die Karl X. von Frankreich hinweggefegt und den Bürgerkönig Louis Philippe auf den ron gebracht hatte, gärte auch im Kirchenstaat. Es war die Zeit der Carbonari, die besonders in Rom unter Mitwirkung der Brüder Napoleon: des späteren Kaisers und Louis Bonapartes, der Söhne König Louis Bonapartes von Holland, den Aufruhr schürten. Am Tage nach der Wahl Gregors brach der Aufstand von Modena unter Giro Menotti los, das Fanal des Risorgimento; bald griff die Bewegung auf andere Städte über. Rom wurde von Revolutionstruppen bedroht, Prinz Napoleon forderte vom Papst den Verzicht auf die weltliche Herrscha. Gregor rief Österreich um Hilfe an, das Parma, Modena, Ferrara und Bologna besetzte. Die in der Folge unterdrückte Revolution flammte nach dem Rückzug der Österreicher wieder auf, die zurückkehrten, während Frankreich Ancona besetzte. Erst räumten die Truppen den Kirchenstaat. - -
Gregor steuerte bald in das reaktionäre Fahrwasser Leos XII. und in ein absolutistisches Regime. Er war ein Feind politischer Fortschritte und richtig verstandener Freiheiten des Volkes. Die Konzessionsfeindlichkeit der päpstlichen Regierung erfuhr noch eine Verschärfung durch die auf Metternichs Betreiben erfolgte Berufung Kardinal Lambruschinis als Staatssekretär, für den Reformen des staatlichen Lebens gleichbedeutend mit Verbrechen waren. Wissenschaliche Kongresse, Gasbeleuchtung, Hängebrücken, Eisenbahnen – alles war für den bornierten kleinlichen Tyrannen gleichbedeutend mit Aufruhr. Die Mißstände blieben trotz aller Beweise guten Willens seitens des Papstes unverändert die gleichen, vor allem Amtsmißbrauch, Korruption, willkürliche Justiz. wies der Kirchenstaat sechsundzwanzig Millionen Scudi Staatsschulden auf. Intriganten und Blutsauger wimmelten um den Papst, keine einzige wahrha große Persönlichkeit wie einst Kardinal Consalvi ragt aus der Zeit heraus. Gregor schenkte jeder Einflüsterung, jedem nichtigen Schreckgespenst Glauben. Alles sich anbahnende Gute wurde im Keime erstickt, die auch von den Großmächten in einem Memorandum vom . Mai empfohlenen gemäßigten Reformen wurden abgelehnt. Die gebildeten Schichten wandten sich vom Papst ab, zahllose Geistliche schlossen sich ihnen an, die Verbannten sammelten sich im Ausland um Giuseppe Mazzini, der seine entscheidende Schri Il Papa e la questione italiana herausgab. Die Gefängnisse füllten sich, berechtigte Forderungen des Manifestes von Rimini, wie unter anderem die Abschaffung der Todesstrafe, lehnte der Staatssekretär als verbrecherisch ab, und rücksichtslos hausten die ambulanten Kriegsgerichte. Für Kunst und Wissenscha hat Gregor viel Wertvolles gestiet. Die vatikanischen Sammlungen verdanken ihm das etruskische und das ägyptische Museum. Seine Gunst erfuhren auch die Hauptmeister der Nazarenerschule in Rom, Overbeck, Cornelius und Veit. Schließlich fällt die Gründung des für die deutsch-römische Kultur hochbedeutsamen Deutschen Archäologischen Institutes durch den preußischen Gesandten von Bunsen in Gregors Pontifikat. kreierte der Papst den berühmten Giuseppe Mezzofanti, das größte Sprachgenie aller Zeiten, zum Kardinal. Niemand hat Gregor aufrichtig nachgetrauert, als er nach einem Krebsleiden starb. Als Charakter integer, o kindlich heiter und sehr mildtätig, war der als asketischer Mönch zur Tiara gelangte Papst von Mißtrauen gegen sich selber erfüllt, schroff in seinen kirchlichen Anschauungen wie in der Praxis, doch gleichzeitig von einem mittelalterlich anmutenden autoritären Souveränitätsbewußtsein getragen. Seine Weltfremdheit wurde zu Weltflucht und Weltfeindlichkeit mit den verhängnisvollsten Auswirkungen. Er hat nie begriffen, daß er in einer Zeitenwende religiöser, soziologischer und kultureller Umwälzungen stand, denen er nur mit Unversöhnlichkeit begegnete. Auf das schärfste trat er gegen den berühmten Felicite de Lamennais auf, der es - -
wagte, Pressefreiheit zu fordern und die katholische Lehre in harmonischen Einklang mit den Zeitströmungen, vor allem mit den demokratischen Dingen, zu bringen. Den Nepotismus lehnte er ab. Sein Favorit war der geschästüchtige päpstliche Hoarbier Moroni, der, unter Mitarbeit anderer, vor allem Gregors selber, eine kompilatorisch-geschwätzige, an Einzelheiten reiche, doch unobjektive Geschichte der Päpste, Kardinäle und Ereignisse von Pius VII. bis Gregor verfaßt hat. bestätigte Gregor den Kult des Seligen Heinrich Suso, kanonisierte er Alfons von Liguori. Gregor, den Delaroche gemalt hat, ist Stier der Ritterorden von San Silvestro und San Gregorio Magno, die jeweils in drei Klassen verliehen werden. Er liegt in der Peterskirche begraben.
PIUS IX. Giovanni Maria Graf Mastai-Ferretti. .. bis . . Er ist am . Mai in Sinigaglia geboren. Nach Beendigung seiner Studien weihte ihn Pius VII. zum Priester und teilte ihn einer diplomatischen Mission in Chile zu. Nach der Rückkehr ernannte ihn Leo XII. zum Kanoniker, zum Erzbischof von Spoleto. In den Revolutionswirren nach gelang es ihm, den als Verschwörer gesuchten Louis Napoleon zu retten und ihm mit seiner Mutter, der Königin Hortense, zur Flucht nach der Schweiz zu verhelfen. Gregor XVI. ernannte ihn zum Bischof von Imola. Kaum ein italienischer Bischof jener Zeit hat so segensreich gewirkt wie der volkstümliche Mastai-Ferretti. Politisch machten ihn sein Eintreten für liberale Ideen, sein Verständnis für die vielfach mißleiteten Verschwörer und sein Mahnen zur Milde ihnen gegenüber beliebt. Trotz seines Liberalismus’ ernannte ihn Gregor XVI. zum Kardinal. Schon einen Monat nach der Papstwahl erließ Pius sein berühmtes Amnestiedekret für politische Vergehen, das unbeschreiblichen Jubel auslöste und große Hoffnungen weckte. Drei Tage später zog die begeisterte Bevölkerung die Karosse des Papstes unter Blumenregen durch die Stadt. Die folgenden Reformen machten Pius, dessen liebebedüriges Gemüt die Huldigungen genoß, vollends zum Idol des Volkes. Schon schwebte ihm die Einigung Italiens vor, Giuseppe Mazzini und Vincenzo Gioberti schrieben ihm begeistert, und Grillparzer dichtete ihn an. Bald folgten Haßausbrüche gegen die Vertreter des gregorianischen Pontifikates. Pius’ verhängnisvoller Fehler war seine Unfähigkeit, anders als mit überströmender Gefühlsseligkeit zu reagieren, anstatt der sich überstürzenden Bewegung als klardenkender Staatsmann Herr zu werden. So riß ihn der Zwiespalt zwischen seinem Amt als Papst und als volksbeglückender Herrscher in immer tiefere Wirrnis, - -
besonders als der Ruf nach dem nationalen Krieg gegen Österreich erscholl, gegen das sich Sardinien-Piemont sowie die besetzten Provinzen der Lombardei und Venedigs erhoben. Die Revolution von komplizierte die Lage. Pius lehnte es ab, gegen Österreich Krieg zu führen, und sagte sich damit von der Volksbewegung los, die ihn, in völliger Verkennung seiner universalen Stellung als vermittelnder Papst, als »eidbrüchigen Vaterlandsfeind« brandmarkte. Sein Minister Pellegrino Rossi wurde am . November ermordet, der Quirinal beschossen und die Schweizergarde entwaffnet. Am . November mußte Pius, der sich mehr oder weniger als Gefangener behandelt sah, nach Gaëta auf neapolitanisches Gebiet fliehen: es ist bis heute die letzte Flucht eines Papstes. In Rom wurde er der weltlichen Herrscha für verlustig erklärt und die römische Republik proklamiert, während ihm die geistliche Macht garantiert bleiben sollte. Pius ersuchte die Mächte um Intervention. Österreich schlug Karl Albert von Piemont-Sardinien am . März bei Novara und besetzte Teile des Kirchenstaates. Am Abend der Schlacht trat Viktor Emmanuel II. als Nachfolger seines abdankenden Vaters die Regierung an. Jetzt intervenierte auch Frankreich, wo Louis Napoleon wenige Tage nach der Flucht des Papstes zum Präsidenten gewählt worden war. Am . Juli nahmen die Franzosen Rom, am . April zog Pius, von Frankreich eingeladen, wieder in Rom ein. Er stiete aus diesem Anlaß das Fest des Kostbarsten Blutes. Seine Politik geriet von nun an ganz in das Fahrwasser unnachgiebiger Reaktion und schroffsten, unzeitgemäßen Absolutismus’, vor allem unter dem Einfluß des neuen Kardinalstaatssekretärs Antonelli – er war kein Priester –, einer der verhängnisvollsten Erscheinungen der neueren Papstgeschichte: zweifelha in seinem Privatleben, rücksichtslos in der Bereicherung seiner Verwandten, als Tyrann verhaßt, dem Papst ebenso unsympathisch wie untrennbar verbunden und unentbehrlich, ein vielbewunderter, wendiger Diplomat und ein Feind jeder politischen Freiheit, wurde er der böse Geist seines Herrn, der vieles auf seinen Namen nehmen mußte, was das Werk Antonellis gewesen ist. So hat es Pius nach seiner Rückkehr versäumt, seine einstigen schönen Impulse in einem gemäßigten, dem Papsttum um die Jahrhundertmitte entsprechenden Liberalismus fruchtbar werden zu lassen. Es gärte von neuem im Kirchenstaat, und es kam zu Attentatsversuchen gegen den Papst und Antonelli, deren Folge Todesurteile und Galeerenstrafen waren. Der Papst unternahm und Reisen durch seinen Staat und ließ sich gerne bejubeln, während Antonelli dafür sorgte, daß Petitionen und Reformvorschläge nicht überreicht werden duren. Im Jahre erfolgte der Zusammenstoß mit Piemont, das erst den nördlichen Kirchenstaat besetzte. Der Papst sprach die feierliche Exkommunikation aus, Antonelli protestierte gegen den Titel »König von Italien«, den Viktor Emmanuel II. am . Februar nach dem - -
Sturz der Bourbonen von Neapel annahm. Auf Grund der ohne Wissen des Papstes abgeschlossenen sogenannten Septemberkonvention vom . September , die Piemont verpflichtete, die bestehenden päpstlichen Territorien nicht anzugreifen, zog Napoleon III. seine letzten Truppen aus Rom zurück, das nun wehrlos Piemont preisgegeben war. Die italienische kirchenfeindliche Gesetzgebung nahm immer mehr zu, und der Krieg von sowie der Sieg Preußens bei Königgrätz steigerten das piemontesische Siegesbewußtsein. Garibaldis Truppen wüteten im Kirchenstaat und wurden am . November bei Mentana von päpstlichen und französischen Truppen, die Rom zum Schutze des Papstes erneut besetzt hatten, geschlagen. Am . Dezember eröffnete Pius das zwanzigste, bis heute letzte Allgemeine Konzil, auch Vatikanum genannt, in dessen Verlauf am . Juli – der dogmatische Höhepunkt vor dem politischen Tiefpunkt – das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit verkündet wurde. Am Tage darauf erklärte Frankreich Deutschland den Krieg, am . Juli versuchte Pius als letzte Rettung zwischen Wilhelm I. und Napoleon III. zu vermitteln. Am . September kapitulierte Napoleon bei Sedan, worauf Italien die französische Regierung seine Absicht wissen ließ, Rom zu besetzen. Die Aufforderung, auf den Kirchenstaat zu verzichten, lehnte Pius ab. Österreich verweigerte die gegen die Invasoren erbetene Hilfe. Auch Preußen sprach zugunsten der Okkupanten. Am . September endlich bombardierte General Cadorna die Porta Pia, der Papst ließ nach tapferer Gegenwehr seiner Truppen die weiße Fahne der Kapitulation hissen, während am gleichen Tage auf dem Kapitol die weltliche Herrscha des Papsttums annulliert wurde. Der Kirchenstaat hatte aufgehört zu bestehen, Pius war faktisch ein Gefangener. Jeden Versuch eines modus vivendi oder einer Versöhnung wies er mit dem von nun an berühmten Non Possumus zurück. Die Monarchen und Regierungen der Welt interessierten sich nicht für die Einverleibung des Patrimonium Petri. Am . Mai erließ die Regierung das Garantiegesetz der päpstlichen »Unabhängigkeit«, das der Papst mit Recht als »Absurdität, Gerissenheit und Verhöhnung« bezeichnete, da die antikirchlichen Maßnahmen, Unterdrückungen und Mißhandlungen fortdauerten. Die in dem Gesetz vorgesehene Rente anzunehmen, weigerte er sich. In Rom kursierten atheistische Parodien über ihn. löste er zwar den sterbenden König von der Exkommunikation, verweigerte aber Umberto I. den Königstitel ebenso wie seinem Vater. Einen Monat später endete mit dem Tode des sechsundachtzigjährigen Papstes der dramatischste Pontifikat der neueren Zeit. Das prächtige Grab in der Krypta von San Lorenzo ist aus Stiungen der ganzen katholischen Welt errichtet und vollendet worden. Pius X. ließ den Seligsprechungsprozeß einleiten. Wenige Päpste stehen so wie Pius im Widerstreit der Gegensätze panegyrischer Anbetung und offenen Hasses. Die Gründe hierfür sind - -
vor allem in den italienischen Umwälzungen und im deutschen Kulturkampf zu suchen, den das Unfehlbarkeitsdogma und der Syllabus von ausgelöst hat. Die von unendlicher Güte und verschwenderischer Nächstenliebe gekennzeichneten charakterlichen, geistigen und seelischen Eigenschaen des Papstes sind von objektiver katholischer wie protestantischer Seite anerkannt worden. Pius lebte ein heiligmäßiges Leben, seine Ablehnung des Nepotismus ging so weit, daß er einen Neffen aus Rom davonjagte. Doch erschien sein Herz größer als sein Verstand, und er neigte zu Sentimentalität, Wortreichtum, sowie zu einer gewissen Eitelkeit, die ihn mangelnden Beifall als ein Unglück empfinden ließ. Er liebte alles Schöne, besonders die Musik, denn er war ein ausgezeichneter Violinspieler. Mit Franz Liszt war er freundschalich verbunden. Rossini und Gounod komponierten Huldigungshymnen auf ihn. Klarer Blick und Willenskra fehlten ihm. So hat er geschichtlich versagt, und Leo XIII. beurteilte ihn richtig, wenn er privat äußerte: » eilte er überstürzt voran, um zwei Jahre später ebenso überstürzt wieder umzukehren.« Sein verhärteter Konservativismus, seine Blindheit gegenüber den Mißständen im Kirchenstaat, sein von Antonelli genährter Haß gegen alles gestaltungsfähige Neue auch in gemäßigter Form und gegen die demokratischen Ideen der Zeit, wie er in manchen Punkten des vielumstrittenen Syllabus in Erscheinung tritt, haben den Untergang des Kirchenstaates beschleunigt. So ist Pius, bei aller Würdigung seines persönlichen Unglücks, nicht nur der an den Ereignissen unschuldige Dulder und Märtyrer. Er selber hat seine eigene Starre gekennzeichnet, als er bekannte: »Ich bin der Stein; wohin ich falle, da bleibe ich liegen.« Die Geschichte hat diesen Stein gewaltsam aus dem Wege geräumt. Gleichzeitig aber nahm das Papsttum, dessen monarchische Formen sich am Ende dieses längsten Pontifikates der Geschichte als überlebt erwiesen hatten, als geistige wie geistliche Macht in den Augen der Welt einen neuen Aufstieg, der bis heute andauert. stiete Pius den in drei Klassen zu verleihenden Ordine Piano. Er erhob Franz von Sales und Alfons von Liguori zu Kirchenlehrern, die heilige Katharina von Siena zur Patronin Roms. Im Jahre gründete er den Osservatore Romano. Am . Dezember verkündete er das Dogma der Unbefleckten Empfängnis, dekretierte er das Herz-Jesu-Fest für die ganze Kirche.
