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07.11.2002
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Impressum: Herausgeber, Copyright, Vervielfältigung: © Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Abteilung Politische Bildung, Minoritenplatz 5, 1014 Wien, Fax: 01/531 20-2549, e-mail:
[email protected] I 1. Auflage: Oktober 2002. I Autor: Bernd Matouschek I Grafik: Ingrid Gassner I Fotocredit: © Bernd Matouschek. Umschlagbild / Legende: Aufnahme der Lichtskulptur „Tribute in Light“ auf dem Grundstück des ehemaligen World Trade Center, dem so genannten „Ground Zero“. Zwei gewaltige Hochleistungsscheinwerfer-Batterien schicken ein halbes Jahr nach 9/11 zum Gedenken an die Opfer des Terrorattentates für 30 Nächte lang – genau am früheren Standort der zerstörten Zwillings-Türme – zwei Lichtsäulen eine Meile weit in den Nachthimmel.
Information: Die vorliegende Broschüre ist auch via die Servicestelle Politische Bildung des bm:bwk als pdf-Dokument unter www.politische-bildung.at zu beziehen oder kann via
[email protected] angefragt werden.
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INHALT
Vorwort
S. 6
Einleitung
S. 7
Kap. 1: Medien und Gesellschaft
S. 9
Kap. 2: Sprache und Gesellschaft – Medien und Sprache
S. 18
Kap. 3: Medien-Texte analysieren – Ihre Funktionen und Wirkungen klären
S. 21
Kap. 4: Boulevardmedien und Kriegsberichterstattung
S. 25
4.1. Boulevard-Zeitung als Untersuchungsgegenstand – Der „U-Express“
S. 25
4.2. Medien und Krieg
S. 29
4.3. Zur Analyse – Fragen an die Texte des Boulevardformats
S. 34
4.4. Analyse der Terror- und Kriegsberichterstattung des U-Express
S. 38
Kap. 5: Zusammenfassung – Resümee:
S. 53
Kommentiere Bibliographie
S. 60
Anhang
S. 64
A. Schlagzeilendokumentation
S. 64
B. Auswahl von Textfragmenten
S. 68
C. Titelblätter
S. 73
D. Bilder und grafische Gestaltung
S. 76
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Vorwort Der 11. September 2001 mit seinen schrecklichen Bildern hatte – für alle nachvollziehbar – große Auswirkungen auf die nachfolgende Berichterstattung. Die USA drängten auf Suche nach den Schuldigen, drängten auf Personifizierung des „Bösen“, drängten auf Vergeltung. Es setzte eine Medienberichterstattung ein, die tagtäglich Spannung versprach, weitab vom eigenen Wohnzimmer, mittendrin im Geschehen, aber dennoch völlig gefahrlos. Die vorliegende Broschüre versucht als Arbeitsbehelf für den Unterricht – aber auch für die Erwachsenenbildung – gleich mehrfaches: die Funktion von Medien, insbesondere des Boulevards, anhand der Kriegsberichterstattung eines Boulevardmediums über Afghanistan zu analysieren, die Inhalte und Formen der Inszenierung der Spannung darzustellen und die dahinter stehenden Absichten wie Marktdurchdringung und Leserbindung zu hinterfragen. Sie enthält einen Grundlagenteil über Funktion und Wirkungsweise von Boulevardmedien, dem ein breiter Analyseteil angeschlossen ist. Obwohl sich die Broschüre auf die Inszenierungen des Afghanistankrieges, der Suche nach dem Terrorführer Osama bin Laden sowie die Vertreibung des Taliban-Regimes konzentriert, ist sie dennoch zeitlos: die selben Phänomene können bei der gegenwärtigen medialen Inszenierung der Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Irak als auch bei anderen aktuellen Konflikten festgestellt werden. Damit die vielfältigen Aspekte von medialer Inszenierung von Konflikt und militärischen Lösungsansätzen auch anhand anderer Beispiele erarbeitet werden können, enthält dieser Arbeitsbehelf einen profunden Didaktikteil mit Unterrichtsbeispielen, Arbeitsaufgaben, Quellenhinweisen sowie Richtlinien, die zur Erarbeitung eines Ethikstandards für Medien dienen können. Seitens der Politischen Bildung soll mit dieser Broschüre die Arbeit zu diesem Thema unterstützt und begleitet werden. Mag. Manfred Wirtitsch – Abteilung Politische Bildung Wien, im Oktober 2002
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Einleitung Der Krieg gegen Afghanistan, den die Vereinigten Staaten von Amerika gemeinsam mit ihren Alliierten am 7. Oktober 2001 als unmittelbare Reaktion auf die Terroranschläge des 11. September begonnen haben, ist ein Jahr später noch immer nicht endgültig abgeschlossen. Und schon steht die Welt vor einem möglichen neuen Krieg, der vielleicht zum Zeitpunkt, da Sie dieses Vorwort lesen, gerade im Gange ist, möglicherweise auch schon wieder vorbei, hoffentlich aber erst gar nicht ausgebrochen: Denn am 10. Oktober 2002 erhielt der Präsident der USA, G.W. Bush, nachdem er wochenlang eindringlich öffentlich die Bekämpfung des irakischen Diktators Sadam Hussein (bzw. die seines Waffenarsenals) gefordert hatte, vom Repräsentantenhaus und vom Kongress die Vollmacht, jederzeit einen militärischen Angriff gegen den Irak eröffnen zu können. Wieder ist die Begründung für Krieg der Kampf zur Verteidigung der Sicherheit und Stabilität der westlichen Welt gegen jede Form terroristischer Bedrohung, kurz: der Kampf gegen den Terror. So heißt es! Ein deklariertes zentrales Ziel des Krieges gegen Afghanistan war es, den vermeintlichen Drahtzieher des Terrors, den aus Saudiarabien stammenden und zu diesem Zeitpunkt in Afghanistan vermuteten Scheich Osama bin Laden „tot oder lebendig“ zu stellen und für seine Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Die zu diesem Zeitpunkt in Afghanistan noch herrschenden Taliban, islamische Fundamentalisten, die Afghanistan zu einem islamischen Gottesstaat gemacht hatten und zudem Osama bin Laden Unterschlupf gewährten, weigerten sich, diesen an die USA auszuliefern. Daher erklärte die USA ihnen kurzerhand den Krieg. Bin Laden aber ist bis heute nicht (weder lebend noch tot) aufgefunden worden und auch der Kampf gegen seine zum (Terrror-)Kampf ausgebildeten Mitglieder der Organisation AlQa´ida war mäßig erfolgreich. Gewissheit besteht aber heute über die Anzahl an toten: amerikanischen Soldaten (39) und die Mindestanzahl an toten Afghanen (mit Sicherheit rund 3000, Schätzung halten aber auch einige Zehntausend für möglich). Sowohl die verheerenden Terroranschläge in den USA, die mehr als 3000 Todesopfer forderten, als auch der nur ein Monat später folgende „Kampf gegen den Terror“ waren auch große Medien-Ereignisse. Über Monate hinweg dominierten die Attentate und der Krieg die Berichterstattung Österreichs und wohl auch der ganzen Welt. Erst nachdem gegen Ende Dezember des Jahres offensichtlich wurde, dass der Kampf gegen den Terror mit militärischen Mitteln allein dann doch nicht so erfolgreich war, wie es zuvor PolitikerInnen angekündigt und versprochen hatten, wendete sich die mediale Öffentlichkeit von diesem Krieg nach und nach „desinteressiert“ ab. Der Krieg aber „läuft“ bis heute … Die tiefe Betroffenheit, die aufrichtige Trauer vieler Menschen für die Opfer des feigen Attentates vom 11. September lies wohl nur wenige daran zweifeln, dass irgendetwas Außergewöhnliches zur Sühnung dieses grausamen Verbrechens an unschuldigen ZivilistInnen geschehen müsse bzw. geschehen wird. Sicher nicht für alle war das einzig denkbare Mittel dazu aber der Krieg gegen ein ganzes Land. Nur, was sollte der/die einfache/r Bürger/in sich schon groß Anderes denken, wenn nicht nur die PolitikerInnen, sondern gleich der gesamte mediale Diskurs die Notwendigkeit eines Krieges nicht in Frage stellte, wenn andere Optionen des Ausfindigmachens und Bestrafens der Täter mit rechtsstaatlichen Mitteln gar nicht erst thematisiert wurden?
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Damit war, verkürzt gesagt, die breite Öffentlichkeit ja scheinbar ohnedies für Krieg. Und dann begann er eben auch! Wie genau das alles ablief, und zwar vom Terrorattentat über den Kriegsbeginn bis hin zum vermeintlichen Kriegserfolg, das versucht diese Broschüre beispielhaft an der Analyse der Boulevardberichterstattung einer ausgewählten österreichischen Tageszeitung, dem U-Express, anschaulich zu machen. Damit das aber nicht nur oberflächlich geschieht, versucht dieser Text v.a. auch den elementaren Zusammenhängen von Medienproduktion / Medienrezeption, Kriegsberichterstattung und Sprache auf den Grund zu gehen, um Ihnen, liebe Leserin / lieber Leser, Anregungen zu geben, wie Sie selbst (allein und/oder gemeinsam mit Jugendlichen bzw. SchülerInnen) die Berichterstattung über – die wohl auch hinkünftig „unvermeidbaren“ – Krisen- und Konfliktsituationen bzw. Kriege kritisch hinterfragen und analysieren können. Ich hoffe, dass diese zentrale Zielsetzung des Büchleins für Sie auch erfüllt wird, wünsche Ihnen aber in jedem Fall viel Erfolg bei Ihren künftigen Analysen. Nicht verabsäumen möchte ich abschließend, all jenen Dank zu sagen, die mich mit unterschiedlichsten Hilfestellungen und v.a. auch mit anregenden Diskussionen bei der Erstellung dieses Büchleins unterstützt haben: Mein besonderer Dank gilt Gerhard Pfeisinger, Manfred Wirtitsch, Maria Vassilakou, Fritz Hausjell, Petra Herczeg, Andrea Waldbrunner und Wilfried Graf. Bernd Matouschek Wien, am 12. Oktober 2002
Bernd Matouschek Jahrgang 1962, wohnhaft in Wien, Studium der Germanistik, Geschichte und Sprachwissenschaft, 1990–1996 Vertragsassistent am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien, Abteilung Angewandte Sprachwissenschaft. Ebenda wissenschaftlicher Projektmitarbeiter (Sprache und Vorurteile bzw. Rassismus, Sprache und Identität). Lektor im Fachbereich PolitikerInnen- und Medienkommunikation, Vorurteils- und Rassismusforschung, Kritische Diskursanalyse, Soziolinguistik (bis 1998). Zahlreiche Publikationen aus diesen Bereichen. 1996–99 Pressesprecher und PR-Referent der Universität Wien. Seit 2000 selbständiger Kommunikationsberater, Trainer u. Coach. Kontaktadresse:
[email protected]
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Kap. 1: Medien und Gesellschaft Medien im Alltag – Unser Alltag mit Medien Journalistische Texte, Artikel in Tageszeitungen und Magazinen, Nachrichtensendungen und Reportagen in Hörfunk und Fernsehen umgeben uns jeden Tag in nahezu unüberschaubarem Ausmaß. Schon auf dem Medienmarkt in Österreich ist man kaum noch in der Lage auch nur einigermaßen umfassend alle zugänglichen Medien aufzuzählen. Allein der Umstand, dass so viele Medien auf dem freien Markt existieren können, auf dem sie sich ja auch verkaufen müssen, ist Beweis für die Wichtigkeit derer in unserem täglichen Leben. Für viele Menschen beginnt der Tag mit einer Tageszeitung (wie auch ein markanter Werbespruch es betont) oder beginnt der Tag mit den diversen Nachrichtensendungen des Hörfunks und neuerdings vereinzelt auch mit morgendlichen Fernseh-Nachrichtensendungen. Die Menschen haben offensichtlich ein hohes Bedürfnis an Information und Unterhaltung. Der Konsum von Medienprodukten gehört in westlichen Gesellschaften zum Alltag. Personen, die weder Tageszeitungen noch Magazine noch Hörfunk oder Fernsehen „konsumieren“, sind in westlichen Gesellschaften sicherlich die Ausnahme. Die Intensität der Nutzung von Medien hängt aber auch von der gesellschaftlichen Position, dem Beruf und anderen sozialen Faktoren der MediennutzerInnen ab: muss der eine schon aus Berufsgründen viele verschiedenen Medien lesen (politisch aktive Menschen), so kann dem so genannten „OttoNormal-Verbraucher“ die tägliche Boulevardzeitung, das Fernsehen und ein wenig Radio am Rande schon für seine Informations- und Unterhaltungsbedürfnisse genügen. Medien sind nun nicht nur passive Lieferanten von Informationen. Was wir aus Medien an Informationen beziehen, ist sehr oft ein wichtiger Bestandteil unserer Alltagskommunikation, ganz egal ob es so genannter Society-Tratsch über das Privatleben prominenter Persönlichkeiten, die letzten Ergebnisse sportlicher Wettkampfhandlungen oder Politisches ist. Selten sind es positive Nachrichten, die uns beschäftigen, viel öfter Sensation, Katastrophen etc: Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 und dem darauf folgenden Krieg der USA gegen Afghanistan war unser Alltag bestimmt von der Berichterstattung über Terror und Krieg, über Leiden, Not und Tod. Aber eben auch das ist – ein leider immer wiederkehrender – Teil unseres Alltags, über den wir von anderen Menschen – deren Beruf die Informationsbeschaffung und –aufbereitung ist – aus unterschiedlichsten Beweggründen informiert werden bzw. werden wollen. Worüber uns die (Massen-)Medien informieren, das wird zum Bestandteil unseres Alltagswissens (Hintergrundwissen), mit dem wir uns dann auch in unserem Alltag – z.B. in Gesprächen mit Verwandten, Freunden, Bekannten und anderen GesprächspartnerInnen – auseinandersetzen. Medien wecken die Aufmerksamkeit für Themen und deren Bedeutung: daher bestimmen sie vielleicht nicht so sehr, wie die Leute denken, beeinflussen aber sehr wohl, worüber sie zu einem bestimmten Zeitpunkt nachdenken (und sprechen) könn(t)en / soll(t)en. Und sie geben uns durch die Art, wie sie die Themen behandeln, auch schon die ersten Vor-Interpretationen des Geschehenen mit.
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Medien und die mediale Konstruktion von Wirklichkeit Medien vermitteln vielerlei verschiedene Informationen über das Geschehen in der Welt. Sie stellen Handlungen und Ereignisse dar, sie informieren über diese und kommentieren sie, egal ob diese in fernen Ländern oder zuhause im eigenen Land oder Wohnort geschehen sind. Sie sammeln und bündeln Informationen und bringen sie – sozusagen stellvertretend – einem weiten LeserInnenkreis nahe. Die LeserInnen kommen so zu Informationen, zu denen sie selbst persönlich zumeist keinen (direkten) Zugang hätten. Indem Medien Informationen selektieren und aufbereiten, schaffen sie auch Wissen, oder anders gesagt, „bilden“ sie. Sie stellen ein bestimmtes Bild von der Welt und der Lage der Welt vor und klären uns – in gewisser Hinsicht – mit ihren Darstellungen über die Welt und ihren Zustand auf. „Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ (Niklas Luhmann, 1996 S. 9) Medien haben eine bestimmte Sichtweise auf die Realität. Was sie darstellen, das ist sozusagen „ihre“ Realität, wie sie sich ihnen darstellt, und wie sie sie uns als RezipientInnen dann in ihren Produkten vermitteln. Die Medien übernehmen damit die Rolle der Konstrukteure von Realität, die in früheren Zeiten andere Informations-Träger inne hatten: Priester, Schriftgelehrte, Adel etc. Massenmedien konstruieren Realität für ihre Nutzer, das ist ihre gesellschaftliche Rolle. Und: Die Medien halten uns mit ihrer ständig veränderten Auswahl und Vermittlung von Information auf Trab: unmittelbar nach der Auswahl, im Moment ihrer Präsentation, sind sie bereits ein (historisches) Ereignis und schon wieder veraltet. Die Folge ist, dass ständig neue Informationen erzeugt werden müssen, die ihrerseits die vorangegangenen Informationen fortsetzen und kommentieren. Der Soziologe Luhmann meinte daher, dass die Funktion der Massenmedien auch die Erzeugung und Bearbeitung von Irritation sei: „Massenmedien halten die Gesellschaft wach.“ (Niklas Luhmann, 1996 S. 47)
Die „Vierte Gewalt“ – Die Medien und ihre politische Rolle Medien wollen – ihrem Selbstverständnis nach – informieren und bilden. Medien können damit zum Wohl und zur freien Entwicklung der Gesellschaften beitragen. [Die Medien] „sehen sich ... als Kontrolleure der Mächtigen im Staat und als kritische Mittler zu den Einflussreichen in Wirtschaft und Gesellschaft.“ (Bruck/Stocker 1996, S. 294) Medienmacher sehen sich selbst – häufig explizit betont – als Hüter der bürgerlich liberalen Freiheiten, speziell der Meinungsfreiheit. Und sie spielen durch diese Tätigkeit natürlich eine wichtige Rolle im politischen System einer jeden Gesellschaft. So wichtig, dass die Herrschenden und Mächtigen immer wieder mehr oder weniger offen versuchen, Einfluss auf sie zu nehmen. Sei es durch wirtschaftliche Einflussnahme (Bestechungsversuche oder wirtschaftliche Kontrolle) oder über den Versuch der externen Kontrolle der Medienprodukte selbst; z.B. durch politischen Druck oder Zensur.
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Medien spielen eine wichtige und gewichtige politische Rolle im gesellschaftlichen System. Neben den drei staatlichen „Gewalten“ – Legislative, Exekutive, Judikative – werden die Medien oft auch als die „Vierte Gewalt“ im Staat bezeichnet. Zur Sicherung vor Machtmissbrauch und der bürgerlichen Freiheiten mit rechtsstaatlichen Mitteln sind in modernen Demokratien die Gesetzgebung (Legislative, bzw. das Parlament), die vollziehenden Gewalt (d.s. alle Staatstätigkeiten, die sog. Exekutive, bzw. die Regierung) und die Rechtsprechung (Judikative, bzw. die Gerichte) voneinander unabhängig. In dieser so genannten Gewaltenteilung kommen die Medien zwar nicht vor; aber sie haben einen ähnlich hohen, schwer antastbaren – und vor allem einen von den anderen „unabhängigen“ gesellschaftlichen bzw. politischen Stellenwert. Medien zwischen Information und Unterhaltung, Bildung und Amüsement Medien bringen nun, wie wir alle wissen, nicht nur Informationen, um unser Informationsbedürfnis zu befriedigen, sondern sie haben auch – und das wird sehr oft vergessen – weitergehende emotionale Bedürfnisse zu befriedigen. Medien sprechen auch – mehr oder weniger gezielt – unsere Emotionen an, sie wollen uns (auch) gefühlsmäßig ansprechen und unterhalten. Man denke nur daran, was alles täglich in einer Tageszeitung zu lesen ist: So finden wir neben der oft prominent gesetzten politischen Berichterstattung viele Meldungen und Berichte über das Tagesgeschehen, über Unfälle, Krankheiten, Verbrechen, Natursensationen und katastrophen etc. und dazu dann auch noch die div. Spezialberichte zum Thema Wirtschaft, Verkehr, Kultur und die Sportberichterstattung. Darüber hinaus gibt’s dann – z.B. in den Boulevard-Tageszeitungen – aber noch jede Menge „soft- bzw. human-interest-stories“ und Bilder rund um Sexualität und Liebe, Geschichten über Tiere, weiters Comics, Karikaturen, Fortsetzungsromane und Tratsch und Klatsch aus der so genannten „SeitenblickeGesellschaft“. Nicht umsonst heißt eines der berühmt gewordenen Gestaltungs-Mottos der Zeitungsmacher des Boulevardjournalismus: „ Kinder, Sex und Tiere“. Und tatsächlich verkaufen sich Medien, die das beherzigen, zumeist sehr gut. Im Fernsehen wird – wie einige Medientheoretiker behaupten – überhaupt alles zur Unterhaltung; sogar die Politikberichterstattung. Denn hier werden „Geschichten“ prinzipiell mit Bildern unterlegt erzählt. Selbst Fernsehnachrichten können so als eine Art „Unterhaltungssendung“ konsumiert werden. Ein wichtiger Nebeneffekt des Fernsehens sei es zudem, dass es (nicht nur bei Live-Berichterstattung) bei den ZuseherInnen den Eindruck erweckt, selbst direkt dabei zu sein. Man erhält einen Eindruck von Unmittelbarkeit und Authentizität (Echtheit, Wahrheit) weil man sich ja „augenblicklich“ vom Gesehenen – „mit eigenen Augen“ – überzeugen kann. Medien wählen und präsentieren Information auch in moralischen Kategorien Die Auswahl an Themen und Informationen und ihre Gewichtung ist natürlich nicht zufällig, sondern geschieht „willkürlich“ (d.h. in „freier“ Wahl) durch die auswählenden JournalistInnen. Der Soziologe Niklas Luhmann spricht in diesem Zusammenhang der Informationsaus-
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wahl davon, dass die Medien eine „Lesart für die Welt“ bieten, in dem sie die Art zu bestimmen scheinen, „wie die Welt gelesen wird“. Und er meint weiter: Es gibt in den Medien eine bestimmte Vorliebe, zu zeigen, wer die Guten und wer die Bösen sind. Es gibt „eine „Präferenz für moralische Wertungen“ (nach Luhmann, 1996) Aber: man weiß natürlich prinzipiell – oder könnte es wissen – dass diese „Mitteilungen“ eine Auswahl sind, die im Prinzip auch ganz anders hätte ausfallen können. Inhaltlich haben JournalistInnen durch ihre eigenen Erfahrungen und ihr eigenes Weltwissen eine bestimmte Auffassung von Informationsnotwendigkeiten und den angenommenen Informationsbedürfnissen ihrer KundInnen, den LeserInnen, HörerInnen und SeherInnen. Zwar gibt es in der Wissenschaft einige Theorien über Kriterien und Faktoren des so genannten „Nachrichtenwerts“, die JournalistInnen aber haben zumeist einfach eine individuelle Vorstellung (eine Hypothese) davon, was zu einem bestimmten Zeitpunkt (für ihr Publikum) berichtenswert ist und was eher nicht: Medien berichten häufig über Negatives, Überraschendes, Skandalöses, Bedrohliches, Konflikte, Kontroversen, Schäden – seltener oft über Positives, Erfolg, Prestige, Prominenz und Nützliches etc. Vielfach folgen Medien schlicht dem Prinzip „emotion sells“, weshalb Negatives und Sensationelles in den Medien oft überproportional vertreten ist (weil es ja auch mehr aufrüttelt, beschäftigt, berührt etc.) als Positives, weil „bad news“ mehr bewegen als so genannte „good news“. Darin mag auch ein Grund dafür liegen, dass Medien gelegentlich vorhandene Ängste und Aggressionen zum Kern der Informationsauswahl und -darstellung machen, wie etwa in der Berichterstattung über Migration, Flüchtlinge, Fremde, „Ausländer“, oder Frustrationen des viel zitierten (in seinen Lebensbedingungen oder Lebensentwürfen zu kurz gekommenen und enttäuschten) „kleinen Mannes von der Straße“ gegen „die da oben“, die Mächtigen, die Eliten, die Regierenden, „die sich’s richten“. Medien – Produkte für Konsumenten? Dass die LeserInnen von Zeitungen das bekommen, was sie wirklich wollen, glauben die Medien – neben einigen direkten Rückmeldungen in LeserInnenbriefen – v.a. durch die Verkaufszahlen ihrer Produkte zu wissen. Boulevardmedien, die sich üblicherweise gut verkaufen, haben in ihrer Berichterstattung ein sehr breites Themenspektrum, das in seiner Aufmachung (Gestaltung) nur mit einer gewissen Kompaktheit (Oberflächlichkeit) der Informationen möglich wird. Zudem wird in Boulevardmedien nicht nur das Informationsinteresse der LeserInnen befriedigt, sondern werden auch andere Bedürfnisse, wie Neugier oder Sensationslust zum Orientierungspunkt für die Gestaltung. Der Erfolg eines Mediums – seine Verbreitung, sein Verkauf – hängt auch davon ab, wie sehr seine „Aufmachung“, seine Gestaltung den Lesebedürfnissen seiner KonsumentInnen entspricht. Erfolgreiche Boulevardmedien erreichen eine sehr breite LeserInnenschicht in dem sie anbieten, was viele LeserInnen brauchen: Information und Emotion in einer breiten Themenpalette verbunden mit einem niedrigen Einstiegsniveau und hoher Verständlichkeit.
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Studien über die Lesegewohnheiten von Boulevardzeitungen in Österreich (Bruck/Stocker 1996) haben gezeigt, dass der Erfolg von Boulevardzeitungen neben der viele ansprechenden Themenpalette schlicht auch mit dem niedrigen Einstiegsniveau für das Verstehen von Texten zu tun hat: Neben der Kompaktheit der Texte sind auch die graphische Aufmachung, die zahlreichen Bilder und Darstellungen günstig für ein rasches und wenig aufwändiges Lesen, Aufnehmen und „Verstehen“. Auch das Klein-Format, das an jedem „Ort“ auch zwischendurch gelesen werden kann, kommt dem „schnellen“ Lesen entgegen. Die Texte sind inhaltlich einfachst gestaltet, mit kurzen und einfach verständlichen Sätzen aufgebaut und damit weder so umfangreich noch so komplex, wie die Texte von– noch dazu meist großformatigen – Qualitätszeitungen, die darüber hinaus oft einiges an Vor- und Hintergrundwissen voraussetzen, damit sie ´verständlich´ werden. Der zentrale (Verkaufs-)Erfolg von Boulevardmedien liegt also neben der Befriedigung des Informations- und Unterhaltungsbedürfnisses v.a. in der hohen „Verständlichkeit“ für eine breite LeserInnenschicht, was oftmals damit erkauft wird, dass auch tatsächlich in der Sache komplexe Berichterstattungsthemen stark „simplifiziert“ werden (mehr dazu aber später). 1 Wie Medien wirken Wie nun Medien wirken, welche Meinungs-, Einstellungs- und Verhaltensänderungen sie bewirken können, dazu gibt es seit Jahrzehnten viel wissenschaftliche Forschung und bis heute keine präzisen und verallgemeinerbaren Erklärungen. Eine für unsere Analysezwecke brauchbare Theorie bietet die Kommunikationswissenschafterin Margot Berghaus (1999): „In der Öffentlichkeit sagt man den Massenmedien vor allem Wirkungen auf Einstellungen und Meinungen ihrer Rezipienten nach. Etwa Manipulation der politischen Meinung, Weckung von falschen Konsumbedürfnissen, Abstumpfung in Bezug auf Einstellungen zur Gewalt usw. Aber theoretische und empirische Befunde ... sprechen dagegen.“ Berghaus bietet zur Untermauerung dieser These daher auf der Basis von wissenschaftlichen Ergebnissen ein Stufen-Modell mit drei Wirkungsstufen an, von dem hier zwei verkürzt wiedergegeben werden sollen. „Das soziale Umfeld steuert die Medienwirkungen und gibt Orientierungskriterien vor, welche Bedeutung die Inhalte für uns persönlich haben.“, nach Berghaus Die individuellen Lebensumstände einer Person und ihr soziales und kommunikatives Umfeld – Familie, Erziehung, Gruppenbindungen und persönliche Kommunikation – geben wichtige Orientierungs-Kriterien vor, wie Medienbotschaften von einzelnen Individuen beurteilt bzw. interpretiert werden und dann in den eigenen Lebenskontext eingebaut werden können. Deshalb führt beispielsweise mediale Gewaltdarstellung nicht zwangsläufig bei allen RezipientInnen zur Nachahmung, sondern z.B. häufiger bei Personen, deren soziales Umfeld (z.B. bei vereinsamten und vernachlässigten Jugendlichen) stark gestört ist. 1
In Textverständlichkeitstest dieser Untersuchung zeigte sich, dass die – in politischen Auseinandersetzungen oft als besonders wichtig eingestufte – Kolumne Staberl“ tatsächlich von einem Großteil der LeserInnen entweder nicht oder in ihren komplexen Argumentationen für viele nur schwer bzw. bruchstückhaft nachvollziehbar war. Die gesellschaftspolitische Bedeutung dieser Meinungstexte lag so gesehen eher in ihrer Wichtigkeit für die institutionalisierte politische Auseinandersetzung selbst. Die in der „Staberl“-Glosse immer wieder thematisierten Tabuthemen (wie z.B. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Neonazi-Tendenzen in Österreich) sind aber entsprechend dieser Tests jedenfalls dazu geeignet, zumindest die Schlüsselreize für bereits bei den LeserInnen vorhandene stereotype und vorurteilshafte Einstellungen und Haltungen „anzusprechen“. 13
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Diese These ist dann aber auch eine Bestätigung dafür, dass Medienbotschaften, wenn sie vorhandene allgemeine Unzufriedenheiten, Frustrationen bzw. Aggressionen einer bestimmten Gruppe ansprechen (z.B. diffuse Ängste beruflich schlechter qualifizierter Menschen gegenüber Fremden), in der Folge tatsächlich zur Verstärkung feindseliger Einstellungen oder gar zu aggressiven Handlungen (z.B. gegen „Ausländer“) führen können. Die Medien stellen Informationen über die Welt – die sie selbst als wichtig einschätzen – zur Verfügung. So lenken sie unsere Aufmerksamkeit, lenken, wie wir unsere Welt (zu) sehen (bekommen) bzw. was wir „wissen“ können. Und all das kann sich dann natürlich wiederum in konkreten Handlungen unsererseits niederschlagen. D.h. wir wählen diese oder jene Partei, weil wir uns in den Medien in der Wahlkampfberichterstattung ein bestimmtes Bild vom Angebot oder der Glaubwürdigkeit der Parteien und ihrer Vertreter gemacht haben. Oder aber der Bericht über eine bestimmte Katastrophe bringt uns dazu, für die betroffenen Opfer zu spenden. Falsche oder abwertende Informationen, auch wenn es nur Gerüchte sind, können unsere Wahrnehmung beeinflussen; können Personen und Institutionen diffamieren, Existenzen zerstören (vgl. ´herbeigeschriebene´ Politskandale, Firmenkrisen, Seuchen und Epidemien etc.). Aber auch das schlichte „Weglassen“ (oder gar Unterdrücken) von Informationen kann unsere „Wahrnehmung“ manipulieren; denn was nicht berichtet wird, ist scheinbar (gesellschaftlich, politisch) unbedeutsam, unwichtig, irrelevant, schlicht „kein Thema“ für die Medien und uns. „Die Macht der Medien ist Informationsmacht oder auch – Kehrseite der Medaille – Fehlinformationsmacht oder Verschwiegenheitsmacht oder Gleichgültigkeit.“, nach Berghaus. Vergleicht man die Auswahl der tatsächlich berichteten Themen und Informationen in einzelnen Medien mit der Vielzahl aller auf dem Informationsmarkt zu einem bestimmten Zeitpunkt (zumindest potentiell) zugänglichen Informationen, so zeigt sich schnell die unsere Aufmerksamkeit steuernde und beeinflussende Rolle der Medien. Wenn beispielsweise – wie das in der Vergangenheit auch häufig geschehen ist – in den Medien über eine mögliche Verstärkung der Zuwanderung aus einem fremden Land berichtet wird (z.B. dergestalt:„Millionen Russen wollen, wenn sie einen Reisepass bekommen, nach Österreich und Europa einreisen.“), nicht aber im gleichen Ausmaß über die möglicherweise aussichtlosen Lebensbedingungen der Russen in Armut und Winterkälte, dann wird der Angst vor der „Bedrohung Einwanderung“ (als sensationellem Thema) mehr Bedeutung zugemessen, als der vorhandenen Not dieser Menschen in ihren Heimatländern. Die „Agenda-Setting-Theorie“ erklärt, dass das, was die Massenmedien auf ihre „Tagesordnung“ (Agenda) setzen und berichten, beeinflusst, was und worüber die Mediennutzer nachdenken oder kommunizieren. Die Medien beeinflussen uns also schon allein dadurch, dass sie unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen lenken, und steuern damit unser Wahrnehmen und unser Erkennen bzw. prägen auch so unser Wissen. Medien haben möglicherweise keinen direkten (oder gar zielorientierten) manipulativen und steuernden Einfluss auf die Wirkung von Texten und damit auf die Meinungs-, Einstellungsund Verhaltensänderungen ihrer RezipientInnen. Aber: Auch wenn Medien nicht in diesem Sinne beeinflussen, wie ihre RezipientInnen denken (sollen), so beeinflussen sie doch, was man wissen sollte und worüber man zum Nachdenken angeregt wird, einfach dadurch, welche Themen sie als „berichtenswert“ auswählen und präsentieren. 14
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Einfluss bzw. Wirkung auf die Meinungen und Einstellungen der RezipientInnen hat somit zuerst und vor allem, was eigentlich vermittelt wird, aber darüber hinaus natürlich auch wie diese bestimmten Inhalte vermittelt werden (in welcher sprachlichen und auch grafischen, bildlichen Gestaltung der Berichterstattung), wie objektiv, wie subjektiv. Wie kommen Informationen zustande? – Die Produktionsbedingungen der Medien Medien vermitteln Informationen. Aber woher wissen JournalistInnen mehr als der/die Durchschnittsbürger/in? Woher wissen JournalistInnen, was ein mögliches, aktuelles, interessantes Thema für die Berichterstattung wäre, wer bestimmt, was berichtenswert ist? Woher kommen all die Informationen für die vielfältigen Medienprodukte? Hinter den Print- und den elektronischen Medien steht, für den einfachen Konsumenten von Medienprodukten meist gar nicht wahrnehmbar, eine Heerschar von Informationslieferanten, die mit ihrer Arbeit Einfluss darauf nehmen (wollen), was für die einzelnen Medien „zum Thema“ wird. Zu den wichtigsten Informationsliefertanten der Medien gehören die Nachrichtenagenturen: Sie bieten – natürlich gegen Bezahlung – allen Interessierten einen laufend aktualisierten Informationspool an, der über alle möglichen Handlungen und Ereignisse aus allen möglichen Bereichen der Gesellschaft aus dem In- und dem Ausland die wichtigsten Meldungen sammelt. Agenturmeldungen können eigenständig ermittelte und recherchierte Berichte sein, (nachrecherchierte, überprüfte und ergänzte) Meldungen über Medienereignisse wie Interviews und Pressekonferenzen oder andere „zugespielte“ Presseinformationen.
Nachrichtenagenturen sammeln und bündeln Informationen, bereiten diese in Texten und Bildern auf und bieten sie so schnell als möglich, z.B. im Internet, für alle InformationsMultiplikatoren einer Gesellschaft – wie z.B. JournalistInnen, PolitikerInnen, EntscheidungsträgerInnen aus Öffentlichkeit und Wirtschaft, Presse- und ÖffentlichkeitsarbeiterInnen etc – an. Die bedeutendste österreichische Agentur, die Austria Presse Agentur (APA), erarbeitet pro Tag aus ca. 10.000 Meldungen rund 600 Nachrichten, von denen aber wiederum nur einige wenige dann wirklich Eingang in die (Print-)Medien finden. Die Agenturen haben zur Informationsbeschaffung meist selbst ein großes Netz an Korrespondenten (z.B. im Ausland) und Informanten. Agenturen sind zudem für viele andere professionelle Informationsproduzenten, wie z.B. Pressebüros von Personen (z.B. PolitikerInnen) und Institutionen (öffentliche wie private, von Staat über Wirtschaft bis zu Nicht-Regierungs-Organisationen [NGOs, wie beispielsweise Amnesty International, SOS-Mitmensch etc.]) und Agenturen für Öffentlichkeitsarbeit, ein wichtiger Ansprechpartner für vermeintlich „berichtenswerte“ Informationen. In Tageszeitungen, Hörfunk- oder Fernsehnachrichten werden vielfach Meldungstexte der Nachrichtenagenturen von JournalistInnen unverändert oder auch nur leicht modifiziert übernommen. Oft dienen diese Agenturtexte aber nur als Grundlage für eigenständige Recherchen und eigenständig verfasste Artikel, ganz besonders bei Reportagen und längeren Berichten in Hörfunk, Fernsehen und Wochenzeitungen bzw. Journalen.
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JournalistInnen recherchieren (auch) eigenständig Themen für Berichte und Reportagen aller Art. Sie haben (neben den Agenturinformationen) auch eigene Netzwerke an Informationsträgern und Informationsproduzenten und stehen in dauerndem Austausch mit ihnen. Und: JournalistInnen nutzen Informationen, die bereits von anderen JournalistInnen aufbereitet wurden, „schreiben“ also auch voneinander „ab“. Neben den Agenturen sind auch die eigenen Informationsnetzwerke der JournalistInnen wichtig für die Informationsbeschaffung. JournalistInnen pflegen Kontakte – oder sollten das zumindest tun – zu ihren eigenen Informanten und wichtigen Informationsträgern. Sehr oft besteht eine enge Zusammenarbeit von JournalistInnen mit professionellen Vermittlern und Informationsträgern wie z.B. PressesprecherInnen und ÖffentlichkeitsarbeiterInnen. Es besteht dadurch in gewisser Hinsicht ein oft gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis: Ein/e Journalist/in, der/die keinen umfassenden und aktuellen Informationen bekommt, kann schwerlich fundierte und aktuelle Artikel verfassen. PolitikerInnen, PressesprecherInnen, ÖffentlichkeitsarbeiterInnen, die ihre politischen Anliegen nicht gezielt an JournalistInnen heranbringen können, werden ebenso wenig erfolgreich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit leisten können. Verantwortungsvoll agierende JournalistInnen stehen ihren diversen professionellen InformantInnen und Auskunftspersonen (PolitikerInnen, ExpertenInnen, PressesprecherInnen etc.) vorsichtig kritisch gegenüber (Stichwort „journalistische Objektivität“). Aber sie brauchen diese Kontakte und sie profitieren davon. Für eine gute Zusammenarbeit zwischen InformantInnen und JournalistInnen ist ein wechselseitiges Geben und Nehmen Voraussetzung, was auch eine wechselseitige „Abhängigkeit“ zwischen ihnen bedeutet. Zum Handwerkszeug der JournalistInnen gehört die Recherche. Ein Thema, für das man sich – vielleicht durch einen Tipp eines Informanten – entschieden hat, wird überprüft bzw. analysiert, es werden Informationsquellen aller Art gesucht und Informationen „zusammengetragen“, verglichen und ausgewählt und zu guter letzt in journalistische Textsorten – Meldung, Bericht, Reportage, Interview etc. – verpackt. Das in Redaktionen zumeist vorhandene umfangreiche Archiv wird nach Texten und Dokumenten (Bildern etc.), die mit dem Thema irgendwie zusammenhängen könnten, durchsucht. Auskunftspersonen werden kontaktiert, Sach-Informationen aber auch Beurteilungen, Statements, Meinungen und – das ist oft sehr wichtig für eine ausgewogene Darstellung – auch Gegenmeinungen über das Thema eingeholt. Die „Informationslage“ beeinflusst die Entscheidung über den „Nachrichtenwert“ von Informationen mit. Aktive Öffentlichkeits- und Pressearbeit versucht, Informationen und Themen gezielt einzubringen, um diese Entscheidungen mit zu beeinflussen. Was ein berichtenswertes Thema ist, entscheidet neben den einzelnen JournalistInnen, die einfach eine „Idee“ dazu haben, sehr oft ein kleineres (Ressort-)Team oder ein Redaktionsteam in eigenen Redaktionssitzungen. Während einer wöchentlichen oder täglichen Konferenz präsentieren die JournalistInnen oder die RessortleiterInnen eines Mediums (Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft, Kultur etc.) ihre für die nächsten Tage geplanten Themen, darüber wird kurz diskutiert. Denn: Sendezeit in Fernsehen und Hörfunk sind, ebenso wie der Platz in Zeitungen, Zeitschriften etc. begrenzt. Von der „richtigen“ Wahl hängt somit auch der
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wirtschaftliche Erfolg der Medien ab. Das letzte Wort dabei haben die ChefredakteurInnen (gelegentlich auch der/die HerausgeberInnen). Themen werden aber nicht nur selbst „erdacht“, sondern laufend von div. InformantInnen (PolitikerInnen, Wirtschaftsleuten, NGO-VertreterInnen u.a.) produziert und damit bewusst „gesetzt“. Selbst eine beliebige Demonstration in der Öffentlichkeit ist eine solche Öffentlichkeitsarbeit, denn die Veranstalter versuchen damit auch ein gewisses mediales Interesse zu erwecken. Und auch die KonsumentInnen der Medien können sich in den Mediendiskurs einbringen, z.B. einfach über den Weg des Leserbriefes. InformationsproduzentInnen betreiben so genanntes „Agenda Setting“, d.h. sie versuchen etwas zu einem medial vermitteltbaren Thema zu machen, sie produzieren MedienEreignisse (wie Pressekonferenzen, Demonstrationen, Events etc.) und damit Informationen, die Medien auf ihre Tagesordnung (Agenda oder auch Issue) setzen und medial verbreiten soll(t)en. Die MediennutzerInnen können sich zum Kauf und Konsum bestimmter Medien entscheiden und so diese Entscheidungen über die Auswahl der Themen und die Art der Darstellung bestätigen oder ablehnen. Schrumpft der LeserInnen-, ZuhörerInnen- oder ZuseherInnenkreis von Medien, sinken neben den direkten Verkaufseinnahmen sehr rasch auch die für die Finanzierung von Medien notwendigen und daher wichtigen Anzeigen- und Werbeschaltungen aus Wirtschaft und Industrie. Schließlich will niemand in einem Medium werben, das nicht gelesen, nicht konsumiert wird. Das System der Informationsproduktion und -vermittlung reguliert sich damit in der freien Marktwirtschaft – unter normalen Bedingungen – gewissermaßen von selbst: Berichtet wird – wie bereits ausgeführt – eine Auswahl aus den Verfügung stehenden Informationen und zwar einerseits vor dem Hintergrund eines allgemeinen Informations- und Bildungsauftrages der Medien andererseits aber auch vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Überlegungen. Berichtet wird, was sich „verkaufen“ lässt!: Informanten und JournalistInnen müssen bei der Informationsauswahl und -aufbereitung immer auch – mehr oder weniger – mit einem „wirtschaftlichen“ Auge auf die KonsumentInnen der Medien „schielen“. Der Informationswert von Medien-Informationen ist (auch) ökonomisch bestimmt.
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Kap. 2: Sprache und Gesellschaft – Medien und Sprache Medienprodukte sind in erster Linie sprachliche Produkte. Ob auf Papier oder dem Bildschirm – ob geschrieben oder gesprochen – , was mit den unterschiedlichsten Medien an Inhalten vermittelt wird, geschieht in hohem Ausmaß – neben illustrierenden Bildern und Grafiken – mit und durch Sprache. „When we learn to speak, we learn much more than words. From the very beginning we use language not just to name things, but, more importantly, to work out how to behave towards other people and the ´world´out there.” (John Hartley, 1993 S.1) Sprache und Sprechen ist ein gesellschaftliches, ein zutiefst soziales Phänomen. Mit dem Erlernen der Sprache lernen wir etwas über das „So-Sein“ unserer Welt, über die Dinge und Sachverhalte und über unsere Beziehungen und Verhältnisse zu anderen Menschen. Sozialwesen sind und werden Menschen erst durch Sprache und Sprachgebrauch. Im Sprachgebrauch wählen und ordnen wir unsere Erfahrungen. Durch das Medium Sprache lernen wir uns auch zu verhalten (mit anderen Menschen umzugehen), sozial(-kommunikativ) zu agieren und zu reagieren. Sprache ist ein Instrument des Erkennens, der Wahrnehmung und der Speicherung von Gedanken. Nur was „bezeichnet“ wird, wofür also sprachliche Ausdrucksformen entstehen, kann Grundlage unseres verstandesmäßigen Umgangs mit der Welt, unserer intellektuellen Reflexion sein / werden; und nur das kann mit anderen Menschen ausgetauscht, geteilt und verhandelt werden, kann „kommuniziert“ werden. Sprache ist nicht etwas, was wir nicht völlig willkürlich einsetzen können, nicht willkürlich interpretieren können, so lange wir das jeder menschlichen Kommunikation basal zugrunde liegende Prinzip kooperativer Verständigung respektieren. Sprache wird uns als eine Art Fertig-Werkzeug (als „ready made tool“, Hartley) von anderen Menschen zur Verfügung gestellt. Wer und was wir sind, und in welcher Beziehung wir zu anderen Menschen stehen, lernen wir durch das Sprachsystem einer Gesellschaft, dessen Regeln und Konventionen für Sprachproduktion und -rezeption wir weder willkürlich verändern noch ignorieren können. Durch Sprache erhalten wir unsere soziale Identität, unsere gesellschaftliche Rolle, unseren gesellschaftlichen Status, üben wir Macht aus (oder müssen uns dieser fügen). In Sprache kommen soziale Verhältnisse (Macht- und Herrschaftsansprüche) zum Ausdruck und mit ihr werden soziale Verhältnisse aufrechterhalten (z.B. in der Familie, in Gruppen, in und zwischen Staaten / Nationen etc.). Mit dem Erlernen des Sprachgebrauchs treten wir in die Welt sozialer Beziehungen ein, aber auch in die Welt der sozialen Kontrolle. Politik geschieht in, durch und mit Sprache – Alle Politik hat mit Sprache zu tun (nach Aristoteles) Selbstverständlich können wir Sprache für unsere individuellen, gesellschaftlichen und politischen Zwecke kreativ nutzen und wir tun das auch. Da das Sprachsystem von vielen Menschen gemeinsam zum Zwecke des kommunikativen Austausches gestaltet (worden) ist, sind Abweichungen von den Regeln und Konventionen des Sprachgebrauchs aber nur eingeschränkt zulässig. Doch gerade in der Politik werden häufig „semantische Kämpfe“ ausgetragen, wird um Worte und ihrer Bedeutung gekämpft, werden Worte / Begriffe mit bestimmten 18
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Bedeutungen aufgeladen und mit bestimmten Wertungen unterlegt. Ganz so wie im Beispiel von George Orwells Roman 1984, in dem die Umgangssprache von den Regierenden eines fiktiven Zukunftsstaates durch eine „new-speech“ ( dt. Neusprech) ersetzt wird: Den Machtansprüchen der Herrschenden möglicherweise schadende Worte – wie z. B. Freiheit oder Gleichheit – werden dabei weggelassen, andere Worte umgedeutet ,so dass dann beispielsweise „Friedensmission“ für Kriegseinsätze steht, „Frieden“ für „Krieg“. Diese reduzierte und umgedeutete Sprache soll die Bürger des Staats leichter lenkbar und manipulierbar machen, frei nach Wittgensteins Sprachphilosophie, dass etwas nicht existiert, wofür keine Worte bestehen. Denn: Die Gesellschaft prägt die Sprache (Worte / Begriffe) – die Sprache prägt die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Das Umdeuten, Umbesetzen oder Neu-Prägen von Worten und Begriffen ist zwar Tagesgeschäft in Gesellschaft und Politik, kann aber doch nicht ganz so willkürlich – wie im Beispiel „Neusprech“ beschrieben – geschehen, wenn wir (bzw. die Herrschenden) mit Kommunikation ohne all zu große Konflikte handeln wollen, bzw. verstanden und akzeptiert werden wollen. Auch das Sprachsystem (die Grammatik) ist gesellschaftlich geprägt: Denn das Sprachsystem einer Sprache ist so gestaltet, wie es gestaltet ist, um dem Sozialwesen Mensch zu dienen. Die einzelne konkrete sprachliche Form (aus dem grammatischen System einer Einzelsprache) dient dem Sozialwesen Mensch dazu, (genau) damit ganz bestimmte soziale Aufgaben zu erfüllen und Bedürfnisse zu befriedigen. Das Sprachsystem selbst gibt uns nicht vor, was wir sagen, sondern durch die Gestaltungs-Regeln nur den Weg, wie wir Sprache so einsetzen können, dass wir unsere Kommunikations-Ziele (kooperativ und möglichst effektiv) erreichen und von anderen verstanden werden. Und: Sprache ist dabei „historisch“ und „sozial“ geprägt. Der Spracherwerb ist aber nicht nur eine Anhäufung von einzelnen sprachlichen Elementen (Zeichen und Begriffe), Regeln (z.B. Grammatik) und Konventionen (Regeln des sozialen Umgangs wie z.B. Höflichkeit) einer Einzelsprache wie z.B. Deutsch. Wir lernen im Laufe eines Lebens auch Sprachen aus unterschiedlichen Lebens, Wissens- und Erfahrungsbereichen. Die Sprache der Schule, der Familie, einer Berufssparte, des Sports, der Politik, der Medien, des Konsums bzw. der Werbung, der Literatur (Prosa und Lyrik etc.) etc. Das (grammatische) System einer Sprache gibt zwar die abstrakten Grund-Regeln ihrer möglichen, korrekten und sinnvollen Gestaltung vor. Aber die „Sprache im Gebrauch“ folgt zudem auch ganz speziellen Gebrauchsregeln ihrer praktischen Verwendung in ihren unterschiedlichsten Einsatzbereichen (z.B. die Sprache der Medien). Mit dem Sprachphilosophen Wittgenstein gesprochen gilt: Die (konkrete) Bedeutung der sprachlichen Zeichen (der Sinn des Gebrauchs der Worte und der grammatischen Formen) ergibt sich in ihrem Gebrauch. Die Bedeutung eines Wortes erhält man, wenn man die Konventionen (Gebrauchsregeln) seines Gebrauchs, also die Kriterien seiner Verwendung beschreibt. Der in Medienanalysen häufig vorkommende Begriff Diskurs beschreibt in der sprachwissenschaftlich orientierten Diskursanalyse u.a. den systematischen Einsatz eines Sets an vorhan-
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denen Möglichkeiten des Sprachsystems (language in use), mit dem zugleich auch eine (ganz) bestimmte Form von Wissen produziert wird: Diskurse sind die Art, wie wir Sprache bzw. Elemente des Sprachsystems zu einem bestimmten Zweck in einer bestimmten Umgebung (die verschiedenen Medien z.B.) in bestimmten Konstellationen systematisch verwenden. Deshalb sprechen wir dann auch vom Medien- oder Politdiskurs etc. In ihnen wird Sprache (die sprachlichen Zeichen und Begriffe usw.) für bestimmte Zwecke systematisch in einer bestimmten Form genutzt und so eine bestimmte Form von Wissen und eine ´ganz bestimmte´ gesellschaftliche Realität in den Texten hergestellt, eine bestimmte Form von Wirklichkeit konstruiert. Die Sprache der Medien will die Welt darstellen, will informieren, bilden, unterhalten, beeinflussen und will zudem „verkaufbar“ sein. Der für Medien typische, spezielle Sprachgebrauch, der diese und andere Funktionen erfüllt und eine bestimmte Form von Wissen produziert, das ist der „Medien-Diskurs“ Will man verstehen, was etwas in einem bestimmten Diskurstyp bedeutet, also wie ein ganz bestimmter Sprachgebrauch (z.B. der der Medien) zu verstehen ist, muss man neben den inhaltlichen Aspekten des Dargestellten auch die sozialen, die ökonomischen, die politischen und die historischen Bedingungen seiner Produktion (und Konsumption) näher betrachten und sie in der Analyse mit berücksichtigen. Die sprachwissenschaftliche Diskursanalyse versucht diesem Umstand durch die Verknüpfung der Mikro-Analyse der einzelnen Sprachelemente mit der Makro-Analyse der relevanten Rahmenbedingungen der „Sprachproduktion und -rezeption“ Rechnung zu tragen.
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Kap. 3: Medien-Texte analysieren – Ihre Funktionen und Wirkungen klären Welche Fragen kann man an Medientexte stellen? Die gesellschaftliche bzw. politische Bedeutung der Medien: Mediale Texte haben über die eingangs dargestellten grundlegenden Funktionen – Informieren, Bilden, Unterhalten etc. auch andere gesellschaftliche Funktionen. Medien bieten uns mit ihrer Form der Wissensvermittlung einen bedeutenden Ausgangs- und Bezugspunkt für gesellschaftliches Handeln, unser Denken. Medien spielen deshalb auch eine besonders bedeutsame politische Rolle. Deshalb sind die sicher am häufigsten an Medien und ihre Texte gestellten Fragen, die nach ihrer politischen Rolle und Bedeutung. Berichten sie objektiv oder subjektiv wertend, zum Vorteil oder zum Nachteil bestimmter politischer, sozialer, ökonomischer Gruppen? Welchen Interessen dienen Medien, auf wessen Seite stehen sie? Ist die Berichterstattung gerecht und ausgewogen gegenüber allen Beteiligten, oder schützt/hilft sie bestimmten Interessensgruppen? Berichten die Medien über die Handlungen und Ereignisse, weil diese von gesellschaftlicher Bedeutung sind, oder aufgrund ihrer eigenen – möglicherweise durch politische oder ökonomische Machtansprüche korrumpierten – Interessen? Stehen die Medien bei bestimmten Themen auf der Seite der Elite(n) oder der des Volkes? Ist die Berichterstattung sachlich, will sie uns objektiv informieren? Wird etwas verheimlicht, oder verschleiert? Auf der Basis welcher journalistischen Werte und Normen arbeiten die einzelnen Medien (beachten sie ethische Normen, Bürgerrechte, den Pressekodex etc.)? Berichten sie sexistisch (z.B. frauenfeindlich), rassistisch, diskriminierend oder schlicht unsensibel gegenüber Minderheiten? Oder appellieren Medien-Texte durch die Inhalte und ihre Gestaltung gar an unsere Vorurteile oder Aggressionen? Alles wichtige Fragen, aber – wie wir schon eingangs gesehen haben – doch nicht so simpel durch einfache Inhaltsinterpretationen zu beantwortenden. Was an Sozialem, was an Machtund Herrschaftsverhältnissen, was an Politik abseits der oberflächlichen Inhalte subtil in der Sprache verpackt und aufgehoben ist, das kann man aber doch mit sprachlichen Detailanalysen – quasi unter dem linguistischen Mikroskop – deutlicher machen.
Die Sprache der Medien, ihre Funktion und Wirkung: Die rein inhaltliche Analyse, die wir ja üblicherweise schon auf der Basis unserer natürlichen Sprachkompetenz als „mündige“ RezipientInnen durchführen können, kann durch einen sprachwissenschaftlich geschulten Blick auf mehreren Analyse-Ebenen – auf Wort-, Satz- und Textebene – präzisiert werden. Denn vieles an gesellschaftlicher und politischer Prägung in den Texten ist nur latent, d.h. nicht explizit oder einfach nicht so deutlich an der sprachlichen Oberfläche erkennbar. Sowohl als TextproduzentInnen als auch als TextrezpientInnen ist uns in der alltäglichen Kommunikation selten bewusst, wie viel an versteckten Aussagen und Wertungen über Soziales (und daher auch Politisches) wir unreflektiert transportieren oder über- bzw. aufnehmen.
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Da der Einsatz bestimmter sprachlicher Zeichen und Formen in bestimmten Gebrauchskontexten aber – wie dargestellt – eben ganz bestimmte Funktionen und Wirkungen / Bedeutungen hat, muss man in dieser Form der Analyse die speziellen sprachlichen Produktions- und Rezeptionsbedingungen bestimmter Medientypen bzw. Diskurse mit berücksichtigen. In der sprachlichen Mikro-Analyse sollte daher beachtet werden, um welche speziellen Textformen und Textsorten (Bericht, Reportage, Kommentar, Glosse, Meldung, Interview, Fernsehreportage etc.) eines (ganz) bestimmten Medientyps – z.B. der Boulevardpresse, der Qualitätspresse, der elektronische Medien etc. – es sich handelt, da diese ganz unterschiedliche Aufgaben und Funktionen einerseits bzw. „Lesarten“ und Wirkungen andererseits haben (vgl. dazu v.a. Lüger 1983).
Die Analyse der Wortebene: Schon die – unter mehreren Auswahlmöglichkeiten – getroffene bestimmte Auswahl an speziellen Worten (der Lexik) hat elementare Bedeutung für die Aussage eines Textes. Eine „lautstarke Demonstration“ kann auch als „Unruhe“ bezeichnet werden, „eine Raufhandel“ dabei eine „gewalttätige Ausschreitung“ sein und umgekehrt. Eine „brutale Vergewaltigung“ kann auch als „Aufforderung zum Beischlaf“ sprachlich verharmlost werden. Über einen Konflikt kann in Begriffen (sozusagen im Jargon) des Krieges und in entsprechenden sprachlichen Bildern, Metaphern und Redensarten des Kampfes gesprochen werden – oder aber mit Worten der (friedlichen) Konfliktaushandlung und des demokratischen Interessensausgleiches. Im medialen Sprachgebrauch ist aufgrund der ganz spezifischen Produktionsbedingungen – wie wir in der nachfolgenden Analyse noch sehen werden – zumeist, so scheint es, keine Zeit und wenige Muße, die Sprache bewusst und reflektiert zu wählen und einzusetzen; man bewegt sich routinemäßig entlang der (durch die Informationsindustrie) vorgegebenen „sprachlichen Pfade“ und damit entlang eines vorgegebenen „Diskurses“ und dessen ganz spezieller Produktion von „Wissen“.
Die Analyse der Satzebene: Welche Satzformen werden zu welchem Zweck (für welche Sprechhandlung: Aussage, Frage, Aufforderung usw.) verwendet? Welche Haltung bringt der/die Sprecher/in, Schreiber/in in Bezug auf die Aussage zum Ausdruck (z.B. durch modi: indikativ, konjunktiv oder durch Modalverben: scheinen, wollen, mögen, hoffen etc.)? Welche Haltung bringt der/die Sprecher/in, Schreiber/in in Hinsicht auf die TextrezipientInnen zum Ausdruck (z.B. via die Schaffung von Nähe und Distanz durch die Verwendung der Personalpronomina, wie z.B. durch das Hörer einschließende „wir“)? Und last but not least: Sind die Satzkonstruktionen der Erwartungshaltung an eine bestimmte Textsorte eines bestimmten Medientyps angepasst oder davon abweichend; was bedeutet das für die Aussage der Texte? Neben diesen und vielen anderen möglichen allgemeinen Analysefragen auf Satzebene können für die Medienanalyse nun auch ganz gezielte Fragen der so genannten „Kritischen Linguistik“ (vgl. Hartley, Fowler) zu den in der Grammatik zum Ausdruck kommenden „interpersonellen Beziehungen“ gestellt werden. Es sind dies Fragen nach der Art, wie Akteure, Betroffene bzw. Objekte im Zusammenhang der geschilderten Handlungen und Ereignisse dargestellt werden:
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® Ist der Akteur (Auslöser) bzw. der Betroffene einer Handlung sprachlich sichtbar? ® Wer ist Handelnder / Täter, wer Betroffener / Opfer in Bezug zu einer spezifischen Handlung? ® Wie sind die Umstände des Geschehens (Zeit, Ort etc.) dargestellt? Wie ist Ursache und Wirkung sprachlich gekennzeichnet? Wer steht im Vordergrund der Darstellung: Opfer, Täter, Objekt oder gar – in anonymisierter Form – nur die Handlung selbst? Ist/ wird die sprachliche Darstellung der sozialen Realität gerecht, oder wird verzerrt, verschleiert, verdeckt, versteckt? Vgl. Sie zur Illustration kurz folgende Beispiele: ® ® ® ®
Ich werde Sie bestrafen, wenn Sie diese Vorschrift nicht befolgen. [aktiv] Wenn Sie diese Vorschrift nicht befolgen, werden Sie von mir bestraft. [passiv] Wenn Sie diese Vorschrift nicht befolgen, werden sie bestraft. [Tilgung des Subjektes] Eine Nichtbeachtung dieser Vorschriften wird zu einer Bestrafung führen. [Anonymisierung durch „Nominalisierung“]
Ein berühmtes Analysebeispiel der Kritischen Linguistik bei Fowler (1991) zeigt an einem britischen Pressetext, wie allein mit diesen Mitteln dann die Ursache eines Streiks als die Folge „überzogener Lohn-Forderung der Gewerkschaft“ erscheint und zwar ohne eigentlich auch explizit inhaltlich thematisiert zu werden. In diesem Text wird dabei entgegen der bekannten Realität und der auch zeitlich, örtlich und personell bestimmbaren Umstände des Streiks die Ursache verschleiert, „Opfer“ werden zu „Tätern“, „Ursache“ und „Wirkung“ verkehrt! Die sprachlichen Formen schaffen so also – schon für sich alleine – eine bestimmte Sichtweise auf die Interpretation sozialer Handlungen. Die grammatikalische Form legt uns nahe, wie eine Handlung zu verstehen ist, welche (soziale) Rolle die betroffenen und involvierten Personen in welchen konkreten sozialen Beziehungen und Verhältnissen zueinander dabei konkret haben. Und all das kann nun wiederum bewusst in der Textproduktion eingesetzt werden, oder – was viel häufiger der Fall ist – geschieht unreflektiert und unbewusst, in dem wir den in der Sprache bzw. in einem bestimmten „Diskurs“ gelegten Pfaden folgen. In der Krisen- und Konfliktberichterstattung und besonders auch in der Kriegsberichterstattung wird so Schuld und Unschuld, werden Opfer und Täter, Verursacher und Betroffene von Konflikten gekennzeichnet, wird Krieg moralisch legitimiert und zwar – wie gesagt – oft ohne explizites Wollen und Bewusstsein der TextproduzentInnen. Ganz besonders dann, wenn JournalistInnen „die Sprache“ der in Konflikten oder Kriegen involvierten Konfliktpartner unkritisch übernehmen und fortführen.