LEO XIII. Gioacchino Graf Pecci. .. bis .. Er ist am . März in Carpineto bei Anagni geboren, studierte in Viterbo und Rom Philosophie, eologie und Jura und weckte Erstaunen durch seine rhetorisch-dichterische Begabung, als er über den Brand der Basilika San Paolo kurz vor dem Tode Pius’ VII. zweihundert - -
lateinische Hexameter improvisierte. wurde er zum Priester geweiht. Aus seinem Ehrgeiz, rasch die Leiter der Würden emporzusteigen, machte der selbstbewußte, hochbegabte Jüngling keinen Hehl. Gregor XVI. übertrug ihm mehrere Ämter und ernannte ihn zum Nuntius in Brüssel, wo er jedoch keine Erfolge erntete und abberufen wurde. Statt der erhoen größeren Nuntiatur erhielt er das Bistum Perugia. Hier reie er in über dreißigjähriger Arbeit, in der sein einstiger Ehrgeiz erlosch, zu seiner eigentlichen Persönlichkeit heran. Da er sich zwar dogmatisch unerschütterlich, doch in der Lebenspraxis weitherzig, entgegenkommend, versöhnlich und fortschrittlich zeigte, fand er bei Pius IX., der ihn gar nicht kannte, und bei Kardinalstaatssekretär Antonelli wenig Sympathie, bei letzterem sogar Feindscha. Erst wurde er Kardinal, nach Antonellis Tode Camerlengo. Die ersten Äußerungen des selbst von Kirchengegnern in aller Welt gepriesenen neuen Papstes waren Worte der Versöhnung und Verständigung an die Fürsten und Staatsoberhäupter. Sein Verhältnis zu Italien blieb gespannt. Antipäpstliche, revolutionäre Drohungen ließen ihn im Jahre sogar zeitweise daran denken, aus Rom zu fliehen und in Österreich Schutz zu suchen. Im Jahre zeigte er dem Staat gegenüber Entgegenkommen, forderte aber volle Wiederherstellung seiner Souveränität. Gerade diese Forderung hatte bei Ministerpräsident Francesco Crispi verschäre antipäpstliche Maßnahmen zur Folge, die in der Enthüllung des Denkmals für Giordano Bruno und gewalttätigen freimaurerischen Demonstrationen gipfelten, in denen Leo das Zeichen zu einem Vorgehen gegen seine Person erblickte. Zu einem neuen Fluchtplan äußerten sich die von Kardinalstaatssekretär Rampolla informierten Mächte zurückhaltend. Crispi ließ Rampolla wissen, man werde die Reise des Papstes nicht hindern, an eine Rückkehr sei jedoch nicht zu denken. So kam die römische Frage während des Pontifikates Leos der Lösung um keinen Schritt näher. Deutschland gegenüber zeigte Leo die Möglichkeiten der Beendigung des Kulturkampfes auf. Langsam wurden die Restriktionen der antikirchlichen Maigesetze aufgehoben, im April akkreditierte Bismarck Baron Kurd von Schlözer als Friedensgesandten am Vatikan, im Dezember wurde der deutsche Kronprinz und spätere Kaiser Friedrich III. vom Papst empfangen, und Bismarck erhielt den Christusorden. Im Herbst fand der erste, viel kommentierte, der zweite und der dritte Besuch Wilhelms II. im Vatikan statt. Der Klugheit, dem Geschick und dem Entgegenkommen Leos gelang es, das durch die rein destruktive, alles verdammende Politik seines Vorgängers verwirrte Verhältnis des Heiligen Stuhles zu den einzelnen Staaten neu zu regeln. Die säkulare Bedeutung Leos liegt zunächst in seinen sprachlich meisterha geformten, politisch-sozialen-soziologischen Enzykliken - -
begründet, in denen er die Gefahren des Sozialismus’, die Probleme der bürgerlichen Gewalt, die christliche Politik in der christlichen Staatsordnung im Sinne verantwortungsbewußter Menschenwürde gegenüber dem Materialismus analysiert – den Gedanken der Freiheit, den Pflichtenkreis des christlichen Bürgers, das Wesen der christlichen Demokratie und schließlich in der nach wie vor aktuellen Enzyklika Rerum Novarum von die Arbeiterfrage und ihre Lösung behandelt: er wollte damit selber zum Arbeiterpapst werden. In den Monarchien sah Leo nur dann einen göttlichen Ursprung, sofern sie das Glück einer Gemeinscha zu begründen fähig sind. Auch die zwischenstaatliche Völkergemeinscha besaß für ihn nur vom Gesichtspunkt der Gerechtigkeit her einen Sinn. Er trat für die Abrüstung ein, wandte sich gegen den Militarismus, förderte den Gedanken eines verpflichtenden Schiedsgerichtes und bekannte sich zum Pazifismus. So erwarb er sich den Ehrentitel des Friedenspapstes und dure mit Recht Anspruch darauf erheben, daß die Stimme des Papstes in der Weltfriedensarbeit gehört wurde. Als nicht weniger epochemachend erwiesen sich die regenerierenden Impulse, die omismus und eologiestudium ihm verdanken. Leo verzichtete formell auf jeden Überrest mittelalterlicher Oberherrschasansprüche des Papsttums zugunsten der staatlichen Selbständigkeit, von der er ein Staatsethos forderte, während er jede Staatsallmacht ablehnte. Er wies die Katholiken an, sich mit den damaligen Staatsformen zu versöhnen und keine klerikal-konfessionellen Organisationen außerhalb des Staates zu bilden. Seiner Weisung, sich politisch zurückzuhalten, ist der Klerus sehr häufig nicht gefolgt. Leo war durchdrungen von der Zweiheit von Staat und Kirche; weder dem einen noch der anderen traute er die Lösung der sozialen Frage allein zu. Er vertrat damit ein beinahe platonisches Ideal. Als ein begeisterter Förderer der Wissenscha erweiterte er die vatikanische Bibliothek durch Ankauf der Bibliotheken Borghese und Barberini und öffnete das vatikanische Archiv für das allgemeine Studium; er hat damit der neueren Geschichtsforschung unschätzbare Dienste erwiesen. Kaum weniger verdanken ihm Archäologie und Naturwissenscha. Er war ein Kenner Galileis, den er besonders verehrte, Voltas, Linnés und Faradays und gründete die erste vatikanische Sternwarte. Für Literatur und Literaturkritik schuf er eine eigene Hochschule. Er war selber ein Meister der Form, ein Dichter von Rang sowohl in der italienischen wie in der lateinischen Sprache und beherrschte, wohl als erster und einziger überhaupt, Dantes Göttliche Komödie auswendig. Selbst den technischen Fortschritt hat er in lateinischen Versen gepriesen – so unter anderem das Wunder des Photographenapparates. Das . Jahrhundert begrüßte der Neunzigjährige mit seiner Säkulardichtung auf das Vergangene und das Kommende. Bis in seine letzten Lebenstage hinein verbrachte er Stunden der Nacht über Vergil, Horaz, Tacitus, Cicero und Sallust, und noch - -
auf dem Sterbebett feilte er an seinen Versen. Als seinen ersten Kardinal kreierte er John Henry Newman, den er stets »il mio cardinale« nannte und in welchem er die größte Erscheinung des neueren Katholizismus’ und eine der führenden Gestalten des europäischen Geisteslebens ehrte. Er sprach Benedikt Labre, Petrus Claver und Johannes Berchmans heilig und stiete die Verdienstmedaille Pro Ecclesia et Pontefice. Leos Grabmal steht im Lateran. Lenbach malte das bekannteste Porträt Leos, dessen völlig unirdische Geistigkeit Momme Nissen noch einmal in den letzten Lebenstagen des Papstes festgehalten hat. Seit Benedikt XIV. hat keine bedeutendere Persönlichkeit die Tiara getragen. Königlich in seiner Würde, geistvoll, formenstreng, doch nie erstarrt, bis zuletzt lernbegierig und beweglich, das verkörperte, auch kleine Zerstreuungen um des Amtes willen sich versagende Pflichtbewußtsein, kühl und nüchtern die Welt überschauend und dadurch weit über ihr stehend, kein Gemüts-, sondern Verstandesmensch, weitherzig, offen für alles Neue und Große in den Strömungen der Zeit, das er harmonisch in die Lehre der katholischen Kirche einbaute, immer auf friedlichen Ausgleich bedacht und mit prophetisch klarem Blick für die aufsteigenden Gefahren: so hat es Leo verstanden, dem Papsttum nach dem geschichtlichen Versagen unter seinem Vorgänger die höchste Verehrung auch großer Kreise der nichtkatholischen Welt zurückzugewinnen. »Ich will die Kirche so weit nach vorne verpflanzen, daß mein Nachfolger verhindert wird, wieder umzukehren«, lautete eine der Maximen Leos, der seiner Zeit vorauseilte. Ist er auch in seinen Konzessionen – doch nie im Prinzipiellen – um des Friedens willen o zu weit gegangen, und hat man ihm seine allzu große Sparsamkeit zum Vorwurf gemacht, so bleiben doch die kleinen Schatten bedeutungslos angesichts des Bildes, das Stefan George in Leo XIII., einer seiner größten Dichtungen, von ihm als der geistgewordenen Majestät schaut.
PIUS X. Giuseppe Sarto. .. bis .. Heiliggesprochen am ..
Am . Juni in Riese als zweites von zehn Kindern eines Briefträgers und einer Schneiderin geboren, gelangte Sarto, der Philosophie und eologie studierte, die Priesterweihe empfangen und als Kaplan, Pfarrer, Domherr und Generalvikar in Tombolo, Salzano und Treviso gewirkt hatte, auf den Bischofsstuhl von Mantua. Leo XIII. kreierte ihn zum Kardinal und ernannte ihn zum Patriarchen von Venedig. Mit vielen anderen hatte auch der Papst in ihm seinen Nachfolger gesehen. Im Konklave wurde durch Kardinal Puzyna von Krakau das denkwürdige letzte Veto der Kirchengeschichte, die sogenannte Exclusion, - -
zu welcher das Haus Habsburg berechtigt war, ausgesprochen und damit die Wahl Kardinal Rampollas, des aussichtsreichsten Kandidaten und Staatssekretärs Leos XIII., unmöglich gemacht. Seit ist jeder Versuch einer Einmischung in die Papstwahl und die Freiheit des Konklaves mit der Exkommunikation belegt. Sarto sträubte sich heig gegen seine Wahl. Zum Staatssekretär ernannte er den Konklavesekretär Merry del Val, den er zum Kardinal erhob. Er ist der erste der großen Staatssekretäre des . Jahrhunderts. In jeder Weise ein Gegensatz zur Herrschererscheinung seines Vorgängers, legte Pius im Sinne seiner Devise »Instaurare omnia in Christo« – alles in Christus erneuern – das Schwergewicht seiner Tätigkeit auf die innerkirchliche Erneuerung, als deren wesenhaester Ausdruck die beiden Enzykliken über den Katechismus und vor allem über die Kinderkommunion zu gelten haben. In der römischen Frage hielt er einen mittleren Kurs ein. Eine seiner ersten Reformen galt der Kirchenmusik, zu der er am . November ein bekanntes Motu proprio veröffentlichte, das zwar nicht überall zur gewünschten Durchführung gelangte, jedoch die Wiederbelebung der Gregorianik wirksam einleitete. gründete er die kirchenmusikalische Hochschule in Rom. Am . März ordnete er die Kodifizierung des kanonischen Rechtes an und beauragte damit eine Kommission unter Leitung Kardinal Pietro Gasparris, des bedeutendsten Kanonisten der neueren Zeit. Am . September erschien seine sehr umstrittene Enzyklika Pascendi gegen den Modernismus, das heißt die Verurteilung des modernen Agnostizismus mit der Gefahr des Pantheismus und des Atheismus. Zum ersten Male seit Sixtus V. führte er wieder eine größere Reform der Kurie durch. Im Jahre gründete er das vatikanische Amtsblatt Acta Apostolicae Sedis sowie das Bibelinstitut, reformierte er das Brevier in vereinfachendem Sinne. Er sprach Klemens Maria Hoauer heilig. Pius eröffnete die Reihe der Päpste, die sich bis heute vergebens bemüht haben, zwei Weltkriege zu verhindern beziehungsweise zu beenden und der Entfaltung der verschiedenen Formen zeitgenössischer Staatstyrannei wirksam zu begegnen. Den ersten Weltkrieg hatte er geahnt. Ein in der Kirchengeschichte einzig dastehender Fall ist es, daß seine Kanonisation zuerst von den römischen Kardinälen gefordert wurde, nicht, wie sonst, vom gläubigen Volke der ganzen Welt, das in Pius längst einen Heiligen verehrte. Sein Leichnam liegt heute unter dem ihm geweihten Altar der Peterskirche. In merkwürdiger Mischung fanden sich in Pius alle Eigenschaen eines Heiligen mit seiner Güte, Milde und Armut, über die erstaunliche Tatsachen überliefert sind, sowie ein o tiefer Pessimismus, Unnachgiebigkeit und eine gewisse Starre. Häufig fehlte es ihm an Weltblick für geschichtliche Realitäten. Er wollte in erster Linie Seelsorger und Pfarrer sein, und er ist der einzige Papst, der die Bevölkerung Roms an Sonntagen im Damasushof oder im Pinienhof versammelte, - -
um Katechismus und Evangelium zu deuten. Seine Hilfsbereitscha hatte wenig ihresgleichen: so füllte er im Jahre den Vatikan mit Opfern des Erdbebens von Messina, noch ehe staatliche Instanzen nur einen Finger gerührt hatten. Jede andeutungsweise Begünstigung von Verwandten lehnte er schroff ab: Sein Bruder blieb kleiner Postangestellter, sein Lieblingsneffe Dorfpfarrer, während drei seiner Schwestern mehr als bescheiden in Rom lebten. Seine übernatürlichen Kräe traten bereits zu seinen Lebzeiten vielfältig in Erscheinung und sind von zahllosen unvoreingenommenen Zeugen bestätigt worden. Seine innere Lauterkeit und Größe in der Einheit von Wort und Wirken fanden bei seinem Tode die uneingeschränkte Anerkennung sogar der sozialistischen und atheistischen Weltpresse. Ein bekanntes Porträt von ihm malte Momme Nissen.
BENEDIKT XV. Giacomo Marchese della Chiesa. ... bis .. Er ist am . November in Pegli bei Genua geboren, promovierte als Jurist und eologe, trat nach seiner Priesterweihe in die Diplomatie ein und wurde Nuntius Rampolla in Madrid zugeteilt. Nach dessen Erhebung zum Kardinal und seiner Berufung zum Staatssekretär Leos XIII. war della Chiesa im Vatikan tätig, wo man ihn als vorbildlichen Priester wie als Diplomaten schätzte, als der er sich besonders auf zwei Missionen in Wien auszeichnete. Pius X. ernannte ihn zum Erzbischof von Bologna, was indessen weniger aus Gründen der Förderung geschah, sondern weil della Chiesa ein Freund des in Ungnade gefallenen Rampolla und ein Vertreter der von Kardinal Merry del Val abgelehnten leoninischen Politik war. erfolgte seine Erhebung zum Kardinal von Quattro Coronati. Wenige Wochen später brach der erste Weltkrieg aus. Bald nach seiner Wahl berief Benedikt den großen Kanonisten Kardinal Pietro Gasparri zum Staatssekretär. Sein politischer Kurs näherte sich dem Leos XIII. In völliger Objektivität versuchte er im ersten Weltkrieg vermittelnd einzugreifen. Die Folge waren häufige Vorwürfe, er wirke zugunsten der jeweiligen Feinde. Alle forderten ein Eintreten für ihre Sonderinteressen. akkreditierte der Papst Eugenio Pacelli, den bedeutendsten Diplomaten der Kurie, als Nuntius in München, dem damals wichtigsten Auslandsposten. Pacelli führte entscheidende Besprechungen mit Reichskanzler Bethmann-Hollweg und mit Kaiser Wilhelm II., vor allem über die belgische Unabhängigkeit. Am . August ließ der Papst den kriegführenden Mächten seine offizielle Friedensnote zustellen, deren positive Gedanken keinen Widerhall fanden. Die Entente blieb hartnäckig, und in Berlin sabotierte Reichskanzler Michaelis die päpstliche Friedensvermittlung. So mußte sich der Papst darauf beschränken, in umfassendem Maße die - -
Kriegsleiden zu lindern. Was er während und nach dem Kriege für die Kinder Deutschlands und Österreichs getan hat, ist der größte Ruhmestitel seines Pontifikates. Die vierhundertvierzig »Friedensartikel« von Versailles verurteilte er als Kriegsartikel. approbierte der Papst den neuen Codex Juris canonici, an welchem seit gearbeitet wurde und der in Kra trat. gründete er das Orientalische Institut. Unter den Enzykliken Benedikts ragt die Dante-Enzyklika von zum sechshundertsten Todestag des Dichters hervor. Im Jahre sprach er die Jungfrau von Orleans und Margarete Alacoque heilig. Die Lösung der italienischen Frage machte unter ihm bemerkenswerte Fortschritte. Benedikt, der kränklich, klein von Gestalt und verwachsen war, strahlte geistige Würde und wahre Güte aus. Man betrauerte ihn, der in den Grotten von St. Peter begraben liegt, als Papst der Nächstenliebe, des Friedens und der Gerechtigkeit. Leo Samberger hat ein charakteristisches Porträt von ihm gemalt. schrieb er das Fest der Heiligen Familie vor.
PIUS XI. Achille Ratti. .. bis .. Ratti ist am . Mai in Desio bei Monza als Sohn eines Seidenfabrikanten geboren. Nach der Absolvierung seiner philosophischen, theologischen und kirchenrechtlichen Studien wirkte er in Mailand als Priester und hielt Vorlesungen. Vorwiegend wissenschalich orientiert, trat er in das sogenannte Doktorenkollegium der Biblioteca Ambrosiana ein und erwarb sich im Laufe der folgenden Jahre sein vielbewundertes enzyklopädisches Wissen. Von an leitete er die Ambrosiana als ein von der europäischen Gelehrtenwelt hochgeschätzter Präfekt und Autor einer Fülle wesentlicher kirchengeschichtlicher, literarischer, paläographischer und kunstgeschichtlicher kritischer Arbeiten. Groß war sein Ruf als Alpinist: bestieg er als erster die Dufourspitze und die Zumsteinspitze des Monte Rosa, über die er in seinen reizvollen Bergsteigererinnerungen berichtet. Von bis war seine Tätigkeit zwischen Mailand und der Biblioteca Vaticana geteilt, an die ihn Pius X. als stellvertretenden Präfekten berufen hatte und deren Präfekt er von bis x war. Dann ernannte ihn Benedikt XV. zum apostolischen Visitator in Polen, zum Nuntius. wurde er zum Erzbischof von Mailand und Kardinal erhoben. Während dieser nur kurzen Tätigkeit eröffnete er die katholische Universität von Mailand. Den Papstnamen wählte er, weil er ein Name des Friedens war, und seine Devise lautete »Fax Christi in regno Christi«. Damit war sein Programm der Fortsetzung der drei vorherigen Pontifikate gegeben. Das wichtigste historische Ereignis seines Pontifikates bildete die Lösung der römischen Frage und der Friede mit Italien. Nach den - -
begonnenen Verhandlungen unterzeichneten Kardinalstaatssekretär Gasparri und Mussolini am . Februar den Lateranvertrag, der die päpstlichen Territorien endgültig festlegte und den Papst als Souverän anerkannte. Das Königspaar besuchte offiziell den Papst. Das mit dem Lateranvertrag zugleich abgeschlossene Konkordat wurde von der faschistischen Regierung bald gebrochen. Erst kam es zu einer Einigung, worauf Mussolini im Vatikan empfangen wurde. Das mit Deutschland abgeschlossene Reichskonkordat bedeutete für das nazistische Terrorregime nur einen Fetzen Papier und wurde vom ersten Tage an gebrochen; bald darauf setzten die blutigen Katholikenverfolgungen ein, die bis zum Ende des zweiten Weltkrieges andauerten. Als Hitler nach Rom kam, lehnte es der Papst ab, den Mörder tausender unschuldiger Menschen zu sehen. Er ließ den Vatikan schließen und verließ ostentativ Rom. Zu Pilgern äußerte er im gleichen Jahre: »Wie kann überhaupt ein Christ Judengegner sein? Kein Christ darf irgendwie Beziehung zum Antisemitismus haben, denn wir sind doch alle im geistigen Sinne Semiten.« Pius starb, nachdem er vergebens versucht hatte, das von Deutschland ausgeheckte Attentat auf die Freiheit Europas zu verhindern. Er gehört zu den bedeutendsten Päpsten der Geschichte, zunächst in seinem innerkirchlichen Wirken und als Papst der Azione Cattolica. Hoheit und Güte, Klugheit und Weitsicht, Herrscherkra und tiefe Frömmigkeit, Charakterstärke und Weltaufgeschlossenheit kennzeichneten sein Wesen. Die katholischen Missionen gelangten während seines Pontifikates zur höchsten Blüte ihrer langen Geschichte. Intensiv war er um die Union schismatischer Glaubensgemeinschaen mit Rom bemüht. Aus seiner vielseitigen Bautätigkeit ragen der Neubau der Propaganda Fide, die neuen Bauten des Vatikanstaates, darunter der Bahnhof, die von Marconi eingerichtete Radiostation und die neue Pinakothek hervor. Die Biblioteca Vaticana wurde von ihm durch bedeutende Käufe und Schenkungen erweitert, denn er war vor allem ein Papst der Wissenschaen. Er gründete das Institut für christliche Archäologie, das Völkerkunde- und Missionsmuseum im Lateran, sowie die neue Sternwarte von Castel Gandolfo. konstituierte er die Päpstliche Akademie der Wissenschaen, die siebzig Mitglieder unter den führenden Wissenschalern der ganzen Welt aufweist, darunter auch Nichtkatholiken. führte der Papst als Protest gegen die Ansprüche der Staatsallmacht das Christkönigsfest ein – verkündete er ein außerordentliches Jubeljahr aus Anlaß der neunzehnhundertjährigen Wiederkehr des Todes Christi. Die größten der von ihm kanonisierten Heiligen sind: eresia von Lisieux, Bernadette Soubirous, Louise de Marillac, Petrus Canisius, Roberto Bellarmin, Don Giovanni Bosco, Bruder Konrad von Parzham, John Fisher, omas Morus, der Pfarrer Baptist Maria Vianney von Ars sowie Albertus Magnus, den er zum Kirchenlehrer erhob, um gleichzeitig dem universalen Gedanken der - -
Wissenscha zu huldigen; auch Johannes vom Kreuz wurde von ihm zum Kirchenlehrer erhoben. Die Gestalt des Papstes ist durch Franz Werfels Romane Bernadette und Der veruntreute Himmel in die Literatur eingegangen.
PIUS XII. Eugenio Pacelli. .. bis .. Der Pacelli-Papst wurde am . März in Rom geboren. Sein Vater Filippo Pacelli war Dekan der päpstlichen Konsistorialadvokaten, sein Bruder Francesco führend am Zustandekommen des Lateranvertrages von beteiligt. Nach Absolvierung seiner Studien an der römischen Gregoriana erhielt Eugenio Pacelli mit dreiundzwanzig Jahren die Priesterweihe, trat in den Dienst des Staatssekretariates, wurde Professor für kanonisches Recht, später für kirchliche Diplomatie, sodann Untersekretär bei Kardinal-Staatssekretär Merry del Val, Sekretär der Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten. Unter Kardinal Gasparri amtete er als Sekretär der Kommission für die Kodifizierung des kanonischen Rechtes. Benedikt XV. ernannte den hochbegabten Diplomaten zum Nuntius in München, der damals verantwortungsvollsten Nuntiatur, und weihte ihn selber zum Bischof. In München und Berlin hatte der Nuntius die schwierige Aufgabe zu übernehmen, Deutschlands Friedensbereitscha im Sinne der päpstlichen Vermittlungsversuche zu fördern. Erschwert wurde seine Mission vor allem durch Reichskanzler Michaelis, dann aber auch durch den Kaiser selbst. Wie der Papst, so leitete auch der Nuntius eine umfassende Tätigkeit für Kriegsopfer und Gefangene. bedrohten ihn die Spartakistenführer mit dem Tode. Ein Jahr später wurde er als Nuntius beim Deutschen Reich in Berlin beglaubigt, wohin er erst übersiedelte. Was Kardinal Consalvi zur Zeit Napoleons gewesen, das wurde Pacelli, der Doyen des diplomatischen Korps, im Nachkriegsdeutschland von bis Ende Sein kirchliches, politisches und menschliches Wirken ist in Deutschland unvergessen. Er lernte das Land, dessen Sprache und Kultur er sich völlig zu eigen gemacht hat, auf zahlreichen Reisen kennen. Noch heute genießt er dort ein fast legendäres Ansehen ohne Unterschied der Konfession. Im Dezember erhob ihn Pius XI. zum Kardinal und Nachfolger Kardinal Gasparris als Staatssekretär. Seine Arbeit gestaltete sich immer weltweiter, als ihn der Papst als Legaten auf große internationale eucharistische Kongresse sandte. So war es fast selbstverständlich, daß man nur an ihn als den Nachfolger Pius’ XI. dachte. Noch ist die zusammenfassende Geschichte der weltumspannenden Friedensarbeit des Papstes während des zweiten Weltkrieges nicht geschrieben. Vor allem während des nazistischen Blutterrors in Rom - -
vom Tage der militärischen Besetzung im September bis zur Befreiung durch die Alliierten im Juli gewährte der Papst unzähligen politisch und rassisch Verfolgten Asyl. Am . Februar wurden im größten Konsistorium der Papstgeschichte sechsunddreißig Kardinäle kreiert, darunter die Deutschen von Galen, von Preysing und Frings, mit denen der Papst den deutschen Widerstand ehrte. Am gleichen Tage verlieh er dem ungarischen Märtyrer-Kardinal Mindszenty den roten Hut. Unerschöpflich war seine Hilfstätigkeit für die leidende Bevölkerung des Nachkriegseuropa. Am . November des heiligen Jahres verkündete er das Dogma von der leiblichen Himmelfahrt Mariens; kanonisierte er Francesca Cabrini, Nikolaus v. d. Flüe, Maria Goretti, Pius X. und Vincenz Pallotti; im gleichen Jahre dekretierte er das Fest Maria Königin. Den heiligen Antonius von Padua erhob er im Jahre als Doctor evangelicus zum Kirchenlehrer. Als grundlegend erweist sich die Reform der Karfreitagsliturgie, zu der sich der Papst entschloß. Jeder, der dem Papst gegenüberstand, war von der Gewalt seiner Persönlichkeit und Majestät bestrickt. Er selber ließ die Schranken der Zeremonie fallen, um in seiner unendlichen Güte nur noch den Menschen zu sehen. Jede Frage und jedes Problem der zeitgenössischen Kultur und Wissenscha fand sein lebendiges Interesse. Kein Papst hat so viele Audienzen an einzelne Berufsgruppen erteilt. Zu fast allen redete er in ihrer Muttersprache – gleichgültig ob über die Musik von Bach bis Hindemith, über aktuelle Fragen der Medizin, über Recht, Freiheit, Philosophie, Ethik oder die exakten Wissenschaen. Im Gedanken der rechtlichen Einheit der Völker trat er mit äußerster Entschiedenheit für internationale Institutionen ein und bejahte, wie nie ein Papst bisher, ein internationales Recht. Er war die gewichtigste der vielen warnenden Stimmen, die sich mit den Drohungen der Atombombe und noch verhängnisvollerer Waffen auseinandersetzten. Er war zur Stimme des Weltgewissens – zum Anwalt der gehetzten Menschheit im dämonischen Zeitalter der Angst und in den furchtbarsten Zusammenbrüchen der Geschichte geworden. Damit aber hat er, aus dem Geist seiner Devise: opus iustitiae pax, das Papsttum als Erfüller seiner höchsten Sendung erwiesen: als immobile saxum – als unerschütterlichen und sicheren Felsen des Friedens.