Die Analyse der Textebene: Bei der Analyse der sprachlichen Elemente und Formen der Textebene geht es zentral um die Frage, in welcher Form die Informationen, Aussagen, Behauptungen, Argumente etc. zu einem Text und damit in weiterer Folge zu einer „Geschichte“ / einer Handlungsabfolge verknüpft werden. Denn auch dadurch wird die Interpretation der dargestellten Handlungen und Ereignisse mit beeinflusst. Als mündige SprecherInnen / HörerInnen haben wir (wenn auch unreflektiert) eine ziemlich genaue Vorstellung von der „konventionellen“ Gestaltung von Medien-Texten. Jede Abweichung innerhalb dieser Erwartungen, jede textliche Besonderheit hat Einfluss auf die konkrete Bedeutung des Dargestellten.
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Zum einen macht es an sich einen Unterschied für die Interpretation und Einordnung des Dargestellten, ob man es mit einer Meldung, einem Bericht, einer Reportage oder aber einem Kommentar zu tun hat. Und zum anderen ist dann auch die konkrete Vertextung innerhalb dieser verschiedenen Textsorten selbst für die Interpretation des Dargestellten bedeutsam: Ein „Bericht“ kann in wohlgeordneter argumentativer (logischer) Abfolge Inhalte darstellen und die Zusammenhänge der Ereignisse und Handlungen nachvollziehbar machen. Ein Bericht kann – wie das in Boulevardmedien häufig geschieht – aber auch verschiedene Textelemente (z.B. Sachinformation und Meinungstexte) ohne explizite sprachliche Kennzeichnung aneinanderreihen und so in die Irre führen oder manipulieren. Gerade Boulevardmedien zeichnen sich immer wieder durch eine Vermischung von journalistischen Textsorten aus, sie verwischen dabei vielfach die Grenzen zwischen Information und Meinung und machen es so dem Leser schwer, durch die Lektüre dieser Texte zu einem „objektiven Bild“ zu kommen. Durch die Art ihrer Vertextung „verführen“ sie die LeserInnen geradezu, Schlussfolgerungen über die genauen Umstände von Handlungen und Ereignissen (über Ursache und Wirkung, Opfer und Täter) auf rein assoziativer und intuitiver Basis und auf der Basis ihres Vorwissens bzw. ihrer Ressentiments und Vorurteile zu treffen. Der analytische Blick auf die Texte und ihre konventionellen Gestaltungsregeln ermöglicht dem Analysierenden somit eine Präzisierung der Wort- und Satzanalyse (vgl. dazu besonders Bachem 1979, Lüger 1983).
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Kap. 4: Boulevardmedien und Kriegsberichterstattung 4.1. Boulevard-Zeitung als Untersuchungsgegenstand – Der „U-Express“ Im folgenden soll anhand der Analyse einzelner Texte eines typischen Boulevard-Mediums „Medien-Sprache in Gebrauch“ – genauer der Boulevardmediendiskurs des „U-Express“ – näher betrachtet werden. Und zwar am konkreten Thema der Kriegsberichterstattung zu dem am 7. Oktober 2001 von den USA begonnenen Afghanistankrieges, die Reaktion auf die Terrorattentate vom 11. September auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA, bei denen insgesamt mehr als 3000 Menschen ums Leben kamen. Die Beschränkung auf ein einziges Medium ist notwendig, da eine Untersuchung des gesamten medialen Diskurses, selbst nur eine Auswahl aus allen verschiedenen Print- und elektronischen Medien, schlicht den Rahmen dieser Broschüre sprengen würde. Auch soll und kann „Wirkung“ hier nicht untersucht werden, sondern lediglich ein bestimmter Typus von medialen Gebrauchstexten (Boulevard-Tageszeitung), daraus wiederum nur bestimmte Textsorten (Meldung, Bericht, Reportage, Kommentar etc.) und die für ein „Format“ und seine Texte typischen, bestimmten sprachlichen Elemente und Formen in ihren jeweiligen kommunikativen und sozialen Funktionen, kurz: die „Sprache eines Boulevard-Mediums in der KriegsBerichterstattung“. Wir haben daher den seit September 2001 erscheinenden und in Wiener U-Bahnstationen kostenlos aufgelegten U-Express gewählt. Das Medium ist eine „typische“ boulevardformatige Tageszeitung im in Österreich üblichen Kleinformat und erscheint tagesaktuell von Montag bis Freitag. Seine Auflage wird mit 150.000 Stück angegeben (der Kurier hat als Verkaufszeitung im Vergleich durchschnittlich etwa 296.000 Stück Auflage für ganz Österreich). Zudem ist der U-Express interessant, weil das Medium bzw. die Texte aufgrund ihrer Gestaltung prinzipiell vergleichbar sind mit anderen bedeutenden österreichischen Boulevardmedien, wie etwa der marktbeherrschenden Neuen Kronenzeitung. Die Kronenzeitung ist mit rund 2,9 Mio LeserInnen (täglich!) im Verhältnis zur Einwohnerzahl Österreichs gemessen sogar die Tageszeitung mit der weltweit höchsten Verbreitung.2
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Der U-Express ist ökonomisch, medien- und gesellschaftspolitisch auch deshalb interessant, da Hans Dichand, einer der Eigentümer der größten österreichischen Tageszeitung, der Neuen Kronenzeitung, an Ihr beteiligt ist. Ob sich dieses Projekt als Gratiszeitung und damit ja auch als direkte wirtschaftliche Konkurrenz zur Kronenzeitung auch – z.B. über Werbeschaltungen – wirklich ökonomisch rechnet, ist auch für Experten unklar. Möglicherweise handelt es sich dabei aber „nur“ um ein produktives „Verlustgeschäft“, da es auch zur Beibehaltung der fast monopolartigen Marktdominanz bzw. Marktdurchdringung der im Medienkonzern Mediaprint konzentrierten Tageszeitungen Neue Kronenzeitung und Kurier dient. Man vermutet, dass dadurch der Einstiegsversuch eines schwedischen Medienkonzerns mit einem vergleichbaren Produkt in den österreichischen Zeitungs-Markt zum wirtschaftlich wenig attraktiven Risiko wurde und deshalb unterblieb. 25
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Was sind Boulevardmedien? Der Duden (Universalwörterbuch) definiert „B Bou | le | vard | pres | se, die (abwertend): Gesamtheit der sensationell aufgemachten, in großen Auflagen erscheinenden, überwiegend im Straßenverkauf angebotenen Zeitungen“
„ Bou | le | vard | zei | tung, die: sensationell aufgemachte Zeitung, die bes. mit Gesellschaftsklatsch u. Ä. ihre LeserInnen unterhält.“
Tatsächlich gibt es selbst in der Wissenschaft kaum brauchbarere Definitionen, die mehr als das aussagen: die „Massenpresse“ ist eine „Straßenverkaufszeitung“, die „reißerisch“ aufgemacht ist, zu Sensationen aufgebauschte Meldungen und Berichte veröffentlicht und ein niedriges intellektuelles Niveau anspricht. Durch spezielle Inhalte und Gestaltung soll spontan Interesse und Aufmerksamkeit erregt und zugleich versucht werden, die LeserInnen langfristig an das Medium zu binden („Blatt-Bindung“). Schließlich ist ja täglich ein neuer Kaufentscheid notwendig, weshalb die Zeitung bieten muss, was die LeserInnen jeden Tag aufs Neue haben wollen. Aber auch im Radio und Fernsehen gibt es zunehmend Sendungen, die das Etikett Boulevard-Journalismus bekommen (z.B. Talkshows). Was kann man nun genauer unter Boulevardmedien verstehen?
Das „Boulevardformat“ – Kriterien zwischen Produktion, Text und Rezeption Nach Bruck/Stocker (1996) haben alle Boulevardmedien (hier ausschließlich Printmedien) im Kern ein spezielles kommunikatives Grundmuster mit leichten Variationen, das sog. „Boulevardformat“. „Boulevardformat“: meint dabei nicht nur ein spezielle (materielle) Größe, oder eine spezielle sprachliche/stilistische Form, sondern v.a. die spezielle Auswahl und Darstellung von Wissen und Informationen und die entsprechende ´Verwendung´ dieser durch die LeserInnen. Die nachfolgenden ausgewählten Kriterien, die in Variationen die wichtigsten Elemente dieses Formats ausmachen, bewegen sich so auf einer Skala zwischen Produktion, Text und Rezeption (nach Bruck/Stocker 1996, S. 11–33). ® Boulevardzeitungen erscheinen täglich; es herrscht hohe Nachfrage (im Straßenverkauf), die mit hohen Auflagen befriedigt wird; sie sind zumeist finanziell erfolgreich. Der politische Stellenwert dieses Medienformats definiert sich v.a. über den breiten Markterfolg aber auch über die spezifische Inszenierung des Politischen (siehe unten) bzw. der Inszenierung des Mediums als Stimme „der Mehrheit“. ® Die Titelseite ist mit übergroßen Schlagzeilen und großen oft farbigen Fotos gestaltet und dient als Kaufanreiz. Der Leser, die Leserin erfährt rasch die „Geschichte des Tages“. Die graphische Aufmachung des Blattes ist übersichtlich, mit Platz wird nicht gegeizt. Weniger Text ist mehr. Bilder und Grafiken sind wichtig und nehmen gegenüber dem Text großen Platz ein. ® Die Zeitung hat neben der optischen Gestaltung (Auffälligkeit) auch eine bestimmte äußere Erscheinungsform, die der Handlichkeit (ob Klein- oder Großformat) entgegen kommt. Die Zeitung kann an fast jedem Ort (Bus, im Stehen, am WC etc.) un26
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kompliziert und schnell gelesen bzw. zur groben Orientierung überflogen werden. Dieser Gestaltungsstil vermittelt den Eindruck von Authentizität und Aktualität. Das Themenspektrum ist relativ klein: wenig Politik, „sex and crime“; Gewalt, Verbrechen oder Katastrophen sind wichtiger und umfassender dargestellt als Innen- , Außenpolitik und Wirtschaft. Diese haben oft nur das Format von Kurzmeldungen. Unterhaltungs- und Serviceseiten (Serien, Rezepte, Cartoons, Kochrezepte, Horoskope, Wetter, Fernsehprogramm), Bilder (nackte Mädchen, Tiere, Kinder etc.) und natürlich der Sport haben vergleichsweise viel Raum. „Die Nachrichtenauswahl ist vor allem auf persönliche Geschichten, auf das Subjektive, das Familiäre und Nahe konzentriert“.( ebd. S.23) Geschichten über Menschliches, sog. „Human Interest Stories“, d.h., über Themen, die Emotionen ansprechen und (positive) Anteilnahme oder Betroffenheit und Entsetzen erwecken, sind wichtig und häufig. Dazu gehören menschliche Schicksale und Tragödien bei Unfällen und Katastrophen usw. Dazu zählen auch einfach sensationelle und „berührende“ Geschichten über Prominente und Stars, aber auch Kinder, Tiere u.a. Kolumnen, Glossen und andere meinungsbetonte Textsorten haben viel Raum, die Formen zwischen informierenden Berichten und subjektiven Meinungstexten sind oft vermischt, die Grenzen verschwommen. Quellen werden selten explizit gekennzeichnet, Zitate häufig nicht journalistisch überprüft, zitierte Äußerungen durch einleitende verbale Kommentierungen – direkt und indirekt (z.B. „ xy schrie : ....“) – bewertet. Die für eine journalistische Ethik obligatorischen Qualitätskriterien (z.B. Genauigkeit, Objektivität, Überprüfung der Quellen, Ausgewogenheit der Darstellung, Schutz der Intimsphäre ...) werden kaum eingehalten, oft nicht einmal die für das Verständnis so wichtigen journalistischen Grundfragen (Wer, Was, Wann, Wo, Wie, Warum) in den Texten beantwortet. Die Sprache ist einfach. Kurze, einfache und unkomplizierte Satzformen – im Unterschied zum sog. Qualitätsjournalismus mit komplexen Nebensatz- und RelativsatzKonstruktionen – prägen den Stil. Die Vertextung folgt einfachen Prinzipien: simpler chronologischer Aufbau oder z.B. einfache assoziative Aneinanderreihung von Argumenten, Äußerungen etc. „Vereinfachung ist eine wesentliche Strategie in den dargebotenen Erklärungsmustern und der Figurenkonstellationen der Texte.“ (S. 21) Der Wortschatz orientiert sich am Alltagssprachgebrauch, die Geschichten solllen verständlich und „farbig“ gemacht werden . Wichtig sind insbesondere auch Worte, die Gefühle beschreiben oder erwecken und direkte und indirekte Bewertungen ermöglichen, weshalb Adjektive und metaphorischer Sprachgebrauch wichtig und häufig sind. Die Texte stellen häufig direkt und indirekt einen Bezug zum Leser, zur Leserin her. Sie werden zum Zentrum und Bezugspunkt der LeserInnen, die LeserInnen werden direkt angesprochen, gelobt oder getadelt (Sprechhandlung: Appell) und in die Geschichten integriert (auch mit rhetorischen Fragen). „Textuell wird ein zur Identifikation einladendes WIR aufgebaut ...“ (S. 24). Häufig wird der Leser, die Leserin, „das einfache Volk“ zitiert, Zitate als Stimme des Volkes verallgemeinert, bzw. es begibt sich die Zeitung in die Rolle der Stimme bzw. des Anwaltes der LeserInnen. „Simplifizierung, die Konstruktion von übersichtlichen Weltbildern und die Reduktion komplexer gesellschaftlicher Vorgänge auf das Handeln einzelner Personen, die dann den moralischen Bewertungen durch die Zeitung unterliegen, sind zentrale diskursive Strategien von Boulevardzeitungen.“ (S. 25) Durch die Perso27
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nalisierung wird das Verstehen der Welt vorgetäuscht, Überschaubarkeit garantiert. Angstbesetzte Geschehnisse werden mit gleichbleibenden generalisierenden Erzählstrategien ´kultiviert´. Das Widerspiel von Angst und Faszination bleibt im Griff. ® Melodramatisierung ist mit der Personalisierung eng verbunden. Persönliche Tragödien werden hervorgehoben oder konstruiert, es wird der Effekt des einfühlenden Mitleidens angestrebt. So wird auf der einen Seite Angst erzeugt und auf der anderen das Glücksgefühl, nicht selbst von diesem Schicksal betroffen zu sein. Es wird eine dramaturgische Erregung auf- und abgebaut. ® „Visualisierung als Strategie schlägt sich nicht nur im hohen Bildanteil nieder, sondern ebenso in einer stark visualisierenden Sprache.“ (S. 26). Die Bilder schaffen scheinbare Authentizität, man ist dabei und doch nicht involviert (Katastrophenfotos). Die vorherrschende Erzählzeit ist zudem das spannungserzeugende Präsens, das ebenfalls eine Form von Live-Charakter vortäuscht. ® Die Sensationalisierung der Ereignisse zeigt sich besonders in den Zuspitzungen der Schlagzeilen, den stark wertenden Charakterisierungen (wertende Adjektive und Adverbien) im Text, oder auch in Übertreibungen (z.B. Zahlenangaben). Gemeinsam mit der Auswahl der Themen (Kriminalität, Krisen, Katastrophen) wird der Sensationseffekt unterstrichen. „Alle diese diskursiven Strategien laufen in der Zurückstellung von Informationen zugunsten der Emotionen zusammen. Im Zentrum des Diskurses der boulevardformatigen Medien steht die Vermittlung von Gefühlswelten, der Informationswert der Texte ist gering.“ (Bruck/Stocker, 1996 S. 29) Neben Anteilnahme, schön schaurigem Entsetzen und anderen Emotionen steht dann auch noch die befreiende Empörung; Empörung gegenüber allem, was als Teil der persönlichen Benachteilung angesehen wird (die Macht der Mächtigen, die Bedrohung durch und Angst vor dem Fremden etc.). Die moralische Empörung gegenüber dem Anstößigen bringt die LeserInnen – für den Moment des Lesens vorübergehend – in eine überlegene Position. Die Rezeption von Boulevardmedien ist schichtenmäßig nicht eng eingegrenzt, sie werden von den unterschiedlichen Rezeptionsgruppen je nach Alter, Bildungsgrad, sozialem Hintergrund etc. allerdings unterschiedlich gelesen und rezipiert. Neben dem politischen Stellenwert von Boulevardmedien ist es v.a. die Dominanz bei der gesellschaftlichen Wissensproduktion, die die Macht dieser Medien ausmacht; Boulevardmedien gestalten in einem besonderen Ausmaß den öffentlichen Diskurs. Der Unterschied zur Qualitätspresse? – Die so genannte „Qualitätspresse“ (z.B. Der Standard, Die Presse, Salzburger Nachrichten etc.) unterscheidet sich in fast allen diesen Punkten vom Boulevardformat, besonders aber in der Textlänge und der Komplexität, der Themenauswahl (wenig Raum für „Human-Interest-Stories“) und dem Bildanteil. Für sie gelten üblicherweise die journalistischen Qualitätsbegriffe (siehe oben).
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4.2. Medien und Krieg Kriegsberichterstattung historisch gesehen: Die Kriegsberichterstattung hat spätestens seit dem Aufkommen der Tageszeitungen – zugleich die erstes Blüte der Straßenverkaufszeitungen / Boulevardmedien – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen neuen qualitativen wie quantitativen Stellenwert bekommen. Zwar gab es zuvor schon seit dem 30-jährigen Krieg Gedrucktes, aber erst ab dem Krimkrieg (1853-56) kommt es zur Institutionalisierung der Kriegskorrespondenten. Berühmt geworden ist dabei das erste Beispiel für engagierte und vor allem kritische Berichterstattung des britischen Journalisten William Howard Russel, der für die „Times“ vom Leiden und Sterben der englischen Soldaten im Krimkrieg berichtete. Das brachte ihm fast eine Anklage wegen Hochverrats ein und führte in der Folge ab 1856 auch zu gezielten Zensurmaßnahmen. Die wesentlichen Ziele der Zensur oder der Informationssteuerung durch Militär oder Staat sind bis heute die gleichen geblieben: die Geheimhaltung militärischer Informationen (inkl. der gezielten Desinformation des Gegners) und Maßnahmen gegen die gefürchtete Zersetzung der Kriegsmoral bei den eigenen Truppen bzw. der Bevölkerung. Technische Mittel, wie die Telegrafen bzw. die fortschreitende Entwicklung der Kamera, machten es im Unterschied zu früher noch leichter möglich, auch von entfernten Schlachtfeldern Berichte und später auch Bilder (zweite Hälfte des 19. Jhs.) zu übermitteln. Der Einfluss der freien Berichterstattung auf die Erfolge und Vorhaben der Militärs wurden immer größer. Spätestens ab dem Ersten Weltkrieg entstanden umfassende Propagandaapparate in Frankreich und England, später auch Deutschland, die Pressefreiheit selbst wurde gleich mit Kriegsbeginn aufgehoben. Im Zweiten Weltkrieg wurde Propaganda besonders in NaziDeutschland als Mittel der geistigen Kriegsführung forciert. Die neuen InformationsTechnologien, wie etwa das Radio (1941 gab es in Deutschland unter der Bezeichnung „Volksempfänger“ bereits 16 Millionen davon!) oder der Film wurden zu gezielter politischer Propaganda eingesetzt . Vom „Krieg im Wohnzimmer“ zur „Teilnahme“ am virtuellen Krieg am Fernseher Der Vietnamkrieg wird als der erste „Krieg im Wohnzimmer“ bezeichnet, weil hier eine große Zahl von JournalistInnen ohne allzu große Behinderungen und Einschränkungen (die USA hatte nie offiziell den Krieg erklärt) vom tatsächlichen Kriegsgeschehen berichten konnten. Diese freie und kritische Berichterstattung über die Gräuel dieses Krieges führt in den USA letztlich zur Bildung einer breiten pazifistischen Gegenbewegung gegen diesen Krieg. Aus diesem Prozess haben die Regierungen und die Militärs in der Folge gelernt. Im Falklandkrieg 1982 hatten JournalistInnen nur noch zu den von britischen Militärs kontrollierten Informationen oder Kriegsschauplätzen Zugang. Ein „Pool-System“, in dem nur ausgewählte JournalistInnen von den Militärs an einige wenige Kriegsschauplätze mitgenommen wurden und zudem ihre Berichte auch noch (zur Kontrolle bzw. Zensur) vorlegen lassen mussten, verwendeten die US-Streitkräfte erstmals im Krieg auf der Karibik-Insel Grenada und verschärften es noch anlässlich ihres Einmarsches in Panama bei der Verfolgung von General Manuel Noriega. Der Golfkrieg II gegen den Irak wurde, was die mediale Öffentlichkeit anlangt, erstmals zum „participant war“. Man war als ZuseherIn via CNN (Cable Networks News) – den einzigen 29
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anwesenden ausländischen Fernseh-Sender – live am authentischen Kriegsgeschehen dabei und bekam in Wahrheit trotzdem nur das zu sehen und zu wissen, was die Militärs beider Seiten sehen und wissen lassen wollten. Vor Ort gab es neben 150 Pressesoldaten der Alliierten Militärs nur den CNN mit einigen wenigen Starreportern als Vertreter der freien Medien. Das Pentagon gab sogar eigene Richtlinien heraus und steuerte zudem die Berichterstattung durch eine gezielte Informationspolitik. Aber sowohl die sonstigen ausländischen Medien als auch die RezipientInnen gaben sich lange Zeit damit zufrieden, den Krieg in „Echtzeit“ übertragen zu bekommen und von zuhause aus „miterleben“ zu können. Gebannt folgten Millionen von Menschen jeden Tag des Krieges den eindrucksvollen Bildern des von Flugabwehrraketen und Bombentreffern erhellten Nachthimmels Bagdads oder den Video-Aufzeichnungen aus US-Kampfflugzeugen über gezielte Bombenabwürfe oder Raketenangriffen auf militärische strategische Ziele. Menschen oder gar menschliche Opfer sah man dabei zumeist keine. Die suggestive Bildlichkeit des Dargestellten in der Berichterstattung über den Golfkrieg II brachte eine hohe Akzeptanz und hohe Glaubwürdigkeit der Informationen mit sich. Zumindest so lange, bis man erkannte, wie selektiv und manipulativ diese Bilder von den Militärs inszeniert und gesteuert wurden. Was man lange Zeit sah und beschrieben bekam, war eine so genannte „saubere Kriegsführung“, waren „chirurgische Operationen“ mit „intelligenten Bomben“ gegen Saddam Hussein, vor allem gegen ihn als Person, und seine Militärs, scheinbar ohne zivile Opfer und das alles mit beeindruckenden High-Tech-Waffen auf dem höchsten technologischen Stand der Zeit. Dass nur 60% der Bomben- und Raketenangriffe auch wirklich ihr Ziel trafen, dass tausende Soldaten und viele unschuldige Zivilisten getötet wurden, das alles erfuhr man erst nach und nach durch Mängel im System der gezielten militärischen Informationssteuerung. Nur wenige Opferberichte (´Hunderte Tote nach einer fehlgeleiteten US-Bombe in einem Zivilbunker in Bagdad verbrannt´ oder ´Tausende von der kuwaitischen Front bereits abziehende irakische Soldaten von US-Militärs ermordet´) fanden durch kritische journalistische Recherchen schon während des Kriegsgeschehens den Weg in die mediale Öffentlichkeit. Die Kriegsberichterstattung anlässlich des NATO-Bombardements in Ex-Yugoslawien (bzw. Serbien) Mitte der 90er-Jahre war in gewisser Hinsicht mit dieser Form modernen Medienund Informationsmanagements vergleichbar. Allerdings war hier die Berichterstattung über die Vorbereitung auf den Krieg wesentlicher als dann die Kriegberichterstattung selbst. Denn die breit angelegte und kontinuierliche mediale westliche Berichterstattung und Diskussion über tatsächliche und angebliche Massaker und Gräueltaten der serbischen Militärs und Milizen an verschiedenen einheimischen Bevölkerungsgruppen hatte den Angriff der NATO zum „Schutz der Menschenrechte“ erst öffentlich legitimiert und auch eine breite Unterstützung für diese Angriffe in den Bevölkerungen der involvierten europäischen Staaten gebracht. Einzelne Massaker, wie jenes im kosovarischen Dorf Racak, das letztlich den NATO-Angriff auch maßgeblich politisch legitimiert hatte, konnten trotz internationaler Kommissionen bis heute nicht zweifelsfrei bestätigt werden. Wozu Kriegsberichterstattung – Wem nützt sie und wie? Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismark hatte zum Thema Wahrheit im Zusammenhang mit Krieg einmal lapidar gemeint:
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„ Es wird nie so viel gelogen, wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd“ Aus dem bekannten Buch über das Wesen des Krieges von Carl von Clausewitz „Vom Kriege“ (1832) stammt der Satz vom ´Krieg als bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, dass Krieg ein Akt der Gewalt sei, um den Gegner zur Erfüllung des eigenen Willens zu zwingen. Gewalt sei dabei nur ein Mittel, das Ziel zu erreichen, Desinformation sowie Informations- wie Datenmanipulation seien darüber hinaus aber als fast genau so wesentliche Kriegsbestandteile zu verstehen. Ein wichtiges Mittel, diese Kriegs-Ziele umzusetzen, ist also die Nutzung der Medien. Kriegsberichterstattung erfüllt verschiedene Zwecke und befriedigt unterschiedliche Interessen: ® Das Informationsinteresse des Publikums Das Informations-, Aufklärungs- und Bildungsinteresse der Medien, aber auch das ökonomische Interessen der Medienmacher, und auch ® Das informationspolitische Interesse von PolitikerInnen und Militärs, ihre Kriege mit Hilfe der Medien erfolgreich zu führen. Objektive und unparteiische Berichterstattung im Kriegsfall ist – wie viele Kommunikationstheoretiker betonen – allein schon aus diesen divergierenden Interessen nicht zu erwarten. PolitikerInnen und die Militärs nutzen die Medien zur Inszenierung einer für sie vorteilhaften Darstellung von Politik und/oder Krieg. Die Medien inszenieren die Nachrichten für das Zuschauerpublikum und sind auf die „Lust“ der LeserInnen / der ZuseherInnen und ZuhörerInnen ausgerichtet, weil Nachrichten aus Marktgründen auch Geld bringen müssen und sollen. Und Medien (und sogar einzelne JournalistInnen) inszenieren sich aufgrund der Konkurrenzsituation dann auch noch selbst als wichtige Mitspieler in dieser gesellschaftlichen Ausnahmesituation, sei es aufgrund menschlicher Eitelkeiten oder aber „patriotischer“ Motive, die politischen Motive der eigenen kriegsführenden Regierung zu unterstützen. Im Medienzeitalter wird der Krieg daher auch beständig zum Thema, wird das Außergewöhnliche zum alltäglichen Medienereignis, wird die Darstellung kollektiver physischer Gewalt mit wechselnden Akteuren und Schauplätzen zum – gern gesehenen und berichteten – Dauerthema. (vgl. dazu besonders Löffelholz 1995, S 171ff) Kriegsbezogene Handlungen werden zu Nachrichten, weil sie inhärent eine große Dramatik haben, die die Medien in ihrer Funktion als „Geschichtenerzähler“ höchst wirkungsvoll präsentieren können. Die Medien haben ihrerseits ein vitales Interesse daran, mit guten „Stories“ durch ihre Macht der Themenauswahl und Themenbearbeitung diese Themen möglichst lang und intensiv zu präsentieren. Aber gerade dadurch legen sie – bewusst oder unbewusst – den (gesellschaftlichen) Bedeutungsgrad der Berichterstattung über das jeweilige Ereignis fest. Die Konsequenz daraus: Kriegs- und Bürgerkriegsereignisse erhalten teils gänzlich unabhängig vom tatsächlichen (quantifizierbaren) Ausmaß der Bedrohung, des politischen Stellenwerts, der Anzahl der Betroffenen (der Opfer) usw. Raum in der Berichterstattung. Der terroristisch motivierte Mord an mehr als 3000 Amerikanerinnen und Amerikanern bei den Anschlägen des 11. September 2001 und die nachfolgende Berichterstattung zur „Jagd“ auf den vermutlichen Drahtzieher Osama bin Laden und den damit verknüpften Kampf gegen die Taliban in Afghanistan kann so über Monate die gesamte Berichterstattung dominieren, während - nur zum Beispiel - der bereits seit vielen Jahrzehnten im Süd-Sudan tobende Krieg, die Massaker mit mehreren Hunderttausenden Toten in Ruanda Mitte der 90er-Jahre, oder die seit 31
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vielen Jahren ebenfalls in Ost-Timor tobenden Massenmorde an der Bevölkerung kaum mediale Beachtung fanden oder finden. Die Bedeutung und Macht der Medien in der Kriegberichterstattung – und damit das Interesse der PolitikerInnen und Militärs an ihr – liegt darin, dass viele Menschen/Individuen an der gleichen Information teilhaben und so eine bestimmte (Kriegs-)Wirklichkeit (mit-) konstruiert wird.