JOHANNES XXIII. Angelo Giuseppe Roncalli. .. Der regierende Pontifex Maximus ist am . November in Sotto il Monte bei Bergamo geboren. Nach seiner Priesterweihe wurde er Sekretär des Bischofs von Bergamo und Professor für - -
Kirchengeschichte, Apologetik und Patrologie am Seminar von Bergamo. Im ersten Weltkrieg war er Sanitätsunteroffizier und Feldkaplan. wurde er Spiritual des Priesterseminars Bergamo, kam die Berufung an die Propaganda Fide in Rom, wo Roncalli auch einen Lehrstuhl für Patrologie an der lateranensischen Hochschule inne hatte. Pius XI. ernannte ihn zum Apostolischen Visitator, später Delegaten in Bulgarien und erhob ihn zum Titularerzbischof. wurde er Delegat in der Türkei und in Griechenland, sandte ihn Pius XII. als Nuntius nach Paris. Der Kreierung zum Kardinal folgte die Erhebung auf den Patriarchensitz von Venedig. Johannes XXIII. hat eine ganz neue Epoche des Papsttums eingeleitet. Ihm schwebt eine umfassende Erneuerung des Glaubenslebens vor. Das schon bald nach seiner Wahl angekündigte einundzwanzigste Allgemeine Konzil soll dem großen Gedanken der Einheit in Christus gelten. Die wichtigste bisherige Reform des Papstes im Zusammenhang mit seinen ersten großen Kardinalsernennungen ist die Auebung der Konstitution Postquam Sixtus’ V. von und damit der Beschränkung der Zahl der Kardinäle auf siebzig. Von nun an soll die Zahl den praktischen Belangen der Kirche und der Kirchenregierung angepaßt werden. So bedeutete auch die Kreierung Bischof Dr. Döpfners von Berlin, des jüngsten Mitglieds des Heiligen Kollegiums, ein sichtbares Bekenntnis zu Berlin, dem letzten freien Vorposten gegen den Osten. Johannes XXIII. hat sich mit seiner priesterlichen Güte, seinem vorurteilsfreien Entgegenkommen und seiner Liebe zu den Ärmsten die höchste Achtung von Christen und Nichtchristen erworben. Im Geiste Christi besucht er wieder Gefangene und Kranke, was seit Jahrhunderten kein Papst mehr getan hat. Als Schristeller ist der Papst mit Monographien über Filippo Neri, Kardinal Cesare Baronio und Carlo Borromeo hervorgetreten. erhob er den heiligen Laurentius von Brindisi zum Kirchenlehrer. Dem Ateneo Lateranense verlieh er den Rang einer Universität.
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ANHANG
H S P Bis zum Jahre sind alle Päpste, mit Ausnahme von Liberius und Anastasius II., heilig. Von an sind Heilige: Agapet I., Silverius, Gregor I., d. Gr., Bonifaz IV., Adeodatus, Martin I., Eugen I., Vitalian, Agatho, Leo II., Benedikt II., Sergius I., Gregor II., Gregor III., Zacharias, Paul I., Leo III., Paschalis I., Leo IV. Nikolaus I., d. Gr., Hadrian III., Leo IX., Gregor VII., Coelestin V., Pius V. und Pius X. – Offizielle Kanonisierungen sind nur für die drei letztgenannten Päpste erfolgt, für alle anderen wurde nur der bereits übliche Kultus bestätigt. Als Selige werden verehrt: ViktorIII., Urban II., Eugen III., Gregor X., Innozenz V., Benedikt XI., Urban V. und Innozenz XI. D G ohne die später rechtmäßigen Päpste (Es ist nur das Jahr ihrer Wahl genannt) Hippolyt Novatian Felix II. Ursinus Eulalius Laurentius Dioskurus Paschalis eodor Konstantin II. Philippus Johannes
Anastasius Johann XVI. Gregor Honorius II. Klemens III. eoderich Albert Silvester IV. Gregor VIII. Coelestin II. Anaklet II. Viktor IV.
Viktor IV. (sic!) Paschalis III. Kalixtus III. Innozenz III. Nikolaus V. Klemens VII. Benedikt XIII. Alexander V. Johann XXIII. Klemens VIII. Benedikt XIV. Felix V.
D A K An den mit * bezeichneten Konzilien nahmen die Päpste persönlich teil . . . . .
Nicäa, , unter Silvester I. Konstantinopel, , unter Damasus I. Ephesus, , unter Coelestin I. Chalcedon, , unter Leo I. Konstantinopel, , unter Vigilius - -
. Konstantinopel, , unter Agatho . Nicäa, , unter Hadrian I. . Konstantinopel, , unter Hadrian II. . Lateran, , unter Kalixtus II.* . Lateran, , unter Innozenz II.* . Lateran, , unter Alexander III.* . Lateran, , unter Innozenz III.* . Lyon, , unter Innozenz IV.* . Lyon, , unter Gregor X.* . Vienne, , unter Klemens V.* . Konstanz, , unter Gregor XII. . Basel, , unter Eugen IV. — Ferrara, , unter Eugen IV.* — Florenz, , unter Eugen IV.* . Lateran, – , unter Julius II. und Leo X.* . Trient, – , unter Paul III. Julius III. Marcellus II. Paul IV. Plus IV. . Vatikan, – , unter Pius IX.* D K . . . . . . .
– unter Urban II. – unter Eugen III. – unter Klemens III. und Coelestin III. – unter Innozenz III. unter Gregor IX. unter Innozenz IV. während der Sedisvakanz nach dem Tode Klemens’ IV. Fall von Akkon
K I B Adoptianismus: s. Monarchianismus. Arianer: Anhänger des Arius, der die Gottheit des Sohnes leugnete (Silvester I. Halerius). Athanasianer: Bekenner der Rechtgläubigkeit, wie sie Athanasius gegen Arius vertrat (Silvester I. Julius I. Liberius, Damasus I.). Dekretale: Päpstliche Verordnung zur Kirchendisziplin. Ditheismus: Eine subordinatianistische (s. d.) zelotische Bußlehre des Gegenpapstes ›Hippolyt‹ (Kalixtus I.). Donatismus: nach Donatus d. Gr. oder Donatus von Casae Nigrae genannte Irrlehre, welche die Würdigkeit des Spendenden zur Voraussetzung des Sakramentenspenders erklärte (Miltiades). Dyotheletismus: die katholische Lehre, die Monotheletismus und Monenergismus auebt und die zwei Willensformen nebst den zwei Wirkungsweisen im Gott-Menschen Christus definiert. - -
Ekthesis: das Edikt, mit dem Kaiser Honorius I. von Byzanz die Irrlehre des Monotheletismus sanktionierte. Ikonoklasmus: Bilderstürmerei. Investitur: Amtseinsetzung im geistlichen Bereich. Investiturstreit: Die Frage, ob Laien zur Verleihung und Vergebung kirchlicher Ämter, vor allem an Bischöfe und Äbte, berechtigt seien, was im Investiturdekret von verneint wurde (Gregor VII.). Jansenismus: Genannt nach dem Bischof Cornelius Jansen von Ypern, der eine mit der katholischen Lehre nicht zu vereinbarende Gnadenlehre vertrat. Zentrum des Jansenismus war das Kloster Port Royal (Urban VIII., Innozenz X., Alexander VII., Klemens XI., Benedikt XIII. und XIV.). Ketzertaufstreit: die Frage, ob Taufen durch Häretiker oder Sektierer gültig seien oder ob sie gültig wiederholt werden müßten (Stephan I. Sixtus II.). Macedonianer: Nach Macedonius von Konstantinopel genannte Anhänger der Irrlehre vom Heiligen Geist als dem Geschöpf GottSohnes; sie werden auch Pneumatomachen genannt (Damasus I.). Manichäismus: Die von dem Babylonier Mani verkündete, aus zoroastischen, hellenistischen und christlichen Vorstellungen gemischte verbreitetste frühe Irrlehre, die das Dasein an sich als erlösungsbedüriges Übel bezeichnet und erkennende Selbsterlösung fordert. Schuld und Sühne werden abgelehnt. Die mittelalterlichen Katharer sind die letzten Manichäer (Eutychianus, Siricius, Leo I., Vigilius, Alexander III.). Molinismus: Ein durch den spanischen Philosophen und eologen Luis de Molina hervorgerufener Gnadenstreit (Klemens VIII.). Monarchianismus: Irrlehre im Gesamtkomplex des Adoptianismus, die das Wesen der Trinität leugnet und als dynamistischer M. sowie als patripassianistischer M. auritt (Viktor I.) und als modalistischer M. (nach Sabellius auch Sabellianismus genannt) ausgebaut wurde (Kalixtus I.), der Vater, Sohn und Geist als drei Erscheinungsformen und Wirkweisen des Einpersönlichen Gottes bezeichnet. Monenergismus: Die Irrlehre des Patriarchen Sergius von Konstantinopel von der einen und einzigen Wirkweise Christi bei Anerkennung seiner beiden Naturen als Gott-Mensch; sie steht am Beginn der Entwicklung des Monotheletismus (s. d.); beide sind aus dem Monophysitismus hervorgegangen (Honorius I.). Monophysitismus: Irrlehre des Eutyches von der einen und einzigen Natur Christi, dessen menschliche Natur geleugnet wird (Leo I., Simplicius, Symmachus, Vigilius, Eugen IV.). Monotheletismus: Irrlehre von dem einen und einzigen Willen in der Person Christi im Sinne einer beinahigen Auebung des Menschlichen in ihm (Honorius I., Johann IV., eodor I., Martin I., Agatho, Leo II.). - -
Montanismus: Nach dem einstigen phrygischen Kybelepriester Montanus benannte Bewegung eschatologischer weltflüchtiger Tendenz mit pathologischem Untergrunde (Anicetus, Eleutherus). Nepotismus: Begünstigung päpstlicher Verwandter durch den Papst (von Sergius II. an zahllose Päpste). Osterfeierfrage: Die Frage, ob das Osterfest in der Weise der kleinasiatischen Gemeinden am . Nisan oder, wie im Abendland, am Sonntag nach dem . Nisan gefeiert werden sollte (Anicetus, Viktor I.). Pelagianismus: Irrlehre des Pelagius, der die Erbsünde und die Notwendigkeit der Gnade leugnet (Innozenz I.). Pragmatische Sanktion von Bourges: Zusammenfassung der Gallikanischen Freiheiten im Grundgesetz von und gesetzliche Begründung der französischen Nationalkirche (Eugen IV.). Priscillianer: Anhänger des Priscillian, des Verkünders einer gnostischmanichäischen asketischen Irrlehre (Siricius). Probabilismus: eine Lehre der Jesuiten zur Moraltheologie, der zufolge eine Handlung erlaubt ist, wenn unlösbare Zweifel über das erlaubt oder nicht erlaubt bestehen (Alexander VII.). Quietismus: Irrlehre des Miguel de Molinos (nicht zu verwechseln mit Luis de Molina), der die absolute Passivität gegenüber jedem tätigsittlich-religiösen Streben fordert (Innozenz XI.). Spiritualen: Auch Fraticellen genannt, eine Richtung des Franziskanertums, die das Papsttum als weltliche Regierungsform ablehnte und sich zu den Weissagungen des Joachim da Fiore sowie zum absoluten Armutsideal bekannte (Coelestin V., Bonifaz VIII., Johann XXII.). Subordinatianismus: Irrige Deutung der Trinitätslehre im Sinne geschöpflicher Unterordnung Gott-Sohnes unter Gott-Vater, die durch Dionysius von Alexandrien begründet, durch Arius ausgebaut wurde (Dionysius). Translation: Versetzung eines Bischofs von einem Diözesansitz auf einen anderen oder auf den Papstthron (Marinus I., Formosus, Stephan VI.). Transsubstantiation: Verwandlung der Gestalten Brot und Wein in Leib und Blut Christi während der Messe. B Annuario Pontificio, Vatikan, . Buchberger, M. Lexikon für eologie und Kirche, Freiburg/Br. – (erweiterte Neuauflage im Erscheinen) Burckhardt, J. Die Kultur der Renaissance in Italien, Wien, Chledowski, C. v. Rom, München, - -
Dempf, A. Sacrum Imperium, München/Berlin, Denzinger, H. }. Enchiridion Symbolorum, definitionum et declarationum de rebus fidei et morum, Freiburg/Br. Duchesne, L. Liber pontificalis, Paris, – – Histoire antienne de l’Eglise, Bde. – , Bd. , Paris, Enciclopedia Cattolica, Bd. III, S. Falco, G. Geist des Mittelalters, Zürich, Gregorovius, F. Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, Bde. Basel, - Hertling, L. und Kirschbaum, E. Die Katakomben und ihre Märtyrer, Wien, Holtzmann, R, Geschichte der Sächsischen Kaiserzeit, München, Kantorowicz, E. Friedrich der Zweite, Berlin, Ladner, G. B. Die Papstbildnisse des Altertums und des Mittelalters, Rom, Pastor, L. v. Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters, Bde. Freiburg/Br. – Randa, A. v. Handbuch der Weltgeschichte, Bde. Olten – Freiburg/Br. – Ranke, L. v. Die römischen Päpste in den letzten vier Jahrhunderten, Bde. München, Redig de Campos, D. Itinerario pittorico dei Musei Vaticani, Rom, Reumont, A. v. Geschichte der Stadt Rom, Bde. Berlin, – Schlözer, K. v. Römische Briefe, Bde. Stuttgart – Berlin, u. Schmidlin, J. Papstgeschichte der neuesten Zeit (Pius VII. bis Pius XI.), Bde. München, – Schüller-Piroli, S. Jahre Sankt Peter, Die Weltkirche von den Anfängen bis zur Gegenwart, Olten, Seppelt, F. X. Geschichte der Päpste, Bde. München, – (Bd. , erscheint ) Stratmann, F. M. Die Heiligen und der Staat, Bde. Frankfurt, - Bei der Aufstellung der gedrängten Bibliographie war lediglich der Gedanke einer Zusammenfassung zu übersichtlicher Orientierung maßgebend. Für Sonderstudien sei auf die Bibliographien bei Ludwig von Pastor und vor allem bei Franz Xaver Seppelt verwiesen, wo auch die neuesten Forschungsergebnisse zu unzähligen Einzelproblemen vorbildlich zusammengestellt sind.