„Informationslenkung“ statt Zensur – Moderne Kriegs-PR Die Beeinflussung von Nachrichten durch Politik und Militär ist die vorrangige Aufgabe des Informationsmanagements der modernen Kriegsführung. An die Stelle von Zensur der Kriegsberichterstattung tritt heute mehr und mehr die „Nachrichtenlenkung“ als ein den modernen, medialen Erfordernissen und Bedürfnissen angepasstes Informationsmanagement. Die nur subtile Behinderung von JournalistInnen bei der Ausübung ihrer kritischen journalistischen Tätigkeiten und die Konzentration auf die gezielte und gesteuerte Aufbereitung und Verbreitung von Informationen durch Staat oder Militär kann auch in modernen Demokratien viel mehr erreichen als jede Zensur. Die Formen moderner Propaganda sind immer weniger die Aufgabe von staatlichen oder militärischen Propagandaapparaten, sondern vielmehr von professionellen Presse- und PR-Agenturen und deren Spezialisten. Ein berühmt gewordenes Beispiel für moderne „Nachrichtenlenkung“ ist die von der PRAgentur Hill & Knowlton im Oktober 1990 inszenierte Aussage der 15-jährigen Kuwaiterin Nayirah vor dem UNO-Menschenrechtsausschuss. Unter Tränen berichtete diese dem Komitee als Augenzeugin von den Grausamkeiten der 1990 in Kuwait einmarschierten irakischen Soldaten, die in einer kuwaitischen Gebärklinik dutzende Frühgeborene vor ihren Augen aus den Brutkästen auf den Boden geworfen haben sollen, worauf die Neugeborenen am Boden liegend eines qualvollen Todes starben. 53 Millionen AmerikanerInnen sahen via Fernsehsender allein am 10. Oktober 1990 das von der PR-Agentur mitgeschnittene Video dieses Hearings. 700 Fernsehsender strahlten es in der Folge aus, George Bush und zahlreiche Senatoren verwendeten dieses Beispiel mehrfach zur Legitimation für den Bombenangriff auf Bagdad. Ein Jahr nach dem Hearing wurde dann der Betrug aufgedeckt: Das Mädchen war die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA, die Greuel von der PR-Agentur erfunden und inszeniert. Offensives Informationsmanagement und die Nutzung des immer schärferen Wettbewerbs der Medien um Aktualität und Sensation sind heute für die Interessen von kriegsführenden PolitikerInnen und Militärs wichtiger als die Unterdrückung von Information.
Kriegsberichterstattung und Emotionen! Das Publikum soll also für Kriegsziele positiv gestimmt und für die Kriegsbereitschaft gewonnen werden. „Kriegspropaganda ist der Prozess, durch welchen Realität (absichtlich oder unabsichtlich) auf eine Art und Weise konstruiert wird, die die Menschen dazu bringt, sich sehr stark und persönlich mit der Kriegslogik zu identifizieren, und weniger die Realität
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des Krieges und/oder Perspektiven für eine friedliche Konfliktlösung wahrzunehmen.“ (Löffelholz 1995 S. 171f) Zur Aufrechterhaltung der Kriegsbereitschaft ist das gleichzeitige Bestehen von Gefühlen der Bedrohung durch den Feind und Zuversicht in den Ausgang des Krieges notwendig. Zur Erreichung dieses Zieles ist die Herausstellung der Bösartigkeit des Feindes notwendig. Und genau das befriedigt wiederum oft weniger das reine Informationsinteresse, sondern mehr die Emotionen und die „Faszination“ am Thema Krieg. Kriegsberichterstattung wird – weit weg vom Kriegsgeschehen, wie ein Kriegsspiel wahrgenommen. Die Mediennutzung über Kriegsberichterstattung ist vergleichbar mit der Rezeption von Kriegsfilmen, einer Situation, in der man im Wohnzimmersessel, in gruseliger Spannung den Kampf zwischen Gut und Böse verfolgen kann; entsetzt über die Macht, Gewalt und Grausamkeit des Bösen, sich identifizierend mit den Opfern, den Guten, die ja nur den gerechten (Verteidigungs-)Kampf gegen das „Böse“ führen. Wie sehr Kriegsberichterstattung zur Show verkommen kann, illustriert folgendes Beispiel sehr eindrücklich: So berichtete etwa der bekannte Journalist Bernhard (Bernie) Shaw beim Beginn des Luftangriffes auf Bagdad live per Telefon aus dem Hotel El Rashid zu Bildern eines durch die Flugabwehraketen erhellten Nacht-Himmels: „Es geht los, es geht los“...„Riesige Blitze am Himmel!“ Sein Kollege Peter Arnett kommentierte ebenfalls selbst beeindruckt „Wie ein gewaltiges Feuerwerk“, bis die Satellitenverbindung kurz abriss und nach dem kurzen Stromausfall die CNN-Zentrale in Atlanta antwortete: „Bleibt dran Jungs, die ganze Welt hört euch zu“. Die visuellen Medien – Das Fernsehen und die Macht der Bilder3 Den visuellen Medien kommt bei der Kriegsberichterstattung gegenüber den Printmedien heutzutage eine besondere Stellung zu. Ganze Handlungsabläufe des Krieges können dabei in ihrer ganzen Dramatik und Schaurigkeit – mit eigenen Augen – (visuell) nachvollzogen werden. Neue Theorien sprechen gar vom Fernsehen als dem modernen Geschichtenerzähler, von Fernsehnachrichten als Erzählung zur Unterhaltung (vgl dazu Hickethier 1997). Die Unterscheidung von Fernseh-Nachrichten zu Unterhaltungssendungen wird immer schwieriger, Nachrichten werden unterhaltsam aufbereitet. Das geht dann von der bildlichen Inszenierung bis hin zum sprachlichen Stil. Im Medium Fernsehen werden – wie in einem Ritual – immer zur gleichen Zeit Nachrichten gesendet, davor und danach kommen meist Unterhaltungs-Programme, die die ZuschauerInnen bilden und zerstreuen, im wesentlichen aber unterhalten sollen. Die ZuseherInnen konsumieren Nachrichtensendungen in der Art einer interessanten Unterhaltungssendung mit dem täglich neuen Nervenkitzel.
3 Vgl. dazu auch das deutsche Online-Forum Medienpädagogik „Krieg und Terror in den Medien (10/2001)“ mit Schwerpunkt Fernsehen und zahlreichen Artikeln, Kommentaren, Bildmaterial sowie didaktischen Materialien. (http://www.kreidestriche.de/pagecreate/archiv.pl)
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Die Fernsehmoderatoren von Nachrichtensendungen agieren wie Darsteller einer Rolle, wie Erzähler. Sie berichten so, als seien sie selbst gerade dabei gewesen (Erzählzeit ist oft das Unmittelbarkeit suggerierende Präsens), tatsächlich wird aber über Vergangenes berichtet. Oft fehlt – sieht man von wenigen Nachrichtenmagazinen ab – eine kontinuierliche Hintergrundberichterstattung. Die Berichterstattung selbst ist – wie viele Kritiker meinen – viel zu sehr auf Aktionismus ausgerichtet. Der Grundsatz der journalistischen Genauigkeit wird im Fernsehen zunehmend dem der Schnelligkeit geopfert. Die „Augenblicks-Berichterstattung“ – ganz besonders die des Live-Fernsehens wie bei CNN – folgt vielfach dem Bestreben, die Nachricht besser „brandaktuell“ und vor anderen Nachrichtensendern zu bringen, statt (zu) lange zu überprüfen, zu recherchieren und dann lediglich der Zweite zu sein: Scheinbare Authentizität (durch die vermittelten Bilder; vgl. dazu die Redensart „ich habe es mit eigenen Augen gesehen“) wird zum Ersatz für Fakten bzw. gleichgestellt mit Wahrheit. Falschinformation oder zumindest Missinterpretationen werden so leicht möglich. Es entsteht ein neues Medien-Konsumverhalten: Fernsehbilder wecken und befriedigen die Neugierde und den Wunsch nach Aktualität, Zeitungen und Magazine hingegen liefern Hintergründe und Details, vorausgesetzt, dass sich die KonsumentInnen die Mühe machen. Vergleicht man die Auflagenzahlen von seriösen Tageszeitungen, Wochenmagazinen etc. mit den Einschaltzahlen bei Fernsehnachrichtensendungen, dann wird schnell klar, dass in westlichen Gesellschaften längst eine Zwei-Klassengesellschaft besteht. Der Großteil der Bevölkerung sieht fern und/oder begnügt sich mit der täglich „brand-aktuellen“ Boulevardzeitung und nur ein relativ kleiner Teil informiert sich umfassender mit Wochenzeitungen oder Magazinen und anderen Formen von Hintergrundberichterstattung.
4.3. Zur Analyse – Fragen an die Texte des Boulevardformats Jede sprachwissenschaftliche Diskursanalyse von Medientexten ist ein umfangreiches und aufwändiges Vorhaben. Relativ einfach analysieren und beschreiben kann man die sprachlichen „Besonderheiten“ einer Berichterstattung zu einem bestimmten gesellschaftlichen Thema. Schon im „Mikro-Kosmos“ des jeweiligen Sprachgebrauchs zu einem Thema zeigt sich die Sichtweise zum Thema, über das berichtet wird. Dazu muss man ein Problembewusstsein zu einer bestimmten gesellschaftlichen Thematik erarbeiten. Für uns sind das z.B. Probleme und Charakteristika moderner medialer Kriegsberichterstattung: ® Was und Wie wird in einem Boulevardmedium über Krieg – von den Vorzeichen des Konflikts bis zu seinem Ausbruch und den Verlauf selbst – berichtet. Welche Ausschnitte welcher Teile des Geschehens erhalten wir vermittelt? Darüber hinaus müssen bzw. können wir die Produktions- und Rezeptionsbedingungen der analysierten Medien einbeziehen: ® unser theoretisches (und empirisches) Wissen über - die „format“-bedingten Besonderheiten von Boulevardmedien - die Produktionsbedingungen von (Boulevard-)Medien - die Konsumgewohnheiten bzw. die Rezeption von Boulevardmedien durch den Leser, die Leserin usw. 34
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® unser theoretisches (und empirisches) Wissen über den Versuch der - „Informationssteuerung“ bzw. Zensur und Propaganda durch die Kriegsführenden. Unter all diesen theoretischen Prämissen untersuchen wir dann die konkreten Texte im Kontext der Kriegsberichterstattung. Wir untersuchen also das spezielle Medium mit seinen speziellen Textsorten, seinem speziellen sprachlichen Stil und seiner speziellen Art, das Wissen / die (vorhandenen) Informationen über den Krieg aufzubereiten. Um beurteilen zu können, wie nahe oder fern die mediale Darstellung des Krieges zu seiner Wirklichkeit ist, müsste man die historischen und politischen Rahmenbedingungen der Entstehung der Krise bzw. des Konfliktes in die Analyse einbeziehen, und die Texte vor diesem Hintergrund interpretieren. Das ist aber nicht so ohne weiteres möglich. Denn, wie der Kommunikationswissenschafter Kunczik meinte: „Objektive und aktuelle Berichterstattung im Kriegsfall ist nicht zu erwarten. Die Beeinflussung von Nachrichten ist eine Notwendigkeit, wenn man den Krieg gewinnen will. Entscheidend für die Demokratie ist, dass in der jeweiligen Nachkriegszeit aufgearbeitet wird, wie Informationen manipuliert worden sind. Objektive Berichterstattung ist in diesem Zusammenhang oft erst die Aufgabe und Möglichkeit der Historiker“ (Kunczik 1995). Egal was nun „die“ Realität ist, die Medien vermitteln uns jedenfalls – neben unserer privaten (durch unsere eigenen Wahrnehmungen und unser eigenes Wissen geprägten) „Wirklichkeit“ ein zweite, medial vermittelte Wirklichkeit. Und letztere ist sowohl durch ihre Quantität als auch durch ihre Qualität (z.B. das Monopol der Informationsproduktion einer Informationsindustrie in bestimmten Bereichen) ungleich mächtiger. Denn mediale und politische Eliten prägen (oder bestimmen gar) den öffentlichen Diskurs: prägen das, worüber wir reden und zum Teil prägen sie damit auch ein wenig das, worüber wir denken. Eine Aufgabe von politischer Bildung und Medienpädagogik kann / muss es daher sein, zumindest eine „gesunde Skepsis“ gegenüber diesen dominanten Formen der Konstruktion von „Wirklichkeiten“ zu entwickeln. Umberto Eco hat dazu gemeint, es sei besser als nichts, die Haltungen des Publikums zu den Botschaften und zu den Intentionen der Produzenten zu verändern, um es so zumindest zu einer anderen Entschlüsselung zu bringen, als untätig über die Schwierigkeit objektiver Erkenntnis zu lamentieren. Fragen an Printmedien – Fragen an Boulevardzeitungen: Was alles könnte man nun im Detail im Zusammenhang mit der Gestaltung und Aufmachung der Printmedien allgemein bzw. der Boulevardmedien im Speziellen analysieren?: ® Wie ist das (Boulevard-)Medium bzgl. seiner Aufmachung gestaltet? (Erscheinungs-Form, Größe, Umfang, grafische und sonstige Aufmachung etc.) ® Wer sind die LeserInnen des (Boulevard-)Mediums, wie wird das Medium konsumiert? (Auflage, Erscheinungsort, Distribution, Frequenz des Erscheinens, Preis, Konsumption, LeserInnenschichten, typische Rezeptionsart etc.)
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® Wie ist das (Boulevard-)Medium inhaltlich strukturell gestaltet? (inhaltliche Zusammensetzung, welche Wissensbereiche, welcher Anteil von Information und Unterhaltung wird darin geboten?) ® Welche Themen, mit welchen Bildern / Grafiken werden auf welchen Seiten präsentiert (= Frage der „Platzprominenz“)? ® Wie ist das Boulevardmedium sprachlich gestaltet? (der oberflächliche Eindruck: Standard- oder Umgangssprache, Komplexität bzw. Einfachheit der Satzkonstruktionen, direkte oder indirekte LeserInnenansprache etc.) ® Wie sind die Schlagzeilen gestaltet? (Wortschatz, Satzbau, was wird thematisch hervorgehoben, was zurückgestellt, in Aussage-, Frage-, Aufforderungsform etc.?) ® Wie ist das (Boulevard-) Medium textlich gestaltet? (welche Textsorten – Kurznachrichten, Meldungen, Berichte, Reportagen, Kommentare, Glossen etc. – werden in welchem Umfang für welche Inhalte und Ressorts eingesetzt?) ® Wer handelt (ist Akteur); wer ist in den dargestellten Handlungen und Ereignissen betroffen in den Texten? (Welche Gruppenverhältnisse werden dargestellt / konstruiert? Wer ist das WIR (von dem aus berichtet wird), wer sind die anderen (über die – aus unserer Sicht – berichtet wird)?) ® Fragen zur journalistischen Quellenlage und -angaben: Woher, aus welchen Quellen, kommen die berichteten Informationen, über die berichtet wird? Wie wird das sprachlich gekennzeichnet? Wie werden Experten und Autoritäten zitiert, welche und warum werden ausgerechnet diese zitiert? Welche werden nicht zitiert und warum?) ® Wie werden inhaltliche Zusammenhänge im Text hergestellt? (Argumentativ und explizit mit Fakten (mit oder ohne Angabe der Quellen von Äußerungen oder Behauptungen?) oder eher indirekt, assoziativ bzw. suggestiv?) ® Welche Sprache, welcher Wortschatz wird in den Texten gewählt? (Wie und wodurch wird das berichtete Geschehen durch sprachliche Mittel charakterisiert?) - Häufung von Adjektiven (in welcher Funktion)? - Bildlicher oder metaphorischer Sprachgebrauch ? (wozu, zu welchem Zweck?) - Sprachliche Formen der (Be-)Wertung des Dargestellten / der Geschehnisse (Über- und Untertreibung etc., Modi und Modalverben) - LeserInnenansprache: Gibt es direkte LeserInnenadressierungen? (z.B. rhetorische Fragen? Aufforderungen / Imperative?) - Welche Sprache (welche Lexik), d.h. welche für bestimmte Erfahrungen typische sprachliche Ausdruckmittel (z.B. des Kampfes, des Krieges, des Terrors, des Friedens, der Demokratie, der Natur, der Familie, der Gesundheit etc.) werden für die Darstellung eines bestimmten Geschehens gewählt? Was bedeutet das für das Dargestellte bzw. die Haltung des/der Textproduzenten/in?
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Fragen zur Kriegberichterstattung in Printmedien: Zu den Besonderheiten moderner medialer Kriegsberichterstattung an sich ergeben sich außerdem folgende interessante Fragestellungen: ® Wie wird der Konflikt dargestellt (was macht ihn ausweglos und Krieg unumgänglich)? ® Was und wie wird über die Handlungen, Ereignisse und Hintergründe (Geschichte, Geopolitik etc.) berichtet, die zum Krieg führen? ® Wer sind die Handelnden? ® Wer sind die Akteure (Angreifer), wer die Betroffenen (Angegriffenen)? Wer sind die Guten, wer die Bösen? ® Was ist die Ursache für den Krieg? ® Wer ist für den Konflikt, wer für den Kriegsausbruch verantwortlich? - Sind die Protagonisten Personen-Gruppen oder werden diese „personalisiert“? - Wird der Feind etikettiert? (z.B. der „Diktator Sadam Hussein“, der „Faschist Slobodan Milosevic“, der „Terrorpate Osama bin Laden“ etc.) ® Was und wie wird über das menschliche Leid und die Opfer eines Kriegs berichtet? Wie werden die Opfer des Krieges dargestellt (verallgemeinernd, stereotyp, klischeehaft oder anhand von Einzelschicksalen etc.)? ® Wie werden fremde / eigene Verluste dargestellt. Werden sie überhaupt dargestellt? ® Welche Erfolgsmeldungen (welcher Kriegspartei) werden dargestellt? Wie und welche Misserfolgsmeldungen werden dargestellt? ® Welche Informationen werden aus der Menge der prinzipiell zugänglichen Informationen dargestellt und wie? Was kann man wissen, was könnte man, was sollte man wissen? ® Wie sicher sind die berichteten Informationen? Wie wird die Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Genauigkeit der Informationen gekennzeichnet und legitimiert? ® Wie werden Quellen, wie wird deren Qualität sprachlich gekennzeichnet? ® Welche Personen (welche Experten) werden zum Krieg befragt? Welche nicht und warum? ® Wie werden die Kriegshandlungen „illustriert“, wie werden die Handelnden mit Bildern dargestellt, wozu dienen Grafiken / Tabellen etc.? ® UND: Wird (offen oder verdeckt) für die Akzeptanz zu einem Krieg „geworben“ bzw. motiviert oder wird Kritik am Krieg dargestellt?
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4.4. Analyse der Terror- und Kriegsberichterstattung des U-Express Wie kam es nun zu dem nachfolgend im Mittelpunkt der Analyse stehenden Angriff amerikanischer Truppen auf Afghanistan am 7. Oktober 2001? Was ist die Vorgeschichte, was die Ursachen für diesen militärischen Konflikt? Es war dies der „Angriff auf die USA“ mit den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das „Pentagon“ am 11. September 2001. „Angriff auf die USA“ – Das Terrorattentat in den USA vom 11. September 2001 Was geschah am 11. September 2001? – In den frühen Morgenstunden rasen im Abstand von nur knapp 20 Minuten (um 8:46 und 9:04 Uhr Ortszeit) zwei große amerikanische Passagierflugzeuge nacheinander in die beiden Türme des World Trade Center in New York, wenig später (um 9:43 Uhr) ein weiteres Flugzeug in das Pentagon in Washington, die Zentrale des amerikanischen Verteidigungsministeriums bzw. des US-Militärs. Ein viertes Passagierflugzeug stürzt etwas später bei Pennsylvania ab, allesamt waren kurz zuvor von amerikanischen Flughäfen gestartet und gleich darauf von jeweils mehreren Terroristen (insgesamt 19) entführt worden. Die beiden Türme stürzen ab 10:00 Uhr in sich zusammen und begraben tausende Menschen unter sich. Bis zu 40.000 Menschen könnten sich – so die Informationen der schon kurz nach der Kollision des ersten Flugzeuges live berichtenden Fernseh- und Radiostationen – zu diesem Zeitpunkt in den beiden Hochhäusern aufgehalten haben. Rund zwei Monate später werden die Zahlen aller Opfer offiziell auf etwas mehr als 3000 Tote festgelegt. Nach heutigem Wissensstand sterben in den WTC-Türmen 2819 Menschen (davon 343 Feuerwehrleute und die 157 Insassen der beiden Flugzeuge), 189 Menschen beim Flugzeugabsturz auf das Pentagon (davon 64 Insassen des Flugzeuges) und 44 Menschen beim Absturz des Flugzeugs in Pennsylvania. Dass es sich dabei um Terroranschläge handeln muss, ist allen spätestens nach der sogar live im Fernsehen durch CNN übertragenen Kollision des zweiten Passagierflugzeuges in den zweiten Turm des World Trade Centers klar. Ein eindeutiges Bekennerschreiben oder ähnliches in der Folge aller Attentate gibt es aber – bis heute – nicht! Das bis Jahresende 2001 – also lange nach Kriegsbeginn gegen Afghanistan – einzige veröffentlichte Indiz für die Beteiligung des aus Saudiarabien stammenden und in Afghanistan vermuteten Milliardärs Osama Bin Laden, der von den USA schon in den Jahren zuvor für einige Terroranschläge verantwortlich gemacht wurde, ist ein Anfang Dezember 38
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von den USA veröffentlichtes Video, auf dem Bin Laden die Planung und seine unumwundene Freude über den „Erfolg“ des Attentats gegenüber Dritten äußert bzw. äußern soll; denn die von den USA autorisierte Übersetzung zum Tonmitschnitt des Videos – und damit die Interpretation seines so bewiesenen Schuldbekenntnisses – wurde schon kurz danach von einigen deutschen Experten heftig in Frage gestellt. Schon wenige Wochen später weiß man aber, dass die Terroristen alle samt aus dem arabischen Raum kamen. Allein 15 der 19 Terroristen stammten ursprünglich – wie Osama bin Laden auch – aus Saudiarabien. Der mutmaßliche Anführer der Attentäter Mohammed Atta, der bis wenige Wochen vor dem Attentat in Hamburg an einer Technischen Universität studiert hatte, stammte allerdings aus Ägypten. Die Terrorattentate in der Berichterstattung des U-Express – Berichterstattung zur Vorbereitung auf den Krieg? Der Tragödie und den Folgen des Terrorangriffs wird in den ersten Wochen der Berichterstattung des U-Express umfangreicher Platz eingeräumt, tageweise sogar rund ein Drittel des Umfangs der täglichen 24 Seiten. Bis zum Kriegsbeginn ist fast jede Titelseite direkt oder indirekt dem „Angriff auf die USA“ und seinen Folgen gewidmet. Der Ablauf der Katastrophe selbst, die einzelnen menschlichen Tragödien, das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen und überhaupt die menschlichen Emotionen der Betroffenen, der Helfer vor Ort, der ÖsterreicherInnen, der LeserInnen in Wien etc. stehen rund drei Wochen lang im Zentrum der Berichterstattung.
Parallel dazu wird kein Zweifel daran gelassen, dass die USA Vergeltung üben wollen und ein „Vergeltungsschlag“ folgen werde; unklar ist nur noch gegen wen. Betrachtet man allerdings die nebenstehende Abbildung der S. 6–7 des U-Express vom 13. Sept. (sic!)so legt schon diese Bildkomposition nahe, worum es geht: WTC-Trümmerberg, USVerteidigungsminister Rumsfeld, Osama bin Laden und ein US-Flugzeugträger. Und in der Blattmitte die Schlagzeile „Die Rache“. Der U-Express bleibt in seiner (textlichen) Berichterstattung dennoch lange relativ neutral, wenn auch in folgender Art und Weise ambivalent: die „USA“ sagen – so der U-Express –, Osama bin Laden sei es gewesen und die Taliban dürften – wenn sie ihn wirklich verstecken – sich daher nicht wundern, wenn die Amerikaner sie dann angriffen. Die Berichterstattung des U-Express über Ablauf und die unmittelbaren Folgen des TerrorAttentates kann im wesentlichen als sachlich – und damit als eher untypisch für ein Boulevardformat – eingestuft werden. Interessant ist dabei, dass der U-Express – scheinbar auch aufgrund seines begrenzten Umfanges – zu fast 100% die Textsorten Kurzmeldung, Bericht, Reportage verwendet. Kommentare stellen die Ausnahme dar (im Untersuchungszeitraum findet sich lediglich eine einzige Glosse von „Constanze“). Selten wird in den Texten des 39
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U-Express explizit kommentiert (was für Boulevardzeitung wie etwa die Neue Kronenzeitung eher untypisch ist), selten werden die LeserInnen direkt angesprochen (außer bei einer UExpress-Spendenaktion, siehe unten). Viel Raum wird – teilweise doppelseitigen – Bildern gegeben, z.B. über die Anschläge, den möglichen und den dann tatsächlich beginnenden Krieg. Konzepte für den Krieg – „Der Angriff auf die USA“ und der „Terror-Krieg“ Auf der sprachlichen Ebene auffällig ist, dass der Terror-Angriff schon ab dem ersten Tag der Berichterstattung zum „Angriff auf die USA“ stilisiert wird. Bereits am zweiten Tag (dem 13.Sept., siehe oben) ist also von der wahrscheinlichen Vergeltung der USA („Die Rache“) die Rede und wird erstmals Osama bin Laden, der angeblich in Afghanistan lebende ´TerrorPate´, mit Bezugnahme auf Behauptungen des CIA und des FBI als („zu 90% ...“) wahrscheinlicher Verantwortlicher bezeichnet. Ab dem 17. September werden dann auch die üblicherweise für die Rubrik „Aus aller Welt“ reservierten Seiten 2- 3, die nach dem Attentat kurzzeitig in „Angriff auf die USA“ umbenannt wurden, zur Rubrik „Der Terror-Krieg“. Dies bleibt auch während des Krieges bis Ende Dezember so, später aber zumeist auf den Seiten 4-5. Am 21. Sept. ist unter diesem Rubrikenlabel ein doppelseitiger Bildbericht mit Kurztext und dem Titel „DER AUFMARSCH“ zu lesen. Am 24. September berichtet der U-Express erstmals mit dem Aufmacher „Erste Gefechte in Afghanistan!“ vom scheinbaren Beginn der Angriffe, tatsächlich aber im Blattinneren nur vom Einsatz kleiner britischer Elite-SpionageTruppen (mit Bild von vier Soldaten in Wüstenaufmachung), die in Afghanistan u.a. Angriffsziele erkunden. Dass der Krieg wohl „nur“ noch auf sich warten lässt, legt der U-Express laufend nahe, in dem er die LeserInnen kontinuierlich mit doppelseitigen Abbildungen einzelner Soldaten, von Landkarten und Kriegsgerät (sehr oft Kampfflugzeuge, siehe dazu im Anhang) darauf vorbereitet. Aber am 8. Oktober ist es dann so weit. Der U-Express berichtet vom am Abend des 7. Oktober begonnenen Krieg und titelt kurz, prägnant und unübersehbar mit mehr als 5cm hohen Lettern: „KRIEG!“ Im Bildtext eines startenden Kampfjets schreibt er neben anderem: „Die Bomber sind gestartet“.
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Bilder vor dem Krieg – „Stars and Stripes“ und die wehrhafte High-Tech-Supermacht USA Im Vorfeld des Krieges, ab dem 17. Sept. ändert sich im U-Express aber nicht nur das verbale Konzept, sondern vor allem auch die Bebilderung: denn ab diesem Moment werden – neben der zentralen Darstellung der Trümmerlandschaft der WTC-Türme und der div. Hilfsarbeiten bzw. Helfer – fast täglich Bilder von US-Soldaten und div. militärischem Gerät eingebaut (siehe dazu auch die Bild-Beschreibungen im Anhang „Schlagzeilen-Dokumentation“). Diese scheinen, neben den ebenfalls eine Zeit lang fast täglich abgebildeten Sujets rund um die US-Flagge, die nationale Entschlossenheit und Wehrhaftigkeit der USA zu symbolisieren.
Diese doppelseitige Bilddokumentation vom 18. September, die einen martialisch anmutenden Krieger und allerlei Kriegsgerät mit div. technischen Beschreibungen zeigt, wirkt als „Kriegs-Sujet“ – angesichts der kargen Informationslage dazu – aber deplaziert (ähnlich so auch die Bilder am 24. September). Für unaufmerksame LeserInnen, die die Zeitung nur oberflächlich betrachten, „herrscht“ hier allerdings schon Krieg! Noch lange vor dem konkreten Kriegsbeginn zeigt der U-Express in einer doppelseitigen Darstellung dann auch noch den Aufmarsch einer größeren US-Truppe in einem Wüstengebiet (21. Sept., Titel „Der Aufmarsch“) in dessen Bildtext am Ende eines kürzeren 5-zeiligen Absatzes die LeserInnen auch direkt angesprochen werden:
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„Grenzenlose Gerechtigkeit“ – der Codename des US-Gegenschlags. Dass die Ansage Tatsache wird, dafür sollen Zehntausende Soldaten sorgen. Die Truppen marschieren, die Bomber starten, der Angriff rollt. Wir beten. Für Frieden. – Der U-Express tritt hier stellvertretend für die LeserInnen, als mahnende „Stimme des Volkes“ und gegen die Schrecken des unausweichlich kommenden Krieges auf.