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REGISTER Abälard, Peter, scholastischer Denker 65 Abbatini, Giuseppe, Maler 145 Acacius, Häretiker 28 Accorombona, Vittoria, Verwandte Sixtus’ V. 134 Adalbert, Sohn Berengars von Ivrea, Kg. von Italien 52 f. Adelheid die Heilige, dt. Kaiserin 52 f. Adeodatus I., s. Deusdedit Adeodatus II., Papst 36 Agapet I., Papst 30 Agapet II., Papst 52 Agatho, Papst 36 Ageltrude, Herzogin von Spoleto 47 f. Agnes, dt. Kaiserin 58, 61 Alacoque, Margarete, Heilige 184 Alarich I., Kg. der Westgoten 25 Alba, Fernando, Herzog von 126 Albani, Alessandro, Kardinal 155, 161, 166 Albani, Annibale, Kardinal 155 Albani, Gian Francesco (Klemens XI.) Albergati, Niccolò d’, Kardinal 90, 93, 97 Alberich I. von Tusculum, »Konsul und Dux«, Markgraf von Spoleto 50, 56 Alberich II. von Tuszien, »Fürst und Senator aller Römer« 51 f. Alberich III., Graf von Tusculum 57 Alberoni, Giulio, Kardinal und spanischer Minister 157, 161 Albert, Gegenpapst 63 Alberti, Leon Battista, Architekt 94 f. Albertus Magnus, Heiliger 74, 185
Albornoz, Ägidius, Kardinal 85 f. Albrecht I., dt. König 80, 82 Albrecht II., dt. König 92 Albret von Navarra, Charlotte d’, Herzogin von Valence 105 Aldobrandini, Gian Francesco, Nepot Klemens’ VIII. 138 Aldobrandini, Ippolito (Klemens VIII.) Aldobrandini, Pietro, Kardinal 138 f. Alexander I., Papst 18 Alexander II., Papst 60-61 Alexander III., Papst 67 Alexander IV., Papst 74, 79 Alexander [V.] (Petros Philargi), Gegenpapst 89, 104 Alexander VI., Papst 97, 99, 101 ff., 104—107, 108, 111, 120, 125, 146, 150 Alexander VII., Papst 147-148, 149, 154 Alexander VIII., Papst 153-154, 155, 159 Alexander Severus, röm. Kaiser 19 Alexios I. Komnenos, Kaiser von Byzanz 63 Alfani, Monsignore, »Untersuchungsrichter« 167 Alfieri, Vittorio, Dichter 169 Alfons I., Kg. von Neapel und von Aragon 93, 96 ff. Alfons V., König von Aragon (als Alfons I. König von Neapel, s. d.) Alfons X. der Weise, König von Kastilien 74, 76 Algardi, Alessandro, Bildhauer 147 Alkuin, Gelehrter 42 Allegri, Gregorio, Komponist 145, 168
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Allucingoli, Ubaldo (Lucius III.) Aloisius von Gonzaga, Heiliger 159 Altieri, Emilio (Klemens X.) Amalaswintha, Königin der Ostgoten 29 f. Ambrosius, Heiliger 24, 33 Ammanati, Bartolomeo, Architekt 133 Anacletus, Papst 18 Anaklet [II.], Gegenpapst 65 f. Anastasius I., Kaiser von Byzanz 28 Anastasius I., Papst 25 Anastasius II., Papst 28 Anastasius III., Papst 50 Anastasius IV., Papst 66 Anastasius Bibliothecarius, Gegenpapst 45 f. Andrea da Firenze, Maler 83 Andronikus II., Kaiser von Byzanz 77 Angelari da Murrone, Pietro (Coelestin V.) Angelico, Fra, Maler 21, 93, 95, 123 Anna, Königin von Frankreich, Gemahlin Ludwigs XIII. 141 Anna Amalia, Herzogin von Weimar 170 Anna Boleyn, Gemahlin Heinrichs VIII. 119 Anicetus, Papst 19 Anselm von Canterbury, Heiliger 63 Anselmo da Baggio (Alexander II.) Anterus, Papst 20 Antonelli, Kardinalstaatssekretär 176, 178 f. Antonius von Padua, Heiliger 71, 187 Aragona, Battistina d’, Enkelin Innozenz’ VIII. 103 Aragona, Sanzia d’, Gemahlin Jofre Borjas 105 Aretino, Pietro 120, 123
Ariost (Ariosto, Ludovico) 114, 116, 123, 127 Arius, Presbyter in Alexandria 23 f Arnaldo da Brescia, Häretiker 65 f. Arnolfo di Cambio, Bildhauer 81 Arnulf von Kärnten, dt. Kaiser 47 ff. Arpino, Cavaliere d’, Maler 139 Astalli-Pamfili, Camillo, Nepot Innozenz’ X. 146 Athalarich, Kg. der Ostgoten 30 Athanasius, Heiliger 23 f. Attila, Hunnenkönig 27 Aubert, Etienne (Innozenz VI.) August II. der Starke, Kg. von Polen 160 August III., Kg. von Polen 160 f., 166 Augustinus, Aurelius, Heiliger 25 f., 33, 62 Augustinus von Canterbury, Heiliger Augustinus Triumphus, Chronist 83 Baciccio, Maler 150 Bajasid II., Sultan 104 Bajus, Michael, eologe 131 Bandinelli, Orlando (Alexander III.) Barberini, Antonio, d. Ä., Kardinal 143 Barberini, Francesco, Kardinal 143, 145 Barberini, Maffeo (Urban VIII.) Barberini, Taddeo, Nepot Urbans VIII. Barbo, Marco, Kardinal 100 Barbo, Pietro (Paul II.) Barlaam, griech. Mönch 85 Baroni, Leonora, Primadonna 149 Baronio, Cesare, Kardinal 50, 132, 135, 139 f. 188
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Bartolomeo da Foligno, Maler 95 Basileios I., Kaiser von Byzanz 46 Basilius d. Gr., Heiliger 24 Baudouin II., Kaiser von Byzanz 75 Beaufort, Pierre Roger de (Gregor XI.) Beaufort, Pierre Roger de (Klemens VI.) Becket, omas, Heiliger 67 Belisar, Feldherr 30 f Bellarmin, Roberto, Heiliger 125, 132, 135, 138, 185 Bembo, Pietro, Kardinal 115, 123 ßenedikt I., Papst 32 Benedikt II., Papst 37 Benedikt III., Papst 45, 46 Benedikt IV., Papst 49 Benedikt V., Papst 53 Benedikt VI., Papst 54 Benedikt VII., Papst 54 Benedikt VIII., Papst 24, 56-57 Benedikt IX., Papst 57, 58 Benedikt X., Papst 60 Benedikt XI., Papst 81-82, 84 Benedikt XII., Papst 84, 85 Benedikt [XIII.] (Peter de Luna), Gegenpapst 88 ff., 96 Benedikt XIII., Papst 158-159, 162 Benedikt [XIV.], Gegenpapst 90 Benedikt XIV., Papst 11f., 15, 27, 153, 162-165, 166 ff., 181 Benedikt XV., Papst 10, 183-184, 186 Benedikt von Nursia, Heiliger 29, 33, 38 Berchmans, Johannes, Heiliger 181 Berengar I. von Friaul, Kg. von Italien, Kaiser 47, 49, 52 Berengar II. von Ivrea, Kg. von Italien 52 f. Bernadette Soubirous, Heilige 185 Bernardino von Siena, Heiliger
93 f. Bernhard von Clairvaux, Heiliger 63, 65 ff., 173 Berni, Francesco, Dichter 119 Bernini, Lorenzo 140, 143, 145 ff., 153 Berthier, französ. General 169 Bessarion, Johannes, Kardinal 92, 102 Bethmann-Hollweg, eobald von, Reichskanzler 183 Bevilacqua, Luigi, päpstl. Nuntius 151 Bibbiena, Bernardo, Kardinal 114 Bisceglie, Alfonso de, nat. Sohn Alfons’ II. von Neapel 105 Bisceglie, Rodrigo d’Aragona von, Sohn Lucrezia Borjas 106 Bischi, Niccolò, Günstling Klemens’ XIV. 168 Bismarck, Otto von, Reichskanzler 179 Boboni-Orsini, Giacinto (Coelestin III.) Boccaccio, Giovanni 86, 98 Boccasini, Niccolò (Benedikt XI.) Boëthius 29 Bonaparte, Laetizia, Mutter Napoleons I. 171 Bonaparte, Louis, Bruder Napoleons III. 173 Bonaparte, s. Napoleon I. 169 Bonaventura, Heiliger 75, 102 Boncompagni, Giacomo, Sohn Gregors VIII. 131 f. Boncompagni, Ugo (Gregor XIII.) Bonfigli, Benedetto, Maler 95 Bonifaz I., Papst 26 Bonifaz II., Papst 29—30 Bonifaz III., Papst 33 Bonifaz IV., Papst 34 Bonifaz V., Papst 34 Bonifaz VI., Papst 48 Bonifaz [VIL], Gegenpapst 54
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Bonifaz VII., Papst 54 Bonifaz VIII., Papst 73, 79-81, 88, 113, 117, 127, 135 Bonifaz IX., Papst 88 Bonifazius, Heiliger 38 f. Bontempi, Günstlings Klemens’ XIV. 168 Borghese, Camillo (Paul V.) Borghese, Marcantonio, Neffe Pauls V. 140 Borja, Alonso de, ital.: Alfonso Borgia (Kalixtus III.) Borja, Cesare, Herzog von Valence 105 ff. Borja, Franz, Heiliger 150 Borja, Jofre, Fürst von Squillace 105 Borja, Juan, Herzog von Gandia, gen. Infante Romano 105 f., 145 Borja, Lucrecia, Herzogin von Ferrara 105, 107 Borja, Pedro Luis, Nepot Kalixtus’ III. 97 Borja, Rodrigo de (Alexander VI.). Borja, Rodrigo, Sohn Alexanders VI. 107 Borromeo, Carlo, Heiliger 128 f., 132, 137, 142, 188 Borromini, Francesco, Architekt 147 Bosco, Don Giovanni, Heiliger 185 Botticelli, Sandro, Maler 102 Bouts, Dirk, Maler 94 Bracci, Pietro, Bildhauer 159, 162 Bramante, Architekt 111 Braschi, Gianangelo Graf (Pius VI.) Breakspeare, Nikolaus (Hadrian IV.) Brigitta von Schweden, Heilige 85 f., 88 Brion, Simon de (Martin IV.)
Brun von Kärnten (Gregor V.) Bruni, Leonardo, Humanist 88 Brunichilde, Frankenkönigin 33 Bruno von Köln, Heiliger 62 Bruno, Giordano, 138, 179 Bunsen, Ch. K. J. v., preuß. Gesandter 174 Burckhardt, Jacob 110, 115, 117 Byron, G. G. N., Lord 149 Cabrini, Francesca, Heilige 187 Caccianemici, Gherardo (Lucius II.) Cäcilie, Heilige 20 Cadorna, Luigi, Graf, General 177 Caetani, Benedetto (Bonifaz VIII.) Caetano-Orsini, Giovanni (Nikolaus III.) Caffarelli, Scipione, Kardinal 140 Cagliostro, Alexander, Graf von, Abenteurer 169 Calderon, Pedro 149 Camillus de Lellis, Heiliger 163 Campagna, Giambattista (Urban VII.) Campanella, Tomaso, Dichterphilosoph 139 Canisius, Petrus, Heiliger 127, 130, 185 Canova, Antonio, Bildhauer 166, 168 ff., 171 Capistrano, Johannes von, Heiliger 93 f., 96 f., 153 Cappellari, Bartolomeo Alberto (Gregor XVI.) Capranica, Domenico, Kardinal 90, 97, 102 Carafa, Carlo, Kardinalstaatssekretär 126 ff. Carafa, Gian Pietro (Paul IV.) Carafa, Giovanni, Herzog von Paliano 126, 128 Caravaggio, Michelangelo da, Maler 142 Carvajal, Juan, Kardinal 96 f., 102
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Cassiodor, Staatsmann 30 Castagno, Andrea del, Maler 95 Castellesi, Kardinal 106 Castello, Guido di (Coelestin II.) Castiglione, Goffredo (Coelestin IV.) Castiglioni, Francesco Saverio (Pius VIII.) Catanei, Vannozza, Mätresse 105 Caterina de’ Medici, Königin von Frankreich 112, 119, 128, 130, 132 Caterina de’ Ricci, Heilige 163 Cellini, Benvenuto, Goldschmied und Bildhauer 118, 120 Cenci, Beatrice, röm. Adlige 138 Cervini, Marcello (Marcellus II.) Cesarini, Giuliano, Kardinal 90 ff. Chantal, Francoise de, Heilige 167 Chiaramonti, Barnaba, Graf (Pius VII.) Chiesa, Giacomo, Marchese della (Benedikt XV.) Chigi, Agostino, Bankier 147 Chigi, Fabio (Alexander VII.) Childerich III., Frankenkönig 39 Chlodwig, König der Merowinger 28 Christine, Königin von Schweden 147, 154 f. Christophorus, Papst 49 Christophorus, Diakon 41 Chrysorrhoas s. Johannes v. Damaskus Chrysosthomos, Johannes, Heiliger 24 f. Cibo, Franceschetto, Sohn Innozenz’ VIII. 103, 112 Cibo, Giovanni Battista (Innozenz VIII.) Cibo, Innocenzo, Kardinal 112 Cibo, Teodorina, Tochter Innozenz’ VIII. 103 Cimarosa, Domenico, Komponist 171
Ciocchi del Monte, Giovanni Maria (Julius III.) Clara Eugenia, Infantin von Spanien 135 Claver, Petrus, Heiliger 181 Cletus s. Anacletus Coelestin I., Papst 26 Coelestin [II.], Gegenpapst 65 Coelestin II., Papst 65, 137 Coelestin III., Papst 68 Coelestin IV., Papst 8, 72 Coelestin V., Papst 78-79, 81 f. Colonna, Ascanio, Feldherr 118 Colonna, Jacopo, Kardinal 79, 82 Colonna, Marcantonio, Feldherr 108, 130 Colonna, Oddone (Martin V.) Colonna, Pietro, Kardinal 79, 82 Colonna, Pompeo, Kardinal 118 Colonna, Sciarra, röm. Adliger 83 Colonna, Vespasiano 118 Colonna, Vittoria, Dichterin 117 f., 123, 130 Condulmer, Gabriele (Eugen IV.) Coniolo, Johannes (Gelasius II.) Consalvi, Ercole, Kardinalstaatssekretär 170 ff., 186 Contarini, Gasparo, Kardinal 121 Conti, Michelangelo dei (Innozenz XIII.) Cornelius, Peter von, Maler 174 Corrado della Subarra (Anastasius IV.) Correr, Angelo (Gregor XII.) Corsini, Andrea, Heiliger 145, 162 Corsini, Bartolomeo, Nepot Klemens’ XII. 160 Corsini, Lorenzo (Klemens XII.) Corsini, Neri, Kardinal 159 Coscia, Niccolò, Kardinal 159 Courtenay, Peter, Graf von, Kaiser von Byzanz 71 Crequi, Herzog von, franz. Botschaer 148