Ebenso am 25. September: „Die Armada“ Text, „ ... Waffensysteme, die mit ihrer Vernichtungskraft garantieren sollen: Osama bin Laden darf nie mehr morden“ und am 1.Oktober, „Die USA im Krieg“. Mehrfach wird zu dieser Zeit in den Texten nach dem „Wann“ gefragt, am 2. Oktober auf der Titelseite „Wann gibt Bush den Angriffsbefehl?“ Die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit wird so gut wie gar nicht thematisiert oder gar in Frage gestellt, es scheint ein Krieg die einzig logische Folge des Terrorangriffes vom 11. September sein zu können. „Wien hilft New York“ – Die „Firefighter“, die amerikanischen Helden des Anschlags Schon am dritten Tag nach dem Terror-Angriff (am 14. Sept.) beginnt eine ausführliche Berichterstattung über die zahlreichen Opfer des Attentats unter den New Yorker Hilfskräften (Feuerwehr, Polizei, Rettung, sonstige Helfer), über ihre selbstlose Hilfs- und Aufopferungsbereitschaft, ihre Leistungen und die Leiden der Angehörigen. Am 17. September titelt die Zeitung auf Seite 8 (an sich die Rubrik „Unsere Stadt“ hier aber „Der Terror-Krieg“) erstmals „ 300 tote US-Kollegen: Wiens Feuerwehr hilft.“ Ab dem 18. September wird dieses Thema dann mit einem Bild-Sujet am Titelblatt (ein Feuerwehrmann in Gala-Uniform umarmt hochgehobenes Kleinkind mit Feuerwehrhelm, siehe Bild) konkret zu einer bis zum 5.November dauernden Hilfs- bzw. Spendenaktion „Wien hilft New York“ ausgebaut.
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Das Bildsujet mit diesem Text wird in der Folge täglich zur Kennzeichnung dieser Serie eingesetzt. Unter der Seitenrubrik „Unsere Stadt“ berichtet der U-Express dort fast täglich über die NY-Feuerwehr – die berühmten „Firefighter“ – und ihre Wiener Kollegen mit div. direkten Spendenaufrufen (unterstützt durch prominente Persönlichkeiten). In den Berichten selbst wird laufend von den mutigen Taten und der Tapferkeit der Helden berichtet, die ihr Leben für andere hingegeben haben und dadurch ihren engsten Angehörigen auch Leid gebracht haben. Viele konkrete Einzelschicksale der Betroffenen werden ausführlich und sehr berührend dargestellt. Diese Serie ist ein klassisches LeserInnenbindungs-Element des Boulevardformats, da sie die Emotionen, die Betroffenheit und die Anteilnahme der LeserInnen anspricht und zudem durch direkte LeserInnenansprache und Spenden-Aufforderung den einzelnen Leser, die einzelne Leserin an das Blatt bindet. LeserInnen und Medium verschmelzen so zu einem gemeinsamen Akteur im Kampf gegen das Leid und die ´Macht des Terrors´(vgl. Aufmacher vom 18. Sept. „WIR HELFEN!“). Am 5. November wird die Serie mit dem Aufmacher „DANKE!“ Unter-Schlagzeile (i.d. Folge kurz U-Schlz): Wiener spendeten eine Million für Waisen und Witwen der New Yorker Firefighter und Berichten auf zwei Seiten im Blattinneren vorläufig abgeschlossen. Berichte, die die direkten Auswirkungen des Attentates auf Österreich betreffen, sind relativ selten. Und auch diese erscheinen nicht außergewöhnlich oder gar wertend, auch wenn sie die „Attentats-Angst“ (12.09), die Angst vor möglichen „Opfern“ (13.09), „Drohungen gegen Muslime in Wien“ (14.09), die möglichen Auswirkungen auf den Tourismus (18.09), „Gebete für vermisste Wiener“ (18.09), die psychische Verfassung von Kindern nach den Attentaten (24.09) oder verschärfte Sicherheitsmaßnahmen im Flugverkehr (25.09) und bei der OPEC (27.09) thematisieren. Warnungen der Staatspolizei vor „Schläfern“ (=Unauffällige Terroristen auf Abruf) in Wien (2.10) und ein Bericht von einem geheimen Besuch eines TalibanMinisters in Wien (angeblich zu Anwerbezwecken für „Gotteskrieger“!) sind vor Kriegsbeginn am 7. Oktober die markantesten Artikel, die eine mögliche Bedrohung Österreichs beschreiben. Three, two, one, zero …. „Der Medien-Count-Down“ zum Krieg Ab dem 13. September beginnen Berichte und Spekulationen über die Attentäter: „ .. identifizierte das FBI fünf Araber, die an den Anschlägen beteiligt gewesen sein sollen... In ihrem Koffer entdeckten die Fahnder einen Koran ... Bei CIA und FBI ist man sich „zu 90% sicher, dass der fanatische islamische Milliardär Osama bin Laden im Hintergrund die Drähte zog ...“ (alle S. 6). Diese erste heiße Spur zu den Attentätern ...“, hier noch in relativ differenzierter Darstellung. Aber schon am Folgetag wird die Verwicklung Osama bin Ladens in die Terrorakte scheinbar zur Gewissheit; zumindest in der medialen Darstellung: „Der Terror hat ein Gesicht bekommen: Das FBI hat 50 Menschen – Araber und Amerikaner – als Attentäter oder Komplizen identifiziert. Einer von ihnen ist Mohammed Atta (siehe Foto) ... Westliche Geheimdienste berichten von Verbindungen des Terror-Paten Bin Laden ... Die
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Afghanische Taliban, die Osama bin Laden Unterschlupf gewähren, bestreiten seine Täterschaft. Doch die CIA ist sich sicher: Er war´s.“ (alle S. 6). Auf S. 7 werden die LeserInnen dann über den wahrscheinlich kommenden Krieg informiert: „Die USA und ihre Verbündeten rüsten zum Vernichtungsschlag gegen Bin Laden“. Das Feindbild ist schnell gefunden: Haupt-Täter ist eine Einzelperson, der „fanatische islamische Milliardär Osama bin Laden“, seine Anhänger, Mittäter und Ausführer sind moslemische Araber. Dass es sich um religiös motivierten Terror handle, macht der Artikel am 18. September auf S. 2 mit dem Titel „Ein Kreuzzug gegen Terroristen“ (U-Schlz. „... ein Angriff gegen das Böse ...“) klar. Im Textvorspann (im sog. Lead) steht da zu lesen: „Unser Kreuzzug gegen den Terror wird lange dauern, aber wir wollen Osama bin Laden – egal ob tot oder lebendig“, drillt US-Präsident Bush ganz Amerika auf Krieg & Sieg. (...) Eine Moslemgruppe wollte sogar alle Mitglieder des EU-Parlaments mit Nervengas ermorden. (...)“. Später ist im Text (S.3) auch noch kurz von „islamischen Fundamentalisten“ und von „moslemischen Fanatikern“ die Rede. Auf Seite 5 innerhalb der Abbildung eines high-techausgerüsteten Soldaten und zahlreichen kleinen Bildern von Kriegsflugzeugen ist in einem Lead-Text noch das Etikett „Gotteskrieger“ (unter Anführungszeichen) zu finden. Unter der Rubrik „kurz & bündig“ findet sich am Folgetag eine Kurzmeldung mit dem Inhalt, dass die Taliban ihrerseits „ ... den USA mit dem „Heiligen Krieg“ ...“ drohen würden. Im Hauptbericht (S.2.) wird über Expertenspekulationen berichtet, dass sich Angriffe der USA neben Afghanistan auch „ ...auf weitere „Schurkenstaaten“, wie zum Beispiel den Irak, oder den Sudan ..“ ausdehnen könnten. Am 20.September ist dann (S.3) von neuen FBIErkenntnissen über eine mögliche neue „Terrorwelle“ von „islamischen Selbstmordattentätern“ die Rede. In der Ausgabe des 25. September auf S. 3 erfährt der/ die LeserIn, in einem Bericht über div. Verschwörungstheorien zum Attentat: „In Afghanistan mobilisierten die Taliban am Montag 300.000 weitere Soldaten für den „Heiligen Krieg“.“ Auf einer Doppelseite mit der Abbildung von Kampffliegern steht unter dem Titel „Die Armada“, dass die „USA und ihre Alliierten ... die größte Luftflotte seit Ende des II Weltkrieges (stellen), ... Waffensysteme, die mit ihrer Vernichtungskraft garantieren sollen: Osama bin Laden darf nie mehr morden.“ Am 26. ist auf S. 3 wiederum von „Fanatikern“ die Rede und von div. anderen geplanten Terrorangriffen (z.B. auf den G8-Gipfel in Genua) bzw. von der Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO, dass auch Attentate mit Giftgasen oder Bakterien nicht auszuschließen seien. Erstmals werden die Taliban konkret als Feindbild am 1.Oktober charakterisiert und zwar im Bericht auf S. 2–3: Titel: „Bin Laden im Versteck der Taliban“, (Lead) „Sie erschießen Frauen in Stadien, foltern ihre Gegner und sie beschützen Osama bin Laden: Die Taliban gaben nun zu, den Terroristen zu verstecken.“ Noch am Dienstag den 2. Oktober fragte die Bildüberschrift eines Fotos einer Szene auf einem Flugzeugträger „Wann gibt Bush den Angriffsbefehl?“. Nur wenige Tage danach, am 7. Oktober 2001, begann der Krieg. Am 8. Oktober hieß es dann kurz und prägnant auf Seite 1 in überdimensional großen Lettern „KRIEG!“ im Bildtext eines auf einem Flugzeugträger gerade startenden Kampfjets „Die Bomber sind gestartet.“ Das Kriegsziel definiert ein Zitat von US-Präsident Bush: „„Wir haben militärische Attacken gegen Terroristenausbildungslager und das Militär in Afghanistan gestartet“ …Die Taliban seien wiederholt gewarnt worden, „nun werden sie einen Preis zahlen.““ (S.5) 44
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Dass der Krieg gegen die Taliban und Afghanistan ohnedies nicht zu verhindern war, legte die Berichterstattung des U-Express seit dem 11. September mehr oder weniger explizit nahe. Lösungsalternativen wurden nicht thematisiert, der Krieg erscheint dem Leser, der Leserin unausweichlich. Hier erfolgt ein glatter (nicht explizit thematisierter oder diskutierter) Übergang von der polizeilichen Verfolgung des beschuldigten Osama bin Laden zu einem Krieg gegen einen Staat und dessen Herrschende, die Taliban. Wie „einfach“ eine solche Entscheidung für einen Krieg sein kann, suggeriert das nachfolgenden Textfragment des Berichtes vom 8.Oktober, der sich hauptsächlich mit dem hohen Kriegswillen der US-Amerikaner auseinandersetzt. Man achte hier auch auf das stilistische „Stakato“: „Die Taliban dürfte der US-Aufmarsch doch etwas beunruhigt haben: Sie boten an, den Moslem-Extremisten Osama bin Laden “nach islamischen Recht den Prozess zu machen“ – die USA lehnte ab, der Feldzug begann.“ In einem Beitrag zur Rolle der Medien vor dem zweiten Golf-Krieg hat der Kommunikationswissenschafter Peter Bruck (1991) diese Form der Berichterstattung als den „MedienCount-Down“ des Krieges bezeichnet. Es sei eine Art Inszenierung, eine bestimmte Dramaturgie zur Spannungs- und Sensationserzeugung mit dem Effekt der Unterhaltung; und das sei ein für den Medienerfolg ein nicht unwichtiges Mittel der LeserInnenbindung. Andere Konfliktlösungsmodelle oder gar Stimmen gegen einen Krieg haben und hatten in dieser medialen Inszenierung wenig oder keinen Platz. Exkurs: Das Feindbild und der Feind – Der Islamische Fundamentalismus? Die nachfolgenden Etikettierungen des „Feindes“ sind ein Spiegel für die langsame, aber konsistente sprachliche Entwicklung eines Feindbildes, das den Krieg in der Bevölkerung bzw. der medialen Öffentlichkeit legitimiert: Die Terroristen seien eine Gruppe von Arabern – eine Moslemgruppe – islamische Fundamentalisten – moslemische Fanatiker -islamische Selbstmordattentäter unter der wahrscheinlichen Führung des fanatischen islamischen Milliardär Osama bin Laden ... des Terror-Paten Bin Laden. Die Afghanischen Taliban, die Osama bin Laden Unterschlupf gewähren – erschießen Frauen in Stadien, foltern ihre Gegner und sie beschützen Osama bin Laden, – den MoslemExtremisten Osama bin Laden. Die Taliban würden als Reaktion auf die ultimative Forderung der Herausgabe von Bin Laden an die USA Soldaten für den „Heiligen Krieg“ – Gotteskrieger mobilisieren. Aus dem Feind Bin Laden wird so stellvertretend das Feindbild „Taliban“: beide geeint durch religiösen, islamischen Fanatismus. Gegen diese Bedrohung verspricht der amerikanische Präsident G.W. Bush einen „Kreuzzug“ zu führen (O-Ton zitiert im U-Express am 13. September): „Dies ist ein Kampf zwischen Gut und Böse und das Gute wird siegen!“ , G.W. Bush Über die afghanischen Kämpfer der so genannten Nordallianz hingegen erfährt der Leser, die Leserin wenig – z.B. über deren tragende Rolle im Krieg gegen die Taliban-Kämpfer an der Seite der amerikanischen Streitkräfte – oder aber wenig Schmeichelhaftes: z.B. ist am 14.11.unter dem Titel auf S. 2–3, „Jubel und Lynchjustiz der Eroberer“ folgender Text zu finden:
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Lead-Text „Kabul ist frei – zumindest vom Terror der Taliban. Jetzt tanzen und morden die Soldaten der Nordallianz ...“ Text dazu: „...Aber auch die neuen Herren Kabuls sind nicht wesentlich humaner als die gefürchteten Taliban-Schlächter. „Auf der Straße liegen erschlagenen Taliban-Kämpfer, einige von ihnen bestialisch ermordet.“ (...) Auch aus Mazar-e-Sharif meldeten Zeugen ein Massaker.“ Insgesamt verfestigt sich dadurch ein Bild von (fanatisierten und in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen) Bewohnern eines Landes, gegen das die zivilisierte Welt zum Eigenschutz bzw. auch um diese Menschen vor sich selbst zu schützen, einen sinnvollen Krieg führen kann. Hervorzuheben ist allerdings, dass von ganz wenigen Ausnahmen (z.B. reitenden afghanische Krieger mit der landesüblichen Kopfbedeckung) abgesehen Klischees oder Feindbilder über die Taliban nicht über stereotype bzw. plakative Bilddarstellungen transportiert werden. Vorsicht, LeserInnen Propaganda! – Und wenn´s nicht ganz so war … , was soll´s! Auffällig im Sinne der angesprochenen Form der „Inszenierung“ des „Medien-Count-Down“ ist nun, dass auf der Seite 4–5 am 1.Oktober auf einem überdimensional doppelseitig abgebildeten Foto eines Kampfjets über New York ein kurzer journalistisch selbstreflexiver Text zu lesen ist, der die offensichtliche Kriegs-Propaganda der USA kritisch beschreibt: „Startende Bomber, feuernde Marines, im Wüstenstaub robbende SEALS – auf den TVSchirmen hat Amerikas nächster große Krieg längst begonnen“ ... „die Propagandaschlacht tobt“ ... „CNN, BBC zählen die Tage vor der Invasion“ ... „die TVKommentatoren kennen die Taktik der US-Streitkräfte“ .. „Und wenn´s nicht ganz so lief: Niemand kann das Gegenteil beweisen – in dunklen Berghölen am Hindukusch sind selbst CNNTeams rar.“ Ein weiterer ähnlich kritischer Artikel findet sich am 9.Oktober noch einmal: („ ... Während die PR-Abteilungen der alliierten Verteidigungsministerien „große militärische Erfolge“ auflisten ... Der Schlacht in der Luft folgte auch am gestrigen Abend die Schlacht in den Medien.“) Die Redaktion des U-Express scheint sich also des „Inszenierungs-Spiels“ durchaus bewusst zu sein, und dennoch hat der U-Express vergleichbare Bilder und wahrscheinlich sogar viele Versatzstücke aus den US-Propagandatexten in den letzten Tagen und Wochen davor schon unkommentiert selbst wiedergegeben.
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Wer gewinnt, das weiß man erst zum Schluss! – Kriegsberichterstattung zwischen Spannung und Unterhaltung Die Kriegsberichterstattung des U-Express über die konkreten Kriegshandlungen und den Kriegsverlauf vom Beginn bis zur Einnahme der wichtigsten Städte Afghanistans und der so genannten „Taliban-Hochburg“ Kandahar (Anfang Dezember) wirkt unsystematisch. Insbesondere die vermittelten Interpretationen über Erfolge und Misserfolge der jeweiligen Kriegsgegner ist sprunghaft: Der Artikel vom ersten Tag der Berichterstattung nach dem Kriegsbeginn am 7. Oktober mit dem Titel „US-Mehrheit für langen und blutigen Krieg“ Lead: „Sie wollen sogar einen langen Krieg mit vielen Opfern ...“ erscheint in diesem Zusammenhang fast wie die Einstimmung der LeserInnen auf eine langes Auf und Ab in diesem Krieg. Der Beginn des Krieges zeigt noch Orientierungslosigkeit: Da ist in einer raschen Abfolge fast jeden Tag von einem vermuteten Erfolg der US-Truppen bzw. der – nach Bombenangriffen – raschen Einnahme von Kriegszielen durch die Bodentruppen die Rede: 8.10. „KRIEG!“ U-Schlz: „Die Bomber sind gestartet“, 9.10. Aufmacher „Neuer Blitzangriff auf Terror-Camps“, 10. 10. „Welle auf Welle amerikanische Bomber über Afghanistan ...“ , 11.10. „“Luftsieg“ – jetzt schicken die USA Elite-Soldaten nach Afghanistan“. (S. 1, Bildtext), 12.10.. „Fast 10.000 Elite-Soldaten sollen in einem Großangriff mit Helikoptern und Transportmaschinen nach Afghanistan eingeflogen werden und die Terroristen festnehmen – oder töten.“ (S. 5), 17.10. „Der Bodenkrieg hat begonnen!“ (S. 1 Aufmacher), „ Sie sind bereits im Herzen Afghanistans: Alliierte Fallschirmjäger ...“, 22.10. Spezialeinheiten sollen „Terroristen-Burgen stürmen und ausräuchern, die Köpfe der Banden festnehmen oder „neutralisieren“, 24.10. „Spezialeinheiten in den Höhlen der Terror-Mullahs“ Aber gegen Ende des Monats Oktober werden erste Zweifel am schnellen Erfolg der USTruppen thematisiert: 25.10. Titel „Winterfeldzug!“, „Auf den Pässen des Hindukuschs liegt der erste Schnee: Die USA und ihre Alliierten bereiten nun einen „Winterfeldzug“ vor – der Krieg in Afghanistan wird lange dauern“ , 26.10. Titel auf der Seite 5–6 „ERSTE ZWEIFEL“, (...) Militärs sagen offen, dass der Luftkrieg „sicher nicht“ die Taliban erschüttert. (...) Tausende Pakistani stürmten bereits die Grenze: Sie ziehen mit den Taliban in den Heiligen Krieg.“, 30.10. Titel „Taliban: „Wir haben US-Bürger festgenommen!“, „Die Amerikaner schlittern in ein zweites Vietnam“ oder „ Für die USA ist der Krieg längst verloren“ (...)Militärexperten beurteilen ausschließlich mit Pessimismus die Situation der US-Streitkräfte ...“. (S. 3), 7.11. Titel „ Winterkrieg in Afghanistan ....“, Text „Bis zu minus 40 Grad Kälte, drei Meter Schneehöhe, acht Millionen Tretminen, Tausende fanatische Mudjahedin ... in der Kriegshölle Afghanistan. (..) USA werfen weltgrößte Bombe auf Taliban ab.“ (S. 3), 8.11. Text S.3., „“Verschwendung von Sprengkraft über kahlem Gebirge“ – so wertete bereits Indiens Verteidigungsminister ...“, 9.11. Bericht dazu auf S. 3 „ ... Wie bei der Terroristen-Fahndung fehlen der USA auch am Schlachtfeld Erfolge: ... Einen Winterkrieg wollen die USA nicht mehr wagen, sie planen eine „große Frühjahrsoffensive“.
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Am 13.11. ändert sich diese Skepsis durch die neuesten Meldungen von der Front: Titel „Nordallianz vor Sturm auf Kabul!“ Text „Der Kampf um die afghanische Hauptstadt hat begonnen; Montagnachmittag rückten 7500 Kämpfer der Nordallianz bis vor die Tore Kabuls vor. (...) In ihrem Feldzug konnten die Truppen der Nordallianz auch aus anderen Landesteilen Erfolge melden.“, 14.11. Titel „Jubel und Lynchjustiz der Eroberer“, Lead-Text „Kabul ist frei – zumindest vom Terror der Taliban. Das Auf und Ab, die täglichen Meldungen über Chancen und Gefahren, über mögliche Erfolge und mögliche Niederlagen haben möglicherweise eine Funktion, jedenfalls aber eine Wirkung – Eine Art Spannungsbogen entsteht: Der Wissbegier und der Sensationslust der LeserInnen wird dauerhaft Spekulations-Nahrung geboten. Der Konflikt, der Kampf wird laufend zugespitzt, das Ende aber wie bei einem spannenden Krimi lange offen gelassen. Bis hin zur „letzten Schlacht“ und der darauf folgenden, endlich wieder die Spannung lösenden Verkündung: Der Krieg ist aus, „Kabul ist frei!“ Ob das alles so geplant ist, ist letztlich irrelevant, denn in jedem Fall handelt es sich um die Konstruktion einer Wirklichkeit, eben um eine mediale Konstruktion der Wirklichkeit eines realen Krieges, die in Wirklichkeit auch ganz anders sein könnte. Kabul gefallen! – Auf zur Jagd auf Bin Laden! Am 15.11. titelt der U-Express auf S. 2: „Bin Laden – seine Tage sind gezählt!“, Lead „ Jetzt wird´s eng für Osama bin Laden: Nach dem Fall Kabuls sind US-Ranger dem Terroristen auf den Fersen – mit einer Festnahme wäre der Sieg perfekt.“. Damit ist der neue Fokus der Berichterstattung festgelegt. Und tatsächlich konzentriert sich ab diesem Moment die Berichterstattung (parallel und gemeinsam zum Kampf um die letzten noch nicht eingenommenen „Taliban-Hochburgen“, Mazar-e-Sharif, Herat und Kandahar) wieder auf die Suche nach Bin Laden. Auffällig ist, dass die Metapher von der Jagd besondere Bedeutung erlangt. Der vermeintliche Täter wird in einer „Treibjagd“ „gehetzt“, Spezialeinheiten nehmen die „Fährte“ des Terrorpaten auf, es wird „Jagd“ auf einen Menschen, – ganz so, wie sonst auf Wild – gemacht. Bin Laden soll wie bei einer Treibjagd einkesselt werden und sein Kopf und seine Gliedmaßen sollen Beweis des Jagderfolgs sein. Aber, das wird in der Berichterstattung immer klarer, Osama bin Laden hat sich in weit verzweigten „Höhlensystemen“ der afghanischen Berge versteckt, geschützt von den Gotteskriegern der Taliban und seinen eigenen Al-Qa´idaTruppen. Dort muss er ´aufgespürt´ oder in die „Falle“ gelockt werden, mit Bomben aus dem „Versteck“ getrieben oder „ausgeräuchert“ werden. 19.11. Aufmacher, „Terrorscheich hat zehn Doppelgänger!“, Titel „Kopfjagd wie im Wilden Westen“, Text „Wie einst die US-Kavallerie Billy the Kid jagte, hetzen nun US Special 48
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Forces Osama bin Laden ... zu Pferd und mit der Lizenz zum Töten. (...) Die Bombenangriffe und das gleichzeitige Kesseltreiben schien tatsächlich erfolgreich zu sein.“, 21.11. Aufmacher „US-Soldaten sollen Bin Laden köpfen“, Lead-Text „ Sein Tod soll klar bewiesen sein: USRanger haben den Auftrag, den Kopf Osama bin Ladens aus Afghanistan mitzubringen...“, Text S. 2–3, „Der Krieg in Afghanistan bleibt so blutrünstig, wie er begonnen hat.“, Text (...) Gegen „freies Geleit“ für die Taliban sind die USA: US-Zeitungen titeln sogar: „Kein Gefangenen!“, Titel „Jagd auf Elite-Einheit 0 55“, Text S. 4. „Die Taliban-Brigade 0 55 gilt unter allen Militärexperten als fanatischste aller Einheiten der Gotteskrieger (...) Mit gigantischen Summen arabischer Förderer ließen diese Truppen weitverzweigte Tunnelsysteme in die unwegsamen Berge treiben. (...) Diese Höhlen sind nun das Ziel der Bomber.“, 27.11. Aufmacher „Er sitzt in der Falle“, Ttitel „Bin Laden und Omar „umzingelt“.“, Titel „DIE LETZTE SCHLACHT“ Doppel-Bildseite S. 4-5, Text „ ... die letzte große Schlacht der USArmy gegen die „Gotteskrieger“ hat begonnen. (...) 29.11. Titel „Hauptquartiere der Taliban im US-Bombenhagel“, U-Schlz: „ Letzte Widerstandsnester in Afghanistan sturmreif ....“, Text S. 3. „“Dort hat niemand überlebt. Die wünschten sich, dass sie nie dort waren“ – mit dem Vokabular des Western-Helden John Wayne schilderte US-Verteidigungsminister ....den Erfolg der Bombenangriffe auf Taliban-Hauptquartiere.“, 30.11. Titel „Gnadenlose Jagd auf Terror-Krieger“, Titel „Verraten: Das ist Bin Ladens Höhle“,, S.4, Lead „Das Versteck von Bin Laden ist angeblich verraten- von einem Gemüsehändler, der den Scheich und seine Truppe belieferte.“, Text „Osama bin Laden hätte seinen riesigen Kommandobunker in der Nähe des Dorfes in den riesigen 3962 Meter hohen Berg Ghree Khil gegraben (...) 400 EliteKämpfer hätten Bin Laden zu bewachen ... „Sie wollen bis zum letzten Atemzug kämpfen“.“, 4.12. S. 3., „Die letzte Schlacht: Marines vor Sturm auf Kandahar“ U-Schlz: „Amerikaner treiben Taliban-Kämpfer in Südafghanistan in die Enge“, Text S. 3., „ ... US-Marines stehen kurz vor der großen Entscheidungsschlacht – die letzte Taliban-Bastion, Kandahar, soll jetzt erorbert werden. (..., ) 5.12. S.3 Und Bin Laden bat die „Warlords“ der Nordallianz, nicht seine Bergfestung in Tora Bora anzugreifen.“ Auffällig ist weiters, dass die den eigentlichen Bodenkampf gegen die Taliban maßgeblich führenden Truppen der Nordallianz in der Berichterstattung nur eine untergeordnete Rolle spielen. Anfangs wir ihnen sogar mangelnde Kampflust unterstellt: der Nordallianz gelang noch immer kein militärischer Erfolg – es fehle an Munition, an Treibstoff. Aber noch mehr mangelt es diesen Kämpfern an am Willen, für die USA „die Drecksarbeit“ zu erledigen. (2.11. S. 5).