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Crescentius, »Konsul und Dux« 54 Crescentius, Johannes, Patricius von Rom 55 f. Crescentius, Johannes, Nomentanus, Patricius von Rom 54 f. Crespi, Giuseppe Maria, Maler 165 Crispi, Francesco, Ministerpräsident 179 Crivelli, Uberto (Urban III.) Cromwell, Oliver, Staatsmann 146, 148 Cyprian, Bischof von Karthago 21 Cyrill, Heiliger 46 Dalmata, Giovanni, Bildhauer 100 Damasus I., Papst 24—25, 96 Damasus II., Papst 58 Damianus, Petrus, Heiliger 58 ff., 62 Dandolo, Enrico, Doge von Venedig 69 Dante Alighieri 70 f., 75 ff., 79, 81 ff., 87, 129, 180 Danti, Ignazio, Maler 133 David, Jacques Louis, Maler ±70 f. Decius, röm. Kaiser 20 Delaroche, Paul, Maler 175 Demetrius, Zar von Rußland (der erste »falsche D.«) 141 Desiderius, Fürst von Benevent (Viktor III.) Desiderius, Langobardenkönig 40 f. Deusdedit, Papst 34, 36 Diokletian, röm. Kaiser 21, 24 Dionysius, Papst 21 Dionysius d. Gr. von Alexandrien, Heiliger 21 Dioskur, Gegenpapst 30 Domenichino, Maler 145 Dominikus, Heiliger 15, 71 Donatello, Bildhauer 90, 93
Donus, Papst 36 (Donus [II.], als Gegenpapst gelegentlich geführt, hat nicht existiert) 54 Döpfner, Julius, Kardinal 188 Doria, Andrea, Admiral 118 Dschem, türkischer Prinz 104 Dueze, Jaques (Johann XXII.) Dufay, Guillaume, Komponist 93 Du Perron, Jacques, Kardinal 141 Duphot, französ. General 169 Dyck, Anthonis van, Maler 145 Eckhart, Meister, Mystiker 84 Eduard der Bekenner, Heiliger 67 Eduard I., König von England 80 Egisheim-Dagsburg, Bruno, Graf von (Leo IX.) Eleonora I. Gonzaga, dt. Kaiserin 143 Eleonora von Portugal, dt. Kaiserin 94 Eleutherius, Exarch von Ravenna 34 Eleutherus, Papst 19 Elisabeth I., Königin von England 130, 133 f., 138 Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans 152 Elisabeth von üringen, Heilige 71 Enzio, Sohn Friedrichs II., Titularkönig 73 Erasmus von Rotterdam, Humanist 115 f., 125 Este, Alfonso I. d’, Herzog von Ferrara 105, 109 Eugen I., Papst 35 Eugen II., Papst 43 Eugen III., Papst 66, 72 Eugen IV., Papst 90—93, 96, 98, 100 Eugen, Prinz von Savoyen 155 ff. Eulalius, Gegenpapst 26 Eusebius, Papst 22
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Eutyches, Archimandrit 26 Eutychianus, Papst 21 Evaristus, Papst 18 Fabian, Papst 20 Facchinetti, Gian Antonio (Innozenz IX.) Faraday, Michael, Naturforscher 180 Farnese, Alessandro (Paul III.) Farnese, Alessandro, KardinalNepot 125, 131 Farnese, Costanza, Tochter Pauls III. 120 Farnese, Elisabetta, Gemahlin Philipps V. 159 f. Farnese, Giulia, Mätresse Alexanders VI. 120 Farnese, Odoardo, Herzog von Castro 144 Farnese, Ottaviano, Herzog von Parma 121 ff. Farnese, Pier Luigi, Herzog von Parma 120 ff. Faustus Sabaeus, Dichter 125 Federigo (Friedrich), König von Neapel 106 Felix I., Papst 21 Felix [II.], Gegenpapst 24, 28 Felix III., Papst 28 Felix IV., Papst 29 Felix [V.] (Amadeus VIII. Herzog von Savoyen), Gegenpapst 92, 94, 98 Ferdinand I., dt. Kaiser 116, 119, 121 Ferdinand II., dt. Kaiser 141, 143 f. Ferdinand II., der Katholische, König von Spanien, 105, 109 f., 125 Ferdinand III., dt. Kaiser 144, 150 Ferdinand IV., König von Neapel
und Sizilien 166 Ferrante I., Kg. von Neapel 97 f., 101, 103 Ferrer, Vinzenz, Heiliger 96 Ficino, Marsilio, Humanist 111 Fidelis von Sigmaringen, Heiliger 163 Fieschi, Ottobone, Graf di Lavagna (Hadrian V.) Fieschi, Sinisbaldo, Graf di Lavagna (Innozenz IV.) Filarete, Antonio, Bildhauer 93 Filelfo, Francesco, Humanist 97 Fisher, John, Heiliger 121, 185 Florensz, Hadrian (Hadrian VI.) Fontana, Domenico, Architekt 135 f., 139 Forli, Girolamo, Graf von, Nepot 101 Formosus, Papst 47-48, 50 Forteguerri, Kardinal 99 Foulques, Guy le Gros (Klemens IV.) Fouquet, Jean, Maler 93 Fournier, Jacques (Benedikt XII.) Francesca, Piero della, Maler 95 Francesca Romana, Heilige 93, 142 Francesco II., Herzog von Mailand 117 Frangipani, Cencius, röm. Adliger 64 Franz von Assisi, Heiliger 70 f., 75 Franz von Sales, Heiliger 138, 148, 178 Franz I., dt. Kaiser 161, 163, 166 Franz I., König von Frankreich 112 f., 116 ff., 121 f. Franz Stephan von Lothringen s. Franz I., dt. Kaiser Frescobaldi, Girolamo, Komponist 145 Friedrich I. Barbarossa, dt. Kaiser 66 ff., 71 Friedrich II., dt. Kaiser 68 f., 71 ff., 74
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Friedrich III., dt. Kaiser 92, 94, 98 Friedrich I. von Brandenburg, König von Preußen 157 Friedrich II., König von Preußen 162 f. Friedrich III., dt. Kaiser u. Kg. von Preußen 179 Friedrich der Schöne, Gegenkönig 83 Friedrich von Lothringen (Stephan IX.) Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen (August II.) Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen (August III.) 160 Frings, Joseph, Kardinal 187 Gaetano von Tiene, Heiliger 126, 150 Galen, Clemens August, Graf von, Kardinal 187 Galilei, Galileo, Physiker u. Astronom 144 f. Gallienus, röm. Kaiser 21 Gallus, röm. Kaiser 20 Ganganelli, Lorenzo (Klemens XIV.) Garibaldi, Guiseppe, Freiheitskämpfer 177 Garnet, Henry, Jesuitengeneral 141 Gasparri, Pietro, Kardinalstaatssekretär 182 f., 185 f. Gebhard, Graf von Hirschberg (Viktor II.) Geiserich, Vandalenkönig 27 f. Gelasius I., Papst 28 Gelasius II., Papst 64 Genga, Annibale, Graf della (Leo XII.) Gentile da Fabriano, Maler 90, 93 George, Stefan, Dichter 181 Gerbert von Aurillac (Silvester II.)
Gerhard von Burgund (Nikolaus II.) Ghezzi, Pier Leone, Zeichner 165 Ghiberti, Lorenzo, Maler 90 Ghini, Simone, Bildhauer 90 Ghirlandajo, Maler 70, 102 Ghislieri, Antonio Michele (Pius V.) Gioberti, Vincenzo, Politiker 175 Giotto, Maler u. Baumeister 70 ff., 81, 84 Giovanni da Udine, Maler 129 Giovio, Paolo, Historiker 115 Gisela, dt. Kaiserin 57 Giulio Romano, Maler 22, 45, 115 Giustiniani, Lorenzo, Heiliger 153 Gluck, Ch. W., Komponist 164 Goethe, Joh. Wolfg. von 120, 142, 166, 169 f. Goretti, Maria, Heilige 187 Görres, Joseph v., Gelehrter u. Staatsmann 170 Goth, Raimond Bertrand de (Klemens V.) Gottfried von Bouillon 63, 68 Gounod, Charles, Komponist 178 Gozzoli, Benozzo, Maler 95 Gratian, Kamaldulensermönch 66 Gregor I. d. Gr., Papst 28, 32-33, 34!., 46 Gregor II., Papst 37, 38-39 Gregor III., Papst 39 Gregor IV., Papst 44 Gregor V., Papst 55 Gregor, Gegenpapst 56 Gregor VI., Papst 57-58, 61, 76 Gregor VII., Papst 59 ff., 61-62, 67 Gregor [VIII.], Gegenpapst 64 Gregor VIII., Papst 68 Gregor IX., Papst 71—72, 74 Gregor X., Papst 75-76, 77, 79 Gregor XI., Papst 87 Gregor XII., Papst 89, 90 Gregor XIII., Papst 9, 130, 131133, 134, 140, 142
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Gregor XIV., Papst 136-137 Gregor XV., Papst 10 f., 142-143 Gregor XVI., Papst 173-175, 179 Gregor von Nazianz, Heiliger 24 Gregor von Nyssa, Heiliger 24 Gregorovius, Ferdinand, Kulturhistoriker 61, 64, 68, 85, 96, 100 Grillparzer, Franz, Dichter 175 Grimoard, Guillaume de (Urban V.) Guardi, Francesco, Maler 170 Guarini, Battista, Dichter 139 Guicciardini, Francesco, Historiker 115 Guido Graf von Burgund (Kalixtus II.) Gunter, Eremit 58 Gustav II. Adolf, Kg. von Schweden 144, 147 Hadrian I., Papst 40, 41-42 Hadrian II., Papst 46 Hadrian III., Papst 47 Hadrian IV., Papst 66-67 Hadrian V., Papst 76 Hadrian VI., Papst 116-117, 125 Hadrian, röm. Kaiser 19 Haller, französ. General 169 Händel, Gg. F., Komponist 153 Hedwig von Schlesien, Heilige 75 Heinrich II., dt. Kaiser 55 f., 57, 66 Heinrich III., dt. Kaiser 57 ff. Heinrich IV., dt. Kaiser 53, 61 ff. Heinrich V., dt. Kaiser 63 ff. Heinrich VI., dt. Kaiser 68 f. Heinrich VII., dt. Kaiser 82 Heinrich III., König von England 73 f. Heinrich VIII., König von England 110, 112 f., 116, 119, 121 f., 124 f. Heinrich II., König von Frankreich 119, 126 Heinrich III., König von
Frankreich 132 f. 135 Heinrich IV., König von Frankreich 132 f., 135, 137 f., 140 f., 152 Heinrich von Guise, Herzog 132, 135 Heinrich der Löwe, Herzog 69 Heinrich von Navarra (Heinrich IV. von Frankreich) Heinrich Raspe, Gegenkönig 73 Heloise, Geliebte des Abälard 65 Heraklius, Kaiser von Byzanz 34 Herder, Joh. G., Geschichtsphilosoph 170 Hieronymus, Heiliger 24 f., 33, 125 Hilarius, Papst 27 Hildebrand von Soana (Gregor VII.) Hippolyt, Gegenpapst 20 Hitler, Adolf 185 Hoauer, Klemens Maria, Heiliger 182 Honorius I., Papst 34, 35 f. Honorius [II.], Gegenpapst (Peter Cadalus) 60 Honorius II., Papst 65 Honorius III., Papst 70—71, 77 Honorius IV., Papst 77—78 Honorius, weström. Kaiser 25 f. Hontheim, Nikolaus, Weihbischof von Trier 166 Hormisdas, Papst 29, 30 Hortense, Königin von Holland 175 Hugo Capet, König von Frankreich 55 Hugo von der Provence, König von Italien 51 f. Humboldt, Wilh. v., Gelehrter u. Staatsmann 170 Hunnerich, Vandalenkönig 28 Hunyady, Johann, Feldherr 96 f. Hus, Johannes, Reformator 89 Hyginus, Papst 18
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Ignatius von Antiochien, Heiliger 18 Ignatius von Loyola, Heiliger 121, 143 Infessura, Stefano, Historiker 103 Innozenz I., Papst 25 Innozenz II., Papst 65 Innozenz [III.], Gegenpapst 67 Innozenz III., Papst 69—70, 71, 81,102, 158 Innozenz IV., Papst 72—73, 76 Innozenz V., Papst 76 Innozenz VI., Papst 85—86 Innozenz VII., Papst 88—89 Innozenz VIII., Papst 102, 103— 104, 111f. Innozenz IX., Papst 137 Innozenz X., Papst 145—147, 151, 153 f. Innozenz XI., Papst 148, 150— 153, 158 Innozenz XII., Papst 154-155, 168 Innozenz XIII., Papst 155, 158 Irenäus, Heiliger 18 f. Irene, Kaiserin von Byzanz 42 Isabella, Königin von Spanien 105, 14 Isacius, Exarch von Ravenna 34 Isaia da Pisa, Bildhauer 93 Isidor von Sevilla, Heiliger 44, 139 Jacopone da Todi, Dichter 79, 81 Jakob I., König von Aragon 73, 77 Jakob I., König von England 138, 141 Jakob II,, König von England 152, 156 Jakob [III.] Stuart, Prätendent 156 Joachim von Fiore, Abt 70 Johann von Velletri (Benedikt X.) Johann ohne Land, König von England 69 Johann Sobieski, König von Polen 150 f.