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Am 13.11. erfährt der Leser, die Leserin erstmals von den wahren Umständen: „Nordallianz vor Sturm auf Kabul!“, Text. S. 2. (...) In ihrem Feldzug konnten die Truppen der Nordallianz auch aus anderen Landesteilen Erfolge melden.“ Aber, dieser von der USA nicht kontrollierte Erfolg hat auch Schattenseiten: 14.11. Titel „Jubel und Lynchjustiz der Eroberer“, Lead-Text „Kabul ist frei – zumindest vom Terror der Taliban. Jetzt tanzen und morden die Soldaten der Nordallianz ...“ (siehe auch Abbildung). Die LeserInnen erfahren in ziemlich verwirrender Darstellung von div. Plänen und Aufmärschen verschiedener Elite-Truppen der USA bzw. von Alliierten, die – wieder einmal – die Bodenoffensive beginnen würden. Tatsächlich – mit explizitem Foto-Beweis – geschieht dies erst Ende November (am 28.) und dann scheinbar auch nur auf der Suche nach Bin Laden. Diese Färbung der Berichterstattung erscheint plausibel: Der Krieg in Afghanistan als „die Rache“ für den 11. September, als Kampf zwischen „Gut und Böse“, als der Kampf der USA gegen islamische Fundamentalisten und Terroristen und Bin Laden als Person. In diesem elementaren Kampf und dessen Inszenierung „spielen“ fremde (islamische?) Truppen eben keine erzähltechnisch wichtige „Rolle“ für die „Geschichte“. Bin Ladens Terrorpläne – Zur Charakterisierung des Bösen im Feind Bin Laden gilt – wie gesagt – in den Medien bereits kurz nach den Attentaten auch ohne explizite Beweise als Urheber der Terroranschläge, als Inbegriff des „Bösen“: Schon am 27. September titelt der U-Express „Das Psychogutachten über bin Laden“ und schreibt dort über die Ergebnisse eines Schriftsachverständigen (Graphologen), der aus der Unterschrift Bin Ladens Minderwertigkeitskomplexe und ein übersteigertes Selbstwertgefühl abliest, (sic!). Außerdem sei er gar nicht so intelligent, dafür aber umso besessener in seinen Terrorplänen. Am 3.Oktober ist die Schuld Bin Ladens dann zumindest medial gesichert, denn der Aufmacher an diesem Tag lautet: „USA legen Beweise gegen Bin Laden vor“ Zum Titel im Blattinneren „Bin Laden ist schuldig!“ folgt der Lead-Text „Jetzt gibt es keine Zweifel mehr, wer hinter den Terroranschlägen ...steckt.“ (...) ein Angriff steht unmittelbar bevor.“ und darauf der Text, „Die USA haben uns die Schuld Bin Ladens schlüssig bewiesen“, erklärt „NATO-Generalsekretär Georg Robertson ...“. Diese Schuldzuschreibung wird – abgesehen von einer kleinen reißerischen Geschichte über die mögliche Verwicklung von ex-sowjetischen Geheimdienstleuten – an keiner weiteren Stelle in Frage gestellt. Im Gegenteil, ab diesem Moment und besonders nach Ausbruch des Krieges ist die laufend fortgesetzte Spekulation über weitere und andere „unvorstellbare“ Terrorpläne Bin Ladens besonders auffällig. 50
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9.11. Aufmacher „Bin Laden: Noch 6000 Terror-Ziele!“, Titel S. 2–3 „CIA: „Bin Laden hat noch 600 Attentate geplant“, Text „Der Horror am 11. September – er soll nur ein Teil des großen Terror-Plans Bin Ladens gewesen sein, berichtet die britische Zeitung „The Guardian“: ...“. Fast immer wird dabei auf Berichte in ausländischen Tageszeitungen verwiesen und deren Bezugnahme auf Quellen aus dem CIA betont. Der „rote Faden“ des Themas „neue Horror-Terrorpläne“ der Berichterstattung beginnt schon Mitte September und setzt sich dann bis Anfang Dezember kontinuierlich fort: Giftgasattacken auf das Europaparlament (18. Sept.), Flugzeugangriffe auf den Polit-Gipfel der 8 wichtigsten Industriestaaten in Genua (G8-Gipfel) am 28.September, auf US-, UN- und NATOGebäude, entführte Tanklöschzüge gefüllt mit flüssigem Sprengstoff gegen Truppenstützpunkte der USA (20. Sept.), geplante Flugzeugabstürze auf US-Atomkraftwerke bzw. „Angriffe mit „atomaren und biologischen Waffen“ (9. Okt.) ganz allgemein, Giftgasangriffe auf Hochhäuser in Rom und London (15. Okt.), Angriffe auf den Eurotunnel (5.12.) und! – ein als besonders grausam eingestufter geplanter Flugzeugabsturz auf Disneyland (15.Oktober): Titel S. 4. „Disney-World sollte brennen“ Lead-Text, „Bin Laden hatte ein weiteres Terror-Ziel in den USA: Laut FBI hätten die Fanatiker geplant, Jets auf Disney-World stürzen zu lassen. Tausende Kinder wären dabei getötet worden!“, Text „Die nun aufgeflogenen Horror-Pläne der Terrorgruppe rund um Osama bin Laden scheinen einfach zu grausam, um denkbar zu sein. (...) Mickey und 10.000 Kinder als TerrorZiele...“. Ab dem 10. Oktober wurden die ersten Erkrankungen bzw. der Tod eines amerikanischen Fotografen durch Anthrax-Bakterien, die in Briefen versandt wurden, bekannt. Sofort gab es, – wiederum ohne jeden konkreten Hinweis auf Bin Laden – erste Spekulationen, dass es sich um gezielte Terror-Angriffe von ihm handelt: 10.10. Titel „Erster US-Toter durch Biowaffen“ U-Schlz.: Milzbrand-Fälle in Florida – Dort, wo die World-Trade-Center-Mörder übten“, Text S. 3. „ Die Welt hält den Atem an;: Innerhalb weniger Tage erkrankten in den USA zwei Menschen an Milzbrand. Die Krankheit wird durch Bakterien (Anthrax) ausgelöst. – und gilt als schreckliche Biowaffe.“ Am 15. und 17. Oktober berichtet der U-Express – nachdem in den Tagen zuvor auch in der Berichterstattung ein Zusammenhang dieser Ereignisse mit dem Terror des 11. September noch eher ausgeschlossen wurde – von Bin Ladens wahrscheinlicher Verantwortung für den „Milzbrand-Terror“:
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15.10. Titel S. 2–3, „Milzbrand: Chaos-Wochenende erschüttert die USA“, Text „Will die Terror-Organisation Bin Ladens die gesamt Nation vergiften? US-Vize-Präsident Cheney nannte jedenfalls die al-Qa´ida-Gruppe als Täter. (...)“ 16.10. „Als mutmaßliche Täter werden nun vom FBI tatsächlich jene Araber verdächtigt, die auch für die grausamen Jet-Attentate verantwortlich waren.“ (aus Text S. 3) 17.10. Titel S. 2–3 „Weltweite Angst vor Killer-Bakterien“, Text S. 3.„US-Präsident George W. Bush ... schloss nun nicht länger aus, dass Osama bin Laden hinter dem Milzbrand-Terror stecke: „Es ist klar, dass Bin Laden ein böser Mensch ist.“ Am 25.10. titelt der U-Express dann bereits definitiv auf S. 2–3, „Bin Laden kaufte Anthrax in Asien“. Dass diese Bedrohung nicht nur in den USA relevant ist, zeigt sich daran, dass allein in den ersten 14 Tagen nach der ersten Meldung über Anthrax-Verseuchungen allein 5 ganzseitige Artikel in der Rubrik „Unsere Stadt“ erschienen und sich mit der Angst der Bevölkerung (11.Okt. „Gasmasken ausverkauft!“ Text „Die Wiener rüsten sich für den Terror-Ernstfall“ (S. 5)), der möglichen Gefahren, mit einzelnen „Alarmfällen“ (22. Okt. „Milzbrand-Alarm vor Wiener US-Konsulat“) und den möglichen und konkret getroffenen Schutzmaßnahmen beschäftigen: 23. Okt. „ABC-Experten im Dauerstress“ (S. 5). Ab dem 16.11., kurz nach der Einnahme einiger afghanischer Stellungen bzw. einiger Städte der Taliban in Afghanistan titelte der U-Express mit dem Aufmacher „Bin Laden: Pläne für Atomwaffen!“ und schrieb weiter: „In Hinterhofzimmern in Kabul ließ Bin Laden den Massenmord planen: Nun gefundene Papiere beweisen, dass die Terroristen an Atomwaffen bauen. (...) Auch das bleibt bis zum 5. Dezember ein Thema für die Berichterstattung um Osama bin Laden: „Noch grausamer, noch heimtückischer – so werten Geheimdienst-Agenten die neuen TerrorPläne des in Afghanistan gejagten Osama bin Laden. Die Konstruktion einer „schmutzigen“ Atombombe wäre nur noch eine Frage von Wochen.
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Kap. 5: Zusammenfassung – Resümee: Diese einfache lineare (sequenzielle) Analyse der thematischen Entwicklung der Berichterstattung unter Berücksichtigung auch nur einiger ihrer sprachlichen Besonderheiten bestätigt viele der eingangs angestellten theoretischen Überlegungen zu den Besonderheiten moderner Kriegsberichterstattung einerseits bzw. zur Boulevardberichterstattung andererseits. Die Grenzen der Objektivität der Kriegsbe- Die Grenzen der Objektivität der Boulevardrichterstattung sind die Verfügbarkeit und berichterstattung über Kriegsereignisse die „Wahrheit“ der verfügbaren Information werden durch die Sensationsorientierung noch enger gezogen.
Der Count-Down für den kommenden Krieg Am Beginn des modernen medial vermittelten Krieges steht häufig die mediale Vorbereitung bzw. Einstimmung darauf. Der „Medien-Count-Down“ für einen Krieg läuft an, wenn ein Krieg auch nur einigermaßen wahrscheinlich ist, und es scheint für die Medien dann weniger die Frage zu sein, wie der Konflikt doch noch ohne Gewalt gelöst werden könnte, als vielmehr, wann der Krieg (endlich) beginnt. Spannung und Dramatik vor dem potentiellen Kriegsausbruch einen Konfliktes ist dabei scheinbar bedeutsamer für die (Boulevard-)Medien und ihre spezifischen Vermittlungsinteressen („Sensation“, „Aktualität“), als der Anspruch (friedens-)politische Informationsarbeit für die Zwecke der Aufklärung zu leisten. Nach den Attentaten vom 11. September und der Berichterstattung über die unmittelbaren Folgen war es für den U-Express offensichtlich nur eine Frage der Zeit, wann es „losgehen“ würde. Der Friedenforscher Johann Galtung hat die oft unkritische Übernahme der Meinungen von PolitikerInnen und Militärs durch JournalistInnen über sich anbahnende Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen als die „low-road“, also den einfachen und bequemen Weg der Medien, bezeichnet. Anstatt Hintergrundberichte über andere Konfliktlösungsmöglichkeiten zu schreiben, solidarisieren sich die JournalistInnen und Medien durch die unkritische Übernahme der Meinung der PolitikerInnen und Militärs indirekt mit diesen Sichtweisen Der U-Express bezieht sich nach dem 11. September fast ausschließlich auf offizielle – mehrheitlich westliche – PolitikerInnenstatements zum Thema und zur Notwendigkeit eines Krieges. Andere Experten und Autoritäten oder gar Kriegsgegner bekommen keinen Raum für ihre Meinungen. Die berichteten Informationen stammen häufig aus Agenturmeldungen oder – explizit gekennzeichnet – sogar direkt aus ausländischen Tageszeitungen. Es gibt keinerlei erkennbare Tendenz, den Krieg als den einzigen Weg der Verfolgung der Urheber des Terrors vom 11. September in Frage zu stellen.
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Die Einstimmung auf den Krieg in Sprache und Bildern Das Attentat wird vom Beginn an in ein Vokabular des Krieges und damit in sprachliche Konzepte von Krieg und Gewalt gekleidet. Sie legen neben den tatsächlich real vorhandenen Äußerungen und den Argumenten (der „Rache“ und Vergeltung4 und des Krieges, die natürlich aus Sicht der Betroffenen ihrerseits auch verständlicher Weise emotional und einseitig „ge-biast“ sein können 5) den Weg des politischen und den gesellschaftlichen Umgang mit diesem Terror fest: in unserem Fall als eine Einbahn in den Krieg. „Die Darstellung von Krieg gerät oft zum Bestandteil seiner selbst, womit die Reproduktionsfunktion der Medien zum Produktionsfaktor des Krieges wird.“ (Imhof / Schulz 1995, aus dem Vorwort) Das Vokabular für Frieden, friedliche Konfliktlösung, rechtsstaatliche Maßnahmen gegen Kriminalität und Terrorismus etc. hat in der Berichterstattung zum Afghanistankrieg keinen Ort, ist im Diskurs so gut wie nicht vorhanden. Wo es nicht die Sprache ist, sind es in der Boulevardberichterstattung rund um den „Angriff auf die USA“ die Bilder von martialisch gerüsteten Soldaten und/oder den amerikanischen Hightech-Superwaffen, die die LeserInnen eines wissen lassen: „Der Krieg kommt“, man weiß nur noch nicht genau wann. Der U-Express ist mit seiner Einstimmung auf den (möglichen) Krieg im konkreten Anlassfall aber nur Mitläufer einer allgemeinen Entwicklung des internationalen medialen Diskurses. Denn über Wochen nach dem 11. September hinweg berichtete der Sender CNN (immerhin die prominenteste Nachrichtenquelle rund um amerikanische Politik!) täglich über alle Informationen und Spekulationen zu einem möglichen Krieg, und das mit dem dauerhaft eingeblendeten Bild-Untertitel „war against America“.6
Feindbild und Feind – Der Dämon Bin Laden Die unkritische Übernahme der offiziellen PolitikerInnendiktion über die Notwendigkeit eines Krieges führt in der Berichterstattungd es U-Express zu einer (scheinbar) einfachen Erklärungen über die Ursache des Krieges. Unhinterfragt kommt es zu einer Übernahme des sprachlichen Feindbildes der Kriegspropaganda und zur Personifizierung des Feindes. „Zum Bannkreis des Krieges gehören auch die Medien. Krieg wird in ihnen kolportiert, personifiziert, legitimiert und entlegitimiert.“ (Imhof / Schulz 1995, aus dem Vorwort) Der Angriff auf Afghanistan sei – wie uns der U-Express es darstellt – der gerechte und notwendige Kampf bzw. „Kreuzzug“ des Guten gegen das Böse, die „Jagd“ auf Osama bin Laden und seine Terror-Armee, der Kampf gegen den islamischen, fundamentalistischen Ter4
George W. Bush: „Unsere Reaktionen umfassen noch mehr als sofortige Vergeltung ...“, „ ... we gonna smoke them out ...“, „ ... holy war against the evil ...“ 5 George W. Bush: „ The deliberate and deadly attacks, which were carried out yesterday against our country were more than acts of terror. They were acts f the war.“ 6 Der Nachrichtensender CNN bleibt auch 2002 dieser Tradition verhaftet und überschrieb gestern, den 13. 10. 2002, eine Fernsehdiskussion zum möglichen Irak-Krieg der USA mit dem aus dem Westernjargon entliehenem Label „Showdown Iraq“ 54
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rorismus und alle jene, die diesen Terrorismus befürworten oder unterstützen. Es sei Krieg zu führen gegen jene fanatischen afghanischen Taliban, die Frauen erschießen und drangsalieren, Feinde foltern und verstümmeln und das personifizierte „Böse“, nämlich Osama bin Laden, beschützen und verstecken. Ursache des Krieges und zugleich seine Legitimation sind (fast ausschließlich) die Auswüchse des religiösen Fanatismus´ bzw. sind die potenzielle Bedrohung durch diesen, welcher man Einhalt gebieten muss. Tiefere historische Ursachen und Gründe für den Konflikt, wie etwa eine verfehlte von (z.B. ökonomischen) Interessen geleitete Politik im Nahen Osten und im arabischen Raum (Stichwort: Erdöl und Israel / Palästina) haben keine Bedeutung für die Diskussion rund um dieses Terrorereignis. Die mediale Zeichnung der Schuldigen ist personifiziert (Bin Laden und die Taliban) und schwarz-weiß, ganz so wie die politischen Erklärungen und die Kriegspropaganda im Hintergrund. Der zu bekämpfende Feind, bin Laden, die „ religiösen Fanatiker“ bzw. die „Gotteskrieger“ (aber auch teilweise die Kämpfer der Nordallianz) werden in der Kriegsberichterstattung konsequenterweise sprachlich klischee- und vorurteilshaft ausgemalt.
Berichterstattung für, mit und über „UNS“ In der Boulevardberichtstattung stehen „WIR“ ganz allgemein deutlich im Mittelpunkt der Berichterstattung „unserer“ Zeitung: allerdings – auch im Falle der Konflikt- und Kriegsberichterstattung – nicht (nur), um unsere abstrakten Informationsinteressen, sondern auch um unsere Emotionen zu befriedigen. In der Berichterstattung des U-Express über die Terroranschläge und über den darauf folgenden Krieg gegen Afghanistan wird eine Identifikation und eine Solidarisierung der LeserInnen mit den (unschuldigen) Opfern des Konfliktes aufgebaut: In unserem Fall mit den Opfern des „Angriffs auf die USA“ am 11. September. Die Berichterstattung spricht für uns und in unserem Namen: Wir fühlen mit, wir leiden mit, wir helfen. Und wir haben Verständnis für das emotional Verständliche, also auch ein wenig für „Rache“ und Vergeltung. Die Opfer sind ja Menschen wie wir, Teil der „westlichen Kulturgemeinschaft“, die sich gegen die ReligionsFanatiker deren Kampf gegen „uns“ wehren müssen. Es geht um „unsere“ Sicherheit! Das erregende und aufregende Geschehen – der Konflikt, der Krieg – ist in der speziellen Form seiner medialen Präsentation in Boulevardmedien damit auch Mittel zum Zweck der direkten LeserInnenansprache und dadurch in der Folge auch der (ökonomisch) nachhaltigen LeserInnenbindung.
Berichterstattung für spannende Unterhaltung Das Schauerliche, die Katastrophe, das Unfassbare, das absolut „Böse“, Kampf, Mord und Todschlag, Trauer und Leid sind die wiederkehrenden Bestandteile einer größeren Erzählung, die (Boulevard-)Medien täglich erzählen. Der Krieg selbst hat für die Menschen etwas Archetypisches, etwas Urgewaltiges, etwas besonders Faszinierendes, das die LeserInnen in seinen Bann zieht: den ewigen Kampf
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„Der Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist der große Simplifikator alles Sozialen. Er reduziert die vielfältigsten gesellschaftlichen Spannungen auf eine Konfliktlinie, zieht alle und alles in seinen Bannkreis, entindividualisiert die Beteiligten zu Täter und Opfergruppen, Aggressoren und Verteidigern, Helden und Verrätern. Er produziert Charismaträger, verlangt waffenstarrend nach moralischen Urteilen polarisierenden Charakters und spitzt die Erwartungen aller auf Sieg oder Niederlage zu.“ (Imhof / Schulz 1995, aus dem Vorwort) Der U-Express konzentriert sich daher, wie viele andere Medien auch, anstatt auf Konfliktlösungsmöglichkeiten, auf den Kampf als solchen. Und auch wenn die Informationslage dürftig ist, wird nach Ausbruch des Krieges dann eher über das „spannende“ Auf und Ab des Krieges berichtet, und nicht – was ja auch ein legitimer Themenschwerpunkt sein könnte – über das mit dem Krieg verbundene Leid, die Opfer und die Folgen. Emotionen, Sensationslust und das Bedürfnis nach Unterhaltung der LeserInnen befriedigt der U-Express zusätzlich durch ein mit dem Krieg verknüpftes Thema: der Angst vor (weiterem) Terror. So berichtet er über zahlreiche Spekulationen zu weiteren möglichen oder geplanten Terrorattentaten der Terroristen. Diese könnten ja immerhin auch „uns“ treffen. Zitiert wird allerdings entweder ohne jede konkrete Quellenangabe, vage „nach Angaben des FBI / CIA“ oder einfach mit (ungeprüftem?) Bezug auf Berichte ausländischer Tageszeitungen. Die einzelnen Spekulationen überbieten sich in Inhalt und Darstellung in ihrer Drastik und Dramatik: Flugzeug-Angriffe auf Kinder (!) in Disneyworld, Giftgasattacken auf große öffentliche Einrichtungen, flächendeckende Bio-Waffenangriffe auf die Zivilbevölkerung mit Anthraxsporen oder gar der Einsatz von Atombomben! Die kurze Analyse der Boulevard-Kriegsberichterstattung bestätigt damit die eingangs beschriebenen Theorien und Hypothesen über … Das „glückliche“ Zusammenspiel von moderner Medienberichterstattung und der Informationspolitik bzw. Propaganda der Kriegsführenden: ® Krieg ist ein willkommener Medien-Event für die Zwecke der medialen (Boulevard-) Berichterstattung. ® Im Krieg wird die Kommunikation und Information – von Seiten der Kriegsparteien – (möglichst) nicht dem Zufall überlassen Mit Informationslenkung, Informationsbeschränkung (Zensur) und Kriegspropaganda nutzen die Kriegsführenden (bewusst steuernd) den täglichen Wettbewerb der Medien um Aktualität und Sensation, um LeserInnen und Quoten. Was die wahren Hintergründe eines Konfliktes sind bzw. wie der Krieg wirklich ist, das weiß man daher in modernen Kriegen – wenn überhaupt je – leider immer erst mit Zeitverzögerung. Aber so lange können und wollen Medien mit ihrem selbst verordneten Zwang zur Aktualität eben nicht warten …
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Leitlinien der politischen Bildung für eine andere Kriegsberichterstattung bzw. Medienkultur und eine andere Medien-Rezeption: „Medien sind eindeutig in der Lage, als effektives Forum für Informationen über und gegen Krieg zu fungieren. (...) Medien sind vielleicht unser mächtigstes Hilfsmittel, um zukünftige Konflikte zu lösen und Kriege zu vermeiden.“ (Vincent/Galtung, 1993 S. 27) So lautet die hoffnungsvolle These des Friedens- und Konfliktforschers Johann Galtung und des Kommunikationswissenschafters Richard Vincent. Es fällt schwer, daran angesichts der vorliegenden Analyse zur Boulevardberichterstattung oder angesichts des Wissens über die „Entertainisierung“ der modernen Medienkultur zu glauben. Ein schwieriger Balanceakt ist gefragt, wenn Berichterstattung wirklich Information und Orientierung vermitteln soll und politische Bildung und Handlungskompetenz anregen soll. Ein Balanceakt zwischen Aufklärung mit Medien und deren Hang zur Sensationsheischerei, zwischen Ereignis- bzw. Konfliktorientierung und politischer (historischer) Hintergrundberichterstattung, zwischen abstumpfender Überinformation und dem Bemühen, Politik und Konflikte verstehbar zu machen. Ein Gegengewicht müsste natürlich auch dazu gefunden werden, alles immer nur aus dem eigenen Blickwinkel (der eigenen Kultur und ihrer Werte) zu berichten, sozusagen mit den kulturellen „westlichen“ Scheuklappen. Der Blick müsste über das vermeintliche Zentrum der Welt – Europa und die USA – ausgeweitet werden: Nicht nur „Chaos und Katastrophen“, sondern Basisinformationen über „ferne Länder“ – Asien, Afrika, Lateinamerika etc. – und deren Menschen sollten Erwähnung und Raum in der Berichterstattung finden. Und nicht zuletzt sollten die Rolle des fast suggestiven (authentischen) Bildes, des Bildes als vermeintlich objektiver Information stärker kritisch hinterfragt werden.
Leitlinien für eine andere, objektivere Krisen- bzw. Kriegsberichterstattung bzw. Medienrezeption7 Im Sinne politischer Bildung kann für eine moderne, verantwortungsvolle Krisen- und Konfliktkommunikation am Bespiel der Kriegsberichterstattung folgendes bei Medienproduzenten und / oder bei den MedienrezipientInnen / MediennutzerInnen eingefordert, verändert, entwickelt werden: Schaffung eines Problembewusstseins für Wege und Irrwege moderner Medienkultur: ® Bewusstsein für die „Konstruktion“ von (medial vermittelter) Wirklichkeit durch Medien und ein Bewusstsein für die Einschränkungen der via Medien wahrnehmbaren „Realität“ für die LeserInnen/RezipientInnen ® Aufgabe des Omnipräsenzanspruches der Medien (über alles zu berichten und überall aktuell dabei zu sein)
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Diese möglichen Leitlinien für politische Bildung und Medienpädagogik zum Thema Medien und Krieg nehmen Anregungen zu einer modernen Medienkultur und einer anderen Krisenberichterstattung von Hans Holzingers (1994) und einige der 10 Thesen für eine andere Kriegberichterstattung von Vincent/Galtung (1993) auf und sind um linguistische und diskursanalytische Kriterien meinerseits ergänzt.
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® Reduzierung der Informationsmengen und Entschleunigung der Informationsvermittlung (Qualität statt Quantität) ® Zurückdrängung der Entertainisierung und Fiktionalisierung von Krisen und Konflikten durch die Medien einerseits und die Sensationsgier und Unterhaltungswut der RezipientInnen andererseits ® Bewusstsein und kritische Distanz zur medialen Inszenierung und Komposition von Krisen und Konflikten entwickeln ® Selbstbeschränkung der Medien bei der Verwendung von Bildmaterial und bewusste, stärkere kritische Distanz der LeserInnen und ZuseherInnen zur medialen Bilderwelt ® Mehr und deutlicher akzentuierte Berichterstattung über „good news“ durch z.B. das Aufzeigen von Positivbeispielen für Konfliktlösungen ® Zurückdrängen der (verkaufsfördernden) Selbstinszenierung von Medien und JournalistInnen ® mehr „echte“ Interaktion und Rückbindung der Medien zu ihren RezipientInnen (nicht nur via LeserInnenbriefe und Verkaufszahlen) Journalistische Ethik und journalistische Qualitätskriterien erfüllen / kontrollieren: ® Bei Fakten genau und korrekt sein, ausgeglichene und verantwortliche Berichterstattung ® Quellenvielfalt ernst nehmen und viele Fragen stellen: Zugang zu Ereignissen, Menschen und Themen einfordern und nutzen ® mehr und tiefergehende Sachkenntnis einbringen ® die (politischen) Eliten nicht als einzige Quellen nutzen, sondern bestrebt sein, verschiedene Autoritäten und Experten zu befragen. ® neben der Berichterstattung über die „hohe“ (abstrakte) Politik, Berichte über die (betroffenen) Menschen und das „einfache“ Leben produzieren ® mehr Grundsatzdebatten, weniger Oberflächenberichte publizieren ® deutlicheres Entwirren von Berichten und Meinungsberichterstattung, klarere, eindeutigere Quellenangaben ® kritische Distanz gegenüber den Informations-Interessen der politischen Eliten und ihrer Kommunikationsorgane und -Institutionen. Skepsis und Zurückhaltung gegenüber Inszenierungen und dem Informations-Aktionismus von PolitikerInnen und politischen Proponenten aller Art (z.B. auch Terroristen) Schaffung von mehr politischem Problembewusstsein und Unterstützung der eigenständigen politischen Bildung der RezipientInnen durch die Medien: Aufzeigen von sozialen und politischen Zusammenhängen Anregung von Kontroversen, die die Meinungsbildung herausfordern Einordnung von Weltnachrichten in unseren wirtschaftlichen und politischen Kontext Hinterfragung der (selbstverständlichen) Paradigmen und Werte unserer eigenen Kultur ® mehr Berücksichtigung der „Zivilgesellschaft“ (ihrer Initiativen und Organisationen, z.B. Non-Government-Organisationen) und Anerkennung ihres bedeutenden, die institutionalisierte Politik ergänzenden Stellenwertes ® mehr mediale Diskussion von Handlungsmöglichkeiten zur Konfliktlösung ( z.B. Friedensinitiativen thematisieren) ® ® ® ®
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Schaffung von Bewusstsein für die (latente) soziale und politische Prägung der Sprache des Mediendiskurses und die mediale „Konstruktion von Wirklichkeit“ ® mehr Problembewusstsein für die Bedeutung des Sprachgebrauchs bei der Konstruktion von Wirklichkeiten. Auf allen Ebenen des Sprachgebrauchs kommen die sozialen Beziehungen und die (Macht- und Herrschafts-)Verhältnisse zu Menschen – mehr oder weniger deutlich – zum Ausdruck; Schon in der Verwendung eines bestimmten Wortschatzes sind tieferliegende kognitive Konzepte über unsere Wahrnehmung und Einordnung des berichteten Geschehens aufgehoben (z.B. die Sprache des Krieges versus die Sprache von Demokratie und friedlicher Konfliktlösung oder auch die sprachliche Verniedlichung und Verharmlosung von Kriegsschäden und -folgen); ® mehr Problembewusstsein für die je nach Medientyp, mehr oder weniger stereotype (latente oder explizite) sprachliche Freund-Feind-Charakterisierungen entwickeln ® mehr Grund-Skepsis gegenüber der Simplifizierung von Konflikten, wie z.B. der Personifizierung und Dämonisierung des Feindes; ® Verurteilung und Vermeidung von klischeehafter und vorurteilshafter Darstellung von Konfliktparteien; ® Bewusstsein für die sprachlich-stilistischen Aspekte der „Inszenierung“ in der Berichterstattung über Krisen und Konflikte ( z.B. „Medien-Count-Down“, Inszenierung von Spannung im Kriegsverlauf, Beschreibung der Kriegshandlungen im Abenteurer- und Westernjargon etc.); ® Vorsicht und Sensibilität gegenüber der suggestiven Kraft der Bilder und der TextBildschere: Die dargestellten Bilder haben (in Printmedien wie im Fernsehen) mit den Texten bzw. der in ihnen beschrieben „Realität“ oft nur wenig zu tun und dienen oftmals nur zur (teils inhaltlich völlig willkürlichen) stereotypen Untermalung oder der Zuspitzung der Texte. ® Generell: Nehmen Sie sich Zeit! Lesen Sie mit Bedacht, kritisch und skeptisch! Halten Sie in Ihrer Rezeption von Medientexten ab und an inne und denken Sie ganz bewusst an die im Sprachgebrauch gelegten „Pfade“ der gesellschaftlichen und politischen Prägung, die oft ganz unmerklich ihre Sichtweise, ihr Gesichtsfeld im Hinkblick auf das Dargestellte mit beeinflussen. Denn was Sie sehen, ist nicht die Wirklichkeit, sondern lediglich die mediale Konstruktion von Realität eines ganz bestimmten Medientyps! Schauen Sie deshalb – zumindest gelegentlich – ganz bewusst ein wenig unter die „Oberfläche“ der Sprache der medialen Texte und – wenn möglich – auch ein wenig hinter die „mediale Kulisse“. In diesem Sinne: viel Erfolg!
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Kommentierte Bibliographie A) Medien – Sprache – Politik Clausewitz, Carl von (1963): Vom Kriege. Reinbeck bei Hamburg: rororo. (Das bedeutendste Buch über das Wesen des Krieges und die Kriegsführung, über den „politischen Charakter des Krieges“)
Bachem, Rolf (1979): Einführung in die Analyse politischer Texte. München: Oldenburg. (Etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch das umfassendste Buch zum allgemeinen Thema „Sprache und Politik" für den Schulgebrauch, mit zahlreichen sehr gut und anschaulich aufbereiteten sprachlichwissenschaftlichen Textanalysen und v.a. didaktischen Hinweisen und Beispielen)
Berghaus, Margot (1999): Wie Massenmedien wirken. Ein Modell zur Systematisierung. In: Rundfunk und Fernsehen 47, 1999 Heft 2, S. 181–199. (allgemein Kommunikationswissenschaftliches zur Wirkungsforschung, siehe dazu v.a. Kapitel Medien)
Bruck, Peter A./ Stocker, Günther (1996): Die ganz normale Vielfalt des Lesens. Zur Rezeption von Boulevardzeitungen. (= Medien und Kommunikation, 23). Münster: Lit. (Eine empirische Studie (Fokusgruppeninterviews) über das Leseverhalten der LeserInnen der Neuen Kronenzeitung, über die täglichen Lese- Informationsbedürfnisse der LeserInnen, und die Erfolgskriterien der spezifischen Gestaltung von Boulevardmedien, und zwar abseits von veralteten manipulationstheoretischen Ansätzen.)