Johann III., König von Portugal 120 Johann I., Papst 29 Johann II., Papst 30 Johann III., Papst 31 Johann IV., Papst 34-35 Johann V., Papst 37 Johann VI., Papst 37 Johann VII., Papst 38 Johann VIII., Papst 46-47 Johann IX., Papst 49 Johann X., Papst 50-51 Johann XI., Papst 51 Johann XII., Papst 52-53, 57 Johann XIII., Papst 53-54 Johann XIV., Papst 54 Johann XV., Papst 54-55 Johann [XVI.], Gegenpapst 55, 76 Johann XVII., Papst 56 Johann XVII Papst 56 Johann XIX.,I., Papst 57 Johann [XX.] (als Gegenpapst gelegentlich genannt, hat nie existiert) 76 Johann XXI., Papst 76 Johann XXII., Papst 83—84 Johann [XXIIL] (Baldassare Cossa), Gegenpapst 89 f. Johannes XXIII., Papst 7 f., 187188 Johanna, angebliche Päpstin 45 Johanna I., Königin von Neapel 85, 88 Johanna II., Königin von Neapel 90 Johanna von Orleans, Heilige 184 Johannes, Apostel 18 f. Johannes, Gegenpapst 44 Johannes von Damaskus, Heiliger 39 Johannes von Gott, Heiliger 153 Johannes vom Kreuz, Heiliger 132, 159, 186 Johannes Nepomuk, Heiliger 159 Johannes Philagathos (Johann
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XVI.) Johannes V. Paläologus, Kaiser von Byzanz 86 Johannes VIII. Paläologus, Kaiser von Byzanz, 91 f. Johannes Tzimiskes, Kaiser von Byzanz 54 Joseph I., dt. Kaiser 156, 163 Joseph II., dt. Kaiser 166 f., 169 Josef von Copertino, Heiliger 167 Juan d’Austria, Don, Feldherr 130 Julian Apostata, röm. Kaiser 24 Julius I., Papst 23 Julius II., Papst, 101, 103, 105, 107, 108—111, 112 f., 115, 120, 125, 135 Julius III., Papst 124, 125, 129 Justinian I., Kaiser von Byzanz 30 ff. Justinian II., Kaiser von Byzanz 37 f. Justinus, Kaiser von Byzanz 29 Justinus II., Kaiser von Byzanz 32 Kajus, Papst 21 Kalixtus I., Papst 19-20 Kalixtus II., Papst 64-65 Kalixtus [IIL], Gegenpapst 67 Kalixtus III., Papst 96—97, 100, 105 Karl I. von Anjou, König von Neapel und Sizilien 740., 77 f. Karl II. von Anjou, König von Neapel und Sizilien 78 f., 83 Karl d. Gr., dt. Kaiser 40 ff., 70 Karl II. der Kahle, Kaiser 44, 46 f. Karl III. der Dicke, dt. Kaiser 46 f. Karl IV., dt. Kaiser 85 ff., 89 Karl V., dt. Kaiser (als König von Kastilien und Aragon Karl I.) 113, 116 ff., 121 ff., 125 f., 130, 167 Karl VI., dt. Kaiser 156 ff., 160 f., 163 Karl VII., dt. Kaiser 163 Karl I., König von England 146
Karl II., König von England 151 Karl VIII., Kg. von Frankreich 105 Karl IX., Kg. von Frankreich 132 Karl X., Kg. von Frankreich 173 Karl IV., Kg. von Neapel und Sardinien (Karl III. von Spanien) 160 Karl-Albert von Piemont, König von Sardinien 176 Karl Emanuel III., König von Sardinien 160 Karl I., Kg. v. Kastilien und Aragon (Karl V., dt. Kaiser) Karl II., König von Spanien 154 f. Karl III., König von Spanien 156, 160 f., 163, 166 Karl Albert, Kurfürst von Bayern (Karl VII., dt. Kaiser) Karl, Erzherzog von Österreich 155 Karl, Herzog von Lothringen 151 Karl von Bourbon, Feldherr 118 Karlmann, Karolingerfürst 39 ff. Karl Martell, Majordomus 39 Katharina d. Gr., Zarin von Rußland 166 Katharina von Siena, Heilige 87, 99,178 Kauffmann, Angelika, Malerin 170 Klemens I., Papst 18 Klemens II., Papst 58 Klemens [III.], Gegenpapst 62 f. Klemens III., Papst 68, 69 Klemens IV., Papst 74-75 Klemens V., Papst 79, 82—83, 84 Klemens VI., Papst 84-85, 87 Klemens [VII.], Gegenpapst 88 Klemens VII., Papst 11, 112, 116, 117-120, 122, 125 Klemens [VIII.], Gegenpapst 90, 96 Klemens VIII., Papst 10 f., 137140, 142, 146
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Klemens IX., Papst 10, 148—150, 154 Klemens X., Papst 150, 151, 154, 158 Klemens XI., Papst 102, 130 f., 153, 155-158, 159, 162, 165 Klemens XII., Papst 82, 159-162, 165 Klemens XIII., Papst 165-167, 168 Klemens XIV., Papst 167-168 Kolumbus, Christoph, Entdecker 99, 104, 106 Konon, Papst 37 Konrad II., dt. Kaiser 57 Konrad III., dt. König 65 f. Konrad IV., dt. König 73 Konrad, Sohn Kaiser Heinrichs IV. 63 Konrad von Parzham, Heiliger 185 Konradin, Herzog von Schwaben 73 ff. Konstans II., Kaiser von Byzanz 35 f. Konstantin, Papst 38 Konstantin [II.], Gegenpapst 38, 41 Konstantin d. Gr., röm. Kaiser 22 f. Konstantin IV., Kaiser von Byzanz 36 f. Konstantin V., Kaiser von Byzanz 39 Konstantin VI., Kaiser von Byzanz 42 Konstantius, röm. Kaiser 24 Konstanz, röm. Kaiser 23 Konstanze, Gemahlin Heinrichs VI., dt. Kaiserin 68 f. Konstanze, Gemahlin Friedrichs II., dt. Kaiserin 71 Kopernikus, Nikolaus, Astronom 123 Kornelius, Papst 20 Kostka, Stanislaus, Heiliger 159
Kunigunde, dt. Kaiserin 56 Labre, Benedikt, Heiliger 181 Lagery, Odo de (Urban II.) Lambert, Kaiser von Italien 47, 49 Lambertini, Prospero (Benedikt XIV.) Lamberto di Fiagnano (Honorius II.) Lambruschini, Luigi, Kardinalstaatssekretär 174 Lamennais, Felicite de, liberaler Priester 174 Lancaster, Edmund von, engl. Prinz 74 Lando, Papst 50 Lasso, Orlando di, Komponist 139 Laurentius, Gegenpapst 28 f. Laurentius, Heiliger 21 Laurentius von Brindisi, Heiliger 188 Lawrence, omas, Maler 172 Leibniz, G. W., Philosoph 150 Lenbach, Franz von, Maler 181 Leo I. d. Gr., Papst 26-27 Leo II., Papst 36 Leo III., Papst 42-43, 115 Leo IV., Papst 44—45, 115 Leo V., Papst 49 Leo VI., Papst 51, 117 Leo VII., Papst 51-52 Leo VIII., Papst 53 Leo IX., Papst 59, 61 Leo X., Papst 104, 111—116, 117, 119, 125, 140, 147 Leo XI., Papst 140 Leo XII., Papst 172-173, 174 f. Leo XIII., Papst 8, 15, 39, 80, 135, 178-181, 182 f. Leo III., Kaiser von Byzanz 38 f. Leo Britigena (Leo V.) Leopold I., dt. Kaiser 150 ff., 154 ff. Liberius, Papst 23—24 Licinius, Kaiser von Ostrom 22
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Ligorio, Pirro, Architekt 128 Liguori, Alfons von, Heiliger 175, 178 Linus, Papst 17 Liselotte von der Pfalz s. Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans Liszt, Franz, Komponist 178 Lope de Vega 149 Lorrain, Claude, Maler 145 Lothar I., dt. Kaiser 43 f., 51 Lothar III. von Supplinburg, dt. Kaiser 65 Lothar II., König von Italien 52 Lothar H. von Lothringen, König 45 Louis Bonaparte, König von Holland 173 Louis Philippe, König von Frankreich 173 Louis Napoleon (Napoleon III.) Lucius I., Papst 20 Lucius II., Papst 66 Lucius III., Papst 67—68 Ludovico il Moro s. Sforza, L. Ludovisi, Alessandro (Gregor XV.) Ludovisi, Ludovico, Kardinal 142 Ludwig I. der Fromme, dt. Kaiser 43 f., 47 Ludwig II. der Deutsche, dt. Kaiser 44 f., 47, 49 Ludwig III. der Blinde, dt. Kaiser 49 Ludwig IV. das Kind, dt. König 49 Ludwig der Bayer, dt. Kaiser 83 ff. Ludwig II. der Stammler, König von Frankreich 46 Ludwig IX. der Heilige, König von Frankreich 73 ff., 77, 81 Ludwig XI., König von Frankreich 100 Ludwig XII., König von Frankreich 105, 109 f., 112 Ludwig XIII., König von
Frankreich 141, 143 Ludwig XIV., König von Frankreich 147 ff. Ludwig XV., König von Frankreich 160 Ludwig, Erzbischof von Toulouse, Heiliger 79 Luigi, Prinz von Aragon und Neapel 103 Luise von Savoyen, Herzogin von Angouleme 119 Luitprand von Cremona, Chronist 50 Lunghi, Martine, Architekt 133 Luther, Martin 113, 116, 122, 128 Macaulay, omas, Politiker und Historiker 165 Macedonius, Häretiker 24 Machiavelli, Niccolo, Historiker 103, 114 f., 120 Maderna, Carlo, Architekt 142, 145 Magalotti, Lorenzo, Kardinal 143 Maidalchini, Francesco, Nepot Innozenz’ X. 146 Maidalchini, Olimpia, Schwägerin Innozenz’ X. 146 Malachias, Prophet 136 Manfred, König von Sizilien 73 f., 77 Mani, Religionsstier 21 Mantegna, Andrea, Maler 104 Manuzio, Aldo, Verleger 115 Maratta, Carlo, Architekt 139, 149 Marc Aurel, röm. Kaiser 19 Marcellinus, Papst 22 Marcellus I., Papst 22 Marcellus II., Papst 124-125, 132 Marcian, oström. Kaiser 27 Marconi, Guglielmo, Physiker 185 Marcus, Papst 23 Marenzio, Luca, Komponist 139 Margarete von Cortona. Heilige 159
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Margarete von Österreich, Statthalterin der Niederlande 119 Margarete von Österreich, Herzogin von Parma 121, 123 Maria I. die Katholische (die Blutige), Königin von England 124 Maria II. Stuart, Königin von Schottland 138 Maria eresia, dt. Kaiserin 161, 163, 165 ff. Marillac, Louise de, Heilige 185 Marini, Gianbattista, Dichter 139 Marinus I., gezählt als Martin II., Papst 47, 48 Marinus II., gezählt als Martin III., Papst 52 Marozia, Senatorin 50 f., 53, 146 Marsilius von Padua, Staatsrechtslehrer 83 Martin I., Papst 35, 36, 39 Martin IV., Papst 77, 79 Martin V., Papst 12, 82, 89—90, 91, 93, 96 Martin von Polen, Historiker 52 Martini, Simone, Maler 85 Masaccio, Maler 90 Masaniello, neapolitan. Aufrührer 146 Masci, Girolamo (Nikolaus IV.) Mastai-Ferretti, Giovanni Maria, Graf (Pius IX.) Mathilde, Markgräfin von Toskana 61 Matthäus, Apostel 17 Matthias, dt. Kaiser 141 Maupertuis, Pierre Louis, Physiker 164 Mauritius, Kaiser von Byzanz 32 f. Maxentius, Gegenkaiser 22 Maximilian I., dt. Kaiser 105, 109 f., 112 f. Maximilian II., dt. Kaiser 130, 141 Maximilian I., Kurfürst von
Bayern 142 Maximinus Trax, röm. Kaiser 20 Mazarin, Jules, Kardinal und Staatsmann 144, 146 ff. Mazzini, Giuseppe, Politiker 174 f. Medici, Alessandro de’, Herzog von Florenz 119 ff. Medici, Cosimo I. de’, Herzog von Florenz 130 Medici, Giovanni de’ (Leo X.) Medici, Giovanni Angelo de’ (Pius IV.) Medici, Giuliano de’, Bruder von Lorenzo il Magnifico 117 Medici, Giuliano de’, Herzog von Nemours 112 Medici, Giulio de’ (Klemens VII.) Medici, Ippolito de’, Kardinal und Nepot 120 Medici, Lorenzo de’, il Magnifico, Herr von Florenz 103, 111 f., 117 Medici, Lorenzo de’, Herzog von Urbino, 112, 119 Medici, Maddalena de’, Gemahlin Franceschetto Cibos 103 Medici, Maria de’, Königin von Frankreich 141 Medici-Ottaiano, Alessandro de’ (Leo Xl.) Melchiades s. Miltiades Melozzo da Forlì, Maler 102, 108 Mengs, Raphael, Maler 166, 168, 170 Menotti, Giro, Revolutionär 173 Mercurius (Johann II.) Merry del Val, Raffaele, KardinalStaatssekretär 182 f., 186 Mesecius, Usurpator 36 Metastasio, Pietro, Dichter 164 Methodius, Heiliger 46 Metternich, Klemens, Fürst v., Staatskanzler 174 Mezzofanti, Kardinal 174
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Michael III., Kaiser von Byzanz 45 Michael VIII. Paläologus, Kaiser von Byzanz 75 Michaelis, Georg, Reichskanzler 186 Michelangelo, Maler und Bildhauer 106, 108 f., 111 f., 120, 123 ff., 128 f., 133, 136, 139, 142 Michiel, Kardinal 106 Migliorati, Cosimo de’ (Innozenz VII.) Miltiades, Papst 22 Milton, John, Dichter 145 Mindczenty, Joseph, Kardinal 187 Mino da Fiesole, Bildhauer 100 ff. Mohammed, Prophet 34 Mohammed II., Sultan 96, 99 Molina, Luis, eologe 138 Molinos, Miguel de, span. eologe 152 Montaigne, französ. Essayist 133 Monte, Innocenco del, Kardinal 124 Montesquieu, Historiker 164 Moroni, Günstling Gregors XVI. 175 Morra, Alberto de (Gregor VIII.) Morus, omas, Heiliger 139 Mozart, Leopold, Komponist 168 Mozart, Wolfgang Amadeus 168 Murat, Joachim, König von Neapel 171 Muratori, Antonio, Historiker 164 Mussolini, Benito 185 Muziano, Girolamo, Maler 89 Napoleon I., Kaiser der Franzosen 86, 169 f., 173, 186 Napoleon III., Kaiser der Franzosen 40, 173, 176 f. Narses, Feldherr 31 Neri, Filippo, Heiliger 132, 135, 137, 140, 143, 188
Nestorius, Häretiker 26 Newman, John Henry, Heiliger 181 Nikolaus I. d. Gr., Papst 45-46 Nikolaus II., Papst 60 Nikolaus III., Papst 76-77 Nikolaus IV., Papst 78 Nikolaus V., Papst 83, 93-96, 97, 99 f., 123 Nikolaus von Cusa, Kardinal 40, 91, 94; 98 f. Nikolaus v. d. Flüe, Heiliger 187 Nissen, Momme, Maler 181, 183 Novatian, Gegenpapst 20 Ockham, Wilhelm von, eologe 83 Odescalchi. Benedetto (Innozenz XI.) Odilo von Cluny, Abt 58 Odo von Cluny, Abt 51 f. Odoakar, Germanenkönig 28 Oktavian (Johann XII.) Onesti-Braschi, Luigi, Herzog von Nemi 168 f. Onesti-Braschi, Romoaldo, Kardinal 168 Origines 20, 25 Orsini, Giovanni Giordano 108 Orsini, Laura 108 Orsini, Matteo, Senator 72, 76 Orsini, Napoleon, Kardinal 82 f. Orsini, Pietro Francesco (Benedikt XIII.) Orsini, Kardinal 106 Otto I. der Große, dt. Kaiser 52 ff. Otto II., dt. Kaiser 54 f. Otto III., dt. Kaiser 40, 55 Otto IV. von Braunschweig, dt. Kaiser 69 f. Ottoboni, Marco, Kardinal-Nepot 153 Ottoboni, Pietro (Alexander VIII.) Ottoboni, Pietro, Kardinal-Nepot