Folwer, Roger (1991): Language in the News. Discourse and Ideology in the Press. London, New York: Routledge. (Das linguistische Basiswerk der Kritischen Linguistik zur Feinanalyse der sozialen und ideologischen Spuren im Sprachgebrauch der Medien, wissenschaftlich anspruchsvoll und eher nur für Fortgeschrittene)
Hartley, John (1993). Understanding News. London, New York: Routledge. (Linguistische Arbeit in der Tradition der Kritischen Linguistik über Produktion und Rezeption von Nachrichten im Fernsehen, guter Theorieteil zum Thema Sprache und soziale Prägung)
Hickethier, Knut: Das Erzählen der Welt in den Fernsehnachrichten. Überlegungen zu einer Narrationstheorie der Nachricht. In: Rundfunk und Fernsehen. Zeitschrift für Medien- und Kommunikationswissenschaft. 45. Jhg. 1997/Heft 1. (siehe dazu Kapitel zur Kriegsberichterstattung im Fernsehen)
Lüger, Heinz-Helmut (1983): Pressesprache. Tübingen: Max Niemeyer Verlag. (Sehr gute allgemeine germanistische Einführung über die sprachlichen Spezifika von Pressesprache und Tendenzen der deutschen Gegenwartssprache in Pressetexten mit Beschreibungen und Analysen verschiedenster journalistischer Textsorten – informationsbetonte versus meinungsbetonte – und ihrer Besonderheiten)
Luhmann, Niklas (1996): Die Realität der Massenmedien. Opladen: Westdeutscher Verlag (Im Unterschied zu anderen Werken des berühmten deutschen Soziologen relativ einfach lesbare theoretische Arbeit über die mediale Konstruktion von Wirklichkeit aus systemtheoretischer Perspektive)
Österreichischer Presserat (1999): Grundsätze für die publizistische Arbeit (Ehrenkodex für die österreichischen Presse) (Manuskript zu beziehen bei Österr. Presserat, Renngasse 12, 1010 Wien) (Auch im Unterreicht gut brauchbar als Arbeitstext über die Prinzipien journalistischer Ethik) Orwell, George (2000
xte-Auflage
): 1984 (Neuzehnvierundachtzig) (Besser als so manches brillante
Buch zum Thema Politik und Sprache, jedenfalls aber unterhaltsamer)
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B) Medien – Krieg – Politik Bruck, Peter A.(1991): Augenzeugensachzwänge. Medien am Krieg. In: Medien im Krieg. Die zugespitzte Normalität, Hrsg.: Österreichische Gesellschaft für Kommunikationsfragen (ÖGK), Salzburg, S. 3–11. Holzinger, Hans (1994): Die Welt wurde zum Dorf – wurde sie es wirklich? Medien: Zwischen Sensationsgier, Weltgewissen und Beliebigkeit. In: Feichtner, Gerhard u.a. (Red.): Schnappschuß Schlagzeile. Medien und Krieg eine Herausforderung für die Friedenserziehung. Friedenserziehung konkret. Schulpraktische Handreichung zur Friedenserziehung. Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung Burg Schlaining. Stadtschlaining 1994, S. 6– 19. (Sehr gute und kompakte theoretische Grundlegung über die Phänomene und Probleme des modernen, medial vermittelten Krieges inkl. für den Unterricht (Problemerörterung, Reflexion) gut verwendbarer theoretischer Textmaterialen zum Thema Medien und Krieg bzw. Friedensberichterstattung.)
Imhof, Kurt / Schulz, Peter (Hrsg.) (1995): Medien und Krieg – Krieg in den Medien. Reihe: Mediensymposium Luzern Band 1, Seismo: Zürich Kunczik (1995): Kriegsberichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten, in: Imhof, K. und Schulz, P. (Hrsg.), Medien und Krieg - Krieg in den Medien, Zürich 1995. Löffelholz, Martin (Hrsg.) (1993): Krieg als Medienereignis. Westdeutscher Verlag: Opladen. (Interessanter und immer noch aktueller kommunikationswissenschaftlicher Sammelband rund um die Problematik moderner Kriegsberichterstattung mit Bezug zum Golfkrieg II und der Jugoslawienkrise)
Ludwig, Clemens (1992): Augenzeugen lügen nicht. Journalistenberichte: Anspruch und Wirklichkeit. München. Medien im Krieg. Die zugespitzte Normalität; hrsg. von der Österreichische Gesellschaft für Kommunikationsfragen (1991), (= Sonderheft des „Medien Journal“. Salzburg. 76. S. Bezug ev. nach Anfrage noch via ÖGK, c/o Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg, Rudolfskai 42, A-5020 Salzburg. (Weitere Titel aus dem Inhalt: „War Game“, „Über das Heldische. Beobachtungen beim Kriegsberichterstatten“, „ ... daß die ganze Welt zuhört . Kriegsberichterstattung zwischen Prohibition und Exhibition“, „Zurechtweisung oder Zensuren: Journalistische Leistung und berufliche Zwänge“.)
Vincent, Richard / Galtung, Johann (1993): Krisenkommunikation morgen. Zehn Vorschläge für eine andere Kriegsberichterstattung. In: Martin Löffelholz (Hrsg.) (1993): Krieg als Medienereignis. Grundlagen und Perspektiven der Krisenkommunikation. Opladen: WDV (Text auch als pdf-Datei zu finden im bzgl. didaktischer Materialien sehr umfangreichen „Online-Forum Medienpädagogik“ des Landesbildungsservers Baden-Würtemberg, Deutschland: http://lbs.bw.schule.de/onmerz oder konkret unter http://www.kreidestriche.de/onmerz/pdf-docs/galtung_krisenkommunikation.pdf
Virilio, Paul (1994): Krieg und Fernsehen. Carl Hanser Verlag: München/Wien. (Philosophische Überlegungen des berühmten französischen Intellektuellen zum Krieg im Fernsehen. Philosophisch anspruchsvoll!)
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C) Unterrichts-Materialien: Medien – Krieg – Konfliktlösung – Konfliktvermeidung Annen, Niels: „Da war klar, dass wir den Nachrichten nicht glauben können...“ . Reflexionen eines engagierten Schülers In: Pädagogik 9/1991, S. 10–11. Feichtner, Gerhard u.a. (Red.) (1994): Schnappschuß Schlagzeile. Medien und Krieg eine Herausforderung für die Friedenserziehung. Friedenserziehung konkret. Schulpraktische Handreichung zur Friedenserziehung. Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung Burg Schlaining. Stadtschlaining, 95 S., DIN A4. (Das interessanteste didaktische Kompendium zum Thema Medien und Krieg mit folgenden Inhalten: Theoretisches zum Thema Krieg und moderne Medien; Medien, Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit im Jugoslawienkrieg, zu Inhalt und Form der Propagandapolitik Serbiens; Mit Kindern über Krieg reden, ein Problemaufriss; Krieg und Medien als Thema der politischen Bildung; zur Mythenbildung für die Kriegslegitimation im Jugoslawienkonflikt; Feindbilder in der Kriegspropaganda historisch betrachtet; Der Krieg in der Karikatur; Die Rolle der Bildmedien bei der Information über Konflikte; Zeitungstheater, eine Anleitung zum Selbermachen; Friedenspädagogik und Kinder- und Jugendliteratur; umfangreiche Bibliographie.)
Graß, Hans Peter: Reden wir über den Krieg. Diskussionsmethoden für Schule und Jugendarbeit am Beispiel des Kosovo-Krieges. In: Friedenserziehung konkret. Schulpraktische Handreichungen zur Friedenserziehung, No. 6. Stadtschlaining: 2000, 88 S. Hörburger, Christian (1996): Krieg im Fernsehen. Didaktische Materialien und Analysen für die Medienerziehung. Tübingen Kempf, Wilhelm (Hrsg.) (1993): Gewaltfreie Konfliktlösungen. Interdisziplinäre Beiträge zu Theorie und Praxis friedlicher Konfliktbearbeitung. Heidelberg. S. 71–91. Truger, Arno / Wintersteiner, Werner (Hrsg.) (1993): Friedenserziehung nach dem Kalten Krieg. Neue Aufgabe – neue Wege. Friedenserziehung konkret. Schulpraktische Handreichung zur Friedenserziehung. Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung Burg Schlaining. Stadtschlaining, Bd. 1. S. 96. (Hervorzuheben ist hier v.a. der Artikel Truger, Arno / Wintersteiner, Werner: Krieg und Frieden in der Sprache. Vorschläge für den Unterreicht, der in Kombination mit der Einführung in die Analyse politischer Text von Rolf Bachem [siehe oben] eine hervorragende didaktische Grundlage für die eigenständige schulpraktische Analyse von Texten zu den folgenden Themen sein kann: Sprache des Krieges allgemein, Denotation/Konnotation, Euphemistischer Sprachgebrauch in der Kriegsberichterstattung und -propaganda, vorurteilshafter Sprachgebrauch und Feindbildschaffung, Ganztextanalyse eines Medientextes usw.)
D) Weitere Literaturhinweise zum Themenbereich Medien und Krieg: 1) Bibliographie in Zeitschrift: Rundfunk und Geschichte, 21. Jg., Heft 2/3 1995, S.174–185. 2) FRIEDENSBIBLIOTHEK -PEACE LIBRARY des Friedenszentrum Burg Schlaining (Austrian Center for Peace and Conflict Resolution (ASPR www.aspr.ac.at ), A-7461 Stadtschlaining, Hauptplatz 3, Tel. 03355-2498/512 o. 516 (Fax. 03355-2300), E-mail.:
[email protected] 3) Bibliographie in: Feichtner, Gerhard u.a. (Red.) (1994): Schnappschuß Schlagzeile. Medien und Krieg eine Herausforderung für die Friedenserziehung. Friedenserziehung konkret. 62
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Schulpraktische Handreichung zur Friedenserziehung. Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung Burg Schlaining. Stadtschlaining. 4) Website des „Verein für Friedenspädagogik Tübingen“ http://www.friedenspaedagogik.de mit zahlreichen weiterführenden vor allem auch didaktisch orientierten Literaturhinweisen
E) Hintergrundmaterialien 1: Meldung der Deutschen Presseagentur vom 21. August 2002 Der 11. September in Zahlen – Tote und Schäden Bei den Terroranschlägen sind in den USA am 11. September über 3.000 Menschen ums Leben gekommen. Über die Zahl der Opfer des Anti-Terror-Feldzuges in Afghanistan gibt es keine gesicherten Angaben. Die Übergangsregierung in Kabul sprach von etwa 3.000 getöteten Zivilisten. Eine Bilanz: Der 11. September 3.052 Menschen ließen nach Angaben der Behörden bei den Anschlägen ihr Leben. In den beiden Türmen des World Trade Center in New York starben allen 2.819 Menschen (Stand: 19. August 2002), darunter 343 Feuerwehrleute und die 157 Insassen der beiden Flugzeuge. Nur 1.215 der Opfer in New York konnten identifiziert werden. 189 Menschen starben in Arlington bei Washington, als die Entführer die dritte Maschine in das Verteidigungsministerium lenkten. Alle 44 Insassen des vierten gekaperten Flugzeugs kamen beim Absturz in der Nähe von Pittsburgh (Pennsylvania) ums Leben. Insgesamt wurden alle 265 Menschen in den vier Maschinen getötet, darunter auch die 19 Terroristen. Allein der direkte wirtschaftliche Schaden der Anschläge in New York beträgt nach Schätzungen von Experten über 40 Mrd. Dollar. Die Zerstörung des WTC wurde zum größten Versicherungsfall der Geschichte. Die 1,8 Mio. Tonnen Trümmerschutt des WTC wurden in 262 Tagen abtransportiert. Der Anti-Terror-Krieg 70 Nationen beteiligen sich am Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Laut Pentagon haben 21 Länder Truppen entsandt. Deutschland stellt rund 1.450 Soldaten für die Operation "Enduring Freedom". Sie sind vor allem zum Schutz der Seewege am Horn von Afrika eingesetzt. Außerdem sind rund 1.300 Bundeswehrsoldaten an der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF mit über 5.000 Soldaten aus 19 Nationen beteiligt. Auf dem US-Marinestützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba sind etwa 600 Menschen aus 39 Ländern gefangen, die als Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida gelten oder Taliban gewesen sein sollen. Bis zu 1.200 Menschen befanden sich zeitweilig wegen Terrorismusvorwürfen in US-Gefängnissen. Die meisten wurden wegen Verstoßes gegen die Einwanderungsbestimmungen inzwischen abgeschoben. Rund 1,2 Millionen afghanische Flüchtlingen sind seit dem Ende letzten Jahres in ihre Heimat zurückgekehrt. 355,4 Mrd. Dollar soll der US-Militäretat nach dem Willen des Senats im nächsten Jahr betragen. Die Summe übertrifft den derzeitigen Etat um rund 35 Mrd. Dollar, es wäre der größte Anstieg seit 20 Jahren. (Quelle: dpa) Anmerkung (B.M), Quelle Kurier, 6. Oktober 2002, S. 6): -
ca. 2 Mrd. Dollar monatlich kostet der Krieg nach Angaben des Pentagon 20.000 Bomben wurden abgeworfen 39 US-Soldaten starben (19 im Gefecht) mindesten 3000 afghanische Zivilisten kamen ums Leben eine genaue Gesamtopferzahl des Krieges gibt es nicht, Experten-Schätzungen gehen bis in die Zigtausende bei der so genannten internationalen Geber-Konferenz im Februar 2002 wurde Afghanistan für das laufende Jahr Hilfe in Höhe von 1,82 Mrd € zugesagt, 90 Millionen davon flossen bisher tatsächlich an Afghanistan
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Anhang: A) Schlagzeilendokumentation vom Attentat des 11.September bis zum Kriegsbeginn Der U-Express titelt in den folgenden Tagen am Titelblatt und in den div. Berichten im Blattinneren wie folgt: Legende: Fettdruck bezeichnet Aufmacher auf Seite 1 bzw. prominent gesetzte bzw. umfangreichere Artikel auf div. Seiten; typographisch kleiner gesetzte Unter-Schlagzeilen dazu werden in der Dokumentation mit U-Schlz gekennzeichnet. Gestalterische oder textliche Besonderheiten sowie die illustrierenden Bilder und Grafiken werden gesondert beschrieben und erläutert. 12.Sept. ANGRIFF AUF DIE USA! (Bild: Brennender Nordturm und Explosion nach dem gerade in den Südturm eingeschlagenen zweiten Flugzeug) Tausende Tote nach der Terror-Serie (S. 2–3; Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: zahlreiche Katastrophenbilder und Grafik) Attentats-Angst auch in Wien (S. 6, Bild: schwer bewaffneter Elite-Sicherheitsbeamter) CHAOS IN NEW YORK (S. 12–13 Blattmitte; Rubrik „Unsere Stadt“, Bild: Großaufnahme einstürzender Hochhausturm des WTC. 13. Sept. DIE WELT TRAUERT (Unterschlagzeile: kurz, U-Schlz). 40.000 Tote unter dem Schutt in New York Bildberichte auf den Seiten 2,3,4,5,6 und 7 (Bild: brennendes Pentagon-Gebäude mit Einsatzkräften der Feuerwehr, Rettung etc.) Der Schock „Großer Gott – überall Tote“ (S.2–3, Rubrik „Angriff auf die USA“, Bilder: G.W. Bush steigt aus Präsidentenflugzeug; Drei Feuerwehrmänner hissen auf dem Schuttberg der WTC-Türme auf einem Fahnenmast die amerikanische Flagge; zwei weitere Bilder der gerade einstürzenden Türme: Bild eines Feuerwehrzuges mit einem Feuerwehrmann) Das Drama – Apokalypse in New York ( S. 4–5, Rubrik „Angriff auf die USA“, Bilder: Die Skyline NY´s mit Freiheitsstatue und fehlenden Türmen im Rauch; Bilder von Feuerwehrmännern, Überlebenden und aus der Stadt flüchtenden Menschen) DIE RACHE (S. 6–7, Rubrik „Angriff auf die USA“, Bilder: Portrait des Verteidigungsministers Rumsfeld und größeres von Osama bin Laden; Bild des Trümmerbergs der WTC-Türme; großformatig die Aufnahme eines US-Flugzeigträgers) Österreicherin (28) unter den Toten in Manhattan! (S. 8, Rubrik „Angriff auf die USA“, Bild österr. Kampfflugzeug; Mann der Kerzen an Gedenkstätte vor Wiener US-Botschaft anzündet; dahinter Fragment eines Kampfhubschraubers). 14. Sept. Tag 3 – DRAMA OHNE ENDE (Bild: ganzseitig erschöpfter und scheinbar verzweifelter Feuerwehrmann) Das Drama hat kein Ende (S. 2–3, Rubrik „Angriff auf die USA“, Helfer mit aufgestütztem Kopf erschöpft bzw. resigniert; Ruinensilhouette des WTC; Trauernde und verzweifelte Menschen; Bild des Trümmerhaufens. Tag 3 – DIE OPFER (S. 4–5, Rubrik „Angriff auf die USA“, Bilder: groß, Trümmerhaufen; kleiner, verzweifelte und erschöpfte Menschen; sechs Passbildportraits von Opfern; ein Foto von Mutter und Kind, beide Opfer in einem Flugzeug.) Tag 3 – DER KRIEG (S. 6–7, „Rubrik „Angriff auf die USA“, Bilder: Rettungskräfte hissen US-Flagge am Gebäude des Pentagon; Luftbild des zerstörten Pentagon-Gebäudes; amerikanischer Kampfjet, mittelgroßes Bild, Portraitbild eines Attentäters (Mohammed Atta); Bild von Bush und Rumsfeld) Kein Lebenszeichen von 200 Österreichern (S. 8, Rubrik „Angriff auf die USA“, Bilder: WTC-Türme nach Einschlag des zweiten Flugzeugs mit Explosion; Foto der Betreuerin der Angehörigen-Hotline) WIEN – Auch wir hätten keine Chance (S. 9, Bild: Jumbo-Jet fliegend; Mitarbeiter der österreichischen Luftraumüberwachung im Controllcenter bei der Arbeit) Drohungen gegen Muslime in Wien (S.11, Rubrik „Unsere Stadt“, Bild: ca. 20 auf Teppich sitzende Männer nebeneinander mit (orientalischen?) Kopfbedeckungen) DAS SCHLACHTFELD (S.12–13, Bild mit sehr groß geschriebenem Sub-Text: Satteliten-Foto von der Unglückstelle in NY) 64
MEDIEN . KRIEG . SPRACHE 17. Sept. Wien hilft New York: Feuerwehr sammelt (S.1, Bild: Zahlreiche Feuerwehrmänner auf den Trümmerberg) Große Mehrheit der US-Bürger für den Krieg (S. 2–3, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder: Überdimensionale US-Flagge, Flieger-Soldaten im Bodeneinsatz in Aktion; Portrait G.W. Bush mit zwei anderen Männern nachdenklich im Gespräch; Bild eines U-Bootes) DIE TOTEN (S. 4-5, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder: groß, Zeremoniell eines US-Soldatenbegräbnisses; betende Kinder mit kleinen US-Flaggen; weinendes Kind am Sarg; Frau mit Hochzeitsfoto ihres ums Leben gekommenen Mannes). 150 MINUTEN, DIE UNSERE WELT VERÄNDERTEN (S. 6–7, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder: Großbild von Aufräumungsarbeiten beim Trümmerberg des WTC; 3 Serienbilder zum Einschlag eines Flugzeugs in den Nordturm des WTC) 300 tote US-Kollegen: Wiens Feuerwehr hilft (S. 8, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder. Klein, NYFeuerwehrmänner; Portrait des Wiener Branddirektors) 17 Wiener unter den Opfern (S. 9, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bild der Staubwolke der einstürzenden WTCTürme; Frau vor Wand mit Vermisstenbildern). 18.Sept. WIR HELFEN! (großes Bild eines Feuerwehrmannes in Gala-Uniform mit ihn umarmenden Kleinkind mit Feuerwehrhelm) EIN KREUZUG GEGEN TERRORISTEN (U-Schlz.: Streitkräfte der USA bereiten sich weltweit auf den Angriff gegen das „Böse“ vor – ihr Ziel: Afghanistan (S.2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: grafisch kommentierte Luftaufnahme von den verschiedenen mit dem WTC eingestürzten Gebäuden plus Flugzeuge auf Pfeilen in Anflugschneisen; Portrait G.W.Bushs; Portrait eines NY-Polizisten mit Gas-Staubmaske aber auch halbnackte Seite-3-Frau!) DAS ARSENAL DER RACHE (S. 4–5, Rubrik „Der Terror-Krieg, Bilder: Großes, seitenfüllendes Portrait eines high-tech-ausgerüsteten Soldaten mit Waffe; dazu 13 symbolische Bilder von US-Kampfflugzeigen und Bombern mit Legend zu wichtigen technischen Daten) WIEN HILFT (S. 6, Rubrik „ Der Terror-Krieg“, Bilder: WTC-Ruine, Feuerwehrmann mit Händen vor dem Gesicht; Renate Brauner, Wr. Stadträtin; dazu auf S.7. drittelseitiges Bild von österr. Feuerwehrmännern vor Einsatzwagen eine amerikanische Flagge haltend; Bildtext: „Wien“) Gebete für vermisste Wiener! (S.8, Frau vor Gedenkstätte vor Kerzen hockend) Tausende Afghanen eingeschleust: „Soko“ verhaftet 22 Schlepper Terror: US-Touristen stornieren Wien-Reisen 18. Sept. 28 Österreicher tot im Terror-Schutt? (Bild: Bürgermeister Häupl zwischen 5 Wiener Feuerwehrmännern in Uniform) (U-Schlz: Die USA rüsten zum „heroischen Krieg“, doch ihr Oberbefehlshaber in Europa, General Ralston, kündigt an: (H-Schlz.) „Mit Sicherheit Verluste zu erwarten“ DIE SUCHE (S. 2–3, Vollbild über zwei Seiten mit kurzem Bildkommentartext vom Trümmerberg der WTC; Bild der Türme im Originalzustand) So können Sie spenden (S. 6, = Schlz. Zu kleinem Servicekasten) ALLE HELFEN (S. 6–7, Bilder: NY-Feuerwehrmann; Häupl mit Wiener Feuerwehrmann Hände schüttelnd; Begräbnisritual mit zehn Männern in Gala-Uniformen , einen mit US-Flagge bedeckten Sarg haltend). Tausende kaufen US-Fahnen! (S. 8, Bild: Verkäuferin mit US-Devotionalien) Bombenalarm vor US-Botschaft (S. 9) Innenminister: Wiener Flughafen muss jetzt noch sicherer werden! (S. 9) 20. Sept. FBI: Neuer Terror in 48 Stunden? (Bild: demonstrierende Jugendliche mit Transparent „NO more WAR!“) „NEUE TERROR-WELLE AM SAMSTAG“ (S.2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bild: Einsatzkräfte tragen eine mit Tuch bedeckte Leiche auf einer Tragbahre) US-Attentate: Papst ruft in Rom zum Frieden auf! (S. 3.) DIE HELDEN (S. 2–3, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bild: ganzseitiges Hintergrundbild der US-Flagge darauf div. Bilder von Hilfskräften und einem erschöpft wirkenden Hund!) Eine Welle der Solidarität (S. 6, Rubrik „Hilfsaktion“, Bild: groß, heulender „Firefighter“ mit Helm und salutierender Hand an der Schläfe) USA holen sich unsere besten Kriminalisten (S. 9)
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE 21. Sept. Bundespräsident hilft Terror-Waisen (Bild halbseitig, Klestil zwischen Feurwehrmännern schüttelt Kommandanten die Hand) EX-Sowjet-Agenten als Terror-Paten? (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: zerstörte Feuerwehreinsatzwägen am WTC; Luftaufnahme des Terrorortes; Matrose hält Kleinkind bei vermeintlichem Abschied zu Kriegseinsatz). DER AUFMARSCH – „Grenzenlose Gerechtigkeit“ – der Codename des US-Gegenschlages ....(S. 4–5, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder: ganzseitige Abbildung einer großen Soldatenkolonne in der Wüste; Detailbilder eines Bombers; eines Elitesoldaten in Kampfbemalung und zweier Flugzeugpiloten auf Flugzeugträger) Unser Bundespräsident hilft! (S. 7, Bilder: NY-Feuerwehrmänner bei Löscharbeiten darüber im Hintergrund in Großbuchstaben der Schriftzug „Wien“, darunter Bild von salutierenden „NY-Firefighter“ inkl. eines dabei kleinen ebenfalls salutierenden Bubens in Uniform) 24. Sept. Erste Gefechte in Afghanistan! (Foto des Papstes mit durch Hände bedecktem Gesicht) Briten im Feuergefecht mit Taliban! (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bild: B 52 – Bomber fliegend und Bomben abwerfend; kleines Portrait von Osama bin Laden; kleines Gruppenbild von bewaffneten britischen Elitesoldaten im Wüstenlook) „Ein Licht der Hoffnung“ (S. 5, Bild von Uniformierten festlich zu Grabe getragenem Sarg mit US-Flagge; Bild von Kardinal Schönborn) „DER KRIEG IST DUMM“ (S. 12–13, Rubrik „Reportage“, 6 Kinderportraits; in der Mitte ein mittelgroßes Foto eines explodierenden WTC-Turms rund-herum Kinderbilder über ihre Eindrücke zu dieser Katastrophe). 25. Sept. kleiner Sub-Aufmacher: Luftflotte: 80 Kampfjets für Angriff bereit Grusel-Legenden zu den US-Attentaten (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: Soldatenfriedhof mit hunderten weißen Kreuzen und Tafel „9-11-01: 5000 Missing“; Bild der brennenden WTC-Turms mit Rauchwolke in der Form einer vermeintlichen „Teufelsfratze“) DIE ARMADA (S. 4–5, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder: Ganzseitige Darstellung von zwei fliegenden USKampfjets plus div. kleinerer Fotos rund um Flieger und Flugzeuge; dazu eine Afghanistangrafik mit „möglichen Zielen eines US-Angriffs“) Zilk von Hilfsaktion begeistert (S. 8, Rubrik „Unsere Stadt“, Bild von vier „abziehenden“ Firefighters) 26. Sept. Terror-Jet sollte Bush in Genua töten! (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: US-Marines im Kampftraining; Luftaufnahme von WTC-Ruinen; Portrait von bin Ladens Vize mit Text „Wanted by the FBI“; Portrait von Bush) AUA-Piloten fordern Waffen! (S. 5, Bild: Piloten im Cockpit eines Passagierflugzeugs im Hintergrund großer Schriftzug Wien; Foto von Übungseinsatz zweier Kobra-Polizisten). WIR HELFEN IHREN FAMILIEN (S. 9, Rubrik „Hilfsaktion“, Bilder: 56 kleine neben- und untereinander angeordnete Portraitfotos von ums Leben gekommenen Feurwehrmännern und anderen Helfern großteils mit Uniformkappen) 27. Sept. Wien: Scharfschützen vor der OPEC-Zentrale (S. 1, Bild: einzelner Fire-Fighter in Brustaufnahme eine Flagge auf Fahnestange im Arm halten und nach oben blickend) Das Psycho-Gutachten über bin Laden (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: Bergetrupps vor den Trümmern des WTC; drei Soldaten beim Schwärzen ihrer Gesichter; ein Portraitfoto klein, von bin Laden; eine uniformierte Hilfskraft der Bergearbeiten über Hund gebückt, diesen haltend). Hilfe für Waisen der Terror-Opfer (S. 6, Rubrik „Unsere Stadt“, NR-Präsident umarmt zwei neben ihm stehende Feuerwehrmänner). 1.Oktober Taliban: „Wir halten Bin Laden versteckt“ (U-Text sehr klein darunter: US-Bomber gestartet – Bildberichte 2,3,4 und 5) (nur Bild zweier Fußballer) Bin Laden in Versteck der Taliban (U-Schlz.: Afghanischer Botschafter: „Sicherheitskräfte beschützen Osama“ – US-Bomber bereits in der Luft (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: Panzer der TalibanMilizen; Portrait kleine von Bin Laden, Bagger bei den Aufräumungsarbeiten am WTC) DIE USA IM KRIEG ( S. 4–5, Rubrik „Der Terror-Krieg“, ganzseitige Bebilderung mit Kampfflieger über NY sowie fünf kleinere Bilder über Seitenränder verteilt zu div. Militärszenarien mit Menschen und Material) Spenden ist Ehrensache! (Zur Serie „Wien hilft New York“) 66
MEDIEN . KRIEG . SPRACHE 2.Okt. Wien: Stapo warnt vor Terror-Gefahr! (S. 1, Bild von Flugzeuglotsen vor US-Kampfjets mit groß gedruckter Bildübertitelung „Wann gibt Bush den Angriffsbefehl?) Das Notruf-Protokoll: „Wir verbrennen!“ (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, einseitiges Bild einer Nahaufnahme eines brennenden WTC-Turmes mit Menschen, die an der Außenfassade – teils zum Sprung bereit – hängen. Dazu kleines Bild der beiden brennenden Towers.) Terror-Warnung: „Schläfer in Wien!“ (S. 7) 3.Okt. USA legen Beweise gegen Bin Laden vor (kleiner Ut: NATO zum Gegenschlag bereit, kein spez. Bild) „Bin Laden ist schuldig“! (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: größer, Hubschraubersoldat mit Bordkanone mit Blick auf einen US-Flugzeigträger; kleines Portraitfoto bin Ladens). Bürger zeigen Herz! (S. 6, Rubrik „Unsere Stadt“, zur Serie „Wien hilft New York“, dazu Bild zweier Helfer vor WTC-Trümmern) Taliban-Minister warb in Wien für Bin Laden (S.7) 4.Okt. Hektische Diplomatie vor dem US-Gegenschlag (U-Schlz: USA bitten NATO um Unterstützung – USVerteidigungsminister Rumsfeld sucht Verbündete in Nahost (S. 2–3, Foto von Soldatentruppe mit Gasmasken; kleines Bild von Trümmerberg) „Vorbild für Europa“ (S. 7, Rubrik „Unsere Stadt“, Bild Innenminister Strasser zwischen zwei Wiener Feuerwehrmännern, zur Serie „Wien hilft New York“) 5. Okt. Terror-Alarm nach Flugzeug-Absturz! (S. 1.) Terror-Alarm in Russland: Jet explodiert (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: Bild einer Tupolew Passagiermaschine; weinende Menschen auf Flughafen; kleines Portraitfoto des russischen Präsidenten Putin, kleine Landkarte des Absturzgebietes) Gerüstet für den Ernstfall! (S. 8, Rubrik „Stadtreport“, Foto von Feuerwehrbeamten in der Kontrollzentrale der Stadt Wien) 8. Okt. 2001 KRIEG! (Bild von US-Kampfjet auf Flugzeugträger mit Bildtext: „Die Bomber sind gestartet: Sonntag um 18:27 Uhr begann der US-Angriff auf Afghanistan – Bildberichte auf S. 2, 3, 4 und 5) US-Mehrheit selbst für langen und blutigen Krieg (U-Schlz.: CNN-Umfrage vor Angriff: 81 Prozent der Amerikaner in Terror-Sorge, 56 Prozent für „Sie mit vielen Opfern“) (S. 2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: vier Kampfjets in Formation fliegend über Flugzeugträger; kleines Bild zum Thema „Truppenbetreuung“ durch Pop-Star Geri Halliwell bei Strandspielen mit einem Soldaten) DER US-ANGRIFF (S. 4–5, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder: Nahaufnahme auf Kampfjets auf Flugzeugträger in der Nacht; Portrait Bush; vier Kampfjets in Formation vor dem Hintergrund des Mondes; Grafik von Afghanistan Landkarte mit Kennzeichnung von Paschtunengebieten und Gebieten der Nordallianz) 9. Okt. NEUER BLITZANGRIFF AUF TERROR-CAMPS (Bild: drei US-Soldaten auf Boot bei „Patrouille vor Boston“ vor der Skyline von US-Hochhäusern) Weltweite Angst vor Rache der „Gotteskrieger“! (U-Schlz.: Nach zwei US-Angriffen drohen neue TerrorAttentate – Von Moskau bis New York höchste Alarmbereitschaft) (S.2–3, Rubrik „Aus aller Welt“, Bilder: brennender Mensch in typisch orientalischer Kleidung (Selbstverbrennung eines Pakistanis aus Protest); verwundeter Jugendlicher mit bärtigen Männern (Opfer des US-Bombardements) DIE ZWEITE ATTACKE (S. 4–5, Rubrik „Der Terror-Krieg“, Bilder: ganzseitig Darstellung einer Nahaufnahme eines aufgetauchten U-Bootes, drei kleine Bilder über Bomber, Piloten und Flugzeugträgermannschaft; Grafik über mögliche Angriffsszenarios mit einem Marschflugkörper) Alarmstufe rot für Exekutive (Lead: Dem Terror keine Chance! Innenminister Strasser zieht Polizisten und Gendarmen aus den Bundesländern in Wien zusammen. Sie sollen bei Sicherungsaufgaben helfen.) (Bilder: bewaffnete Polizisten beim Ausschwärmen vor Polizeieinsatzwagen (im Bildhintergrund großer Schriftzug „Wien“, kleines Portrait von IM Strasser) Exil-Afghanen: „Wir hassen die Taliban“ (S. 9, Rubrik „Unsere Stadt“, Bild des Obmanns des afghanischen Kulturvereins Wien)
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE 10.Okt. Biowaffen-Terror: Erstes Todesopfer! (Bild: futuristisch anmutende modernen „Tarnkappen“-Kampfbomber auf Betrachter zufliegend) Erster US-Toter durch Biowaffen! (U-Schlz.: Milzbrand-Fälle in Florida – dort, wo die World-Trade-CenterMörder übten) (S.2–3, Bild: klein, Menschen in Ganzkörperschutzanzügen) KABUL (Bildtext in Großbuchstaben über 1/4 Seite „Das Angriffsziel in Afghanistan: .......) (S. 4–5, Bilder: Luftbild von Kabul-Stadt; vier Bilder mit US-Militärsujets; Bild von Aufräumungsarbeiten in Kabul) Flughafen unter Kontrolle! (S. 7, Bild: Polizeieinsatz bei Verkehrskontrolle vor Flughafeneinfahrt Schwechat, Schriftzug „Wien“ groß über das 2/3 Seiten Bild; darunter vier Portrait von Passanten mit Kommentaren zu scharfen Kontrollen).
B) Auswahl von Textfragmenten aus der U-Express-Berichterstattung vom Beginn des Krieges am 7. Oktober 2001 bis zum „Sieg“ über die Taliban Mitte Dezember 2001: 3. Okt. Aufmacher, „USA legen Beweise gegen Bin Laden vor“, Titel S. 2–3, „Bin Laden ist schuldig“!, Lead-Text, „Jetzt gibt es keine Zweifel mehr, wer hinter den Terroranschlägen ...steckt.“ (...) ein Angriff steht unmittelbar bevor., Text, „Die USA haben uns die Schuld Bin Ladens schlüssig bewiesen“, erklärt „NATO-Generalsekretär Georg Robertson ...“. 8. Okt. „KRIEG!“ U-Schlz: „Die Bomber sind gestartet“ Titel auf S.2. „US-Mehrheit für langen und blutigen Krieg“ Lead: „Sie wollen sogar einen langen Krieg mit vielen Opfern ...“ 9. Okt. Aufmacher „Neuer Blitzangriff auf Terror-Camps“, Titel S. 2 „Weltweite Angst vor der Rache der Gotteskrieger“, Text, „Wir können Terroranschläge mit atomaren Waffen nicht ausschließen“ ...“, (...) „Ziele des Gegenschlages: Laut Rumsfeld ...die Beschaffung von Geheimdienstinformationen über Osama bin Ladens Terrororganisation … und die Entwaffnung der Taliban.“ 10. Okt. Aufmacher „Biowaffen-Terror. Erstes Todesopfer!, Bildtext auf S.1., „Welle auf Welle amerikanische Bomber über Afghanistan ...“ , Titel S. 2–3, „Erster US-Toter durch Biowaffen“ U-Schlz.: Milzbrand-Fälle in Florida – Dort, wo die World-Trade-Center-Mörder übten, Text S.3. „ Die Welt hält den Atem an: Innerhalb weniger Tage erkrankten in den USA zwei Menschen an Milzbrand. Die Krankheit wird durch Bakterien (Anthrax) ausgelöst. – und gilt als schreckliche Biowaffe.“ Text S. 4. „Die Strategie: Zermürbung. (...) Trotz aller massiven Luftschläge auf Afghanistan soll Osama bin Laden noch immer nicht das Land verlassen haben. (...) Sein Stellvertreter, Aiman al-Zawahiri, soll vor den New-York-Attentaten in Albanien gesehen worden sein. Er hätte dort mit Hilfe der Mafia eine „zweite islamische Front“ gegen den Westen aufgebaut.“ 11. Okt. Aufmacher „“Rache“: Bin Laden plant neuen Horror!„ Titel S.2–3, „Terroristen-Rache: Noch mehr TodesFlugzeuge!, Text, „„Der Sturm der Flugzeuge wird nicht aufhören“ – diesen Satz des al-Qa´ida-Sprechers ... als leere Drohung einzuschätzen, wagt niemand.“ ; „„Luftsieg“ – jetzt schicken die USA Elite-Soldaten nach Afghanistan“. (S. 1, Bildtext), Text S.4, „ Schlachtplan (...) bis gesamte Luftabwehr und die militärische Infrastruktur in Afghanistan zerbombt ist (...) [dann] „eine Menge kleiner Teams von Spezialisten“ bei strategisch wichtigen Zielen absetzen ...“ 12. Okt. „Fast 10.000 Elite-Soldaten sollen in einem Großangriff mit Helikoptern und Transportmaschinen nach Afghanistan eingeflogen werden und die Terroristen festnehmen – oder töten.“ Text S. 5. 15. Okt. Aufmacher „Terror-Jet sollte auf Disneyland stürzen!“, Titel S.2–3, Milzbrand: Chaos-Wochenende erschüttert die USA, Text „Will die Terror-Organisation Bin Ladens die gesamt Nation vergiften? (...) „Al-Qa´ida Sprecher Abu Geith drohte erneut mit Terror-Attacken ... riet via TV allen Glaubensbrüdern, „Flugreisenzu meiden
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE und nicht in Hochhäusern zu wohnen.“ (... Massenmordpläne einer verhaftete Araber-Gruppe (...) „ ... wie sie in einem großen Gebäude in London oder Rom zehn Liter des Giftgases Cyanid verströmen lassen will.“ Titel S.4. „Disney-World sollte brennen“, Lead-Text „Bin Laden hatte ein weiteres Terror-Ziel in den USA: Laut FBI hätten die Fanatiker geplant, Jets auf Disney-World stürzen zu lassen. Tausende Kinder wären dabei getötet worden!“, Text „Die nun aufgeflogenen Horror-Pläne der Terrorgruppe rund um Osama bin Laden scheinen einfach zu grausam, um denkbar zu sein. (...) Mickey und 10.000 Kinder als Terror-Ziele...“. 16. Okt. Aufmacher „Terror in den USA: Warnungen ignoriert“, Titel „Kabul brennt“ Text S .4, In Kabul stehen Gebäude in Flammen, Kandahar wird von schweren Explosionen erschüttert, aus beiden Städten fliehen Tausende Menschen. (...) Die Taliban sprechen von bisher 300 getöteten Zivilisten.“ 17. Okt. Aufmacher „Der Bodenkrieg hat begonnen!“, Titel S.2–3 „Weltweite Angst vor Killer-Bakterien“, Text S.3.„US-Präsident George W. Bush ... schloss nun nicht länger aus, dass Osama bin Laden hinter dem Milzbrand-Terror stecke: „Es ist klar, dass Bin Laden ein böser Mensch ist.“ S. 4 Titel „Feuergefechte in Kandahar“, Text, „In Afghanistan hat der Bodenkrieg offenbar schon begonnen: ...“, „ Sie sind bereits im Herzen Afghanistans: Alliierte Fallschirmjäger ...“ 18. Okt. Aufmacher „Anthrax-Großalarm: AUA-Jet kehrte um!“, Titel S.2–3 „Seuchen-Terror: US-Parlament evakuiert!, weiterer Titel im Blattinneren „Sie jagen IHN“ (Osama bin Laden) 19. Okt. Aufmacher„Neues Terror-Ziel: US-Atomkraftwerke“, Titel S.2–3, „Terror-Irrsinn: FBI rechnet mit Attentat auf AKW.“ 22. Okt. Aufmacher „Dollar-Milliarde für seine Tötung“, Titel S. 2–3, „Bush befiehlt CIA-Killern: „Tötet Osama bin Laden!“; Text, Spezialeinheiten sollen „Terroristen-Burgen stürmen und ausräuchern, die Köpfe der Banden festnehmen oder „neutralisieren“.“ 23. Okt. Aufmacher „FBI- Terroristen droht die Folter“, Bildtext auf S. 2, „Angeblich abgeschossen: ein USBlackhawk-Helikopter ...“, „Bei Bombardements Spital in Herat getroffen.“ (Zwischentitel auf S. 3) 24. Okt. „Spezialeinheiten in den Höhlen der Terror-Mullahs“ = S.1 Bildtext mittelgroß zu Kampfhubschrauber und davor hockenden 6 US-Militärs), Titel: „Tunnel Kampf“, Lead-Text (groß):„Die Angriffswellen rollen weiter: Die US-Jets fliegen bis zu 90 Afghanistan-Einsätze täglich, ihre lasergesteuerten Bomben explodieren ... – die Ranger sollen bis in die Höhlen und Tunnelfestungen der Terror-Mullahs kriechen (...) Kampfjets greifen nun direkt die Frontstellungen der Taliban an und zerstören Versorgungskonvois. ...soll eine Bombe in einer Moschee eingeschlagen haben, behaupten die Taliban. „Mindest 15 Zivilisten“ wären getötet worden. (S.5)“; Bildtext unter reitenden Afghanen mit traditionellen Kopfbedeckungen: „Wilde Reiter gegen HightechSpezialeinheiten – in den Höhlen Afghanistans können Helikopter den Kampf nicht unterstützen.“ 25. Okt. Titel S.2–3, „Bin Laden kaufte Anthrax in Asien“, Titel S.4.“Winterfeldzug!“, Text „Auf den Pässen des Hindukuschs liegt der erste Schnee: Die USA und ihre Alliierten bereiten nun einen „Winterfeldzug“ vor – der Krieg in Afghanistan wird lange dauern. (... „Taliban versteckten sich hinter Zivilisten“. Das Pentagon betonte aber, dass sich die Taliban nun gezielt in Wohngebieten verstecken. Sie wüssten, dass sich die USA scheuten, dort Bomben abzuwerfen.““ (S.4). 26. Okt. Titel, S. 5–6 „ERSTE ZWEIFEL“, Lead-Text (groß):„ ... Neben Kasernen brennen Lebensmittel-Lager des Roten Kreuzes, statt al-Qa´ida-Terroristen sterben Kinder im Bombenhagel: Am Sonntag tötete ein US-Geschoß eine 10-köpfige Familie (...) Militärs sagen offen, dass der Luftkrieg „sicher nicht“ die Taliban erschüttert. (...) Tausende Pakistani stürmten bereits die Grenze: Sie ziehen mit den Taliban in den Heiligen Krieg.“
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE 30. Okt. Titel S. 2–3„Taliban: „Wir haben US-Bürger festgenommen!“, Text „Die Amerikaner schlittern in ein zweites Vietnam“ (…) „ Für die USA ist der Krieg längst verloren“ (...) Militärexperten beurteilen ausschließlich mit Pessimismus die Situation der US-Streitkräfte ...“. 31.Okt. Titel S.2–3, „US-Ranger sollen in Pakistan die Atomwaffen stehlen“, = Bericht über die vom CIA betonte Gefahr, dass pakistanische Generäle ihre Regierung stürzen könnten, um dann mit 24 Atomwaffen die Taliban unterstützen. 2. Nov. Aufmacher „Milzbrand: Erster Ernstfall in Europa“, Titel S.2–3, „Milzbrand-Horror erstmals in Europa, Titel des doppelseitigen Bildberichtes S. 4-5, „IM DAUEREINSATZ“, Text S.5, „Stündliche Flächenbombardements der B-52, US-Militärberater und Hunderte Elitesoldaten an der Front – für diese zunehmende „Vietnamisierung“ des Terrorkriegs in Afghanistan werden die US-Strategen von den Taliban, wie auch von den britischen Zeitungen verspottet. Und der Nordallianz gelang noch immer kein militärischer Erfolg. – es fehle an Munition, an Treibstoff. Aber noch mehr mangelt es diesen Kämpfern an am Willen, für die USA die „die Drecksarbeit“ zu erledigen. (...).“ 5. Nov. Aufmacher „DANKE!“ U-Schlz Wiener spendeten eine Million für die Waisen und Witwen der New Yorker Firefighter,„Titel S 2–3,„ „Afghanistan-Invasion soll die Schlacht retten““, U-Schlz.: „Taliban jagten USElitesoldaten wie die Hasen – 12 Amerikaner schwer verwundet – Alliierte vor Großoffensive“; Bildtext zu Foto Bin Ladens „Bin Laden schickte ein zweites Hass-Video“. 6. Nov. Titel S. 2–3, „Bomber radierten 50 Kilometer Taliban-Front aus“, Bericht dazu über Ausmaß und Umfang der US-Bombenabwürfe, Text: „ (…)Diese Bombenlast entspricht dem Gewicht von 214 Linienbussen. Die B-52Einsätze im Norden Afghanistans wären „erfolgreich“ gewesen, sagt ein Pentagon-Sprecher. (...) Die Taliban konnten auf die US-Luftangriffe nur mit neuen Propaganda-Meldungen kontern: Ihr Sprecher Abdul Salam Saif sagte, die Taliban hätten bereits 95 US-Soldaten getötet.“ 7. Nov. Titel S. 2–3, „ Winterkrieg in Afghanistan ....“, Text „Bis zu minus 40 Grad Kälte, drei Meter Schneehöhe, acht Millionen Tretmine, Tausende fanatische Mudjahedin ... in der Kriegshölle Afghanistan. (...) Neutralität erspart Österreich das Abenteuer. (..) USA werfen weltgrößte Bombe auf Taliban ab.“ 8. Nov. Titel S. 2–3, „15,4, Milliarden – das kosteten die USA 33 Tage Krieg“ Text, „“Verschwendung von Sprengkraft über kahlem Gebirge“ – so wertete bereits Indiens Verteidigungsminister ...“, Titel S.4. „Kamikaze gegen USTruppen“, Lead-Text „Neue, noch schrecklichere Pläne der islamischen Extremisten für ihren Krieg gegen die USA enthüllten nun JournalistInnen in Pakistan: Unter den Taliban sind Kamikaze-Einheiten.“, Text „.“Diese Kamikaze-Einheiten sind sehr leicht an ihren Waffen und ihrer Uniform zu erkennen – und alle haben Bänder umgebunden, die voller Koranverse sind.“ 9. Nov. Aufmacher „Bin Laden: Noch 6000 Terror-Ziele!“, Titel S.2–3 „CIA: „Bin Laden hat noch 600 Attentate geplant“, Text „Der Horror am 11. September – er soll nur ein Teil des großen Terror-Plans Bin Ladens gewesen sein, berichtet die britische Zeitung „The Guardian“: ... Wie bei der Terroristen-Fahndung fehlen der USA auch am Schlachtfeld Erfolge: So wird der Vormarsch der afghanischen Opposition vom MG-Feuer der Taliban fast zu Stehen gebracht (...) Einen Winterkrieg wollen die USA nicht mehr wagen, sie planen eine „große Frühjahrsoffensive““. 13. Nov. Titel S. 4, „Nordallianz vor Sturm auf Kabul!“ Text „Der Kampf um die afghanische Hauptstadt hat begonnen; Montagnachmittag rückten 7500 Kämpfer der Nordallianz bis vor die Tore Kabuls vor. (...) In ihrem Feldzug konnten die Truppen der Nordallianz auch aus anderen Landesteilen Erfolge melden.“
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE 14. Nov. Aufmacher „Nach Airbus-Horror New York in Angst“ U-Schlz. „Viele zweifeln an der Unglücks-Ursache“, Titel S. 2–3, „Jubel und Lynchjustiz der Eroberer“, Lead-Text „Kabul ist frei – zumindest vom Terror der Taliban. Jetzt tanzen und morden die Soldaten der Nordallianz ...“, Text, „...Aber auch die neuen Herren Kabuls sind nicht wesentlich humaner als die gefürchteten Taliban-Schlächter. „Auf der Straße liegen erschlagenen TalibanKämpfer, einige von ihnen bestialisch ermordet.“ (...) Auch aus Mazar-e-Sharif meldeten Zeugen ein Massaker.“ „... US-Kampfjets bombardierten irrtümlich einen UN-Hilfskonvoi – 280 Tonnen Lebensmittel verbrannten.“ 15. Nov. Titel S. 2–3, „Bin Laden – seine Tage sind gezählt!“, U-Schlz: „Nach Rascher Eroberung von Kabul, Kandahar und Jalalabad jetzt verstärkte Jagd auf den Terrorscheich“, Lead „ Jetzt wird´s eng für Osama bin Laden: Nach dem Fall Kabuls sind US-Ranger dem Terroristen auf den Fersen – mit einer Festnahme wäre der Sieg perfekt.“, Text „Die Taliban fliehen und auch Osama bin Laden muss seine Verstecke wechseln. Doch die USKommandos hätten den Terror-Scheich schon fest im Visier ihrer M-16 Sturmgewehre, berichtet die „New York Times““. 16. Nov. Aufmacher „Bin Laden: Pläne für Atomwaffen!“ Text, „In Hinterhofzimmern in Kabul ließ Bin Laden den Massenmord planen: Nun gefundene Papiere beweisen, dass die Terroristen an Atomwaffen bauen. (...) Die USA erhöht das Kopfgeld auf Bin Laden.“ 19. Nov. Aufmacher, „Terrorscheich hat zehn Doppelgänger!“, Titel S. 2–3, „„Bin Laden bezahlt zehn Doppelgänger““, Titel S. 4-5„Kopfjagd wie im Wilden Westen“, Text „Wie einst die US-Kavallerie Billy the Kid jagte, hetzen nun US Special Forces Osama bin Laden ... zu Pferd und mit der Lizenz zum Töten. (...) Die Bombenangriffe und das gleichzeitige Kesseltreiben schien tatsächlich erfolgreich zu sein.“ 21. Nov. Aufmacher „US-Soldaten sollen Bin Laden köpfen“, Lead-Text „ Sein Tod soll klar bewiesen sein: US-Ranger haben den Auftrag, den Kopf Osama bin Ladens aus Afghanistan mitzubringen – ein Foto reicht nicht.“, Text S. 2–3, „Der Krieg in Afghanistan bleibt so blutrünstig, wie er begonnen hat.“, (Text-Schlz)„Die neueste Entwicklung im Anti-Terror-Krieg. In Berlin startet am Montag die UNO-Konferenz über Afghanistan. Text, (...) Gegen „freies Geleit“ für die Taliban sind die USA: US-Zeitungen titeln sogar: „Kein Gefangenen!““ Titel „Jagd auf Elite-Einheit 0 55, Text S.4. „Die Taliban-Brigade 0 55 gilt unter allen Militärexperten als fanatischste aller Einheiten der Gotteskrieger – die härtesten Soldaten der Nordallianz sprechen von diesen EliteKämpfern mit Furcht und großem Respekt. Mit gigantischen Summen arabischer Förderer ließen diese Truppen weitverzweigte Tunnelsysteme in die unwegsamen Berge treiben. (...) Diese Höhlen sind nun das Ziel der Bomber.“ 22. Nov. Bildtext zu Bild einer Kanone auf S.3. Titel „Die Kesselschlacht um Kundus – Taliban handeln um Kapitulation“, Text „13.000 eingekesselte „Gotteskrieger“ bitten um Gnade (...) Von ihrem einstigen „Superhelden“ wollen die Taliban nichts mehr wissen: Sie haben ihm ihren Schutz entzogen.“ 23. Nov. Titel S.2–3, „„Afghanistan war erst der Anfang!““ U-Schlz. „Bush droht anderen Staaten“, Lead-Text „Neue alte Feinde für die USA im Antiterror-Krieg: dem Irak könnte nun der nächste Schlag gelten. US-Präsident Bush: „Wir werden das Böse in der ganzen Welt bekämpfen““. 26. Nov. Titel S.2–3, „Bin Laden: Will er in Europa untertauchen?“ Text S.3, „Die neuesten Entwicklungen im AntiTerror-Krieg: – Die USA wollen laut der britischen „Sunday Times“ weitere Staaten, die mit Bin Laden in Verbindung stehen, angreifen – ihre Ziele: Somalia, Jemen und der Sudan. (...) Stadt Kundus unter Kontrolle (...) Beim nun geplanten Angriff auf die letzte Hochburg der Taliban, Kandahar ...“ 27. Nov. Aufmacher „Er sitzt in der Falle“, Titel S. 2–3, „Bin Laden und Omar „umzingelt“, Titel S. 4–5, „DIE LETZTE SCHLACHT“ Doppel-Bildseite mit Text, „ ... die letzte große Schlacht der US-Army gegen die „Gotteskrieger“ hat begonnen. (...) Die 1500 Elite-Soldaten ... sollen ihre Kameraden der Special Forces bei der Jagd auf Osama bin Laden unterstützen. (...) Amerika rechnet mit den ersten toten Helden.“
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE 28. Nov. S. 1 Bild mit Bildtext „Das erste Foto: Die US-Marines in Afghanistan!“, Bilduntertext dazu„ ...F-14Kampfjets sollen die feindliche Stellung ausradieren (...) Ist die Basis der Marines gesichert, jagen sie Bin Laden.“, Titel S. 2–3, „Scharmützel vor Kandahar“, Lead-Text „In einem Feuersturm blieb ein erster Angriff der Taliban-Truppen auf die bei Kandahar gelandeten US-Marines liegen. „, Text „... In Mazar-e-Sharif „neutralisierten“ US-Special-Forces die letzten 30 aufständischen gefangenen Taliban.“ 29. Nov. Titel „Hauptquartiere der Taliban im US-Bombenhagel“, U-Schlz: „ Letzte Widerstandsnester in Afghanistan sturmreif – Rumsfeld: „Sie wünschten sich, dass sie nie dort waren.“, Text S.3. „(…)“Dort hat niemand überlebt. Die wünschten sich, dass sie nie dort waren“ – mit dem Vokabular des Western-Helden John Wayne schilderte US-Verteidigungsminister ... den Erfolg der Bombenangriffe auf Taliban-Hauptquartiere. (...) US-Soldaten entdeckten in Afghanistan 40 Labors, in denen Massenvernichtungswaffen getestet wurden.“ 30. Nov. Titel S. 2–3, „Gnadenlose Jagd auf Terror-Krieger“ U-Schlz.: „Al-Qa´ida-Führer gefasst – unter ihnen: der Sohn von Scheich Rahman.“, Text S.3, „Erfolg der Nordallianz im Kampf gegen Taliban und die al-Qa´idaKrieger: Beim Vormarsch in Afghanistan nahmen sie Dutzende Kommandanten fest. (...) Bei der Konferenz in Bonn einigten sich die Delegierten...auf eine gemeinsame Regierungsverantwortung für Afghanistan.“ Titel „Verraten: Das ist Bin Ladens Höhle“ (Zu gezeichnetem Bild mit div. erklärenden Legenden von Tora Bora), S. 4, Lead-Text „Das Versteck von Bin Laden ist angeblich verraten- von einem Gemüsehändler, der den Scheich und seine Truppe belieferte.“, Text „Osama bin Laden hätte seinen riesigen Kommandobunker in der Nähe des Dorfes in den riesigen 3962 Meter hohen Berg Ghree Khil gegraben (...) 400 Elite-Kämpfer hätten Bin Laden zu bewachen ... „Sie wollen bis zum letzten Atemzug kämpfen“.“ 4. Dez. Aufmacher-Bild mit Bildtext „Der erste tote US-Held zurück aus Afghanistan“, Titel S. 3., „Die letzte Schlacht: Marines vor Sturm auf Kandahar“ U-Schlz: „Amerikaner treiben Taliban-Kämpfer in Südafghanistan in die Enge“, Text S.3., „ ... US-Marines stehen kurz vor der großen Entscheidungsschlacht – die letzte TalibanBastion, Kandahar, soll jetzt erorbert werden. (...) Als „dreckig und unangenehm“ bezeichnete USVerteidigungsminister Donald Rumsfeld am Montag wiederum im Cowboy-Jargon die Aufgabe der US-Truppen “Wenn sich die Taliban in Kandahar nicht bald ergeben, sind sie tot.““ 5.12. Aufmacher klein S. 1 „Terror: Attentats-Pläne für Euro-Tunnel“, Titel S. 2–3. „Die neuen schrecklichen Pläne Osama bin Ladens“. Text S. 3. „Noch grausamer, noch keimtückischer – so werten GeheimdienstAgenten die neuen Terror-Pläne des in Afghanistan gejagten Osama bin Laden. Die Konstruktion einer „schmutzigen“ Atombombe wäre nur noch eine Frage von Wochen. (...) ebenfalls Terror-Alarm: Der italienische Geheimdienst DIGO hat Telefonate abgehört, in denen Bin-Laden-Gefolgsleute einen Anschlag auf den [Euro]Tunnel besprachen... (...) Und Bin Laden bat die „Warlords“ der Nordallianz, nicht seine Bergfestung in Tora Bora anzugreifen.“
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Anhang C) Titelblätter: Die Attentate – der Kriegsbeginn – Bin Laden in der Falle
12. September 2001
13. September 2001
14. September 2001
17. September 2001
18. September 2001
1. Oktober 2001
3. Oktober 2001
8. Oktober 2001
10. Oktober 2001
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Titelblätter, Teil 2
11. Oktober 2001
15. Oktober 2001
17. Oktober 2001
18. Oktober 2001
19. Oktober 2001
22. Oktober 2001
19. November 2001
2. November 2001
14. November 2001
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Titelblätter, Teil 3
15. November 2001
16. November 2001
19. November 2001
27. November 2001
1. Jahrestag, 11. September 2002
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Anhang D) – Bilder und grafische Gestaltung der Berichte u. Reportagen im U-Express
13. September 2001, S. 6–7
14. September 2001, S. 6–7
16. bzw. 17. September 2001, S. 6–7
18. September 2001, S. 4–5
18. September 2001, S. 6–7
19. September 2001, S. 6–7
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Bilder und grafische Gestaltung, Teil 2:
20. September 20001, S. 4–5
21. September 2001, S. 4–5
24. September 2001, S. 2–3
25. September 2001; S. 4–5
26. September 2001, S. 9
1. Oktober 2001, S. 4–5
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Bilder und grafische Gestaltung, Teil 3:
2. Oktober 2001, S. 2–3
10. Oktober 2001, S. 4–5
11. Oktober 2001, S. 4
12. Oktober 2001, S. 4–5
22. Oktober 2001, S. 5
24. Oktober 2001, S. 4–5
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Bilder und grafische Gestaltung, Teil 4:
29. Oktober 2001, S. 4–5
2. November 2001, S. 4–5
9. November 2001, S. 2–3
19. November, S. 4–5
29. November, S. 4–5
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MEDIEN . KRIEG . SPRACHE
Bilder und grafische Gestaltung, Teil 5:
30. November 2001, S. 4
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07.11.2002
9:17 Uhr
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