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153 Overbeck, Johann Friedrich, Maler 174 Pacca, Bartolomeo, Kardinal 11 Pacelli, Eugenio (Pius XII.) Pacelli, Filippo, Konsistorialadvokat 186 Pacelli, Francesco, Advokat 186 Paganelli, Bernardo (Eugen III.) Palestrina, Giovanni 124 f., 132, 137 Pallotti, Vincenz, Heiliger 187 Paluzzi, Kardinal-Nepot 150 Pamfili, Camillo, Kardinal-Nepot 146 f. Pamfili, Giambattista (Innozenz X.) Pannartz, Arnold, Buchdrucker 101 Pannini, Maler 165 Pantaleon, Jacques (Urban IV.) Panvini, Onofrio, Historiker 125 Paolo da Siena, Bildhauer 84 Papareschi, Gregorio (Innozenz H.) Parentucelli, Tommaso (Nikolaus V.) Pascal, Blaise 146, 148 Paschalis, Gegenpapst 37 Paschalis I., Papst 43 Paschalis II., Papst 63 Paschalis [III.], Gegenpapst 67 Passeri-Aldobrandini, Cinzio, Kardinal 137 f., 139 Pastor, Ludwig von, Historiker 96, 131 Paul I., Papst 40-41 Paul II., Papst 100-101, 102 f., 106 Paul III., Papst 9 f., 93, 120-124, 125 f., 128, 160 Paul IV., Papst 125-127, 128 ff., 131, 134 f. Paul V., Papst 10, 128, 139, 140— 142, 143 Paulus, Apostel 18
Pecci, Gioacchino Graf (Leo XIII.) Pelagius I., Papst 31 Pelagius II., Papst 32 Pelayo, Alvaro, Großpönitentiar 83 Penni, Giovanni Francesco, Maler 42 f., 45 Peretti-Montalto, Alessandro, Kardinal 134 Perugino, Pietro, Maler 102 Peruzzi, Baldassare, Maler 114 Peter III. d. Gr., König von Aragon und Sizilien 77 Petrarca, Francesco 79, 84 ff. Petrucci, Alfonso, Kardinal 113 Petrus, Apostel und Papst 17, 23, 42 Petrus von Pavia (Johann XIV.) Philipp von Schwaben, dt. König 69 Philipp III. der Kühne, König von Frankreich 76 Philipp IV. der Schöne, König von Frankreich 80 ff. Philipp V., König von Frankreich 83 f. Philipp II., König von Spanien 124, 126, 130, 132 ff., 137 f., 140 Philipp III., König von Spanien 138 Philipp IV., König von Spanien 141, 154 Philipp V., König von Spanien 154 ff., 159 Philipp von Parma-Piacenza 163 Philippikos Bardanes, byzantinischer Usurpator 38 Philippus, Gegenpapst 41 Phokas, Kaiser von Byzanz 33 f., 38 Photius, Patriarch von Konstantinopel 45 f. Piccolomini, Antonio, Herzog von Amalfi 98 Piccolomini, Enea Silvio de’ (Pius
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II.) Piccolomini, Francesco, Kardinal 102 Pico della Mirandola, Giovanni 104, 113 Pierleoni, Giordano, Patricius von Rom 66 Pierleoni, Johannes Gratianus (Gregor VI.) Pierre de Tarentaise (Innozenz V.) Pignatelli, Antonio (Innozenz XII.) Pinturicchio, Bernardino, Maler 102, 104, 106 f. Pippin III. der Kurze, Frankenkönig 39 ff. Pippin, König von Italien, Sohn Karls d. Gr. 42 Piranesi, Giovanni Battista, Kupferstecher 164, 168 Pisanello, Antonio, Maler 67, 90, 93 Pitt, Jan, Verwandter von William Pitt d. Ä. 165 Pius I., Papst 19 Pius II., Papst 92, 94 f., 97—100, 107, 114, 142 Pius III., Papst 99, 107-108 Pius IV., Papst 9 f., 127-129, 130 f. Pius V., Papst 127, 129-131, 134 f., 157 Pius VI,, Papst 167, 168-170, 172 Pius VII., Papst 10 f., 169, 170172, 173. 175/ 178 Pius VIII., Papst 173 Pius IX., Papst 10, 63, 167, 175178, 179 Pius X., Papst 10, 12, 177, 181— 183, 184, 187 Pius XI., Papst 8, 10 f., 184186,188 Pius XII., Papst 8 f., 12 f., 80, 183, 186-187, 188 Platen, August Graf von 142 Platina (Sacchi, Bartolomeo) Poggio, Gian Francesco, Humanist 89 Poliziano, Angelo, Humanist 111
Pollaiuolo, Antonio del, Bildhauer 103 f. Polykarp, Heiliger 19 Pombal, Marquis von, portugiesischer Minister 166 Pomponius Laetus, Humanist 100, 120 Pontian, Papst 20 Poppo Graf von Brixen (Damasus II.) Porcaro, Stefano, Humanist 94 Porta, Giacomo della, Bildhauer 133, 136, 139 Porta, Guglielmo della, Maler 122 Poussin, Nicolas, Maler 145 Pres, Josquin de, Komponist 102 Preysing, Konrad Graf von, Kardinal 187 Prignano, Bartolomeo (Urban VI.) Priscillus, Häretiker 25 Pulcheria, Älia, oström. Kaiserin 27 Puzyna, Kardinal 181 Rabelais, Francois, Dichter 123 Radulfus Glaber, Chronist 57 Raffael, Maler 21, 27, 45, 110 f., 114 f., 147 Rainer von Viterbo, Kardinal 72 f. Rampolla, Mariano, Kardinal 8, 179, 182 f. Ranieri di Bieda (Paschalis II.) Ranke, Leopold von, Historiker 46 Ratti, Achille (Pius XI.) Raymund von Penafort, Heiliger 72 Rebuli-Giuliani, Peter (Johann XXI.) Rekkared, Westgotenkönig 32 Rezzonico, Carlo (Klemens XIII.) Riario, Pietro, Kardinal-Nepot 101 Ricci, Lorenzo, Jesuitengeneral
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167 Richard von Cornwallis, Kronprätendent 74 Richelieu, Kardinal und Staatsmann 142 ff. Rienzo, Cola di, Volkstribun 85 f. Robert I., König von Neapel 83, 85 Robert von Genf, Kardinal (Gegenpapst Klemens VII.) 87 Robert Guiscard, Normannenherzog 60, 62 f. Robert von Molesme, Heiliger 63 Roger I., normannischer Großgraf 63 Roger II., Normannenherzog 65 f., 68 Romanus, Papst 48 Romanus, Graf von Tusculum (Johann XIX.) Romulus Augustus, weström. Kaiser 28 Roncalli, Angelo Giuseppe (Johannes XXIII.) Rosa von Lima, Heilige 150 Rospigliosi, Giulio (Klemens IX.) Rospigliosi, Vincenzo, Admiral 149 Rosselli, Cosimo, Maler 102 Rossellino, Bernardo, Architekt 99 Rossi, Pellegrino, päpstlicher Minister 176 Rossini, Gioachino, Komponist 178 Rovere, Francesco della (Sixtus IV.) Rovere, Francesco Maria della, Herzog von Urbino 108, 110, 112 Rovere, Giuliano della (Julius II.) Rovere, Lucrezia Gara della 108 Rovere, Niccolò della 108 Rudolf von Habsburg, dt. König 75 f., 80
Rudolf II., dt. Kaiser 141 Rudolf von Schwaben, dt. Gegenkönig 62 Rudolf II., König von Hochburgund 50, 52 Rupprecht von der Pfalz, dt. König 88 f. Sabellius, Häretiker 19 Sabinianus, Papst 33 Sacchetti, Franco, Dichter 87 Sacchi, Andrea, Maler 145 Sacchi, Bartolomeo, gen. Platina, Bibliothekar 100, 102 Sadoleto, Jacopo, Kardinal 115 Saladin, Sultan 68 Salviati, Francesco, Maler 125 Samberger, Leo, Maler 184 Sancho II., König von Portugal 73 Sangallo, Antonio da, d. J., Architekt 106, 123 Sannazaro, Jacopo, Dichter 115 Sano di Pietro, Maler 97 Sansovino, Andrea, Bildhauer in Sarto, Giuseppe (Pius X.) Savelli, Cencio (Honorius III.) Savelli, Giacomo (Honorius IV.) Savonarola, Girolamo, Bußprediger 140 f. Scalvati, Antonio, Maler 140 Schiner, Matthäus, Kardinal 109 f. Schlick, Kaspar, Kanzler 98 Schlözer, Kurd von, preuß. Gesandter 179 Schweinheim, Konrad, Drucker 101 Scolari, Paolo (Klemens III.) Sebastiane del Piombo, Maler 120 Segni, Lotario Graf di (Innozenz III.) Segni, Rinaldo Graf di (Alexander IV.) Segni, Ugolino Graf di (Gregor IX.)
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Sergius I., Papst 37 Sergius II., Papst 44 Sergius III., Papst 49, 50, 51 Sergius IV., Papst 56 Seripando, Girolamo, Kardinal 126 f. Severinus, Papst 34 Sfondrati, Niccolò (Gregor XIV.) Sforza, Caterina, Gräfin von Forlì 101 Sforza, Galeazzo Maria, Herzog von Mailand 101 f. Sforza, Giovanni, Herr von Pesaro 105 Sforza, Ludovico, il Moro, Herzog von Mailand 105 Sigismund, dt. Kaiser 89, 91 f. Signorelli, Luca, Maler 102 Silverius, Papst 31 Silvester I., Papst 22—23 Silvester II., Papst 55—56 Silvester III., Papst 57, 58 Silvester (IV.), Gegenpapst 63 Simplicius, Papst 27—28 Siricius, Papst 25 Sisinnius, Papst 38 Sixtus I., Papst 18 Sixtus II., Papst 21, 95 Sixtus III., Papst 26 Sixtus IV., Papst 101—103, 104, 108 Sixtus V., Papst 7, 9 ff., 131, 134— 136, 137, 144, 182, 188 Skanderbeg, alban. Nationalheld 97, 100 Soter, Papst 19 Spinello, Aretino, Maler 67 Stanislaus Leszczynski, König von Polen 160 Stanislaus Poniatowski, König von Polen 166 Stendhal (Henri Beyle) 134 Stephan (nicht gezählter Papst) 40 Stephan I., Papst 21
Stephan II., Papst 40 Stephan III., Papst 41 Stephan IV., Papst 43 Stephan V., Papst 47 Stephan VI., Papst 48, 49 f. Stephan VII., Papst 51 Stephan VIII., Papst 52 Stephan IX., Papst 60 Stephan Bathory, König von Polen 137 Stephan, König von Ungarn 55 Suitger, Graf von Morsleben und Hornburg (Klemens II.) Suleiman, Sultan 115 Suso (Seuse), Heinrich, Mystiker 175 Symmachus, Papst 28—29 Tasso, Torquato, Dichter 132, 136, 137, 139 Teja, Ostgotenkönig 31 Telesphorus, Papst 18 Teresa von Avila, Heilige 132, 143 Tertullian, Kirchenschristeller 18 eodahad, Ostgotenkönig 30 eoderich, Gegenpapst 63 eoderich d. Gr., Ostgotenkönig 28f. eodor I., Papst 35 eodor, Gegenpapst 37 eodor II., Papst 48—49 eodor Kalliopa, Exarch von Ravenna eodora, Kaiserin von Byzanz 30 eodora d. Ä., röm. Senatorin 50 eodora d. J., Adelige 50, 53 f. eodosius, röm. Kaiser 24 eodosius II., oström. Kaiser 26 eophano, dt. Kaiserin 54 eophylakt, Graf von Tusculum (Benedikt VIII.) eophylakt, »Konsul und Dux« 50
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eophylakt von Tusculum (Benedikt IX.) eresia von Lisieux, Heilige 185 omas von Aquin 70, 74 f., 84 omas Morus. Heiliger 185 orwaldsen, Bertel, Bildhauer 172 Tieck, Ludwig, Dichter 134 Tintoretto, Maler 131 Tizian, Maler 106, 122, 131 Todeschini-Piccolomini, Francesco (Pius III.) Tomacelli, Pietro (Bonifaz IX.) Torquemada, omas de, Inquisitor 102 Torrigiani, Bildhauer 106 Totila, Ostgotenkönig 31 Toto, Herzog von Nepi 41 Trivulzio, Giacomo, Marschall 109 Tudor, Maria 112 Tugdual, Heiliger 49 Ulrich von Augsburg, Heiliger 55 Umberto I., König von Italien 177 Urban I., Papst 20 Urban II., Papst 62-63 Urban III., Papst 68, 72 Urban IV., Papst 74, 77 Urban V., Papst 86 Urban VI., Papst 87-88 Urban VII., Papst 136 Urban VIII., Papst 8, 10, 143-145, 146 f., 153 Ursinus, Gegenpapst 24 Valens, Kaiser von Ostrom 24 f. Valentin, Papst 43 Valentinian I., weström. Kaiser 24 Valentinian III., weström. Kaiser 27 Valerian, röm. Kaiser 21 Valla, Lorenzo, Humanist 40 Valois, Filiberta, Gemahlin
Giulianos von Nemours 112 Vasari, Giorgio, Maler 67, 87, 123, 131, 133 Veit, Philipp, Maler 174 Velasquez, Maler 145, 147 Vernier, Sebastiane, Admiral 130 Veronese, Paolo, Maler 131 Verrocchio, Andrea del, Maler 102 Vianney, Baptist Maria, Heiliger 185 Vico, Giovanni Battista, Philosoph u. Jurist 161 Vigilius, Papst 30—31 Vignola, Giacomo, Architekt 133 Vignola, Jacopo, Architekt 131 Viktor I., Papst 19 Viktor II., Papst 59-60 Viktor III., Papst 62 Viktor (IV.), Gegenpapst 65, 67 Viktor Amadeus III. von Savoyen, König von Sardinien 157 Viktor Emanuel II., König von Italien 176 Vincenz von Paul, Heiliger 144, 161 Visconti, Tebaldo (Gregor X.) Vitalian, Papst 35—36 Vitelleschi, Giovanni, Kardinal 91 Volta, Alessandro, Physiker 180 Voltaire, Dichter 131, 164 Walrada, Mätresse von Lothar II. 45 Walther von der Vogelweide, Dichter 69 Wenzel IV., dt. König 87 Werfel, Franz, Dichter 186 Wiclif, John, Reformator 89 Wido, Herzog von Spoleto, Kaiser von Italien 47 Wido, Herzog von Tuszien 51 Wilhelm I., dt. Kaiser 177 Wilhelm II., dt. Kaiser 179, 183, 186
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Wilhelm von Holland, Gegenkönig 73 f. Wilhelm III. von Oranien, König von England 152, 155 Wilhelm I. von Sizilien, Normannenkönig 66 Wilhelm II., Normannenkönig 68 Willibrord, Heiliger 37 Winckelmann, Joh. Joachim 155, 164, 167 Winfrid s. Bonifazius, Heiliger Wolsey, omas, Kardinal 116 Xaver, Franz, Heiliger 143 Xystus (Sixtus I. L) Zacharias, Papst 37, 39 Zeno I., Kaiser von Byzanz 28 Zephyrinus, Papst 19 Zosimus, Papst 25—26 Zuccari, Federigo, Maler 133
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Dieses Buch gibt Auskun über Leben und Wirken der Päpste Zusammenhänge zwischen politischer und kirchlicher Geschichte Künstlerische und wissenschaliche Leistungen der Nachfolger Petri Mit einer Einleitung über Kardinalskollegium, Papstwahl und Institutionen der Kurie sowie ausführlichem Anhang und Register.